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Full text of "Biographisches lexikon der hervorragenden aerzte aller zeiten und völker"

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HARVARD  COLLEGE 
LIBRARY 


nUM  THB  FUND  OF 

CHARLES  MINOT 

CLASSOP  iftlS 


1 


BIOGRAPHISCHES  LEXIKON 


DSB 


HERVORRAGENDEN  AERZTE 

ALLER  ZEITEN  UND  TÖLKER. 


UNTER  MITWIBKüNa  DER  HERREN 

Prof.  A.  ANA6N0STAKIS,  Athen  —  Prof.  ARNDT,  GrelÜBwald  —  Prof.  K.  BARDELEBEK,  Jena  — 
Dr.  BILLINGS,  Washington  —  Prof.  Am.  CANTANI,  Neapel  —  Prof.  CASPARY,  Königsberg  ~ 
Prof.  CHRISTIANI,  Berlin  —  Prof.  v.  d.  CORPUT,  Brüssel  —  Dr.  C.  E.  DANllLS,  Amsterdam  — 
Prof.  ETJLENBUR6 ,  Berlin  —  Doc.  FALK,  Berlin  —  Prof.  ▼.  PLEISGHL,  Wien  —  Oberstabsarzt 
FROELICH,  Leipzig  —  Doc.  GRUENFBLD,  Wien  —  Prof.  HEDENID8,  Üpsala  —  Prof.  0.  HJELT, 
Helsingfors  —  Doc.  HORSTMANN,  Berlin  -  Prof.  HOSBXANN,  Göttingen  —  Dr.  KIAER.  ChristianU  — 
Prof.  KLEIKWAECHTER,  Czemowitz.  —  Prof.  KRONECKER,  Bern  —  Prof.  KUESSNER,  Halle  — 
Prof.  LOEBISCH,  Innsbrntsk  —  Prof.  LUCAE,  Berlin  —  Prof.  MAGNUS,  Breslau  —  Prof.  MARCHAND. 
Mmrbnrg  (Hessen)  —  Dr.  PAGBL,  Berlin  —  Dr.  PBSZKB,  Warschau  —  Dr.  PETERSEN,  Kopen- 
hagen —  Dr.  0.  PETERSEN,  St.  Petersburg  —  Arzt  PROKSCH,  Wien  —  Pro£  PUSCHMANN,  Wien  — 
Piof.  SCHEUTHAUER,  Budapest  —  Prof.  SCHWIMMER,  Budapest  —  Prof.  F.  SEITZ,  Mttnohen  —  Prof. 
STIEDA,  Königsberg  i.  Pr.  —  Dr.  W.  STRICKER,  Frankfkirt  a.  M.  —  Dr.  VALENTIN,  Berlin  —  Prof. 
WALDEYER,  Berlin  —  Regierungs-  und  Med.-Etath  WERNICH,  Cöslin  —  Prot  WINTER,  Leipzig 

UND  UNTER  SPECIAL-REDACTION 

V05 

DR   E.  GURLT, 

PK0R880R  DBB  CHnimOIE  AV  DER  UKITEBSITiT  BERLIV, 


HERAUSGEGRBEN 

TON 


D-'  AÜGUST^IRSCH, 

PR0PB8S0B  DER  MBDICIK^U  BEBUN. 


DRITTER  BAND. 


Haab  —  Undsley. 


WIEN  UND  LEIPZIG. 

Urban  &  Schwarzenberg. 

1886. 


-Q-^ff-f 


Nachdruck  der  in  diesem  Werke  enthaltenen  Artikel,  sowie  Uebersetzung 
derselben    in  fremde   Sprac/ien   ist   nur    mit   Bewilligimg   der    Verleger 

gestattet. 


r 


H. 


"^flaab,  Otto  H,  zu  Zürich  1850  geboren  und  dort  auch,  speciell  unter 
Ebbrth  und  Horner  ausgebildet  als  Assistent,  promovirte  1875  und  habilitirte 
sich  1878  als  Specialarzt  und  Docent  der  Ophthalmologie  in  seiner  Vaterstadt. 
Ausser  über  einige  pathologisch-anatomische  Themata  schrieb  er  über  Tuberculose 
des  Auges ,  über  Anophthalmie ,  Cortexhemianopsie  und  einen  Mikrococcus  der 
Blennorrhoea  neonatorum.  Wem  ich 

Haaff,  Gerhard  ten  H.,  1720  geboren,  soll  erst  als  Militärarzt  wirksam 
gewesen  sein  und  hat  sieh  danach  als  praktischer  Arzt  in  Rotterdam  etablirt ,  wo 
er  1788  zum  Lector  ehirurglae  am  Collegium  chirurgicura  ernannt  wurde,  welches 
Amt  er  mit  einer  „Rede  over  de  noodige  kennis  van  den  aard  en  de  huis- 
houdelyke  gesteldkeid  van  ket  menschelyk  lichaam,  midagaders  over  de  onaf- 
scheidbare  verwantschappen  die  er  tusscken  de  genees-  en  heelkunde  plaats 
hebten*^  (1790  und  1792)  antrat.  Er  starb  1791.  Ausser  einer  grossen  Anzahl 
Abhandlungen,  die  von  ihm  seit  1757  in  den  „Verhandelingen  der  Hollandsche 
Maatdchappy  van  Wetenschappen  te  Haarlem"  und  in  den  „Verhandelingen  van 
het  Bataafsch^Genootschap  te  Rotterdam"  publicirt  wurden,  schrieb  er:  „Körte 
verhandeltng  nopens  de  nieuwe  xcyze  om  de  Cataracta  te  genezen"  (1791)  -^— 
TfVerhandeling  over  de  voornaamste  kwetsuren  die  den  scheepsheelmeesteren 
voorkomen  mitsgaders  over  het  niet  of  al  afzetten  der  leden^  (1781;  1788), 
bewirkte  eine  verbesserte  Ausgabe  von  van  Wyck's:  „Proeve  der  redelyke  heel- 
künsi"  (1775)  und  lieferte  üeberselzungen  von  J.  v.  Hoorn's:  „Siphra  und  Pua^ 
(1753)  —  B.  Baron  VON  Störck's:  „Unterricht  der  praktischen  Medicin"  (1779) 
und  C.  Bicker's:   „Materia  medica  practica"  (1784).  q  g   Daniels 

Haaff,  Gerhard  Gysbert  ten  H.,  Sohn  des  Vorigen,  1749  in  Rotter- 
dam geboren,  wurde  Arzt  in  seinem  Geburtsorte,  wo  er  später  als  Secretär  des 
„Bataafsch  Genootschap  der  proefondervindelyke  wysbegeerte"  fungirte.  Er  scheint 
sieh  viel  mit  der  Chemie  beschäftigt  zu  haben,  wie  aus  einigen  von  ihm  publicirten 
Abhandlungen:  „Scheikundige  verhandeling  over  de  olie,  natuurlyk  in  de  wyn- 
moer  bevat"  —  j, Scheikundige  verhandeling  over  den  zouten  aanslag  der 
turßcoolen"  —  „  Verhandeling  over  het  onderscheid  tusschen  delfstoffelyke  en 
plantenzuren,  en  over  den  invloed  van  dit  onderscheid  op  de  geneeskunst"  — 
tfVerbetei'de  destilleerstoof  van  Boerhaave"  und  aus  seiner  1799  erfolgten 
Ernennung  zum  Mitgliede  der  Commission  für  eine  Pharmacopoea  Batava  hervor- 
geht.    Er    starb    im    December    1800.    —    Seine    medicinischen    Schriften    sind: 

Biogr.  Lexikon.  III.  1 


2  HAAFF.  -  HAARTMAN. 

Verhandeimg  over  de  öorzaken  en  lehoedmiddelen  ter  voorkoming  van  de  legen- 
woordig  meerdere  sterfte  t^an  het  volk  op  onze  Oost- Indische  schepen"  —  „Berigt 
wegens  een  steatoma  of  spekgezwel  in  den  buik  gevormd  en  na  den  dood  by 
de  opening  van  het  lyk  gevonden,  q   ^   Daniels 

Haakmailll ,  Hermanus  H. ,  1776  in  Amsterdam  geboren,  war  in 
seinem  Geburtsort  40  Jahre  praktisch  wirksam  und  hat  sich  nicht  allein  als 
tüchtiger  Arzt,  sondern  auch  als  Medicus-poeta  bekannt  gemacht.  Er  starb  im 
Juli  1840.  Er  schrieb  u.  A. :  „Verzameling  van  waarnemingen  over  de  buik- 
wanden^  —  „Jets  over  den  buikloop  welke  zieh  menigmaal  in  het  St.  Pieters 
gasthuis  te  Amsterdam  vertoont^^  —  „Proeven  met  het  oorspronkelyk  aqua 
Binelli"  —  „ Bedevoering  ter  nagedachtenis  van  Nie.  W,  Rauwenh off. ^ 

C.  E.  Daniels. 

Haar,    Jacob  van  der  H.,    1717    im  Haag  geboren,    war  zuerst  im 

Militärdienst  als  Arzt  wirksam  und  später  als  Wundarzt  in  s'Hertogenbosch.     Im 

Jahre  1790  als  Lector  der  Chirurgie   nach  Amsterdam    berufen,    starb  er  da  am 

19.  September  1799.     Er  hat  sich  durch  sehr  viele,  meist  chirurgische  Schriften 

bekannt  gemacht,  wovon    wir   hier  als  die  vornehmsten    erwähnen:    „Körte    Ver- 

handeling  van  de  geschoten  tconden,    benevens  eenige   bedenkingen  over  het  in 

en  uitwendig  behandelen  van  lyderen  wier  ledematen  afgezet  zyn"    (1747)  — 

„  Verhandeling  over  de  natuur  en  aart  van  de  klier-,  knoest-  en  kankergezwellen" 

(1761)  —  „IJitgezochte  Genees-  en  Ileelkundige  Mengelschriften  of  Verhande- 

lingen  over  gewichtige  onderwerpen  dier  Wetenschap  en  Handkunst^  (2  Thle., 

1797)  und  gab  u.  A.    auch  eine  holländische  Uebersetzung  von  van  Swieten's: 

„Description  abregne  des  maladies  qui  regnen t  le  plus  commun^ment  dans  les 

armSes  j  avec  la  methode  de  les  traiter"  (1762),  welche  selbst  sechs  Ausgaben 

erlebte.    Besondere    Erwähnung  verdient  es  noch,  dass  H.  eine  sehr  gute  Methode 

angab,  um  Klumpfüsse  zu  behandeln  und  sich  bei  der  Operation  der  Hasenscharte, 

eben   wie  Knackstedt    in  Petersburg,    eines   vorbereitenden  Verbandes  bediente. 

C.  E.  Daniöls. 

Haartman,  Johan  H. ,  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  zu 
Äbo  (Finnland),  geboren  am  19.  September  1725,  studirte  in  Äbo  und  Upsala 
und  wurde  in  Upsala  Dr.  med.  1754.  In  demselben  Jahre  zum  Provinzialarzt  in 
Abo  Lehn  (Finnland)  ernannt,  entwickelte  er  eine  grossartige  ärztliche  Thätig- 
keit  und  verrichtete  nach  der  damaligen  Methode  die  erste  Impfung  von  natür- 
lichen Blattern.  Bei  der  Einrichtung  eines  Krankenhauses  in  Abo  wurde  er  dessen 
Arzt  1759  und  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  1764.  Er  hat  sich  um 
die  medicinische  Wissenschaft  und  um  die  Veterinärkunde  in  seinem  Vaterlande 
grosse  Verdienste  erworben.  Der  Universität  zu  Abo  vermachte  er  für  die  damalige 
Zeit  bedeutende  Summen  zur  Errichtung  neuer  medicinischer  Lehrstühle  und 
Stipendien.  Er  starb  am  29.  December  1787.  Seine  wichtigsten  wissenschaftlichen 
Werke  sind :  „  JJnderrättelse  om  de  mäst  gängbare  sjukdomars  igenkännande 
och  botande  genom  latta  och  enfaldiga  husmedel"  (Stockholm  1759;  2.  Aufl. 
Äbo  1765)  —  yjSciagraphia  morborum"  (Abo  1779 — 1781),  eine  systematische 
Classification  der  Krankheiten  —  „Om  peaten"  (1772).  Ausserdem  verschiedene 
Aufsätze  in  den  Abhandlungen  der  schwedischen  Akademie  der  Wissenschaften 
(1758,  64,   65,   68  u.  s.  w.).  0.  Hjelt. 

Haartman,  Gabriel  Erik  von  H.,  Professor  der  Medicin  in  Äbo,  war 
daselbst  am  9.  März  1757  geboren,  studirte  in  Äbo,  Stockholm  und  Upsala  und 
wurde  1781  in  Äbo  zum  Dr.  med.  promovirt.  In  demselben  Jahre  Professor  der 
Anatomie  geworden,  wurde  er  1784  zum  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie 
ernannt  und  tibernahm  nach  dem  Tode  seines  Verwandten,  Prof.  J.  Haaktman, 
den  Lehrstuhl  der  praktischen  Medicin  1789.  Er  war  Rector  der  Universität  in 
der  kritischen  Zeit,  in  welcher  die  700jährige  Verbindung  Schwedens  und  Finn- 
lands durch  den  Krieg  von  1808 — 1809  aufgelöst  wurde.  Er  wurde  1811  geadelt 


HAARTMAN.  —  HAASE.  3 

nnd  Yorsitzender  des  neuen  Medicinal-Collegiums  in  Finnland  und  noch  in  dem- 
selben Jahre  zum  Mitgliede  des  Regierungsconseils  (des  finnischen  Senats)  und 
Chef  der  Finanzen  ernannt.  Durch  seinen  Einfluss  wurde  das  Budget  der  Univer- 
sität zu  Äbo  bedeutend  erhöht.  Unter  seinen  Schriften  sind  zu  bemerken:  „Mele- 
temata  quaedam  de  ulceribus  et  horacis  in  iisdem  usu"  (I,  II,  Abo  1781 — 1783). 
Aufsätze  medicinischen  Inhaltes  in  den  Abhandlungen  der  schwedischen  Akademie 
der  Wissenschaften  (1790,  91,  93).  Er  starb  am  2.  August  1815.      q  Hjelt. 

Haartman,  Karl  Daniel  von  H.,  Professor  der  Chirurgie  und  Geburts- 
hilfe in  Helsingfors,  geboren  am  5.  Mai  1792,  studirte  in  Äbo,  Upsala,  London 
und  Edinburg,  wurde  1817  zum  Doctör  der  Medicin  in  Äbo  promovirt  und  noch 
in  demselben  Jahre  Stadtphysicus  und  Arzt  am  Erankenhause  daselbst.  Er 
war  Lehrer  an  der  dortigen  Hebammenschule  von  1825 — 1834.  Nachdem  eine 
grosse  Feuersbrunst  1827  das  alte  Äbo  ganz  zerstört  hatte,  wurde  eine  neue 
Universität  in  Helsingfors  errichtet  und  H.  zum  Professor  der  Chirurgie  und  Ge- 
burtshilfe an  derselben  1833  berufen,  aber  schon  1836  zum  General-Director  der 
Medicinalverwaltnng  Finnlands  ernannt.  Auf  diesem  Platze  wirkte  er  fftr  Ein- 
richtung neuer  Krankenhäuser  und  einer  grossen  Irrenanstalt  bei  Helsingfors  und 
stiftete  auch  die  Gesellschaft  der  finnischen  Aerzte  1835.  Aus  dem  Dienste 
wurde  er  auf  sein  Ansuchen  1855  entlassen  und  starb  am  15.  August  1877. 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  erwähnen:  „Casus  chirurgici"  (I,  II,  Äbo  1815  bis 
1823)  —  „De  indicationibua  perficiendi  vel  instrumentorum  aut  sola  manuum 
ope  periculosas  dißicilesque  parttis"  (Helsingfors  1833)  —  „Handbok  för 
bamviorskor"  (Äbo  1821) —  ^Anvisning  tili  igenkännande  af  de  allmännaste 
sjukdomar  hos  menntskan"  (I,  II,  Helsingfors  1844 — 45).  q  Hielt 

Haase,  Johann  Gottlob  H.,  geschickter  Anatom,  geboren  zu  Leipzig 
im  Jahre  1739,  studirte  daselbst  Medicin  und  promovirte  1765.  Nachdem  er 
einige  Jahre  Assessor  der  med.  Facultät  gewesen  war,  wurde  er  1774  Prof.  e.  o. 
der  Anatomie  und  12  Jahre  später,  1786,  ordentlicher  Professor  der  Anatomie 
und  Chirurgie  zu  Leipzig,  wo  er  am  10.  November  1801  starb.  H.,  der  übrigens 
seit  1787  auoh  Mitglied  der  Göttinger  Societät  der  Wissenschaften  war,  hat  ein 
grösseres  Werk  nicht  geschrieben,  sondern  nur  kleinere  Abliandlungen,  akademische 
Programme  und  Dissertationen  meist  Aber  anatomische  und  chirurgische  Themata, 
etwa  31  an  der  Zahl.  Die  Titel  der  wichtigeren  sind:  „Diss.  de  motu  chyli  et 
lymphae  glandulisque  conglobatis^  (Leipzig  1778,  4.)  —  „Cerebri  nervorumque 
corporis  humani  anatome  repetita^  cum  duabus  tabulis**  (Ebenda  1781)  — 
ffF^ogr.  myotomiae  specimen,  quo  musculi  pharyngis  velique  palatini  observa- 
iionibus  quibusdatn  illustrati  continentur^  (Ebenda  1784 ,  4.)  —  „Progr.  de 
admtnicults  motus  muscularts"  (Ebenda  1785)  —  „De  vasis  cutis  et  intesti- 
norum  absorbentibus  plexibus  lymphaticts  pelvts  humanae  annotationes  anato- 
micae^  (Ebenda  1786,  Fol.)  —  „Progr.  de  nervo  phrenico  dextri  laterts  duplici 
parisque  vagi  per  collum  decursu^  (Ebenda  1790,  4.;  wieder  abgedruckt 
in  Lüdwig's  Collection:  Script,  neurol.  minor.,  T.  III)  —  „Progr.  de  fractura 
colli    ossis  femoris    cum    luxatione   capitis   ejicsdem   ossis   conjuncta"    (Ebenda 

1798,  4.)  etc. 

Biogr.  m6d.  V ,    pag.  5.  —  Dict.  hist.  II ,    pag.  680.  —  Ind.-Catal.  V ,    pag.  690. 

Pgl. 

Haase,  Wilhelm  Andreas  H.,  geboren  zu  Leipzig  am  30.  Juni  1784 
als  Sohn  des  damaligen  Professors  der  Anatomie,  F.  A.  H. ,  studirte  daselbst 
Medicin,  habilitirte  sich  1804,  promovirte  1807  und  wurde  1820  ord.  Prof.  der 
Therapie  und  Arzneimittellehre,  welche  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  19.  August 
1837  erfolgten  Tode  beibehielt.  Er  ist  Verfasser  eines  grösseren  Werkes :  „  lieber 
die  Erkenntniss  und  Cur  der  chronischen  Krankheiten^  (Leipzig  1818),  sowie 
von  zahlreichen  Programmen,  namentlich  über  Anwendung  des  Quecksilbers  bei 
nicht-syphilitischen  Krankheiten  und  über  hautröthende  Mittel.  —  Ein  Yerzeichuiss 

1* 


4  HAASE.  -  HABERSHON. 

seiner  Scbriftcn,  dem  nur  die  unter H.'s  Leitung  verfasste DisEcrtation K.  Gl.  Wagnee's 
„De  prostatitidis  pathologia^  (Lipsiae  1822)  beizufügen  ist,  findet  sich  an  dem 
unten  angegebenen  Orte. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  1837,  2.  Th.,  pag.  760.  Winter. 

Haase,  KarlFriedrich  H.,  zu  Dresden,  jüngerer  Bruder  des  Vorigen, 
war  am  13.  Februar  1788  zu  Leipzig  geboren,  wurde  daselbst  1812  Dr.  phil. 
und  1813  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „De  morbo  coeruleo^,  war  Privatdooent  der 
Geburtshilfe  und  Kinderkrankheiten,  gab  zusammen  mit  L.  Choulant,  M.  Küstner 
und  F.  L.  Meissner  heraus:  „Bereicherungen  für  die  Oeburtahüfe ,  für  die 
Physiologie  und  Pathologie  des  Weibes  und  Kindes**  (Leipzig  1821,  Bd.  I)  und 
wurde  1828  zum  Professor  der  Geburtshilfe  und  Director  des  Entbindungs-Institutes 
bei  der  medicinisch-chirurgischen  Akademie  in  Dresden  ernannt.  Er  schrieb  weiter 
noch:  „De  syphilidis  recens  natorum  pathogenia  commentatio"  (Leipzig  1828) 
und  erstattete  später  eine  lange  Reihe  von  Jahresberichten  über  das  von  ihm 
geleitete  Institut  in  den  geburtshilflichen  Zeitschriften.  Er  starb  am  10.  November 
1865  in  der  Ober-Lössnitz  bei  Dresden. 

Callisen,  VIII,  pag.  6;  XXVIU,  pag.  332.  G. 

*Haas6y  Karl  Gustav  H.,  Augenarzt  in  Hamburg,  geboren  am  21.  Februar 
1840  in  Tönning,  studirte  zu  Kiel,  Tübingen,  Berlin,  Bonn,  Paris  und  London.  Er 
promovirt'e  1864  und  fungirte  darauf  als  Assistenzarzt  in  der  A.  PAGENSTECBER'schen 
Augenklinik  in  Wiesbaden.  Im  Jahre  1868  Hess  er  sich  als  Augenarzt  in  Ham- 
burg nieder  und  wurde  1876  zum  Oberarzt  der  Augenabtheilung  des  allgemeinen 
Krankenhauses  daselbst  ernannt.  Folgende  Arbeiten  rühren  von  ihm  her :  „  lieber 
das  Ligamentum  pectinaium  iridis^  (v.  Graefe's  Archiv  f.  Ophthalm.,  XIV)  — 
„Zur  pathologischen  Anatomie  des  Coloboma  iridis  et  chorioideae  (Ibid.,  XVI)  — 
„lieber  '  neuroparalytische  Hornhautentzündung**  (Knappes  Archiv  für  Augenheil- 
kunde,  IX)  und   verschiedene  casuistißche  Mittheilungen.  HorBtinann 

Habermann,  Wilhelm  David  H.,  zu  Rostock,  war  daselbst  1669 
geboren,  studirte  dort,  in  Kopenhagen  und  in  Königsberg,  machte  eine  Reise 
durch  Liefland,  Polen,  Ungarn,  Deutschland  und  Schweden,  blieb  einige  Jahre  in 
Berlin,  wurde  in  Rostock  1705  Dr.  med.,  prakticirte  dort  und  wurde  1706  zum 
Professor  der  Medicin  und  Stadtphysicus  ernannt.  Er  starb  am  3.  April  1715. 
Seine  hinterlassenen  literarischen  Arbeiten  bestehen  nur  in  etwas  über  einem  Dutzend 
Dissertationen  und  Programmen. 

Blanck,  pag.  57.  G. 

*Habershon,  SamuelOsborneH.,  in  London,  studirte  im  Guy's  Hosp. 
daselbst,  war  Docent  der  allgemeinen  und  speciellen  Pathologie  und  Therapie  bei  der 
mit  demselben  verbundenen  Schule  und  Physician  des  Hospitals,  warde  1851  Dr.  med. 
bei  der  Londoner  Universität,  1856  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Physic,  bei  welchem 
er  1874-75  Censor,  1871,  77,  78,  79  Consil.  war  und  bei  dem  er  die  im 
Nachstehenden  genannten  Vorlesungen  und  Festreden  hielt.  Schriften :  „Patho- 
logical  and  practical  observations  on  diseases  of  the  alimentary  canal  etc.** 
(London,  2.  edit.  1862;  3.  edit.  1878;  Philadelphia  1859;  1879)  —  „On  the 
injurious  effects  ofmer  cur  y  in  the  treatment  of  disease"  (1860)  —  „On  diiseases 
of  the  ktomach,  the  varieties  of  dyspepsia  etc."  (London  1866;  3.  edit.  1879; 
Philadelphia  1879)  —  „On  the  pathology  and  treatment  of  some  diseases  of 
the  liver"  (Lettsomian  lectures)  (1872)  —  „On  the  pathology  of  the  pneumo- 
gastric  nerve"  (Lumleian  lectures)  (1877)  —  „The  advancement  of  science  by 
experimental  research,  The  Harveian  oration"  (1883).  Ausserdem:  „Etiology 
and  treatment  of  peritonitis"  (Med.-Chir.  Transact.);  in  den  Guy 's  Hosp.  Reports: 
„Some  observations  on  the  sympathetic  nerve  of  the  abdomen"  —  „Purpura" 
u.  8.  w.,  u.  8.  w. 

Medical  Directory.  Red. 


HABICOT.  —  HACKER.  5 

Habicot,  Nicolas  H. ,  geschätzter  Lehrer  der  Anatomie  uüd  Chirurgie 
geboren  um  das  Jahr  1550  in  Bonny  (Gatinais),  ging  nach  Paris,  um  dort 
Chirurgie  zu  studiren.  Nachdem  er  Magister  chir.  geworden,  prakticirte  er  theils 
im  Hdtel-Dieu,  theils  als  Militärwundarzt.  Nebenher  hielt  er  anatomische  und 
Operationscurse ,  die  sich  eines  gewissen  Rufes  erfreuten.  Er  starb  am  17.  Juni 
1624.  Von  seinen  Schriften  verdient  als  seine  beste  in  wissenschaftlicher  Beziehung 
die  über  Tracheotomie  hervorgehoben  zu  werden,  betitelt :  ;,  Question  chirurgicale, 
dans  laquelle  il  est  d4montri  que  le  Chirurgien  doit  absolument  pratiquer 
Vopdration  de  la  bronchotomie^  autrement  la  perforation  de  la  flute  ou  tuyau 
du  poumon"  (Paris  1620).  Am  bekanntesten  ist  H.  durch  seine  Schrift: 
„Giganfosteologie,  ou  discours  sur  les  os  d'un  gSant"  (Paris  1613)  geworden, 
in  welcher  er  ein  in  der  Dauphin^e  gefundenes,  25  Fuss  langes  Skelet  für  das  des 
Teutobochus,  Königs  der  Cimbem,  erklärte.  Diese  Ansicht  wurde  von  Riolan  d.  J. 
in  einer  anonymen  Broschüre :  „Qigantomachie^  bekämpft,  in  der  das  betreffende 
Skelet  einem  Walfische  zugeschrieben  wurde.  Es  führte  dieser  Gegenstand  zu 
einer  langen  Polemik  mit  mehreren  Repliken  und  Dupliken,  die  sich  nicht  inner- 
halb der  Grenzen  einer  wissenschaftlichen  Discussion  hielt,  sondern  schliesslich 
sogar  zu  einem  Parteistreit  zwischen  Chirurgen  und  Medicinem  überhaupt  ausartete.  — 
Von  anderen  Schriften  H.'s  sind  noch  zu  nennen:  „ProbUmes  sur  la  nature, prSser- 
vation  et  eure  de  la  maladie  pestilentielle"  (Paris  1607,  4.),  worin  H.  seine 
aus  drei  Pariser  Pestepidemien  der  Jahre  1580,  1596  und  1606  herrührenden 
Beobachtungen  niederlegte;  ferner:  „Semaine  ou^pratique  anatomiquey  par 
laquelle  est  enseignS  par  legons  le  moyen  de  les  assembler  les  parties  du  Corps 
humain  les  unes  avec  les  autres ,  sans  les  intdresser"  (Paris  1610,  4.;  2.  Aufl. 
Ebenda  1630;  3.  Aufl.  Ebenda  1660;  holländ.  Uebers.  von  Caspar  Nollens, 
Haag  1629),  eine  praktische  Anleitung,  die  ganze  Anatomie,  wie  es  damals  Sitte 
war,  an  einem  einzigen  Cadaver  innerhalb  einer  Woche  zu  demonstriren ,  ferner 
„Paradoxe  myologique,  par  lequel  est  dSmontrd  contre  Vopinion  vulgaife,  que 
le  diapkragme  n'est  pas  un  seul  muscle"  (Paris  1610), 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  6—10.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  682.  Pgl. 

*Hack,  Wilhelm  H.,  aus  Karlsruhe,  wo  er  am  19.  Juli  1851  geboren 
wurde,  studirte  in  Heidelberg  und  Wien.  1874  promovirt,  Hess  er  sich  5  Jahre 
später  als  Privatdocent  für  Laryngo-  und  Rhinologie,  dann  für  Dermatologie  und 
Syphilidologie  zu  Freiburg  i.  B.  nieder.  Seine  Schriften  handeln  neben  einer 
physiologischen  Arbeit :  ;,  lieber  das  Resorptionsvermögen  granulirender  Flächen*' 
über  Gegenstände  jener  Specialfächer.  Wem  ich. 

Hackel,  Johann  Christoph  H. ,  zu  Wien,  war  zu  Klein-Pocken  in 
Böhmen  am  10.  Januar  1758  geboren ,  brachte  seine  frühe  Jugend  in  Laibach 
zu  und  wurde  in  Wien  Doctor  und  später  Arzt  des  Stadt- Convictes  und  des  Taub- 
stummen-Instituts daselbst.  Er  gab  heraus :  ;,  Vollständige  praktische  Abhand- 
lung von  den  Arzneymifteln  v.  s,  w/*  (3  Bde.,  Wien  1793)  —  „Kurzgefasste 
Beschreibung  und  praktische  Erläuterung  der  in  die  Pharmakopoe  für  öster- 
reichische Staaten  neu  aufgenommenen  Arzneikörper^  (Ebenda  1795)  —  n^''^' 
leitung  zum  zweckmässigen  Gebrauche  der  zur  Erhaltung  der  Gesundheit,  des 
Lebens  .  .  .  nöthigen  Dinge"  (2  Bde.,  Ebenda  1799)  —  „Theoretisch-praktische 
Abhandlung  über  die  Natur ^  Verwandtschaft,  .  .  .  der  hartnäckigsten,  lang- 
wierigsten Krankheiten"  (2  Bde. ,  Ebenda  1807).  Zunehmende  Augenschwäche, 
zuletzt  gänzliche  Erblindung  nöthigten  ihn.  die  Praxis  aufzugeben.  Er  starb  am 
26.  Mai  1814.    Der  Lieder-Componist  Anton  H.  (1799 — 1846)  war  sein  Sohn. 

v.  Wurzbach,  VII,  pag.  157.  G. 

Hacker,  Heinrich  August  H.,  geboren  zu  Dresden  am  25.  April  1 80 1 , 
studirte  in  Leipzig  Medicin,  promovirte  daselbst  im  März  18:^4  und  war  seit  1825 
als  Docent  für 'innere  Medicin,    namentlich  für   syphilitische  Krankheiten,    thätig. 


6  ACKER.  —  HAEBERL. 

über  welche  er  auch  das  Referat  für  Schmibt's  Jahrbücher  der  gegammten  Medicin 
seit  Begründung  derselben  übernommen  hatte.  Er  besass  als  Specialarzt  für  die 
letztgenannten  Krankheiten  lange  Jahre  hindurch  einen  sehr  grossen  Ruf  und  starb 
zu  Leipzig  nach  langem  Siechthum  an  einem  Rückenmarksleiden  Anfang  October  1865. 
H.'s  Schriften,  welche  namentlich  für  die  Geschichte  der  Syphilis  Wichtigkeit 
haben,  sind  folgende:  „Dias,  de  difficüi  morborum  quorundam  ob  neglectam 
diaetam  curatione^  (Leipzig  1824)  —  „lAteratur  der  syphilitischen  Krank- 
heiten von  1794  bis  mit  1829"  (Ebenda  1830)  —  „Neueste  Literatur  der 
syphilitischen  Krankheiten  von  1831 — 1838"  (Ebenda  1839)  —  „Praktisches 
Sandbuch  der  syphilitischen  Krankkeiten  (L  Bd. :  Blennorrhoen"  (Ebenda 
1837 ;  mehr  nie  erschienen).  Ausserdem  gab  H.  im  Vereine  mit  A.  F.  Hohl  den 
„Medicinischen  Argos"  von  1839 — 1842,  von  1843  ab  allein,  heraus,  den  (letzten) 
Jahrgang  1845  mit  dem  Zusätze  „Zeitschrift  für  Kritik  und  Antikritik  auf 
deni  Gebiete  der  Medicin".  Winter.  —  Proksch. 

Hacquet,  Belsazar  (Balthasar)  H. ,  1740  in  Le  Conquet  in  der 
Bretagne,  nach  Anderen  1739  in  Metz  geboren,  kam  etwa  1768  nach  Oester- 
reich ,  wo  er  Dienste  als  Wundarzt  in  der  Armee  annahm  und  eine  Zeit  lang  am 
Lyceum  zu  Laibach  (Krain)  die  Stelle  als  Professor  der  Anatomie,  Chirurgie  und 
Hebammenknnst  inne  hatte.  Später  wurde  H.  beständiger  Secretär  der  Gesell- 
schaft für  Agricultur  und  Künste  in  genannter  Stadt.  Im  Jahre  1788  übertrug 
ihm  der  Kaiser  von  Oesterreich  die  Professur  der  Naturgeschichte  und  Medicin  an 
der  Universität  zu  Lemberg  und  ernannte  ihn  zum  Bergrath  in  Wien.  H.  erfreute 
sich  der  Protection  van  Swieten's.  Während  der  Zeit  von  1774 — 1787  machte 
er  mehrere  Studienreisen  zur  Erforschung  der  physikalischen  Geographie  Croatiens, 
des  Karpathengebirges ,  wie  überhaupt  der  österreichischen  Länder.  Er  starb  am 
10.  Januar  1815  zu  Wien.  Sein  Hauptwerk  ist  betitelt:  „Oryctographia  Car- 
niolica ,  oder  physikalische  Erdbeschreibung  des  Herzothums  Krain ,  Istrien 
und  zum  Theil  der  benachbarten  Länder"  (Leipzig,  Bd.  I,  II  1778 — 80; 
III  1784;  4.).  Ferner  rühren  von  H.  verschiedene  Reisebeschreibungen  her,  so: 
„Mineralogisch-botanische  Lustreise  von  dem  Berge  Terglou  in  Krain  zu  dem 
Berge  Glockner  in  Tyrol  im  Jahre  1779"  (Wien  1784,  8.) —  „Physikalisch- 
politische  Reise  aus  den  Dinarischen  durch  die  Julischen  etc.  Alpen  etc." 
(Leipzig  I,  II  1785,  III,  IV  1787)  und  viele  andere  Schriften  mit  meist  bota- 
nischem, mineralogischem  oder  sonst  naturwissenschaftlichem  Inhalt. 

Biogr.  med.  V,  pag.  10. —  Poggendorff,  I,  pag.  98  i.  Pgl. 

*Hadden,  Walter  Baugh  IL,  in  London,  ist  am  21.  Mai  1856  zu 
Birkenhead  in  Cheshire  geboren ,  studirte  in  der  Liverpooler  medicinischen  Schule, 
im  St.  Thomas'  Hosp.  zu  London  und  in  Paris  (unter  Chabcot)  ,  war  House 
Surgeon  und  Assistent  des  anatomischen  Prosectors  in  der  Liverpool  Royal  Infirmary, 
Assist.  House  Physic.  im  St.  Thomas*  Hosp.,  so^de  pathologischer  Prosector  und 
Medical  Registrar  daselbst;  er  wurde  1879  Doctor  bei  der  Londoner  Universität 
und  lebt  seit  1882  als  Consulting  Physician  in  London.  Er  übersetzte  für  die  New 
Sydenham  Society  Charcot's  Vorlesungen:  „Localization  of  cerebral  and  spinal 
diseases"  (1882),  verfasste  die  Schrift:  „The  pathology  of  canine  chorea"  (1883), 
lieferte:  „Medical  Registrar* s  Report"  (St.  Thomas'  Hosp.  Rep.  1879,  82),  ferner: 
„Du  myxoedhne"  (Progres  mödical  1880)  —  „The  nervous  Symptoms  of 
myxoedema"  (Brain  1882)  —  „Symmetrical  degeneration  in  spinal  cord  and 
medulla  oblongata"  (Transact.  of  the  Pathol.  Soc.  1882)  und  weitere  Beiträge 
zu  diesen  (1882,  83)  und  den  Transact.  of  the  Clin.  Soc,  St.  Thoraas'  Hosp.  Rep., 
Brain,  Brit.  Med.  Journ. ,  Lancet,  Lond.  Med.  Record  u.  s.  w.  j^^^ 

Hadrianus,  s.  Adriani,  Bd.  I,  pag.  61. 

Haeberl,  F  r  a  n  z  X  a  v  e  r  von  H.,  in  Erlkam ,  einem  Dörfchen  bei  Holz- 
kirchen in  Oberbayern,    am    26.  März  1759   geboren,    studirte   die  Arzneikunde 


HAEBERL.  7 

zuerst  in  Ingolstadt  und  begab  sieh  im  Jahre  1783  nach  Wien,  um  sich  unter 
Stoll  weiter  ausznbilden.  Im  Jahr  darauf  in  Ingolstadt  zum  Doctor  promovirt, 
auf  Grrnndlage.  einer  vortrefflichen  Diss. :  „De  febrihus  annuts  et  in  specie  de 
fehri  aesttva  anno  1785  in  nosocomio  Trinit.  Vindobon,  observatis*^  (München 
1784)  gelang  es  ihm  bald  durch  hervorragende  Bildung  unter  den  Münchener 
Aerzten  zu  Vertrauen  in  weiteren  Kreisen  der  Bevölkerung  zu  gelangen.  Als 
Arzt  in  zwei  von  geistlichen  Orden ,  den  Barmherzigen  Brüdern  und  den  Elisa- 
bethinerinnen ,  gehaltenen  Spitälern  lernte  er  die  Nachtheile  der  mangelhaften 
Einrichtungen  derselben  für  die  nothwendige  Lüftung  der  Krankenzimmer  kennen  und 
forschte  nun  rastlos  nach  Mitteln  zur  Entfernung  der  verdorbenen  Luft  aus  den- 
selben. Als  Frucht  seiner  auf  solche  bezüglichen  Studien  gab  er  zwei  Schriften 
heraus,  zuerst  den:  „Entwurf  von  Verbesserungsanstalten  in  dem  Krankensaale 
zum  heiligen  Maximilian  bei  den  barmherzigen  Brüdern*^  (München  1794)  und 
später:  „  Wünsche  und  Vorschläge  zur  Errichtung  eines  allgemeinen  Kranken- 
hauses in  München"  (Ebenda  1799).  Seine  Vorschläge  fanden  bei  der  Regierung 
und  dem  Magistrate  von  München  geneigtes  Ohr.  Im  Jahre  1813  stand  das  nach 
seinem  Plane  erbaute  allgemeine  Krankenhaus  auf  einem  freien  Platz  am  Sendlinger 
Thor  fertig;  ein  ausgedehntes  Gebäude  im  länglichen  Viereck  mit  54  Kranken- 
sälen mit  je  12  Betten,  36  Separatzimmern  und*  einem  mit  einer  Galerie  ver- 
sehenen Operationssaal.  Im  gleichen  Jahre  gab  er  eine  ausführliche  Beschreibung 
desselben  und  der  für  die  Lufterneuerung  dort  getroffenen  Einrichtungen  in  seiner : 
„Abhandlung  über  öffentliche  Armen-  und  Krankenpflege"  heraus.  Wenn  das 
Haus  mit  seinen  zwei  Stockwerken  und  dem  den  Hof  verengenden  Mittelbau  auch 
nicht  den  hygienischen  Anforderungen  der  Jetztzeit  entspricht,  so  bot  es  durch 
die  Vereinigung  der  Kranken  aus  früher  getrennten  kleinen  Krankenanstalten 
grosse  Vortheile  für  den  klinischen  Unterricht,  zu  dem  es  zuerst  für  die  chirur- 
gische Schule  und  später  für  die  Universität  zur  Verwendung  kam.  H.  ward  der 
erste  Director  des  neuen  Krankenhauses  und  hielt  als  Lehrer  der  praktischen 
Arzneikunde  an  der  landärztlichen  Schule  eine  auch  noch  von  den  jüngeren  Aerzten 
der  Hauptstadt  viel  besuchte  Klinik.  Bei  Errichtung  der  medicinisch-praktischen 
Lehranstalt  im  Jahre  1824  zog  er  sich  von  seinem  bisherigen  Wirkungskreise  und 
aus  München  zurück  auf  sein  Landgut  zu  Bayerdiessen  am  Ammersee,  wo  er  noch 
bis  zu  seinem  am  23.  April  1846  an  Apoplexie  erfolgten  Tode  im  Genüsse  länd- 
licher Ruhe  lebte.  Sein  50j ähriges  Doctorjubiläum  feierte  er  am  16.  Februar  1834 
zu  München  im  Kreise  seiner  t'reunde  und  Collegen.  An  diesem  Tage  wurde  ihm 
vom  Münchener  ärztlichen  Verein  eine  Ehrendenkraünze  überreicht  und  der  Magistrat 
der  bayerischen  Hauptstadt  beschloss,  ihm  ein  Denkmal  in  der  Vorhalle  des 
Krankenhauses  errichten  zu  lassen. 

Erinnerung  an  das  öOjährige  Doctorjubilänra  des  Dr.  Franas  Xaver  v.  Haeberl. 
München  1834.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.    Jahrg.  1846,   pag.  896.  f.  Seitz. 

Haeberl,  Simon  von  H.,  am  25.  October  1772  in  München  geboren, 
Hess  sich  nach  Beendigung  seiner  medicinischen  Studien  in  Ingolstadt  in  seiner 
Vaterstadt  als  praktischer  Arzt  nieder.  Bei  einer  auch  manchmal  über  die  Mauern 
derselben  sich,  ausdehnenden  praktischen  Thätigkeit  lernte  er  die  besonders  in 
ländlichen  Gemeinden  fühlbaren  Mängel  des  damaligen  Medicinalwesens  kennen  und 
widmete  sich,  im  Jahre  1 802  zum  Medicinalrath  ernannt,  mit  ganzer  Energie  der 
Besserung  derselben.  Bereits  im  folgenden  Jahre  ward  durch  ihn  das  Institut  der 
Physicate  und  des  Landes-Medicinalcomit^s  in's  Leben  gerufen.  Mit  dem  Beginn 
des  Feldzuges  im  Jahre  1806  trat  er  als  Generaldirector  sämmtlicher  Feldspitäler 
an  die  Spitze  des  Feldspital wesens.  Nach  seiner  Rückkehr  von  dem  Kriegsschau- 
platz in  Schlesien  und  Polen  wurde  er  als  Obermedicinalrath  an  die  Spitze  des 
Sanitäts Wesens  in  Bayern  gestellt.  Als  solcher  führte  er  die  gesetzliche  Schutz- 
pockenimpfung ein ,  gründete  die  Central- Veterinärschule  und  legte  schon  im  Jahre 
1808  den  Entwurf  des  sogenannten  organischen  Edicts  vor,  d.  h.  der  königlichen 
Verordnung,  durch  welche  das  Medicinalwesen  in  Bayern  in  einer  dem  damaligen 


8  HAEBERL.  —  HAECKEL. 

Stande  der  ärztlichen  Wissenschaft  und  den  Anforderungen  der  Öffentlichen  Gesund- 
heitspflege entsprechenden  Weise  geregelt  wurde.  Dasselbe  bildete  die  Grundlage 
der  stufenweisen  Ausbildung  der  von  H.  durch  spätere  Yollzugs-Instructionen  im 
Einzelnen  geordneten  bayerischen  Medicinalverfassung.  Mit  dem  Rücktritte  seines 
Gönners  und  Freundes,  des  genialen  Ministers  des  Innern,  des  Grafen  von 
Montgelas,  im  Jahre  1817  erblich-  der  Stern  H.'s.  Die  vom  ihm  repräsentirte 
medicinische  Section  im  Ministerium  musste  einem  Ober-Medicinalcollegium  weichen, 
dessen  erster  Rath  er  zwar  blieb,  das  zu  fragen  aber  ganz  im  Belieben  des 
Ministers  lag.  Viele  seiner  Entwürfe  blieben  unausgeführt.  Er  zog  sich  mehr 
von  der  Öffentlichen  Thätigkeit  zurück  und  widmete  sich  um  so  eifriger  der  ärzt- 
lichen Praxis,  an  deren  Ausübung  er  durch  ein  mehrjähriges  Leiden,  das  ihn  des 
Gebrauchs  der  unteren  Extremitäten  beraubte,  frühe  gehindert  wurde  und  dem  er 
am  1.  April  1831  erlag.  Die  Aerzte  Bayerns  ehrten  seine  Verdienste  durch  zwei 
Denkmale:  ein  kleines  in  der  Vorhalle  des  allgemeinen  Krankenhauses  und  ein 
grösseres  auf  seinem  Grabe. 

J.  Bapt.  v.  Wenzl,    Uinriss    des    Lebens   nud   der   letzten   Erankheitsgeschichte 
Dr.  Simon  v.  Haeberl's.    München  1833.  F.  Seitz. 

*Haeckel,  Ernst  Heinrich  H.,  am  16.  Februar  1834  zu  Potsdam 
geboren,  wurde  in  Merseburg,  wohin  sein  Vater  versetzt  war,  erzogen  und  studirte 
in  Würzburg  und  Berlin,  namentlich  unter  Jon.  Müller,  Virchow  und  Kölltker 
Medicin  und  Naturwissenschaften.  Nachdem  er  in  Berlin  auf  Grund  der  Diss. : 
„De  teils  quibusdain  Ästaci  fluviatilis^  (1847)  «promovirt  hatte,  Hess  er  sich 
dort  als  praktischer  Arzt  nieder.  Sein  reger  wissenschaftlicher  Eifer  bestimmte 
ihn  jedoch,  sich  ganz  den  Naturwissenschaften  zu  widmen.  Daher  ging  er  nach 
Italien,  um  dort  während  der  Jahre  1859  und  1860,  namentlich  in  Neapel  und 
Messina,  zoologische  Studien  zu  machen,  als  deren  Resultat:  „Die  Radiolarun^ 
(Berlin  1862)  erschienen.  Inzwischen  hatte  er  sich  1861  in  Jena  für  vergleichende 
Anatomie  habilitirt;  schon  1862  wurde  er  ausserordentlicher,  1865  ordentlicher 
Professor  der  Zoologie  an  derselben  Universität.  H.'s  Untersuchungen,  in  denen 
er  sich  als  ein  vortrefflicher  Beobachter  zeigt,  beziehen  sich  meist  auf  Gattungen 
niederer  Seethiere,  welche  er  auf  verschiedenen  Reisen  beobachtete.  So  sammelte 
er  das  Material  zu  den:  „Beiträgen  zur  Naturgeschichte  der  Hydrornndusen*^ 
(Leipzig  1865)  an  der  Nordsee  und  am  Mittelmeer,  zu  der:  „Entwicklungs- 
geschichte der  Siphonophoren"  (Utrecht  1869)  und  zu  den:  „Studien  über  die 
Moneren^  (Bd.  I  der  „Biologischen  Studien",  Leipzig  1870)  auf  einer  grossen 
Reise  im  Jahre  1866  nach  England,  Lissabon,  Madeira,  den  Canarischen  Inseln, 
Marokko,  Spanien  und  Frankreich,  zu  den:  „Arabischen  Korallen"  (Berlin  1876), 
auf  einer  Reise  nach  Aegypten  und  dem  rothen  Meere  im  Jahre  1873,  und  eine 
Reise  nach  Indien,  vorzugsweise  Ceylon,  beschrieb  er  in  den:  „Indische  Reise- 
briefe"  (Berlin  1883).  In  London  lernte  er  1866  Darwin  kennen,  dessen  Über- 
zeugtester und  eifrigster  Anhänger  in  Deutschland  H.  wurde.  Als  Hauptwerk  auf 
dem  Gebiete  des  Darwinismus  und  der  Entwicklungstheorie  erschien  von  H.  1866 
„Generelle  Morphologie  der  Organismen"  (Berlin),  welchem  auf  demselben  Gebiete 
„Natürliche  Schöpfungsgeschichte"  (Berlin  1868;  1870;  1872;  1873;  1874 
1875;  7.  Aufl.  1879)  —  „Änthropogenie  oder  Entwicklungsgeschichte  des 
Menschen"  (Leipzig  1874;  3.  Aufl.  1877)  und:  „Die  Kalkschwämme"  (Berlin 
1872)  folgten.  H.'s  Lehre  der  Descendenz-Thcorie  beruht  auf  dem  Satze,  „dass 
sich  die  durch  Anpassung  erTvorbenen  Veränderungen  vererben"  und  dass  in  Folge 
dieser  Eigenschaft  die  Entwicklungsgeschichte  des  einzelnen  Embryos  in  abgekürzter 
Weise  eine  Entwicklungsgeschichte  der  Arten  gäbe,  und  seine  Schrift  über  die 
Kalkschwämme  soll  die  „analytische  Lösung  des  Problems  von  der  Entstehung 
der  Arten"  liefern.  Auf  Grund  dieser  Anschauung  hat  H.  Stammbäume  der  Thiere 
und  Pflanzen  entworfen  und  sie  bis  zu  den  einfachsten  und  unvollkommensten 
Organismen  zurückgeführt ,  welche  er  unter  dem  Namen  „Protisten"  oder  „Zellinge" 
in  einem  besonderen  neutralen   organischen  Naturreich  vereinigt.     Die  hauptsäch- 


HAECKEL.  —  DE  HAEN.  9 

lichsten  darauf  bezüglichen  Schriften  sind:  „Studien  zur  Oastraea- Theorie^ 
(Bd.  II  der  „Biologischen  Studien",  Leipzig  1877)  und:  „Dds  Protistenreich" 
(Leipzig  1878).  Diese  einheitliche  Zusammenfassung  der  gesammten  lebenden  Welt 
hat,  neben  zahlreicher  Zustimmung,  auch  zahlreiche  Entgegnungen  her\'orgerufen, 
z.  B.  von  His,  GOETTE,  MiCHELis,  ViRCHOW,  Sempkr,  mit  welchen  sich  H.  zum 
Theil  durch  die  Streitschriften:  „Ziele  und  Wege  der  heutigen  Entwicklungs- 
geschichte'^ (Jena  1875)  und:  „Freie  Wissenschaft  und  freie  Lehre  gegen 
Virchow**  (Stuttgart  1878)  auseinander  zu  setzen  suchte.  Ausser  den  ge- 
nannten Schriften  erschienen  noch:  „Die  Perigenesis  der  Plastidule  oder  die 
Wellenzeugung  der  Lebenstheilchen*^  (Berlin  1876)  —  „Das  System  der  Medusen*^ 
(Jena  1879)  —  „Metagenesis  und  Hypogenesis  von  Aurelia  aurita.  Beitrag 
zur  Entwicklungsgeschichte  der  Medusen'^  (Ebenda  1881)  und  ferner  eine  Reihe 
Vorträge:  ;,  Ueber  die  Entstehung  und  den  Stammbaum  des  Menschengeschlechts" 
(Ebenda  1865;  3.  Aufl.  Berlin  1873)  —  „Ueber  Arbeitstheilung  in  Natur-  und 
Menschenleben*'  (Berlin  1869)  —  „Entwicklungsgang  und  Aufgabe  der  Zoologie** 
(Jena  1869)  —  „Das  Leben  in  den  grössten  Meerestiefen**  (Berlin  1870)  — 
„lieber  die  Urkunden  der  Stammesgeschichte**  (Berlin  1876)  —  »Die  heutige 
Entwicklungslehre  im  Verhälfniss  zur  Gesammtwissenschaft**  (Stuttgart  1877)  — 
rtDie  Naturanschauung  von  Darwin^  Goethe  und  Lamarck**  (Jena  1882), 
welche  theils  in  der  Virchow - HoLTZENDORFF*8chen  Sammlung,  theils  in  den: 
^Gesammelten  populären  Vorträgen  aus  dem  Gebiete  der  Entwicklungslehre 
von  E.  Haeckel^  (Bonn  1878 — 79)  erschienen  sind. 

Brockhaus,  Conversations-Lexikon,  Bd.  VII,  pag.  864.  V. 

* Haeckermaun,  Wilhelm  H.,  am  25.  Juni  1817  in  Greifswald  geboren, 
dort  auch  ausgebildet  und  1840  promovirt,  wirkt  seit  1843  als  Arzt,  seit  1853 
als  Physicus,  seit  1870  als  Prof.  extraord.  in  seiner  Vaterstadt.  1863  gab  er 
ein  „Lehrbuch  der  Medicinalpolizei"   (Berlin)  heraus.  Wernich. 

^Haellsten,  Konrad  Gabriel  H.,  zu  Paltamo  (Nord  -  Finnland)  am 
18.  August  1835  geboren,  studirte  in  Helsingfors,  später  in  Heidelberg  und  Paris. 
1869  habilitirte  er  sich  an  erstgenannter  Universität  für  Physiologie  und  wurde 
3  874  zum  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  ernannt.  Er  schrieb:  „Om 
refraktion  orh  ackommodation  i  enimHropiska  och  ametropiska  ögon**  (Helsing- 
fors 1865)  —  „Studier  om  kraftförvandling  i  vitala  processer**  (Ebenda  1869); 
femer  ein  „Lärobok  i  ophthalmometri**  (Ebenda  1872)  —  „Handledning  för 
•nybegynn,  vid  histologiska  öfningar**  (Ebenda  1877)  —  „MatSriaux  pour 
servir  ä  la  connausance  des  crdnes  des  peuples  finnois**  (1881),  sowie  über 
die  Bewegungen  des  Protoplasmas  und  die  Verwandlung  der  Kraft  in  vitalen 
Processen.  Wernich. 

de  Haen»  Anton  de  H. ,  aus  dem  Haag  (December  1704  bis  13.  Mai 
1776),  einer  der  bedeutendsten  Schüler  Boebhaave*s,  wurde  durch  seinen  früheren 
Mitschüler  van  Swieten  bei  der  durch  diesen  bewirkten  Neugestaltung  des  med- 
ciniscben  Unterrichts  in  Oesterreich  als  Lehrer  der  medicinischen  Klinik  nach  Wien 
berufen.  H.  übte  sehr  bald  durch  seine  dem  Vorbilde  Boeehaave's  nacheifernden 
Vorträge  grosse  Anziehungskraft  auf  nahe  und  weite  Kreise,  zog  sich  aber  auch 
durch  seine  herrische,  allen  Ncuemngen  (z.  B.  der  Inoculation  der  Blattern)  feind- 
liche Gemüthsart  vielfache  Abneigung  zu.  Zu  seinen  Verdiensten  gehört  die, 
allerdings  schon  von  Früheren ,  z.  B.  von  Boerhaave,  empfohlene,  diagnostische 
Ver^-erthung  des  Thermometers.  Von  der  unter  seinen  Augen  gemachten  Erfindung 
der  Percussion  nahm  H.  —  gleich  fast  allen  seinen  Zeitgenossen  —  keine  Notiz. 
Seine  Hauptschrifteu  sind:  „Batio  medendi  in  nosocomio  practico  etc.**  (Wien 
1758 — 1779,  18  Bde.)  —  „Praelectiones  in  H.  Boerhaavii  institutiones 
pathologicas**  (Frankfurt  und  Leipzig  1776).  jl   Haeser. 


10  HAENEL.  —  HAESER. 

Haenel,  Albert  Friedrich  H. ,  geboren  1 800  in  Leipzig,  promovirte 
daselbst  zum  Dr.  med.  1823  mit  einer  Dissertation:  „De  apina  ventosa^  (Leipzig 
1823,  4.,  nebst  1  Kpfr.),  wurde  dann  Privatdocent  und  später  ausserordentlicher 
Professor  an  dieser  Universität.  Er  war  Mitarbeiter  und  seit  1832  Redacteur  an 
einer  damals  viel  gelesenen  Zeitschrift:  „Summarium  des  Neuesten  aus  der  in- 
und  ausländischen  Medicin"  und  verfasste  ein  Werk:  „Hodegetica  medtca,  seu 
de  medicinae  studio  Über,  quem  tironum  causa  scripsit*'  (Leipzig  1831,  4.); 
ferner  eine  „Diss.  de  variis  indicationibus  et  contraindicationibus  de  tempore 
et  locoy  quo  membrorum  amputatio  instituenda  est^  (Ebenda  1821,  4.).  IL  starb 
im  Alter  von  33  Jahren  am  21.  April  1833.  Seine  Bibliothek  wurde  von  seiner 
Wittwe  der  med.  Gesellschaft  zu  Leipzig  geschenkt. 

Dict.  liist.  II,  pag.  687.   —  Callisen,  Vllf,  pag.  19;   XXVIII,  pag.  338. 

Pgl 

*Haeser,  Heinrich  H.,  zu  Breslau,  ist  am  15.  October  1811  in  Rom, 
wo  zu  jener  Zeit  sein  Vater,  Musikdirector  in  Weimar,  sich  aufhielt,  geboren, 
genoss  seine  Erziehung  in  Weimar,  wo  ihn,  ausser  der  in  der  Familie  heimischen 
Musik  und  den  classischen  Studien ,  auch  die  naturwissenschaftlichen  anzogen, 
denen  er  sich,  sowie  der  Medicin,  von  1830  an  auf  der  Universität  Jena  widmete. 
Die  medicinische  Facultät  derselben,  welcher  Kieser,  K.  W.  Stark,  K.  Hüschkb 
angehörten,  stand  noch  ganz  im  Banne  der  Naturphilosophie,  welcher  auch  die 
Schüler  und  mit  ihnen  H.  huldigten.  Letzterer  erlangte  1834  mit  derDiss. :  „De 
influentia  epidemica"  die  Doctorwürde,  begann  nach  einer  längeren  wissenschaft- 
lichen Reise,  auf  welcher  er  die  wichtigsten  deutschen  und  österreichischen  Univer- 
sitäten besuchte,  1835  in  dem  ihm  als  Wirkungskreis  angewiesenen  Städtchen 
Auma  (S.-Weimar)  die  ärztliche  Praxis  auszuüben,  habilitirte  sich  jedoch  1836  in 
Jena  als  Privatdocent  der  Medicin  und  bekleidete  mehrere  Jahre  hindurch  die 
Stelle  eines  Secundararztes  der  Poliklinik.  Er  begann  nach  und  nach,  wie  viele 
seiner  jüngeren  Zeitgenossen,  die  naturphilosophischen  Bahnen  zu  verlassen,  indem 
er  sich  in  die  französische  und  englische  Medicin  vertiefte  und  vor  Allem  durch 
die  physiologischen  Arbeiten  JOH.  Müller's  angezogen  wurde.  Er  veröffentlichte 
seine  „Historisch-pathologische  Untersuchungen.  Als  Beiträge  zur  Geschichte 
der  Volkskrankheiten"  (2  Bde.,  Dresden  und  Leipzig  1839 — 41),  stellte  eine 
„Bibliotheca  epidemiographica ,  sive  catalogus  librorum  ....  conscriptoruin" 
(Jena  1843;  2.  edit.  Greifswald  1862)  zusammen,  nachdem  er  Ende  1839  zum 
Prof.  e.  0.  befördert  worden  war  und  von  1840  an  die  Herausgabe  des  „Archiv 
fdr  die  gesammte  Medicin"  begonnen  hatte.  Durch  dieses  von  einer  Reihe 
jüngerer  Mitarbeiter  getragene  und  unterstützte  Journal,  welches  bis  1849  erschien, 
und  zu  welchem  H.  noch  von  1840 — 42  ein  „Bepertorium  für  die  gesammte 
Medicin"  herausgab,  sowie  durch  die  Mitwirkung  von  H.'s  Collegen  Schleiden, 
zu  dem  sich  darauf  noch  A.  Siebert,  F.  Ried,  E.  Martin  gesellten  und  denen 
noch  später  Aug.  Förster  sich  anschloss,  gelang  es  nach  und  nach,  der  neuen 
Richtung  in  Jena  den  Sieg  über  die  natui^philosophische  zu  verschaffen,  obgleich 
der  Streit  noch  Jahre  lang  fortgeführt  wurde.  H.  selbst  gab,  nach  den  umfang- 
reichsten Quellenstudien,  das  Werk  seines  Lebens,  das  „Lehrbuch  der  Geschichte 
der  Medicin  und  der  Volkskrankheiten"  (Jena  1845)  heraus,  das  in  mehreren 
neuen  Bearbeitungen  (2.  Aufl.,  2  Bde.,  1853,  59,  65;  2.  Abdruck  1867;  3.  Aufl., 
3  Bde.,  1875,  82)  bis  zur  Jetztzeit  weitergeführt  worden  ist.  1846  war  H.  zum 
Prof.  ord.  der  Medicin  ernannt  worden,  jedoch  wurden  die  Zustände  in  Jena,  zumal 
seit  dem  Jahre  184«,  so  unerfreuliche,  dass  er  sich  1849  entschloss,  seine  Ent- 
lassung zu  nehmen  und  zur  Herausgabe  einer  mcdicinischen  Zeitschrift  nach 
Leipzig  übersiedelte.  Zu  erwähnen  sind  noch  einige  kleinere  in  die  Jenaischc  Zeit 
fallende  Arbeiten  H.'s ,  so,  ausser  einer  von  ihm  schon  als  Student  verfassten 
gekrönten  Preisschrift:  „De  radii  lucis  violacei  vi  magnelica"  (Jena  1832,  4.)  — 
„Die  menschliche  Stimme,  ihre  Orgnne,  ihre  Ausbildung  ....  Für  Sänger  .... 
dargestellt"    (Berlin   1839,  mit  2  Taff.)    —     „De  Sorarto  Ephesio    ejusque    :r2ol 


HÄESER.  —  HAGEDORN.  11 

Yuvauceici>v  xadüiv  libro  nuper  reperto  programma^  (Jena  1840,  4.)  —  ;,  Ueber 
den  gegenwärtigen  Standpunkt  der  pathologischen  Chemie  des  Blutes  u.  s,  w.  ^ 
(Ebenda  1846);  auch  gab  er  das  von  Geüneb  hinterlassene  grosse  Quellenwerk, 
die  „Scriptores  de  sudore  anglico  superstites"  (Ebenda  1847)  heraus.  Noch  im 
Jahre  1849  wurde  er  indessen  als  Professor  ord.  au  die  Universität  Greifs wald 
berufen,  wo  er  einen  umfangreicheren  Wirkungskreis  gewann,  die  sehr  vermehrte 
zweite  Auflage  seiner  Geschichte  der  Medicin  bearbeitete  und  daneben  einige  kleine 
Schriften  erscheinen  liess,  wie:  „Die  Vaccination  und  seine  neuesten  Gegner,  Mit 
besonderer  Rücksicht  auf  Carnois  „Essai  de  mortalitd  compar^e  avant  et 
depuis  Vintroduction  de  la  Vaccine  en  France^  (Berlin  1854)  —  „Diss.  de  cura 
degrotorum  publica  a  christianis  oriunda^  (Greifs wald  1856)  —  „Geschichte 
christlicher  Krankenpflege  und  Pßegerschaften*'  (Berlin  1857)  —  „Ueber  das 
Sittliche  in  dem  Berufe  des  Arztes"  (Greifswald  1860).  1862  siedelte  er  in 
gleicher  Eigenschaft,  mit  dem  Charakter  als  Geh.  Medicinalrath,  an  die  Universität 
Breslau  über,  wo  er  die  dritte,  noch  ungleich  mehr  erweiterte  Bearbeitung  seiner 
Geschichte  der  Medicin  herausgab,  für  Pitha-Billroth's  Handb.  der  allgem.  und 
spec.  Chir.  eine  „  Uebersicht  der  Geschichte  der  Chirurgie  und  des  chirurgischen 
Standes"  (1864)  und  eine  ähnliche  Abhandlung  später  (1879)  auch  für  die 
„Deutsche  Chirurgie"  (Liefg.  1)  schrieb,  einen  „Grundriss  der  Geschichte  der 
Medicin"  (Jena  1884)  verfasste,  zusammen  mit  A.  Middeldorpf  das  „Buch  der 
Bündth-Ertzney.  Von  Heinrich  von  Ffolspeundt,  Bruder  des  deutschen  Ordens 
1460"  (Berlin  1868)  herausgab  und  eine  kleine  Schrift:  „Zur  Geschichte  der 
medicinischen  Facultät  Greifswald"  (Breslau  1879)  publicirte.  1884  ha,tte  er  das 
Glück,  in  gewohnter  Rüstigkeit  und  Geistesfrische  sein  50jähriges  Doctor-Jubiläum 
zu  begehen.  Seine  Lehrthätigkeit  erstreckte  sich  auf  allgemeine  Pathologie,  Arznei- 
mittellehre, specielle  Pathologie  und  Therapie,  Eneyklopädie  und  Geschichte  der 
Medicin.  In  der  letzten  Zeit  seines  Aufenthaltes  in  Jena  hatte  er  eine  Kinder- 
heilanstalt gegründet. 

Günther,  pag.  151.    —    Brockhaus,  Convers.-Lex.  13.  Aufl. ,  VIII,  pag.  885. 

Red. 

Hafeureffer,  Samuel  H.,  geboren  1587  zu  Herrenberg  in  Württemberg, 
prakticirte  Anfangs  in  Eirehheim  und  anderen  kleinen  Städten,  bis  er  zum  Pro- 
fessor der  Medicin  in  Tübingen  ernannt  wurde.  Hier  starb  er  am  26.  September 
1660.  Die  Titel  seiner  Werke  sind  dem  Geschmacke  der  damaligen  Zeit  angemessen, 
80 :  „Raphael  artem  medicam  feliciter  tum  inchoanti  tum  ahsolvendi  troctan- 
dique  informans  etc."  (Tübingen  1622;  Frankfurt  1629;  Ulm  1642);  ferner: 
r,Unda  Bethesdae  repullulans"  (Tübingen  1629)  —  ;,navoo)r£ibv  aioXoSspjjiov, 
sive  nosodochium  cutis,  in  quo  cutis  eique  adhaerentium  partium  affectus  omnes, 
singulari  methodo  et  cognoscendi  et  curandi fidelissime  traduntur  etc,"  (Ebenda 
1630;  Ulm  1660)  —  „Vexillum  Raphaeliticum  per  medicinam  et  vitam 
communem  volans"  (Tübingen  1631)  —  „Monochordon  symbolico-hiomantium 
abstrusissimam  pulsuum  doctrinam  ex  harmoniis  musicis,  dilucide  figurisque 
oculariter  demonstrans  etc."  (Ulm  1640)  —  „Officina  iatrica,  continens  phar- 
maca  selecta  hippocratica ,  galenica  et  hermetico-paracelsica  juxta  morborum 
seriem,  causarumque  indicem  düposita  et  condita"  (Ebenda  1653,  8.)  —  „De 
corde  ejusque  affectu  gravissimo  syncope"  (Tübingen  1658,  4.)  —  ryDysenteria 
maligna  epidemica"   (Ebenda  1660f  4.). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  15.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  688.  Pgl. 

Hagedorn,  Marius  H. ,  zu  Dessau,  war  daselbst  am  5.  März  1771 
geboren,  erlernte  dort  auch  die  Chirurgie,  vervollkommnete  sich  in  derselben  bei 
ECKOLDT  in  Leipzig,  studirte  von  1800  an  in  Berlin,  dann  in  Wien  und  kam 
1804  nach  Dessau  zurück,  wo  er  Leibchirurg  der  Herzogin  Louise  Henriette 
Wilhelm  ine  und  als  Impfarzt  gerichtlicher  Wundarzt  und  Medicinal  Assessor 
angestellt  wurde.     Er  starb  am  30.  Mai  1813  und  hinterliess  folgende  Schriften : 


12  HAGEDORN.  —  HAGEN. 

„Beschreibung  und  bildliche  Darstellung  der  von  Dr.  Gall  im  Gehirne  ent- 
deckten Organe,  in  welcher  Form  und  La^e  sie  sich  äusserlich  am  Schädel 
darstellen  u.  s,  w.^  (Leipzig  1803)  —  „Abhandlung  über  den  Bruch  des 
Schenkelbeinhalses;  nebst  einer  neuen  Methode,  denselben  leicht  und  sicher  zu 
heilen^  (Ebenda  1808,  m.  2  Epft.).  Der  von  ihm  empfohlene  Apparat,  der  von 
DzoNDi  etwas  modificirt  wurde,  hat,  wie  bekannt,  eine  Zeit  lang  eine  gewisse 
Berühmtheit  behauptet. 

Schmidt,  Anhalt'scbeB  Schriftsteller- Lexikon,  pag.  129.  G. 

*  Hagedorn,  Werner  H. ,  Geh.  Sanitätsrath  in  Magdeburg,  geboren 
am  2.  Juli  1831  zu  Westhausen  im  £ichsfeld,  studirte  in  Berlin,  war  Schüler 
von  Johannes  Müller  (dessen  Assistent  er  zwei  Jahre  lang  war)  und  von 
B.  V.  Langenbeck,  promovirte  1854  mit  der  Diss. :  „De  forcipe  Schoelleriana  obste- 
trica" ,  wirkt  am  Magdeburger  Krankenhause  seit  1855  zuerst  als  Assistenzarzt 
und  seit  1863  als  dirigirender  Arzt  der  chirurgischen  Abtheilung.  Besondere 
Schriften  hat  er  nicht  yerfasst,  aber  eine  Reihe  von  Mittheilungen  über  von  ihm 
gemachte  Beobachtungen  und  Erfindungen  veröffentlicht,  z.  B.  in  v.  Langenbeck's 
Archiv  (Bd.  XVIII,  XXVI,  XXVIII,  XXIX)  und  in  den  Verhandlungen  der  Deutschen 
Gesellschaft  für  Chirurgie  (1875,  77,  80,  81,  82,  83).  ßed. 

Hagen,  Christian  Thedel  Heinrich  von  H. ,  auch  bekannt  unter 
dem  Namen  ab  Indagine,  geboren  1714  in  Salzliebenhalle  bei  Hildesheim,  studirte 
in  Helmstädt  Medicin  und  promovirte  daselbst.  In  der  Folge  wurde  er  Professor 
der  Botanik  in  Braunschweig  und  Stadtphysicus  daselbst.  Er  starb  im  Juli  1776. 
Ausser  einigen  Memoiren  in  den  „Gelehrten  Beiträgen  zu  den  Braunschweig'schen 
Anzeigen"  veröffentlichte  er:  „Diss.  de  medico  vulneratum  cur  ante  a  sectione 
cadaveris  non  excludendo**  (Helmstädt  1749,4.)  und  „Gründliche Beschreibung 
des  Helmstaed tischen  Gesundbrunnens ,  nebst  einem.  Unterricht,  wie  derselbtge 
zu  gebrauchen^  (Ebenda  1756). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  17.  Pgl. 

Hagen,  JohannPhilipp  H. ,  geboren  zu  Tuntzenhausen ,  einem  kleinen 
Dorfe  in  Thüringen,  im  Jahre  1734,  starb  als  königlich  preussischer  Hofrath, 
Professor  der  Geburtshilfe  beim  Collegium  medico-chirurgicum  und  Hebaramen- 
lehrer  zu  Berlin.  In  frühester  Jugend  schon  hatte  H.  mit  bitterer  Noth  zu  kämpfen, 
denn  sein  Vater,  ein  dem  Trünke  ergebener  Tagelöhner,  starb  früh  und  hinter- 
liess  seine  Familie  im  grössten  Elende.  Ein  Verwandter  in  Frankfurt  a.  0.  nahm 
sich  des  vaterlosen  Knaben  an  und  behielt  ihn  durch  6  Jahre  hindurch  bei  sich, 
bis  er  ihn  im  Jahre  1748  zu  einem  Frankfurter  Barbier  in  die  Lehre  gab.  Bei 
diesem  blieb  IL  4  Jahre,  bis  er  als  Gehilfe  in  eine  Barbierstube  zu  Berlin 
eintrat.  Die  freie  Zeit,  die  ihm  diese  Stellung  liess,  benutzte  er,  Vorlesungen  an 
der  damaligen  medicinisch-chirurgischen  Schule  zu  hören.  Im  Jahre  1757  trat  er 
als  Lazarethchirurg  bei  der  Armee  Friedrich's  des  Grossen  ein  und  blieb 
beim  Heere  bis  zum  Jahre  1763.  Nach  beendetem  siebenjährigen  Kriege  kehrte  H. 
nach  Berlin  zurück  und  füllte,  durch  die  Unterstützung  eines  Freundes  dazu 
ermöglicht,  die  Lücken  seines  Wissens  aus,  indem  er  an  der  medicinischen  Schule 
die  Vorlesungen  über  Geburtshilfe,  Physiologie,  chirurgische  Operationen  u.  dergl.  m. 
besuchte.  1765  unterzog  er  sich  vor  dem  Collegium  medicum  der  Prüfung  als  Chirurg 
mit  gutem  Erfolge.  In  demselben  Jahre  wählte  ihn  der  Erbprinz  Peter  vonCur- 
land  als  Leibchir argen  auf  und  nahm  ihn,  Januar  1766,  nach  seiner  Residenz- 
stadt Mitau  mit.  Seine  materielle  Lage  war  in  Mitau  eine  günstige,  da  er  da- 
selbst eine  einträgliche  ärztliche  Praxis  hatte.  In  seiner  Stellung  als  Leibchirurg 
erhielt  sich  aber  H.  nicht  lange,  da  er  sich  mit  dem  Leibarzte  des  alten  Herzogs 
G.  BlKENTHEüSEL,  einem  Ignoranten  und  Charlatan,  überwarf.  1769  wurde  er  des 
Dienstes  entlassen,  blieb  aber  noch  in  Mitau  bis  1772,  wo  er  nach  Berlin  reiste 
und  sich  daselbst  eine    privilegirte  Barbierstube  kaufte.     1774  ernannte   ihn    der 


r 


HAGEN.  13 

Berliner  Stadtmagistat  zum  Chirargas  forensis  mit  der  Pflicht,  die  Insassen  der 
öffentlichen  Häaser  bezüglich  ihrer  Gesundheit  zu  controliren.  1777  wurde  er 
Assessor  chirurgiae  beim  Obercollegium  medicum  und  1779,  nach  Henckbl's 
Tode,  Hebammenlehrer.  Als  solcher  unterrichtete  er  auch  die  in  Berlin  studirenden 
Chirurgen.  H.  starb  am  12.  December  1792.  Nach  seiner  von  ihm  selbst  ge- 
schriebenen Biographie  scheint  er  ein  wenig  verträglicher  Mann  gewesen  zu  sein, 
der  aus  Conflicten  mit  seinen  Berufsgenossen  nie  herauskam.  Er  schrieb  ziemlich 
Viel,  doch  sind  seine  Schriften  in  Folge  seiner  mangelhaften  allgemeinen  medici- 
nischen  Bildung  von  nur  geringem  Werthe.  Sein  bestes  Werk  noch  ist  sein 
„Hebammenlehrbuch*'  (2  Bde.,  8.,  Berlin  1789;  weitere  Auflagen  Elbing  1785; 
1787;  1791).  Er  cultivirte  insbesondere  den  operativen  Theil  der  Geburtshilfe. 
Seine  von  ihm  selbst  —  wie  bereits  erwähnt  —  geschriebene  Biographie  findet 
sich  in  Stabk's  Archiv  für  Geburtshilfe  etc.,  Bd.  V,  Stück  1,  2,  3,  4.  Dieselbe 
entwirft  ein  anschauliches  Bild  über  die  Verhältnisse  der  Militär-  und  Civil- 
Chirurgen  in  Preussen  zur  Zeit  F  r  i  e  d  r  i  c  h's  des  Grossen. 

Biogr.  D  6d.  V,  pag.  18.  —  AlJg.  Deutsche  Biogr.  X,  pag.  339. 

Xleinwächter. 

Hagen,  Karl  Gottfried  IL,  geboren  zu  Königsberg  am  24.  December 
1749,  Anfangs  Hofapotheker  daselbst,  studirte  später  Medicin,  promovirte  daselbst 
zum  Dr.  med.,  wurde  1775  Docent,  1779  Prof.  e.  o.  und  1788  Prof.  ord.  bei 
der  medicinischen  Facultät.  Nachdem  er  1 804  den  Titel  Mag.  art.  erhalten  hatte, 
wurde  er  1807  zum  Professor  der  Physik  und  Naturgeschichte  bei  der  philoso- 
phischen Facultät  zu  Königsberg  ernannt  und  starb  daselbst  am  2.  Mäiz  1829. 
H.'s  Schriften  sind  hauptsächlich  naturwissenschaftlichen  Inhalts.  Wir  nennen: 
„Diss,  de  stanno^  (Königsberg  1776)  —  „Chymische  Untersuchung  von  der 
Hauen  Farberde"  (Ebenda  1773)  —  „Lehrbuch  der  Apothekerkunst"  (Ebenda 
nnd  Leipzig  1778,  8.;  1781;  1786;  1792;  1806)  —  „Tentamen  histcriae 
lichenum  et  fjraesertim  Prussicorum"  (Ebenda  1782)  —  „Grundriss  der  Experi- 
mentalchemte ,  zum  Gebrauche  bei  dem  Vortrag  derselben^  (Königsberg  und 
Leipzig  1786)  u.  a. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  16.  —  Poggendorff ,  I,  pag.  992-  Pgl. 

*  Hagen,  Friedrich  Wilhelm  H.,  zu  Dottenheim  in  Mittelfranken  am 
16.  Juni  1814  geboren,  studirte  in  Erlangen  und  München  und  wurde  an  ersterer 
Universität  1836  promovirt.  Nach  mehrjähriger  Thätigkeit  als  praktischer  Arzt 
trat  er  1844  als  Assistent  an  der  Erlanger  Irrenanstalt  ein,  dirigirte  von  1849  bis 
1859  die  Kreis-Irrenanstalt  in  Irrsee  und  wurde  dann  Director  der  Kreis-Irrenanstalt 
zu  Erlangen  und  ausserordentlicher  Professor  daselbst.  Seine  Arbeiten  behandeln 
zahlreiche  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  Psychiatrie.  Hervorzuheben  sind: 
rfDte  Sinnestäuschungen"  (Leipzig  1837)  —  „Beiträge  zur  Anthropologit" 
(Erlangen  1841)  —  „Psychologische  Untersuchungen"  (Braunschweig  1847)  — 
„Statistische  Untersuchungen  über  Geisteskrankheiten"  (Erlangen  1876)  — 
^Ueber  Nierenkrankheiten  als  Ursache  von  Geisteskrankheiten"  (Zeitschr.  für 
Psych.,  Bd.  XXXVIII).  Wernich. 

*  Hagen,  Ernst  Richard  H.,  in  Leipzig,  ist  zu  Saalfeld  (Ilerzogthum 
Sachsen-Meiningen)  am  9.  October  1823  geboren,  studirte  in  Berlin,  Leipzig  und 
Wien,  wurde  1850  zum  Doctor  promovirt,  ist  seit  1850  praktischer  Arzt  in 
Leipzig,  seit  1864  Specialarzt  für  Ohren-,  Nasen-,  Rachen-  und  Kehlkopf- 
kranke und  seit  1865  Docent  an  der  dortigen  Universität.  Eine  Poliklinik  für 
Ohrenkran^e  leitet  er  seit  1864,  eine  solche  für  die  anderen  genannten  Kranken 
seit  1877.  Im  Jahre  1876  wurde  er  zum  Prof.  e.  o.  der  Medicin  ernannt.  Er 
fibersetzte  englische  und  französische  medicinische  Werke  (Rilliet  und  Barth Ez' 
Kinderkrankheiten;  Bürgess,  Das  Klima  von  Italien  u.  s.  w.)  und  schrieb: 
„Pathologische  Beiträge  zur  Ohrenheilkunde"  (Heft  1 — 6,  Leipzig  1866 — 69)  — 
^Die  Pflege  des  Ohrs  im  gesunden  und  kranken  Zustande  u,  s.  w,"  (Leipzig  1867; 


14  HAGEN.  —  HAGENBüT. 

französ.  Uebers.  von  Ch.  Delstanchk,  Paris  1868)  —  „Anleitung  zur  klinischen 
Untersuchung  und  Diagnose*^  (Leipzig  1872 ;  4.  Aufl.  1882 ;  engl.  Uebers. 
nach  der  2.  Aufl.  von  G.  E.  Gramm,  New  York  und  Philadelphia  1881),  nebst 
mehreren  pharmakologischen  und  therapeutischen  Schriften  und  einer  Anzahl  von 
Journalartikeln.  ^^^ 

Hagenbach,  Aerzte  und  Naturforscher  in  drei  Generationen,  zu  Basel.  — 
Der  Grossvater,  Karl  Friedrich  H.,  war  daselbst  am  29.  Juni  1771  geboren, 
studirte  von  1791  an  in  Basel,  Strassburg,  Erlangen  und  Göttingen  Medicin,  wurde 
1795  in  Basel  Doctor  derselben  und  war  daselbst  und  in  der  Umgegend  einer  der 
beliebtesten  Aerzte.  Von  1802 — 1820  bekleidete  er  die  Professur  der  Botanik 
und  Anatomie  und  während  einer  kürzeren  Zeit  die  der  praktischen  Medicin  an 
der  ihrer  Reorganisation  wartenden  Universität.  Sein  Hauptwerk  ist  eine  „Flora 
Basileensis^  (2  Bde.,  1821,  1834;  Supplem.  1843);  eine  eigene  Art  der  Fragaria 
wurde  nach  ihm  „Hagenbachia"  benannt.  1845  hatte  der  philosophisch  und  ästhetisch 
sehr  gebildete  Mann,  der  in  seinem  Berufe  unausgesetzt  praktisch  und  wissen- 
schaftlich, wenn  auch  nicht  literarisch  thätig  war,  das  Glück,  sein  50jähriges 
Doctor-Jubiluum  zu  begehen  und  starb  am  20.  November  1849.  —  Von  seinen 
Söhnen  starben  zwei,  Johann  Jakob  H. ,  der  als  Entomolog  und  Conservator 
am  königl.  Museum  in  Leyden  sich  einen  Namen  gemacht  hatte,  bereits  1827 
und  der  folgende,  Eduard  H.,  1843,  schon  vor  ihm. 

/  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  27,  1849,  II,  pag.  930.  G. 

Hagenbach,  Eduard  H. ,  zu  Basel,  jüngster  Sohn  des  Vorigen,  war 
daselbst  am  16.  Juli  1807  geboren,  studirte  in  Strassburg,  Heidelberg,  Berlin  und 
Paris  und  wurde  1833  zu  Basel  mit  der  ausgezeichneten,  auf  eigene  Untersuchungen 
basirtcn  Diss. :  „Disquisitiones  anatanncue  circa  musculos  auris  internae  hominis 
et  mammalium ;  adjectis  animadversionibus  nonnullis  de  ganglio  auriculari 
sive  otico"  (Basel  1^833,  4.,  c.  4  tabb.)  zum  Doctor  promovirt.  Neben  dem  prak- 
tischen Berufe,  den  er  nunmehr  ergriff,  beschäftigte  er  sich  fortwährend  noch  mit 
anatomischen  und  physiologischen  Untersuchungen  und  wendete  namentlich  der 
vergleichenden  Anatomie  seine  Aufmerksamkeit  zu.  Seine  Arbeit:  „Die  Pauken- 
höhle der  Neugeborenen.  Ein  Beitrag  zur  vergleichenden  Anatomie  des  Gehör- 
.  oxgans"  (Leipzig  1835,  m.  1  Taf.)  ist  eine  weitere  Ausdehnung  der  in  seiner 
genannten  Dissertation  niedergelegten  Untersuchungen.  Ausserdem  veröffentlichte 
er  eine  Reihe  von  grösseren  und  kleineren  Aufsätzen  in  J.  Müller's  Archiv  für 
Physiologie,  die  sämmtlich  den  Charakter  der  Gediegenheit,  Schärfe  und  Genauig- 
keit an  sich  tragen  und  von  Abbildungen  begleitet  sind,  die  von  seiner  Hand 
meisterhaft  gezeichnet  waren.  Aber  auch  als  Arzt  erfreute  er  sich  grossen  Zu- 
trauens, jedoch  hinderte  ihn  seine  Kränklichkeit,  eine  ausgebreitete  Praxis  zu 
erwerben.  Er  starb,  noch  nicht  36  Jahre  alt,  zu  Gossau  am  6.  April  1843,  eine 
schöne  Sammlung  anatomischer  Präparate  dem  Museum  seiner  Vaterstadt  hinterlassend. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  21,  1843,  I,  pag.  279.  —  Callisen,  XXVIIl, 
pag.   344.  G. 

*  Hagenbach,  Eduard  H.,  als  Sohn  des  Vorigen  am  5.  Mai  1840  in 
Basel  geboren,  studirte  daselbst,  in  Göttingen,  Berlin,  Prag  und  Paris  und  wurde 
1864  promovirt.  1868  wurde  er  Oberarzt  des  Kinderspitals,  1872  Prof.  extraord. 
in  Basel.  Mit  Liebeemeister  zusammen  publicirte  er:  „Aus  der  medicinischen 
Klinik  in  Basel"  (Leipzig  18.68)  und  neben  grösseren  und  kleineren  Journal- 
artikeln den  Abschnitt  „Keuchhusten"  in  Ger3ARDT*s  Handbuch  der  Kinder- 
krankheiten.  V^ernicli. 

Hagenboth,  s.  Hagenblt. 

/Hagenbut  (Haynpol,  Hagenboth,  Hambut,  Hanbut),  Johannes  H., 
besser  bekannt  unter  dem  schlecht  latinisirten  Namen  Janus  CornariüS,  einer 
der  eifrigsten  und  verdientesten  der  medicinischen  Philologen  des  16.  Jahrhunderts, 


HAGENBÜT.  —  HAGER.  15 

wurde  in  Zwickau  im  Jahre  1500  geboren.  Nachdem  II.  eine  ungenügende  Schul- 
bildung genossen,  ging  er  im  Alter  von  18  Jahren,  von  Wissensdrang  getrieben, 
nach  Leipzig,  wo  er  nach  zwei  Jahren  es  so  weit  brachte,  dass  er  seinerseits 
Unterricht  ertheilen  konnte.  Besonders  widmete  sich  H.  dem  Studium  der  griechischen 
Sprache.  Im  Alter  von  21  Jahren  wurde  er  als  Professor  der  Philosophie  nach 
Wittenberg  berufen.  Das  Studium  der  Tbeologie,  das  er  eine  Zeit  lang,  einem 
Wunsche  seiner  Eltern  zu  Liebe  aufgenommen  hatte ,  gab  er  wieder  auf ,  begann 
Hedicin  zu  studiren  und  wurde,  23  Jahre  alt,  Licentiat  dieser  Wissenschaft. 
Dann  bereiste  IL  England ,  Holland ,  Frankreich,  lebte  darauf  ein  Jahr  in  Basel, 
im  Umgänge  mit  Krasmus  und  anderen  Gelehrten,  die  ihm  speciell  beim  Studium 
der  griechischen  Classiker  beistanden  und  die  erste  Anregung  zur  Veranstaltung 
leiner  berühmten  Ausgabe  des  Hippokrates  gaben.  Nach  seiner  Rückkehr  in  die 
Heimath  wurde  IL  zuerst  Physicus  in  Nordhausen,  dann  Stadtphysicus  in  Frank- 
furt a.  M.  1542  berief  ihn  der  Landgraf  Philipp  als  Professor  der  Medicin 
nach  Marburg,  wo  er  bis  1546  blieb,  um  dann  nach  einem  etwa  11jährigen  Auf- 
enthalte in  seiner  Vaterstadt,  im  Jahre  1557  als  Professor  nach  Jena  zu  gehen, 
wo  er  aber  schon  wenige  Monate  nach  seiner  Ankunft  am  16.  März  1558  an 
einem  apoplectischen  Anfalle  starb.  Von  seinen  Schriften  muss  in  erster  Linie 
genannt  werden  die  von  ihm  als  Frucht  15jähriger  Arbeit  veranstaltete  Ausgabe 
des  Hippokrates  (Venedig  1544,  8/),  die  erste,  welche  auf  Vergleichung  von 
Handschriften  beruht.  Auch  zu  den  Ausgaben  anderer  griechischer  Autoren,  wie 
des  Galen,  Paulus  von  Aegina,  Dioscorides,  Adamantiüs,  Aetiüs  u.  A.  machte 
er  erhebliche  Zusätze  und  Emendationen.  Ferner  schrieb  H. :  „  Universae  rei 
medicae  epigraphe  seu  enumeratio"  (Basel  1529,  4.;  1534)  —  „De  peste  libri 
duo^  (Ebenda  1551)  —  .^Medicina,  siva  medtcus,  liber  unus^  (Basel  1556)  u.  A., 
meist  unbedeutende  Schriften,  die  nicht  gentigt  haben  würden,  den  Autor  berühmt 
ra  machen,  der  allein  durch  seine  Ausgaben  der  griechischen  medicinischen  Classiker 
sieb  in  der  Geschichte  der  Medicin  unsterblich  gemacht  hat. 

Biogr.  med.  III,  pag.  329.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  1.  —  Haeser,  Geschichte  der 
Medicio,   IT,  pag.  17.  Pgl, 

Hagendorn,  Ehren  fr  ied  IL,  geboren  am  22.  Januar  1640  in  Wohlau 
in  Schlesien,  studirte  Medicin  in  Leipzig  und  Jena  und  promovirte  an  letzterer 
üniTcrsität  1667  zum  Dr.  med.  Hierauf  Hess  sich  H.  als  Arzt  in  Görlitz  nieder, 
wo  er  mit  grossem  Erfolge  prakticirte,  auch  zum  Leibarzte  des  Kurfürsten 
ernannt  wurde  und  Mitglied  der  k.  k.  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher 
war.  H.  starb  am  27.  Februar  1692  an  einem  apoplectischen  Anfall.  Er  lieferte 
viele  Beiträge  zu  den  Miscellanea  genannter  Akademie  und  verfasste  ausserdem 
mehrere  selbstständig  erschienene  grössere  Abhandlungen,  wie:  „Martini  Rulandi 
patris  secreta  spagirica ,  sive  plerorumque  medicamentorum  Rulandinorum 
genuinae  descriptiones  cum  scholiis"  (Jena  1676) —  j^lractattcs  physico-medicus 
de  catechu,  sive  terra  Japonica  in  vulgus  sie  dicta^  (Ebenda  1679)  —  „Obser- 
vationum  et  historiarum  medico-practicaium  rariorum  centuriae  tre^^  (Rudol- 
Btadt  1698;  Görlitz  1698).  Die  kleineren  Aufsätze  H.*s  in  den  oben  genannten 
Miscellanea  betreffen  chemische  und  zoologische  Themata. 

Sein  Eloginm  schrieb  Sainuel  Ledel  in  Mise.  Acad.  Nat.  Cur.  1694,  Bec.  3,  II 
(»PP).  pag.  75—96.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  19.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  3-  —  Poggen- 
dorff,  I,  pag.  993.  Pgl^ 

*Hagens,  Paul  H,,  am  21.  October  1840  in  Gross-Glogau  geboren,  auf 
dem  Friedrich  Wilhelms-Institut  zu  Berlin  bis  1867  ausgebildet,  wirkt  als  Ober- 
Btabsarzt  in  Danzig  und  hat  neben  einer  Reihe  populär-wissenschaftlicher  Aufsätze, 
besonders  über  die  praktische  Verwendbarkeit  einiger  Arzneimittel  (Chinoidinum  citr., 
Sublimat  in  Form  von  Injectionen  etc.)  gearbeitet.  Wernich. 

Hager,  Michael  H.,  zu  Wien,  war  am  14.  Februar  (oder  März)  1795 
«i  Hennannstadt  in  Siebenbürgen  geboren,    wurde  1822   in  Wien  Doctor,    1825 


Id  HAGER.  —  HAGÜENOT. 

k.  k.  Rath  und  Stabsfeldarzt,  ord.  Prof.  der  Chirurgie  und  Operationslehre  an  der 
k.  k.  med.-ohimrg.  Josephs  -  Akademie ,  ordentlicher  Beisitzer  der  permanenten 
Feldsanitäta-Commission,  Mitglied  der  medicinischen  Facultät  und  der  Josephs- Aka- 
demie und  consultirender  Arzt  bei  der  k.  k.  ungarischen  adeligen  Leibgarde.  Von 
seinen  zahlreichen,  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie  verfassten  Schriften,  die  keine 
grosse  Bedeutung  haben,  aber  dennoch  die  von  dem  Verfasser  gemachten  Erfah- 
rungen verwerthen ,  führen  wir  an ;  „  Ueber  die  Erhaltung  der  Äugen  und  den 
zweckmässtgtn  Gebrauch  der  Brillen"  (Wien  1823)  —  n^^^  chirurgischen 
Operationen*^  (Ebenda  1831,  mit  4  Kpft.)  —  „Die  Brüche  und  Vorfälle, 
beschrieben  und  durch  Beispiele  erläutert"  (1834)  —  »Die  Entzündungen  u,  s.  w." 
(1836)  — ;,  Die  Knocken brüche,  die  Verrenkungen  und  die  Verkrümmungen  u.  s.  w.  ** 
(2  Bde.,  1836,  m.  6  Kpft.)  —  ffDie  Wunden  und  Risse,  Quetschungen  und 
Erschütterungen"  (2  Bde.,  1837)  —  ,,Die  Geschwülste;  u.  s.  w."  (1842,  mit 
1  Taf.)  —  „Die  allgemeine  Pathologie  und  Therapie  in  Ueber  einstimmun' j 
abgehandelt  und  durch  Beispiele  erläutert"  (1843)  —  „Die  fremden  Körper 
im  Menschen  u.  s.  w."  (1844)  —  „Die  Entzündungen  und  Eiterungen  am 
menschlichen  Körper  u.  s.  w."  (2  Bde.,  1846).  Bis  1848,  in  welchem  Jahre  die 
Josephs-Akademie  aufgelöst  wurde,  hielt  er  in  derselben  Vorlesungen  über  Chirurgie 
und  chirurgische  Klinik.  Er  schrieb  darauf  noch:  „Die  Anzeigen  zu  Amputa- 
tionen, Exarticulationen ,  Resektionen  und  Trepanationen,  die  Nervenkrank- 
heiten und  die  Auswüchse  am  menschlichen  Körper  u.  s.  w."  (1849).  Er  starb 
am  24.  November  1866. 

V.  Wurzbach,  VII,  pag.  199.  —  Callisen,  VIH,  pag  28;  XXVIII,  pag.  344. 

Gurlt. 

Hagströmer,  Anders  Johan  H.,  Professor  der  Anatomie  zu  Stockholm, 
General-Director  der  schwedischen  Krankenhäuser,  geboren  am  8.  September  1753, 
studirte  zuerst  in  Upsala  Medicin,  wurde  aber  1769  aus  Armuth  gezwungen,  als 
Chirurg  sich  auszubilden  und  in  den  Militärdienst  als  Unterchirurg  einzutreten. 
Er  wurde  Mitglied  der  chirurgischen  Societät  1776,  Dr.  med.  in  Abo  1781,  Pro- 
sector  der  Anatomie  in  Stockholm  1782  und  Prof.  e.  o.  1785.  Während  des 
Krieges  in  Finnland  1788 — 1790  errichtete  er  in  Stockholm  auf  Befehl  des  Königs 
eine  Vorbildungsanstalt  für  angehende  Militärärzte,  wurde  Prof.  ord.  der  Anatomie  in 
Stockholm  1793  und  Vorsitzender  der  chirurgischen  Societät  1795.  Nach  Auflösung  der 
letzteren  im  Jahre  1797  wurde  er  Mitglied  des  Collegium  medicum,  General-Director 
der  schwedischen  Krankenhäuser  1808,  in  den  Adelsstand  erhoben  1812.  Von 
seiner  Professur  auf  Ansuchen  1823  entbunden ,  starb  er  am  8.  März  1830. 
Der  anatomischen  Anstalt  in  Stockholm  schenkte  er  1807  seine  bedeutenden 
Sammlungen  von  Präparaten ,  Büchern ,  chirurgischen  Instrumenten  u.  s.  w.  Er 
war  auch  einer  der  Stifter  der  Gesellschaft  der  schwedischen  Aerzte.  H.  hat  sich 
grosse  Verdienste  um  das  medicinische  Studium  in  Schweden  erworben  und  durch 
seinen  Einfluss  kräftig  zur  Beseitigung  der  lange  Zeit  in  Schweden  zwischen  den 
Aerzten  und  Chirurgen  obwaltenden  Missverhältnisse  beigetragen,  indem  das  medi- 
cinische und  chirurgische  Studium  miteinander  vereinigt  wurde  und  die  Verwaltung 
des  ganzen  Medicinalwesens  dem  Collegium  medicum  übergeben  wurde.  H.  hat 
eine  grosse  Menge  von  medicinischen  Aufsätzen  und  Beobachtungen  in  den  Ab- 
handlungen der  schwedischen  Akademie  der  Wissenschaften,  in  „Läkaren  och 
Naturforska j.en" ,  einer  von  ihm  zusammen    mit   Prof.  Kraak    1781    gegründeten 

Zeitschrift,    in  Svenska  Läk.  Sällsk.  Handlingar  u.  s.  w.  veröffentlicht. 

0.  Hjelt. 

Hagnenot,  Henri  H.,  als  Sohn  des  Arztes  Jean-Henri  IL  am  26.  Januar 
1687  in  Montpellier  geboren,  studirte  daselbst  Medicin  und  zeichnete  sich  bald  so 
sehr  aus,  dass  er  schon  im  Jahre  1711  als  Mitglied  in  die  Soci6t6  royale  des 
BOiences  seiner  Vaterstadt  aufgenommen  werden  konnte.  Ein  eigens  für  seinen  Vater 
creirter  Lehrstuhl  an  der  medicinischen  Facultät  wurde  von  dieeem  an  ihn  selbst 
abgetreten,  und  H.  bekleidete  denselben  etwa  50  Jahre  lang  mit  gleichem  Erfolge 


HAGÜENOT.  —  HAHN.  17 

als  akademischer  Lehrer.  Im  Alter  von  80  Jahren  gab  er  seine  Professur  auf  und 
jBOg  sich  mit  dem  Titel  eines  Professeur-doyen-vöt^ran  in's  Privatleben  zurück.  Er 
starb  im  Alter  von  84  Jahren  am  11.  December  1775.  Sein  Vermögen,  besonders 
seine  Bibliothek,  vermachte  H. ,  da  er  kinderlos  war,  dem  Hötel-Dieu  Saint-£loi, 
dessen  beständiger  Syndicus  er  bei  Lebzeiten  gewesen  war.  Die  Mehrzahl  seiner 
Schriften  sind  in  den  Memoiren  der  Acad.  royale  des  sciences  von  Montpellier 
enthalten,  so:  „Mdmoire  sur  le  mouvement  des  intestina  dans  la  passton  tltaque" 
(Ibid.  1713),  enthält  die  Resultate  viviseotorischer  Forschungen  tlber  Ileus;  ferner: 
„M^,  sur  Vhydrophohte**  —  „MSm.  concemant  une  nauvelle  mithode  de 
traiter  la  virole^  (Montpellier  1734),  Behandlung  mit  Mercurialeinreibungen  und 
Bädern  —  „Mem.  sur  le  danger  des  inhumations  dans  les  dglises"  (Ibid.  1748). 
Selbstständig  sind  erschienen:  „Tractatus  de  morbis  extemis  capitis^  (Avignon 
1750)  —  „Otia  phystologica,  de  circulatione,  de  pulsu  arteriorum  et  de  motu 
musculorum"  (Ebenda  1753,  4.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  19.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  4.  Pgl. 

Hahn,  Johann  Sigmund  H.  (der  Vater)^  praktischer  Arzt  und  Stadt- 
pbysicus  in  Schweidnitz  (Schlesien),  geboren  daselbst  am  23.  November  1664, 
stodirte  Medicin  in  Leipzig  und  Leyden.  Hier  promovirte  er  im  Jahre  1689  zum 
Dr.  med.  Eine  Zeit  lang  bekleidete  er  die  Stellung  eines  Leibarztes  beim  Thron- 
folger Polens,  Jakob  Sobiesky.  IL  starb  am  6.  October  1742.  Er  ist  besonders 
bemerkenswerth  dadurch,  dass  er  in  seinen  Schriften :  „Peterswälder  Oesundhetts- 
hrunn"  (Schweidnitz  1732,  4.)  und  „Psychroluposia  veterum  renvoata,  jam 
recocta  oder  wiederaufgewärmtes  alt  kalt  Baden  und  TAnlcen^  (Leyden  1738) 
anf  den  in  Vergessenheit  gerathenen  Nutzen  des  Gebrauches  des  kalten  Wassers  in 
der  Therapie  wieder  aufmerksam  macht,  ein  Verdienst  um  die  praktische  Medicin, 
das  in  noch  weit  grösserem  Maassstabe  seinen  beiden  Söhnen  zukommt. 

Dict.  bist.  If,  pag.  5.  —  Adolf  Erismann,  Dr.  Job.  Sig.  Habn  und  das  kalte 
Wasser  im  Jahre  1743.  Aaraa  1874.  p    l 

Hahn,  J  0  h  a  n  n  6  0 1 1  f  r  i  e  d  von  H.,  als  Sohn  des  Vorigen  am  18.  Januar 
1694  zu  Schweidnitz  geboren,  studirte  von  1714  an  in  Leipzig  Medicin,  wo  er 
1717  Magister  phil.  und  in  demselben  Jahre  Dr.  med.  wurde.  Er  Hess  sich  1718 
als  Arzt  in  Breslau  nieder,  wo  er  bald  sehr  gesucht  und  beliebt  im  Publicum 
wurde.  Nach  der  Occupation  Schlesiens  durch  Preussen  ernannte  Friedrich  der 
Grosse  ihn  zum  Decan  des  Collegium  medicum  und  verlieh  ihm  den  Adel,  doch 
bald  raffte  ein  Blasenleiden  ihn  auf  der  Reise  nach  Karlsbad  in  seiner  Vaterstadt 
Scbweidnitz  am  1.  Mai  1753  hin.  H.  beschäftigte  sich  vorzugsweise  mit  der 
Blatternkrankheit,  welche  er  für  einen  Entwicklungs-  und  Reinigungsprocess  des 
Körpers  hielt.  Seine  darauf  bezüglichen  Schriften  sind :  „  Variolarum  antiqui- 
tates**  (Vratisl.  1733)  —  „Garbo  pestilens  a  carbunculis  sive  variolis  veterum 
distinctus^  (1736)  —  „Variolarum  ratio  exposita"  (1751)  —  „Morbilli  vario- 
larum vindices"*    (1753). 

Comfiientarii  de  rebus  in  scientia  naturali  et  medicina  gestis.  1754,  III,  pag.  173 
und  Bnrg.  Lebensbeschreibung  des  J.  G.  v.  H.  Breslau  1755.  —  A.  Hirsch,  in  Allgem. 
Deutsche  Biographie.  X,  pag.  362.  y 

Hahn,  Johann  David  II.,  geboren  am  9.  Juli  1729  zu  Heidelberg, 
studirte  hier  Medicin  und  promovirte  1751  in  Leyden.  1753  zum  Professor  der 
Philosophie,  Experimentalphysik  und  Astronomie  in  Utrecht  ernannt,  wirkte  er  als 
solcher  22  Jahre  lang,  nachdem  er  1759  auch  noch  den  Lehrstuhl  für  Botanik 
und  Chemie  mit  ttbernommen  hatte.  Im  Jahre  1775  erhielt  er  einen  Ruf  als 
Professor  der  Medicin  nach  Leyden,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode,  am  19.  März  1784, 
verblieb.  Seine  Schriften  bestehen  aus  kleineren ,  sehr  interessanten  akademischen 
Abhandlungen  über  Gegenstände  aus  der  Chemie  und  Toxikologie ;  wir  nennen : 
„Diss,  de  efficacia  mixtionis  in  mutandis  corporum  voluminibiis"  (Leyden  1751)  — 

Biogr.  Lexikon.  IIT.  2 


18  HAHN.  —  H  AHNEMANN. 

„Disa,  mechanica  de  potentns  oblique  agenttbus*^  (Utrecht  1755,  4.)  —  „OraL  de 
chemiae  cum  hotanica  conjunctione  utilt  et  pulchra"  (Ebenda  1759,  4.)  — 
„ExpUcatio  quaesttonum  matlifmaticarum  de  maximo  et  mtnimo  in  scientia 
machinali^  (Ebenda  1761,  4.)  —  „Diss.  de  igne**  (1765,  4.)  —  „Oratio  de 
mtUuo  mcUheseoa  et  chemiae  auxüio"  (Ebenda  1768);  endlieh  die  lesenswerthe 
Abhandlung:  „Oratio  de  usu  venenornm  in  medicina^  (Utrecht  1773,  4.;  Edit. 
nova  Leipzig  1775),  in  der  er  nach  einem  kurzen  historischen  Abriss  über  die 
Einführung  der  medicamentösen  Gifte  in  die  Therapie,  über  die  Lehre  von  den 
Gegengiften  und  über  die  Autoren  der  besten  Schriften  über  Toxikologie  gegen 
den  Missbrauch,  der  damals  mit  den  heroischen  Mitteln  getrieben  wurde,  kämpft 
und  sein  Jahrhundert  ein  „toxikophiles"  nennt. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  20.  —  Dict.  bist.  II  l,  pag.  7.  Pgl. 

*HalLIly  Eugen  H.,  aus  Orteisburg,  geboren  am  27.  April  1841,  aus- 
gebildet besonders  durch  Wilms  in  Berlin  und  hier  auch  1865  promovirt,  wirkte 
als  praktischer  Chirurg  und  wurde  1880  Director  der  chirurgischen  Abtheilung 
des  städtischen  Krankenhauses  am  Friedrichshain  daselbst.  Neben  zahlreichen  chirur- 
gischen Einzelaufsätzen  und  Vorträgen  auf  den  Chirurgen-Congressen  rühren  von 
ihm  folgende  umfangreichere  Arbeiten  her :  „  Ueher  Drainage  der  Bauchhöhle*^ 
(1873)  —  „üeber  bemerkenswerthe  Urinfisteln  beim  Weibe"  (1879)  —  „lieber 
operative  Behandlung  der  Niere  durch  Fixation  etc."  Wernich 

Hahnemaim ,    Samuel    Friedrich    Christian   H. ,    als    Stifter   der 
Homöopathie  weltbekannt,    wurde    am   10.  April   1755    als  Sohn  eines  Porcellan- 
malers    in  Meissen    geboren,    besuchte  erst   die  Stadtschule,    dann   die    berühmte 
Fürstenschule  seiner  Vaterstadt.    Er  zeichnete  sich  als  Schüler  aus  und  war  auch 
als  Student   rastlos   fleissig,    indem  er  noch  darauf   angewiesen  war,    sich  durch 
Unterricht  und  Uebersetzungen  den  LebcDSunterhalt  zu  verdienen.  Hernach  wanderte 
er,  theils  Studien,  thcils  Broderwerbs  halber,  weithin  durch  Deutschland,  Oester- 
reich  bis  nach  Hermannstadt,  wurde  in  absentia  Erlauger  Dr.  med.  und  kam  nun 
nacheinander  in  die  verschiedensten  Städte  Mitteldeutschlands,  um  dann  von  1816 
bis  1822   in  Leipzig   zu   bleiben.     Während    er    sich   vor  Allem    durch  ärztliches 
Prakticiren    seine  Subsistenz   zu    sichern   hatte,    wandte   er   sich    auch  häuslichen 
Studien ,  vornehmlich  chemisch  -  pharmaceutischen  ,  zu  ;    er  arbeitete  über  Arsenik- 
vergiftung, erfand  brauchbare  Weinproben,    stellte  das    nach    ihm    benannte    lös- 
liche Quecksilberpräparat  dar  u.a.m.    Bald  aber,  nachdem  er  auch  mannigfache 
fremdländische  Schriften  durchforscht  und  übertragen  hatte  und,  wie  er  gelegent- 
lich andeutet,  durch  Leetüre  von  Büchern  englischer  Aerzte  angeregt,    verfiel  er 
darauf y  den  giltigen  Lehren  der  Mediciner  seiner  Zeit,    ihren  Doctrinen  über  die 
(nicht  chirurgischen)  Krankheiten  und  namentlich  ihrer  Behandlungsart  den  Hand- 
schuh hinzuwerfen    und    die   von    ihm    als  Ersatz    ausgeklügelte    „homöopathisch- 
dynamische" Heilmethode  theoretisch  zu  construiren,  didactisch  auszubilden,  sowie 
praktisch  zu  üben.    Nachdem    er   sich    an    der   Leipziger   Hochschule    als  Docent 
niedergelassen  hatte,  aber  durch  die  Gegnerschaft   der  Professoren  keinen  Zulauf 
als  Lehrer  und  von  der   Regierung  die  Genehmigung  zum  Selbst-Dispensiren  sieh 
vorenthalten  sah,  siedelte  er  nach  Cöthen  über,  wo  er  sich  herzoglicher  Gönnerschaft 
erfreute.    Im  80.  Lebensjahre  schloss  er  einen  zweiten  Ehebund   mit  einer  extra- 
vaganten Französin,  mit  der  er  nach  ParLs  zog;  dort  starb  er  am  3.  Juli   1843, 
nachdem    er    an  der  Seine,    obwohl  Fremder    und   unter    den  Augen    geschätzter 
ärztlicher  Grössen,  zu  einträglicher  Clientel  gelangt  war.  —  Sein  Wirken  hat  eine 
umfangreiche  Literatur    von  Freunden    und  Gegnern  wachgerufen.     Er  selbst  will 
zu  seinen  Lehren ,  die  er  zuerst  m  ärztlichen  Zeitschriften,  namentlich  Hcfeland's 
Journal,  veröffentlichte  und  mit  deren  Darstellung  er  sich,  im  Gegensatz  zu  seinen 
Nachfolgern,    vorzugsweise  an  das  ärztliche,  viel  weniger  an  das  Laienpublikum, 
übrigens  auch  ohne  Angriffe  auf  einzelne  medicinische  Persönlichkeiten,  wandte,  durch 
aufmerksame  Beobachtung  der  Ileilvorgänge  der  Natur  und  sich  daran  knüpfende 


HÄHNEMANN.  19 

Eiforschimg  der  Wirkung  von  Arzneimitteln  an  Gesunden  gekommen  sein.  Will 
man  jetzt  unparteiisch  das  Auftreten  dieser  nicht  gewöhnlich  veranlagten  Persön- 
lichkeit beurtheilen,  so  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  der  Zustand  der  Medicin, 
namentlich  der  praktischen  Heilkunde  zu  jener  Zeit,  und  ganz  besonders  in  Deutsch- 
land, kein  erfreuliebes  Bild  darbot.  Von  erleuchteten  Köpfen  abgesehen,  bewegte 
sich  die  Mehrzahl  der  Aerzte  in  unerwiesenen  Theorien,  Speculationen  oder  gar 
mystischen  Vorstellungen  über  Aetiologie,  Pathologie  und  Therapie;  dazu  kamen 
am  Krankenbett  vielfach  ungenaue  Untersuchung,  ungenügende  Diagnostik, 
schablonenartiges  und  gleichzeitig  vielgeschäftiges  Receptiren,  welches  dem  Hippo- 
kratischen :  TrpöTOv  tö  (x>]  ßXaTTTeiv  crass  widersprach  und  auch  Mischungen  zusammen- 
gewürfelter und  mitunter  sich  einander  entgegenwirkender,  differenter  Arzneistoffe 
producirte.  Rechnet  man  dazu  noch  die  damals  beliebte  energische  Contrastimu- 
lirung  durch  Blutentziehungen,  Drastica  und  Haut-Irritationen,  so  vermag  man 
sich  das  Missbehagen  zu  erklären,  welches  denkende  Aerzte  und  das  Publikum 
über  derartiges,  die  engen  Grenzen  therapeutischen  Könnens  zu  erweitern  vollends 
unbefähigte  Curiren  empfinden  konnten.  Hier  hat  der  Fehderuf  H.'s  wohlthätige 
Gährung  und  Klärung  zu  bewirken  beigetragen.  Freilich  bietet  schon  eines  der 
ersten  seiner  Dogmen  (vielleicht  bestimmt,  Misserfolge  homöopathischer  Curen  zu 
entschuldigen)  den  Stempel  willkürlichster  Fiction,  indem  er  als  Grundursache 
häufigster  und  schwerster  chronischer  Erkrankungen  die  drei  Hauptübel  der  Psora, 
Syphilis  und  Sykosis,  statuirt.  Ebenso  unfruchtbar  war  der  Gedanke,  dass,  wie  die 
normale  Lebenskraft  etwas  Geistiges ,  nichts  Materielles  sei ,  die  Krankheiten  nur 
dynamische  Störungen,  in  ihrem  innigsten  Wesen  nie  ein  mit  unseren  Sinnen 
Passbares ,  daher  auch  nicht  etwa  in  heilkräftiger  Weise  local  Angreifbares  seien. 
Es  wäre  ein  Irrthum  der  „alten  Aerzte",  der  AUöopathen,  die  materielle  Krank- 
heitsursache wegschaffen  zu  können,  und  wenn  unter  deren  Behandlungsart  Kranke 
geheilt  werden,  so  sei  es  trotz  derselben  —  oder  weil  sie  unbewusst  homöopathisch 
gehandelt,  geschehen ;  in  sehr  vielen  Fällen  hätten  die  AUöopathen,  sowohl  durch 
die  kritiklose,  oft  nur  auf  Bekämpfung  eines  einzigen  Symptoms  gerichtete  Wahl 
der  Arznei,  als  auch  namentlich  durch  die  Dosirung  geschadet  oder  sind  dabei 
schlechthin  toxisch  verfahren.  Zu  der  Lehre :  6mix  6[JLOiotc,  die  ihn  selbst  schliesslich 
zur  Annahme  des  Ausdrucks  Homöopathie  veranlasste ,  sei  er  u.  a.  durch  Beobach- 
tungen wie  die  gelangt,  dass  Pocken,  die  doch  oft  Blindheit  und  Taubheit  hervor- 
rufen, in  anderen  Fällen  gerade  diese  Gebrechen  geheilt  hätten,  dass  Geistes- 
störungen, wie  sie  in  Folge  von  Fiebern  auftreten,  auch  durch  solche  zu  glück- 
lichem Ende  kamen ,  Kälte  bei  Verbrennungen  schädlich  wirken.  So  fühlte  er  sich 
veranlasst,  anerkannt  heilkräftige  Substanzen,  wie  die  fieberwidrige  China,  an 
sich  zu  prüfen  und  er  constatirte  danach  —  wechselfieberartige  Symptome.  Nicht 
minder  oberflächlich  sind  seine  Angaben  über  die  krankheiterzeugende  Wirkung 
anderer  Arzneistoffe  und  es  ist  dabei  die  Zahl  der  angeblich  durch  letztere  be- 
wirkten Krankheits-Symptome  bei  einigen  geradezu  lächerlich.  Auf  solchem  Grunde 
wird  das  Gebäude  errichtet :  „Wähle ,  um  schnell ,  gewiss  und  dauerhaft  zu  heilen, 
in  jedem  Krankheitsfalle  eine  Arznei,  welche  ein  ähnliches  Leiden  für  sich  erregen 
kann,  als  sie  heilen  soll."  Wie  nun  die  Heilung  vor  sich  geht,  wird  damit  erklärt, 
dass  „jene  instinctartige  und  verstand-  und  bewusstlose,  aber  automatisch-energische 
Lebenskraft,  wenn  sie  durch  Krankheit  zu  innormaler  Thätigkeit  verstimmt  worden, 
mittelst  einer  dieser  ähnlichen  Afiiiction,  von  homöopathisch  ausgewählter  Arznei 
erzeugt,  dergestalt  arzneikrank,  und  zwar  in  einem  etwas  höheren  Grade  um- 
gestimmt ist,  dass  die  natürliche  Krankheits-Infection  nicht  mehr  auf  sie  wirken 
könne  u.  s.  w.  Die  instinctartige  Lebenskraft,  nun  blos  noch  (aber  stärker)  arznei- 
krank, ist  eine  erhöhte  Energie  zu  richten  gezwungen,  überwindet  aber  wegen  kurzer 
Wirkungsdauer  der  sie  nun  krankhaft  aflficirenden  Arzneipotenz  diese  bald.  An- 
geregt ferner  durch  die  alltägliche  Beobachtung,  dass  ganz  geringfügige  oder  nur 
kurzwährende  Beeinflussung  der  Lebenskraft ,  z.  B.  eine  nur  kurze  Berührung  mit 
ansteckenden  Eü'ankheitsstoff'en,  hinreiche,  um  Krankheit  hervorzurufen ,  will  er  zu 

2* 


20  HAHNEMAJJJN.  —  HAIGHTON. 

der  Ueberzeugung  von  der  Unfehlbarkeit  kleinster  Arzneidosen  gekommen  sein, 
von  der  ersten  Verdünnung  zweier  Tropfen  des  Pflanzensaftes  mit  98  Tropfen 
Weingeist  anfangend  und  dann  durch  die  analoge  weitere  Verdünnung  bis  zur 
Decillion  die  „Potenzirung"  der  Arzneikraft  bewirkend.  War  auch  dies  schon  aller 
Vernunft  und  Wissenschaft  zuwider,  so  blieb  hier  das  Lächerliche  nicht  aus, 
indem  sogar  eine  kurze  Einwirkung  der  Dünste  von  Arzneistoflfen  auf  die  Geruchs- 
und Geschmacksnerven  für  hinreichend  zur  Heilung  der  ELrankheit  erklärt 
wurde.  Es  mag  gerade  dieser  Widersinn  als  über  das  Ziel  hinausschiessende 
Reaction  gegen  die  Medicina  crudelis  mancher  zeitgenössischer  Allöopathen  gelten 
und  zu  entschuldigen  oder  zu  bemitleiden  sein.  —  Seine  Lehre  hat  namentlich 
im:  „Dogma  der  rationellen  Heilkunde^  (1.  Aufl.,  Dresden  1810)  ihre  Stätte 
gefunden,  demgemäss  ist  dies  Buch  wiederholt  aufgelegt  und  auch  in  die  ver- 
schiedendsten  Sprachen  übertragen  worden;  von  den  anderen  Schriften  sind  zu 
nennen:  „Fragmenta  de  viribus  medtcamentorum  positiois  sive  in  sano  corpore 
humano  obseroatia^  (Leipzig  1805)  —  „Die  chronischen  Krankheiten^  ihre 
eigenthümliche  Natur  und  homöopathische  Heilung*^  (4  Thle.)  —  Kleine  tnedi- 
cinische  Schriften^  (2  Thle.,  Dresden  1829).  —  Dass  die  homöopathische  Weis- 
heit bald  Beifall  und  selbst  Begeisterung  unter  den  Laien  fand,  wird  schon  durch 
den  Umstand  ierklärt,  dass  letztere  in  Folge  der  thatsächlichen  oder  irrthümlich 
angenommenen  Misserfolge  des  gewöhnlichen  ärztlichen  Handelns  gerade  den  falschen 
Propheten  auf  dem  medicinischen  Gebiete  gerne  zujubeln ;  dazu  kam  das  geheimniss- 
volle und  doch  so  anheimelnde  der  Lehre  von  der  Arzneiwirkung,  auch  die  Bequemlich- 
keit und  Wohlfeilheit  des  Heilapparates.  Aber  nicht  minder  unter  Aerzten ,  auch 
unter  den  Veterinären,  hat  er  leider  so  viele  Jünger  gefunden,  von  denen  manche 
vielleicht  nicht  aus  wissenschaftlicher,  uneigennütziger  Bewunderung  sich  der  Irr- 
lehre zugewandt  haben.  —  Bald  nach  Verkündigung  der  neuen  Heilswahrheit  er- 
schienen Zeitschriften  für  Homöopathie,  und  wenn  auch  in  der  Literatur  und  der 
Praxis  der  Homöopathen  die  therapeuthischen  Vorschriften  H.'s  mehrfach  Modifi- 
cationen,  sei  es  Bekämpfung,  sei  es  Ausbau  und  Erweiterungen  (nach  Richtung 
des  Komischen)  erfahren  haben,  so  ist  er  jedenfalls  einer  der  von  Mit^  und  Nach- 
welt gefeierten  Aerzte;  sind  ihm  sogar,  was  sonst  wenigen  Medicinern  beschieden 
worden,  an  verschiedenen  Orten  Deutschlands  (Leipzig  und  Cöthen)  aus  Privat- 
mitteln Strassen- Standbilder  emchtet  worden  und  auch  im  Auslande,  selbst  jenseits 
des  Weltmeeres,  ist  er  in  Bild,  Wort  und  Schrift  verherrlicht  worden!       Falk 

Haidenreich ,  Johann  Ludwig  H. ,  geboren  in  Engelsberg  (Oesterr.- 
Oberschlesien)  am  31.  Januar  1747,  prakticirte  Anfangs  als  Physicus  der  Comitate 
Jazygien  und  Rumänien  in  Ungarn  und  Hess  sich  zuletzt  in  Neu-Arad  nieder,  wo 
er  wirklicher  und  erster  Physicus  der  Arader  Gespanschaft  war.  Er  schrieb : 
„Medicina  Aradensis.  Tractatus  de  morbis  in  Dada  frequentioribus  et  de 
singulari  eos  tractandi  methodo"  (Pest  und  Leipzig  1783,  4.)  —  „Instructio 
medicO'chirurgica  in  usum  gremialiurn  ruraliam  chirurgorum  conscripta;  cui 
accedunt  recusae  altissimae  normales  dispositiones  de  revocandis  suffocatis, 
submersis,  suspensis  etc."  (Pest  1785)  —  „  Von  der  Nahrung  ganz  kleiner 
Kinder  und  einigen  Arten  von  Convulsionen  j  nebst  einigen  Mitteln,  dieselben 
zu  verhüten  und  zu  heilen"  (Wien  1799)  —  „Historia  astheniae  scorbuticae 
in  comitatu  Aradiensi  1803  saevientis"  (Temesvar  und  Pest  1805). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  22.  —  Callisen,  VIII,  pag.  54;  XXVIII,  pag.  354. 

Pgl.  . 

Haighton ,  John  H. ,  ausgezeichneter  englischer  Wundarzt ,  lebte  zu 
London  gegen  Ende  des  vorigen  und  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  war  Dr.  med. 
und  Mitglied  der  Med.  Society  of  London,  zu  deren  Menioirs  er  folgende  erheb- 
liche Beiträge  geliefert  hat,  wegen  derer  der  Autor  erwähnenswerth  ist:  „An 
attenipt  to  ascertain  the  power s  concerned  in  the  act  of  voiniting"  (Mem,  of 
the  Med.  Soc.  of  Lond. ,    1789)    —    „Two    expeiHmeiits   on   the    mechanism  of 


HAIGHTON.  —  HAINDORF.  21 

vomitingj  supplementary  etc,**  (Ibid.)  —  „Ä  case  of  original  deafness ;  with 
the  appearence  on  diasection**  (Ibid.  1792)  —  „Expei'imenta  made  on  the 
laryngeal  and  recurrent  branches  of  the  eighih  pair  of  nerves ,  vrith  a  mew 
to  determine  the  effects  of  the  division  of  those  nerves  on  the  voice*^  (Ibid.)  — 
„Case  of  hydrophohia"  (Lond.  Med.  Journ. ,  Vol.  VI)  —  ^,7^6  history  of  two 
cases  of  the  fractured  olecranon,  with  sonie  remarks**  (Med.  Commentaries, 
1785)  —  „A  case  of  tic  douloureux,  or  painful  affection  of  the  face j  success- 
fully  treated  by  a  division  of  the  affected  nerve"  (Med.  Records  and  Researches, 
1789)  —  „An  inquiry  concerning  the  true  and  spurtous  Caesarian  Opera- 
tion etc,"  (Ibid.  1798).  Die  Bibliothek  der  Med.  Soc.  of  Lond.  bewahrt  ein  Manuscript 
Ton  H.  auf,  betitelt:  „Lectures  on  physxology  and  natural  philo sophy"  aus 
dem  Jahre  1796.  j 

Dict.  bist.  II,  pag.  8.  Pgl.  1 

Haindl,    Anton  Franz  H.,    zu  Wien,    war  am  14.  September  1803  | 

zu  Leitmeritz  als  Sohn  eines  Militärarztes  geboren,  studirte  in  Prag  und  wurde 
daselbst  1829  mit  der  von  den  Schülern  der  Anatomie  später  sehr  geschätzten: 
„Anleitung  zur  Darstellung  der  Miukeln  des  menschlichen  Körpers*'  (m.  2  Taff.) 
Doctor,  dann  Prosector  bei  der  dortigen  Universität,  1831  Professor  der  Anatomie 
an  der  chirurgischen  Lehranstalt  zu  Elagenfurt,  nach  deren  Aufhebung,  1884,  er 
in  gleicher  Eigenschaft  nach  Lemberg  versetzt  wurde.  Später  wurde  er  daselbst 
Director  des  allgemeinen  Krankenhauses  und  der  damit  verbundenen  Irren-  und 
Gebär-Abtheilung  und  in  Folge  seiner  umsichtigen  Verwaltung  bei  der  beabsich- 
tigten Errichtung  einer  neuen  Irrenanstalt  1845  mit  einer  amtlichen  Mission  zum 
Besuche  der  Irrenanstalten  des  Auslandes  betraut  und  J846  in  die  Commission 
zur  Errichtung  einer  Irrenanstalt  in  Wien  berufen.  Nach  Lemberg  zurückgekehrt, 
that  er  si&h  1848  bei  der  Cholera-Epidemie  und  in  den  mit  Kranken  der  russi- 
schen Hilfstruppen  überfüllten  Hospitälern  sehr  hervor  und  wurde  1851  als  Director 
des  allgemeinen  Krankenhauses  nach  Wien  berufen,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu 
seinem  am  25.  September  1855,  als  Opfer  der  Cholera,  erfolgten  Tode  eine 
energische  Thätigkeit  entwickelte,  Missbräuche  abschaffte,  den  Geist  weiser  Sparsam- 
keit zur  Geltung  brachte  und  daselbst ,  wie  in  Lemberg ,  als  Mensch ,  Arzt  und 
Beamter ,  in  Folge  seiner  unerschütterlichen  Pflichttreue  und  strengen  Rechtlichkeit 
ein  ehrenvolles  Andenken  hinterlassen  hat.  Schriftstellerisch  ist  er  weiter  nicht 
thntig  gewesen. 

V.  Wurzbach,  VII,  pag.  220.  G. 

Halndorf,  Alexander  H. ,  war  zu  Lehnhausen  in  Westfalen  am 
2.  Mai  1782  geboren,  studirte  Medicin  zu  Würzburg,  Bamberg  und  Heidelberg, 
woselbst  er  eine  gekrönte  Preisschrift:  „Quaenam  est  vis,  quae  dicitur,  nervea 
in  corpore  animalif  etc."  (Heidelberg  1810)  verfasste  und  in  demselben  Jahre 
Privatdocent  wurde.  Er  schrieb  sodann :  „  Versuch  einer  Pathologie  und  Therapie 
der  Oemüths'  und  Geisteskrankheiten"  (Ebenda  1811),  besuchte  Frankreich, 
um  dessen  medicinische  Anstalten  kennen  zu  lernen,  kehrte  1815  nach  Deutsch- 
land zurück  und  wurde  Oberassistenzarzt  am  akademischen  Hospital  und  Privat- 
docent an  der  Universität  Göttingen.  Ueber  die  auf  seiner  Reise  1813 — 1814 
gemachten  Wahrnehmungen  gab  er  heraus:  „Beiträge  zur  Cnlturgeschichte  der 
Medicin  und  Chirurgie  Frankreichs  und  vorzüglich  seiner  Hauptstadt,  u.  s,  to," 
(Göttingen  1815).  Während  des  Feldzuges  von  1815  war  er  Lazaretharzt  in 
hannoverischen  und  preussischen  Diensten,  wurde  1816  Privatdocent  an  der  da- 
maligen Universität  zu  Münster,  wo  er  Chirurgie,  Geburtshilfe  und  Psychiatrie 
lehrte  (1818  hielt  er  Privatvorlesungen  Über  den  thierischen  Magruetismus) ,  und 
trug  später  bei  der  dortigen  medicinisch-chirurgischen  Lehranstalt  Physiologie  vor. 
Er  übersetzte  John  Reib:  „Uehtr  Nervenleiden"  (Essen  und  Duisburg  1819), 
war  Mit-Redacteur  von  Nasse's  Zeitschrift  für  psychische  Aerzte  seit  1818  und 
verfasste  filr  dieselbe  (1818,   19)  mehrere  einschlägige  Aufsätze,  einige  auch  für 


22  HAINDORF.  —  HAISZLER. 

die  Abhandlungen  und  Beobachtungen  der  ärztlichen  Gesellschaft  zu  Münster  (1829). 
Er  stiftete  1826  einen  Verein  zur  sittlichen  Erziehung  der  Juden  zu  nützlichen 
Staatsbürgern  und  zur  Bildung  von  Jugendlehrern,  verfasste  mehrere  populär- 
historische Schriften,  lebte  mehrere  Jahre  zu  Hamm  und  starb  am  16.  October 
1862  zu  Caldenhoff  bei  Hamm. 

Pütter,  ir,  pag.  251;  IV,  pag.  371.  —  Ernst  Rassmann,   1866,  pag.  138.— 
Callisen,  VIII,  pag.  57;  XXVIII,  pag.  356.  G. 

*Hairion,  Fr6d6ric  H.,  zu  Löwen,  geboren  zu  Beaumont  im  Hennegau 
am  6.  Mai  1809,  studirte  in  Löwen,  wo  er,  23  Jahre  alt,  zum  Doctor  promovirt 
wurde,  blieb  ein  Jahr  lang  in  Paris,  wo  er  Düpüyteen,  Lisfranc,  Roüx,  Andral, 
Chomel,  Broussais  u.  s.  w.  hörte,  war  im  Jahre  1830  und  31  in  Brüssel  einer 
Ambulanz  (im  Temple  des  Augustins)tzugetheilt,  kehrte  1832  nach  Paris  zurück 
und   machte    daselbst   den  Ambulanzdienst   bei   der  damals  herrschenden  Cholera- 
epidemie   im  Quartier  Popincouii;   mit.     Nach  Belgien  zurückgekehrt,   trat   er  als 
M6decin    adjoint   in    die  Armee   ein,    yerliess    dieselbe  jedoch  bald,    um    sich   in 
Momignies  zu  etabliren.    Im  Jahre  1835  erhielt  er  eine  Stelle  als  Arzt  am  MilitJlr- 
spitale  zu  Mecheln,  von  wo  er  in  demRclben  Jahre  noch  nach  Löwen  versetzt  wurde. 
Daselbst   wurde    ihm    die   Abtheilung   für  Syphilis   und   Hautkrankheiten,    später 
auch    die   für  Augenkrankheiten   übertragen.    In    dieser  Stellung    erwirkte   er   die 
Errichtung  eines  Institutes  für  augenkranke  Soldaten  („Institut  ophthalmique  mili- 
taire"),  dem  er  im  Jahre  1841  als  Director  zugetheilt  wurde.     Seit  1836  wirkte 
er  auch  als  Professeur  agr6g6,  seit  1838  als  Prof.  extraordlnaire   und  seit  1846 
als    Prof.    ordinaire    an    der   katholischen    Universität   Löwen.     Er   lehrte    zuerst 
Hygiene,  dann  Syphilidologie,  Augenheilkunde  und  seit  1843  auch  Dermatologie. 
H.  organisirte,    im  Verein  mit   den  Redacteuren    der  Annales   d'oculistique ,  einen 
internationalen    Congress    für  Ophthalmologie   in  Brüssel  (1857),    der  sich   haupt- 
sächlich mit  der  Ophthalmia  granulosa  der  Soldaten  beschäftigte.    Im  Jahre  1839 
trat   H.    in    die  Redaction   der   durch   Fl.  Cünjer   in's  Leben  gerufenen  Annales 
d'oculistique  ein.    Nach    dem  Tode  Cükier's  (1853)  wurde  die  Publication  durch 
ein    Comit6    von    fünf   Mitgliedern    weitergeführt,    von    welchen    noch    zwei    am 
Leben    sind:    Hairion    und   Warlomont.     Das  Journal    hat    unter    der   Leitung 
Cunier's  29 ,    unter   der   des   Comit^s    63   Bände    erscheinen    lassen.     Von    den 
Publica tionen  H.'s  führen  wir  folgende  an:  „Constd Kations  pratigues  et  recherchea 
sur  Vophihalmie  qui  r^gne  dans  Varmde  helge"    (Löwen  1839)    —    „De  Voph- 
thalmie  gonorrhcnque^    (Ebenda    1846);    aus   den   Annales    beiges    d'oculistique : 
„Rapport  iiur  V Institut  ophthalmique  de  l'hdpital  militaire  de  Louvain^  (1840)  — 
„Des  granulations  palpibrales**  (1870);    aus   den  Archives  beiges   de   m^decine 
militaire :    „Nouvelles    considirations   pratiques    sur   V Ophthalmie    de    Vami^e" 
(1848)    —    „Des   taches   de    la   cornee  considSrSes   comme   cause  de  rdforme" 
(1848)  —    ^Etudes  microscopiques  sur  le  staphylome^    (1850)    —    „Anatomie 
pathologique   des   gramdations  palpebrales^  (1850)    —    „Mtm.    sur   les   effets 
physiologiques  et  thirapeutiques  du  tannin"  (1851);  aus  den  Bulletins  de  TAca- 
d^mie   royale    de    m6decine:    „De    Vemploi    du    collodion    en    Ophthalmologie" 
(1848 — 49)  —  „Influence   respective  des  diffirents   nerfs   sur  les   mouvemeiits 
de  riris"  (1854 — 55)  —  „Discours  sur  V Ophthalmie  dite  militaire**  (1859)  — 
„Discours   sur    V Ophthalmie    des   armSes**  (1863,  64)    —  „Compte   rendu  des 
iravaux  relatifs  h  V Ophthalmologie  de  1841  h  1866**  (1867)  —   „Du  recrute- 
ment  des  proftsseurs   d^universiti**   (1877);    aus    dem  Compte  rendu  du  Congrfes 
d'ophthalmologie   de  Paris,  1863:   „Parallele  entre  Vinocidation  blennorrhagique 
et  la  tonsure  conjonctivale  dans  le  traitement  du  pannus** ;  aus  den  Annales  de 
la  Soci^te  scientifique  des  Bruxelles :   „De  Vabus  des  collyres  irritants**,  u.  s.  w. 

Red. 

Haiszier,  Georg  H.,  zu  Veszprim  in  Ungarn,  war  1761  zu  Csepreg 
im  Oedenburger  Comitat  geboren,  studirte  zuerst  Theologie,  dann  in  Wien  Medicin, 
wurde   zum  Physiciis    des  Oedenburger  Comitats    ernannt    und    verblieb   in  dieser 


HAISZLER.  —  HALBERTSMA.  23 

Stellung  bis  1800,  worauf  er  nach  Yeszprim  übersiedelte.  Unter  seinen  ungariseb 
verfaasten  Schriften  befindet  sich  eine  Abhandlung,  ob  das  natürliche  oder  künst- 
liche Impfen  der  Blattern  besser  sei  (Pressburg  1791);  seine  medicinischen  Werke 
erschienen  in  3  Bänden  (Veszprim  1801 — 3);  1831  schrieb  er  noch  (ungarisch 
und  deutsch)  eine  Abhandlung  über  die  Cholera.    Er  starb  1841. 

V.  Wurzbach,  VII,  pag.  222.  G. 

Halbach  zur  Pforte»  Daniel  H.,  zu  Königsberg  in  Preussen,  war  am 
11.  December  1581  zu  Labiau  geboren,  wurde  1608  Lector  beim  Pädagogium 
in  Königsberg,  1609  Magister,  ging  1611  nach  Basel,  wo  er  1614  den  Doctor- 
grad  erlangte.  Nach  einigen  Reisen  wurde  er  1615  in  Königsberg  Prof.  ord.  der 
praktischen  Philosophie  und  dabei  1616  Prof.  physices  und  medicinae  extra- 
ordinarius,  1618  auch  kurfürstlicher  Medicus,  trat  1619  aber  die  philosophische 
Professur  ab  und  wurde,  mit  Beibehaltung  der  physischen,  Prof.  medic.  ordin. 
tertius,  1622  secundus  und  starb  am  3.  Januar  1635.  Es  rühren  von  ihm  eine 
Anzahl  philosophischer  und  medicinischer  Dissertationen  und  48  Disputationen  über 
Physiologie   her. 

Arnoldt,  pag.  310,  314,  325.  — Pisanski,  II,  pag.  101,  102,  185,  192.     g. 

Halbertsma,  Eeltje  Hiddes,  am  8.  October  1787  in  Grouw  geboren, 

studirte  und  promovirte  1818  in  Leyden.    Er  etablirte  sich  zuerst. in  Purmerend, 

doch  kehrte   er   bald  nach  Grouw  zurück,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode  1858  eine 

ausgedehnte  Praxis  ausübte.     Und  doch  ist  er  weniger  als  Arzt,  wie  als  Dichter 

bekannt.    Er  hat  eine  Anzahl  Gedichte  und  auch  Prosa-Stücke  geschrieben,  alle  im 

Friesischen  Dialect,  von  denen  viele  in's  Deutsche  und  Holländische  übersetzt  worden 

sind,  wodurch  er  wirklich  als  der  Stifter  einer  neuen  Friesischen  Literatur  zu  erwähnen 

ist  und  er  eine  ausserordentliche  Popularität  in  der  ganzen  Provinz  Friesland  genoss. 

Van  der  Aa-Harderwyk-Schotel,  Bd.  VIII,  1.  St.,  pag.  89 

C.  E    Daniels. 

Halbertsma,  Hidde  Justusz  H. ,  am  20.  März  1820  in  Bolsward 
geboren ,  zog  jedoch  schon  im  folgenden  Jahre ,  weil  sein  Vater  als  Prediger 
dahin  gerufen  wurde,  nach  Deventer,  wo  er  1837  als  Student  am  Athenaeum 
eingeschrieben  wurde.  1838 — 1843  studirte  er  in  Leyden  unter  Sandifort, 
MacqüELYN,  Bhoers  und  Pruys  v.  d.  Hoeven  und  promovirte  im  letztgenannten 
Jahre  zum  Dr.  med.  mit  einer  Diss. :  „De  Antonii  Le euw enhoeckii  meritis 
in  guasdam  partes  anatomtae  microscopicae,"  Darauf  studirte  er  in  Paris  unter 
LiSFRAXC,  Blandin,  Chomel,  Cloqüet  ,  in  Wien  unter  Skoda  und  Hkller  und 
darauf  in  Heidelberg  unter  IIexle.  1845  nach  Leyden  zurückgekehrt,  promo- 
virte er  in  der  Chirurgie  und  Geburtshilfe  und  wurde  im  folgenden  Jahre  durch 
die  Regierung  nach  Berlin  geschickt,  um  seine  anatomisch-physiologischen  Studien 
fortzusetzen.  Hier  hörte  er  Brücke,  Ehrknberg,  Joh.  Müller  und  Schlemm, 
als  dessen  Prosector  er  ein  Jahr  fungirte,  in  welchem  Zeitraum  er  den,  vor  ihm 
allein  durch  J.  L.  Fiscber  erwähnten,  Nervus  interosseus  cruris  genau  beschrieb 
(MÜLLKB*s  Archiv  für  Anatomie,  1847).  1847  ging  er  nach  Leipzig,  um  E.  H. 
und  Ed.  Weber  zu  hören,  und  unter  Lehmann  physiologische  Chemie  zu  studiren 
und  im  folgenden  Jahre  nach  Prag,  wo  er  den  Vorlesungen  von  DiTtrich, 
Oppolzer  und  Pitha  folgte.  Im  Mai  dieses  Jahres  (1848)  starb  Sandifort  und  wurde 
H.  zum  Prof.  med.  in  Leyden  ernannt,  welches  Amt  er  am  30.  September  antrat 
mit  einer  Rede:  „De  Alb  in  i  anatomtae  tractandae  methodo  comparata  cumea, 
quam  nostra  tempora  sibi  deposcunt."  Bald  danach  fing  er  an,  den  in  der 
letzten  Zeit  etwas  vernachlässigten  Unterricht  in  der  Anatomie  und  Physiologie 
zu  rcorganisiren,  die  dazu  benöthigten  Präparate  und  Instrumente  zu  kaufen  und 
die  bis  dahin  gebrauchte  lateinische  Sprache  mit  der  holländischen  zu  vertauschen. 
Einige  Jahre  später  wusste  er  sich  der  Hilfe  eines  Proaectors  zu  versichern ,  als 
ihm  der  Unterricht  in  der  pathologischen  und  mikroskopischen  Anatomie  über- 
trafen   wurde.     Sein  Unterricht    in    der  Anatomie    war  vortreftlich ,    deutlich  und 


24  HALBERTSMA.  —  HALDAT. 

einfach,  so  dass  seine  Schüler  ihn  als  einen  ausgezeichneten  Docenten  und  nicht 
weniger  als  einen  aufrichtigen  Rathgeber  und  Freund  verehrten  und  der  ana- 
tomische Unterricht  in  Leyden  ihm  unendlich  viel  verdankt.  Bis  1864  war  er  stets 
mit  ausserordentlichem  Eifer  wirksam,  als  eine  ernsthafte  Erkrankung  (Melancholia) 
ihm  das  Arbeiten  unmöglich  machte.  Er  suchte  Heilung  in  Laubach ,  doch  umsonst, 
er  starb  daselbst  am  22.  November  1866.  Trotz  seiner  ausserordentlichen  Be- 
schäftigung in  seiner  akademischen  Wirksamkeit  fand  er  doch  noch  Zeit,  die 
folgenden  chronologisch  angeführten  Arbeiten  zu  verfassen:  „Bydrage  tot  de 
ziektekundige  ontleedkunde  der  tanden"  —  „Over  Hermaphroditismua  spurium 
femininus^^  (1855)  —  „Over  eene  verbinding  tusscheii  de  breede  rugspier  en 
de  drlehoofdige  armspier  by  den  mensch:  analogon  van  den  by  dieren  voor- 
hörnenden  musculus  anconaeus  quintus**  —  „Over  de  verhoudmg  der  onder- 
sleutelbeens  -  slagader  tot  ioevallig  aanwezige  halsribben  by  den  wensch"  — 
„Anatomische  en  physiologische  beschouwing  der  voorhoofdspier  (m.  frontalis)^  — 
„De  sutura'  infra-orbitali"  —  „De  lamina  mediana  cartilaginis  thyreoideae"  — 
„Bydrage  tot  de  geschiedenis  van  den  canalis  Schlemmii*^  —  „De  musculus 
thoracicus"  —  „Ontleedkundige  aanteekeningen,  Eerste  zestal"  —  „De  af- 
wyking  van  het  tusschenschot  der  kamers  en  dei'  pHmitive  aorta  naar  links, 
met  hare  gevolgen;  bydrage  tot  de  kennis  der  onregelmatige  onfvxikkeling  van 
het  hart"  —  „Normaal  en  abnormaal  Hermaphroditismus  by  de  visschen"  — 
„De  beteekenis  der  kleine  vleugels  van  het  wiggebeen^  —  „Ontleedkundige 
aanteekeningen,  Tweede  zestal"  —  „Beschryving  van  een  Oost  -  Indischen 
Idiotenschedel**  —  „De  derde  geuriichtsknobhel  (condylus  tertius)  van  het  achter- 

hoofdsbeen"  —   „De  asymmetrie  der  Javaansche  schedels". 

C.  E.  Daniels. 

*Halbertsma,  Tjalling  H.,  am  15.  JuH  1841  in  Sneek  (Friesland) 
geboren,  studirte  seit  1857  in  Leyden  unter  H.  J.  Halbertsma,  6.  C.  B.  Suringar, 
Pruys  van  der  Hoeven,  Schkant,  Simon  Thomas,  Krieger  und  promovirte  am 
18.  Dccember  1863  mit  einer  Diss. :  „De  keelspiegel  en  zyne  aanwendivg.^ 
Danach  hörte  er  in  Tübingen  Luschka,  v.  Niemeyer  und  v.  Brüns,  in  Wien 
Brücke,  Oppolzer  und  Braun,  in  Paris  Pean  und  etablirte  sich  im  März  1865 
als  praktischer  Arzt  in  Sneek.  Im  Juni  1866  als  Prof.  med.  nach  Groningen 
berufen  (Antrittsrede:  „De  voortreffelyklieid der  hedendaag sehe  verloskiinde" ) ^  war 
er  da  nur  ein  Jahr  wirksam,  da  er  schon  1867,  als  Güsskrow  nach  Zürich  über- 
gesiedelt war,  an  dessen  Stelle  nach  Utrecht  kam  als  ord.  Prof.  der  Geburtshilfe  und 
Gynäkologie  (Antrittsrede:  y^De  Verdienste  der  Engeischen  op gynaecologisch  gehied 
en  het  verband  der  gynaecologie  met  de  geneeskunde^J,  wo  er  noch  heute  wirksam 
ist.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „Over  Ovariotomie"  —  „Over  Craniotomie"  — 
„Zur  Milchfieberfrage"  (Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch.,  1873)  —  „Zur  Theorie 
des  Vesiculär-Athmens"  (Ebenda  1877)  —  „Die  Aetiologie  der  Eclampsia 
puerperalis"  (Volkmann's  klinische  Vorträge,  Nr.  212)  —  „Aeussere  Unter- 
suchung  als   Prophylacticum    gegen    Puerperalfieber"    —    „Die  Diagnose   des 

Sitzes  der  Placenta    durch  Probepunctionen"    (Centralbl.  f.  Gynäk. ,   1881)  etc. 

C.  E.  Daniels. 

•  Haldat  du  Lys ,  Charles-Nicolas-Alexandre  de  H. ,  zu  Nancy, 
war  am  24.  December  1770  zu  Bourmoot  in  Lothringen  geboren,  war  anfänglich 
Chirurg  in  der  französischen  Armee,  wurde  nach  dem  Frieden  von  Campo  Forraio  Lehrer 
der  Physik  an  der  ficole  centrale  de  la  Meurthe  zu  Nancy,  1803  Dr.  med.  zu  Strassburg. 
Von  1824 — 31  war  er  Inspecteur  der  Universität ,  war  ferner  Mitglied  und  Secretär 
der  Acad.  des  sciences,  lettres  et  arts  de  Nancy,  zu  deren  Wiederherstellung  im 
Jahre  1803  er  vorzüglich  beigetragen  hatte.  Er  schrieb  folgende  physiologische 
und  pathologische  Arbeiten:  „Exp^riences  sur  la  double  vision"  (Lamethrie, 
Journ.  de  physique,  1806)  —  „Recherches  sur  les  limites  de  la  vision  simple 
et  les points  de  correspondance  de  la  rdtine,  etc."  (Ebenda  1807)  —  „Recherches 
sur  les  albinos  de  l  Enrope"  (Ebenda  1810)  —  „De  la  lymphe  des  ventricules 


HALDAT.  —  HALEM.  26 

du  cerveau"  (Ebenda  1811)  —  „Obs,  relative  a  une  surditi  combattue  par  le 
galvanisme**  (Anniiaire  de  la  Soc.  de  mM.  du  d6p.  de  TEure  1808)  —  „M4,m. 
sur  un  mode  de  traitement  de  Validnation  mentale  j  Stabil  depuis  le  moyen- 
äge  dans  In  parolsse  de  Bonnet,  dSp,  de  la  Meuse"  (Sedillot's  Journal;  T.  LXV), 
ferner:  „Htstoire  du  magnt^üvie  dont  les  pMnomhies  sont  rendus  sensibles  par 
le  mouvemenf  (Nancy  1845)  —  „Optique  oculaire,  suivi  d*un  essai  sur  Vachro- 
fnatisme  de  Voeil"  (Paris  1849)  —  „Recherches  expirimentales  sur  le  mScanisme 
de  la  viston"  (Nancy).  Ausser  mehreren  Festreden  und  anderen  hier  nicht  an- 
zuf&hrenden  physikalischen  und  chemischen  Arbeiten  verfasste  er  auch  noch  die 
fioges  von  Willemet,  Thouvenel,  L.  Valentin  (1807,  16,  29)  u.  s.  w.  Er 
starb  am  26.  November  1852. 

Callisen,  VIII,  pag.  60;  XXVIII,  pag.  356.  —  Poggendorff,  I,  pag.  999.     g. 

*Hale,  Josiah  H.,  amerikanischer  Arzt  in  Owensboro,  ,Ky.,  geboren  in 
Ohio,  Co.  Ky. ,  am  25.  Januar  1829,  machte  seine  Studien  in  Louisville  und 
New  York ,  wurde  an  ersterer  Universität  im  März  1856  zum  Dr.  med.  graduirt 
und  prakticirte  seit  1857  in  Hartford,  Ky.,  und  seit  1863  in  Owensboro,  wo  er 
sich  speciell  mit  Chirurgie  und  Augenkrankheiten  beschäftigt.  H.  ist  Mitglied 
mehrerer  gelehrter  Gesellschaften  und  veröffentlichte :  „  The  treatmeht  of  pneu- 
moniae* (American  Practitioner,  1870)  — „Ireatment  of  malaria  fever s"  (Ibid. 
October  1870)  —  „Treatment  of  typhoid  fever^  (Ibid.  December  1870)  — 
j^Treatvfient  of  trachoma"  (Transactions  of  Ky.  State  Med.  Soc.  1871)  — 
„Glioma  of  retina"  (Med.  and  Surg.  Reporter,  Januar  1H76)  —  „Jodine  as  a 
local  application  in  uterine  disease^  (Amer.  Practit.  1873)  —  „Embolism  of 
popliteal  artery"  (Med.  and  Surg.  Reporter,  July  1871)  etc. 

Atkinson,  pag.  382.  Pgl. 

Halem ,  Friedrich  Wilhelm  von  H. ,  geboren  zu  Aurich  am 
13.  November  1762  als  zweiter  Sohn  des  k.  preussischen  Raths  und  Amts  Verwalters 
v.  H.,  besuchte  seit  1774  die  ülrichs-Schule  zu  Norden,  studirte  seit  Herbst  1781 
zu  Halle,  seit  Ostern  1783  zu  Göttingen,  seit  Ostern  1784  wieder  zu  Halle  und 
seit  Herbst  desselben  Jahres  zu  Berlin,  unterwarf  sich  hier  dem  anatomischen 
Corsas  und  promovirte  zu  Frankfurt  a.  0.  mit  der  Dissertation:  „De  tympanite^ 
am  20.  Mai  1785.  Nachdem  H.  am  7.  December  1786  in  seinem  Vaterlande 
vom  Obercollegium  med.  die  Aggregation  als  praktischer  Arzt  zu  Emden  erhalten 
hatte,  wurde  er  im  Mai  1797  von  den  Ständen  von  Ostfriesland  zum  Landphysicus 
dieses  Fürstenthnms  erwählt  und  zog  nach  Auricb.  1798  wurde  v.  H.  med.  Mit- 
glied des  Prov.-Coll.  med.  und  erster  Medicinalrath,  1799  erster  Lehrer  des  1792 
zu  Aurich  errichteten  Hebammen-Instituts  und  1802  Badearzt  auf  Norderney. 
Später  trat  v.  H.  in  den  Dienst  der  holländisch-französischen  Regierung,  ging  als 
Pl^ident  der  „Geneeskundig  Bestuur"  1809  nach  Amsterdam,  um  den  Berathungen 
über  die  Medicinalangelegenhciten  im  Ministerium  des  Innern  beizuwohnen;  nach 
Aufhebung  jenes  Institutes  wurde  er  im  Juni  1812  Mitglied  der  von  Napoleon 
projectirten  „Jury  de  m^decine",  die  aber  nicht  zu  Stande  kam ,  machte  dann 
eine  sechsmonatliche  Reise  durch  Deutschland,  die  Schweiz  und  Frankreich,  war 
dann  provisorisch  interimistischer  Commissar  der  Medicinal- Angelegenheiten  der 
Provinz  Ostfriesland  und  trat,  als  diese  zu  Hannover  geschlagen  wurde,  1814 
wieder  als  Lehrer  des  Hebammeninstituts  in  Aurich  ein ,  bis  er  bei  Verlegung 
desselben  nach  Emden,  1820,  seinen  Abschied  erhielt,  v.  H.  starb  zu  Norderney 
am  26.  Mai  1835  an  Lähmung  .nach  mehrmaligen  Schlaganföllen.  Von  veröffent- 
lichten Schriften  desselben  sind  zu  nennen :  Dreifaches  Register  über  das  Magazin 
für  Aerzte  und  die  zehn  Bände  des  „Neuen  Magazins'^  von  Herrn  Geh,  Rath 
Baidinger"  (Leipzig  1790)  —  „üeber  die  Seebad  eanstald  auf  der  ost friesi- 
schen Insel  Norderney"  (Aurich  1801)  —  „Job,  Ändr,  Murray,  Enumeratio 
librorum  praecipvorum  medici  argumenti,  Reciidi  curarit  et  2)er7nulta  addita- 
rnenta  adjecit  v.  H"  (Aurich  und  Göttingeu  1702)  —  „Beitrag  zu  den  Schriften 


26  HALEM.  —  HALFORD. 

über  die  Blattern"  (Baldingke,  N.  Magazin  f.  Aerzte,  1789)  —   „  Versuch  eines 

Verzeichnisses  der  Schriften  über  die  physische  Erziehung  der  Kinder**  (Ebenda 

1791)  u.  a.  wenig  bedeutende  Aufsätze. 

Biogr.  m6d.  V,    pag.  24.   —   Neuer  Nekrolog   der  Deutschen.  Jahrg.  13,  1835,  I, 
pag.  509.  —  Callisen,  VIII,  pag.  64;  XXVIII,  pag.  857.  p    , 

Haies y  Stephen  H. ,  berühmter  englischer  Physiker  und  einer  der 
grössten  Naturforscher  seines  Jahrhunderts,  war  in  Beckesbourn  (Grafschaft  Kent) 
am  7.  September  1677  geboren.  Auf  VTunsch  seiner  Eltern,  die  ihn  zum  geist- 
lichen Stand  bestimmt  hatten,  studirte  er  Theologie  in  Cambridge.  Doch  widmete 
er  sich  nebenher  auch  mathematischen,  anatomischen  und  botanischen  Studien  mit 
um  so  grösserem  Erfolge,  als  H.  eine  ausgezeichnete  Beobachtungsgabe  und  ein 
vorzügliches  Erfindungstalent  besass.  Nach  Beendigung  seiner  Studien  erhielt 
er  1710  die  Stelle  eines  Pfarrers  zu  Teddington  bei  Twickenham  in  Middlesex 
und  wurde  bald  darauf  Inhaber  der  Pfründen  von  Portlock  (Somerset)  und  Faringdon 
(Hampshire).  Die  Mussestunden ,  die  ihm  bei  seinem  Berufe  blieben,  benatzte  er 
zu  emsigen  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Physik,  deren  Resultate  so  bedeutend 
waren ,  dass  H.  1717  als  Mitglied  der  Royal  Society  of  London  zugelassen  wurde, 
in  welcher  er  ein  Jahr  später  über  seine  berühmten  Forschungen,  betreffend  den 
Einfluss  der  Sonnenwärme  auf  die  Saftbewegung  der  Pflanzen,  referirte.  Diese 
Untersuchungen  veröffentlichte  er  1727  in  dem  berühmten  zusammenfassenden 
Werk ,  betitelt :  ;,  Vegetable  statiks ,  or  an  account  of  some  stcUical  experiments 
on  the  sap  in  vegetablesj  being  an  essay  towards  a  natural  history  of  Vege- 
tation'' (London  1727;  ibid.  1731;  ibid.  1753,  2  voll,  mit  dem  Werke 
yyHemastatiks** ;  franz.  üebers.  Paris  1731;  ibid.  1779;  deutsche  üebers.  von 
Christoph  WoLFF,  Halle  1784  unter  dem  Titel:  „Statik  der  Gewächse"  heraus- 
gegeben; ital.  Üebers.  von  Ardinghellt,  Neapel  1756;  holländ.  üebers.  Amster- 
dam 1734).  Es  ist  ein  pflanzen  physiologisches  Werk  ersten  Ranges,  dessen 
Lehrsätze  noch  heute  in  der  Wissenschaft  Geltung  haben.  Haller  sagt  von  dem- 
selben :  „Eximium  opus  et  unicum ,  experimenta  multa  continens ,  quod  imprimis 
transpirationem  stirpium  plene  demonstravit."  Vier  Jahre  später  veröffentlichte  H. 
das  berühmte  Buch  über  Hämostatik  u.  d.  T. :  „Statical  essai/s\  containing 
hemastatiks,  or  an  account  of  some  hydraulical  and  hydrostatical  experiments 
made  in  the  blood  and  bloodvessels  of  animals"  (London  1733,  8.;  ibid.  1769; 
2  voll.;  franz.  Üebers.  Genf  1744;  ital.  Üebers.  Neapel  1752;  deutsche  üebers. 
Halle  1748).  Es  verdient  dieses  Buch  nicht  blos  wegen  der  darin  enthaltenen 
Ergebnisse ,  sondern  ganz  besonders  noch  wegen  der  streng  physikalischen  Methode, 
nach  der  H.  bei  seinen  Untersuchungen  vorging,  hervorgehoben  zu  werden.  IL 
zeigte  u.  A. ,  dass  Einspritzung  von  Wasser  in  das  Gefilsssystem  Wassersucht 
erzeugt.  1733  wurde  H.  von  der  Oxforder  Universität  zum  Dr.  theol..  und  1751 
von  der  Pariser  Akademie  zum  auswärtigen  Mitgliede  ernannt.  H.  starb  am 
4.  Januar  1761  zu  Ted  dington.  Von  seinen  anderen  Schriften  führen  wir  noch 
an  :  „Physico-mechanical  experiments  containing  useful  and  necessary  inst ructions 
for  such,  an  undertake  long  voyages  at  sea"  (London  1739;  franz.  Haag 
1740)  —  yjAn  account  of  some  experiments  and  ohservations  on  Mr.  Stephen's 
medidnes  for  dissolving  the  sfone"  (London  1740)  —  „A  treotise  upon  Ven- 
tilators" (Ebenda  1742)  —  „Philosoph.  Experiments  tn  sea  water,  com,  flesh 
and  other  substances"  (Ebenda  1739)  —  „Attempt  to  analyse  the  air  by  a 
great  variety  of  chimico-  statical  experiments"  (Philos.  Transact.   1727). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  24.  —  Cokinson  in  Gentleman's Magazine.  1764,  Vol.  XXXTV, 
pag.  273 — 78.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  790.  Pgl. 

Haiford,  Sir  Henry  H. ,  Bart.,  zu  London,  war  der  älteste  Sohn  des 
Dr.  James  Vaughan  in  Leicester  und  am  2.  October  1766  geboren,  studirte 
in  Oxford  und  Edinburg  und  erlangte  bei  erstgenannter  Universität  1791  die 
Doctorwürde.     Er  wurde  1793  Physician   des  Middlesex  Hosp.    und  1794  Fellow 


HALFORD.  —  HALL.  27 

des  Roy.  CoU.  of  Physicians.  Dnrch  seine  aristokratischen  Verbindungen  gelangte 
er  sehr  bald  in  eine  vornehme  Praxis  wurde  sogar  bereits  1793  Physician  Extra- 
ordinary  des  Königs,  und,  nachdem  er  1809  durch  die  Wittwe  eines  Vetters  seiner 
Mutter  Sir  CharlesHalford  in  den  Besitz  eines  grossen  Vermögens  gekommen 
war,  änderte  er  1809  durch  Parlamentsact  seinen  Namen  V a u g h a n  in  Haiford 
um  und  erhielt  in  demselben  Jahre  auch  die  Baronetwürde.  Er  wurde  Physician 
in  Ordinary  des  Prinzen  von  Wales,  1812  auch  des  Königs  Georg  IIL  und 
blieb  in  dieser  Stellung  auch  bei  den  folgenden  Herrschern  Georg  IV.,  Wilhelm  IV. 
und  der  Königin  Victoria,  indem  er  das  Vertrauen  Aller  sich  zu  erwerben 
und  zu  erhalten  verstanden  hatte.  Auch  in  der  sonstigen  Praxis  hatte  er,  in  Folge 
Beines  schnellen  Wahrnehmungsvermögens,  seines  gesunden  Urtheils  und  seiner  fast 
intuitiven  Kenntniss  der  Arzneiwirkungen  einen  beispiellosen  Erfolg,  den  er  viele 
Jahre  nur  mit  Dr.  Baillie  theilte.  Begreiflicherweise  erlangte  er  im  College  of 
Physicians  die  höchsten  Ehrenstellen,  hatte  dreimal  das  Amt  des  Gensors  inne,  hielt 
zweimal  (1800,  1835)  die  Harveian  Oration,  wurde  1815  zum  „Elect"  ernannt  und 
nahm  von  1820  au,  in  jedem  Jahre  einstimmig  wiedergewählt,  bis  zu  seinem  am 
9.  März  1844  erfolgten  Tode  den  Präsidentenstuhl  ein.  Seiner  Energie  und  seinen 
Bemühungen  sind  manche  Verbesserungen  bei  dem  College,  namentlich  seine 
üebersiedlung  in  sein  gegenwärtiges  Heim,  Pall-Mall,  East,  zu  danken.  Seine 
literarischen  Productionen  sind  an  Zahl  gering;  es  finden  sich  in  den  Medical 
Transact.  of  the  College  of  Physicians  zwei  Arbeiten ;  ;,  On  the  cUmacteric  diseane^ 
(1813)  und  „Necessity  of  caution  in  the  estimation  of  Symptoms  in  the  last 
Steps  of  some  diseases".  Seine  in  elegantem  Latein  gehaltenen  HARVEv'schen 
Reden  und  anderen  Vorträge  im  College  erschienen  gesammelt  als:  „Essays  and 
orations,  read  and  delivered  at  the  Royal  College  of  Physicians ;  to  which  is 
added  an  account  of  the  opening  of  the  tomb  of  King  Charles  I"  (London 
1831 ;  3.  edit.  1843).  Ausserdem  einige  kleine  Abhandlungen  über  Cholera  (1831), 
Gicht  (1835)  u.  s.  w. 

Munk,  n,  pag.  427.  —  Callisen,  VIII,  pag.  67;  XXVIII,  pag.  358.  G. 

*  Haiford,  George  Britton  H. ,  zu  Melbourne  in  Australien,  studirte 
im  St.  George's  Hosp.  in  London,  war  House  Surgeon  im  Westminster  Hosp.  und 
in  der  Liverpool  Infirmary  und  Lunatic  Asylum.  Er  ist  Mitglied  des  Royal  College 
of  Surgeons  (1852)  und  of  Physicians  (1859),  Dr.  med.  von  St.  Andrews  (1854) 
und  zur  Zeit  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  und  Decan  der  medicinischen 
Facultät  der  Universität  zu  Melbourne.  Schriften:  „The  action  and  sounds  of 
the  heart:  a  physiological  essay"  (London  1860);  mehrere  Abhandlungen  über 
Schlangenbiss  und  dessen  Behandlung:  „On  the  condition  of  the  blood  öfter 
death  from  snake-bite,  etc.*^  (Melbourne  1867)  —  n^^  ^^^  treatment  ofsnake- 
bite,  vnth  piain  directions  for  injecting**  (Ebenda  1869)  —  „The  treatment  of 
snake-bite  in  Victoria"  (Australian  Med.  Journ.,  1870)  —  „O/i  the  injection  of 
ammonia  into  the  veins".  Ausserdem  Aufsätze  in  Med.  Times  and  6az.  und 
Victoria  Med.  Journal. 

Hedical  Directory,  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  790.  Red. 

HaJl,  Marshall  H.,  geboren  1790  als  Sohn  eines  Spinnereibesitzers  in 
Nottinghamshire,  erhielt  seine  Jugenderziehung  in  Nottingham,  den  ersten  medicinisch- 
chemiscben  Unterricht  in  Newark  und  vollendete  seine  medicinischen  Studien  in 
Edinburg,  wo  er  1812  promovirte.  Nach  kurzer  Ausübung  der  Praxis  bereiste  er 
Frankreich  und  Deutschland  (woselbst  er  namentlich  die  Universitäten  Berlin, 
Gipsen  und  Göttingen  besuchte).  Nach  England  zurückgekehrt  (1815),  prakticirte 
er  Anfangs  in  Nottingham,  wurde  Arzt  am  Stadtkrankenhause,  siedelte  aber  1826 
nach  London  über,  um  den  Rest  seines  Lebens  daselbst  zu  verbriDgen.  Inmitten 
einer  umfassenden  praktischen  Thätigkeit  schuf  er  die  zahlreichen  wissenschaft- 
liehen, zumal  experimentellen  Arbeiten,  welche  seinen  Namen  im  In-  und  Auslande 
zu    einem    der.  gefeiertsten  machen.    Seit    1853    zeigten   sich   bei   ihm  die  ersten 


28  HALL. 

Anzeicben  eines  schweren,  unheilbaren  Oesopbagusleidens ;  er  entsagte  der  Praxis, 
reiste  nach  Amerika ,  später  nach  Italien ;  seine  Gesundheit  besserte  sich  jedoch 
nicht  und  er  starb  zu  London  am  11.  August  1857,  wie  die  Section  ergab,  in 
Folge  carcinomatöscr  Strictur  des  Oesophagus.  —  Die  sehr  ausgebreitete  wissen- 
schaftliche und  literarische  Thätigkeit  H.'s  begann  mit  physikalischen  und  chemischen 
Untersuchungen;  von  diesen  ging  er  zum  Studium  allgemein  physiologischer  und 
medicinischer  Fragen,  dann  zu  den  Gebieten  der  Nervenphysiologie  und  Nerven- 
pathologie (auf  welchen  er  seine  glänzendsten  Erfolge  errang)  und  endlich  zur 
Therapie  über.  Von  seinen  älteren  Arbeiten  allgemein  medicinischen  Inhaltes  sind 
die  Untersuchungen  tlber  Blutentziehung  hervorzuheben,  in  welchen  er  die  patho- 
genen  und  curativen  Wirkungen  von  Blutverlusten,  sowie  auch  den  Ausschreitungen 
der  damals  vorherrschenden  antiphlogistischen  Methode  gegenüber  das  Unnütze 
und  Gefährliche  derselben  in  verdienstvoller  Weise  beleuchtete.  Gleichzeitig  damit 
entstanden  auch  seine  Abhandlung  über  die  von  ihm  als  Hydroencephaloid  bezeichnete 
Erschöpfangskrankheit  der  Kinder,  sowie  Untersuchungen  über  Physiologie  der 
Sprache  und  über  den  Mechanismus  des  Erbrechens,  bei  welchem  letzteren  er 
dem  Zwerchfell  nur  eine  passive  Mitwirkung  zuschrieb.  Beobachtungen,  welche 
er  am  Schwänze  eines  decapitirten  Tritons  machte,  führten  ihn  zu  seiner  schönsten 
und  berühmtesten  Entdeckung,  der  der  Reflexbewegungen,  die  er  in  zwei 
der  Royal  Society  eingereichten  Abhandlungen  (1833  und  1837)  zuerst  bekannt 
machte.  In  der  ersten  constatirte  er  in  unwiderlegbarer  Weise  die  bis  dahin  stets 
unbekannt  oder  verkannt  gebliebenen  Reflexfanctionen  der  Medulla  oblongata  und 
des  Rückenmarks;  in  der  zweiten  suchte  er  das  Rückenmark  als  Quelle  der 
Muskelirritabilität,  sowie  die  Existenz  eines  besonderen  „excitomotorischeu" 
Nervensystems  experimentell  zu  erweisen.  Hier  verwickelte  er  sich  freilich  in 
Widersprüche  und  es  gelang  ihm  nicht,  seinen  Ansichten  Geltung  zu  verschaffen  — 
ähnlich  wie  es  auch  mit  seiner  weit  später  erfolgten  Aufstellung  eines  besonderen 
„excitomotori sehen"  oder  „diastal tischen"  Nervensystems  und  einer 
äusseren  und  inneren  diastal  tischen  Action  (jener  für  Sphincteren  und  äussere 
Schleimhäute  —  dieser  für  Herz,  Baucheingeweide  u.  s.  w.)  der  Fall  war.  Auf 
dem  neuropathologischen  Gebiete  verdanken  wir  H.  ein  genaueres  und  zum 
Theil  fruchtbringendes  Studium  der  convulsivischen  Affectionen,  besonders 
der  Epilepsie.  Nach  seiner,  allerdings  im  Wesentlichen  unhaltbaren  Theorie  der 
epileptischen  Convulsionen  sollte  auch  beim  Zustandekommen  der  letzteren  das 
Rückenmark  die  Hauptrolle  spielen ;  die  während  des  Krampfes  erzeugte  Con- 
gestion  sollte  secundär  zum  Fortfall  der  Thätigkeit  der  Gehirnhemisphären  (Be- 
wusstlosigkeit)  führen,  wobei  die  begleitenden,  von  ihm  als  „Trachelismus" 
bezeichneten  schweren  Respirations-  und  Circulationsstörungen  —  durch  spastische 
Acticn  der  Halsmuskeln  —  das  Mittelglied  bildeten.  Auf  Grund  dieser  Voraus- 
setzungen wollte  H.  auch  der  Tracheotomie  bei  Behandlung  der  Epileptischen  (in 
einer  seiner  letztveröffentlichten  Arbeiten)  eine  Stelle  einräumen ,  und  zwar  bei 
den  von  ihm  speciell  als  „laryngeal"  und  „tracheal"  bezeichneten  Paroxysmen 
(neben  welchen  er  noch  eine  „syncopale"  und  eine  „abortive"  Form  unterschied). 
Gleichfalls  mit  diesen  Untersuchungen  im  Zusammenhange  standen  auch  seine 
Arbeiten  über  die  Wirkung  des  Strychnins  (das  er  als  spinales  Excitaus  und 
Tonicum  betrachtete)  und  des  Picrotoxins,  sowie  über  künstlicheRespiration. 
Das  von  ihm  geübte  Verfahren ,  die  sogenannte  „ready  method"  (Herbeiführung 
abwechselnder  Bauch-  und  Rückenlage)  wurde  von  ihm  in  seiner  Bedeutung  freilich 
stark  Überschätzt,  da  er  es  als  einzige,  überhaupt  zum  Ziele  führende  Methode  bei 
Asphyktischen  u.  s.  w.  bezeichnete.  H.'s  Schriften  sind  sehr  zahlreich  und  erstrecken 
sich  nicht  blos  auf  Physiologie  und  Pathologie  des  Nervensystems,  sondern  auch 
auf  Diagnostik ,  allgemeine  Therapie,  Krankheiten  der  Verdauungsorgane,  der 
allgemeinen  Säftemischung  und  selbst  auf  Frauenkrankheiten :  „De  febribus  inor- 
dinatis^  (Edinburg  1812)  —  „On  diagnosis^  (London  1817;  deutsche  Uebers.  von 
A.  F.  Bloch,  2  Thle.,    Helmstädt  1823;    2.  edit.    „2%e  principles  of  diagnosis" 


HALL.  29 

(New  York  1835;  3.  edit.  „Principles  of  the  theory  and  practice  of  medi- 
eine  etc.**  (London  1837;  Boston  1839)  —  „On  the  mimoses;  or  a  descriptive^ 
diagnostic  and  practical  essay  on  the  aj^ections  usually  denominated  dys- 
feptic  eic,^  (London  1818)  —  „Cases  of  a  serious  morbid  affevtion,  ch\pfly 
occurring  after  delivery ^  miscarrtage  etc."  (London  1820)  —  „An  essay 
of  the  Symptoms  and  htstory  of  diseases y  considered  chiefly  in  their  relation 
to  diagnosis"  (London  1822)  —  „A  descrif^tive,  diagnostic  and  practical  essay 
on  disorders  of  the  digestive  organs  and  gener al  health  etc^"  (1823)  — 
„Commentaries  on  some  of  the  more  important  of  the  diseases  of  females 
(London  1827)  —  „Researches  principally  relative  to  the  morbid  and  curative 
effects  of  loss  of  blood*"  (Ebenda  1830;  Philadelphia  1830;  2.  Aufl.  1836)  — 
„Observatians  on  blood-letting  etc.*^  (angehängt:  „Aji  essay  on  n  hydrencepha- 
laid  ajfection  in  infants  arising  front  exhaustion"  y  London  1836;  deutsche 
Uebers.  von  H.  Bre?slee,  Berlin  1837).  Die  späteren  Arbeiten  beziehen  sich 
fast  ausschliesslich  auf  Nervenphysiologie  und  Nervenpathologie :  „Lectures  on  the 
nervous  system  and  its  diseases"  (London  1836)  —  „Memoirs  of  the  nervous 
System:  I,  The  reßex  function  of  the  med.  oblongata  and  med,  spinalis;  IL  The 
true  spinnl  marrow  and  excitomotory  system  of  nerves"  (London  1837 ;  deutsche 
Uebersetzungen  von  E.  Dieffenbach,  Hamburg  1839  und  G.  KüäSCHNER,  Mar- 
burg 1840)  —  „On  the  diseases  and  derangements  of  the  nercous  system  etc  " 
(London  1841;  deutsche  Uebers.  von  J.  Wallach,  Leipzig  1842)  —  „On  the 
mutual  relations  between  anatomy,  physiologt/y  pathology  and  therapeutics  and 
the  practice  of  inedicine"  (London  1842;  deutsche  Uebers.  von  Levin,  Leipzig 
1843)  —  „New  memoir  of  the  nervous  system"  (Ebenda  1843;  deutsche  Uebers. 
von  Ad.  Wikter,  Leipzig  1844)  —  „Practical  observations  and  suggestions 
to  medicine"  (Ebenda  1845;  deutsch  von  L.  Posner,  Leipzig  1846)  —  „Essay 
on  the  theory  of  convulsive  diseases"  (London  1848)  —  „On  the  neck  as  a 
medical  region  and  on  trachelismus  etc."  (Ebenda  1849)  —  „Synopsis  of  the 
diastaltic  nervous  system"  (Ebenda  1850)  —  „On  the  threatenings  of  apo- 
plexy  and  paralysis  etc."  (London  1851)  —  „Synopsis  of  cerebral  and  spinal 
seizures  of  inorganic  origin  and  of  paroxysmal  form  as  a  class  etc."  (London 
1851)  —  „Prone  and  postKral  respiration  in  drowning  and  other  forms  of 
apnoe^i  or  suspended  respiration"  (London  1855). 

Archives  g6n.  de  med.  1^57,  X,  pag.  622.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1857,  XV,  pag.  225.  — 
Buffalo  Med.  Journ.  1857/5P,  XIII,  pag.  304.  —  Charlotte  Hall,  Memoirs  of  M.  H.  London 
18iil.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  79;^— 793.  A.  Eulenburg. 

Hall,  Herman  Christiaan  van  H. ,  am  18.  August  1801  in 
Amsterdam  geboren,  studirte  daselbst  und  in  Utrecht,  später  in  Deutschland  und 
Paris  und  promovirte  1823  in  Utrecht  zum  Dr.  med.  („Diss.  de  stethoscopii  in 
morbis  pectoris  usu.").  In  Amsterdam  als  praktischer  Arzt  wirksam ,  widmete  er 
sich  doch,  eben  wie  schon  früher,  der  Botanik,  wurde  Mitarbeiter  an  der:  „Flora 
Batava",  „Flora  Belgii  septentrionalis"  und  der:  „Bydragen  tot  de  natuur- 
kundige  uetenschappen" .  1826  als  Prof.  botanices  et  oeconomiae  ruralis  nach 
Groningen  berufen  (Antrittsrede:  „Over  het  belang  dat  er  voor  de  landbouw  gelegen 
is  in  de  kennis  der  natuurlyke  historie  van  het  vaderland"),  war  er  da  wirksam 
bis  1870  und  starb  am  12.  Januar  1874.  Ausser  zwei  gekrönten  Preisschriften, 
welche  er  als  Student  geschrieben  hat,  haben  wir  von  ihm :  „Elementa  botanices" 
(1834;  holländisch  1836  und  1846)  —  „Verhandelimg  inhoudende  eene  be- 
schrymng  van  de  hennipteelt"  (1828)  —  „De  volmaaktheden  van  den  Schepper 
in  zyne  üchepselen  beschouwd"  (2  Thle.,  1837 — 40),  eine  Abhandlung:  „Over  het 
voor  den  mensch  verheerende  van  de  beoefening  der  natuurkundige  wetenschappen" 
(1862)  u.  s.  w.  C.  E.  Daniels. 

Hall,  John  Charles  H.,  tüchtiger  englischer  Praktiker  und  medicinischer 
Schriftsteller   besonders    auf   dem  Gebiete    gewisser  Gewerbekrankheiten ,    war   im 


30  HALL.  —  HALLE. 

Dccember    1816    in   Nottingham    geboren.     Er  genoss    den   medicinischen    Unter- 
richt des  Mr.  Carrick  in  Kensiugton  und  besuchte  das  8t.  George's  Hospital,  wo 
er   Assistent    und    später    llouse   Surgeon    unter    Keate,    Bbodib   u.  A.    wurde. 
Nachdem  H.  dann    eine  Studienreise  nach  Paris   gemacht  hatte,    liess    er  sich  als 
General  Practitioner  in  Redford  nieder.   1848  wurde  er  Mitglied  des  Royal  College 
of  Physicians   in  Edinburg  und  liess  sich  als  Physician  in  Sheffield  nieder,  wo  er 
etwas  später  Lehrer  der  dortigen  School  ofMedicine  und  seit  1854  mit  Law  und 
Elam  als  Physician    am  Public  Hospital  and  Dispensary  angestellt  wurde.    Diese 
Aemter  behielt  er  bis  zu  seinem  Anfangs  November  1876  erfolgten  Tode.   H.  ist 
besonders  verdienstvoll  durch  seine  Thätigkeit  als  Gesundheitsbeamter.  Er  hat  die 
meisten  seiner  Arbeiten  im  British  Med.  Joum.  veröffentlicht.  Am  hervorragendsten 
sind  diejenigen  über  die  ELrankheiten,  die  er  bei  den  Schleifern  und  Feilenhauem 
Sheffield's  beobachtete.  Der  erste  hierauf  bezügliche  Aufsatz  ist  betitelt:  „  The  Sheffield 
grinders,    The  Sheffield  ßle-cutters^    (Brit.  Med.  Joum.,    1857),    worin   er  des 
Genaueren   die    betreffenden  Industrien   und   die    Art   ihres  Betriebes   in  Sheffield 
beschreibt  und  dann  die  Krankheiten  schildert,  von  denen  die  genannten  Handwerker 
speciell  am  meisten  heimgesucht   zu  werden    pflegen.    Ein  ähnlicher,  von  H.  her- 
rührender Aufsatz  findet  sich  in  den  St.  George's  Hospital  Reports  1867  und  ist 
betitelt:   „Diseases  of  artisans,  /.  The  Sheffield file-cuMers  disease.*^  Ausser  diesen 
grösseren  Aufsätzen  finden  sich  noch  in  den  verschiedenen  Jahrgängen  des  British 
Med.  Joum.  viele  kleinere  nennenswerthe  Arbeiten,  so:  „On  facts  connected  with 
the  animal  kingdom  and  the  unity  of  our  species^    —    „Cltnical  remarJcs  on 
the   eye**    —    w^^ß    nature   and   treatment   of  some   of  the    more    important 
diseases^    —     „The   trades    of  Sheffield   as  influencing    life    and  health"     — 
„Medical  evidence  in  railway  accidents"  (Brit.  Med.  Joum.,  1868).    Im  letzteren 
Aufsatz    giebt   H.    eine    gerichtlich-medicinischc  Beleuchtung    der  Frage    von    der 
Entschädigung   nach    Eisenbahn  Verletzungen   nebst    Sammlung   von    12  Beispielen. 
Ferner  schrieb  H. :    „Facts  which  prove  the  immediate  necessity  for  the  enact- 
ment    of  sanitary  measures   to  remove   those  causes  which  at  present  increase 
most  fearfully  the  bills  of  mortality  and  seriously  affect  the  health  of  towns" 
(London   1847)  —  „On  the  pathology,  diagnostic,  prevention  and  treatment  of 
thoracic   con8ump>tion,    Bedside  sketches"    (Ebenda  1850)    —    „A    letter    to    te 
chairman  of  the  board  of  guardians  af  the  Sheffield  Union  on  the  prevention 
of  cholera"  (Ebenda  1853)  —  „Hints  of  the  pathology,  diagnosis,  prevention 
and  treatment  of  thoracic  consumption^   (Ebenda  1856). 

British  Med.  Joarn.  1876,  II,  pag.  607.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  792.      Pgl. 

*Halla,  Joseph  H.,  zu  Prag  am  2.  Juni  1814  geboren,  studirte  daselbst 
bis  1837j  dem  Promotionsjahr.  Von  1850 — 1854  wirkte  er  als  Extraordinarius 
und  Vorstand  der  Prager  medicinischen  Poliklinik,  von  da  ab  als  ordentlicher 
Professor  und  Primararzt  des  Allgemeinen  Krankenhauses  in  Prag.  Seine  Fach- 
arbeiten bestehen  grösserentheils  in  einzelnen  Aufsätzen ;  als  Redacteur  der  Präger 
Vierteljahrschrift,  respective  der  Zeitschrift  für  Heilkunde  fungirt  H.  seit  1843, 
1848 — 1849  gab  er  auch  ein  Journal:  Forum  für  Medicinal-Angelegenheiten,  heraus. 

Wernich. 

/Halle  (Hall),  John  H.,  englischer  Chirurg,  war  etwa  1529  geboren, 
prakticirte,  wie  es  scheint,  eine  Zeit  lang  in  Maidstone  (Kent)  und  dann  in  London, 
publicirte  1565  einen  Quart -Band,  der  eine  Uebersetzung  von  La.nfranc*s 
„Chirurgia  parva",  ein  Handbuch  der  Anatomie  u.  d.  T. :  „  Very  frutefull  and 
necessary  briefe  worke  of  anatomie"  und  „Historical  expostulation  against 
the  leastlye  abuters  both  of  chyrurgerie  and  physicke  in  oure  tyme"  enthält. 
In  einer  Dedicationsepistel  an  die  Company  of  Surgeons  führt  H.  an ,  dass  die 
„Chirurgia  parva"  etwa  200  Jahre  früher  aus  dem  Französischen  in*s  Angelsächsische 
übersetzt  und  diese  Uebersetzung  von  ihm  nur  in  eine  mehr  moderne  Sprache 
umgewandelt   worden    sei.     In  Beti'eff  der   anatomischen  Abhandlung   erwähnt   er, 


HALLE.  —  HALLER.  31 

das8  das   erste   anatomische  Werk   in  englischer    Sprache    von   Thomas   Yicary 
1548  puhlicirt  worden  sei. 

Aikin,  pag.  18L  —  Hutchinson,  I,  pag.  394.  G. 

Halle,  Jean-Noel  H. ,   gelehrter  Professor  der  Medicin    in  Paris   und 
besonders   hervorragend    als   Hygieniker,    ist   als    Sohn    eines    bekannten    Malers 
1754  in  Paris  geboren.     Hier   begann  er  Medicin  zu  studiren,    folgte   aber  noch 
vor  Beendigung  seiner  Studien  seinem  Vater  nach  Rom ,  wohin  dieser  als  Director 
der  Malerakademie   berufen   war    und  befreundete  sich    mit  dem   gelehrten  Mönch 
Jacquier.   Nach  Paris  zurückgekehrt,  setzte  er  seine  medicinischen  Studien  fort 
und  erfreute  sich  dabei  der  Unterstützung  seines  Oheims,  des  zu  seiner  Zeit  berühmten 
Medieiners   Anne-Charles  Lorry.     1776    bestand    H.    seine   Examina    vor    der 
Facultät  und  erhielt  die  Erlaubniss  zu  prakticiren.    Im  December  1778  wurde  er 
Mitglied  der  damals  neugegründeten  Soci^t^  royale   de  m6decine   in  Paris.     1794 
erhielt    er    die    Professur    für     medicinische    Physik    und    Hygiene    an    der    neu 
organisirten    medicinischen    Facultät.     Als    solcher    entfaltete    er    eine    sehr   rego 
wissenschaftliche  wie  praktische  Thätigkeit,  wofür  die  grosse  Zahl  seiner  Arbeiten 
den  sprechendsten  Beweis   liefert.     IL  wurde  1804  stellvertretender  Leibarzt  des 
Kaisers  für  Corvisart  und  Lehrer  am  College  de  France.    Er  starb  an  den  Folgen 
des  Blasensteins,   nachdem  Beclard   an   ihm  die  Operation   der  Lithotomie    voll- 
zogen hatte,  am  11.  Februar  1822.   Die  meisten  Arbeiten  H.'s  fiuden  sich  in  den 
Memoiren    der  Soc.  royale  de  m6d.    1782  ff.    und   denen   der  Acad.    des  scicnces 
1798  ff.    Die  bedeutendsten  sind  die  über  Vaccination,  über  die  Schädlichkeit  der 
Abtritte    und   über  die  Anämie   der  Kohlenarbeiter.     Die  Titel   derselben    lauten: 
„Becher ches   sur   la  nature  et  les    effets   du   vi^phitisme  des  fosses   d'aisance'* 
(Paris  1785)    —   j^  Rapport  sur  Vexamen   de    la   m^thode    de   prSserver   de   la 
petite-vSrole  par    Vinoculaiion   de    la   Vaccine^    (M6m.  de   l'Acad.   des    seien ces, 
1804)    —    „Exposittons   des  faits   recueillis  jusqu*    ä  prdsent   concernant   les 
efets  de  la  vaccination  e/c."   (Ibid.  1816)  —  „Obseriations  summaires  sur  une 
maladie   qu'on  peut  nommer  anaemie,   ou  privation    de   sang   qui  a  attaquc 
tous    les   ouvrters    d'une    galerie   dans   une   minc  d^anihracite    ou    ckarbon  de 
ierre  etc.^    (Paris  1802)    nebst  „Observations    addiiioniielles    sur   Vanaemie   ou 
privation  de  sang  etc."  (Ebenda  1803).     Von  anderen  Schriften  führen   wir  an: 
„Observations   sur   une   perforation    de   Voesophage    coüncidant   avf-c  plusieurs 
autres  Idsion^  organiques"  (Journ.  de  m6d.,  chir.  et  pharm.,  1808)  —  „Observ. 
mr  une  perforation    ulcireuse   du   diaphragme^    (Bullet,  de  la  Soc.    de  Tficole 
de  m6d.  de  Paris,   1808)  —  ^Note  sur  un  moyen  de  prSoSnir  la  ddgi^ndrescence 
canc^reuse  des  engorgements  du  sein*^  (Journ.  de  m^d.,    chir.  et  pharm.,  1819). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  28 — 38.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  9.  —  Gaz.  m6d.  de  Paris. 
1837,  pag.  785-90.  —  Dubois  in  Mem.  de  l'Acad.  de  m6d.  1853,  XVII,    pag  I— XXVllI. 

Pgl. 

Haller,  Albrecht  von  H. ,  geboren  am  16.  October  1708  zu  Bern, 
stammte  aus  einer  Familie,  aus  welcher  schon  seit  mehreren  Jahrhunderten  eine  Reihe 
im  geistlichen  und  weltlichen  Stande  mit  Auszeichnung  thätiger  Männer  hervor- 
gegangen war.  H. ,  das  fünfte  uud  jüngste  Kind  der  Familie,  erhielt  eine, 
namentlich  auch  in  religiöser  Hinsicht,  strenge  Erziehung,  und  beschäftigte  sich 
8chon  im  frühen  Ejiabenalter  zufolge  seiner  Kränklichkeit  auf's  eifrigste  mit  alten 
und  neuen  Sprachen,  Geschichte  und  eigenen  poetischen  Versuchen.  Schon  im 
15.  Jahre  konnte  er  die  Universität  Tübingen  beziehen ,  um  Medicin  zu  studiren. 
Die  Rohheit  der  Studirenden  und  die  Dürftigkeit  des  medicinischen,  namentlich  des 
anatomischen  Unterrichts  veranlassten  ihn,  nach  Ablauf  von  anderthalb  Jahren 
die  Universität  Leyden  aufzusuchen,  deren  medicinische  Facultät  gerade  damals, 
hauptsächlich  durch  Albinus  und  BOERHAAyE,  in  hoher  Blüthe  stand.  Nach  zwei- 
jährigem Aufenthalte  daselbst  und  nach  Erlangung  der  Doctorw^ürde  begab  sich  H. 
behufs  seiner   ferneren  Ausbildung   zunächst  nach  London,    wo  er   besonders  mit 


32  HALLER. 

dem  Anatomen  Douglas  in  nähere  Verbindung  trat;  hierauf  nach  Pari.s,  gleich- 
falls vorzugsweise  unter  Winslow  mit  anatomischen  Studien  beschäftigt.  Er 
yerliess  indess  Paris  schon  nach  verhältnissmässig  kurzer  Zeit,  hauptsächlich,  wie 
es  scheint,  um  den  Unannehmlichkeiten  zu  entgehen,  welche  ihm  in  Folge  der 
heimlichen  Verarbeitung  einer  gestohleneu  Leiche  drohten.  H.  begab  sich  nabh 
Basel,  um  dort  gemeinschaftlich  mit  seinem  Jugendfreunde  Gessner  aus  Zürich  bei 
dem  berühmten  Johann  Bernoulli  höhere  Mathematik  zu  studiren.  In  Basel  fand 
H.  zugleich  neue  Anregung  zu  dichterischer  Thätigkeit;  vor  Allem  wurde  er  dort 
durch  mehrere  Reisen  in  die  Alpen  zu  den  schon  in  Leyden  mit  Vorliebe  gepflegten 
botanischen  Studien  zurückgeführt.  Im  Jahre  1729  kehrte  H.  in  seine  Vaterstadt 
zurück,  um  sich  als  Arzt  niederzulassen.  Er  fand  nach  kurzer  Zeit  ausreichende 
Beschäftigung ;  dennoch  schlugen  seine  Bemühungen,  eine  Stelle  an  dem  städtischen 
Hospital  zu  erhalten,  ebenso  fehl,  wie  seine  Bewerbung  um  eine  Professur  der 
Geschichte  am  Lyceum.  Die  erstere  versagte  man  ihm,  weil  er  zu  gelehrt  schien, 
um  praktisch  brauchbar  zu  sein ,  die  letztere,  weil  man  ihm  als  einem  Arzte  nicht 
die  erforderliche  Gelehrsamkeit  zutraute.  Nur  mit  Mühe  erlangte  er  eine  Anstellung 
als  städtischer  Bibliothekar  und  die  Erlaubniss  zur  Einrichtung  einer  anatomischen 
Unterrichtsanstalt.  Inzwischen  fanden  auch  H.'s  poetische  Neigungen  eine  neue 
und  kräftige  Anregung,  hauptsächlich  durch  ein  überaus  glückliches,  binnen  kurzer 
Zeit  mit  drei  Kindern  gesegnetes  Ehebüudniss.  Im  Jahi'e  1732  veröflPentlichte  H. 
auf  Andrängen  seiner  Freunde  anonym  seinen  „  Versuch  schweizerischer  Gedichte*^, 
Dieselbon  riefen  in  ganz  Europa  die  allgemeinste  Bewunderung  hervor.  Ihre  Be- 
deutung für  die  Entwickelung  der  deutschen  Literatur  ist  allgemein  bekannt.  An 
die  Stelle  leeren  Wortgepräuges  traten  wahrhaft  dichterische,  ebenso  phantasie- 
reiche, wie  gedankenschwere  Darstellungen  der  erhabensten  Gegenstände  der  Natur 
und  der  höchsten  Angelegenheiten  des  menschlichen  Geistes,  wie  „Dte  Alpen"  und 
„Die  Ewigkeit" .  —  Das  Ansehen,  welches  H.  als  Anatora  und  Botaniker  genoss, 
bewirkte  im  Jahre  1736  seine  Berufung  als  Professor  der  Anatomie,  Chirurgie 
und  Botanik  au  die  neugegrüudete  Hochschule  Göttingen.  Nach  kurzer  Zeit  galt 
H. ,  der  kaum  das  28.  Jahr  erreicht  hatte,  als  das  Haupt  nicht  blos  der  medi- 
cinischen  Facultät,  sondern  der  ganzen  Universität.  Selbst  die  heftigsten  Schläge 
des  Schicksals,  der  Verlust  seiner  Marianne,  den  er  in  einem  seiner  besten 
Gediciite  betrauerte,  der  Tod  seiner  zweiten,  ebenfalls  innig  geliebten  Gattin  und 
ihres  neugeborenen  Kindes,  die  schweren  inneren  Kämpfe,  in  welche  ihn  der 
Widerstreit  seiner  streng-kirchlichen  Anschauungen  mit  den  Ergebnissen  seiner 
naturwissenschaftlichen  Forschungen  verwickelte,  das  heftigste  Schweizer- Heimweh, 
das  ehrgeizige  Verlangen  nach  den  hohen  Ehrenämtern  seiner  Vaterstadt,  —  dies 
Allt's  vermochte  nicht  seine  unglaubliche  amtliche  und  nicht-amtliche  Thätigkeit, 
seinen  unennüdlichcn  Forschungseifer  zu  vermindern.  Die  Früchte  desselben  waren, 
ausser  einer  beispiellosen  Correspondenz  (die  Berner  Bibliothek  verwahrt  Über  13.000 
an  H.  gerichtete  Briefe,  denen  sicher  mindestens  ebensoviele  von  ihm  geschriebene 
entsprachen),  die  Gründung  eines  botanischen  Gartens,  eines  anatomischen  Theaters, 
welches  zugleich,  ohne  diesen  Namen  zu  führen,  als  das  älteste  physiologische 
Institut  in  Deutschland  gelten  kann,  wiederholte  Auflagen  seiner  Gedichte,  die 
Gründung  der  Societät  der  Wissenschaften,  der  „Göttinger  gelehrten  Anzeigen**, 
für  welche  H.  über  tausend  Recensionen  von  Büchern  aus  allen  möglichen  Wissen- 
schaften lieferte  u.  s.  w.  —  Im  Jahre  1753  verliess  H.,  der  inzwischen  eine  dritte, 
gleichfalls  sehr  glückliche  und  mit  Kindern  reich  gesegnete  Ehe  geschlossen  hatte, 
Göttingen ,  um  niemals  wieder  dahin  zurückzukehren  und  sein  Leben  in  der 
Heimath  zu  beschliessen.  Obschon  man  ihn  in  Bern  mit  offenen  Armen  aufnahm, 
so  war  er  doch  bei  der  daselbst  gebräuchlichen  Besetzung  der  Staatsämter  durcb 
das  Loos  zunächst  auf  die  verhältnissmässig  untergeordnete  Stelle  eines  „Ammanns" 
beschränkt.  Später  übertrug  man  ihm  die  Verwaltung  der  Salinen  zu  Bex  und 
des  Bezirks  von  Roche  im  Rhone-Thale.  Hier,  in  einer  grossartigen  Umgebung 
und    in    idyllischer   Einsamkeit,    verlebte    H.    sechs    Jahre,    welche    durch     eine 


HALLER.  33 

erspriessliche  amtliche  Wirksamkeit,  den  beständigen  Verkehr  mit  der  Natur  und 
einfachen  Menschen,  fruchtbringende  wissenschaftliche  Thätigkeit,  vielleicht  als 
die  glücklichsten  seines  Lebens  gelten  können.  Nach  Ablauf  seines  Amtes  (im 
Jahre  1764)  kehrte  H.  nach  Bern  zurück,  um  dasselbe,  wiederholter  Anträge 
ungeachtet,  nach  Oöttingen  zurückzukehren  oder  glänzende  Stellungen  in  Berlin  . 
und  Halle  einzunehmen ,  nicht  mehr  zu  verlassen.  Sein  Tod  erfolgte ,  wahr- 
scheinlich in  Folge  eines  Blasenleidens,  am  12.  December  1777  im  70.  Lebens- 
jahre. —  Das  vollständigste  Verzeichniss  der  überaus  zahlreichen,  fast  alle 
FSeher  des  menschlichens  Wissens  umfassenden  Schriften  H/s  befindet  sich  in 
der  zum  Gedächtniss  seines  Todestages  herausgegebenen  y^Denkschriß*'  (Bern 
1877,  4.,  pag.  120).  Die  auf  die  Natur-  und  Heilkunde  bezüglichen,  welche 
Ar  uns  allein  in  Betracht  kommen,  zerfallen  in  encyklopädische ,  literarhistorische, 
botanische,  anatomische  und  physiologische  Werke.  —  EncyklopädischeWerke: 
r,Praelecttones  Boerhaavii  ad  propnaa  tnstitutiones*^  (Göttingen  1739 — 1744,  8., 
6  YolL)  —  „Boerhavii  methodus  studii  medxci^  (Amsterdam  1751,  4.,  2  voll.); 
besonders  die  Bibliotheken  H.'s  („BibL  botanica,  chirurgica,  anatomtca*^ ,  je 
2  volL,  4.)  und  „medicinae  practicae"  (4  voll.,  4.);  unentbehrliche  Hilfsmittel 
der  botanischen  und  medieinischen  Geschichtsforschung.  —  Anatomische 
Werke:  „Icones  anatomicae*^  (8  fasc,  Göttingen  1743 — 1756  f.  —  Physio- 
logische Werke:  „ Primae  lineae  phyatologtae "  (Göttingen  1744,  8 .  und 
noch  sehr  oft);  bis  in  den  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  das  verbreitetste  Lehr- 
buch der  Physiologie.  —  ^ Element a  phyaiologiae  corporis  humani^  (Lausanne 
1757 — 1766,  4.).  —  Botanische  Werke:  „Enumeratio  methodica  stirpium 
Helaettae  indtgenarum^  (Göttingen  1742,  f.,  2  voll.).  —  Die  Bedeutung  H.'s  für 
die  Geschichte  der  deutschen  Literatur,  für  die  der  Botanik  zu  schildern, 
ist  hier  nicht  der  Ort.  Es  muss  genügen,  seineu  epochemachenden  Einfluss  auf 
die  Entwickelung  der  Physiologie,  somit  auf  die  der  wissenschaftlichen  Medicin, 
anzudeuten. 

Von  der  grössten  Bedeutung  für  die  Richtung  und  den  Charakter  seiner 
hierher  gehörigen  Arbeiten  wurden  zunächst  seine  in  Leyden  verlebten  Studienjahre. 
In  der  Schule  Albin's  wurde  er  mit  dem  Geiste  der  exacten  Forschung  erfüllt ;  von 
Heinem  grossen  Lehrer  Boerhaave  erbte  er  die  Achtung  vor  der  Würde  des 
ärztlichen  Benifes  und  die  üeberzeugung  von  der  Noth wendigkeit ,  die  Medicin 
auf  die  Naturwissenschaften,  die  Beobachtung  und  die  Geschichte  zu  gründen.  — 
Die  wichtigsten  von  den  anatomischen  und  physiologischen  Arbeiten  H.'s  fallen  in 
die  Periode  seines  Göttinger  Aufenthalts.  Zu  den  ersteren  gehören  die  „Icones 
anatomtcae*^ ,  welche  dazu  bestimmt  waren ,  die  Darstellung  der  Knochen  und 
Muskeln  von  Winslow  und  AlbinüS  durch  die  des  Geßtsssystems ,  der  Harn- 
imd  Geschlechtswerkzeuge  zu  vervollständigen.  Den  im  Jahre  1747  erschienenen 
„Primae  lineae  physiologiae"  folgte  zehn  Jahre  später  der  Abschluss  der  „Ele- 
merUa  phyaiologiae",  welche  den  Beginn  einer  neuen  Periode  dieser  Wissenschaft 
bezeichnen.  Auf  den  Inhalt  dieses  Riesenwerkes,  welches  zugleich  eine  noch  lange 
nicht  erschöpfte  Fundgrube  für  die  Geschichte  der  Physiologie  bildet,  an  dieser 
Stelle  näher  einzugehen,  ist  unmöglich.  Dagegen  muss  der  wichtigsten  Leistung 
H.'s  auf  diesem  Gebiete,  der  von  ihm  begründeten  Lehre  von  der  Irritabilität,  mit 
einigen  Worten  gedacht  werden.  —  Die  Erforschung  des  elementarsten  Vorganges  im 
thierischen  Leben :  der  Bewegung,  beschäftigte  erklärlicherweise  schon  die  ältesten 
griechischen  Naturphilosophen.  Aber  bis  weit  in  die  neuere  Zeit  hinein  begnügte 
man  sich  mit  theoretischen  Erklärungen,  welche  im  Allgemeinen  darauf  hinaus- 
liefen, dass  man  den  Muskeln  u.  s.  w.  die  „Fähigkeit'',  bewegt  zu  werden,  zuschrieb, 
und  als  das  diese  Fähigkeit  zur  Aeusserung  Bringende  das  „Pneuma"  betrachtete. 
So  schreibt  z.  B.  Melanchthon  in  seinem  berühmten  Werke  „De  anima"  die 
„locomotive  Kraft"  bereits  der  eigenthümlichen  Natur  der  Muskeln  und  ihrer 
„albern"  zu.  Ebenso  erklärt  Kaspar  Peucer,  Melanchthon's  Eidam,  die  Fähig- 
keit der  Muskeln  sich  zu  contrahiren  aus  einer  immanenten  Eigenschaft  derselben, 

Bio^r.  Lexikon.  III.  3 


34  HALLER.  —  HALLIDAY. 

welche  durch  den  Reiz  der  Nervengeister  erregt  wird.  In  entwickelterer  Gestalt 
finden  sich  diese  Anschauungen  bei  Glisson.  —  Die  wissenschaftliche  Bearbeitung 
der  Lehre  von  der  thierischen  Bewegung  beginnt  mit  H.,  mit  der  Erforschung 
derselben  durch  das  Experiment.  Im  Jahre  1752  veröflfentlichte  er  die  Ergebnisse 
seiner  zahlreichen  Versuche  über  die  Wirkungen ,  welche  mechanische  Reize, 
Wärme,  Elektricität,  Weingeist,  Höllenstein,  Antimonchlorid,  Schwefelsäure  u.  s.  w. 
auf  die  thierischen  Gebilde  äussern.  Sie  führten  zu  der  Lehre,  dass  „Sensibilität" 
und  „Irritabilität"  die  Grundeigenschaften  der  lebenden  thierischen  Gebilde  sind, 
dass  jene  lediglich  den  Nerven,  diese  ausschliesslich  den  Muskeln  zukommt.  — 
Die  Darstellung  der  ferneren  Schicksale  der  „Irritabilität"  gehört  nicht  zu 
unserer  Aufgabe.  Es  genügt  zu  sagen,  dass  sie  Anfangs  von  vielen  Aerzten, 
namentlich  von  den  latrophysikern  und  den  Anhängern  Stahl's,  heftig  be- 
kämpft wurde,  ohne  dass  dieselben^  wie  auch  der  berühmte  Kliniker  de  Haek, 
für  nöthig  hielten,  H.'s  Versuche  zu  wiederholen.  Unter  den  zahlreichen  Anhängern 
H.'s  ist,  ausser  seinen  Schülern  Zinn  und  Oeder  und  seinem  Freunde  Tissot  in 
Lausanne,  besonders  Felice  Fontana  in  Pavia  hervorzuheben,  welcher  durch  eigene 
Versuche  die  Lehre  von  der  „Irritabilität"  in  allen  ihren  Theilen  bestätigte.  —  Es 
wäre  ungerecht,  an  die  Versuche  H.'s  den  Massstab  der  gegenwärtigen  Physiologie 
zu  legen.  Die  wichtigste  Ursache  ihrer  Lückenhaftigkeit  besteht  darin,  dass  H. 
nicht  im  Stande  war,  den  Einfluss  der  in  der  Substanz  der  wichtigsten  Muskeln, 
namentlich  des  Herzens  und  des  Darmes,  vorhandenen  gangliösen  Centra  der  Be- 
wegung auszuschliessen.  H.'s  Verdienst  besteht  weit  weniger  darin,  dass  er  die 
Irritabilität  als  eine  fundamentale  Eigenschaft  der  thieriscuen  Wesen  nachwies,  als 
darin,  dass  er  die  Herrschaft  der  experimentellen  Methode  begründete  und  durch 
seine  Untersuchungen  derjenigen  Wissenschaft  den  Weg  bahnte,  auf  welcher  die 
gegenwärtige  Gestalt  der  Medicin  beruht,  die  durch  Bichat  in's  Loben  gerufene 
„allgemeine  Anatomie".  U   Haeser. 

Halliday,  Sir  A  n  d  r  e  w  H.,  englischer  Militärarzt,  war  zu  Dumfrics  geboren, 
wurde  1806  in  Edinburg  Doctor,  prakticirte  kur^e  Zeit  zu  Halesworth  bei 
Birmingham,  diente  später  in  der  Armee ,  machte  die  Feldzüge  in  Spanien,  Portugal, 
Holland  und  die  Schlacht  von  Waterloo  mit.  Er  schrieb  in  dieser  Zeit:  „Ohser- 
vations  on  emphysema,  etc.^  (London  1807)  —  j^Remarks  an  the  present  state 
of  the  lunatic  asylums  in  lreland^'[  (Eheuda,  1808)  —  ^Observatiojis  on  theßftJi 
report  of  the  commissioners  of  rnilitnry  tnquiry ,  and  on  the  Army  Medtcal 
Department**  (Ebenda  1809)  —  „Observation.^  on  the  j)resent  state  of  the 
Fortuguese  army"  (1811,  4.) —  „A  memoir  ofthe  campaign  of  18.15"  (1816,  4.)  — 
y^A  letter  to  Lord  Binning  containing  some  remarks  on  the  state  of  lunatic 
asylums"  (Edinburg  1818).  Er  begleitete  den  späteren  König  Wilhelm  IV., 
noch  als  Herzog  von  Clarence,  als  Leibarzt  auf  Reisen,  erhielt  durch  dessen  Ein- 
fluss 1821  die  Ritterwürde,  ging  als  Inspector  of  Hospitals  nach  West-Indien, 
kehrte  von  dort  nach  einigen  Jahren  mit  zerrütteter  Gesundheit  zurück  und  Hess  sich 
in  Dumfries  nieder,  wo  er  am  7.  September  1839  starb.  Ausser  einigen  historischen 
Schriften ,  wie  der  Geschichte  dfts  Hauses  Braunschweig  und  Lüneburg  (1820), 
den  Annalen  des  Hauses  Hannover  (2  Bde.,  1826),  verfasste  er  noch  folgende 
medicinische  Schriften:  „A  gener al  view  of  the  yresent  state  of  lunattcs  and 
lunatic  asylums  in  Great  Britatn  and  Ireland,  and  in  some  other  kingdoms" 
(London  1828)  —  „Letter  to  Lord  Roh.  Seymour :  with  a  report  of  the  number 
of  lunatics  and  idioUt  in  England  and  Wales""  (Ebenda  1829)  —  n'J^he 
West  Indies :  the  natural  and  physical  hisiory  of  tlie  Windward  and  Leeward 
Colontes"  (Ebenda  1837)  —  „A  letter  on  stckness  and  mortah'ty  in  the  West 
Indies"  (1839).  Sein  Haupt-Interesse  hatte  er  den  Geisteskranken  und  den 
Anstalten  zur  Heilung  derselben  zugewendet  und  zu  diesem  Zwecke  zahllose  Briefe 
geschrieben  und  ausgedehnte  Reisen  gemacht. 

Mnnk,  III,  pag.  211.  —  Callisen,  VIII,  pag.  80;  XXVHI,  pag.  363.  G. 


HALLIER.  —  HALLMANN.  35 

Ballier,  Ernst  H.,  geboren  am  15.  November  1831  zu  Hamburg,  war 
von  1848  an  als  Lehrling  in  dem  botanischen  Garten  von  Jena  thätig.  1851 
veriiess  er  Jena  und  war  als  Gärtner  in  Erfurt,  Charlottenburg  und  Berlin  ange- 
gestellt. 1855  jedoch  begann  er  Botanik  und  Philosophie  an  den  Universitäten 
Berlin,  Jena  nnd  Göttingen  zu  studiren,  promovirte  1858  in  Jena  und  habilitirto 
sich  1860  auf  Grund  der  Diss. :  „De  geometncü  plantarum  rattonibus**  in 
Jena,  nachdem  er  Assistent  von  Schletden  gewesen  war.  1864  wurde  er  Prof.  e.  o. 
in  Jena.  Ausser  einer  Reibe  rein  botanischer  Schriften ,  unter  welchen  wohl  die 
j^Fhytapathologie^  (Leipzig  1868)  die  bedeutendste  ist,  veröffentlichte  er  mehrer© 
Werke  über  die  Beziehungen  der  Pflanzenparasiten  zum  Menschen:  „Die  pflanz- 
lichen Parasiten  des  menschlichen  Körpers^  (Leipzig  1866)  —  „Das  Oholera^ 
contagium"  (Ebenda  1867)  —  „Oährungserscheinungen,  Untersuchung  über 
Gährung ,  Verwesung  und  Fäulniss^  (Ebenda  1867)  —  „Parasitologische 
Untersuchungen,  bezüglich  auf  die  pflanzlichen  Organismen  bei  Masern,  Hunger- 
typhus y  Darmtyphus,  Kuhpocken,  Schaf  pochen ,  Cholera  nostras  w.  s,  w.^ 
(Ebenda  1868),  worin  er  die  Ansicht  vertheidigt,  dass  die  diese  Erscheinungen 
verursachenden  pflanzlichen  Organismen  nicht  specifisch  verschiedene  Pilze  seien, 
sondern  nur  durch  den  verschiedenen  Nährboden  umgebildete  Formen  einer  und 
derselben  Art.  Seit  1869  giebt  H.  eine  „Zeitschrift  für  Parasitenkunde^  heraus 
und  veröffentlichte,  abgesehen  von  rein  botanischan  und  naturwissenschaftlichen 
Schriften,  1878  noch  einen  Aufsatz:  „Die  Pflanze  und  der  Mensch  in  ihrer 
Wechselbeziehung **   (Breslau). 

Brockhaus,  Convers.-Lexikon«  VII,  pag.  906.  V. 

*Hallin,  Olof  Fredrik  H, ,  zi  S!;o3khDlin,  ist  an  3.  Mi:z  132L  ia 
der  Gemeinde  Svinstad  in  Oit-Gathlaud  geboren,  staiirtd  von  183D  an  iu  üp?a!a, 
wurde  1847  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „0  n  tuherkler  i  hMiea^,  blstste  als  Militär- 
arzt im  Garnison-Lazareth  Dienste,  war  Assistent  dar  chirurgisshen  Klinik  im 
Serafimer-Lazareth  daselbst,  wurde  1849  Provinzialarzt  in  Faluu,  1852  Ciirhaus-, 
Lazareth-  und  Stadtarzt  daselbst,  machte  von  1853  an  mehrere  wissenschaftliche 
Reisen  in'a  Ausland,  war  Mitglied  veraehiedener  Comit6s  und  Gesellschaften,  wurde 
1870  in  die  erste  Kammer  des  Reichstagas  gewählt  und  ist  zur  Zeit  Medicinal- 
rath  bei  der  königl.  Medicinal Verwaltung.  Er  schrieb:  y^Berättelse  angäende 
inspektioner  ä  rikets  länslasarett  och  kurhus ,  verkställda  1867 — 69^  (Stock- 
holm 1869),  gab  die  sechste  umgearbeitete  Auflage  von  HülRTMAn's  „Husläkare*^ 
(1872)  heraus,  verfasste  eine  Anzahl  Berichte  über  das  Civil-Medicinal-  und  das 
Veterinärwesen  und  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  der  Hygiea  (Bd.  XXIII  bis 
XXXIV  u.  8.  w.),  namentlich:  „Om  difterit  i  Falun^  —  „Om  lasarettväsendet 
i  Sverige  1861 — 70"  —  „Om  spetälska  (Elephantiasis  Graecorum,  Lepra 
Arabum)^  —  „Om  medicinal oäsendet  i  Sachsen"  u.  s.  w. ;  ferner  in  den  Sv. 
Läk.-sällsk.  handlingar  (8er.  II,  D.  I,  1\);  „Om  sjukhas,  deras  konstruktion  och 
inredning"  —  „Falu  stad  i  medlcinskt-topografiskt  hänseende^  u.  s.  w. 

Wistrand,  pag.  152.  —   Wistrand,  Bruzelius,  Edliag,  I,  pag.  295. 

Rld, 

Halimann,  Eduard  H. ,  berühmter  Hydriatriker ,  geboren  zu  Hannover 
ara  10.  Juli  1813,  studirte  seit  September  1836  Medicin  in  Berlin,  wo  er  am 
25.  Januar  1839  zum  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „De  cirrhosi  hepatis"  promovirte. 
Dann  prakticirte  er  kurze  Zeit  in  seiner  Vaterstadt,  ferner  in  Brüssel,  in  Berlin, 
an  der  Kaltwasserheilanstalt  in  Gräfenberg  (4  Monate  lang),  übernahm  später  die 
Wasserbeilanstalt  in  Marienberg  bei  Boppard  am  Rhein  und  kehrte  zuletzt  wieder 
nach  Berlin  zurück,  wo  er  am  24.  Februar  1855  starb.  H.  verdient  rühmliche 
Erwähnung  als  einer  derjenigen  Hydrotherapeuten,  welche  diesen  Zweig  der  Heil- 
kunde allmälig  aus  dem  Stadium  der  roh  empirischen  in  das  der  wissenschaft- 
liehen Bearbeitung  übergeführt  haben.  Seine  erste  Arbeit  auf  diesem  Gebiete  ist 
betitelt:    „Kleinere   Beiträge   zur  wissenschaftlichen  Begründung   der  Wasser- 

3* 


36  HALLMANN.  —  BAMBERG. 

0 

euren"  (Preussische  Vereinszeitung,  1843).  Dann  folgte  die  berühmte  Schrift;: 
„  lieber  eine  zweckmässige  Behandlung  des  Typhus,  Als  Beitrag  zur  wissenschaft- 
lichen Begründung  der  Wasserkeilkunde"  (Berlin  1844),  in  der  H.  die  Resultate 
seiner  im  Auftrage  der  preussischen  Regierung  während  eines  viermonatliohen  Auf- 
enthaltes in  Gräfenberg  angestellten  Beobachtungen  yeröffentlichte.  Von  weiteren 
Schriften  H/s  auf  hydrotherapeutischem  Gebiete  sind  zu  nennen:  „Bericht  über 
W^flw^erÄ^VAwnc^e"  (Preussische  Vereinszeitung,  1845)  —  „Wassercurgeschichten" 
(Ibid.  1849)  —  „Zwei  mit  Walser  behandelte  Fälle  von  Abdominaltyphus 
nebst  einigen  auf  diese  Fälle  bezüglichen  Actenstücken,  Eine  Vertheidigungs- 
Schrift"  (Coblenz  1850)  —  „Ueber  Erfahrungen  über  Wassercuren  gegen 
Frauenkrankheiten"  (Verhandl.  der  Gesellsch.  für  Geburtskunde  zu  Berlin,  1852). 
£ndlich  verfasste  H.  noch  ein  grösseres  Werk:  „Die  Temperaturverhältnisse  der 
Quellen"  (2  Bde.,  Berlin  1854—55). 

Callisen,  XXVIII,  pag.  364.  —  Haeser,  Geschichte  der  Medicin.  II,  pag.  932.  — 
Poggendorff,  1/  pag.  1006.  —  Oanstatt's  Jahresbericbte,  yeischiedene  Jahrgänge 
von  1843  an.  Pgl 

*Hallopeau,  Fran^ois-Henri  H. ,  wurde  am  17.  Januar  1842  zu 
Paris  geboren  und  bildete  sich  daselbst,  speciell  als  Schüler  Vülpian*s  und 
Jaccoüd's,  bis  1871  aus.  Er  wirkte  alsdann  zuerst  als  Professeur  agr6g6  an  der 
Facultät,  demnächst  als  M6decin  des  Höpital  Saint-Antoine.  Von  ihm  rühren  her : 
„Contribution  ä  V4tude  de  la  scldrose  diffuse"  (Soc.  de  biologie,  1869)  — 
„rltude  sur  les  viydlites  chroniques  diffuses"  (Paris  1871)  —  „Du  mercure: 
action  physiologique  et  thSrapeutique"  (Ebenda  1878;  in's  Spanische  übersetzt 
von  M.  DE  RiBA  Y  Bassols,  Barcelona  1879)  —  „Les  paralysies  bulbaires" 
(Ebenda  1878)  und  —  neben  encyclopädischen  und  Joumalartikeln  —  „Pricis 
de  Pathologie  gdnirale"  (Paris  1884).  Auch  hatte  er  R.  Vibchuw  „Du  typhus 
famÜique  etc."  (Paris  1868)  übersetzt.  Wernich 

Halloran,  0',  s.  O'Halloran. 

*HalteDhoff,  Georg  G.,  Augenarzt  und  Privatdocent  in  Genf,  geboren 
daselbst  am  8.  Juni  1843,  studirte  in  Genf,  Würzburg,  Zürich,  Paris,  Berlin 
und  Heidelberg,  promovirte  1866  zu  Zürich  und  Hess  sich  1872  als  Augenarzt 
in  Genf  nieder,  woselbst  er  sich  an  der  dortigen  Akademie  als  Privatdocent 
habilitirte.  Neben  mehreren  kleineren  Mittheilungen  sind  folgende  Arbeiten  von 
ihm  zu  erwähnen:  „Retinitis  haemorrhagica  bei  Diabetes"  (Zehender's  klin. 
Monatsblätter,  1873  —  „Ueber  Conjunctivitis  gonorrhoica  ohne  Inoculation" 
(Archiv  für  Augenheilkunde,   1884).  Horstmann. 

Haly  Abbas,  s.  Araber:  Ali  Ben  El-Abbas,  Bd.  I,  pag.  170,  Nr.  IX. 

*  Bamberg,  Nils  Peter  H.,  zu  Stockholm,  ist  daselbst  am  4.  November 
1815  geboren,  wurde  1830  Apotheker,  etablirte  sich  1839  in  Stockholm  als 
Apotheker,  studirte  aber,  nach  Verkauf  seiner  Apotheke,  von  1841  an  in  Upsala 
Medicin  und  erhielt  1849  daselbst  das  Doctor-Diplom.  Von  1848  an  war  er  als 
Chemiker  und  Pharmaceut  beim  Karolinischen  und  pharmaceutischen  Institut  ange- 
stellt, begab  sich  1851 -=-52  auf  Reisen  in's  Ausland,  zum  Studium  der  physio- 
logischen und  pathologischen  Chemie,  wurde  darauf  Professor  der  Chemie  und 
Pharmacie  an  den  genannten  Instituten  und  dem  Veterinär-Institute  und  1872  vom 
Gesundheits-CoUegium  zum  Gerichts-Chemiker  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  sieh 
noch  befindet.  Er  war  Mitglied  verschiedener  Comit^s ,  z.  B.  für  die  neue  Auflage 
der  Pharmacopoea  Svecica,  die  Ausarbeitung  einer  Veterinär-Pharmacopoe  und 
Veterinär-Medicinaltaxe  u.  s.  w.  Seine  zahlreichen  Arbeiten,  darunter  namentlich 
mehrere  Untersuchungen  von  Mineralquellen  (z.  B.  Burtscheid,  Marienbad,  Ronneby) 
und  Brunnenwässer,  finden  sich  in  verschiedenen  Zeitschriften,  wie  dem  Pharma- 
ceutical  Journal    (1852):    „Pharmacy   in  Sweden"    —    ^^A   short   notice  of  the 


HAMBEBG.  —  HAMBEBGER.  37 

Pkarmacopoea  Fennica  and  pharmacy  in  Finland" ;  ferner  in  Vetensk.  Akad. 
ftrhandl.  (1868),  Farmaceut.  Tidskr.  (1862),  Sv.  Läk.-sällsk.  handl.  (1854,  65), 
damnter:  „Nägra  ord  om  legala  kemiska  analyser  vid  förgiftningar** ;  endlioh 
in  der  Hygiea  (Bd.  XI — XXXII)  über  Chloroform ,  Untersachung  von  Conditorei- 
▼aaren,  Anilinfarben,  Carbolsfture  u.  s.  w. 

Wistrand,  pag.  153.  —  Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  301. 

Bed. 

Hamberger,  Georg  Erhard  H.  (21.  December  1697  bis  22.  Juli  1755), 
Sohn  des  Professors  der  Mathematik  Georg  Albert  H.  zu  Jena,  war  Professor 
der  Medicin  in  seiner  Vaterstadt.  Er  galt  für  einen  ausgezeichneten  Mathematiker 
und  ntr  einen  der  bedeutendsten  latrophysiker.  Sein  Lehrbuch  der  Physiologie: 
„Physiologia  medica,  de  actionibus  corporis  humani  sani  doctrina,  mechanicis 
atque  anatomicis  principiis  auperstructa^  (Jena  1751 ,  4.)  ist  da^  bedeutendste 
der  Tor-HALLER^schen  Periode.  Sehr  ansehnlich  ist  auch  die  Zahl  der  von  H. 
Terfassten  Dissertationen.  Am  bekanntesten  wurde  er  durch  den  zwischen  ihm 
und  Halleb  in  Betreff  des  Mechanismus  des  Athmens  entbrannten  Streit,  welcher 
bis  auf  unsere  Zeit  ein  gewisses  historisches  Interesse  behalten  hat.  H.  behauptete, 
die  Exspiration  komme,  soweit  die  Thoraxmuskeln  bei  derselben  betheiligt  sind, 
dadurch  zu  Stande,  dass  die  seiner  Meinung  nach  in  den  Pleurasäcken  enthaltene 
Luft  bei  dem  Ausathmen  eine  Compression  erfahre.  Diese  aber  sollte  dadurch 
bewirkt  werden,  dass  die  Intercostalmuskeln  die  Rippen  nach  unten  ziehen  und 
auf  diese  Weise  den  Thoraxraum  verengen.  Mit  grossem  Aufwände  von  Gelehr- 
samkeit und  mit  Hilfe  einer  dem  Thorax  ähnlichen  Maschine  suchte  er  seine 
Ansicht  zu  beweisen.  Dagegen  zeigte  Halleb,  dass  der  Hauptsache  nach  bereits 
Galen  die  betreffenden  Vorgänge  richtig  aufgefasst  habe ,  namentlich ,  dass  die 
Zwischenrippenmuskeln  nicht  bei  dem  (rein  passiven)  Acte  der  Exspiration,  sondern 
während  der  Inspiration  sich  contrahiren,  und  den  Thoraxraum  nicht,  wie  H. 
behauptete,  verengem,  sondern  erweitern.  Der  schlagendste  von  Haller's  Ein- 
würfen bestand  darin,  dass  er  durch  Versuche  an  Thieren,  deren  Brusthöhle  er 
unter  Wasser  öffnete,  nachwies,  dass  in  den  „Pleurasäcken^  keine  Luft  vorhanden 
ißt.  Der  Streit  wurde  von  beiden  Seiten,  namentlich  von  H.,  mit  grosser  Er- 
bitterung geführt,  obschon  fast  sämmtliche  Physiologen  auf  Halleb's  Seite  standen. 
Nicht  wenig  mochte  zu  H.'s  Hartnäckigkeit  beitragen,  dass  er  sich  unter  Denen 
befand,  auf  welche  die  Hannoverische  Regierung  bei  Besetzung  der  Professuren  an 
der  neugegründeten  Universität  Göttingen  ihr  Augenmerk  gerichtet  hatte,  und  dass 
schliesslich  der  weit  jüngere  Halleb  ihm  vorgezogen  wurde. 

Blas  che,  Bas  Leben  des  Professors  G.  E.  Hamberger.  Jena  175S. 

H.  Haeser. 

Hamberger,  AdolfFriedrich  H. ,  als  Sohn  des  Vorigen  am  14.  März 
1727  zu  Jena  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  Medicin,  machte  dann  Reisen 
nach  Frankreich  und  Holland  und  promcTvirte ,  nach  Jena  zurückgekehrt ,  daselbst 
zum  Dr.  med.,  habilitirte  sich  1748  als  Privatdocent  und  wurde  Prosector  der 
Anatomie.  Kurz  vor  seinem  am  5.  Februar  1750  erfolgten  Tode  erhielt  er  noch 
den  Titel  eines  ausserordentlichen  Professors.  Er  ist  der  Stifter  der  Jena'schen 
gelehrten  Zeitung  (1749)  und  Verfasser  zweier  Dissertationen:  y^De  calore  in 
genere^  (Jena  1748,  4.)    —    „De  calore  humano  naturalis  (Ebenda  1748,  4.) 

Biogr.  iii6d.  V,  pag.  63.  Pgl. 

Hamberger,  AdolfAlbrecht  H.,  geboren  zu  Jena  am  7.  Februar  1737 
als  Sohn  des  Vorigen,  studirte  in  Jena  Medicin  und  erhielt  1767  die  Doctor würde 
mit  der  Diss. :  „De  secretionibus"  (4.),  war  seit  1780  Stadtphysicus  daselbst, 
wurde  dann  1782  Haus*  und  Landarzt  zu  ArrokUll  in  Estland,  später  Kreisarzt 
in  ßaltischport  und  starb  1785.  Er  verfasste  ausser  seiner  medicinischen  Disser- 
•tation  noch  eine  „Dissertatio  qua  causae  motus  planetarum  explicantur"  (Jena 
1769)    —    ffDie   Ursache   der  Bewegung   der  Planeten,    der  Schwere  und  des 


38  HAMBERGER.  —  HAMERNIK. 

Zusammenhängens  der  Körper^  (Ebenda  1772)  —  „Allgemeine  Expertmental' 
Naturlehre,  auf  eigene  Erfahrungen  und  Vernunftschlüsse  gegründet^  (1  ThL, 
Ebenda  1774)  —  „Kurzer  Entumrf  einer  Naturlehre^  (Ebenda  1780). 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  176.  —  Nord.  Mise.  XI,  pag.  385. 

L.  S  t  i  e  d  a. 

Hambut,  s.  Hagenbut. 

Hamel,  Marin  H.,  französischer  Chirurg  des  17.  Jahrhunderts,  der  sich 
durch  seine  Aufopferung  bei  den  die  Normandie  in  den  Jahren  1635,  37,  50, 
Öl,  59  heimsuchenden  Epidemien  hervorthat.  Er  schrieb:  „Dtscours  sommaire 
et  mModique  de  la  eure  et  prdservation  de  la  peste.  Utile  ä  toutes  sortes  de 
personnes*^  (Rouen  1658)  —  ;,  Iraitd  de  la  morsure  du  chien  enrag4^  (Lisieux  1700). 

NoTiveUe  biographie  g6n6rale,  T.  XXIII,  pag.  222.  G. 

Du  Hamel  du  Monceau,  Henri-Louis  D. ,  zu  Paris,  berühmter,  um 
die  Physiologie  und  Pathologie,  gleichwie  um  die  Botanik,  Landwirthschaft  und 
andere  Wissenschaften  und  Künste  verdienter  Physiker,  war  zu  Paris  im  Jahre 
1700  geboren,  sollte  eigentlich  die  Rechte  studiren,  beschäftigte  sich  statt  der- 
selben aber  mit  technologischen,  mathematischen,  chemischen  und  anderen  natur- 
wissenschaftlichen, auf  experimentelle  Untersuchungen  basirten  Studien,  durch  welche 
er  sich  bereits  1728  die  Pforten  der  Akademie  der  Wissenschaften  eröffnete. 
Seine  Abhandlungen,  deren  Zahl  sich  auf  mehr  als  60  beläuft,  behandeln  die 
allerverschiedensten  Gegenstände,  wie  Landbau,  Baumpflanzungen,  Conservirung 
des  Getreides,  Cultnr  des  Krapp,  Abholzung  der  Waldungen  und  Ausnutzung  des 
Holzes,  Obstbaumzucht,  Schiffsbau,  Seilerei,  Fischfang  u.  s.  w.  Nachdem  er  von 
Sloake  .  erfahren  hatte,  dass  die  Knochen  der  mit  Krapp  gefütterten  Thiere  sich 
roth  färben,  unternahm  er,  um  dies  selbst  zu  prüfen,  eine  lange  Reihe  von  Ex- 
perimenten, veröffentlichte  deren  Resultate  von  1739  an  und  wurde  dabei  auch 
auf  die  Bildung  und  das  Wachsthum  der  Knochen  geführt,  das  er  in  seiner 
schiebt  weisen  Anordnung  dem  der  Bäume  verglich  und  wobei  er  auch  an  ge- 
brochenen Knochen  experimentirte  und  die  noch  heutigen  Tages  stets  angeführten 
berühmten  Untersuchungen  über  die  Callusbildung  machte.  Dieselben  finden  sich 
als:  „Observations  sur  la  r^nion  des  fractures  des  os^  (M6m,  I,  II)  —  „Mim. 
(HI)  sur  le  divelopjjement  et  la  crue  des  os  des  animaux"  —  „M^.  (IV,  Y, 
VI,  VII)  sur  les  os"  in  den  M6m.  de  TAcad.  roy,  des  sciences  (1741,  42,  43) 
und  in:  y^Lettres  a  M.  Bonnet  sur  la  formation  des  os  dans  les  antmaux^ 
et  du  lois  dans  les  arbres"  (Journ.  de  m^dec.  1757).  Anderweitige  hier  noch 
anzuführende  Arbeiten  von  ihm  waren:  „Mem.  sur  Vaccroissement  des  coities 
des  animaux"  (Acad.  des  sc.  1781)  —  „Moyens  de  conserver  la  sant^  aux 
ipuipages  devaisstaux,  avec  la  marti^re  de  purifier  Putr  des  salles  des  hopitaux, 
et  une  courte  description  de  Vhdpital  Eaint-Louis  ä  Paris"  (Paris  1750,  av.  fig.) 
u.  8.  w.  Er  starb  am  23.  August  1782.  Eine  Pflanzengattung  aus  der  Familie 
der  Rubiaceen  wurde  von  Jacquin  nach  ihm  „Hamelia"  benannt. 

Vicq-d'Azyr,    Eloges,    1782,   pag.  75.  —  Biogr.  m6d.  IV,   pag.  538.  —  Biet, 
hist.  II,  pag.  147.  Q 

^Hamemik,  Jo  seph  H.,  zu  Prag,  ist  zuPatzau  in  Böhmen  am  18.  August 
1810  geboren,  wurde  1836  zu  Prag  mit  derDiss. :  „De  pneumonia  ejusque  et 
pulmonis  morborum  signis  objectivis**  Doctor,  liess  sich  1838  als  Arzt  zunächst 
in  Tabor,  später  in  Budweis  nieder,  wurde  1841  unter  Oppolzee  Secundararzt 
im  allgemeinen  Krankenhause  zu  Prag,  1845  Primararzt  der  Abtheilung  für  Brust- 
kranke und  verfasste:  „Carditis  als  Ursache  von  Klappeninsujficienz"  (Prag 
1843)  —  „Physiologisch- pathologische  Untersuchungen  über  die  Erscheinungen 
an  den  Arterien  und  Venen  u.  s.  w,"  (Ebenda  1847).  1848  wurde  er  als  Ab- 
geordneter in  den  österreichischen  Reichstag  gewählt,  legte  später  sein  Mandat  aber 
nieder,  wurde  1849  zum  Prof.  ordin.  ernannt  und  gab  heraus:  „Die  Cholera  epi- 
demica .  .  .  (Cholera- Rapport  an  das  hohe  Ministerium  des  Innern)"  (Prag  1850). 


HAMERNIK.  —  HAMILTON.  39 

Im  Jahre  1853  vom  Ministerium  Thun  seiner  Professur  enthoben,  widmet 
er  sieh  seitdem  ausschliesslich  der  ärztlichen  Praxis.  Er  schrieb  noch:  „Das  Herz 
und  seine  Bewegung;  Beiträge  zur  Anatomie,  Physiologie  und  Pathologie  des 
Herzens  u.  s.  w,"  (Ebenda  1858)  —  „Die  Grundzüge  der  Physiologie  und 
Pathologie  des  Herzbeutels  u,  s,  w.*^  (Ebenda  1864)  —  „Contagiuvi,  Epidemie 
und  Vaccination^  (Ebenda  1867).  Von  seinen  in  der  Prager  Vierteljahresschrift 
erschienenen  Abhandlungen  führen  wir  nur  an:  „ Fissur a  sterni  congenita  und 
Bemerkungen  über  die  Herzlage^  (Bd.  XLII)  —  „Beantwortung  der  englischen 
Vaocinations' Fragen^   (Bd.  LVI). 

V.  Wurzbach,  VII,  pag.  262.  —  Brockhaus,  Convers.-Lexik.,  13.  Aufl.,  VIII, 
pag.  75-1.  Red. 

Hamey,  Baldwin  H. ,  zu  London,  als  Sohn  des  gleichnamigen  Arztes 
ft  1640)  daselbst  am  24.  April  1600  geboren,  studirte  in  Leyden  und  Oxford, 
wurde  1626  bei  erstgenannter  Universität  Doctor ,  bereiste  Deutschland,  Frankreich 
und  Italien,  hielt  sich  namentlich  in  Paris,  Montpellier  und  Padua  längere  Zeit 
auf,  erlangte,  nach  London  zurückgekehrt,  hn  College  of  Physicians  eine  Reihe 
von  Ehrenämtern  und  hielt  1647  bei  demselben  anatomische  Vorlesungen.  Er  war 
der  grösste  Wohlthäter  des  College  of  Physicians ,  indem  er  demselben,  in  un- 
^flnstig'en  Zeiten,  bei  drohender  Subhastirung ,  seinen  Grundbesitz  sicherte,  das 
Innere  seines  Hauses  ausschmückte  und  ihm  ein  Landgut  schenkte.  Obgleich  ein 
classisch  sehr  gebildeter  und  erfahrener  Arzt,  ist  von  ihm  doch  nur  eine  erst 
nach  seinem  Tode  von  seinem  Freunde  Adam  Littleton  publicirte  Abhandlung: 
,0n  the  oath  of  Hippocrates^    (1688)    bekannt.     Er   starb    am  14.  Mai  1676. 

Munk,  ,1,  pag.  207.  G. 

Hamilton,  David  IL,  Leibarzt  der  Königin  von  England,  war  1683 
geboren,  war  Mitglied  der  Royal  Society  zu  London.  Er  verfasste  ein  kleines 
Werk :  „  Tractatus  duplex,  prior  de  praxeos  regulis  alter  de  fehri  miliari. 
Access it  febris  miliaris  historiar um  fasciculus^  (London  1710;  Ulm  1712),  in 
dem  17  vom  Verfasser  gut  beobachtete  Fälle  von  Miliarfieber  in  detaillirter  Weise 
geschildert  werden.     Er  starb  1721. 

Dict.  bist.  III,  pag.  37.  —  Munk,  IT,  pag.  12.  Pgl. 

Hamilton,  Robert,  am  6.  December  1721  in  Edinburg  geboren,  studirte 
auf  der  dortigen  Hochschule,  diente  dann  in  der  englischen  Marine  und  am 
Militärlazareth  von  Port-Mahon  und  Hess  sich  1748  in  liynn  (Norfolk)  als  Arzt 
nieder,  wo  er  am  9.  November  1793  verstarb.  Er  hat  sich  namentlich  mit  Unter- 
suchungen über  die  Tollwuth  beschäftigt  und  darüber  eine  Schrift :  „Remarks  on 
the  means  of  obviating  the  fatal  effects  of  the  bite  of  a  mad  dog ,  or  other 
rahid  animal;  etc.*'  (London  1785;  2.  edit.  1798)  verfasst.  Durch  die  Ver- 
öffentlichung seiner  militärärztlichen  Erfahrungen  hat  er  sich  auch  ausserhalb 
Englands  bekannt  gemacht.  Grossen  Einfluss  auf  die  Militärmedicin  seiner  Zeit 
hatte  sein  Werk :  ;,  The  duties  of  a  regimental  surgeon  considered ;  unth  obser- 
vations  on  his  general  qualifications  etc.^  (2  voll.,  London  1787,  1788). 
HSBBNSTBEIT  hat  nach  dem  Plane  dieses  Werkes  ein  „Handbuch  der  mil.  Arznei- 
kunde ftr  Feldärzte  etc."  (Leipzig  1790)  herausgegeben,  das  eine  medicinische 
Encyclopädie  für  Militärärzte  darstellt  und  dessen  3.  Theil  für  sich  als  „System 
der  Wundarzneikunst  etc."  (1790)  erschienen  ist. 

Biogr.  med.  V,  pag.  68.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  38.  H.  Frölich. 

Hamilton,  Alexander  H.,  hervorragender  Geburtshelfer  und  Professor 
der  Entbindungskunst  an  der  Universität  zu  Edinburg,  promovirte  hier  im  Jahre 
1737  zum  Dr.  med.,  war  Mitglied  der  Royal  Society  of  Edinburgh  und  des  Royal 
Coli,  of  Physic.  und  trat  erst  nach  mehr  als  Söjähriger  erfolgreicher  Praxis 
schriftstellerisch  hervor.  Seine  Hauptwerke  sind:  „Elements  of  the  practice 
of  midwifery^    (London  1775)  —    „A    treatise   of  midwifery,  comprehending 


40  HAMILTON. 

the  management  of  female  complaints  and  treatment  of  chüdren  in  early 
infancy^  (Edinburg  1780,  1781)  —  „Outlinea  of  the  theory  and  practice 
of  midwifery"  (Ebenda  1784)  —  „Treatüe  on  the  management  of  female 
complaints  and  of  chüdren  in  early  infancy^  (Ebenda  1792 — 97;  5.  Aufl. 
revidirt  und  erweitert  von  seinem  Sohn  und  Nachfolger  auf  dem  Lehrstuhl  der 
Geburthilfe  James  H.,  6.  Aufl.  1809),  populäres  Lehrbuch.  Ferner  besorgte  H. 
eine  neue,  erheblich  verbesserte  und  revidirte,  sowie  mit  Anmerkungen  und  Illustra- 
tionen versehene  Ausgabe  des  SMELLi£'schen  Buches:  „A  set  of  anatomical 
tables  with  explorations,  and  abridgement  of  the  practice  of  midvTifery*^  (Ebenda 
1786).    H.  starb  in  Blandfield  bei  Edinburg  im  Juni  1802. 

Dict.  hist.  III,  pag.  36.  Pgl. 

Hamilton,  James  H. ,  zu  Edinburg,  Sohn  des  Vorigen,  war  Professor 
der  Medicin,  Frauen-  und  Kinderkrankheiten,  als  Nachfolger  seines  Vaters,  Director 
eines  Privat  -  Entbindungshauses ,  Arzt  am  New  Town  Dispensary.  Er  schrieb: 
^Select  casea  in  midvnfery ;  extracted  from  the  records  of  the  Edinburgh 
Lying-in  Hosp.  etc,"  (Edinburg  1795)  —  „A  collection  of  engravings,  designed 
to  facilitate  the  study  of  midmifery ,  explained  and  illustrated**  (Ebenda 
1797,  4.)  —  „Hintsfor  the  treatment  of  the  principal  diseases  of  infancy  and 
childhood;  adapted  to  the  use  of  parents^  (Ebenda  1809;  new  edit.  1824)  — 
„Observations  on  the  use  and  ablese  of  mercurial  medicines  in  various  diseases*^ 
(Ebenda  1819  ;  „  With  notes  and  an  appendix  by  Ansei  W.  Ives",  New  York 
,1821)  —  „Practical  observations  on  various  subjects  relating  to  midwifery^ 
(Edinburg  und  London  1836,  37;  2.  edit.  1840;  Philadelphia  1837  in  Americ. 
Med.  Library;  deutsche  üebers.  Berlin  1838).  Er  gab,  wie  oben  angeführt,  eine 
Schrift  seines  Vaters  von  Neuem  heraus,  übersetzte  Morgagni's:  „Observations 
on  the  seats  and  causes  of  diseases ;  etc.^  Vol.  I"  (Edinburg  1795)  und  ver- 
fasste  verschiedene  Aufsätze  in  Duncan's  Medic.  Commentaries  (1794),  den  Edinb. 
Annais  of  Medic.  (1801),  dem  Edinb.  Joum.  of  Med.  Sc.  (1826)  u.  s.  w. 

Callisen,  VIII,  pag.  87;  XXVTII,  pag.  367.  G. 

Hamilton,  James  H.,  zu  Edinburg,  war  daselbst  1747  (1749)  geboren 
als  Sohn  eines  Professors  der  Naturkunde,  studirte  daselbst  unter  Monro,  Cüllkn, 
Black,  Gregory,  wurde  1771  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  perspiratione  insen- 
sibili"  (auch  in  Smellie's  Thesaurus  med.,  III,  1785),  Hess  sich  dann  dort  als 
Arzt  nieder,  wurde  Physioian  der  Royal  Infirmary  (zuletzt  Honorary  Consulting 
Phys.)  und  starb  am  27.  (28.)  October  1835,  nachdem  er  65  Jahre  lang  Arzt 
am  George  Heriot's  Hosp.  gewesen  war.  Seine  Hauptschrift,  die  eine  Reihe  von 
Auflagen  erlebte  und  mehrfach  übersetzt  wurde,  war :  „  Observations  on  the  lUility 
and  administration  ofpurgative  medicines  in  several  diseases^  (Edinburg  1805; 
2.  edit.  1806;  1809;  1811;  8.  edit.  1826.  „With  a  chapter  on  cold-bathing, 
considered  in  its  purgative  ejfect^;  Philadelphia  1809;  1818;  1829;  Italien. 
Uebersetz.  von  A.  Bonnako,  1818;  1825 — 26,  2  Bde.;  deutsche  Uebers.  von 
JOH.  MÜLLER,  Leipzig  1823;  franz.  Uebers.  von  A.  Lafisse,  Paris  1825).  Von 
W,  Newbriggikg  wurde  die:  „Bunterian  oration  for  1838;  being  a  tribute 
of  respect  for  the  memory  of  the  lote  James  Hamilton  sen,^  (Edinburg 
1838)  gehalten. 

Callisen,  VIII,    pag.  89;    XXVIII,  pag.  368   —  Index-Catalogue.  V,    pag.  809. 

Hamilton,  Vniliam  H. ,  zu  Glasgow,  war  daselbst  am  31.  Juli  1758 
geboren  als  Sohn  des  Chirurgen,  Professors  der  Anatomie  und  Botanik  an  der 
dortigen  Universität  Thomas  H.,  studirte  in  Edinburg  unter  Collen  und  Black, 
später  in  London  unter  William  Hünteb,  in  dessen  Haus  er  aufgenommen  wurde 
und  von  dem  er  mit  der  Aufsicht  über  den  Präparirsaal  betraut  wurde.  1781 
wurde  er  zum  Nachfolger  seines  Vaters,  der  seine  Professur  niedergelegt  hatte, 
eroannt  und  übernahm  nach  dessen  Tode  (1782)  auch  dessen  lucrative  Praxis.  Er 


HAMILTON.  41 

starb  jedoch  bereits  am  13.  März  1790,  erst  32  Jahre  alt,  nachdem  er  sich  als 
Lehrer  bereits  einen  sehr  gnten  Namen  und  als  Arzt ,  besonders  unter  den  ärmeren 
Klassen,  grosse  Verehrung  erworben  hatte. 

Chambers,  Vol.  III,  Part.  I,  pag.  6.  G. 

Hamilton,  William  IL,  geboren  1764  in  Irland,  studirte  und  promo- 
virte  1779  in  Edinbnrg  zum  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „De  sangutne  kumano", 
prakticirte  dann  in  St.  Edmonds-Bury  (Grafschaft  Suffolk),  wo  er  am  4.  September 
1808  starb.  Er  ist  Verfasser  einer  guten  Monographie  über  Digitalis,  betitelt: 
jfObservations  on  ihe  preparation,  ntüity  and  administration  of  ihe  dtgitalis 
purpurea ,  or  a  foxglove,  in  dropay  of  ihe  ehest ,  consumption ,  haemorrhage^ 
8carlet  fever,  measles  efc.  including  a  shetch  of  the  medtcal  history  of  this 
plant  etc.*"  (London  1807). 

Dict.  hist.  III,  pag.  39.  Pgl. 

Hamilton,  John  H. ,  geboren  1809  in  Irland,  erhielt  bereits  in  einem 
frühen  Alter  medicinischen  Unterricht  bei  Sir  Philip  Crampton,  promovirte 
1834  in  Edinbnrg  zum  Dr.  med.  und  Hess  sich  als  Wundarzt  in  Dublin  nieder, 
wo  er  zuerst  Licentiate  und  1844  Fellow  der  Royal  College  of  Surgeons  in 
Ireland  wurde.  Noch  in  demselben  Jahre  wurde  er  zu  einem  der  Visiting 
Surgeons  am  Richmond  Hospital  in  Dublin  ernannt  und  verblieb  in  diesem  Amt 
31  Jahre  lang,  bis  wenige  Monate  vor  seinem  Lebensende.  Ausserdem  war  er 
ßurgeon-in-Ordinary  der  Königin  in  Irland,  consultirender  Chirurg  am  St.  Mark's 
Ophthalmie  Hosp.  und  Präsident  der  Pathological  Society  in  Dublin.  Er  starb  am 
2.  November  1875  an  den  Folgen  einer  Blasen-Mastdarmfistel,  wenige  Wochen 
nachdem  er  die  Operation  der  Colotomie  anscheinend  glücklich  überstanden  hatte. 
Die  Zahl  seiner  Schriften  ist  gross ;  die  meisten  davon  beziehen  sich  auf  chirurgische 
Gegenstände  und  sind  in  Dubliner  medicinischen  Zeitschriften  veröffentlicht.  Wir 
nennen:  „On  piis  in  the  uriiie  as  an  aid  to  the  diagnoais  of  some  diseases  of 
the  genitO'Urinary  System*^  (Dubl.  Quarterly  Journ.,  1861)  —  „Observations  on  the 
Symptoms  resnlting  front  an  vndescended  testicle  which  were  of  so  painful  a 
natura  as  to  necessitatu  its  removal"  (Ibid.  1852)  —  „On  the  eure  of  urinary 
fistvlae  hy  compression^  (Ibid.  1863)  —  „Remarks  on  the  removal  by  Operation 
of  the  sequestrum  in  necrosis,  with  cases"  (Ibid.  1854)  —  „Gase  of  cut  throat" 
(Dublin  Hosp.  Gaz.,  1855)  —  „On  cases  of  str  icture  of  the  Urethra  in  which  the 
nse  of  perforating  or  cutting  instruments  is  expedient  or  desirable^  (Dubl.  Quart. 
Journ.,   1855)  —    „Cliniccd  lecture  on  deepseated  whitlow^    (Dubl.  Hosp.  Gaz., 

1855)  —    .jClinical    lecture    on    foreign    bodies    in    the   Oesophagus^    (Ibid. 

1856)  —  „On  abscess  of  bone"  (Dubl.  Quart.  Journ.,  1855)  —  „Diseased  knee 
Joint,  Abscess  in  femur  and  necrosis^  (Dubl.  Hosp.  Gaz.,  1857)  —  „Clinical 
remarhs  on  the  treatment  of  internal  haemorrhoids"  (Ibid.  1857)  —  „TTie 
restoration  of  a  lost  nose**  (Dubl.  Quart.  Journ.,  1857),  enthält  die  Schilderung 
der  ersten  Rhinoplastik  in  Dublin  seit  25  Jahren  —  „Syphilitic  ulcers  of  the 
fngers  and  toes^  (Dubl.  Hosp.  Gaz ,  1858)  —  ^ Ruptur e  of  the  heart"  (Lancet, 
1860)  —  „On  encysted  tumours  of  orbita^  (Dubl.  Quart.  Journ.,  1861)  — 
„Lectures  an  syphilitic  Osteitis  and  periostitis^  (London  1874)  —  yjAn  essay 
on  syphilitic  sarcocele"  (Dublin  1849)  und  andere  Journalaufsätze  über  die  Nutz- 
losigkeit der  Blutentzieh  iingen  bei  syphilitischer  Iritis,  über  Syme's  Amputation  im 
Sprunggelenk  wegen  Erkrankungen  des  Calcaneus,  über  doppelte  Hasenscharte, 
über  Aneurysmen  etc. 

Med.  Times  and  Gaz.  1875,  II,  pag.  561.  Pgl. 

*  Hamilton,  Frank  Hastings  H. ,  ist  in  Wilmington ,  Vt. ,  am 
10.  September  1813  geboren,  studirte  Medicin  in  Philadelphia,  wo  er  1833 
gnduirt  wurde  und  Hess  sich  dann  in  Auburn,  N.  Y.,  nieder.  1844  ging  er  als 
Professor   der   Chirurgie    nach   Buffalo   und   folgte    1862  einem  Rufe   in  gleicher 


42  HAMILTON. 

Eigenschaft  am  Believue  Med.  College  in  New  York.  H.  ist  Verfasser  eines  vor- 
züglichen, bis  jetzt  in  6  Auflagen  erschienenen  Handbuchs  über  Fracturen  und 
Luxationen,  das  unter  dem  Titel :  „^  practical  treatise  on  fractures  and  du- 
locattons"  (Philadelphia  1860;  deutsch  von  A.  Rose  nach  der  5.  Auflage  des 
engl.  Originals,  Göttingen  1876),  femer  eines  s.  Z.  sehr  brauchbaren  und  praktischen 
Compendiums  über  Kriegs-Chifurgie :  „A  practical  treatise  on  militari/  surgery^ 
(New  York  und  London  1861;  2.  Ausgabe  mit  dem  erweiterten  Titel:  „A  pract. 
treatise  on  milit,  surgery  and  hygiene"  1865  erschienen).  Ausserdem  veröffent- 
lichte  H.,  dem  die  Chirurgie  in  allen  Zweigen,  besonders  in  der  Lehre  von  den 
Fracturen  und  Luxationen,  zahlreiche  Verbesserungen  und  Fortschritte  verdankt, 
eine  grosse  Anzahl  von  Monographien,  Abhandlungen  und  Aufsätzen  in  verschie« 
denen  ameiikanischen  Zeitschriften  über  alle  möglichen  Capitel  der  Chirurgie,  so 
über  Behandlung  der  Geschwüre  durch  Hautüberpflanzung  (New  York  Journ.  of 
Med.,  1854);  femer:  „Dislocation  of  the  femur  into  the  ischiatic  notch,  Reduct. 
by  manipulat.^  (American  Journ.  of  the  Med.  Scienc,  1855)  —  „Prognosis  of 
fractures^  (Transactions  of  the  Amer.  Med.  Associat  for  1855);  Statistik  der 
Luxationen,  speciell  mit  Bezug  auf  ihre  Resultate  (Transact.  of  the  Med.  Soc.  of 
the  State  of  N.  Y.,  1856);  Vollständiger  Verschluss  der  Vagina  und  Verhaltung 
der  Menses.  Heilung  durch  Function  vom  Rectum  (BufFalo  Med.  Journ.,  1858)  — 
„On  amputations"  (New  York  Med.  Record,  1866)  —  „Resection  of  Upper  end  of 
femur.  The  head  of  the  bone  containing  a  true  segnest rum  of  cancellous 
tissue**  (Ibid.)  —  „Tetanus,  spontaneous  recovery"  (Ibid.  1867)  —  „Speedy 
Union  in  a  fracture  of  the  tibia  and  ßbula"  (Ibid.  II)  —  „Gunshot  wound 
or  fracture  of  the  body  of  the  second  lumhar  vertebra"  (Ibid.  II)  —  „A  bullet 
in  the  heart  for  twenty  years"  (Ibid.  II)  —  „Operation  for  hare-lip"  (Ibid.  II)  — 
„Fracture  of  cricoid  and  thyroid  cartilages**  (Ibid.  I)  —  „Epithelioma  of  the 
extremities"  (New  York  Med.  Rec,  1868)  —  „Affections  of  the  bursa  patellae*! 
(Ibid.)  —  yfOn  encysted  tumors**  (New  York  Med.  Gaz.,  1870)  —  „Healing  tüounds 
by  transplantation"  (Ibid.)  —  „Superlaryngeal  encysted  tumours  or  encysted  bursal 
tumours  in  front  of  the  larynx"  (New  York  Med.  Rec,  1870)  —  „On  pyaemia" 
(Surgical  memoire  of  the  war  of  the  rebellion;  coli,  and  published  by  the  ü.  8. 
Sanitary  Commission,  1871)  —  „  Use  of  warm  and  hot  water  in  surgery"  (New  York 
Med.  Rec,  1873)  —  „Separation  of  the  Upper  epiphysis  of  the  humerus^' 
(Ibid.)  —  „A  unique  case  of  complete  ontward  dislocation  of  the  forearm" 
(Med.  Press  and  Circ,  1879)  etc.  etc.  H. ,  der  seit  1875  seine  Professur  auf- 
gegeben, lebt  zu  New  York  als  Visiting  Surgeon  am  Believue  Hospital ,  sowie  als 
Consulting  Surgeon  am  St.  Elizabeth's  Hospital. 

Atkinson,  pag.  156.  Pgl. 

*  Hamilton,  Allan  McLane  H. ,  Arzt  der  Abtheilung  für  Nerven- 
krankheiten am  State  Hospital  und  Lehrer  dieser  Disciplin  am  Long  Island  College 
Hospital  in  New  York,  ist  in  Brooklyn,  N.  Y. ,  am  6.  October  1848  geboren, 
studirte  in  New  York  Medicin  und  promovirte  daselbst  am  Coli,  of  Phys.  and 
Surg.  1870  mit  einer  Schrift  über  Galvanopunctur,  die  ihm  den  ereten  Facultäts- 
preis  und  die  Hassen -Preismedaille  einbrachte.  1874  erfand  H.  einen  neuen 
Dynamometer,  dessen  Beschreibung  er  im  Psychological  Journal  und  Medice  Legal 
Journal  (April  1874)  gab.  Als  einer  der  Ersten  unter  den  amerikanischen  Aerzten 
hat  H.  galvanokaustische  Operationen  ausgeführt.  Er  schrieb  ein  Werk:  „Clinical 
electro'therapeutics*^  (1873),  sowie  Aufsätze:  „On  epilepsy"  (New  York  Med. 
Record,  1871)  —  „Genital  irritation  as  a  cause  of  nercous  disease"  —  n Tre- 
mors and  incoordination"  (Amer.  Journ.  of  the  Med.  Scienc,  1876)  —  ^^Trembling 
and  loss  of  coordinating  power  as  symptom  of  nervous  dlsease"  (Ibid.  1874)  — 
„On  the  treatment  of  some  obstinate  for  ms  of  epilepsy"  (New  York  Med.  Record, 

1874)  —    nThe    therapeutics    of   functional    headache"    (Philad.  Med.  Times, 

1875)  —  fjThe  use  of  revulsives  in  diseases  of  the  nervoua  system"  (Ibid.)  und 


HAMILTON.  —  HAMMERSCHMIDT.  43 

zahlreiche  andere,  meist  casnistische  Ahhandlungen ,  speciell  auf  dem  Gebiete  der 
Nervenkrankheiten,  seines  Specialfaches. 

Atkinson,  pag.  183.  Pgl. 

"^ Hammarsten,  Olof  H.,  zu  Upsala,  ist  am  21.  August  1841  zu  Norr- 
köping  geboren,  studirte  von  1861  an  in  Upsala,  war  Amanuensis  im  Laboratorium 
für  medicinische  Chemie  und  bis  1866  im  dortigen  pathologischen  Institut,  ist  seit 
1869  Docent  der  Physiologie  und  gegenwärtig  Professor  der  medicinischen  und 
physiologischen  Chemie.  Er  schrieb  in  Upsala  universitets  ärsskrift  (1869):  „Om 
gallans  förhällande  tili  magaaften  och  ägghvüedigeationen"  (deutsch  im  Archiv 
ftlr  die  ges.  PhysioL,  1870:  „Ueber  den  Einfluss  der  Galle  auf  die  Magen- 
Verdauung**)  —  ;,  Ueber  die  Oase  der  Hundelymphe**  (Arbeiten  aus  der  physiol. 
Anstalt  zu  Leipzig,  1871);  in  den  Upsala  Läkare-fören.  förhandl.  (Bd.  I,  11,  V,  VI, 
VII  u.  s.  w.) :  „Om  produktema  af  magsaftens  inverkanpä  äggvitekropparne"  — 
—  „Om  peptonet  och  gallan^  —  „Om  gnngames  galla"  —  yfFysiologiskt^ 
hemiska  underaökningar  Öfoer  Jdoralkydratet**  —  „Om  theinets  'öfvergäng  i 
urinen"  —  ^Bidrag  tili  kännedomen  om  spottens  verkan  pä  stärkelae**  — 
„Om  respirationens  kemi**   u.  s.  w. 

Wistrand,  Brnzelius,  Edling,  I,  pag.  304.  Bed. 

Hammeil ,  Ludwig  von  H. ,  Arzt  in  Danzig  und  Leibarzt  des  Königs 
Johann  Sobiesky,  war  1652  geboren  und  studirte  Medicin  in  Leyden  und 
Montpellier.  Nach  seiner  Promotion  liess  er  sich  in  Danzig  nieder,  wo  er  am 
15.  März  1689  starb.  Er  ist  Verfasser  von:  „Curriculum  medicum  Monspelienae*^ 
(Montpellier  1674,  4.)  und  von:  „De  herniis  dissert,  acad. ,  cui  accedunt  de 
crocodilo  ac  vesicae  mendaci  calculo  epistolae  et  responsiones  ad  Gar. 
Drelincurtium**  (Leyden  1681).  An  der  Vollendung  eines  begonnenen  Werkes 
über  die  Geschichte  der  Aerzte  Danzig's  wurde  er  durch  den  Tod  verhindert. 
(Ueber  die  H.  irrig  zugeschriebene  Entdeckung  der  Samenfädchen  s.  Haeseb, 
Gesch.  der  Med.,  II,  pag.  334.) 

Biogr.  mW.  V,  pag.  69.  Pgl. 

Hammer,  Adam  H.,  deutsch-amerikanischer  Arzt,  geboren  am  27.  December 
1818  in  Baden,  studirte  Medicin  in  Heidelberg  und  Paris.  Anfangs  praktischer 
Arzt  in  Mannheim,  wandte  sich  H.  1848  aus  politischen  Gründen  nach  Amerika 
und  liess  sich  in  St.  Louis  nieder,  wo  er  eine  Reihe  von  Jahren  als  Professor 
an  mehreren  medicinischen  Schulen  angestellt  war  und  sich  speciell  mit  Chirurgie 
und  Augenkrankheiten  befasste.  H.  war  Mitglied  mehrerer  hervorragender  poli- 
tischer und  gelehrter  ELörpersehaften ,  Vorsitzender  der  medicinischen  Gesellschaft 
in  St.  Louis  und  diente  im  letzten  amerikanischen  Krieg  als  Surgeon.  Er  starb 
auf  einer  Besuchsreise  nach  Deutschland  am  4.  August  1878  in  Griesbach  in 
Baden,  nach  kurzem  Krankenlager.  H.  hat  als  einer  der  Ersten  die  Aethemarcose 
in  der  geburtshilflichen  Praxis  in  seiner  Schrift :  „Die  Anwendung  des  SchtcefeU 
äthers  im  Allgemeinen  und  insbesondere  bei  Geburten**  (Mannheim  1847) 
empfohlen,  femer  eine  gute  Darstellung  der  Pathologie  und  Therapie  des  Sonnen- 
stichs geliefert  und  einen  Fall  von  Thrombose  der  Coronararterien  mit  Diagnose- 
stellung beim  Lebenden  beschrieben  (Wien  1878).  Von  anderweitigen  kleineren 
Aufsätzen  sind  anzuführen:  „Change  of  colour  in  an  adult  negro**  (St.  Louia 
Med.  and  Snrg.  Joum.,  1853)  —  „Statistics  of  fifty-one  successive  capital 
ampuicUiona**  (Hdmboldt's  Med.  Archives,  1868);  femer:  „Gase  of.  pera^ute 
coxitis;  caries  ofthe  head  ofthe  femur  etc.**  (St.  Louis  Med.  Surg.  Joum.,  1872). 

Transact.  of  the  Amer.  Med.  Assoc.  3879,  Vol.  XXX,  pag.  823.  Pgl. 

Hammerschmidt ,  Karl  Eduard  H.  (Abdullah  Bey),  war  zu  Wien 
im  Jahre  1800  geboren,  wurde  durch  die  Ereignisse  des  Jahres  1848,  an  denen 
er  thätigen  Antheil  genommen,  gezwungen,  Wien  zu  verlassen,  wo  er  bis  dahin 


44  HAMMERSCHMIDT.  —  HAMMOND. 

» 

als  Entomolog   und  Herausgeber   der   landwirthschaftliehen  Zeitung,   in  gelehrten 

Kreisen  geschätzt,   gelebt   hatte.     Er   kämpfte    zunächst  in  Ungarn,    begab  sich 

dann  nach  Constantinopel ,  wo  er,  unter  dem  obigen  türkischen  Namen,  als  Arzt 

und  Professor  an  der  medicinischen  Schule,  naturgeschichtlicher  Schriftsteller  und 

auch  sonst  für  humanitäre  Zwecke,    z.  B.  die  Bestrebungen,    welche    die  Genfer 

Convention  vertritt,  thätig  war.    Er  starb  daselbst  am  30.  August  1874, 

V.  Wurzbach,  XXVIII,  pag.  346.     .  G. 

Hammick ,  Sir  Stephen  Love  H. ,  Bart. ,  zu  Pl}'mouth ,  war  daselbst 
am  28.  Februar  1777  geboren,  als  Sohn  eines  Beamten  des  dortigen  Royal  Naval 
Hospital,  in  welchem  er  sehr  früh  zu  lernen  und  zu  lehren  begann,  selbst  ehe  er 
die  Qualification  zur  Praxis  erlangt  hatte.  1799  wurde  er  Schüler  im  St.  George*8 
Hosp.  in  London  und  in  demselben  Jahre  noch  Mitglied  der  Corporation  of  Surgeons. 
Er  kehrte  darauf  nach  Plymouth  zurück  und  wurde  Surgeon  des  gedachten  Hospitals, 
obgleich  er  niemals  im  Dienste  der  Marine  gewesen  war.  1829  gab  er  diese 
Stellung  auf,  liess  sich  in  London  nieder  und  publicirte  1830  die  einzige  von 
ihm  bekannte ,  auf  seine  sehr'  reiche  Erfahrung  (er  hatte ,  wie  er  angiebt ,  selbst 
336  Amputationen  mit  nur  18  Todesfällen  ausgeführt  und  mindestens  400  anderen 
beigewohnt)  basirte  Schrift  heraus,  nämlich :  „Practical  remarks  on  amputationa, 
fractures  and  stricturea  of  the  Urethra**,  wurde  Chirurg  des  Königs,  Mitglied 
des  Senats  der  neu  gegründeten  Universität  und  erhielt  1834  die  Baronetwürde. 
Seine  werthvolle  pathologisch-anatomische  Sammlung  schenkte  er  dem  College  of 
Surgeons  und  starb,  hochgeachtet,  über  90  Jahre  alt,  am  15.  Juni  1867. 

Lancet.  1867,  I,  pag.  783.  Gurlt. 

^Hammond,  William  Alexander  H.,  als  Sohn  eines  Arztes  in  Anna- 
polis,  Md.,  am  28.  August  1828  geboren,  erhielt  seine  akademische  Vorbildung 
zu  Harrisburg  und  setzte  seine  medicinischen  Studien  auf  der  Universität  zu  New 
York  fort,  wo  er  im  März  1848  zum  Dr.  med.  graduirt  wurde.  Darauf  prakticirte 
er  ein  Jahr  lang  am  Hospital  zu  Philadelphia  und  trat  später  als  Assistant 
Surgeon  bei  der  Armee  ein,  wo  er  11  Jahre  lang  diente,  um  diese  Stellung  1859 
mit  der  eines  Professors  der  Physiologie  und  Anatomie  an  der  Universität  zu 
Baltimore  zu  vertauschen.  Im  Frühling  1860  trat  H.  wiederum  zur  Armee  zurück 
und  diente  in  General  Patterson*s  Hauptquartieren.  1862  wurde  er  zum  Surgeon- 
General  der  Armee  mit  dem  Range  eines  Brigade-Generals  ernannt.  Seine  bei  der 
Armee  und  im  Kriege  gemachten  Erfahrungen  benutzte  H.  zur  Verbesserung  des 
Kriegslazarethwesens.  Femer  gründete  er  ein  „Army  Medical Museum ^^  und  schrieb: 
„The  medical  and  surgical  hütory  of  the  rebellion,^  In  Folge  von  Zwistig- 
keiten  mit  dem  Kriegsminister  erhielt  er  1864  seine  Entlassung  aus  der  Armee 
und  ging  nach  New  York ,  wo  er  kurze  Zeit  darauf  Professor  der  Psychiatrie  und 
Nervenkrankheiten  am  Coli,  of  Physic.  and  Surg.  wurde.  1874  nahm  er  einen 
Lehrstuhl  dieser  Disciplinen  an  der  medicinischen  Facultät  zu  New  York  an ,  den 
er  zur  Zeit  noch  bekleidet.  Veröflfentlicht  hat  H.  folgende  Schriften:  „Physio- 
logical  memoirs^  (Philadelphia  1863)  —  „A  treatise  on  hygiene,  with  special 
reference  to  the  military  service**  (Ebenda  1863)  —  „Lectures  on  venereal 
diseases*^  (Ebenda  1864)  —  „On  wakefulneas^  vnth  an  introductory  chapter  on 
the  phyatology  of  sleep^  (Ebenda  1865)  —  „On  sleep  and  its  derangements" 
(Ebenda  1869)  —  „Insanüy  and  its  medico-Iegal  relations**  (New  York  1866)  — 
yfThe  physics  and  physiology  of  spiritualism^  (Ebenda  1870)  —  „A  treatise 
on  the  diseases  of  the  nervous  System^  (Ebenda  1871;  das  Hauptwerk  H.*8,  das 
1876  in  6.  Auflage  erschien)  —  „Clinical  lectures  on  diseases  of  the  nervous 
System"  (Ebenda  1874)  —  „Insanity  in  its  relations  to  crime*'  (Ebenda  1875)  — 
j^Spiritualism  and  allied  causes  and  conditions  of  nervous  derangement*^  (Ebenda 
1876),  sowie  zahlreiche  Aufsätze  über  physiologische,  psychologische  und  neuro- 
pathalogische  Themata  in  medicinischen  Zeitschriften ,  besonders  in  den  Transactions 
derjenigen  zahlreichen  Gesellschaften,  deren  Mitglied  H.  war.    H.  hat  zuerst  Fälle 


HAMMOND.  —  HANCOCK.  45 

Yon  sog.  „AthetOBis^^  beobachtet,  womit  er  einen  im  New  York  Med.  Record.  (1873) 
näher  beschriebenen  Symptomencomplex  bezeichnet. 

Atkinson,  pag.  364.  Pgl. 

Hampe,  Friedrich  Ludwig  H.,  geboren  zu  Göttingen  1780,  studirte 
daselbst  seit  1797  Medicin  und  promovirte  1801  zum  Dr.  med.  et  chir.  Unmittelbar 
später  machte  er  Reisen  nach  Frankreich,  der  Schweiz  und  Italien,  wobei  er  sich 
hauptsächlich  in  Paris,  Wien  nnd  Berlin  längere  Zeit  aufhielt.  Im  Jahre  1804  Hess 
er  sich  in  Bremen  nieder,  wo  er  seine  medicinische  Carriöre  unter  den  Auspicien 
des  berflhmten  Albers  begann.  Von  1812 — 1814  war  er  Arzt  der  französischen 
Militärlazarethe  in  Bremen.  H.  ist  Verfasser  mehrerer  Aufsätze  für  die  Salzburger 
Zeitung,  das  HuFELAND^sche  Journal,  den  Rheinischen  Mercur  und  einer  Mono- 
graphie :  ;,  Ueber  die  Entstehung ,  Erkenntnias  und  Cur  der  Knochenbrüche, 
eine  theoretisch-praktische  Abhandlung"^  (Bremen  1805).     Er  starb  1818. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  71.  —  Bremische  Aerzte,  pag.  181.  Pgl. 

Hanbut,  s.  Hagenbüt. 

Hancke,  Johann  Wenceslaus  H. ,  zu  Breslau,  war  zu  Mertschtltz 
(Kreis  Liegnitz)  am  16.  März  1770  geboren,  kam  im  13.  Jahre  zu  einem  Wund- 
arzt in  Jauer  in  die  Lehre,  conditionirte  von  1786 — 89  an  verschiedenen  Orten 
als  Barbiergeselle ,  zuletzt  in  Breslau ,  wo  er  anatomische  Vorlesungen  hörte,  trat 
1790  als  Chirurg  in  die  Armee,  unterrichtete  sich  selbst  so  viel  als  möglich, 
hörte  1794  von  Neuem  in  Breslau  Vorlesungen,  wurde  1795  der  chirurgischen 
P^pinifere. in  Berlin  attachirt,  blieb  dort  bis  1799,  machte  seine  Prüfungen,  wurde 
1800  Oberchirurg  beim  Militär  in  Breslau  und  Glogau,  wo  er  bis  1809  blieb, 
während  er  inzwischen,  1807,  mit  der  Diss. :  yyDe  inaccessa  pericardii  inflaviraati 
diagnosi,  memorabdi  morbi  hujusce  exemplo  illustrata"  (4.)  in  Frankfurt  a.  0. 
Doctor  geworden  war.  Er  siedelte  darauf  dauernd  nach  Breslau  über,  machte  sich 
daselbst  bald  einen  Namen  als  Operateur,  nachdem  er  1810  ordinirender  Arzt 
am  ELrankeninstitut  der  Barmherzigen  Brüder  geworden  war  und  hielt  schon  vor 
der  Verlegung  der  Universität  nach  Breslau  daselbst  Vorträge  über  Chirurgie  für 
junge  Wundärzte.  In  den  Jahren  1818  und  1814  stand  er  den  grossen  Kriegs- 
lazarethen  auf  dem  Bürgerwerder  als  Oberwundarzt  mit  Auszeichnung  vor,  wurde 
1815  Assessor,  später  Rath  beim  Provinzial-Medicinal-Collegium  und  war  von  der 
Errichtung  der  medicinisch-chirurgischen  Schule  an  bis  1841  Lehrer  an  derselben. 
1831  leitete  er  das  im  Kloster  der  Barmherzigen  Brüder  errichtete  Cholera- 
Lazareth  und  hatte,  mit  anderen  Breslauer  Aerzten,  Antheil  an  der  Schrift:  „Die 
asiatische  Cholera*^  (Breslau  1832).  Ausser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  in  Zeit- 
schriften, unter  denen  namentlich  der  vorzügliche:  nUebei- die  Kopfverletzungen^ 
«Rcst's  Magazin)  anzuführen  ist,  schrieb  er  folgende  kleinere  Schriften:  „Ueber 
die  Erößnung  der  Eitergeschwuht  nach  verschiedenen  Methoden^  (Breslau 
1829)  —  „Prophylaktisches  Heilverfahren  bei  Verletzungen  von  tollen  Hunden 
u,  s.  w,"  (Ebenda  1830);  besonders  bekannt  geworden  aber  ist  die  Schrift: 
„Ueber  das  Chlor  zink  als  Heilmittel  gegen  die  Syphilis  y  chronische  Exantheme 
und  Ulcerationen^  (Ebenda  1841).  Er  starb ,  bis  an  sein  Lebensende  thätig, 
in  hohem  Alter,  am  22.  Juni  1849. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  27,  1849,  I,  pag.  465.  —  Callisen,  VIIF, 
pag.  98;  XXVIII,  pag.  371.  G. 

Hancock,  Thomas  H. ,  in  London,  war  in  der  Grafschaft  Antrim 
geboren,  war  Lehrling  eines  Apotheker-Chirurgen  in  Waterford,  wurde  1806  in 
Edinburg  Doctor  und  liess  sich  1809  in  London  nieder.  Er  gehörte  zur  Gesell- 
schaft der  Freunde  (Quäker),  über  die  er  auch  zwei  Schriften  (London  1825; 
Liverpool  1835)  herausgab.  Er  war  Arzt  am  City  and  Finsbury  Dispensary  und 
am  London  Electrical  Dispensary.  Später  ging  er  nach  Liverpool  und  von  da 
nach  Lisburn  in  Irland,   wo   er   am  16.  April    1849  starb.     Seine  medicinischen 


46  HANCOCK.  —  HANDEL 

I 

Schijften  wareo :  „Researches  into  the  laws  and  phenomena  of  pestilence  ;  in- 
cluding  a  medtcal  sketch  and  rem'ew  of  the  plague  of  London ,  in  1666 :  and 
remarks  in  quarantine,  with  an  appendix^ ....  relative  to  the  plagues  of  Morocco, 
Malta j  Noya  and  Corfa  etc,^  (London  1821)  —  „An  essay  on  instinct  and 
ifs  physical  and  moral  relations"  (Ebenda  1824)  —  n'^^^  laws  and  progress 
of  epidemic  cholera,  illustrated  by  facts  and  observations"  (Ebenda  1832). 
Munk,  III,  pag.  78.  —  Callisen,  VIII,  pag.  100;  XXVII F,  pag.  373.  G. 

Hancock,  Henry  H. ,  zu  London,  war  daselbst  am  6.  August  1809 
geboren,  erlernte  zuerst  die  Pharmacie,  besuchte  von  1830  an  das  Royal  West- 
minster  Ophthalmie  Hosp.,  später  Güthrte's  Vorlesungen  über  Chirurgie,  die 
Hbrigen  Vorlesungen  im  King*8  College  und  die  Kliniken  im  Westminster  Hospital. 
1832  wurde  er  House-Surgeon  in  gedachtem  Augenkranken-Hospital,  1834  Docent 
und  Prosector  der  Anatomie  bei  der  Westminster  medicinischen  Schule,  in  welcher 
TODD  die  Physiologie  und  Guthrie  die  Chirurgie  vortrugen.  1837  übernahm  er  in 
Folge  einer  Aufforderung  von  Howship  die  Vorlesungen  über  Anatomie  und 
Physiologie  bei  der  in  der  Bildung  begriffenen,  mit  dem  Charing-Cross  Hosp.  in 
Verbindung  stehenden  Schule,  gab  im  folgenden  Jahre  eine  Uebersetzung  von 
Velpkau's  „Anatomy  of  regions^^  (London  1838)  heraus  und  wurde  1839  zum 
Assistant- Surgeon  beim  Charing-Cross  Hosp.  erwählt.  1840  übernahm  er  auch 
noch  die  Vorlesungen  seines  erkrankten  imd  im  folgenden  Sommer  verstorbenen 
Collegen  Howship  über  Chirurgie,  in  dessen  Stelle  er  darauf  rückte.  1846  wurde 
er  Präsident  der  Westminster  Medical  Society,  1848  der  Londoner  Medical  Society 
und  1851  deren  Lettsomian  Professor  der  Chirurgie.  Ausser  den  Artikeln  „Bip- 
Joint"  mh^  „Arteria  innominata"  in  Todd's  Cyclopaedia  veröffentlichte  er:  „Dis- 
locations  and  injuries  of  the  Shoulder- Joint"  (1844)  —  „A  short  account  of  a 
case  of  disease  of  the  appendix  caeci  cvred  by  Operation,  toith  suggestions 
as  io  the  propriety  of  adopting  a  similar  method  of  proceeding  in  certain 
cases  of  Peritonitis"  ^1848)  —  „On  the  Operation  for  strangulated  hernia" 
(1850)  —  ^On  the  anatomy  and  physiology  of  the  male  Urethra,  and  on 
pathology  of  strictures  of  that  canal"  (1852).  Dazu  eine  Reihe  von  Aufsätzen 
in  der  Lancet,  z.  B.  die  Anwendung  von  Terpenthin  bei  indolenten  Geschwüren, 
über  scrofulöse  Augenentzündungen,  Axillar- Aneurysma ,  Luxation  der  Tibia  und 
Fibula  mit  dem  Astragalus  nach  innen  von  den  übrigen  Tarsalknochen,  über  innere 
Darmeinklemmung,  über  den  Perinealschnitt  bei  Harnverhaltung  u.  s.  w.  Er  war 
eiaer  der  Ersten,  welche  die  Total-Eixstirpation  des  Calcaneus,  mit  Erhaltung  eines 
brauchbaren  Fusses,  ausführten,  war  der  Erste,  welcher  in  England  die  MOREAü'sche 
Fussgelenks  -  Resection  mit  glücklichem  Erfolge  machte  und  zugleich  verbesserte. 
Er  legte  seine  Lehrstellung  1868  und  sein  Amt  als  Chirurg  1873  nieder  und 
wurde  Consulting  Surgeon  des  Hospitals.  Er  war  auch  viele  Jahre  lang  Chirurg 
des  Westminster  Ophthalmie  Hospital ,  wo  er  die  Zöglinge  von  Charing-Cross 
Augenheilkunde  lehrte.  1863  wurde  er  Mitglied  des  Council  des  College  of 
Surgeons  und  hielt  bei  demselben  1865  als  „Arris  and  Gale"  Professor  der  Anatomie 
und  Chirurgie  Vorlesungen  über  den  menschlichen  Fuss,  die  er  in  verbesserter 
Form  später  als  „On  the  operative  sur g er y  of  the  foot  and  ankle- Joint"  (London 
1873,  w.  1  pl.)  herausgab  und  mit  dem  sein  Name  auch  in  Zukunft  noch  genannt 
werden  wird.  1872  war  er  Präsident  des  College  und  hielt  1873  die  HüNTER'sche 
Rede.  Er  starb  afh  1.  Januar  1880  auf  seinem  Landsitze  Standen  Hoiise, 
Chute,  Wiltshire. 

Lancet.  1853 ,  II ,  pag.  578 ;  1880 ,  I ,  pag.  1 10.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1880, 
I.  pag-  53.  Gnrlt. 

Handel,  Georg  Theodor  Christoph  H.,  geboren  1769,  machte  seine 
medicinischen  Studien  an  der  Universität  zu  Marburg,  promovirte  daselbst  1791 
zum  Dr.  med.  et  chir.  mit  der  Diss.:  „De  indole,  signis  diagnosticis  causisque 
febris    ardentis ,    monumentis   praesertim    veterum    superstructa" ,    wurde    bald 


HANDEL.  —  HANDTWIG.  47 

darauf  Prof.  e.  o.  an  derselben  Universität  und  diente  später  als  Militärarzt  der 
Rheinarme«  bei  den  französischen  Truppen.  Er  starb  zu  Idstein  am  9.  Februar 
1801.  H.  rerfasst«  folgende  Schriften:  fySpecimen  pharmacopoeae  militaris 
Franco-Gallicae"  (Strassburg  1797)  —  „Das  Wissen swertheste  vom  uralten 
Matlen-  oder  Wiesbade  für  die  sich  dessen  bedienenden  Kurgäste  aufgesetzt" 
(Mainz  1798)  —  ;,  Ueber  die  jetzige  Pockenepidemie  und  die  ausgezeichnete 
Wirkung  einiger  Hausmittel  in  derselben"  (Frankfurt  a.  M.  1800)  —  „Ueber 
die  gegenwärtig   unter    dem  Bindmeh  grassirende  Klauenseuche  etc."    (Ebenda 

1800)  —  „Arzneivorrath  für  unbemittelte  Bürgerfamilien"  (Hadaraar  1801)  — 
^Pharmacopoea  Inconica,  in  eorum  usum  praeprimis,  sanitati  qui  prospiciunt 
militum  reipublicae  emeritorum  Fr anco  -  Galliae"  (Fjhej)äsi  1801),  eine  dem 
Consul  Bonaparte  gewidmete  Schrift ,  die  Frucht  langen  Nachdenkens  und 
wiederholter  Erfahrung :  „Leichte  und  sichere  Heilung /fort  des  bösartigen  Trippers" 
(£benda  1801)    —    „Kennf.niss    und  Cur   des   venerischen    Ghankers"    (Ebenda 

1801)  —  vDie  Wirksamkeit  des  Phosphorits  in  der  Epilepsie"  (Hl'FELAXD's 
Joom.  der  prakt.  Hcilk.,   1799). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  71.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  40.  Pgl. 

Handschach,  Georg  Friedrich  IL,  war  geboren  am  13.  Februar  1790 
zu  yieden*'ern  bei  Schweinfurt.  Er  unterbrach  seine  medicinischen  Studien  an 
der  UniversiUlt  TVürzburg  1814  und  machte  als  Bataillonsarzt  den  Feldzng  gegen 
Frankreich  im  damaligen  grossherzoglich  Wtlrzburgischen  Infanterie-Regiment  mit. 
Im  darauffolgenden  Jahre  erlangte  er  die  Doctorwtirde  zu  Würzburg.  Mit  allge- 
meiner Bildung  und  gründlichen  medicinischen  Kenntnissen  ausgerüstet  errang 
CT  sich  als  Militärarzt  in  München  später  eine  hervorragende  Stellung.  Das 
Militärspital  daselbst  bot  seiner  seltenen  Beobachtungsgabe  und  dem  ihm  eigenen 
ruhigen  Urtheil  Gelegenheit,  sich  reiche  Erffihrungen  zu  sammeln.  Auf  Grund 
derselben  neigte  er  sich  der  expectativen ,  vorzugsweise  diätetischen  Behandlung 
der  Krankheiten  zu.  Derselben  huldigte  er  vorzüglich  in  chronischen  Krankheiten, 
wie  er  denn  auch  in  seiner  im  Jahre  1831  in  München  veröffentlichten  Schrift: 
„Die  syphilitischen  Krankheitsformen  und  ihre  Behandlung"  gegen  die  bis 
dahin  in  München  geübte  ausschliessliche  mercurielle  Behandlung  derselben  sich 
aussprach.  Als  Ordinarius  im  Militärspital  während  der  ersten ,  München  tiber- 
ziehenden Cholera-Epidemie  im  Jahre  1836  wendete  er  mit  gutem  Erfolge  (es 
starben  von  156  Cholerakranken  nur  41)  kleine  Blutentziehungen  an.  Sie  wurden 
schon  zeitig  gemacht  und  öfter  wiederholt.  Im  Jahre  1848  wurde  er  zum  General- 
stabsarzt und  Referenten  für  das  Sanitätswesen  im  Kriegsministerium  ernannt.  Als 
solcher  förderte  er  die  wissenschaftlichen  Bestrebungen  seiner  Untergebenen  und 
erwarb  sich  um  die  Hebung  des  ärztlichen  Standes  in  der  Armee  bleibende  Ver- 
dienste.   Er  starb  am  28.  September  1862.  F.  Seit z. 

Handtwig,  Gustav  Christian  von  H.,  geboren  auf  der  Insel  Dagden 

(Estland)    im   Jahre    1713,    studirte  in  Rostock    und   wurde    daselbst    1738   zum 

Doctor    der  Medicin    promovirt   (Diss. :    „De    aßectibus    quibuadam    spasmodicis 

frequentius  procurrentibus" ) ,    In  demselben  Jahre  in  Rostock  zum  Professor  der 

Medicin  ernannt,  docirte  er  daselbst  bis  zum  Jahre  1765 ,    ging  dann  als  zweiter 

Stadtphysicus  nach  Riga   imd  starb  hier  am  31.  Januar  1767.     Er  hat  während 

seiner  langen  akademischen  Thätigkeit   eine  Reihe  von  lateini|chen  Abhandlungen 

herausgegeben,    darunter:    „Diss,  de  situ  dormientium"    (1753)    —    „De  justa 

somni  salutaris  quantitate    et   mensura"    (1755)    —    „De  salutari  stib  somno 

iitu"  (175Ö)  —  „De  salutari  sub  somno  loco"  (1756)  u.  A.  m.  —   „Oratio  de 

stemutatianis   effectu  saepius  noxio ,    indeque  orta  consuetudine   sternutantibus 

cptandt  salutem"  (Rostock  1738\ 

v.  Recke-Napiersky,  IT,  pag.  177.  —  Beise,  I,  pag   23.*^.  —   Meusel's  Ge- 
lehrtes Deutschland.   V,   pag.  127.    —    Henke's,    Zeitschrift   für    Staatsarzneikunde.    1856, 

^I.  P*8-  246.  L.  Stieda. 


48  HANDYSIDE.  —  HÄNIÜS. 

Handyside,  Peter  David  H.,  zuEdinbarg,  war  daselbst  am  26.  October 
1808  geboren,  wandte,  nachdem  er  in  seiner  Vaterstadt  im  Jahre  1831  Doctor, 
1833  Fellow  des  Royal  College  of  Surgeons  geworden  war  und  in  Heidel- 
berg (unter  Tiedemann)  und  in  Paris  seine  Studien  fortgesetzt  hatte,  besonders 
der  Anatomie  und  Chirurgie  seine  Thätigkeit  zu  und  gab  als  Chirurg  der  Royal 
Infirmary  anatomische  Cnrse.  Nach  einer  kurzen  Unterbrechung  seiner  Lehrthätig- 
keit  wirkte  er  als  Nachfolger  von  Steuthers  1863  als  Docent  der  Anatomie 
am  College  of  Surgeons ;  ausserdem  war  er  Mitglied  der  Royal  Society  und  machte 
sich  durch  viele  Arbeiten  anatomischen,  physiologischen,  zoologischen  und  chirur- 
gischen Inhaltes  vortheilhaft  bekannt.  Er  starb  am  21.  Februar  1881.  Von 
seinen  chirurgischen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „A  probationary  essay  on  osteo' 
aneurism,  etc."  (Edinburg  1833)  —  „Account  of  a  remarkable  case  of  suicide, 
with  obsercations  on  the  fatal  issue  of  the  rapid  introduction  of  air  in  large 
quaniity  into  the  circulation  during  surgical  Operations*^  (Edinb.  Med.  and  Surg. 
Joum.,  1840)  —  „Remarkable  case  of  extropky  of  the  urinary  bladder" 
(Ebenda  1839)  —  „Remarkable  case  of  suicide  from  asphyxia  by  choking, 
from  the  introduction  of  a  firm  plug  into  the  fauces"  (Ebenda  1842)  — 
„Cases  in  surgery"  (Lond.  and  Edinb.  Monthly  Joum.,  1844-45)  —  „Case 
of  traumatic  spreading  gangrene,  aft^r  severe  Compound  fracture  of  the  leg, 
....  arnputation  beneath  the  trochaiUers  ....  acupressure  etc."  (Edinb.  Med. 
Joum.,  1860  -  61)  ^ —  „Another  case  of  amputatwn  of  the  thigh  ....  in  which 
acupressure  was  successfully  employed"  (Ebenda  1861  -  62).  Von  seinen 
anatomischen  und  teratologischen  Arbeiten  führen  wir  an:  „The  anatomy ,  par- 
ticular  and  sicrgical,  of  the  human  body"  (Edinb.  1837 ,  4.,  30  eol.  pl.)  — 
„Account  of  a  case  of  hermaphrodiam"  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.,  1835)  — 
„On  a  remarkable  diminution  of  the  medulla  oblongata  and  ....  of  the 
spinal  marrow  y  consequent  upon  gradual  ypontaneous  hixation  of  the  pro- 
cessits  dentatus"  (Ebenda  1840)  —  „Observations  on  the  arrefited  twin  deve- 
lopment  of  Jean  Battista  dos  Santos"  (Edinb.  Med.  Joum.,  1865-66)  — 
„Transitions  inthefoetal  hcart"  (Proceed.  of  the  Royal  Soc.  of  Ebinb.,  1869)  — 
„Quadruple  mammae  occurring  in  tico  adult  brothers"  (Joum.  of  Anat. 
and  Phys.,  1872)  —  „Ilypospadia  with  cleft  scrotum"  (Edinb.  Med.  Journ., 
.1873)  u.  8.  w.  Die  von  ihm  als  Präsident  der  Edinburger  Med.-Chir.  Society 
gehaltene  Festrede  wurde  u.  d.  T. :  „Jubelee  chronicon;  a  valedictory  address*' 
(1874)  publicirt. 

Edinb.  Med.  Journ.  Vol.  XXVI,  P.  II,  1881,  pag.  861 ,  949.  —  Brit.  Med.  Joum. 
1881,  I,  pag.  411.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1881,  I,  pag.  334.  ^ 

Hanlus,  Martin  H.,  zu  Neu-Strelitz  in  Mecklenburg,  war  am  8.  December 
1778  zu  Jastrow  in  Westpreussen  geboren,  wurde  1808  in  Erfurt  Doctor,  in 
demselben  Jahre  in  Alt-Strelitz  Arzt,  war  von  1818 — 49  Armenarzt  und  Arzt  am 
Landarbeits- ,  Zucht-  und  Irrenhause,  wurde  1832  Rath  und  Physicus  des  Alt- 
Strelitzer  Physicats,  ging  1837  nach  Strelitz,  war  daselbst  von  1836 — 49  Physicus, 
Medicinalrath  und  Mitglied  des  Medicinal-Collegiums,  1858  Ober-Medicinalrath.  Er 
schrieb  mehrere  Aufsätze  für  Horn's  Archiv  (1811,  12,  33)  über  einen  Fall  von 
gänzlich  unterdrttckter  Harnsecretion ,  drei  Gutachten  über  psychische  Krank- 
heiten u.  8.  w. ;  ferner  in  IIufeland's  Journal  (Bd.  LXXVIII,  LXXXII),  darunter : 
^Beob.  einer  Schwangerschaft  ausserhalb  der  Gebärmutter ,  welche  nach  Ver* 
lauf  V071  21  Monaten  durch  Selbsthülfe  der  Natur  ein  glückliches  Ende 
erreichte"  u.  s.  w. ;  ferner  in  Wildberg's  Jahrb.  der  ges.  Staatsarzneikunde 
(ßd.  U,  III,  VI),  in  IIenke's  Zeitschrift  (Bd.  I,  III)  und  in  v.  Siebold's  Journal 
(Bd.  XIV)  meistens  gerichtsärztliche  Gutachten.  Auch  verfasste  er:  „Aphorisnii 
ad  medicinam  politicam  et  forensem  spectantes  nonnulli"  (Berlin  1841).  Er 
starb  am  3.  Mai  1859. 

Blanck,  pag.  \>h,  —  Callisen,  VIII,  pag.  104;  XXVUI,  pag.  376.  G. 


HANMANN.  —  HANNES.  49 

Hanmanil,  Heinrich  Friedrich  Carl  H.,  zu  Rostock,  war  daselbst 
am  14.  Juni  1806  geboren,  studirte  in  Berlin,  WUrzburg  und  Rostock,  wo  er 
1830  mit  der  Diss. :  „De  pathognomiae  dignitate  in  morbis  cognoscendis^ 
(Pars  I,  II,  1830,  31)  Doctor  wurde.  Er  verfasste  eine  „Kurze  Diätetik  während 
der  Choleraepidemie  zu  Rostock*^  (Ebenda  1832)  und  schrieb  in  V.  Grabfe's 
imd  V.  Walthbe's  Journal  (1831,  36,  39,  40,  46)  einige  Aufsätze,  darunter: 
jfZur  Lehre  vom  Krebs*^  —  „Andeutungen  über  die  Wundercuren  eines  Laien 
in  Rostock^;  ferner  im  Mecklenb.  med.  Conversationsblatt  (1840):  „Ueber 
angeborene  Halsfisteln*^  u.  s.  w. ;  in  Hüfeland's  Journal  (1842) :  „  Ueber  Repro- 
ductio  lentis**  u.  s.  w.  auch  in  anderen  Journalen.  Dazu  kommen  noch  folgende 
besondere  Schriften:  „Wamemünde,  dessen  Seebad  u,  s.  w,"  (Rostock  1843)  — 
„Zur  Lehre  vom  Zahnen  der  Kinder,  Gekrönte  Preisschrift^  (Ebenda  1845). 
Er  starb  am  24.  September  1846. 

Blanck,  pag.  164.  —  Callisen,  XXVIII,  pag.  376.  G. 

Hannemann,  JohannLudwigH.,  geboren  zu  Amsterdam  am  25.  October 
1640,  studirte,  obwohl  von  seinen  Eltern  zum  Geistlichen  bestimmt,  Medicin  und 
prakticirte  Anfangs  in  Friedrichstadt  (Holstein),  später  in  Stade  und  Buxtehude 
(Hannover).  Im  Jahre  1675  folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  der  Physik  nach 
Kiel,  nicht  ohne  vorher  noch  in  Kopenhagen  den  Doctorgrad  zu  erwerben. 
Er  bekleidete  die  Professur  fast  50  Jahre  lang  und  starb  an  seinem  Geburtstage 
1724.  Er  war  Mitglied  der  Leopoldlnischen  Akademie  und  Verfasser  einer  ganzen 
Reihe  von  Schriften  über  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  Botanik,  Chemie  und 
praktischen  Medicin.  Uebrigens  gehörte  H.  zu  den  enragirtesten  Gegnern  der 
HABVKY'schen  Lehre  vom  Blutkreislauf.  Ein  Verzeichniss  der  sämmtlichen  Schriften 
H.'8  giebt  Molleb.  Es  genügt,  die  wesentlichsten  zu  citiren:  „Prodromus  lexici 
utriusque  medicinae  practicae"  (Hamburg  1670;  Stade  1672)  —  „Nova  ars 
chemica  enervata**  (Stade  1670)  —  „Omim  Harveianum  generationis  animantum 
curiosum.  Quo  demonstratur  adver sus  materialistas,  quod  gener atio  animalium 
fiat  ex  nihilo^  (Kiel  1675)  —  „Ovum  Hermetico-Paracelsico-Trismegistum  id 
est  commentarius  pMlosophico-chemicus  medicus  in  quandam  epistolam  etc.** 
(Frankfurt  1694)  —  „Dissert.  pharmaceutico  -  therapeutica  de  usu  et  abusu 
inebriaminum**  (Nürnberg  1679,  4.)  —  „De  admirandis  in  homine"  (Kiel 
1699,  4.)  —  „De  motu  cordis**  (Ebenda  1706)  —  „De  nonnulis  paradoxis 
morborum  curationibus  et  de  dolore  capitis  et  epilepsia"  (Ebenda  1706).  — 
Sein  Sohn  Bartholomäus  Johann  O^to  H. ,  geboren  zu  Buxtehude  am 
am  28.  März  1671,  promovirte  zum  Dr.  med.  1699  in  Kiel  und  prakticirte 
snecessive  in  Hamburg,  Burg  auf  Fehmarn,  Flensburg  und  Ottensen  und  starb  im 
October  1709  ,  unter  Hinterlassung  zweier  kleinerer  medicinischer  Schriften.  — 
Der  Bruder  desselben,  Peter  Johann  Christian  Friedrich  Richard  H., 
studirte  einige  Zeit  Medicin,  widmete  sich  aber  später  der  Jurisprudenz  und  wurde 
1697  im  Duell  getödtet.  Während  seines  medicinischen  Studiums  veröffentlichte 
er  in  den  Miscellanea  der  Leopoldlnischen  Akademie  der  Naturforscher  zwei 
Beoabachtungen. 

Biogr.  m§d.  V,  pag.  72.  Pgl. 

Hannes,  Christian  Rudolf  H,,  geboren  am  26.  Mai  1734  in  Wesel, 
▼ar  praktischer  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  und  Physicus  des  Herzogthums  Cleve 
Tor  seiner  Vereinigung  mit  Frankreich.  Das  Todesjahr  H.'s  ist  unbekannt.  Ausser 
emigen  interessanten  Beobachtungen,  veröffentlicht  in  den  Verhandlungen  der 
Akademie  zu  Mainz  und  der  Akademie  der  Naturforscher,  rühren  von  ihm  noch 
her:  „Dissert,  qua  foetum  in  utero  per  os  nutriri  demonstratur**  (Duisburg 
1756)  —  „Die  Unschuld  des  Obstes  in  Erzeugung  der  Ruhr**  (Wesel  1766)  — 
„Dissert,  de  puero  epileptico  foliis  Äurantiorum  recentibus  sana^oi^  (Ebenda 
1766)    —    jiDrief  an   Herrn    Bai  ding  er    über    den   Friesel    und    andere 

Biogr.  Lexikon.  III.  .4 


n 


50  HANNES.  —  HANNOVER. 

Beobachtungen"    (Ebenda  1768)    —    „Dtssert.  de  insitione  variolarum  in  urbe 
patria    Vesaliensi  tentata"  (Ebenda  1772). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  73.  Pgl. 

*  Hannover,  Adolf  H.,   ist   geboren  zu  Kopenhagen  am  24.  November 
1814.    Er  studirte  daselbst,  absolvirte  1838  das  Examen  medico-chirurgicum  und 
disputirte  im  folgenden  Jahre  für  den   medicinischen  Licentiatengrad  mit  der  Ab- 
handlung:   „De  cartilaginibus y    musculis ,  nervis  auris  externae  atque  de  neocu 
nervi  vagi  et  nervi  facialis. "    Er  studirte  danach  2  Jahre  in  Faxis  und  besonders 
in  Berlin  unter  Jon.  Müllfb.    Nach  seiner  Rückkunft  wurde  er  Assistenzarzt  am 
königlichen  Friedi'ichs-Hospital,  später  Visita tor  der  Kopenhagener  Spitäler.  Während 
des  Krieges   1850   war   er  Oberarzt  an  einem  Lazarethe   in  Kopenhagen ,    1853 
Cholera-Arzt.     1843    concurrirte    er    mit  Fenger   für  eine  Lectorstelle  der  patho- 
logischen Anatomie   und   allgemeinen  Pathologie,    und    1846    mit  Ibsen    für    die 
anatomische  Professur,  wirkte  in  den  folgenden  Jahren  als  Privatdocent  besonders 
in   mikroskopischer   Anatomie   und   zugleich    fortwährend   als  praktischer  Arzt  in 
Kopenhagen.     Er   erhielt    1856    (und  .wieder  1878)    einen  Monte YON-Preis    vom 
Institut  de  France  für  seine  anatomischen  und  physiologischen  Untersuchungen  des 
Auges,   1852  das  Ehren-Doctordiplom  von  der  Universität  in  Groningen ;  auch  ist 
er  Ehrenmitglied   der   Royal  Medico  Chirurgical  Society   in  London.    Seine   vielen 
bedeutenden ,    grösstentheils    auch    in    fremde    Sprachen    übersetzten    literarischen 
Leistungen  beziehen  sich  auf :   1.  Mikroskopische  Technik:   „ Die  Chrom- 
säure"  (Müller's  Archiv,   1840)  — „Tableau  microvietnque"  (Kopenhagen  und 
Paris  1842)  —  „Om  Mihroshopets  Bygning  og  dets  Brvg*^  (Kopenhagen   1847; 
tibersetzt  in's  Englische,  Edinburg  1853;  später  in's  Deutsche,    Französische  und 
Holländische).  —  2.  Anatomie  und  Physiologie:   „De  cartilaginibus ,  mus- 
culis,  nervis  auris  externae  atque  de  ne.iu  nervi  vagi  et  neri'i  facialis"  (Disser- 
tation, Kopenhagen   1839;  Müller's  Archiv,   1840)  —  „Mikroslopiske   linder- 
sögelser   af  Xcrvesysfemet*^    (Preisschrift,    1843 ;    französisch  Paris    und  Leipzig 
1844)    —   „Ueber  die  Entwicklung  und  den  Bau   des  Säugethierzahns"  (Ver- 
handlung   der    kaiserl.    Leop.-Carol.    Akademie,   Bd.    XXV)   —    Desgleichen    der 
Fischschuppen    (dänisch    und   französisch    1867,    68),   des  Knorpels  (1866),    des 
Primordialknorpels    im  menschlichen  Schädel  (1881)    —   j,De  quantitate  relativa 
et  absoluta  acidi  carbonici,  .ab  homine  sano  et  agroto  exhalati"  (Kopenhagen 
1845).    —    3.  Das  Auge:    „Ueber  die  Netzhaut  u,  s,  w."    (Müller's  Archiv, 
1840)  _   ^Die  Linse"   (1845)    —  \Der   Glaskörper"  (1845)    —   „Dei-  fötale 
Zustand  des  Auges"  (1845)  —   „Das  Auge,  Beiträge  zur  Anatomie,   Physio- 
logie und  Pathologie  dieses  Or^an«"  (dänisch   1850;  deutsch  Leipzig  1852)  — 
„Anatomie  und  Physiologie  der  Retina"  (1853)  —   „La  rdtine  de  Vhomnie  et 
des  vertdbrSs,  memoire  histologique,  historico-critique  et  physiologique"  (dänisch 
1875;    französisch    Kopenhagen    und   Paris    1876)    —  „Funiculus  sclerottcae" 
(1876).   —   4.  Pathologische  Anatomie  und  Teratologie :   „Das  Epi- 
thelioma U.S.W."  (dänisch  1852;  deutsch  Leipzig  1852)  —  „Epithelioma  cylindra- 
ceum  foliaceum  et  glolosum"  (1865)  —   „Odontoma"  (1868)  —  „Kalkconcre- 
mente  in   der  Piacent a"  (1874)    —   „Den  menneskelige    Bjerneskols   Bygning 
ved  Anencephalia"    —   yjVed  Gyclojna  og  Synotia"  (1882,  1883).  —  5.  Epi- 
und  Entophyten,  Helminthen:   ;,  Ueber  eine  contagiöse  Confervenbildung 
auf  dem  Wasser  Salamander"  (Müller's  Archiv,  1839;.  1842)  —  „Ueber  Ento- 
pthyten  auf  den  Schleimhäuten  des  todten  und  lebenden  menschlichen  Körpers" 
(1842);  zusammen  mit  Krabbe:   „Beretning  om  100  Tilfälde  af  Bändelomi  hos 
Mennesket"  (1869).  —  6.  M  ediein  undmedicinische  Statistik:  ;,  Ueber  die 
Menstruation  in  physiologischer  und  pathologischer  Beziehung"  (Froriep's  Tages- 
berichte, 1852)  —  rfLes  rapports  de  la  menstruation  en  Danemark  et  VSpoqu^  de  la 
premi^re  menstruation  chez  les  differents  peuples"  (Bulletins  de  l'Academie  roy.  de 
Belgique  1869)  —  n^^^'^  Krankheiten  der  Handwerker  u.  s.  w."  (1861)  u.  s.  w.  — 


HANNOVER.  —  HANSEN.  61 

7.  Invaliden  und  Resectionen:   „Die  Pensionirung  und   Versorgung  von 
Müitfirpersonen  .  ,  .in  Deiitscfdand"  (1874)  —  „Die  dänischen  Invaliden  ti,  s.  w," 
(1870) —  „Das  Endresultat  der  Resectionen  im  Kriege  1S64  in  den  Untei'classen 
der  dänischen  Armee^  (Medie.  Jabrbb.,  Wien  1860,   1875)  ii.  8.  w.,  u.  s.w. 
Hannover,  Autobiographie  bei  Erslew.  Petersen. 

Hansen ,  Napoleon  Friedrich  August  Peter  H. ,  war  auf  dem 
Gute  Sehierensee  bei  Kiel  geboren,  wurde  1827  in  Kiel  Doctor,  darauf  Assistenz- 
arzt der  Irrenanstalt  in  Schleswig,  1832  praktischer  Arzt  in  dieser  Stadt  und 
1836  eonst.  Physicus  daselbst,  wurde  1851  aber  von  der  Amnestie  ausgeschlossen 
und  lebte  später  in  Elmshorn.  Er  schrieb  eine  Reihe  von  Aufsätzen  ,in  Pfaff's 
Mittheilnngen  (Jahrg.  2,  3,  4,  6,  7),  darunter:  „lieber  den  sogenannten  Brand- 
stiftungstrieb"  —  „Zur  Behandlung  der  Knochenbrüche  und  Verrenkungen"  — 
y^Zur  Pathologie  der  Influenza"  —  nDie  Vermehrung  der  Aerzte  im  Staate"  — 
jfFötus  ohne  Nahelstrang"  u.  s.  w. ;  femer  im  Kieler  Correspondenzblätt  (1845, 
1848,  49),  darunter:  „Die  Schul  frage"  und  verfasste  die  Schrift:  „Ueher  die 
Sachkrankheiten  der  Influenza  nebst  Bemerkungen  über  Maximilian  StolVs 
Gastricismus"  (Schleswig  1840). 

Lubker  und  Schröder,  pag.  215.  —  Alberti,  pag.  308.  G. 

*  Hansen,  Karl  H. ,  zu  Christiansand  in  Norwegen ,  ist  am  20.  October 
1817  geboren,  studirte  in  Christiania,  prakticirte  von  1842  an  im  Ringerike, 
^•urde  1846  Districtsarzt  in  Noerstrand,  machte  1851  eine  Reise  nach  Utrecht, 
Berlin  und  Göttingen  zu  Studien  über  physiologische  Chemie  und  pathologische 
Anatomie,  hielt  nach  seiner  Rückkunft  1853  einige  Vorlesungen  in  Christiania 
und  publicirte :  ;,  Versuche  über  die  Wirkung  des  Tellurs  auf  den  lebenden 
Organismus"  (Annalen  der  Chemie  und  Pharm.,  1853),  dasselbe  auch  im  Norsk 
Magaz.  f.  Laegevid.  (2.  R.  VII),  sowie  in  derselben  Zeitschrift :  „Alm,  Methode  til 
at  utfinde  organiske  Alkalier  i  Forgiftningstilfaelde"  —  „Paavisning  of 
Strychnin  i  Forgiftningstilfaelde"  (XVI);  ferner  in  dem  Beretn.  om  Sundheds- 
tilsfanden  m.  m.  i  Norge  (1858—66):  „Om  Sygehuset  i  Älstahaug"  —  „Om 
Ih'phtheritepidemien  i  Älstahaug s  Laegedistrikt"  —  „Om  Levemaaden  under 
Lofotfisket**  —  „Bemaerkninger  i  AnL  af  Storsildfisket  i  Nordlands  Amt  og 
de  hygia£niske  Forholde  derunder"  u.  s.  w. ;  weiter  noch:  „Om  Ernaering  og 
Naeringsmidler"  (Polyteknisk  Tidsskrift,  1854).  Er  hat  ausserdem  für  den  Schul- 
gebrauch Lehrbücher  der  chemischen  Physik  und  Chemie  geschrieben,  sowie: 
„Tre  Forelaesninger  for  Doctorgraden  i  Medicin"  (Christiania  1858)  publicirt. 

Kiaer,  pag.  157,  489.  G. 

"*" Hansen,  Gerhard  Henrik  Armauer  H.,  zu  Bergen  in  Norwegen, 
ist  daselbst  am  29.  Juli  1841  geboren,  wurde,  nach  Ablegnng  seiner  Examina, 
1868  zum  Arzt  am  Pflegestifte  für  Aussätzige  Nr.  1  in  Bergen  und  zum  Unterarzt 
am  Longegaardshospital  ernannt,  war  im  Frühjahr  desselben  Jahres  Fischereiarzt 
auf  den  Lofoten,  machte  1870 — 71  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Bonn  und 
Wien,  hauptsächlich  zu  Zwecken  der  mikroskopischen  Anatomie,  war  von  1872  bis 
1875  Arzt  des  erwähnten  Pflegestiftes  Nr.  1.  Er  verfasste  die  gekrönte  Preis- 
sehrift:  „Bidrag  til  Lymphekjertlernes  normale  og  pathologiske  Anatojni" 
(Christiania  1871,  4.,  m.  5  Farbendruck-TafF.) ;  ferner:  „Beretn.  om  Sundheds- 
forholdene  i  Pleiestiftelsen  for  Spedalske  Nr,  1"  (Tabeller  over  de  Spedalske  i 
Norge  i  1868,  1869)  —  „Untersuchungen  über  die  entzündlichen  Verände- 
rungen der  Hornhautkörper"  (Jahrbb.  der  Gesellsch.  der  Aerzte  in. Wien,  1871)  — 
„Zur  Pathologie  der  Lepra"  (Archiv  für  Syphil.  und  Dermat.,  1871)  —  „Bi- 
drag til  Spedalskhedens  Karakteristik"  (Nord.  med.  Arkiv,  I,  II,  1869,  70,  m. 
3  Taff.)  —  „Oyn  vort  Kjendskab  til  Spedalskhedens  Aarsager  og  om  vore 
Forholdsregler  mod  Sygdommen "  (Ebenda  II) ;  zusammen  mit  0.  B.  Bull  :  „  The 
leprous  diseases   of  the   eye"    (Christiania  1873,    w.  5  col.  pl.).     Von   späteren 

4* 


52  HANSEN.  —  HÄRDER. 

Arbeiten  sind  noch  anzuführen  aus  dem  Norsk  Magazin  (1874,  75):  „Amputation 
des  Unterschenkels  bei  Gangrän  durch  Thrombose,  Ärrosion  des  Larynx  durch 
eine  Caniile^ ;  femer:  „On  the  etiology  of  leprosy"  (Brit.  and  Foreign  Med.- 
Chir.  Review  1875)  —  „Studien  über  den  Bacillus  Leprae^  (ViRCHOw's  Archiv, 
1882)  u.  8.  w. 

K  i  a  e  r ,  pag.  155,  469.  562.  G. 

Hanstein,  Samuel  Ferdinand  H.  ,  zu  Drammen  in  Norwegen,  war 
am  28.  November  1785  zu  Cottbus  in  der  Nieder-Lausitz  geboren,  erhielt  seine 
erste  medicinische  Ausbildung  von  1803  an  in  Berlin,  trat.  1807 ,  nach  dem  Ab- 
schlüsse dea  Tilsiter  Friedens,  da  ihm  die  preussische  Armee  verschlossen  war, 
in  die  dänisch-norwegische  ein,  vervollständigte  von  1812  an  in  Kopenhagen  seine 
medicinischen  Studien,  wurde  1815  Regimentsarzt,  1818  Corpsarzt,  hatte  von 
1823  an  seinen  beständigen  Wohnsitz  in  Drammen,  wo  er  am  5.  März  1832 
starb.  Er  publicirte  im  Eyr  (II,  III,  IV):  „Bemaerkninger  over  Repositionen  af 
Laarbenets  Luxation**  —  „Maerkelige  chirurgiske  Tilfaelde^  —  „Et  maerk- 
vaerdigt  Sygdomstilfaelde  i  Svaelget^ ;  ferner  die  Schrift:  ^Afhandling  om  den 
indiske  eller  ondartede  eptdemiske  Cholera;  etc,"  (Drammen   1831). 

Kiaer,  pag.  160.  —  Callisen,  VIU,  pag.  109;  XXVIII,  pag.  378.  G. 

Hanström,  Svante  Peter  H.,  zu  Wimmerby  in  Schweden,  war  am 
20.  Juli  1780  in  der  Gemeinde  Rappestad,  Linköpings  Stift,  geboren,  studirte 
von  1801  in  Äbo  und  Lund,  wurde  1813  Doctor  und  1814  Mag.  chir.  Nach 
verschiedenen  Dienstleistungen  wurde  er  1814  Provinzialarzt  in  Wimmerby  und 
Brunnen-Intendant  bei  der  Heilquelle  zu  Södra  Wi.  Er  nahm  1 850  seinen  Abschied 
und  starb  am  6.  Juni  1854.  Es  rührt  von  ihm  eine  Reihe  von  Abhandlungen  in 
den  Sv.  Läk.-Sällskapets  Handl.  (Bd.  VI,  X),  den  Sv.  Läk.-Sällsk.  N.  Handlingar 
(I,  II,  IV)  her,  z.  B.  über  Schädlichkeit  des  Quecksilbers,  syphilitische  Erkrankungen, 
Scrophulose  und  deren  Behandlung  an  obiger  Heilquelle,  eine  Anzahl  Berichte 
über  Cholera,   Hemia  incarcerata^  typhöse  Krankheiten  u.  s.  w. 

Sackl6n,  II,  1,  j»ag.  640;  IV,  pag.  352.  —  Wistrand,  pag.  155.    —   Wist- 
rand,  Brnzelias,  Edling,  I,  pag.  306.  P 

^Harbordt,  Adolph  H.,  zu  Frankfurt  a.  M. ,  ist  in  Gladenbaeh  bei 
Oiessen  den  22.  October  1843  geboren,  studirte  in  Giessen,  Heidelberg  und  Berlin, 
wurde  bei  letztgenannter  Universität  1867  promovirt  mit  der  Diss. :  „Ueber 
Amputation  mit  Erhaltung  des  Periosts^  ,  war  1868 — 69  als  Assistenzarzt  an 
der  EBLENMETEB'schen  Irrenanstalt  in  Bendorf  bei  Coblenz,  1869 — 72  Assistenz- 
arzt, von  da  ab  Chefarzt  an  der  chirurgischen  Abtheilung  des  Heiliggeisthospitals 
in  Frankfurt  a.  M.  Es  sind  nur  kleinere  casuistische  Beiträge  von  ihm  und  seinen 
Assistenten  publicirt  worden.  Sl^^jl, 

HarcUes^  Josse  de  H.,  lebte  als  Arzt  gegen  Eude  des  16.  Jahrhunderts. 
Es  stammte  aus  Mons-le-Hainaut  und  prakticirte  Anfangs  in  seiner  Vaterstadt. 
Später  liess  er  sich  in  Strassburg  nieder,  hatte  aber  eine  solche  Vorliebe  für 
theologische  Studien,  dass  er  sich  schliesslich  diesen  ganz  hingab  und  seinem  ärzt- 
lichen Beruf  entsagte.  Er  schrieb:  „De  causis  conteniptae  medicinae**  (Lüttich 
1567,  4.)  und  „Enchiridion  medicum  simplicium  pharmacorum  y  quae  in  usu 
sunt,  nomenclaturam,  historiam,  facultatem  et  usum,  eleganti  poemate  compre- 
hendens""  (Basel  1573). 

Biogr.  med.  T,  pag.  74.  PgU 

Härder,  Johann  Jacob  H.,  geboren  am  17.  September  1656  in  Basel, 
studirte  unter  Bauhin  und  Glaser  in  seiner  Vaterstadt  Medicin,  später  besonders 
Anatomie  und  Chirurgie  in  Lyon  und  Paris.  1675  promovirte  er  in  Basel  und 
wurde  daselbst  schon  1678  F^ofessor  der  Rhetorik,  1686  der  Physik,  1687  der 
Anatomie   und  Botanik   und   endlich    1703   der   theoretischen    Medicin.    Nebenbei 


HÄRDER.  —  HARDY.  53 

fibte  er  eine  sehr  ausgedehnte  Praxis  ans.  Er  beschäftigte  sich  vorzugsweise  mit 
Tergleichender  nnd  pathologischer  Anatomie,  in  welchen  Gebieten  er  eine  Menge 
interessanter  Beobachtungen  machte;  diese  finden  sich  besonders  in  den  beiden 
Schriften:  „Aptarium  obaervationibua  medicis  et  experimentis  refertum  etc,^ 
(1687)  nnd  „Paeonis  et  Pythagorae  exerdtationea  anatomicae  et  medicae  fami- 
liäres bis  quinquaginta^  (1687)  niedergelegt.  (Paeon  I.  war  H.'s  wissenschaft- 
licher Name  in  der  Leopoldinischen  Akademie,  wie  Pythagoras  der  P£YER's 
war.)  Er  starb  am  28.  April  1711.  Sein  Verdienst  um  die  Anatomie  wurde 
dadurch  verewigt,  dass  eine  bei  den  Vierfflsslern  und  Vögeln  vorkommende  Drüse 
HA&DEB'sche  Drflse  genannt  wurde. 

A.  Hirsch  in  Allgem.  Deatsche  Biogn^.  X,  pag.  591.  V. 

Härder,  David  H. ,  geboren  am  2./14.  Juni  1769  in  St.  Petersburg, 
trat  1784  in  das  medicinisch-chirurgische  Institut  zu  Petersburg  und  wurde  1793 
als  Chirurg  auf  der  russischen  Flotte  angestellt.  1797  aus  dem  Dienste  entlassen, 
wandte  H.  sich  nach  Reval,  um  daselbst  zu  prakticiren.  Bei  der  medicinischen 
Faeultät  zu  Dorpat  erwarb  er  sich  1803  die  Doctor würde  („Dias,  observata 
quaedam  de  variolis  vaccinis  continens^).  Später,  1817,  wandte  er  sich  wieder 
nach  Petersburg,  prakticirte,  erhielt  den  Titel  eines  Hofmedicus  und  starb  im 
Sommer  1833.  Ausser  seiner  Dissertation  hat  er  eine  lange  Reihe  casuistischer 
Mittheilungen  und  praktische  Notizen  in  den  vermischten  Abhandlungen  aus  dem 
Gebiete  der  Heilkunde,  herausgegeben  von  einer  Gesellschaft  praktischer  Aerzte  zu 
St.  Petersburg,  1.— 5.  Samml.  1827—1835,   veröffentlicht. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag,  184.  —  Beise,  I,  pag.  240.        L.  Stieda. 

*Hardy,  Alfred  H. ,  zu  Paris,  ist  daselbst  am  30.  November  1811 
geboren,  machte  seine  Studien  auch  dort,  war  Chef  de  clinique  in  der  Charit 6 
und  wurde  1836  mit  der  These:  „De  Vemplai  des  caustiques  dans  le  traitement 
des  affections  du  col  de  Vutims*^  Doctor.  Er  war  von  1841 — 45  Arzt  des  Bureau 
central,  wurde  1846  Arzt  des  H6p.  de  Lourcine  und  1851  des  Höp.  Saint-Louis. 
Nachdem  er  durch  Concurs  Agr6g6  geworden  war,  wurde  er  1867  zum  Professor 
bei  der  medicinischen  Faeultät  für  innere  Klinik  ernannt.  Von  seinen  Schriften 
sind  anzuführen,  in  Gemeinschaft  mit  BiiHiEE:  „Traiti  SUmentaire  de  patho- 
logie  interne'^  (3  voll.,  1844 — 53),  sodann  eine  Reihe  von  Vorlesungen  über 
Haut-  und  verwandte  Krankheiten,  die  von  seinen  Schülern  gesammelt  und  her- 
ausgegeben wurden:  „Legons  sur  les  maladies  de  la  peau  professies  h  Vhüp, 
Saint-Louis,  BSdig^es  et  publikes  par  Ldon  Moysant  et  Almire  Garnier^ 
(Pt.  1,  2,  Paris  1859,  60)  —  „Legons  sur  les  affections  cutanies  dartreuses. 
Sdä.  et  publ.  par  Pikan-Dufeillay"  (1862)  —  „Legons  sur  la  scrofule 
et  les  scrofulides.  Pdd.  et  publ,  par  Jules  Lefeuvre^  (1864)  —  „Legons 
sur  les  maladies  dartreuses,  liSd,  et  publ.  par  Lion  Moysant"  (3.  6dit. 
1868;  engl,  üebers.  von  Heney  G.  Piffard,  New  York  1868);  ferner  zusammen 
mit  A.  DE  Montmeja:  „Clinique  photographique  de  Vhöpital  Saint-Louis*' 
(1868 ,  av.  50  pl.).  Ausser  anderen  Arbeiten  verfasste  er  auch  die  folgende 
Reformschrift :  „De  quelques  modifications  ä  introduire  dans  V enseignement 
mSdical  officiel  etc.''  (1875). 

Glaeser,  pag.  334.  —  Bitard,  pag.  631.  —  Vaperean,  I,  pag.  905. 

Red. 

Hardy,  Samuel  Little  H.,  zu  Dublin,  war  1815  zu  Coalisland,  Graf- 
schaft Tyrone,  geboren,  wurde  1833  Zögling  von  Ephraim  Mc  Do  well  und  1835 
von  Hütton  im  Richmond  Hosp.  zu  Dublin,  erlangte  1839  in  Glasgow  die  Doctor- 
wfirde,  Hess  sich  zuerst  in  Cookstown,  bald  darauf  aber  in  Dublin  nieder  und 
wurde  1842  erster  Assistent  von  Charles  Johnson  im  dortigen  Gebärhause.  Der 
Obstetrical  Society,  deren  Schatzmeister,  Secretär,  Vice-Präsident ,  Präsident  und 
Ehren-Präsident  er  nach  einander  war,  machte  er  zahlreiche  Mittheilungen,  darunter 
besonders    bemerkenswerth    eine  Abhandlung    über    das   Seeale  cornutum    (Dublin 


54  HARDY.  —  HARLESS. 

Med.  Journ.,  1845)  und  „A  practical  inquiry  on  the  vapour  of  chlorofarm  as 
a  local  applicatioii*^  (1854),  nachdem  er  früher  schon,  zusammen  mit  seinem 
Freunde  Alfred  IL  Mc  Clintock:  „Practical  observations  on  midwifery  etc,^ 
(Dublin  1848)  herausgegeben  hatte.  Nach  seinem  Ansscheiden  aus  dem  Gebär- 
hause wurde  er  Arzt  an  der  Pitt-street  Institution  für  Kinderkrankheiten  und  1855 
bei  der  im  Steevens*  Hosp.  neu  errichteten  medicinischen  Bchule  Docent  der 
Geburtshilfe  und  Obstetric  Physician  des  Hospitals.  Er  starb  am  29.  October  1868, 
in  Folge  der  Ruptur  eines  Aorten- Aneurysma ,  ohne  dass  es  ihm  gelungen  war, 
diejenige  äussere  Anerkennung,  wie  er  sie  in  hohem  Grade  verdiente,  wenigstens 
beim  Publicum,  zu  finden. 

A.  Mc  Clintock  im  Dublin  Quart.  Journ.  of  Med.  Sc.  XLVII,  1869,  pag.  230. 

G. 

Harel  du  Taiicrel,  Augustin  H. ,  zu  Paris,  war  zu  Lüttich  geboren, 
studirte  in  Strassburg,  kam  nach  Paris,  gründete  das  Journal  „La  Clinique", 
das  kein  Glück  machte,  redigirte  darauf  das  Journal  „L^Avenir^^  und  war 
Mitarbeiter  des  „Moniteur  des  Villes  et  Campagnes".  Er  schrieb :  „  Th^rapeutique 
de  la  phtkisie  pulmonaire ;  suime  de  notes,  1.  Sur  la  mithode  de  Dzondi  et 
le  traitement  de  la  syphilis  en  g4n4ral;  2,  sur  le  traitemeivt  du  typhus^  (Paris 
1830),  sowie  einige  Aufsätze  in  La  Clinique  (1829)  über  eine  neue  Behandlungs- 
weise  der  Lungenschwindsucht  und  die  Anwendung  des  Liquor  Koechlini  bei 
Scrofeln.    Y.v  starb  1833. 

Nouvelle  biographie  g6n6r.  XXIU,  pag.  377.  —  Callisen,  VIII,  pag.  120  G. 

Hargens,  Christian  Friedrich  IL,  zu  Kiel,  war  am  8.  Februar  1773 
zu  Eutin  als  Sohn  des  dortigen  Stadt-  und  Stiftsphysicus,  Dr.  Wolf  Marquard 
Friedrich  H. ,  geboren,  wurde  1793  mit  der  „Diss,  inaug,  exhibena  eorum, 
quae  in  partu  difficili  et  praetematurali  sub  ipsam  pai'tua  periodum  pera- 
genda  sunt,  sciagrapkiam  systematicam^  Doctor  und  in  demselben  Jahre  Privat- 
docent  in  Kiel  und  erhielt  1796  die  Adjunctur  in  der  medicinischen  FacultSt.  Er 
bearbeitete  eine  Uebersetzung  von  Underwood's  „On  the  diseases  of  children" 
(2  voll-,  1790),  verfasste  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  Hüfeland's  Journal, 
darunter:  „Ueber  die  epidemische  Constitution  zu  Kiel,  besonders  über  die 
dortige  Ruhrepidemie  im  Jahre  1798"^  (1798)  und  schrieb:  „Sur  le  mal  de 
mer"*  (Le  Nord  litt^raire  etc.  par  H.  de  F.  Ouvarics,  1804)  und  verschiedene 
anonyme  medicinische  Aufsätze  in  mehreren  Zeitschriften. 

Kordes,  pag.  146.  —  Lübker  und  Schröder,  I,  pag.  216.  (». 

*  Harlan,  George  H.,  Augenarzt  in  Philadelphia,  ist  hier  als  Sohn  eines 
Arztes  am  28.  Januar  1835  geboren,  besuchte  das  Delaware  Coli,  und  studirte 
Medicin  an  der  Universität  seiner  Vaterstadt,  wo  er  1858  graduirt  wurde  und 
sich  dann  als  Arzt  niederliess.  Gegenwärtig  bekleidet  er  die  Stelle  als  Atteud. 
Surg.  am  Wills'  Hospital  und  ist  Augen-  und  Ohrenarzt  am  Kinder-Krankenbaus 
in  Philadelphia.  H.  veröffentlichte  im  American  Journ.  of  Medical  Sciences ,  in 
den  Philad.  Med.  Times,  in  den  Transaet.  of  the  Philad.  Patholog.  Soc.  und  in 
den  Transaet.  of  the  Philad.  International  Med.  Congress  verschiedene  Aufsätze  und 
Abhandlungen,  so:  „Siinulated  amaurosis"  —  „Seuroparah/tic  Ophthalmia"  — 
„Report  on  inmates  of  Pennsylvania  Institution  for  the  blind"^  —  ^Pulsating 
exophthalmus^  —  ^Uysterical  afections  of  the  eye"*  —  „Albuminurie  reti- 
nitis"^  —  yjStrychnia  in  atrophy  of  the  optic  nerve^  —  ^Heniiopia  and 
decussation  of  the  ojdic  nerves'^   etc. 

Atkinson,  pag.  181.  Pgl. 

Harless,  Johann  Christian  Friedrich  H. ,  war  am  11.  Juni  1773 
in  Erlangen  geboren.  Mit  einer  hervorragenden  philologischen  und  historischeu 
Bildung  ausgestattet,  welche  alle  seine  s[)äteren  wissenschaftlichen  Arbeiten  charak- 
terisirt,    bezog    er  im  Jahre  1789  die  Universität  seiner  Vaterstadt,    wo    er    sich 


HARLESS.  •  55 

zuerst  die  philosophische  Doctorwürde  erwarb  und  1794,  nach  Vertheidigung  der 
von  ihm  eingereichten  „Diss.  historiam  physiologiae  sanguinis  antiquissimae 
exhibewi*^  (später  in  erweiterter  Form  als  „  Versuch  einer  Geschichte  der  Physio- 
logie des  Blutes  im  Alterthume^  in  Sprengeles  Beiträgen  zur  Geschichte 
der  Mediein,  3.  Stück  erschienen)  zum  Doctor  der  Mediciu  promovirt  wurde. 
Nach  einem  kurzen  Aufenthalte  in  Wien,  den  er  später,  um  die  Klinik  von  Peter 
Frank  zu  besuchen,  wiederholte,  habilitirte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt 
und  als  Privatdocent  an  der  medicinischen  Facultät  und  wurde  hier  1794  zum 
Prof.  extraord.  ernannt;  bei  diesen  beiden  Gelegenheiten  veröffentlichte  er  „Neu- 
rologiae  primordia.  Spc,  1,  11^ ,  welche  er  später  in  deutscher  Bearbeitung  als 
jfV ersuch  einer  vollständigen  Geschickte  der  Hirn-  und  Nervenlehre"  (Erlangen 
1801)  herausgegeben  hat.  Seine  vielumfassende  literarische  Thätigkeit,  welche  er, 
trotz  ausgebreiteter  ärztlicher  Praxis,  entwickelte,  brachte  ihn  mit  zahlreichen  Ge- 
lehrten des  In-  und  Auslandes  in  nahe  Verbindung  und  verschaffte  ihm  einen 
solchen  Ruf  in  der  Gelehrtenwelt,  dass  er  durch  zahlreiche  Berufungen  auf  Lehr- 
st&hie  der  Medicin  nach  München,  Wien,  Heidelberg,  1814  auch  nach  Berlin 
ausgezeichnet  wurde;  die  Anhänglichkeit  an  seine  Vaterstadt  veranlasste  ihn,  alle 
diese  Berufungen  auszuschlagen,  und  in  Anerkennung  dessen  wurde  er  im  Jahre 
1814  zum  Prof.  ord.  an  der  medicinischen  Klinik  in  Erlangen  und  zum  Mit- 
director  der  medicinischen  Klinik  daselbst  ernannt.  Hier  verweilte  er  noch  vier 
Jahre  und  folgte  dann  einem  Kufe  an  die  neu  begründete  Universität  zu  Bonn, 
wo  ihm  zunächst  die  Aufgabe  zufiel,  einen  medicinischen  Studienplan  zu  entwerfen 
und  die  klinischen  Anstalten  zu  organisiren.  Während  des  ersten  Jahres  bekleidete 
er  den  Lehrstuhl  der  medicinischen  Poliklinik,  später  aber,  nachdem  Nasse  als 
Kliniker  an  seine  Stelle  getreten  war,  beschränkte  er  seine  akademische  Thätig- 
keit lediglich  auf  theoretische  Vorlesungen  über  Medicin.  Erst  im  vorgerückteren 
Alter  hat  H.  seine  sehr  umfangreiche  ärztliche  Thätigkeit,  welche  er  auch  in  Bonn 
gefunden  hatte,  aufgegeben,  der  Wissenschaft  aber  und  ihrer  Lehre  ist  er  bis  zum 
letzten  Augenblicke  seines  Lebens  getreu  geblieben ;  sein  Tod  erfolgte  nach  kurzem 
Krankenlager  am  13.  März  1853,  sein  Name  aber  lebt  heute  noch  in  Bonn  in  dem 
von  seinen  Collegen,  Freunden  und  Schülern  bei  seinem  50jährigen  Doctor-Jubiläum 
begründeten  „Praemium  Harlessianum"  fort,  einer  Stiftung,  aus  welcher  alljährlich 
ausgezeichnete  Leistungen  junger,  in  Bonn  studirender  Mediciner  prämiirt  werden. 
Mit  seiner  literarischen  Thätigkeit  hat  sich  H.  auf  fast  allen  Gebieten  der  medi- 
cinischen Wissenschaft  bewegt;  am  bedeutendsten  sind  seine  Arbeiten  im  Gebiete 
der  Geschichte  der  Medicin  und  der  Seuchen geschichte.  Unter  den  ersten  verdienen, 
neben  den  oben  genannten  Gelegenheitsschriften,  genannt  zu  werden:  „Änalecta 
de  dysenteria  et  imprimis  ejus  therapia  in  antiquitatibus"  (Erlangen  1801), 
eine  vortreffliche  Arbeit,  erweitert  in  seinen  ^Opera  minora  academica^^  (Vol.  I, 
Leipzig  1815,  Nr.  2)  abgedruckt;  ferner:  „Änalecta  historico-critica.  De  Archi- 
gene  medico  et  de  Apolloniis  Tnedicis  eorumque  scriptum  Accedit  Apollonii 
Erasistratel  de  scarificatione  fragmentura  graecwn"  (Erlangen  1816),  sodann: 
„De  medicis  veteribus  Asclepiades  dictis"  (Bonn  1828)  —  „Die  Verdienste  der 
Frauen  um  Xatur Wissenschaft,  Gesundheits-  und  Heilkunde  u,  s.  lo."  (Göttingen 
1830)  und  „S'Tvilii  Democratis  quae  supersunt  carinina  medicinah'a,  Graece 
et  Latine^  Particula  I.^  (Bonn  1833);  unter  den  letztgenannten  :  „Untersuchungen 
über  die  Natur,  Entstehung  und  Ansteckungskraft  des  gelben  Fiebers  u.  s.  ic." 
(Nürnberg  1805)  und  „Die  indische  Cholera  nach  allen  ihren  Beziehwigen  .... 
dargestellt"  (3  Abth.,  Braunschweig  1831).  Eine  umfassende  historische  Arbeit 
über  die  letztgenannte  Krankheit:  ^yDie  epidemische  Cholera  seit  ihrem  Fint ritte 
in  Europa  bis  auf  die  neueste  Zeit"  ist  als  Manuscript  in  den  binterlassenen 
Papieren  II. 's  gefunden  worden.  Eine  besondere  Aufmerksamkeit  wendete  er 
ferner  der  Balneologie  zu,  die  er  in  mehreren  Schriften  bearbeitet  hat,  wie :  „  IHe 
vorzüglichsten  salinischen  und  eisenhaltigen  Gesundbrunnen  im  Grossherzog- 
thume  Nieder rhein  u.  s,  ic,"   (Hannover  1826)  —  „Das  Bad  zu  Bertrich  u.  s,  w." 


66  HARLESS.  —  HARLEY. 

(Coblenz  1827)  —  „Die  Stahlquelle  zu  Lamscheid^  (Bonn  1827),  in  Gemein- 
schaft mit  Gustav  Bischoff  verfasst,  und  „Die  sämmtlichen  bisher  in  Gebrauch 
genommenen  Heilquellen  und  Ourbäder  des  südlichen  und  mittleren  Europas, 
West-Asiens  und  Nordafrikas^ ,  von  dem  jedoch  nur  die  1.  Abtheilung  des  ersten 
Bandes  „Die  Heilquellen  und  Carbäder  Griechenlands  u,  s,  w,"  (Berlin  1846) 
erschienen  ist.  Demnächst  hat  er  ein  „Handbuch  der  ärztlichen  Klinik"  (3  Bde., 
Coblenz  1817 — 1826),  eine  sehr  grosse  Zahl  kleinerer,  theils  medicinisch- 
praktischer,  theils  kritischer  und  hodegetischer  Arbeiten  in  Monographien,  und  in 
zahlreichen  Journalen  veröffentlicht,  'üebersetzungen  einiger  bedeutender  Schriften 
des  Auslandes,  besonders  Scarpa:  „Ueber  Pulsadergeschwülste'*  (Zürich  1808) 
und  Breba:  „Ueber  die  Entzündung  des  Rückenmarks'*  (Nürnberg  1814) 
geliefert  und  eine  Reihe  von  Zeitschriften  theils  selbstständig  begründet  und  redigirt, 
wie:  „Rheinische  Jahrbücher  der  Medidn  und  Chirurgie''  und  „Abhandlungen 
der  physikaL-med,  Societät  zu  Erlangen",  theils  sich  an  der  Redaction  derselben 
betheiligt ;  so  mit  Schreger,  Annalen  der  neuesten  engl,  und  franz.  Chirurgie  und 
Geburtshilfe;  mit  Hufeland  und  Schreger,  Joum.  der  ausländ,  med.  Literatur, 
mit  HüFELAND,  Neues  Journ.  der  ausländ,  med.-chir.  Literatur.  —  H.  schenkte  auch 
noch  in  seinem  höheren  Alter  den  Fortschritten  der  Wissenschaft  alle  Aufmerk- 
samkeit, dem  grossen  Umschwünge,  welchen  die  Medicin  in  den  letzten  Jahrzehnten 
seines  Lebens  nahm,  vermochte  er  aber  nicht  mehr  zu  folgen  und  so  schmückte 
schliesslich  den  hochverdienten  Greis  sein  alter,  wohlerworbener  Ruhm. 

Chr.  Fr.  H.,  Eine  biographische  Skizze.  Mit  eiuem  Nachworte  von  Alber  s.  Berlin  s.  a. 
(1857)  —  Hirsch  in  AUgem.  Deutsche  Biogr.  X,  pag.  605.  —  Callisen»  VIII,  pag.  125; 
XXVIII.  pag.  381.  A.  Hirsch. 

Harless,  Emil  H. ,  am  11.  October  1820  in  Nürnberg  geboren,  wurde 
1846  in  Erlangen  promovirt,  indem  er  als  Diss.  inaug.  eine  Arbeit  über  die  Ver- 
änderungen der  weissen  und  rothen  Blutkörperchen  schrieb.  Schon  früh  fühlte  er 
sich  zu  den  Natui'wissenschaften  hingezogen.  Zur  Ausbildung  in  denselben  und 
der  Physiologie ,  der  sich  zu  widmen  ihn  die  Physiologen  Johannes  Müller  und 
RUBOLF  Waq^er  zu  Göttingeu  ermuthigten,  besuchte  er  auch  noch  die  Hoch- 
schulen zu  Würzburg ,  Wien  und  Prag.  Im  Jahre  1848  wurde  er  Docent  an  der 
Universität  München,  ein  Jahr  darauf  zum  Prof.  e.  o.  und  im  Jahre  1857  zum 
Prof.  ord.  ernannt.  Neben  seinen  Vorlesungen  über  Physiologie  beschäftigten  ihn 
vorzüglich  experimentelle  Untersuchungen,  zuletzt  zur'Erforschung  der  Physik  der 
Nerven  und  der  Vorgänge  bei  der  Muskelaction.  Bei  denselben  kam  ihm  seine 
Begabung  fUr  Mechanik  besonders  zu  statten.  Die  Ergebnisse  seiner  Forschungen 
legte  er  in  Abhandlungen  nieder,  welche  in  den  Denkschriften  der  k.  bayer.  Akademie 
der  Wissenschaften,  der  er  seit  dem  Jahre  1856  als  ausserordentliches  Mitglied 
angehörte,  veröffentlicht  wurden.  Seine  Fachvorträge  zeichneten  sich  durch  Klar- 
heit und  Verständlichkeit  aus.  Er  hielt  solche  auch  über  plastische  Anatomie  an 
der  Akademie  der  bildenden  Künste.  Für  letztere  verfasste  er  ein :  „Lehrbuch 
der  plastischen  Anatomie",  welches  1856  in  Stuttgart  erschien.  Seinen  Schülern 
war  er  ein  anregender  Lehrer ,  seinen  Collegen  ein  liebenswürdiger  Freund.  Schon 
im  41.  Lebensjahre  ward  er  seiner  Familie  durch  einen  leukämischen  Milztumor 
am  16.  Februar  1862  entrissen. 

Chronik  der  Lndwig-Maximilians-Universität  München  für  das  Jahr  1861/62,  pag.  20. 

F.  Seitz. 

*B[arley,  George  H. ,  zu  London,  ist  am  12.  Februar  1829  zu 
Haddington,  East  Lothian,  geboren,  studirte  in  Edinburg,  wurde  1850  Doctor 
und  hatte  kurz  vorher  als  House  Surgeon  im  Royal  Matemity  Hosp.  das  Glück, 
durch  Kaiserschnitt  nach  dem  Tode  der  Mutter  ein  lebendes  Kind  herauszubefÖrdem, 
das  jetzt  ein  erwachsener  Mann  und  Familienvater  ist.  Er  ging  darauf  nach  Paris 
und  seine  ersten  wissenschaftlichen  Publicationen  waren:  „Researcfies  on  the 
colouring  principle  of  urine"  (Pharmaceut.  Journ.,  1852)  und:  f,Recherches  sur 
la  Physiologie   du    diab^te  sucri,    nouvelle  mSthode  pour  produire  artificielle- 


HABLEY.  —  HABMENS.  57 

ment  le  diahhte  chez  les  animaux^  (Comptes  rendus  de  la  Soc.  de  biologie,  1853). 
8eme  zweijährigen  Stadien  in  Paris  setzte  er  zwei  Jahre  lang  in  Wflrzburg, 
Giessen,  Berlin,  Wien  und  Heidelberg  fort,  kehrte  1855  naeh  England  zurück, 
wurde  1856  zum  Doeenten  der  praktischen  Physiologie  und  Histologie  beim  Uni- 
veraity  College,  1859  zum  Professor  der  gerichtlichen  Medicin  und  1860  zum 
Physician  des  University  College  Hosp.  ernannt.  1861  erhielt  er  den  3jährigen 
Preis  des  Royal  College  of  Surgeons  für  eine  Abhandlung:  „On  the  anaiomy 
and  pyhsiology  of  the  supra-renal  bodiea**,  wurde  1854  Fellow  des  Roy.  Coli, 
of  Physic.  und  1865  der  Royal  Society.  Um  dieselbe  Zeit  durch  Ueberanstrengung 
heim  Mikroskopiren  an  Retinitis  erkrankt,  musste  er  9  Monate  lang  in  vollständiger 
Dunkelheit  zubringen  und  beschrieb  seine  dadurch  erzielte  Heilung  in  den  „Auto- 
cltmcal  remarks  on  injury  of  the  retina  from  overwork  ivith  the  microscope** 
(Lancet,  1868).  Seine  publicirten  Schriften  sind:  „Jaundice ;  its  pathology  and 
treatment,  etc.^  (London  1863)  —  „Älbuminuria,  with  and  unthout  dropsy :  etc," 
(Ebenda  1866)  —  „Diabetes;  its  various  fomis  and  different  treatments*' 
(Ebenda  1866)  —  „Histological  demonstrations  :  a  guide  to  the  microscopical 
examination  ofthe  animal  tissues  in  health  and  disease  .  .  .  F.ditedhy  George 
T.  Brown**  (Ebenda  1866)  —  jjThe  urine  and  its  derangements  etc."  (Phila- 
delphia 1872)  —  „A  treattse  on  diseases  ff  the  liver  tcith  and  without  jaun- 
dice, etc."  (London  1883;  in  Amerika  und  Canada  ebenfalls  publicirt;  in's  Deutsche 
Obersetzt  von  J.  Kraus).  Ausserdem  sehr  zahlreiche  andere  Publicationen  in  der 
6az.  m6d.  de  Paris  (1853),  den  Würzburger  Verhandlungen  (1854),  Scanzoni's 
Beiträgen  zur  Geburtskunde  (1854),  Med.-Chir.  Review  (1857),  Proceed.  of  the 
Boy.  Soc.  (1858,  59),  Philos.  Transact.  (1865)  u.  s.  w.,  u.  ß.  w. 

The  Midland  Medical  Miscellauy.  Vol.  H,  1883,  Nr.  19,  pag.  193.  Bed. 

*  Harley,  John  H.,  in  London,  war  Physician  am  London  Fever  Hosp. 
und  Assist.  Physic.  am  King's  College  Hosp.,  wurde  1861  Doctor  bei  der  Londoner 
Universität,  1867  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Physic.  Er  ist  gegenwärtig  Physician 
und  Docent  der  allgemeinen  Anatomie  und  Physiologie  am  St.  Thomas'  Hosp. 
Ausser  paläontologischen  und  botanischen  Arbeiten  verfasste  er:  „Endemie  haema- 
turia  of  the  Cape  of  Good  Hope"  ("Transact.  of  the  Med.-Chir.  Soc,  XLVIl,  LIH, 
LIV)  —  „  Treaiment  of  hydatid  tumours  of  the  liver"  (Ebenda,  Vol.  XLIX)  — 
„Pathology  of  scarlatina,  and  relation  of  enteric  fever"  (Ebenda,  Vol.  LV); 
auch  schrieb  er  für  Reynold's  System  of  medicine  den  Artikel:  „Enteric,  or 
typhoid  fever"  und  veröffentlichte  die  1868  von  ihm  gehaltenen  Gulstonian 
Lectures:  „The  old  vegetable  neurotics  —  hemlock,  opium,  belladonna,  and 
henbane;  etc.^  (1869).  Er  war  von  1874 — 76  Mitherausgeber  der  St.  Thomas' 
Hosp.  Reports  und  gab  ausserdem  heraus:  Robert  Hooper's  „The  physicians 
vade-mecum"  (8.  edit.  1869)  und  J.  Forbes  Royle's:  „Manual  of  materia 
medica"  (1876). 

Medical  Directory.  Red. 

Harmant,  N. ,  lebte  als  Leibarzt  des  Königs  Stanislaus  von  Polen, 
wie  als  Professor  der  Chemie  und  als  Arzt  des  Hospitals  St.  Stanislaus  in  Nancy, 
war  Mitglied  des  dortigen  College  royal  und  Subdirector  der  Akademie  der  Wissen- 
flchaften  und  Eflnste,  starb  gegen  1777  und  ist  bemerkenswerth  als  Verfasser 
eines  Elogs  auf  Bagard,  Leibarzt  des  Königs  von  Polen  (Nancy  1773),  sowie 
einer  Schrift:  „Mdm,  sur  les  funestes  effets  du  charbon  allumS,  avec  le  ddtail 
des  eures  et  des  observations  faites  h  Nancy  sur  le  meme  sujet^  (gelesen  in 
einer  öffentlichen  Sitzung  der  Acad.  des  sc.  daselbst  1775). 

Dict.  hist.  m,  pag.  43.  .     Pgl. 

HarmailS,  Gustaf  H. ,  Professor  der  Medicin  in  Lund,  geboren  am 
4.  November  1699 ,  beschäftigte  sich  zuerst  mit  Jurisprudenz  und  Staatswissen- 
•ehaft  in  Upsala,    reiste  aber  1722    nach  Leyden,   um   dort   unter  Leitung   von 


58  HARMENS.  —  HABNISCH. 

BOERHAAVE,  Albd^us  Und  Geavesand  Medicin  zu  studiren,  hielt  sich  seit  1725 
zwei  Jahre  in.  Paris  auf  und  besuchte  zuletzt  England.  Nach  einer  neuen  Reise 
in  Deutschland  und  Italien  1727 — 1731,  promovirte  er  in  Harderwyk  1731,  wurde 
Professor  der  Medicin  und  Physik  in  Lufid  1735,  nahm  1771  den  Abschied  und 
starb  am  18.  November  1774.  H.  war  ein  angesehener  und  vielseitiger  Gelelirter. 
Unter  seinem  Präsidium  ist  eine  grosse  Menge  akademischer  Schriften  in  den  Jahren 
1734 — 1771  erschienen.  q   Hielt. 

Harmes,  Heinrich  H.,  als  Sohn  eines  Arztes  in  Bremen  am  3.  Februar 
1636  geboren,  bezog  im  Alter  von  20  Jahren  die  Universität  zu  Marburg,  machte 
dann  nach  zweijährigem  Studium  der  Medicin  eine  Reise  durch  Deutschland  nach 
Italien.  Hier  beendigte  er  in  Padua  seine  Studien,  promovirte  1661  in  Basel  und 
Hess  sich  noch  in  demselben  Jahre  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  bald  nach 
seiner  Ernennung  zum  Professor  der  Medicin  und  Physik  am  2.  April  1670  starb. 
Seine  Schriften  sind:  jyDe  mari^  aestu^  (Bremen  1664,  4.)  —  fjDiss.  I  et  II 
ad  Gerh.  de  Neufville pkysices  speciales"  (Ebenda  1664;  III,  IV,  V  1665; 
VI  1666;  VII,  VIH  1667 ;  IX  1668)  —  „Diss.  de  peste""  (Ebenda  1668)  —  „Diss. 
de  fulmine^  (1669,  4.).  Ausserdem  hat  H.  eine  zweite  Ausgabe  der  Cosmologia 
von  Geehaud  de  Neufville  (Ebenda  1668)  besorgt.  —  Sein  Sohn,  Martin  H., 
geboren  zu  Bremen  am  4.  November  1663,  gestorben  am  21.  September  1690, 
promovirte  in  Marburg  mit  der  „Diss.  de  usu  acidularum"  (1687).  —  Ein 
anderer  Harmes,  Heinrich  Reinhold  Christian  H. ,  geboren  zu  Bremen 
um  1760,  promovirte  1786  zu  Göttingen,  war  Arzt  in  Bremen  und  später  in  Minden. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  77.  —  Bremische  Aerzte,  pag.  118.  Pgl. 

Harnier,  Richard  Maria  H. ,  Geh.  Hofrath  zu  Pyrmont  und  Cassel, 
war  in  letztgenannter  Stadt  am  3.  September  1775  geboren,  ging  mit  16  Jahren 
zum  Studium  der  Medicin  nach  Göttingen,  wurde  1794  zu  Marbui'g  mit  der: 
„Diss.  sistens  indicationes  et  methodum  rumpendarum  aquarum  in  partu" 
(auch  in  J.  C.  T.  Schlegel's  Sylloge  oper.  min.  ad  art.  obstetr..  Vol.  II,  1796) 
Doctor,  that  in  demselben  Jahre  zu  Frankfurt  a.  M.  in  den  unter  Görcke's 
Leitung  stehenden  preussischen  Lazarethen  als  freiwilliger  Hiifsarzt  Dienste,  Hess 
sich  als  Arzt  in  Cassel  nieder,  brachte  die  Zeit  von  1797 — 99  auf  Reisen  in 
Süddeutschland,  Wien  und  Paris  zu,  erwaib  sich  von  1800  an  in  Hanau  eine 
glänzende  Praxis ,  ging  1808  nach  Cassel ,  wo  der  König  von  Westfalen  Hof 
hielt,  zog  aber  nach  der  Rückkehr  der  vaterländischen  Regierung  vor,  seinen 
ärztlichen  Beruf  auf  die  Thätigkeit  als  Brunnenarzt  von  Pyrmont  zu  beschränken, 
wo  er  40  Sommer  hindurch  thätig  war^  während  er  ausserdem  nur  an  Consul- 
tationen  theilnahm.  Er  schrieb  über  jenen  Curort  ein:  „R4sum4  d^analyse  et 
exp4rience  sur  la  nature  et  Viisage  des  eaux  min^rales  de  Pynnont"  (Hannover 
1828).  Sein  weiteres  Leben  war  der  Wohlthätigkeit  und  der  Förderung  aller 
gemeinnützigen  Bestrebungen  gewidmet.  Bei  seinem  am  15.  Juli  1856  erfolgten 
Tode  fand  sich,  dass  er  zu  wohlthätigen  und  wissenschaftlichen  Zwecken  ver- 
schiedenen Orten,  in  denen  er  gelebt  und  gewirkt  (Cassel,  Hanau,  Pyrmont, 
Frankfurt,  Göttingen,  Marburg)  werthvoUc  Vermächtnisse  hinterlassen  hatte. 

Allg.  Med.  Cential-Zeitung.  18öl3,  pag.  494.  —  Callisen,  VIII,  pag.  1^3;  XXVIIi; 
pag.  384.  G. 


Harnisch,  Johann  Andreas  H.,  Licentiat  der  Medicin  und  Stadtarzt 


Leip: 
propriGf  piinphiella  nigra,,    in  quihus    demonstratur „    illam    in    multis  m'.rbis 


HARNISCH.  —  HABRER.  b9 

in»ignem   possidere   virtutein    et   efficaciam**  (Ebenda  1757)    —  „Medicinkch- 

praktische  Untersuchung  der  Frage:  icas  von  devi  heut  zu  Tage  modeseyenden 
WassertrinJcen  zu  halten?^  u.  s.  w.  (Ebenda  1759). 

Biogr.  m6d,  V,  pag.  78.  Pgl. 

Harper ,  Andrew  H. ,  englisch-amerikanischer  Arzt  in  Fort  Nassau  auf 
Providenee,  war  Wundarzt  der  englischen  Garnison  auf  den  Bahama-Inseln.  Er 
studirte  wahrscheinlich  in  Europa  und  hielt  sich  längere  Zeit  in  London  auf,  wo 
von  ihm  folgende  Schriften  erschienen:  „A  treatise  of  the  real  cause  and  eure 
of  the  insanitii,  etc,"  (London  1789;  Ebenda  1798;  deutsche  üebers.  von 
COXSBRUCH  in  Marburg  1792)  —  ^The  oeconomy  of  health^  or  a  medical 
essay  containing  new  aixd  familiär  Instructions  Jor  the  attainment  of  health, 
happiness  and  longevity**  (London  1789;  deutsch  u.  d.  T. :  Diätetisches  Taschen- 
buch, Leipzig  1792;  dänisch  u.  d.  T. :  Diätetiske  Lomme-Bog,  Kopenhagen  1795). 
Zu  Anfang  der  Dreissiger- Jahre  unseres  Jahrhunderts  lebte  H.  noch. 

Dict.  hist.  III,  pag.  43.  —  Callisen,  VlII,  pag.  144.  Pgl. 

^Harpestreng ,  Henrik  H.,  Canonicus  zu  Roeskilde,  der  berühmteste 
dänische  Arzt  des  Mittelalters,  gestorben  1244.  Seine  in  dänischer  Sprache  ver- 
fassten  medicinischen  Schriften ,  ein  „Lägäbok*^  (Buch  der  Krankheiten  und  deren 
Heilung),  ein  ;,  Yrtebok^  (Kräuterbuch)  und  ein  „Stenbok'*  (Steinbuch,  namentlich 
die  geheimnissvolien  Kräfte  der  Edelsteine  abhandelnd)  sind  zum  Theii  nur  Ueber- 
selzungen  fremder  lateinischer  Schriften,  waren  aber,  in  verschiedenen  Auszügen 
durch  Jahrhunderte  in  Dänemark  der  gewöhnlichste  Ratfageber  in  Krankheits 
fällen.    Sein  Leben  und  Wirken  ist  übrigens  ziemlich  unbekannt. 

Ingerslev,  pag.  18 — 19.  Petersen. 

Harrach,  Karl  Borromäus  Graf  von  H. ,  zu  Wien,  daselbst  am 
11.  Mai  1761  geboren,  wurde  erst  mit  42  Jahren  (1803)  Doctor  der  Medicin 
und  widmete  seine  Hilfe  vorzugsweise  den  Armen ,  denen  er  die  Arzneien  bezahlte 
und  die  er  auch  sonst  noch  unterstützte.  Auch  wandte  er  sein  Augenmerk  den 
Eingekerkerten  und  den  entlasse^nen  Sträflingen  zu ,  war  in  den  Unglücksjahren 
1805  und  1809  ,  als  Wien  und  seine  Umgebung  von  einem  Heere  nothleidender 
Gefangener,  Kranker,  Verwundeter,  Sterbender  tiberschwemmt  war,  ein  hoch- 
herziger Helfer  und  versah  von  1814  bis  zu  seinem  am  19.  October  1829  erfolgten 
Tode  die  Stelle  eines  Primararztes  in  dem  Institut  der  Elisabethinerinnen ,  ohne 
dafür  eine  Besoldung  anzunehmen.  Auch  vermachte  er  sein  ganzes  Vermögen  den 
Armenanstalten  Wiens.  Fortwährend  in  ärztliche  Studien  vertieft,  war  er  ein 
lebendiges  Repertorium  aller  seit  40  Jahren  in  der  Medicin  und  den  verwandten 
Naturwissenschaften  gemachten  Entdeckungen  und  Fortschritte;  durch  den  Druck 
ist  aber  von  ihm,  ausser  einigen  Uebersetzungen  aus  dem  Persischen,  nur  die 
Schrift  von  John  Mason  Good  :  „  Ueber  die  Krankheiten  der  Gefängnisse  und 
Armenhäuser^  (Wien  1798)  als  Uebersetzung  veröffentlicht  worden. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  VII,  1829,  I,  pag.  702.  —  v.  Wurzbach, 
VII,  pag.  381.  G. 

Harrer,  Hubert  von  H.,  geboren  1726  in  Bonn,  studirte  Medicin  zu 
Löwen.  In  Heidelberg,  wo  er  die  Functionen  eines  Repetitors  der  Medicin  und 
Philosophie  übernommen  hatte,  zum  Dr.  med.  promovirt,  wurde  er  bald  danach 
Prof.  e.  o.  und  später  ordentlicher  Professor  der  Medicin  daselbst.  In  Folge  einer 
glücklichen  Cur  erhielt  er  den  Titel  eines  fürstliehen  Leibarztes.  1778  wurde  er 
nach  München  als  Director  der  ärztlichen  Lehranstalt  berufen,  zu  deren  Hebung 
er  durch  seine  Thätigkeit  in  bedeutendem  Masse  beigetragen  hat.  Seine  viel- 
fachen Verdienste ,  u.  A.  auch  die  Errichtung  von  Schulen  für  Anatomie  und 
Geburtshilfe  in  Mannheim,  verschafften  ihm  die  Würde  eines  Comes  palatinus. 
Er  starb  1793.  Seine  Schriften  beschränken  sich  auf  zwei  unbedeutende  Disser- 
tationen über  Eingeweidewürmer  und  über  Ophthalmie. 

Biogr.  med.  V,  pag.  78.  Pg;!. 


60  HARRIES.  —  HARRIS. 

Harries,  Gwynne  H. ,  geboren  in  London  1840,  besuchte  das  King's 
College,  studirte  daselbst  Medicin  und  erhielt  1865  seine  akademischen  Grade.  Nach- 
dem er  8  Jahre  lang  in  Pembroke  Dock  prakticirt  hatte ,  wurde  er  nach  London  als 
einer  der  Inspectors  of  Public  Health  unter  dem  Local  Government  Board  berufen. 
In  dieser  Eigenschaft  hat  er  eine  ausserordentlich  rührige  Thätigkeit  entfaltet.  Er 
machte  viele  Inspectionsreisen  in  die  von  Epidemieen  heimgesuchten  Bezirke  und 
erstattete  über  die  Resultate  derselben  fleissige  und  lichtvolle  Berichte.  Leider 
starb  H.  bereits  im  33.  Lebensjahre,  am  8.  November  1873,  an  einem  malignen 
Scharlachfieber ,  das  er  sich ,  ein  Opfer  seines  Berufs ,  bei  einer  seiner  amtlichen 
Reisen  zugezogen  hatte.  An  Schriften  hat  H.  nur  die,  trotz  der  verhältnissmässig 
kurzen  Zeit  seiner  Wirksamkeit,  doch  recht  zahlreichen  Sanitäts-Berichte  hinter- 
lassen. Wir  nennen :  „Report  on  enteric  fever  in  Bulwell  (Notttnghamshtre) 
and  on  the  sanitary  condüion  of  the  place"  (London,  August  1871)  —  n^^- 
on  ent,  fev,  at  Burbage  (Leicestershire)  (Ebenda,  June  1871)  —  „Rep.  on  ent. 
fev.  in  Carlton  (Nottinghamshtre)^  (Ebenda,  Jan.  1872)  —  ^fiep.  on  the  sani- 
tary  arrangements  of  the  district  of  the  Workshop  local  board  of  health" 
(Ebenda,  Jan.  1872)  —  rtR^P'  on  the  san,  arrang,  of  the  villages  in  the 
Workshop  Union"  (Febr.  1872)  —  „Rep.  on  the  san.  condition  of  West 
Auckland"  (April  1872)  —  „Rep,  of  the  prevalence  of  enteric  fever  in  the 
subdistrict  of  Ystradgunlais  in  the  counties  of  Brecon  and  Glamorgan"  (Jun. 
1873)  —  n^^P'  of  prev.  of  ent,  fev.  in  the  town  pf  Campden  and  the 
sanitär y  condition  of  the  place"  (July  1873)  —  v^^*'  on  the  san.  cond. 
of  Brecknock  and  the  prev.  of  ent.  fever  therein"  (Febr.  1873)  —  „Rep, 
on  the  san.  cond.  of  Fleetwood-on-Wyre  and  the  prev.  of  scarlatina  therein" 
(July  1873)  —  rtt^^p'  on  the  san.  cond.  of  the  town  of  Barktng  fEssex) 
and  on  the  prev,  of  enteric  fever"  —  n^^-  on  the  san.  cond.  of  town 
of  Gruisborough  in  connection  with  the  prevalence  of  enteric  fever  therein" 
(Oct.   1873). 

British  Med.  Joum.  1873,  II,  pag.  590.  —  Index-Catalogae.  V,  pag.  854.     pgi. 

Harris,  Walter  H.,  geboren  1651  zu  Glocester,  studirte  Anfangs  Medicin 
in  Oxford,  wo  er  1670  den  Grad  eines  Baccalaureus  erhielt.  In  Folge  seines 
Uebertritts  zum  Eatholicismus  genöthigt,  die  Universität  zu  verlassen,  ging  H.  nach 
.Douay  und  Paris  und  promovirte  zuletzt  an  einer  französischen  Facultät.  1676 
kehrte  er  nach  London  zurück  und  erlangte  dort  ein  grosses  Ansehen  als  Arzt, 
das  sich  noch  steigerte,  als  H.,  um  nicht  von  einer  gegen  die  Katholiken  1678 
erlassenen  Ausweisungsordre  mit  betroffen  zu  werden,  wieder  in  den  Schooss  der 
anglicanischen  Kirche  zurücktrat.  Der  König  Wilhelm  III.  ernannte  gleich  nach 
seiner  Thronbesteigung  1688  H.  zu  seinem  Leibarzt.  Er  starb  1725.  H.  ist 
besonders  bemerkenswerth  dadurch,  dass  er  Verfasser  einer  Schrift  ist,  in  der 
zum  ersten  Mal  die  Bedeutung  der  Kinderheilkunde  genügend  gewürdigt  wird. 
Sie  ist  auf  Aufforderung  Sydenham's  verfasst  und  führt  den  Titel:  „De  mar  bis 
acutis  infantum"  (London  1689),  in  2.  Auflage  mit  dem  erweiterten  Titel:  „De 
morbis  acutis  infantum,  editio  secunda  priori  auctior  cui  accessit  Über,  Obser- 
vationen de  morbis  aliquot  gravioribus  medicas  complectens ;  annexis  etiam 
guibusdam  de  luis  venereae  origine,  natura  et  curatione"  (London  1705;  Genf 
1696;  1699,  4.;  Amsterdam  1715;  Rotterdam  1720;  Amsterdam  1736;  franz. 
Uebers.  Paris  1720;  1738;  1754;  deutsch  Leipzig  1691).  Das  Buch  ist  werth- 
Toll  auch  durch  die  beigegebenen  Krankengeschichten  und  lässt  in  H.  einen  vor- 
urtheilsfreien  und  erfahrenen  Beobachter  erkennen.  Ausserdem  verfasste  R.:  „A  fare- 
toell  to  popery"  (London  1679)  —  „Rationale  discourse  of  remedies"  (Ebenda 
1683)  —  „Pharmacopoea  anti-empirica,  or  a  treatise  on  chymical  and  galenical 
remedies"  (Ebenda  1683;  1684)  —  „Dissertatio  de  peste,  cui  accessit  descriptio 
tnoculationis  variolarum"  (Ebenda  1721)  —  „Remarks  on  the  affairs  and 
trade  of  England  and  Ireland"    (Ebenda  1698)    —    „Observationes  medicae" 


HARRIS.  61 

(Ebenda  1726)  —  „Diss.  med.  et  chir,,  habitae  in  amphitheatro  Collegii  medici 
Londinensium*'  (Ebenda  1725). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  78.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  44.  —  Ha  es  er,  Gesch  d.  Med., 
II.  pag-  469,  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  856.  Pgl. 

Harris,  ChapinA.  H.,  amerikaniBcber  Zahnarzt  zu  Baltimore,  gestorben 
1860,  verfasste  eine:  „Diaa,  on  the  diseases  of  the  moodllary  sinus^  (Phila- 
delphia 1843)  —  „Address  delivered  before  the  Americain  Society  of  Dental 
Surgeons  1843"  (Baltimore  1843)  —  „Syllabus  ofa  course  oflectures  delivered 
in  the  Baltimore  College  of  Dental  Surgery**  (Ebenda  1859).  Seine  Hauptwerke 
aber  sind:  „The  principles  and  practice  of  dental  surgery"  (9.  edit.  Phila- 
delphia 1866)  und:  „A  dictionary  of  medical  terminology ,  dental  surgery, 
and  the  collateral  sciences"  (3.  ed.  .  .  .  by  FfiED.  J.  S.  Gorgas,  Ebenda  1867). 
Er  war  der  Mitherausgeber  des  „American  Journal  of  Dental  Science"  (1839 
bis  1860),  publieirte  auch:  „The  Guardian  of  Health"  (Baltimore  1841) 
und  zusammen  mit  James  W,  White:  ^Taking  impressions  of  the  mouth" 
(Philadelphia  1871). 

Index-Catalogne.  Y,  pag.  854.  Red. 

Harris,  Elisha  H. ,  1824  in  Westminster ,  Vt.,  geboren,  hatte  an  dem 
Medical  College  of  Physicians  in  New  York  Medicin  studirt  und  habilitirte  sich 
daselbst  nach  erfolgter  Promotion  als  Arzt.  Jm  Jahre  1855  wurde  er  zum  Chef- 
Arzt  der  Quarantaine-Hospitäler  auf  Staten  Island  ernannt  und  in  dieser  Stellung 
hat  er  sich  die  grössten  Verdienste  um  die  Regelung  des  Quarantainewesens  im 
Hafen  von  New  York  erworben.  Bei  Ausbruch  des  Insurrectionskrieges  trat  er 
als  Mitglied  in  die  nationale  Sanitäts-Commission  ein,  und  von  ihm  ist  der  Vor- 
schlag zur  Einrichtung  von  Eisenbahn -Ambulancen  für  die  im  Kriege  Verwundeten 
ausgegangen ,  der  alsbald  in's  Werk  gesetzt  wurde  und  seine  segensreichen 
Wirkungen  ebenso  in  jenem  Kriege,  wie  später  in  dem  deutsch-französischen 
Kriege  geäussert  hat,  in  welchem  dieselbe  Einrichtung  Seitens  Deutschlands  ein- 
geführt worden  ist.  —  Gleichzeitig  richtete  H.  seine  volle  Aufmerksamkeit  auf 
die  sanitären  Verhältnisse  New  York's  und  auch  auf  diesem  Gebiete  hat  er  als 
Mitglied  des  Board  of  Health  von  New  York  eine  erfolgreiche  Thätigkeit  ent- 
wickelt, sich  namentlich  um  die  Sanirung  der  grossen  Miethshäuser ,  allgemeine 
geregelte  Durchführung  der  Vaccination ,  Verbesserung  der  Hospitals-Einrichtungen 
sehr  verdient  gemacht.  Seit  dem  Jahre  1873  fungirte  H.  als  Beamter  für  die 
Bevölkerungsstatistik  und  als  im  Jahre  1880  ein  Gesundheitsamt  (Board  of  Health) 
für  den  ganzen  Staat  New  York  begründet  worden  war ,  wurde  er  zum  Mitgliede 
desselben  und  zum  Director  des  statistischen  Amtes  ernannt,  und  in  dieser  Stellung 
ist  er  bis  zu  seinem  am  1.  Februar  1884  in  Albany  erfolgten  Tode  verblieben. 
Wenige  Aerzte,  erklärt  sein  Biograph,  haben  sich  wegen  wahrer  Menschen- 
freundlichkeit einer  so  allgemeinen  Liebe  erfreut,  wie  H.,  der  bei  keiner  Gelegen- 
heit fehlte,  wo  es  sich  um  das  allgemeine  Wohl  der  Armen  überhaupt  und 
besonders  um  Hilfe  für  ärztliche  Wittwen  und  Waisen  handelte.  —  Mit  seiner 
literarischen  Thätigkeit  hat  er  sich  vorzugsweise  auf  dem  Boden  der  öffentlichen 
Gesundheitspflege ,  mit  specieller  Berücksichtigung  der  Seuchenprophylaxe,  Wasser- 
versorgung, Desinfection,  Vaccination  und  der  Bevölkerungs-Statistik  bewegt;  ein 
Yerzeichniss  seiner  zahlreichen,  diese  Gegenstände  betreffenden  Gelegenheitsschriften, 
von  übrigens  nur  geringem  Umfange,  findet  sich  im  Index-Catalogue  V,  pag.  854. 
H.  war  der  erste  Herausgeber  der  in  den  Jahren  1860  und  1861  in  New  York 
erschienenen  American  Medical  Times. 

New  York  Med.  Record.  1884,  Nr.  6,  pag.  166.  A.  Hirsch. 

*  Harris,  Robert  P^H. ,  amerikanischer  Gynäkologe,  publieirte  über 
den  Kaiserschnitt  und  verwandte  Operationen:  „A  study  and  analysis  of  one 
hundred    Caesarean   Operations   performed   in    the    United  States    during    the 


62  HARRIS.  —  HARRISON. 

presetit  Century^  and  prior  to  tlie  year  1878^  (American  Journ.  of  the  Med. 
Sc,  1879)  —  „Lessons  from  a  study  of  the  Caesarean  Operation  in  the  city 
and  State  of  New  York,  etc,"  (American  Journal  of  Obstetries,  1879)  —  „Sulla 
modificazione  fatta  dal  pro  f.  Po  rro  alV  operazione  cesarea  nelV  Europa  con* 
tinentale  .  .  .  refazione  preparata  colV  intento  di  render  possibile  agli  ostetrici 
degli  Staii  Uniti  di  decidere  se  debba  introdvrvisi  questo  metodo"  (Annali  uni- 
versali,  1880)  —  »Tlie  recival  of  symphysiotomy  in  Italy ,  etc."  (American 
JouiTi.  of  the  Med.  Sc,  1883)  —  »If  <^  woman  has  ruptured>  her  utei'us  during 
labor,  what  should  be  done  in  order  to  save  her  life?^  (A-merican  Journ.  of 
Obstetr.,  1880).  Ueber  chinesische  Frauen  und  die  dortige  Geburtshilfe  schrieb  er: 
„Foot-hinding  in  China.  An  accpunt  of  the  process  and  its  effects ;  etc," 
(Transact.  of  the  Coli,  of  Physic  of  Philad. ,  1870)  —  ff  The  practice  of  ob- 
stetrics  among  the  Chinese*^  (American  Journ.  of  Obstetr.,  1881).  Zusammen  mit 
W.  S.  Playfair  gab  er  heraus:  „A  treatise  on  the  science  and  practice  of 
midtcifery,  etc^  (Philadelphia  1880). 

Index-Catalogoe.  V.  pag.  F55.  G. 

Harrison,  Edward  H.,  englischer  Arzt,  war  1766  in  Lancashire geboren, 

studirte  in  Edinburg  und  London  unter  den  Gebrüdern  Hünter,  wurde  1784  bei 

erstgenannter  Universität  Doctor,    besuchte  Paris,    prakticirte    30  Jahre    lang  zu 

Horncastle    in  Lancashire,    gründete    daselbst    ein    Dispensary,    die    Lincolnshire 

Benevolent  Society  u.  s.  w.  und  war  Vorsteher  cirifer  von  ihm  errichteten  Infirmary 

für  Rtickgratsverkrümmungen,  auch  Fellow  der  Royal  Society.  1817  zog  er  nach 

Lcmdon.     Er  schrieb:    .yRemarks  upon    the    different    appearnnces  of  the  back, 

breast,    and  ribs,    in  personjt  affected    with  spinal  diseases"  (Lond.  Med.  and 

Phys.  Journ.,   1820)    —    „Pathological   and  practical   Observation^   on   spinal 

diseases  .  .  .    Also ,  an    inquiry    iiito  the  origin    and  eure   of  distorted  livfibs" 

(London   1827,    w.   15  pl.)    —    y,An    essay    on    the  powerful   influence  of  the 

spinal  nerves  over  the  sexual  organs,  and  through  them  upon  the  general  State 

of  the  body  etc."  (Ebenda  1831).    Er  starb  auf  einer  Reise,  zu  Marlborough  am 

6.  Mai  1838. 

Call  i seil,  VIII,  pag.  149—51;  XXVIII,  pag.  38().  —  Index-Catalogne.  V,  pag.  856. 

G. 

HarrisoU)  John  P.  H.,  Professor  an  dem  Ohio  Medical  College  zu  Cin- 
cinnati,  war  1796  geboren,  verfasste  ausser  einer  Anzahl  von  „Introductory 
Lectures"  und  ,,Valedictor}'  Addresses" ;  y^Essays  and  lectures  on  medical  subjects*' 
(Philadelphia  1835);  sein  Hauptwerk  aber  sind  die :  „Elements  of  materia  medica 
and  therapeutic^"  (2  voll..  Ebenda  1845).  Er  war  auch  bis  zu  seinem  1849 
erfolgten  Tode  Mitherausgeber  der  „W.estern  Lancet"  (1846 — 49). 

Western  Lancet.  1849,  X,  pag.  26(3  (nicht  zugänglich).  —  Index-Catalogne.  V, 
pag.  857.  R  e  d. 

Harrison,  John  Hoffmann  H. ,  als  Sohn  eines  amerikanischen  Marine- 
chirurgen am  30.  August  1808  in  Washington  geboren,  verlor  seine  Eltern  in 
frühester  Jugend  und  bekam  die  erste  Erziehung  in  Georgetown  und  später  bei 
seinem  Grossvatcr  in  Fredericktown  (Maryland).  Hier  begann  er  das  medicinische 
Studium  unter  Baltzell,  N.  R.  Smith  und  de  Butts  und  erhielt  seine  akade- 
mischen Grade  im  März  1831.  Im  November  1831  Hess  sich  H.  in  New  Orleans 
nieder,  wo  er  mit  Thomas  Watkins  Leigh  und  Jesse  Burton  Haerison 
befreundet  und  Mitglied  der  Physico-Medical  Society  wurde.  In  letzterer  hielt  er 
1832  seinen  ersten  Vortrag  über  Propagation  of  Cholera  und  sprach  sich  für  die 
Verbreitung  derselben  durch  ein  Contagium  aus.  In  den  Cholera-  und  Gelbfieber- 
Epidemien  von  1832/33  entwickelte  H.  eine  bedeuteude  Thätigkeit  und  bestand 
im  September  1832  selbst  eine  schwere  Attaque  von  Gelbfieber.  Im  October  1833 
erhielt  er  das  Amt  eines  Resident  Physician  and  Surgeon  am  Charity  Hospital  in 
New  Orleans  und  wurde  zugleich  Demonstrator  und  Adjunct  Professor  der  Anatomie 


HARRISON.  63 

an  der  Facultät  des  Med.  College  von  Louisiana.  1835  tibernahm  H.  noch  die 
Professur  für  Anatomie  und  Physiologie.  1845  gründete  er  mit  Carpenteb  das 
New  Orleans  Med.  and  Surg.  Journal,  zu  dem  er  mehrere  Aufsätze,  namentlich 
über  seine  in  Gelbfieber-Epidemien  gemachten  Beobachtungen,  lieferte.  Nachdem  er 
Doch  1847  Vicepräsident  der  Versammlung  der  American  Medical  Association  in 
Philadelphia  gewesen  war,  begann  er  zu  kränkeln  und  starb  an  der  Lungen* 
8ch windsucht  am  19.  März  1849.  Von  seinen  Publicationen  führen  wir  an: 
„Essay  towards  a  correct  theory  of  the  nervous  system"  (Philadelphia  1844)  — 
pRemarks  on  yellow  fever ^  (New  Orleans  Med.  und  Surg.  Journ. ,  1845)  — 
„Observattons  on  the  nutritive  process:  tending  to  show  that  is  one  of  the 
forces  of  the  circulation^  (Ibid.  1846,  Vol.  II,  May)  —  „An  inquiry  into  the 
exi8tence  of  a  v^ital  principle  considered  as  an  enttfy  independent  of  the  pheno- 
mena  of  Ufe"  (Ibid.  1846)  —  „Speculations  on  the  cause  of  yellow  fever** 
(Ibid.  1845)  —  „Review  of  opinwns  concerm'ng  the  cause  of  the  coagulatlon 
of  the  hlood**  (Ibid.  1847)  —  „Lecture  delivered  introductory  to  the  course 
of  physiology  and  pathology  in  the  Vniversity  of  Louisiana^  (Ibid.,  Vol.  IV, 
184^;  —  „Sensation  and  the  relation  between  nervous  matter  and  the  objects 
of  impressions**  (Ibid.  1850)  —  „Researches  on  the  nervous  System*^  (Ibid. 
1850).  Ausserdem  hat,  wie  Dr.  Jam£S  Jones  in  seinem:  „Memoir  of  the  late 
John  Harrison^  angiebt,  dieser  noch  ein  Manuscript  eines  grösseren  Werkes, 
betitelt :   „  Vital  dynamics",  hinterlassen. 

Transact.  of  the  Amer.  Med.  Assoc,  XXIX,  1878,  pag.  662.  Pgl. 

Harrison,  Robert  H.,  stammte  aus  Irland,  \yar  Dr.  med.  und  Art.  mag. 
nnd  wurde  1827  als  Prosector  beim  kgl.  Collegium  der  Wundärzte  in  Dublin 
angestellt.  Seit  1837  war  H.  Professor  der  Anatomie  imd  Chirurgie  an  der  Uni- 
versität zu  Dublin  an  des  Dr.  Macartney's  Stelle,  femer  Professor  der  Anatomie 
am  Triiiity  College  und  Surgeon  am  Steevens'  Hospital.  11.  starb  1858  plötzlich 
an  einem  apoplectischen  Anfall.  Er  schrieb:  „The  surgical  anatomy  of  the 
arieries  of  the  human  body.  Designed  for  the  use  of  students  in  the  dissec- 
ting  roovi*'  (2  voll.,  Dublin  1824,  25;  4.  ed.  1839)  —  „The  Dublin  dissector 
or  manual  of  anatomy,  comprising  a  description  of  the  bones  muscles,  vessels, 
nerves  and  viscera ,  also  the  relative  anatomy  of  the  different  regions  of  the 
human  body;  together  vnth  the  elements  of  pathology"  (Dublin  1836;  5.  ed. 
1847;  1.  amerikanische  Ausgabe,  New  York  1840,  auch  u.  d.  T. :  „A  text-book 
of  practical  anato^ny  with  additions  by  an  American  physician"  New  York 
1848;  1860),    femer  mehrere  Aufsätze  in  verschiedenen  Jahrgängen  des  Lancet. 

Dublin  Quart.  Joum.  of  Med.  Sc,  T.  XXXIII,  1862,  pag.  249.  —  Index-Cata- 
logue.  V.  —  Callisen,  VIII,  pag.  154;  XXVIII,  pag.  387.  Pgl. 

*Harri8011,  Regln ald  H.,  zu  Liverpool,  ist  aus  Hodnet,  Salop,  gebtlrtig, 
studirte  im  8t.  Bartholom.  Hosp.  in  London,  war  von  1859  an  House  Surgeon 
in  der  Royal  Infirmary  zu  Liverpool,  dann  Docent  der  Chirurgie  und  Anatomie 
bei  der  mit  derselben  verbundenen  medicinischen  Schule  und  Chirurg  am  Northern 
Hosp.  Zur  Zeit  ist  er  Mitglied  des  Council  des  University  College  zu  Liverpool, 
Chirurg  bei  der  Royal  Infirmary,  Consulting  Surgeon  beim  Bootle  Boro'  Hosp. 
und  dem  Seemanns-W^aisenhause;' er  ist  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  seit  1866. 
Schriften:  „Clinical  lectures  on  stricture  of  the  Urethra  and  other  disorders 
of  the  urinary  Organs**  (London  1878)  —  „Lectures  on  the  surgical  disoj-ders 
of  the  urinary  Organs,  etc.**  (2.  edit. ,  Ebenda  1880)  —  „The  prevention  of 
stricture;  and  ofprostatic  obstruction**  (Ebenda  1881)  —  »The  use  of  the  anibu- 
lance  in  civil  practice"  (1881)  —  „Observations  on  lithotomy ,  lithotrity  ,  .  . 
loith  a  description  of  a  new  method  of  tapping  the  bladder**  (1883).  In  dem- 
selben Jahre  hielt  er  die  „Address  on  Surgery"  vor  der  in  Liverpool  tagenden 
British  Medical  Association:    „On   some   recent  advonces    in    the  surgery  of  the 


1 


64  HAREISON.  —  HARTENKEIL. 

urinary  Organs,"  Er  war  Mitherausgeber  der  „Liverpool  Medical  and  Surgical 
Reports"  (1867 — 71)  und  der  „Liverpool  and  Manchester  Medical  and  Surgical 
Reports"  (1873 — 75),  in  denen  sich  mehrere  Veröffentlichungen  von  ihm  befinden, 
z.  B.  in  den  ersteren  (Vol.  II):  „Lnmbar  colotomy ,  in  special  reference  to 
cases  of  vesico-vaginal  fistula" ;  ausserdem  im  British  Med.  Joum.  (1868):  „The 
endoscope  in  diseases  of  the  Urethra  and  rectum" ;  in  der  Lancet  (1874): 
„Pneumatic  aspiration  in  the  treatment  of  retention  of  urine"  ;  in  den  Med.* 
Chir.  Transact  (1882):  „A  case  of  lithotomy  where  a  tumour  of  the  prostate 
was  siiccessfully  enucleated ;  etc."  u.  s.  w.,  u.  s.  w.  j^^^ 

*Hart,  Ernest  H. ,  zu  London,  war  Zögling  des  St.  George's  und 
St.  Mary's  Hosp. ,  wurde  bei  ersterem  anatomischer  Prosector  und  bei  letzterem 
Docent  der  Augen-  und  Ohrenheilkunde  und  schrieb :  „  Treatment  of  popliteal 
aneurism  hy  fiexion"  (Med.-Chir.  Transact.,  1859 ;  Holmes*  System  of  surgery)  — 
„On  diphtheria;  its  history"  (Lancet,  1859)  —  „Ch^  some  of  the  forms  of 
disease  of  the  eye  constituting  the  condition  commonly  called  amaurosis" 
(London  1864)  —  j, Hospitals  of  the  State"  (Fortnightly  Review)  —  „An 
account  of  the  condition  of  the  infirmaries  of  London  workhouses"  (Ibid.  1866) 
—  „The  truth  about  vaccination.  An  examination  and  refutaiion  of  the 
assertions  of  the  anti-vaccinators"  (1880)  —  „ITic  influence  of  milk  in  sprea- 
ding  zymotic  disease"  —  „Is  it  desirable  to  take  any  and  what  further 
measures  to  prevent  the  spread  of  zymotic  diseases  tkrough  the  milk  supply 
of  our  townsf".  Er  ist  der  Redacteur  des  „British  Medical  Journal"  seit 
1868,  des  „London  Medical  Record"  seit  1873,  des  „Sanitary  Record"  seit 
1874  und  gab  heraus,  zusammen  mit  W.  II.  Michael,  W.  U.  Gorfield  und 
J.  A.  Wanklyn:  „A  manual  of  public  health"  (London  1874). 

Medical  Directory.  Red. 

*Hartelius,  Truls  Johan  H.,  zu  Stockholm,  ist  am  15.  Februar  1818 
in  der  Gemeinde  Hemmesdynge  im  Malmöhus  Län  geboren,  studirte  von  1840  an 
in  Lund,  wurde  1852  Unterlehrer  am  gymnastischen  Gentral-Institut  zu  Stockholm, 
leitete  von  1855 — 56  ein  gymnastisches  Privat-Institut  daselbst,  wurde  1864 
Oberlehrer  an  dem  ersteren,  in  welcher  Stellung,  mit  dem  Titel  Professor,  er  sich 
noch  befindet.  1858  hatte  er  in  Lund  das  Doctor-Diplom  erhalten.  Seine  zahl- 
reichen Arbeiten  beziehen  sich  fast  sämmtlich  auf  medicinische  Gymnastik.  Wir 
führen  von  denselben  an :  „  Fysiologiska  föreläsningar  vid  gymna^tiska  central- 
institutet  i  Stockholm  under  vintern  1858  och  1859"  (Stockholm  1859)  — 
ffBref  innehdllande  reflexioner  öfver  gymnastiken  och  gymnastiska  central- 
institutet"  (Ebenda  1861)  —  „Otn  luft  och  bad  m,  m.  vid  Marstrand"  (1862)  — 
„Linie-  och  estetisk  gymnastik"  (1863,  med  fig.)  —  „Gymnastiska  iakttagelser" 
(1865)  —  „Lärobok  i  menniskroppens  speciela  anatomi"  (^^1867)  —  „Helso- 
lära"  (1867)  —  „De  fysiska  lifsyttringarne  hos  menniskan"  (1868)  —  „Lärobok 
i sjukgymnastik"  (1870)  —  „Gymnastiken  historiskt  framställd"  (1872  u.  s.  w.). 

Wietrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  308.  Red. 

Hartenfels,  von,  s.  Petri  von  Hartenfels. 

Hartenkeil,  Johann  jacob  H. ,  am  28.  Januar  1761  in  Mainz  geboren, 
sollte  nach  dem  Wunsche  seiner  Eltern  Theologie  studiren,  widmete  sich  aber  mit 
ihrer  Zustimmung  dem  Studium  der  Medicin.  Er  hörte  zunächst  die  anatomischen 
Vorlesungen  Ettneb's  in  Mainz,  ging  dann  1779  nach  Würzburg,  wo  ihn 
besonders  Sisbold  mit  seinem  Rathe  unterstützte.  1781  ging  er  nach  Strass- 
burg,  kehrte  aber  1782  nach  Würzburg  zurück,  wo  er  1785  auf  Grund  der  Diss. : 
„De  vesicae  urinariae  calculo"  promovirte.  Auf  Siebold's  Empfehlung  machte 
der  Erzbischof  von  Salzburg  H.  zu  seinem  Leibarzt,  Hess  ihn  jedoch  vor  Antritt 
der  Stelle  noch  eine  längere  wissenschaftliche  Reise  machen ,  welche  ihn  auf  zwei 
Jahre  nach  Paris,  namentlich  zu  Desaült,  und  für  mehrere  Monate  zu  Hüntke 


HABTENKEIL.  —  HARTLEY.  6li 

nach  London  führte.  Im  Sommer  1787  kehrte  er  nach  Salzburg  zurück  und  hielt 
hier,  neben  seiner  Stellung  bei  dem  Erzbischof,  Vorlesungen  fOr  Chirurgen  und 
Hebeammen;  auch  gründete  er  die  „Medicinisch-chirurgücke  Zeitung",  welche 
er  bis  zu  seinem  Tode  theils  mit  Metzler  zusammen ,  theils  allein  redigirte.  Sein 
Hauptverdienst  aber  war  die  Reorganisirung  des  Medicinalwesens  im  Erzbisthum 
im  Jahre  1804  und  die  Gründung  einer  medicinisch-chirurgischen-  Schule,  deren 
Director  er  auch  nach  der  Einverleibung  des  Erzbisthums  in  den  österreichischen 
Staat  blieb.  Er  starb  am  7.  Juni  1808.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind 
noch  die  Herausgabe  der  Muskeltafeln  aus  Albin's  anatomischem  Atlas  (1781) 
nnd  die  mit  Sömmebing  zusammen  besorgte  neue  Auflage  von  Schaarschhibt's  : 
jfAnatomücke  Tabellen,  Mit  Zusätzen  vermehrt  und  mit  Registern  veradien'' 
(2  Bde.  1803)  zu  erwähnen. 

Ehrhart  in  Salzb.  ined.-chir.  Ztg.  1805,  Nr.  53 — 55.  —  Weissenbach,  Biogr. 
Skizze  von  J.  J.  H.,  Salzburg  1808.  —  A.  Hirsch  iii  Allgem.  Deutsche  Biogr.,  Bd.  X, 
P«g.  649.  V. 

^Hartig,  Johann  H. ,  zu  Zittau,  war  daselbst  am  13.  Januar  15(^ 
geboren ,  war  fürstlich  Anhalt-,  Liegnitz-,  Brieg'scher  Leibmedicus  und  Schwieger- 
sohn des  berühmten  kaiserlichen  Leibarztes  und.  schlesischen  Chemikers  Johannes 
MONTAinis,  von  dem  er  alle  medicinischen  und  chemischen  Arcana  erhielt,  die  er 
seinem  ältesten  Sohne  Johann  Jacob  von  Hartig,  ausübendem  Arzte  in 
Venedig,  mittheilte.  Er  ist  der  Stammvater  der  Grafen  vonHartig  und  schrieb 
eine  Vorrede  zu  seines  Schwiegervaters  Johann  Montanus':  „Breve  Judicium  de  ^ 
verüj  nativa  omniaque  artis  et  fuci  eooperte^  terra  sigillata ,  Strigonii .  .  ,  a  se  ' 

inventa"  (Nürnberg  15^5,  4.;  2.  edit.  Breslau  1710,  4.)  und  verfasste:  „Ana- 
tomischer Bericht  von  zweyen  wunderlich  zusammengewachsenen  Ztoillingen, 
so  1629  ....  zu  Oherullersdorf  geboren  wurden**  (Zittau,  4.).  Er  starb  am 
20.  November  1632  an  der  Pest. 

Otto,  Bd.  n,  Abth.  1,  pag.  21.  0. 

"'Harting,  Pieter  H. ,  am  27.  Februar  1812  in  Rotterdam  geboren, 
stadirte  in  Utrecht,  wo  er  1835  die  Doctorwürde  erlangte.  Er  etablirte  sich  alii 
Arzt  in  Oadewater,  wo  er  bis  1841  wirksam  war,  als  er  am  Athenäum  in  Franeker 
zum  Professor  der  Chemie  und  Botanik  ernannt  wurde.  1843  an  die  Universität 
Utrecht  berufen,  docirte  er  bis  1856  mikroskopische  Anatomie  und  Pflanzen- 
physiologie und  von  da  an  bis  1882,  als  er  pensionirt  wurde,  Zoologie  und  ver- 
gleichende Anatomie.  Die  Liste  seiner  literarischen  Arbeiten  zählt  mehr  als  200 
Nummer,  wovon  wir  hier  als  die  vornehmsten  hervorheben:  „Het  microscoop, 
deszdfs  gebruik,  geschiedenis  en  tegenwoordige  toestand"  (4  Thle.,  1848 — 54; 
deutsch  vonTHEiLE,  1859, 1866)  —  „De  voorwereldlyke  scheppingen^  vergeleken 
met  de  tegenwoordige**  (1857;  deutsch  von  Martin,  1859)  —  „Leerboek  van 
de  grondbeginselen  der  Dierkunde*"  (3  Thle.,  1862—1874)  —  „Anno  2066. 
Een  blik  in  de  toekomet  door  Dr.  Dioscorides**  (1865;  1866;  1870)  — 
^Christiaan  Huyghens,  in  zyn  leven  en  werken  geschetst**  (1H6S)  — 
„Becherches  de  morphologie  synthUique  sur  la,  production  artificielle  de  quel- 
ques formations  calcaires  organiques**  (1872),  durch  die  Acad6mie  fran^aise  mit 
dem  MONTHYON-Preise  gekrönt  —  „Le  plan  mddian  de  la  tite  n^landaise, 
däerminS  d'apr^  une  mithode  nouvelle"  (1874)  und  das  durch  ihn  redigirte 
y,Älbum  der  Natuur**  (1852 — 1885).  C.  E.  Daniels. 

Hartley,  David  H.,  ausgezeichneter  englischer  Arzt  und  Metaphysiker, 
geboren  in  Armsey  bei  Leeds  (Yorkshire)  am  30.  August  1705,  begann  im  15.  Lebens- 
jahre das  Studium  der  Theologie  in  Cambridge,  verzichtete  aber  bald  in  Folge  von 
Gewissensbissen  auf  dasselbe  und  widmete  sich  der  Medicin.  Nach  Absolvirung  seiner 
Studien,  prakticirte  er  zuerst  in  Newark  (Nottinghamshire) ,  später  in  Bury  Saint 
Edmunds  bei  London  (Suffblk)  und  zuletzt  in  Bath,  wo  er  am  28.  August  1757  starb. 

Bioar.  Lexikon.  III.  5 


66  HARTLEY.  —  HAETMANN. 

Er  ist  Verfasser  einer  wesentlich  metaphysischen  Schrift:  „Observations  an  man, 
his  frame^  hü  duty,  and  his  expectationa^  (2  voll.;  London  1749;  Ebenda  1774 
von  Pbiestley  edirt;  Ebenda  1791;  franz.  Reims  1755;  deutsch  1772),  in  der 
sich  schon  die  Ansicht  findet,  dass  alle  geistige  Thätigkeit  wesentlich  auf  materielle 
Vorgänge  im  Centralnervensystem  zurückzuführen  sei,  sowie  von:  „De  seiism, 
motus  et  idearum  generatiane^  (Bath  1746)  und:  „A  view  of  the  present 
evidence  for  and  against  Mra,  Steven's  mediciiies  for  the  stone,  contaming 
155  cases ,  with  some  experiments  and  observatians**  (London  1739;  franz. 
Paris  1740). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  80.  Pgl. 

Hartman,  Carl  Johan  H. ,  geboren  in  Gefle  1790,  wurde  Dr.  med. 
1822  in  Upsala,  prakticirte  zuerst  als  Privatarzt,  wurde  darauf  Provinzialarzt 
in  Eskilstuna  und  später,  1833,  in  Gefle  und  starb  in  Stockholm  1849.  H.  war 
ein  hervorragender  Botaniker  und  erfahrener  Arzt,  machte  mehrere  Reisen  durch 
Schweden  und  Norwegen  botanischer  Nachforschungen  halber  und  schrieb  Arbeiten, 
die  grosse  Verbreitung  in  Schweden  erhalten  haben.  Die  hervorragendsten  unter 
diesen  sind:  „Handboh  i Skandinaviens  Flora,  tnnefattande  Sveriges  och  Norges 
växter''  (Stockholm  1820;  11.  Aufl.  1879,  2  Thle.)  —  „Eusläkaren  eller  kort 
anvisning  att  känna  och  behandla  de  ßesta  i  Sverige  ßirekommande  sjukdomar^ 
(Ebenda  1820 ;  mehrere  Auflagen)  —  ;,  Utkast  tili  populär  vaturkunnighet^ 
(Ebenda  1845;  2.  Aufl.  1849)  —  „Svensk  och  Norsk  excursionsflora^  (Ebenda 
1845).  Seine  übrigen  Schriften  sind:  „Beskrifning  af  Areskutfjället  i  Jämt- 
land"  (Verhandlungen  der  schwedischen  Akademie  der  Wissenschaften,  1814)  — 
„Physiografiska  observationer  i  Ge^rikland,  Helsingland  och  Jämtland^  (Ibid. 
1818)  —  „Cardteurysma**  (Jahresber.  des  schwed.  ärztl.  Vereins,  1831)  — 
„Sjukdomshänddse  af  scirrhus  veniriculi,  Sjukdomshändelse  af  miserere*^ 
(Ibid.  1835)  —  „Ett  ovanligt  slags  intestinalmask^  (Ibid.  1836).  Ausserdem 
Aufsätze  in  den  Neuen  Verhandlungen  des  schwed.  ärztl.  Vereins  (Tbl.  II,  IV) 
und  in  der  Zeitschrift  Botanische  Notizen.  Hedenius. 

Hartmann,  Johann  H.,  geboren  am  15.  Januar  1568  zu  Amberg  (Ober- 
pfalz), wurde  1591  zum  Professor  der  Rhetorik  und  ein  Jahr  später  auch  der 
Mathematik  an  der  Universität  zu  Marburg  ernannt.  1606  promovirte  er  hier  zum 
Dr.  med.  und  erhielt  dann  1609  die  ordentliche  Professur  der  Chymiatrie  (d.  h. 
der  Chemie)  an  derselben  Universität,  die  er  bis  zu  seinem  Tode,  7.  December 
1631,  behielt.  H.  ist  besonders  erwähnenswerth  dadurch,  dass  er  der  Zeit  nach 
der  erste  Professor  der  Chemie  überhaupt,  und  zwar  nicht  blos  in  Deutschland, 
sondern  auch  in  Europa  war^  weil  man  damals  erst  angefangen  hatte,  die  Chemie 
auch  in  den  Kreis  der  akademischen  Unterweisungsgegeustände  aufzunehmen. 
H.'s  Devise  war  das  schöne  Distichon :  „Dogmata  non  jitro  in  Paracelsi  aul 
scita  Galem,  vera  utriusque  placent,^  falsa  utriusque  jacent,^  Die  Titel  seiner 
grösseren  Schriften  sind:  ^^KTrtpuXXiSe?  sive  miscellae  medicae  cum  •jrpodTjxii]  chy- 
mico  therapeutica  doloris  colici^  (Marburg  1606,  4.)  —  „Philosophus  sive 
naturae  consultus  medtcus^  oratio"  (Ebenda  1609)  —  „Disputationes  chyviico 
medicae  quaiuordecim"  (Ebenda  1611,  1614;  engl,  üebers.  London  1628;  deutsch 
Hamburg  1684)  —  „Praxis  chymiatrica^  (Leipzig  1633;  Frankfurt  1634; 
Genf  1647;  1649;  1659;  Leyden  1663;  Frankfurt  1671;  Nürnberg  1677; 
Genf  1682;  deutsch  Nürnberg  1678)  —  „Tractatus  physico-medicus  de  opio" 
(Wittenberg  1635;  1658).  H.'s  sämmtliche  Werke  erschienen  als  „Opera  omnia 
medico'chymica''  (Frankfurt  1664',  fol. ;  1690,  fol.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  82.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  47.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1023. 

Pgl. 

Hartmann,  Philipp  Jacob  H. ,  geboren  zu  Stralsund  (Pommern)  am 
26.  März  1648,  begann  1669  in  Königsberg  i.  Pr.  Medicin  und  Theologie  zu 
studiren  und  erwarb  dort  1672  den  Titel  Mag.  art.  Daraufging  er  nach  Frankreich, 


HABTKAKN.  67 

promoYirte  zum  Dr.  med.  auf  der  Universität  von  Valence  in  der  Dauphin^ 
im  Jahre  1678,  machte  dann  zu  seiner  weiteren  Ansbildung  Studienreisen  durch 
Holland  und  England  und  erhielt  bei  seiner  Btlckkehr  nach  Deutschland  1679 
eine  ausserordentliche  Professur  der  Medicin  in  Königsberg.  1689  wurde  er  ordent- 
licher Professor  der  Geschichte  und  1701  ordentlicher  Professor  der  Medicin 
daselbst.  H.  war  Mitglied  der  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher  seit  1685 
und  seit  1705  Mitglied  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften.  Er  starb  am 
28.  März  1707.  Seine  Arbeiten  bestehen  hauptsächlich  in  zahlreichen  Beiträgen 
zu  den  Verhandlungen  der  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher.  Von 
selbstständigen  Schriften ,  die  sich  zum  Theil  auch  auf  geschichtliche ,  namentlich 
geschichtlich-medicinische  Themata  beziehen,  sind  zu  nennen:  „Succtncta  succini 
Prussici  htatoria*'  (Frankfurt  1677;  Berlin  1699,  4.)  —  „Dtss.  de  generatione 
spirituum  corumque  affectionibua  in  genere"  (Königsberg  1681)  —  „Diss,  de 
sangutne  alimento  ultimo^  (Ebenda  1682)  -—  „Exerdtationea  IV  anatomtcae 
de  ortgintbus  anatomiae*'  (Ebenda  1683)  —  „J9e  ii8  quae  contra  perittam 
veterum  anatomicam  afferuntur  in  genere"  (Ebenda  1684 — 87)  —  „De  iis 
quae  contra  perüiam  etc.  in  specte^  (1689 — 93)  zusammengefasst  nach  H.'s  Tode 
von  E.G.  KuRBLLA  und  herausgegeben  u.  d.  T.:  ^Fasciculi  dissertationum  ad 
histonam  medicam,  speciatim  anatomen  spectantiuni^  (Berlin  1754)  —  y^Diss. 
de  generatione  vivtparorum  ex  ovo^  (Königsberg  1699)  —  „Diss.  de  bile  sanguinis 
idtimi  alimenti  excremento"  (Ebenda  1700)  —  „Synopsis  primae  partis  ärtis 
medicae  de  sanitate"  (Ebenda  1701). 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  84.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  51.  Pgl. 

Hartmann,  Melchior  Philipp  H.,  Sohn  von  Philipp  Jacob  H., 
wurde  zu  Königsberg  am  25.  März  1685  geboren.  Er  studirte  hier  Medicin, 
promovirte  in  Leyden  und  erhielt  1714  eine  ausserordentliche,  1717  eine  ordent- 
liche Professur  der  Medicin  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  am  6.  November  1765 
starb.  Er  schrieb  u.  A. :  „Diss.  de  summa  succini  in  medicina  efficacia*^ 
(Leyden  1710,  4.)  —  „Diss.  de  vitriolo^  (Königsberg  1714)  —  „De  marte 
sive  ferro  ^  (Ebenda  1714). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  82.  —  Boerner,  III,  pag.  210.  Pgl. 

Hartmann,  Peter  Immanuel  H. ,  geboren  zu  Halle  am  3.  Juli  1727, 
studirte  hier  Medicin  und  promovirte  1751  zum  Dr.  med.  Nach  etwa  zehnjähriger 
ärztlicher  Thätigkeit  in  seiner  Vaterstadt  wurde  H.  1762  als  Professor  der  Medicin 
nach  HelmstKdt  und  ein  Jahr  später  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Frankfurt  a.  0. 
berufen,  wo  er  am  1.  December  1791  starb.  H.  widmete  sich  neben  der  prak- 
tischen Medicin  auch  viel  den  Naturwissenschaften,  besonders  der  Chemie  und 
Botanik.  Eine  Reihe  von  unter  seiner  Aegide  entstandenen ,  zum  Theil  recht 
werth vollen  Doctor-Dissertationen  liefert  davon  ein  schönes  Zeugniss.  Grössere 
Arbeiten  hat  H.  selbst  nicht  verfasst,  vielmehr  beschränkte  sieh  seine  schrift- 
stellerische Thätigkeit  auf  die  grosse  Anzahl  akademischer  Programme  und  Disser- 
tationen, die-  er  theils  selbst  geschrieben ,  theils,  wie  gesagt ,  unter  seiner  Aegide 
von  Doctoranden  der  Medicin  hat  verfassen  lassen.  Das  Dict.  bist,  zählt  davon 
im  Ganzen  etwa  34  auf.  Die  interessanteste  davon  ist  die,  welche  von  der  Flora 
von  Frankfurts  Umgebung  handelt. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  83.  —  Dict.  Iiist.  III,  pag.  49.  —  S.  Löwenstein  im  Janus. 
1848.  in,  pag.  430— 34.  p^j 

Hartmann,  Franz  Xaver  Ritter  von  H.,  zu  Linz,  war  am  22.  Juli  1737 
zu  Praunsdorff  in  Oesterr.-Schlesien  geboren,  studirte  in  Wien,  erhielt  daselbst  1766 
mit  einer  botanischen  Dissertation,  die  im  folgenden  Jahre  in  neuer  Ausgabe  erschien, 
die  DoctorwQrde,  ging  1768  auf  Reisen,  namentlich  nach  Italien,  blieb  nach  seiner 
Rfickkehr  nur  noch  bis  1771  in  Wien,  wo  er  die  Schrift:  „For7nufae  remediorum 
in  materiam  medicam  et  chirurgicam  cl.  viri  Cranzii^  (Wien  1771;  deutsche 

5* 


6B  HAttTMANK. 

Üebers.  von  J.  B.  Hübneb,  2  Thle.,  Linz  1787)  herausgab  und  die  Stelle  eines 
landschaftliehen  Syndicns  in  Linz  erhielt.  1776  wurde  er  kaiserl«  Bath,  1779 
wirklicher  Sanitätsrath  und  Protomedicus  in  Oesterreich  ob  der  Enns,  1785  in  den 
Ritterstand  erhoben  und  starb  1791. 

V.  Wurzbach,  VUI,  pag.  1.  G. 

Hartmann,  Johann  H.Edler  von  Franzenshuld,  zu  Wien,  war  zu 
B^Qnn  in  Mähren  geboren,  trat  1782  als  Chirurg  in  den  feldftrztlichen  Dienst,  leistete 
1795 — 97  im  Hauptspital  zu  Mainz  erspriessliche  Dienste^  erhielt  zu  zwei  yer- 
schiedenen  Malen  (1799,  1805)  von  der  Josephs-Akademie  für  die  beste  Lösung 
von  Preisfragen  Preismedaillen,  wurde  1802  in  Wien  zum  Doetor  graduirt,  zeichnete 
sich  in  den  Feldzügen  von  1805,  1809  und  1813  (in  Prag)  als  Chefarzt  von 
Lazarethen  aus,  kam  dann  zur  Armee  nach  Italien,  wo  er  Chef  des  Oamisons- 
spitals  in  Verona  war,  1818  aber  zur  Leitung  der  Civil-Heilanstalten ,  welche 
in  Fiume  und  Porto  R^  zur  Tilgung  der  immer  mehr  sich  verbreitenden  Scherlievo- 
Seuche  errichtet  worden  waren,  berufen  wurde.  lieber  5000  von  dieser  Ejrankheit 
Befallene  verliessen  unter  seiner  20monatlichen  Oberleitung  geheilt  diese  Anstalt. 
Er  hatte  1818  und  1819  allmonatlich  an  das  Triester  Gubemium  über  die 
Krankheit  Sanitätsberichte  erstattet.  1822  wurde  er  zum  Oberarzt  bei  der  Arcieren- 
Leibgarde,  1824  zum  Feldstabsarzt  und  1827  zum  kaiserl.  Rath  ernannt.  Er 
starb  um  1840. 

V.  Wurzbach,  Vni,  pap.  15.  G. 

Hartmann,  Philipp  Karl  H. ,  am  20.  Januar  1773  in  Heiligenstadt 
(Eichsfeld)  geboren,  hatte  in  Oöttingen  und  Wien  Medicin  studirt  und  war  hier  im 
Jahre  1799  promovirt  worden.  Er  habilitirte  sich  als  Arzt  in  Wien,  wurde  1803 
zum  Physicus  an  der  Yersorg^gsanstalt  zu  Mauerbach  (bei  Wien)  ernannt  und 
in  Anerkennung  seiner  kritischen  Arbeiten  über  den  Brownianismus  und  die 
naturphilosophische  Schule  1806  als  Professor  der  Medicin  an  das  Lyceum  zu 
Olmütz  berufen,  wo  ihm  gleichzeitig  die  Stelle  des  Primararztes  an  dem  Kranken- 
und  Findelhause  übertragen  wurde.  Im  Jahre  1811  erhielt  er  einen  Ruf  als 
Prof.  ord.  der  allgemeinen  Pathologie  und  Arzneimittellehre  nach  Wien  und  1829 
wurde  er  auf  seinen  dringenden  Wunsch,  nachdem  er  ehrenvolle  Berufungen  nach 
Petersburg,  Bonn  und  Berlin  abgelehnt  hatte,  mit  der  Professur  der  medicinischen 
Klinik  am  allgemeinen  Krankenhause  betraut;  leider  aber  erfreute  er  sich  dieser 
bevorzugten  Stellung  nur  kurze  Zeit ;  in  seiner  rastlosen  Thätigkeit  als  Arzt,  Lehrer, 
Forscher  und  Beamter  hatte  er  seine  Kräfte  frühzeitig  erschöpft  und  so  erlag  er 
am  5.  März  1830  plötzlich  einem  Schlaganfalle.  H.  hat  sich  mit  seiner  wissen- 
schaftlichen und  literarischen  Thätigkeit  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der 
Medicin  bewegt  und  auf  allen  Anerkennenswerthes  geleistet.  Zuerst  trat  er,  wie 
bemerkt,  mit  einer  Kritik  des  BnowN'schen  Systems  und  der  Erregungstheorie 
„Analyse  der  neueren  Heilkunde*'  (2  Thle. ,  Wien  1802)  in  einem  Artikel  über 
den  „Einßuss  der  Philosophie  in  die  Theorie  der  Heilkunde^  (in  Salzburger 
med.-chir.  Zeitung,  1805)  mit  einer  Beurtheilung  der  SCHELUKQ'schen  Natur- 
philosophie in  der  Medicin  auf,  in  welchen  er  die  Einseitigkeiten  und  Irrthümer 
Brown's  und  seiner  Nachfolger  und  die  Irrwege  nachweist,  auf  welchen  die 
Heilkunde  durch  die  Anhänger  der  Naturphilosophie  geführt  worden  ist.  Diese 
Kritik  hat  H.  in  seinen  „Beiträgen  zur  Theorie  der  Beilkunde"  (Oesterr.  med. 
Jahrbb.,  1813)  weiter  ausgeführt.  —  Zu  seinen  Jugendarbeiten  gehört  femer  eine 
populäre  Schrift  über  die  „Glückseligkeitslehre  für  das  physische  Leben  der 
Menschen**  (Leipzig  1808),  welche  eine  sehr  günstige  Beurtheilung  erfuhr  und 
Seitens  des  Publicums  so  vielen  Beifall  fand,  dass  sie  nach  seinem  Tode  in  einer 
zweiten  und  dritten  verbesserten  Auflage,  die  zweite  (1832)  mit  einer  Vorrede  von 
HÄNEL  versehen,  die  dritte  (1836)  von  Güntz  herausgegeben,  erschienen  und 
auch  in's  Dänische  (Kopenhagen  1833),  Niederländische  (Rotterdam  1837)  und 
Schwedische  (Stockholm  1830)  übersetzt  worden  ist.    Zu  seinen  ersten,  der  prak- 


HARTMANN..  89^^ 

tischen  Heilkunde  zugewandten  Arbeiten  gehören  zwei  Schriften  über  den  Typhus 
„SicherungsanstaUen   und   Verwahrungsmittel  gegen   ansteckende  Nerven-  und 
Faulfieber^   (OhnQtz  1810)   und   ,^Die  Theorie   des   ansteckenden  Typhus   und 
seine  Behandlung^  (Wien  1812) ,    welche  in  der  Legion  der   diesen  degenstaud 
behandelnden,  damals  erschienenen  Schriften  eine  hervorragende  Stelle  einnehmen. 
Zu  seinen   bedeutendsten  Arbeiten   gehört   vor  Allem    die   „Theoria   morbi,   seu 
foJthologia  generalis*^  (Wien  1814),  welche  1828  in  einer   verbesserten  Auflage^ 
inzwischen  aber  (1823)  in  einer  deutschen  und  (1827)   in   einer  niederländischen 
üebersetzung   erschien.     Die  Schrift   genügte   einem   dringenden   Bedürfnisse,    da 
aeit  der  Veröffentlichung  der  OAUB'schen  Arbeit  über  allgemeine  Pathologie    der 
Gegenstand  eine  wissenschaftliche  Bearbeitung  nicht   erfahren  hatte,    und  H.    hat 
diese  Aufgabe  so  glücklich  gelöst,  dass  sein  Lehrbuch  für  lange  Zeit  das  geschätzteste 
Compendlum  über  diesen  Gegenstand   geblieben  ist.    Diesem  Werke  schliesst   sich 
in  würdiger  Weise  sein  Lehrbuch  über  Psychologie  f,Der  Oeist  des  Menschen  in 
seinen  Verhältnissen  zum  physischen  Leben,  oder  Grundzüge  zu  einer  Physio- 
logie des  Denkens^  (Wien  1820)  an,    in  welchem  er  den  Gegenstand  wesentlich 
al6  Erfahrungswissenschaft;    behandelt;    auch    diese  Schrift   hat   eine   zweite,    Von 
dem  Verfasser  selbst  vermehrte  Auflage   (Ebenda  1832),    sowie  eine  holländische 
(Leyden  1825)   und   eine   italienische  üebersetzung   (Florenz  1836-^37,   2  Bde.) 
erfahren.    Ausserdem  hat  H.  ein  Handbuch  der  Arzneimittellehre:  „Pharmacologia 
dynamica*'  (2  Bde.,  Wien  1816;  2.  verbesserte  Auflage  1829),  ein  Lehrbuch  der 
allgemeinen  Heilungslehre:    „Therapia  generalis^ ,    das  jedoch  erst   nach  seinem 
Tode  (Leipzig  1835)  auch  in  deutscher  Üebersetzung  (Ebenda  1835),  und  unter 
dem  Titel:  „Institutiones  medicae  therapiae  generalis^  bedeutend  vermehrt  von 
Enolz  (Wien  1836)  erschienen  ist,  verfasst;  er  hat  sich  an  der  Bearbeitung  der 
Pharmaeopoe    für   den   österreichischen    Staat  (in    den  Ausgaben    der  Jahre  1812 
und  1820)  betbeiligt  und  die  Redaction  der  von  dem  Wiener  Profcssoren-Collegium 
herausgegebenen  „Beobachtungen  und  Abhandlungen   aus    dem  Gebiete   der  prak- 
tischen Heilkunde  von  österreichischen  Aerzten,  6.  Bde.,  Wien  1819 — 28",  sowie 
die  Redaction  der  ersten  9  Bände  der  „Medicinischen  Jahrbücher  des  österreichischen 
Staates"  (Wien  1812—1826)  geführt.  —  Die  wissenschaftliche  Bedeutung  H.'s  ist 
darin  zu  suchen ,    da^s  er ,  wie  wenige   seiner  Zeitgenossen ,    die  Bedürfnisse    der 
Medrcin  zu  seiner  Zeit  richtig  erkannt  und  sich  bemüht  hat,  denselben  durch  seine 
Arbeiten,  soweit  seine  Kräfte  reichten,  zu  genügen.    Unbeirrt  von  den  mit  grossem 
Geräusche    auftretenden   radicalen    Reformversuchen   in    der  Heilkunde    hat   er   in 
einsichtsvoller  Weise  den  Standpunkt  festgehalten,  den  seiner  grosser  Lehrer  Peteb 
Frank  und  vor  diesem  die  bedeutenden  Vertreter  der  alten  Wiener  Schule  eingenommen, 
und  den  Weg  einer    rationellen  Eklektik   weiter  verfolgt,    den  jene  vorgezeichnet 
hatten.    Dafür  ist  ihm  von  seinen  Zeitgenossen,  und  unter  diesen  auch  von  seinen 
Gegnern,  denen  er  freimüthig  und  consequent,    aber  stets  loyal  entgegengetreten 
war,  die  vollste  Anerkennung  seiner  Bestrebungen  und  Leistungen  gezollt  worden,' 
„H.'s  Wirken  ist",    wie  ich  an  einer  anderen  Stelle  (Allgem.  Deutsche  Biogr.    X. 
pag.  701)  gesagt  habe,  „ein  nach  allen  Richtungen  hin  segensreiches  gewesen  und 
es  ist  gewiss  nicht  eines  seiner  kleinsten  Verdienste,  dass  er  vortreffliche  Schüler 
gebildet  hat,  von  welchen  einzelne  eine  hervorragende  Stelle  in    der  Wissenschaft 
einnehmen." 

Wiener  Zeitung.  1830,  Nr.  88.  Daraus  in  Salzburger  med.  Zeitung.  18B0, 11,  pag.  317.  — 
Wawruch,    Oratio    funebris    in    sacris    parentalibus    J.   P.   Hartmanni.    Viennae  1^30.    — 

Hol  gar,  H.  ans  seinem  Wirken  geschildert.  Wien  1831.  a    tt-        r 

°  A.  Hirsch. 

*  Hartmann,  Robert  H.,  in  Berlin,  ist  am  1.  October  1831  zu  Blanken- 
biirg  am  Harz  geboren,  studirte  in  Berlin  unter  Jon.  Müllee,  Lichtensteix, 
A.  Braun,  Schönlein  etc.,  wurde  1856  zum  Doctor  promovirt,  bereiste  1860  61 
mit  dem  Freiherm  A.  v.  Barnim  Aegypteu ,  Nubieu  und  Ost-Sudan  bis  zu  den 
Fnngi-  und  Berta-Bergen  und  gab  dartiber  heraus:  „Reisen  des  Freih,  i\  Barnim 
durch  Nordostafrika^   (Berlin  1863)  und  „Medicinisch-naturgpschichtliche  Skizze 


70  HAETMANN.  —  HARTSHORNE. 

der  Nilländer"  (Ebenda  1865).  Er  war  1864/65  Privatdocent  der  Anatomie  und 
Physiologie  in  Berlin,  1865 — 67  Lehrer  der  landwirthschaftliehen  Zoologie  zu 
Proskau  in  Ober-Schlesien  und  ist  seit  1867  Prof.  extraord.  und  Prosector  in 
Berlin.  Schriften:  „Die Nigritier,  eine  anthropologisch-ethnologisch-e  Monographie^ 
(Berlin  1876)  —  n^^  Gorilla^  (Leipzig  1881)  —  „Die  menschenährUichen 
Affen''  (Ebenda  1883;  in's  Italienische  übers,  von  Cattaneo)  —  „Die  V^her 
Afrikas*^  (Ebenda  1879;  in's  Französische  tibers.  von  Alglave,  Paris)  — 
„Handbuch  der  Anatomie  des  Menschen"  (Strassburg  i.  E.  1881 ;  in's  Spanische 
llbers.  von  Gongora  und  Cabdenal,  Barcelona).  Er  ist  seit  1869  Mitherausgeber 
der  „Zeitschrift  für  Ethnologie^'  und  veranstaltete  1876  eine  2.  Auflage  von 
E.  Harlbss,  „Lehrbuch  der  plastischen  Anatomie",  1^^^ 

*Hartinaiin,  Arthur  H.,  in  Berlin,  ist  zu  Heidenheim  in  Württemberg 
am  1.  Januar  1849  geboren,  studirte  in  Tübingen,  Freiburg  und  Leipzig,  war 
später  Schüler  von  A.  Politzb^  in  Wien,  wurde  1873  Doctor,  nachdem  er  den 
Erleg  von  1870-71  als  Unterarzt  bei  einem  königl.  württemb.  Feldlazareth 
mitgemacht  hatte;  1873^75  war  er  Militärarzt  in  Stuttgart  und  ist  seit  1876 
Arzt  für  Ohren-  und  Nasenkrankheiten  in  Berlin.  Schriften:  „Experimentelle 
Studien  über  die  Function  der  Eustachischen  Bohre"  (Leipzig  1879)  —  „Taub- 
stummheit und  Taubstummenbildung,  Nach  den  vorhandenen  Quellen,  sowie 
nach  eigenen  Beobachtungen  und  Erfahrungen  bearbeitet.  Mit  19  Tabellen" 
(Stuttgart  1880;  in's  Englische  übers,  von  J.  Patterson  Cassells,  London  1881; 
in's  Holländische  von  J.  Schoondermark  ,  Rotterdam  1881)  —  „Die  Krank- 
heiten  des  Ohres  und  deren  Behandlung"*  (Kassel  1881 ;  2.  Aufl.  Berlin  1884). 
Dazu  Aufsätze  in  Zeitschriften ,   z.*B.  v.  Langenbece's  Archiv  (Bd.  XXI)  u.  s.  w. 

Red. 

Hartmann,  s.  a..  Haahtmax,  Harthan. 

Hart8hx)me,  Joseph  H.,  zu  Philadelphia,  war  am  12.  December  1779 
zu  Alexandria,  Virginia,  geboren,  wurde  anfänglich  für  den  Eaufmannsstand 
bestimmt,  dann  ein  Zögling  von  Kbaie  in  Washington,  trat  1801  als  Resident 
Apprentice  und  Apotheker  in  das  Pennsylvania  Hosp.  zu  Philadelphia  unter  RüSH, 
WiSTAR,  Physick,  Barton  und  blieb  5  Jahre  in  dieser  Stellung,  die  er  sehr 
sorgfältig  zu  benutzen  verstand.  Nach  7jährigem  Studium  wurde  er  1805  Doctor 
mit  der  experimentellen  These :  „On  effects  produced  by  air  upon  limng  animals". 
In  derselben  Zeit  gab  er  eine  üebersetzung  von  Alexis  Boyer*s  „Lectures  on 
the  diseases  of  the  bones  etc."  (Philadelphia  1805),  das  einzige  von  ihm  publi- 
cirte  Buch,  heraus;  auch  construirte  er  einen  in  späterer  Zeit  viel  gebrauchten 
Apparat  für  Oberschenkelfracturen.  Er  machte  darauf  mehrere  Reisen  nach  Batavia, 
in  der  Eigenschaft  als  Schiffsarzt  und  Supercargo,  Hess  sich  dann  dauernd  in 
Philadelphia  nieder  und  wurde  1815  zu  einem  der  Chirurgen  des  Pennsylvania  Hosp. 
erwählt.  Während  der  1820  in  Philadelphia  ausgebrochenen  Oelbfieber-Epidemie 
und  der  weiteren  schweren  Epidemieen,  die  bis  1830  jene  Stadt  heimsuchten,  war 
er  einer  der  am  meisten  in  Anspi*uch  genommenen  Aerzte.  Dasselbe  fand  bei  der 
Cholera-Epidemie  von  1849  statt,  obgleich  seine  eigene  Gesundheit  bereits  sehr 
zu  leiden  begonnen  hatte.  Sein  Tod  erfolgte  am  20.  August  1850.  —  Er  gehörte 
zu  den  geschätztesten  und  unterrichtetsten  Aerzten  von  Philadelphia  und  auch  als 
Chirurg  war  er,  obgleich  er  operative  Eingriffe,  wenn  irgend  möglich,  vermied, 
sehr  angesehen. 

£.  Hartshorne  bei  Gross,  Americ.  Physic.  and  Snrg.  pag.  563.  6. 

* Hartshorne ,  Edward  H. ,  geboren  am  14.  Mai  1818  als  Sohn  des 
Vorigen,  studirte  unter  der  Leitung  seines  Vaters  in  Philadelphia,  wurde  daselbst 
Doctor  und  1840  als  Assistenzarzt  an  der  Irrenanstalt  seiner  Vaterstadt  angestellt, 
deren  dirigirender  Arzt  damals  Dr.  Kirkbride  war.  1843  nahm  er  eine  Stelle 
als  Gcfängni^sarzt    am  Eastern  State  Penitentiary    an    und  veröffentlichte   in    dem 


HARTSHOENE.  —  HARTSOEKER.  71 

• 

Anniial  Report  fQr  1843  die  Epochemachende  Schrift:  „Investtgations  ort  the 
„Separate  system^  for  criminals" ,  welche  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise, 
besonders  in  England  und  den  anderen  Ländern  Europas  auf  sich  lenkte,  sehr 
bald  eine  zweite  Auflage  erlebte  und  in*s  Französische ,  Deutsche ,  Belgische  und 
Holländische  übersetzt  wurde.  1844  ging  H.  nach  Europa  und  verweilte  hier 
zwei  Jahre  lang,  speciell  mit  dem  Studium  der  Verhältnisse  und  Einrichtungen  in 
Asylen,  Krankenhäusern  und  OefUngnissen  beschäftigt.  Nach  seiner  Rflckkehr  in 
die  Heimath  war  H.  von  1852 — 59  Attending  Surgeon  der  Augenstation  am  Will's 
Hosp.  und  bis  1864  in  gleicher  Eigenschaft  am  städtischen  Hospital  seiner  Vater- 
stadt thätig.  Zur  Zeit  lebt  H.  in  Philadelphia.  Von  sonstigen  literarischen  Leistungen 
H.'s  ist  zu  nennen  seine  Dissertation:  „Monograph  on  pseudarthrosis  or  false 
jaints  from  ununüed  fractures**.  Ausserdem  hat  H.  mehrere  Artikel  im  Philad. 
Journal  of  Prison  Discipline,  im  Americ.  Journ.  of  the  Med.  Scienc,  Philad.  Med. 
Examiner  und  der  Medico-Chirurgical  Review  geschrieben. 

Atkinson,  pag.  46»  Pgl. 

^Hartshome,  Henry  H.,  Bruder  des  Vorigen,  geboren  in  Philadelphia 
am  16.  März  1823,  besuchte  das  Haverford  College  und  vom  Jahre  1839  ab  die 
Universität  seiner  Vaterstadt,  an  der  er  1845  zum  Dr.  med.  promovirte.  1853 
wurde  er  zum  Professor  an  dem  Philadelphia  Coli,  of  Medie.  und  im  Juni  1855 
von  der  Armenverwaltung  zum  consultirenden  Physician  und  Lehrer  der  klinischen 
Medicin  am  Philadelphia  Hosp.  gewählt.  Nachdem  H.  1858 — 59  Europa  und 
Aegypten  bereist  hatte,  wurde  er  nach  seiner  Rflckkehr  in  die  Heimath  am 
27.  April  1859  zum  Professor  der  praktischen  Medicin  am  Philad.  Coli,  ernannt. 
1862  vertauschte  H.  diese  Stellung  mit  der  Professur  der  Anatomie,  Physiologie, 
Hygiene  und  Naturgeschichte  an  der  Central  High  School  in  Philadelphia.  Seit 
1866  ist  H.  Professor  der  Hygiene  an  der  Universität  zu  Philadelphia.  Von 
Schriften ,  die  er  veröffentlichte ,  sind  zu  nennen :  Seine  Doctorarbeit  „  Water 
or  hydropathi/^  ;  femer  einer  Monographie,  betitelt :  „On  glycerine  and  its  uses^  ; 
ausserdem:  „Facts  and  conclusiona  upon  cholera^  —  „Memoranda  medica'*  — 
„Guide  to  the  medicins-ckest  and  family  adviser^  —  „Essay  on  the  arterial 
circulation^  (preisgekrönt  von  der  Amer.  Med.  Assoc.  im  Jahre  1856).  1867 
erschienen  die  „Essentials  of  the  prmciples  and  practice  of  medicine^  (4.  Aufl. 
1874).  1869  gab  H.  mit  mehreren  Mitarbeitern  „Ä  conspectus  of  the  medtcal 
sciences" ,  eine  Art  von  medicinischer  Encyclopädie,  heraus,  die  seitdem  in  zwei 
Auflagen  erschienen  ist.  Ferner  besorgte  H.  die  letzte  Auflage  von  Sir  Thomas 
WATSOiii's  „Lectures  on  the  practtce  ofmedicine^^  zu  der  er  beträchtliche  Ergän- 
zungen und  Verbesserungen  lieferte.  Ausserdem  schrieb  er  zahlreiche,  meist 
easuistische  Mittheilungen  für  verschiedene  amerikanische  naturwissenschaftliche 
und  medicinische  Zeitschriften;  so  in  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Scienc,  American 
Naturalist,  Transactions  of  the  Philad.  Coli.  ofPhys.,  z.  B.  „On  organic  physics^ 
(in  der  Proceedings  of  the  Amer.  Philos.  Soc),  „On  the  relation  between  vigor 
and  sex^  (in  den  Proceedings  of  the  Amer.  Assoc.  for  the  Advancement  of  Science) 
and  „  What  to  do  against  yellow  fever^  (Amer.  Public  Health  Assoc,  1873)  und 
verschiedene  wichtige  Artikel  für  die  1872/73  herausgegebene  Johnson's  New 
lUustrated  Cyclopaedia.  üebrigens  ist  H.  auch  als  Dichter  und  Verfasser  belletri- 
stischer Arbeiten  hervorgetreten. 

Atkinson,  pag.  458.  Pgl. 

Hartsoeker^  Nicolaas  H. ,  berühmter  Naturforscher  und  Mikrograph, 
stammte  aus  Gouda  in  Holland,  wo  er  am  26.  März  1656  als  Sohn  eines  Remon- 
strantenpredigers  geboren  war.  Ein  ausgesprochener  Hang  und  eine  angeborene 
Gabe  zur  Naturbeobachtung  veranlassten  ihn,  entgegen  dem  Wunsche  seines  Vaters, 
der  ihn  zum  geistlichen  Stande  bestimmt  hatte,  sich  dem  Studium  der  Mathematik 
und  Astronomie  zu  widmen.  Frühzeitig  schon  befasste  er  sich  mit  der  Construction 
von  Mikroskopen,  welche  an  Vollkommenheit  den  von  Leeuwenhoek  verfertigten 


72  HABTSOEKER.  —  HARVEY. 

nicht  naohstanden.  1674  ging  er  zu  weiterer  Ausbildung  nach  Leyden. ,  Dort 
machte  er  1677  die  Bekanntschaft  von  HuY(}ENS,  ging  mit  diesem  nach  Paris, 
wo  er  mit  Cassini  intim  befreundet  wurde.  1679  kehrte  er  nach  Holland  zurück ; 
doch  ging  er  bereits  1684  wiederum  nach  Paris  und  verweilte  hier  zwölf  Jahre 
lang,  mit  Mallebbanche  und  l'Hopital  Freundschaft  schliessend.  1696  nach 
Amsterdam  zurückgekehrt,  ertheilte  er  hier  dem  Czar  Peter  I.  Unterricht.  Einem 
ehrenvollen  Rufe  als  Professor  der  Mathematik  und  Philosophie  nach  Düsseldorf 
leistete  er  1704  Folge  und  verblieb  hier  bis  1716,  zugleich  als  Ho^athematicus 
des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  und  Honorar-Professor  von  Heidelberg.  Zuletzt  ging 
H.  nach  Utrecht,  wo  er  am  10.  December  1725  starb.  H.  gehört  neben 
SwAMMERDAM,  Leeüwenhoek  u.  A.  ZU  den  hervorragenderen  Forschern  der 
zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.  Seinen  mikroskopischen  Untersuchungen 
verdankt  auch  die  Medicin  manche  schöne  Entdeckung.  Von  seinen  Schriften 
führen  wir  an:  „Essai  de  dioptrique"  (Paris  1694;  1696;  holländ.  Uebers.  von 
Block,  Amsterdam  1699)  —  „Pnncipes  de  physique^  (Paris  1696)  —  „Con- 
jectures  physiques^  (Amsterdam  1706)  —  „Suües  des  conjectures  physiques  et 
des  eclaircissemens  sur  les  conjectures  physiques**  (Ebenda  1712,  4.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  85— 88.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1026.  Pgl. 

< 

*Hartwig,  Karl  H.,  am  29.  Mai  1844  zu  Doeverden  (Prov.  Hannover) 
geboren,  studirte  in  Tübingen  und  Göttingen  (Schwartz).  1869  promovirt,  habi- 
Htirte  er  sich  in  letztgenannter  Stadt  zunächst  als  Arzt,  von  1872  als  Docent 
für  Geburtshilfe  und  übernahm  1883  das  Directorat  der  provinzialständischen 
Entbindungsanstalt  in  Hannover.  Neben  kleineren  Schriften  publicirte  er :  ;,  Ueber 
die  Lage  des   Utencs  im    Wochenbette,^  Wem  ich. 

Harvet,  Israel  H.,  lebte  als  Arzt  in  Orleans  um  die  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts und  gehört  zu  den  ausgesprochenen  Anhängern  des  Paracelsus,  nament- 
lich seiner  Lehre  von  den  Arcanen.  Er  gerieth  deswegen  in  Streit  mit  der  Pariser 
Facultät  und  wurde  von  Jean  Riolan,  dem  Vater,  sehr  lebhaft  bekämpft.  Auf 
die  von  diesem  ausgehenden  Angriffe  antwortete  er  mit  folgenden  Schriften: 
„Demonstratio  veritatis  doctrinae  chymicae  adver sus  J oh,  Riolani  compara- 
tion&m  veteris  medicinae  cum  nova  etc.**  (Hannover  1605)  —  ^Aniviadversiones  in 
J oh,  Äntarveti  apologiain  pro  judicio  scholae  Paris iensis**  (Frankfurt  1604). 
(„Antarvetus"  war  das  Pseudonym  von  Riolan.) 

Biogr.  med.  Y,  pag.  88.  Pgl. 

Harvey,  William  H.,  der  unsterbliche  Entdecker  des  Blutkreislaufes, 
wurde  am  2.  April  1578  zu  Folkstone  an  der  Südktiste  von  England  geboren, 
und  starb  am  3.  Juni  1657  zu  Hampstead  in  der  Grafschaft  Essex.  H.  gehörte 
einer  wohlhabenden  Kaufmannsfamilie  an^  studirte  in  Padua,  trat  dann  in  London 
als  Arzt  auf,  und  beschloss  sein  ruhmvolles  Leben  im  Besitze  der  höchsten,  einem 
englischen  Arzte  erreichbaren  Ehrenstelle :  als  Präsident  des  Collegiums  der  Aerzte. 
Ein  neuerdings  von  unberufener  Seite  nicht  blos  gegen  die  wissenschaftlichen 
Verdienste  H.\s,  sondern  sogar  gegen  den  persönlichen  Charakter  desselben  gerichteter 
Angriff  verdient  keine  Widerlegung.  —  Das  Verhalten  des  Lungenkreislaufes 
war  schon  von  Galen  im  Allgemeinen  richtig  beschrieben  worden  und  war  allen, 
mit  den  Schriften  desselben  vertrauten  Aerzten  bekannt.  Es  ist  deshalb  Von 
geringer  Bedeutung,  wenn  mau  auf  Vorgänger  H.'s,  z.  B.  Serveto,  Colombo,, 
Cesalpini  u.  A.  m.,  hinweist ,  welche  in  Betreff  einiger  Punkte ,  z.  B.  des  Blut- 
gehaltes des  linken  Herzen«,  richtigere  Vorstellungen  von  dem  kleinen  Kreislauf 
hatten,  als  Galex  und  ihre  Zeitgenossen.  Inzwischen  beginnt  auch  bei  den  Italienern 
die  richtige  Ansicht  zur  Geltung  zu  kommen.  So  hat  sich  neuerdings  z.  B. 
Prof.  Pavini  in  Florenz  unbedingt  für  H.  erklärt  (Med.  Times,  1882,  pag.  485). 
Der  Kernpunkt  der  Frage  betrifft  den  grossen  Kreislauf.  Mochten  auch  Einige 
vor  H.    schon   eine  mehr  oder  weniger  unklare  Ahnung    desselben   gehabt   haben. 


HAEYEY.  73 

unwidenpreohlich  hat  zuerst  H.,  gesttttzt  auf  umfasaende  anatomische  Untersachungen 
und  zahlreiche  Beobachtungen  und  Versuche^  den  grossen  Kreislauf  erkannt  und 
der  Wahrheit  gemäss  beschrieben.  Namentlich  die  beiden  Cardinalpunkte :  1.  das 
ErMtsein  der  Arterien  mit  Blut;  2.  den  Uebergang  des  Arterienblutes  aus  den 
kleinsten  Schlagadern  in  die  Anlßlnge  der  Venen,  erhob  er  zu  zweifelloser  Gewiss- 
heit. An  diesem  Verdienst  kann  der  Umstand  nichts  Andern,  dass  H.  wahrschein- 
lich schon  als  Student  in  Padua  durch  die  Vorlesungen  von  Fabbicio  von  Acqüa- 
PENDENTE  auf  die  Rolle  der  Venenklappen  aufmerksam  gemacht  wurde,  und  dass 
er  dazu  gelangte,  sie  nicht,  nach  der  gangbaren  Vorstellung,  als  Vorrichtungen  zu 
betrachten,  um  die  zu  rasche  Bewegung  des  Venenblutes  von  den  Stämmen  in 
die  Zweige  zu  hemmen,  sondern  als  taschenartige  Fangapparate,  bestimmt,  die 
Bewegung  des  Venenblutes  in  centripetaler  Richtung  durch  Verhinderung  des 
Bfiekflusses  zu  unterstützen.  Die  einzige  Lücke,  welche  H.  nicht  auszufüllen  ver- 
mochte, bestand  in  seiner  Ungewissheit  über  die  Wege,  auf  denen  das  Blut  aus 
den  Arterienenden  in  die  Anfänge  der  Venen  gelangt.  Er  war  geneigt,  zwischen 
beiden  ein  poröses  Gewebe  („Camis  porositates^)  anzunehmen.  Den  glänzendsten 
Triumph  seiner  Lehre,  die  Entdeckung  der  Capillargefässe  und  die  directe  Beob- 
achtung von  dem  Uebergange  des  Blutes  aus  den  Enden  der  Arterien  in  die  Gapillaren 
und  die  Anfänge  der  Venen  durch  Malpighi  (im  Jahre  1661)  sollte  H.  nicht  mehr 
erleben.  —  Der  imsterblichen  Schrift  f^  Ueber  die  Bewegung  des  Herzens  und  des 
Blutes^  steht  die  ^  Ueber  die  Entvnckelung  der  Thiere**  fast  ebenbürtig  zur  Seite, 
obscbon  sie,  fast  gegen  H.'s  Willen,  vor  ihrem  Abschlüsse  veröffentlicht  wurde,  Sie 
war  die  Frucht  unzähliger  von  ihm  an  trächtigen  Hirschen,  Rehen  u.  s.  w.  angestellter 
Untersuchungen,  und  ihr  wesentliches  Ergebniss  der  Satz,  welcher  den  Ausgangs- 
punkt aller  seitdem  auf  diesem  Gebiete  unternommenen  Forschungen  bildet :  „Omne 
vivum  ex  ovo**.  Die  Schrift:  „Exercitatio  anatomica  de  motu  cordis  et  san- 
guinis in  animalibus*^  erschien  Frankfurt  a.  M.  1628,  4.  Die  neueste  von  den 
zahlreichen  Ausgaben  ist  Edinburg  1824,  8.  —  „Exercitationes  de  generaticme 
animalium  etc,^  (London  1651,  4.,  zuletzt  Amsterdam  1674,  12.).  Die  neueste 
Ausgabe  sämmtlicher  Werke  H.'s  ist  London  1846,  8.,  pp.  XCVI,  624.  Englische 
Uebersetznng  von  Willis,  mit  H.'s  Leben,  London  1847,  8.  (Sydenham  Society). 
Von  den  zahlreichen  Schriften  über  H.  und  seine  Entdeckung  beschränken  wir  uns 
die  neueste  anzuführen ,  das  Pracbtwerk  von  R.  Willis  :  „  William  Harvey* 
A  history  of  the  circulation  of  the  blood.  With  a  portrait  of  Harvey ,  öfter 
Faithorne"  (London  1878,  8.,  pp.  XII,  350).  '        ^   Haeser. 

Harvey,  Gideon  H. ,  englischer  Arzt  des  17.  Jahrhunderts,  stammte 
aus  der  Grafschaft  Surrey.  Er  studirte  Medicin  in  Leyden  und  Paris,  promovirte 
zam  Dr.  med.  an  einer  französischen  Universität  und  Hess  sich  dann  in  das 
Collegium  der  Aerzte  des  Haag  aufnehmen.  Doch  trieb  ihn  die  Liebe  zu  seiner 
Heimath  wieder  nach  England  zurück,  wo  er  in  London  zum  Leibarzt  König 
KarTsII.  ernannt  wurde,  der  ihn  1659  zugleich  mit  der  Direction  des  Sanitäts- 
dienstes bei  der  englischen  Armee  in  Flandern  betraute.  Bei  dieser  Gelegenheit 
machte  H.  Reisen  durch  Deutschland,  Italien,  die  Schweiz  und  Holland.  Bei  seiner 
Küekkehr  nach  England  wurde  H.  vom  Thronfolger  Wilhelm  HI.  ebenfalls  zum 
Leibarzt  ernannt.  Er  starb  etwa  gegen  1700.  H.  war  ein  zanksüchtiger  Viel- 
Bchreiber  und  ist  besonders  durch  seine  leidenschaftliche,  werthlose,  gegen  den 
Gebrauch  der  China  gerichtete  Schrift  bekannt,  welche  (cfr.  Haeser,  Gesch.  der 
Med.  n,  pag  427)  betitelt  ist:  „The  art  of  curing  diseases  by  expectaiion^* 
(London  1689;  1693)  und  von  Stahl,  gleichfalls  einem  Gegner  der  Chinarinde, 
eine  lateinische  Uebersetzung  erfuhr  (Oflfenbach  1730).  Von  anderen  Schriften  II.^s 
sind  zu  nennen:  „Conclave  of  physicians^ ^  ein  satirisches  Gedicht,  worin  er 
das'  Treiben  der  Aerzte  seiner  Zeit  geisselt  und  diese,  je  nach  der  von  ihnen  ein- 
geschlagenen Therapie,  in  6  Classen  theilt,  in  ferrea,  asinaria  fdie  mit  Eselsmilch 
heilenden),  jesuitiea   (die  China,    das    damals  Jesuitenpulver  hiess,    verordneten), 


74  HARVEY.  —  HASELBERÖ. 

aquaria,  laniaria  and  stercoraria.  Ferner:  y^Morhus  anglicua  or  the  anatomy 
of  consumptions,  containing  etc.**  (London  1666;  1672;  1673)—  j^Orent  Venus 
unmarked  or  a  more  exact  discovery  of  the  french  disectse  and  virulent 
runnings  of  the  reina  with  the  aeveral  methods  of  curing  them^  (London  1666; 
1670;  1675;  1685;  1702)  —  ^Be  fehrihus  tractatus  theoreticus  ^  practicus** 
(Ebenda  1672;  engl,  üebers.  Ebenda  1674)  —  „Disease  of  London  or  a  new 
discovery  of  the  scurvy**  (Ebenda  1675)  —  „New  discourse  of  smallpöx  and 
malignant  fevers  with  a  discourse  of  the  scuroy^  (Ebenda  1685)  —  „Treatise 
of  the  smallpöx  and  measles**  (Ebenda  1696)  —  „Particular  discourse  of 
opium,  diacodium  and  other  sleeping  medtcines^  (Ebenda  1696). 

Biogr.  med.  V,  pag.  89.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  54.  —  Index-Catalogue.  V,  pag.  868. 

Pgl. 

Harwood,  8ir  Bnsick  H. ,  geboren  zu  Newmarket  etwa  um  1750, 
Btudirte  zu  Cambridge,  übte  sich  einige  Jahre  unter  einem  Apothekerarzte,  be- 
endigte seine  Studien  zu  London  und  ging  dann  nach  Ostindien,  wo  er  durch 
Heilung  eines  Landesfürsten  sein  Glttck  machte.  Seiner  zerrütteten  Gesundheit 
wegen  genöthigt  nach  England  zurückzukehren,  war  H.  seit  1785  einige  Zeit 
Professor  der  Anatomie  za  Cambridge,  promovirte  erst  im  Jahre  1790  zum 
Dr.  med.,  erhielt  1800  die  Stelle  eines  Professors  der  Med.  domestica  am  Downing 
College  zu  London,  1806  die  Ritterwürde.  Er  starb  am  10.  November  1814.  Er 
schrieb:  „A  Synopsis  ofa  course  of  lectures  on  anatomy  and  physiology^  (London 
1787)  —  „A  System  of  comparative  anatomy  and  physiology.  Fasciculus  1 
with  15  platea"*  (London  1796;  deutsch  von  Wiedemann  ,  Berlin  1798).  H.  ist 
einer  der  Ersten,  der  1791  die  Transfusion  des  Blutes  an  Thieren  versuchte.  Er 
veröffentlichte  darüber  einen  Aufsatz  im  British  Mercury,  1791  (deutsch  von  Wehbs 
im  N.  Hannoversch.  Magazin,  Jahrg.  I,  179;  St.  13,  pag.  197 — 200). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  96.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  61.  —  Callisen,  VIII,  pag.  175; 
XXVIII,  pag.  401.  PgL 

/Haschaert,  Peter  H.  (Haschardus,  Hassabd,  Hascaet),  stammte  aus 
Armen tiferes  und  lebte  während  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Ausser 
seinem  ärztlichen  Berufe  beschäftigte  er  sich  viel  mit  Astrologie  und  schrieb  dieser 
eine  grosse  Rolle  in  der  Medicin  zu,  indem  er  einen  gewissen  Zusammenhang  zwischen 
dem  Gange  und  der  Ausbreitung  mancher  Krankheit  mit  astrologischen  Einflüssen 
statuiren  wollte ,  worin  er  in  einem  damals  lebenden  Arzt  Franz  Rapardus  aus 
Brügge  einen  lebhaften  Gegner  fand.  Es  fährte  die  Polemik  zwischen  diesen 
Aerzten  zu  einer  Schrift  H.*s  betitelt:  „Clypeus  astrologicus  contra  flagellum 
astrologorum  Francisci  Rapardi  cum  declaratione  et  approhatione  utili- 
tatü  astrologicae"  (Löwen  1552,  8.);  ausserdem  rührt  von  H.  her:  „Saluberrimae 
bonae  valetudinis  tuendae  praecepta  Eobani  Hessi,  poetae  festivissiniij 
elegiaco  carynine,  ad  imitationem  Galeni  conscn'pta,  novisque  commentariis 
iUustrata"  (Frankfurt  1568). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  96.  Pgl. 

Haselberg,  Lorenz  Wilhelm  von  H.,  zu  Greifswald,  war  daselbst 
am  15.  December  1764  geboren,  studirte  dort  und  in  Göttingen  von  1780 — 84 
und  wurde  1785  bei  letztgenannter  Universität  mit  der  Diss.  „De  capitis 
laesionibus  trepanationem  exigentibus"  Doctor.  Er  erhielt,  von  wissenschaft- 
lichen Reisen  nach  Wien  und  Paris  zurückgekehrt,  1786  in  Greifswald  die  Venia 
docendi,  wurde  1788  Adjnnct  und  noch  in  demselben  Jahre  Prof.  ord.  in  der 
med.  Facultät.  Als  solcher  schrieb  er  die :  „  Comment.  chir,  in  qua  novum  ex 
articulo  exstirpandimethodumy  novumque  ad  ligaturam  polyporum  instrumentum 
proponit^  (Greifswald  und  Berlin  1788,  m.  1  Kpft.).  1789  trat  er  als  Assessor 
in  das  Gcsundheits-Collegium ,  wurde  1795  Physicus  der  Stadt  Greifswald  und 
blieb  es  bis  zu  seiner  Resignation  im  Jahre  1818.  1799  wurde  er  zum  königi. 
schwedischen  Archiater  ernannt,  1806  übernahm  er  das  Directorium  des  Gesundheits- 


HASELBERQ.  —  HASENEST.  7$ 

CoUegiums  und  verwaltete  es  bis  zur  Aufhebung  desselben  im  Jabre  1818. 
1810  wurde  er  geadelt.  Er  lebrte  mit  gittern  Erfolge  Chirurgie ,  Augenheilkunde 
und  Geburtshilfe  und  sehrieb:  „ Unter^tcckungen  und  Bemerkungen  über  einige 
Gegenstände  der  praktischen  Oeburtshilfe*'  (Berlin  und  Stralsund  1808)  — 
„Febrium  intermittentium  per  ulHmos  annos  terras  nostras  epidemice  per^ 
vagantium  adumbratio**  (Greifswald  1811);  auch  war  er  Mitarbeiter  an  der 
Eneyelopädie  von  Ersch  und  Grubeb.  1821  zog  er  sich  von  seinen  akademischen 
Aemtem  zurfick,  blieb  aber  bis  zu  seinem  am  9.  Januar  1844  erfolgten  Tode 
ein  viel  gesuchter  und  allgemein  geschätzter  Arzt ,  der  in  früheren  Zeiten  wieder- 
holt an  den  Hof  von  Stockholm  zu  Consultationen  berufen  worden  war. 

Biederstedt  (I),  pag.  53.  — Haeckermann  in  AUgexn.  Dentscke  Biographie.  X, 
pag.  731.  —  Callisen,  Vin,  pag.  178;  XXVIII,  pag.  402.  0. 

Haselberg,  Karl  Ernst  Heinrich  Christian  von  H.,  Neffe  des 
Vorigen,  war  am  7.  Juni  1796  zu  Erlangen  geboren,  kam  schon  im  Alter  von 
6  Jahren  nach  Greifswald,  wo  er,  ebenso  wie  in  Göttingen,  von  1813—^18  studirte; 
bei  letztgenannter  Universität  wurde  er  1818  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  indu- 
ratione  telae  cellulosae  neonatorum^  (4.).  1819 — 20  machte  er,  nach  Zurück- 
l^ung  des  Staats-Examens  in  Berlin,  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Wien, 
Wfirzburg  und  Paris  und  liess  sich  1821  in  Stralsund  als  Arzt  nieder,  wo  er 
1831  zum  Regierungs-Medicinalrath  bei  der  dortigen  Regierung  ernannt  wurde. 
Er  verfasste:  „Die  asiatische  Cholera  im  Regitrungsbezirk  Stralsund.  Ein 
Beitrag  zur  Contagiositätsfrage^  (Stralsund  1853)  —  n^^^  Kindermord  und 
dessen  Behandlung  Seitens  der  modernen  Rechtspflege**  (Henke's  Zeitschrift, 
1854)  und  tibersetzte,  nachdem  er  den  Verfasser  1845  in  Dublin  persönlich  kennen 
gelernt,  aus  dem  Englischen:  R.  W.  Wilde*s  „Praktische  Bemerkungen  über 
Ohrenheilkunde  und  die  Natur  und  Behandlung  der  Krankheiten  des  Ohres. 
Mit  niustratt.  Mit  einem  Vorwort  von  W.  Baum^  (Göttingen  1855),  das 
erst  nach  seinem  am  19.  April  1854  erfolgten  Tode  erschien,  indem  sein  Freund 
Baum  die  \'ollendung  des  Druckes  überwachte. 

Bic'erstedt  (I),  pag.  55.  —  Ernst  Zober,  Zur  EriDneniDg  an  Dr.  Ernst  von 
Haselberg  (10.  Bericht  des  Jiterar.-gesell.  Vereins  zu  Stralsund,  1856).  —  Callisen,  VIII, 
P*g.  177.  G. 

Hasenest,  Johann  Georg  H.,  geboren  zu  Windsheim  am  12.  Mai 
1688,  bcL**  nn  '  hier  seine  medicinischen  Studien  und  setzte  dieselben  in  Altdorf 
fort,  wo  er  1710  promovirte  mit  der:  „Diss,  (praes,  Hof fm  anno)  specimen 
disquisitionis  anatomico  pathologicae" .  Zwei  Jahre  später  wurde  H.  Stadtarzt 
seiner  Vaterstadt  und  1717  Leibarzt  des  Fürsten  von  Hohenlohe-Schillings- 
ffirstr  1723  folgte  er  einem  Rufe  als  Physicus  der  Stadt  und  des  Bezirks 
Bnyrenth  nach  Erlangen.  Hier  blieb  er  bis  1726,  um  dann  nach  vierjährigem 
Aufenthalt  in  der  Vaterstadt,  1730  nach  Neustadt  zu  gehen.  Fünf  Jahre  später 
erhielt  er  den  Titel  eines  markgräflich  Ansbach'schen  Medicinalraths  und  wurde 
1736  Physicus  von  Ansbach.  Im  Jahre  1747  zum  Hofrath  ernannt,  starb  H. 
am  22.  October  1771.  Ausser  seiner  Inaugural-  und  zwei  kleineren  Disser- 
tationen („De  intertrigine^  und  über  Hjppocrates'  Aphorismen,  Altdorf  1710), 
sowie  einer  1708  beim  Abschied  von  Windsheim  gehaltenen:  ^Oratio  de  oculi 
humani  fabrica^  röhren  von  H.  her:  „Zuflucht  derer  ^  die  mit  Glieder  gebrechen 
und  mehreren  Krankheiten  geplagt  sind,  das  ist  .  .  .  Mark-Burgbernheimer 
Wildbad**  (Nürnberg  1729)  und:  „Der  medicinische  Richter,  oder  Acta physico- 
medica  forensia  collegii  medici  Onoldini,  von  1735  bis  auf  dermalige  Zeiten 
zusammengetragen*^  (Ansbach  1755 — 1759),  ein  Werk,  von  dem  Haller  urtheilt: 
„Rei  gestae  historiae,  collegii  medici  Judicium,  auctoris  epicrisis,  severior  in  Uni- 
versum." —  H.'s  Sohn  Christoph  Balthasar  H.,  geboren  in  Wilhelmsdorf  am 
13.  September  1719,  studirte  Medicin  und  promovirte  1743  in  Altdorf.  Er  liess 
sieh  darauf  in  Ansbach  nieder,  später  ging  er  nach  Langenzenn  (Mittelfranken  in 


76  .   HASENEST.  -•  HASNEB. 

Bayern),  wo.  er  als  Leibarzt-  des  Fürsten  von  Hohenlohe-S.cbillingsfflrst 
am  13.  December  1787  starb.  Er  verfasste  nur  einige  Dissertationen :  „De  sanguine 
ejuaque  motu**  (Altdorf  1743). —  „De  pleuritide**  (Ebenda  1743) —  „De  affecr 
tionibus  rheumcUico-arthrüicis  cito  tutoque  curandis^  (Ebenda  1743). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  97.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  61.  Pgl. 

Hasenoehrl,  Johann  Georg  H.^  geboren  zu  Wien  am  1.  Mai  1729, 
maebte  hier  seine  medicinischen  Studien  und  promovirte  zum  Dr.  med.  im  Jahre 
1756.  Er  wurde  dann  Arzt  am  ^^spanischen  Hospital '^  in  Wien  und  später  Rath 
und  Leibarzt  des  GrQssherzogs  Leopold  von  Toscana  und  Protomedicus.  Beider 
Uebersiedlun^  nach.  Toscana  war  es ,  wo  H.  von  van  Swieten  d^if  Rath  erhielt, 
deinen  Namen  in  das  den  italienischen  Ohren  geläufigere  „Lagü^^^^  umzutaufen. 
1792  wurde  H.  zum  Arzt  des  Kaisers  Franz  IL  ernannt  und  erhielt  1795  den 
Titel  eiaes  k.  k.  Hofraths.  Er  starb  in  Wien  am  20.  Decenüber  1796.  Seine 
Schriften  haben  in  epidemiologischer  Beziehung  einen  gewissen  Werth.  Die  Titel 
derselben  sind:  „Historia  medica  morbi  eptdenuci  sive  febris  petechialis  quae 
ab  anno  17ß7 '.ad  annum  1759  Viennae  grassata  est**  (Wien  1760)  und: 
„Historia  medica  trium  morborum,  qui  anno  1760  frequentissime  in  nosoco^ 
mio  occurrebant, .  adjuncta  est  notabüium  observationum  anatomicarum  decas*^ 
(Ebenda  1761). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  98.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  62.  Pgl. 

Haslam,  John  H. ,  zu  London,  war  1764  daselbst  geboren^  erhielt  seine 
medicinisohe  Erziehung  in  den  vereinigten  Borough  Hospitälern  und  in  Edinburgh 
wo  er  1785 — 86  war.  Nach  London  zurückgekehrt,  wurde  er  Apotheker  des 
Bethlehem  Hosp.  und  verblieb  in  dieser  Eigenschaft  viele  Jahre.  Nachdem  er 
sich  eine  ungewöhnliche  praktische  Erfahrung  über  Geisteskrankheiten  erworben 
hatte,  beschloss  er,  als.  Physician  in  London  zu  prakticiren,  wurde  1816  in 
Aberdeen  Doctor ,  trat  auch  in  das  Pembroke  College  zu  Cambridge,  ohne  jedoch 
daselbst  zu  graduiren  und  wurde  Licentiat  des  Londoner  College  of  Physicians 
1824.  Seine  zahlreichen,  bereits  mit  dem  Jahre  1798  beginnenden  Publicationeu 
Über  Geisteskrankheiten  waren  sehr  geschätzt,  wie  er  anderseits  als  Recensent, 
Kritiker,  Epigrammatiker  und  Verfasser  von  witzigen  und  komischen  Aufsätze^ 
seines  Gleichen  suchte.  Von  seinen  medicinischen  Publicationeu  führen  wir  an:  „Obser- 
vations  on  insanity,  .  .  .  and  an  account  of  the  morbid  appearance  on  dissection" 
(London  1798;  2.  edit.  1809;  deutsche  Uebers.  Stendal  1800)  —  „lllustrations 
of  madness;  etc,"  (Ebenda  1810;  2.  edit.  1816)  —  „  Considerations  on  the 
moral  management  of  insane  persons^  (Ebenda  1817)  —  „Medical  juris- 
prudence,  as  it  relates  to  insanity,  etc.**  (1817)  —  „A  letter  to  the  governors 
of  Bethlem  Hosp,,  containing  an  account  of  their  management  of  that  insti- 
tution  for  the  last  20  years"  (1818)  —  „Sound  mind;  or  confributions  to 
the  natural  history  and  physiology  of  ihe  human  intellect^  (1819)  —  „On  the 
nature  of  ihought  or  the  act  of  thinking,  and  its  connexion  with  a  perspicuous 
sentence**  (1835)  u.  s.  w.     Er  starb  am  20.  Juli  1844. 

Mank,  III,  pag.  282.  —  Callisen,  VIII,  pag.  181;   XXYIII,  pag.  403.        G. 

*Haslnnd,  Alexander  H.,  ist  am  6.  September  1844  zu  Kopenhagen 
geboren,  studirte  daselbst,  später  in  Wien  unter  Schröttee  und  Kaposi,  absolvirte 
das  Staatsexamen  1870^  promovirte  1875,  wirkt  seit  März  1882  als  Primararzt 
der  Abtheiluug  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis  im  Kopenhagener  Commune- 
hospital  und  in  Verbindung  damit  als  Docent  dieses  Specialfaches  au  der  Uni- 
versität.    Ausser    seiner  Dissertation    („  Ueber  Bhinoscopie** )    hat  er  verschiedene 

Jonrnalartikel  dermatologischen  und  syphilidologischen  Inhalts  publicirt. 

Petersen. 

*  Hasner,  Josef  Ritter  von  Art  ha,  wurde  zu  Prag  am  13.  August  1819 
geboren,  daselbst  auch  ausgebildet  und  1842  promovirt,  war  von  1843  Assistent  des 


HASKEB..  ^  HASSALL.  77 

Prof.  J.  N.  Fischer,  wurde  1848  Privatdooent,  1852  Prof.  e.  o.,  1856  ord.  Prof, 
der  Augenheilkunde  an  der  Prager  Universität.  Er  war  in  seinem  Fache  während 
der  Jahre  1856 — 1883  pablieistisch  in  hervorragender  Weise  thätig.  Von  grösseren 
Arbeiten  erschienen:  „Enhßurf  einer  anatomischen  Begründung  der  Augen- 
heilkunde'^ (PrtLg  1847)  — -  „Physiologie  und  Pathologie  des  Thränenableitungs- 
Apparates**  (Ebenda  1850)  —  „Klinische  Vorträge  über  Augenheükunae^ 
(Ebenda  1860 — 1866)  —  „Beiträge  zur  Physiologie  und  Pathologie  des  Auges'* 
(1873) —  „Die  Grenzen  der  Accommodation"  (1875)  —  f^Phakologische  Studien'' 
(1870)  —  „Das  mittlere  Auge  in  seinen  physiologischen  und  pathologischen 
Besiehungen'*  (1879-)  —  „Die  Verletzungen  des  Auges  in  forensischer  Hin- 
sieht^ (1880).  Ausserdem  zahlreiche  Journal- Artikel  oculistisohen  und  medioinisch- 
historischen  Inhalts;  auch  gehörte  er  der  Redaction  der  Prager  medicinischen 
Yierteljahrsschrift  an.    Seit  1884  ist  er  pensionirt.  Wernich.' 

Hasper,  Moritz  H.,  geboren  am  3.  Januar  1799  zu  Eilenbucg,  studirte 
in  Leipzig  Medicin  und  erwarb  1821  die  DoctorwUrde  nach  Vertheidigung  seiner 
Dissertation:  „De  natura  irritabilitatis" .  Er  wurde  1824  zum  a.  o.  Professor 
ernannt  und  war  als  solcher,  sowie  als  praktischer  Arzt  eine  Reihe  von  Jahren 
thätig,  musste  aber  später,  in  Folge  von  einer  Rttckenfparksaffection ,  sich  auf 
literarische  Thätigkeit  beschränken.  Er  starb  am  29.  September  1846.  Unter 
seinen  Schriften  sind  hervorzuheben:  „Bibliothek  der  ausländischen  Literatur 
für  praktische  Medicin"  (L  [einziger]  Band,  Leipzig  1823)  —  „Novus  the- 
saurus  semiotices  pathologicae'*  (L  [einziges]  Vol.,  Ebenda  1825)  —  „De  causis 
quibusdam  arti  medicae  amplificandae  infensis**  (Ibid.  1826)  —  „  üeber  die 
Natur  und  Behandlung  der  Krankheiten  der  Tropenländer"  (2  Thie.,  Leipzig 
1831)  —   „Die  epidemische  Cholera**  (in  2  Aufl.,  Ebenda  1831). 

Callisen,  VUI.  pag.  183;  XXVIII,  pa|.  404.  Winter. 

*  Hassall,  ArthurHillH.,  englischer  Arzt,  ist  zu  Teddington  bei  London 
am  13.  September  1817  geboren,  studirte  in  Dublin,  war  Schüler  von  Sir  James 
Murray,  wurde  Physician  des  Royal  Free  Hosp.  in  London  und  1851  Doctor 
der  Londoner  Universität.  Er  prakticirte  von  1845  an  in  London,  später  ^uf  der 
Insel  Wight  und  lebt  zur  Zeit  in  San  Remo.  Seine  sehr  zahlreichen  Arbeiten 
gehören  der  Anatomie  und  Physiologie,  der  Chemie  und  pathologischen  Anatomie, 
der  Botanik  und  Zoologie,  besonders  aber  der  Hygiene  und  öffentlichen  Medicin  an. 
Wnr  fuhren  von  denselben  nur  folgende  an :  „  The  microscopic  anatomy  of  the 
human  body  in  health  and  disease"  (2  voll.,  London  1846,  49,  w.  66  pl. ; 
New  York  1851;  1855;  1869;  deutsche  Uebers.  von  0.  Kohlschütter,  Leipzig 
1850 — 52)  —  „Reports  on  the  adulterations  of  food,  drink  and  drugs** 
(Lanoet)  —  „  Water  supply  to  the  Metropolis'*  (verschiedene  Berichte  und  Denk- 
schriften) —  „Food,  water,  and  air  in  relation  to  the  public  health"  (1871 
bis  74)  —  „Adulterations  detected  or  piain  instructions  for  discovery  offrauds 
in  food  and  medicine"  (2.  edit.  London  1861)  —  „Emdence  before  the  Par^ 
liamentary  Oommittee  on  the  adulteration  of  food"  (1874)  —  „Food;  its  aduU 
terattonsy  and  the  methods  for  their  detection"  (1876).  Diese  Publicationen 
hatten  zur  Folge,  dass  eine  Parlaments- Acte  gegen  Verfälschung  der  Nahrungs* 
mittel  u.  s.  w.  erlassen  wurde.  -  Seine  sehr  zahlreichen  Publicationen  über  Unter- 
suchung des  Urins  unter  den  verschiedensten  Verhältnissen  (Lancet,  1849 — 52) 
sind  znsammengefasst  in  dem  Werke:  „The  urine  in  health  and  disease;  etc." 
(2.  edit.  1863).  Er  war  Orfinder  und  Consult.  Physician  des  Royal  National  Hosp. 
for  Consumption  and  Diseases  of  the  Chest  zu  Ventnor  (Insel  Wight) ,  in  welches 
130  Patienten  aufgenommen  werden  können,  von  denen  ein  jeder  sein  besonderes 
Schlafzimmer  hat,  also  möglichst  separirt  ist.  Seine  neuesten  Publicationen  sind: 
„San  Memo  and  the  western  Biviera"  (1879)  —  „San  Bemo  climatically  and 
medically  considered"  (1883)  —  „The  inhalation  treatment  of  diseases  of  the 
Organs  of  respiration,  including  consumption"  (1885).  j^^^ 


.78  HASSE.  —  HAS8ELQVIST. 

"^ Hasse,  Karl  Ewald  H.,  geboren  zu  Dresden  am  23.  Juni  1810,  genoss 
.  seine  Ausbildung  zunächst  anf  der  dortigen  medieinisch-chirurgiscben  Akademie, 
bezog  dann  die  Universität  Leipzig  (Weber,  Gebutti,  Clabus)  und  gelangte 
1833  znr  Promotion.  Nach  Studienreisen,  die  ihn  nach  Paris  und  Wien  fahrten, 
kehrte  er  nach  Leipzig  zurück.  Hier  wurde  er  auch  1836  Prosector  und  Docent, 
1839  Prof.  e.  o.  der  pathologischen  Anatomie.  Im  Jahre  1844  folgte  er  einem 
Rufe  als  Professor  der  medicinischen  Klinik  und  Pathologie  nach  Zürich  und  siedelte 
1852  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Heidelberg,  1856  nach  Göttingen  Aber. 
H.  arbeitete  fleissig  an  den  während  seiner  Wirkungsperiode  erschienenen  Zeitschriften 
(Rneschkb's  Summarium,  1835,  Scbmidt's  Jahrbb.,  Zeitschr.  f.  rat.  Medic,  Deutsche 
Klinik)  mit.  Selbstständige  Schriften:  „Anatomische  Beschreibung  der  Krank- 
heiten der  Circulations-  und  Bespiraiionsorgane^  (Leipzig  1841;  englische 
Uebers.  von  W.  E.  Swaine  für  die  Sydenham  Soc. ,  London  1846;  holländische 
Uebers.)  —  „Die  Menschenblattern  und  die  KuJipockenimpfung,  eine  geschicht- 
liche Skizze**  (Leipzig  1852)  —  „Die  Krankheiten  des  Nerve^iapparates*'  (in 
ViBCHOw's  Handbuch  der  spec.  Path.  u.  Ther.,  Erlangen  1855;  2.  Aufl.  1868). 
Im  Jahre  1878  zog  sich  H.  nach  Hameln  in  der  Provinz  Hannover  als  Emeritus 
zurück,  wo  er  noch  lebt.  Wemich 

'^^ Hasse,  KarlH.,  o.  ö.  Prof.  der  Anatomie  an  der  Universität  Breslau, 
geboren  zu  Tönning  (Schleswig)  am  17.  October  1841,  studirte  in  Göttingen  und  Kiel, 
war  Schüler  von  Henle,  promovirte  1866  in  Kiel  mit  der  Diss. :  „De  Cochlea  avium**, 
nachdem  er  daselbst  1864  bereits  Prosector  geworden.  Er  wurde  1867  Prosector 
in  Würzburg,  1873  Prof.  ord.  in  Breslau.  Schriften:  „Anatomische  Studien**  {ß^,l 
mit  Supplement,  Leipzig  1870 — 72)  —  „Das  natürliche  System,  der  Elasmo- 
branchier**  (Allgemeiner  und  besonderer  Theil,  1879 — 82)  —  „Morphologie  und 
Beilkunde**  (Leipzig  1879;  2.  Aufl.  1880)  —  „ZWe  Venus  von  Milo.  Studie 
auf  dem  Gebiet  der  Plastik  und  ein  Versuch  der  Wiederherstellung  der  Natur" 
(1882)  —  „Anatomische  und  paläontologische  Ergebnisse**  —  „  lieber  die 
.  Ursachen  des  rechtzeitigen  Eintritts  der  Geburt**  —  „  Ueber  die  Lage  der 
weiblichen  Geschlechtsorgane**  —  ;,  Ueber  die  Ursachen  der  Bewegung  der  Ef- 
nährungsflüssigkeiten  im  thierischen  Körper**,  Ausserdem  Abhandlungen  histo- 
logischen, vergleichend  -  anatomischen ,  eutwicklungsgeschichtlichen  und  paläonto- 
logischen Inhalts  in  der  Zeitschrift  für  rationelle  Medicin,  Zeitschrift  für  wissen- 
schaftliche Zoologie,  dem  Morphologischen  Jahrbuch,  Paläontographica ,  Zeitschrift 
für  Geologie,  Pflüger's  Archiv  für  Physiologie,  Crede  und  Spiegelberg,  Archiv 

für  Gynäkologie,  Schröder's  und  Fasbender's  Zeitschrift  für  Geburtshilfe. 

Red, 

Hasselqvist,  Fredrik  H. ,  Arzt  und  Naturforscher,  geboren  in  Ost- 
Gothland  1722,  machte,  nachdem  er  in  Upsala  1749  seine  medicinischen  Studien 
beendet  hatte,  in  demselben  Jahre,  dazu  veranlasst  durch  die  Vorlesungen  Linne's, 
trotz  seiner  Armuth  und  schwachen  Gesundheit,  eine  Reise  nach  dem  Orient, 
hauptsächlich  um  Palästina  in  Betreff  dessen  Naturgeschichte  zu  untersuchen. 
Zuerst  hielt  er  sich  in  Smyma  und  dessen  Umgegend  auf,  später  begab  er  sich 
nach  Aegypten,  woselbst  er  sich  ein  Jahr  aufhielt  und  wissenschaftlich  eine  Menge 
Naturgegenstände  klarlegte,  die  andere  Reisende  früher  nur  flüchtig  beschrieben  hatten, 
wie  den  Vogel  Ibis,  die  Eidechse  Gecko  etc.  Er  machte  genauere  Beobachtungen 
in  Betreff  des  Steigens  und  Fallens  des  Nilflusses  und  de«  Befruchtungsprocesses 
der  Dattelpalme  und  der  Sykomore.  Abwesend,  wurde  er  1751  zum  Doctor  der 
Medicin  und  adjungirtem  Professor  der  medicinischen  Facultät  in  Upsala  ernannt, 
begab  sich  in  demselben  Jahre  nach  Palästina,  woselbst  er  durch  seine  natur- 
wissenschaftlichen Beobachtungen  neues  Licht  auf  eine  Menge  dunkler  Stellen 
in  der  heiligen  Schrift  warf.  Nach  einem  Besuche  auf  Cypem  im  folgenden  Jahre 
reiste  er  wieder  nach  Smyrna,  aber  in  dem  Orte  Bogda  in  der  Nähe  dieser  Stadt 
starb  er  an  Lungenschwindsucht  1752.    Seinen  reichen  Sammlungen    an  Thieren, 


HASSBliQVIST.  —  HASTINGS.  79 

Gewachsen,  Droguen  und  MineralieB,  die  später  nach  Schweden  gesendet  wurden, 
liegen  viele  Beschreibungen  Likne's  zu  Grunde.  H.  war  auch  ein  glücklicher  Dichter 
BOwoM  in  schwedischer  als  in  lateinischer  Sprache.  Von  seinen  Schriften  sind  zu 
erwähnen:  „Iter  Palaestinum  eller  reaa  idet  keltga  landet,  utgifven  af  Carl 
Linnens*'  (Stockholm  1757;  deutsch  von  OadebüSCH,  Eostock  1762;  englisch, 
London  1776)  —  ^Om  alepptska  hemajukan*^  (Verhandlungen  der  schwed.  Akademie 
der  Wissenschaften,  1750)  —  ;,0m  salmiakena  beredning*^  (Ibid.  1751),  sowie 
Beides  in  diesen  Verhandlungen ,  wie  auch  in  den  Acta  Litter.  et  Scientiae  Sueciae 
mehrere  botanische  und  zoologische  Abhandlungen.  Hedenius. 

^Hasselt,  Alexander  .Willem  Michiel  van  H. ,  am  9.  August 
1814  in  Amsterdam  geboren,  studirte  in  Utrecht,  wo  er  im  September  1837  zum 
Militärarzt  ernannt  wurde  und  1838  zum  Dr.  med.  promovirte,  mit  einer  Diss. : 
„Observatianes  anatom.'pathologicae*^ j  während  er  im  folgenden  Jahre  in  Leyden 
zum  Dr.  chir.  befördert  wurde.  Schon  1841  wurde  er  als  Lehrer  der  Toxikologie 
an  die  militärärztliche  Schule  in  Utrecht  berufen,  und  war  da  später  auch  als 
Lehrer  der  Chirurgie  wirksam,  bis  er  im  Jahre  1873  zum  General-Inspector  des 
militärärztlichen  Dienstes  ernannt  wurde,  eine  Function,  die  er  bis  1880,  wo  er 
seine  Entlassung  nahm,  versah.  Er  schrieb,  ausser  vielen  sehr  geschätzten  Journal- 
Artikeln:  „De  kunstmatige  ademhaling*^  (1847)  —  „De  noodzakelykheid  van 
algemeen  toezicht  op  het  gebruik  van  vergiften,  betoogd  ui't  de  menigvuldigheid 
der  oorzaken  van  vergifttging"  (1848)  —  „De  kweeksckool  voor  müttaire 
geneeskundigen^  (1851)  —  „Handleiding  der  Vergiftleer"  (1852 ;  2.  Ausg. 
1858 ;  deutsch  von  J.  B.  Henkel,  Braunschweig  1862  und  von  Th.  und  A.  HusE- 
MANN,  Berlin  1862),  eine  musterhafte  Arbeit  von  sehr  hohem  wissenschaftlichen 
Werthe  —  „Handleiding  tot  de  leer  van  het  militair  geneeskundig  ander zoek 
(het  visiteren)  der  manschappen  etc.^  (1856;  2.  Ausg.  1867) —  „Handleiding 
ot  de  leer  van  den  dood  en  de  schyndood ;  algemeen  gedeelte"  (1861;  deutach 
von  Theile,  1862)  —  „De  stryd  der  geneeskundigen  tegen  het  riolen-,  latrinen- 
en  moeraS'vergift**  (1874).  H.  hat  eine  berühmte  und  sehr  ausgedehnte  Samm- 
lung toxikologischer  Gegenstände  zusammengebracht  und  ausser  seinen  vielseitigen 
Beschäftigungen  als  Militärarzt  noch  Zeit  gefunden,  um  sich  mit  glänzendem 
Erfolge  der  Entomologie  zu  widmen,  welche  ihn  noch  heute  unter  ihre  eifrigen 
Beförderer  zählt.  q  E  Daniels. 

Hassing ,  Morton  Mortensen  H. ,  dänischer  Syphilidologe ,  ist  am 
27.  Februar  1813  zu  Hobro  (Jütland)  geboren,  absolvirte  das  Staatsexamen  1838, 
füngirte  die  folgenden  Jahre  als  Assistenzarzt  am  Almindelig  Hospital  in  Kopen- 
hagen, studirte  1845 — 46  im  Auslande,  promovirte  1848  (.jDe  colica  scortorum**), 
wirkte  dann  als  Privatdocent  an  der  Universität,  wurde  1855  Primararzt  an  der 
namentlich  durch  seine  energischen  Bestrebungen  errichteten  neuen  Specialabtheilung 
iftr  Syphilis  und  Hautkrankheiten  im  Almindelig  Hospital  und  erwarb  sich  in 
dieser  klinischen  Stellung  wesentliche  Verdienste  um  die  Förderung  der  syphilido- 
logischen  Studien.  1858  veranlasste  er  die  Gründung  der  Zeitschrift  „Hospitals 
Tuende*^ .  und  war  eine  kurze  Zeit  Hanptredacteur  derselben.  Eine  unheilbare 
Krankheit  that  bald  darnach  seiner  umfassenden  Wirksamkeit  Einhalt  und  er  starb 
am  27.  Februar  1863.  In  eigentlich  wissenschaftlicher  Beziehung  hat  er  nichts 
Bedeutendes  geleistet,  er  war  aber  ein  scharfer,  überlegener,  thatkräftiger  Geist 
mit  einem  hervorragenden  organisatorischen  Talent  und  übte  dadurch  einen  wich- 
tigen Einfluss  auf  verschiedene  Medicinal-Angelegenheiten. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  36.  Petersen. 

Hastings,  Sir  Charles  H. ,  zu  Worcester,  der  Gründer  der  British 
Medical  Association,  war  am  11.  Januar  1794  zu  Ludlow,  in  Shropshire,  geboren, 
kam  mit  16  Jahren  bei  zwei  Chirurgen  zuStourport  in  die  Lehre,  wurde  mit  18  Jahren 
(1812)  bereits  House  Surgeon   in  der  Worcester  Infirmarj',  studirte  von  1815 — 18 


80  HASTINGS.  —  HATiN. 

in  Edinburg,  wo  er  im  letztgenunnten  Jahre ,  nachdem  er  schon  als  Student  sich 
als  experimenteller  Physiologe  und  aufmerksamer  Beobachter  hervorgethan  hatte, 
indem  er  der  einzige  seines  Standes  in  Edinburg  war,  der  sich  bereits  des  Mikroskopes 
bediente,  mit  der  Dias.:  „De  vi  contractüi  vaaorum*'  Doctor  wurde.  Schon 
früher  hatte  er  im  London  Med.  Repositoiy  (1817)  einige  Aufsätze  pnblicirt,  wie: 
„A  remarJcable  cotnddence  of  anomalous  structure  in  the  brains  of  two 
idiots^  —  „Gase  of  hepatitia  induced  hy  injury  of  the  scalp  etc."  — 
„Bemarks  on  Dr,  Johnson' s  reply  to  Dr,  Parry,  on  the  drculation  of 
the  blood"  —  „Further  observations  and  experiments  on  the  motion  of  the 
blood" ;  auch  hatte  Wilson  Philip  iu  den  Philosophical  Transactions  über  die 
von  ihm  gemachten  experimentellen  physiologischen  Untersuchungen  berichtet. 
1818  noch  wurde  er  in  Worcesier  zum  Physician  der  Infirmary  erwählt  und  blieb 
in  diesem  Amte  bis  zum  Jahre  1862.  Er  publicirte  sehr  bald  Arbeiten,  die  sich 
grosser  Anerkennung  erfreuten,  wie:  „Atreaiise  on  inflammation  of  the  mucous 
membrane  of  the  lungs,  To  which  is  prefixed  an  expetimental  enquiry 
respecting  the  contractile  power  of  the  bfood-vessels ,  and  the  nature  of  tn- 
flammaiion**  (London  1820;  deutsche  Uebersetzung  von  Gebe,  von  dek  Büsch, 
Bremen  1822)  —  „Observations  on  the  effects  of  dividing  the  eighth  pair  of 
nerves"  (Quart.  Joum.  of  Sc.  and  Lit.  and  the  Arts,  1821)  —  „On  the  indi- 
cations  of  treatment  of  empyema"  (Edinb.  Joum.  of  Med.  Sc,  1826)  —  „On 
a  peculiar  staie  of  the  structure  of  the  lungs"  (Ebenda  1827)  —  „Description 
of  a  monster  wanting  all  limbs"  (Edinb.  Transact.  of  the  Med.-Chir.  Soc,  1826) 
u.  s.  w.  Die  von  ihm  gemachte  Erfahrung,  dass  die  Aerzte  in  der  Provinz, 
wegen  des  Mangels  einer  Organisation  und  auch  in  wissenschaftlicher  Beziehung 
in  einer  sehr  isolirten  Stellung  sich  befinden,  veranlasste  ihn  1828,  in  Verbindung 
mit  einigen  Freunden :  „  The  Midland  Medical  and  Surgical  Reporter"  zu  gründen, 
eine  Zeitschrift,  die  bi6  1832  erschien  und  durch  welche  die  Bildung  eines  freund* 
schaftlichen  und  wissenschaftlichen  Vereins  unter  den  Aerzten  der  Provinz ,  die 
„Provincial  Medical  and  Surgical  Association^^  angeregt  wurde,  deren  erste  Sitzung 
im  Jnli  1832  in  der  Worcester  Infirmary,  unter  dem  Präsidium  von  Dr.  Johnstoxe 
von  Birmingham  stattfand  und  in  welcher  H.  eine  Ansprache  hielt,  die  sich  in 
den  „Transactions  of  the  Prov.  Med.  and  Surg.  Ass.'^  (Vol.  I,  1833)  abgedruckt 
findet.  Er  blieb  viele  Jahre,  bis  1843,  Secretär  der  Association  und  wurde  danach 
immerwährender  Präsident  des  Council  und  Schatzmeister,  auch  nachdem  1856 
der  Name  des  erweiterten  Vereins  in  „British  Medical  Association^'  umgewandelt 
worden  war.  Von  seinen  späteren  Schriften  führen  wir  noch  an:  „Illustrations 
of  the  natural  history  of  Worcestershire,  . .  .  including  also  a  short  account 
of  its  miner al  waters"  (London  1834)  —  „On  the  salt-springs  of  Worcester- 
shire"  (Ebenda  1835)  u.  s.  w.  Ausserdem  Aufsätze  in  den  obengenannten  Zeit- 
schriften, in  der  Lancet,  Lond.  Med.  Oaz.  u.  s.  w.  Hochgeehrt,  starb  der  um  das 
ärztliche  Vereinswesen  in  Grossbritannien  hochverdiente  Mann,  der  1850  die 
Ritterwürde  erhalten  hatte,  am  30.  Juli  1866.  Bei  Gelegenheit  der  1882  statt- 
gehabten 50.  Jahresversammlung  der  Association,  die  wiederum  in  Worcester 
stattfand,  wurde  von  den  Mitgliedern  derselben  die  Büste  ihres  Stifters  dem  Mayor 
der  Stadt  überreicht. 

Lancet,  1851,  n,  pag.  182,  mit  Portrait.  —  British  Medical  Journal.  1866,  II, 
pag.  128;  1882,  II,  pag.  323.  ^ 

Hatin,  Jules  H.,  zu  Paris,  wurde  1826  in  Paris  Doctor  mit  derTheee: 
„De  la  grossesse  vtirine  simple  et  de  ses  signes;  etc."  war  Prof.  agr^6  der 
medicinischen  Facultät  für  Geburtshilfe,  Frauen-  und  Einderkrankheiten,  verfasste : 
„Mim.  sur  un  nouveau  procidi pour  Vamputation  du  col  de  la  matrice  dans  les 
affections  cancireuses"  (Paris  1827)  —  „La  manoeuvre  de  tous  les  accouchemens 
contre  nature,  riduite  ä  sa  plus  grande  aimplicitS,  etc."  (1827;  2.  6d.  1832; 
3.  6d.   1834;    Brüssel    1836;    deutsche    üebers. :    „Taschenbuch    der    Geburts- 


HATIN.  —  HAUBNEK.  81 

hüfe*^  u.  8.  w.  von  Karl  Fitzler,  Ilmenau  1828;  englische  Uebers. :  „Com- 
pendium  of  operative  midunfery  .  ,  ,  .  by  Rieh,  Tuite,  New  York  1828; 
j,Ä  manual  of  practieal  obatetrics  .  .  .  by  8,  D.  Oross^  Philadelphia  1828)  — 
^Mim.  9ur  Vinjection  du  cordon  ombilical  pour  opirer  le  dicollement  du 
placenta**  (Paris  1829)  —  „Petit  trait4  de  midecine  opSratoire  et  r ecueil  de 
formules  ä  Vusage  des  sagea-femmes  et  officiera  de  aantS*^  (1831;  1837;  1838) 
—  „Relation  hiat.  du  chol^a-morbua  4pid^ique^  qui  a  ravagd  la  ville  de 
Saint- Julien-du-Sault  (D4p,  Yonne)  en  mai  et  juin  1832;  prdcißUe  de  la 
(opograpkie  mSdicale  du  paya^  (1832)  —  „Chirurgie  pratique,  ou  choix 
cPobservationa  cliniquea  recueilliea  ä  PHötel-Dieu  de  Paria,  dana  le  aervice  de 
M,  Dupuytren^  (1832)  —  „Coura  complet  d'accouchemena  et  de  maladiea 
des  femmea  et  dea  enfana"  (1832,  av.  24  pl. ;  2.  6d.  1835). 

Callisen,  VIJI,  pag.  195;   XXVIII,  pag.  407.  G. 

Hatln,  Augn8te-F61ix  H. ,  zu  Paris,  war  zu  Saint-Julien-du-Sanlt 
(Yonne)  1805  geboren,  wurde  1828  zu  Paris  mit  der  These:  „Sur  le  diagnoatic 
des  tumeura  de  Vaine**  Doetor,  war  Arzt  eines  Bureau  de  bienfaisance ,  schrieb 
ein:  „MSm,  aur  de  nouveaux  inatrumenta  proprea  ä  fadliter  la  ligature  dea 
polypea  qui  naiaaent  de  la  baae  du  ordne;  etc,^  (Paris  1829)  und  erhielt  für 
die  Erfindung  der  bezeichneten  Instrumente  vom  Institut  einen  Preis  von  2000  Pres. 
Er  verfasste  femer:  „Mhn,  aur  un  nouveau  procMd  pour  la  ligature  dea 
polypea  de  Vvt&rua*'  —  »S«r  la  caut^riaation  ewployie  comme  .moyen  curcUif 
du  Croup"  —  »Sur  une  ^jndSmie  de  ß^vre  typhoide  observde  h  Paria  chez 
les  jeunea  enfana^  —  „De  Vdpilepaie,  conaidSrde  dana  aa  nature  et  dana  aea 
causea,  et  des  moyena  proprea  h  la  gu6nr*^  (Abeille  mM.,  1830)  —  „Recherchea 
exp^.rimentalea  aur  V hemaleucoae  ^  ou  coagulation  blanche  du  aang ,  vulgaire- 
ment  appelde  couenne  inflammatoire"  (Eseulape  1840)  —  „Traitement  du 
choUra-morbua  aaiatique"  (Gaz.  mödic,  1849)  —  „De  Vapplication  du  forcepa 
avec  introduction  d!une  aeule  main;  deuxihne  memoire"  (Ebenda  1857).  Er 
sUrb  1862. 

Sachaile,  pag.  356.  —Callisen,  VIII,  pag.  194;  XXVIII,  pag.  407.  —  Index- 
Catilogue.  V,  pag.  874.  q 

Hatvani  de  Hatvan ,  Stephan  H. ,  zu  Debreezin  in  Ungarn ,  war 
1716  zu  Rimaszombat  geboren,  studirte  zu  Losoncz,  Debreezin  und  Basel,  wo  er 
die  Doctorwürde  erlangte.  1750  in  sein  Vaterland  zurückgekehrt,  wurde  er 
praktischer  Arzt,  später  auch  Professor  der  Philgsophie  und  des  Naturrechts, 
oachdem  er  (1747 — 57)  mehrere  philosophische  und  andere  Schriften  in  lateinischer 
Sprache  verfasst  hatte,  denen  später  noch  mehrere  ähnliche  (1758,  1785)  folgten. 
Die  einzigen  medicinischen  Schriften  von  ihm  sind:  „Thermae  Varadinensea 
examini  physico  et  medico  aubjectae  etc,"  (Wien  1777),  mit  welcher  Schrift  die 
Abhandlung:  „De  nitro  saponario  , Debrecinenai"  als  Aühang  abgedruckt  ist. 
Er  starb  am  16.  November  1786. 

V.  Wnrzbach,  VIII,  pag.  49.  G. 

Haubner,  Gottlieb  Karl  H.,  um  die  Physiologie  und  Pathologie  sehr 
verdienter  Thierarzt,  war  am  18.  September  1806  zu  Hettstädt  in  der  Provinz 
Sachsen  geboren,  studirte  von  1826 — 29  auf  der  Berliner  Thierarzneischule, 
begann  zu  dieser  Zeit  bereits  Versuche  über  die  Magenverdauung  der  Wieder- 
käuer ,  Aber  welche  von  ihm  unter  dem  gleichem  Titel  später,  nach  experimenteller 
Prüfnng  der  FLOüRENs'schen  Versuche  über  das  Wiederkäuen,  eine  Schrift  (Anklam 
1837)  erschien.  Er  wurde  1831  Kreisthierarzt  in  Ortelsburg,  1836  in  gleicher 
Eigenschaft  in  den  Greifswalder  Kreis  versetzt  und  zugleich  zum  Lehrer  an 
der  1835  errichteten  landwirthschaftlichen  Akademie  zu  Eldena  bei  Greifswald, 
1842  zum  Departements-Thierarzt   des    Stralsunder  Regierungsbezirks,    1845  zum 

Biogr.  Lexikon.  III.  6 


r 

82  HAÜBNER.  —  HAUER. 

Professor  ernannt.  In  dieser  güDstigen  Stellung  setzte  er,  neben  anderen  hier 
nicht  näher  anzuführenden  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Arzneimittellehre,  der 
Veterinär -Hygiene  und  Pathologie,  seine  Versuche  über  die  Ernährung  der 
Thicre  fort ,  die  ersten  der  Art ,  die  auf  wissenschaftlicher  Basis  stattfanden  und 
die  ihn  auch  in  seiner  späteren  Stellung  noch  viel  beschäftigten.  1853  wurde  er 
an  die  Thierarzneischule  in  Dresden  berufen,  wurde  1856  Mitglied  «der  Commission 
für  das  Veterinärwesen  und  Landesthierarzt  für  das  Königreich  Sachsen,  1862 
Seuchen-Commissar  für  dasselbe,  1878  Geh.  Medicinal-Rath.  1879  auf  sein  An- 
suchen pensionirt,  starb  er  in  Dresden  am  17.  April  1882,  bis  zu  seinem  Lebens- 
ende noch  als  Mitglied  der  en^'ähnten  Commission  thätig.  Mit  Uebergehung  seiner 
Verdienste  um  die  Thierheilkunde ,  namentlich  im  Königreiche  Sachsen,  seiner 
hervorragenden  Lehr-  und  organisatorischen  Thätigkeit  und  seiner  sehr  zahlreichen 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  des  Veterihärwesens,  wollen  wir  von  letzteren  nur 
Einiges,  die  menschliche  Pathologie  näher  Berührende  anführen ;  so  die  Fehler  der 
Milch  (blaue,  rothe,  fleckige)  (1852,  56),  Versuche  über  die  Erzeugung  der 
Finnen  bei  Schweinen  und  die  Entwickelung  der  Band-  und  Blasenwürmer  (1854, 55) 
(mit  Küchenmeistbr),  helminthologische  Versuche  (1860 — 62),  Pilz-  und  Haarsack- 
milben als  Ursache  von  Ausschlägen  (1858),  über  Trichinen  und  die  Schutzmittel 
gegen  die  Trichinenkrankheit  (1866)  u.  s.  w. 

L  e  i  s  e  r  i  n  g  im  Bericht  über  das  Veterinärwesen  im  Königreich  Sachsen  für  das  Jahr 
1881.   Dresden  188^,  pag.  173.  G. 

Hauck,  Georg  Gustav  Philipp  H.,  in  Berlin ,  war  daselbst  als  Sohn 
eines  Stadtchirurgus  am  25,  Juni  1783  geboren,  konnte,  früh  verwaist,  durch 
die  Fürsorge  seines  Vormundes,  des  Geburtshelfers  Prof.  Ribke  anatomisch- 
chirurgische Studien  unter  Walter  und  Mursinna  in  Berlin  machen  und  dann 
von  1804 — 6  in  Halle  weiter  studiren,  wo  er  in  letztgenanntem  Jahre  Doctor 
wurde.  Unter  Leitung  seines  Vormundes  und  des  alten  Heim  begann  er  seine 
praktische  Thätigkeit  in  Berlin ,  widmete  sich  dabei  vorzugsweise  der  Geburtshilfe, 
war  30  Jahre  lang  daselbst  Lehrer  der  dortigen  Hebeammen  und  Direr-tor  des 
königlichen  Hebeammen-Instituts  (seit  1817)  und  der  erste  Geburtshelfer  von  ausge- 
breitetem Rufe,  der  das  Princip  zur  Geltung  zu  bringen  suchte,  den  Hebeammen  alle 
regelmässigen  Geburten  zu  überlassen  und  nur  bei  regelwidrigen  Fällen  einzutreten. 
Auch  genoss  er  das  höchste  Vertrauen  der  Höfe  von  Berlin,  Weimar  und  Dessau 
und  erhielt  in  Folge  dessen  die  Titel  als  Hofrath  und  Geh.  Hofrath.  Er  gab 
heraus:  „Vollständiges  Handwörterbuch  für  Hebammen  etc,^  (Halle  und  Berlin 
1810)  —  „Lehrbuch  der  Geburtshilfe  zum  Unterrichte  der  Hebammen  in  den 
Preussischen  Landen^  (Berlin  1815)  und  schrieb  einige  Aufsätze  über  die  Be- 
handlung der  Gebärmutter-Polypen,  namentlich  mittelst  des  RiBKE*schen  Unter- 
bindungs-Instrumentes (Rdst's  Magazin,  1818  u.  s.  w.),  sowie  in  Casper's  Wochen- 
schrift u.  s.  w.  Nach  seinem  am  12.  Juli  1848  erfolgten  Tode  erschien  noch,  von 
seinem  Sohne  herausgegeben:  „Die  geburtshilfliche  Praxis  des  .  .  .  Mitgetheilt 
von  Gustav  Hauck^  (Berlin  1852). 

Xener  Nekrolog  der  Deutschen.    Jahrg.  26,  184S,  I,  pag.  484.  G. 

Hauer ,  Joseph  H. ,  verdienter  Österreichischer  Militärarzt ,  war  am 
19.  Januar  1769  zu  Voitelsbrunn  bei  Nicolsburg  in  Mähren  geboren,  trat  als 
Zögling  in  die  Josephs-Akademie  ein  und  1788  als  üuter-Chirurg  in  die  Armee, 
machte  den  Feldzug  in  den  Niederlanden  (1793)  mit,  erlangte  1798  die  Doctor- 
würde,  wurde  1799  Regimentsarzt,  war  nach  der  Schlacht  von  Austerlitz  (1805) 
1.  Chefarzt  im  Feldspital  zu  Olmütz,  gerieth  1809  mit  seinem  Spital  in  Regens- 
bürg  in  französische  Kriegsgefangenschaft,  wirkte  aber  im  weiteren  Verlaufe  des 
Feldzuges  in  Ungarn  noch  mit  grosser  Anerkennung.  1813  wurde  er  Stabsarzt 
eines  Armeecorps,  hatte  nach  Beendigung  der  Feldzüge  von  1813 — 15  verschiedene 
Garnisonen  (Graz,  Prag,  Josephstadt,  Hermannstadt),  wurde  1835  zum  dirigirenden 
Stabsarzt  in  Ober-  und  Nieder-Oesterreich  ernannt,  beging  1838  sein  50jährig"e3 


HAUER.  —  HAÜNER.  •       83 

Dienst-Jubiläum,  wurde  1842  Stabsarzt  des  Wiener  Invalidenhauses,  trat  1847 
in  den  Ruhestand  und  starb  am  25.  Januar  1848.  Literarisch  war  er,  so  viel 
bekannt,  nicht  thätig. 

Mezler  in  Prager  Yierteljahrschrift ,  Bd.  XX,  1848.    Analekten,  pag.  81.       6. 

Hauff,  Gottlieb  Christian  Friedrieh  von  H.,  zu  Kirchheim  u.  T. 
(Württemberg),  war  am  18.  October  1802  zu  Wankheim  (Oberamt  Tübingen) 
geboren,  studirte  von  1819  an  in  Tübingen,  wurde  1832  daselbst  Doctor  mit 
der  „Dtss,  aiatens  selectionem  formvlarum  medicarum  a  clartoribus  medicis 
chstetriciis  in  parturientis  uteri  morbos  praescriptorum^ ,  ging,  nach  Zurück- 
legung des  Staatsexamens,  ftlr  kurze  Zeit  nach  Würzburg,  um  unter  d'Outrepont 
sich  in  der  Geburtshilfe  zu  vervollkommnen,  Hess  sich  zuerst  in  Dornstetten 
(Oberamt  Freudenstadt)  nieder,  wurde  1825  aber  Districtsarzt  und  Physicats- 
verweser  in  Welzheim,  1833  Oberamtsarzt  in  Besigheim  und  1841  in  Kirchheim  u.  T., 
wo  er  41  Jahre  lang  segensreich  in  Amt  und  Praxis  gewirkt  hat.  Eine  1834 
sich  über  fast  ganz  Württemberg  verbreitende  Ruhr-Epidemie  gab  ihm  Anlass  zu 
der  Monographie:  ffZur  Lehre  von  der  Buhr^  (Tübingen  1836).  Später  schrieb 
er  noch:  „Die  Solldarpathologie  und  die  Humor alpathologie^  oder  kritische 
Bemerkungen  über  Rösch's  Schrift  über  primäre  Säftekrankheiten"  (Stuttgart 
1838)  —  „Medicinische  Abhandlungen"  (Ebenda  1839).  Seit  der  GMndung 
des  württembergischen  ärztlichen  Vereins  war  er  ein  sehr  eifriges  Mitglied  des- 
selben und  von  1849 — 69  ununterbrochen  in  dessen  Ausschuss,  auch  war  er  für 
das  Organ  des  Vereins,  das  „Medic.  Con*espondenz-Blatt"  ein  sehr  fleissiger  Mit- 
arbeiter, so  dass  kaum  ein  Band  desselben  sich  ohne  zahlreiche  Artikel  von  ihm 
findet.  Namentlich  brachte  er  Jahre  lang  grössere  Berichte  über  seine  ärztliche 
Thätigkeit,  in  Verbindung  mit  Witterungsbeobachtungen,  von  1872 — 81  die  Berichte 
über  das  Kirchheimer  Wilhelmspital,  daneben  Kritiken  und  Nekrologe.  Auch  in 
einer  Reihe  anderer  deutscher  Zeitschriften  finden  sich  Aufsätze  von  ihm.  Aus 
der  naturphilosophischen  Schule  Aütenrieth's  hervorgegangen,  lebte  er  noch 
längere  Zeit  in  diesen  Anschauungen  fort;  erfjt  nach  dem  Jahre  1840  wandte 
er  sieh  zur  pathologischen  Anatomie  und  physikalischen  Diagnostik.  Ein 
Hauptverdienst  von  ihm  und  ein  Zeichen  seiner  Beobachtungsgabe  ist  die 
von  ihm  gemachte  Entdeckung  des  Zusammenhanges  der  Phosphor  Vergiftung 
und  der  acuten  fettigen  Entartung  der  Leber.  Als  Arzt  war  er  von  der 
aufopferndsten  Pflichttreue;  seinen  Posten  verliess  er  kaum  je.  Er  starb  am 
13.  Februar  1882. 

Kranss  im  Württemb.  Corresp.-Bl.  1882,  pag.  60.  —  Callisen,  VIII,  pag. 201; 
SXVin,  pag.  410.  G. 

Hauke,  Ignaz  H.,  zu  Setzdorf  (Oesterr, -Schlesien)  am  15.  October  1832 
geboren,  war  in  Wien  Schüler  Skoda's  und  Oppolzkr's  bis  1858,  dem  Jahre 
seiner  Promotion.  Am  St.  Annen- Kinderspital  und  später  am  Kronprinz  Rudulf- 
Kinderspital  in  Thätigkeit,  Primararzt  des  letzteren,  publicirte  er  speciell  Brochüren 
Aber  von  ihm  angewandte  pneumatische  Apparate  (1870,  resp.  1876).  Er  starb 
am  24.  Februar  1885.      . 

Max  Herz  in  Wiener  med.  Presse.  1885,  pag.  312.  Wernich. 

Hauner,  AugustvonH. ,  geboren  in  Neumarkt  a.  d.  Rott  am  29.  October 
1811,  machte  seine  medicinischen  Studien  in  München  und  Wien.  An  der  Uni- 
versität München  wurde  er  im  Jahre  1835  promovirt  und  im  Jahre  1850  zum 
Privat-Docenten  und  1853  zum  Honorar-Professor  ernannt.  Vom  Jahre  1837  bis 
zum  Jahre  1845  hatte  er  zuerst  in  Thann  in  Niederbayern,  dann  za  Murnau 
praktieirt  und  siedelt«  im  letztgenannten  Jahre  nach  München  Über.  Hier  wandte 
er  sich  vorzüglich  der  Pädiatrik  zu  und  kam  auf  diesem  Gebiete  zu  grosser 
Wirksamkeit.  Bereits  im  Jahre  1845  eröffnete  er  ein  Privatspital  für  Kinder- 
beDkunde.     In    demselben    begann    er   nach   seiner  Habilitation   an    der  Ludwig- 

6* 


,84  HAÜNEB.  —  HAÜBOWITZ. 

Maximilians-Universität  klinischen  Unterricht  über  Einderkrankheiten,  welchen  er 
bis  zu  seiner  Erkrankung  im  Jahre  1883  fortsetzte.  Jährlich  gab  er  Berichte 
über  das  Kinderspital  heraus.  Seine  dort  und  in  einer  ausgedehnten  Privatpraxis 
gesammelten  Erfahrungen  veröffentlichte  er  in  seinen  „Beiträgen  zur  Pädiatrik*^^ 
von  welchen  der  erste  Band  im  Jahre  1863  erschienen  ist.  Im  Jahre  1868  gab 
er  eine  Schrift:  „Grundzüge  zur  physischen  Erziehung  der  Kinder"  heraus. 
Sein  Hauptverdienst  lag  in  der  Begründung  eines  grösseren  öffentlichen  Kinder- 
spitals. Seiner  aufopfernden  Ausdauer  gelang  es,  unter  Beihilfe  hochherziger  Gönner 
aus  allen  Kreisen  der  Münchener  Bevölkerung,  die  Mittel  für  Herstellung  eines 
solchen  zu  gewinnen.  Am  15.  Mai  1882  wurde  das  sehr  zweckmässig  eingerichtete, 
an  der  Lindwurmstrasse  frei  neben  dem  grossen  Krankenhause  gelegene  Kinder- 
spital seiner  Bestimmung  übergeben.  Zwei  Jähre  nach  Eröffnung  desselben,  das 
ein  dauerndes  Denkmal  seines  Namens  bleiben  wird,  am  11.  Juni  1884  erlag  er 
einem  langen  Siechthum. 

Chronik  der  Lndwig-Maximilians-Universität  München  für  das  Jahr  1883/84,  pag.  7. 

F.  Seitz. 

Hauptmanni  August  H.,  in  Dresden  geboren  1607,  studirte  in  Leipzig 
Medicin  und  promovirte  daselbst  1653;  er  begann  dann  die  Ausübung  der  Heil- 
kunde in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  1674  starb.  Er  hat  zuerst  alle  Krankheiten 
auf  Anwesenheit  von  Parasiten,  Würmern  etc.  zurückführen  wollen  und  ist  einer 
der  Beförderer  der  Lehre  von  der  Pathologia  animata.  Nach  H.  ist  der  Tod  ein 
greifbares  Wesen,  dem  man  auf  der  Zunge  des  Sterbenden  in  Gestalt  eines  kleinen 
Wurmes  begegnen  kann.  H.  beschäftigte  sich  auch  mit  Metallurgie  und  Chemie. 
Unter  seinen  zahlreichen  Schriften  heben  wir  die  folgenden  hervor :  ;,  Von  überaus 
grossen  Weinbaues  Irrthümern"  (Nürnberg  1642)  —  „Tractat  vom  Homhau- 
sischen  Gnaden-Brunn"  (Leipzig  1847)  —  „Epistola  praeliminaris  tractatui 
de  Viva  mortis  imagine  mox  edendo  praemissa**  (Frankfurt  1650)  —  „Diss. 
de  ictero"^  (Leipzig  1653,  4.)  —  „Uralter  Wolkensteinischer  warmer  Bad-  und 
Wasser  schätz  zu  unserer  lieben  Frauen   auf  dem  Sande"    (Ebenda  1657)  etc. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  100.  Pgl. 

Hanrowitz,  Harry  Valentin  von  H.,  Greneral-Medicinal-Inspector  der 
kaiserl.  russischen  Marine,  war  in  Schleswig  am  18.  December  1799  geboren, 
kam  mit  seinen  Eltern  früh  nach  Odense,  studirte  von  1817  an  in  Kopenhagen 
Medicin,  machte  als  Ober-Schiffschirurg  der  Marine  1821 — 22  eine  Reise  nach 
West-Indien,  legte  1823  sein  medicinisches  Staatsexamen  in  Kopenhagen  ab,  zeichnete 
sich  1825  bei  Bekämpfung  einer  Typhus-Epidemie  in  Hilleroed  aus,  trat  in  dem- 
selben Jahre,  in  Folge  eines  Aufrufes  der  russischen  Regierung,  in  die  Dienste 
derselben,  wurde  Kreisarzt  im  südlichen  Theile  des  Gouvernements  Saratow, 
wirkte  daselbst  6  Jahre  lang,  zumeist  in  den  Kreisstädten  Zarizin,  Dubowka 
und  in  der  Brüder-Colonie  Sarepta  und  wurde,  als  die  asiatische  Cholera  daselbst 
1830  einbrach,  von  derselben  befallen.  Als  Stabsarzt  zu  dem  Alexandrow'schen 
Cadetten-Corps  nach  Zarskoje-Selo  bei  St.  Petersburg  versetzt,  gab  er  die  von 
ihm  in  seinem  früheren  Wirkungskreise  gemachten  ;,  Topographisch-medicinischen 
Beobachtungen  über  den  südlichen  Theil  des  Saratov)  sehen  Gouvernements" 
(St.  Petersburg  1836)  heraus  und  wurde,  in  Folge  häufiger  Berührung  mit  dem 
Kaiser  Nicolaus,  1838  zum  Leibarzt  von  dessen  zweitem  Sohne,  dem  für  die 
Laufbahn  in  der  Marine  bestimmten  Grossfürsten  Constantin  Nicolajewitsch, 
dem  nachmaligen  Gross- Admiral  der  Flotte,  ernannt.  Als  späterer  fortwährender 
Begleiter  Desselben  auf  seinen  vielen  Seereisen ,  während  der  ungaiischeü  Cam- 
pagne  1849 ,  bei  den  Inspectionen  der  Marine-Equipagen  des  baltischen  und 
schwarzen  Meeres,  lernte  H.  die  Medicinaleinrichtungen  und  Verhältnisse  anderer 
Länder  kennen  und  verwerthete  die  erworbenen  Kenntnisse  bei  den  Arbeiten  i^ 
die  Ausbildung  der  russischen  Flotte ,  bei  welcher  ihm ,  durch  das  Vertrauen  des 
Grossfürsten,    die  Ordnung  des  Sanitätswesen  übertragen  wurde.    Mit   dem   Jahre 


HAUROWITZ.  —  HAUSLEÜTNER.  85 

1854  begann  ein  ihm  zu  dankender  vollständiger  Umschwung  in  den  Verhältnissen 
der  rassischen  Marine-Medicinalverwaltung,  eine  Umwälzung  in  dem  Charakter  der 
$ehifi8-Medicin,  der  officiellen  Thätigkeit  der  Marine-Aerzte,  in  der  Schiffs-Hygiene 
und  in  den  Marine-Hospitälern,  in  Folge  wovon  eine  namhafte  Verminderung  der 
Krankheiten  unter  den  Matrosen  (namentlich  in  den  hohen  Ziffern  von  Scorbut, 
AugenentzUndungen  und  typhösen  Fiebern)  eintrat.  Die  in  dieser  Zeit  von  ihm 
(in  russischer  Sprache)  verfassten  Schriften  waren:  „Uebersicht  der  Krankheiten 
und  der  Medicinal-Massregeln  auf  der  baltischen  Flotte  während  der  Campagne 
Ton  1855"  (1856)  —  „Kurze  Anleitung  für  die  Seeärzte  bei  Besichtigungen  und 
Untersuchungen,  hauptsächlich  in  gerichth'ch-medicinischer  Beziehung"  (1858). 
H.,  der  anfänglich  General-Stabsarzt  der  baltischen  Flotte  war,  wurde  später  zum 
General-Medicinal-Inspector  der  Marine  und  zum  wirkl.  Geh.  Rathe  ernannt.  Nach 
dem  Aufstände  in  Polen,  im  Jahre  1863,  während  welcher  Zeit  der  Grossfiirst 
Constantin  als  Statthalter  fuugirte,  verblieb  er  nur  noch  ein  Jahr  im  activen 
Dienst  und  zog  sich  dann  in  das  Privatleben  nach  Wien  zurück.  Eine  gi'össere 
Arbeit  erschien  nach  einer  Reise,  die  er  1865  nach  Amerika  unternommen  hatte, 
nm  sich  mit  dem  Sanitätswesen,  wie  es  während  des  Bürgerkrieges  bestanden  hatte, 
bekannt  zu  machen:  „Das  Militär- Sanitätswesen  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nord' Amerika  während  des  letzten  Krieges y  nebst  Schilderungen  von  Land  und 
Leuten"*  (Stuttgart  1866;  russische  Uebers.  1868).  In  Wien  verfasste  er  noch  die 
Schrift:  „Die  Armee  und  das  Sanäätswesen  in  ihren  gegenseitigen  Beziehungen" 
(Wien  1868 ;  auch  in's  Italienische  übersetzt).  Eine  mit  dem  Grossfürsten  unter- 
nommene Reise  nach  Corfu,  zu  einer  Begegnung  mit  dem  griechischen  Königspaare, 
gab  Anlass  zu  der  Schrift:  „Erinnerungen  an  Corfu  1869"  (auch  russisch); 
^ter  folgte  noch :  „Die  organische  Entwicklung  des  Menschen  nach  den 
neuesten  Naturforschungen"  (1871;  russische  Uebers.  1873).  Nachdem  er  unter 
grossen  Ehrenbezeugungen  1875  sein  50jährige8  Dienst- Jubiläum  begangen  halte, 
erfreute  er  sieh  noch  eine  Anzahl  von  Jahren  hindurch  ungeschwächter  Geistes- 
und Körperkraft,  brachte  von  Wien  aus  den  Sommer  gewöhnlich  in  Gmunden  zu, 
wo  er  auch  am  6.  Juli   1882  verstorben  ist. 

niustreret  Tidende.  Nr.  1190,  Kopenhagen,  16.  Jnli  1882.  —  Callisen,  XXVIII, 
pag.  412,  G. 

Hauser,  Franz  H.,  zu  Olmütz,  war  im  Jahre  1800  zu  Wien  geboren, 
studirte  und  erwarb  die  Doctorwürde  daselbst,  war  vier  Jahre  lang  Assistent  der 
chirurgischen  Klinik,  wurde  darauf  Hausarzt  der  Irrenanstalt  zu  Hall  und  1831 
Professor  der  medicinisch-chirurgischen  Lehranstalt  zu  Olmütz,  wo  er  bis  zu  seinem 
am  26.  Juli  1857  erfolgten  Tode  als  Arzt  und  Operateur  thätig  war.  Ausser 
einer  Reihe  von  Abhandlungen  in  Zeitschriften,  deren  Zahl  auf  34  angegeben 
wird,  verfasste  er:  „Versuch  einer  pathologisch-therapeutischen  Damtellung  des 
Schwammes  der  harten  Hirnhaut  und  der  Schädelknochen"  (Olmütz  1843,  mit 
6  Taff.)  —  „Das  freiu:illige  Hinken  (Coxalgia),  seine  Entstehung,  Erkenntniss 
und  Behandlung"  (Olmütz  1848). 

V.  Wnrzbach,  YIU,  pag.  80.  0. 

HausleutneFi  Emanuel  Friedrich  H.,  zu  Warmbrunn  in  Schlesien, 
war  am  14.  August  1770  zu  Pless  in  Oberschlesien  geboren,  kam  mit  18  Jahren, 
nach  dem  Tode  seines  Vaters,  in  das  Haus  seines  Oheims,  des  Stadtphysicus 
8.  F.  Hausleutner  in  Hirschberg,  studirte  von  1791  an  in  Berlin  und  Halle, 
wurde  hier  1795  Doctor  und  1796,  nach  zurückgelegtem  Staatsexamen,  Arzt  in 
flbsehberg,  wo  er  1797  seinem  Oheim  im  Stadtphysicat  adjungirt  wurde,  das  er 
naeh  dessen  Tode  1800  selbstständig  übernahm  und  erst  1824  niederlegte.  1802 
wurde  er  zum  Badearzt  in  Warmbrunn,  1812  zum  Hofrath  ernannt.  Seine  prak- 
tische Wirksamkeit,  besonders  als  Badearzt  zu  Warmbrunn,  war  eine  sehr 
bedeutende  und  seiner  reichen  Erfahrung  so  wie  seiner  ansprechenden  Thätigkeit 
verdankt   jener  Curort  den  grössten  Theil  seiner  Blttthe.  Demselben  ist  auch  seine 


86  HAÜSLEÜTNEE.  —  HAVENREÜTER. 

einzige  grössere  Schrift:  „Warmbrunn  und  seine  Schwefelquellen^  (Hirschberg 
1836)  gewidmet.  Ausserdem  schrieb  er  noch  verschiedene  Aufsätze  über  dieselbe, 
sowie  ttber  Euhpocken  (Friese  und  Nowack,  Schlesisch-südpreuss.  Archiv,  1802), 
um  deren  Einführung  er  sehr  bemüht  gewesen  war,  über  Kropf  (Horn's  Archiv, 
1810),  über  Hundswuth  (Hufeland's  Journal,  1823)  u.  s.  w.  Zu  seinem  Lieblings- 
studium gehörte  die  Mineralogie  und  hinterliess  er  bei  seinem  am  22.  Juni  1844 
erfolgten  Tode  eine  grosse  Mineraliensammlung. 

Nowack,  H.  2,  pag.  66-  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutsclien.  Jahrg.  22,  1844, 
pag.481.  —  Callisen,  VIII,  pag.  205;  XXVIII,  pag.  413.  G. 

Hausmann,  Johann  Stephan  H. ,  geboren  1754  zu  Braunschweig, 
studirte  und  promovirte  1778  in  Göttingen  und  war  Professor  der  Anatomie  und 
Chirurgie  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  am  30.  October  1784  starb.  Ausser  seiner 
Inaugural-Dissertation :  „De  morhis  venereis  larvatis"  schrieb  er:  „Anzeige 
seiner  Vorlesungen  von  Michaelis  1781  bis  1782,  nebst  einer  Beurtheilung 
der  Hawhirk ersehen  Methode,  den  Blasenstein  zu  operiren"  (Braunschweig 
1782,  4.)  —  „Taschenbuch  für  teutsche  Wundärzte  auf  das  Jahr  1785^ 
(Altenburg  1785).  Ausserdem  übersetzte  H.  die  Abhandlung  von  Hünter  über 
„Sijmphyseotomie^  in's  Deutsche  (Göttingen  1783). 

Biogr.  med.  V,  pag.  101.  Pgl. 

*Haussmaiin,  David  H. ,  in  Berlin,  ist  am  22.  Juli  1839  zu  Ratibor 
in  Oberschlesien  geboren,  studirte  zu  Breslau  und  Berlin,  wo  er  1862  mit  der 
Diss.  „De  versione  spontanen**  Doctor  wurde.  Er  war  1868 — 70  in  der  Klinik 
von  E.  Martin  thätfg,  wirkt  seit  1866  als  Arzt  und  speciell  fttr  Geburtshilfe  und 
Gynäkologie  in  Berlin.  Schriften:  „Die  Parasiten  der  weiblichen  Geschlechts- 
organe des  Menschen  und  einiger  Thiere  u,  s,  w.^  (Berlin  1870;  in's  Französ. 
übers,  von  F.  E.  Walther,  Paris  1875)  —  „Die  Parasiten  der  Brustdrüse'' 
(Berlin  1874)  —  „Ueber  Entstehung  der  übertragbaren  Krankheiten  des 
Wochenbettes^  (Ebenda  1875)  —  „lieber  das  Verhalten  der  Samenfäden  in 
den  Geschlechtsorganen  des  Weibes^  (Ebenda  1879)  —  n^^^  Bindehautinfection 
der  Neugeborenen"  (Stuttgart  1882)  —  „Die  Lehre  von  der  Decidua  men- 
strualis"  (Beiträge  zur  Geburtsh.  I,  1872).  Ausserdem  über  50  grössere  und 
kleinere  Aufsätze  im  Centralblatt  für  die  medicinischen  Wissenschaften,  dem  Gen- 
tralblatt  für  Gynäkologie,  Vjrchow*s  Archiv,  Reicbert's  Archiv,  der  Monatschrift 
für  Geburtskunde,  dem  Archiv  für  Gynäkologie,  der  Zeitschrift  für  Geburtshilfe 
und  Gynäkologie,  der  Berliner  klinischen  Wochenschrift,  der  Deutschen  Klinik, 
der  Deutschen  med.  Wochenschrift  u.  s.  w.         ^  j^^^ 

Havenreuter,  SebaldusH.,  ausgezeichneter  Arzt  des  16.  Jahrhunderts, 
war  1508  in  Nürnberg  geboren.  Er  studirte  zunächst  Philosophie  in  Wittenberg, 
und  nachdem  er  hier  1534  Mag.  art.  geworden  war,  ging  er  als  Professor  der 
Philosophie  nach  Tübingen.  Zugleich  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Medicin, 
promovirte  1540  zum  Dr.  med.  und  ging  dann  als  Lehrer  der  Physik  nach 
Strassburg,  wo  er  diese  Stellung  etwa  acht  Jahre  lang  bekleidete,  um  sie  dann 
mit  der  eines  Stadtphysicus  zu  vertauschen,  welche  letztere  er  49  Jahre  lang, 
d.  h.  bis  zu  seinem  1589  erfolgten  Tode  innehatte.  Schriftstellerische  Arbeiten 
von  nennenswerther  Bedeutung  scheint  H.  nicht  hinterlassen  zu  haben. 

Biogr.  med.  V,  pag.  101.  Pgl. 

Havenreuter,  Johann  Ludwig  H.,  geboren  1548  als  Sohn  des  Vorigen, 
hielt  Anfangs  mehrere  Jahre  lang  in  seiner  Vaterstadt  Strassburg  Vorlesungen 
über  Philosophie,  begab  sich  dann  aber  zum  Studium  der  Medicin  nach  Tübingen 
und  promovirte  hier  1586.  Dann  wurde  H.  in  Strassburg  Professor  der  Medicin 
und  1589,  nach  dem  Tode  seines  Vaters,  Professor  der  Metaphysik  und  Physik. 
Er  starb  1618.  H.  war  Verfasser  einiger  akademischer  Reden  und  Dissertationen: 
„Oratio  de  arte  meäica"  (Frankfurt  1586)  —  „De  cpilepsia"  (Strassburg  1586)  — 


HAVENBEUTEE.  —  HAWAED.  87 

„De  vis  quae  n  principia  artis  medicae  Galeni  traduntur^  (Ebenda  1586)  — 
„Disp.  medicO'physica  de  elementia^  (Ebenda  1591)  —  „Commentarii  in  Ari- 
stotdis  de  anima  et  parva  naturalia  dictoa  libros^  (Frankfart  1605)  — 
„Pkaretra  sagittifera  et  vexillum  Baphaeliticum"  (Tübingen  1631). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  101.  Pgl. 

Havers,  C 1  o  p  t  o  n  H.,  englischer  Anatom,  lebte  zn  London  in  der  zweiten 
Hftlfte  des  17.  und  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  und  ist  bekannt  durch  seine 
guten  Untersuchungen  über  Knochenstructur.  Die  von  H.  zuerst  gesehenen  und 
beschriebenen  Gefösscanälchen  werden  bekanntlich  nach  seinem  Namen  als  Canaliculi 
Harersiani  bezeichnet.  H.  war  Mitglied  der  Royal  Society  in  London  und  hat  in 
den  Sitzungen  dieser  Körperschaft  zuerst  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  vor- 
getragen, welche  er  in  seinem  Hauptwerke  zusammenfasste :  „Osteologia  nova  or 
some  new  observations  af  the  bones  and  the  parts  behnging  to  them,  with  tke 
manner  of  the  accretion  and  nutritian]  and  a  discourse  of  the  cartilages" 
(London  1691;  1729;  lat.  Uebers.  Ulm  und  Frankfurt  1692;  Amsterdam  1731; 
Leyden  1734).  Das  Buch  zerfällt  in  fünf  Abschnitte:  über  Bau  des  Knochens 
and  Periosts,  über  Knochenwachsthum  und  Ernährung,  über  Knochenmark,  über 
Synovialdrüsen  und  über  Knorpel.  Von  anderen  Schriften  H.'s  sind  zu  nennen: 
n Extraordinär  1/  bleeding  at  the  glandula  lachrymalis"  (Philos,  Transact..  1694, 
T.  III)  —  „Discourse  of  concoction  of  the  food''  (Ebenda  1699,  T.  IVJ. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  102.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  62.  Pgl. 

Haviland,  John  H.,  zu  Cambridge,  war  am  2.  Februar  1785  zu  Brid- 
gewater  geboren,  kam  1803  in  das  St.  John's  College  zu  Cambridge,  studirte 
von  1807  an  in  Edinburg  und  London  Medicin,  wurde  1817  in  Cambridge  Doctor 
derselben,  1818  Fellow  des  College  of  Physicians,  bei  dem  er  1837  die  HARVEY'sche 
Rede  hielt.  Er  wurde  1814  in  Cambridge  Professor  der  Anatomie,  1817  Regius 
Professor  of  Physic  und  Physician  des  Addenbrooke  Hosp.  Er  war  der  Erste, 
welcher  in  Cambridge  wirkliche  anatomische  Vorlesungen  hielt,  ebenso  solche  über 
pathologische  Anatomie  und  praktische  Medicin,  indem  dies  vor  ihm  nur  dem 
Namen  nach  der  Fall  gewesen  war.  Auch  war  er  ein  vortrefflicher  Arzt.  Von 
literarischen  Arbeiten  sind  nur  bekannt:  „Some  observations  concerning  the  fever 
which  prevailed  at  Cambridge  during  the  spring  1815"  (Med.  Transact.,  1815). 
Er  starb  am  8.  Januar  1851. 

Munk,  III,  pag.  184.  —  Callisen,  VIII,  pag.  211;  XXVIII,  pag.  415.        G. 

*Haviland,  Alfred  H.,  englischer  Arzt,  studirte  im  University  College, 
wurde  1845  Member  des  Roy.  Coli,  of  Surg. ,  war  Medical  Officer  of  Health  in 
Northampton  und  schrieb  folgende  Schriften :  „Glimate,  weather  and  disease  etc," 
(London  1855)  —  »The  geographical  distribution  of  heart-disease  and  dropsy 
in  England  and  Wales^  (Ebenda  1871)  —  „The  geographical  distribution  of 
heart  disease  and  dropsy y  Cancer  in  females  and  phthisis  in  females  in  Eng- 
land and  Wales"  (Ebenda  1875)  —  „Report  on  the  distribution  of  fever  in 
Northamptonshire y  etc.  1851 — 70"  (1874)  —  „Report  on  the  outbreak  of 
enteric  fever  in  Uppingham  School  1875"  (1876)  —  „Note  and  memoranda 
of  the  sanitary  condition,  geology,  vital  statistics ,  ,  ,  ,  ,  of  Oundle,  Nort- 
hamptonshtre"  (1877)  —  „Distribution  of  zymotic  diseases  from  epidemic 
centres"  (1878).  In  Zeitschriften  erschienen  von  ihm  u.  A. :  „The  sanitary 
regalatlons  of  ancient  Rome"  (Joum.  of  Public  Health)  —  „Geographical  distri- 
bution of  diseases  in  Northamptonshire"  (Brit.  Med.  Joum.,  1874)  —  »The 
distribution  of  disease,  popularly  considered"  (Soc.  Arts  Joum.,  1879)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  1881.  Red. 

*Haward,    John  Warrington  H. ,    zu  London,    ist    daselbst    1841 
geboren,    war   ein  Zögling   des   St.  6eorge*s  Hosp.,   wurde   Assist.   Surgeon    im 


88  HA  WARD.  —  HAWKINS. 

Kinder-Hosp.  in  Great  OrmoDd-Street,  Chirurg  des  Atkinson-Morley  Conyalescenten- 
Hosp.,  Surgical  Begistrar  und  Curator  des  Museums  des  St.  George's  Hosp.  Zur 
Zeit  ist  er  Surgeon  bei  demselben  und  Doeent  der  klinischen  Chirurgie,  auch 
Consult.  Surgeon  der  Cripples'  Nursery.  Er  verfasste:  „Ä  treatise  on  orthopaedic 
surgery^  (London  1881)  —  „Liberty  and  auihorüy  in  relation  to  medicine" ; 
schrieb  für  Quain's  Dictionary  of  medicine  den  Artikel  „Pyaemia"  und  für  Holmes' 
System  of  surgery  die  Capitel:  „Diseases  ofnose^  —  „Diseases  ofthyroid  gland*^  — 
„Group  and  diphtkeria*^  und  „Delirium  tremens";  ferner  in  den  St.  George's  Hosp. 
Reports  (Vol.  I,  H,  IV,  V,  VI)  die  Aufsätze:  „On  hemia"  —  „Croup  and  diph- 
theria"  —  „Chronic  bone  and  Joint  disease*^  —  „Scrofula"  —  „Ozaena** ;  in  den 
Med.-Chir.  Transact.  (1872):  „Ether  and  Chloroform  as  anaesthetics."  Weitere 
Aufsätze  und  Abhandlungen  finden  sich  in  der  Med.-Chir.  Review  (1876),  der 
Lancet  (1869,  72),  dem  Brit.  Med.  Journ.  (1873),  den  Transact.  der  Patholog. 
und  Clinic.  Soc.  und  in  verschiedenen  medicinischen  Journalen.  ^^^ 

Hawes,  William  H.,  zu  London,  Arzt  und  Philanthrop,  war  zu  Islington 
am  28.  November  1736  geboren,  prakticirte  in  London,  beschäftigte  sich  seit 
177^  viel  mit  dem  Gedanken  einer  Verbesserung  des  Rettungswesens,  fasste  die 
Idee,  Prämien  an  diejenigen  Personen  zu  geben,  welche  bei  Ertrunkenen  oder 
Erstickten  die  geeigneten  Wiederbelebungsversuche  angestellt  hatten  und  gab  dadurch 
Anlass  zur  Bildung  der  denselben  Zweck  verfolgenden  „Humane  Society^  (1774). 
Er  wurde  eines  der  thätigsten  Mitglieder  derselben,  eröflnete  1782  Vorträge  über 
Rettungswesen  und  stiftete  einen  Preis  für  die  beste  Abhandlung  über  sichere 
Zeichen  des  Todes,  abgesehen  von  der  Fäulniss.  Von  seinen  Schriften  sind  anzu- 
führen: „An  account  of  the  late  Dr,  GoldsmitKs  illness ,  etc."  (1774)  — 
„An  examination  of  the  Bev.  John  Wesley^s  primitive  physich  etc,"  (1776; 
2.  edit.  1780),  in  welcher  er  die  Gefährlichkeit  der  Geheimmittel  henorhob  — 
„An  address  to  the  public  on  premature  death  and  premature  interment" 
(1777).  1780  oder  81  begann  er  als  Physician  zu  prakticiren,  nachdem  er  den 
Doctorgrad  erworben,  wurde  Physician  der  Surrey  Dispensary  und  publicirte  noch : 
„An  address  to  the  legislature  on  the  importance  ofthe  Humane  Society"  (1781)  — 
„An  address  to  the  King  and  Parliament  of  Great  Britain;  icith  observations 
on  the  gener al  bills  of  mortality"  und  gab  die  „Transactions  of  the  Royal 
Humane  Society  from  1774  to  1784"  (1796)  heraus.  Er  starb  am  5.  December 
1808,  nachdem  er  durch  seine  Betrebungen  sehr  viel  Gutes  gestiftet  hatte. 

Chalmers,  Vol.  XVH,  pag.  230.  G. 

Hawkins,  Francis  H. ,  zu  London,  war  zu  Bisley  in  Gloucestershire 
geboren,  war  ein  Bruder  des  Folgenden,  studirte  in  Oxford  von  1812  an,  wurde 
daselbst  1823  Doctor,  1824  Fellow  des  College  of  Physicians,  Physician  des 
Middlesex  Hosp.  und  1831  bei  dem  neuerrichteten  King's  College  Professor  der 
theoretischen  und  praktischen  Medlcin,  welche  Stelle  er  1836  aufgab,  während  er 
im  Middlesex  Hosp.  bis  1858  verblieb.  Auch  war  er  Arzt  des  Haushaltes  des 
Königs  Wilhelm  IV.  und  der  Königin  Victoria  und  viele  Jahre  lang  Leibarzt 
der  Herzogin  von  Gloucester.  Im  College  of  Physicians  spielte  er  eine  bedeutende 
Rolle.  Er  hielt  1826  die  Gulstonian  Lectures,  die  u.  d.  T. :  „Rheumaiism,  and 
some  diseases  of  the  heart  and  other  internal  organs"  (London  1826)  veröffent- 
licht wurden,  war  1827,  28,  29  Croonian  Lecturer,  1832,  34,  40,  41  Lumleian 
Lecturer,  1848  Harveian  Orator,  hatte  viele  Jahre  lang  verschiedene  Ehrenämter 
bei  demselben  inne,  wurde  1859  dessen  Präsident,  im  Jahre  1858  aber  zum  Registrar 
des  General  Medical  Council  of  Medical  Education  and  Registration  erwählt, 
eine  Stellung,  in  welcher  er  18  Jahre,  bis  1876,  verblieb.  Anderweitige  Publi- 
cationen  als  die  obigen,  in  einer  geringen  Zahl  von  Aufsätzen  bestehend,  linden 
sich  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1824)  und  im  London  Med.  and  Phys. 
Journ.  (1826,  27)  u.  s.  w.    Er  starb  am  13.  December  1877,  84  Jahre  alt. 

Munk,  III,  pag.  286j  I,  pag.  VII.  —  Callisen,  VIU,  pag.  212.  G. 


HAWKINS.  89 

Hawkins,  Caesar  H.  H.,  zu  London,  der  jüngere  Bruder  des  Vorigen, 
war  am  19.  September  1798  zu  Bisley  in  Gloueestershire  geboren,  als  Sohn  eines 
Geistlichen.  Dieser  war  seinerseits  der  jüngste  Sohn  von  Sir  Caesar  Hawkins, 
Serjeant  Surgeon  der  Könige  George  II.  und  III.  und  Chirurg  am  St.  George's 
Hoep.  von  1735 — 74,  in  welcher  Stellung  ihm  sein  Sohn  Charles  H.  folgte,  der 
1792  resignirte,  1798  aber  wiedergewählt  und  1800  durch  Charter  der  erste 
Master  des  College  of  Surgeons  wurde ,  indem  er  selbst  ebenfalls  Serjeant  Surgeon 
war.  Unser  Caesar  H.  wurde  1814  Zögling  von  Sheppard  in  Hampton  Court, 
1819  ein  Schüler  des  St.  George's  Hosp.,  mit  dem  er  55  Jahre  lang  in  Verbindung 
blieb,  besuchte  die  Vorlesungen  von  Brodie,  sowie  die  von  Wilson,  Ch.  Bell 
in  der  HoNTER'schen  Schule  in  Great  Windmill  Street,  war  dann  viele  Jahre  lang 
Prosector  bei  dieser  Schule,  als  Assistent  von  Ch.  Bell  und  Johx  Shaw,  wurde 
1821  House  Surgeon  im  Lock  Hosp.,  1822  im  St.  George's  Hosp.  £s  las  in 
einem  kleinen,  von  Herbert  Mato  errichteten  Amphitheater  Anatomie  bis  1830, 
ging  dann  zu  der  neu  errichteten  medicinischen  Schule  des  St.  George's  Hosp. 
Aber  und  lehrte  daselbst  die  Chirurgie,  anfänglich  zugleich  mit  Bbodie,  dann  mit 
George  Babington,  später  mit  Tatum  bis  1874^  nach  welcher  Zeit  er  nur  noch 
gelegentlich  klinische  Vorträge  hielt.  Von  1832 — 34  trug  er  zusammen  mit 
Sefmdür  auch  noch  gerichtliche  Medicin  vor.  1829  war  er  Surgeon  bei  gedachtem 
Hospital  geworden  und  behielt  diese  Stellung  bis  1861  bei,  wo  er  zum  Consulting 
Snrgeon  ernannt  wurde.  Im  College  of  Surgeons  wurde  er  1846  Mitglied  des 
Council,  hielt  1849  die  HüNTER'sche  Rede,  war  1852  und  1861  Präsident,  1865 
Verk^ter  desselben  im  Medical  General  Council  und  1871  Trustee  des  HuNTER^schen 
Museums.  Ausserdem  war  er  wiederholt  Präsident  anderer  medicinischer  Gesell- 
schaften, wurde  1857  Surgeon  Extraordinary  der  Königin,  nach  dem  Tode  von 
Sir  Bekj.  Brodie  1862  Serjeant  Surgeon,  als  der  vierte  aus  seiner  Familie,  der 
dieses  Amt  innehatte  (ausser  ihm  und  den  beiden  Obengenannten  noch  der  Bruder  von 
Charles  H. :  Pennell  Hawkins  ,  Chirurg  am  Middlesex  Hosp.) ;  unser  C  a  e  s  a  r  H. 
war  von  vier  Generationen  der  gegenwärtigen  königlichen  Familie  consultirt  worden. 
Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „Lectures  on  tumours"  (Lond. 
Med.  Gaz.,  Vol.  XXI)  —  „Lectures  on  tumours  of  hones"  (Ebenda,  Vol.  XXIII)  — 
„Diseases  of  the  face^  und  zahlreiche  andere  Aufsätze  und  klinische  Vorträge 
in  der  Lond.  Med.  Gaz.,  Lancet,  Med.  Times  und  Med.-Chir.  Transact.  1874 
Hess  er,  zu  privater  Vertheilung,  seine  in  Zeitschriften  enthaltenen  Aufsätze,  Fest- 
reden u.  s.  w.  u.  d.  T. :  „  The  Hunterian  oratton,  presidential  addresses,  and 
pathological  and  surgical  writings*^  (2  voll.)  zusammen  drucken.  Er  starb  am 
20.  Juli  1884,  indem  er  das  Andenken  eines  sehr  klaren  Kopfes  und  eines  im 
höchsten  Ansehen  stehenden  Charakters,  der  ohne  alle  Selbstsucht  war,  hinterliess. 

Lancet.  1884,  II,  pag.  172.  Gurlt. 

Hawkins,  Francis  Bisset  H.,  zu  London,  war  daselbst  1796  als 
Sohn  des  Chirurgen  Adair  H.  geboren,  studirte  in  Oxford,  wo  er  1825  Doctor 
wurde.  Im  College  of  Physicians  1826  zum  Fellow  ernannt,  hielt  er  1828  die 
Gnlstonian  Lectures,  veröffentlicht  u.  d.  T.  ^Elements  of  medical  statistics;  etc." 
(London  1829)  und  war  1835  Lumleian  Lecturer.  Bei  Eröffnung  des  King's  College 
war  er  zum  Professor  der  Materia  medica  ernannt  worden,  legte  diese  Stellung  jedoch 
1835  nieder.  Nacheinander  versah  er  die  wichtigen  Aemter  eines  Factory  Com- 
missioner  seit  1833,  eines  Inspector  of  Prisons  seit  1836  und  eines  Metropolitan 
Commissioner  in  Lunacy  1842;  1847 — 48  war  er  Regierungs-Commissar  des 
PentonviUe  Muster-Gefängnisses,  1858  wurde  er  zum  Deputy  Lieutenant  von 
Dorsetshire  ernannt.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen:  „Htstory  of  the 
epidemic  spasmodic  cholera  of  Russia,  ....  Illustrated  by  numerous  official 
and  other  documents,  etc,"  (London  1831)  —  „Reports  on  the  Factory  Com- 
mission"  (1833)  —  „Elements  of  medical  police;  etc,"  (Ebenda  1834)  — 
pGertnany,  the  spirit  of  her  history^  literature,  social  condäion,  and  animal 


90  HAWKINS.  —  HAYEM. 

economy ;  etc."  (1838)  —  „Reports  on  the  prüons  ofthe  Southern  and  Western 
districts  of  England*'  (1836 — 42,  foL);  auch  für  die  „Lives  of  British  Physi- 
cians^^ (in  MuBRAT^s  Family  Library)  schrieb  er  eine-  Anzahl  von  Biographien 
berühmter  englischer  Aerzte.  Sowohl  durch  seine  Berichte  über  die  Zustände  in 
den  Fabrik-Districten,  als  diejenigen  über  die  Gefängnisse  machte  er  sich  um  die 
Humanität  und  die  öffentliche  Gesundheitspflege  verdient,  ebenso  bei  der  Ein- 
führung der  Acte  zur  Registrirung  der  Geburten  und  Todesfälle. 

Munk,  m,  pag.  303.  —  Callisen,  Vin,  pag.  313;  XXVIII,  pag.  415.        G. 

Haxthausen y  Johann  Ludwig  H. ,  war  am  11.  November  1798  zu 
Stargard  in  Pommern  geboren,  nahm  freiwillig  1814  an  dem  Feldzuge  gegen 
Frankreich  Theil,  studirte  von  1816  an  Medicin  in  Berlin,  wurde  1817  als 
Militärchirurg  in  Breslau  angestellt,  1820  nach  Danzig  versetzt ,  nahm  1822  seine 
Studien  in  Berlin  wieder  auf  und  wurde  daselbst  1824  Doctor.  1825  zum  Physicus 
des  Rothenburger  Kreises  in  der  Niederlausitz  und  Brunnenarzt  in  Muskau  ernannt, 
schrieb  er :  ;,  üeber  die  Heilkraß  des  Mineralwassers ,  besonders  des  Moor- 
oder  Badeschlammes  bei  Muskau,  Mit  einem  Vorwort  von  J.  N.  Rust*' 
(RüST*s  Magazin,  1826;  auch  einzeln)  —  „Ueber  die  im  Kreise  Rothenburg 
in  den  Jahren  1826  und  1827  geherrschte  Schafpockenseuche;  etc.*'  (Ebenda 
1829).  1830  wurde  er  als  Physicus  nach  Neisse  versetzt,  1837  zum  Hofrath 
ernannt  und  berichtete  er  daselbst :  ;,  Ueber  die  Cholera- Epidemie  im  Neisser 
Kreise"  (Schles.  Cholera-Zeitung,  1832)  und  schrieb  die  Monographie:  „Die 
venerische  Krankheit  der  Pferde"  (Breslau  1839).  1840  wurde  er  zum  Mitgliede 
des  Medicinal-CoUegiums  in  Münster  ernannt. 

Nowack,  2.  Heft,   pag.  68.  —    Callisen,  Vin,  pag.  215;  XXVIIl,  pag.  417. 

G. 

Hayden,  Thomas  H. ,  zu  Dublin,  aus  Tipperary  gebürtig,  wurde,  kurz 
nachdem  er  1850  Licentiat  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  of  Irel.  geworden  war,  als 
Docent  der  Anatomie  an  die  Led wich  School  of  Medicine  zu  Dublin  berufen.  1855 
wurde  er  zum  Hilfs-Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  an  der  neuerrichteten 
katholischen  Universität  zu  Dublin  ernannt  und  im  Jahre  1860,  nachdem  er  sich 
die  Würden  eines  Fellow  des  College  of  Surgeons  und  Licentiat  des  College  of 
Physic.  erworben,  zum  Arzt  am  Mater  Misericordiae  Hospital,  das  einen  grossen 
Theil  seines  Rufes  der  Thätigkeit  H.*s  verdankt.  1867  wurde  er  zum  Fellow  des 
College  of  Physicians  erwählt  und  bald  nach  einander  ihm  auch  die  Würde  eines 
Censors  und  des  Vice-Präsidenten  dieser  Körperschaft  übertragen.  Er  starb  am 
30.  November  1881.  Folgende  Arbeiten  zeugen  von  seiner  Thätigkeit :  „Function 
ofde  yellow  spot  of  Soemmering  in  circular  vision"  (1858)  —  „The  diseases 
of  the  heart  and  aorta"  (Dublin  1875)  —  „A  ready  and  simple  method  of 
measuring  microscopic  objects"  (Dublin  Quart.  Journal,  1855)  —  „On  the 
structure  and  pathology  of  the  hemial  sac"  (Ebenda  1861)  und  viele  andere 
Beiträge,  darunter  zusammen  mitCRüiSE:  „Report  on  the  cholera  epidemic  of 
1866,  etc."  (1867). 

British  Med.  Journ.  1881,  II,  pag.  762.  —  Lancet.  1881,  II,  pag.  813. 

Wem  ich. 

*Hayeiil,  George  H.,  wurde  in  Paris  am  25.  November  1841  geboren 
und  daselbst  auch  medicinisch  ausgebildet.  1868  promovirt,  wurde  er  Agr6g6  der 
medicinischen  Facultät  und  M6decin  des  höpitaux  1872 ,  Professor  der  Therapie 
1879.  Seine  sehr  umfassende  publicistische  Thätigkeit  begann  mit  der  These: 
„Etudes  sur  les  diverses  formes  de  Venc6phalite"  (Paris  1868)  und  den  Concurs- 
thesen:  „Des  bronchites"  (1869)  und:  „Des  himorrhagies  intra-rachidiennes" 
(1872).  Den  Preis  Portal  erwarb  er  1877  mit  einer  Monographie  über  die 
Muskelatrophien  und  wandte  sich  dann  speciell  der  Pathologie  des  Blutes  zu, 
die  er  durch  eine  grössere  Reihe  von  Schriften  bereichert  hat.  Unter  diesen 
krönte  die  Akademie  die:  „Lecons  sur  les  modißcations  du  sang  sous  Vinfluence 


HAYEM.  —  HAYNER.  91 

des  agents  midicamenteux^  (Paris  1882)  mit  dem  Preise.  1873  gründete  H., 
der  ausserdem  in  zahlreichen  Aufsätzen  fast  jeden  Gegenstand  der  medicinischen 
Klinik  und  der  pathologischen  Gewebelehre  in  seinen  ßetrachtungskreis  gezogen 
hat,  die:  „Bevue  des  sctences  midicales  en  France  et  h  V Stranger,*' 

Wernich, 

Haygarth,  John  H. ,  einer  der  namhaftesten  Praktiker  Englands,  lebte 
im  letzten  Drittel  des  vorigen  und  zu  Beginn  dieses  Jahrhunderts  als  Arzt  zuerst 
in  ehester,  später  in  Bath,  war  Dr.  med.  und  Mitglied  mehrerer  gelehrter  GeselN 
schalten.  Das  Todesjahr  H.'s  ist  unbekannt ;  doch  lebte  er  sicher  noch  um  1813. 
Während  seiner  langen  Praxis  hatte  H.  Gelegenheit,  etwa  10.549  Beobachtungen 
anzastellen  und  darüber  sich  Notizen  zu  machen,  auf  Grund  deren  er  ^^  cUnical 
history  of  diseases**  (2  voll.,  London  1813)  zu  schreiben  begann,  ein  Werk, 
das  aber  nur  den  acuten  Rheumatismus  und  die  Gicht  umfasst  und  an  dessen 
weiterer  Fortsetzung  H.  verhindert  worden  ist.  Ausserdem  schrieb  H. ,  welcher 
zu  den  eifrigen  Beförderern  der  Blattern-Inoculation  gehörte:  „Inqidry  how  io 
precent  the  small-pox**  (London  1784;  deutsch  Berlin  und  Stettin  1786)  — 
„A  sketch  of  a  plan  to  exterminate  the  small-pox  from  Greai-Britain  and  to 
introduce  general  inoculation**  (London  1796,  2  voll.;  deutsch  Gotha  1799)  — 
„A  case  of  angina  pectoris  with  an  attempt  to  investigate  the  cause  of  the 
disease  by  dissection  and  a  hint  suggested  cancerning  the  method  of  eure" 
(Med.  Transact.  by  the  College  ofPhysic.  London,  T.  III)  —  f,Bill  of  mortality 
for  ehester  for  the  years  1772—73**  (Philosoph.  Transact.  1774  bis  1778)  — 
j,Chi  the  apparent  effects  of  mercury  in  cases  that  were  supposed  hydro- 
cephalus*'  (Med.  Observ.  and  Inquiries,  T.  VI)  —  ^Account  of  the  inßuema 
as  it  appeared  at  Chester  in  1775**  (Ibid)  —  „Observation s  on  the  population 
and  diseases  of  Chester  in  the  year  1774**  (Philos.  Transact.  1778)  —  „On 
the  imagination  äs  a  caicse  and  as  a  eure  of  disorders  in  the  human  body, 
exemplijied  by  fictitious  tractors  and  epidemical  convulsions**  (London  1799; 
1800) ,  diese  Schrift  bezieht  sich  auf  die  Erfindung  des  Amerikaners  Perkins, 
verschiedene  ELrankheiten  durch  Bestreichen  der  leidenden  Theile  mit  Metallnadeln 
zu  heilen;  ferner:  ,jOf  fever  from. the  venereal  poison**  (Med.  and  Phys.  Journ., 
T.  III,  1800). 

Dict.  hist.  III,  pag.  63.  Pgl. 

Hajni,  Albert  H.,  zu  Königsberg  in  Pr.,  war  am  17.  September  1801 
zn  Breslau  geboren ,  studirte  daselbst  und  in  Wtirzburg,  wo  er  1824  zum  Doctor 
promovirt  wurde  mit  der  Diss. :  „Ueber  die  Selbstwendung;  eine  physiologisch- 
geburtshilfliche  Abhandlung** .  Er  habilitirte  sich  darauf  in  Bonn  als  Privatdocent 
fÖr  Geburtshilfe  und  schrieb  daselbst:  „Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der 
Geburtshilfe**  (Bonn  1828).  1830  erhielt  er  einen  Ruf  als  Director  der  Hebeamraen- 
Bchule  in  Königsberg  und  wurde  zum  Prof,  e.  o.,  jedoch  erst  1844  zum  Prof.  ord. 
ernannt.  1847  wurde  er  auch  Medicinalrath  beim  dortigen  Provinzial-Medicinal- 
Collegium.  Zu  seinen  wenigen  schriftstellerischen  Leistungen  gehört  noch  eine: 
„Beiträge  zur  Lehre  vom  schräg-ovalen  Becken**  (1852,  4.,  m.  1  Taf.)  betitelte 
Schrift.  Er  starb  am  30.  October  1863  auf  der  Rückreise  aus  der  Schweiz  an 
emer  Lungenblutung. 

V.  Heck  er  in   AUgem.  Deutsche  Biographie.  XI,  pag.  158.   —  Callisen,  VIII, 

pag.  218;  XXVIIT,  pag.  418.  G. 

• 

Hayuer,  Christian  August  Fürchtegott  H.,  zu  Colditz  im  König- 
reich Sachsen,  war  am  22.  December  1775  zu  Beucha  bei  Borna  geboren, 
studirte  zuerst  in  Leipzig  Theologie ,  dann  zu  Erlangen,  Jena  und  Leipzig  Medicin 
ond  wurde  in  Erfurt  1798  Doctor,  prakticirte  Anfangs  zu  Mitweida,  erkaufte 
dann  eine  Apotheke  in  Eisleben,  wurde  aber  1805  vom  Stadtrathe  zu  Mitweida 
zurückberufen,  1806  zum  Arzte  des  Zucht-,  Armen-  und  Waisenhauses  zu  Wald- 
heim ernannt,  unternahm  jedoch,  um  sich  mit  ähnlichen  Anstalten  des  Auslandes 


92  HAYNER.  —  HAYS. 

bekannt  zn  machen,  vorher  eine  wiBsenschaftliche  Reise  und  verweilte  namentlich 
längere  Zeit  in  Paris.  1807  trat  er  sein  Amt  an  und  verwaltete  es,  neben  den 
im  Jahre  1824  dazu  gekommenen  ärztlichen  Geschäften  in  der  neu  errichteten 
Waisen-Erziehungsanstalt  zu  Bräunsdorf,  bis  zum  Jahre  1829 ,  wo  er  bei  der  zu 
Colditz  neu  errichteten  Landesversorgungsanstalt  für  unheilbare  Irre  zum  obersten 
Beamten  und  Arzt,  1834  aber  zum  Director  ernannt  wurde.  Schon  viele  Jahre 
vorher  hatte  er  für  die  Verbesserung  des  Irrenwesens  gewirkt  und  u.  A.  eine: 
„Aufforderung  an  Regierungen,  .  .  .  zur  Abstellung  einiger  schweren  Gebrechen 
in  Behandlung  der  Irren"  (Leipzig  1817)  erlassen,  sowie  in  der  von  ihm  seit 
1818  mitherausgegebenen  NASSE^schen  Zeitschrift  für  psych.  Arzte  mehrere  die 
praktische  Psychiatrie  betreffende  Aufsätze  (1818,  21,  22)  verfasst,  darunter: 
„Nachricht  von  der  Verpflegungsanstalt  zu  Waldheim  in  Sachsen"  (1822). 
Er  schrieb  femer;  ;,  TJeber  die  Verlegung  der  .  .  .  sächsischen  Landesversorgungs- 
anstalt zu  Waldheim  in  die  Oebäude  des  Schlosses  zu  Golditz"  (Dresden  1829). 
Die  Universität  Leipzig  verlieh  ihm,  der  sich,  eines  ausgezeichneten  Rufes  als 
Irrenarzt  erfreute,  1836  den  Ehren-Doctortitel ,  jedoch  verstarb  er  bereits  am 
10.  Mai  1837. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  XV,  1837,  pag.  566.  —  Callisen,  VIIJ, 
pag.  221 ;  XXVIII,  pag.  420.  G. 

Hajmpol,  s.  Hagenbut,  pag.  14. 

Hays,  Isaac  H. ,  zu  Philadelphia,  um  die  amerikanisch -medicinische 
Literatur  hochverdient,  war  daselbst  am  5.  Juli  1796  geboren,  besuchte  von 
1812  an  die  Universität  von  Pennsylvanien,  widmete  sich  anfänglich  dem  Handels- 
stande ,  begann  aber  bereits  1817  unter  Nathaniel  Chapman  Medicin  zu 
Studiren,  wurde  1820  Doctor  und  widmete  sich  besonders  dem  Studium  der  Augen- 
krankheiten, so  dass  eine  seiner  ersten  Publicationen  (Philad.  Journ.  of  the  Med.  and 
Phys.  Sciences,  1827)  über  purulente  Augenentzündung  war.  Er  war  1822  Chirurg 
der  Pennsylvania  Infirmary  for  Diseases  of  the  Eye  and  Ear  geworden  und  war 
von  1834 — 54  in  derselben  Stellung  bei  dem  Wills  Hospital  genannten  Augen- 
krankenhause.  Auch  lieferte  er  1833  für  Dewees*  „Practice  of  medicine"  das 
Capitel  über  Augenkrankheiten  und  veranstaltete  1843  eine  mit  zahlreichen  An- 
merkungen und  67  Illustrationen  versehene  neue  Ausgabe  von  Sir  William 
Lawrence's  berühmtem:  „Treatise  on  the  diseases  of  the  eye",  die  ihm  die 
lebhafteste  Anerkennung  seines  Verfassers  eintrug.  1834  begann  ef  die  Heraus- 
gabe von :  „  The  American  cyclopedia  of  practical  medicine  and  surgery :  a 
digest  of  medical  literature"  (2  voll.,  Philadelphia  1834 — 36),  ein  Unternehmen, 
das,  obgleich  es  von  den  besten  vorhandenen  Kräften  unterstützt  wurde,  an  der 
Unregelmässigkeit  ihres  Arbeitens  scheiterte,  so  dass  es  mit  dem  Artikel  „Axilla'^ 
bereits  sein  Ende  erreichte.  H.  hat  niemals  ein  Originalwerk  herausgegeben, 
dagegen  eine  Reihe  von  ausländischen  Werken  in  Amerika  publicirt;  so,  ausser 
dem  schon  genannten  von  Lawrence:  Arnott's  „Elements  of  physics"  (1829;  etc.) 
—  HoBLTN*s  „Dictionary  of  medical  terms"  (1846),  femer  zusammen  mit  ROB. 
Eglesfeld  Griffith  die  Uebersetzungen  von  Broussais'  „Chronic  phlegmasiae" 
(2  voll.,  1831)  und  „Principles  of  physiological  medicine"  (1832).  1831  publicirte  er: 
„Select  medico-chirurgical  transacdons ;  a  colleciion  of  the  most  valuable 
memoirs  read  at  the  medico-chirurgical  societies  of  London  and  Edinburgh, .  .  . 
Dublin,  .  .  .  Paris,  .  .  .  Turin  etc. ;  1833  gab  er  die  zur  näheren  Erörterung 
der  neuen  Krankheit  bestimmte  „  Cholera  Oazette"  heraus,  veröffentlichte  auch  zu 
verschiedenen  Zeiten  in  dem  von  ihm  52  Jahre  lang  (seit  1827)  geleiteten: 
„American  Journal  of  the  Medical  Sciences",  das  aus  dem  von  Nathan. 
Chapman  1820  begründeten  Philadelphia  Journ.  of  the  Med.  and  Phys.  Sciences 
hervorgegangen  war,  eine  Reihe  von  Artikeln,  namentlich  über  Augenoperationen, 
Pseudarthrosen ,  Oberarmluxationen  und  Knöchelfracturen.  In  der  Redaction  wurde 
er    seit    1869    von    seinem    Sohne   J.    Mmis   Hays    unterstützt.     Das    genannte 


KAYS.  —  HAZON.  93 

Journal,  das  sich  der  besten  Mitarbeiter  erfreute,  hatte  bis  zu  H.'s  Tode  seinen 
Lesern  mehr  als  50.000  Octavseiten  engen  Druckes,  darunter  wenigstens  '/« 
Original- Artikel,  geliefert.  H.'s  Neigung  für  naturhistorische  Studien  führte  ihn  zu 
einigen  paläontologischen  Publicationen  (z.  B.  über  Mastodon);  auch  veranstaltete 
er  eine  neue  Ausgabe  von  Alexander  Wilson*s  „American  Ornithology"  (3  voll., 
1828,  4.).  Dieser  bis  an  sein  Lebensende  rastlos  thätige  Mann  starb,  83  Jahre 
alt,  am  12.  April  1879. 

S.  D.  Gross  in  American  Journal  of  the  Med.  -Sc.  New  Ser.,  Vol.  LXXVJH,  1879, 
pag.   281.  G. 

Hayward,  George  H.,  zu  Boston,  war  1791  geboren,  wurde  Prof.  der 
Chirurgie  und  chirurgischen  Klinik  an  der  Harward  Medical  School  und  Surgeon 
am  Massachusetts  General  Hosp.  Zu  seinen  ersten  Arbeiten  gehören  Uebersetzungen 
von  X.  Bichat's:  „General  anatomy"  (Boston  1822)  und  von  P.  A.  Beclakd's: 
„AddiU'ons  to  the  general  anatomy  of  Xav,  JBtchat^  (Ebenda  1823).  Er 
schrieb  femer:  „Outhnes  of  human  physiology ;  etc.**  (Ebenda  1834;  2.  edit. 
1838)  —  „A  discourse  on  aome  of  the  diseases  of  the  knee-joint^  (Ebenda 
1837)  —  „Report  of  the  surgical  cases  and  Operations  that  occurred  in  the 
Mass.  Gen,  Hosp.  from  .  .  .  1837,  to  .  , ,  1838^  (1838)  —  „Remarks  on  some 
of  the  medical  Springs  of  Virginia"  (1839)  —  „Some  account  of  the  first 
iise  of  sulphuric  ether  by  inhalation  in  surgical  practice^  (1847)  —  „Remarks 
on  the  comparative  value  of  the  different  anaesthetic  agents"  (1850)  — 
„Stafistics  of  the  amputations  of  large  limbs  that  have  been  performed  at  the 
Mass,  Gen,  Hosp,,  from  its  establishment  to  Jan,  1.,  1850**  (1860)  — 
,f Surgical  reports,  and  miicellaneous  papers  on  medical  subjects"  (1855). 
Unter  den  Publicationen  der  U.  S.  Sanitary  Commission  befindet  sich  von  ihm 
eine  Abhandlung:  „On  the  subject  of  excision"  (Cambridge  1862).  Dazu  Auf- 
sätze im  New  EngL  Joum.  of  Med.  and  Surg.  (1818),  Americ.  Joum. ,  Boston 
Med.  and  Surg.  Journ.  u.  s.  w.    Er  starb  1863. 

Med.  Commanicat.  of  the  Massachus.  Med.  Society.  Boston  1861^66,  X,  pag.  342 
(nicht  zugänglich).  —  Indei-Catalogue.  V,  pag.  889.  ^^^ 

Hazon,  Jacques-Albert  H. ,  geboren  zu  Paris  am  22.  Juni  1708, 
studirte  hier  Anfangs  Theologie,  wandte  sich  aber  später  der  Medicin  zu  und 
promovirte  zum  Dr.  med.  1734  mit  der  Diss. :  „An  solvendis  pertinacibus 
sanguinis  in  cerebro  congestionibus  fugularis  venae  Sectio".  Er  liess  sich  dann 
als  praktischer  Arzt  in  Paris  nieder,  als  welcher  er  sich  besonders  durch  seine 
grosse  Menschenliebe  und  Wohlthätigkeit  gegen  die  Armen  auszeichnete.  Später 
erlangte  er  die  Licenz,  an  der  Universität  Vorlesungen  zu  halten  und  wurde 
Docteur  r6gent  der  medicinischen  Facultät.  Er  starb  am  10.  April  1779.  Sein 
Hauptwerk  ist  betitelt:  ^Notice  des  hommes  les  plus  c4lhbreA  de  la  Faculti  de 
mMecine  en  l'universitd  de  Paris,  depuis  1110  jusqu^en  1750  inclusivement" 
(Paris  1778).  Es  ist  dies  Werk  eine  Art  von  Fortsetzung  und  Supplement  zu 
dem  1770  erschienenen:  „Eloge  kistorique  de  la  Faculti  de  mSd.  de  Paris" 
und  zu  dem:  „^loge  historique  de  Vuniversit4  de  Paris"  (Paris  1770;  2.  6d. 
1773)  desselben  Verfassers.  H.  ist  ausserdem  der  Autor  einer  Reihe  von  Obser- 
vations  im  Joum.  de  m^dec,  so:  „Sur  une  affection  iliaque  dont  une  femme 
a  it4  attaquee  pendant  sa  grossesse"  (Tome  IV,  1756)  —  „Sur  une  pierre 
trouv4e  apres  la  mort  dans  la  vessie  d*un  homme  qui  avait  pris  le  remhle 
saconneux  vingt  ans  avant"  (Ibid.)  —  „Sur  un  uJchre  chancreux  gudri  au 
sein  dlun  homme  par  un  charlatan  avec  les  funestes  suites  de  cette  gudrison" 
(Ibid.,  Tome  V,  1756)  —  „Sur  un  hoquet  periodique"  (Ibid.  1756)  —  „Sur 
une  rupture  du  coeur"  (Ibid.,  Tome  IX,  1758)  —  „Sur  une  hydropisie  du 
cerveau"  (Ibid.,  Tome  XII,  1760)  —  »Sur  une  rdtention  d'urine  h  la  suite 
d'vne  cottche  et  d'un  lait  rdpandu  sur  la  vessie"  (Ibid.,  Tome  XV,  1761)  — 
„Observ,  singulihre  sur  une  tumeur  carcinomateuse;  traitement  de  cette  tumeur 


94  HAZON.  —  HEBENSTREIT. 

par  la  cigue;  suites  et  conjectures  relatives  h  ce  iraitenient"  (Ibid.,  Tome  XVII, 
1762)  —  „Obaerv^ttons  sur  lea  bons  effets  du  qumquina  dans  une  petite-v^role 
gangrineuse*'  (Ibid.,  Tome  XX,   1764). 

Biogr.  med.  V,  pag.  103—105.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  64—67.  Pgl. 

*Heatll,  Christopher  H.,  zu  London,  ist  daselbst  am  13.  März  1835 
geboren ,  studirte  im  King's  College ,  war  ein  Schüler  von  Sir  William  Fergusson 
und  ist  seit  1859  als  Chirurg  in  London  tbätig;  er  war  Chirurg  an  der  St.  George's 
und  St.  James'  Dispensary,  am  West  London  Hosp.,  Assistant  Surgeon  und  Docent 
der  Anatomie  am  Westminster  Hosp.,  wurde  1875  Surgeon  am  üniversity  College 
Hosp.  und  Home  Professor  der  Chirurgie  bei  gedachtem  College,  war  Consulting 
Surgeon  am  Dental  Hosp. ;  er  ist  zur  Zeit  Mitglied  des  Council  und  Court  of 
Examiners  des  Roy.  Coli,  of  Surg.,  Honorary  Fellow  des  King's  College.  Schriften : 
fyA  course  of  operative  surgery"(lS76'j  2.  edit.  1884)  —  „Manual  of  minor 
surgery  and  bandaging,  for  the'  use  of  house  »urgeons,  dressers  and  junior 
practitioners^  (7.  edit.  1883)  —  „Practical  anatomy ,  a  manual  of  dissections*^ 
(5.  edit.  1881)  —  „Injuries  and  diseases  of  the  jaws^^  (Jacksonian  Prize  Essay) 
(3.  edit.  1884)  —  „On  the  treatment  of  intrathoracic  aneurism  by  the  distal 
ligature^  1871)  —  „The  studenfs  guide  to  surgical  diagnosis"  (2*.  edit.  1883); 
ferner  folgende  bedeutendere  Aufsätze :  „Anatomy  in  relation  to  physic^  (London 
Med.  Review,  1862)  —  „A  course  of  lectures  on  diseases  of  the  breast^ 
(Lancet,  1871)  —  „A  cours  of  lectures  on  diseases  of  the  rectum^  (Ebenda 
1873)  —  „Clinical  lectures^  (Med.  Times  and  Gaz. ,  1874;  Brit.  Med.  Journ. 
1875 — 81;  Medic.  Examiner,  1876,  77)  —  „Gase  of  innominate  aneurism^ 
(Lancet,  1865J  —  „On  belladonna  in  surgical  aßections"   (Practitioner)  u.  s.  w. 

Ein  „Dictionary  of  practical  surgery^    ist  für  1886  in  Vorbereitung  begriffen. 

Red. 
Hebenstreit,  Johann  Ernst  H. ,  geboren  am  15.  Januar  1703  zu 
Neustadt  a.  0.,  bezog  1723  die  Universität  Leipzig,  um  Medicin  zu  studiren,  und 
zwar  als  Alumnus  electoralis.  Im  Jahre  1728  wurde  er  Magister  und  Baccalaiireus 
der  Medicin,  1729  aber  erwarb  er  nach  Vertheidigung  seiner  Diss. :  yyDe  ixiribus 
minerarum  et  mineralium  medicamentosu^  die  medicinische  Doctorwürde.  Während 
der  Jahre  1730  —  1733  machte  er  auf  Befehl  des  Kurfürsten  Friedrich 
August  n.  eine  naturwissenschaftliche  Reise  nach  Afrika,  trat  nach  der  Rück- 
kehr von  derselben  als  Prof.  ord.  in  die  Facultät  ein ,  deren  beständiger  Decau 
er  von  1747  bis  zu  seinem  Tode,  5.  December  1757,  war.  Seine  wissenschaft- 
liche und  literarische  Tbätigkeit  war  vorwiegend  den  Naturwissenschaften  zuge- 
wendet, obschon  er  auch  mehrfache,  die  Medicin  direct  betreffende  Arbeiten  geliefert 
hat,  z.  B.  über  die  Art ,  Sectiouen  anzustellen ,  über  Venen ,  über  verschiedene 
Medicamente,  de  usu  partium  Carmen  s.  Physiologia  metrica,  de  morbis  carmeu, 
Anthropologia  forensis ,  de  vulneribus  dispositione  vulnerati  lethalibus,  de  limitibus 
misericordiae  in  exercenda  arte  u.  s.  w.  —  Ein  ausführliches  Verzeichniss  der  Schriften 
H.'s  —  zum  grössten  Theile  akademische  Gelegenheitsschriften  —  findet  sich  bei 
Adelung;  eine  grosse  Anzahl  derselben  sind  auch  in  Haller's  Bibliotheca  chir. 
(II,  pag.   201)  erwähnt.  Winter. 

Hebeustreit,  Ernst  Benjamin  Gottlieb  H.,  geboren  zu  Leipzig  am 
10.  Februar  1753,  wurde  bei  der  dortigen  Universität  1779  Magister  legens, 
1783  Doctor  der  Medicin,  1785  aber,  nach  seiner  Rückkehr  von  einer  wissen- 
schaftlichen Reise  durch  Deutschland  und  Frankreich,  a.  o.  Prof.  der  Medicin. 
Die  seit  1796  von  ihm  als  Substitut  des  Prof.  Pohl  verwaltete  ordentliche  Pro- 
fessur der  Therapie  wurde  ihm  1801  definitiv  übertragen.  Im  Jahre  1803  wurde  er 
Director  des  kön.  klin.  Instituts,  starb  aber  schon  am  12.  December  desselben  Jahres. 
Als  von  H.  verfasste  Schriften,  welche,  mit  einer  Ausnahme,  sämmtlich  zu  Leipzig 
erschienen  sind,  sind  zu  nennen:  „De  vegetatione  hyeinali^  (1777)  —  „De 
potulentorum  cura  in  republica  bene  ordinata  ad  sanitatis  leges  componenda; 


I 


HEBENSTBEIT.  —  HEBERDEN.  95 

sect,  L  de  aqua"  (1778)  —  „De  corporum  animalium  fabrica  animarum 
facultatibus  accammodata"  (1778)  —  „Caussas  humorum  motum  in  plantis 
commutantes  recenset"  (1779)  —  ^Ourae  aanitatia  publicae  apvd  veter  es  exempla; 
DÜ8,  I  et  II**  (1779,  1783)  —  „De  aquae  natura  aerea  secundum  recen- 
tiorum  chemicorum  ^experimenta^  (1785)  —  „De  doctrinae  medicae  amhitu" 
(1785)  —  ;,  lieber  die  Bestimmung  unserer  Beginge  von  der  Lebenskraft  durch 
die  Erfahrung" .  (als  Anhang  zu  Gardiner's  Untersuchungen  über  die  Natur 
thieriseher  Körper,  1786)  —  „Lehrsätze  der  medicinischen  Polizeywissenschaft" 
(1791)  —  „System  der  Wundarzneykunst  für  Feldwundärzte"  (Wien  1791)  — 
jf Zusätze  zu  Benj:  BelVs  Abhandlung  von  den  Geschvmren  und  deren  Be- 
handlung" (1793)  —  „Doctrinae  physiologicae  de  turgore  vitali  brevis  expo- 
sitio"  (1795)  —  „De  uteri  concretione  morbosa"  (1801).  Ausserdem  hat  H. 
noch  eine  Anzahl  von  Uebersetzungen  ausländischer  Schrifteu  geliefert,  von  welchen 
sich  in  Katsbk's  Bttcherlezikon    ein  Verzeichniss  findet. 

Yergl.  Christian  Aug.  Clarns:  Memoria  E.  B.  Gli.  Hebenstreitii  oratio  habita 
1830.  Lips.  1833.  Winter. 

Heberden,  William  H.,  zu  London,  war  daselbst  1710  geboren,  begann 
seine  Studien  daselbst  und  beendigte  sie  in  Cambridge,  wo  er  Doctor  wurde, 
während  10  Jahren  die  Praxis  ausübte  und  gleichzeitig  Materia  medica  lehrte. 
Erst  1748  Hess  er  sich  in  London  nieder,  nachdem  er  1746  Mitglied  des  Roy. 
College  of  Physicians  geworden ,  und  war  mehr  als  30  Jahr  lang  einer  der 
bekanntesten  Aerzte  daselbst.  1759  wurde  er  Mitglied  der  Royal  Society.  Haupt- 
sächlich auf  seine  Veranlassung  begann  das  Royal  College  of  Physicians  seine 
Verhandlungen  u.  d.  T. :  „Medical  Transactions"  von  1768  an  zu  publiciren  imd 
findet  sich  in  den  ersten  drei  Bänden  desselben  (1768,  1772,  1785)  eine  Reihe 
von  werthvollen  Abhandlungen  von  ihm,  z.  B.  über  das  Londoner  Brunnenwasser 
und  dessen  Reinigung,  über  Ascariden ,  über  Nachtblindheit,  über  Windpocken, 
hektisches  Fieber;  besonders  bekannt  geworden  aber  ist  seine  Abhandlung  über 
Angina  pectoris:  „Some  account  of  a  disordei-  of  the  breast"  und  später: 
„Letter  concerning  angina  pectoris ;  with  a  case  and  dissection"  (1785);  femer 
Aber  Leberkrankheiten,  Nesselausschlag,  die  Schädlichkeit  einiger  Pilze,  über 
Masern.  Auch  in  den  Philosophical  Transactions  (1750,  69,  96)  erschienen  von 
ihm  einige  Aufsätze,  über  einen  sehr  grossen  menschlichen  Stein,  über  einen 
solchen,  der  von  einer  Frau  ohne  Hilfe  entleert  wurde,  über  Regenmengen,  über 
den  Einfluss  der  Kälte  auf  die  Einwohner  London's.  Aus  der  Sammlung  der  seit 
dem  Beginn  seiner  Praxis  von  ihm  gemachten  Aufzeichnungen  begann  er  im  Alter 
von  72  Jahren  seine  Commentarien  über  die  Geschichte  und  Behandlung  der 
Krankheiten  zusammenzustellen,  die  ursprünglich  lateinisch  als :  „  Cornmejitayni  de 
morborum  historia  et  curatione^  (London  1802;  Recudi  curavit  S.  Th.  Sömmering, 
Frankfurt  a.  M.  1804;  deutsche  Uebers.  von  Jon.  Friede.  Niemann,  Leipzig 
1805),  nach  seinem  Tode,  der  im  Alter  von  mehr  als  90  Jahren  am  17.  Mai 
1801  erfolgte,  herausgegeben,  von  seinem  Sohne  (s.  diesen)  in's  Englische  über- 
setzt wurden.  Seine  gesammelten  medicinischen  Werke  erschienen  als:  „Opera 
medica.  Becognovit,  vitam,  auctoris  adjecit  atque  edidü  L,  H.  Fr iedl ander** 
in:  „Scriptorum  classicorum  de  praxi  medica  nonnullorum  opera  collecta"  (Vol.  X, 
Leipzig  1831). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  111.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  73.  —  Mn n k ,  III,  pag.  159.      p gi 

Heberden,  William  H.  jun.,  zweiter  Sohn  des  Vorigen,  war  zu  London 
am  23.  März  1767  geboren,  wurde  1795  in  Oxford  Doctor,  erlangte  im  College 
of  Physicians  die  Würden  als  Fellow  (1796),  Censor  (1799,  1808),  Harveian 
Orator  (1809),  Eleet  (1823).  Er  wurde  1793  Physician  des  St.  George's  Hosp., 
gab  diese  Stellung  aber  1803  auf.  Von  1795  war  er  nacheinander  Physician 
Extraordinary  und  Physician  in  Ordinary  der  Königin  und  des  Königs  Georg  III. 
(1809)   und   schlug   mehrmals   die   ihm   angebotene  Baronetwürde  aus.     Seine  in 


96  HEBERDEN.  —  HEBRA. 

diese  Zeit  fallenden  Schriften  waren:  „Observations  on  theincreaae  and  decrecLse 
of  different  diseases  in  London^  particularly  of  the  plague"  (London  1801); 
ferner  eine  Uebersetznng  von  seines  Vaters  berühmtem  Werke:  „Commentaries 
on  the  history  and  eure  of  diseases"  (1802)  und:  „Morborum  puerüium  epitame^ 
(London  1804;  englische  üebers.  von  J.  Smith,  London  1806,  und  vom  Ver- 
fasser mit  einigen  Zusätzen  1807;  new  edit.  1817).  Dazu  einige  Aufsätze  in  den 
Medic.  Transact.  of  the  College  of  Physicians  in  London  (1813,  15)  u.  s.  w.  In 
Folge  des  Todes  seiner  Frau  im  Jahre  1812  zog  er  sich  ganz  aus  der  Praxis 
zurück,  mit  Ausnahme  derjenigen  bei  Hofe,  nahm  seinen  Wohnsitz  in  dem  kleinen 
Dorfe  Datchet,  Bucks ,  wo  er  14  Jahre  blieb,  und,  sich  allein  der  Erziehung  seiner 
Kinder  widmend,  blos  classische  Studien  betrieb.  1826  kehrte  er  eines  seiner 
Söhne  wegen,  der  Medicin  studiren  sollte,  nach  London  zurück,  hatte  aber  das 
Unglück,  diesen  und  noch  weitere  Kinder  durch  den  Tod  zu  verlieren.  Indem  er 
jetzt  Trost  in  der  Religion  suchte,  gab  er  einige  religiöse  Schriften  heraus.  Er 
starb  am  19.  Februar  1845. 
'^     "       M unk,  II,  pag.  457.  —  Callisen,  VIII,  pag.  228;  XXVIH,  pag.  423.  G. 

Hebra,  Ferdinand  Ritter  von  H.,  wurde  am  7.  September  1816  in  Brunn 
geboren,  absolvirte  die  sogenannten  philosophischen  Glassen  in  Graz  und  vollendete 
die  medicinisehen  Studien  in  Wien.  1841  zum  Doctor  promovirt,  war  er  einige 
Monate  lang  Assistent  an  der  Lehrkanzel  für  Staatsarzneikunde,  schrieb  1842 
eine  „Geschichtliche  Darstellung  der  grösseren  chirurgischen  Operationen  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  Wattmann*s  Operationsmethoden"  (eine  Buchhändler- 
Speculation) ,  trat  dann  als  Aspirant,  später  als  Secundararzt  in  die  von  Skoda. 
geleitete  Abtheilung  für  Brustkranke,  mit  der  eine  Ausschlagsstation  verbunden 
war,  ein.  Aufmerksam  geworden  auf  das  Interesse  H.'s  für  die  sonst  allgemein 
vernachlässigten  Hautkranken,  übergab  Skoda  demselben  die  ganze  Haut- 
krankenabtheilung ,  deren  Chef  er  nur  formell  blieb  und  regte  ihn  lebhaft  zum 
Studium  der  Dermatologie  an.  Indem  H.  sich  zunächst  über  die  vorhandene 
Literatur  informiren  musste,  hatte  er  eine  schwere  Arbeit  vor  sich.  Wenn  auch 
in  Wien  kaum  eine  Lehre  oder  Kenntniss  der  Hautkrankheiten,  ausser  über  die 
acuten  Exantheme,  existirte,  die  Abtheilung  des  allgemeinen  Krankenhauses  als 
sogenannte  Krätzstation  kaum  beachtet  und,  abgesehen  von  zweimal  wöchentlichen 
Rundgängen  der  Aerzte,  der  Obhut  eines  Wärters  übergeben  war,  so  hatte  es  doch 
schon  lange,  besonders  in  London  (Willan,  Bateman)  und  Paris  (Alibert,  Biett, 
Cazenave,  Rayeb)  eine  wissenschaftliche  Dermatologie  gegeben,  die  freilich  nirgends 
allgemeinere  Geltung  erlangt  hatte.  Wenn  die  Engländer,  Allen  voran  Willan, 
übersichtliche  Gruppirung  nach  dem  Systeme  Plenk's  (Ofen  1777)  und  manche 
erkennbare  Krankheitsbilder  darboten,  so  war  die  Darstellung  der  Franzosen, 
schon  durch  die  ganz  abweichenden  Systeme  der  Einzelnen,  viel  complicirter  und 
die  Schätzung  des  thatsächlich  Gefundenen  durch  die  stete  Verquickung  mit 
theoretischem  Raisonnement  erschwert.  Vollends  hatte  die  deutsche  Dermatologie, 
die  eben  (1840)  durch  FaCHS,  den  Schüler  Schönlein's,  sich  publicistisch  geltend 
zu  machen  suchte,  durch  Häufung  und  Neuschaffung  von  Terminis  technicis,  durch 
naturphilosophische  Auffassung  der  Hautkrankheiten  die  Verwirrung  auf  das  Aeusserste 
gesteigert.  Während  H.  sich  so  durch  einen  Wust  widersprechender  Meinungen 
und  durch  eine  unglaublich  verwickelte  Nomenclatur  hindurcharbeiten,  Vieles  lernen 
und  noch  mehr  vergessen  musste,  studirte  er  zugleich  eifrigst  in  dem  Buche  der 
Natur.  Wenn  auch  von  dem  ungeheueren  Krankenmateriale  seiner  Station  die 
meisten  (im  Jahre  1841  fast  2200  von  2700)  Scabies  hatten,  so  blieben  doch 
viele  Hunderte,  welche  die  mannichfachsten  Exantheme  zeigten  und  Namen  und 
Behandlung  ihrer  Krankheit  erheischten.  Die  geniale  Beobachtungsgabe  des  jungen 
Mannes  führte  ihn  bald  zur  Differenzirung  vieler  Hautkrankheiten,  zu  der  Kennt- 
niss ihres  Verlaufs  und  zu  der  Einsicht,  dass  die  bisherige  humoral-pathologiscb 
beeinflusste  Therapie  unzulänglich  sei.    H.  hatte  zunächst  die  Schulmeinungen,  in 


HEBBA.  97 

denen   er  erzogen  war,    dass  fast  alle  Hautkrankheiten  dyakrasisehen  Ursprunges 
seien,  dass  in  den  Laxanzen,  dem  Antimon  und  anderen  inneren  Mitteln  die  Heil- 
mittel gegeben   seien,    getheilt.    Man   nahm   die   meisten  Aussehläge   gleich    dem 
Secret    äusserer  Geschwüre    und  Fisteln    für  ein  Excret   des  mit   Schärfen   über- 
ladenen Blutes  oder  fUr  eine  günstige  Ableitung  aus  inneren  Organen;   nach  dem 
„Yerschmieren'^  durch  ärztliche  Kunst  oder  dem  Zurücktreten  durch  Erkältung  u.  A, 
war  Allgemeinleiden    oder  Erkrankung    innerer   Organe   zu    gewärtigen;    ebenso 
fürchtete  man  von  dem  Verschwinden  lange   bestehender  nässender  oder  eiternder 
localer  Exantheme  ein  Leiden  des  an  die  Secretion  gewohnten  Organismus.   Daher 
mnsste  das  innerliche  Grundttbel  bekämpft,  eyentuell  das  Exanthem  wieder  hervor- 
gerufen   oder   für   künstlichen  Ersatz  durch  Fontanellen  etc.  gesorgt  werden.    — 
Zur  Prüfung  dieser  Ansichten  begnügte   sich  H.  nicht   mit   dem  Ablesen  der  ihm 
vorliegenden  Schriftzeichen  der  Krankheiten,  er  nahm  das  pathologische  Experiment 
zu  Hilfe.    Indem  er  durch  Einwirkung  von  Crotonöl  und  ähnlichen  Eeizmitteln  an 
gesunder  Haut  Eczeme  hervorrief,  überzeugte  er  sich,  wie  diese  verbreitetste  und 
wichtigste   aller  Hautkrankheiten   durch  rein   örtliche  Reize   zu  Stande  kam    und 
durch  rein  örtliche  Mittel  geheilt   werden  konnte.     Zugleich  lernte  er  die  Stadien 
desselben  kennen,  die  bis'  dahin  unter  den  mannigfaltigsten  Namen  aufgeführt  waren. 
Ebenso  erwies  H.  durch  üebertragnng  der  Krätzmilbe  auf  sich  und  Andere,  dass 
die  als  Allgemeinkrankheit  und  wegen  ihrer  Metastasen  so  gefdrchtete  Scabies  nur 
durch  diese  Einwanderung  hervorgerufen  werde,  dass  eine  Generatio  aequivoca  der 
Milbe,    an   die  er  Anfangs   selbst   geglaubt  hatte,    nicht  existire;   dass   über   die 
Haut  hinaus   keinerlei  Einfluss   des  Uebels  je   stattfinde;   dass  durch  die  Tödtung 
der  Milben  und  ihrer  Brut  die  directen  Wirkungen,  durch  ebenfalls  locale  Eezem- 
behandlung   die    secundären   Folgen    absolut   getilgt    würden.     Auf  die   Resultate 
dieser  Experimente   und   auf  die   immer    steigenden  Erfolge    localer   Dermatiatrik 
gestützt,  konnte  nun  H.  nach  wenigen  Jahren  die  dunklen  Existenzen  der  psorisohen, 
herpetischen,   inipetiginösen  Dyskrasien,  die  Metastasen   im  Sinne   der   damaligen 
Versetzungslehre    für    Wahngebilde    erklären;    wenn    eine  Anzahl  Hautausschläge 
zweifellos    durch  Allgemein-    oder  Organleiden   hervorgerufen  seien,    so   seien  die 
meisten    localer  Natur    und   eine   örtliche  Therapie   immer   unschädlich,    meistens 
allein  erforderlich   und   unentbehrlich.     Neben   zahlreichen  Einzelarbeiten   erschien 
1845 ,    an  Rokitansky's  Systematik    sich  anlehnend ,    der  ;,  Versuch    einer    auf 
pathologische    Anatomie   gegründeten  Eintheilung    der  Havikrankheiten^  y    ein 
äusserst  geschickt  erfundenes  und   übersichtliches  System,    das   bis   in  die  letzten 
Jahre  hinein  von  den  meisten  Autoren  mit  geringen  Aenderungen  acceptirt  wurde. 
185^  begann  die  (1876  vollendete)  Herausgabe  des  „Atlas  der  HaiUkrankheiten" , 
Text  von  H.,  Bilder  von  Elfingee  und  Heitzmann,  eines  bis  heute  in  Bild  und 
Wort  unübertroffenen  Prachtwerkes.    Der   im  Jahre   1860  erschienene  erste  Band 
des  Lehrbuches  der  Hautkrankheiten   (3.  Bd.  von  Vikchow's  Handbuch  der  spec. 
Pathologie  und  Therapie  u.  d.  T. :    „Acute  Exantheme   und   Hautkrankheiten") 
zeigte  H.  auf  der  Höhe  seiner  Schaffenskraft.    In  origineller  eindringlichster  Diction 
wurden  hier  Erankheitsbilder  von  unverkennbarer  Prägnanz,  jedes  scharf  sich  von 
dem  anderen  abhebend,  vorgeführt ;  neue  Species  wurden  unterschieden  (so  Liehen 
ruber  und  scrophulosorum ,    Eczema  marginatum);    altbekannte   anders   abgegrenzt 
(§0  Prurigo,  Psoriasis);   andere   als  Uebej^angsstadien    erklärt   und  gestrichen    (so 
die  Stadien  des  Eczem,  des  Erythema  multiforme).    Bei  aller  Reichhaltigkeit   des 
Inhalts  zeigte  so  die  Dermatologie  eine  einfache.  Jedem  zugängliche  Form.  Ebenso 
ßcharf  wie  Bild  und  Verlauf  der  Krankheit ,  war  die  Behandlung  differenzirt,  die, 
befreit   von    den   Fesseln    der  Krasenlehre,    sich    als    eine   ungeahnt   heilkräftige 
erwies.    An  der  Vollendung   des  Lehrbuches   hat  H.  kaum  noch  Theil  genommen 
(der  zweite  Theil  ist  fast  ganz  von  Kaposi  geschrieben) ;  aber  es  erschienen  noch 
zahlreiche  Aufsätze  von  ihm,  unter  denen  diejenigen  über  das  Rhinosclerom    und 
das  permanente  Wasserbad  hervorragen.    Zum  Studium  der  Lepra  hatte   H.  1852 
eine  Reise  nach  Norwegen  gemacht;    mehrere   Male   hatte   er   in   späteren  Jahren 

Biogr.  Lexikon.  IIX.  ' 


98  HEBBA.  —  HlilBBEABD. 

die  Spitäler  von  Paris  und  London  besucht.  —  H.  war  1845  zum  Ordinarius 
der  nunmehr  selbstständig  gewordenen  Abtheilung  für  Hautkranke  ernannt 
worden.  1848  wurde  er  Primararzt  des  allgemeinen  Krankenhauses,  1849 
ausserordentlicher  Professor  der  Dermatologie  und  1869  Ordinarius  des  Faches. 
Wenn  schon  bei  dem  erstisn  seiner  Privatcurse  (1842)  hervorragende  ältere 
Aerzte  als  Zuhörer  verzeichnet  waren,  so  wuchs  die  Zahl  der  Schiller  mit  jedem 
Jahre  und  bald  war,  unter  Zudrang  von  Aerzten  aus  aller  Herren  Länder,  Wien 
zimi  Mittelpunkt  des  dermatologischen  Studiums  geworden.  In  seinen  von  Be- 
geisterung fttr  Lehre  und  Studium  seines  Faches  erfüllten ,  von  gesundem  Humor 
gewürzten  Vorträgen  zeigte  sich  H.  so  originell,  so  überzeugend  und  so  derb 
zugreifend  wie  in  seinen  Schriften.  In  energischer  Vertheidigung  seines  Denkens 
und  Handelns  leugnete  er  jede  Erkrankung  durch  Erkältung,  die  er  eine  beliebte 
ätiologische  Pandorabüchse,  einen  der  Wissenschaft  unwürdigen  Gemeinplatz  nannte ; 
jede  Nützlichkeit  revulsiver  Hautreize,  die  eine  Ausgeburt  der  Oberflächlichkeit 
alltäglicher  Menschen  seien.  Aber  neben  solchen  Seltsamkeiten  lernten  die  Schüler 
die  klarsten  Erankheitsbilder  durch  meisterhafte  Schilderungen,  durch  Abbildungen 
und  durch  Yorfahrung  der  entspreche^den  Fälle  selbst  kennen  und  wurden  mit 
der  ganz  eigenartigen,  immer  wieder  geprüften  und  vervollkommneten  Therapie 
vertraut  gemacht.  Die  liebevolle  Förderung,  die  H.  allen  seinen  Assistenten  und 
arbeitslustigen  Schülern  angedeihen  liess ,  die  Liberalität ,  mit  der  er  sein  Kranken- 
material  auch  solchen  Docenten  überliess,  die  ihm  persönlich  und  in  ihren  Bestre- 
bungen nicht  sympathisch  waren,  Hessen  ihn  bald  zum  Gründer  einer  Schule  werden, 
die  überall  hin  seine  Lehre  verpflanzte.  Der  immer  breiter  werdenden  Strömung 
physiologischer,  experimenteller  und  histologischer  Forschung  gegenüber  verhielt 
er  sich  nach  kurzer  Hingabe  in  jungen  Jahren  passiv,  fast  kühl,  und  die  hierher 
gehörigen  Arbeiten  Vieler  aus  seiner  Schule  möchten  wohl  kaum  auf  seine  An- 
regung zurückzuführen  sein ;  aber  in  klinischen  Fragen  blieb  er  Zeitlebens  Meister 
und  Vorbild,  zu  dem  alle  Jünger  der  mächtig  aufblühenden  Lehre  von  den  Haut- 
krankheiten mit  Verehrung  aufblickten.  Wenn  Willan,  Biett  u.  A.  vor  ihm  die 
dermatologische  Wildniss  gelichtet  hatten ,  so  waren  deren  Wege  wieder  dem  Ver- 
falle nahe.  H.  hat  eine  nachhaltige  Reformation  hervorgerufen.  Durch  seine 
unvergleichliche  Gabe  der  Natürbeobachtung  und  Naturbeschreibung  hat  er  einen 
sicheren  Grund  gelegt,  auf  dem  alle  spätere  Forschung  frei  erblühen  konnte.  Indem 
er  den  Bann  humoral-pathologischer  Doctrinen  löste,  bildete  er  eine  einfache  und 
sichere  Behandlungsweise  aus,  die  durchweg  den  Stempel  seines  Gehius  trug. 
Durch  selbstlose  Hingabe  an  seinen  Lehrberuf  wurde  er  Gründer  einer  Schule, 
die,  seinen  Bahnen  folgend,  dieselbe  erweiterte  und  vertiefte.  Er  starb  am 
5.  August  1880. 

Das  vollständige  Verzeichniss  von  H.'s  Schriften  findet  sich  bei  Au  spitz,  Viertel- 
jahrschr.  für  Dermat.  n.  Syph.    1880.  Casparv. 

*Hebra,  Hans  Ritter  von  H.,  Sohn  des  Vorigen,  zu  Wien  am  24.  Mai 
1847  geboren,  bildete  sich  daselbst  unter  Leitung  seines  Vaters  und  der  anderen 
gleichzeitigen  Universitätslehrer  aus  und  wurde  1870  promovirt.  Als  Privatdocent 
habilitirte  er  sich  1876  und  wandte  sich  sofort  den  Specialf^chem  der  Dermatologie 
und  Syphilidologie  zu,  die  er  mit  Arbeiten  in  der  Vierteljahrschrift  f.  Derm.  u. 
Syph.,  in  der  Wiener  med.  Wochenschr^i  den  Wiener  med.  Jahrbb.,  Wiener  med. 
Blättern  (1875 — 1881)  bereicherte.  Auch  veröffentlichte  er  in  den  Mittheil,  aus  dem 
embryol.  Institut  einige  die  Haut  betreffende  Arbeiten  und  ein  „Kurzgefasstea 
Lehrbuch  der  Hatitkrankheiten**  (Braunschweig).  Wem  ich 

H6br6ard,  Fran^ois  H. ,  zu  Lyon,  wurde  1803  in  Paris  Doctor  mit 
der  These:  „Essai  sur  les  tumeurs  scrophuleuses^  (Nouv.  6dit-  1810),  war 
darnach  zweiter  Wundarzt  am  Hospice  von  Bicetre  und  später  Chefarzt  am  Hospital 
zu  Lyon.  Ausser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  in  den  M^m.  de  la  Soc.  d'6mulation 
de  Paris  (T.  1),  dem  Bullet,  des  sc.  mM.  (T.  I),  dem  Journ.  de  mfed.  de  Corvisaät 


HEBB^ARD.  -<-  HEOK«  99 

(1806),  dem  Ballet,  de  la  Soc.  philomat.  (1808),  Leboüx,  Journ.  de  mM.  (1812, 
16,  17),  namentlich  ttber  Hepatitis,  Lähmungen,  Gehirn-Tumoren  u.  s.  w.  führen 
wir  besonders  an:  „Mdm,  sur  la  gangrbne;  couronnS  par  la  Soc,  de  m4d,  de 
Paris'*  (Skdillot's  Journ.  g6n.  de  m6d.,  1809)  —  „Obaervations  sur  la  fihvre 
corUagteuse  qui  a  rdgnS  h  Vhoapice  de  Bicetre  et  aux  environs  ...  de  1814^ 
(Bibl.  m6d.  1814)  u.  s.  w. 

Callisen,  Vm,  pag.  230;   XXVIII,  pag.  423.  G. 

Hechel],  Friedrich  Bogumir  H. ,  geboren  1795  zu  Wilna,  studirte 
daselbst  zuerst  Philosophie,  dann  Medicin  und  wurde  1818  promovirt;  drei  Jahre 
später  unternahm  er  eine  lange  Studienreise,  durchzog  Deutschland,  Italien,  Frank- 
reich, England,  Holland,  Dänemark,  Schweden,  verweilte  selbst  in  Lappland ;  nach 
der  Heimath  zurückgekehrt,  wurde  er  1835  Professor  in  Erakau,  wo  er  Geschichte 
der  Medicin,  medicinische  Polizei  und  gerichtliche  Medicin  lehrte;  er  starb  um 
7.  Mai  1851  zu  Gräfenberg.  Seine  theils  historischen,  theils  gerichtlich-medicinischen 
Arbeiten  sind  in  polnischen  Fachblättern  veröffentlicht  worden  (1821 — 1845);  die 
Universitätsbibliothek  zu  Erakau  besitzt  zehn  von  ihm  hinterlassene  Manuspripte, 
darunter  eine  „Historia  medtcinae  et  chirurgide  nee  non  morborum  popularium^, 
verfasst  in  den  Jahren  1845  und  1846  und  eine  polnische  üebersetzung  von 
Haeseb's  Geschichte  der  Medicin.  K.  &  P 

* Heohenberger ,  Johann  Georg  H. ,  Tiroler  Arzt,  schrieb:  „Colo- 
cynthologte  oder  Beobachtung  über  die  .  .  .  Heilkunst  der  Golocynthis  nebst 
praktischen  Ansichten  über  die  Psychtatrik**  (Innsbruck  1840)  —  „Hygiea 
Tirols,  oder  Belehrung  über  einige.,,  Fehler  in  der  Gesundheitspflege*^ 
(3  Tble.,  Ebenda  1841,  46,  50)  —  „  lieber  ^eine  toichtige  Nosologie  und  Therapie 
der  exsudativen  Äugenhaut- Entzündungen**  (Ebenda  lß42)  —  yyOrundriss  zu 
einem  Organon  der  spedflschen  Seelenheilkunst,  vorzüglich  für  die  Landpraxis 
gemeinjasslich  dargestellt^  (Wien  1841)  —  ;,  Ueber  die  drei  Orundleiden  der 
jetzigen  Menschheit**  (Ulm  1857)  —  „  Ueber  die  Heilkräfte  des  Schwefelwassers 
zu  Unterladis**  (Innsbruck  1859).  Er  lebt  als  pensionirter  Districtsarzt  in  Wilten 
bei  Innsbruck. 

v.  Wurzbach,  VIII,  pag.  184.  G. 

Hechte],  JohannLeonhardH.,  zu  Hof  in  Franken ,  war  am  23.  August 

1666  zu  Culmbach,  als  Sohn  des  dortigen  Stadtchirurgen  LeonhardH.,  geboren, 

studirte   in    Jena   und    Basel,    erlangte    in   Jena  1690   die   Doctorwürde ,    wurde 

Pestilentiarius  am  Lazareth  zu  Regensburg,  dann  aber  Adjunct  des  Stadtphysicus 

in  Hof,  wo  er  sich  durch  die  Untersuchung  des  Schönwalder  Sauerbrunnens  und 

dorch    seine  Versuche   mit    dem   Stebener  Wasser    bekannt   und    verdient  machte. 

Ausser    einigen  Dissertationen    und   Gedichten ,    waren    seine   Schriften   folgende ; 

„Wahrhafter  Bericht  von  verschiedenen  Horizontal-  und  Principal- Pillen y  wie 

solche  ,  .  .    den  Hohen   und  Niederen  zu  Diensten  stehen^  (Hof  1708 ,  4.)  — 

„Vom   Schönwalder    Sauerbrunnen**  {111b)    —    „Acidulae  Stebenses  .  .  .  oder 

Beschreibung   des  Sauerbronnen  zu  Steben  u.  s,  w.*^    (Hof  1722)  —  „Historia 

pesfis    saecularis    Curiana^    oder    historische   Pestbeschreibung  ^    wie    die    Pest 

in    dreien    Seculis    oder    Jahrhundert    in    der    Stadt  Hof  gewütet,    u,  s,  w,*^ 

(Ebenda  1723,  4.). 

Fikenscher,  Gelehrtes  Bayreuth.  Bd.  IV,  pag.  309.  Gr. 

Heck,  Johannes  H.,  wurde  1577  in  Deventer  geboren,  studirte  in  seinem 
Geburtsorte  und  verfasste  schon  1596  als  Student  ein  „Liber  de  regimine  sanitatis 
eorum,  qui  studio  literarum  incumbunt** ,  das  als  Handschrift  in  der  Bibliotheca 
Boncompagni  bewahrt  geblieben  ist.  Darauf  zog  er  nach  Perugia,  wo  er  am 
6.  August  1601  zum  Doctor  „in  artibus  et  medicina"  promovirte.  Im  folgenden 
Jahre  etablirte  er  sich  auf  Verlangen  des  Herzogs  0  r  s  i  n  i  als  Arzt  in  Scandriglia. 
1603  verwundete  er  seinen  CoUegen  Renier  Casolini,  mit  welchem  er  in  Feindschaft 

7* 


100  -  HECK.  —  HECKEB. 

lebte,  tOdtlieh  im  Zweikampf  und  wurde  naeb  Rom  gesandt,  docb  bald  freigesprocben. 
Hier  machte  er  die  Bekanntschaft  des  Marquis  Gesi,  der  Grafen  de  Filiis  und 
Franz  Stell uti  und  am  17.  August  1603  stiftete  er  mit  diesen  einen  wissen- 
schaftlichen Verein,  der  als  „Accademia  dei  Lincei'^  bekannt  geworden  ist.  1604 
der  Ketzerei  beschuldigt,  üüchtete  er  durch  Italien  und  Frankreich  nach  England, 
von  wo  er  nach  Deventer  zurückkehrte.  Seiner  ausserordentlichen  Reizbarkeit 
wegen  wurde  er  jedoch  yerbannt,  reiste  durch  Deutschland  und  Oesterreich  nach 
Prag,  wo  er  mit  Tycho  Brahe  und  Kbplek  wirkte  (schon  1602  hat  er  eine 
Abhandlung:  „De  neglecta  sidetali  scientia'^  veröffentlicht),  später  nach  Parma 
und  kehrte  1606  nach  Rom  zurück.  1608  zog  er  aus  Furcht  vor  neuer  Ver- 
folgung nach  Madrid ,  wo  er'  die  ärztliche  Praxis  ausübte  (^^Vivo  medicus  puM- 
langulus,  urini  cernulus,  ex  labore  manuum  mearum^')  imd  sich  mit  Botanik 
und  Historia  naturalis  beschäftigte.  Nach  wiederholten  Reisen  kam  er  1614 
wieder  nach  Rom,  war  in  wissenschaftlicher  Berührung  mit  Galilei  und  Colonna, 
jüngeren  Mitgliedern  der  Accademia  dei  Lincei,  doch  wurde  er  am  24.  März 
1616  als  wahnsinnig  aus  der  Gesellschaft  ausgeschlossen.  Wann  er  starb,  ist 
unbekannt.  Er  schrieb  Viel,  das  meist  nur  handschriftlich  aufbewahrt  geblieben  ist, 
wie  yyGeata  Linceorum**  (1606)  und  eine  nach  Lancisi  vortreffliche  Abhandlung : 
„De  fuhgis.*^  Gedruckt  kennt  man  allein  zwei  äusserst  seltene  Bücher  von  ihm: 
„DisptUatio  unica  de  peste  et  quare  praectpue  grassetur  tot  ab  hinc  annis  tn 
Belgi'o,  cum  descripttone  electuarii  lAncei**  (Deventer  1605)  und  „De  nova 
Stella  dtsputaido  Jo,  Heckii  Lyncaei  Daventriensts  philoaophiae  et  medicinae 
doctorls^  (Rom  1605).  Das  einzig  bekannte  Exemplar  des  ersteren  findet  sich 
in  Amsterdam,  in  der  Bibliothek  der  „Neederl.  Maatschappij  voor  Geneeskunde'^, 
das   des  zweiten  in  Rom. 

Dom.  Carutti,  Reale  Accademia  dei  Lincei,  anno  CCLXXIV   (1876—1877). 

C.  E.  Daniels. 

Hecker,  medicinische  Professoren  in  drei  Generationen.  —  August 
Friedrich  H.,  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  zu  Erfurt  und  später 
in  Berlin,  geboren  am  1.  Juli  1763  zu  Kitten  (bei  Halle),  studirte  Medicin  in 
Halle  und  erlangte  hier  die  Doctorwürde  1787  mit  der:  „Dias,  qua  morbum 
syphiliticum  et  scrophulosam  unum  eundemque  morbum  esse  evincere  conatur." 
Nachdem  H.  einige  Jahre  als  praktischer  Arzt  in  Frankenhausen  (a.  d.  Wipper) 
thätig  gewesen,  erhielt  er  1790  einen  Ruf  als  Professor  Ordinarius  nach  Erfurt 
und  1805  in  gleicher  Eigenschaft  an  das  Ck)llegium  medico  -  chirurgicum  nach 
Berlin  zugleich  mit  dem  Titel  eines  Hofraths.  Er  starb  in  Berlin  am  11.  October 
1811.  H.  hat  als  Schriftsteller  auf  allen  Gebieten  der  Medicin  eine,  überaus 
umfangreiche  Thätigkeit  entwickelt.  Seine  Schriften  zerfallen  in  drei  Gruppen, 
nämlich  in  die  meist  gründliche  und  wohlgeordnete  Compilationen  darstellenden 
Hand-  und  Lehrbücher  über  verschiedene  Zweige  der  Medicin,  so  seine:  „Therapta 
generalis  oder  Handbuch  der  allgemeinen  Heilkunde^  (Berlin  1789;  1794), 
ferner :  ;,  Therapia  generalis  chirurgica  oder  Handbuch  der  allgemeinen  chirur- 
gischen Heilkunde  für  angehende  Aerzte  und  Wundärzte^  (Erfurt  1791)  — 
„Grundriss  der  Physiologia  pathologica  oder  Lehre  von  dem  Bau,  der 
Mischung  und  den  Verrichtungen  des  menschlichen  Körpers  und  seiner  Theüe 
in  widernatürlichem  Zustande"  (Halle  1791  bis  1799;  2  voll.)  —  „Beytrag 
zur  Kenntniss  d^r  Krankheiten  der  Gelehrten"  (Erfurt  1791)  —  „Diss.  de 
exanthemate  miliari  et  pemphigo"  (Ebenda  1791)  —  „Theoretisch-praktisclie 
Abhandlung  über  den  Tripper,  ein  Versuch  zur  Vereinigung  der  Meinungen 
der  Aerzte  über  diese  Krankheit"  (Leipzig  1787)  —  „Deutliche  Anweisung, 
die  verschiedenen  Arten  des  Trippers  genau  zu  erkennen  und  richtig  zu 
behandeln"  (Erfurt  1802;  französisch  Paris  1811)  —  „Kunst,  die  Krankheiten 
der  Menschen  zu  heilen  nach  den  neuesten  Verbesserungen  in  der  Arzney- 
Wissenschaft"  (Erfurt  1804,  2  voU.;  Ebenda  1805;  1809;  1813  bis  1814, 
4  voll.)  —  „  Ueber  die  gegenwärtigen   Verhältnisse  der  ausübenden  Heilkunde 


HECEER.  101 

eu  ihrer  Theorie''  (Ebenda  1805)  —  „Kurzer  Abriss  der  Pathologie  und 
Semotücy  zur  Grundlage  seiner  Vorlesungen  beim  Collegio  med.-chirurg,  zu 
Berlin  entworfen"  (Berlin  1806)  —  „medicinisch  -  praktisches  Taschenbuch 
für  Fddärzte  und  Wundärzte  teutscher  Armeen'^  (Ebenda  1806;  1814)  — 
j,  Anleitung  zum  zweckmässigen  Gebrauche  der  einfachen  und  zusammengesetzten 
Ärzneymittel,  welche  in  der  Pharmacopoea  castrensi  Borussca  enthalten  sind^ 
(Ebenda  1806)  —  „  Wodurch  reift  die  Chirurgie  dem  Grade  ihrer  gegen- 
mrtigen  Vollkommenheit  entgegen?''  (Ebenda  1806)  —  „Ueber  die  Nerven- 
fieber, welche  in  Berlin  im  Jahre  1807  herrschten^  nebst  Bemerkungen  über 
die  reitzende,  stärkende  und  schwächende  Curmethode"  (Ebenda  1807)  — 
„Äbriss  der  Pathologie  und  Semiotik,  der  Therapie  und  der  Chirurgia  medica" 
(Ebenda  1808)  —  „Ueber  die  Natur  und  Heilart  des  Faulßebers  nebst  Be- 
merkungen über  einige  Verschiedenheiten.  JEÜntheilungen  und  Curmethoden  der 
Fieber  überhaupt''  (Ebenda  1809)  —  ^  Ueber  die  Entzündung  im  Halse  und 
die  Angina  polyposa*'  (Ebenda  1809)  —  „Gedanken  über  die  Natur  und 
Ursache  des  Weicliselzopfs"  (Erfurt  1810;  1812)  —  „Von  den  Krankheiten 
mit  dem  Scharlachaitsschlag"  (Leipzig  1810)  —  „  Von  Wirkungen  und  Erfolgen 
der  Heilmittel''  (Ebenda  1810)  —  „Praktische  Arzneymittellehre''  (Erfurt  1814)  — 
ffLexicon  medico  -  theoretico  - practicum  reale  oder  allgemeines  Wörterbuch  der 
gesammten  theoretischen  und  praktischen  Heilkunde'*  (Wien,  Erfurt  und  Gotha 
1816 — 18;  nur  bis  zum  Buchstaben  F  gediehen)  —  „Vollständiges  Handbuch 
der  Kriegsarzneykunde^  (Gotha  1816;  2  voll.).  In  eine  zweite  Gruppe  gehören 
H.'s  nicht  unbedeutende  historische  Schriften :  ;,  Tabellen  über  die  Geschichte  der 
Medicin"  (Erfurt  1791)  —  „Allgemeine  Geschichte  der  Natur-  und  Arzney- 
künde'*  (Leipzig  1793)  —  „Die  Heilkunst  auf  ihren  Wegen  zur  Gewisskeit 
oder  die  Theorie^  Systeme  und  Heilmethode  von  Hippokrates  bis  auf  unsere 
Zeiten"  (Berlin  1808;  Erfurt  1815,  1819),  letztere  eine  kurze,  aber  treflfende 
und  klar  geschriebene  Darstellung  der  einzelnen  Hauptsysteme  der  Medicin,  zu- 
gleich kritisch-polemisch  gegen  die  damals  vorherrschende  Erregungstheorie  und 
SOHBLLiNO'sche  Naturphilosophie  gerichtet.  Endlich  sind  als  dritte  Gruppe  H.'s 
periodisch  herausgegebene  Schriften  zu  nennen:  „Auswahl  der  medicinischen 
Aufsätze  und  Beobachtungen  aus  den  Nürnbergschen  gelehrten  ürUerhand- 
lungen"  (Halle,  I,  1787;  II,  1788)  —  „Archiv  für  die  allgemeine  Heilkunde*' 
(Berlin,  I,  1790;  II,  1792)  —  „Neues  Archiv  für  die  allgemeine  Heilkunde" 
(Leipzig  1793)  —  „Magazin  für  die  pathologische  Anatomie  und  Physiologie" 
(Altena  1796)  —  „Archiv  für  die  allgemeine  Heillamde"  (2  Bde.,  Berlin  1799) 
—  „Kritische  Jahrbücher  der  Staatsarzneykunde  für  das  neunzehnte  Jahr- 
hundert" (2  Bde.,  Ebenda  1806 ;  1808)  —  „Erste  Sammlung  kleiner  Schriften 
für  die  theoretische  und  praktische  Heilkunde"  (Ebenda  1809;  2.  Aufl.  Erfurt 
1812)  —  „Journal  der  Erfindungen,  Theorien  und  Widersprüche  in  der  ge- 
dämmten Natur-  und  Arzneiioissenschaft-'  (11  Bde.,  1798 — 1809)  —  „Annalen 
der  gesammten  Medicin  als  Wissenschaft  und  Kunst  zur  Beurtheilung  ihrer 
neuesten  Erfindungen,  Theorien,  Systeme  und  Heilmethoden"  (3  Bde.,  Berlin 
1810—11). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  112.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  75—78.  —  AUg.  Deutsche  Biogr. 
XI,  pag.  207.  Pgl. 

Becker,  JustusFriedrichKarlU.,  berühmter  medicinischer  Historiker 
imd  Epidemiograph ,  als  Sohn  des  Vorigen  am  5.  Januar  1795  in  Erfurt  geboren, 
siedelte  1805  mit  seinem  Vater  nach  Berlin  über,  bezog  1812,  nachdem  er  das 
Gymnasium  hier  absolvirt  hatte,  die  Universität  zum  Studium  der  Medicin,  unter- 
brach aber  1813  seine  Studien,  um  als  Freiwilliger  den  Freiheitskrieg  mitzu- 
machen, nach  dessen  Beendigung  er  in  Berlin  seine  Studien  wieder  aufnahm. 
Er  promovirte  hier  1817  mit  der  Diss. :  „Antiquitates  hydrocephali ,  addita 
hydrocephali  intemi  chronici  feliciter  sanati  historia"  und  habilitirte  sich 
bereits   am    15.   November    desselben   Jahres    als   Privatdocent   bei   der  Berliner 


102  HEGKER. 

medicinischen  Facultät  mit  der  Schrift:  „Sphygmologiae  Galenicae  specimen*', 
die  von  der  erfolgreichen  Beschäftigung  H.'s  mit  der  historischen  Seite  der 
medicinischen  Wiseengchaft  Zeugniss  ablegte.  1822  gab  er  den  ersten  Band  seiner 
classiseh  geschriebenen  und  durch  Grossartigkeit  in  der  Anlage  ausgezeichneten 
„Geschichte  der  Heilkunde"  heraus,  durch  die  sich  H.  als  einer  der  geistreichsten 
Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  der  Medicin  documentirte  und  die  ihm 
die  ausserordentliche  Professur  für  diesen  Lehrgegenstand  verschaffte.  1827  wurde 
H.  zum  Mitglied  der  Ober  -  Examinationscommission ,  1834  zum  Prof.  ord.  für 
Geschichte  der  Medicin  ernannt,  welche  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  11.  Mai 
1850  erfolgten  Tode  behielt.  H.  muss  durch  seine  gleich  zu  nennenden  epidemio- 
logischen Schriften  als  eigentlicher  Begründer  der  „historischen  Pathologie"  be- 
zeichnet werden  und  hat  durch  die  Schöpfung  dieser  Disciplin  sich  ein  unver- 
gängliches Verdienst  um  die  Medicin  erworben.  Den  Gedanken  einer  historischen 
Pathologie  hatte  bereits  Hensler  vor  ihm  angedeutet.  H.  aber  war  der  Erste, 
der  ihn  ausgeführt  und  wie  Hirsch  in  einer  Biographie  desselben  (AUg.  Deutsche 
Biogr.  XI,  pag.  212)  sagt,  „der  seinen  Blick  über  die  engen  Grenzen  dessen, 
was  man  bis  dahin  Geschichte  der  Krankheiten  genannt  hatte,  erhoben,  der  aus 
den  bisherigen  Untersuchungen ,  welche  sich  in  dem  beschränkten  Kreise  des 
pathologischen  Geschehens  und  Werdens  bewegten,  herausgetreten,  der  die  Be- 
ziehungen dieser  einen  —  pathologischen  —  Seite  des  Lebens  zu  dem  ganzen 
Leben  der  Menschheit  und  zu  der  ihn  umgebenden  Natur  in 's  Auge  gefasst  und 
der  somit  die  Volkskrankheiten  als  das  Product  einer  zahlreichen  Reihe  von 
Factoren  aufzufassen  gelehrt  hat,  welche  ebenso  in  den  wechselnden  physischen 
und  psychischen  Stimmungen  des  Menschen  selbst ,  wie  in  den  wechselnden  Ge- 
staltungen des  politischen  und  socialen  Lebens,  in  dem  Einflüsse  atmosphärischer 
und  tellurißcher  Bewegungen  gegeben  sind."  H.'s  erste  bedeutende  Arbeit  auf  dem 
Gebiet  der  historischen  Pathologie  war  die  Schrift:  „Der  schwarze  Tod  im 
14,  Jahrhundert,  Ein  historischer  Versuch^  (Berlin  1832;  englisch  London 
1833);  dann  folgte:  „Die  Tanzwuth,  eine  Volkskrankheit  im  Mittelalter,  Nach 
den  Quellen  für  Aerzte  und  gebildete  Nichtärzte  bearbeitet"  (Berlin  1832; 
englisch  London  1835;  französisch  in  den  Annal.  d*hygiöne  publ.  October  1834; 
italienisch  Florenz  1838).  1834  erschien:  „Der  englische  Schweiss.  Ein  ärzt- 
licher Beitrag  zur  Geschichte  des  15.  und  16.  Jahrhunderts"  (englisch  London 
1836;  italienisch  Venedig  1835),  wofür  Verfasser  die  kgl.  preuss.  goldene  Medaille 
für  Kunst  und  Wissenschaft  erhielt.  Dann  folgte:  „De  peste  Antoniniana  com- 
nientütio**  (Ebenda  1835;  deutsch  Ebenda  1835);  ferner:  „Die  Pest  in  Moskau 
in  den  Jahren  1770 — 71"  (Ebenda  1838)  —  „Die  Kinderfahrten,  eine  historisch- 
pathologische  Skizze"  (1845)  —  „  Ueber  Symjjathien"  (1846)  —  „  Ueber  Visionen, 
eine  psychologische  Studie  zur  Geschichte  der  Jeanne  d'Arc"  (1848).  Auch 
in  der  1829  erschienenen:  „Geschichte  der  neueren  Heilkunde"  findet  sich  eine 
historisch-pathologische  Darstellung  der  Volkskrankheiten  in  den  Jahren  1770  bis 
1772.  Sämmtliche  zur  Geschichte  der  Krankheiten  des  Mittelalters  gehörigen, 
oben  genannten  Schriften  H.'s  sind  von  Hirsch  gesammelt  und  in  erweiterter 
Bearbeitung  u.  d.  T. :  ^Die  grossen  Volkskrankheiten  des  Mittelalters"  (Berlin 
1865)  herausgegeben.  Von  sonstigen  Schriften  H.*s  sind  zu  nennen  zunächst  die 
eigentlich  historischen:  y^Geschichte  der  Heilkunde,  Bd.  II  (vom  3.  bis  14,  Jahr- 
hundert) mit  einer  chronologischen  Uebersicht  des  1.  und  2.  Bandes"  (Berlin 
I820j  —  „Hippocratis  aphorismi  ad  optimorum  librorum  fidem  accurate  editi" 
(Ebenda  1822)  —  „ Pi^axago ras  und  Aristoteles*  physiologische  und  anatomische^ 
Ansichten"  (Hufeland's  Journ.  d.  Heilkunde,  Bd.  LIV,  1822)  —  „Ueber  die 
römische  Medicinalverfassung"  (Ibid.,  November  1822)  —  „Ueber  das  früheste 
Vorkommen  der  Hydrophobie  beim  Menschen*"  (Graefe  und  Walther's  Jqurn. 
d.  Chirurg.,  Bd.  II,  1821)  —  „Oribasius,  der  Leibarzt  Julian* s"  (Hecker's 
literarische  Annalen  der  Heilk.,  Bd.  I,  1825j  —  „Die  Pest  im  6'.  Jalirhundert" 
(Ibid.,  Bd.  X,  1828;  —  „Die  Lehre  vom  Kreislauf  vor  Harvey"  (Ibid.,  Bd.  XIX, 


HSCKEB.  103 

1831),  ferner  eine  groBse  Anzahl  historischer  Artikel  im  Berliner  encyclopädisehen 
Wörterhneh  der  medicinischen  Wissenschaften  und  in  Rüst's  Handbuch  der  Chirurgie^ 
dwn  die  Zeitschrift:  „Literarische  Annalen  der  gesammten  Heilkunde*'  (33  Bde., 
1825 — 36).  Oemischten  Inhalts  sind  und  meist  auf  praktische  Medicin  beziehen 
sich  die  übrigen  Schriften  H.'s :  ;,  Würde  der  Heilkunde  und  Werth  der  QeLehr^ 
samkeit  für  den  Arzt"*  (Rede  am  27.  Stiftungstage  des  kgl.  medicinisch-chinuv 
gischen  Friedrich  Wilhelms  -  Instituts ,  1821)  —  „Orundsätze  für  das  wahre 
Fortschreiten  der  Heilkunde^  (Rede,  aus  gleichem  Anlass  1828  gehalten)  — 
^Jo.  Bapt.  Burserii  de  K^anilfeld  Institutiones  medicinae  practicae*' 
(Lipsiae  1826 ,  4  voll.)  —  „  Wasserkopf  behandelt  und  geheilt*'  (Hüfeland's 
Joum.  d.  Heilk.,  Bd.  XLIV,  1817)  ^Beiträge  zur  semiotischen  Pulslehre*'  (Ebenda, 
Bd.  LIX,  1824)  —  „Die  Graf  ersehe  Beinbrtichschwebe*'  (Grafb  und  Waltheb's 
Joum.  d.  Chir.,  Bd.  IV,  1822)  —  „Mittheilungen  vermischten  Inhalts''  (Ebenda 
1822)  —  „Allgemeine  Lehrsätze  über  die  inneren  Wirkungen  der  Arznei- 
mittel*' (Ebenda,  Bd.  V,  1823)  —  ;,  Versuch  einer  neuen  Ansicht  der  semio- 
tischen Pülslehre*'  (Horn's  Archiv  für  med.  Erfahr.,  1821,  Bd.  I)  —  „Veber 
die  Einsaugung  als  pathologisches  Princip"  (Ebenda,  1825,  Bd.  II),  ferner  zahl- 
reiche andere  Aufsätze  in  seinen  Annalen  der  Heilkunde,  im  HüFELAND'schen 
Journal,  in  der  preuss.  med.  Yereinszeitung  etc.  etc. 

Allg.  Deutsche  Biogr.  Xl,  pag.  211.  —  Haeser,  Gesch.  d.  Med.  II,  pag.  1092  und 
1096.  —  Callisen,  VIII,  pag.  235—240;  XX VIII,  pag.  424—428.  p^j 

Hecker,  Karl  von  H. ,  einziger  Sohn  des  Vorigen,  war  am  8.  Mai 
1827  in  Berlin  geboren.  Dem  Studium  der  Medicin  widmete  er  sich  in  Berlin 
und  Heidelberg,  wurde  an  ersterer  Universität  1848  zum  Doctor  promovirt  und 
war  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  1849 — 50  in  Paris  und  Wien.  Im  darauf- 
folgenden Jahre  wurde  er  Assistent  von  Busch  in  Berlin  und  habilitirte  sich  an 
der  Universität  daselbst  1853  unter  Vorlage  einer  Diss.:  „De  retroversione  uteri 
gravidi,"  Im  Jahre  1858  wurde  er'  als  ordentlicher  Professor  der  Geburtshilfe 
nach  Marburg  berufen ,  ein  Jahr  später  folgte  er  von  dort  einem  Rufe  als  Professor 
desselben  Faches  nach  München.  Gleichzeitig  auch  als  Director  der  Gebäranstalt 
und  der  Ej-eis-Hebeammenschule  dort  angestellt,  fühlte  er  sich  in  dem  seinen  gründ- 
lichen Kenntnissen  entsprechenden  erweiterten  Wirkungskreise  bald  heimisch.  Der 
noch  junge  geist-  und  gemüthreiche  Gelehrte  fand  auch  nicht  nur  bei  den  medi- 
emischen.  Collegen,  sondern  in  den  weiteren  wissenschaftlichen  und  geselligen 
Kreisen  Münchens  die  freundlichste  Aufnahme  und  verlebte  eine  Reihe  glücklicher 
Jahre  in  an  Erfolgen  reicher  Thätigkeit  als  Lehrer^  Arzt  und  Schriftsteller  auf 
dem  Gebiefe  der  Geburtshilfe,  Gynäkologie  und  Staatsarzneikunde.  Unter  seinen 
Veröffentlichungen  sind  zu  nennen:  „Beiträge  zur  Lehre  von  der  Schwanger- 
schüft  ausserhalb  der  Gebärmutterhöhle*',  mit  welcher  Schrift  er  sein  Lehramt 
in  Marburg  inaugurirte.  Sein  bedeutendstes  Werk,  die  von  ihm  mit  v.  Bohl 
gemeinsam  im  Jahre  1861  herausgegebene  „Klinik  der  Geburtskunde"  hat 
wesentlich  zur  Befestigung  der  wissenschaftlichen  Grundlage  der  Geburtshilfe  bei- 
getragen. Eine  weitere  grössere  und  werthvolle  Arbeit  erschien  von  ihm  im  Jahre 
1881:  „Beobachtungen  und  Untersuchungen  aus' der  Gebäranstalt  München^ 
umfassend  den  Zeitraum  von  1859 — 187 9."  Dieselbe  stützt  sich  auf  mehr  als 
17.000  Geburten,  ein  Beobachtungsmaterial,  welches,  von  einer  Hand  bearbeitet, 
kaum  ein  zweites  Mal  in  der  Literatur  vorhanden  ist.  Seine  letzte  Arbeit: 
„Statistisches  aus  der  Gebäranstalt  München*'  stellt  eine  erweiterte  tabellarische 
Uebersicht  über  die  Frequenzverhältnisse  bei  den  verschiedenen  Fruchtlagen  und 
Gebnrtsanomalien  vom  1.  Juni  1859  bis  31.  Mai  1882  dar  und  findet  sich  im 
Aehiv  für  Gynäkologie,  Bd.  XX,  Heft  1,  dessen  Mitredacteur  er  war.  Ausserdem 
wurden  von  ihm  noch  zahlreiche  kleinere  statistische  Arbeiten,  Aufsätze  in  ver- 
schiedenen Zeitschriften  und  Jahresberichte  veröffentlicht.  Eine  anerkannte  Thätig- 
keit entwickelte  er  auch  als  Mitglied  des  Medicinal-Comitös ,  dessen  Gutachten  er 


104  HECKEB. 

oft  in  öffentlichen  Schwurgerichtssitznngen  vertrat.  Auch  hat  er  die  bei  dem  Tode 
des  ausserordentlichen  Professors  Dr.  Ernst  Büchnbb  nothwendig  gewordene,  noch 
nicht  druckreife  2.  Auflage  des:  „Lehrbuches  der  gerichtlichen  Medicin^  seines 
genannten  CoUegen  vollendet  und  herausgegeben.  Als  Mitglied  des  Ober-Medicinal- 
ausschusses,  zu  dem  H.  im  Jahre  1865  ernannt  wurde,  hatte  er  ebenfalls  Gelegen- 
heit, sein  umfassendes  Wissen  zu  verwerthen;  doch  lag  der  Schwerpunkt  seiner 
Thätigkeit  im  Lehramt.  Es  waren  namentlich  seine  theoretischen  Vorlesungen, 
welche  durch  GrUndlichkeit,  lichtvolle  Daistellung  und  Formvollendung  die  Zuhörer 
in  hohem  Masse  anzogen  und  fesselten.  Sein  offener  Charakter  und  sein  männ- 
liches Benehmen  errangen  ihm  die  ungetheilte  Zuneigung  der  akademischen  Cor- 
poration, an  deren  Spitze  er  im  Jahre  1874/75  das  Rectoramt  verwaltete.  Leider 
hat  frllh  ein  neuralgisches  Jjeiden  den  kräftig  gebauten  Mann  in  seinem  Wirken 
gehindert  und  seine  Haare  vor  der  Zeit  gebleicht.  Mit  grosser  Willensstärke  kämpfte 
er  gegen  dasselbe  und  milhte  sich  mit  Aufopferung  seiner  Kraft  ab,  seinen 
mannigfaltigen  Obliegenheiten  gerecht  zu  werden.  Am  14.  December  1882,  als 
er  eben  seine  Vorlesungen  beendet  und  sich,  heimgekehrt,  zu  kurzer  Ruhe  nieder- 
gelassen hatte,  nahte  sich  dem  Schlummernden  der  Todeseugel  und  löschte  mit 
sanftem  Hauche  die  Lebensflamme  aus. 

Amann  im  Aerzlichen  Intelligenzblatt.  1833,  Nr.  4,  pig.  33/ —  Chronik  der  Ludwig- 
MaxiRiillans-Universität  für  das  Jahr  1882/83,  pag.  7,  F.  Seit z. 

Hecker,  Karl  Friedrich  H.,  zu  Freiburg  im  Br.,  war  am  5.  November 
1812  zu  Eichtersheim  in  Baden  geboren,  als  jüngerer  Bruder  des  aus  der  badischen 
Revolution  bekannten  Friedrich  Karl  Franz  H. ,  studirte  von  1830  an  in 
Heidelberg  Medicin,  bestand  daselbst  1835  die  Staatsprüfung  und  machte  zu  seiner 
weiteren  Ausbildung  Reisen  nach  München  und  Paris.  1836  habilitirte  er  sich 
als  Docent  für  Chirurgie  und  Augenheilkunde  an  der  Universität  Freiburg  mit 
einer  Schrift  über  „Die  Indicationen  der  Steinzertrümmerungsmethode'*  und 
wurde  1839  zum  Prof.  e.  o.  ernannt.  Nach  dem  Tode  von  Kael  Joseph  Beck 
hielt  er  interimistisch,  in  Gemeinschaft  mit  Ion.  Sckwöber,  die  chirurgischen 
Vorlesungen  und  assistirte  in  der  Klinik.  Während  er  mit  Stromeyee,  der  1842 
die  Leitung  der  chirurgischen  Klinik  übernommen  hatte,  wissenschaftlich  im  besten 
Einvernehmen  wirkte,  trennte  sie  die  verschiedene  politische  Anschauung.  Besonders 
trat  dieser  Gegensatz  im  Jahre  1848  hervor,  in  welchem  H.'s  oben  genannter 
Bruder  eine  so  hervorragende  Rolle  spielte.  Nach  Stromeyee's  Berufung  und 
Uebersiedlung  nach  Kiel  1848  übernahm  H. ,  zunächst  provisorisch,  die  Leitung 
der  Klinik.  Dieses  Provisorium  dauerte,  hauptsächlich  aus  politischen  Gründen, 
eine  Reihe  von  Jahren  und  erst  1855  wurde  er  Prof.  ord.  und  definitiver  Director 
der  Klinik.  Nach  langjährigem  Leiden  fand  seine  Lehrthätigkeit  dadurch  ein  Ende, 
dass  er  sich  im  Jahre  1871,  durch  sein  Asthma  am  anhaltenden  Sprechen  ver- 
hindert, pensioniren  lassen  musste.  Sein  Tod  erfolgte  jedoch  an  acuter  Miliar- 
tuberculose  erst  am  28.  October  1878.  Hinter  einer  dem  Anscheine  nach  herben 
und  schroffen  Aussenseite  verbarg  sich  bei  dem  Manne,  der  durch  körperliche 
Erkrankung,  Unglücksfälle  und  andere  ungünstige  Umstände  viel  gelitten  hatte, 
eine  Herzensgüte,  die  seine  näheren  Bekannten  und  Freunde  zu  schätzen  wussten. 
Neben  einer  ausgedehnten  praktischen  Lehrthätigkeit  hat  H.  auch  einige  literarische 
Leistungen  aufzuweisen,  unter  denen  die  wichtigsten,  ausser  der  schon  genannten 
Habilitationsschrift,  folgende  sind  :  „Handbuch  der  Materia  chirurgica**  (1838)  — 
„Erfahrungen  und  Abhandlungen  im  Gebiete  der  Chirurgie  und  Augenheil- 
kunde** (1845)  —  „Die  Elephantiasis  oder  Lepra  arabica**  (mit  5  Taf.,  Imp.- 
FoL,  1858)  —  ;,  Ueber  eingesackte  Steine  und  fremde  Körper  in  der  Blase. 
ProrectoratS'Programm^  (Freiburg  1861,  4.).  Er  war  ausserdem  eine  Zeit  lang 
Mitarbeiter  an  Canstatt's  Jahresbericht,  veröffentlichte  einen  Bericht  über  die 
chirurgische  Klinik  zu  Freiburg  in  der  Prager  Vierteljahrschrift,  u.  s.  w. 

E.  Gurlt  iu  AUgem.  Deutsche  Biographie.  XI,  pag.  213.  Gurlt. 


HECQUBT.  105 

Hecquet,  Philippe  H.,  ein  zn  seiner  Zeit  durch  Wissen,  Frömmigkeit  und 
Vidschreiberei  ausgezeichneter  Arzt,  war  in  Abbeville  am  11.  Februar  1661 
geboren.  Er  ging  im  Alter  von  17  Jahren  nach  Paris,  studirte  dort  Anfangs 
Theologie,  wurde  aber,  angeblich  durch  den  Rath  seines  Onkels,  eines  tüchtigen 
Arztes,  dazu  bestimmt,  im  Jahre  1682  das  medioinische  Studium  daselbst  zu 
beginnen.  Im  Juli  1684  erlangte  er  in  Reims  die  akademischen  Grade  und  schon 
am  6.  August  desselben  Jahres  Hess  er  sich  in  das  Collegium  der  Aerzte  zu  Abbe- 
rille,  seiner  Vaterstadt,  aufnehmen.  Doch  der  Aufenthalt  daselbst  konnte  ihm 
Mangels  ausgiebiger  Hilfsquellen  zur  Fortsetzung  seiner  Studien  auf  die  Dauer 
nicht  behagen.  H.  ging  nach  Paris  zurück  und  wollte  dort  die  praktische  Lauf- 
bahn fortsetzen,  wurde  aber  daran  durch  ein  Verbot  der  Facultät  verhindert,  so 
dass  er  schon  im  Begriff  war,  wieder  nach  Abbeville  abzureisen,  als  er  1688  einen 
Ruf  als  Arzt  einer  religiösen  Stiftung  in  Port-Royal-des  Champs  erhielt.  Schliess- 
lich gab  H.  dem  Drängen  seiner  Freunde  nach,  kehrte  abermals  nach  Paris  zurück, 
nahm  im  Alter  von  33  Jahren  1694  von  Neuem  die  medicinischen  Studien  auf, 
erhielt  1696  die  Licenz  und  1697  den  Doctortitel.  Seitdem  ehrte  ihn  die  Facultät 
als  eines  ihrer  theuersten  Mitglieder  und  übertrug  ihm  sogar  1712  das  Decanat. 
H.'s  Ansehen  als  Praktiker  stieg  rapid.  Später,  zu  Beginn  des  Jahres  1727,  zog 
er  sich  in  ein  Karmeliterkloster  zurück,  wo  er  den  Rest  seiner  Tage  in  strenger 
Askese  verbrachte  bis  zu  seinem  Tode  am  11.  April  1737.  H.  gehörte  zu  den 
latrophysikem.  Seine  zahlreichen  Schriften  sind  meistens  sehr  weitschweifig  gehalten ; 
sie  betreffen  hauptsächlich  die  Verdauung ;  andere  Schriften  sind  gegen  die  Convul- 
sionärs  auf  dem  Kirchhofe  des  heiligen  Medardus,  gegen  die  Inoculation,  zu  deren 
heftigsten  Gegnern  H.  gehörte,  gegen  den  Aderlass  am  Fusse  und  gegen  die  männ- 
liche Geburtshilfe  gerichtet.  Wir  lassen  hier  die  Titel  der  Hauptschriften  folgen: 
jfExplication  phyaique  et  mecanique  des  effets  de  la  saignde  et  de  la  boüson  dans 
la  eure  des  maladies  etc,^  (Chamböry  1707)  —  „De  Vinddcence  aux  hommes 
S!accoucher  les  femmes  et  de  F Obligation  aux  femmes  de  nourrir  leurs  enfants^ 
(Tr^voux  1708)  —  „Traitd  des  dispenses  du  careme*"  (Paris  1708;  1709 ;  1715 ; 
2  voll.)  —  „De  la  digestion  des  alimens  e^c,"  (Ebenda  1710)  —  „De  la 
digestion  des  alimens  et  des  maladies  de  Vestomac  suivant  le  systhne  de  la 
trituration  on  du  broyemerd  etc,"  (Ebenda  1712)  —  „De  purganda  medicina 
a  curarum,  sordibus**  (Ebenda  1714)  —  „Novus  medicinae  conspectus,  ubi  ex 
sanguinis  circuitus  anomaliis  secretionum  errata  etc,  deducuntur**  (Ebenda 
1722,  2  voll.)  —  ^Traitd  de  la  peste"  (Ebenda  1722)  —  „Observations  sur 
la  saignSe  du  pied  et  sur  la  purgation  au  commencement  de  la  petite 
virale  etc.'*  (Ebenda  1724)  —  „Rdflexions  sur  Vusage  de  Vopium  etc.^  (Ebenda 
1726)  —  „Remarques  sur  Vabus  des  purgatifs  et  des  amers  au  commencement 
et  h  la  fin  des  maladies''  (Ebenda  1727)  —  „Le  brigandage  de  la  mSdecine 
dans  la  manihre  de  traiter  les  pdtites  vSroles  et  les  plv^  grandes  maladies  par 
rimAique,  la  saignSe  du  pied  et  le  kermes  miniral  avec  un  traitd  de  la 
meilleure  manihre  de  traiter  les  petites  vSroles  par  des  rem^des  et  des  obser- 
vations tirSes  de  Vusage;  etc,**  (Utrecht  und  Paris  1733)  —  „Le  naturabisme 
des  convulsions  dans  les  maladies  de  VepidSmie  convulsionnaire  etc.''  (Solothum 
1733)  —  „Le  naturalisme  des  quatre  requites"  (1736)  —  „La  m4decine 
naturelle  vue  dans  la  pathologie  vivante  etc.''  (Paris  1736,  2  voll.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  114—121.  —  Dict.  hist.  IIT,  pag.  79—83.  Pgl. 

Hecquet,  Clement  H.,  zu  Abbeville,  warde  als  Sohn  eines  dortigen 
berühmten  gleichnamigen  Arztes  am  1.  August  1704  geboren,  war  ein  Neffe  des 
vorstehenden  Philippe  H.,  studirte  in  Paris  unter  Düvebney,  Winslow,  Ant. 
und  Bern,  de  Jüssieü,  wurde  in  Abbeville  Mitglied  des  College  de  mödecine,  als 
dessen  Doyen  er  starb.  Er  machte  der  Pariser  Sociötö  royale  de  mödecine  von 
1776 — 1784  eine  Reihe  von  interessanten  Mittheilungen,  hat  aber  sonst,  ausser 
einer  einzigen  Beobachtung  (Hist.  de  l'Acad.  roy.  des*  sc. ,  1746),  betreffcDd  das 
in  Folge  eines   „maligüen  Fiebers^^    stattgehabte  Brandigwerden  eines  Fusses   bei 


106  HECQÜET.  —  HEDENUS. 

einer  Schwangeren,  die  ohne  zu  abortiren  geheilt  wurde,  nichts  publicirt.    In  den 
letzten  Jahren  seines  Lebens  fast  erblindet,  starb  er  1786. 

Vicq-d'Azyr,  Eloges.  1786,  pag.  33.  G. 

Hedenborg,  J  o  h  a  n  H.,  schwedischer  Arzt  und  berühmter  Orient-Reisender, 
geboren  in  Ost-Gothland  1787.  Nach  medicinischen  Studien  in  Upsala,  Stockholm 
und  Montpellier  erhielt  er  die  Doctorwürde  in  Upsala  1822.  In  Stockholm  gründete 
und  leitete  er  unter  der  Oberaufsicht  von  Berzeliüs  die  erste  Einrichtung  einer 
Anstalt  für  künstliche  Mineralwässer,  wui*de  aber  1825  zum  Arzt  der  schwedischen 
Gesandtschaft  in  Constantinopel  ernannt.  Hier  widmete  er  seine  Zeit  theils  medi- 
cinischer  Praxis,  theils  dem  Studium  der  Naturgeschichte,  der  Antiquitäten  und 
der  orientalischen  Sprachen.  Um  diese  Studien  fortzusetzen,  begann  er  1830  seine 
grossen  Keisen  in  Elein-Asien,  Syrien  und  Palästina,  dem  griechischen  Archipel 
und  Aegypten,  welches  Land  er  in  allen  seinen  Theilen  durchreiste.  Er  nahm 
auch  genaue  Kenntniss  von  der  damals  Aegypten  verheerenden  Cholera  und  kehrte 
nach  7  Jahren  nach  Schweden  zurück,  wohin  er  schon  vorher  seine  werthvoUen, 
nicht  nur  an  Thieren,  Gewächsen  und  Mineralien,  sondern  auch  an  ägyptischen 
und  griechischen  Altei-thümern  und  Münzen,  arabischen,  türkischen,  persischen 
Handschriften  etc.  reiqhen  Sammlungen  gesandt  hatte.  1833  reiste  er  wieder  nach 
Aegypten,  Arabien  und  Sinai,  besuchte  auch  2  Jahre  lang  Nubien,  Kordofan  und 
Sudan,  sandte  wieder  reiche  ethnographische  und  naturgeschichtliche  Sammlungen 
heim  und  erhielt  die  Würde  eines  Professors.  Im  Decennium  1840  liess  er  sich 
auf  Rhodus  nieder,  dessen  Alterthümer  er  genau  untersuchte  und  nach  12  Jahren 
Studium  beendigte  er  eine  Geschichte  dieser  Insel  sammt  einem  vollständigen  Atlas. 
Nach  schweren  wiederholten  Unglücksfällen,  aus  welchen  er  nur  mit  Mühe  sein 
Leben  rettete,  aber  sein  Vermögen  verlor,  besuchte  er  wieder  zweimal  Schweden, 
hielt  sich  w^ieder  in  Aegypten  auf  und  zog  1863  nach  Florenz,  woselbst  er  1865 
starb.  Unter  seinen  Schriften  sind  zu  beachten:  „Turkiska  natianens  seder  bruk 
och  klädedrägier'^  (Stockholm  1839 — 42)  —  „Besä  i  Egypten  och  det  tnre 
Afrika^  (Ebenda  1843);  in  den  Jahresberichten  von  B.  F.  Fbies  an  die  schwed. 
Akad.  der  Wissensch. :  „Berättelse  om  en  resa  i  Sennaar ^  (deutsch  in  Isis  von 
Oken,  Jahrg.  1839);  in  der  Zeitschrift  Skandia,  Bd.  IX:  „Om  Egypten^  9^09" 
nosi^  —  „Om  tertiärbildningen  pä  Rhodos"  (Ibid.);  in  der  Zeitschrift  Läsning 
för  bildning  och  nöje  (Jahrg.  II):  „Grekiska  inskrifter  funna  pä  Rhodos^ ;  in 
den  Verhandlungen  des  schwedischen  ärztlichen  Vereins,  Bd.  XII:  „Om  medtctnens 
tillständ  i  Konstanttnopel" ;  in  Jahresbericht  der  Arbeiten  des  schwedischen 
ärztlichen  Vereines,  1826 :  „Om  sjukdomarnes  rädande  lynne  och  behandli'ng 
%  KoTistantinopel" ;  in  der  Zeitschrift  für  Aerzte  und  Pharmaceuten,  Bd.  II:  „Om. 
turkwka  huskurer," 

AV  Istrand,  Bruzelius,  Edling,  Neue  Folge  I,  pag.  309.  He  den  ins. 

*HedeniU8,  Per  H. ,  geboren  am  6.  November  1828  zu  Skara  in  West- 
Gothland,  studirte  zunächst  in  Upsala  und  Stockholm,  um  sich  alsdann  Zwecks 
speciell  pathologisch-anatomischer  Ausbildung  nach  Wien,  Berlin  und  Würzburg 
zu  begeben.  1865  wurde  er  promovirt,  1859  Professor  der  Pathologie,  der 
Hygiene,  sowie  der  Geschichte  der  Medicin  an  der  Universität  Upsala.  1876  wurde 
er  durch  Uebertragung  des  Prorectorats ,  1877  durch  die  Verleihung  des  Ehren- 
diploms als  Dr.  philos.  ausgezeichnet.  Seit  1860  fungirt  er  ununterbrochen  als 
Vorsitzender  des  ärztlichen  Vereins  in  Upsala.  Neben  vielen  pathologisch-anatomischen 
und  hygienischen  Aufsätzen,  vorwiegend  in  „Upsala  Läkareförenings  Förhand- 
lingar"  (Bd.  I — XVII),  sind  von  seinen  Schriften  hervorzuheben:  „John  Hunt  er, 
medicinskt  historiskt  försök"  (Upsala  1856)  —  „Om  Opium  i  historiskt  och 
pharmacodynqmiskt  afseende"  (Daselbst  1859)  —  „07n  den  medicinska  under- 
vtsm'ngen   i  (Jsterrike  och  Frankrike"^   (Daselbst  1872).  Wernich 

Hedenus,  Vater  und  Sohn,  in  Dresden.  —  Der  Erstere,  Johann  August 
Wilhelm  H.,  war  zu  Langensalza  am  11.  August  1760  als  Sohn  eines  Apothekers 


HEDENÜS.  107 

geboren-,  erlernte  die  Pharmacie  bei  seinem  Vater  und  die  Chirurgie  bei  einem 
Regimeints-Ghirurgufi,  stndirte  in  Dresden,  wurde  1782  Compagnie-,  1791  Pensionär- 
Chirurg  nnd  Amannensis  des  Prosectors  beim  GoUeg.  med.-ehirurg.,  1793  Prosector, 
1798  Oeneral-Stabs-Ghimrgus  und  Lehrer  der  Chirurgie,  1808  Leibchirurgus  des 
Königs  FriedrichAugust,  1812  ältester  Leibehirurg ,  Mitglied  des  Sanitäts- 
CoUegiums  nnd  Hofrath,  1824,  nach  Aufhebung  dieser  Behörde,  Medicinalrath  und 
Ehrendoetor  der  Leipziger  medicinischen  Facultät,  1828  erster  Leibarzt  des  Königs 
inton  Ton  Sachsen.  1833  feierte  er  sein  öOjähriges  Amts-Jubiläum,  bei  welcher 
Gelegenheit  von  F.  A.  v.  Ammon,  L.  Choulant,  B.  W.  Seileb  und  seinem  Sohne 
Qratulationsschrlffcen  erschienen,  erhielt  seine  Entlassung  als  Medicinalrath  und 
starb  am  29.  December  1836.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind  anzuführen: 
„Medictnische  und  chirurgische  Beobachtungen**  (Hüfeland*s  Journ.,  1814)  — 
„Ausrottung  der  Schilddrüse**  (Geaepe  und  Walther's  Journ.,  1821)  — 
„Operations-  und  Heilungsverfahren  bei  einem  Afterproduct  der  Hightnors- 
höhle**  (Ebenda)  —  „Antwort  auf  die  Beclamatlon  des  Herrn  Prof,  Karl 
Aug.  Weinhold  in  Halle ^  meine  Operations-  und  Heilungsmethode  eines 
Afterproducts  der  Highmorshöhle  betretend**  (Ebenda  1822)  —  „Chirurgische 
Beobachtungen**  (Ebenda  1826)  u.  s.  w. 

Callisen,  Vin,  pag.  245;  XXVIII,  pag.  430.  G. 

August  Wilhelm  Hedenus,  Arzt  und  Aesthetiker,  war  zu  Dresden 
am  27.  December  1797  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  begann  1816  seine 
medicinischen  Studien  in  Leipzig,  setzte  sie  1818  in  Dresden  bei  der  chirurgisch- 
medicinischen  Akademie  und  1819  und  1820  auf  den  Universitäten  Göttingen 
und  Berlin  fort.  Er  veröffentlichte  noch  ehe  er  (1824)  zum  Doctor  promovirt 
wurde,  zwei  werthvolle  chirnrgische  Abhandlungen,  nämlich:  „üeber  die  Schild- 
drüse, ihre  Kropf erkranJcung  und  deren  Heilung**  (1822)  und  „Ueber  die 
Ablösung  des  Oberschenkels  im  Hüftgelenk**  (1823).  Seinen  Philhellenismus  bei 
dem  damaligen  Befreiungskampfe  der  Griechen  bethätigte  er  durch  eine  zur 
üntersttitzung  derselben  herausgegebene  Gedichtsammlung  (1824).  Bald  darauf 
begab  er  sich  auf  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Frankreich,  Grossbritannien, 
Holland,  Belgien,  West-  und  Sttddeutschland,  kehrte  1826  nach  Dresden  zurück 
nnd  widmete  sich  daselbst  dem  ärztlichen  Berufe  in  einer  mehr  als  36jährigen 
Praxis  mit  grosser  Treue  nnd  Aufopferung.  Von  seinen  Publicationen  sind  noch 
anzuführen :  ;,  Ueber  die  verschiedenen  Formen  der  Verengerung  des  Afterdarms 
und  deren  Behandlung**  (Leipzig  1828),  eine  Anzahl  von  Artikeln  im  Berliner 
encyclop.  Wörterbuch  der  med.  Wissensch.,  eine  Gratulationsschrift  zur  Jubelfeier 
seines  Vaters :  „De  difficüi  laesionum  capitis  diagnosi  et  prognosi**  (Dresden 
1833,  4.),  Aufsätze  in  Schüidt's  Jahrbb.  u.  s.  w.  In  reichlicher  Zahl  finden  sich 
auch,  in  der  von  ihm  so  geliebten  lateinischen  Sprache  verfasst,  als  Zeichen  seiner 
Freundschaft  oder  Hochschätzung,  im  Leben  und  im  Tode  gewidmet :  Votivtafeln, 
Epigramme,  Elegien,  Oden,  Begltlckwünschungen ,  Epinicien  oder  Epicedien  bei 
Gelegenheit  von  Jubelifesten,  Todesfällen  etc.  Es  befinden  sich  unter  den  Gefeierten 
nicht  nur  medicinische  Grössen,  sondern  auch  andere  Koryphäen  der  Kunst  und 
Wissenschaft;.  Als  Arzt  widmete  H.,  zum  Theil  vielleicht  in  Folge  des  ausser- 
liehen  ümstandes,  dass  er  der  Schwiegersohn  des  berühmten  Erfinders  der  künst- 
lichen Mineralwässer  Dr.  F.  A.  Struve  in  Dresden  war,  den  Heilquellen  aller 
Art  eine  ganz  vorzügliche  und  lebhafte  Aufmerksamkeit  und  ein  tiefer  gehendes 
Studium.  So  wurde  von  der  herzoglich  braunschweigischen  Regierung  für  das  in 
Harzburg  zu  begründende  Soolbad  Julius-Hall  sein  Rath  (1850 — 52)  eingeholt  und 
Ton  der  Stadt  Carlsbad,  als  sie  1858  ihre  500jährige  Jubelfeier  beging,  wurden 
ihm  hohe  Ehrenbezeugungen  für  seine  Verdienste  um  die  Stadt  und  die  Quellen 
derselben  zu  Theil.    Sein  Tod  erfolgte  am  6.  November  1862. 

Maximilian  Leopold  Löwe,  Rede  zur  Erinnerung  an  A.  W.  Hedenus  etc. 
Dresden  1864.  —  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsche  Biographie.  XI,  pag.  220.  —  Callisen, 
Vm,  pag.  244;  XXVIII,  pag.  430.  Gurlt. 


108  HEDIN.  —  HEDWIG. 

Hedin,  Sven  Anders  H.,  geboren  in  Smiland  1750,  wurde  in  Upsala 
zuerst  Cand.  pbilos.,  studirte  darauf  Medicin  unter  Linne,  wurde  1775  promovirt 
und  Hess  sich  als  Arzt  in  Stockholm  nieder.  Nach  einer  Reise  in's  Ausland  wurde 
er  1792  Provinzialarzt ,  1798  zum  ersten  Leibarzt  des  Königs  und  zum  Arzt  an 
der  Heilquelle  Medevi  ernannt,  1813  Mitglied  der  Medicinal-Ver waltung  und  starb 
1821.  H.  war  sehr  fleissig  und  eifrig  in  seinem  Berufe  und  besonders  fleissig  als 
medicinischer  Schriftsteller.  Unter  seinen  zahlreichen  medicinischen  Schriften  sind 
folgende  hervorzuheben :  „Änmärkningar  i  praktiska  delen  af  läkekonsten^ 
(Stockholm  1787)  —  „Bruket  och  nyttan  af  svenaka  orten  Ärnica  montana^ 
(Ebenda  1789)  —  ;,  Vetenakapahandlingar  för  läkare  och  fältskärer"  (Bd.  I — VII, 
Ebenda  1793 — 1806).  Von  der  schwed.  Akad.  der  Wissensch.  wurde  folgende 
Schrift  mit  einem  Preise  gekrönt:  „Om  de  dödande  sjukdomar,  som  under  och 
efter  krtgstäg  tili  isj'öa  angripa  svenska  besättningar"  (Stockholm  1794)  — 
„Handbok  för  praktiska  läkarevetenakapen*^  (Ebenda  1796 ;  2.  Aufl.  1798)  — 
^  Vetenskapajoumal  för  läkare  och  foLtakärer^  (Bd.  I — II,  Ebenda  1800 — 1801)  — 
„Afhandling  om  hären  pä  menniskokroppen"  (Ebenda  1804)  —  Minne  af 
Linnd,  fader  ^ och  son"  (Ebenda  1808).  Eine  Menge  Reden  in  der  schwed.  Akad. 
der  Wissensch.  und  eine  Reihe  von  Abhandlungen  in  den  Verhandlungen  dieser 
Akademie,  den  Annalen  der  Landwirthschafts-Akademie ,  in  der  Zeitschrift  ^^Der 
Arzt  und  der  Naturforscher^',  sowie  in  mehreren  anderen  periodischen  Zeitschriften. 

Sackl^n,  I,  pag.  200.  Hedenius. 

Hedrich,  Karl  Ernst  H.,  zu  Frauenstein  bei  Dresden,  war  am  4.  Januar 
1790  zu  Freiberg  geboren,  wurde  1814  in  Leipzig  Doctor  mit  derpraes.  Ch.  G.  Eschen- 
bach vertheidigten  „Disa.  inaug,  siatena  partua  cum  placenta  praevia  atque 
ruptura  uteri  complicati  hiatoriam^,  war  Stadtphysicus  in  Döbeln,  wurde  1816 
königl.  Sachs.  Amtsphysicus.  Er  übersetzte  aus  dem  Lateinischen:  E.  Platneb, 
Untersuchungen  über  einige  Hauptcapitel  der  gerichtlichen  Medicin  u.  s.  w.  (Leipzig 
1820)  und  schrieb  eine  Reihe  von  Aufsätzen,  zum  Theil  gerichtlich -medicinischen 
Inhalts,  darunter:  „Geachichte  einer  Schwangerachaft  auaaerhalb  der  Gebär- 
miUterhöhle,  nebat  Sectionabericht^^  (Horn's  Archiv,  1817)  —  „Mania  transi- 
toria^  durch  Geaichtaroae  entachieden^  (Ebenda  1824)  —  „Beiträge  aua  dem 
Gebiete  der  Erfahrung*^  (Dresdener  Zeitschr.  für  Natur-  und  Heilk.,  1820,  21); 
femer  in  Henke's  Zeitschr.  (1821—24,  1827—29)  eine  Reihe  von  Gutachten 
über  zweifelhafte  Gemttthszustände,  Eindermord,  ferner  VergiftungszufUUe  bei  acht 
Personen  ohne  nachweisbarer  Ursache,  „Ideen  zur  Featatellung  periodischer 
mediciniach-polizeilicker  Reviaionen  durch  Landphyaiker^  —  „Kolik  von  In- 
aectenlarven**  u.  s.  w.    Er  starb  zu  Plauen  im  Voigtlande  am  28.  Februar  1858. 

Callisen,  VUI,  pag.  249;  XXVIII,  pag.  431.  G. 

Hedwig,  Johannes  H. ,  berühmter  deutscher  Botaniker  und  einer  der 
besten  Beobachter  des  vorigen  Jahrhunderts,  geboren  zu  Kronstadt  in  Sieben- 
bürgen am  8.  December  1730,  zeigte  schon  in  seiner  frühesten  Jugend  eine 
besondere  Vorliebe  für  das  Studium  der  Pflanzen.  Er  besuchte  das  Lyceum  seiner 
Vaterstadt,  ging  nach  dem  Tode  seines  Vaters  1747  nach  Pressburg  und  von  da 
1749  nach  Zittau,  wo  er  unter  Geelach  studirte.  1752  bezog  er  die  Univer- 
sität Leipzig,  wo  er  unter  Crüsiüs,  Kaestnee,  Eenesti,  Hebenstreit,  Ludwig 
und  BOEHMEE  Philosophie,  Mathematik  und  Medicin  studirte.  Er  wurde  mit  dem 
gelehrten  BOSE  innig  befreundet  und  vertrat  ihn  drei  Jahre  lang  am  Hospital. 
Nach  Beendigung  seiner  Studien  und  Prüfungen  versuchte  H.  in  seiner  Vaterstadt 
zu  prakticiren ;  doch  stand  dem  ein  Oesetz  entgegen,  welches  in  Siebenbürgen  nur 
Solchen  zu  prakticiren  gestattete,  die  in  Wien  ihre  akademischen  Grade  erlangt 
hatten.  H.  ging  daher  nach  Leipzig  zurück,  promovirte  dort  1756  und  liess  sich 
in  Chemnitz  nieder,  wo  er  sich  nebenher  mit  dem  Studium  der  Botanik  eifrig 
beschäftigte  und  die  Aufmerksamkeit  Scheebee's  auf  sich  lenkte,  der  ihn  mit 
Büchern    und   durch  Ueberlassung  eines  Mikroskops   unterstützte.     1784  ging  H. 


HEDWIG.  —  HEER.  109 

als  Arzt  eines  Militilrlazareths  nach  Leipzig,  wurde  dort  1786  Prof.  e.  o.  der 
Medicin  und  1789  Professor  der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens 
duelbst.  Er  starb  an  einem  nervösen  Fieber  am  7.  Februar  1799.  Seine  Schriften 
beziehen  sich,  mit  Ausnahme  seiner  Dissertation :  „De  emesi  in  fehribua^  (Leipzig 
1759) ,  auf  botanische  Themata ,  speciell  auf  die  Beschreibung  der  Gräser  and 
Kryptogamen.  Die  wichtigsten  sind:  ^FundamefnJtwm  historiae  naturalis  mus- 
corum  frondosorum  concemena  eorum  florea,  fructua  etc."  (Leipzig  1782 — 83, 
2  YolL)  —  ;,  Theoma  generationts  et  fructificationis  plantarum  cryptagamicarwm 
Linnaei"  (Petersburg  1784;  Leipzig  1798;  4.)  —  „Abbildungen  neuer  und 
zweifelhafter  kryptogamiacher  Gewächse  nebst  ihrer  analytischen  Geschichte" 
(Leipzig  1785 — 95,  fol. ;  lateinisch  u.  d.  T. :  „Stirpts  cryptogamicae" ,  Ebenda 
1785 — 96,  4  voll.,  fol.)  —  „Programma  de  ßbrae  vegetabüis  et  animalis  ortu" 
(Ebenda  1789)  —  „Sammlung  seiner  zerstreuten  Abhandlungen  und  Beobach- 
tungen über  botanisch-ökonomische  Gegenstände"  (Ebenda  1793)  —  „Belehrung, 
die  Pßanzen  zu  trocknen  und  zu  ordnen^  sie  frisch  nach  dem  LinnS  zu 
untersuchen  und  im  System  ausfindig  zu  machen"  (Gotha  1787). 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  121—125.  Pgl. 

Hedwig,  Roman  Adolf  H. ,  Sohn  des  Vorigen,  geboren  zu  Chemnitz 
1772,  studirte  Medicin  und  promovirte  in  Leipzig,  wurde  1801  Prof.  e.  o.  der. 
Botanik  daselbst,  wo  er  schon  am  1.  Juli  1806  starb.  Er  schrieb:  „Disquisitio 
ampullarum  Lieberkühnii  physico-microscopica"  (Leipzig  1797)  —  „De  Tremella 
Nostoc"  (Ebenda  1798)  —  „Aphorismen  über  die  Pflanzenkunde"  (Ebenda 
1800)  —  „Observ.  botanicarum  fasciculus  I"  (Ebenda  1802,  4.),  sowie  einen 
Aufsatz  Aber  die  Moose  in  den  „Beiträgen  zur  Naturkunde^'  von  Weber  und  Mohb. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  125.  Pgl. 

Heekeren,  Jan  van  H.,  1774  in  Amsterdam  geboren,  studirte  daselbst 
imd  in  Leyden,  wo  er  1797  zum  Doctor  promovirte  („Dissert.  de  osteogenesi 
praetematurali"J.  In  seinem  Geburtsorte  als  Arzt  etabürt,  wurde  er  bald  zum 
Secretär  des  „Agentschap  van  nationale  opvoeding'^  ernannt  und  1799  zum 
„Commissaris  tot  de  zaken  der  geneeskundige  Staatsregeling^  (Regierungs-Medicinal- 
Rath).  Als  solcher  hat  er  sich  sehr  verdienstlich  gemacht,  doch  starb  er  schon 
1803.  Er  schrieb  u.  A. :  „Benoeming  door  het  uitvoerend  bewind  van  eene 
commissie  van  vyf  geneeskundigen  tot  het  vervaardigen  van  eene  Pharmacopoea 
Batava"  —  „Rapport  omtrent  het  inweren  van  geboorte-,  trouw-  en  sterfte- 
registers,  uit  een  geneeskundig  oogpunt  beschouwd"  —  ;,  Voordracht  ter  bevorde* 
ring  en  algemeener  verspreiding  van  de  inenting  der  kinderziekte"  — 
.,,  Voordracht  van  den  raad  van  binnenlandsche  zaken  aan  het  staatsbetmnd  ter 
invoering  van  de  Pharmacopoea  Batava"  —  „  Ueber  verschiedene  Gegenstände 
aus  der  Lehre  von  der  pathologischen  Knochenbildung"  (Vermischte  Beiträge 
zur  Reform    der    Kenntniss    und    Behandlung    der    Enochenkrankheiten ,,    1.  St., 

Breslau  1803)    und   war  Mitredacteur   des   bekannten    „Geneeskundig  Magazyn^^ 

C.  E.  Daniels. 

Heer,  Martin  H.,  zu  Görlitz,  war  in  Lauban  am  10.  November  1643 
geboren,  studirte  in  Leipzig  und  Kopenhagen,  wurde  1665  zu  Leipzig  Doctor, 
1667  Stadtphysicus  in  Lauban,  1670  in  Görlitz,  wo  er  am  27.  Mai  1707  starb. 
Ausser  einigen  Leipziger  Dissertationen  (1661,  1665)  schrieb  er:  „Kurzer  Be- 
richt, dem  lieben  Armuth  zu  gute  y  vne  selbiges  in  der  Pest  sich  mit  Haus- 
arzneyen  versehen  soll"  (Görlitz  1680)  —  „Consilium  zur  Präservation  und 
Ouration  der  Pest"  (Ebenda).  Er  war  em  Anhänger  J.  B.  van  Helmont's, 
verfasste  eine  „Introductio  in  archivam  archei  vitale  et  f ermentale  J,  B.  van 
Helmont  philosophi  etc."  (Lauban  1703,  4.)  und  hinterliess  viele  Manusoripte, 
die  sich  auf  dessen  Lehren  bezogen. 

Otto,  II,  Abth.  1,  pag.  56;  Sapplementband,  pag.  154.  G. 


110  HEEBKENS.  —  HEGAR. 

Heerkens,  Gerhard  Nicolas  H. ,  niederländischer  Arzt,  geboren  zu 
Oroningen  1728  und  gestorben  1801 ,  ist  mehr  wegen  seiner  belletristischen, 
namentlich  poetischen,  als  wegen  seiner  eigentlich  ärztlichen  Leistungen  erwähnens- 
werth.  Er  schrieb:  j^De  valetudine  lüeratorum  poema^  (Leyden  1749)  —  „De 
officio  medtci  poema**  (Groningen  1752)  —  „Aves  fristcae**  (Rotterdam  1787)  — 
^Icones''  (Utrecht  1787)  u.  A. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  126.  —  Dict  hist.  m,  pag.  84.  Pgl. 

Heermann,  G.  H.,  zu  Tübingen,  war  1807  zu  Blomberg  in  Lippe-Detmold 
geboren,  wurde  Assistent  in  der  Irrenheilanstalt  zu  Siegburg  1833,  Privatdocent 
in  Heidelberg  und  Assistent  am  dortigen  ELrankenhause  1835,  als  Prof.  e.  o.  nach 
Tübingen  berufen  1840,  nachdem  er  folgende  Schriften  verfasst  hatte:  „Ueher 
die  Bildung  der  Gesichtsvorstellungen  aus  den  Oesicktsempßndungen^  (Hanpover 
1835,  m.  18  Taff.)  —  „Ueber  das  Studium  der  psychischen  Medicin  auf 
Universitäten^  als  das  nächste  JSrforderniss  ihrer  Förderung"  (Heidelberg  1837 ; 
auch  in  den  Heidelberger  med.  Annalen,  1837).  In  Tübingen  brachte  er  den 
sehr  damiederliegenden  klinischen  Unterricht  bald  in  eine  bessere  Verfassung;  er 
führte  die  objective  Untersuchung  mit  den  neueren  Hilfsmitteln  der  Diagnostik  und 
eine  rationelle  Therapie  ein  und  emancipirte  sich  von  den  Vorurtheilen  der  dogmatischen 
Medicin.  Die  stehende  Klinik  hob  sich  rasch,  die  Zahl  ihrer  Kranken  stieg  auf 
das  Doppelte;  auch  die  ambulante  Behandlung  erfuhr  erhebliche  Verbesserungen. 
Indessen  bald  hemmte  ein  anhaltendes  Brustleiden  seine  Thätigkeit,  er  musste 
schon  nach  einem  Jahre  längeren  Urlaub  nehmen,  um  in  Italien  Heilung  zu  suchen. 
Von  einem  zweiten  Aufenhalte  daselbst  kehrte  er  nicht  mehr  zurück ,  sondern 
starb  in  Rom  im  Frühjahr  1844. 

Kltipfel,  1849,  II,  pag.  486.  G. 

Heers,  Henri  de  H. ,  berühmter  belgischer  Arzt,  geboren  zu  Tongres 
um  1576,  stammte  aus  einer  Patricier-Familie ,  zeichnete  sich  durch  seine  aus- 
gebreiteten Kenntnisse  in  der  Philosophie,  den  mathematischen  Wissenschaften  und 
alten  Sprachen  aus.  Nach  längeren  Reisen  in  Deutschland,  Italien,  Spanien, 
Frankreich,  England  liess  er  sich  in  Lüttich  nieder  und  wurde  Arzt  des  Kurfürsten 
von  Cöln.  Es  rühren  von  ihm  die  besten  Abhandlungen  jener  Zeit  über  die 
Quellen  von  Spa  her  u.  d.  T. :  f,Spadacr&ne,  hoc  est,  fons  Spadanus,  ejus 
singularia,  hibendi  modus,  medicamina  bibentibus  necessaria^  (Löwen  1614; 
zahlreiche  Auflagen  bis  1739;  auch  in *s  Französische  übersetzt) —  „Deplementum 
supplementi  de  Spadanis  fontibus  etc,*'  (Ebenda  1624)  —  „Observationes 
medicae  oppido  rarae  in  Spa  et  Leodii  animadversae ,  cum  aliquot  medi- 
camentis   selectds"  (Lüttich  1631;  Leipzig  1643;  Leyden  1685). 

Biogr.  med.  V,  pag.  126.  van  den  Corput. 

Heffter,  Johann  Karl  H.,  geboren  am  25.  September  1722,  studirte 
Medicin  in  Leipzig  und  Halle  und  promovirte  zum  Dr.  med.  in  Erfurt.  H.  war 
Arzt  in  Zittau  und  vom  Kloster  St.  Marienthal.  Er  starb  1786  an  seinem  Geburts- 
tage. Seine  unbedeutenden  Schriften  sind:  „Diss.  de  caussis  incrementi  foetuum 
celerrimi^  (Erfurt  1745)  —  „Museum  disputatorium  physico-medicum  tripar- 
titum^  (Zittau  1756 — 1763;  2  voll.)  —  „Commentatio  epistolica  qua  musei 
dispiUatorii  physico-medici promotoribus  susceptai*um  suorum  rationem  reddü*^ 
(Ebenda  1762)  —  „Oekonomisch-medidnischer  Vorschlag ,  une  die  Menschen 
beim  jetzigen  Mangel  und  Theuerung  des  Korngetreides  sich  sättigen  und 
gesund  erhalten  iö«wen" .  (Ebenda  1771). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  127.  Pgl. 

Hegar,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Johann  August  H.,  zu 
Darmstadt,  war  daselbst  1794  geboren,  studirte  von  1812  an  in  Göttingen,  machte 
1815  als  Militärarzt  in  englischen  Diensten  den  Feldzug  gegen  Frankreich  mit 
und  erlangte  1815  in  Göttingen  mit  der  Diss. :  „De  oculi  partibus  quibusdam** 


HEGAR.  —  HEGETSCHWEILER.  111 

(Oöttingen  1818,  c.  II  tabb.)  die  Doctorwflrde.  £r  Hess  sieh  darauf  als  Arzt  in 
I)anngtadt  nieder  und  wi^rde  1817  als  Hofehirurgus  mit  dem  Charakter  eines 
Hofmedicns  angestellt.  Er  sehrieb  bei  Gelegenheit  des  50jährigen  Doctor-Jubiläums 
des  Leibarztes  Geh.  Rathes  Freih.  von  Wedekind:  „Beitrag  zur  Geschichte  der 
Anwendung  des  Calomels  oder  milden  salzsauren  Quecksilbers  in  den  Krank- 
heiten der  Menschen**  (Darmstadt  1830);  ferner:  „Vademecum  für  die  Behand- 
lung der  morgenländiachen  Cholera  u,  s.  w."  (Ebenda  1831)  —  „Zur  Klinik 
der  neuesten  morgenländischen  Krankheit,  oder  praktische  Resultate^  gezogen 
aus  den  Erfahrungen  der  besten  ....  Aerzte  und  mit  den  Ergebnissen  mehrerer 
nach  den  Choleragegenden  unternommenen  Reisen  zusammengestellt  u,  s.  w.** 
(Ebenda  1832,  m.  1  Taf.)  —  „Die  orientalischen  Bäder,  in  Bezug  auf  das  zu 
Darmstadt  neuerrichtete  Ludwigsbad*'  (Ebenda  1838).  Er  starb  als  Geh.  Medieinal- 
Rath  am  3.  Juni  1882. 

S  c  r  i  b  a ,  I,  pag.  135 ;  II,  pag.  299.  —  C  a  11  i  s  e  n ,  VIII,  pag.  253 ;  XXVHI,  pag.  433. 

G. 

*Alfred  Hegar,  der  Sohn,  geboren  zu  Darmstadt  am  6.  Januar  1830, 
besuchte  die  Universitäten  Giessen,  Heidelberg,  Berlin,  Wien  und  gelangte  1852 
zur  Promotion,  war  praktischer  Arzt  in  Darmstadt  und  wurde  1864  nach  Frei- 
burg im  Breisgau,  zum  Nachfolger  Spiegelbeeg's  als  Professor  der  Geburts- 
hilfe und  Gynäkologie  berufen.  Er  hat  durch  seine  Schriften  eine  Reihe  von 
Themata  seiner  Specialgebiete  wesentlich  gefördert ,  manche  von  ganz  neuen  Ge- 
sichtspunkten beleuchtet,  so  die  Castration  der  Frauen,  die  Einführung  von 
Flüssigkeiten  in  Blase  und  Mastdarm,  die  Eolporrhaphie,  die  Amputatio  uteri  supra- 
vaginaüs  u.  A.  Einen  Vortrag:  „Zur  gynäkologischen  Diagnostik**  brachte 
Volkmann's  Sammlung  (Nr.  105);  mit  R.  Kaltenbach  gab  er  1874  die  „Ope- 
rative Gynäkologie*'  (2.  Aufl.  1881)  heraus.  Er  schrieb  femer:  „Die  Pathologie 
und  Therapie  der  Placentarretention  u,  s.  w.**  (Berlin  1862)  —  ;,-DiV  Castration 
der  Frauen**  (Leipzig  1878)  —  „Ignaz  Phil.  Semmelweis,  Sein  Leben 
und  seine  Lehre*'  (Freiburg  1882).  Wernich. 

Hegetscliweiler,  Johann  Heinrich  H. ,  wurde  am  14.  December  1789 
zu  Riflferschweil  im  Canton  Zürich  geboren,  wo  sein  Vater  Arzt  war.  Früh  schon 
zeigte  er  grosse  Neigung  zur  Naturwissenschaft,  besonders  zur  Botanik,  daher 
bestimmte  der  Vater  ihn  zum  Arzt.  Er  begann  1808  seine  medicinischen  Studien 
in  Zürich,  setzte  sie  von  1809  an  in  Tübingen  fort  und  beendigte  sie  mit  seiner 
Promotion  daselbst  1812.  Er  kehrte  darauf  zu  seinem  Vater  zurück,  dem  er  in 
Beiner  Praxis  behilflich  war,  bis  er,  nach  Absolvirung  des  Staatsexamens,  1813, 
als  Oberarzt  im  Militärlazareth  zu  Rheinau  während  einer  schweren  Typhusepidemie, 
welcher  er  beinahe  selbst  erlag,  thätig  wurde.  Nach  seiner  Verheirathung ,  1814, 
liess  er  sich  in  Stafa  am  Züricher  See  als  praktischer  Arzt  nieder  und  wurde  bald 
emer  der  beliebtesten  und  beschäftigtsten  Aerzte,  dessen  Ruf  weit  über  seinen  Canton 
hinaus  wuchs.  Daneben  widmete  er  sich  fortdauernd  der  Botanik  und  durch- 
wanderte zu  diesem  Zweck  verschiedene  Gebiete  der  Schweiz;  diese  Reisen  beschrieb 
er  in  dem  Buche:  „Reisen  in  den  Gebirgsstock  zwischen  Glarus  und  Graubündten 
in  den  Jahren  1819 — 22**  (Zürich  1825).  Dabei  verfolgte  er  vorzugsweise  den 
Zweck,  die  Lebensbedingungen  der  Pflanzen  in  den  verschiedenen  Gegenden  zu 
untersuchen  und  seine  Hypothese ,  dass  die  ursprünglichen  Pflanzentypen  (Urspecies) 
nur  durch  die  äusseren  Einflüsse,  wie  die  des  Bodens ,  des  Klimas  u.  s.  w.,  in  den 
verschiedenen  Gegenden  als  verschiedene  Formen  erscheinen ,  zu  erhärten.  In  dieser 
Riehtung  bewegen  sich  auch  seine  beiden .  Werke :  ^Beiträge  zu  einer  kritischen 
Aufzählung  der  Schweizer  Pflanzen  und  einer  Ableitung  der  helvetischen 
Pßanzenformen  von  den  Einflüssen  der  Aussenwelt**  (Zürich  1831)  und:  „Flora 
der  Schweiz^  fortgesetzt  und  herausgegeben  von  Oswald  Heer**  (Zürich  1840). 
Von  1830  an  war  er  auch  in  den  öfi^entlichen  Angelegenheiten  seines  Cantöns 
thätig   und  gründete  1834   den    neuen   botanischen  Garten.     Bei  den  1839  aus- 


112  HE6ETSCHWEILEB.  —  HETBERG. 

gebrochenen  Unruhen  suchte  er  den  Vermittler  und  Friedensstifter  zwischen  den 
Parteien  zu  machen  und  bei  einer  solchen  Gelegenheit  traf  ihn  während  des  Auf- 
standes am  6.  September  1839  die  tödtliche  Kugel.  —  Ausser  den  genannten 
Schriften  veröffentlichte^ er  noch:  „ Commentatio  botanica  aistens  deacriptionem 
Scitaminum  L,  nonnullorum  nee  non  Glycines  heterocarpae^  (Zürich  1813)  und: 
„Die  Gißpflanzen  der  Schweiz^  (Ebenda). 

0.  Heer,  Vorrede  zur  Flora  der  Schweiz.  —  Actes  de  la  Soc.  helvöt.  des  sc.  nat. 
Fribourg  1840,  pag.  222.  y 

Hegewiscby  Franz  Hermann  H.,  zu  Kiel,  war  daselbst  am  13.  November 
1783  geboren,  studirte  von  1794  an  in  Kiel  und  Bonn,  besuchte  die  Hospitäler 
zu  Wien ,  Würzburg,  Paris  und  London,  liess  sich  als  Arzt  in  Kiel  nieder,  wurde 
1805  zum  Ehrendoctor  der  Medicin  in  Göttingen  ernannt,  übersetzte  von  Jambs 
CuBELiE :  ;,  Ueber  die  Wirkung  des  kalten  und  warmen  Wassers  als  Heilmittel 
im  Fieber**  den  Bd.  II  (Leipzig  1807)  und  Malthüs:  „Ueber  Bedingung 
und  Folgen  der  Volksvermehrung**  (2  Bde.,  Altona  1807)  und  schrieb  verschiedene 
Aufsätze  im  N.  Nord.  Archiv  für  Natur-  und  Arzneiw.  (1807) :  „  Glieder  {Fragmente^ 
—  yjOrgan  der  Zeitverhältnisse,  des  Zeitsinns ,  ein  Beitrag  zu  GalVs  Organen-' 
lehre** ;  femer  in  Hobn's  Archiv  (1807,  8,  9,  23):  „Ideen  zu  einem  Versuch 
über  die  sogenannte  Heilkraft  der  Natur**  —  „Klinische  Aphorismen**  — 
Praktische  Bemerkungen**  —  „Kleine  Bemerkungen**  —  „Nutzen  des  Haa7*seils 
in  der  Epilepsie** ;  in  Hufeland's  Journal  (1809,  10,  23):  „Die  Anwendung 
'des  Quecksilbers  in  entzündlichen  Krankheiten**  —  „Die  Indicationen  des  kalten 
Sturzbades**  u.  s.  w.  1809  wurde  er  zum  Prof.  e.  o.  der  Medicin,  1810  zum  Arzt 
am  Friedrichshospital  ernannt  und  verfasste  das  Programm  zur  Eröffnung  seiner 
Vorlesungen:  „De  usu  hydrargyri  in  morbis  inflammatoriis  adnotationes,** 
1824  wurde  er  königlich  dänischer  wirklicher  Justizrath,  1840  Etatsrath,  nachdem 
er  1833  seinen  Abschied  als  Arzt  des  Friedrichshospitals  genommen,  feierte 
1855  sein  50jähriges  Doctor- Jubiläum ,  bei  welchem  Freunde  das  Stipendium 
Hegewischianum  gründeten,  hielt  von  da  ab  keine  Vorlesungen  mehr  und  legte 
auch  seine  Praxis  nieder.  Er  hatte  noch:  „Ueber  die  Behandlung  des  Croups** 
(Kiel  1830)  —  „Vorläufige  Nachricht  von  des  Hm,  Dr.  Leviseur  .  .  .  . 
glücklichen  Heilmethode  gegen  die  Cholera  u.  s.  w.**  (Kiel  1831)  herausgegeben, 
seine  späteren  Schriften  aber  waren  grösstentheils  politischer  Art.  Er  starb  am 
27.  Mai  1865,  82  Jahre  alt.  Er  war  mehr  als  Arzt  wie  als  Docent  bedeutend, 
erfreute  sich  des  vollsten  Vertrauens  bei  Hoch  und  Niedrig  und  war,  trotz  seines 
ausgeprägten  politischen  Liberalismus,  persönlich  dem  Hofe  und  der  Aristokratie 
befreundet.  Unter  dem  Pseudonym  Franz  Baltisch  und  unter  dem  eigenen  Namen 
schrieb  er  eine  Reihe  von  politischen  und  die  socialen  Zustände  behandelnden 
Schriften.  Er  war  nach  den  verschiedensten  Seiten  hin  bis  an  sein  Lebensende  für 
sein  engeres  Vaterland  thätig  und  wirksam,  ohne  particularistisch  heissen  zu  können. 

Lübker  und  Schröder,  pag.  231-  —  Alberti,  I,  pag.  336.  —  Garstens  in 
Allgem.  Deutsche  Biographie.  XI,  pag.  279.  —  Callisen,  VIII,  pag.  255;  XXVIH,  pag.  436. 

G. 

Heiberg,  Familie  von  Aerzten  in  Chri^tiania.  —  Der  älteste  derselben, 
Christen  H. ,  war  zu  Bergen  am  28.  November  1799  geboren,  studirte  in 
Christiania,  machte,  nach  Zurücklegung  der  Examina,  eine  Eeise  in's  Ausland, 
namentlich  nach  Kopenhagen  und  Berlin,  um  sich  weiter  in  der  Chirurgie  und 
Augenheilkunde  auszubilden.  An  letzterem  Oi*te  waren  Rcst,  Gbaefe,  JOngeen 
und  Heim  seine  Lehrer.  1824  nach  Bergen  zurückgekehrt,  prakticirte  er  dort 
bis  1826  und  übernahm  dann  als  Reservearzt  die  Hauptabtheilung  im  Reich&- 
hospital  zu  Christiania,  wurde  1830  Dr.  med. ,  nachdem  er  dazu  die  Diss. :  „De 
coremorphosi**  (Part.  I,  II,  1827 — 29)  verfasst  hatte.  Schon  vorher  hatte  er 
eine  Reihe  von  Abhandlungen  geschrieben,  wie:  „Et  nyt  Instrument  til  at 
afskjaere  den  sy geligen  forlaengede  Droevel**  (Mag.  f.  Natur v.,  1825),  femer 
im  Eyr  (I — V,  XI) :   „Operation  af  en  meget  compliceret  dobbelt  Haremund**  — 


HEIBEBG.  113 

„Cataractoperation  foretagen  paa  en  Bltndfoedt"  —  „Om  den  norake 
Spedalskhed^  (erBchien  auch  deutsch  in  Oebson  und  Julius'  Magazin,  1827)  — 
„Erfaring  om  Chlorhaikens  medicinske  Nytte**  —  „Om  Skjaevhed  i  Ryggen*' 
(deatsch,  ebenso)  ^Cklorzink  paa  Kra^ftskader*'  u.  s.  w.  Nachdem  er  1828 
LectoT  geworden  war,  wurde  er  1836  zum  Professor  der  Chirurgie  und  Augen- 
heilkunde an  der  Universität  und  zum  Oberchirurgen  des  Reichshospitals  ernannt, 
in  welchen  Stellungen  er  bis  zu  seinem  am  18.  März  1872  erfolgten  Tode  ver- 
blieb. Von  der  1.  Reihe  des  Norsk  Magazin  for  Laegevidenskaben  war  er  Mit- 
Herausgeber;  in  der  2.  Reihe  dieses  Journals  finden  sich  von  ihm  (I,  II,  XY): 
„Beretninger  om  det  medicinske  Selskabs  Virksomhed  i  1846  og  1847^  — 
,0m  Tetanus  og  Forslag  til  en  ny  Behandling  af  samme*^ ;  auch  erstattete 
er  in  der  medicinischen  Gesellschaft  mehrere  Jahre  lang  Quartalsberichte  über 
die  im  Reichshospital  ausgefflhrten  Operationen.  In  den  Verhandlungen  der  Yer- 
sauunlung  der  skandinavischen  Naturforscher  (zu  Kopenhagen  1840)  findet  sich 
Yon  ihm  noch:  „Om  Hensigtsma^sigheden  af  at  paabyde  Bevacdnatton," 

Kiaer,  pag.  167.  —  Callisen,  VIE,  pag.  259;  XXVIQ,  pag.  437.  G. 

Johan  Fritzner  Heiberg,  jtlngerer  Bruder  des  Vorigen,  am  11.  Juni 
1805  zu  Bergen  geboren,  wurde  nach  seinen  Studien  in  Christiania  daselbst  1829 
Escadronchirurg  und  Prosector  an  der  Universität,  1837  Licentiat  der  Medicin  mit 
der  Diss. :  „De  testium  in  foetihus  kumanis  descensu"  und  machte  dann  eine 
zweijährige  Reise  zum  Studium  der  Anatomie  nach  Stockholm,  Berlin  und  Paris. 
Er  wurde  1841  zum  Brigadearzt  und  1853  zum  Generalchirurgen  der  norwegi- 
schen Armee  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  3.  April  1883 
stattgehabten  Tode  verblieb.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  sind  anzuführen, 
im  Eyr  (VI) :  „Beskrivelse  over  et  menneskeligt  Misf oster  uden  Hoved ,  Hals 
og  Arme**;  in  der  von  ihm  herausgegebenen :  ;,  ügeskrift  for  Medicin  og  Phar- 
macie*'  (1842—45):  „Om  Betaendelse  af  Slimkjertlerne  i  Vulva^  —  „ünder- 
soegelse  og  Erklaeringer  ang.  hvoroidt  en  Pige  har  foedt  eller  ei,  etc,**  —  „Om 
Laegens  Beviser  for,  at  et  Fruentimmer  har  foedt ^  —  „Om  en  Jtcstitssag 
ang.  mislig  Omgang  med  en  Barnefoedsel"  u.  s.  w. ;  in  der  Militaert  Tidsskrift 
(1852):  „Om  en  forbedret  Broedforpleining  for  Armeen.*'  Seit  1855  war  er 
Ar  die  Errichtung  eines  besonderen  Militär<Sanitätscorps  bemüht  und  wirkte  dafür 
auch  in  den  politischen  Zeitungen  (Aftonbladet  1863 ;  Morgenbladet,  1866)  durch 
dahin  gehörige  Aufsätze ,  z.  B.  im  letzteren:  „Om  Ordningen  af  Armeens  8und- 
heds'  og  Sygepleie, "  Er  gab  femer  noch  heraus :  ;,  Tabellarisk  Oversigt  over 
Laegemes  Indberetninger  til  Generalchirurgen  om  Sessionerne  i  1855^  i  1866" 
(Christiania  1856,  58)  —  „Om  den  militaere  Styrelse"  (Ebenda  1868)  —  „Om 
det  syphüitiske  Smittestofs  Virkninger  paa  det  menneskelige  Legeme"  (Ebenda 
1868).  Er  hat  sich  grosse  Verdienste  um  eine  bessere  principielle  Organisation 
des  norwegischen  Militär-Sanitätswesens  erworben ,  indem  er  namentlich  die  Stellung 
des  militärärztlichen  Personals  zu  heben  verstand,  aber  auch  die  erheblichsten 
sachlichen  Verbesserungen  bei  jenem  einführte. 

K4aer,  pag.  173.  —  Edholm  in  Tidskrift  in  Militär Helsov&rd.  1883,  pag.  384. 

G. 

*Hjalmar  Heiberg,  als  Sohn  des  Prof.  Christen  H.  am  27.  Sep- 
tember 1837  zu  Christiania  geboren,  war  von  1859  bis  1863  Assistent  im  Reichs- 
hospital und  im  Gebärhause,  hielt  sich  im  Winter  1863-64  im  Auslande  auf,  haupt- 
sachlich um  Mikroskopie  und  Augenheilkunde  zu  studiren,  war  1865  und  1866 
als  Arzt  beim  Frühlings-Häringsfange  beschäftigt,  war  1866 — 69  Assistent  des 
Prosectors  im  Reichshospital,  machte  dann  eine  Reise  nach  Würzburg  und  Wien, 
um  unter  v.  Recklinghausen  und  Stricker  zu  arbeiten  und  wurde  1870  zum 
Professor  der  pathologischen  Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie  ernannt.  Von 
seinen  literarischen  Arbeiten  sind  anzuführen:  Im  Norsk  Magaz.  for  Laegev. 
(XIX,   XXIV):    „Om     ündersoegelsen    af  Synsskarpheden   og    Syru^f eilet"    — 

BiogT.  Lexikon.  ITT.  8 


114  HEIBERG. 

jfTre  Proeveforelaesntnger y  aflioldte  for  Profeasorposten  %  pathologisk  Anatomi 
og  gener al  Pathologi** ;  im  Nord.  med.  Arkiv  (I ,  IV) :  y^Periferien  af  Tunica 
Descemeti  og  dens  IndflydeUe  paa  Accomodationen^  (m.  1  pl.)  —  „JEt  aabent 
Saftkanalsystem  i  Slimhindeme^  (m.  1  tav.)  —  „Om-  Oliomets  Malignüet^ 
(zusammen  mit  J.  Hjort;  auch  deutsch  in  v.  Oraefe's  Archiv,  1869),  ferner: 
„Zur  Anatomie  der  Zonula  Zinnii*^  (Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch. ,  1865; 
V.  Graefe*s  Archiv)  —  „  lieber  die  Neubildung  des  Hornhavtepithels^  (Med. 
Jahrhb.  der  k.  k.  Gesellsch.  der  Aerzte  iu  Wien,  1871)  —  „Die  puerperalen 
und  pyämischen  Processe"  (Leipzig  1873,  m.  3  Taff.)  —  „Ein  Fall  von 
PanOphthalmitis  puerperalis  bedingt  durch  Mikrokokken^  (Centralbl.  f.  d.  med. 
Wissenschaften,  1874)  —  „Om  Oeienspeil^  (Norsk  Mag.  f.  Laegev. ,  1874)  — 
„Massage  ved  Oeiensygdome*^  (Ebenda)  —  „Tilfaelde  af  Hemiopi  og  Afasi^ 
(Ebenda)  —  „Cyclopische  Missbildung  bei  einem  Kalbe"  (Ebenda  1878)  —  »Die 
Tuberculose  in  ihrer  anatomischen  Ausbreitung"  (Leipzig  1882). 

Ria  er,  pag.  171,  490,  563.  G. 

*Jacob  Munch  Heiberg,  Sohn  des  Generalchirurgen  Joh.  Fritzner  H., 
ist  am  12.  Juni  1843  zu  Christiania  geboren,  war  von  1867 — 69  Assistent  im 
Eeichshospital  und  im  Gebärhause,  fungirte  bis  Mitte  Juli  1870  in  ersterem  als 
Assistent  des  Prosectors ,  war  während  des  deutsch-französischen  Krieges  in  Berliner 
Lazarethen  und  auf  einem  nach  Frankreich  gehenden  Sanitätszuge  thätig,  studirte 
dann  in  Berlin  unter  Reichert  Anatomie,  war  1871  in  der  Rostocker  Chirurg. 
Klinik  als  Assistent  unter  König  und  von  Ende  1871  bis  Anfang  1873  in  der 
Königsberger  chirurgischen  Klinik  unter  Schoenborn  thätig,  concurrirte  1872  um 
die  durch  den  Tod  seines  Oheims  Christen  H.  erledigte  Professur,  errichtete, 
nach  Christiania  zurückgekehrt,  daselbst  eine  Augenklinik  und  wurde  zum  Redacteur 
des  Norsk  Magazin  f.  Laegev.  erwählt.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  führen 
wir  an:  Im  Norsk  Magaz.  f.  Laegev.  (2.  R.  XIV;  3.  R.  I,  III):  „Besection  i 
Albuledet,  Helbredelse^^  —  „Om  Overplantning  af  Hudstykker"  —  „Pustula 
maligna  i  Soloer"  —  „Sop  fanden  i  Knvdeme.  Fra  J,  Heiberg's  Oeien- 
clinik  etc." ;  femer  die  Probevorlesungen:  „Om  Sygdomsprocesser  i  Hornhmden" 
(Christiania  1873,  4.,  auch  im  Nord.  med.  Arkiv.  V)  —  „En  Fremstilling  af 
Tegnene,  Gangen^  üdgangen  og  Behandlingen  af  Fractura  cranii"  (Ebenda 
1873,  4.)  3.  und  4.  Probevorlesung  (1873)  und  die  Doctor-Diss. :  „Laren  atn 
8är"  (Ebenda  1873,  4.);  in  VmcHOw's  Archiv  (Bd.  LIII,  LIV,  LV,  LVI): 
„Beobachtungen  über  den  Hospitalhrand"  —  „lieber  innere  Incarcerationen" 

—  „Zur  Lehre  von  den  Granulationen  oder  vom  Akestom" ;  im  CentralbL  f. 
d.  med.  Wissensch.  (Jahrg.  9,  10):  „lieber  zinnerne  Drainageröhren"  u.  s.  w. ; 
in  der  Berliner  klin.  Wochenschr.  (Jahr.  8,  9,  10):  „Einiges  über  Hautverpflan- 
zung" (zusammen  mit  Hugo  Schulz)  —  „lieber  die  Bedeutung  der  Haut- 
transplantation" —  ;,  Vom  Theerwerg^  Oakum  «.  s.  w"  (aus  SchÖnborn's  Klinik) 

—  „Besection  des  Oberkiefers  u,  s.  w."  —  „Beschreibung  einer  Nearthrose  im 
Ellenbogengelenk  als  Folge  einer  nicht  eingerichteten  Lttxation" :  im  Nord.  med. 
Arkiv  (IV):  „Fra  Lazareterne  i  Tyskland  og  Frankrige"  —  „Om  Bösen" 
(m.  1  tav.)  —  „Om  Chlorzink" ;  im  Norsk  Folkeblad  (1871):  „Om  Thertno- 
metret  ved  Sygesengen"  —  ^Om  de  extrabulböse  Svulster  i  Orbita"  —  „Om 
Behandling  af  Exoriationer  i  den  vre  Oeiemcinkel"  (Norsk  Magaz.  1873)  — 
„Om  Anvendelse  af  Kloroform  hos  tysskye  Boern"  (Ebenda);  femer  eine  Reihe 
von  Mittheilungem  im  Nord.  med.  Arkiv  (1873  ff.):  „Die  Methodik  der  Ophthal- 
mologischen  Untersuchung,  ein  Leitfaden  für  Anfänger"  (Christiania  1875)  — 
„Overplanting  af  Bindehuden  fra  en  Kanin"  (Ebenda  1875). 

Kiaer.  pag.  17-.^,  490.  G. 

*  Heiberg,  Peter  Wilken  H.,  ist  geboren  zu  Kopenhagen  am  24.  Juli 
1840,  studirte  daselbst,  absolvirte  das  Staatsexamen  1867,  promovirte  1869, 
prakticirte  in  Thisted  (Jütland)  von  1868,  von  1874  als  Districtsarzt,  wirkt  seit 


HEIBERG.  —  HEIDENREICH.  115 

1879  als  Districtsarzt  und  Arzt  des  Krankenhauses  in  Viborg,  ist  namentlich 
thfttig  als  Chirurg ,  Gynäkolog  und  Ovariotomist.  Er  hat  im  Norden  den  einzigen 
Kaiserschnitt  mit  glücklichem  Ausgang  ausgeführt.  Ausser  dner  gekrönten  Preis- 
schrift über  den  histogenetischen  Werth  der  Nahrungsmittel  (Bibl.  f.  Läger,  1867) 
und  seiner  Dissertation  („Bidrag  til  Laren  om  Stofsictftet")  publicirte  er  kleinere 
Mittheilungen  in  der  Hospitals  Tidende  und  im  Nordiskt  med.  Arkiv. 

Petersen. 

Heldenhain,  preussische  Arztfamilie,  Vater  und  sechs  Söhne.  —  Der 
Erstere,  Heinrich  Jacob  H. ,  wurde  zu  Neuenburg  in  West  -  Preussen  am 
6.  Januar  1808  geboren  und  nach  den  zu  Berlin,  Königsberg  und  Halle  a.  d.  S. 
absolvirten  Studien  1830  promovirt,  Er  Hess  sich,  gerade  während  der  Cholera- 
epidemie von  1831,  in  Marien werder  als  Arzt  nieder,  trat  zur  evangelischen  Kirche 
fiber  und  entfaltete  in  den  37  Jahren  seines  Wirkens  als  Communal-  und  praktischer 
Arzt  eine  sehr  umfangreiche  Thätigkeit,  auch  literarisch  in  der  Berliner  med. 
Zeitung  ü.  a.  —  Monographie:  „Das  Fieber  an  sich  und  das  typhöse  Fieber."  1868 
starb  er  selbst  am  Typhus  während  einer  in  Marienwerder  herrschenden  Epidemie. 

*Rudolf  Peter  Heinrich  H. ,  der  älteste  und  bedeutendste  der 
Söhne,  zu  Marienwerder  am  29.  Januar  1834  geboreix,  in  Königsberg,  Halle, 
Berlin  (Heintz,  H.  W.  Volkmann,  du  Bois-Reymond)  ausgebildet  und  1854  zu 
Berlin  promovirt,  erhielt  1859  bereits  den  Ruf  als  Professor  der  Physiologie  und 
Histologie  an  die  Universität  Breslau,  wo  er  noch  jetzt  in  gleicher  Stellung,  mit 
dem  Titel  Geh.  Medicinalrath  und  anderweitig  vielfach  ausgezeichnet,  thätig  ist. 
Seine  Dissertation  'handelte:  „De  nervis  organisque  centralibus  cordis  cordium- 
que  ranae  lymphaticorum"  (1854);  seine  Habilitationsschrift  lautete:  „Disqui- 
sitiones  criticae  et  experimentales  de  quantitate  sanguinis  in  corpore  mamma- 
lium  eocstantis"  (Halle  1857).  Unter  seinen  sonstigen  zahlreichen  und  wichtigen 
Arbeiten  sind  hervorzuheben:  „Physiologische  Studien"  (Berlin  1856)  — 
„Mechanische  Leistung,  Wärmeentuncklung  und  Stoffumsatz  bei  der  Mushel- 
ihätigkeit"  (Leipzig  1864)  —  „Physiologie  und  Absonderungsvorgänge"  (Heb- 
uann's  Handb.  der  Phys.,  Bd.  V,  Leipzig  1880)  —  „Die  Vicisection  im  Dienste 
der  Heilkunde"  (Leipzig  1879;  dasselbe  Thema  auf  Veranlassung  des  Cultus- 
ministeriums  1884)  —  n^^^  sogenannte  thierische  Magnetismus"  (Leipzig  1880). 
Die  „Studie7i  des  physiologischen  Institutes  zu  Breslau"  erschienen  in  4  Bdn., 
Leipzig  1861 — 1868;  von  da  ab  in  Pflügee's  Archiv  und  im  Archiv  für  mikro- 
skopische Anatomie. 

Die  jüngeren  fünf  im  ärztlichen  Beruf  thätigen  Söhne  H.  J.  H.'s  sind  vor- 
wiegend Praktiker,  so  *Max  Albrecht  Heinrich  H. ,  geboren  am  8.  November 
1843  zu  Königsberg,  1867  promovirt,  als  Nachfolger  des  Vaters.  — *  Anton  H., 
am  26.  December  1845  geboren,  1870  promovirt,  seit  1878  Kreiswundarzt  in 
Cöslin  und  gleichzeitig  Verfasser  einiger  chirurgischer  Arbeiten  in  v.  Langenbeck's 
Archiv  (Bd.  XXI  und  Bd.  XXIU),  eines  Aufsatzes:  „Ueber  unblutige  Heilung  von 
Fisteln"  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1876)  und  sanitätspolizeilicher  Beiträge  in 
Edlenberö's  Vierteljahresschr.  —  Georg  Ewald  Friedrich  Heinrich  H., 
am  9.  Februar  1849  geboren,  1874  promovirt,  der  als  praktischer  Arzt  zu  Bublitz, 
1878,  als  Opfer  seines  Berufes  an  Typhus  starb.  —  *BernhardH. ,  am 
28.  Mai  1851  geboren,  1872  (Diss. :  „Verfettung  fremder  Körper  in  der 
Peritonealhöhle  lebender  Thiere")  promovirt,  der  als  Assistent  von  v.  Fäerichs* 
einen  „Beitrag  zu  der  Frage  nach  den  Ursachen  der  Pneumonie"  veröffent- 
lichte und  sich  in  Stettin  niederliess ;  —  endlich  *AugustAlfredHeinrich  H., 
welcher,  am  9.  Juli  1859  geboren,  1881  approbirt  und  während  seiner  Thätig- 
keit als  Knappschaftsarzt  zu  Neuhaus  1883  zu  Erlangen  promovirt,  als  Besitzer 
der  Curanstalt  Amsdorf  im  Riesen gebirge  in  Thätigkeit  ist.  Wernicb. 

Heidenreich,  Marianne  TheodoreCharlotte  H.,  geborene  Heiland, 
genannt    von   Siebold,    zu    Darmstadt,    berühmte    Geburtshelferin,    war    am 

8* 


116  HEIDENBEICH. 

10.  December  1791  (oder  12.  September  1788)  zu  Heiligenstadt  im  Eichsfelde 
geboren,  als  Tochter  des  Mainzischen  Reg.-Raths  Georg  Heiland  und  dessen 
Gattin  Regina  Jos'epha,  geborene  Henning  (geb.  1771,  f  1849),  welche 
seit  1815  Doctorin  der  Geburtshilfe  von  Giessen,  angestellte  Geburtshelferin  und 
öfifentliche  Impfärztin  und  eine  Schülerin  von  Elias  von  Sibbold  war,  verlor  im 
4.  Jahre  ihren  Vater,  wurde  im  6.  Jahre  von  ihrem  Stiefvater,  dem  damaligen 
Physicatsarzt  in  Heiligenstadt ,  späteren  Obermedicinalrath  und  Director  des  gross- 
herzoglich hessischen  Medicinal  -  CoUegiums  Joh.  Theod.  Damian  von  Sisbold 
(t  1828)  adoptirt,  begann  mit  17  Jahren  anatomische,  physiologische  und  geburts- 
hilfliche Studien  unter  Leitung  ihres  Vaters  und  ihrer  Mutter,  besuchte  1811  in 
Göttingen  Privatvorlesungen  von  Osiandbk  und  Langenbeck,  kehrte  1812  nach 
Darmstadt  zurück,  erhielt  1814,  nach  zurückgelegter  Prüfung  vor  dem  Medicinal- 
GoUegium,  die  Erlaubniss  zur  Ausübung  der  Geburtshilfe  und  verfasste  bei  Gelegen- 
heit ihrer  1817  zu  Giessen  erlangten  Doctorwürde  in  der  Entbindungskunst  die 
Schrift :  „  lieber  die  Schwangerschaft  ausserhalb  der  Gebärmutter  und  über  eine 
Bauchhöhlenschvoangerschaft  insbesondere*^  (Därmstadt,  4).  Welcher  vornehmen 
Clientel  sich  die  H.  zu  erfreuen ' hatte ,  geht  daraus  hervor,  dass  sie  1818  die 
Herzogin  von  Coburg  und  1820  die  Herzogin  von  Kent  entband,  indem  sie  die 
jetzige  Königin  Victoria  von  England  zur  Welt  beförderte.  1829  verheirathete 
sie  sich  mit  dem  Militär-,  späteren  Oberstabsarzt  Dr.  Andreas  Augüst  Hbidenkbich 
und  genoss  bis  zu  ihrem  am  8.  Juli  1859  erfolgten  Tode  eines  weitverbreiteten 
Rufes  in  den  untersten  wie  in  den  höchsten  Kreisen. 

Jasti,  pag.  631.  —  Scriba,  I,  pag.  136.  —  v.  Hecker  in  Allgem.  Deutsche 
Biogr.  XI,  pag.  301.  —  Callisen,  Vm,  pag.  261;  XXVIII,  pag.  438.  g. 

Heidenreich,  Friedrichwilhelm  H.,  zu  Ansbach,  war  am  2.  September 
1798  zu  Rostall  in  Mittelfranken  geboren,  studirte  zu  Wttrzburg  von  1817 — 21, 
in  welchem  Jahre  er  mit  der  „Diss,  inaug.  sistens  tubercula  in  cerebro  reperta*^ 
promovirte.  Nach  seinem  Biennium,  das  er  in  Roth  und  Nürnberg  zubrachte, 
unternahm  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Berlin,  habilitirte  sich  1824  als 
Arzt  za  Ansbach,  woselbst  er  bis  zu  seinem  Tode,  der  am  6.  December  1857 
erfolgte,  lebte  und  wirkte.  Dass  er  bei  seiner  ausgezeichneten  Beschäftigung  als 
praktischer  Arzt,  bei  der  unermüdeten  Sorgfalt,  welche  er  jedem  der  ihm  anver- 
trauten Kranken  zu  Theil  werden  Hess,  noch  Müsse  zu  den  gründlichsten  wissen- 
schaftlichen Studien  in  einer,  wie  sein  literarischer  Nachlass  zeigt,  höchst  be- 
deutenden Ausdehnung  fand,  bekundet  sein  rastloses  Streben  und  Forschen,  seinen 
nicht  zu  ermüdenden  Geist.  Seine  Schriften  und  seine  Leistungen  in  den  von  ihm 
besonders  cultivirten  Disciplinen  sichern  ihm  in  wissenschaftlichen  Kreisen  ein 
ehrendes  Andenken.  Er  beschränkte  sich  übrigens  nicht  blos  auf  seine  Fach- 
wissenschaft,  sondern  machte  auch  in  verwandten  Disciplinen,  besonders  in  der 
Geologie,  Physik  und  Chemie,  umfassende  Studien.  An  selbstständigen  Schriften 
hinterliess  er:  „Die  vier  Orundpfeiler  der  Medicin,  da^*  Blutlassen ^  Brechen, 
Abführen  und  die  äusserlichen  Mittel*'  (iJümberg  1826)  —  „  Vom  Leben  der 
menschlichen  Seele**  (Erlangen  1826)  —  „Orthopädie^  oder  Werth  der  Mechanik 
zur  Heilung  der  Verkrümmungen  am  menschlichen  Leibe**  (2  Thle. ,  Berlin 
1827,  1831,  mit  4  u.  5  TaflT.)  —  n^^^  Influenza  in  den  Monaten  Juni  und 
Juli  1831**  (Ansbach  1831)  —  „Caspar  Hauser's  Verwundung,  Krank- 
heit und  Leichenöffnung*^  (Berlin  1834)  —  „Die  Eisenquellen  bei  Steben^ 
(Nürnberg  1835)  —  „Die  Verklärung  im  Tode**  (Berlin  1837)  —  „Revistan 
der  neueren  Ansichten  und  Behandlung  vom  Croup^  (Erlangen  1841)  — 
„Elemente  ein^r  medidnischen  Physik,**  I.  Heft:  „Da^  Leben  der  unorganischen 
Natur**  (Leipzig  1843)  —  «-ötc  subcutane  Blepharotomie  gegen  subacuten 
Augenliderkrampf  und  krankhaftes  Entropium**  (Ansbach  1844)  —  „Der  Kropf  ^ 
Eine  chirurgische  Monographie**  (Ebenda  1845;  2.  Aufl.  1847)  —  „Die  Verkehrt- 
heit in    der  Erziehung   und  Bildung   der    weiblichen  Jugend**  (Ebenda  1845  ; 


HEIDENREICH.  —  HEIDER.  117 

2.  Aufl.  1847)  —  „Die  physiologische  Inductton;  ein  Beitrag  zur  medicinischen 
und  Nervenphysik^  (Ebenda  1846,  mit  2  Taff.)  —  „Das  Prindp  der  MedicinaU 
rtform^  (Ebenda  1850)  —  „Die  Verkürzung  des  Schenkels  im  Hüftgelenke. 
Eine  Kritik  vier  die  Ansichten  und  Behandlung  der  Coxalgie"  (Ebenda  1852)  — 
y,  Vorkehr  und  Verfahren  gegen  die  Cholera'^  (Ebenda  1854)  —  „Elemente 
der  therapeutischen  Physik*^  (Leipzig  1854)  u.  8.  w.  Femer  Abhandlungen  und 
Aufsätze  über  die  verschiedensten  medieinischen  und  chirurgischen  Gegenstände  in 
folgenden  Zeitschriften:  Hufeland's  Joum.  (1833);  Frobieps^  neuen  Notizen 
(X,  XI);  F.  A.  V.  Ammon's  Zeitschrift  für  Ophthalmologie  (III);  v.  Ammon's 
Monatsschrift  (II,  III,  IV) ;  v.  Graefe  und  Walther's  Journal  (XIX,  XX,  XXIII, 
XXVn,  XXVIH;  Med.  Corresp.-Blatt  bayer.  Aerzte  (1840,  41,43,  46);  Allgem. 
Zeitachr.  f.  Chirurgie,  innere  Heilkunde  etc.  (1843);  Neue  med.-chirurg.  Zeitung 
(1844);  Deutsche  Klinik  (1856,  57);  Wittstein's  Vierteljahresschr.  (1855). 
Ausserdem  war  er  Mitarbeiter  an  Ganstatt's  Jahresberichten  von  1841 — 51  und 
referirte  darin  über  das  Gebiet  der  therapeutischen  Physik ,  der  physiologischen 
Physik  und  der  Otiatrik. 

Bayer,  ärztliches  Intelligenz-Blatt.  1858|  Nr.  5.  6. 

Heidenreich,  s.  a.  Haidenrkich,  Bd.  II,  pag.  20. 

Heidenschreider,  Johann  Anton  H.,  zu  Herrieden,  Arzt  und  Meteorolog, 
war  daselbst  am  14.  Januar  1826  als  Sohn  de«  dortigen  Landgerichtsarztes 
Dr.  Alois  H.  geboren,  studirte  in  Wtirzburg  und  Erlangen,  wo  er  1854  mit 
der  Diss. :  „Die  medidnische  Topographie  des  Landgerichtsbezirks  Herried en*^ 
promovirte.  Dadurch,  dass  sein  Oheim,  der  Physicus  Dr.  Meier,  in  Herrieden, 
einem  für  Witterungsbeobachtungen  sehr  geeigneten  Orte  nahe  der  Wasserscheide 
zwischen  Rhein  und  Donau,  im  Altmühlgrunde,  seit  1811  tägliche  meteorologische 
Aufzeichnungen  gemacht  hatte,  die  sein  Vater  fortsetzte  und  die  er  seit  1839 
torzugsweise  besorgte ,  kam  er  allmälig  mit  den  hauptsächlichsten  meteorologischen 
Instituten  Europa's  in  Verbindung,  erhielt  das  Beobachtungsmaterial  aus  Paris, 
Palermo,  Rom  und  Wien  täglich  zugesandt  und  veröffentlichte  dasselbe,  nebst 
seinen  eigenen  Beobachtungen,  in  der  Fränkischen  Zeitung  zu  Ansbach.  Er  war 
m  der  Meteorplogie  gänzlich  Autodidact ,  jedoch  wurden  seine  Mittheilungen  sowohl 
von  den  gelehrten  Körperschaften,  wie  vom  grossen  Publicum  sehr  günstig  auf- 
genommen ,  so  dass  er  sich  den  Namen  des  „Herriedener  Wetterpropheten"  erwarb. 
Anf  Veranlassung  eines  Buchhändlers  gab  er  seit  1869  einen  Kalender  heraus, 
der  aus  vieljährigen  Zusammenstellungen  für  jeden  Tag  des  Jahres  die  Mittel- 
Temperatur  und  deren  Abweichungen  nebst  einer  populären  Meteorologie  enthielt. 
Im  Kalender  für  1870  findet  sich  eine  Darstellung:  „lieber  den  Einfluss  der 
Witterung  auf  den  Menschen"^  seine  letzte  Arbeit,  da  er  bereits  am  6.  Januar 
1870  an  acuter  Lebervereiterung  und  Fettherz,  vor  vollendetem  44.  Lebens- 
jahre, verstarb. 

Escherieb  im  Bayerisch,  ärztl.  Intelligenzblatt.  1870,  pag.  89.  G. 

Heider ^  Moritz  H. ,  berllhmter  Zahnarzt,  geboren  am  21.  Juni  1816 
in  Wien,  hatte  schon  als  Oymnasiast  besondere  Vorliebe  für  die  mathematisch- 
physikalischen  Wissenschaften  und  beschäftigte  sich  mit  diesen  noch  im  Anfange 
seines  Studiums.  Aeusserer  Umstände  halber  widmete  er  sich  zuletzt  ausschliess- 
lich der  Medicin  und  promovirte  1841  zum  Dr.  med.  Darauf  wurde  er  Privat- 
Assistent  beim  Prof.  der  Physik  Wisgrill,  ging  aber,  da  es  ihm  nicht  gelang, 
eine  akademische  Stellung  zu  erlangen,  zum  Zahnarzt  Cababelli  als  Assistent, 
dessen  Praxis  er  ,naeh  seinem  Tode  übernahm,  indem  er  sich  zugleich  als  Docent 
der  Zahnheilkunde  habilitirte.  1858  zum  Prof,  e.  o.  in  diesem  Fache  an  der 
Wiener  Universität  ernannt,  entwickelte  er  als  Lehrer  wie  als  Praktiker  in 
seinem  Fache  eine  bedeutende  Thätigkeit,  gründete,  als  Organ  des  Centralvereins 
deutscher  Zahnärzte,  zunächst  1860  die  Zeitschrift :  y^  Mittheilungen  des  Central- 


115  HEIDER.  —  HEIDLER. 

Vereins  deutscher  Zahnärzte*^ ,  welche  von  1861  ab  u.  d.  T. :  „Deutsche  Vierteljahrs^ 
schrijt  ßir  Zaknheilkunde^  erschien;  doch  waren  H/s  Bemühungen  um  Gründung 
eines  zahnärztlichen  Instituts  für  den  praktischen  Unterricht  ohne  Erfolg.  Er  starb 
am  29.  Juli  1866 ,  nachdem  er  bereits  eine  Reihe  von  Jahren  wegen  körperlicher 
Schwäche  die  Praxis  beschränken ,  resp.  ganz  aufgeben  gemusst  hatte.  H.  spielt 
in  der  Geschichte  der  Zahnheilkunde  eine  hervorragende  Rolle  dadurch,  dass  er 
zuerst,  und  zwar  bereits  im  Jahre  1846,  auf  Steinheil's  in  einer  mündlichen  Mit- 
theilung  gegebene  Anregung  hin ,  die  galvanische  Glühhitze  zur  Zerstörung  der 
Nerven  der  Zahnpulpa  verwendete.  Die  darüber  veröfifentlichte  höchst  interessante 
Arbeit  ist  betitelt:  „Der  Platinschliessungsdraht  als  Glühapparat  für  chirur' 
gische  Zwecke*^  (Zeitschr.  der  Wiener  Aerzte.  Jahrgang  11^  1849).  Femer  hat 
er  eine  Reihe  bedeutender  Arbeiten,  die  besonders  die  Histologie  der  Zähne 
betreflfen,  zusammen  mit  C.  Wedl  veröffentlicht,  so:  „Beiträge  zur  Lehre  der 
Neubildung  von  Zahnsubstanzen"  (Deutsche  Vierteljahrsschrift  f.  Zahnheilk., 
1864)  —  „Betträge  zur  Pathologie  der  Zähne"  (Ebenda),  als  Vorläufer  zu  einem 
grossen,  leider  unvollendet  gebliebenen  Werk:  „Pathologie  der  Zähne"  —  „Ueber 
die  Vernarbung  der  Zahnsubstanzen  nach  der  Extraction"  (Ebenda,  1865)  — 
„Anatomischer  Bejund  über  eine  Cyste  des  Oberkiefers  nebst  klinischen  Be- 
merkungen über  Cysten"  (Ebenda).  Von  selbstständigen  Schriften  H.'s  sind  zu 
nennen:  „Ueber  Zahnpulver"  (Oesterr.  Wochenschr. ,  1843)  —  »Der  Zahn- 
schmerz" (Zeitschr.  der  Wiener  Aerzte,  August  1844)  —  „Anleitung  zur  lyiege 
der  Zähne  im  gesunden  und  kranken  Zustande  und  Andeutung  über  künst- 
liche Zähne  und  Gebisse"  (Wien  1845)  —  „Anwendung  des  Aethers  in  der 
Zahnheilkunde"  (Wiener  Zeitschr.,  Juli  1847)  —  „Bemerkungen  über  das  so- 
genannte Hombiren  der  Zähne"  (Wochenbl.  d.  Gesellsch.  d.  Aerzte  zu  Wien, 
1857)  —  ;,  Ueber  die  Verwachsung  der  Zahnvnirzeln  unter  sich  und  mit  der 
Zahneelle"  (Oesterr.  Zeitschr.  f.  prakt.  Heilk.,  1859)  —  „Ein  Fall  von  massen- 
hafter Zahnsteinbildung"  (Mitth.  d.  Centralvereins  deutsch.  Zahnärzte,  1860)  — 
„Zwei  Fälle  von  partieller  Nekrose  und  darauf  folgender  Regeneration  des 
Unterkiefers"  (Ebenda)  —  „Rosenrothe  Zähne"  ( Viertel] ahrsschr.  f.  Zahnheilk., 
1862,  III)  —  „Aufsaugung  der  Wurzeln  bleibender  Zähne"  (Ebenda  1862)  — 
„Ein  angewachsenes  Gebiss"  (Ebenda)  —  „Nachblutung  und  Blutung  bei 
Zahnextraction"  (Ebenda   1866,  II). 

Hirsch  in  Allg.  Deutsche  Biogr.  XI,  pag.  305.  Pgl- 

Heidler,  Karl  Joseph  H.  Edler  von  Heilborn,  Badearzt ,  geboren 
am  22.  Januar  1792  zu  Falkenau  in  Böhmen,  studirte  Medicin  in  Prag,  pro- 
movirte  daselbt  1818  und  Hess  sich  1820  in  Marienbad  nieder,  wo  er  38  Jahre 
lang  gewirkt  und  um  den  Aufschwung  dieses  Curorts  bedeutende  Verdienste, 
besonders  durch  zahlreiche  über  die  Heilwirkungen  der  Marienbader  Quellen 
berichtende  Schriften  sich  erworben  hat.  1858  mit  dem  obigen  Prädicat  in  den 
österreichischen  Adelsstand  erhoben,  zog  sich  IL  in's  Privatleben  zurück  und 
starb  nach  kurzem  Krankenlager  am  13.  Mai  1866.  Von  seinen  zahlreichen 
balneologischen  Schriften  nennen  wir  als  die  hauptsächlichsten  folgende:  „Ueber 
die  Gasbäder  in  Marienbad"  (Wien  1817)  —  „Ideen  zur  Errichtung  einer 
Moorbadeanstalt  in  Marienbad"  (Prag  1820)  —  „Regeln  für  den  Gebrauch 
der  Gesundbrunnen  und  Heilbäder  in  Marienbad"  (Ebenda  1826  und  1848)  — 
„Allgemeine  Regeln  für  Kranke  bei  dem  Gebrauch. eines  Gesundbrunnens  oder 
Heilbades  etc."  (Ebenda  1826)  —  „Etwas  über  Gasbäder"  (Oesterr.  med.  Jahrb., 
Bd.  V,  1819)  —  „U eher  langwierige  Schleimflüsse  und  über  das  therapeutische 
Verhalten  der  Gesundbrunnen  und  Heilbäder  in  Marienbad  zu  denselben** 
(Rust's  Magaz.  f.  Heilk.,  Bd.  XXU,  1826)  —  „Die  vorzüglichsten  Anomalien 
des  allgemeinen  Kräftezustandes  in  chronischen  Krankheiten  und  ihr  Ver^ 
hältniss  zu  einer  Brunnen-  und  Badecur  in  Marienbad"  (HüFELAND*S  Joum. 
d.   Heilk.,  Bd.  LXIH,   1826)    —    ^Der  Krtuzhrunnen    in  Marienbad  in  seiner- 


.  HEIBLER.  —  HEIM.  119 

Beziehung  zu  den  Nervenkrankheiten^  (Hecebb's  lit.  Annal.  d.  Heilk.,  Bd.  YIII, 
1827)  —  „Die  Waldquelle  zu  Marienbad^  (Berlin  1833)  —  „lieber  den 
Gebrauch  mineralischer  Wässer  am  Abend**  (Leipzig  1836)  —  n^^^  **^wö 
Jiineralmoor  zu  Marienbad  als  eine  Bereicherung  der  medicinischen  Viel- 
seitigkeit  dieses  Gurorts**  (Prag  1860)  —  ;;-Di«  Aufsaugung  in  mineralischen 
Bädern*'  (Ebenda  1858)  —  „Die  böhmischen  Curorte**  (Ebenda  1864).  In 
seinen  anderen  Schriften  doenmentirte  sieb  H.  als  Anhänger  der  natnrphilosophisehen 
Schale.  Von  diesen  fuhren  wir  an :  ;,  Ueber  den  Croup  oder  die  häutige  Bräune" 
(Prag  1818)  —  „Ueber  Lähmungen*'  (Hdfbland's  Jonm.  d.  Heilkunde.  1828, 
Bd.  LXVII)  —  „Ueber  die  Schutzmittel  gegen  die  Cholera**  (Prug  1832  und 
1854)  —  „Krampf  und  Krämpfe**  (Ebenda  1838)  —  „Sydenham's  Antheil 
an  der  Uneinigkeit  unserer  Lehre  über  die  Gicht**  (Ebenda  1838)  —  »Das 
Blut  in  seiner  heilthätigen  Beziehung  zum  Schmerz**  (Ebenda  1839)  —  n^^ 
Nervenkraft  im  Sinne  der  Wissenschaften  gegenüber  dem  Blutleben  in  der 
Natur**  (Braunschweig,  1845)  —  „Die  epidemische  Cholera,  ein  neuer  Ver- 
gleich  über  ihre  Ursache,  Natur  und  Behandlung,  ihre  Schutzmittel  und  die 
Furcht  vor  derselben**  (Leipzig  1848)  —  nDie  Erschütterung  als  Diagnosticum 
und  als  Heilmittel,  Ein  praktischer  Beitrag  zur  physikalischen  Seite  der 
Pathologie  und  Therapie**  (Braunschweig  1853)  —  „Die  Schutzmittel  gegen 
die  Cholera  mit  Bücksicht  auf  ein  ursächliches  Lußinfusorium** ,  mit  einer 
Beilage  u.  d.  T. :  ;,  Versuch  einer  empirischen  Begründung  der  Cholerawissen- 
schaß**  (Prag  1854). 

Hirsch  in  Allg.  Dentsche  Biogr.  XT,  pag.  307.  Pgl. 

Heilbron,  David  Cz.  H.,  am  4.  Juli  1762  im  Haag  geboren,  wurde  1784 
in  Leyden  nach  vollendetem  Studium  zum  Dr.  med.  promovirt.  Von  1785  bis  1800 
war  er  in  seinem  Geburtsorte  praktisch  wirksam  und  wurde  1795 — 97  von  der  Re- 
gierang mit  verschiedenen  sanitären  Sendungen  betraut.  1800  nach  Amsterdam  über- 
gesiedelt, war  er  da  nicht  allein  als  Arzt,  sondern  auch  in  verschiedenen  wichtigen 
medieinal-polizeilichen  Functionen  thätig,  bis  an  seinen  Tod  1847.  Ausser  zwei 
Uebersetzungen,  von  Hketz'  „Briefe  an  Aerzte**  (1791)  und  G.  H.  Hoffmann's 
bekannter  Arbeit  über  schwangere  Frauen  (1791),  schrieb  er  hauptsächlich  fünf 
gekrönte  Abhandlungen :  „  Verhandeling  over  het  bezigen  van  purgeermiddelen 
in  de  borstziekte**  (1790)  —  „  Verhandeling  over  de  oorzaken  van  het  beslag 
op  de  tong**  (1795;  deutsch  Hildburghausen  1795)  —  „Verhandeling  over  de 
zieikte-teekenen  uit  de  oogen  in  heete  ziekten**  (1798)  —  „  Verhandeling  over 
de  teekens  of  verschynselen  der  oogen  in  sleepende  ziekten**  (1801)  —  „  Ver- 
handeling over  de  middelen  tegen  de  besmetting  van  de  wäre  veepest^  (1824) 
imd  zwei  sehr  verdienstliche  Arbeiten :  „Adres  en  vertoog  ter  verbetering  van  het 
genees'  en  heelkundige,  in  1796  aan  de  Nationale  Vergadering  aangegeven** 
(1797)  und  „Schets  van  eene  in  1808  in  de  Provincien  Gelderland  en  Braband 
geheersckt  hebbende  koortsziekte  onder  het  rundvee**  (1815).       c.  E.  Daniela 

Heilmann,  Gabriel  H.,  geboren  1751  zu  Würzburg  und  als  Professor 
der  Botanik  und  Arzneimittellehre  daselbst  am  1.  Januar  1806  gestorben,  verfasste 
ausser  einigen  Aufsätzen  über  Gegenstände  aus  der  Botanik  und  Landwirthschaft 
noch  folgende  Dissertationen :  „D,  sistens  obsa^vationem  de  injectione  per  nares** 
(Würzburg  1778)  —  „De  leucorrhoea  seu  fluore  albo**  (Ebenda  1799)  —  „D, 
fistens  intumesctntias  ventris  saepe  graviditatem  mentientes**  (Ebenda  1799). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  127.  Pgl. 

Heim,  Ernst  Ludwig  H. ,  der  seinerzeit  als  „der  alte  Heim" 
populärste  Arzt  Berlins,  wurde  am  22.  Juli  1747  zu  Sulz  in  Sachsen-Moiningen 
als  Sohn  eines  Pfarrers  geboren.  Er  ist  der  dritte  von  sechs  Brüdern,  die  sich 
sämmtlich  in  ihren  gelehrten  Fächern  angesehene  Lebensstellungen  zu  erringen 
gewusst  haben;  er  allein  wurde  Arzt,  durch  aufmerksame  Naturbeobachtung  von 


120  HEIH.  —  HEmREIOH. 

Kindheit  an  zum  Stadium  der  Heilkunde  angeregt  und  zu  fruchtbringender  medi- 
cinischer  Arbeit  befähigt.  Bis  zum  16.  Jahre  wurde  er  im  Elternhause  vor- 
gebildet ,  dann  besuchte  er  zwei  Jahre  lang  das  Lyceum  in  Meiningen ,  um  nach 
Erlangung  des  Reife-Zeugnisses  in  Halle  Medicin  zu  studiren.  Er  promovirte  hielr 
mit  der  Diss. :  „De  origine  calculorum  in  viis  urinariia  quatenua  est  arthridis 
effectua^  und  machte  danach  in  Freundes -Begleitung  eine  grössere  wissenschaftliche 
Reise  durch  Deutschland,  Holland,  England,  Frankreich.  Im  Jahre  1775  kam  er 
nach  Berlin,  das  Jahr  darauf  nach  Spandau,  wo  er  erst  einstweilig,  dann  end- 
giltig  die  Verwaltung  des  Stadtphysicates ,  später  auch  die  des  Kreisphysicates 
Ost-Havelland  übernahm.  Er  gewann  daselbst  sehr  bald  eine  ausgedehnte  Praxis, 
verlegte  aber,  in  dem  Wunsche  nach  einer  weniger  anstrengenden  Berufsthätig- 
keit,  seinen  Wohnsitz  im  Jahre  1783  nach  Berlin.  Auch  hier  indessen  erlangte 
er  bald  eine  Olientel  von  einem  Umfange,  wie  wohl  selten  nur  ein  Arzt  sich 
erobern  kann;  gleichzeitig  wurde  er  auch  eine  der  beliebtesten  Persönlichkeiten 
Berlin^s,  welches  an  H.'s  Familienfesten  innigsten  Antheil  nahm  und  sie  gleichsam 
zu  Volksfestlichkeiten  gestaltete.  Er  verdankte  das  allseitige  Vertrauen  in  seine 
Kunst  der  nahezu  sprichwörtlich  gewordenen  Sicherheit  rascher  Diagnostik,  die 
er  aber  bis  in  seine  letzten  Jahre ,  wo  nur  irgend  möglich ,  durch  Leichen-Unter- 
suchungen zu  controliren  und  auszubilden  bemüht  war,  während  er  sich  die 
Hochachtung  seiner  Fachgenossen  durch  seine  GoUegialität ,  die  Liebe  der  Be- 
völkerung durch  seinen  rastlosen  Eifer  für  Reich  und  Arm  ohne  Unterschied  zu 
eigen  machte.  Die  Gunst  der  Höchstgestellten,  der  Besitz  von  Auszeichnungen 
mannigfacher  Art  vermochten  nicht ,  seinen  schlichten  Sinn  zu  ändern ;  in  bürger- 
lichen Kreisen  fühlte  er  sich  am  behaglichsten  und  den  Armen  blieb  er  bis  an 
das  Ende  seiner  Praxis  (1832)  Arzt  und  Berather,  bis  an  seinen  Lebensabschluss 
(15.  September  1834)  Freund  und  Wohlthäter.  Seine  körperliche  Leistungsfähig- 
keit war  erstaunlich;  die  Praxis  hat  er  grösstentheils  zu  Pferde  erledigt  und, 
während  er  auch  den  geselligen  Freuden  zugethan  war,  beschäftigte  er  sich  noch 
bis  in  das  späteste  Alter  mit  der  ihm  seit  früher  Jugend  lieben  Botanik;  hatte 
er  doch  im  Jahre  1777  einen  Ruf  nach  Frankfurt  a.  0.  als  Professor  dieser 
Wissenschaft  abgelehnt;  auch  hatte  er,  da  ihn  einst  sein  Beruf  oft  von  Spandau 
nach  Schloss  Tegel  führte,  Gelegenheit,  Alexander  von  Humboldt  in  die 
Anfänge  der  Pflanzenkunde  einzuführen.  Besonderes  Interesse  widmete  II.  den 
Eryptogamen  und  sein  Name  ist  sowohl  in  „Gymnotus  Heimii"  als  auch  in  einer 
mexicanischen  Pflanze  „Heimia^^  verewigt.  Als  ein  dauerndes  ärztliches  Verdienst 
ist  namentlich  die  Förderung  der  Yaccination  zu  nennen ;  er  führte  in  Berlin  die 
erste  Impfung  nach  Jenner  aus  (1798).  Wie  sein  Andenken  in  der  Berliner 
Bevölkerung  fortlebte,  beweisen  u.  a.  die  Thatsachen,  dass  die  nach  H.'s  hinter- 
lassenen  Briefen  und  Tagebüchern  von  seinem  Schwiegersohne,  Geh.-Rath  Kesslee, 
im  Jahre  1835  herausgegebene  Biographie  noch  1846  eine  zweite  Auflage  erlebte, 
dass  bis  in  die  neueste  Zeit  politische  Tagesblätter  von  seinem  Wirken  berichteten 
und  im  Jahre  1885  an  seinem  Sterbehause  eine  Gedenktafel  angebracht  wurde. 
Ein  von  ihm  gestifteter  ärztlicher  Freunde-Verein  besteht  noch  heute,  seit  seinem 
Tode  unter  dem  Namen  „Heimia".  —  A.  Paetsch  hat  im  Jahre  1836  H.'s  ver- 
mischte medicinische  Schriften  in  H.'s  Auftrage  herausgegeben;  meist  Journal- 
Artikel  anspruchsloser  Schreibart,  sind  sie  casuistischen  Inhalts,  in  welchem  sieh 
der  nüchterne  Beobachter,  Systemen  abholde  Pathologe  und  eklektische  Therapeut 
documentirt.  Der  damaligen  Trennung  des  Medicinalpersonals  entsprechend,  ist  er 
in  der  Chirurgie  fast  nie  selbstständig  thätig  gewesen,  hingegen  hatte  ihn  sein 
Physicat  zu  praktischer  und  schriftstellerischer  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der 
Yeterinärpolizei  geführt. 

G.  W.  Kessler,  Der  alte  Heim.  Leben  und  Wirken  u.  s.  w.  Leipzig  1835;  2.  verm. 
Aufl.  1846.  —  Callisen,  Vm,  pag.  269;  XXVIII,  pag.  443.  Falk. 

Heimreich  (Heimeich),  Johann  H.,  stammte  aus  einer  dänischen  Familie, 
die  während   des   30jährigen  Krieges    nach   Deutschland   gekommen   war.     Hier 


HEIMREICH   —  HEINE.  121 

wurde  H.  am  25.  Januar  1676  in  Schwambaoh  a.  d.  Rhön  geboren.  Er  studirte 
in  Sehmalkalden  und  in  Jena,  wurde  hier  1697  Mag.  art.  und  im  Jahre  1700 
Lioentiat  der  Medioin.  Darauf  lieas  er  sieh  in  Eisenach  nieder,  wo  er  bald  eine 
grosse  Praxis  erlangte.  1815  gab  er  diese  auf,  um  eine  Professur  für  Medicin, 
Physik  und  orientaligche  Sprachen,  zugleich  mit  dem  Amt  eines  Bibliothekars  in 
Coburg  zu  übernehmen,  wo  er  am  28.  October  1730  starb.  H.  war  auch  ein 
tfichtiger  Mathematiker  und  Philologe  und  besonders  in  orientalischen  Sprachen 
sehr  bewandert.  Von  medicinischen  Schriften  desselben  sind  nar  zu  nennen: 
„Dis8»  de  sanguificatione**  (Jena  1698)  —  „Dias,  de  chylificatione^  (Ebenda 
1698).  Sonst  schrieb  er  noch :  „Manipulum  thesium  mathemcUicarum"  —  „Havs- 
apotheke"  und  Beobachtungen  in  den  Actis  eruditis  et  curiosis  Franconiae,  die 
sein  Sohn  Ernst  Friedrich  Justus  H.  abfasste. 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  128.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1047.  Pgl. 

Heine,  Familie,  von  denen  mehrere  Mitglieder  sich  um  die  Orthopädie^ 
chirurgische  Mechanik  und  Chirurgie  grosse  Verdienste  erworben  haben.  — 
Johann  Georg  H.,  berühmter  chirurgischer  Instrumentenmacher  und  Orthopäde 
zu  Würzburg  und  im  Haag^  wurde  am  23.  April  1770  zu  Lauterbach  im  württem- 
bergischen Schwarzwalde  (Oberamt  Obemdorf)  als  Sohn  einer  Bauernfamilie  ge- 
boren und,  da  er  Neigung  zu  dem  Stande  eines  Feuerarbeiters  verspürte,  zu 
einem  Messerschmied  in  die  Lehre  gethan.  Er  bildete  sich  als  Instrumentenmacher 
auf  lOjfthriger  Wanderung,  von  1788  an,  namentlich  in  Mainz,  Düsseldorf, 
Göttingen  und  Berlin  aus  und  wurde,  als  die  medicinische  Facultät  von  Würz- 
burg 1798  einen  Instrumeutenmacher  für  sich  und  das  Juliusspital  suchte,  von 
Berlin  aus  als  solcher  empfohlen.  Nach  (Jeberwindung  von  mancherlei  Schwierig- 
keiten errichtete  er  eine  Werkstätte  und  wurde  1802,  nach  der  Uebemahme 
Wfirzbnrgs  durch  die  bayerische  Regierung,  zum  Universitäts-Instrumentenmacher 
und  Bandagisten  ernannt.  Aus  eigenem  Antriebe  besuchte  er  die  Anatomie  und  im 
Juliusspital  die  Operationen  Caspab*s  und  seines  Sohnes  Babthel's  v.  Siebold 
und  lernte  die  mechanischen  Bedürfnisse  der  Chirurgie  bei  denselben  kennen ;  auch 
studirte  er,  oft  mit  Zuhilfenahme  der  Nächte,  eifrig  Werke  über  Anatomie, 
Operationen  und  Verbände,  und  gab  über  letztere  (1807)  ein:  „Systematisches 
Verzeichniss  chirurgischer  Instrumente,  Bandagen  und  Maschinen**  heraus,  die  er 
selbst  anzufertigen  bereit  war.  Durch  das  Lesen  der  Schriften  von  Schbegeb,  Scabpa 
und  JöBG  über  Rückgratsverkrlimmungen  und  Klumpfüsse  und  deren  mechanische 
Behandlung ,  sowie  durch  die  Anfertigung  von  Maschinen  und  Bandagen  für 
Kranke  des  Juliusspitales,  wurde  er  veranlasst,  sich  näher  mit  der  Orthopädie  zu 
beschäftigen,  während  der  freundschaftliche  Umgang  mit  jungen  Chirurgen  (Babthel 
und  Elias  v.  Siebold,  C.  J.  M.  Langenbeck,  Vincenz  Adelmann  u.  A.)  nicht  wenig 
seine  Anschauungen  und  Kenntnisse  von  anatomischen  und  chirurgischen  Dingen 
förderte.  An  eigenen  Erfindungen  sind  aus  dieser  Zeit  zu  nennen:  Der  bekannte 
Tirefond  (1808),  eine  doppelt-conische  Trepankrone,  eine  neue  Extensionsmaschine 
ftr  Beinbrüche  und  ein  künstliches  Bein  für  Ober-  und  Unterschenkel  (1811), 
Erfindungen,  die  er  in  seinem  1811  herausgegebenen  „Neuen  Verzeichniss  chirur- 
gischer Inatrumente,  Bandagen  und  Maschinen^  beschrieb.  Durch  die  Einräumung 
einer  Wohnung  in  einem  ehemaligen  Kloster  (1816)  Seitens  der  Regierung  wurde 
er  in  die  Lage  versetzt,  eine  orthopädische  Heilanstalt  zu  errichten,  deren  Schutz 
die  Königin  Caroline  von  Bayern  übernahm,  so  dass  die  Anstalt  von  da  an  den 
Namen  „Carolinen-Institut^  führte.  Auch  wurde  ihm  der  Titel  eines  Demonstrators 
der  Orthopädie  an  der  Universität  und  Assessors  der  medicinischen  Facultät  (1824) 
verliehen.  Lidessen  auf  der  Höhe  eines  wohlverdienten  Ruhmes  stehend,  durch  die 
Frequenz  seines  Institutes  in  eine  glänzende  Ökonomische  Lage  versetzt,  liess  sich 
H.  durch  die  Lebhaftigkeit  und  Unruhe  seines  Geistes  auf  Abwege  führen,  indem  er 
auch  ftlr  innerliche  Krankheiten  ein  neues  therapeutisches  System  gefunden  zu  haben 
glaubte,  das,  da  seine  Kenntnisse  der  inneren  Arzneimittel  diejenigen  eines  Laien 


122  HEINE. 

nicht  überstieg,  auf  Blutlassen^  Senfteige,  Schwitzen,  vorzugsweise  aber  auf  Umschläge 
und  Bäder  basirt  war,  von  denen  die  letzteren  ihm  einer  besonderen  Berflcksiohtignng 
als  das  grösste  Arcanum  werth  schienen.  Auf  einem  Ausfluge  nach  Holland  1828, 
nach  dem  Gebrauche  der  Seebäder  zu  Scheveningen ,  entschloss  er  sich ,  sein 
Institut  dorthin  zu  verlegen  und  wurde  von  ihm  zwischen  dem  Haag  und  Scheve- 
ningen 1829  eine  Seebadeanstalt  errichtet,  während  das  Mutterinstitut  in  Würzburg 
von  seinem  Neffen  und  Schwiegersohne  Bernhard  Heine  übernommen  würde.  In 
seinem  neueu  Institut  beschäftigte  er  sich  zunächst  .und  ganz  sachgemäss  vorzüg- 
lich mit  den  Bildungshemmungen  oder  Entwicklungskrankheiten  der  unteren  Extre- 
mitäten, besonders  mit  lähmungsartigen  Zusammenziehungen  und  angeborenen 
Hüftgelenksverrenkungen;  als  er  aber  anfing,  seine  excentrischen  therapeutiBchen 
Ideen  und  seine  Ansprüche  auf  die  Reformation  der  gesammten  Heilkunde  den 
Aerzten  gegenüber  zur  Geltung  zu  bringen ,  als  er  so  verwegen  wurde ,  die  auch 
in  Scheveningen  erschienene  Cholera  —  mit  Senfmehlbädern  —  heilen  zu  wollen 
(er  schrieb  nicht  weniger  als  acht  Schriften  über  dieselbe  von  1833 — 38),  unter- 
grub dies  Alles,  zusammengenommen  mit  den  politischen  Zeitumständen,  wie  dem 
belgischen  Aufstande  u.  s.  w. ,  den  Credit  seiner  Anstalt.  Seine  Pläne  für  die 
Gründung  einer  orthopädischen  Anstalt  in  England  wurden  durch  schwere  Krankheit 
und  seinen  am  7.  September  1838  im  Haag  erfolgten  Tod  vereitelt.  —  H. ,  ein 
mechanisches  Genie ,  hat  mit  den  Mitteln ,  welche  die  Mechanik  zu  geben  vermag, 
Alles  geleistet,  was  diese  in  der  Orthopädie  zu  erreichen  im  Stande  ist.  Neben 
den  orthopädischen  Apparaten  auch  die  Gymnastik,  oder  gar  die  erst  kürzlich 
von  Stromeyer  erfundene  subcutane  Tenotomie  zu  gebrauchen,  hielt  er,  ebenso 
wie  er  die  Beihilfe  der  inneren  Medicin  verachtete,  für  unter  seiner  Würde.  Trotz 
dieser  Einseitigkeit  und  trotz  der  am  Ende  seines  Lebens  in  die  Erscheinung 
getretenen  corrupten  Ideen  und  Bestrebungen,  ist  ihm  das  Verdienst  nicht  abzu- 
sprechen, der  Begründer  der  deutschen  Orthopädie  geworden  zu  sein. 

J.  G.  Heins,  nach  seinen  früheren  Lebensveihältnissen  und  seine^r  Bildung  zum 
orthopädischen  Heilkünstler,  von  ihm  selbst  geschildert.  Würzburg  1827,  4.  —  Joseph 
Heine,  Physio-pathologische  Studien  ans  dem  ärztlichen  Leben  von  Vater  nnd  Sohn.  Eine 
Gedächtnissschrift  für  Joh.  Georg  Heine,  den  Orthopäden.  Stuttgart  und  Tübingen  1842. 
—  E.  Gurlt  in  der  Allgem.  Deutschen  Biogr.  XI.  pag.  354.  — Callisen,  YIII,  pag.  279 ; 
XXVIII,  pag.  447.  Gurlt. 

Joseph  von  Heine,  war  als  Sohn  von  Johann  Georg  H.  zu 
Würzburg  am  28.  November  1803  geboren,  brachte  seine  Studienjahre,  mit  Aus- 
nahme eines  Semesters,  auch  daselbst  zu,  wo  er  ein  Liebling  Schönlein's  "v^ar, 
besuchte,  nachdem  er  1827  mit  der  Inaug.-Abhandlung :  ^Anatomisch-patho- 
logische Fragmente  über  Phthisis  tuberculosa^  in  Wtirzburg  die  Doctorwürde 
erlangt,  Paris,  leitete  1831  eine  Cholera- Abtheilung  im  Hospital  zu  Warschau, 
während  der  polnischen  Revolution,  hielt  sich  später  in  den  Spitälern  Wien's 
auf,  den  Koryphäen  der  neuen  Wiener  Schule  aufs  Innigste  verbunden.  Er  nahm 
dann  Theil  an  der  Umgestaltung  des  von  seinem  Schwager  Bernhard  Heine 
erfundenen  Osteotoms ,  an  dessen  experimentellen  Arbeiten  über  die  vitale  Bedeu- 
tung des  Periosts  für  die  Knochen-Regeneration  und  an  der  gemeinschaftlichen 
Leitung  des  orthopädischen  Institutes.  Aus  dem  Studium  der  Cholera  bei  der  polnischen 
Armee  ging  die  Schrift :  ;,  Ueber  das  Verhältniss  der  nervösen  Fieber  zu  Cholera 
und  Intermittens  u.s.iü."  (München  1833)  hervor.  Sein  neben  der  Fachwissenschaft 
die  mannichfachsten  Gebiete  umfassender  Bildungstrieb  Hess  ihn  zu  einer  festen 
Stätte  erst  in  gereifteren  Jahren  kommen ,  und  zwar  als  Amtsarzt  in  Waldmohr, 
einem  der  damals  unwirthlichsten  Cantone  der  Pfalz ,  den  er  nach  wenigen  Jahren 
mit  Germersheim  vertauschte^  wo  er  eine  ihn  sehr  befriedigende  Thätigkeit  in 
einem  schönen  Spitale  fand.  Daselbst  erschienen  die:  „Physio-pathologischen 
Studien  aus  dem  ärztlichen  Leben  von  Vater  und  Soh7i.  Eine  Gedächtnisse 
Schrift  für  Joh,  Georg  Heine  den  Orthopäden^^  (Stuttgart  und  Tübingen 
1842).  Ihnen  folgten  17  Jahre  später  die:  y,H eine- Br ü che' sehe  Gefäss- 
strictur  und  die   metabolischen  Entscheid ungsacte    der   örtlichen  Entzündung" , 


HEINE.  123 

indem  die  grossen  Probleme  des  Fiebers  und  der  Entzündung  seinen  rastlosen 
Geist  von  seiner  ersten  bis  zu  seiner  letzten  ärztliehen  Schrift :  „Die  epidemische 
Cholera  in  ihren  elementaren  Lebenseigenachaften  und  in  ihrer  physiologischen 
Behandlungsmethode^  (1873)  beschäftigten.  1848  wurde  er  in  den  bayerischen 
Landtag  gewählt,  ohne  auf  demselben  eine  besondere  Rolle  zu  spielen.  Er  verliess 
die  Kammer  in  Folge  seiner  Ernennung  zum  dirigirenden  Arzt  des  Bamberger 
Krankenhauses^  kehrte  jedoch  nach  vier  Jahren  in  die  Pfalz,  nach  Speyer,  als 
Medicinalrath  und  Leiter  des  dortigen  Medicinalwesens  zurück.  In  dieser  Stellung 
entwickelte  er  eine  unglaubliche,  weit  über  das  Maass  der  stricten  Anforderungen 
des  Dienstes  hinausgehende  Thätigkeit,  neben  Studien  und  Arbeiten  auf  ver- 
wandten und  entlegenen  Wissensgebieten.  Hier  war  es ,  wo  seine  seltene  Vereinigung 
hervorragender  Eigenschaften  zur  vollen  Entfaltung  gelangte :  der  eiserne  Charakter 
mit  dem  goldenen  Herzen,  die  reinste  Gerechtigkeit  mit  dem  lautersten  Wohl- 
wollen, eine  durch  Nichts  in  der  Welt  zu  entwegende  Pflichttreue.  Solche  Vor- 
ztige  versöhnten  mit  manchen  Herbigkeiten  des  Sonderlings ,  die  Niemand  besser 
als  er  selbst  kannte;  oft  beklagte  er  diese  Schatten  seines  Wesens,  besonders 
ein  sich  bis  zur  Grenze  des  Pathologischen  bisweilen  verirrendes  Misstrauen ;  offen 
und  dankbar  sprach  er  sich  über  die  Nachsicht  aus,  welche  seinen  Sonderbar- 
keiten und  Schroffheiten  zu  Theil  wurden.  Die  pfälzischen  Aerzte,  die  ihn  nicht 
ohne  Furcht  als  ihren  Führer  empfangen  hatten,  sahen  ihn  20  Jahre  später  in 
Liebe  und  Verehrung  aus  ihrem  Kreise  scheiden ;  denn  zwei  Jahre  vor  seinem  am 
4.  November  1877  erfolgten  Tode  trat  er  in  den  wohlverdienten  Buhestand  und 
siedelte  nach  München  über,  wo  er  noch  mit  begeisterter  Leidenschaft  altgermanische 
Stadien  trieb,  welche  er  mit  Unterbrechungen  seit  Jahrzehnten  cultivirt  hatte. 
Allgemeine  Zeitung.  1878,  9.  Februar,  pag.  587.  G. 

Bernhard  Heine,  berühmter  Mechaniker,  Orthopäde  und  Physiolog, 
Neffe  des  Begründers  der  deutschen  Orthopädie  Johann  Georg  H.,  geboren  am 
20.  August  1800  zu  Schramberg  im  wtirttembergischen  Schwarzwalde,  begann 
seine  Laufbahn  am  Schraubstock  der  weltbekannten  Werkstätte  seines  Oheims  in 
Wflrzburg  und  wurde  ihm  daselbst  nicht  nur  für  die  Entwicklung  seiner  technischen 
Fertigkeit  die  beste  Schule  zu  Theil,  sondern  in  reiferen  Jahren  boten  ihm  auch 
die  medicinischen  Anstalten  der  Universität  ein  reiches  Material  zur  Ausbildung 
als  Arzt.  Gründliche  und  umfassende  Studien ,  zunächst  der  anatomischen  Wissen- 
schalten, denen  er  Jahre  lang  Lebensgenuss  und  Erholung  opferte,  gaben  ihm 
einen  festen  Halt  für  sein  auf  dem  Gebiete  der  Mechanik  für  die  Zwecke  der 
orthopädischen  Heilkunde  und  operativen  Chirurgie  bald  in  eminenter  Weise  hervor- 
tretendes Eründungstalent.  Unter  seinen  vielfachen  Erfindungen  von  cliirurgischen 
Bandagen  und  W^erkzeugen  ist  seine  grösste  Leistung  die  Erfindung  des  Osteotoms 
oder  Knochenbistouris,  das  er,  nach  Ueberwindung  Jahrelanger  (seit  1824)  Mühen 
und  Schwierigkeiten,  im  Herbst  1830  den  medicinischen  Facultäten  zu  Würzburg 
und  München  endlich  vorlegen  konnte  und  das  die  Kettensäge,  andere  Sägen, 
Meissel  und  Hammer,  sowie  die  Trepankroue  zu  verdrängen  und  entbehrlich  zu 
machen  bestimmt  war.  Ausser  einer  Beihe  anderer  Anerkennungen  erhielt  er 
dafür  von  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  1835  den  grossen  Monthyon- 
Preis  und  wurde  1837  vom  Kaiser  von  Bussland  nach  St.  Petersburg  berufen, 
um  auch  dort  das  Osteotom  einzuführen.  Indessen  H.'s  Hauptverdienst  liegt  nicht 
in  der  Erfindung  dieses  Instruments ,  sondern  in  den  mit  derselben  Hand  in  Hand 
gehenden  Versuchen  und  Beobachtungen  an  lebenden  Thieren  über  die  Wieder- 
erzeugung von  Knochen  aus  der  bei  der  Entfernung  eines  kranken  oder  verletzten 
Knochentheils  mit  Sorgfalt  geschonten  und  zurückgelassenen  Knochenhaut.  Seine 
Experimente  darüber,  meistens  an  grossen  Hunden  angestellt,  sind  nicht  nur  für 
die  Physiologie  der  Knochenbildung  von  grosser  Wichtigkeil  gewesen,  sondern 
von  noch  grösserer  Tragweite  für  die  operative  Chirurgie  und  deren  Erfolge  auf 
dem  Gebiete  der  Besectionen.  Für  die  Präparate  von  diesen  Versuchen  und  eine 
sie  begleitende  Abhandlung,    als  Concursarbeit    um  den  grossen  Preis  der  Physio- 


]24  HEINE. 

logie,  erhielt  er  1838  von  Neuem  einen  MöNTHYON-Preis.  Von  der  Würzburger 
Hochschule  war  er  zuerst  zum  Ehren-Professor  (1833)  und  später  zum  wirklichen 
Professor  der  Experimental-Physiologie  ernannt  worden.  Noch  heute  bildet  jene 
herrliche  Sammlung  von  Präparaten  einen  Glanzpunkt  der  Würzburger  anatomischen 
Sammlung.  —  Die  Grundsätze ,  denen  H.  als  Orthopäde  in  der  von  ihm  seit  dem 
Jahre  1829  von  seinem  Oheim  und  Schwiegervater  Johann  Georg  Hbinb  über- 
nommenen Heilanstalt  zu  Würzburg  huldigte,  wichen,  trotz  aller  pietätvollen 
Anerkennung,  die  er  den  bahnbrechenden  Leistungen  seines  Vorgängers  und 
Meisters  widmete,  doch  bei  der  glücklichen  Vereinigung  des  Mechanikers  und 
Arztes  in  ihm ,  in  manchen  Beziehungen  von  jenen  ab ,  seine  Erfindungen  auf 
dem  Felde  der  Orthopädie  waren  reich  an  Gedanken  und  Erfolgen ;  Niemand  war 
berufener ,  die  Verbindung  der  eben  erst  (durch  Steomeyer's  Erfindung  der  sub- 
cutanen Tenotomie)  in's  Leben  tretenden  operativen  und  mechanischen  Orthopädie 
herzustellen ,  als  H. ,  der  das  Messer  ebenso  wie  die  Feile  zu  handhaben  wusste. 
Seine  Anstalt  genoss  daher  eines  weit  verbreiteten  Rufes  im  In-  und  Auslande, 
ebenso  wie  seine  Werkstätte ,  aus  welcher  Instrumente  und  Bandagen  von  vorzüg- 
licher Güte  hervorgingen.  H.  war  eine  von  jenen  rastlosen  Naturen ,  die  in  jedem 
vollendeten  Werke  nur  den  Anfang  zu  einem  anderen  sehen ,  eine  productive  Kraft, 
die  mit  eiserner  Beharrlichkeit  Hand  in  Hand  ging.  Leider  war  ihm  nur  ein 
kurzes  Leben  beschieden,  ein  Blutstnrz  beschloss  am  31.  Juli  1846  dasselbe,  im 
Alter  von  nur  46  Jahren ,    zu  Glockenthal  bei  Thun  in  der  Schweiz. 

Markus  in  der  Angsbnrger  Allgemeinen  Zeitung.  1846,  Beilage  zn  Nr.  358, 
24.  December.  —  E.  Gurlt  in  AUgem.  Deutsche  Biogr.  XI,  pag.  336.  —  Callisen, 
XXVIII,  pag.  446.  Gurlt. 

Jacob  von  Heine,  zu  Cannstatt  bei  Stattgart,  Orthopäde,  Neffe  von 
Johann  Georg,  Vetter  von  Joseph  und  Bernhard,  Vater  von  Karl  von  H., 
wurde  geboren  am  16.  April  1800  zu  Lauterbach  im  Schwarzwalde,  begann 
erst  als  21jähriger  Jüngling  die  ADfangsgrtlnde  der  alten  Sprachen  zu  erlernen, 
um  noch  ein  Gymnasium  besuchen  zu  können,  ging  1823  nach  Würzburg,  woselbst 
sein  Oheim  Johann  Geoi'g  H.  sein  berühmtes  orthopädisches  Institut  besass  und 
auch  in  den  Kreisen  der  Universität  eine  sehr  geachtete  Stellung  einnahm.  Hier- 
durch wohl  kam  es ,  dass  er  nach  Jahresfrist  das  ursprünglich  begonnene  Studium 
der  katholischen  Theologie  mit  dem  der  Medicin  vertauschte  und  diesem  mit 
Fleiss  und  Eifer  während  seines  im  Ganzen  öVrjährigen  Aufenthaltes  in  Würzburg 
oblag,  4  Jahre  davon  in  der  orthopädischen  Anstalt  seines  Oheims  thätig.  Nach 
seiner  Promotion  (1827)  blieb  er  noch  1  ^/^  Jahre  daselbst ,  um  sich  in  praktischer 
Hinsicht  noch  weiter  auszubilden,  bekleidete  auch  interimistisch  die  Assistenten- 
stellen der  medicinischen  und  chirurgischen  Abtheilung  des  Juliusspitales  unter 
Schönlein  und  Textob  und  führte  ein  Jahr  lang  alle  Leichenöffnungen  im  Spital 
aus.  Nachdem  er  noch  seine  Inaug.-Abhandlung :  ;,  Ueber  die  Unterbindung  der 
Arteria  subclavia*^  geschrieben,  verliess  er  1829  Wtlrzburg,  bestand  in  Württem- 
berg sein  Examen  und  begründete  noch  in  demselben  Jahre,  in  Folge  einer  Auf- 
forderung der  Regierung  und  von  derselben  unterstützt,  in  Cannstatt  ein  ortho- 
pädisches Institut,  das  bald  einen  glänzenden  Erfolg  hatte,  allmälig  mehr  und  mehr 
vergrössert  wurde,  Patienten  aus  allen  Ständen  und  Ländern  Europas  aufnahm 
und  nach  dem:  „Kurzen  Bericht  über  die  25jährige  Wirksamkeit  der  ortho- 
pädischen Heilanstalt  zu  Cannstatt  u,  s.  w.^  (1854)  bis  dahin  deren  1368  be- 
handelt hatte.  Die  glücklichen  Erfolge,  welche  H.  in  seiner  Anstalt  erzielte, 
waren  nicht  allein  dadurch  zu  erklären,  dass  er  eine  gründliche  medicinisch- 
chirurgische  Bildung  besass  und  von  den  chirurgischen  Errungenschaften  der  da- 
maligen Zeit,  namentlich  der  subcutanen  Sehnend  urchschneidung,  einen  angemessenen 
Gebrauch  zu  machen  verstand,  sondern  auch  durch  die  in  der  Anstalt  geübte 
methodische  Behandlung  und  die  derselben  in  ungewöhnlich  reichem  Maasse  zu 
Gebote  stehenden  Ourmittel ,  unter  denen  die  von  H.  zuerst  in  Deutschland  geübte 
orthopädische  Gymnastik,  verbunden  mit  geeigneten  Manipulationen  und  Frictionen, 


HEINE  125 

und  die  Torhandenen  Eisenquelle  uod  Eisenschlammbäder,  nebst  einem  Schwimm- 
bassin mit  Wellenschlag  nnd  Donchen,  hervorzuheben  sind.  Es  muss  hiemach  H. 
als  einer  der  hauptsächlichsten  Förderer  der  wissenschaftlichen  Orthopädie  in 
Deutschland  bezeichnet  werden.  Obgleich  ihm  bei  seiner  angestrengten  praktischen 
Thätigkeit  nur  wenig  Zeit  zu  schriftstellerischen  Arbeiten  ttbrig  blieb,  hat  er  doch 
einige  werth volle  Schriften  hinterlassen,  wie  die:  „Beobacktungen  über  Lähmungs- 
imtände  der  unteren  Eoetremitäten  und  deren  Behandlung**  (1840,  m.  2  TafP. ; 
2.  Aufl.  u.  d.  T. :  „Spinale  Kinderlähmung.  Monographie**  1860,  m.  14.  TaflF.), 
welche  eine  bis  dahin  wenig  beachtete  Form  von  Lähmungen  bei  Kindern,  die 
er  später  geradezu  „Spinale  Kinderlähmung"  nannte,  abhandelte.  Eine  andere 
Schrift :  ^  Ueber  spontane  und  congenitale  Luxationen ,  sotoie  über  einen  neuen 
SchenkdhaUbruch' Apparat**  (1842,  m.  5  Taff.),  theilte  seine,  namentlich  mit  den 
ersteren  gemachten  Erfahrungen  mit.  H. ,  der  von  der  Stadt  Cannstatt  das  Ehren- 
btlrgerrecht  und  von  der  Regierung  nach  einander  die  Titel :  Hofrath,  Oeh.  Hof- 
rath  und  mit  dem  wtirttembergischen  Kronenorden  den  persönlichen  Adel  erhalten 
hatte,  gab  1865,  nach  36jährigem  Bestehen  der  Anstalt,  dieselbe  auf,  da  sein  Sohn 
Karl  (s.  diesen),  von  dem  er  gehofft  hatte,  dass  derselbe  sein  Nachfolger  werden 
wflrde ,  es  vorzog ,  der  akademischen  Laufbahn  zu  folgen.  Indessen  sah  er  diesen 
noch  (1877)  in  ein  frtlhes  Grab  sinken,  verstarb  selbst  aber  am  12.  November 
1879. zu  Cannstatt. 

Schwäbische  Chronik,  des  Schwäbischen  Merknrs  2.  Abtheilung.  1880,  pag.  45  — 
Correspondenz-Blatt  des  Wtirttembergischen  ärztlichen  Vereins.  1880,  Nr.  3-  —  E.  Gnrlt  in 
AUgem.  Deutsche  Biogr.  XI,  pag.  351.  Gnrlt. 

Karl  Wilhelm  Ritter  von  Heine,  in  Prag,  war  am  26.  April  1838  zu 
Cannstatt  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  studirte  2  Jahre  in  Tübingen,  dann 
3  Jahre  in  Würzburg  und  wurde  1861  in  Tübingen  Dootor  mit  der  Diss. :  yfAn- 
gebotene  Atresie  des  Ostium  arteriosum  dextrum  u,  s,  w,  **  (m.  1  Kpft.).  Er  trat 
darauf  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Prag,  Wien  und  Berlin  an,  kehrte  auf 
kurze  Zeit  1862  nach  Stuttgart  zurück,  um  sein  Staats-Examen  abzulegen,  und 
ging  dann  wieder  für  1^/a  Jahre  auf  Reisen  in's  Ausland,  indem  er  seine  Studien 
bis  zum  April  1863  zu  Paris  und  dann  in  London,  Edinburg,  Glasgow  und 
Dublin  fortsetzte.  Besonders  zogen  ihn  die  grossen  englischen  Chirurgen  und 
Hospitäler  an,  über  die  er  einige  Erfahrungen  (1864)  veröffentlichte.  Während  des 
im  Ausgange  des  Winters  1864  ausgebrochenen  deutsch-dänischen  Ej*iege8  leistete 
er  freiwillig  in  den  preussischen  Feldspitälem  Dienste  und  veröffentlichte,  als  Frucht 
der  dabei  gemachten  Erfahrungen  und  Studien,  eine  erste  grössere  Arbeit:  „Die 
Schussverletzungen  der  unteren  Extremitäten**  (v.  Langenbeck's  Archiv,  VII, 
1866).  1865  wurde  er  bei  Otto  Weber  Assistent  in  der  chirurgischen  Klinik 
zu  Heidelberg ,  habilitirte  sich  noch  in  demselben  Jahre  als  Privatdocent  und  über- 
nahm nach  Webeb's  im  Juni  1867  erfolgten  frühzeitigen  und  unerwarteten  Tode 
die  provisorische  Leitung  der  Klinik  und  die  Vorlesungen  über  Chirurgie  bis 
Ostern  1868,  wurde  darauf  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  und  1869  als  Prof.  ord.  der 
chirurgischen  Klinik  an  die  neugegründete  medicinische  Facultät  der  Universität 
zu  Innsbruck  berufen.  Er  widmete  sich  daselbst  einer  rastlosen,  auf  die  Ent- 
wicklung und  Hebung  der  Facultät  gerichteten  Thätigkeit  und  lebte  blos  seinem 
Berufe  als  Universitätslehrer  und  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten.  Hier  entstand 
seme  ausgezeichnete  Arbeit:  „Der  Hospitalbrand**  (Pitha-Billroth's  Handb. 
der  allgem.  und  spec.  Chir.  I,  Abth.  2  A).  Nach  dem  Ausbruch  des  deutsch- 
französischen Krieges  benutzte  H.  die  Universitäts-Ferien  des  Jahres  1870,  um 
auch  in  diesem  zweiten  Kriege  freiwillig  seine  Thätigkeit  den  Verwundeten  zu 
widmen.  Er  leitete  einen  württembergischen  Sanitätszug ,  stand  längere  Zeit  einem 
Spitale  in  Nancy  vor  und  führte  selbst  die  schwersten  seiner  Verwundeten  und 
Operirten  mittelst  eines  Sanitätszuges  in  deutsche  Hospitäler  über.  1873  wurde 
ihm  die  Errichtung  einer  zweiten  chirurgischen  Klinik  in  Prag  übertragen  und 
unterzog  er  sich  dieser  grösseren  Aufgabe  mit  gewohnter  Umsicht  und  Beharrlichkeit, 


126  HEINE. 

Bo  dass  bald  eine  für  Lehr-  und  Lernzwecke  gleich  geeignete  Musteranstalt 
gefichaffen  war.  Er  bildete  femer  mit  mehreren  Collegen  den  festen  Kern  für  die 
deutsche  Partei  unter  den  Professoren  der  medicinischen  Faoultflt  und  unter  den 
deutschen  Aerzten  Prags.  Einstimmig  wurde  er  von  dem  Verein  deutscher  Aerzte 
zum  Präsidenten  gewählt;  auch  erwarb  er  sich  durch  Anregung  der  Wasser- 
versorgungsfrage ein  grosses  Verdienst  um  die  Verbesserung  der  sanitären  Ver- 
hältnisse Prags.  In  der  Vollkraft  des  Lebens  und  Schaffens  aber  wurde  er  von 
den  Folgen  der  Diphtherie  dahingerafft ,  indem  er  im  väterlichen  Hause  zu  Cann- 
statt  am  9.  September  1877  verstarb.  Durch  den  für  den  Krieg  von  1864 
erhaltenen  Orden  der  eisernen  Krone  war  er ,  nachdem  er  österreichischer  Staats- 
bürger geworden ,  in  den  Adelstand  versetzt  worden.  Von  seinen  späteren  Arbeiten 
führen  wir  an  aus  v.  Langenbece's  Archiv:  ^Anus  praeternaturalis  ileo-vagi- 
nalis ,  durch  Enterotamie  und  Naht  geheilt*'  (Bd.  XI)  —  ;,  üeber  parenchymatöse 
Injection  zur  Zertheilung  von  Geschwülsten"  (Bd.  XV)  —  ;,  lieber  Radical- 
behandlung  der  Prostatahypertrophie*'  (Bd.  XVI)  —  „Besection  des  Kehlkopfes 
bei  Laryngosienose*^  (Bd.  XIX)  —  „lieber  operative  Behandlung  der  Fseud- 
arthrosen*'  (Bd.  XXI)  u.  s.  w.  —  H.  hat  nicht  nur  an  dem  grossen  Aufschwünge, 
den  die  deutsche  Chirurgie  in  der  Neuzeit  genommen,  seinen  entschiedenen  Antheil, 
sondern  er  hat  auch  als  Lehrer  durch  Wort  und  Beispiel  und  als  fruchtbarer 
Schriftsteller  nicht  wenig  dazu  beigetragen,  die  neuen  Lehren  in  weitere  Kreise 
zu  tragen.  Bei  seinem  rastlosen  Streben  und  seiner  unermüdlichen  Arbeitskraft 
wäre  noch  Vieles  von  ihm  zur  Förderung  der  Chirurgie  zu  erwarten  gewesen. 
Sein  Andenken  wurde  durch  Aufstellung  seiner  Marmorbüste  in  dem  nach  seinen 
Angaben  erbauten  Operationssaale  und  durch  die  „Heine-Stiftung^^,  eine  von  ihm 
herstammende  Sammlung  anatomischer  Präparate,  die  der  med.  Facultät  in  Prag 
geschenkt  wurde,  verewigt. 

Th.  Billroth  im  Archiv  für  klinische  Chirurgie.  Bd.  XXII,  1878,  pag.  243.  — 
K.  Weil   in  Prager  Vierteljahrsschrift   für   die   praktische  Heilkunde,    Bd.  CXXXVII,   1878. 

IV.  Miscellen,  pag.  3.  —  Lücke  in  Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie,  Bd.  IX,  1878, 
pag.  378.  —  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsche  Biogr.  XI,  pag.  357.  Gurlt. 

Heine,  Ernst  Friedrich  Wilhelm  H.,  zu  Hannover,  war  1770  zu 
Celle  als  Sohn  des  Hofchirurgus  Christian  Heinrich  H.  geboren,  studirte  zu 
Celle  und  Göttingen,  wurde  daselbst  1792  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  vasorum 
absorbentium  ad  rhachitidem  procreandam  potentia*^  (4.) ,  praktieirte  zuerst  in 
Celle,  wurde  daselbst  Hofmedicus,  Landphysicus ,  Zuchthausarzt  und  Lehrer  am 
CoUegium  chirurgicum.  Seit  1820  war  er  Medicinalrath  in  Hannover,  Lehrer  der 
Anatomie  und  Chirurgie  am  Collegium  anatomico-chirurgicum  und  Hofaccoucheur. 
Er  schrieb  im  Hanno v.  Magazin  (1799,  1805):  y, Bemerkungen  über  den  Mila- 
nesischen  Nachtwandler"  —  „Etwas  über  Epidemie  und  epidemisch".;  über- 
setzte aus  dem  Englischen:  W.  Perfect,  „Abmalen  einer  Anstalt  für  Wahn* 
sinnige"  (Hannover  1804).  Er  starb  als  Ober-Medicinalrath  am  4,  Februar  1833. 
Nach  seinem  Tode  erschien,  nach  seinen  Vorlesungen  bearbeitet:  „Leitfaden  der 
Entbindungskunst"   (Braunschweig  *1835). 

Callisen,  VIII,  pag.  277;   XXVni,  pag.  447.  G. 

Heine,  M  a  x  i  m  i  1  i  a  n  H. ,  ein  Bruder  des  berühmten  Dichters  H  e  i  n  r  i  c  h  H. , 
trat ,  nachdem  er  seine  medicinischen  Studien  in  Deutschland  vollendet  hatte ,  in 
russische    Dienste ,     machte    als    solcher    den    Türkenkrieg     unter    dem    General 

V.  Diebitsch  mit  und  lebte  später  als  Arzt ,  mit  dem  Titel  Staatsrath ,  in 
8t.  Petersburg.  Er  verfasste  eine  „  Med ic. -topographische  Skizze  von  St.  Peters- 
bürg"  (Petersburg  1844) ,  gab  eine  Beschreibimg  der  Pest  in  Odessa  u.  d.  T. : 
„Beiträge  zur  Geschichte  der  orientalischen  Pest"  (Ebenda  1846)  und  in 
Gemeinschaft  mit  Thielemann  und  Krebel  die  „Medicinische  Zeitung  Buss- 
lands"  heraus,  welche  von  1844  bis  zum  Jahre  1859  erschien.  Er  starb  im 
74.  Lebensjahre  zu  Berlin  am  6.  November  1879. 

St.  Petersburger  med.  Wochensclir.  1879,  pag.  403.  6. 


HEINEKE.  127 

Heineke  (Heinecke),  Aerzte  in  drei  Generationen.  —  Christian 
Friedrich  H.,  zu  Bernbarg,  geboren  am  10.  December  1766  za  Abbenrode  bei 
Gofllar,  studirte  von  1785  an  in  Halle,  wurde  daselbst  1790  Doctor  mit  der 
„Düs,  inaug.  sistens  primas  Itneaa  historiae  martialium  medicae^ ,  liess  sieh 
1791  in  Halberstadt  nieder,  wo  er  Assistent  von  Fritze,  später  Medicinalrath, 
Mitglied  des  dortigen  Medicinal-CoUegiums ,  Director  der  Hebeammen-Unterrichts- 
anstalt  und  Stadt-  und  Domphysieus  wurde.  Um  die  Einführung  der  Schutzpocken- 
impfnng  machte  er  sich  sowohl  in  Halberstadt  als  in  Bernburg  verdient,  ebenso 
naeh  den  Schlachten  des  Jahres  1806  in  den  Militär-Lazarethen  zu  Halberstadt, 
wurde  1810  zum  Nachfolger  von  C.  F.  Graefe,  der  nach  Berlin  berufen  war, 
als  Leibarzt  beim  Herzog  von  Anhalt-Bernburg  in  Ballenstedt  mit  dem  Titel  als 
Hof-  und  Medicinalrath  ernannt,  errichtete  im  Auftrage  des  Herzogs  1813  eine 
Medicinal-Commission  fttr  das  Herzogthum,  die  in  Ballenstedt  ihren  Sitz  hatte, 
deren  erstes  Mitglied  er  wurde,  fflhrte  die  Apotheken-Revision  im  Herzogthume 
ein  und  verfasste  eine  1820  in  Kraft  getretene  „Medicinal-Ordnung  für  das 
Herzogthum  Anhalt- Bemimrg'* ,  die  ftir  eine  der  besten  in  Deutschland  zu 
jener  Zeit  gehalten  wurde.  1824  wurde  er  seiner  Stellung  als  Leibarzt  entbunden 
nnd  Bemburg  ihm  für  seine  ärztliche  Praxis  angewiesen,  wo  er  mehr  als  bisher 
Müsse  fand,  sich  mit  wissenschaftlichen  Studien  zu  beschäftigen  und  namentlich 
den  neuen  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Pharmacie  und  Chemie  seine 
besondere  Aufmerksamkeit  zu  widmen.  Zur  Zeit  der  Cholera  schrieb  er  eine 
„Kurze  Anweisung  für  Nichtä'rzte,  die  asiatische  Cholera  zu  erkennen  u.  s,  lo.*^ 
(Bemburg  1831).  Unter  den  Ehrenbezeugungen,  die  ihm  1840  bei  seinem  50jährigen 
Doctor-Jubiläum  zu  Theil  wurden,  befand  sich  auch  eine  von  deu  Aerzten  in 
Halberstadt,  Quedlinburg  und  Wernigerode  ihm  gewidmete  Festschrift:  „De  medicis 
quo8  Halber stadiensis,  Quedlinburgensis ,  Wemigerodensis  ditio  vel  genuit  vel 
aluit  etc.**  (Halberstadt  1840).    Er  starb  noch  in  demselben  Jahre  am  7.  September. 

Neuer  Nekrolog  der  Dentschen.    1840,    Jahrg.  18.   II,    pag.  947.    —   Andrea e, 

11,  pag.  55.  G. 

Karl  Friedrich  Heineke,  zu  Schönebeck,  als  Sohn  de«  Vorigen  am 

12.  April  1798  zu  Halberstadt  geboren,  studirte  von  1817 — 21  in  Berlin,  war 
während  dieser  Zeit  Assistent  an  dem  klinisch-chirurgischen  Institut  Graefe'j?,  wurde 
im  letztgenannten  Jahre  mit  der  Diss. :  y^De  ma^todynia  net^oosa"  Doctor,  machte  eine 
grössere  Reise  durch  Deutschland  und  Frankreich  und  liess  sich  zu  Calbe  a.  d.  S. 
als  Arzt  nieder,  verlegte  aber  wenige  Jahre  nachher  seinen  Wohnsitz  nach  Schöne- 
beck, wo  er  1853  zum  Physicus  des  Kreises  Calbe  ernannt  wurde.  Er  starb  1857, 
allgemein  betrauert  als  sehr  geschickter,  unermüdlich  thätiger,  menschenfreundlicher 
Arzt  und  Operateur.  An  literarischen  Arbeiten  sind  von  ihm  nur  einige  Aufsätze 
in  Graefe's  und  Walther's  Journal  (1822,  23,  24),  darunter  Auszüge  aus 
Briefen,  die  er  von  Paris  aus  an  C.  F.  Grabfe  schrieb,  bekannt:  „Zur  Unter- 
hindung der  Carotis  und  der  Hiaca  externa^  —  „Nachrichten  über  die  Auf 
lösung  des  Blasensteins  durch  galvanische  Einwirkung  ^  über  die  Sectio  recto- 
vesicalis  und  über  die  Besection  des  Kiefers^  —  „Auszug  aus  einem  Schreiben 
an  C.  F.   Graefe,*" 

Andreae,   I,  pag.  93.  G. 

♦Walther  Hermann  Heineke,  zu  Erlangen,  ist  am  17.  Mai  1834 
zu  Schönebeck  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  bildete  sich  zu  Göttingen,  Berlin, 
Leipzig  und  Greifswald,  hier  als  Schüler  und  Assistent  A.  Bardelsben^s,  besonders 
ftlr  Chirurgie,  aus  und  wurde  in  Greifs wald  1859  promovirt.  Er  habilitirte  sich 
1863  für  Chirurgie  daselbst  und  erhielt  den  Ruf  als  ordentlicher  Professor  dieses 
Faches  nach  Erlangen,  wo  er  noch  jetzt  wirkt,  Ostern  1867.  Von  seinen  Arbeiten 
sind  hervorzuheben:  „Beiträge  zur  Kenntniss  und  Behandlung  der  KranMieiten 
des  Knies"  (Danzig  1866)  —  „Anatomie  und  Pathologie  der  Schleimbeutel 
^nd  Sehnenscheiden"  (Erlangen  1868)    —   „Compendium   der  Operations-  und 


128  HEINERE.  —  HEINEKEN. 

Verhandlehre'*  (Daaelbst  1871;  2.  Aufl.  1874;  3.  Aufl.  1885).  Ausserdem 
bearbeitete  H.  die  chirurgischen  Krankheiten  des  Kopfes  sowohl  in  Pitha-Billroth's 
Handbuch,  wie  in  Billboth-Lückb's  Deutscher  Chirurgie;  für  das  erstere  auch 
Anschwellungen  und  Oeschwttiste  des  Unterleibes.  Wernich. 

Heineken  (Heinegeen),  Philipp  IsaakH.,  geboren  zu  Magdeburg  am 
14.  August  1734,  wurde  im  Jahre  1752  zum  Professor  der  Medicin  und  Mathe- 
matik in  Bremen  ernannt  und  im  Jahre  1777  zum  Stadtphysicus  daselbst.  Er 
starb  am  26.  Juni  1790  und  hinterliess:  „Dwsert.  de  medtcorum  acandalis  sive 
de  morbts  curatu  difficilibus  et  insanabtlibus**  (Halle  1748)  —  „Oratio  de 
incessu  humano"  (Bremen  1752).  —  Bedeutender  ist  sein  Sohn 

Johann  H.,  zu  Bremen  am  26.  October  1761  geboren,  studirte  in 
seiner  Vaterstadt  und  in  Oöttingen  Medicin,  promovirte  1783  an  letzterer  Univer- 
sität zum  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „De  morbis  nervorum  eorumqtie  frequen- 
tissima  ex  abdomine  origtne^,  bereiste  dann  in  den  Jahren  1783  und  84  Holland, 
England,  Schottland  und  Deutschland  und  war  seit  dem  6.  Januar  1786  Professor 
der  Anatomie  und  Experimentalphysik  am  Gymnasium  zu  Bremen.  Zugleich 
bekleidete  H.  das  Stadtphysicat  und  war  Mitglied  mehrerer  gelehrter  Gesellschaften. 
Er  feierte  im  August  1833  sein  50jähriges  Doctor-Jubilänm  und  starb  am  17.  Januar 
1851.  H.  gehört  zu  denjenigen  Aerzten,  welche  die  Lehre  vom  thierischen  Magne- 
tismus einer  wissenschaftlichen  Kritik  unterzogen  und  ihrer  Verpflanzung  nach 
Deutschland  wesentlichen  Vorschub  geleistet  haben.  Seine  Schriften  über  diesen 
Gegenstand  sind :  „Ideen  und  Beobachtungen,  den  thierischen  Magnetismus  und 
dessen  Anwendung  betreffend"  (Frankfurt  und  Bremen  1800);  femer:  „An- 
sichten in  einige  Gebiete  des  Lebens  und  den  Kreis  von  Erscheinungen  des- 
selben, die  mit  denen  bei  der  Anwendung  des  thierischen  Magnetismus 
beobachteten  in  näherer  Verbindung  stehen"  (Bremen  und  Leipzig  1820).  Ausser- 
dem verfasste  H. :  ;,  Umriss  der  Geburtshilfe  zum  Gebrauche  in  dem  Stadt- 
Bremischen  Gebiete"  (Bremen  1792;  2.  Aufl.  1798)  —  „Pharmacopoea  in  usum 
offidnarum  reip.  Bremensis  conscripta"  (Ebenda  1792)  —  „  Ueber  die  wichtigsten 
Fortschritte  der  Physik  und  Chemie  in  den  letzten  dreissig  Jahren"  (Ebenda 
1808)  —  »Ein  Wort  an  Mütter  zur  Beruhigung  und  Belehrung  bei  der  Jetzt 
herrschenden  Ma^ernepidemie"  (Ebenda  1818)  —  „lieber  ein  Asthma  von  einer 
besonderen  Ursache"  (Hufeland's  Joum.  der  Heilk.,  1798,  Bd.  VI)  —  »Epi- 
demische Constitution  zu  Bremen  im  Jahre  1797"  (Ibid.)  —  „Eine  nach  einem 
heftigen  Tetanus  (hysterischen)  schnell  geheilte  Melancholie"  (Ibid.  1799, 
Bd.  VII)  —  „Ueber  Gehimwassersucht"  (Ibid.  1811,  Bd.  XXXII)  —  „Verhin- 
dertes Schlingen ,  durch  Desorganisation  in  der  Speiseröhre  hervorgebracht" 
(Ibid.)  —  „  Ueber  die  Anwendung  der  Blausäure  zum  inneren  Gebrauch" 
(Ibid.  1820,  Bd.  LI)  —  „Schreiben  über  das  in  Bremen  herrschend  gewesene 
ansteckende  Nervenfieber"  (Allgem.  med.  Annalen  der  Heilkunst,  Mai  1814, 
pag.  330 — 33)  —  „Beobachtungen  und  Erscheinungen,  gesamrAelt  auf  dem 
Felde  der  praktischen  Heilkunde  nebst  Bemerkungen  über  die  asiatisdie 
Cholera"  (Bremen  1832)  und  viele  andere  Aufsätze. 

Bio^.  m6d.  y,  pag.  128.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  1851|  Jahrg.  29,  pag. 
1202.  —  Callisen,  VIU,  pag.  283-286;  XXVIII,  pag.  450.  Pgi. 

Hermann  H. ,  geboren  zu  Bremen  am  14.  März  1647,  gestorben  am 
4.  Februar  1709,  hat  nur  eine  Inaugural-Dissertation  als  einzige  literarische  Arbeit 
hinterlassen:  „Diss,  de  hydrope  ascite"  (Frankfurt  1673);  sein  Sohn 

Hermann  H.,  geboren  zu  Bremen  am  5.  Mai  1694,  war  Professor  der 
Medicin  am  dortigen  Gymnasium  und  starb  am  4.  Februar  1709.  Er  verfasste: 
„Diss.  de  diabete"  (Frankfurt  1718). 

Philipp  Cornelius  H.,  als  Sohn  von  Johann  H.  (Nr.  2)  in  Bremen 
am  6.  December  1789  geboren,  besuchte  das  Gymnasium  seiner  Vaterstadt,  studirte 


HEINEKEN.  —  HEINRICH.  129 

seit  Frühjahr  1808  zu  Göttingen,  dann  zu  Berlin  and  seit  1810  wieder  in  Göttingen, 
wo  er  1811  mit  der  „Diss,  de  docxmasia  pulmonum  incerto  vitae  et  morhis 
recena  natorum  signo"  zum  Dr.  med.  promovirte.  Darauf  bereiste  er  Deutschland, 
UDgam,  Italien  und  Frankreich  und  Hess  sich  1813  in  Bremen  nieder,  wo  er 
später  Mitglied  des  Gesundheitsrathes  und  mehrerer  gelehrter  Gesellschaften  war. 
fo  schrieb:  „Ophthalmobiotik y  Regeln  und  Anweisung  zur  Erhaltung  der 
Augen*'  (Bremen  und  Leipzig  1815)  —  „Geschichte  einer  merkwürdigen  Ent- 
zündungskrßnkheit  des  Unterleibes  mit  dem  Charakter  der  Exsudation  etc.^ 
(aus  dem  Tagebuch  seines  Vaters  im  Archiv  für  thierischen  Magnetismus,  1818, 
Bd.  II,  pag.  3 — 71)  —  „Die  freie  Hansestadt  Bremen  und  ihr  Gebiet  in 
topographischer,  medicinischer  und  naturhistorischer  Hinsicht  geschildert^ 
(^men  1836).  Femer  verfasste  H.  deutsche  üebersetzungen  von  L.  Jürine 
(t  1819)  über  den  Croup  (Leipzig  1816),  von  Clarke's  Beobachtungen  über 
Franenzimmerkrankheiten  und  von  Alex.  Mabcbt's  Versuch  einer  chemischen 
Geschichte  und  ärztlichen  Behandlung  der  Steinkrankheiten. 

Biogr.  med.  V,  pag.  129.    —    Callisen,  VIII,  pag.  287;  XXVIII,  pag.  451. 
,  Pgl. 

Heiningius  (Heningius),  Fr.  H.,  in  Bremen,  lebte  daselbst  zu  Ende  des 

16.  und  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts,  war  von  der  Mosel  gebürtig,  nannte 
sich  Mag.  lib.  artium  Dr.  Hippocraticae  et  Hermeticae  medicinae,  physicus  und 
ehirorgns  practicus.  In  der  grossen  Pestepidemie  von  1597,  98  gab  er  die 
folgende,  dem  Rathe  dedicirte  Schrift  heraus:  „Ghirurgia  pestisy  d,  i.  Wund- 
arznei  der  Pestilenz"  (Bremen  1598,  4.),  in  welcher  er  besonders  die  chirurgische 
Behandlung  der  Pestbeulen  und  Carbunkel  abhandelte.  Er  starb  in  hohem  Alter 
am  20.  Januar  1632. 

Bremische  Aerzte.  pag.  62.  Cr, 

Heinrich,  Theodor  H.,  geboren  1790  zu  Wittenberg  an  der  Elbe,  kam 
1806  nach  Warschau,  wo  er  zuerst  die  Stelle  eines  Cassenbeamten  einnahm;  bald 
aber  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Pharmacie,  erlangte  die  Magisterwürde 
1813  und  kaufte  eine  Apotheke  in  Warschau;  kurz  darauf  reiste  er  nach  Berlin, 
wo  er  Medicin  studirte;  1824  wurde  ihm  zu  Wilna  die  Doctorwürde  zuerkannt. 
Von  1822 — 1831  war  er  zuerst  stellvertretender,  dann  wirklicher  Professor  der 
Chemie  an  der  landwirthschaftlichen  Hochschule  zu  Marymont  bei  Warschau,  seit 
1844  Mitglied  des  Medicinal-Conseil  für  Polen  und  seit  1861  Curator  des  evan- 
gelischen Hospitals  zu  Warschau;  er  starb  am  14.  September  1869.  Er  war  der 
Erste,  welcher  auf  die  Wichtigkeit  des  Salzmoors  und  der  Mutterlauge  von  Ciecho- 
cinek  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  lenkte.  Von  seinen  Schriften  verdienen 
hervorgehoben  zu  werden :  ^^Zbior  tresciwy  sposobow  dochodzenia  dobroci 
lekarstw"  (Compendium  der  Üntersuchungsmethoden  auf  Güte  von  Medicamenten, 
Warschau  1842,  fol.),  sowie  „0  uzywaniu  ivöd  miner alnych"  (lieber  den  Ge- 
brauch von  Mineralwässern,  Warschau  1842;  2.  Aufl.  1845;  3.  Aufl.  1857);  in 
deutscher  Sprache  veröfi^entlichte  er:  „Darstellung  der  chemischen  Analyse  der 
Heilquellen  bei  Busko  in  der   Wojewodschaft  Krakau"  (Warschau  1835). 

K.  &  P. 

Heinrich,  Karl  Berthold  H.,  zu  Königsberg  i.  Pr.,  war  zu  Bonn  am 

17.  April  1819  geboren,  studirte  von  1836  an  daselbst,  wurde  1839  Dr.  philos. 
und  1841  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „De  idiosyncrasia" ,  beschäftigte  sich  auf  einer 
1843  beendigten  wissenschaftlichen  Reise  nach  Berlin  und  Wien  besonders  mit 
Chemie,  Mikroskopie ,  pathologischer  Anatomie  u.  s.  w. ,  habilitirte  sich  in  Bonn 
als  Privatdocent  und  veröffentlichte  einige  Aufsätze  in  Henle's  und  Pfeufer's 
Zdtschr.  (Bd.  V) ,  in  Haeser's  Archiv  (Bd.  VII)  und  in  Heller's  Archiv  für 
phys.  und  path.  Chemie  (Jahrg.  45,  46),  und  zum  50jährigen  Jubiläum  seines 
Oheims  Harless,  1844,  eine  Arbeit:  „Mikroskop,  und  ehem.  Beiträge  zur 
praktischen  Medicin"*  (Haeser's  Archiv,  Bd.  VI),' sowie:  „Ueher  die   Wichtig- 

BiogT.  Lexikon.  III.  9 


130  HEINRICH.  —  HEINROTH. 

keit  miskroskop.  und  ehem.  Untersuchungen  fi'w  die  Psychtat rik,  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  Harn^emiotik*^  (Ebenda,  Bd.  VIT).  1846  trat  er  als  erster  Assi- 
stent in  die  IiTenanstalt  zu  Siegburg  ein  und  gab  im  folgenden  Jahre  seine  grösste 
Arbeit,  die  Monographie:  „Die  Krankheiten  der  Milz^  (Leipzig  1847)  heraus, 
zu  welcher  er  bereits  seit  Jahren  den  Stoff  gesammelt  hatte.  Unter  den  Anspielen 
Jacobi's  orientirte  er  sich  bald  mehr  und  mehr  auf  dem  Gebiete  der  Psychiatrie 
und  im  Anstaltswesen  und  erwarb  sich  durch  die  ihm  in  seltener  Vollendung 
iunewohnenden  Eigenschaften ,  eine  segensreiche  psychologische  Einwirkung  auf 
seine  Kranken  auszuüben,  das  Vertrauen  und  die  Liebe  derselben  in  so  hohem 
Grade,  dass  viele  derselben,  als  er  1848  nach  Königsberg  als  Prof.  extraord. 
berufen  wurde,  ihn  unter  Thränen  scheiden  sahen.  Er  hatte  in  dieser  Zeit  mehrere 
Aufsätze ,  z.  B. :  ;,  lieber  die  differentielle  Diagnostik  der  bei  den  Irren  vor- 
kommenden latenten  Lungenkrankheiten"  (Allgem.  Zeitschr.  für  Psych. ,  Bd.  \) 
und  verschiedene  kleinere  Artikel  in  der  Rhein.  Monatschr.  für  prakt.  Aerzte 
(Bd.  I,  II)  verfasst.  Die  Poliklinik,  die  er  in  Königsberg  zu  leiten  hatte,  erschuf 
ihm  manche  Schwierigkeiten ,  auch  das  Verhältniss  zur  Facultät  gestaltete  sieh 
nicht  nach  Wunsch;  sein  optimistisches  Naturell  sah  sich  enttäuscht.  Ausserdem 
nahm  die  Politik  einen  grossen  Theil  seiner  Zeit  in  Anspruch.  Mit  dem  ganzen 
Idealismus  seiner  Persönlichkeit  eilte  er  in  den  Kampf,  und  während  er  zugleich 
psychiatrische  Aufsätze  und  politische  Journal artikel  schrieb ,  wirkte  er  mit  seiner 
Redi'gabe  in  politischen  Versammlungen,  in  medicinischcn  Reformvereinen  u.  s.  w. 
Es  fallen  in  diese  Zeit,  ausser  einigen  kleinen  Veröffentlichungen  in  ViRCHOw's 
Medic.  Reform  und  einem  Aufsatze:  „Poliklinische  ErfaJirungen  über  die  Cholera- 
epidemie  zu  Königsberg  i.  Pr.  im  Herbst  1848"  (Rhein.  Monatschr. ,  1849;, 
folgende  psychiatrische  Arbeiten  (Allgem.  Zeitschr.  für  Psych.,  Bd.  V,  VI):  „Denk- 
schrift über  de7i  gegenwärtigen  Zustand  der  Irren pfiege  in  der  Provim 
Preussen"  —  „Kritische  Abhandlung  über  die  von  Prichard  als  morol 
insanity  geschilderten  Krankheiten"  —  „Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Hamabsondervng  bei  den  Irren"  ^  sämmtlich  der  sogenannten  somatischen  Richtung 
der  Psychiatrie  angehörend.  Eine  allniälig  sich  entwickelnde  tiefe  Melancholie 
führte  zu  einem  tragischen  Ende,  das  er  sich  selbst  durch  Vergiftung  mit  Blau- 
säure am  16.  April  1869,  am  Vorabende  seines  30.  Geburtstages,  bereitete.  Die 
psychiatrische  Wissenschaft  verlor  durch  den  frühen  Tod  dieses  Mannes  einen 
tüchtigen  Fachschriftsteller  und  ein  grosses  Lehrtalent. 

Focke  in  Allgem.  Zeitschr.  für  Psych.  VI,  1849,  pag.  445.  G. 

Heinrotll,  Johann  Christian  August  H.,  geboren  zu  Leipzig  am 
17.  Januar  1773,  bezog  1791  die  Universität  daselbst,  um  Medicin  zu  studireu, 
ging  1801  als  Reisearzt  nach  Italien,  widmete  sich  nach  kurzer  ärztlicher  Praxis 
in  Leipzig  zu  Erlangen  für  einige  Zeit  dem  Studium  der  Theologie,  kehrte  aber 
sehr  bald  nach  Leipzig  zurück,  wo  er  1805  nach  Vertheidigung  seiner  Dlss. : 
„Medicinae  discendae  et  exercendae  ratio"  die  medicinische  Doctorwürde  erwarb 
und  sich  mit  einer  Abhandlung  „  Leber  das  Bedürfniss  des  Studiums  der  medi- 
cinischen  Anthropologie"  als  Docent  habilitirte.  Von  1807 — 1809  war  er  als 
Militärarzt  thätig,  von  da  an  aber  wurde  seine  akademische  Thätigkeit  nicht  wieder 
unterbrochen.  Im  Jahre  1811  erhielt  H.  eine  ausserordentliche  Professur,  zu  deren 
Antritt  er  ein  Programm  :  „De  morborum  animi  tt  pathematum  animi  differentia^ 
schrieb;  1817  habilitirte  er  sich  in  der  philosophischen  Facultät  mit  einer  Abhand- 
lung: „De  vohintate  medici,  medicamento  insaniae  hypothesis" .  Zum  ordentlichen 
Professor  wurde  H.  1827  ernannt,  1830  trat  er  in  die  medicinische  Facultät  ein, 
bei  welcher  Gelegenheit  er  ein  Programm  schrieb:  „De  facinore  aperto  ad  medt- 
cor  um  Judicium  non  defprendo".  Sein  Tod  erfolgte  nach  längerem  Leiden  an 
einer  Niereukraukheit  am  26.  October  1843.  Seine  wissenschaftlichen  und  litera- 
rischen Bestrebungen,  sowie  auch  seine  praktische  Thätigkeit  als  langjähriger  Arzt 
am  Georgenhause  zu  Leipzig  waren  der  Anthropologie  und  Psychiatrie  gewidmet. 


HEINEOTH.  —  HEINTZE.  131 

Ueber  beide  hielt  er  sehr  geschätzte  und  anregende  Vorlesungen  und  hat  auch 
über  beide  mehrfache  Schriften  verfasst.  Namentlich  von  Wichtigkeit  sind  in 
psychiatriflcher  Hinsicht  da^  „Lehrbuch  der  Körungen  des  Seelenlebens  u,  s.  w."' 
(Leipzig  1818);  das  „Lehrbuch  der  Seelengesunaheitskunde^  (1823)  und  das 
„System  der  psychisch-gerichtlichen  Medicin"  (1825).  H.  hat  zur  psychologischen 
Begründung  der  Psychiatrie  wesentlich  beigetragen  und  durch  seine  ethisch-religiöse 
Theorie  der  psychischen  Krankheiten  eine  Richtung  in  der  Irrenheilkunde  hervor- 
gerufen, die  in  Deutschland  sehr  viele  Anhänger  gefunden  hat  und  erst  durch  die 
neueren  Fortschritte  der  Naturwissenschaften  zurtlckgedrängt  worden  ist. 

Hitzig'8  Annalen.  1844,  XXVII,  pag.  345  flg.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen. 
1843,  11,  pag.  935.  An  beiden  Stellen  findet  sich  auch  ein  Yerzeichniss  der  von  H.  heraus- 
gegebenen Schriften.  —  Gallisen,  VIII,  pag.  293;  XXVIII,  pag.  454.  Winter. 

Heins  (Henisius),  Johannes  H.,  war  am  2.  September  1585  zu  Asel- 
fingen  geboren,  studirte  in  Giessen,  Strassburg  und  Basel,  wo  er  die  Doctorwttrde 
erhielt,  wurde  1627  Stadtphysicus  in  Ulm,  kam  1630  in  derselben  Eigenschaft 
nach  Augsburg,  woselbst  er  1649  Decan  des  medicinischen  CoUegiums  wurde.  Er 
war  durch  seine  glücklichen  Curen,  wie  durch  seine  Schriften  bertlhmt.  Von 
letzteren  führen  wir  an:  „Discursus  medicus  de  peste"  (Basel  1611,  4.)  — 
^Kurzer,  gründlicher  und  vollkommener  Bericht  von  der  Pestilenz^  ....  Erst- 
lich in  lateinische  Sprach  beschrieben^  folgends  aber  ....  in  das  Teutsch 
gebracht  u.  s.  w."  (Augsburg  1621)  —  „Praefationes  ad  pharmacopoeam 
Augustanam"  (1640;  1643 j  1646)  —  „Testimonium  experimenti  novi  de  potu 
aquae  Fabariensium  thermarum  nomine  Collegii  medici  scriptum  et  subscriptum^ 
(1644).  H.  war  auch  auch  Churfürstlich  Bayerischer  Leibmedicus,  Eques  S.  Marci 
Venetiis  und  k.  k.  gekrönter  Dichter.  Er  starb  am  25.  Januar  1666. 

Weyermann,  Nachrichten  u.  s.  w.  pag.  3 1 1.  G. 

Heins,  Anton  H. ,  geboren  zu  Hamburg  am  31.  Juli  1716,  studirte 
Medicin  in  Leipzig,  wo  er  1743  promovirte.  Er  prakticirte  als  Arzt  seiner  Vater- 
stadt und  schrieb:  „De  capitonibus  laborioso partu  nascentibus"  (Leipzig  1743)  — 
„Vernünftiger  Gebrauch  auserlesener  Genesmittel^  (Ebenda  1757)  —  ;>-ößr 
politische  Medicus^  (Hamburg  1765 — 66;  1768,  2  voll.)  —  „Betrachtungen  über 
die  Xothwendigkeit,  sich  in  gesunden  und  kranken  Tagen  nach  der  Vorschrift 
der  Natur  zu  richten^  (Ebenda  1764)  —  „Gedanken  von  der  Homviehseuche  etc." 
(Ebenda  1777)  —  „Ueber  die  Ursachen  der  Krankheiten  und  deren  Heilung 
nebst  Betrachtungen  über  medicinische  Vorurtheile  und  Modecuren  im  Gegen- 
satze gegen  eine  vernünftige  Behandlung  der  Kranken  bei  Gelegenheit  eines 
neuen,  von  dem  Verfasser  erfundenen  Arzneimittels  unter  dem  Namen  Elixirium 
naturae  completum"  (Ebenda  1786). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  129.  Pgl. 

Heinsius,  Johann  August  H. ,  geboren  am  7.  Juni  1745  in  Sorau, 
war  daselbst  praktischer  Arzt  und  starb  am  29.  October  1803.  Er  schrieb: 
„Bey träge  zu  den  Versiichen,  welche  mit  künstlichen  Magneten  in  verschiedenen 
Krankheiten  angestellet  worden^  (Leipzig  1776)  —  „Grundsätze  für  und  wider 
die  Pockeninoculation"  (Ebenda   1780). 

Biogr.  med.  V,  pag.  130.  Pgl. 

Helntze,  Friedrich  Adolph  vonH.,  zu  Niendorf  bei  Lübeck,  war  am 
28.  Mai  1763  zu  Lüneburg  geboren,  wurde  1790  in  Jena  mit  der  Diss.  „De 
ortu  et  discrimine  polyporum^  (deutsch  im  Taschenbuch  für  deutsche  Wundärzte 
för  1790)  Doctor,  übersetzte  F.  L.  Bang's  „Medicinische  Praxis  u.  s,  w,^  (Kopen- 
hagen 1791;  2.  Aufl.  1796)  aus  dem  Lateinischen,  war  seit  1791  in  Kiel  Privat- 
doeent,  schrieb:  „Geschichte  einer  Blatternimpfung  mit  Kuhblatternlymphe  in 
der  Propstei  u,  s.  w."  (Hamburg  1802,  m.  Kpf.),  wurde  1804  zum  königl.  dän. 
wirkl.  Justizrath   und  1815   zum  Etatsrath   ernannt.    Bald   darauf  kaufte   er   das 

9» 


132  HEINTZE.  -,  HEISTER. 

ehemalige  königl.  dänische  Kanzleignt  Niendorf  und  wurde  geadelt.    Er  starb  am 
19.  Mai  1832. 

Lübker  und  Schröder,  pag.  238.  —  Alberti,  pag.  344.  —  Neuer  Nekrolog 
der  Deutschen.  1832,  Jahrg.  10,  I,  pag.  403.  —  CalHsen,  VID,  pag.  300;  XXVIU,  pag.  458. 

G. 

Heister,  Lorenz  H.,  geboren  am  19.  September  1683  als  Sohn  eines 
Oastwirthes  zu  Frankfurt  a.  M.  (das  Geburtshaus  ist  seit  1869  mit  einer  Gedenk- 
tafel und  H.'s  Bildniss  geschmückt).  Er  studirte  Medicin  zu  Giessen,  Leyden 
(unter  Rüysch,  Albinus  und  Boerhaave)  und  Amsterdam,  diente  längere  Zeit 
als  Feldarzt  unter  den  englisch-holländischen  Truppen ,  promovirte  zu  Harderwyk 
den  31.  Mai  1708,  ward  im  Jahre  1709,  besonders  auf  Rutsch'  Empfehlung, 
Oberarzt  des  holländischen  Heeres,  bereiste  England  1710  und  ward  in  demselben 
Jahre  Professor  der  Anatomie  und  Botanik  zu  Altdorf.  1720  wurde  er  als  Professor 
der  Chirurgie  nach  Helmstädt  berufen  und  erhielt  1730  dazu  noch  die  Professur 
der  Botanik.  Er  starb  zu  Helmstädt  am  18.  April  1758.  Während  seiner  lang- 
jährigen Wirksamkeit  erhob  er  die  Hochschule  zu  Helmstädt  zu  der  hauptsäch- 
lichsten Pflanzstätte  der  deutschen  Chirurgie.  Ueberhaupt  muss  H.  als  Begründer 
der  wissenschaftlichen  Chirurgie  in  Deutschland  angesehen  werden.  In  seinem 
berühmten  chirurgischen  Hauptwerke  hat  er  Alles,  was  bis  dahin  auf  diesem 
Gebiete  Bleibendes  gewonnen  war,  zusammengefasst  und  es  recht  eigentlich  zum 
Eigenthum  der  Wissenschaft  gemacht.  Seine  „Chirurgie''  erschien  zuerst  in  Quart- 
ausgaben (Nürnberg  1718;  dann  1724;  1731;  1745;  1747;  1770;  1779; 
lateinisch  als;  „Inatitutiones  chirurgtcae'^  (Leyden  1739;  Amsterdam  1750; 
Neapel  1759;  auch  in  englischen,  spanischen,  französischen,  italienischen  und 
holländischen  üebersetzungen).  Ein  Auszug  daraus:  „Dte  kleine  Chirurgie^  (in  8., 
Nürnberg  1747;  1767;  Leipzig  1749;  lateinisch:  Amsterdam  1743;  Genf  1748; 
holländisch  :  Amsterdam  1764).  Ebenso  wurde  sein  „Compendium  anatoniicum** 
(Altdorf  1717;  1719;  1727;  1732;  Venedig  1730;  Amsterdam  1730)  fast  in 
ganz  Europa  das  herrschehde.  Ausserdem  hat  er  ophthalmologische,  botanische 
und  medicinische  Schriften  verfasst  und  zahlreiche  akademische  Programme  ge- 
schrieben. Eine  üebersicht  seiner  kleinen  Schriften  habe  ich  in  meiner  Geschichte 
der  Heilkunde  in  Frankfurt  (pag.  276  ff,)  gegeben.  — ^  H. ,  der  mitten  in  seiner 
Thätigkeit  vom  Tode  ereilt  wurde,  gehört  zu  den  vielseitigsten  und  fleissigsten 
Männern  unserer  Wissenschaft.  Ausser  der  Anatomie,  Chirurgie,  Augenheilkunde 
und  Botanik,  in  welchen  er  Treflfliches  leistete ,  war  er  auch  vieler  Sprachen  und 
der  Naturw'issenschaften  in  seltenem  Grade  kundig;  im  Interesse  des  Studiums 
und  der  Darstellung  erlernte  er  auch  das  Glasschleifen  und  Kupferstechen.  H.  ist 
kein  Bahnbrecher,  aber  er  hat  durch  Prüfung  und  Verbreitung  der  von  Anderen 
gefundenen  Thatsachen  die  Wissenschaft  gefördert.  Maitre  Jeax  hatte  1682  auf 
synthetischem  Wege  den  Sitz  der  Katarakt  in  der  Linse  gefunden  und  Brisseaü 
1705  durch  eine  Section  diese  Ansicht  bestätigt.  H.  hat  in  seinem  „Tractatus 
de  Cataracta,  ylaucomate  et  amaurosi"  (Altdorf  1712;  1720)  diese  Ansicht  der 
„duo  industrii  Galli"  adoptirt,  in  Deutschland  bekannt  gemacht  und  gegen  den 
Engländer  Woolhouse  vertheidigt.  Seine  Chirurgie  verdankt  ihren  grossen  Erfolg 
dem  Umstände,  dass  H.  die  besten  Quellen  benutzte  und  seinen  Lehren  überall 
die  anatomische  Grundlage  zu  geben  wusste.  Die  Botanik  hat  er  gefördert  durch 
die  Sorge,  welche  er  seit  1730  dem  botanischen  Garten  in  Helmstädt  angedeihen 
liess,  der  bald  zu  den  schönsten  in  Deutschland  gehörte. 

Sein  Sohn  Elias  Friedrich,  geboren  1715  in  Altdorf,  studirte  von 
seinem  16.  Jahre  an  Medicin  in  Helmstädt,  Berlin  und  Leipzig,  wurde  am  22.  October 
1738  zu  Helmstädt  zum  Dr.  med.  promovirt,  starb  aber  schon  am  11.  November 
1740  auf  einer  Reise  in  Holland.  Von  seinen  kleinen  Schriften  ist  besonders  die 
gegen  den  reisenden  englischen  Oculisten  Taylor  gerichtete  (Helmstädt  1735) 
bemerkenswerth.  W.  Stricker. 


HEITLER.  — .HELBICH.  133 

*  Heitier,  Moritz  H.,  geboren  am  21.  März  1848  zu  Korompa  (Ungarn), 
war  in  Wien  Schüler  Skoda's,  Oppolzeb's  und  Assistent  bei  Loebel  und  wurde 
1871  promovirt.  1876  habilitirte  er  sieb  als  Docent  fftr  innere  Klinik,  arbeitete 
jfüeber  acute  Herzenoeiterung^  —  fy Relative  Schliessungsunfähigkeit  der  Herz^ 
klappen",  sowie  llber  diagnostische  Themata  aus  der  Pathologie  des  Herzens  und 
der  Lungen,  wie  Tuberculose,  Pleuritis,  Pneumonie  u.  A.  1881  hielt  er  eine 
Gedenkrede  auf  Skoda;  1878 — 1882  erschienen  unter  seiner  Redaction  „Mit- 
theilungen des  Vereins  der  Aerzte  Niederösterreichs" ;  von  1883  ab  ein  „Central- 
blatt  für  die  gesammte  Therapie".  "Wem ich. 

^Heitzmann,  Karl  H.,  am  2.  October  1836  in  Vinkovcze  in  Ungarn  als 
8ohn  eines  Thierarztes  geboren,  studirte  Medicin  an  den  Universitäten  zu  Pest  und 
Wien.  Hier  promovirte  er  im  Jahre  1859,  wurde  dann  Assistent  bei  Schuh  und 
1862  bei  Bebra.  1874  siedelte  H.  nach  New  York  über,  wo  er  jetzt  noch  lebt 
und  speciell  mit  der  Behandlung  von  Hautkrankheiten  sich  befasst.  Er  veröffent- 
lichte bisher  ein  sehr  beliebtes  „Compendium  der  chirurgischen  Pathologie  und 
Therapie''  (2  Bde. ,  1864  und  68;  6.  Aufl.  Wien  1881);  ferner  gab  er  einen 
p Atlas  der  descriptiven  und  topographischen  Anatomie''  (in  2  Bänden,  Wien  1870; 
2.  Aufl.  ibid.  1875)  heraus.  Ausserdem  rühren  von  ihm  folgende  Aufsätze  her: 
nZur  Kenntniss  der  Dilnndarmzotten"  (Verhandl.  der  k.  k.  Akad.  der  Wissensch., 
Wien  1867)  —  ^  Untersuchungen  über  das  Protoplasma"  (Ibid.  1873)  — ;-  „  The 
cell  doctrine,  in  the  light  of  recent  investigations"  (New  York  Med.  Journ., 
1877).  In  der  Sitzung  vom  2.  Mai  1883  der  Berliner  medicinischen  Gesellschaft 
hielt  H,  als  Gast  einen  Vortrag  Über  das  Thema:  „Neue  Anschauungen  über 
den  Bau  des  Thierkörpers" ,  worin  er  die  Zellenlehre  und  im  Anschluss  daran 
auch  die  cellularpathologische  Doctrin  bekämpft. 

Atkinaon,  pag.  474.  Pgl. 

Heibert,  Georg  H. ,  zu  Hamburg,  war  am  18.  Juli  1820  daselbst 
geboren,  begann  seine  Laufbahn  1847  zuerst  als  medicinischer,  später  als  chirur- 
gischer Abtheilungschef  des  dortigen  allgemeinen  Krankenhauses.  Nach  7jähr]ger 
Thätigkeit  bei  demselben  widmete  er  sich  der  Privatpraxis,  von  1858  an  vorzüg- 
lich den  Geschäften  des  Gesundheitsrathes  und  von  1871  an  auch  denen  des  umfang- 
reichen Physicats.  Von  glühender  Liebe  zu  seinem  Berufe,  lebte  er  demselben  fast 
ausschliesslich,  und  während  er  Tages  über  bis  in  die  späten  Abendstunden  der 
Ausfibung  der  Praxis  sich  widmete,  opferte  er  die  halben  Nächte  wissenschaftlichen 
und  Physicatsarbeiten.  Unter  ersteren  finden  sich  zwar  keine  grossen  Werke,  aber 
er  veröffentlichte  mehrere  schätzenswerthe  kleinere  Arbeiten,  wie  über  syphilitische 
Iritis  (Deutsche  Klinik,  1850),  über  die  Lähmung  des  Muse,  serratus  anticus,  und 
ausserdem  hat  seine  Vaterstadt  ihm  nicht  allein  sehr  werthvolle  Arbeiten  und 
Berichte  über  verschiedene  hygienische  Fragen,  sondern  auch  vortreffliche  Gut- 
achten über  gerichtsärztliche  Fälle  zu  «danken.  Als  einer  der  bedeutendsten  Aerzte 
Hamburgs,  allgemeiner  Verehrung  sich  erfreuend,  ging  er  am  23.  November  1876 
an  einem  MeduUarsarcom  des  Oberkiefers,  viel  zu  früh  für  sein  Alter,  seine  unbe- 
friedigte Thatkraft  und  seine  vielen  unausgeführten  hygienischen  Pläne,  zu  Grunde. 

Berliner  klin.  Wochenschr.  1877,  pag.  80.  G. 

Helbich,  Adam  Bogumil  H. ,  geboren  am  20.  December  1796  zu 
Warschau,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  (1813 — 1817),  trat  in  den  Militärdienst 
und  erwarb  sich  in  vier  Jahren  den  Rang  eines  Stabsarztes,  von  1821 — 1824 
war  er  Ereisphysicus  in  Eonin,  später  lebte  er  als  praktischer  Arzt  in  Ealisch, 
während  des  polnischen  Insurrectionskrieges  1831  war  er  als  Divisionsarzt  thätig. 
Seit  1840  lebte  er  in  Warschau,  wo  er  als  hochgeschätzter  Praktiker,  sowie  als 
fruchtbarer  Schriftsteller  sich  des  höchsten  Ansehens  erfreute.  1848  wurde  er 
Mitglied  des  Medicinal-Conseils  für  Polen,  sowie  Mitglied  der  Examinations-Commission 
för  Aerzte,    am  19.  October  1867    wurde   sein    öOjähriges    Doctor-Jubiläum    mit 


134  HELBICH,  —  HELD. 

zahlreicher  Betheiligung  aller  Stände  auf  das  Feierlichste  begangen;  an  diesem 
Tage  beschenkte  er  den  Unterstlitzungsverein  für  von  Aerzten  hinterlassene  Wittwen 
und  Waisen  mit  der  Summe  von  4500  Rubeln ;  er  starb  auf  seinem  Gute  Konary 
am  19.  März  1881.  Seine  zahlreichen  medicinischen  Arbeiten  wurden  veröffentlicht 
im  Pami^tnik  Towarzvstwa  lekarskiego  warszawskiego  (Denkwürdigkeiten  der 
Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft,  1837 — 1871),  sowie  im  Tygodnik  lekarski 
(Aerztliche  Wochenschrift,  1847 — 1857)  und  in  der  Gazeta  lekarska  (Aerztliche 
Zeitung,    1869—1872).  K.  &  P. 

Held  (Heldiüs),  Matthaeus  H.,  berühmter  Arzt,  welcher  in  Ungarn  um 
die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  lebte  und  Leibarzt  des  Fürsten  Sigismund 
Räköczi  war.  Er  schrieb  :';,Z^e  arthrüide"  (Stettin  1645)  —  „De  auri  vege- 
tabüis  hungarici  existentia'^  (Miscell.  Nat.  Cur.  Dec.  1,  Ann.  1),  über  welchen 
Gegenstand  zu  seiner  und  in  späterer  Zeit  Viel  dafür  und  dagegen  geschrieben  wurde. 

Veszpr6mi,  Cent.  II,  Pars  post.,  pag.  158.  —  v.  Wurzbach,  VIII,  pag.  246. 

G. 

Held,  JohannNicolaus  H.,  geboren  am  23.  März  1730,  war  Hessen- 
Darmstädtischer  Militärarzt  und*  starb  am  4.  October  1786.  Er  ist  Verfasser 
folgender  Schriften:  „Dtasert,  de  liquore  ammi"  (Giessen  1750,  4.)  —  »Ab- 
handlung von  der  Verdickung  des  Geblüts  in  der  Lunge^  (Frankfurt  1751)  — 
„Seibatschreiben  an  einen  guten  Freund  von  der  Erkenntniss  Gottes  und  seiner 
selbst  aus  der  Anatomie"  (Ebenda  1752)  —  „Die  Vollzüge,  welche  die  Gesund- 
heit durch  das  Landleben  erhält"  (Darmstadt  1753)  —  „Medicinische  Gedanken 
über  den  147.  und  149,  Artikel  der  peinlichen  Reich s-HalsgericJäsordnung" 
(Ebenda  1759)  —  „Beweis,  dass  die  ößentlichen  Anatomien  nicht  allein  einem 
Staate  höchst  nothwendig ,  sondern  auch  in  allen  Rechten  gegründet  sind" 
(Ebenda  1762)  —  „Anweisung,  wie  man  das  Rindvieh  behandeln  soll,  dass  es 
nicht  von  einer  ansteckenden  Krankheit  befallen  werde,  etc."  (Wetzlar  1783). 
H.  ist  nicht  zu  verwechseln  mit 

Christian  Friedrich  Held,  welcher  als  Geburtshelfer  in  Gera  und 
zuletzt  als  Arzt  in  Altenburg  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts 
lebte,  und  sich  durch  seine  y,  Auszüge  aus  den  besten  französischen  periodischen, 
medicinischen,  chirurgischen  und  pharmaceutihchen  Schriften"  (Leipzig  1780  bis 
1784,  5  voll.,  anonym  erschienen),  welche  Arbeiten  von  Levret,  Marteaü,  Lorry, 
Maret,  Leroux,  Tissot,  Retz,  Leroy  und  Lepecq  de  la  Clotüre  wiedergeben, 
ein  gewisses  Verdienst  erworben.  Ausserdem  schrieb  H.  noch:  „Diss,  de  partu 
laborioso  et  causis  quae  caput  in  pelvi  retinent"  (Jena  1769,  4.). 

Biogr.  med.  V,  pag.  I.i9.  Pgl, 

Held,  Johann  Theobald  IL,  zu  Prag,  war  am  11.  December  1770 
zu  Hohenbruck  (im  Köuiggrätzer  Kreise)  geboren,  wurde  nach  dem  Tode  seines 
Vaters  (1780)  in  Folge  seiner  schönen  Stimme  Sing-Chorknabe  in  einer  Prager 
Kirche,  besuchte  darauf  das  Gymnasium  und  die  Universität,  wo  er  1797  Doctor 
wurde.  Er  wurde  bald  darauf  von  dem  Arzte  des  Barmherzigen  Bruderspitales, 
Dr.  Daniel  O'Hehir^  zu  seinem  Substituten  erwählt  und  trat  nach  dessen  Tode 
(1799)  an  seine  Stelle.  Er  blieb  in  dieser  Stellung  bis  1827,  erhielt  1806  auch 
noch  eine  Abtheilung  im  Allgemeinen  Krankenhause.  Eine  ausserordentliche  Thätig- 
keit  entwickelte  er  1813  nach  der  Schlacht  bei  Leipzig  in  den  beim  Ursulinerinnen- 
kloster  errichteten  Militärspitälern.  Er  wurde  später  auch  Ordinarius  dieses  Klosters, 
tibernahm  1815  die  Besorgung  der  den  Barmherzigen  Brüdern  zugetheilten  Filial- 
irrenanstalt des  Allgemeinen  Krankenhauses,  in  welchem  er  1822  Primararzt 
wurde.  Er  war  fünfmal  Decan  der  medicinischen  Facultät,  1826  27  auch  Rector 
magnificus,  erhielt  1841  den  Titel  eines  kaiserl.  Rathes,  feierte  1847  sein 
50jähriges  Doctor-Jubiläum  und  starb  am  20.  Juni  1851.  Schon  vom  Anfange 
seiner  praktischen  Laufbahn  an  hatte  er  sich  von  der  Tyrannei  der  herrschenden 
Systeme,  namentlich  dem  Brownianismns,  losgesagt,    dem  Eklekticismus  gehuldigt 


HELD.  —  HELFFT.  135 

und  hatte  in  seiner  KrankenhauBthätigkeit  viel  bewährt  gefundene  Einrichtungen 
getroffen.  Die  Zahl  seiner  literarischen  Arbeiten  ist  gering;  er  schrieb  :  „Kurze  Ge- 
schickte der  Heilanstalt  der  Barmherzigen  Brüder  in  Prag  u,s,w.^  (Prag  1823)  — 
„Tentamen  historicum  illustrandis  rebus  anno  1409  in  universitate  Prag,  gestis^ 
(Prag  1827j  —  y, Blick  auf  Garlsbad.  Ein  Bundsekreiben  an  .  ,  ,  .  de  Garro" 
(Ebenda  1835)  —  „Zweiter  Blick  auf  Garlsbad  u.  s.  w,^  (1838),  beide  in 
DE  Carbo's  „Almanac  de  Carlsbad^^  (1835,  38),  in's  Französische  übersetzt.  Ausser- 
dem mehrere  Festreden.     Die  Musik  liebte  und  übte  er  aus,  auch  als  Componist. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  Sj9 ,  1851,  pag.  1079.  —  v.  Wurzbach, 
Vm,  pag.  243.  G. 

Held  von  Hagelsheim,  Gottfried  H.,  geboren  am  18.  September  1670 
za  Hermstadt  (bei  Wohlau  in  Schlesien),  studirte  Medicin  zu  Breslau  und  Jena. 
Hier  promovirte  er  1695  zum  Dr.  med.,  worauf  er  sich  in  Coburg  als  Arzt  nieder- 
li^s.  1714  wurde  er  Mitglied  der  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher, 
zu  deren  Ephemeriden  er  verschiedene  Beiträge  geliefert  hat.  Später  ging  er  nach 
Bayreuth,  wo  er  am  30.  September  1724  starb.  Er  ist  Verfasser  von  „Disser- 
tatio  epistolaris  de  tempore  partus,  occasione  partus  tubarii  per  46  annos 
gesti,  et  in  vetula  94  annorum  mortua  inoenti"  (Bayreuth  1722,  4.). 

Biogr.  m^d.  V,  pag.  139.  Pgl. 

*Helferlcll,  Heinrich  H.,  zu  Tübingen  am  4.  Mai  1851  geboren,  in 
München  und  Leipzig  ausgebildet,  an  letzterer  Universität  1874  promovirt  und 
dann  Assistent  von  Thiersch,  wirkt  seit  1879  als  Professor  für  allgemeine  Chirurgie 
und  Vorstand  der  chirurgischen  Poliklinik  in  München.  Wem  ich. 

Helferich,  s.  a.  Helfreich. 

Helfft,  Hermann  Ludwig  H. ,  zu  Berlin,  war  daselbst  am  24.  Mai 
1819  geboren,  studirte  von  1837  an  auf  der  dortigen  Universität,  wurde  jedoch 
schon  vor  Vollendung  seines  Studiums  von  einer  chronischen  Magenaffection  befallen, 
welche  über  sein  ganzes  späteres  Leben  ihre  Schatten  warf.  Gelang  es  ihm  auch, 
durch  eine  mit  bewunderungswürdiger  Consequenz  25  Jahre  lang  fortgeführte 
Diät  die  heftigsten  Symptome  zu  beseitigen,  so  blieb  doch  immer  eine  grosse 
Neigung  zu  Recidiven  und  eine  Beeinträchtigung  der  Ernährung  zurück,  welche 
auch  dem  Auge  des  Laien  das  vorzeitige  Ende  nahelegte.  Durch  dieses  körper- 
liche Leiden  wurde  er  auf  eine  Bahn  geführt,  deren  Verfolgung  später  seine 
Lebensaufgabe  wnrde,  nämlich  die  Klimatologie  und  Balneologie,  für  welche  durch 
seine  Erholungsreisen,  namentlich  nach  der  Schweiz  und  Italien,  sein  Interesse 
erweckt  worden  war.  Sein  „Handbuch  der  Bulneotherapie"  (Berlin  1854; 
6.  Aufl.  1864)  war  die  Frucht  dieser  Studien,  die  er  alljährlich  durch  eigene 
Beobachtung  zu  erweitern  suchte.  Ebenso  wie  dieses  Werk,  erfreute  sich  auch 
seine  „Baineodiätetik"  (Berlin  1858;  2.  Aufl.  1862)  grosser  Anerkennung.  Da 
ihm  durch  seine  schwankende  Gesundheit  die  praktische  Laufbahn  versagt  war, 
wendete  er  sich  um  so  mehr  der  schriftstellerischen  Thätigkeit  zu,  redigirte  seit 
1857  Graevell's  „Notizen  für  praktische  Aerzte^j  schrieb  ausser  einer  kleinen 
Schrift:  „Krampf  und  Lähmung  der  Kehlkopf muskeln  und  die  dadurch 
bedingten  Krankheiten"  (Berlin  1852)  eine  grosse  Reihe  von  balneologischen 
und  klimatologischen  Aufsätzen  in  der  Med.  Central-Zeitnng ,  Berliner  klinischen  ' 
Wochenschrift,  Deutschen  Klinik  nnd  war  auch  als  belletristischer  Schriftsteller 
mit  Erfolg  thätig,  verfasste  u.  A.  ein  Werkchen:  „Berg-  und  Thalwanderungen 
durch  Süddeutsohland ,  die  Schweiz  und  Oberitalien"  (1854).  Er  hatte  sich 
1859  auch  als  Privatdocent  für  Balneologie  bei  der  Universität  habilitirt,  jedoch 
Hessen  das  geringe  Interesse  der  Studirenden  für  dieses  Fach  und  seine  Kränk- 
lichkeit ihn  nur  zu  einer  beschränkten  Lehrthätigkeit  kommen.  Er  starb  am 
17.  Juni  1869  zu  Baden-Baden,  wo  er  Erholung  zu  finden  gehofft  hatte. 

Berliner  klin.  Wochenschrift.  1869,  pag.  288.  G. 


136  HELFEEICH.  —  HELLER. 

*Helfreicll,  Friedrich  H. ,  ist  geboren  zu  Schweinfurt  a.  M.  am 
17.  September  1842.  Er  studirte  in  München,  Würzburg,  Göttingen,  Wien  und 
Berlin,  promovirte  1865  und  bildete  sich  unter  Aelt,  Jaegeb,  Maüthner, 
0.  Beckee  und  A.  v.  Graefe  für  Ophthalmologie  au8.  1868  Hess  er  sich  in  Würz- 
burg als  Augenarzt  nieder,  habilitirte  sich  1870  und  dirigirt  seit  1872  ein© 
Privataugenklinik  daselbst.  Nebst  einer  Arbeit :  ,j  lieber  die  Pathogenese  des 
Diabetes  mellitus"  (Würzburg  1866),  bearbeitete  H.  ophthahnologische  Themata, 
so  die  Nerven  der  Conjunctiva  und  Sclera  (1870),  das  Glioma  retinae  (Graefb's 
Archiv,  XXI),  den  Purpur  der  Retina  (Centralbl.  für  die  med.  Wissensch.,  1877), 
den  Arterienpuls  der  Netzhaut  (Würzburg  1882),  den  Venenpuls  der  Retina 
(Graefe's  Archiv,  XXVIII),  neben  kleineren  Publicationen.  Wernich. 

Helfreich,  s.  a.  Helferich. 

Heliodorus.  —  Diesen  Namen  führen  mehrere ,  der  nachchristlichen  Zeit 
angehörige  und  literarisch  bekannt  gewordene  griechische  Aerzte,  über  deren 
Lebensverhältnisse  jedoch  nichts  weiter  bekannt  ist  und  von  deren  Schriften  nur 
noch  Fragmente  erhalten  sind.    Genannt  wii'd  ein: 

Heliodorus  als  Verfasser  eines  Gedichtes  über  Heilmittel  (in  Hexametern), 
aus  welchem  Stobäus  (AvdoXoYtov  ed.  Gaisdorf  Oxon.  1822,  III,  269)  ein 
Bruchstück  von  16  Versen  mittheilt,  das  von  einer  fUr  Augeukranke  heilsamen 
am  Mons  Gaurus  (bei  Puteoli)  gelegenen  Quelle  handelt.  —  Ob  dieser  Autor 
mit  dem  von  Galen os  (De  ahtidotis,  lib.  II,  cap.  VII,  Opp.  ed.  Kühn,  XIV, 
144)  citirten 

Heliodorus,  der  als  „Tragicus  poeta  Atheniensis"  und  Verfasser  eines 
Gedichtes  über  Gifte  und  Gegengifte  (aTcoXuTtxa)  aufgeführt  wird,  identisch  ist, 
bleibt  unentschieden.  —  Am  bedeutendsten  ist  ein  dritter 

Heliodorus,  der  zu  Zeiten  Trajan's  in  Rom  gelebt  hat  und  unter 
den  Chirurgen  seiner  Zeit  eine  ganz  hervorragende  Stelle  einnimmt^  Von  seinen 
Schriften  (j^etpoupyouiJLeva)  sind  nur  noch  Fragmente  erhalten,  die  sich  in  dem 
Sammelwerke  des  Oribasius  (in  Auszügen)  und  in  der  •  Collectio  chirurgica 
Florentina  (Graecorum  chirurgici  libri,  e  coUectione  Nicetae  descripti  conversi 
atque  editi  ab  Ant.  Cocchio.  Florent.  1754  f.)  finden  und  sehr  interessante 
Mittheilungen ,  namentlich  über  Amputationen,  Resectionen,  Trepanation,  Operation 
des  Empyem,  über  Torsion  der  Arterien,  Steinschnitt,  chirurgische  Behandlung  von 
Harnröhren-Stricturen  und  Hernien  u.  s.  w.  enthalten.  —  Ein  vierter 

Heliodorus  wird  als  Verfasser  eines  Gedichtes  über  alchymistisehe 
Gegenstände  genannt;    derselbe  gehört   ohne  Zweifel  einer  viel  späteren  Zeit  an. 

A.  Hirsch. 

Heller,  Johann  Florian  H.,  wurde  am  4.  Mai  1813  in  Iglau  in 
Mähren  geboren,  widmete  sich  nach  beendeten  medicinischen  Studien  der  Chemie 
und  wirkte  mehrere  Jahre  hindurch  als  Assistent  an  der  Lehrkanzel  für  Chemie  in 
Prag.  Hier  führte  er  auch  im  Jahre  1837  seine  Arbeit  über  dieRhodizonsäure 
aus.  Nachdem  er  die  Laboratorien  von  Liebig  und  Wöhler  besucht ,  wurde  ihm 
im  Jahre  1844  die  chemische  Untersuchung  der  pathologischen  Sccrete,  Excrete 
n.  s.  w.  im  k.  k.  allgemeinen  Krankenhause  zu  Wien  übertragen.  Hier  entfaltete 
er  eine  rege  wissenschaftliche  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  physiologischen  und 
pathologischen  Chemie.  Er  begründete  zunächst  das  „Archiv  für  physiologische 
und  pathologische  Chemie  und  Mikroskopie"  im  Jahre  1844,  welches  jedoch  nur 
bis  zum  vierten  Band  1847  gedieh.  Nach  einer  fünQährigen  Pause  begann  im 
Jahre  1852  die  Herausgabe  einer  neuen  Folge,  welche  wieder  1854  ihren  Ab- 
schluss  fand.  In  diesem  Archiv  legte  H.  den  gi'össten  Theil  seiner  Untersuchungen 
über  die  Hamfarbstoffe,  über  den  Nachweis  von  Eiweiss  und  Zucker  im  Harn  nieder. 
Viele  in  der  klinischen  Harnuntersuchung  noch  jetzt  geübte  Reactionen,  nament- 
lich der  Nachweis   von  Eiweiss   mittelst  Salpetersäure    durch    Unterschichtung   im 


HELLER.  —  HELLING.  137 

Spltzglase ,  ferner  der  Nachweis  von  Blutfarbstoff  durch  Fällen  der  Erdphosphate 
mittelst  Kalilauge,  führen  noch  derzeit  den  Namen  H.'s,  der  sie  zuerst  anwandte. 
Vom  ganzen  grossen  Gebiete  der  physiologischen  und  pathologischen  Chemie  pflegte 
H.  mit  Vorliebe  und  beinahe  ausschliesslich  nur  die  klinische  Uroskopie.  Bei  der 
Masse  des  Untersuchungsmateriales ,  welches  ihm  in  dieser  Beziehung  die  Kranken- 
abtheilungen  des  grossen  allgemeinen  Krankenhauses  darboten,  sank  die  Harn- 
imtersuchung  jedoch  bald  zu  einer  schablonenmässigen  herab,  welche  einerseits 
sich  bei  quantitativen  Angaben  mit  Schätzungen  begnügte  und  andererseits  die 
Befunde  der  qualitativen  Analyse  zu  sanguinisch  für  die  klinische  Diagnostik  ver- 
werthete.  Demgemäss  war  der  Erfolg,  welchen  H.,  als  Vorstand  des  pathologisch- 
ehemisehen  Institutes  in  Wien,  für  die  Fortentwicklung  der  von  ihm  auch  als 
Privatdocent  vertretenen  Doctrin  erzielte,  keinesweges  ein  solcher,  den  der  glänzende 
Beginn  seiner  Laufbahn  erhoffen  Hess.  Welchen  Antheil  au  diesem  Misserfolg  die 
Schuld  H.'s  trifft,  und  welchen  das  geringe  Interesse,  das  die  damaligen  Leiter 
des  medicinischen  Unterrichtes  in  Oesterreich  der  Entwickelung  der  pathologischen 
Chemie  entgegenbrachten,  dies  zu  beurtheilen  überlassen  wir  Demjenigen,  welcher 
die  Entwickelung  dieser  Doctrin  an  der  Wiener  Universität  einst  schildern  wird.  Auch 
uisere  Kenntnisse  der  Harnconcretionen  wurden  durch  H.  erfolgreich  gefördert, 
er  entdeckte  schon  im  Jahre  1845  die  Urostealithsteine  und  veröffentlichte  im 
Jahre  1860:  „Die  Harnconcretionen,  ihre  Entstehung,  Erkennung  und  Analyse 
mit  Rücksicht  auf  Diagnose  und  Therapie  der  Nieren-  und  Blasenerkrankung *^ 
(Wien  1860).    Er  starb  im  Herbst  1871.  Loebisch. 

*  Heller,  ArnoldLudwig  Gotthilf  H.,  in  Kiel ,  ist  zu  Kleinheubach 
am  Main,  Bayern,  am  1.  Mai  1840  geboren,  studirle  in  Erlangen  und  Berlin, 
später  in  Leipzig,  unter  Vjrchow,  Zenker  ,  Ludwig  ,  wurde  1866  Doctor,  machte 
eine  Studienreise  nach  Wien  und  Prag  1868,  nach  England  1871 ,  habilitirte  sich 
1869  in  Erlangen  und  ist  seit  1872  ordentlicher  Professor  der  allgemeinen  Patho- 
logie und  pathologischen  Anatomie  in  Kiel.  Er  schrieb ;  ;,  Ueber  die  feineren 
Vorgänge  hei  der  Entzündung"  (1869),  verfasste  in  V.  Ziemssen's  Handb.  der 
Bpee.  Pathologie  u.  Therapie  (UI;  VII,  2;  VIII)  die  Artikel:  „Invasionskrank- 
hexten**  —  „Darmschmarotzer**  —  „Leber Schmarotzer"  und  die  Schrift:  „Die 
Schmarotzer"  (München  1880);  ferner:  „Ueber  selbstständige  rhythmische  Con- 
tractionen  der  Lymphgefässe"  (Centralbl.  d.  med.  Wissensch.,  1869)  —  „Die 
Blidgefässe  des  Dünndarmns"  (Berichte  d.  kgl.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu 
Leipzig,  1872);  in  ViBCHOw's  Archiv:  „Multiple  Neurome"  (1868)  —  „Strictur 
der  Palmonalarterie"  (1870)  —  „Mangelhaffe  Entwicklung  des  rechten  Leber- 
lappens  (1870)  u.  s.  w. ;  im  Deutschen  Archiv  f.  klin.  Med.:  „Gehörsstörungen 
hei  Cerehrospinalmeningitis"  (1867)  —  „Pneumonie  und  Meningitis"  (1869)  — 
„Eydronephrose"  (1869)  —  „Sclerodermie"  (1872)  —  „Hydrocephalus  externus" 
(1872)  —  „Die  Schicksale  atelectatischer  Lungenabschnitte"  (1885);  ferner: 
„Ueber  sogenannten  epithelialen  Eiter"  (Sitzungsberichte  der  physik.-med.  Gesellsch. 
in  Erlangen,  1872)  u.  s.  w.  Red. 

HeUfeld,  Christian  August  Friedrich  von  H. ,  zu  Jena,  war 
daselbst  am  18.  December  1757  geboren ,  studirte  dort  und  in  Göttingen ,  erlangte 
1779  in  Jena  den  Doctorgrad  und  habilitirte  sich  zugleich  als  Privatdocent.  Er 
wurde  1783  Prof.  e.  o.,  erhielt  den  Charakter  eines  Kammerrathes  und  starb  am 
7.  November  1840.  Es  rührt  von  ihm  her:  „Kurzer  Entwurf  einer  Lebens- 
Ordnung  für  Gelehrte"  (Jena  1790). 

Günther,  pag.  134.  —  Mensel,  III,  pag.  190.  G. 

Helling,  Georg  Lebrecht  Andreas  H.,  Augenarzt  in  Berlin,  war 
in  Gross-Salze  bei  Magdeburg  am  23.  Februar  1763  geboren,  erlernte  seit  1776 
die  Chirurgie  beim  Stadtchirurgen  in  Schönebeck,  conditionirte  1783  in  Tanger- 
mfinde  und  Berlin,  wo  er  Vorlesungen  hörte,  wurde  1785  Compagnie-Chirurg  in 


138  HELLING.  —  HELLO. 

Naaen  und  Spandau,  seit  1787  in  Berlin,  woselbt' er  seine  Examina  ablegte  und 
dann  als  Oberchirurgus  bei  den  Militär-Lazarethen  thätig  war.  1801  besuchte  er 
die  Universität  Frankfurt  a.  0.  und  wurde  daselbst  mit  der  Diss. :  j^De  fistula 
lacrymali^  Doctor.  Nachdem  er  in  Berlin  die  Berechtigung  zur  ärztlichen  Praxis 
erworben,  erhielt  er  1804  die  Erlaubniss ,  Privatvorlesungen  über  Augenheilkunde 
zu  halten,  wurde  1809  unbesoldeter  und  nach  dem  Tode  seines  Vorgängers, 
1813,  besoldeter  Stadtarmen-Augenarzt  und  erwarb  sich  einen  bedeutenden  Ruf 
als  Operateur,  besonders  als  Augenoperateur.  Er  hatte  bis  zu  jener  Zeit  nur 
einige  Aufsätze  veröffentlicht,  wie:  „Beobachtung  eines  Nachstaars  .  .  .  welcher 
ohne  Operation  zufällig  geheilt  wurde;  mit  Zusatz  von  C.  L.  Mur sinna*' 
(in  dessen  Journal  f.  Chir.,  1800)  —  „  Von  einer  vollkommenen  und  veralteten 
Verrenkung  des  Oberschenkelknochens  .  .  .,  die  aber  glücklich  wieder  einge- 
bracht .  .  .  wurde^  (Ebenda,  1803)  —  „Merkwürdige  ErfaJirung  an  einem'  am 
grauen  Staare  Blindgeborenen"  (Hermbstädt's  Bulletin,  Bd.  II).  Während  der 
Befreiungskriege  tibernahm  er  1813  in  Berlin  ein  Lazareth  für  Kriegsgefangene, 
dirigirte  1813 — 14  daselbst  ein  Provinzial-Lazareth  für  Augenkranke  und  wirkte 
in  demselben  in  sehr  verdienstlicher  Weise.  Er  schrieb  danach:  „Beobachtung 
über  die  im  letzten  Kriege  1813  und  1814  bei  den  preussischen  Soldaten 
gleichsam  epidemisch  gewordene  Augenkrankheit"  (Berlin  1815)  —  „Ueber 
die  Augenkrankheit  der  preussischen  Soldaten  des  .  .  .  jetzigen  16,  Inf.  Reg, ; 
als  Berichtigung  der  von  Dr,  W einhold  denselben  Gegenstand  betreffenden  .  . . 
Schrift"  (Ebenda  1816);  ferner:  „Guter  Bafh  über  die  Beschaffenkeit,  Aus- 
wahl .  .  .  der  Brillen  u,  s.  w."  (Ebenda  1819)  —  „Praktisches  Handbuch  der 
Augenkrankheiten  nach  alphabetischer  Ordnung  u,  s.  w,"  (2  Bde.,  1821,  22, 
m.  2  Kpft.).  Ausserdem  mehrere  Aufsätze:  „Heilung  der  Umkehrung  der  Augen- 
lider nach  innen  mit  concentrirter  Schwefelsäure"  (IIüfeland's  Journal,  1815)  — 
„Krankheits-  und  Heilungsgeschichte  einer  ungewöhnlich  grossen  Exophthalmia 
fungosa y  nebst  Zusatz  .  .  .  von  «7.  N,  Rust"  (in  dessen  Magazin,  1817)  — 
„  Ueber  die  Anicendung  des  Kadmii  sulfurici  gegen  Hornhautverdunkelungen'^ 
(Ebenda  1820)  u.  s.  w.  Er  starb  am  23.  November  1840.  H.  ist  ein  Beispiel 
dafür ,  wie  redliches  Stieben ,  eiserner  Fleiss ,  unterstützt  durch  gesunden  Verstand, 
den  Mangel  einer  gründlichen  Bildung  bis  zu  dem  Grade  überwinden  konnte,  dass 
er  als  Augenarzt  und  selbst  als  Schriftsteller  nicht  ohne  Anerkennung  blieb. 
Unter  den  von  ihm  gemachten  Erfindungen  hat  sich  die  angeführte  Art  der  Be- 
handlung des  Entropium  durch  künstliche  Bildung  einer  Aetznarbe  sehr  bewährt; 
er  hat  ferner  besondere  Messer  zm*  Exstirpatio  bulbi,  eine  Zange  zur  Operation 
des  Entropium ,  eine  Pincette  zur  Iridektomie ,  ein  Röhrchen  für  die  Thränen- 
fistel  u.  s.  w.  angegeben. 

Gelehrtes  Berlin.  1825,  pag  101.  —  Andreae,  pag.  94.  —  Callisen,  VIII, 
pag.  809;  XXVIII,  pag.  463.  Gurlt 

Hellmann,  Johann  Caspar  H. ,  geboren  zu  Halle  (Westfalen,  Kreis 
Minden)  am  22.  Mai  1736,  war  Stadtchirurgus  in  Magdeburg,  wo  er  am  21.  März 
1793  starb.  Er  war  ein  geschickter  und  beschäftigter  Augenoperateur  und  schrieb: 
„Der  graue  Staar  und  dessen  Herausnehmung ^  nebst  einigen  Beobachtungen'* 
(Magdeburg  1774),  ein  Buch,  das  von  den  ersten  Autoritäten  jener  Zeit,  z.  B. 
Richter  und  Beer,  als  echt  praktisch  gerühmt  wird. 

Biogr.  med.  V,  pag.  140.   ~  Andreae,  pag.  36.  Pgl. 

Hello ,Jean-MarieH. ,  französischer  Marine-Chirurg  I.  Cl.,  war  geboren 
zu  Pontrieux  (Cötes-du-Nord)  wurde  1829  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Con- 
sid4rations  sur  Vamputation  des  membres"  und  schrieb  weiterhin:  „Quelques 
considdrations  sur  le  choUra- morbus"  (Brest  1833)  —  „Relation  de  V expidition 
de  la  corvette  la  Cr^ole,  au  Mexique  en  1838 — 39"  (Annal.  marit.  et  colon., 
1839)  —  „Lettre  h  M,  V elpeau  sur  un  cas  de  rdsection  de  Vhum4nis** 
(Annales  de  la  chir.  frang.  et  etrang.,   1841)  —  „Observations  sur  deux  ampu- 


HELLO.  —  HELLWIG.  139 

tations  du  bras ,  pratiqudea  h  Vhdpital  de  la  manne  de  Cherbourg  par  des 
procidds  differerUs'*  (Ebecda,  1842)  —  „Quelques  considdrations  sur  les  plaies 
d' armes  ä  feu**  (AnnaL  marit.  et  colon.,  1846,  av.  2  pl.)  —  j^  Combat  de  Saint- 
Jean  d'Ulloa^  (France  maritime,  1851)  u.  s.  w. 

Berger  et  Rey,  pag.  125.  G. 

Hellwag,  Christoph  Friedrieb  IL,  geboren  am  6.  März  1754  zu 
Calw  in  Württemberg,  stndirte  zu  Tübingen  seit  1774  die  Theologie,  seit  1777 
daselbst  und  zu  Göttingen  die  Heilkunde,  promovirte  1781  in  Tübingen  mit  der 
Diss. :  „De  formatione  loquelae"  und  wurde  dann  1781  ausübender  Arzt  in 
Gaildorf  (Württemberg).  1782  zum  Leibarzt  des  Prinzen  von  Holstein  und  als 
Coadjutor  des  Hocbstifts  Lübeck  nach  Oldenburg  berufen,  verblieb  er  daselbst, 
bis  er  1788  nach  Eutin  versetzt  wurde,  wo  er  den  Titel  als  Hofrath  erhielt  und 
von  1800  ab  Stadt-  und  Landphysicus  war.  1834  wurde  er  zum  Geh.  Hofrath 
und  Physicus  des  Fürstenthums  Lübeck  ernannt.  Am  23.  September  1834  erhielt 
er  Ehrendiplome  von  der  philosophischen  Facultät  zu  Tübingen  als  GOjähriger  und 
von  der  medicinischen  Facultät  als  50jähriger  Jubeldoctor  und  starb,  82  Jahre 
alt,  am  16.  October  1835.  Seine  Schriften  sind  betitelt:  „Abhandlung  vom 
Gebrauch  des  Storchschnabels''  (Tübingen  1776;  Ebenda  1777)  —  „Erfah- 
rungen über  die  Heilkräfte  des  Galvanismus  und  Betrachtungen  über  dessen 
chemische  und  physiologische  Wirkungen*'  (Hamburg  1802)  —  „Physik  des 
Unbelebten  und  des  Belebten''  (Ebenda  1824)  —  „  Von  Würmern  in  den 
Zähnen''  (Blätter  vermischten  Inhalts,  Bd.  I,  Oldenburg  1787)  —  „  Vom  kalten 
Bade"  (Ebenda,  Bd.  II,  1788)  —  „Bericht  über  die  blauen  Kuhblattern" 
(Nord.  Archiv  für  Natur-  und  Arznei w. ,  Bd.  I,  1801)  —  „Abgang  von  Blut 
hei  einem  neugeborenen  Kinde"  (Ebenda ,  Bd.  III ,  1 803)  —  „  Warnung  vor 
Betten  und  Kleidungsstücken  von  Schwindsüchtigen"  (Entin'sches  Wochenblatt, 
1802)  —  „Empfehlung  der  Kuhpockenimpfung ^  (Ebenda  1803)  —  „Heil- 
kraft der  Laugensalze  inneidich  gegen  Croup"  (Hüfeland's  Joum.  der  Heilk., 
Bd.  XLI,  1815)  u.  A. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  141.  —  Neuer  Nekrolog  der  Dentschen.  Jahrg.  13,  1E35, 
n,  pag.  874.  —  Callisen,  VIII,  pag.  314;  XXVIII,  pag  465.  —  Poggendorff,  I, 
pag.  1057.  Pgl. 

Hellwlg,  Johann  H.,  geboren  am  29.  Juli  1600  zu  Nürnberg,  studirte 
vier  Jahre  lang  Medicin  in  Altdorf ,  ging  später  nach  Basel,  Montpellier  und  pro- 
movirte in  Padua  1634.  Zum  Hospitalarzt  seiner  Vaterstadt  ernannt,  verblieb 
er  daselbst  bis  1649,  zog  sich  dann  nach  Regensburg  zurück,  wo  er  mit  grossem 
£rfolge  prakticirte  und  am  4.  Juni  1674  starb.  H.  schrieb:  „Alphabetum 
iatricum,  seu  brevis  totius  medicinae  hippocraticae  in  paucas  tabellas  reductae 
delineatio^  (Nürnberg  1631 ,  Fol.)  —  „Observationes  physico  medicae"  (Augs- 
burg 1680,  mit  Anmerkungen  von  Lucas  Schroeck  herausgegeben). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  146.  Pgl. 

Hellwig,  Christoph  von  H. ,  geboren  am  15.  Juli  1663  in  CöUeda 
in  Thüringen,  studirte  seit  1681  in  Jena,  zuerst  Philosophie,  später  Medicin. 
Noch  vor  Vollendung  seines  Studiums  begleitete  er  seinen  Bruder  Johann  Otto 
von  H.,  damals  Honorar-Professor  in  Heidelberg,  auf  einigen  Reisen,  kehrte  aber 
1685  nach  Jena  zurück ,  setzte  später  seine  Studien  in  Erfurt  fort  und  liess  sich 
etwa  1688  als  praktischer  Arzt  in  Weissenfeis  nieder.  1693  ging  er  nach  Franken- 
hausen,  wo  er  unter  dem  Vorsitz  von  Petri  von  Hartenfeld  Licentiat  der 
Medicin  wurde.  1696  wurde  er  Stadtphysicus  in  Tennstädt,  ging  dann  1712 
nach  Erfurt,  wo  er  am  17.  Mai  1721  starb,  nachdem  er  auf  Empfehlung  des 
Maxih.  Joseph  von  Mintzenried,  Leibarzt  des  Kaisers,  in  den  Adelstand  erhoben 
war.  Die  Zahl  seiner  Schriften  ist  gross ;  wir  führen  hier  nur  die  wichtigsten  an : 
„De  chlorosi,  von  der  Jungferkrankheit,  Liebesfieber  etc."  (Leipzig  1702)  — 
„Sendschreiben  vom   kalten  Fieber   und  Auro   mercuriali"  (Ebenda  1702)  — 


140  HELLWIG.  —  HELM. 

„Sendachreiben  vom  Opio"  (Ebenda  1703)  — r  „Regulae  de  formulis  medica- 
mentorum  conscribendis"  (Frankfurt  und  Leipzig  1707)  —  „Curiöses  und  nütz- 
liches Frauenzimmer ' Apotheckgeii  etc."  (Leipzig  1702;  Ebenda  1720)  — 
„Ch^rurgia  in  nuce"  (Mdhlhausen  1709)  —  „Praxis  medica  oder  richtige  An- 
weisung y  wie  ein  angehender  Prakticus  med.  cito  tuto  feliciter  und  jucunde 
ohne  theure  Recepte  etc.  curiren  etc."  (Leipzig  1710)  —  „Thesaurus  pharma- 
ceuticus"  (Ebenda  1710)  —  „Neu  eingerichtetes  Lexicon  anatomico-chirurgicum" 
(Ebenda  1711)  —  „Castis  et  obsei'vationes  medicinales,  anatomicae,  chi/micae, 
chirurgicae,  physicae  ....  rariores  etc."  (Frankfurt  und  Leipzig  1711)  —  „Neu 
eingerichtetes  Lexicon  medice-cht/micum"  (Ebenda  1711)  —  „Neu  entdeckte 
Heimlichkeiten  des  Frauenzimmers"  (Ebenda  1714;  1716;  1719;  1725J  — 
„Das  bei  jetzigen  Zeiten  neu  eingerichtete  Pest-Apotheckgen"  (Ebenda  1714)  — 
„Grund-  und  Lehrsätze  der  ganzen  edlen  Medicin"  (Leipzig  1715)  —  „Nosce 
te  ipsum  vel  anatomicum  vivum,  kurzgefasstes  anatomisches  Werk"  (Frankfurt 
und  Leipzig  1715;  1720,  Fol.)  —  „Medicus  clinicus  oder  der  wohlerfahrene 
Haus-  und  Landarzt"  (Ebenda  1715)  —  „Wohlprakticirter  Feldscheerer" 
(Ebenda  1715)  und  zahlreiche  andere  medicinische ,  botanische,  mineralogische 
Schriften  und  Aufsätze,  üebersetzungen  etc.  etc.     Sein  Bruder 

Johann  Otto  von  H. ,  gleichfalls  in  Cölleda  1654  geboren,  studirte 
Medicin  in  Jena,  Erfurt,  Altdorf  und  Basel.  1575  promovirte  er  in  Erfurt, 
begab  sich  dann  nach  Amsterdam  und  von  da  nach  Ostindien ,  wo  er  mehrere 
Jahre  in  Batavia  prakticirte.  Nach  Europa  zurückgekehrt,  wurde  er  Honorar- 
Professor  in  Heidelberg,  machte  Reisen  durch  Italien,  Portugal,  Frankreich, 
England,  Dänemark  und  Holland ,  wurde  später  Gothaischer  und  Rath  des  Königs 
Christian  V.  von  Dänemark.  Von  Karl  H.  von  England  geadelt,  Hess  sich 
H.  zuletzt  in  Bayreuth  nieder,  wo  er  1698  starb.  Seine  Arbeiten  bewegen  sich 
hauptsächlich  auf  dem  Gebiete  der  Alchemie.  Er  schrieb:  „Introitus  in  veram 
et  inauditam  physicam"  (Batavia  1678,  4.;  Hamburg  1680;  Heidelberg  1680; 
deutsch :  Lübben  1719;  französisch :  London  1682)  —  „Antwort  auf  drei  Fragen  : 
I.  Was  eigentlich  der  Lapis  philosophorum  sei.  IL  Worinnen  seine  Materie 
besteht  etc."  —  „Sendschreiben  eines  Adept i  artis  hermeticae  etc."  (Weissenfeis 
1684)  —  „Curiosa  physica  etc."  (Sondershausen  1700;  1701;  Frankfurt  und 
Leipzig  1714)  —  „Arcana  majora  oder  curiose  Beschreibung  vieler  ....  medi- 
cinischen ,  chymischen ,  alchymisclien ,  chirurgischen ,  ökonomischen  Geheim- 
nisse etc."  (Leipzig   1712). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  142—146.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1058.  Pgl. 

Hellwig,  s.  a.  Helweg,  Helwig. 

Helm,  Theodor  H.,  zu  Wien,  war  daselbst  am  12.  Mai  1810  als 
Sohn  des  um  die  Einführung  der  Kuhpocken-Impfung  in  Wien  hochverdienten 
Arztes  Jacob  Anton  H.  (geb.  14.  Jan.  1761 ,  gest.  zu  Wien  am  27.  Oct.  1831) 
geboren,  war  ein  Bruder  des  Naturforschers  Julius  H.  (geb.  1813,  gest.  1844) 
und  des  um  die  Errichtung  der  Säuglingskrippen  verdienten  Verwaltnngsbeamten 
nnd  Humanisten  Karl  H.  (geb.  1808,  gest.  1868),  wurde  1835  mit  einer  botani- 
schen Dissertation  Dr.  med. ,  dann  Assistent  an  der  geburtshilflichen  Klinik  von 
Klein  und  veröffentlichte  nach  Ablauf  seiner  Dienstzeit  eine  Epoche  machende 
„Monographie  über  Puerperalkrankheiten"  (Zürich  1839;  neue  Ausg.  Wien  1845; 
in's  Französische  Paris  1840,  Schwedische,  von  Hjobt,  Stockholm  1842,  Italienische, 
von  ISACCO  Sabadini,  Parma  1853,  übersetzt).  Er  verweilte  längere  Zeit  in  Paris, 
Hess  sich  darauf  in  Franzensbad  als  Curarzt  nieder,  wurde  aber  1843  zum  Pro- 
fessor der  medicinischen  Klinik  und  zum  Director  des  grossen  städtischen  Kranken- 
hauses in  Pavia  berufen,  wo  er  in  hartem  Kampfe  der  neuen  Medicin  Eingang 
nnd  Geltung  zu  verschaffen  suchte  und  den  er  siegreich  bestand,  wie  auch  seine 
administrative  Tüchtigkeit  alle  Anerkennung  fand.  Er  publicirte  in  dieser  Zeit: 
„Sunto  dei  casi  trattati  nella  Glinica  medica  super iore  .  .  .  1843 — 44"  (Pavia 


HELM.  —  HELMHOLTZ.  141 

1844,  Fol.).  1848,  beim  Ausbruche  der  Revolution,  wurde  er  drei  Monate  lang 
in  Mailand  als  Geisel  gefangen  gehalten,  im  September  dieses  Jahres  aber  aus- 
gewechselt und  darauf  sofort  zum  Primararzt  und  provisorischen  Director  des 
Allgemeinen  Krankenhauses  in  Wien  und  der  drei  damit  verbundenen  grossen 
Humanitäts-Anstalten,  des  Gebärhauses,  der  Findelanstalt  und  des  Irrenhauses,- ernannt. 
Als  in  dieser  schwierigen  Zeit  der  Wiener  Revolution  Alles  floh,  hielt  er  sein  gesammtes 
Personal  zusammen  und  wusste  von  den  ihm  anvertrauten  Anstalten  alles  drohende 
Unheil  mit  Muth  und  Energie  abzuwenden.  Seine  Reformbestrebungen  im  Spitale 
nnd  seine  fortschrittsfrenndliche  Gesinnung  erfreuten  sich  jedoch  nicht  des  Wohl- 
wollens der  Regierung  und  so  wurde  er  nicht  definitiv  zum  Director  des  Allge- 
meinen Krankenhauses  ernannt,  sondern  an  das  Wiedener  Spital  als  Director 
versetzt,  als  Primararzt  jedoch  bei  jenem  belassen.  Erst  1855  wurde  er  mit  dem 
Titel  Regierangsrath  in  die  erstgenannte  Stellung  zurückberufen  und  hat  in  der- 
selben zehn  Jahre  lang  mit  seltener  Aufopferung  und  Hingebung  gewirkt  und 
sein  grosses  Organisations-  und  Administrations-Talent  bekundet.  Auch  hatte  er 
wesentlichen  Antheil  an  den  Plänen  zu  den  in  jener  Zeit  neu  errichteten  Anstalten, 
wie  dem  Rudolf-Spital ,  den  Gebäuden  für  pathologische  Anatomie  und  Chemie ; 
ihm  ist  die  bessere  Stellung  der  subalternen  Aerzte ,  die  Anregung  eines  freundlich- 
collegialen  Verkehrs  unter  dem  gesammten  ärztlichen  Personal,  die  Einführung 
jährlicher  Spitalsbericbte  und  vieles  Andere  zu  danken.  Trotzdem  machten  sich, 
nach  zehnjähriger  Leitung  der  Anstalt,  principiell  verschiedene  Ansichten  über  die- 
selbe geltend  und  veranlassten  ihn,  bei  zunehmender  Kränklichkeit,  seine  Pensio- 
nirung  nachzusuchen,  die  ihm  1869  zu  Theil  wurde.  Er  leitete  noch  von  1871 
bis  1873  als  erwählter  Decan  des  alten  Doctoren-Collegiums  der  med.  Facultät 
dasselbe  und  nahm  regen  Antheil  an  der  Organisation  des  neuen ,  starb  aber 
schon  am  20.  März   1875.  • 

V.  Wurzbach,  VIII,  pag.  292.  —  O.  Preyss  in  Wiener  Med.  Presse.  1875, 
PÄg.  797.  G. 

Helmersbausen,  Paul  Johann  Friedrich  H. ,  geboren  zu  Erfurt  im 
Jahre  1734,  war  Arzt  in  Gross-Rudestedt  (Sachsen- Weimar)  und  schrieb:  „Diss. 
de  diarrhoeis  in  morbis  acutis  salvtaribus^  (Erfurt  1760,  4.)  —  „Observatio 
de  motibus  epilepticis  vagis"  (Weimar  1766)  —  „Observntio  de  ingenti  et 
mxranda  gravissimorum  symptomatum  congerie  j^^^  XXXII  annos  se  inmcem 
excipientium,  a  concremento  polyposo  scirrhoso^  (Ebenda  1767,  4.)  —  „Obs.  de 
ohstructione  pertinacissima  plurium  menshim  et  confluxic  symptomatum  in  una 
aegrota''  (Ebenda  1769). 

Biogr.  med.  V,  pag.  147.  Pgl. 

* Helmboltz y  Hermann  Ludwig  Ferdinand  vonH.,  zu  Berlin,  ist 
zu  Potsdam  am  31.  August  1821  geboren,  studirte  auf  der  Berliner  Universität 
seit  1838  als  Eleve  des  med.-chir.  Friedrich  Wilhelms-Instituts,  wurde  nach  seiner 
Promotion  1842  mit  der  Diss. :  „De  fabrtca  systematis  nei^osi  evertebratoruin^ 
Unterchirurg  in  der  Charit^,  1843  Militärarzt  in  Potsdam,  kehrte  1848  als  Lehrer 
der  Anatomie  an  der  Kunstakademie  und  Assistent  am  anatomischen  Museum  nach 
Berlin  zurück,  wurde  aber  bereits  1849  als  Professor  der  Physiologie  und  allgemeinen 
Pathologie  nach  Königsberg  berufen  und  1855  als  Professor  der  Anatomie  und 
Physiologie  nach  Bonn  versetzt,  von  wo  er  1858  als  Professor  der  Physiologie 
nach  Heidelberg  ging,  um  1871  in  Berlin  eine  Professur  der  Physik  zu  über- 
nehmen, welche  er,  zugleich  mit  der  Direction  des  physikalischen  Instituts,  mit  dem 
Charakter  als  Geh.  Regierungsrath  und  1883  geadelt,  zur  Zeit  innehat.  Er  gehört 
zu  der  Reihe  der  aus  Johannes  Müller's  Schule  hervorgegangenen  berühmten 
Physiologen  und  begründete  seinen  Ruf  mit  der  Schrift :  ,,  Ueher  die  Erhaltung 
der  Kraft**  (Berlin  1847),  in  welcher  er  zum  ersten  Male  zu  zeigen  versuchte, 
dass  alle  Vorgänge  in  der  Natur  den  Grundgesetzen  der  Mechanik  gehorchen.  In 
den  folgenden  Jahren  war  H.*s  Thätigkeit  hauptsächlich  der  Physiologie  der  Sinne 


142  HELMHOLTZ.  —  HELMONT. 

zugewendet.  Den  unschätzbarsten  Dienst  aber  leistete  er  der  menschlichen  Pathologie 
und  Therapie  durch  die  Erfindung  des  die  ganze  Augenheilkunde  revolutionirenden 
Augenspiegels,  den  er  in  einer  besonderen  Schrift:  „Beschreibung  eines  Augen- 
Spiegels  zur  Untersuchung  der  Netzhaut  im  lebenden  Äuge^  (Berlin  1851) 
bekannt  machte.  Seine  weiteren,  die  höchste  Bedeutung  in  Anspruch  nehmenden 
und  auf  ihren  Gebieten  bahnbrechenden  Werke  sind:  ,, Handbuch  der  physio- 
logischen Optik^  (Leipzig  1856 — 66),  in  welchem  seine  sämmtlichen  Forschungen 
über  den  Qesichtssinn  niedergelegt  sind,  und  „Die  Lehre  von  den  Tonenipßndungen" 
(Braunschweig  1862;  2.  Aufl.  1865),  welches  seine  akustischen  Untersuchungen 
im  Zusammenhange  dargestellt  enthält.  Ausserdem  hat  er  eine  grosse  Reihe  anderer 
Arbeiten,  z.  B.  Messungen  über  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Nerven- 
reizuDg,  Untersuchungen  über  Gegenstände  aus  der  Optik,  Akustik,  Elektricitäts- 
lehre  vielfach  in  Zeitschriften,  besonders  in  Müller's  Archiv  (1845, 48, 50, 52  u.  s.  w.), 
Poggendorff's  Annalen  (von  1852  an)  und  Obelle's  Journal  für  Mathematik, 
V.  Graefe's  Archiv  (1855),  aber  auch  als  kleinere  Schriften,  wie:  „Ueber  die 
Wechselwirkung  der  Naturkräfte  u.  s.  w,"  (Königsb,erg  1854)  —  „Ueber  da^ 
Sehen  des  Menschen"  (Leipzig  1855)  —  „Populäre  Vorträge"  (2  Hefte,  Braun« 
schweig  1865,  71)  veröffentlicht.  Seine  wissenschaftlichen  Abhandlungen  sind  in 
zwei  Bänden  gesammelt  (Leipzig  1881 — 83),  seine  Vorträge  und  Reden  ebenso 
in  zwei  Bänden  (Braunschweig  18S4)  erschienet. 

Poggendorff,  I,  pag.  1059.  —  Meyer's  Convers.-Lex.  3.  Aufl.,  VIII,  pag.  769.  — 
Brockhaas,  Convers.-Lex.  13.  Aufl.,  IX,  pag.  95.         *  Bed. 

Helmoldus  de  Zoldwedel,  Helmoldus  de  Oledenstede  de  Saltwedel,  siehe 

Glaedenstedt,  Bd.  II,  pag.  573. 

Helmont,  Jean  Baptist«  van  H.,  1577  in  Brüssel  geboren,  studirte  in 
Löwen  Philosophie  und  kam  darnach  in  eine  Lehranstalt  der  Jesuiten,  wo  er  die 
Vorlesungen  *tiber  Magie  von  M.  del  Rio  hörte.  Eifrig  studirend  in  fast  allen 
Zweigen  der  Wissenschaft,  widmete  er  sich  zum  Schlüsse  der  Medicin  und  bekam 
darin  1599  die  Doctorwürde,  wonach  er  in  Löwen  chirurgische  Vorlesungen  hielt. 
Bald  hörte  er  damit  auf  und  ging  auf  Reisen  nach  der  Schweiz,  Italien,  Frank- 
reich und  England.  1605  zurückgekehrt,  wählte  er  Vilvorde  bei  Brüssel  als 
Wohnsitz  und  starb  da  am  30.  December  1644  an  Pleuritis.  Hier  studirte  er 
immer  Medicin,  sow^eit  seine  ausgedehnte  Praxis,  die  er  fast  gegen  seine  Neigung 
bekommen,  dies  erlaubte,  nur  ungerechnet  die  zwei  Jahre,  1634  und  35,  die 
er  in  Haft  verbrachte,  weil  man  ihn  angeklagt  hatte,  die  Heilkraft  der  Religion  zu 
leugnen,  eine  Anklage,  wovon  die  förmliche  Freisprechung  erst  zwei  Jahi*e  nach 
seinem  Tode  erfolgte.  H.  ist  einer  der  Reformatoren  der  Medicin  und  verdient  als 
solcher  eine  ausführlichere  Erwähnung ;  er  ist  „der  Faust  des  17.  Jahrhunderts", 
sagt  IIaeser,  „einer  der  bedeutendsten  Naturforscher  seiner  Zeit;  er  ist  der  Ent- 
decker der  Kohlensäure,  ein  gründlicher  Kenner  der  Anatomie,  der  pathologischen 
Anatomie  ist  er  mit  Eifer  zugethan".  Sein  System  beruht,  gleich  dem  von  Para- 
CELSUS,  womit  er  im  Wesentlichen  auf  einer  Linie  steht,  auf  den  Lehren  der  Neu- 
Platoniker,  doch  er  geht  weiter,  da  er  die  Natur  als  ein  sich  fortwährend  Aendemdes, 
Entwickelndes  und  nicht  als  vollkommen  Fertiges  betrachtet.  Das  im  menschlichen 
Körper  aus  den  Nahrungsmitteln  entstehende  Blut  bedingt  die  Bildungsvorgänge, 
deren  Wirkung  die  Körperwärme  verursacht,  und  nicht ,  wie  Galen  meinte ,  als 
Ursache  hat.  Die  „Spiritus  vitales"  bestehen  deshalb  nicht.  Jedes,  als  in  sich 
geschlossene  Einheit  bestehendes  organische  Wesen  wird  belebt  durch  den  „Archeus 
influus",  jeder  Körpertheil  durch  die  „Archei  insiti".  Krankheit  ist  ein  positiver 
und  substantieller  lebendiger  Vorgang,  durch  die  KraukhÄtsursachen  erzogen,  da 
sie  den  „Archeus  influus"  aufreizen  und  in  ihm  krankhafte  „Ideen"  hervorrufen, 
welche  wiederum  den  „Archei  insiti"  aufgeprägt  werden  und  durch  Abänderungen 
der  „Fermente"  die  entsprechenden  materiellen  Veränderungen,  z.  B.  die  der 
Säfte,  erzeugen.    Die  Krankheiten    vertheilt  er  darum  in  die    des  Archeus  influus, 


H£LMONT.  143 

velehe  durch  dessen  eigene  Thätigkeit  wieder  beseitigt  werden,  und  die  der 
Arehei  insiti,  welche  gewöhnlich  die  Kunsthilfe  in  Anspruch  nehmen.  Die  Symptome 
ond  Producte  der  Krankheit  werden  von  dieser  selbst  sorgfältig  unterschieden. 
Das  specifische  Gewicht  des  Harns  ist  für  die  Diagnostik  am  wichtigsten.  In 
Bemer  Fieberlehre  sieht  er,  im  Gegensatze  zu  Galenus,  den  Magen,  den  DUnn- 
dann  und  die  Milz  als  den  Sitz  des  Fiebers  an  und  will  er  die  Kranken  viel 
trinken  lassen,  was  seit  den  frühesten  Zeiten  als  schädlich  betrachtet  wurde,  und 
Torzflglich  Wein  als  Heilmittel  verschreiben.  Seine  Lehre  von  den  Catarrhen,  den 
Entzündungen  und  der  Pest  enthält  viel  wirklich  Gutes  und  Neues,  ^'ährend  er 
den  chronischen  Krankheiten  besondere  Beachtung  schenkt  und  darunter  spcciell 
die  Wassersucht  hervorhebt,  von  der  er  2000  Fälle  beobachtet  zu  haben  behauptet. 
Was  H.'s  Therapie  betrifft,  so  legt  er  das  grösste  Gewicht  auf  das  diätetische 
Verhalten  im  weitesten  Sinne  und  recommandirt  hauptsächlich  die  Erhaltung  der 
Kräfte  der  Kranken.  Hiermit  hängt  natürlich  unmittelbar  sein  heftiger  Streit 
gegen  den  Aderlass  zusammen,  ein  Kampf,  den  er  mit  grosser  Entschiedenheit 
f^rte,  was  Haeser  zu  seinen  grössten  und  bleibendsten  Verdiensten  rechnet.  Die 
Grosse  der  Arzneidosen  ist  von  untergeordneter  Bedeutung,  weil  ihre  Wirkung 
durch  die  in  dem  „Archeus"  erzeugten  heilsamen  Ideen  erklärt  wird;  er  ist 
gegen  Purgirmittel ,  da  sie  die  Krankheitsstoffe  nicht  entleeren ,  und  materielle 
Krankheitsursachen  nicht  entfernt  zu  werden  nöthig  haben,  und  eifert  heftig  gegen 
Salben,  Pflaster,  besonders  gegen  Vesicantien.  Er  glaubt  jedoch  sehr  viel  au  Arcana, 
worüber  er  in  seiner  Abhandlung  „Arcana  Paracelsi"  ausführlich  handelt.  Sehr 
grosse  Verdienste  erwarb  sich  H.  um  die  Heilquellenlehre,  besonders  durch  die 
Naehweisung  der  fixen  Alkalien  und  der  Kohlensäure  in  vielen  derselben.  Hätte 
er  nicht  so  fest  am  Teleologisraus  festgehalten,  er  hätte  gewiss  mehr  Erfolg  gehabt ; 
doch  unbestritten  sind  seine  grossen  Verdienste  um  die  Chemie,  die  Verbesserung 
der  Therapie,  die  Bereicherung  der  Heilmittellehre,  die  Einschränkung  des  Ader- 
lasses und  seine  würdige  Auffassung  des  ärztlichen  Berufs.  Er  schrieb  haupt- 
Bichlich:  „De  magnetica  vulnerum  naturali  et  legitima  curatione"  (Paris  1621; 
Cöln  1624)  —  „Febrium  doctrina  inaudita^  (Antwerpen  1642)  —  „Ortus 
medicinae,  id  est  initia  physicae  inaudtta,  Progressus  medicinae  novus  ^  in 
marborum  ultionem  ad  mtam  longavi^  (Amsterdam  1648;  1652;  Leyden  1667; 
Rotterdam  1660  und  viele  andere  deutsche,  französische,  englische,  italienische 
und  dänische  Ausgaben)  —  „Dageraet  ofte  nieuwe  opkomst  der  geneeskunst" 
(Amsterdam  1659).  Seine  „Opera  omnia^  wurden  noch  1707  in  Frankfurt  ver- 
öffentlicht, während  in  den  letzteren  Jahren  durch  C.  Broeckx  verschiedene  seiner 
Commentare  auf  Hippokrates  und  auch  die  detaillirte  Geschichte  seines  Processes 
te  den  Elrzbischof  von  Mechelen,  in  welchen  er  durch  die  Veröffentlichung  seiner 
ersten  Arbeit  über  den  Magnetismus  verwickelt  wurde,  herausgegeben  sind. 

Haeser,  Geschichte  der  Medicin.  3.  Aufl.,  H,  pag.  344 — 363. 

C.  E.  Daniels. 

Helmont, FranciscusMercurius  van  H.,  1618  in  Vilvoorde  geboren, 
Sohn  des  Vorigen,  reiste  durch  ganz  Europa,  verkehrte  mit  Leibnitz,  studirte 
fast  in  allen  Wissenschaften  und  wohnte  später  in  Amsterdam.  Ob  er  wirklich  zum 
Dr.  med.  promovirt  ist,  habe  ich  nicht  finden  können.  1698  machte  er,  auf  Ver- 
langen der  Königin  von  Preussen ,  wieder  eine  Reise  nach  Berlin  und  starb  im 
folgenden  Jahre  in  Cöln  an  der  Spree.  Er  machte  sich  sehr  bekannt  durch  seine 
Abhandlung:  „Alphabeti  veri  naturalis  hebraici  brevissima  delineati'o  quae 
tmul  methodum  suppediiat  juxta  quam  qui  surdi  nati  sunt,  sie  informari 
fosmrit ,  ut  non  alios  saltim  loquentes  intelligere ,  sed  et  ipsi  ad  sermonis 
tiium  perveniant*^  (Sulzbach  1667;  holländiKch  Rotterdam  161)7),  worin  er 
behauptete,  die  hebräische  Sprache  wäre  die  meist  geeignete,  um  Taubstumme  zu 
lehren,  da  jeder  Buchstabe  die  Form  hat,  welche  die  Stimmbänder  annehmen, 
wenn  man  sie  ausspricht.  Auch  schrieb  er:  „Aanmerkingen  over  den  mensch  en 
deszelfs  siektens;  alles  op  gewisse  en  mif eilbare  gronden,  so  van  de  natuerlyke 


144  HELMONT.  —  HELWEG. 

reden   ah    ervarentheid    geveatigd^    (Amsterdam    1692;    auch    lateinisch    durch 

J.  C.  Amman)   —  „Paradoxale  discaursen  ofte   ongemeene   meemngen   van   de 

groote  en  Heyne  wereld  en  speciaal  van  der  wederkeertnge  der  zielen^  (Ebenda 

1698)    und  „Aankang  of  mondeling  gesprek  raakende  o.  a,  de  wederkeertnge 

der  menschen- zielen,  als  ook  de  uitvtndmge  der  getallen"  (Ebenda  1694). 

C.  E.  Danigls. 

Helvetius,  Johann  Friedrich  H.  (eigentlich  Schweitzer),  1630  in 
Cöthen  (Anhalt)  geboren ,  studirte  in  Harderwyk ,  wo  er  promovirte  mit  einer 
„Dtss.  de  peste".  Erst  übte  er  die  ärztliche  Praxis  in  Amsterdam  und  später  im 
Haag  aus,  wo  ihm  der  Titel  eines  Archiater  verliehen  wurde  und  er  am  29.  Augast 
1709  starb.  Er  schrieb  hauptsächlich :  „Amphüheairum  physiognomiaemedicum" 
(1664;  1676)  —  „Xystus  herbarum^  (1664)  —  „Berillus  medtcus^  —  „Mors 
morborum*^  (1664)  —  ^Diribitorium  medicum^  (1670;;  eine  alchymistische 
Abhandlung:  „Vitultis  aureus",  welche  vielen  Ausgaben  unterlag  —  „Den  ont- 
wapenden  pestdoodt  in  den  theriakelpot"  (1664),  und  zwei  curiose  Gedicht-e 
auf  die  ärztliche  Behandlung  der  im  Jahre  1695  verstorbenen  Königin  Maria 
von  England  (Haag  1695).  C.  E.  Daniels. 

Helvetius,  Adriaan,  Sohn  des  Vorigen,  wahrscheinlich  1661  im  Haag 
geboren ,  studirte  in  Leyden ,  wurde  daselbst  Dr.  med.  und  wurde  durch  seinen 
Vater  nach  Paris  geschickt,  um  einige  von  diesem  verfertigte  Arcana  au8zubeiU;en. 
Nach  Holland  zurückgekehrt,  entsandte  sein  Vater  ihn  zum  z weitenmale  mit  einer 
anderen  Sammlung  Geheimmittel  und  dann  bekam  er  von  einem  Collegen,  der 
den  Werth  des  Mittels  nicht  kannte ,  eine  grosse  Quantität  Radix  Ipecacuanhae. 
Bald  entdeckte  H.  darin  eine  heilende  Wirksamkeit  gegen  die  Dysenterie  und 
publicirte  seine  Entdeckung  als  echter  Quacksalber.  Als  nun  der  Dauphin 
an  der  Dysenterie  erkrankte,  Hess  Daquin  der  Leibarzt  Ludwig's  XIV.,  H. 
rufen  und*  er  verschrieb  dem  Prinzen  die  Ipecacuanha  mit  dem  gewünschten  Erfolge. 
Darauf  bekam  H.  1000  Louis  d'or  vom  König  mit  dem  Befehl,  das  Geheimniss 
zu  publiciren.  Helvetius  bekam  danach  eine  ausgedehnte  Praxis  in  den  höheren 
Bereisen  und  starb,  sehr  reich,  am  20.  Februar  1727.  Er  schrieb  u.  A. : 
„Rem^des  contre  les  cours  de  ventre^^  (1688)  —  „Lettres  sur  la  nature  et  sur 
la  guSrison  du  cancer"  (1691)  —  ^M^hode  pour  guirir  toutes  sortes  de 
fi^vres  Sans  rien  prendre  par  la  bauche'^  (1694)  —  „Recueil  des  mSthodes 
pour  la  gu^rison  de  diverses  maladies"  (1710)  —  „Methode  pour  traiter  la 
vSrole  par  les  frictions  et  par  les  sueurs"  (1710J  —  ,,  Verkandeling  der  Kinder- 
pokjes"  (1724)  —  „Körte  ontleedkunde  van  het  geheele  menschelyk  lichaam'^ 
(1.  Ausg.  mir  unbekannt  geblieben;  2.  1732;  3.  1738).  —  In  der  Biogr.  med. 
wird  noch  ein  Helvetius,  J.  C.  A. ,  erwähnt ,  der  als  in  Paris  geboren  und 
wirksam  nicht  zu  den  holländischen  Aerzten  zu  rechnen  ist.  Es  muss  jedoch  in 
Holland  noch  ein  anderer  Helvetius,  A.,  gewesen  sein,  denn  ich  kenne  von 
diesem  letzteren :  „  Verkandeling  van  sommige  zaken,  die  tot  de  opvoeding  der 
eerst-en  jong-geborene  kinderen ,  opzigt  hebben,  gedaan  in  de  4oe  maandelyksche 
geneeS'  en  heelkundige  byeenkomst  binnen  Middelburg,  op  Vrydag  4  Juli  1738" 
(Middelburg  1738)  und:  „  Verkandeling  der  Jigt  of  Flerezym"  (Middelburg  1763). 

C.  E.  Daniels. 

Helvicus  Dietericus,  s.  Dietericit,  Bd.  II,  pag.  184. 

Heiweg,  Hans  Zacharias  H. ,  war  am  5.  April  1785  zu  Husum  in 
Schleswig  als  Sohn  des  Stadtcbirurgen  Heinrieh  Christian  H.  geboren, 
erlernte  die  Chirurgie  bei  seinem  Vater ,  studirte  dann  in  Kopenhagen ,  wurde 
daselbst  Compagnie-Chirurg ,  machte  1809  sein  Examen,  wurde  unter- Chirurg, 
1810  Reserve-Chirurg,  1816  Amts-Chirurg  zu  Bordesholm  in  Holstein,  1817 
Dr.  med.  mit  derDiss. :  „Spec.  iiiaug.  de  kaematuria  s.  viictu  cruento"  und  in 
demselben  Jahre  Districts-Chirurg  zu  Odenso,  1848  aber  aus  dieser  Stellung 
entlassen.    Er   schrieb:    „Nogle    Betragtinger    over    den    dyriske    Magnetismus 


HELWE6.  —  HEHPEL.  145 

Ubrugdtghed  som  Laegemiddel,  og  sammes  skadelige  Fölger*'  (Odense  1821)  — 
„Ueber  den  Triamus"  (HüFKLANd's  Journal,  1820)  —  „Disq.  de  sie  dicta 
pseudoeypktlide ,  praeeertim  ea  guae  nonnullia  morbid  Ditmarsiensia  audü" 
(Acta  Reg.  Soc.  med.  Hafn. ,  1821);  ferner  Aufsfttse  in  Bibliothek  for  Laeger 
(1830,  35,  39),  z.  B.  „PracHske  Jagttaggelser''  (1830)  u.  s.  w. 

Erslew,  I,  pag.  629;  Supplem.  I,  pag.  761.  —  Alberti,  I,  pag.  347.  G. 

Helwig,  Christoph  H. ,  geboren  km  20.  September  1642  zu  Anolam 
als  Sohn  und  £nkel  von  Aerzten,  studirte  zuerst  Medicin  in  Greifswald,  dann  in 
Leipzig  und  besuchte  ausserdem  verschiedene  Universitäten  Deutschlands,  Hollands, 
Englands,  Frankreichs  und  Italiens.  Er  promovirte  1666  in  Basel  mit  der  „Exerdt, 
med.  ad  text,  Hb,  II  Epidem.  Hippocr,  de  fluore  muliebrt^ ,  übernahm  1667 
eine  Professur  in  Greifswald,  die  er  bis  zu  seinem  Tode,  am  27.  Mai  1690, 
bekleidete.  Ausser  einer  Pestschrift:  „Constltum  medicum  de  peste,  das  ist 
gründlicher  Bericht  von  der  Pest  etc.^  (Stettin  16b3),  ist  er  der  Autor  einer 
Reihe  von  während  der  Jahre  1671 — 87  in  Greifswald  erschienenen  Dissertationen, 
so:  „De  calidö  innato^  —  „De  colica*'  —  „De  tabe**  —  „De  hydrope*^  — 
y,De  calculis  microcosmi,  praeprimis  renum  et  vesicae^  —  „De  phthisi"  — 
^De  asthmate*'  —  „De  peste"  —  „De  sanguine"  —  „De  aßectione  hypo- 
chondriaca**  —   „De  suffocatione  uteri  etc." 

Sein  Sohn,  Christoph  Helwig,  geboren  zu  Greifswald  am  21.  December 
1679,  studirte  Anfangs  Theologie  und  von  1698  ab  Medicin  zu  Greifswald,  Witten- 
berg, Leipzig  und  Halle,  vertheidigte  1701  in  Jena  öffentlich  die  These:  „Düs. 
de  calcidi  mechanica"  und  erhielt  1703  den  Doctortitel  in  seiner  Vaterstadt,  wurde 
1706  Professor  der  Medicin  daselbst  und  verblieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem 
Tode,  16.  Juli  1714.  Er  schrieb:  „Disputatio  IV Munimini ßdei B.  Isaac  Ben 
Abraham  opposita"  (Greifswald  1699)  —  „F^.Xo'^cd  ^ucij^taTpixat  de  auro  ejusque 
in  medicina  viribus"  (1703)  —  „Dias,  de  creta"  (1705)  —  „Specimen  phorma- 
cohgiae  sacraede  antimonioy  cicuta  etc,"  (1708)  und  verschiedene  Dissertationen: 
„Deligno  brasiliensi"  (1709)  —  „De  chaerophyllo"  (1711)  —  „De  qxiinguina 
Europaeorum  s.  cortice  fra^ni  (1712)  u.  A. 

Scheffel,  pag.  178,  236.  —  Biogr.  m^d.  Y,  pag.  141—142.  —  Kosegarten, 
I,  pag.  267,  280.  Pgl^ 

Helwig,  s.  a.  Hellwig,  Helweg. 

Hemming,  William  Douglas  H.,  zu  Glenalmond,  war  zu  Saxmundham, 
Soffolk,  am  14.  November  1848  geboren,  begann  1868  am  King's  College  zu 
London  seine  medicinischen  Studien  und  wurde  1875  Member  des  Boy.  Coli,  of 
Surg.  of  Engl,  und  Fellow  des  Edinburger  Coli,  of  Surg.  Nachdem  er  kurze 
Zeit  in  Notting  Hill  zusammen  mit  seinem  Vater  prakticirt  hatte,  widmete  er  sich 
dem  Specialstudium  der  Hals-  und  Brustkrankheiten  und  wurde  1877  Assistant- 
Surgeon  am  Central  London  Throat  and  Ear  Hospital.  Ein  Lungenleiden,  dem  er 
am  9.  December  1881  erlag,  nöthigte  ihn  schon  1879  seine  Thätigkeit  in  London 
aufzugeben  und  nach  Boumemouth  zu  gehen,  wo  er  bis  an  sein  Lebensende,  so 
gut  es  seine  Gesundheit  gestattete,  prakticirte.  In  der  kurzen  Zeit  seines  Wirkens 
veröffentlichte  er  eine  Arbeit:  „Tinnitus  aurium",  eine  andere  über  „Otorrhoea, 
its  causea  and  treatment,"  Seine  „Aide  to  forenaic  medicine  and  toxicology" 
erlebten  eine  zweite  Auflage.  Ausserdem  lieferte  er  eine  Reihe  werthvoller  Beiträge 
f&r  verschiedene  Zeitschriften,  wie  Students  Journ. ,  Brit.  Med.  Journ. ,  Lancet, 
Med.  Press  and  Circular  u.  s.  w. 

British  Med.  Journ.  1881,  II,  pag.  1041.  Wemich. 

Hempel,  Christian  Frederik  H.,  war  geboren  nahe  Roeskilde 
(Seeland)  1814,  studirte  an  der  Kopenhagener  Universität,  promovirte  1861 
(ff De  monairia  acephalia"),  war  eine  lange  Zeit  Redacteur  der  „Ugeskrift  for 
LSger*^,  wirkte  als  Privatdocent  der  pathologischen  Anatomie  und  arbeitete  fleissig 
änun  Beaten  der  Wissenschaft.    Er  starb  1875.  Petersen. 

BioKT.  Lexikon.  III.  10 


146  HEMPEL.  —  HEMSING. 

Hempel,  Adolf  Friedrich  H. ,  Anatom,  geboren  zu  Neostrelitz  am 
3.  August  1767,  gestorben  zu  Qöttingen  am  28.  Februar  1834.  Er  studirte  von 
1786  an  in  Oöttingen  Medicin,  promovirte  daselbst  1789,  wurde  in  demselben 
Jahre  PriTatdocent  und  Prosector,  1808  a.  o.  und  1819  ordentlicher  Professor. 
Unter  seinen  Schriften  waren  die:  „Anfangsgründe  der  Anatomie'*,  welche  von 
1801 — 1833  sechs  Auflagen  erlebten,  geschätzt;  auch  eine  „Einleitung  in  die 
Physiologie*^  wurde  von  1819 — 1828  dreimal  aufgelegt. 

Saalfeld.  pag.  331.  —  Oeaterley,  pag.  283.  —  Callisen,  Vm,  pag.  324; 
XXVm,  pag.  466.  Th.  Husemann. 

Hemprioh,   zwei   Brüder.    —    Der   ältere,   Wilhelm  Friedrich  H., 

war  zu  Glatz  am  24.  Juni  1796  als  Sohn  des  dortigen  Kreis-  und  Stadt-Chirurgen 

H.  geboren,  unterstützte  bereits  1813,  als  die  Schulen  wegen  der  Eriegsunruhen 

geschlossen  waren,  seinen  Vater  bei  der  Verpflegung  verwundeter  Soldaten,    trat 

noch  in  demselben  Jahre  als  Compagnie-Chimrgus   beim  Militär  ein,    kehrte  aber 

auf  das  Gymnasium  zurück,  um  es  nach  ^/^  Jahre  wieder  mit  dem  Zeugniss  der 

Reife  zu  verlassen  und  in  Breslau  Medicin  zu  studiren.    1815  trat  er  von  Neuem 

als  Lazareth-Chirurgus  ein,  kam  1817  aus  Frankreich  zurück,  setzte  seine  Studien 

in- Berlin  fort,  wurde  1818  daselbst  mit  derDiss. :  „De  inflammationis  notione*^ 

Doctor,  bald  darauf,  auf  Lichtenstein's  Empfehlung,  Lehrer  der  Physik  am  königl. 

Cadettencorps  und  habilitirte   sich  1819  bei   der   dortigen  Universität    als  Privat- 

docent    für    vergleichende   Physiologie.     Auch    schrieb    er    eine  „Naturgeschichte 

für   höhere   Lehranstalten**.    Mit    seinem   Freunde  Ehrenberg    schloss    er    sich 

1820  der  von  Menü  von  Minutoli   unternommenen  Reise  nach  Aegypten    als 

Naturforscher  an,  einer  Reise,    die  auch  bis   nach  Syrien  ausgedehnt  wurde.    Er 

kehrte  von  derselben,  deren  wichtige  naturwissenschaftliche  Ergebnisse  später  von 

Ehrenberg  publicirt  wurden,  nicht  zurück,  sondern  fand  seinen  Tod  auf  der  Insel 

Massaua,  an  der  Küste  von  Abyssinien,  am  30.  Juni  1825. 

Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  3,  1825,  II,  pag.  774.  —  Ratzel  in  All^m. 
Deutsche  Biographie.  XI,  pag.  728.  q. 

Karl  Friedrich  Hemprich,  der  jüngere  Bruder,  war  am  9.  August 
1798  geboren,  trat,  nach  einigem  Unterricht  durch  seinen  Vater  in  der  Chirurgie, 
1813  als  CompagDie-Chirargus  in  die  Armee,  kehrte  nach  einem  Jahre  aber  wieder 
auf  das  Gymnasium  zurück,  studirte  von  1817  an  in  Breslau  Medicin  und  wurde 
daselbst  1822  mit  der  Diss. :  „De  absorptione  et  secretione  venosa**  Doctor.  Er 
Hess  sich  in  Breslau  als  Arzt  nieder  und  habilitirte  sich  1826  bei  der  Universität 
als  Docent  für  physiologische  und  pathologische  Doctrinen.  1830  wurde  er  Brunnen- 
arzt zu  Cudowa,  wo  er  von  da  an  bis  zu  seinem  am  27.  März  1844  erfolgten 
Tode  jeden  Sommer  zubrachte.  Er  schrieb  über  diesen  Curort  eine  besondere  Schrift: 
„Die  Heilquelle  zu  Cudowa  in  der  Grafschaft  Glatz  u.  s.  w.**  (Breslau  1831 ; 
2.  Aufl.  1839)  und  mehrere  Aufsätze  (Hufeland'3  Journ.,  1831,  1835;  Kalisch' 
Jahrb.  für  deutsche  Heilquellen,  1836;  Caspee's  Wochenschr.,  1839)  und  machte 
biographische  Mittheilungen  über  das  Leben  und  Wirken  seines  Bruders  (1825). 

Nowack,  H.  4,  pag.  44.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  22,  1844, 
pag.  306.  —  CalliBen,  VIII,  pag.  327  ;  XXVIII,  pag.  469.  G. 

Hemsing,  Rütger  H. ,  geboren  zu  Riga  am  8.  Januar  1604,  studirte 
an  verschiedenen  Universitäten  Deutschlands,  Hollands  und  Italiens,  prakticirte  ein 
Jahr  lang  am  Marienhospital  in  Florenz  und  erwarb  sich  1672  zu  Padua  die 
Doctorwürde.  Nachdem  er  Frankreich  und  England  bereist  hatte,  Hess  er  sich  als 
Arzt  in  seiner  Vaterstadt  Riga  nieder,  prakticirte  dann  in  Wilna  und  zuletzt  in 
Königsberg.  Im  Jahre  1634  wurde  er  königl.  polnischer  Leibarzt  und  1639 
Physicus  in  der  Altstadt  -  Königsberg.  Er  starb  am  2.  Februar  1643.  H.  ver- 
fasste :  „  Verbesserte  Belation  von  einem  verschluckten  und  toieder  ausge^ 
schnittenen  Messer**    (Ebing  1635,  4.). 

Gadebusch,  Livl.  Bibl.  1777,  II.  Thl.,  pag.  34— 38.  —  v.  Recke-Napiersk  y, 
II,  pag.  230.  L.  Stieda. 


HEKSTEREÜUS.  —  HENCKEL.  147 

Hemsterlliujs,  Sibout  H. ,  1629  in  Sneek  geboren,  wurde  1651  Stadent 
m  Leyden  und  promovirte  1654  znm  Dr.  med.  Er  etablirte  sich  als  Arzt  in 
Leenwarden  und  wnrde  bald  Leibarzt  des  Prinzen  Willem  Frederik,  Statt- 
halters von  Friesland.  Wann  er  starb,  ist  mir  unbekannt  geblieben.  Er  schrieb 
schon  als  Student:  „Measis  aurea  triennalis  exkibens  anatomtca  novüsima  et 
fOütssima  experimenta"  (Leyden  1654;  Heidelberg  1659)  und  später:  „Hütoria 
€t  analysts  artkritidü  vagae*'  (Leenwarden  1666).  q  g   Daniela. 

• 

Hemsterhuijs,  Johannes  H. ,  Sohn  des  Vorigen,  1656  in  Leenwarden 
geboren,  promovirte  1678  in  Leyden  mit  einer:  „Biss.  historiam  laborantis 
chlorosi  exhibens,*^  Er  war  in  seinen  Geburtsorte  praktisch  wirksam  bis  1704, 
als  er  zum  Prof.  med.  nach  Deventer  berufen  wurde  (Antrittsrede:  „De  medi- 
cinae  necessitate,  dtgnücUe,  cauaisque  tnfrequentioris  siiccessus'^).  Er  starb  am 
6.  Januar  1706.  a  C.  E.  Daniels. 

Henckel,  Joachim  Friedrich  H.,  zu  Berlin,  war  am  4.  März  1712 
zn  Pr.  Holland  in  Ostpreussen  geboren,  empfing  den  ersten  Unterricht  in  der 
Chirurgie  von  seinem  Vater,  einem  erfahrenen  Wundarzte,  und  hielt  sich  dann  von 
1729  an  einige  Jahre  in  Königsberg  und  Danzig  bei  den  Wundärzten  Mabgoraf 
und  Nicolai  auf,  während  er  gleichzeitig  in  der  Anatomie  sich  Eentnisse  bei  dem 
Prof.  BOBBTiüS  und  dem  Dr.  Eulmus  zu  erwerben  suchte.  1731  kam  er  zum 
Besuche  medicinisch-chirurgischer  Vorlesungen  und  der  Charit^  nach  Berlin,  trat 
als  Compagnie-Chirurgns  bei  einem  Regiment  ein,  wurde  dann  nach  Potsdam  ver- 
setzt, nach  zwei  Jahren  zum  Pensionär-Cbirurgus  ernannt,  ging  auf  Kosten  des 
Königs  auf  zwei  Jahre  nach  Paris,  der  damaligen  hohen  Schule  der  Chirurgie,  und 
besuchte  auf  der  Reise  dorthin  auch  Holland.  Er  wurde  darauf  zum  Regiments- 
Ohirurgus  ernannt,  machte  mit  seinem  Regiment  den  schlesischen  Krieg  mit,  hielt, 
nach  Berlin  zurückgekehrt,  auf  mehrfache  Veranlassung,  chirurgische  Vorlesungen, 
hatte  dabei  aber  mit  Intriguen,  die  gegen  ihn  angesponnen  wurden,  zu  kämpfen. 
l^Achdem  er  1744  zu  Frankfurt  a.  0.  sich  den  Doctorhut  erworben,  musste  er 
1745  wieder  mit  seinem  Regiment  nach  Schlesien  in's  Feld  rücken.  Von  Neuem 
begann  er,  nach  Berlin  zurückgekehrt,  Vorlesuogen  über  chirurgische  Operationen 
und  Bandagen  und  über  Geburtshilfe  zu  halten,  auch  erschien  von  ihm  1747  eine 
„Erste  Sammlung  medicinischer  und  chirurgischer  Bemerkungen^ ,  welcher  bis 
1763  noch  sieben  weitere  derartige  Sammlungen  mit  noch  zwei  Fortsetzungen  bis 
1772  folgten.  Mehrfach  wurden  diese  und  andere  Schriften  angegriffen  und  dabei 
zum  Theil  H.'s  Wahrhaftigkeit  in  Zweifel  gezogen,  so  dass  er  sich  dagegen  ver- 
theidigen  musste.  Nach  dem  Tode  des  Anatomen  Joh.  Fribdr.  Mbckbl  (1774), 
dem  die  Direction  der  von  Friedrich  dem  Grossen  1751  in  der  Berliner  Charit6 
errichteten  ersten  Hebeammenschule  in  Deutschland  anvertraut  worden  War,  wurde  H. 
als  Professor  die  Leitung  der  Entbindungsanstalt  übertragen  und  von  ihm  auch  den 
Studirenden  der  Chirurgie  klinischer  Unterricht  in  der  Geburtshilfe  ertheilt.  Er 
hatte  bereits  früher  Lehrbücher,  theils  für  die  Studirenden  bestimmt  (1761),  eine 
freie  Uebersetzung  vouRobdbreb's  „Elementa  artis  obstetric.^^,  theils  zum  besonderen 
Gebrauche  der  Hebeammen  (1767),  sowie  einige  Specialabhandlungen  über  Geburts- 
hilfe geschrieben.  Nach  dem  Urtheile  F.  B.  Osiandbr's  sind  indessen  seine 
Leistungen  für  die  Anstalt  und  das  Fach  nicht  sehr  hoch  anzuschlagen.  Auch  für 
seine  chirurgische  Lehrthätigkeit  schrieb  H.,  der  zugleich  Oberwundarzt  der  Charit^ 
war,  Lehrbücher,  die  sich  theilweise  viele  Jahre  hindurch  einer  grossen  Beliebtheit 
bei  den  Lembedürftigen  erfreut  haben.  Dahin  gehören  seine  „Abhandlung 
von  Beinbrüchen  und  Verrenkungen"  (Berlin  1759)  —  ^^ Abhandlung  ver- 
schiedener chirurgischer  Operationen"  (Stück  1 — 8,  1770 — 75),  vor  Allem  aber 
seine  „Anweisung  zum  verbesserten  chirurgischen  Verbände" y  nach  Heinr.  Bass' 
Schrift  (1720)  die  erste  und  vollständigere  Schrift  über  diesen  Gegenstand,  die 
1756  erschien, .  mit  14  Kpft.,  5  Auflagen  erlebte,  1802  von  J.  Chr.  Stark  umge- 
arbeitet und  mit  Zusätzen  (24  Kpft.)  versehen  wurde  und  endlich  noch  1829  eine 

10* 


148  HENCKEL.  -  HENDY, 

neue  Bearbeitung  und  Vennehrung  (40  Kpft,)  durch  Jon.  Fbiedr^  Dieff£NBACH  erfuhr, 
also  während  eines  Zeitraumes  von  mindestens  aeht  Decennien  sich  in  den  Händen 
der  Lernenden  erhielt.  Ohne  gerade  zu  den  bahnbrechenden  Förderern  der  Chirurgie 
und  Geburtshilfe  gehört  zu  haben,  hat  doch  H.  das  Verdienst,  durch  Sammlung  und 
Bekanntmachung  von  Beobachtungen  wichtiger  Krankheitsfälle  und  als  Lehrer  in 
beiden  Zweigen  der  Heilkunde  Nützliches  geleistet  zu  haben.  Er  starb  am  1^  Juli  1779. 

Hörn  er,  Jetztiebende  berühmte  Aerzte.  III,  St  3,  1755,  pag.  ^93;  St.  5,  1764, 
pag.  693.  —  E.  G.  Baldinger's  Fortsetzung  derselben.  1773,  pag.  78.  —  von  Haller, 
Bibliotheca  chirurgica.  1775,  II,  pag.  260.  —  E.  Gurlt  in  AUg.  Deutsche  Biogr.  XI,  pag.  730. 

Gurlt. 

Hendrlksz,  Pieter  H.,  1779  in  Enkhuizen  geboren,  wurde  1794 
Chirurg  3.  Olasse  und  im  folgenden  Jahre  am  Seemannsspital  zu  Feyenoord  zum 
Chirurgen  2.  Classe  ernannt.  Später,  nach  abgelegtem  Examen,  war  er  1799 
bei  der  Armee  in  Nord-Holland  wirksam.  Danach  studirte  er  in  Groningen  und 
wurde  1804  zum  „Stedelyk  Heelmeester"  ernannt.  Nachdem  er  einige  Zeit  als 
Amanuensis  bei  Prof.  Mülder  fungirt  hatte,  wurde  ihm  nach  dessen  Tode  (1810) 
der  Unterricht  in  der  Chirurgie  am  akademischen  Krankenhause  tibertragen;  1815 
ernannte  König  Willem  I.  ihn  zum  Lector  chirurgiae  et  obstetriciae ,  1818 
zum  ausserordentlichen  Professor,  welches  Amt  er  (inzwischen  honoris  causa  Doetor 
chirurgiae  et  Art.  obst.  geworden)  am  13.  October  1819  antrat  mit  einer 
jyOratio  de  chirurgörum  nostratium  laudibus,  optimts  excolendae  artis  chirurgiae 
incitamentis" .  1827  nach  Leyden  berufen  und  1828  nach  Amsterdam,  schlug  er 
beide  Professuren  aus  und  wurde  1829  zum  ordentlichen  Professor  befordert 
(„Oratio  de  medicina  et  chirurgia  non  sine  utriusque  damno  separandis" ) . 
1832  nahm  er  seine  Entlassung  und  etablirte  sich  auf  seinem  Landgut  Zuiderburg 
bei  Haag,  das  er  ganz  als  Augenkranken-Anstalt  einrichtete,  um  sich  einzig  der 
ophthalmologischen  Praxis  zu  widmen,  was  er  damals  mit  grossem  Beifall  that, 
bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1845.  Er  wurde  1831  mit  Arntzeniüs  und 
Beckers  durch  die  Regierung  nach  Deutschland  geschickt,  um  die  stets  mehr 
vordringende  Cholera  zu  studiren  und  darüber  einen  Rapport  zu  liefern.  Er 
schrieb  hauptsächlich  (mit  Bakker  und  Walthers):  „Bydragen  tot  den  tegen- 
woordigen  staqt  van  het  animalisch  magnetisrmis  in  ons  Vaderland**  (Groning'en 
1814;  1818;  deutsch  von  Fr.  Bird,  Halle  1818)  —  „Oordeelkundige 
heschryving  van  eenige  der  voornaamste  heelkundige  operatien  verrigt  in  het 
nosocomium  academicum  te  Groningen  1810 — 1815)"  (Groningen  1816)  — 
„Idem  1815 — 1817"'  (Amsterdam  1822)  —  „Over  de  aanwending  van  de 
herooldng  van  Morveau  en  van  het  Chlor uretum  sodae  in  het  ziekenhuis  te 
Groningen"  (1827)  —  „Kort  over eicht  wegens  de  behandelde  lyders  en  verrichte 
operatien  in  het  nosocomium  te  Groningen  1826 — 1827"  (Groningen  1828) 
und  war  einige  Jahre  Mitredacteur  der  Zeitschrift  „Boerhaave"  (1838 — 42), 

C.  E.  Daniels. 

Hendy,  James  H.,  schottischer  Arzt  aus  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts,  machte  seine  medicinischen  Studien  in  England  und  Hess  sich  etwa 
1774  in  Edinburg  nieder,  wo  er  Generalarzt  der  Miliz  und  Hospitalsarzt  war. 
H.  beschäftigte  sich  viel  mit  Untersuchungen  tiber  das  Lymphgefäisssystem ,  auf 
dessen  Störungen  er  die  Ursache  der  meisten  Krankheiten  zurflckföhren  wollte. 
Er  schrieb:  „Tentamen  physiologicum  de  secretione  glandulari"  (Edinburg 
1774)  —  „An  essay  on  glandulär  secretion  containing  an  experimental 
inquiry  into  the  prevention  of  pus  and  a  critical  examtnation  into  an  opmion 
of  M.  John  Hunt  er' s  that  the  hlood  is  alive"  (London  1775)  —  „Treatiee 
on  the  glandulär  disease  of  the  Barbadoes ,  proving  it  to  be  seated  in  the 
lympfiatic  System"  (Ebenda  1784),  die  letztgenannte  Abhandlung  führte  zu  einer 
Polemik  seitens  J.  Rollo's  ,  worauf  H.  mit  der  Schrift :  „  Vindication  of  the 
opinions  and  fc^cts  contained  in  a  treatise  on  the  glandulär  disease  of  Bar- 
badoes" (London  f789,  1790)  replicirte, 

biet.  hist.  III,  pag.  107.  Pgl. 


HENISCH.  —  HENKE.  149 

^enisell,  Georg  H. ,  Arzt  nnd  Mathematiker,  geboren  zu  Bartfelden  in 
Ungarn  am  24.  April  1549,  promovirte  zum  Dr.  med.  in  Basel  und  Hess  sieh  in 
Augsburg  nieder,  wo  er  Professor  der  Logik  und  Mathematik  am  Gymnasium  und 
Bibliothekar  war  und  am  31.  Mai  1618  starb.  H.  hat  sieh  durch  Veranstaltung 
einer  guten  Ausgabe  des  Aretaeus  Cappadox  mit  lateinischer  Uebersetzung 
(Augsburg  1603,  fol.),  sowie  durch  Herausgabe  des  ersten  yollständigen  Wörcerbuchs 
der  deutschen  Sprache  verdient  gemacht.  Sonst  schrieb  er  ausser  verschiedenen' 
matiiematischen  Abhandlungen  noch :  yfEnchirtdton  medicinae  medicamentorum 
tom  simplicium  quam  compositorum  in  certos  titulos  distinctam  sylcam  continens^ . 
(Basel  1573). 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  157.  -—  Poggendorff,  I,  pag.  1064.        -  Fgl*. 

Henisius,  s.  Heins. 

Henke,  Adolph  Christian  Heinrich  H.,  zu  Erlangen,  berahmt  auf 
dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Medicin  und  Staatsarzneikunde,  war  am  12.  April 
1775  zu  Braunschweig  geboren,  besuchte  zuerst  das  Collegium  Carolinum,  dann 
die  Landes-Universität  Helmstädt,  stets  unter  bedrängten  ökonomischen  Verhält- 
nissen und  schon  zu  jener  Zeit  auf  Selbsterwerb  angewiesen,  und  wurde  1799 
Doctor  mit  der  Diss. :  „De  opn  vi  medicatrice  et  usu  medico^  (4.).  Er  Hess 
sich  als  Arzt  in  Braunschweig  nieder,  war  dabei  literarisch  thätig  (Horn's  Arohiv, 
1803,  4,  5),  wurde  1804  in  Wolfenbüttel  als  Landphysicus  angestellt  und  bereits 
1805  durch  die  preussische  Regierung,  die  Erlangen  zu  einer  Hochschule  ersten 
Ranges  zu  machen  trachtete,  wohl  auf  Veranlassung  seines  Freundes  und  Lands- 
mannes  E.  HoRN,  der  in  demselben  Jahre  nach  Berlin  ging,  als  Prof.  e.  o.  dahin 
berufen.  Indessen  die  Schlacht  bei  Jena  vernichtete  bereits  nach  Jahresfrist  alle 
Aussichten  und  Ho&ungen  der  neu  aufblühenden  Universität  und  H.  selbst  musste 
sich  Jahre  lang  ohne  Gehalt  und  ohne  Vorlesungen  und  später  mit  einer  geringen 
Besoldung  bis  1816  genügen  und  durch  literarische  Arbeiten  nnd  Praxis  seine 
Familie  ernähren.  Es  fällt  daher  in  diese  Zeit  eine  Reihe  von  Schriften,  darunter 
einige  sehr  bekannte  und  berühmt  gewordene.  Wir  führen  von  denselben  an: 
„Progr.  de  vi  vitali  sanguinis  et  humorum  idiopathica^  (Berlin  1806;  deutsch: 
„lieber  die  Vitalität  des  Blutes  und  primäre  Säftekrankheiten^ ,  Ebenda)  — 
„Handbuch  der  Pathologie^  (2  Bde.,  Berlin  1806 — 8)  —  „Beiträge  zur  theo- 
retischen und  praktischen  Heilkunde^  (Bd.  I;  auch  u.  d.  T. :  „Darstellung  und 
Kritik  der  Lehre  von  den  Krisen;  u.  s,  w,^ ,  Nürnberg  1806)  5  zusammen  mit 
E.  HoRN:  „Klinisches  Taschenbuch^  (Berlin  1807)  —  „Handbuch  zur  Erkennt- 
niss  und  Heilung  der  Kinderkrankheiten*'  (Frankfurt  a,  M.  1809;  2.  Aufl. 
1818;  3.  1821;  4.  1837;  NacMruck  Wien  1830,  2Thle.:  ins  Holländische 
ttbers.  von  L.  F.  Kervel,  Leyden  1823),  ein  Werk,  das  wegen  des  Mangels  eines 
solchen  in  der  medicinischen  Literatur  und  wegen  der  gelungenen  Darstellung  viele 
Anerkennung  fand  und  über  welches  der  alte  Heim  in  Berlin  eine  ausführliche 
Reeension  schrieb;  femer:  „  Taschenbuch  für  Mütter  über  die  physische  Erziehung 
der  Kinder  in  den  ersten  Lebensjahren;  u,  s.  w,^  (Frankfurt  a.  M.  1810; 
2.  Aufl.  1832;  schwedische  üebers.  Stockholm  1811)  —  „Spiele  zur  Uebung 
des  Augenmaasses  und  der  Auffassung  der  Grundlinien,  als  Vorübung  im 
Zeichnen*'  (Berlin  1811);  vor  Allem  aber  das  so  berühmt  gewordene  und  im 
Laufe  der  Jahre  ausserordentlich  vermehrte  und  verbesserte  „Lehrbuch  der 
gericJulichen  Medicin*"  (Berlin  1812;  2.  Aufl.  1819;  1821;  1824  u.  s.  w.; 
10.  Aufl.  1841;  dänische  üebers.  von  T.  Algreen-Ussing  und  P.  S.  Ussixg, 
Kopenhagen  1834).  Es  war  eine  ganz  äusserliche  Veranlassung  gewesen ,  dass 
H.  anfing,  sich  mit  diesem  Fache  zu  beschäftigen,  das  später  seinen  Ruf  in 
Deutschland  begründete.  Mehrere  Studenten  hatten  ihn  nämlich  1809  ersucht, 
ihnen  ein  Collegium  über  gerichtliche  Medicin  zu  lesen,  und  als  er  die  damals 
bekannten  Lehrbücher  derselben  vornahm,  überzeugte  er  sich,  dass  in  diesem  Fache 
eine  ganz  neue  Bahn  einzuschlagen  sei.     Es  waren  dies  übrigens  die  ersten  Vor- 


150  HENKE. 

esungen,    die    er   seit   der  Katastrophe   von   1806   lesen  konnte   und  ans  seinen 
Heften  für  dieselben  ging  jenes  Lehrbuch  hervor.     H. ,  ein  eifriger  Patriot,  dem 
die  französische  Herrschaft   in   tiefster  Seele  verhasst   war,    schrieb  anonym  auch 
eine  trefiliche  „Darstellung   der  Feldzüge   der  Yerbflndeten  gegen  Kapoleon  in 
den  Jahren   1813 — 15"  (4Bde. ,  1814 — 16),    welche   mehrere  Auflagen   erlebte. 
Erst  1818  ,    nach  Consolidirung  der  Verhältnisse   bei   der   inzwischen  an  Bayern 
flbergegangeuen  Universität,  wurde  H.  zum  Prof.  ord.  der  vereinigten  Fächer  der 
Therapie,  Klinik  und  Staatsarzneikunde  und   zum   ersten  Director  der  klinischen 
Anstalten  ernannt.    1820  wurde  er  Hofrath,    1828    erhielt   er   die  Direction    des 
neuen  Krankenhauses,    um    dessen  Errichtung  und  Dotirung,    ebenso   wie  um  die 
Herstellung  einer  vollständigen  medicinischen  Facultät  er  sich  bei  seiner  viermaligen 
Bekleidung  des  Rectorats   grosse  Verdienste   erworben   hat.    Die  ausserordentliche 
Klarheit    und  Einfachheit   seiner  Vorträge  machten  ihn,    besonders  im  Fache  der 
gerichtlichen  Medicin ,  zu  einem  der  beliebtesten  Lehrer ,   wogegen  die  praktische 
Ausübung  der  Medicin  und  der  klinische  Unterricht  seinen  Neigungen  nicht  ganz 
entsprach,  daher  er  denselben  seinen  Gehilfen  mehr,  als  sonst  üblich  ist,  überliess. 
Sein  Lehrbuch  der  gerichtlichen  Medicin,  das,  wie  erwähnt,  10  Auflagen  erlebte^ 
seine  gesammelten  „Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Medicin; 
als  Erläuterung  zu  dem  Lehrbuche  dtr  gerichtl.  Medicin**  (Bd.  I — IV,  Bamberg 
1815—20;  2.  Aufl.  1822—24;  3.  Aufl.  1830),  sdne  „Zeüschrrß'ßir  die  Staats- 
arzneikunde" (seit  1821  in  22' Jahrgängen  von  ihm  herausgegeben),  waren  in  den 
Händen  aller  Gerichtsärzte  und  vieler  praktischer  Juristen.    In  diesem  Zweige  des 
Wissens   waren    seine  Arbeiten  Epochemachend   und   die  juristische  Facultät    der 
Universität  ertheilte  ihm,    um    dieser  Verdienste  willen,    das  Doctor- Diplom.    Von 
anderweitigen  Arbeiten,    die    in   Zeitschriften    erschienen    und    hauptsächlich    die 
gerichtliche  Medicin   betrefi'en,   führen    wir   noch    an   zunächst   seine   erste  selbst- 
ständige Arbeit  auf  diesem  Gebiete:   „Revision  der  Lehre  von  der  Lungen-  und 
Athemprobe**  (1811;    umgearbeitet    und    erweitert    1816)   —    „Prüfende   Ueber- 
sieht   des  jetzigen  Zustandes   der   gerichtlichen    Medicin*^    (1^17,  18,  20)  — 
„Bemerkungen  über   die   älteren    und  neueren  JEintheilungen  der   Verletzungen 
nach   ihrer   Lethalität*"    (Kopp's   Jahrb.    der   Staatsar zneik. ,    1813)   —    „üeber 
die  gerichtlich-medicinische  Beurtheilung  der  Vergiftungen*^  (Ebenda  1814)  — 
;,  Leber    die    zweifelhaften     physischen    Zustände     bei    Gebärenden**    (Nassb's 
Zeil  sehr,    für   psych.    Aerzte,    1819)    —    „Fortgesetzte   Erörterungen   über   die 
Beweiskraft   der   Lungen-    und  Athemprobe**    (Hbnk£*s   Zeitschr. ,    1821)    und 
zahlreiche  andere,  z.  B.  über  Mania  sine  delirio,  Begriffsbestimmung  der  Tödtlich- 
keit  der  Verletzungen,   gerichtsärztliche  Beurtheilung   der  Spätgeburten,    Lebens- 
fllhigkeit   der  Frühgeburten ,    die   Obduction   begtabener   und   faulender  Leichen, 
Zurechnungsfähigkeit  u.  s.  w.    Sein  Tod  erfolgte  am  8.  August  1843     kurze  Zeit 
vor   der    lOOjäbrigen   Jubelfeier   der   Universität  Erlangen.    —    Ein    Feind    alles 
Heimlichthuens  und  allen  falschen  Scheines,  von  durchaus  wohlwollender  Gesinnung, 
eine  Ehrfurcht  gebietende  Persönlichkeit,  trat  er  einem  Jeden  offen  und  entschieden, 
aber  immer  in  edler  und   freundlicher  Gemessenheit  entgegen.    Auf  dem  vor  ihm 
noch    wenig    bebauten    Gebiete    der   Staatsarzneikunde    fand   er    für    seine    feine 
Auffassungsgabe  und  bei  seinem  regen  Interesse   für  Gesetzgebung  und  Staatsver- 
waltung freien  Spielraum.  Er  stellte  sich  vor  Allem  die  Aufgabe,  den  rechtlichen 
Zweck,  für  den    die  ärztliche  Erfahrung  in  Anwendung  kommen  sollte,  klar  und 
scharf  hervorzuheben  und  suchte  namentlich  der  Theorie  der  gerichtlichen  Medicin 
eine   möglichst   formelle  Ausbildung   zu   geben.     Dies   gelang  ihm   im   Laufe    der 
Jahre   derart,    dass    Reine   Schriften    sich   fast   noch   mehr   der  Anerkennung    der 
praktischen  Rechtsgelehrten,  als  der  Gerichtsärzte  erfreuten.    Seine  Stärke  lag  eben 
in  der  klaren  AuffasHung  und  Anwendung  der  medicinischen  Erfahrung  fttr  Staats- 
zwecke und  seine  amtlichen  Relationen  und  Gutachten  waren  Muster  von  Würde, 
Klarheit,  Einfachheit.    Wenn  auch  die  Späteren ,  die  auf  seinen  Schultern  stehen, 
und  die  vielleicht  über  ein  unendlich  viel  grösseres  Beobachtungsmaterial  verfügten, 


r 


* 


HBNKE.  —  HENLE.  151 

Vieles  an  seinen  Ansohaanngen  nnd  Doctrinen  auszusetzen  hatten,  so  muss  er  doch 

ils  der  Begrfinder  der  auf  wissensehaftüche  Prindpien  basirten  neueren  gerichtlichen 

Mediein  in  Deutsohland  angesehen  werden. 

Neuer  Nekrolog  der  Deütsehexi.  1843,  Jahrg.  21,  II,  pag.  728.  —  Rnd.  Wagner, 
EriBnemDgen  an  Dr.  Ad.  H.  Biographische  Skizze  von  seinem  Schwiegersohne,  in  Henke's 
Zeitsefar.  iür  die  Staatsarzneiknnde.  XLVm,  1844,  pag.  1.  ~  Callisen,  VIU,  pag.  337; 
XXVm,  pag.  471.  ^ 

*  Henke,  Wilhelm  H.,  zu  Jena  am  19.  Juni  1834  geboren,  studirte 
in  Marburg,  G(}ttingen,  Berlin,  Utrecht  (romehmlich  bei  Henle,  Rosbr  und 
DONi)EBS\  wurde  1857  promovirt  und  wirkte  dann  als  Professor  der  Anatomie  in 
Rostock  von  1865 ,  in  Prag  von  1872,  in  Tübingen  von  1875  ab.  Sein  bekanntestes 
und  grösstes  Werk  ist  das:  „Handbuch  der  Anatomie  und  Mechanik  der 
ÖcJ^nfcc'' (Leipzig  1863).  Ausserdem:  y^Topographiache  Anatomie  des  Menschen** 
(Atlas  und  Lehrbuch,  Berlin  1879 — 1883)  —  „Die  Menschen  des  Michel 
Angelo  im  Vergleich  mit  der  Antike**  (Rostock  1871).  —  Endlich  bearbeitete 
H.  die  Anatomie  des  Kindesalters  in  Gerhakdt's  Handbuch.  Wernicli 

Henle,  Friedrich  Gustav  Jacob  H.,  einer  der  bedeutendsten 
Anatomen  und  Pathologen,  wurde  geboren  zu  Fürth  in  Franken  am  19.  Juli  1809. 
Seine  Studien  machte  er  von  1827 — 1832  an  den  Universitäten  Bonn  und  Heidel- 
berg, an  ersterem  Orte  besonders  unter  Johannes  Müller,  der  ihn  zu  seinen 
LiebÜngsschfllem  zählte.  Er  promovirte  am  4.  April  1832  mit  der  Inaog.-Diss. : 
„De  membrana  pupillariy  aliisque  oculi  memlranis  pellucerttibus"  (Bonn  1832, 4.). 
In  der  Folge  besuchte  er  mit  JoH.  Müller  zusammen  Paris,  wo  namentlich  in 
den  Sammlungen  des  Jardin  des  plantes  Studien  Aber  die  Anatomie  der  Fische 
gemacht  wurden,  und  ging  darauf  zur  Absolvirung  der  Staatsprüfungen  nach  Berlin. 
Als  Job.  Müller  kurze  Zeit  später  nach  Berlin  berufen  wurde,  trat  H.  (1834) 
als  Prosector  bei  ihm  ein.  Seiner  Habilitation  stellten  sich  politische  Hindemisse 
in  den  Weg,  insofern  er  wegen  Betheiligung  an  der  Bonner  Burschenschaft  1835 
verhaftet  und  längere  Zeit  in  der  Hausvoigtd  in  Berlin  gefangen  gehalten  wurde. 
Aach  nach  seiner  Begnadigung,  die  er  .wesentlich  dem  Einflüsse  A.  v.  Homboldt's 
verdankte,  wurden  die  Schwierigkeiten  Licht  sofort  geebnet,  so  dass  er  erst  1837 
die  Venia  legendi  mit  seiner  berühmten  Habilitationsschrift:  „Symbolae  ad  ana- 
tomiam  villorum  intestinalium  inprimis  eorum  epithelii  et  vasorum  lacteorum** 
erlangen  konnte.  H.'s  Aufenthalt  in  Berlin  fiel  in  eine  seltene  Zeit,  in  die  Zeit 
der  Umgestaltung  unserer  gesammten  biologischen  Anschauungen  durch  Schleiden's 
und  Schwann's  Zellenlehre.  Um  so  fruchtbringender  wurde  diese  Zeit  fttr  H.,  als 
er  mit  den  beiden  genannten  Männern  persönlich  bekannt  und  befreundet  war 
nnd  zugleich  gemeinsamer  Arbeit  mit  Joh.  Müller,  der  damals  eben  in  seiner 
fmchesten  Kraft  nach  Berlin  berufen  war,  sich  erfreute.  Als  Docent  war  H.  nur 
noch  zwei  Jahre  in  Berlin  thätig  (1838 — 1840).  Er  wurde  dann  1840  als  Professor 
der  Anatomie  nach  Zürich  berufen,  woselbst  er  später  auch  noch  die  Physiologie 
lehrte.  1841  erschien  von  Zürich  aus  das  Werk,  welches  H.  schnell  einen  Weltruf 
verschaffte  und  ihm  diesen  auch  für  alle  Zeiten  erhalten  wird,  seine:  „Allgemeine 
Anatomie*^  (Leipzig  1841).  In  Zürich  gründete  H.  mit  seinem  Freunde,  dem 
Kliniker  Pfeüfer,  1844  die  „Zeitschrift  für  rationelle  Mediein**,  welche  bis 
1869  —  nach  Pfedfer's  Tod  —  fortgeführt  wurde  und  neben  Joh.  Müller's, 
später  Reichkrt*s  und  Du  Bois-Reymond's  Archiv  und  Virchoav's  Archiv  zu  den 
angesehensten  Publicationen  ihrer  Art  gehörte.  —  Schon  1844  verliess  H.  Zürich, 
um  als  zweiter  Professor  der  Anatomie,  neben  Tiedemann,  in  Heidelberg  zu  wirken ; 
er  las  dort  auch  über  Physiologie  und  Anthropologie  und  erhielt  1849,  in  welchem 
Jahre  Tiedemann  seine  Emeritirung  nachsuchte,  die  Direetion  der  anatomischen 
Anstalt.  —  Seit  1852,  nach  des  älteren  Langenbeck's  Tode,  wirkte  H.  bis  zu 
seinem  am  13.  Mai  1885  erfolgten  Hinscheiden  als  Professor  der  Anatomie  und 
Direetor  der  anatomischen  Anstalt  in  Göttingen,  bis  zu  seinem  Lebensende  körperlich 


152  HENLE. 

wie  geistig  frisch,  rüstig  und  tfaätig;  seine  letzte  Publication :  y^Das  Wachsthum 
des  menschlichen  Nagels  und  des  Pferdehufs*^];  (4.,  m.  6  TaflF.)  datirt  vom 
8.  November  1884.  Reiche,  wohlverdiente  Ehren  nnd  Anerkennungen  Seitens  der 
Regierung,  der  Universitäten  und  gelehrten  Körperschaften,  sowie  Seitens  der 
Studirenden  wurden  ihm  zu  Theil.  Nach  Jon.  Müller's  Tode  (1858)  wurde  er 
nach  Berlin  berufen,  lehnte  jedoch  ab.  Von  der  kgl.  preussischen  Regierung 
erhielt  er  später  den  Titel  eines  Geh.  Ober-Medicinalrath  und  hohe  Orden.  Nach 
Wöhler's  Ableben  wurde  er  ständiger  Secretär  der  kgl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zu  Göttingen;  kaum  eine  gelehrte  Gesellschaft  war,  die  es  sich  nicht 
zur  Ehre  angerechnet  hätte,  ihn  zum  Mitgliede  zu  haben.  Die  Universität 
Breslau  ertheilte  ihm  die  philosophische,  Edinburg  die  juristische  Doctorwflrde.  — 
Die  grosse  Bedeutung  H.'s  wurzelt  in  zwei  Dingen :  in  seiner  eminenten 
Thätigkeit  als  Forscher,  Kritiker  und  Schriftsteller,  dann  als  Lehrer  durch  die 
ausserordentlich  anregende  Wirkung  seines  vortrefflich  geordneten,  lebendigen  nnd 
geistreichen  Vortrages.  Als  Forscher  hat  er  die  medicinische  Wissenschaft  mit  zahl- 
reichen ,  zum  TheU  fundamentalen  Entdeckungen  bereichert  und  selbst  da ,  wo  er 
irrte ,  war  doch  sein  Irrthum  fast  jedesmal  die  Quelle  zu  neuen  Anregungen,  die  zur 
Wahrheit  führten,  so  sehr  verstand  er  es,  die  Punkte  herauszufinden  und  zu  be> 
tonen,  auf  die  es  gerade  ankam ,  die  Lücken  aufzudecken ,  die  den  Vorgängern  und 
Zeitgenossen  entgangen  waren,  auf  selbst  ferne  Ziele  mit  richtigem  weiten  Forscher- 
blick klar  hinzuweisen.  Als  Beispiele  des  Gesagten  dienen  die  Entdeckung  des 
Cylinderepithels  des  Darmcanals  und  die  Feststellung  der  Grenzen  und  der  Ver- 
breitung der  verschiedenen  Epithelien  im  thierischeu  Organismus,  sowie  des 
Zusammenhanges  aller  verschiedenen  Epithelformen,  des  Verhaltens  der  centralen 
ChyluBgefäBse ,  der  inneren  Wurzelscheide  des  Haares,  der  umspinnenden  Fasern, 
die  erste  genauere  Schilderung  des  feineren  Baues  der  Hornhaut,  die  Entdeckong 
des  Epithels  (Endothels)  der  Blutgefässe,  der  gefensterten  Gefilssmembranen ,  der 
Leberzellen  (gleichzeitig  mit  Purkinje),  der  nach  ihm  (HENLB'sche  Schleife)  be- 
nannten schleifenfbrmigen  Umbiegung  der  Nierencanälchen ,  des  ausschliesslichen 
Vorkommens  von  Zapfen  in  der  Fovea  centralis,  beziehungsweise  Macula  lutea 
der  Netzhaut  u.  A.  Seine  „Allgemeine  Anatomie"  und  seine  ,, Systematische 
Anatomie^  (3  Bde.,  Braunschweig,  3.,  bezw.  2.  Aufl.  1871 — 1879)  zeigen  fast 
auf  jeder  Seite  mehr  oder  weniger  erhebliche  neue  Funde ;  ausserordentlich  reich 
an  solchen  ist  namentlich  die  Bänderlehre ;  man  lese  z.  B.  die  Capitel :  Bänder 
der  Wirbelsäule,  Hand-  und  Fussgelenke  u.  A.  nach.  Abgesehen  aber  von  diesen 
Funden,  die  übrigens  nur  einen  Theil  dessen  umfassen,  was  wir  ihm  an  neuen 
Thatsachen  verdanken  —  denn  man  kann  kaum  ein  Organ  unseres  Körpers  nam- 
haft machen,  das  nicht  in  der  heute  üblichen  Beschreibung  vielfache  Spuren 
H. 'scher  Arbeit  an  sich  trüge  —  ist  nun  aber  die  Gesammtdarstellung ,  welche 
er  sowohl  der  allgemeinen,  wie  der  descriptiven  Anatomie  gegeben  hat,  eine 
wahrhaft  umgestaltende  zu  nennen.  Die  Grundlagen  der  Disciplin,  welche  wir 
heute  „allgemeine  Anatomie''  nennen,  und  welche  sich  nach  Schwann  und  Schleiden 
in  Vielem  anders  zu  geben  hatten,  als  es  zu  Bichat's  Zeiten  möglich  war,  sind 
mit  festen  Zügen  von  H.  gezeichnet  worden;  noch  heute  ist  das  fast  vor  einem 
halben  Jahrhundert  geschriebene  Werk  nicht  veraltet  und  wird  auch  nicht  veralten. 
Auch  das  Werk ,  welches  er  als  letztes  und  grösstes  Vermächtniss  hinterliess ,  die 
systematische  Anatomie ,  bildet  einen  ähnlichen  Markstein  in  der  Literaturgeschichte 
der  Medicin.  Es  ist  nicht  für  das  Tagcebcdürfniss  und  nicht  in  usum  Delphini 
geschrieben;  es  ist  vielmehr  die  Zusammenfassung  unserer  descriptiv-anatomischen 
Kenntnisse  in  der  höchsten  wissenschaftlichen  Form,  wie  sie  zur  Zeit  erreichbar  war. 
Mit  getreuer  und  genau  in's  Einzelne  gehender  Darstellung  der  Thatsachen  verbindet 
sich  überall  die  geistvollste,  den  gewaltigen  Stoff  völlig  beherrschende  und  ordnende 
Auffassung.  Und  es  ist  auch  nicht  gering  anzuschlagen,  dass  H.  in  der  reinen  Form 
der  Beschreibung,  wie  z.  B.  in  der  Nomenclatur  der  Axen  und  Ebenen  des  Körpers, 
sowie   in   vielem  Anderem,    vortheilhaft   reformirend    aufgetreten  ist;    viele    seiner 


HENLE.  •  153 

luerauf  bezflglichen  Vorschläge  sind  bereits  von  allen  gebildeten  Nationen  aceeptirt 
worden.  —  In  den  ersten  Jahren  seiner  Thfttigkeit  hat  sieh  H.,  wesentlich  beeinfiusst 
wohl   durch   JOH.   Müller,    auch   zootomischen  und    rergleichend    anatomischen 
Arbeiten    mit    namhaftem  Erfolge   zugewendet.     Abgesehen   von  dem  grossen,   La 
Gemeinschaft  mit  Müllbb  herausgegebenen  Werke:    „St/stenuztüche  Beschreibung 
der  PlagiosUyinen"    (Berlin    1841),    besitzen    wir  von    ihm    Abhandlungen    über 
N a r e i n e ,  welche  Rochengattung  von  ihm  aufgestellt  wurde,  über  Enchytraeus, 
über  Acarus  foiliculorum,  beide  vielbesprochenen   und  bearbeiteten  Species 
TQQ  ihm  entdeckt,  dann  über  die  vergleichende  Anatomie  des  Kehlkopfs, 
über  Brauch  iobdella  und  die  Geschlechtsorgane  der  Anneliden  und  Schnecken. 
Bedeutenderen  Einfluss  übte  H.  jedoch  auf  dem  Gebiete  der  Pathologie.    Seine 
Arbeiten  über:  „Schleim-  und  Eäerhildung"  (Berlin  1838,  besonders  abgedruckt 
aas  Hüfeland's  Journal,  Mai  1838),  femer  seine:  „Pathologischen  Untersuchungen*' 
(B^lin  1840)  und  vor  Allem  sein  grosses  „Handbuch  der  rationellen  Pathologie^ 
(2.  Bde.,    Braunschweig    1846 — 1853),    griffen   mächtig   in   die   Bewegung    ein, 
welche  in  der  Medicin  um  diese  Zeit  sich  geltend  machte   und   als  die  natürliche 
Folge  des  Einbrechens  der  mächtig. geförderten  mikroskopischen,   chemischen  und 
physiologischen  Studien,  sowie  des  Aufschwunges  der  pathologischen  Anatomie  zu 
erachten  ist.     H.'s  universeller  Geist   suchte   die   in  überwältigender  Fülle  vorge- 
fahrten  neuen  Thatsachen   auf  allen  diesen  Gebieten    zu   verknüpfen  und  für  die 
theoretische  Erkenntniss   solcher  Vorgänge ,    wie  Entzündung  und  Fieber ,  für  die 
Aetiologie   und    Symptomatologie   der  Erankheitsprocesse ,  zu  ve^werthen.     Es  ist 
dies  ein  Grundzug  seines  Wesens ,  der  überall ,  selbst  bei  seinen  kleinsten  Arbeiten, 
hervortritt.     Man  kann  nur  anerkennen ,  dass  die  „rationelle  Medicin^',  wie  er  und 
Pfedfeb   die   von    ihnen   verfochtene   Auffassung   der  medicinischen  Wissenschaft 
nannten,    ihre   guten   Früchte   getragen  hat,    wenn    sie  auch  oft  der  Empirie  zu 
weit  vorausgeeilt   ist,   und  so  zu  Irrthümern  führen  musste.  —  Um  noch  einiges 
Thatsächliche    aus  der  hochbedeutenden  Wirksamkeit  H.'s  auch  auf  pathologischem 
Gebiete   anzuführen,    so    sei  namentlich   der   Schrift   über   „Schleim-  und  Eiter- 
mdung**  (Berlin  1838)  gedacht,   in  welcher  der  Zusammenhang  der  Catarrhe  mit 
Exanthemen    und    beider    wieder   mit    dem   Entzündungsprocesse   dargelegt    wird, 
weiterhin   der   berühmten   Abhandlung   in   den  „Pathologischen  Untersuchungen" : 
„üeber  Miasmen    und    Contagien   und   von  miasmatisch-contagiösen  Krankheiten", 
in  welcher  in  äusserst  scharfsinniger  und  consequenter  Weise   der  Beweis  für  die 
parasitäre  Natur  der  genannten  Krankheiten  angetreten  wird.   Bekannt  sind  ferner 
die  Folgerungen,  welche  H.  aus  anatomischen  Daten   für  die  Erklärung  gewisser 
pathologischer  Erscheinungen  zog ;  so  führt  er  mit  Anderen  (Rat.  Pathologie,  II  a, 
pag.  426)  die  vorwiegende  Häufigkeit  der  linksseitigen  Varicocele  auf  das  für  den 
Blntstrom   ungünstige   rechtwinkelige  Einmünden  der  Vena  spermatica  sinistra    in 
die  Vena  renalis,    die  grössere  Häufigkeit  linksseitiger  Intercostal-Neuralgien  auf 
die  ungünstigeren  Verhältnisse  der  Vena  hemiazygos  zurück ,  welche  ihr  Blut  erst 
auf  dem  Umwege  der  Vena  azygos  in's  Herz  ablassen  könne  (vergl.  Rat.  Patho- 
logie, Bd.  IIb,  pag.  136;  Zeitschr.  f.  rat.  Med.,  Bd.  IV,  pag.  434).    Als  Kritiker 
zeigte  sich  namentlich  H.  in  seinen  „Jahresberichten**^    die    er  zunächst  in  JOH. 
Mülleb's  Archiv  und  in  dem  CANSTATT'schen  Werke,   später  —  bis  1871  ein- 
schliesslich  —   in  Verbindung   mit   seiner  Zeitschrift   und  mit  Unterstützung  von 
Ebferstein    und  namentlich  Meissner   (für  Entwicklungsgeschichte   und  Physio- 
logie) herausgegeben    hat.     Eine    Zeit  lang   zog    er   auch   die  Pathologie  hinein, 
später  beschränkte  er  sich  auf  die  allgemeine  und  descriptive  Anatomie.    In  vieler 
Beziehung  haben  diese  Berichte  sich  als  förderlich ,  anregend  und  sichtend  erwiesen 
mid  man  darf  auch  hier  wohl  sagen ,    dass    sie  zu  den  besten  gehören ,    die  wir 
haben.     Endlich   sei   noch    der    „Anthropologischen    Vorträge**    (Heft  1  und  2, 
Braunschweig)  gedacht ,    welche  H.  nach  Vorträgen ,    die   er  vor  einem  grösseren 
Pnblicum  gehalten  hatte,    drucken    Hess.     Sie   zeigen   uns  in  bestechender  Form, 
wie  er  in  geistreicher  Weise  den  einfachsten  Vorgängen    des  täglichen  Lebens  die 


154  HENL^.  —  HENNE. 

interessantesten  Seiten  abzugewinnen  verstand.     Auch   sie   gehören  jedenfalls  mit 
zu  dem  Besten,  was  unsere  Literatur  auf  diesem  Gebiete  aufzuweisen  hat.  —  Die 
Bedeutung  H.'s  als  Lehrer  ist  eine  hoch  hervorragende.     Jeder,  der  den  Vorzug 
hatte,  ihn  hören  zu  können,  wird  zustimmen,   dass   er   unter   die    vorzüglichsten 
Docenten  zu  stellen  sei,  die  Deutsehland  aufzuweisen  hat.  —  Ausser  den  bereits 
aufgeführten  Schriften  H.'s  sind  noch  folgende  hier  zu  erwähnen:  „Medicinische 
Wissenschaft  und  Empirie''   (Zeitschr.  f.  rat.  Med.,  1844)    —    „  Ueber  Tonus, 
Krampf  und  Lähmung  der  Bronchien   und  vier  Expectoration''  (Ebenda)  — 
„  lieber  die  Haarsackmilbe**  (Beobachter  aus  der  östlichen  Schweiz,  1847)  —  »LHe 
Röhrengeschwulst    (Siphonoma),     eine   neue   Art  pathologischer    Geschwülste" 
(Zeitschr.  f.  rat.  Med.,  Bd.  III)  —  ;,  üeber  Narcine,  eine  neue  Gattung  elektrischer 
Rochen,   nebst   einer  Synopsis  der  elektrischen  Rochen*'  (Berlin  1834,  4.)  — 
„  Ueber    die    Gattung    Branchiobdella    und    über    die    Deutung    der    inneren 
Geschlechtstheile  beiden  Anneliden  und  hermaphroditischen  Schnecken**  (Mülleb's 
Archiv,   1835)  —  „Ueber  Enchytraeics,  eine  nsue  Anneliden- Gattung**  (Ebenda, 
1837)  —  „Untersuchungen  über  die  Milch**  (Frordep's  Neue  Notizen,  1838)  — 
;,  Vergleichend  anatomische  Beschreibung  des  Kehlkopfs  mit  besonderer  Betnick- 
sichtigung  des  Kehlkopfs  der  Reptilien**  (Leipzig  1839)  —  „  Ueber  das  Gedacht- 
niss   in    den   Sinnen**    (Caspee's  Wochenschrift,    1839)  —  „Ueber  den  Muse, 
spinalis  cervids  des  Menschen**  (Müllee's  Archiv,  1837)  —  „  Ueber  die  Aus* 
breitung   des   Epithelium   im   menschlichen  Körper**    (Ebenda,  1838)  —  »Be- 
merkungen zur  Anatomie  der  Retina**  (Ebenda  1839)  —  ;,  Ueber  die  Structur 
und   Bildung   der    menschlichen  Haare**    (Fhoriep's   Neue  Notizen,   1840)  — 
„  Ueber  die  Padni^ sehen  Körperchen**  (mit  Köllikeb  zusammen ;  Zürich  1844, 4.)  — 
f,  Versuche  und  Beobachtungen  an  einem  Enthaupteten**  (Zeitschr.  f.  rat.  Med«, 
Neue  Folge,  1852)  —  „Ein  Fall  von  angeborener  Spalte  der  Clitoris**  (2.  Reihe 
der  Zeitschr.  f.  rat.  Med.,  Bd.  VI)  —  „Zur  Anatomie  der  geschlossenen  (lenti- 
culären)  Drüsen  oder  Follikel**  (Zeitschr.  f.  rat.  Med.,  3.  R.,  Bd.  VIII,  1860)  — 
„Zur  Anatomie   der   Thränenwege   und   zur  Physiologie  der  Thränenbildung** 
(Ebenda,   1865)  —  „Ueber  da^  Gewebe  der  Nebenniere  und  der  Hypophysis** 
(Ebenda ,    Bd.  XXIV)    —    „  Ueber   die   sogenannte  Bindesubstanz   der  Central- 
Organe  des  Nervensystems**  (zusammen  mit  Mbbkel,  Ebenda,  3.  Reihe,  Bd.  XXXIV) 
—  ;,  Ueber  den  Mechanismus  der  Ereciion**  (Ebenda,   3.  R.,  Bd.  XVIII,  1863)  — 
„Ueber' das  cavernöse  Gewebe**     (Göttinger  Nachrichten  1863),  —   „Ueber  die 
Cov>per  sehen  Drüsen**  (Ebenda,  1863)  —  „  Ueber  den  Bau  und  die  Functionen 
des  mtnschlichen   Oviducts**    (Ebenda,    1863)    —    „Zur  Anatomie  der  Niere** 
(Abhandlungen    der   Gesellschaft   der  Wissensch.    zu   Göttingen,    1863)   —   „Zur 
Anatomie  der  Krystalllinse**   (Ebenda    1878,   Fol,)  —    »^wr    Entwicklung   der 
Krystalllinse    und    zur    Theilung    des  Zellkerns**     (Archiv    f.    mikr.   Anatomie, 
Bd.  XX,  1883). 

Vossische  Zeitung.  Nr.  224,  18?5.  —  Beilage  zur  Allg.  Zeitung.  Nr.  147,  1885.  — 
reutsche  medic.  Wochenschrift.  1885,  Nr.  27.  Waldever 

Herne,  Ernst  Ludwig  August  H. ,  zu  Königsberg  i.  Pr. ,  war  an 
dortiger  Universität  Prof.  e.  o.  der  Geburtshilfe,  Director  des  Hebeammen-Instituts, 
Medicinal- Assessor  des  Medicinal-Collegiums  der  Provinz  Preussen.  Er  starb,  erst 
41  Jahre  alt,  zu  Dresden  am  6.  Juni  1830.  Er  hatte  pro  venia  legendi  und 
pro  loeo  prof.  extr.  verfasst:  „De  hysterorrhagia  gravidarum^  parturientum  et 
puerperarum**  (Königsberg  1823,  4)  und  gab  heraus  zusammen  mit  W.  ReK£R: 
„Bericht  über  das  k.  Klinikum  der  Universität  Königsberg  i,  Pr,**  (Kopp's 
Jahrbb. ,  1815)  —  „Die  Entbindungsanstalt  zu  Königsberg  i.  Pr,**  (Ebenda)  — 
„Ein  Beitrag  zur  acuten  G ehirnicassersucht**  (Hüfeland's  Journal,  1816);  femer 
in  Siebold's  Journal  der  Geburtsh.,  1816;  1828):  y^Nachrichten  über  die  Ent- 
bindungsanstalt zu  Königsberg  in  Pr.**  —  ^Geöchichte  eines  Kaiserschnittes, 
ohne  Lehetisrettiing  der  Mutter^   —    ^ Seeale   coniutum  hei  Wehenschwädie  aus 


HENNE.  —  HENNEN.  155 

Manie  der  Gebärmutter  und  Opium  bei  dem  Sheumatiamua  uteri"  u.  s.  w. ;    in 
Caspeb's  Repertorium  (1826):   „Notiz  über  Leitung  der  Geburtswehen." 

C  a  1 1  i  8  e  n ,  XXVIII,  pag.  475.  G. 

Heimemaim,  Wilhelm  Johann  Conrad  H.,  zn  Schwerin  in  Mecklen- 
burg, war  daselbst  1755  geboren,  promovirte  1778  in  Göttingen  mit  der  Diss. : 
„De  nerds  pelvia  et  gtnitalium  aexus  potioris"^  hielt  dort  Vorlesungen ,  zu  denen 
er  ein:  „Progr,  primae  lineae  nosologiae  morborum  animalium"  verfasste,  war 
sodann  praktischer  Arzt  in  Schwerin,  ELreisphysicus ,  Amtsmedicus,  Sanitätsrath 
1786,  Hebeanmienlehrer  und  Hospitalarzt  1801,  wirklicher  Leibmedicus  1808  und 
starb  am  23.  September  1822.  Er  hatte  in  der  frühesten  Zeit  seiner  Wirksam- 
keit heransgegeben :  „Sammlung  der  neuesten  Schriften  über  die  Vieharsmei- 
Wissenschaft"  (Bd.  I,  Stendal  1783,  86)  und  eine  üebersetzung  von  H.  Vitbt's 
Yieharzneikunst  (Ebenda  }785,  86). 

Blanck,  pag.  91.  '  G. 

Hennemann,  Wilhelm  H. ,  zu  Schwerin,  daselbst  am  7.  October  1786 

geboren,    studifte    von  1805  an  in  Halle  und  Göttingen,    wo    er    1808  mit  der 

Diss. :    „De   corneae   morbis"   promovirte.     Er   wurde    darauf   praktischer    Arzt 

in  Schwerin,    1815    Hofmedicus,    1825    Obermedicinalrath ,    1837    Leibarzt   des 

Grossherzogs  Paul  Friedrich,  1840  Geh.  Medicinalrath.     Seine  ersten  Publi- 

cationen  finden  sich  in  Wolfart*s  Jahrbb.  für  den  Lebensmagnetismus  (1819,  20): 

„Gallerte   lebens-magnetischer   Heilversuche"    —    „Das   verdeckte  magnetische 

Leitungsverkältniss"  ;  ferner  in  Hdfeland's  Journal  (von  1823  an)  nnd  in  Rust's 

Magazin  (1824  ff.)  eine  Anzahl  von  Aufsätzen,  von  denen  wir  anführen:  „Auch 

ein  paar  Bemerkungen  über  den  medicinischen  Blutegel ;    nebst  Angabe  eines 

zur  Schliessung  von  Blutegelwundeh  geeigneten  einfachen  Compreisoriums"  — 

„Eine  neue   Weise,    den    Badeschwamm  zum    Vaginaltampon  zuzurichten"  — 

„Medicinisch- chirurgische  Beobachtungen   und   Ben.erkungen,"    In   den  Jahren 

1830,  31  gab  er  heraus:   „Beiträge  mecklenburgischer  Aerzte  zur  Medicin  und 

Chirurgie" ;  ferner:    „Wöchervtliche  Mittheilungen  aus  den  neuesten  selbatstän- 

digen    Schriften   und   sonstigen    Verhandlungen    über   die   asiatische  Cholera" 

(Kostock  und  Schwerin  1832)  —   „Epiglottitis  chronica  exsudaloria,  als  bisher 

übersehene  Bassion  der  Respiratv,nsorgane"  (Schwerin  1839)   —   „Ueber  eine 

Reihe  subcutaner  Operationen"  (Rostock  und  Schwerin   1843).    Weitere  Aufsätze 

finden  sich  noch  in  Casper's  Wochenschrift  (1836,  41),  darunter:    „Ueber  das 

Ausziehen    in-  die    Weichgebilde    eingedrungener   Angelhaken    und    ähnlicher 

Körper" y  sowie  im  Mecklenburg,  med.  Conversationsblatt  (1840)  u.  s.  w.  Er  starb 

am  18.  Juli  1843.    Seine  Witwe  überwies  den  Aerzten  Schwerins  seine  Bibliothek 

nnd  InstrumentensammluDg  zu  ihrer  Benutzung    und   legte  dadurch,    sowie  durch 

eine    Schenkung    von    2000    Thalern    den    Grund   zu   der  „Henne mann'schen 

Stiftung^^.  —  H.  wandte  sich,  bei  seiner  umfassenden  allgemeinen  und  medicinischen 

Bildung,  allen  Zweigen  der  Heilkunde  mit  gleicher  Liebe  zu,  war  namentlich  auch 

ein  geschickter  Operateur,  der  die  damalige  neueste  chirurgische  Errungenschaft, 

die  subcutanen  Operationen,  mit    Glück    auszubilden    verstand.    Seine  unablässige 

Theilnahme  an  den  Fortschritten  der  Wissenschaft,    sein    feiner  praktischer  Tact, 

seine  Zuversicht  einflössende  Persönlichkeit ,  seine  Liebenswürdigkeit  gegen  Patienten 

nnd  Gollegen  machten  ihn  nicht  nur  zu  dem  beliebtesten  und  beschäftigtesten  Arzte 

Schwerins,  sondern  auch  zu  einem  sehr  glücklichen. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  21,  18J3,  H,  pag.  654.  —  Blanck,  pag.  126.  — 
Callisen,  YHI,  pag.  352;  XXVIII,  pag.  476.  G. 

Hennen,  John  IL,  berühmter  englischer  Militärarzt,  war  zu  Castlebar 
(Gfsch.  Mayo)  in  Irland  am  21.  April  1771)  als  Sohn  eiues  Arztes  geboren, 
besuebte,  nach  kurzer  Lehrzeit  bei  seinem  Vater,  1795  Vorlesuugeu  in  Dublin, 
ging  im  folgenden  Jahre  nach  Ediuburg,  wo  er  seine  Studien  vollendete  und  1798 
das  Diplom  des  Royal  College  of  Surg.  erlangte.    Er  trat  in  demselben  Jahre  als 


156  HENNEN.  —  HENNIG. 

Assistant-Snrgeon  in  die  Miliz,  1800  in  ein  Linien-Regiment,  mit  dem  er  nach  Malta 
ging  und  kam  nach  mehrfachem  Wechsel  der  Garnisonen  Malta,  Gibraltar,  Irland, 
1807  mit  seinem  Regiment  nach  Portugal  unter  Sir  A.  Wellesley  (Wellington), 
war  1809  in  dem  von  Soult  bombardirten  Cadiz  und  machte  den  ganzen  Halbinsel- 
Krieg  mit  grosser  Auszeichnung  mit.  Durch  die  Notizen,  die  er  während  desselben 
übjßr  alle  wichtigen  YorkommniBse  sich  gemacht  hatte,  legte  er  den  Grund  zu  seinem 
späteren  berühmten  Werke  über  Kriegs-Chirurgie.  1812  wurde  er  Staff-Surgeon  und 
fuhr  fort,  durch  seine  glänzenden  Eigenschaften  und  durch  seine  Geschicklichkeit  als 
Operateur  sowohl  in  den  Kämpfen  als  in  Hospitälern  bis  1814  vortreffliche  Dienste  zu 
leisten.  In  diesem  Jahre  zog  er  sich  auf  Halbsold  nach  Dumfries  zurück,  wurde  aber 
1815  wieder  zu  actlvem  Dienst  einberufen,  entwickelte  nach  der  Schlacht  von 
Waterloo  seine  von  früher  her  bekannte  Energie  und  trug  durch  seine  trefflichen 
Anordnungen  wesentlich  zur  Linderung  des  Elendes  bei  den  Tausenden  von  Ver- 
wundeten von  Freund  und  Feind  bei.  Im  Herbst  1815  wurde  er  zum  Deputy 
Inspector  of  Hospitals  ernannt  und  dem  Home-Staff  in  Portsmouth  beigegeben, 
wo  er  Müsse  zur  Abfassung  seines  trefflichen  Werkes  fand ,  das  zuerst  u.  d.  T. : 
„Ohservations  ort  some  tmportant  pointa  in  ihe  praötice  of  milüary  surgpry, 
and  in  the  arrangement  and  police  of  hospitals.  lllustr.  by  cases  and  dissec- 
tions^  (Edinburg  1818;  deutsche  üebersetzungen  von  W.  Sprengel,  Halle  1800; 
Chir.  Handbibl.  Bd.  III,  Weimar  1822),  später  unter  dem  veränderten  Titel: 
„Principles  of  the  military  surgery^    comprising  observations   on  the  arrange- 

ments  y    police   and   practice    of  hospitals, illustrated    with   cases    and 

dissections"  (3.  edit.  „with  the  life  of  the  author ,  by  his  son  etc."  1829; 
1.  Americ.  edit.  1830)  erschien.  Dieses  Werk  erfreute  sich  wegen  der  Klarheit 
und  Gediegenheit  seiner  Anschauungen ,  die  durch  eine  Reihe  von  authentischen 
Beobachtungen  illustrirt  wurden,  des  allgemeinsten  Beifalles.  1817  wurde  er  zum 
Principal  Medical  Officer  in  Schottland  erhannt  und  publicirte  in  der  Zeit,  während 
welcher  er  sich  daselbst  aufhielt,  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  einige  werth- 
volle  Aufsätze  über  Varioloiden  und  die  nicht-mercurielle  Behandlung  der  Syphilis, 
erwarb  1819  auch  bei  der  Edinburger  Universität  mit  der  These:  „De  sanitcUe 
militum  tuenda"  den  Doctorgrad.  1820  zum  Principal  Medical  Officer  des  Mittel- 
ländischen Meeres  ernannt,  hielt  er  sich  zeitweise  in  Malta  und  Corfu  auf,  bekam 
1825  den  Rang  als  Brevet  Inspector  of  Hospitals  und  wurde  1826  nach  dem  von 
Seuchen  heimgesuchten  Gibraltar  versetzt.  Trotz  der  Anstrengungen,  die  er  machte, 
dieselben  zu  unterdrücken,  gelang  ihm  dies  nicht,  er  wurde  sogar  ein  Opfer  des 
gelben  Fiebers  am  3.  November  1828 ,  erst  49  Jahre  alt.  Von  grossem  Werthe 
waren  auch  seine  an  das  Army  Medical  Departement  erstatteten  Berichte  über  die 
sanitären  Zustände  am  Mittelmeer,  die  von  seinem  Sohne  John  H.  u.  d.  T. : 
„Sketches  on  the  medical  topography  of  the  Mediterranean ;  comprising  an 
account  of  Gibraltar,  the  Jonian  Islands  and  Malta.  To  which  is  prefixed 
a  sketsh  of  a  plan  for  memoirs  on  medical  topography*^  (London  1830;  2.  edit. 
1831)  herausgegeben  wurden.  In  Gibraltar  wurde  ihm  ein  Monument  errichtet. 
D.  E.  Edwards  in  Lancet  1828 — 29,  II,  pag.  44.  —  Edinb.  Med.  and  Surg  Joum. 
Vol.  31,  1829,  pag.  2'<i5.  —  Callisen,  VIII,  pag.  353;  XXVIII,  pag.  476.  Gnrlt. 

Heunig  (Henning),  Johann  Friedrich  H.,  zu  Bautzen,  wo  er  als 
Sohn  des  dortigen  Arztes  Friedrich  H.  am  29.  November  1688  geboren  war, 
studirte  in  Wittenberg,  wurde  daselbst  1713  mit  der  Diss.  „De  morbo  infantum 
rhachitide**  (4.)  Doctor,  verfasste  eine  grosse  Reihe  von  Aufsätzen  (etwa  56)  in 
den  Breslauer  Sammlungen  von  1720  an,  sowie  eine  weitere  beträchtliche  Zahl  in 
A.  E.  Blüchner's  Miscellan.  pbysico  - medico  -  mathemat.  (von  1727 — 30).  Es 
handelt  sich  bei  denselben  nicht  allein  um  die  verschiedensten  Gegenstände  aus 
der  Pathologie  und  Therapie ,  sondern  vielfach  gehören  die  Mittheilungen  in  das 
Gebiet  der  Naturwissenschaften,  der  Landwirthschaft ,  der  Meteorologie  u.  s.  w. 
Er  starb  am  31.  Juli  1741. 

Otto,  ir,   Abth.  1,  pag.  86;  Supplenientband,  pag.  5S.  •  G. 


HENNIG.  —  HENNING.  157 

Heimig,  Friedrich  Wilhelm  H.,  zu  Leraberg,  war  zu  Breslau 
am  14.  September  1760  geboren,  begann  das  medicinisehe  Studium  in  Berlin  und 
beendete  es  zu  Wien,  machte  als  Oberarzt  eines  österreichischen  Cavallerie-Regi- 
ments  den  Tttrkenkrieg  mit,  trat  danach  in  den  Civildienst  über,  erwarb  sich  in 
Lemberg  als  Arzt  bald  einen  geachteten  Namen  und  supplirte  mehrmals  die 
erledigte  Lehrkanzel  der  Geburtshilfe  an  der  Lemberger  Universität.  Zu  besonderem 
Verdienst  gereichten  ihm  seine  Bemühungen  um  Einführung  det  Vaccination  in 
Galizien.  Ausser  mehreren  Aufsätzen  in  Loder*s  und  Hüfbland'S  Journal  ver- 
fasste  er:  „Abhandlung  über  das  Selbststillen  der  Kinder  u.  s,  w,'^  (Breslau 
1797)  —  ;,  Ueber  das  Verhalten  der  Frauen  im  Wochenbette"  (Ebenda  1792)  — 
„Die  schützende  Kuhpocke"  (Wien  1803)  —  „Briefe  an  Dr.  de  Garro  über 
das  glückliche  Fortschreiten  der  Schutzpockenimpfung  in  Galizten^  (Ebenda 
1804).  Er  war  Ehrenbürger  der  Stadt  Lemberg  und  Notar  der  chirurgischen 
Facultät  daselbst.  Am  13.  November  1832  wurde  er  von  der  Cholera  dahingerafft. 

V.  Wnrzbach,  VIII,  pag.  307.  -  Callisen,  VlIF,  pag.  355;  XXVIII,  pag.  477. 

G. 

"^ Heimig,  Karl  H. ,  wurde  in  Dresden  am  9.  Deoember  1825  geboren. 

Er  war  in  Dresden,  resp.  in  Leipzig,  wo  er  studirte,  ein  Schüler  von.L.  Reickbn- 

BACH,  resp.  JÖRG,    gelangte  1848   zur  Promotion   und   wirkt  seitdem  in  Leipzig, 

und  zwar  seit  1850  als  Docent,  seit  1855  als  Leiter  der  pädiatrischen  Poliklinik, 

seit  1863  als  Dirigent  der  von  ihm  begründeten  Kinderheilanstalt,  verbunden  mit 

gynäkologischer  Privatklinik,  über  welche  er  von  1866  bis  1882  eigene  Berichte 

erscheinen  Hess.   Seine  sonstigen  monographischen  Publicationen  sind :  „Le/trhuch 

der  Kinderheilkunde"  (3.  Aufl.)  —   ff  Der  Catarrh  der  weiblichen  Geschlechts- 

iheile"  (2.  Aufl.,  Leipzig  1870)  —  „Studien  über  die  Placenta"  (Leipzig  1872)  — 

„Die  Krankheiten  der  Eileiter  und  die  FJxtrauterinschwangerschaft"  (Stuttgart 

1876).  In  Gerhabdt's  Handbuch,  der  Kinderkrankheiten    bearbeitete    er    (neben 

Historischem)  die  weiblichen  Genitalien  im  Kindesalter,  sowie  die  der  Neugeborenen. 

Hennig,  s.  a.  Henning,  Hennings,  emic  . 

Henning,  Johann  Georg  Friedrich  H. ,  geboren  am  6.  Februar 
1763  zu  Koswig  (in  Anhalt-Zerbst) ,  studirte  Medicin  in  Wittenberg  und  promo- 
virte  daselbst  unter  Nübnbebger's  Präsidium  im  Jahre  1784  mit  der  „Diss.  de 
causis  partum  animalis  naturalibus" ,  Hess  sich  später  als  Arzt  im  Anhaltis6hen 
nieder,  zuletzt  in  Bernburg,  wo  er  1821  zum  Hofrath  ernannt  wurde  und  am 
2.  December  1623  gestorben  ist.  H.  ist  Verfasser  folgender  Abhandlungen: 
„Beobachtungen  über  den  Werth  und  die  Wirksamkeit  einiger  Arzneimittel" 
(Stendal  1789)  —  „Medicinisehe  Fragmente,  aus  meiner  Erfahrung  gezogen" 
(Zerbst  1799)  —  „Ideen  über  die  Erbkrankheiten"  (Ebenda  1800)  —  „Beyträge 
zur  praktischen  Arzneikunde"  (Gotha  1802 — 1804,  2  voll.)  —  „lieber  die 
kränkliche  Laune"  (Zerbst  1810)  —  „Kleine  medicinisehe  Abhandlungen  und 
Wahrnehmungen  aus  dem  Gebiete  der  Enrfahrung"  (Stendal  1812)  —  „Ideen 
über  Idiosynkrasie,  Antipathie  und  kränkliche  Reizbarkeit"  (Ebenda  1812).. 

Biogr.  ni6d.  V,  pag.  159.  —  Dict.  bist.  IH,  pag.  110  —  Schmidt,  Anhaitisches 
Schriftstoüer-Lexikon  pag.  146.  —  Callisen,  XXV,  pag.  424 ;  XXVIII,  pag.  478.  P  g  1. 

Hexmlngi  Friedrich  H.,  geboren  1767  zu  Woten  in  Schwedisch-Pommem, 
studirte  Medicin  und  promovirte  am  1.  April  1788  in  Greifswald  mit  der  „Diss, 
inaug.  sistens  analecta  historica  ad  theoriam  epilepsiae" ,  Hess  sich  1799 
in  Barth  (Schwedisch-Pommem)  nieder,  war  Assessor  des  königl.  schwedischen 
Gresundheitscollegiums  in  Greifswald.  Er  schrieb  noch:  „Commentatio  medico- 
chirurgica  de  ptosi"  (Leipzig  1788)  —  „  Von  den  Pflichten  der  Kranken 
gegen  die  Aerzte"  (Ebenda  1791)  —  „Diätetisch-medicinisches  Handbuch  für 
Seeleute  etc.,  nebst  Anleitung  zur  Einrichtung  einer  Schiffsmedicinkiste"  (Ebenda 
1800).    H.  ist  nach  1840  gestorben. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  159.  —  Callisen,  VIU,  pag.  355.  Pgl. 


158  HENNING.  —  HENRY. 

Henning,  s.  a.  Hennig. 

Hennings,  Wilhelm  H. ,  geboren  1716  zaOlückstadt,  war  anatomisch- 
ohirnrgischer  Lehrer  am  Theatmm  anatomicam  zu  Kopenhagen  and  durch  viele 
Jahre  dänischer  Oeneraldirector  der  Chirurgie  als  Nachfolger  Simon  Krügbr's, 
war  aber  in  Talent  und  Energie  durchaus  nicht  seinem  berühmten  Vorgänger 
ebenbürtig  und  wirkte  nur  in  geringem  Grade  für  die  weitere. Förderung  der 
Chirurgie.  Er  ist  jedoch  nicht  ohne  Antheil  an  der  Errichtung  der  neuen  könig- 
lichen Akademie,  die  noch  während  seines  Directoriums  vor  sich  ging  (1785). 
Seine  literarischen  Productionen  sind  nur  unbedeutend.    Er  starb  1794. 

Ingerslev,  II,  pag.  455—7.  Petersen. 

*Henocll,  Eduard  Heinrich  H. ,  in  Berlin,  Oeheimer  Medicinalrath, 
a.  0.  Professor,  Director  der  Einderklinik  in  der  königl.  Charit^,  ist  daselbst  am 
16.  Juni  1820  geboren,  studirte  auf  der  dortigen  Universität,  namentlich  als  Schüler 
von  Schönlbin  und  Rombbrg,  wurde  1843  Doctor,  war  lange  Zeit  Assistent 
seines  Oheims  Rombebg  in  dessen  Universitäts-Poliklinik,  wurde  1850  Privat- 
docent,  1858  Prof.  e.  o.  und  gab  heraus:  „Klinische  Ergebnisse.  Oesammelt  in 
dem  königl.  poliklinischen  Institut  der  Universität^^  (Berlin  1846,  m.  2  Abbild.), 
übersetzte  Geo.  BüDD,  „Die  Krankheiten  der  Leber"  (Ebenda  1846,  m.  2  Taff.) 
und  einige  andere  Schriften  (C.  Holland,  Orfila,  Boürguignon  über  Krätze, 
1848),  gab  heraus  C.  Canstatt,  „Handbuch  der  medic,  Klinik*"  (Erlangen 
1854 — ö6);  Ch.  West,  „Pathologie  und  Therapie  der  Kinderkrankheiten** 
(4.  Aufl.  Berlin.  1865).  Besondere  Schriften  von  ihm  sind:  „Klinik  der  Unter - 
leibskrankheiten**  (3  Bde.,  Berlin  1852,  54,  58;  3.  Aufl.  1863)  —  „Beiträge  zur 
Kinderheilkunde**  (2  Hefte,  1861,  68)  —  „  Vorlesungen  über  Kinderkrankheiten*' 
(1881;  2.  Aufl.  1883).  Ausserdem  zahlreiche  Aufsätze  in  Zeitschriften.  B,ed. 

Henri  de  Mondeville,  s.  Mondeville. 

Henry ,  Thomas  H. ,  Apotheker  und  Arzt  in  Manchester ,  geboren  am 
26.  October  1734  in  Wrexham  (North  Wales),  lebte  von  1759—64  zu  Kentsford 
in  Cheshire,  später  zu  Manchester,  wo  er  am  18.  Juni  1816  starb.  H.  war 
Präsident  der  Literary  and  Philosophical  Society  in  Manchester,  Mitglied  der 
Royal  Society  und  der  Medical  Society  in  London  und  hat  ausser  einer  englischen 
Uebersetzung  der  „Essais  de  physique  et  de  chimie^^  von  Lavoisier  (London  1776) 
noch  verfasst :  „Experiments  and  observations  on  the  proportion,  calcination  and 
medical  uses  of  magnesia  alba;  also  on  quick  Urne,  absorbents,  vegetable 
infusion  pr epared  with  Urne'  and  sweating  of  ßxed  air**  (London  1773)  — 
„A  letter  to  Dr.  Olass,  containing  a  reply  to  his  examinaiion  of  M.  Henrjfs 
strictures**  (Ebenda  1774)  —  „An  account  of  a  method  of  preserving  water  at 
sea  from  putrefaction  and  of  restoring  to  water  its  original  pleasantness  and 
purity  by  a  cheap  and  easy  process ;  on  impregnating  water  in  large  quantitie-s 
tüith  ßxed  air  and  process  for  the  preparation  of  artificial  yeast**  (Warrington 
1781)  —  „Memoire  of  the  life  of  Albert  Haller**  (Ebenda  1783)  — 
„A  case  of  a  head-ach  attended  with  uncommon  Symptoms**  (Mem.  of  med. 
Society  of  London,  1779)  —  „Account  of  an  iviproved  method  of  preparing 
magnesia  alba"  (Transact.  of  Med.  Soc.  of  London,  1772)  —  „On  the  natural 
history  and  origin  of  magnesian  earth**  (Mem.  Manches t.  Soc,  Vol.  I,  1785)  — 
„Experiments  on  ferments  and  fermentation  etc,**  (Ibid.  11,-  1787)  —  „Obser- 
vation on  the  infiuence  of  fixed  air  on  Vegetation**  (Ibid.  1787)  —  „Case  of 
a  person  becoming  short-sighted  in  advanced  age**    (Ibid.   1790). 

Dict.  hist.  m,  pag.  110.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1069.  Pgl. 

*  Henry,  Morris  Henry  H. ,  geboren  zu  London  am  26.  Juli  1835, 
erhielt  seine  erste  Erziehung  in  London  und  Belgien,  siedelte  dann  nach  Amerika 
gber,  wo  er  auf  der  Ilniversity  von  Vermont  (Vt.)  Medicin  studirte  und  1860 
ttraduirt  wurde.     Er  Hess  sich    dann    in  New  York   nieder,  wo   er  seit  1872  als 


HENRY.  —  HENSCHEL.  159 

Chef-Cbimrg  des  staatlichen  Auswanderer-Hospitals,  Ward's  Island,  wirkt.  Während 
des  Rebellionskrieges  diente  er  als  As8ist.-Snrg.  bei  der  Marine.  £r  veröffentlichte 
Folgendes:  „Improoement  in  the  method  of  examining  throtU,  ear,  and  eye  by 
plane-canvex  lena  wüh  reßector*'  (Amer.  Med.  Times,  1864)  —  „Monographa 
on  the  indtcatians  for  operative  surgery  in  cases  of  vhimoais^  (1870)  — 
„Amputation  of  redundant  scrotum,  in  the  treatment  oj  varicQcele  tüäh  new 
ifigtrument"  (1871)  —  „Three  cases  of  psorictsis ,  oocurring  during  lactation** 
(1871)  —  „A  case  of  seborrhoea  sicca*'  (1871)  —  „Treatment  of  venereal 
diseases  in  Vienna  Hospital**  (I  vol. ,  1872)  —  „On  the  dementia  and  hemi- 
pUgia  of  Syphilis*'  (1872)  —  „Oases  of  induration  of  os  and  cervix  tUeri, 
the  restdt  of  syphilis**  —  „Of  syphüitic  insanity**  —  „Of  anomalous  loca- 
lities  of  chancres"  —  „New  instrument  to  remcve  prepuce  in  cases  of  phimosis*' 
(1874)  etc.  Ausserdem  ist  H.  Herausgeber  des  „American  Journal  of  Syphilography 
and  Dermatology** ,  Auch  veranstaltete  er  eine  von  der  Regierung  der  Vereinigten 
Staaten  zum  Gebrauche  Ifttr  die  Wundärzte  bei  der  Armee  eingefflhrte  Ausgabe 
von  TiLBüEY  Fox's  Werk:  „Skin  diseases.** 

Atkinson,  pag.  343.  Pgl. 

Henscliel,  Elias  H.,   zu  Breslau,   war  daselbst  am  4.  April  1755  von 
sehr    armen  jüdischen  Eltern   geboren,    musste    auf  die  kümmerlichste  Weise  als 
Laufbursche  eines  Raufmannes,  Diener  eines  Arztes  u.  s.  w.  seinen  Lebensunterhalt 
sich  erwerben,  während  er  jede  sich  ihm  bietende  Gelegenheit  ergriff,  sich  selbst 
zu  unterrichten.     Dem  Professor  der  Anatomie  Mobgbnbbsser  empfohlen ,  begann 
er  mit  25  Jahren  Anatomie  zu  treiben,  erhielt  auf  dessen  Verwendung  bei  seinen 
Glaubensgenossen  ein  Stipendium,  machte  auch  unter  derselben  Leitung  eingehende 
Studien  in  der  Gebäranstalt,  wurde  in  den  Stand  gesetzt,  von  1785  an  die  Uni- 
versität Halle  zu  besuchen,  wo  er  1787  mitderDiss. :   ^JDe  atmosphaera  ejusque 
in  corpus   humanum   efftcacia**  Doctor  wurde,    nachdem   er  schon   vorher   eine 
Schrift:    „lieber   das  Blatternpfropfen;    ein    Wort    an    Nichtärzte,   u.  s.  w.** 
(Breslau  1785)   verfasst   hatte.    Er  widmete   sich  mit  Vorliebe   der   Geburtshilfe, 
indenr  sich    damals   in  Breslau   nur   ein   wissenschaftlich   gebildeter  Geburtshelfer, 
der  schon  erwähnte  Mobqenbbssbr ,  befand,  und  wurde,  obgleich  von  neidischen 
Coneurrenten  angefeindet,  von  der  königl.  Kammer  zum  öffentlichen  Geburtshelfer 
ernannt.    Ein  Aufsatz   von  ihm:    j,Auf  welcher  Stufe  der  GuUur  steht  die  Ent- 
bindungskunst  in  Breslau  f**  (Friese  und  ZADia,  Archiv  für  Schlesien  und  Süd- 
preusken)  zog  ihm,  als  angeblichen  Pasquillanten ,   einen  langwierigen  Process  zu. 
In   einer   kleinen    Schrift:    „Etioas   über    die   gewöhnlichsten  Krankheiten    der 
Schwangeren;    zur    Warnung   vor   unbefugten  Rathgebem  und  zur   Prüfung 
des  ....  hochgepriesenen  Lehnhar  duschen  Mittels  wider  alle  diese   Uebel*^ 
(Breslau  1797)  warnte  er  vor  dem  auch  den  Schwangeren  angepriesenen  Geheim- 
mittels jenes  Quedlinburger  Charlatans,  während  eine  andere  in  diese  Zeit  fallende 
Schrift  ;,  Von  den  Blattern  und  deren  Ausrottung  u,  s,  w.**  (Breslau  und  Leipzig 
1796)  handelte  und  in  welcher  er  der  Anwendung  der  kühlenden  Behandlung  derselben 
eine  grössere  Verbreitung  zu  geben  bestrebt  war.  Als  drei  Jahre  später  die  JjBNNER'sche 
Enhpockenimpfung  bekannt  wurde,  wurde  er  ein  eifriges  Mitglied  des  Vereins  von 
sieben  Aerzten,    der   die  Einführung  der  Impfung  in  Schlesien  zu   beschleunigen 
sich  zur  Aufgabe  gemacht  hatte.    In  Folge  eines  unglücklich  verlaufenen  Geburts- 
falles, zu  dem  H.  sehr  verspätet  hinzugezogen  war  und  wegen  welches  wiederum 
ein  Process  gegen  ihn  eingeleitet  worden  war,  schrieb  er:  „Kann  und  darf  die 
Nachgeburt  unbedingt  zurückgelassen  werden.    Ein   abgedrungener  Beitrag  zu 
den    Verhandlungen    über    die    Lösung    und    Nichtlösung     der   Nachgeburt*^ 
(Breslau  1805;  1820  in  Rüst's  Magazin  vervollständigt).     Ein  Jahr  früher  hatte 
er  die  Schrift  von  Maetha  Mears  :    ;,  Ueber  Schwangerschaft  und   Wochenbett*^, 
ans   dem  Englischen    übersetzt   und   mit   Zusätzen    versehen.    Er   war   einer   der 
Ersten ,  welche  die  weisse  Schenkelgeschwulst  der  Wöchnerinnen  als  eine  besondere 
Krankheit  unterschieden;    auch  lieferte  er  unter  Anderem  noch  folgende  geburts- 


160  HENSCHEL. 

hilfliohe  Arbeiten:  „Tödtlicher  Ausgang  einer  schnellen  Umbeugung  der  Gebär- 
mutter im  vierten  Monate  der  Schwangerschaft^  (Loder^s  Journal,  1802)  — 
„Drei  Ai*mgeburten  u.  s.  w,^  (v.  Siebold's  Lacina,  1805)  —  y, Merkwürdige 
Entbindungsgeschichte  eines  todten  Kindes^  welches  volle  46  Wochen  getragen 
war  und  den  Verdacht  einer  Bauchschwangerschafi  erregte"  (Ebenda  1807)  — 
„Ein  Beitrag  zur  Heilung  der  Kopfblutgeschwulst  der  neugeborenen  Kinder" 
(v.  Siebold's  Journal,  1828)  —  „Beobachtung  eines  während  der  Geburt  zum 
Theil  vorgefallenen  Fruchthältersj  welcher  beim  Ausgange  des  Kindes  einriss" 
(Ebenda).  Seine  geburtshilflichen  Principien,  die  Natur  so  lange  als  möglich  und 
sie  allein  walten  zu  lassen,  ihr  nicht  vorzugreifen,  sondern  blos  Nachhilfe  zu 
leisten,  daher  den  natürlichen  Verlauf  mit  Geduld  und  Besonnenheit  abzuwarten 
und  dadurch  Mutter  und  Rind  zu  erhalten,  machten  ihn  zu  einem  sehr  glücklichen 
und  angesehenen  Geburtshelfer,  zumal  er  auch  ein  vorzüglicher  Arzt  war,  der  sich 
jeden  in  der  Wissenschaft  gemachten  Fortschritt  anzueignen  bestrebt  war.  Seine 
ihm  sehr  spärlich  zugemessene  Erholungszeit,  denn,  ausser  einer  sehr  ausgebreiteten 
Privatpraxis,  war  er  als  Arzt  der  Krankenverpflegnngsanstalt  jüdischer  Armen  und 
als  Geburtshelfer  an  dem  Hausarmen -Medicinal- Institut  beschäftigt,  widmete  er 
sein'em  Mineratieu'-Cabinet.  In  der  bewegten  Zeit  von  1813  hatte  er  ein  Lazareth 
von  228  Betten  in  der  Neustadt  übernommen,  in  der  Cholera-Epidemie,  bei  welcher 
er  mit  Guttentaö  eine  kleine  Schrift:  „Gitter  Rath  bei  Annäherung  der 
Cholera,  ihren  hiesigen  Mitbrüdern  gegeben"  (Breslau  1831)  geschrieben  hatte, 
zeichnete  er  sich  durch  seltene  Ruhe  und  Furchtlosigkeit  aus.  Trotz  eines  schweren 
Sturzes  in  einen  Keller ,  den  er  mit  80  Jahren  that ,  genas  er  und  konnte  zwei 
Jahre  später,  1837,  unter  allgemeiner  Theiluahme  sein  Jubiläum  feiern,  bei  welche 
Gelegenheit  mehrere  Schriften  (von  Davidson,  A.  W.  E.  T.  Henschel,  seinem  Sohne) 
erschienen.  In  demselben  Jahre  schrieb  und  vertheilte  er  als  Geschenk  an  seine 
Freunde  eine  Schrift:  „Geburt  bei  verhärtetem  Uterus  und  Fälle  von  Oopho- 
ritis u.  s.  w."  (Breslau  1837)  und  verschied  am  20.  August  1839. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  1839,  Jahrg.  17»  II,  pag.  715.  —  Callisen,  Vin, 
pag.  375;  XXVIII,  pag.  483.  .    G^ 

Henschel,  August  Wilhelm  Eduard  Theodor  H.,  Sohn  des 
Vorigen,  Professor  der  Medicin  in  Breslau  und  verdienstvoller  Forscher  auf  dem 
Gebiete  der  Geschichte  der  Medicin,  war  in  Breslau  am  20.  December  1790 
geboren,  bezog  1805  das  CoUeg.  med.-chirurg.  daselbst,  wo  er  bei  Hagbn  Anatomie 
und  Physiologie  hörte  und  nebenbei  dem  Studium  der  Botanik  fleissig  oblag. 
1807  ging  H.  nach  Berlin,  um  am  dortigen  Ober-Collegium  medicinische  Vorträge 
zu  hören.  ELränklichkeit  nöthigte  ihn  zur  Unterbrechung  des  StudiumB  und  zu 
einem  Aufenthalte  im  elterlichen  Hause  von  September  1808  bis  dahin  1809. 
Dann  ging  H.  nach  Heidelberg  und  im  Herbst  1810  an  die  neu  errichtete  Berliner 
Universität,  wo  Rbil,  Hufeland,  Hobn,  Gbasfe  in  der  Medicin,  Fichte, 
SCHLBIEBMACHEB,  NiEBüHB  Und  F.  A.  WoLF  in  der  Philosophie  und  den  anderen 
Gegenständen  der  allgemeinen  Bildung  seine  Lehrer  wurden.  October  1811,  nach 
erfolgter  Neugestaltung  der  Breslauer  Universität,  kehrte  H.  dahin  zurück  und 
besuchte  die  Vorlesungen  von  Link,  Steffens  und  Berends.  1812  bestand  er 
das  Rigorosum  und  wurde  honoris  causa  als  der  Erste  an  der  Breslauer  Univer- 
sität zum  Dr.  med.  promovirt.  Seine  Dissertation:  „l)e  asthmatis  Mülari  et 
angina  polyposa  diversitate"  vertheidigte  er  erst  später,  1813.  Nachdem  IL 
1814  in  Berlin  das  Staatsexamen  bestanden  und  bis  1816  in  verschiedenen 
Stellungen  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  thätig  gewesen  war,  habilitirte  er  sich 
1816  als  Privatdocent  mit  einer  deutsch  gehaltenen  Vorlesung  über  die  Natur  der 
Pflanzen  im  Vergleich  mit  den  übrigen  Organismen.  1820  trat  er  zum  Christen- 
thura  über.  Bald  darauf  veröffentlichte  er  seine  Schrift :  ;,  Von  der  Sexualität 
der  Pflanzen" y  die  zur  Zeit  in  der  wissenschaftlichen  Welt  ein  gewisses  Aufsehen 
erregte.  Später  widmete  sich  H.  besonders  historischen  Studien,  namentlich  der 
Geschichte  der  Philosophie,  Physik   und  Medicin   der  Alten.    1821  erfolgte  seine 


HENSCHEL.  161 

Erneonong  zum  ausserordentlichen,  1832  zum  ordentlichen  Professor  der  med. 
Faeultftt.  H.  las  Aber  allgemeine  Botanik,  Pflanzen-Anatomie  und  -Physiologie, 
Encyelopädie  der  Medicin,  allgemeine  Pathologie,  Semiotik,  Diagnostik  und  vor- 
tflglieh  Geschichte  der  Medicin.  Er  starb  am  24.  Juli  1856.  H.'s  hervorragende 
Verdienste  bestehen  in  seinen  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  letztgenannten 
Disciplin,  welche  zu  einem  Theile  in  der  von  ihm  herausgegebenen  historisch- 
medicinischen  Zeitschrift:  „Jantis,  Zeitschrift  für  Oeachichte  und  Litteratur  der 
Medicin**  (Breslau  1846—49,  ßBde.;  Neue  Folge  Gotha  1861—53,  2  Bde.) 
veröffentlicht  sind,  zum  anderen  Theil  in  seiner,  in  das  Jahr  1846  fallenden 
bertlhmten  Entdeckung  des  „Compendium  Salernitanum"  gipfeln,  eines  aus 
Schriften  der  Salemitanischen  Schule  bestehenden  Sammelwerkes ,  welches  von  H. 
in  der  Bibliothek  des  Magdalenen-Gymnasiums  zu  Breslau  gefunden  und  von 
DE  Renzi  zusammen  mit  verschiedenen,  von  Letzterem  in  Italien  aufgefundenen 
Handschriften  Salemitanischer  Werke  als  „Collectio  Salemitann  etc.**  (Neapel 
1852)  herausgegeben  wurde  (s.  Haeser,  Geschichte  der  Medicin,  I,  pag.  645). 
Ausser  den  oben  genannten  Schriften  H.'s  führen  wir  noch  an :  „  Commentatio  de 
Aristotele,  botanico  - philosopho"  (Breslau  1824)  —  „Vertheidigung  der  ent- 
zündlichen Natur  des  Croups**  (HORN*s  Archiv  für  med.  Erfahrung,  1813)"  — 
^Georg  Ernst  Stahl  und  Friedrich  Hof f mann y  von  ihren  wissen- 
schaftlick-rnedicinischen  Standpunkten  aus  verglichen  und  gewürdigt**  (Vortrag 
in  der  med.  Sect.  der  Schles.  Gesellsch.  ftlr  vaterl.  Cultur  1823;  Dresdener 
Zeitscbr.  fttr  Natur-  und  Heilk.,  Bd.  V,  1827)  —  „Kritische  Bemerkungen  über 
die  neueren  Theorien,  die  Kraft  der  Arzneimittel  betreffend**  (RuST,  Magazin 
ftr  Heilk.,  Bd.  XXVII,  1828)  —  „Gelegentliche  Erwähnung  einiger  indischer 
Volksarzneimittel  gegen  die  Cholera**  (Ibid.  Bd.  XXXIII,  1831)  —  „  lieber  einige 
Schv^ierigkeiten  in  der  Pathologie  der  Hundswuth**  (N.  Bresl.  Samml.  f.  Heilk., 
Bd.  I,  1829)  —  „Clavis  Rumphiana  botanica  et  zoologica,  Accedunt  mta 
G  E,  Rumphii,  Plinii indici,  specimenque  etc.**  (Breslau  1833)  —  „latrologiae 
Silesiae  specimen  primum  exhibens  brevissimam  medicorum  Silesiacorum  saecuU 
13  ad  14  notitiam  etc.**  (Gratulationsschrift  zum  Doctor-Jubiläum  seines  Vaters, 
Breslau  1837)  —  „Zur  Geschichte  der  Medicin  in  Schlesien,  Hft.  1:  Die 
vorliterarischen  Anfänge**  (Ebenda  1837)  —  „Petrarca's  Urtheil  über  die 
Medicin  und  die  Aerzte  seiner  Zeü**  (Janus,  I,  1,  1846)  —  „Gruner's 
literarischer  und  persönlicher  Charakter,  eine  biographische  Skizze**  (Ibid.  I,  4.)  — 
„Der  älteste  mediciniscke  Codex  der  Breslauer  Universitäts  -  Bibliothek** 
(Ibid.  I,  3)  —  „Die  salernitanische  Handschrift**  (Ibid.  I,  1  u.  2)  —  „Der 
Inhalt  einer  sogen.  Schlesischen  Apotheke  des  15.  Jahrhunderts**  (Ibid.  II,  1, 
1847)  —  „Biogr.  litterarische  Notizen  berühmter  Wundärzte  und  Aerzte  des 
13,  M.  14,  Jahrhunderts**  (Ibid.  II,  1,2,3)  —  „Joseph  v.  Sontheimer's 
Nekrolog**  (Ibid.  H,  1)  —  „Galen's  Anatomie**  (Ibid.  U,  2)  —  „De  praxi 
medica  Salemitana  commentatio,  cui  praemissus  est  anonymi  Salernitani  de 
adventu  medici  ad  aegrotum  libellus  e  Campend.  Salem.  Saec.  XII.  Mss.** 
(Breslau  1850)  —  „Schlesiens  wissenschaftliche  Zustände  im  14.  Jahrhundert. 
Ein  Beitrag  insbesondere  zur  Geschichte  der  Medicin**  (Ebenda  1859)  — 
„Ist  die  Geschichte  der  Medicin  an  der  Zeitl**  (Janus,  N.  F.,  I,  1,  1851)  — 
„Die  Wunderheilungen  der  heiligen  Hedwig  in  Schlesien  im  13.  Jahrhundert** 
(Ibid.  II,  1852)  —  „Francesco  Petrarca,  seine  Bedeutung  für  Gelehrsamkeit, 
Philosophie  und  Religion**  (Braunschweig  1853)  —  „Crato  von  Krafftheim's 
Leben  und  ärztliches  Wirken**  (Ebenda  1853)  —  „Das  medidnische  Doctorat, 
seine  Nothwendigkeü  und  seine  Reform**  (Ebenda  1848)  —  „Catalogus  codicum 
medii  aevi  medicorum  ac  physicorum,  qui  manuscripti  in  bibliothecis  Vratis- 
laviensibus  asservarUur**  (Ebenda  1847). 

H.  Haeser,  Deutsche  Klinik.  1856,  38.  —  Nowack,  Hft.  4,  pag.  45,  — 
Haeser,  Gesch.  der  Med.  I,  pag.  «45;  IF,  pag.  1092.  —  Callisen,  VIII,  pag.  374: 
XXVIII,  pag.  482.  p^^el. 

Hiogr.  Lexikon.  III.  H 


162  HENSEN.  -  HENSLER. 

*Hens6ll,  Victor  H.,  geboren  in  Schleswig  am  10.  Februar  1835,  war 
in  Würzburg,  Berlin  und  Kiel  Schüler  von  Scherbb,  Kölltkbr,  H.  Müller, 
ViRCHOW  und  RoMBBRO.  1859  promovirt,  liess  er  sich  in  Kiel  als  Docent  nieder 
und  hat  sich  durch  embryologische  Untersuchungen,  sowie  durch  seine  Arbeiten 
über  die  feinere  Anatomie  und  Histologie  der  Sinnesorgane  einen  bedeutenden 
Namen  gemacht.  Zur  Zeit  ist  er  Prof.  ord.  und  Director  des  physiologischen 
Instituts  in  Kiel  In  Hkrmann's  Handbuch  der  Physiologie  rühren  die  Abschnitte : 
Physiologie  des  Gehörs,  Physiologie  der  Zeugung  von  ihm  her.  Wernich. 

HeoslBg,  J  0  h  a  n  n  T  h  0  m  a  s  H.,  als  Sohn  eines  Wundarztes  am  30.  August 
1683  zu  Frankfurt  a.  M.  geboren,  studirte  Anfangs  in  seiner  Vaterstadt  und  später 
in  Leipzig  Theologie,  und  zwar  mit  solchem  Eifer,  dass  er  in  schwere  Krankheit 
und  Hypochondrie  verfiel.  Nachdem  1704  seine  Gesundheit  wiederhergestellt 
war,  ging  er  nach  Leipzig  zurück,  gab  aber  das  theologische  Studium  auf  und 
studirte  Medicin,  promovirte  1709  in  Giessen  mit  derDiss. :  „De  vüriolo" ^ .  w&r 
von  1711 — 1717  Landphysicus  in  Giessen,  erhielt  dann,  eine  ausserordentliche 
Professur  der  Medicin  daselbst  und  wurde  1723  Prof.  ord. '  philosophiae  naturalis 
chymicae  an  derselben  Universität.  Er  starb  am  27.  August  1726  in  Wetzlar. 
Seine  Hauptschriften  sind:  „Meditationes  et  experimenta  circa  acidulas 
Swalbacenses  oder  genaue  und  neue  Erforschung  des  Schwalbacher  Sauer- 
brunnens** (Frankfurt  a.  M.  1711)  —  „Gerehri  examen  chemicum  ex  eodeinque 
phosphorus  stngularis  omnia  inflammans*^  (Giessen  1719)  —  ^Admtranda 
generationts  verum  naturalium"  (Ebenda  1721)  —  „De  tinctura  martiali 
volatiW  (Ebenda  1721). 

Sein  Sohn,  Friedrich  Wilhelm  H.,  geboren  zu  Giessen  am  17.  April 
1719,  studirte  Medicin  in  seiner  Vaterstadt ,  promovirte  1742  mit  der  „Diss.  de 
peritonaeo*^  und  wurde  1743  Professor  der  Anatomie  gleichfalls  in  Giessen,  wo  er 
schon  1745  am  9.  November  starb.  Er  verfasste  noch:  „Diss.  de  apophysibus 
corporis  humani"  (Giessen  1742)  —  „Diss.  de  omento  et  colo*^  (Ebenda  1745). 

Biogr.  m6d.  V.  pag.  160—161.—  Poggendorff,  I,  pag.  1071.  Pgl. 

Hensing,  Johann  Dietrich  H.,  geboren  zu  Ugahlen  in  Kurland  am 
8.  November  1770,  studirte  Medicin  in  Göttingon,  war  Landarzt  an  verschiedenen 
Stellen  in  Kurland,  und  starb  auf  dem  Gute  Feldhof  am  18.  October  1808.  Er 
verfasste :  ;,  Taschenbuch  für  angehende  Aerzte  und  Wundärzte  über  die  prak- 
tische Arzneimittellehre  in  ihrem  ganzen  Umfange**  (3  Thle.,  Königsberg  1797  bis 
1802)  und  „Zusätze  zu  dem  Taschenbuch**  (Königsberg  1805). 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  243.  L.  Stieda. 

Hensler,  Philipp  Gabriel  H. ,  bekannt  als  Geschichtsschreiber  der 
Syphilis,  war  am  11.  December  1733  in  Oldensworth  (im  EiderstAdtischen)  geboren, 
besuchte  die  Gymnasien  zu  Husum  und  Schleswig,  studirte  seit  1753  Theo- 
logie in  Göttingen,  fungirte  nach  Beendigung  dieses  Studiums  einige  Zeit  als 
Lehrer  und  Hilfsprediger,  entsagte  aber  diesem  Berufe  und  widmete  sich  1760 
in  Göttingen  dem  Studium  der  Medicin  mit  solcher  Energie,  dass  er  bereits  1762 
mit  der  Diss. :  ;,  Tentaminum  et  observationum  de  morbo  varioloso  satura**  zum 
Dr.  med.  promoviren  konnte.  Nach  kurzer  praktischer  Thätigkeit  in  Preetz  siedelte 
H.  nach  Segeberg  über,  wo  er  sechs  Jahre  lang  verweilte,  bis  er  1769  an 
Stbüensee's  Stelle,  der  als  ärztlicher  Reisebegleiter  des  Königs  Christian  VII. 
fungirte,  in  das  erledigte  Physicat  von  Altena ,  Pinneberg  und  Rantzau  einrückte. 
Hier  entwickelte  H.  eine  ausserordentlich  segensreiche  Thätigkeit,  die  ihm  die 
Anerkennung  hochgestellter  Persönlichkeiten  und  das  Vertrauen  der  höchsten  Ver- 
waltungsbehörden gewann.  1775  erhielt  er  den  Titel  eines  Archiater;  später 
wurde  er  zum  Mitarbeiter  an  der  (1786  erschienenen)  dänischen  Pharmaeopoe 
ernannt.  Einen  früher  an  ihn  ergangenen  Ruf  als  Professor  nach  Göttingen  hatte 
er  abgelehnt,    dagegen  nahm  er  1789  einen  solchen  nach  Kiel  an.    Er  las  hier 


HBNSLER.  —  HEPPNER.  163 

Hb^  Physiologie,  Pathologie  und  Therapie,  Diätetik,  Staatsarzneikunde  und 
Oesehichte  der  Mediein.  Seine  Wirksamkeit  als  Lehrer  war  eine  überaus  gedeihliche. 
1804  wurde  H.  auch  zum  Mitgliede  des  fflr  die  Herzogthümer  neu  errichteten 
Sanitäta-Coilegiums  ernannt.  Er  starb  am  31.  December  1805  an  den  Folgen 
eines  schweren  Gichtanfalls.  —  Seinen  Hauptruhm  verdankt  H.  seinen  Arbeiten 
Ober  die  Geschichte  der  Krankheiten,  die  zu  den  gediegensten  gehören,  die  in 
dieser  Periode  erschienen  sind.  In  erster  Linie  ist  hier  zu  nennen ,  die :  ;;  Geschichte 
der  I/ustseuche,  die  zu  Ende  des  XV,  Jahrhunderts  in  Europa  ausbrach'' 
(Bd.  I,  Altena  1783;  Bd.  II,  Hamburg  1789).  Im  2.  Bande  dieses  Werkes,  das 
leider  unvollendet  geblieben  und  zu  dem  als  eine  Art  von  Ergänzung  das  in  Kiel 
1801  erschienene  Programm:  „De  herpete  seu  formica  veterum"  anzusehen  ist, 
äussert  H.  zum  ersten  Male  den  Gedanken  einer  historischen  Pathologie.  Hierher 
gehört  femer  die  Schrift :  ^  Vom  abendländischen  Aussatz  im  Mittelalter  nebst 
einem  Beytrage  zur  KemUniss  und  Geschichte  des  Aussatzes^  (Hamburg  1790; 
Ebenda  1794).  In  seiner  Schrift:  „Briefe  über  das  Blatterbehen,  dem  Parla- 
mente von  Paris  getüidmet"  (anonym  erschienen  Altena  1766 — 67,  2  voll.)  zeigt 
sieh  H.  als  eifriger  Beförderer  der  looculation.  Von  anderen  Scbnften  H.'s  sind 
anzuführen:  „Beytrag  zur  Geschichte  des  Lebens  und  der  Fortpflanzung  der 
Menschen  auf  dem.  Lande"  (Altena  1767),  worin  er  die  biostatischen  Verhält- 
nisse der  Gemeinde  Segeberg .  innerhalb  eines  etwa  40jährigen  Zeitraums  erörtert. 
Es  ist  diese  Arbeit  deshalb  bemerkenswerth ,  weil  sie  nächst  Süssmilch's  bekannter 
Schrift  den  ersten  Versuch  einer  derartigen  statistischen  Leistung  in  Deutschland 
darstellt.  Ferner:  „Anzeige  der  hauptsächlichsten  Bettungsmitfel  derer,  die  auf 
plötzliche  Unglücksfälle  leblos  geworden  sind  oder  in  naher  Lebensgefahr 
schweben"  (Altena  1770;  1780)  —  „Observata  in  cadavere  viri  iotero  variisque 
morbis  lente  enecti"  (Act.  soc.  med.  Havniensis  1777,  T.  I)  —  „Ueber  Kranken- 
anstalten" (Hamburg  1785)  —  „Bericht  und  Bedenken  die  Kriebelkrankheit 
betretend"  (Kopenhagen  1772). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  161.  —  Dict.  bist.  IIl,  pag.  113.  —  Hirsch  in  Allg.  Deutsche 
Biog.  XII,  pag.  8—11.  —  Haeser,   Gesch.  d.  Med.  II,  pag.  615;   III,  pag.  22)  u.  ff. 

Pagel. 

Hensler,  Philipp  Ignaz  H.,  zu  .Würzburg,  war  am  19.  April  1755  zu 
Kotbenbuch  bei  Aschaffenburg  geboren,  studirte  in  Bonn,  war  daselbst  Assistent 
der  chirurgischen  und  augenftrztlichen  Klinik,  wurde  1821  in  Wflrzburg  mit  der 
Inaug.-Abhandlung :  „  Versuch  einer  wissenschaftlichen  Begründung  der  Lehre  vom 
Blutumtrieb  in  anatomischer  und  physiologischer  Beziehung"  Doctor,  prakticirte 
fleit  1821  in  Würzburg,  machte  1822  eine  wissenschaftliche  Reise,  war  seit  1825 
Privatdocent  in  München  und  seit  1829  in  Würzburg,  wo  er  1832  zum  Prof.  e.  o. 
und  später  zum  Prof.  ord.  der  Physiologie  ernannt  wurde.  Seine  Schriften  waren : 
„Neue  Lehre  im  Gebiete  der  physiologischen  Anatomie  und  der  Physiologie 
des  Menschen"  (2  Bde.,  Nürnberg  1825,  26),  enthaltend  Abhandlungen  über  die 
feinsten  Verbindungen  der  verschiedenen  Gejässsysteme  (Arterien ,  Venen,  Lymph- 
gefäase)  und  über  die  Bestimmung  des  Nervensystems;  femer:  „Arzneiverordnung 
gegen  die  orientalische  Cholera,  ausgegeben  von  einer  Somnambule  im  magne- 
tischen Schlafe  u,  s.  w"  (Würzburg  1831)  —  ^Ueber  die  Wirkungen  des 
tierischen  Magnetismus  auf  Menschen  und  Natur  u.  s.  w."  (Ebenda  1832)  — 
„Ueber  die  verschiedenen  Arten  des  thierischen  Magnetismus  und  ihre  ver- 
schiedenen Wirkungen  auf  den  Menschen  im  kranken  Zustande  u.  s.  w," 
(Ebenda  1833)  —  »^^  Menftchen  -  Magnetismus  in  seinen  Wirkungen  auf 
Gesundheit  und  Leben.  Eine  Sammlung  von  Thaisachen  aus  der  Literatur 
und  aus  eigenen  Erfahrungen"  (Ebenda  1837).  Als  quiescirter  Professor  starb 
er  am  15.  Januar  1861  zu  Sommerhausen  bei  Würzburg. 

Callisen,  VIII,  pag.  379;  XXVIH,  pag.  484.  G. 

Heppner,  C.  Louis  H. ,  zu  St.  Petersburg,  in  den  russischen  Ostsee- 
Provinzen  geboren,  studirte  in  Dorpat  und  wurde  daselbst  Doctor.  Er  war  später 

11* 


164  HEPPNEB.  —  HERABD. 

bei  der  medic.-chirurg.  Akademie  Prosector,  wurde  Adjunct- Professor  der  operativen 
Chirurgie  und  chirurgischen  Anatomie,  wirkte  während  des  deutsch-französischen 
Krieges  freiwillig  in  den  Lazarethen  zu  Saarbrücken  und  starb  am  22.  October 
1874.  Abgesehen  von  seinen  Publicationen  in  russischer  Sprache,  sind  die  haupt- 
sächlichsten der  neueren  von  ihnen,  und  zwar  zunächst  aus  der  operativen  Gynä- 
kologie, folgende:  „Ueber  Operationen  der  Blasenscheidenßstel^  (Petersb\ipger 
Med.  Zeitschr. ,  1863,  64,  65)  —  „Zweiundzwanzig  Fälle  von  Fistula  vesica- 
vaginalis*^  (Monatschr.  für  Geburtsk. ,  1869)  —  „Die  Doppelschlinge  bei  der 
Dammnaht"  (v.  Lanqenbeck's  Archiv,  1869,  Bd.  X)  —  „Zur  Technik  der 
Perineorrhaphie"  (Ebenda  1873,  Bd.  XV);  femer  aus  der  Histologie:  „Ueber 
ein  eigenthümliches  optisches  Verhalten  der  quergestreiften  Muskeif asern*^ 
(Archiv  für  mikrosk.  Anatomie ,  1869 ,  V)  —  ;,  lieber  den  feineren  Bau  der 
Glandula  carotica"  (Vjrchow's  Archiv,  1869,  XLVI);  aus  der  pathologischen 
Anatomie  und  Teratologie:  „Aneurysma  der  Art,  mesenterica  super,"  (Oesterr. 
med.  Jahrbb.,  1869,  I)  —  ;,  Ueber  Aneurysma  der  Art,  lienalis"  (Petersburger 
Med.  Zeitschr.,  1872)  —  „  Ueber  einige  klinisch  unchtige-  Hemmungsbildungen 
der  weiblichen  Genitalien"  (Ebenda  1870,  m.  2  Taff.)  —  ;,  Ueber  den  wahren 
Hermaphroditismus  beim  Menschen"  (Reicheet's  Archiv,  1871).  Er  hat  femer 
noch  eine  wichtige  Arbeit:  „Beobachtungen  und  Untersuchungen  über  die 
Schenkelhalsbriiche"  (Oesterr.  med.  Jahrbb.,  1870),  sowie  seine  kriegschirurgischen 
Beobachtungen  aus  dem  deutsch-französischen  Kriege  (mssisch)  1872  herausgegeben, 
später  zusammen  mit  Gabfinkel  (Centralbl.  für  Chimrgie,  1874)  auch  noch 
Seh iess versuche  angestellt.  Der  Tod  dieses  zu  den  grössten  Erwartungen  berech- 
tigenden jungen  Anatomen  und  Chirurgen    erfolgte  bereits  am  22.  October  1874. 

G. 
Heraklides.  Diesen  Namen  führen  mehrere  literarisch  bekannt  gewordene 
grieehische  Aerzte  des  Alterthums,  von  deren  Schriften  übrigens  nur  die  Titel 
erhalten  sind,  und  über  deren  Leistungen  sich  auch  nur  einige  Notizen  bei  den 
späteren  Aerzten  des  Alterthums  vorfinden.  —  Von  denselben  verdienen  eine  Er- 
wähnung an  dieser  Stelle: 

Heraklides  von  Kos,  Vater  Hippokrates  IL,  der  vermuthungs weise 
als  der  Verfasser  einiger  der  in  der  Hippokratischen  Sammlung  enthaltenen 
Schriften  genannt  wird. 

Heraklides  von  Erythraea,  ein  Schüler  von  Chrysermus,  im  Anfange 
des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.  lebend,  hat  eine  grosse  Schrift  über  die  in  den 
epidemiographischen  Büchern  des  Hippokrates  den  Krankengeschichten  angehängten 
„Charaktere"  verfasst. 

I  Heraklides  von  Tarent,  der  bedeutendste  unter  diesen  gleichnamigen 

_  (  Aerzten ,  ein  etwas  jjlngerer  Zeitgenosse  der  zuvor  Genannten,  in  der  126.  Olympiade 

und  darnach  also  etwa  in  der  Mitte  des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.  lebend ,  von. 
Celsus,  Galenos  und  Caelius  Atoelianüs  vielfach  genannt,  war  ein  Schüler 
des  Hcrophiläers  Mantias  und  einer  der  bedeutendsten  und  würdigsten  Anhänger 
der  empirischen  Schule.  Von  Caelius  Aurelianüs  werden  die  Titel  zahlreicher 
von  ihm  verfasster  Schriften  genannt. 

Vergl.  hierzu  Kühn,  Opiiscala  academica.  Lips.,  1828  II,  pag.  150. 

A.  Hirsch. 

*  Hörard,  Hippolyte  H.,  zu  Paris,  ist  zu  Sens  (Yonne)  am  1.  October 
1819  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1847  daselbst  Doctor  mit  der  These: 
„Du  spasme  de  la  glotte  chez  les  enfants",  1848  Chef  de  clinique  in  der  Charit^, 
1850  M^decin  des  h6pitaux  und  des  Höp.  de  Lourcine,  1855  Prof.  agr6g6  der 
Facultät,  1867  Mitglied  der  Acad.  de  m6d.  Er  verfasste  die  beiden  Concurs- 
Thesen:  „Application  pratique  des  dicouvertes  physiologiques  les  plus  ricentes, 
concernant  la  digestion  et  Vabsorption"  (1853)  —  „De  V exp6rimentation  en 
m^decinp"  (1857);  ferner  zusammen  mit  dem  Mikrographen  CORNIL :   „Trait4  de 


HERARD.  -  HERBINIAUX.  165 

la  phhisie  pulmonaire,  &ude  anaiomo-patkologique  et  cUnique"  (1866,  av.  3  pl. 
et  27  figg.).  Ausserdem  zahlreiche  Arbeiten  über  Pocken,  Bleikolik  (von  der 
Akademie  in  Toulouse  preisgekrönt),  Scropheln,  Typhoidfieber ,  Icterus,  Irapf- 
Syphilis,  uloeröse  Endocarditis  n.  s.  w. 

^  Glaeser,  pag.  342.  Red. 

Herberski,  Vincenz  Wladyslaw  H.,  geboren  in  Lithauen,  widmete 
sieh  zumal  der  Landwirthschaft,  sodann  studirte  er  in  Wilna  Medicin  (1807 — 1812), 
von  1813 — 1824  war  er  als  Professor-Adjunct  neben  Josef  Frank  in  den  Kliniken 
Wilnas  thfttig,  1824  übernahm  er  den  Lehrstuhl  der  speciellen  Pathologie  und 
Therapie;  er  starb  1826.  I^   ^  p 

Herbich,  Franz  H. ,  wurde  am  8.  Mai  1791  zu  Wien  geboren.  Er 
besuchte  in  Wien  das  Gymnasium  und  trat  nach  dessen  Absolvirung,  1809,  als 
Unterarzt  in  das  österreichische  Heer.  1810 — 11  hörte  er  als  feldärztlicher  Zög- 
ling einen  einjährigen  chirurgischen  Cursus,  welchen  er  mit  Auszeichnung  beendete, 
wurde  dann  1813  zu  den  höheren  medicinischen  Studien  an  die  Josephs- Akademie 
abcommandirt  und  bestand,  inzwischen  Oberarzt  geworden,  1816  die  PrUfuugen 
znr  Erlangung  der  Doctorwtirde ,  welcher  Titel  ihm  jedoch  erst  1818  verliehen 
wurde,  da  ihm  dafür  nach  den  damaligen  Vorschriften  noch  zwei  Dienstjahre 
fehlten.  Die  politischen  Verhältnisse  führten  ihn  mit  seiner  Truppe  weit  in  der 
Welt  herum,  1815 — 16  nach  Frankreich  und  dem  Eisass,  1820 — 24  nach  Italien 
bis  nach  Rom  und  Neapel ,  in  welch'  letzterem  Orte  er  über  3  Jahre  garnisonirte. 
Die  schon  in  früher  Jugend  erwachte  und  von  1810  an  mit  grösstem  Eifer  gestillte 
Lust  zur  Botanik  veranlasste  ihn,  jede  irgend  freie  Zeit  während  dieser  Wander- 
jahre dem  Sammeln  von  Pflanzen  zu  widmen;  von  Neapel  aus  bestieg  er  27  Mal 
den  Vesuv  und  trat  auch  mit  den  bedeutendsten  italienischen  Botanikeni  theils 
in  persönlichen,  theils  in  schriftlichen  Verkehr.  1824  kehrte  er  nach  Wien  zurück, 
ging  aber  schon  im  folgenden  Jahre  mit  seinem  Regiment  nach  Galizien ,  in  welcher 
Provinz  er  bis  zu  seinem  Tode  blieb.  Während  dieser  Zeit  wurde  er  1829  mit 
der  Einrichtung  von  Cordonspitälern  gegen  die  der  galizischen  Grenze  sich  nähernde 
Pest  betraut  und  ebenso  musste  er  1831  sämmtliche  Militärhospitäler  im  westlichen 
Galizien  während  der  herrschenden  Cholera-Epidemie  als  Chefarzt  inspiciren.  1834 
wurde  er  nach  Czemowitz  in  der  Bukowina  versetzt  und  blieb  dort  auch  nach 
seiner  1845  erfolgten  Pensionirung  wohnen ,  bis  er  1856  nach  Krakau  übersiedelte, 
wo  er  am  29.  September  1865  einem  10jährigen  Herzleiden  erlag.  Neben  seiner 
Militärstellung  hatte  er  eine  ausgebreitete  Civil-Praxis ,  doch  war  er,  wie  aus 
verschiedenen  Stellen  seiner  Briefe  hervorgeht,  nichts  weniger  als  begeistert  für 
den  ärztlichen  Beruf.  Seine  ganze  geistige  Thätigkeit  war  und  blieb  der  Botauik 
zugewandt  und  in  den  40  Jahren  seines  galizischen  Aufenthaltes  verschaffte  er 
sich  die  ausgebreitetsten  Kenntnisse  der  provinziellen  Flora.  Zeugniss  dafür  sind 
seine  Schriften :  „Addüamentum  adfloram  Galiciae^  (Lemberg  1831)  —  „Stirpes 
rariores  Bucovinae"   (Stanilaw  1853)  —  „Flora  der  Bucovina"  (Leipzig  1859). 

A    Neilreich  in  Verh.  der  zool.-bot.  Ges.  Wien,  XV,  9G3  ff.  m.  Portr.  V. 

Herbiniaux,  um  1 740  in  Brüssel  geboren  ,  that  sich  als  Chirurg,  Geburts- 
helfer und  Litho tomist  hervor.  Er  stellte  mit  Genauigkeit  die  Fälle  fest,  in  denen 
man  sich  des  Hebels  bedienen  kann  und  hatte  darüber  mit  dem  berühmten  fran- 
zösischen Geburtshelfer  Baüdelocqge  einen  heftigen  Streit.  Er  publicirte  ein  be- 
deutendes Werk:  „Parallele  des  diffdrens  instrumensj  avcc  la  manihre  de  s*en 
servir,  pour  pratiquer  la  ligature  des  polypes  dnns  la  mafricp**  (Brüssel  1771), 
sowie  einen:  „TraitS  sur  divers  accouchemens  laborieux,  et  sur  les  polypes  de 
la  matrice**  (Ebenda  1 782),  der  eine  Menge  gediegener  und  nützlicher  Vorschriften 
enthält.     Er  starb  gegen  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts. 

Dict.  bist.  III,  pag.  111.  van  den  Corpiit. 


166  HERBST.  —  HEBEDIA. 

^Herbst,  Ernst  Friedrich  Onstair  H.,  zu  Oöttingen,  daselbst  am 
5.  Januar  1803  geboren,  gewann  die  akademische  Preisaufgabe:  „Comment, 
hütorico'critica  tt  anatomico-physiologica  in  qua  de  sanguinis  quantitate  quali» 
homini  adulto  et  sano  convenit ,  sententiae  dissenidentes  oritice  recensentur  etc.^ 
(Göttingen  1822,  4.).  Er  wurde  Privatdocent,  Secretär  und  ünter-Bibliothekar  an 
der  Universitäts- Bibliothek ,  später  Prof.  e.  o.  Ausser  mehreren  Abhandlungen  in 
Mecksl's  Archiv  (1828),  z.  B. :  „lieber  die  Capadtät  der  Lungen  für  Luft  im 
gesunden  und  kranken  Zustande*'  —  „  Ueber  den  Nutzen  der  kalten  JBe- 
giessungen  bei  Vergißungen  mit  Blausäure**,  schrieb  er:  „Untersuchungen 
über  die  Verbreitungsart  der  asiatischen  Cholera**  (Göttingen  1832)  —  »^o^ 
Lymphgefässsystem  und  seine  Verrichtungen**  (Ebenda  1844)  —  n^i^  Pacint^ 
sehen  Körperdien  und  ihre  Bedeutung.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Nerven- 
priniitivfasern**  (Göttingen  1848,  m.  16  Taff.).  Ausserdem  Aufsätze  in  Holschkb's 
Annalen  u.  s.  w. 

Pütter,  IV,  pag.  488.  —  Callisen,  VIII,  pag.  385;  XXVIII,  pag.  489.      Eod. 

Herculanus,  s.  Arcolani  Bd.  I,  pag.  184. 

Herder »  Wilhelm  Gottfried  von  H.,  zu  Weimar ,  war  als  ältester 

Sohn   des   berühmten  Dichters  Johann  Gottfried  von  H.   zu  Bückeburg  am 

28.  August  1774  geboren,  studirte  von  1793  an  in  Jena  und  wurde  daselbst  mit 

der  Diss. :   „De  nativo  prolapsu  vesicae  vrinariae  inverso,  in  puella  observato** 

Doctor,  wurde  Arzt  in  Weimar,   1800  Provinzial-Accoucheur ,   1805  Hofmedicus, 

nachdem  er  eine  Schrift:    „Zur  Eryjtiterung  der  Geburtshilfe**    (Leipzig  1803) 

publicirt  hatte.    Auch  besorgte  er  die  Herausgabe  der  sämmtlichen  Werke  seines 

1803    gestorbenen  Vaters   und    war  selbst  dichterisch  thätig,    ohne  damit  an  die 

Oeffentlichkeit  zu  treten.    Er  starb    am  9.  Mai  1806  als  ein  Opfer  seines  Berufes, 

während  einer  in  Weimar  herrschenden  Nervenfieber-Epidemie. 

Heinr.  Döring  in  Ersch  und  Grub  er,  Allgem.  Encyklopädie,  2.  Sect.,  Thl.  6, 
pag.  168.  6. 

Herdman,  John  H. ,  war  in  Schottland  geboren,  studirte  in  Edinburgh 
praktieirte  einige  Jahre  in  Leith,  wurde  1800  in  Aberdeen  Doctor,  1806  Licentiat 
des  College  of  Physicians  in  London,  woselbst  er  Physician  des  City  Dispensary 
und  einige  Zeit  auch  Arzt  des  Herzogs  von  Sussex  war.  Nachdem  er  einige 
Jahre  in  London  prakticirt ,  Hess  er  sich  als  Geistlicher  der  Kirche  von  England 
ordiniren  und  predigte  gelegentlich  an  verschiedenen  Orten.  Er  starb  zu  Lesbury 
bei  Alnwick  am  26.  Februar  1842,  im  Alter  von  80  Jahren,  nachdem  er  ein 
ererbtes  grosses  Vermögen  mit  liberaler  Hand  zerstreut  hatte.  Seine  Schriften 
waren:  „An  essay  on  the  causes  and  phenomena  of  animal  life**  (Edinborg 
1795;  2.  edit.  1806 5  deutsche  üebers.  von  A.  F.  A.  Diel,  Altenburg  1799; 
2.  Aufl.  1809)  —  „  DissertcUions  on  white  swelling  of  the  jointSy  and  the 
doctrine  of  inßammation^  (Ebenda  1802)  —  „A  piain  discourse  on  the 
causes  ....  of  the  prevailing  disease,  termed  inßuenza**  (London  1803)  — 
„Discourses  on  the  management  ofinfants  arid  the  treatment  oftheir  diseases  etc,** 
(Edinburg  1804;  2.  ed.  1807;  3.  ed.  1810)  —  „A  letter  on  the  conditüm  of 
the  poor^  proposing  a  plan  for  improving  dispensaries ,  and  the  medical  trecU- 
ment  of  the  disea^ed  poor**  (London  1809). 

MuDk,  Iir,  pag.  33;  —  Oallißen,  VlII,  pag.  387:  XXVIII,  pag.  489.        G. 

Heredia,  Pedro  Michele  d^  H. ,  einer  der  berühmtesten  Aerzte 
Spaniens  im  17.  Jahrhundert,  war  erster  Professor  der  Medicin  an  der  Univer- 
sität Alcala  de  llenares,  Decan  der  medicinischeu  Facultät  und  Leibarzt  des 
Königs  Philipp  IV.  Letztere  Stellung  erlangte  er  nach  fast  öOjähriger  Praxis 
und  nachdem  er  26  Jahre  lang  Professor  gewesen  war.  Er  starb  gegen  Ende  des 
Jahres  1661.  Seine  Schriften,  nach  seinem  Tode  von  Peter  Barea  d'ASTORGA 
herausgegeben,    sind  betitelt:     „Operurn    medicorum  IV  volumin a:   primum    in 


HEEBDU.  —  HERQT.  167 

duas  partes  diviaum  universalem  continet  tloctrinam  de  febrihus',  secundum 
kistartas  epidemicas  Hippocratis  elticidat;  tertium  de  actUis  tractat  morbts; 
quartum  et  tdtimum  particulartum  aliquot  affectuum  tracttUiones  perlustrat, 
ac  de  marbis  mtdierum  et  uterogerentium  disserit. "  Angehängt  sind  drei  Bücher : 
„De  aomno  et  vigilia,  nee  non  de  natura  delirü  el  ejus  causis  tractat us^  (Lyon 
1665,  Fol.). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  165.  —  Dict.  hist.  m,  pag.  112.  Pgl. 

Heredia,  Gaspjir  Caldera  de  H.,  stammte  aus  Portugal  und  prakti- 
cirte  als  Arzt  in  Sevilla  nm  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts.  H. ,  ein  Mann  von 
ausgedehntem  und  mannichfachem  Wissen,  schrieb:  „Tribunal  medico-magicum 
ei  politicum**  (Leyden  1658,  Fol.;  Strassburg  1663)  —  „Tribunalis  medici 
illustrationes  practicae:  hoc  est  fehriwm  et  symptomatum  exactissima  curatio 
etiam  a  veteribus  tradüa,  a  se  ülustrata  ac  totius  operis  illustrationes  et 
observeUiones  practicae  cum  plerisque  aliis  selectis ,  quae  in  tribunali  medico 
desiderabantur^  (zusammen  mit  dem  erst  citirten  Werk,  Antwerpen  1663,  Fol.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  166.  —  Dict.  hlst.  III,  pag.  1J2.  Pgl. 

Hergenröther ,  Jacob  H. ,  wurde  1818  in  Würzburg  Doctor  mit  der 
Diss. :  „De  graviditate  ingenita^  sive  de  foetu  in  foetu."  Er  wurde  Prof.  e.  o. 
der  Medicin  daselbst,  Arzt  der  Straf häuser  und  Gefängnisse  der  Stadt  und  schrieb 
als  Programm  bei  Eröffnung  seiner  Vorlesungen  im  Sommer  1823 :  „Einige  Bei- 
träge zur  Begründung  einer  allgemeinen  Heilmittellekrt^  (Würzburg  1823); 
femer:  „Chrundriss  der  allgemeinen  Heilmittellehre  u,  s,  w.^  (Sulzbach  1825)  — 
„Charakter  j  Form^  Wesenheit ,  Ursachen  und  Behandlungsweise  der  Nerven- 
krankheiten  im  Allgemeinen,  u.  s,  w,"  (Würzburg  1825)  —  „System  der  all- 
gemeinen Heilungslehre;  u.  s.  w.^  (2  Bde.,  Ebenda  1827,  28).  Auch  übersetzte 
er  J.  C.  Spdrzhejm:  „Die  moralisch  intellectuelle  Natur  des  Menschen**  (Würz- 
burg 1822}  und  Obfila:  „Vorlesungen  über  gerichtliche  Medicin^  (3  Bde., 
Leipzig  1829).  1832  wurde  er  Physicus  zu  Homburg,  1833  Landgerichts-Physicus 
zu  Marktheidenfeld. 

-  Callisen,  Vin,  pag.  389;  XXVIII,  pag.  490.  G. 

Hergt,  Franz  H. ,  zu  Karlsruhe,  war  am  12.  April  1801  zu  Zaisen- 
hausen  (Bezirksamt  Bretten  in  Baden)  geboren,  kam  aber  sehr  früh  mit  seinem 
Vater ,  einem  Apotheker ,  nach  Bischofsheim  a.  d.  Tauber ,  ging  mit  1 6  Jahren 
auf  die  Universität  Würzburg,  wo  er,  nachdem  er  auch  in  Heidelberg  ein  Jahr 
lang  studirt,  Doctor  wurde.  Nach  Zurücklegung  der  Staatsprüfung  1823  Liess 
er  sich  in  Bischofsheim  als  Arzt  nieder,  erhielt  1827  die  Stelle  als  Bade-  und 
Assistenzarzt  in  Langenbrücken  (bei  Heidelberg),  über  dessen  Schwefelquellen  er 
wiederholt  schrieb  (Hufeland's  Journal  1830 ,  Annalen  der  Pharmacie  1832  und 
dne  eigene  Schrift  1836).  Der  Ausbruch  der  Cholera  gab  ihm  Gelegenheit,  sich 
b^onders  hervorzuthun  und  verfasste  er  zu  dieser  Zeit,  zusammen  mit  C.  Sommer- 
sohn: „Berichte  über  Cholera  morbus  etc.**  (1832).  In  demselben  Jahre  wurde 
er  zum  Physicus  in  Ettenheim  ernannt,  wo  er  bis  1839  yerblieb  und  Mit- 
Redacteur  der  Annalen  der  Staatsarzneikunde  wurde,  die  von  dem  1835  in's 
Leben  gerufenen  Vereine  badischer  Aerzte  herausgegeben  wurden.  Er  widmete 
diesem  Amte  bis  an  sein  Lebensende  grosse ,  mit  Sachkenntniss  gepaarte  Sorgfalt 
und  angestrengte  Thätigkeit.  1841  wurde  er  zum  Physicus  in  üeberlingen  und 
zum  Medicinal-Referenten  beim  Hofgericht  des  Seekreises,  1844  mit  dem  Titel 
Medicinalrath  ernannt,  1848  zum  Abgeordneten  in  die  zweite  Rammer  gewählt, 
1849  als  Physicus  nach  Karlsruhe  versetzt  und  zum  ordentlichen  Mitgliede  der 
grossherzoglichen  Sanitäts-Commission  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem 
Tode  verblieb,  der  nach  langen  Leiden  an  einer  vom  Keilbein  ausgehenden  Krebs- 
geschwulst am  28.  August  1851  erfolgte.  Zahlreiche  Aufsätze  und  kritische  An- 
zeigen von    ihm    finden    sich  in  fast  allen  Jahrgängen    der  obigen  Annalen;    wu' 


168  HERGT.  —  HEEING. 

führen  davon  nur  folgende  an:  „Zur  Lehre  von  den  Schädelbrüchen  Neu- 
geborener" (1837)  —  ;,  Ueber  die  Selbstverbrennung  des  menschlichen  Körpers" 
(1837)  —  ;,  Wie  lange  ist  ein  Kind  in  strafrechtlicher  Beziehung  als  ein  neu- 
geborenes zu  betrachten  f*^  (1839)  —  „Zur  Würdigung  des  Isolirungssystems ,  .  . 
in  dem  neuen  Männerzuchthause  zu  Bruchsal*'  (1845)  —  „  Ueber  die  Bedeu- 
tung des  Bruches  und  der  Verrenkung  der  obersten  Halswirbel  bei  Erhenkten 
u,  s,  w."  (1845)  —  „Ist  die  Verbindung  der  Gymnastik  (des  Turnens)  mit  dem 
Schulunterricht  zweckmässig'^^  u.  8.  w.  Wie  ersichtlich,  oultivirte  er  das  Gebiet 
der  Staatsarzneikunde  mit  ganz  besonderer  Vorliebe  und  verfolgte  hierin,  neben 
seiner  ausgezeichneten  Thätigkeit  für  den  staatsärztlichen  Verein,  eine  durch  Klarheit 
and  präcise  Darstellungsweise  hervorragende  praktische  Richtung  und  war  ausserdem 
stets  darauf  bedacht,  die  Interessen  seines  Standes  zu  wahren  und  zu  pflegen. 

Vereinte  deutsche  Zeitschr.  f.  Staatsarzneikande.  1851.  Bd.  X,  Heft  1.  —  Neuer 
Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  II,  pag.  674.  —  v.  Weech,  I,  pag.  363.        ^ 

Herholdt ,  Johan  Daniel  H. ,  war  geboren  zu  Apenrade  am  10.  Juli 
1764,  studirte  Chirurgie  am  Amphitheatrum  in  Kopenhagen,  zeigte  früh  ein  reges 
naturwissenschaftliches  Interesse  in  mehreren  Richtungen,  promovirte  1802  (^D^ 
vita  inprimis  foetus  humani  ejusgue  morte  sub  partu^),  wurde  1805  Professor 
der  Medicin  an  der  Universität,  1819  Oberarzt  am  Friedrichs-Hospital,  publi- 
cirte  zahlreiche  klinische  und  andere  medicinische  Abhandlungen  in  dänischen  und 
deutschen  Zeitschriften,  war  Mitgründer  und  Mitherausgeber  der  „Bibliothek  for 
Physik,  Medicin  og  Oekonomi",  war  auch  in  praktischer  Beziehung  sehr  wirksam, 
stiftete  (1800)  eine  dänische  Gesellschaft  für  Vaccination,  reformirte  die  Hospital- 
hygiene und  wirkte  in  verschiedenen  Richtungen  für  die  Förderung  des  mediei- 
niscben  Studiums  an  der  Kopenhagener  Universität.  Hervorzuheben  ist  sein  eifriges 
Wirken  für  das  Studium  der  dänischen  Medicinalgeschichte ,  in  seinen  späteren 
Jahren,  unter  thätiger  Mitwirkung  Mansa's.  Er  publicirte  1823 :  „Archiv  for 
Lägevidenskabens  Historie  i  Danmxirk  /."  und  1833 — 35:  „Samlinger  til  den 
danske  Medicinalhistorie'^ .    Er  starb  am  18.  Februar  1836. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  38.  Petersen. 

Hering,  Eduard  von  H.,  zu  Stuttgart,  ein  um  die  menschliche  Physiologie 
und  Pathologie  verdienter  Thierarzt,  war  daselbst  am  20.  März  1799  geboren, 
widmete  sich  zuerst  im  elterlichen  Hause  der  Pharmacie,  studirte  dann  von  1819 
in  Tübingen  Anatomie,  Physiologie  und  Thierheilkunde ,  besuchte  1821 — 22  die 
Thierarzneischulen  zu  Wien,  München,  Dresden,  Berlin,  Kopenhagen,  und  1826 
die  zu  Alfort,  nachdem  er  1822  zum  Lehrer  an  der  neu  errichteten  Thierarznei- 
schule  in  Stuttgart  ernannt  worden  war,  wo  er  von  1828  bis  1858  auch  die 
Klinik  leitete,  wie  von  1824 — 31  nebenbei  den  thierärztlichen  Unterricht  bei  dem 
landwirthschaftlichen  Institut  in  Hohenheim.  1842  wurde  er  zum  Medicinal-, 
1862  zum  Ober-Medicinalrath  und  Vorstand  der  Thierarzneischule  ernannt,  1858 
übernahm  er  die  Stelle  eines  Referenten  im  Kriegsministerium.  Von  seinen  die 
Medicin  näher  angehenden  Arbeiten  führen  wir  seine  physiologischen  „  Versuche 
über  das  Verhältniss  zwischen  der  Zahl  der  Pulse  und  der  Schnelligkeit  d^s 
Blutumlaufs^  nach  einer  neuen,  durch  Vikrordt  später  vollständig  bestätigten 
Methode  (Tiedemann's  und  Treviranüs'  Zeitschrift,  1828,  1833;  Gribsingbr's 
Archiv  f.  physiol.  Heilk.,  1850,  53)  an,  wofür  er  von  der  Tübinger  med.  Facultät 
zum  Dr.  med.  hon.  ernannt  wurde.  Ausserdem  beschäftigte  er  sich  fortwährend  mit 
den  Parasiten  (Milben  und  Eingeweidewürmern),  bearbeitete  seit  1846  den  Jahres- 
bericht über  die  Fortschritte  in  der  Thierheilkunde  für  Canstatt's  und  Eisenmann's 
Jahresbericht  und  rcdigirte  seit  1839  ein  Repertorium  der  Thierheilkunde.  Von 
seinen  bedeutungsvollen  thierärztlichen  Schriften,  die  hier  unerwähnt  bleiben  müssen, 
heben  wir  nur  hervor:  „Physiologie  für  Thierärzte^  (1832)  und:  „Ueber  die 
Kuhpocken  an  Kühen""  (1839,  m.  Abbildg.).    Er  starb  am  28.  März  1881. 

Schrader-Hering,  pag.  192.  —  Callisen,  XXVIII,  pag.  495.  G. 


HERING.  —  HERISSANT.  169 

Hering I  Eduard  H. ,  zu  Leipzig,  war  daselbst  am  3.  Februar  1808 
geboren,  studirte  von  1828 — 30  und  ging  beim  Ausbruch  der  polnischen  Revo- 
lution als  Militärarzt  nach  Warschau.  Er  avancirte  im  Laufe  des  Feldzuges  zum 
Stabsarzt,  nahm,  nach  ünterdrttckung  der  Revolution,  seine  Studien  wieder  auf 
und  promovirte  auf  Grund  seiner  Diss. :  „De  febrt  nervosa,*'  Im  Jahre  1833 
liefls  er  sich  als  Zahnarzt  in  Leipzig  nieder.  Seine  literarische  Thätigkeit  be- 
schränkte sich  auf  einige  kleine  Joumalartikel ,  dagegen  bethätigte  er  sein 
warmes  Interesse  fdr  die  Interessen  der  Zahnheilkunde  als  Mitglied  des  Vorstandes 
des  Central- Vereins  deutscher  Zahnärzte.  Im  Jahre  1846  wurde  er  vom  Herzoge 
von  Sachsen  -  Altenburg  zum  Hofzahnarzt   ernannt.     Er  starb  am  16.  Juli  1868. 

Viertetjahrschrift  für  Zahnheilkunde.    1868,  VIII,  pag.  318.  6. 

*  Hering,  Ewald  H.,  zu  Prag,  ist  1834  in  Alt-Gersdorf  im  Königreiche 

Sachsen  g^eboren,    Hess   sich  nach   vollendetem  medicinischen  Studium   in  Leipzig 

als  Arzt  nieder,  habilitirte  sich  1862  als  Dooent  der  Physiologie  bei  der  dortigen 

Universität,  wurde  1865,  nach  Lüdwig's  Abgange,  als  Professor  der  Physiologie 

und  medicinischen  Physik  an  die  medicinisch-chirurgische  Josephs-Akademie  in  Wien 

berufen  und  wirkt  gegenwärtig  in  gleicher  Eigenschaft,  seit  1870,  als  Pobkinjb's 

Nachfolger,  in  Prag.   Er  hat  sich  viel  mit  Untersuchungen  über  den  Gresichtssinn 

beschäftigt,  über  binoculares  Sehen,  das  Gesetz  der  identischen  Sehrichtungen,  die 

sogenannte  Raddrehung  des  Auges,  über  die  Form  des  Horopters,  die  Gesetze  der 

binocularen  Tiefenwahrnehmung ,  über  die  Rollung  des  Auges  um  die  Gesichtslinie 

geschrieben  und  andere  Mittheilungen  gemacht,  wie :   „Zur  Lehre  vom  lAchtsiniie" 

(Wiener  akademische  Sitzungsber.  1872,  73)  —  „  Leber  Farbenblindheit,  Muskel- 

geräusche  des  Auges";  ausserdem :  ;,  lieber  den  Bau  der  Wirbelthierleber**  —  „Zur 

Lehre  vom  Leben  der  BliUzellen"  —  ;>-DiV  Selbststeuerung  der  Äthmung  durch 

den  N.  vagus"  —  „  lieber  den  Einfluss  der  Athmung  auf  den  Kreislauf"  — 

„Ueber  das  Gedächtniss  als  eine  allgemeine  Function  der  organisirten  Materie" 

—  „Beiträge  zur  allgemeinen  Nerven-  und  Muskel- Physiologie"  (1879 — 82)  — 

„Orundzäge  einer  Theorie  des  Temperatursinnes"  (1877)  u.s.  w.  Die  Publications- 

orte  dieser  Abhandlungen  sind  hauptsächlich:  Poggendorff's  Annalen  (1863,  65), 

Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  (1864,  65),  Archiv  für  mikroskop.  Anatomie  (1867), 

Wiener  akad.  Sitzungsberichte  (1866 — 82),  Archiv  f.  Ophthalmologie  (1869)  u.  s.  w., 

auch   die:    „Beiträge   zur  Physiologie"    (Heft  1 — 5,   Leipzig  1861 — 64).     Für 

L.  Hermann 's   Handbuch   der    Physiologie    schrieb    er:    „Raumsinn  des  Auges, 

Augenbewegungen"  (HI,   1)  —  „  Temper attir sinn"  (III,   2). 

Brockhaus,  Conversations-Lexikon,  13.  Aufl.,  Bd.  IX,  pag.  138.  —  Catalogne 
of  scientific  papers,  III,  pag.  309;  VII,  pag.  957.  G. 

*  Hering,  Theodor  H.,  geboren  zu  Warschau  am  1.  Mai  1847,  studirte 

m  Warschau  (1864 — 1869)    und  widmete    sich    speciell    der  Laryngoskopie,    seit 

1881    leitet    er    die   Abtheilung    für    Kehlkopfkranke    im    St.  Rochushospital    in 

Warschau.    Seine   zahlreichen,   zum  Theil   sehr   werthvollen  Aufsätze  sind  in  den 

folgenden    Zeitschriften     veröffentlicht:    Medycyna,    Gazeta    lekarska,    Pami^tnik 

Towarzystwa  lekarskiego,   Wiener  medicinische  Presse,  Revue  mensuelle  de  laryn- 

gologie  und  im  Internationalen  Centralblatt  für  Laryngologie,  dessen  Mitarbeiter  H.  ist. 

K.  &  P. 

Härlssaut,  Fran^ois-David  H. ,  geboren  am  29.  September  1714 
bei  einer  zufälligen  und  vorübergehenden  Anwesenheit  seiner  Eltern  in  Ronen, 
erhielt  seine  erste  Erziehung  in  Paris.  Schon  in  dem  11jährigen  Knaben  ent- 
deckte WiNSLüW  ein  besonderes  Talent  für  Naturbeobachtung  und  veranlasste, 
dass  H.  sich  dem  Studium  der  Medicin  und  Naturwissenschaften  widmete,  wobei 
er  sich  der  Protection  des  genannten  Anatomen  und  Rkau^iur's  erfreute.  1742 
erhielt  H.  den  Doctortitel.  Er  vertrat  dann  öfter  Winslow  im  anatomischen 
Unterricht,  wurde  am  20.  März  1748  Anatora-Adjuuct ,  1761  Assoeiö  anatomiste 
und  1769  fest  angestellter  Lehrer  der  Anatomie.     Im  Alter  von  59  Jahren ,    am 


170  HERISSANT.  —  BEELITZ. 

21.  Augast  1771,  starb  H.  Er  war  ein  ganz  bedeutender  Forscher,  speeiell  als 
Zoologe  und  vergleichender  Anatom.  Zu  nennen  sind  als  Arbeiten  von  bleibendem 
Werth:  „M4m,  sur  la  structure  des  cartilages  des  cdtes  de  l' komme  et  du 
cheval,  pour  servir  ä  Vexplicaiion  mecanique  des  mouvemens  du  ihorax*'  (1748, 
av.  2  pl.)  —  „Sur  les  mouvemens  du  bec  des  oiseaux^  (1748,  av.  1  pl.)  — 
„Recherckes  sur  les  usages  cPun  grand  nombre  de  dents  du  canis  carcharios*' 
(1749,  av.  3  pl.)  —  „Sur  les  organes  de  la  voix  des  quadrup^des  et  de  Celle 
des  oiseaux"  (1753,  av.  6  pl.)  —  „Nouvelles  recherckes  sur  la  conformation 
de  Vdmail  des  dents  et  sur  celle  des  gencives*^  —  n^es  Sclaircissemens  sur 
V ossification^  (1758)  —  „Sur  les  maladies  des  os^  (1758,  av.  7  pl.)  etc. 
Ausserdem  schrieb  H.  als  eigentlich  medicinische  Schriften:  „Ergo  ab  impulsu 
sanguinis  in  arteriam  pulmonalen^  respiratio  spontanea**  (Paris  1741)  — 
„Ergo  secundinae  foetui  pulmonum  praestant  oßicia"  (Ebenda  1745)  —  „An 
vero  in  empyemate,  necessaria,  licet  raro  prospera,  paracentesis?*^  (Ebenda  1762), 

•  Biogr.  mW.  V,  pag.  167.  —  Biet.  bist.  III,  pag.  115.  Pgl. 

Hörissant,  Louis-Antoine-Prosper  H.,  als  Sohn  eines  berühmten 
Buchdruckers  am  27.  Juli  1745  in  Paris  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt 
Medicin,  interessirte  sich  aber  nebenher  in  besonderem  Masse  für  scBönwissen- 
schaftliche  Studien.  Er  erhielt  im  Jahre  1768  das  Baccalaureat ,  starb  aber  bereits 
im  jugendlichen  Alter  von  24  Jahren  am  16.  August  1769  an  den  Pocken.  Er 
hinterliess:  „Ti/pograpkia,  Carmen'^  (Paris  1764,  4.)  —  n Eloge  de  Oontkier 
d* Andern ack^  (Ebenda  1765)  —  „An  a  terreae  substantiae  intra  porös 
cartüaginum  appulsa  ossium  duritiesf"  (Ebenda  1768)  —  „An  Corpora  quae  lente 
extenuata  sunt^  lente  reßcienda;  quae  vero  breite,  celeriter?"  (Ebenda  1768)  — 
„Jardin  des  curieux  ou  Catalogue  raisonnd  des  plantes  les  plus  belles  et  les 
plus  rares,  soit  indighies,  sott  itranghres,  avec  les  noms  frangais  et  latins,  leur 
culture  et  les  vertus  particulihres  a  ckaque  esp^ce,  le  tout  prdc^di  de  quelques 
notions  sur  la  culture  en  gindral^  (Ebenda  1771,  von  Coqüereau  nach  dem 
Tode  H.*s  herausgegeben)  —  „Biblioth^que  pkysique  de  la  France  ou  Liste 
de  tous  les  ouvrages,  tant  imprimds  que  manuscrits  qui  traitent  de  Vkistoire 
naturelle  de  ce  royaume^  (Ebenda  1771,  gleichfalls  von  Coqüereau  publicirt). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  168.  —  Dict.  bist.  III.  pag.  116.  Pgl. 

/Herlitz  (Herliciüs),  David  H. ,  Astrolog  und  Mediciner,  geboren  in  Zeitz 
am  28.  December  1557 ,  zeigte  schon  früh  poetisches  und  musikalisches  Talent. 
Er  studirte  zuerst  Philosophie  zu  Wittenberg,  Leipzig  und  Rostock  und  widmete 
sich  dann  erst  der  Medicin.  1580  zum  Conrector  an  der  Schule  in  Güstrow  vom 
Herzog  von  Mecklenburg  ernannt,  blieb  er  daselbst,  bis  er  1582  Stadtphysicus 
in  Prenzlau  und  ein  Jahr  später  in  Anklam  wurde.  Von  hier  aus  veröffentlichte 
er  zuerst  den:  „Astrologischen  Kalender  von  1584 — 1636"^  welcher  einen 
reissenden  Absatz  fand  und  in  alle  europäischen  Sprachen  übersetzt  worden  ist. 
1585  wurde  H.  Professor  der  Mathematik  (Astrologie  und  Logik)  an  d^r  Univer- 
sität zu  Greift wald,  blieb  daselbst  bis  1598,  wo  er  den  med.  Doctortitel  erhielt 
und  Stadtphysicus  in  Stargard  in  Pojnmern  wurde.  Nachdem  H.  1606  in  gleicher 
Eigenschaft  sich  nach  Lübeck  hatte  versetzen  lassen,  kehrte  er  1614  wieder  nach 
Stargard  zurück  und  blieb  daselbst  bis  zu  seinem  am  15.  August  1636  erfolgten 
Tode.  H.  hat  etwas  über  50  Schriften  herausgegeben ;  die  meisten  bewegen  sich 
auf  dem  Gebiete  der  Astrologie  und  documentiren  die  tiefe  Stufe  des  Wissens, 
auf  der  ^er  Verfasser  stand.  Auch  seine  medicinischen  Schriften  sind  mit  den 
abergläubischen  Anschauungen  der  damaligen  Zeit  innig  verquickt  und  von  geringem 
Werth.  Die  Titel  derselben  sind:  „De  curationibus  gravidarum,  puerperarum  et 
infantum.  Gründliche  ünterrichtung  imdfast  newe  Erklärung,  den  schwangeren 
Frawen  und  Kindbette  rinnen  gethan"  u.  s.  w.  (Anklam  1584;  deutsch  Greifswald 
151^7;  Stettin  1618)  —  .^Exercitationes physiologicae :  L  I  de  caubis  lacrymarum. 


HERLITZ.  —  HEBMANN.  171 

rüusj  stemutationts  et  sudoria*'  (Oreifswald  1584)  —  „De  pluviis  prodigiosis*^ 
(Ebenda  1597). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  166.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1077.  —  Pyl  in  Allgem. 
Deutsche  Biogr.  XII,  pag.  118.  Pgl. 

Herls,  GorneliB  H.,  ein  Chirurg,  der  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts 
in  Middelburg  wirksam  war,  hat  sich  bekannt  gemacht  als  Verfasser  eines  chirur- 
gischen Handbuches:  „Examen  der  Chirurgie" ,  das  im  Jahre  1648  schon  einer 
5.  Ansgabe  und  später  noch  vielen  anderen  unterlag,  und  in's  Deutsche  Übersetzt 
wurde,  Nürnberg  1676.  Auch  soll  er  eine  von  D.  Ultralaeus  publicirte  Abhandlung : 
„Tractatus  in  quo  suceinote  ac  disposite  disputatur  an  puerperae  liceat  ezhibere 
moschum^^  (Middelburg  1613)  so  scharf  recensirt  haben  („Examen  tractatus  medici 
de  moschoy  a  D.  TJltralaeo  in  lucem  editi",  Middelburg  1613),  dass  dadurch 
zwischen  den  Middelburger  Aerzten  ein  heftiger  Streit  entstand,  welcher  die  Ausgabe 
verschiedener  Streitschriften  zur  Folge  hatte,  wovon  wir  hier  nur  H. 's:  „Bespansio 
ad  apologiam  J.  Lansbergii,  qua  et  parentia  sui  et  D.  ültralaei  placita 
de  moscho  tuetur"  (Middelburg  1613)  hervorheben.  Wann  er  starb,  ist  mir 
unbekannt  geblieben.  C.  E.  B  a  n  i  ö  1  s. 

Herman,  Andreas  H.,  zu  Pressburg  in  Ungarn,  war  am  28.  Februar 
1693  zu  Neusohl  als  Sohn  eines  Apothekers  geboren,  erhielt  seinen  ersten  Unter- 
rieht in  der  Pharmacie  im  väterlichen  Hause  und  in  der  Medicin  durch  einen 
ausgezeichneten  Arzt,  Dr.  Karl  Otto  Mollbb,  studirte  dann  in  Halle,  wo  er 
1719  Doctor  wurde.  Nach  seiner  ßückkehr  in  die  Heimath  wurde  er  zuerst 
Physicus  der  Neograder,  später  der  Wieselburger  Gespanschaft,  begleitete  1721 
den  Erzbischof  von  Ealocsa  zur  Papstwahl  nach  Rom  und  liess  sich  1723  in 
Pressburg  nieder,  wo  er  bis  zu  seinem  am  11.  Mai  1764  erfolgten  Tode  lebte. 
Ausser  seiner  Dissertation  schrieb  er  noch  einige  kleine  lateinische  Abhand- 
lungen: „De  nativo  aale  cathartico  in  fodinia  Hungariae  recena  invento" 
(1721,  4.)  —  „De  uau  et  abuau  nitri"  (Halle  1721,  4.)  —  „Commentariolua 
historico'phyaico'medicua  de  thermia  Trenchinienaibus"  (Leipzig  1726,  4.).  Er 
war  auch  ein  guter  Mineralog  und  besass  eine  sehr  reichhaltige  Sammlung  der 
Mineralien  Ungarns. 

V.  Wurzbach,  VIII,  pag.  378.  G. 

Hermann,  Paulus  H.,  am  30.  Juni  1640  in  Halle  geboren,  studirte  in 
Wittenberg,  Leipzig,  Jena,  Leyden,  Rom  und  Padua,  wo  er  1670  promovirte. 
Hierauf  wieder  nach  Leyden  gekommen,  studirte  er  hauptsächlich  Anatomie  unter 
Drelikcoükt  und  wurde  1672  durch  die  Regierung  nach  Indien  geschickt,  um 
Botanik  zu  studiren.  Auf  dieser  achtjährigen  Reise  besuchte  er  Indien,  Süd- Afrika 
und  Ceylon  und  sammelte  eine  ausgezeichnete  Collection  tropischer  Pflanzen,  welche 
er  später  benutzte,*  als  er  1680  zum  Prof.  botanices  (Antrittsrede:  „De  uau  hör- 
torum  atque  nata  inde  oblectatione" )  in  Leyden  ernannt  war.  15  Jahre  functio- 
nirte  er  als  solcher;  er  starb  schon  am  29.  Januar  1695  und  hat  sich  durch 
seinen  vortrefflichen  Unterricht,  die  enorme  Ausbreitung  und  wissenschaftliche 
Classificirung  des  Hortus  botanicus  einen  Europäischen  Ruf  erworben,  so  dass  bei 
H.'s  Besuch  in  Paris  der  König  selbst  befahl ,  die  Wasserwerke  in  Versailles  ihm, 
„dem  Könige  der  Botaniker",  zu  Ehren  springen  zn  lassen  —  Nur  wenige  der 
durch  ihn  vorbereiteten  wissenschaftlichen  Arbeiten  hat  er  veröffentlicht,  sowie: 
j,Horti  academici  Lugd.  Bat,  catalogua**  (Leyden  1687),  von  Sprengel 
„eximinm  opus"  genannt,  und:  „Florae  Lugduno-Batavae  flores"  (Ebenda  1690, 
imter  dem  Namen  von  L.  Zumbach  erschienen),  während  die  geplante  Ausgabe 
eines :  „Museum  Ceylanicum"^  wofür  er  in  Indien  450  grosse  Abbildungen  ver- 
fertigt hatte,  ebensowenig  zur  Ausführung  gekommen  ist.  q  ^   Daniels. 

Hermaim,  Johann  H.,  gelehrter  Naturforscher,  am  31.  December  1738 
zu    Barr    bei    Strassburg    geboren,    bezog    1753    die    letztgenannte    Universität 


172  HERMANN. 

speciell  um  sich  dem  Studium  der  Medicin  und  Botanik  zu  widmen ;  letztere  wurde 
bald  seine  Lieblingsbeschäftigung.  Nach  Beendigung  der  Studienzeit  machte  er  eine 
Reise  nach  Paris,  kehrte  1764  zurück,  promovirt»  zum  Dr.  med.  und  hielt 
öffentliche  Curse  über  Naturwissenschaften.  1768  wurdö  er  Prof.  e.  o.  der  Medicin 
in  Strassburg,  1778  ordentlicher  Professor  der  Philosophie,  1782  der  Pathologie 
und  1784  der  Botanik,  Chemie  und  Materia  medica..^  Letztere  Fächer  lehrte  H. 
auch  an  der  Specialschule  in  Strassburg;  zugleich  war  er  Professor  der  Natur- 
geschichte an  der  Centralschule  daselbst.  £r  starb  nach  langer  schmerzhafter 
Krankheit  am  4.  October  1 800.  Ausser  mehreren  Dissertationen  und  akademischen 
Programmen;  „Cardamomi  historia  et  vindidae^  (Strassburg  1762)  —  ^De 
rosa"  (Ebenda  1762)  —  „De  cosmeticis^  (Ebenda  1764)  —  „De  secessione 
terrae  a  communi  hurnanorum  massa"  (Ebenda  1766)  —  „De  aenea  cultnari 
supellectili"  (Ebenda  1766)  —  „De  botanices  systemattcae  utilitate*'  —  „De 
praesngiis  tenipestatis  naturalilncs"  (Ebenda  1771)  —  „Affinüatum  animaltum 
tabula,  brevi  commentario  illustrata"  (Ebenda  1777)  —  „Progr.  über  den 
fliegenden  Silopex  des  Aristoteles"  (Ebenda  1782)  —  „Ueber  den  Pkattages 
des  Aelian"  (Ebenda  1782)  —  „Ueber  eine  seltene  Ausgabe  des  Oalen"  (Ebenda 
1782)  u.  A.,  verfasste  er  noch:  „Anatomiae  comparatae  specimen  osteologicum 
de  dentibus"  (Strassburg  1770);  femer:  „Tabula  affinüatum  animaltum^  nunc 
uberiore  commentario  tllustrata,  cum  adnotattonibus  ad  hist.  naturalem 
animaltum  augendam  fadentibus"  (Ebenda  1783),  sein  Hauptwerk,  und  die 
nach  seinem  Tode  in  Strassburg  und  Paris  1804  von  Hammer  herausgegebenen 
„Observationes  zoologicae ,  quibus  novae  complures ,  aliaeque  animaltum 
species  describuntur  et  illustrantur" ,  sowie  zahlreiche  Journalaufsätze  natur- 
historischen Inhalts. 

Biogr.  med.  V,  pag.  168—170.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1079.  Pgl. 

Hermann,  J.  J.  H.,  zu  Bern,  war  daselbst  Hebeammenlehrer  und  Prosector 
und  seit  1830  Professor  der  Anatomie,  gerichtlichen  Medicin  und  Diätetik.  Er 
schrieb  ein  „Manuel  des  sages-femmes"  (Bern  1824,  av.  1  pl. ,  vom  Verf.  in's 
Deutsche  tibersetzt,  Winterthur  1832)  und  in  der  Salzburger  Med.-chir.  Zeitung 
(1822):  „Uebersicht  des  Vorgefallenen  in  der  Hebammenschule  zu  Bern  in 
den  Jahren  1819,  20"  —  „Beschreibung  zweier  Missgeburten":  ferner: 
„Systematischer  Katalog  der  im  anatomischen  Cabinet  der  Bernischen  Academie 
befindlichen  Präparate"  (Bern  1831)  —  „Ueber  das  grosse  Bedürfniss ,  gute 
Taubstummenanstalten  im  Canton  Bern  zu  errichten  u,  s.  w.  Eine  Inaugural- 
rede" (Ebenda  1833):  ausserdem  Aufsätze  in  der  Med.-chir.  Zeitung.  Er  «tarb 
Ende  April  1867. 

Call  igen,   VIII,   pag.   481;  XXVllI,  pag.  506.  G. 

*Hermann,  Ludimar  H. ,  am  31.  October  1838  zu  Berlin  geboren, 
besuchte  hier  die  Universität  und  gelangte  1859  zur  Promotion.  Er  habilitirte 
sich  1865  für  Physiologie  und  erhielt  einen  Ruf  als  ordentlicher  Professor  des 
Faches  an  die  Universität  zu  Zürich  im  Herbst  1868.  Neben  zahlreichen  physio- 
logischen Untersuchungen,  welche  H.  in  Form  von  Abhandlungen,  zum  Theil  in 
Gemeinschaft  mit  Schülern,  in  Pflüger's  Archiv  und  in  du  Bois-Reymond's  Archiv 
publicirte,  neben  physikalischen  und  chemischen  Arbeiten,  die  in  Poggendorff's 
Annalen  und  in  der  Züricher  Vierteljahrschrift  ihren  Platz  fanden,  ist  er  der 
Autor  folgender  Monographien  und  grösseren  Werke:  „(Untersuchungen  zur 
Physiologie  der  Muskeln  und  Nerven"  (3  Hefte,  Berlin  1867 — 68)  —  ;,  Ueber 
schiefen  Durchgang  van  Strahlenbündeln  durch  Linsen"  (Zürich  1874)  — 
„Orundriss  der  Physiologie"  (in  7  Aufl.,  Berlin  1863 — 82;  zehnmal  in  fremde 
Sprachen  tibersetzt)  —  „Handbuch  der  Physiologie"  (in  6  Bdn. ,  vom  Heraus- 
geber selbst  die  Muskel-  und  Nervenphysiologie)  —  „Lehrbuch  der  allgetneinen 
Toxikologie^*  (Berlin  1874).  1863  begründete  H.  im  Verein  mit  v.  Recklinghausen, 
Kühne   und  Ph.  Munk    das  „Centralblatt   für  die   niedicinischen  Wissenschaften** 


HERMANN.  —  HERMES.  173 

(Beriin),  an  welchem  er  bis  1870  thätig  war.  —  1884  wurde  er  zum  Nachfolger 
y.  Wittich's  nach  Königsberg  berufen,  dem  er  die  Gedächtnissrede  hielt  (Berliner 
klinische  Wochenschr.,  1886).  Wem  ich 

Hermann,  s.  a.  Herbmann. 

HermaBIli,  Johann  Ludwig  H.,  geboren  am  14.  Mai  1744  iu  Bessungen 
bei  Darmstadt,  prakticirte  in  Homberg  und  von  1799  ab  in  Diemeistrom  in 
Hessen,  schrieb:  „Diss,  de  actione  aerts  in  corptis  humanuni^  (Marburg  1767)  — 
„Abhandlung  und  gegründete  Wahrnehmungen  von  der  Kriebelkrankheit,  so  in 
Niederhessen  vom  Jahre  1771  bis  zu  Ende  des  Heumonats  1772  epidemisch 
grassirt  hat,  zum  Beytrag  einei^  vollständigen  Geschichte  von  dieser  Epidemie^ 
(Cassel   1774). 

Biogr.  m6d.  V,    pag.  171.  Pgl. 

Hermbstädt,  Sigismund  H. ,  am  14.  April  1760  zu  Erfurt  geboren, 
begann  auf  der  Erfurter  Universität  Pharmakologie   und   unter  Tromsdobff  sen. 
Chemie  zu  studiren.    Als  Repetent  von  Wieoleb  in  Langensalza  Tervollkoramnete 
er   sich    in    der   experimentellen    Chemie  und   der   theoretischen   und   praktischen 
Pharmacie,  trat  dann  eine  Stelle  in  der  Hamburger  Rathsapotheke  an  und  wurde 
später  Leiter  der  Apotheke  des  verstorbenen  Valentin  Rose,  während  er  nebenbei 
am  königl.  Collegium   medico-chirurgicum    seine  Studien    weiter   fortsetzte.     1786 
machte  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Thüringen  und  dem  sächsischen  Erz- 
gebirge, von  welcher  er  1787  nach  Berlin  zurückkehrte  und  hier  mehrere  Jahre 
hindurch  Privatvorlesungen    über   Chemie,    Physik,    Technologie    und   Pharmacie 
hielt.    1791  wurde  er  zum   ordentlichen  Professor  der  Chemie  und  Pharmacie  am 
Collegium   medico-chirurgicum    ernannt,    leitete   daneben   die  königl.  Hofapotheke 
und  wurde  nach  und  nach  Rath  am  Obercollegium  medicum,  Assessor  beim  königl. 
Manufactur-  und  Commerzcollegium  und  bei  der  Salzadministration,  ferner  General- 
stabs-Apotheker  der  Armeen  und  Mitglied  der  Haupt-Feldlazareth-Direetion,  endlich 
1810    Geh.  Medicinalrath.    Er   starb   am    22.  October  1833.    H.    verfasste    eine 
grosse  Reihe  von  Schriften  über  Chemie,  Pharmacie,  Technologie,  Agronomie  und 
landwirthschaftliche  Gewerbe,  welche  man  am  ausführlichsten  bei  Callisen  (VIII, 
pag.  410  imd  XXVIII,  pag.  498  ff.)  zusammengestellt  findet.    Sein  Hauptverdienst 
liegt  in  der  Aufmunterung,  welche  er  den  technischen  Gewerben  in  Preussen  fort 
nnd  fort  angedeihen  Hess,    indem   er   ihnen    eine   wissenschaftliche  Grundlage   zu 
geben  und   einen   wissenschaftlichen  Standpunkt  zu   bewahren   unablässig   bemüht 
war.    Seine   hauptsächlichsten    Schriften    sind:    „Physikalisch-chemische   Versuche 
und  Beobachtungen**  (2Bde. ,  Berlin  1786,  89)    —    „Bibliothek   der   neuesten 
physikalisch' chemischen  Liter Q^ur^  (4  Bde.,  Ebenda  1787 — 95}  —  „Systematischer 
Orundriss  der  allgemeinen  Experimentalchemie^  (3  Bde.,  Ebenda  1791;  3.  Aufl., 
5  Bde.,  1812 — 26)    —    „Katechismus  der  Apothekerkunst"  (Ebenda  1792)    — 
„Grundriss  der  Experimentalpharmacie^  (2  Bde. ,  Ebenda  1792 — 93;    2.  Aufl. 
1806)    —    „Elemente   der   theoretischen  und  praktischen   Chemie  für  Militär- 
personen*' (Berlin  1823)    —    „Das  Hermannsbad    bei  Muskau"    (Sorau  1825), 
ausserdem    eine    Menge    Schriften    technologischen    Inhalts,    Uebersetzungen    von 
Lavoisieb,  Chaptal,  Guyton  de  Morveaü  u.  A.  m. 

Neuer  Nekrolog  der  Dentschen.  XI,  2,  pag.  704  ff.  —  Callisen  a.  a.  0.         V. 

Hermes,  Johann  August  Karl  Wilhelm  H.,  mecklenburgischer 
Arzt,  war  zu  Parchim  am  6.  Januar  1805  geboren,  wurde  1826  in  Rostock  Doctor, 
war  Ajzt  in  Parchim,  wurde  1829  Ereis-Physicus  in  BQtzow  und  ging  1831  in 
gleicher  Eigenschaft  nach  Warin.  Er  übersetzte  aus  dem  Französischen :  A.  Portal, 
„Ueber  die  Natur  und  Behandlung  der  Epilepsie"  (Stendal  1829),  verfasste 
einen  Bericht  über  die  Cholera  in  der  Stadt  Warin  für  Spitta's  Sammlung  amt- 
licher Berichte  über  die  Cholera  in  Mecklenburg  und  veröffentlichte  in  Henkb's 
Zeitschrift  (Bd.  XX ,  XXVIII,  Erg.-Hft.  20)  eine  Reihe  von  Gutachten ,  z.  B.  über 


/ 


174  HERMES.  —  HEBNANDEZ. 

den  psychischen  Zustand  mehrerer  Brandstifter,  über  eine  Kopfverletzung,  über  die 
zweifelhafte  Todesart  eines  früher  Verletzten  u.  s.  w.    Er  starb  am  20.  Januar  1835. 
Blanck,  pag.  156.  G. 

Hermolaus  Barbarns,  s.  Barbaro,  Bd.  I,  pag.  284. 

Hemaildez,  Francisco  H. ,  spanischer  Arzt  im  16.  Jahrhundert  und 
Leibarzt  des  Königs  Philipp  II.,  wurde  von  diesem  nach  West-Indien  Behufs 
näheren  Studiums  der  Naturgeschichte  Mexico's  gesandt.  Die  wissenschaftlichen 
Resultate  der  Expedition,  welche  im  Qanzen  einen  Kostenaufwand  von  etwa 
60.000  Dukaten  yerursachte,  sind  in  17  Folio-Bänden,  inclusive  zweier  Bände  Holz- 
schnitte, von  H.  zusammengestellt  und  werden  in  der  Bibliothek  des  Escurials 
aufbewahrt.  Im  Auftrage  Philipp's  II.  ist  daraus  von  Nardo  Antonio  Rbccho, 
Arzt  des  Königs  und  Generalarzt  des  Königreichs  Neapel,  ein  kürzerer  Auszug 
veranstaltet  worden  und  etwa  dreiviertelhundert  Jahre  später  von  der  Akademie 
der  „Lyncei"  veröffentlicht  worden  unter  dem  Titel:  „Rerum  medlcarum  novae 
Hispaniae  thesaurua,  seu  plantarumy  animalium,  mweralium  mexicanorum 
hiatoria  ex  Francisci  Hernandez  in  India  prtmum  coUectiij  dein  a  Nardo 
Antonio  Beccho  in  volumen  digesta:  a  Jo,  Terentio  et  Fabio  Columna  Lyncaeia 
notis  et  additiontbus  illustrata  etc."  (Rom  1648 — 1651,  2  voll.,  fol.}.  H.  hatte 
seinem  Manuscript  den  Titel  gegeben:  „De  la  naturalega  y  mrtiides  de  las 
arboles,  plantas  y  animales  de  la  nueva  Eapanna^  en  espedal  de  la  provincia 
de  Mexico,  de  que  se  aprovecha  la  medicina''  (Mexico  1615). 

Biogr.  med.  V,  pag.  173.  Pgl. 

Hernandez,  Jean-Fran^ois  H.,  französischer  Arzt  in  Toulon,  daselbst 
am  26.  Mai  1769  geboren,  war  erster  Chefarzt  und  Professor  der  Physiologie, 
medicinischen  Pathologie  und  Klinik  bei  der  Kriegs-Marinc  der  Häfen  von  Toulon 
und  Rochefort  und  verfasste  mehrere  mit  Preisen  gekrönte  Arbeiten^  so  von  der 
Soc.  de  MM.  de  Lyon  die  Bearbeitung  der  Fragen:  „Quels  sont  les  signes 
diagnostiques  et  pronostiquea  dana  lea  maladiea  aigues  et  chroniquea  que  peiU 
fournir  VUat  de  la  langue,  dea  l^vrea  et  des  denta  etc.  f"  Femer  einen  „Essai 
analytique  aur  la  non-identit4  des  mrua  gonorrkoique  et  ayphilitique*'  (preis- 
gekrönt 1810  .von  der  Soc.  de  M6d.  de  Besan9on),'  femer  sein  Hauptwerk: 
„Eaaai  aur  le  typhua  ou  aur  lea  fihrrea  malignea  putridea  bilieuaea^  muqueuses, 
jaune,  la  peste  etc."  (Paris  1816),  eine  Schrift,  welche  indirect  für  Broussais 
die  Veranlassung  wurde  zur  Heransgabe  seiner  berühmten  Abhandlung]:  „Examen 
de  la  doctrine  etc."  Von  H.  erschien  noch  ein  Aufsatz  über  die  doppelte  Queck- 
silbersalbe im  Joum.  de  Pharm.,  Juli  1825.  Er  starb  zu  Toulon  am  12.  Juli  1835. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  173.  —  Berger  et  Rey,  pag.  127.  —  Callisen,  Vm, 
pag.  422.  Pgl, 

Hernandez y  Rafael  H. ,  zu  Mahon  (Insel  Menorca),  war  daselbst  am 
7.  März  1779  als  Sohn  eines  Apothekers  geboren,  erlernte  zunächst  die  Pharmacie, 
widmete  sich  von  1802  an  der  Medictn  in  Toulon,  Marseille  und  Montpellier, 
erlangte  daselbst  1806  den  Doctorgrad,  wurde,  in  die  Heimath  zurückgekehrt, 
Oefängnissarzt ,  behandelte  1811  die  Gelbfieberkranken  zweier  englischen  Schiffe, 
war  Leibarzt  der  zu  Mahon  in  der  Verbannung  lebenden  Herzogin  von  Pen- 
t h i 6 V r e ,  der  Mutter  des  späteren  Königs  Louis  Philippe,  zeichnete  sich  1834 
bei  der  Behandlung  der  Cholerakranken  aus,  gehörte  überhaupt  zu  den  bekanntesten 
und  gesuchtesten  Aerzten  nicht  nur  der  Insel,  sondern  auch  ihrer  weiteren  Um- 
gebung. Von  seinen  in  spanischer,  französischer  und  lateinischer  Sprache  verfassten 
Arbeiten,  die  zum  Theil  von  wissenschaftlichen  Gesellschaften  Frankreichs  and 
Spaniens  mit  Preisen  bedacht  wurden,  führen  wir  an  eine  solche  über  Ascaris 
lumbricoides  (1806),  „De  Fair  et  de  sea  propriStSa  phyaiquea  et  chimique.9, 
du  role  qu^il  joue  etc."  (Montpellier  1806,  4.);  über  herpetische  Dyscrasie  (1808)  : 
„  Observaciones   histdricaa   aobre   el   origin,    y   estado  actual  de  la  vacuna  en 


HEBNANDEZ.  —  HEEOPHILUS.  175 

Menarca*'  (Mahon  1814,  4.);  tiber  das  in  Menorea  1808-9  herrschende  Seharlach- 

fieber  (1815):  „Memoria  aobre   el  corUagio   en  genercd,   y   en  parttcular  del 

perteneciente  d  la  peste,  calentura  amarilla  y  fiebre  pestilencial   etc."    (Mahon 

1821,  4.)    —    „Memoria   en   que    se  proponen   los  medios  para  aofocar  .... 

esterminar  la  eptdemia   de  las  viruelas  que  reinaba   en  Menorea"  (1824)   — 

f,Memoria  en  que  ae  esponen  las  ideas  prdcticas  del  Dr,  R.  Hernandez  y 

Mercadal  aobre    la    benSfica    auatanda    del   aulfato   de  quina"  (1825)    — 

„Dictdmen   aobre    lae   condicionea   que  deben  obaervare   en  la  conatruccion  de 

hu  cdrcdea"  (1836)  —     „Memoria  aobre  el  ejerdcio  y  enaefianza  del  arte  de 

curar    en  Eapana"    (Madrid  1838)    —    „Memoria  acerca    del   eatado   de   loa 

sordo-mudoa  y  ciegoa   en  Menorea"    (1836)    —    „Obaervacionea   meteorologicaa 

medicalea  de  Menorea,"    Ausserdem  eine  Anzahl  nur  handschriftlich  vorhandener 

Abhandlungen.    Er  starb  am  23.  Janaar  1857. 

J.  M.  Bover,  Bibliotheca  de  escritores  baleares.  Palma  1868,  T.  I,  pag.  383. 

G. 

Hemquist,  Peter  H. ,  Begründer  der  Veterinär-Medicin  in  Schweden, 
Professor  der  Veterinärkunde  in  Skara,  geboren  am  8.  Mai  1726,  studirte  in 
Upsala  und  erhielt  die  Magisterwiirde  bei  der  Universität  in  Oreifswald  1756. 
Auf  den  Rath  seines  Lehrers  Linne  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Veterinär- 
Medicin,  besuchte  1763 — 1766  die  Veterinärschule  in  Lyon  unter  Boubgklat 
und  hielt  sich  noch  1766 — 69  zu  medicinischen  und  veterinärärztlichen  Studien 
in  Paris  auf,  wo  er  auf  Befehl  Ludwig's  XV.  die  Pflanzen  des  botanischen 
Gartens  in  Trianon  nach  dem  LiNN:&'schen  System  ordnete.  Nach  der  Rückkehr 
in  die  Heimath  arbeitete  «r  den  Plan  einer  schwedischen  Veterinärschule  aus,  der 
aber  aus  Mangel  an  Mitteln  nicht  ausgeführt  werden  konnte.  Er  wurde  Lehrer 
der  Mathematik  in  Skara  1772  und  gründete  daselbst  unter  vielen  Schwierigkeiten 
und  zum  Theil  auf  eigene  Kosten  ein  Veterinär-Institut,  das  allmälig  erweitert 
wurde  imd  dem  er  nicht  nur  grosse  Sammlungen  von  Naturalien  und  Büchern, 
sondern  auch  bedeutende  Capitalien  vermachte.  Er  starb  am  18.  December  1808. 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  bemerken :  „  Utförlig  afhandling  öfver  Rotsen 
hos  Hästar"  (Stockholm  1773)  —  „Beskrifning  om  Färkoppor  (Ebenda  1774)  — 
^Anatomia  hippiatrica  eller  Haatanatoraien"  (Skara  1778).  q   gielt 

Herodikus  (oder  Prodikus)  ein  Oymnast,  aus  Megara  gebürtig,    der  zu 

Zeiten  des  Hippoebatss  und  Platon  zu  Selymbria  gelebt  und,  wie  der  Letztgenannte 

erzählt,    sich   auch   mit    der   Heilkunde    beschäftigt,    beziehungsweise    Medicinal- 

pfuscherei    getrieben   und    den  Kranken,    welche  sich   ihm  anvertrauten,    grossen 

Schaden  zugefügt  hat.     Uebrigens   wird  er  als  Lehrer  des  Hipfoerates  genannt. 

H. 

Herodotus  von  Tarsus  (in  Kilikien),  ein  Schüler  des  Empirikers  Meno- 
DOTUS  und  Lehrer  von  Sextüs  Empibicüs,  in  der  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  n.  Chr. 
lebend,  wird  als  Verfasser  der  pseudo-galenischen  Schrift  „EwaycoyT)  ?|  iaTp6<;'* 
angesehen.   Er  ist  nicht  zu  verwechseln  mit 

Herodotus,  einem  Schüler  des  AgathinüS  und  eifrigen  Anhänger  der 
pneumatischen  oder  eklektischen  Schule,  der,  wie  Oalenos  berichtet,  in  hohem 
Ansehen  zu  Zeiten  des  Kaisers  Trajan  in  Rom  lebte  und  aus  dessen  Schriften 
sich  zahlreiche,  zum  Theil  sehr  interessante  Fragmente  in  den  Sammelwerken  des 
Oetbasius  und  AetiüS  finden.  ^   Hirsch 

Heropbilus,  gegen  Ende  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  zu  Chalkedon  (Bithynien) 
geboren  und  aus  dem  Unterrichte  von  Praxaooras  und  Cheysippüs  mit  den 
Lehren  der  kölschen  und  knidischen  ärztlichen  Schule  wohl  vertraut,  war  als 
einer  der  ersten  griechischen  Aerzte  an  das  von  Ptolemäüs  Soteb  begründete 
Museum  in  Alexandrien  gekommen  und  hat  hjier,  als  der  Erste,  die  anatomische 
Untersuchung  an   menschlichen  Leichen  (wie  glaubwürdig  mitgetheilt  wird,    auch 


176  HEROPHILUS.  —  HERRGOTT. 

an  zum  Tode  verurtheilten  lebeDden  Verbrechern)  geübt.  Er  erfreute  sich  des 
höchsten  Ansehens  als  Anatom  und  Arzt;  hervorragende  Gelehrte  des  Alterthums 
haben  über  sein  Leben  und  seine  Leistungen  grosse  Werke  verfasst,  die  leider 
verloren  gegangen  sind,  man  hat  ihn  dem  Hipfokrates  an  die  Seite  gestellt  und 
auch  die  dankbare  Nachwelt  hat  seinen  Namen  in  der  von  ihm  geschaffenen 
Doctrin  in  dem  „Torcular  (Xijvö;)  Herophili''  verewigt.  Von  seinen  zahlreichen, 
fast  alle  Gebiete  der  Heilkunde  umfassenden  Schriften :  ,/ÄvaTO(jLüCT)"  (in  mehreren 
Büchern)  —  j^Hepl  o^^aXfiöv"  —  »nspi  Gr^uyfjiöv  xpaYf^aTeta^"  —  n^^^  aiTtöv"  — 
„Elpo;  Ta$  xotvo;  ^6^04"  —  „Tö  (jiatwTtxöv"  (ein  von  SORANüS  mit  Anerkennung 
genanntes  Hebeammenbuch)  und  Commentaren  zu  mehreren  Schriften  des  Hippo- 
KUATES  sind  nur  sparsame  Fragmente,  besonders  anatomischer  Natur,  in  den 
Schriften  von  Celsüs,  Galenos,  Rdfüs  und  Theophilus  erhalten  worden,  welche 
in  den  Schilderungen  einzelner  Theile  des  Gehirns  (der  Hirnhäute,  der  HimgefUsse, 
der  Plexus  choroidei,  der  Hirnhöhlen  (von  ihm  rührt  der  Name  „xiXxjjLo;"  in  der 
vierten  Hirnhöhle  her),  femer  der  Augenhäute  (er  unterschied  die  Sclera,  Chorioidea, 
Retina,  auch  erwähnt  er  des  Glaskörpers),  des  Daimcanals  (er  hat  den  Namen 
„SüoSexaXaxTuXov"  eingeführt),  einiger  Theile  des  Gefösssystems  (er  hat  ohne 
Zweifel  Chylusgefässe  gesehen  und  beschrieben),  der  männlichen  Geschlechts- 
organe u.  s.  w.  Beweise  seiner  ausgezeichneten  Leistungeu  auf  diesem  Gebiete  geben. 
In  seiner  praktischen  Richtung  schloss  er  sich  wesentlich  den  Lehren  der  koisohen 
Aerzte,  speciell  des  Hipfokbates,  an  und  so  trug  denn  auch  die  von  ihm  begründete 
Schule,  aus  welcher  später  zahlreiche  bedeutende  Aerzte  hervorgegangen  sind, 
einen  rationell- empirischen  Charakter,  lieber  die  weiteren  Lebensschicksale  des  H. 
und  seinen  Ausgang  ist  nichts  bekannt  geworden. 

K.  F.  H.  Marx,    Herophilns.    Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Medicin.    Garlsrnhe 

und  Baden  1838.  *    rr;«„«i» 

A.  iiirscii. 

Herpin,  Jean-Charles  H.,  zu  Paris,  war  zu  Metz  am  8.  April  1798 
geboren,  wurde  1827  in  Paris  Doctor,  wo  er  später  die  Praxis  ausübte.  Ausser 
vielen  industriellen ,  landwirthschaftlichen  und  medicinischen  Brochüren  veröffent- 
lichte er:  „Ricrdaitons  chimiques"  (2  voll.,  1833),  eine  Sammlung  von  merk- 
würdigen und  instructiven  Versuchen;  femer:  „Methode  naturelle  de  lecture" 
(1833)  —  „Etudes  sdentifiques  et  statisttquss y  sur  les  principales  sources 
d*eaux  min4rales  de  France,  d'Angleterre  et  d' Allemagne^  (1855)  —  „Du 
raistn  conaidSri  comme  m^tcament^  (1860)  —  „De  Vacide  carbonique,  d-e 
ses  proprtetSs  physiques,  ckimiques  et  physiologiques^  (1864).  Er  starb  zu  Nizza 
am   17.  Januar  1872. 

Vapereau,  5.  6dit.,  I,  pag.  931.  —  B  e  g  i  n  ,  II,  pag.  33 1.  G, 

Herrenscilwand,  JohannesFriedrich  vonH.,  geboren  zu  Murten  in 
der  Schweiz,  studirte  in  Strassburg,  Jena,  Halle  und  Leyden  (bis  1737);  antiUig- 
lieh  war  er  Arzt  der  Schweizergarde  Ludwig's  XV.,  von  1764 — 1773  war  er 
Leibarzt  des  Königs  Stanislaus  August  von  Polen  und  als  solcher  verfasste 
er  den  Plan,  sowie  die  Statuten  der  in  Warschau  zu  errichtenden  medicinischen 
Akademie.  1767  wurde  er  in  den  erblichen  polnischen  Adelsstand  erhoben.  Er 
starb  1796  zu  Bern,  wo  er  zuletzt  als  Stadtphysicus  lebte. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.   175.  K.  &  P, 

*HeiTgott,  Fran^ois-Joseph  H.,  am  12.  September  1814  zu  Gebweiler 
geboren,  wurde  in  Strassburg  medicinisch  ausgebildet  und  1839  promovirt, 
nachdem  er  besonders  an  dem  Unterricht  von  Stoltz,  Begin  und  Forget  theil- 
genommen  hatte.  1840  begab  er  sich  Zwecks  weiterer  Ausbildung  nach  Paris 
und  Hess  sich  1841  in  Beifort  nieder.  1854  zum  Agr6g6  in  Strassburg  ernannt, 
nahm  er  hier  seinen  Wohnsitz  und  wirkte  als  Arzt  en  chef  des  Civilspitals  bis 
zur  Verlegung  der  französischen  Facultät  nach  Nancy,  wo  er  von  1872  den 
Lehrstuhl  der  Geburtshilfe  einnahm.    Unter  der  grossen  Zahl  seiner  chirurgischen 


HEEBGOTT.  —  HERRMANN.  177 

and  geburtshilflichen  Arbeiten  sind  hervorzoheben  die  erschöpfenden  Studien :  „Sur 
ks  ßstules  vistcO'Vaginales^  (in  einzelnen  Abschnitten  1863 — 1875).  —  Zwei 
Schriften  über  spondyloiisthetische  Becken  (1877  und  1883)  —  y,Soranu^  d'^hhe 
accoucheur.  Etüde  historique^  (1882).  Wernich 

Herrich-Sohäffer ,  Gottlieb  August  H.,  zu  Regensburg,  besonders 
als  Entomolog  berühmter  Arzt,  war  am  18.  December  1799  als  Sohn  des  im 
Jahre  1858  verstorbenen  Medicinalrathes  Dr.  Job.  Aug.  Herrich  geboren, 
besuchte  die  Hochschulen  zu  Würzburg,  Heidelberg,  Landsbut,  wurde  bei  der 
letztgenannten  1821  Doctor  und  bald  darauf  von  dem  als  Arzt  und  Schriftsteller 
bekannten  Hofrath  Dr.  Ulrich  Oottlieb  von  Schaff  er  adoptirt,  so  dass  er 
seit  jener  Zeit  den  Namen  „Her  rieh -Seh  äff  er"  führte.  Er  wurde  1824  zum 
Landgerichtsarzt  in  Vohenstrauss  (Oberpfalz)  ernannt,  ging  jedoch  1828  auf 
die  durch  Resignation  seines  Vaters  frei  gewordene  Landgerichtsarztstelle  zu 
Stadtamhof  über  und  nahm  von  da  an  bleibend  seinen  Wohnsitz  in  Regensburg, 
wo  er  1833  zum  Kreis-  und  Stadtgerichtsarzt,  sowie  zum  Stadtarzt  ernannt  wurde, 
welche  Stelle  er  bis  zu  seiner  1853  wegen  Schwerhörigkeit  erfolgten  Quiescirung 
bekleidete.  Dagegen  blieb  er  bis  1871  thätiges  Mitglied  des  Ereis-Medicinal- 
Ausschusses  für  Oberpfalz  und  Regensburg.  So  segensreich  seine  Thätigkeit  als 
Arzt  war,  so  wird  dieselbe  jedoch  durch  den  Ruhm  seiner  Leistungen  in  den 
Naturwissenschaften,  besonders  der  Entomologie,  überstrahlt,  in  welcher  er  sich 
einen  weit  verbreiteten  wissenschaftlichen  Ruf  erwarb,  besonders  durch  seine  syste- 
matische Bearbeitung  der  Schmetterlinge  Europa's,  die  Fortsetzung  des  grossen 
PANZBB'schen  Werkes,  die  1846  durch  ihn  erfolgte  Begründung  des  zoologisch- 
mineralogischen Vereins,  dessen  Seele,  so  wie  Herausgeber  von  dessen  Correspondenz- 
blatt  er  war.  Schon  wenige  Monate  nach  der  Feier  seines  50JÄhrigen  Doctor- 
Jnbiläums  (1871)  Iflhmte  jedoch  ein  apoplektischer  Anfall  seine  wissenschaftliche 
Tbatigkeit;  mehrere  Anfälle  folgten  und  an  Geist  und  Körper  gebrochen  schied 
der  unermüdliche  Vorkämpfer  der  Wissenschaft,  der  sorgfältige  und  fleissige 
Forscher  und  Schriftsteller,  der  tüchtige,  allgemein  verehrte  Arzt  und  wahre 
Menschenfreund  am  14.  April  1874  aus  dem  Leben. 

Bayeriscbes  ärztliches  Intelligenz-Blatt.  1874,  pag.  147.  G. 

Hernnann,  Leopold  Franz  H.  ,zu  Wien,  war  daselbst  am  5.  Juni 
1785  geboren,  studirte  dort  auch,  erhielt  1808  die  Doctorwürde,  übte  die 
Armenpraxis  aus,  seine  Studien  im  Allgemeinen  Krankenhause  fortsetzend,  leitete 
im  Kriegsjahre  1809  eine  Abtheilung  des  Militärspitales ,  begann  in  demselben 
Jahre  seine  unentgeltlichen  Vorträge  über  Gesundheitslehre  und  Volksmedicin, 
versah  1814  eine  Spitalsabtheilung  als  Primararzt  und  wurde  1815  zum  Professor 
der  theoretischen  Medicin  für  Wundärzte  an  der  Universität  und  1834  zum  Pro- 
fessor der  Pathologie  und  Pharmacie  für  Aerzte  ernannt.  Sein  Hauptwerk  war: 
jfSystem  der  praktischen  Arzneimittellefire^  (3  Bde.,  Wien  1824 — 30).  Von 
sonstigen  Arbeiten  erwähnen  wir:  „Andeutungen  zu  einer  naturgemässen  Therapie 
der  Atrophien"  (Oesterr.  med.  Jahrbb.,   1837).    Er  starb  am  10.  Mai  1839. 

V.  Wurzbach,  VIII,  pag.  387.  —  Callisen,  VID,  pag.  431;  XXVIII,  pag.  506. 

G. 

Herrinaim,  August  Gustav  H.,  zu  Prag,  hatte  daselbst  1854  die 
Doctorwürde  erlangt,  wurde  Professor  e.  o.  der  Chirurgie  und  Primararzt  des 
Handinngshospitales.  Er  war  ein  vieljähriger  und  ständiger  Mitarbeiter  der  Prager 
Vierteljahrsschrift  für  prakt.  Heilkunde  und  war  als  menschenfreundlicher  imd 
wissenschaftlich  strebsamer  Arzt  sehr  geschätzt,  der  während  des  Eriegsjahres 
1866  durch  aufopfernde  Pflege  der  Verwundeten  sich  vielfache  Verdienste  erworben 
hatte.  Er  schrieb  in  der  Folge  ein  sehr  günstig  beurtheiltes :  „  Compendium  der 
Kriegs- Chirurgie.  Nach  der  neuesten  Jcriegs-chirurgischen  Literatur  und  nach 
eigenen  Erfahrungen  aus  den  Kriegsjahren  18Ö9 ,  1864  und  1866^  (Wien 
1870).  Er  unterlag  einem  furchtbaren  Schicksale,  indem  er,  Anfangs  October  1873 

Biogpr.  Lexikon.  Ilf.  12 


178  HEERMANN.  —  HERTWIG. 

Yon  einem  vorüberlaufenden  Hunde  oberflächlich  in  die  Hand  gebissen,  am  7.  Januar 
1874,  im  43.  Lebensjahre,  nach  nur  mehrtägigem  Kranksein  an  der  Wasserscheu  starb. 
yierteljahTsschrift  f.  d.  prakt.  Heilk.,  Bd.  GXXI,  1874,  Mise.  pag.  2.  G. 

Herrmann,  s.  a.  Heeman,  Hermann. 

Hertel,  Johann  Michael  H.,  zu  Ingolstadt,  war  zu  Rain  in  Bayern 
geboren,  studirte  in  Ingolstadt,  erlangte  daselbst  1650  die  Doctorwttrde,  wurde 
hierauf  daselbst  Gamison-Physicus  und  1692  Prof.  ord.  bei  der  dortigen  Univer- 
sität. Auch  war  er  kaiserlicher  Rath.  Er  gab  heraus:  „Medtcinae  tkeoricae, 
generalis  ac  compendiariae ,  veteria  et  novae  conjuncHo,  aeu  utriuaque  qua 
dissonae  ac  controversiae  conciliatto  ayncretice,  et  per  modum  aj/ncretismi 
tentata,  ac  publice  propugnata"  (Ingolstadt  1700).   Er  starb  am  10.  März  1711. 

Kobolt,  pag.  324.  — Prantl,  II,  pag.  505,  Nr.  15i.  G. 

'^'Hertel,  Axel  H. ,  ist  geboren  zu  Kopenhagen  am  1.  Juni  1840^  studirte 
hier,  absolvirte  das  Staatsexamen  1865 ,  wirkt  als  praktischer  Arzt  und  Ck)mmunal- 
arzt  in  Kopenhagen,  beschäftigt  sich  besonders  mit  der  Schulhygiene  und  schrieb: 
„Om  StmdAedaforholdene  i  de  h'&iere  Drenge-  og  Pigeakoler  i  Kjöbenhavn^ 
(Kopenhagen  1881).  Petersen. 

Hertodt  von  Todtenfeld,  Johann  Ferdinand  H.,  aus  Nikolsburg  in 
Mähreu,  war  zuletzt  Stadtphysicus  in  Brunn  und  starb  daselbst  1714.  Ausser 
einigen  Beiträgen  zu  den  Verhandlungen  der  Leopoldinisehen  Akademie  der  Natur- 
forscher, deren  Mitglied  er  war,  schrieb  H.  noch:  „Tartaromastix  Moramcte, 
per  quem  rariora  et  admiranda  a  natura  in  foecundo  hujua  regionia  gremio 
ejfuaa,  curioaa  examinantur^  (Wien  1669)  —  „Opua  mirificum  aextae  aiei,  id 
est,  homo  phyaice,  anatomice  et  moraliter  in  potentiorea  auaa  partea  diaaectus" 
(Jena  1670)  —  „Crocologia,  aive  curioaa  croci,  regia  vegetabtlium,  enuclecttio^ 
(Jena  1671). 

Biogr.  m6d   V,  pag.  176.  Pgl. 

Hertwig ,  Karl  Heinrich  H. ,  zu  Berlin ,  ein  um  die  menschliche 
Physiologie  und  Pathologie  sehr  verdienter  Arzt  und  hervorragender  Thierarzt, 
war  am  10.  Januar  1798  zu  Ohiau  in  Schlesien  geboren,  studirte  von  1817  an 
Medicin  auf  dem  chirurgischen  Institut  zu  Breslau,  legte  1819  sein  Examen  als 
Chirurg  zurück,  machte  als  Stipendiat  von  1819 — 21  eine  Studienreise  nach  Wien, 
München,  Berlin,  um  sich  der  Thierheilkunde  zu  widmen^  wurde  1823  Lehrer 
an  der  Berliner  Thierarzneischule ,  1826  bei  der  dortigen  med.  Facultät  mit  der 
Diss. :  „Experimenta  quaedam  de  effectibua  laeaionum  in  partibu^  encephali 
aingulartbua  et  de  veroaimili  harum  partium  functione''  (4.,  deutsch  auch  in 
Hecker's  Lit.  Annalen  der  Heilk.,  1826)  zum  Dr.  med.  promovirt  und  im  folgenden 
Jahre  als  Arzt  approbirt.  Er  wurde  1829  zum  Oberlehrer,  1833  zum  Professor 
ernannt  und  war  seit  1837  Veterinär- Assessor  bei  dem  Medicinal-Collegium  der 
Provinz  Brandenburg  bis  1870,  wo  er  aus  demselben  mit  dem  Titel  Medicinalrath 
ausschied.  Grosse  Verdienste  um  die  Kenntniss  der  Wuthkrankheit  erwarb  er  sich 
um  die  Zeit  seiner  Promotion  und  nach  derselben  durch  die  mit  nicht  geringer 
eigener  Lebensgefahr  verbundenen  classischen  experimentellen  Untersuchungen  über 
jene,  die  er  in  Graefe's  und  Waltheb's  Journal  (1827),  Rust's  Krit.  Repertor. 
f.  Heilk.  (1827)  und  in  Hufeland's  Journal  (1828;  auch  separat  1829)  ver- 
öffentlichte. Besonders  verdient  machte  er  sich  auch  um  die  Arzneimittellehre 
durch  eine  ausserordentliche  Menge  von  mit  Fleiss  und  Ausdauer  durchgeftihrten 
Versuchen  mit  den  verschiedeDsten  Medicamenten,  femer  durch  seine  Versuche  mit 
den  Räuderailben.  Dazu  kommen  seine  grossen  Verdienste  um  die  Entwickelang* 
der  Thierarzneikunde  als  Wissenschaft,  seine  mehr  als  ö3jährige  ausgezeichnete 
Lehrthätigkeit ,  die  beträchtliche  Menge  seiner  werthvollen  literarischen  Arbeiten, 
die  er  theils  in  eigenen  (hier  nicht  anzuführenden)   Schriften,    theils  in    dem  von 


HEETWIG.  —  HBBVEZ.  179 

ikm  zusammen  mit  Gublt  1836  begrflndeten  und  bis  1874  herausgegebenen 
y,Mag€tzin  fiir  die  gesammte  Thierhetlkunde^  veröffentlichte.  Auch  findet  sich  von 
ihm  eine  Reihe  von  Artikeln  über  Krankheiten  der  Hausthiere  in  dem  von  der 
Berliner  med.  Facultät  herausgegebenen  Encyclopädischen  Wörterbuch  der  medioi- 
nischen  Wissenschaften.     Er  starb  am  19.  Juli  1881. 

Archiv  f.'  wissensch.  u.  prakt.  Thierheilk.  Bd.  VII,  1881,  pag.  495.  —  Gallisen, 
Vm.  pag.  434;  XXVm,  pag.  509.  G. 

*Hertwig,  Oscar  H.,  geboren  in  Friedberg  (Hessen)  am  20.  April 
1849,  ausgebildet  in  Jena,  Zürich,  Bonn  (Haeckbl,  Gbqenbaub,  Max  Scbultze), 
wurde  zu  Bonn  1872  promovirt  und  wirkte  zunächst  als  Docent  in  Jena,  seit 
1881  aber  daselbst  als  o.  ö.  Professor  der  Anatomie.  —  Schriften:  „lieber 
das  Zahnaystem  und  seine  Bedeutung  für  das  Skelet  der  Mundhöhle^  (1874)  — 
„Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bildung,  Befruchtung  und  Theilung  des  tkierischen 
Eies"  (Morph.  Jahrb.,  Bd.  I — IV).  In  Verbindung  mit  seinem  Bruder  *RichardH. 
(geboren  am  23.  September  1850),  seit  1883  Professor  der  Zoologie  in  Bonn: 
„Das  Nervensystem  vnd  die  Sinnesorgane  der  Medusen"  (1878),  sowie:  „Die 
Actvnien"  (1879)  und  die:  „Chätognathen"  (1880).  Später  noch  allein:  „Das 
mittlere  Keimblatt  der    Wirbelthiere"  (1883).  Wernich. 

*  Hertz,  Heinrich  H. ,  am  20.  Januar  1832  zu  Greifswald  geboren, 
studirte  daselbst  und  in  Würzburg  unter  F.  V.  Niemeyer,  Kühle  und  Geohe 
und  promovirte  in  Greifswald  am  28.  Juli  1860.  1861 — 1868  war  er  als  Privat- 
docent  in  Greifswald  wirksam ;  darauf  als  ord.  Professor  nach  Amsterdam  berufen, 
doeirte  er  bis  1870  pathologische  Anatomie  und  bis  1877  auch  klinische  Medicin 
amAthenaeum  illustre.  Bei  Errichtung  der  Universität  (1877)  wurde  er  zum  Professor 
der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  ernannt  und  ist  als  solcher  thätig.  Er 
schrieb  viele  Journal-Artikel  über  Histologie,  pathologische  Anatomie  und  klinische 
Medicin  und  ist  Mitarbeiter  an  v.  Zibmssen's  Lehrbuch  der  speciellen  Pathologie 
und  Therapie.  C.  F.  Daniels. 

Hertz,  s.  a.  Heez. 

^Herv6-Pierabras,  zu  Roaen,  lebte  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts, 
war  ein  unterrichteter  Praktiker  und  schrieb  die  folgende,  in  demselben  Jahre 
zweimal  aufgelegte  Schrift  über  die  Principien  der  Chirurgie,  die  fast  ein  Jahr- 
hundert lang  in  Ansehen  stand  und  unter  Ludwig  XIII.  von  einem  renommirten 
Arzte  Jean  de  Montiony  in  einem  moderneren  Gewände,  jedoch  nicht  zu  ihrem 
Vortheil,  neu  herausgegeben  wurde.  Der  Titel  der  Schrift  lautet:  „MSthode 
hriefoe  et  facile  povr  aisSment  parvenir  ä  la  vraie  intelligence  de  la  Chirurgie, 
en  taqueÜe  est  dSclarie  Vadmirahle  construction  du  corps  humain,  ,  ,  ,  le  tout 
recueilly  des  bons  autheurs"  (Paris  1550).  Er  hatte  die  Alten  studirt,  jedoch 
ohne  sich  sklavisch  an  ihre  Principien  zu  halten,  vielmehr  stützte  er  sich  auf 
seine  Erfahrung  und  suchte  derselben  Geltung  zu  verscbaflfen.  —  Es  ist  nicht ' 
unwahrscheinlich,  dass  Cervantes,  bei  Erfindung  seines  Fierabras  -  Balsams  im 
Don  Quixote ,  sich  eines  zu  seiner  Zeit  in  der  Wissenschaft  berühmten  Namens 
bedient  hat. 

Noavelle  biographie  gön^rale.  Vol.  XXIV,  pag.  533.  G. 

Hervez  de  Ch^goin,  Nicolas-Joseph  H. ,  zu  Paris,  war  1791  zu 
Autrains  (Ni^vre)  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  daselbst  1816  Doctor,  1823 
Mitglied  der  Akademie  der  Medicin  in  der  Abtheilung  für  operative  Chirurgie, 
war  consultirender  Chirurg  des  Königs  Louis  Philippe  und  nach  einander 
Arzt  der  Infirmerie  Marie-Thöröse,  des  Höp.  Necker  und  zuletzt  des  Höp.  Lariboisiöre ; 
1857  nahm  er  seinen  Abschied  aus  dem  Hospitaldieust  und  starb  am  23.  März 
1877.  Er  hat  verschiedene  Abhandlungen  über  eingekeilte  Schenkelhalsbrüche, 
die  Todesursachen  nach  dem  Steinschnitt ,  die  Polypen  und  die  Lageveränderungen 

12* 


180  HEEVEZ.  —  HERZ. 

der  Oebärmutter ,  die  Hamröhrenstricturen ,  fungösen  Blutgeschwülste,  den  Krebs, 
verschiedene  Gehimkrankheiten ,  eine  Panction  der  Oebärmutter  bei  ITjähriger 
Verhaltung  des  Menstrualblntes  veröffentlicht,  war  Mitredacteur  des  Joum.  universel 
et  hebdomad.  de  med.  seit  1820,  publicirte  Aufsätze  in  den  Arch.  g^n.  de  möd., 
im  Joum.  complöment.,  der  Revue  m6d. ,  den  M6m.  de  TAcad.  roy.  de  m6d.  u.  s.  w. 
und  gab  folgende  besondere  Schriften  heraus:  „Reckerches  but  lea  causes  ßt  le 
traitement  du  begaiement"  (1830)  —  „Traitement  dela  brülure^  (1852)  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  361.  —  Vapereau,  5.  6dit.,  I.,  pag.  932. —  Callisen,  VIII, 
pag.  437;  XXVm,  pag.  510.  q 

*Hervleux,  fidouard  H. ,  zu  Paris,  ist  1818  zu  Louviers  (Eure) 
geboren,  seit  1846  Doctor,  ist  Arzt  der  Matemit^,  Mitglied  der  Akademie  der 
Medicin.  Literarische  Arbeiten:  „Recherchen  sur  V emphyshne pulmonaire enfantile'^ 
(Archive«  g^nörales  de  m^dec.,  1861)  —  „Etiologie  et  pi'ophylaxie  des  4pid4mies 
puerpih'ales"  (Gaz.  m6d.  de  Paris,  1865)  —  „TraitS  cXinique  et  pratique  des 
maladies  puerperales,  suite  de  couches"  (Paris  1870,  av.  igg.)  u.  s.  w. 

Lorenz,  III,  592;  V,  pag.  645.  Bed. 

/Hery,  Thierry  de  H. ,  bedeutender  Wundarzt  und  um  seine  Zeit- 
genossen besonders  verdient  durch  sein  Werk  über  die  Behandlung  der  Syphilis, 
wurde  in  Paris  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  geboren  und  war  ein  Jugend- 
freund Pare's.  Er  studirte  in  seiner  Vaterstadt  Chirurgie  und  unter  Hoüllibr 
auch  Medicin,  machte  unter  Franz  I.  als  Militärwundarzt  bei  der  französisehen 
Armee  1537  den  italienischen  Feldzug  mit,  begab  sich  nach  der  Schlacht  bei 
Pavia  nach  Rom  und  beschäftigte  sich  dort  hauptsächlich  mit  der  Behandlung  der 
Syphilis  mittelst  Schmiercur.  Durch  die  später  nach  seiner  Rückkehr  aus  Italien 
im  grösseren  Massstabe  erfolgte  Empfehlung  und  Verbreitung  dieser  Methode  in 
Frankreich  hat  sich  H.  ein  grosses  Verdienst  lun  sein  Vaterland  erworben.  Haupt- 
sächlich hat  H.  seine  Anschauungen  in  Bezug  auf  Behandlung  der  Syphilis  nieder- 
gelegt in  dem  Werk :  „La  mSthode  curative  de  la  maladie  vdndrienney  vulgaire- 
ment  appell4e  grosse  vSrole,  et  de  la  diversüe  de  ses  symptomes"  (Paris  1552 ; 
1569 ;  1654).  Pa££  hat  aus  diesem  Buch  fast  ganze  Capitel  wörtlich  in  das 
16.  Buch  seiner  Chirurgie,  das  von  der  Syphilis  handelt ,  aufgenommen.  H.  starb 
in  Paris  am  12.  Mai  1599. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  176.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  119.  —  Haeser,  Gesch.  d.  Med., 
II,  pag.  176.  Pgl. 

Herz,  Marcus  H. ,  berühmter  Praktiker  aus  der  zweiten  Hälfte  d^ 
vorigen  Jahrhunderts,  war  zu  Berlin  am  17.  Januar  1747  geboren.  Im  Alter  von 
15  Jahren  Eaufmannslehrling  in  Königsberg,  wurde  er  bald  von  solchem  Wissens- 
dränge  erfasst,  dass  er  dem  kaufmännischen  Beruf  entsagte  und  in  Königsberg  za 
studiren  anfing.  Er  hörte  Kant  und  schon  im  Jahre  1770  konnte  er  die  philosophische 
These:  „De  mundi sensibüis  forma  et  princiims"  Öffentlich  vertheidigen.  Darauf 
kehrte  H.  ausgestattet  mit  Empfehlungsschreiben  seines  Lehrers  Kant  an  Lambert, 
Sülzer,  Mendelsohn  nach  Berlin  zurück ,  studirte  dort  Medicin ,  später  in  Halle, 
wo  er  1774  mit  der:  „Diss,  de  varia  naturae  energia  in  morbis  acutis  cUque 
chronicis"  promovirte.  Dann  Hess  er  sich  in  Berlin  nieder  und  war  der  Erste, 
der  Vorlesungen  über  Experimentalphysik  hielt.  1785  wurde  er  zum  Hofrath  und 
Leibarzt  des  Grafen  von  Waldeck  und  1787  von  Friedrich  Wilhelm  IL 
zum  Professor  der  Philosophie  ernannt.  Er  starb  am  20.  Januar  1803  an  einer 
Pneumonie.  H.  war  der  Gatte  der  durch  ihre  Schönheit  und  ihren  Geist  bertthmteu 
Henriette  H.  Von  seinen  philosophischen  und  medicinischen  Schriften  nennen 
wir :  „  Versuch  über  die  Ursachen  der  Verschiedenheit  des  Geschmacks"  (Mi tau 
1776;  Berlin  1790)  —  „Briefe  an  Aerzte""  (Berlin,  I,  1777;  II,  1784)  — 
„Gn-undriss  aller  medicinischen  Wissenschaften^  (Ebenda  1782)  —  „Versuch 
über  den  Schwindel^  (Ebenda  1786;  1791),  ein  seinerzeit  viel  genanntes  Buch   — 


HERZ.  181 

„Grundlage  zu  Vorlesungen  über  die  Experimentalphysik"  (Ebenda  1787). 
Ausserdem  rtthren  von  H.  verschiedene  Anfsfttze  in  den  „Nenen  Beyträgen  zur 
Natur-  und  Arzneywissenschaft^  von  Sells,  im  „Magazin  zur  Erfahrungsseelen- 
kunde'' von  Mobitz,  in  der  Berliner  Monatsschrift,  dem  Sammler  und  im 
HuFELAND'schen  Jonmal  der  prakt.  Heilkunde  her. 

Nehring,  I,  pag.  200.  —  Schlichtegpoll,  Nekrolog.  III,  pag.  77.  —  Biogr. 
mkd.  V,  pag.  177.  —  Dict.  bist,  in,  pag.  127.  Pgl. 

Herz^  Johann  Baptist  H.,  zu  Wttrzburg,  war  daselbst  am  9.  Juni 
1802  geboren,  studirte  von  1820  an  daselbst,  war  Schfller  und  von  1824 — 26 
Assistent  von  SCHÖNLEIN,  ei*warb  1825  die  Doctorwflrde  mit  der  Inaug.-Abhdig. : 
„Ueber  Friesel  und  dessen  Behandlung*'  (Würzburg  1827),  begann  1827  seine 
Praxis  und  wurde  nach  und  nach  einer  der  gefeiertsten  Aerzte  Würzburgs.  Das 
Vertrauen  der  städtischen  Behörde  übertrug  ihm  1831  die  Stelle  als  Hausarzt  im 
Ehehaltenhause,  1833  die  eines  städtischen  Armenarztes  und  1834  die  als  Haus- 
arzt der  Hubertuspflege;  auch  wurde  er  von  der  Regierung  zum  Kreis-Impfarzt 
ernannt.  Sein  feiner  praktischer  Tact,  seine  scharfe  Auffassung  des  concreten 
Falles,  sein  lebhaftes  Interesse,  mit  welchem  er  jedem  Fortschritt  der  Wissenschaft 
folgte ,  machten  ihn ,  auch  ausserhalb  seiner  grossen  Praxis ,  zu  einem  mit  Vorliebe 
herbeigezogenen  Consiliarius.  Von  literarischen  Arbeiten  ist  nur  ein  Aufsatz,  welcher 
die  Wirkung  der  Quellen  von  Mergentheim  (Würzburger  med.  Zeitschr. ,  Bd.  H) 
b^pricht,  bekannt.  Er  starb  am  30.  März  1865  unerwartet  in  einem  asthma- 
tischen Anfalle. 

Dressler  in  Würzburger  medic.  Zeitschr.,  Bd.  HI,  1866,  pag.  XXXV.  G. 

Herz,  Jakob  H. ,  in  Erlangen,  war  am  2.  Februar  1816  zu  Bayreuth 
geboren,  studirte  von  1835  an  in  Erlangen,  wo  er  sich  unter  den  älteren  Pro- 
fessoren an  Flbischmann,  unter  den  jüngeren  an  Ruo.  Waoner  auschloss,  am 
innigsten  aber  an  Stbomeyer,  welcher  den  grössten  Einfluss  auf  seine  wissen- 
schaftliche und  praktische  Thätigkeit  ausübte  und  ihm  ein  väterlicher  Freund 
wurde.'  1841  wählte  ihn  Strometer  zum  Assistenten  für  die  chirurgische  Klinik 
und  Poliklinik.  Des  Ersteren  orthopädische.  Curen,  namentlich  die  Behandlung 
von  Klumpfüssen,  führte  zu  jener  Zeit  eine  grosse  Menge  Kranker,  besonders 
Kinder,  nach  Erlangen.  Auch  als  Stromeyer  1842  Erlangen  verliess,  blieb  H. 
unter  dessen  Nachfolger  Hbyfelder  in  der  Stellung  eines  Assistenten  und  Jener 
bekannte  laut,  dass  er  nie  einen  gewissenhafteren  und  kenntnissreicheren  gehabt  habe, 
als  H.  Dieser  publicirte,  bei  Gelegenheit  der  Jubelfeier  der  Universität  1843,  eine 
kleine  Schrift :  „De  enchondromate'^  (4.)  und  später  einen  Bericht  über  die  Resultate 
der  mit  Schwefeläther  in  der  Erlanger  Klinik  angestellten  Versuche  (Allgemeine 
Zeitung,  1847,  Nr.  37).  Schon  seit  1841  hatte  II.  fortwährend  eine  Lehrthätigkeit 
entwickelt,  ohne  eigentlich  Docent  zu  sein,  da  seiner  Habilitirung  sein  Glaubens- 
bekenntniss  hindernd  im  Wege  stand.  Gleichwohl  wurde  er  1847,  auf  Fleischmann's 
und  der  Universität  dringende  Befürwortung,  zum  Prosector  ernannt.  Seine 
Repetitorien  über  specielle  und  chirurgische  Anatomie  gehörten  zu  den  besuchtesten 
Vorlesungen  der  Universität  und  durch  Uebereinkunft  mit  Ger  lach,  Fleisch- 
hann's  Nachfolger,  übernahm  er  auch  den  Vortrag  von  mehreren  Theilen  der 
Anatomie,  aber  gleichwohl  durfte  er  diese  Vorlesungen  nicht  im  Lections-Katalog 
anzeigen.  Dabei  war  er  einer  der  gesuchtesten  und  beliebtesten  Aerzte  der 
Stadt  und  veröffentlichte  zusammen  mit  den  ihm  befreundeten  Collegen  Gerlach 
und  DiTTRiCH:  „Anatomische  Beobachtungen  und  physiologische  Versuche  an 
den  Leichen  von  zwei  Hingerichteten^  (Prager  Vierteljahrschr.,  Bd.  XXXI).  Erst 
im  Jahre  1861  hatten  sich  die  politischen  Verhältnisse  in  der  Art  verbessert,  dass 
seine  Freunde  und  Verehrer  an  der  Universität  daran  denken  konnten,  ihrem  so 
verdienten  Mitgliede  die  gebührende  Stellung  zu  verschaffen,  indem  der  akademische 
Senat  ihn  zum  Prof.  e.  o.  vorschlug;  indessen  wurde  er  erst  1862  zum  Ehren- 
Professor,    1863    aber,    imter  Belassung   in   seiner  Stellung   als    Prosector,    zum 


182  HERZ.  —  HESCHL. 

Prof.  e.  0.  ernannt.  Seine  Ernennung  zum  Prof.  ord.  erfolgte  erst  1869,  nachdem 
er  sich  bei  der  Behandlung  der  Verwundeten  von  1866  auszeichnet  und  die  Stadt 
Erlangen  ihm  das  Ehrenbürgerrecht  verliehen  hatte.  Mit  nicht  geringerer  Auf- 
opferung widmete  er  sich  der  Pflege  der  Verwundeten  im  Jahre  1870,  nicht  nur 
in  den  Erlanger  Lazarethen,  sondern  auch,  trotz  seiner  keineswegs  festen  Gesund- 
heit, durch  Leitung  eines  Spitalznges.  Jedoch  schon  am  27.  September  1871  endete 
das  geräuschlose,  aber  thätige  Leben  des  edelen  Menschenfreundes  und  Arztes. 
Boctor  Jacob  Herz.  Zar  Erinnernng  für  seine  Freunde.  Erlangen  1671.  O. 

Herz,  s.  a.  Hertz. 

Herzog,  Johann  Gotthelf  H.,  geboren  am  26.  September  1738  in 
Eamenz  (in  der  Lausitz)  und  als  Arzt  daselbst  am  28.  Juni  1787  gestorben, 
schrieb:  „Moralische  Oründe  eines  Philosophen  wider  den  Ehestand^  (Leipzig 
1764)  —  „Unterricht  vor  Hebammen  auf  dem  Lande^  (Dresden  1780)  — 
„Etwas  zur  höheren  Hebammenkunst ,  besonders  die  künstliche  Trennung  der 
Schamknochen  betreffend"  (Ebenda  1781)  —  „  Von  der  pflichtmässigen  Sorg- 
falt der  Eltein  für  die  Leibesbildung  ihrer  Kinder '^  (Ebenda  1782)  —  „Ein 
wendisches  Hebammenbuch*^  (Bautzen  1782)  —  „Sorgfalt  der  Eltern  bei 
Erziehung  der  Kinder"  (Dresden  1783). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  178.  Pgl. 

Heschl,  Richard  L.  H. ,  1824  in  Wellsdorf  (Steiermark)  geboren, 
absolvirte  die  medicinischen  Studien  von  1842 — 1847  in  Wien,  wurde  1849  ,pro- 
movirt  und  in  demselben  Jahre,  nachdem  er  kurze  Zeit  Operationszögling  und 
Assistent  der  gerichtlichen  Medicin  gewesen,  zweiter,  1850  erster  Assistent 
Rokitansky's  ,  1854  Prof.  der  Anatomie  in  Olmütz,  1855  Prof.  der  pathologischen 
Anatomie  in  Krakau,  1862  suppl.  Prof.  der  medicinischen  Eiinik  in  Graz,  1863 
ebendaselbst  o.  ö.  Prof.  der  pathologischen  Anatomie,  1875  Prof.  des  letzteren 
Faches  in  Wien  und  starb  am  26.  Mai  1 881  an  der  Lungenschwindsucht  in  Wien, 
nachdem  er  seit  Herbst  1880  gekränkelt.  Er  war  Mitglied  des  steierischen  Land- 
tages und  Landesausschusses,  Mitglied  des  niederösterreichischen  Sanitätsrathes, 
Hofrath ,  wiederholt  in  Graz  und  Wien  Decan  des  medicinischen  Professoren- 
Collegiums,  gründete  das  Grazer  pathologisch-anatomische  Museum,  dem  er  1000 
pathologisch-histologische ,  2000  makroskopische  Präparate,  darunter  eine  aus- 
gezeichnete Schädelsammlung  einverleibte,  war  ein  eifriger  Lehrer  und  tüchtiger 
Prosector.  Von  seinen  Arbeiten ,  welche  die  Zahl  von  50  übersteigen ,  freilieb 
meist  nur  casuistischen  Werth  haben  oder  doch  im  Vorübergehen  gepflückte  Früchte 
sind,  erschienen  in  der  Prager  Vierteljahrsschrift:  ^Qehimdefect  und  Hydro- 
cephalus"  (1859)  —  „jßm  neuer  Fall  von  Porencephalie*^  (1861)  —  „Ceber 
fötale  und  prämat.  Obliteration  der  Schädelnähte  nach  Fällen  der  Grazer 
Sammlung"  (1862)  —  „Neue  Fälle  von  Porencephalie"  (1868);  in  der  Zeit- 
schrift der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  in  Wien :  „  Vorkommen  von  Schweiss- 
drüsen  in  einer  Fett-  und  Haarcyste  des  linken  Ovariums"  (1852)  —  nPoly- 
gyrie"  (1872);  in  der  Oesterr.  Zeitschr.  für  prakt.  Heilkunde:  „Ueber  die  Haut- 
hörner"  (1859)  —  „Ueber  das  Wechselfieber  und  die  capillnren  Blutungen 
in  der  Melanämie*"  (1862);  in  Schmidt's  Jahrbb. :  „Vollständiger  Defect  der 
Gallenwege ,  beobachtet  an  einem  sieben  Monate  alten  verstorbenen  weiblichen 
Kinde"  (Bd.  CXXVII)  —  „Das  Lymphangiom,  eine  neue  Geschvmlst  der  Niere" 
(Bd.  CXXXIl);  in  den  Sitzungsberichten  der  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Wien:  „Ueber  die  amyl,  Degeneration  der  Leber"  (1876);  in  der  Wiener  Med. 
Wochenschrift:  „Ueber  Cylindrom  der  Lunge"  (1877).  Sein  „Compendium^der 
allgemeinen  und  speciellen  pathologischen  Anatomie"  (Wien  1855)  ist  eine  für 
Examinanden  berechnete  Corapilation ;  die  1859  erschienene  y.Sectio-fistechnik"  ist 
eine  klar  geschriebene,  dankenswerthe  Darstellung  des  von  Rokitansky  bei  patho- 
logisch-anatomischen Sectionen  geübten  Verfahrens. 

Wiener  Med.  Wochenschrift.  1881,  Xr.  23.  G.  Scheuthauer. 


HESS.  —  HESSE.  183 

Hess,  Hermann  Heinrich  H.,  Chemiker,  wurde  in  Genf  am  7.  August 
1802  geboren,  kam  mit  seinen  Eltern  naeh  Russland  und  wurde  zum  Theil  in 
Petersburg,  zum  Theil  in  Dorpat  erzogen.  Nachdem  er  in  Dorpat  Medicin  von 
1822  ab  stndirt,  sich  aber  daneben  mit  Vorliebe  der  Chemie  und  Geognosie  hingegeben 
hatte,  wurde  er  am  3./15.  October  1825  zum  Dr.  med.  promovirt  („Dias,  inaug. 
ckemtco-medica  nonnulla  de  fordibus  medtc€Uis  prcteserttm  in  Rutkenia  obviis*'). 
In  der  Folge  ging  er  nach  Stockholm,  um  sich  unter  Bsrzelius  eine  Zeit  lang 
grflndlich  mit  Chemie  zu  beschäftigen  und  begleitete  dann  seinen  Lehrer,  Professor 
Engelhardt,  auf  einer  geognostischen  Reise  zum  Ural.  Im  Jahre  1827  wurde 
er  als  Arzt  in  Irkutzk  angestellt,  untersuchte  die  Mineralwässer  in  Turkinsk  am 
Baikalsee  und  machte  anderweitige  interessante  Beobachtungen.  Die  Akademie  der 
Wissenschaften  wählte  H.  1829  zum  Adjuncten,  1830  zum  ausserordentlichen  und 
bald  darauf  zum  ordentlichen  Mitgliede  der  Akademie  ftlr  allgemeine  Chemie.  Er 
starb  in  St.  Petersburg  am  1./13.  December  1850.  H.  hat  eine  sehr  grosse  Reihe 
chemischer  Arbeiten  veröffentlicht;  er  war  ein  sehr  thätiger  und  tüchtiger 
Forscher.  Besonders  zu  erwähnen  sind  seine  zahlreichen  Wasseranalysen ,  seine 
thermo-chemischen  Untersuchungen,  das  von  ihm  erfundene  Alkoholometer  und 
schliesslich  seine  in  russischer  Sprache  in  7  Auflagen  erschienenen  „Orundzüge 
der  Chemie** ;  das  letztere  Werk  ist,  abgesehen  von  dem  wissenschaftlichen 
Inhalte,  für  das  Russische  bedeutungsvoll,  weil  H.  darin  eine  chemische  Nomen- 
clatnr  aufstellte  und  ausarbeitete. 

V.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  267.  —  Beise,  I,  pag.  259.  —  Compt.  rend. 
de  rAcad.  imp^r.  des  sc.  de  St.  Petersbourg.  Ann^e  1850,  pag.  13 — 24.  l.  Stieda. 

*Hess,  Wilhelm  H.,  Medicinalrath,  Arzt  und  Augenarzt  zu  Mainz,  zu 

Giessen  am  23.  Juni  1831  geboren,    studirte   in  Giessen,  Wttrzburg,  Heidelberg, 

Wien    und    Prag.     Vom   Jahre    1853    an    beschäftigte    er    sich    in  Berlin    unter 

A.  V.  Oraefb's  Leitung  mit  der  Augenheilkunde  und  Hess  sich  1857  als  Arzt  und 

Augenarzt    in   Mainz   nieder.     Seit   Bestehen    der    Deutschen    ophthalmologischen 

Gresellschaft  bekleidet  er  die  Stelle  eines  permanenten  Secretärs  derselben. 

Horstmann. 

Hesse,  Friedrich  Karl  Heinrich  H. ,  zu  Erfurt  1768  geboren, 
studirte  in  Erfurt  Rechtswissenschaft  und  wurde  Notarius  publicus  daselbst.  Nach 
dem  Tode  seines  Vaters  verliess  er  Erfurt  und  ging  als  Erzieher  nach  Livland; 
nachdem  er  hier  einige  ihm  anvertraute  Zöglinge  zur  Universität  vorbereitet  hatte, 
wandte  er  sich  dem  Studium  der  Medicin  zu,  studirte  in  Jena,  Göttingen  und 
Wien  und  erwarb  sich  1800  in  Jena  den  Doctorgrad  („Diss.  inaug.  sistena 
disquisitiones  quaedam  circa  usum  evacuantium  in  dysenteria^J.  Dann  ging  er 
nach  Constantinopel,  wurde  später  Leibarzt  des  Fürsten  M  o  r  o  u  s  y ,  Hospodar  von 
Moldau  in  Jassy  und  zog  1805  endlich  nach  Riga,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode, 
am  7.  August  1812,  namentlich  als  Augenarzt  thätig  war.  Er  schrieb  einige 
nicht-medicinische  Abhandlangen  in  den  Riga'schen  Stadtblättem   1810  und  1812. 

Biga»8che  Biogr.  1881,  I,  pag.  15—17.  L.  Stieda. 

Hesse,  Johann  Friedrich  Wilhelm  H.,  zu  Berlin,  war  am 
16.  Februar  1782  zu  Sandau  a.  d.  Elbe  geboren,  besuchte  von  1801  an  die  med.- 
chir.  P6pinifere  in  Berlin,  gerieth  als  Militärarzt  1806  bei  Lübeck  in  französische 
Gefangenschaft,  befreite  sich  aber,  diente  in  den  Hospitälern  zu  Pillau,  war  von 
1809 — 12  Oberarzt  der  Pepini^re,  verliess  dann  den  Militärdienst,  nachdem  er 
1811  in  Halle  mit  der  Diss. :  „De  aßectibus  topicis  arthritidi  superstitihus  apte 
curandis^  zum  Dr.  med.  promovirt  wordeu,  und  wurde  durch  seinen  Schwiegervater, 
den  Zahnarzt  Laütknschläger  ,  auf  die  Ausübung  der  Zahnheilkunde  geführt, 
die  er  neben  der  ärztlichen  Praxis  bis  zu  seinem  am  12.  Juli  1832  erfolgten  Tode 
betrieb-  In  den  Jahren  1812 — 14  betheiligte  er  sich  mit  Auszeichnung  an  der 
Behandlung  der  in  den  Berliner  Lazarethen  befindlichen  preussischen ,  russischen 
und    französischen  Kranken   und  Verwundeten,    wurde    zum    Hofmedicus    ernannt, 


184  HESSE. 

« 

war  von  1816  an  Mitglied  der  Examinations-CommisBion  für  Zahnärzte,  habilitirte 

sich  1827  bei  der  Berliner  Universität   als  Privatdocent   für  Zahnheilkunde,  war 

Hofarzt    des    Kronprinzen    und    Leibarzt    des    Prinzen   Wilhelm    (des   jetzigen 

deutschen  Kaisers).     Ausser   einigen  Aufsätzen   in   Hufeland's   Journal    (1864): 

„Neuer  Beitrag   zu   der  Diagnostik   und  Cur   der  Oehörhrankheüen^    und   in 

Hoän's  Archiv  (1829),  schrieb  er  für  RüST's  Handbuch  der  Chirurgie  eine  Reihe 

von  Artikeln,  welche  die  Zahnheilkunde  betreffen,  verbesserte  auch  die  Einrichtung 

des  künstlichen  Gaumens  (Rüst's  Magaz.,  1817).  —  Zwei  seiner  Söhne,  ebenfalls 

als  Aerzte  approbirt ,    übten  nach  ihm  in  Berlin  praktisch  die  Zahnheilkunde  aus. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  10,  1832,  I,  pag.  543.  —  Callisen,  VIII, 
pag.  449,  50;  XXVIU,  pag.  514.  G. 

Hesse,  Karl  Gustav  H.,  zu  Wechselburg  (Königr.  Sachsen),  war  am 
19.  December  1795  zu  Suiza  im  Orossherzogthum  Sachsed -  Weimar  geboren, 
studirte  von  1815 — 20  zu  Jena  und  Halle,  besuchte  dann  noch  Berlin  und 
Göttingen,  und  trat,  nachdem  er  promovirt  hatte,  1820  als  Mitredacteur  der  von 
PiEREB  in  Altenburg  herausgegebenen  „Allgemeinen  medicinischen  Annalen^'  und 
des  „Anatomisch-physiologischen  Realwörterbuches'^  in  eine  vielseitige  literarische 
Thätigkeit.  Von  1824  übernahm  er  die  ausschliessliche  Herausgabe  der  Annalen, 
siedelte  nach  Gössnitz,  1826  nach  Wechselburg  über,  wo  er  Physicus  und  1829 
vom  Grafen  Schönburg  zum  Rath  ernannt  wurde.  Er  blieb  in  ununterbrochener 
literarischer  Verbindung  mit  Pi£R£R  als  einer  der  thätigsten  Mitarbeiter  der 
Annalen  und  des  von  demselben  herausgegebenen  Universal-Lexikons ,  dessen 
medicinische  Artikel  er,  nach  Pierbr's  Tode,  für  die  neue  Ausgabe  gänzlich 
umarbeitete,  ebenso  wie  er  für  die  seit  1850  erscheinenden  Supplemente  der 
zweiten  Auflage  bis  zu  seinem  Tode  thätig  war.  In  den  letzten  10  Jahren  seines 
Lebens  widmete  er  seine  Müsse  ausschliesslich  der  Bearbeitung  eines  umfassenden 
medicinischen  Wörterbuches,  an  dessen  naher  Vollendung  er  nur  durch  seinen 
Tod  gehindert  wurde.  Ausser  seiner  Theilnahme  an  den  angeführten  literarischen 
Unternehmungen  und  an  der  sich  an  dieselben  anschliessenden  Medicinischen  Zeitung 
von  Pabst,  von  1835  bis  zu  deren  Aufhören,  beschäftigte  er  sich  besonders  während 
seines  Aufenthaltes  in  Altenburg  und  Gössnitz  mit  experimentellen  Untersuchungen 
über  die  Verrichtungen  der  Milz,  über  die  er  in  den  Medic.  Annalen  (1825) 
mehrere  Abhandlungen  schrieb,  femer  über  Blutbrechen  der  Neugeborenen,  über 
die  Geschichte  der  Exstirpation  der  Gebärmutter,  über  weisses  Blut,  über  Doppelt- 
hören u.  8.  w.  Schon  als  Student  hatte  er  Th.  Copland  ,  „  Ueber  den  kranken 
Rückgrat''  (Leipzig  1819)  und  C.  Scüdamore,  „Ueber  die  Oicht^  (1819)  aus  dem 
Englischen  übersetzt ;  seine  weiteren  Schriften  waren :  „  Ueber  das  Schreien  der 
Kinder  im  Mutterleibe  vor  dem  Risse  der  Eihäute ;  u,  s.  w,^  (Leipzig  1826)  — 
„  Von  den  Folgen  der  Kuhpocken-  und  Blatternimpßing  bei  Vaccinirten  oder 
Geblätterten  u.  s.  w."  (Ebenda  1827)  —  ,y  Ueber  die  Erweichung  der  Gewebe 
und  Organe  des  menschlichen  Körpers^  (Ebenda  1827)  —  „Ueber  Varicellen 
und  ihr  Verhältniss  zu  den  Menschenblattem  und  Varioloiden^  (Ebenda  1829)  — 
„  Ueber  den  Scirrhus  und  Carcinom  der  Gebärmutter  in  ihrer  Complication 
mit  Schwangerschaft  und  als  Hindernisse  der  Geburt"  (Berlin  1832)  —  „  Ueber 
das  nächtliche  Aufschrecken  der  Kinder  im  Schlafe  und  die  psychisch- gericht- 
liehe  Bedeutung  des  Auf  Schreckens  in  den  späteren  Lebensjahren"  (Alteuburg 
1845).  Auch  als  Arzt  war  er,  neben  seinen  literarischen  Beschäftigungen,  rastlos 
thätig  und  stand  der  1843  enlHtandenen  Diakonissen-Anst^ilt  unermüdlich  vor,  bis 
dieselbe  1851,  kurz  vor  seinem  am  20.  März  1851  erfolgten  Tode,  mit  der  Dresdener 
Diakonissen-Anstalt  vereinigt  wurde. 

Neuer  Nekrolog  der  Deatsclien.  Jahrg.  29,  1851,  I,  pag.  252.  —  Callisen,  VIII, 
pag.  445 ;  XXVIII,  pag.  512.  G. 

*  Hesse,  Friedrich  Louis  H.,  am  7.  December  1849  geboren,  bildete 
sich  in  Leipzig,  wo  er  1874  promovirt  worden  war,    für  Anatomie   speciell  aus^ 


HESSE.  —  HESSELBACH.  185 

begab  sich  aber  1880  nach  New  York,  nm  dort  Zahnheilkande  zu  stadiren. 
1882  nach  Leipzig  zorflckgekehrt,  habilitirte  er  sich  fUr  diese  Specialität  und  ist 
in  ihrem  Gebiete  praktisch  und  literarisch  thätig.  Wernich. 

Hesselbach,  Vater  und  Sohn  zu  Würzburg.  —  Der  Erstere,  Franz 
Kaspar  H. ,  war  am  27.  Januar  1759  zu  Hammelburg  im  Fürstenthum  Fulda 
geboren,  studirte  von  1778  an  in  Würzburg,  hatte  das  Glück,  Privatschüler  von 
Eabl  Kaspab  V.  Siebold  zu  werden,  der  die  Professuren  der  Anatomie,  Chirurgie 
und  Geburtshilfe  in  seiner  Person  vereinigte.  H. ,  bald  darauf  auch  chirurgischer 
Assistent  im  Juliusspital  geworden,  erwarb  sich  durch  rastlosen  Fieiss  und  immer 
gleiche  Aufmerksamkeit  die  Zuneigung  seines  Lehrers  in  hohem  Grade.  Bei  II.'s 
Vorliebe  für  die  Anatomie,  der  er  alle  seine  freien  Stunden,  ja  halbe  Nächte  widmete, 
war  es  erklärlich,  dass  Siebold,  der  ohne  die  Beihilfe  eines  Prosectors  auch  den 
Unterricht  im  anatomischen  Seciren  zu  leiten  hatte,  ihm  das  Geschäft  eines  Pro- 
sectors übertrug,  das  er  6  Jahre  lang  ohne  jede  Gratification  versah,  bis  er  1789 
die  wirkliche  Anstellung  als  Prosector  erhielt.  H.'s  Thätigkeit  gelang  es,  die  bis 
dahin  sehr  dürftige  anatomische  Sammlung  in  dem  Maasse  zu  verbesseni  und  zu 
vermehren,  dass  dieselbe  1815 — 16  sich  auf  1252  Präparate  belief.  Dabei  ver- 
nachlässigte er  auch  nicht  die  Chirurgie,  machte  z.  B.  (1795)  ein  verbessertes 
Steinschnittmesser  bekannt,  ertheilte  Privatunterricht  in  der  Anatomie  und  im 
Steinschnitt;  er  zählte  zu  seinen  Schülern  u.  A.  den  späteren  berühmten  Göttinger 
Chirurgen  K.  J.  M.  Langenbeck.  Nach  der  Besitznahme  Würzburg's  durch  Bayern, 
1804,  wurde  seine  keinesweges  glänzende  Lage  nicht  unwesentlich  verbessert.  Er 
gewann  Müsse ,  eine  anatomische  und  eine  chirurgische  Schrift :  „  Vollständige 
Äfdeitung  zur  Zergliederungshunde  des  menschlichen  Körpers^  (3  Hefte,  Rudol- 
stadt  1806 — 8,  m.  Kpf. ,  4.)  —  „Anatomisch-chirurgische  Abhandlung  über 
den  Ursprung  der  Leistenbrüche^  (Würzburg  1806,  m.  Kpf.,  4.)  herauszugeben. 
1807  ertheilte  ihm  die  Würzburger  med.  Facultät  wegen  seiner  Verdienste  um  die 
anatomische  Anstalt  und  wegen  seiner  anatomisch-chirurgischen  Schriften  die 
medicinische  Doctorwürde.  Er  setzte  seine  Untersuchungen  über  die  Leisten-  und 
Schenkelbrüche  fort  und  veröffentlichte  darüber  zwei  Schriften:  „Neueste  ana- 
tomisch-pcUhologische  Untersuchungen  über  den  Ursprung  und  das  Fortschreiten 
der  Leisten-  und  Schenkelbrüche^*  (Würzburg  1814,  m.  Kpf.,  4.),  die  1816  auch 
in  lateinischer  Uebersetzung  von  Th.  A.  Rüland  erschien,  und  „Beschreibung 
und  Abbildung  eines  neuen  Instrumentes  zur  sicheren  Entdeckung  und  Stillung 
einer  bei  devi  Bruchschnitte  entstandenen  gefährlichen  Blutung^  (Ebenda  1815, 
m.  2  Kpf.,  4.).  Während  der  Krankheit  des  Professors  der  Chirurgie,  Mabkard, 
und  nach  dem  Tode  desselben  ertheilte  er  Unterricht  in  sämmtlichen  chirurgischen 
Operationen  und  versah  die  Stelle  eines  Oberwundarztes  im  Juliusspitale ,  bis  zur 
Ankunft  des  Prof.  Textor.  Am  24.  Juli  1816  erfolgte  sein  Tod.  —  Unter  denjenigen 
Anatomen  und  Chirurgen,  welche  sich  um  die  genauere  Kenntniss  der  Unterleibs- 
brüche  besonders  verdient  gemacht  haben,  ist,  neben  Scabpa  und  Astley  Coopeb, 
H.  vor  allen  Dingen  zu  nennen. 

Salzburgjer  Med.-chirnrg.  Zeitung.  IS  17,  I,  pag.  350.  —  E.  Gurlt,  AUg.  Deutsche 
Biogr.  XU,  pag.  311.  Gurlt.. 

Adam  Kaspar  Hesselbach,  zu  Bamberg  und  Würzburg,  wurde  am 
15.  Januar  1788'  zu  Würzburg  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  widmete  sich,  dem 
Berufe  seines  Vaters  folgend ,  vorzugsweise  der  praktischen  Anatomie  und ,  wie 
dieser ,  auch  der  Chirurgie.  Seine  erste  Schrift  war  eine  anatomische :  ;,  Voll- 
ständige Anleitung  zu  gesetzmässigen  LeichenöfnungeUj  nach  JRo  ose  bearbeitet^ 
(Würzburg  1812;  2.  Aufl.  auch  u.  d.  T. :  „Handbuch  für  gerichtliche  Aerzte 
und  Wundärzte  bei  gesetzmässigen  Leichenöffnungen^ ^  1819).  1817  wurde  er, 
nach  dem  Tode  seines  Vaters,  dessen  Nachfolger  als  Prosector  der  Anatomie,  deren 
Leiter  damals  Döllinger  war;  1818  wurde  er  Dr.  phil.  et  med.  honor.  der 
Würzburger  Facultäten.     Neben  Berichten   über   die   anatomische  Anstalt    in  ver- 


186  HESSELBACH. 

Bchiedenen  Studienjahren  (1817-18,  1818-19),  zum  Theil  in  Verbindung  mit 
anatomischen  Abhandlungen,  z.  B. :  „Beschreibung  des  menschlichen  Auges" 
(1820)  und  einer  „Beschreibung  der  pathologischen  Präparate,  welche  in  der 
königlichen  anatomischen  Anstalt  zu  Würzburg  aufbewahrt  werden*^  (1824)  finden 
wir  von  ihm  auch  anatomisch-chirurgische  und  rein  chirurgische  Arbeiten,  namentlich 
auf  dem  Gebiete  der  Unterleibsbrüche ,  auch  hier  den  väterlichen  Traditionen 
folgend;  so:  „Die  sicherste  Art  des  BruchschniUs  in  der  Leiste*^  (Bamberg 
1819,  4.)  und  ein  anatomischer  Nachtrag  dazu  in  demselben  Jahre  u.  d.  T. : 
„  lieber  den  Ursprung  und  Verlauf  der  unteren  Bauchdeckenschlagader  und 
der  Hüßbeinlochschlagader" ;  femer  in  Textor's  Neuem  Chiron  (1821):  „Der 
äussere  Schenkelbruch,  entdeckt  und  beschrieben  von  etc."  und  eine  Reihe  von 
Jahren  später  ein  grösseres  Werk:  „Die  Lehre  von  den  Eingeweidebrüchen" 
(2  Thle.,  Wtlrzburg  1829/30).  Um  dieselbe  Zeit  begann  er  auch,  in  Gemeinschaft 
mit  seinem  Würzburger  CoUegen  JOH.  Bapt.  Fbiedseich,  die  Herausgabe  von 
periodischen  Zeitschriften,  die  bis  in  die  Mitte  des  folgenden  Decenniums  reichten, 
so:  „Beiträge  zur  Natur-  und  Heilkunde"  (2  Bde.,  1825/26)  —  „Bibliothek 
der  Deutschen  Medidn  und  Chirurgie"  (Jahrg.  1 — 5,  1828 — 32;  Ergänzungs- 
band zum  1. — 4.  Jahrg. ,  1828 — 36)  —  „Medicinisch-chirurgische  Pfennig- 
Bibliothek ,  in  Aufzügen  aus  neueren,  sowohl  deutschen  als  ausländischen 
medicinisch'chirurgischen  Werken.  Neue  wohlfeile  Ausgabe  der  Bibliothek  der 
Medidn  und  Chirurgie"  (Bd.  I — XV,  1835 — 37).  Inzwischen  war  H. ,  der  als 
Prosector  sich  mit  Dölliger's  Nachfolger,  Heusinger,  nicht  vertragen  konnte, 
im  Jahre  1828  als  Professor  der  Chirurgie  an  die  chirurgische  Schule  zu  Bamberg 
versetzt  und  zugleich  zum  Oberwundarzt  des  dortigen  allgemeinen  Krankenhauses 
ernannt  worden.  In  diesen  Stellungen  wirkte  er  bis  1833,  in  welchem  Jahre  die 
chirurgische  Schule  aufgehoben  wurde.  Zu  einer  Lehrthätigkeit  gelangte  er 
erst  wieder  an  der  1836  in  Bamberg  errichteten  Baderschule,  die  ihrerseits  auch 
wieder  1843  aufgehoben  wurde.  Während  H.  innerhalb  dieses  Zeitraumes  in 
Bamberg  eine  nicht  unbedeutende  literarische  Thätigkeit  entfaltete,  indem  er,  neben 
der  Herausgabe  der  erwähnten  periodischen  Zeitschriften,  „Medicinisch-chirurgische 
Beobachtungen  und  Erfahrungen"  (Bamberg  1832/33),  ein  „Handbuch  der 
Chirurgie  für  das  untergeordnete  ärztliche  Personal"  (Ebenda  1838),  sodann 
eine  Schrift:  „Die  Erkenntniss  und  Behandlung  der  Eingeweidebrüche",  durch 
naturgetreue  Abbildungen  erläutert"  (Nürnberg  1840/41 ,  m.  20  Taff.,  gr.  fol.) 
publicirte,  auch  ein  grösseres  Werk  u.  d.  T. :  „Handbuch  der  gesammten  Chiinirgie 
für  praktische  A^^rzte  und  Wundärzte"  (3  Bde.,  Jena  1842 — 47)  begonnen  hatte, 
ist  über  seine  gleichzeitige  operative  und  Lehrthätigkeit,  nach  der  Mittheilung  von 
Zeitgenossen,  nicht  viel  Rühmliches  zu  berichten.  So  vortrefflich  seine  anatomischen 
Kenntnisse  waren  und  so  elegant  er  das  Messer  zu  fahren  verstand,  wenn  er  sich 
einmal  dazu  entschlossen  hatte,  so  messerscheu  war  er  auf  der  anderen  Seite,  so  dass 
z.  B.  seine  meisten  Bruchkranken  unoperirt  starben.  Als  Lehrer  war  er  sowohl  im 
theoretischen  als  praktischen  Unterrichte  nicht  anregend  und  belehrend ;  er  begnügte 
sich  damit,  bei  dem  ersteren  das  für  seine  Schüler  verfasste  Buch  einfach,  ohne 
weitere  Erklärungen,  vorzulesen;  seine  Verbände  waren  complicirt  und  unpraktisch, 
daher  war  es  erklärlich,  dass  er  als  Arzt  und  Chirurg  in  Bamberg  wenig  Geltung 
besass.  Dazu  kam,  dass  seine  Familienverhältnisse,  nicht  ohne  eigene  Verschuldung, 
die  traurigsten  waren.  Auch  als  H.,  einige  Zeit  nach  Aufhebung  der  Baderschule  in 
Bamberg,  von  dort  wieder  nach  Würzburg  übersiedelte,  sank  er  moralisch  immer 
mehr,  so  dass  ihn  in  tiefer  Verkommenheit  am  6.  Mai  1856  der  Tod  traf.  —  H.  war 
jedenfalls  ein  sehr  gut  beanlagter  Mann ,  der  auf  dem  Gebiete  der  Anatomie  und 
Chirurgie  Tüchtiges  zu  leisten  berufen  war  und  theilweise  auch  geleistet  hat ;  daneben 
war  er  aber  von  eingebildetem  und  unverträglichem  Charakter  und  diese,  sowie 
andere  Charakterschwächen,    haben    ihn  frühzeitig  moralisch  zu -Grunde  gerichtet. 

E.  Gnrlt  in  Allgem  Deutscher  Biogr.  XII,  pag.  311.  —  Callisen,  VIII,  pag.  451; 
XXVIII,  pag.  514.  —  Engel  manu,  pag.  2J7;  Supplem.,  pag.  108.  Gurlt. 


HESSEBT.  —  HETT.  287 

Bessert,  Franz  Ferdinand  Ludwig  von  H.,  zn  Darmstadt,  war  am 
19.  Joli  1774  zn  Bnchsweiler  geboren,  besuchte  von  1792  an,  nach  einem  ein« 
jährigen  Aufenthalte  in  Waadtlande,  behufs  gründlicher  Erlernung  des  Französischen, 
die  Universitäten  Jena,  Oiessen,  Marburg,  wurde  1795  landgräflich  hessischer 
Stabsehirurg ,  1796  Stabsmedicus ,  machte  den  Feldzug  in  den  Niederlanden  mit, 
begleitete  die  in  englischen  Subsidien  stehende  hessische  Brigade  1796,  97  nach 
Krain  und  Croatien  und  konnte  bei  einem  längeren  Aufenthalte  in  Wien  sich  die 
dortigen  medicinischen  Anstalten  zu  Nutze  machen.  1798  verliess  er  den  Militär- 
dienst, wurde  zum  Professor  der  Mediein  in  Giessen  ernannt,  siedelte  aber 
bereits  1802  als  Professor,  ausflbender  Arzt  und  Chirurg  nach  Strassburg  über, 
nachdem  er,  zusammen  mit  H.  F.  Pilger:  „Einige  Worte  an  das  Publicum 
über  die  Kukpocken  und  deren  Impfung'^  (Giessen  1800)  —  „Sammlungen 
von  Nachrichten  ....  über  die  Kuhpocken •  Impfung ,  aus  dem  Französischen 
übersetzt  .  .  .  .*  (Ebenda  1801)  und  „Archiv  für  Kuh-  oder  Schutzpocken- Ein- 
impfung"  (Ebenda  1801)  herausgegeben  hatte.  In  Strassburg  gehörte  er  bald 
ZQ  den  ausgezeichnetsten  Aerzten  und  Chirurgen  und  wurde  bei  ausgebrochenen 
Epidemieen  (1812,  13)  und  anderen  wichtigen  Fällen  zu  besonderen  Missionen 
gebraucht.  Er  schrieb  hier:  „Essai  sur  Vutilitd  de  la  r^nion  de  la  mSdecine 
et  de  la  Chirurgie'^  (Strassburg  1804)  und  mit  Schahl:  „PrScis  historique  et 
prätique  sur  la  fövre  militaire  qui  a  rdgnS  4pid6m,iquement  dans  le  Ddp, 
du  Bas-Bhin  1812"  (Ebenda  1813).  1828  trat  er  abermals  als  Oberstabsarzt 
in  den  grossherzogl.  hessischen  Militärdienst,  wurde  zum  Geh.  Rath  und  Leibarzt 
des  Grossherzogs  ernannt  und  geadelt;  1836  endlich  wurde  er  General-Stabsarzt, 
starb  aber  bereits  am  15.  December  1839.  —  Obgleich  als  Bro^oiianer  erzogen, 
kam  er  später  von  den  Lehrsätzen  dieses  Systems  zurück  und  war  als  ein  unge- 
wöhnlich scharfsinniger,  unterrichteter,  belesener  und  erfahrener  Arzt  sehr  gesucht 
und  glücklich,  in  seiner  Dienststellung  streng,  aber  gerecht,  bei  pünktlichster 
Pflichterfüllung  seinerseits. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  17,  1839,  II,  pag.  982.  —  Scriba,  II, 
pag.445.  —  Callisen,  VIII,  pag.  454;  XXVIIl,  pag.  516.  G. 

^Hessling,  Karl  Theodor  von  H.,  zu  München,  geboren  am  28.  December 
1816  zu  Regensburg,  studirte  in  München,  Heidelberg,  Berlin,  wurde  1840  in 
München  Doctor  mit  der  Inaugural- Abhandlung :  „  Untersuchungen  über  die  tceissen 
K'&rperchen  der  menschlichen  Milz^  (Regensburg  1842),  wurde  1854  Privat- 
doeent,  1861  Prof.  e.  o.  und  schrieb  weiter:  „Histologische  Beiträge  zur  Lehre 
von  der  Harnabsonderung,  Eine  vergleichend-anatomische  Abhandlung"  (Jena 
1851,  m.  1  Taf.).  —  »Bie  Perlmuscheln  und  ihre  Perlen  ....  mit  Berück- 
sichtigung  der  Perlengewässer  Bayerns  u.  s.  w."  (Leipzig  1859,  m.  8  Tafl^., 
1  Karte);  zusammen  mit  JüL.  Kollmann:  „Atlas  der  allgemeinen  thierischen 
Gewebelehre,  Nach  der  Natur  photographirt  von  Jos.  Albert"  (1.  u.  2.  Lief., 
Ebenda  1861,  62,  42  Taff.)  —  „Grundzüge  der  allgemeinen  und  speciellen 
Gewebelehre  des  Menschen"  (Ebenda  1866).  Ausserdem  zahlreiche  Abhandlungen 
in  Zeitschriften.  1878  wurde  er  in  den  Ruhestand  versetzt  und  lebt  seit  dieser 
Zeit  auf  dem  Lande. 

Prantl,  II,  pag,  562,  Nr.  540.  G. 

HesycMus,  ein  nar  dem  Namen  nach  bekannter,  übrigens  sehr  renommirter 
Arzt  des  5.  Jahrhunderts  n.  Chr.  Er  war  in  Damascus  geboren,  hatte  längere  Zeit 
in  seiner  Heimath,  später  auf  Rhodus,  in  Griechenland,  Alexandrien  und  in  Italien 
gelebt,  sich  hier  des  höchsten  Ansehens  als  Arzt  erfreut  und  war  im  Jahre  430 
nach  Constantinopel  übergesiedelt,  wo  er  und  noch  mehr  sein  Sohn  Jacobus 
(vergl.  den  Artikel  Jacobus  H.)  mit  Ehren  überhäuft  worden  ist.  g^ 

Hett,  Benedict  Kaspar  H. ,  geboren  in  Prag  1747,  war  Professor 
der  Hedicin    in    Trier   und    Garnisonarzt  daselbst.     Er    schrieb    eine  Anzahl  von 


188  HETT.  —  HEÜEEMANN. 

Dissertationen:  yyDe  sie  dictis  fehribiLs  malignts^  (Trier  1771)  —  „2).  exhibens 
veram  aomni  ideam*^  (Ebenda  1778)  —  ,fD.  exhibens  crtteria  aquarum^  (Ebenda 
1782)  —  „De  lingua  sana  et  morboaa  ut  'Stgno  in  morbis  acwtis^  (Ebenda 
1784)  —  „De  praestante  aed  catUo  camphorae  usu*^  (Ebenda  1789);  ferner: 
„Richtige  Bestimmung  der  Bestandtheüe ,  Wirkung  und  des  Gebrauchs  des 
Bertricher  Badwassers"  (Ebenda  1779)  nnd  „Anzeige y  sich  gegen  die  Buhr  zu 
bewahren  und  selbe  am  sichersten  zu  heilen**  (Ebenda  1781,   fol.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  179.  Pgl. 

*Heubel,  Emil  H.,  geboren  in  Walk  (Livland)  am  7.  Oetober  (25.  Sep- 
tember) 1838,  war  auf  der  Dorpater  Universität  besonders  ein  Schüler  R.  BuCH- 
hkim's.  1865  erfolgte  seine Doctorpromotion  („lieber  das  Verhalten  verschiedener 
Körperorgane  zur  Jodkalium- Resorption"  Dorpat).  Auf  Orund  yerschiedener 
wichtiger  Arbeiten,  aus  welchen  nur  die  über  chronische  Bleivergiftung  (Berlin 
1871),  über  toxische  Wirkungen  des  Tabakrauches  (1872),  über  das  Erampfcentriun 
des  Frosches  (Pflügee's  Archiv,  1874)  hervorgehoben  seien,  erfolgte  seine  Be- 
rufung als  ord.  Professor  nach  Kiew.  Neuere  Arbeiten  sind:  „Die  Abhängigkeit 
des   wachen    Oehirnzustandes   von   äusseren   Erregungen"    (PflÜgeb's   Archiv, 

1876)    —    „lieber  die   Wirkung  wasseranziehender  Stoffe"    (Ibid.   1879)  u.  A. 

Wernich. 

* Heubner,  Johann  Otto  LeonhardH.,  zu  Mühltroff  (im  Sächsischen 
Voigtlande)  am  21.  Januar  1843  geboren,  ausgebildet  durch  Wunderlich  in 
Leipzig,  später  auch  in  Wien,  wurde  1867  promovirt.  Seit  1876  dortselbst  als 
Director  der  Districts-Poliklinik  thätig,  erhielt  er  1873  seine  Vocation  als  Extra- 
ordinarius der  Leipziger  Facultät.  Unter  seinen  Schriften  ragen  hervor:  „Bei- 
träge zur  internen  Kriegsmedidn"  (Leipzig  1871)  —  „Die  luetische  Erkrankung 
der  Himarterien"  (Ebenda  1874)  —  n^i^  experimentelle  Diphtherie"  (Preis- 
schrift, Ebenda  1883).  Wernich. 

Heucher,  Johann  Heinrich  von  H.,  war  zu  Wien  im  Anfange  des 
Jahres  1677  geboren,  kam  mit  13  Jahren  nach  Wittenberg,  wo  er  1696  Magist. 
philoB.  wurde,  studirte  dann  in  Leipzig,  Jena,  Altdorf,  kehrte  1699  nach  Witten- 
berg zurück,  war  daselbst  als  Privatdocent  der  Philosophie  thätig  und  erwarb   die 
medicinische  Doctor^rde   mit   der  Diss. :    „De   usu  mathematum   in  medicina," 
1709  erhielt  er  in  Wittenberg  eine  ordentliche  Professur  der  Medicin,  gab  dieselbe 
aber  1713  auf,   als  er  zum  Leibarzt   und  Hofrath    des  Königs  August  II.  von 
Polen  nach  Dresden  berufen  wurde,  wo  er  auch  die  Oberaufsicht  über  die  königl. 
Bibliothek  und  die  Aufstellung  der  Naturalien-  und  Kunstkammern,  von  ihm  selbst 
„les  galeries  des  sciences^^  genannt,  übertragen   erhielt.    Er  war  als  Schriftsteller 
hauptsächlich    auf    dem    anatomischen    und   botanischen    Oebiete   thätig,    vervoll- 
kommnete das  anatomische  Cabinet  in  Wittenberg,  gründete  den  botanischen  Oarten 
daselbst  und  veröffentlichte  über  denselben  1711  einen  „Index  plantarum  Witten- 
bergensium".     Seine   gesammelten   Schriften    wurden    u.    d.    T. :    „Opera  partim 
edita.  partim  nondum    edita"    (2  voll. ,    Leipzig  1745,   4.)  von   den  Grebrttdem 
Christ.  Friede,  und  Christ.  Heine.  Haenel  herausgegeben.  1721  ^nirde  er  von 
Kaiser  Karl  VI.  geadelt  und  1729    zum  Mitgliede  der  Royal  Society  in  London 
ernannt.    Er  starb    zu  Dresden   am  23.  Februar  1747.    Eine  Pflanzengattung   ans 
der  Familie  der  Saxifrageen  ist  nach  ihm  „Heuchera"  benannt. 

V.  Wurzbach,  Vlll,  pag.  448.  G. 

Heuermann,  Georg  H.,  zu  Kopenhagen,  war  1722  zu  Oldesloe  in  Hol- 
stein geboren,  widmete  sich  der  Chirurgie,  kam  1743  nach  Kopenhagen,  studirte 
von  1748  an  auf  der  dortigen  Universität  und  wurde  1749  mit  der  Diss.:  y^De 
lingua  Humana"  daselbst  Doctor.  1754  wurde  er  zum  Arzt  der  Seecadetten, 
1760  zum  Prof.  e.  o.  der  Medicin  an  der  Universität  ernannt,  nachdem  er  ein 
grösseres  Werk:     „Physiologie"    (4  Thle. ,    Kopenhagen  und  Leipzig  1751 — 55, 


HEÜERMANN.  — -HEÜRTELOUP.  189 

m.  Kupf.)  heranegegeben  hatte,  das  sieh  grosser  Anerkennang  erfreate.  1754  hatte 
er,  du  er  den  ünterrieht  in  der  Operationslehre  ertheilen  mosste,  die  Heraasgabe 
einer  „Abhandlung  der  vornehmsten  chirurgischen  Operationen  am  menschlichen 
Körper**  (3  Thle.,  Kopenhagen  1764 — 57)  begonnen.  Er  folgte  dann  der  dänisohen 
Armee  als  Feldarzt  naeh  Holstein,  wo  er  bis  1762  verblieb  und  gab  noch  heraus: 
„Vermischte  Bemerkungen  und  Untersuchungen  der  ausübenden  Arznewnssen- 
Schaft*"  (2  Thle.,  Ebenda  1765,  67).  Er  starb  am  8.  December  1768,  erst 
46  Jahre  alt. 

E.  Gnrlt  in  Allgem.  Deutscher  Biographie.  Xu,  pag.  324.  Gnrlt. 

Heume  (Heurnius),  Jan  van  H.,  wurde  am  25.  Januar  1543  in  Utrecht 
geboren,  zog  1561  nach  Löwen,  wo  er  bei  0.  Oemma  wohnte,  um  Medicin  zu 
Btudiren,  und  1563  nach  Paris.  Von  hier  ging  er  nach  Padua  und  promovirte 
1571  daselbst  zum  Dr.  med.,  um  zwei  Jahre  daselbst  als  Leibarzt  des  Grafen 
von  Granvelle  zu  fnngiren.  1573  nach  Utrecht  zurückgekehrt,  war  er  da 
praktisch  wirksam  bis  1581 ,  als  er  zum  Prof.  med.  in  Leyden  ernannt  wurde, 
welches  Amt  er  bis  zu  seinem  Tode,  am  11.  August  1601,  versah.  H.  war  ein 
vortreflflicher  Docent,  wie  aus  den  von  ihm  beim  Unterricht  benutzten  „Institu- 
tiones  medicinae**  und  seinem  ,^ Modus  ratioque  studendi  eorum  qui  medicinae 
operam.  dicarant**  hervorgeht,  ein  grosser  Verehrer  des  Hippokrates  und  dessen 
Lehre,  was  ihm  ein  Anlass  zur  Veranstaltung  einer  commentirten  Ausgabe 
des  Hippokrates  gab,  welche  Sprengel  „zu  den  besten  in  ihrer  Art"  rechnet. 
Auch  schrieb  er  eine  Abhandlung:  „De  studio  medicinae  bene  instituendo.** 
Seine  sämmtlichen  Schriften  wurden  als  „Opera  omnia,  tarn  ad  theoriam  quam  ad 
praxin  medicam  spectantia**  (Leyden  1609;  1658)  durch  seinen  Sohn  Otto 
herausgegeben.  C.  E.  Daniels. 

Heume,  Otto  van  H. ,  Sohn  des  Vorigen,  am  8.  September  1577  in 
Utrecht  geboren,  studirte  und  promovirte  in  Leyden  1601.  Nach  dem  Tode  seines 
Vaters  wurde  er  als  dessen  Nachfolger  zum  Prof.  med.  in  Leyden  ernannt  und 
1617  wurde  ihm  auch  der  Unterricht  in  der  Anatomie  aufgetragen.  Er  ist  der 
Stifter  des  klinischen  Unterrichtes  in  Leyden  („Collegium  publicum,  in  qua  ad 
morbos  caute  curandos  studiosi  in  nosocomio  instruuntur")  und  ertheilte  diesen  in 
90  ausgezeichneter  Weise,  dass  seine  Methode  völlig  mit  der  noch  in  der  ersten 
Hälfte  dieses  Jahrhunderts  befolgten  tibereinstimmt.  Er  starb  am  24.  Juli  1652, 
nachdem  er  mehr  als  50  Jahre  als  Prof.  med.  fungirt  hatte.  Er  besorgte  eine  schon 
durch  seinen  Vater  theilweise  vorbereitete  Ausgabe  der  ^Medidna  universa" 
von  Ferneliüs  (Utrecht  1656;  Genf  1679)  und  fttgte  einige  durch  ihn  selbst 
wahrgenommene  „Casus  rariores ,  quas  in  diario  practico  annotavit**  hinzu. 
Als  Student  hatte  er  schon  eine  Compilation  „De  barbarica  philosophia,  lihH 
duo^  veröflTentlicht.  H.  verdient  gewiss  unter  die  Medici  poetae  gerechnet  zu 
werden,  da  er  ein  vortreffliches  Gedicht  verfertigte  „Propemticon  in  discessum 
illustris  et  ampl.  viri  Jacob i  Dycki**  (1617)  und  hat  eine  sehr  interessante 
Sammlung  Briefe  handschriftlich  nachgelassen.  q  pj  Daniels. 

Heurteloup ,  Nicolas  Baron  H. ,  berühmter  französischer  Chirurg  aus 
der  Zeit  des  ersten  Kaiserreiches,  war  in  Tours  am  26.  November  1750  geboren. 
Seine  wenig  bemittelten  Eltern  konnten  ihrem  Sohne  nur  eine  elementare  unvoll- 
kommene Erziehung  geben.  Es  gelang  aber  dem  jungen  H.,  durch  seinen  wissen- 
schaftlichen Eifer  und  seine  guten  Anlagen  mit  Hilfe  einiger  Mäcene,  die  ihm  die 
nöthigen  materiellen  Mittel  gewährten,  sich  zum  praktischen  Studium  der  Chirurgie 
vorzubereiten,  das  er  mit  grossem  Fleisse  1770  auf  der  Insel  Corsica  begann,  wo 
er  zugleich  die  italienische  Sprache  erlernte.  Bereits  1782  wurde  er  zum  Stabs- 
chirurgen der  Hospitäler  von  Corsica  und  1786  zum  Oberarzt  im  Militärhosprtal 
in  Toulon  ernannt.  1793  wurde  er  Mitglied  des  Gesundheitsrathes ,  in  welcher 
Eigenschaft  er  eine  rege  Thätigkeit  entfaltete,  so  dass  er  1808  zum  Director  des 


190  HEÜRTELOÜP. 

gesammten  Sanitätswesens  der  grossen  Armee  ernannt  wurde.  Um  dieses  hat  sieh 
H.  durch  sein  vorzOgliohes  Organisations-  und  Verwaltungstalent  grosse  Verdienste 
erworben,  die  ftusserlieh  durch  Verleihung  des  Barontitels  u.  s.  w.  anerkannt  wurden. 
H.  starb  an  den  Folgen  einer  Hirnlähmung  am  27.  März  1812.  H.  war  ein 
ausserordentlich  erfahrener  Wundarzt,  der  durch  die  in  unzähligen  Schlachten  und 
in  den  Hospitälern  gewonnenen  Erfahrungen  auch  auf  die  Ent Wickelung  der  fran- 
zösischen Chirurgie  einen  grossen  Einfluss  ausgeübt  hat;  doch  ist  er  im  Ganzen 
als  Schriftsteller  nur  wenig  hervorgetreten.  Ausser  einigen  Artikeln  fttr  das  Dict. 
des  Sciences  m^dicales  und  verschiedene  medicinische  Journale  schrieb  er:  ^Pricis 
sur  le  t^anos  des  adultes"  (Paris  1792)  —  „Nottee aur  Manne,  Chirurgien  de  la 
marine*'  (Berlin  1808);  ferner  übersetzte  er  aus  dem  Italienischen  und  gab  heraus: 
„Rapport  de  la  commission  mddico-chirurgicale  instüu^e  ä  Milan^  ou  rdsultats 
des  ohservations  et  des  expSriences  sur  Vinoculation  de  la  Vaccine"  (Paris 
1802);  ebenso:  „De  la  nature  des  ßhrres  et  de  la  meilleure  mMode  de  les 
traiter,  Traduit  de  Vitalien  du  Docteur  Giannini  avec  des  notes  et  additions" 
(2  voll.,  Paris  1808). 

Biogr.  med.  V,  pa^.  181.  Pgl. 

Heurteloup,  Charles-Louis-Stanislas  Baron  H.,  einer  der  Rivalen 
um  die  Ei-iindung  der  Lithotripsie ,  war  als  Sohn  des  Vorigen  am  16.  Februar 
1793  zu  Paris  geboren,  machte  zuerst  Studien  für  ein  Verwaltungsfach,  ging 
später  zur  Medicin  über  und  wurde  in  Paris  1823  mit  der  These:  „De  Vin- 
flammation  de  la  memhrane  mugueuse  gastro-palmonaire,  chez  les  enfans 
nouveau-nSs**  Doctor.  Wie  seine  Rivalen  CiviALE  und  Leboy  d'^tiolles,  beschäf- 
tigte er  sich  alsbald  eifrig  mit  der  neuen  Operationsmethode  und  begann  auch 
sofort  die  Polemik  gegen  Jene  in  einer  „Note  sur  le  procdd4  mis  en  usage  par  le 
docteur  Civiale  pour  extraire  la  pierre  de  la  vessie,  sans  recourir  ä  VapS- 
ration  de  la  taille"  (1824)  —  „Lettre  ä  VAcad.  des  sciences:  examen  critique 
de  Vouvrage  de  M.  Civiale  intitulS  „De  la  litkotritie" "  (Paris  1827,  av.  2  pL). 
Auch  beschäftigte  er  sich  mit  der  Behandlung  der  Hamröhrenstricturen ,  über  die 
er  Folgendes  schrieb :  „Sur  quelques  modißcations  apporties  au  porte-caustique 
mis  en  usdge  par  le  docteur  Du  camp,  dans  le  traitement  des  r^rdcisseviens 
de  Curhtre^  (Arch.  gön^r. ,  1824)  und  „Nouveau  moyen  d^Svittr  les  fausses 
routes  en  portant  le  caustique  dans  un  r4tr4cissement  de  VurUre**  (Ebenda).  In  der 
Zeit  von  1828 — 32  hielt  er  sich  in  London  auf,  vervollkommnete  und  verbreitete 
dort  das  neue  Verfahren  durch  Ausführung  zahlreicher  Operationen.   Es  entstanden 

daselbst  seine  Schriften :  ;,  Cases  of  lithotrity, ;  followed  by  a  description 

of  thefirst  Symptoms  of  the  disease"  (London  1831)  —  „Pi*inciples  of  liüiatrity ; 
or  a  treatise  of  the  art  of  extracting  the  stone  withoiä  incision**  (Ebenda). 
Sein  Hauptverdienst  aber  besteht  in  der  Erfindung  der  gekrümmten,  zweiarmigen, 
Schustermassähnlichen  Instrumente  (ä.  coulisse),  bestehend  in  einem  sogenannten 
männlichen  und  weiblichen  Arm,  statt  der  bis  dahin  gebrauchten,  sehr  unbequemen 
und  unhandlichen  drei-  und  vierarmigen  Instrumente,  die  von  da  ab  vollständig 
verlassen  wurden ;  ferner  benutzte  er  zuerst  die  Pei'cussion  zum  Zersprengen  besonders 
harter  Steine.  Erst  von  da  an  datirt  für  die  Steinzertrümmerung  eine  neue  Aera, 
indem  H.'s  Instrument,  unter  Beibehaltung  des  Hauptprincipes  seiner  Oonstruction, 
vielfach  modificirt  und  die  bis  dahin  sehr  unsichere  Operation  zu  einer  leicht  aus- 
führbaren gemacht  wurde.  Gleichzeitig  hatte  H.  statt  der  bis  dahin  gebrauchten 
Bezeichnung  „Lithotritie" ,  eine  andere,  nämlich  „Lithotripsie"  substituirt.  Für 
das  in  der  Schrift:  „Mem,  sur  la  lithotripsie  par  percussion^  et  sur  Vinstrument 
appele  Percuteur-courbe  ä  marteau  qui  permet  de  mettre  en  usage  ce  nouveau 
Systeme  de  la  pulvirisation  des  pierres  visicales ,  le  tout  appuyS  de  nouveaux 
exetnples  de  gnSrisons  authentiques  etc,^  (1833,  av.  1  pl.)  beschriebene  neue 
Verfahren  erhielt  er  einen  Preis  von  6000  Frcs. ,  nachdem  ihm  ein  solcher  von 
5000  Frcs.  bereits  1828  zu  Theil  geworden  war.    Er  hatte  an  Dupuytren  auch 


HEÜBTELOUP.  —  HEÜSINGEB.  191 

eine  „Lettre  sur  Vavantage  de  prSfirer  la  percuasion  ä  la  preaaum,  pour  mettre 
en  uaage  VinatrumevU  courbe  pr4aent4  h  VÄcad.  dea  ac,  aoua  le  nom  de  Per- 
cuteur  courbe  h  marteau*^  (1833)  gerichtet.  1837  machte  er  eine  Reise  nach 
Rusaland  und  hielt  zwei  Monate  lang  zu  Moskau  und  St.  Petersburg  Vorlesungen 
Aber  Lithotripsie.  Von  weiteren  Schriften  sind  noch  anzuführen:  „De  la  läho- 
tripaie  aana  fragmenta  au  moyen  de  deux  procddia  de  Vextradion  immSdiate 
Ott  de  la  ptUvSriaation  immddiate'*  (1847)  —  „Troia  ^oquea  pour  aervir  ä 
Vkiatoire  de  la  lühotripaie  vulgatrement  appelSe  lühotrUie  ou  Dlfenae  obligatoire 
contrea  troia  mjuatea  attaquea"  (1846)  —  „Lithotrtpaie.  L'Art  de  broyer  lea 
fierrea  dana  la  veaaie  kumaine**  (1858)  —  „EitrSciaaementa  de  VurUre. 
Gu6riaona  immidiaiea^  permanentea  etc.^  (1855;  2.  ödit.  1859).  Dazu  kommt 
eine  grosse  Reihe  von  Aufsätzen  in  Pariser  und  Londoner  Journalen,  von  „Mömoires^ 
und  „Lettres"  namentlich  zur  Unterhaltung  der  zwischen  den  Rivalen  sich  ein 
Menschenalter  lang  hinziehenden  Polemik,  die  zwischen  ihm  und  Lbroy  1856 
auch  zu  einem  Process  führte.  Beide  wetteiferten  auch  (1857)  in  Anerbietungen, 
anf  ihre  Kosten  einen  Special-Lehrstuhl  zum  Unterricht  in  ihren  Operations- 
methoden zu  errichten.  Bei  seinem  grossen  mechanischen  Talent  interessirte  sich 
H.  auch  für  andere  mechanische  Constructionen ;  so  hatte  er  sich  bemüht,  für  eine 
nene  ELriegswaffe,  das  Gewehr  Eoptipteur  (1838)  Propaganda  zu  machen. 
Für  alle  Zeiten  aber  wird  sein  Name  mit  der  Steinzertrümmerung  im  engsten 
Znsammenhange  bleiben.  Er  starb  im  October  1864. 

Nonvelle  biographie  g6n6r.  XXIV,  pag.  606.  —  Vapereau,  2.  6dit.,  pag.  868.  — 
C  a  1 1  i  8  e  n ,  Vm,  pag.  458 ;  XXVIII,  pag.  517.  a  u  r  1 1. 

Hensinger,  Karl  Friedrich  H.  von  Waldegg  (eigentlich  Johann 
Christian  Friedrich  Karl)  H.,  berühmter  Professor  und  Geh.  Medicinalrath 
zu  Marburg,  stammte  aus  einer  alten  Gelehrten-Familie  und  war  zu  Famroda, 
einem  Dorfe  zwischen  Eisenach  und  Ruhla,  am  28.  Februar  1792  geboren. 
Sein  Onkel  war  der  jung  verstorbene  angesehene  Badearzt  in  Ruhla  Johann 
Heinrich  Christian  H.  1809  bezog  er  die  Universität  Jena  zum  Studium 
der  Mediein  und  Naturwissenschaften.  Durch  die  Leetüre  von  Blumenbach's 
Osteologie  und  von  Hebdee's  Ideen  und  v.  Humboldt's  Ansichten  der  Natur, 
insbesondere  aber  durch  seinen  Lehrer  Oken,  von  dem  er  die  neuere  natur- 
wissenschaftliche  und  physiologische  Literatur  ziemlich  vollständig  kennen  lernte, 
gewann  H.  schon  als  Student  eine  besondere  Vorliebe  für  vergleichende  Anatomie. 
1812  zum  Dr.  med.  promovirt,  begab  er  sich  zur  Fortsetzung  seiner  Studien  nach 
Göttingen,  wo  Blümenbach,  Hausmann,  Steomeyer,  Hiäcly,  Langbnbeck  seine 
Lehrer  waren.  Hier  machte  H.  bereits  die  ersten  grundlegenden  Forschungen 
ftr  seine  späteren  bedeutenden  Arbeiten  über  den  Bau  der  Milz.  Im  Befreiungs- 
kriege von  1813  trat  er  als  Militärarzt  in  preussische  Dienste  und  machte  die 
Feldzüge  in  Deutschland,  Holland  und  Frankreich  mit,  verweilte  drei  Jahre  in 
Thionville,  besu(^te  im  Februar  1818  Paris  und  führte  bis  1819  die  Direction 
des  Hospitals  in  Sedan.  Dabei  arbeitete  er  auch  wissenschaftlich  unausgesetzt  fort, 
schrieb  mehrere  Abhandlungen  für  das  RüST'sche  Magazin  und  das  MECEEL'sche 
Archiv  und  gab  seine  berühmte  Schrift :  „  Ueher  den  Bau  und  die  Verrichtungen 
der  Milz,  ein  anatomiach  -  physiologischer  Versuch^  (Eisenach  resp.  Thionville 
1817)  heraus.  Nach  Göttingen  zurückgekehrt,  wurde  H.  Assistent  an  der  Klinik 
von  HiMLY.  Auf  Empfehlung  Blümenbach's  erhielt  er  schon  1821  einen  Ruf 
als  Professor  e.  o.  nach  Jena  und  wurde  1824  an  Döllingeb's  Stelle  nach 
Würzburg  als  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  berufen.  Hier  war  er  fünf 
Jahre  lang  thätig  und  las  über  Histologie,  Anatomie,  Zootomie,  Physiologie,  Anthro- 
pologie und  pathologische  Anatomie,  bis  er  1829  einem  Rufe  als  Professor  der 
praktischen  Mediein  und  Klinik  an  Bartels'  Stelle  nach  Marburg  folgte.  An  diesem 
Orte  hat  er  vier  Jahrzehnte  lang  als  Arzt  und  akademischer  Lehrer  eine  ruhm- 
wtlrdige  und  segensreiche  Wirksamkeit  entfaltet  bis  zum  Jahre  1867,  wo  er  sein  Amt 
niederlegte  und  sich  in's  Privatleben  zurückzog.  1876  in  den  Adelstand  erhoben, 


192  HEUSINGER. 

Terlebte  H.  seinen  Lebensabend  in  stiller  Zurückgezogenheit  und  beschloss  denselben 
als  der  Veteran  aller  deutschen  Kliniker  im  Alter  von  91  Jahren  am  5.  Mai  1883.  — 
H.  war  ein  Mann  von  ausserordentlich  umfangreichem  und  tiefem  Wissen.  Neben 
seinem  immens  gelehrten  Werke  :  „  Grundriss  der  Encyklopädie  und  Methodo- 
logie der  Natur-  und  Heilkunde*'  (Eisenach  1839)  beruht  sein  Verdienst  um 
die  Medicin  wesentlich  darin ,  die  vergleichende  Pathologie  und  die  medicinische 
Geographie,  resp.  die  geographische  Nosologie  und  Pathologie  als  Wissenschaft 
begründet  zu  haben,  üeber  die  letzteren  Disciplinen  hat  er  Jahre  lang  höchst 
umfangreiche  und  gelehrte  Referate  in  Cakstatt's  Jahresberichten  geliefert ;  seine 
Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  gehören  noch  heute  zu  den  ausgezeichnetsten  Quellen 
und  haben  ihm  seinerzeit  die  grösste  Anerkennung  versohaift.  Die  Zahl  seiner 
Schriften  ist  sehr  gross.  Ausser  den  oben  citirten  führen  wir  an:  Betrachtungen 
und  Erfahrungen  über  die  Entzündung  und  Vergrösserung  der  MHz"  (Eisenach 
1820)  —  „Nachträge  zu  den  Betrachtungen  etc.**  (Ebenda  1823)  —  „Gommen- 
tatio  semiologica  de  variis  somni  vigiliarumque  conditiontbus  morbosis**  (Ebenda 
1820)  —  „System  der  Histologie"  (Ebenda  1822)  —  „Untersuchungen  über 
die  anomale  Pigment-  und  Kohlenbildung  in  dem  menschlichen  Körper**,  auch 
u.  d.  T. :  „Physiologisch -pathologische  Untersuchungen"  (Ebenda  1823)  — 
„Grundriss  der  physischen  und  psychischeu  Anthropologie"  (Ebenda  1829)  — 
„Grundzüge  der  vergleichenden  Physiologie,  mit  besonderer  Beziehung  auf  die 
nutzbaren  Haussäugethiere^  (Leipzig  1830)  —  „Zeitschrift  für  die  organische 
Physik"  (Bd.  I— III,  1827,  28)  —  „Specimen  malae  conformationis  organ. 
auditus  rarissimum"  (Jena  1824)  —  „Recherches  de  pathologie  comparee" 
(2  Bde. ,  Kassel  1844 — 53)  —  „Milzbrandkrankheiten  der  Thiere  und  des 
Menschen"  (Erlangen  1850)  —  „Die  sogenannte  Geophagie  oder  tropische 
Chlorose"  (Kassel  1852)  —  „^e  metamorphosi  rostri  pici  et  de  generatiane 
mucoris  in  organismo  animali  (Jena  1821)  —  „De  organogenia"  (Ebenda 
1822)  —  „De  evolutione  extremitatum  in  animalibus  vertebratis"  (Würzburg 
1824)  —  „Bericht  von  der  k,  zootomischen  Anstalt  zu  Würzburg  für  1824 j 26" 
(Ebenda  1826)  —  ^Histoire  comparde  de  la  m^ecine  v4t4rinaire"  in  Rech,  de 
pathol.  comparee  (Kassel  1844)  —  „Theomnestus,  Leibthierarzt  T/ieodorich 
d.  Gr.,  Königs  der  Ostgothen"  (Marburg  1844);  zahlreiche  Abhandlungen  in 
Rust's  Magazin  f.  d.  ges.  Heilk. ,  wie :  „  Uebersicht  der  Krankheiten^  welche  in 
dem  Jahre  1817  in  dem  kgl.  preuss.  Feldspital  zu  TJiionville  vorgekommen 
sind,  nebst  medicinisch  -  topographischen  Bemerkungen  etc,"  (Bd.  IV)  — 
„Beobachtung  einer  Pericarditis  mit  Erweiterung  der  linken  Herzkammer** 
(Bd.  V)  —  „Geschichte  einer,  eigene  Erscheinungen  darbietenden  Hydro- 
pericarditis  acuta"  (Bd.  VI)  —  „Beobachtung  einer  verkannten  Otitis"  (Bd.  VI)  — 
„Beobachtung  einer  Einklemmung  des  Proc,  vermiformis  in  einem  Crural- 
bruche"  (Bd.  VIII);  femer  in  Meceel's  Deutschem  Archiv  für  die  Physiologie: 
„Zusammenstellung  der  Hemmungsbildungen  der  Milz"  (Bd.  VI)  —  „Merk- 
würdige Metamorphose  des  Brustbeins  und  der  Rippen  eines  Mannes"  (Bd.  VI)  — 
„  Ueber  die  Bedeutung  des  sogenannten  Schulterkapselbeins  der  Vögel"  (ib.)  — 
„Ein  paar  Bemerkungen  über  Pigmentabsonderung  und  Haarbildung" 
(ib,  Bd.  VII)  —  „  üeber  das  Hären  oder  die  Regeneration  der  Haare"  — 
^Noch  ein  interessanter  Beitrag  über  die  Entstehung  der  Haare  aus  Pigment" 
(ib.  Bd.  VIII)  —  „Noch  einige  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Absonderung 
der  Pigmente  im  thierischen  Körper''  (ib.)  u.  v.  A. ;  femer  in  der  Zeitschrift 
für  organische  Physik :  „Ueber  den  Antagonismus  der  thierischen  Excretionen'' 
(Bd.  Ij  —  ^Beobachtung  einer  angeborenen  Vergrösserung  der  Nieren"  (ib.)  — 
„Beobachtung  tiefer  Lage  der  linken  Niere  in  einem  Weibe"  (Bd.  I)  — 
„Untersuchung  der  Augen  eines  Amaurotischen^  (Bd.  I)  —  „Ueber  eine 
Höhle  in  der  hinfälligen  Haut  des  menschlichen  Eies"  (Bd.  II)  —  „Patho- 
logisch-anatomische Analekten"  (Bd.  II)  u.  v.  A. ;  femer  die  zahlreichen  medi> 
cinisch-historiseben ,     beziehungsweise    geographischen    Aufsätze    im    „Janus"    von 


HEÜSINGEB.  —  HEVIN.  193 

Henschsl,  wie:  r,Die  Medicin  in  Ceylon  unter  Gamiona  und  Budhadaao'* 
(%  1846)  —  ^Hitzig  über  das  Alter  der  Pocken  in  Arabien,  eine  Bemerkung" 
(ib.,  1846)  —  „Die  von  den  englischen  Aerzten  in  Ostindien  unter  dem  Namen 
lurning  of  die  feet  beschriebene  Krankheit,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Krtebelkrankheit"  (ib.  I)  —  ;,i^ß^  J^ok  in  Sennaar ^  eine  epidemische,  wahr- 
scheinlich dem  Maispellagra  zu  vergleichende  Krankheit"  (ib.)  —  „Die  Para- 
bahnen  und  Parapemponten  def  alten  Xenodochien"  (ib.  1846)  —  „Das  Alter 
der  Hospitäler  in  Cafhmir"  (ib.)  —  »Der  Presbyter  Aetius"  (ib.  II)  — 
y,Philagrius  und  Posidonius"  (ib.  II)  —  „Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Lykanthropie  nach  Scheik  Mohammed  el  Tounsy"  (ib.  II)  —  „Die  Aerzte- 
Codices  im  Monte  Cassino  nach  Tosti  storia  dellaBadia  di  Monte  Cass.  Napoli 
1842*'  (ib.  1848,  III)  —  „Die  chinesische  Medicin  nach  Wilson  Med.  Notes 
on  China  Lcndon  1846"  (ib.)  —  „Die .allgemeine  erysipelatöse  Krankheits- 
cofistitution  1830 — 47  in  ihrer  Ahme  1843 — 44  und  die  daraus  hervor- 
gegangenen  Epidemien  in  Europa  und  Amerika*'  (ib.  III)  —  „Ein  Beitrag 
zu  den  Antiquitäten  der  Noma"  (ib.  1851 ,  N.  F.  I)  u.  v.  A.  Ferner  folgende 
zerstreut  in  verschiedenen  Journalen  pnblicirte  Abbandlungen:  ^yUeber  die  ver- 
schiedenartige Wirkung  gevnsser  Einflüsse  auf  verschieden  gefärbte  Thiere*' 
(Caspkr's  Wochenscbr.,  1846)  —  »-ö^  Morbus  maculosus  als  Gehirnleiden*' 
(ib.  1847)  —  „Beitrag  zur  Lehre  von  der  Apoplexia  pulmonum"  (ib.)  — 
^Ueber  eine  auffallende  Secretions- Anomalie  in  Folge  von  Rückenmarksleiden*' 
(\\>,  1847)  —  „  Ueber  die  neuralgischen  Schmerzen  im  Zoster  und  über  die 
Ursache  der  eigenthümlichen  Form  des  letzteren**  (ib.  1846;  —  ;,  Ueber  Malaria- 
Amaurose*'  (ib.)  —  »Die  Pflanzenwelt,  ihr  Wechsel  und  ihr  Erkranken  in 
Beziehung  auf  die  Geschichte  und  die  Verbreitung  der  Krankheiten  der  Mensch- 
heit*^ (JanuB,  N.  F.,  I,  1861)  —  „Meletemata  quaedam  de  contiquitatibus  castorei 
et  moschi*'  (Marburg  1852,  Gratulationsschrift  zu.  Conradi*s  Doctor- Jubiläum)  — 
^Berichtigung^  betreffend  den  Herpes  zoster**  (Deutsche  Klinik,  1852,  Nr.  31) 
a.  V.  A.  Auch  an  dem  von  Virchow  1854  herausgegebenen  grossen  Handbuch 
der  specieUen  Pathologie  und  Therapie  hat  H.  mitgearbeitet. 

Nonvelle  biographie  g^n^rale,  Vol.  XXTV,  pag.  611.  —  Brockhaus,  Convers.-Lex., 

13.  Aufl.,  IX,  pag.  206.  —  Justi,  pag.  220.  —  Eble,  Forts,  von  Sprengel's  Gesch.  d.  Med. 

an  verschiedenen  Stellen.  —  Berl.  klin.  Wochenscbr.  1883.  XX,  Nr.  21,  pag.  340.        x»«  «.^i 

r^  agei. 

*HeilsiDger,  Otto  von  H. ,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  am  5.  October 
1830  zu  Marburg  geboren  und  studirte  dort  von  Ostern  1850  bis  Herbst  1852, 
dann  in  Oöttingen,  wieder  in  Marburg  und  später  noch  in  Würzburg  und  Berlin. 
1856  erfolgte  sein©  Promotion.  Er  Hess  sich  in  seiner  Vaterstadt  nieder  und 
babilitirte  sich  an  der  dortigen  Universität  1861  als  Privat-Docent ;  auch  ist  er 
9c\t  1869  Kreis- Wundarzt  des  Kreises  Marburg.  Neben  Aufsätzen  in  VmCHOw's 
Archiv ,  dem  Deutschen  Archiv  f.  klin.  Med. ,  der  Zeitschr.  f.  Kinderheilkunde 
hat  er  separat  publicirt:  „Studien  über  den  Ergotismus**  (Marburg  1856)  und 
die  Habilitationsschrift:   „De  rubeolis,*'  Wernich 

Hensler,  Matthias  H.,  ein  philologisch  hochgebildeter  Gelehrter  des 
16-  Jahrhunderts,  lebte  als  Professor  der  Medicin  in  Leipzig,  wo  er  sich,  wie 
sein  Freund  Joach.  Camebarius  mittheilt,  namentlich  um  die  Förderung  der 
Anatomie  hoch  verdient  gemacht  haben  soll.  Ueber  seine  sonstigen  Lebensverhält- 
nisse ist  nichts  bekannt  geworden ;  er  starb  im  Jahre  1563.  Auf  dem  Gebiete 
der  Heilkunde  liegen  Arbeiten  von  ihm  nicht  vor,  dagegen  hat  er  die  Hekuba 
des  Enripides  mit  einer  Uebersetzung  und  mit  Erklärungen  (Leipzig  1555)  heraus- 
hieben. ^    . .  t. 

H^vin,  Prudent  H.,  einer  der  vielen  hervorragenden  französischen 
Ohinirgen  des  vorigen  Jahrhunderts,  wurde  als  Sohn  eines  Wundarztes  am  15.  Januar 
1715    in    Paris    geboren.     Sowohl   der    Beruf  des    Vaters    wie   innere    Neigung 

Biogr.  Lexikon.  TIT.  13 


194  HEVIN.  —  HEWSON. 

• 

bestimmten  den  jungen  H.  gleichfalls  zur  chirurgischen  Oarriöre.  Er  studirte  am 
Höpital  de  la  Charit6,  erhielt  1737  den  Titel  Mag.  chirurg.  und  wurde  Chirurgien- 
major am  genannten  Hospital ,  sowie  der  Schwiegersohn  des  berühmten  Qüesnat, 
der  ihn  fortab  mit  seinen  Rathschlägen  untersttitzte.  Zum  Mitgliede  der  Aead^mie 
royale  de  Chirurgie  ernannt,  erhielt  H.  später  den  Lehrstuhl  für  chirurgische 
Therapie  am  College  royal  de  chir.  Ludwig  XV.  ernannte  ihn  zum  Wundarzt 
am  Hofe  zu  Paris  (etwa  gegen  1770),  sowie  zum  Inspector  der  Militärlazarethe 
und  der  Colonieen.  1788  wurde  er  Vicepräsident  der  Acad.  royale  de  chir.  und 
starb  am  3.  December  1789.  H.  war  nicht  blos  ein  gewandter  und  erfahrener 
praktischer  Chirurg,  sondern  auch  als  Lehrer  und  Schriftsteller  hervorragend. 
Seine  Arbeiten  über  Fremdkörper  im  Oesophagus,  Nephrotomie,  Gastrotomie, 
Unterbindung  der  Carotiden  bei  Gehimaffectionen  etc.  sind  vorzüglich.  Wir  lassen 
die  Titel  einiger  derselben  folgen:  „PrScis  (PobservcUions  sur  les  corps  Stran- 
gers arr^ia  dans  Voesophage^  (M6m.  de  TAcad.  de  chir.,  T.  I)  —  „Recherches 
historiques  et  critiques  sur  la  nephrotomie  ou  taüle  des  reins^  (ib.)  — 
„Reckerches  historiques  sur  la  gastrotomie  ou  Vouverture  du  basventre,  dans 
le  cas  de  volvulus  ou  de  Vintu-ssusception  d'un  intestin**  (ib.);  ausserdem 
gab  H. :  „  Cours  de  pathologie  et  de  therapeutique  des  maladies  chirurgicales^ 
von  Simon,  einem  Wundarzt  am  kurfürstlichen  Hofe  zu  München,  Paris  1780,  in 
zweiter,  sehr  verbesserter  Auflage,  Paris  1793,  unter  eigenem  Namen  heraus. 

Biogr.  med.  V,  pag.  183.  —  Dict.  hist.  HI,  pag.  126.  —  Ha  es  er,  Gesch.  d.  Med., 
n,  pag.  668.  Pgl. 

*Hewitt,  William  Morse  Graily  H. ,  zu  London,  ist  zu  Badbury, 
Chiseldon,  Wilts.  1828  geboren,  studirte  im üniversity  College  in  London,  wurde 
1855  Doctor  bei  dortiger  Universität,  1856  Surgical  Registrar  beim  St.  Mary's 
Hosp. ,  1860  Assistant  Lecturer  der  Geburtshilfe  bei  demselben,  1859  Physician 
am  British  Lying-in  Hosp. ,  Physician  am  Samaritan  Hosp.,  war  Honorary  Secretary 
der  Obstetrical  Society  von  1858 — 64.  Er  wurde  1866  Professor  der  Geburts- 
hilfe und  der  Frauenkrankheiten  beim  üniversity  College  und  Obstetric  Physician 
des  Hospitals  desselben.  Schriften :  ;,  TTie  pathology ,  diagnosis  and  treatment 
of  diseases  of  women^  (4.  edit.  1882)  —  »T^e  mechanical  System  of  uterine 
pathology^  (1878)  —  „Nutrition  the  basis  of  the  treatment  of  disease*'  (1867) 
—  „Supporting  the  perinaeum^  (1861)  —  „Pathology  of  hooping  cough" 
(1855)  —  „Coagula  formed  in  the  veins  during  the  puerperal  state*^  (Lancet, 
1858)  —  „Practical  illustrations  of  some  of  the  diseases  of  infancy  and 
childhood^  (1857)  —  »T'he  hydatidiform  or  vesicular  mole^  its  nature  and 
mode  of  origin^  (Obstetric.  Transact. ,  Vol.  I,  H);  Beiträge  zu:  „Pathology  of 
diseases  of  women  and  children"  (Transact.  of  the  Pathol.  Soc,  Vol.  VI — XI)  — 
„The  vomiting  of  pregnancy  ^  its  nature  and  treatment"  (Obstetric.  Transact., 
Vol.  XHI)  —  „Operation  of  transfusion  in  obstetric  practice^  (Brit.  Med.  Journ., 
1863)  —  „On  Strangulation  of  the  uterus"  (Ebenda  1870)  u.  s.  w.  Eed. 

HewsOB,    William  H. ,    englischer  Anatom   des   vorigen  Jahrhunderts, 
war  zu  Hexham  (North umberland)  am  14.  November  1739  geboren.    Sein  Vater, 
ein  Apotheker- Wundarzt ,    gab    ihm    den   ersten   Unterricht   in   seiner  Kunst   tmd. 
brachte  ihn  später  zu  einem  tüchtigen  Chirurgen  nach  Newcastle.    Nach  Beendigang 
seiner  Studien  machte  H.  Reisen  nach  London,  Edinburg  und  Paris.    Die  beiden 
Gebrüder  Hünter  wählten  H.  zu  ihrem  Gehilfen  als  Prosector  und  Repetitoi  der 
Anatomie.     Bald    begann  H.    in  London   eigene  Vorlesungen   über    Anatomie   zn 
halten  und  erwarb  eine  grosse  Zahl  von  Schülern.     1772  wurde  er  Mitglied  der 
Royal  Society.    Leider  starb  er  bereits  am  1.  Mai  1774  im  Alter  von  35  Jatiren 
an  den  Folgen   einer   bei  der  Section   einer  stark  in  Verwesung  übergegan^uen 
Leiche  erlittenen  Verletzung.    —    H.    hat  sich   um   die  Wissenschaft  durch  ;8eme 
ausgezeichneten  Untersuchungen   über   die  Lymphgeftoe  und  LymphdrüseaA    wie 
über  die  Morphologie,  namentlich  die  Gerinnung  des  Blutes,  die  grdssten  VerflienBte 


*  ■ 


HEWSON.  —  HEY.  195 

erworben.  Mit  grosser  Sorgfalt  und  Umsicht  untersuchte  er  das  physikalische 
und  chemische  Verhalten  des  Blutes  und  seiner  Bestandtheile  und  beseitigte 
die  alten,  zum  Theil  sehr  sonderbaren  Vorstellungen,  welche  seine  Zeitgenossen 
Aber  diesen  Qegenstand  hatten.  Sein  Hauptwerk  ist:  „ Expenmental  inquiries 
into  the  properties  of  the  blood,  wüh  an  appendix  relatiing  to  the  lymphatic 
System  in  btrda,  fishes  and  amphibtcus  animals^  (London  1771;  1772)  — 
„P.  II,  contatning  a  deacription  of  the  lymphatic  System  in  human  suhjects 
and  animals  with  observations  on  the  lymph^  (London  1774;  P.  III  ib.  1777; 
deutsch:  Nürnberg  1780).  Ausserdem  erschienen  in  den  Philosoph,  transact. 
kleinere  Abhandlungen:  „Experiments  on  the  bl-ood  with  some  remarks  on  its 
morbid  appearances^  (1770,  Vol.  XIII)  —  „On  the  degree  of  heat  which 
coagulätes  the  lymph  and  the  serum  of  the  blood;  with  an  inquiry  into 
the  causes  of  the  infiammatory  crust,  or  size  as  it  is  called"  (ib.  1770, 
Vol.  XIII)  —  „On  the  figure  and  composition  of  the  red  particles  of  the 
blood  commonly  called  the  red  globales"  (ib.  1773,  Vol.  XIII)  —  „On  the 
Operation  of  paracentesis  thoracis  proposed  for  air  in  the  ehest,  with  remarks 
on  emphysema  and  wounds  of  the  lungs*^  (Med.  Observ.  and  Inquiries,  1767, 
Vol.  III). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  185.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  127.  Pgl. 

^Hewson,  Addinell  H.,  Sohn  von  Thomas  H.  und  Eakel  des  be- 
rühmten Londoner  Anatomen  W  i  1 1  i  a  m  H. ,  wurde  in  Philadelphia  am  22.  November 
1828  geboren.  Er  studirte  daselbst  Medicin  und  erhielt  1850  seine  akademischen 
Grade  am  Jefferson  Med.  Coli.  Darauf  setzte  er  seine  medicinischen  Studien  in 
Paris  und  Dublin  fort  und  folgte  1852  einem  Rufe  als  Resident  Physic.  am 
Hospital  seiner  Vaterstadt.  H.  widmete  sich  hauptsächlich  der  Chirurgie.  1853 
besorgte  er  eine  amerikanische  Ausgabe  von  Wilde's  (Dublin) :  „Aural  surgery"  ; 
später  gab  er  Mackenzie's  :  „On  diseases  of  the  eye"  heraus.  H.  selbst  schrieb : 
„  The  use  of  earth  in  surgery"  —  „  The  influence  of  the  weather  over  the 
results  of  surgical  Operations"  u.  A.  m. 

Atkinson,  pag.  25.  Pgl. 

Hey,  William  H.,  einer  der  vorzüglichsten  englischen  Wundärzte,  war 
mütterlicherseits  als  Enkel  eines  Surgeon  William  Simpson  aus  Leeds  in  Pudsey  bei 
Leeds  (Yorkshire)  am  3.  September  1736  geboren.  Er  hatte  als  Knabe  das 
Unglück,  durch  einen  Stich  mit  einem  Federmesser  die  Sehkraft  auf  dem  rechten 
Auge  zu  verlieren.  Frühzeitig  schon  auf  naturwissenschaftliche  Beobachtungen 
hingelenkt,  seiner  eigenen  Neigung  zum  Seeberuf  entsagend,  fügte  sich  H.  dem 
Wunsche  seiner  Eltern  und  begann  im  14.  Lebensjahre  das  ärztliche  Studium 
zunächst  bei  dem  Apotheker  -  Chirurgen  Dawsom  in  Leeds.  1757  ging  er  zur 
Vollendung  seiner  Studien  nach  London.  Hier  trat  er  in  das  St.  Georges-Hospital 
ein  unter  William  Bbomfeild,  hörte  1758  bei  Donald  Moxro  ,  1759  Geburts- 
hilfe bei  Mackenzie  und  kehrte  1759  nach  Leeds  zurück,  wo  er  die  ärztliche, 
namentlich  chirurgische  Praxis  auf  eigene  Faust  begann  und  zugleich  das  Geschäft 
seines  früheren  Lehrherrn  übernahm.  Schon  im  ersten  Jahre  seiner  Praxis  vollzog 
er  drei  Lithotomien.  Von  1762 — 63  war  er  Medical  Attendant  am  Leeds  Work- 
honse;  doch  auf  seine  Initiative  hin  wurde  1767  mit  dem  Bau  einer  Infirmary 
in  Leeds  begonnen,  die  1771  fertiggestellt  und  mit  den  ersten  Kranken  belegt 
wurde.  1773  wurde  er  Senior  Surgeon  dieser  Anstalt.  Bereits  1768  hatte  H. 
mit  mehreren  hervorragenden  Medicinern  in  Leeds  die  Medical  Society  gegründet, 
welche  zugleich  eine  Bibliothek  beschaffte,  die  dem  Erankenhause  als  Eigenthum 
zugewendet  wurde.  1768/69  wurde  er  mit  P&ibstley  befreundet  und  stellte  auf 
dessen  Veranlassung  therapeutische  Versuche  über  die  antiseptische  Wirkung  der 
Kohlensäure  in  putriden  Fiebern  an,  veröffentlicht  1772  in  den  Med.  Observat. 
and  Inquiries  und  Philosophical  Transactions.  Auf  Pbibstlby's  Empfehlung  wurde 
er  Fellow  der  Royal  Society.     Während  eines  mehrmonatlichen  Curaufenthalts  in 

13» 


196  HEY.  —  HEYDEN. 

Bath  1778  wegen  einiger  1773  und  1778  erlittenen  tranmatischen  Verletzangen 
lernte  er  hier  Pbingle  kennen  und  befreundete  sich  mit  ihm.  1783  wurde  H. 
Präsident  der  in  Leeds  neugebildeten  Philosophieal  and  Literary  Society,  in  deren 
Sitzungen  er  folgende  Vorlesungen  hielt:  „Observations  on  tke  aurora  barealü*' 
(Philosoph.  Transactions,  1790)  —  „Some  account  of  a  heifer  vnth  two  heads 
which  was  exhtbited  at  the  Leeds  fair"  —  ';,-4n  account  of  a  ckild  having 
six  fingera  on  each  hand  and  stx  toes  on  the  rigkt  foot**;  femer:  „On 
deformitiea  of  the  human  foetus"  —  i,-4n  account  of  twin  chüdren  each  of 
which  was  said  to  le  hom  wüh  two  foreteeth'^  —  „A  descrtption  of  a  monatrous 
human  foetus"  —  „A  chemtcal  analysis  of  Adams'  solvent  for  the  stone" ; 
femer :  ;,  On  the  methods  of  guarding  buüdings  from  the  destructwe  ejfects  of 
Ughtning*^  —  rfA  description  of  the  eye  of  the  seal"  (Memoirs  of  the  Philosoph. 
Soo.,  1790).  In  den  Jahren  1801 — 1809  hielt  H.  mehrere  anatomische  Curse  ab. 
1812  legte  er  nach  45 jähriger  Thätigkeit  im  Alter  von  76  Jahren  SQin  Amt  als 
Surgeon  der  Infirmary  nieder  und  zog  sich  in's  Privatleben  zurück;  doch  wurde 
er  noch  öfter  zu  Consultationen  zugezogen.  Er  starb  am  23.  März  1819  hoch- 
betagt. H.  war  ein  guter  Lehrer  und  vorzüglicher  Operateur.  Sein  Haupt- 
werk ist  betitelt:  „Practical  observations  in  surgery  illustrated  by  cases^ 
(London  1803;  1810;  1814;  deutsch  in  der  Chh-.  Handbibliothek,  Bd.  V,  Weimar 
1823),  in  welchem  sich  werthvoUe,  zum  Theil  casuistische  Mittheilnngen  über 
Schädelfracturen,  Cataract,  Hemia,  Fungus  haematodes,  Prolapsus  ani,  Amputatio 
penis,  Empyema,  femer:  „CoUections  of  pus  in  the  vagina^  u.  A.  m.  finden. 
Aasserdem  veröffentlichte  H. :  „Observations  on  the  blood"  (ib.  1779)  —  „A  treatise 
on  the  puerperal  fever  which  occurred  in  Leeds  and  its  vicinity  in  the  years 
1809 — 1812"  (ib.  1815)  —  „Account  of  a  rupture  of  the  bladder  from  a 
auppression  of  urine  in  a  pregnant  woman"  (Med.  Observations)  —  „Account 
of  the  effects  of  electriciiy  in  the  amaurosis"  (ib.,  Vol.  V). 

Dict.  hist.  in,  pag.  128.  —  Pearson,  The  life  of  W.  Hey.  A  new  edition, 
2  voll.,  1827.  —  Bell  in  Edinb.  Med.  and  Surg.  Jonrn.  1867.  XII,  pag.  1061.  pgi. 

Heyde,  Anton  de  H.,  der  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  in  Middelburg 
als  Med.  Dr.  prakticirte,  hat  sich  bekannt  gemacht  durch  seine  Mittheilungen  über 
die  Circulation  beim  Frosch  und  seine  Behauptung,  „dass  das  Blut  mindestens 
theilweise  unmittelbar  aus  den  Arterien  in  die  Venen  übergeht".  —  Er  schrieb: 
„Nieu  Ligt  der  Apothekers,  beneffens  eenige  ontleed-,  genees-  en  heelkundige 
waamemingen"  (1682;  1684)  —  „Anatome  mytuli,  belgice  mossel.  Subjecta 
est  centuria  observationum  medicarum"  (1684)  —  „Experimenta  circa  sanguinis 
missionem,  fibras  motrices,  urticam  marinam"  (1686),  worin  er  Bellini's 
Theorie  auf  wirklich  tüchtig  physiologische  Weise  bestreitet  und  beweist,  dass 
er  experimentelle  Physiologie  getrieben  hat,  auf  eine  den  Kenntnissen  seines 
Zeitalters  vollkommen  entsprechende  Weise.  IIaller  sagt :  „In  Centuria  multa  bona 
sunt,  ut  omnino  hie  scriptor  praeter  meritum  fere  ignoretur."  de  H.  bewirkte  auch 
noch  eine  Ausgabe  von  C.  van  der  Voorde's:  „Nieuw  lichtende  Fakkel  der 
Chirurgie,  of  hedendaagsche  heelkunst"  (Middelburg  1680)  und  von  WiLLls' 
„Algemeene  en  bijzondere  werking  der  geneesmiddelen^  (1.  Th.  Middelburg  1677, 
2.  Th.  Amsterd.   1681).  Sein  Sterbejahr  ist  mir  unbekannt.  q  g  Daniels. 

Heyden,  Herman  van  der  H. ,  am  18.  December  1572  in  Löwen 
geboren,  studirte  daselbst  Medicin  und  übte  später  die  ärztliche  Praxis  in  Gtent 
aus,  mehr  als  50  Jahre  lang,  bis  1649  oder  vielleicht  noch  spfttet,  was  jedoch 
nicht  genau  zu  bestimmen  ist,  da  sein  Sterbejahr  (um  1650)  unbekannt  ist.  Er 
schrieb  die  folgende  Sammlung  von  interessanten  praktischen  Beobachtungen: 
^Discours  et  advis  sur  les  flux  de  venire  douloureux . .  .  . ;  sur  le  trousse-galant, 
dict  chol^ra-morbus ',  la  peste,  etc,"  (Gent  1643;  1645;  lateinisch  1649;  London 
1653;  Leyden  1752;  London  1760;  theilweise  auch  englisch  1724  und  italienisch); 
yySynoptfis  discursuum"  (Gent  1649;  London  1653).     Er  war  einer  der  Ersten, 


HEYDEN.  —  HEYEEDAHL.  197 

der  den  methodisehen  Gebrauch  des  kalten  Wassers  bei  einigen  Krankheiten  empfahl 
und  die  Omndlagen  der  Hydrotherapie  legte  (y,Aqaae  frigidae  inoredibilis  eifectas, 
podagram  vel  sistentis  vel  demuloentis ,  isehiadicos  novellos  penitus  extirpantis 
et  seenre  sanantis  vnlnera^).  Anoh  führte  er  den  Ghebrauch  der  Molken  ein, 
deren  Anwendung  er  bei  den  meisten  entzflndlichen  Affeetionen  rühmte.  Ausser 
der  Mediein  eultivirte  er  auch  die  schönen  Wissenschaften  mit  Erfolg  „Elegiae 
duae  in  adventum  perillustris  viri  Caroli  a  Burgundia^  (Oent  1619)  und  ist 
sein  bilderreicher  und  gediegener  Styl  mit  dem  seines  Zeitgenossen  Montaigne 
verglichen  worden.  C.  E.  Daniels.  —  van  den  Corput. 

* Heydenreich,  Albert  H.,  geboren  zu  Strassburg  i.  E.  am  9.  November 
1849,  bildete  sich  daselbst  und  in  Paris  aus  und  gelangte  dort  1877  zur  Pro- 
motion mit  der  These:  „Des  fractures  de  Vextrimitd  aupSrieure  du  tibia,**  Er 
wurde  1878  Agr6g6  für  Chirurgie  bei  der  medicinischen  Facultät  zu  Nancy  mit 
der  These:  „Des  accidents  provoquds  par  VSruption  de  la  dent  de  sagesse**  und 
übernahm  1881  die  Professur  der  externen  Pathologie.  Ausserdem  hat  er  grössere 
Artikel  im  Dictionnaire  encyolop6dlque  des  sc.  m6d.  (1882 — 1883),  wie  „Os**  (Patho- 
logie) —  „  OsUite  ^  —    „  Ostdomydlüe  ^  bearbeitet.  W  e  r  n  i  c  h. 

Heydenreioli,  s.  a.  Hbidenbbich. 

Heye,  Jan  Pieter  H.,  am  1.  März  1809  in  Amsterdam  geboren,  stadirte 
daselbst  und  in  Leyden  und  promovirte  1832  mit  einer  Diss. :  „De  morbis  qui 
mentales  dtcuntur,"  Er  etablirte  sich  in  Amsterdam  und  war  da  bis  1856 
praktisch  wirksam;  er  starb  am  24.  Februar  1876.  Er  hat  1838 — 41  ;,  iVenken 
en  meemngen  omtrent  geneeskundige  staatsregeltng  en  algemeene  geneeskunde'* 
und  1841 — 46  „Archief  voor  geneeskunde"  herausgegeben  und  später  einige 
kleinere  Abhandlungen :  ;,  Aanteekentngen  betreffende  de  voorgedragen  wet  op  de 
uüoefening  der  geneeskunde"  (1844)  —  „Eene  levensvraag  voor  oogenblik  en 
toekomst.  Armverzorging  en  armbestuur,  naar  aanleiding  der  verordering  op  de 
geneesk.  Armverzorging  voor  de  stad  Amsterdam*^  (1855)  —  „De  diaconien 
en  de  armenwet"  (1856)  —  „Over  de  vereeniging  tot  ziekenverpleging  te 
Amsterdam^  über  medicinal-polizeiliche  Gegenstände  veröffentlicht.  Ausserdem 
hat  H.  sich  als  Dichter  und  Musiker  durch  die  Herausgabe  von  Oedichten,  Mährchen, 
metrischen  Uebersetzungen  des  Textes  für  Oratorien  und  Beiträgen  zur  Geschichte 
der  Musik  berühmt  gemacht.  Er  war  einer  der  Gründer  und  der  erste  Secretär  der 
„Nederlandsche  maatschappy  tot  bevordering  der  geneeskunst^^      ^^  g   Daniels. 

Heyerdahl»  Valentin  Christian  Wilhelm  Sibbem  H.,  zu  Bergen 
in  Norwegen,  war  zu  Christiania  am  26.  October  1821  geboren,  fangirte  nach 
seinen  daselbst  gemachten  Studien  als  Schiffsarzt,  war  von  1848  an  Militär-  und 
Marinearzt  und  von  1849 — 54  Arzt  bei  dem  Eisenwerk  Baerum ,  von  da  bis  1858 
Candidat  und  Reservearzt  im  Gebärhause  zu  Christiania  und  wurde,  nach  einer 
mit  einem  öffentlichen  Stipendium  unternommenen  Reise  nach  Edinburg,  Dublin 
und  Paris  1860,  zum  Oberarzt  des  in  Bergen  neu  errichteten  Gebärhauses  und 
zom  Director  der  damit  verbundenen  Hebeammenschule  ernannt.  Seine  auch  im 
Auslände  bekannten  und  anerkannten  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Gynäkologie 
waren  folgende:  Im  Norsk  Magazin  f.  Laegevid  (2.  R.  IX,  XIII,  XXIII): 
„Foreloebig  Beretning  om  et  nyt  Middel  til  Fosterets  Mutilation^  —  „Om 
Chloroform  og  dens  Brug  ved  Foedselshjelpen^  —  n^V^  Operationsinethoder 
for  Fistula  vesico  -  vaginalis  ved  Hjelp  af  Metalsuturer"  —  „  Om  Barsel- 
feberens  Vaesen  og  Aarsagsforholde  med  Hensyn  tu  Epidemier  i  JPrivatpraxis 
og  deres  Forebyggelse'*  ;  in  den  Verhandlungen  der  skandinavischen  Naturforscher- 
Yersammlung  (Christiania  1868):  y^Om  Jordemoedrenes  Bekandling  a/  Skindoed 
hos  Nyfoedte  med  Angivelse  af  en  ny  Oplivningsmethode^ ,  Er  starb  am 
26.  Januar  1870. 

Ria  er,  pag.  ISL  G, 


198  HETFELDEB. 

Heyfelder,  Johann  Ferdinand  H. ,  zu  St.  Petersburg,  wurde  am 
19.  Januar  1798  in  Küstrin  geboren,  trug  bereits  im  Alter  von  16  Jahren  die 
Waffen  gegen  Frankreich,  studirte  darauf  Medicin  in  Berlin,  Jena,  Würzburg, 
Tübingen  und  Breslau,  woselbst  er  1820  mit  der  Diss. :  „De  prosopalgia 
Fothergilli  etc,"  zum  Dr.  med.  promovirt  wurde.  Er  bereiste  dann  das  südliche 
Deutschland  und  Oesterreich  und  hielt  sich  ein  Jahr  lang  in  Paris  auf,  wurde 
daselbst  mit  einer  Reihe  der  ersten  Notabilitäten  der  Wissenschaft  bekannt,  mit 
denen  er,  so  lange  sie  am  Leben  waren,  in  freundschaftlichem  Verkehr  blieb. 
Er  erhielt  dadurch  die  Gelegenheit,  vielfach  später  als  Vermittler  deutscher  und 
französischer  Wissenschaft  aufzutreten,  eine  Rolle,  die  ihm  durch  die  Fertigkeit, 
mit  der  er  französisch  sprach  und  schrieb,  sehr  erleichtert  wurde.  Eine  Frucht 
seiner  Beobachtungen  und  Studien  in  den  Pariser  Hospitälern  war  eine  kleine, 
einige  Jahre  später  erschienene  Schrift:  „Beobachtungen  über  die  Krankheiten 
der  Neugeborenen  etc,  nach  eigenen  Erfahrungen  in  den  Hospitälern  zu  Paris*' 
(Leipzig  1825).  Er  Hess  sich  in  Trier  als  Arzt  nieder,  gewann  bald  eine  an- 
sehnliche Praxis,  wjir  neben  seiner  praktischen  Thätigkeit  in  der  Zeit  bis  1831 
ein  überaus  fruchtbarer  Schriftsteller ,  der  namentlich  seine  in  Frankreich  gemachten 
Erfahrungen  literarisch  verwerthete  und  die  dortigen  neuesten  Forschungen  auf 
dem  Gebiete  der  Medicin  und  Chirurgie  seinen  Landsleuten  bekannt  und  nutzbar 
zu  machen  trachtete.  Es  finden  sich  aus  dieser  Zeit  von  ihm ,  namtlich  in  Harless' 
Rhein.  Jahrbüchern,  Abhandlungen  über  die  verschiedensten  Gegenstände,  auch 
Nekrologe  französischer  Celebritäten,  ferner  Artikel  für  das  Berliner  EncyclopädLsche 
Wörterbuch  der  medicinischen  Wissenschaften  und  Aufsätze  in  Rdst's  Handbuch 
der  Chirurgie ,  endlich  eine  grosse  Reihe  von  Recensionen  in  kritischen  Journalen. 
Als  1831  von  Russland  her  die  Cholera  in  Deutschland  eindrang,  erhielt  unter 
den  Aerzten ,  die  zum  Studium  derselben  nach  dem  Osten  Deutschlands  und  nach 
Russland  gesendet  wurden,  auch  H.,  obgleich  nicht  beamteter  Arzt ,  den  Auftrag, 
»ich  nach  dem  bereits  von  der  Seuche  befallenen  Berlin  zu  begeben.  Er  publicirte 
darüber:  „Beobachtungen  über  die  Cholera  asiatica  etc,"  (Bonn  1832)  und  ging 
im  Frühjahr  1832,  als  auch  Frankreich  von  der  Seuche  befallen  worden  war, 
wiederum  in  höherem  Auftrage  dorthin ,  namentlich  auch  nach  Paris ,  und  legte 
seine  dortigen  Beobachtungen  in  einem  2.  Bande  der  ersten  Schrift:  „Die  Cholera 
in  Frankreich  e(c,**  (Ebenda  1832)  nieder.  Im  Jahre  1833  wurde  er  von  dem 
Fürsten  von  Hohenzollern  nach  Sigmaringen,  als  Leibarzt  und  Medicinalreferent  der 
fürstlichen  Landesregierung,  mit  dem  Titel  eines  Medicinalrathes  berufen.  Er 
reformirte  das  dortige  Medicinalwesen  nach  preussischem  Muster  und  widmete, 
wohl  durch  seine  praktische  Thätigkeit  in  dem  hohenzollerischen  kleinen  Curorte 
Imnau,  dessen  Brunnenarzt  er  war,  veranlasst,  den  Bädern  und  Curorten  der 
Nachbarländer  Württemberg,  Baden ,  Elsass  und  Nassau  eine  eingehende  Aufmerk- 
samkeit, die  sich  durch  eine  Reihe  von  Schriften  kundgab:  „Imnau  und  seine 
Heilquellen"  (Stuttgart  1834)  —  „V eher  Bäder  und  Brunnencuren,  besonders 
die  Mineralquellen  des  Taunus"  (Ebenda  1834)  —  „Die  Heilquellen  und 
Molkencur anstauen  des  Königreiches  Württemberg,  mit  Einschluss  der  hohen- 
zollern^ sehen  Fürstenthümer,  des  Grossherzogthums  Baden^  des  Elsass  und  des 
Wasgau"  (Ebenda  1840;  2.  Aufl.  1846)  —  „Die  Heilquellen  des  Grossherzog- 
thums Baden,  des  Elsass  und  des  Wasgau"  (Ebenda  1841).  Er  zeichnete  sich 
gleichzeitig  auch  als  Operateur  aus ,  war  Mitarbeiter  an  zahlreichen  medicinischen 
und  chirurgischen  Zeitschriften  Deutschlands  und  gab  ausserdem  ein  seine  neuesten 
Erfahrungen  enthaltendes  eigenes  Werk:  ^Studien  aus  dem  Gebiete  der  Heil- 
Wissenschaft"  (2  Bde.,  Stuttgart  1838)  heraus.  1841  erhielt  er,  als  Nachfolger 
Stromeyek's,  einen  Ruf  als  Professor  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  und  als 
Director  der  chirurgischen  Klinik  an  die  Universität  Erlangen  und  siedelte  dorthin 
über.  Während  der  13  Jahre,  welche  er  der  chirurgischen  Klinik  daselbst  vor- 
stand, widmete  er  sich  derselben  mit  ganzem  Eifer  und  erwarb  sich  den  Ruf 
eines  kühnen  und  unerschrockenen  Operateurs ,  wie  eines,  geschätzten  Lehrers.  Die 


HEYFELDEB.  199 

in  dieser  Zeit  mit  der  Einfflhrung  der  künstlichen  Betäubung  in  die  Chirurgie 
begonnene  neue  Aera  inaugurirte  er  mit  zwei  kleinen  Schriften:  „Die  Versuche 
mit  dem  SchwefelcUher  etc.**  (Erlangen  1847)  —  „Die  Versuche  mit  dem 
Schwefeläther,  Salzäther  und  Chloroform  etc."  (Ebenda  1848).  Auch  von  seiner 
klinischen  Thätigkeit  wurden  regelmässig  Berichte  in  verschiedenen  Zeitschriften 
erstattet.  Nach  seines  CoUegen ,  des  Professors  der  medicinischen  Klinik,  Canstatt, 
Tode,  wurde  ihm  1850  auch  die  allgemeine  Direction  des  Universitäts-Kranken- 
hauses übertragen.  Trotz  der  grossen  Erfolge ,  die  H.  in  Erlangen  erzielte ,  fühlte 
er  sich  doch  nicht  ganz  wohl  daselbst;  die  theologische  Richtung,  welcher  die 
Einen  unter  seinen  Collegen,  der  Indifferentismus,  welchem  die  Anderen  unter 
ihnen  huldigten ,  behagten  der  scharf  ausgeprägten  Persönlichkeit  des  Norddeutschen 
in  H.  auf  die  Dauer  nicht ;  es  kam  zwischen  ihm  und  seinen  Collegen  zu  Differenzen 
und  Confficten  und  sah  er  sich  dadurch  veranlasst,  auf  seine  Stellung  im  Herbst 
1854  zu  resigniren,  nachdem  er  noch  in  einem  grösseren  Werke  eine  Anzahl 
seiner  operativen  Erfahrungen :  „  Ueber  Resectionen  und  Amputationen"  (Breslau 
und  Bonn,  4.,  m.  4  Taff.)  zusammengefasst  hatte.  Gerade  im  rechten  Augenblick 
erhielt  er  nach  dem  mitten  im  Orientkriege  befindlichen  Russland,  1855,  einen 
Ruf,  zunächst  als  Oberchirurg  der  Truppen  Finnlands.  Seine  Wirksamkeit  in  den 
Spitälern  Finnlands  fällt  in  die  Jahre  1855  und  1856  und  hatte  er  namentlich 
nach  dem  Bombardement  von  Sveaborg  daselbst  und  in  Ilelsingfors  zahlreiche 
Operationen  auszuführen ;  auch  mit  der  Cholera ,  über  die  er  erst  kurze  Zeit  vorher 
ein  Schriftchen:  „Das  Verhalten  zur  Abwehr  der  Cholera"  (2.  verm.  Aufl., 
Erlangen  1854)  geschrieben,  kam  er  in  Helsingfors  wieder  in  nähere  Berührung. 
Nach  Beendigung  des  Krieges  siedelte  er  nach  St.  Petersburg  über,  um  daselbst 
noch  eine  Reihe  von  Jahren  im  Lehrfach  und  als  Hospitalarzt,  als  wirklicher 
Staatsrath,  thätig  zu  sein.  Im  Jahre  1866  besuchte  er,  im  Auftrage  der  russischen 
Regierung ,  den  Kriegsschauplatz  in  Böhmen  und  die  Lazarethe  in  Preussen  und 
Sachsen  und  gab  in  der  Gazette  medicale  de  Paris  (1867)  über  seine  daselbst 
gemachten  Beobachtungen  einen  kurzen  Bericht.  —  Wenn  es  H.  auch  in  Russland, 
wo  er  den  Herbst  seines  Lebens,  fast  15  Jahre,  zubrachte,  nicht  an  äusseren  Ehren 
fehlte,  so  krankte  er  doch  etwas  an  Heimweh  nach  deutscher  Luft  und  deutscher 
Erde.  So  zog  es  ihn  auch  unwiderstehlich  nach  dieser  hin,  als  ihn  schon  die  Todes- 
krankheit ergriffen  hatte;  er  starb  zu  Wiesbaden  am  21.  Juni  1869.  —  H.  war  als 
Schriftsteller  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der  Medicin  und  Chirurgie  überaus 
fruchtbar,  Mitarbeiter  an  fast  allen  bedeutendsten  Zeitschriften  und  Sammelwerken 
jener  Zeit,  ein  Polyhistor  in  der  Medicin,  von  untrüglichem  Gedächtniss  und 
classischer  Bildung ;  er  war  ein  Charakter ,  wie  sie  immer  seltener  werden ,  mehr 
interessant  als  angenehm,  mehr  bedeutend  als  wohlthuend;  dem  Schlendrian,  der 
Denkfaulheit,  dem  Coteriegeist,  der  frömmelnden  Beschränktheit  Feind  und  daher  ein 
Stein  des  Anstosses,  Tausenden  Leidender  ein  Helfer,  aufstrebenden  Talenten  ein  Hort. 

Unsere  Zeit.  Deutsche  Revae  der  Gegenwart.  Neue  Folge,  5.  Jahrg.  2.  Hälfte, 
1869,  pag.  707.  —  Meyer's  Conversations-Lex. .  Bd.  Vm,  1876,  pag.  900.  —  E.  Gurlt 
in  AlJgem.  Deutscher  Biogr.  XH,  pag.  369.  —  Callisen,  VIII,  pag.  477;  XXVIII,  pag.  522. 
—  Engelmann,  pag.  249;  Supplement,  pag.  108.  tjJj*    Gurlt. 

*  Heyfelder,  Oscar  H.,  als  Sohn  des  Vorigen  zu  Trier  am  7.  April 
1828  geboren,  bildete  sich  besonders  in  Heidelberg  und  in  Erlangen  aus,  wo 
1851  seine  Promotion  erfolgte,  ausserdem  auch  auf  Reisen  nach  Prag,  Wien 
und  Paris.  Seit  1859  lebt  er  in  russischen  Diensten,  betheiligte  sich  als  Ober- 
Militärarzt  an  verschiedenen  Kriegen  und  Expeditionen  und  schrieb  zahlreiche 
chirurgische  Arbeiten,  unter  denen  die  umfangreichsten  sind:  y^Operationslehre  und 
Statistik  der  Resectionen^  (Wien  1861)  —  „Die  Resectton  des  Oberkiefers" 
(Berlin  1857)  —  „Lehrbuch  der  Resectionen"  (2.  Aufl.  Wien  1862)  neben 
vielen  Abhandlungen  in  der  Deutschen  Klinik,  Deutsch.  Zeitschr.  f.  Chir.  etc. 
Auch  bei  der  Skobeleff'.schen  Expedition  gegen  die  Turkmenen  (1881)  war  H. 
noch   m  voller  Thätigkeit.  Wem  ich. 


200  HEYL.  —  HEYMANN. 

*Heyl|  Albert  Gallatin  H.,  geboren  am  2.  October  1847  in  Phila- 
delphia, studirte  daselbst  Medicin  und  promovirte  im  Frühling  1870.  Er  liess 
sich  dann,  nachdem  er  einige  Zeit  sich  in  Wien,  London  and  Heidelberg  zur 
specielleren  Ausbildung  aufgehalten  hatte,  in  seiner  Vaterstadt  als  Specialarzt  für 
Augenkrankheiten  nieder.  Von  seinen  literarischen  Leistungen  sind  bemerkens- 
werthf  yfA  case  of  uraemic  amblyopia^  (Am.  Joum.  of  the  Med.  Sc.  1874)  — 
„Gase  of  hypaemia  foUowing  lens  discision"  (Philad.  Med.  Times,  1875)  — 
„On  coloboma  of  the  cry stalline  lens"  —  „Metastattc  tenonüis  in  diphtherta*^ 
(Med.  Journ.,  1880)  —  „Some  thermometric  observcUion  in  a  case  of  traumatic 
diphtheria  of  the  orbit."  (Philad.  Med.  Times,  1882)  —  „Acute  glaucoma 
viduced  by  duboisin"  (Amer;  Joum.,  1882)  —  „Remarks  on  lipaemia  retinalis 
occurring  in  a  case  of  diabetes  mellitus**  (Philad.  Med.  Times,   1880). 

Atkinson,  pag.  176.J  Pgl. 

Heymann ,  Johann  Peter  H. ,  zu  Coblenz ,  war  am  14.  August  1787 
zu  Muck  (Regierungsbez.  Cöln)  geboren,  besuchte  die  chirurgische  Schule  in  Düssel- 
dorf von  1803 — 1806  und  später  drei  Jahre  lang  die  Universität  Duisburg,  stets 
mit  den  bittersten  Nahrungssorgen  kämpfend,  wurde  darauf  von  der  Regierung 
zum  Impfarzt  ernannt,  ging  1810  auf  die  Universität  Würzburg  und  konnte  dann 
endlich  in  Duisburg  zum  Doctor  promoviren.  Er  liess  sich  darauf  in  Remagen  am 
Rhein  als  Arzt  nieder,  wurde  1817  als  Medicinal- Assessor  an  das  rheinische 
Medicinal-CoUegium  nach  Coblenz  berufen,  zwei  Jahre  später  zum  Medicinalrath 
befördert  und  ihm  auch  die  Leitung  des  Hebeammen-Unterrichtes  übertragen.  Er 
schrieb  mehrere  Journalaufsätze,  wie:  „Beobachtung  einer  laidernatürlicken 
Knockenerzeugung"  (Hablbss'  Neue  Jahrbb. ,  1820);  zusammen  mit  Ulrich: 
;,  lieber  einige  im  Herzogthume  Niederrhein  vorgekommene  interessante  Miss- 
geburten"  (Meckel's  Deutsches  Archiv,  1820)  —  „Leistenbruch  und  Schenkel- 
brtich  an  der  nämlichen  Seite"  (Casper's  Krit.  Repert.,  1830)  —  „Beobachtung 
über  eine  merkwürdige  Hemmung  in  der  körperlichen  Entwicklung  im  Verlaufe 
des  kindlichen  Alters,  bei  mehreren  Mitgliedern  einer  Familie"  (Fboriep's 
Notizen,  1830).  —  „Beobachturigen  und  Bemerkungen  über  die  operative  Be- 
handlung der  Kopfverletzungen"  (RüST*s  Magaz.,  1830)  u.  s.  w. ;  seine  wichtigste 
Arbeit  jedoch,  die  erst  kurz  vor  seinem  am  15.  October  1832  erfolgten  Tode  erschien, 
war:  „Die  Entbindung  lebloser  Schwangerer,  mit  Beziehung  auf  die  Lex 
regia"  (Coblenz  1832). 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  10,  1832,  I,  pag.  717.  —  Callisen,  VIII, 
pag.  485;  XXVIII,  pag.  525.  G. 

Heymann,  Friedrich  Moritz  H.,  Augenarzt  in  Dresden,  geboren  zu 
Schneeberg  in  Sachsen  am  24.  Mai  1828 ,  bezog  im  Jahre  1847  die  Universität 
Leipzig  und  promovirte  daselbst  1850,  nachdem  er  sämmtliche  medicinische 
Prüfungen  glänzend  bestanden  hatte.  Das  nächste  Jahr  verwandte  er  zu  wissen- 
schaftlichen Reisen  in  Prag,  Wien,  Paris  und  London.  In  Wien  lernte  er 
Albrecht  v.  Oraefe  kennen,  welcher  die  Vorliebe  für  ophthalmologische  Studien 
in  ihm  erweckte.  Diese  Begegnung  wurde  für  H.  die  Grundlage  dauernder  wissen- 
schaftlicher und  freundschaftlicher  Beziehung.  Im  Sommer  1851  kehrte  er  nach 
Dresden  zurück  und  trat  als  Hilfsarzt  in  die  dortige  Diakonissen-Anstalt  ein,  deren 
Abtheilung  für  Augenkranke  er  seit  dem  Jahre  1859  leitete.  Als  Augenarzt 
erwarb  sich  H.  bald  einen  bedeutenden  Ruf;  neben  seiner  praktischen  Thätigkeit 
beschäftigte  er  sich  auch  eifrig  mit  wissenschaftlichen  Arbeiten.  Seine  erste 
grössere  Leistung  war  die  Lösung  der  Preisaufgabe  der  belgischen  Akademie  der 
Medicin  zu  Brüssel:  „Exposer  Vinfluence  respective  des  divers  nerfs  sur  le 
mouvement  de  Viris",  für  welche  er  den  ausgesetzten  Preis  in  Form  einer  grossen 
goldenen  Medaille  erhielt.  Die  Constitution  H.'s  war  nicht  die  beste,  in  seineu 
letzten  Jahren  wurde  er  öfters  von  schweren  Krankheiten  heimgesucht,  bis  ihn, 
noch   nicht    43  Jahre    alt,    am    21.  October  1870    eine  eiterige  Meningitis  seiner 


HEYMANN.  —  HIERONYMI.  201 

wissenschaftlichen  und  praktischen  Laufbahn  entriss.  Die  bemerkenswerthesten  seiner 
Arbeiten  sind  folgende :  ^f  lieber  die  Beziehungen  der  Erkrankungen  der  ver- 
schiedenen Gebilde  dea  Auges  zur  sogenannten  Amaurose*^  (Prager  Vierteljahr- 
schrift,  Xin)  —  „Zur  ScleroticO'Chorioiditis  posteriori  (Gbaefe's  Archiv,  II)  — 
„üeber  Amaurose  bei  BrigM scher  Krankheit  und  Fettdegeneration  der  Netz- 
haut*" (Ibid.  n,  2)  —  „Frische  Netzhauthämorrhagien''  (Ibid.  VIII)  —  „  lieber 
Glaucom  in  aphakischen  Augen**  (Zehbndee^s  ELlin.  Monatbl.  für  Augenheilk.,  Y)  — 
„Ein  Fall  von  Netzhautgliom  mit  zahlreichen  Metastasen**  (v.  Graefe's. 
Archiv,  XV)  —  n^i^  empfindende  Netzhautschicht^  (Verhandl.  der  kais.  Leop.- 
Karol.  Akad.  der  Wissensch. ,  Bd.  XXX ,  1864)  —  „Krankheiten  der  Orbita** 
(v.  Geaefe's  AüPchiv  VII)  —  „Die  Autoskopie  des  Auges  und  eine  neue 
Methode  derselben**  (1863)  —  ;,  lieber  künstliche  Beleuchtung**  (Prager  Viertel- 
jahrschr.,  C). 

Friedrich  Moritz   Hejmann,    Zehender's   Klin.    Monatsbl.   für  Augenheilk.  1872, 
X,  pag.  184.  Horstmann. 

"^Heynsius,  Adriaan  H. ,  am  8.  April  1831  in  Moordrecht  geboren, 
studirte  in  Utrecht  unter  G.  J.  Muldee  und  F.  C.  Dondebs  und  promovirte 
1853  zum  Dr.  phil.  („Diss.  over  de  eiuntachtige  lichamen**),  1854  zum  Dr.  med. 
(„Diss.  over  de  physische  verklaring  der  vaatgeruischen^ ) ,  Als  Arzt  in  Amster- 
dam etablirt,  wurde  er  1858  zum  Professor  der  Physiologie  am  damaligen  Athenaeum 
2U  Amsterdam  ernannt,  wo  er  wirksam  war  bis  1866,  als  er  zum  Prof.  physiol. 
in  Leyden  ernannt  wurde  (Antrittsrede:  „Ooer  het  tegenwoordig  standpunt  der 
Physiologie  in  haar  verband  met  de  geneeskunde**).  Er  schrieb  hauptsächlich: 
„De  werkkring  van  het  physiologisch-pathologisch  Laboratorium  te  Amsterdam** 
(Amsterdam  1856)  —  „Onderzoekingen  gedaan  in  het  physiologisch  Laboratorium 
te  Amsterdam**  (1856 — 66,  5  Thle.)  —  „Onderzoekingen  gedaan  in  het  physio- 
logisdi  Laboratorium  te  Leyden**  (1867 — 84,  6  Thle.)  und  eine  Rede:  „Over 
de  zelfstandige  beoefening  der  Wetenschap** ,  welche  er  als  Rector  magnificus 
beim  dritten  Säcularfeste  der  Leydener  Universität  am  8.  Februar  1875  hielt. 

C.  E.  Daniels. 

*Hick8,  J.  Braxton  H.,  zu  London,  war  ein  Zögling  des  Guy's  Hosp., 
wurde  bei  demselben  Physician  Accoucheur  und  Docent  der  Geburtshilfe,  der 
Krankheiten  von  Frauen  und  Kindern,  war  Physician  der  Royal  Maternity  Charity, 
Physic.  der  Royal  Infirm,  for  Women  and  Ghildren.  Er  wurde  1851  Doctor  bei 
der  Londoner  Universität,  1866  Fellow  des  Royal  Coli,  of  Physic,  war  Präsident 
der  Londoner  Obstetrical  Society.  Er  verfasste:  „On  combined  extemal  and 
internal  version**  (London  1864;  deutsche  Uebers.  von  Wilh.  L.  Küeneke, 
Göttingen  1865)  und  lieferte  Beiträge  zu  den  Guy*s  Hosp.  Rep.  (1861):  „Cauli- 
fiotoer  excrescence**  —  „üterine  polypi**  —  „On  transfusion**  u.  s.  w. ;  zu  den 
Obstetr.  Transact.  (1861,  64 — 69):  „Concealed  accidental  haemorrhage**  — 
„Inquiry  into  the  best  mode  of  delivering  the  foetal  head  after  perforation**  — 
Inquiry  into  powerless  labours**  —  „Remarks  on  the  cephalottibe**  —  „Gon- 
tr^vtions  to  the  knowledge  of  puerperal  diseases** ;  in  den  Proced.  of  the  Royal 
Soc.  (1879):  „On  auxiliary  forces  concerned  in  the  circulation  of  the  pregnant 
Uterus ;  supplementary  forces  concerned  in  the  abdominal  circulation  in  man,  ** 
Ausserdem  finden  sich  weitere  Arbeiten  von  ihm  theils  in  den  genannten  Zeit- 
schriften, theils  in  den  Transact.  der  Linnean  Soc,  der  Microscop.  Soc,  in  den 
Med.  Times  and  Gaz.,  dem  Practitioner  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Hierouymi,  Johann  Friedrich  Heinrich  von  H.,  zu  Neu-Strelitz, 
war  am  26.  December  1767  zu  Hildburghausen  als  Sohn  des  dortigen  Leibarztes 
und  Hofrathes  Job.  Heinr.  H.  geboren,  studirte  von  1786  an  in  Jena,  wurde 
1790  daselbst  Dr.  med.  mit  der  „Diss,  inaug.  exhibens  Erasistrati  Erasistrateo- 
rumque  historiam**,  war  Arzt  in  Hildburghausen,  wurde  1794  vom  Herzog  Karl 


202  HIEBONYMI.  —  HTKESIUS. 

von  Mecklenburg  ate  Leibarzt  nach  Neu-Strelitz  bemfen.  Zum  Hofrath  und  1812 
zum  Director  des  n^ü  errichteten  Medicinal-CollegiumB  und  zum  Geh.  Medicinahrath 
ernannt,  wurde  er  1819,  auf  Ansuchen  seines  Fürsten,  vom  Könige  von  Bayern 
geadelt  und  starb  j»m  3.  August  1836,  eine  Bibliothek  von  20.000  Bänden  hinter- 
lassend. Seine  einzige  bekannte  literarische  Arbeit,  ausser  Recensionen,  ist: 
;,  Versuch  einer  Darstellung  eines  leichten  Mechanismus  bei  Anführung  der 
gesetzlichtn  Schutzblatternimpfung  in  Mecklenburg -Strelitz  u.  s.  w,"  (Horn's 
Archiv,  1819).  Er  war  ein  durch  alle  Stände  in  Anspruch  genommener  Arzt,  von 
einer  Berufstreue  und  Thätigkeit  ohne  Gleichen ,  von  menschenfreundlicher ,  mild- 
thätiger  Gesinnung,  so  dass  es  keine  wohlthätige  Anstalt  und  keine  Bildungsanstalt 
im  Bereiche  seiner  Wirksamkeit  gab,  die  er  nicht  freigebig  unterstützt  hat. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  14,  1836, 1,  pag.  480.  —  Blan  ck,  pag.  100.  — 
Callisen,  VIII,  pag.  491,  92;  XXVm.  pag.  527.  G. 

*Higgens,  Charles  H.,  Augenarzt  in  London,  geboren  am  1.  Juni  1846 
zu  Hambledon,  Hampshire,  erhielt  seine  medicinische  Ausbildung  im  Guy'^  Hosp. 
zu  London,  promovirte  1873  und  Hess  sich  in  demselben  Jahre  daselbst  als 
Augenarzt  nieder.  1882  wurde  er  zum  Ophthalmie  Surgeon  im  Guy 's  Hosp. 
ernannt.  Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  sind  folgende  hervorzuheben :  „On  iritis*' 
(Guy*s  Hosp.  Rep.,  1874,  XIX)  —  „A  form  of  muscular  asthenopia"  (Ibid. 
1875,  XX)  —  »Clinical  lecture  on  cataract^  (Med.  Times  and  Gaz.,  1876,  V)  — 
„Hints  on  Ophthalmie  out-patient  practice"  (1878)  —  „Remarks  on  150  Opera- 
tions fo7*  extractions  of  cataract^  (Trans.  Med. -Chir.  Soc,  1879,  Vol.  LXII)  — 
„Lectures  on  Ophthalmologe.''  Horst  mann. 

Higgia,  Georg  Anton  H.  (Hidja,  Juray,  illyrisoh),  zu  Ragusa,  war 
daselbst  am  7.  Februar  1752  geboren,  studirte  1771  in  Bologna  Philosophie  nnd 
Medicin,  besuchte  in  Florenz,  Rom,  Neapel  die  berühmtesten  Hellanstalten,  gehörte 
dann  in  seiner  Heimath  zu  den  geachtetsten  Aerzten,  machte  sich  auch  als  Sprach- 
forscher und  durch  seine  Uebersetzungen  des  Horaz  und  Virgil  in's  Illyrische 
einen  Namen  in  der  slavischen  Literatur,  wie  er  auch  illyrische  Original-Dichtungen 
verfasste  nnd  hinterliess  bei  seinem  am  27.  October  1833  erfolgten  Tode  u.  A. : 
„Fascicoli  dt  studii  delle  scienze  fisico-mediche  e  varie  annotazioni  di  sua 
pratica  medica". 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  10.  G. 

Highmore,  Nathanael  H.,  bekannter  englischer  Anatom  des  17.  Jahr- 
hunderts, geboren  am  6.  Februar  1613  zu  Fordingbridge  (Grafschaft  Hampton), 
studirte  und  promovirte  1642  zu  Oxford  und  Hess  sich  dann  als  Arzt  in  Sberbum 
(Dorsetshire)  nieder,  wo  er  mit  grossem  Erfolge  prakticirte  und  am  21.  März  1685 
starb.  H.  verdient  rühmliche  Erwähnung  wegen  vielfacher  bedeutender  anatomischer 
Forschungen.  Er  ist  Entdecker  der  nach  ihm  benannten  Höhle  des  Oberkiefers, 
des  gleichfalls  nach  ihm  benannten  Gebildes  am  Hoden,  Verfasser  eines  anatomischen 
Handbuches:  „Disquisitio  corporis  humani  anatomica,  in  qua  sanguinis  circu- 
lationem  in  quavis  corporis  particula  plurimis  typis  novis  ac  aenigmatu^n 
medicorum  succincta  dilucidatione  ornatum  prosecutus  est^  (Haag  1651 ,  fol.) 
und  einer  Schrift  über  Entwicklungsgeschichte,  betitelt :  „  The  history  of  generation 
examining  the  opinions  of  divers  authors  and  chießy  of  Sir  IC,  Digby  atid 
concerning  the  eure  of  wounds  by  Sir  Gilbert  Talbofs  sympathetic powder" 
(London  1651). 

Biogr.  med.  V,  pag.  187.  —  Dict.  bist.  Ilf,  pag.  129.  Pgl. 

Hikeslus,  der  Begründer  der  Erasistrateischen  Schule,  in  Smyrna 
geboren ,  lebte  in  der  zweiten  Hälfte  des  letzten  Jahrhunderts  v.  Chr. ,  zu  Zeiten 
des  Caesar,  als  hochgeschätzter  Arzt  und  Lehrer  an  der  medicinischen  Schule 
in  seiner  Vaterstadt.  Plixius  nennt  ihn  „medicum  magnae  autoritatis".  Von 
seinen  schriftstellerischen  Leistungen  ist  nur  eine  Arbeit:  „Flepl  \j\rfi^  (über  Arznei- 


r 


-  HIKESIUS.  —  HILDEBRANDT.  203 

und  Nahnmgsmittellehre)  bekannt,  von  welcher  einige  Fragmente  in  des  Athenaeos 
^DeipnosophiBtae'^  (lib.  UI  und  IV)  erhalten  sind.  A  . .  t. 

Hilchen,  Ludwig  Heinrich  LeoH.,  geboren  zu  Butzbach  (in  Ober- 
hessen) am  2.  December  1702,  studirte  Medicin  in  Oiessen  und  Jena  und  promo- 
virte  in  ersterer  Universitätsstadt  1733,  nachdem  er  bereits  6  Jahre  lang,  also 
sett  1727,  die  Functionen  eines  Professors  der  Medioin  versehen  hatte.  Er  starb 
am  22.  April  1753.  Seine  Schriften  sind  unbedeutend  und  beschränken  sich  auf 
kleinere  akademische  Arbeiten,  Dissertationen  u.  dergl.,  so:  „De  pimpinella  sacci- 
fraga**  (Oiessen  1726)  —  „De  dolore  coxae"  (Ebenda  1735)  —  „De  phremtide^ 
(Ebenda  1742)  —  „De  vulnerum  in  intestinis  lefhalüate"  (Ebenda  1743)  — 
„Theses  ex  emmenologia*'  (Ebenda  1748)  —  „Triga  observationum  medicarum*^ 
(Ebenda  1748)  —  „De  tmlnerihus  crann^  (Ebenda  1748)  —  „De  veneni  dati 
signis  dtagnosttcis"  (Ebenda  1748)  etc. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  1£8.  Pgl. 

Hildanns,  s.  Fabricics  Hildanus,  Bd.  II,  pag.  325. 

Hildebrandt,  Oeorg  Friedrich  H. ,  Professor  der  Anatomie  und 
Physiologie  zu  Braunschweig  und  Erlangen,  war  am  5.  Juni  1764  in  Hannover 
geboren.  Er  begann  1780  in  Oöttingen  das  Studium  der  Medicin  uod  Natur- 
wissenschaften, wo  Wbisberg,  Blumenbach,  Muebay  und  Baldingeb  seine  Lehrer 
waren.  1783,  nach  Vertheidigung  der  schätzenswerthen  anatomischen  Dissertation : 
„De  pulmonibus^ ,  zum  Dr.  med.  promovirt,  ging  H.  zur  Fortsetzung  seiner 
Studien  nach  Berlin,  wurde  dort  mit  dem  Herzog  von  Braunschweig  bekannt  und 
von  diesem  1786  zum  Professor  der  Anatomie  am  CoUeg.  med.  zu  Braunschweig 
ernannt.  Er  trat  sein  Amt  mit  einer  vortrefflichen  Schrift:  „De  motu  iridis"  an. 
1795  folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  der  Medicin  und  Chemie  nach  Erlangen. 
Hier  übernahm  er  nach  Mever's  Abgang  nach  Oöttingen  auch  den  Lehrstuhl  für 
Physik.  H.  starb  in  Folge  der  mit  seiner  ausgedehnten  Lehrthätigkeit  verbundenen 
Anstrengungen  schon  in  dem  relativ  frühen  Alter  von  52  Jahren  am  23.  März  1816. 
Das  Hauptwerk  H.'s,  durch  das  er  sich  für  alle  Zeiten  einen  hervorragenden  Platz 
in  der  Oeschichte  der  Medicin  gesichert  hat,  ist  sein  ausgezeichnetes  „Lehrbuch 
der  Anatomie  des  Menschen*^  (Braunschweig  1789 — 1792  in  4  Bdn.;  2.  Aufl. 
1798—1800;  4.  Aufl.  von  Weber,  Ebenda  1830—32  in  erweiterter  Oestalt  her- 
ausgegeben), das  alle  vorher  erschienenen  Compendien  der  Anatomie  gewissermassen 
fiberflüssig  gemacht  hat.  Ausserdem  verfasste  H.  noch  folgende  Schriften :  „'Hand- 
buch  der  reinen  Grössenlehre"  (Oöttingen  1785,  2  voll.)  —  „Anzeige  seiner 
Wintervorlesungen  nebst  einer  Abhandlung  vom  lebenden  Kalk*'  (Ebenda  1786)  — 
„Versuch  einer  philosophischen  Pharmacologie""  (Braunschweig  1787)  —  „Bemer- 
kungen und  Beobachtungen  über  die  Pocken  in  der  Epidemie  des  Jahres  1787" 
(Ebenda  1788)  —  „Oeschichte  der  Unreinigkeiten  im  Magen  und  den  Gedärmen" 
(Ebenda  1790,  3  voll.)  —  ;,  lieber  die  JErgiessungen  des  Samens  im  Schlafe" 
(Ebenda  1792)  —  „Chemische  und  mineralogische  Oeschichte  des  Quecksilbers" 
(Ebenda  1793)  —  „  Commentationis  de  alcali  minerali  sanguinis  humani 
pars  I"  (Erlangen  1793,  4.)  —  „Dulcis  mercurii  laudes"  (Ebenda  1793)  — 
„Anfangsgründe  der  Chemie"  (Ebenda  1794,  3  voll.)  —  „Primae  lineae  patho- 
logiae  generalis"  (Ebenda  1795;  deutsch  1797)  —  „üeber  die  blinden  Hämor- 
rhoiden" (Ebenda  1795)  —  „Ueber  die  Arzneikunde"  (Ebenda  1795)  —  „Lehr- 
buch der  Physiologie  des  menschlichen  Körpers"  (Ebenda  1796,  1799,  1809; 
letzte  Aufl.  1828  von  Hohnbaum  herausgegeben)  —  „Encyclopädie  der  gesammten 
Chemie"  (Ebenda  1799—1818,  in  16  Heften)  —  „Taschenbuch  für  die  Gesund- 
heit auf  das  Jahr  1801"  (Ebenda  1800, 1801,  1803,  1807,  1812,  1813,  1820)  — 
„Anfangsgründe  der  dynamischen  Naturlehre"  (Ebenda  1807,  1821)  —  „Er- 
klärung der  Abbildungen  zur  Encyclopädie  der  Chemie"  (Ebenda  1807)  — 
„Anfangsgründe  der  Metallurgie"    (Ebenda  1816)    —    „Lehrbuch   der  Chemie 


804  HILDEBBANDT.  —  HILDEGARD. 

als  Wisaenachaft   und  als   Kunst**    (Ebenda    1816),    sowie  zahlreiche   kleinere 
Abhandlungen  in  verschiedenen  Journalen. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  188.  —  Dict.  hiat.  III,  pag.  131,    —    Hirsch  in  Allgemein. 
Deutsch.  Biogr.  XII,  pag.  403.  Pagel. 

Hildeijrandt ,  Hugo  Alfred  Otto  H. ,  wurde  am  6.  October  1833  in 
Königsberg  in  OstPreussen  geboren,  wo  er  auch  Medicin  studirte  und  nach  Absol- 
virung  der  Examina  1857  in  die  geburtshilfliche  Klinik  (Prof.  Hayn)  als  Assistent 
eintrat.  1862  habilitirte  er  sich  daselbst  für  Gynäkologie  und  Geburtshilfe,  leitete 
nach  Hayn*s  Tode  (October  1863)  die  Klinik  ein  Jahr  lang  interimistisch  und  nach 
Weggang  des  inzwischen  berufenen  Prof.  SPiEGELBEftG  vom  October  1865  dauernd 
als  Ordinarius.  Die  von  Jenem  eingeleitete  Reorganisation  des  Unterrichtes,  vor 
Allem  die  Aufnahme  gynäkologischer  Vorlesungen  und  Vorstellungen,  wurde  von 
H.  energisch  und  liebevoll  fortgeführt,  und  mit  der  Zahl  der  hilfesuchenden  Frauen 
wuchs  die  Zahl  der  Schüler  und  der  zu  tüchtigen  Praktikern  herangebildeten  Aerzte. 
Mit  peinlichster  Sorgfalt  wachte  H.  über  der  Salubrität  der  1873  bezogenen  neuen 
Klinik,  wobei  jede  Schwankung  des  für  gewöhnlich  darin  herrschenden  vorzüg- 
lichen Gesundheitszustandes  ihn  erregte.  Zu  angestrengter  literarischer  und  Lehr- 
thätigkeit,  zu  ausgedehntester  Consultationspraxis  kam  noch  eine  Häufung  von 
amtlichen  und  ehrenamtlichen  Beschäftigungen  (Universität,  Medicinal-Collegium, 
Präsidium  des  Aerztevereins,  Mitgliedschaft  in  der  Staat-Commission  für  das  Hebe- 
ammenlehrbuch)  und  nach  vorübergehender  nervöser  Abspannung  (£nde  1879  bis 
Mitte  1880)  starb  H.,  der  alle  Arbeit  wieder  aufgenommen  hatte,  am  3.  Juli  1882, 
unter  den  Symptomen  einer  foudroyanten  Apoplexie.  —  Unter  den  zahlreichen  Arbeiten 
H.'s  haben  besonders  seine  Beiträge  zu  Volkmann's  Sammlung  klinischer  Vor- 
träge allseitige  Beachtung  gefunden:  „Nr.  5 ,  Ueber  Retroflexto  uteri^ ,  wobei 
zum  ersten  Male  auf  den  häufigen  Descensus  der  Ovarien  und  Knickung  der  Ureteren 
hingewiesen  wurde.  „A>.  32,  Ueber  den  Catarrh  der  weiblichen  Geschlechts- 
organe^ —  „Nr,  47,  Ueber  fibröse  Polypen  des  Uterus**,  worin  —  wie  auch  in 
anderen  Arbeiten  H.'s  —  die  subcutanen  Ergotininjectionen  zur  Beseitigung  wand- 
ständiger Myome  empfohlen  wurden.  Femer  sind  hervorzuheben  die  in  der  Monatschr. 
für  Geburtsk.  (Bd.  XXIX — XXXII)  veröffentlichten  Aufsätze:  Myxoma  placentae, 
intrauterine  Behandlung.  Sondiren  der  Tuben,  Vaginitis  ulcerosa  adhaesiva  (eine 
bisher  nicht  beschriebene  Krankheitsform  der  Vagina).  Ausserdem:  „Die  neue 
gynäkologische  Universitäts- Klinik  zu  Königsberg**  (Leipzig  1875)  und  „Krank- 
heiten der  äusseren  weiblichen  Genitalien**  (Pxtha-Billroth*s  Handbuch  der 
allgem.  und  spec.  Chir.,  1877).  Caspary. 

Hildebrandt,  s.  a.  Hildenbrand. 

/Hildegard,  die  Heilige,  1098  (oder  1099)  zu  Böckelheim  (oder  Beehel- 
heim)  in  der  Grafschaft  Sponheim  geboren,  Aebtissin  des  von  ihr  im  Jahre  1147 
gegründeten  Klosters  auf  dem  Kupertsberge  bei  Bingen,  daselbst  am  17.  September 
1179  als  Seherin  und  hochberühmte  heilkundige  Frau  gestorben,  nimmt  unter  den 
naturwissenschaftlichen  Schriftstellern  des  Mittelalters  eine  beachtenswerthe  Stelle 
ein.  Mit  botanischen  und  medioinischen  Kenntnissen  ausgestattet  und  auf  dem 
Gebiete  der  praktischen  Heilkunde  nicht  unerfahren,  hat  sie,  neben  zahlreieben 
Schriften  theologischen  und  asketischen  Inhaltes,  eine  naturwissenschaftliche  Arbeit 
verfasst,  welche,  unter  dem  Titel  „Fhysica**  veröffentlicht,  einen  interessanten  und 
sehr  werthvoUen  Beitrag  zur  Beurtheilung  des  Zustandes  der  Natur-  und  Heilkunde 
und  zur  Sittengeschichte  des  12.  Jahrhunderts  liefert.  Die  Schrift  enthält  die 
Beschreibung  der  Heilkräfte  zahlreicher  thierischer,  vegetabilischer  und  mineralischer 
Heilmittel  und  Anweisung  zur  Anwendung  besonders  wirksamer  Medicamente  bei 
Menschen-  und  Thierkrankheiteu ,  und  sie  ist  keineswegs ,  wie  früher  mehrfach 
behauptet  worden  Ist,  eine  Compilation  aus  älteren  griechischen  und  römischen 
Quellen,  vielmehr  zum  grösstea  Theile  Original.  Die  bisherigen  Ausgaben  der  Schrift, 
zuerst  unter  dem  Titel:    „Physica  ^anctae  Hildegardis,  Elementorum,  fiuimnuni 


HILDEGABD.  —  HILDENBRAND.  20S 

aliquot  Germaniae,  metallarum,  legumtnosum ,  fnictuum  et  herbar  um  etc.^ 
(Straseburg  1533)  (aus  unbekaniiten  Quellen),  später  von  F.  A.  Reuss  nach  einem 
Pariser  Codex  unter  dem  Titel:  ftLiber  heatae  Hildegcurdia  subtüitätum  diversarum 
naturarum , ,  et  sie  de  aliis  quam  multis  bonis  librt  etc.^  (Paris  1856)  heraus- 
gegeben, sind  äusserst  Ittcken-  und  fehlerhaft.  Jessen  hat  eine  neue  Ausgabe 
in  Aussicht  gestellt,  welche  er  nach  einem  in  der  Wolfenbfltteler  Bibliothek  be- 
findlichen, dem  13.  Jahrhundert  angehdrigen  Codex  bearbeitet  und  „neben  welcher^^ 
wie  er  erklärt,  „die  bisherigen  Ausgaben  und  der  Pariser  Codex  fast  allen  Werth 
verlieren. 

Vergl.  Ren 88,  De  libris  physicis  Hildegardis  commentatio  historico-medica.  Wttrz- 
bürg  1835.  —  Jessen  in  Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie  der  Wissens  eh.  Mathem.- 
natnrw.  Classe.  XLY,  pag.  97.  —  Chonlant,  Geschichte  und  Literatur  der  älteren  Medicin. 
Leipzig  1841,  pag.  302.  ^    Hirsch. 

Hildenbrandy  Johann  Valentin  Edler  von  H.,  einer  der  späteren 
Vertreter  der  alten  Wiener  Schule,  geboren  am  8.  April  1763  in  Wien,  studirte  hier 
Medicin  hauptsächlich  unter  Stoll,  erhielt  die  medicinisehe  Doctorwürde  1784^ 
war  dann  kurze  Zeit  Physieus  in  Waidhofen  a.  d.  TJiaya  und  ging  als  Leibarzt 
des  Grafen  Maiszek  nach  Polen,  wo  er  mit  grossem  Erfolge  prakticirte  und 
1787  den  Titel  eines  Hofrathes  erhielt.  1793  zum  Professor  der  Medicin  nach 
Lemberg  berufen  und  nach  Vereinigung  dieser  Universität  mit  der  von  Krakau 
dahin  tibersiedelud ,  ging  er  1806  als  Professor  der  Klinik  nach  Wien,  wurde 
1813  daselbst  zum  Director  des  allgemeinen  Krankenhauses,  1814  zum  nieder- 
österreichischen Regierungsrath  ernannt  und  starb  hier  am  31.  Mai  1818  in  einem 
apoplectischen  Anfall.  Seine  Schriften  haben  keine  grosse  wissenschaftliche  Be- 
deutung. Zu  den  besseren  gehören :  „  Ueber  den  ansteckenden  Typhus ,  nebst 
einigen  Winken  zur  Beschränkung  oder  gänzlichen  Tilgung  der  Kriegspest 
und  mehrerer  anderer  Mensehenseuchen"  (Wien  1810;  französ.  Paris  1811); 
femer  die  nur  bis  zum  ersten  Baude  gediehenen,  später  von  seinem  Sohne  (s.  d.) 
herausgegebenen  „Institutiones  practico-medicae  rudxmenta  nosologiae  et  therapias 
specialis  complectentes.  T.  I  continens  morborum  divisiones  et  systemata^  doc- 
trinam  de febribus  in  genere*^  (Wien  1817).  Ausserdem  nennen  wir:  „Das  Buch 
für  die  Wundärzte  in  den  österreichischen  Staaten^  (Leipzig  und  Warschau  1789)  — 
„Ein  Wink  zur  näheren  Kenntniss  und  sicheren  Heilart  der  Hundsuruth*^ 
(Wien  1797)  —  „lieber  die  Pest,  ein  Handbuch  für  Aerzte  und  Wundärzte, 
tcelche  sich  dem  Pestdienste  widmen"  (Ebenda  1799)  —  „Ratio  medendi  in  schola 
practica  Vindobanensi"  (Ebenda  1804—1809,  2  voll.;  französ.  Paris  1824)  — 
„Institutiones  pharmacologiae  sive  materiae  medicae  in  usum  tironum"  (Wien 
1806)  —  „Initia  institutionum  clinicarum"  (Ebenda  1807;  deutsch  1808). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  189.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  132.  —  Hirsch,  in  Allgemein. 
Deutsch.  Biogr.  XII,  pag.  409.  P%jrel 

Hildenbrand,  Franz  Xaver  von  H.,  Professor  der  Medicin  inPavia  und 
später  in  Wien,  ist  als  Sohn  des  Vorigen  am  7.  September  1789  in  Wierzbowit 
in  Polen  geboren,  promovirte  am  12.  April  1812  in  Wien  zum  Dr.  med.  mit  der 
„Diss.  de  catarrhis  iisque  subdolis  et  pemiciosis",  wurde  später  als  ordentlicher 
Professor  der  speciellen  Therapie  und  medicinischen  Klinik ,  sowie  Director  des 
Kranken-  und  Findelhauses  und  Vorsteher  des  pathologischen  Cabinetes  nach  Pavia 
berufen.  Diese  Stellung  vertauschte  er  1830  mit  dem  Lehrstuhle  für  medicinisehe 
Klinik  in  Wien,  wo  er  1849  gestorben  ist.  H.  hat  sich  durch  Herausgabe  des 
von  seinem  Vater  unvollendet  gelassenen  grossen  Werkes  über  die  Fieberkrankheiten : 
^Institutiones  practico-medicae  pyretologiam  complectentes"  (Wien  1821 — 25; 
2.  Aufl.  1832 — 33)  verdient  gemacht.  Seine  selbständigen  Schriften  sind  von 
geringer  Bedeutung.  Wir  führen  an:  „Annales  scholae  clinicae' medicae  Ticinensis 
(Pavia  1826 — 30)  —  „Animadversiones  in  constitutionem  morborum  statio- 
när iam"  (Wien   1831)    —  „Leber  Bheumatismus"  (Annali  univ.  di  med.   1827, 


206  HILBENBRAND.  —  HILL. 

Oennajo)  —  „Analecten  für  die  praktische  Medtcin^   (Med.  Jahrbb.  des  k.  k. 
österr.  Staates.  Bd.  XI,  1832  u.  ff.;  auch  einzeli^,  Wien  1832;  ital.  Pavia  1836). 

Callisen,  VIIT,  pag.  501;  XXVIII,  pag.  529.  -—  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch. 
Biogr.  XII,  pag.  410.  Pgl. 

"'Hildreth,  Eugen  ins  Augustns  H.,  geboren  am  13.  September  1821 
in  Wheeling,  W.  Va.,  stndirte  Medicin  am  Med.  CoU.  of  Ohio  in  Cincinnati  und 
promovirte  daselbst  im  März  1844.  Nachdem  er  dann  ein  Jahr  lang  Physician 
des  Commercial  Hosp.  und  Lunatic  Asylnm  in  Ohio  gewesen  war,  Hess  er  sich 
in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  jetzt  noch  speciell  als  Geburtshelfer  praktisch 
thätig  ist.  Er  schrieb :  „Meports  of  cases  in  the  Commercial  Hospital**  (Lancet 
1844)  —  „On  the  use  of  ice  within  the  uterus  for  post-partum  hemorrhage** 
(Ebenda  1850)  —  „Climatology,  epidemic  diseases  of  West  Virginia^  (Transact. 
of  the  Amer.  Med.  Assoc,  1868 — 72)  —  ^Medical  botany  WestVirginia**  (Transact. 
Acad.  Soc.  State  W.  Va. ,  1873 — 74)  —  „Ateteorologg  and  epidemic  diseases 
of  Ohio  County^  (Transact.  of  the  State  Med.  Soc,  1869 — 70)  —  „Biographies 
of  the  physicians  of  Wheeling  for  the  last  hundred  years^  (Ebenda  1876)  u.  A.  m. 

Atkinson,  pag.  318.  Pg!« 

Hill,  John  H. ,  englischer  Naturforscher,  speciell  Botaniker,  war  1716 
in  Peterborough  geboren ,  erlernte  das  Apothekerfach  bei  einem  Pharmaceuten  in 
Westminster,  bei  dem  er  nachher  eine  Zeit  lang  als  Gehilfe  beschäftigt  war.  Nach 
mannichfachen  widrigen  Schicksalen,  die  hauptsächlich  durch  seine  schlechte  Ver- 
mögenslage bedingt  waren,  nahm  er  in  London  eine  kleine  Stelle  bei  einem 
Militärpharmaceuten  an,  kaufte  sich  den  Doctortitel  und  legte  sich  auf  Schrifl- 
stellerei.  Er  übersetzte  eine  Abhandlung  von  Thbophrast  unter  dem  Titel: 
„Theophrastas  htstory  of  stones,  Greek  with  an  English  version  and  critical 
and  philosophical  notes^  (London  1746),  eine  Arbeit,  welche  Aufsehen  erregte 
und  den  Verfasser  zu  weiteren  Leistungen  errauthigte.  So  verfasste  er:  „A  general 
natural  history ,  or  new  and  accurate  description  of  the  aninials,  vegetables 
and  miner  als  on  the  different  pnrts  of  the  world  etc."  (London,  I.  1748; 
n.  1T51;  III.  1752,  fol;  1773,  3  vol.,  foL).  Doch  zog  er  sich  durch  Herausgabe 
einer  Zeitschrift  „The  Inspector^  und  des  „British  Magazine^^  viele  Unannehm- 
lichkeiten zu,  die  auch  zur  Folge  hatten,  dass  er  nicht  als  Mitglied  in  die  Royal 
Society  aufgenommen  wurde.  H.  rächte  sich  für  diese  Zurücksetzung  durch  einige 
satyrische  Schriften  gegen  dieselbe  („Luctna  sine  concubüu.  A  letter  to  the  Royal 
Society"  (London  1750)  und  „Review  of  the  toorks  of  the  Royal  Soc.  of  Lond, 
containing  animadversions  etc."  (Ibid.  1751).  üebrigens  erwarb  H.  sich  ein 
bedeutendes  Vermögen  durch  Verkauf  von  allerlei  Arcana.  Um  seinen  schlechten 
moralischen  Ruf  einigermassen  zu  rehabilitiren ,  gab  er  ein  grosses  Werk  heraus, 
betitelt:  „The  vegetable  system,  or  a  series  of  experiments  etc."  (London  1759  bis 
1775,*  26  parties  in.  13  voll.,  fol.).  H.  starb  an  den  Folgen  der  Gicht  am 
22.  November  1775.  Die  Zahl  seiner  Schriften  ist  gross;  sie  beziehen  sich  meist 
auf  Botanik.  Von  eigentlich  medicinischen  sind  zu  nennen:  „History  of  the 
materia  medica"  (London  1751)  —  „Valerian,  of  the  virtues  of  that  root  in 
nervous  disorders  etc."  (London  1758;  1772;  deutsch  Nürnberg  1765)  —  ^Con- 
structions  of  the  nerves  and  the  cause  of  nervous  disorders"  (London  1759)  — 
„A  method  of  curing  the  jaundice  and  other  disorders  of  the  liver  by  the 
herb  agrimony  taken  in  the  manner  of  tea"  (Ebenda  1769)  —  „Management 
of  the  gout  with  the  virtues  of  burdock  root  first  vsed  in  the  authors  own 
case"  (Ebenda  1758,  1771)  —  „Gentaury  the  great  stomachic,  its  preference  to 
all  other  bitters"  (Ebenda  1765)  —  „Cautions  against  the  use  ofviolent  medicines 
in  fevers  and  instances  of  the  virtue  of  petasite  root"  (Ebenda  1772)  —  »The 
virtuos  of  sage  in  lengthening  human  life"  (Ebenda  1765;  deutsch  Altenburg  1778 
und  1780).    Die  Biogr.  m^d.  zählt  im  Ganzen  etwa  46  Schriften  von  H.  auf. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  190—195.  Pgl. 


HILL.  —  HILLARY.  207 

*Hill,  Berkeley  H..  zu  London,  studirte  im  University  College  daselbst, 
war  dann  anatomischer  Prosector  bei  demselben  und  ist  zur  Zeit  Professor  der 
Chirargie  bei  demselben  und  Chirurg  des  Lock  Hosp.  Er  schrieb :  „  The  esaenttals 
ofbandaging;  including  the  maruiaement  of  fractures  and  disloccUtons  ets." 
(2.  edit.  1869)  —  „Syphilis  and  Locol  contagiotta  diaorders^  (London  1868 ; 
2.  edit.  1881)  —  ^Students  manual  of  venereal  diseases**  (1877)  und  lieferte 
Beiträge  zu  den  Clinieal  Transactions  (1870):  „Tapping  in  empyema** ;  den 
Med.-Chir.  Transact.  (1882):  „Gase  of  tumour  of  the  bladder  successfully 
removed^ ;  im  Brit.  Med.  Joum.  (1867,68):  „Modem  treatment  of  fractures 
of  the  lower  jaw*'  —  „Illustrations  of  the  working  of  the  contagious  diseases 
act^  u.  8.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Hillairet,  Jean-Bapiste  H.,  zu  Paris,  wurde  1841  Doctor  und  bald 
Hospitalarzt.  Er  schrieb  eine  „Notice  historique  sur  F empoisonnement  par 
Farsenic,  sur  Vappareil  de  Marsh  et  des  autres  moyens  de  doser  ce  toxique^ 
(Paris  1846);  übersetzte  Bright's  „Observations  relatives  ou  diagnostic  des 
tumeurs  situies  h  la  base  du  cerveau,  etc.**  (Ebenda  1861).  Als  Mitglied  der 
See.  de  biologie  seit  1859  hatte  er  derselben  sehr  bemerkenswerthe  Mittheilungen 
Aber  die  Krankheiten  des  Kleinhirns,  basirt  auf  Studien  im  Hospice  des  Incurables, 
gemacht;  1862  theilte  er  eine  Beobachtung  von  Schwindel,  in  Folge  von  Ver- 
letzung des  Gehörorgans,  mit,  durch  welche  nicht  nur  die  klinischen  Beobachtungen 
von  Mbni^re,  sondern  auch  die  experimentellen  physiologischen  Untersuchungen 
von  SiGNOL  und  Vulpian  bestätigt  wurden.  Als  Arzt  des  H5p.  Saint-Louis 
beschäftigte  er  sich  eingehend  mit  Hautkrankheiten,  widmete  in  den  letzten  Jahren 
der  tuberculösen  Lepra  besondere  Aufmerksamkeit  und  machte,  zusammen  mit 
Gaucher,  der  Soc.  de  biologie  eine  Mittheilung  über  den  Parasitismus  der  Lepra. 
Von  seinen  der  Akademie  der  Medicin,  deren  Mitglied  er  war,  gemachten  Mit- 
theilungen sind  anzuführen  seine  pathologisch-anatomische  Untersuchung  des  Xan- 
thelasma, eine  Beobachtung  von  Mycosis  fangoides,  ein  interessanter  Fall  von 
Polysarcie.  Erst  wenige  Monate  vor  seinem  im  Alter  von  67  Jahren  plötzlich  an 
der  Ruptur  eines  Aneurysma  im  September  1882  erfolgten  Tode  hatte  er  die 
Publication  eines  Handbuches  der  Hautkrankheiten  begonnen.  Er  war  auch  Mit- 
glied des  Conseil  d'hygiöne  et  de  salubrit6  des  Seine-Departements  und  ein  eifriger 
Arbeiter  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene,  beschrieb,  zusammen  mit  Delpech,  die 
Erkrankungen  der  Arbeiter  bei  der  Fabrikation  der  Chromverbindungen ,  gab  ein 
verbessertes  Verfahren  beim  Beizen  der  Haare  behufs  Verfilzung  derselben  an  und 
schrieb  einen  wichtigen,  in  das  Bulletin  de  Instruction  publique  aufgenommenen 
Bericht  über  den  Unterricht  in  der  Gymnastik  in  den  Schulen. 

Dumontpallier  in  Gaz.  des  h5p.  1882,  pag.  862.  —  Lagnean  im  Bullet,  de 
TAcad.  de  m6d.  46.  anii6e,  2.  S6r.,  T.  XI,  pag.  1037.  G. 

Hillary,  William  H. ,  ausgezeichneter  englischer  Praktiker,  lebte  in 
der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts.  Er  prakticirte  zuerst  als  Arzt  in  Bath,  hielt 
sich  von  1752  bis  etwa  1758  in  den  englischen  Colonien  (speciell  auf  der  Insel 
Barbadoes)  auf  und  Hess  sich  nach  seiner  Rückkehr  in  London  nieder,  wo  er  am 
27.  August  1763  starb.  Er  verfasste:  „Rational  and  mechanical  essay  on  the 
small-pox"  (London  1735;  1740)  —  „An  inquiry  into  the  medical  virtues  of 
Lincomb  spa  water,  near  Balh"  (Ebenda  1743)  —  „Observations  on  the  changes 
of  the  air  and  the  concomitant  epidemical  diseases  of  the  island  of  Barbadoes, 
10  which  is  added  a  treatise  on  the  putrid  bilious,  cummonly  called  the 
yellow  fever**  (Ebenda  1759)  —  »The  nature,  properties  and  laws  of  motion  of 
Jire  discocered  and  demonstrated  by  observations  and  experiments**  (Ebenda 
1760)  —  „Inquiry  into  the  means  of  improving  medical  knowledge  etc.** 
(Ebenda  1760). 

Dict.  bist,  m,  pag.  133.  Pgl. 


208  HILLE.  —  HILSCHER. 

Hille,  Martin  vanH.,  zu  Antwerpen,  war  daselbst  1633  geboren,  war 
zuerst  Chirurg  der  holländischen  Marine  ^n  Bord  des  vom  Admiral  Tromp 
befehligten  Schiffes.  In  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt,  erwarb  er  sich  den  Ruf 
eines  geschickten  Operateurs,  war  Licentiat  der  Medicin  und  wurde  Mitglied  des 
CoUegiums  der  Aerzte  daselbst.  Er  publicirte  u.  d.  T. :  „  Tooneel  der  Chirurgie'^ 
(Antwerpen  1706)  ein  geschätztes  Handbuch  der  Chirurgie,  dem  eine  Abhandlung 
über  die  Syphilis,  mit  sehr  richtigen  Ideen  über  Symptome  und  Behandlung  dieser 
Krankheit,  folgte.    Er  starb   1706.  van  den  Corpuf. 

Hille,  Karl  Christian  H. ,  zu  Dresden,  war  am  4.  Juli  1794  zu 
Obermoschel  im  bayerischen  Rheinkreise  geboren,  wurde  zu  Leipzig  1817  mit  der 
„Diss,  inaug.  exhibens  deformattonis  partium  genüalium  externarum  descrtp- 
tionem"  Doctor,  veranstaltete  folgende  üebersetzungen  aus  dem  Französischen: 
R.  B.  Sabatier,  Operative  Chirurgie,  herausg.  von  L.  J.  Sanson  und  L.  J.  Begin 
(Dresden  1826);  EsQumoL,  Pathologie  und  Therapie  der  Seelenstörungen,  mit 
Zusätzen  von  J.  C.  A.  Heinäoth  (Leipzig  1827) ;  Portal,  üeber  Epilepsie  (Leipzig 
1828)  und  schrieb:  „Das  Dampfbad ,  seine  Einrichtung,  ....  mit  Bezug  auf 
die  Anstalten  in  Dresden  dargestellt^  (Dresden  und  Leipzig  1829,  m.  2  Taff.). 
1830  wurde  er  Arzt  am  königl.  Krankenstift,  beobachtete  1831  im  Auftrage 
seiner  Landesregierung  die  Cholera  in  Warschau  und  gab  heraus:  „Beobachtungen 
über  die  asiatische  Cholera,  u.  8.  w  "  (Leipzig  1831).  Weiterhin  publicirte  er: 
„Das  königl.  Krankensttß  zu  Dresden,  nach  seiner  Geschichte,  Einrichtung 
und  seinen  Leistungen  dargestellt"  (Dresden  und  Leipzig  1833)  —  „Die  Heil- 
quellen Deutschlands  und  der  Schweiz.  Ein  Taschenbuch,  für  Brunnen-  und 
Badereisende  bearbeitet"  (2  Thle.,  Leipzig  1837,  38).  Er  war  auch  Mitarbeiter 
am  Summarium  der  Medicin  seit  1828. 

Callisen,  Vni,  pag.  508;  XXVHI,  pag.  530.  G. 

*  Hiller,  Arnold  H. ,  zu  Breslau,  ist  geboren  am  22.  December  1847 
zu  Seehaasen  in  der  Altmark  als  jüngster  Sohn  des  ELreisphysicus  und  Sanitätsraths 
Dr.  H.,  war  ein  Zögling  des  medicinisch-chirurgischen  Friedrich  Wilhelms-Instituts 
zu  Berlin,  Schüler  von  VmcHOW  und  Traube,  später  Leydbn,  wurde  1871 
Doctor,  war  von  1880 — 82  Assistent  an  Leyden's  Klinik  zu  Berlin,  habilitirte 
sich  daselbst  1883  für  innere  Medicin,  wurde  als  Stabs-  und  Bataillonsarzt  nach 
Breslau  versetzt  und  habilitirte  sich  1884  als  Privatdocent  für  innere  Medicin  an 
der  dortigen  Universität.  Er  veröffentlichte  bald  nach  Beendigung  seiner  Univer- 
sitätsstudien eine  Reihe  kritischer  und  experimenteller  Arbeiten  zur  Bakterienfrage 
und  über  Fäulniss,  polemisirte  (1874 — 78)  gegen  die  damals  üblichen  Methoden 
der  Erforschung  pathogener  Organismen,  veröffentlichte  1879:  „Die  Lehre  von 
der  Fäulniss"  (Berlin)  und  seit  1880  mehrere  Arbeiten  klinisch  -  medicinischen 
Inhalts  in  den  Charit^  -  Annalen  und  der  Zeitschrift  ftlr  klinische  Medicin. 
Bemerkenswerth  ist  eine  grössere  Arbeit :  ;,  lieber  Lungensyphilis  und  syphilitische 
Phthisis"  (Charitö-Annalen ,   1884,  m.  2  Taff.).  Red. 

Hilscher,  Simon  Paul  H. ,  deutscher  Arzt,  geboren  zu  Altenburg  am 
12.  August  1682 ,  begann  im  Alter  von  18  Jahren  das  medicinische  Studium  in 
Jena,  wo  er  1705  zum  Mag.  art.  ernannt  wurde.  Nachdem  er  dann  einige  Zeit 
in  Leipzig  zugebracht  hatte,  kehrte  er  nach  Jena  zurück,  wo  er  ausserordentlicher 
Professor  und  1723  ihm  eine  ordentliche  Professur  übertragen  wurde.  Er  starb 
am  20.  December  1748.  Seine  Schriften  bestehen  nur  aus  Dissertationen,  Pro- 
grammen nnd  kleineren  Abhandlungen,  deren  Gesammtzahl  etwa  92  beträgt.  Wir 
nennen  hier  nur  die  auf  Epidemiologie  bezüglichen  als  die  wichtigeren:  „Diss, 
de  morbo  castrensi  epidemico  ab  iniiio  veris  a.  1735  in  castris  ad  Rhenum 
et  in  viciniis  grassato"  (Jena  1736)  —  „De  morbillis"  (Ebenda  1739)  —  „De 
peste'^  (Ebenda  1740)  —  „De  febribus  malignis  in  regione  Roemhüden^i  a 
mense  Decembri  a.  1740  ad  August,  a.  1741  grassatis"  (Ebenda  1741). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  195—198.  Pgl. 


HILTON.  —  HIMLY.  20§ 

Hilton,  John  H. ,  zu  London,  war  1804  geboren,  studirte  im  Gny's 
Hospital,  wnrde  1827  Member  des  College  of  Snrgeons,  wnrde  dann  bei  dem 
vorgenannten  Hospital  mit  21  Jahren  Prosector  und  nacheinander  Assistant  Surgeon, 
Docent  und  Surgeon  und  schied  als  (Consulting  Surgeon  aus  demselben  aus.  Seine 
ersten  Schriften  waren:  „A  system  of  operative  surgery;  etc."  (London  1835)  — 
ßn  the  dütributton  and  prohahle  function  of  the  auperior  and  recurrent 
laryngeal  nerves"  (Ebenda  1838)*  Es  folgte  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  den 
von  ihm  mitredigirten  Guy's  Hosp.  Reports ,  in  den  Med.-Chirurg.  Transact. ,  iA 
der  Lancet  u.  s.  w.  Im  College  of  Snrgeons  nahm  er  eine  hervorragende  Stellung 
ein,  wurde  1854  zimi  Mitgliede  des  Council  und  1859  zum  Professor  der  mensch- 
lichen Anatomie  und^  Chirurgie  bei  demselben  ernannt.  Während  er  diesem  Amte 
vorstand,  hielt  er  in  den  Jahren  1860,  61 ,  62  eine  Reihe  von  vortrefflichen 
Vorlesungen  über  Schmerz  und  den  Einfluss  physiologischer  und  mechanischer 
Rnhe  bei  der  Behandlung  chirurgischer  Krankheiten,  die  er  zusammen  in  der 
Schrift ,  die  in  kurzer  Zeit  3  Auflagen  erlebte :  „  On  the  influence  of  mechanical 
and  phystological  reet  in  the  treatment  of  accidenta  and  aurgical  diseases  and 
the  diagnostic  value  of  pain  etc."  (London  1863;  u.  s.  w.)  herausgab.  1867 
hielt  er  die  HuNTER*sche  Rede  und  war  Präsident  des  College,  an  dessen  Angelegen- 
heiten er  stets  das  regste  Interesse  nahm,  wobei  er  ein  grosses  Yerwaltungs- 
talent  entwickelte.  Er  war  Surgeon-Extraordinary  der  Königin  und  Präsident  der 
medicinischen,  der  pathologischen  und  der  neuen  Sydenham-Gesellschaft  gewesen, 
ebenso  wie  er  bei  der  Versammlung  der  British  Medical  Association  in  London 
1873  Präsident  der  chirurgischen  Section  war.  Er  starb  am  14.  September  1878 
auf  seinem  Landsitze  Hedingham  House ,  Clapham. 

Proceed.  of  the  Roy.  Med.  and  Chir.  Soc.  of  Lond.  Vni ,  1879,  pag.  388  (nicht 
zugänglich).  —  British  Med.  Jonm.  1878 ,  11 ,  pag.  456.  —  Lancet.  1878 ,  II,  pag.  460.  — 
Med.  Times  and  Gaz.  1878,  H,  pag.  422.  Gurlt. 

Himly,  Karl,  Professor  der  allgemeinen  Heilkunde  und  Ophthalmologie 
zu  Göttingen,  war  geboren  am  30.  April  1772  zu  Braunschweig.  Er  besuchte 
1790  das  anatomisch-chirurgische  Collegium  daselbst  und  verliess  es  1792,  um  seine 
Studien  in  Göttingen  unter  Righteb  fortzusetzen.  Nach  Beendigung  derselben 
wurde  er  1795  zum  Professor  der  medicinisch-chirurgischen  Klinik  in  Braunschweig 
ernannt,  welche  Stellung  er  im  Jahre  1801  mit  der  Professur  für  innere  Medicin  in 
Jena  vertauschte.  Im  Jahre  1803  wurde  er  als  Director  des  akademischen  Hospitals 
in  Göttingen  berufen,  welche  Stellung  er  bis  zu  seinem  Lebensende  inne  hatte.  Er 
ertrank  in  der  Leine  am  22.  März  1837.  H.  war  der  Erste,  welcher  bereits 
im  Jahre  1803  theoretischen  und  praktischen  Unterricht  in  der  Augenheilkunde 
ertheilte.  Die  Einführung  der  Pupillen  erweiternden  Mittel  in  die  Augenheilkunde 
ist  sein  Verdienst.  Im  Verein  mit  J.  A.  Schmidt  gab  er  die:  „Ophthalmologische 
Bibliothek",  von  welcher  1802 — 1807  drei  Bände  erschienen,  heraus,  an  diese 
sehlossen  sich  noch  zwei  1816  und  1819  von  H.  allein  veröffentlichte  Hefte: 
„Bibliothek  für  Ophthalmologie"  an.  Von  seinen  sonstigen  Schriften  mögen 
folgende  noch  Erwähnung  finden :  j^Ophthalmologische  Beobachtungen  und  Unter- 
suchungen" (Bremen  1801)  —  „Lehrbuch  der  praktischen  Heilkunde"  (Göttingen 
1807)  —  „Einleitung  in  die  Augenheilkunde"  (Jena  1806).  Ausserdem  gab 
er  in  Verbindung  mit  Hüfeland  das  „Journal  für  praktische  Heilkunde"  vom 
Jahre  1809 — 14  heraus.  Sein  in  grossem  Massstabe  angelegtes  und  mit  bewundems- 
werthem  Fleisse  bearbeitetes  Lehrbuch  der  Augenheilkunde:  „Die  Krankheiten 
und  Missbildungen  des  menschlichen  Auges  und  deren  Heilung"  (2  Bde.,  Berlin 
1842 — 43)  ist  nach  den  hinterlassenen  Papieren  und  mit  Zusätzen  vermehrt  von 
seinem  Sohne  E.  A.  W.  Himly  veröffentlicht  worden. 

Hirsch,  Geschichte  der  Ophthalmologie.  Handbuch  der  ges.  Angenheilkimde. 
Herausgegeben  von  A.  Graefe  und  Th.  Saemisch,  Bd.  VII,  Cap.  XIV.       Horstmann. 

Himly,  Ernst  August  Wilhelm,  Professor  za  Göttingen,  Sohn  des 
Vorigen ,  geboren  am  14.  December  1800  zu  Braunschweig,  besuchte  die  Gymnasien 

Biogr.  Lexikon,  m.  A 


810  HIMLY.  —  HINRICHS. 

zu  Holzmioden  und  Gröttingeu  und  widmete  sich  an  letzterem  Orte  den  medici- 
nischen  Studien.  Im  Jahre  1823  promovirte  er  in  Göttingen  und  erhielt  durch 
seine  Arbeit:  „Gommentatio  de  cachexiis  et  cacochymiia"  (OöttiDgen  1823)  den 
akademischen  Preis.  Nach  mehrjährigen  wissenschaitlichen  Reisen  habilitirte  er 
sich  in  Göttingen  1825  fttr  Physiologie,  vergleichende  Anatomie  und  gerichtliche 
Medicin.  1832  wurde  er  zum  ausserordentlichen  Professor  ernannt.  Er  starb  in 
Göttingen  am  16.  Februar  1881.  Ausser  dem  oben  erwähnten  yon  ihm  edirteu 
qehrbuche  der  Augenheilkunde  seines  Vaters  veröffentlichte  er:  „Beiträge  zur 
Anatomie  und  Physiologie*^  (2  Lieferungen,  Hannover  1829 — 1831)  —  „Ein- 
leitung in  die  Physiologie  des  Menschen^  (Göttingen  1835)  und  verschiedene 
Uebersetzungen  ausländischer  naturwissenschaftlicher  Werke.  Horstmann. 

Hlmsel ,  G  e  b  h  a  r  d ,  Arzt  und  Mathematiker,  zu  Magdeburg  1 603  geboren, 
studirte  Arzneikunde,  war  Conrector  in  Tangermttnde,  wurde  Dr.  med.,  ging 
1632  als  Lehrer  der  Mathematik  an  das  Gymnasium  zu  Reval;  1633  reiste  er 
nach  Abo,  um  sich  weiter  in  der  Medicin  auszubilden,  1634  kehrte  er  nach 
Reval  zurück,  wurde  Stadtphysicus  und  Director  der  Stadtbefestigungen.  Er  starb 
in  Reval  am  7.  Januar  1676.  Hat  verfasst:  „Florilegium  förtificcUorium*'  (Reval 
1647,  4.)  u.  s.  w. 

Hünsel,  Nicolaus  von,  geboren  zu  Riga  als  Sohn  des  Arztes  Joachim 
Gebhard  H. ,  am  16./27.  October  1729,  studirte  Medicin  in  Königsberg  von 
1747  an,  seit  1752  in  Göttingen,  woselbst  er  am  11.  September  1757  DK  med.  wurde 
(„Diss,  inaug.  med.  de  victu  salubri  ex  animalibus  et  vegetabilibus  temper ando^J, 
Dann  machte  er  zwei  Jahre  lang  grosse  Reisen,  war  in  Petersburg^  Moskau, 
Deutschland,  Frankreich,  England,  der  Schweiz  u.  s.  w.  Nach  Riga  zurückgekehrt, 
liess  er  die  Praxis  bei  Seite  und  widmete  sich  dem  Bücherstudium.  Er  starb  schon 
am  10.  December  1764,  sein  Vermögen  wurde  zu  wohlthätigen  Stiftungen  ver- 
wandt; seine  Bibliothek,  .eine  reiche  Naturaliensammlung  erhielt  die  Stadt  Riga. 
Auf  der  Riga'schen  Stadtbibliothek  sind  handschriftlich  die  Schilderungen  seiner 
Reisen  in  vier  starken  Bänden  aufbewahrt. 

V.  Becke-Napiersky,  II,  pag,  309—311.  —  Beise,  pag.  272  ff. 

L.  Stieda. 

Hinderer,  Georg  Conrad  H. ,  geboren  in  Giessen  am  17.  November 
1751,  studirte  Medicin  und  promovirte  1794  in  seiner  Vaterstadt.  Von  1776  bis 
1788  war  er  Stadtphysicus  in  Brankenstein ,  ging  dann  nach  Giessen  und  von  da 
1792  nach  Butzbach.  Hier  starb  er  am  17.  Juli  1794.  Ausser  seiner  Diss. : 
„De  geranio  robertiano",  gab  er  Johann  Ernst  Neübaukr's:  „Opera  omnia 
anatomica**  heraus  (Frankfurt  und  Leipzig  1786)  und  übersetzte  in's  Deutsche 
den  Tractat  über  das  Fieber  von  Borsieri  (Giessen  1785),  sowie  Desselben  Ab- 
handlung  über   febrile   Exantheme   (Frankfurt  und  Leipzig  1789 — 90;    3  voll.}. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  199.  Pagel. 

Hinds,  William  H.,  zu  Birmingham,  geboren  1811,  lag  dem  Studium 
der  Medicin  am  Queen's  College  und  am  Queen's  Hospital  in  seiner  Vaterstadt 
ob,  wurde  Member  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  im  Jahre  1844  und  drei  Jahre  darauf 
Dr.  med.  am  Eing's  College  zu  Aberdeen.  Länger  als  25  Jahre  war  er  Professor 
der  Botanik,  auch  Secretär  der  medicinischen  Professoren  des  Queen's  College  und 
prakticirte  zugleich  einige  Zeit  an  dem  jetzt  nicht  mehr  bestehenden  Town  Infirmary. 
Sein  Hauptwerk  ist ;  ^  The  harmonies  of  physical  science  in  relgtion  to  the- 
higher  sentiments^.  Ausserdem  lieferte  er  mehrere  Beiträge:  lieber  Pericarditts 
und  andere  medicinische  Gegenstände.     Er  starb  am  18.  October  1881. 

British  Medical  Jonmal.  1881,  H,  pag.  836.  Wem  ich. 

^Hinrichs^  Gustav  H.,  geboren  in  Lunden,  einem  Flecken  in  Schleswig- 
Holstein  (Kreis  Norderdithmarschen) ,  am  2.  December  1836,  besuchte  die  poly- 
technische Schule   und  die  Universität  zu  Kopenhagen,  ging  dann  nach  Amerika, 


HINKICHS,  —  HINTON.  211 

wo  er  1872  Yon  dem  Mo.  Med.  Coli«  in  St.  Louis  honoris  causa  zum  Dr.  med. 
ernannt  wurde  und  sich  später  in  Jowa  (im  Staate  Jowa)  niederliess.  H.  prakticirt 
nicht,  sondern  beschäftigt  sieh  ausschliesslich  mit  chemischen  und  mathematisch- 
physikalischen  Forschungen.  Von  seinen  ebenso  bedeutenden  wie  zahlreichen 
Arbeiten  nennen  wir  folgende:  „Die  elektromagnetische  Telegrapkie,  sammt 
im  nothigen  Kenntnissen  aus  der  Physik,  leichtfasslich  toissenschaftlich 
dargestellt,  etc.**  (Hamburg  1856)  —  „Bemis  for  Netcton^s  Binomialformel" 
(Matfaematisk  Hdsskrift,  Ejöbenhavn  1860)  —  „Fem  Lote  af  den  kosmische 
Physik"  (Porhandlinger  ved  Skandinar.  Naturf.  VIT.  Mode  1860)  —  „Der 
Erdmagnetismus  als  Folge  der  Bewegung  der  Erde  im  Aether"  (Eopes^ 
hagen  1860)  —  „Density,  relation  and  relative  age  of  the  planets,  etc.**  (Am. 
Jonm.  of  science,  1864)  —  „Magnetic  period  depending  an  the  suns  rotation" 
(ib.,  vol.  XXXVIII,  1864)  —  „Distribution  of  the  dark  lines  in  the  spectra 
of  the  Clements"  (ib.)  —  „IrUroduction  to  the  mathematical  principles  of  the 
mehular  theory"  (ib.  1865)  —  ,f Programm  der  Atommechanik  oder  die  Chemie 
eine  Mechanik  der  Phantome"  (Jowa  City  1867)  —  „Zur  Analyse  der  Stein- 
hohlen"  (Fresenius'  Zeitschr.  f.  analytische  Chemie,  1869)  —  „Eine  einfache 
Schwefelicasserstoff'Beagentienßasche"  (ib.  1869)  etc.  etc.  Im  Ganzen  hat  H., 
der  zur  Zeit  Professor  der  Physik,  Chemie  und  Tozicologie  an  der  Jowa  State- 
Universität  ist,  etwa  60  Schriften  veröffentlicht,  in  denen  er  Gegenstände  aus 
der  Chemie,  Mineralogie,  physikalischen  und  mathematischen  Geographie  und 
Physik  behandelt. 

Atkinson,  pag.  619.  Pgl. 

Hinterberger ,  J  o  s  e  p  h  H. ,  zu  Linz ,  war  zu  Kleinmttnster  bei  Linz 
am  6.  Juni  1795  geboren,  wurde  1818  Professor  der  Geburtshilfe  am  Lyceum 
zu  Innsbruck  und  1822  zu  Linz.  Er  veröffentlichte:  „Beiträge  zu  den  Rück- 
gratskrankheiten"  (Med.-chir.  Ztg.,  1828)  —  „Rückgratskrankheiten  unter  der 
Form  von  Kindbettfieber  u,  s,  w."  (Hufeland's  Journal,  1830)  —  „Mehrere 
Geschichten  von  vrichtigen  Krankheitsfällen;  u.  s.  w,"  (Heidelberger  klinische 
Amialen,  V)  —  „Abhandlung  über  die  Entzündung  des  Rückenmarks  und 
Beiträge  zur  Erforschung  der  Cholera  morbus,'  u,  s.  w."  (Linz  1831)  — 
„Beobachtungen  über  den  Scharlach  mit  Entzündung  des  Rückenmarks,  des 
Herzens,  der  Aorta,  der  Hohladern  u,s,w."  (Ebenda  1833)  —  „Beobachtungen 
über  die  Schwangerschaß  ausser  der  OebärmtUter"  (Wien  1835).  1839  wurde 
er  m  Wien  Dr.  chir.  honor.  Er  schrieb  auch  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  den 
Med.  Jahrbb:  des  k.  k.  österr.  Staates ,  in  v.  Geaefb's  und  v.  Waltheb's  Journal, 
im  Snmmarium  der  Med.  und  in  der  SaJzburger  med.-chir.  Zeitung.  Sein  Tod 
erfolgte  am  18.  April  1844. 

V.  Wurzbach,   IX,  pag.  41.  —  Callisen,  Vm.  pag.  526;  XXVIII,  pag.  537. 

G. 

Hinton,  James  H. ,  hervorragender  englischer  Ohrenarzt  und  auch  als 
Philosoph  geschätzt,  starb  am  16.  December  1875.  Er  begann  seine  Studien 
1843  und  liess  sich,  nachdem  er  1848  zu  London  an  dem  College  of  Surgeons 
sem  Examen  absolvirt,  daselbst  als  Arzt  nieder.  Die  allgemeine  Praxis  entsprach 
jedoch  nicht  seinen  Neigungen  und  zog  er  sich  für  längere  Zeit  aus  derselben 
zurück ,  um  sich  ganz  seinen  philosophischen  Arbeiten  zu  widmen,  welche  in  ver- 
schiedenen Werken,  wie:  „Man  andhis  dwelling  place"  —  »Life  in  nature"  etc. 
ibren  Ausdruck  fanden.  Erst  später  beschäftigte  er  sich  eifrig  mit  Ohrenheilkunde 
und  hatte  das  Glück,  Assistent  und  Freund  Joseph  Toynbee's  zu  werden.  Als 
Dieser  1866  starb,  übernahm  H.  dessen  Praxis  und  wurde  am  Guy 's  Hespital 
Lehrer  der  Ohrenheilkunde,  welche  Stellung  er  15  Jahre  inne  hatte.  Im  Jahre 
1874  zog  er  sich  ganz  aus  seiner  ärztlichen  Stellung  zurück  und  begab  sich  auf 
seinen  Landsitz  zu  St.  Michaels  (Azoren),  wo  er  auch  starb.  Ausser  vielen  in 
den  Journalen  zerstreuten   Aufsätzen   über  Ohrenheilkunde   erschienen   von   ihm: 

14* 


212  HINTON.  —  HIPPOKBATES. 

„The  questtons  of  aural  aurgery^  (London  1874)  und:  „Atlaa  of  the  membranä 
tympani ,  with  descripttve  text,  being  ültistrationa  of  diseases  of  the  ear" 
(London  i874).  ^  L^^^,. 

Hinze,  Angust  Heim  bert  H.,  geboren  zn  Braunschweig  am  29.  September 

1765,    promovirte   zu   Helmstädt   am    16.  December  1788   mit   der  Dm.:    „De 

morbülis^,  war  seit  1788  Arzt  zu  Königslutter,  dann  Landphysicus  zu  Calvörde 

im  Braunschweig'schen  und  seit  1793  wirklicher  Leibarzt  des  Reichsgrafen    von 

Hochberg-Fürstenstein  zu  Fflrstenstein  bei  Schweidnitz  in  Niederschlesien. 

Später  Hess  sich  H.  in  Waidenburg  i.  Schi,  nieder,  wo  er  am  23.  December  1832 

starb.    Von  Schriften  H.'s  sind  zu  nennen :  „  Versuch  eines  systematischen  Orund- 

risses  der  theoretischen  und  praktischen  Oeburtshilfe^  (Stendal,  I,  1791 ;  H,  1792) 

' —  „Beiträge  zur  Arzneiwissenschaft  und  Oeburtshilfe*'  (Heft  I,  Stendal  1793)  — 

„Lexikon  aller  herzoglich  braunschweig* sehen  Verordnungen,  welche  die  medl- 

cinische  Polizei  betreffen"  (ib.  1793)  —  ;,  Versuch  einer  chronologischen  Ueber- 

sicht  aller  für  die  Geburtshilfe  erfundenen  Instrumente"  (Liegnitz  und  Leipzig 

1794)  —  „Auch  ein  Wort  über  Kuhpocken  und  deren  Impfung"  (Berlin  1801)  — 

„Kleine   Schriften   medicinischen ,    chirurgischen  und   hebeärztlichen   Inhalts" 

(Liegnitz  und  Leipzig  1802)  —  „Altwasser  und  seine  Heilquellen"  (Breslau  1805)  — 

„Kleine  Aufsätze  aus  dem  Gebiet  der  Medidn,    Chirurgie  und  Geburtshilfe" 

(ib.   1806)    —    „Probe   einer  Uebersetzung   der  Aphorismen   des  Hippokrates" 

(Stendal    1807)    und   verschiedene,    überaus    zahlreiche   Einzelaufsätze    in    vielen 

Journalen  —  Callisen   zählt,  ausser  den  genannten,    noch  78  Arbeiten  von  H. 

auf  —   über   alle    Gebiete   der  Medicin,    besonders    der    gerichtlichen    und    der 

Sanitätspolizei. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  199.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  10,  1832,  H 
pag.  828.   —Callisen,  Vm,  pag.  526—535 ;  XXVHI,  pag.  538.  p  g  j . 

""Hippel,  Arthur  von  H. ,  aus  Fischhausen  (Domäne  im  preussischen 
Samlande)  gebürtig,  am  24.  October  1841  geboren,  in  Königsberg,  Berlin,  Wflrz- 
bürg  und  Wien,  hauptsächlich  aber  durch  J.  Jacobson  und  Ablt  ausgebildet, 
promovirte  1864,  wirkt  als  Professor  der  Ophthalmologie  in  Oiessen  seit  1879. 
Seine  hauptsächlichsten  Arbeiten  sind :  „  lieber  die  Wirkung  des  Strychnins  auf 
das  gesunde  und  kranke  Auge"  (Berlin  1873)  —  „lieber  den  Einfluss  der 
Nerven  auf  die  Höhe  des  intraocularen  Drucks"  (mit  Grünhaqen,  V.  Geaefe's 
Archiv,  XIV,  XV,  XVI)  —  •„  lieber  die  operative  Behandlung  totaler  stationärer 
Hornhauttrübungen"  (Ebenda,  XXIII)  —  „lieber  einseitige  Farbenblindheit" 
(Ebenda  XXVH).  Wem  ich. 

Hippokrates.  Diesen  Namen  führen  sieben  griechische  Aerzte  des  Alter- 
thums,  welche  in  der  Zeit  zwischen  dem  6.  und  3.  Jahrhunderte  v.  Chr.  gelebt, 
und  von  welchen  zum  mindesten  vier,  in  einem  nahen  verwandtschaftlichen  Ver- 
hältnisse stehend ,  einer  Asklepiaden-Familie  angehört  haben : 

Hippokrates  I,  Sohn  des  Gnosidicus,  ein  Zeitgenosse  von  Mil- 
tiades  und  Themistokles. 

Hippokrates  II,  Enkel  des  Erstgenannten,  Sohn  des  Heraklides 
und  der  Phänarete. 

Hippokrates  lU,  Enkel  von  Hippokrates  II  und  Sohn  von 
Thessalus,  Leibarzt  des  Königs  Archelaus  von  Macedonien. 

Hippokrates  IV,  ebenfalls  ein  Enkel  von  H.  II,  am  macedonischen 
Hofe  lebend  und  Leibarzt  der  Königin  Rhoxane,  Gemahlin  Alexander's  des 
Grossen,  Sohn  von  Drakon. 

Die  Söhne  von  Hippokrates  H,  Thessalus  und  Drakon,  gehörten 
als  Aerzte  ebenfalls  der  Asklepiaden-Zunft  an,  ebenso  Polybos,  Gemahl  einer 
Tochter  von  Hippokrates  II,  einer  der  bedeutendsten  Aerzte  jener  Zeit  und 
Verfasser  mehrerer   der   in  der  Hippokratischen  Sammlung    enthaltenen  Schriften. 


HIPPOKBATES.  S^13 

Jjeher  die  Bedeutung,  welche  diesen  Männern  in  ihren  Leistungen  als  Aerzte  und 
Schriftsteller  zukommt,  Iftsst  sich  nicht  urtheilen,  da  fast  alle  Mittheilungen, 
welche  wir  über  die  Lebensverhältnisse  und  die  Wirksamkeit  derselben  besitzen, 
aus  einer  viel  späteren  Zeit  stammen  und  auf  grösstentheils  unzuverlässigen  Tradi- 
tionen beruhen ;  nur  so  viel  lässt  sich  mit  Sicherheit  sagen,  dass  der  bei  Weitem 
hervorragendste  Arzt  in  jener  Familie  Hippokrates  II  gewesen  ist,  an  dessen 
Namen  sich  eine  der  bedeutendsten  Entwicklungsphasen  in  der  Geschichte  der 
alten  griechischen  Medicin  knttpft.  —  Die  wenigen,  einigermassen  sicheren 
Notizen  Aber  die  Lebensverhältnisse  dieses  Mannes  lassen  sich  in  folgendes  Bild 
zusammenfassen : 

Hippokrates,  Sohn  des  Asklepiaden  Heraklides,  ist  im  Jahre 
460  V.  Chr.  auf  der  Insel  Kos  (dem  jetzigen  Stanco)  geboren.  Von  seinem  Vater, 
dem  Gebrauche  der  Asklepiaden  gemäss ,  durch  praktischen  Unterricht  in  die  Heil- 
kimst  eingeführt,  ging  er  nach  dem  Tode  desselben  nach  Athen  und  wurde  hier 
des  Unterrichtes  in  der  Chirurgie  bei  dem,  von  ihm  übrigens  sehr  scharf  und 
abfällig  benrtheilten ,  Gymnasten  Herodikus  theilhaftig;  auch  soll  er,  wie  es 
heisst,  den  Bruder  dieses  Gynmasten,  den  berühmten  Sophisten  Gorgias  von 
Leontini,  zum  Lehrer  in  der  Philosophie  gehabt  haben.  Später  lebte  H.  wahr- 
scheinlich mehrere  Jahre  in  seiner  Heimath  und  begab  sich  alsdann  nach  Thessalien, 
wo  er,  als  Periodeut,  an  zahlreichen  Orten,  in  Larissa,  Meliboea,  Eranon, 
Eyzikos  u.  a. ,  vorzugsweise  aber  auf  der  Insel  Thasos  prakticirt  und  von  wo 
ans  er  einen  Theil  Scythiens  und  die  an  dem  Pontus  und  Möotischen  See  gelegenen 
Landstriche  bereist  hat,  auch  nach  Kleinasien  (nach  der  Angabe  von  Galrnos 
mehrmals  nach  Smyma),  vielleicht  selbst  nach  Egypten  (Libyen)  gekommen  ist.  — 
Die  letzten  Jahre  seines  Lebens  hat  er  in  Larissa  zugebracht ,  und  hier  ist  er  in 
der  Zeit  zwischen  370 — 380,  wahrscheinlich  im  Jahre  377,  gestorben;  sein 
Grabmal ,  das  noch  zu  Galenos'  Zeiten ,  im  2.  Jahrhundert  n.  Chr. ,  bestanden 
hat,  befand  sich  zwischen  Larissa  und  Gyrton.  — ^  Aus  der  hohen  Verehrung, 
deren  sich  H.  als  Arzt  und  Mensch  bei  seinen  Zeitgenossen  erfreut  hat  —  P 1  a  t  o  n, 
der  seiner  mehrfach  erwähnt,  nennt  ihn  „den  Grossen^'  —  und  aus  der  unbe- 
grenzten Anerkennung,  welche  ihm  die  Nachwelt  zollte,  erklären  sich  zahlreiche 
Anekdoten  über  mehrere  seiner  speciellen  ärztlichen  Leistungen ,  welche  daraufhin 
berechnet  waren,  seinen  Ruhm  zu  erhöhen,  die  aber  durchweg  in  die  Reihe  der 
M&rehen  zu  verweisen  sind;  so  u.  A.  die  Mittheilung,  dass  er  zur  Zeit  der 
Tbnkydideischen  Pest  als  Consulent  nach  Athen  berufen  worden  sei ,  dass  er  als 
Arzt  am  persischen  und  macedonischen  Hofe  gelebt  habe  und  von  den  Fürsten 
mit  Ehren  und  Geschenken  überhäuft  worden  sei,  ebenso  auch  die  Fabel,  dass 
er  von  den  Abderiten  aufgefordert  worden  sei ,  sich  über  den  Gemüthszustand  des 
unter  ihnen  lebenden  Philosophen  Demokritos  gutachtlich  zu  äussern ,  oder  — 
wie  die  Fabel  anders  lautet  —  dass  er  diesen  Philosophen  besucht  habe,  um  sich 
mit  der  Lehre  desselben  bekannt  zu  machen.  Uebrigens  ist  H.  auch  dem  Schicksale 
nieht  entgangen,  das  alle  grossen  Männer  getroffen  hat,  dem  Schicksale,  in 
miwürdiger  Weise  verdächtigt  zu  werden ;  man  erzählte ,  er  habe  den  Tempel  des 
Aesknlap  auf  Kos  in  Asche  gelegt,  um  die  in  demselben  auf  Votivtäfelchen  auf- 
bewahrten medicinischen  Erfahrungen  zu  vernichten  und  die  Welt  glauben  zu 
machen,  dass  er  die  in  seinen  Schriften  niedergelegten  Kenntnisse  aus  eigener 
Erfahrung  geschöpft  habe  —  eine  Verdächtigung,  die  bekanntlich  auch  gegen 
Avicenna  ausgesprochen  worden  ist,  der  aus  ähnlichen  selbstsüchtigen  Motiven 
die  Bibliothek  des  Sultans  von  Bokhara  in  Brand  gesetzt  haben  soll.  —  Die  einzig 
snverlässige  Quelle,  aus  welcher  ein  sicheres  Urtheil  darüber  gewonnen  werden 
kann,  was  H.  als  Arzt  geleistet,  welchen  Einfluss  er  auf  die  Vervollkommnung 
der  Heilknnst  ausgeübt  hat ,  bieten  die  von  ihm  hinterlassenen  Schriften  und  auch 
diese  Quelle  ist  sehr  getrübt,  da  selbst  die  sorgfältigste  Kritik  nicht  mit  voller 
Sicherheit  zu  entscheiden  vermag ,  welche  in  den  unter  seinem  Namen  erschienenen 
Schriften ,  die  von  alexandrinischen  Aerzten  in  kritikloser  Weise  zusammengetragen 


214  HIPPOKRATES. 

und  als  „Opera  magni  Hippocratis^  veröffentlicht  worden  sind,  ihm  eigenthflmlieh 
angehören ,  und  da  es  zudem  fraglieh  bleibt ,  ob  die  wenigen ,  mit  gutem  Grunde 
als  „echt-hippokratisch^  bezeichneten  Schriften  in  der  Form,  in  welcher  sie  uns 
vorliegen,  von  ihm  verfasst  sind,  oder  später  eine  erhebliche  Umarbeitung  erfahren 
haben.  —  Ohne  Zweifel  hatte  das  reiche  empirische  Material ,  das ,  im  Laufe  von 
Jahrhunderten  auf  verschiedenen  Wegen  gewonnen,  in  der  griechisohen  Medicin 
angehäuft  worden  war ,  schon  vor  dem  Auftreten  von  H.  eine  formale  Bearbeitung 
erfahren ,  und  besonders  unter  dem  Einflüsse  der  alten  Naturphilosophen,  nament- 
lich aus  der  ionischen  Schule,  einen  pseudo-wissenschaftlichen  Charakter  ange- 
nommen. Die  Stellung,  welche  H.  den  hierauf  gerichteten  Bestrebungen  seiner 
Vorgänger  —  der  „alten  Aerzte^,  wie  es  in  seiner  kritischen  Schrift:  „Trepl 
oLpyxirfi  i^rpix^;"  heisst  —  und  seinen  Zeitgenossen  gegenfiber  einnimmt,  ist 
wesentlich  dadurch  charakterisirt ,  dass  er  die  auf  unbefangene  Beobachtung 
begründete,  rationelle  Empirie  als  die  Basis  der  ärztlichen  Kunst  prodamirt  und 
jede  aprioristisohe  Theorie ,  jede  einer  soliden  Begründung  entbehrende  Speculation 
über  medicinische  Fragen  nicht  nur  als  überflüssig,  sondern  auch  als  verderblich 
für  die  richtige  Erkenntniss  der  Objecto  und  für  das  zweckmässige  Heilverfahren 
erklärt.  Er  ist  weit  entfernt  davon  gewesen ,  ein  medicinisches  System  zu  schaffen, 
und  es  ist  ganz  verkehrt,  ihn  als  den  ,, Vater  der  griechischen  Medicin'^  oder 
als  den  Begründer  einer  „wissenschaftlichen"  Heilkunde  zu  bezeichnen.  Man 
macht  dem  würdigen  Arzte  ein  schlechtes  Oompliment ,  wenn  man  rühmend  hervor- 
hebt ,  dass  er  das  Bestreben  gehabt  habe ,  die  medicinische  Kunst  von  der  Philo- 
sophie zu  trennen ;  damit  hätte  er  seiner  Kunst  allerdings  einen  schlechten  Dienst 
geleistet ,  wenn  er  jeder  philosophischen  Reflexion,  d.  h.  jedem  Versuche,  auf  dem 
Wege  des  Nachdenkens  die  sinnlichen  Wahrnehmungen  und  die  davon  abstrahirten 
Erfahrungen  auf  das  Oleichartige  und  auf  ihre  causalen  Beziehungen  zu  einander 
zu  prüfen  und  so  bis  zur  Erkenntniss  der  Principien  vorzudringen,  allen  Werth 
abgesprochen  hätte;  damit  wäre  die  Heilkunst  wieder  auf  das  frühere  Niveau 
eines  roh  empirischen  Handwerks  herabgesunken.  Zunächst  handelte  es  sich  für 
ihn  darum,  die  von  willkürlichen,  aus  der  Naturphilosophie  hergeholten  die  Mediein 
überwuchernden  Voraussetzungen,  welche  sich  in  das  ärztliche  Denken  und  Handeln 
eingeschlichen  hatten,  aus  der  Kunst  zu  verbannen  und  an  ihre  Stelle  eine  rationelle 
Methode  der  Forschung  zu  setzen ,  welche  allerdings  erst  viele  Jahrhunderte  nach 
ihm  ihre  volle  Würdigung  gefunden  und  in  der  That  die  Heilkunde  zu  einer 
Wissenschaft  erhoben  hat.  —  Die  Gründlichkeit  und  Unbefangenheit  in  der 
Beobachtung  am  Krankenbette ,  die  Nüchternheit  in  der  Schlussfolgerung  aus  dem 
Beobachteten  auf  den  Krankheitszustand  und  auf  die  Vorhersage,  die  einsichts- 
volle ,  von  Hypothesen  entfernte  Beurtheilung  der  Krankheitsursachen ,  die  voraus- 
setznngslose  Ableitung  des  Heilverfahrens  aus  der  so  gewonnenen  Erkenntniss  und 
die  richtige  Wahl  der  diesen  Indicationen  entsprechenden  Heilmittel,  deren  Wir- 
kungen nicht  aus  der  Hypothese ,  sondern  aus  der  Erfahrung  zu  beurtheilen  sind  — 
das  ist  der  Standpunkt,  den  H.  in  der  Heilkunst  eingenommen  hat  und  den  die 
einsichtsvollen  Aerzte  aller  Zeiten  an  ihm  bewundert  und  gepriesen  haben  —  eine 
Bewunderung,  welche  bei  vielen  seiner  Verehrer  sich  bis  zur  blinden  Verherr- 
lichung alles  Dessen,  was  er  gedacht  und  gelehrt,  gesteigert,  welche  sie  dahin 
geführt  hat,  seine  Schriften  zu  einer  Art  von  Evangelium  zu  machen,  um  in 
ihnen  jene  Wahrheit  zu  finden,  nach  welcher  sie  gesucht  haben.  —  Von  dem 
zuvor  gezeichneten  Standpunkte  sind  denn  auch  die  den  Namen  von  H.  führenden 
Schriften  auf  ihre  Genuität  zu  beurtheilen. 

Die  Sammlung  der  Hippokratischen  Schriften ,  wie  sie  jetzt  in  mehrfachen 
Ausgaben  edirt  vorliegt,  entspricht  fast  vollständig  der  von  den  alexandrinisoben 
Aerzten  gemachten  Zusammenstellung.  —  Die  ersten  Ausgaben  des  griechischen 
Textes  sind  die  Aldinische  (Venedig  1526)  und  die  von  Cornarcs  besorgte  (kritisch 
besonders  geschätzte)  (Basel  1538);  sämmtliche  späteren  Ausgaben  (mit  Ausnahme 
der  von  Littrr)  enthalten   neben  dem  griechischen  Texte  eine  lateinische  Ueber- 


HIPPOKRATES.  215 

Betznng;  bo  zuerst  die  von  Mebcubialis  (Venedig  1588),  von  FoES  (Frankfurt 
1595,  1621,  1695;  Glenf  1657  (von  Chou£t  besorgt),  sodann  die  sehr  bequeme 
Ausgabe  von  Antonides  van  dbb  Linden  (Lejden  1665,  in  2  Bdn.),  die  Aus- 
gabe von  Ghabtieb  (Paris  1639 — 1679,  13  Folianten),  auch  sämmtliobe  Schrift^ 
Galen's  und  einige  Schriften  von  Obibasios  und  Palladios  enthaltend);  femer 
die  (unvollendet  gebliebene)  Ausgabe  von  Mack  (Wien  1743 — 49,  2  Bde.),  von 
Mebcy  (Paris  1813),  von  Kühn  (Leipzig  1825—27,  3  Bde.),  fast  nur  Abdruck 
der  FOEs'schen  Ausgabe;  von  Littbe  (Paris  1839 — 1861,  10  Bde.),  griechischer 
Text,  mit  französischer  Uebersetzung  —  die  kritisch  vollendetste  Ausgabe  — 
endlich  von  Ebhebins  (Utrecht  1859 — 65,  3  Bde.)  mit  der  lateinischen  Ueber- 
setzung des  Fo£s.  Von  den  selbstständigen  Uebersetzungen  der  gesammelten 
Schriften  des  H.  sind,  abgesehen  von  den  zuvor  genannten,  zu  erwähnen,  die  in's 
Lateinische  von  Cobnabus  (Venedig  1545)  u.  a. ;  in's  Französische  von  Dacieb 
(Paris  1647,  2  voll.)  und  von  Gabdeil,  herausgegeben  von  Toubnon  (Toulouse 
1801,  4  voll.) ;  in's  Deutsche  von  Gbimm  (Altenburg  1781 — 92,  4  Bde.)  unbeendigt, 
in  2.  Auflage  von  Lilienhain  (Glogau  1837—39;  2  Bde.)  herausgegeben.  Von 
den  einzelnen  in  der  Sammlung  enthaltenen  Schriften  existirt  eine  Legion  von 
Ausgaben,  theils  im  Original,  theils  in  Uebersetzungen.  (Ein  Verzeichniss  der- 
selben ,  so  weit  sie  bis  zum  Jahre  1841  erschienen  waren ,  findet  sich  in  CHOüLANTy 
(ieschichte  und  Literatur  der  älteren  Medicin.  I,  Leipzig  1841,  pag.  27 — 37.) 
Wenn  auch  darüber  keine  Frage  besteht,  dass  die  einzelnen  in  der 
Collectio  Hippocratica  erschienenen  Schriften  sowohl  bezüglich  der  Autorschaft, 
wie  der  Zeit,  der  sie  angehören,  sehr  verschiedenen  Ursprunges  sind,  so  ist 
unter  den  Kritikern ,  welche  sich  mit  einer  Sonderung  des  Inhaltes  der  Sammlung 
nach  diesen  Richtungen  hin  beschäftigt  haben,  eine  Uebereinstimmung  der  An- 
sichten bis  jetzt  nicht  erzielt  und  sie  wird  wohl  kaum  jemals  erzielt  werden; 
immerhin  gewährt  der  Inhalt  der  einzelnen  Schriften  und  die  Form,  in  welcher 
sie  abgefasst  sind,  die  Möglichkeit,  sie  nach  gewissen  Ejitegorien  zu  ordnen. 
Die  Gesammtzahl  derselben  beträgt  53;  einzelne  sind  vollständige  Abhandlungen 
Aber  bestimmte  Oegenstände,  andere  tragen  das  Gepräge  von  Lehrbüchern  oder 
Vorträgen ,  oder  auch  nur  Entwürfen  zu  solchen ;  noch  andere  sind  Auszüge, 
Umarbeitungen  oder  Zusammenstellungen  anderer  Arbeiten;  daneben  finden  sich 
kurze  Notizen,  Fragmente,  Briefe,  das  Leben  und  die  Leistungen  H. 's  betreffend 
(absolut  apokrypher  Natur)  u.  s.  f.  —  Einige  dieser  Schriften  sind  wahrscheinlich 
vor-hippokratisch  (so  namentlich  der  berühmte  „opxo;'',  d.  h.  der  Eid ,  welchen  die 
Schüler  bei  ihrer  Anfnahme  in  die  Zunft  der  Asklepiaden  zu  leisten  hatten); 
andere  dürften  als  echte  Schriften  des  H.  angesehen  werden;  sodann  finden  sich 
einige  Arbeiten ,  die  zur  Zeit  des  H.  oder  doch  bald  nach  ihm  aus  der  Eos'schen 
Schule  hervorgegangen  sind ,  darunter  namentlich  einige  aus  der  Feder  de«  Poltbos, 
des  Schwiegersohnes  von  H. ;  femer  Schriften ,  die  ihrem  Inhalte  nach  der  knidischen 
Schule  angehören ,  sodann  einige ,  die  zur  Zeit  des  Aristoteles  oder  erst  in  der 
nach-aristotelischen  2^it  abgefasst,  noch  andere,  die  dem  Alterhum  ganz  unbe- 
kannt gewesen  sind.  —  Ein  weiteres  Eingehen  in  diese  fraglichen  Verhältnisse 
liegt  ausserhalb  der  Grenzen  dieses  biographischen  Artikels;  zur  Vollständigkeit 
desselben  wird  es  genügen,  diejenigen  Schriften  aus  der  Sammlung  namhaft  zu 
machen,  welche,  den  oben  erwähnten  kritischen  Gesichtspunkten  entsprechend, 
als  echte,  wenn  auch  vielleicht  überarbeitete  Schriften  des  H.  selbst  angesehen 
werden  dürfen.  Zu  diesen  gehören:  Trepl  apj^a^Tij;  iTjTptxTj;  (de  prisca  medicina), 
eine  kritische  Behandlung  principieller  Fragen  über  die  Bearbeitung  der  Medicin 
vom  empirischen  und  naturphilosophischen  Standpunkte;  diese  Schrift  wird  von 
jPlaton  im  Phädrus  als  eine  dem  H.  angehörende  rühmlichst  genannt  —  a(popt(7(jLol 
(aphorismi)  in  sieben  Büchern,  kurze  Lehrsätze  über  Aetiologie,  Semiotik,  Prognostik, 
Diätetik  und  Therapie;  die  Echtheit  dieser  Schriften,  über  deren  Authenticität 
bis  in  die  neueste  Zeit  kein  Zweifel  bestanden  hat,  ist  neuerlichst  nicht  ohne 
Grund   in  Frage   gestellt  worden   —  TrpOYvtoffTWcov  (prognostikon),    wie   der  Titel 


gl6  HIPPOKRATES.  —  HIRSCH. 

sagt,  wesentlich  prognostischen  Inhaltes,  eine  der  bei  weitem  bedeutendsten  Ab- 
handlungen in  der  ganzen  Sammlung  —  e?7i^>]{/.i(5v  ßißX^oc  a  xocl  y'  (epidemiorum 
Üb.  I  et  III),  die  zusammengehören  und  nur  zufällig  aus  dem  Zusammenhange 
gerissen  worden  sind ;  sie  enthalten  eine  Schilderung  der  Witterungs-  und  Krank- 
heitsverhältnisse während  dreier  Jahre  auf  der  Insel  Thasos  und  kurze  Mittheilungen 
Aber  dieselben  Verhältnisse  während  eines  vierten  Jahres  an  einem  anderen ,  nicht 
benannten  Orte,  sowie  zahlreiche  interessante  Krankengeschichten.  Die  übrigen 
fünf  Bttcher  (II  und  IV — VII)  gehören  nicht  hierher  —  Trcpl  StaC-nj;  6^&i)v  (de 
ratione  victus  in  acutis  sc.  morbis),  über  die  diätetische  Behandlung  der  acuten 
^ankheiten;  der  Anhang  über  Bäder  u.  s.  w.  gehört  ebenfalls  nicht  hierher  — 
Tuepl  a^pcoVf  uSdcTciiV ,  TÖr.cDV  (de  aöre ,  aquis ,  locis),  höchst  interessante  Zusammen- 
stellung der  Erfahrungen ,  welche  H.  auf  seinen  Reisen  an  verschiedenen  Punkten 
über  den  Einfluss  der  klimatischen,  Nahrungs-  und  Lebensverhältnisse  der  Be- 
völkerung derselben  auf  Gesundheit  und  Krankheit  gemacht  hat;  eine  Art  medi- 
cinische  Topographie,  mit  zahlreichen  anthropologischen ,  politischen  und  historischen 
Bemerkungen  über  Griechenland  und  die  von  den  Barbaren  bewohnten  Länder  — 
TTspi  TÖv  h  TtzffOLkri  TpcofjLaTcov  (de  capitis  vulneribus)  über  Verletzungen  des  Kopfes, 
Schädels ,  Trepanation  u.  s.  w.  Vielleicht  gehören  hierher  auch,  wenn  auch  nicht 
in  der  vorliegenden  Bearbeitung,  -Trspl  apd-pcov  (de  articulis),  namentlich  über  Ver- 
renkungen ,  aber  auch  über  Beinbrüche  —  Trepl  ay[xöv  (de  fracturis),  vorzugsweise 
.über  Beinbrüche  —  [LoyXi./.6<;  (vectiarius) ,  über  die  Reposition  bei  Verrenkungen 
und  Beinbrüchen  und  die  Instrumente,  Bandagen  u.  s.  w.  —  Diese  die  Chirurgie 
behandelnden,  mit  zu  den  bedeutendsten  Arbeiten  des  H.  und  der  Hippokratiker 
jsählenden  Schriften  haben  wahrscheinlich,  und  zwar  in  Verbindung  mit  anderen 
hierhergehörigen  Arbeiten  über  Wunden  (xspl  eXxcSv),  über  Hämorrhoidalgeschwülste 
(Tuspl  at(jLO^j5o(Scov)  und  über  Fisteln  (Trepl  (jup^yY^v)  ein  grosses  Werk  über 
.Chirurgie  gebildet.^ 

üeber  das  Leben  des  H.  vergl.  die  Vita  Hippokratis  von  Soranus,  wahrscheinlich 
dem  bekannten  Methodiker,  der  in  dem  ersten  Jahrhundert  n.  Chr.  gelebt  hat,  die  einzige, 
aber  vielfach  getrübte  Qnelle;  die  Arbeit  findet  sich  in  mehreren  Ausgaben  der  CoUectio 
Vorgedruckt.  —  Ausserdem  Littr6,  Ouevres  complötes  d'Hippocrate ,  Vol.  I,  pag.  27 — 43; 
VII,  Pr6face  —  lieber  den  Inhalt  der  Collectio  und  die  Ausgaben  dieser  und  der  einzelnen 
in  derselben  enthaltenen  Schriften,  vergl.  Choulant  1.  c.  und  Littre,  1.  c,  I,  pag.  44  ff. 

A.  Hirsch. 

HippokrateSy  mit  dem  Beinamen  Hifpiatbb,  ein  vielgenannter  Thierarzt 
des  Alterthums,  lebte  in  der  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  n.  Chr.,  wahrschein- 
lich zu  Byzanz.  Er  ist  Verfasser  einer  sehr  mittelmässigen  thierärztlichen  Schrift, 
von  welcher  einzelne  Stücke  in  die  von  GbtnaeüS  veranstaltete  Collectio  veterinaria 
^T()&v  iTTTTiaTpixoSv  J^ißXia  Suü)^  (Basel  1537)  aufgenommen  worden  sind  und  die 
später  dann  vollständig  unter  dem  Titel:  ^^iTTTTOxpaTOu;  iTvTriaTpuca'^  in  der  Ursprache 
und  mit  lateinischer  und  italienischer  Uebersetzung  und  erläuternden  Noten  von 
Valentini  (Rom  1814)  herausgegeben  ist.  JA  . .  .t 

Hirsch,  Christoph  Friedrich  von  H. ,  zu  Bayreuth,  war  zu  Ans- 
bach am  27.  August  1778  geboren,  wurde  1799  zu  Erlangen  Doctor  mit  der  Dias.: 
„De  variolis  exstirpandts  mitigandiaque  cogttata  quedam^^  welcher  1802  eine 
Schrift:  „Erläuterung  eines  vor  den  BlaUern  schützenden  Mittels*'  (Ansbach 
1802)  folgte.  Er  war  seit  1814  Medicinal-  und  Sanitätsrath,  Physicus  und  Stadt- 
gerichtsarzt zu  Bayreuth  und  wurde  1833  Mitglied  des  Medicinal-Ausschusses.  Er 
übersetzte :  Alph.  Lkeoy  ;,  Eygiea  als  Mutter,  oder  die  Kunst,  das  Leben  det 
Kinder  zu  erhalten  u.  s.  w  ^  (2  Thle.,  Bayreuth  1805 ;  neue  Aufl.  1813) ;  schrieb : 
„Bemerkungen  über  den  Typhus;  nebst  Beolnicktungen  über  dessen  sichere 
Heilung  nach  Gurrie^s  Methode'^  (Hoen's  Archiv,  1808;  Maecüs'  Ephemeriden, 
1811)  —  „Geschichte  der  Vaccination  im  Fürstenthume  Bayreuth*'  (Ebenda)  — 
„Kurze  Topographie  der  Stadt  Bayreuth  ....  der  seit  1810  daselbst  herrschenden 
Volkskrankheiten**  (Ebenda  1811)  u.  s.  w. ;  femer:   „Von  den  Vortheüen  der  in 


HIBSCH.  217 

den  kaiserlich   russischen   Staaten  gebräuchlichen  Dampf-   oder  Schuntzbäder 
und  ihrer  Einrichtung  u.  s.  w."  (Bamberg  1816).    Er  starb  am  9.  Januar  1850. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  28,  1850,  II,  pag.  971.  —  Call  igen,  VIII, 
pag.  539 ;  XXVIH,  pag.  540.  G. 

Hirscil,  Georg  H.,  zu  Königsberg,  daselbst  am  21.  November  1799 
geboren y  stndirte  seit  1814  in  Königsberg  und  seit  1816  in  Berlin,  namentlich 
unter  Busdach  und  Hufeland  und  wurde  1819  bei  letztgenannter  Universität  mit 
der  Diss. :  „Analecta  de  reniediis  antifebrilibus^  Dr.  med.  Seit  1820  war  er  Arzt 
in  Königsberg,  1843  als  Professor  ord.  mit  dem  Charakter  als  Qeh.  Medicinalrath 
und  viele  Jahre  lang  Director  der  medicinischen  Kliuik.  Schriften:  „Ueber  die 
Contagiosität  der  Cholera*'  (Königsberg  1832)  —  „Beiträge  zur  Erkenntniss 
und  Seilung  der  Spinalneurosen"  (Ebenda  1843)  —  „De  tuberculosi  cerebrali 
commentatio*^  (Ebenda  1847)  —  „  Klinische  Fragmente.  L  Abth,  Krankheiten  der 
Bhämischung  und  des  Nervensystems.  IL  Abth,  Krankheiten  der  Athmungs-  und 
Kreislaufs-Organe**  (Königsberg  1867,  58).  Er  starb  am  20.  Juli  1885.         ^^^^ 

*  Hirsoll,  August  H.,  geboren  am  4.  October  1817  in  Danzig,  studirte, 
nachdem  er  mehrere  Jahre  Kaufmann  gewesen  war,  in  Leipzig  und  Berlin  seit 
1839  Medicin  und  promovirte  in  Berlin  1843  auf  Grund  der  Diss. :  ;,  De  laryngostasi 
exsudativa  vulgo  Croup  vocata".  Er  ging  zunächst  1844  als  praktischer  Arzt 
nach  Elbing,  siedelte  aber  schon  1846  nach  Danzig  über,  wo  er  sich  mit  geo- 
graphisch-pathologischen Studien  beschäftigte ,  da  er  den  Wunsch  hegte,  in  englisch- 
indische  Dienste  zu  treten.  Als  Resultat  dieser  Studien  veröffentlichte  er  in  der 
Hamburger  medicinischen  Zeitschrift,  1848 :  ;;  Ueber  die  geographische  Verbreitung 
wn  Malariaßeber  und  Lungenschioindsucht  und  den  räumlichen  Antagonismus 
dieser  Krankheiten";  in  der  Prager  Vierteljahrsschrift  für  praktische  Heilkunde : 
^Historisch-pathologische  Untersuchungen  über  die  typhösen  Krankheiten  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Typhen  der  Neuzeit"  (1851 — 53,  Bd.  XXXII) 
nnd:  „Die  Buhr;  nach  ihrem  endemischen' und  epidemischen  Vorkommen  vom 
äiiologisch-pathologischen  Standpunkte"  (1855 — 56;  Bd.  XL  VI,  XL  VH,  LI)  und 
endlich  in  Virchow*s  Archiv  für  pathol.  Anatomie:  „Die  indische  Pest  und  der 
schwarze  Tod.  Eine  historisch-pathologische  Skizze"  (1853,  V)  —  »Der  Friesel 
vom  historischen  und  geographisch -pathologischen  Standpunkte"  (1853 — 56; 
Vin,  IX)  und:  „Der  Madura-Fuss.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  pflanz- 
lichen Parasitismus"  (1863;  XXVH).  Seine  Hauptarbeit  aber  ist  das:  „Hand- 
buch der  historisch-geographischen  Pathologie"  (2  Bde.,  Erlaügen  1859 — 64; 
2.  Aufl.  Bd.  I,  1881;  Bd.  II,  1883;  Bd.  lU  unter  der  Presse;  eine  englische 
üebersctzung,  von  der  New  Sydenham  Society  veranstaltet,  erschien  1883).  —  1863 
wurde  er  als  ordentlicher  Professor  der  Medicin  nach  Berlin  berufen;  seine  Habi- 
litationsschrift lautet:  „De  collectionis  Hippocraticae  auctorum  anatomia,  qualis 
fuerit  et  quantum  ad  pathologiam  eorum  valuerit"  (Berlin  1864).  1865  bereiste 
er  im  Auftrage  der  Regierung  die  von  Meningitis  cerebro-spinalis  heimgesuchte 
Provinz  Westpreussen  und  veröffentlichte  ,  auf  die  hierbei  gesammelten  Beobach- 
tungen gestützt:  „Die  Meningitis  cerebro-spinalis  epidemica"  (Berlin  1866). 
Während  des  französischen  Feldzuges  war  er  als  dirigirender  Arzt  eines  könig- 
lichen Sanitätszuges  thätig.  —  1873  wurde  auf  H.'s  und  Pettenkofeb's  Veran- 
lassung die  ,,Cholera-Commission  fQr  das  Deutsche  Reich^  gebildet,  als  deren 
Mitglied  er  die  von  der  Cholera  betroffenen  Provinzen  Westpreussen  und  Posen 
bereiste.  Der  Bericht  über  diese  Reise  erschien  als  Heft  5  der  Veröffentlichungen 
der  genannten  Cholera-Commission :  „Das  Auftreten  und  der  Verlauf  der  Cholera 
in  den  preussischen  Provinzen  Posen  und  Preussen  (Mai- September  1873)" 
(B^lin  1874;  2.  Aufl.  1875).  1874  nahm  er  als  Delegirter  des  deutschen  Reiches 
an  den  Berathungen  der  in  Wien  tagenden  internationalen  Cholera  -  Conferenz 
Theil.  —  1879  ging  H.  im  Auftrage  der  Reichsregierung  in  Begleitung  von 
Dr.  SOMMERBBODT  uud  Prof.   KÜSSNER    uach  Russland,    um  Beobachtungen  über 


218  HIRSCH.  ->  HIRSGHBEBG. 

die  im  Gouvernement  Astrachan  herrschende  Pest  anzustellen  und  veröffentlichte 
darflber  mit  Sommerbbodt  zusammen:  „MittheUungen  über  die  Pest-Epidemie  itn 
Winter  1878179  im  russischen  Gouvernement  Ästretchan"  (Berlin  1880).  — 
Von  seinen  weiteren  Schriften  sind  noch  zu  nennen:  „J,  F.  C.  Hecker^  Die 
grossen  Volkskrankheiten  des  Mittelalters;  historisch-pathologische  Unter- 
suchungen. Oesammelt  und  in  erweiterter  Bearbeitung  herausgegeben  von 
Aug.  Hirsch"  (Berlin  1865)  —  „Geschichte  der  Augenheilkunde"  (Leipzig 
1877,  ist  Bd.  VII  von  Gbaefe  und  Saemisch,  Handbuch  der  Augenheilkunde)  — 
„  üeber  die  Verhütung  und  Bekämpfung  der  Volkskrankheiten,  mit  specidler 
Beziehung  auf  die  Cholera"  (Deutsche  Zeit-  und  Streitfragen,  herausgegeben 
von  V.  HOLTZENDORFF  uud  Onckbn,  Jahrg.  4,  1875)  —  „üeber  die  Verbreitung 
von  Gelbfieber.  Ein  Beitrag  zur  Aetiologie  der  übertragbaren  Volkskrankheiten" 
(Vierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspflege,  IV,  1872)  —  „Was  hat  Europa 
in  der  nächsten  Zeit  von  der  orientalischen  Pest  zu  furchten  f"  (Ebenda,  VIII, 
1876)  —  „üeber  Schutzmassregeln  gegen  die  vom  Ausland  drohenden  Volks- 
seuchen" (Publicationen  des '  deutschen  Vereines  für  öffentl.  Gesundheitspflege  zu 
Stuttgart,  1879).  Femer  giebt  er  seit  1866  in  Gemeinschaft  mit  Vihchow  den: 
„^Jahresbericht  über  die  Fortschritte  und  Leistungen  in  der  Medidn"  heraus; 
ist  Herausgeber  des:  „Biographischen  Lexikon  der  hervorragenden  Aerzte 
aller  Zeiten  und  Völker"  und  Bearbeiter  zahlreicher  Artikel  in  der  „Allgemeinen 
deutschen  Biographie'^ 

Privatmittheilungen.  V. 

*  Hirsch,  Gustav  Reinhold  H.,  zu  Goldenbach  (Estland),  am  23.  Juli 
1828  geboren,  studirte  auf  der  medicinisch-chirurgischen  Akademie  zu  St.  Peters- 
burg und  wurde  promovirt  zu  Warschau  1854.  Als  Militärarzt  nahm  er  am 
Erimfeldzuge  und  an  der  Expedition  in  Polen  1863  Theil  und  wurde  1866 
Leibarzt  bei  dem  nachmaligen  Kaiser  Alexander  HI.  Wernich. 

*Hir80hberg,  Max  H.,  zu  Frankfurt  a.  M.,  ist  geboren  zu  Exin  (Provinz 
Posen)  am  12.  Juli  1842,  studirte  Medicin  in  Berlin,  promovirte  daselbst  1866, 
war  in  demselben  Jahre  Hilfsarzt  im  Reservelazareth  Moabit,  1867  Assistent  bei 
Prof.  Simon  in  Rostock,  1869  praktischer  Arzt  in  Schreiberhau  (Schlesien), 
1869 — 70  und  1871 — 73  Assistent  bei  Prof.  Simon  in  Heidelberg  und  machte 
1870 — 71  den  deutsch-französischen  Krieg  mit;  seit  1873  ist  er  Arzt  und  Chirurg 
in  Frankfurt  a.  M.  und  seit  1876  Chirurg  am  israelitischen  Gemeinde  -  Hospital 
daselbst.  Literarische  Leistungen :  „  üeber  Staphylorrhaphie"  (Deutsche  Klinik, 
1869)  —  »Die  Operation  des  veralteten  complicirten  Dammrisses"  (Archiv  ftlr  klin. 
Chirurgie,  Bd.  XV)  —  „Erfolgreiche  Operation  einer  Blasen- Ectopie  bei  einem 
PI  Jährigen  Knaben"  (Verhandl.  des  vierten  Chirurgen-Congresses ,  1875)  — 
„Ein  Beifrag  zur  Blasensteinzertrümmerung  bei  Männern"  (Deutsche  med. 
Wochenschr.,  1876)  —  „Zur  Behandlung  der  Harnröhrenstricturen"  (Verhandl. 
des  neunten  Chirurgen-Congresses)  —  „  Vereinfachung  dei*  Dammplastik  bei 
veralteten  completen  Dammrissen"  (Ebenda).  Red. 

*  Hirschberg,  Julius  H. ,  wurde   am    18,  September  1843    in   Potsdam 
\  geboren,    studirte    hauptsächlich  in   Berlin,    wo   er   bei  VmcHOW   Famulus,    bei 

A.  V.  Gbaefe  später  Assistent  war  und  1866  zur  Promotion  gelangte.  Seit  1869 
wirkt  er  dortselbst  als  Augenarzt  und  Dirigent  einer  Privat-Augenklinik,  seit  1870 
als  Privatdocent,  seit  1879  als  Extraordinarius.  Neben  zahlreichen  Journalartikeln 
über  Blindenstatistik,  krankhafte  Geschwülste  des  Auges,  Staaroperation,  Gesichts- 
feldmessung, sind  folgende  monographische  Publicationen  her\'^orzuheben :  „Mark- 
schwamm  der  Netzhaut"*  (1869)  —  „Klinische  Beobachtungen"  (1874)  — 
„Mathematische  Grundlagen  der  medicinischen  Statistik"  (1884)  —  „Beiträge 
zur  praktischen  Augenheilkunde"  (I— HI,  1876 — 78).  Von  1879 — 1880  war 
H.  Mitredacteur  des  KNAPP'schen  Archivs,  1877  begründete  er  das  „Centralblatt 
für  prakt.  Augenheilkunde".  Wernicli. 


HIBSCHEL.  —  HIBSCHFELD.  219 

Hirsohel,  Levy  Elias  H. ,  geboren  am  8.  October  1741  in  Berlin, 
besuchte  das  JoaohimgthalBche  Oymnasimn  und  stndirte  Medicin,  zuerst  in  Harderwyk, 
gpftter  in  Berlin  und  Halle.  An  letzterer  Universitflt  erwarb  er  1763  den  Dootor- 
titel  mit  der  „Düs,  de  morbia  melancholtco-maniacis^ ,  liess  sieh  dann  in  Berlin 
nieder,  das  er  aber  nach  zweijährigem  Aufenthalte  wegen  ungflnstiger  Vermögens- 
Terhältnisse  verliess,  um  nach  Posen  zu  gehen.  Hier,  sowie  in  kleineren  nahebei 
belegenen  Stftdten  prakticirte  er  eine  Zeit  lang,  bereiste  dann  Deutschland  und 
starb  bald  nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin  im  December  1772  ,  erst  31  Jahre 
alt.  H.  schrieb:  „Betrachtung  über  den  innerlichen  Gebrauch  des  Mercurii 
gublimat.  carros.  in  den  venerischen  Krankheiten  und  des  Schierlings*^  (Berlin 
1763,  1765).  Auf  eine  Polemik  Plene's  antwortete  er  mit  „Beyträge  zu  den 
Betrachtungen  etc.,  worinnen  die  Einvoürfe  des  Herrn  Joseph  Jacob 
Plenk  etc.  gegen  dieselben  vnderlegt  werden  etc.**  (Ebenda  1767)  —  Ge- 
danken, die  Heilungsart  der  hinfallenden  Sucht  betreffend**  (Ebenda  1767 ;  1770 ; 
französ.  Paris  1769)  —  „Gedanken  von  der  Starrsucht  oder  Catalepsis**  (Ebenda 
1769)  —  „Briefe  über  verschiedene  Gegenstände  aus  dem  Reiche  der  Arzney- 
vmenschaß**  (Ebenda  I,  1768;  U,  1769;  UI,  1771)  —  „Abhandlung  von  den 
Yorbauungs'  und  Vorbereitungsmitteln  bei  den  Pocken,  nebst  einem  Anhange 
tm  der  vorzüglichen  Wirksamkeit  ....  des  Brechweinstein^*'  (Ebenda  1770)  — 
„Medicinische  Nebenstunden**  (Ebenda  1772)  —  „Vermischte  Beobachtungen 
mr  Arzneywissenschaft**  (Ebenda  1772),  sowie  mehrere  Aufsätze  für  „Berliner 
Mannichfaltigkeiten^%  das  „Berliner  Magazin^^  und  „Berliner  Sammlungen '^ 

Bai  ding  er,  IV,  pag.  143.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  230  —  Dict,  hist.  lU,  pag.  201. 

Pgl. 

Hirsche!,  s.  a.  Hirszel. 

Hirsohfeld,  Friedrich  H.  (bis  nach  1804  Hirsch  genannt),  Zahnarzt, 
war  zu  Sensheim  in  Franken  am  2.  October  1753  geboren,  übte  seit  1777  die 
Zahnheilkunde  im  südlichen  Deutschland,  zumal  in  Stuttgart,  aus,  war  auch  seit 
1791  Hof-Zahnarzt  zu  Weimar,  seit  1796  königl.  grossbritannlBcber  und  chur* 
hannöv.  Hof-  und  wirklicher  Universitäts-Zahnarzt  zu  Göttingen,  1798  zu  Ilmenau, 
1799  an  den  Höfen  von  Lippe-Detmold  und  Oldenburg,  1802  zu  Göttingen,  1806 
zn  Erfurt,  seit  1812  Hof-Zahnarzt  des  Herzogs  von  Anhalt-Bernburg,  zog  sich 
jedoch  wegen  Kränklichkeit  und  Amaurose  von  dem  Geschäfte  zurück.  Seine 
Schriften  waren :  „Praktische  Bemerkungen  über  die  Zähne  und  einige  Krank- 
heiten  derselben;  nebst  einer  Vorrede  von  Loder**  (Jena  1796;  2.  Aufl.  1801; 
holländ.  Uebers.  2.  Aufl.  Zalt-Bommel  1819)  —  „Von  den  Mitteln,  die  Ge- 
sundheit der  Zähne  zu  erhalten  u.  s.  w.**  (Ronneburg  und  Leipzig  1799)  — 
„Bemerkungen  über  die  Krankheiten  des  Zahnfleisches,  mit  und  ohne  EjitzUn- 
dung;  u.  s.  w.**  (Erfurt  1804).  Auch  in  Loder's  Journal  (1797,  1806),  in 
Arnemann's  Magazin  (1799),  Hufeland's  Journal  (1800),  im  N.  Hannöv.  Magaz. 
(1801)  finden  sich  von  ihm  einige,  die  Zahnheilkunde  betreffende  Aufsätze. 

C  a  1 1  i  8  e  n ,  VH!,  pag.  543 ;  XXVHI,  pag.  541 .  G. 

Hirschfeld,  Ludwig  Moritz  H.,  am  3.  April  1816  zu  Nadarzyn  bei 
Kawa  geboren,  wurde  von  seinem  orthodoxen  Vater  zum  Talmudstudium,  welches 
ihm  nicht  zusagte,  strengstens  angehalten;  daher  floh  er  1833  heimlich  aus  dem 
elterlichen  Hause  und  wanderte  zu  Fuss ,  seinen  kümmerlichen  Lebensunterhalt 
durch  Geigenspiel  erwerbend ,  über  Breslau  und  Berlin  nach  Paris ,  wo  er  als 
Anatomiediener  bei  dem  Prosectorat  M.  J.  Bocrgery's  ein  Unterkommen  fand. 
Durch  eisernen  Fleiss,  neben  grossem  Wissensdrange  und  aussergewöhulicher  Ge- 
schicklichkeit erregte  er  die  Aufmerksamkeit  Boürgert's,  der  sich  des  armen 
Jünglings  annahm  und  ihm  die  Stellung  eines  Präparators  anvertraute;  dadurch 
zu  neuem  Eifer  angespornt,  arbeitete  er  unverdrossen  weiter  und  bemühte  sich, 
seine  im  höchsten  Grade  unzureichende  wissenschaftliche  Ausbildung  zu  ergänzen. 
Durch  Orfila's  Bemühungen  wurde  H.  vom  Unterrichtsministerium  die  Erlaubniss 


8)^  HIRSCHFELD.  -  HIRSCHMANN. 

^rtheilt,  Medicin  zu  studiren,  obgleich  er  kein  OymnasialzeogDiss  der  Reife  besass. 
1848  wurde  er  zu  Paris  promovirt  und  begann  sofort  in  der  £cole  de  m6decine 
seine  Privatcurse  der  Anatomie;  von  1857 — 1859  war  er  Assistenzarzt  in  der 
Klinik  Prof.  Rostan's.  1859  wurde  ihm  in  Warschau  der  Lehrstuhl  der  descrip- 
tiven  Anatomie  übertragen;  in  dieser  Stellung  war  er  bis  1875  thätig,  da  zwang 
ihn  seine  zerrüttete  Gesundheit,  in  den  Ruhestand  zu  treten.   Er  starb  am  10.  Mai 

1876.  Seine  Hauptwerke  sind:  „NSvrologie  ou  description  et  iconographie  du 
aysthne  nerveux  et  des  organes  des  sens  de  V komme  y  avec  leur  mode  de  pH- 
paratton"  (Paris  1853,  nebst  Atlas  von  92  von  J.  B.  Leyeille  gestochenen 
Tafeln)  —  „Anatomia  opisowa  ciala  ludzMego^  (Descriptive  Anatomie  des 
Menschen,  Warschau  1860—1870,  4  Bde.).         *  K.  &  P. 

''^ Hirschf eider ,  Joseph  Oakland  H.,  Professor  der  Arzneimittellehre 
und  Lehrer  der  Pathologie  am  Pacific  Med.  Coli,  in  San  Francisco  seit  November 

1877,  ist  in  Oakland,  Cal.,  am  8.  September  1854  von  deutschen  Eltern  geboren. 
Nachdem  er  ein  Jahr  lang  auf  dem  Med.  Coli,  of  the  Pacific  studirt,  ging  er  nach 
Deutschland,  wo  er  die  Universitäten  von  Wttrzburg,  Leipzig  und  Berlin  besuchte. 
In  Leipzig  beschäftigte  er  sich  speciell  mit  physiologischer  und  pathologischer 
Chemie  und  entdeckte  eine  Methode  der  quantitativen  Bestimmung  der  Oallen- 
säuren  und  Oallenfarbstoffe  mittelst  Verdünnung.  1875  bestand  er  in  Leipzig  das 
Staatsexamen.  Nachdem  er  1876  zum  Dr.  med.  promovirt,  ging  er  nach  Wien, 
wo  er  Assistent  von  Prof.  Schnitzleb  war ;  dann  hielt  er  sich  kurze  Zeit  in  Praj^, 
Paris  und  London  auf  und  kehrte  nach  San  Francisco  zurück.  H.  ist  Mitglied 
der  San  Francisco  Med.  Soc.  und  Schriftführer  des  Vereins  deutscher  Aerzte 
daselbst.  Er  schrieb:  y^EÄn  Fall  von  Pustula  maligna  mü  Mycosis  cerebri** 
(Wagner*s  Archiv  der  Heilkunde,  1875,  XVI)  und  „lieber  subcutane  Carbol- 
injectionen  bei  Phthisis  pulmonum^  (Wiener  med.  Presse  1876). 

Atkinson,  pag.  689.  Pgl. 

*  Hirschhorn,  Adam  H.,  wurde  am  12.  Februar  1830  in  Bauske  (Kur- 
land) geboren  und  bildete  sich  auf  der  Petersburger  med.-chirurg.  Akademie  bis 
1858,  dem  Jahre  seiner  Promotion,  aus.  Seit  1859  als  Arzt,  seit  1878  als 
Medicinalreferent  im  Ministerium  für  Volksaufklärung  thätig,  schrieb  er  über 
^Penetration  pulverisirter  Solutionen  in  die  Luftwege*^  (1865)  —  „Ueber 
Diabetes  mellitus^  (1880);  auch  über  Emser  Quellen  und  laufende  Artikel  in 
Zeitschriften  etc.  Wem  ich. 

^Hirschler,  Ignaz  H.,  zu  Pressburg  (Ungarn)  1823  geboren,  bezog  die 
Wiener  Universität  1840,  promovirte  daselbst  und  wurde  Assistent  von  Rosas.  1847 
ging  er  nach  Paris,  war  auf  Desmabbes'  Klinik  zwei  Jahre  thätig  und  kehrte  1849 
nach  Budapest  zurück,  wo  er  —  längere  Zeit  als  einziger  Ophthalmologe  Ungarns  — 
praktisch  und  publicistisch  (,,Rem68zet" ,  ein  Fachblatt,  wurde  von  ihm  redigirt) 
thätig  war.  1851  als  Docent  wegen  seiner  mosaischen  Confession  refOsirt,  wirkte 
er  an  verschiedenen  öffentlichen  Spitälern,  arbeitete  für  das  Archiv  für  Ophthal- 
mologie und  die  Wiener  med.  Wochenschr.,  wurde  Mitglied  der  ungar.  Akademie 
der  Wissenschaften  und  zog  sich  Anfangs  der  Achtziger  -  Jahre  in  das  Privat- 
leben zurück.  Wernich. 

^Hirschmann,  Leonhard  H.,  Professor  der  Augenheilkunde  in  Charkow, 
geboren  zu  Tieckiem,  Gouvernement  Kurland,  am  13.  März  1839,  besuchte  das 
Gymnasium  in  Charkow  und  darauf  die  Universität  daselbst.  Er  promovirte  als 
Arzt  1860,  als  Doctor  der  Medicin  1868.  Nach  Beendigung  seiner  Universitätastudien 
arbeitete  er  in  den  Laboratorien  von  du  Bois- Retmond  in  Berlin  und  Hblmholtz 
in  Heidelberg,  besuchte  die  Kliniken  von  v.  Graefe  in  Berlin ,  Jaboea  in  Wien 
und  Knapp  in  Heidelberg  und  functionirte  als  Assistenzarzt  in  der  A.  Pagen- 
STECHEB'schen  Klinik  zu  Wiesbaden.  Im  Jahre  1868  habilitirte  er  sich  als  Privat- 
docent  der  Augenheilkunde    an   der  Universität  Charkow  und   wurde    1872   zum 


HIBSCHMANN.  —  HIBTZ.  221 

ansserordenüiehen  Professor  und  Direetor  der  Uniyersitäts-Augenklinik  daselbst 
ernannt.  Von  seinen  Arbeiten  mögen  folgende  erwähnt  werden :  „Zur  Lehre  von 
der  durch  Arzneimittel  hervorgerufenen  Myosis  und  Mydrians^  (Archiv  för 
Physiologie  von  du  Bois-Reymond  ,  1863)  —  „Material  zur  Physiologie  der 
Farbenempßndung^  (1868,  rassisch)  —  „Zur  Behandlung  des  Trachoms" 
(1873,  rassisch).  Horstmanii. 

"*" Hirschspmng,  Ha  r al  d  H.,  ist  geboren  zu  Kopenhagen  am  14.  December 
1830,  absolvirte  das  Staatsexamen  1855,  promovirte  1861,  wirkt  seit  1870  als 
Primararzt  des  Kinderspitales  in  Kopenhagen.  Ausser  seiner  Dissertation  über  die 
angeborene  Ooclusion  des  Oesophagus  und  des  Dünndarms  publicirte  er  haupt- 
sflchlich  in  den  Zeitschriften  zahlreiche  Abhandlungen  auf  dem  Gebiete  seiner 
Bpecialität  (über  die  Invagination  im  Kindesalter,  über  die  sogenannte  acute 
Rhachitis,  über  die  Entwicklung  der  Nodositäten  im  Bindegewebe  während  des 
Gelenkrheumatismus  bei  Kindern  etc.).  Petersen. 

Hirszel,  Anastasius  Stanislaus  H.,  am  17.  August  1798  zu  Kaiisch 
geboren,  studirte  in  Berlin  und  wurde  daselbst  1^21  promovirt;  er  prakticirte 
zuerst  in  seiner  Vaterstadt,  dann  war  er  10  Jahre  hindurch  Kreisphysicus  in 
Konin,  seit  1850  lebte  er  in  Warschau,  wo  er  Mitglied  des  Gesundheitsamtes  und 
des  Medicinalconseils  für  Polen  war.  Den  ihm  von  der  Universität  Breslau  angebotenen 
Lehrstuhl  der  gerichtlichen  Medicin  nahm  er  nicht  an.  Er  starb  am  11.  Februar 
1859.  Seine  Schriften  sind  von  keiner  Bedeutung;  1835  übersetzte  er  in's  Polnische 
J.  C.  F.  EOLFFS'  Anweisungen  zu  gerichtsärztlichen  Untersuchungen.      ^  ^  p 

Hirt)  Friedrich  Wilhelm  Ludwig  H.,  zu  Zittau,  war  zu  Jena  am 
30.  Juli  1761  geboren,  studirte  von  1775 — 83  zu  Wittenberg  und  Jena,  anfänglich 
Theologie,  später  aber  Medicin  unter  Lodeb  u.  s.  w.,  ging  1783  nach  Berlin, 
nm  sich  in  der  Oeburtshilfe  zu  vervollkommnen,  wurde  1784  zu  Jena  mit  der 
„Diss,  inaug.  continens  observationes  aliqucLs  ohstetricias  rariores"  promovirt 
nnd  1785  Arzt  in  Zittau.  Er  schrieb  einige  Aufsätze  in  Starr's  Archiv  (1787): 
„Geschichte  einer  Zurückbeugung  der  Gebärmutter"  —  „Ueber  eine  vermeinte 
Lungenstccht  von  scirris  in  der  Gebärmutter"  und  verfasste  die  „Zittauische, 
erneuerte  und  vermehrte  Hebammen-Ordnung"  (Ebenda).  Er  machte  sich  später 
nm  die  Schutzblattem- Impfung  besonders  verdient,  indem  er  bis  1812  in  zwölf 
Jahren  4500  Kinder  mit  gutem  Erfolge  geimpft  hatte. 

El  wert,  I,  pag.  228.  —  Otto,  II,  Abth.  1,  pag.  133;  Supplementband  pag,  173. 

G. 

*Hirt,  Ludwig  H. ,  zu  Breslau,  daselbst  am  2.  April  1844  geboren, 
fitndirte  in  Berlin,  Breslau,  Würzburg  und  Prag,  wurde  1868  promovirt  und  ist 
seit  1877  Prof.  e.  o.  an  der  Breslauer  Universität.  Schriften:  „Die  Krankheiten 
der  Arbeiter"  (4  Bde. ,  Breslau  1871 — 77)  —  „System  der  Gesundheitspflege, 
Für  die  Universität  und  die  ärztliche  Praxis"  (Ebenda  1876,  m.  Illustr.)  — 
n  Arbeiter 'Schutz,  Eine  Anweisung  für  die  Erkennung  und  Verhütung  der  Krank- 
heiten der  Arbeiter  u,  s.  w,"  (Leipzig  1870).  Er  war  Mitarbeiter  an  dem  ,,Hand- 
bnch  der  öffentl.  Gesundheitspflege  und  der  Gewerbekrankheiten^  (v.  Ziemssen's 
Handb.  der  spec.  Path.  und  Ther. ,  1874,  Bd.  I).  j^^^ 

Hirtz,  Matthieu-Marc  H. ,  Professor  der  ehemaligen  (französischen) 
mediemischen  Klinik  in  Strassburg,  wurde  1836  daselbst  Doctor  mit  der  These: 
„Recherches  cliniques  sur  quelques  points  du  diagnostic  de  la  phthisie  pul- 
monaire".  Als  Aide  de  clinique  der  medicinischen  Facultät  gab  er  in  demselben 
Jahre  heraus :  „  Compte  rendu  de  la  clinique  mddicale  de  la  Facultd  de  Stras- 
bourg, pendant  le  Service  deM.Aronssohn",  Er  verfasste  ferner:  „Recherches 
cliniques  sur  quelques  points  du  diagnostic  de  la  pleurSsie"  (Arch.  g6nör.  de 
m6d.,  1837),  Arbeiten ,  die  für  die  damalige  Zeit  einen  entschiedenen  Portschritt 
darstellten.    Seine  weiteren  Arbeiten,  seine  klinischen  Beobachtungen,  die  von  ihm 


222  HIBTZ.  —  HIS. 

veranlassten  Thesen,  seine  Abhandinngen  ans  der  speoiellen  Pathologie  nnd  Therapie 
und  seine  therapeutischen  Arbeiten,  besonders  seine  Studien  über  Aconit,  Digitalis, 
Veratrum  viride  etc.  sichern  ihm  einen  ehrenvollen  Rang  unter  den  französischen 
Klinikern.  Ebenso  wie  H.  ein  vortrefflicher  Arzt  war,  war  er  auch  ein  aus- 
gezeichneter Lehrer,  der  als  Agr^  de  clinique,  später  ids  Nachfolger  vor  Fobgrt 
auf  dessen  klinischem  Lehrstuhl,  durch  seine  glänzenden  klinischen  Vorträge  seine 
Schiller  zu  fesseln  wusste,  indem  er  sich  gleichzeitig  aller  Präcisions-Hilfsmittel 
bediente,  welche  die  Wissenschaft  besitzt.  Eine  Reihe  von  urologischen  Studien, 
die  er  in  Gemeinschaft  mit  dem  Hospital- Apotheker  Hefp  begonnen  hatte,  kam 
in  Folge  der  Auihebung  der  Strassburger  Facultät  zu  keinem  Abschluss.  Er  war 
Hitglied  der  Akademie  der  Medicin,  lebte,  als  nomineller  Professor  der  medicinischen 
Facultät  in  Nancy,  zu  Paris  und  starb  daselbst  am  27.  Januar  1878. 

Bullet,  de  l'Acad.  de  möd.  1878,  42.  annöe,  2.  S^r.,  VI,  pa«.  89.  —  Gaz.  hebd.  de 
m^d.  et  de  chir.  1878,  pag.  80.  q. 

Hirzel,  Johann  Kaspar  H.,  geboren  am  21.  März  1725  als  Sohn  eines 
Arztes  zu  Zürich,  wurde  zuerst  von  seinem  Vater  in  der  Medicin  unterrichtet  und 
ging  1770  nach  Wien,  um  dort  das  Studium  der  Heilkunde  unter  van  Swieten, 
Störck,  de  Haek,  Jacqüin,  Qüarin,  Lbbbb,  Cranz,  Homberg  und  Stoll  fortzu- 
setzen. Nach  zweijährigem  Aufenthalte  in  Wien  begab  er  sich  nach  Halle,  dann  nach 
Erlangen  und  später  wieder  nach  Zürich  zurück,  wo  er  Oberstadtarzt  und  Mitglied 
des  grossen  Raths  wurde,  übrigens  lange  Zeit  unentgeltlichen  Hebeammen-Unterricht 
ertheilte  und  Vorlesungen  über  theoretische  und  praktische  Medicin  hielt.  Später 
bereiste  er  mit  Sulzer  die  Schweiz  und  Deutschland  und  lernte  in  Berlin  die 
damaligen  Koryphäen  der  deutschen  Literatur  kennen.  Er  starb  am  19.  Februar 
1803  auf  seinem  Landgute  Katzen-Rutihof  bei  Zürich.  H.  ist  bekannt  als  medi- 
cinischer  und  philosophischer  Schriftsteller.  Wichtiger  ist  er  durch  die  Verdienste, 
die  er  sich  durch  seine  Mitwirkung  bei  der  Gründung  der  medicinisch-chirurgischen 
Lehranstalt  zu  Zürich  erwarb.  Er  war  seit  1772  Mitglied  der  1762  gebildeten 
Soci6t^  helvötique  und  wohnte  den  Sitzungen  dieser  Körperschaft,  die  alle  gelehrten 
und  um  das  öffentliche  Wohl  verdienten  Männer  der  Schweiz  zu  ihren  Mitgliedern 
zählte,  mit  besonderem  Fleiss  bei,  so  weit  es  irgend  seine  Praxis  gestattete.  Von 
seinen  Schriften  sind  zu  nennen:  „Düs,  de  animi  IcLetd  et  erecti  efficacia  in 
corpore  sano  et  aegro,  speciatim  grassantiÖus  morbis  epidemicis"  (Leyden 
1746)  —  „Die  Wirth^chaft  eines  phuosophiachen  Bauers^  (Zürich  1761;  1774; 
französ.  Paris  1763)  —  „Tagebuch  der  Witterungsbeobachtungen  durch  d^as  Jahr 
1762**  (Zürich  1763)  —  „Zwo  Reden,  die  Vorzüge  der  Zergliederungskunst 
und  die  Wege  zur  Kenntniss  der  Menschen  in  Rücksicht  auf  die  ArzneOcunst*^ 
(Ebenda  1782)  —  „Lesebuch  für  das  Frauenzimmer  über  die  Hebeammen- 
kunst"  (Ebenda  1784).  Von  H.  rühren  ausserdem  her  mehrere  Aufsätze  in  den 
„Zürich'schen  Abhandlungen^',  im  „Schweizerischen  Musenalmanach",  in  den  ;,Ephe- 
meriden   der  Menschheit"    und   im  ;, Magazin   für  die  Naturkunde  Helvetiens"   von 

HOEPFNER. 

Bio^.  med.  V,  pag.  231.  —  Meyer  v.  Kronau  in  AUgem.  Deutscher  Biographie. 
XII,  pag.  485.  PgL 

*His,  Wilhelm  H.,  am  9.  Juli  1831  in  Basel  geboren,  ausgebildet 
hauptsächlich  in  Berlin,  Würzburg,  aber  auch  m  Bern,  Wien  und  Paris  als  Sohttler 
JOH.  Müller's,  Remak's,  VmcHOw's,  wurde  1854  promovirt  und  1857  als  ord. 
Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  nach  Basel,  1872  als  Ordinarius  für 
Anatomie  nach  Leipzig  berufen.  Wir  nennen  als  die  wichtigsten  seiner  Arbeiten: 
„Beiträge  zur  normalen  und  pathologischen  Anatomie  der  Cornea**  (1856)  — 
„Orania  Helvetica**  (mit  L.  RÜTIMETER,  1865)  —  „Ueber  die  erste  Anlage 
des  Wirbelthierleibes**  (1868)  —  „Theorie  der  geschlechtlichen  Zeugung** 
(Archiv  für  Anthropologie,  1869,  70)  —  „  Unsere  Körperform  und  das  physio- 
logische Problem  ihrer  Entstehung**  (1875)  —  „Anatomie  menschlicher  Embryonen** 


ms.  —  HITZIG.  223 

(1880—82).  H.  betheiligte  sieh  1866  an  der  Begrttndang  des  Arehiys  für  Anthro- 
pologie, begründete  1876—78  mit  Braune  die  Zeitschrift  für  Anatomie  und 
Entwieklnngsgesehiehte  und  blieb  deren  Redacteur  auch,  als  diese  Zeitschrift  1878 
in  die  anatomische  Abtheilung  des  Archivs  für  Anatomie  und  Physiologie  umge* 
wandelt   wurde.    Zahlreiche  Artikel   dieses  Organs   rühren   aus  seiner  Feder  her. 

Wem  ich. 

^Hitchcock,  Homer  Owen  U.,  Wundarzt  und  Gynäkolog  in  Kalamazoo, 
Mich.,  in  Amerika,  geboren  am  28.  Januar  1827,  studirte  in  New  York,  wo  er  im 
März  1855  seine  Grade  als  Dr.  med.  erhielt  und  liess  sich  1856  an  seinem 
jetzigen  Wirkungsorte  nieder,  wo  er  zugleich  mehrere  (öffentliche  Aemter  bekleidet. 
Er  schrieb :  „Death  from  air  in  the  veins,  itUroduced  ihrough  the  uterine  sinuaes*' 
(Transact.  of  the  Amer.  Med.  Assoc. ,  1864)  —  nThe  comparative  fertility  of 
native  Americans"  (Michigan  University  Med.  Joum.,  April  1871)  —  „Modem 
medicine,  ite  Status  in  modern  aociety"  (Transact.  of  the  Mich.  State  Med.  Soc, 
1872)  —  „Entailm&nts  of  alcohol""  (Mich.  State  Board  of  Health,  1874)  — 
„Heredity  in  ite  relation  to  public  kealtk  and  to  legislation  in  the  interest  of 
public  healtk''  (Ibid.  1877). 

Atkinson,  pag.  408.  Pgl. 

*  Hitzig,  Eduard  H.,  zu  Halle  a.  S.,  ist  zu  Berlin  am  6.  Februar  1838 
geboren,  studirte  in  Berlin  und  Würzburg  und  wurde  1862  in  Berlin  zum  Dr.  med. 
mit  der  Dias.:  „De  ureae  origine"  promovirt.  Nachdem  er  in  Berlin  Privatdocent 
gewesen,  wurde  er  1875  als  Prof.  ord.  und  Director  der  Irrenanstalt  nach  Zürich, 
1879  aber  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  Proylnzial-Irrenanstalt  zu  Nietleben  bei 
Halle  und  Professor  in  der  dortigen  medicinischen  Facultät  berufen,  1885  jedoch 
zun  Director  der  Universitäts-Irren-  und  Nervenklinik  in  Halle  ernannt.  Literarische 
Arbeiten:  „Studien  über  Bleivergiftung^  (Berlin  1868)  —  „lieber  die  Luxa- 
tionen im  TarsO'Metatarsalgelenk^  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1865)  —  „Zur 
Pathologie  und  Therapie  entzündlicher  Bückenmarksaffectionen^  (ViRCHOw's 
Archiv,  XL)  —  ;,  lieber  reflexerregende  Drudpunkte"  (Berliner  klin.  Wochenschr., 
1866)  —  „Zur  Physiologie  der  Wirkung  des  KaL  brom.**  (Ibid.  1867)  — 
„Schädliche  Wirkungen  des  Argent.  nitric.  bei  Tabes  dorsual.^  (Ibid.)  — 
„lieber  die  Anwendung  unpolarisirbarer  Elektroden  in  der  JElektrotherapie" 
(Ibid.)  —  „lieber  eine  bei  schweren  Hemiplegien  auftretende  Oelenkaffection^ 
(ViRCHOw's  Archiv,  Bd.  XL)  —  ;,  lieber  das  Resultat  elektrischer  Behandlung 
eines  Schlottergelenks**  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1869)  —  „Beiträge  zur 
Kenntniss  der  periph,  Lähmung  des  Facialis^  (Ibid.)  —  ;,  lieber  einen  Fall 
von  Hypertrophie  eines  Arms**  (Ibid.  1872)  —  „lieber  den  relativen  Werth 
einiger  Elektrisationsmethoden*'  (Archiv  für  Psych.,  1872)  —  „Bemerkung 
über  die  Aufgaben  der  Elektro-Otiatrik*'  (Archiv  für  Ohrenheilk.)  —  „lieber 
quere  Durchtrennung  des  Froschnerven**  (PflügKB*s  Archiv,  Bd.  VII)  —  ;,  lieber 
die  Reduktion  gelähmter  Oefässmuskeln*^  (Berliner  klin.  Wochenschr. ,  1874)  — 
„UrUersuchungen  über  das  Oehirn,  Abhandlung  physiologischen  und  patho- 
logischen Inhalts**  (Berlin  1874)  —  „  Untersuchungen  über  das  Oehirn,  Neue 
Folge^  (Reichert's  und  du  Bois-Reymond's  Archiv,  1874,  75,  76)  —  „Ziele 
und  Zwecke  der  Psychiatrie,  Antrittsrede  u,  s.  w.**  (Zürich  1876)  —  „lieber 
die  Functionen  der  Orosshimrinde**  (Zeitschr.  für  Psych.,  Bd.  XXXII)  —  ;,  lieber 
den  heutigen  Stand  der  Frage  von  der  Localisation  im  Orosshirn**  (VOLK- 
Mann's  Sammlung,  1877)  —  „Hypertrophie  und  Atrophie  des  Oehims** 
(v.  Ziemssen's  Handb. ,  Bd.  XI)  —  »^wr  Physiologie  des  Qrosshims**  (Arohiv 
fllr  Psych.,  Bd.  XV)  —  „  Ueber  einen  Fall  von  halbseitigem  Defect  des  Klein- 
hirns** (Ibid.)  —  „Ueber  subnormale  Temperaturen  der  Paralytiker**  (Berliner 
klin.  Wochenschr.,  1884)  —  „Hämatorrhachis^  Syringomyelie,  abnorme  Struktur 
des  spinalen  Markmantels**  (Tagebl.  der  Naturforscher- Versammlung  zu  Magde- 
burg, 1884).  Ked. 


224    .  HJAEENE.  —  HJALTELIN. 

Hjaeme,  Urban  H.,  wurde  1641  zu  Nyenskans  (in  Ingennanland),  da, 
wo  jetzt  St.  Petersburg  liegt,  geboren,  studirte  zuerst  in  Dorpat,  aber  von  1660 
an  in  Upsala  unter  Olof  Rudbeck  dem  Aelteren  und  Hoffvsnius,  wurde  1668 
schwedischer  Gamisonarzt  in  Riga,  reiste  1669  nach  Polen,  England  und  Frank- 
reich, woselbst  er  in  Angers  auf  Grund  einer  Abhandlung:  „De  obstructione 
lactorum  vasorum  et  glandularum  mesenterii**  1670  zum  Dr.  med.  promovirt 
und  ungefähr  gleichzeitig  zum  Mitgliede  der  Royal  Society  in  London  ernannt 
wurde.  In  Paris  studirte  er  darauf  zwei  Jahre  lang  Anatomie,  Chirurgie  und 
Chemie.  Im  Vaterlande  wieder  1674  angelangt,  gewann  er  in  Stockholm  ein  bis 
dahin  unerhörtes  Ansehen  als  praktischer  Arzt  und  trat  äusserst  unerschrocken 
wider  die  herrschenden' Hexenprocesse  auf.  Er  zeigte  so  überzeugend,  dass  hier 
nichts  Anderes  als  Geisteskrankheit  im  Spiele  war,  dafis  diese  Processe  darauf 
aufhörten.  Mit  grossem  Eifer  suchte  er  nach  natürlichen  Heilquellen  in  Schwede 
untersuchte  chemisch  deren  Wässer  und  verschaffte  besonders  den  Medevi-Quellen 
in  Ost-Gothland,  woselbst  er  Arzt  bis  1682  war,  ein  grosses  Ansehen.  Nun  begab 
er  sich  wieder  auf  Reisen,  untersuchte  die  Salzbrunnen  bei  Lüneburg,  studirte 
die  Bergwerke  im  Harz,  Böhmen  und  Norwegen  und  wurde  in  den  Adels- 
stand 1689  erhoben.  Darauf  wurde  er  1696  zum  Archiater  und  im  selben  Jahre 
zum  Vorsitzenden  der  Medicinal- Verwaltung  ernannt.  Hier  beschäftigte  er  sich  eifrig 
mit  dem  Ordnen  des  schwedischen  Medicinalwesens,  schaffte  eine  Menge  Missbräuche 
ab,  hielt  Vorlesungen  über  Anatomie  und  gründete  einen  botanischen  Garten  in 
Stockholm.  H.  kann  als  der  eigentliche  Gründer  des  Studiums  der  Chemie  in 
Schweden  angesehen  werden  und  erwarb  sich  in  dieser  Wissenschaft  einen  geachteten 
Namen;  er  endeckte  die  Ameisensäure,  die  erste  bekannte  Säure  aus  dem  Thier- 
reiche,  und  hatte  eine  bedeutende  Correspondenz  mit  ausländischen  Gelehrten.  Durch 
ihn  wurde  schon  1685  in  Stockholm  ein  öffentliches  chemisches  Laboratorium 
angelegt,  welches  auch  von  ausländischen  Chemikern  besucht  wurde.  Seine  chemischen 
Erfahrungen  hat  er  in  den  „Acta  et  tentamina  chimica  in  laboratorto  Stock- 
holmensi  elaborata**  (1712)  niedergelegt.  Als  Vertheidigungsschrift  für  Para- 
CELSUS  schrieb  er:  „Prodromus  defensionia  Faracelsicae*'  (Stockholm  1709). 
Auch  in  der  Bergwissenschaft  war  H.  sehr  hervorragend;  1683  zum  Assessor  im 
Bergwerks-Collegium  ernannt,  dessen  Viee-Präsident  er  später  wurde,  durchreiste 
er  die  nördlichen  Provinzen  Schwedens,  schlug  die  Bearbeitung  neuer  Bergwerke 
und  die  Verbesserung  älterer  vor,  entdeckte  und  beschrieb  neue  Mineralien  (Kupfer- 
nickel) und  gab  mehrere  bezügliche  Schriften  heraus,  wie:  „En  kort  anled- 
ning  tili  ätslcüliga  malm'  och  bergarters  efterapörjande  och  angifvande"  (Stock- 
holm 1702;  1706).  Sein  voraussehender  und  rastlos  wirkender  Geist  zeigte  sich 
auch  in  mehreren  Vorschlägen  zur  Errichtung  gemeinnütziger  Anstalten ,  von 
welchen  einige  erst  in  diesem  Jahrhundert  zur  Wirklichkeit  gelangt  sind.  Er 
eiferte  sehr  für  das  Studium  und  die  Pflege  der  schwedischen  Sprache,  deren 
Gesetze  nicht  ausschliesslich  aus  dem  Lateinischen,  sondern  auch  aus  der  isländischen 
und  gothischen  Sprache  geholt  werden  sollten.  Als  Dichter  machte  er  durch  seine 
berühmte  Tragödie  „Sosimunda""  gewissermassen  Epoche  in  der  Greschichte  der 
schwedischen  Dramatik  und  verfasste  eine  Menge  nicht-medicinischer ,  theilweise 
noch  nicht  veröffentlichter  Schriften.  Dreimal  verheiratet,  hatte  er  24  Elnder  und 
starb  1724.  Die  schwedische  Akademie  liess  1856  eine  Medaille  auf  ihn  prägen 
und  sein  Brustbild  wurde  1878  in  Medevi  aufgestellt.  —  Von  seinen  zahlreichen 
ausgezeichneten  Söhnen  war  der  Hofmedieus  Eristian  Henrick  H.  ein  in 
Stockholm  sehr  hervorragender  Arzt,  der  1794  starb. 

Svenska  Akademiens  Handlingar.  Th.  29,  1857.  Hedenins« 

Hjaltelin ,  Jon  JonssonH. ,  geboren  in  Island  1 807 ,  studirte  in 
Kopenhagen  und  Kiel,  doctorirte  hier  1839  („De  „Radesyge'* ,  Lepra  et  Elephan- 
tiasi  septentrionali"),  beschäftigte  sieh  viel  mit  Hydrotherapie  und  rief  die  Anstalt  zu 
KlVimpenborg   in's  Leben,    wirkte  von    1855    als  Landphysicus  in  Island,    wurde 


HJALTELIN.  —  HJORT.  225 

der  Gründer  und  durch    viele  Jahre  der  Direotor  einer  ärztlichen  BildungBanstalt 
in  Keykjavik   fUr   isländische  Aerzte.    Er  war   ein   fleissiger  medicinischer ,    auch 
populärer  Schriftsteller  in  der  dänischen  und  isländischen  Sprache.    Er  starb  1882. 
Smith  und  C,  Bladt,  pag.  39.  Petersen. 

''^elt,  Otto  Edward  August  H.,  geboren  in  Abo  (Finnland)  am 
18.  April  1823,  machte  seine  Studien,  ausser  in  Helsingfors,  noch  in  Würzbürg, 
Berlin,  Prag  und  Wien.  Dr.  phil.  wurde  er  1847,  Lic.  med.  1855.  Nachdem 
er  zunächst  als  Prosector  der  Anatomie  von  1856  ab  drei  Jahre  gewirkt  hatte, 
wurde  er  zum  Professor  der  pathologischen  Anatomie  und  der  Staatsarzneikunde  berufen 
und  wirkte  in  dieser  Stellung  zu  Helsingfors  von  1859  bis  1885.  Als  erster  Professor 
dieser  Wissenschaften  hat  er  das  Studium  der  pathologischen  Anatomie  dort  ein- 
geführt und  das  neue  pathologisch  -  anatomische  Institut  nebst  dazu  gehörigen 
Präparatensammlungen  gegründet,  worüber  eine  Beschreibung  erschienen  ist.  Im 
Jahre  1885  zog  er  sieh  als  Professor  emeritus  aus  dem  Lehramte  zurück.  Unter 
seinen  zahlreichen  literarischen  Leistungen  seien  hervorgehoben :  „Systema  nervorum 
sympathtcum  Oadi  Lotae^  (Helsingfors  1847)  —  y^De  nervis  cerebralibus  .  .  . 
Bufonis  cinerei"  (Ebenda  1852)  —  „Om  nervemas  regeneratian^  (Ebenda 
1859)  —  „ Natur histariena  Studium  %  Finland**  (1868)  —  „Den  patkologükt- 
anatamüka  inrättningen  vid  det  Finaha  Universttetet  1859 — 1871"  (Ebenda 
1872)  —  „Ettusen  Liköppntngar"  (1872)  —  „Bidrag  tili  Sundhetslagstiftningen 
iFxfdand  1,  2*"  (Helsin^ors  1873—75)  —  „Finlanda  üehovärdsfräga**  (Ebenda 
1879)  —  „Die  Verbreitung  d&r  venerischen  Krankheiten  in  Finnland"  (Berlin 
1874)  —  „Finlands  Medicinalförwaltning"  (Helsingfors  1882)  —  „Karl  v. 
Linni  als  Arzt"  (Leipzig  1882)  —  „Det  Finska  Universitetets  Pathologiskt- 
Anatomiska  Institution  1871—1883"  (Helsingfors  1884)  —  „Olof  af  Acrel, 
den  svenska  kirurgins  fader"  (Ebenda  1884).  —  Das  von  H.  ausgearbeitete 
Sanitätsgesetz  für  Finnland  ist  durch  die  Verordnung  vom  22.  December  1879 
eanctionirt  worden  und  findet  sich  in  Yierteljahrssc^rift  f.  gerichtl.  Med.  und 
öffentl.  Sanitätsw.   1881  mitgetheilt.  Wernich. 

^]orty  Jens  Johan  H. ,  zu  Christiania,  war  in  Oslo  am  8.  Mai  1798 
geboren,  wurde  1830  in  Christiania  Doctor,  nachdem  er  1826  eine  Abhandlung: 
„De  ßinctiane  retinae"  geschrieben,    war   seit    1821  Compagnie-Ghirurg ,    wurde 
1826  Brigadearzt  und  fungirte  von  1847 — 53  als  stellvertretender  General-Chirurg. 
Von  1826 — 37  war  er  Reservearzt  in  der  Filialabtheilung  des  Reichshospitals  und 
von  1841 — 1871  wirkte  er  als  Oberarzt  und  klinischer  Lehrer  in  der  Hautkranken- 
Abtheilung  des  Reichjshospitals.    Aus  der  Reihe  seiner  Arbeiten,  die  sich  grOssten- 
theils  auf  Syphilis ,  Aussatz  und  Hautkrankheiten  überhaupt  beziehen ,  heben  wir 
folgende  hervor ,  im  Eyr  (H,  VI,  VIH) :    „  Curmethoden  af  Syphilis   og  Lepra  i 
Akershus  Amts  nu  ophaevede  Sygehus  i  Oslo"   - —  „Om  en  saeregen  Form  af 
Lepra,  m.  1  PL"  —  „Indberetning  .  .  ,  ,  om  en  i  Sommer  en  1832  i  det  vestlige 
^OT^ge  foretagen   Reise  for   at    undersoege   de   der  forekommende    ondartede 
Budsygdomm^"  ;  im  Magaz.  for  Naturv.  (IX):  „Hvorvidt  finder  en  Vexelvirkning 
Sted  mellem   begge  Nethinder   hos  Mennesketf" ;   in    dem   von   ihm   mitheraus- 
gegebenen Norsk  Magaz.    for  Lägev.    (1.  R.,  I,  IV,  VI,  IX;    2.  R.,  H,  X,  XVH): 
„Bidrag  til  kundskab  om  de  endemiske  Hudsygdomme"  —  „Kliniske  Forelaes- 
ninger   over    Syphilis"    —    „Om  Arvelighed  som   Aarsag    til   den   spedalske 
Sygdom"'^m   der  ügeskrift   for  Medicin   og  Pharmacie  (I,  lU):  „Udtog  af  Be- 
taenhning    om   Forholdsregler    mod   Fnatsygdomme"    —    „Betaenkning    over 
Lovudkastet  om  det  militaere  Medicinalvaesen"  ;  in  den  Forhandl.  ved  de  skand. 
Naturforskeres  Moder:    „De  endemiske  Hudsygdommes   geographiske  Fordeling 
i  Europa"  (1840)  —  „Om  Diagnosen  af  Radesygen  som  selvstaendig  Sygdom, 
foTskjellig  fra  Syphilis"  (1842)  u.  s.  w.    Dazu  die  Schrift:  „Om  Spedalskheden 
i  Karge  og  Foranstaltninger  imod  Samme"  (Christiania  1871).  Wie  ersichtlich, 

Biogr.  Lexikon.  III.  *  15 


226  HJOET.  —  HLAWACZEK. 

hat  sich  H.  um  die  nähere  Kenutniss  der  erwähnten,  für  Norwegen  so  bedeutangs- 
vollen  Krankheiten  sehr  verdient  gemacht.  Er  starb  am  27.  September  1873. 
Kiaer,  pag.  184,  492.  —  Callisen,  Vm,  pag.  536j  XXVHI,  pag.  539.       G. 

'"Hjort)  Johan  Storm  Aubert  H.,  zu  Christiania,  daselbst  als  Sohn 
des  Vorigen  am  10.  April  1835  geboren,  studirte  auch  dort,  war  von  1860  in 
den-  dortigen  Hospitälern  thätig,  machte  1864  den  Feldzug  bei  der  dänischen 
Armee  mit,  1865  eine  Reise  in's  Ausland,  wurde  1867  Compagnie-Chirurg,  1872 
Corpsarzt  bei  der  Bergenschen  Brigade  und  1873  Professor  der  Medicin  an  der 
Universität,  sowie  Oberarzt  der  chirurgischen  Abtheilung  des  Reichshospitals.  Er 
schrieb  im  Norsk  Magaz.  for  Lägev.  (2.  R.,  XIX,  XXII,  XXIV;  3.  R.,  I):  „ü 
Tüfaelde  af  circumscript  MuakelatropM"  -. —  „Beretninger  om  Rigshosp.  cktrur- 
giske  Afdelmg  fra  Oct.  186&  tu  1869"  ;  im  Nord.  med.  Arkiv  (I,  II)  zusammen 
mit  H.  Hbibsrg:  „Om  Gliomets  Mah'gnitet"  —  „En  Resectton  i  Albueledet"  etc.; 
auch  zwei  Probevorlesungen  (1873)  über  Hornhautentzündung,  Practura  cranii. 
Später  finden  sich  im  Norsk  Magaz.  (1873,  76,  78,  79,  82)  von  ihm  noch  Mit- 
theilungen über  totalen  Irismangel,  eine  Kothfistel  am  Nabel,  eine  Blindenstatistik 
in  Norwegen,  über  Sehpurpur,  Glaucom,  Ablösung  der  Chorioidea,  Resectionen  im 
Schulter-  und  Kniegelenk  u.  s.  w. 

Kiaer,  pag.  187,492.  G. 

Hjort,  Gustaf  Fredrik  H. ,  zu  Gothenburg,    war  am  14.  September 
1813    zu  Christianstad    geboren,    studirte   von  1836    an   in  Lund,    wurde    1845 
AmanuensiQ  bei  der  am  Earolinischen  Institut  zu  Stockholm  neu  eröffneten  Kinder- 
klinik, machte  1847  als  Marinearzt  eine  Reise  nach  West-Indien  und  Süd-Amerika, 
war  dann  Militärarzt,  Docent  der  gerichtlichen  Medicin  am  Karolinischen  Institut, 
wurde    1857  Bataillonsarzt   und  Lehrer   am   Hebeammen-Inatitut   zu    Gothenburg, 
1858  Director  und  Professor  dieser  Anstalt,   1869  Regimentsarzt.  1854 — 55  hatte 
er  eine  wissenschaftliche  Reise  in's  Ausland  gemacht.    Von   seinen  Schriften    sind 
anzuführen:  „Om   obstetriska   poltkliniken   vid  Allm,' Bambördahuset   t  Stock- 
holm ....  under  ären  1850 — 54^  (Stockholm  1856)  —  „Studier  och  arbeten 
för  värden   af  moder   och  barn"  (I — III,    Gothenburg  1861 — 66)    —    „Sakl- 
grenska  sjukhuset  i  Götabcrg,  desa  uraprüngliga  plan  säaom  välgörenhets-  och 
undermaningaanatalt"    (Ebenda    1860)    —     „Ofoeraigt    af    Barnmorake - läro- 
anataltena  i  Götaborg  verkaamhet  ären  1856 — 65  etc  "  (Ebenda  1867)  —  nOv\ 
qvinnana  utöfning  af  läkarevärden  aamt  om  hennea  utbtldande  der  for"  (Ebenda 
1869).     In    den    Sv.  Läkare-sällsk.    N.  handl.  (Bd.  VI,  VH)   befinden  sich:   „Om 
Ällmänna  Barnhusinrättningen   i  Stockholm,  etc."    —    pOm  Ämmebesigtnings' 
kontoret  i  Stockholm"  —  „Bidrag  tili  utredande  af  den  ayflitiaka  dyacrastens 
natur" ;   in    den  Skandin.  Naturforsk.-mötets   förh.    (1860):    „Barnmorakomas    i 
Svertge  utöfning   af  den  operativa  förloaaningakonaten"    —  „Bidrag  tut  upp- 
lyaning  om  oraakerna   tili  puerperalfeberna  uppträdande   aäaom  epidemt  inmn 
bamaänghus".    Auch   in    der  Hygiea  (XXII,  XXIII,  XXV)    sind   von   ihm   einige 
Berichte  und  Aufsätze  enthalten. 

Wistrand,  pag.  168.  —  Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  326.     G. 

Hlawaczek,  Edmund  H.,  zu  Karlsbad  in  Böhmen,  verfasste  eine  Reihe 
von  balneologischen  Schriften,  namentlich  über  den  Gurort,  in  welchem  er  eine 
grosse  Reihe  von  Jahren  thätig  war.  Wir  führen  von  denselben  an:  „Die 
Waaserheilkunde  oder  pharmdkolAherap,  Daratellung  dea  gemeinen  kalten  und 
erwärmten  Wassera  und  der  sämmtlichen  Miner alwäaser,  mit  beaonderer  Ruck- 
aicht  der  Karlsbader  Thermalquellen"  (Wien  1835 ;  1837)  —  „Karlabad  in 
mediciniacher,  pittoresker  und  geselliger  Beziehung"  (Prag  1838;  7.  Aufl.  1864)  — 
„Geachichte  von  Karlabad  in  mediciniacher,  topographiacher  und  geselliger  Be- 
Ziehung"  (Ebenda  1839)  —  ,,  Ueber  die  Versendung  dea  Mineralwaaaera  von 
Karlsbad"  (iPrag  1863)  u.  s.  w.    Er  starb,  71  Jahre  alt,  am  29.  December  1879. 

Callisen,  XXIX,  pag.  1,  —  Engelmann,  pag.  256;  Supplem.  pag.  111.     O. 


90B0KEN.  —  HODANK.  227 

Soboken,  Nicolaas  H. ,  1632  in  Utrecht  geboren,  studirte  in  seinem 

OeburtBorte  vorzflglich  nnter  Dibmbbbbokk  und  promovirte  1658  znm  Dr.  philos. 

und  1662  zum  Dr.  med.    Schon  im  folgenden  Jahre  wnrde  er  zum  Professor  der 

Mathematik  und  Medicin  am  Athenaeum  in  Steinfurt  und  bald  danach  zu  Leibarzt 

des  Grrafen  Beut  heim -Steinfurt  ernannt.    1669  wurde  er  in  gleicher  Eigen- 

sehaft   nach    Harderwyk    gerufen   (Antrittsrede:    „De  professionis  meaicae   cum 

mathemcUicae  canjunctione**)  und  wirkte  da  bis  1672,  wo  er,  bei  der  Annäherung 

ier  französischen    Armee,    plötzlich   Harderwyk    verliess,    ohne    zurflckzukehren. 

Wahrscheinlich   ist    er   1678    in    Utrecht    gestorben.    Er    schrieb    hauptsächlich: 

„Notms  ducttis  aalivalis  Blasiantis  in  lucem  protractus*^  (1662)    —    „De  sede 

animaey   seu  mentia  humanae   in  corpore  humano  excerciUUio    bipartita,    qua 

genutna  conjunctio  humanae  animae  cum  corpore  humano  perspicue  traditur^ 

(1666)    —    „Anatomia   secundinae   humanae*'    (1669,    1675)    —    „Anatomia 

secundinae  vitulinae^  (1675)    —  „Cognitio  phystologico-medica,  accuratissima 

meihodo  tradita**  (1670,  1685)  und  eine  ^Oratio  de  medicorum  nobilifate**. 

C.  E.  Daniels. 

Hochstetter,  Friedrich  Ludwig  H.,  zu  Oehringen,  war  am  19.  Juli 
1739  zu  Lauffen  am  Neckar  geboren,  studirte  von  1758  in  Tübingen  und  Strass- 
Wg  und  wurde  1763  zu  Tübingen  Liceritiat  der  Medicin,  1768  Physicus  zu  Neuen- 
ßtadt  im  Herzogthum  Württemberg,  1789  fürstlich  Hohenlohe'scher  Rath  und 
Stadtphysicus  in  Oehringen.  Er  hat  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  casuistlschen 
Inhalts  im  Frankfurter  med.  Wochenblatt  (1780 — 88)  veröffentlicht,  darunter 
namentlich    über  Atresia  ani,  Ruptura  uteri,  Hermaphroditismus  u.  s.  w. 

Gradmann,  pag.  853.  —  Elwert,  pag.  230-  G. 

*Hock,    Jakob  H. ,    stammt   aus  Prag,    wo    er   am   31.  October  1831 

geboren  wurde.    In  Wien,  wo  er  studirte,  war  Ed.  Jaeger  sein  Lehrer;    1861 

wurde   er   promovirt,    1866    Hess   er   sich    als   praktischer  Augenarzt,    1872  als 

Privatdocent    in  Wien  nieder;    1882    gründete    er  seine  Augenheilanstalt    daselbst 

und  wirkt  ausserdem  als  Augenoperateur  am  Rothschild-Hospital  und  am  Blinden- 

Institut  auf  der  hohen  Warte.  Unter  mehr  als  50  Facharbeiten  seien  genannt :  ;,  Ueber 

scheinbare  Myopie'^    (Wien  1872)    —  „Ueber   syphilitische  Augenkrankheiten^ 

(1876)    —   ;,  Ueber  die  Function  der  Längsfasern  des   Ciliarmuskels"  (1878). 

Wernich. 

Hodann,  Karl  Julius  H.,  zu  Breslau,  war  daselbst  am  13.  Juni  1816 
geboren,  studirte  auch  dort,  wurde  1842  als  Wundarzt  I.  Classe  approbirt,  1846 
als  Wundarzt  im  Allerheiligen  -  Hospital  angestellt ,  1856 ,  bei  Gelegenheit  des 
Greifswalder  Universitäts- Jubiläums ,  von  der  dortigen  medicinisohen  Facultät  zum 
Dr.  med.  honor.  ernannt.  1864  wurde  er  Kreis- Wundarzt  des  Stadtkreises  Breslau, 
1866  und  1870—71  zeichnete  er  sich  durch  rastlose  Thätigkeit  in  den  in  Breslau 
eingerichteten  Militär-Hospitälern  aus,  erhielt  1870  den  Titel  Sanitätsrath.  Von 
seinen  literarischen  Arbeiten  finden  sich  einige  in  Günsbürg's  Zeitschrift  (1850, 
1851)  über  Jodtinctur  als  äusseres  Heilmittel,  über  Steinschnitt,  eine  grosse  Zahl 
aber  in  den  Schriften  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  (von 
1845  an),  in  der  er  häufig,  sowohl  über  naturwissenschaftliche,  als  über  medicinische 
Gegenstände  Vorträge  hielt.  Die  bedeutendste  Arbeit  darunter  ist:  „Dei'  Harn- 
säure-Infarct  in  den  Nieren  neugeborener  Kinder  in  seiner  physiologischen, 
pathologischen  und  forensischen  Bedeutung^  (Verhandl.  der  Schles.  Gesellsch. 
f^  vaterL  Cultur,  1855,  m.  1  col.  Taf.);  ferner  eine  historische  Arbeit  über  die 
schlesischen  Aerzte  Jagwitz  und  Morgenstern  aus  der  Zeit  Friedrich's  des  Gr. 
(1870).  1867  erfand  er  ein  Verfahren,  äussere  Spuren  von  Verbrechern  plastisch 
darzustellen  (Archiv  für  preussisches  Strafrecht).  Er  ist  auch  als  humoristischer 
Gelegenheitsdichter  bekannt;  u.  A.  wurde  bei  Gelegenheit  der  Naturforscher- 
Versammlung  in  Breslau  ein  von  ihm  verfasstes  Theaterstück:  „Der  Traum  des 
Mediciners"  aufgefährt.    Er  starb  am  21.  Januar  1880.  q 

15* 


228  HODGK  —  HODGKIN. 

'^Hodge,  Hugh  Lenox  H. ,  am  30.  Joli  1836  als  Sohn  des  bekannten 
Gynäkologen  gleichen  Namens  zu  Philadelphia  geboren,  studirte  in  seinerVaterstadt 
und  erlangte  verschiedene  Grade,  den  als  Med.  Dr.  1858.  Nachdem  er  dann  zwei 
Jahre  lang  am  Philadelphia  Hospital  thätig  gewesen,  liess  er  sich  1860  selbst- 
ständig nieder.  1861  wurde  er  zum  Demonstrator  der  Chirurgie  und  Chefarzt 
der  chirurgischen  Klinik  und  des  Dispensatoriums  der  Universität  seiner  Vaterstadt 
ernannt.  Seit  1870  ist  er  Prosector  der  Anatomie.  Aus  der  Zeit  seiner  Th&tig- 
keit  als  Chirurg  und  Gynäkolog  rühren  folgende  Veröffentlichungen  von  H.  her: 
^Report  on  cases  in  tohich  metalltc  sutures  were  employed^  (Amer.  Joum.  of  the 
Med.  Sc,  1859)  —  „Tracheotomy  in  cctaes  of  pseiido-membranous  croup^  — 
„The  drainage  of  abscesses  and  toounda  by  solid  mestallic probes^  ■=^—  „Defor- 
mities  of  the  hip*'  —  „Exciaions  of  the  hip,  of  the  knee ,  of  the  elbow,  and 
of  the  torist*'  —  „Ovariotomy  and  a  new  form  of  trocar  for  the  evacuation 
of  ovarian  and  otherabdominal  fiuids^  —  „  The  construction,  Ventilation  and 
hygienic  management  of  anatomical  rooms^  etc. ;  die  meisten  von  diesen  Ab- 
handlungen befinden  sich  im  Amer.  Joum.  of  the  Med.  Sc. 

Atkinson,  pag.  148.  Pgl. 

Hodges,  Nathanael  H. ,  1638  zu  Kensington  bei  London  geboreD| 
machte  seine  medicinischen  Studien  in  Oxford.  Nachdem  er  hier  die  akademischen 
Grade  im  Juni  1&59  erworben,  liess  er  sich  in  das  CoUegium  der  Londoner  Aerzte 
aufnehmen  und  begann  daselbst  die  Praxis.  Während  der  schweren  Pestepidemie 
des  Jahres  1665  leistete  er  der  Stadt  London  die  grössten  Dienste  als  Arzt.  Er 
gehörte  zu  den  wenigen  Aerzten,  die  nicht  die  Flucht  ergriffen  hatten,  wie  dies 
z.  B.  gelbst  Stdenham  aus  Furcht  vor  der  Seuche  gethan  hatte.  Doch  wurde 
ihm  seine  Aufopferung  schlecht  belohnt.  Er  starb  1684  arm  und  vergessen  im 
GefUngniss,  wohin  ihn  seine  Gläubiger  Schulden  halber  hatten  bringen  lassen.  In 
seinem  Werke:  „Aoijj.okoyix  sive  pestis  nuperae  apud  populum  Londinensem 
grassantis  narratio"  (London  1672;  englisch  1715;  1720)  hat  H.  eine  dassische 
Beschreibung  der  erwähnten  Epidemie  geliefeii;.  Ausserdem  schrieb  H.  noch :  „  Vin- 
diciae  medicinae  et  medicorum"  (London  1660;  1665). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  234.  —  Dict.  hist.  HI,  pag.  203.  —  Munk,  I,  pag.  361. 

Pgl. 
Hodgkin,  Thomas  H. ,    geboren   am  16.  Januar  1798  zu  Tottingham, 

bezog  zimi  Studium  der  Medicin  die  Universität  in  Edinburg  und  promoyirte  daselbst 
1823  mit  der  „Diss,  de  absorbendi  functione^ .  1825  wurde  er  Mitglied  des  Royal 
College  of  Physicians  in  London  und  erhielt  die  Stelle  als  Docent  der  patho- 
logischen Anatomie  und  Conservator  des  Museums  am  Guy's  Hospital.  Die  in 
dieser  Stellung  von  H.  entwickelte,  ausserordentlich  rege  Thätigkeit  bezeugt  der 
von  ihm  herausgegebene  „Catalogite  of  the  preparations  in  the  anatomical 
museum  of  Owjfs  Hospital,  Arranged  and  edited  by  desire  of  the  treasurer 
of  the  hospital  and  of  the  teachers  of  the  surgical  school"  (London  1829). 
H.  gründete  am  Guy's  Hospital  eine  Klinik,  ging  aber  später  als  Curator  des 
Museums  und  Docent  der  praktischen  Medicin  an  das  St.  Thomas  Hospital  (1837). 
Zugleich  wurde  er  Mitglied  zahlreicher  gelehrter  Gesellschaften  und  war  eines  der 
ältesten  Mitglieder  des  Senats  der  Londoner  Universität.  Die  letzten  Jahre  seines 
Lebens  zog  er  sich  aus  der  Praxis  zurück,  trieb  philosophische  Studien,  nahm 
auch  bedeutenden  Antheil  an  der  Gründung  der  Ethnological  Society  und  widmete 
sich  besonders  philanthropischer  Thätigkeit,  worin  er  mit  dem  berühmten  Philanthropen 
Sir  Moses  Montefiore  sympathisirte,  den  er  auch  auf  seinen  zahlreichen  philo- 
hebräischen  Reisen  im  Orient  als  Arzt  begleitet  hat.  Auf  einer  dieser  Reisen  starb 
H.,  dem  Klima  zum  Opfer  fallend,  am  5.  April  1866  an  der  Dysenterie  zu  Jaffa, 
wo  ihm  Montefiore  ein  Denkmal  errichten  liess.  H.  war  ein  geistreicher  Arzt 
und  der  Erste,  der  in  England  Bichat's  Wege  einschlug.  Ausser  dem  oben 
genannten  „Catalogue"  und  einem  yy Essay  on  medical  education"  (London  1^28) 
schrieb  er:  y^On  the  uses  of  the  spieen"  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.,  1822, 


HODGKIN.  ^  H0D6S0N.  229 

VoL  18)  Nr.  70);  ferner  mit  J.  J.  Ltsteb:  „Sur  quelques  observations  micro- 
scopiques  eur  le  sang  et  le  tissu  des  animaux**  (Annah  des  scienc.  nat.,  1827)  — 
jfOa  the  anatomical  characters  of  some  adventitious  structure^  (London  Med.- 
Chir.  Transact,  Vol.  16,  1829)  —  „Hints  relating  to  the  cholera  in  London*' 
(London  1832)  —  y^Lectu/res  on  the  means  of  promoting  and  preserving  health^ 
(Ebenda  1835)  —  „Beports  on  the  effects  of  acvnd  potsons^  (Ebenda  1836); 
ferner  sein  bedeutendstes  Werk:  „Lectures  an  the  morbid  anatomy  of  the 
serous  and  mucous  membranes*'  (London  und  Paris  1836 — 37,  2  Bde. ;  deatsche 
Uebers.  von  Fr.  J.  Bbhrend  und  Lbvin  ,  2  Tble.,  Leipzig  1843,  44).  Ausserdem 
Terfasste  er  mit  Fischer  eine  üebersetzung  von  W.  F. .  Edwabds' :  „On  the 
influence  of  phys»  agents  on  life  with  notes*'  (London  1832).  Zahlreiche  Auf- 
Sätze  von  H.  finden  sich  in  London  Med.  6az. ,  The  Lancet ,  Johnson's  Med.- 
Chir.  Rey.  und  London  Med.-Chir.  Transactions  etc.  und  legen  Zeugniss  ab  auch 
Ton  dem  tiefen  Wissen  H.'s  in  der  Philologie,  G^logie,  Zoologie,  Anthropologie  und 
Gleschichte  der  Medicin.  Der  letzteren  ist  ein  grösserer  Theil  von  „An  account 
of  some  unpubltshed  papers  of  the  lote  Dr.  Hodgkin  by  Samuel  Wilks^ 
(Guy's  Hosp.  Rep.  XXUI,  1878)  gewidmet. 

Lancet.  1866,  Vol.  I,  pag.  445.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1866,  Vol.  I,  pag.  403.  — 
British  Med.  Jotum.  1866,  Vol.  I,  pag.  447.  —  Wilks,  Gay 's  Hosp  Rep.  1878,  3.  Serie,' 
XXm,  pag.  58  (enthält  die  noch  nicht  veröffentlichten  Aa&ätze  H.'s)  —  Virchow- 
Hirsch,  Jahresber.  18^8,  I,  pag.  367.  —  Callisen,  IX,  pag.  8;  XXIX,  pag.  4.       p    . 

Hodgson,  Joseph  H. ,  von  unbemittelten  Eltern  1788  in  Penrith 
(Cnmherland)  geboren,  erhielt  seine  erste  Erziehung  in  Birmingham  und  ging  zum 
Stadium  der  Medicin  nach  London,  wo  er  am  St.  Bartholom.  Hosp.  sich  besonders 
der  Chirurgie  befleissigte.  Man  erzählt  von  ihm,  dass  er  von  einem  von  seinem 
Oheim  zum  Studium  empfangenen  Geldgeschenk  von  100  Pfd.  St.  an  einem  Abend 
heim  ELartenspiel  20  Pfd.  St.  verlor  und  dass  er  diese  Thorheit  so  bitter  bereute, 
dass  er  sein  Leben  lang  nie  mehr  um  Geld  gespielt  hat.  Seinen  Lebensunterhalt 
bestritt  H.  während  des  Studiums  von  dem  durch  Ertheilen  von  Unterricht  und 
Schreiben  von  Zeitungsartikeln  verdienten  Gelde.  1811  gewann  er  den  Jacksonian 
Preis  durch  seinen  „Essay  on  diseases  of  the  arteries  and  veins^,  den  er  nach- 
her in  erweiterter  Form  als  „Treatise  on  the  diseases  etc.**  (London  1815; 
deutsch  von  Kobebwein,  Hannover  1817 ;  französ.  von  Breschet  ,  Paris  1819 ; 
ital.  von  Caihi,  Mailand  1823)  herausgab.  Zugleich  begann  er  1811  seine  ärzt- 
liche Laufbahn,  zunächst  als  Militär- Assistant  Surgeon  am  York  Hospital  in  Chelsea, 
dann  selbstständig  als  Arzt  in  Cheapside,  wo  er  gleichzeitig  den  Dr.  Fabb  bei 
Herausgabe  seines  Werkes  über  Herzkrankheiten  unterstützte.  1818  siedelte  er 
als  Surgeon  am  General  Hospital  und  Eye  Infirmary  nach  Birmingham  über  und 
Terbüeb  in  dieser  Stellung  nahezu  30  Jahre  lang.  Trotz  des  Drängens  von 
Ch.  Bell  lehnte  er  einen  ehrenvollen  Ruf  als  Chirurg  am  Middlesex  Hosp.  nach 
London,  sowie  die  ihm  1840  angebotene  Professur  für  Chirurgie  an  Febgüsson's 
Stelle  ab,  zog  sich  vielmehr  1848  ganz  aus  dem  praktischen  Leben  zurück  und 
setzte  sich  in  London  zur  Ruhe,  da  er  der  Sehkraft  auf  einem  Auge  beraubt, 
und  auch  sonst  seine  Gesundheit  geschwächt  war.  H.  betheiligte  sich  noch, 
80  gut  er  konnte,  am  wissenschaftlichen  Leben,  wurde  Mitglied  mehrerer 
gelehrter  Gesellschaften  und  wohnte  deren  Sitzungen,  besonders  denen  des  College 
of  Sm^eons,  fieissig  bei.  Er  starb,  81  Jahre  alt,  am  7.  Februar  1869.  H.  war 
ein  hervorragender  Chirurg  und  scharfsinniger  Diagnostiker;  doch  hat  er  ausser 
dem  oben  genannten  grösseren  Werk  und  einigen  kleineren:  „JEngravings,  intended 
to  ülustrate  cases  of  the  diseases  of  the  arteries'^  (London  1815,  fol.),  einem 
Atlas  zu  oben  genannter  Abhandlung,  sowie:  „Oase  of  conhracted  wrist  success- 
ßdly  treated**  (London  Med.-Chirurg.  Transact. ,  1813,  Vol.  4)  nichts  von 
Bedeutung  publicirt. 

British  Med.  Joum.  1869,  Vol.  I,  pag.  154.  —  Lancet.  1869,  Vol.  I,  pag.  243.  — 
Ked.  Times  and  Gaz.  1869,  Vol.  I,  pag.  ;^06.  —  Callisen,  IX,  pag.  9.  Pgl. 


230  HOECHSTETTEE.  —  HOEFER. 

Hoeclistetter,  Philipp  H.,  deutscher  Arzt  aus  Augsburg,  lebte  zu  Ende 
des  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  und  war  Arzt  in  seiner  Vaterstadt,  wo 
er  gegen  1635  starb.  Er  ist  besonders  bekannt  dureh  Beschreibung  einer  im 
Jahre  1624  zu  Augsburg  herrschenden  Epidemie  von  typhöser  Pneumonie.  Er 
schrieb:  „Bartorum  obaervattonum  tnedtctnalium  decades  sex^  (die  ersten  drei 
Wien  1624  und  die  anderen  Wien  1627  erschienen).  Diese  Schrift  wurde  zusammen 
mit  vier  weiteren  Decaden  des  Verfassers  nach  seinem  Tode  von  seinem  Sohne 
JohannPhilippH.  unter  dem  Titel :  „Bartorum  observationum  medicinalium 
decadea  sex  antea  editae,  qutbics  nunc  accessere  quatuor  decades  alias*'  (Frank- 
furt und  Leipzig  1674)  herausgegeben. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  234.  Pgl. 

Hoeegh,  Ove  Guldberg  H.,  zu  Drontheim  in  Norwegen,  war  am 
^3.  April  1814  zu  Grue  geboren,  studirte  in  Norwegen,  war  1836,  37  und  42 
bei  der  Aufsicht  über  die  Winterfischerei  auf  den  Lofoten  thfttig,  wurde  1843 
Arzt  auf  einem  Kupferwerk,  1845  Districtsarzt  in  Trondenaes,  1854  Oberarzt  bei 
den  Aussätzigen  in  Drontheim.  1851  und  1854  war  er  Hitglied  des  Stprthings 
für  Finmarken,  1863  für  Drontheim  und  starb  während  einer  Session  zu  Christiania 
im  Reichshospital  am  7.  Februar  1863  am  Nervenfieber.  Er  erstattete  für  die 
von  dem  Departement  des  Inneren  herausgegebenen  Beretn.  om  den  spedalske 
Sygdom  für  die  Jahre  1855 — 60  amtliche  Berichte^  gab  heraus:  „Folkets  Heise, 
et  Tidsskriß  for  Menigmand  j^aa  Kysten*"  (1.— 3.  Heft,  1858—60;  2.  Aufl. 
1861)  und  schrieb:  „Forslag  tu  Forholdsregler  for  Medlemmer  af  Sundeds- 
Tcommissioner"  (Droiatheim  1859 ,  4.)  —  „Om  Sundhedspleten  i  Älmueskoler*' 
(Christiania  1862). 

Eiaer,  pag.  213.  ^* 

*Hoeegh,  Sophus  Marius  Peter  H.,  zu  Molde  in  Norwegen,  ist  zu 
Steilo  in  Hassel  am  21.  Juli  1827  als  Sohn  des  dortigen  Districtsarztes  Georg 
Andreas  H.  (t  1851)  geboren,  studirte  in  Christiania,  war  1850  daselbst 
Choleraarzt,  dann  Communalarzt  an  verschiedenen  Orten,  1858  Districtsarzt  in 
Soendmoere  und  wurde  1872  zum  Vorsteher  und  Arzt  des  Reknaes  Pflegestiftes 
fttr  Aussätzige  in  Molde  und  Arzt  des  Romsdarschen  Amtskrankenhauses  ernannt. 
Er  stiftete  1861  den  Romsdarschen  Aerzteverein ,  dessen  Vorsitzender  er  seit 
1864  war.  Er  veröffentlichte  im  Norsk  Magaz.  for  Laegevid.  (2.  R.,  XVI,  XXIV; 
3.  R.,  I) :  „Zinkplader  til  Fractursktnner*'  —  „Jagttagelser  under  en  Epidemi 
af  Diphtheritis  faucium**  —  „Nogle  Accouchementstilfaslde  fra  min  Praktik**  — 
„Nogle  Ord  om  Skabsygen  paa  Landet  og  om  offentlige  ForanstaUninger 
dertmod**  —  rtEt  Tilfaelde  af  Aneurysma  arcus  aortae,  helbredet  ved  edik- 
kesurt  Blyoxyd**  —  „Om  Oestrus-Larvens  Forekomst  under  Menneskets  H-ud 
og  de  derved  bevirkede  pathologiske  Phaenomener**  —  „Obstetriciske  Meddd" 
eiser**  —  „Bomsdals  Laegeforenings  Forhandlinger** ;  femer  im  Beretn.  om 
Sundhedstilstanden  m.  m.  i  Norge  1859,  1867:  „Bemaerkninger  om.  Leveniaaden 
og  de  hygiaeniske  Forholde  m.  m,  i  vestre  Soendmoeres  Laegedistrikt"  — 
„Om  Skarlagenf^feberepidemien  i  vestre  Soendmoere** ,  Ausserdem  theils  mit  seinem 
Namen,  theils  ohne  denselben  Gedichte,  populär-medicinische,  ästhetische,  kritische 
Aufsätze  in  einer  Anzahl  von  verschiedenen  Zeitschriften  u.  s.  w. 

Kiaer,  pag.  214.  0. 

Hoefer,  Wolf  gang  H. ,  geboren  1614  zu  Freising  in  Oberbayem  ala. 
Sohn  eines  Professors  der  Medicin,  der  später,  1647,  nach  30jähriger  Lehrtbätig- 
keit  in  Ingolstadt  im  Alter  von  68  Jahren  gestorben  ist,  studirte  Medicin  ^tt 
Ingolstadt  und  promovirte  hier  1653,  nachdem  er  von  einer  Reise  nach  Italien 
und  Frankreich  zurückgekehrt  war.  Dann  prakticirte  er  eine  Zeit  lang  mit  Erföl^ 
in  Straubing,  JAnz  und  Raab  (in. Ungarn).  Zuletzt  wurde  H.  nach  Wien  als 
k.  k.  Hofrath  berufen,    wo   er  etwa  1681    gestorben  ist.    Er  ist  erwähnenswerth 


HOEFEB.  —  HOEGTES.  231 

als  erster  Beschreiber  des  Cretinisiims;  die  ems'ge  von  ihm  bekannte  Schrift  ist 
betitelt:  „Herculü  medtci,  sive  locarum  commtnium  medicorum  tomiia primtis^ 
(Wien  1657;  1664;  Nttmberg  1666,  fol.;  10 :ö). 

Biogi.  mM.  y,  pag.  235.  PgL 

Hoefer,  Johann  Christian  Ferdinand  H.,  Arzt  und  äusserst 
vielseitiger  und  frachtbarer  Literat  zu  Paris,  war  am  21.  April  1811  zu  Dösohnitz 
(Schwarzburg-Rodolstadt)  geboren,  fllr  das  Studinm  der  Theologie  bestinunt,  machte 
eine  Fnsareise  durch  Deutschland,  Holland,  Belgien  und  trat  1830,  ganz  mittellos 
geworden,  in  das  Fremden-Regiment  Hohenlohe,  mit  dem  er  die  Occupation  von 
Morea  mitmachte.  Nach  der  Auflösung  des  Regiments  1831  fand  er  in  Frankreieh 
bei  verschiedenen  Colleges  (Nantua,  Saint-£tienne ,  Roanne)  eine  Anstellung,  war 
dum  Secretär  yon  Cousin  bis  1836,  gab  Privatstunden,  lieferte  zahlreiche  wissen* 
Bchaftliche  und  kritische  Artikel  fUr  die  Annales  d*anatomie  et  de  physiologie  und 
andere  nich^medicinische  Zeitschriften,  studirte  in  Paris  Medicin,  wurde  1840 
Doetor  derselben,  prakticirte  eine  Zeit  lang  in  den  bevölkertsten  Quartieren  von 
Paris,  erhielt  1843  den  Auftrag,  in  Deutschland  das  medicinische  und  1846  das 
landwirthflchaftliehe  ünterrichtswesen  zu  studiren  und  berichtete  darüber.  Er  wurde 
1848  als  Franzose  naturalisirt  und  erhielt  1851  von  Didot  die  Redaction  der 
„Nouvelle  biographie  gönörale*^  (46  voll.,  1851 — 66}  übertragen.  Er  hat  ausserdem 
eine  grosse  Reihe  von  Sehriften  yerfasst,  die  hauptsächlich  in  das  Gebiet  der 
Naturwissenschaften,  namentlich  der  Chemie,  gehören,  wie  eine  Geschichte  der 
Chemie  (1842,  43;  2.  Aufl.  1867—69),  Geschichte  der  Chemie  und  Physik  (1872), 
derBotaiük,  Mineralogie  und  Geologie  (1872),  der  Zoologie  (1873),  der  Astronomie 
(1873),  der  Mathematik  (1874);  femer  ausser  einem  „Dictionnaire  de  mddecine 
pratique*'  (1847),  auch  solche  der  Chemie  und  Physik  (1846),  der  Botanik  (1850); 
er  übersetzte  A.  V.  Humboldt's  „Ansichten  derNatur^  (1850),  Berzelius'  Chemie 
(1845 — 50)  und  gab  noch  viele  naturwissenschaftliche,  ethnographische  und  andere 
Werke  heraus.    Er  starb  im  Mai  1878  zu  Brunoy  (Seine-et-Oise). 

Yaperean,  5.  6dlt.,  pag.  94)).  G. 

Hoefler,  Gustav  H. ,  zu  Krankenheil  bei  Tölz  in  Oberbayern ,  war  am 
25.  Januar  1809  zu  Memmingen  geboren,  studirte  von  1827  an  in  Mflnchen, 
zuerst  Jurisprudenz,  dann,  von  1830  an,  Medicin,  wurde  1832  Doetor  und  Assistent 
an  V.  RiNGSBJS'  medicinischer  Klinik,  besuchte  1834  Wien,  war  fünf  Jahre  in 
Italien  (Florenz,  Rom)  als  Arzt  eines  russischen  Grafen,  zeichnete  sich  in  Rom 
während  der  Cholera  durch  seine  Thätigkeit  aus,  wurde,  in  die  Heimath  zurück- 
gekehrt, als  Landgerichts-  und  Salinenarzt  in  Orb  angestellt  und  1843  nach  Tölz 
▼ersetzt.  Hier  nun  gelang  es  ihm,  von  1856  ab,  die  schon  viel  früher  von  ihm 
erprobten  Ejrankenheiler  Mineralquellen  in  den  balneo-therapeutischen  Heilschatz, 
nach  üeberwindung  vieler  Schwierigkeiten,  einzuführen  und  durch  seine  ärztliche 
Thfltigkeit,  literarischen  Arbeiten  und  energisches  persönliches  Vorgehen  den  Ruf 
des  Bades  Krankeaheil  zu  gründen.  Bei  seiner  1881  erbetenen  Versetzung  in 
den  Ruhestand  erhielt  er  den  Titel  eines  k.  Medicinalrathes ,  von  der  Stadt 
Tölz  aber  das  Ehrenbürgerrecht.  Er  erlag  einem  Steinleiden  am  5.  Januar  1882. 
Von  seinen  Schriften  fUhren  wir  nur  an :  „Die  jod-  und  schwefelhaltigen  doppelt- 
kohlensauren  Natronquellen  zu  Krankenheil  bei  Tölz  u,  s.  w.*^  (Preiburg  1856)  — 
„Bad  Krankenheil  bei  Tölz  u,  s.  w."  (Ebenda  1866);  ferner  Aufsätze  in  Zeit- 
schriften über  denselben  Gegenstand. 

Bayerisch,  ärztliches  Intelligenz-Blatt.  Jahrg.  29,    1882,  pag.  330.  O. 

"^Hoegyes,  Andreas  H.,  in  Hajdu-Szoboszlö  (Ungarn)  am  30.  November 
1847  geboren,  absolvirte  die  medicinischen  Studien  1865 — 1870  an  der  Buda- 
pester  Universität,  wurde  daselbst  1870  Dr.  med.,  1871  Assistent  an  der  Lehr- 
kanzel fOr  theoretische  Medicin,  1871  Dr.  der  Chirurgie,  Assistent  am  pharma- 
kologischen Institut,   in  welcher  Eigenschaft   er  bis  1875  verblieb.     1874  wurde 


232  HOEGYES.  —  HOEEING. 

er  Docent  der  experimentellen  Pathologie,  1875  o.  ö.  Prof.  der  allgemeinen  Patho- 
logie und  Pharmakologie  an  der  Elausenbnrger  Universität,  gründete  in  Elansen- 
burg  1876  die  Klausenbnrger  medioiniseh-natnrwissenschaftliohe  Gesellsehaft,  deren 
Secretftr  er  dnreh  4  Jahre,  Präsident  durch  3  Jahre  war,  wurde,  nachdem  er  in 
Elausenburg  zweimal  Decan  gewesen,  1883  o.  ö.  Prof.  der  allgemeinen  Pathologie 
und  Therapie  an  der  Budapester  Universität.  Unter  den  47  von  ihm  in  ungarischer 
Sprache  verfassten  Abhandlungen,  die  zum  grösseren  Theile  vollständig  oder  auszugs- 
weise auch  deutsch  erschienen  sind,  erwähnen  wir  folgende :  Centralbl.  für  med.  Wissen- 
schaften :  „Kurze  Mittheüung  über  die  Wirkung  der  frischen  Cholera-ErUleerungen 
auf  die  Titriere"  (1873)  —  „Kurze  Mittheilung  über  das  Bunsen*sche  Wasser- 
trammelgebläse  als  künstlichen  Athmungsapparat  zur  Ausgleichung  der  Athmungs- 
insufficienz"  (1874)  —  ;,  Ü eher  den  Hinflugs  verschiedener  Gase  au f  den  Verlauf 
der  Athmungsbewegung  während  der  Erstickung" ;  in  der  Allg.  med.  Centr.-Zeitung 
(1872):  „Ueber  die  histologische  Structur  und  physiologische  Function  der 
Malpighi^ sehen  Körperchen  u.  s.  w."  —  „Ueber  die  Circulationsverhältnisse 
der  Niere";  im  Archiv  für  Physiol.  (1877,  81):  „Beiträge  zur  Lebensfähigkeit 
des  Säugethier- Fötus"  —  „Ueber  Schwindelerscheinungen  bei  der  Druck" 
steigerwng  in  der  Paukenhöhle";  im  Archiv  für  experim.  Pathol.  u.  Pharmakol. 
(1875,  79) :  „Eosperim.  Beiträge  über  den  Verlauf  der  Athmungsbewegungen 
während  der  Erstickung"  —  „  Ueber  die  Veränderung  des  Auges  nach  Fadalis- 
Exstirpation" ,  Hierzu  kommen  die  bloss  in  ungarischer  Sprache  erschienenen  Ab- 
handlungen: „Vom  Eindringen  der  Samenfäden  in  das  Protoplasma  junger  Zellen^ 
(Orvosi  hetilap,  1872),  femer:  „Ueber  die  Wirkung  des  Oapsicum  annuum,  des 
dithioncyansauren  Kaliums^,  drei  Abhandlungen  in  den  Veröffentlichungen  der 
ungarischen  Akademie:  ;, Ueber  den  Nervenmechanismus  der  associirten  Augen- 
bewegungen" —  „Beitrag  zur  Kenntniss  der  hypnotischen  Erscheinungen"  —  n^^ 
gesteigerten  Reflexerscheinungen  der  Hystero-Epileptischen.         q  geheut  hau  er. 

HoenigSOlunied,  Johann  H.,  1843  zu  Schönberg  in  Mähren  geboren, 
1865  in  Olmütz  diplomirt,  1876  in  Innsbruck  unter  Albert,  Mauthneb  und 
VON  Yixtschgäu  promovirt,  gegenwärtig  k.  k.  Regimentsarzt  in  der  österreichischen 
Armee,  ist  besonders  durch  seine  eingehenden  und  erfolgreichen  Untersuchungen : 
„2hir  mikroskopischen  Anatomie  über  die  Oeschmacksorgane  der  Säugethiere** 
(sieben  Abhandlungen  in  der  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie  und  in 
Pflügee*s  Archiv)  und  seine :  „Leichenexperimente  über  die  Zerreissungen  der 
Bänder"  in  den  verschiedenen  Gelenken,  drei  Aufsätze  in  der  Deutschen  Zeit- 
schritt  für  Chirurgie,  bekannt.  j.  K.  Proksch. 

Hoepfiier,  Johann  Oeorg  Albrecht  H.,  geboren  zu  Bern  am  20.  Januar 
1759{,  war  erst  Arzt  und  Apotheker  in  Biel,  siedelte  dann  nach  seiner  Vatw- 
stadt  über  und  zog  sich,  nachdem  er  hier  eine  Zeit  lang  eine  Of&cin  gehabt 
hatte,  später  in's  Privatleben  zurück.  Er  starb  zu  Biel  am  16.  Januar  1813. 
H.  gab  heraus:  „Abhandlung  über  die  Bereitung  des  Brechweinsteins"  (Weimar 
1782)  —  „Magazin  für  die  Naturkunde  Helvetiens"  (4  Bde.,  Zürich  1787 — 89, 
darin  von  ihm  selbst  mehrere  Aufsätze)  —  Allgemein  Helvetisches  Magazin  zur 
Beförderung  der  inländischen  Naturkunde  und  der  damit  verbundenen  Künste 
und  Wissenschafien"  (Winterthur  1799),  sowie  eine:  „Helvetische  Monats- 
Schrift"  (Bern  1801—1803). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  235.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1120.  PgL 

Hoering,  Friedrich  von  H.^  zu  Ludwigsburg  in  Württemberg,  war 
am  24.  September  1792  zu  Willsbach  bei  Weinsberg  als  Sohn  eines  Wundisu^tes 
geboren,  war  fünf  Jahre  in  der  Lehre  bei  einem  Oheim,  der  Chirurg  zu  Eiroh- 
berg  a.  J.  war,  genoss,  während  der  später  in  Wien  so  berühmt  gewordene  Augen- 
arzt Friedrich  Jaboer  (ein  Halbbruder  seiner  Mutter)  sich  in  Eirchberg  mehrere 
Monate  aufhielt,  von  Diesem  seinen  ersten  Unterricht  in  der  Osteologie,  wurde  1812 


HOERING.  ~  HOEBNIGK.  233 

Gehilfe  des  St&dtohimrgus  Köllbbutbb  in  Stuttgart  und  fand  nunmehr  Gelegen- 
heit, sieh  weiter  auszubilden,  indem  er  den  meisten  Operationen  des  Hofmediens 
Euem  beiwohnen  und  hftufig  selbst  assistiren  konnte,  Zutritt  im  Lazareth  und 
nn  Sieehenhause  hatte  und  die  in  der  Legionscaseme  gehaltenen  Vorlesungen  (von 
Klein,  Beuss,  E&ebs,  Frank)  besuchen  durfte.  1814  leistete  er  unter  Klein 
bd  den  zahlreichen  russischen  Verwundeten,  die  aus  Frankreich  evacuirt  waren, 
auf  der  Solitude  sehr  angestrengte  Dienste.  Er  konnte  darauf  die  Universität 
Tfibingen  beziehen  und  1817  mit  der:  „Düs.  inaug,  aistena  experimerUa  de 
muUUumibus  f  quaa  materiae  in  cavum  peritonaei  animaltum  ingestae,  tum  in 
corpore  effidunt ,  tum  ipsae  aubeunt"  (deutsch  in  Mecebl's  Deutschem  Archiv 
f.  Physiol.,  1818)  promoviren.  Er  ging  darauf  nach  Wien,  zu  seinen  inzwischen 
daselbst  berflhmt  gewordenen  Oheimen  Karl  und  Friedrich  Jaeger,  indem  er 
die  Reise  in  14  Tagen  von  Donauwörth  aus  auf  einem  Fioss  machte,  würde 
bald  darauf  Privat-Assistent  Bebr's  und  der  beiden  Jaeger  und  warf  sich  mit 
ganzer  Kraft  auf  die  Augenheilkunde  und,  unter  Zang's  Leitung,  auf  die  Chirurgie. 
Im  dritten  Jahre  seines  Aufenthaltes  in  Wien  gab  er  bereits  fremden  jungen 
Aerzten  einen  Augenoperationscurs  und  verliess  dann  Wien ,  wo  er  auch  Geburts- 
hilfe getrieben  und  Hildenbrand's  ELlinik  besucht  hatte.  Nach  seiner  Rückkehr 
nach  Württemberg  wurde  er  1621  Stadtarzt  in  Schwaigern,  siedelte  1823  nach 
Neuenstadt  über,  blieb,  praktisch  auch  als  Chirurg  und  Aug^arzt  sehr  be- 
sehftftigt,  11  Jahre  daselbst  und  ging  183^4  nach  Ludwigsburg,  wurde  daselbst 
naeh  drei  Jahren  Oberamtsarzt,  in  welcher  Stellung  er  bis  1863  verblieb,  als  ein 
H^esehAtzter  und  geachteter  Arzt,  dessen  operative  Thfttigkeit,  namentlich  auch 
auf  dem  Felde  der  Oculistik,  sich  mehr  und  mehr  ausgedehnt  hatte.  Noch 
während  seiner  Amtsthätigkeit ,  und  zwar  hauptsächlich  für  seine  oculistischen 
Verdienste,  erhielt  er  mit  dem  Kronenorden  den  persönlichen  Adel  und  bei  seiner 
Pensionirung  den  Titel  eines  Medicinalrathes.  Gerade  vier  Wochen  vor  seinem 
am  10.  December  1867  erfolgten  Tode  hatte  er  noch  sein  öOjähriges  Doctor- 
Jubiläum  gefeiert.  Literarische  Arbeiten  sind  nur  wenige  von  ihm  bekannt,  wie: 
„Verunglückter  Verauch,  eine  KropfgeachuniUt  durch  Unterbindung  der  Art, 
ikyr,  auper.  zu  keilen"  (Rüst's  Magazin,  1820);  femer  Aufsätze  im  Wttrttemb. 
Correspondenz-Blatt,  in  Schmidt's  Jahrbb.  u.  s.  w. 

Württemberg.  Correspondenz-Blatt.  1868,  pag.  67,  65.  —  Gallisen,  IX,.  pag.  18; 
MIX,  pag.  8.  G, 

^Hoerlng,  Karl  Friedrich  von  H.^  Hofrath  und  Württembergischer 
Oberstabsarzt  a.  D. ,  ist  als  Sohn  des  Vorigen  1822  zu  Schwaigern  im  Neckar- 
kreise,  Württemberg ,  geboren,  studirte  in  Tübingen ,  Würzburg ,  Wien ,  Prag  und 
Berlin,  promovirte  1845  und  Hess  sich  1846  in  Ludwigsburg  nieder.  Auf  An- 
legaug  von  FniEDR.  v.  Jaeger  und  A.  y.  Graefe  wandte  er  sich  der  Augen- 
heilkunde zu  und  gründete  1859  eine  Privat- Augenheilanstalt  in  Ludwigsburg, 
welcher  er  zur  Zeit  noch  vorsteht.  Im  Jahre  1850  trat  er  in  den  Militärdienst 
ein,  verliess  denselben  aber  wieder  1864,  da  ihm  seine  Augraiheilanstalt  nicht 
erlaubte,  viel  abwesend  zu  sein.  1872  wurde  er  wieder  zum  Oberstabsarzt  ernannt, 
welehen  Posten  er  bis  zu  seiner  Pensionirung,  1882,  inne  behielt.  Ausser  einer 
Beihe  casmstischer  Mittheilungen  veröffentlichte  er:  „lieber  d(M  Auge,  daa 
Sehen  etc.""  (Ludwigsburg  1867).  Horstmann. 

Hoemigk,  Ludwig  H.,  geboren  1600  zu  Leipzig,  studirte  Medicin  in 
Oiessen,  Padua  und  Strassburg,  promovirte  in  Strassburg  und  wurde  1625  in 
Frankfurt  a.  M.  als  Arzt  aufgenommen.  1628  erhielt  er  den  Titel  eines  Comes 
palatinus,  womit  der  Adel  verbunden  war,  1635  wurde  er  Physicus  in  Frankfurt, 
1638  Dr.  jur.  in  Marburg  und  schrieb  die  Diss. :  „De  regali  poatarum  jure**, 
wdche  er  später  als  eigenen  Tractat  herausgab.  In  Folge  von  Streitigkeiten  mit 
den  Apothekern  und  Materialisten  nahm  er  1 643  seine  Entlassung  von  dem  Frank- 
ftrter  Physicat  und  zog  1644  nach  der  gräflich  Solms'schen  Residenz  Rödelbeim. 


234  HOERNIGE.  —  HOEVEN. 

Auch  hier  wurde  er  in  Streitigkeiten  verwickelt,  legte  seine  Stelle  nieder,  zog  1647 
naeh  Mainz  und  gleich  darauf  nach  Wien,  wo  er  öffentlich  zur  katholisehen  Eirehe 
übertrat.  £r  wurde  nun  kaiaerlieher  Rath  und  kurmainzischer  Hofrath  und  1662 
Professor  der  Medicin  an  der  Universität  zu  Mainz,  1658  deren  Rector.  Seit  1655 
war  er  auch  kaiserl.  Btlöher-Commissarius  (Bücher-Censor).  Er  starb  am  2.  August 
1667  zu  Mainz.  H.'s  Schriften  sind  vom  mannichfachsten  Inhalt  und  stellen  ihn 
als  den  Typus  eines  Polyhistors  des  17.  Jahrhunderts  hin.  „Medicaster  Äpella, 
Judenartzt"  (Strassburg  1631),  worin  er  seinem  Judenhass  freien  Lauf  gelassen 
hat  —  „Schioalbacher  Sauer-  und  Prodelbrunnen-Beschreibung^  (Frankfurt  1632) 
mit  einem  Anhang  deutscher,  griechischer,  italienischer  und  französischer  Gedichte 
„Wissbades  Beschreibung*^  (Ebenda  1637)  —  „Politia  medtca,  oder  Beschrei- 
bung dessen y  loas  die  Medici  zu  thun  u.  s,  to.^  (Ebenda  1638,  4.;  Neue  Ausg. 
1645);  der  seitenlange  Titel  giebt  ein  ganzes  Alphabet  von  Afterftrzten:  Alte 
Weiber,  Beutelschneider,  Krystallenseher,  Dorfgeistliche,  Einsiedler,  Fallimentirer, 
Oaukler,  Harnprophetcn,  Juden  etc.  —  „  Würgengel.  Von  der  Pestilenz  Namen, 
Eigenschaft,  Ursachen,  Zeichen,  Präservation,  Zufällen^  Curation  etc,**  (Frank- 
furt 1644),  ein  Buch  von  fast  1000  Quartseiten,  aber  ohne  die  mindeste  eigene 
Beobachtung,  obgleich  der  Verfasser  mehrere  Pestepidemieen  erlebte. 

J.  B.  Schnnk,  Beiträge  zur  Mainzer  GeBchichte.  1790,  III,  pag.  310.  —  Stricker, 
Greschichte  der  Heilkunde  in  Frankfurt,  pag.  284-  —  Derselbe  in  Virchow's  Archiv, 
Bd.  XLI,  pag.  293  und  im  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst.  1869,  Bd.  IV, 
P»«-  237.  TV.  Stricker. 

Hoessle)  Johann  Georg  von  H. ,  zu  Dillingen  im  Ober-Donaukreise, 
war  am  24.  April  1748  zu  Walkertshofen  (Landgericht  Ursberg)  geboren,  stndirte 
in  Freiburg,  Ingolstadt  und  Wien,  wurde  1767  in  Ingolstadt  Doctor,  ging  dann 
als  Arzt  nach  Augsburg  und  erhielt  1^/2  Jahre  später  einen  Ruf  nach  Dillingen, 
an  die  damalige  Universität,  als  Professor  der  Medicin  und  Stadtphysicus ,  mit 
dem  Charakter  eines  fürstbischöflich  Augsburg'schen  Hofinedicus  und  Hofrathes. 
Seine  Hauptbemfihung  ging  dahin ,  gute  Lehranstalten  fOr  Hebeammen  und  Land- 
ärzte zu  errichten ,  und  war  er  Director  des  von  ihm  in's  Leben  gerufenen  medi- 
cinisch-chirurgischen  Unterrichts  -  Institutes ,  das  aber  noch  vor  Aufhebung  der 
Universität  wieder  einging.  Er  verfasste :  „Krankengeschichte  der  A,  M.  Zetterlein, 
welche  zehn  Jahre  lang  ohne  Speis  und  Trank  lebte"  (Augsburg  1780)  — 
„JQer  gesunde  und  kranke  Mensch,  eine  kurze  Uebersicht  medicinischer  Kennt- 
nisse zum  Gebrauch  der  chirurgisch-medicinischen  Pßanzschule  in  Dillingen" 
(Ebenda  1791)  —  „Lehrsätze  der  Oeburtshilfe'*  (Ebenda  1794)  —  „Kurzer 
und  gründlicher  Unterricht,  wie  die  jetzt  an  mehreren  Orten  herrschenden 
hitzigen  Krankheiten  zu  heilen  sind**  (Dillingen  1800).  Ausserdem  Aufsätze  in 
Eohlbkenkee's  Münchener  Intelligenzblatt   und    in    einigen  anderen  Zeitschriften. 

Baader,  I,  pag.  244.  ,  G. 

Hoevelli  (Hoevel),  Johann  von,  1601  zu  Riga  geboren,  wurde  1628 
Dr.  med.  zu  Leyden  (Diss.  de  variolarum  et  morbillorum  natura  et  curatiane^), 
1631  Professor  der  Naturkunde  und  Sittenlehre  an  dem  neugestiften  Gymnasium 
zu  Riga  und  bald  auch  Stadtphysicus.  1638  wurde  er  Leibarzt  des  Herzogs  Jacob 
von  Kurland  und  starb  am  6.  Januar  1652.  Er  war  ein  Freund  des  bekannten 
Dichters  Flehming  und  ist  der  Verfasser  einer  grossen  Reihe  lateinischer  Ab- 
handlungen;  ausserdem   schrieb  er  lateinische  und  deutsche  Gelegenheitsgedichte. 

V.  Recke-Napiersky,  If,  pag.  325.  —  Beise,  I,  pag.  278.        L.  Stieda. 

Hoeven,  Comelis  Pruys  van  der  H. ,  am  13.  August  1792  in 
Rotterdam  geboren,  stndirte  1^12—16  in  Leyden  unter  Brugmans  und  Sandi- 
FORT  und  promovirte  mit  einer  Diss. :  ,^De  constitutionis  epidemicae  doctrina^. 
Er  übte  die  ärztliche  Praxis  in  Rotterdam  aus  und  veröffeutlichte  schon  1824 
seine:  „Chrestomathia  Hippocratlca" .  In  demselben  Jahre  als  Prof.  med.  naeh 
Leyden  berufen  (Antrittsrede :  „De  simplicis  sensu  medicinae  cultoribus  inprimis 


HOEVEN.  —  HOFAGKER.  235 

excoUndo^'jy  war  er  da  als  solcher  bis  1862  wirkBam.  Er  starb  am  5.  December 
1871.  T.  d.  H.  war  ein  ansserordentlich  gelehrter  Mann,  der  sich  stets  mit  grosser 
Yorliebe  historiBch-anthropologischen  Stndien  gewidmet  hat  nnd  dadurch  nnzweifel- 
haft  als  akademischer  Doceot  nieht  so  viel  Nutzen  gestiftet  hat,  als  man  seiner 
ungeheuren  Belesenheit  und  grossen  Gelehrsamkeit  wegen  erwarten  mochte.  Seine 
Yomehmsten  Schriften  sind:  „Historische  lessen  over  de  cholera^  (1832)  — 
„Initia  disciplinae patkologicaa**  (1834)  —  „De  arte  medica**  (1838 — 1840)  — 
„Eistaria  medicinae"  (1842)  —  „Historia  marborum"  (1846)  —  „Historia 
medicamentorum^  (1847)  —  ^Pathologische  Anthropologie"  (1851,  1854)  — 
„Historische  Anthropologie*^  (1852,  1855)  —  „Klinische  Anthropologie"  (1853, 
1855)  —  „Christelyke  Anthropologie"  (1853,  1855,  1856),  vier  Meisterstücke 
logischer  Redeweise  uud  philosophischer  Kritik  —  „Levensstudien"  (1H57)  — 
„Academieleven"  (1866),  während  er,  ausser  einer  grossen  Anzahl  Zeitschriftr 
Artikel,  1825 — 30  Hauptredacteur  von  den  „Geneeskundige  Bydragen"  war. 

C.  E.  Daniels. 

Hoeven,  Jan  van  der  H. ,  Bruder  des  Vorigen,  am  9.  Februar  1802 
in  Rotterdam  geboren,  wurde  Schüler  des  Chirurgen  Nobtisb  in  seinem  Geburts- 
orte und  wohnte  als  solcher  dem  anatomischen  Unterricht  im  Theati'um  anatomicum 
bei.  Später,  1819,  in  Leyden  Student  geworden,  promovirte  er  1822  zum  Dr. 
phü.  naturalis  („Diss,  de  aceleto  piscium",  gekrönte  Preisschrift)  und  1824  zum 
Dr.  med.  („Ih'ss.  de  morhis  aurium  auditusque",  gekrönte  Preisschrift),  während 
er  1823  auch  noch  eine  Preisfrage  bearbeitete:  „De  cauaarum  finalium  doctrina 
ejusque  in  zoologia  usu".  —  Darauf  studirte  er  in  Paris  unter  Cuvieb  und 
St&auss-Dürckhedi  vergleichende  Anatomie  und  etablirte  sich  in  Rotterdam  als 
Arzt.  Schon  bald  wurde  er  Lector  physices  am  „Bataafsch  Gknootschap^  und 
1826  zum  Professor  historiae  naturalis  an  der  Leydener  Universität  ernannt 
(Antrittsrede:  „De  diligenti  veritatis  studio,  praedpue  naturae  interpretis  dote"). 
Hier  unterrichtete  er  in  Zoologie  und  Anthropologie  und  später  auch  in  Minera- 
logie und  Geologie  bis  zu  seinem  Tode,  am  10.  März  1868.  —  v.  d.  H.  war 
ein  in  ganz  Europa  berühmter  Mann,  der  fast  mit  allen  lebenden  Zoologen  in 
persönlicher  Berührung  war  und  fou  allen  geehrt  war  als  ein  „Altmeister^ 
(Eefebstein)  ;  sein  Unterricht  war  sehr  klar  und  wurde  durch  sein  ausserordent- 
liches Zeichnentalent  noch  mehr  illustrirt.  Eine  fast  vollständige  Liste  seiner 
Schriften  findet  sich  in  Cabüs  und  Engelmaxn's  Bibliotheca  zoologica.  Wir 
erwähnen  hier  nur  als  drei  der  vornehmsten:  „Handbuch  der  Dierkunde" 
(Amsterdam  1828—1833,  2  Thle.;  1849—1856;  deutsch  von  Schlegel  und 
Lbuckaet,  1850 — 1856;  englisch  von  Clabk,  1856 — 1859),  nach  Kefebstbin 
dag  beste  Handbuch,  was  existirt  —  „Philosophia  zoologica"  (Leyden  1864)  — > 
„Over  de  natuurlyke  geschiedenis  van  het  dierenryk"  (Leeuwarden  1851 — 1857). 
Seme  berühmte  Schädelsammlung  ist  nun  im  Besitz  seines  Sohnes  Dr.  med.  J.  v  a  n 
der  Hoeven  jun.  in  Rotterdam.  q  E  Daniels. 

Hofacker,  Johann  Daniel  H. ,  zu  Tübingen,  war  am  30.  September 
1788  zu  Worms  geboren,  wurde  1810  in  Tübingen  Doctor  der  Medicin,  begab 
sich  dann  nach  Wien,  besuchte  die  dortige  Thierarzneischule  und  wurde  1813, 
als  die  Errichtung  einer  ebensolchen  Anstalt  in  Württemberg  in  Anregung  kam, 
ab  Professor  der  Thierheilkunde  in  Tübingen  angestellt,  ohne  dass  ihm  jedoch 
die  materiellen  Hilfsmittel  gewährt  wurden,  seinen  Unterricht  anschaulich  zu 
machen.  Ausser  mehreren  thierärztlichen  Schriften ,  wie  einem  Lehrbuch  über  die 
gewöhnlichen  Krankheiten  des  Pferdes  (1823),  einer  Anleitung  zur  Erkennung  der 
Hauptmängel  der  Hausthiere  (1822)  gab  er  1826  eine:  „Dias,  de  qualitatibus 
parenium  in  sobolem  transeuntibus  ^  praesertim  ratione  rei  equariae"  (4.), 
deutseh :  ;,  Ueber  die  Eigenschaften,  welche  sich  bei  Menschen  und  Thieren  von 
den  BUtem  auf  die  Nachkommen  vererben;  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
Pferdezucht.   Mit  Beiträgen  von  Fr.  Notter"  (Tübingen  1828)  heraus;  femer: 


236  HOFACKER.  —  HQFFBAÜER. 

„Anleitung  zum  Studium  der  Medtcin  oder  äussere  Encyclopädie  und  Methodo- 
loQte  derselben^  (Ebenda  1826)  —  „lieber  das  Stethoskop^  ein  treffliches 
Mittel  zur  Erkennung  der  Krankheiten  des  Herzens  und  der  Lungen  u.s.  w.*^ 
(Ebenda  1826 ,  m.  1  Taf.).  Er  übersetzte  anch  F.  Magbndib's  „Lehrhuck  der 
Physiologie^  (2.  Aufl.,  2  Bde.,  1826,  m.  1  Taf.)  und  verfasste  (Salzburg,  med.- 
chir.  Ztg.,  1827):  „Schreiben  an  den  Herausgeber  vier  die  Bestimmung  des 
Geschlechts  durch  verschiedene  Momente^.  Ausserdem  ersehienen  unter  seinem 
Präsidium  mehrere  wahrscheinlieh  von  ihm  verfasste  Dissertationen.  Er  starb  am 
30.  April  1828. 

Caliisen,  IX,  pag.  21;  XXIX;  pag.  10.  —  Schrader«Hering,  pag.  204.    &. 

Hofacker,  s.  a.  Hoffacker. 

Hofer,  Franz  Joseph  H.,  geboren  am  24.  Januar  1745  zu  Roth  weil, 
war  zuerst  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  und  in  hervorragendem  Maasse  als  Geburts- 
helfer thätig;  dann  wurde  er  successive  Rath  des  Fürstbischofs  von  Augsburg, 
ordentlicher  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  an  der  Universität,  wie  am 
medico-chirurgischen  Institut  in  Dillingen  und  Bezirks-Physicus  daselbst.  Er  starb 
am  19.  März  1794.  Von  seinen  Schriften  citiren  wir:  „Abhandlung  vom  Kaffee, 
worinnen  von  dessen  Ursprung,  Geschichte,  Zubereitung,  Verfälschung,  Qebrattch, 
Missbrauch,  Nutzen  und  Schaden  gehandelt  unrd*'  (Ulm  1781)  —  „Lehrsätze 
der  praktischen  Geburtshilfe,  die  Manual-Operationen  betreffend,  zum  Gebrauch 
der  Vorlesungen  bey  dem  chirurgischen  Hebeammen-Institut^  (Augsburg  1788)  — 
„Lehrsätze  des  chirurgischen  Verbandes*'  (Erlangen  1790 — 92,  2  Thle.  m. 
31  Epfm),  das  vollständigste  Lehrbuch  über  chirurgische  Verband-  und  Instnimenten- 
lehre  der  damaligen  Zeit. 

Dict.  bist.  III,  pag.  204.  Pgl. 

HofEacker,  Gottlieb  Wilhelm  H. ,  zu  Heidelberg,  der  berühmteste 
„Paukdoctor^^  seiner  Zeit,  war  am  12.  September  1787  zu  Steinheim  an  der  Murr 
geboren,  studirte  von  1810  an  in  Heidelberg,  machte  freiwillig  in  württembergiscben 
Diensten  1812  den  Feldzug  nach  Russland  mit,  aus  dem  er  als  Andenken  einen 
erfrorenen  Fuss  und  ein  Brustleiden  mitbrachte,  nahm  1818  in  Heidelberg  das 
medicinische  Studium  wieder  auf  und  wurde  durch  Mittellosigkeit  schon  vor  seinem 
1822  abgelegten  Staatsexamen  genöthigt,  bei  den  Duellen  an  der  Heidelberger 
Hochschule  als  Arzt  Beistand  zu  leisten.  Dies  wurde  fOr  ihn,  abgesehen  von 
seiner  sonstigen  Praxis ,  eine  Specialität ,  so  dass  er  in  der  Zeit  von  24  Jahren 
bei  mehr  als  20.000  Duellen  (Schussduelle  nicht  gerechnet),  die  meistens 
auf  der  „Hirschgasse"  ausgefochten  wurden,  zugegen  gewesen  ist.  Von  seinen 
daselbst  gemachten  Erfahrungen  theilte  er  mit :  „  Beobachtung  über  die  Anheilung 
abgehauener  Stücke  der  Nase  und  der  Lippen^  (Heidelberg,  klin.  Annalen,  1828) 
und  einen  zweiten  Aufsatz :  „Krankheitsgeschichte  eines  abgehauen^  Nasenstücks, 
welches  26  Minuten  lang  vom  Körper  gänzlich  getrennt  toar"  (Puchelt^s  Med. 
Annalen,  1836).  Leider  hat  er  von  seinen  sonstigen  zahlreichen  Beobachtungen 
über  wichtige  Hieb-  und  Schussverletzungen  keine  Mittheilungen  hinterlassen.  Er 
starb  nach  zehnwöchentlichem  Brustleiden  am  19.  Mai  1844. 

Neuer  Nekrolog  der  Deatschen.  Jahrg.  22,  1844,  I,  pag.  425.  —  Oallisen,  IX, 
pag.  24;  XXIX,  pag.  11^.  G. 

Hoffacker,  s.  a.  Hofacker. 

Hoffbauer,  Johann  Christoph  H.,  geboren  am  19.  Mai  1766  in 
Bielefeld,  war  Dr.  juris  et  philos.  und  Professor  der  Philosophie  an  der 
Universität  zu  Halle,  wo  er  am  4.  August  1827  starb.  Obwohl  Nichtarzt,  ver- 
dient H.  Erwähnung  wegen  seiner  hervorragenden  Bestrebungen  zur  Förderung 
der  Psychiatrie.  Erklärlicher  Weise  fasste  H.  als  Philosoph  die  Geisteskrank- 
heiten lediglich  vom  psychologischen  Gesichtspunkte  auf,  worin  er  mit  Reil 
übereinstimmte   und   legte   das  Hauptgewicht  auf  die  psychische  und  moralisohe 


HOFFBAUER.  —  HOFFMANN.  287 

Behandlung.  Er  schrieb :  ;,  Untersuchungen  über  die  Krankheiten  den-  Seele 
und  der  venoandten  Zustände*^  (Halle  1803),  der  3.  Theil  ersehien  n.  d.  T.: 
„P^chologische  Untersuchungen  über  den  Wahnsinn  und  die  übrigen  Arten 
der  Verrückung  und  ihrer  Behandlung**  (Ebenda  1807)  —  „Die  Psychologie 
nach  ihren  Hauptanwendungen  auf  die  Rechtspflege  oder  die  sogenannte  gericht- 
liche Arzneywissenschaft  nach  Arem  psychologischen  Theile^  (Ebenda  1808; 
1823;  französisch  Paris  1827).  Mit  Rbil  gab  er  heraus:  ^Beyträge  zur  Be- 
farderung  einer  Curmethode  auf  psychischem  Wege**  (Ebenda  1806 — 1809, 3  Bde.). 
Biet   bist,  m,  pag.  205.  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.  n,  pag.  1033.  Pgl. 

HoffbaneFi  Johann  Heinrich  H. ,  zu  Bielefeld,  war  daselbst  am 
9.  Noyember  1796  geboren,  kämpfte  1814  gegen  Frankreich,  stud\rte  dann  von 
1816  Medicin  zu  Oöttingen  und  Berlin,  wo  er  1820  mit  derDiss. :  „De  comea 
ejiisque  morbis"  Doctor  wurde.  Ausser  einigen  Aufsätzen  in  Hufeland^S  Journal 
(1824,  25);  „Ein  Beitrag  zur  Diagnose  und  Aetiologie  des  Asthma  spasmodicum 
chronicum  siccum"  —  ;»-öw  Meictricität  als  Heumittel,  durch  neue  Erfah- 
rungen bestätigt**,  yerfasste  er  folgende  Schriften:  „Die  Atmosphäre  und  deren 
Einßuss  auf  den  Organismus  u.  s.  w,**  (Leipzig  1826)  —  „Ueber  die  Erkenntniss 
und  Cur  des  Brustkrampfes  Erwachsener*^  (Ebenda  1828)  —  »Der  Mensch 
in  allen  Zonen  der  Erde**  (Ebenda  1832)  —  „  Ueher  den  Aberglauben*'  (Lemgo 
1837)  —  „Ueber  die  Kopfverletzungen,  in  Bezug  auf  ihre  Gefahr  und  Tödt- 
Itckkeit;  u.  s.w.**  (Berlin  1842)  —  „Ueber  den  Belbstmord^  seine  Arten  und 
Ursachen*'  (Lemgo  1842)  —  n^^  psychischen  Krankheiten  und  die  damit 
verwandten  Zustände  in  Bezug  au f  die  Rechtspflege,  u.  s.  w.*'  (Berlin  1844)  — 
„  Wie  ärztlich-psychologische  Gutachten  organisirt  und  angefertigt  sein  müssen, 
wenn  sie  den  Zwecken  des  Richters  entsprechen  sollen**  (Ebenda  1845)  — 
„Ueber  die  Ursachen  der  in  neuester  Zeit  so  sehr  überhandnehmenden  Selbst- 
morde*' (Neuwied  1859;  2.  Aufl.  1862),  eine  von  der  deutschen  Gesellschaft  für 
Psychiatrie  und  gerichtliche  Psychologie  gekrönte  Abhandlung. 

Callisen,  IX,  pag.  24;  XXIX,  pag.  12.  —  Engelmann,  pag.  257;  Snpplem., 
W'  IIL  G. 

Hoffinger,  Johann  Oeorg  H.,  war  zu  Kronstadt  in  Siebenbürgen  am 
9.  Juli  1756  geboren,  erlangte  in  Wien  1780  die  Doctorwürde,  nachdem  er 
1777  auf  Lbbee's  Andringen  Seips*  :  „Abhandlungen  über  den  Steinschnitt*' 
fibersetzt  hatte.  Er  worde  darauf  1780  zuerst  Physicus  zuZalatna,  dann  Berg- 
Phyaicus  zu  Orawitza  im  Temesvärer  Banate  und  1783  erster  BergCameralarzt 
und  Physicus  zu  Schemnitz  in  Ungarn.  Er  führte  daselbst  zu  Gunsten  der  Berg- 
arbeiter 1785  unter  angemessenen  Modificationen  das  BouQüOT^sche  Armen-Institut 
ein  und  leitete  dasselbe  so  lange,  bis  sein  Bestand  gesichert  war.  Auch  studirte 
er  die  Krankheiten  der  Bergleute  und  gab  bei  dem  1786  zu  Schemnitz  gehaltenen 
Montanisten-Gongress  das  nachstehend  angeführte  medicinische  Outachten  über  den 
Amalgamationsprocess  ab.  Er  veröffentlichte:  „Sendschreiben  an  J,  G,  Wolstein 
über  den  Gebrauch  des  Tabaks**  (Schemnitz  1790)  —  „Sendschreiben  über 
den  Einfluss  der  Anquickung  der  gold-  und  silberhaltigen  Erze  auf  die  Gesund- 
heit der  Arbeiter^  (Wien  1790)  —  „Vermischte  medicinische  Schrißen"  (Bd.  I, 
Ebenda  1791);  ausserdem  einige  ethnographisch-physiologische  Arbeiten.  Er  starb 
zu^Wien  am  14.  Juni  1792,  erst  36  Jahre  alt. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  536.  —  v.  Würz b ach,  IX,  pag.  159;  XIV,  pag.  481.     G.'ji 

Hoffmann,  Friedrich  H. ,  Vater  des  berühmten  Mediciners  gleichen 
Namens  und  zum  Unterschied  von  diesem  gewöhnlich  „der  Aeltere^^  genannt, 
war  als  Sohn  eines  tüchtigen  Pharmaceuten  A  n  d  r  e a  s  H.  1626  geboren,  studirte 
Medioin  in  Jena  und  Wittenberg  und  promovirte  1652  in  Jena  mit  der  „Dies, 
de  odontalgia*' .  Dann  wurde  er  Physicus  und  Leibarzt  des  Administrators  des 
Erzstiftes  Magdeburg  und  Physicus  zu  Halle,  wo  er  am  21.  Mai  1675  starb.  Er 
schrieb:  „Positionum  medicarum  pentaa**  (Jena  1650)   —  „Diss.    de  singultu*' 


238  HOFFMANN. 

(Ebenda  1667)  —  „Opus  de  methodo  medendt  juxta  Walvaeianam  seriem 
ex  Paracelaicis  et  dogmaiids  principiis  tUustrata^  und  im  Anbang:  „De 
modo  curandi  insvltum  apoplecticum"  (Leipzig  1668)  —  „Gardianaatrophe 
admiranda,  seu  cordis  inveraio  memorabilia*^  (Ebenda  1671),  Gescbicbte  einer« 
Frau  mit  Sitae  viBcerum  inversos  —  „Clavis  pharmaceutica  Schroederiana,  cum 
thesauro  pharmaceutico**  (Halle  1675;  1681;  dentseh  von  J.  U.  Müller  1685 
und  von  G.  D.  Koschwitz   1693). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  238.  —  Poggendorff,  pag.  1121.  Pgl. 

Hofbnann,  Friedrich  H. ,  einer  der  Heroen  der  deutschen  Medicin  im 
vorigen  Jahrhundert,  war  in  Halle  als  Sohn  des  Vorigen  am  19.  Februar  1660 
geboren.  Schon  als  Gymnasiast  zeigte  er  besondere  Neigung  für  die  Mathematik 
und  betheiligte  sich  an  einigen  chemischen  und  anatomischen  Arbeiten  seines 
Vaters.  Leider  starb  dieser  mit  seinen  übrigen  Angehörigen  schon  im  Jahre  1675 
innerhalb  weniger  Tage,  so  dass  H.  allein  und  in  dürftigen  Verhältnissen  zurück- 
blieb.  1678  begann  er  in  Jena  Medicin  zu  studiren,  speciell  unter  Wbdel.  Nach 
zweijährigem  Aufenthalte  setzte  H.  seine  Studien  in  Erfurt  fort,  wo  Caspae 
Cramer  sein  Lehrer  in  der  Chemie  war.  Ende  des  Jahres  1680  erwarb  H.  die 
Doctorwttrde  in  Jena  mit  der:  „Düa.  de  aviocMria** .  Bald  darauf  habilitirte 
er  sich  hier  als  Docent  und  erfreute  sich  einer  so  grossen  Zuhörerschaft ,  dass 
die  Professoren  auf  ihn  eifersüchtig  wurden  und  er  aus  diesem  Grunde,  wie  auch 
aus  Gesundheitsrücksichten,  Jena  verliess,  auf  Einladung  von  Verwandten  nach 
Minden  ging  und  hier  zu  prakticiren  begann.  Nach  zweijähriger  Thätigkeit  machte 
er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  den  Niederlanden  und  nach  England,  knüpfte 
daselbst  mit  vielen  Gelehrten,  u.  A.  mit  Robert  Botle,  Verbindungen  an,  kehrte 
dann  1684  nach  Minden  zurück,  wurde  1685  Garnisonsarzt,  1686  Physicus  des 
Fürstenthums  Minden  mit  dem  Titel  Hofrath,  1688  Landphysicus  in  Halberstadt 
und  endlich  1693,  auf  einen  an  ihn  vom  Kurfürsten  Friedrich  IH.  (späterem 
ersten  preussischen  König  Friedrich  L)  ergangenen  Ruf,  erster  Professor  der 
Medicin  an  der  damals  gerade  neu  gegründeten  Universität  Halle.  Er  verschaffte 
diesem  jugendlichen  Institute  durch  seine  Leistungen  ausserordentlichen  Huf,  so 
dass  nicht  bloss  Studirende,  sondern  auch  Aerzte  und  Professoren  nach  Halle 
strebten,  um  H.  zw  hören.  Er  las  über  Physik,  Chemie,  Anatomie,  Chirurgie 
und  praktische  Medicin.  Die  übrigen  Fächer ,  Botanik ,  Institutiones  medicae, 
Physiologie,  Pathologie  und  Arzneimittellehre,  lehrte  Stahl*,  mit  dem  H.  schon 
als  Student  befreundet  gewesen ,  und  der  auf  seinen  Wunsch  als  zweiter  Professor 
aus  Jena  nach  Halle  berufen  worden  war.  Seine  akademische  Thätigkeit  hat  H. 
im  Ganzen  nur  zweimal  unterbrochen,  and  zwar  einmal  von  17t)9 — 1712,  wo  er 
als  Leibarzt  am  Hofe  F  r  i  e  d  r  i  c  h's  I.  in  Berlin  fungirt  hatte ,  um  diese  Stellung, 
da  seine  ganze  Anlage  ihm  das  Hofleben  widerwärtig  machte,  wieder  aufzugeben 
und  dann  später  noch  einmal  im  Jahre  1734,  wo  er  auf  Boerhaave's  Empfehlung 
fünf  Monate  lang  bei  dem  schwer  erkrankten  Könige  Friedrich  Wilhelm  I. 
in  Potsdam,  bis  zu  dessen  Genesung  verweilte,  um  von  hier  mit  Schätzen  und 
Ehren  überhäuft  nach  Halle,  zur  grossen  Freude  der  Bürger  und  der  akademischen 
Jugend ,  wieder  zurückzukehren.  Nachdem  H.  im  Sommer  1738  eine  schwere 
Erkrankung  überstanden  hatte,  erkrankte  er  1742  von  Neuem  sehr  schwer,  und 
zwar  an  einem  erschöpfenden  Lungenleiden,  dem  er  am  12.  November  desselben 
Jahres  im  Alter  von  82  Jahren  erlag.  —  H.  war  nicht  bloss  ein  vorzüglicher  Arzt 
und  Lehrer,  als  welcher  er,  besonders  da  er  auch  edele  Eigenschaften  des  Charakters 
besass  und  von  imponirendem  Aeussem  war,  schon  bei  seinen  Zeitgenossen  eine 
bis  zur  Vergötterung  reichende  Liebe  und  Anei kennung  gefunden  hat,  sondern 
er  hat  auch  wirkliche,  sehr  bedeutende  und  bleibende  Verdienste  um  die  Förde- 
rung der  Heilkunde.  In  erster  Linie  gehören  dahin  die  von  ihm  ausgehenden 
Verbesserungen  und  Bereicherungen  der  Pharmakologie  und  besonders  die  Unter- 
suchungen   über    die   Zusammensetzung,    Wirkungs-   und    Anwendungsweise    der 


HOFFMANK.  239 

Mineralwässer.    Verschiedene  von  ihm  empfohlene  Medicamente ,  wie  das  Balsamum 
vitae  Hofmanni ,  das  Elixir  yiscerale  und  der  Liquor  anodynus  trafen  noch  heute 
seinen  Namen  und  werden  vielfach  mit  gutem  Erfolg  in  der  Therapie  verwendet. 
£r  war  auch,    im  Gegensatz   zu  Stahl,    lebhafter  Vertheidiger   der  Chinarinde, 
gebrauehte  nur   wenige ,    aber   erprobte  Arzneimittel ,    huldigte    im  Ganzen   der 
Einfitchheit   in    seinen  Verordnungen   und   suchte   möglichst    durch   zweckmässige 
Diät,  Ruhe,  Vermeidung   gewaltsamer  Eingriffe   die  Heilbestrebungen   der  Natur 
zu  unterstützen.    Anerkennenswerth  sind  femer  H/s  ätiologische  Arbeiten^  nament- 
lich die  Berücksichtigung  der  diätetischen  Schädlichkeiten,    der  Gifte,    Miasmen, 
Oontagien,    seine   epidemiologischen   Mittheilungen,    die   naturgemässe   und   klare 
Schilderung  vieler,  zum  Theil  von  ihm  zuerst  beschriebenen  Affectionen,  mit  Hinzu- 
fUgung   der    pathologisch -anatomischen   Befunde,    z.  B.    von  Hysterie,    Chlorose, 
Krankheiten  des  Oesophagus   und  der  Leber,   Veränderung  der  Darmschleimhaut 
bei  der  Febris  catarrhalis  maligna  u.  s.  w.  —  In  theoretischer  Beziehung  gehört 
H.  zu    den    grossen  Systematikern    des   vorigen   Jahrhunderts    und    ist  darin  ein 
Nachfolger  Boerhaavb's  und  ein  Rivale  Stahl's  ,  wenngleich  er  an  wissenschaft- 
licher   Bedeutung   hinter   diesen    beiden   Männern   zurücksteht.     Sein    System   ist 
wesentlich  ein  mechanisch-dogmatisches.    H.  betrachtet    den    menschlichen  Körper 
unter  dem  Bilde  einer  Maschine  und  sucht  alle  Gesetze ,  nach  denen  die  Vorgänge 
in   dieser  Maschine  erfolgen,    vom  mathematisch  -  physikalischen  Standpunkte    aus 
zu  entwickeln.    Er  war   heftigster  Gegner   der  Chemiatrie,    deren  Schwächen   er 
vollständig  erkannte.     Leider  war  die   damalige  Stufe    der  mathematisch-physika- 
lischen Kenntnisse  eine  viel  zu  niedrige,    als   dass  H.    im  Stande  gewesen  wäre, 
alle  Erscheinungen  nach  seinem  System  bis    auf  den  letzten  Grund   zwanglos  zu 
erklären.     Sein  System  ist  daher   durchaus   unwissenschaftlich ,    oberflächlich  und 
reich  an  Willkürlichkeiten  und  Einseitigkeiten.  Er  sagt :  Der  Arzt  muss  im  Stande 
sein,  die  Geschichte  einer  Krankheit  aus  der  Theorie  zu  entwickeln,  den  Verlauf 
derselben  daraus  zu  erklären  und  die  nützlichsten  Schlüsse  für  die  Praxis  daraus 
zu  ziehen.     In   einer    guten  Theorie   muss    der  Arzt   eine   sichere  Basis    für    die 
Praxis    gewinnen.     Sein  Grundsatz   lautete:    Erfahrung   und  Vernunft   bilden  die 
Basis  der  Medicin,  und  zwar  müssen  die  Beweise  einer  vernunftmässigen  Erfahrung 
entweder  physikalischer  oder  anatomischer  Natur  sein.    (Uebrigens   ist  H.  diesem 
klar  ausgesprochenen  Grundsatze  sehr  oft  untreu  geworden.)    Durch  diesen  Grund- 
satz erhebt  man  die  Medicin  zu  einer  Wissenschaft.    Das  Leben  der  ganzen  Natur 
beruht  auf  dem  mechanischen  Pi'incip  der  Bewegung.    Aus  den  Eigenschaften  der 
Cohärenz   und  des  Widerstandes,    die  jeder  Körper   besitze,    gehe  die  Kraft  des 
„Tonus"  hervor.     Man  kenne  nur  Contraction  und  Dilatation  an  den  festen  Theilen 
(dieselben  Lebren,    wie   wir  sie  bei  den  Methodikern    finden,    nur    dass  H.  diese 
Theorie  durch  wissenschaftliche  Untersuchungen  zu  stützen  versuchte  5  diese  elementare 
Bewegung  wird  der  Materie  von  aussen  mitgetheiit  durch  ein  von  H.  supponirtes 
Agens,    welches  er  dem  Aether  vergleicht,    also   ein  Principium  movens.     Seinen 
Sitz  hat  es  im  Gehirn;   von  da  aus,  durch  Contraction,  Systole  und  Diastole  der 
Hirnhäute  in  Bewegung  gesetzt,  gelange  es  als  Nervenliquidum  zu  allen  Theilen 
des  Körpers ,  vermittele  Empfindung   und  Bewegung  und,  dem  Blute  beigemischt, 
mache  es  den  feinsten  und  beweglichsten  Theil  des  Blutes  aus.    Der  menschliche 
Organismus  wird  damit  als  Perpetuum  mobile ,  als  eine  Art  hydraulische  Maschine 
bingestelll ,  deren  Bewegung  abhängig  ist  von  dem  Nervenfluidum ,  dessen  Kreis- 
lauf Ursache   aller  vitalen    Momente ,   von  Wachsthum ,    Ernährung   u.  s.  w.    ist. 
Gesundheit  besteht,    so   lange   als  der  Tonus    der  Theile  normal  ist;    Krankheit 
tritt    ein,    sobald    dieser    physiologische   Tonus    gefährdet   ist    (laesio    naturalium 
motuum).     Fieber   besteht    in    einem  Krampf  des  Herzens  und  der  Getöse,    und 
zwar   ist  dieser  Zustand  der  Contraction    abhängig   von  einem  spasmodischen  Zu- 
stande des  ganzen  Nervensystems,  welcher  vorzugsweise  vom  Rückenmark  ausgeht 
und  sich  von  den  äusseren  Theilen  allmälig  bis  in  die  inneren  verbreitet.    H.  sagt 
femer:   Dieser   krampfhafte  Zustand  im  Nervensystem    wird   hervorgerufen  durch 


240  HOFFMANN. 

Organerkrankungen,  und  zwar  vorzugsweise  durch  die  Krankheiten  derjenigen 
Organe,  welche  in  einer  ganz  besonderen  Beziehung  zum  Nervensystem  stehen, 
and  das  ist  der  Magen  und  Darmcanal.  Daher  führe  Erkrankung  desselben 
besonders  häufig  zu  jenen  krankhaften  Zuständen  des  Nervensystems ,  das  ist  zu 
Fieber.  (H.  ist  darin  Vorläufer  der  BROüSSAis'schen  Lehre  von  der  Oastroentörite.) 
Das  Oute  dieser  Lehre  bestand  darin,  dass  H.  nun  genöthigt  war,  auch  die 
anatomischen  Veränderungen  der  Organe  in  den  fieberhaften  Krankheiten  zu 
erforschen.  —  Oertlich  kommt  nach  H.  ein  solcher  Krampf  vor  bei  Entzündungen, 
Blutungen,  Catarrhen,  Diarrhoe,  Neuralgie.  Fast  alle  chronischen  Ej-ankheiten 
beruhten  auf  atonischen  Zuständen.  In  der  Therapie  handelt  H.  nach  den 
Grundsätzen  dieser  Theorie.  Er  wendet  an  Antispasmodica  oder  Sedativa,  Robo- 
rantia  oder  Tonica,  Evacuantia  (gegen  die  secundär  erzeugte  Säftethätigkeit)  und 
Alterantia  (zur  Beseitigung  der  Krankheitsursache).  Gegen  chronische  Krank- 
heiten empfahl  er  Reizmittel,  Kampher,  China,  Eisen,  Wein,  Gewürze,  Aether 
und  die  schon  oben  genannten ,  seinen  Namen  noch  heute  tragenden  complicirteren 
Mischungen.  —  Zum  Heile  seiner  Kranken  hat  H.  dieses  System  nicht  consequeut 
am  Krankenbett  durchgeführt.  Es  ist  daher  erklärlich,  dass  H. ,  trotzdem  sein 
System  wesentlich  durch  die  gefällige ,  gewandte  und  glatte  Art  seines  Vortrages 
grosse  Anerkennung  bei  seinen  Zuhörern  gefunden  hat ,  keine  eigentlich  bedeutenden 
Schüler  herangebildet  hat;  es  fehlte  eben  die  praktische  Erprobung  des  Systems  am 
Krankenbett.  Nur  wenige  bedeutende  Männer  sind  aus  der  Schule  H.'s  hervorgegangen 
und  deren  Bedeutung  lag  auch  mehr  auf  anderen  Gebieten,  als  auf  dem  der 
praktischen  Medicin,  z.  B.  Anatomie,  Physiologie  u.  dergl.  —  Die  literarische 
Thätigkeit  H.'s  war  eine  erstaunlich  umfangreiche.  Ausser  einer  grossen  Menge 
von  Dissertationen,  die  durch  ihre  guten  historischen  Bemerkungen  von  den 
anderen  ähnlichen  Producten  der  damaligen  Zeit  vortheilhaft  abstechen,  hat  er 
noch  eine  beträchtliche  Reihe  von  grösseren  Schriften,  die  meisten  erst  in  seinen 
späteren  Lebensjahren,  veröfifentlicht.  Hervorzuheben  sind:  „Medicina  rationalis 
systematica"  (9  voll.,  Halle  1718—1740;  französisch  Paris  1739— 43,  9  voll.), 
ein  vollständiges  Compendium  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  mit  einer 
physiologischen  und  allgemein-pathologischen  Einleitung,  ferner:  „Medicina  can- 
sultatoria^  (12  voll..  Ebenda  1721 — 39),  eine  reichhaltige  Sammlung  von  Krank- 
heitsgeschichten darstellend  und  dadurch  sehr  werthvoll ,  femer  die  seine  Theorie 
enthaltenden  Schriften:  „Medicinae  meckantcae  tdea  universal^**  (Ebenda 
1693,4.)  —  „  Theoremata  physica^  convellentia  fundamenta  novae  hypotkeseos  etc.  ^ 
(Ebenda  1694)  —  „Fundcementa  medtdnae  ex  prindpiis  mechantcis  et  practicis 
in  ttsum  philiatrorum  sucdncte  propoaita^  (Ebenda  1694)  —  „Idea  fundamen- 
talts  universae  mediainde  ex  sanguinis  mechanismo  methodo  facili  et  demon- 
strativa  in  usum  tyronum  adomata^  (Ebenda  1707,  4.)  —  „FundanierUa  physich 
logiae"  (Ebenda  1718;  1746);  dann  die  zahlreichen,  auf  Chemie  und  Pharmakologie 
bezüglichen  Arbeiten,  zusammengestellt  in  den :  „  Obseroationum  physico-ckemicarum 
selectiorum  libri III^  (Halle  1722),  wie:  „Observationes  quaedam practicae  drca 
febres  tertianas  hoc  anno  grassantes^  (Ebenda  1701)  —  „De  recto  cortids  chinae 
usu  in  fehribus  intermittentibus*^  (Ebenda  1728)  —  „De  cinnabari  aniimonii" 
(Jena  1681)  —  „Eayerdtoitio  medica  chymica  acroamatica  de  addi  et  viscidi  pro 
stabiliendis  omnium  morborum  cauds  et  alcali  fluidi  pro  iisdem  debellandis 
insufficientia^  (Frankfurt  a.  M.  1689),  in  welcher  gegen  den  Ohemiatriker 
BONTEKOE  hauptsächlich  gerichteten  Schrift  sich  H.  völlig  von  dieser  Schule  los* 
sagt;  „De  medicamentis  spedfids  eorumque  agendi  modo^  (Halle  1693)  — 
„Methodus  ad  examinandas  a^uas  salubres*^  (Ebenda  1703)  —  „Ghymia 
rationalis  et  experimentalis^  (ein  von  ihm  verfasstes,  nach  seinem  Tode,  1784, 
veröffentlichtes  Lehrbuch  der  Chemie) ,  ferner  einige  wichtige  Dissertationen :  „De 
inflammatione  ventriculi"  (Halle  1706)  —  „De  duodeno  multorum  morborum 
sede"  (Ebenda  1708)  —  y^De  morbis  ex  atonia  cerebri  nervorumque  nascenttbtis" 
(Ebenda  1708)  —  „De  verae  pathologiae  fundamentis^  (Ebenda  1719)  —  „De 


Vera  motuum  felrüium  indole  ac  sede^  (Ebenda  1723)  —  „De  optima  mechanica 

m  medtcina  philosophandi  methodo^    (Ebenda  1728)    —    „De  potentia  et  %m- 

potentia  animae  humanae  in  corpus  organicum  sibi  junctum*^  (Ebenda  1728)  a.  A. 

Nicht  onerwähnt  darf  die  Schrift:  „Medicus  politicua*^  (Leyden  1738 ;  Halle  1746) 

bleiben,  welche  sehr  interessant  geschrieben   ist  nnd  eine  Art    von  medicinischer 

Methodologie  darstellt ;   eine  deutsche  üebersetEong  verfasste  Auebbach  u.  d.  T. : 

„Politischer  Medicus  oder  Klugkeitsregeln  j   nach  welchen  ein  junger  Medicus 

seine  Studia  und  Lebensart  einrichten  soll"  (Leipzig  1753).  —  Eine  Gesammt- 

ansgabe  von  H.'s  Werken  erschien  zn  Oenf  1748 — Ö3  in  4  Bänden  und  5  Supplement- 

bänden  in  Fol. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  239  bis  257.  —  Dict.  bist.  III.  pag.  207—220.  —  A.  Hirsch 
in  Allgem.  Deatsche  Biogr.  XII,  pag.  584.   —  Haeser,   Gesch.  d.  Med.   II,  pag.  509  u.  ff. 

Pagel. 

HofEmann,  Friedrich  H.,  geboren  in  Altenburg,  starb  als  Arzt  seiner 
Vaterstadt  am  15.  November  1783.  Er  schrieb:  „Commentatio  de  gonorrhoeae 
virulentae  indole  vere  venerea*^  (Jena  1778;  deutsch  Frankfurt  und  Leipzig 
1778)  —  „Anweisung j  wie  die  schädlichen  Folgen  des  Bisses  von  einem 
vmthenden  Thiere  zu  vermeiden  und  wie  Personen,  die  von  solchen  verletzt 
werden,  zu  behandeln  sind ,  auf  hohen  Befehl  bekannt  gemacht*^  (Altenburg 
1781)  —  „lieber  Tripper  und  Tode"^  (Kopenhagen  1781). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  257.  Pgl. 

HofiCmann,  Christoph  Ludwig  H.,  ein  von  den  Zeitgenossen  hoch- 
geschätzter Arzt  des  vorigen  Jahrhunderts,  geboren  1721  zu  Rheda  in  West- 
phaleo,  studirte  Medicin  in  Jena  und  prdmovirte  daselbst  1746  mit  der:  „Diss, 
fhygiol.  de  auditu".  Nachdem  er  eine  Reihe  von  Jahren  in  Münster  prakticirt 
hatte  und  daselbst  Direotor  des  medicinischen  Collegiums  gewesen  war ,  zog  er 
1787  nach  Mainz,  wo  er  den  Titel  eines  kurfürstlichen  Geheimraths  erhielt,  ging 
später  nach  Aschaffenburg  und  zuletzt  nach  Eltville,  wo  er  bis  zu  seinem  am 
28.  Juli  1807  erfolgten  Tode  verblieb.  H.  ist  bemerkenswerth  als  Schöpfer  eines 
bnmoral-pathologischen  Systems,  in  dem  er  die  alten  Theorien  der  Chemiatriker 
den  HALLEfi'schen  Lehren  über  das  Nervensystem  möglichst  zu  assimiliren  suchte 
(s.  Haeser,  Gesch.  d.  Med.,  II,  pag.  738).  Von  seinen  Schriften,  die  gesammelt 
zu  Münster  1790 — 93  in  4  Bdn.  erschienen  sind,  fahren  wir  als  die  wichtigsten 
an :  „Diss.  de  atthrahentium  nempe  rubefadentium^  vesicatoriorum,  fonticvlorum 
et  setaceorum  actione ,  usu  e  ahusu"  (Steinfurt  1759)  —  „Prolusio  nova  pro- 
ponens  methodum  calculum  vesicae  sine  vitae  periculo  in  maribus  secandi" 
(Ebenda  1760)  —  ;,  Vom  Gebrauch  des  Schierlings"  (Münster  1762)  —  „Nach- 
richt von  einer  guten  Heilart  der  Kinderblattern  und  einem  neuen  kräftigen 
Mittel  bey  bösartigen  und  zusammenfliessenden  Pochen^  (Ebenda  1764)  — 
„Bestätigung  der  besonderen  Kraft  des  neuen  Mittels  bei  bösartigen  und 
zusammenfliessenden  Pocken^  (Ebenda  1765)  —  „Abhandlung  von  den  Pocken^ 
(Münster  und  Hamm,  I,  1770;  11,  1788)  —  „Anhang  zum  ersten  Theü  von 
den  Pocken^  (Münster  1776)  —  „Geschichte  einer  mit  seltenen  Zufällen  ver- 
hiüpften  Brustkrankheit  nebst  der  misslungenen  Operation  und  demjenigen, 
V!Qs  sich  nach  dem  Tode  bei  der  Oejfnung  gefunden  hat^  (Frankfurt  und  Leipzig 
1778)  —  „Hessische  Medicinalordrmng  und  Gesetze*^  (Cassel  1778)  —  ;,  Von 
der  Empfindlichkeit  und  Reizbarkeit  der  Theile^  (Münster  1779;  Mainz  1792)  — 
„  Vom  Scharbock,  von  der  Lustseuche,  von  der  Verhütung  der  Pocken  im 
Angesichte,  von  der  Ruhr  und  einigen  besonderen  Hilfsmitteln"  (Münster  1782) 
—  Von  der  Nothwendigkeit ,  einem  jeden  Kranken  in  einem  Hospital  sein 
eigenes  Zimmer  und  Bett  zu  geben"  (Mainz  1788)  —  „  Von  den  Arzneykräften 
des  rohen  Quecksilbers,  des  Sublimats,  des  abgesiissten  Quecksilbers  und  der 
Quecksilber-Panacee"  (Ebenda  1796). 

Biogr.  m§d.  V,  pag.  236.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  205.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsche  Biogr.  XII,  pag.  575.  PageL 

Biogr.  Lexikon.  III.  16 


l 


24ß  HOFFMANN. 

Hoffinaim,  ärztliche  Familie  in  Frankfurt  a.  M.  Von  dieser  verdienen 
eine  nähere  Erwähnung:  Johann  Miehael,  geboren  1741  zu  Marburg,  pro- 
mavirte  zu  Strassburg  1766,  war  seit  1790  gräflich  Solmg-Rödelheim'seher  Hofrath 
und  Leibarzt.  Da  er  ein  Scharfrichterssohn  war,  so  widersetzten  sich  die  Frankfurter 
Physici  seiner  Aufnahme  in  das  Collegium  medioum  1766  und  es  entstand  ein 
Process ,  der  sich  mehrere  Jahre  hinzog.  Die  Physici  thaten  Vorstellung  dagegen, 
^ einen  Abkömmling  eines  solchen  Abscheues  der  menschlichen  Oesellschaft,  welcher 
durch  seine  Knechte  Pferde  abziehen  und  Aeser  schinden  lässt,  der  s.  v.  stercore 
humano  reich  wird'%  aufzunehmen,  und  sahen  die  geldbegierigen  Gründe  einer 
französischen  medicinischen  Facultät,  welcher  die  hiesigen  und  Reichs-Gesetze 
unbekannt  sind,  mit  Mitleiden  an.  1769  erlangte  er  beim  Reichshofrath  in  Wien 
ein  obsiegendes  Urtheil.  Er  verfasste  1769  eine  Kritik  der  Heilungen  des  herum- 
ziehenden Wunderdoctors  Tisserand  aus  Lothringen,  schrieb  1788 — 89  über 
Bleichsucht,  über  Leidenschaften  und  Wassersuchten. 

Georg  Friedrich  der  Aeltere,  dessen  Bruder,  geboren  zu  Frankfurt 
1764,  wurde  1787  Arzt  daselbst,  später  preussischer  Hofrath  und  entwickelte  von 
1789  an,  zum  Theil  in  Verbindung  mit  Dr.  Jon.  Val.  Müller  (1756—1813)  eine 
sehr  ausgedehnte  populär  -  wissenschaftliche  Schriftstellerthätigkeit  über  Kinderpflege, 
Diätetik,  Lebensrettung  und  gab  mit  dem  Genannten  unter  vier  Titeln  seit  1789 
populär-medicinische  Zeitschriften  heraus.  In  Verbindung  damit  steht  die  Thätig- 
keit,  welche  er  seit  1820  in  der  Frage  der  Anlegung  eines  neuen  Kirchhofs  vor 
der  Stadt  entfaltete.  Sein  öOjähriges  Doctorjubiläum  wurde  am  18.  August  1837 
feierlich  begangen.     Er  starb  1848. 

Stricker,  Gesch.  der  Heilkunde  "in  Frankfurt.    1847,  pag.  57,  281. 

W.  Stricker. 

Hoffmann,  Christoph  Gottlieb  H. ,  geboren  am  25.  April  1743  zu 
Naitschau  im.  Voigtlande,  studirte  Medicin  in  Erfurt  und  promovirte  daselbst  1768 
zum  Dr.  med.  mit  der:  „Diss.  de  dystocia  seu  partu  difftcili  in  genere^ .  1773 
erhielt  er  einen  Lehrstuhl  für  Anatomie  und  Chirurgie  an  der  Universität  zu 
Altdorf,  den  er  1784  mit  der  Professur  für  Arzneimittellehre  und  Therapie  ver- 
tauschte. 1793  trat  er  in  österreichische  Dienste  und  starb  zu  Wien  am 
11.  November  1797.  Er  schrieb;  „Anleitung  zur  Kenntniss  und  Cur  der 
epidemischen  Krankheit,  welche  in  der  gräflich  Giechischen  Herrschafi  Thumau 
sowohl,  als  in  den  umliegendem  Orten  seit  dem  Anfang  des  jetzigen  Jahres 
wiithet"  (Thumau  1772)  —  „Progr.  quo  ad  orat,  ausp.  de  fatis  haemorrhoidumy 
hob.  invitat,  simulque  de  excrescentia  singulari  in  utero  nuper  reperta  prae- 
fatur*'  (Altdorf  1774)  —  „Succincta  descriptio  ossium  et  muscidorum  corporis 
humani  cum  XIX  tab.  aen.*^  (Nürnberg  1783,  Fol.)  —  „Ankündigung  einer 
Anstalt  für  arme  Kranke  zu  Altdorf  im  Nürnhergischen^  (Altdorf  1787)  — 
„Erste  Nachricht  von  der  Anstalt  etc.^  (Ebenda  1787;  1788;  3.,  4.,  5.,  6. 
und  7.  Auflage  1789—1793). 

Biogr.  ni6d.  V,  pag.  238.  Pgl. 

Hoffmann,  Gottfried  Stephan  H. ,  wurde  zu  Altenstein  in  Franken 
als  Sohn  des  Chirurgen  Georg  Stephan  H.  am  22.  Mai  1753  geboren,  studirte 
von  1771  an  in  Göttingen  und  von  1776  an  in  Strassburg,  wo  er  1776  promo- 
virte. 1779  wurde  er  zu  Rentweinsdorf  als  Physicus  des  reichsritterschaftlichen 
Cantons  au  der  Baunach  angestellt,  musste  in  seinem  Hause  eine  Apotheke  errichten^ 
weil  in  weitem  Umkreise  sich  keine  solche  fand,  und  versah  dieselbe  bis  1811 
ganz  allein.  1782  schrieb  er  eine  populäre  belehrende  Schrift:  „Anweisung  für 
den  Landmann  zur  Verhütung  der  Wasserscheu^  und  später:  „lieber  Schein- 
tod und  über  gewaltsame  Todesarten  überhaupt;  nebst  Mitteln  zur  Wieder- 
belebung  u,  s.  w."  (Coburg  1790)  —  „Ueber  das  Verhalten  und  die  Lebens- 
Ordnung  in  hitzigen  und  ansteckenden  Krankheiten^  (Ebenda  1792),  nachdem 
er  auch  eine  Uebersetzung  von  Ant.  Nunez  Ribeieo  Sanchez*    „Med.  Schriften^ 


HOFFMANN.  243 

St.  1  (van  der  Lustseuche)  ^  (Nürnberg  1788)  herausgegeben  hatte.  Ein  Theil 
dieser  Sehriften  wnrde  unentgeltlich  von  ihm  vertheilt  und  war  durch  Nothstäode 
Teranlasst  worden,  welche  die  Gegend,  in  der  er  prakticirte,  betrofifen  hatten.  1794 
wurde  er  ordinirender  Arzt  im  Kloster  Banz,  wo  er  1803  eine  kleine  Abhandlung 
Aber  die  Schutzpocken,  deren  Einimpfung  er  schon  damals  an  Tausenden  verrichtet 
hatte,  herausgab.  Als  sein  Wohnort  zum  Orossherzogthum  Wtlrzburg  geschlagen  . 
wurde,  musste  er  die  Physicate  Ebern  und  Sesslach  versehen,  1808  aber,  bei  der 
späteren  Orenzveränderung ,  wurde  er  als  Physicus  in  dem  königl.  bayerischen 
Landgerichte  Gleusdorf  angestellt  und  ihm  das  Physicat  Zeil  übertragen.  1810 
wurde  er  zum  herzogl.  meiningischen  Hofrath  ernannt,  schrieb  noch  einige  Aufsätze, 
wie  Gebrauch  des  Arseniks  gegen  Wechseliieber  (Abhandl.  der  phys.-med.  Soc.  zu 
Erlangen  1812),  über  die  Wirksamkeit  des  Huflattigs  (Harless'  Jahrbb.,  1813), 
Hess  sich  1823  wegen  Altersschwäche  pensioniren  und  starb  zu  Ebern  im  Würz- 
burgischen am  17.  März  1829. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  7,  1829,  I,  p»g.  254.  —  Callisen,  IX, 
pag.  46 ;  XXIX,  pag.  22.  G. 

Hoffmann y  Jakob  Friedrich  H. ,  geboren  am  16.  September  1758 
zu  Ostrode  in  Ostpreussen,  widmete  sich  anfänglich  dem  Apothekerfaehe ,  war 
kurze  Zeit  hindurch  als  Apotheker  in  Petersburg  und  Archangelsk  thätig,  studirte 
von  1780 — 1784  in  Königsberg,  Wien,  Berlin  und  Frankfurt  a.  d.  Oder  Medicin, 
siedelte  1785  nach  Warschau  über  und  wurde  Leibarzt  des  Fürsten  Giedrojc, 
Bischofs  von  Samogitien.  Sechs  Jahre  lang  verblieb  er  in  dieser  Stellung,  wurde 
1794  Regimentsarzt  und  bald  darauf  Oberarzt  am  Ujazdo waschen  Militär- 
hospitale in  Warschau.  Die  Jahre  1797  und  1798  verbraehte  er  in  Italien  als 
Arzt  bei  den  polnischen  Legionen.  Nach  Polen  zurückgekehrt,  lebte  er  zurück- 
gezogen auf  dem  Gute  Rybienko  bei  Wyszkowo  bis  1807,  wo  er  wieder  als  Oberarzt 
in  den  Militärdienst  trat;  1809  wurde  ihm  der  Lehrstuhl  der  Naturwissenschaften 
an  der  Warschauer  medicinischen  Akademie  anvertraut,  1810  gründete  er  für  die 
Akademie  einen  botanischen  Garten  und  1823  wurde  er  in  den  erblichen  Adels- 
stand erhoben.  Er  starb  1830.  Seine  ziemlich  zahlreichen  Schriften  medicinischen 
oder  botanischen  Inhaltes  sind  theils  polnisch,  theils  deutsch  geschrieben,  keine 
davon  bietet  einen  besonderen  Werth.  K   &  P 

Hoffmann,  Georg  Franz  H.,  berühmter  Botaniker,  wurde  am  19.  Januar 
1766  zu  Marktbreit  a.  M.  in  Franken  geboren,  war  bis  zu  seinem  13.  Jahr  zu  Hause, 
dann  bei  seinem  Onkel,  dem  Botaniker  Dr.  Adam  H.  in  Herborn,  wo  seine  Cousine 
Susanna  H.  seine  erste  Lehrerin  im  Griechischen  und  Lateinischen  war;  hier 
gewann  er  Interesse  für  die  Botanik.  Er  studirte  von  1782 — 1787  in  Erlangen 
Medicin,'  beschäftigte  sich  aber  vorherrschend  unter  Schrebeb's  Anleitung  mit 
Botanik.  Nachdem  er  Dr.  med.  geworden  („Diss.  inaug.  de  vari'o  lichenum 
usu^y  4.),  wurde  er,  kaum  22  Jahre  alt,  ausserordentlicher  Professor  in  Erlaugen, 
1792  Professor  der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens  in  Göttingen; 
1803  als  Professor  nach  Moskau  berufen,  trat  er  1804  in  russische  Dienste. 
H.  hat  sich  grosse  Verdienste  um  den  botanischen  Garten  in  Moskau  erworben, 
indem  er  den  alten  Apothekergarten  neu  einrichtete;  1812  zerstörte  der  Brand  in 
Moskau  den  Garten,  auch  seine  reiche  Bibliothek  ging  zu  Grunde.  H.'s  Sorge  war 
neben  dem  Garten  das  Ordnen  des  grossen  Herbariums;  seit  1817  hielt  H.  ausser 
an  der  Universität  auch  Vorlesungen  an  der  medicinisch-chirurgischen  Akademie 
zu  Hoskau.  Er  starb  am  5./17.  März  1821.  Die  grosse  Reihe  seiner  botanischen 
Schriften  siehe  bei  Richter. 

Richter,  III,  pag.  372 — 375.  —  Biograph.  Lexikon  der  Universität  Moskau. 
l  pag.  254-262.  L.  Stieda. 

Hoffmann,  Heinrich  H.,  zu  Darmstadt,  war  am  25.  Januar  1781  zu 
Oberrossbach  in  der  Wetterau  geboren,  bezog  mit  17  Jahren  die  Universität 
Gieseen,  ging  später  nach  Jena  und  Wien,  wurde  1803  in  Giessen  Doctor,  liess 

16* 


244  HOFFMANN. 

sich  1804  als  Arzt  nieder,  wurde  1807  Stabsmedicns  beim  hessischen  Truppen- 
corps, mit  welchem  er  den  Feldzug  gegen  Preussen  mitmachte.  Er  hielt  sich 
später  ein  halbes  Jahr  in  Paris  auf  und  war  seitdem  in  Darmstadt  ansässig.  Er 
schrieb :  ;,  TJeber  die  Natur  und  Heilung  einiger  chronischer  Krankheiten^ 
(Darmstadt  und  Leipzig  1829);  femer  mehrere  Aufsätze  über  Croup  und  dessen 
Behandlung,  namentlich  mit  Cuprum  sulfuricum  (Hufeland's  Journal,  1821; 
Habless'  N.  Jahrbb.  der  teutschen  Med.,  1826);  über  „Otorrhoea  cerebralü 
primaria^  (Ebenda  1827)  —  „Physiologische  Aphorismen^  (Würzb.  N.  Jahrbb. 
der  philos.-med.  Gesellsch. ,  1830)  —  „Miasma  und  Contagium  der  Cholera 
orientalis^  (Hohnbadm  und  Jahn,  Med.  Convers.-Blatt,  1831)  —  „Rationelle 
Heilung  der  Cholera  Orientalis**  (Ebenda  1832)  —  „Bericht  an  die  gross- 
herzogl,  Regierung  über  den  Zusammenhang  der  Steinkrankheit  mit  der  Qicht 
und  das  seltene  Vorkommen  der  erster en  Krankheit  in  den  Rheingegenden  u.  s.  wJ" 
Er  starb  am  4.  Juli  1833. 

Scriba,  I,  pag.  147.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  11, 1833, 1,  pag.481.  — 
Callisen,  IX,  pag.  16;  XXIX,  pag.  37.  6. 

Hoflmaim,  Jakob  Ludwig  H.,  zu  Molde  in  Norwegen,  war  auf  Odals 
Vaerk  am  8.  Februar  1795  geboren,  studirte  in  Kopenhagen  Chirurgie,  diente 
von  1812  an  als  Compagnie-Chirurg  in  der  dänischen  Armee,  wurde  1820  Distriots- 
arzt  zu  Soendmoere  und  Bopael  in  Aalesund  und  1837,  nach  mehrmaligem  Wechsel, 
Districtsarzt  in  Romsdal  und  Arzt  beim  Reknaes  Hosp.  zu  Molde.  Er  achrieb  im 
Norsk  Magaz.  for  Laegevid.  (1.  R.,  IX;  2.  R.,  I):  „Gm  Spedalskhed**  und  über 
eine  von  ihm  erfundene  Maschine  zur  Reposition  der  Lux.  humeri;  femer  in  der 
Ugeskr.  for  Medicin  og  Pharmacie  (I,  III):  „Gm  et  desorganiseret  Gvarium*^  — 
„Nogle  Grd  om  Spedalskheden*^ ,    Er  starb  zu  Kopenhagen  am  7.  Februar  1869. 

Kiaer,  pag*  190.  6. 

HofEmann,  KarlRichard  vonH. ,  war  geboren  am  20.  Februar  1797 
als  Sohn  eines  Chirurgen  zu  Erlangen,  wo  er  auch  vom  Jahre  1814  an  dem 
Studium  der  Medicin  oblag  und,  nach  Fortsetzung  seiner  Studien  in  Berlin,  im 
Jahre  1818  zum  Doctor  promovirt  wurde  und  im  folgenden  Jahre  seine  Lehr- 
thätigkeit  als  Privatdocent  begann.  Er  las  über  allgemeine  Therapie  und  Arznei- 
mittel- und  Arzneiformellehre.  Im  Jahre  1821  wurde  er  zum  Prof.  e.  o.  ernannt 
und  3  Jahre  später  als  Prof.  ord.  für  Pathologie,  Materia  medica  und  Hygiene 
an  die  Universität  Landshut  berufen.  Bei  der  Verlegung  der  Ludwig-Mazimilians- 
üniversität  von  Landshut  nach  München  erhielt  er  einen  Ruf  nach  Würzburg  als 
ordentlicher  Professor  für  die  genannteti  Nominalfächer  und  für  Encyclopädie  und 
Geschichte  der  Medicin.  Aus  einem  befriedigenden  Lehrberufe  in  der  heiteren  Mainstadt 
wurde  er  von  dem  damals  in  dem  freien  Geistesleben  ihrer  Professoren  Demagogenthum 
witternden  Ministerium  Wallerstein  mit  einer  Anzahl  geistesverwandter  Coliegen, 
wie  Schönlein,  Seüfert  u.  A.,  aus  Würzburg  vertrieben  und  am  18.  Februar 
1833  als  Kreismedicinalrath  der  Regierung  des  Unter  -  Donaukreises  nach  Passau 
versetzt,  von  wo  er  später  mit  der  Regierung  nach  Landshut  übersiedelte.  Dort 
starb  er  am  13.  October  1877  im  81.  Lebensjahre.  Im  Beginne  seiner  Docenten- 
laufbahn  zu  Erlangen  las  er  über  Naturphilosophie,  von  welcher  Richtung  auch 
seine  literarischen  Veröffentlichungen  zeugen.  Wir  nennen  unter  denselben  seine 
Doctor -Dißs. :  „Sententia  de  suppurationis  natura**  (Erlangen  1818)  und  seine 
Habilitationsschrift:  „Sententia  de  inßammationis  natura**  (Erlangen  1819). 
Daselbst  erschien  im  Jahre  1823 :  „Die  Bedeutung  der  Excretion  im  thierischen 
Organismus**  ^  zu  Landshut  im  Jahre  1825:  „I)ie  Triebfedern  der  Geburt** ; 
zu  Würzburg  im  Jahre  1828 :  „Kurze  Betrachtung  über  die  verschiedene  Art 
und  Weise ,  in  welcher  man  das  VerhäUniss  des  natürlichen  Heilungsprocesses 
zum  Krankheitsprocesse  aufgefasst  hat.**  Eine  phantastische  Ausgeburt  seiner 
naturphilosophischen  Richtung  ist  sein  Hauptwerk :  „  Vergleichende  Idealpathologie, 
Ein   Versuch,  die  Krankheiten  als  Rückfälle  der  Idee  des  Lebens  auf  tiefere 


HOFFMANN.  245 

normale  Lebenastufen  darzustellen"  (Stattgart  1834),  das  —  ein  Zeichen,  wie 
lange  der  Geist  der  Naturphilosophie  in  der  ersten  Hälfte  des  laufenden  Jahr- 
handerts  noch  in  den  Köpfen  der  Aerzte  spukte  —  1839  eine  2.  Auflage  erlebte. 
Er  betrachtete  in  demselben ^  wie  sein  Zeitgenosse  Jahn,  die  Krankheiten  als 
RflekfäUe  des  menschlichen  Lebens  auf  niedere  Stufen  des  thierischen;  so  die 
Serophulose  als  ein  Herabsinken  des  menschlichen  Organismus  auf  die  Stufe  der 
InBecten,  die  Rhachitis  auf  die  der  Mollusken,  die  Epilepsie  auf  die  Stufe  der 
Oscillarien.  Allgemein  gebildet  und  geistreich,  war  H.  ein  beliebter  Lehrer  und 
spUer  ein  wegen  seines  Fleisses  und  seiner  feinen  Umgangsformen  hochgeschätzter 
Medioinalbeamter.  Als  solcher  hat  er  sich  noch  um  die  Aerzte  Bayerns  verdient 
gemacht  durch  zwei  Schriften :  ,,  Sammlung  der  Verordnungen,  welche  die  Stellung ^ 
Rechte  und  Pßichteny  sourie  die  Beru/sthätigkeit  der  praktischen  Ae7*zte  in 
Bayern  betreffen"  (Landshut  1854)  und:  „Das  Oimlmedicinalwesen  im  König- 
reich Bayern  mit  den  dermalen  in  Wirksamkeit  bestehenden  Medicinal- Ver- 
ordnungen" (Landshut  1858). 

Mich.  Permaneder,  Annales  Universität.  Ingolstad.  Pars  V,  Monachii-  1859, 
pag.  409,  418,  478.  —  Aerztliches  Intelligenzblatt.  25.  Jahrg.,  pag.  41.  p.  Seitz. 

*  Hoffmann,  Heinrich  H. ,  geboren  zu  Frankfurt  a.  M.  am  13.  Juni 
1809,  promovirte  zum  Dr.  med.  in  Halle  1833,  wurde  1834  unter  die  Frank- 
fiol^r  Aerzte  aufgenommen  und  in  demselben  Jahre  Mitstifter  der  Armenklinik, 
welche  unentgeltliche  ärztliche  Hilfe  fttr  das  Landvolk  der  Umgegend  zu  gewähren 
bestimmt  war.  In  dieser  Stellung  blieb  er  bis  Ende  des  Jahres  1845,  wo  ihm, 
als  Nachfolger  von  Dr.  Mappbs,  die  Stelle  eines  Lehrers  der  Anatomie  am 
Dr.  SENCKENBEBo'schen  medicinischen  Institut  übertragen  wurde.  Diese  Stelle 
Yertauschte  er  1851,  nach  dem  Rücktritt  des  Prof.  Dr.  Konbad  Varrentrapp, 
mit  der  eines  Arztes  an  der  Anstalt  für  Irre  und  Epileptische ,  welche  sich  damals 
noch  innerhalb  der  Stadt  befand  und  aller  Bedingungen  für  eine  Heilanstalt  ent- 
behrte. Er  hat  grosse  Energie  entfaltet,  um  die  neue,  von  der  Stadt  zweck- 
mAasig  und  grossartig  erbaute  Irrenanstalt  in's  Leben  zu  führen,  was  ihm  mit 
deren  Eröffnung  1864  gelang.  Diese  Stellung  nimmt  er  noch  heute  ein,  mit  dem 
Titel  eines  Geheimen  Sanitätsraths.  Seine  Publicationen  im  psychiatrischen  Fache 
Bind:  „üeber  Hallucinationen"  (Frankfurt  1851)  —  „Beobachtungen  über  Seelen- 
Störung  und  Epilepsie  in  der  Irrenanstalt  zu  Frankfurt"  (Ebenda  1859)  — 
„Berichte  über  die  Anstalt"  in  den  Jahresberichten  über  die  Verwaltung  des 
Medicinalwesens  etc.  in  Frankfurt  seit  1857 ;  ausserdem  Beiträge  zur  Zeitschrift 
för  Psychiatrie.  —  Wir  würden  das  Charakterbild  von  H.  ganz  unvollständig 
lassen,  wenn  wir  nicht  kurz  seiner  poetischen  Thätigkeit  gedächten.  Seine 
Gedichte,  zuerst  1842  erschienen,  wurden  vermehrt  herausgegeben  unter  dem  Titel : 
„Auf  heiteren  Pfaden"  (1873).  Verschiedene  humoristische  Schriften,  insbesondere 
solche,  wodurch  er  ärztliche  Jubiläen  zu  erheitern  pflegte,  erschienen  gesammelt 
imter  dem  Titel:  „Humoristische  Studien"  (1847),  Am  berühmtesten  aber  und 
eme  neue  Literatur  beginnend,  ist  sein  „Struwwelpeter"  geworden,  welcher  1845 
unter  dem  Titel:  „Lustige  Geschichten  und  drollige  Bilder"  zuerst  erschien  und 
jetzt  in  mehr  als  100  Ausgaben  und  unzähligen  Uebersetzungen  verbreitet  ist. 
Ein  politisches  Seitenstück  dazu  ist  sein  „Handbüchlein  für  Wühler  oder  kurz- 
gefasste  Anleitung,  in  zwei  Stunden  Volksmann  zu  werden,  von  Peter  Struwwel, 
Demagog"  (Leipzig,  4.  Aufl.  1848,  49).  1861  gab  er  unter  dem  Pseudonym 
„Polycarpus  Gastfenger"  heraus :  „Der  Badeort  Salzloch ,  seine  jod-,  brom-,  eisen- 
imd  sab^altigen  Schwefelquellen  und  die  tanninsauren  animalischen  Luftbäder, 
nebst  einer  Apologie  des  Hazardspiels",  eine  Satyre,  wozu  er  aus  älteren  Bade- 
Schriften  mit  grossem  Fleiss  das  Material  gesammelt  hat.  Am  10.  August  1883 
Würde  mit  grosser  Theilnahme  sein  50jähriges  Doctorjubiläum  gefeiert;  die  Dar- 
stellung der  Feier  findet  sich  in  dem  „Jahresbericht  über  die  Verwaltung  des 
Medicinalwesens  etc."  für  das  genannte  Jahr.  W.  Stricker. 


246  HOFFMANN. 

Hoffmann,  Karl  Ernst  Emil  H.,  zu  Basel,  geschätzter  Anatom ^  war 
am  27.  April  1827  in  Darmstadt  geboren,  widmete  sich  der  Pharmacie,  machte 
1850  das  Staatsexamen  als  Apotheker  in  Hessen,  giog  dann  aber  znr  Medicin 
über,  studirte  in  Giessen  und  Wflrzburg,  woselbst  er  zuletzt  als  Assistent  von 
YiRCHOW  am  pathologisch-anatomischen  Institut  thätig  war.  Er  hatte  mit  der 
gekrönten  Preisschrift:  „Ueber  Resorption  der  Fette  und  des  Quecksübers" 
(Wttrzburg  1854)  daselbst  auch  den  Doctorgrad  erlangt.  1856  bestand  er  das 
Staatsexamen  in  Oiessen,  liess  sich  als  Arzt  daselbst  nieder,  erlangte  1858  an 
der  dortigen  Universität  die  Venia  docendi  und  wurde  zum  Prosector  und  Assistenten 
der  Physiologie  unter  Eckhardt  ernannt,  in  dessen  „Beiträgen  zur  Anatomie  und 
Physiologie'^  er  mehrere  Aufsätze,  wie:  „Bestimmung  des  endosmotüchen  Aequi- 
valents  mehrerer  chemischer  Verbindungen"  —  „Beiträge  zur  Anatomie  und 
Physiologie  des  N.  vagus  bei  Fischen"  veröffentlichte.  1863  wurde  er  als 
Prosector  und  Docent  für  pathologische  Histologie  nach  Basel  berufen  und  bald 
darauf  zum  Prof.  e.  o.,  1872  aber,  nach  dem  Fortgange  von  His,  zum  Prof.  ord. 
der  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte  ernannt,  eine  Stellung,  die  er  bia  zu 
seinem  plötzlich  und  unerwartet  am  15.  December  1877  eingetretenen  Tode  inne- 
gehabt hat.  Die  grösseren  Schriften,  die  er  in  dieser  Zeit  verfasste,  waren: 
„Grundriss  der  Anatomie  des  Menschen"  (Leipzig  1865)  —  »-ötV  Lage  der 
Eingeweide  des  Menschen  u.  s,  w.^  (Ebenda  1863,  m.  15  Taff. ;  2.  Aufl.  Erlangen 
1873  u.  d.  T. :  „Die  Körperhöhlen  des  Menschen  und  ihr  Inhalt")  —  „Unter- 
suchungen über  die  pathologisch  -  anatomischen  Veränderungen  der  Organe 
beim  Abdominaltyphus"  (Leipzig  1869)  —  „Quain-Hoffmann,  Lehrbuch 
der  Anatomie  des  Menschen"  (Erlangen  1870—72;  2.  Aufl.  1877—81).  Von 
seinen  anderweitigen  wissenschaftlichen  Untersuchungen  aus  den  Gebieten  der 
Physiologie,  vergleichenden  und  pathologischen  Anatomie  führen  wir  an:  „Er- 
krankung des  Ohres  beim  Abdominaltyphus"  (Archiv  für  Ohrenheiik. ,  IV) ;  im 
Archiv  der  Heilkunde  (XI,  XIII):  „Zur  pathol.-anat.  Veränderung  des  JSam- 
stranges"  —  y.Zwei  Fälle  von  Umwandlung  der  Samenbläschen  in  Harnleiter"  ; 
femer  in  VmcHOw's  Archiv  (Bd.  XXXIX,  XL,  XLU,  XLIV,  XLVI) :  „Mittheilungen 
aus  dem  pathoL-anat  Institute  in  Basel"  —  ^  Ueber  die  Neubildung  quer- 
gestreifter Muskelfasern,  insbesondere  beim  Typhus  abdom."  —  „Ueber  die 
Erweichung  und  den  Durchbruch  der  Speiseröhre  und  des  Magens"  ;  zusammen 
mit  Schiess-Oemüseus  :  „Beiderseitiges  Netzhautgliom" ,  Im  Arohiv  für  klin. 
Medicin  veröffentlichte  er  einen  Aufsatz:  „Aus  dem  pathol.-anat.  Institute  in 
Basel**  und  „Impf versuche  der  Tuberculose" .  —  Er  war  ein  ausserordentlich 
eifriger  Lehrer  und  hat  durch  seine  Bemühungen  das  anatomische  Institut  in  Basel 
auf  einen  Stand  gebracht,  wie  ihn  frühere  Lehrer  kaum  für  möglich  gehalten 
hätten  und  hat  ausserdem  eine  andere  für  die  Universität  sehr  wichtige  Reform 
beim  pathol.  anat.  Unterricht  eingeführt,  indem  er  für  denselben  allmälig  das 
städtische  Spital  mit  seinem  Leichenmaterial  zu  gewinnen  wusste.  Für  diese 
Interessen  war  ihm  keine  Arbeit,  keine  Mühe  zu  viel;  Rast  und  Ruhe  gönnte  er 
sich  kaum.  Dabei  war  für  ihn  zu  helfen,  zu  fördern,  wo  es  nur  immer  möglich 
war,  Naturtrieb,  innerer  Drang,  dem  er  sich  mit  der  ganzen  Energie  seines 
kräftigen  Wesens  hingab. 

Correspondenz-Blatt  für  Schweizer  Aerzte.  1878,  pag.  51.  6. 

*Hoffniann,  Theodor  Eduard  H. ,  am  17.  October  1837  zu  Friede- 
berg i.  N.  geboren ,  studirte  in  Breslau  und  später  auf  dem  Friedlich  Wilhelms- 
Institnt  zu  Berlin,  wo  er  sich  an  Traube  besonders  anschloss  und  später  dessen 
Privatassistent  war.  Von  1865  ab  prakticirte  er  in  seiner  Vaterstadt,  diente  nach 
dem  Kriege  von  1866  auf  der  preussischen  Marine  mehrere  Jahre  und  wurde  nach 
dem  deutsch-französischen  Feldzuge  1871  nach  Japan  engagirt.  Hier  gründete 
und  organisirte  er  die  mediciniseh -chirurgische  Akademie  in  Tokio  (Yedo)  und 
verschaffte  durch  seine  Lehrthätigkeit  dieser  Institution  Ansehen  imd  eine  ähnliobe 


HOPFMANN.  —  HOFFVENIÜS.  247 

Schöpfungen  überragende  Lebensfähigkeit  Znr  Zeit  ist  er  Ober-Stabs-  und  Gamison- 
arzt  zu  Rastatt  in  Baden.  Schriften:  „üeber putride  Bronchitis^  (Berlin  1863)  — 
„Wirkung  der  Gifte  auf  die  Magenschleimhaut*^  (Hoan's  Vierteljahrschr.  für 
g^ichtl.  Med.  etc.,  1869)  —  „Die  japanische  Kahke*^  und  „  ITeber  japanische 
Aerzte"  (letztere  beiden,  wie  noch  ähnliche  kleinere  Arbeiten  in  ,,Mittheilungen 
der  Deutschen  Oesellsch.  fUr  Natur-  und  Völkerkunde  Ost-Asiens^S  Heft  2  u.  4 
und   später).  Wemich. 

*Hoflmann,  Christiaan  Earel  H.,  1841  in  Heemstede  bei  Haarlem 

geboren,  studirte  in  Amsterdam,  promovirte  1866  in  Utrecht  zum  Dr.  med.  und 

in  Göttingen,  wo  er  1871  zum  Dr.  phil.  befc^rdert   wurde.    1866 — 1870  war  er 

Assistenzarzt  und  Prosector  an  der  Irrenanstalt  Meerenberg,   1870 — 72  Prosector 

am  anatomischen  Cabinet   in  Leyden,    1872 — 74  Conservator   am   Reichsmuseum 

in  Leyden  und  1874  wurde  er  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie 

in  Leyden.    Er   publicirte  u.  A. :    ,, Pathologisch-anatomische  waamemingen  ge- 

maakt  hy  de   lyhopeningen  verricht   op  Meerenberg  Juli  1866  —  Juli  1867 '^ 

(1868)  —   „Bydragen  tot  depathol.  anatomie  en  histologie  der  centraalorganen 

van    het  zenutostelsel*^    (1869)    —    „Pathologisch- anatomische   Mededeelingen" 

(1870)    —    „Twee    gevallen    van    Leukaemie^    (1872)    —    „De    werceltheorie 

toegepast  op  den  schedel"  (1874)  und  eine  grosse  Zahl  kleinerer  Beiträge,  meist  im 

„Nederlandsch  Tydschrift  voor  geneeskunde'^,  wovon  er  seit  1872  Mitarbeiter  ist. 

C.  £.  Daniels. 

'*'Hol&nann,  Friedrich  Albin  H.,  zu  Ruhrort  am  13.  November  1843 
geboren,  studirte  in  Tübingen,  Wttrzburg,  Berlin,  vornehmlich  unter  v.  Rbck- 
LiNGHAUSEN,  ViBOHOW ,  F&ERICHS  uud  1868  dort  promovirt,  wurde  nach  längerer 
Assistentenschaft  auf  des  Letzteren  Klinik  1874  als  Professor  ord.  der  specleUen 
Pathologie  und  Therapie  nach  Doipat  berufen  und  wirkt  daselbst  theils  an  der 
stationären,  theils  an  der  Poliklinik  und  dem  Stadthospital.  Seine  bekannteste  Schrift, 
mit  Bock,  ist:   „Studien  über  Diabetes  mellitus^  (Berlin  1874).         Wernioh. 

Hoflniann,  s.  a.  Hofmann. 

Hoffvenius,  Per  H.,  geboren  1630  in  Södermanland ,  studirte  in  Upsala 
Anfangs  die  orientalischen  Sprachen  und  sehr  eifrig  auch  die  Cartesische  Philosophie, 
erst  später  Medicin.  Nach  zwei  Jahren  weiterer  Studien  in  Leyden  wurde  er 
daselbst  1660  Med.  Doctor  und  im  folgenden  Jahre  zum  Professor  der  Medicin 
in  üpsala  ernannt.  Durch  seine  reformatorische  Wirksamkeit  fing  an  dieser  Uni- 
versität eine  neue  Zeit  für  den  medicinischen  Unterricht  an.  Durch  ihn  wurde 
eine  Reihe  ausgezeichneter  praktischer  Aerzte  gebildet,  die  nach  den  verschiedenen 
Theilen  des  Landes  die  Liebe  und  den  Eifer  ihres  Lehrers  für  ihren  Beruf  mit- 
brachten und  dadurch  der  Medicin  eine  bedeutend  grössere  Achtung,  als  sie 
vorher  gehabt  hatte,  verschafften.  In  Folge  hiervon  ist  H.  „der  Vater  und  Gründer 
der  schwedischen  Medicin'^  genannt  worden.  Als  praktischer  Arzt  war  er  sehr 
gesucht  und  war  er  auch  ein  so  hervorragender  Anatom,  so  dass  Thomas  Baetho- 
LINUS  ihn  „iuter  prosectores  Europae  clarissimos,  exterorum  ad  se  studia  allicientes^^ 
rechnet.  Seine  physiologischen  und  pathologischen  Ansichten  hat  er  in  den 
„Exercitationes  artis  medicinalis^  (Upsala  1662 — 64)  dargelegt.  Die  Physik,  die 
er  ebenfalls  lehrte,  hat  er  in  „Synopsis  physica^  (1678;  neue  Aufl.  1698),  die 
noch  im  folgenden  Jahrhundert  als  Lehrbuch  benutzt  wurde,  abgehandelt.  Durch 
mehrere  Disputationen,  aber  besonders  durch  seine  Abhandlung :  „Parecbasis,  qua 
tropos  epistemos,  seu  modus  considerandi  medicus  ad  physiologiae  medicae 
meliarem  intellectum  (sistitur) "  suchte  er  die  Cartesischen  Lehren  zur  Geltung  zu 
bringen  und  griff  die  damals  an  der  Universität  herrschende  scholastische  Philosophie 
mit  solcher  Schärfe  an,  dass  ein  lange  währender  Streit  entbrannte,  in  welchem  H. 
von  seinem  geistreichen  Collegen  Olgf  Rüdbeck  dem  Aelteren  vertheidigt  wurde.  Der 
gelehrte  Streit  wurde  schliesslich  vor  den  Reichstag  gezogen,  dessen  geistlicher  Stand 
forderte,  „dass  die  neue  Philosophie,  die  von  der  medicinischen  Facultät  in  Upsala 


248  HOFFVENIUS.  —  HOFHANK. 

gelehrt  wurde,  gleich  vom  Anfang  an  unterdrückt  werden  sollte",  aber  der  Streit 
hörte  nach  dem  klugen  Entschluss  des  Uniyersitäts-Eanzlers,  dass  die  Frage  Aber 
den  Werth  der  neuen  Philosophie  der  Entscheidung  der  Zukunft  überlassen  werden 
sollte,  auf.  H.  starb  in  Upsala  1682,  sehr  vermisst  und  einen  in  hohem  Grade 
geachteten  Namen  als  Lehrer  hinterlassend. 

Valda  Skrifter^af  Isr.  Hvaaser,  Stockholm|1870,  Th.  IV,  pag.  5-      g   ^      ' 

Hofmann,  Kaspar  H.,  einer  der  gelehrtesten  Aerzte  und  zugleich  Ver- 
treter der  alten  Medicin  im  17.  Jahrhundert,  am  9.  November  1572  in  (xotha  als 
Sohn  eines  Schmieds  geboren,  studirte  Medicin  in  Leipzig,  seit  1592  in  Strassburg 
und  seit  1594  in  Altdorf,  hier  unter  TaüRELLüs  und  SoherbiüS.  Ein  ihm  von 
letztgenannter  Universität  verliehenes  Stipendium  setzte  ihn  in  den  Stand,  nach 
Padua  zu  gehen  und  dort  seine  Studien,  speciell  unter  Fabrizio  ab  Acquapendente, 
fortzusetzen.  Dann  ging  H.  nach  Basel,  hörte  Felix  Plater  und  Kaspar  Baühin 
und  wurde  hier  1605  Dr.  med.  mit  der  Dissertation:  „De  lumbricvt^.  1606 
kehrte  er  nach  Deutschland  zurück,  wurde  in  Nürnberg,  wo  eine  schwere  Pest- 
epidemie herrschte,  an  Stelle  des  Prof.  Taüeellus,  der  als  ein  Opfer  seines  Berufes 
gestorben  war,  zum  „Pestarzt^'  ernannt.  Später  rückte  H.  auch  in  die  durch  den 
Tod  des  Letzteren  erledigte  Professur  der  Medicin  in  Altdorf  ein ,  welche  er  etwa 
40  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  am  3.  November  1648  nach  einer  mehrjährigen 
Lähmung  erfolgten  Tode,  inne  hatte.  H.  war  ein  verbissener  Anhänger  der  alten, 
speciell  der  OALENschen  Lehren  und  Gegner  der  neueren  Medicin,  unter  Anderem 
auch  der  HARVEv'schen  Lehre  vom  Kreislauf.  Eine  von  ihm  geplante  Ausgabe  der 
Schriften  Galen's  mit  verbessernden  Varianten  und  Commentaren  blieb  unvollendet. 
Die  Zahl  seiner  anderweitigen  Schriften  ist  gross.  Ausser  einer  Menge  von  Disser- 
tationen schrieb  er:  „Lecttones  caniculares  de  febribua  malignis'^  (Basel  1606)  — 
;,  Variarum  lectionum  Itbri  VI,  in  quibus  loca  multa  Dioscoridis,  Athenaei^ 
Ftinii,  Hippocratis,  Artstotelia,  Oaleni,  aliorumque,  gud  ülttstrantur,  qua  expli- 
cantur"  (Leipzig  1619)  —  „Gommentarii  in  Oaleni  de  ttsu  partium  corporis 
humani  libri  XVII  etc."  (Frankfurt  1626,  fol.)  —  „De  thorace  ejursque  partibus 
commentarius  tripartitiLS,  in  qua  etc."  (Ibid.  1627,  fol.)  —  „Pathologia  parva 
qua  methodus  (raleni  practica  esgplicätur"  (Jena  1640)  —  „Instüutionum 
medicarum  libri  VI"  (Lyon  1645)  —  „De  medicamentis  officinalibus  etc." 
(Paris  1646;  Frankfurt  1666)  —  „Institutionum  suarum  epüome  in  sex  libros 
digesia"  (Paris  1648;  Frankfurt  1670;  Heidelberg  1672)  —  „Tractatus  de 
fäyribus"  (Tübingen  1663)  und  noch  viele  andere,  recht  unbedeutende  und  meist 
nur  die  Ansichten  der  Alten,  des  Galen,  Aristoteles  u.  A.  wiedergebende 
Schriften.  —  Uebrigens  ist  H.  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  aus  Lemberg  stammenden 
Kaspar  Hofmann,  Professor  der  Medicin  in  Frankfurt  a.  0.,  der  in  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  lebte  und  durch  eine  vortreffliche  Rede  „De  barbarie 
imminerUe"  zuerst  es  wagte,  das  schamlose  Treiben  Leonhard  Trürneysser's 
aufzudecken  (cfr.  Haeser,  Gesch.  der  Med.,  II,  pag.  111). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  257.  —  Dict.  hist.  ill,  pag.  221.  —  A,  ffirsch  in  Allg.  Deutsche 
Biogr.  Xll,  pag.  635.  '  PageL 

Hofinann,  Moritz  H. ,  verdienstvoller  Anatom  des  17.  Jahrhunderts, 
geboren  am  20.  September  1622  im  Fürsten walde  (Mark  Brandenburg),  wurde 
nach  dem  Tode  seiner  Eltern  von  seinem  Onkel,  Prof.  Nössler  in  Altdorf,  erzogen, 
studirte  hier  und  seit  1641  in  Padua  Medicin,  mit  besonderem  Eifer  Anatomie 
und  Botanik,  kehrte  1644  nach  Altdorf  zurflck,  wurde  hier  1645  Dr.  med., 
1648  zum  Professor  extr.  der  Anatomie  und  Chirurgie  und  1649  an  Stelle  des 
verstorbenen  Kaspar  Hofmann  zum  ordentlichen  Professor  der  Medioin  ernannt. 
1653  übernahm  H.  dazu  noch  den  Lehrstuhl  der  Botanik.  Die  genannten  Fächer 
lehrte  er  bis  zu  seinem  am  20.  April  1698  erfolgten  Tode.  H.  ist  bekannt  als 
Entdecker  des  Ductus  pancreaticus.  Er  fand  den  genannten  Ausffihrungsgan^ 
1641  an  einem  Truthahn;  am  Menschen  hat  ihn  bald  darauf  Wirsung  entdeckt; 


HOFMANN.  249 

doeh  deuteten  Beide  diese  Entdeckung  falsch;  sie  glaubten  in  dem  von  ihnen 
gefiuidenen  (Gebilde  ein  vom  Darm  her  in  die  Bauchspeicheldrüse  eintretendes 
Ghyiusgeftss  vor  sich  zu  haben.  In  Altdorf  feierten  später  H.'s  Anhänger  den 
Tag  der  Entdeckung  durch  ein  jährlich  wiederkehrendes  Fest  (ofir.  Ganstatt's 
Jahresber. ,  1850,  11,  pag.  6).  H.'s  literarische  Producte  bestehen  meistens  aus 
kleineren  Dissertationen  und  akademischen  Programmen,  welche  Gegenstände  ans 
der.  Anatomie  und  Botanik,  seinen  Lieblingsfächem ,  behandeln.  Wir  citiren: 
jjDüa.  de  motu  cordis  et  cerebri,  sariguinisque  ac  apirttuum  anima  perpetuo, 
pro  vitae  canttnuatume^  per  corpus  commeaiu"  (Altdorf  1668)  —  „Düa.  de 
»anguine,  ejusque  misei  Observationen  (Ebenda  1661)  —  „Synopsis  institutionum 
anatomicarum,  ex  sanguinis  natura  partium  plearumque  vitam  declarans  etc.  ^ 
(Ebenda  1661;  1681)  —  „Botanotheca  Laurembergiana  etc.**  (Ebenda  1662, 
1672;  1690;  1693)  —  „Diss.  de  lacrymis*"  (Ebenda  1662)  — „Diss,  de  ali- 
merdorum  coctione  prima^  seu  chylosi,  salva  et  laesa"  (Ebenda  1662)  —  „Florae 
Äkorfinae  deliciae  sylvestres,  sive  catalogus  plantarum  in  agro  Ältorfino  etc.** 
(Ebenda  1662;  1677)  —  „Appendix  ad  catalogum  plantarum  hortensium^ 
(Ebenda  1691)  —  „Sdagraphia  morborum  contagiosorum,  ex  natura  sanguinis 
praecavendorum  et  curandorum^  (Ebenda  1666,  1699)  —  „Diss.  de  lactis  et 
chyli  statu  naturali  et  praeternaturalis  (Ebenda  1673)  —  „Florilegium  Altor^ 
finum,  sive  tabulae,  loca  et  menses  exhibentes  quibus  plantar  exoticae  et  indigenae 
sub  coelo  Norico  vigere  ac  florere  solent^  (Ebenda  1676)  —  Oriindlicher  Be- 
richt von  denen  grassirenden  Pestßebem^  (Ebenda  1680)  —  „Diss.  de  proci- 
dentia  uteri*'  (Ebenda  1694).  Ausserdem  hat  H.  verschiedene  Beiträge  zu  den 
Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie  der  Naturforscher  geliefert. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  2'»3.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  224.  —  A.  Hirsch  in  Allg.  Deutsche 
Biogr.  Xn,  pag.  637.  Pgl. 

Hofinann,  Johann  Moritz  H.,  als  Sohn  des  Anatomen  Moritz  H.  in 
Altdorf  am  6.  October  1653  geboren,  studirte  Philosophie  in  Hersbruek  (Mittel- 
franken, Bayern),  dann  Medicin  in  Altdorf,  Frankfurt  a.  0.  und  Padua.  In  letzterer 
Stadt  verweilte  er  zwei  Jahre  lang,  bereiste  von  hier  aus  Italien  und  kehrte 
1674  nach  seiner  Vaterstadt  zurück,  wo  er  1675  den  Doctortitel  annahm  und 
1677  zum  Prof.  e.  o.  der  Anatomie  ernannt  wurde.  Später,  1681,  wurde  er 
ordentlicher  Professor  dieses  Faches  und  etwa  1686  erhielt  er  auch  den  Lehr- 
stuhl fttr  Chemie  und  Botanik.  1709  entsagte  er  der  Lehrthätigkeit  für  Anatomie, 
behielt  nur  die  Professur  fOr  Arzneimittellehre,  die  er  schliesslich  1713  ebenfalls 
aufgab,  um  als  Leibmedicus  in  den  Dienst  des  Markgrafen  von  Ansbach  zu  treten, 
wo  er  am  31.  October  1727  starb.  H.  war  seit  1684  Mitglied  und  seit  1727 
President  der  Leopoldinischen  Akademie  der  Naturforscher.  Er  verfasste  eine 
beträchtliche  Zahl  von  kleineren  akademischen  Abhandlungen,  meist  Dissertationen, 
die  in  Altdorf  während  der  Jahre  1680 — 1703  erschienen,  so:  „De  aegro  asth- 
matico**  —  „De  ossium  carie**  —  „De  naso  fa^nei  promontorio**  (1681)  — 
„De  dolore**  —  „De  glandulis  rencUibtis**  (1682)  —  „De  medicamentis  mar- 
fialibus**  —  „De  anorexia**  —  „Dissertationes  anatomico  physiologicae ,  ad 
Joh,  van  Hörne  microcösmum  annotatae"  (1685)  —  „De  odoramentis  et 
sufmentis**  (1686)  —  „De  vena  portae"  (1687)  u.  A. ;  ferner  eine  Sammlung 
von  20  Dissertationen,  vereinigt  u.  d.  T. :  „Idea  machinaehumanae  anatomico- 
physiologica ,  ad  observationes  recentiores  conformata,  etc.**  (Ebenda  1703); 
ferner  mehrere  nicht  unbedeutende  chemische  und  botanische  Schriften,  so:  „De 
differeniiis  alimentorum**  (Ebenda  1677)  —  „Laboratorium  novum  chemicum 
apertum  medicinae  cultoribus**  (1683)  —  „Acta  laboratorii  chymici  Altorfini** 
(1719)  —  „Florae  AUorfinae  deliciae  hortenses**  (1703)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  V,  pag. 261.  — Dict.  bist.  IH,  pag.  225.  —  Poggendorff ,  I,  pag.  1122. 

Pgl- 
*Hofinaim,   Friedrich   H. ,    Geh.    Sanitätsrath   und  Kreisphysicus    zu 

Bnrgstemftirt  in  Westfalen ,  ist  1806    zu  Giessen  geboren ,  studirte   daselbst   und 


260  HOFMANN. 

in  Berlin,  wurde  1830  bei  letztgenannter  Universität  mit  der  Diss.:  ^2>c  para- 
cusi'^  Doctor,  liesB  sich  1831  in  Burgsteinfart  als  Arzt  nieder  und  ist  seit  1858 
Physicus  des  ELreises  Steinfurt.  In  einem  Aufsätze:  „Beitrcuj  zur  Untersuchung 
des  äusseren  Oekör ganges**  (Caspkr's  Woohenschr. ,  1841)  beschrieb  er  einen 
neuen  von  ihm  construirten  Ohrenspiegel,  einen  durchbohrten  Coneavspiegd 
zur  Beleuchtung  jener  Höhle ,  eine  Erfindung ,  die  jedoch  nicht  eher ,  als  bis 
HSLMHOLTZ  den  Augenspiegel  erfunden  hatte,  Aufmerksamkeit  erregte.  Er  schrieb 
femer  noch:  „Reform  des  Medicinalwesens"  (Allg.  med.  Centralzeitung,  1846; 
Berliner  klin.  Wochenschr. ,  1869)  —  „Einfaches  Mittel  zur  Verhütung  des 
Lebendigbegrabenwerdens^  (Ebenda  1847)  —  ^^ Zertrümmerung  des  Kopfes  durch 
die   Wehenkraft''  (BüSCH,  Zeitschr.  für  Geburtsk.,  1869). 

Ernst  Rassmann,  N.  F.,  1881,  pag.  97.  G. 

Hofinann,  Ignaz  H.,  Edler  von  Hofmannsthal,  zu  Wien,  geboren  am 
22.  März  1807,  zeichnete  sich,  gleich  seinem  Vater,  einem  verdienten  Industriell<ui, 
durch  gemeinnfltziges  Wirken  aus,  leistete  unentgeltlich  Jahre  lang  Dienste  m 
mehreren  Anstalten,  wie  dem  Allgem.  Krankenhause,  dem  k.  k.  Mädchenpensionate, 
dem  k.  k.  Findelhause,  behandelte  längere  Zeit  hindurch  die  k.  k.  Trabanten- 
Leibgarde,  stiftete  in  15  Spitälern  Bibliotheken  für  die  Reoonvalescenten ,  war 
Gründer  des  Centralvereins  für  Krippen,  Director  des  Vereins  für  entlassene  Irre, 
langjähriger  Arzt  des  israelitischen  Spitals,  Vorsteher  der  allgemeinen  österr. 
israel.  Taubstummeianstalt  und  der  Armenanstalt,  um  welche  er  sich  grosse  Ver- 
dienste erwarb,  u.  s.  w.  Ausser  mehreren  Aufsätzen  in  mediciniscben  Zeitschriften, 
schrieb  er :  „  Genius  morborum  epidemicus  anno  1832  Vindobonae  observatus  etc. 
Accedunt  historiae  morborum  notatu  digniores  etc.**  (Wien  1832,  m.  12  Taff.). 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  166.  ö. 

Hofinann,  Joseph  H.,  geboren  zu  Würzburg  am  8.  Juli  1815,  studirte 
in  München ,  wo  er  im  Jahre  1837  zum  Doctor  promovirt  wurde.  Von  da  begab 
er  sich  zur  Fortsetzung  seiner  Studien  noch  nach  Würzburg,  Heidelberg,  Berlin 
und  Wien.  Im  Jahre  1841  habilitirte  er  sich  als  Privatdocent  an  der  Universität 
München.  1843  wurde  er  zum  ausserordentlichen  Professor  an  der  Hochschule 
zu  Würzburg  ernannt,  1846  als  solcher  nach  München  versetzt,  wo  er  1853  zum 
ord.  Professor  befördert  wurde.  Seine  Thätigkeit  als  Lehrer  und  Schriftsteller 
wandte  er  anfänglich  dem  geburtshilflichen  und  gynäkologischen,  später  dem 
gerichtsärztlichen  Fache  zu.  Er  gründete  eine  geburtshilfliche  Poliklinik  in  München, 
nach  dem  Vorbilde  der  Berliner.  Seit  1854  lehrte  er,  zum  Gerichtsarzt  ernannt, 
Staatsarzneikunde.  In  der  gerichtsärztlichen  Praxis  zeichnete  er  sich  durch  klaren 
Blick  und  scharfe  Darlegung  der  mediciniscben  Thatsachen  aus.  Leider  wurde 
seine  Thätigkeit  früh  durch  eine  allmälig  zur  Lähmung  fortschreitende  Rücken- 
markskrankheit, der  er  am  9.  März  1874  erlag,  gehemmt.  Neben  zahlreichen 
Aufsätzen  in  Fachzeitschriften  sind  als  selbstständige  literarische  Arbeiten  zu 
erwähnen :  „Die  physische  Erziehung  des  weiblichen  Geschlechts  in  den  Jahren 
der  Pubertät**  (München  1840)  —  „Gerichtsärztlich-anthropologische  Bemer- 
kungen zum  Entwurf  des  neuen  Strafgesetzbuches  für  Bayern"  (München 
1856)  —  „Die  gerichtsärztliche  Sprache**  (München  1860). 

Chronik  der  Ludwig-Maximilians-Üniversität  München  für  das  Jahr  1873/74,  pag.  8. 

F.  Seitz. 

^Hofinann,  Eduard  Ritter  von  H.,  zu  Wien,  ist  zu  Prag  am  27.  Januar 
1837  geboren,  betrieb  daselbst  unter  Purkinje,  Jaksch,  Treitz,  Halla,  Häsner, 
Bochdalek,  Seyfert  seine  Studien  und  beendigte  sie  1861.  Bis  1865  als 
Assistent  an  der  Lehrkanzel  für  gerichtliche  Medicin,  von  diesem  Jahre  ab  als 
Privatdocent  daselbst  in  Thätigkeit,  wurde  H.  mit  der  Stellvertretung  des  Faches 
in  czechischer  Sprache  beauftragt,  nahm  aber  1869  einen  Ruf  als  ordentlicher 
Professor  der  gerichtlichen  Medicin  und  Staatsarzneikunde  nach  Innsbruck  an  und 
erhielt  1875  dieselbe  Professur    in  Wien.     1884  wurde  er  durch  Verleihung  des 


HOFMAKN.  251 

Ordens  der  eisernen  Krone  in  den  Ritterstand  erhoben.  Schriften:  „Lehrbuch 
der  gerichtlichen  Medicin*'  (1878;  2.  Aufl.  1881;  3.  Aufl.  1884)  —  ^Arbeiten 
aber  Verbrennungen"  (Prager  Vierteljahrsohr.,  Bd.  CV;  Wiener  med.  Wochenschr., 
1875,  1876)  —  „  Heber  den  Strangulationstod*^  (Mittheil,  des  Vereins  der  Aerzte 
Niederösterr.,  1876 ;  Wiener  med.  Wochenschr.,  1876 ;  Wiener  med.  Presse,  1879, 
1880,  1881)  —  ffU^er  vorzeitige  Athembewegungen*'  (Vierteljahrschr.  für  ger. 
Med. ,  Bd.  XIX ,  XXII)  —  „Forensische  Untersuchung  von  Blutspuren  und 
Haaren"  (Prager  Vierteljahrschr. ,  Bd.  CXII;  Innsbrucker  Ber.,  1872;  Viertel- 
jahrsch.  fOr  ger.  Med.,  Bd.  XIX)  —  ;;  üeber  die  natürlichen  Spalten  und  Ossi- 
ficationsdefecte  am  Schädel  des  Neugeborenen"  (Prager  Vierteljahrschrift, 
Bd.  CXXIII)  —  ;,  Ueber  Leichenerscheinungen"  (Vierteljahrschr.  fttr  ger.  Med., 
Bd.  XXV)  —  ;,  Ueber  Verblutung  aus  der  Nabelschnur^  (Oesterr.  Jahrb.  für 
Pädiatrik,  1877,  II)  —  „Ueber  Fettwachsbildung"  (Wiener  med.  Wochenschr., 
1879)  —  „Ueber  Stichwunden"  (Med.  Jahrb.,  1881)  —  „Ueber  die  Sicher- 
stellung der  Identität  von  Leichen"  (Wiener  med.  Wochenschr.,  1882)  —  „  Ueber 
den  Effect  künstlicher  Respiration  y  insbesondere  der  Schwingungen  der  Neu- 
geborenen" (Wiener  med.  BL,  1884;  Wiener  med.  Wochenschr.,  1885)  —  „Zur 
Casuistik  der  intrauterinen  Verletzungen  der  Frucht  und  der  Befunde,  die 
dafür  gehalten  werden  können"  (Wiener  med.  Presse,  1885).  Ausserdem  zahl- 
reiche kleinere  Arbeiten  und  Gutachten,  unter  letzteren  das  über  den  Fall  von 
Tißza-Eszlär.  Wemich. 

"''Hofmann,  Karl  Berthold  H.,  zu  Oraz,  ist  zu  Zdaunek  in  Mähren 
am  3.  September  1842  geboren,  studirte  in  Wien,  war  in  der  Chemie  Schüler 
von  Redtenbacheb,  Franz  Schneider  und  Hoppe-Setler  (damals  in  Tübingen), 
wurde  1866  Doctor,  wirkte  von  1866 — 1869  als  Secundararzt  der  Wiener  Irren- 
anstalt, von  1869—1873  als  Docent,  von  1873—1879  als  Prof.  e.  o.  der 
medicinischen  Chemie  und  ist  seit  jener  Zeit  Prof.  ord.  der  angewandten  medi- 
einischen  Chemie  in  Graz.  Literarische  Arbeiten :  ;,  Ueber  Papaverin"  —  ;,  Ueber 
die  Zusammensetzung  des  Harnes  bei  Leukämie"  —  „  Ueber  Creatiningehalt 
normaler  und  pathologischer  Harne"  —  ;,  Ueber  die  Zusammensetzung  der 
Darmgase"  —  „Ueber  das  Spectrum  der  Blondlo  tischen  Phosphorflamme 
und  aas  Ammoniakspectrum"  —  „Getränkshygiene  der  Alten"  —  „Lehrbuch 
der  Zoochemie"  (1876 — 79).  Gemeinsam  mit  ROB.  Ultzmann  gab  er  heraus: 
„Atlas  der  physiologischen  und  pathologischen  Hamsedimente"  (m.  44  Taff.) 
und :  „Anleitung  zur  Untersuchung  des  Harnes  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Erkrankungen  des  Harnapparates"  (1871;  2.  Aufl.  1878).  Ein  besonderes 
Interesse  ftlr  die  Geschichte  der  Metalle  bei  den  alten  Völkern  veranlasste  folgende 
ehemisch-archäologische  Publicationen :  „Ueber  Zink  bei  den  Alten"  —  „Ueber 
Brüchigkeit  antiken  Silbers"  —  „Ueber  Elektron".  Ausserdem  schrieb  er: 
„  Ueber  vermeintlich  antike  Seife"  —  ;,  Ueber  die  Zusammensetzung  ägyptischer 
Glasurfarben ".  Ued. 

"^Hoftnaun,  Franz  Adolf  H.,  zu  München  am  14.  Juni  1843  geboren 
und  daselbst  ausgebildet  (er  war  5^2  Jahre  Assistent  C.  von  Voit's),  wurde 
1868  promovirt  und  1872  an  die  Universität  Leipzig  zunächst  als  Extraordinarius 
nnd  Vorstand  des  pathologisch-chemischen  Laboratoriums  berufen.  1878  erhielt 
er  dort  die  ordentliche  Professur  der  Hygiene  und  das  Directorat  des  hygienisch^sn 
Instituts.  Theils  durch  eigene  Arbeiten,  theils  durch  solche  seiner  Schüler  (besonders 
Fl€gg£)  hat  er  wichtige  Themata  der  Hygiene  von  neuen  Gesichtspunkten 
untersucht:  Trinkwasser-,  Desinfections- ,  Kircbhofsfrage  und  die  Details  der 
Arbeiten  zum  Theil  auf  den  Versammlungen  des  Deutschen  Vereins  f.  öfifentl. 
Gresundheitspflege ,  beziehungsweise  in  dessen  Verhandlungen  der  Oeffentlicbkeit 
übergeben.  Wemich. 

Hofmann,  s.  a.  Hoffmann. 


252  HOFMEIEB.  —  HOFRICHTER. 

*Hofnieier,  Max  H. ,  in  Berlin,  am  28.  Januar  1854  zu  Zudar  auf 
Rügen  geboren,  studirte  in  Greifswald,  Wttrzburg,  Freiburg  unter  Hegar,  Perkice, 
SCHBOEDBB,  wurde  1876  Doctor,  war  AssiBtent  in  Greifswald  1877  und  in  der 
geburtshilflichen  Klinik  zu  Berlin  unter  Scheoedbe  seit  dieser  Zeit,  seit  1882  als 
Secundararzt.  Schriften:  „Die  Oelbsticht  der  Neugeborenen^  (Stuttgart  1882)  — 
„  Ueber  den  Stoffwechsel  der  Neugeborenen*^  (ViBCHOw's  Archiv ,  1882)  — 
„Zur  Statistik  des  OebärmiUterkrebses  und  seine  operative  Behandlung" 
(Stuttgart  1881)  —  „Die  Myomotomie*'  (Ebenda  1884)  —  „Die  Bedeutung 
der  Nephritis  in  der  Schwangerschaß,"  —  „Ueber  Contractionsverkältnisse 
des  kreissenden  Uterus".  (Zeitschr.  f.  Geburtshilfe,  1881)  —  „Zur  Behandlung 
der  Placenta  praevia"  (Ebenda).  ^^^ 

Hofmeister ;  Franz  H. ,  Vater  und  Sohn  zu  Prag.  —  Der  Vater  war 
am  8.  December  1808  zu  Prestic  in  Böhmen  geboren,  studirte  in  Prag,  erlangte 
daselbst  1836  den  Doctorgrad,  kehrte,  nachdem  er  einige  Jahre  in  Böhmisch- 
Brod  prakticirt  hatte,  1839  dorthin  zurück  und  wurde  später  Secundar-,  dann 
Primararzt  des  grossen  Spitales  der  Barmherzigen  Brüder  daselbst.  Trotz  der 
reichen,  ihm  zu  Gebote  atehenden  Erfahrungen,  von  denen  er  dem  Vereine 
praktischer  Aerzte  gelegentlich  Mittheilungen  machte,  ist  an  Publicationen  von 
ihm  nur  eine  solche  über  einen  merkwürdigen  Fall  von  Aneurysma  der  Aorta 
abdom.  (Wiener  med.  Wochenschrift,  1862)  bekannt.  Er  wurde  von  1866  an 
drei  Jahre  hintereinander  zum  Decan  des  medicinischen  Doctoren-Collegiums  erwählt, 
versah  diese  Stelle  1871 — 72,  in  Vertretung  seines  Nachfolgers,  noch  einmal 
und  wirkte  mit  Takt  und  Eifer  im  Interesse  dieser  Corporation,  namentlich  für 
die  medicinische  Wittwencasse  und  die  medicinische  Wittwen-  und  Waisen-Gesell- 
schaft, was  um  so  anerkennenswerther  war,  als  er  ein  sehr  beschäftigter  Arzt 
und  durch  seine  Spitalsthätigkeit ,  besonders  in  Kriegs-  und  Epidemiezeiten,  sehr 
in  Anspruch  genommen  war.     Er  starb  am  20.  Januar  1878. 

Ritter  in  Prager  Medicin.  Wochenschr.  Jahrg.  3,  1878,  pag.  50. ^  "?  G-. 

*Franz  Hofmeister,  als  Sohn  des  Vorigen  zu  Prag  am  30.  August 
1850  geboren,  studirte  daselbst  (Huppert),  sowie  in  Leipzig  und  Straesburg 
(SCHHIEDEBBBO)  und  wurde  1874  promovirt.  Schon  seit  1873  war  er  als  Assistent 
fOr  physiologische  Chemie  in  seiner  Vaterstadt  thätig,  wo  er  sich  1879  für  dieses 
Fach,  1881  noch  für  Pharmakologie  habilitirte  und  die  Lehrkanzel  für  letztere 
supplirend  inne  hat.  Seine  wesentlichsten  Arbeiten  sind :  ;;  Ueber  Laktosurie" 
(Zeitschr.  f.  phys.  Chemie,  I)  —  „Beiträge  zur  Lehre  vom  Pepton"  (Ebenda, 
II,  IV,  VI)  —  „  Ueber  physiologische  Wirkung  der  Platinbasen"  (Archiv  f,  exp. 
Path.  u.  Pharm.).  tWemicK 

'*'Hofinokly  Johann  H.,  geboren  1840  in  Brzezan  (Galizien),  als  Schüler 
Dumreicher's  in  Wien  bis  zur  Promotion,  1865,  ausgebildet,  war  seit  1868 
als  Assistent  an  der  dortigen  chirurgischen  Klinik,  seit  1871  als  Docent,  seit 
1873  als  Chefarzt  im  Einderspital ,  seit  1881  als  Primararzt  thätig,  wurde  1885 
zum  Prof.  e.  o.  ernannt  und  publicirte  seine  fachwissenschaftlichen  Arbeiten  haupt- 
sächlich in  den  Wiener  med.  Jahrbb.  und  in  der  Wiener  med.  Presse.  Aus  den 
ersteren  seien  hervorgehoben:  „Ueber  Resection  der  Kiefer"  (1871)  —  „Ueber 
Gallusbildung"  (1874)  —  „  Utber  Blutdrucksverhältnisse  im  grossen  und  kleinen 
Kreislauf"  (1875)  —  „Ueber  Spi^a  bifida"  (1878).     .  Wernich. 

Hofrichter ,  Benedict  H. ,  zu  Polnisch- Wartenberg  in  Schlesien ,  war 
am  18.  November  1770  zu  Tannenberg  bei  Neisse  geboren,  studirte  in  Breslau, 
wo  er  Mag.  phil.  wurde,  und  einige  Jahre  in  Wien,  darauf  in  Halle,  woselbst  er 
1797  mit  der  Diss. :  „De  locis  in  melancholia  adfectis"  zum  Dr.  med.  promovirt 
wurde.  Er  prakticirte  darauf  an  verschiedenen  Orten ,  schrieb :  „  Ueber  ElefUri- 
dtät  und  eine  neue  Anwendungsweise  derselben"  (Hüfeland*s  Journal,  1803) 
und :  ;,  Versuch  über  das  Entzünaungsfieber  und  die  JEntzündung"  (Breslau  1806), 


r 


HOFRICHTER.  —  HOGG.  263 

habilitirte  sich  1814  als  Privatdocent  bei  der  medicinischen  Facultät  in  Breslan, 
ftr  Kinderkrankheiten,  mit  der  Habilitationsschrift :  ^Succus  gastrictis  pro  catcsa 
excüante  famü  habendus*'  (Breslau  1814,  4.)  und  wurde  1817  zum  Physicus 
im  Kreise  Polnisch- Wartenberg  ernannt,  wo  er  bis  zu  seinem  am  19.  März  1838 
erfolgten  Tode  wirkte.  Er  gab  daselbst  noch  heraus:  „Tabellen  über  die 
Arzneimittel  der  Pharmacopoea  borusaica,  nach  ihren  vorwaltenden  Grund- 
theüen^  (Breslau  1817,  Fol.)  —  „lieber  den  Nutzen  der  Schilddrüse^  (Meckbl*s 
Deutsches  Archiv,  1820)  —  „Kurze,  während  einer  1822  ....  herrschenden 
Blattern-Epidemie  über  modifidrte  Pocken  gemachte  Bemerkungen"  (Hoen's 
Archiv,  1827)  —  „Fall  von  geheiltem  Vipembias"  (Rüst's  Magazin,  1826)  — 
„Einige  Bemerkungen  über  und  zu  Hm,  Dr.  Hopf  er*  s  bekannt  gemachtere 
und  vom  Hm,  Dr,  Ghrysmas  verrichteten  Exstirpationen  krankhafter  Ovarien" 
(V.  Grakfe's  und  v.  Walthee's  Journal,  1829)  —  „üeber  den  Einfluss  des 
Luftdrucks  auf  den  menschlichen  Körper"  (Hohnbaüh's  und  Jahn's  Conver- 
sations-Blatt ,  1831)  —  „Einige  Bemerkungen  über  die  Rinderpest  .  .  .  und 
über  die  Schafpocken"  (Henke's  Zeitschr. ,  1831)  —  „Einige  Bemerkungen 
über  die  orientalische  Cholera  u,  s,  w."  (Pierer's  med.  Ztg.,  1831)  —  „  Ueber 
das  Aufrechtsehen  der  Gegenstände  und  die  sensorielle  Kraft ,  das  Beziehungs- 
vermögen" (v.  Graefe's  und  v.  Walther's  Journal,  1834).  Auch  in  den 
Schlesisehen  Provinzialblättem  (1815,  32,  35)  finden  sich  von  ihm  Aufsätze  über 
Hundswuth,  Pocken^  Pferdefleischessen. 

Nowack,  Hefts,  pag.  76.  ~  Callisen,  IX,  pag.  50;  XXIX,  pag.  24.  G. 

Hofetadt,  Johann  Dietrich  H. ,  deutscher  Arzt  aus  der  zweiten 
Hftlfte  des  17.  Jahrhunderts,  war  in  Düsseldorf  geboren  und  functionirte  einige 
Zeit  als  Apotheker  in  Hanau.  Dann  begab  er  sich  zum  Studium  der  Medicin 
nach  Wittenberg,  promovirte  daselbst  1692  und  prakticirte  in  Heidelberg.  Er 
schrieb:  „Theatrum  theriacae  coelestis  Hofstadianae"  (Frankfurt  1680)  — 
„Diss,  de  theriaca  coelesti"  (Wittenberg  1692)  und:  „Panacea  coelestis  Hof- 
stadianaj  oder  Beschreibung  des  himmlischen  Theriaks"  (Hanau  1693). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  267.  Pgl. 

Hofstetter,  Johann  Adam  H. ,  war  am  17.  April  1667  zu  Schemnitz 
in  Ungarn  geboren,  ging  mit  seinem  Vater,  einem  Geistlichen,  in  Folge  der 
Religionsverfolgungen  1672  nach  Deutschland,  studirte  in  Jena  und  Leipzig,  wurde 
1687  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  anorexia  s,  fame  aholita",  kam  später  nach 
Kopenhagen,  wo  er  königlicher  Rath  und  Leibarzt  des  Königs  Friedrich  lY., 
1712  Mitglied  der  medicinischen  Facultät  wurde,  als  deren  Decan  er  1716  starb. 
Er  gab  heraus,  ausser  mehreren  „Epistolae^  allgemeinen  Inhalts  (Halle  1703,  4.), 
eine:  „Erörterung ,  ob  der  natürliche  und  noch  nie  gewaschene  Zinnober  ge- 
braucht werden  könne"  (Leipzig  1708)  und:  „Die  fürtrejfliche  Grüte  des  natür- 
lichen, noch  nie  gewaschenen  Zinnobers  ttrider  «7.  Gottfr,  Becker^  (1711,  4.). 

V.  Wnrzbach,  IX,  pag.  183.  —  Ingerslev,  n,  pag.  154.  G. 

*Hogg,  Jabez  H.,  zu  London,  studirte  im  Charing-cross  Hosp.  daselbst, 
wurde  18^0  Member  des  Roy.  Coli,  of  Surg.,  ist  zur  Zeit  Consult.  8urg.  des  Roy. 
Westminster  Ophthalm.  Hosp.,  Surg.  des  Bloomsbui*y  Eye  Hospital  und  der  Roy. 
Masonic  Institution.  Schriften:  „The  microscope,  its  history ,  construction  and 
applications"  —  „Elements  of  experimental  and  natural  philosophy"  (1854)  — 
nA  manual  of  ophthalmoscopic  surgery"  (1863)  —  „A  parasitic  or  germ 
theory  of  disease:  the  skin,  the  eye,  and  other  affections"  (1878)  —  „Cure 
of  cataract  and  other  eye  affections"  (1878)  —  „Patholog.  anatomy  of  the 
glans  penis,  and  Urethra"  (1852)  und  weitere  Aufsätze  sehr  verschiedenartigen 
Inhaltes  im  Med.  Circular  (1862),  Populär  Science  Review,  Transact.  of  the  Microsc. 
Soc,  Lancet,  Sanitary  Record ,  Med.  Press  and  Circular  u.  s.  w. 

Hedical  Directory.  [Bed. 


254  HOGGAN.  —  HOHL. 

*Hoggaii»  Mann  und  Frau  zu  London.  —  Der  Erstere,  George  H.,  ist 
zu  Edinburg  am  24.  Mai  1837  geboren,  studirte  in  Edinburg  und  Paris,  war 
namentlich  Schüler  von  Ranvieb  und  Claude  Beknasd,  war  Proseetor  in  Snrgeon's 
Hall  und  Docent  der  Anatomie  in  Minto  House  zu  Edinburg  und  prakticirt  seit 
1874  in  London  als  Physician  für  Hautkrankheiten.  Er  schrieb:  „A  new  section 
Cutter  for  the  microscope^  (Joum.  of  the  Quekett  Microscopical  Club,  1876)  — 
„Effects  of  Cancer  and  leprosy  on  the  stoeet-gland«  and  lymphaiics  of  the 
skin^  (Patholog.  Transact.,  Vol.  XXIX,  XXX);  zusammen  mit  seiner  Frau:  „On 
degeneratton  and  regeneration  of  the  axis  cylinder"  (Ibid.  XXXI)  —  „JEttuie 
8ur  le  röle  des  lymphatiques  de  la  peau  dans  Vinfection  canc^euse^  (Archiv, 
de  physiolog.,  1880)  —  „Ghangements  subis  par  le  aysthne  nerveux  dans  la 
Ihpre^  (Ibid.  1882)  —  „Etüde  sur  les  lymphatiques  de  la  peau**  (Joum.  de 
Tanat.,  1879)  —  „Etüde  sur  les  terminaisons  nerveuses  dans  la  peau^  (Ibid. 
1883)  —  „Development  and  retrogression  of  the  fatcell"  (Journ.  of  the  Roy. 
Microsc.  Soc,  1879)  —  „Development  and  retrogression  of  blood  vessels^  (Ibid. 
1880)  —  „On  the  lymphattcs  of  the  pertchondrtum'^  {Jonm.  o£  AuBi,^  1880)  — 
„The  lymphatics  of  the  mammalian  urinary  bladder^  (Ibid.  1881)  —  »T'he 
lymphatics  ofvascular  walls"  (Ibid.  1882)  —  „  The  lymphatics  of  the  periosteum'' 
(Ibid.  1883)  u.  s.  w. 

'^'Frances  Elizabeth  Hoggan,  geborene  Morgan,  Gattin  des 
Vorigen,  ist  zu  Brecon  in  Wales  am  20.  December  1843  geboren,  studirte  in 
Zürich,  London,  Prag  und  Wien,  erlangte  1870  in  Zürich  die  Doctorwürde  mit 
der  Diss. :  „lieber  progressive  Muskel  -  Atrophie^ ,  prakticirt  seit  1870  als 
Physician  für  Frauen-  und  Einderkrankeiten.  Sie  schrieb  (zusammen  mit  ihrem 
Gatten):  ;,^ttr  Pathologie  und  Therapie  der  Dysmenorrhoea  membranacea*' 
(Archiv  f.  GynäkoL,  1876) —  „Etüde  sur  les  lymphatiques  de  la  peau"  (Joum. 
de  l'anat.,  1879)  —  „Etüde  sur  les  lymphatiques  des  mu^cles  striis**  (Ibid)  — 
„Sur  la  d^gSnSration  et  sur  la  rdgdn^ation  du  cylindre-a^xe**  (Ibid  1882)  — 
„Des  lymphatiques  du  pSrichondre"  (Comptes  rendus  de  TAcad.  des  sc,  1879)  — 
„Des  effets  produits  sur  les  glandes  sudoripares  par  le  carcinoine  et  par  la 
Upre"  (Comptes  rendus  du  Congrös  m6d.  Internat.,  1879)  —  „Sopra  un  caso 
dl  difteroide"  (Atti  della  Soc.  dei  medici  Italiani,  1878)  —  „Zur  pathologischen 
Histologie  der  schmerzhaften  subcutanen  Geschwülste"  (ViRCHOW*s  Archiv,  1881) 
—  „The  lymphatics  of  the  pancreas"  (Joum.  of  Anat.  and  Physiol.,  1881)  — 
„The  comparative  anatomy  of  the  lymphatics  of  the  Uterus"  (Ibid.)  und  andere 
Aufsätze,  femer  folgende  allgemeinere  Arbeiten:  ^On  sanitär y  conveniences  for 
women"  (1880)  —  „On  the  j^hysical  education  of  girls"  (1880)  —  „Medical 
uomen  for  India^  (Contemp.  Rev.,   1882).    . 

Medical  Directory.  Red. 

Hohenheim,  Theophrastus  Bomb-astus  von  H.,    s.  ParaceIjSus. 

Hohl,  Anton  Friedrieh  H.  Sein  Leben  zeigt  in  seiner  ersten  Hulfte 
einen  ganz  eigenthümlichen  Entwicklungsgang,  wie  man  ihn  sonst  bei  üniversitäts- 
Professoren,  speciell  bei  einem  Professor  der  Geburtshilfe,  nicht  erwartet.  Creboren 
wurde  er  am  19.  November  1789  zu  Lobenstein.  Er  bezog  die  Universität  Leipzig,  um 
auf  den  Wunsch  seiner  Eltem  Jurisprudenz  zu  studiren,  jedoch  gegen  seine  Neigung-, 
die  ihn  zur  Medicin  hinzog.  Nachdem  er  während  seiner  Studienzeit  ein  ziemlich 
flottes  Studentenleben  geführt,  Hess  er  sich  1813  in  Lobenstein  als  Advocat  nieder. 
Hier  wurde  er  vom  Bürgerschützenbataillon  zu  seinem  Officier  erwählt  und  bekam 
dadurch  Zutritt  zu  dem  Reussischen  Hofe.  Seine  gewandten  äusseren  Formen, 
seine  Bildung,  sowie  Geschicklichkeit  in  allen  ritterlichen  Künsten  machten  ihn 
bald  zum  allgemeinen  Lieblinge  des  kleinen  Hofes.  Im  Jahre  1818  trat  er  sogar 
als  Stallmeister  und  Lieutenant  in  Reussische  Dienste.  Von  da  an  war  H.  das 
Factotum  und  der  Maftre  de  plaisir  des  fürstlichen  Hofes.  Trotzdem  beschäftigte 
er  sich  in  seinen  Mussestunden   mit  Naturwissenschaften   und  bewahrte  eine  stille 


HOHL.  -  HOHKBAUM.  255 

Neigung  fflr  die  Medicin,  die  nach  dem  Tode  des  Fürsten  im  Jahre  1824  durch- 
brach, als  ihm  die  Fttrstin-Wittwe  die  Mittel,  sich  noch  jetzt  dem  medicinischen 
Stadiom  zn  widmen,  bewilligte.  H.  begab  sich  nach  Halle,  studirte  Medicin  und 
wiurde  daselbst  1827  auf  Grund  seiner  Dissertation:  „De  microcephalta"  zum 
Doetor  promovirt.  Zwei  Jahre  später  legte  er  sein  Staatsexamen  ab  und  habili- 
tirte  sich  1830  als  Priyatdocent.  Er  wandte  sich  der  Greburtshilfe  zu  und 
wurde  1832  ausserordentlicher,  1834  ordentlicher  Professor.  1840  tibemahm 
er  nach  Nis>I£Y£R  die  Leitung  des  geburtshilflich -klinischen  Institutes.  Am 
17.  Januar  1862  wurde  er  von  einer  Lungenentzündung  befallen^  der  er  am  23. 
desselben  Monats  erlag.  Die  wichtigsten  seiner  Schriften  sind  folgende:  „Die 
geburtshilßtche  Exploration^  (Halle  1833,  1834,  8.,  2  Bde.)  —  ;,  Vorträge  über 
die  Geburt  des  Menschen**  (Ebenda  1845,  8.)  —  „Die  Geburten  missgestalteter, 
kranker  und  todter  Kinder*^  (Ebenda  1860,  8.)  —  „Zur  Pathologie  des  Beckens*^ 
(Leipzig  1852,  4.)  —  „Lehrbuch  der  Geburtshilfe^  (Leipzig,  8.,  1.  Aufl.  1855, 
2.  Aufl.  1862).  —  H.  gehört  zu  den  hervorragenderen  Oeburtshelfem  der  1.  Hälfte 
dieses  Jahrhunderts.  Lieferte  er  auch  keine  Epoche  machenden  Werke  und  führte 
er  'seine  Specialdisciplin  auch  nicht  auf  neue,  bis  dahin  unbetretene  Pfade,  so 
zeichnen  sich  doch  seine  Arbeiten  durch  Gründlichkeit  aus.  Sein  Lehrbuch  unter- 
scheidet sich  von  anderen  namentlich  dadurch,  dass  es  die  forensische  Seite  des 
Faches  auf  das  Gründlichste  behandelt.  Diesem  Umstände  dankt  das  Buch,  dass 
es  heute  noch  zu  den  brauchbaren  zählt. 

Göschen  in  der  Deutschen  Klinik.  1862,    Nr.  26.  —  v.  Heck  er  in  der  Allgem. 
Dentschen  Biographie,  XH,  pag.  704.  Klein  wacht  er. 

Hohnbaum,  Karl  H. ,  zu  Hildburghauseu ,  war  am  10.  Januar  1780 
zn  Coburg  geboren,  prakticirte  1803  zu  Rodach,  war  Hofmedicus  in  Hildburg- 
hausen, darauf  eine  Zeit  lang  herzoglich  sächsischer  Rath  und  Amtsphysicus  zu 
Heldburg,  kehrte  1814  als  Hofmedicus  nach  Hildburghausen  zurück  und  wurde 
1820  herzoglich  Sachsen-Hildburghausen^scher  Ober-Medicinalrath.  Er  verfasste  eine 
Anzahl  Schriften,  eine  Menge  von  Abhandlungen  und  übersefzte  C.  Maclean: 
„Pestf  gelbes  Fieber  und  ähnliche  Krankheiten  stecken  nicht  an"  (Coburg 
1805)  —  Matth.  Ballie:  „Anhang  zur  Anatomie  des  krankhaften  Baues 
ton  einigen  der  wichtigsten  Theile  des  menschlichen  Körpers"  (Berlin  1820)  — 
Ballie's  „Medicinüche  Vorlesungen  und  Beobachtungen"  (Leipzig  1827)  — 
Fe.  Hopkins  Ramadge:  „Die  Lungenschwindsucht  ist  heilbar"  (Hildburghausen 
1835).  Von  eigenen  Schriften  sind  zu  nennen :  „  lieber  eine  besondere  Art 
des  übermässigen  Monatsffusses  u.  s.  w,"  (Erlangen  1811)  —  „Geo.  Fr,  Hilde- 
brandt's  Leben  und  letzte  Krank/feit"  (Ebenda  1816);  Derselbe  war  sein 
Schwiegervater  und  gab  er  auch  heraus  Desselben:  ,y Lehrbuch  der  Physiologie" 
(6.  Aufl.,  Erlangen  1828;  hoUänd.  üebers.  von  M.  Polano  ,  Leyden  1835)  — 
ferner:  „Ueber  den  Lungenschlagßuss ;  nebst  einer  Einleitung  über  den  Schlag- 
ßuss  überhaupt"  (Ebenda  1817)  —  „Ueber  das  Fortschreiten  des  Kranklieits- 
processes  u.  s.  w."  (Hildburghausen  1826)  —  „Hausmittel  zur  Verhütung  und 
Behandlung  der  Cholera"  (Ebenda  1831)  —  „Ueber  die  Pulsation  in  der 
Oberbauch gegendy  als  begleitendes  Symptom  der  hidigestion"  (Ebenda  1837)  — 
„Physische  Gesundheit  und  Irrseyn  in  ihren  Lebergängen  u.  s,  w."  (Berlin 
1845).  Er  war  auch  Mitredacteur  von  Nasse's  Zeitscbr.  f.  psych.  Aerzte,  seit 
1818,  von  Pabst's  Med.  Zeitung,  seit  1835  und  gab  mit  Feed.  Jahn  das: 
„Medicinische  Conversations- Blatt"  (1830 — 32)  heraus.  Seine  zahlreichen  Auf- 
sätze befinden  sich  in  sehr  verschiedenen  Zeitschriften  und  behandeln  die  ver- 
schiedensten Gegenstände  aus  der  Medicin  und  Geburtshilfe,  darunter  namentlich 
solche  aus  der  Psychologie,  Fälle  von  Vergiftungen  u.  s.  w.  Er  starb  am 
17.  September  1855. 

Callisen,  IX,   pag.   54;   XXIX,  pag.  27.   —  Vapereau,    1.   edit,  pag.  893; 
5.  Wit.,  pag.  XXXIII.  G. 


256  HOm.  —  HOLDEN. 

Hoin,  Jean-Jacques-Lonis  H. ,  bedeutender  französischer  Wundarzt 
aus  dem  vorigen  Jahrhundert,  war  zu  Dijon  am  10.  April  1722  geboren,  wurde 
Chirurgien  externe  am  Grand  Höpital  seiner  Vaterstadt  und  Mitglied  der  Akademie 
daselbst.  H.,  der  etwa  1772  gestorben  ist,  hat  sich  besonders  durch  seine  Unter- 
suchungen über  den  Bau  der  Linse,  ttber  Cataractbildung  und  über  die  Operation 
des  Steinschnittes  bei  Frauen  verdient  gemacht.  Seine  hierauf  bezüglichen  und  anderen 
Schriften  sind  betitelt:  „Lettres  concernant  quelques  observations  sur  diverses 
eep^ces  de  cataractes^  (Mercure  de  France,  August  1759)  —  „Seconde  lettre 
ä  M.  Da  viel  sur  la  cataracte  radi^e,  la  convexüS  du  chaton  du  cry stallin  etc.^ 
(Ibid.  März  1760)  —  „Essai  historique  sur  les  diff4rentes  opinions  concemaxii 
la  nature  de  la  cataracte*^  (Ibid.  Dec.  1764)  —  „Essai  sur  des  kemies  rares 
et  peu  connues"  (in  „Nouvelle  m6thode  de  traiter  les  hemies"  von  Leblakc)  — 
„Observations  sur  le  d4placement  de  la  matrice  et  du  vagin"  (M6m.  de  TAcad. 
royale  de  chir. ,  T.  III)  —  „MSmoire  sur  PopSration  de  la  taille  dans  lequd 
an  trouve  la  description  d!un  dilataioire  -  lithotome,  les  mani^res  de  s^en  servir 
dans  la  taille  desfemmes  etc.**  (M6m.  de  TAcad.  de  Dijon,  T.  I)  —  „Observations 
sur  une  tumeur  carcinomateuse ,  situSe  au  cou  d^une  femme"  (Ibid*  T.  11)  — 
„M4fm,  sur  la  maladie  des  enfans  appeUe  spirub  bifida^  (Ibid.  T.  II)  — 
„Observ.  sur  Vextirpation  de  Voeil^  (M6m.  de  TAcad.  royale  de  chir.,  T.  III)  — 
„Obserb.  sur  une  amputation  dans  Varticle  du  genou^  (Ibid.  T.  V). 

Dict.  bist,  m,  pag.  236.  Pgl. 

floldefreund,  Johann  Röttger  Salomo  H. ,  zu  Oschersleben ,  war 
am  13.  Januar  1745  als  Sohn  des  dortigen  Arztes  Johann  Matthias  H. 
(t  1757)  geboren,  studirte  zu  Helmstftdt,  Halle  und  Wittenberg,  wo  er  1764  den 
Doctorgrad  mit  der  „Diss,  inaug.  sistens  casum  de  motibus  spasmodicis  vagis, 
junctis  deliriis  periodicis  jucundis,  annexa  eorum  theoria  atque  tkerapia^ 
erlangte,  nachdem  er  schon  vorher  eine  Schrift:  „Gedanken  von  der  Sonne^ 
(Quedlinburg  1761)  verfasst  hatte.  Er  liess  sich  in  Hötensleben  nieder,  zog  aber 
später  nach  Oschersleben  und  beschäftigte  sich  gerne  mit  deutschen  Alterthümem. 
Er  schrieb  darüber  im  Magdeburgischen  Magazin  (1786):  „Nachricht  von  einem 
bei  dem  Dorfe  Ausleben  entdeckten  Begräbnisshügel^ ;  ferner  verfasste  er: 
f,  Geschichte  des  Wittenberg' sehen  Vielfressers  Kahle"  (Ebenda)  —  „Erzählungen 
merkwürdiger  Krankengeschichten'^  (Braunschweig  und  Wolfenbttttel  1775)  — 
„Abhandlung  vom  epidemischen  Stickhusten  der  Kinder"  (Helmstädt  1776). 

Andreae,  I,  pag.  103;  11,  pag.  80.  6. 

"'Holden,  Edgar  H.,  geboren  in  Hingham,  Mass.,  am  3.  November  1838, 
erhielt  den  Grad  als  Art.  Bacc.  am  Princeton  Coli,  im  Jahre  1859  und  als  M.  D.  1861 
am  Coli,  of  Physicians  and  Surgeons  in  New  York.  Im  Winter  1870  unterbrach 
er  seine  praktische  Thätigkeit  in  Newark,  N.  J. ,  durch  eine  Studienreise  nach 
Europa.  Von  H.'s  Schriften  sind  zu  nennen:  „Loss  oj  the  entire  scapula  from 
sloughing"  (Amer.  Joum.  of  Med.  Sc.)  —  „Diseases  ofmen  of  war"  (Ibid.  1866)  — 
„Relations  of  cancer  and  tubercle"  (Ibid.  1868)  —  „Successßil  trecUment  of 
asthma"  (Ibid.  1872)  —  „Anomalies  of  cardiac  pathology"  (Ibid.  1875)  — 
„ Extraordinär y  case  of  intra-cardiac  cyst"  (Ibid.  1876)  —  „Ostradsm  for 
consumption"  (Ibid.  1871)  —  „Vaginal  and  vulval  varices"  (New  York  Med. 
Record.,  1867)  —  „A  discovery  in  physical  diagnosis"  (Ibid.  1876)  —  „Unison 
resonance  in  auscultation"  (Ibid.  1876)  —  „New  Instruments  for  detection  and 
prevention  of  pulmonary  disease**  (New  York  Med.  Joum.,  1876)  —  „Reflex 
pharyngeal  neuroses  due  to  uterine  disease"  (Ibid.  1877)  —  „Relation  oj 
cardiac  pathology  to  the  sphygmograph^  (Transact.  New  Jersey  State  Society, 
1871)  —  rjNew  investigations  in  respiratory  pathology"  (Amer.  Joum.,  1877)  — 
„The  sphygmograph"  (preisgekrönt  1873  vom  New  York  Coli,  of  Phys.  and  Surg.). 

Atkinson,  pag.  170.  PgL 


w 


HOLOEB.  —  HOLLAND.  257 

Holger,  Philipp  Aloys  Ritter  von  H.,  zu  Wien,  war  Dr.  med.  et  phil., 
yerfasste:  j^Versuch  über  den  Kyan  und  seine  Verbindunaen^  mit  Berück- 
sichtigung der  neuesten  Entdeckungen  über  diesen  Gegenstand*'  (Wien  1826)  — 
„Fhystkalisck'cAemische  Beschreibung  des  Klausner  Stahltoassers  in  Steier- 
mark^ (Ebenda  1829);  war  1832  Decan  der  philosophisehen  Facultät  in  Wien, 
seit  1834  provisorischer  Director  des  med.-chirurg.  Studiums  an  der  Universität. 
Er  schrieb  noch:  „Philipp  Garl  Hartmann,  der  Mensch ^  Arzt  und 
Philosoph;  aus  seinen  Werken  geschildert^  (Ebenda  1831)  —  „Chemische 
Beiträge  zur  Erkenntniss  der  Natur  der  Cholera ,  mit  Berücksichtigung  der 
Hermannischen   Versuche**  (Ebenda  1832).  Er  starb  am  17.  Jnni  1866. 

Oesterr.  Zeil  sehr,  fajr  prakt.  Heilk.  XII,  1866,  pag.  25  (nicht  zugäDglich).  — 
Callisen,  IX,  pag.  62;  XXIX,  pag.  29.  G. 

*Hd11,  Moritz  H.,  wurde  in  Wien  am  28.  Juni  1852  geboren  und  war 
daselbst  ein  Schfller  von  Hybtl  und  Langer.  1876  promovirt,  wurde  er  bereits 
1882  auf  den  Lehrstuhl  der  Anatomie  nach  Innsbruck  berufen  und  lieferte  ausser 
den  monographisch  veröffentlichten  „Operationen  an  der  Leiche"  (Stuttgart  1883) 
eine  grössere  Reihe  fachwissenschaftlicher  Publicationen  für  die  Sitzungsber.  der 
kaiserl.  Akad.  der  Wissensch. ,  die  Zeitschr.  für  Anat.  und  Entwicklungsgesch., 
das  Archiv  für  Anat.  und  Phys.,  v.  Langenbbck's  Archiv,  die  Wiener  med.  Jahrbb., 
die  Berichte  der  Wiener  anthrop.  Oesellsch.  und  die  Wiener  med.  Wochenschr. 
Nebeu  Untersuchungen  auf  angiologischem  und  neurologischem  Gebiet  betreffen 
dieselben  in  erster  Reihe  anatomische  Verhältnisse  der  Wirbelsfinle,  des  Beckens 
und  des  Fusses.  Wernich. 

Holland/ Sir  Henry  H. ,  Bart.,  zu  London,  war  am  27.  October  1788 
zu  Knutsford  in  Cheshire  geboren  als  Sohn  des  dortigen  Arztes  Peter  H.,  studirte 
von  1806  an  in  Edinburg  und  in  den  zwei  Borough  Hospitälern  Londons  und 
wurde  1811  in  Edinburg  mit  der  Diss. :  y^De  morbis  Islandiae"  Doctor,  nachdem 
er  dorthin  im  Jahre  1810  einen  vornehmen  Herrn  begleitet  hatte.  1812  bereiste 
er  Portugal,  Gibraltar,  Sardinien,  Sicilien,  die  ionischen  Inseln  und  Griechenland 
und  diente  die  Veröffentlichung  der  Beschreibung  dieser  Reise  (1814)  dazu,  ihn 
in  die  Londoner  gute  Gesellschaff;  einzuführen ;  auch  wurde  er  noch  in  demselben 
Jahre  zum  Haus-  und  Reisearzt  der  Prinzessin  Earoline  von  Wales  ernannt.  Er 
wurde  1816  in  das  College  of  Physicians  aufgenommen  und  publicirte  auch  einiges 
Medicinische  von  seinen  Reiseerinnerungen,  z.  B.  über  die  Bereitung  der  Magnesia 
solforica  am  Monte  della  Guardia  bei  Genua  (Philosoph.  Transact. ,  1816)  und 
,0»  the  Pellagra,  a  disease  prevailing  in  Lombardy"  (London  Med.-Chirurg. 
Transact.,  1817).  Es  trug  femer  zu  seinen  Erfolgen  in  der  Praxis  bei,  dass  er 
vier  Jahre  hintereinander,  nach  dem  Schlüsse  der  Saison  in  London,  nach  Spaa 
ging,  das  damals  in  grossem  Rufe  stand  und  viel  besucht  war.  1828  wurde  er 
Fellow  des  College  of  Physicians,  hielt  1830  die  Gulstonian  Lectures,  wurde  1835 
Physician  Extraordinary  des  Königs  William  IV.,  1837  auch  der  Königin 
Victoria  und  später  des  Prinzen  Albert,  1852  aber  Physician  Ordinary  der 
Königin  und  1853  Baronet.  Bei  dem  Jubiläum  in  Oxford  1856  erhielt  er  den 
Ehrentitel  als  Dr.  jur.  civil.  Ausser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  in  den  Quai'terly 
und  Edinburgh  Reviews  veröffentlichte  er  1839:  „Medical  notes  and  reflexions", 
enthaltend  35  Essays  über  die  Philosophie  und  Praxis  der  Medicin,  die  mit  Schärfe 
und  Gedankenreichthum  verfasst  sind  und  von  denen  einige,  zusammen  mit  noch 
mehreren  anderen ,  später  noch  einmal  u.  d.  T. :  ;,  Chapters  on  mental  physio- 
logy^  (1852)  publieirt  wurden.  Er  gab  auch  noch  eine  Auswahl  seiner  „Essays 
ö»  scientific  and  other  subjects  contribvted  to  the  Edinburgh  and  Quarterly 
Reviews*^  heraus,  jedoch  wurde  von  allen  seinen  Productionen  gesagt,  dass,  wie 
seine  Praxis  mehr  eine  aristokratische  als  ausgedehnte  war,  so  seine  Schriften 
mehr  den  Charakter  eines  kritischen  Dilettantismus  als  solider  Kenntnisse  zeigten 
und  seine  Beiträge  zur  medicinischen  Literatur  mehr  speeulative  Essays  waren,  als 

BioKT.  Lexikon.  III.  17 


^58  HOLLAND.  —  HOLLARD. 

auf  sorgfältiger  und  eingehender  Forschung  beruhten.  Während  seiner  mehr  als 
50jährigen  Praxis  in  London  brachte  er  bis  an  sein  Lebensende  fast  ansnahmelos 
zwei  Herbstmonate  auf  Reisen  zu,  unter  denen  acht  nach  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  und  Canada,  eine  nach  Jamaika  und  West-Indien,  drei  nach 
Russland,  zwei  nach  Island  u.  s.  w.  stattgefunden  hatten.  Von  diesen  Reisen  gab 
er  in  seiner  einzig  in  ihrer  Art  dastehenden  Autobiogi*aphie,  seiner  letzten  Publi- 
cation,  den  „Recollections  of  past  Itfe"  (1872),  die  ein  sehr  unterhaltendes  Buch 
sind,  ein  höchst  interessantes  Bild.  Nach  dem  an  seinem  86.  Geburtstage,  27.  October 
1873,  erfolgten  Tode  wurde  von  seinem  Sohne,  dem  Rev.  Francis  J.  H.,  aus 
den  hinterlassenen  Papieren  noch  ein  Band:  „Fragmentary  papers  on  science 
and  oiher  subjects^  (London  1875)  herausgegeben. 

Munk,  m,  pag.  144.  —  Callisen,  IX,  pag.  63;  XXIX,  pag.  30.  G. 

"'Holländer,  Ludwig  Heinrich  H.,  zu  Berlin,  ist  in  Leobschütz  am 

4.  Februar  1833  geboren,    machte  seine  Studien  in  Würzburg  und  Breslau,  wo 

er  von  Frerichs   die   Anregung   zu   seinem   späteren  Specialfach  empfing.    1856 

promovirt,  widmete   er  sich  nach   mannichfachen  Lebenswendungen  der  Zahnheil- 

künde,    habilitirte    sich   für   dieses  Fach    1873    in  Halle   und   erhielt    1878    das 

Prädicat  Professor.    Einen  Ruf  nach  Genf  lehnte  6r  1881  ab.    Als  Frfichte  eines 

achtjährigen  medicinischen  Wirkens   in  Südafrika   publicirte   er  1866    und    1867 

Aufsätze  im  Globus  und  ähnlichen  Zeitschriften;  1877  übersetzte  er  Tomes'  „Manual 

of   dental   anatomy";    1881    gab    er    „Beiträge   zur    ZahnheiUcunde^    (9  Abb., 

Leipzig);  femer:  „Die  Anomalien  der  Zahnstellung*^  (nach  Kingsley,   Leipzig 

1881)  und  „Die  Extraction  der  Zähne""  (2.  Aufl.,   Ebenda  1882)  heraus. 

Wemich. 

Hollard,  Heuri-Louis-Gabriel-Marc  H.,  war  1801  zu  Lausanne 
in  der  Schweiz  geboren,  wurde  1824  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Eisai 
sur  la  nature  et  Vimportance  des  pMnom^nes  consScutifs  de  la  phthisie 
pulmonaire^ ,    prakticirte  einige   Zeit    in  Paris ,    tibersetzte    aus    dem  Deutschen 

5.  T.  Sömmering's  „Traitd  des  maladies  de  la  vessie  et  de  Vur^e"  CParis 
1824),  schrieb  ein  „Expos4  de  la  doctrine  homoeopatkique  du  Dr.  Sam,  Hahne- 
mann"  (Joum.  des  progrös  des  sc.  med.,  1827),  gab  zusammen  mit  L.  J.  Bayle 
heraus:  „Manuel  d'anatomie  gSn^rale"  (Paris  1827),  veröffentlichte  von  Düceotay 
DE  Blainville  dessen  „Cours  de  physiologie  generale  et  comparie"  (Paris 
1829,  30)  und  verfasste:  „Coup  d^oeil  sur  Vitat  de  nos  connaissances  a 
Vdgard  du  stiege  et  de  la  nature  de  Vabsorption"  (Journ.  des  progrfes,  1828,  29j  — 
„Mim.  sur  le  traitement  interne  des  calculs  urinaires"  (Ibid.  1828).  Er  hielt 
1842  Vorlesungen  bei  der  Akademie  zu  Lausanne  und  zu  Neuchätel,  wurde,  nach 
Paris  zurückgekehrt,  zum  Professor  der  vergleichenden  Anatomie  und  Physio- 
logie bei  der  Faculte  des  sciences  als  Stellvertreter  von  Blainville  ernannt  und 
widmete  sich  ganz  diesen  Wissenschaften;  1854  erhielt  er  den  Lehrstuhl  der 
Naturgeschichte  bei  der  Facultät  zu  Poitiers.  Er  verfasste  noch  folgende  Schriften : 
„Precis  d'anatomie  comparie,  etc.""  (Paris  1833;  1835;  1837;  Brüssel  1836; 
1837)  —  „Nouveaujr  elemens  de  Zoologie,  etc."  (Paris  1838)  —  „Legons  de 
Philosophie  de  la  nature"  (1842)  —  „Etüde  de  la  nature^  (4  voll.  1843 ; 
nouv.  6dit.,  1853),  von  der  Sociöt^  de  la  morale  chretienne  mit  einem  Preise 
gekrönt;  femer:  „Cours  d^histoire  naturelle"  (1844,  av.  atlas)  für  die  Primär- 
schulen —  „De  Vhomme  et  des  races  humaines"  (1853).  Er  redigirte  zusammen 
mit  Laueent,  Gervais  und  Bazin  die  „Annales  franqaises  et  ^tranghres  d^ana- 
tomie  et  de  physiologie"  (3  voll. ,  1837 — 39)  und  schrieb  eine  sehr  grosse  Zahl 
von  zoologischen  und  vergleichend-anatomischen  Aufsätzen,  deren  nähere  Angabe 
sich  bei  der  unten  zuletzt  augeführten  Quelle  findet.  Er  starb  zu  Neuilly  bei 
Paris  1866. 

Sachaile,  pag,  363.  —  Vapereau,2.  6dit.,  pag.  885.  —  Callisen,  IX, pag. 64; 
XXIX,  pag.  31.  —  Catalogue  of  scientific  papers.  III,  pag.  404;   VII,  pag.  1006.  q 


HOLLBEBQ.  —  HOLLOWAY.  259 

Hollberg,  Lars  H.,  zu  JGI^^oth^nbarg ,  war  am  ^0.  März  1768  in  der 
Gemeinde  Sandhems  in  West-Oothland  geboren,  erlernte  sechs  Jahre  lang  die 
Phannacie,  trat  1780  als  Compagnie-Feldscheerer  in  die  Armee,  machte  den  Krieg 
in  Fmnland  mit,  setzte  seitie  chirurgischen  Studien  bis  1792  in  Stockholm  fort^ 
warde  später  Regimentsarzt,  nahm  1806 — 1807  an  dem  Feldznge  in  Pommern 
Theil,  stand  1808  an  der  westlichen,  1813  an  der  nördlichen  Grenze,  war  1814 
in  Norwegen,  wurde  1815  zum  Ober-Feldarzt  ernannt,  nahm  darauf  seinen  Ab- 
schied, liess  sich  in  Gothenburg  nieder  und  starb  daselbst  am  30.  April  1823. 
Es  findet  sich  von  ihm  im  Läkare  och  Naturforskare  (T.  XI — XV)  eine  Anzahl 
ehirurgisoher  Aufsätze,  zum  Theil  in  Briefen  an  den  General* Director  af  Acbbl, 
aber  Lepra  und  Ichthyosis  leproides,  Amputationen,  Schädelbrüche,  Trepanation, 
Lnxatio  carpi,  Krebs,  Anus  praeternaturalis ;  ferner  in  den  K.  Yetenskaps-Akademiens 
Handlingar  (1796,  97,  1810)  und  den  Svenska  Läkare  -  sällsk  ärsberättelser 
(1813,  18,  20,  23)  casuistische  und  andere  Mittheilungen. 

Sacken,  II,  1,  pag.  301;  IV,  pag  232.  O. 

HoUerlus,  s.  Houllier. 

HollerUB,  Blaise  H. ,  französischer  Arzt  des  16.  Jahrhunderts  aus 
Viviers  (in  Nieder-Languedoc),  ist  hauptsächlich  durch  Herausgabe  einiger  Coinmentare 
zu  HiPPOKRATES  uud  Galen  bcmcrkenswerth.  Die  Titel  der  bezüglichen  Schriften 
lauten:  „Morborum  curandorum  ex  Qaleni  praecipue  sententia  brevis  institiUio, 
utäis  medtcts  et  chirurgicis**  (Basel  1556)  —  „In  jiüsjurandum  Hippocratts 
commentarttis^  (Ebenda  1558)  —  „In  Hippocratts  Itbrum  de  natura  hominis 
commentartus*'  (Strassburg  1558)  —  „Medicae  ärtis  theoricay  Ubris  duobus 
succincte  comprehensa,  atque  medicinae  studioso  apprime  necessaria"  (Ebenda 
1566;  Cöln  1572). 

Biogr.  med.  V,  pag.  275.  Pgl. 

/RoHing,  Edmond  H. ,  geboren  1554  zu  York  (England),  studirte  und 
promovirte  zu  Ingolstadt,  wo  er  später  Arzt  und  Professor  der  Medicin  war  und 
1612  gestorben  ist.  Er  schrieb:  „De  chylosi,  hoc  est,  prima  ciborum  quae  in 
ventriculo  ßt  concoctione,  pro  veteri  medicorum  schola  disputatio"  (Ingolstadt 
1592)  —  „De  salubri  atudiosorum  victu,  hoc  est,  de  litteratorum  omnium 
valetudine  conservandoy  vitaque  dtuttssime  producenda  Ubellus"  (Ebenda  1602)  — 
„Medicamentoi^mn  oeconomia  nova^  (ßbenda  1610;  1615)  —  ^^Ad  epistolam 
quandam  a  Martino  Rulando  de  lapide  Bezoar,  et  fomite  luis  Hungariae  typis 
editum,  responsio^  (Ebenda  1611). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  275.  PgL 

*Holloway,  James  Montgomery  H. ,  Professor  in  Louisville,  Ky., 
wurde  am  14.  Juli  1834  in  Lexington,  Ky.,  geboren.  Nachdem  er  das  Oakland 
CoU.,  Miss.,  und  das  Centre  Coli.,  Danville,  Ky.,  besucht,  bezog  er  die  Universität 
zu  New  Orleans  in  Louisiana  und  erhielt  die  medicinisehen  Grade  daselbst  in 
den  Jahren  1856 — 57.  Er  prakticirte  darauf  in  mehi*eren  kleineren  Städten  und 
diente  von  1861  bis  1865  als  Surgeon  in  der  Armee.  1865  wurde  er  zum  Pro- 
fessor der  Anatomie  an  der  medicinisehen  Facultät  in  Louisville  vorgeschlagen; 
1866  übernahm  er  auch  die  Professur  für  Physiologie.  Von  1867 — 70  war  H. 
Professor  der  Physiologie  und  gerichtlichen  Medicin  an  der  Kentucky  School  of  Med., 
von  1870 — 74  Professor  der  Physiologie  und  Chirurg.  Klinik  am  Louisville  Med. 
Coli,  und  von  da  bis  1877  Professor  der  allgemeinen  und  klinischen  Chirurgie 
am  Hosp.  ColL^of  Med.  und  Vorsteher  der  medicinisehen  Facultät  an  der  Central 
University,  Ky.  H.  veröffentlichte  mehrere ,  meist  das'  Gebiet  der  chirurgischen 
Casuistik  betreffende  Aufsätze  im  Lancet  and  Observer,  Artikel  über  Behandlung  von 
Hämorrhagien  aus  grossen  Arterien  durch  Styptica  und  Compression,  über  Fuss- 
amputationen  und  Resectionen  von  ankylosirten  Gelenken  im  Amer.  Journ.  und  zahl- 
reiche andere  Artikel  in  den  medicinisehen  Journalen  von  Richmond  und  Louisville. 

Atkinaon,  pag.  551.  Pgl. 

17* 


260  HOLLSTEIN.  —  HOLMEB. 

*  Hollstein,  Lion  H.,  zu  Berlin,  geboren  zu  Lissa,  Provinz  Posen,  am 
1.  November  1811,  besuchte  die  Universität  zu  Berlin  und  wurde  daselbst  1836 
Doctor  mit  der  Diss. :  „De  methodo  antiphloaütica  remedüsque  guae  illa  am- 
plectüur.  Commentatio  crüico-hütorica,  a  jacvUaJte  medica  Univera.  Berolin. 
praemio  aureo  orn&ta^.  Er  ist  seit  1837  Arzt  in  Berlin,  gegenwärtig  mit  dem 
Charakter  als  Geh.  Sanitätsrath.  Er  gab  noch  heraus:  „Die  Pest  in  Odessa  im 
Jahre  1837 ^  nach  dem  russischen  Berichte  des  Dr.  von  Andrej ewsky*^ 
(Berlin  1839),    übersetzte  Civiale:    „Ueber  die  medidnische  Behandlung  und 

Verhütung  des  Steins  und  Orieses^  (Berlin  1840)  und  verfasste  „Gompendium  der 
Anatomie  des  Menschen,  mit  160  eingedruckten  Abbildungen,  nach  Erasmus 

Wilson's  anatomischem  Vademecum^  (Ebenda  1845;  spätere  Auflagen,  z.  B. 
5.  Aufl.  1873  u.  d.  T. :  „Lehrbuch  der  Anatomie  des  Menschen  u.  s.  w,** ; 
auch  in  einige  fremde  Sprachen  übersetzt,  so  in's  Russische  von  Birschenkeb, 
Petersburg  1858).  ü^A. 

*Holni,  Rasmus  Anton  H. ,  ist  geboren  in  Svaneke  (Insel  Bomholm) 
am  2.  August  1836,  studirte  auf  der  Kopenhagener  Universität,  absolvirte  das 
Staatsexamen  1861 ,  promovirte  1873.  Von  1867 — 78  war  er  erster  Assistenzarzt 
am  Spitale  für  Geisteskranke  in  Aarhus  (Jütland),  von  1878  wirkt  er  als  Director 
desselben.  Ausser  seiner  Dissertation  über  automatische  Bewegungen  bei  Greistea- 
kranken  hat  er  mehrere  Abhandlungen  auf  dem  Gebiete  seiner  Specialität  in  den 
Zeitschriften  publicirt.  Petersen. 

*Holni,  Nicolai  H. ,  ist  geboren  in  Kopenhagen  am  10.  October  1842, 
studirte  hier,  besonders  als  Schüler  Engelsted's,  absolvirte  das  Staatsexamen 
1868,  promovirte  1878.  Wirkt  in  Kopenhagen  als  visitirender  Polizeiarzt  und 
als  Specialist  und  Privatdocent  für  Syphilis  und  Hautkrankheiten.  Ausser  seiner 
Dissertation  über  das  Verhältniss  des  Lupus  zur  Scrophulosis  publicirte  er  Special- 
Abhandlungen  über  Hautkrankheiten  und  Syphilis   in  den  Zeitschriften. 

Petersen. 

Holmboe,  Jens  Andreas  H. ,  zu  Bergen  in  Norwegen,  war  daselbst 
am  18.  Januar  1827  geboren,  war  von  1853  an  Districtsarzt  an  verschiedenen 
Orten,  wurde  1858  zum  Arzt  des  Pflegestiftes  Nr.  I  für  Aussätzige  zu  Bergen 
ernannt  und  zum  Unterarzt  am  Lungegaardshospital  und  dem  damit  verbundenen 
St.  Joergens  Hosp.  Von  1858 — 1867  war  er  auch  Arzt  bei  der  Strafanstalt  in 
Bergenhus  Festung.  1861  wurde  er  zum  Stadtarzt  in  Bergen  und  1863  zum 
Oberarzt  des  dortigen  Krankenhauses  ernannt ,  indem  er  seine  anderen  Stellungen 
aufgab.  Er  war  wiederholt  Mitglied  von  Control-Oommissionen  für  Irrenanstalten. 
1859  hielt  er  sich  ein  halbes  Jahr  in  Berlin  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  auf 
und  wurde  1863  von  der  norwegischen  Regierung  nach  Nord- Amerika  zu  Unter- 
suchungen über  die  Spedalskhed  unter  den  dortigen  Norwegern  gesandt.  Er  bereist« 
die  westlichen  Staaten ,  hielt  sich  aber  grösstentheils  in  Chicago  und  New  York 
auf  und  hatte  auch  Gelegenheit,  während  des  Krieges  Feldlazarethe  zu  besuchen. 
1866  und  67  war  er  kürzere  Zeit  in  Paris  und  London,  um  das  dortige  Hospital- 
wesen und  seine  Verwaltung  näher  kennen  zu  lernen.  Er  schrieb  im  Norsk 
Mag.  f.  Laegevid.  (2.  R.,  XIX;  3.  R.,  HI):  „Den  spedalske  Sygdom  blandt  de 
Norske  i  Amerika^  —  „En  begraendset  Tyfusepiaemi** ;  im  Nord.  med.  Arkiv 
(II):  „Fraciura  cruris  i  den  tidlige  Bar7iealdir^  (m.  1  PI.).  In  den  Tabellen 
über  die  Aussätzigen  in  Norwegen  für  1858 — 1862  finden  sich  von  ihm  Berichte 
für  dieselben  Jahre  aus  dem  Bergener  Pflegestifte.     Er  starb  am  26.  Juli  1876. 

Kiaer,  pag.  195,  493,  563.  G. 

Holmer,  Yaldemar  H. ,  war  am  5.  September  1833  in  Kopenhagen 
geboren,  studirte  hier,  absolvirte  das  Staatsexamen  1859  und  promovirte  1866. 
Er  war  ursprünglich  Militärarzt,  übernahm  aber  1867  die  Leitung  der  grossen 
chirurgischen  Abtheilung  im  Communehospital  in  Kopenhagen  und  erwarb  sich  in 


•       HOLMER.  —  H0LM6REK.  261 

dieser  benrorragenden  chirorgiseben  Stellnng,  die  er  bia  zu  seinem  Tode  bekleidete, 
dne  grosse  Celebrität ,  niebt  nur  dnrob  sein  Talent  nnd  seine  gründliche  cbirurgisohe 
Einsiebt,  sondern  aneb  nnd  ganz  besonders  dar<)b  seine  immer  gleieb  unermüd- 
liebe  nnd  aufopfernde  Oewissenbaftigkeit,  seine  pers^nlicbe  Liebenswürdigkeit  nnd 
Noblesse«  Neben  dem  Spital  nabm  aneb  ein  privates  consnltatives  Wirken  in 
immer  böberem  Grade  seine  Kräfte  in  Ansprncb  nnd  die  fortdauernde  lieber- 
anstrengung,  der  er  sieb  nicht,  trotz  eines  schwächlichen  Körpers,  entziehen  wollte, 
verursachte  Minen  frühzeitigen  Tod  den  8.  Jnli  1884.  Ausser  seiner  Dissertation 
über  Laryngoskopie  besitzen  wir  aus  seiner  Feder  zahlreiche  werthvoUe,  haupt- 
sächlich  in   der  „Hospitals  Tidende^    gedruckte  Abhandlungen  (über  Resectionen, 

über  Laparatomie  nnd  Enterotomie,  über  orthopädische  Osteotomieen  etc.). 

.  Petersen. 

*  Holmes  y  Timothy  H. ,  zu  London,  stndirte  im  St.  George's  Hosp. 
daselbst,  ist  seit  1853  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  und  zur  Zeit  Hitglied  des 
Council  desselben ,  war  auch  Professor  der  Chirurgie  und  pathologischen  Anatomie 
bei  demselben  und  Surgeon  des  Kinder-Hospitals.  Er  ist  gegenwärtig  Chef  Chirurg 
der  hauptstädtischen  Polizei  und  Surgeon  des  St.  George's  Hosp.  Schriften:  „A  system 
of  gurgeryy  theorelical  and  practioal^  in  treattses  hy  various  authors**  (4  voll., 
London  1860 — 64;  2.  edit.  5  voll.,  1869 — 71  u.  s»  w.).  Er  bearbeitete  darin  selbst^ 
die  Artikel:  „Bums  andvcalds"  —  „Dtslocations**  —  „Aneuriam^  —  „Diseases 
of  bone^  —  „Excision  of  bones  and  jcints^  —  „Surgical  diseases  of  childhood^ 
—  „Surgical  diagnosts,  and  regional  surgery^.  Er  schrieb  femer:  ;,  The  surgical 
treatment  of  the  diseases  of  in fancy  and  chitdhood"  (Ebenda  1868)  —  „A  treatise 
on  surgery^  its principles  and  practice'^.-  Zusammen  mit  Bbi$towe  verfasste  er: 
ffReport  on  hospitals^  (Sixth  Annual  Report  of  the  Med.  Offieers  to  the  Privy 
Goiincil},  veranstaltete  eine  neue  Ausgabe  von  GBAv'a  Anatomie  und  schrieb  eine 
Anzahl  von  Aufsätzen  ftlr  ^le  Med.-Chir^  Patholog.  Transact. ,  St.  George's  Hosp.' 
Reports  und  verschiedene  Zeitschriften. 

Medical  Directory.  »  Red. 

*  Holmes»  Edward  Lorenzo  H. ,  Augen-  und  Ohrenarzt  in  Chicago, 
geboren  zu  Dedbam  in  Massachusetts  am  28.  Januar  1828,  stndirte  im  Harward- 
College  in  Chicago  und  Hess  sich  daselbst  1854  nieder.  Er  ist  Professor  am  Rush' 
Med.  Coli,  zu  Chicago  und  einer  der  Gründer  der  Illinois  Cbaritable  Eye  and 
Ear  Infirmary.  Eine  grosse  Reihe  casuistischer  Mittheilungen,  welche  theils  im 
KNlPP'scben  Archiv ,  theils  in  verschiedenen  amerikanischen  Zeitschriften  erschienen 
sind,  rühren  von  ihm  her.  Er  gründete  mit  Hotz  und  Anderen  1884  das  American 
Journal  of  Ophthalmology.  H  o  r  s  t  m  a  n  n. 

*  Holmes»  W.  Gordon  H. ,  zu  London,  ist  ein  Zögling  der  Ledwich 
School  in  Dublin ,  wurde  1882  Doctor  in  Brüssel,  war  Assistent  im  Hosp.  for 
Diseases  of  the  Throat,  gab ,  zusammen  mit  Morell  Mackenzie,  Jahresberichte, 
über  dasselbe  für  1876/77  heraus,  und  ist  zur  Zeit  Physician  der  Municipal 
Throat  and  Ear  Infirmary.  Er  schrieb  femer:  „Principles  of  health;  or  a 
populär  shetch  of  hygiene**  (1873)  —  „A  treatise  on  vocal  physiology  and 
nygiene,  etc.^  (2.  edit.  1880)  —  „A  guide  to  the  use  of  the  laryngoscope  in 
general  practice"  (1881).  Von  seinen  Aufsätzen  in  der  Lancet  (1881,  82,  83) 
lind  anzufahren :  „Description  of  an  oxygenated  air  lamp  for  laryngoscopic 
or  other  purposes"  —  „Ctinical  observations  oh  the  treatment  of  enlarged  tonsils 
hy  excision  and  cattstics*^  —  j^A  clinical  and  pathological  study  of  laryngeal 
fhthisis*'  u.  s.  w." 

Uedical  Directory.  Red. 

^Holmgren,  Alarik  Frithiof  H.,  zu  Upsala,  ist  am  22.  October 
1831  zu  Äsen  im  Linköpings  Stift  geboren,  studirte  von  1850  an  in  Upsala, 
war  Lehrer  der  Naturwissenschaften  an  einer  Schule  in  Norrköping,  Choleraarzt, 


262  H0LM6BEN.  .-^  HO^iSBEEK; 

Unterarzt  in  einer  Wasserheilanstalt  zu  Söderköping  u.  s.  w. ,  wurde  1861  in 
Upsala  Doctor  und  in  demselben  Jahre  zum  Adjuneten  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  an  der  dortigen  Universität  ernannt.  Er  erhielt  1862  den 
Auftrag ,  sich  weiter  fQr  experimentelle  Physiologie  im  Auslände  auszubilden  und 
ein  physiologisches  Laboratorium ,  das  erste  in  Schweden ,  zu  errichten.  Er  arbeitete 
zu  diesem  Zweck  1861,  62,  63,  64  bei  Brücke,  Ludwig,  du  Bois-Reymond, 
1869  bei  Helmboltz  und  besuchte  später  auch  Italien,  Paris,  London.  1864 
war  er  zum  Professor  der  Physiologie  an  der  Universität  ernannt  worden,  in 
welcher  Stellung  er  sich  noch  befindet.  Von  seinen  sehr  zahlreichen  Arbeiten  sind 
anzuführen:  „Om  den  hvita  hlodcellen"  (Upsala  universitets  ärsskrift,  1861)  — 
„  Veher  den  Mechanismus  des  Gasaustausches  bei  der  Respiration'^  (Sitzungs- 
berichte der  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien,  1862)  —  „Ueber  die  negative 
Schwankung  des  Muskelstromes  im  nervenfreien  Muskelgewebe^  (Centralblatt 
f.  d.  med.  Wissensch.,  1864)  — ^  „Ueber  die  elektrische  Stromschuxinkung  am 
thätigen  Muskel"  (Ebenda)  —  „Die  Farbenblindheit  in  ihren  Beziehungen  zu 
den  Eisenbahnen  und  der  Marine**  (Leipzig  1878);  ferner  in  den  Upsala  Läkare- 
fören.  fdrhandl.  (Bd.  I — VII  u.  s.  w.)  zahlreiche  Mittheilungen,  darunter  Aber  die 
Wirkung  von  Calabar,  Atropin,  Chloroform,  Curare:  „Metod  att  objehtivera 
effekten  af  Ijusintryck  pä  retina**  —  „Om  den  verkliga  naturen  af  den  „posi- 
tiva  strömfiuktuationen'*  vid  en  tnkel  muskelryckning"  —  „Om  „nercprincapen** 
cch  nervströmmens  negativa  fiuktuation** ,  über  den  Taubenmagen  und  fleisch- 
fressende Tauben  (wiederholt)  —  „Om  fysiologien,  de  fgsiologiska  instittUionerna 
och  fysiologema  i  vära  dagar*^  —  „Om  det  fysiologiska  studiet**  ^—  „Forsok 
öfver  dietens  inflytelse  pä  magen**  —  „Om  hjertats  och  blodkärlens  inner- 
vation^  —  „ür  muskelfysiologiens  senaste  utverklings  historia**  —  „Om 
oftalmometrar**  —  „Om  retwaströmmen**  —  „Om  färgblindhet  och  den  Young- 
Helmholtz^dce  färgteorien**  —  „Om  Förster^ s  perimeter  och  färgsinnets 
topografi*^  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  333.  6. 

""Holmsen,  Holm  H. ,  zu  Sarpsborg  in  Norwegen,  ist  am  7.  Mai  1812 
zu  Enebak  geboren,  studirte  in  Ghristiana ,  wurde  1837  Compagniechirurg,  1839 
Corpsarzt  beim  Drontheim'schen  Jägercorps ,  war  ein  Jahr  lang  im  District  Tromsoe, 
wurde  1840  Districtsarzt  in  dem  damals  grössten  District  des  Landes  Fosen^ 
1854  in  Midthordland,  mit  dem  Wohnsitz  in  Bergen,  und  1869  in  Sarpsborg. 
1851  hatte  er  von  dem  Departement  des  Innern  4en  Auftrag  erhalten,  Unter- 
suchungen über  die  Verbreitung  des  Aussatzes  unter  der  oesterdalschen  Bevölke- 
rung in  Maalselvdalen  anzustellen.  Fast  seine  sämmtlichen  Publicationen  sind  dieser 
Krankheit  gewidmet;  so  in  der  Ugeskr.  for  Medicin  og  Pharm.  (III,  IV):  „Nagle 
Tifaelde  af  Spedalskfied,  der  synes  as  hentyde  paa  Sygdommens  Smüsomhed*' 
—  „Om  Speaalskheden  i  Fosen** ;  im  Norsk  Magaz.  f.  Laegevid.  (2.  R.  V,  XI, 
XII):  „Inaberetning  til  Departem.  f.  d,  Indre  ang.  Spedalskheden  %  Fosenf^  — 
„Nogle  Jagttagelser  og  Betragtninger  om  Spedalskhedens  Aarsager  og  Virk- 
ninger**  u.  s.  w. ;  femer  in  Beretn.  om  Sundhedstilstanden  m.  m.  i  Norge  i  1855: 
„Bemaerkn.  om  de  hygiaeniske  Forhold  i  Midthordland s  Bistrikt  og  Beretning 
om  de  der  opreltede  Sundhedscommissioner*^  u.  s.  w. 

Kiaer,  pag   198.  G. 

Hplsbeek,  Henri  van  H.,  zu  Brüssel,  war  daselbst  1829  geboren^ 
machte  auch  dort  seine  Studien,  wurde  1863  Doctor  mit  der  Diss. :  „Voua  ne 
tuerez-pas.  —  De  Vavortement  provoqud**,  war  Armenarzt ,  Chirurg  des  Hospice 
Sainte-Gertrude,  Arzt  der  Maison  de  santö  von  Evere,  verfasste  ein:  „Gompendium 
d'dectriciti  mddicaW  (Brüssel  1860,  av.  3  pl.;  2.  6dit.  1860;  3.  6dit.  1868)  — 
^Le  midecin  de  la  famille^  (1860,  av,  ö  pl.)  —  „Traiti  d^anatomie  descriptice, 
physiologique  et  pittoresque ; .  .  .  ä  Vusage  des  artistes**  (1861,  av.  10  pl.  coL)  — 
„Zü?  midecin  de   Vouvrier**    (1860;   2.  6dit.  1862)  —  „Prdcis   d!hyg%hie  et  de 


HOLSBEBK.  —  HOLSCHEB.  263 

midecine  navcUes  ä  Vusage  des  gens  de  mer^  (1861)  —  j^U Industrie  dentellüre. 
^tude  sur  la  condüian  physique  et  morale  des  ouvrüres  en  dentelles^  (1862)  — 
„Code  midical  beige  aaprhs  les  documents  oßtciels"  (1863)  —  „Lettres  sur 
h  magnetüme  animal*^  (1863)  —  „La  danse  des  tahles  et  les  esprtts"  (1863)  — 
„Des  paralystes  et  de  leur  traüement  par  VUectrtcitd  localisSe^  (1863)  — 
„Histoire  de  Vhospice  des  vieillards  de  Sainte-Oertrude  de  Bruxelles  .... 
suivie  de  quelques  rdfiexions  sur  les  maladies  de  la  vieälesse*'  (1864)  — 
„La  guSrison  de  la  gautte"  (1865)  —  „La  Ugislation  beige  relative  aux  aliSnSs. 
Vade-mecum  des  midecins  et  des  jurisconsultes^  (1867)  —  „De  Vinfiuence  du 
choldra  dans  la  production  de  la  folie"  (1868)  —  „Un  mot  sur  le  canoer 
du  sein**  (1868)  —  „Etüde  sur  la  folie  au  point  de  vue  mSdical  et  juridique*^ 
(1869)  —  „Souvenir  de  la  guerre  franco-cdlemande,  ConsidSrations  au  point 
de  vue  hospitalier  et  chirurgical"  (1872,  av,  pl.)  —  „Traiti  pratique  des 
maladies  du  larynx  et  de  la  poitrine  chez  les  enfans^  (1873).  Auch  gab  er 
heraus:  „Annales  de  V4lectricit4inddicale,  Revue  internationale  de  V  ilectricit^y  etc.^ 
Er  gehörte  zn  den  Mitstiftem  (1864)  des  belgischen  Vereins  zur  Pflege  erkrankter 
und  Ycrwnndeter  EJrieger,  war  dessen  General-Secretär  (bis  1878)  und  Redacteur 
der  von  demselben  herausgegebenen  Zeitschrift:  „Xa  charitd  sur  les  champs  de 
bataille"  (1865 — 72),  welche  von  da  an  den  Titel:  „La  Groix  rouge.  Revue 
d'hygüne  publique  etprivde**  führte  und  bis  zu  seinem  im  September  1879  erfolgten 
Tode  von  ihm  redigirt  wurde,  selbst  nachdem  er  aus  jenem  Verein  ausgeschieden 
war  und  1876  einen  anderen  unter  dem  Namen:  „Soci6t6  nationale  beige  de  la 
Croix  rouge"  gebildet  hatte.  Seine  Verdienste  um  die  in  einem  zu  Brüssel  während 
des  dentsch-franzOsischen  Krieges  errichteten  Baracken-Lazareth  verpflegten  Ver- 
wundeten waren  aller  Anerkennung  werth. 

Lorenz,  IV,  pag.  563;   VI,  pag.  655.  G. 

Holscber,  Georg  Philipp  H. ,  zu  Hannover,  war  am  10.  November 
1792  zu  Münder  im  Fürstenthum  Calenberg  (Hannover)  geboren,  studirte  von 
1810 — 13  in  Oöttingen,  trat  als  Militärarzt  in  die  Armee  ein  und  kehrte  erst 
nach  mehrjährigem  Aufenthalte  in  Frankreich  und  England  zurück,  um  sich  in 
der  Stadt  Hannover  als  Arzt,  namentlich  als  Chirurg  und  Augenarzt,  niederzulasseni. 
Diesen  Entschluss  hatte  er  in  England  gefasst,  wo  er  ein  Schüler  von  Astlby 
COOPEB  gewesen  war  und  in  freundschaftlichem  Verkehr  mit  den  jüngeren  Chirurgen, 
wie  Bransbt  Coopeb,  Tyrrell,  £L£y,  gestanden  hatte.  1819  errichtete  er,  mit 
geringer  staatlicher  Beihilfe,  ein  Institut  zur  Heilung  armer  Augenkranker,  über 
das  er  1821  den  ersten  öffentlichen  Bericht  (Hanno ver'sches  Magazin)  erstattete. 
In  dasselbe  Jahr  fällt  die  Herausgabe  seiner  Uebersetzung  von  B.  C.  Brodie's: 
„Pathologische  und  chirurgische  Krankheiten  der  Gelenke*^  (Hannover,  m.  6  Epfrt.). 
Inzwischen  war  er  bereits  zum  königlichen  Hof-Chirurgus  ernannt  worden.  Bei  der 
chirurgischen  Schule  war  er  von  1821  bis  zu  deren  Auflösung  einer  der  Lehrer, 
und  zwar  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde,  jedoch  war,  nach  dem  Urtheile 
Stromeyer's,  seine  chirurgische  Thätigkeit  nicht  erspriesslich,  weil  es  ihm  dazu 
an  allen  nothwendigen  Eigenschaften,  Vorsicht,  Ruhe  und  Kaltblütigkeit  fehlte. 
1830  wurde  er  auch,  als  Nachfolger  Wedemeyer's,  königlicher  Leib-Chirurgus, 
machte  1831,  wie  andere  Aerzte,  im  Auftrage  einer  königl.  Immediat-Commission 
gegen  die  Cholera  eine  Reise  in  gesunde  und  inficirte  Provinzen  Preussens  und 
erstattete  darüber  einen  durch  den  Druck  veröffentlichten  Bericht.  1826  war  er 
aueh  zum  Arzte  des  Stadtlazareths,  eines  sehr  beschränkten  Ej-ankenhauses,  ernannt 
worden;  seiner  Anregung  hauptsächlich  ist  die  Errichtung  des  neuen,  zweck- 
entsprechenden städtischen  Krankenhauses  zu  danken,  dem  er  seit  seiner  Eröffnung 
1833  bis  zu  seinem  Tode  vorstand.  Auch  um  die  Errichtung  einer  Blindenanstalt, 
die  1843  zu  Hameln  gegründet  und  1845  nach  Hannover  in  ein  geeignetes  neues 
Gebäude  verlegt  wurde,  hat  sich  H.  grosse  Verdienste  erworben.  Er  gehörte  femer 
von   1833  bis  zu  seinem  Tode  der  Medicinalbehörde  fllr  die  Armee,  welche  dem 


264  HOLSCHER.  —  HOLST. 

EriegBministerium  beratheud  zur  Seite  stand,  als  eines  der  drei  Mitglieder  an« 
1836  begründete  er  die :  „Hannoverschen  Annalen  für  die  gesammte  Heilkunde*' 
und  redigirte  sie  11  Jahre  lang,  bis  1846,  in  den  letzten  Jahren  mit  der  Unter- 
stützung von  Ad.  Mühbt.  Nachdem  er  1843  bereits  den  Hofrathstitel  erhalten, 
wurde  er  1847  auch  zum  Dirigenten  des  damals  errichteten  Obermedicinal-Colleglams 
ernannt.  Das  Jahr  1848  sah  ihn  als  Bürgerwehr-General;  jedoch  verwickelte  die 
politische  Rolle ,  die  er  dabei  spielte ,  ihn  in  viele  Unannehmlichkeiten.  Sein  Tod 
erfolgte  am  30.  August  1852  zu  Wildbad  in  Württemberg.  —  Er  war  äusserst  thfttig, 
jedoch  mangelte  ihm  die  Müsse  und  auch  die  Exactheit  im  Studium ,  um  den  Fort- 
schritten der  Medicin  folgen  zu  können ,  so  dass  er  keinesweges  seinen  üoUegen  als 
Autorität  galt;  auch  im  Obermedicinal-CoUegium  war  er,  der  Oründlichkeit  eines 
Eeaose  gegenüber,  nicht  immer  im  Stande,  seiner  Ansicht  Geltung  zu  verschaffen. 
Seine  literarischen  Leistungen,  ausser  den  schon  angeführten  und  ausser  einigen  Auf- 
sätzen in  Graefe's  und  Walthek's  Journal  der  Chirurgie  (1820,  1824),  wie:  „Fall 
eines  Aneurysma  der  Carotis^  —  „Beschreibung  der  völligen  Ausrottung  einer 
nicht  vorgefallenen  carcinomatösen  Gebärmutter^  finden  sich,  die  verschiedensten 
'Gegenstände  aus  der  inneren  Medicin,  der  Chirurgie  und  der  Augenheilkunde 
betreffend,  fast  ausschliesslich  in  seinen  Hannoverschen  Annalen,  so  namentlieh: 
j^Medicinische,  chirurgische  und  ophthälmologische  Wahrnehmungen**,  Decade 
I— VIII  (1837—45). 

E.  Gurlt   in  Allgem.   Deutsche  Biographie.  XII,    pag.  774.   —  Callisen,    IX, 
pag.  70;  XXIX,  pag.  35.  Gurlt. 

Holst,  Frederik  H.,  zu  Christiania,  war  zu  Holmestrand  am  14.  Augast 
1791  geboren,  studirte  von  1810  an  auf  der  Universität  zu  Kopenhagen  und 
war  1817  der  erste  Doctor ,  welcher  auf  der  Universität  zu  Christiania  mit  der  Diss.: 
„Radesyge  quinam  sit  morbus,  quanamque  ratione  e  Scandinavia  töllendus  f* 
(deutsch  in  Hüfelakd's  Journal,  1819)  promovirt  wurde.  Um  sich  mit  dem 
schwedischen  medieinischen  Unterrichts-  und  Verwaltungswesen  bekannt  zu  machen, 
reiste  er  1817  nach  Stockholm  und  Upsala,  wurde  1818  zum  StadtphTsicus  in 
Christiania  ernannt  und  machte  auf  Staatskosten  von  1819 — 21  eine  Reise  nach 
Dänemark,  Deutschland,  Frankreich,  Grossbritannien  und  Irland,  um  das  dortige 
Gesundheitswesen,  die  Armen-,  Kranken-  und  Irrenpflege  kennen  zu  lernen. 
Nachdem  er  bereits  1818  einige  Vorlesungen  als  Privatdocent  gehalten,  wurde  er 
1824  zum  Professor  der  Medicin  ernannt  und  hat  als  solcher  bis  zu  seiner  Ver- 
abschiedung im  Jahre  1865  Vorlesungen  über  Pharmakologie,  Toxikologie  und 
Hygiene  gehalten ;  auch  legte  er  die  pharmakologische  Sammlung  der  Universität  an. 
Seine  ersten  Schriften  waren :  „Betragtninger  over  de  nyere britishe Faengseler  etc.** 
(Christiania  1823,  m.  2  tav.)  —  „Historisk  ünderretning  om  Migshospitalet  i 
Christiania  indtil  Udg.  af  Aaret  1826"  (Ebenda  1827,  m.  1  tav.)  —  „Berei" 
ning,  Betaenkning  og  Indstillina  fra  en  til  at  undersoege  de  Sindssvages  Kaar 
i  Norge  og  gjoere  Forslag  til  deres  Forbedring  i  Aaret  1825  nedsat  kgl. 
Commission^  (Ebenda  1828).  In  dieselbe  Zeit  fallen  mehrere  Aufsätze  von  ihm 
im  Mag.  f.  Naturvidensk.  (I,  IV,  V),  z.  B.  über  den  Zustand  der  Medicin  in  Paris, 
namentlich  aber  über  Pocken.  Ebenso  findet  sich  in  den  11  Bänden  der  medi- 
einischen Zeitschrift  „Eyr^  (1826 — 37),  von  welcher  er  die  ersten  5  Bände 
zusammen  mit  M.  Sejeldebüp,  die  späteren  allein  redigirte,  eine  Anzahl  von  Auf- 
sätzen von  ihm  über  neue  Heilmittel,  neue  medicinische  Systeme,  Berichte  über 
verschiedene  Hospitäler ,  über  Cholera  u.  s.  w.  Besondere  Verdienste  erwarb  er 
sich  um  die  Verbesserung  des  Sanitätswesens  in  den  Gefängnissen,  das  er  im 
Auslande  studirt  und  über  das  er  verschiedentlich  geschrieben  hatte;  so  ausser 
der  bereits  angegebenen  Schrift,  noch:  „Om  de  sanitaire  Forholde  i  Faengaler 
efter  nyere  Systemer ^  (Christiania  1840)  —  „Om  Sygepleien  i  Straf anstalteme 
i  Norge**  (Ebenda  1841);  als  Mitglied  der  1837  eingesetzten  Strafanstalte-Oom- 
mission  hatte  er  auch  einen  bedeutenden  Antheil  an  dem  von  derselben  (1844) 
erstatteten  Bericht.    Ein  nicht  geringerer  Antheil  kam  ihm  an  den  von  der  Medicinal- 


HOLST.  265 

6«Betzgebiuig8*Coinini88ion  (1844,  47)  veröffentlichten  Arbeiten  zu  und  war  er  ebenso 
Mitglied  der  1820  eingesetzten  Pharmacopoe-Gommission,  welche  die  Pharmacopoea 
Norvegica  1854  herausgab.  Er  gehörte  femer  den  Gholera-Commissionen  von  1831 
und  1847  an,  war  Mitstifter  der  ärztlichen  Oesellsehaft  in  Christiania  (1833)  und 
wiederholt  Vorsitzender  derselben,  Mit-Herausgeber  der  1.  Reihe  des  Norsk  Magazin 
for  LaegCTidenskaben  (10  Bde.,  1840 — 45),  in  welchen  sich  eine  Anzahl  von  Auf- 
sitzen von  ihm  findet ,  Aber  Sanitfttswesen  und  Krankenpflege  in  den  Gef&ngnissen, 
Aber  (Geisteskranke,  Blinde  und  Taubstumme  in  Norwegen,  fortgesetzt  in  der 
2.  Beihe  der  genannten  Zeitschrift,  in  der  noch  über  Pest-Quarantainen ,  Cholera 
n.  8.  w.  Mittheilungen  von  ihm  enthalten  sind.  Rechnet  man  dazu  einige  Vorträge, 
die  er  auf  den  skandinavischen  Naturforscher-Versammlungen  (1839,  1842)  hielt, 
eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  anderen  als  den  angegebenen  Zeitschriften,  wie 
in  der  Wochenschrift  „Budstikken^'  (1820—26),  der  „Departements-Tidende" 
(1830)  und  in  politischen  Zeitungen,  so  bildet  das  Alles  zusammen  eine  überaus 
reiche  literarische  Thätigkeit.  1865  erhielt  er,  unter  Anerkennung  seiner  „ver- 
dienstlichen und  uneigennützigen  Wirksamkeit  im  öffentlichen  Dienst^,  seinen  Abschied 
Hb  Universitätslehrer  und  starb  am  4.  Juni  1871.  —  Er  gehört  unzweifelhaft  zu 
denjenigen  Personen,  welchen  der  junge  Staat  Norwegen  bei  seiner  Neuorgani- 
sation Viel  zu  danken  hat,  indem  er  bei  allen  das  Medicinalwesen  u.  s.  w. 
betreffenden  Einrichtungen  thätig  mitgewirkt  hat. 

Kiaer,  pag.  201.  —  Callisen,  IX,  pag.  71;  XXIX,  pag.  35.  6. 

Holst,  Axel  H. ,  als  Sohn  des  Vorigen  am  6.  März  1826  zu  Christiania 
geboren,  studirte  daselbst,  that  1850  im  Lazareth  zu  Gottorp  Dienste  als  Unter- 
ant  der  dänischen  Armee,  machte  von  1851 — 53  eine  wissenschaftliche  Reise 
nach  dem  Continent  und  nach  den  britischen  Inseln,  war  1853  während  der 
Cholera-Epidemie  Arzt  im  Piperviken  Lazareth,  von  1857 — 60  Reservearzt  auf  der 
Hantkranken- Abtheilung  des  Reichshospitals  und  von  1860  —  62  Stadtarzt  in 
Christiania.  Er  hatte  bis  dahin,  ausser  Recensionen,  Auszügen  und  üebersetzungen, 
veröffentlicht:  „Zur  Statistik  der  Irren,  Taubstummen  und  Blinden  in  Nor- 
wegen" (Zeitsdu".  f.  Psychiatrie,  1851) ;  im  Norsk  Magaz.  f.  Laegev.  (2.  R.,  VUI, 
X,  XIII,  XV,  XVn):  „Notitser  om  det  britishe  Sindssygesystem**  —  „Notitser 
fra  Wien  og  Paris"  —  „Beretning  om  Pipervikens  Lazaret  under  Cholera- 
Epidemien  i  Christiania  1853"  —  „Beretning  om  Behandlingen  paa  Rigs- 
hosp,  Hudsygeafdeling  fra  .  .  .  1856  tu  .  .  .  1880"  u.  s.  w.  1862  wurde  er 
zum  Corpsarzt  der  Brigade  von  Drontheim,  1864  deljenigen  von  Christiania 
ernannt  und  hielt  sich  während  des  deutsch-französischen  Kriegs,  im  Auftrage  der 
Bogierung,  eine  Anzahl  von  Monaten  bei  der  deutschen  Armee  in  Frankreich  auf, 
um  sieh  mit  dem  Militär-Sanitätswesen  derselben  näher  bekannt  zu  machen.  Er 
publieirte  darüber,  als  Beiheft  der  „Norsk  militairt  Tidskrift^  (1871):  „Uddrag 
af  Indberetning  tu  Armeecommandoen  om  en  Vinteren  1870 — 71  med  ofent- 
ligt  Stipendium  foretagen  Reise  tu  Tydskland  og  Frankrig"  (m.  Abbild.)  Er 
starb  am  10.  März  1880. 

Xiaer,  pag.  199.  O. 

*  Holst,  Johan  Collett  H.,  zu  Drammen  in  Norwegen,  ist  zu  Holme- 
strand am  30.  September  1832  geboren,  war  während  der  Cholera-Epidemie  in 
Christiania  1853  Unterarzt  im  Piperviken  Lazareth,  Hess  sich  1858  in  Drammen 
nieder  und  ist  seit  1861  Vorsitzender  der  Gesundheits-Commissionen  von  Skouger 
und  Sande.  1859 ,  60  machte  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Deutschland 
und  Oesterreich.  Er  schrieb  im  Norsk  Magaz.  f.  Laegevid.  (2.  R. ,  XIX,  XXUI, 
XXIV):  „Et  Tüfaelde  af  Hemia  diaphragmatica"  —  „Statistiske  Under- 
soMdser  om  Typhusepidemien  i  Drammen  og  Omegen  1866 — 68"  —  „Et 
Tüfaelde  af  Nitrogtycerinforgiftning"  —  „TAdt  om  Typhussmittens  Af- 
haengighed  af  ydre  Forholde"  u.  s.  w. 

Kiaer.  pag.  207.  O. 


266  HOLST.  —  HOLTROP. 

*  Holst,  Johannes  von  H.,  geboren  zu  Fellin  am  23«  Februar  1823, 

stndirte  in  Dorpat  bis  1846 ,    dem  Jahre  seiner  Promotion.    Seit  1859  an  dieser 

Universität   als   Professor    ftir  Oeburtshilfe ,   Frauen-    und    Kinderkrankheiten   in 

Thätigkeit,  leitete  er  die  dortige  Entbindungsanstalt  und  sehrieb :  ^  üeber  JPlacerUa 

praevia*^    (Berlin    1854)  —    „Beiträge   zur    Gynäkologie    und   Oeburtskunde^ 

(2  Hfte.,  Tübingen  1865,  67) ;  ausserdem  mehrere  faehwissenschaftliehe  JoumalartikeL 

Wernich. 

*Holst,  Valentin  von  H.,  geboren  am  14.  März  1839,  machte  seine 
Studien  an  der  Universität  Dorpat  als  Schüler  Biddeb's,  Buchhbih's,  Böttcheb's, 
Adklmann's,  Weybich's  und  gelangte  1863  zur  Promotion.  Von  1864—1868 
wirkte  er  zunächst  als  Landarzt  in  Livland ,  dann  als  Arzt  in  Biga  und 
endlich  als  Specialist  für  Nervenkrankheiten  und  Leiter  der  neuropathologischen 
Abtheilung  am  dortigen  städtischen  Erankenhause.  Neben  verschiedenen  fach- 
wissenschaftlichen Artikeln  in  Journalen,  veröffentlichte  er  monographisch :  „  Ueber 
die  Bedeutung  der  Behandlung  von  Nervenkranken  in  besonderen  Anstalten^  — 
„Die  Behandlung  der  Hysterie  und  Neurasthenie^,  1884  gründete  er  in  Riga 
eine  besondere  Heilanstalt  für  Nervenkranke.  Wernich. 

""Holst,  Erik  H. ,  ist  geboren  in  Jütland  (Insel  Mors)  am  12.  October 
1828,  studirte  an  der  Eopenhagener  Universität,  absolvirte  das  Staatsexamen 
1854,  promovirte  1859,  wirkt  seit  1858  als  Physicus  in  Jütland  (Bingkjöbing  Amt). 
Ausser  seiner  Dissertation  („Om  koleraepidemien  i  Korsör  1857^)  schrieb  er 
Abhandlungen  hygienischen  und  medico-legalen  Inhalts.  Petersen. 

""Holt,  Barnard  H.,  zu  London,  studirte  im  Westminster  Hosp.,  wurde 
1847  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  und  ist  Mitglied  des  Council  desselben, 
Surgeon  und  Consult.  Surgeon  verschiedener  Associationen.  Schriften:  „On  the 
immediate  treaiment  of  stricture  of  uretha  by  the  employment  of  the  stricture 
dilator^  (London  1861;  2.  edit.  1863)  —  „Opinions  and  statistics  of  the 
immediate  treatment  of  stricture  of  the  Urethra"  (1865).  In  periodischen  Schriften 
finden  sich  von  ihm  u.  A.  folgende  Aufsätze:  „New  method  of  reducing  dislo- 
cations  of  the  lower  jaw"  (Westminster  Hosp.  Reports)  —  „Errors  in  dtagnosis 
and  treatment  of  retention  of  urine  not  connected  tvith  stricture*^  (Lancet)  — 
„Observations  and  ca^es  on  a  new  winged  india-rubber  catheter  for  retention 
in  the  bladder"  (Ibid.  1870). 

Medical  Directory,  Red. 

""Holthonse,  Carsten  H.,  zu  London,  ist  daselbst  am  2.  October  1810 
geboren,  war  vier  Jahre  lang  Lehrling  eines  Chirurgen  in  Yorkshire,  studirte 
dann  im  St.  Bartholom.  Hosp.  in  London  und  1834  ein  Jahr  lang  in  Paris, 
prakticirt  seit  1836  als  Surgeon  in  London,  wurde  1843  Fellow  des  Roy.  ColL 
of  Surg.,  war  von  1840 — 1870  hauptsächlich  als  Docent  der  Anatomie,  Physiologie 
und  Chirurgie  bei  der  ehemaligen  medicinischen  Schule  von  Aldersgate  Street  und 
der  medicinischen  Schule  des  Westminster  Hosp.  thätig,  war  auch  Chirurg  in 
den  Civil-Hospitälem  in  Smyrna  u.  s.  w.'  Er  verfasste:  „Six  lectures  on  the 
pathology  of  Strabismus^  and  its  treatment  by  Operation  etc."  (London  1854)  — 
„Oh  squinting,  paralytic  affections  of  the  eye,  and  certain  forms  of  impaired 
Vision"  (Ebenda  1858)  —  „On  hernial  and  other  tumours  of  the  groin  and 
its  neigbourhood ;  with  practical  remarks  on  the  radical  eure  of  ruptures" 
(Ebenda  1870).  Für  Holmes'  System  of  surgery  lieferte  er  den  Abschnitt  „Lower 
extremity"  und  für  Zeitschriften  u.  A.  folgende  Aufsätze:  „On  some  of  the 
more  remediable  forms  of  deafness"  (Association  Joum. ,  1855)  —  „On  the 
treatment  of  recent  trreducible  hernia"  (Lancet  1870).  Red. 

Holtrop,  Leonard  Steven  August  H.,  am  10.  Juli  1810  in 
Amsterdam  geboren,  promovirte  in  Leyden  1835  zum  Dr.  med.  mit  einer  Diss. : 
„De  tetano".     Er    etablirte    sich    als    Arzt   im  Haag    und    gründete    1838    mit 


HOLTBOP.  —  HOMANN.  267 

P.  Hbnd&iksz  die  Zeitschrift:  „Boerhaave^  Tydschriß  voor  genees-,  heel-, 
verlos-  en  artsenymengkunde** ,  von  der  er  bis  1848  (in  den  letzten  Jahren  mit 
C.  6.  VAN  DER  Kasteele  Und  J.  C.  O.  EvBBs)  Hanpt-Redacteur  blieb.  1842  yer- 
öffentliehte  er  seine:  „Bibliotheca  medico-chtrurgica  ei  pharmacentico-medica, 
sive  ccUalogus  alphabeticus  omnium  librorum,  düsertationum  etc.,  in  Belgto  ab 
anno  1790  ad  annum  1840  editorum^  (Haag  1842),  eine  noch  jetzt  werthvolle 
bibliographische  Arbeit.    Er  starb  am  29.  MÄrz  1859.  q  g  Daniels. 

Holtzendorff,  Ernst  Konrad  H.,  war  1688  zn  Berlin  geboren,  wurde 
als  prenssischer  Kegiments-Feldscherer  1716  zum  Director  der  Chirurgie  und  zum 
Mitgliede  der  Akademie,  sowie  zum  Leibchirurgen  des  Königs  uod  Oeneral-Ghirurgen 
des  preussischen  Heeres  ernannt.  Seine  Verdienste  beziehen  sich  namentlich  auf 
die  Heeres-Sanitfttsverfassung.  Auf  seinen  Rath  wurde  1713  das  Berliner  Theatr um 
anatomicum  errichtet,  welches  1724  durch  Hinzufdgnng  anderer  Lehrfächer  zum 
Colleginm  medico-chirurgicum,  einer  Anstalt  zur  Ausbildung  von  Aerzten  fflr  das 
platte  Land  und  das  Heer,  erweitert  wurde.  Zur  ünterstfitzung  dieser  Ausbildung 
wurde  durch  den  König  Friedrich  Wilhelm  unter  dem  18.  November  1726 
das  Charit^  Krankenhaus  bestimmt.  H.  starb  im  Jahre  1751  auf  seinem  Ritter- 
gute  Golbitz. 

Allgem.  Deutsche  Biogr.  XIII.  —  J.  D.  E.  Prenss,  Das  köntgl.  preuss.  med.- 
chir.  Friedlich  Wilhelm-Institut  etc.  Berlin  1819.  —  Gurlt,  Die  Eriegs-Chirargie  der  letzten 
150  Jahre  in  Prenssen.  Rede  etc.  Berlin  1875.  H.  Frölich. 

Holtzheim  (Holtzemius)  ,  Fi  et  er  H.,  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  in 
Deventer  geboren,  studirte  in  Köln  und  war  da  Professor  der  Medicin  und  Leib- 
arzt des  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  L  Er  starb  am  30.  October  1659  und 
sehrieb  hauptsächlich:  „Prognosticon  vüae  ei  mortis**  (1605)  —  „Essentia  helle- 
bort  extrada**  (1616,  1623)  —  „Descriptio  fantis  medtcati  8.  Antonit,  vulgo 
Ttllebom  dicti,  prope  Andemacum^  (1620)  —  „Pkarmacopaea ,  sive,  Dis- 
pensatorium Coloniense**  (1627).  C.  E.  Daniels. 

Holyoke,  Edward  AugustusH.,  zu  Salem  in  Massachusetts,  war 
am  12.  August  1727  geboreu,  wurde  Mitglied  der  American  Academy  und  schrieb: 
„A  hill  of  moTtality  for  the  toum  of  Salem,  for  the  years  1782  and  83^  (Mem. 
of  the  Americ.  8oc.  for  Arts  and  Sciences,  1785)  —  „An  estimate  of  the 
excess  of  heat  and  cold  of  the  American  atmosphere  beyond  the  European, 
in  the  same  parallel  of  latitude ;  etc,**  (Ebenda  1793)  —  „On  the  mercurial 
practice  in  the  vicinity  of  Boston,  Mass.^  (New  York  Med.  Reposit.,  1798)  — 
j^A  case  of  diseased  os  innomincUum  succesfully  treated^  (Ibid.  1799)  und 
andere  Aufsätze.    Er  starb  im  102.  Jahre  am  31.  März  1829. 

Callisen,  XXIX,  pag.  36.  Gt. 

♦Homann,  Christian  Horrebow  H.,  zu  Krageroe  in  Norwegen,  ist 
daselbst  als  Sohn  des  gleichnamigen  Districtsarztes  am  16.  August  1826  geboren, 
studirte  in  Christiania,  that  1848  freiwillig  Dienste  im  Feldlazareth  zu  Augusten- 
barg,  Hess  sich  dann  in  Krageroe  nieder  und  übernahm  nach  dem  Tode  seines 
Vaters  1860  dessen  Amt  als  Districtsarzt.  Von  1856  an  machte  er  verschiedene 
wissenschaftliche  Reisen  nach  dem  Continent.  Er  publicirte  im  Norsk  Magaz.  for 
Laegevid.  (2.  R.,  XIV,  XIX,  XXI;  3.  R.,  II)  zusammen  mit  C.  Hartwig:  „Om 
Dysenteri-Epidemien  i  Krageroe  LaegedistrUct  i  1859^  —  „Meddelelser  om 
Nervefeberen  i  Krageroe  Laegedistrikt  i  Aarene  1864 — 66"  —  „Om  Lunge- 
tuberculosens  Arvelighed  stoettet  til  egne  Jagttagelser"  —  „Oversigt  over 
Vdbredningen  af  Tuberculosen  i  Norge"  —  „Om  en  i  Krageroe  Laegedistrikt 
herskende  smitsom  Febersygdom" ;  im  Morgenbladet  (1866) :  „Bemaerkninger 
om  Quarantaenevaesenet" ;  in  den  Forhandl.  ved  de  skandinaviske  Naturforskeres 
Voede  i  Christiania  i  1868:  „Kan  man  i  Norge  af  Nervefebrenes  Hyppighed 
drage  nogen  Slutning   om  Tilstedevaereleen   af  en  adynamisk  Sygdomskonsti- 


268  HOMANN.  —  HOME. 

tutionf*  1873  war  er  Vertreter  der  norwegischen  Regierung  auf  dem  inter- 
nationalen Aerzte-Congress  in  Wien.  Seine  auf  Veranlassung  des  Departements 
des  Inneren  gedruckte  Schrift:  „üdkast  tu  Lov  om  F&ranstaltninger  for  at 
hindre  soevaerts  IndbringeUe  af  smitsomme  Sygdomme  med  Motiver ^  (Christiania 
1873)  wurde  von  Amts  wegen  vertheilt. 

Kiaer.  pag   209,  494.  G. 

Homberg,  Wilhelm  H.,  berühmter  Arzt  und  Chemiker  des  17.  Jahr- 
hunderts, war  als  Sohn  eines  Q.uedlinburgers ,  der  auf  Java  in  holländischen 
Diensten  stand  und  Commandant  des  Arsenals  von  Batavia  war,  aber  später  mit 
seiner  Familie  nach  Europa  zurückkehrte,  am  8.  Januar  1652  in  Batavia  geboren. 
Er  studirte  die  Rechte  zu  Jena  und  Leipzig  und  ward  1674  Advocat  zu  Magde- 
burg. Dort  durch  Otto  v.  Güeeicke  für  das  Naturstudium  gewonnen,  entsagte 
H.  bald  dem  Advocatenstande,  widmete  sich  medicinisehen  und  chemischen  Studien, 
machte  mehrjährige  Reisen  nach  Italien,  Frankreich,  England,  Holland,  zurück 
nach  Deutschland  (wo  er  in  Wittenberg  Dr.  med.  wurde),  Ungarn,  Schweden  (zu 
Hjaeene)  und  wieder  nach  Frankreich.  Nachdem  er  hier  schon  1682  zum 
Katholicismus  übergetreten  war,  wurde  er  1691  Mitglied  der  Akademie  der  Wissen- 
Schäften  zu  Paris,  1702  Lehrer  der  Chemie  und  1705  Leibarzt  des  Herzogs  von 
Orleans,  als  welcher  er  am  24.  September  1715  starb.  H.  hat  zahlreiche  Arbeiten 
aus  dem  Gebiete  der  Chemie  veröffentlicht.  Bekannt  ist  er  als  Entdecker  plios- 
phorescirender  Körper,  wie  des  sogenannten  „Hombergschen  Phosphors^S  ^'  ^*  ^^ 
Chlorcalciums  (die  betreffende  Arbeit  ist  u.  d.  T. :  „Nouv.  pkospliore^  1693  in  den 
Ancien.  M6m.  Paris,  T.  II,  erschienen)  und  besonders  des  „sei  volatil  narootique 
du  vitriol^^  später  allgemein  „sal  Sedativum  Hombergi^'  genannt,  d.  i.  der  Bor- 
säure (Ibid.  1702).  Fast  alle  Arbeiten  H.'s,  die  hier  aufzuzählen  zu  weit  führen 
würde,  sind  in  dem  Recueil  de  TAcad.  des  sciences  veröffentlicht. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  276.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1134.  Pgl. 

Homberg,  JohannDavidH.,  geboren  zu  Breslau  1752,  war  Hospital-. 
Wundarzt  daselbst  und  starb  1785.  Er  verfasste:  „Ghirurgücke  Krankheüs' 
geschichten,  welche  die  vorzügliche  Heilkraft  der  äusserlic/i  gebrauchten 
peruanischen  Rinde  in  allerhand  Schäden  bestätigen'^  (Frankfurt  a.  0.  1773)  — 
y,  Anatomische  und  chirurgische  Fragen  und  Antioorten  zum  Nutzen  und  Ge- 
brauch derer,  welche  sich  der  Heilungskunst  beßeissigen  wollen*^  (Breslau  1774). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  278.  Pgl. 

Hombron,  Jacques-Bernard  H.,  französischer  Marine-Chirurg  I.  Clasae . 
und  Naturforscher,  war  zu  Paris  geboren,  wurde  daselbst  1824  mit  der  These: 
„Rdftexions  sur  la  fihvre  jdune*'  Doctor  und  hat  namentlich  in  den  Annales 
marit.  et  colon.  (1842 — 47)  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  geographischen,  topogra- 
phischen, ethnographischen,  naturwissenschaftlichen,  medicinischen  Inhalts  ver- 
öffentlicht, unter  denen  wir  nur  einige  der  letzteren  hervorheben :  ;,  Les  „nauvelles 
recherches  sur  Vempoisonnement  par  l'acide  arsSnieux^  datent  de  1835 ;  faits 
historiques  sur  ce  sujet,  premiers  essais  pour  dclaircir  cette  irtiportante  questton 
de  m^decine  ligale"  (1844)  —  ^Topographie  medicale.  Hes  Äntilles,  ile-s  de 
la  Sonde,  Batavia  et  sa  rade**  (Ibid.)  —  „Rdßexions  et  obsersations  sur  les 
fövres  &pid4miqiies  reput^  tour  h  tour  contagieuses  et  non  -  contagieuses" 
(Comptes  redus  de  TAcad.  des  sc,  1845)  —  „Etudes  et  observations  sur  les 
causes  des  maladies  4pidSmiques,  classifications  Mologiques*^  (Annal.  marit.  et 
Colon.,  1846).  Zusammen  mit  Jacquinot  gab  er  eine  Anzahl  zoologischer  Arbeiten 
(1841 — 45)  und  mit  SouLiE:  „Nouvelles  recherches  sur  Vempoisonnement  par 
Vacide  arsSnieux"  (Brest  1837)  heraus.    Er  starb  1852. 

Berger  et  Key,  pag.  129.  (x. 

Home,  Sir  Everard  H.,  Bart.,  ausgezeichneter  englischer  Chirurg  ana 
besonders  verdienstvoll  als  vergleichend -anatomischer  Forscher,  war  zu  Edinbnrg 


HOME.  269 

1763  als  Sohn  eines  Wundarztes  geboren.  Er  stndirte  and  erlangte  die  akade- 
mischen Grade  in  seiner  Vaterstadt  imd  prakticirte  Anfangs  als  Militärarzt  in 
London.  Bereits  im  Jahre  1788  veröffentlichte  er  seine  erste  grössere  Arbeit: 
jfA  dissertatian  on  the  proprieties  of  pus** ,  welche  in  der  wissenschaftlichen 
Welt  Aufsehen  erregte,  auf  Kosten  der  Med.  Society  gedruckt  wurde  und  dem 
Verfasser  den  von  FO£DTCS  und  John  Huntbr  gegründeten  Preis  des  Lyceum 
Londinense  einbrachte.  Nachdem  er  sich  dann  mit  seinem  Schwager  John  Hunteb 
vergesellschaftet  und  begonnen  hatte,  an  dessen  wissenschaftlichen  Arbeiten  Theil 
zu  nehmen,  erlangte  er  bald  grösseres  Ansehen.  Er  wurde  nach  und  nach  erster 
Wundarzt  des  Königs  (1803),  Honorarprofessor  des  College  of  Surgeons  und  Sargeon 
des  St.  Oeorge's  und  des  Chelsea  -  Hospitals ,  Mitglied  der  Royal  Society  in 
London.  Im  Jahre  1813  erhielt  er  die  Baronetwürde.  Er  starb  am  31.  August 
1832  in  seiner  Amtswohnung  im  Invalidenhause  zu  Chelsea,  nachdem  er  sich  seit 
mehreren  Jahren  von  öffentlichen  Geschäften  zurückgezogen  hatte.  Ausser  der 
schon  oben,  genannten  tüchtigen  Arbeit  über  den  Eiter,  die  auch  in*8  Deutsche 
flbersetzt  worden  ist  (Quedlinburg  1789;  Duisburg  1789)  hat  H.  noch  eine  ganze 
Reihe  von  inhaltsreichen  Werken  verfasst,  und  zwar  über  chirurgische,  wie  ver- 
gleichend-anatomische Themata.  Zu  den  wichtigsten  der  ersteren  Gruppe  gehören 
folgende:  fyPractical  obaervations  of  the  treatment  of  stricture  in  the  Urethra^ 
(London  1795;  1797;  1803,  2  voll.;  1805;  1821;  1822,  3  voll.;  die  späteren 
Ausgaben  mehrfach,  namentlich  durch  einen  Abschnitt  über  Stricturen  des  Oesophagus, 
erweitert)  —  „Practical  observattons  on  the  treatment  of  ulcers  on  the  legs, 
considered  as  a  branch  of  military  surgery^  (Ebenda  1797;  deutsch  Weimar 
1799)  —  „Observattona  on  Cancer  connected  vnth  histories  of  the  diseasea^ 
(Ebenda  1805;  1822)  —  „Practical  observations  on  the  treament  of  the 
diseases  of  the  prostate  gland"  (London  1811,  mit  13  Abbild.;  Supplement; 
2.  Aufl.  Ebenda  1818,  2  voll.;  3.  Aufl.  Ebenda  1822;  deutsch  Leipzig  1817; 
franz.  Paris  1820;  ital.  Mailand  1821)  —  „A  short  tract  on  the  formattons 
of  tumours  on  the  peculiarities  that  are  met  with  in  the  structure  of  those  that 
have  become  cancerous,  vnth  their  mode  of  treatment"  (Ebenda  1830).  Femer 
gab  H.  aus  dem  Nachlass  John  Huntsr's,  in  einer  grossen  Anzahl  handschrift- 
licher Abhandlungen  und  Notizen  bestehend  —  bekanntlich  war  H.  von  seinem 
Schwager  auch  zum  Mitverwalter  des  HuNTBB'schen  Museums  testamentarisch 
eingesetzt  —  die  beiden  folgenden  Abhandlungen  heraus:  „Ä  treatise  on  the 
blood,  inßammation  and  gunshot-wonnds"  (mit  einem  kurzen  Lebensabriss  Hunteb's, 
London  1794)  und  „A  treatise  on  the  venereal  disease*'  (Ebenda  1809;  1818). 
(Näheres  s.  Haeseb,  Geschichte  der  Med.,  U,  pag.  553,  554,  676.)  Von  eigenen 
Tergleichend-anatomischeu  Arbeiten  H.'s  sind  zu  neonen :  „Lectures  on  comparative 
anatomy,  in  which  are  explained  the  preparations  in  the  Hunterian  collection" 
(London  1814 — 1822,  4  voll.);  femer  sehe  zahlreiche,  seit  1795  in  den  Philos. 
Transact.  unter  H.'s  Namen  erschienene  Abhandlungen ;  das  Dict.  bist,  zählt  deren 
etwa  116  auf;  doch  bleibt  späteren  Untersuchungen  vorbehalten,  ob  diese  alle 
von  H.  selbst  verfasst  sind,  oder  ob  nicht  vielmehr  ein  grosser  Theil  derselben  zu 
denen  gehört,  die  von  John  Hunter  verfasst,  später  aus  dessen  schriftlichem 
Nachlass  von  H.  unter  eigenem  Namen  herausgegeben  sind. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  278—283.  —  Dict.  bist.  lU,  pag.  228—236.  —  Callisen,  IX, 
pag.  79—101;  XXIX,  pag.  37—40.  p    j^ 

Home,  Francis  H.,  schottischer  Arzt  des  vorigen  Jahrhunderts,  promo- 
movirte  1750  mit  der  „Diss,  de  febre  remittente"  zum  Dr.  med.  an  der  Universität 
ZQ  Edinburg  und  war  hier  später  Professor  der  Materia  medica.  Am  bekanntesten 
ist  er  durch  seine  berühmte  Schrift  über  Croup,  betitelt:  „An  inquiry  into  the 
nature,  cattse,  and  eure  of  croup"  (Edinburg  1765 ;  deutsehe  üebersetzung  von 
F.  D.  Mohr,  Bremen  1809).  (Näheres  darüber  s.  Hiesch,  Handb.  der  histor.- 
g^ogr.  Pathologie,  II,  pag.  115  ff.)  Wie  diese,  so  zeugen  auch  die  übrigen  Schriften 


870  HOME.  —  HOMOLLE. 

H.'b  von  einer  guten  Beobachtungsgabe  und  reicher  praktischer  Erfahrung.  Die  Titel 
derselben  sind:  „An  esaay  on  the  contents  and  virtues  of  Dunse-^-spaio"  (Edinburg 
1761)  —  ff  Experiments  on  hleaching^  (Ebenda  1756)  —  „Princtpia  medicinat*^ 
(Ebenda  1758;  3.  Aufl.  1770;  weitere  bis  1783;  franz.  Paris  1773;  Basel  1792; 
deutsche  üebers.  von  J.  Fä.  Ehrmann,  Nürnberg  1772,  1778)  —  „Medical  facti 
and  expertments*^  (Edinburg  und  London  1789 ;  deutsche Uebers.  Altenburg  1768)  — 
„Clinical  experiments,  historiea  and  dissections^  (Edinburg  1780;  London  1782) 
—  „Methodus  matertae  medicae"  (Edinburg  1781)  —  „Experiments  on  fish 
and  flesh  preserved  in  Urne  water"  (Philos.  Transact.,  1753,  T.  X,  pag.  258). 
Biogr.  in6d.  V,  pag.  283.  —  Dict.  bist.  IH,  pag.  227.  Pgl. 

Homolicki,  Michael  H.,  geboren  am  22.  November  1791  in  Bialowicze 
bei  Slonim  (Lithauen),  studirte  von  1808 — 1815  in  Wilna  Medicin,  wurde  1816 
Secretär  der  medicinischen  FacultAt  in  Wilna,  lehrte  kurze  Zeit  hindurch 
Chirurgie,  wurde  dann  Docent  und  seit  1824  ausserordentlicher  Professor  der 
Physiologie,  doch  schon  1827  musste  er  aus  Gesundheitsrllcksichten  seine  Stellung 
verlassen  und  widmete  sich  nun  mit  Vorliebe  philologischen  und  historischen 
Forschungen.  Er  starb  in  Wilna  am  21.  Januar  1861.  Seine  medicinischen  Schriften 
sind  ohne  Bedeutung.  K.  &  P. 

Homolle,  Vater  und  Sohn,  zu  Paris.  —  Der  Erstere,  Augustin-Eug^ne  H. 
wurde  1834  daselbst  Doctor  mit  der  These:  „Gonsidirations  gSndrales  sur 
la  thirapeutiqite,  en  particulier  sur  la  sp^cificitS*^ ,  Ausser  anderen  chemisch- 
pharmaceutischen  Arbeiten  ist  er  namentlich  durch  die  von  ihm  zusammen  mit 
QuEVENNE  bewirkte  Darstellung  eines  von  ihnen  Digitalin  genannten  Präparates 
bekannt  geworden.  Auch  wurde  von  ihm  und  Joret  das  Apiol  dringend  gegen 
Wechselfieber  empfohlen.  Er  war  ausserdem  ein  sehr  beliebter  und  erfahrener  Arzt 
nnd  starb,  75  Jahre  alt,  am  18.  August  1883. 

Georges  Homolle,  der  Sohn,  1845  in  Paris  geboren,  widmete  sich 
unter  Leitung  seines  Vaters  der  medicinischen  Laufbahn ,  wurde  1869  Interne, 
blieb  es  5  Jahre,  indem  er  neben  seiner  Hospitalthätigkeit  Mitarbeiter  seines 
Vaters  bei  dessen  wichtiger  Arbeit  über  das  Digitalin  war,  wurde  1875  Chef  de 
clinique  der  Facultät  und  hatte,  da  er  während  seiner  Dienstzeit  im  Rinder- 
Hospital  selbst  von  Diphtherie  befallen  worden  war,  von  1873  an  eine  Reihe  von 
Infectionsversuchen  in  der  Absicht  unternommen,  das  infectiöse  Agens  jener 
Krankheit  aufzufinden  und  zu  isoliren.  Wenn  er  dabei  auch  zu  keiner  Entscheidung 
kam,  so  waren  die  erlangten  Resultate  doch  von  Wichtigkeit.  1875  wurde  er 
Doctor  mit  der  These:  „Sur  les  scrofulides  graves  de  la  muqtietise  bucco- 
pharyngienne  (angines  scrofuleuses  graves,  lupus  de  la  gorge)".  Er  machte  der 
8oci6t6  anatom.  zahlreiche  Mittheilnngen  über  die  pathologische  Anatomie  der 
Kinderkrankheiten,  berichtete  (Union  m6d.,  1875)  über  eine  Epidemie  von  acutem 
Pemphigus  der  Neugeborenen,  wurde  einer  der  Ilauptredacteure  der  neugegrfludeten 
„Revue  des  sciences  mMicales" ,  wobei  ihm  seine  Sprach kenntnisse  besonders  zu 
statten  kamen  und  verfasste ,  neben  seiner  referirenden  Thätigkeit  in  jenem 
Journal,  Revuen  über  wichtige  Zeit  fragen,  wie  über  Diphtherie  (1876),  Typhoid- 
fieber  (1878),  sowie  eine  wichtige  Arbeit  über  Pleuritis.  Ausserdem  hatte  er 
1875  einen  Aufsatz  über  die  Anwendung  einer  liegenbleibenden  Doppelröhre  bei 
der  Behandlung  des  Empyems  und  zusammen  mit  Potain  in  demselben  Jahre 
Uütersuchungen  über  die  intra-thoracische  Spannung  bei  Pleuraergüssen  veröflent- 
licht.  Er  gehörte  auch  zu  den  Hauptredacteuren  des  „Dictionnaire  de  mödecine 
et  de  Chirurgie  pratique" ,  in  welchem  seine  bedeutendsten  Artikel  die  über 
„Rhumatisme^S  „Sciatique",  „Syphilis"  sind;  einen  solchen  über  Typhoidfieber 
hatte  er  zur  Zeit  seines  am  24.  November  1883,  im  Alter  von  38  Jahren,  ein- 
getretenen Todes  nahezu  vollendet.  Ein  an  fruchtbarer  Arbeit  reiches  Leben  kam 
damit  vorzeitig  zum  Abschluss. 

Ren  du  in  Union  mMicale.  1884.  Nr.  39.  G. 


HONEIN.  —  HOORN.  271 

Honein  Ben  Ishak,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  166,  Nr.  IV. 

Honestis,  Ghristophorns  Georgias  deH.,  in  Florenz  geboren,  im  x\^ 
14.,  vielleicht  auch  erst  im  15.  Jahrhundert  lebend,  ist  Verfasser  eines  seiner- 
zeit hochgeschätzten,  als  Erläuterung  zu  dem  von  MesüE  verfassten  Antidotarium 
bearbeiteten  Apothekerbuches,  das  unter  dem  Titel:  „Expoaitto  antidotarü" 
zaerst  in  Venedig  1562  im  Druck  erschienen  ist;  ttbrigens  finden  sich  diese 
Expositionen  in  den  meisten  Ausgaben  des  Mbsüe  angeführt.  lieber  die  Lebens- 
verhältnisse des  Autors  ist  nichts  Weiteres  bekannt  geworden.  A . .  t. 

Hoogstraten,  David  van  H.,  geboren  zu  Rotterdam  am  14.  März  1658, 

stadirte  die   schönen  Wissenschafken   und  Medicin   in  Leyden,    wo   er  auch   den 

Doctortitel   erwarb.     Er    liess    sich  dann   zuerst   in   Dordrecht   (Holland)   nieder 

und  blieb  hier  bis  zu  seiner  Berufung  als  Lehrer  an  das  Gymnasium  zu  Amsterdam. 

1722   hatte  er  das  Unglflck,    in  Folge  des  Verlustes    seines  Gehörs   dieses   Amt 

aufgeben  zu  müssen.    Er  zog  sich  in's  Privatleben   zurück   und  starb  zwei  Jahre 

später,  am  21.  November  1724,  an   den  Folgen    eines   unglttcklichen  Sturzes  in 

einen  der  Canäle  Amsterdams,  in  einer  sehr  stürmischen  Nacht.    H.  hat  nur   eine 

piedicinische  Schrift  verfasst,  betitelt:    „De  hodiemo  medicinae  statu  ad  Nicolaum 

van  der  Kappen**  (Dordrecht  1683). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  284.  Pgl. 

Hooper,  Robert  H.,  zu  London,    war  daselbst  geboren,    machte  dort 
auch   seine  Studien,   wurde  Apotheker   der  Parochial-Infirmerie   von   Marylebone, 
trat  bald  darauf  in  das  Pembroke  College  zu  Oxford,    erwarb    daselbst   mehrere 
6rade,    den  Doctorgrad   aber  1805    zu    St.  Andrews   und  begann  in  London  als 
Physician   zu  prakticiren,    sowie  Vorlesungen,  vor   sehr   zahlreichen  Zuhörern    zu 
halten.  Er  war  ein  sehr  fruchtbarer  Schriftsteller,  der  sich  mit  besonderem  Geschick 
und  Glück  auf  die  Abfassung   von  Lehrbüchern  gelegt  hatte,    von    denen  einige, 
wie  das  „Physicians  Vade-Mecum"   und  sein  „Medical  Dictionary"  noch  heutigen 
Tages  gangbar  sind.  Er  war  Physician  der  Marylebone  Infirmary,  zog  sich  jedoch 
nach  einer  lucrativen  Praxis  1829  aus  derselben  zurück  und  starb  am  6.  Mai  1835. 
Seine    hauptsächlichsten    Schriften    sind:    „ObservcUions    on    the    structure    and 
economy  of  plante,    To  which  is  added  the  analogy  between   the  animal  and 
vegetable  kingdoms**  (Oxford  1797;    new  ed.   1798)  —    „The  anatomist'a  vade- 
mecum;  etc.**    (London  1797;   1800;  1802  etc.;  9.  edit.   1820  etc.)  —  Ueber- 
setzmig   von  J.  J.  Plenck's  y^Hygrology ,    or  chemico-physiological   doctrine  of 
theßutds  ofthe  human  body*^  (1797)  —  „A  compendious  medical  dictionary ;  etc,^ 
(London  1798;  7.  edit.  1838)  —  „Anatomical  plates  of  the  bones  and  muScles; 
dxminühed  from  Albinus;  etc."    (1802;   1814;   1822)    —    „Observations   on 
Ae  epidemtcal   diseases  now  prevailing    in  Londoii;   etc,"    (1803)    —    „Ana- 
tomical engravings  of  the  viscera  of  the  thorax"  (1803;  1814)  —  „A  diagram 
of  the   human    eye;    with    Observation^"    (1804)    —    „The  London  dissector" 
(1804)—  „Examinations  on  anatomy  etc."  (2  voll.,  1807;  1810;  1814;  1820; 
1827)   —    „The  physicians   vade-mecum;    etc."    (1809;    1812;    new  edit.  by 
Mich.  Ryan,  1833;  new  edit.  1837;  new  edit.  by  W.  A.  Guy,  1857  etc.),  von 
dem  in  wenigen  Jahren  22.000  Exemplare  verkauft  sein  sollen  —  „  The  surgeon's 
vade-mecum]    etc,"    (2.  edit.  1814;    3.  edit.    1824;    deutsche  Uebersetzung   von 
G.W.  Becker,  Leipzig  1821)  —  „The  morbid  anatomy  of  the  human  brain  etc," 
(1826,  4.,  w.   15  pl.)  —  „The  morbid  anatomy    of  the  human  Uterus  and  its 
appendages  etc,**  (1832,    4.,    w.  21  pl.).     Auch  gab    er  heraus:  John  Quincy, 
„Lexicon  medicum  or  medical  dictionary:  etc,"  (3.  edit.   1805;   1811;  7.  edit. 
1839;  Amer.  edit.  1826;  1835  etc.),  das  zuerst  1730  in  London  erschienen  war. 

Munk,  m,  pag.  29.  —  Callisen,  IX,  pag.  106;  XXIX,  pag.  43.  G. 

Hoorn  (Hoorne,  van  der  Hoorn,  Hörn),    Johann  van,    ein  seiner 
Zeit  berühmter  schwedischer  Geburtshelfer,  von  niederländischen  Eltern  abstammend, 


272  HOOEN.  —  HOPE, 

am  16.  Februar  1661  in  Stockholm  geboren,  lag  seinen  medicinisehen  Studien 
in  Leyden  und  Amsterdam,  späterhin  (1687)  in  Paris  ob.  In  letzterer  Stadt  zog 
ihn  namentlich  Paül  Portal  an.  1689  hielt  er  sich  in  England  auf,  das  nächst- 
folgende Jahr  in  Holland,  wo  er  sich  zu  Leyden  nach  einer  öffentlichen  Dispu- 
tation:  „De  praetematurali partu*^  die  Doctorwürde  erwarb.  Nach  zwölQähriger 
Abwesenheit  kehrte  er  am  27.  August  1692  in  seine  Vaterstadt  zurück.  Er  wurde 
sofort  in  das  königliche  Collegium  der  Aerzte  aufgenommen  und  übte  seine  Kunst 
aus.  Gleichzeitig  hielt  er  Vorlesungen  über  Anatomie.  Vor  Allem  aber  liess  er 
sich  die  Geburtshilfe  angelegen  sein ,  welche  er  nicht  allein  emsig  ausübte,  sondern 
in  der  er  auch  die  Hebeammen  am  Phantome  in  seinem  Amte  als  Stadtphysicus 
unterrichtete.  Im  Jahre  1720  wurde  er  zum  ersten  Leibarzte  des  Königs  F  r  i  e  d- 
rieh  ernannt.  Er  starb  am  11.  Juni  1721  im  Alter  von  62  Jahren.  H.  erwarb 
sich  grosse  Verdienste  um  den  Unterricht  der  Hebeammen  und  die  Regelung  des 
Hebeammenwesens  in  Schweden.  Durch  ihn  wurde  Schweden  mit  der  französischen 
und  holländischen  Geburtshilfe,  die  bekanntlich  damals  in  voller  Blflthe  stand, 
bekannt.  Seine  geburtshilflichen  Lehren  sind  daher  in^  Allgemeinen  die  gleichen, 
wie  wir  sie  bei  Maueiceaü,  Paul  Portal  und  Deventer  finden.  In  mancher 
Beziehung  aber  ist  er  seiner  Zeit  bedeutend  vorgeeilt.  So  hat  er  z.  B.  ganz 
richtige  Ansichten  über  die  anatomischen  Verhältnisse  der  Placenta  praevia,  extrahirt 
die  Frucht  nach  der  Wendung  nur  an  einem  Beine.  Ganz  richtig  beurtheüt 
er  die  Gesichtslagen,  von  denen  er  sagt,  es  sei  am  besten,  wenn  man  ihren 
Verlauf  einfach  der  Natur  überlasse.  H.  war  auch  literarisch  thätig.  Zuerst  schrieb 
er  ein  schwedisches  Hebeammenbuch  (Stockholm  1697;  1715,  auch  in  das 
Deutsche  übertragen  Stockholm  1721;  1765).  Im  Jahre  1723  gab  er  einen  zweiten 
Theil  dazu  heraus,  der  Paul  Portales  80  Beobachtungen  aus  dem  Französischen 
übersetzt  enthält  (Upsala  und  Stockholm  1725 — 1729).  Sein  zweites  Hauptwerk: 
„Die  zwo  um  ihre  Gottesfurcht  und  Treue  wohl  belohnten  Wehemütter  Siphra 
und  Pua  etc.",  erschien  1715  schwedisch  (spätere  Auflagen  1719  und  1777) 
und  deutsch  —  vom  Verfasser  selbst  übersetzt  —  1726  (spätere  Auflagen  1737; 
1743;  1754;  1771).  Auch  eine  holländische  Uebersetzung  erschien  im  Jahre  1753. 
Ausserdem  hinterliess  H.  zwei  Abhandlungen  über  das  Untersinken  und  Schwimmen 
der  Lungen  einer  todtgeborenen  Frucht  (in  schwedischer  Sprache  geschrieben, 
erschienen  1718  und  1720). 

Act.  f.  liter.  Suec.  Upsala  etc.  1725—1729.  Vol.  I,  4.,  pag.  19.  —  Sacklen,  I, 
pag.  69;  IV,  pag.  10.  —  Banga,  H,  pag.  735.  —  Bibl.  nnivers.  XX,  pag.  372.  —  Biogr. 
m6d.  V,  pag.  286.  —  v.  Siebold's  Geschichte  der  Geburtshilfe.  II,  pag.  231 

Kleinwächter. 

Hope,  James  H.,  zu  London,  war  um  1801  geboren,  begann  1820  in 
Edinburg  zu  studiren,  wurde  daselbst  1825  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  aortae 
aneurysmate"  f  stndirte  von  1826  in  London  unter  Abebnettt  und  Lawrenge 
Chirurgie,  besuchte  darauf  Paris,  kehrte  1828  nach  England  zurück,  liess  sieb  in 
London  nieder,  setzte  seine  Studien  eifrigst  im  St.  GeoFge's  Hosp.  fort ,  um  zwei 
lange  geplante  grosse  Werke  zu  publiciren,  nämlich :  „A  treatiae  on  disectaes  of 
the  heart  and  great  vessels ,  comprising  a  new  view  of  the  physiology  of  the 
heart^s  action,  according  to  which  the  physical  signs  are  explained"  (London 
1832,  1833;  2.  edit.  1835;  3.  edit.  1839;  2.  Amer.  from  the  3.  Lond.  edit. 
by  C.  W.  Pennock,  Philad.  1846 ;  deutsche  Uebers.  mit  Anmerkungen  von  Fbrd. 
WHiH.  Becker,  Berlin  1833)  und  „Principles  and  illustrations  of  morhid 
anatomy,  adapted  to  the  elements  of  M.  Ändral  and  to  the  Gyclopaedia  of 
practical  medicine,  being  a  complete  series  of  coloured  and  lithogr,  dravnngs, 
from  Originals  by  the  author  etc,*^  (Ebenda  1834,  w.  47  col.  pl. ;  1.  Amer.  edit. 
von  L.  M.  Lawson,  Philad.  1845;  deutsche  Uebers.  von  M.  S.  Krüger,  Berlin 
1836;  russische  Uebers.  von  P.  Naeanowitsch  ,  St.  Petersburg  1837;  mehrere 
amerikanische  Ausgaben).  Nach  der  Publication  dieser  Werke  vermehrte  sich  sein 
Ruf  als  Arzt  beträchtlich  und  wurde  er,  der  bis  dahin  Physician  der  Marylebone 


HOPE.  —  HOPPE.  273 

• 

Infbrmaty  gewesen  war,  zum  Assistant  Physician  beim  St.  George's  Hosp,  und 
1839  zum  Pbysieian  desselben  ernannt.  Ausser  diesen  beiden  verdienstvollen 
Werken,  die  seinen  Namen  in  der  ganzen  Welt  bekannt  gemacht  haben,  hat  er 
nur  Au&ätze  nnd  Artikel  in  der  Cyclopaedia  of  pract.  medic,  in  der  Lond.  Med. 
Graz,  und  in  Johnson's  Med.-Cliir.  Review  veröffentlicht,  denn  seine  Lebensdauer 
war  eine  sehr  kurz  bemessene,  indem  er  bereits  mit  40  Jahren,  am  13.  Mai  1841, 
an  der  Schwindsucht  verstarb.  % 

Mrs.  Hope,  Memoirof  the  late  James  Hope  etc.  Edited  by  Klein  Grant, 
London  1842;  3.  edit.  1844  (nicht  zngänglich).  —  London  Hed.  Oaz.  Nev  Ser.  1841—42, 
Yol.  II,  pag.  692.  —  Calliaen,  IX.  pag.  110;  XXIX,  pag.  44.  ö. 

Hopf,  Christian  Gottlob  H.,  geboren  zu  Bahlingen  am  15.  Juli  1766, 
Bruder  des  berühmten  Professors  der  Physik,  Philipp  Heinrich  H. ,  studirte 
Medicin  und  Naturwissenschaften  zu  Tflbingen  und  promovirte  daselbst  1790  zum 
Dr.  phil.  mit  der  „Diss.  qua  tnstruendae  meteorologiae  medicae  consilta  vnsti' 
tuuntur"  und  1794  zum  Dr.  med.  mit  der  „Diss,  theoriae  de  principio,  fehres 
inflammatorias  epidemicaa  gignente,  rudimenta^.  Eine  Zeit  lang  war  H.  ausser- 
ordentlicher Professor  der  Medicin  in  Tübingen,  dann  Hess  er  sich  als  Arzt  zu 
Kirchheim  unter  Teck  nieder,  erhielt  dort  1806  die  Ernennung  zum  Oberamtsarzt 
unter  Verleihung  des  Titels  „Hofrath^  seit  1812.  Er  schrieb:  „Gommentarien 
der  neueren  Ärzneyhunde^  (Tübingen  1793 — 1800,  6  voll.)  —  „üebersickt  der 
wichtigeren  Vorfälle  in  dem  Clinicum  ambulatorium"  (Ebenda  1796 — 1800)  — 
„Grundries  einer  systematischen  Abtheilung  der  einfax^hen  und  zusammen- 
gesetzten ArzneykÖrper^  (Ebenda  1803)  —  ;,  Versuch  eines  Umrisses  der 
Eauptgattungen  des  Schlagflusses  und  ihrer  Behandlung"  (Stuttgart  1816)  — 
„Geschichte  einer  operirten  Parotis"  (Hüfklaxd's  Joum.  der  prakt.  Heilk., 
1798,  Bd.  V,  pag.  397 — 411)  —  „Beitrag  zur  Geschichte  physiologischer  Heü- 
arten"  (Ebenda  1800,  ßd.  IX,  pag.  100 — 14)  —  „Beobachtungen  und  Bemer- 
kungen über  die  sogen,  schwarze  Blattemkrankheit  (Anthrax),  nebst  der  Angabe 
einer  Präservativ-  und  Heilmethode  gegen  solche  Wechselfieber,  die  von  den 
Ausdünstungen  der  Sümpfe  entstehen"  (Allg.  med.  Annalen  der  Heilk.,  1812), 
sowie  zahlreiche  kleinere  Aufsfttze  in  verschiedenen  Zeitschriften,  hauptsächlich 
Aber  (regenstände  aus  dem  Gebiete  der  Staatsarzneikunde  und  gerichtlichen  Medicin. 
£r  starb  zu  Stuttgart  am  12.  Juli  1842. 

Gradmann,  nag.  246.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  286.  —  Neuer  Nekrolog  der 
Deutschen.  1842,  Jahrg.  2b,  pag.  1093.    —    Callisen,  IX,  pag.  111—116;  XXIX,  pag.  46. 

Pgl. 

Hopfengaertner,  PhilippFriedrichH.,  Arzt  und  Chemiker,  geboren 
1771  in  Stuttgart,  war  daselbst  seit  1794  Stadt-  und  Amtsphysicus  und  seit  1795 
wflrttembergischer  Leibmedicus;  doch  endete  er  bereits  am  1.  December  1807 
durch  Selbstmord  mittelst  Erschiessens ,  den  er  in  einem  Anfalle  von  Melancholie 
über  den  Tod  seiner  Frau  beging.  Er  schrieb:  „Einige  Bemerkungen  über  die 
menschlichen  JEmiwicklungen  und  die  mit  denselben  in  Verbindung  stehenden 
Krankheiten"  (Stuttgart  1792)  —  „Bey träge  zur  allgemeinen  und  besonderen 
Theorie  der  epidemischen  Krankheiten"  (Ebenda  1794)  —  „Beobachtungen  und 
Untersuchungen  über  die  Pockenkrankheit"  (Ebenda  1799)  —  „Untersuchungen 
über  die  Natur  und  Behandlung  der  verschiedenen  Arten  der  Oehirnvxisser sucht" 
(Ebenda  1802)^  sowie  einige  chemische  Aufsätze,  z.  B.  „Observationes  circa 
nercurii  cum  acido  muriatico  connubium"  (Ebenda  1792).  Mit  Jaeger  gab  er 
heraus:  „Pharmacopoea   Wirtembergica"  (Ebenda  1786). 

Biogr.  ni6d.  V,  pag.  286.  -  Dict.  hist.  III,  pag.  237.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1139. 

Pgl. 

*  Hoppe,  Johann  Ignaz  H.,  wurde  zu  Grossbartloff  (Reg.-Bez.  Erfurt) 
am  14.  Januar  1811  geboren,  studirte  theils  Philosophie,  theils  Medicin  in  Berlin^ 
wo  er  dem  Friedrich  Wilhelms-Institut  angehörte,  und  wurde  Dr.  med.  im  Jahre 
1834.     Nach    längerer    Militflrdienstzeit    absolvirte    er    1840    das    Staatsexamen, 

Biogr.  Lexikon.  III.  18 


274  HOPPE.  —  HOBKEL. 

habilitirte  sich  1846  in  Bonn  und  ging  1852  nach  Basel  als  Extraordinarius. 
Seine  Arbeiten  sind  grösstentheils  physiologisehen  und  psychologischen  Inhaltes 
(Gegenreiz,  Scheinbewegungen,  Vorgänge  im  Gehirn  bei  Wahrnehmungen  etc.). 

Wem  ich. 

'^'Hoppe-Seyler,  Ernst  Felix  Immanuel  H.,  zu  Strassbnrg  im  Elsass, 
ist  geboren  zu  Freiburg  an  der  ünstrut,  Provinz  Sachsen,  am  26.  December  1825, 
besuchte  die  Universitäten  Halle,  Leipzig,  Berlin,  Prag,  Wien  als  Schflier  von 
E.  H,  und  Ed.  Weber,  Oppolzbb,  Erdmann,  Marchand,  Joh.  Müller,  Leh- 
HANN,  wurde  in  Berlin  1850  Doctor,  war  Arzt  am  dortigen  Arbeitshause  1852 — 54, 
Prosector  und  Docent  in  Greifs wald  1854 — 56,  Assistent  am  pathologischen  Institut 
in  Berlin  1856 — 64  unter  Virchow,  als  Prof.  extraord.  von  1860  an,  war  dann 
ord.  Prof.  der  angewandten  Chemie  in  Tttbingen  1861 — 72  und  ist  Professor  der 
physiologischen  Chemie  in  Strassburg  seit  1872.  Schriften:  „Handbuch  der 
physiologisch-  und  pathologisch-chemischen  Analyse*'  (Berlin  1858 — 83,  5  Aufl.)  — 
„Physiologische  Chemie^  (Ebenda  1877 — 81)  —  „Medicinisch-chemische  Unter- 
suchungen** (4  Hefte,  1866 — 71);  auch  redigirt  er  die  „Zeitschrift  für  physio- 
logische Chemie**  (Bd.  I — IX,  1877  bis  jetzt).  Ausserdem  Arbeiten  über  die 
Eigenschaften  der  Blutfarbstoffe,  der  Eiweissstoffe,  über  Gährungen,  Activirung  des 
Sauerstoffs,  Bestandtheile  der  Protoplasmen  etc.  in  Virchow*s  Archiv  und  E^lüger's 
Archiv  und  in  der  oben  genannten  Zeitschrift.  ^^^ 

Horatils,  CosmoMaria  deH.,  zu  Neapel,  war  daselbst  1779  geboren, 
studirte  dort  und  seit  1802  zu  Pavia,  war  in  Neapel  Militärarzt,  Mitglied  des 
militärischen  Gesundheitsrathes,  Oberchirurg  am  Militärlazareth  della  Trinita,  Pro- 
fessor der  chirurgischen  Universitätsklinik  und  seit  1824  Chirurg  des  Erbprinzen. 
H.  hat  sich  literarisch  namentlich  durch  Uebersetzungen  von  Desaült:  „Opere 
ckirurgiche*'  — Marcard:  „Della  natura  e  delV  uso  dei  hagni**  (Pavia  1802) 
und  durch  die  Redaetion  der  „Effemer,  di  med,  omiopatica** ,  die  er  seit  1831 
leitete,  bekannt  gemacht. 

Callisen,  XXIX,  pag.  50.  H.  Frölich. 

Horch,  Christoph  H. ,  geboren  1667  als  Sohn  eines  prenssiscben 
Militärchirurgen,  erhielt  von  seinem  Vater  den  ersten  Unterricht  in  der  Medicin 
und  wurde  von  diesem  1684  auf  die  Universität  nach  Königsberg  geschickt,  wo 
er  drei  Jahre  studirte  und  während  dieser  Zeit  eine  philosophische  Abhandlung 
über  den  Cartesianismus  veröffentlichte.  1687  in  seine  Vaterstadt  zurückgekehrt, 
begab  er  sich  bald  darauf  nach  Breslau,  wohin  ihn  der  Ruf  des  berühmten  Wund- 
arztes Purmann  zog.  Nach  Verlauf  einiger  Zeit  ging  H.  nach  Bern,  nahm  Dienste 
als  Arzt  in  der  Schweizer  Armee  in  Italien ;  später  ging  er  als  Arzt  des  Herzogs 
nach  Württemberg.  1692  promovirte  er  zum  Dr.  med.  in  Pavia  unter  Vorsitz 
von  Patin,  kehrte  nach  dem  Tode  seines  Vaters  nach  Preussen  zurück,  nahm  an 
einem  Feldzuge  in  Flandern  unter  Befehl  des  Grafen  von  Flemming  Theil  und 
wurde  etwa  1694  Ohefwundarzt  und  Inspector  des  wundärztlichen  Dienstes  der 
prenssiscben  Armee.  1703  wurde  er  Leibarzt  des  Königs  von  Preussen,  als  welcher 
er  am  20.  April  1754  starb.  Ausser  verschiedenen,  in  den  Acta  der  Leopold. 
Akad.  der  Naturf.  zerstreut  veröffentlichten  Aufsätzen  und  einigen  unbedeutenden 
akademischen  Abhandlungen  hat  H.  noch  eine  deutsche  Uebersetzung  der  „Praxis 
medico-chirurgica  rationalis  cum  decadUms  observationum  quatuor**  des  Holländers 
Johannes  Muys  verfasst. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  288.  — Hall  er,  Biblioth.  chirurg.  I,  pag.  5*23.  — Boerner, 
n,  pag.  313.  PgL 

Horkel,  Johann  H.,  zu  Berün,  war  am  8.  September  1769  zu  Bur^ 
auf  der  Insel  Fehmam  geboren,  wurde  in  Halle  1799  Privatdocent,  1802  Prof.  e.  o., 
1804  ord.  der  Medicin,  1810  ord.  Prof.  der  Medicin  an  der  Universität  Berlin 
und  1830  Mitglied  der  Akademie   der  Wissenschaften   daselbst.    £r  gab  heraas: 


HOBKEL.  —  HOBN.  275 

„Archiv  für  die  thiertsche  Chemie''  (2  Hefte,  Halle  1801^  1802)  und  war  Mit- 
redacteor  von  Mbckel's  Deatschem  Archiv  fflr  Physiologie  seit  1815.  Er  starb 
am  16.  November  1846. 

Alberti,  I,  pag.  372.  0. 

Hern ,  Bartholomäus  H. ,  als  Sohn  eines  Bürgermeisters  in  Greifen- 
berg i.  P.  am  24.  Jnni  1614  geboren,  besuchte  das  Oymnasium  in  Danzig  und 
gtadirte  Medicin  in  Königsberg.  Nachdem  er  seine  Stadien  in  Leyden  beendigt 
hatte,  Hess  er  sich  Anfangs  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  promovirte  dann 
1641  in  Greifswald  zum  Dr.  med.  und  ging  als  Arzt  nach  Stralsund,  wo  er 
1694  starb.  Seine  wenigen  Schriften  sind:  „Bedenken  vom  Podagra,  darinnen 
kürzlich  berichtet  toird:  1,  was  das  Podagra  sei;  2,  wovon  es  entstehe,  3.  nxie 
es  zu  euriren*'  (Stralsund  1642)  —  „Vates  medicus  Hippocraticus ,  seu  pro- 
gnosticorum  Über  commentariis  illustratus"  (Ebenda  1654). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  288.  P  g  1. 

Horn,  JohannPhilippH.,  zu  Wien ,  war  zu  Hadamar  im  Nassauischen 
am  25.  März  1774  geboren,  stndirte  in  Bonn  und  trat  nach  Auflösung  dieser 
Hochschule  1799  als  Feld- Unterarzt  in  österreichische  Dienste,  wurde  1802 
Feldarzt  und  zum  Triester  Gamisonspital  versetzt.  1803  entlassen,  wurde  er 
1804  Assistent  der  allgemeinen  Versorgungsanstalten  in  Graz,  1806  Primararzt 
und  Geburtshelfer  derselben,  1811  Professor  der  theoretischen  und  praktischen 
Geburtshilfe  am  Lyceum  daselbst  und  1822  Professor  derselben  an  der  Univer- 
sität zu  Wien.  1818  hatte  er  von  der  med.  Facultät  in  Marburg  die  Doctor- 
wflrde  erhalten.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen :  ;,  Beschreibung  eines  zu 
Unterbindungen  (Ligaturae)  sehr  zweckmässigen  Instrumentes  u,  s.  w.^  (Graz 
1811,  m.  3  Kpft.)  —  „Theoretisch-praktisches  Lehrbuch  der  Geburtshilfe  u,s.  w." 
(2  Thle.,  Ebenda  1814;  2.  Aufl.  u.  d.  T. ;  „Theoretisch-praktisches  Lehrbuch 
der  Geburtshilfe  ßir  angehende  Geburtshelfer^  (Wien  1825)  —  „Lehrbuch 
der  Geburtshilfe,  zum  Unterricht  ftir  Hebeammen^  (2.  Aufl.  Wien  1825  ;  1831 ; 
1838;  1839)  —  „Bemerkungen  und  Erfahrungen  über  einige  Gegenstände 
der  praktischen  Geburtshilfe,  als  weserUlicher  Anhang  ztc  seinem  Lehrbuch  u.  s,  w.** 
(Wien  1826 ,  m.  2  Kpft.)  —  ;,  Geschichte  einer  Superfötation ,  oder  gleich- 
zeitig bestehenden  Bauchhöhlen-  und  Gebärmutterschicangerschaft  u,  s,  w.** 
(v.  Siebold's  Journal,  1828)  —  „Gesammelte  Aufsätze  über  einige  der  wich- 
tigsten und  am  häufigsten  vorkommenden  geburtshilflichen  Operationen;  als 
ein  Anhang  zur  S.Auflage  des  Lehrbuches  der  Geburtshilfe  u.  s,  w."  (2.  Aufl. 
1838).  Er  war  auch  Mitredacteur  der  Jahrbb.  des  k.  k.  österr.  Staates  seit  1832 
und  besass  als  Geburtshelfer  einen  ausgezeichneten  Ruf.  Als  emeritirter  Professor 
starb  er  am  23.  December  1845. 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  291.  —  Callisen,  IX,  pag.  149;  XXIX,  pag.  54.     g. 

Horn,  Ernst  H. ,  zu  Berlin,  war  am  24.  August  1774  in  Braunschweig 
geboren.  Er  stndirte  Medicin  in  Göttingen,  wo  er  1797  für  seine  Arbeit:  „Ueber 
die  Wirkungen  des  Lichts  auf  den  lebenden  menscJdichen  Körper  mit  Aus- 
nahme des  Sehens"  (Königsberg  1799)  von  der  medicinischen  Facultät  das  Accessit 
erhielt.  Am  10.  April  1797  erlangte  er  die  medicinische  Doctorwttrde  mit  der  Diss. : 
„De  mutatione  atque  transitu  catarrhi  in  phthisin  pulmonalem  ejusque  prohibi- 
tione**.  1798  Hess  er  sich  als  zweiter  Garnisonarzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
vo  er  1800  Professor  der  Klinik  für  Militärwundärzte  wurde.  Ostern  1804  folgte 
er  einem  Rufe  als  ord.  Prof.  der  Medicin  nach  Wittenberg  mit  dem  Titel  eines 
Hofraths.  Schon  im  Herbst  desselben  Jahres  vertauschte  er  diese  Stellung  mit 
emer  Professur  in  Erlangen,  blieb  aber  auch  hier  nur  kurze  Zeit  und  ging  1806 
nach  Berlin ,  wo  er  zum  Professor  an  der  medicinisch-chirurgischen  Militärakademie 
ernannt  und  bis  1818  zweiter  Arzt  am  Charit6-Krankenhause  war.  1813 — 14 
fnngirte  er   auch   als   Generalarzt    in   den    Militärlazarethen   zwischen   Elbe   und 

18* 


276  HÖRN. 

Oder.  1811  war  er  Mitglied  der  wissensehaftliehen  Deputation  fOr  das  Medicinal' 
wesen  geworden  und  blieb  es  27  Jahre  hindurch,  ohne  kaum  je  in  einer 
Sitzung  zu  fehlen.  1821  wurde  er  zum  ordentlichen  Professor  der  Heilkunde 
an  der  Universität  und  zum  Geh.  Medicinalrath  ernannt.  Nachdem  er  noch  1847 
sein  öOjähriges  Doctorjubiläum  gefeiert,  starb  er  am  27.  September  1848.  — 
H.  gehörte,  nachdem  er  sich  aus  den  Banden  des  BBOWN'schen  Systems,  in  die  er 
.anfänglich  gerathen  war,  befreit  hatte,  zu  denjenigen  bedeutenden  Aerzten  im  Beginne 
dieses  Jahrhunderts ,  welche  als  Eklektiker  das  Brauchbare  möglichst  aus  ver- 
schiedenen Systemen  am  Krankenbett  verwertheten  und  im  Uebrigen  jeder  Meinung 
ihr  Recht  gönnten.  Ein  wesentliches  Verdienst  hat  er  speciell  um  die  wissenschAft- 
liehe  und  praktische  Psychiatrie  sich  dadurch  erworben,  dass  er  als  Lehrer  dieses 
Faches  an  der  betreffenden  Abtheilung  in  der  Charit6  wesentlich  in  Reil's  Fuss- 
stapfen  trat,  aus  dessen  Schule  er  hervorgegangen  war  und  die  erfahrungsmässige 
Bearbeitung  dieser  Wissenschaft  in  hohem  Masse  förderte,  Ein  auf  jener  Abtheilung 
vorgekommener  Todesfall  zog  ihm,  als  Folge  einer  Denunciation  des  Geh.  Medicinal- 
Eaths  Dr.  KohlraüSCH,  eine  Criminaluntersuchung  zu,  aus  der  er  ehrenvoll 
gerechtfertigt  hervorging.  Er  veröffentlichte  darüber:  „BechtferttgendesErkenntniss 
des  kgl,  preusaischen  Kammergerichtes  u.  s,  w.^  (Berlin  1812)  und  gab,  als  er 
1818  aus  seiner  Hospitalstellung  austrat:  „Oeffentliche  Rechenschaß  über  meine 
zwölfjährige  Dienstführung  als  zweiter  Arzt  des  kgl,  Charitd- Krankenhauses 
zu  Berlin,  Nebst  Erfahrungen  über  Krankenhäuser  und  Irrenanstalten*^  (Berlin 
1818)  heraus.  Auch  nach  seinem  Austritt  aus  der  Charitö  war  seine  Lehr-  und 
praktische  Thätigkeit  grossentheils  der  Psychiatrie  gewidmet,  obgleich  er  auch 
andere  Vorlesungen  hielt  und  als  Arzt  auch  bei  anderen  Erkrankungen  consnltirt 
wurde.  H.'s  Hauptwerke  sind :  „Beiträge  zur  medicinischen  Klinik,  gesammelt 
auf  meinen  Reisen  durch  Deutschland,  die  Schweitz  und  Frankreich^  (Braun- 
schweig 1800,  8.,  2  Bde.)  —  „Nachlese  zu  meinen  Beiträgen  zur  medicinischen 
Klinik^  (auch  u.  d.  T. :  „  Versuch  einer  praktischen  Nosologie  der  Fieber^, 
Ebenda  1800,  8.),  später  umgearbeitet  erschienen  als:  „Anfangsgiiinde  der 
medicinischen  Klinik''  (2  Thle. ,  Erfurt  1807,  1808,  4  Bde.;  holländisch, 
Amsterdam  1809;  italienisch,  Florenz  1803)  —  „Ueber  die  JErkenntniss  und 
Heilung  der  Pneumonie^ (FrsLokfuxt  a.  M.  1802,  gr.  8.)  —  „Klinisches  2'aschen- 
buch  für  Aerzte  und  Wundärzte^  (Berlin  1803,  8.,  nebst  Hüfeland's  Porträt)  — 
„Handbuch  der  praktischen  Arzneimittellehre  für  Aerzte  und  Wundärzte** 
(Ebenda  1803;  2.  Aufl.  Ebenda  1805)  —  „De  opii  abusu""  (Wittenberg 
1804)  —  „Handbuch  der  medicinischen  Chirurgie"  (Berlin  1804 — 1806, 
2  Thle.)  —  „Grundriss  der  medicinisch -  chirurgischen  Arzneimittellehre" 
(Ebenda  1804)  —  ;,  Versuch  über  die  Natur  und  Heilung  der  Ruhr"  (Erfurt 
1806)  —  „lieber  den  Werth  der  medicinischen  Erfahrung  etc,"  (Vorlesung 
bei  Eröffnung  seines  medicinisch  -  klinischen  Unterrichts  in  der  Charitö,  Berlin 
1804);  dann  seine  classische  Schrift:  „Erfahrungen  über  die  Heilung  des  an- 
steckenden Nerven-  und  Lazarethfiebers  u,  s,  w."  (Berlin  1814;  2.  Aufl.  Ebenda 
1814).  In  seinem:  „Archiv  für  medicinische  Erfahrung"  (Berlin  1800—  1808, 
6  Bde.) ,  fortgesetzt  als :  ;,  Neues  Archiv  für  medicinische  Erfahrung  im, 
Gebiete  der  praktischen  Medicin  etc",  herausgegeben  von  E.  HORN,  F.  Nasse, 
A.  Henke  und  J.  Wagnär  (Ebenda  1807—1836,  64  Bde.),  das  36  Jahre  bestand, 
hat  H.  ausserdem  eine  Unzahl  von  kleineren  Aufsätzen  und  Abhandlungen  ge- 
schrieben ,  so :  „Erfahrungen  über  da^  sogenannte  Kindbetterinfieber"  (1.  c. 
Bd.  I,  1801)  —  „Ueber  eine  einfache  und  glückliche  Behandlungsart  der 
gewöhnlichen  remittirenden  Fieber"  (Ebenda,  Bd.  I,  1801)  —  „Beiträge  zur 
Klinik  der  Fieber  von  Schwäche  mit  Pneumonie"  (Ebenda,  Bd.  I  und  H,  1801)  — 
„Klinische  Bemerkungen  über  die  Gelbsucht"  (Ebenda,  Bd.  lU,  1803j  — 
„Leber  einige  merkwürdige  Nei*venfieber-Curen"  (Ebenda,  Bd.  IV,  1804)  — 
„  Ueber  die  vortrefflichen  Wirkungen  der  warmen  aromati^ch-spirituösen  Kräuter- 
umschläge über  den  Kopf  beim  Sopor  und  anderen  Formen  asthenischer  Loc(d- 


HÖRN.  277 

affectümen  des  Hirns"  (Ebenda,  Bd.  V,  1804)  —  „Erfahrungen  iibm*  die 
Natur  und  Behandlung  der  Phthisis  puerperalis"  (Ebenda,  Bd.  VI,  1804)  — 
„Klinische  Aphorismen  über  die  Hämorrhoidalkrankheit"  (Ebenda,  Bd.  VII, 
1805)  —  „Fragmente  für  die  praktische  Heilkunde"  (Ebenda,  Bd.  VIII,  1805 
ü.  ff.)  —  „Klinische  Aphorismen  über  den  sogenannten  Bluthusten"  (Ebenda, 
H.  2)  —  „lieber  die  Intermissionen  der  Si/philis"  (N.  Arohiv  für  med.  Erf., 
Bd.  VI,  1807)  —  „Klinische  Aphorismen  über  das  Blutbrechen"  (Ebenda,  Bd.  VII, 
1808)  —  „Bemerkungen  und  Beobachtungen  über  die  Bleichsucht  und  Meno-, 
ftasie"  (Ebenda,  Bd.  VIII,  1808)  —  „Ueber  die  Herbstruhr  des  Jahres  1808 
nebsf^  Erfahrungen  über  die  Wirkungen  des  Mohnsaftes,  der  Krähenaugen  etc," 
(Ebenda,  Bd.  IX,  1809)  —  „Ueber  den  hitzigen  Rheumatismus"  (Ebenda, 
Bd.  XI)  —  „Ueber  die  Verhärtung  des  Zellgewebes  neugeborener  Kinder" 
(Ebenda,  Bd.  XIII,  1810)  —  „Ueber  die  Wasseransammlung  in  den  Hirn- 
holden"  (Ebenda)  —  „Ueber  die  Nux  vomica"  (Ebenda,  Bd.  XIV,  1810)  — 
„Erfahrungen  über  die  Wirksamkeit  der  kalten  Sturzbäder,  Ueber giessungen 
und  Wasdiungen  in  typhösen  Fiebern"  (Ebenda)  —  „Diagnostische  Bemer^ 
Jcungen  über  die  Himentzündung  und  über  den  Typhus"  (Ebenda  1812)  — 
nUeber  eine  neue  und  schnellheilende  Krätzsalbe"  (Ebenda  1813)  —  „Ueber 
die  Bauer  des  Beifungs- Zeitraumes  der  Typhus-Ansteckung"  (Ebenda)  — ; 
^Beobachtung  eines  Falles  von  Gesichtsrose  und  Schlagßuss  nach  einer  Des- 
organisation der  Ovarien*^  (Ebenda)  —  „Glückliche  Heilung  bösartiger  Nerven^ 
fieberkranken  mit  Brand  der  Füsse"  ((Ebenda)  —  „Geschichte  einer  merk- 
würdigen organischen  Krankheit  des  Herzens  und  der  grossen  Schlagadern". 
(Ebenda  1815),  verschiedene  forensisch-psychiatrische  Gatachten  und  Artikel  für 
das  Berliner  encyclopädische  Wörterbuch  der  medicinischen  Wissenschaften  ,  in 
den  Analekten  der  Einderkrankheiten,  Hufeland's  Journal  der  Heilkunde,  Braun- 
schweig.  Magazin ,  Frobiep's  Notizen  aus  der  Natur-  und  Heilkunde  und  Preuss. 
m^d.  Vereinszeitung  —  „Aphorismen  des  Dr.  Ernst  Hörn.  Eine  Denk- 
schrift" schrieb  Dr.  Hauck  (Dresden  und  Leipzig  1849),  welche  besonders  H.*s 
Leistungen  als  Psychiater  würdigen. 

Gelehrtes  Berlin,  1825,  pag.  112.  —  J.  H.  Schmidt,  Ebenda.  1848,  pag.  1-14.— 
Ifed.  Centralzeitung.  1848,  pag.  88,  89.  —  Gedike,  Preuss.  Vereins-Ztg.  1849,  pag.  41—43.  — 
Haeser,  Gesch.  d.  Med.,  II,  pag.  908.  —  Callisen,  IX,  pag.  126—147 ;  XXIX,  pag.  51—53. 

Falk.  —  Pagel. 

Horn,  Wilhelm  von  H. ,  zu  Berlin,  war  als  Sohn  des  Vorigen  am 
17.  Februar  1803  in  Braunschweig  geboren,  studirte  von  1822 — 27  zu  Erlangen, 
Heidelberg  und  Berlin,  schrieb  in  dieser  Zeit :  „  Ueber  den  Geschmackssinn  des 
Menschen^  ein  Beitrag  zur  Pathologie  desselben"  (Heidelberg  1825),  wurde  mit 
der  Diss. :  „De  tabe  dorsali"  (Berlin  1827,  4.)  Doctor  und  erhielt  für  die  Ab- 
handlung: „De  veneno  in  botulis"  1828  einen  Preis  von  der  Berliner  medicinischen 
Facultät.  1828  trat  er  eine  mehr  als  zweijährige  wissenschaftliche  Reise  durch 
Deutschland,  Holland,  England,  Frankreich,  Italien  an  und  veröffentlichte  seine  auf 
derselben  gemachten  Beobachtungen,  theils  in  einer  Habilitationsschrift,  mit  der 
er  sich  1830  als  Privatdocent  bei  der  Berliner  medicinischen  Facultät  habilitirte: 
„Italiae  morocomiorum  descriptio,  etc."  (Berlin  1830,  4.),  theils  in  einem  um- 
fusenden  Reisewerke  u.  d.  T. :  „Reise  durch  DeiUschland,  Ungarn,  Holland  .  / . 
in  Rücksicht  auf  medicinische  und  naturwissenschaftliche  Institute,  Armen- 
pflege u,  s.  w."  (4  Bde.,  Berlin  1831 — 33).  Er  verliess  jedoch  sehr  bald  die 
akademische  Laufbahn  und  übernahm  bereits  1831  die  Stelle  eines  ELreis-Physicus 
2u  Halberstadt ,  wo  er  eine :  „  Actenmässige  Geschichte  der  Pest  zu  Halber- 
stadt in  den  Jahren  1681  und  1682"  (Hoen's  Archiv,  1836),  und,  in  Verbindung 
mit  Augustin  ,  im  Namen  der  Halberstädter  med.  Gesellschaft ,  eine  Oratulations- 
schrift  zum  50jährigen  Doctor- Jubiläum  von  Christ.  Fr.  Heineke:  „De  medids, 
guos  Halber stadiensis,  Quedlinburgensis,  Wernigerodensis  ditio  vel  genuit  vel 
oluit,  etc."  (Halberstadt  1840)    verfasste.     1840  wurde  er  Medicinalrath  J[)ei  der 


278  HÖRN.  —  HÖRNE. 

kgl.  Regierung  in  Erfurt  nnd  gab  daselbst  heraus:  „Zur  Charakterisirung  der 
Stadt  Erfurt.  Ein  medidnisch-statistücher  Beitrag"  (Erfurt  1843).  1847 
wurde  er  in  gleicher  Eigenschaft  an  das  Polizei-Präsidium  in  Berlin  versetzt  und 
zum  Mitgliede  des  Medicinal •  Collegiums  der  Provinz  Brandenburg,  1849  der 
wissenschaftlichen  Deputation  fflr  das  Medicinalwesen  und  als  vortragender  Ralji 
im  Ministerium  der  Medicinal-Angelegenheiten  zum  Geh.  Medicinalrath  enüannt 
1851  wurde  ihm  zugleich  die  ärztliche  Direction  des  Chatit^-Erankenhauses,  1856 
die  Leitung  der  pharmaceutischen  Ober-Examinationscommission  übertragen  und 
er  1859  zum  Geh.  Ober-Medicinalrath  ernannt.  1860  übernahm  er  bis  auf  Weiteres 
die  Leitung  der  Irrenabtheilung  der  Charit^.  Sein  Hauptwerk  aus  dieser  Zeit  ist: 
„Das  preussiache  Medicinalwesen  atis  amtlichen  Quellen  dargestellt*^  (2  Bde., 
Berlin  1857,  58;  2.  Aufl.  1863;  3.  Aufl.  von  Eulenberg,  1874)  und:  „Das 
preussische  Veterinär-Medicinalwesen"  (Berlin  1858;  Supplementband,  1863). 
Er  hatte  femer  verschiedene  Artikel  für  das  Berliner  encyclopädische  Wörterbuch 
der  medicinischen  Wissenschaften,  die  Medic.  Zeitung  des  Vereins  für  Heilkunde 
und  mehrere  Aufsätze  in  Horn's  Archiv  (seit  1835)  verfasst.  1864,  nach  dem  Tode 
von  Casper,  übernahm  er  die  Redaction  der  von  Diesem  gegründeten :  „  Viertel- 
Jahrsschrift  für  gerichtliche  und  öffentliche  Medicin*^,  Ende  1865  wurde  er 
zusammen  mit  seinem  Bruder,  dem  Ober-Präsidenten  der  Provinz  Posen,  geadelt 
Er  starb  am  19.  Januar  1871.  —  Bei  einem  ungewöhnlichen  Grade  von  allge- 
meiner Bildung  und  Gewandtheit  verstand  er  es,  alle  seine  verschiedenen  amt* 
liehen  Stellungen  in  glänzender  Weise  zu  repräsentiren  und  lag  demnach,  da  er 
während  seiner  Laufbahn  als  Medicinal-Beamter  zu  einer  streng  wissenschaftlichen 
Thätigkeit  keine  Zeit  fand,  darin  auch  der  Schwerpunkt  seiner  Bedeutung  nnd 
seines  Wirkens. 

Andre ae,  II,  pag.  81.  —  Berliner  klinische  Wochenschrift.  1871,  pag.  95.  — 
Vierteljahrschr.  f.  gerichtl.  Med.  N.  F.,  XIV,  1871,  pag.  185.  —  Callisen,  IX,  pag.  151; 
XXIX,  pag.  54.  (5^ 

*Horn,  Franz  Xaver  Hermann  H.,  zu  München,  ist  am  22.  Mai  1815 
in  Würzburg  geboren,  war  von  1845 — 1859  Privatdocent  bei  der  medicinischen 
Facultät  der  Münchener  Universität.  Er  schrieb:  „Reperta  quaedam  circa  nervi 
sympaihici  anatomiam,  tabulis  IVillustrata*'  (Würzburg  1839, 4.)  —  ;,  Oangliorum 
capitis  glandulas  ornantium  expositio  anat^-phys.  Tahb.  111  illustr.'^  (Ebenda 
1840,  4.)  —  „Das  Leben  des  Blutes  und  die  Gesetze  des  Kreisläufe» ^  nach 
neuen  Untersuchungen  bearbeitet*^  (Augsburg  1842 ;  2.  Aufl.  1844)  —  Pkysio- 
logisch-pathologische  Darstellung  des  Schleimfiebers  u.  s,  w.**  (Ebenda  1844; 
2.  Aufl.  1846)  —  „Das  Wirken  der  Elektridtät  in  den  Organismen  physi- 
kalisch dargestellt**  (Heft  1—17,  München  1858—60;  Heft  1—9,  2.  Aufl.  1856) 
—  „  Ueber  den  icichtigen  Einfluss  der  atmosphärischen  Luft  auf  die  lebenden 
Organismen  u,  s.  «?."  (München  1855)  —  „Ueber  die  Ursache  und  Entstehung 
der  individuellen  Disposition  zur  Cholera  u,  s,  tc.**  (Ebenda  1855)  —  „Ueber 
Krankheitserzeugung  durch  erdmagnetische,  elektrische  und  atmosphärnscke 
Einflüsse**   (Ebenda  1863). 

Prantl,  II,   pag.  545,   Nr.  446.  —  Engelmann,  pag.  265;   Suppl.,  pag.  115. 

Home,  D.  R.  d  e  H. ,  ein  besonders  als  Syphildograph  verdienter  franzö- 
sischer Arzt  des  vorigen  Jahrhunderts,  war  erster  Arzt  des  Höpital  royal  et 
militaire  in  Metz,  später  M6decin  des  camps  et  armöes  du  roi  und  Leibarzt  des 
Herzogs  von  Orleans  und  der  Gräfin  von  A  r  t  o  i  s.  Seine  reichen  Kenntnisse  in 
der  Chemie  setzten  de  H.  in  den  Stand,  die  damals  von  verschiedenen  Charla- 
tanen  angeprieseneu  Heilmittel  gegen  Syphilis,  z.  B.  die  KAYSEE'schen  Pastillen 
und  den  Syrup  von  Bellet,  zu  analysiren  und  die  Werthlosigkeit  dieser  Mittel 
durch  Bekanntmachung  ihrer  Bestandtheile  darzuthun.  de  H.  ist  Gründer  des  „Journal 
de  medecine  militaire"  (Paris  1783  u.  flf.,  7  voll.)  und  Verfasser  folgender  Schriften: 
„Examen  des  principales  mSthodes  d! administrer  le  mercure  pour  la  guSrison 


HOBNE.  —  HOBNER.  279 

maladies  v^driennes*'  (Paris  1770;  neue  Ausgabe  u.  d.  T. :  „Exposüton 
raüonnie  des  diffirentes  manih'es  d^ administrer  le  mercure  dans  les  maladiea 
vinSrienneSy  pr^cSd^e  de  Pexamen  des  priservcUifs^ ,  Ebenda  1774) ,  ein  seiner 
Zeit  sehr  gesehätztes  und  sehätzenswerthes  Buch  —  „Observations  faües  et 
publües  par  ordre  du  gouvememefU  sur  les  dtffSrentes  mithodes  d^  administrer 
U  mercure  dans  les  mdUidtes  vSndrtennes**  (Ebenda  1779,  2  voll.)  — •  f,MSm. 
mr  Padminütration  trop  g4n4rale  du  suhlimi  corrosif"  (journ.  de  m6d.  1776, 
T.  XLVI,  pag.  413). 

Dict.  bist,  n,  pag.  238.  Pgl. 

• 

Hörne,  Johannes   van   H. ,    1621    in   Amsterdam   geboren,   studirte 

in  Leyden,  Utrecht,  Padua,  Neapel,  Basel   (wo  er  honoris  causa   zum  Dr.  med. 

promovirt  wurde),   Montpellier   und  London.     Anf  seine   Bitte   wurde   ihm    1661 

erlaubt,    anatomische  Demonstrationen    in  Leyden    zu   halten   und   bald   darnach 

wurde   er   zum   Prof.    extraord.    ernannt.    Im   folgenden  Jahre   als   Professor   der 

Anatomie  und  Chirurgie  nach  Amsterdam  berufen,    schlug  er  diese  Professmr  aus 

und  wurde  1663,  nach  dem  Tode  Heurnius',  zum  ord.  Prof.  der  Anatomie  und 

Chirurgie  ernannt.   Er  starb  schon  am  6.  Januar  1670.   H.  war  ein  ausgezeichneter 

Docent,   dessen  Schule   sehr   viele  berühmte  Männer  geliefert  hat   (C.  Bontekoe, 

Fred.  Dbckbbs  ,  Fred.  Rutsch  ,  Jan  Swamuebdam,  Nicol.  Stenonis)  und  hat 

sich  auch  als  Schriftsteller  sehr  verdient  gemacht.  Da  man  in  Halleb's  Biblioth. 

anat.  (I,  pag.  432)  und  bei  Portal   (ÜI,  pag.  10)   eine  vollständige  Liste  seiner 

Werke  findet,    erwähnen   wir   hier   nur   als   die  wichtigsten:    „Microcosmoa  sive 

manuductio  ad  historiam  corporis  humani"  (Leyden  16 60;  1661;   1662;  1666; 

Leipzig  1676 ;  1707 ;  französisch  Genf  1676 ;  deutsch  Halberstadt  1679  ;  holländisch 

Amsterdam  1684;  commentirt  durch  Hoffmann,  Altdorf  1685)  —  „Microtechne, 

id  est  brevtsstma    chirurgiae   methodus^    (Leyden  1663;  1668;    Leipzig  1676; 

1707)  „un  tableau  concis,    mais  exact,    des  notions  qu*un  Chirurgien  doit  avoir^ 

sagt  Portal  darüber  —  „Observationes  anatomicomedicae^  (Amsterdam  1664). 

C.  E.  Danigls. 

Home,  van,  s.  Heürniüs. 

*Homeniann,  Claus  Jacob  Emil  H.,  ist  geboren  in  Kopenhagen  als 
Sohn  des  Professors  der  Botanik  H.  am  19.  April  1810,  studirte  hier  und  später 
im  Auslande,  besonders  in  Paris,  promovirte  1839.  Er  wirkt  als  praktischer  Arzt 
in  Kopenhagen ,  von  1842  auch  als  Arzt  an  der  königlichen  Lebensversicherungs- 
Anstalt.  Von  1866 — 80  war  er  ein  wirksames  Mitglied  des  königlichen  Sanitäts- 
Oollegiums,  Nachdem  er  als  stethoskopischer  Schriftsteller  aufgetreten  war  („Haand- 
bog  i  Stetkosccpi" ,  1843),  richtete  er  bald  seine  grosse  Arbeitskraft  und  sein 
hervorragendes  Talent  hauptsächlich  auf  die  Förderung  der  Hygiene  und  hat  sich 
hier  in  theoretischer  und  praktischer  Beziehung  grosse  Verdienste  erworben.  AUe 
wichtigen  Fragen  der  öffentlichen  und  privaten  Hygiene  sind  von  ihm  in  gründ- 
licher und  energischer  Weise  ventilirt  worden,  theils  in  verschiedenen  öffentlichen 
Berichten  und  Gutachten,  theils  und  besonders  in  der  von  ihm  1866  gegründeten 
bedeutungsvollen  Zeitschrift:  „Hygieintske  Meddelelser  og  Betro gtninger*^ ,  Eine 
Reihe  „Hygienische  Abhandlungen^ ,  in  Uebersetzung  von  Eu6.  LiEBiG,  ist  1681 
erschienen.  Auch  durch  meisterhafte  populäre  Vorträge  hat  er  Vieles  für  die  För- 
derung der  Hygiene  geleistet  und  er  ist  fortwährend,  trotz  seines  hohen  Alters,  der 
unermüdliche  und  rege  Hauptträger  aller  hygienischen  Bestrebungen  in  Dänemark. 

Petersen. 

Homer,  William  EdmondsH.,  zu  Philadelphia,  war  am  3.  Juni 
1793  zu  Warrenton,  Fauquier  County,  Virginia,  geboren,  begann  1809  seine 
medicinische  Laufbahn  bei  Dr.  John  Spence  in  Dumfries,  studirte  von  1812  an 
in  Philadelphia,  trat  1813  als  Surgeon*s-mate  in  die  Marine,  vollendete  dann  seine 
Studien  in  Philadelphia,  wo  er  1814  Doctor  wurde.  Er  machte  darauf  den  Feld- 
zug gegen  Canada  mit,  nahm  Ende  1816  seinen  Abschied  und  liess  sich  zunächst 


280  HOBNEB. 

in  Warrenton  nieder,  ging  aber  1816  nach  Philadelphia,  wurde  Prosector  bei 
dem  Professor  der  Anatomie  Wistab  und  naeh  dessen  Tode  1818  aueh  bei  seinem 
Nachfolger  Dobsey,  der  ebenfalls  bald  starb,  und  an  dessen  Stelle  Physigk 
trat,  welcher  seine  Professur  der  Chirurgie  mit  der  der  Anatomie  yertauschte. 
H.  wurde  nun  zum  Adjunct-Professor  der  Anatomie  ernannt.  Den  grössten  Theil 
des  Jahres  1821  brachte  er  in  Europa  zu  und  gab  darauf  heraus:  „Lessons  in 
practical  anatomy  for  the  tise  of  dissectors"  (Philadephia  1823).  Den  von  ihm 
entdeckten  Muse,  tensor  tarsi,  nach  ihm  auch  „Musculus  Horneri^  benannt,  beschrieb 
er  in  folgenden  Abhandlungen:  „A  description  of  a  mtiscle  connected  with  the 
eye,  latdy  discovered  by  htm"  (London  Medic.  Repository,  1822)  —  „De- 
scription of  a  small  mtiscle  of  the  internal  commissure  of  the  -eyelids^  — 
(Philad.  Joum.  of  Med.  and  Phys.  Sc,  1824)  —  „An  inquiry  into  the  dis- 
covery  of  the  tensor  tarsi  muscle ,  being  an  anstoer  to  the  objections  of  Sig. 
Oaetano  Flajani  of  Roma^  (Ebenda).  Das  von  ihm  herausgegebene  Hand- 
buch der  speciellen  Anatomie  und  Histologie:  „A  treatise  on  the  descriptive 
anatomy  of  the  human  body""  (2  voll.,  Philadelphia  1826;  1830;  1836;  7.  edit. 
1846),  wurde  ein  in  den  medicinischen  Schulen  allgemein  eiugefdhrtes  Handbuch. 
Das  von  ihm  und  seinem  Vorgänger  bei  der  Universität  von  Pennsylvania  errichtete 
,,Homer  and  Wistar  Museum^^  (von  dem  er  auch  einen  Katalog  herausgab,  2.  edit. 
1832)  ist  eine  der  werthvollsten  anatomischen  Sammlungen  der  Welt.  Er  ver- 
öffentlichte weiter:  „A  treatise  on  pathological  anatomy^  (Philadelphia  1829) 
und  von  Casp.  Wistab:  „A  system  of  anatomy  for  the  use  of  students  of 
medicine"  (2  voll.,  5.  edit  1830;  7.  edit.  by  Pancoast,  1839).  1831,  als  Physick 
seine  Professur  der  Anatomie  niederlegte,  wurde  er  dessen  Nachfolger.  Bei  der 
Cholera-Epidemie  von  1832,  während  welcher  er  die  Leitung  von  Hospitälern 
übernommen  hatte,  machte  er  sich  nicht  nur  als  Arzt  verdient,  sondern  anch 
durch  seine  bei  dieser  Gelegenheit  angestellten  pathologisch-anatomischen  Unter- 
suchungen: „On  the  anatomical  characters  of  asiatic  cholera;  with  remarks  on 
the  structure  ofthe  mucous  coat  ofthe  alimentary  canal"  (Philadelphia  1835).  Von 
kleineren  Arbeiten,  meistens  vor  dieser  Zeit  im  Philad.  Joum.  of  Med.  and  Phys.  Sc. 
(1820 — 26),  North  Amer.  Med.  and  Surg.  Journ.  (1826),  American  Joum.  ofthe  Med. 
Sc.  (von  1827  an)  publicirt,  führen  wir  an:  üeber  Lumbarabscess  mit  künstlichem 
After,  Experimente  über  das  Nervensystem  und  die  Pathologie  desselben,  über 
Dammfisteln,  Ruptur  der  Achillessehne,  über  j£S.  Lüken's  Steinbrecher  (Litho- 
konion),  ein  Instrument  zur  Trennung  des  Steraum,  femer:  „Inquiries  into  the 
heaUhy  and  diseased  appearances  of  the  mucous  membrane  of  the  stomach 
and  intestines^  (1827)  —  „An  inquiry  into  the  anatomical  characters  of 
infantile  follicvlar  injlammaiion  of  the  ga^tro- intestinal  mucous  membrane,  and 
into  its  probable  identity  iDÜh  cholera  infantum*^  (1829);  ausserdem  über  acute 
Gastritis,  Encephalocele  u.  s.  w.  In  der  späteren  Zeit  seines  Lebens,  nachdem 
er  1839  zum  Katholicismus  übergetreten  war  und  viel  über  theologische  Gegen- 
stände geschrieben  hatte ,  interessirte  er  sich  ftlr  die  Gründung  eines  katholischen 
Hospitals,  des  St.  Joseph's  Hosp.,  besuchte  1848  von  Neuem  Europa  und  starb, 
bis  an  sein  Lebensende  in  seiner  Lehrthätigkeit  ausharrend ,  am  23.  Januar  1853. 

William  Horner  bei  Gross,    American  physicians  and  snrgeons,  pag.  697.  — 
Callisen,  IX,  pag.  157;  XXIX,  pag.  56.  G. 

♦Homer,  Johann  Friedrich  H. ,  am  27.  März  1831  zu  Zürich 
geboren,  bildete  sich  dort  unter  Karl  Ludwig  und  E.  Hasse  medicinisch  aus 
und  trat  später  als  Assistent  Albrecht  v.  Graefb^s  ein.  Seine  Promotion  datirt 
von  1854,  seit  1856  wirkte  er  als  Docent,  seit  1862  als  Professor  der  Augen- 
.  heilkunde  in  Zürich.  —  üeber  Hydrophthalmus ,  Hypopyon-Keratitis ,  Herpes 
corneae,  Kapselkatarakt,  Schichtstaar ,  Staarextraction  und  Olaucom-Iridektomie 
handeln  die  von  seinen  Schülern  verfassten  Dissertationen.  Unter  seinem  Namen 
publicirte  er  (neben  Joumalaufsätzen)  in  Gerhardt's  Handbuch:  „Die  Krank- 
heiten des  Auges  im  Kindesalter^ ,  Wernich. 


HOROZCO.  —  HOBST.  281 

Horozoo,  Gristobal  de  H. ,  spaniseher  Arzt  des  16.  Jahrhunderts 
und  Professor  der  Medioin  in  Salamanca,  ist  bemerkenswerth  durch  seine  ans- 
geieichneten  Forsehnngen  und  Kenntnisse  in  der  alten  Medicin,  wovon  seine 
Schriften  zeugen:*  „Castigationea  in  tnterpretes  Pauli  Aeginetae^  (Venedig 
1536)  —  ^Annotatione»  in  interpretes  Aetii  rnedici  praeclariseimi ^  nempe 
Baptistam  Montanum  Veranensem,  et  Janum-Gomarium  Zuiccaviensem  medicoa^ 
(Basel  1536). 

Biogr.  m^d.  V,  pag.  290.  Pgl. 

'''Horr,  Oren  Alphon  so  H. ,  am  8.  October  1835  in  Waterford,  Me., 
geboren,  studirte  Medicin  in  New  York  und  erhielt  1861  seine  akademischen 
6rade.  Nachdem  er  einige  Zeit  in  Norway  und  Minot  practicirt  hatte,  Hess  er 
sieb  1870  in  Lewiston  nieder,  wo  er  seit  März  1814  die  Stellung  eines  Stadt- 
arztes inne  hat  und  zugleich  Lehrer  der  praktischen  Medicin  an  der  dortigen 
Sebool  for  Medical  Instruction  ist.  Publicirt  hat  H.  verschiedene  Jonmalartikel, 
8o:  „On  Croup**  (Transact.  of  Maine  Med.  Assoc. ,  1872)  —  „On  embolism" 
(1875)  —  „Report  on  necrology**  (1876)  —  „On  criminal  abortion*'  —  „Sub- 
invdution  of  Uterus"  —  ^ Pleuritis*^  —  „Cerebro-spinal  Meningitis'^  (letztere  vier 
Aufsätze  geschrieben  in  den  Transactions  of  Androscoggin  Co.  Medic.  Association). 

Atkinson,  pag.  112.  Pgl. 

Horscll,  Philipp  Joseph  H.,  zuWflrzburg,  war  dort  am  24.  August 
1772  geboren,  wurde  1796  daselbst  Doctor^  war  auch  Dr.  phil. ,  wurde  Professor 
der  Medicin,  Physicus  der  Residenzstadt,  Arzt  der  Gefängnisse,  grossherzoglich 
Wflrzburgischer  Medicinalrath.  Er  schrieb :  „  Versuch  einer  Topographie  der 
Stadt  WüTzburg  in  Beziehung  auf  den  allgemeinen  Gesundheitszustand  und 
die  dahin  zielenden  Anstalten"  (Arnstadt  und  Rudolstadt  1805)  —  „Belehrung 
und  Beruhigungsgründe-  in  Hinsicht  der  Oefahr  des  gelben  Fiebers  in  Teutsch- 
land" (Ebenda  1805)  —  „Kritische  Blätter  für  die  Geschichte  der  Epidemien 
und  pestartigen  Krankheiten  .  .  .  Eine  Zeitschrift  für  praktische  Aerzte  und 
Gesundheitsbeamte"  (Ebenda  1805)  —  j, Programm  über  die  Bildung  des  Arztes 
als  Klinikers  und  Staatsdieners"  (Würzburg  1807)  —  „Beobachtungen  über 
die  Witterung  und  die  Krankheiten  in  Würzburg  im  Jahre  1807 ;  nebst  einer 
ausführlichen  Nachricht  von  der  klinisch  -  technischen  Bildungsanstalt  der 
Aerzte  als  Kliniker  und  als  Staatsdiener"  (Rudolstadt  1808).  Zusammen  mit 
J.  J.  DÖMLINO  hatte  er  herausgeben:  „Archiv  für  die  Theorie  der  Heilkunde" 
(1803)  und  gab  später  allein  heraus:  „Annalen  der  klinisch-technischen  Schule 
zur  Bildung  des  Arztes  als  Kliniker  und  Staatsdiener"  (Heft  1 — 3,  Rudolstadt 
1809 — 12).  Weiterhin  verfasste  er  noch:  „Einleitung  in  die  Klinik  und  die 
damü  zu  verbindenden  Untersuchungen  über  die  herrschende  Constitution,  als 
Leitfaden  seiner  klinischen  Vorlesungen"  (Würzburg  1817)  —  „Handbuch 
der  besonderen  Krankheitslehren  und  Heilkunde"  (Bd.  I,  Frankfurt  a.  M.  1819) 
—  „Handbuch  der  allgemeinen  Therapie,  als  Leitfaden  zu  seinen  Vorlesungen" 
(Würzburg).     Er  starb  am  22.  Januar  1820. 

Mensel,  XIV,  pag.  189;  XVm,  pag.  215.  —  Kayaer,   HI,  pag.  196.         G. 

Horst,  Jakob  H.,  Onkel  von  Gregor  H.,  geboren  am  1.  Mai  1537, 
studirte  Philosophie  und  Medicin  in  Frankfurt  a.  0. ,  wo  er  alle  seine  akademischen 
Orade  erlangte.  Nachdem  er  kurze  Zeit  in  Sagan,  Schweidnitz  und  Iglau  prakticirt 
hatte,  erhielt  er  die  Stelle  eines  Physicus  in  Niederösterreich.  1584  ging  er  als 
Professor  der  Medicin  nach  Helmstädt  und  starb  daselbst  am  21.  Mai  1600. 
H.  hat  sich  ein  unverdientes  Andenken  in  der  Geschichte  der  Medicin  durch  seine 
Sehrift:  „De  aureo  dente  maxillari  pueri  silesii,  utrum  ejus  generaiio  natu- 
ralis fuerit"  (Leipzig  1595;  deutsch:  Ebenda  1596)  gesichert,  worin  er  die 
Oesehiehte  von  einem  Kinde  erzählt ,  das  angeblich  einen  goldenen  Zahn  bekommen 
haben  sollte,  und  dieses  Phänomen  in  seltsamer  Weise  auf  astrologische  Einflüsse 


282  HORST. 

zurückzuführen  sucht.  Von  anderen  Schriften  H.'s  sind,  ausser  einigen  unbedeutenden 
Dissertationen,  zu  nennen :  „  Ordnung  der  Ärzneyen  und  Apotheken  in  der  Stadt 
Metzerüsch  in  Meissen**  (1578)  —  „Herbarium  Horstianum^  seu  de  selectis 
plantis  et  radicibus  libri  duo**  (Helmstädt  1787)  —  „Von  den  vmnderbaren 
Gekeimnissen  der  Natur  und  deren  fruchtbaren  Betrachtung"  (Leipzig  1588)  — 
„De  dispositione  corporis  humani  et  ejus  partium**  (Rostock  1589)  —  „De 
sanitate  et  ejus  causis"  (Ebenda  1589)  —  „Enarratio  libri  Hippocratici  de 
cordey  una  cum  explfcatione  quaestionis  an  intra  pericardium  vivi  hominis  vd 
ad  alendum,  vel  ad  reficiendum  tor  natus  humor  invematur"  (Frankfurt  1653). 
Biogr.  m6d.  V,  pag.  291.  —   Henschel,  latrologia  Silesiae,  pag.  16.  Pgl. 

Horst,  Gregor  H.,  geboren  am  5.  November  1578  zu  Torgau,  studirte 
die  Humaniora  in  Wittenberg  und  Helmstädt,  machte  eine  Reise  durch  Deutach- 
land bis  nach  Basel,  wo  er  Medicin  studirte  und  1606  den  Doetortitel  erwarb. 
Im  selben  Jahre  wurde  er  als  Professor  der  Medicin  nach  Wittenberg  berufen, 
verliess  aber  nach  einigen  Monaten  diese  Stadt,  um  als  Physicus  nach  Saizwedel 
zu  gehen.  1608  übertrug  ihm  der  Landgraf  von  Hessen  eine  Professur  der  Medicin 
an  der  Universität  zu  Giessen  und  ernannte  ihn  zu  seinem  Leibarzt.  1622  gab 
jedoch  H.  auch  diese  Professur  auf  und  nahm  das  Stadtphysicat  in  Ulm  an,  wo 
er  am  9.  August  1636  starb.  H.  war  ein  zu  seiner  Zeit  berühmter  Praktiker; 
die  Zeitgenossen  nannten  ihn  den  „deutschen  Aeskulap^^  Auch  als  Schriftsteller 
ist  H.  fruchtbar  gewesen.  Zahlreiche  Dissertationen  und  folgende  grössere  Schriften 
liefern  davon  den  Beweis :  „Nobilium  exerdtationum  de  corpore  et  anima  liber** 
(Wittenberg  1604;  1607)  —  „De  naturali  conservatione  et  cruentaiione  cada- 
verum"  (Ebenda  1606;  1608)  —  j^Scepsis  an  corpus  humanum  post  mortem 
durare  possit  colore  floridum  et  incorruptum  et  an  fluxus  sanguinis  cadaveris 
humani  occisi  praesentiam  interfectoris  indicet"  (Ebenda  1606)  —  „De  natura 
humana  libri  duo"  (Ebenda  1607)  —  „Tractatus  de  acorbuto,  sive  de  magni 
Hippocratis  lienilus,  Pliniique  stomacace  et  scelotyrbe"  (Giessen  1609  ;  1615)  — 
„Medicarum  institutionum  compendium"  (Wittenberg  1609)  —  „Genturia  pro- 
bltmatum  medicorum"  (Ebenda  1610;  Nürnberg  1635)  —  „Decas  pharma- 
ceuticarum  exerdtationum"  (Giessen  1611;  Ulm  1618;  1628)  —  „De  morbis 
eorumque  causis  liber"  (Giessen  1612  ;  Marburg  1629)  —  „De  tuenda  sanitate 
Studiosorum  et  litteratorum  libri  duo"  (Giessen  1615;  1617;  Marburg  1628; 
1648)  —  „Febrium  continuarum  et  malignarum  prognosis"  (Giessen  1622)  — 
„Observationum  medicarum  singularium  libri  quatuor  priorea  etc."  (Ulm  1625; 
Nürnberg  1652)  —  „Observationum  ....  libri  posteriores"  (Nürnberg  1637; 
Ulm  1628;  Frankfurt  1661)  —  „Genturia  problem^itum  medicarum,  Accedit 
consultationum  et  epistolarum  medicinalium  liber  tertius"  (Ulm  1636)  —  ^Institu- 
tionum physicarum  libri  duo"  (Nürnberg  1637).  —  Am  wichtigsten,  wenn  auch 
am  wenigsten  bekannt,  ist  seine  Schrift:  „Kurtze  nothwendige  Berichte.  Erstens 
von  den  Urschlechten  oder  Kindsblattem,  wie  auch  Masern,  Bötein,  Botesucht 
oder  Kifidsßecken.  Zum  Anderen  auch  von  der  Boten  Buhr ,  zum  Dritten 
von  der  in  anno  1622  etc,  einreissenden  neuen  Hauptschcachheit.  Zum  Vierdten, 
une  man  sich  in  einreissenden  Pestzeiten  zu  verhalten  habe"  (Giessen  1624). 
Der  grösste  Theil  von  H.'s  Werken  erschien  vereinigt  als:  „Opera  medica" 
(Nürnberg  1660;  Fol.;  Gouda  in  Holland  1661;  2  voll.,  4.\ 

Biogr.  med.  V,  pag.  290.   —  Dict.  hist.  III,  pag.  24<\  Pgl. 

Horst,  ärztliche  Familie  in  Giessen  und  Frankfurt.  —  Johann  Daniel  H., 
geboren  zu  Giessen  am  14.  October  1616  (nicht  1620,  wie  Häser  und  Baas  angeben), 
promovirte  1636  zu  Tübingen,  wurde  1637  Professor  in  Giessen  und  landgräflicher  Leib- 
medicus,  nach  dem  Tode  des  Landgrafen  Georg  II.  1661  Arzt  in  Frankfurt  a.  M., 
1665  Physicus  daselbst,  gestorben  am  27.  Januar  1685.  Er  gab  heraus  1656: 
„Decas  observationum  anatomicar um" und  beschrieb  die  Heilquellen  von  Ems, 
Tönnisstein ,  Sehwalbach  und  Selters.     Seine  Beschreibung  von  Schwalbach,  zuerst 


I 
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HOBST.  —  HORTELOUP.  28S 

Frankfurt  1655,  zuletzt  Mainz  1714,  erschien  1669   zn  Oiessen   in  schwedisoher 
üebenetzong. 

Georg,  Sohn  des  Vorigen,  promovirte  zu  Basel  1665,  wurde  1684 
Phydeus  in  Frankfurt  und  starb  hier  am  3.  November  1688. 

Johann  Otto,  Bruder  des  Vorigen,  geboren  in  Giessen,  kam  als  Kind 
mit  seinem  Vater  nach  Frankfurt,  promovirte  1673  zu  Giessen,  wurde  Prof.  in 
Jena,  Schwiegersohn  des  W£RN£&  Rolfinck,  fttrstl.  sächsischer  Rath  und  kur- 
mainzischer  und  forstlich  eisenach'scher  Leibmedicus;  er  starb  zu  Jena  am 
20.  M&rz  1711. 

Stricker,  Gesch.  der  Heilkonde  in  Frankfurt,  pag.  285.  —  Ad.  Genth,  Cultnr- 
geschichte  Ton  Scbwalbach.  1858,  pag.  64.  W.  Stricker. 

Horstmaim,  Heinrich  Nicolaus  H. ,  geboren  am  2.  Juli  1817  zn 
Kassel,  studirte  in  Marburg,  Göttingen,  Heidelberg  (Himlt,  Gonbadi,  v.  Heusingkb) 
und  begab  sich  nach  seiner  1839  erfolgten  Promotion  nach  Paris  und  Wien.  Seine 
eigentliche  praktische  Thätigkeit  begann  er  1842  als  Leibarzt  der  Hessen- 
Philippsthal-Barchfeld'schen  FUrstenfamilie,  wurde  1848  Amtsphysicus  in 
Scbmalkalden,  1854  in  Marburg  Docent,  1868  dort  Kreisphysicus  und  gleichzeitig 
Extraordinarius  für  gerichtliche  Medicin  und  Staatsarzneikunde.  An  yielen  l^edi- 
einisehen  Zeitschriften  Mitarbeiter,  hat  er  seine  Veröflfentlichungen  nur  in  Form 
von  Joumalartikeln  erscheinen  lassen.    Er  starb  am  7.  September  1884. 

Wernich. 

*  Horstmann,  Karl  H.,  Privatdocent  der  Augenheilkunde  an  der  Univer- 
sitftt  zu  Berlin,  geboren  zu  Dillenburg  (Nassau)  am  14.  Juni  1847,  studirte  in 
Wflrzburg,  Göttingen  und  Berlin,  promovirte  im  Juli  1871  an  letzterer  Universität 
nnd  absolvirte  1872  daselbst  sein  Staatsexamen.  Darauf  functionirte  er  fünf  Jahre 
lang  als  Assistent  an  der  Universitäts- Augenklinik  unter  der  Leitung  von  Schweiggkb. 
Nach  einer  wissenschaftlichen  Reise  nach  Utrecht,  London  und  Paris  habilitirte 
er  fflch  im  Jahre  1879  als  Privatdocent  für  Ophthalmologie  an  der  Universität  zu 
Berlin.  Von  seinen  Arbeiten  sind  folgende  erwähnenswerth :  „üeber  die  l'iefe 
der  vorderen  Augenkammer*'  (v.  G&aefe's  Archiv  für  Ophthal.,  XXV)  —  „üeber 
Sehstörungen  nach  BliUverltist*'  (Zehsnder's  KUn.  Monatbl.  für  Augenheilk., 
XVI  und  Archiv  für  klin.  Medicin,  V)  —  „lieber  Myopie**  (Archiv  für  Augen- 
heilk., IX)  —  „Beiträge  zur  Entuncldung  der  Eefractionsverhältnisse  des 
menschlichen  Auges  während  der  ersten  fünf  Lebensjahre"  (Ibid.  XIV)  —  »Die 
Anaesthesia  retinae"  (Deutsche  medic.  Wochenschr.,  1855).  Ued. 

Horteloup,  Benjamin-Jean-Fulgence  H.,  zn  Paris,  war  1801  zu 
Dieppe  geboren,  wurde  1828  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Operations  de 
Croup  chez  Vadulte",  1831  durch  Concurs  Hospitalarzt,  war  Arzt  der  Institution 
de  Sainte-P^rine  und  M6decin  par  quartier  du  Roi.  Von  seinen  Arbeiten  sind 
anzufahren :  „Obs.  sur  un  aas  de  renversement  de  tutSrus  apr^  Vaccouche- 
ment;  etc."  (Rupert.  g6n.  d'anat.  et  de  physiol. ,  1826)  —  „Dissert.  sur  la 
non-rSgSn^ation  des  nerfs  de  la  vie  animale"  (Joum.  des  connaiss.  m6d.-chir., 
1835)  —  „Note  sur  la  Vaccine  d^veloppie  chez  des  personnes  inocul^"  (Ibid.). 
1843  hatte  er  den  jährlich  von  den  Hospitalärzten  an  den  Conseil  g6n6ral  des 
hospices  zu  erstattenden  Bericht  zu  redigirec.   Er  starb  im  September  1872. 

Sachaile,  pag.  364.  —  Callisen,  IX,  pag.  168;  XXIX,  pag.  59.  G. 

*Horteloup,  Paul  H. ,  zu  Paris,  geboren  daselbst  1837,  wurde  1865 
Doctor  mit  der  These:  „De  la  sclerodermie" .  Er  ist  Hospital-Chirurg,  zur  Zeit 
im  Hop.  du  Midi,  und  schrieb  für  die  Agregation  folgende  Concursthesen :  „Plaies 
du  larynXy  de  la  trachde  et  de  Voesophage,  etc"  (1869)  —  n^es  tumeurs  du 
sein  chez  Vhomme"  (1872). 

Lorenz,  II,  pag.  615 ;  V,  pag.  657.  G. 


S64  HOBTIS.  —  HOSACK. 

Hortis  ab,  s.  Augustinus,  Bd.  I,  pag.  229. 

Horv&tll,  Jo  s  ep  h  H.,  ungarischer  Arzt,  war  am  1.  Febraar  1794  zn  Lukaes- 
kasa  im  Eisenburger  Comitat  geboren,  trat  mit  17  Jahren  in  den  Orden  der 
Barmherzigen  Brüder,  in  dem  er  bis  1814  verblieb,  studirte  dann  in  Pest  Philosophie 
und  Medicin,  wurde  1819  Dr.  phil. ,  1822  Dr.  med.,  prakticirte  zuerst  in  Pest, 
dann  in  Eöszeg,  wurde  1824  Honorararzt  zu  Bugganz,  1825  dasselbe  im  Honter 
Comitate  und  1829  Comitats-Physicus  daselbst.  Seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
sind  grösstentheils  Uebersetzungen  deutscher  medicinischer  Schriften  in's  ungarische, 
so  von  GOELis ,  Die  physische  Erziehung  der  Kinder ;  Hahnemann's  Organen ; 
LuDW.  Fbane's  Aerztlicher  Hausfreund;  Bbcker's  Rathgeber  bei  Todesflülen; 
Friede.  Richter,  Goldene  Ader ;  Floyeb,  Wirkung  des  kalten  Wassers,  kleinere 
Abhandlungen  aus  seiner  Feder  finden  sich  im  „Orvosi  T4r^  und  im  „Pesti 
TÄrsalkodö'^  .  Als  Mitglied  der  ungarischen  Akademie  arbeitete  er  an  einer  Er- 
klärung der  ungarischen  Eunstausdrttcke  in  der  Medicin,  mit  Einschluss  der  in 
verschiedenen  ungarischen  Dialekten  vorkommenden.  Bis  an  sein  Lebensende,  das 
1850  eintrat,  war  er  mit  einer  Uebersetzung  der  Naturgeschichte  des  Plinius  d.  Ae. 
in's  Ungarische,  die  aber  ungedruckt  geblieben  ist,  beschäftigt. 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  318.  G. 

Hosack,  David  H.,  zu  New  York,   war  daselbst  am  31.  August  1769 
geboren,  wurde  1788  ein  Privat-Zögling  von  Dr.  Richard  Bayley,  studirte  später 
auch  in  Philadelphia,  wurde  1791  daselbst  mit  der  Diss. :  „On  cholera  morbus*' 
Doctor,    Hess  sich,    nach  kurzem  Aufenthalte   in  Alexandria,  Va. ,    in  New  York 
nieder,  ging  aber,  um  sich  weiter  zu  vervollkommnen,  1792,  obgleich  er  bereits 
Frau  und  Kind  hatte,  nach  Europa  und  kehrte  erst  1794,  nachdem  er  in  Edin- 
bürg    und   London   seine  Studien   fortgesetzt   hatte,    in   die  Heimath  zurück.    Br 
erhielt  1795  die  Professur  der  Botanik  im  Columbia  College,  machte  sich  bei  den 
von  jener  Zeit  an  wiederholt  die  Stadt  heimsuchenden  Gelbfieber-Epidemien  durch 
seine  Erfolge  bei  der  Behandlung  derselben  besonders  bekannt,  obgleich  er  selbst 
befallen  wurde,  erhielt  1797  noch  den  Lehrstuhl  der  Materia  medica  zu  dem  der 
Botanik,  wurde  1807  bei  der  Oründung  des  College  of  Physicians  and  Surgeons 
für  den  Staat  New  York  zum  Professor   der  Chirurgie   und  Geburtshilfe  ernannt, 
vertauschte  diese  Fächer  jedoch  bald  mit  denen  der  theoretischen,  praktischen  und 
klinischen  Medicin.    Seine  Antrittsvorlesung   bei  der   erstgenannten  Professur    war 
„On   surgery  of  the  ancients**   betitelt  gewesen;   auch   hatte  er  bereits  1795  in 
Amerika  das  Verfahren    der   Injection   bei   der  Hydrocele   eingeführt,    1808,    als 
Chirurg  des  Almshouse  Hosp.,  verschiedene  Aneurysmen- Operationen  ausgeftihrt  und 
über  chirurgische  Gegenstände  folgende  Abhandlungen  verfasst:  „Observations  on 
gloasitis*^  —  „Gases  of  tetanus,  cured  by  wine,  spirtts  and  brandy^  —  „Obser- 
vations on  ttC'douloureux"  —  „Gases  of  anthrax'^  —  „Observations  on  kemor- 
rhage  and  the  removal  of  scirrhous  tumors  from  the  breast*'.    Obgleich  er  alle 
Eigenschaften  eines  guten  Chirurgen  besass,  wendete  er  sich  doch  mehr  der  inneren 
Medicin    zu,    wurde    bald   einer    der    gesuchtesten  Äerzte   der   Stadt    und   dab^ 
ein  sehr    gefeierter  Lehrer.     Er  betheiligte   sich  an  vielen,  gemeinnützigen  Unter- 
suchungen,   errichtete  1801    einen   botanischen  Garten,   war   der  Mitstifter  einer 
^Humane  Society^'  zur  Errettung   von  Menschen   aus  Lebensgefahr,  errichtete  eine 
Suppenanstalt,    widmete   seine  Sorge   namentlich  auch   dem  City  Dispensary   und 
der  Medicinal-Polizei  der  Stadt,  veranlasste  die  Errichtung  eines  Typhus-Hospitals 
und  wirkte  auf  eine  Verbesserung  der  Quarantaine- Gesetzgebung  Mn.    Dabei  war 
er  ein   sehr   fruchtbarer  Schriftsteller,   der  zusammen   mit  John  Will.  Francis 
(1810 — 14)    das    ^American  Medical   and   Philosophical   Register**    herausgab 
und  ausser  einer  Anzahl  von  Addresses  und  Introductory  Lectures  u.  A.  verfasste: 
„Observations  on   croup  or  hives;  etc.**  (New  York  1811)  —  „Observations  on, 
the   establishment    of  the   Gollege   of  Physicians  and  Surgeons  in  the  City  of 
New  York"  (Ebenda  1811)  —  „Observations  on  the  laws  governing  the  commu- 


HOSACK.  —  HOTTON.  285 

nication  of  contagious  diseases ,  and  the  means  of  arresting  their  progress" 
(Ebenda  1815)  —  „A  system  of  practical  nosology,  etc.*'  (Ebenda  1818 ;  2.  edit. 
1821)  —  „Observattons  ort  febrile  contagion  and  on  the  means  impromng  the 
medical  police  of  the  Oity  of  New  York**  (1820)  —  „Essays  on  various  sub- 
jects  of  medical  science**  (2  yoll.,  1824).  Er  hatte  ferner  mit  Zusätzen  heraus- 
gegeben: R.  Thomas,  .;,  7%6  modern  practice  of  physic  eto^"  (4.  American,  from 
the  5.  London  edit.  1817),  verfasste  die  Biographieen  vonBsNJ.  RUSH  (1816,  23) 
und  HUGH  WiLUAMSON  (1820),  war  von  1827  Mitredacteur  des  Amer.  Joum. 
of  the  Med.  Sc.  und  schrieb  eine  beträchtliche  Zahl  von  Aufsätzen  in  Zeitschriften. 
Nach  fast  öOjähriger  Praxis  zog  er  sich  auf  seinen  Landsitz  Hyde  Park,  Duchess 
Coanty,  an  den  Ufern  des  Hudson  zurück,  wo  er  sich  ganz  der  Laudwirthschaft 
widmete  und  aus  seiner  Besatzung  eine  Muster-Farm  machte.  Er  starb  zu  New 
York  am  22.  December  1835. 

Alexander  Eddy  Hosack  Sohn  bei  Gross,  Amer.  physic.  and  sarg.,  pag.  289.  — 
Callisen,  IX,  pag.  169;  XXIX,  pag.  59.  G. 

*Ho8c1l,  Friedrich  H.,  Privatdocent  der  Augenheilkunde  an  der  Uni- 
versität zu  Basel,  geboren  am  13.  October  1847  daselbst,  studirte  in  Basel, 
Tfibingen  und  Utrecht,  functionirte  von  1870  an  als  Assistent  der  Universitäts- 
Augenklinik  in  Basel  und  habilitirte  sich  im  Jahre  1874  daselbst  fttr  Ophthalmologie. 
Ausser  einer  Reihe  casuistischer  Mittheilungen  rtlhrt  von  ihm  eine  Arbeit:  „Das 
Epithel  der  vorderen  Linsenkapsel**  (v.  Graefe's  Archiv  für  Ophthal..  XX)  her. 
y  Horstmnnn. 

Hosemann  (Cnemiand£B) ,  Peter  H.,  zu  Cottbus,  war  zu  Laubau  am 
17.  Februar  1527,  wurde  1568  zu  Wittenberg  Doctor,  legte  1568  in  Cottbus  eine 
Apotheke  an  und  wurde  daselbst  Churbrandenburgischer  Medicus,  Mathematiker 
und  Stadtphysicus.  Zu  seiner  Zeit  kamen  die  Kalender  auf,  in  welchen  aus  den 
Gestirnen  die  guten  Tage  zum  Purgireu ,  Aderlässen ,  Einderentwöhnen  u.  s.  w. 
angegeben  wurden.  Auch  er  soll  solche  Kalender  zum  Druck  befördert  haben  und 
stellte  den  Markgrafen  Georg  Friedrich  (1580)  und  Johann  jährlich,  sowie 
dem  Erzbischof  Sigismund  zu  Magdeburg  (1561)  die  Nativität.  Auch  war  er 
bei  den  Churfflrsten  J o a c h im. II.  und  Johann  Oeorg  Medicus  und  Astrologus. 
Er  schrieb :  „Anweisung,  wie  man  sich  in  der  Pest  zu  verhalten  habe**  (Witten- 
berg 1568,  4.)  und  verschiedene  lateiuische  Epigramme  und  Elegieen.  H.  starb 
am  14.  August  1591. 

Otto,  n,  Abth.  1,  pag.  190;  Supplementband,  pag.  184.  G. 

Hoser,  Joseph  Karl  Eduard  H.,  mehr  als  Geograph,  Ethnograph 
und  Kunstsammler,  wie  als  Arzt  bekannt,  war  am  30.  Juni  1770  zu  Ploschkowitz 
bei  Leitmeritz  in  Böhmen  geboren,  studirte  zuerst  die  Rechte,  dann  Medicin  in 
Prag,  wurde  1798  Doctor,  1800  Leibarzt  des  Erzherzogs  Karl,  in  welcher 
Stellung  er  bis  1844  verblieb,  indem  er  den  Prinzen  auf  allen  seinen  Heereszügen, 
Reisen  u.  s.  w.  begleitete.  Die  Müsse,  welche  ihm  seine  ärztliche  Thätigkeit 
gewährte,  benutzte  er  zu  geologisch-,  ethno-  und  geographischen  Studien  und 
schrieb,  ausser  einer  Anzahl  von  Aufsätzen  über  verschiedene  Gegenden  von  Böhmen 
und  deren  Mineralschätze  und  drei  Schriften  über  die  Bäder  Karlsbad  (1797), 
Teplitz  (1799)  und  Franzensbad  bei  Eger  (1799),  Monographieen  über  Baden  bei 
Wien  (1803),  das  Riesengebirge  (1803  und  1841);  ferner  Schriften  über  Thier- 
gchutzvereine  (1844),  über  Einrichtung  von  Gemäldegalerien  (1855)  und  einen 
Katalog  seiner  Gemäldesammlung  (1846),  die  er  noch  bei  Lebzeiten  der  Stadt 
Prag  geschenkt  hatte  u.  s.  w.  Als  Jubilar-Doctor  der  Hochschule  von  Prag  starb 
er  daselbst  am  22.  August  1848. 

Biogr.  m^d.  V,  pag.  293.  —  v.  Wurzbach,  IX,  pag.  3H7.  —  Calliflen,  IX, 
pag.  175;  XXIX,  pag.  59.  G. 

HottoUi  Petrus  H.,  am  18.  Juni  1648  in  Amsterdam  geboren,  studirte 
und  promovirte  1672  in  Leyden,  war  praktischer  Arzt   in  Amsterdam    und  dann 


286  HOTTON.  —  HOUEL. 

Praefectas  secaDdarins  horti  botanici  Amstel.  1679 — 80  fungirte  er  als  Professor 
der  Botanik  in  Leyden  und  wurde  1695,  nach  dem  Tode  von  P.  Hermann,  zum 
Professor  der  Botanik  in  Leyden  ernannt  (eine  gleichzeitige  Ernennung  als  solcher 
in  Groningen  schlug  er  aus),  welches  Amt  er  antrat  mit  einer  ,^0 ratio  qua  rei 
herbartae  historia  et  faJta  adumbrantur^ ,  Er  starb  am  10.  Januar  1709  und 
soll  nach  der  Biogr. . m^dic.  ein  unvollendetes  Werk  hinterlassen  haben,  das  mir 
jedoch  unbekannt  geblieben  ist.  q  jj  Daniels. 

'*'Hotz,  Ferdinand  Karl  H.,  Augenarzt  in  Chicago,  geboren  in  Wert- 
heim in  Baden  am  12.  Juli  1843,  studirte  1861—62  m  Jena,  von  1863—66 
Medicin  in  Heidelberg  unter  Helmholtz,  Simon  und  Knapp,  wo  er  1865  pro- 
movirte  und  von  1866 — 67  in  Berlin  als  Schüler  von  v.  Graefe,  Viechow  und 
V.  Langbnbeck.  Später  besuchte  H.  Wien ,  Paris ,  London ,  Edinburg ,  Glasgow, 
Dublin  etc.  und  liess  sich  1869  in  Chicago,  seinem  jetzigen  Aufenthaltsorte,  nieder. 
Seit  1876  ist  er  Augenoperateur  am  111.  Eye  and  Ear  Infirmary.  Er  schrieb: 
ffEin  Fall  von  Strabismus  deorsum  vergens  in  Folge  von  congenitaler  Para- 
lyse des  ßect.  sup.,  geheilt  durch  Vorlage rung  desselben"  (Archiv  ftlr  Augen- 
und  Ohrenheilk.,  1876,  Bd.  V,  Abth.  2,  pag.  379)  —  „Tuoo  cases  of  death  reml- 
ting  from  aural  diseases*^  (Transact.  of  Illinois  State  Med.  Soc  ,  1876)  —  „Notes 
on  intra-ocular  lesions  produced  by  sunstroke"  (Amer.  Joum.  of  Med.  Sc. ,  July 
1879)  —  tfTtoo  cases  of  clonic  blepharospasmits  as  traumatic  reflex  neurosis** 
(Ibid.,  Oct.  1879)  —  „Traumaiic  aneurism  in  the  eyelid,  Jollounng  an  Opera- 
tion for  trichiasis"  (New  York  Med.  Record,  Juni  1879)  —  „Klinische  Beobach- 
tungen*' (Archiv  fttr  Augenheilk. ,  X)  —  „Eine  neiU  Operation  für  Entropium 
und  Trichiasis**  (Ibidem)  —  „Die  Ectropium-Operation  am  unteren  Augenlid, 
besonders  bei  alten  Leuten"  (Klin.  Monatsblätter  für  Augenheilk.,  1880)  — 
„lieber  das  Wesen  und  die  Operation  der  sog.  Ptosis  atonica"  (Archiv  für 
Augenheilk.,  1880,  Bd.  I)  —  „Die  frühzeitige  Perforation  des  Warzenfortsatzes 
iei  Otitis  media  purulenta,  complicirt  durch  acute  Entzündung  der  Warzen- 
zellen" (Zeitschr.  für  Ohrenheilk.,  IX)  —  „Schlimme  Folgen  einer  Calamel- 
einstäubung  in's  Auge"  (Archiv  für  Augenheilk.,   1882,  IX)  etc. 

Atkinson,  pag.  473.  Pgl. 

"" Houckgeest ,  Jacques  Pierre  van  Braam  H. ,  am  19.  November 
1838  in  Amsterdam  geboren,  studirte  in  Utrecht  an  der  militärärztlichen  Schule, 
hörte  Fles,  Hartino  und  Dondebs  und  wurde  1859  zum  Militärarzt  ernannt. 
Danach  in  verschiedenen  Garnisonen  als  solcher  wirksam,  wurde  er  1865  Lehrer 
der  Anatomie  an  der  militärärztlichen  Schule  und  t)lieb  dies  bis  1877,  wo  er  zum 
Professor  der  Anatomie  an  der  Universität  Groningen  ernannt  wurde.  1872  war 
er  in  Utrecht  auch  zum  Dr.  med.  promovirt  worden.  Ausser  einigen  Artikeln  in 
„Pflüger*s  Archiv"  und  „Tydschrift  voor  Geneeskunde",  lieferte  er  eine  neue 
Bearbeitung  von  Fles'  „Handboek  van  de  stelselmatig  beschryvende  ontleedkunde 
van  den  mensch" ^  welche  noch  nicht  völlig  erschienen  ist.  C.  E   Daniöls 

Houel,  Charles-Nicolas  H.,  zu  Paris,  war  1815  zu  Saint-Aubin-du 
yieil-£vreux  (Eure)  geboren,  begann  mit  20  Jahren  seine  medicinischen  Studien  in 
Paris,  war  nacheinander  Interne,  Aide  d'anatomie,  wurde  1848  Doctor  mit  der 
These:  „Des  luxations  traumatiques  des  cinq  dernihres  verthbres  cervicales" j 
1860  Agr^g6  der  Facultät  in  der  Section  fttr  Chirurgie  und  vertrat  als  solober 
in  der  Regel  Nelaton  in  dessen  Klinik.  Seine  beiden  Concurstheeen  fttr  die 
Agregation  (1857,  60)  waren:  „Des  plaies  et  des  ruptures  de  la  vessie"  und 
„Des  tumeurs  du  corps  thyrdide" ,  Ueber  Monstrositäten  trug  er  9  Abhand- 
lungen in  der  Soc.  de  biologie  und  Soc.  anatomique  vor,  veröffentlichte  1854  in 
den  Bulletins  de  la  Soc.  anat.  seine  „Rapports  sur  les  kystes  hydatiques 
du  poumon"  und  studirte  im  folgenden  Jahre  den  Sitz  der  „EncSphahcHe 
congSnitale" .  Die  Akademie  der  Wissenschaften  erkannte  ihm  einen  Preis  für  seine 


HOUEL.  —  HOÜGHTON.  287 

„Mdmaires  sur  les  ndvroaea^  zu  und  die  Akademie  der  Mediein  für  seine  Unter- 
fluehungen  ^^De  V Stranglement  interne**  (1860).  Der  Soc.  de  ehir.,  deren  Präsident 
^  spftter  einmal  war,  machte  er  Mittheilnngen  Aber  „Les  frctctures  en  V**  und 
„Sur  Vahsence  de  consolidation  dans  les  fractures  Imiatres  des  os  plats ,  et 
les  fissures  dans  les  os  längs**.  Von  GfiüVEiLHlEB  endlich  wurde  er  gewürdigt, 
den  V.  Band  von  dessen  „Tratte  d'anatamie  pathologique**  zu  vollenden.  Sein 
„Manuel  d'anatamie  patkologique,  g^nirale  et  appliquSe,  cantenant  la  descrip- 
tton  et  le  catalogue  du  musie  Dupuytren^  (Paris  1857;  2.  ödit.  1862),  das  in 
eine  ungflnstige  Üebergangszeit  fiel  und  im  Wesentlichen  eine  Beschreibung  der 
Präparate  des  Mus6e  Dupuytren  ist,  fand  nur  massigen  Beifall.  Im  Uebrigen  war 
die  Organisation  dieses  Museums,  mit  dem  er  sich  häufig  identificirte ,  das  Werk 
sdnes  Lebens.  Als  Aide  d'anatomie  zum  Conservator  ernannt,  wurde  er  1868 
Director  desselben.  Zu  dieser  Zeit  enthielt  das  Museum  nur  1200  nicht  classifi- 
cirte  Präparate;  er  brachte  es  auf  6000,  die  mit  der  grössten  Sorgfalt  in  dem 
mit  einem  photographischen  Atlas  verbundenen  „Catalogue  des  pi^ces  du  musde 
Dupuytren**  (5  voll.,  Paris  1877 — 80)  beschrieben  sind.  Auch  von  dem  Museum 
der  medicinischeu  Facultät,  von  welchem  er  1876  Director  geworden  war,  gab  er 
den  „Catalogue  du  mus^  Orfila  publid  sous  les  auspices  de  la  Facult4  de 
mSd.  de  Paris**  (1881)  heraus.  Er  war  eines  der  eifrigsten  Mitglieder  der  Soc. 
anatomique,  in  der  er  sich  sehr  häufig  an  der  Discussion,  besonders  bei  Gegen- 
ständen aus  der  Chirurgie,  betheiligte.    Sein  Tod  erfolgte  am  19.  October  1881. 

Gaz.  des  höp.  1881,  25.  Oct.  —  Beclus  in  Bulletins  de  la  Sociötö  anatomiqne  de 
Paris.  4.  S6rie,  1882,  VH,  pag.  35.  G, 

*Hough,  Jacob  B.  H. ,  geboren  in  Camargo,  Lancaster  Co.,  Pa  ,  am 
23.  Juni  1829,  besuchte  die  Universität  von  Michigan  und  promovirte  1865. 
Nach  zweijähriger  Thätigkeit  als  Lehrer  der  analytischen  und  medicinischeu 
Chemie  an  derselben  Universität,  diente  er  kurze  Zeit  bei  der  Armee  und  prakti- 
cirte  mehrere  Jahre  in  kleineren  Städten,  bis  er  1873  nach  Cincinnati  ging  and 
dort  sehr  bald  zum  Professor  der  Chemie  und  Toxikologie  am  Miami  Medical 
College  ernannt  wurde.  Er  veröffentlichte  1873 :  „New  methods  of  experi- 
meTttation  in  the  problem  of  spontaneous  generation  **  und  schrieb  ein  praktisches 
Handbuch  zum  Gebrauch  im  chemischen  Laboratorium:  „A  guide  to  chemical 
testing**.  Von  seinen  zahlreichen  Joumalaufsätzen ,  die  theils  chemische  und 
physikalische,  theils  medicinische  Oegenstände  behandeln,  sind  zu  erwähnen: 
„Cklorinated  anaesthetics**  —  „Report  on  medical  chemistry**  —  „First  phases 
of  living  forms**  (Vortrag  in  der  Ohio  State  Med.  Soc.)  —  „  Therapeutic  pro- 
perttes  of  sulpkur  and  its  Compounds**  (Vortrag  in  der  Miami  Valley  Med.  Soc.)  — 
„Melanoidin  a  new  Compound**  (in  den  Proceedings  of  the  Amer.  Med.  Assoc.)  — 
„On  reduction  of  dislocations**  —  „Oriqin  ofanimal  heat**  (Cincinn.  Med.  Soc.)  — 
„Practical  medical  chemistry**  —  „internal  tcse  of  carbolic  add**  (Cincinn. 
Laneet  and  Observer)  —  „Detection  of  poisons**  (Clinic)  —  „Platinized  lead 
batteries**  (Boston  Joum.  of  Chemistry)  —  „Report  on  analysis  of  school-room 
atmospheres**  (Tenth  Annual  Report  of  the  Cincinnati  Health  Depart.,   1876). 

Atkinson,  pag.  449.  Pgl. 

*Houghton,  Richard  E.  H. ,  geboren  am  8.  December  1827  in  Fayette 
Co.,  Ind.,  studirte  Mediein  am  Cleveland  Coli,  und  am  Jefferson  Coli,  in  Philadelphia. 
Am  ersteren  College  erlangte  er  seine  Grade  1852,  am  letzteren  1862.  1852  begann 
er  in  Knightstown  in  Ind.  zu  prakticiren,  verzog  dann  nach  Richmond,  Ind.,  und 
lebt  seit  1875  in  Indianapolis  als  beschäftigter  Arzt.  Vorübergehend  (1872  u.  73) 
bekleidete  H.  die  Professur  für  descriptive  und  chirurgische  Anatomie  am  Ind.  Med. 
Coli,  und  von  1873 — 77  die  Professur  für  Physiologie  (physiologische  Anatomie) 
am  Coli,  of  Phys.  and  Surg.  in  Indianapolis.  Unter  H.'s  literarischen  Leistungen 
dtiren  wir  Aufsätze  über  „Lithotomy**  —  „Thrombosis**  —  „Homologeous  and 
heterogeneous  tumors**  —  ;,  The  structure  and  functions  ofthe  nervous  sy stein**  — 


288  HOUGHTON.  —  HOÜSSELLE. 

„Hip-joint  dislocatiofi  and  methods  of  reduction**  —  „Sudden  deaths  in 
the  duerpet'al  State"  —  „Cfiange  of  type  in  diseaae**  (Amer.  Jonm.)  —  „An 
effort  to  the  physiological  interpretaiion  of  düatation  and  contraction  of  blood- 
vessels"  etc. 

Atkinson,  pag.  536.  Pgl. 

^  Honliier  (Holleriüs),  J  a  c  q  u  e  s  H.,  philologischer  Mediciner  des  16.  Jahr- 
hunderts, stammt  aus  Etampes  (Baace).  Sein  Geburtsjahr  ist  unbekannt.  Er 
machte  seine  medicinischen  Studien  in  Paris  und  erwarb  dort  den  Doctortitel  am 
7.  November  1536,  und  zwar  unter  Vorsitz  yon  Jean  Tagault.  Sein  ausgezeichnetes 
Talent  wurde  durch  Verleihung  einer  Professur  der  Medicin  an  der  Pariser  Faonlt&t 
im  Jahre  1538  anerkannt  und  1546  wurde  er  bereits  Decan  der  med.  Facultät. 
Doch  musste  er  zwei  Jahre  später  sowohl  Decanat,  wie  Professur  aus  äusserlicben 
Gründen,  die  mit  den  damaligen  KriegscalamitAten  in  Zusammenhang  standen, 
niederlegen.  H.  prakticirte  erfolgreich  als  Arzt  und  Wundarzt,  trat  energisch  gegen  die 
Pfuscher  auf,  deren  gesetzliche  Bestrafung  er,  veranlasst  durch  vier  Stunden  nach 
dem  (Gebrauch  von  Pillen  erfolgte  fahrlässige  Tödtung  eines  Kranken  Seitens  eines 
solchen,  beantragte  und  eiTeichte.  Nebenbei  beschäftigte  er  sich  mit  dem  Studium 
der  medicinischen  Classiker  der  Alten.  Seinen  Forschungen  auf  diesem  Gebiete 
verdankt  H.  seine  Berühmtheit.  Als  Resultate  derselben  sind  zu  bemerken  die  erst 
nach  seinem  Tode  erschienene  Schrift :  „Magni  Hippocratis  coaca  praesagia"  (Lyon 
1576,  fol.)  und  die  berühmten  „In  aphorismoa  Hippocratia  commentarü  septein^ 
(Paris  1579;  1583;  Leipzig  1597 ;  Frankfurt  1597 ;  1604;  Lyon  1620;  Genf 
1646;  1675).  Femer  verfasste  H. :  „Ad  libros  Galeni  de  compositione  medtca- 
mentorum  secundum  locos,  periochae  octo*'  (Paris  1543  ;  Frankfurt  1589 ;  1603)  — 
„De  materia  chirurgica  Ubri  tres"  (Paris  1544,  fol.;  Lyon  1547;  Paris  1552, 
1571;  Lyon  1588;  Frankfurt  1589;  1603;  Paris  1610  fol.)  —  „De  morborum 
curatione;  de  fehribus;  de  peste"  (Paris  1565)  —  „De  morbis  intemia  Ubri 
duo,  authoris  acholiis  et  observationibits  illustrativ  (Paris  1571;  Venedig  1572; 
Lyon  1578;  Frankfurt  1589;  1603;  Paris  1611).  Diese  Schriften  erschienen  mit 
Ausnahme  der  beiden  berühmten  erstgenannten  vereinigt  als  „Opera  practica" 
(Paris  1612;    Genf  1623;  1635;  Paris  1674,  fol.).    Gestorben  ist  H.  1562. 

Biogr.  iii6d.  V,  pag.  295.  —  Dict.  hiat.  HI,  pag.  242.  Pgl. 

HoüSSelle,  Karl  H.,  in  Berlin,  war  am  12.  Juni  1799  zu  Elbing  als 
Sohn  des  dortigen  Arztes  Karl  Ludwig  H.  geboren,  studirte  von  1818  an  in 
Königsberg  i.  Pr.  und  in  Berlin  und  wurde  1822  bei  letztgenannter  Universität 
mit  der  Diss.:  „Descriptio  duorum  craniorum  rainorum  e  gente  Puriana** 
(4.  c.  2  tabb.)  DoctoF,  war  seit  1823  Arzt  in  Elbing,  wo  er  1845  zum  Kreis- 
physicus  ernannt  wurde.  Zur  Zeit  der  Cholera-Invasion  hatte  er  ein  „OtUachten 
über  die  Häusersperre  bei  der  herrschenden  Cholera"  (angefügt  an  Lbviseub's 
Vorläufige  Nachrichten  u.  s.  w.)  abgegeben  und  „  Ueber  die  Cholera  in  Elbing" 
(v.  Gbaefe's  und  v.  Walthee's  Joum. ,  1831)  geschrieben.  1853 — 54  war  er 
Abgeordneter  zur  preussischen  ersten  Kammer,  wurde  1854  zum  Regierungs- 
Hedicinalrath  in  Stralsund  ernannt,  1856  als  vortragender  Rath  in  das  Cnltns- 
ministerium  nach  Berlin  berufen,  einige  Monate  später  zum  Director  der  medicinischen 
Ober-Examinations-Commission,  1857  zum  ordentlichen  Mitgliede  der  wissen- 
schaftlichen Deputation  für  das  Medicinalwesen  und  1863  zum  Director  des 
pharmaceutischen  Studiums  an  der  Universität  Berlin  ernannt.  1863  nahm  er  als 
Vertreter  der  Regierung  an  der  constituirenden  Versammlung  der  Vereine  zur 
Pflege  im  Felde  verwundeter  Krieger  (rothes  Kreuz)  in  Genf  Thfeil  und  war  seit 
jener  Zeit  Mitglied  des  preussischen  und  deutschen  Central-Comit6s  jener  Vereine. 
1861  zum  Geh.  Ober-Medicinalrath  und  1882  zum  wirkl.  Geh.  Ober-Medioinalrath 
ernannt,  trat  er  1882  in  den  Ruhestand,  das  Andenken  eines  thätigen  und  pflicht- 
getreuen Medicinalbeamten  hinterlassend,  und  starb  zu  Berlin  am  18.  März  1885. 

G. 


HOUSSET.  —  HOUSTON.  289 

HoiLSset,  £tieniie-Jean-Pierre  H. ,  hervorragender  französischer 
Arzt,  lehte  zu  Ende  des  vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts  als  Arzt  in 
Aaxerre,  wo  er  geboren  war.  Er  studirte  und  promovirte  in  Montpellier,  Hess 
aieh  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  an  den  Hospitälern  Anstellung 
erlangte.  Später  wurde  er  Arzt  der  Oön^ralitö  de  Bourgogne  pour  les  ^pid^mies, 
Bibliothekar  und  erster  Director  der  Soci^tö  des  sciences  et  belles-lettres  seiner 
Vaterstadt  und  correspondlrendes  Mitglied  der  gleichnamigen  Sociöt^  von  Mont- 
pellier. H.  ist  am  11.  November  1810  in  Auxerre  gestorben  und  hat  Folgendes 
veröffentlicht:  „Dissert,  sur  les  parties  sensibles  du  corps  animal^  (Lausanne 
1770)  —  „Observationa  kistortques  sur  quelques  Scarts  ou  jeux  de  natura*' 
(Neachätel  1785)  —  „M4moires  physiologiques  et  d'histotre  naturelle**  fAuxerre 
und  Paris  1787;  enthält  zehn  kleinere  Aufsätze  über  verschiedene  Gebiete  der 
inneren  Mediein)  —  „Bandage  symStrique  on  corset  hernier"  (Joom.  de  m6d. 
chir.  pharm.,  1768,  Vol.  VIII)  —  „Observation  sur  uneß^vre  continue  periodique 
produüe  par  une  fausse  plAkare"  (Ebenda  1767 ,  Vol.  XXVI)  —  „MSm,  sur 
un  tcth'e  particulier,  occasionni  par  la  suppression  du  ftux  kSmorrhoidal" 
(Ebenda  1765,  Vol.  XXIII)  —  „Histoire  des  fih}res  catarrhales-putrides  qui  ont 
rigne  ä  Auaeerre  depuis  Vannie  1756  jusqu'en  1759''  (Ebenda  1766,  Vol.  XXIV). 

Dict.  hist.  UI,  pag.  241.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  62.  Pgl. 

Honstet,  Fran^ois  H. ,  zu  Paris,  war  am  4.  October  1690  zu  Viols- 
le-Forest  bei  Montpellier  geboren,  wurde  in  Montpellier  der  Schfller  und  Freund  von 
DE  LA  Peyronie,  der,  nachdem  er  nach  Paris  berufen  war,  1717  H.  ebendahin 
kommen  Hess.  Letzterer  wurde  der  Gehilfe  des  Ersteren  sowohl  in  seinem  Hospital 
(Charit6),  als  bei  seinen  Vorlesungen  und  in  der  Privatpraxis.  1724  wurde  H. 
Chirurgien- major  gagnant  maitrise  im  königl.  Invaliden-Hötel ,  wo  er  sich  die 
Freundschaft  von  Morand  dem  Vater  erwarb,  1733  Leibchirurg  des  Königs 
Stanislaus  von  Polen,  mit  dem  er  1734  in  dem  belagerten  Danzig  war.  Nach 
Frankreich  zurückgekehrt,  musste  er  wegen  eingetretener  Schwäche  eines  Armes 
der  Chirurgie  entsagen,  war  aber  ein  eifriges  Mitglied  der  Acad.  de  Chirurgie, 
f&r  deren  M^moires  er  mehrere  werthvolle  Abhandlungen:  lieber  Lähmungen  in 
Folge  von  Syphilis,  über  eingesackte  und  adhärente  Blasensteine,  über  Exostosen 
der  cylindrischen  Knochen,  lieferte.  Nach  einigen  Reisen  in  Deutschland,  wo  er 
sieh  an  den  Höfen  von  München  und  Bonn  (1748)  aufhielt,  wurde  er  bei  der 
1751  erfolgten  Errichtung  der  £cole  pratiquo  in  Paris  zum  Inspecteur  des  ^coles 
ernannt  und  machte  sich  in  dieser  Stellung  um  das  Unterrichtswesen  sehr  verdient. 
Er  starb,  92  Jahre  alt,  am  23.  Juni  1782,  indem  er  sein  Vermögen  zur  Errichtung 
nnd  Dotirung  einer  ebensolchen  £cole  pratique  in  Montpellier  hinterliess. 

Louis,  pag.  306.  ö. 

Houston,  John  H. ,  zu  Dublin,  war  1802  im  Norden  von  Irland  geboren, 
war  von  lSl9  — 24  ein  Schüler  des  Anatomen  Shekleton  in  Dublin  und  wurde 
in  demselben  Jahre,  nach  dem  Tode  dieses  seines  Lehrers  und  Freundes,  Curator 
des  Museums  des  College  of  Surgeons,  eine  Stellung,  in  der  er  bis  1841  verblieb 
und  in  welcher  er  zwei ,  auch  wissenschaftlich  se&r  werthvolle  Kataloge  dieser 
bedeutenden  anatomischen,  pathologisch-  und  vergleichend-anatomischen  Sammlung 
1834  und  1840  publicirte.  Bald  nach  seiner  Erwählung  zum  Curator  wurde  er 
aneh  zum  anatomischen  Prosector  bei  der  medicinischen  Schule  des  College  ernannt, 
promovirte  1826  zu  Edinburg,  wurde  1829  zum  Mitgliede  der  Royal  Irish 
Academy,  und  bei  Errichtung  des  City  of  Dublin  Hosp.  1832  zu  einem  der  Chirurgen 
desselben  ernannt.  Er  hatte  bis  dahin  publicirt:  „Account  of  an  unusual  variety 
in  (he  femoral  artery"  (Dublin  Hosp.  Reports,  1827)  —  „Pathological  obser- 
vations"  (Ebenda  1828)  —  „Injury  to  the  neck  by  Suspension"  (Ibid.)  — 
r,  Case  in  which  a  large  spoon  v:as  swallowed^  and  produced  ulceration  of  the 
duodenum  and  fatal  peritonitis"  (Ibid.),  besonders  aber  eine  mit  sehr  schönen 
Abbildungen  versehene  Arbeit   über  die  räthselhafte  Zunge  des  Chamäleon:    „An 

Biogr.  Lexikon.  IIT.  19 


290  HOUSTON.  —  HOVEN. 

essay  on  ihe  structure  and  mechanism  of  ihe  tongue  of  the  chameleon"  (TraDsact. 
of  the  Eoyal  Irish  Academy,  1828)  und:  „An  account  of  two  newly  discovered 
muscles  for  compreshing  ihe  dorsal  vein  of  the  penis,  in  man  and  other 
antmah ,  and  also  on  a  similar  provision  for  compressing  the  veina  of  ihe 
chameleon's  tongue"  (1830).  Ferner  fielen  in  diese  Zeit:  „Observations  on 
natural  phymosis ,  tn'th  a  new  Operation  adapted  to  its  removal^  (Edinb.  Med. 
and  Surg.  Journ.,  1832)  —  „Observations  on  the  form  of  the  rectum*^  (Dublin 
Joum.  of  Med.  and  Chem.  8c.,  1833)  —  „A  case  in  which  a  large  molar  tooth 
entered  and  passed  through  the  larynx  during  the  Operation  of  extraction*^ 
(Ibid.  1834);  femer  ein  Fall  ven  complicirter  schwerer  Beckenfractnr  (1835)  und 
über  Fracturen  im  Allgemeinen.  Dazu  einige  Arbeiten  aus  der  vergleichenden 
Anatomie  und  Physiologie,  z.  B.  tiber  die  Circulationsorgane  tauchender  Thiere. 
H.  war  nicht  nur  ein  vortrefflicher  Anatom,  sondern  auch  ein  scharfer  Beobachter 
am  Krankenbett,  ein  ausgezeichneter  Operateur  und  klinischer  Lehrer.  1837 
wurde  er  Docent  der  Chirurgie  bei  der  Park-street  medicinischen  Schule,  zusammen 
mit  CüSACK  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tode.  Auch  hier  machte 
er  sich  durch  die  Veröffentlichung  eines  beschreibenden  Katalogs  (1843)  der 
überaus  reichen  und  werthvollen  anatomischen  und  pathologisch  -  anatomischen 
Sammlung  dieses  Instituts  verdient.  Von  seinen  weiteren  zahlreichen  Publicationen 
sind  noch  anzuführen,  publicirt  im  Dublin  Joum.  of  Med.  Sc.  (Vol.  X— XXIV): 
„An  account  of  a  human  foetus  without  brain^  heart,  or  lungs;  etc,^  —  „On 
the  circulation  of  blood  in  acardiac  foetuses"  —  „An  essay  on  the  use  of 
nitric  add  as  an  escharotic  in  certain  forms  of  haemorrhoidal  affections,  etcJ^ 
—  „A  case  illustrative  of  the  means  adopted  by  nature  for  the  spontaneous 
suppression  of  haemorrhage  from  laceration  of  the  large  arteries^  u.  s.  w. ; 
femer:  „Microscopic  pathology  of  Cancer**  (Dublin  Med.  Press,  1844)  — 
„A  lecture  on  the  modern  improvements  of  surgery^  (Lancet,  1844),  endlich: 
„A  new  fracture  of  the  humerus^  (Dublin  Hosp.  Gaz.,  1845)  —  „New  mode 
of  stopping  leech  bites"  (Ibid.).  Ausserdem  Mittheilungen  an  die  Dubliner  Patho- 
logical  Society  und  im  Dublin  Philos.  Journal  eine  Abhandlung  über  das  Auge 
des  Chamäleon.  Das  thätige  Leben  dieses  Mannes  fand  am  30.  Juli  1845  seinen 
Abschluss. 

Dublin  Quart.  Joum.  of  Med  Sc.  Vol.  II,  1846,  pag.  294.  —  Callisen,  IX, 
pag.  181;    XXIX,  pag.  62.  Gurlt. 

Houze  de  TAulnoit,  Alf.,  zu  Lille,  Professor  der  chirurgischen  Klinik 
an  der  dortigen  gemischten  Facultät  der  Medicin  und  Pharmaoie ,  wurde  zu  Paris 
1854  Doctot  mit  der  These:  „Recherches  anatomiques  et  physiologiques  sur 
les  valvides  des  veines",  gab  heraus :  „Note  sur  les  avantages  et  la  descriptian 
d'un  nouveau  proc4d4  opdratoire  applicable  h  toutes  les  amputations  des  membres 
et  ayant  pour  but  de  rdcouvrier  Vos  sectionn4  avec  une  lame  de  pSrioste  conservee 
ä  la  face  interne  des  lambaux^  (Paris  1872)  —  „Recherches  sur  une  tumeur 
hSmato-kystique  de  VextrSmitd  infSrieure  de  la  cuisse,  etc.**  (Ebenda  1872)  — 
„Chirurgie  expMmentale.  Müde  historique  et  clinique  sur  les  amputations  sous- 
pdriost6es  et  de  leur  traitement  par  Vimmobilisation  du  membre  et  du  moignon" 
(Ebenda  1873,  av.  4  pl. ;  auch  in  M6moires  de  la  Soc.  des  sciences  etc.  de  Lille)  — 
„Chirurgie  €xp4rimentale.  ExpMences  sur  la  force  Slastique  des  bandes  et 
des  tuhes  en  caoutchouc  par  la  mdthode  des  poids"  (Ebenda  1875)  —  „Des 
pansements  ä  la  periode  ischdmique  h  Vaide  de  Valvation  verticale  du  membre 
chez  les  grands  opires  et  chet  les  blessds  atteints  d^himorrhagies  artirielles  et 
veineuses*^  (Paris  1881).    Er  starb  im  November  1882.  ^ 

Hoven,  Friedrich  Wilhelm  von  H.,  geboren  zu  Ludwigsburg  1760, 
war  Zögling  der  Karls- Akademie  zu  Stuttgart,  wo  er  1785  mit  der  „Diss.  de 
origine  puris"  promovirte.  Dann  war  er  in  seiner  Vaterstadt  wttrttembergiseber 
Hofmedicus,    Stadt-   und   Amtsmedicus,   bis    er    1803    zu  Wflrzburg   ordentlicher 


HOVEN.  —  HOVIÜS.  291 

Profesaor  der  Heilkunde  wurde,  wo  er  1805  zum  kurpfalz-bayerischen  Medieinal- 
rath  und  ersten  Arzt  am  Juliuehospitale  ernannt  wurde.  1806  ging  H.  nach 
Ansbach,  1807  als  königlich  bayerischer  Medioinalrath  und  Director  aller  Hospitäler 
nach  Nflmberg,  später  mit  dem  Titel  Ober-Medicinalrath.  Er  starb  zu  Nördlingea 
am  6.  Februar  1838.  H.  war  Anfangs  ein  Anhänger  Stahl's  ;  doch  gehörte  er 
zu  denjenigen  Aerzten,  die  seine  Lehren  in  mehr  oder  weniger  selbstständiger 
Weise  umzugestalten  suchten.  Später  wurde  er  ein  Anhänger  des  Brownianismus. 
Von  Schriften  H.'s  sind  zu  nennen :  „  Versuch  über  das  Wechselfieber  und  seine 
Heilung,  besonders  durch  die  Chinarinde'*  (Winterthur,  Bd.  I,  1789 ;  H,  1790)  — 
„Geschichte  eines  epidemischen  Fiebers,  welches  in  den  Jahren  1792  und  1793 
in  dem  württembergischen  Marktflecken  Asperg  geherrscht  hatj  nebst  Bemer- 
kungen über  die  Natur  dieses  Fiebers"  (Jena  1795)  —  „Versuch  über  die 
gegenwärtig  herrschende  Rindviehseuche"  (Tübingen  1797)  —  ;,  Vertheidigung 
der  Erregungstheorie  gegen  einige  hauptsächliche  Einwürfe"  (Ludwigsburg 
1802)  —  h^'^^  Vorzüge  der  Broicnischen  Praxis  vor  der  Nicht- Brownischen" 
(Ebenda  1803)  —  „Handbuch  der  praktischen  Heilkunde"  (Heilbronn  und 
Rothenburg  1805,  2  voll.;  Ebenda  1808)  —  „Grundsätze  der  Heilkunde" 
(Rothenburg  1807)  —  „Praktittche  Fieherlehre"  (Nürnberg  1810)  —  „Versuch 
über  die  Nervenkrankheiten"  (Nürnberg  1813).  Eine  von  H.  selbst  verfasste 
Biographie  erschien  Nürnberg  1840. 

Gradroann,    pag,   250.    —  Biogr.   med.  V,    pag.  294.    —  Neuer  Nekrolog  der 

Deutschen.  Jahrg.  IH,    1838,    II,    pag.  1086.   —    Calliaen,  IX,  pag.  185;    XXIX,  pag.  64 

und  die  Autobiographie  von  Hoven.  p    . 

*  g*. 

Hovius,  JacobusH. ,    in   Enkhuizen  geboren,   wurde   in  Utrecht  zum 

Phil.  Dr.  et  art.  lib.  mag.    und  am  13.  Juni  1702  zum  Dr.  med.    promovirt  mit 

einer  Diss. :    „De   circulari  humorum   ocularium    motu",    welche   durch   seinen 

Proraotor  Prof.  J.  Münniks  mit  einer  speciellen  Anempfehlung   („Ita  perge  artem 

medicam    et    anatomicam   novis   observationibus    atque   inventis   porro   illustrare") 

versehen  wurde,  und  1716  und  1740  in  Leyden  zwei  neue  Ausgaben  erlebte.  Die 

in  dieser  Abhandlung   mitgetheilten  Untersuchungen    gaben   ihm  1715  Anlass  zur 

Veröffentlichung   einer    „Epistola    apologeticor  in   Vir.  GL  DD,  Fredericum 

Ruyschium",  worin  er  in  sehr  scharfem  Tone  Rüysch  verschiedene  Vorwürfe 

macht  über  dessen  „Circulus  arteriosus^  im  Auge,  imd  sich  selbst  auf  lächerliche 

Weise  preist  („Quod  [sie]  juvenis,  quod  studiosus  detexit  ea,  quae,  mi  Ruyschi 

quasi  alter  Aescnlapius  nova  tua  methodo  neque  videre,  neque  curiosis   ostendere 

potnisti,  etc."),  obgleich  H.  doch  sicher  die  Priorität  zukommt,    die  erste  genaue 

Beschreibung   des  Circulus   venosus,    welche   durch   die  Venae  vorticosae  gebildet 

wird ,   und    wohl    vier   Jahre    vor    Rüysch    veröffentlicht    zu    haben.     Trotz   der 

genauesten  Untersuchungen  ist  es  mir  nicht   gelungen   zu  finden,    wo  er  gewirkt 

hat  oder  wann  er  gestorben  ist.  q  E  Daniels. 

Hovlus,  Jacobus  H. ,  bisher  manchmal  für  identisch  mit  dem  Vorigen 
gehalten,  wurde  am  11.  März  1710  in  Amsterdam  geboren  und  promovirte  1736 
in  Leyden  zum  Dr.  med.  Bald  darauf  etablirte  er  sich  in  Amsterdam  und  scheint 
er  sich  viel  mit  der  pathologischen  Anatomie  beschäftigt  zu  haben.  1752  erbat 
er  und  bekam  von  der  Stadtregierung  die  Erlaubniss,  die  Leichen  der  im  Kranken- 
hause  Verstorbekien  Patienten  zu  seciren.  Auf  diese  Weise  erwarb  er  sich  eine 
ausgezeichnete  Sammlung  krankhaft  entarteter  Knochen,  welche  er  1772  dem 
CoDegium  chirurgicnm  schenkte  („ea  tamen  lege,  ut  loco  vitris  perlucido,  sed 
ohservato  reconderetur ,  ita,  ut  exposita  ante  oculos  curiosorum  conspici  possit, 
sed  pieeatis  manibus  attrectari  nequeat^).  Im  folgenden  Jahre  wurde  sie  dureh 
A.  Bonn  auafahrlich  besohrieben  und  sie  ist  noch  heutzutage  im  anatomischen 
Museum  der  Universität  aufbewahrt.  H.  starb  am  6.  April  1786.  Er  schrieb: 
„Aanmerkingen  over  de  geneesmiddelen"  (1762)  und  „Aanmerkingen  over  de 
inenting  der  Kinderpokjes"  (1767).  q   g  Danißls 

19^ 


292  HOWARD. 

Howard,  John  H.,  berühmter  Philanthrop  und  Reformator  des  englischen 
GeHingnisswesens ,  ist  am  2.  September  1726  zu  Hackney  bei  London  geboren. 
Er  widmete  sich  ursprünglich  dem  Kaufmannsstande;  doch  setzte  ihn  der  frühe  * 
Tod  des  Vaters  in  den  Besitz  eines  grossen  Vermögens,  das  er  zu  ausgedehnten 
Reisen  benutzte.  Auf  einer  solchen  nach  Lissabon,  zur  Besichtigung  der  durch 
das  berühmte  Erdbeben  dort  entstandenen  Schäden  begriffen,  gerieth  H.  1756  in 
französische  Gefangenschaft  und  kam  nach  Brest.  Das  Elend,  welches  er  dort 
in  den  Kerkern  der  Kriegsgefangenen  wahrnahm ,  bestimmte  ihn  nach  seiner  Frei- 
lassung sein  Leben  der  Erleichterung  des  Zustandes  der  Sträflinge  zu  widmen. 
1775  zum  Ober-Sheriff  der  Grafschaft  Bedford  ernannt,  hatte  er  Gelegenheit, 
ausgedehnte  Erfahrungen  und  Beobachtungen  über  den  Zustand  der  englischen 
Gefängnisse  und  deren  Einrichtungen  etc.  zu  machen.  Das  Resultat  derselben 
veröffentlichte  er  in  einer  Aufsehen  erregenden  Schrift :  „  The  State  of  the  prisons 
in  England  and  Wales ,  vrith  preliminary  observattons  and  account  of  some 
foretgn  prisons^  (London  1777;  Appendix  dazu  1780),  welche  zur  Folge  hatte, 
dass  zwei  Bills  erlassen  wurden,  betreffeQd  die  Erhaltung  der  Gesundheit  der 
Gefangenen  und  ihre  Loslassung  bei  nachgewiesenem  Unvermögen  zur  Bezahlung 
der  Gefängnissgebühren.  1775 — 1787  machte  H.  weitere  Reisen,  viermal  nach 
Deutschland ,  fünfmal  nach  Holland ,  nach  Frankreich  dreimal ,  nach  Italien  zwei- 
mal ,  nach  Spanien  und  Portugal  je  einmal ,  besuchte  zahllose  Hospitäler  und 
Gefängnisse  daselbst  und  bewirkte  theils  durch  pei*sönliche  Vorstellungen,  theils 
durch  Schriften  u.  A.  durch  die  Abhandlung:  „Account  of  the principal  lazarettos 
in  JEurope,  vnth  various  papers  relative  to  the  plague,  together  with  further 
observattons  on  some  foreign  prisons  and  hospitals;  toith  additional  remarks 
on  the  present,  of  those  in  Great  Britain  and  Ireland^  (London  1789  ;  fran- 
zösisch Paris  1801;  deutsch  Leipzig  1791,  2  Bde.)  in  mehreren  Staaten  eine 
Reformation  dieser  Anstalten.  In  gleicher  Absicht  unternahm  H.  1789  eine  Reise 
nach  Asien ,  wurde  aber  zu  Cherson  in  der  Krim  von  der  Pest  ergriffen  und 
starb  dort  am  20.  Januar  1790.  Dort,  sowie  in  der  Paulskirche  zu  London  sind 
ihm  Denkmäler  errichtet.  Seine  Biographie  schrieben:  H.  DixON  (London  1854) 
und  FiELD  (Ebenda  1856).  H.  verdient  wegen  seiner  Erfolge  auf  dem  Gebiete 
des  Gefängniss-  und  Lazarethwesens  eine  ehrenvolle  Erwähnung  in  der  Geschichte 
der  Medicin.  Ausser  den  genannten  epochemachenden  Schriften  rUhrea  von  ihm 
noch  drei  Aufsätze  von  geringerer  Bedeutung  über  meteorologische  Themata  in  den 
Philosophical  Transact.  her. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  296— 303.  Pgl. 

Howard,  John  H. ,  verdienstvoller  Chirurg,  geboren  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts,  Schüler  von  Percival  Pott  und  etwa  um  1810  oder  1811 
gestorben,  veröffentlichte:  „A  treatise  on  the  medical  proper ties  of  mercury" 
(London  1782)  —  „Observation^  on  the  method  of  cuHng  the  hydrocele  hy 
nieans  of  a  seton^  (ib.  1783)  —  „Practical  observattons  on  the  natural  history 
and  eure  of  the  venereal  disease"  (ib.  1787;  Vol.  III,  1794;  ib.  1797,  3  voll.), 
nebst  einem  Supplement:  „A  Supplement  to  practical  observattons  etc,"  (ib.  1801  ; 
1806,  2  voll.)  —  „I7ie  plan  adopted  by  the  governors  of  the  Middlesex  Hospital, 
for  the  relief  of  persons  afftcted  loith  Cancer,  with  notes  and  observations*^ 
(ib.  1792)  —  „Practical  observations  on  cancer"  (ib.  1811  nach  dem  Tode 
des  Verfassers  erschienen). 

Dict.  hist.  III,  pag.  243.  Pgl. 

*  Howard,  Benjamin  H. ,  Arzt  in  New  York,  wo  er  1858  vom  Coli, 
of  Phys.  and  Surg.  die  akademischen  Grade  erhielt,  gewann  1870  den  von  der 
Amer.  Med.  Assoc.  ausgesetzten  Preis  für  die  beste  Bearbeitung  der  Aufgabe :  „On 
the  treatment  of  aneurism  vnth  experiments  for  the  closure  of  arteries  by  cl 
new  method^  und  veröffentlichte  ausserdem  u.  A. :  „On  the  radical  eure  of 
hernia"  (New  York  Med.  Record.,  1868)  —  „Ovariotomy"  (ib.  1869)  —  „A  case 


HOWARD.  —  HOWSHIP.  293 

of  trephinvng  and  removal  of  a  MinU  bullet  which  had  passed  into  the  hrain 
through  a  trap-door  fracture  of  the  os  frontis ,  followed  by  recovery"  (Amer. 
Jonrn.  ofMed.  Sc,  1871)  —  „An  extemportzed  canula  for  tracheotomy"  (New 
York  Med.  Record,  1871)  —  „Jodtne  tnjections  of  the  hypertrophted  prostata" 
(ib.  1876)  —  n'^f^^  more  usucd  metkods  of  artißcial  respiration"  (Lancet  1877). 
Im  Jahre  1878  verweilte  H.  in  Europa. 

Atkinson.^ag.  675.  Pgl. 

^Howe,  Joseph  William  H.,  geboren  am  80.  September  1843,  trat 
im  14.  Lebensjahre  bei  einer  Zeitungsdruckerei  ein,  wurde  später  Parlaments- 
Reporter  und  begann  im  Jahre  1863  in  New  York  Medicin  zu  studiren,  wo  er 
im  März  1866  seine  akademischen  Grade  erhielt.  Bis  1867  Hospital-Assistenzarzt, 
Hess  er  sich  dann  selbstständig  in  New  York*  nieder  und  wurde  1868  Professor 
der  Chirurgie  an  der  medicinischen  Facultät  der  Universität  zu  New  York.  £r 
sehrieb :  „An  new  method  for  the  transfimon  of  btood"  (New  York  Med.  Record, 
1874)  —  „Gase  of  cystitia  by  dilatatton  of  the  neck  of  the  bladder^  (ib.  1875) 
—  „Transfusion  of  mük  versus  transfusion  of  blood"  (ib.  1878)  —  „lAgation 
of  the  lingual  arteries  between  the  external  carotid  and  posterior  border  of 
the  hyo-glossus,  Extirpation  of  the  tongue  for  epithelioma^  (ib.  1878)  — 
f,Ecision  of  the  head  of  the  femur  in  ununited  intra-capsular  fracture" 
(ib.  1879)  etc. 

Atkinson,  pag.  573.  Pgl. 

Howitz,  Frantz  Gotthardt  H.,  war  am  25.  December  1789  in 
Kopenhagen  geboren,  studirte  hier,  absolvirte  das  medicinische  Examen  1812, 
promovirte  1815.  Er  erweiterte  seine  Studien  durch  sechsjährigen  Aufenthalt  auf 
fremden  Universitäten,  richtete  danach  als  Professor  der  Medicina  forensis  (und  der 
Pharmakologie)  an  der  Kopenhagener  Universität  und  als  Mitglied  des  Gesundheits- 
CoUegiums  seine  Hauptaufmerksamkeit  auf  die  difficile  Zurechnungsfrage  und  ver- 
trat in  einer  sehr  bemerkenswerthen  Schrift:  „Om  Afsindighed  og  Tilregnelse, 
ä  Bidrag  tu  Psychologien  og  Retalären"  (1824)  —  im  Gegensatze  zu  der 
herrsehenden,  von  Kant  stammenden  Freiheitstheorie  —  den  entschiedenen  Stand- 
punkt eines  psychologischen  Determinismus,  sich  auf  die  Data  der  Physiologie  und 
Psychiatrie  wie  auf  die  Philosophie  Hüme's  und  Spinoza*s  stützend.  Die  Folge 
dieser  Schrift  war  eine  umfassende  und  sehr  interessante  Polemik  zwischen  ihm 
und  mehreren  hervorragenden  dänischen  Denkern,  welche  die  alte  idealistische  Auf- 
fassung vertheidigten ,  während  H.  in  seinem  Naturalismus  damals  uoch  ziemlich 
allein  stand.     Er  starb  schon  1826.  Petersen. 

*Howltz,  Frantz  Johannes  August  Carl  H.,  Neffe  des  Vorigen, 
ist  am  7.  December  1828  auf  der  Insel  Möen  geboren,  absolvirte  das  Staats- 
examen an  der  Kopenhagener  Universität  1853,  promovirte  1857  („Om  Ventila- 
tionen af  Hospitäler" )y  wandte  sich  danach  der  Gynäkologie  zu  und  ist  als 
Privatdocent,  als  Gründer  einer  grossen  Specialklinik  und  hervorragender  Special- 
kliniker und  Ovariotomist  der  namhafteste  Hauptträger  dieser  Specialität  in  Dänemark. 
Die  Zeitschrift :  „  Oynaecologiske  Meddelelser"  ist  von  ihm  —  in  Verbindung  mit 
mehreren  skandinavischen  Specialisten  und  Zöglingen  seiner  eigenen  Schule  — 
in's  Leben  gerufen.  Er  hat  zahlreiche  grössere  und  kleinere  gynäkologische 
Abhandlungen  in  seiner  und  in  anderen  Zeitschriften  publicirt.  Petersen. 

Howshiip ,  John  H. ,  zu  London ,  verdienter  Chirurg  und  pathologischer 
Anatom,  der  namentlich  in  den  folgenden  Arbeiten  die  Bildung,  die  Structur, 
die  Krankheiten  und  Verletzungen  der  Knochen  näher  erforscht  hat:  „Experi- 
ments and  obseroations  in  order  to  ascertain  the  means  employed  by  the 
animal  economy,  in  the  formation  ofbone"  (Lond.  Med.-Chir.  Transact.,  1815)  — '- 
„Microscopic  observations  on  the  structur e  of  bone"  (Ibid.  1816)  —  „Obser- 
vations  on  the  morbid  structure  of  bones,  and  an  attempt  at  an  arrangement 


294  HOWSHIP.  -  HOYER. 

of  iheir  diseases^  (Ibid.  1819)  —  „On  the  formation  of  newjointa*'  (Ibid.)  — 
„Experiments  and  observations  on  the  union  of  fractured  bones^  (Ibid.  1818) ; 
diese  Abhandlungen  sind  zusammengefasst  in  der  Schrift:  „On  the  natural  and 
diseased  State  ofthe  bones^  (London  1820 ;  deutsche  Uebers.  von  LüDWiö  Cebütti, 
Leipzig  1823);  femer:  „Ä  case  of  molUties  ossium,  with  the  appearances  on 
dissection"  (Edinb.  Med.-Chir.  Transact. ,  1826).  Er  war  Assistant  Surgeon  bei 
der  St.  George's  Infirmary  und  verfasste  in  derselben  Zeit,  wie  die  angegebenen 
Aufsätze,  noch  folgende  bedeutende  Schriften :  „Practtcal  observations  in  surgery 
and  morbid  anatomy ;  illustrated  by  cases,  toith  dissections  and  engravings** 
(London  1816,  w.  8  pl. ;  deutsche  Uebers.  von  J.E.F.  Schulze,  Halberstadt  1819)  — 
„Practical  observations  on  the  diseases  ofthe  urinary  organs,  etc,^  (Ibid.  1816; 
2.  edit.  1823  u.  d.  T.:  „A  practical  trecUise  on  the  Symptoms,  cattses,  dis- 
crimination  and  treatment  of  some  of  the  moat  important  complaints ,  that 
affect  the  secretion  and  (xcretion  of  the  urine  etc," ;  deutsch  von  H.  F.  Ktltan, 
Leipzig  und  Pest,  1819)  —  „Practical  observations  on  the  Symptoms,  dis- 
crimination  and  treatment  of  some  of  the  most  important  diseases  ofthe  lower 
intestines  and  anus,  etc,"  (Ebenda  1820;  2.  edit.  1821;  3.  edit.  1824;  deutsche 
Uebers.  von  Elias  Wolf,  Frankfurt  a.  M.  1824;  hoUänd.  Uebers.  von  J.  de  Braun, 
Gorinchem  1828)  —  „Practical  remarks  upon  indigestion;  etc.**  (Ebenda  1825)  — 
„Practical  remarks  on  the  discrimination  and  successful  treatment  of  spasmodic 
stricture  in  the  colon^  etc.^  (London  1830).  Nachdem  er  Docent  an  der  Schule 
des  St.  George's  Hosp.  gewesen  war,  ging  er  zu  der  des  Charing-Cross  Hosp. 
über  und  hielt  1833  die  HuNTER'sche  Rede  beim  College  of  Surgeons.  Ausser 
verschiedenen  Aufsätzen  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Journal  (von  1812  an)  in  den 
Dublin  Hosp.  Reports  (1822),  der  London  Med.  6az. ,  der  Med.  Quart.  Review 
u.  s.  w. ,  war  seine  letzte  Schrift:  „Practical  remarks  on  the  discrimination 
and  appearance  of  surgical  disease,  with  an  appendix  containina  the  descriptive 
catalogue  of  the  author^s  collection  in  palholog,  anatomy  j  and  the  Hunterian 
lecture  for  1833**  (London  1840).  Zur  Zeit  seines  am  22.  Januar  1841  an 
einer  Blutung  aus  einem  Wadenabscess  in  Folge  langwieriger  Erkrankung  der 
Tibia  eingetretenen  Todes  war  er  Mitglied  des  Council  des  College  of  Surgeons, 
gehörte  somit  zu  den  angesehensten  Chirurgen  seiner  Zeit. 

Callisen,  IX,  pag.  191;  XXIX,  pag.  65.  G. 

Hoyer ,  Johann  Georg  H. ,  war  als  Spross  einer  deutschen  Patricier- 
familie  in  Mflhlhausen  am  23.  August  1663  geboren.  ^1684  begab  er  sich  zum 
Studium  der  Mediciu  nach  Jena,  von  wo  er  nach  dreijährigem  Aufenthalt  in  seine 
Vaterstadt  zurückgekehrt  sich  hier  als  praktischer  Arzt  niederliess.  Doch  hatte 
er  zunächst  nur  einen  geringen  Erfolg.  Er  verliess  Mühlhausen,  ging  1689  nach 
Kopenhagen,  von  da  nach  Holland  und  England.  Die  Nachricht  von  dem  Verlust 
seines  gesammten  väterlichen  Vermögens  durch  eine  Feuersbrunst  zwang  H.  zur 
Rückkehr  nach  Deutschland  (1693).  Er  promovirte  1694  in  Halle  mit  der 
„Diss,  de  saliva  et  ejus  morbis^  zum  Dr.  med. ,  liess  sich  dann  abermals  in 
seiner  Vaterstadt  nieder ,  wo  er  zum  Amtsphysicus  gewählt  wurde  und  am  4.  April 
1737  starb.  H.  war  seit  1695  Mitglied  der  K.  Leopold.  Akademie  der  Natur- 
forscher. Er  schrieb  u.  A. :  „Diss,  epistolica  de  Mulhusina  territorii  ßniti- 
morumque  locorum  constitutione  epidemica  anno  1700  observata  ad  Luc  am 
Schroeckhium**  (Halle  1701)  —  „Beschreibung  und  Gebrauch  des  Theriaci 
coelestis"  (Ib.  1702)  —  „Ausführliche  Untersuchung  der  ansteckenden  pestilen- 
tiali sehen  Seuche,  welche  etliche  Jahre  her  in  Europa  grassiret"  (Gotha  1714)  — 
„Erneuerte  und  verbesserte  Medicinal- Apotheker- Chirurgorum  und  andere  Ord- 
nungen, sammt  bey gefügt  er  Taxe  derer  Apotheker -Waaren,  Arzneyen,  und 
ertheilten  Privilegien  in  der  k.  freyen  und  des  heil,  Reichs  Stadt  MiOdhausen*^ 
(Mühlhausen  1714)  —  „L.  Blumentrosis  Haus-  und  Reise- Apothek  oder  Be- 
schreibung der  auserlesensten  und  bewährtesten  Arzneyen,  nach  ihrer  Zubereitung, 


HOYEB.  —  HRABANUS.  295 

Kraft,  Gebrauch  und  Vorsichten'^  (Leipzig  1716)  —  „Erklärung  des  von 
JurisconsuÜia  et  Medicis  sogenannten  Poculi  abortivi,  anstatt  einer  Apologie 
entgegen  die  einfältige  Beschuldigung  eines  unbesonnenen,  verkehrten  Critici 
wider  die  sogenannte  balsamische  Bewahrungs-Tinctur*^  (Frankfurt  und  Leipzig 
1728),  ausserdem  kleinere  naturhistorische  Aufsätze  in  den  Ephemerid.  Acad. 
Nat.  Cur. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  304.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1150.  Pgl. 

*Hoyer,  Hein  rieh  H. ,  geboren  am  26.  April  1834  zu  Inowraclav 
(Provinz  Posen),  wo  sein  Vater  Apotheker  war,  studirte  in  Breslau  (1853 — 1856) 
und  Berlin  1867.  Schon  als  Student  widmete  er  sich  auf  das  Eifrigste  dem  Studium 
der  Histologie  und  Embryologie  und  veröffentlichte  in  Müller's  Archiv  (1856) 
seine  Arbeit:  „Ueber  die  Eifollikel  der  Vögel,  namentlich  der  Tauben  und 
Hühner''  ;  auch  seine  Inaug.  -  Diss. :  „De  tunicae  mucosae  narium  structura" 
(Berlin  1857)  bezeugte  schon  seine  Befähigung  zu  histologischen  Untersuchungen. 
1858  wurde  er  in  Breslau  Kbichert's  Assistent,  doch  verblieb  er  nur  kurze  Zeit 
in  dieser  Stellung,  denn  schon  1859  wurde  er  nach  Warschau  berufen.  Hier 
lehrte  er  zuerst  als  Adjunct  Physiologie  und  Histologie,  1860  wurde  er  ausser- 
ordentlicher und  1862  ordentlicher  Professor  der  Histologie,  Embryologie  und 
vergleichenden  Anatomie,  in  welcher  Stellung  er  bis  heute  auf  das  Fruchtbringendste 
thätig  ist.  Seinen  unermüdlichen  Bemühungen  verdankt  die  Warschauer  Universität 
ihr  schönes  und  musterhaft  geleitetes  histologisches  Laboratorium,  aus  welchem  von 
1867  bis  1883  42  von  jüngeren  Aerzten  und  Studenten  verfasste  und  unter  H.'s 
persönlicher  Leitung  durchgeführte  histologische  Arbeiten  hervorgegangen  sind. 
Von  seinen  Entdeckungen  sind  anzuführen  die  des  unmittelbaren  Ueberganges 
kleinster  Arterien  in  Venen,  der  Nervenendigungen  in  der  Hornhaut ,  seine  Unter- 
snchungen  über  den  Bau  de3  Knochenmarkes,  der  Blutgefässe  und  d^s  Bindegewebes, 
Kowie  seine  neuesten,  noch  nicht  veröffentlichten  Studien  über  Mikroorganismen. 
£r  ist  eines  der  thätigsten  Mitglieder  der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft  und 
nimmt  seit  1881  den  eifrigsten  Antheil  an  der  Redaction  der  von  einem  Kreise 
jüngerer  Aerzte  in  Warschau  herausgegebenen  „Gazeta  lekarska''  (Aerztliche 
Zeitung).  Die  Zahl  seiner  Arbeiten  ist  eine  bedeutende;  dieselben  sind  meistens 
zoerst  in  polnischer,  dann  in  deutscher  Sprache  veröffentlicht  worden ;  die  wichtigsten 
sind:  „Histologia  ciala  Ludzkiego"  (Histologie  des  menschlichen  Körpers,  Warschau 
1862)  —  „Mikroskopische  Untersuchungen  über  die  Zunge  des  Frosches"* 
(Reichert's  Archiv,  1859)  —  „Ueber  die  mikroskopischen  Verhältnisse  der 
Nasefischleim  haut  verschiedener  Thiere  und  des  Menschen**  (Ebenda  1860)  — 
„Ein  Beitrag  zur  Histologie  bindegewebiger  Gebilde^  (Ebenda  1865)  — 
^Ein  Beitrag  zur  Histologie  der  Pacinischen  Körperchen**  (Ebenda  1864)  — 
^Ueber  unmittelbare  Einmündung  kleinster  Arterien  in  Gefässäste  venöseii 
Charakters*'  (Archiv  für  mikrosk.  Anat. ,  Bd.  XIII)  —  »^w^  Histologie  des 
Knochenmarkes*'  (Centralbl.  für  die  med.  Wissensch. ,  1869)  —  „Ud>er  den 
Austritt  von  Nervenfasern  in  das  Epithel  der  Hornhaut**  (Rbichbet's  Archiv, 
1866)  —  „  Ueber  die  Nerven  der  Hornhaut**  (M.  Schultzens  Archiv,  1873).  — 
Ausserdem  ist  H.  Mitarbeiter  der  Hoffmann  und  ScHWALBE'schen  Jahresberichte 
aber  die  Fortschritte  der  Anatomie  und  Physiologie,  des  Biologischen  Centralblattes, 
der  Internationalen  Monatschrift  für  Anatomie  und  Histologie,  der  Gazeta  lekarska ; 
in  den  Jahren  1867  und  1868  war  er  Mitredacteur  des  in  Warschau  damals 
erscheinenden  Tygodnik  lekarski  (Aerztliches  Wochenblatt). 

Ein  genaaes  Verzeichniss  sämmtlicher  Arbeiten  H.*s,  sowie  der  unter  seiner  Leitung 
verfa&sten  findet  sich  in  Gazeta  lekarska.  1884,  Nr.  51.  J.  P. 

Hrabanas  (Rh  abanus,  Raban),  mit  dem  Beinamen  MagnentiusMaurus, 
ist  774  (oder  776)  in  Mainz  geboren;  er  gehörte  dem  Geschlechte  der  Magnentier  an, 
war  frühzeitig  (in  einem  Alter  von  9  Jahren)  als  Novize  in  dem  Benedictiner-Kloster 
zu  Fulda  eingetreten    und  ging  später  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Tours 


296  HEABANÜS.  —  HUBBARD. 

zu  Alkuin,  der  ihn  hochschätzte  und  ihm  den  Namen  Mau  ms  beilegte.  Im 
Jahre  804  kehrte  H.  nach  Fulda  zurück,  begründete  hier  eine  Klosterbibliothek 
und  eine  Elosterschule ,  die  erste  in  Deutschland,  aus  welcher  mehrere  ausge- 
zeichnete Gelehrte  jener  Zeit  hervorgegangen  sind.  Im  Jahre  822  wurde  er  zum 
Abte  des  Klosters  ernannt,  legte  diese  Stelle  20  Jahre  später  nieder,  übernahm 
847  aber  auf  Wunsch  des  Königs  Ludwig  das  Erzbisthum  von  Mainz  und  ist 
am  4.  Februar  856  auf  seiner  (noch  jetzt  bestehenden)  Villa  zu  Winkel  (im 
Rheingan)  gestorben.  H.  war  einer  der  gelehrtesten  Männer  seinerzeit;  er  um 
fasste  mit  seiner  Gelehrsamkeit  fast  das  ganze  Gebiet  des  damaligen  Wissens, 
namentlich  hatte  er  sich  eine  ausgezeichnete  philologische  Bildung  angeeignet; 
auch  hat  er  sich  durch  Förderung  der  deutschen  Sprache  und  Einführung  des 
Schulunterrichtes  ein  hervorragendes  Verdienst  um  Deutschland  erworben.  Von 
seinen,  wie  Tbithem  sagt,  fast  unzähligen  Schriften  sind  viele  nur  im  Manuscripte 
vorhanden ;  andere  sind  in  einer  von  Colvenebtus  besorgten  Sammlung  (Oöln  am 
Rhein  1626,  6  voll.,  Fol.)  in  Druck  erschienen,  unter  diesen  eine:  ^Physica 
sive  de  vniverso^  (auch  u.  d.  T. :  „Ldber  etymologiarum")  ^  eine  auf  die 
Darstellung  des  Inhaltes  alles  menschlichen  Wissens  hingerichtete,  übrigens  durch 
Klarheit  und  Einfachheit  im  Ausdrucke  ausgezeichnete  Encyklopädie ,  welche  im 
6.  Buche  (de  homine  et  partibus  ejus)  eine  Aufzähluug  der  einzelnen  Theile  des 
Körpers  iu  lateinischer  und  deutscher  Benennung  giebt  und  im  18.  Buche  (de 
medicina  et  morbis)  eine  Reihe  von  Krankheiten  aufftihrt ,  welche  die  Folge  gewisser 
Vergehen  sind;  von  pflanzlichen  Heilmitteln  finden  sich  nur  wenige  Andeutungen. 
Uebrigens  geht  aus  der  Schrift  hervor,  dass  die  botanischen  und  medicinischen 
Kenntnisse  H.'s  äussert  mangelhaft  gewesen  sind. 

Bach,  HrabantiB  Maurus,  der  Schöpfer  des  deutschen  Schulwesens.  Fulda 
1835.  —  Fr.  Eunstmann,  Krabanus  Maguentius  Maurus,  eine  historische  Monographie. 
Mainz  1841.  —  Spengler  im  Janus.  1846,  I,  pag.  15.  —  Schneider,  Ebenda.  1847, 
II,  pag.  125.  A.  Hirsch. 

Huart,  C.  J.,  belgischer  Geburtshelfer,  geboren  zu  Tirlemont  um  1740, 
gestorben  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  hat  ein  sehr  gutes  Handbuch  der 
Geburtshilfe:  „Enchtridion  artts  obstetricandi"  (Mecheln  1770)  hinterlassen.  Es 
ist  ihm  auch  ein  Handbuch  der  gerichtlichen  Medicin  u.  d.  T. :  „Körte  verkande- 
ling  over.  de  heelkundige  bertgten  etc,"  (Ebenda  1774)  nebst:  „Supplement  op 
de  heelkundige  ben'gten^  (Löwen  1171  ^  beide  erschienen  zusammen  auch  später 
noch  einmal,  Gent  1794,  2  voll.)  zu  danken.  Er  ist  der  Stammvater  einer  ganzen 
Familie  von  Praktikern ,  von  denen  ein  Mitglied  gegenwärtig  Lehrer  der  Geburts- 
hilfe an  der  Hebeammenschule  zu  Nivelles  ist. 

Broeckx,  Essai  sur  l'histoire  etc.,  pag.  286.  van  den  Corput. 

^  Hu  arte,  Juan  H.,  berühmter  spanischer  Arzt,  von  dessen  Lebensschick- 
salen nur  bekannt  ist,  dass  er  zu  St.-Jean-Pied-de-Port  (Basses-Pyr^nöes)  geboren 
wurde  und  in  Spanien  starb.  Sein  Hauptwerk  führt  den  Titel:  „Examen  de 
ingeniös  para  las  sciencias^  (Baeza  1575;  1580;  französische  üebersetzungcn 
von  Gabriel  Chapuis  1580,  von  Vion-Dalibray  1661  und  von  Savinien  d'Alqcie, 
Amsterdam  1672)  und  ist  eine  vorzugsweise  methodologische  Schrift. 

ReveilU-Parise  in  Gaz.  m6dic.  de  Paris.  1842,  pag.  L  —  Morejon,  III, 
pag.  230.  Q 

*Hubbard,  JohnColemanH.,  geboren  in  Trenton,  Oneida  Co.,  N.  Y., 
am  22.  Juli  1820,  studirte  am  New  York  Coli,  of  Phys.  und  wurde  von  dem- 
selben im  März  1845  graduirt.  Darauf  Hess  er  sich  in  Ashtabula,  0.,  nieder,  wo 
er  jetzt  noch,  besonders  als  Augen- und  Frauenoperateur,  praktisch  thätig  ist.  1874 
hielt  sich  H.  zu  Studienzwecken  in  London  auf.  1876  wohnte  er  dem  internationalen 
medicinischen  Congress  in  Philadelphia  bei.  Er  hat  bisher  Folgendes  geschrieben : 
„On  Stomatitis  matema**  (Amer.  Journ.)  —  „Borate  of  soda  injections  into  ihe 
rectum  an    aphrodisiac^  (ib.)    —    „Gase   of  fibroid  hypertrophy  of  an  und  es- 


HUBBARD.  —  HÜCHEB.  297 

eended  testicle  vrith  double  hydrocele*^  (ib.)  —  „Case  ofasymmetry  in  a  hoy 
nine  years  old**  (ib.)  —  „Ä  systematic  meihod  of  compre»sing  the  Uterus  in 
fost partum  kaemorrhage^  (ib.)  —  „Case  of  athetosis*^  (der  zweite  näöhst  dem 
Ton  Hakmond  beobaehteten,  veröffentlicht  in  des  Letzteren  Lehrbuch  der  Nerven- 
krankheiten, 1871)  und:  ,fOn  the  treaiment  of  divided  small  arteries  by  com- 
pression,  adstringents  and  ligation^  (Ohio  Med.  Record,  1877). 

Atkinson,  pag.  30.  Pgl.' 

Hnber ,  Johann  Jacob  H.,  Anatom  und  Botaniker ,  geboren  zu  Basel 
am  11.  September  1707 ,  gestorben  zu  Cassel  am  6.  Juli  1778.  Aus  einer  Baseler 
Patrieierfamilie  stammend,  Sohn  des  gleichnamigen  Apothekers,  studirte  er  in 
seiner  Vaterstadt,  wo  er  1726  Magister  der  Philosophie  wurde,  bis  1730,  dann 
in  Bern  unter  Halleb,  dem  er  sehr  befreundet  ward,  und  in  Strassburg  unter 
Nicolai,  kehrte  dann  nach  Basel  zurück,  wo  er  1733  die  medicinische  Doctor- 
wttrde  erhielt ,  verliess  jedoch  seine  Vaterstadt  wieder ,  nachdem  ihm  die  dortige 
erledigte  Professur  der  Anatomie  und  Botanik  nicht  zu  Theil  geworden  war,  behufs 
einer  wissenschaftlichen  Reise  nach  Paris.  Nach  seiner  Rückkehr  wurde  er  Baden- 
Dnrlach'scher  Leibmedicus  und  erhielt  dann  1736  auf  Hallkb's  Betrieb  die  Stelle 
eines  Prosectors  und  1739  eine  ausserordentliche  Professur  an  der  Universität 
Gdttingen.  Auf  Halleb's  Einfiuss  ist  auch  die  1742  erfolgte  Berufung  H.'s  als 
Professor  der  Anatomie  und  praktischen  Chirurgie  an  das  CoUegium  Carolinum  zu 
Cassel  und  seine  Ernennung  zum  Leibarzte  und  Hofrath  des  Landgrafen  zu  danken, 
in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  blieb ;  doch  wurde  das  Verhältniss  zu 
Halleb,  den  H.  sogar  öflfentlich  der  unrechtlichen  Benutzung  seiner  Arbeiten 
zieh,  später  ein  feindliches.  Durch  mehrere  botanische  Reisen  und  namentlich 
eine  grössere  in  den  höheren  Alpen  der  östlichen  und  Mittelschweiz  trug  er  viel 
zu  Halleb's  Enumeratio  plantarum  Helvetiae  bei.  Auch  im  ersten  Fascikel  von 
Haller's  Icones  anatom.  sind  zwei  Tafeln  (Uterus,  Medulla  spinalis)  mit  Be- 
schreibung von  H.  .Weitere  anatomische  Arbeiten  des  Letzteren  betreffen  nament- 
lich die  Neurologie  (Spinalnerven,  in  specie  die  Intercostales  und  die  letzten 
Himnerven). 

Pütt  er,  I,  pag.  97;  II,  pag.  61.  —    Boerner,  Jetztlebende   bertihmte  Aerzte 
I,  pag.  619.  —  Rotermund,  II,  pag.  423.  —  Dict.  hist.  VII,  pag.  245. 

Th.  Hnsemann. 

Hubert- Valleroux ,  Marcellin-EmileH. ,  zu  Paris,  Ohrenarzt,  war 
daselbst  1812  geboren,  wurde  1838  Doctor  und  publicirte:  „Mem.  sur  Vabu^s 
et  leg  dangers  de  la  perforaiion  de  la  membrane  du  tympan,  etc.^  (1843)  — 
„Mim.  sur  le  catarrhe  de  Voreille  moyenne  et  la  surditS  qui  en  est  la  suite,  etc,*' 
(1843;  2.  6dit.  1846)  —  „Essai  th^orique  et  pratique  sur  les  maladies  de 
Voreille**  (1846)  —  „Mhn.  et  observations  pratiques  sur  les  Scoulements  de 
Voreille*'  (1847)  —  „Des  sovrds-muets.  Introduction  h  Vdtude  mSdicale  et 
pMlosophique  de  la  surdi-mutitd**  (1853)  —  „Des  sourds-muets,  Etudes  critiques 
nur  la  surdi-mutitd"  (1853)  —  „Des  sourds-muets  et  des  aveugles,  M4fm,  sur 
Vitot  actuel  des  institutions  h  leur  itsage  et  sur  les  r^formes  ä  y  apporter" 
(1853)  —  „De  Venseignement,  Ce  qu'ü  a  Hd,  ce  qvüil  est,  ce  quHl  devrait 
ttre,"  (1859).     Er  starb  im  März  1884. 

Vapereau,  5.  6dit.,  pag.  958.  G. 

Hucher,  Jean  H. ,  geboren  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  zu 
Beauvais  (Picardie),  studirte  Medicin  in  Montpellier,  wo  er  1566  Baccalaureus 
unter  Laurent  Joübert's  und  1567  Dr.  med.  unter  Fran(;'Ois  Feynes'  Vorsitz 
wurde.  H.  blieb  dann  in  Montpellier  als  Arzt,  erhielt  1570  einen  Lehrstuhl  an 
der  medicinischen  Facultät,  deren  Decan  er  1578,  und  deren  Kanzler  er  1583 
wurde.  Nach  Einigen  soll  H.  auch  1598  zum  Leibarzt  des  Königs  Heinrich  IV. 
ernannt  worden  sein ,  doch  fehlen  für  diese  Annahme  sichere  Beweise.  Der  Tod 
H.'s  erfolgte  1 603.  Als  Schriften  desselben  sind  zu  nennen  :  „De  febrium  differentiis, 


298  HUCHER.  —  HUEBBENET. 

signis  et  curatione  libri  IV ^  (Lyon  1601)  —  „De  prognosi  medica"  (Ebenda 
1602)  —  „De  aterilitate  libri  IV.  Accedit  liber  de  diaeta  et  therapeia 
puerorum'^  (Genf  1609 — 1610);  ferner  finden  sich  in  den  gesammelten  Werken 
von  Laurent  Joübert  (Lyon  1582,  Fol.)  einige  Concorsthesen  H.*s  bei  der 
Bewerbung  um  die  Professur,  so:  „An  febrium  piitridarum  duo  sint  praecipua 
rera^dia,  venae  Sectio  et  frigidae  jpotus?"  —  „An  ad  curationem  febris  hecticae 
frigerantia  et  humectantia  sunt  ex  usu?"  —  „An  febrium  intermiUentium  et 
continuarum  eadem  sit  curatio?^  u.  A. 

Biogr.  med.  V,  pag.  307.  Pgl. 

Huckelius,  s.  Hugkel. 

Hudson,  Alfred  H. ,  zu  Dublin,  war  1808  zu  West  Bromwich  in 
Staffordshire  geboren,  war  fünf  Jahre  lang  bei  einem  dortigen  Chirurgen  in  der 
Lehre ,  studirte  dann  in  Dublin  unter  Gravbs  und  Stokes  im  Meath  Hosp.,  auch 
eine  Zeit  lang  in  Edinburg  und  später  in  Paris.  Schon  frühzeitig  interessirte  er 
sich  für  pathologische  Anatomie,  machte  1834  seine  Examina  in  Dublin,  liess  sich 
in  Navan,  County  Meath,  nieder,  wo  er  Physician  des  Fever  Hosp.  wurde.  Er 
verfasste  im  Dublin  Journ.  of  Med.  Sc.  eine  Anzahl  von  bezüglichen  Aufsätzen, 
wie  :  „On  typhoid  pneumoniae  (1835)  —  „On  certain  remedies  in  typhus  fever^ 
(1837)  —  ^On  the  use  of  nitrate  of  silver  in  affections  of  mucous  membranes** 
(1840)  —  „On  the  connection  between  delirium  and  certain  states  of  the  heari 
in  fever^  (1842)  —  „On  the  signs  of  accumulation  in  thoracic  diseases"  (1856) 
und:  „On  cerebral  complications  in  fever"  (1857);  auch  schrieb  er  in  der 
Medico-Chirurg.  Review  eine  werth volle  Abhandlung:  „On  the  origin  and  mode 
of  diffusion  of  the  fever-poison"  und  ausserdem  einen  gediegenen  Bericht  über  die 
Epidemie  von  Febris  recurrens  1847 — 48.  1854  siedelte  er  nach  Dublin  über 
und  gewann  daselbst  bald  eine  angesehene  Stellung.  Er  wurde  Licentiat  und  drei 
Jahre  später  Fellow  des  King  and  Queen's  College  of  Physicians ,  1858  Physician 
des  Adelaide  Hosp.,  1861  aber  des  Meath  Hosp.,  wo  er  der  College  seines  Freundes 
und  ehemaligen  Lehrers  Stokes  war;  1861  endlich  erlangte  er  bei  der  Univer- 
sität den  Doctorgrad.  In  die  folgende  Zeit  fallen  seine  sich  grosser  Anerkennung 
erfreuenden:  „Lectures  on  the  study  of  fever"  (1867;  Philadelphia  1869  u.  s.  w.). 
Nachdem  er  zehn  Jahre  im  Meath  Hosp.  gewesen,  gab  er  diese  Stellung  auf, 
wurde  1871  zum  Präsidenten  des  College  of  Physicians  gewählt  und  trat,  als 
Stokes  1877  seinen  Sitz  im  General  Medical  Council  aufgab,  an  dessen  Stelle 
als  Vertreter  der  Krone  für  Irland,  ebenso  wie  er  nach  Stokes'  Tode,  1878,  zu 
dessen  Nachfolger  sowohl  als  Physician  in  Ordinary  der  Königin  in  Irland,  als 
zum  Regius  Professor  of  Physic  bei  der  Universität  zu  Dublin  ernannt  wurde. 
Auch  war  er  Consulting  Physician  einer  Anzahl  von  Dubliner  Hospitälern.  Als 
erster  Präsident  des  Dubliner  Zweiges  der  British  Medical  Association  hielt  er 
(1878,  79)  einige  mit  grossem  Beifall  aufgenommene  Festreden.  Zur  Zeit  semes 
am  19.  November  1880  erfolgten  Todes  war  er  beschäftigt  für  die  New  Sydenham 
Society  Stokes'  „Diseases  of  the  ehest"  von  Neuem  herauszugeben.  Seine  wissen- 
schaftlichen Verdienste  bestehen  in  der  Klarstellung  verschiedener  auscultatoriseher 
Phänomene  und  der  mehr  und  mehr  zu  allgemeiner  Erkenntniss  gelangten  Unter- 
scheidung von  Typhus  und  Typhoid.  Als  Consulent  besass  er  das  grösste  Ver- 
trauen seiner  Collegen  *und  theilte  er  denselben  ohne  alle  Prätensionen  von  den 
Schätzen  seiner  Erfahrung  mit ;  er  war  ausgezeichnet  durch  seine  Fähigkeit,  schnell 
eine  Diagnose  zu  stellen,  ohne  dass  er  sich  jemals  Zeit  und  Mühe  verdriessen 
liess,  dieselbe  mit  der  grössten  Genauigkeit  zu  ermitteln;  auch  zu  der  Wirkung 
von  Medicamenten  besass  er  grosses  Zutrauen. 

British  Med.  Journ.  1880,  II,  pag.  866.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1880,  II,  pag  66a 

G. 

Huebbenet,  Anton  Christian  August  von  H.,  wurde  am  15./27.  Mai 
1822    auf  dem   väterlichen    Gute  Ulpich   in    Livland   geboren  5    bezog  1839   die 


r 


HÜEBBENET.  —  HUEBENTHAL.  299 

Universität  zu  Dorpat  zum  Stadium  der  Medicin,  wurde  als  Arzt  erster  Ordnung 
von  der  Universität  entlassen  und  sofort  im  Staatsdienst  in  Kasan  angestellt  Hier 
begann  er,  auf  Anregung  des  Prof.  Blosfeld,  sich  mit  gerichtlich-medicinisohen 
Arbeiten ,  speciell  mit  dem  Nachweis  .  von  Arsenik  in  Leichen ,  zu  beschäftigen ; 
dann  kehrte  er  nach  Dorpat  zurück  und  erwarb  sich  da  1847  mit  der  Diss. : 
^De  Qcido  arsenicoso  maximeque  ejus  cum  toxicologia  et  medicina  publica 
ratxone*'  die  Doctorwürde.  Unmittelbar  darauf  wurde  er  zum  Adjunct-Professor 
für  Staatsarzneikunde  an  der  Wladimir-Universität  in  Kiew  ernannt,  wo  er  als 
Lehrer  und  Arzt  von  1847 — 70  thätig  war.  Bis  1860  las  er  Staatsarzneikunde, 
dann  wurde  er  Professor  der  Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen  Abtheilung 
der  Hospitalklinik,  beschäftigte  sich  dabei  vorzugsweise  mit  Augenkrankheiten  und 
Syphilis.  Auch  war  er  1854  und  1855  während  des  Krimkrieges  in  Sebastopol 
äusserst  thätig.  Seit  dieser  Zeit  gewann  H.  ein  besonderes  Interesse  an  der  Müitär- 
hygiene,  speciell  an  den  Fragen  der  Verpflegung  der  verwundeten  und  kranken 
Soldaten,  nahm  aq  allen  bezüglichen  Congressen  Theil  und  war  mehrmals  in  Deutsch- 
land. Nachdem  er  1870  seine  Lehrthätigkeit  in  Kiew  aufgegeben  hatte,  zog  er 
als  Glied  des  gelehrten  Comitös  des  Kriegsministeriums  nach  St.  Petersburg  und 
besuchte  während  des  deutsch-französischen  Krieges  den  Kriegsschauplatz  und  die 
Kriegslazarethe.  Er  ging  später  von  St.  Petersburg  nach  Wilna,  erkrankte  daselbst 
und  starb  am  3./ 15.  Juli  1873.  H  war  ein  fleissiger  Schriftsteller  und  ein  thätiger 
Arzt ;  sein  Hauptverdienst  besteht  aber  für  Russland  in  seiner  energischen  Thätig- 
keit  innerhalb  der  Russischen  Gesellschaft  für  Pflege  der  verwundeten  und  kranken 
Soldaten.  Von  seinen  Schriften  seien  hier  nur  einige  in  deutscher  Sprache  ver- 
fasste  genannt:  „Die  Cholera- Epidemie  in  Kiew"  (Leipzig  1850)  — -  „Bericht 
über  die  im  Kiev/ sehen  Militärhospital  im  Jahre  1848 ^beobachtete  Cholera- 
Epidemie^  (Riga  1850)  —  ,,Die  Beobachtung  und  das  Experiment  in  der 
Syphilis**  (Leipzig  1859,  m.  5  Taff.)  —  „Die  Sanitätsverhältnisse  der  russischen 
Verwundeten  während  des  Krimkrieges  in  den  Jahren  1854 — 56"  (Berlin  1871). 
Die  weitaus  grösste  Anzahl  von  H.'s  Schriften  ist  in  russischer  Sprache  in 
russischen  Zeitschidften  veröffentlicht. 

Biogr.  Lexikon  dei  Professoren  und  Lehrer  der  Wladimir-Universität  za  Kiew 
(1834—1884).  Kiew  1884,  pag.  H2— 147.    Daselbst  auch  ein  Verzeichniss  aller  Schriften  H. 's. 

L.  Stieda. 

Huebener,  Ernst  August  Ludwig  H.,  zu  Heide  (Norder-Dithmarschen) 
war,  daselbst,  als  Sohn  des  Arztes  Friedrich  Adam  H.  zu  Marne  und  jüngerer 
Bruder  des  Arztes  Heinrich  Wilhelm  H.  zu  Itzehoe,  am  10.  Juli  1796  geboren, 
studirte  von  1817  an  in  Berlin,  Kiel,  Halle,  wurde  1821  in  Kiel  mit  der  Diss. : 
„De  morbi  Dithmarsici  natura  et  indole"  Doctor,  liess  sich  in  demselben  Jahre 
als  Arzt  in  Heide  nieder  und  verfasste  im  Laufe  der  Jahre  folgende  Schriften: 
jfKritische  Bemerkungen  über  Erkenntniss  und  Cur  der  dithmarsischen  Kranke 
heit"  (Altena  1835)  —  „Die  Lehre  von  der  Ansteckung  mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  die  sanitätspolizeiliche  Seite  derselben^  (Leipzig  1842)  —  „Die 
gastrischen  Krankheiten  monographisch  dargestellt^  (2  Bde.,  Ebenda  1844)  — 
„Die  Kindestödtung  in  gerichtsärztlicher  Beziehung*'  (Erlangen  1846)  — 
„Spedelle  Pathologie  und  Therapie**  (2  Bde.,  Leipzig  1850,  52)  —  „Patho- 
logie und  Therapie  der  Scropheln"  (Wien  1866).  Ausserdem  eine  Anzahl  von  Auf- 
sätzen, darunter :  ;,  üeber  die  in  Norderdithmarschen  im  SoJiimer  und  Herbst  1826 
herrschenden  Epidemien'^  (Horn's  Archiv,  1827),  ferner  in  Pfaff's  Mittheilungen 
(Bd.  V),  der  Medic.  Zeitung    des  Vereines    f.  Heilk.  in  Preussen  (1841)  u.  s.  w. 

Lühker  und  Schröder,  pag.  265.  —  Alberti,  I,  pag.  376.  —  Callisen, 
IX,  pag.  206;  XXIX,  pag.  69.  G. 

Huebener,  s.  a.  Huebner. 

Hnebentbal,  C.  J.  F.  W.  von  H. ,  zu  Witebsk,  vorher  in  Twer,  kaiser- 
lieh russischer  Btaatsrath  und  MedicinaMnspcctor  des  Gouvernements  Witebsk,  war 
einer  der  Ersten  in  Europa,    der   von    dem  Gypsguss   bei   der  Behandlung   von 


300  HUEBENTHAL.  —  HUECK. 

Knochenbrüehen  Gebranch  machte.  Er  schrieb  darüber:  „Neue  Behandlung  der 
Knochenbrüche"  (RusBische  Samml.  für  Naturw.  u.  Heilk.,  1816)  und  verfasste 
noch  folgende  Aufsätze:  „Osteoplastik  oder  die  Kunst,  verlorene  Knochenstilcke 
künstlich  zu  ersetzen^  (Hüfeland's  Journal,  1825),  betreffend  Thierversuche, 
Enochenstücke  von  lebenden  Thieren  in  einen  Enochendefect  einzuheilen ;  femer : 
^Darstellung  und  Behandlung  der  orientalischen  Cholera;  von  der  persischen 
Chrenze  mitgetheilt"  (Ebenda  1831 ;  hoUänd.  üebers.  von  P.  J.  van  Wagkninge, 
Rotterdam  1831)  —  „Ueber  einige  neu  angegebene  und  modifidrte  Ämputations- 
Instrumente*^  (Graefe's  und  Walther*s  Journal,  1825)  —  „Beschreibung  zweier 
neuer  Trepanations  Instrumente"  (RüSt's  Magazin,  1827),  Craniotom  und  Hebel; 
„Abbildung  und  Beschreibung  einiger  neuer  Instrumente"  (Ebenda  1830),  darunter 
ein  Instrument  zur  Beseitigung  des  Blasensteins  ohne  blutige  Operation. 

Callisen,  IX-,  pag.  207;  XXIX,  pag.  70.  G. 

HuebertZy  Jens  Rasmussen  H.,  war  geboren  in  Aalborg  (Jütland)  aui 
5.  September  1794,  studirte  in  Kopenhagen,  absolvirte  das  medicinische  Staats- 
Examen  1824,  promovirte  in  Kiel  1828  („De  rationibus  causalibus  dysenteriae 
epidemicae" )  y  machte  sich  nacher  namentlich  bekannt  als  statistischer ,  topo- 
graphischer und  geschichtlicher  Schriftsteller  (in  medicinischer  Beziehung  hervor- 
zuheben ist:  „Beretning  om  Ckoleraepidemien  i Kjöbenhavn  1853"),  wie  auch 
als  energischer  Agitator  für  eine  bessere  und  rationellere  Behandlung  der  Idioten; 
einen  Ausdruck  dieses  Wirkens  giebt  seine  Schrift:  „Soagsindighed  eller  Idiotisme 
og  dens  Helbredelighed"  (1855).  Er  war  der  eigentliche  Gründer  einer  Erziehungs- 
anstalt für  Idioten  in  der  Nähe  von  Kopenhagen  und  eine  kurze  Zeit  Director 
derselben  bis  er  1855  starb. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  43.  Petersen. 

*Huebner,  Felix  von  H. ,  welcher  zu  Reval  am  23.  Juni  (5.  Juli) 
1835  geboren  und  auf  der  Dorpater  Universität  mediciniscb  ausgebildet  wurde, 
Hess  sich  nach  seiner  Promotion,  1861,  als  Landarzt  in  Livland  nieder.  Nach 
13jährigem  Wirken  als  solcher  begab  er  sich  1874  nach  Deutschland,  um  besonders 
bei  WiNCKEL  in  Dresden  und  in  Wien,  Prag  und  München  sich  zu  vervoll- 
kommnen. Während  dieser  Periode  publicirte  er  eine  grössere  Arbeit  über  die 
„Puerperalen  Erkrankungen  der  Brüste"  (Deutsche  Zeitschr.  f.  prakt.  Med., 
1875);  früher  eine:  „Biostatik  der  Stadt  Dorpat"  (Daselbst  1861)  und  Hess 
sich  1876  als  Gynäkologe  in  Riga  nieder.  Wem  ich 

Huebner,  s.  a.  Huebener. 

Hueck,  Alexander  Friedrich  H.,  wurde  in  Reval  am  7./19.  December 
1802  geboren,  bezog  dann  die  Universität  Dorpat,  wurde  daselbst  1826  Doctor 
der  Medicin  (Diss,  inaug,  physioL-med.  de  mutationibus  oculi  interni  respectu 
distantiae  rerum").  Nachdem  er  auf  deutschen  Universitäten,  Berlin,  München, 
Göttingen,  sowie  in  Paris  noch  specielle  anatomisch-physiologische  Studien  gemacht 
hatte,  wurde  er  1830  zum  Prosector  des  anatomischen  Instituts  der  Universität 
Dorpat  gewählt.  1833  zum  ordentlichen  Professor  der  Anatomie  ernannt,  lehrte 
und  forschte  er  mit  Eifer  bis  ein  früher  Tod  am  28.  Juli  1842  ihn  dem  Leben 
entriss.  Unter  seinen  anatomischen  Schriften  sind  zu  nennen:  „Lehrbuch  der 
Anatomie  des  Menschen"  (Dorpat  1833 — 1835)  —  „Ueber  das  Studium  der 
Anatomie"  (Riga-Dorpat  1833,  4.)  —  „Gerüste  der  Anatomie.  Eine  UebersichJt 
der  vorzüglichsten  Theile  des  inenschlichen  Körpers"  (Ebenda  1833)  —  „De 
craniis  Estonum  commentatio  anthropologica"  (Dorpat  1838).  Unter  seinen 
physiologischen  Schriften:  „Das  Sehen,  seinem  äusseren  Process  nach  entwickelt" 
(Dorpat  und  Göttingen  1830)  —  „Die  Axendrehung  des  Auges"  (Dorpat  1838)  — 
„Die  Bewegung  der  Krystalllinse"  (mit  4.  Taf. ,  Leipzig  1840).  Neben  ana- 
tomisch-physiologischen Studien  befasste  H.  sich  mit  Paläontologie,  Archäologie 
und    hat    auch   nach    dieser  Richtung  hin    eine   grosse  Anzahl  von  Abhandlungen 


HÜECK/  —  HÜENEFELD.  301 

aufzuweisen.  H.  war  Mitstifter  und  eine  Zeit  lang  Präsident  der  gelehrten  estnischen 
Gesellschaft  in  Dorpat. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  354.  —  Beise,  I,  pag.  257.  —  Inland.  1842, 
Nr.  32  Nekrolog.  j^    Stieda. 

Hnegel,  Franz  Seraph.  H. ,  beliebter  Einderarzt  in  Wien,  von  1848 
bis  1863  Director  des  Eander-Krankeninstituts  im  Bezirk  Wieden,  verfasste  folgende 
Schriften:  „Beschreibung  sämrrulicher  Kinderheilanstalten  in  Europa,  Nebst 
einer  Anleitung  zur  zweckmässigen  Organisation  von  Kinder- Kr ankeninstitvten 
und  Kinderspitälern  u.  s.  w,"  (Wien  1849,  m.  1  Taf.)  —  „Ueber  die  socialen 
Humanitätsanstalten  für  Kinder  der  unteren  Volkscla^sen^  (Ebenda  1851)  — 
„Die  Findelhäuser  und  das  Findelwesen  Europas ,  ihre  Geschichte ,  Gesetz- 
gebung,  Verwaltung,  Statistik  und  Reform^  (Ebenda  1863)  —  „Zur  Geschichte, 
Statistik  und  Regelung  der  Prostitution.  Social-mediciniscne  Studien  .  .  .  (Nnch 
amtlichen  Quellen)"  (Ebenda  1865).  Auch  rührt  von  ihm  eine  Schrift:  „Der 
Wiener  Dialect.  Lexikon  der  Wiener  Volkssprache"  (1873)  her.  Er  starb  am 
26.  Januar  1876.  ^  ^ 

*Huelpher8,  Herman  Wilhelm  H ,  zu  Stockholm,  ist  am  6.  Mai  1822 
zu  Elfvik,  Kirchspiel  Gillberga  in  Wermland,  geboren,  studirte  von  1840  an  in 
üpsala,  trat  1845  in  das  feldärztliche  Corps,  wurde  1851  Bataillonsarzt,  1860 
Hofmedicus  der  Königin- Wittwe  Desideria,  1870  Regimentsarzt,  nachdem  er 
1856  in  Upsala  zum  Dr.  med.  ernannt  worden  war.  Er  machte  verschiedene 
längere  wissenschaftliche  Reisen  in's  Ausland.  Zur  Zeit  ist  er  Regimentsarzt  und 
Arzt  des  Freimaurer-Krankenhauses.  Ausser  der  akademischen  Abhandlung:  „Om 
ganglier"  (Upsala  1847)  hat  er  eine  grosse  Anzahl  von  Aufsätzen  für  die  Hygiaea 
(von  Bd.  XVIII  an)  geliefert,  der  Mehrzahl  nach  Referate,  aber  auch  Original- 
arbeiten, z.  B. :  „Annu  nagra  ord  om  en  genera^fältläkares  anställande  för 
inseendet  öfver  svenska  armSns  läkarevärd" ;  ebenso  in  den  Svenska  Läkare- 
sällsk.  fl5rhandl.  (von  1853  an):  „Ett  fall  af  blodutgjutning  in  en  Graaßansk 
bläsa,  jemte  obduktionsberättelse"  —  „Ett  fall  af  syfilis  inoculerad  med 
saliv"  u.  s.  w. 

Wistrand,  pag.  180;  Neue  Folge,  I.  pag.  353.  Red. 

*Hueiiefeld,  Friedrich  Ludwig  H.,  zu  Greifswald,  ist  am  30.  März 
1799  zu  Müncheberg  in  der  Mark  bei  Berlin  geboren ,  wurde  1822  in  Breslau 
mit  der  Diss. :  „2?c  vera  chemiae  organicae  notione ,  ejusque  in  medicina  usu, 
additis  de  vi  arsenici  in  corpora  organica  mortua  experimentis"  Dr.  med., 
war  Privatdocent  in  Breslau ,  schrieb :  „Physiologische  Chemie  des  menschlichen 
Organismus,  zur  Beförderung  der  Physiologie  und  Medicin  u.  s.  w."  (2  Thle., 
Breslau  1826—27),  wurde  1826  zum  Prof.  e.  o.,  1833  zum  Prof.  ord.  der  Chemie 
und  Mineralogie  bei  der  Universität  Greifs wald  und  1831  zum  Oberaufseher  des 
dortigen  Mineralien-Cabinets  ernannt.  1827  hatte  er  sich  ein  Jahr  lang  zu  Stock- 
holm bei  BER2ELIÜS  aufgehalten.  Er  gab  heraus:  „Die  Radesyge,  oder  da^s 
Scandinavische  Syphiloid;  aus  scandinavischen  Quellen  dargestellt"  (Leipzig 
1828)  —  „Die  Chemie  der  Rechtspflege,  oder  Lehrbuch  der  polizeilich- gericht- 
lichen Chemie"  (Berlin  1832,  m.  1  Kpft.)  —  fyDer  Chemismus  in  der  thierischen 
Organisation.  Physiologisch- chemische  Untersuchungen  der  materiellen  Ver- 
änderungen   oder   des  Bildungslebens   im,    thierischen  Organismus Ein 

Beitrag  zur  Physiologie  und  Heilmittellehre.  Gekrönte  Preisschrift"  (Leipzig 
1840,  m.  1  Taf.)  —  „Chemie  und  Medicin  in  ihrem  engeren  Zusaminenwirken, 
oder  Bedeutung  der  neueren  Fortschritte  der  organischen  Chemie  für  erfahrungs- 
mässige  und  speculative  ärztliche  Forschung ,  u.  s.  w,"  (Berlin  1841).  Dazu, 
ausser  rein  chemischen  Arbeiten,  eine  Anzahl  toxikologischer,  gerichtlich-chemischer 
Aufeätze  (Horn's  Archiv,  1826 — 36  u.  s.  w. ;  Rüst's  und  Caspee*s  Repertor. 
1826;   Schweigger's    Joum.   für  Chemie  und  PhysioL,    von    1827  an;    Oken's 


302  HÜENEFELD.  —  HÜETER. 

Isis;  Pierkr's  Med.  Zeitung;  Salzburger  med.-chir.  Zeitung;  Eedmann's  Joum.j, 
betreffend  die  Ermittlung  einer  Vergiftung  durch  Kupfer,  Käse,  Arsenik,  Blausäore, 
Morphium,  Strychnin  u.  s.  w. 

Callisen,  IX,  pag.  214;  XXIX,  pag.  73.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1154.        G. 

Hnenerwolf,  Jakob  August  H.,  geboren  zu  Arnstadt  in  Thüringen, 
wo  er  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  als  Stadtphysicus  fungirte,  war 
seit  1685  Mitglied  der  kaiserl.  Leopold.  Akademie  der  Naturforscher,  zu  deren 
Ephemeriden  er  verschiedene  Beiträge  lieferte.  Ausserdem  schrieb  er:  „Diss.  de 
variolis"  (Giessen  1669)  —  „Anatomia  pdeoniae^  (Arnstadt  1680)  —  „Fecundt 
gynoecei  myateria  oder  sonderbare  Frauenzimmergeheimniase^  (Prankfurt  und 
Leipzig  1690). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  308.  Pgl. 

*Huet,  Guillaume-Daniel-Louis  H.,  am  29.  August  1831  in 
Amsterdam  geboren,  studirte  daselbst  und  promovirte  1856  in  Leyden  zum  Dr.  med. 
mit  einer  „Dies,  continens  varia  de  morbo  syphüttico  in  nosocomio  Amstelo- 
damensi  suburbano  observata".  Er  etablirte  sich  in  Amsterdam  und  war  da 
auch  als  Assistenzarzt  am  „Buiten-Gasthuis"  wirksam  bis  1862,  wo  er  zum 
Primararzt  am  genannten  Eraukenhause  ernannt  wurde.  1872  wurde  er  nach 
Leyden  berufen  als  Professor  der  klinischen  Medicin  und  Pharmakologie  (Antritts- 
rede: „Over  de  noodzdkelykheid  om  de  geneeskunde  als  natuunoetenschap  op 
te  vatten^j.  Er  ist  seit  1862  Mitarbeiter  am  „Nederlandsch  Tydschrift  voor  genees- 
kunde", worin  er  sehr  geschätzte  Beiträge  liefert.  Er  schrieb  auch :  „  Ueber  syphi- 
litüche  Affectionen  des  Mastdarmes^  (Bkhrend's  ^rchiv  für  Syphilidologie, 
1858)  —  „De  hutdf  wat  zy^  ts,  tcat  zy  doet  en  toat  wy  voor  haar  doen  moeten^ 
(1860)  —  „Verslag  over  de  ziehten,  die  in  1859  in  Amsterdam  geheerscht 
hebben^  (1860)  —  „  Verdeeling  van  den  Arbeid  in  betrekking  tot  wetenschap  en 
onderwys*^ y  eine  Rede,  welche  er  als  Rector  magnificus  am  8.  Februar  1885 
hielt  zur  Feier  der  Dies  natalis  der  Leydener  Universität.  ^   j«  Daniels 

Hueter,  Karl  Christoph  H.,  zu  Marburg,  war  am  6.  März  1803  zu 
Melsungen  in  Nieder-Hessen  geboren,  studirte  von  1820 — 24  in  Marburg  ab 
Schüler  von  Bartels,  üllmann,  Busch,  wurde  1824  mit  der  „Diss.  inaug., 
duos  sectionis  caesareae  casus  relatos  exhibens*^  Doctor,  besuchte  dann  noch  die 
klinischen  Anstalten  in  Wien,  Berlin  und  an  anderen  Orten  Nord-  und  Süddeutsch- 
lands und  Oesterreichs ,  wurde  1825  Gehilfsarzt  an  der  chirurgischen  Klinik  in 
Marburg,  habilitirte  sich  auch  daselbst  als  Privatdocent  und  las  über  sehr  ver- 
schiedene Gegenstände  der  Medicin,  Chirurgie  und  Geburtshilfe.  Seine  ersten 
grösseren  Schriften  waren:  „Die  Pathologie  und  Therapie  der  fünften  Geburts- 
periode^  (Marburg  1828)  und  „Die  dynamischen  Oeburtstörungen,  Ein  Verbuch 
zur  rationellen  Begründung  der  dynamischen  Geburtshilfe^  (2  Bde.,  Berlin  1830). 
Um  dieselbe  Zeit  erschienen  von  ihm  folgende  Aufsätze  aus  dem  Gebiete  der  Geburts- 
hilfe: „Beobachtungen  und  Bemerkungen  über  die  Kopfblutgeschwülste  der  Neu- 
geborenen" (Gemeins.  Deutsch.  Zeitschr.  für  Geburtsk.,  IV)  —  „Ueber  den  Vorfall 
der  Nabelschnur''  (Ebenda)  —  „Uebersicht  der  Vorfälle  der  Geburtshilfe  zu 
Marburg  im  Jahre  1828*'  (T.  H.  B.  Bauer's  Minerva  medica,  1829);  femer  aus 
dem  GebietQ  der  Augenheilkunde  und  Chirurgie  in  v.  Gra&fb's  und  v.  Walther's 
Journal  (Bd.  XII,  XIII) :  ^  Ueber  Ophthalmia  intermittens  in  Hinsicht  auf  ihr 
Vorkommen  und  den  Zusammenhang  mit  dem  Wechselfieber  u.  s.  w  "  —  n^^ 
Fall  von  Ophthalmia  intermittens  mit  achttägigem  Typus"  —  „Beobachtungen 
und  Bemerkungen  über  den  Wasserkrebs'' ;  femer:  „Die  katarrhalischen  Augen- 
etitzündungen"  (Heidelberger  klin.  Annalen,  Bd.  V,VI).  1831  wurde  er  zum 
Prof.  e.  0.  und  1833  zum  Prof.  ord.  und  Director  der  Entbindungsanstalt  ernannt, 
in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  verblieb.  Es  fallen  in  diese  Zeit  seines 
Lebens  noch  folgende  Schriften:  „Lehrbuch  der  Geburtshilfe  für  Hebeammen*' 
(Marburg  1838;  2.  Aufl.  1844)  —  „Die  Embryothlasis  oder  Zusammendrückung 


HUETEU.  303 

und  Ausziehung  der  todfen  Leibesfrucht^  (Leipzig  1844,  ni.  3  TafF.)  —  „Die  Lehre 
von  der  Lup  im  menschlichen  Ei^  (Marburg  1856,  ra.  3  color.  Abbild.);  ferner  die 
Gratulationsscbriften  zu  den  50jährigen  Doctorjubiläen  von  David  Busch:  „Ueber 
die  Lehre  von  dem  Wöchnerinnenßeber,  Eine  pathologisch, -therapeut.  Abhand- 
lung" (1832),  von  Würzer:  „Eine  Geburtszange  nebst  Abbildungen^  (1838), 
von  üllmann:  „Der  einfache  Mutterkuchen  der  Zwillinge"  (1845);  endlich 
die  Prorectorats-Programme :  „Disputatio  de  singulari  exemplo  pelvis  formae 
infantilis  in  adulta  reperio**  (1837)  und  „Conspectus  eorum,  quae  in  xeno- 
dochio  obstetricio  Mnrburgensi  a  .  \  .  .  1833,  usque  ad  .  ,  ,  .  1843  evenerunt" 
(1843).  Ausserdem  zahlreiche  Artikel  im  Berliner  encyklopäd.  Wörterbuch  der 
med.  Wissenschaften  und  in  der  Neuen  Zeitschrift,  nachherigen  Monatsschrift  für  Ge- 
bnrtskunde  und  in  der  Deutschen  Klinik.  Er  starb,  während  der  Ausübung  seines 
Berufes  vom  Schlage  getroflTen,  am  18.  August  1857.  Er  gehörte  zu  denjenigen 
deutschen  Geburtshelfern,  die  sich  um  die  Förderung  ihrer  Wissenschaft  wohl 
Terdieut  gemacht  haben. 

Juati,   pag.  270 — 77,  832.  —    Gerland,  pag.  227.    —    Heck  er  in  Allgemein. 
Deutsch.  Biogr.  XIII,  pag.  460.  —  Callisen,  IX,  pag.  219;  XXIX,  pag.  75.  q 

Hueter,  Karl  H.,  wurde  als  Sohn  des  Vorigen  am  27.  November  1838 
in  Marburg  geboren.  Erst  16  Jahre  alt,  widmete  er  sich  daselbst  dem  Studium 
der  Medicin.  Im  Jahre  1858  bestand  er  das  Facultätsexamen  und  kurz  nachher 
das  Staatsexamen  in  Kassel.  Darauf  begab  er  sich  mehrere  Jahre  auf  Reisen. 
Er  besuchte  zunächst  Berlin  und  Wien,  im  Jahre  1860  England  und  verbrachte 
die  folgenden  zwei  Jahre  in  Paris.  Daselbst  widmete  er  sich,  neben  dem  Besuche 
der  Kliniken,  im  Amphitb^atre  Clamart  mit  besonderem  Eifer  der  chirurgischen 
Anatomie  und  erschienen  in  der  Folge  seiije  „Anatomische  Studien  an  den  Ge- 
l^ken  Neugeborener  und  Erwachsener"  (ViRCHOW*s  Archiv,  Bd.  XXV,  XXVIII), 
welche  fiir  viele  seiner  späteren  Arbeiten  über  Gelenkdefonnitäten  und  Gelenk- 
erkrankungen grundlegend  wurden.  1863  kehrte  er  nach  Marburg  zurück  und 
trat  bei  seinem  früheren  Lehrer  RosKR  als  Assistenzarzt  der  chirurgischen  Klinik 
ein,  blieb  jedoch  nicht  ganz  ein  Jahr  daselbst,  sondern  ging  Ende  1863  nach 
Berlin.  Hier  war  er  zunächst  ein  halbes  Jahr  Assistent  am  pathologisch-anatomischen 
Institute  bei  Virchow,  nahm  dann  1864  am  Schleswig-Holsteinischen  Kriege  als 
Arzt  eines  Johanniter-Lazarethes  Theil,  trat  1865  als  Assistenzarzt  v.  Langen- 
becr's  in  die  chirurgische  Universitätsklinik  zu  Berlin  ein  und  habilitirte  sich  als 
Privatdocent  für  Chirurgie  an  der  dortigen  Universität.  Während  seines  Berliner 
Aufenthaltes  zeichnete  er  sich  sowohl  durch  seine  Docententhätigkeit ,  wie  durch 
eine  Reihe  tüchtiger  Arbeiten  auf  verschiedenen  Gebieten  der  Chirurgie  derart 
aus,  dass  er  schon  im  Jahre  1868,  als  in  Rostock  die  Professur  für  Chirurgie 
durch  G.  Simonis  Abgang  frei  wurde,  als  Professor  und  Director  der  chirurgischen 
Klinik  dorthin  berufen  wurde.  Auch  hier  sollte  er  nur  kurze  Zeit  thätig  sein. 
Sehen  im  Jahre  1869  leistete  er  einem  Rufe  nach  Greifswald  Folge,  um  dort  als 
Nachfolger  Bardeleben's  die  Professur  für  Chirurgie  zu  übernehmen.  Dort  wirkte 
er  mit  der  seinem  Wesen  eigenthümlichen  Frische  und  Vollkraft  bis  zu  seinem  am 
12.  Mai  1882  erfolgten  Tode,  nachdem  er  in  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  auch 
noch  Abgeordneter  zum  deutschen  Reichstage  gewesen  war.  Unter  der  grossen  Zahl 
feiner  Pnblicationen ,  die  mit  seiner  1860  verfassten  Dissertation  beginnen,  bis 
1881  reichen  und  nach  einem  von  König  gegebenen  Verzeichniss  74  Nummern 
umfassen,  führen  wir  zunächst  die  selbstständigen  Schriften  an:  „Die  Forment- 
leicklung  am  Skelet  des  menschlichen  Thorax"  (Leipzig  1865 ,  m.  3  Taff.)  — 
„Die  septicämischen  uftd  pyämischen  Fieber"  (1868)  und  „Die  Tracheotomie 
und  Laryngotomie"  (1871),  Beides  in  Pitha-Billroth's  Handb.  der  allgem.  und 
spec.  Chir.  —  „Klinik  der  Gelenkkrankheiten  mit  Einschluss  der  Orthopädie" 
(2  Bde.,  Leipzig  1870,  71;  2.  Aufl. ,  3  Bde.,  1876,  78)  —  „Die  allgemeine 
Chirurgie,  eine  Einleitung  in  das  Studium  der  chirurgischen  Wissenschafi^n" 
(Ebenda  1873)  —  „Krttisch-antikritische   Wanderungen   auf  dem,  Gebiete  der 


304  HÜETER.  —  VAN  HÜEVEL. 

jüngsten  chirurgischen  Tagesliteratur,  Vortrag"  (Ebenda  1876)  —  pDer  Arzt  in 
seinen  Beziehungen  zur  Naturforschung  und  den  Naturwissenschaften,  Vortrag'* 
(1878)  —  „Orundriss  der  Chirurgie"  (2  Bde.,  Allgemeine,  specielle  Chir., 
Leipzig  1881;  2.  umgearb.  Aufl.  von  LossEN,  1883,  84;  3.  Aufl.  1884,  85);  ferner 
die  von  ihm  zuBammen  mit  Lücke  1872  begründete  „Deutsche  Zeitschrift  ßir 
Chirurgie".  Dazu  kommen  noeh  einige  Abhandlungen  in  Volkmann's  Sammlung 
klinischer  Vorträge  (Nr.  9,  22):  „üeber  das  PanariUum,  seine  Folgen  und  seine 
Behandlung"  und  ;,  lieber  die  chirurgische  Behandlung  des  Wundfiebers  hei 
Schusswunaen" ,  Die  meisten  der  obigen  Schriften  H.'s  fanden  volle  Anerkennung; 
am  meisten  wohl  sein  Werk  über  Gelenkkrankheiten ,  über  welche  er  die  meisten 
und  gründlichsten  Vorstudien  gemacht  hatte,  wenn  auch  der  in  der  zweiten  Auf- 
lage desselben  neu  hinzugefügte  Theil  über  die  Gelenkkrankheiten  am  Rumpfe  und 
Kopfe  in  Betreff  der  Erklärung  der  Wirbelsäulen- Verkrümmungen  sich  keinesweges 
allgemeiner  Zustimmung  erfreuen  konnte.  Eine  ziemlich  allgemeine  Opposition  aber 
erregte  H.,  als  er  in  seiner  Allgemeinen  Chirurgie  die  gesammte  Entzündungs-  und 
Fieberlehre  von  dem  Gesichtspunkte  der  „monadischen  Theorie"  betrachtete  und 
aus  spärlichen  thatsächlichen ,  erst  für  wenige  Krankheiten  beigebrachten  Beweis- 
mitteln für  fast  alle  chirurgischen  Krankheiten  alle  anderen ,  ausser  den  belebten 
Krankheitsursachen,  auszuschliessen  und  damit  der  Durchführung  der  Bacterien- 
lehre  im  weitesten  Umfange  Vorschub  zu  leisten  versuchte.  Er  hatte  sich  eben 
durch  seine  feucrige  Natur  und  seine  lebhafte  Phantasie  hinreissen  lassen.  Nichts- 
destoweniger sind  jene  für  seine  Zeit  als  Verirrungen  zu  betrachtenden  Anschauungen 
der  Aufnahme  der  neuesten,  auf  wirkliche  experimentelle  Forschung  basirten  Er- 
werbungen der  Wissenschaft  förderlich  gewesen.  Wenn  j^rir  weiter  seine  Leistungen 
und  Bestrebungen  in  der  journalistischen  Literatur  darchmustern ,  so  finden  wir^ 
dass  er  neben  den  Fusswurzel-Contracturen ,  mehrfach  sich  mit  den  Resectionen 
und  deren  Technik  (namentlich  im  Knie-,  Ellenbogen-  und  Fussgelenk),  der 
Operation  der  Tracheotomie  und  dem  Verhalten  der  Schilddrüse  dabei,  ferner  mit 
der  Ergründung  der  Diphtherie  beschäftigt  hat,  der  Neurectomie,  der  arteriellen 
Transfusion,  der  Exstirpation  des  Mastdarmes  mit  Bildung  eines  musculo-cutanen 
Lappens,  den  parenchymatösen  Carbolinjectionen,  der  Aetiologie  der  Entzündungs- 
lehre, der  von  ihm  erfundenen,  als  Cheilo-Angioskopie  bezeichneten  Beobachtung 
des  Kreislaufes  bei  lebenden  Warmblütern  und  vielen  anderen  Dingen  seine  besondere 
Aufmerksamkeit  gewidmet  hat.  Die  meisten  dieser  Publicationen  finden  sich  im 
Archiv  für  kUnisehe  Chirurgie  (Bd.  II,  IV,  V,  VII,  VUI,  D^,  XI,  XU,  XXUI, 
XXVI)  und  nach  der  Begründung  der  Deutschen  Zeitschrift  für  Chir.  in  dieser.  — 
Begreiflicherweise  gehörte  er,  da  er  seine  ganze  Thätigkeit  der  Klinik  und  wissen- 
schaftlichen Arbeit  widmete  und  in  hohem  Grade  die  Gabe  der  Rede  besass,  zu 
den  anregendsten  klinischen  Lehrern  und  als  Beweis  dafür,  dass  er  seine  Schüler 
zu  Specialarbeiten  zu  veranlassen  verstand,  liegt  eine  Reihe  von  Disseilationen  vor. 
Ausser  seinen  fachwissenschaftlichen  Arbeiten  und  seiner  ziemlich  umfangreichen 
referirenden ,  später  mehr  kritisirenden  publicistischen  Thätigkeit,  hat  er  seine 
Aufmerksamkeit  auch  verschiedenen  Fragen  von  allgemeinerem  Interesse  gewidmet 
und  darüber  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  geschrieben,  wie:  „Zur  Frage  der 
Promotionsreform",  „lieber  Theilung  der  Arbeit  im  wissenschaftlichen  Lehren  und 
Lernen  auf  der  Universität",  „Ueber  Bildung  im  Allgemeinen  und  die  Vorbildung 
des  Arztes  im  Besonderen",  „Sollen  Realschulabiturienten  zum  medicinischen  Studium 
zugelassen  werden?"  Nach  allem  Diesen  gehörte  II.  zu  den  vielseitigsten,  thätigsten 
jungen  Chirurgen ,  von  dem  die  Wissenschaft ,  bei  längerem  Leben ,  noch  eine 
erhebliche  Förderung  zu  erwarten  berechtigt  war. 

König  in  Deutsch.  Zeitschr.  für  Cliir.  XVII,  1882,  pag.  421.  —  Max  Schüller 
in  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1883,  pag.  697,  714.  Gurlt. 

Van  Huevel,  Jean-Baptiste  Van  H.,  zu  Brüssel,  war  daselbst  am 
24.  September  1802  geboren,  war  Professor  der  Geburtshilfe  bei  der  freien  Univer- 
sität zu  Brüssel  von  1837 — 47  und  Chirurg  der  Maternitö  bis  1860.  Ausser  einer 


VAN  HUEVEL.  —  HIJFELAND.  305 

grrossen  Zahl  von  praktischen  und  wissenschaftlichen  Beobachtungen  und  Discussionen 
in  Zeitschriften  sind  von  H. ,  der  sich  durch  ein  besonderes  Erfindungstalent  aus- 
zeichnete, die  folgenden  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Geburtshilfe  anzuführen: 
„Mem,  concemant  la  pelvimitrie  et  un  nouveau  rnode  de  menmiration  pelvienne** 
(Soc.  des  Sciences  med.  et  natur.  de  Bruxelles  1840)  —  „Second  m4m.  sur  le 
meine  sujet"  (Gent  1841)  —  „MSnu  sur  les  divers  moyens  propres  h  ddlivrer 
la  femme  en  cas  de  rdtrdcissement  du  bassin  et  sur  le  forceps-sciej  ou  nouveau 
cephalotome,  suivi  d'un  appendice  camprenant  la  descriptton  abrdg^.e  du 
pelvimHre  gSomdtrique"  (Brüssel  1842)  —  „Descriptton  du  pelvimltre  geomStrique 
et  du  forcepS'Scie  modifii,  ou  nouveau  cephalotome"  (Annales  d*obst6trique  de 
Paris  1843)  —  „Dernüres  modifications  au  forceps-scie"  (Brüssel  1848  und 
1851)  —  „Pelmm^tre  universeL  No^ivelle  modification  du  pelvimetre  gdomitrique** 
/^Ebenda  1855)  —  „Lettre  sur  un  procid^  nouveau  de  dSlmrance  dan^  le  cas 
d^hydrocSphalie"  (Presse  m6dic»le  beige  1849)  —  „Considirattons  sur  V etnbryo- 
tonne  et  VopSration  cisarienne  suimes  d* observattons  nouvelles  d^ appUcation 
du  forceps- scie'*  (Ibid.  1850)  —  j^De  Vavortement  provoquS  et  de  Vemhryo- 
tomte"  (Ibid.  1852).  Auch  gab  er  heraus:  „TraitS  th^orique  et  pratique  des 
accouchements  de  P,  CazeauXy  considerablement  annotS"  (fidit.  beige,  1844)  — 
„Pince  h  jr>iW.s,  Substitute  au  lacs"  Cm  Cazeaüx's  Mit.  beige,  1844)  — 
y,Pince  porte-lacs"  (in  Hyernaüx'  Manuel  d*accouchements ,  Brüssel  1857).  — 
Hauptsächlich  die  oben  erwähnten  Erfindungen  des  Beckenmessers  und  der  mit 
der  Geburtszange  in  Verbindung  gebrachten  Kettensäge  zur  üurchsägung  des 
Kindskopfes  sichern  ihm  einen  ehrenvollen  Platz  unter  den  neueren  Geburtshelfern. 
Er  starb  zu  Paris  im  October  1883.  ^^^^  den  Corput 

Hufeland,  0  h  r  i  s  t  o  p  h  W  i  1  h  e  1  m  H.,  in  Berlin,  einer  der  berühmtesten 
und  verehriesten  Aerzte  seiner  Zeit,  war  am   12.  August  1762  zu  Langensalza  in 
Thüringen  geboren ;  sein  Vater  und  sein  Gross  vater  waren  Leibärzte  am  Weimar 'sehen 
Hofe,  auch  ein  Oheim  übte  die  ärztliche  Kunst  aus.     H.  lebte  von  seinem  dritten 
Jahre  an  in  Weimar,    studirte  von  1780    an  in  Jena    und  Göttingen    und    wurde 
hier  1783  Doctor  mit  der  „Diss.  inaug.  sistens  usum  vis  electricae  in  asphyxia 
experimentis  Jllu Stratum ^ .     Nach  Weimar   zurückgekehrt,    rausste    er  sofort  die 
weit  ausgedehnte  Praxis  des  fast  erblindeten  Vaters  übernehmen  und  lag  derselben, 
die  sehr  mühevoll  war,   mit  vielem  Glücke   zehn  Jahre    lang  (bis  1793)  ob.    Mit 
den  Weimar  damals  zierenden  grossen  Geistern,  wie  Wieland,  Herder,  Goethe, 
Schiller  hatte  er  nicht  nur  Umgang,  sondern  hatte  Gelegenheit,  sie  als  ijir  Arzt 
noch  genauer  .kennen  zu  lernen.    Sein  erster  literarischer  Versuch  war  ein  Aufsatz : 
^Jffesmer  und  sein  Magnetismus"   (Deutscher  Mercur,   1785),  in  welchem  er  das 
Ungründliche  und  Unphysische  der  Sache  aufzudecken  und  Alles  auf  Sinnestäuschung 
und  selbst  Sinnlichkeit  zurückzuführen  sich  bemühte.   Sein  erstes,  1787  erschienenes 
Buch  war  eine  Abhandlung  „Ueber  die  Ausrottung  der  Pocken"  y  in  welcher  er 
nach  seinen    in    einer    äusserst    bösartigen  Pockenepidemie   zu  Weimar  gemachten 
Erfahrungen,  die  Absonderung,»  damals  das  einzig  denkbare  Schutzmittel,  vorschlug ; 
auch  war  seiner  Anregung  die  Errichtung  des  ersten  Leichenhauses  in  Weimar  zu 
danken.    Gleich    in    seinen    ersten    literarischen  Arbeiten    zeigte    sich    das  Streben 
H.*s,  seine  Erfahrungen  nicht  bloss  den  Fachkreisen,  sondern  dem  grossen  Publicum 
nutzbar  zu  machen  und  gehört  H.  zu  den  hervorragendsten  Aerzten  Deutschlands, 
deren  Arbeiten  auch  unter  dem  Laien-Publicum  die  weiteste  Verbreitung  gefunden 
haben.    1793  wurde  er  vom  Herzog  von  Weimar  nach  Jena  als  Prof.  ord.  honor. 
berufen,  wo  seine  Vorlesungen  den  verdienten  Beifall  fanden,  besonders  die  Makro- 
biotik,    die    er    in    dem    grossen  Auditorium    vor    bis   zu    500  Zuhörern  öffentlich 
vortrug.     Nachdem  er  schon    im  Jahre  1794  durch  eine  Schrift:   yj Erinnerungen 
an  alle  Mütter ,    denen    die   Gesundheit   ihrer  Kinder    am  Herzen  liegt"  ,    die 
später,  1799,  eine  Erweiterung  erfuhr:  j, Guter  Bath  an  Mütter  über  die  unchfigsten 
Punkte    der  physische?}  Erziehung  der  Kinder  in  den  ersten  Jahren" j    auf  die 
BiogT.  Lexikon.  III.  2Q 


306  HÜFELAND. 

physische  Erziehung  seine  gemeinnützigen  Belehrungen  ausgedehnt  hatte,  erschienen 
im  Jahre  1795  seine  „Ideen  über  PcUhogenie^,  1796  die  „Kunst,  das  mensch- 
liche Leben   zu  verlängern*^ ,   von  der  3.  Auflage  (1805)    an    unter   dem  Titel: 
„Makrobiotik" ,  eine  Schiift,    die  zahlreiche  Auflagen  erlebt  (8.  Aufl.  1860)  und, 
in   alle   europäischen  Sprachen   übersetzt,    eine  Verbreitung  in   der  ganzen  Welt 
gefunden  hat.  Auch  der  Journalistik  sich  zuwendend,  gab  er  von  1791  an  (bis  1800) 
die  „Neuesten  Ännalen  der  französischen  Arzneikunde  und  Wundarzneikunde^ 
heraus,  setzte  dieselben  im  Vex*ein  mit  B.  N.  O.  Schbegeb  und  J.  Chr.  F.  Harless 
als  „Journal  der  ausländischen  medicinischen  Literatur^  bis  1803  fort,  nach- 
dem er  1795   bereits   das  „Journal  der  praktischen  Arzneikunde   und  Wund- 
arzneikunst*^    begonnen    hatte,    das  bis  zu   seinem  Tode,    1836,    in   82  Bänden 
(1809—14  mit  K.  Himlt,    1815—18   mit  J.  Chr.  F.  Hablbss  ,   seit   1821  mit 
E.  OSANN  zusammen  herausgegeben)  erschien,  zu  den  angesehensten,  reichhaltigsten, 
lehrreichsten   medicinischen   Zeitschriften   in    deutscher  Sprache    gehörte  und  auch 
naoh  seinem  Tode  noch  ^  bis  1844  fortgesetzt  wurde.    Mit  dem  Journal  yerband  er 
seit  1799    eine   kritische   Zeitschrift:  „Bibliothek   der  praktischen  Heilkunde'*, 
an   die   sich    seit    1803    eine   von   Fr.  L.  Aügüstin   herausgegebene   alljährliche, 
wissenschaftliche   Uebersicht     der    gesammten     medicinischen    Literatur    und    der 
Leistungen  in  allen  Fächern  der  Heilkunde  schloss.    Durch  seine  Bekämpfung  des 
BROWN'schen  Systems  (1799),  von  dem  selbst  bedeutende  Männer,  wie  JOH.  Peteb 
Frank,  sein  Sohn  Joseph  Frank,  Ernst  Hörn  u.  A.,  sich  hatten  einnehmen  lassra, 
wurde  er  in  eine  (hauptsächlich  von  Weikard  undROESCHLAüB  veranlasste)  literarische 
Fehde  verwickelt,  die,  10  Jahre  lang  dauernd ,  von  Seiten  der  Gregner  zum  Theil 
auf  das  Pöbelhafteste  geführt,    H. ,    dem  friedliebendsten  Menschen,   nicht   wenig 
Kummer   und  Verdruss  verursachte.    Kaum   hatte  Edward  Jenner  (1796)  .seine 
segensreiche  Entdeckung  der  Schutz-  (Kuh-)  Pockenimpfung  gemacht,  so  nahm  H., 
als  einer  der  Ersten,  den  grössten  Antheil  daran,  erklärte  die  Vaccination  als  eine 
der   allerwichtigsten  Entdeckungen   auf  dem  Gebiete   der   praktischen  Heilkunde, 
suchte  ihr  Eingang  in  Deutschland  zu  verschaffen,  sprach  aber  zugleich  die  voll- 
kommen  gerechtfertigte   Besorgniss   aus,   dass    das  Vacciniren   nur   auf  eine  Zdt 
lang  den  gewünschten  Vortheil  bringe.  —  Nachdem  er  früher  mehrere  glänzende 
Berufungen  abgelehnt   hatte,    nahm  er  einen  Ruf  nach  Berlin,    an  die  Stelle  des 
zu  Ende    des   Jahres    1800   verstorbenen  Dr.  0.  6.  Selle,    als  königl.  Leibarzt, 
Director  des  CoUegium  medico-chirurgicum,  erster  Arzt  der  Charit^  zu  treten,  mit 
dem  Prädicate   eines  Oeh.  Rathes   an   und   begann   mit  Eifer   im  Frühjahr  1801 
seine  medicinischen  Vorlesungen  und  die  klinischen  Uebungen  im  Charit6kranken> 
hause.    Allein  auch   hier  wurde  er   vom  Brownianismus   verfolgt;    denn   sein  ihm 
coordinirter  College  Fritze  war  ein  wttthender  Brownianer,  und  wurde  Demselben 
später,  in  der  Person  des  Dr.  Ernst  Horn,  eines  der  heftigsten  jungen  Brownianer, 
ein  Gehilfe  und  Nachfolger  gegeben.  H.  gab  von  1802 — 1806  jährliche  klinische 
Berichte   über  den  Zustand  des  Charitökrankenhauses   heraus;    auch  vollendete  er 
in  dieser  Zeit  sein  „System  der  praktischen  Heilkunde"  (2  Bde.,  1800 — 1805). 
Er  empfahl  femer  dringend   den  allgemeinen  Gebrauch    lauwarmer  Bäder  (1801), 
warnte  vor  dem  verderblichen  Missbrauche  des  Branntweins  (1802),    gab  (1802) 
Nachricht  von  dem  in  Berlin  errichteten  Impf-Institute,  zu  dessen  Begründung  und 
Förderung  durch  zweckmässige  Verordnungen   und  Aufmunterungen   er  wesentlich 
mitgewirkt  hatte,  wie  er  auch  (1801)  eine  „Anforderung  an  alle  Aerzte  Deutsch- 
lands  in  Betreff'  der  Kuhpocken"    gerichtet  hatte.    Er  machte  weiterhin  „Vor- 
schläge zur  Einführung  bestimmter  Medidnahnaasse  in  allen  Haushaltungen" 
(1801),  richtete  eine  „Aufforderung  an  die  Brunnenärzte  Deutschlands^  besonders 
Schlesiens"  (1802),  ^on  Zeit  zu  Zeit  die  wichtigsten  Erfahrungen  über  die  Wirkung 
ihrer  Brunnen  öffentlich  mitzutheilen  u.  s.  w.    Auch    der  GALL'schen  Schädellebre 
widmete  er  eine  eingehende  Darstellung    und  Beurtheilung  (1805) ,    erklärte   sich 
in  demselben  Jahre  gegen  Reil's  Schrift  über  die  Nothwendigkeit  der  Ausbildung 
ärztlicher  Routiniers   und  sprach  sich  in  einer  Abhandlung  (1806)  über  die  Eigen- 


HUFELAND.  307 

sehaften   und  Pflichten   eines  gnten  Arztes,   wie  er  sie  auffasste,   aus.    Nach  der 
Sehlaoht  bei  Jena  begleitete  er  die  vor  den  Franzosen  flüchtende  königliche  Familie, 
bei  der  er  sich  des  ausgezeichnetsten  Vertrauens  erfreute,  nach  der  Provinz  Preussen 
und  blieb  bei  derselben  in  Königsberg ,  Memel  und  Tilsit  volle  drei  Jahre,  bis  zu 
ihrer  Rflokkehr   nach  Berlin,    zu  Weihnachten  1809.     Eine  verheerende  Typhus- 
epidemie,   welche   in  Folge  der  Eriegsdrangsale    die  Provinz   tiberzog  und  selbst 
einige  Mitglieder   der  königlichen  Familie  nicht  verschonte,    konnte  von  ihm  ein- 
gehend studirt  und  beschrieben  werden  (1807).     Einen  Hauptgegenstand   der  Be- 
schäftigung ftir  ihn  während  seines  Aufenthaltes  in  Königsberg  bildete  die  mit  der 
neuen   Organisation   des    Staates    vorzunehmende  Veränderung  im   Medicinalwesen 
und  die  Errichtung  der  neuen  Universität  zu  Berlin,    bei  welchen  Vorbereitungen 
er  kräftig  mitwirkte.    Zur  Zeit  der  Rttckkehr  nach  Berlin  wollte  H. ,  der  sich,  in 
Folge  trauriger  Familienverhältnisse   und  seiner  zunehmenden  Augenschwäche,    in 
der  trfibsten  Stimmung  befand,  seinen  Abschied  nehmen,  allein  der  König  genehmigte 
diesen  nicht,  sondern  stellte  ihn  so,   dass  er  als  Staatsrath  beim  Medicinal  Depar- 
tement und  Leibarzt  sich  nur  der  klinischen  und  consultativen  Praxis  zu  widmen 
hatte.    1810  wurde  er  zum  Professor   der  speciellen  Pathologie   und  Therapie  an 
der  neuen  Universität  ernannt  und  eröffnete  die  bei  derselben  errichtete  medicinische 
Poliklinik,    das  erste  Institut  der  Art   für  arme  Kranke  in  Berlin,    von   welchem 
von  1811  an  bis  1835  regelmässig  Jahresberichte  veröffentlicht  worden  sind,    die 
letzten  von  dem  Mitdirector  des  Instituts,  Prof.  Dr.  E.  Osann.   H.*s  wohlthätiger 
and  menschenfreundlicher  Sinn    bethätigte   sich    auch  durcb    seine  Theilnahme  an 
den  Geschäften   der   Berliner  Armendirection ;    er  machte  Vorschläge   zur  zweck- 
mässigen Fürsorge  für  die  bedürftigen  Kranken,   er  entwarf  eine  Armen-Pharma- 
eopoe  (1810),   die  später  in  allen  Armen-  und  Krankenanstalten  des  preussischen 
Staates   und   anderer  Staaten    eingeführt   wurde.     1811    endlich    fand    auch   der 
Friedensschluss    in  dem  Kriege   wegen  des  Brownianismus  mit  Roeschlaub    statt 
und  H.  gab  in  einem  Aufsatze  dem  Publicum  Rechenschaft   über  sein  Verhältniss 
zu  jener  Lehre  und  seiner  Theorie  der  Medicin.    1814  veröffentlichte  er  in  einer 
Schrift :  „  üeber  die  Krtegspest  alter  und  neuerer  Zeiten,  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  Epidemie  im  Jahre  1813^  seine  nur  zu  reichlichen,  in  dieser  Zeit 
über  den  Kriegstyphus  gemachten  Erfahrungen.  Ein  Werk  von  F.  J.  Stieglitz  über 
und  gegen    den   thierischen  Magnetismus  gab  H.  neue  Gelegenheit  (1816),    sich 
Aber   denselben    auszusprechen,    weiterhin    auch    noch    in    den    folgenden  Jahren 
(1817,  18,  22),  wie  auch  über  die  „Medicina  magica"    und  die  „Rhabdoraantie". 
Die  nun  folgenden  Jahre  flössen  für  H.  in  grösstentheils  ungestörter  Ruhe  dahin. 
Unter  seinen  auch  in  dieser  Zeit  sehr  zahlreichen  literarischen  Arbeiten  heben  wir 
hervor  seinen  für  die  Anthropologie  und  Statistik   wichtigen  Vortrag  in  der  Aka- 
demie:   „lieber    die    Oleichzahl    beider    Oeschlechter    im    Menschengeschlecht" 
(1820,  21)    und   als  Nachtrag   dazu:    „Prädestination   des  Geschlechts"  (1826); 
ferner:  „Von    dem  Rechte   des  Arztes   über  Leben  und  Tod"    (1823),    sodann 
die  von  ihm    mit   aufmerksamem  Blicke   verfolgte  und  signalisirte  „Ankunft  der 
orientalischen  Cholera   an   der  Grenze    von  Europa"  (1823).    Im  Jahre  1822, 
wo  H.  auch  eine  neue  Sanmilung  seiner  kleinen  Schriften  (Bd.  I — IV,   1822 — 28. 
Neue  Auswahl  Bd.  I,  1834)   besorgte,   begann   er   den  54.  Band  seines  Journals 
mit  einem  „Blick  auf  die  Lage  der  Heilkunst  beim  Antritt  des  Jahres  1822", 
gab    1823    eine    ;,  Vergleichende   lieber  sieht   der  epidemischen   und   contagiösen 
Krankheiten  des  Jahres  1822   in  der  ganzen  preussischen  Monarchie" ,  1824 
eine  „  lieber  sieht  der  binnen  10  Jahren  in  der  preussischen  Monarchie  an  der 
Wasserscheu    Verstorbenen"    heraus,    sprach    sich  wiederholt  (1826,  28,  30,  34) 
über  die  Homöopathie  und  deren  Differenz  von  der  Allopathie  aus,  handelte  (1827) 
j,  Von  den  Krankheiten    der   Üngeborenen    U7id   Vorsorge  für   das  Leben    und 
die  Gesundheit  des  Menschen  vor  der  Geburt",  suchte  in  seiner  „latrognomik" 
(1829)  die  Grundbegriffe  für  die  gesammte  Therapie  fester  zu  begründen  und  in 
einem  in  einer  juristischen  Zeitschrift  (1828)  erschienenen  Artikel  „  Ueber  Mono- 

20* 


308  HÜFELAND. 

mante ,  Unfreiheit  und  Zurechnungsfähigkeit^  nähere  Aufklärung  über  diese 
Zustände  zu  geben.  Als  die  asiatische  Cholera  1830  bis  in  das  Innere  Russlands 
vordrang  und  dann  weiter  ihren  Weg  durch  Europa  nahm,  sah  ein  Mann  wie  H. 
sich  verpflichtet,  auch  seine  Meinung  über  diesen  neuen  unheimlichen  Gast  abzu- 
geben und  so  finden  sich  denn  (1830,  31)  auch  von  ihm  zahlreiche  Abhandlungen 
über  jene  Krankheit.  Bereits  1829  hatte  H!  einen  Plan  zu  einem  Hilfsverein  für 
nothleidende  Aerzte  entworfen,  der  als  Hufeland'schc  Stiftung  in*s  Leben  trat  und 
noch  heute  segensreich  wirkt;  daran  schloss  sich  im  Jahre  1836  eine  zweite,  gleich 
wohlthätige,  zur  Unterstützung  der  Wittwen  yon  Aerzten,  die  von  H.  nicht  bloss 
begründet,  sondern  auch  ausgestattet  wurde.  Bei  der  rastlosen  Thätigkeit  H.'s 
war  die  im  Herbst  1830  erfolgte  bedeutende  Zunahme  seiner  Blindheit  für  ihn 
sehr  traurig;  der  24.  Juli  1833,  der  Tag,  an  welchem  er  vor  50  Jahren  die  med. 
Doctorwürde  erworben ,  brachte  ihm  hohe  Ehren ,  obgleich  er  der  Bezeigung  der- 
selben sich  durch  Abwesenheit  von  Berlin  entzogen  hatte.  Auch  als  Jubilar  fuhr  H. 
noch  für  die  ihm  zugemessene  Lebenszeit  fort,  für  Staat  und  Wissenschaft  segens- 
reich zu  wirken,  trotz  mancher  sich  mehr  und  mehr  geltend  machender  körperlicher 
Beschwerden;  noch  aus  den  letzten  Lebensjahren  findet  sich  eine  Reihe  von  Auf- 
sätzen in  seinem  Journal,  und  noch  wenige  Wochen  vor  seinem  Lebensende  Hess 
der  bis  zum  letzten  Athemzuge  unermüdlich  thätige  Greis  ein  umfangreiches  Werk, 
„Encheiridion  medicum,  oder  Anleitung  zur  medicinischen  Praxis,  Vermacht- 
niss  einer  60jährigen  Erfahrung^  erscheinen  und  bestimmte  dessen  ganzen  Ertrag 
für  die  Hufeland'sche  Stiftung.  Gleich  nach  dem  Erscheinen  der  Schrift  war  sie 
schon  vergriffen.  H.  ging  sofort  an  eine  verbesserte  zweite  Auflage  und  war  noch, 
trotz  aller  Leiden ,  im  Stande ,  dieselbe  acht  Tage  vor  seinem  Tode ,  der  am 
25.  August  1836  erfolgte,  druckfertig  zu  machen  (eine  10.  Aufl.  erschien  noch 
1857).  —  Nur  der  Ergründung  der  Wahrheit  ergeben,  hielt  er  sich  frei  von  allen 
einseitigen  Systemen  seiner  Zeit,  ohne  Das,  was  sie  Gutes  und  Brauchbares  boten, 
zu  verkennen.  Ausgezeichnet  war  insbesondere  die  durchweg  edele,  anziehende  und 
geistvolle  Sprache  in  seinen  Schriften ,  sein  Talent ,  strenge  Wissenschaftlichkeit 
mit  allgemeiner  Verständlichkeit  zu  verbinden.  Hierdurch  gewann  er  schon  früh 
eine  ausgedehnte  Popularität  und  einen  weit  reichenden  Einfluss  und  gehörte  er 
zu  den  fruchtbarsten  medicinischen  Schriftstellern  aller  Zeiten;  ein  Verzeichniss 
seiner  Arbeiten  bei  Callisen  weist  weit  über  400  Nummern  nach.  Als  Arzt  war 
er  ein  Vorbild  umsichtiger,  liebevoller  Sorgfalt  und  freundlicher  Theiluahme,  die 
er  bis  in  sein  hohes  Alter  auch  dem  Geringsten  angedeihen  Hess;  nicht  minder 
war  er  ein  Muster  rühmlicher  Collegialität,  echt  christlicher  Religiosität  und  wahrer 
Frömmigkeit,  einer  der  edelsten  Männer  seiner  Zeit. 

Vgl.  J.  J.  Sachs,  Chr.  Wilh.  Hufeland.  Ein  Rückblick  auf  sein  TOjäbriges  Leben 
nnd  Wirken,  beim  12.  August  18'32.  Berlin  1832.  —  Derselbe,  Medio.  Almanach  für  das 
Jahr  IS*^?,  pag.  39.  —  Fr.  L.  Augustin,  Ohr.  Wilh.  Hufeland's  Leben  und  Wirken  für 
Wissenschaft,  Staat  und  Menschheit  (mit  Portrait),  Potsdam  1837.  —  A.  deStourdza, 
C.  W.  Hnfeland,  Esquissc  de  sa  vie  et  de  sa  niort  chr6tiennes.  Berlin  1837.  —  E  Osann 
in  Encvclop.  Wörterb.  der  med.  Wissenschaft.  1838,  XVII,  pag.  127.  —  A.  Göschen,  Chr. 
Wilh.  Hufeland.  Eine  Selbstbiographie  in  Deutsche  Klinik.  18S3,  Nr.  13—31  (auch  als  Sep.- 
Abdruck).  -  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIII,  pag.  286.  —  Callisen,  IX,  pag.  221: 
XXIX,  pag.  76.  Gurlt. 

Hufeland,  Friedrieh  H.,  Professor  der  Mediein  an  der  Berliner  Uni- 
versität, war  als  ein  jfingerer  Bruder  des  Vorhergehenden  am  18.  Juli  1774 
zu  Weimar  geboren.  Er  studirte  Mediein  in  Jena,  wo  er  1797  mit  der:  „Diss. 
inaug,  sistens  pathologiae  atque  thei-apiae  haemorrhagiarwn  adambrationem'" 
die  Doctorwürde  erlangte.  Darauf  Hess  er  sich  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt 
nie^ler,  wurde  daselbst  1810  zum  herzoglich  Sachsen  Weimar'schen  Hofmedicus, 
sowie  zum  Stadtphysicus  und  Garnisonsarzt  ernannt.  1811  habilitirte  er  sich  in 
Jena  als  Privatdocent ,  wurde  1812  daselbst  ausserordentlicher  Professor,  folgte 
aber  schon  in  demselben  Jahre  einem  Rufe  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Berlin, 
wo    er    zugleich    Lehrer    an  der   medicinisch-chirurgischen  Akademie   wurde.    Er 


HUFELAND.  —  HüGKEL.  309 

Starb  am  21.  April  1839.  Seine  Schriften  sind  unbedeutend.  Er  veröffentlichte : 
„Ueber  Sympathie*^  (Weimar  1811),  worin  der  animalische  Magnetismus  und 
die  Wechselwirkung  der  organischen  Körper  unter  sich  und  mit  der  allgemeinen 
Natur  ausführlich  abgehandelt  wird;  ferner  in  Rbil's  Archiv  für  Physiologie 
(Bd.  VI,  1805)  einen  Aufsatz:  ^Ausserordentliche  Erhöhung  der  Sensibilität; 
ein  Beitrag  zu  den  Erfahrungen  über  Somnambulismus  und  thier (sehen 
Magnetismus",  sowie  in  Hdfeland's  Journal  der  Heilk.  (Bd.  XXIII,  1806)  einen : 
^Versuch  einer  Erörterung  des  Begriffs  von  örtlichen  Krankheiten",  ferner 
Ebenda  (Bd.  LXXIV,  1832);  „Entscheidung  der  asiatischen  Cholera  durch  eine 
heilsame  Metastase,  deren  Unterbrechung  tödtliche  Folgen  hatte".  Ausserdem 
lieferte  H.  für  die  BerL'Jahrbb.  f.  wissenschaftliche  Kritik,  deren  Mitredacteur  er 
seit  1827  war,  verschiedene  Recensionen. 

A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIIJ,  pag.  296.  —  Callisen,  IX,  pag.  :<!80; 
XXIX,  pag.  92.  Pgl 

*Hugenberger ,  Ernst  August  Theodor  H. ,  auf  dem  Pastorat 
Erwählen  (Kurland)  am  1.  (13.)  Juni  1821  geboren,  studirte  in  Dorpat  von 
1842 — 1847  Medicin.  Im  letzteren  Jahre  promovirt,  war  er  zuerst  als  Hebe- 
ammenlehrer am  St.  Petersburger  Institut  thätig ;  1872  wurde  er  Director  des 
Gebär-  und  Hebeammen-Instituts  am  kaiserlichen  Erziehungshause  in  Moskau  und 
in  weiterer  Folge  Mitglied  und  Ehrenmitglied  vieler  gynäkologischen  Gesellschaften. 
Seine  Schriften  sind  theils  Anstaltsberichte,  theils  klinische  und  casuistische  Mit- 
theilungen. Wem  ich. 

Hughes,  Henry  Marshall  H. ,  zu  London,  war  1805  zu  Ashford  in 
Kent  geboren,  trat  1827  als  Zögling  in  das  Guy's  Hosp.  zu  London,  legte  1829 
seine  Examina  ab,  ging  dann  nach  den  schottischen  Universitäten,  wurde  1829 
in  Glasgow  Doctor,  kehrte  nach  London  und  dem  Guy's  Hosp.  zurück,  um  sich 
noch  weiter  dem  Studium  der  inneren  Medicin  zu  widmen  und  wurde  1834  Member 
des  College  of  Physicians.  Er  war  von  1836 — 42  als  Physician  des  Surrey 
Dispensary  thätig,  wurde  1840  Assistant  Physician  und  1854  Physician  im  Guy's 
Hosp.,  wie  er  auch  1844  zum  Fellow  und  1854  zum  Censor  des  College  of 
Physicians  erwählt  worden  war.  Neben  einer  ausgedehnten  Praxis  war  er  auch  als 
Schriftsteller  thätig,  indem  er  1845  das  für  Studirende  unzweifelhaft  beste  Hand- 
buch über  Anscultation :  „Clinical  introduction  to  the  practice  of  auscultation, 
and  other  modes  of  physical  diagnosis"  (2.  edit.,  1854)  publicirte.  In  den  Guy's 
Hosp.  Reports  finden  sich  achtzehn  werthvolle  Aufsätze  von  ihm,  eine  weitere 
Zahl  in  der  Lancet ,  Lond.  Med.  Gaz. ,  dem  Edinb.  Monthly  Journ.  und  anderen 
Zeitschriften  ,  hauptsächlich  über  Brustkrankheiten.  Dabei  war  er  ein  vortrefflicher 
Lehrer,  der  sich  mit  seinen  Schülern  grosse  Mühe  gab.  Er  starb  zu  Brighton 
am  21.  Oetober  1858. 

Lancet.  1858,  H,  pag.  516.  G. 

'^'Huglison,  John  Scott  H.,  geboren  in  Camden,  S.  C. ,  am  1.  Oetober 
1841 ,  promovirte  1867  an  der  Universität  von  Charleston  und  Hess  sich  1869 
als  Physician  in  Sumter ,  S.  C. ,  nieder.  —  Er  schrieb :  ;,  Whooping  cough 
with  bronchitis"  —  „Simultaneous  collapse  of  lungs  and  convulsions"  — 
Injurious  effects  of  carbolic  acid ,  injudiciously  applied  locally"  —  „Gtlse- 
minum"  —  „Puerperal  mania"  —  „Embolism  and  thrombosis"  (Med.  and 
Surg.  Reporter)  —  „Extended  experience  toith  gelseminum"  —  „Salicine  in 
chronic  diarrhoea"  (Charleston  Journ.  and  Review)  —  „Sacculated  cylindrical 
aneurism  of  the  femoral  artery"  etc. 

Atkinson,  pag.  159.  Pgl. 

'^Hngkel  (HüGGEL,  Hückelius),  Johann  Jakob  H.,  Arzt  und  Professor 
der  griechischen  Sprache  in  Basel  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  promovirte 
daselbst  1550  und  starb  1564.    Er  hinterliess:   „Von  den  heilsamen  Bädern  in 


310  HÜGKEL.  —  HÜGÜIER. 

Deutschland"  (Mühlhausen  1559)  —  „De  aemiotica  medicinae  parte  tractatus'' 
(Basel  1560,  Fol.)  —  „Examen  leproser  um''  (Ebenda  1560)  —  „  Von  dem  Aus- 
satz" (Mtilhaüsen  1563,  Frankfurt  1566). 

Biogr.  mW.  V,  pag.  310.  ^gl- 

Hugo  von  Lucoa,  vergl.  Borgognoni,  Bd.  I,  pag.  529. 
Hugo  de  Siena,  Hugo  Senensis,  s.  Benzi,  Bd.  I,  pag.  399. 

*Huguenill,  Gustav  H.,  geboren  am  17.  Juli  1841  in  Krauchthal 
(Canton  Bern),  besuchte  die  Universitäten  Zürich ,  Prag ,  Wien ,  Berlin  (Griesingeb, 
Billroth,  Biermer)  und  hörte  nach  seiner  1867  erfolgten  Promotion  noch  speciell 
GüDDEN  und  Meynert.  Von  1871 — 74  fungirte  er  als  Professor  der  Psychiatrie, 
seit  1874  als  Leiter  der  medicinisehen  Klinik  in  Zürich.  1883  abdicirte  er  aus 
Gesundheitsrücksichten  und  practicirt  seither  in  Ospedaletti  (an  der  Riviera).  Neben 
ungefähr  20  Abhandlungen  im  Archiv  für  Nervenkrankheiten,  der  Zeitschr.  för 
wissenschaftliche  Zoologie,  dem  Correspondenzblatt  für  Schweizer  Aerzte,  rühren 
von  ihm  her:  „Lehrbuch  der  Anatomie  des  Hirns"  und  die  Artikel  Encephalitis, 
Meningitis  etc.  in  v.  Ziemssen's  Handbuch  (Bd.  IX).  Wem  ich. 

Huguier,  Pierre-Charles  H. ,  zu  Paris,  verdienter  Anatom  und 
Chirurg,  war  am  4.  September  1804  zu  86zanne  in  der  Champagne  geboren, 
machte  seine  Studien  in  Paris  mit  Auszeichnung ,  wurde  1828  Interne,  1830  Aide 
d'anatomie,  1833  Prosector,  1834  Doctor  mit  der  These:  „8ur  quelques  points 
d'anatomte^  de  physiologie  et  de  pathologie",  1835  Prof.  agr6g6  und  1836 
Hospital-Chirurg,  zunächst  des  Bureau  central,  1840  im  Höp.  de  Lourcine,  1847 
im  Höp.  Beaujon,  aus  dem  er  sich,  nach  Erreichung  der  gesetzmässigen  Alters- 
grenze, 1866  als  Chirurgien  honoraire  des  höpitaux  zurückzog.  Seine  ersten,  vor- 
zugsweise anatomisch-physiologischen  Arbeiten  beschäftigten  sich  mit  Untersuchungen 
über  das  Ohr,  die  Chorda  tympani,  die  Gehimnerven  u.  s.  w. ;  ferner  über  eine 
die  V.  saphena  interna  und  Y.  poplitea  mit  der  V.  ischiadica  und  direct  mit  der 
V.  hypogastrica  verbindende  Vene  (1835),  über  Verdauung  u.  s.  w. ;  er  hatte 
Antheil  an  der  neuen  Ausgabe  von  Bichat*s  Anatomie  (1834)  und  schrieb  Auf- 
sätze in  den  Arch.  g^n^r.  de  mM.,  dem  Jouiii.  hebdom.  des  progr6s,  dem  Journ. 
compl6ment. ,  der  Revue  m6dicale.  Später,  als  er  Chirurg  des  für  weibliche 
Geschlechtskrankheiten  bestimmten  Höp.  de  Lourcine  geworden  war,  widmete  er 
seine  besondere  Aufmerksamkeit  der  Gynäkologie  und  so  entstanden  die  von  ihm 
1847  in  der  von  ihm  mitgegründelen  Soc.  de  ^Chirurgie  vorgetragenen  Arbeiten 
über  die  „Polypes  utSro-folliculaires" ,  die  „Kystes  de  la  mairice" ,  die  „Kystes 
folliculaires  du  vagin" ;  femer  das  von  der  Akademie  der  Medicin,  deren  Mit- 
glied er  1848  geworden  war,  preisgekrönte:  „i{4m,  sur  Vesthiomene  ou  dartre 
rongeante  la  rSgion  vulvo-anale"  (1849,  av.  4  pl.),  der  in  derselben  Weise  aus- 
gezeichnete: „TraitS  des  maladies  de  la  glande  vulvo-vaginale  et  des  divers 
appareils  sicr6teurs  de  la  vulve"  (1850);  femer:  „Traitement  des  kystes  de 
Vovaire"  (1856)  und  später:  „De  la  descente  ou  prdcipüation  de  la  matrice, 
confondue  avec  Vallongement  hypertrophique  du  col  de  tutirusj  leur  traüement 
par  la  rtfsectwn  ou  Vamputation  du  col  utirin"  (1859,  av.  13  pL).  Auf  die 
letzteren  war  er  besonders  durch  die  von  ihm  seit  1843  ausgefühj*te  innere 
Exploration  des  Uterus,  für  welchen  Zweck  er  eine  „Hyst6rom6tre"  genannte 
Sonde  erfunden  hatte,  aufmerksam  geworden  und  publicirte  er  später  (unabhängig, 
wie  es  seheint,  von  den  gleichzeitigen  Arbeiten  Simpson*S  und  Kiewisch's  in 
derselben  Richtung)  darüber  eine  eigene  Schrift:  „De  Vhyst4rom4tr{e  et  du  cathS- 
t^n'sme  uterin,  etc."  (1865,  av.  4  pl.).  Indessen  beschäftigte  er  sich  nicht  allein 
mit  Uterin- Chirurgie ;  1842  hatte  er  die  Concurs-These :  „Diagnostic  diffSrentiel 
des  maladies  du  coude"  verfasst;  er  schrieb  ein:  „Mdm.  sur  les  luxaticns  du 
pied  considdres  en  giniral  et  sur  une  nouvelle  esp^ce  de  luxattan  externe  par 
rotation   du  pied  en   dehors"  (1848);    1848    hielt   er   in    der  Akademie    einen 


HÜGÜIEB.  —  HUIZIKGA.  311 

Vortrag  über  seine  Beobaehtungen  bei  SchuBSwunden.  Die  Resectionen  an  den 
Kiefern,  denen  er  besondere  Aufmerksamkeit  widmete,  gaben  ihm  Veranlassung, 
ein  Verfahren  der  temporären  Oberkiefer-Resection  zur  Entfernung  von  Nasen- 
Rachenpolypen  (1852)  zu  erfinden;  auch  verfasste  er  einen  „Rapport  et  considS- 
rattons  sur  la  ddsarttculation  ou  rabiatton  compl^e  du  maxtUatre  infirieur^ 
(1857).  Der  überaus  thfttige  Mann  wurde  noch,  fast  60  Jahre  alt,  1863 
Professor  der  Anatomie  bei  der  Akademie  der  Künste,  als  Nachfolger  seines  ehe- 
maligen CoUegen  im  Hop.  Beaajon  Alph.  Robsbt,  und  widmete  sich  auch  dieser 
Stellung  mit  gewohntem  Eifer;  auch  war  er  Chirurgien  Consultant  des  Kaisers. 
Während  der  Belagerung  von  Paris  leitete  er  noch  die  Ambulaucen  des  Beaux- 
Arts  und  Saint-Augustin  und  unter  der  Commune  stand  er  an  der  Spitze  einer 
chirurgischen  Abtheilung  der  Charit^.  Sein  Tod  erfolgte  nach  langem  Leiden  an 
einem  operirten  Oberkiefer-Tumor,  am  12.  Januar  1873,  nachdem  er  in  demselben 
Jahre  noch  (in  den  Archives  g6ner.  de  m^d.)  einen  Aufsatz:  „ConaidSrationa 
anatomiques  et  physiologiques  pour  servir  h  la  Chirurgie  du  pouce**  veröflTent- 
licht  hatte.  Testamentarisch  hatte  er  sowohl  die  Akademie  der  Medicin  als  die 
See.  de  Chirurgie  und  die  £cole  des  Beaux-Arts  mit  Dotationen  behufs  geeigneter 
Verwendung  für  deren  Zwecke  bedacht. 

Gnyon  in  Bulletins  et  m^moires  de  la  Soc.  de  chimrgie  de  Paris^  T.  I.  1875,  pag.  48. 

Gnrlt. 

Hulin,  Otto  von,  wurde  zu  Mitau  am  Ö./17.  Juni  1764  geboren, 
studirte  in  Halle  Anfangs  Theologie,  danach  Medicin,  setzte  seine  Studien  in 
Göttingen  fort  und  erwarb  sich  daselbst  den  iDoctorgrad  1788  (Diss.  inaug. 
„Observationum  medicarum  ac  chirurgicaruvi  fasciculus^^  c.  tab).  Nachdem  er 
noch  eine  Reise  durch  Deutschland  und  Frankreich  gemacht  hatte,  begab  er  sich 
nach  St.  Petersburg,  wurde  exarainirt,  erhielt  das  Recht  zur  Praxis  1789  und 
wurde  in  Riga  als  Arzt  beim  Feldhospital  angestellt.  Bald  gab  er  diese  Stelle  auf 
nnd  prakticirte  in  Riga,  woselbst  er  1800  die  ersten  Schutzblattern  impfte.  Im 
Jahre  1804  ging  er  als  Hausarzt  zum  Grafen  Rasumowitsch  nach  Moskau,  war 
seit  1807  frei  prakticirender  Arzt  in  Moskau,  begleitete  1809  den  russischen 
Gesandten  Repnin  als  Leibarzt  nach  Kassel  und  Paris;  zog  1811  nach  Peters- 
burg und  1813  nach  Riga,  woselbst  er  Director  der  Krankenanstalt  Alexanders- 
Höhe  wurde.  Er  starb  in  Riga  am  20.  März  1832.  H.  hat  trotz  einer  grossen 
ausgedehnten  Praxis^  trotz  seines  vielfach  wechselnden  Aufenthalts  sich  vielfach  mit 
Schriftstellerei  beschäftigt ;  seine  in  vieler  Beziehung  bemerkenswerthen  Schriften 
sind:  „Topographische  Beschreibung  der  Stadt  Riga  mit  hinzugefügten  ärztlichen 
Beobachtungen^'  (geschrieben  deutsch  1795,  gedruckt  russisch  in  St.  Petersburg 
1804,  2  Thle.  m.  Kpfrn.)  —  ^Fltlchtige  Bemerkungen  auf  einer  Reise  von  Moskau 
nach  ELlein-Russland^'  (iloskau,  3  Thle.,  1806,  m.  Kpfrn.)  —  „Einige  Worte 
an  den  Bürger  und  Bauer  über  den  Nutzen  der  Kuhpockenimpfung"  (Moskau 
1807)  —  „Allgemeine  Einführung  der  Schutzpocken  im  europäischen  und  asiatischen 
Russland"  —  „Aufruf  an  Russlands  Kreis-  und  Landärzte  zur  schnellen  und 
allgemeinen  Einführung  der  Schutzpocken  in  Russland,  nebst  einer  kurzen 
Cebersicht  der  ganzen  Lehre  von  den  Schutzpocken*'  (mit  11  lUustr.  und  Kpfrn., 
russisch  und  deutsch,  Moskau  1807)  —  „Beitrag  zur  medicinisch  -  topographischen 
Beschreibung  von  Livland,  mit  Vaccinations-Tabelle  und  Kupfern  von  Bauernhäusern 
und  Badstuben"  (russisch,  St.  Petersburg  1814). 

V.  Kecke-Napiersky,  II,  pag.  357.  —  B eise  I,  pag.  295.  —  Riga'sche 
Biographien.  II,   1883,  pag.  30—36.  L.  Stieda. 

'"Huizlnga,  Dirk  H. ,  am  16.  October  1840  zu  den  Hörn  geboren, 
studirte  1857 — 61  in  Amsterdam  Theologie,  doch  darnach  in  Groningen  Medicin, 
wo  er  1867  zum  Dr.  med.  promovirte  (Diss.:  „OnderzoeJcingen  over  Ozon''),  Da 
er  sich  schon  als  Student  vorzüglich  mit  der  Physiologie  beschäftigt  hatte  und 
auch  nach  seiner  Promotion  als  Assistent  bei  Prof.  van  Deen  wirksam  blieb,  wurde 
er  nach   dem  Tode   seines  Lehrmeisters   zu    dessen  Nachfolger   ernannt.    Er   trat 


312      '  HUIZINGA.  —  HÜLME. 

dieses  Amt  im  December  1869  an  mit  einer  Rede:  „De  ontwikkeling  der  nieuicere 
Physiologie^.  Unter  seinen  Schriften,  zahlreichen  Beiträgen  in  dem  „Archiv  für 
Physiologie" ,  ;,De  Gids'*  und  anderen  Zeitschriften ,  verdient  eine  vortrefiliche 
populäre  Physiologie  der  Ernährung :  „Een  en  ander  over  voeding^  (1876;  1882) 
besondere  Erwähnung.  C.  E.  Daniels. 

* Hulke ,  John  Whitaker  H. ,  zu  London ,  studirte  im  King's  College 

daselbst ,  war  Assistant  Surgeon  am  britischen  Hospital  zu  Smyrna  und  im  General 

Hosp.  vor  Sebastopol ,  war  dann  Med.  Tutor  in  King*s  College,  Assistant  Surgeon 

in  dem  Hospital  desselben,  Arris  and  Gale  Docent  der  Anatomie  beim  Roy.  Coli. 

of  Surg. ,  dessen  Fellow  er  seit  1857  ist,  ebenso  wie  Fellow  der  Royal  Society. 

Zur  Zeit  ist  er  Surgeon  (früher  auch  Docent  der  Chirurgie)  am  Middlesex  Hosp., 

Surgeon  am  Royal  London  Ophthalmie  Hosp.  u.  s.  w.    Er  verfasste:   „A  practtcal 

treatise   on    the   use   of  the    ophthalmoscope ;    heing    the    essay   for    which    the 

Jacksonian  pinze  was  aicarded  in  1859^  (London  1861,  w.  4  pl.)  —   „On  the 

morbid  changes  in  the  retina,  as  seen  in  the  eye  of  a  living  person  and  öfter 

removal  front  the  body  ^  etc.^     —    „Anatomy   of  the  retina    in  amphibia  and 

reptiles**  (Proceed.  of  the  Roy.  Soc,  1865)  —   „Anatomy  of  chameleon's  retina*^ 

(Philosoph.  Transact.,  1866)  —  „Fovea  centralis  of  human  retina"  (Ibid.  1867); 

ferner  in  den  Med.-Chir.  Transact.,    Med.  Times    and  Gaz.  (1858,   1860):    „On 

the  morbid  anatomy  and  pathology  and  on  the  surgical  treatment  of  glaucoma" 

—  „Glaucoma  and  its  surgical  treatment  by  iridectomy"  u.  s.  w. 

Medical  Directory.'  Red. 

* 

Halme,  Nathaniel  H.,  bedeutender  englischer  Praktiker  und  besonders 
verdienstvoll  um  die  Behandlung  der  Frauen-  und  Kinderkrankheiten,  war  zu  Holme- 
Torp  (Yorkshire)  am  7.  Juni  1732  geboren.  Sein  Bruder,  Joseph  H.,  ausgezeichneter 
Arzt  in  Halifax,  gab  ihm  den  ersten  Unterricht  in  den  medicinischen  Wissenschaften 
und  schickte  ihn  dann  zur  Vollendung  seiner  Studien  an  das  Guy 's  Hospital  in 
London.  1755  nahm  H.  eine  Schiffsarztstelle  an,  promovirte  1765  in  Edin- 
burg  zum  Dr.  med.  mit  der:  „Diss,  de  scorbuto^  und  liess  sich  dann  in  London 
nieder,  wo  er  bald  einen  grossen  Ruf  als  tüchtiger  Praktiker  und  durch  seine 
schriftstellerischen  Arbeiten  erlangte.  1768  wurde  er  Arzt  der  Entbindungsanstalt 
und  behielt  dieses  Amt  bis  1790,  wo  er  seine  Entlassung  nahm.  Aus  dieser  Zeit 
stammen  die  meisten  der  von  ihm  herrührenden  Veröffentlichungen,  namentlich 
eines  der  ersten  und  besten  Werke  über  Puerperalfieber.  1794  wurde  er  Mitglied 
der  Royal  Society  of  London.  Er  starb  am  28.  März  1807  an  den  Folgen  eines 
vier  Wochen  vorher  erlittenen  unglücklichen  Sturzes.  Die  Titel  der  Schriften  H.*s 
sind  folgende:  „Libellus  de  natura,  causa  et  curatione  scorbuti;  to  which  is 
annexed  a  proposal  for  preventing  the  scurvy  in  the  British  Navy"  (London 
1768)  —  y^A  safe  and  easy  remedy  proposed  for  the  relief  of  the  stone  and 
gravel,  scurvy ,  gout  etc.  and  for  the  destruction  of  worms  in  the  human  body 
illustrated  by  cases;  taget  her  with  an  extemporaneous  method  of  impregnating 
water  and  other  liquids  with  fix'^d  air ,  by  simple  mixture  only  etc."  (Ebenda 
1778)  —  „Oratio  de  re  medica  cognoscenda  et  promovenda,  cui  accessit  via 
tuta  et  juGunda  calculum  solvendi  in  vesica  urinaria  inhaererUem^  ah  historia 
cal'Culosi  hominis  confirmata"  (Ebenda,  4.)  —  „A  treatise  on  puerperal  fever , 
wherein  the  nature  and  cauhe  of  that  disease  so  fatal  to  lying-in  toomen  are 
represented  in  a  new  point  of  view  illustrated  by  dissections  and  a  rational- 
method  of  eure  proposed  and  confirmed  by  experience^  (Ebenda  1772)  — 
„Eperiments  and  observations  on  the  light  which  is  spontaneously  emitted 
ivith  some  degree  of  permanence  from  various  bodies"  (Philosoph.  Transact. 
1801)  —  „Mf^m.  sur  V endurcissement  du  tissu  cellulaire  des  nouveaunds" 
(preisgekrönt  von  der  Soc.  roy.  de  m6d.  zu  Paris  und  in  deren  Mömoires  1787 — 88, 
T.  IX,  veröffentlicht). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  310.  —  Dict.  hist,  III,  pag.  246.  Pgl. 


HÜMBERT.  —  HUMBOLDT.  313 

Hnmbert,  Fran^ois  H.  p6re,  zu  Morley  (Meuse),  Orthopäde,  verfasste: 
^Nouveaux  moyens  pour  re midier  les  deviations  de  la  colonne  vertibrale^ 
(Arch.  g6n6r.  de  ra6d.,  1824);  zusammen  mit  seinem  Sohne  gab  er  heraus:  „De 
VempUn  des  moyens  m^caniques  et  gymnastiques  dans  le  traitement  des  diffor- 
mitSs  du  Systeme  osseux"  (4  voll.,  Bar-le-Duc  1831 — 37,  av.  atlas  de  174  pL,  4.; 
nouv.  6d.  Paris  1838  u.  d.  T. :  „Tratte  des  diffvrmües  du  Systeme  osseux,  ou 
de  Temploi  etc.**)  —  „De  VinverUion  et  de  Vemploi  de  VhybomUre,  Instrument 
destxni  a  faire  connaitre  les  divers  changements ,  ,  .  .  par  suite  d^une  incur- 
vaU'on  du  rachis  etc."  (Bar-le-Duc  1834,  av.  atlas  de  13  pl.)  und  zusammen 
mit  N.  Jacquieb:  ^^  Essai  et  observations  sur  la  manih'e  de  rSduire  les  luxa- 
tions  spontanies  ou  symptomatiques  de  V articulation  iUo-fSraorale ;  etc."  (Bar- 
le-Duc  1835,  av.  atlas  de  30  pl.,  4.).  Für  diese  Schrift  erhielt  er  vom  Institut 
de  France  eiuen  Preis  von  2000  Frcs. 

Callisen,  IX,  pag.  291;  XXIX,  pag.  94.  G. 

Humboldt,  Friedrich  Heinrich  Alexander  Freiherr  von  H., 
geboren  am  14.  September  1769  zu  Berlin,  erhielt  seine  erste  Erziehung  zusammen 
mit  seinem  Bruder  Wilhelm  auf  dem  väterlichen  Gute  Tegel  bei  Berlin ,  studirte 
seit  Herbst  1787  in  Frankfurt  a.  d.  0.,  seit  April  1789  in  Göttingen,  wo  ihn 
besonders  die  Vorlesungen  von  Blumexbach,  Kaestnee,  Mürray,  Gmelin,  Link, 
Lichtenberg  fesselten,  machte  dann  mit  Geobg  Forster  und  van  Geüns  von 
Mainz  aus  eine  grössere  Reise  an  den  Rhein,  durch  Belgien,  Holland,  England  und 
Frankreich,  bezog  1790  die  Handelsakademie  von  Busch  in  Hamburg,  1791  die 
Bergakademie  zu  Freiberg,  wo  er  Webner  hörte  und  mit  Leopold  v.  Buch, 
Feeiesleben  und  Andrea  del  Rio  befreundet  wurde.  Seit  1792  Assessor  bei 
dem  Bergwerks-  und  Hüttendepartement  des  General-Directorii  zu  Berlin,  später 
kgl.  preussischer  Oberbergmeister  der  Fttrstenthümer  Ansbach  und  Bayreuth,  stiftete 
er  die  Bergschule  zu  Stehen,  legte  aber  1795  seine  Stelle  nieder,  bereiste  Italien 
und  die  Schweiz,  ging  Ostern  1797  nach  Paris,  wo  er  mit  Aime  Bonpland 
bekannt  wurde,  und  darauf  nach  Madrid,  wo  er  im  März  1799  vom  spanischen 
Hof  die  £rlaubniss  erhielt,  die  Colonien  in  Amerika  zu  bereisen.  Er  schiffte  sich 
bald  darauf  mit  Bonpland  in  Coruna  ein,  langte  nach  14tägiger  iPahrt  am  19.  Juni 
1799  in  Teneriffa  an,  bestieg  dort  den  Krater  des  Pic,  landete  im  Juli  desselben 
Jahres  im  Hafen  von  Gumana  in  Südamerika ;  von  hier  aus  besuchte  er  die  Küste 
von  Paria,  die  Missionen  der  Indier  und  die  Provinz  Neu-Andalusien ,  reiste  im 
Februar  1800  von  Caracas  nach  den  Thälern  von  Aragua,  von  Portocabello  bis 
gegen  den  Aequator ,  durchwanderte  die  heissen  Ebenen  von  Calaboza  Apura  und 
die  Lanos,  fuhr  den  Rio  Apura  hinab,  durchforschte  das  Orinoccogebiet  und  wandte 
sich  später  nach  Cuba,  nach  dem  Plateau  von  Bogota  und  nach  Quito,  wo  er 
mit  Bonpland  am  23.  Juni  1802  den  Chimborasso  bestieg,  die  absolut  grösste, 
bis  dahin  vom  Menschen  erreichte  Höhe.  März  1803  langte  H.  in  Acapnlco  an, 
verweilte  in  Mexiko  ein  Jahr,  schiffte  von  Veracruz  nach  Havannah  und  Phila- 
delphia und  kam  im  Angust  1804  nach  Bordeaux  zurück.  H.  arbeitete  dann 
einige  Zeit  in  Paris ,  machte  Reisen  mit  Gay-Lüssac  ,  kehrte  1 805  nach  Berlin 
zurück,  begleitete  1808  den  Prinzen  Wilhelm  nach  Paris,  besuchte  London, 
kehrte  Ende  1826  wiederum  nach  Berlin  zurück,  machte  seit  April  1829,  von 
Eurenbeeg  und  G.  Rose  begleitet ,  eine  Reise  nach  Sibirien  und  dem  Caspischen 
Meere,  von  wo  er  nach  Zurücklegung  einer  Strecke  von  2142  Meilen  am 
13.  November  1829  in  Petersburg  anlangte.  Mit  kürzeren  Unterbrechungen,  die 
durch  politische  Missionen  nach  Paris,  zum  Theil  auch  nach  anderen  Haupt- 
städten hervorgerufen  waren,  blieb  in  den  folgenden  Jahren  H.'s  ständiger  Wohn- 
sitz Berlin ,  wo  er  die  letzten  Jahrzehnte  ziemlich  zurückgezogen  lebte  und  am 
6.  Mai  1859  starb.  —  H.  war  einer  der  universellsten  Naturforscher  der  Neuzeit. 
Seine  grossartigen ,  epochemachenden  Leistungen  in  allen  Zweigen  der  Natur- 
wissenschaften,  der  Physik,  Chemie,  Mineralogie,  Geognosie,   Zoologie,  Botanik, 


314  HUMBOLDT.  —  HÜMEAU. 

speciell  der  von  ihm  hauptsächlich  in's  Lehen  gerufenen  Disciplin,  der  Pflanzen- 
geographie  etc.  sind  einerseits  zu  umfangreich ,  andererseits  so  bekannt ,  dass  hier 
auf  eine  Darstellung  derselben  verzichtet  werden  kann.  Weniger  allgemein  bekannt, 
aber  weit  wichtiger  für  unsere  Zwecke  und  darum  besonders  erwfthnenswerth  sind 
H.'s  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  mit  der  Medicin  in  innigerem  Zusammenhang 
stehenden  Disciplinen ,  nämlich  der  Nervenphysiologie ,  deren  Begründer  H.  genannt 
werden  muss,  und  der  Arzneimittellehre,  in  der  H.  zuerst  einen  wissenschaftlichen 
Weg  betrat.  Sein  erstes  grösseres  Werk  war  die  berühmte  Schrift :  ,,  lieber  die 
gereizte  Muskel-  und  Nervenfaser,  nebst  Vermutkurigen  über  den  chemischen 
Process  des  Lebens  in  der  Thier-  und  JPßamentüelt"  (Berlin  1797 — 99,  2  Bde.), 
zu  der  er  schon  seit  1792  das  Material  gesammelt  hatte.  Die  Bedeutung  dieser 
Schrift  beruht  hauptsächlich  auf  den  entscheidenden  Versuchen,  welche  H.  zu 
Gunsten  der  thierischen  Elektricität  anstellte  und  durch  die  er  den  schwankenden 
Streit  zwischen  Galvani  und  dessen  weit  überlegenem  Gegner  Volta  zu  Gunsten 
des  Ersteren  entschied.  Unter  Durchführung  einer  streng  naturwissenschaftlichen 
Methodik  und  durch  die  exactesten  Versuche  erforschte  H.  den  Einfluss  von  Licht, 
Wärme,  Magnetismus  und  Elektricität  auf  das  Nervensystem  und  suchte  nach- 
zuweisen, dass  die  Nerventhätigkeit  auf  dem  Galvanismus  oder  einer  ihm  analogen 
Kraft,  die  aber  mit  der  sogenannten  Lebenskraft  nicht  identisch  sei,  beruhe. 
Zugleich  erklärte  er  sich  gegen  die  physiologischen  Principien  der  damals  herr- 
schenden BROWN'schen ,  resp.  RösCHLAüB'schen  Erregungstheorie  als  naturwidrige. 
Indem  H.  ferner  bei  seinen  Versuchen  genöthigt  war,  die  Luft,  das  Wasser,  die 
verschiedenen  Gase,  die  mannichfaltigsten  Arzneimittel  der  Analyse  zu  unterwerfen, 
war  er  zugleich  der  Erste,  der  die  exacten  Untersuchungsmethoden  auch  bei 
Forschungen  über  Arzneimittel  anwenden  lehrte.  In  dieser  Beziehung  hat  sich  H. 
auch  um  die  praktische  Medicin  ein  dauerndes  Verdienst  erworben.  Von  anderen 
Schriften  H.'s  citiren  wir  als  die  hervorragendsten  noch  seinem  bekannten  „Kosmos^ 
(1845 — 58,  4  Bde.),  ferner  sein  grosses,  in  6  Abtheilungen  mit  30  Bänden  heraus- 
gegebenes amerikanisches  Reisewerk,  das  den  Gesammttitel  führt:  „Voyage  aux 
regions  iquinoodales  du  nouveau  continent,  fait  en  1799 — 1804",  dann  im 
Zusammenhang  damit  stehend:  „Ansichten  der  Natur"  (Stuttgart  1808,  2  Bde.; 
in  wiederholten  vermehrten  Auflagen),  endlich  die  die  asiatische  Reise  behandelnden 
Werke:  „Fragments  de  giologie  et  de  climatologie  asiatiques"  (Paris  1832, 
2  Bde.,  8.;  deutsch  von  Löwenberg,  Berlin  1832)  —  „Asie  centrale.  Re- 
cherches  etc."  (Paris  1843,  3  Bde.,  8.;  deutsch  von  Mahlmann,  Berlin  1843—44, 
2  Bde.)  und:  „Reise  nach  dem  Ural,  dem  Altai  und  dem  JKa^ischen  Meere" 
mit  Ehrenberg  und  Rose  (Ebenda  1837 — 42,  2  Bde.). 

C.  0.  Weber  in  Verhandlungen  des  natnrhist.  Vereins  der  Preuss.  Rheinlande  und 
"Westphalens.  Jahrg.  16,  1859.  —  Meyer's  Conversations-Lexikon,  3.  Aufl.,  Bd.  IX,  pag.  139 
bis  143.  —  Sprengel,  Gesch.  d.  Med.,  Bd.  V.  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.,  Bd.  IL  — 
Callisen,   IX,   pag.  291-303;  XXIX.  pag.  95-100.  Pagel. 

Humburg,  Johann  Nepomuk  Ritter  von  H.,  zu  Wien,  war  in  Strass- 
burg  am  30.  Juli  1731  geboren,  war  Ober wundarzt  in  Wien,  später  kaiserliche 
Rath  und  Leibarzt,  und  wurde  1776  als  niederösterreichischer  Landbesitzer  in  d^ 
Ritterstand  aufgenommen.  Er  schrieb:  „Observationes  de  hydroceles  cura  radi- 
cali"  (Wien  1761)  —  „Diss.  ergo  haemorrhoidi  recenter  tumidae  sectio  non 
hirudo"  (Ebenda  1766)  —  „Entwurf  zur  Auferziehung  der  Waislein  und 
Findlings"  (Ebenda  1785).     Er  starb  am  21.  November  1795. 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  418.  G. 

/Humeau,  Franko is  IL,  geboren  zu  Poitiers  gegen  1530,  studirte 
Medicin  in  Montpellier,  promovirte  daselbst  und  kehrte  dann  in  seine  Vaterstadt 
zurück,  wo  er  1580  eine  Professur  erhielt.  Er  war  Decan  der  Facultät,  als  er 
1594  starb.  Er  schrieb:  „TraitS  sur  le  pourpre"  (Poitiers  1575)  —  „Tractatus 
de  liene"  (Paris  1578). 


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HÜMEAU.  ^  HUNAULD.  315 

Fran^ois  Humeau,  Neffe  des  Vorigen,  promovirte  1628  in  Poitiera 
und  starb  als  Deean  der  Facnltät  1683.  Er  war  Gegner  von  Habvey's  Theorie 
vom  Blntkreislanf  und  Yer(^ffentlichte  in  diesem  Sinne:  „In  circulationem  sangumü 
Harveianatn  exercitcUio  ancUomica*'  (Poitiers  1659). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  311.  Pgl. 

Hummins,  Karl  Ferdinand  H.,  wnrde  zu  Königberg  i.  Pr.  im  Jahre 
1724  geboren,  studirte  daselbst  Medicin  und  erwarb  sich  1747  den  Doctorgrad 
(Di3s.  de  hypoiheseos  Stahlianae  excellentia*^  4.).  Im  Jahre  1752  kam  er  naoh 
Mitan,  prakticirte  daselbst  bis  zu  seinem  Tode,  16.  December  1788.  Er  verfasste  eine 
grosse  Menge  von  populär-medicinischen  Abhandlungen  in  den  Mitau'sohen  Kach- 
richten von  Staats-  und  Gelehrtensachen,  1765 — 1775,  darunter  hervorzuheben  zwei 
„medicinische  Anmerkungen  auf  den  angenehmen  Frühling  1771^',  nämlich  tlber  die 
Schädlichkeit,  die  Tafeln  und  Speisen  mit  Blumen  auszuzieren  und  über  den  wohl- 
thfttigen  Bau  unserer  Nase  und  Ohren  in  Ansehung  der  Insecten,  1774.  Ebenso 
eine  Anzahl  Abhandlangen  in  dem  Mitau'schen  lettischen  Kalender ,  1772 — 1780. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  361.  L.  Stieda. 

*Huinphry,  George  Murray  H. ,  zu  Cambridge,  studirte  im  St.  Bar- 
tbolom.  Hosp.  in  London,  ist  seit  1844  Fellow  des  Koy.  Coli,  of  Surg.,  gegen- 
wärtig Mitglied  des  Council  desselben,  hielt  1879  die  HüNTER'sche  Rede.  Er 
ist  zur  Zeit  Professor  der  Chirurgie  (früher  der  Anatomie)  bei  der  Universität 
Cambridge,  Surgeon  des  Addenbrooke  Hosp.  daselbst,  Vicepräsident  der  Brit.  Med. 
Association.  Er  schrieb:  „A  treattse  on  the  human  akeleton  (including  the 
joints)"  (Cambridge  1858)  —  „On  the  coagulation  of  the  blood  in  the  venous 
System  during  life*^  (Ibid.  1859)  —  yßhservatione  on  the  limbs  of  vertebrate 
anmals;  .  .  .  and  the  comparison  of  the  fore  and  hind  Ivmbs"  (Ibid.  1860)  — 
„The  human  foot  and  the  human  hand"  (deutsche  üebers.  von  C.  Hennig, 
Leipzig  1862,  m.  84  Abbildg.)  —  „Observations  in  myology  ^  including  the 
myölogy  of  Cryptobranch,  Lepidosiren,  .  .  .  and  the  disposition  of  muscles  in 
vertehraie  animaW  (Ibid.  1872)  —  „A  course  of  lectures  in  surgery^  (Prov. 
Med.  and  Surg.  Joum.,  1850)  —  „Gase  of  high  Operation  of  lithotomy^  (Prov. 
Med.  and  Surg.  Transact.,  Vol.  XVII);  in  den  Med.-Chir.  Transact.,  Vol.  XXXVI, 
XLI,  XLIV,  XLV):  „Case  of  prolapsus  linguae^  —  „Cases  of  exciaion  of 
the  knee"  —  „On  growth  of  bones^.  Er  ist  der  Herausgeber  des:  „Journal  of 
Anatomy**y  in  welchem  verschiedene  Artikel  von  ihm  enthalten  sind;  ebenso  wie 
in  anderen  Zeitschriften  ,  z.  B. :  „Lectures  on  human  myology^  (Brit.  Med.  Journ., 
1872,  73)  —  „On  lithotomy^  (Lancet,  1864)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

*Httn,  Edward  Reynolds  H. ,  Professor  für  Nervenkrankheiten  am 
Albany  Med.  Coli.,  geboren  als  Sohn  eines  Arztes  zu  Albany,  N.  Y.,  am  17.  April 
1842,  studirte  Medicin  in  seiner  Vaterstadt  und  in  New  York.  Hier  promovirte 
er  1866,  machte  dann  weitere  Studien  in  London  und  Paris  und  Hess  sich  nach 
seiner  Rückkehr  aus  Europa  in  Albany  nieder,  wo  er  seit  1875  seine  jetzige 
Stellung  inne  hat.  H.  gab  eine  englische  Uebersetzung  von  Boughard's  Schrift  über 
secundäre  Rückenmarks-Degeneration  unter  dem  Titel:  „Secondary  degenerations 
of  the  spinal  cord"  (1869)  heraus  und  schrieb  über:  „Trichina  spiralia** 
(1869)  —  „Pulse  of  the  insane*"  (1870)  —  „Haema^oma  auris*"  (1870)  — 
„Death  from  calculus  in  the  Urethra**  (Proceedings  of  the  Med.  Soc.  of  the 
County  of  Albany,  N.  Y.,  Philad.  Med.  Times,  Febr.  1874)  u.  A. 

Atkinson,  pag.  318.  Pgl. 

Hnnanldi  Fran^ois- Joseph  H. ,  geboren  am  24.  Februar  1701  in 
Chäteaubriant ,  stammte  aus  einer  Aerzte-Familie  und  war  der  Sohn  von  R  e  n  ö  H., 
einem  Arzt  zu  Saint-Malo.  H.  begann  seine  Studien  in  Angers,  wo  er  schon  nach 
Ablauf  eines  Jahres  Mag.  art.    wurde.     Im  Alter  von    18  Jahren   ging   er   nach 


316  HUNAÜLD.  —  HUNCZOVSKY. 

Paris  and  verblieb  daselbst  bis  zu  seiner  im  21.  Lebensjahre  in  Reims  erfolgenden 
Promotion  zum  Dr.  med.  Aus  Reims  nach  Paris  zurückgekehrt,  widmet«  er 
sich  besonders  anatomischen  Studien  unter  Winslow  und  Düverney,  welche 
1724  seine  Aufnahme  in  die  Acad.  des  soiences  empfahlen.  Nach  dem  Tode  de^ 
Letzteren,  1730,  wurde  H.  sein  Nachfolger  als  Lehrer  der  Anatomie  im  Jardin  du 
Roi,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  (den  15.  Deeember  1742)  ver- 
blieb. H.  war  ein  sehr  fleissiger  Secirer  und  hat  auf  dem  Gebiet  der  Osteologie 
des  Schädels  einige  Leistungen  aufzuweisen.  Die  Wissenschaft  verdankt  H.  die 
Beschreibung  einiger  interessanter  Fälle  von  Monstrositäten.  Seine  Arbeiten  sind 
in  den  M6moires  de  TAcademie  des  sciences  veröflfentlicht.  Ausserdem  existiren 
von  ihm  folgende  Schriften:  ^Nouveau  traiti  de  physique  sur  tonte  La  nature^ 
(Paris  1742,  2  voll.)  —  „Dissertation  en  forme  de  lettres  au  sujet  des  ouvrages 
de  Vauteur  du  livre  sur  les  maladies  des  os"  (Ebenda  1726)  —  „Discours 
sur  les  ßkures  qui  ont  rdgm^  les  annees  dernih^es"  (Ebenda  1696). 

Sein  Grossoheim  väterlicherseits,  Pierre  H.,  war  Arzt  und  Professor  der 
Medicin  in  Angers.  Dieser  verfasste:  „Diycours  physique  sur  les  propriMs  de 
la  sauge,  et  sur  le  reste  des  plantes  aromatiques,  dans  lequel  par  occasion  on 
traite  de  la  dissoluiion  des  corps  et  de  la  digestion  des  alimens  dans  t'estomac** 
(Paris  1698)  —  „Dissertation  sur  les  fih)res  malignes  qui  r^nent  dans  les  saisons 
de  l'et^  et  de  Vavtomne,  et  en  particulier  sur  celles  de  Vann^e  1710"  (Angers 
1710)  —  „Entretien  sur  la  rage  et  ses  remedes,  oh,  par  occasion,  on  propose 
un  nouveau  Systeme  de  la  sanguification  et  de  quelques  autres  mati^res  impor- 
tantis  ä  Vart  de  guirir"  ■  Chäteau-Gontier  1714:  1719)  —  „Projet  d'un  nouveau 
cours  de  mMecine"  (Ebenda  1718). 

Biogr.  med.  V,  pag.  3 IL  Pgl. 

Hunczovsky,  Johann  NepomukH.,  zu  Wien,  war  am  15.  Mai  1752 
zu  Czech  bei  Prossnitz  in  Mähren  geboren  und  kam  im  J.  1771,  arm  an  Geld  und 
Aussichten ,  nach  beendigter  zunftmässiger  Lehrzeit  in  der  Barbierstube  seines 
Vaters  nach  Wien ,  um  sich  dem  Studium  der  Chirurgie  zu  widmen.  Zwei  edel- 
gesinnte Damen  sorgten  hier  für  seine  Fortbildung ,  schickten  ihn  nach  einiger 
Zeit  auf  des  berühmten  Bbambilla  Rath  nach  Mailand,  um  sich  daselbst  unter 
MoscATi's  Leitung  in  der  Chirurgie  auszubilden.  Er  blieb  daselbst  2  Jahre  und 
wurde,  nach  Wien  zurückgekehrt*,  an  der  chirurgisch-praktischen  Schule  des 
spanischen  Spitals  Assistent  des  Prof.  Steidele,  später  aber  seines  Gönners 
Brambilla.  In  diese  Zeit  fällt  sein  erster  schriftstellerischer  Versuch,  nämlich 
die  UebersetzuDg  von  Bernh.  Gexga's:  „Erläuterung  der  chirurgischen  Ldir- 
sätze  des  Hippohrates"  {Uli),  Auf  Empfehlung  Bbambilla's  wurde  H.  1777 
vom  Kaiser  Joseph  II.  auf  Reisen  geschickt.  Er  ging  zunächst  nach  Paris  und 
erwarb  sich  während  seines  dortigen  zweijährigen  Aufenthaltes  die  Freundschaft 
des  berühmten  Louis,  war  dann  13  Monate  in  London,  weiter  noch  in  den 
zwei  grossen  Marin ehospitälem  zu  Plymouth  und  Portsmouth  und  in  einer  An- 
zahl von  grösseren  französischen  Provinzialstädten  und  kam  zu  Ende  des  Jahres 
1780  über  Turin  und  Mailand  nach  Wien  zurück.  Einige  Jahre  später  veröffent- 
lichte er:  „Medicinisch  -  chirurgische  Beobachtungen  auf  seinen  Reisen  durch 
England  und  Frankreich,  besonders  über  die  Spitäler"  (1783).  1781  wurde 
er  an  der  von  Brambilla  errichteten  medicinisch  -  chirurgischen  Schule  im 
Militärhospitale  zu  Gumpendorf  als  Professor  angestellt,  demonstrirte  und  lehrte 
daselbst  Anatomie  und  Physiologie,  allgemeine  Pathologie  und  Therapie,  Opera- 
tions- und  Instrumentenlehre  und  hielt  chirurgische  Klinik  ab.  Als  1784  die  Lehr- 
anstalt durch  drei  Professoren  erweitert  wurde,  übernahm  H.  bloss  die  chirur- 
gische Operationslehre,  über  welche  er  ein  Compendium  verfasste:  „Anweisung 
zu  chirurgischen  Operationen"  (1785;  4.  vermehrte  Aufl.  1808),  ferner  die 
Geburtshilfe,  gerichtliche  Seniiotik  und  Medicinal  -  Polizei.  1791  lernte  H. ,  im 
Gefolge   des   Kaisers    Leopold    IL,    auf  einer   Reise    durch    ganz   Italien,    die 


HÜNCZOVSKY.  —  HUNDERTMARK.  317 

bertihm testen  Aerzte  und  Heilanstalten  Italiens  kennen  und  wurde  darauf  zum 
k.  k.  Leibchimrgen  ernannt.  H.,  der  in  sich  den  Wundarzt,  Gelehrten  und  Schrift- 
steller vereinigte,  suchte  als  Operateur  die  ihm  in  Frankreich  und  England 
anerzogenen  Grundsätze  eines  energischen ,  namentlich  operativen  Handelns ,  selbst 
in  verzweifelten  Fällen ,  zur  Geltung  zu  bringen ,  stiess  damit  aber  bei  ''.en 
einer  entgegengesetzten  Richtung  huldigenden  wundärztlichen  Veteranen  Wiens  auf 
lebhaften  Widerstand,  und  als  einige  von  ihm  gleich  in  den  ersten  Jahren, 
unter  ungünstigen  Umständen,  unternommene  Operationen ,  sowohl  im  Militärhospital 
als  in  d^r  Stadt ,  einen  unglttcklichen  Ausgang  nahmen ,  Hess  auch  H.  sich  dadurch 
entmuthigen ,  wurde  blutscheu  und  ängstlich  und  wich  in  zweifelhaften  Fällen  ent- 
scheidenden grossen  Operationen  aus.  Beim  Antritt  seines  Öffentlichen  Lehramtes 
war  er  rastlos  thätig  gewesen  zum  Vortheil  der  Lehranstalt,  an  welcher  er 
wirkte ,  aber  sein  Eifer  erkaltete,  als  er  mit  den  Schicksalen  der  Josephs- Akademie 
unzufrieden  zu  werden  anfing  und  er  hörte  auf,  mit  den  Fortschritten  der  Wissen- 
schaft gleichen  Schritt  zu  halten ,  obgleich  er  für  seine  Schüler  immer  noch,  ver- 
möge seiner  reichen  Erfahrungen,  ein  anregender  Lehrer  blieb,  der  nicht  nur  die 
angehenden  jungen  Feldärzte,  sondern  auch  in-  und  ausländische  Aerzte  zu  seinen 
Zuhörern  zählte.  Eine  seiner  letzten  schriftstellerischen  Arbeiten ,  nachdem  er 
früher  ein  thätiger  Mitarbeiter  an  der  Jenaer  allgemeinen  Literaturzeitung  und  an 
der  Wiener  Realzeitung  gewesen  war,  war  eine  freie  Uebersetzung  des  Werkes 
von  ROB.  Hamilton:  „Ueber  die  Pflichten  des  Regiments- Chirurgen  u.  s,  w," 
(1790),  welches  er,  obgleich  er  nie  in  der  Armee  als  Feldarzt  gedient  hatte  und 
die  Eigenthümlichkeiten  dieses  Dienstes  nicht  genau  kennen  konnte,  mit  Anmer- 
kungen in  Beziehung  auf  den  feldärztlichen  Dienst  beim  österreichischen  Heere 
begleitete.  1791  nahm  er  noch  mit  Prof.  Schmidt  Antheil  an  der  Herausgabe 
des  2.  und  3.  Bandes  der  „Bibliothek  der  neuesten  medicinisch  -  chirurgischen 
Literatur  für  die  k.  k.  Feldchirurgen" ;  seitdem  hatte  seine  literarische  Tbätigkeit 
ein  Ende.  Er  starb  als  k.  k.  Rath  und  Stabsfeld arzt ,  erst  47  Jahre  alt,  am 
4,  April  1798  an  den  Folgen  einer  Fingerverletzung,  die  er  sich,  10  Wochen 
vorher,  bei  einer  chirurgischen  Operatioh  zugezogen  hatte. 

Joh.  Ad.  Schmidt,  Rede  znm  Andenken  des  k.  k.  Rathes  und  Prof.  Dr.  J.  N.  H. 
(jekalten  im  Hörsäle  der  k.  k.  med.-chir.  Josephs-Akaderaie ,  als  sie  in  voller  Versammlung 
sein  Todtengedächtniss  feyerte.  Wien  179S,  4.  —  (Salzburger)  Med.-chirurg.  Zeitung.  1798, 
Bd.  II,  pag.  80;  Bd.  III,  pag.  225.  —  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutseh.  Biogr.  XIIl,  pag.  389. 

Gurlt. 

Hundertniark,  Vater  und  8ohn.  —  Der  Erstere,  Heinrich  Elias  H., 
geboren  Mitte  März  1664  zu  Lobenstein  im  Voigtlande,  studirte  Medicin  in  Leipzig, 
war  ärztlicher  Reisebegleiter  H  e  i  n  r  i  c  h's  VIIL ,  Grafen  von  Reuss ,  nach  den 
Niederlanden ,  wo  H.  in  Leyden  zum  Dr.  med.  promovirte.  Nach  Deutschland 
zurückgekehrt,  liess  er  sich  in  Zeitz  nieder,  wo  er  am  21.  November  1739  starb. 
Seine  Schriften  sind:  ,, Schmachtende  Venus"  (Leipzig  1700)  —  „Medicinisch er 
Extract  von  eineTn  Dutzend  der  grössten  und  schwersten  Krankheiten"  (Ibid. 
1712).  — Von  grösserer  Bedeutung  ist: 

Karl  Friedrich  Hundertmark,  Sohn  des  Vorigen,  am  11.  April 
1715  in  Zeitz  geboren.  Derselbe  studirte,  nachdem  er  das  Gymnasium  seiner 
Vaterstadt  absolvirt  hatte,  sechs  Jahre  in  Leipzig  Medicin  und  promovirte  1740 
zum  Dr.  med.  mit  der:  ^Diss.  de  singulari  usu  frictionis  et  unctionis  in  cura- 
tione  niorborum" ,  Acht  Jahre  später  wurde  H.  ausserordentlicher  Professor  der 
Medicin,  dann  1754  ordentlicher  Professor  der  Physiologie,  Anatomie  und  Chirurgie 
an  der  Universität  zu  Leipzig,  wo  er  am  8.  Mai  1762  starb.  H.  war  auch  als 
Chemiker  bedeutend.  Er  schrieb  :  „  Commentatio  de  principibus  diis  artis  medicae 
tutelaribus  apad  oeteres  Graecos  et  Romanos"  (Leipzig  1735)  —  ^/Ilieses  ex 
omni  philosophia  decerptae"  (ib.  1736)  —  „Diss.  de  incrementis  artis  medicae 
per  expositionem  aegrotorum  apud.  veteres  in  vias publicas  et  templa"  (ib.  1730; 
1749)  —  jjProgr.  de  sacchari  Saturni  usu  interno   salutari,  in  qua  simul  varia 


318  HÜNDERTMARK.  —  HUNTER. 

chemtae  capita  iUustrantur"  (ib.  1741)  —  „Progr,  de  aulphuris  anodyni  spede 
ex  vini  vitrioUque  oleis  commixtia  oriunda^  (ib.  1748)  —  „Dies,  de  mercum 
viüi  et  cum  salibus  varie  mixH  summa  in  carptis  humanum  vi  atque  efftca- 
cüate,  ejusque  cum  sulpkure  leucius  vel  arctrua  conjuncti  virtute  in  idem  nvlla^ 
(ib.  1754)  —  ^Dis8,  de  enemate  uterino"  (ib.  1766)  —  „Dias,  de  osteosteo- 
matis  casu  variore"  (ib.  1757)  —  „Progr,  de  Ozaena  venerea**  (ib.  1758)  — 
„Diss,  de  scabie  artifidali"  (ib.  1758)  —  „Diss,  de  urina  cretacea**  (ib.  1761). 
Biogr.  m6d.  V,  pag.  314.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  248.  Pgi. 

/Hundt  (Hund,  Canis),  Magnus  H. ,  1449  in  Magdeburg  geboren,  hatte 
in  Leipzig 'Seit  dem  Jahre  1482  Philosophie,  dann  Medicin  und  schliesslich  Theologie 
studirt  und  1499  den  medicinischen  Doctorgrad  erlangt.  Später  widmete  er  sich 
ausschliesslich  der  Theologie ,  wurde  Domherr  in  Meissen  und  hier  ist  er  im  Jahre 
1519  gestorben.  —  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  im  Grebiete  der  Heilkunde 
sind  bekannt  geworden:  „Anthropologia  de  hominis  dignitate ,  natura  et  pro- 
prietatilms  etc."  (Leipzig  1501),  dessen  letztes  Kapitel  einen  Abriss  der  Anatomie 
des  Menschen  mit  roh  ausgefühi*ten  Holzschnitten  enthält,  und:  „Nuetzlich  Regiment 
sammt  dem  Bericht  derArzney  wider  etliche  Krankheit  der  Brust"  (Leipzig  1529), 
in  welchem  sich  Nachrichten  über  einige  der  damals  herrschenden  Krankheiten, 
besonders  über  den  englischen  Schweiss  und  Syphilis ,  finden.  A  . .  t. 

Hnnnins,  Franz  Wilhelm  Christian  H.,  geboren  1765  zu  Gapellen- 
dorf bei  Weimar,  prakücirte  in  Weimar  und  war  Mitarbeiter  von  der  in  Halle 
herausgegebenen  „AUg.  Zeitung  fOi:  Litteratur^.  H.  starb  zu  Weimar  am  17.  Jani 
1807.  Er  schrieb:  „Abhandlung  über  die  Ursachen  und  Heilung  der  Ruhr 
und  deren  Cdmplicationen"  (Jena  1797)  und:  „Der  Arzt  för  Schauspieler  und 
Sänger"  (Weimar  1798). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  315.  Pgl. 

Hunnus,  Martin  H. ,  in  Sachsen  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
geboren,  hatte  in  Erfurt  Philosophie  und  Medicin  studirt  und  hier  1520  eine 
Lehrstelle  an  der  medicinischen  Facultät  bekleidet ,  aus  welcher  er  jedoch ,  nach 
Aussage  seines  Freundes  EobanüS,  durch  die  CoUegen  in  hinterlistiger  Weise 
verdrängt  wurde.  Er  lebte  dann  einige  Zeit  in  Kärnten,  Steiermark,  später  in 
Italien,  besonders  bei  dem  ihm  befreundeten  Manardüs  in  Ferrara.  Im  Jahre 
1531  erlangte  er  in  Padu«  die  medicinische  Doctorwürde  und  habilitirte  sich 
in  Graz,  wo  er  schon  früher  gelebt  hatte,  lieber  seinen  Ausgang  und  seine 
schriftstellerische  Thätigkeit  ist  nichts  bekannt  geworden.  ^     ^ 

Hunter,  John  H. ,  einer  der  bedeutendsten  englischen  Chirurgen  und 
Anatomen,  geboren  am  13.  Februar  1728  zu  Long  Calderwood,  Kirchspiel  KUbride, 
Grafschaft  Lanark  in  Schottland,  war  das  jüngste  von  zehn  Kindern  einer  geaeh- 
teten  Familie,  der  der  „Hunters  of  Hunterstown'^ ,  denen  die  kleine  Besitzang 
Long  Calderwood  zu  eigen  gehörte.  Bis  zu  seinem  20.  Jahre  lebte  er  hier  ohne 
ernste  Beschäftigung  und  wuchs  ohne  sorgfältigen  Unterricht  und  gelehrte  Aus- 
bildung auf.  Im  September  1748  kam  er  zu  seinem  älteren  Bruder  W  i  1 1  i  a  m  H., 
der  damals  bereits  eine  gewisse  Berühmtheit  erlangt  hatte ,  nach  London .  und 
wurde  von  diesem  als  Assistent  bei  seinen  anatomischen  Arbeiten  beschäftigt  und 
unterrichtet.  H.'s  Biographen  erzählen,  dass  er  von  vornherein  eine  ausserordent- 
liche Begabung  für  solche  Arbeiten  an  den  Tag  gelegt  und  schon  durch  sein 
erstes  Präparat ,  das  eines  menschlichen  Armes,  sich  ausgezeichnet  habe.  Er  begann 
sich  auch  mit  Chirurgie  zu  beschäftigen,  Anfangs  im  Hospital  zu  Chelsea,  später 
im  St.  Bartholomew's  Hospital;  Pebcival  Pott  und  Cheselden  waren  seine 
Lehrer.  Von  1755  ab  unterstützte  und  vertrat  er  seinen  Bruder  William  bei 
dessen  Vorlesungen  und  erhielt  bereits  1756  die  Stelle  eines  Surgeon  am  8t.  George'« 
Hospital.  Von  1760 — 63  diente  er  als  Chirurg  in  der  englischen  Marine  und 
machte  die  Expeditionen  nach  Belle-Isle  und  Portugal  mit.  Nach  seiner  Rückkehr, 


HUNTER.  319 

imimterbrochen  in  London  seinen  anatomischen,  physiologischen  und  chirurgischen 
Studien  und  einer  ausgedehnten  Praxis  lebend,  gelangte  er  bald  zu  hohem  Ansehen. 
1767  wurde  er  Mitglied  der  Royal  Society,  später  Mitglied  des  College  of  Surgeons, 
General-lnspector  der  Hospitäler  und  Surgeon-Master  der  Armee,  sowie  Vice- 
President  des  CoUegiums  der  Londoner  Veterinärärzte.  Am  St.  George's  Hospital 
nahm  er  nunmehr  die  Stelle  eines  ersten  Chirurgen  ein  und  behielt  dieselbe  auch 
bis  zu  seinem  Tode,  der  ganz  plötzlich  in  dem  genannten  Hospitale  selbst,  am 
16.  October  1793,  erfolgte,  bei.  Er  war  verheirathet  mit  der  Schwester  Sir 
EvERABD  HOMS's,  des  berühmten  Anatomen  und  Chirurgen,  an  dessen  Ausbildung 
er  grossen  Antheil  hatte.  Er  hinterliess  einen  einzigen  Sohn,  John.  Die  grosse 
und  von  seinen  Landsleuten  bis  auf  den  heutigen  Tag  durch  öffentliche  Vorlesungen 
(Hunterian  Lectures)  geehrte  Bedeutung  H.'s  ruht  Yomehmlich  darin,  dass  er  der 
englischen  Chirurgie,  die  bekanntlich  neben  der  inneren  Medicin  zu  seiner  Zeit 
eine  untergeordnete  Stellung  einnahm,  eine  wissenschaftliche  Grundlage  gab.  Er 
that  dies,  ähnlich  wie  sein  Bruder  William  fttr  die  Gynäkologie,  durch  unaus-' 
gesetzte  Verwerthung  der  Anatomie,  Ph}naiologie  und  Pathologie  im  Dienste  der 
praktischen  Chirurgie,  femer  durch  die  Gründung  seines  weltberühmten  Museums, 
welches  nach  seinem  Tode  mit  einem  Bestände  von  14.000,  zum  grossen  Theile 
von  H.'s  eigener  Hand  hergerichteten  Präparaten  in  den  Besitz  des  College  of 
Surgeons  zu  London  überging  und  in  der  Folge  unter  Richasd  Owen's  und  zur 
Zeit  unter  William  Floweb's  ausgezeichneter  Leitung  eines  der  ersten  Museen 
der  Welt,  namentlich  fQr  vergleichende  Anatomie  und  Zootomie,  geworden  ist.  Es 
zeugt  von  einer  seltenen  Arbeitskraft  und  von  unermüdlichem  Fleiss,  dass  H.  bei 
seiner  ausgedehnten  praktischen  Thätigkeit  im  Stande  war,  diese  Sammlung  zu 
begründen.  Während  sein  Bruder  William  mehr  dem  Studium  der  menschlichen 
Anatomie  oblag,  war  H.'s  Arbeitsfeld  weit  ausgedehnter;  es  umfasste  neben  der 
menschlichen  vorzugsweise  noch  die  vergleichende  Anatomie,  die  Physiologie, 
Embryologie,  Geologie,  Botanik  und  die  experimentelle  Pathologie,  als  deren  Be- 
gründer in  England  man  H.  wohl  ansehen  kann.  Erst  spät  begann  er  zu  publi- 
eiren  (1771,  in  welchem  Jahre  die  erste  Abtheilung  seines  Werkes  über  die  Zähne 
erschien).  Seine  Schriften  haben  nicht  die  Klarheit  und  Eleganz  der  Darstellung, 
die  man  denen  seines  Bruders  William  nachrühmt;  auch  standen  seine  Vorlesungen 
nicht  in  solchem  Ansehen.  Vielleicht,  dass  hierin  der  Mangel  an  geordnetem 
Unterricht  in  seiner  Jugend  sich  fühlbar  machte,  den  er,  wie  es  scheint,  nie  völlig 
hat  überwinden  können.  Was  aber  Beobachtungstalent  für  naturwissenschaftliche 
Vorgänge  und  Objecte,  klare,  nüchterne  Auffassung  derselben  anlangt,  so  sind 
ihm  darin  nur  Wenige  gleich.  Er  vermied  durch  diese  seine  Begabung  auch  den 
Fehler,  noch  unreife  Theorien  bei  seinem  praktischen  Handeln  als  Chirurg  zum 
Einfluss  zu  bringen  und  sich  in  unfruchtbaren  Speculationen  zu  verirren,  wenn- 
gleich er,  wie  zu  seiner  Zeit  natürlich,  manche  Dinge,  z.  B.  eine  besondere 
„Lebenskraft^^,  annahm,  die  einer  fortgeschritteneren  Erkenntniss  nicht  mehr  Stand 
halten  können.  Wir  wollen  den  neueren,  namentlich  in  England  zu  Tage  getretenen 
Bestrebungen  gegenüber  auch  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  die  Vivisection  imd  das 
Thierexperiment  von  H.  in  ausgedehnter  Weise  geübt  worden  sind;  wenigstens 
erklärte  er  bei  einer  gerichtlich-medicinischen  Verhandlung,  wobei  er  als  Sachver- 
ständiger vernommen  wurde :  „As  far  as  my  experience  goes,  which  is  not  a  very 
confined  one ,  because  I  have  poisoned  some  thousands  of  animals'^  etc.  (Life  of 
Mr.  J.  H.  by  Dr.  Adams',  pag.  239).  —  Von  seinen  Bereicherungen  der  medi- 
cinischen  Wissenschaft  seien  noch  besonders  angeführt,  dass  er  wohl  zuerst  die 
Ansicht  in  eingehender  Weise  begründete,  das  Blut  sei  ein  lebendiger  organisirter 
Bestandtheil  des  thierischen  Körpers,  dass  er  den  Entzündungsvorgängen  auch 
einen  reorganisirenden  Einfluss  zuschrieb  (Inflamm,  and  gun-shot  wounds).  Bekannt 
sind  die  nach  ihm  benannte  Unterbindungsmethode  bei  Aneurysmen,  die  übrigens 
auch  Andere,  wie  Desault,  gleichzeitig  mit  ihm  geübt  haben,  die  mit  seinem 
Namen  belegte  Form  des  Schankers,  die  er  unterscheiden  lehrte,  das  Gubemaculum 


320  HUNTER. 

Hunteri ,  die  von  ihm  begründete  Lehre  vom  Deflcensus  teflticulorum ,  woran  sich 
eine  klarere  Erkenntniss  der  Herniae  inguinales  congenitae  schloss.  Auch  rührt 
die  jetzt  wohl  allgemein  als  richtig  anerkannte  Ansicht,  dass  die  Vesiculae  seminales 
nicht  Sammelstätten  für  den  Samen,  sondern  drüsige  Organe  seien,  von  ihm  her. 
Bezüglich  der  Ausbreitung  des  N.  olfactorius  auf  der  Geruchsschleimhaut ,  der 
Injection  der  Harncanälchen  ,  der  Placentararterien ,  der  Entdeckung  der  Lymph- 
gefiisse  bei  den  Vögeln  u.  A.  ist  sein  Antheil  strittig,  indem  unter  Anderen  auch 
der  jüngere  MONRO  in  Edinburg ,  sowie  sein  Bruder  William  darüber  mit  ihm 
in  Conflict  geriethen ;  jedenfalls  kann  er  darin  nicht  als  der  Entdecker,  beziehungs- 
weise erster  üntersucher  angesehen  werden.  Von  seinen  zootomischen  Abbildungen 
werden  noch  heute  einzelne  vielfach  zu  Grunde  gelegt,  wie  z.  B.  die  DarstelluDg 
des  BlutgefUsssystems  der  Tintenfische  (Sepia  officinalis).  Seine  Hauptwerke  und 
Abhandlungen  sind:  „Natural  hütory  of  the  hnman  teeth,  explaining  their 
structure ,  use  ^  forination ,  growth  and  diseases"  (P.  I,  London  1771;  F.  II, 
1778,  4.;  lateinisch  von  Boddaert,  Leipzig  1775;  deutsch  ebenda  1780,  8.),  ein 
grundlegendes  Werk  —  „On  the  venereal  diseasf"  (London  1786,  4.;  deutsch 
Leipzig  1787;  französisch  Paris  1787)  —  ,,Observations  on  the  diseases  of  the 
armif  in  Jamaica  and  on  the  lest  means  of  preserving  the  health  of  Europeans" 
London  1788;  deutsch  Leipzig  1792)  —  „On  the  nature  of  the  blood,  inßam- 
mation  and gun-shotwounds"  (London  1794,  4.,  posthum  erschienen  durch  E.  Home; 
deutsch  von  Hebenstreit,  Leipzig  1797 — 1800,  8.,  2  Bde.)  —  „Obsei^vations  on 
certain  parts  of  the  animal  economy"  (London  1787;  deutsch  von  Schellek, 
Braunschweig  1803),  darin  die  Untersuchungen  über  die  Samenblasen,  über  die 
Placenta,  über  Verdauung,  über  die  Secretion  des  Kropfes  der  Tauben,  über  das 
Augen pigment,  über  die  Function  der  Musculi  obliqui  oculi,  über  die  Riechnerven. 
Ausserdem  findet  sich  noch  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  den  Londoner  „Philo- 
sophical  Transactions",  unter  Anderem  über  die  Verdauung  des  Magens  nach  dem 
Tode,  über  Torpedo  und  Gymnotus,  über  die  Luftreceptacula  der  Vögel,  über 
Wärmeproduction  bei  Thieren  und  Pflanzen  (zwei  Abhandlungen,  1775  und  77), 
über  das  Gehörorgan  der  Fische,  über  Cephalopodcn,  über  die  Zusammengehörig- 
keit von  Hund,  Wolf  und  Schakal,  über  Walthiere  u.  A. 

Ev.  Home,  Au  account  of  the  life  of  J  H.  (mit  dem  Treatise  of  blood  etc.)  1794.  — 
J.  Foot,  The  life  of  J.  H  London  1794,  8.  —  Adams,  Memoirs  of  the  life  and  doctrines 
Ol  the  late  J.  H.  Esq.  London  1817,  9.,  mit  Bildniss;  2.  edit.  Ibid.  1818.  —  Ottley,  The 
Ufe  of  J.  H.  in  „The  works  of .  .  .  .  edit.  by  Palm  er,  London  1838.  —  La  vie  de  ....  in 
Chassaiguac:  Oeuvres  de  J.  H  —  Gross,  J.  H.,  Philadelphia  1881,  8.  —  Biogr.  med.  V, 
pag.  318.  —  Sir  J.Paget,  Hunterian  oration.  The  Lancet.   17.  Februar  1877,  pag.  288. 

Waldever. 

Hunter,  William  H. ,  hochbedeutender  englischer  Arzt  und  Anatom, 
älterer  Bruder  von  John  H. ,  geboren  am  23.  Mai  1718  zu  Long  Calderwood, 
gestorben  am  30.  März  1783  zu  London.  Er  studirte  Anfangs  Theologie  zu 
Glasgow,  ging  aber  dann ,  in  der  Ausübung  der  ärztlichen  Kunst  seinen  wahren 
Beruf  erkennend,  zu  seinem  Landsmanne,  dem  berühmten  Cüllen,  damals  Arzt 
in  Hamilton,  um  sich  von  ihm  in  die  Medicin  einführen  zu  lassen.  Später  bezog 
er  die  Universität  Edinburg,  wo  er  Schüler  Alex.  Monro's  des  A eiteren  ward. 
Nach  London  übergesiedelt,  war  er  Anfangs  Assistent  Smellie's  des  Gynäkologen, 
dann  des  Anatomen  und  Gynäkologen  James  Douglas,  in  dessen  Hause  er  Auf- 
nahme fand  und  dessen  Kinder  er  unterrichtete.  Anatomie  trieb  er  femer  in 
London  unter  Frank  Nicholls  am  Ro\'al  College  of  Surgeons,  Chirurgie  unter 
James  Walker  am  St.  George's  Hospital.  Schon  1746  wurde  er  als  SHAitPE's 
Nachfolger  zum  Professor  der  Anatomie  bei  der  Society  of  Navy  Surgeons  (Covent 
Garden)  ernannt,  1747  zum  Mitgliede  der  Corporation  of  Surgeons.  1748  unter- 
nahm er  eine  Reise  nach  Holland  und  Frankreich  und  wurde  in  Leyden  mit 
B.  S.  Albinus  bekannt.  1749  am  British  Lying-in  Hospital  angestellt  und  von 
der  Universität  Glasgow  1750  mit  dem  medieiniachen  Doctortitel  beehrt,  gab  er 
seine  chirurgische  Praxis  auf  und  beschäftigte  sich  als  nunmehriger  Physician  vor- 
zugsweise mit  Geburtshilfe  und  Gynäkologie.    1756   wurde  er  Mitglied  des  Royal 


HÜNTER.  321 

College  of  Physicians,   1764  Leibarzt  der  Königin,  1767  Fellow  der  Royal  Society, 
1768  Professor   der   Anatomie    an    der   nengegründeten  Royal  Academy   of  Arts, 
deren  Präsidentschaft  er  1781  übernahm.     H.  wird  von   seinen  Zeitgenossen  und 
Biographen  als  ein  ungemein  vielseitig  und  fein  gebildeter  Mann  geschildert,  dem 
in  ausserordentlich    hohem  Grade  Begabung    sowohl   für   die  praktische  ärztliche 
Thätigkeit,  als  auch  für  den  Unterricht  eigen  war.    Es  beweisen  dies  die  raschen 
Erfolge,   die  er  erzielte  in   seiner  Beförderung  zu  immer  einflussreicheren  Stellen, 
wie  auch  seine  grossen  materiellen  Einnahmen,  welche  letztere  er  in  der  edelsten 
und  freigebigsten  Weise   fast   ausschliesslich    zu    wissenschaftlichen  Zwecken   ver- 
wendete.   Es   wird   angegeben ,    dass   er   für  sein  Museum  100.000  Pfd.  St. ,    für 
seine  Münzsammlung  20.000. Pfd.  St.  verwendet  habe;    ausserdem  richtete  er  sich, 
auf  eigene  Kosten  anatomische  Institute  ein,   in  denen  er  Vorlesungen   hielt  und 
mit  seinen  Schülern  arbeitete ;  so  zuerst  in  Litchfield  Street,  dann  die  sehr  berühmt 
gewordene  Anstalt   in  Windmill  Street.    H.    hielt  Vorlesungen   über   Geburtshilfe, 
besonders   aber   über  Anatomie,    welcher  letzteren  er  mit  leidenschaftlichem  Eifer 
ergeben  war.    Man  kann  wohl  sagen,  gerade  der  Umstand,  dass  er  seine  praktische 
Thätigkeit  stets  auf  eine  vorzügliche  anatomische  Ausbildung  stützte  und  das  Eine 
durch  das  Andere  förderte,    hat  ihm  vorzugsweise  das  üebergewicht ,    welches   er 
bald  über  seine  CoUegen  gewann,  gesichert  und  ihm  die  ungetheilte  Anerkennung 
der  Mit-  und  Nachwelt   erworben.    Charakteristisch   für    seine  Richtung  sind   die 
folgenden  Worte,  welche  Matthew  Düncan  von  ihm  mittheilt:  „Anatomy  is  the 
only   solid   foundation   of  medicine.'    It   is    to    the   physician    and    surgeon    what 
geometry    is    to   the    astronomer.     It   discovers    and    ascertains    truth,    overturns 
superstition  and  vulgär  error  and  checks  the  enthusiasm  of  theorists  and  of  sects 
iu  medicine,  to  whom  perhaps  more  of  the  human  species  have  fallen  a  sacrifice 
than  to  the  sword   itself,    or  to  pestilence".  H.  war  ein  sehr  sorgfältiger  Arbeiter ; 
20  Jahre  verbrachte  er  an  der  Fertigstellung  seines  Hauptwerkes  über  die  Anatomie 
des  schwangeren  Uterus:   „Anatomy  of  the  human  gravid  vJtems"  (Birmingham 
1774,  fol.),  lateinisch  und  englisch,  34  meisterhaft  ausgeführte  Tafeln.  Er  schrieb 
den  Text  zu  diesem  für  alle  Zeiten  werthvoUen  Werke  nicht  selbst,   sondern  der- 
selbe  wurde   erst  später    von    seinem  Schüler  Baillie   hinzugegeben.    Es    ist   in 
diesem  Werke    die  Grundlage   unserer  jetzigen  Eenntniss   von    dem   anatomischen 
Verhalten   der  Eihäute    und    der   schwangeren  Gebärmutter   gegeben.     Der  Name 
„Deeidua"  und  die  Unterscheidung  einer  Decidua  vera  und  reflexa  rührt  von  ihm 
her  (Decidua  Hunteri).    Auch  wusste  er  bereits,    dass  das  Nabelbläschen  bis  zum 
Ende  der  Schwangerschaft  bestehen  bleiben  könne  (vergl.  die  ausführliche  geschicht- 
liche Darstellung   in  Valentin's  Handb.    der   Entwicklungsgesch. ,    Berlin  1835). 
Weitere  Werke  H.'s  sind:  „Medical  commentaries'^    (London  1762)   und    „Two 
introductory  lectures  to  his  anatomical  courses"  (nach  seinem  Tode  herausgegeben 
don  Bailije,  London  1785).    Ferner  eine  Reihe  von  Abhandlungen  in  den  „London 
Philosophical  Transactions"  und  in  den  „Medical  Observations  and  Inquiries",  welche 
in  M.  Düncan's    „Life   of  W.  Hunter"  zusammengestellt    sind.     Die    wichtigsten 
darunter  lauten :  „On  the  structure  and  diseases  of  the  articulating  cartilages^ 
(Philos.  Tansact. ,  1743),    die   erste   Abhandlung   H.'s    —    „The   history   of  an 
aneurtsm  ofthe  aorta,  vnth  some  remarks  on  aneurisms  in  general"  (Med.  Observ. 
and  Inq.,   1756,  Vol.  I)  —   „Remarks   on  the  cellular  membrane   and  some  of 
its  diseases^  (Ibid.,  Vol.  II)  —  ^Remarks  on  the  Symphysis  of  the  ossa  pubis^ 
(Ibid.,  Vol.  II)  —   „Further  observations  on  a  particular  species  of  aneurism^ 
(Ibid.)  —  „Observations  on  the  bones,  commonly  supposed  to  be  elephants  bones, 
which   have    been  found,   near   the   mver  Ohio ,    in  America**  (Philos.  Transact., 
1768)    —    „Remarks   on    some   bones  found  in  the   rock  of  Gibraltar^   (Ibid. 
1770)  —    „An  account  of  the   nyl-ghau,  an  Indian  animal   not  hitherto  des- 
cribed^  (Ibid.  1771).  Diese  und  die  übrigen  in  den  genannten  beiden  Zeitschriften 
herausgegebenen    Abhandlungen    sind    in^s    Deutsche    übertragen    worden    durch 
C.  G.  Kühn  (Leipzig  1784 — 85,  2  voll.,  8.).     In  seinen  „Medical  commentaries" 
finden   sich  Untersuchungen   über   die  Lymphgefasse ,    über  den  Bau  der  Hoden, 

Biojcr.  Lexikon.  III.  21 


322  HUNTER. 

Über  die  Thränendrüse ,  über  die  Absorption  durch  die  Venen  u.  A.  lieber  diese 
Dinge  fahrte  er  eine  lebhafte  Polemik  und  Prioritätsstreitigkeiten  mit  Alexaiider 
MONBO  dem  Jüngeren  in  Edinburg.  Wie  man  aus  dem  Angeführten  ersieht,  bewegten 
sich  H.'s  Arbeiten  auf  sehr  verschiedenen  Gebieten  der  Biologie.  Ausser  den  in 
der  „Anatomia  uteri  gravidi^  niedergelegten  Funden  hat  er  indessen  neue  Ent- 
deckungen von  dauerndem  und  bedeutendem  Werthe  nicht  gemacht.  Es  war  mehr 
seine  Methode  der  Untersuchung  und  des  Unterrichtes,  sowohl  in  der  Gynäkologie, 
wie  in  der  Anatomie,  in  welcher  er  fOr  England  geradezu  reformatorisch  auf- 
trat, die  ihm  seinen  Ruhm  sicherten.  Schon  die  Namen  seiner  zahlreichen  Sehfiler 
sprechen  dafür,  wie  sehr  er  in  dieser  Beziehung  anregend  zu  wirken  verstand. 
Ausser  seinem  Bruder  John,  der  ihm  seine  wissenschaftliche  Erziehung  ganz  und 
gar  verdankt,  müssen  hier  sein  Neffe  Matthew  Baillie,  Thom.  Demman,  Charles 
Bell  ,  Will.  Hewson  ,  Will.  Cruikshank  und  John  Sheldon  genannt  werden. 
Sein  berühmtes  Museum  ging  später  in  den  Besitz  der  Universität  Glasgow  über. 

Simmons,   Accomit  of  the  lifo  and  writings  of  W.  H.   London  1783.   —   Vicq 

d'Azyr,  äloges.  1783,  pag.  1.   —  M.  Dnncan,   On  the  life  of  William  Hnnter,   Harveian 

Address,  13.  April  1876  im  Edinbnrgh  Med.  Jonrn.  P.  II,  1876,  pag.  1061  (mit  einem  Portrait 

nnd  Facsimile  W.  H/s).  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  315.  -ar^xA^    ^« 

'  *'  I  r  o  walcieyer. 

Hunter,  Alexander  H. ,  war  geboren  1733,  studirte  Medicin  und 
promovirte  zum  Dr.  med.  1751  in  Edinburg  mit  der:  „Diss.  de  cantharidtbus'^ , 
Er  prakticirte  in  York,  war  Mitglied  der  Roy.  Soe.  of  Lond.  und  starb  in  York 
1809.  Er  veröffentlichte:  „On  drtU-sotoing*^ ' (in  seinen  Georgical  essays,  V)  — 
„On  top'dreraings"  (ibid.)  —  „On  the  preparation  of  carrots  for  the  use  of 
aeamen  on  long  voyages^  (ibid..  Vol.  V)  —  ^On  nutritive  Urne"  (ibid.)  — 
„Observations  on  the  nature  and  method  of  eure  of  the  phthisis  pulmonalis 
or  consumption  of  the  lungs  by  the  late  William  White ,  vnth  the  origin, 
progress  and  design  of  the  York  lunatic  asylum^  (ib.  1792)  —  „Outlines  of 
agriculture"  (ib.  1795)  —  „Ä  new  method  of  raising  wheat  for  a  series  of  years 
on  the  same  land"  (ib.  1796;  1797)  —  „An  ülustration  of  the  analogy  between 
vegetable  and  animal  parturition^  (ib.  1787)  und  andere,  mehr  auf  dem  Gebiet 
der  Agrioultur  sich  bewegende  Joumalaufsätze. 

Biogr.  m6d  V,  pag.  321.  —  Dict.  bist.  II,  pag.  249.  PgL 

Hunter,  William  H.,  berühmter  schottischer  Wundarzt  und  Kenner  der 
orientalischen  Sprachen,  war  in  Montrose  (Schottland)  etwa  1760  geboren.  £r 
machte  seine  Studien  auf  dem  College  in  Aberdeen  und  erhielt  1777  seine  aka- 
demisch medicinischen  Grade.  Nachdem  er  dann  einige  Zeit  am  Bord  eines  Kriegs- 
schiffes beschäftigt  war,  trat  er  1781  als  Arzt  in  den  Dienst  der  englisch- 
ostindischen  Compagnie  in  Bengalen.  Er  wurde  successive  (von  1784 — 1794) 
General-Inspector  der  englischen  Hospitäler  auf  Java,  Professor  und  Examinator 
am  College  von  Calcutta  und  Secretär  der  Asiatic  Society.  1808  begleitete  er 
den  Major  Palm  er  auf  seiner  Ebcpedition  nach  Davulet-RaY-Scindiah  als  Chirurg 
und  war  bereits  im  Begriff,  zu  einem  vorübergehenden  Aufenthalt  nach  Aberdeen 
abzureisen,  als  er  1815  in  Calcutta  einem  klimatischen  Fieber  erlag.  H.  war 
auswärtiges  Mitglied  der  Med.  Society  of  London  und  hatte  hervorragende  Kennt- 
nisse im  Arabischen,  Persischen ,  Sanskrit  und  Hindostanischen.  Er  hat  zahlreiche 
Artikel  über  indische  Literatur  und  über  astronomische  und  geographisch-medi- 
cinische  Gegenstände  geschrieben.  Letztere ,  die  uns  hier  interessiren,  sind  betitelt : 
„Concise  account  of  the  kingdom  of  Pegu ,  its  climate ,  produce ,  trade,  govem- 
ment,  and  inhabitants ;  vnth  an  inquiry  into  the  causes  of  the  variety  obser- 
vable  in  the  fleecea  of  sheep  in  different  climates.  And  a  description  of  the 
caves  Elephanta  Ambola  and  Canara^  (London  1785)  —  „Account  of  same 
artificial  caverns  near  Bombay"  (ib.  1788)  —  „An  essay  on  the  diseases  m- 
cident  to  Indian  seamen,  or  lascars,  in  long  voyages"  (Calcutta  1804,  Fol.)  — 
„History  of  an  aiieurism  of  the  aorta"  (Mem.  med.,  T.  V,  1799). 

Dict.  bist,  m,  pag.  256.  —  Poggendorff,  I,  pag.  116L  :Pgl 


HUNTEB.  —  HUPPERT.  323 

Hnnter,  Jobn  H. ,  zu  London,  war  in  Perthshire  geboren,  wnrde  1775 
in  Edinburg  mit  der  Diss. :  „De  hominum  varietatibus  et  harum  causts"  Doctor, 
wurde  einige  Jabre  später  Pbysioian  in  der  Armee  und  beim  Ck)llege  of  Physicians 
nacb  einander  Fellow  1793,  Censor  1793,  99,  Gulstonian  Lecturer  1796,  Croonian 
Lectnrer  1797,  1799,  1800,  1801.  lEr  war  auch  Fellow  der  Royal  Society  und 
Physician  Extraordinary  des  Prinzen  von  Wales.  Es  scheint ,  als  wenn  er  der 
Erste  war,  der  die  Erweichung  des  Oehirns  als  einen  bestimmten  pathologischen 
Znstand  erkannte;  es  bildete  dies  den  Gegenstand  seiner  Gulstonian  Lectui^s  1796. 
Er  schrieb  die  grosse  Anerkennung  findenden:  „Observattons  on  the  diseases  of 
the  army  in  Jamaica,  and  on  the  best  means  of  preserving  the  health  in  hot 
cUmates*'  (London  1788).    Er  starb  am  29.  Januar  1809. 

Mnnk.  H,  pag.  425.  6. 

Hunter,  RobertHopeAlstonH.,  englischer  Militärarzt ,  in  Middlebie 
geboren,  diente  von  1829  an  in  Barbadoes,  kam  1831  zu  einem  Regiment  in 
Bombay,  blieb  bei  demselben  bis  1843  auf  verschiedenen  Stationen  der  Präsident- 
schaft und  machte  mit  demselben  mehrere  Feldzflge  mit.  Nach  kurzem  Aufent- 
halt in  England  1 843  kam  er  zu  einem  anderen  Regiment  in  Madras ,  musste  aus 
Gesundheitsrücksichten  1845  jedoch  Indien  verlassen ,  diente  auf  St.  Vincent  in 
West-Indien  als  Stafif-Surgeon  I.  Gl.  bis  1849,  war  kurze  Zeit  in  derselben  Charge 
in  Bristol  und  verliess  nach  25jähriger  Dienstzeit  die  Armee  mit  Halbsold,  lieber 
seine  in  Indien  in  12  Jahren  unter  den  verschiedensten  Aussenverhältnissen  ge- 
wonnenen Erfahrungen  hat  er  eine  Reihe  von  werthvollen  Mittheilungen ,  z.  B.  in 
seiner:  „Statistical  review  of  the  climates  ofthe  principal  stations for  European 
troops  in  the  Bombay  Presidency^  gemacht,  worin  er  Ansichten  ausspricht,  zu 
denen  später  auch  die  Royal  Sanitary  Commission  1862  gelangte.  Das  von  ihm 
beobachtete  häufige  Vorkommen  von  Erkrankungen  des  Herzens  und  der  Aorta 
bei  den  Soldaten  in  Indien  suchte  er  in  seinem  Aufsatze:  „Gases  of  cardiao 
and  pulmonary  disease"  durch  ihre  fest  anliegende  Kleidung  zu  erklären.  Seine 
interessanteste ,  Aber  Land  und  Leute  der  durchzogenen  Länder  die  wichtigsten 
Anfschlttsse  gebende  Arbeit  ist  jedoch:  „'^'he  medical  history  of  the  Queen' s 
Royal  Regiment  during  the  campaign  in  Afghanistan^,  enthalten  in  seinen: 
„HistoriccU  reports  of  H.  MJs  2nd  or  Queen's  Royal  Regiment  for  the 
years  from  1836  to  1842,  including  the  campaign  in  Afghanistan,  Er  gab 
ferner  in  den  Transact.  of  the  Med.  and  Phys.  Soc.  of  Bombay  (Vol.  I — V,  VII) 
je  einen:  „Medical  report  of  H.  M.*s  57 th  Regiment**,  später  einen:  y^Annual 
report,  with  copious  statistics ,  of  8t.  Vincent^ s,  West  Indies^  (Lond.  Med.  Gaz., 
1849)  heraus.     Er  starb  in  Schottland  am  22.  Juni  1867,  62  Jahre  alt. 

Medic.  Times  and  Gaz.  186T,  H,  pag.  135.  G. 

*Hupp,  John  H. ,  geboren  in  Washington  am  24.  November  1819, 
promovirte  1841  in  seiner  Vaterstadt  und  Hess  sich  in  Wheeling,  West  Va.,  als 
General  Practitioner  nieder,  wo  er  jetzt  noch  lebt.  1876  nahm  er  am  Inter- 
nationalen medicinischen  Congress  in  Philadelphia  Theil  und  war  Mitglied  des 
Executiv-Oomitös  der  Centennial  Medical  Commission.  Die  Zahl  der  von  H.  ver- 
öffentlichten Joumalaufsätze  ist  beträchtlich;  u.  A.  schrieb  er  über:  „Placenta 
praema'*  (1863)  —  „Salivary  calculus^  (1863)  —  „Vaccination  and  its 
protective  powers^  (1870)  —  „Ohloral  in  puerperal  insanity^  (1870);  die 
genannten  Aufsätze  finden  sich  in  den  Transactions  of  the  State  Med.  Soc.  Ebenso : 
ff  Gangenital  phimosis  and  stone  in  the  Urethra*^  (1870)  —  „Opium  poisoning 
treated  by  belladonna^  (1872)  —  „Ruptured  uterus^  (1874)  —  „Encephaloid 
abdominal  tumor"  (1875)  —  „Gases  of  phimosis  and  adherent  prepuce^  (1877). 

Atkinson,  pag.  292*  Pgl. 

*Huppert,  C.  Hugo  H. ,  zu  Marienberg  (Sachsen)  am  29.  Januar  1832 
geboren ,  in  Leipzig  und  Jena  ausgebildet ,  war  besonders  Schüler  C.  G.  Lehmann's 
und  gelangte    1862   zur   Promotion.     Im  Herbst    1871    wurde   er,   nachdem    er 

21* 


324  HÜPPERT.  —  HÜSCHKE. 

daselbst  während  der  Zwischenzeit  das  medicinisch-chemische  Laboratorinm  geleitet 
hatte,  in  Leipzig  zum  Extraordinarius  ernannt,  1872  aber  als  ordentlicher  Pro- 
fessor der  medicini sehen  Chemie  nach  Prag  berufen.  Neben  einer  längeren  Reihe 
von  eigenen  und  durch  seine  Schüler  ausgeführten  Facharbeiten  seien  speciell 
genannt:  der  gemeinschaftlich  mit  C.  G.  Lehmann  von  ihm  bearbeiteten  8.  Band 
von  Gmelin's  Handbuch  der  Chemie  und  die  8.  Auflage  von  Neubaueb's  Analyse 
des  Harns.  Wem  ich. 

Hurtado  de  Mendoza ,  Don  M  a  n  u  e  1  H. ,  zu  Madrid ,  war  Chirurgien-major 
eines  Regiments  gewesen,  verfasste:  „Nueva  monografia  de  la  calentura  ama- 
ri'lla  etc.**  (Huesca  und  Madrid  1820,  4.)  und.  zusammen  mit  CAVALLEfiO: 
„Supplemento  al  diccionario  di  medicina"  (3  voll.,  Madrid  1821),  übersetzte 
F.  V.  Legoüais;  „Nuevos  prindpios  de  cirujia"  (Madrid  1820).  Ausserdem 
schrieb  er  mehrere  auch  in  französischen  Zeitschriften  (Annales  de  la  Soc.  de 
med.  de  Montpellier,  T.  XXXIX;  Leroüx'  Journ.  de  m6d.,  T.  XXXVII,  XL, 
1816 — 17)  enthaltene  Abhandlungen  über  intermittirende  und  remittirende  Fieber, 
Colica  gangraenosa,  über  die  Wirkungen  der  Ratanhiawurzel  (in's  Deutsche  über- 
setzt von  Leo  Lebeecht,  Mainz  1817).  Er  war  femer  der  Redacteur  der 
„Vecadas  medico-quirurgicos*^    (von  1821  an). 

Callisen,  IX,  pag.  319;  XXIX,  pag.  106.  G. 

Hurtrel  d'Arboval,  Louis-Henri- Joseph  H. ,  ein  sehr  gebildeter 
und  kenntnissreicher  Thierarzt  und  ausgezeichneter  Schriftsteller  im  Fache  der 
Thierarzneikunde ,  war  am  7.  Juni  1777  zu  Montreuil-sur-mer  geboren,  studirte 
in  Alfort ,  schrieb ,  ausser  anderen  Abhandlungen ,  über  Schaf-  und  Kuhpocken 
und  mehrere  Artikel  im  Dict.  abr6g6  des  sciences  mödicales.  Sein  Hauptwerk 
aber  ist  das :  „Dictionnaire  de  m^dectne  et  de  Chirurgie  vdtSrinaire^  (4  voll., 
Paris  1.827,  28;  2.  ^dit.,  6  voll.,  1837—39,  nebst:  „Atlas  du  Dict,  de  mdd, 
et  de  chir.  v4t.  etc",  1828,  Fol.;  belgische  Ausgabe  1838;  deutsche  Uebers.  mit 
vielen  Anmerkungen  von  Th.  Renner,  Weimar  1830 — 32,  4  Bde.,  Atlas  1828; 
italienische  üebers.  von  Tommaso  Zamberlichi,  Forli  1837).  Sein  nützliches  und 
uneigennütziges  Wirken  (da  er  wohlhabend  war,  betrieb  er  die  thierärztliche  Praxis 
stets   unentgeltlich)   fand    allgemeine   Anerkennung.     Er  starb  am  20.  Juli  1839. 

Callisen,   IX,  pag.  321;   XXIX,  pag.  106.  —  Schrader-Hering,  pag.  210. 

HüSChke,  Emil  H. ,  geboren  am  14.  December  1797  zu  Weimar,  ge- 
storben am  19.  Juni  1858  zu  Jena,  hochverdienter  Anatom  und  Embryolog,  war 
der  zweite  Sohn  des  g^ossherzoglichen  Leibarztes  H.  in  Weimar,  absolvirte  das 
Gymnasium  seiner  Vaterstadt  und  studirte  in  Jena  Medicin,  wo  er  namentlich 
mit  Oken  und  dessen  Richtung  sich  befreundete.  Er  promovirte  1818  mit  seiner 
Diss. :  „Quaedam  de  organorum  respiratoriorum  in  animalium  serie  meta- 
morphosi  gener atim  scripta  et  de  vesica  natatoria  piscium  quaestio*',  besuchte 
darauf  Paris  und  habilitirte  sich  später  in  Jena  mit  seiner  Abhandlung:  „lieber 
Physiognomik  und  Mimik",  1824  zum  Prof.  e.  o.  ernannt,  wurde  er  nach 
LoDER*s  Tode  1827  dessen  Nachfolger  und  blieb  der  Universität  Jena  auch  bis 
zu  seinem  Tode  treu.  Der  naturphilosophischen  Schule  angehörig,  stand  er  doch 
deren  Ausschreitungen  fem;  seine  zahlreichen  Beobachtungen  und  zum  Theil 
hervorragenden  Entdeckungen:  Entwicklung  der  Glandula  thyreoidea  (Isis,  1826 
und  1828),  Einstülpung  der  Linse  (v.  Ammon's  Zeitschr.  f.  Ophthalmol.,  UI  und 
IV),  die  nach  ihm  benannten  „Zähne"  in  der  Gehörschnecke  (J.  Müller's  Archiv, 
1835)  und  Knorpel  in  der  Nase  (Bericht  der  Jenenser  Naturf.-Vers. ,  1836)^ 
der  Krystallform  der  sogenannten  Otolithen  (Frorieps'  Notizen,  1832,  Nr.  707; 
Isis  1833  und  1834)  u.  A.  lassen  es  leicht  vergessen,  wenn  er  einmal  in  seinen 
Speculationen ,  wie  z.  B.  in  seinem  grösseren  Werke:  „Schädel,  Hirn  und 
Seele  des  Menschen  und  der  Thiere"  (Jena  1854,  Fol.)  auf  Abwege  geräth. 
Uebrigens  ist  auch  dieses  Werk  reich  an  neuen  Beobachtungen,  wie  z.  B.  über 
die  Hirnwindungen.     Ausser  den  genannten  Schriften   sind  die  Hauptwerke  H.'s : 


HÜSCHKE.  —  HÜSS.  3^5 

„De  embrydogia  hominis"  (Jena  1820)  —  „ Eingeweidelehre  tcnd  Sinnesorgane** 
in  der  von  R.  Waoner  herausgegebenen  2.  Auflage  der  Sömmbrring 'sehen  Anatomie 
(Leipzig  1844),  ein  durchaus  originelles,  reichhaltiges  Werk  —  „Ueber  die 
Umbildung  des  Darmcanales  und  der  Kiemen  bei  den  Froschquappen**  (Jena 
1826)  —  „Ueber  die  Kiemenbögen  und  die  Kiemengefässe  beim  bebrüteten 
Hähnchen"  (Isis,  1827,  III  und  1828,  Heft  II)  —  „Programma  de  pulmonum 
quadruplicitate"  (Jena  1823)  —  „Ueber  die  Teoctur  der  Nieren"  (Isis,  1828)  — 
„Ueber  die  Sinne"  (Weimar  1824)  —  „Graniosklerosis  totalis  rhachitica" 
(Jena  1858),  sein  letztes  Werk. 

Rüdinger  in  Allgem.  Deutsch.  Biographie,  Bd.  XIII,    pag.  449.    —    Günther, 
pag.  147;  Vorwort,  pag   IV.  Waldeyer. 

*  Husemann»  TheodorGottfriedH.,  geboren  zu  Detmold  am  1 3.  Januar 
1833,  bildete  sich  medicinisch  auf  den  Universitäten  Oöttingen,  WUrzburg,  Berlin, 
Prag  aus.  Seine  bevorzugten  Lehrer  waren  Wöhlkr  und  Virchow.  1854  pro- 
movirt,  unternahm  er  mit  A.  Husemann  die  Bearbeitung  eines:  „Handbuch 
der  Toxikologie"  (Berlin  1862,  Supplement  1867)  und  Hess  1871  ein  Werk; 
„Die  Pßanzenstoffe  in  chemischer^  pflanzenphysiologischer,  pharmakologischer 
und  toankologischer  Hinsicht"  (Berlin,  in  2.  Aufl.  1883)  erscheinen.  Seit  1873 
als  ausserordentlicher  Professor  der  Pharmakologie  in  Göttingen  angestellt ,  wirkt 
er  dort  noch  jetzt;  1881 — 83  war  er  als  Mitglied  der  Commission  zur  Bearbeitung 
der  deutschen  Pharmakopoe,  Ed.  II,  thätig.  In  der  Deutschen  Klinik^  der  Zeit- 
schrift der  Gesellsch.  d.  Aerzte  zu  Wien,  der  Hannoverischen  Zeitschr.  f.  Staats- 
arzneikunde, im  Archiv  für  exper.  Pathologie  und  Pharmakologie,  der  Deutsch, 
med.  Wochenschr. ,  dem  Archiv  der  Pharmacie  hat  H.  mehrere  hundert  Artikel 
pharmakologischen,  toxikologischen,  medicinisch-statistischen ,  historischen,  foren- 
sisch-medicinischen    und   dermatologischen   Inhalts   publicirt,    monographisch   noch 

neuerdings:  ^Handbuch  der  gesammten  Arzneimittellehre"  (2.  Aufl.,  Berlin  1883). 

Wernich. 

/Hnser,  Johannes  H. ,  kurfürstlich  kölnischer  Rath  und  Arzt,  lebte 
Ausgangs  des  16.  und  Anfangs  des  17.  Jahrhunderts,  suchte  die  Lehrsätze  des 
Paracelsus  zu  vertheidigen  und  war  der  Erste,  der  auf  Befehl  des  damaligen 
Kurfürsten  von  Köln,  Ernesti,  sowohl  die  gedruckten  als  die  ungedmckten 
Schriften  des  Paracelsus  ordnete ,  dieselben  mit  einer  Vorrede  begleitete  und  sie 
1589  in  4.  (10  Thle.)  und  1616  zu  Strassburg  in  fol.  herausgab. 

Jöcher.  Bd.  II,  pag.  1785.  ,  G. 

*Hus8,  Magnus  H.,  zu  Stockholm,  ist  am  22.  October  1807  zu  Torp 
in  Medelpad  geboren,  studirte  von  1824  an  inUpsala,  woselbst  er  1834  Doctor 
wurde,  nachdem  er  als  Militär-  und  Marinearzt  Dienste  geleistet  hatte.  1834 
wurde  er  im  Serafimer - Lazareth  Unterarzt,  1839  zum  stellvertretenden  Oberarzt 
und  Vorstande  der  daselbst  eröfiPneten  medicinischen  Klinik,  1840  zum  wirklichen 
Oberarzt  und  zum  Prof.  e.  o.  am  Karolinischen  Institut ,  1 846  aber  zum  Prof.  ord. 
eruannt.  1854  wurde  er  erster  Arzt  der  Kinder- Krankenanstalt  der  Kronprinzessin 
Louise  (bis  1856),  1860  Inspector  des  Karolinischen  Instituts,  Vorsitzender  des 
Gesundheits-Collegiums  und  General-Director  der  sämmtlichen  Hospitäler  des  Reiches, 
welche  Stellung  er  auch  gegenwärtig  noch  einnimmt.  Er  hatte  verschiedene  wissen- 
schaftliche Reisen  in's  Ausland  gemacht ,  gehörte  einer  Anzahl  von  wissenschaft- 
lichen Commissionen  an  und  erhielt  die  mannichfachsten  Ehrenbezeugungen,  darunter 
1857  den  Adel.  Seine  Schriften  sind:  „Summariska  redogörelser  för  sjukvärden 
d  K,  Seraf,  lasararettets  medico-kliniska  afdeling"  (Stockholm  1839;  1840; 
1841;  1842)  —  „Kliniska  analekter"  (Ebenda  1843)  —  „Observations  sur  la 
fihyre  typhoide"  (Paris  1845)  —  „Alcoholismus  chronicus  eller  kronisk  alkohoU- 
8Jukdom"{2  Thle.,  Stockholm  1849,  51 ;  deutsche  Uebers.  von  Gebh.  von  dem 
Bosch,  Leipzig  1852);  für  dieses  Werk  wurde  ihm  vom  Institut  de  France  ein 
MONTHYON-Preis  zu  Theil ;  ferner:  ^^Om  Sveriges  endemiska  sjukdomar"  (1851; 
deutsche  Uebers.  von  G.  v.  d.  Busch,  Bremen  1853)  —    „Kan  eller  bor  Sveriges 


326  HÜSS.  —  HUSSON. 

hufvudstad  längre  undvara  en  ml  ordnad  sinnessjukvärdf*^  (1853)  —  „Om 
tyfas  och  tyfoidfeberns  statisttka  förhällanden  och  hehandling*^  (1865;  engl. 
Uebers.  von  £.  Aberg,  Stockholm  1855;  französ.  Uebers.  Gothenburg  1855; 
deutsche  Uebers.  von  6.  v.  d.  Busch,  Bremen  1856)  —  „Sällsyntare  sjuledoms- 
fall*'  (1856)  —  „Om  lunginfiammationens  statisttka  förhällanden  och  behand- 
ling"  (1860;  deutsche  Uebers.  von  JOH.  Angeb,  Leipzig  1861)  —  „Om  haße, 
des8  bruk  och  missbruk"  (1865)  —  „Svensk  medicinsk  bibliografi  för  ären 
1866  och  1867"  (1868);  femer  in  der  Hygiea  (1868,  70)  Recension  der 
Pharmacopoea  suecica ,  edit.  7. ,  ökonomische  Jahresberichte  über  das  Serafimer- 
Lazareth  fQr  1849;7-56  und  über  Eronprinzess  Louis e's  Einderheilanstalt  für 
1854 — 63  und:  „Ofverstyrelsens  öfver  hospitalen  underdaniga  bercUtelser  för 
ären  1861—  70".  Dazu  grössere  und  kleinere  Aufsätze  in  den  Läkare-:8ällskapet8 
arsberättelser   und   förhandlingar ,    in    der  Tidskrift  för  Läkare  och  Farmaceuter, 

der  Hygiea  u.  s.  w. 

Sackl6n,    IV,    pag.  495.  —   Wistrand,    pag.  175;    Neue  Folge,  I,  pag.  842. 

Red. 

Hnssem,  Barend  H. ,  ein  sehr  bekannter  Chirurg,  der  am  Ende  des 
vorigen  Jahrhunderts  in  Amsterdam  wirkte,  hat  sich  bekannt  gemacht  durch  seine 
Bemühungen  um  das  Trinkwasser  für  Seeleute  und  die  Bewohner  Amsterdam's, 
und  publicirte  darüber:  „Middd  om  het  water,  welk  tot  dagelykschen  drank 
voor  het  scheepsvolk  aan  boord  moet  strekken,  volkomen  te  zuiveren  als  het 
stinkend  en  bedorven  is"  (Amsterdam  1799)  —  „Memorie  over  de  zuivering 
van  bedorven  water,  met  proeven  gestaafd"  (1799)  —  „Missive  betreffende  het 
drinkwaier  in  Amsterdam"  (1808,  1830).  Ausserdem  schrieb  er:  „Aanmer- 
hingen  over  het  klieven  van  de  liesspieet  en  van  de  Fallopiaxinsche  peesband 
by  de  breuksnyding"  (1794)  —  „Beschryving  van  een  verbeterd  werktuig  tot 
de  herstelling  van  den  ontwrichten  schouder"  (1782)  und  (mit  J.  Veirac): 
„Twee  Verhandelingen  over  de  besmettelyke  rotkoorts  op  de  uitgaande  oost- 
indische  schepen  dezer  landen"    (Middelb.   1778).  C.  E.  Daniels. 

HttSSian,  Raphael  Ferdinand  H.,  zu  Wien,  war  Magister  der 
Chirurgie  und  Geburtshilfe,  Operateur  und  Augenarzt,  Supplent  des  Lehramtes 
der  theoretischen  Gebui-tshilfe  an  der  Universität ,  ferner  Zögling  und  mehrjähriger 
Substitut  ViNC.  V.  Kern's.  Er  verfasste  folgende  Schriften:  „Anweisung  zur 
Ernährung  neugeborener  Kinder"  (Wien  1825)  —  „Handbuch  der  Oeburts- 
hilfö.  ^ach  den  besten  Werken  ^  .  .  .  mit  vorzüglicher  Berücksichtigung  der 
Bo er' sehen  Erfahrungen.  ..  bearbeitet"  (3  Thle.,  Ebenda  1827,  28).  Nach 
dem  1829  erfolgten  Tode  Kebk's  erschien  von  ihm  dessen:  „Handbuch  der 
Chirurgie,  nach  dem  Tode  des  Verfassers  zusammengestellt  und  herausgegeben" 
(Ebenda,  Bd.  I,  1830,  31).  Er  veröffentlichte  ferner:  „Der  Mensch  als  Kind, 
oder  Darstellung  einer  auf  naturgemässen  Grundsätzen  gestützten,  physisch- 
moralischen  Pflege  des  Kindes  u.  s,  w,"  (Ebenda  1831;  neue  Ausg.  1842)  — 
„Dr.  Lucas  Boer's  Leben  und  Wirken.  Eine  biographische  Skizze"  (Ebenda 
1838).  Eine  lange  Reihe  von  Jahren  gehörte  er  zu  den  gesuchtesten  und  beliebtesten 
Geburtshelfern  Wiens,  war  Arzt  des  Hofes,  der  höchsten  Aristokratie  und  des  reichen 
Bürgerstandes;  er  starb  jedoch  in  Noth  und  Elend  am  5.  April  1869,  68  Jahre  alt 

Callisen,  IX,  pag.  324;  XXIX,  pag.  110.  G. 

Husson,  Henri-Marie  H.,  am  25.  Mai  1772  als  Sohn  des  Stellvertreters 
des  ersten  Wundarztes  des  Königs  in  Reims  geboren,  besuchte  das  CoL16ge  de 
Laon  und  seit  1783  das  College  Louis-le  Grand ,  studirte  dann  die  Chirurgie  in 
Paris  unter  Desaült  und  erhielt  1792  die  Stelle  eines  Cliirurgien  sous-aide  bei 
der  französischen  Armee  in  Holland.  Im  folgenden  Jahre  wurde  er  zum  Aide-major 
ernannt,  gab  aber  1794  den  Dienst  auf,  ging  nach  Paris,  begann  dort  das  Stndiam 
der  inneren  Medicin,  erhielt  1799  den  Doctortitel  und  das  Amt  eines  Unter- 
Bibliothekars  an  der  Ecole  de  santö,  war  seit  1 800  Secretär  des  Comit^  de  Vaccine 
und  Arzt   am  Höpital  de  vaccination  et  des  dispensaires    und   seit  1806  Arzt  am 


HÜSSON.  —  HUTCHINSON.  327 

Hötel-Dieu,  wo  er  aueh  medicinisch-klinische  Vorlesungen  hielt.  1809  nahm  er 
auch  die  Stelle  als  Arzt  am  Lyc^  imperial  an,  vaccinirte  1811  Napoleon's 
Sohn  und  behandelte  1814  gelegentlich  einer  Typhnsepidemie  die  daran  erkrankten 
Soldaten  im  Höp.  de  la  Piti^.  Er  starb  im  Jahre  1853.  H.  war  ein  ausgesprochener 
Anhilnger  der  BROUSSAis'schen  Lehre  und  schrieb:  „Eanai  sur  une  nouvelle 
dodrine  des  tSmperaments^  (Paris  1799  Inaug.-Diss. ;  1800)  „Recher dies  ktstoriques 
et  mddicales  sur  la  Vaccine"^  (Ibid.  1801,  1802,  1803)  —  „Notice  historiques 
sur  la  vie  et  hs  ouvrages  de  F.-X.  Btchat^  (Ibid.  1802)  —  „Rapports  sur 
la  Vaccine  publids  chaque  annSe  par  ordre  du  ministre  de  l'int^rieur  depuis 
1803  jusqiCen  1820"  (Paris  15  voll.)  —  „Dissert.  sur  la  nicessitd  de  ne  point 
contrarier  la  mar  che  des  fih^res  tierces  jusgu*au  septi^me  acc^"  (M6m.  de  la 
Soc.  d'^mulat.,  T.  I) ;  femer  hat  H.  fftr  das  Dict.  des  sciences  mödicales  mehrere 
Artikel  gearbeitet. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  321.  —  Callisen,  IX,  pag.  324—328;  XXIX,  pag.  110. 

Pgl. 

Huszty  Edler  von  Raszynya,  Zaeharias  Gottlieb  H.,  zu  Pressburg  in 
Ungarn,  war  in  Rust  am  13.  März  1754  (1759)  geboren,  stndirte  von  1771  an 
in  Wien,  erhielt  1774  in  Tymau  die  medicinische  Doetorwürde,  wurde  Arzt  zu 
Pressbarg  und  verfasste  folgende,  sich  hauptsächlich  auf  Medicinal-Polizei  und 
Pharmacie  beziehenden  Schriften :  „Discurs  über  die  medicinische  Polizei"  (2  Thle., 
Pressburg  1786)  —  „Prüfung  der  Nachricht  an  das  Publicum  von  dem 
8t.  Georger  Schwefelbade"  (Ebeuda  1793)  —  „Gekrönte  Preisschrift  über  die 
Verbesserung  der  k.  k.  Feldapotheken  und  des  Studienwesens  an  der  Josephs- 
Akademie  zu  Wien"  (Ebenda  1795)  —  „Ideen  zur  Verbesserung  der  öster- 
reichischen Provinzialpharmakopoe ,  besonders  im  medicinisch-praktischen  Ge- 
sichtspunkte" (Ebenda  1797)  —  „Kritischer  Commentar  über  die  Österreich. 
Provinzialpharmakopoe;  mit  einem  Entwurf  zu  einem  gemeinnützigen  verbesserten 
Dispensatorium"  (Ebenda  und  Leipzig  1785)  u.  s.  w.  Ausserdem  finden  sich  von 
ihm  in  ScHEDiüS'  IFngarischen  Magazin  (Bd.  I,  IV)  folgende  Abhandlungen :  „  Ver- 
such vier  den  Menschen  in  Ungarn  nach  seiner  physischen  Beschaffenheit"  — 
„Der  eingebildete  Tod;  ein  Beitrag  zur  experimentellen  Seelenlehre"  u.  s.  w. 
Er  starb  am  30.  März  1803. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  322.  —  v.  Wurzbach,  IX,  pag.  451.  0. 

Hntcbinson,  Benjamin  H. ,  zu  London,  Mitglied  der  Corporation  der 
Wundärzte,  schrieb  die  „Biographia  medica"  (vergl.  Bd.  I,  pag.  18,  Nr.  215 ;  2  voll., 
London  1799;  new  edit.  1809)  und  „  Experiments  of  the  extemal  use  of  tarta- 
rized  antimony"  (Memoirs  of  the  Med.  Soc.  of  London,  1799,  V). 

Callisen,  IX,  pag.  329;  XXIX,  pag.  IH.  O. 

Hntcbinson,  Benjamin  H.,  zu  South  well  in  Nottinghamshire,  verfasste 
folgende  Schriften:  „Cases  oftic  douloureux  successfully  treated"  (London  1820; 
2.  edit.  1822  u.  d.  T. :  „Gases  of  neuralgia  spasmodica,  commonly  termed  tic 
douloureux;  succesfully  treated  etc.")  —  „Observations  on  prison  discipline^ 
exemplified  by  the  tread-mill  and  dietary ,  adopted  in  the  Nottinghamshire 
House  of  Correction  at  Southwell"  (Newark  1824)  —  „Account  of  epidemic 
disease,  commonly  called  the  influenza,  which  appeared  in  Nottinghamshire  .... 
1792"  (New  London  Med.  Joum.,  Vol.  II)  u.  s.  w. 

Callisen,  IX,  pag.  329;  XXIX,  pag.  111.  0. 

Hutchinson,  John  H.,  der  Erfinder  des  Spirometer,  war  1811  zu  New- 
castle-upon-Tyne  geboren,  studirte  im  University  College  in  London,  war  einige 
Jahre  lang  Assistant  Physician  des  Hosp.  for  Consumption  zu  Brompton  und  einer 
der  Physicians  der  Britannia  Life  Assurance  Company.  Er  machte  sich  durch 
seine  Studien  über  die  Physiologie  der  Respiration  sehr  verdient,  namentlich  fand 
seine  Erklärung  der  Thätigkeit  der  Intercostalmuskeln  Beifall;  durch  seinen  „Spiro- 
meter** konnte  die  Capacität  der  Lungen  in   einer  Weise  näher  ermittelt  werden^ 


328  HUTCHINSON.  —  HÜTCflISON. 

wie  nie  zuvor.  Diese  Arbeiten  finden  sich  in  seinem  Artikel  „Thorax**  der 
Eneyelopaedia  of  Physiology  zusammengefasst.  Er  hatte  mit  seinem  Instroment 
mehr  als  3000  Personen  aller  Classen  und  aller  Berufszweige  antersucfat,  war  auch 
sonst  ein  in  der  Mechanik  sehr  erfindungsreicher  und  mit  Talenten  für  die  Kunst 
und  Wissenschaften  hochbegabter  Mann,  der  vielfach  unentgeltliche  Vorlesungen 
über  Naturwissenschaften  hielt  und  während  seines  Aufenthaltes  in  den  Colonieen 
eine  werthvolle  geologische  Sammlung  zu  Stande  brachte,  die  er  fttr  das  British  Museum 
bestimmte.  1852  verliess  er  England  und  lebte  bis  zum  März  1861  in  Victoria 
und  von  da  auf  den  Fijee-Inseln,  von  wo  er  nach  England  zurückzukehren  beab- 
sichtigte, als  er  im  JuU  1861  vom  Tode  betroffen  wurde.  Von  seinen  Schriften 
sind  anzuführen:  ;,  Von  der  Capaciiät  der  Lungen  und  von  den  Athmungs- 
functwnen  mit  Hinblick  auf  die  Begründung  einer  genauen  und  leichten 
Methode,  Krankheiten  der  I/ungen  durch  das  Spirometer  zu  entdecken.  Aus 
dem  Engl,  übersetzt  u,  s,  w,  von  Samosch^  (Braunschweig  1849,  m.  Holzschn.)  — 

;,  The  Spirometer ,    the  stethoscope  and  scale-balance ; their  value  in  life 

Offices;  etc.^  (London  1852). 

.  Med.  Times  and  Gaz.  1862,  II,  pag.  200.  G. 

*  Hutchinson,  Jonathan  H. ,  zu  London,  ist  zu  Selby,  Yorkshire,  am 
23.  Juli  1828  geboren,  studirte  in  York,  später  im  St.  Bartholom.  Hosp.  in  London, 
prakticirt  daselbst  als  Surgeon  seit  1854,  war  von  1859 — 1883  Surgeon  des 
London  Hospital,  wurde  1862  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Surg. ,  war  in  demselben 
Professor  der  Chirurgie  von  1879—83,  Präsident  der  Patholog.  Soc.  1879,  80, 
der  Ophthalmological  Society  of  Great  Britain  1884,  85,  ist  zur  Zeit  Consulting 
Surgeon  des  London  Hosp.  und  des  Royal  London  Ophthalmie  Hosp. ,  Senior 
Surgeon  des  Hosp.  for  Diseases  of  the  Skin,  Blackfriars.  Er  verfasste:  ^On  the 
form  of  dyspepsia  which  usually  attends  phthisis"  —  „Clinical  memoir  an 
certain  diseases  of  the  eye  and  ear  consequent  on  inhe^nted  syphilis*'  (1862), 
schrieb  für  Holmes'  System  of  surgery  den  Abschnitt:  „Surgical  diseases  of 
warnen**  und  fttr  Rbynold's  System  of  medicine:  „On  constitutional  syphilis: 
femer :  „  Transmission  of  syphüitic  taint  from  the  foehJis  to  its  mother*"  — 
„The  rectangular  catheter  stafffor  lithotomy** ;  die  Astley  COOPKR-Preis- Abhand- 
lung fttr  1865:  „On  injuries  of  the  head**.  Er  publicirte  weiter  noch:  „Clinical 
illustrations  of  amaurosis"  —  „Lesions  of  the  eye  in  connexion  with  injuries 
to  the  fifth  nerve^  —  „Illustrations  of  clinical  surgery*^  (in  Heften)  —  » Cli- 
nical lectures  on  rare  diseases  of  the  skin^  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

HutcMson,  Alexander  Copland  H.,  zu  London,  war  nacheinander 
Surgeon  des  Herzogs  von  Clarence  und  am  Royal  Naval  Hospital,  Surgeon  to 
H.  M.  Dock-yard  zu  Sheemess,  seit  1817  am  Westminster  General  Dispensary,  seit 
1823  am  Millbank  General  Penitentiary ,  auch  Consulting  Surgeon  der  Royal 
Metropolitan  Infirmary  für  Einderkrankheiten.  Er  verfasste :  „A  letter  ,  .  .  ,  on  the 
subject  of  the  Operation  for  popliteal  aneurism,  lUustrated  by  cases,  and  the 
description  of  a  new  instrumenta*  (London  1811)  —  „Practical  observations 
in  surgery,  more  particularly  as  regards  the  naval  and  military  Service;  etc,** 
(Ebenda  1816;  2.  edit.  considerably  enlarged;  deutsche  Uebers.  in  der  Öiirurg. 
Handbibl.,  Weimar  1828,  Bd.  X)  —  „Some  farther  obsenxUions  on  the  subject 
of  the  proper  period  for  amputating  in  gun  shot  wounds ;  accompanied  by  the 
official  reports  of  the  surgeons  employed  in  H,  M,  ships  and  vessels ,  ai  the 
late  battle  before  Algiers**  (Ebenda  1817).  Ausserdem  finden  sich  von  ihm  in 
den  London  Med.-Chir'.  Transact.  (1813,  14,  18,  20,  29,  30)  verschiedene  Artikel 
über  Schädel-  und  Gehirnverletzung,  Erysipelas  und  „On  the  comparative  infre- 
quency  of  urinary  calculi  among  the  sea-faring  people" ;  dazu:  „A  furtker 
inquiry  .  .  .  . ;  urith  some  observations  on  their  frequency  in  Scotland**  — 
„Gase  of  hronchocele  or  goitre,  treated  by  seton"  —  „A  note  to  John  Dunns 
case   af  amputation  of  part  of  the  tarsus  and  metatarsu^^ ;  ferner  im  London 


HUTCmSON.  —  HÜTIN.  329 

Med.  Repository  (1815,  24):  „Gase  of  fracture,  prodticed  hy  the  action  of  the 

muades"    —    „Gase    of  haemorrhage    into    the  urinary    hladder and 

requiring  ....  the  high  Operation  for  the  removal  of  the  coagula"  ;  im  London  * 
Med.  and  Phys.  Journ.  (1824,  25) :  „On  simidated,  or  feigned  diseases**  n.  8.  w. 
Er  starb  am  3.  Januar  1840  zu  Stonehouse  (Devonshire). 

Callisen,  IX,  pag.  332;  XXIX,  pag.  111.  G. 

*Hiitollison,  Joseph  Chrisman  H.,  geboren  in  Old  Franklin,  Howard 
Co,  Mo.,  am  22.  Febmar  1827,  studirte  und  promovirte  (1848)  in  Philadelphia, 
prakticirte  dann  vier  Jahre  lang  in  Missouri  und  liess  sich  1853  in  Brooklyn,  N.  Y., 
nieder.  Während  der  Choleraepidemie  von  1854  war  er  daselbst  Arzt  am  Cholera- 
Hospital,  1857  wurde  er  Surgeon  am  Stadthospital  und  war  zugleich  eine  Reihe 
von  Jahren  Chefarzt  an  dem  Brooklyner  orthopädischen  Institut.  Von  1854 — 56 
las  er  über  Frauenkrankheiten  an  der  New  Yorker  med.  Facultät.  Von  1860 — 67 
war  er  Professor  der  klinischen  und  operativen  Chirurgie  am  Long  Island  Coli. 
Hosp.  Unter  seinen  Veröffentlichungen  sind  erwähnenswerth :  „Dislocation  of 
femur  into  ischiatic  notch"  —  „TVeatise  on  physiology  and  hygiene^  for 
schools**  —  „Acupressure**  (preisgekrönt  von  der  New  York  State  Med.  Soc.)  — 
„Removal  of  Upper  maxillary  and  malar  bones  without  extemal  incision**  — 
„Excison  of  the  entire  ulna"  —  „Aneurism  of  the  arch  of  the  aorta  and 
tnnominate  artery**  (New  York  Med.  Rec.,  1867)  —  „The  case  of  self-amputation 
ofthe  leg*'  (Ibid.  1867)  —  „Forceps  for  the  Operation  of  hare-lip'^  (Ibid.  1867)  — 
„On  the  treatment  of  accidental  phimosis  by  rupturing  the  mucous  membrane 
of  the  prepuce*'  (Ibid.  1870)  —  „Some  contributions  to  operative  surgery** 
(Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sc,  1876)  —  „A  case  of  recurrent  femoral  aneurism 
treated  ioith  etc.**  (Ibid.  1880)  —  „Opening  the  sac  in  popliteal  aneurism*' 
(New  York  Med.  Rec,  1880)  —  „A  case  in  which  division  of  the  femur  below 
the  trochanters  was  performed  simuUaneously  on  both  sides  for  angular  anky- 
losis  of  the  hip-joints  following  coxalgia**  (Amer.  Journ.,   1883). 

Atkinson,  pag.  21.  Pgl. 

Hnth,  Georg  Leonhard  H.,  in  Nürnberg  am  29.  März  1705  geboren, 
besuchte  von  1724  ab  die  Universität  zu  Altdorf,  wo  er  nach  vierjährigem  Studium 
der  Medicin  promovirte.  Unmittelbar  nachher  machte  er  eine  Reise  nach  Strass- 
hurg  und  Paris,  zur  Vervollkommnung  seiner  Kenntnisse  in  der  Chirurgie  und 
Anatomie.  Dann  ging  er  nach  Holland  zu  Boebhaave,  blieb  dort  zwei  Jahre 
lang,  kehrte  1733  nach  Nürnberg  zurück,  liess  sich  dort  definitiv  als  Arzt  nieder 
und  lieferte  erhebliche  Beiträge  zu  der  dort  erscheinenden  Zeitschrift  „Commercium 
litterarium".  1749  wurde  H.  auch  als  Mitglied  in  die  kaiserl.  Leopold.  Akademie  der 
Naturforscher  aufgenommen.  Er  starb  1761.  Von  Schriften  hinterliess  er :  „Allge- 
meiner und  nützlicher  Zeitvertreib  mit  Betrachtung  curioser  Vorstellungen  aller- 
hand kriechender,  fliegender  und  schunmmender  Thiere**  (Nürnberg  1748,  Fol.)  — 
„Sammlung  verschiedener  ausländischer  und  seltener  Vögel**  (Ibid.  1749,  Fol.). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  323.  Pgl. 

HutlB,  Philippe  H. ,  zu  Paris,  war  1802  zu  La  Neuville  (Meuse) 
geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1830  daselbst  Doctor,  war  einer  der  Chef- 
Chirurgen  der  National-Garde.  Er  schrieb:  „Manuel  de  la  physiologie  de 
Vhomme,  etc.*'  (1825 ;  2.  Mit.  1838)  —  „Recherches  d'anatomie  physiologique 
et  pathologique  sur  la  membrane  muqueuse  gastro-intestinale  (1825)  —  „Examen 
pratique  des  maladies  de  la  matrice**  (1840;  2.  Mit.  1844)  —  „Guide  des 
baigneurs  aux  eaux  minSrales  de  Plombitres**  (1842;  2.  Mit.  1856)  — 
„Etüde  de  la  sterilitS  chez  la  femme**  (1859),  mehrere  Aufsätze  und  Artikel  in 
der  Bibliotböque  m6dicale  und  „Recherches  pour  servir  ä  Vhistoire  anatomique, 
physiologique  et  pathologique  du  canal  digestif  et  de  la  moelle  Spini^re*'  — 
„MSm.  sur  la  criminalitd  et  le  regime  des  prisons**. 

Vapereau,  5.  6dit.,  pag.  970.  G. 


330  HUTIN.  —  HUXHAM. 

Eutin,  Mathurin-F61ix-Jean  H. ,  französischer  Militärarzt,  war  am 
22.  October  1804  zu  Edesheim  (im  damaligen  Döp.  Mont-Tonnerre ,  jetzt  Rhein- 
Bayern)  geboren,  trat  1825  als  Zögling  in  das  Instmctions-Militär-Hospital  zu 
Metz,  machte  1828  als  Aide-major  den  Feldzng  in  Griechenland,  1830  den  üi 
Algier  mit,  kehrte  mehrmals  nach  Afrika  zurück  und  nahm  als  Chef-Chirurg  an 
der  ersten  Expedition  nach  Constantine  Theil.  Von  1845 — 58  war  er  Chefarzt 
im  Inyalidenhanse  und  schrieb  in  dieser  Zeit:  „Fragments  historiques  et  midi- 
caux  sur  VMtel  national  des  invalides'^  (1851)  und  eine  von  der  Akademie 
der  Medioin  gekrönte  Arbeit:  „MSm,  sur  la  n^essüd d* extraire  les  corps  Strangers 
et  les  esquilleSf  dans  le  trattement  des  plaies  par  armes  äfeu^  (1851);  femer: 
„Statistique  des  hernies  ä  l'kdtel  impMad  des  invalides^  en  1852*^  (1853)  — 
„Recherches  sur  les  tatouages"  (1853)  —  „Recherches  sur  les  rSsuÜats  dißnitifs 
des  traitements  employSs  pour  la  gv4rison  radicale  de  VhydrocUe  vaginale*' 
(1853)  —  „Anatomie  pathologique  des  cicatrices  dans  les  diff4re7Us  tissus*^ 
(1855,  4.)  und  andere  Mittheilungen,  die  in  den  M6moires  de  l'Acad.  de  möd.  u.  s.  w. 
enthalten  sind,  z.  B.  „Ahlation  complke  dv  menton  par  un  boulet^  (1851). 
Von  1858  an  war  er  Inspecteur  des  Gesundheitsdienstes  der  Armee  und  Mitglied 
des  Gesundheitsrathes  derselben. 

Vapereau,  5.  6dit.,  pag.  970.  —  Lorenz,  II,  pag.  634.  G. 

Hutton,  Edward  H.,  zu  Dublin,  war  ein  Schüler  von  RoB.  Moore 
Peile,  wurde  1819  Licentiat  des  Royal  College  of  Surgeons  in  Irland  und  bald 
darauf  Medical  Inspector  des  House  of  Industry,  des  gegenwärtigen  North  Union 
Workhouse,  1822  Chirurg  des  Richmond  Hosp.,  war  auch  Docent  bei  der  Schule 
desselben,  die  später  den  Namen  Carmichael  School  of  Medicine  erhielt,  1824  Fellow 
des  College  of  Surg.,  dessen  Präsident  1852  und  dessen  Secretär  von  1852 — 65 
er  war.  1842  erwarb  er  den  Doctorgrad  auf  der  Dubliner  Universität,  auch  war  er 
Mitglied  der  Royal  Irish  Academy.  Als  Arzt  ebenso  wie  als  Chirurg  gesucht  und 
ein  geschickter  Operateur,  hat  er  jedoch,  ausser  einem  Aufsatze  über  die  Behand- 
lung der  Aneurysmen  durch  Compression  (Dublin  Med.  Journ.,  1843) ,  ausser  Mit- 
theilungen an  die  Dubliner  pathologische  Gesellschaft,  deren  Präsident  er  einmal 
war,  an  die  British  Association  for  the  Advancement  of  Science  und  ausser  kleineren 
Arbeiten  in  Dublin  Med.  Press  und  Dublin  Hosp.  Gaz.  nur  wenige  Beiträge  zur 
medicinischen  Literatur  geliefert.     Er  starb  am  24.  November  1865,  68  Jahre  alt. 

Med.  Times  and  Gaz.   1865,  II,  pag.  641.  G. 

Huwe,  Johannes  H.,  ein  Dr.  med.,  der  im  Anfange  des  18.  Jahr- 
hunderts in  Haarlem  prakticirte,  scheint  sich  mehr  der  geburtshilflichen  als  der 
ärztlichen  Praxis  gewidmet  zu  haben,  wie  aus  seiner  verdienstvollen  Arbeit:  „On- 
derwys  der  vrouwen  aangaande  het  haaren^  (1717;  1735)  hervorgeht.  Erstarb 
1724,  als  sein  Buch  fast  ganz  gedruckt  war,  wie  der  Herausgeber  mittheilt,  lun 
sich  über  die  verzögerte  Erscheinung  zu  entschuldigen.  In  der  „Geschichte  der 
Forschungen  über  den  Geburtsmechanismus^^  theilt  F.  Schad  den  Inhalt  dieses 
Werkes  mit,  doch  so  unvollständig,  dass  daraus  nicht  hervorgeht,  wie  H.  der 
Erste  war,  welcher  die  Dimensionen  des  Beckens  angab,  den  Kopf  des  Rindes 
gemessen  hat,  die  Inclination  des  Beckens  und  des  Uterus  besprochen  hat.  Haller 
sagt:  „Multas  tradit  proprias  opiniones",  während  SUE  mittheilt,  dass  H.  durch 
die  Lage  des  Weibes  die  Querlage  der  Gebärmutter  zu  verbessern  versucht  hat. 
V.  Siebold  nennt  ihn  gar  nicht  und  doch  muss  H.  unter  die  verdienstlichen 
Geburtshelfer  des  vorigen  Jahrhunderts  gerechnet  werden.  q  -^  Daniels 

Huxham,  John  H. ,  einer  der  angesehensten  Praktiker  des  18.  Jahr- 
hunderts und  besonders  hervorragend  als  Epidemiograph,  war  1694  als  Sohn  eines 
Metzgers  zu  Halberton  (Devonshire)  geboren.  Er  studirte  Medicin  in  Leyden  und 
Hess  sich  dann  als  Arzt  in  Plymouth  nieder,  wo  er  im  Alter  von  74  Jahren  am 
12.  August  1768  starb.  H.  war  Mitglied  der  Roy.  Soc.  of  London  und  gehörte 
zu  denjenigen  Aerzten,  deren  Schriften  an  theoretischen  Erörterungen  arm,  dagegen 


HUXHAM.  —  HUZABD.  331 

um  80  reicher  an  wirklich  gemachten,  nüchternen  Beobachtungen  and  Erfahrungen 
waren.  H.  hat  sich  namentlich  um  die  Lehre  von  den  epidemischen  Krankheiten 
grosse  Verdienste  erworben  durch  die  YerOfüsntlichang  seiner  die  Jahre  1728 — 52 
umfassenden  Beobachtungen,  erschienen  u.  d.  T. :  y^Observationea  de  a'ere  et  morlia 
epidemicia  ab  anno  1728  ad  exitum  icsque  1748^Plymuthi  factae**  (London  1739, 
1752,  2  voll. ;  Neapel  1765;  der  zweite  Band,  welcher  die  Krankheiten  von 
1738 — 48  umfasst  und  ein  dritter  bis  zum  Jahre  1752  reichender,  erschienen 
auch  englisch  übersetzt  von  dem  Sohne  H.'s,  London  1771)  ebenso  durch 
seine  Untersuchungen  ttber  die  „Febris  nervosa  lenta^^  („slow  fever^'),  betitelt: 
„Essay  an  fevers,  totth  their  various  kinds,  as  depending  an  different  consti- 
tutions  of  the  blood;  with  dtssertations  on  putrid,  penstilerUial  spotted  fevers, 
on  the  small  poXy  and  on  penpneumonies'*  (London  1739,  50,  57,  64,  67,  69; 
deutsch  Augsburg  1755;  das  Werk  wurde  auf  Befehl  des  Königs  von  Portugal 
auch  in's  Portugiesische  übersetzt).  Femer  erschienen  von  H. :  „Medical  and 
chymical  observationa  upon  antimony^  (London  1755;  deutsch  Bayreuth  1759)  — 
jfDiss,  of  the  malignant  ulceraus  sore-throat^  (London  1750,  57) ;  femer  zahl- 
reiche Einzelaufsätze  in  den  Philos.  Transact.,  so :  „Partium  genüalium  in  mulier e 
structura  praeternaturalis^*  (1.  c.  1723,  VI)  —  „A  large  Omentum,  saliva  of 
an  unusual  colour"  (Ibid.  1724,  VII)  —  „Account  of  the  anomalous  epidemic 
small -pox  which  began  at  Plymouth,  August  1774  and  continued  to  June 
1725'*  (Ibid.  1725)  —  „Gase  of  stone  in  the  Urethra,  case  of  spina  bifida*^ 
(Ibid.  1730)  —  „Of  remarkable  diseases  of  the  colon**  (Ibid.  1732)  —  „Ö/'  an 
extraordinary  hernia  inguinalis*'  (Ibid.  1740,  VIII)  u.  s.  w.  Eine  Gesammt- 
ausgabe  der  Werke  H.*s  erschien  u.  d.  T. :  „Opera  physico-medica**  (curav. 
H.  C.  Reichel,  Leipzig  1764,  3  voll.;  1773;  cura  A.  T.  Haenel,  Ibid.  1829). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  324.  —  Dict.  liist.  III,  pag.  257.  —  Haeser,  Geschichte  der 
Medicin.  11,  pag.  610  xind  III,  pag.  561,  577  u.  ff.  Pgj 

*HTixley,  Thomas  Henry  H. ,  zu  London,  berühmter  Biologe  und 
vergleichender  Anatom,  studirte  im  Charing-Cross  Hosp.,  wurde  1862  Member  und 
1883  Fellow  des  Roy.  Coli,  of  Surg.,  war  Präsident  der  Royal  Society,  ist  Pro- 
fessor der  Biologie  an  der  Normal  School  of  Sciences  und  der  Royal  School  of 
Mines.  Er  ist  der  Verfasser  folgender  Schriften:  „On  the  oceanic  hydrozoa** 
(1857)  —  „Evidence  as  to  man^s  place  in  nature**  (London  1863;  deutsche 
Uebers.  von  Victor  Caeus,  Braunschweig  1863)  —  „On  our  knowledge  of  the 
causes  of  the  phenomena  of  organic  nature,  being  six  lectures  to  working  men,  etc,^ 
(1863;  deutsche  üebers.  von  Kael  Vogt,  Braunschweig  1865)  —  „Lectures  on 
the  dements  of  comparcUive  anatomy,  etc.**  (1864)  —  „An  introduction  to  the 
Classification  of  animaW  (1869)  —  „A  manual  of  the  anatomy  of  vertebrated 
animals^  (1871)  —  ^Lay  sermons,  addresses  and  reviews**  (1871)  —  „More 
critidsms  on  Darvnn,  and  administrative  nihili»m^  (1872)  —  „Critiques  and 
addresses**  (1873)  —  „Elementary  lessons  in  physiology**  (1866 — 67)  — 
„ElemerUary  biology**  (1875)  —  „Manual  of  the  anatomy  of  invertebrated 
animals^  (1877)  —  „Physiography**  (1878)  —  nThe  crayfish:  an  introduction 
to  the  study  of  zoology**  (1880)  —  „Science  and  culture**  (1881)  und  zahl- 
reiche Abhandlungen  in  den  Transactions  der  Royal,  Linnean,  Zoolog,  und  Geolog. 
Societies. 

Hedical  Directory.  Red. 

Huzard,  Jean-ßaptiste  H. ,  zu  Paris,  Vater  und  Sohn,  verdiente 
Thierärzte.  —  Der  Erstere  war  daselbst  am  3.  November  1755  geboren,  besuchte 
mit  13  Jahren  die  Thierarzneischule  in  Alfort  und  wurde  mit  17  Jahren  Professor 
derselben  (1772).  Bis  ein  Jahr  vor  seinem  am  30.  November  1838  erfolgten  Tode 
war  er  General-Inspecteur  der  Landwirthschafts-  und  Thierarzneischulen ,  Mitglied 
des  von  ihm,  Pakmentier  und  Cadet  de  Gassicourt  gegründeten  Conseil  de 
sajubrit^ ,  Mitglied  des  Conseil  central  de  vaecin ,  der  Akademieen  der  Wissen- 
schaften, der  Medicin  u.  s.  w.    Von  seinen  zahlreichen  thierärztlichen  Schriften,  von 


332  HUZARD.  —  HWASS£R. 

denen  ein  Werk  über  die  Verbesserung  der  Pferdezucht  in  60.000  Exemplaren 
durch  die  Regierung  verbreitet  wurde,  heben  wir  nur  seinen  „Essai  sur  Us 
maladies  qui  affectent  les  vaches  laitihres  des  faubourgs  et  environs  de  Parü" 
(Paris  1794)  —  „Instruction  sur  Vdpidimie  des  vaches^  (1796)  und,  zusammen 
mit  P.  Chabebt,  die  „Instruction  sur  la  manihre  de  conduire  et  de  gouvemer 
les  vaches  laitihres*^  (1797;  3.  Mit.  1807),  ferner  das  ^MSm,  sur  la  piri- 
pneumonie  ckronique  ou  phthisie  pulmonaire  qui  affecte  les  vaches  laiti^res  de 
Paris  et  des  environs,  etc.**  (Paris  1800)  hervor,  weil  diese  für  die  Milchver- 
sorgung der  grossen  Stadt  in  hygienischer  Beziehung  von  sehr  grosser  Bedeutung 
waren.  Auch  lieferte  er  für  das  „EncyclopMie  m^thodique^'  betitelte  medicinische 
Wörterbuch  mehr  als  300  auf  die  Thierheilkunde  bezügliche  Artikel.  Mit  Portal, 
FOURCROY  und  Halle  verfasste  er  einen  „Rapport  sur  Vinoculation  de  la 
Vaccine^  (1803)  und  mit  DöBOis  und  Hericoübt  de  Thüry  einen  „Rapport  mr 
les  fosses  mobiles  et  inodores  de  MM,  Caseneuve  et  Co.**  (1818)  und  machte 
mehrere  Mittheilungen  (1787,  1814)  über  verschiedene  gegen  die  Hundswnth  bei 
Menschen  und  Thieren  empfohlene  Mittel.  Er  war  neben  seinen  praktischen 
Kenntnissen  einer  der  gelehrtesten  Thierärzte,  besass  z.  B.  eine  Bibliothek  von 
40.000  Banden. 

Pariset,  II,  pag.  316.  —  Rec.  de  m6d.  v6t6r.  Dec.  1838  — Schrader-Hering, 
pag.  210,  —  Callisen,  IX,  pag.  337;  XXIX,  pag.  112.  G. 

Der  gleichnamige  Sohn,  am  3.  Januar  1793  zu  Paris  geboren,  studirte  von 
1812 — 14  in  Alfort,  war  Repetent  daselbst  bis  1818,  liess  sich  darauf  in  Paris 
als  Thierarzt  nieder,  wurde  adjungirtes  Mitglied  des  Conseil  de  salubrit^  und  hat 
sich  neben  thierärztlichen,  nicht  anzufithrenden  Schriften  besonders  durch  hygienische 
Arbeiten  verdient  gemacht.  Wir  führen  von  denselben  an:  „De  VenUvement  des 
loues  et  des  immondices  de  Pans,  etc.**  (Paris  1826,  4.);  mit  d'Arcet  und 
Pabent-DüCHATELET  :  „Rapport  sur  la  disinfection  instantande  des  matteres 
putrides"  (Annales  d*hyg.  publ. ,  1833)  —  „Rapport  fait  au  Conseil  de  salu- 
brite,  sur  la  vente  de  la  chaire  provenant  des  animaux  morts  des  maladies^ 
(Ibid.)  —  „Rapport  sur  Vinsalubriti  de  la  viande  des  porcs  ladres**  (Ibid.)  — 
;,  Rapport  h  M,  le  prSfet  de  police ,  sur  la  pommeli^re  ou  phthisie  pulmonaire 
des  vaches  laitüres  de  Paris  et  environs'^  (Ibid.  1834)  —  ^yiSi/r  Vusage  de  la 
viande  des  jeunes  veaux"  (Ibid.   1834). 

Schrader-Hering,  pag.  212.   —  Callisen,  IX,  pag.  339;  XXIX,  pag.  11.3. 

G. 

Hwasser,  Israel  H. ,  Professor  der  Medicin  in  Upsala,  geboren  am 
17.  September  1790,  studirte  in  Upsala  seit  1804,  wurde  Licentiat  der  Medicin 
1812  und  promovirte  als  Doctor  in  Upsala  1813.  In  den  Kriegsjahren  1813 — 14 
war  er  Militärarzt  bei  der  schwedischen  Armee  in  Deutschland  und  Norwegen. 
Während  seines  Aufenthaltes  in  Deutschland  stand  er  in  naher  Verbindung  mit 
JOH.  Chr.  Reil,  der  auf  seine  wissenschaftliche  Entwickelung  und  ganze  Lebens- 
anschauung einen  entscheidenden  Einfluss  ausübte.  Er  wurde  Professor  in  Abo 
1817  und  siedelte  nach  der  grossen  Feuersbrunst  im  Jahre  1827,  welche  die 
ganze  Stadt,  die  Hochschule,  die  Bibliothek  und  alle  Sammlungen  vernichtete,  mit 
der  Universität  nach  Helsingfors  über.  Er  legte  jedoch  seine  Professur  in  Finnland 
nieder  und  kehrte  nach  Upsala  zurück,  wo  er  zum  Professor  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  1830  ernannt  wurde.  Unter  den  vielen  Auszeichnungen, 
die  ihm  zufielen,  ist  zu  erwähnen ,  dass  er  zum  Mitglied  der  schwedischen  Aka- 
demie (einer  von  den  18)  1854  gewählt  wurde.  1855  liess  er  sich  emeritiren 
und  entschlief  am  11.  Mai  1860.  —  H.  hat  lange  Zeit  einen  grossen  Einfluss  auf 
die  ärztliche  Bildung  Finnlands  und  Schwedens  ausgeübt.  Die  überwältigende 
Beredsamkeit,  die  erhabenen  Ideen  und  die  innige  Liebe  zur  Wissenschaft,  von 
der  er  sowohl  in  seiner  Lehrthätigkeit  als  in  seinen  Beziehungen  zu  der  Jugend 
beseelt  war,  waren  seinen  Schülern  unvergesslicb.  Seine  edle  Persönlichkeit  gab 
dem  ärztlichen  Studium  eine  idealistische  Richtung  und  erweckte  bei  den  jungen 
Aerzten  eine  opferwillige  Hingebung  an  die  Wissenschaft  und  die  leidende  Menschh 


HWASSER.  —  HYATT  .  333 

Seine    eigene    wissenschaftliche  Ausbildung    hatte   unter   dem  Einflüsse  der  natur- 
philosophischen    Schule    stattgefunden    und    sein     speculativer    Geist    beschäftigte 
sich  gern  mit  allgemeinen  Betrachtungen    über  biologische  Fragen.  Seine  Ansicht 
von  dem  Leben  als  die  belebende  und  sich  verjüngende  Kraft  in  der  organischen 
wie  moralischen  Welt    bildet   den  rothen  Faden  in  seiner  Behandlung  sowohl  all- 
gemeiner   medieinischer ,    wie    socialer  Probleme.     Seine   Schriften    zeichnen    sich 
zugleich  durch  eine  tiefe  psychologische  Grundlage  aus.    Die  innige  Ueberzeugung 
nnd  die    glühende   poetische  Sprache   wirkt   ergreifend  auf  den  Leser.    Wenn  er 
auch    ein    überwiegend  speculativer  Geist   war,    so    versäumte    er  doch   nicht  die 
Forderungen*  der   praktischen  Medicin.    Seine  Vorlesungen   waren  ein  treuer  Aus- 
druck   der   damaligen    Erfahrungen   in    der   praktischen    Heilkunde   und   bei    dem 
herrschenden  Mangel    an  Lehrbüchern    seiner  Zeit   ein  zuverlässiger  Leitfaden    für 
die  angehenden  Aerzte.    Mit  grosser  Vorliebe  beschäftigte  er  sich  mit  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  Geschichte  der  Medicin.  Die  gründliche  Kenntniss  der  medicinischen 
Theorien  und  die  geistvolle  Darstellung   sowohl  des  individuell  Charakteristischen, 
wie    der    allgemeinen    culturhistorischen    Strömungen    der    Zeit    bewahren    seinen 
Schriften  über  Sydenham  (1845)  und  Olof  Rcdbeck  (1846)   einen  bedeutenden 
Platz    in    der  medicinischen  Literatur.    Die  idealistische  Auffassung  H.'s   von  dem 
Zusammenhange  der  Wissenschaften  unter  sich  und  ihrer  Rückwirkung  auf  einander 
trat    besonders    in    dem  Kampfe    zwischen    dem    medico-chirurgischen   Institut    in 
Stockholm  und  der  medicinischen  Facnltät  zu  TJpsala  hervor.    Von  dem  Ende  der 
Zwanziger-Jahre    an   fand    das  Streben,    den   ganzen   medicinischen  Unterricht   in 
Schweden  und  alle  dazu  nöthigen   praktischen  Hilfsmittel   in  einer  für  sich  beste- 
henden grossen  Untemchtsanstalt  zu  vereinigen,  mächtige  Fürsprecher  sowohl  bei 
einflussreichen  Männern,  wie  in  den  Reichstagen.    H.  trat  an  die  Spitze  Derjenigen, 
die    für    den   Zusammenhang    der    medicinischen    mit    den    anderen  akademischen 
Studien  kämpften    und    mehrere    seiner  Schüler   setzten    mit  grosser  Energie    die 
Vertheidigung  der  Universitäts-Interessen  fort.    Nach  vieljährigen  Berathungen  wurde 
dan  Verhältniss  zwischen    dem  Institut   (der  Specialschule)    und    den  Universitäten 
durch  die  Statuten  vom  13.  November  1874  geordnet.  Die  Folgen  dieses  Kampfes 
waren    durch   die  vielseitigen  Reformen   in  dem  Unterrichtswesen,    die  Errichtung 
neuer  Professuren  und  Erweiterung  der  klinischen  Anstalten,  die  dadurch  in's  Leben 
gerufen  wurden,  beiderseits  fruchtbringend.  Ein  edler  Wetteifer  für  die  Entwicke- 
lung  der  medicinischen  Wissenschaft   in  Schweden  ist  an  den  Tag  getreten.    Das 
Wiederaufbltthen    der   medicinischen  Facultät   zu  Upsala    muss  als  ein  Werk    der 
rastlosen  Thätigkeit  und  eifrigen  Bemühungen  H.'s  angesehen  werden.  Sein  Name 
wird  auch  damit  für  immer  verbunden   sein.    Zu    seinem  Gedächtniss   stiftete   der 
EOnig  Carl  XV.  das  „HwASSER'sche  Reisestipendium"  für  Aerzte  (jetzt  1000  schwe- 
dische ELronen  jährlich).     Unter   seinen   zahlreichen  Schriften   sind  zu  erwähnen: 
„De  typho  contagioso*^  (Upsala  und  Abo  1816)    —    „Srnfiäe   skrifter    af  medi- 
cinsJct  innehäll"    (I,  II,  Upsala  1839 — 1842;    enthaltend  praktisch-medicinische 
Abhandlungen)    —    „Läran    <yin  Feher^    (I,  II,  Upsala  1839 — 1844)    —    „Oni 
äktenskapet**   (Ebenda  1842)  —  ,,0m  vär  tids  ungdom''  (Ebenda  1842)  —  „Om 
mannens    ynglingaälder^    (Ebenda    1842).     Mehrere    ästhetische    und    politische 
Schriften:   „Um  Tegner  som  skald**  (1847)    —    „ Betrakt eiser   öfoer  arbeten 
af  Walter  Scott   och  öfoer    Shakespeare's    Macbeth*'    (1851)    —    „Om 
AlltanS'tractaten   emellan  Sven'ge   och  Ryasland   1812**    (Stockholm  1838;    — 
„Om  ßveriges  framtid**  (Upsala  1843)    —    „Ow  Norges  befriehe  och  förenmg 
med  Sverige*"  (1857).     Prof.  P.  Hedenius  hat  „Valda  Skrifter  af  Isr.  Hwasser" 
(I— IV,  Stockholm  1868—1870)  herausgegeben.  0.  Hjelt. 

*Hyatt,  Henry  Otis  H.,  geboren  am  5.  Mai  1848,  studirte  Medicin 
in  Philadelphia  und  promovirte  daselbst  am  13.  März  1868,  worauf  er  sich  in 
Green ville  und  später,  im  Februar  1872,  in  Kinston,  N.  C. ,  niederliess.  1872 
hielt  er  vor  der  N.  C.  Med.  Soc.  einen,  in  deren  Verhandlungen  später  zum 
Abdruck  gekommenen  Vortrag    über:    „Placenta  praevia"  :   ausserdem   veröffent- 


L 


334  HTATT.  —  HYEBNAUX. 

lichte  er  Aufsätze  über:  „Tetanus*'  (Virgin.  Med.  Monthly,  1875)  —  „Retro- 
flexion  of  the  vterua*'  (ib.  1874)  —  „New  method  of  arreating  poat  partum 
hemorrhage*'  (Amer.  Joum.  of  Obstetrics,  1875)  —  „Normal  anatomy  of  the 
vulvO'Vaginal  prtfice^  (Ibid.,  1877)  u.  A. 

Atkinson,  pag.  186.  Pgl. 

* Hyde,  Frederick  H.,  geboren  in  Whitney's  Point ,  N,  Y.,  am  27.  Januar 
1809,  studirte  Medicin  am  Coli,  of  Phys.  and  Surg.  of  the  Western  District, 
Fairfield,  N.  Y. ,  und  erhielt  1836  von  demselben  den  Grad  eines  Med.  Dr.  Seit- 
dem war  er  in  Cortland,  N.  Y.,  als  Praktiker  thätig.  1854  wurde  er  Professor 
der  Geburtshilfe,  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  am  Geneva  Med.  Coli.;  1855 
vertauschte  er  diese  Stellung  mit  der  Professur  für  Chirurgie.  Diese  behielt  er 
bis  1872  und  wurde  dann  E^ofessor  der  Chirurgie  an  der  Syracuse-Üniversitftt 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  erwähnen:  „Surgery  of  Cordana  County*^ 
(Transactions  Cortland  Co.  Med.  Soc,  1851  etc.)  —  „Fractures  of  the  cranium'* 
(Transact.  of  the  N.  Y.  State  Med.  Soc,  1863)  —  „Hernia  and  üs  compli- 
cations"  (Ibid.,  1867)  —  „Mal\gnant  tumors  of  the  abdomen**  (Ibid.,  1870)  — 
„The  taxü  in  strangulated  hernia"  (Ibid.,  1875)  —  „Traumatie  arterial 
hemorrhage"  (Bufialo  Med.  Joum.,  Vol.  II)  —  „Psoas,  or  lumbar  abscesses" 
(Ib. ,  Vol.  IV)  u.  s.  w. 

Atkinson,   pag.  208.  Pgl. 

*Hyernaux,  L6on-Joseph-Ghilain  H.,  ist  geboren  zu  Couture- 
St.-Germain  (Brabant)  am  28.  December  1829,  ist  Chirurg  der  Matemit^  in 
Brüssel  seit  Anfang  1856,  war  Professor  der  geburtshilflichen  Klinik  während 
29  Jahren,  ist  zur  Zeit  Honorar-Professor  der  medicinischen  Facultät  der  freien 
Universität ,  Mitglied  der  belgischen  Acad6mie  royale  de  m^decine,  der  Commission 
mödicale  provinciale  von  Brabant  u.  s.  w.  Abgesehen  von  verschiedenen  Publiea- 
tionen  in  medicinischen  Journalen  hat  er  folgende  Arbeiten  verfasst:  „De  Pdclampsie 
puerperale"  (Sociötö  des  sciences  m^dicales  et  natur.  de  Bruxelles,  1861)  — 
„Manuel  pratique  de  Vart  des  accouchements"  (Brüssel  1857;  2.  6dit.  1866)  — 
„De  la  Pelvimetrie  instrumentale"  (Presse  mödicale,  1861)  —  „M4m.  sur  le 
lacs  et  nouveau  porte-noeud  dans  la  terminaison  des  accouchements  laborteux^ 
(Acad.  de  mödec.  de  Belgique,  1863)  —  „Nouveau  repoussoir  en  cos  de  pro- 
lapsus  du  cordon  ombilical"  (Ibid.  1863)  —  „Rupture  traumatique'et  rupture 
spontanie  du  vagin"  (Ibid.  1864)  —  „Fragments  d'obstdtrique"  (Ibid.  1865)  — 
„De  la  laminaria  digitata  et  de  Viponge  prdparde  dans  la  pratique  de 
Paccouchement  prämatur S  artificiel"  (Ibid.  1867)  —  „De  V accouchement  forcd 
sur  la  femme  agonisante  ou  qui  vient  de  mourir  au  Heu  de  l'op4ration 
cisarienne  post  mortem"  (Soci6t6  des  scienc.  m^dioal.  et  nat.  de  Bruxelles, 
1869)  —  „D^collation  du  foetus  h  Vaide  d!une  ficelle"  (Ibid.  1870)  —  „NouveL 
excitateur  utMnpour  V accouchement  prSmatur^"  (Acad.  roy.  de  Belgique,  1870)  — 
„LatSrO'flexion  du  col  utdrin  prise  pour  une  iviperforation  de  la  matrice, 
DScollation  du  foetus"  (Ibid.  1875)  —  „Nouveau  crochet  mousse  articulS" 
(Ibid.  1875)  —  „Le  forcepS'Scie,  son  origine  et  ses  faits  ^  au  Gongrks  inter- 
national des  sciences  midicales"  (Brüssel  1875)  —  „Discours  sur  La  question 
des  matemit^"  (Ibid.  1875)  —  „Justißcation  du  pelmm^re  universel  de  Van 
Huevel"  (Ibid.  1877)  —  „Discours  sur  les  maternilis,  au  Congr^  d'hygi^e 
et  de  sauvetage"  (Ibid.  1877)  —  ^^Des  droits  professionnels  des  sages-fetnmes" 
(Acad.  de  mödecine  de  Belg.,  1878)  —  „Observations  obstdtricales"  (Ibid.  1878)  — 
„Recherches  exp^rimerUales  sur  Vaction  ocytocique  du  chlorhydrate  de  Pilo- 
carpine" (Ibid.)  —  „Du  chlorhydrate  de  pilocarpine  en  obstitrique"  (Ibid. 
1879)  —  j,La  Pilocarpine  en  obstitrique  devant  les  faits"  (Ibid.  1880)  — 
„Nouveau  compresseur  hSmostatique  en  cas  d'hystdrectomie"  (Ibid.  1881)  — 
„Observations  relatives  h  Vapplication  du  forceps  d'apr^  la  mSthode  du 
Dr.  Obissier"  (Ibid.  1882)  —  „A.  Occlusion  vaginale^  grossesse  rSgulüre, 
accouchement    naturel.      B,    Absence    complUe   d'organes    sexuels   externes   et 


HYEBNAUX.  —  HYETL.  335 

mtemes,  chez  une  peraonne  marUe**  (Ibid.  1882)  —  ^Brtdes  amntotiques, 
accauchement  labarieux"  (Ibid.  1882)  —  „Nouveau  clamp  h  points  de  mUures 
marquSs,  ablcUion  d^une  tumeur  sangutne"  (Ibid.  1883)  —  „Observations 
ei  expSriencea  relatives  h  V ilytro-ptiryg&ide  du  Dr,  Ghaasagny ,  de  Lyon^ 
(Ibid.  1883).  ^  ^^^  ^g^  Corput. 

^Hyrtl,  Josepb,  geboren  am  7.  Deeember  1811  zu  Eisenstadt  in  Ungarn, 
gtadirte  in  Wien  und  zeichnete  sich  durch  seine  Fähigkeiten  und  Kenntnisse  in 
der  Anatomie  so  aus,  dass  er  bereits  1833  dort  als  Prosector  angestellt  wurde. 
1837  flbemahm  er  die  Professur  der  Anatomie  in  Prag,  1845  die  erste  Professur 
der  Anatomie  in  Wien;  1847  wurde  er  Mitglied  der  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 1874  sah  er  sich  veranlasst,  in  Folge  zunehmender  Schwäche  seiner 
Augen,  zu  resigniren  und  lebt  seitdem  zurückgezogen ,  aber  noch  fortdauernd 
wissenschaftlich  thätig,  in  Perchtoldsdorf  bei  Wien.  1885  feierte  er  daselbst,  unter 
grosser  BetheOignng  seiner  zahlreichen  Schüler  und  Verehrer,  sein  50jähriges 
Doctor-Jubiläum.  —  !Q.  war  lange  Jahre  eine  der  Zierden  der  Wiener  Universität, 
und  wohl  sämmtliche  jetzt  im  Amte  befindliche  österreichische  Anatomen,  nebst 
einer  ganzen  Reihe  ausserösterreichischer ,  wie  z.  B.  Wenzel  Gexjbeb  in  Peters- 
burg, zählen  zu  seinen  Schülern.  Im  Gebiete  der  descriptiven  menschlichen 
Anatomie  und  der  Zootomie,  sowie  in  der  topographischen  Anatomie,  welcher 
letzteren  er  durch  sein  berühmtes  Handbuch  überhaupt  erst  Eingang  in  Deutsch- 
land verschaffte,  ferner  in  der  anatomischen  Technik,  namentlich  der  Gefäss- 
injection  und  Corrosion,  muss  er  unbedingt  als  einer  der  Ersten  bezeichnet 
werden.  Seine  Präparate,  unter  denen  auch  zahlreiche  mikroskopische  Injections- 
stücke,  haben  Weltruf  erlangt  und  sein  Lehrbuch  der  menschlichen  Anatomie, 
seit  1846 — 1884  in  17  Auflagen  erschienen,  ist  wohl  das  verbreitetste  und 
bekannteste  unter  allen.  Noch  6  Auflagen  kamen,  seit  H.  sich  vom  Lehr- 
amte zurückgezogen  hat,  was  wohl  besser  als  jede  weitere  Auseinandersetzung 
für  die  Vortrefflichkeit  des  Werkes  spricht.  Auch  als  Lehrer,  sowohl  vom 
Katheder  herab,  als  auch  im  Secirsaale,  erfreute  sich  H.  eines  grossen  und 
berechtigten  Rufes,  wie  er  denn  auch  ein  Meister  klarer  Darstellung,  sowohl  in 
deutscher  wie  lateinischer  Sprache ,  genannt  werden  kann.  Die  nachfolgende  Auf- 
zählung seiner  bedeutenderen  Werke  und  Schriften  mag  ein  Bild  von  der  ausser- 
ordentlichen und  vielseitigen  Thätigkeit  H.'s  geben :  „Beweis ,  dass  die  Ursprünge 
der  CoTonar- Arterien,  während  der  Systole  der  Kammem,  von  den  Semilunar- 
klappen  nicht  bedeckt  werden  und  dass  der  Eintritt  des  Blutes  in  dieselben 
nicht  während  der  Diastole  stattfindet*^  (Wiener  akad.  Sitz.-Ber.,  XIV)  —  „  Ueber 
die  Plica  nervi  laryjigei^  (Ibid.  XXV)  —  „Notiz  über  das  Cavuin  praeperi- 
toneale  Betzii  in  der  vorderen  Bauchwand  des  Menschen  und  über  die  Lineae 
semicirculares  Douglasii"  (Ibid.  XXIX)  —  ;,  lieber  spontane  Dehiscem  des 
Tegmen  tympani  und  der  Gellulae  mastoideae*^  (Ibid.  XXX)  —  ;,  Ueber  die 
Trochlearfortsätze  der  menschlichen  Knochen^  (Denkschriften  der  Wiener  Akad., 
XVni)  —  ;,  Ueber  wahre  und  falsche  Schaltknochen  in  der  Pars  orbitaria  des 
Stirnbeines"  (Sitz.-Ber.,  XLII)  : —  „  Ueber  die  Arteria  azygos  der  menschlichen 
Zunge**  (Ibid.  XLIV)  —  „  Ueber  endlose  Nervenfasern  an  der  Anastomose  des 
Obturatorius  mit  dem  Obturatorius  accessorius*^  (Ibid.  XL  VI)  —  „  Ueber  normale 
und  abnorme  Verhältnisse  der  Schlagadern  des  Unterschenkels**  (Denkschr., 
XXHI)  —  ;,  Ueber  endlose  Nerven*^  (Sitz.-Ber.,  LI)  —  „Ein  präcorneales  Oefäss- 
netz  am  Menschenauge*'  (Ibid.  LX)  —  „Das  Nierenbecken  der  Säugethiere  und 
des  Menschen*'  (Denkschr.,  XXXI)  —  „Die  doppelten  Schläfenlinien  der 
Menschenschädel  etc.**  (Ibid.  XXXII)  —  ;,  Ueber  die  Selbststeuerung  des  Herzens** 
(Wien  1865)  —  „Untersuchungen  über  das  innere  Gehörorgan  des  Menschen 
und  der  Säugethiere**  (Ebenda  1845,  Fol.)  —  „Cranium  cryptae  Metellicensis 
sive  syngnathiae  verae  et  spuriae  casus  singularis**  (Ebenda  1877).  —  Der 
Zootomie  und  vergleichenden  Anatomie  gehören  an :  „Beiträge  zur  vergleichenden 
Angtologie**  (Denkschr.  d.  Wiener  Akad.,  Bd.  I)  —  „Zur  vergleichenden  Anatomie 


336  HYRTL.  —  HYSERN. 

der  Trommelköhie^   (Ibid.)  —   „  Ueber  die  Carottden  des  Ai  (Bradypus  tarq.) 
und  über  die  Lymphherzen    des  Scheltopusfk  (Psetidopus  Pallasü)*^  (Ibid.)  — 
„Das  uropoettsche  System  der  Knochenfische^  (Ibid.,  II,  1851)  —  „Das  arterielle 
Gefässsy Stern  der  Monotremen"  (Ibid.  V)  —   »Das  arterielle  Oefässsystem  der 
Edentaten"    (Ibid.  VI)    —    „Chlamydophori  truncati  cum  Dasypode  gymnuro 
comparatum  examen  anatomicum"    (Ibid.    IX)  ' —    „Ueber  den  Zusammenhang 
der  Geschlechts-  und  Hamwerkzeuge    bei  den  Ganoiden"  (Ibid.  VIII)  —  „Bei- 
trag  zur    Anatomie   des   Heterotis  Ehrenbergii"    (Ibid.,  VIII)   —    „Ueber  die 
accessorischen    Kiemenorgane~  der    Clupeaceen    nebst    Bemerkungen    über    den 
Darmcanal  derselben"  (Ibid.  X)  —   „Anatomische  Mittheilungen  über  Mormyrus 
und    Oymnarchus"    (Ibid.    XII)    —     „Ueber    den   Amphibien- Kreislauf ,    von 
Amphipnous    und  Monopterus"    (Ibid.    XIV)    —    „Da^  arterielle  Gefässsy stem 
der  Rochen"  (Ibid.   XV)-  —  „Anatomische  Untersuchung  des  Ciarotes  Heuglini" 
(Ibid.    XVI)    —    f,  Ueber    Wirbelsynostosen    und    Wirbelsuturen    bei    Fischen*^ 
(Ibid.    XX)    —    ;,  Ueber    das    epigonale    Kiemenorgan    der    Lutodeira"    (Ibid. 
XXI)     „  Ueber    anangische    Netzhäute"    (Sitz.  -  Ber. ,    XLIII)     —     ;,  Ueber    den 
unmittelbaren  Uebergang  einer  grösseren  Arterie  in  eine  gleich  starke  Vene  bei 
den  Cheiropteren"  (Ibid.  XLIV)    —    ;,  Ueber   die    sogenannte  Nierenpforte  der 
Amphibien"  (Ibid.  XLIV)  —    „  Ueber  Injectionen    der   Wirbelthier-Nieren  und 
deren  Ergebnisse"    (Ibid.    XL VII)    —    ;,  Ueber   Wundernetze   und  Geflechte  bei 
Vögeln  und  Säugethieren"    (Denkflchr. ,  XXII)    —    „Ueber   das    Verhalten  der 
Leberarterie  zur  Pfortader  bei  Amphibien  und  Fischen"  (Sitz.-Ber.,  XLIX)  — 
„  Ueber   Wirbelassimilation  bei  Amphibien"   (Ibid.  XLIX)  —  „  Ueber  Ampullen 
am  Ductus  cysticus  der  Fische"  (Denkschr.,  XXVIII) —  „Die  Bulbi  der  Placentar- 
Arterien"  (Ibid.    XXIX)  —    „Die  Kopfarterien  der  Haifische"  (Ibid.,  XXXII)  — 
„Lepidosiren  paradoxa.  Eine  Monographie"  (Wien  1845)  —  „Oryptobranchus 
Japonicus"  (Ebenda  1865 ,  4.)  —   „Das  vergleichend  anatomische  Museum  an 
der   Wiener  medicinischen  Facultät" .    Ferner  an  grösseren  Monographieen  Lehr- 
bttchem    und   linguistisch-anatomischen  Werken:    „Die  Blutgefässe   der   mensch- 
lichen Nachgeburt  in  normalen  und  abnormen  Verhältnissen"  (Wien  1870,  Fol.) 
—  „Die  Corrosionsanatomie  und  ihre  Ergebnisse"  ^Ebenda  1873,  4.)  —  „Hand- 
buch der  praktischen  Zergliederungskunst"  (Ebenda   1860)  —    „Lehrbuch  der 
Anatomie   des  Menschen"    (Ebenda    1884,  8.,    17.  Aufl.)    —    „Handbuch  der 
topographischen  Anatomie    und   ihrer  praktisch  medicinisch- chirurgischen  An- 
wendungen" (2  Bde.,  7.  Aufl.,  Wien  1882)  —  „Das  Arabische  und  Hebräische 
in    der  Anatomie"    (Ebenda  1879)    —    „Onomatologia  anatomica.     Geschichte 
und  Kritik  der  anatomischen  Sprache  der  Gegenwart"  (Ebenda  1880)  —  „Die 
alten  deutschen  Kunstworte  der  Anatomie"  (Ebenda  1884). 

V  Würz  back,  IX,  pa?.  464;  XIV,  pag.  487.  —  AUgem.  Wiener  med.  Ztg.  1880, 
pag.  525—28.  Waldeyer. 

Hysern,  Don  Joaquin  H. ,  zu  Madrid,  war  am  14.  Mai  1804  zu 
Banyolas  geboren,  wurde  1830  Professor  am  königlichen  Collegium  von  San 
Carlos  zu  Madrid,  dann  Professor  der  vergleichenden  Physiologie  am  Ateneo 
cientifico,  Medice- cirujano  der  Real  Cämara,  war  später  Leibarzt  des  Infanten 
Don  Francisco  und  der  Königin  und  öffentlicher  Unterrichts-Rath  fconsejero  de 
Instruccion  publica).  Schriften:  „Articulos  de  observaciones  y  reflexiones  sobre 
la  temper atura  de  Barcelona"  —  „Diss,  de  nervo  odoratus"  —  „Tratado  de 
la  blefaro-pldstica  ö  mitodo  de  restaurar  las  destrucciones  de  los  pdrpados"  — 
„Memoria  sobre  las  alter aciones  de  la  sangre  y  de  los  sistemas  vasculares 
sanguineos  en  el  cölera-morbo  asidtico"  —  „Memoire  sur  la  colique  de 
Madrid"  —  „La  Filosofia  midica  reinante ,  examen  critico  de  sus  funda- 
mentos  teöricos  y  prindpios  generales  de  sus  reformas  litiles" . 

Ovilo  y  Otero,  I,  pag.  276.  G. 


I. 


Ibn  Abu  Oseibia  Muwaffik  ed-Din,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  179,  Nr.  XXIV. 

Ibn  elBeitar,  b.  Araber,  Bd.  I,  pag.  179,  Nr.  XXni. 

Ibn  Botl&ll,  s.  Abul-Hasan  bl  Muchtab,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  174,  Nr.  XIY. 

/Ibn  Dschemi  Mnwailik  eMsrälli,  dem  12.  Jahrhundert  angehörig,  war 
in  Foftät  (Egypten)  geboren,  hatte  unter  Ibn  bl-Zebby  Medicin  studirt  und  lebte 
als  hoehgeschätzter  Arzt  und  Lehrer  in  seiner  Vaterstadt;  aus  seiner  Schule 
sind  mehrere  bedeutende  Aerzte  hervorgegangen.  Seine  grosse  Schrift:  „Liber 
directtonis  ad  commoda  animorum  et  cor  forum*' ,  in  vier  Abschnitten  (von  seinem 
Sohne  vollendet),  ist  noch  in  mehreren  Handschriften  erhalten;  einige  pharmako- 
logische Abhandlungen  hat  el-Beitab  in  sein  Werk  aufgenommen,  andere 
Schriften  (Commentare  zum  Canon  des  Ibn  Sina,  eine  medicinische  Topographie 
von  Alexandrien  u.-  A.)  scheinen  verloren  gegangen  zu  sein. 

Wüstenfeld,  pag.  101.  —  Leclerc,  Hist.  de  la  med.  arabe. l^aris  1876,  U,  pag.  53- 

A.  H. 

Ibn  el-Dscbezzär ,  bekannt  unter  dem  corrumpirten  Namen  ,,Algizab^, 
im  Anfange  des  10.  Jahrhunderts  in  Keirowan  geboren ,  wo  sein  Vater  und  sein 
Onkel  die  Heilkunde  ausübten,  hatte  sich  eine  hervorragende  Bildung  zu  eigen 
gemacht  und  war  als  Arzt  und  Lehrer  in  seiner  Heimath  gleich  ausgezeichnet. 
Er  starb  im  Anfange  des  11.  Jahrhunderts  (1009?)  in  sehr  hohem  Alter  und  hinter- 
liess  ein  bedeutendes  Vermögen  und  eine  sehr  werthvoUe  Bibliothek.  Von  seinen 
zahlreichen  Schriften  (vergl.  das  Verzeichniss  derselben  bei  Wüstenfeld,  1.  c.) 
ist  noch  ein  medicinisches  Compendium  „  Vtaticum  perigrinarUis*'  in  einigen  Hand- 
schriften und  zum  Theil  in  einer  griechischen  üebersetzung  erhalten,  als  deren 
Verfasser  ein  übrigens  ganz  unbekannter  Schriftsteller,  Stnesius,  genannt  wird; 
die  Schrift  ist  durch  J.  S.  Bebnabd  (mit  einer  lateinischen  üebersetzung  und  mit 
Noten  versehen)  1749  in  Amsterdem  und  Leyden  veröffentlicht  worden. 

Wflstenfeld,  pag.  60.  —  Leclerc,  Hist.  de  la  möd.  arabe.  Pai'is  1876, 1,  pag.  113. 

A.  H. 

Ibn  Dscholdschol ,   lebte  gegen  Ende   des  10.  Jahrhunderts  als  Leibarzt 

am    Hofe   des  Kalifen  Hi seh  am  IL   in   Cordova.    Am   bekanntesten   ist   er   als 

Interpret  der  pharmakologischen  Werke  von  Dioskobides  und  somit  als  der  älteste 

Pharmakologe  unter  den  arabischen  Aerzten.    Diese  sowie  einige  andere  von  ihm 

yerfasste  medicinische  Werke  existiren  nur  in  Handschriften. 

Wüstenfeld,  pag.  57.  —  Leclerc,  Hist.  de  la  m6d.  arabe.  Paris  1876, 1,  pag.  430. 
-»  A.  H. 

Ibn  Hobel  Mnbaddib  ed-Din,  im  März  1117  in  Bagdad  geboren,  hatte 
zuerst  Jurisprudenz,    später  Medicin    stadirt   und    wurde   einer   der   bertlhmtesten 

Blogr.  Lexikon.  III.  22 


338  IBN  HOBAL  MUHÄDDIB  ED-DIN.  —  ICARD. 

Aerzte  seiner  Zeit.  Er  lebte  zuerst  in  Mosul,  sodann  am  Hofe  des  Fürsten  Schah 
Armin  in  Achiät,  kehrte  später  aber  nach  Mosnl  zurück,  wo  er  mediciniscbe 
Vorlesungen  hielt;  im  hohen  Alter  erblindete  er  in  Folge  einer  Verletzung  der 
Augen  und  starb  im  Juni  1213.  Er  ist  Verfasser  von  zwei  medicinischen  Schriften 
(„Electus  de  arte  medica*^  und  „Liber  medicinae") ,  von  welchen  jedoch  nur 
die  Titel  bekannt  sind. 

Wüstenfeld,  pag.  118.  A.  H. 

/ibu  el-Nefis,  im  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  geboren,  hatte  in  Damascns 
Medicin  und  Jurisprudenz  studirt  und  daselbst  als  Arzt  und  Lehrer  der  Heilkunde 
bis  zu  seinem  am  Ende  des  genannten  Jahrhunderts  (1288  oder  1296)  erfolgen 
Tode  im  höchsten  Ansehen  gelebt;  seine  Zeitgenossen  stellten  ihn  als  Gelehrten 
neben,  als  praktischen  Arzt  selbst  über  Ibn  Sina.  Von  seinen  zahlreichen  medici- 
nischen Werken  ist  ein  „Compendium  medicinae^  in  Calcutta  1828  (ob  in  der 
Originalsprache  oder  in  üebersetzung  ist  nicht  gesagt)  durch  den  Druck  ver- 
öffentlicht  worden. 

Wüstenfeld,  pag  146.  A.  H. 

Ibn  Wftfid,  s.  Abül  Motaerif  Abd  el-Rahman,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  174, 
Nr.   XVI. 

Ibn  Zein  el-Taberi,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  168,  Nr.  VIII. 

Ibu  Zohr,  s.  Abu  Mbrwan  Ibn  Zohb,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag  175,  Nr.  XIX. 

Ibsen,  Ibr  Pedersen  I.,  war  nahe  Lemvig  (Jütland)  am  6.  Juni  1801 
geboren,  war  anfänglich  Seemann,  musste  sich  aber,  zufolge  einer  Läsion  an  Bord, 
der  Amputation  eines  Beines  im  Friedrichs-Hospital  in  Kopenhagen  anterwerfen. 
Dadurch  wurde  in  ihm  ein  reges  Interesse  für  die  Anatomie  in's  Leben  gerufen; 
er  fing  an  zu  studiren,  absolvirte  1826  das  chirurgische  Examen  an  der  Akademie 
und  zeichnete  sich  bald  als  talentvoller  anatomischer  Präparator  aus.  Seine  Tiel- 
jährige  Stellung  als  Prosector  und  Conservator  an  der  Akademie  fcJrderte  die  weitere 
Ausbildung  dieses  Talentes  und  nach  und  nach  wurde  er  durch  seine  anatomischen 
Präparate  weltberühmt.  Ganz  besonders  wurde  er  von  Charles  Bell  und  Owen 
geschätzt  und  benutzt  und  eine  bedeutende  Anzahl  seiner  Präparate  fand  im 
HüNTER'schen  Museum  ihren  Platz.  In  den  Kopenhagener  medicinisch-physiologischen 
Sammlungen  finden  sich  unter  Anderem  seine  berühmten  Präparate  des  inneren 
Ohres,  seine  zahlreichen  feinen  Injectionsarbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Lymphgef^sse 
und  der  Capillarnetze.  Nach  einer  siegreichen  Concurrenz  1847  für  die  anatomische 
Professur  mit  Hannover  und  Bondesen  bekleidete  er  —  als  Nachfolger  Ste[n's  — 
diesen  Lehrstuhl  bis  zu  seinem  Tode  am  12.  Mai  1862.  Gedruckt  liegt  aus  seiner 
Feder  nur  —  ausser  einem  Fragment  eines  grösseren  Werkes  über  das  innere  Ohr, 
mit  Tafeln  —  seine  Goncurrenz-Abhandlung  vor:  „Om  de  anatomiske  Varieteter." 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  45.  —  Nekrolog  im  Hosp.  Tid.  1862,  Nr.  25. 

Petersen. 

Ibsen,  s.  a.  Ipsen. 

Icardi  zu  Gastres,  war  zu  Moissac  im  Jahre  1732  geboren,  studirte  in 
Montpellier,  ging  als  SchlfPschirurg  nach  Amerika,  vervollständigte  nach  seiner 
Rückkehr  in  Toulouse  unter  Lafujade  seine  Kenntnisse  und  bildete  sich  zu  einem 
vortrefflichen,  in  den  hauptsächlichsten  Städten  des  Languedoc  und  der  Gascogue 
und  selbst  in  Bordeaux  sehr  gesuchten  Operateur  aus.  Er  wurde  Ghef-Chirurg  des 
Hötel-Dieu  zu  Gastres,  Mitglied  der  Acad^mie  de  Chirurgie,  Vertreter  (Lieutenant) 
des  ersten  Chirurgen  des  Königs,  Oberaufseher  der  Civil-  und  Militär-Hospitäler 
des  Languedoc,  Chirurgien-major  der  Bäder  und  Mineralquellen  von  Rennes.  Zum 
Professor  der  Geburtshilfe  in  Toulouse,  Garcassonne.  Lavaur  und  Gastres  ernannt, 
hielt  er  öfifentliche  Vorlesungen,  bildete  zahlreiche  Schüler  und  schrieb  ein  Lehr- 
buch: „Legons  pratiquea  sur   Vart   des   accouchemena" .    Ausserdem  finden  sich 


ICÄRD.  —  IDELER.  339 

liber  seine  Operationen  nnd  die  von  ihm  erfandenen  Instrumente  Mittheilimgen  in 
den  Journalen  von  Vandermondib  und  Roux.  Er  starb  im  Vendömiaire  des  Jahres  XII. 

Andonard  in  Actes  de  la  Soc.  de  m^decine-pratiqae  de  Montpellier,  ann^es  1804 
4  1806.  Montpellier  1807,  pag.  137.  ^ 

Iclier,  Pierre  I.,  französischer  Physiker,  war  am  11.  Januar  1658  als 
Sohn  eines  Procurators  der  Reehnungskammer  in  Montpellier  geboren.  Er  studirte 
Anfangs  Literatur  und  Spraehwissensehaften  in  seiner  Vaterstadt,  widmete  sich 
aber  später  physikalischeii  Studien  und  der  Medioin  auf  der  Genfer  Akademie. 
1680  zum  Dr.  med.  promovirt,  begann  er  die  ärztliche  Praxis  als  Anhänger  der 
Principien  Barbetrac's  ,  musste  aber  bald  ans  Oesundheitsrfloksichten  der  prak- 
tischen ärstlichen  Laufbahn  entsagen  und  nahm  mit  Eifer  seine  früheren  sprach- 
nnd  schönwissensohaftliohen  Studien  wieder  auf.  Er  wurde  einer  der  Gründer  der 
Soeiöt6  royale  des  scienoes  seiner  Vaterstadt,  um  die  er  sich  grosse  Verdienste 
erworben  hat.  Ausser  zahlreichen  wichtigen  Randbemerkungen  zu  den  Werken  des 
Aristophanbs  scheint  I.,  der  am  22.  Mai  1713  zu  Montpellier  gestorben  ist, 
keine  Schrift  von  Bedeutung  hinterlassen  zu  haben. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  325.  P5I. 

Ideler,  Karl  Wilhelm  I.,  ein  Neffe  des  Astronomen  und  Mathematikers 
gleichen  Namens,  wurde  zu  Bendwisch  bei  Perleberg  in  der  Mark  Brandenburg 
am  25.  October  1795  geboren,  kam  1810  nach  Berlin,  wurde  nach  einem  Jahre 
mit  noch  ganz  unvollkommener,  weil  unvollendeter  Ausbildung  in  das  Friedrich 
Wilhelms-Institut  aufgenommen,  machte  1815  den  Feldzug  als  Compagnie-Chirurgus 
D'.it  und  kam  als  solcher  nach  Paris.  Nachdem  er  dann  noch  weiter  seiner  Militär- 
pflicht genflgte,  kehrte  er  1818  nach  Berlin  zurück,  um  seine  Studien  wieder 
aufzunehmen  und  dabei  den  Abschluss  seiner  allgemeinen  Bildung  herbeizuführen, 
der  früher  versäumt  worden  war.  1820  promovirte  er  mit  der  Diss. :  „De  prin- 
cipio  nervorum  activo  imponderahili" ,  Hess  sich  1821  in  Bernau  als  praktischer 
Arzt  nieder,  siedelte  aber  bald  nach  Rathenow  und  dann  nach  Genthin  über.  Da 
er  indessen  weder  grosse  Neigung,  noch  besonderes  Geschick  zur  Ausübung  der 
ärztlichen  Praxis  besass,  vielmehr  von  einem  unbesiegbaren  Drange  zur  Lehrthätig- 
keit  erfüllt  war,  suchte  er  diesem  mit  aller  Macht  seines  Strebens  Genüge  zu 
verschaffen.  Er  schrieb  deshalb  1826  seine  „Anthropologie  für  Aerzte"  und 
wurde  wirklich  in  Folge  davon  zum  ärztlichen  Leiter  der  Irrenabtheilung  an  der 
kdnigl.  Charit^  in  Berlin  berufen.  Hier  wurde  er  mit  Langermann  näher  befreundet 
und  von  Demselben  noch  mehr  in  die  Psychiatrie  eingeführt,  als  es  ihm  bis  dahin 
möglich  gewesen  war.  Im  Jahre  1831  habilitirte  er  sieh  als  Privatdocent  mit  der 
Abhandlung:  „De  moxae  efficacia  in  animi  morborum  medela".  In  demselben 
und  folgenden  Jahre  (1831,  32)  erschien  seine  „Theorie  der  Heilkunde*^  und 
1835 — 38  sein  y^Orundrisa  der  Seelenheilkunde".  Im  Jahre  1839  wurde  er  zum 
Prof.  e.  0.  und  1840  zum  Director  der  psychiatrischen  Klinik  ernannt,  als  welcher 
er  schriftstellerisch  in  hohem  Maasse  thätig,  aber  sonst  nicht  gerade  mit  grossem 
Erfolge  wirkend,  die  letzten  Jahre  kränkelnd  und  hypochondrisch  verstimmt,  am 
20.  August  1860  auf  einer  Erholungsreise  zu  Eumlosen,  in  seiner  heimathlichen 
Priegnitz,  an  den  Folgen  eines  Schlaganfalles  verschied.  —  I.  war  eine  durchaus 
ideale  Natur  und  legte  dies  auch  in  seiner  Auffassung  der  Psychosen,  beziehungs- 
weise der  Psychiatrie  an  den  Tag.  Zwar  hielt  er  das  Gehirn  für  die  Werkstätte 
des  denkenden  Geistes  und  seinen  Zustand  nicht  für  gleichglltig  für  diesen,  ja  die 
Bethätigung  desselben  geradezu  für  abhängig  von  jenem ;  dennoch  waren  ihm  die 
Geisteskrankheiten  gewissermassen  nur  Verirrungen  des  Geistes  selbst,  Ausschrei- 
tungen der  Leidenschaften ,  bezüglich  deren  Folgen ,  für  welche  er  so  gut  wie 
allein  verantwortlich  sei.  L  nimmt  damit  eine  ganz  eigene  Stellung  in  der 
Psychiatrie  ein,  doch  hat  er  trotz  seiner  äusseren  Stellung  wenig  Anklang  gefunden 
und  kaum  Schüler  und  Nachfolger  von  einiger  Bedeutung  gehabt.  Unter  seinen 
vielen    Schriften    sind   noch   zu   nennen:    „Allgemeine   Diätetik  für    Gebildete*" 

22* 


340  IDBLEB.  —  ILO. 

(Berlin  1846)  —  »Der  religiöse  Wahnsinn,  erläutert  durch  Krankengeschichten. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  religiösen  Wirren  der  Gegenwart^  (Halle  1847)  — 
„Der  Wahnsinn  in  seiner  psychologischen  und  socialen  Bedeutung ,  erläutert 
durch  Krankengeschichten^  (Bremen  1848)  —  „  Versuch  einer  Theorie  des 
religiösen  Wahnsinns"  (Halle  1848  und  50)  —  „Handbuch  der  Diätetik  ßir 
Freunde  der  Gesundheit  und  des  langen  Lebens"  (Berlin  1855)  —  „LehrbiLch 
der  gerichtlichen  Bsycholoyie"  (1857)  und  eine  Menge  kleinerer  Arbeiten,  die 
grÖBStentheils  in  den  Oharitö-Annalen  ihre  Aufnahme  gefunden  haben. 

Andre ae,  pag.  111.  —  AUgem.  Zeitschr.  für  P^ch.  XIX,  pag.  352.     Arndt. 

Idema,  Bernardusl. ,  am  Ende  des  17.  Jahrhunderts  in  Leeuwarden 
geboren,  wurde  1716  in  Franeker  zum  Dr.  med.  promovirt  und  etablirte  sieh  in 
seinem  Geburtsorte,  wo  er  jedoch  nicht  lange  praktisch  wirksam  war,  da  er  ein 
Amt  in  der  Provinzial-Regierung  bekam.  Er  hat  sich  bekannt  gemacht  durch 
einige  medico-forensische  Abhandlungen  Über  die  Lungenprobe:  „Gedagten  over 
het  dryven  en  zinken  der  longen  van  een  nieuwgeboren  kind"  (Leeuwarden 
1789)  —  „Vervolg  der  gedagten  enz^  (Ebenda  1739)  —  „Narede  acther  de 
gedagten  en  het  vervolg"  (Ebenda  1740)  —  „Noodige  en  nuttige  byvoeginge  over 
het  dryven  en  zinken  der  longen  enz"  (Ebenda  1741)  —  „Noodige  en  afgeperste 
tusschen-inspraak  over  het  dryven  en  zinken  enz"  (Ebenda  1741)  —  „  Vervolg 
van  de  noodige  en  afgeperste  tusschen-inspraak  enz"  (Ebenda  1^743),  worin  er 
auf  die  Unsicherheit  der  Lungenprobe  hinwies.  Auch  veröffentlichte  er:  „Besondere 
gedagten  over  het  werk  der  geneeskunst  en  waarom  het  best  is,  dat  een  geneesheer 
de  medicamenten  zelf  uitkiest"  (Leeuwarden  1741),  um  seine  Vorliebe  für  die 
Anwendung  der  Chinarinde  gegen  das  Fieber  zu  vertheidigen ,  und  „Brevisaima 
sententia  de  febribus  annis  1719  et  1720  grassantibus"  (Leeuwarden  1741^ 
Kd.  altera;  die  erste  Ausgabe  ist  mir  unbekannt  geblieben).         q  ^  Danitils. 

Idström,  Anders  Fredrik  I. ,  geboren  in  Nerike  1787,  stndirte  in 
Upsala,  wurde  daselbst  1822  zum  Doctor  der  Medicin  promovirt  und  im  selben 
Jahre  zum  Adjunctus  artis  obstetriciae  am  Karolinischen  Institut  und  der  allgemeinen 
Entbindungsanstalt  ernannt.  Nachdem  er  mehrmals  anstatt  des  Prof.  artis  obstetr. 
vlcariirt  hatte,  erhielt  er  1838  seinen  Abschied  von  der  Adjunctur,  prakticirte 
darauf  als  Privatgynäkologe  in  Stockholm  und  war  unermüdlich  in  dem  Dienst  der 
Leidenden  bis  zu  seinem  Tode  1854.  Schriften:  „Indicationer  for  förlossnings- 
operationer  och  förteckning  pä  instrumenter  dertill"  (Stockholm  1848)  —  „En 
dubbel  förlossningstäng*^  (Hygiea,  Bd.  VII). 

Wistrand,  Neues  Snppl.  pag.  187.   —  Wistrand,  Bruzelins,  Edling,  Nene 
Folge,  pag.  366.  H  e  d  e  n  i  a  s. 

*Ignat0W8kl,  Roman  I. ,  geboren  in  der  Wojewodschaft  Lublin  1805^ 
studirte  in  Warschau  und  wurde  1830  promovirt;  seit  1837  lebt  er  in  Ciechocinek, 
wo ,  Dank  seinen  Bemühungen ,  ein  jetzt  sehr  frequentirtes  Soolbad  eingerichtet 
worden  ist,  dem  er  sein  ganzes  Leben  widmete.  Von  seinen  Schriften  sind  zu 
erwähnen:  „0  cholerze  azyatyckicj"  (üeber  asiatische  Cholera,  Warschau  1832)  — 
„0  wodach  viineralnych  slonych  w  Giechocinku"  (üeber  die  salzhaltigen  Mineral- 
wasser von  Ciechocinek,  Warschau  1854).  Ausserdem  veröffentlichte  er  mehrere 
ebenfalls  Ciechocinek  betreffende  längere  Aufsätze  im  „Pami§tnik  Towarzystwa 
lekarskiego"  (1851 — 55)  und  in  der  Gazeta  lekarska  (1869 — 73).  ^  ^  p 

Ilg,  Johann  Georg  I.,  zu  Prag,  war  1771  zu  Hütteldorf  in  Nieder- 
Oesterreich  geboren.  Er  diente  vom  Jahre  1788 — 1804  als  Unterarzt  und  Ober- 
feldarzt  in  der  k.  k.  Armee  und  fing  schon  im  letztgenannten  Jahre  an,  sich  als 
Prosector  und  Lehrer  der  chirurgischen  Zöglinge  an  der  k.  k.  Josephs- Akademie  in 
Wien  um  die  Bildung  tüchtiger  Anatomen  ausgezeichnete  Verdienste  zu  erwerben. 
1807  wurde  er  zum  Dr.  med.  promovirt,  im  Jahre  1808  öffentlich  lehrender 
Prosector  an  der  Josephs- Akademie  in  Wien,  1809  an  der  Prager  Universität,  endlich 


.    ILG.  ~  IMBEBT-DELONNES.  341 

im  Jahre  1810  ordentlicher  Professor  dieses  Lehrfaches  in  Prag.  In  dieser  Stellung 
blieb  I.  etwa  25  Jahre  lang,  bis  er  1835  in  den  Ruhestand  versetzt  wurde.  Er 
starb  am  22.  Februar  1836  an  4er  Schwindsucht.  Ausser  seinen  werthvollon 
anatomischen  Arbeiten,  besonders  über  den  Bau  des  Gehörorgans,  hat  I.  noch  das 
Verdienst,  verschiedene  anatomische  Sammlungen  Oesterreichs  (der  Josephs- Akademie, 
der  Natoralien-Gabinete  der  Wiener  und  Prager  Universität,  das  dortige  vaterländische 
Museum  und  anatomische  Institut)  mit  bedeutenden  Präparaten  bereichert  zu  haben. 
Um  letzteres  Institut  machte  er  sich  auch  durch  dessen  zweckmässige  Umgestaltung 
durch  Entwerfnng  eines  trefflichen  Planes  und  Leitung  des  Baues  höchst  verdient. 
Die  Schriften  I.'s  führen  die  Titel:  „Chundlinien  der  Zergliederungskunde  des 
Menschenkörpers  zum  Gebrauche  seiner  Zuhörer^  (Prag  1811,  2  Bde.)  — 
„Einige  anatomische  Beobachtungen,  enthaltend  eine  Berichtigung  der  zeit- 
herigen  Lehre  vom  Bau  der  Schnecke  des  menschlichen  Gehörorgans,  nebst 
einer  anatomischen  Beschreibung  und  Abbildung  eines  durch  ausserordentliche 
Knochemoucherung  sehr  merkwürdigen  menschlichen  Schädels**  (Prag  182J, 
nebst  3  Steindr.)  —  „Anatomische  Monographie  der  SehnenroUen  u,  s.  w." 
(Ibid.   1823,  2  Hefte,  nebst  5  Steindr.). 

Neuer  Nekrolog  der  Deatschen.  1836,  Jahrg.  14,  I,  pag.  173.  —  Sachs,  Almanach 
fiir  1837,  pag.  15.  —  Salzburger  xned-chir.  Zeitschr.  1836.  Nr.  33.  —  v.  Würz b ach,  X, 
pag.  139.  —  HyrtI,  Wiener  anatomisches  Museum,  pag.  LXX.  —  CaüIiseU;  IX,  pag.  447; 
XXIX,  pag.  153.  Pag  Ol. 

nisclL,  Jakob  Johann  I. ,  wurde  am  21.  September  1789  in  Riga, 
woselbst  sein  Vater  Apotheker  war,  geboren,  studirte  von  1808 — 10  in  Dorpat, 
dann  von  1810 — 11  in  Berlin  und  Jena,  wurde  1811  in  Jena  Dr.  phil. ,  kam 
nach  Dorpat  zurück,  wo  er  1812  Dr.  med.  wurde.  Er  trat  dann  in  den  Armee- 
dienst, gab  darauf  den  Dienst  auf  und  privatisirte  eine  Zeit  lang  in  der  Schweiz, 
zuletzt  in  Riga,  wurde  1815  Stadtphysicus  in  Pemau,  1822  Kreisarzt  in  Reval, 
dann  Arzt  bei  der  Sergiew'schen  Mineralquelle.  Dann  zog  er  sich  auf  eine  Zeit  nach 
Nen-Subbath  (Kurland)  zurück  und  starb  hier  am  14.  April  1858.  Er  verfasste 
eine  Reihe  medicinischer  Abhandlungen,  darunter:  „Die  natürlichen  und  falschen 
BlcUtem"  (Pemau  1817)  —  „lieber  das  zweckmässige  Benehmen  bei  dem  jetzt 
herrschenden  Schar lachßeber"  (Ebenda  1817)  —  „Die  gewöhnlichen  Krankheiten 
des  menschlichen  Körpers,  mit  besonderer  Beziehung  auf  die  Landbewohner 
der  Ostseeprovinzen**  (Riga  und  Dorpat  1822)  —  „lieber  das  Seebad  Reval** 
(1826)  —  „lieber  das  in  den  Jahren  1812  und  13  im  Gouvernement  Fleskow 
herrschende  Nervenfieber**  (Russ.  Samml.  f.  Naturwisaensch.,  Riga  1815,  Bd.  I, ; 
femer  einige  populär-medicinische  Aufsätze  in  den  Neuen  inländischen  Blättern, 
1817,    18. 

v.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  394— 396.  —   Beise,  I,  pag.  296. 

L.  Stieda. 

Dmoni,  Immanuel  I.,  in  Helsingfors,  war  am  29.  März  1797  geboren, 
studirte  in  Äbo,  Stockholm  uud  Upsala,  wurde  Licentiat  der  Medicin  1824,  Pro- 
sector  der  Anatomie  1826,  besuchte  Deutschland,  Frankreich  und  England  1828  bis 
1830  und  wurde  Professor  der  praktischen  Medicin  1834.  Er  starb  am  14.  April 
1856.  Ausser  mehreren  kleineren  Schriften  hat  I.  herausgegeben:  „Bidrag  tül 
Nordens  sjukdomshistoria**  (I — III,  Helsingfors  1846 — 53)  —  ^Analecta  clinica 
iconibtis  ülustrata**    (Tom.  I:  i  fasc.  I — II,    Ebenda  1851 — 54,    zusammen    mit 

L.    H.    TÖÄNROTH).  0.  Hjelt. 

Imbert-Delonnes ,  A.  D.  I. ,  französischer  Wundarzt  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, war  in  Vaqneiras  (Comte  d*Avignon)  um  1745  geboren,  promovirte  in 
Cagn  und  wurde  Leibwundarzt  des  Herzogs  von  Orleans.  Während  der  Revolutions- 
wirren lebte  I.  zurückgezogen  in  Montgeron  bei  Paris,  bis  er  im  Jahre  II  der 
Republik  zur  Armee  berufen  wurde,  um  bei  verschiedenen  Corps  die  Functionen 
eines  Chirurgien  en  chef  zu  versehen.  I.  starb  in  Paris  1820.  Er  verfasste:   „Traiti 


342  IMBEBT-DELOHNES  —  IMRAT. 

de  VhydrocUe ,  eure  radicale  de  cette  maladie  et  traitement  de  plusteurs  atUres, 

qui  attaquent  les  parties  de  la  gdniration  de  l'homme!*  (Paris  1785 ;  2.  Aufl.  1791 ; 

deutsch  Schweinfurt  und  fiisenach  1786;  2,  Aufl.  Leipzig  1799).  L  empfiehlt  die 

combinirte  Methode  von  Inoision  mit  Excision.  Ferner:   „frogris  de  la  chtrurgie 

en  France  ou  phincm^nea  du  rhgne  antmai  guirU  par  des  Operations  noumles 

8ur  la  fin  du  18.  sücle"  (Paris  1801;  engl.  Uebers.    London  1801;  ital.  Uebars. 

Mailand  1802)   —    y^Opdration  de   earcocile  faxt   le  27  fructidor  an  5  au.  dt. 

Charles    de    la   Cioix**    (Paris  1797;    hölländ.    Uebere.    1798)    —    „NouvdUs 

considiraHons  sur  le  caut^re  actuel    Apologie  de  ce  puissant  rem^e  compari 

avec  les  cauetiques  etc,**  (Avignon  et  Paris  1812)  und  andwe    kleinere  Au&fttze 

in  der  Gazette  de  santö  (1788)  und  Gazette  salutaire  de  Bouillon  (1788). 

Dict.  bist.  III,  pag.  259.  —  Kouv.  biogr.  g6n6r.  XXV,  pag.  826.  —  Callisen,  V. 
pag.  71-7Ö;  XXVII,  pag.  241.  Pgl. 

*Iinmermailll,  Karl  Ferdinand  Hermann  I.,  geboren  zu  Magdeburg 
am  2.  September  1838,  studirte  in  Halle,  Würzburg,  Greifswald,  Tflbingen,  Berlin, 
war  speeiell  Schüler  Felix  v.  Nikmeyer's  und  wurde  1 860  zu  Berlin  promovirt. 
1864  trat  er  bei  dem  genannten  Kliniker  als  Assistent  ein,  1866  flbernahm  er, 
indem  er  sich  gleichzeitig  habilitirte,  die  Erlanger  Poliklinik  als  Secundararzt.  Im 
Herbst  1871  wurde  er  als  Prof.  ord.  und  Director  der  medicinischen  Klinik  an 
die  Universität  Basel  berufen.  Ausser  einer  grösseren  Reihe  von  EinzelaufsAtzen 
über  Themata  der  allgemeinen  und  speciellen  Pathologie  publicirte  er  namentlich: 
^Die  Kaltwasserbehandlung  bei  Typhus  abdominalvs^  mit  Ziemssbn  (Leipzig 
1870).  In  Zie&issen's  Handbuch  bearbeitete  I.  die  allgemeinen  Ernfihrungsstörungeii 
(Bd.  XXm,  2,  2.Aufl,   1879).  Wernich. 

Imperiali,  GiovanniBattistal.,  philologischer  Mediciner  des  1 6.  Jahr- 
hunderts, aus  einer  alten  genuesischen  Gelehrtenfamilie  stammend,  wurde  1568  zu 
Vicenza  geboren,  machte  seine  Studien  in  Verona  und  Bologna,  erwarb  in  Padoa 
die  medlciniscbe  Doctorwürde  und  befreundete  sich  hier  mit  Piccolomini,  durch 
dessen  Umgang  er  Geschmack  an  der  lateinischen  Poesie  fand.  Später  übte  er  die 
medicinische  Praxis  in  seiner  Vaterstadt  aus,  und  zwar  mit  so  grossem  Erfolge, 
dass  mehrfache  Berufungen  an  ihn  ergingen,  die  er  alle  ablehnte,  indem  er  in 
seiner  Vaterstadt  bis  zu  seinem  Tode  am  26.  Mai  1623  verblieb.  Ausser  einer 
Apologie  der  Grundsätze  seines  Lehrers  Massaria  gegen  die  Angriffe  von  Horazio 
AoGENio  verfasste  I.  noch:  „Exotericarum  exercitatio7ium  libri  duo"  (Vicenza 
1602,  4.;  Venedig  1603,  4.). 

Bedeutender  durch  seine  literarischen  Arbeiten  ist  sein  Sohn  Giovanni  I., 
geboren  1602  zu  Vicenza.  Derselbe  studirte  Medicin  in  Padua,  prakticirte  dann 
gleichfalls  mit  grossem  Erfolge  in  seiner  Vaterstadt  und  starb  daselbst  um  1654. 
Von  ihm  rühren  her  eine  gute  Pestschrift,  betitelt:  „Pestis  anni  1630  descriptio 
hifftorico-medica^  (Vicenza  1631,4);  ferner:  „Musaeum  histuricum  et  physicum. 
In  primo  illustrium  litteris  vlrorum  imagines  ad  vivum  expressae  continentur, 
additis  elogiis  eorum  vilas  ac  mores  notantibus.  In  secundo  animorutn  ima- 
gines, sive  ingeniorum  naturae  perpenduntur**  (Venedig  1640 ;  wieder  abgedruckt 
Hamburg  1711,  4.  als  Anhang  zu  den  „Apes  urbanae'^  von  Allatius);  endlich:  „Le 
notte  Barberine,  owero  de  quisitie  discorsißsici,  xnedici  etc.*^  (Venedig  1663,  4.]. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  3:^6.  —  Nouv.  biogr.  g6ner.  XXV,  pag.  832.  Pgl. 

Imray ,  John  I. ,  Arzt  auf  St.  Domingo ,  stammte  aus  dem  nördlichen 
Theil  Schottlands,  war  am  11.  Januar  1811  geboren  und  machte  in  Edinburg 
seine  Studien,  wo  er  1831  das  Diplom  vom  College  of  Surgeons  erhielt.  Er  lies« 
sich  später  in  St.  Domingo  nieder,  wo  bereits  sein  älterer  Bruder.  Dr.  Eeithl., 
als  tüchtiger  Practicus  tbätig  war.  I.  gelangte  hier  gleichfalls  bald  zu  einer  grossen 
Praxis  und  versah  dieselbe  bis  wenige  Jahre  vor  seinem  Tode,  wo  er  sich  zur 
Ruhe  setzte.    Er  starb  in  St.  Domingo  am  22.  August  1880  an  den  Folgen  der 


IMRAY.  —  INGEN-HOUSZ.  343 

Dysenterie.  I.  ist  wichtig  durch  seine  hervorragenden  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
der  Pathologie  und  Therapie  des  gelben  Fiebers.  Die  erste  derselben  erschien 
1838  im  Edinburgh  Medical  Journal,  drei  Jahre  später  ein  Aufsatz:  „On  the 
nature,  causes  and  treatment  of  yellow  fever^.  Später  folgte  eine  ganze  Reihe 
weiterer  Artikel,  so:  „Characters  of  endemic  fever  in  the  ialand  of  Dominica** 
(Edinb.  Med.  Joum.,  1848)  und  als  letzter  in  dieser  Serie:  „Treatment  oftetanus 
hy  opium  and  Hydrate  of  chloral  in  combination"  (Ibid.).  1873  veröffentlichte 
I.  io  Gavin  Milroy's  ,,Report  on  leprosy  and  yaws  in  the  West  Indies"  einen 
An&atz  u.  d.  T. :  „Memoire  on  yavoa^ ,  durch  den  sich  der  Verfasser  als  einer 
der  ersten  und  besten  Kenner  der  Framboesia  documentirt.  Uebrigens  war  I. 
auch  ein  tüchtiger  Botaniker  und  lieferte  auch  botanische  Aufsätze  fdr  ver- 
schiedene Zeitschriften. 

Med.  Tim.  and  Gaz.  London  1880, 11,  pag.  417.  —  Lancet.  1880, 11,  pag.  559.  —  British 
Med.  Jonm.  1880,  H,  pag.  644.  Pgj^ 

Ingen-housz,  Jan  J.,  am  8.  December  1730  in  Breda  geboren,  studirte 
von  1746  an  in  Löwen,  wurde  daselbst  1752  Dr.  med.,  studirte  weiter  in  Leyden, 
Paris  und  Edinburg  und  war  von  1756  bis  1765  als  Arzt  in  seinem  Oeburtsorte 
wirksam.  Darauf  zog  er  nach  Londou,  wo  er  mit  Hunter,  Monro,  P&inole  und 
anderen  Gelehrten  verkehrte  und  bald  Mitglied  der  Royal  Society  wurde ,  in  deren 
Annalen  viele  seiner  Abhandlungen  aufgenommen  sind.  In  London  beschäftigte  er 
sich  hauptsächlich  mit  der  Inoculation  und  war  bald  einer  der  grössten  Beförderer 
dieser  Operation,  welche  er  stets  nach  Dimsdale's  Methode  ausführte.  Als  nun 
die  Kaiserin  Maria  Theresia  zwei  Kinder  an  den  Pocken  verloren  hatte,  liess 
sie  sich  von  Prikgle,  dem  Leibarzte  des  Königs  von  England,  einen  Arzt  schicken, 
dem  sie  die  Inoculation  ihrer  Kinder  anvertrauen  konnte.  I.  dazu  ausersehen,  reiste 
1760  nach  Wien,  inoculirte  drei  ihrer  Kinder,  nachdem  er  erst  200  arme  Kinder 
in  einem  Dorfe  bei  Wien  zur  Probe  inoculirt  hatte,  mit  erwünschtem  Erfolge  und 
wurde  dafür  zum  Hofrath  und  Leibarzte  der  kaiserlichen  Familie  ernannt.  In  den 
Jahren  1768 — 72  war  er  vielfach  auf  Reisen  in  Italien,  der  Schweiz,  Holland, 
Paris  und  London,  wo  er  sich  an  einem  ihn  sehr  quälenden  Blasenstein  behandeln 
liess,  ging  dann  von  Wien  nach  Florenz,  wo  er  auf  die  Bitte  der  Kaiserin  die 
Kinder  des  Herzogs  von  Toscana  und  viele  andere  Kinder  aus  vornehmen  Häusern 
inoculirte.  Von  einer  langen  Reise  durch  Ungarn  und  Böhmen  nach  Wien  zurück- 
gekehrt, vermllhlte  er  sich  mit  der  Tochter  des  bekannten  Professors  N.  J.  Jäcquin 
und  widmete  sich  von  da  an  wieder  mehr  seinen  naturwissenschaftlichen  Studien, 
welche  ihn  schon  in  Breda  beschäftigt  hatten  und  damals  die  Praxis  mit  der 
Studirstube  in  London  hatten  vertauschen  lassen.  Er  ging  später  nach  Paris 
und  nach  London,  wo  er  nach  einer  langen  Krankheit  am  7.  September  1799 
starb.  I.  hat  sich  um  die  Naturwissenschaften  mehr  als  um  die  Medicin  verdient 
gemacht;  es  sind  ihm  verschiedene  sehr  wichtige  Entdeckungen  zu  danken. 
Schon  kurz  nach  seiner  Etablirung  in  Breda,  deshalb  längere  Zeit  vor  Ra^isoen 
sie  benutzte,  liess  er  sich  giosse  gläserne  Platten  für  die  Elektrisirmaschine  machen, 
wie  sie  noch  heute  angewendet  werden.  Ausser  einigen  Verbesserungen  an  dem 
Endiometer  und  sehr  interessanten  Untersuchungen  mit  Experimenten  über  die  Er- 
nährung der  Pflanze,  entdeckte  er,  dass  die  Pflanzen  die  Kohlensäure  aus  der 
atmosphärischen  Luft  in  der  Nacht  aufnehmen  und  dagegen  am  Tage  Sauerstofi" 
abgeben  und  die  Gesetze,  wonach  die  Wärme  durch  die  verschiedenen  Metalle 
fortgepflanzt  wird.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „Lettre  a  Mr,  Chais  sur  la 
nouvelle  mdthode  d'inoculer  la  petite  vSrole"  (Amsterdam  1760)  —  „Anatomy 
of  the  electric  ray  or  crawp /&A^  (Philos.  Transact.,  1775)  —  n^asy  methods 
of  measuring  the  diminution  of  balk,  iaking  place  on  the  mixture  of  common 
and  nitrous  air"  (Ibid.  1776)  —  „A  ready  way  of  lighting  candle  by  a  very 
small  electric  sparlc**  (Ibid.  1778)  —  „Account  of  a  new  kind  of  inflamniable 
gaz**  (Ibid.  1779)  —  „Improvement  on  electricity**  (Ibid.  1779)  —  „Experi- 
ment upon  vegetables,  discovering  their  great  power  of  purifying  the  common  air 


344  INGEN-HOÜSZ.  —  INQOLSTETTER. 

in  sunshine  and  of  injfaring  ü  in  tke  shade  and  at  night*^  (London  1779; 
französisch  durch  den  Verfasser,  Paris  1780;  deutsch  Leipzig  und  Wien  1786, 
holländisch  Delft  1788)  —  „Ea^eriments  on  the  dectrophore*^  (holländisch  Amster- 
dam 1780)  —  „On  the  degree  of  aaltibrity  of  the  common  air  at  sea, 
compared  with  that  of  the  sea^hore  and  that  of  places  removed  from  sea*^ 
(Philos.  Transact.,  1782)  —  „Some  further  considera^ions  on  the  influence  of 
the  vegetable  ktngdom  on  the  animal  creation'^  (Ibid.  1782);  auch  lieferte  er  eine 
lateinische  Uebersetzung  von  Hulmb's  „Abhandlung  Hier  die  Behandlung  txm 
Blasenstein,  Podagra  und  Scorbut"  (Leyden  1778).  Einige  seiner  Schriften  sind 
unter  dem  Titel:  „  Vermischte  Schriften"  (Wien  1784)  durch  Prof.  Molitor  und 
später  auch  lateinisch  („Miscdlanea  medico-physica" ,  Wien  1795)  veröffentlicht. 
Dr.  M.  J.  Godefroy,  Het  leven  van  Dr.  Jan  Ingen-hoasz,  in  Kederl.  Tydschrifl; 
voor  Geneeskunde.  Jaarg.  1875.  n     g   Danifile 

*Ingersley,  Johan  Vilhelm  Christian  L,  ist  am  22.  Januar  1835 
in  Snesere  (Seeland)  geboren,  absolvirte  das  Staatsexamen  1859  und  wirkt  seit 
1861  als  praktischer  Arzt  in  Prästö  (Seeland).  Ausser  Zeitschriftabhandlungen 
allgemein-medicinischen  und  professionellen  Inhalts,  schrieb  er  das  umfangreiche 
Werk:  „Danmarhs  Läger  og  Lägeväsen" ,  über  welches  die  Nummer  219  des 
Quellenverzeichnisses  im  vorliegenden  Lexikon  das  Nähere  enthält.      Petersen. 

*Inger8lev,  Emmerik  I.,  ist  am  26.  Februar  1844  zu  Viborg  (Jtttland) 
geboren,  war  1875 — 78  Secundararzt  an  der  Entbindungsanstalt  in  Kopenhagen 
(Prof.  Stadfbldt),  promovirte  1879  und  wirkte  seitdem  als  Gommunalarzt  in 
Kopenhagen,  von  1881  als  Privatdocent  an  der  Universität.  Seit  1878  ist  er 
Mitglied  dei*  Redaction  des  „Hospitals  Tidende^^  Ausser  seiner  Diss. :  „Bidrag 
tu  JSklampsiens  Aetiologie,  Prognose  og  Behandling^j  publicirte  er  mehrere 
umfassende  Abhandlungen  über  die  puerperale  Sterblichkeit  in  Dänemark  und 
die  Mittel  zu  deren  Beschränkung,  nebst  verschiedenen  Aufsätzen  gynäkolo- 
gischen und  obstetricischen  Inhalts  in  dänischen  und  deutschen  Zeitschriften. 

Petersen. 

Ingman,  ErikAlexanderL,  Professor  der  Greburtshilfe  in  Helsin^ors, 
war  am  14.  Februar  1810  im  Kirchspiel  Lochteä  (Nord-Finnland)  geboren,  studirte 
in  Helsingfors,  wurde  Licentiat  der  Medicin  1838 ,  Stadtphysicus  in  Kristinestad 
1838,  Adjunct  der  Chirurgie  und  Oeburtshilfe  an  der  finnischen  Universität  1842. 
Er  besuchte  Deutschland,  Frankreich  und  England  in  den  Jahren  1842 — 43  und 
1847 — 48,  wurde  Professor  der  Geburtshilfe  und  Kinderkrankheiten  in  Helsingfors 
1858  und  starb  am  14.  Mai  1858.  Ausser  kleineren  Aufsätzen  hat  er  veröffent- 
licht: „Diss,  excerebraiionis  foetus  in  partu  legem  examinatura*^  (Helsingfors 
1842)  —  „Om  urinf'örgiftning  hos  hafvande,  födande  och  i  bamsäng  stadda 
guinnor**  (Ebenda  1857).  q    Hielt. 

/Ingolstetter,  Johannes  L,  gelehrter  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  war 
1563  in  Nürnberg  geboren,  studirte  zunächst  in  Altdorf  Philologie  und  erwarb 
hier  den  Titel  Mag.  art.  Dann  widmete  er  sich  der  Theologie  und  Medicin,  über- 
nahm 1588  die  Stelle  eines  Prorectors  am  Pädagogium  zu  Amberg  und  prakticirte 
hier  gleichzeitig  als  Arzt.  1601  zum  Stadtphysicus  ernannt,  gab  er  das  Prorectorat 
auf,  erwarb  in  Basel  die  medicinische  Doctorwürde  und  setzte  nach  seiner  Rück- 
kehr die  ärztliche  Thätigkeit  in  Amberg  bis  zu  seinem  am  15.  Februar  1619 
erfolgten  Tode  fort.  Ausser  einigen  kleineren  Aufsätzen  in  der  „Cista  medica" 
von  HORNUNG  hat  L  verschiedene  polemische  Schriften  veröffentlicht,  welche  sich 
auf  die  berühmte  Geschichte  vom  goldenen  Zahn  beziehen  und  in  denen  sich  der 
Autor  als  ein  in  dem  allgemeinen  Aberglauben  seiner  Zeit  befangener  Arzt  docu- 
mentirte  (s.  Sprengel,  Gesch.  der  Med.,  3.  Aufl.,  Bd.  III,  pag.  403 — 406).  Die 
Titel  der  betreffenden  Schriften  lauten:  „Diss.  de  7iatura  naiurcUium  et  non 
naturalium,    opposita   demonstrationi  judicii  Martini  Rulandi  de  aureo 


r 


INGOLSTETTEB.  —  IN6RASSIAS.  345 

denie*'  (Ldpsig  1586,  4.)  —  „De  aureo  denJte  pueri  Säeaü  responsio,  qua 
deiaumsiratur  neque  dentem,  neque  ejus  generatianem  esse  naturalem"  (Ebenda 
1596)  —  „De  natura  occuUorum  et  prodigiosorum  dissertatio  ad  Jacobum 
Holstium,  qua  responditur  ipsius  Ubello  de  aureo ,  qui  putabantur,  dente** 
(Ebenda  1597;  1598). 

Adelung,  pag.  447.  —  Kobolt,  pag.  359.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  328.       Pgi. 

Ingram,  Dale  I.,  tüchtiger  englischer  Chirurg  nnd  Geburtshelfer  in  der 
Mitte  und  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts,  prakticirte  zuerst  in  fieading  (Berks), 
lebte  dann  viele  Jahre  auf  der  Insel  Barbados  und  zuletzt  in  London  und  Epsoni 
bei  London,  wo  er  1793  starb.  Er  zeichnete  sich  als  Wundarzt  besonders  durch 
die  Anwendung  einfacher  Methoden  in  schweren  und  verwickelten  chirurgischen 
Fällen  aus.  So  empfahl  er  bereits  die  Radicalcur  der  Hydrocele  durch  Einspritzung 
von  aufgelöstem  Höllenstein  und  ähnlichen  Aetzmitteln  in  seinem  Werke:  „Prac- 
tical  cases  and  observations  in  surgery,  etc."  (London  1751).  Ausserdem  schrieb 
er  über  die  Gicht:  „Essays  on  the  cause  and  seat  ofthe  gout"  (Ibid.  1743)  — 
„The  gaut  extraordinary  cases  in  the  head,  stomach  etc."  (Ibid.  1767),  zwei 
Schriften,  in  denen  er  sonderbare  Theorien  über  die  Entstehung  jener  ELrankheit 
entwickelt.  In  einer  epidemiologischen  Schrift:  „An  historical  account  on  the 
several  plagues  that  have  appeared  in  the  toorld  since  the  year  1346  etc," 
(London  1754,  1755)  tritt  er  für  den  miasmatischen  Charakter  der  Pest  in  die 
Schranken.  Die  übrigen  Schriften  L's  sind  betitelt:  „An  inquiry  into  the  origin 
and  nature  of  magnesia  alba  and  the  properties  of  Epsom  waters"  (London 
1768)  —  rfThs  blow;  or  inquiry  into  the  Clark e^s  death  etc."  (Ibid.  1769)  — 
„A  strict  and  impartial  inquify  into  the  cause  of  the  death  of  the  lote 
William  Scawen,  Esq.  etc."  (Ibid.   1777). 

Dict.  hist.  III.  pag.  259.  —  Sprengel,  Gesch.  der  Med.  V,  pag.  494,  748,  817.  — 
Haeser,  Gesch.  der  Med.  III,  pag  413.  Pgl. 

Ingrassias,  Giovanni  Filippo  I.,  berühmter  Arzt  und  Anatom  des 
16.  Jahrhunderts,  war  1510  in  Recalbuto  bei  Palermo  geboren.  Er  studirt«  Medicin 
in  Padua  und  promovirte  daselbst  1537.  Seine  tüchtigen  Leistungen  verschafften 
ihm  bald  einen  Kuf  als  Professor  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin  und 
der  Anatomie  nach  Neapel.  Er  erfreute  sich  in  dieser  Stellung  eines  ungeheuren 
Andrangs  von  Zuhörern  und  Schülern  aus  allen  Theilen  der  Welt.  1560  gab  er 
seine  Lehrthätigkeit  auf,  Hess  sich  in  Palermo  nieder  und  wurde  hier  1563  von 
Philipp  U.  zum  Archiater  von  Sicilien  und  den  umliegenden  Inseln  ernannt. 
Während  der  in  Palermo  in  den  Jahren  1575  und  77  herrschenden  schweren 
Pestepidemie  entwickelte  I.  eine  ausserordentlich  angestrengte  und  segensreiche 
Thätigkeit,  speciell  in  seiner  Eigenschaft  als  Aufseher  über  das  Medicinalwesen  und 
als  Leiter  aller  zur  Bekämpfung  der  Epidemie  veranstalteten  Sperr-  und  ander- 
weitigen sanitären  Massregeln.  Seine  Erfolge  als  Arzt  brachten  ihm  den  Beinamen 
eines  „sicilianischen  Hippokrates'^  ein.  Er  starb  am  6.  November  1680.  In  der 
neueren  Osteologie,  als  deren  Begründer  er  betrachtet  werden  muss  und  die  von  ihm 
mit  grosser  Sorgfalt  bearbeitet  worden  ist,  ist  sein  Name  vielfach  verewigt,  so 
z.  B.  durch  die  Alae  parvae  Ingrassiae  etc.  I.  ist  auch  als  der  wahre  Entdecker 
des  Steigbügels  anzusehen ,  den  er  bereits  1546  in  Neapel  gefunden  hatte.  Die 
betreffende  Schrift,  in  der  speciell  die  GAL£N'8che  Osteologie  eine  vollständig 
durchgreifende  Umänderung  eriahren  hat  und  viele  Irrthümer  Vesal's  rectificirt 
worden  sind,  ist  erst  nach  dem  Tode  L's  von  seinem  Enkel  veröffentlicht  worden 
n.  d.  T. :  „In  Galeni  librum  de  ossibus  doctissima  et  expertissima  commen- 
taria  etc."  (Palermo  1603,  fol. ;  Venedig  1604,  fol.J.  Auch  die  anderen  Werke 
I/s ,  welche  sich  auf  praktische  Medicin  beziehen ,  sind  von  grossem  Werthe, 
besonders  dadurch,  dass  in  einigen  wichtige  Beiträge  zur  Oeschichte  der  Epidemien 
enthalten  sind;  so  in  der  Schrift:  „latropologia  etc."  (Venedig  1544,  1558); 
ebenso  in.  der  Schrift :  „  Tnformazione  del  pestifero  e  contaggioso  morbo  il  quäle 


346  .    INGEASSIAS.  —  INZANI. 

aßligge  et  have  afflicto    la  citta   dt  Palermo nelF  anno  1575  e  1576^ 

(Palermo  1576,  4.;  der  5.  Theil  wieder  abgedruckt  Ebenda  1624;  lat.  üeberB. 
von  Joachim  Oamebariüs,  Strassborg  1583,  zusammen  mit  anderen  Pestscbriften 
Nürnberg  1583).  Femer  citiren  wir:  „Scholia  in  iatropologiam**  (Neapel  1549)  — 
„l)e  tumoribua  praeter  naturam,  tomus  primus"  (Ebenda  1553,  fol.),  ein  auch 
cbirurgisch  nicht  unbedeutendes  Werk,  das  eine  Art  von  Commentar  zu  einigen 
Schriften  des  Avicenna  darstellt;  „Raggionamento  fatto  aopra  Vinfermith  epi- 
demica delV  anno  1558"  (Palermo  1560,  4.)  —  „Constitutiones  et  capitula 
necnon  juriadictiones  regii  protomedicatus  off'icii  cum  pandectia  ejuedem  refor- 
matis"  (Ebenda  1564^  4.;  1567,  4.)  —  „Quaestio  de  purgatione  per  medtca- 
mentum  atque  obiter  etiam  de  sanguinis  missione,  an  sexta  die  possit  ßeri*^ 
(Venedig  1573,  fol.)  —  „Galeni  ars  medica*^  (Ebenda  1573,  fol.)  —  „De 
frigido  potu  post  medicamentum  purgans  epistola"  (Ebenda  1575,  4;  Mailand 
1586)  —  „Methodiis  dandi  relationes  pro  mutilatis  torquendis,  etc.**  (Venedig 
1578,  fol.;  1637,  fol.). 

Brambilla,  II,  pag.  159.  —  Noav.  biogr.  g^n^r.  XXV,  pag.  812.  —  Spedaliere, 
Elogio  storico  di .  .  .  (Milano  18 1 7).  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  3:^9.  —  Dict.  bist.  lU,  pag.  l^bO  bis 
2d2.  —  Sprengel,  Gesch.  der  Med.  III,  an  verschiedenen  Stellen.  —  Haeser,  Gesch.  der 
Med.  II,  pag.  51;  III,  pag.  421.  Pagel. 

Inosemzew,  Fedor  I.,  geboren  am  12./ 24.  Februar  1802  im  Dorfe 
Beikino  (Oouv.  Kaluga,  Russland),  kam  1819  auf  die  Universität  zu  Charkow, 
sollte  Medicin  studiren,  musste  aber  als  Stipendiat  der  Krone  wider  seinen  Willen 
sich  den  philologischen  Studien  widmen.  Nach  dreijährigem  Studium  wurde  I.  als 
Lehrer  der  Geschichte  an  eine  Kreisschule  des  Gouvernements  Kursk  geschickt, 
und  musste  hier  Geometrie,  Arithmetik  und  deutsche  Sprache  lehren.  Als  er 
1825  aus  dieser  Stellung  wegen  zerrütteter  Gesundheit  entlassen  war,  trat  er 
abermals  in  die  Universität  zu  Charkow,  studirte  Medicin  bis  1828,  wurde 
dann  als  „Profe^sorstudcnt"  nach  Dorpat  gesandt  und  beschäftigte  sich  hier  unter 
MoiER  vorzüglich  mit  Chirurgie.  1833  zum  Dr.  med.  promovirt  (Diss.  „De 
lithotomiae  methodo  bilaterali" ,  m.  1  Taf.),  ging  er  ein  Jahr  nach  Deutschland 
und  Frankreich,  wurde  1835  Privatdocent ,  im  selben  Jahre  ausserordentlicher 
Professor,  1837  ordentlicher  Professor  der  Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen 
Universitätsklinik  in  Moskau.  Er  starb  daselbst  1869.  I.  genoss  in  Moskau  den 
Ruf  emes  vortrefflichen  Arztes  und  Menschen,  war  ein  sehr  fleissiger  Lehrer  und 
hat  (in  russischer  Sprache)  eine  Anzahl  medicinischer  und  chirurgischer  Abhand- 
lungen verfasst;  das  Verzeichniss  derselben  im  Biogr.  Lexikon,  ausserdem:  „De 
scirrhi  et  cancri  genuini  fönte  et  progresau*^  und  „Gommentatio  phystologüso- 
patkologica"  (Moskau  1845). 

Biogr.  Lexikon  der  ünivers.  Moskau.  I,  pag.  353 — 359.  L.  Stieda. 

*Inzaiii,  Giovanni  I.,  geboren  zu  Parma  im  Jahre  1827,  wurde  1852 
zum  Doctor  an  der  dortigen  Universität  promovirt  und  in  demselben  Jahre  zum 
Assistenten  der  Anatomie  ernannt.  Die  Jahre  1854  und  1855  verbrachte  er  in 
Paris,  um  sich  unter  Velpeaü  und  Nelaton  in  den  chirurgischen  und  zugleich 
anatomischen  Studien  zu  vervollkommnen.  Im  November  1855  wurde  er  zum  Pro- 
fessor der  normalen  Anatomie  an  der  Universität  Parma  ernannt  und  im  Jahre 
1861  übernahm  er  die  Lehrkanzel  der  pathologischen  Anatomie,  welche  er  noch 
innehat.  Seine  wichtigsten  Schriften  sind  folgende:  „Sülle  origini  e  sulV  anda- 
mento  di  varii  fasci  nervosi  del  cercello"  (1861),  Untersuchungen  in  Ge- 
meinschaft mit  Prof.  Leäioine  ausgeführt;  „Compendio  di  anatomia  descriittca, 
con  atlante"  (1865 — 66)  —  „Ricerche  sulle  terminazioni  nervöse**  (1869)  — 
„Ricerche  sulla  terminazione  dei  nervi  nelle  mucose  dei  seni  frontali  e  dti 
seni  mascellari"  (1872)  —  „Sulla  tracheotomia,  considerazioni  anatomo-pato- 
logiche  e  di  chirurgia  operatica"  (1884).  Ausserdem  schrieb  er  anatomisch- 
pathologische Bemerkungen  über  die  Cholera  des  Jahres  1855,  Studien  über  die 
Paracentese  der  Gelenke  und  über  die  Schuss wunden.  Cantani. 


IOWSKY.  —  ISAMBBET.  347 

Iowsky,  Alexander  J. ,  Chemiker,  geboren  am  29.  August  1796  in 
der  Stadt  Ostrogosbsk  (Gouy.  Woronesh ,  Rassland) ,  ■  beendete  den  Lehrcurs  im 
Seminar  zu  Woroneeb,  war  dann  zwei  Jahre  daselbst  Zeichenlehrer,  trat  dann  im 
August  1816  als  Student  der  Medicin  in  die  Universität  zu  Moskau  und  wurde 
1822  zum  Dr.  med.  promovirt  („Düs,  medico-chemia  de  actdts  guae  oxygenio 
careni^J,  Nachdem  er  drei  Jahre  lang  weitere  chemische  Studien  in  der  Chemie 
und  Pharmacie  an  versehiedenen  Anstalten,  Freiburg,  Paris,  London  gemacht, 
¥mrde  er  1827  Adjunct-Professor  für  analytische  Chemie,  las  daneben  andere 
ehemische  Fächer,  auch  Pharmacie,  Pharmakologie  und  Toxikologie.  Im  Jahre.  1843 
wurde  er  pensionirt  und  starb  in  Moskau.  Er  hat  in  russischer  Sprache  ver- 
öffentlicht: Grundzage  der  Chemie  (2  The.,  2.  Aufl.,  Moskau  1822  und  1828)  — 
Handbuch  zur  Ermittlung  von  Giften  (Ebenda  1834)  —  Abriss  der  Pharmakologie 
(1835)  —  Abriss  der  Pharmacie  (1838).  Eine  Zeit  lang  gab  er  heraus:  Bote  fttr 
Naturwissenschaft  und  Medicin  (1828—32)  und  ein  Journal  fflr  landwirthschaft- 
liehe  Chemie  etc.    1829. 

Biogr.  Leiikon  der  Univers.  Moskau.  I,  pag.  359—364.  L.  Stieda. 

'^'Ipsen,  Edward  I.,  ist  am  17.  April  1844  in  Kopenhagen  geboren, 
war  1874 — 76  Reserve-Chirurg  am  Friedrichs  -  Hospital  (Prof.  Saxtorph)  und 
ist  seit  1875  Hofinedicus  des  ELronprinzen.  Er  wurde  Doctor  1881  („Bidrag 
tu  BedömmeLsen  af  Knäledsresectwnen  med  aärligt  Hensyn  tu  Enderesul- 
tateme").  Seit  1884  ist  er  Director  des  DBACfiMANN'schen  Institutes  fttr  medic. 
und  Orthopäd.  Gymnastik.  Petersen. 

Irvlne,  James  Pearson  I.,  zu  London,  war  als  Sohn  des  Arztes 
gleichen  Namens  in  Galgate,  Lancaster,  geboren.  Er  studirte  1861  in  der 
Liverpool  Royal  Infirmary  School  of  Medicine  und  im  University  College  in  London, 
musste  lb64  seine  Studien  unterbrechen  und  die  Praxis  seines'  plötzlich  ver- 
storbenen Vaters  übernehmen,  konnte  aber  1869  nach  London  zurückkehren  und 
seine  Studien  vollenden,  um  1871  Dr.  med.  zu  werden.  Nach  kurzer  Tbätig- 
keit  in  Liverpool  liess  er  sich  dauernd  in  London  nieder,  wurde  1874  Fellow  des 
College  of  Physicians,  Assistant  Physician  am  Charing-Cross  Hospital,  las  bei  der 
Medical  School  daselbst  Anfangs  über  Botanik,  später  über  gerichtliche  Medicin 
und  leitete  die  Abtheilung  fttr  Auscultation  und  Percussion.  Zugleich  war  er  Pro- 
sector  der  pathologischen  Anatomie.  Auch  am  Victoria- Hospital  für  Kinder  bekleidete 
er  die  Stellung  eines  Physician.  Er  starb  im  38.  Lebensjahre  im  October  1880. 
Von  seinen  nicht  sehr  zahlreichen  und  meist  Casuistik  der  Aneurysmen  betreffenden 
Arbeiten,  zum  Theil  Vorträge,  gehalten  in  der  Pathological  Society,  ist  am  bemerkens- 
werthesten  eine  Serie  von  Artikeln  über  Typhus-Recidive  u.  d.  T. :  „On  the 
temperature  in  relapse  of  typhoid  fever"  (Med.  Times  and  Gaz.,  1879).  Dazu 
eine  Reihe  von  Mittheilungen  in  den  Pathological  Transactions  (1877 — 79),  femer 
Casuistik  in  der  Lancet,  Med.  Times  and  Gaz.  u.  s.  w. 

Med.  Times  and  Gaz.  18^0,  H,  pag.  60ö.  —  Lancet.  1880,  II,  pag.  676. 

Pagel. 

Isa  Ben  Ali,  s.  Ali  Ben  Isa,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  172,  Nr.  XIL 

Isa  Ben  All,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  175,  Nr.  XVII. 

Isa  Ben  el-Hakem  =  Jahja  Ben  Maseweih,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  166, 
Nr.  XU. 

Isaak  Judaeus,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  167,  Nr.  VI. 

Isambert,  fimile  L,  zu  Paris,  war  1827  zu  Auteuil  (Seine)  geboren, 
begann  seine  medicinischen  Studien  erst  später,  nachdem  er  in  jüngeren  Jahren 
grosse  Reisen  gemacht,  worüber  er  ein  Reisehandbuch  für  den  Orient  (1860; 
2.  edit.  1873)  herausgab,  das  zu  den  geschätztesten  der  Sammlung  Joanne  gehört. 
Er  wurde   1856  mit  der  These:  „Stades  chimiquesy  phybiologiques  et   cUniques 


348  ISAMBEBT.  —  ISENFLAMM. 

9wr  Vemploi  thSrapeiUique  du  chlorate  de  potasse,  apSctalemerU  dans  les  affec- 
tions  diphthSrüiques^ y  die  eine  sehr  sorgfältige  Arbeit  ist,  Doetor,  wurde  1866 
zum  Mödicin  des  hopitaux  und  zum  Prof.  agr6g6  mit  der  These:  „ParallUe  des 
maladies  gSnirales  et  des  maladies  locales"  ernannt  und  widmete  sich  der  Speeialität 
der  Eehlkopfkrankheiten.  Es  findet  sich  von  ihm  in  verschiedenen  Journalen,  nament- 
lich in  der  Gaz.  hebd.  de  m6d.  et  de  chir.,  eine  Reihe  von  interessanten  Aufsätzen 
über  Traeheotomie,  den  Variola-Rash,  die  Drüsen-Leucämie,  die  Manifestationen  der 
Scrofeln  im  Pharynx  und  Larynx.  Er  nahm  thätigen  Antheil  als  Mitarbeiter  an 
den  „Annales  d'ophthalmologie  et  de  laryngoscopie^'  und  hinterliess  unvollendet  ein  , 
Werk'  über  Kehlkopfkrankheiten.  Sein  Tod  erfolgte  unerwartet  am  26.  October  1876. 

Gaz  hebd.  de  möd.  et  de  chir.  1876.  pag.  703.  —  Lorenz,  III,  pag.  6;  VI,  pag.  4. 

G. 

Isenflamm,  Jakob  Friedrich  L,  zu  Erlangen,  war  am  21.  September 
1726  zu  Wien  geboren,  studirte  von  1744  an  in  Erlangen,  erlangte  1749  daselbst 
die  Doctorwürde  mit  derDiss. :  „De  congestionum  mechaniamo*^ ,  lebte  von  1750 
bis  1762  in  Wien,  wo  er  die  Vorlesungen  van  Swieten's,  de  Ha£n's  u.  A. 
besuchte  und  nebenbei  Praxis  trieb,  verfasste  auch  1762  zwei  kleine  Schriften: 
„De  apirüu  in  morbis  tentamen*^  und  „Versteck  von  denen  Ursachen  der  gegen- 
wärtig allgemeinen  Brustkrankheiten^ ,  machte  1762  eine  wissenschaftliche  Reise 
nach  Holland  und  Frankreich  und  wurde  1763  mit  dem  Charakter  als  Hofrath 
zum  3.  ordentlichen  Professor  der  Medicin  und  Anatomie  an  die  Universität  Er- 
langen berufen,  welche  Professur  er  1764  antrat;  noch  in  demselben  Jahre  rückte 
er  zum  2.,  1791  zum  1.  Professor  der  Medicin  auf.  1778  wurde  ihm  Seitens  der 
Erlanger  philosophischen  Facultät  die  Doctorwürde  verliehen.  Er  starb  am  23.  Februar 
1793.  Seine  Schriften  sind  ziemlich  zahlreich,  darunter  aber  keine  grösseren 
Werke.  Ausser  einer  Anzahl  von  mehr  als  4  Dutzend  kleiner  Abhandlungen,  Ge- 
legenheitsschriften,  Dissertationen  über  die  allerverschiedensten  Gegenstände,  hat 
er  4  Schriften  herausgegeben,  die  alle  die  gleiche  Anlage  und  Tendenz  haben  und 
auch  analoge  Titel  führen,  nämlich :  „  Versuch  einiger  praktischer  Anmerkungen 
über  die  Nerven,  zur  Erläuterung  verschiedener  Krankheiten  derselben,  vor- 
nehmlich hypochondrischer  und  hysterischer  Zustände'^  (1774),  sowie  ähnliche 
Schriften  über  die  Muskeln  (1778),  Knochen  (1782),  Eingeweide  (1784).  Seine 
grosse  Gewandtheit  in  fremden  Sprachen  benutzte  er  theils  für  eine  neue  Ausgabe 
von  Steph.  Blak  GAUDIS  „Lexicon  medicum^  (2  voll. ,  1776 — 78),  welches  eine 
Erklärung  der  medicinischen  Termini  technici  giebt,  theils  fUr  die  Uebersetzung 
mehrerer  botanischer  und  zoologischer  Abhandlungen  (des  Freih.  v.  Gleichen- 
RusswoRM,  von  J.  F.  Esper,  Schreber)  in's  Französische  u.  s.  w. 

E.  G.  Baidinger,  I,  St.  4,  pag.  191.  —  Fikenscher^üniv.  Erlangen.  Abth.  II, 
pag.  72.  —  E.  Gnrlt,  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIII,  pag.  630.  Gurlt. 

Isenflamm,  Heinrich  Friedrich  I.,  war  als  Sohn  des  Vorigen  zu 
Erlangen  am  20.  Juni  1771  geboren,  studirte  daselbst  und  erwarb  sich  1791.  den 
Doctorgrad  („Diss,  inaug.  de  absorptione  morbosa**).  Im  Jahre  1795  wurde  er 
ausserordentlicher  Professor  der  Medicin  und  Anatomie,  1796  Prosector  in  Erlangen; 
1802  nach  Dorpat  an  die  neubegründete  Universität  berufen,  ging  er  1803  dahin 
als  Professor  der  Anatomie,  Physiologie  und  gerichtlichen  Medicin.  Schon  1810  aber 
erbat  er  sich  seine  Entlassung,  weil  er  das  Klima  nicht  vertragen  könne,  kehrte 
in  seine  Vaterstadt  zurück  und  prakticirte  daselbst,  war  zugleich  Gerichtsarzt  in 
Erlangen;  er  starb  am  23.  März  1828.  I.  gab  mit  Rosenmüller  gemeinschaft- 
lich heraus :  „Beiträge  für  die  Zergliederungskunst"  (2  Bde.,  Leipzig  1800 — 1803), 
schrieb  ein  Programm:  „Descriptio  foraminum,  fissurarum  et  canalium 
captW«  e^c.^  (Erlangen  1795);  femer:  „Anatomische  Untersuchungen*'  (Erlangen 
1822,  m.  2  Taf.)  und  eine  Auzahl  anderer  Abhandlungen,  welche  bei  v.  Reckb- 
Napierskt  aufgezählt  sind. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  4C0.  —  Beise,  pag.  297.  —  E.  Gnrlt  in  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  XIV,  pag.  630.  L.  Stieda« 


ISENSEE.  —  ISPOBDINE.  349 

Isensee,  Ludwig  Theodor  Emil  L,  zu  Berlin,  war  am  14.  September 
1807  zu  Cöthen  in  Anhalt  geboren,  hielt  sich  in  GOttingen,  Halle,  Wien,  Würz- 
barg, StrasBburg,  Paris,  London,  Edinburg  längere  oder  kürzere  Zeit  auf,  war 
Dr.  phil.  et  med.,  seit  1838  Braunschweig'scher  Hofrath,  habilitirte  sieh  1833  bei 
der  Berliner  üniversitJlt  als  Privatdocent.  Schriften:  „De  differentiis  quae  epi- 
lepsiam  et  edampsiam  intercedurU*^  (eine  Preisschrift,  GOttingen  1829)  — 
„MemerUa  ihanatologtae**  (Berlin  1831;  2.  edit.  1838)  —  „Oeneralcharte  der 
geographischen  Verbreitung  und  des  Ganges  der  Cholera  vom  Ende  des  Jahres 
1816  bis  zum  Anfange  des  Jahres  1837''  (Berlin  1832;  2.  Ausg.  1836 ;  3.  Ausg. 
1837)  —  „Elementa  nova  geographiae  et  statistices  medidnalis*'  (Berlin  1833) 
(Berlin  1833),  pro  venia  docendi  —  „WeUcharte  über  die  Verbreitung  der 
Wichtigsten  Krankheiten**  (Ebenda  1834)  —  „Neues  System  zur  Uebersicht  der 
inneren  Krankheiten  des  Menschen**  (1836,  1  Taf.  fol.)  —  „Geschichte  der 
Medidn,  Chirurgie,  Geburtshilfe,  Staatsarzneikunde,  Pharmacie  und  anderer 
Naturwissenschaften  und  ihrer  Literatur**  (Buch  1 — 6,  Berlin  1840 — 46;  in's 
Holländische  übersetzt)  —  ^Neues  praktisches  System  der  in  der  Haut  erschei- 
nenden Krankheiten**  (Ebenda  1843,  1  Blatt  fol.).  Ausserdem  zwei  Reisewerke 
(1837,  39)  und  eine  grosse  Anzahl  kritischer  und  anderer  Aufsätze  in  Heckbr's 
Annalen,  Schmidt's  Jahrbüchern,  der  Salzburger  med.-chir.  Zeitung,  Med.  Central- 
Zeitung,  Wildbbbg's  Annalen  u.  s.  w.  Das  Lebensende  dieses  Mannes,  der 
noleugbare  Fähigkeiten  besass,  dessen  Charakter  aber  von  Charlatanerie  nicht 
freizusprechen  ist,  ist  nicht  näher  bekannt.  Nach  einer  Version  soll  er  1845  im 
Genfer  See  ertrunken  (? ?),  nach  einer  anderen  als  Leibarzt  des  Kaisers  Soulouque 
Ton  Hayti  gestorben  sein. 

Gelehrtes  Berlin.  1845.  pag.  173  —  Callisen,  XXIX,  pag.  182.  G. 

Isfordink  Edler  von  Eostnitz,  JohannNepomuk  L,  zu  Wien,  war  zu 
Constanz  1776  geboren,  studirte  in  Freiburg  i.  B.,  trat  1802  als  Oberarzt  in  die 
österreichische  Armee,  erwarb  1806  bei  der  Josephs- Akademie  die  Doctorwürde, 
wurde  1809  Regiments-,  1814  Stabsarzt  und  zum  k.  k.  Rath  und  Professor  der 
allgemeinen  Pathologie  und  Materia  medica  bei  der  Josephs- Akademie  ernannt.  In 
demselben  Jahre  erschien  von  ihm:  ^Naturlehre  für  angehende  Aerzte  und 
Wundärzte,  als  Einleitung  in  das  Studium  der  Heilkunde  u.  s.  w,**  (Wien 
1814;  hoUänd.  üebers.  von  0.  J.  van  Efsn,  Amsterdam  1826).  Er  blieb  bis 
1822  in  der  genannten  Stellung  und  wurde  dann  zum  k.  k.  Hofrath,  obersten 
Feldarzt  der  Armee,  Director  der  Josephs- Akademie,  Präses  der  permanenten  Feld- 
Sanitäts-Commission  und  Inspector  der  Militär-Medicamenten-Regie  befördert.  Als 
ein  im  Kriege  und  Frieden  gleich  erfahrener  Militärarzt  erwarb  er  sich  um  das 
Militär-Sanitätswesen  Oesterreichs  nicht  unerhebliche  Verdienste,  durch  zweckmässige 
Regelung  desselben,  Vereinfachung  des  Dienstganges,  sowie  den  Entwurf  der 
neuen  Statuten  der  Josephs- Akademie,  durch  welche  diese  vom  Kaiser  1822  in  Bezug 
auf  das  med.-chir.  Studium  den  Universitäten  des  Reiches  gleichgestellt  und  das 
bereits  in  Verfall  begriffene  Institut  von  Neuem  belebt  wurde.  In  der  Akademie 
selbst  begründete  er  das  naturhistorische  Museum.  Als  Präses  des  Pest-Comit6s 
entwarf  und  vollendete  er  das  Regulativ  fttr  dasselbe,  lieferte  femer  eine  Bear- 
beitung des  Militär-Medicamentenwesens.  Bereits  1802 ,  als  Oberarzt  im  Tiroler 
Kaiser-Jäger-Regiment,  hatte  er  sich  um  die  Einführung  der  Impfung  in  Tirol 
verdient  gemacht  und  eine  belehrende  Volksschrift  darüber  herausgegeben.  In  der 
Oesterr.  Militär-Zeitschrift  (1820)  findet  sich  von  ihm  ein  Aufsatz:  ^lieber  den 
Einfiuss  der  militärischen  Gesundheitspolizei  auf  den  Zustand  der  Heere** ; 
sein  Hauptwerk  aber  war:  „Militärische  Gesundheitspolizei^  mit  besonderer  Be- 
ziehung auf  die  k.  k.  österr.  Ä)^ee**  (2  Bde.,  Wien  1825;  2.  Aufl.  1828). 
1835  wurde  er  mit  dem  obigen  Prädicate  in  den  erbländischen  Adelstand  erhoben. 
Er  starb  zu  Wien  am  5.  Juni  1841. 

V.  Wurzbach,  X,  pag.  296.  —  Callisen,  X,  pag.  25;  X'XIX,  pag.  183.     a 


350  ISHAK  BEN  AMRAN.  —  ISRAELS. 

Isliak  Ben  Amran,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  167,  Nr.  Y. 

*   Isliak  Ben  HonSin,  Sohn  von  Honein  Ben  Ishak  (vergl.  Bd.  I,  pag.  166) 

schliesst  sich  seinem  Vater  als  einer  der  ältesten  und  besten  üebersetzer  griechischer, 

medicinischer   und   philosophischer  Schriften   in's  Syrische   und  Arabische  an;  er 

lebte  in  Bagdad  am  Hofe  des  Vezirs  Kasim  Ben  Obeidallah,    mit  welchem 

er  aufs  Innigste  befreundet  war  und  ist  hier  910  (oder  911)  gestorben. 

Wflstenfeld,  pag.  29.  —  Leclerc,  Eist,  dela  m^d.  arabe.  Paris  1876,  I,  pag.  152. 

A.  H. 

Iskak  Ben  Soleiman  el-Israeli,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  167,  Nr.  VI. 

Isidor,  nach  seiner  Eigenschaft  als  Bischof  von  Sevilla  unter  dem  Namen 
„ISiDORüS  HiSPALiENSis^^  bekannt,  einer  vornehmen  (vielleicht  gothischen)  Familie 
aus  Cartagena  entstammend,  war  in  der  Mitte  des  6.  Jahrhunderts  daselbst  geboren. 
Mit  einer  gAuz  hervorragenden  Bildung  ausgestattet,  war  er  nach  seiner  ErneDnung 
zum  Hischof  aufs  Eifrigste  bemüht,  einen  heilsamen  Einfluss  auf  die  Eirchenzacht 
in  Spanien  auszuüben;  gleichzeitig  aber  bestrebte  er  sich,  durch  Abfassung  und 
Veröffentlichung  encyclopädischer  Werke,  deren  Material  er  griechischen  und 
lateinischen  Werken  entnahm,  belehrend  auf  seine  Zeitgenossen  zu  wirken.  Diesen 
Bestrebungen  ist  er,  trotz  körperlicher  Schwäche,  die  sich  im  höheren  Alter  bei 
ihm  einstellte,  bis  zu  seinem  am  4.  April  636  erfolgten  Tode  treu  geblieben; 
seine  Schriften  haben  sich  während  des  ganzen  Mittelalters  des  höchsten  Ansehens 
erfreut.  Am  bekanntesten  ist  das  unter  dem  Titel :  „Encyclopaedia^  oder  „Ongines'^ 
veröffentlichte  Werk  in  20  Büchern,  in  welchem  die  ganze  Gelehrsamkeit  jener 
Zeit  compilatorisch  zusammengefasst ,  im  4.  Buche  auch  die  Medicin  (allerdings 
äusserst  oberflächlich)  behandelt  ist.  Eine  andere  ähnliche  Schrift:  „De  natura 
reruvi"  ist  vorzugsweise  naturwissenschaftlichen  und  astronomischen  Inhaltes.  — 
Die  gesammten  Werke  I.'s  (meist  theologischer  Natur)  sind  zuerst  in  Paris  1580, 
am  vollständigsten  ebenda  1797 — 1803  in  7  I^änden  (4.)  im  Drucke  veröffent- 
licht worden.  Die  beste  Ausgabe  der  Encyclopaedia  findet  sich  im  3.  Bande  von 
LiNDEMANN^s  „Corpus  grammaticorum  latinorum  veterum"  (Leipzig  1833)  von 
Friedr.  Otto  herausgegeben. 

Spengler  in  Janns   1848,  III,  pag.  54— 90.  A.  H. 

''^ Israel»  Emil  I.,  ist  am  23.  September  1861  in  Kopenhagen  geboren. 
Nach  mehrjähnger  Spitalsanstellung  wirkt  er  jetzt  als  praktischer  Arzt  in  Kopen- 
hagen. Er  wurde  1882  promovirt  und  schrieb  ausser  seiner  Diss.  (über  Pleuritis 
im  Kindesalter)  Abhandlungen  in  den  Zeitschriften  medicinisch -therapeutischen  Inhalts. 

Petersen. 

Israels,  Abraham  Hartog  I.,  am  27.  März  1822  in  Groningen 
geboren,  studirte  daselbst  und  promovirte  am  15.  März  1845  mit  einer  vortreff- 
lichen „Dissertatio  historico  -  medica  exhibens  collectanea  gynaecologica  ex 
Talmude  Babylontco".  Er  etablirte  sich  als  praktischer  Arzt  in  Amsterdam, 
doch  blieb  er  stets  den  medicinisch-historischen  Studien  zugewandt.  1867  wurde 
er  Lector  ftlr  Geschichte  der  Medicin  und  Hygiene  am  Athenäum.  1877  zum 
Prof.  e.  0.  der  Geschichte  der  Medicin  an  der  Universität  Amsterdam  ernannt,  war 
er  der  einzige  in  den  Niederlanden  und  hat  er  diese  Professur  mit  grosser  Vorliebe 
bis  zu  seinem  Tode ,  Januar  1 883 ,  wahrgenommen.  I.  war  ein  ausgezeichneter 
Historiker,  der  viele  hochgeschätzte  historische  Beiträge  geliefert  hat  und  auch 
wegen  seiner  tüchtigen  bibliographischen  und  talmndischen  Kenntnisse  bekannt  wsr. 
Ausser  einer  grossen  Anzahl  von  Zeitschriftartikeln  und  Recensionen  schrieb  er 
hauptsächlich:  „Twee  epidemten  in  Nederland^  (1853)  —  ^^De  Salemüaansche 
School"  (1855)  —  „De  danswoede  in  de  Nederlanden"  (1856)  —  „Bydragen 
tot  de  geschiedenis  der  Lepra  in  de  noordelyke  Nederlanden**  (1857)  — 
„De  geschiedenia  der  Diphtheritis  beknopt  medegedeeld**  (1861)  —  „Bydragen 
tot  de  geschiedenia  der  geneeskunde  in  Nederland"  (1873)  —  „De  keizersnede 
by  levenden,  volgens  den  Babylonischen  Talmud"  (1882)  und  mit  C.  E.  DANifiLS: 


ISRAELS.  --  ITABD.  351 

^De  Verdiensten  der  Hollandsche  geleer  den  ten  opzichte  van  Harvey^s  leer 
van  den  bloeds-omloop**  (1883,  gekrönte  Preisschrift).  1874 — 76  redigirte  er 
„Hygieia,  Weekblad  voor  de  Oezondheidsleer^ .  Auch  lieferte  er  eine  üebersetzung 
von  Idbleb's  „Allgemeine  Diätetik  für  Gebildete^  (Amsterdam  1851)  und  eine 
von  Habsbb's  „Lehrbuch  der  Geschickte  der  Medicin**  2.  Aufl.  (Amsterdam 
1855 — 59),  wobei  er  jedoch,  wie  Haeser  selbst  sagt,  aus  dem  reichen  Schatze 
seines  Wissens  so  viel  ZusAtze  und  Verbesserungen  hinzugefügt  hat,  dass  die 
hollflndische  Ausgabe  dadurch  Vorzüge  vor  den  Originalen  erhalten  hat.  Wie  man 
aus  den  Artikeln  AlbinüS  ersehen  kann,  war  er,  leider  nur  kurze  Zeit,  auch  Mit- 
arbeiter am  vorliegenden  Biographischen  Lexikon. 

C.  E.  Daniels,  LeveDsschets  van  Br.  A.  H.  Israels.   Amsterdam  1884. 

C   £.  Daniüls. 

Itard ,  Jean-Marc-Oaspard  I. ,  ausgezeichneter  französischer  Arzt, 
besonders  im  Fache  der  Ohrenheilkunde,  1775  geboren  zu  Oraison  (Provence), 
gestorben  zu  Paris  am  5.  Juli  1838,  begann  seine  medicinische  Laufbahn  in 
aussergewöhnlicher  Art.  Nachdem  er  seine  Schulstudien  beendet  hatte,  trat  er  in 
ein  Bankhaus  ein.  Plötzlich  wurde  aus  ihm  ein  Mediciner  in  Folge  seiner  An- 
werbung zum  Militär,  welcher  er  sich  als  angeblicher  Mediciner  entzog  und  als 
solcher,  trotz  seiner  völligen  ünkenntniss  der  Medicin ,  als  Unterarzt  am  Militär- 
hospital zu  Soliers  installirt  wurde.  Mit  Begeisterung  das  heue  Fach  ergreifend 
studirte  er  Tag  und  Nacht  und  vnirde  bald  ein  geschickter  Operateur.  Als  „Chi- 
rurgien interne ^^  am  Hdpital  d^nstrnction  in  Paris  erhielt  er  1786  die  Ernennung 
zum  Chirurgien  aide-major  des  Val-de-Oräce  und  wurde  3  Jahre  später  zum 
Arzt  des  Pari«ier  Taubstummen-Institutes  gewählt.  Von  dieser  Zeit  und  Stellung 
stammt  eine  grosse  Anzahl  von  Studien  und  Schriften  über  das  Gehörorgan, 
welche  ihm  bald  einen  europäischen  Ruf  einbrachten.  Nicht  minder  beachtens- 
werth  waren  seine  Arbeiten  über  andere  Zweige  der  Medicin,  so  z.  B.  über  das 
Stottern^  über  die  Wassersucht  ete. ;  auch  war  er  seit  1816  Mitredacteur  des 
Journ.  univers.  des  scienc.  m6d. ,  seit  1822  der  I^evue  mM.  und  seit  1832  des 
Dict.  de  m^d.  Sein  vorzüglichstes,  namentlich  wegen  der  darin  niedergelegten 
guten  Krankengeschichten  und  Beobachtungen  noch  heute  sehr  beachtenswerthes 
Werk:  „Traiti  des  maladies  de  Vareüle  et  de  Vaudition^  (2  Bde.,  Paris  1821) 
war  epoehemacheiM  und  enthält  nach  einer  historischen,  anatomischen  und  physio- 
logischen Einleitung  wesentlich  praktische,  auf  Grund  von  172  prägnanten  Kranken- 
geschichten niedergelegte  Thatsachen  über  die  gesammte  Ohrenheilkunde,  so  dass 
es  schwer  fällt,  irgend  ein  Capitel,  z.  B.  das  1.  über  die  subjectiven  Gehör- 
empfindungen (du  bourdonnement),  als  vorzugsweise  gelungen  hervorzuheben.  Nicht 
minder  hervorragend  in  der  Construction  von  chirurgischen  und  akustischen  Instru- 
menten, sowie  in  der  Verbesserung  der  operativen  Technik,  beschreibt  er  in 
diesem  Buche  die  Paracentese  des  Trommelfells,  für  welche  er  bereits  die  noch 
heute  geltenden  Indicationen :  Secretanhäufung  und  unlösbaren  Verschluss  der  Tuba 
Eust. ,  kennt.  Freilich  steht  er  in  Bezug  auf  die  Diagnose  und  Therapie  der 
Mittelohrerkrankungen  hinter  seinem  Landsmanne  Deleau  jeune  bedeutend  zurück, 
da  er  sich  mit  dem  VALSALVA'schen  Versuch  begnügte  und  an  den  flüssigen  Ein- 
spritzungen mit  dem  Catheter  festhielt,  obwohl  er  als  guter  Beobachter  bereits 
angiebt,  dass  dieselben  Schwindel  und  Kopfschmerz  verursachen  und  das  Sausen 
vermehren.  Von  seinen  akustischen  Instrumenten  ist  besonders  hervorzuheben  der 
„acouomötre" ,  bestehend  aus  einem  einfachen  kupfernen  Ringe ,  der  von  einem 
mit  Quadrant  versehenen  Pendel  angeschlagen  wird,  ein  Instrument,  welches  allen 
späteren  physiologischen  und  otiatrischen  Hörmessem  ähnlicher  Art  zur  Grundlage 
gedient  hat ;  femer  seine  gehörverstärkenden,  durch  eine  Feder  am  Ohr  und  Kopf 
zu  befestigenden  Schallmuscheln  für  Schwerhörige.  Weniger  Glück  hatte  er  mit  der 
angeblichen  Heilung  von  Taubstummen,  wie  auch  mit  dem  als  „Sau vage  de 
rAveyron"  literarisch  bekannt  gewordenen  jungen  Idioten ,  den  er  nackt  von  der 
Strasse  zu  sich  nahm,  ohne  dass  es  ihm  gelang,  demselben  die  Sprache  beizubringen. 


352  ITARD.  —  IVANCHICH. 

Sein  Testament  spriclit  am  Besten  für  seine  humanen  Bestrebungen.  Er  vermachte 
dem  Pariser  Taubstummen-Institute  160.000  Fres.  und  der  Acad6mie  de  mM., 
deren  Ehrenmitglied  er  war,  einen  alle  3  Jahre  für  die  beste  Arbeit  im  Grebieto 
der  praktischen  Medicin  oder  angewandten  Therapie  als  Preis  auszusetzende  Rente 
von  1000  Frcs. 

Bons qu et  in  Mömoires  de  l'Acad.  royale  de  mM.  1840,  VIII,  pag.  1.  —  Biogr. 
nniv.  XXVI,  pag  102.  A.  Lucae. 

Ittner,  Franz  Georg  Ignaz  I.,  zu  Mainz,  wurde  hier  im  Jahre  1720 
geboren  und  erwarb  die  Doctorwttrde  erst  in  späteren  Jahren,  nachdem  er  bereits 
den'  Professortitel  erhalten  hatte.  Nach  einem  zweijährigen  Aufenthalte  in  Holland, 
wohin  er  speciell  zu  seiner  vollkommeneren  Ausbildung  in  der  Anatomie  und 
Botanik  gegangen  war,  kehrte  er  nach  Mainz  zurück,  wurde  hier  Professor  der 
Medicin,  Arzt  des  Ourfürsten  und  der  Garnison.  Er  starb  am  16.  December  1795 
in  seiner  Vaterstadt.  Seine  Schriften  bestehen  aus  lauter  unbedeutenden  Thesen, 
resp.  Dissertationen. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  334.  Pgl. 

Ittner,  Franz  von  I.,  zu  Freiburg  im  Breisgau,  war  am  11.  Februar  1787 
zu  Heitersheim  geboren,  bezog  mit  16  Jahren  (1803)  die  Universität  Landshut 
und  studirte  weiter  in  Würzburg,  Göttingen  und  Freiburg,  wo  er  1807  mit  einer 
ausgezeichneten  Abhandlung  über  die  Blausäure,  mit  der  sein  Name  innig  ver- 
bunden bleiben  wird,  den  Doctorgrad  erwarb.  Dieselbe  erschien  später  noch  u.  d.  T. : 
„Beiträge  zur  Oeschichte  der  Blausäure ,  mit  Versuchen  über  ihre  Verbin- 
dungen und  Wirkungen  auf  den  thierischen  Organismus^  (Freiburg  1810). 
Nachdem  er  noch  ein  Jahr  in  Paris  zu  seiner  Ausbildung  zugebracht  hatte,  ver- 
werthete  er  seine  chemischen  Kenntnisse  durch  Betheiligung  an  mehreren  indu- 
striellen Unternehmungen,  indem  er  sich  mit  Sülzbe  und  Keller  zur  Bereitung 
künstlicher  Mineralwässer  verband,  auch  sich  (zur  Zeit  der  Gontinentalsperre)  an 
einer  Fabrik  von  Zuckersurrogaten  betheiligte.  1813  wurde  er  zum  Prof.  e.  o.  der 
Arzneikunde  und  Naturwissenschaften,  1818  zum  Prof.  ord.  ernannt  und  erhielt 
1820,  nach  Menzinger's  Rücktritt  vom  Lehrstuhle  der  Chemie,  das  Lehramt  der 
allgemeinen  und  pharmaceutischen  Chemie  üb^*tragen,  nachdem  er  bis  dahin  mehr- 
fache Abhandlungen  naturwissenschaftlichen  Inhaltes  verfasst  hätte.  Seine  Lehr- 
thätigkeit  berechtigte  zu  den  schönsten  Hoffnungen,  als  er  am  29.  August  1823 
einer  Gehirnentzündung  erlag. 

A.  Ecker,  Biogr.  Skizze.  Preiburg  1825.   —    v.  Weech,  Badische  Biographien. 
I,  pag.  430.  —  Ladenburg  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIV,  pag.  646.  q^ 

*Ivinchicll,  Victor  von  L,  zu  Wien,  ist  am  20.  Februar  1812  zu  Buda- 
pest geboren,  studirte  daselbst  und  in  Paris,  namentlich  als  Schüler  V.  Stahly's 
und  Civiale's,  wurde  1834  Doctor  und  wirkte  seit  1836  als  Specialist  für 
Krankheiten  der  Hamorgane  2  Jahre  lang  in  Budapest ,  43  Jahre  lang  aber  in 
Wien,  seit  1881  aus  Gesundheitsrücksichten  von  aller  Praxis  zurückgezogen. 
Schriften:  „Kritische  Beleuchtung  der  Blasensteinzertrümmerungy  wie  sie  heute 
dasteht,  gestützt  auf  eine  Erfahrung  von  23  gelungenen  Fällen**  (Wien  1842, 
m.  4  Taff.)  —  „Einundzwanzig  neue  Fälle  von  Blasensteinzerträmmerung" 
(£benda  1846)  —  „Ueher  die  organische  Verengerung  der  Harnröhre  m.  «.  w,*^ 
(1846,  m.  1  Taf.)  —  „Neuer  Bericht  über  19  Fälle  ausgeführter  Blasenstein- 
Zertrümmerung  nebst  einem  Anhange :  üeber  den  FoHschritt  in  der  Lithotripsie 
durch  Beiziehung  der  Aethernarcose^  (1851)  —  „Sechsundzwanzig  neue  Fälle 
vollführter  Blasensteinzertrümmerung ,  zuweilen  mit  Beihilfe  der  Chloroform- 
narcose"  (1854)/ —  „Gemischte  urologische  Abhandlungen  didactiscker,  casm- 
stischer  und  kritisch-polemischer  Natur^  (1866)  —  „Sechster  Sammelbericht 
von  weiteren  50  Fällen  von  Blasensteinzertrümmerung ,  nebst  einem  Voricort 
über  Lithotripsie  und  Steinschnitt^  (1873)  —  „63  Fälle  von  Blasensteinzer- 
trümmerung,   Siebenter  Sammelbericht y    nebst  einem  Anhange:  Die  Lehre  der 


IVANCeiCH.  —  IWANOPF.  353 

Lähotripsie  in  zehn  gedrängten  Aufsätzen^  (1878)  —  „Mein  Epilog,  Achter 
Sammelbericht  von  33  Fällen  von  Lithotripeie  zur  Ergänzung  meiner  Casuistik 
auf  die  Zahl  300,  nebst  einem   Vor-  und  Schlusetoort'*  (1881).  ß^^j 

lyernois,  Louis  dl.,  zu  Paris,  geboren  zu  Orbe  im  Waadtlande,  war 
der  Neffe  des  Orthopäden  Venel  oud  brachte,  als  Wiederhersteller  der  Orthopädie 
in  Frankreich,  1813  die  Methoden  und  Maschinen  Jenes  naeh  Paris.  Ei*  ver- 
änderte und  verbesserte  dieselben  mannichfach  und  beschrieb  sie  in  der  Gaz.  de 
8ant6(i814),  in  der  Schrift:  „Essai  sur  la  torsion  des  pieds  (pieds-bots)  et  swr 
U  meilleur  moyen  de  les  guirir"  (Paris  1817)  und  in  den  Bulletins  de  la  Fac. 
de  m6d.  (1820);  femer  in  den  Artikeln  „Orthopödie^^  der  Encyclop^die  möthodique 
und  „Pied-bot^^  des  Dict.  des  sciences  möd.  Auch  findet  man  dieselben  in  dem 
Manuel  d'orthop^die  von  Mbllet  (Paris  1835).  Er  fibte  15  Jahre  lang  mit  grossem 
Glflck  in  Paris  die  Orthopädie  aus,  kehrte  aber  1830  nach  seinen  Geburtsorte 
zartick.  Zusammen  mit  Brichbteaü  hatte  er  herausgegeben:  „Prospectua  d'un 
itaUissement  destinS  au  traitement  des  maladies  des  enfans,  et  prindpalement 
des  vices  de  conformation^  (Paris  1821 ,  av.  pl.).  Er  starb  im  April  1844  zu 
Verona,  von  einer  Erholungsreise  nach  Neapel  zurückkehrend,  55  Jahre  alt,  nach- 
dem er  bis  an  sein  Lebensende  ein  Gegner  der  Tenotomie  gewesen. 

(Hamburger)  Zeitschr.  f&r  die  ges.  Med.  1844,  XXVI,  pag  580.  —  Oallisen,  X, 
pag.  80;  XXIX,  pag    196.  •  ^ 

^Iversen,  Axel  I.,  ist  am  20.  August  1844  in  Helsingör  geboren, 
abaolvirte  das  Staatsexamen  an  der  Kopenhagener  Universität  1869,  bildete  sieh 
weiter  als  Chirurg  aus,  besonders  als  Reserve-Chirurg  am  Communehospital  in 
Kopenhagen,  promovirte  1874,  war  ferner  als  praktischer  Chirurg  (am  St.  Josephs- 
Bpital),  wie  als  chirurgischer  Privatdocent  thätig  und  hat  von  1884  die  Leitung 
der  einen  chirurgischen  Abtheilung  des  Communespitals  übernommen.  Ausser  seiner 
Diss.  ttber  Hjpertrophia  prostatae  und  einer  gekrönten  Preisschrift  Aber  die  normale 
Anatomie  der  Prostata  (Nordiskt  med.  Arkiv,  1874),  publicirte  er  in  den  Zeit- 
schriften zahlreiche  Aufsätze  auf  dem  Gebiete  der  operativen  Chirurgie  (über 
Excisionen  von  Mures  articuli,  ttber  Lithotomie,  besonders  Sectio  alta,  ttber 
Kniegelenkresectionen  u.  s.  w.).  Petersen 

Ives,  Ansei  W.  I.,  zu  New  York,  war  zu  Woodbury,  Connecticut,  am 
31.  August  1787  geboren,  machte  seine  Studien  bei  verschiedenen  Aerzten, 
beendigte  dieselben  bei  Valentine  Mott,  graduirte  1815  beim  College  of  Physi- 
cians and  Surgeons  zu  New  York,  widmete  sich  neben  der  Praxis  dem  unterrichte 
von  Schülern  und  lieferte  zahlreiche  Beiträge  zu  den  medicinischen  Journalen, 
darunter  am  bekanntesten  geworden:  „An  experimental  inquiry  in  the  chemical 
properties  and  economical  and  medidnal  virtues  of  the  humulus  lupulus  or 
common  hop"  (Thomson,  Annais  of  Philos.,  XIII,  1821).  Ergab  mit  Anmerkungen 
und  Zusätzen  heraus:  J.  A.  Paris,  „Pharmacologia^  (1.  Americ.  edit.)  und 
J.  Bahilton,  „Observations  on  the^  use  and  abuse  of  mercurial  prepara- 
tions;etc.^  (New  York  1822);  femer:  „A  description  of  the  epidemic  influenza, 
which  prevailed  in  the  northem  and  eastem  states  in  the  year  1815**,  Auch 
hatte  er  Antheil  an  der  Pharmacopoia  of  the  United  States  of  America  (Boston  1820). 
Seine  Journal-Aufsätze  finden  sich  namentlich  im  American  Journ.  of  the  Med.  Sc. 
Er  starb  am  2.  Februar  1838  an  einem  die  heftigsten  neuralgischen  Schmerzen 
verursachenden  Beckentumor. 

Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sc.  XXII,  1838,  pag.  257.  —  Oallisen,  X,  pag.  81, 
XXIX,  pag    196.  G. 

Iwanoff,  Alexander  I.,  Professor  der  Ophthalmologie  an  der  Universität 
Kiew,  geboren  1836,  studirte  in  Moskau  bis  zum  Jahre  1859.  Wegen  eines 
Brustleidens  ging  er  nach  Montpellier,  woselbst  er  A.  Pagenstecheb  kennen 
lernte,  auf  dessen  Veranlassung    er   sich    der  Augenheilkunde  widmete.    Um   sich 

BiojO''  Lexikon   III  23 


354  .  IWANOFF. 

mit  der  mikroskopischen  und  pathologischen  Anatomie  genau  bekannt  zn  machen, 

suchte  er  darauf  Heinbich  Müller  in  Wttrzbnrg  auf,  unter  dessen  Anleitung  &r 

sich  eifrig  mit  den   genannten  Capiteln   beschäftigte.     Praktische  Augenheilkunde 

studirte   er   zuerst   in  der  ELlinik   von  Knapp  in  Heidelberg,   darauf  bei  Pagen- 

STECHEB  in  Wiesbaden   und   hauptsächlich   in  Wien   bei  AsiiT.     1867  kehrte  er 

nach  8t.  Petersburg  zurück,  um  daselbst  den  Doctorgrad  der  Medicin  zu  erwerben. 

In   den   nächsten   zwei  Jahren    hielt   er  sich  auf  Kosten    der  Krone  im  Auslande 

auf,  um. seine  wissenschaftlichen  Studien  fortzusetzen,  bis  er  im  Jahre  1869  zum 

Professor   der  Augenheilkunde   in  Kiew   ernannt  wurde.    Durch   wiederholte  Blut- 

stürze  wurde  er  gezwungen,  im  Winter  1871 — 72  in   einem  wärmeren  Klima  zu 

yerweilen,  konnte  darauf  aber  wieder  nach  Kiew  zurückkehren.    1876  verliess  er 

seine  Heimath  von  Neuem,   da  sein  Leiden  ihn  zwang,    die  letzten  Jahres  seines 

Lebens  an  der  Riviera,  meistens  in  Mentone  und  theilweise  in  Nizza,  zuzubringen. 

In  Mentone  beschäftigte   er  sich  nicht  nur  wissenschaftlich,  sondern  war  auch  in 

praktischer  Hinsicht  in  ausgedehntem  Maasse  thätig,  bis  er  seinem  Lungenleiden  am 

15.  October  1880    erlag.     Seine   Hauptverdienste   beruhen    auf  Klarstellung    der 

pathologischen  Anatomie  des  Auges.    Seine  herrorragendsten  Arbeiten  sind  folgende : 

„Zur  Anatomie  des  Olaskörpera*^  (Zehender*s  Klin.  Monatsbl.,  1864)  —  „üeber 

die    verschiedenen    Entziindungs formen    der    Retina"     (Ibid.    1864)    —    „Zur 

Ablösung  der  Chorioidea"  (v.  Graefe's  Archiv,    XI)    —    n^^^  normalen    und 

pathohgischen  Anatomie  des  Glaskörpers*^  (Ibid.  XII)  —  ;,  üeber  Conjunctivitis 

und  Keratitis  phlyctaenularis*^  (Zehendeb's  Klin.  Monatsbl.,  1868)  —  „  üeber 

Neuritis  optica**  (Ibid.  1868)  —  ;,  üeber  Chorioiditis  disseminata**  (Ibid.  1869)  — 

„Zur  Pathologie  der  Retina**  (v.  Graefe's  Arohiv,  XII)    —    „Das  Oedem  der 

Netzhaut**  (Ibid.  XV)  —  „Beiträge  zur  Aimtomie  des  CUiarmuskels**  (Ibid.  XV)  — 

„Beiträge  zur   Ablösung   des    Glaskörpers**   (Ibid.  XVII)   —    „Mikroskopische 

Anatomie  des  üvealtractus   und    der  Linse**  (Handb.  der  ges.  Augenheilk.  von 

Obaefb  und  Samisch,  Bd.  I,  Cap.  3,  1874)    —    „Zur  pathologischen  Anatomie 

des   Trachoms"  (Ber.  der  ophthalm.  Gesellsch.  für  1878). 

Zehen  de  r's  Klin.  Monatsbl.  für  Angenheiik.  XIX,  pag.  218.         ir««»* 

**  '^  .Horst  mann. 


J. 


JaMonowski,  Felix  J.,  geboren  zu  Warschan  am  12.  Mai  1816,  studirte 
in  Berlin  (1833 — 37)  und  wurde  dort  1837  mit  der  Dias. :  „Nonnulla  de  scirrho 
et  cancro"  proroovirt.  Zuerst  lebte  er  als  praktischer  Arzt  in  Wolhynien ,  seit 
1841  zog  er  nach  Warschau,  wo  er  sich  bald  den  Raf  eines  geschickten  Chirurgen 
und  Augenarztes  erwarb,  1846  wurde  er  Abtheilungsarzt  des  dortigen  Kranken- 
hauses zum  Eandlein  Jesus  und  verblieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  am 
20.  October  1867  erfolgten  Tode.  Sein  ganzes,  10.000  Silberrubel  betragendcB 
Vermögen  vermachte  er  der  Warschauer  Unterstfltzungscasse  itlr  von  Aerzten  hinter- 
lassene  Witwen  und  Waisen.  K  &  P 

Jacckaeus,  Gilbert  J.,  zu  Leyden,  war  etwa  um  1585  in  Aberdeen 
(Schottland)  geboren,  studirte  Anfangs  in  seiner  Vaterstadt,  später  in  Helmstädt^ 
Herbom  und  zuletzt  in  Leyden ,  wo  er  zum  Professor  der  Beredtsamkeit  und  nach 
seiner  Promotion  1611  zum  Professor  der  Physik  ernannt  wurde,  in  welcher 
Stellung  er  17  Jahre  lang  bis  zu  seinem  1628  erfolgten  Tode  verblieb.  Er  schrieb: 
„Instüuti'nea  medicae"  (Leyden  1624;  Ibid.  1631;  Ibid.  1654),  sowie  „Inatüur 
twnes  physicae*'  (Amsterdam  1644). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  335.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1175.  Pgl. 

/Jaookinus,  Lionardo  J. ,  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  stammte  aus 
Ampnrias  in  Catalonien.  Nachdem  er  einige  Zeit  Lehrer  der  Medicin  in  Florenz 
gewesen  war,  erhielt  er  einen  Ruf  an  die  Universität  zu  Pisa  und  war  hier  mit 
so  grossem  Erfolge  thätig,  dass  Cardanüs  ihn  für  den  grössten  Arzt  seiner  Zeit 
erklärte.  J.  war  begeisterter  Anhänger  der  Lehren  Oalen's,  dessen  Schriften: 
„De  praecognüione"  und:  „De  purgatione*^  er  in's  Lateinische  Übersetzte  (Lyon 
1540;  ibid.  1542)  und  Gegner  der  arabischen  Medicin.  Er  verfasste  noch: 
„Adversus  Avtcennam^  Meauen  et  vulgares  medioos  omnes  tractaiua^  (Venedig 
1533,  4.;  Lyon  1540,  4.)  —  „De  numero  et  entitate  tndicationum  liber*^ 
(Lyon  1537)  —  „Oratio  apologetica,  praecogntttonem  ex  medidna  ut  plurimum 
certam  esse,  8%  nihil  delinquatur"  (Ibid.  1552)  —  „Opusoula  elegantissima, 
nempe:  praecognoscendi  methodus:  de  rutionali  curandi  arte;  de  acutorum 
morbarum  curatione^  (Basel  1563,  4.;  ibid.  1567  ;  ibid.  1589;  Lyon  1622,  4.)  — 
„Commentaria  eruditiaaima  in  nonum  librum  Rkazis  de  partium  morbiff, 
opera  et  indtistrla  Hieronimi  Donzellini  emendata  et  perpolita**  (Basel 
1564,  4;  Lyon  1577;  ibid.  1622,  4.)  —  „Methodus  curandarum  fehrium^ 
(Pisa  1615,  4.;  Basel  1625). 

Biogr.  m^d.  V,  pag.  335.  Pgl. 


356  JACCOÜD.  —  JACKSON. 

*Jaccond»  Sigismond  J. ,  aus  Oenf,  geboren  im  November  1830, 
studirte  in  Paris  und  gelangte  1860  zur  Promotion.  Er  ist  zur  Zeit  als  Pro- 
fessor der  dortigen  Facultät  und  Mitglied  der  Akademie  der  Medicin  in  Thfltig- 
keit  und  hat  folgende  grössere  Werke  publicirt :  ^  Clinique  medicale^  (2  Bde.)  — 
„TraiU  de  pathologie  interne^  (3  Bde.)  —  „CurabilttS  et  traüement  die  la 
phthisie  pulmonaire**  (1  Bd.).  —  Unter  seinen  zahlreichen  weniger  umfangreiohen 
Schriften  seien  hervorgehoben:  „Des  constitutiona paÜiogSniquea  de  V aUmminurie'* 
(Th6se  1860)  —  „De  Vhumorisme  ancien  compari  h  Vhumorisme  moderne*^ 
(Thöse  1863\  Im  Jahre  1862  gab  er  eine  Uebersetzung  von  Oraves'  Medici- 
nischer  Klinik  (aus  dem  Englischen)  heraus.  Wernich. 

Jackson,    Robert  J. ,    verdienter  englischer  Militärarzt,    war  1750  zu 
Stone  Byers  in  Lanarkshire  geboren,  machte,  nachdem  er  einen  Winter  in  Edin- 
burg  studirt ,  eine  Expedition  nach  Grönland  mit  und  gewann  dadurch  die  MitteU 
einen  zweiten  Winter  zu  studiren  und  trat  dann  in  die  Armee  ein.     Nachdem  er 
auf  einer  Reise  nach  Jamaica  von  dem  Schiffscapitän  aus  dessen  Erfahrung  Aber 
die  guten  Wirkungen   des    kalten  Bades    beim  Typhus   unterrichtet   worden  war, 
versuchte  er  dasselbe  bei  den  ersten  ihm  vorkommenden  Fällen,  machte  während 
seines  Aufenthaltes    in  Westindien    1774 — 78    auch    noch    anderweitige    wichtige 
Beobachtungen  und  Aufzeichnungen  über  jene  Krankheit ,  namentlich  die  kritischen 
Tage    in  .derselben    und    setzte   jene    während    seines    späteren    Aufenthaltes    in 
Nord- Amerika,  wo  er  den  Krieg  mitmachte,  fort.  Nach  seiner  Rtlokkehr  von  dort, 
1782,    nahm  er  seine  medicinischen  Studien    wieder  auf,    bereiste  einen  grossen 
TheH  von  Europa,  besuchte  Paris,  wurde  in  Leyden  Doctor,  Hess  sich  in  Stockton- 
upon  Tees  als  Arzt  nieder,  publicirte:  „A  treatise  on  the  fevers  of  Jamaica^  nntk 
observations  on  the  tntermitting  fevers  of  America;  etc.*'  (1791),  trat  1793  wieder 
in  die  Armee   ein  und  ging   mit  den  Trappen  1794  nach  Flandern,  später  nach 
St.  Domingo,   wo   er   als  Chefarzt   fungirte,    studirte   auf  einer  Reise  durch  die 
Vereinigten  Staaten   das   in  Philadelphia   und  New  York   wüthende  gelbe  Fieber, 
kehrte  1798  nach  England  zartick,   erwarb  sich  auch  daselbst  grosse  Verdienste 
um    die  Hospitäler,    gerieth   aber   mit  seinen  Vorgesetzten    in  Conflict  und  nahm 
seinen  Abschied.     Er  hatte  1798:    „Outlines  of  the  history  and  eure  of  fever, 
endemtc  and  contagious  .  .  .  toith  an  explanatton  of  the  princtples  of  milüary 
dtscipline    and   economy ,    and   a  scheme  of  medical  management  of  armies^ 
herausgegeben,    in   welchen    er  die  von  ihm    in  die  britischen  Militär-Hospitäler 
eingeführte   Kaltwasserbehandlung    des   Typhus    näher    beschrieb.     Er    publicirte 
weiter:  „Bemarks  on  the  Constitution  of  the  Medical  Department  of  the  British 
Army ,    with  a  detail  of  hospüal   management;    etc."  (1803)  —  „Systematic 
view  of  the  discipline,   formation,   and  economy  of  armies**  (1804;    2.  ediL 
u.  d.  T. :  „A  view  of  the  formation,  discipline,  and  economy  of  armies;  etc.** 
1824,  4.),  Schriften,  die,  obgleich  praktisch  bedeutend,  sich  nicht  durch  Klarheit 
und  Eleganz    der  Schreibart   auszeichnen.     Dieselben  Fehler  haften   seiner  1808 
erschieneneu:    „Exposition  of  the  practice  of  affusing   cold  water  on  the  sur- 
fa4>e  of  the  body ,    as  a  remedy  for  the   eure  of  feoer;    etc.**  an^    in  der  er^ 
ebenso  wie  in  früheren  Schriften,  Currie's  Doctrinen  in  Betreff  der  Kaltwasser- 
behandlung, wenn  auch  nicht  eben  glücklich,  angriff.  Nachdem  er  zur  Bekämpftmg 
des  Typhus    unter    den   britischen  Truppen   auf  den   westindischen  Inseln    1811 
dorthin  gegangen  und  1815  zurückgekehrt  war,  schrieb  er  1817:  „A  sketch  of 
the  history  and  eure  of  febrile  diseases,  more  particularly  as  they  appear  in 
the   West  Indies ,    among   the  soldiers   of  the  British  Army**,    eine  Zusammen- 
fassung aller  seiner  Erfahrungen,  und  1819:  „A  sketch  of  the  history  and  eure 
of  contagious  fever**.    Nach  einer  Reise  in  den  Orient,  wo  er  die  Pest  vergeb- 
lich kennen  zu  lernen  suchte,   und  nach  Beobachtungen,    die    er   über  Gelbfieber 
in  Cadiz  gemacht  hatte,  publicirte  er  1821:  „Remarks  on  the  epidemic  ydlow 
fever,  which  has  appeared ,    at  intervals,    on  the  south  coast  of  Spain,  since 


JACKSON.  957 

the  year  1800^,  welche  als   sein  bestes  Werk  angesefaeo   werden.     Nachdem  er 

1823    noch   eine   phantastische  Schrift:    „An  outline  of  hints  for  the  polüical 

(yrganization  and  moral  training  of  the  human  raee*^  herausgegeben  hatte,  starb 

er  zn  Oarlisle  am  6.  April  1827  in  dem  Range  eines  Inspector  of  Military  Hospitals. 

Er  hatte,    wie  ersichtÜch,    sein  ganzes  Leben   der  Erforschung  und  Behandlung 

zymotischer  Erankheitei^  gewidmet ,  ausserdem  aber  auch  wichtige  Verbesserungen, 

besonders  Ersparungen  im  britischen  Militftr-Hospitalwesen  durch  eine  verstflndige 

Beschränkung  und  Verftnderung  der  Hospital-Diftt  eingeführt. 

Thomas  Bar«  es  in  Transact.  of  the  Provinc.  Med.  and  Sarg.  Association.  Vol.  III. 
1835.  pag.  405.  G. 

Jackson,  Seguin  Henry  J.,  englischer  Praktiker  zu  Ende  des  vorigün 
und  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  war  Dr.  med.  der  Universität  zu  Edinburg  mit 
der  Diss. :  „De  phyawlogica  et  pathologica  dentium  eruptione^  seit  1778  und 
prakticirte  in  London,  wo  er  Arzt  am  Westminster-Krankenhause  und  St.  Georges 
Infirmary  war.  Er  schrieb:  t^A  treattse  on  aympathy^  (London  1781)  — 
j,DermaiO'pothologia ;  or,  practical  observations  jrom  some  new  thoughts  on 
the  influence  of  the  perspirable  fluid  in  the  production  of  animal  heat.  etc.*^ 
(Ibid.  1792,  8.)  —  „Cctutione  to  women  respecting  the  State  of  pregnancy, 
the  progress  of  labour  and  delivery ,  etc,^  (Ibid.  1798)  —  „Observations  on 
the  epidemic  disease  which  lately  prevailed  at  Oibraltar**  (Ibid.  1806)  — 
„A  Singular  affection  of  respiration,  unth  appearances  on  dissection"  (Med. 
Comment,  VI,  1778)  —  ;,  The  case  of  a  patient  whose  stomach ,  on  dissectiony 
was  faund  to  contain  ttvo  pistol  bullets"  (Ibid.  IV). 

Dict.  bist.  III,  pag.  267.  PgU 

Jackson,  Samuel  J. ,  zu  Philadelphia,  Professor  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  an  der  Universität  von  Pennsylvanien ,  wurde  1808  in  Phila- 
delphia Doctor  mit  der  Diss.:  „An  essay  on  suspended  animntion%  verfasste 
ausser  einer  grossen  Zahl  von  „Introductory  lectures",  einigen  „Addresses"  und 
„Annual  disconrses"  folgende  Schriften:  „An  accovnt  of  the  yellow  or  malignant 
fever y  as  it  occurred  in  the  city  of  Thiladelphia  in  1820^  (Philadelphia  1821); 
zusammen  mit  Meios  und  RiCH.  Harlan  :  ;,  Report  of  the  commission  appointed 
by  the  sanitary  board  of  the  city  Councils ,  to  Visit  Canada,  for  the  investi- 
gation  of  epidemic  cholera,  etc,"  (Ibid.  1832)  —  „The  principles  of  medicinCy 
founded  on  the  strvcture  and  functions  of  the  animal  organism**  (Ibid.  1832). 
Von  kleineren  Schriften  sind  anzufflhreu:  „On  the  methods  of  acquiring  know- 
ledge**  (1838)  —  „On  the  fundamental  latüS  of  the  organic  molecular  actions 
of  the  animal  organism,  identical  unth  those  of  rational  mechanics"  (1856). 
Dazu  GedÄchtnissreden  auf  Isaac  Paerish  (1853),  William  E.  Hornkr  (1853), 
Nathaniel  Chapman  (1854)  und  eine  Reihe  von  Aufsätzen  im  Philad.  Journ. 
of  Med.  and  Phys.  Sc.  (von  1821  an),  im  North  American  Med.  and  Surg.  Journ. 
(1826),  American  Journ.  of  the  Med.  Sc,  von  dessen  Beginn  (1827)  an  über 
verschiedene  Gegenstände  aus  der  praktischen  Medicin. 

Oallisen,  IX,  pag.  34o;  XXIX,  pag.  117.  ö. 

Jackson,  James  J.,  zu  Boston,  Professor  der  theoretischen  und  praktischen 
Medicin  an  der  Harward  Universität,  Arzt  am  Massachusetts  General  Hosp.,  wurde 
1809  Doctor  mit  der  Diss.:  „Remarks  on  the  Brunonian  system",  publicirte 
1815  eine  Lobrede  auf  John  Warren,  1816  einen  „Syllabus"  der  von  ihm  im 
Massachusetts  Medical  College  gehaltenen  Vorlesungen  und  1825  ein:  „Text-book 
of  a  course  of  lectures  on  the  theory  and practice  of  physic;  etc.^,  gab  heraus: 
„A  memair  of  James  Jackson,  jr,^  M,  D,,  unth  extracts  from  his  letters 
to  his  fttther;  and  medtcal  cases  collected  by  him"  (Boston  1835)  —  „Report 
founded  on  the  cases  of  typhoid  fever,  or  the  common  continued  fever  of 
New  England,    which  occurred  in  de  Massachusetts  General  Hospital,   from 


358  JAGKSEN. 

the  opentng  of  thcU  institutton ,  in  Sept.  1821 ,  to  the  end  of  1836 ;  etc.^ 
(Ebenda  1838)  —  „Lettera  to  a  young  phyaidan  just  entered  upon  practice'^ 
(4*  edit.  1856)  —  „Another  letter  to  a  young  physician.  To  vohich  are  appended 
some  other  medtcal  papers*^  (1861)  —  y^Memoir  on  the  last  sickness  of  General 
Washington  and  its  treatment  by  the  attendant  physicians*'  (1860).  Er  war 
Mitarbeiter  an  der  American  Cyclop.  of  Med.  and  Surg.  und  schrieb  zu  der 
Uebersetzung  von  P.  C.  A.  Louis*  „Researches  on  the  effect»  of  bloodletting  ete.*^ 
durch  C.  0.  Pdtsnam  (Boston  1836)  eine  Vorrede  und  einen  Anhang. 

Callisen,  IX,  pag.  345;  XXIX,  pag.  116.  6. 

Jackson,  Charles  T.  J.,  in  Boston,  der  eigentliche  Eotdecker  der 
anästhesirenden  Wirkung  des  Schwefeläthers,  war  zu  Plymouth  am  21.  Juni  1805 
geboren,  studirte  Medicin  in  Boston,  war  von  1827-29  mit  Francis  Alger  bei 
der  geologischen  Aufnahme  von  Nova  Scotia  beschäftigt,  studirte  von  1829-32 
in  Europa  Geologie  und  Medicin,  wurde  Dr.  med.,  war  Chemiker  und  Mfinzmeister, 
seit  1833  Arzt  zu  Boston,  1836  Geologe  von  Maine,  hatte  1837  eine  Controverse 
mit  Professor  Morse  in  Betreff  der  Entdeckung  des  elektrischen  Telegraphea, 
auf  welche  er  einige  Ansprüche  erhob,  war  von  1839  an  Geologe  in  verschiedenen 
Staaten.  Angeregt  durch  die  Arbeiten  Hümphey  Davy*s,  machte  er  bereits  vor 
dem  Winter  1841/42  an  sich  selbst  mit  einem  Gemisch  von  Schwefeläther  und 
atmosphärischer  Luft  Versuche,  die  aber  erst  eine  praktische  Bedeutung  fünf  Jahre 
später  erlangten,  als  der  Zahnarzt  William  Morton  am  1.  September  auf  die 
Empfehlung  J.'s  von  dem  Verfahren  bei  einer  Zahnoperation  Gebrauch  machte. 
Am  17.  October  1846  wendete  Warben  die  Aetherisation  zuerst  bei  einer  grösseren 
Operation,  der  Exstirpation  einer  Geschwulst  am  Halse,  an,  am  13.  November  d.  J. 
machte  J.  durch  seinen  Freund  Elib  de  Beauhont  der  Akademie  der  Wissenschaften 
iu  Paris  von  den  in  Amerika  damit  gemachten  günstigen  Beobachtungen  eine  Mit- 
tbciluug,  jedoch  entstand  zwischen  ihm  und  Morton  ein  unerquicklicher  Prioritäts- 
streit. J.  schrieb  später:  „A  manual  of  etherization :  containing  directions  for 
the  employment  of  ether,  chloroform  and  other  anaesthetic  agents,  by  inhalation, 
....  comprising,  also,  a  brief  history  of  the  discovery  of  anaesthesia^  (Boston 
1H61).    Er  starb  zu  Somerville,  Mass.,  im  August  1880. 

New  York  Medical  Record.  XVIII.  1880,  pag.  :^04.  —  Kappeier,  Anaesthetic* 
Denlsihe  Chirurgie    von  Billroth  und  Lücke,  Lfg.  20)  pag-  6-  G. 

*  Jackson,  Abraham  Reeves  J. ,  zu  Chicago,  geboren  am  17.  Juni 
1827  zu  Philadelphia,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  Medicin  und  wurde  hier  1848 
Dr.  med.  Nachdem  er  in  verschiedenen  kleineren  Städten,  auch  vorübergehend 
als  Militärwund-,  wie  als  Schiffsarzt  prakticirt  hatte,  liess  er  sich  1870  in  Chicago 
nieder  und  bewirkte  hier  die  Gründung  eines  ausschliesslich  gynäkologischen 
Zwecken  dienenden  Krankenhauses,  dessen  dirigirender  Operateur  er  seit  1877 
ist.  Im  Winter  1872  hielt  er  auch  Vorlesungen  über  Gynäkologie  am  Rush  Med. 
College.  Er  ist  seit  1874  Herausgeber  des  Chicago  Medical  Register  und  hat 
Folgendes  in  verschiedenen  Zeitschriften  veröffentlicht:  „Successful  removal  of 
lioth  ovaries"  —  ;,  Uterine  fibroid  of  posterior  wall  successfully  removed"  — 
„Fibrous  tumor  of  bladder  successfully  removed"  —  „Non-ovarian  menstrua- 
tion*^  —  ;,  Vesico- vaginal  ßstula  with  cases^  —  „Retroversion  of  the  unimpreg- 
nated  wcmb"  —  ;,  Unsuccessful  attempt  to  remove  ßbrous  tumor  of  anterior 
wall  of  Uterus*'  —  „On  the  treatment  of  fibrous  tum ors  of  the  Uterus  by  hypo- 
dermic  injection  of  ergotine**  —  „Remarks  on  intrauterine  polypi"  —  yfThe 
Ovulation  -  theory  of  menstruation,  will  it  stand  f* 

Atkinson,  pag.  20.  Pgl- 

*  Jackson ,  JohnHughlingsJ. ,  Augen-  und  Nervenarzt  in  London, 
geboren  den  4.  April  1834  in  York,  besuchte  die  dortige  medicinische  Schule 
rufl  dns   St.  Bartliolom.  Hosp.    in  London,  wurde  1868    zum  Assistant  Physician 


JACKSON   —  JACOB.  369 

und  1874  zum  Physician  am  London  Hospital  ernannt.  Er  ist  Fellow  des  Royal 
College  of  Physicians  in  London  seit  1868,  in  welchem  Jahre  er  bei  demselben 
auch  die  Gonlstonian  Leeturee  hielt ,  und  Doctor  der  Medicin  der  Universität  zu 
St.  Andrews^  1860.  Seine  Arbeiten  betreffen  in  erster  Linie  die  Beziehungen  der 
Krankheiten  des  nervösen  Apparates  zu  denen  des  Auges,  darunter  sechs  Aufsätze : 
„Defects  of  sight  in  brain  düease*'  —  „Opkthalmoscopic  examination  during 
sleep"  —  „Epileptiform  amaurosis^j  sämmtlich  in  den  Ophthalmie  Hosp.  Reports; 
femer  in  den  London  Hosp.  Reports,  Vol.  I:  „Lose  of  speech,  taith  hemtplegia 
of  the  right  side*' ;  in  RETNOLD'd  System  of  Med.,  2.  edit.,  Vol.  II  die  Ajrtikel: 
„Convulsion''  und  „Apoplexy** ;  ausserdem:  „Disease  of  both  lobes  of  the  cere- 
heüum^  (Medic.  Mirror,  1869)  —  ^  Diseases  of  nervous  System  from  inherited 
Syphilis"  (Transact.  of  the  St.  Andrews  Med.  Orad.  Assoc.)  —  „A  study  of  con- 
vulsions**  (Ibid.) ;  sodann  in  den  West  Riding  Lunat.  Asyl.  Reports,  Vol.  Ul,  IV,  V. : 
yfOn  the  localization  ofmovements  in  the  cerebral  hemispheres**  —  „On  the  investi- 
gation  of  epilepsies**  —  „On  a  case  of  recovery  from  optic  neuritis**  —  „On 
temporary  mental  disorders  öfter  epileptic  paroxysms*^  —  „  Syphilitic  afectlons 
of  the  nervous  System**  (Journ.  of  Ment.  Sc,  1875)  —  »Eye  Symptoms  in 
locomotor  ataxy  and  in  optic  neurUis**  (Transact.  of  the  Ophthalm.  Soc,  Vol.  I) — 
„Epileptiform  convulsions  from  cerebral  disease**  (Transact.  of  the  Internat. 
Med.  Congress,  1881)  u.  s.  w. 

Medical  Directory  Horstmann. 

Jackson,  John  Davis  J.,  amerikanischer  Arzt,  war  am  12.  December 
1834  in  Danville,  Ey. ,  geboren  und  studirte  von  1854  auf  der  Universität  in 
LouiBville  und  bei  der  medicinischen  Facultät  in  Pennsylvania,  wo  er  1857  mit 
der  These:  „Vis  conservatrix  et  medicatrix  vtzturae**  promovirt  wurde.  Er 
begann  darauf  in  seiner  Vaterstadt  zu  prakticiren,  machte  den  amerikanischen 
Bürgerkrieg  als  Surgeon  in  der  Armee  mit,  kehrte  dann  nach  Danville  zurück 
und  nahm  daselbst  seine  Praxis,  wie  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  wieder  mit 
Eifer  auf,  machte  1869/70  noch  weitere  Studien  in  New  York,  bereiste  1872 
Europa  und  übersetzte  nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  Farab£Uf's: 
„Manual  on  the  ligation  of  arteries**  (Philadelphia  1874).  In  Folge  einer 
Infection  bei  einer  Section  starb  er  nach  längerem  Leiden  am  8.  December  1875. 
Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen :  „Rhigolene**  (Western  Journ.  of  Med.,  1866)  — 
„Trichiniasis**  (Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sc,  1867)  —  „Epistaxis^  (Western 
Journ.  of  Med.)  —  „  The  inoculabüity  and  transmissibility  of  tuberculosis** 
(Transact.  of  Kentucky  State  Med.  Soc. ,  1868)  —  „A  case  of  Varicella  wüh 
some  commentaries  on  the  identity  of  Varicella  and  Variola**  (Richmond  and 
Louisville  Med.  Journ.,  VII,  1869)  —  „Gunshot  wound  of  bladder  and  rectum, 
recovery  of  patient  under  remarkable  circumstances**  (Amer.  Journ.  of  the  Med. 
Sciences,  1869)  —  „The  black  arts  in  medicine**  (Cincinnati  1870)  —  „Loose 
cartilages  in  the  knee-joint  and  the  Operation  for  their  removal,  with  a  case** 
(Cincinnati  Lancet  and  Observer,  1871,  Vol.  XIV)  —  „Agoraphobia**  (Clinic, 
Cincinnati  1872)  —  „Critique  on  Lister's  germ  theory,  and  the  use  of  car- 
bolic  acid  as  an  antiseptic  in  surgery*"  (Richmond  and  Louisville  Med.  Journ. 
1872,  Vol.  XIII)  —  „ Biographical  sketch  of  Ep hraim  Mc  Dowell** 
(Ibid.  1873)  —  ^Tracheotomy  in  diphtheria  and  croup  with  two  cases**  (Ibid. 
1874,    Vol.  XVII). 

Toner  &  Mar ty,    A  biogr.  sketch.   1876;    Transact.    of  the  Amer.  Med.  Assoc. 
Vol.  XXIX,  1878.  pag.  676.  Pgl 

Jacob,  Arthur  J. ,  zu  Dubliu ,  berühmter  Anatom  und  Augenarzt,  war 
am  13.  Juni  1790  zu  Knookfin  bei  Maryborough,  Queen's  County,  Irland,  als 
Enkel,  Sohn  und  Bruder  von  Chirurgen  geboren,  wurde  1807  ein  Schüler  von 
Abraham  Collks  im  Steevens'  Hosp.  zu  Dublin  und  erlangte  1814  in  Edinburg 
mit  der  Diss. :    „De  aneurysmate**  den  Doctorgrad.     Er    setzte   seine  Studien  in 


300  JACOB. 

London  unter  Astley  Coopeb  und  Brodib,  sowie  in  Paris  fort,  kehrte  dann  nach 
Dublin  zurück,  wurde  Prosector  bei  Macabtnet ,  dem  damaligen  Professor  der 
Anatomie  und  begann  in  dieser  Stellung  seine  anatomischen  Untersuchungen,  die 
er  bis  zu  seiner  letzten  Lebenszeit  fortgesetzt  hat.  Er  trat  darauf  in  Verbindung 
mit  Gbavbs,  Mabsh,  CüSACE  und  Habt  and  gründete  mit  ihnen  die  Park  Street 
School,  die,  obgleich  sie  nur  wenige  Jahre  Bestand  hatte,  doch  einen  guten  Namen 
hinterliess.  Er  wurde  darauf  1826  von  dem  irischen  Royal  College  of^Surgoons 
zum  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie  erwählt,  in  welcher  Stellung  er  eine 
grosse  Zahl  von  Schülern  anzog  und  bis  1869  bei  jenem  Institut  einer  der  haupt- 
sächlichsten Leiter ,  sowohl  bei  dessen  Unterrichtszwecken ,  wie  als  OouneiUcr 
und  dreimaliger  Präsident  bei  dessen  Verwaltung  war.  Seine  anatomischen  Arbeiten 
waren  vorzugsweise  dem  Auge  gewidmet.  Die  erste  derselben:  „An  account  of 
a  membrane  in  the  eye  novo  first  described^  (Philos.  Transact.,  1819)  beschrieb 
näher  die  von  Abnold  später  als  Stratum  cinereum  pigmenti  s.  Membrana  Jacobi  be- 
zeichnete Pigmentlamelle  der  Iris;  es  folgten:  „Inquiries  reapecting  the  anatomy 
of  the  eye**  (London  Med.-Chir.  Transact.  XII,  1823),  bald  aber  auch  Arbeiten 
auf  dem  Gebiete  der  praktischen  Augenheilkunde,  wie:  „On  the  form,  construction 
and  use  of  a  cotaract  neecUe  of  a  particular  descrtption"  (Dublin  Hosp.  Reports, 
1827),  sowie  andere:  „Observations  reapecting  an  tdcer  of  apeculiar  charader^ 
(Ibid.)  —  „Account  of  a  remarkable  production  reaembling  a  tail,  wkich  toaa 
attached  to  the  end  of  the  vertebral  column  of  a  man**  (Ibid.).  Von  seinen 
Hauptarbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Ophthalmologie  ist  noch  zu  erwähnen  eine 
solche  fiber  Augenentzündungen  nach  inneren  Erkrankungen  (Transact.  of  the 
College  of  Physic.  in  Ireland,  1828),  über  Homhautflecke  ^ach  Anwendung  von 
salpetersaurem  Silber  oder  essigsaurem  Blei  (Dublin  Hosp.  Reports,  1830),  ge- 
sammelte Beiträge  zur  Augenheilkunde  (London  Med.  Gaz.,  1831),  über  Thränen- 
fistel  (Dublin  Joum.  of  Med.  Sc,  1836),  über  Lähmung  der  Augenmuskeln  (Dublin 
Med.  Press,  1841),  ferner:  „A  treatiae  on  the  infiammation  of  the  eyeball** 
(Dublin  1849).  Ausserdem  liegen  von  ihm  vor:  „Firat  lecture  of  the  courae 
on  comparative  anatomy,  delivered  in  the  theatre  of  the  R,  G.  S.  in  Ireland^ 
(Dublin  1833)  —  „Eaaaya,  anatomical,  zoohgical  and  miacellaneoua,  Reprint ed" 
(1839),  ferner  Aufsätze  von  ihm  in  der  Cyclopedia  of  Anatomy  und  in  der  Cyclop. 
of  Pract.  Med. ,  im  Dublin  Phil.  Joum. ,  Dublin  Joum.  of  Med.  and  Chem.  Sc. 
und  in  der  Dublin  Medical  Press,  deren  Begründer  (1838)  zusammen  mit  Maunsell, 
vieljähriger  Eigen thümer  und  Herausgeber  er  war.  1832  hatte  er,  in  Verbindung 
mit  Ch.  Benson,  Rob.  Habbison,  James  Apjohn,  Thom.  E.  Bkatty  und  Houston, 
das  City  of  Dublin  Hosp.  gegründet ,  wobei  er  die  Haupttriebfeder  gewesen  war. 
Später  gründete  er,  zusammen  mit  Eingsley,  Cabmtchael  und  anderen  philan- 
thropischen Aerzten  die  Royal  Medical  Benevolent  Fund  Society  of  Ireland  und 
mit  Denselben  auch  die  Irish  Medical  Association.  Erst  wenige  Jahre  vor  seinem 
im  Alter  von  85  Jahren  am  21.  September  1874,  zu  Barrow-in-Pumess,  dem 
Wohnsitze  seines  Sohnes,  erfolgten  Tode  hatte  J.,  der  eine  der  glänzendsten  und 
verebrtesten  Erscheinungen  der  irischen  Schule  darstellt,  aus  der  Praxis  sich  zurück- 
gezogen ,  bis  dabin  praktisch  und  wissenschaftlich  rastlos  thätig. 

British  Medical  Jonraal.  1874,  H,  pag.  511.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1874,  II, 
pag.  405.  —  Callisen,  IX,  pag.  349;  XXIX,  pag.  117.  —  Catalogue  of  ScientiÜc  Papere. 
ni,  pag.  510.  Gurlt. 

*  Jacob,  Archibald  Hamilton  J.,  zu  Dublin,  seit  1R62  Doctor,  war 
Chefchirurg  der  Dublin  Eye  and  Ear  Infirmary  und  Ophthalmie  Surgeon  des  City 
of  Dublin  Hosp.  Er  ist  zur  Zeit  Mitglied  des  Council  des  R.  C.  S.  Irel.,  Präsident 
der  Irisch  Medical  Association,  Fellow  und  Mitglied  des  Council  der  irischen 
Academy  of  Medicine,  Augen-  und  Ohrenarzt  des  House  of  Industry  Hosp.,  Pro- 
fessor der  Ophthalmologie  am  R.  C.  S.  Irel.  Er  ist  der  Hauptherausgeber  und 
Eigenthümer  der  „Medical  Preaa  and  Gircular**  und  hat  darin  u.  A.  folgende 
Beiträge    geliefert:    „On    Ophthalmie   aurgery"    —    „Comparative   atatiatica   of 


JACOB.  —  JACOBI.  361 

various  methoda  of  caiaract  extraction**  —  „Anatomy  and  phyaiological 
functions  of  tke  crystalline  lens**  und  andere-  Anfsfttze  ttber  ophthalmologisohe 
Gegenstände. 

Medical  Directory.  Red. 

Jacobaens,  Ol  ige  ms,  s.  Jacobsen,  Holgeb. 

Jaoobi,  Karl  Wigand  Maximilian  J.,  jüngster  Sohn  des  bekannten 
Philosophen  Friedrieh  Heinrieh  J. ,  war  zu  Düsseldorf  am  10.  April  1775 
geboren,  studirte  von  1793  an  in  Jena,  wo  er  mit  GtOETHE  bekannt  wurde,  der 
ihn  häufig  zu  sich  zog  und  mit  ihm  seine  anatomischen  Studien  aufzufrischen  suchte, 
ging  1795  nach  Oöttingen  und  bald  darauf  nach  Edinburg,  um,  wie  es  scheint, 
den  Brownianismus  mit  an  der  Quelle  zu  studiren.  1797  wurde  er  in  Erfurt  Dr.  med. 
nnd  Iless  sich  dann  in  Aachen  als  Arzt  nieder,  verzog  aber  in  Folge  der  inzwischen 
eingetretenen  Franzosenherrschaft  1801  nach  Eutin.  Der  Wunsch,  sich  noch 
mehr  in  der  Chirurgie  auszubilden,  veranlasste  ihn,  noch  einmal  nach  England  zu 
gehen ;  er  hielt  sich  l^s  J&hre  in  London  auf,  siedelte  1805  nach  München  über 
und  trat  in  den  königlich  bayerischen  Staatsdienst,  in  welchem  er  die  Stelle  eines 
Obermedicinalrathes  erhielt.  Allein  schon  1812  legte  er  dieselbe,  der  durch 
sie  bedingten,  vorzugsweise  bureaukratischen  Thätigkeit  müde,  nieder,  wurde 
Oberarzt  des  St.  Johannes  Hospitals  in  dem  damals  zu  Bayern  gehörigen  Salzburg 
und  blieb  daselbst  bis  1816.  Dann,  vom  Glück  wieder  in  seine  Heimath  geführt, 
zog  er  nach  Düsseldorf,  wo  er  zum  Reg.-  und  Med.-Rath  ernannt  worden  war. 
Kaum  4  Jahre  später  wurde  er  mit  der  Einrichtung  der  Irren-Anstalt  Siegburg 
betraut,  wodurch  er,  bereits  45  Jahre  alt,  der  Psychiatrie  entgegengeführt  wurde, 
in  welcher  er  in  kurzer  Zeit  eine  Berühmtheit  ersten  Ranges  werden  sollte.  Was 
f)ir  Frankreich  Esqfjrol,  wurde  für  Deutschland  J.  Er  kann  geradezu  als  der 
deutsche  Esqüirol  bezeichnet  werden,  und  wenn  das  nicht  in  dem  Umfange  und 
der  Allgemeinheit  geschieht,  wie  er  es  verdient,  so  liegt  das  weniger  an  ihm, 
als  an  der  Sucht,  der  Deutschen ,  das  Ausland  und  die  ausländische  Art  zu  be- 
wundem und  die  eigene  Heimath  und  das  eigene  heimische  Wesen  mit  blasirten 
Augen  anzusehen.  Uebrigens  wurde  J.  doch  ein  reiches  Maass  von  Anerkennung 
zu  Theil.  Seine  Schöpfung  Siegburg  wurde  gewissermassen  die  hohe  Schule  für 
die  ganze  jüngere  Generation  der  damaligen  Psychiater  Deutschlands  und  von 
allen  Ecken  und  Enden  des  weiten  Vaterlandes  strömten  Wissensdurstige  ihm  zu, 
um  an  ihr  zu  hören  und  zu  lernen.  Ihrem  Schöpfer  selbst  wurden  ausserdem 
alle  möglichen  Ehren  zu  Theil,  darunter  die  Ernennung  zum  Geh.  Ob.-Med.-Rath 
u.  8.  w.  Frisch  bis  in  sein  hohes  Alter,  starb  er  am  18.  Mai  1858  an  den  Folgen 
einer  Gesichtsrose,  mehr  als  Sdjährig.  —  J.  stand  als  Psychiater  durchaus  auf 
dem  Boden  der  Thatsachen;  aber  nicht  diese  an  und  für  sich  genügten  ihm, 
sondern  nur  in  ihrem  Zusammenhange,  als  Ausdruck  des  Wirkens  einer  höheren, 
einigenden  Kraft  hatten  sie  Werth  für  ihn.  Dabei  war  und  blieb  «er  Sensualist, 
Realist,  vielleicht  sogar  Materialist.  Die  psychischen  Erscheinungen  waren  ihm 
nur  Aeusserungen  körperlicher  Vorgänge,  die  psychischen  Störungen  daher  auch 
solche  körperliche  Störungen  und  damit  S3auptome  körperlicher  Krankheiten.  Von 
Geistesstörungen,  Geisteskrankheiten  als  solchen  will  er  deshalb  nichts  wissen. 
Er  nennt  daher  dieselben  auch  schlechtweg  mit  Geistes-  resp.  Seelenstörungen 
verbundene  ELrankheiten  überhaupt.  Dieselben  sollen  nun  bald  in  diesem,  bald 
in  jenem  einzelnen  Organe  oder  Organencomplexe  des  Gesammtorganismus  ihren 
Sitz  haben  ^  ohne  dass  das  Gehirn  als  Seelenorgan  gerade  immer  wesentlich 
betheiligt  sei ;  es  kann  das  sein ,  aber  es  kann  auch  sein ,  dass  die  jeweilige 
Gehimerkrankung  als  angeblicher  Grund  der  bezüglichen  Geisteskrankheit  von 
ganz  untergeordneter  Bedeutung  ist,  eine  Ansicht,  welche  die  Erfahrungen  der 
Neuzeit  mehr  und  mehr  bestätigen  zu  wollen  scheinen.  Indem  sich  J.  in  diesen 
Ansichten  mit  seinem  Freunde,  dem  bekannten  Kliniker  NASSß  begegnete,  wurde 
er    im  Vereine    mit   diesem   Stifter   der  sogenannten    somatischen  Schule    in    der 


362  JACOBI. 

Psychiatrie,  welche  durch  eine  lange  Zeit,  wenigstens  in  Deutschland,  in  BIflthe 
stand  und  auch  jetzt  wieder,  nachdem  sie  eine  Zeit  lang  unter  Einfluss  mehr 
mystischer  Gemttther  und  solcher,  die  arm  am  Geiste  sind,  zurückgedrängt  war, 
zu  neuer  reicher  Blttthe  sich  entfaltet  hat.  Die  schriftstellerische  Thätigkeit  J.*8 
ist  für  sein  langes  Leben  nicht  gerade  reich  gewesen.  Das  Wort,  sowohl  das 
lebendige,  wie  auch  das  schriftlich  abzugebende,  stand  ihm  nicht  gerade  reich  zu 
Gebote.  Er  hatte  mit  dem  Ausdruck  zu  ringen  und  äusserte  sich  darum  nur 
mühsam  und  schwerfällig.  Das  ist  wohl  auch  die  Ursache,  warum  seine  Werke 
nicht  den  Erfolg  gehabt  haben,  den  sie  verdienen  und  bloss  mehr  besproehen  als 
gelesen  wurden.  Von  ihnen  verdienen  aber  besonders  hervorgehoben  zu  werden; 
„Beobachtungen  über  die  Pathologie  und  Therapie  der  mit  Irrsein  verbundenen 
Krankheiten**  (1830)  —  ;,  Ueber  Anlegung  von  Irrenheilanstalten,  mit  ausführ- 
licher Darstellung  der  Irrenheilanstalt  Siegburg"  (1834)  —  „Annalen  der 
Irrenheilanstalt  Siegburg"  (1837)  —  „Die  Hauptformen  der  Seelenstörungen 
in  ihren  Beziehungen  zur  Heilkunde"  (1844),  Hauptwerk,  auf  drei  Bände  be- 
rechnet, aber  nur  in  einem,  die  Tobsucht,  fertig  geworden  —  „Nachrichten  über 
einige  öffentliche  Irrenanstalten  in  England"  (Jacobi's  und  Nasse's  Zeitschr.)  — 
der  Artikel:  „Irrenanstalt"  in  Rudolf  Wagneb*^  Wörterbuch,  Bd.  XIX  — 
„Natur-  und  Oeistesleben  ^  der  Sinnesorganismus  in  seinen  Beziehungen  zur 
Weltstellung  de-i  Menschen"  (1851). 

Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  Bd.  XV,  pag.  452;  Bd  XXVIII,  1872    pag  415. 

Arndt. 

*Jacobi,  Abraham  J.,  in  New  York,  geboren  am  6.  Mai  1830  in 
Hartum  bei  Minden  (in  Westfalen),  studirte  seit  1847  Medicin  auf  den  Universi- 
täten Greifswald,  Göttingen  und  Bonn,  und  wurde  an  letzterer  1851  Dr.  med.  mit 
der  „Diss.  de  vita  rerum  naturalium".  Nachdem  er  zwei  Jahre,  von  1851 — 53, 
aus  politischen  Gründen  im  Gefängniss  zugebracht  hatte,  verliess  er  Deutschland, 
ging  nach  Manchester  und  von  da  nach  New  York.  Hier  war  er  von  1861 — 64 
Professor  der  Kinderheilkunde  am  New  York  Med.  College,  von  1865 — 70  am 
University  Med.  College  und  seit  1870  bekleidet  er  den  Lehrstuhl  ftir  Pftdiatrik 
am  Coli,  of  Phys.  and  Surg.  und  ist  Arzt  an  verschiedenen  Hospitälern.  Er  ver- 
öffentlichte u.  A. :  „Contributions  to  the  pathology  and  therap*utics  of  croup" 
(Amer.  Joum.  of  Obstetr. ,  1868)  —  „Some  unknown  cases  of  constipation" 
(Ibid.  1869)  —  „On  congenital  sarcoma"  (Ibid.  1869)  —  „On  the  devetope" 
ment  of  the  infant  brain"  (Ibid.)  —  „Contributions  to  the  pathology  an  thera- 
peutics  of  diphtheria"  (Ibid.  1875)  —  „On  masturbation  and  hysteria  in  young 
children"  (Ibid.  1876)  —  »The  influence  of  menstruation  on  pregnancy  and 
medicines  on  lactation"  (Ibid.  1877)  —  „On  diphtheria"  (Amer.  Med.  Times, 
1860)  —  „Dentition  and  its  derangements"  (New  York  1862)  —  „Report  an 
infantile  pathology  and  therapeutics"  (Amer.  Med.  Monthly,  1862)  —  „Clinic 
on  diseases  of  children  in  the  New  York  Med.  Coli,"  (Ibid.  1861  u.  62)  — 
„  Concerning  the  neglected  causes  of  infant  mortality  in  the  cfty  of  New  York" 
(New  York  Med.  Rec,  1868)  —  „Antiphlogistic  treatment  of  diseases  of  children'^ 
(Ibid.  1870)  —  „On  foundlings  and  foundling  institutions**  (Ibid.  1872)  — 
„On  acute  rheumatism  in  infancy  and  childhood"  (in  E.  C.  Skgüin's  Series  of 
clinical  lectures,  Vol.  I)  —  „ Biographical  sketch  of  Ernst  Krackowizer" 
(1875)  —  fjThe  raising  and  education  of  abandoned  children  in  Europe" 
(New  York  1870)  —  „Gastrotomy  in  stncture  of  Oesophagus"  (New  York  Med. 
Joum.,  1874)  —  „Invaginatiim  of  the  colon  descendens  in  an  infant"  (New 
York  Journ.  ofMed.,  1858)  —  „On  the  etiological  and  prognostic  importance 
of  the  premature  closure  of  the  fontanels  and  sutures  of  the  cranium"  (Ibid. 
1858)  —  „Reports  on  the  progress  of  infantile  pathology  and  therapeutics^ 
(Ibid.  1858;  1860)  —  „Infant  diet"  (New  York  1874;  2.  Aufl.  1875)  mit 
E.  NOEGGEBATH :  ^Contributions  to  midwifery  and  diseases  of  vxmien  and 
children  etc."    (1859).     Ferner   ist   J.  Verfasser    mehrerer  Abhandlungen  in  dem 


JAGOBI.  ~  JACOBSEN.  363 

grossen  „Handbuch  der  Kinderkrankeiten'^  von  Gerhabdt,  so:  „lieber  Pßege  und 
Ernährung  des  Kindes*'  —  „Diphtherie"  —  „Dysenterie*'   u.  s.  w. 

Atkinson,  pag.  503.  Pgl. 

*Ja€Obi,  Joseph  J. ,  aus  Elbing,  geboren  am  25.  Januar  1840,  zu 
Berlin  und  Königsberg  medicinisch  ausgebildet,  wurde  1862  promovirt.  Als 
praktischer  Arzt  in  Breslau  seit  1863,  als  dortiger  Bezirksphysicus  seit  1874, 
als  Privatdocent  für  Staatsarzneikunde  seit  1879  thätig,  hat  er  an  grösseren 
Arbeiten  publicirt :  „  Veber  die  ÄufnaJime  der  Silberpräparate  in  den  Organis- 
mus*' (Archiv  f.  exper.  Path.  u.  Pharmac,  Bd.  Vlll)  und  „Beiträge  zur  medicini' 
sehen  Klimatologie  und  Statistik  van  Breslau*'  (Breslau  1879).         Wem  ich 

Jacobi,  s.  a.  Jacoby. 

Jacobs,  Jean-Bernard  J. ,  zu  Loewen,  war  in  der  ersten  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts  in  Flandern  geboren  und  starb  1791.  Er  machte  sich  einen 
Kamen  in  der  Geburtshilfe,  die  er  zuerst  in  Gent,  später  als  königlicher  Professor 
der  Chirurgie  an  der  Universität  Loewen  lehrte,  und  veröffentlichte  eine  grosse 
Henge  von  Werken  in  vlämischer  Sprache,  namentlich  einen :  „  Kortbandig  ander- 
wys  aengaende  de  Vroed/cunde**  (Gent  1772)  —  „Nieuwe  wyse  am  de  been- 
breuken  ende  ontledingen  te  behandeln**  (Ibid.  1772)  —  „  Vroedkundige  Oeffen- 
school*'  (Ibid.  1782,  4.;  franz.  üebers.  1785,  4. ;  deutsche  üebers.  von  J.D.  Busch, 
Marburg  1787;  1797),  zu  seiner  Zeit  das  vollständigste  Handbuch  der  Geburts- 
hilfe, das  lange  Zeit  in  Belgien  ein  classisches  blieb.  J.  war  auch  einer  der 
Ersten,  der  geburtshilfliche  Operationen  am  Phantom  üben  liess. 

van  den  Corput. 

Jacobs,  Jean-Corneille  J. ,  zu  Brttssel,  war  am  5.  November  1759 
zu  Mecheln  geboren,  erwarb  die  Erlaubniss  zur  Praxis  auf  der  Universität  Loewen, 
liess  sich  1781  in  Brüssel  nieder,  wo  er  sich  zunächst  bei  der  Bekämpfung  einer 
Rahr-Epidemie  hervorthat  und  darüber  einen:  y^Tractatus  politico - medicus  de 
dysenteria**  (1784 ;  französisch  u.  d.  T.:  „  Traitd  de  la  dysentirie  en  g^n^ral; . .  . 
Nouv.  4dit.  trad.  du  latin,  corrigie  et  refondue  totahment**  Brüssel,  An  VIII, 
1800),  eine  der  besten  Monographien  jener  Zeit,  schrieb.  Während  der  unglück- 
lichen Jahre,  während  welcher  sich  Belgien  unter  dem  Joche  der  französischen 
Republik  befand,  war  er  einer  der  Gründer  der  in  Brüssel  entstandenen  Gesell- 
schaft für  Medicin,  Chirurgie  und  Pharmacie,  welche  unter  dem  Titel  ;,Aegro- 
tantibus"  viel  zur  Förderung  der  Medicin  beitrug  und  deren  Vorsitzender  er 
mehrere  Jahre  lang  war.  Es  sind  ihm  noch  folgende  Schriften  zu  danken':  „De 
certitadine  in  mediana,  methodoque  eam  in  hac  acguirendi**  und  eine  Wider- 
legung des  BROWN'schen  Systems:  „Le  solidisme  icrouU  pnr  sa  faiblesse ,  ou 
rifutation  du  nouveau  systhne  de  mSdecine  de  Brown**  (Brüssel,  An  X,  1802)  — 
„Traitd  du  scorbut  en  gdndral**  (Ibid.)  —  nBiga  disaertatiunum  de  morbis 
epidemicis,  quorum  alius  prope  Valencinas  anno  1803,  alius  prope  Bruxellas 
regnavit  anno  1806**  (Paris  1807)  —  „DSmonstration  de  Videntitd  du  virus 
de  la  v&ole  et  de  la  gonorrhde^  (Brüssel  1811)  u.  s.  w.  Er  war  einer  der 
eifrigsten  Verbreiter  der  Vaccination,  die  er  zuerst  in  Brüssel  eingeführt  hat. 
Hochgeehrt,  starb  er  im  Jahre  1826.  .  ^an  den  Corput. 

Jacobsen,  Holger  J.  (Oligerus  Jacob.vrus),  war  als  Sohn  eines  Bischofs 
und  einer  Tochter  von  Thomas  Bartholin  zu  Aarhüs  1650  geboren.  Nachdem 
er  Anfnngs  Theologie  studirt  hatte,  wandte  er  sich  der  Medicin  zu,  studirte  einige 
Zeit  in  Leyden,  kam  nach  Kopenhagen  zurück,  gleichzeitig  mit  der  Anstellung 
NiFLS  Steenskn's  (Kicolaus  Stenonis)  als  königl.  Anatomen,  wurde  ein 
eifriger  und  begeisterter  Schüler  dieses  genialen  Gelehrten  und  arbeitete  unter 
seiner  Anleitung  in  Domus  anatomica  Hafniensis,  bis  Sternsen  sich  in 74  von  dem 
Lehrstuhle  der  Anatomie  zurückzog.  Aus  dieser  Zeit  liegt  ein  interessantes,  noch 
ungedrucktes,    mit   Abbildungen    versehenes  Manuscript   J.'s    vor   (in    der  Hand- 


364  JACOBSEN.  ~  JACOBSON. 

sohriftsammlüng  der  grossen  königl.  Bibliothek  zu  Kopenhagen) :  „Sectiones  ana- 
tomicae  puhlicae  et  privatae prosectoris  incomparahilis  N.  Stenonii".  Im  Jahre 
1674  ging  er  wieder  nach  dem  Auslände  und  hielt  sieh  lange  Zeit  in  Florenz  bei 
seinem  lieben  Lehrer  Stebnsen  und  bei  Redi  auf,  fortwährend  mit  anatomischen 
Thieruntersuchungen  beschäftigt.  In  Paris  publicirte  er  1676 :  „Observatianes  de 
ranis  et  lacertis^.  1679  war  er  wieder  in  Holland,  wo  er  in  Leyden  promoTirt 
wurde.  Schon  sehr  früh  (1674)  erhielt  er,  als  ein  Mitglied  der  an  der  Kopen- 
hagener Universität  allmächtigen  BARTHOLiN'schen  Familie,  eine  Professur,  zuerst  in 
der  Geographie.  Die  Anatomie  lehrte  er  von  1686  bis  1691,  als  er,  wie  so  viele 
hervorragende  Kopenhagener  Professoren,  Assessor  des  höchsten  Gerichtes  wurde. 
Eine  besondere  Berühmtheit,  auch  in  der  vornehmen  Welt,  erwarb  er  sich  durch 
sein  grosses  illustrirtes  Praohtwerk:  „Museum  regium  seu  Gatalogus  verum  tarn 
ncUuralium  quam  artißcialium,  quae  in  basilica  bibltothecae  augustüsimi  Daniae 
Norvegiaeqve  Monarchae  Frederici  Quarti  Hauniae  asservantur^  (1696),  an 
dessen  Ausarbeitung  übrigens  sein  bescheidener  Hauslehrer,  ein  junger  Gelehrter, 
Johann  Halltno,  einen  sehr  wesentlichen  Antheil  gehabt  haben  soll. 

Ingerslev,  II,  pag.  24 — 27.  Petersen. 

Jacobson y  Ludvig  Levin  J. ,  war  am  10.  Januar  1783  zu  Kopen- 
hagen geborcD,  absolvirte  1804  das  chirurgische  Examen,  wurde  darnach  Reserve- 
Chirurg  und  Lector  chemiae  an  der  Akademie,  vertiefte  sich  früh  in  comparativ- 
anatomische  Untersuchungen  und  entdeckte  schon  1809  das  Jacobson*sche 
Organ  in  der  Nasenhöhle  der  Säugethiere,  eine  Entdeckung,  die  bald  durch 
CüViEB  allgemein  bekannt  und  anerkannt  warde  (Annales  du  mus.  d'hist.  nat, 
T.  XVIII),  die  sich  übrigens  der  alten  Entdeckung  des  Nasencanals  Steno's  anschloss. 
Von  1811 — 13  studirte  er  im  Auslande,  besonders  in  Paris  bei  seinem  Gönner 
CuviEB.  Hier  publicirte  er  (in  Nouveau  bull,  des  sciences)  mehrere  anatomische 
Beobachtungen  über  die  grosse  Nasaldrüse  (Glandula  nasalis  lateralis  Stenonis)  bei 
vielen  Vögeln,  über  die  gewundenen  röhrenförmigen  Gänge  der  Oberkiefer  der 
Haien  und  Rochen,  Untersnehungen,  die  als  eine  Fortsetzung  der  alten  Entdeckungen 
Steno's  betrachtet  werden  müssen.  Femer  Beobachtungen  über  ein  eigen thüm- 
liches  Verbältniss  des  Venensystems  bei  den  drei  niedrigeren  Classen  der  Wirbel- 
thiere  (ausführliche  Darstellung  in  „De  syatemate  venoso  peculiari" ,  Hafniae  1821, 
in  Isis,  1822,  Journal  de  physique,  1821  u.  s.  w.).  Auch  gab  er  schon  in  Paris 
(1813)  die  erste  MittheiluDg  seiner  Entdeckung  des  Nervus  Jacobsonii, 
später«»  (1818)  in  seiner  Abhandlung  „Supplementa  ad  otoitriam"  beschrieben 
(Nova  acta  soc.  med.  Hafn.,  Vol.  I,  Meckel's  Archiv,  1818  u.  s.  w.).  In  seinem 
späteren  Leben  als  vielbeschäftigter  Arzt  in  Kopenhagen  betrieb  er  fortwährend, 
mit  immer  ungeschwächter  Energie  und  Unermüdlichkeit,  seine  wissenschaftlichen 
Untersuchungen,  die  nicht  allein  die  eigentliche  comparative  Anatomie  (Unter- 
suchungen über  Thymus,  die  Nebennieren,  das  Lymphgefässsystem  bei  verschiedenen 
Thieren  u.  s.  w.),  sondern  auch  die  Physiologie  (über  den  Blutdruck  der  Venen), 
die  Chemie  (über  die  Anwendung  der  Chromsäure),  die  thierischen  Parasiten  und 
die  Embryologie  umfassten.  Unter  seinen  embryologischen  Untersuchungen  verdienen 
die  über  die  Hamabsonderung  beim  Fötus,  über  die  WOLFF'schen  (OKEN'schen) 
Körper  und  über  das  Primordialcranium  hervorgehoben  zu  werden.  Dieselben  sind 
sowohl  in  den  Verhandlangen  der  dänischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften ,  als 
in  Uebersetzungen  (zum  Theil  in  Zeitschriften,  Meceel's  Archiv,  Isis,  Journal  de 
physique  u.  s.  w.)  publicirt  worden.  Der  eifrige  theoretische  Forscher  versäumte 
jedoch  auch  nicht  die  praktische  Seite  seines  Faches.  Schon  während  seines  Auf- 
enthaltes bei  CuviEB  studirte  er  mit  gleichem  Eifer  die  praktische  Medicin  und 
namentlich  die  Chirurgie,  und  ein  specielles  Interesse  für  die  Militärchirurgie  be- 
wirkte, dass  er  von  Paris  zu  den  französischen  Armeen  in  Deutschland,  ku 
Larrey  und  Desgenettes,  sich  begab  und  hier,  an  einem  Leipziger  Lazareth 
fungirend,    vom   gefährlichen  Lazarethfieber  ergriffen  wurde.     Von  den  Franzosen 


JAGOfiSON.  365 

nach  4er  Schlacht  bei  Leipzig  verlasseii  nnd  von  den  Kosaken  auBg^Itindert, 
wurde  er  durch  die  sorgjfältige  Pflege  Schwäorighen's  vom  Tode  errettßt.  Nach 
seiner  Genesung  wurde  er  auf  die  Empfehlung  Schwägrichbn's  und  8ti£GLITZ*s 
bis  an's  Ende  des  Feldzuges  Oberstabsarzt  bei  der  englisch-hannoverischen  Legion. 
Sein  reges  chirurgisches  Interesse  verliess  ihn  nie,  und  er  hat  auch  in  dieser  Be- 
ziehung einen  ehrenvoUen  Namen  erworben,  namentlich  als  Erfinder  des  bekannten 
Blasenlithotriptors.  Seine  „Methodus  lithoclastica*^ ,  die  er  in  den  Verhandlungen  der 
dänischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  1828,  im  Magazin  von  Gbbson  und  Julius 
1830  beschrieben  hat,  wurde  vielfach  angewendet  und  verschaffte  ihm  auch  — 
zusammen  mit  Lbbot  d'£tiolles  —  einen  MONTHTON'schen  Preis.  Mitten  unter 
seinem  eifrigen  und  umfassenden  Wirken  wurde  er  am  29.  August  1643  vom 
Typhus  hinweggeraflü;. 

SmidtQsdC.  BUdt,  pag.  44.  —  D.  F.  Eschricht  in  Vidensk.  Selsk.  Förh.  1844. 

Fe  terseu. 

Jacobson,  Vater  und  zwei  Söhne.  —  Der  Vater,  Ludwig  J.,  zu  Königs- 
berg i.  Pr.,  wurde  hier  am  4.  November  1795  geboren,  bezog  bereits  im  15.  Lebens- 
jahre die  Universität  seiner  Vaterstadt,  studirte  zunächst  Philologie  und  Mathematik, 
späterhin  wandte  er  sich  den  Naturwissenschaften  und  der  Medicin  zu.  Er  wurde 
Assistenzarzt  und  Amanuensis  bei  Ungar,  dem  chirargischen  Kliniker,  und  erhielt 
einen  Theil  seiner  Armenpraxis.     Daher  schreibt  sich   auch  J.'s  spätere  Vorliebe 
fllr  Chirurgie.     Nach  siebenjährigem  Studium  wurde  er  Dr.  med.,  1818,  mit  der 
Diss. :  y,De  quirUo  nervorum  pari  animalium^,  machte  dann  seine  Staatsprüfungen 
in  Berlin,  unternahm  wissenschaftliche  Reisen  durch  Deutschland  und  Frankreich, 
studirte  in  Paris  und  in  Würzburg.  Auf  Unobr's  Veranlassung  wollte  er  sich  der 
akademischen   Carriöre   widmen,    doch    konnte    er   durch   ein    aus    confessionellen 
Gründen  ergangenes  Verbot  des  Ministers  von  der  mit  der  Diss.:   yfDe  retentione 
secundinarum^   1822  erhaltenen  Venia  legendi  keinen  Gebrauch  machen,  widmete 
sich  vielmehr   ausschliesslich   der    praktischen  Laufbahn  und  gehörte  bald  zu  den 
gesuchtesten  Aerzten  seiner  Vaterstadt.     Er  gründete   ein    orthopädisches  Institut, 
das  er  15  Jahre  lang  leitete,  beschäftigte  sich    namentlich  viel  mit  Chirurgie  und 
löste   zwei  von    der  Administration  der  MONNTKHOFF'schen  Stiftung  in  Amsterdam 
gestellte  Preisaufgaben  auf  dem  Gebiete  der  Hemiologie.  Die  betreffenden  Abhand- 
lungen   erschienen    u.  d.  T. :     „Zur  Lehre  von   den    Eingeweidebrücken.   Zwei 
gekrönte  Preisachriften*'  (Königsberg  1837;    holländ.  üebers.  Amsterdam  1837). 
Um    seine  Vaterstadt   selbst   machte   sich  J.    durch  Gründung   eines   israelitischen 
Central  -  Wohlthätigkeitsvereines   und  einer  Armenschule  für  Knaben  und  Mädchen 
jüdischer  Confession  verdient.    Aus  Gram  über  den  Verlust    eines  älteren   Sohnes 
während   einer   Scharlachfieber-Epidemie  starb  J.  am  4.  März  1841.     Ausser  den 
genannten  Schriften  veröffentlichte  er  noch  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  verschiedenen 
Journalen,  so :  „  Ueber  den  Mittelßetschbruch"  (in  Graef£  und  Walth£B's  Joum. 
der  Chir.  1826,  Bd.  IX)  —   „Habituelle  Blutung  aus  beiden  Brüsten''  (RüST's 
Magaz.  für  Heilk.,  1828,  Bd.  XXVI)  nnd  andere  Artikel  in  Sibbold's  Joum.  für 
Geburtshilfe,   Hüfeland's  Journal,    der  Preuss.    med.  Vereinszeitung   und  Neuen 
ZeitBchr.  für  Geburtskunde. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  20,  1842,  pag.  275.  —  G  al  1  ise  n,  IX,  pag.  365 ; 
XXIX,  pag.  12:^.  Pgl. 

'^'Heinrich  Jacobson,  zu  Berlin,  als  älterer  Sohn  des  Vorigen  am 
27.  October  1826  zu  Königsberg  geboren,  studirte  in  Halle,  Heidelberg,  Berlin,  Prag 
unter  Krokenberg,  Volkmann  sen.,  Oppolzbb,  PFKüFiÄ,  wurde  1847  in  Halle 
mit  der  Diss.:  „Quaestiones  de  vi  nervorum  vagorum  in  cordis  motus"  Dr.  med., 
war  darauf  m  Königsberg  Arzt,  Privatdocent,  Prof.  e.  o.  und  ist  seit  1872  Prof.  e.  o. 
an  der  Universität  Berlin  und  dirigirender  Arzt  der  inneren  Station  des  jüdischen 
Krankenhauses  daselbst.  Literarische  Arbeiten:  „Beiträge  zur  Hämodynamik" 
(Reichert  und  DU  Bois-Reymond's  Archiv,  1860;  1862)  —  „Zur  Einleitung  in 


366  JACOBSON.  —  JACOßV. 

die  Hämodynamik^  (Ibid.  1861)  —  „lieber  die  Blutbewegung  in  den  Venen*' 
(ViRCHOw's  Archiv,  1866;  Archiv  für  Anat.  und  Physiol.,  1867)  —  „Udkr 
normale  und  pathologische  Localtemperaturen*'  (ViRCHOw's  Archiv,  1870)  — 
„lieber  Her zger dusche*^  —  „Leber  den  Blutdruck  in  comprimirter  Luft*^. 

Red. 

*Julius  Jacobson,  der  jüngere  Sohn,  wnrde  am  18.  August  1828 
in  Königsberg  geboren,  studirte  dort,  in  Berlin  und  Prag,  promovirte  1853  zu 
Königsberg  und  Hess  sich  daselbst  1854  als  Arzt  nieder.  1857  habiiitirte  er  sieh 
als  Privatdocent  für  Augenheilkunde,  wurde  1859  zum  Prof.  e.  o.  und  1872  zum 
Prof.  ord.  ffir  Augenheilkunde  ernannt.  Besondere  Verdienste  erwarb  er  sich  um 
die  Trennung  der  Augenheilkunde  von  der  Chirurgie,  für  die  er  durch  Wort  und 
Schrift  wirkte.  Von  seinen  Arbeiten  sind  folgende  in  erster  Linie  bemerkens- 
werth:  „lieber  Retinitis  syphilitica;  Dipktheritis  confunctioae**  (KOnigsberger 
med.  Jahrbb.)  —  ;>-£"*  neues  und  gefahrloses  Operationsverfahren  zur  Heilung 
des  grauen  Staares**  (1863)  —  „Jahresbericht  der  Königsberger  Augen- 
klinik  von  1877 — 1879*^  (Berlin  1880)'  —  „lieber  sporadische  und  epide- 
mische Diphtheritis  conjunctivae  etc,^  (v.  Graefb's  Archiv,  VI)  —  „Klintsdie 
Mittheifungen^  (Ibid.  X)  —  „Gataractextraction  mit  Lappenschnitt"  —  „Intra- 
oculärer  Cysticercus"  (Ibid.  XI)  —  „lieber  Oraefes  neueste  Gataractextrac- 
tion" (Ibid.  XIV)  —  „Klinische  Beiträge  zur  Lehre  vom  Olaucom  (Ibid.  XXIX 
und  XXX)  —  „Präparatorische  Iridektomie  und  Antisepsis"  (Ibid.  XXX)  — 
„Albrecht  v.  Oraefe's  Bedeutung  für  unsere  Wissenschaft  aus  seinen 
Werken"    (Berlin   1885).  Horstmann. 

*  Jacobson ,  Walter  Hamilton  Acland  J.,  zu  London,  studirte  zu 
Oxford  und  im  Guy's  Hosp.,  wurde  1872  Member  und  1875  Fellow  des  R.  C.  S.  Eogl. 
Er  ist  zur  Zeit  Assistant  Surgeon  am  Guy*s  Hosp.,  Docent  der  Chirurgie  bei  dessen 
med.  Schule  und  Surgeon  des  Royal  Hosp.  for  Children  and  Women.  Er  besorgte 
die  2.  und  3.  Aufgabe  von  Hilton's  „Lectures  on  rest  and  pain",  verfasste  ftlr 
die  3.  Ausgabe  von  Holmes'  „System  of  surgery"  die  Artikel:  „Fractures"  — 
„Injuries  of  the  back"  —  „Injuries  of  the  face"  —  „Diseases  of  the  male 
Organs"  nnd  schrieb  U.A.  folgende  Aufsätze :  „Gase  of  excision  of  elbow,  unth  a 
neu)  form  of  splint  for  antiseptic  cases"  (Brit.  Med.  Joum.,  1877)  —  „On  the 
exploration  and  radical  eure  ofhydrocele  by  antiseptic  incision"  (Lancet  1877)  — 
„Supra-condyloid  omputation  hy  fhe  Gritti  method  as  modified  by  Stokea*^ 
(Guy 's  Hosp.  Reports,  1878)  —  „Minute  anatomy  and  angin  of  the  enchon- 
dromata  of  salivary  glandtt"  Clbid.  1882)  —  „Memoval  of  the  entire  tongue 
by  the   Whitehead  method"   (Lancet  1833). 

Ifedical  Directory.  Red. 

Jacobus  Forolivieiisis,  s.  della  Torre. 

Jacobus  de  Partibus,  s.  Despars,  Bd.  II,  pag.  166. 

Jacobus,  mit  dem  Beinamen  Psychrestüs,  Sohn  des  berühmten  Arztes 
Hesyghius  ,  lebte  zu  Zeiten  des  Kaisers  Leo,  des  Thrakiers ,  also  in  der  Mitte 
des  5.  Jahrhunderts,  als  Comes  Arcbiatrorum  in  Byzanz  und  erwarb  sich  hier 
durch  seine  glücklichen  Curen  und  seine  grosse  Gelehrsamkeit  ein  so  unbegrenztes 
Ansehen,  dass  er  vom  Volke  als  „«rwrijp"  bezeichnet  und  ihm  in  den  Bädern  des 
Zeuxippus  in  Byzanz  eine  Bildsäule  gesetzt  wurde.  Nicht  weniger  erfreute  er  sieh 
des  höchsten  Ruhmes  bei  den  Aerzten,  so  dass  Alexander  von  ihm  sagte: 
„Miyo^  avijp  y-ai  ^eo^tX^TaTOc;  Trept  tIjv  t^^^vkjv  yev6;jL£vo;".  Den  Beinamen  j^^^XPl'^'"^" 
erhielt  er  wegen  der  von  ihm  in  der  Behandlung  chronischer  Krankheiten  ange- 
wandten blanden  und  wässerigen  Diät.  .    » 

Jacoby,  Johann  I.,  in  Königsborg. i.  Pr. ,  ein  besonders  als  Politiker 
bekannt    gewordener  Arzt,    war    in  genannter  Stadt   am    1.  Mai  1805   geboren. 


JACOBY.  —  JACQÜEMIER,  3<>7 

stndirte  daselbst  zuerst  Philosophie,  dann  seit  1823  Medicin,  wurde  1827  mit  der 
Diss. :  „De  mUura  delirii  trementis**  Doctor,  machte  eine  grössere  wissenschaft- 
liche Reise  durch  Deutschland  und  Polen  und  Hess  sich  1830  in  Königsberg  als 
Arzt  nieder.  In  Hknk£*s  Zeitschrift  (1831)  schrieb  er:  „Einige  Worte  gegen  die 
ünentbehrlichkeit  der  medidnisch- chirurgischen  Pepiniire  zu  Berlin** ,  ging 
bei  Ausbruch  der  polnischen  Revolution  und  der  Cholera  nach  Polen,  war  uner- 
mfldlich  in  den  dortigen  Choleraspitftlem  thfttig,  kehrte  im  Spätsommer  1831  nach 
Königsberg  als  der  erste  ostpreussische  Arzt,  der  jene  Krankheit  aus  eigener  Er- 
fahrung kannte,  zurück,  legte  das  Ergebniss  seiner  Beobachtungen  in  einem  daselbst 
gehaltenen  Vortrage  dar  und  eiferte  mit  aller  Kraft  gegen  die  preussischen  Sperr- 
maassregeln.  Er  verfasste  eine  Oegenschrift  gegen  eine  die  Emancipation  der  Juden 
bekämpfende  Schrift  (1833),  nahm  an  dem  von  Lorinser  1836  angeregten  Schul- 
streite Theil  durch  eine  Schrift:  „Der  Streit  der  Pädagogen  uud  Aerzte^  (Königs- 
berg 1836),  beschäftigte  sich  von  da  ab  in  seinen  Schriften  vorwiegend  mit  poli- 
tischen Fragen,  indem  er  u.  A.  die  Censur  bekämpfte  (1838) ,  schrieb ,  nach  dem 
Regierungsantritte  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.  anonym  die  berühmten 
„Vier  Fragen,  beantwortet  von  einem  Ostpreussen"  (1841),  die  in  ganz  Deutsch- 
land einen  überwältigenden  Eindruck  machten  und  ihm  eine  Oriminaluntersuchuug 
zuzogen.  Wir  können  hier  nicht  näher  auf  seine  weiteren  politischen  Schriften  und 
seine  politische  Thätigkeit  eingehen ,  die  ihn  in  fast  alle  parlamentarischen  Ver- 
sammlungen seit  1848  führte  und  ihm  mehrfach  auch  wieder  Anklagen  und  Ver- 
urtheilungen  zuzog.  Er  starb  am  6.  März  1877  in  Folge  einer  Steinoperation. 
Uiber  seinen  Charakter  sagt  einer  seiner  Biographen:  „Er  war  als  Mensch  und 
Privatmann  von  fleckenloser  Reinheit  des  Charakt(rs  und  auch  von  Oegnem  als 
fiberzeugungstreu  hochgeachtet ;  für  ein  positives  Schafifen  war  ihm  aber,  als  blossen 
Idealisten,  jeder  Erfolg  versagt^  mit  Ausnahme  seiner  ersten  Schriften,  deren  Erfolg 
ihn  betäubt  zu  haben  schien.^' 

Wippermann  in  Allgem.  Dentsch.  Biogr.  XIII,  pag.  620.  —  Oallisen,  IX, 
pag.  366;  XXIX,  pag.  122.  ^ 

*Jacoby,  Eduard  J. ,  ist  in  Randers  (Jütland)  am  7.  September  1845 
geboren,  wurde  an  der  Kopenhagener  Universität  und  besonders  als  Schüler  des 
Prof.  HowiTZ  ausgebildet,  studirte  später  im  Auslande  und  promovirte  1877.  Er 
ist  als  praktischer  Arzt  und  gynäkologischer  Specialist  in  Kopenhagen  und  Fried- 
richsberg thätig  und  publicirte  ausser  seiner  Diss.  („Om  Hysteromet^ )  verschiedene 
Aufsätze  in  „Hosp.  Tid."  und  in  den  „Gynäkolog,  og  obstetric.  Meddelelser^^ 

Petersen. 

Jacoby,  s.  a.  Jacobi. 

Jacopl,  Giuseppe  J.,  Professor  der  vergleichenden  Anatomie  und  Physio- 
logie in  Pavia,  war  1779  geboren  und  studirte  Medicin  speciell  unter  Scarpa, 
dessen  chirurgischer  Assistent  er  seit  1811  wurde.  1804  erhielt  er  die  oben 
genannte  Professur,  in  der  er  bis  zu  seinem  im  Juni  1813,  im  34.  Lebensjahre 
erfolgten  Tode  als  ein  sehr  beliebter  Lehrer  thätig  war.  J.  schrieb:  „EsaTne 
della  dottrina  di  Darwin  sul  moto  retrogrado  dei  liquidi  nei  vasi  limfatici^ 
(Pavia  1804)  —  „Elementi  di  ßsiologia  e  notomia  comparaiiva"  (Mailand 
1808 — 1809,  2  voll.;  neue  Ausgabe  3  voll.,  Livomo  1823)  —  „Proftpetto  della 
ecuola  di  chirurgia  pratica  della  regia  universita  di  Pavia  per  Vanno  scofa- 
stico  1811 — 1812**  (Mailand  1813,  2  voll.),  eine  Abhandlung,  die  viele  interessante 
Beobachtungen  enthält. 

Corradi,  pag.  20 1.  —  De  Tipaldo,  IV,  pag.  62.  —  Nouv.  biogr.  gfen.  XXVI, 
pag.  203.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  337.  —  Dict.  bist.  III.  pag.  268.  Pgl. 

Jacquemier,  Jean-Marie  J.,  zu  Paris,  1806  zu  Tutegny  (Ain)  geboren, 
war  als  Interne  besonders  in  der  Matemit^  thätig  und  wurde  1837  Doctor  mit 
der  These:  „De  Vauscultation  des  femmes  enceintee,  des  nouvtlles  accouchies 
et  du  foetus,  pendant  la  vie  intrauterine  et  imm^diatement  apr^  la  naissance". 


368  JAGQÜEHIER.  —  JACQUIN. 

Er  veröffentlichte  weiter:  „Recherches  d'ancUomie  et  de  physiologie  sur  le 
dSveloppement  des  itres  Organist"  (Paris  1837 ,  4.)  und  in  den  Arch.  g6n6r. 
de  m6d. :  „Recherches  d^anatomie  et  de  physiologie  sur  le  systhne  vasculaire 
sanguin  de  VviSrus  humain  pendarU  la  gestation,  et  pltis  spScialement  sur  les 
vaisseaux  utSro-placentaires^  (1838)  —  „Recherches  (fanatomie,  de  physiologie 
et  de  pathologie  sur  Vut&rus  humain  pendant  la  gestation,  et  sur  Fapoplexie 
utSrö'placentaire ,  pour  servir  h  Vhistoire  de  hSmorrhagies  uiMnes,  du  part 
prSmatur^  et  abortif^  (1839).  Später  erschien  von  ihm  ein  „Manuel  d^obsti- 
trique^  basi  sur  V Observation  etc.*'  (2  voll.,  1845)  und  ein  „Manuel  des  accau- 
chements  et  des  maladies  des  femmes  grosses  et  accouchdes,  etc.**  (2  voll.,  1846)  — 
„DSveloppement  de  Voeuf  humain^  (Paris  1851).  Seit  der  Begründung  der  Gk«. 
hebdomad.  (1853)  hat  er  für  dieselbe  zahlreiche  Artikel  auf  dem  Gebiete  der 
Geburtshilfe  und  Gynäkologie  bis  1861  und  später  eben  solche  fflr  das  von 
Dechambbb  herausgegebene  Dict.  encyclopedi<g[ue  geschrieben.  Er  starb  im  Juni  1879. 

Sachaile,  pag.  371.  —  Gaz.  hebdomad.  de  m6d.  et  de  chir.  1879.  pag.  403-  — 
Callisen,  XXIX,  pag.  122.  —  Qu6rard,  IV,  pag.  369.  ^ 

Jacques,  Fröre  J.,  s.  Baulot,  Bd.  I,  pag.  331. 

Jacquln,  Nicolas  Joseph  Freiherr  von  J.,  berühmter  Botaniker,  wurde 
am  16.  Februar  1727  in  Leyden  geboren,  studirte  und  promovirte  daselbst  zum 
Dr.  med.  und  ging  1852  auf  van  Swieten's  Veranlassung  nach  Wien,  wo  er 
zunächst  als  Arzt  prakticirte  und  zugleich  sich  viel  mit  dem  Studium  der  Botanik 
beschäftigte.  Im  Auftrage  des  Kaisers  Franz  I.  war  er  von  1754—59  in  West- 
Indien,  speciell  um  neue  Pflanzen  fflr  die  kaiserlichen  Gärten  in  Wien  und  Schön- 
brunn zu  holen,  wurde  nach  seiner  Rückkehr  1759  Professor  der  Chemie,  Metallurgie, 
Berg-  und  Hüttenkunde  an  der  Bergakademie  zu  Schemnitz  und  darauf  Professor 
der  Chemie  und  Botanik  an  der  Universität  zu  Wien,  auch  Director  des  botanischen 
Gartens  der  Universität,  später  des  Schönbrunner  Gartens,  trat  1797  in  den  Ruhe- 
stand und  starb  am  24.  October  1817  zu  Wien,  nachdem  er  1806  von  Franz  ü. 
in  den  Freiherrnstand  erhoben  worden  war.  Seine  Hauptwerke  sind  botanischen, 
theilweise  auch  chemischen  Inhaltes,  und  müssen  hier  übergangen  werden.  Dagegen 
erwähnen  wir  sein  „Lehrbuch  der  allgemeinen  und  medidnischen  Chemie^ 
(Wien  1783 ;  2.  Aufl.  1791)  und  „Pharmacopoea  Austriaca  provincialis  emendata'* 
(Ebenda  1794). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  337.  —  Poggendorff.  I,  pag.  1185.  —  Meyer's  Convers.- 
Lex.  3.  Aufl.,  IX,  pag.  462.  p    j 

Jacquln,  Joseph  Franz  Freiherr  von  J.,  als  Sohn  des  Vorigen  und  Neffe 
von  INGENHODSZ  am  7.  Februar  1766  in  Schemnitz  geboren,  studirte  in  Wien, 
bereiste  von  1788 — 91  das  Ausland,  wurde  nach  seiner  Rückkehr  Adjunct  seine» 
Vaters  und  1797  Nachfolger  desselben  in  der  Professur  der  Chemie  und  Botanik 
an  der  Universität  zu  Wien,  1819  zum  k.  k.  wirkl.  niederösterr.  Regierungsrath 
ernannt  und  starb  am  4.  December  1839.  Er  schrieb:  „Lehrbuch  der  allge- 
meinen und  medidnischen  Chemie^  (Wien  .1793;  2. — 4.  Aufl.  1798 — 1822, 
2  Bde.,  latein.  Uebers.  Ebenda  1793;  holländisch:  Leyden  1812);  mit  Stoebx, 
SCHOSüLAN  und  seinem  Vater:  „Pharmacopoea  Austriaca  prooincialis  emendata'* 
(Wien  1794)  —  „Beyträge  zur  Geschichte  der  Vögel"*  (Ebenda  1784)  —  „Der 
Universitätsgarten  in  Wien*'  (Niederösterr.  med.  Jahrbb.,  Bd.  II,  1824)  —  „Di^ 
artesischen  Brunnen  in  und  um  Wien**  (mit  P.  Bartsch,  Wien  1834)  — 
„Methode,  die  Vergrösserung  an  Mikroskopen  zu  finden**  (BaüMGABTBN  und 
Ettingshausen's  Zeitschr.  IV,  1828)  —  „Bemerkungen  über  Mikroskope'* 
(Ibid.  V,  1829);  mit  J.  J.  Littkow:  „Amtlicher  Bericht  über  die  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Wien  im  September  1832**  (Wien  1832) 
und  einige  chemische  und  physikalische  Abhandlungen. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  339.    —   Poggendorff,  I,  pag.  1185.    —    Callisen,   IX, 
pag.  370;  XXIX,  pag.  123.  Pgl 


JACQÜIN.  —  JADELOT.  369 

Jacquin,  Charles-Ir^nöe  J.,  zu  Valence  (Drdme),  war  am  8.  Ootober 
1770  zu  Lagneux  (Ain)  geboren,  aus  einer  polnisehen  Familie  Namens  Jakini 
stammend,  wurde  An  XII  (1804)  zu  Montpellier  Doctor  mit  der  Dise.:  „Essai 
sur  la  nScrose  des  os^,  war  Arzt  der  Gkfängnisse  zu  Valence  und  schrieb  ttber 
dieselben:  „Constitution  mSdtcale  des  prisons  de  Valence  (Dr&me)  pendant  les 
^inq  demiers  mois  de  VanXlI^  (Valence,  An  XIII,  1805);  femer:  „Öbservatione 
pratiques  sur  la  vertu  spicifigue  de  la  Vaccine  contre  la  petite-vSrole ;  etc.*' 
(ibid.  1822)  —  nD^s  syat^mes  en  m^dedne^  (Ibid.  1837).  Ausserdem  finden 
sieh  von  ihm  in  verschiedenen  Journalen  Aufsätze,  z.  B.  in  Sedillot's  Joum. 
gön^r.  de  m6d. :  „M4m.  sur  un  nouveau  bandage  h  extension  continudle  ou 
permanente  pour  la  fracture  simple  du  col  du  fSmur,  ainsi  que  pour  les 
fraclures  obliques  du  mime  os**  (T.  XXIf,  An  XIV)  —  „M4m.  et  observations 
sur  les  marques  ou  taches  de  naissance^  (T.  XLIV). 

Qu6rard,  IV,  pag.  199.  —  Callisen,  K,  pag.  370;  XXIX,  pag.  123.  O. 

Jacubowitsch ,  Nicolaus  Martin  J. ,  zu  St.  Petersburg,  war  1816 
geboren,  wurde  Professor  an  der  dortigen  medico-chirurgischen  Akademie  und  hat 
sieh  besonders  durch  seine  Untersuchungen  ttber  die  feinere  Structur  des  Nerven- 
Bystems  bekannt  und  verdient  gemacht.  Wir  führen  von  diesen  Arbeiten  an: 
„Recherches  sur  Vhisitologie  du  systhne  nerveux**  (Comptes  rendus  de  l'Acad.  des 
scienc,  1857)  —  „Mikroskopische  Untersuchungen  über  die  Nervenursprilnge 
im  Rückenmark  und  verlängerten  Mark  u.  s.  w, "  (Bullet,  de  TAcad.  des  sc.  de 
St.  Peterb. ,  1857;  eine  ähnliche  Arbeit  erschien  ebenda  1855  zusammen  mit 
OwsJANiKOw)  —  „Mittheilungen  über  die  feinere  Structur  des  Gehirns  und 
Rückenmarks*'  (Breslau  1857),  Fortsetzung  der  vorigen  Arbeit  —  „Recherches 
comparatives  sur  le  systhne  nerveux"  (Comptes  rendus,  1858)  —  „Nouveau 
proc4dd  pour  Studier  les  ^liments  de  la  moelle  dpinihre  et  du  cerveau  h  Vitat 
frais**  (Ibid.)  —  „Etudes  nur  la  structur e  intime  du  cerveau  et  de  la  moelle 
epinih'e**  (Annales  des  sc.  nat.,  1859)  —  „Terminaisons  des  nerfs  ä  la  p&riphdrie 
et  dans  les  dijf^rents  organes,  ou  terminaisons  piriph^iques  du  Systeme  nercevx 
en  ghuh-al**  (Comptes  rendus,  lö60).  Er  starb  am  19.  Januar  1879.  Als  Professor 
und  als  Mensch  genoss  er  die  Sympathie  der  studirenden  Jugend,  für  die  er  in 
allen  schwierigen  Fällen  mit  Energie  eintrat.  Die  letztere  scheint  auch,  als  zehn 
Jahre  vor  seinem  Tode  die  Akademie  in  Folge  von  Unruhen  unter  den  Studirenden  ge- 
schlossen wurde,  Anlass  gegeben  zu  haben,  ihn  seines  Amtes  als  Professor  zu  entheben. 

St.  Petersburger  med.  Wochenschr.  1879,  pag.  32.  —  Catalogiie  of  Scientific  Papers. 
III.  pag.  529.  G. 

Jadelot,  Jean-Nicolas  J.,  französischer  Anatom  und  Physiolog,  geboren 
in  Pont-ä-Mousson  1738,  promovirte  hier  1759  zum  Dr.  med.  mit  derDiss:  „De 
causis  mortis  subitaneae**  und  erlangte  bereits  im  Alter  von  25  Jahren  im  Concurs 
den  Lehrstuhl  fttr  Anatomie  und  Physiologie  an  der  Universität  seiner  Vaterstadt. 
Bei  ihrer  Verlegung  nach  Nancy  siedelte  J.  hierher  über  und  verblieb  daselbst  bis 
zu  seinem  am  25.  Juni  1793  erfolgten  Tode.  Ausser  einigen  kleineren  Arbeiten, 
Dissertationen  und  akademischen  Gelegenheitsreden  verfasste  er:  „Thesis  physich 
de  legibus  quibus  regitur  machina  vivens,  sentiens  et  movens''  (auch  französisch 
u.  d.  T. :  ^Tableau  de  Viconomie  animcde*',  Nancy  1769  erschienen)  —  „M<!m, 
sur  les  causes  de  la  pulsation  des  art^res^  (Ebenda  1771,  4.)  —  „Cours 
complet  d*anaiamie"  (Ebenda  1773,  fol.)  —  „Physica  hominis  sani  sive  expla- 
natio  functionum  corporis  humani**  (Strassburg  1778;  deutsche  Uebers.  mit 
Ann>erkungen  von  J.  F.  C.  Panzerbieteb  ,  Jena  1783)  —  „Pharmacopie  des 
pauvresy  ou  formules  des  midicamens  les  plus  usuels  dans  le  traitement  des 
maladies  du  peuple  etc.^  (Nancy  1784;  Nouv.  6dit.  Nancy  et  Paris  1800)  — 
„Adresse  ä  nos  seigneurs  de  l'assemblie  nationale,  sur  la  nScessitS  et  les  moyens 
de  perfect'ionner  Penseignement  de  la  mddecine**  (Paris  1790)  u.  A. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  339.  —  Dict.  hist.  m,  pag.  268.  —  Nouvelle  biogr.  gener. 
XXVI,  pag.  279.  Pgl. 

Biogr.  LexikoD.  III.  24 


370  JADELOT.  —  JAE6EB. 

Ja46lot,  Jean-Fran^ois-Nicolas  J.,  zu  Paris,  war  als  Sohn  dee 
Yorigeo  in  Nancy  geboren,  wurde  daselbst  1791  Doctor,  war  anfilnglich  Arzt  in 
der  französischen  Armee  und  gab  eine:  „Deacription  anatomique  d'une  tite 
humaine  extraordtnaire ;  suivie  d^un  easai  sur  Vorigine  des  nerfa*'  (Paris  1799, 
An  VU ;  deutsche  üebers.  von  Eabl  Oeo.  Hedn  ,  Jena  1805,  m.  2  Kpf.)  heraus. 
Er  war  dann  Arzt  am  Höp.  des  enfans  malades  und  am  Hospioe  des  orphdins 
und  berichtete  ttber  diese  Anstalten  in  nachstehenden  Arbeiten :  „Descriptüm  topo- 
graphique  de  Vhdpital  des  enfans  malcLdes*^  (Lbboux,  Joum.  de  mM.,  1805)  — 
„De  la  Constitution  de  Fair,  et  des  maladies  observSes  ä  Vhdpital  des  enfans 
malades,  dans  les  anndes  XIII  et  XIV"  (Ibid.  1806)  —  „Topographie  rnddi- 
ccUe  de  Vhospice  des  orphelins  de  Paris*^  (Ibid.  1807),  gab  auch  heraus:  „De 
Vart  d'employer  les  mSdicaments,  .  .  .  dans  le  traitement  des  maladies*'  (1805). 
Ausserdem  schrieb  er  mehrfach  über  die  Behandlung  der  Kratze  „par  les  bains 
de  Bulfure  de  potasse^'  und  „au  moyen  des  bains  sulfureux^  (Leroux'  Joum.  de 
mM.,  1813),  oder  „avec  un  liniment  savonneux  hydro-sulfure^^  (Ibid.  1814)  und 
zusammen  mit  Helmerick  und  Dupuytren  :  ;,  Trois  proctdds  noaveaux  pour  le 
traitement  de  la  gale^  etc."  (Ibid.).  Es  finden  sich  femer  Aufslltze  von  ihm  im 
Journal  physique,  der  LauQette  frauQaise ,  Revue  mMicale  u.  s.  w. ;  auch  war  er 
Mitherausgeber  der  Bibliothöqne  germanique  m6dico-chirurgicale ,  Mitredaoteur  des 
Dict.  de  m^decine,  Mitglied  der  Acad.  royale  de  m^decine  u.  s.  w. 

Callisen,  IX,  pag.  372;  XXIX,  pag.  124.  G. 

"^ Jaederholm ,  Axel  J. ,  zu  Stockholm,  ist  geboren  in  Södermanland, 
Schweden,  am  9.  April  1837,  studirte  an  der  Universität  in  Upsala  und  am 
Earolinischen  medico-chirurgischen  Institut  in  Stockholm,  wurde  1869  in  üpsala 
zum  Doctor  promovirt,  1869  Docent  für  pathologische  Anatomie  am  Earolinischen 
Institut,  1874  a.  o.  Professor  für  gerichtliche  Medicin  daselbst.  —  Schriften: 
„Die  graue  Degeneration  des  Rückenmarks"  (1869)  —  »Die  gericfdlich-medi- 
cinische  Diagnose  der  Kohlenoxydver giftung"  (1874)  —  „  Untersuchungen  über 
den  Blutfarbstoff  und  seine  Derivate"  (1877)  —  „Ueber  Methämoglobin" 
(1879)  —  „  Uebei"  Zurechnungsfähigkeit"  (1882)  —  „Studien  über  Methämo- 
globin"  (1884)  —  „Om  Mikrospektroskop"  (Stockholm  1878).  ^^^ 

Jaeger,  Johann  Christoph  J.,  geboren  am  1.  März  1740  zu  N(im- 
berg,  Sohn  eines  Wundarztes  (f  1774),  seit  1764  dessen  Schüler,  seit  1769 
Wundarzt  in  Augsburg,  dann  in  Frankfurt,  Bremen  1762/3.  Von  1764 — 66  war 
er  in  Hamburg  und  machte  von  dort  aus  als  Schiffschirurg  Reisen  nach  Grönland  und 
der  Davisstrasse.  1766  kam  er  nach  Frankfurt  und  wurde  1767  nach  bestandenem 
Examen  als  Chirurg  aufgenommen.  Er  starb  1816.  Seine  Schriften  sind:  „  Vermischte 
chirurgische  Cautelen  für  Wundärzte"  (5  Thle.,  Frankfurt  a.  M.  1788 — 97)  — 
„Beiträge  zur  Kriegs-Arzneiwissenschaft"  (3  Thle.,  Ebenda  1794 — 1796)  — 
„Grundriss  der  Wundarzneikunst  in  den  alten  Zeiten  der  Römer"  (Ebenda  1789). 

W.  Stricker,  Gesch.  der  HeUk.  in  Frankf.  1847,  pag.  286.  —  Pantolphi 
(Joh.  Chr.  Ehrmann).  Die  Nachtmenschen,  pag.  223.  —  E.  Gnrlt  in  Allgem.  Deutsch  Biogr. 
Xra,  pag.  651.  ..     i,yf   Stricker.  _ 

Jaeger,  eine  württembergische  Aerzte-  und  Naturforscberfamilie  in  mehreren 
Generationen.  —  Christian  Friedrich  J.,  als  Sohn  eines  Arztes  am  13.  October 
1739  in  Stuttgart  geboren,  studirte  Anfangs  Theologie,  widmete  sich  aber  später  dem 
Studium  der  Medicin  in  Tübingen,  ging  1764  nach  Leyden  und  kehrte,  nachdem  ex 
eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Holland  und  einen  Theil  Deutschlands  gemacht  hatte, 
nach  Tübingen  zurück,  wo  er  1767  mit  der  „Diss.  de  antagonismo  musculorum" 
zum  Dr.  med.  promovirt  wurde.  Einige  Zeit  später  erhielt  er  den  durch  David 
Hauchabt's  Tod  erledigten  Lehrstuhl  für  Pathologie  und  klinische  Medicin  mit 
dem  Titel  eines  herzoglichen  Leibarztes.  1768,  nach  Gmelin's  Tode,  wurde  er 
dessen  Nachfolger  als  Professor  der  Botanik  und  Chemie  und  las  später  noch 
zahlreiche  andere  medicinische  CoUegia.    1780  wurde  er  vom  Herzog  Karl  zum 


I 


JAE6EB.  371 

LeibmedicuB  und  1785  zum  Professor  der  Karls- Aki^demie  ernannt,  wo  er  Staats- 
arzneiknnde  und  gerichtliohe  Medicin  vortmg.  Als  Leibarzt  erfreute  er  sich  des 
Vertrauens  von  vier  Regenten  Württembergs  und  starb  als  königlieber  Leibmedicus 
1808.  J.  hat  eine  ganze  Anzahl  Schriften  hinterlassen;  doch  bestehen  diese 
meist  nur  aus  Dissertationen  und  akademischen  Programmen  von  geringerer  wissen- 
sebaftlicher  Bedeutung.  Die  bedeutendste  ist  die  von  der  Lungenprobe  handelnde, 
wie  fiberhaupt  mit  ihm  erst  die  Periode  der  gerichtlichen  Medicin  und  öffentlichen 
Gesundlieitspflege  in .  Württemberg  begann.  Die  genannte  Schrift  ist  betitelt : 
Düquisüto  medtco-forensis ,  qua  casus  et  annotationes  ad  vüam  foetus  neogeni 
dijudicandam  facientes  , proponuntur*^  (Ulm  1780).  Von  den  anderen  sind  zu 
eitiren:  ^Düs.  aistens  observationea  de  foetibus  recena  natu,  j'am  in  utero 
mortuia  putrtdis,  cum  aubjuncta  epicriat"  (Tübingen  1767)  —  „Dias,  aiatena 
experimenta  de  aubmeraia  cum  aubjuncto  examine  phaenamenorum  in  iia  obser- 
wUorum'^  (Ibid.  1769)  —  „Progr,  an  in  smnmQ  cuneatianis  capitis  gradu 
fraeferenda  sit  methodus  Sigaultiana,  hactenus  usitatoe  capitis  perforationt 
ffd  et  sectioni  Caesareae"  (Ibid.  1779)  —  „Examen  rcUionum  sectionem  ossium 
pubis  appugnantium  vel  limitantium**  (Ibid.  1780)  —  „Medicinische  Anweisung 
wegen  der  tollen  Hundstauth,  nebst  einer  Vorschrift  für  die  Dorfbarbierer^ 
(Stuttgart  1782)  —  „üeber  die  Natur  und  Behandlung  der  krankhaften 
Schwäche  des  menschlichen  Organismus  u,  s.  w,**  (Ibid.  1807),  Ausserdem  hat 
J.  1786  mit  HOPFRNGAEBTNER  zusammeu  die  5.  Ausgabe  und  allein  1798  die 
6.  Ausgabe  der  Württembergischen  Pharmacopoe  veranstaltet. 

Gradmann,  pag.  263.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  H39.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  270.  — 

Moll,  Die  Karls- Akademie,  W&rttemb.  Correspondenzbl.  1859,  Beilage  1—5,  pag.  14.    t>         i 

Jr  agei. 

Karl  Christoph  Friedrich  vonJaeger,  königl.  Leibarzt  und 
Obermedicinalrath  in  Stuttgart,  wurde  als  Sohn  des  Vorigen  am  2.  November  1775 
zu  Tübingen  geboren.  Von  1790 — 1793  besuchte  er  zum  Studium  der  Medicin 
die  hohe  Karlsschule  in  Stuttgart  vom  väterlichen  Hause  aus,  wurde  1793  Dr.  med. 
mit  der  „Diss,  addum  phosphoricum  tamquam  n  orborum  quointndam  causam 
proponens'',  unternahm  2^2  Jahre  lang  eine  wissenschaftliche  Reise  mit  längerem 
Aufenthalt  in  Würzburg,  Erlangen,  Göttingen  und  Wien.  1795  wurde  er  von 
dem  damaligen  Herzog  Friedrich  Eugen  von  Württemberg  zum  Hofmedicus 
und  1797  zugleich  zum  Aufseher  des  Naturaliencabinets  ernannt;  1812  erhielt 
er  den  Charakter  als  königl.  Leibarzt.  1813  wurde  er  Hofpflegearzt,  Mitglied  der 
Seetion  des  Medicinalwesens  und  bald  darauf  wirklicher  Leibarzt.  1820  wurde  ihm 
in  Verbindung  mit  dem  Hofbaumeister  v.  Thouret  der  Entwurf  für  den  Bau  und 
die  innere  Einrichtung  des  Katharinen-Hospitals  übertragen,  bei  dessen  Eröffnung 
1828  er  noch  zugegen  sein  konnte.  Nachdem  J.  schon  1827  zu  kränkeln  begonnen 
hatte,  starb  er  nach  31  jähriger  Praxis  in  Stuttgart  am  9.  Mai  1828.  J.'s  erste  wissen- 
schaftliche Arbeiten  betrafen  hauptsächlich  Gegenstände  der  Chemie,  Mineralogie 
und  Geognosie ,  so :  „  Ueber  das  Leuchten  des  Phosphors  in  atmosphärischem 
Stickgas"  (zusammen  mit  dem  in  Moskau  verstorbenen  A.  N.  Scherer  ,  Weimar 
1795),  die  Abhandlung  „  Ueber  den  krystallisirten  Sandstein  in  Stuttgart^ 
(Denkschrift  der  Gesellschaft  der  Aerzte  und  Naturforscher  Schwabens)  —  »Be- 
träge über  das  Vorkommen  der  fossilen  Knochen  in  Württemberg",  welche  er 
CüviEB  in  Paris  zu  seinem  grossen  Werk  mittheilte,  worüber  er  auch  einzelne 
Abhandlungen  1817  und  1818  in  Gilbert's  Annalen  der  Physik  bekannt  machte. 
In  dieser  Zeitschrift  veröffentlichte  J.  auch  mehrere  Aufsätze  über  Gegenstände 
aus  dem  Gebiet  der  Elektricitätslehre.  Später  folgten  die  eigentlichen  medicinischen 
Arbeiten  J.'s:  „Ueher  Magenerweichung  bei  Kindern"  (Hüfeland's  Journal 
1811  u.  13),  ferner  über  Gegenstände  aus  der  gerichtlichen  Arzneikunde  mehrere 
Aufsätze  in  Henke's  Zeitschr.  u.  a.  ra. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  182^,  Jahrg.  6,  I,  pag.  388.  —  Athenaeum  berühmter 
Gelehrtea  Württembergs.  iS'Z%,  3.  Heft,  pag.  73.  —  Biogr.  med.  V,  pag.  3-10.  —  Dict.  hist. 
in,  pag.  269.  —  Catalogue  of  Scientific  Papers,  III,  pag.  525.  Pgl. 

24* 


372  JAEGBIR. 

Georg   Friedrich   von   Jaeger,    zu   Stattgart,    war    daselbst   am 
25.  December    1785    als  jüngster   Sohn   von   Christian   Friedrich    J.   und 
jüngster  Bruder  des  Vorigen  geboren,  studirte  von  1803  an  in  Tttbingen,  wo  er 
sich  besonders  an  Kielmeyer  anschloss  und  1808  mit  der  Diss. :  „De  effecHbus 
ursenici  in  varios  oryanismits,  etc.  **  Doctor  wnrde.    Eine  wissenschaftliche  Reise 
führte  ihn  dann  nach  Gdttingen   und  Paris,    wo  ihn  Gqviee  namentlich  fesselte, 
lieber  Süd-Frankreich  und  die  Schweiz  nach  Stuttgart  zurückkehrend,  begann  er 
daselbst    unter   sehr   günstigen  Anspielen    die  Praxis,    indem   er  gleichzeitig  sich 
mit    wissenschaftlichen   Untersuchungen  beschäftigte,    unter   denen   die    auf  dem 
Gebiete  der  Naturwissenschaften  die  hervorragendsten  waren.    Seine  ersten  Arbeiten 
waren:  „Ueber  die  Müsbildungen  der  Oewächse,  u,  s.  w.^  (Stuttgart  1814,  m. 
1i  Kpf.)  — ;,  Ueber  die  Entstehung  von  Schimmel  im  Innern  des  thierischen  Körpers*' 
(Meckel's  Deutsches  Archiv  f.  Psychiatr.,  1816)  —  ;,  Vorkommen  eines  Anhanges 
am  Krummdarm  bei  twei  Kindern  derselben  Eltern"  (Ebenda  1817)  —  „Einige 
Bemerkungen   über   die  Koth-    und  Harnausleerung   bei  neugeborenen  Säuge- 
thieren"    (Ebenda)    —    „Ueber   das    Vorkommen    von   Kohle   in   menschlichen 
Oallensteinenj  nebst  einigen  Bemerkungen  über  Verkohlung  organischer  Körper 
überhaupt*^  (Ebenda  1820)  —  „Beobachtungen  über  Hülsenwärmer  im  Mensdien 
und  einigen  Säugethieren"  (Ebenda)    —    „Bemerkungen   über  den  Zusammen- 
hang  des   Nahrungs-    und    Geschlechtstriebes    mit    einigen    körperlichen    und 
psychischen  Erscheinungen  bei  Thieren  und  den  Menschen"  (Ebenda  1822)  — 
„  Vergleichung  einiger  durch  Fettigkeit  und  kolossale  Bildung  ausgezeichneter 
Kinder  und  einiger  Zwerge"  (Stuttgart  1821).     An  diese  Mittheilnngen  schloss 
■sich  eine  Reihe  von  Aufsätzen  in  Meckel's  Archiv  (1826,  28,  29)  über  thierische 
]Sdis8bildungen  verschiedener  Art  und  andere  pathologische  Zustände  bei  Thieren, 
sowie  Aufsätze  in  Hufeland's  Journal  (1815,  1817),    Habless'  Neuen  Jahrbb. 
(1819,  20,  21,  26),  den  Heidelberger  klin.  Annalen  (1828),    Hbnke's  Zeitschr. 
(1830)  über  mannigfaltige  medicinische  Gegenstände.  Weit  über  die  Grenzen  seines 
Vaterlandes  hinaus  machte  er  jedoch  seinen  Namen  durch  sßine  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  Geognosie,    besonders  aber  der  Paläontologie   bekannt.     Nachdem  er 
bereits  1811  ein   kleines  Buch:    „Anleitung   zur  Gebirgskunde"  herausgegeben, 
das  bald  (1815,  16)  zwei  neue  Auflagen  erlebte,  wurde  er  1817,  zu  praktischer 
VerwerthuDg  seiner  naturwissenschaftlichen  Kenntnisse,  als  Nachfolger  seines  Bruders 
Karl  zum  Gustos  der  königl.  Naturaliensammlung  ernannt  und  wirkte  seit  1823  eine 
Reihe  von  Jahren  hindurch,  bis  1845,  am  Stuttgarter  Gymnasium  als  Lehrer  der 
Naturgeschichte    und    der  Chemie.     Von  1821  an  folgten   nun  rasch  aufeinander 
mehrere  geschätzte  Abhandlungen   über  paläontologische  Gegenstände,    von  denen 
wir   nur   folgende  grössere  anführen :    „De  ichthyosauri  sive  protosauri  foseüis 
rspecimiiiibus    in    agro   Bollensi   in    Würtembergia    repertis"    (Stuttgart    1824, 
gr.  Fol.)  —  „  Ueber  die  fossilen  Reptilien ,    welche  in    Württemberg  gefunden 
worden  sind"  (Ebenda  1828,  m.  6  Taff.)  —  „  Ueber  die  fossilen  Säugetkiere, 
desgl."  (Ebenda  1835,  gr.  Fol.,  m.  20  Taff.),    abgesehen  von  einer  sehr  grossen 
Zahl  von  Aufsätzen  auf  dem  Gebiete  der  Geognosie,  Paläontologie,  Zoologie  und 
vergleichenden   Anatomie.     Zahlreiche   Arten   von  Versteinerungen    und  eine  süd- 
amerikanische Pflanzengattuog   sind   nach   seinem  Namen   benannt;    1850  erhielt 
er  mit  dem  württembergischen  Eronenorden   den  Adel.     Mit  seinem  alten  Lehrer 
ElELMEYEB  zusammen    gab    er   den    „Bericht  über  die   Versammlung  deuUchtr 
Naturforscher  und  Aerzte  zu  Stuttgart"  (Ebenda  1835,  4.)  heraus  und  verfasste 
später  dessen  Biographie  u.  d.  T. :    „Ehrengedächtniss  des  k,  württembergischen 
Staatsraths  v.  Kielmeyer"   (Acta  der  Leopold.-Karol.  Akad.,  Bd.  XXI).      Als 
Mitglied  der  obersten  Sanitätsbehörde,  des  Medicinal-Collegiums ,   in  das  er   1836 
als  Assessor  eingetreten    war,    wirkte  er,    seit    1841    mit  dem  Titel  eines  Ober- 
Medicinalrathes,  bis  1852,  und  machte  sich  als  Referent  über  die  Bäder,  besonders 
um  Wildbad,  sowie  auch  um  die  Anstalt  für  schwachsinnige  Kinder  in  Mariaberg 
verdient.  Der  Tod  dieses  rastlos  thätigen  und  äusserst  vielseitigen  Mannes  erfolgte, 


JAEGEB.  373 

naohdem  er  noch  1858  sein  Doctor-Jubiläiim  mit  seinen  Collegen  Cless  und  Zelleil 
msammen  zn  begehen  das  Olflck  gehabt  hatte ,  am  10.  September  1 866. 

Med.  Comspondenzbl.  des  Wfirttemb.  ärztlichen  Vereins.  1866,  pag.  289,  295.  .-r 
Oflmbel  in  AUgem.  Dentache  Biographie.  XIII,  pag,  648.  —  Gallisen,  IX,  pag.  877; 
XXIX,  pag.  1*25.  —  Catalogoe  of  Scientific  Papers.  III,  pag.  526.  p 

vT,     . 

HermannJaeger,  zu  Stuttgart,  als  Sohn  des  Vorigen  am  30.  November 
1814  daselbst  geboren,  stndirte  in  Tübingen,  Wien  und  Paris,  widmete  sieh  von 
1839  an  der  Praxis  in  seiner  Vaterstadt,  übernahm  schon  1840  die  Geschäfte 
des  erkrankten  Stadtdirectionsarztes  und  führte  dieselben  gegen  vier  Jahre  lang. 
1853  trat  er  als  Assessor  in  das  Medioinal-CoUeginm  ein  und  wurde  1858  zum 
Rath  befördert.  Nach  jahrlangem  Magenleiden  verstarb  der  durch  seine  gerichts- 
ürztliohe  Thätigkeit  und  seine  Bemühungen  um  die  Durchführung  des  armenärzt- 
lichen Instituts  in  Stuttgart  verdiente  Mann  in  der  Nacht  vom  28.  zum  29.  Pecember 
1861,  zu  grossem  Schmerze  seines  ihn  überlebenden  greisen  Vaters. 

Med.  Correspondenzbl.  des  Württemb.  ärztlichen  Vereins.  1862,  p^.  23.  ^ 

Jaeger,  Friedrich  Ritter  von  Jaxtthal,  in  Wien,  geboren  am 
4.  September  1784  zu  Kirchberg  an  der  Jaxt,  im  damaligen  Fürstenthum  Hohenlohe, 
stndirte  zuerst  in  Würzburg,  dann  in  Wien  und  zuletzt  in  Landshut,  woselbst  er 
zum  Doctor  der  Medicin  und  Chirurgie  promovirt  wurde.  1808  kam  er  nach 
Wien  und  diente  1809  während  des  Krieges  gegen  Napoleon  als  Oberarzt  im 
^terreichischen  Heere.  Danach  Hess  er  sich  in  Wien  als  Arzt  nieder,  wurde  Magister 
der  Augenheilkunde  und  erwarb  sich  1812  die  Rechte  eines  an  .der  Wiener  Hoch- 
schule graduirten  Doctors  der  Medicin.  Seine  hervorragende  Befähigung  lenkte 
die  Aufmerksamkeit  des  Ophthalmologen  6.  J.  Beer  auf  ihn,  welcher  ihn  zu 
seinem  Assistenten  erwählte  und  mit  dessen  einziger  Tochter  er  sich  später  ver- 
mählte. Nach  Beeb's  Tode  1821  vertrat  er  dessen  Stelle  Vj^  Jahre  lang.  1825 
wurde  er  zum  öffentlichen  Professor  der  Augenheilkunde  an  der  k.  k.  Josephs- 
Akademie  ernannt , .  nachdem  er  bereits  mehrere  Jahre  lang  einer  Privat-Augen- 
klinik  vorgestanden  hatte.  Diese  Stelle  hatte  er  bis  zum  Jahre  1848  inne,  nach 
welcher  Zeit  er  sich  von  seiner  öffentlichen  Wirksamkeit  zurückzog  und  nur  seiner 
Privatpraxis  sich  widmete.  1865  befiel  ihn  ein  rheumatisch-catarrhalisches  Leiden, 
von  dem  er  sich  nie  wieder  vollständig  erholte  und  das  am  26.  December  1871 
seinen  Tod  herbeiführte.  Wenn  auch  die  schriftstellerische  Thätigkeit  von  J.  eine 
verschwindend  kleine  war,  so  erwarb  er  sich  durch  seine  praktische  Befähigung 
und  sein  grosses  operatives  Talent  einen  über  die  ganze  Welt  verbreiteten  Ruf. 
Ausser  seiner  Diss. :  „De  keratonyxide"  (Wien  1812)  und  einer  Abhandlung 
Aber:  „Die  ägyptische  Äugenentzündvng*'  (Wien  1840)  existiren  keine  Schriften 
von  ihm.  Zn  seinen  zahlreichen  Schülern  gehören  auch  Sichel  d.  Ä.  und  Albbecht 
VON  Obaefe. 

Zehen  de  r's  klin.  Monatsblätter  für  Augenheilkonde.  X,  pag.  177. 

Horstmann. 

Jaeger,  Eduard  J.  Ritter  von  Jaxtthal,  als  Sohn  des  Vorigen  und 
Enkel  O.  J.  Beer's  1818  zu  Wien  geboren  und  daselbst  am  5.  Juli  1884  ge- 
storben, wuchs  unter  den  günstigsten  Verhältnissen,  unter  reichhaltiger  geistiger 
Anregung  im  elterlichen  Hause  heran  und  wandte  sich  frühzeitig  dem  Studium  der 
Medicin  und  speciell  der  Augenheilkunde  zu.  1854  habilitirte  er  sich  als  Docent 
der  Ophthalmologie  an  der  Wiener  Universität ,  erhielt  später  eine  eigene  Augen- 
krankenabtheilung  im  k.  k.  Allgemeinen  Erankenhause  und  wurde  von  der  Facultät 
mit  dem  Titel  eines  Profes':ors  geehrt.  Sepe  Ernennung  zum  Ordinarius  erfolgte 
•erst  im  Herbst  1883  nach  dem  Rücktritt  seines  berühmten  Zeitgenossen  und  Special- 
Collegen  v.  Arlt.  —  J.  hat  sich  auch  in  den  verschiedensten  Gebieten  der 
Ophthalmologie  grosse  Verdienste  um  diese  Wissenschaft  erworben ;  sind  doch  seine 
glänzendsten  Leistungen  unbestritten  auf  das  Innigste  mit  der  Geschichte  der 
Ophthalmoskopie  verwebt,    indem  er  mit  seltener  Hingebung  und  staunenswerther 


374  JAEGER. 

Beharrlichkeit  sein  ganzes  Leben  hindurch  der  praktischen  Yerwerthnng  dieeer 
neuen  Untersuchungsmethode  widmete.  Noch  nach  einer  anderen  Richtung  verdankt 
die  Ophthalmoskopie  J.  eine  besonders.  werthyoUe  Förderung,  indem  er,  wiederum 
ganz  im  Sinne  Helmholtz's,  die  Verwendung  des  Augenspiegels  zur  exactea 
objectiven  Refractionsbestimmung  als  der  Erste  in  die  Praxis  einzufahren  sich 
bemühte.  Von  seinen  übrigen  Verdiensten  sei  noch  hervorgehoben  die  Zusammen- 
stellung geeigneter  Sehproben  zur  Prüfung  der  Sehschftrfe. 

Sattler  in  Fortschr.  d.  Med.  1884,  Nr.  15.  Wernick 

Jaeger,  Hermann  Joseph  J.,  zu  Neuss,  war  1792  zu  Uerdingen  am 
Rhein  geboren,  studirte  auf  den  Hochschulen  zu  Strassburg,  Montpellier  and 
Heidelberg,  auf  welcher  letzteren  er  die  Doctorwürde  erwarb.  1815  machte  er  als 
preussischer  Oberchirurg  der  2.  rheinischen  Legion  den  Feldzug  gegen  Frankreich 
mit  und  wurde,  in  die  Heimath  zurückgekehrt,  Bataillonsarzt  des  Landweh^ 
Bataillons  Neuss,  später  mit  dem  Titel  Regimentsarzt.  Er  verfasste  einen  „  Tractaius 
jphystco-med,  de  atmosphaera  et  de  aere  atmosphaerico,  nee  non  de  variia  gazUj 
vaporibus ,  efflutnisque  in  eis  contentts ,  respectu  eorum  in  corpus  humanum 
efftctuum"  (Köln  1816).  1820  wurde  er  zum  Physicus  des  Kreises  Greven- 
broich ernannt  und  war  in  dieser  Stellung  24  Jahre  lang  unermüdlich  als  Arzt 
sowohl ,  wie  in  fast  allen  Zweigen  der  Natur-  und  besonders  der  Alterthumskunde, 
behufs  Leitung  von  Nachgrabungen  nach  römischen  Alterthümern  thätig.  Unter 
dem  Titel:  „Praktische  Miscellen^  veröffentlichte  er,  theils  in  Harless'  Neuen 
Jahrbb.  (Bd.  III,  V;  1821,  22),  theils  in  Graefe's  und  Walther's  Journal 
(Bd.  XI,  XU;  1828,  29)  eine  Reihe  der  von  ihm  gemachten  Beobachtangen.  Anch 
seine  „Beleuchtungen y  Ansichten  und  Vorschläge  zur  bevorstehenden  Reform 
des  Mediainalwesens  im  Kgl,  Preussischen  Staate^  (Neuss  1842)  fanden  die  ihnen 
gebührende  Anerkennung.     Sein  Tod  erfolgte  am  3.  November  1848. 

Med.  Zeitung,    herausgegeben  v.  d.  Verein  f.  Heilk.  in  Preussen.    1848,   pag.  23&. 

G. 

Jaeger,  Michael  J.,  zu  Erlangen,  war  am  10.  August  1795  zu  Wfln- 
burg  geboren,  studirte  auch  daselbst,  erwarb  1819  den  Doctorgrad,  schrieb  1820 
seine  Diss. :  y^Tractatus  anat.-physiol.  de  arteriarum  pulsu^  und  trat,  zu  weiterer 
Ausbildung,  eine  Reise  nach  Wien,  Berlin  und  Hamburg  an.  Er  habilitirte  sich 
darauf  1822  in  Würzburg  als  Privatdocent ,  hielt  Vorlesungen  über  pathologische 
Anatomie,  besuchte  dabei  aber  stets  noch  die  Kliniken,  namentlich  die  von  Kaj. 
Textor  und  die  Militärspitäler.  1826  erhielt  er  die  durch  den  Tod  von  Schrboer 
in  Erlangen  erledigte  Direction  der  dortigen  chirurgisch-augenärztlichen  Klinik  und 
wurde  gleichzeitig  zum  Prof.  e.  o.  ernannt.  Daselbst  erweiterte  und  gestaltete  er 
die  Klinik  um ;  die  Zahl  der  Hilfe  suchenden  Leidenden  vermehrte  sich  von  Jahr 
zu  Jahr;  er  wendete  allen  Fleiss  auf  die  Vermehrung  der  Sammlungen,  erstattete 
regelmässige  jährliche  Berichte  über  die  Klinik  und  lieferte  so  den  Beweis .  dass 
mit  ihm  neues  Leben  und  ein  neuer  Geist  in  die  Erlanger  chirurgische  Klinik 
eingezogen  sei.  Daneben  begann  er  eine  überaus  fruchtbare  literarische  Thätigkeit, 
nämlich  seit  1830  für  das  von  der  Berliner  med.  Facultät  herausgegebene  Ency- 
klopädische  Wörterbuch,    seit  1831  für  Rust's  Handbuch  der  Chirurgie  und  seit 

1836  für  das  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  Walter  und  Radius  redigirte  „Hand- 
wörterbuch der  Chirurgie  und  Augenheilkunde" »  1831  wurde  er  zum  Prof.  ord. 
ernannt  und  schrieb  dazu  die  Programme:  „Operatio  resectionis  conspectu  chrono- 
logico  adumhrata"  und  „Commentatio  chirurg,  de  exstirpatione  linguae^y  nach- 
dem er  1831  eine  Monographie:  „Die  Entzündung  der  Wirbelbeine  u,  s.  tr." 
herausgegeben  hatte.  Das  erwähnte  Programm  über  die  Resectlonen  und  die 
erweiterte  Bearbeitung  desselben  in  den  Artikeln:  „Decapitatio  ossium"  —  ^Ex- 
cisio  ossium  partialis**  —  „Exstirpatio  ossium^  des  RusT*schen  Handbuches  der 
Chirurgie  (1831,  32)  sind  die  Grundlagen  aller  späteren  literarischen  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  dieser  Operationen  geworden.     Sehr  gegen  seinen  Wunsch   wurde  er 

1837  zum  Professor  der  Chirurgie  in  Würzburg,  an  Stelle  des  von  dort  (zur  Strafe 


JAB6£B.  --  JAFFE.  875 

fttr  angebliehe  staatsgefilhrliehe  Umtriebe)  naeh  Landshut  an.  die  dortige  ohirurgische 
Schale  versetsten  Prof.  T£XT0B  ernannt,  jedoch  bereits  nach  2  Jahren,  nach 
Tbxto&'s  Rehabilitirong,  von  Wflrzburg,  wo  er  sich  nicht  wohl  geftlhlt  hatte,  nach 
Erlangen,  in  die  früheren  Verhältnisse  zurackversetzt.  Indessen  trug  er  bereits  den 
Keim  des  Todes  in  sich.  Ein  Kehlkopf-  und  Brostleiden  machte  allmälig  solche 
Fortschritte,  dass  es  ihm  nicht  mehr  möglich  war,  seine  klinischen  Vorträge  zu 
halten  und  er  genöthigt  war,  dieselben  seinem  Assistenten  und  liebsten  Schttler 
Dr.  RiBD  (jetzt  in  Jena)  zu  übertragen,  der  von  1836  bis  zu  J.'s  am  2.  Februar 
1838  erfolgten  Tode  ihn  vertrat  und  die  Direction  der  Klinik  noch  bis  zum  Oetober 
1838  weiter  führte.  In  jener  Zeit  schrieb  J.  noch  die  grosse  Reihe  der  im  L  bis 
in.  Bande  des  bereits  erwähnten  Handwörterbuches  der  Chirurgie  (1836 — 39)  ver- 
öffentlichten vortrefflichen  Artikel ;  nach  seinem  Tode  noch  fanden  sich  viele  völlig 
ausgearbeitete  Artikel  zu  dem  Reste  des  Werkes.  Ausserdem  erschien  in  derselben 
Zeit  noch  eine  Reihe  von  Aufsätzen  und  Recensionen  in  verschiedenen  Journalen.  — 
J.  gehörte,  namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Knochen-  und  Gelenkkrankheiten  und 
der  mit  ihnen  in  innigem  Zusammenhange  stehenden  Resectionen  zu  den  bahn- 
brechenden Chirurgen  Deutschlands,  welche  der  Chirurgie  der  Neuzeit  die  Grund- 
lage gegeben  haben.  Er  verband  mit  allen  Eigenschaften  eines  guten  Operateurs 
und  Therapeuten  eine  grosse  Gelehrsamkeit  und  bewunderungswürdige  Kenntniss 
der  älteren  und  neueren  Literatur,  in  Folge  eines  mit  unendlichem  Fleisse  betriebenen 
Studiums  derselben. 

J.  J.  Sachs,  Med.  Almanach  f.  d.  J.  1841,  pag.  137.  —  E.  Gurlt  in  AUgem. 
Deutsche  Bio?r.  XIII,  pag.  654.  —  Callisen,  IX,  pag.  383;  XXIX,  pag.  127.        Gurlt. 

Jaenisch,  Gottfried  Jakob  J.,  zu  Hamburg,  war  daselbst  als  Sohn 
des  gleichnamigen  geschätzten  Arztes  am  17.  Oetober  1751  geboren,  studirte  von 
1772  an  in  Göttingen,  wo  er  1775  mit  der  „Diss,  inaug,  med»  siatens  phthiseos 
ex  ulcere  curationes  antiquas**  Dootor  wurde.  Unter  den  Augen  seines  Vaters 
unterzog  er  sich  darauf  der  Praxis,  übernahm  1779  mit  noch  6  anderen  Collegen 
unentgeltlich  die  ärztliche  Besorgung  der  kranken  Hausarmen  und  bearbeitete  in 
Gremeinschaft  mit  Jenen  eine  „Pharmacopoea  pauperum,  in  usum  instüiUi  clinid 
Haniburgensis,  edita  a  soaietnte  medica"  (Hamburg  1781 ;  2.  Aufl.  1785).  1798 
wurde  er  als  Arzt  des  Heil.  Geist-Hospitals  angestellt  und  verwaltete  dieses  Amt 
mit  redlichem  Eifer  bis  zu  «einem  am  18.  November  1830  erfolgten  Tode,  nachdem 
er  unter  zahlreichen  Ehrenbezeugungen  1825  sein  50jähriges  Doctor-Jubiläum 
begangen  hatte. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  8,  1830,  11,  pag.  803.  —  Callisen,  XXIX, 
pag.  131.  ö. 

Jaff<6,  Philipp  J.,  zu  Berlin,  ausgezeichneter  Geschichtsforscher,  Meister 
in  mittelalterlicher  Philologie,  war  am  17.  Februar  1819  zu  Schwersenz  bei  Posen 
geboren,  widmete  sich,  auf  Wunsch  seines  Vaters,  von  1838  an  dem  Handels- 
stande,  wendete  sich  nach  einigen  Jahren  aber  ganz  dem  Studium  der  Geschichte 
unter  Ranke  zu  und  trat,  nach  anderen  historischen  Arbeiten,  1851  mit  seinem 
Riesenwerke:  „Regesta  pontificum  Romanorum  ab  condita  ecclesia  ad  annum  p. 
Chr.  n.  1198"  an's  Licht;  allein  er  sah  sich,  trotz  des  hohen  wissenschaftlichen 
Ranges,  den  er  damit  erlangte,  da  er  aus  confessionellen  Rücksichten  auf  ein 
historisches  Lehramt  nicht  rechnen  konnte,  genöthigt,  zur  Erlangung  seines  Unter- 
halte« sich  der  Medicin  zu  widmen,  die  er  theils  in  Berlin,  theils  in  Wien  stiidirte. 
Bei  erstgenannter  Universität  erlangte  er  1853  mit  der  Diss.:  „De  arte  medica 
aaeculi  XIl^  die  DoctorwUrde.  Er  war  dann  von  1854 — 63  bei  den  Monumenta 
Germaniae  beschäftigt,  wurde  1862  als  der  erste  Jude  in  Preussen  zum  Prof.  e.  o. 
der  Geschichte  an  der  Berliner  Universität  befördert  und  lieferte  bis  zu  seinem 
am  3.  April  1870  zu  Wittenberg  durch  Selbstmord  erfolgten  Tode  viele  bedeu- 
tungsvolle historische,  hier  nicht  näher  anzuführende  Arbeiten. 

Deutsche  Klinik.  1870,  pag.  159.  —  Alfred  Do ve  in  AUgem.  Deutsch.  Biogr. 
Xin,  pag.  636.  G. 


376  JAFPE.  —  JAGIELSKI. 

*  JaflK,  Max  J.,  zu  Königsberg  i.  Pr.,  ist  am  25.  Juli  1841  sn  Grttnbei^g 
in  Schlesien  geboren,  stadirte  in  Berlin,  wnrde  1862  daselbst  zum  Dr.  med.  pro- 
movirt,  war  von  1865—72  Assistenzarzt  an  der  med.  Universitätsklinik  zu  Königs- 
berg, habilitirte  sieh  als  Privatdocent  1867,  wurde  1872  Prof.  e.  o.  fflr  med.  Chemie 
und  1883  Prof.  ord.  der  Pharmakologie.  Er  ist  auch  Direotor  des  Laboratoriums 
für  med.  Chemie.  Arbeiten:  „üeber  die  Identität  des  Hämatoidin  und  Büi- 
fulvin"  (ViECHOw's  Archiv)  —  „Ueber  das  Vorkommen  zuckerbildender  Sub- 
stanzen im  Oehim"  (Ibid.)  —  „Untersuchung  über  Gallen-  und  Hamfarbstojfe'^ 
(Centralbl.  für  die  med.  Wissensch.)  —  „  Ueber  das  Urobilin'*  (ViRCHOw's  Archiv)  — 
„  Ueber  die  Entstehung  des  Indicans  im  Harn**  (Centralbl.  für  die  med.  Wissen- 
schaft) —  ;,  Ueber  den  Ursprung  und  die  pathologische  Bedeutung  des  Indicans" 
(ViRCHOw's  Archiv)  —  „  Ueber  die  quantitative  Bestimmung  des  Indicans  im 
Harn**  (PflüGER*s  Archiv)  —  „Ueber  einen  neuen  Bestandtheil  des  Hunde- 
harns  (die  Urocaninsäure) "  (Berichte  der  ehem.  Gesellsch.  zu  Berlin)  —  „  Ueber 
das  Verhalten  der  Benzoesäure  im  Organismus  der  Vögel  (Umwandlung  in 
Ornithursäure"  (Ibid.);  femer  in  Hoppe-Seyler's  Archiv  für  physiol.  Chemie: 
„Zur  Kenntniss  der  Synthesen  im  Thierkörper  (die  Uronitrotoluolsäure)**  — 
„Ueber  das  Vorkommen  von  Mannit  im  normalen  Hundeharn**  —  „Ueber 
eine  empfindliche  Reaction  auf  Kynurensäure**  —  „  Ueber  die  Tyrosinhydan- 
toinsäure** ;  ausserdem :  „  Ueber  die  Wirkungen  des  salpetersauren  DiarobenzoU 
auf  den  Thierkörper**  (Archiv  für  exper.  Pathologie)  und  verschiedene  kleinere 
Mittheilungen .  ^  ^  ^ 

Jagelski,  Cassian  J. ,  wurde  in  Klein-Russland  geboren  und  in  der 
geistlichen  Akademie  in  Kiew  erzogen,  kam  dann  an  das  St.  Petersburger 
Hauptspital  in  die  dortige  medicinische  Schule.  Im  Jahre  1761  als  Chirurg  ent- 
lassen, wurde  er  mit  einigen  Anderen  nach  Leyden  geschickt,  studirte  hier  sechs 
Jahre  lang  Medlcin  und  erwarb  sich  1765  den  Doctorgrad  („Diss,  de  passione 
hysterica** ) .  Im  Jahre  1766  kehrte  J.  nach  Moskau  zurück,  wurde  examinirt  und 
trat  in  den  Staatsdienst;  er  war  Anfangs  in  Petersburg,  später  in  Moskau  an 
einem  Hospital  Lehrer  für  Physiologie  und  Pathologie.  Während  der  Pestjahre 
1770  und  1771  leistete  er  bei  der  in  Moskau  ausgebrochenen  Seuche  dem  Staate 
grosse  Dienste.  Er  schrieb  (in  russischer  Sprache)  eine  Anleitung  zu  schützenden 
Massregeln  gegen  die  Pest  (Moskau  1771).     J.  starb  am  21.  December  1774. 

Richter,  III,  pag.  463.  —  Tschietowitsch,  CCCLXIV.  L.  Stieda, 

Jagemann,  Johann  Michael  August  J. ,  geboren  1740  zu  Dlngel- 
städt,  Eichsfeld,  war  einige  Zeit  lang  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  zu 
Erfurt  und  wurde  1775  Stadtphysicus  in  Duderstadt.  Er  ist  bemerkenswerth  wegen 
einiger  epidemiologischer  Schriften:  „Programma  de  iis  quae  circa  morbos  epi- 
demicosin  Eichsfeldia  .  .  .  .facta  sunt**  (Erfurt  1772)  —  „Circa  annos  1770 — 72 
liber  epidemiorum  de  acuta  passim  epidemica  febre**  (Ebenda  1772)  —  n^i^' 
de  nostra  et  priscorum  medicina**  (Ebenda  1772). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  341.  —  Chonlant,  Bibl.  med.  hiat.  pag.  68.  Pgl. 

Jagielski,  JosefAntonJ.  (der  Vater),  geboren  1792  zu  Posen,  widmete 
äich  anfänglich  dem  Apothekerfache,  von  1817 — 20  studirte  er  in  Breslau  und 
Berlin  Medicin  und  wurde  1820  in  Berlin  mit  der  Diss.:  „De  fistulis  urinariis, 
adjecta  hujus  morbi  historia**  promovirt.  Nach  Posen  zurückgekehrt,  wurde  er 
Lehrer  an  der  dortigen  Hebeammenschule  und  seit  1837  leitete  er  diese  Anstalt 
als  Director;  ausserdem  war  er  Chirurg  des  Provinzial-Krankenhauses.  Unter 
Anderem  schrieb  er:  „Drei  Fälle  von  Blutungen  aus  der  nicht  schwangeren 
Gebärmutter**  (Caspee's  Wochensch.,  1 834)  und  „Zywot  D-ra  Karola  Marcinkouy 
skiego**  (Posen  1846). 

*Victor  Apollinaris  J.  (der  Sohn),  geboren  zu  Posen,  studirte 
(1854 — 58)  in  Breslau  und  Berlin,  wo  er  mit  der  Diss. :    „De  luxatione  femoris 


JA6IELSKI.  —  JAHN.  377 

congenita^  promorirt  wurde;  gegenwärtig  lebt  er  in  London,  wo  er  zuerst  den 
Rnmis  als  Heilmittel  einführte;  er  schrieb:  „Kumys  i  jego  tutycie  w  medgcynie" 
(Warschau  1871)  —  ^On  treatmerU  of  chronic  diarrhoea  by  kaumiss"  (Brit. 
Med.  Joum.,  1877)  —  „On  Marienbad,  8paa  and  the  diseases  curable  by  its 
waters  and  baihs**  (2.  edit.  1874)  u.  s.  w.  K   &  P 

Jahja  Ben  Baehtisohua,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  165,  Nr.  I. 
Jahja  Ben  Maseweih,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  166,  Nr.  III. 
Jahja  Ibn  Seraflun,  s.  Araber,  Bd.  r,  pag.  167,  Nr.  VII. 

Jahn,  Christian  J.,  Licentiat  der  Medicin,  prakticirte  in  Dresden,  wo 
er  um  1766  gestorben  ist.  Er  schrieb:  „TeiUsche  Physiologia  medico-chirurgica, 
oder  höchst  nothwendige  Lehre  von  den  Menschen**  (Dresden  1756)  —  ^Norma 
dtaetetica  oder  Diätetik,  wodurch  man  die  Gesundheit  und  das  Leben  lange 
erhallten  und  beschützen  kann^  (Ebenda  1756)  —  „Cfründlicher  Unterricht  von 
den  Fiebern^  dem  Publico  zum  Besten  herausgegeben**  (Ebenda  1756)  — 
yfPraacis  medica  theoretico-clinica.  II  Partes**  (Ebenda  und  Leipzig  1761,  8.)  — 
„Sciagraphia  medica  oder  Grundriss  der  Ärzneykunst**  (Dresden  1762). 

Dict  hist.  in,  pag.  271.  Pgl. 

Jahn,  Friedrich  J.,  am  25.  Februar  1766  in  Meiningen  geboren, 
studirte  die  Medicin  in  Jena,  wo  er  im  Jahre  1787  durch  Vertheidignng  seiner 
Diss. :  „De  utero  retroverso**  den  Doctorgrad  erlangte.  Er  wirkte  in  seiner  Vater- 
stadt als  vielbeschäftigter  praktischer  Arzt  und  als  Hofmedicus,  und  starb  daselbst 
am  19.  Decerober  1813  während  einer  heftig  wüthenden  Typhusepidemie  als 
Opfer  seines  Berufes  im  kräftigsten  Mannesalter.  Seit  1811  war  er  auch  Bade- 
arzt in  Liebenstein  gewesen.  Ausser  einer  grossen  Anzahl  von  Aufsätzen  über 
Gegenstände  aus  der  Geburtshilfe  und  praktischen  Medicin  in  Starkes  Archiv 
in  Baldingbb's  „Neuem  Magazin^'  und  den  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie, 
hinterliess  J. :  ;,  Versuch  eines  Handbuches  der  populären  Arzneikunde**  (Jena 
1790)  —  „Auswahl  der  wirksamsten  einfachen  und  zusammengesetzten  Heil- 
mittel oder  praktische  Materia  medica**  (2  Bde.,  Erfurt  1797—1800;  1807; 
1818)  —  „beytrag  zur  Berichtigung  der  Urtheile  über  das  Brown' sehe  System** 
(Jena  1799)  —  „Neues  System  der  Kinderkrankheiten,  nach  Brown' sehen 
Grundsätzen  ausgearbeitet**  (Arnstadt  und  Rudolstadt  1803;  1807)  —  „üeber 
den  Keuchhusten**  (Rudolstadt  1805).  Nach  J.'s  Tode  erschien  unter  seinem 
Namen:  „Klinik  der  chronischen  Krankheiten**  (4  Bde. ,  Erfurt  1815 — 1821), 
allein  nur  der  erste  Band  dieses  Werkes  ist  aus  J.'s  Nachlass  entnommen;  die 
drei  übrigen  Bände  sind  von  Heineich  August  Erhard  verfasst. 

Elwert,  I,  pag.  255.  —  Ersch  &  Gruber,  Art.  Jahn.  —  Nouv.  biogr.  g^ner. 
XXVI,  pag.  293.  —  Biogr.  in6d.  V,  pag.  341.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  271.  p^j 

Jahn,  Johann  Georg  ArendJ.,  zu  Güstrow  in  Meeklenburg-Schwerin, 
war  daselbst  am  7.  November  1771  geboren,  als  Sohn  des  Hof-  und  Kreischirurgen 
Arend  J.,  studirte  in  Rostock  und  Jena,  wo  er  1792  mit  der  Diss. :  „Qtmedam 
de  cperationibus  atque  viis  medicamentorum  externorum  stases  systemxitis 
lymphatici  submoventium**  promovirte,  Hess  sich  darauf  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
wurde  Domanial-Amtsarzt,  1810  Rreisphysicus  und  war  39  Jahre  hindurch  ein  sehr 
glUeklicher  und  beliebter  Arzt.  Von  seinen  Aufsätzen  in  Zeitschriften  sind  anzu- 
fahren, zunächst  in  Hüfbland's  Journal :  „ Ueber  die  Syncope  anginosa  Parry's^ 
Angina  pectoris  Heber den's,  Asthma  spasticum  arthriticum  inconstans 
St  oll  er*  s**  (1806)  —  „Wirkungen  einer  Luftvergiftung  durch  den  Holz- 
schwamm, (Merulius  destruens) ;  u,  s.  w.**  (1826)  —  „Geschichte  einer  bös- 
artigen Verhärtung  aller  Bauchmuskeln  der  einen  Seite  und  deren  schurierigen 
Operation**  (1826)  u.  s.  w. :  femer:  „Anzeige  der  Erfindung  eines  Zahnhebers** 
(Salzb.  med.-chir.  Ztg.   1812;  Allgem.  med.  AnnaL,  1812)  —  „Ueber  die  Notk- 


378  JAHN.  —  JAKSCH. 

wendigkeü  der  Theünahme  des  Arztes  an  den  gerichtlichen,  Gegenstände  seines 
Faches  betreffenden  Untersuchungen;  u.  s»  w."  (Henke's  Zeitschr. ,  1825)  — 
;,  Oerichtlich-medicinisches  Gutachten  über  die  Zurechnungsfähigkeit  eines  Epi- 
leptischen u.  s,  w.^  (Ibid.  1827).  Es  sind  von  ihm  auch  mehrere  Aufsätze  über 
nicht  medicinische  Oegenstände,  allgemeine  Angelegenheiten  betreffend,  bekannt.  Er 
starb  am  31.  März  1831. 

Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  9,  1831,  I,  pag.  299.  —  Blanck,  pag.  104.— 
Callisen,  IX,  pag.  394;  XXIX,  pag.  135.  q 

Jakubowskl,  Mathias  Leon  J.,  geboren  1747  bei  Wodzislaw,  wo  sein 
Vater  königlicher  Kämmerer  war,  studirte  in  Deutsehland  und  Frankreich  Medicin 
und  wurde  1778  in  Erakau  promovirt;  er  that  sich  als  ein  sehr  tUchtiger  Praktiker 
hervor  und  starb  am  12.  April  1825  in  Erakau. 

JosefJakubowski,  Sohn  des  Vorhergehenden,  geboren  zu  Pinczow  am 
25.  November  1796,  studirte  seit  1815  in  Erakau  Medicin  und  wurde  dort  1821 
mit  derDiss. :  „De  hydrophobia*^  promovirt;  1823  wurde  er  Physiker  der  Stadt 
Erakau  und  Arzt  des  Hospitals  zum  heiligen  Geist,  1826  vertrat  er  die  Stelle  eines 
Professors  der  Chirurgie,  1832  wurde  ihm  der  Lehrstuhl  der  allgemeinen  Pathologie 
und  Therapie  übergeben,  doch  verliess  er  diese  Stellung  schon  1834,  von  1833 — 54 
war  er  Protomedicus  von  Erakau  und  starb  am  16.  März  1866.  Seine  Schriften 
sind  nicht  von  Bedeutung. 

^Mathias  Leon  Jakubowski,  Enkel  des  Erstgenannten  und  Neffe 
Josefs,  geboren  zu  Erakau  am  2.  März  1838,  studirte  in  Erakau  Medicin 
(1855 — 60)  und  wurde  1861  promovirt;  längere  Zeit  weilte  er  in  Wien,  Prag 
und  Paris,  wo  er  sich  dem  Studium  der  Einderkrankheiten  hingab;  1863  wurde 
er  Docent,  1873  a.  Prof.  der  Pädiatrie  in  Erakau,  seit  dem  1.  Mai  1876  ist  er 
Director  des  Erakauer  Einderhospitals,  welches  sein  Dasein  seinen  eifrigen  Be- 
mühungen verdankt.  Seit  1862  veröffentlichte  er  eine  Reihe  seine  Specialit&t 
betreffende  Arbeiten  im  Przegl^d  lekarski  in  Erakau.  ]^  ^  P, 

*  Jaksch,  Anton  J.  Ritter  von  Wartenhorst,  k.  k.  Hofrath  und  emeritirter 
Professor  in  Prag,  ist  geboren  am  11.  April  1810  im  Städtchen  Wartenberg  in 
Böhmen ,  erhielt  seine  Ausbildung  theils  in  Prag  durch  Ebombholz  ,  theils  in 
Wien  durch  Skoda,  Eolletschka  und  Rokitansky,  wurde  1835  promovirt  mit 
der  „Diss.  inaug.  med,  sistens  conspectum  morborum  in  clinico  ophthalmicUrico 
Fragensi  anno  1834  tractatorum^.  Er  wirkte  von  1835 — 38  als  Assistent  der 
2.  medicinischen  Elinik,  von  1842,43  bis  1845,46  als  Vorstand  und  Docent 
an  der  neu  errichteten  Brustkranken-Abtheilung  in  Prag  und  fibernahm  im  letzteren 
Jahre  die  2.  und  im  Jahre  1849,  50  die  1.  medicinische  Elinik,  welche  er  bis 
zum  Jahre  1881  inne  hatte.  Veröffentlicht  hat  derselbe:  „Abhandlung  über  das 
perforirende  Mageng eschvmr  in  diagnostischer  und  therapeutischer  Hinsicht*'  — 
„  üeber  Ammoniämie^  —  „  lieber  die  Erscheinungen,  welche  der  Gesichts-  und 
Tastsinn  bei  Krankheiten  der  Lunge  und  des  Herzens  liefert*'  —  „  Ueber  die 
spontane  Heilung  der  Krankheiten  der  Herzklappen*'  —  „Bericht  über 
Duchenne's  de  Boulogne  Faradisation  localis^e  und  Claude  Bernard 
nach  einem  längeren  Aufenthalte  in  Paris  1852**.  ge^ 

*Jak8Ch,  Rudolf  Ritter  von  Wartenhorst,  zu  Wien,  ist  am  16.  Juli 
1855  in  Prag  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  studirte  in  Prag  und  Strassburg, 
wurde  1878  Dr.  med.,  war  1878  Assistent  bei  Prof.  Elebs,  1879 — 81  bei  seinem 
Vater,  von  1881 — 82  bei  Püibham  in  Prag  und  von  1882  bis  gegenwärtig  bei 
Nothnagel  in  Wien.  Seit  1883  ist  er  Privatdocent  für  innere  Medicin.  Arbeiten: 
„Studien  über  den  Harnstoffpilz*'  —  „  Versuche  über  die  therapeutische  Wirk- 
samkeit des  Chinolins**  —  „  Ueber  das  Vorkommen  von  Acetessigsäure  im 
Harn**  —  „Ueber  pathologische  Acetonurie**  —  „Ueber  die  klinische  Bedeu- 
tung   der  Peptonurie**    —    „  Ueber    die   therapeutische    Wirkung    einiger  neuer 


JAKSCH.  —  JÄMAIK.  379 

Ohinolinbasen"    und    eine    Monographie:    „Ueber    Acetonurie    und   Diaceturie** 
(Berlin   1886).  Bed. 

Jalade-Lafond,  0.  p6re,  zu  Paris,  wurde  1805  daselbst  Doctor,  war  Vor« 
Steher  einer  orthopftdischen  Anstalt  zu  Chaillot  bei  Paris  und  hat,  ausser  der 
Orthopftdie,  sich  besonders  mit  der  Behandlung  der  Hernien  beschäftigt.  Er  schrieb : 
„Cofistdiratwns  sur  les  handages  hemiaires  ttsitis  j'uaju'  ä  ce  jour,  etc."  (Paris 
1817;  nouv.  6dit.  u.  d.  T. :  „ConsidSrationa  sur  les  hemies  abdominales,  sur 
les  bandages  hemiatres  renixigrades,  sur  de  nouveaux  moyens  de  s'opposer  h 
Ponanisme,  et  les  anus  contre  nature",  1821,  av.  24  pl.)  —  „Exposd  succinct 
des  moyens  mdcaniques  osctllatoires ,  imaglnds  et  employis  pour  remddier  aux 
diüiations  de  la  colonne  vertibrale  et  autres  vices  de  conformation"  (Ibid.  1825)  — 
ffRecherches  pratxgues  sur  les  principales  difformitds  du  corps  hurnain  et  sur 
les  moyens  ay  remidier"  (3  voll.,  Ibid.  1827)  —  „Gonsidiration  sur  de  nou- 
veaux moyens  d!opposer  h  Fonahisme,  ou  corset  contre  les  habitudes  vicieuses"  — 
„ItSm.  sur  une  nouvelle  esphce  de  bandage  h  pelote  mSdicamenteuse,  pour  la  ' 
eure  radtcale  des  hemies"  (1839;  15.  6dit.  1839;  24.  6dit.  1845;  engl,  üebers. 
Paris  1841). 

Sachaile,  pag.  373.  —  Callisen,  IX,  pag.  397;  XXIX,  pag.  136.^^  G. 

Jallabert,  Louis  J.,  zu  Genf,  war  daselbät  am  26.  Juli  1712  geboren, 
studirte  Anfangs  Mathematik  und  Physik,  dann,  auf  Veranlassung  eines  Freundes, 
Theologie  bis  1737.  Vor  Uebemahme  eines  eigens  fflr  ihn  von  der  städtischen 
Verwaltung  zu  Genf  creirten  Lehrstuhls  der  Experimentalphysik  machte  J.  wissen- 
schaftliche Reisen  durch  die  Schweiz,  Frankreich,  Eogland  und  Holland,  kehrte 
1739  nach  Genf  zurück  und  eröffnete  seine  Lehrthätigkeit  mit  der  Vorlesung: 
„De  philosophiae  naturalis  necessitate,  illiusque  et  mcUheseos  concordia".  Mehr- 
fach durch  Kränklichkeit  in  seiner  Thätigkeit  unterbrochen,  übernahm  J.  1752 
die  durch  Cbameb's  Tod  erledigte  Professur  für  Mathematik  und  Philosophie,  zog 
sich  aber  später  ganz  in's  Privatleben  zurück  und  starb  an  den  Folgen  eines 
unglüeklichen  Sturzes  vom  Pferde  am  11.  März  1768  in  Beguin  bei  Genf.  J.  hat 
ausser  mehreren  vortrefflichen  akademischen  Gelegenheitsreden  über  naturwissen- 
schaftliche Gegenstände  noch  höchst  bemerkenswerthe  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
der  Elektricitätslebre  produoirt,  wie:  „ExpMences  sur  V dlectricitS,  avec  quelques 
conjectures  sur  la  cause  de  ses  effets"  (Genf  1748)  —  „La  guirison  d'un 
paralytique  par  le  moyen  de  V ilectricit<^"  (M^m.  Paris  1748)  u.  a.  J.'s  literarische 
Arbeiten  sind  theils  im  „Musaeum  Helveticum'^,  theils  in  den  „Mömoires  de  TAcademie 
des  sciences  de  Paris^'  veröffentlicht.  ^ 

BiogT.  in6d.  V,  pag.  342—344.   —  Sprengel,  Gesch.  der  Med.  V,  pag.  637. 

Pgl. 

Jamain,  Jean-Alexandre  J.,  zu  Paris,  war  daselbst  am  18.  März 
1816  geboren,  stadirte  auch  daselbst,  wurde  1839  Interne,  gab  eiu  „Manuel  de 
petite  Chirurgie  contenant  les  pansements,  les  bandages  etc,"  (Paris  1844;  5.  6dit. 
1872  par  Felix  Tebrieb;  deutsche  Uebers.  von  Jos.  Herzfelder,  Quedlioburg 
1854)  heraus,  welches  solches  Glück  machte,  dass  es  in  18.000  Exemplaren  verkauft 
wurde.  1845  wurde  er  mit  der  These:  „Sur  Vextrophie  de  la  vessie"  Doctor  und 
wurde  Assistent  von  Nelaton  sowohl  in  dessen  Hospital- Abtheilung  wie  in  dessen 
Privatpraxis.  Er  verfasste  in  der  folgenden  Zeit  (1848 — 50)  51  chirurgische 
Artikel  für  das  Dictionnaire  des  dictionnaires  de  m^decine,  hielt  gleichzeitig 
chirurgische  Vorlesungen  und  Operatiouscurse ,  schrieb  femer:  „Nouveau  traitä 
HSmentaire  d'anatomie  descriptive  et  priparations  anatomiques ;  suivi  d'un 
Prdcis  d'embryologie  par  A,  Verneuil"  (1852;  2.  6dit.  1860;  3.  6dit. 
1867)  und  gab  von  1863  an  zusammen  mit  Wahu  das  von  diesem  7  Jahre 
lang  allein  redigirte  „Annuaire  de  mSdecine  et  de  Chirurgie  praJtiques" ,  das 
seit  1846  bestand,  heraus.  Seine  Concursthese  um  eine  Stelle  als  Agr6g6 
war:  „Sur  VhdmatocUe  du  scrotum"  (1853).     Seit   1853    war    er  Chefredacteur 


380  JAMAIN.  —  JAMES. 

der  „Arohives  d' Ophthalmologie^ ,  in  denen  er  ein  „Mem.  sur  Femploi  de  la 
belladone  dans  les  maladiea  des  yeux**  yeröffeutliehte.  Auch  wurde  er  1854 
Chefredactenr  der  ,,6azette  des  hOpitaux^',  für  deren  chirargischen  Theil.  1856 
beendigte  er  ein  „Manuel  de  pathologie  et  de  clintqite  chirurgicale"  (2  voll. 
1856—59;  2.  6dit.  1866—69 ;  ital.  üebers.  Neapel  1856)  und  gab  1857  und  1859 
den  4.  und  5.  Band  von  Nelaton*s  „El^ents  de  pathologie  chirurgicale*^  und 
den  1.  Band  der  2.  Auflage  derselben  heraus.  Bei  einem  neuen  chirurgischen  Concurse 
hatte  er  die  These:  „Des  plaies  du  coeur"  (1857)  verfasst.  1858  wurde  er  zum 
Chirurgien  des  höpitaux  ernannt,  hat  jedoch  niemals  einer  Hospital-Abtheilung  vor- 
gestanden. Er  starb  ganz  plötzlich  am  12.  December  1862.  —  J.  war  ein  fleissiger, 
gewissenhafter  und  kenntnissreicher  Arbeiter,  wie  schon  aus  dem  Umstände  hervorgeht; 
dass  NeIjATON  ihm  die  Vollendung  seines  Handbuches  anvertraute.  Seine  anderen 
Schriften  waren  vorzugsweise  für  die  Stndirenden  berechnet  und  fanden  bei  den- 
selben grossen  Beifall,  jedoch  knüpfen  sich  an  seinen  Namen  keine  grossen  Ideen 
oder  Entdeckungen.  Er  war  Bibliophile,  besass  eine  sehr  bedeutende  Bibliothek, 
beschäftigte  sich  in  seinen  Mussestunden  mit  Botanik  und  war  Archivar  der  Soci6t6 
botanique  de  France. 

A.  Despr^s  in  Ball,   de  la  Soc.   anat.   de  Paris.   38.  aim^e  1863,  pag.  681.   — 
Lorenz,  III,  pag  18;  VI,  pag.  10.  Gurlt 

James,  Robert  J. ,  englischer  Arzt,  geboren  1703  in  Einverston  (Graf- 
schaft Stafford),  machte  seine  medicinischen  Studien  auf  dem  St.  John's  College 
in  Oxford,  woselbst  er  die  Licenz  zur  Praxis  erlangte,  prakticirte  dann  in  Sheffield, 
Litchfield  und  Birmingham  und  begab  sich  zuletzt  nach  London,  wo  er  sich  durch 
die  Herausgabe  seines  „Medical  dtctionary**  (London  1743 — 44,  3  Bde.,  Fol.; 
franz.  Uebers.  von  Diderot,  Eidous,  Toüssajnt,  Paris  1746 — 48,  4.  Bde.,  Fol.) 
bekannt  machte  und  noch  grösseren  Ruf  durch  die  Composition  eines  angeblich 
als  Oegenmittel  gegen  Fieber  dienenden  Pulvers,  des  nach  ihm  benannten  „James 
Powder^'  (eines  Antimonpräparates),  erlangte.  Letztere  Erfindung  hatte,  trotz  des 
Widerstandes  der  Facultät,  grossen  Erfolg  und  wurde  für  ihren  Urheber  eine  Quelle 
des  Reich thums.  1755  erwarb  J.  die  medicinische  Doctor würde  an  der  Univer- 
sität zu  Cambridge  und  starb  zu  London  am  23.  März  1776.  Ausser  dem  oben- 
genannten Wörterbuch  hat  J.  eine  gute  Arbeit  über  Tollwuth  veröffentlicht  u.  d.  T. : 
„Method  of  preventing  and  curing  tke  madness  caused  by  the  bite  of  a  mad 
dog"*  (London  1735;  1741;  1760;  s.  Sprengel,  Gesch.  d.  Med.,  V,  pag.  567), 
femer  rühren  von  ihm  her:  „Treattse  on  tobacco,  tea,  cof^ee  and  chocolate*^ 
(Ibid.  1745)  —  „Modern  practice  of  physic ,  improved  by  Boerhaave  and 
Ho  ff  mann"  (Ibid.  1746,  2  Vol.)  —  „On  the  presage  of  life  and  death 
in  diseases"  (Ibid.  1746)  —  „English  dispensatory"  (Ibid.  1747)  —  „A  disser- 
tation  upon  fevers,  and  a  vindication  of  the  fever  powder"  (Ibid.  1778)  — 
y^Some  experiments  made  on  mad  dogs  vnth  mercury"  (Philos.  Transact.,  1736, 
Abridg.,  T.  VIII)  —  „A  short  treatise  ofihe  disorders  ofchildren"  (London  1780). 

Hutchinson,  II,  pag.  3.  — Nouv.  biogr.  g^n.  T.  XXVI,  pag.  311.  —  Biogr.  mW. 
V,  pag.  344.  —  Dict.  hist.  II,  pag.  272.  —  Munk,  II,  pag.  269.  p    | 

James,  Thomas  C.  J. ,  zu  Philadelphia,  war  1766  daselbst  geboren, 
machte  seine  medicinischen  Studien  unter  Adam  Kühn  auf  der  Universität  von 
Pennsylvanien,  nahm,  nachdem  er  1787  den  Baccalaureusgrad  erworben,  eine  Stelle 
als  Schiffschirurg  an,  wodurch  er  sich  die  Mittel  erwarb,  1791  London  zn  be- 
suchen und  seine  Studien  unter  John  Hunteb,  zusammen  mit  seinem  Lands- 
mann Physick  fortzusetzen.  Er  interessirte  sich  daneben  besonders  für  Geburts- 
hilfe, besuchte  auch  Edinburg  und  kehrte  1793  nach  Philadelphia  zurück,  wo  er 
noch  Gelegenheit  fand,  sich  bei  der  schrecklichen,  daselbst  wüthenden  Gelbfieber- 
Epidemie  nützlich  zu  machen.  Nach  fast  lOjähriger  geburtshilflicher  Praxis  begann 
J.  auch  Vorlesungen  über  Geburtshilfe  zu  halten,  anfänglich  in  Gemeinschaft  mit 
Chürch,  später  mit  Nathan.  Chapman,  indem  er  gleichzeitig  die  Errichtung  einer 


JAMES.  381 

Gebftrabtheiluiig  in  dem  HoBpital  des  City  Almshouse  betrieb,  und  wurde  auf  diese 
Weise  der  Begrflnder  einer  geburtshilflichen  Schule.  Nach  dem  Tode  von  Shipfen, 
weleher  den  Lehrstuhl  der  Geburtshilfe  mit  dem  der  Anatomie  vereinigt  hatte, 
wurden  diese  getheilt  und  J.  wurde  Professor  der  ersteren,  Ghapman  Assistant 
Professor;  aber  erst  1813,  nach  dem  Tode  von  Bekj.  Rush,  wurde  der  neue 
Lehrstuhl  auf  gleichen  Foss  mit  den  übrigen  gesetzt.  Von  1825  an  musste  J. 
wegen  Krankheit  den  Unterricht  seinem  Assistenten  W.  P.  Dbwebs  grossentheils 
überlassen  und  1834  legte  er  seine  Professur  nieder,  nachdem  er  25  Jahre  lang 
zuerst  als  Pbysioian ,  dann  als  Geburtshelfer  im  Pennsylvania  Hosp.  thätig  gewesen 
war.  Sein  Tod  erfolgte  im  Juli  1835.  Bis  zu  demselben  leitete  er  als  Präsident 
das  Philadelphia  College  of  Physicians ;  auch  gab  er  in  Gemeinschaft  mit  Hbwson, 
Parbish  und  Otto  das  „Eclectic  Bepertory^  11  Jahre  lang  heraus.  Als  Schriftsteller 
hat  er  sich  sonst  nur  in  geringem  Grad  bekannt  gemacht ;  er  veranstaltete  ameri- 
kanische, mit  Zusätzen  und  Anmerkungen  versehene  Ausgaben  von  Sam.  Mebbiman, 
„A  Synopsis  ofthe  vartous  kinds  of  difficuU  parturition ;  etc.^  (Philadelphia 
1816}  und  John  Bübns,    „The  princtples  of  midwifery^    (Ibid.  1831,  w.  pl.). 

S.  D.  Gross,   Lives  of  eioinent  American  physicians  and  surgeons,  pag    338.  — 
Callisen,  IX,  pag.40:>;  XXIX,  pag.  Ib8.  G. 

Jajues,  JohnHaddyJ. ,  zu  Exeter,  einer  der  Vice-Präsidenten  der 
British  Medical  Association,  war  1789  in  jener  Stadt  geboren,  wurde  mit  16  Jahren 
der  Lehrling  eines  Chirurgen  daselbst,  besuchte  zwei  Jahre  laog  das  Devon  and 
Exeter  Hosp.,  unter  Rob.  Patch  und  John  Sheldon,  darauf  das  St.  Bartholom. 
Hosp.  in  London  und  war  ein  Jahr  lang  einer  von  Abgrnethy's  Hauszöglingen. 
1811  wurde  er  Member  des  College  of  Surgeons,  war  bis  1816  Assistant  Surgeon 
in  einem  Garde-Regiment,  mit  welchem  er  den  Feldzug  von  1815  mitmachte  und 
gin^  dann  nach  Exeter,  wo  er  zum  Chirurgen  des  obeo  genannten  Hospitals  ge- 
wählt worden  war.  Er  begann  damit  eine  lange  Laufbahn  als  Chirurg  und  als 
Schriftsteller,  auch  hielt  er  viele  Jahre  lang  Vorlesungen  Über  Anatomie,  bildete 
viele  Schüler  und  legte  durch  die  von  ihm  aDgefertigtea  zahlreichen  anatomischen 
Präparate  den  Grund  zu  einem  Museum,  das  1853  auf  dem  Grundstücke  des 
Hospitals,  ohne  Kosten  für  letzteres,  erbaut  wurde.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten 
sind  anzuführen  an  erster  Stelle  sein  Hauptwerk:  „Observations  an  some  of 
ehe  general  princtples,  and  on  the  particular  nature  and  treatment  of  the 
dijfferent  species  of  inflamentation,  being,  tüith  addittonSy  the  suhstance  of  an 
essay  to  which  the  Ja^ksonian  prize  for  the  year  1818 ,  was  adjudged  by  the 
R.  C.  S."  (London^  1821 ;  2.  edit.  1832),  dann  einige  Aufsätze,  zunächst  in  den 
Medico-Chirurg.  Transact.  (Vol.  VIU,  XI,  XIH,  1817—25)  darunter:  „Gase  of 
aneurism  of  the  external  iliac  artery,  for  which  the  femoral  artery  and  aub- 
sequently  the  aorta  were  tied^  (Vol.  XVI,  1830),  es  war  dies  der  zweite  Fall 
von  Ligatur  der  Aorta.  1820  war  er  Mitglied  des  Stadtrathes  in  Exeter,  1826 
Sheriff,  1828  Mayor  geworden;  1835  schied  er  aus  allen  städtischen  Aemtern 
aas.  Bei  Begründung  der  Provincial  Med.  and  Surg.  Association  1832  war  er 
eines  der  ersten  Mitglieder  und  lieferte  für  deren  Transactions  eine  Anzahl  von 
Beiträgen  (Vol.  I,  UI,  VU,  XH,  XVU,  XVIII,  1833—1850),  darunter:  „On  liga- 
ture  of  the  external  iliac  in  a  case  of  double  aneurism  (unth  remarks  on  the 
hydrostatic  principle)"  (XII,  1844)  —  „On  the  caitses  of  mortality  after 
ampiUation  for  injury**  (XVII,  1849)  —  „On  the  causes  of  mortality  after 
amptUation  for  disease**  (XVllI,  1850) ;  ausserdem  im  British  Medical  Journal 
und  der  Lancet  (186T,  1868)  mehrere  Aufsätze.  1858  hatte  er  seine  Stellung 
als  Surgeon  am  Devon  and  Exeter  Hosp.  niedergelegt  und  war  zum  Consulting 
Surgeon  und  Honorary  Governor  ernannt  worden.  1864  wurde  er  von  schwerer 
Erkrankung  des  Centralnervensystems  befallen,  zu  der  Erblindung  hinzutrat;  er 
starb  aber  erst  am  17.  März  1869. 

British  Med.  Journ.  1869,  I,  pag.  318.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1869, 1,  pag.  369.  — 
Lancet.  1869,  1,  pag.  480.  —  Callisen,  IX,  pag.  400;  XXIX,  pag.  137.  G. 


382  JAMES.  —  JAMESON. 

"'James,  Constantin  J.,  französischer  Arzt,  ist  1813  zu  Bayenx 
(Calvados)  geboren,  studirte  in  Paris  und  wurde  1840  daselbst  Doctor  mit  der 
These:  „Observationa  de  paralyaie  complhte  de  la  cinquüme  paire,  auitde  de 
consid^ratians  thioriqties  et  pratiques^.  Er  machte  seinen  Namen  bereits  früher 
durch  die  Herausgabe  zweier  Werke  nach  den  von  Magendie  im  College  de  France 
gehaltenen  Vorlesungen :  ,,Le9ons  sur  les  phenomönes  physiques  de  la  vie'^  (3  voll., 
1836 — 37)  und:  „Le^ons  sur  les  fonctions  du  Systeme  nervenx''  (2  voll.,  1839) 
und  einen:  „Rapport  ä  VAcad,  roy.  de  mSd,  sur  V empoüonnement  de  Soufflard^ 
(1839)  bekannt.  Vom  Jahre  1841  an  hielt  er  mehrere  Jahre  lang  medicinische  Vor- 
lesungen im  Athön6e,  und  ttber  verschiedene  wissenschaftliche  Gegenstände  im  Cercle 
agricole  und  publicirte  folgende  Schriften:  „Les  n4vralgies  et  leur  traüement** 
(1841)  —  „Voyage  sdentißque  h  Naples  faxt  avec  M.  Magendie  en  1843'^ 
(1844);  ferner:  „Müdes  sur  VhydrothSrapie  ou  traitement  par  Veau  frotde, 
faite  pendant  un  voyage  en  Allemagne**  (1846)  —  „Ouide  prattque  aux 
principales  eatuc  minirales  de  France,  d'Allemagne,  de  Sutsse  etc."  (1850; 
5.  6dit.  1861;  9.  6dit.  1876)  —  „De  Vemploi  des  eaux  minirales  dans  le  traite- 
ment des  accidens  consdcutifs  de  la  syphilis"  (1863)  —  „Du  choix  des  eaux 
minerales  dans  le  traitement  des  maladies  de  poitrine^  (1853).  Im  Jahre  1863 
erhielt  er  von  der  Regierung  den  Auftrag,  die  Mineralwässer  Oorsica's  einer  Inspection 
zu  unterziehen.  Er  erstattete  darüber  einen:  „Rapport  sur  les  eaux  minirales 
de  la  Corse^  (1854)  und  schrieb  weiter  noch:  „De  Vemploi  des  eaux  mini- 
rales, spicialement  de  celle  de  Vichy,  dans  le  traitement  de  la  goutte*^  (1856), 
sowie  eine  archäologisch-medicinische  Schrift:  „Toilette  d^une  Romaine  au  temps 
d^ Auguste  et  cosmitiques  d'une  Parisienne  au  XlXe  sihcle^  (1864)  —  „Acddents 
et  maladies.  Premiers  soins  h  donner  avant  Varrivie  du  midecin*^  (1868)  — 
^Des  causes  de  la  mort  de  Vempereur  Napolion^  (1873)  —  „Acne  et  couperose, 
leur  traitement  par  une  nouveile  mithode.  Des  cosmitiques  de  la  face,  de  la 
houche  et  de  la  chevelure"  (1874)  —  „Le  darwinisme  et  Vhomme-singe**  (1877), 
abgesehen  von  zahlreichen  Abhandlungen  über  specielle  Gegenstände  und  politischen 
Discursen,  z.  B.  im  „Figaro". 

Sa ch alle,  pag.  374.  — Nouv.  biogr.  g6ii6r.  T.  XXVI,  pag.  312.  —  Vaperean, 
5.  6dit.,  II.  pag.  985.  —  Bitard,  pag.  698.  —  Lorenz,  III,  pag.  18;  VI,  pag.  10. 

Red. 

*  James,  M.  Prosser  J. ,  zu  London,  studirte  im  London  Hosp.,  wurde 
1866  Member  des  R.  C.  S.  Engl.,  1857  Dr.  med.  in  8t.  Andrews,  1867  Member 
des  R.  C.  Phys.  in  London ,  war  Docent  der  gerichtlichen  Medicin  und  gegen- 
wärtig der  Materia  medica  und  Therapie  beim  London  Hosp.  Er  war  Physician 
am  N.  London  Consumption  Hosp.  und  City  Dispensary  und  Metropolitan  Dis- 
pensary  und  ist  zur  Zeit  Physician  des  Hosp.  for  Diseases  of  the  Throat  u.  s.  w. 
Schriften:  „On  sore  throat;  its  nature,  varieties,  and  treatment,  etc.*'  (4.  edit. 
Ib79,  with  colour.  pl.)  —  „Lessons  in  laryngoscopy  and  rhinoscopy**  (3.  edit. 
1879,  colour.  pl.)  —  »The  climate  of  San  Remo  and  the  Mediterranean, 
including  Nice ,  Mentone ,  Cannes,  and  Hyh'es^  (1865)  —  „Vichy,  and  its 
therapeutical  resources^  (5.  edit.  1883);  zusammen  mit  Tichborne:  „The 
mineral  waters  of  Europe^  (1883).  Dazu  noch  u.  A.  folgende  Aufsätze:  „On 
sympathy  between  the  ovaries  and  tormls^  (Med.  Times  and  Gaz. ,  1859)  — 
„Reports  on  diseases  of  the  throat"  (Ibid.  1872 — 74)  —  „Stammering  of  the 
vocal  cords"  (Lancet,   1879)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

Jameson,  Horatio  Gates  J.,  zu  Baltimore,  Chirurg  am  dortigen  Hospital, 
prakticirte  vorher  in  Gettysburg,  hat  eine  grosse  Reihe  chirurgischer  Beobach- 
tungen und  Operationen  publicirt,  zuerst  in  Coxe's  Philadelphia  Med.  Museum 
(1807,  1808),  dann  im  American  Med.  Recorder  (von  1821  an),  z.B.  über 
Aneurysma,  Unterbindung  der  Art.  thyreoid.  super,  bei  einem  Blropf,  Operationen 
am  Mastdarm,  Bronchotomie,  Stricturen  der  Harnröhre  und  des  Oesophagus,  Stein- 


JAMESON.  —  JANIKOWSKI.  383 

Behnitt,  Hernien.  Bei  den  letzteren  machte  er  sich  durch  ein  Verfahren  der 
Radicalbehandlnng  nnter  Anwendung  einer  Plastik  bekannt.  Von  1830  an  war 
er  Redactenr  des  Maryland  Med.  Recorder  und  lieferte  für  denselben  eine  Anzahl 
TOD  Aufsätzen. 

Callisen,  IX,  pag.  402;  XXIX,  pag.  138.  G. 

'"Janueson,  James  J.,  zu  Melbourne,  Victoria,  in  Australien,  studirte 
auf  der  Universität  Glasgow,  wurde  1862  daselbst  Doctor,  ist  Docent  der  Oeburts- 
hilfe,  Frauen-  und  Einderkrankheiten  an  der  Univei'sität  zu  Melbourne  und  Assistant 
Physidan  des  dortigen  Hospitals.  Schriften:  „How  to  feed  infanta*^  (1871)  — 
üebersetznng  von  DI£STSBWEg's  :  „ünüy  of  man's  being"  (1871)  —  „Gontri- 
luHons  to  the  vital  statistics  of  Australta^  (1882).  Er  ist  der  Herausgeber  des 
„Äugtralian  Medical  Journal'' j  in  welchem  sich  folgende  Beiträge  von  ihm 
befinden:  „Parasitic  theory  of  disease"  (1876)  —  „7'he  chief  cause  of  con- 
mdsions  in  cftildren"  (1878)  —  „Puerperal  fever,  its  cauees,  prevalence,  and 
prevention"  (1879) ;  femer  in  den  Transact.  of  the  Roy.  Soc.  of  Victoria :  „Experi- 
ments on  the  comparative  power  of  some  disinfectants*'  (1877)  —  „Pkotograpks 
an  the  retina**  (1878)  —  „A  new  point  of  resemblance  in  respiration  of  plants 
and  animals^  (1878)  —  „The  perception  of  colour"  (1878)  —  „Influenae  of 
light  on  developement  of  bacteria**  (1882);  endlich  im  Brain :  „Nervou^  diseases 
in  Victoria''  (1880). 

Medical  Directory.  Bed. 

Janer,  Don  Fölix  J.,  zu  Madrid,  war  Professor  an  der  Universität  von 
Cervera,  von  wo  er  1826  nach  Barcelona  berufen  wurde,  um  bei  dem  Real  Colegio 
de  Medicina  y  Cirurgia  die  interne  Klinik  zu  übernehmen.  1848  wurde  er  zum 
Mitgliede  des  Consejo  Real  de  Instruccion  publica  ernannt  und  siedelte  nach  Madrid 
über.  Schriften:  „Idea  de  una  bibliografia  critica  mddica'^  —  „Elogio  historico 
del  Dr.  D.  Francisco  Borr äs*'  —  „De  los  viajes  mddicos"  —  „Memoria 
sobre  el  electicismo  filosöfico  y  literario"  —  „  vindicacion  de  la  filosofta 
espanola  en  el  siglo  XV P  —  „Lafamüia  de  los  Salvadores  en  Tarragona"  — 
„Elogio  historico  del  Dr.  D.  Francisco  Bahy"  —  „Preliminares  cHticos" 
—  f, Elementes  de  moral  mSdica,  o  tratadö  de  los  obligadones  del  medico  y 
del  cirujano  .  ,  ,  en  el  ejercicio  de  su  profession''  (Madrid  1832)  —  „  Tratado 
elemental  completo  de  materia  mSdica''  (1847)  —  „Del  buen  gusto  en  medi- 
cina y  de  los  medios  de  adquirirlo  y  perfeccionarlo''  (2.  edic.  1855). 

Ovilo  y  Otero,  I,  pag.  278.  —  Callisen  XXIX,  pag.  140.  G.'^^ 

Janikowskiy  Andreas  J.,  geboren  am  2.  November  1799  zu  Pilzno  in 
Galizien,  studirte  in  Krakau,  wo  er  1821  mit  der  Diss, :  „De  arthritide"  pro- 
movirt  wurde.  Anfänglich  prakticirte  er  nach  einer  längeren  Studienreise  in  Opole, 
1826  wurde  er  in  Warschau  Professor  der  Chirurgie,  1840  war  er  einer  der 
Gründer  der  Pharmaceutenschule  und  lehrte  in  derselben  bis  1857;  1859  war  er 
Secretär  und  1861  stellvertretender  Präsident  der  Warschauer  medicinischen 
Akademie  und  bis  zu  seinem  am  4.  December  1864  erfolgten  Tode  Professor  der 
gerichtlichen  Medicin  und  Psychiatrie.  Seine  sehr  zahlreichen,  meist  die  gericht- 
lichen Medicin  und  Hygiene  betreffenden  Arbeiten  sind  im  „Pami^tnik  Towarzystwa 
lekarskiego'^  (1843 — 64)  publicirt  worden;  ausserdem  gab  er  heraus:  „Skrzy- 
tcienia  Erqgoslupa''  (Die  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule,  Warschau  1838)  — 
„Patologia  i  terapia  choröb  umyslowych^  (Pathologie  und  Therapie  der  Geistes- 
krankheiten, Warschau  1864). 

Stanislaus  Janikowski,  des  Vorigen  Sohn,  geboren  in  Warschau 
am  6.  Mai  1833,  studirte  in  Dorpat,  wo  er  1858  mit  der  Diss.:  „Relaiio  de 
morbis  chirurgicis  in  nosocomio  universitatis  literarum  Dorpatensis  anno  1853 
observatis"  promovirt  wurde.  1860  wurde  er  Primararzt  am  Warschauer  Kranken- 
hause  zum  Kindlein  Jesus,  1866  wurde  ihm  in  Krakau  der  Lehrstuhl  der  gerichtlichen 


384  JANIKOWSKI.  —  JANKE. 

Medicin  und  Medicinalpolizei  flbertragen,  den  er  bis  zu  seinem  am  21.  April 
1881  erfolgten  Tode  inne  hatte.  1866  redigirte  er  in  Warschau  den  „Fam^tnik 
Towarzystwa  lekarskiego" ,  von  1869 — 76  war  er  Mitredacteur  des  Ejrakauer 
„Przeglqd  lekarski*',  von  1877 — 80  leitete  er  die  Herausgabe  des  „Dwutygodnik 
medycyny  publicznej" ;  auch  als  Schriftsteller  war  er  sehr  thä^ig  und  veröffent- 
lichte in  den  so  eben  genannten  drei  Fachblättern  von  1859 — 81  Aber  140  grössere 
uud  kleinere,  zum  Theil  sehr  werthvoUe  Aufsätze  aus  dem  Gebiete  der  gericht- 
lichen Medicin  und  öffentlichen  Gesundheitspflege.  ^  ^  P 

Jamn  de  Gombe-Blanche ,  Jean  J.,  berühmter  französischer  Augen- 
operateur, geboren  in  Carcassonne  am  12.  Juni  1731,  begann  seine  ersten  medi- 
cinischen  Studien  am  Hospital  seiner  Vaterstadt,  ging  dann  nach  Montpellier,  wo 
er  sich  speciell  mit  Augenheilkunde  beschäftigte  und  liess  sich  darauf  etwa  1756 
als  Arzt  in  Colmette  bei  Nimes  nieder,  er  ging  dann  aber  nach  Avignon  und 
erlangte  hier  durch  seine  erfolgreichen  Operationen  an  Augenkranken  so  grossen 
Ruf,  dass  er  mehrfach  zu  Consultationen  weithin  berufen  wurde.  Einem  an  ihn 
ergangenen  Ruf  nach  Lyon  mit  dem  Titel  eines  Oculiste  de  ville  leistete  er  Folge, 
wurde  dort  Vorsitzender  des  College  de  Chirurgie  und  operirte  mehrere  hervor- 
ragende Persönlichkeiten,  so  den  Cardinal  de  Rohan  und  1777  den  Herzog  von 
Modena  (Franz  UI.  von  Este),  der  ihn  aus  Dankbarkeit  zum  Leibarzte  ernannte 
und  ihm  eine  lebenslängliche  Pension  von  jährlich  2400  Fros.  dedicirte.  Die 
Universität  von  Modena  ernannte  ihn  zum  Professor  honoris  causa.  Neben  seinem 
Specialfach  beschäftigte  *er  sich  vielfach  auch  mit  hygienischen  Arbeiten,  besonders 
mit  Experimenten  behufs  Erforschung  der  Mittel  zur  Bekämpfung  schädlicher 
Bodenausdflnstungen.  Nachdem  J.  1787  noch  nobilitirt  war,  starb  er  um  1799. 
Ausser  verschiedenen  Joumalartikeln  schrieb  er :  „  Observations  sur  une  fistule 
lacrymale,  occastonnS  par  un  coup  de  feu^  (1765)  —  „Observations  sur 
plusieurs  maladies  des  yeux"  (Lyon  1768)  —  „MSmoires  et  observations  ana- 
tomiqnes,  phyaiologiques  et  pkysiqices  sur  Voeil  et  les  maladies  qui  affectent 
cet  Organe**  (Lyon  1772;  deutsch  von  Selle,  Berlin  1776;  1788);  in  diesem 
Werke  finden  sich  die  ersten  Versuche  mit  zwei  complementär  gefärbten  Gläser  vor 
beiden  Augen  —  „R^flexions  sur  le  triste  sort  des  personnes  qui  sous  une 
apparence  de  mort  ont  iti  enter r des  Vivantes  etc.**  (Paris  und  Haag  1772)  — 
„L'antimiphitique  ou  moyen  de  ditruire  les  exhalations  pemicieuses  et  mortelles 
des  fosses  d'aisance  etc.**  (Paris  1781,  82)  und  einige  kleine  Schriften  Aber 
denselben  Gegenstand;  femer:  „Rdponse  hM.  ff  Ryan  sur  le  magndtisme  animal** 
(Gen6ve  et  Lyon  1784).  Die  Arbeiten  J.'s  tragen  alle  den  Stempel  gründlicher 
anatomischer  und  physiologischer  Bildung  ihres  Verfassers.  Man  schreibt  J.  auch 
die  Autorschaft  einer  kloinen  satirischen  Schrift  gegen  Gdebin,  den  Chirurgien 
en  chef  des  Hötel-Dieu  in  Lyon,  der  sich  auch  mit  Augenkrankheiten  beschäftigte, 
zu.  In  der  Pharmacopoe  ist  J.'s  Name  verewigt  durch  zwei  Präparate,  nämlich 
das  „Unguent.  ophthalmicum  Janini^  und  das  ,)Emplastr.  vesicator.  Janini'*. 

Br^ghot  du  Lnt  et  P^ricand,  pag.  154.  — Nouv.  biogr.  g^n.  XXVI,  pag.  831.  — 
Pict.  bist.  III,  pag.  273.  —  Ersch  et  Graber,  Enoyclopädie ,  Art.  Janin.  —  fiaeser, 
Gesch.  der  Med.  II,  pag.  705.  —  Poggendorff,  I,  pag  1190.  —  Hirsch,  Gesch.  der 
AugenheUk.  pag.  m  u.  s.  w.  Magnus.  -  Pag.L 

Janke,  Johann  Gottfried  J.,  in  Leipzig,  war  am  16.  November  1724 
in  Bautzen  geboren,  studirte  in  Leipzig,  promovirte  daselbst  1751  mit  der  bemer^ 
kenswerthen  Arbeit:  „Diss.  I  et  II  de  ossibus  mandibularum  puerorum  septen- 
nium**  und  wurde  zum  Prosector  am  anatomischen  Theater  berufen,  1753  zum 
Prof.  e.  0.  der  Anatomie  und  1754  zum  Prof.  ord.  der  Anatomie  uud  Chirurgie 
ernannt.  Doch  ging  J.  bereits  nach  kurzer  Wirksamkeit  in  dieser  Stellung  am 
20.  Januar  1763  an  den  Folgen  eines  bösartigen  Fiebers  zu  Grunde.  Ausser  der 
oben  genannten  Dissertation  verfasste  J.  noch :  ;,  Commentatio  de  forcipe  et  forfice, 
ferramentis  a  Bingio ,    Hafniensi  chirurgo,  inventts  eorumque  usu  in  partm 


r 


JANKE.  —  JANSEN.  386 

difficüi**  (Leipzig  1760,  4.,  mit  Abbild.)  —  „Progr,  de  capaibua  tendinum  arti- 
cularibtts,  observationea  quctedam  anatomicas  eäiibens^  (Ebenda  1753,  4.)  — 
jfProlusio  I  qua  observattones  quaedam  anatomicae  de  cavemis  quibusdam, 
quae  ossibua  capitis  humani  continerUur ;  etc.''  (Ebenda  1753)  —  „Progr,  de 
ratione  venas  corporis  humani  augustiores  inprimis  cutaneas  ostendendi** 
(Ebenda  1762)  —  „Diss.  de  foraminibus  calvariae  eorumque  iisu"  (Ebenda 
1762).  Ansserdem  übersetzte  er  Jon.  Jac.  Bbühieb's  „Abhandlung  von  der 
Ungeunssheit  der  Kennzeichen  des  Todes  u.  s.  w.^  (Leipzig  und  Kopenhagen  1 754). 

Otto,  pag.  216;  Supplem.  pag.  190.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  345.  —  Dict.  hist.  III, 
pag.  274.  —  Hirsch,  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XUI,  pag.  703.  Pgl^ 

*Jan0V8ky,  Vietor  J. ,  zu  Prag  am  2.  Juli  1847  geboren,  studirte 
daselbst,  später  (speeieli  unter  P£tt£BS)  noeh  in  Wien  und  gelangte  1870  zur 
Promotion.  Seit  1871  Privatdocent  fflr  Oesohichte  der  Mediein  und  Epidemio- 
graphie,  erlangte  er  1883  ein  Extraordinariat  für  Syphilis  und  Dermatologie  an 
derselben  Universität  und  fungirt  als  Primararzt  des  Allgemeinen  Krankenhauses. 
Seine  vornehmlichsten  Arbeiten  handeln :  „  Ueber  syphilitisches  Eruptionsfieber'' 
(1872)  —  „Ueber  Menstrualexanthem"  (Centralbl.  für  Gynäkol.,  1882)  —  „Ueber 
Lungensyphilis''  (Prag  1881).  Ausserdem  sehrieb  er  für  Maschka*j3  Handbuch: 
pDie  Geschichte  der  gerichtlichen  Mediein."  Wem  ich. 

Jansen,  Franz  Xaver  J.,  in  Dasseldorf,  war  am  27.  September  1760 
geboren,  studirte  Mediein  in  Leyden,  wo  er  mit  Sandifobt  befreundet  wurde  und 
promovirte  daselbst  1784  zum  Dr.  med.  mit  einer  Diss. :  „De pinguedine  animali." 
Gleich  darnach  unternahm  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Italien  und  ver- 
öffentlichte die  dort  gemachten  Beobachtungen,  namentlich  über  die  in  der  Lombardei 
endemisch  herrschende  Pellagra,  theils  in  einem  selbstständigen  Werke :  ^Depelagra, 
morbo  in  mediolanensi  ducatu  endemico"  (Leyden  1788),  theils  in  Briefen  an 
Beinen  oben  genannten  Lehrer  und  Freund  Sandifort.  Eine  Serie  derselben 
erschien  später  u.  d.  T. :  „Brieven  over  Italien,  voornamlijk  den  tegenwoordigen 
Staat  der  Oeneeskunde  in  naturlijke  Historie  betreffende  etc."  (Ebenda  1790; 
deutsche  üebers.  vom  Autor  selbst,  Düsseldorf  1793,  94).  Nach  seiner  Rückkehr 
aus  Italien  wurde  er  Stadtphysicus  in  Düsseldorf,  starb  aber  schon  am  29.  Juni 
1793.  Von  ihm  rühren  noch  her,  zusammen  mit  Jonas:  y^Medicinisches  Magazin 
der  holländischen  Litteratur"  (1  Stück,  Leyden  und  Marburg  1790)  —  ^GoÜectio 
dissertationum  selectarum  in  variis  foederati  Belgii  academiis  editarum,  ad 
omnem  medicinae  partem  pertinentium"  (Leyden  1791,  92,  4.)  —  „Merk- 
würdige Geschichte  einer  Frau,  welche  innerhalb  10  Monaten  zu  drei  ver- 
schiedenen Zeiten  ein  Kind  zur  Welt  brachte"  (in  J.  C.  Starkes  Archiv  für  die 
Geburtshilfe,   1795). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  346.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  ^76.  —  Sprengel,  Gesch.  der 
Med.  V,  pag.  5T3.  Pgl 

Jansen,  Jan  Hissink  J.,  am  23.  Januar  1816  zu  lugen  (Gelderland) 
geboren,  studirte  in  Delft  Chemie  und  Pharmacie,  und,  nach  abgelegtem  Apotheker- 
examen, in  Utrecht,  wo  er  den  akademischen  Vorlesungen  und  den  Uebungen  im 
Militärspitale  folgte.  1836  zum  Militärarzt  ernannt,  wurde  ihm  bald  der  Unterricht 
in  der  beschreibenden  und  der  vergleichenden  Anatomie  an  der  militärärztlichen 
Schule  aufgetragen,  welches  Amt  er,  ausser  einem  kleinen  Zwischenräume,  bis 
18ÖÜ  wahrgenommen  hat,  wo  er  nach  Groningen  als  Prof.  anat.  et  chir.  berufen 
wurde  (Antrittsrede:  „De  physiologie  in  hären  invloed  op  de  heelkunde"). 
Diese  Professur  hat  er  bis  1879  wahrgenommen,  wo  er  seine  Entlassung  nahm. 
Er  veröffentlichte  verschiedene  holländische  Uebersetzungen,  so  von  Rosbr:  „Hand- 
buch der  anatomischen  Chirurgie  und  „Allgemeine  Chirurgie"  (Utrecht  1846)  — 
„Chirurgisch-anatomisches  Vademecum  für  Studirende  und  Aerzte"  (Ebenda  1848); 
Wunderlich,  „Handbuch  der  Pathologie  und  Therapie"  (Ebenda  1847—55); 
Günther,  „Leitfaden  zu  den  Operationen  am  menschlichen  Körper,  nebst  Anweisung 

Biogr.  Lexikon.  IIL  25 


386  JAKSBN.  —  JANY. 

zur  Uebung  derselben  am  Leichnam ^^  (Ebenda  1861)  und  schliesslioh  Wundbrlich's 
„Krankheiten  der  Blase  und  der  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtswerkzeuge'^ 
(Amsterdam  1862).  J.  starb  im  Juli  1885. 

Jonckbloet,  Gedenkboek  der  Hoogeschool  te  Groningen.  q   ^   DaniSls. 

Jansonius,  Samuel  J.,  dessen  Geburtsort  und  Geburtsjahr  unbekannt 
sind,  soll  1660  das  ,Jus  practicandi'^  bekommen  haben.  Nach  langen  Reisen  durch 
West-Indien,  England  und  Deutschland  scheint  er  erst  in  Maestricht  wirksam 
gewesen  zu  sein  und  sich  darnach  in  Rotterdam  als  praktischer  Arzt  niedergelassen 
zu    haben.     Er  publioirte:  „Flagellum  veneria,   ofte  verhad  van   Venus  plaege 

ofte  vuyle  Pocken Met  byvoeging  van  veelderhande  uyt-geeochte  OeneeS' 

middelen*"  (Rotterdam  1680,  1681;  Amsterdam  1682;  Rotterdam  1736;  deutsch 
Dresden  1703)  und  „Körte  en  bondige  verhandeling  van  de  voortteeling  en 
i  kinderbaaren  met  den  aenkleven  van  dien"  (Amsterdam  1680,  85,  88,  95, 
99,  1706),  in  welchen  beiden  Büchern  sehr  gute,  wirklich  wissenschaftliche  Mit- 
theilungen vorkommen,  während  er  in  dem  letzteren  Dr.  Paulus  Chambbblek, 
dessen  Vater  und  zwei  Brüder  als  die  „ausgezeichnetsten  Geburtshelfer  in  Irland 
und  England  nennt,  welche  sich  bei  Querlagen  des  Kindes  einer  Methode  bedienen, 
womit  man  viel  bessere  Resultate  bekommt,  wie  in  Frankreich.'^  Wann  J.  starb 
ist  mir  unbekannt  geblieben. 

Banga,  pag.  637.  C.  E.  Daniels. 

Jantke,  Johann  Jakob  J.,  zu  Altdorf,  geboren  zu  Brieg  in  Schlesieo 
am  30.  Januar  1687,  studirte  in  Leipzig,  Halle  und  Altdorf,  promovirte  daselbst 
1710  zum  Dr.  med.,  machte  dann  eine  wissenschaftliche  Reise,  von  der  zurück- 
gekehrt er  1713  zum  Leibarzt  des  Herzogs  Theodor  in  Sulzbach  und  Prof.  e.  o. 
der  Physiologie  und  Pathologie  in  Altdorf,  1714  aber  zum  Prof.  ord.  ernannt 
wurde.  1751  war  er  Kanzler  der  Universität  und  starb  am  22.  März  1768.  Er 
ist  Verfasser  einer  grossen  Reihe  von  Dissertationen,  von  denen  eine  Anzahl  vei^ 
einigt  u.  d.  T. :  „Manudiictio  ad  veram  theoriam  morborumque  praxin  clinicam'* 
(Altdorf  1737)  erschien.  Ferner  rühren  von  ihm  her:  „Kurzer  und  nothtoendiger 
Unterricht,  wie  sich  Jedermann  bei  der  an  vielen  Orten  einreissenden  pesti- 
lenzialischen  Seuche  verwahren  und  davon  befreien  möge^  (Sulzbaoh  1718)  — 
„Selectus  materiae  medicae  in  gratiam  philiatrorum  et  practicorum  juniorum, 
LXVl  tabulis  conscriptus,  etc."  (Nürnberg  und  Altdorf  1709  ;  1731 ;  1749)  u.  a.  m. 

Börner,  I,  pag.  555,  922;  III,  pag.  399.    —    Will  u.  Nojpitsch,  II,  pag.  225. 
VI,  pag.  145.  —  Baader,  I,  pag.  56.  —  Biogr.  med.  V,  pag.  346.  —  Dict.  hist.  III.  pag.  275. 

Pgl. 

Janus  Damascenus,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  167,  Nr.  VII. 

Januszkiewicz,  Ludwig  J.,  geboren  am  12.  Juli  1835  in  Wilna,  studirte 
in  Petersburg,  wo  er  1859  promovirt  wurde,  1856 — 58  brachte  er  in  Berlin, 
Wien,  Prag,  Paris  und  London  zu,  wo  er  sich  eifrig  dem  Studium  der  Chirurgie 
und  Augenheilkunde  hingab,  seit  1859  war  er  consultirender  Arzt  des  städtischen 
Krankenhauses  und  Primarius  am  Maximiüan-Institute  zu  Petersburg ,  sowie  Ober- 
Chirurg  der  Warschau-Petersburger  Eisenbahn,  1863  während  der  polnischen 
Insurr ection  war  er  in  den  Feldspitälem  thätig;  er  ertrank  (im  Juli  1872)  im 
Bug  bei  Brzesc  Litewski.  Er  schrieb:  „0  ranach  w  ogölnosci"  (lieber  Wunden 
im  Allgemeinen,  Petersburg  1863)  —  „Mittheilungen  aus  dem  Gebiete  der 
Galvanochirurgie"  und  „Mittheilungen  über  die  Operation  einer  Schenkelhernie" 
(St.  Petersburger  med.  Wochenschr.,  1869  und  1870).  ^  ^  P 

*Jany,  Ludwig  J. ,  Augenarzt  in  Breslau,  geboren  zu  Friedrichgrätz, 
Kreis  Oppeln  in  Oberschlesien  am  5.  October  1833,  studij^  in  Breslau  von 
1854 — 1858,  promovirte  daselbst  1858  und  machte  darauf  Studienreisen  nach 
Berlin,  Wien,  Paris,  London,  Utrecht.  Nachdem  er  von  1859 — 64  als  Assistent 
an    der  Augenklinik    des  Prof.  Förster   gewirkt   hatte,   gründete   er  1865  eine 


JANY.  -  JASIKSKI.  387 

Privat- AugeDklinik ,  welche  noch  heute  vod  ihm  geleitet  wird.  Unter  den  zahl- 
reichen Aufsätzen,  welche  er  veröffentlichte,  mögen  folgende  Erwähnung  finden: 
jfBeüräge  zu  den  diabetischen  Erkrankungen  desAuges*^  —  »^^^  Hemianopsie^  — 
f,Zur  Therapie  des  Qlaucoms*'  —  „üeber  die  Einwanderung  des  Cysticercus 
cellulosae  in's  menschliche  Äuge.**  Horstmann. 

Jarjavay,  Jean-Fran^ois  J. ,  zu  Paris,  war  zu  Savignac-les-^glises 
(Dordogne)  1815  geboren,  machte  seine  Studien  zu  Paris,  wo  er  1846  Doctor 
wurde  mit  der  Theise:  „Propositions  d'anatomie,  de  physiologie  et  de  Chirurgie.** 
Er  wurde  1847  Agr6gö  fQr  das  Fach  der  Chirurgie,  darauf  Chef  der  anatomischen 
Arbeiten  und  1859  Professor  der  Anatomie.  Er  war  nacheinander  Chirurg  am  Hospice 
des  Enfants-Trouvto  und  der  Lourcine.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen: 
„Mim.  9ur  les  vaisseaux  lymphatiques  du  poumon"  (Arch.  gönör. ,  1847)  — 
„De  Pinßuence  des  efforts  sur  la  production  des  maladies  chirurgicales**  (1847)  — 
„Des  Operations  appicables  aux  corps  fibreux  de  FutSrus**  (1860,  av.  1  pl.)  — 
„Des  fractures  des  articulations**  (1851)  —  „Traitd  d'anatomie  chirurgicale" 
(2  voll.,  1852-54.)  —  „ Becher ches  anatomiques  sur  Furore  de  Vhomme** 
(1856,  4.,  av.  7  pl.).  Er  starb  am  22.  April  1 868  auf  seinem  Besitzthum  zu  Lajarthe 
bei  P6rigueux,  das  Andenken  eines  geschätzten  Lehrers  der  Anatomie  hinterlassend. 

Vaperean,  2.  6dit.,  pag.  932;  5.  edit.,  II,  pag.  XXXV.  G. 

Jarrold,  Thomas  J.,  zu  Manchester,  war  in  Essex  geboren,  studirte 
1804  in  Edinburg  und  schrieb:  „Observations  on  a  case  of  diabetes  insipidus ; 
unth  an  account  of  some  experiments  on  the  urine"  (Edinb.  Annals  of  Med. 
1801)  —  „Dissertation  on  man,  philosophical  and  political ;  in  answer  to 
Mr.  Malt  hu  8.  Essay  on  the  principle  of  population"  (London  1806)  — 
„Anthropologia,  or  dissertations  on  the  form  and  colour  of  man;  ttc."  (Ibid. 
1808,  4.;  2.  edit.  1811)  —  „An  inquiry  into  the  causes  of  the  curvature  of 
spine;  etc.**  (Ibid.  1823)  —  „Instinct  arid  reason  philosophically  investigated; 
unth  a  view  to  ascertain  the  pn'nciples  of  the  science  of  education"  (Ibid.  1837). 

Callisen,  IX,  pag.  415;  XXIX,  pag.  143.  G. 

*Jarvi8,  Edward  J.,  zu  Dorchester,  Mass.,  geboren  in  Concord,  Mass., 
am  9.  Januar  1803,  erhielt  seine  medicinisehe  Bildung  seit  1826  auf  dem  Harward 
Coli,  und  an  der  Boston  Med.  School,  wo  er  1830  gradairt  wurde.  Nachdem  er 
in  verschiedenen  Städten  (Nordfield,  Concord,  Louisville)  kürzere  Zeit  prakticirt 
hatte,  ist  er  seit  1843  ständig  in  Dorchester  thätig.  Seine  literarischen  VeröflPent- 
liehungen  sind  ziemlich  umfangreich  und  bestehen  aus  etwa  80  Artikeln  und 
Abhandlungen,  die  theils  in  verschiedenen  Journalen  (Philad.  Journ.  of  Med.  Sc, 
Boston  Med.  Journ.,  Journ.  of  Insanity,  North  Amer.  Review,  London  Psycholog. 
Journ.  etc.  etc.),  theils  als  Anfang  zu  zwei  Werken:  „Physiology  and  health** 
und  „ Elementar y  physiology**  veröffentlicht  sind  und  sich  hauptsächlich  auf  Gegen- 
stände aus  der  Hygiene  und  Staatsarzneikunde  bezieben. 

Atkinson,  pag.  134.  Pgl. 

Jasifiski,  Jakob  J. ,  geboren  in  Warschau  1791,  studirte  daselbst,  in 
Berlin  und  Wien;  1816  und  1817  war  er  Kreisphysicus  in  Lipno,  1830  und 
1831  Primarius  am  St.  Lazarusspital  in  Warschau,  seit  1834  verwaltete  er  das 
Amt  eines  Physicus  der  Stadt  Warschau  und  als  solcher  erwarb  er  sich  durch 
seine  aufopferungsvolle  Energie  während  der  Choleraepidemien  von  1836,  37,  48 
und  1852  die  höchste  Anerkennung  seiner  Mitbürger.  1823  wurde  er  in  den 
erblichen  Adelstand  erhoben;  er  starb  1855.  Er  schrieb  in  polnischer,  deutscher 
und  französischer  Sprache,  doch  sind  seine  Schriften  nicht  von  Belang;  hier  sei 
nur  erwähnt :  „2franienie  aorty  narz^dziem  ostrem,  ktöre  przebüo  chrzqstk§  mi^dzy 
4  a  8  kr^giem  grzbiefowym  ;  smiere  11-go  dnia  choroby""  (Pami^tnik  Towarzystwa 
lekarskiego,  warsz.  1837,  Bd.  I).  Es  ist  dies  eine  interessante  Verwundung  der 
Brnstaorta,  welche  erst  nach  11  Tagen  den  Tod  herbeiführte.  K.  &  P. 

25* 


338  JASKIEWICZ   —  JAUBERT. 

Jaskiewioz,  Johannes  Dominions  Peter  J.,  geboren  in  Lemberg  am 
ij.  Juli  1749,  stndirte  in  Wien  Medicin  und  wurde  1775  mit  der  „Dias,  inaug, 
7ned.  sistens  pharmaca  regni  vegetabilis^  daselbst  promovirt.  1782  übernahm  er 
in  Krakau  den  Lehrstuhl  der  Zoologie,  Botanik,  Mineralogie  und  Chemie,  doeb 
verliess  er  ihn  schon  1787  und  wurde  Leibarzt  des  Marquis  Wielopolski;  er 
starb  am  14.  November  1809.  Er  war  der  Erste,  welcher  in  Polen  im  April 
1784  Versuche  mit  dem  Luftballon  machte,  die  er  auch  in  zwei  zu  Krakau 
erschienenen  Broschüren  beschrieb ;  ausserdem  veröffentlichte  er  noch  einige  Arbeiten 
thcils  geologischen,  theils  mineralogischen  Inhaltes.  j^   ^  p 

'^Jasolini,  Oiulio  J.,  verdienter  italienischer  Anatom  des  16.  Jahrhunderts, 
war  in  Santa-Eufemia  (in  Calabrien)  geboren,  studirte  unter  Ingbassfas  und  wurde 
der  Nachfolger  desselben  im  Lehramt  für  Anatomie  und  Chirurgie  an  der  Univer- 
sität zu  Neapel.  Er  schrieb:  „Quaestwnea  anatomtcae  et  osteologia  parva:  de 
cordis  adtpe,  de  aqua  in  pericardio;  de  pinguedine  in  genere^  (Neapel  1573)  — 
„De  poris  choledochis  et  vesica  fellea**  (Ebenda  1677;  Hanau  1654;  Frank- 
furt 1648;  1665)  —  „JOe'  remedii  naturali  che  sono  nell  isola  de  Päechtisa, 
oggi  detta  hchia**  (Neapel  1689). 

Biogr.  möd.  V,  pag.  347.  Pgl. 

Jasser,  preussischer  Regiments-Chimrgus ,  Geburts-  und  Todesjahr  unbe- 
kannt, im  Ausgange  des  vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  nach  welchem  mit 
Unrecht  lange  Zeit  die  operative  Eröffnung  des  Warzenfortsatzes  die  jASSEa'sche 
Operation  genannt  wurde,  da  bereits  9  Jahre  früher  (1773)  J.  L.  Patit  sowohl 
die  Indicationen  zu  dieser  Operation  klar  auseinandergesetzt,  als  auch  dieselbe 
mit  Meissel  und  Hammer  (auf  welche,  die  zweckmftssigsten  Instrumente,  man  heute 
wieder  zurückgekommen)  glücklich  vollführt  hat,  muss  in  historischer  Beziehung 
jedoch  hervorgehoben  werden.  Eine  von  ihm  mit  lebensrettendem  Erfolge  unter- 
nommene Anbohrung  des  Warzenfortsatzes  bei  Mittelohreiterung  und  Caries  wurde 
zu  einer  Zeit  publicirt,  wo  die  Operation  in  Vergessenheit  gerathen  war,  nach 
dem  J.'schen  Falle  jedoch  in  einer  ganzen  Reihe  anderer  Fälle  selbst  zur  Heilung 
von  Schwerhörigkeit  blindlings  vorgenommen  wurde ,  von  denen  die  eine  in  dem 
berühmten  Falle  Bbroee's  (dänischer  Hofarzt),  von  dem  dänischen  Hofchirurgen 
KÖLPIN  vollzogene  Operation  mit  dem  Tode  endigte.  Der  J.'sche  Fall  betraf  einen 
seit  langer  Zeit  an  Otorrhoe  leidenden  und  von  wüthenden  Schmerzen  gepeinigten 
Kecruten.  J.  öffnete  einen  auf  dem  linken  Warzenfortsatz  befindlichen  Abscess, 
fand  den  Warzenfortsatz  cariös  und  machte  durch  die  Knochenfistel  Einspritzungen, 
welche  durch  die  Nase  hervordrangen.  Seine  anatomischen  Kenntnisse  über  das 
Ohr  scheinen  nicht  sehr  gross  gewesen  zu  sein,  da  er,  wie  er  selbst  sagt,  erst 
durch  diese  Erscheinung  auf  den  Zusammenhang  zwischen  Warzenzellen  und  Tuba 
belehrt  wurde.  Die  Schmerzen  hörten  auf,  der  eiterige  Ausfluss  verlor  sich  und 
wurde  Patient  völlig  hergestellt.  Dieser  glückliche  Erfolg  veranlasste  ihn,  dieselbe 
Operation  auch  auf  dem  anderen  schwer  hörenden,  jedoch  sonst  äusserlich  gesunden, 
nicht  eiternden  Ohre  mit  Hilfe  eines  Troicars  mit  nachfolgenden  Einspritzungen 
vorzunehmen,  worauf  sich  angeblich  eine  Oehörverbesserung  auch  auf  dieser 
Seite  einstellte. 

Lincke's  Handb.  der  Ohrenheilk.  II,  pag.  81  und  die  dort  citirte  Originalabhand- 
lung:  Schmacker's  Vermischte  chirarg.  Schriften.  III,  pag.  113— 125  (Berlin  1782).  — 
W.  Meyer  im  Archiv  für  Ohrenheilk.  XXII,  pag.  139.  A.  Luc*e. 

Janberty  Nicolas-Antoine  J.,  zu  Aix  (Provence),  war  1741  geboren, 
wurde  Arzt  des  Oivil-Hospitals  genannter  Stadt  und  Mitglied  der  dortigen  Akademie. 
Er  hat  eine  „Dias.  med.  circa  trea  quaestionea  ab  Academia  Dimonenai  pro- 
poaüaa^  (1778)  verfasst  und  tibersetzte  aus  dem  Englischen  James  Sims':  „/)»- 
coura  aur  la  meilleure  mSthode  de  pourauivre  lea  recherchea  en  mSdedne" 
(1778)  und  Desselben:  „Obsercationa  aur  lea  maladiea  dpidAmiquea,  avec  des 
remarquea  aur  lea  fih)rea  pernicieuaea   et  malignea"  (Avignon  1778),  verfasflte 


JAÜBBBT.  —  JAVAL.  389 

eine  aaeh  von  der  Sociötö  royale  de  m^deeine  in  Paris  gekrönte:  „Dissertation 
sur  la  mdthode  curatioe  dans  les  fövrea  exanth^matiques^  (1778;  zwei  deutsche 
(JebersetzuBgen  Wien  1791,  Leipzig  1800).     Er  starb  1823. 

Nonvelle  biographie  g^nör.  T.  XXVI,  pag.  397.  —  Qn^rard,  France  litteraire. 
IV,  pag.  211.  G. 

Janbert,  s.  a.  Jobbrt. 

Jault,  Augustin-FranQois  J.,  Sprachgelehrter  und  um  die  Medicin 
durch  gute  französische  Uebersetzungen  der  Werke  von  ausländischen  Aerzten 
verdient,  war  in  Orgelet  (Franche-Comt6)  am  1.  October  1700  geboren,  studirte 
Ton  1730  an  Medicin  und  wurde  Dr.  med.  der  Facultät  von  Besannen;  doch  ist 
er  als  Arzt  niemals  thätig  gewesen.  1746  wurde  er  Professor  der  syrischen  Sprache 
am  Collie  royal  de  France  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tode  am 
25.  Mai  1757.  J.  übersetzte  folgende  Werke:  Sbarp^s  „TraitS  des  Operations 
de  Chirurgie*'  (Paris  1741);  von  Demselben :  „Les  recherches  critiques  sur  V 4tat 
prSaeTU  de  la  ckirurgie^  (1751)  —  Floyee's:  „Le  traitd  de  l'asthme^,  ferner 
Sydenham's:  „Oeuvres  de  medecine  pratique"  (Paris  1776;  Avignon  1799), 
auch  die  ersten  vier  Bücher  von  Astrüc's  Abhandlung  über  die  syphilitischen 
Krankheiten  aus  dem  Lateinischen  (Paris  1740,  4  voll.);  endlich  gab  er  heraus 
Caubalusieb's  :  „La  pneumato-patkologie  ou  Traiti  des  maladies  venteuses" 
(Paris  1754,  2  voll.).  An  der  Vollendung  einer  üebersetzung  des  älteren  Pliniüs 
wurde  J,  durch  den  Tod  verhindert. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  347.  Pgl. 

Janmes,  Fran^ois-Anselme  J.,  zu  Montpellier,  war  am  1 3.  Februar 
1804  daselbst  als  Sohn  eines  Apothekers  geboren,  wurde  der  Schüler  von  Lord  AT, 
Anglada,  Dblpech  u.  s.  w. ,  erhielt  1823  die  Doctorwürde,  wurde  1835  zum 
Agr^gö  der  Facultät  und  1850  zum  Professor  ernannt.  Er  hielt  etwa  15  Jahre  lang 
Vorlesungen  über  Materia  medica  und  veröffentlichte  einen :  „Essai  de  pharmacologie 
thSrapeutique  ginirale'*  (T.  I,  Montpellier  1847)  und  einen :  ;,  Traue  de  pharma- 
cologie spidale,  etc.**  C^-h  l^^B),  die  beide  unvollendet  geblieben  sind.  Später 
erhielt  er  den  Lehrstuhl  der  allgemeinen  Pathologie  und  Therapie;  auch  über 
diese  erschien ,  jedoch  erst  nach  seinem  Tode,  ein  Lehrbuch :  ;,  Traitd  de  patho- 
logie  et  de  thirapeutique  gdnSrales,  Ouvrage  publiS  par  son  fils  et  precddd 
d'une  notice  biographique  par  M.  le  prof,  Fonssagrives"  (Paris  1869). 
Von  seinen  kleineren  Arbeiten  führen  wir  noch  einen  Aufsatz:  „Fragments  de 
pathologie  gdndrale.  Maladie.  Diathhse  contagion  et  infection^  (Montpellier 
m^ical  1866)  an.  Er  war  Mitglied  dar  Acad.  des  sciences  et  lettres  und  der 
Verwaltnngs-Commission  der  Hospitäler.    Sein  Tod  erfolgte  im  Februar  1868. 

Düpi-6  in  Gaz.  m^d.  de  Paris.  1868,  pag.  116,  129.  —  Lorenz,  III,  pag.  25; 
VI,  pag.  14.  G. 

*Alphon8e  Jaumes,  zu  Montpellier ,  als  Sohn  des  Vorigen  1834  da- 
selbst geboren,  wurde  1861  mit  der  These:  „Du  glaucome^  Doctor,  später  Agr6g6 
und  ist  zur  Zeit  Professor  der  Facultät  für  die  Fächer  der  gerichtlichen  Medicin 
und  Toxikologie.  Er  ist  Mitherausgeber  der  „Annde  mddicale  et  scientifique" 
und  verfasste:  „Pathologie  et  thdrapeutique  de  Vaffection  calculeuse,  considerden 
dans  leurs  ropports  avec  les  diffdrents  dges  de  la  vie"  (Montpellier  1866). 

Lorenz,  III,  pag.  25;  VI,  pag.  15.  Red. 

*Javal,  Louis-Emile  J. ,  Augenarzt  in  Paris,  geboren  daselbst  am 
9.  Mai  1839,  studirte  ebenda  und  promovirte  1868.  In  demselben  Jahre  wurde 
er  zum  Directeur  du  laboratoire  d*ophthalmologie  de  l'ecole  des  hautes  etudcs 
ernannt  und  zum  Mitgliede  der  Acad6mie  de  m6decine.  Seine  Arbeiten  betreffen 
fast  ausschliesslich  die  physiologische  Optik  und  finden  sich  grösstentheils  in  den 
Annales  d'oculistiqne.  H  o  r  s  t  m  a  n  n. 


390  JAWANDT.  —  JEDEZEJEWIOZ. 

Jawandt,  Georg  Heinrich  J.,  als  Sohn  des  Leibmedicns  Johano 
Zaeharias  J.  in  Meiningen  am  27.  October  1765  geboren,  studirte  in  Jena 
und  seit  1784  in  Göttingen,  promovirte  1787  an  letzterer  Universität  zum  Dr. 
med.  mit  der  Diss. :  „Observationes  quaedam  practicae*'  und  liess  sieh  dann  als 
Arzt  in  Meiningen  nieder.  Zu  Anfang  des  Jahres  1805  wurde  er  Stadtphysicos 
in  Bremen,  prakticirte  hierselbst  einige  Jahre  bis  zur  französischen  Invasion,  ye^ 
liess  dann  diesen  Ort  und  zog  nach  Massfeld  bei  Meiningen,  von  wo  aus  er  seit 
1816  mehrere  Jahre  zur  Stärkung  seiner  Gesundheit  Reisen  nach  Italien,  Griechen- 
land etc.  machte.  Er  starb  am  4.  April  1835.  Ausser  der  oben  genannten 
Inaugural-Dissertation  schrieb  J. :  „Beobachtung  einer  gastrischen  Suhreptdemie 
im  JUeining* sehen  im  Monat  September  und  October  1791  u.  s,  u?,^  (Riga  1794); 
das  Werk  enthalt  verschiedene  Bereicherungen  ftlr  die  Semiotik ;  femer :  „  Olück- 
liche  Heilung  einer  cataleptisehen  Krankheit*'  (Hüfeland's  Joum.  der  Heilk., 
1797,  Bd.  IV)  —  „üeber  die  vermeinte  (Hftigkeü  der  Pastinak-  und  Peter- 
silienvmrzel^  (Ebenda  1798,  Bd.  V)  —  „EXn  seltener  Fall  einer  Schwanger- 
schaft^ (Ebenda)  —  „Einf'ge  Bemerkungen  über  die  Kuhpocken**  (Ebenda  1802^ 
Bd.  XIV)  u.  A. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  348.  —  Callisen,  IX,  pag.  421;  XXIX,  pag.  144.      Pgi. 

JeafEreson,  Henry  J.,  zu  London,  war  als  Sohn  des  Chirurgen- Apothekers 
John  J.  in  dem  benachbarten  Islington  geboren,  studirte  im  Pembroke  College 
zu  Cambridge  und  im  St.  Bartholm.  Hosp.  zu  London,  bei  dem  er  zum  Assistant 
Physician  erwählt  wurde.  Er  erwarb  1838  in  Cambridge  den  Doctorgrad,  wurde 
1839  Fellow  des  College  of  Physicians,  bei  dem  er  1849,  50,  57  auch  das 
Censoramt  bekleidete,  war  femer  Physician  oder  Consulting  Physician  bei  einer 
Anzahl  von  Instituten  und  wurde  1854  auch  Physician  am  St.  Bartholom.  Hosp., 
während  er  einer  grossen  und  lucrativen  Praxis  und  der  allgemeinsten  Achtung 
sich  erfreute  und  ein  vortreiflicher  klinischer  Lehrer  war.  Er  wurde  in  seinem 
57.  Lebensjahre  am  7.  December  1866  vom  Typhus  dahingerafft. 

Lancet.  1866,  II,  pag.  711.  —  Saint  Bartholomew'sHosp.  Reports.  Vol.  III,  1867,  pag.  1. 

G. 

Jeanroi,  Dieudonn^  J.,  zu  Paris,  war  1750  in  Nancy  geboren,  studirte 
Medicin  und  wurde  etwa  1777  in  Paris  zum  Dr.  med.  promovirt.  Nachdem  er 
Mitglied  der  so  eben  neu  organisirten  8oci6t6  royale  de  m^deoine  geworden  war, 
erhielt  er  1778  regierungsseitig  den  Auftrag,  nach  Dinan  zur  Bekämpfung  der 
dort  herrschenden  schweren  Pestepidemie  zu  gehen.  Er  entledigte  sich  dieses 
Auftrages  mit  solchem  Eifer,  dass  er  selbst  an  der  Seuche  erkrankte.  Nach  seiner 
Genesung  kehrte  er  nach  Paris  zurück  und  prakticirte  daselbst  bis  zu  seinem  am 
27.  März  1816  erfolgten  Tode.  Seine  Schriften  sind:  „Quaestio  medica  an 
remediorum  etiam  empiricorum  adhibitio  dogmatica?**  (Paris  1777,  4.)  — 
,^ Premier  mSmoire  sur  les  maladies  qui  ont  rSgnS  ä  Dinan  en  Bretagne  en 
1779"  —  „Observation  sur  Vobstruction  du  pylore**  —  „Exp4riences  sur  les 
effets  de  la  racine  de  la  dentelaire  dans  le  traitement  de  la  gale.**  Ausserdem 
veröffentlichte  er  mehrere  Artikel  in  der  Encyclop6die  möthodique. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  348.  Pgl. 

*J^drzejewlcz,  Johannes  J. ,  geboren  in  Warschau  1835,  studirte  in 
Moskau  (1856 — 61)  Medicin,  seit  1862  lebt  er  als  praktischer  Arzt  in  Plonsk^ 
wo  er  mit  vieler  Mühe  und  relativ  grossem  Kostenaufwande  sich  ein  meteorologisches 
und  astronomisches  Observatorium  eingerichtet  hat,  dem  er  alle  seine  Mussestunden 
widmet ;  hauptsächlich  befasst  er  sich  mit  dem  Studium  der  Sonne  und  mit  spectro- 
skopischen  Beobachtungen,  welche  er  auch  meist  in  der  Vierteljahrschrift  der 
astronomischen  Gesellschaft  veröffentlicht.  Seine  Beobachtungen  über  Jupiter,  Doppel- 
steme  und  Kometen  sind  in  den  zu  Kiel  erscheinenden  Astronomischen  Nachrichten 
gedruckt  worden.  J.  ist  bemüht,  durch  öffentliche  Vorträge,  wie  auch  durch  gemein- 
verständliche Schriften  die  Astronomie  in  Polen  zu  popularisiren.  K,  &  P. 


JEPFRAY.  —  JEITTELES.  391 

Jeflray,  James  J. ,  zu  Glasgow,  war  Professor  der  Anatomie  nnd 
Chinu^ie  an  der  dortigen  üniTersität.  Sein  Name  steht  in  inniger  Beziehung 
zur  (Jeschiohte  der  Resectionen,  theils  dadurch,  dass  er  Park's  (Liverpool)  zuerst 
1783  erschienene  und,  wie  es  scheint,  wenig  bekannt  gewordene  kleine  Schrift 
Aber  die  Resection  des  Ellenbogen-  und  Kniegelenks,  zusammen  mit  der  Ueber- 
setKung  von  P.  F.  Mob£Aü*s  (in  Bar-sur-Omain)  inzwischen  (1803)  erschienener 
Sefarift  von  Nenem  herausgab,  tiieils  dass  er  darin  auch  die  Kettensäge,  deren 
Erfindung  er,  wie  es  scheint,  unabhängig  von  John  Aitkbn  (oder  Aitkin)  ge- 
macht hatte,  beschrieb.  Jene  Schrift  führt  den  Titel:  „Gases  of  the  exdsion 
of  cartous  joints.  By  H,  Park  .  .  ,  and  P.  F.  Moreau  ,  .  .  Wtth  obser- 
vcUtons.  Illustrated  by  engravings"  (Olasgow  1806).  Es  ist  sonst  von  seinen 
literarischen  Leistungen  nur  noch  Folgendes  bekannt :  ;;  Gase  of  chronic  hydro- 
cephalus  internus;  with  notes  of  the  dissection"  (London  Med.  Repository,  1822) 
—  „Observatwns  on  the  heart  and  on  the  peculiarities  of  the  foetus**  (Olasgow 
1835,  w.  17  pl.). 

Callisen,  IX,  pag.  432;  XXIX,  pag.  147.  G. 

Jeffreys,  Henry  J.,  zu  London,  war  Surgeon  am  St.  George's  Hosp. 
und  am  St.  George's  and  St.  James'  Dispensary  daselbst.  Er  gab  heraus :  „  Gases 
in  surgery,  selected  from  the  records  of  the  auihors  practice  at  8t.  Oeorge^s 
and  St.  James*  Dispensary;  etc,"  (London  1820;  new  edit.  1822)  —  „Practical 
observations  on  the  use  of  cubebs  or  Java  pepper  in  the  eure  of  gonor- 
rhoea;  etc.**  (Ibid.  1821).  Ausserdem  findet  sich  eine  Reihe  von  casuistischen 
Mittheilungen  von  ihm  im  London  Med.  and  Phys.  Joum.  (1826):  „Gases  of 
fractured  spine"  —  „Gases  of  injury  of  the  head^  —  „Gases  of  diseased 
testicle**  —  „Gases  shounng  the  constitutional  predisposition  to  the  formation 
of  scirrhus  in  different  parts  of  the  body  ab  the  same  time"  (1827)  —  „Account  of 
a  case  in  which  a  tumour  in  the  spermatic  chord  was  complicated  vnth 
Symptoms  ,  ,  ,  of  incarcerated  bubonocele,  as  to  lead  to  an  Operation,  by  which 
the  true  nature  of  the  disease  was  ascertained"  —  „Diseases  in  the  urinary 
Organs"  —  „Extravasation  of  urine  into  the  corpus  spongiosum  ....  penis^ 
producing  mortification  .  .  .   and  the  death  etc."  (1827). 

Callisen,  IX,  pag,  432;  XXIX,  pag.  148.  G. 

*Jefltie8,  B.  Joy  J.,  Augen-  und  Ohrenarzt  in  Boston,  geboren  am 
26.  März  1833  daselbst,  studirte  und  promovirte  1857  ebenda.  Nach  einem  zwei 
Jahre  langen  Studium  in  Europa  Hess  er  sich  in  Boston  als  Specialarzt  für  Augen- 
und  Hautkrankheiten  nieder.  Er  bekleidet  jetzt  die  Stellung  eines  Surgeon  am 
Massachusetts  Charitable  Eye  and  Ear  Infirmary,  eines  Ophthalm.  Surgeon  am 
Camey  Hospital  und  New  England  Hospital  daselbst.  Von  seinen  Arbeiten  mögen 
folgende  hier  Erwähnung  finden:  „The  eye  in  health  and  disease"  (1871)  — 
„Animal  and  vegetable  parasites  of  the  human  hair  and  skin"  (1872)  — 
„105  cases  of  cataract  Operations"  (1879)  —  „Golourblindness"  (1880). 

Atkinson,  pag.  80.  Horstmann. 

Jeitteles,  Familie  von  Aerzten,  Naturforschern,  (Telehrten,  Humanisten 
in  Böhmen  und  Mähren.  —  Jonas  J. ,  zu  Prag,  am  15.  Mai  1735  als  Sohn 
eines  Apothekers  geboren,  war  anfänglich  Gehilfe  seines  Vaters,  studirte  dann 
von  1752  an  in  Leipzig  und  Halle  Medicin  und  erwarb  daselbst  1755  mit  der 
„Diss.  med.  sistens  theoriam  ac  therapiam  fluxus  diabetici"  die  Doctorwürde. 
1756  kehrte  er  nach  Prag  zurück,  wurde  daselbst  in  die  neue  Facultät  aufge- 
nommen, 1763  zum  Physicus  und  Spitalarzt,  1777  zum  Präses  des  ärztlichen 
Gremiums  ernannt.  Von  seiner  literarischen  Thätigkeit  sind,  ausser  einigen  in 
Baldingeb's  Magazin  veröflfentlichten  Krankheitsgeschichten,  anzuführen:  „Obser- 
vata  quaedam  medica"  (Prag  1783),  aus  welchen  Nootnagbll  in  seinem  „Hand- 
buch für   praktische  Aerzte"    (Hamburg  1784)   sieben   Abschnitte   übersetzt   hat. 


392  JETTTELES. 

Nach  51  jähriger  Thätigkeit  als  Arzt  überhaupt  und  4djähriger  als  Physicus  und 
Spitalarzt  starb  er  am  18.  April  1806,  nachdem  er  1805  noch  eine  Heiratbs- 
ausstattungsstiftung  für  arme  Prager  israelitische  Mädchen  gemacht,  die  sein 
Andenken  erhält. 

Isaac  Jeitteles,  Sohn  des  Vorigen,  zu  Prag  im  September  1779 
geboren,  begann  1796  das  Studium  der  Medicin  daselbst,  setzte  es  1798  in 
Wien  fort  und  wurde  1800  hier  Doctor.  Unter  der  Aegide  seines  Vaters,  der 
zu  den  beliebtesten  Aerzten  in  Prag  gehörte,  begann  er  daselbst  seine  Praxis. 
Anfänglich  dem  Brownianismus  zugethan,  sagte  er  sich  jedoch  bald  von  demselben 
los,  wendete  sich  der  unverfälschten  Naturbcobachtung  am  Krankenbett  zu,  richtete 
seine  besondere  Aufmerksamkeit  auf  die  Eigenthflmlichkeiten  der  böhmischen  Heil- 
quellen und  machte  gründliche  Studien  über  deren  Anwendung  in  geeigneten 
Krankheitsfällen.  Seine  erst  nach  Söjähriger  ausgebreiteter  Praxis  darüber  ge- 
machten Veröffentlichungen  finden  sich  in  Graefe's  und  Kalisch's  Jahrbflchcm 
für  Deutschlands  Heilquellen  und  Seebäder  (1836),  in  Hufeland's  Journal  (1838), 
Weitenwebeb's  Beiträgen  zur  ges.  Natur-  und  Heilwissenschaft  (1838)  und  in 
den  Oesterr.  med.  Jahrbüchern  (1838,  41).  1831  wurde  ihm  von  der  Landes- 
regierung die  ärztliche  Oberleitung  des  Choleraspitals  in  der  Prager  Jndenstadt 
übertragen  und  machte  er  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Stiftung  von  10.000  fl.  C.-M. 
bei  dem  Prager  med.  Doctoren-CoUegium  zu  Gunsten  eines  erwerbsunfähig  ge- 
wordenen Mitgliedes  desselben  und  der  Wittwe  eines  solchen.  Von  seinen  litera- 
rischen Leistungen  sind  noch  anzuführen:  „Aphoristische  Gedanhen  über  die 
heutige  Medicin*'  (Salzburger  med.  chir.  Zeitung,  1844)  —  „Mittheilungen  aus 
den  Tagebii ehern  des Dr,  J onas  Jeitteles  im  Jahre  1783.  Mit  Ztisätzrn  von 
dessen  Sohn  Dr.  Isaac  «/.*  (Prager  Vierteljahrsschr.,  1849).  Nach  langjähriger 
verdienstvoller  und  uneigennütziger  Thätigkeit,  welche  mehrfache  Anerkennang. 
auch  durch  Verleihung  der  kaiserlichen  Raths würde  (1850)  fand,  starb  er  am 
23.  November  1852. 

Alois  Jeitteles,  zu  Brunn,  einer  der  Enkel  von  Jonas  J. ,  war  zn 
Brunn  am  20.  Juni  1794  geboren,  studirte  in  Prag  und  Wien,  woselbst  er  1819 
die  Doctorwürde  erwarb.  Er  machte  eine  wissenschaftliche  Reise  in's  Ausland 
und  Hess  sich  1831  als  Arzt  in  BrUnn  nieder,  wo  er  sich  namentlich  in  den 
Cholera-Epidemieen  von  1831  und  1836  hervorthat  und  1848  Mitglied  der  Ver- 
waltung der  Stadt  wurde.  Seine  Neigung  für  die  Belletristik ,  die  sich  bereit» 
seit  seiner  Studienzeit  durch  Uebersetzung  und  Bearbeitung  spanischer  Dramen 
und  Lustspiele,  lyrische  Gedichte  und  andere  Publicationen  kundgegeben  h.«itte, 
bestimmte  ihn  1848,  auch  die  Redaction  der  „Brünner  Zeitung^  zu  übernehmen, 
die  er  mit  vielem  Tact  und  kritischem  Geist  bis  zu  seinem  am  16.  April  1858 
erfolgten  Tode  geführt  hat. 

Andreas  Ludwig  Joseph  Jeitteles,  zu  Olmütz ,  ebenfalls  ein 
Enkel  von  Jonas  J. ,  war  am  24.  November  1799  zu  Prag  geboren,  studirte 
vier  Jahre  in  Wien,  wo  er  1825  mit  der  Diss. :  „De  animi  adfectibus*'  Doctor 
wurde,  machte  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland,  trat  1828  znr 
katholischen  Kirche  über,  wurde  1829  Prosector  bei  der  anatomischen  Lehrkanzel 
in  Wien,  1831  Supplent  dieses  Faches,  erhielt  1834  den  Auftrag,  die  eben 
erledigte  Lehrkanzel  der  theoretischen  Medicin  für  Wundärzte  in  Wien,  und  Ende 
1835  die  in  Olmütz  zu  suppliren,  wo  er  1836  bleibend  als  Professor  der  Medicin 
angestellt  wurde.  In  Wien  hatte  er  herausgegeben:  Aloys  Michael  Mayer, 
^Anatomische  Beschreibung  des  ganzen  menschlichen  Körpers^  (5.  Aufl.,  Wien 
1831),  später  publicirte  er:  „Elemente  der  Anthropo-Ihysiologie  u.s.w,"  (2  Bde., 
Olmütz  1838)  und  verschiedene  Aufsätze  in  den  Oesterr.  med.  Jahrbb. :  n^^f' 
f orderung  zur  Begründung  einer  vergleichenden  Physiologie  u.  s.  w."  (1832)  — 
„üeher  den  Kampher*'  (1840)  —  „Krankheitsursache  und  Krankheitsioesen*' 
(1846),  sowie  in  Rosas'  Med.  Wochenschr.  (1846) :  „Zur  Lehre  von  den  Corporibut 


JEITTELES.  —  JENNER.  393 

alxents  inaertia,**  Das  Jahr  1848  schreckte  anch  iho  aus  seinem  gelehrten  Still- 
leben auf,  indem  er,  in  den  Strudel  der  politischen  Bewegung  gezogen,  als 
Abgeordneter  in  das  deutsche  Parlament  nach  Frankfurt  gewählt  wurde,  zu  Ende 
des  Jahres,  in  Folge  der  erlebten  mannigfaltigen  Aufregungen  und  Anstrengungen, 
in  eine  schwere  Krankheit  verfiel ,  von  der  er  sich  nie  ganz  erholte.  Seine  medi- 
cinischen  Arbeiten  nach  dieser  Zeit  waren  noch  folgende:  In  der  Prager  Viertel- 
jahrsschrift: „Hütorisches  über  Reflexbewegung**  (1858)  —  „Bericht  vier  Schiff  s 
Nerven-  und  Mi^kelphysiologie^  (1860,  61)  —  „lieber  ein  Syphiloid,  das  im 
Jahre  1577  zu  Brunn  in  Mähren  geherrscht  haf  (1863),  femer  die  Mono- 
graphie: „Giebt  es  eine  Knochensyphilis,  oder  sind  die  in  der  Syphilis  auf- 
tretenden Knochenleiden  Producte  des  Quecksilber  gebrauchest  Ein  historisch- 
kritischer  Excurs^  (OlmUtz  1862).  Ausserdem  rühren  von  ihm,  namentlich  aus 
seiner  Jagend,  zahlreiche  Gedichte  und  Eunstreferate ,  theils  mit,  theils  ohne 
seinen  Namen  her.     Er  starb  am  17.  Juni  1878  zu  Oraz. 

V.  Wnrzbach,   X,  pag.  117,  119,  124.  •  G. 

Jemina,  Marco-Antonio  J.,  zu  Mondovi,  Piemont,  am  10.  September 
1732  zu  Villa  Nova  bei  Mondovi  geboren ,  wurde  in  Turin  Doctor  und  war  Arzt 
in  Mondovi.  Er  schrieb:  „De  febre  epidemico'*  (Mondovi  1785)  —  „De  pleu- 
ritide  quae  Ormeam,  Garessium  aliaque  oppida  in  valle  Tanari  ßuminis  siia 
populariter  infestavit  anno  1767'^  (Ebenda  1789).  Dieses  Werk  enthält  ausser- 
dem: „De  corboney  sive  carbunculo  bovülo**  —  „Ad  meum  De  febre  epidemica 
opusculum  appendix*'  —  „De  gangraenosis  lumbar  um  ulceribics**  —  „De 
müiarium  ce^satione  vel  saltem  raritate."  Er  starb  am  Typhus  am  4.  Juli  1794. 

Nonvelle  biographie  generale.  T.  XXVI,  pag.  649.  G. 

'^ Jendrdssik ,  Andreas  Eugen  J.,  zu  Budapest,  ist  zu  Kapnikbänya 
(Ungarn)  am  15.  November  1829  geboren,  studirte  auf  der  Wiener  Universität, 
machte  seine  physiologischen  Studien  bei  E.  Bbücku  und  C.  Ludwig,  wurde  1853 
zum  Dr.  med.  promovirt,  wirkt  seit  1860  als  o.  ö.  Professor  der  Physiologie  au 
der  Rudapester  Universität.  —  Namhaftere  Original-Monographieen,  theils  in  deutscher, 
theils  in  magyarischer  Sprache,  theils  in  beiden  sind :  „Anatomische  Untersuchungen 
über  die  Thymusdrüse^  (Wiener  Akademie)  —  „Atwood'sches  Fallmyo- 
graphium"  (Cabl's  Repertorium)  —  „Schematischer  Apparat  der  Klanganalyse 
durch  das  Ohr**  (Ebenda)  —  „Erster  Beitrag  zur  Analyse  der  Zuckungswelle 
der  quergestreiften  Muskelfasern^  (du  Bois-Reyäiond's  Archiv  f.  Anat.  u.Phys.)  — 
„Ueber  die  Ursachen  geioisser  Strömungserscheinungen  an  und  in  den  quer- 
gestreiften Muskeln**  (Archiv  f.  Anat.  u.  Phys.)  —  „Beschreibung  des  neuen 
physiologischen  Instituts  zu  Budapest**  —  „Mechanik  des  Brustkorbes  und 
Wirkung  der  Intercostalmuskeln**  (ungarisch)  —  „Zwei  ophthalmometrische 
Methoden  zur  Bestimmung  des  Knoten-  und  des  Drehpunktes  des  Auges** 
(Ungar.  Akademie  der  Wissenschaften)  —  „Selbstregistrirendes  Myographium  mit 
Einrichtung  für  Doppelreize**  (Ebenda)  —  „Myomechanische  Abhandlungen** 
(Ebenda)  u.  s.  w.    Er  construirte  eine  Anzahl  von  physiologischen  Apparaten  u.  s.  w. 

Red. 

Jenner,  Edward  J.  (vom  17.  Mai  1749  bis  26.  Januar  1823),  war  der 
Sohn  eines  Geistlichen  zu  Berkeley  in  Gloucestershire.  Er  erlernte  die  Chirurgie 
bei  einem  Wundarzt  und  Apotheker  Ludlow  zu  Sudbury  bei  Bristol,  begab 
sich  dann  im  Jahre  1770  zu  seinem  Landsmann  John  Hünter  nach  London,  mit 
welchem  er  als  Schüler  und  Freund  in  das  vertrauteste  Verhältniss  trat.  Zwei 
Jahre  später  kehrte  J.  in  seine  Heimath  zurück,  wo  er  bald  durch  seine 
ärztliche  Tüchtigkeit  das  allgemeine  Vertrauen ,  durch  seinen  edlen  und  liebens- 
würdigen Charakter  die  grösste  Verehrung  gewann.  Aus  diesem  ländlich  ruhigen 
Aufenthalte,  aus  der  Hand  eines  schlichten  Wundarztes  sollte  die  Menschheit  eine 
der  grössten  Wohlthaten  empfangen,  die  ihr  je  zu  Theil  wurden.  Der  Gedanke, 
die  Blattern  „auszurotten^' ,    hatte    schon    seit  langer  Zeit  die  Aerzte  beschäftigt ; 


394  JEl^NEB. 

aber  die  zu  diesem  Behufe  angewendeten  Mittel :  Queeksilber,  Antimon,  Campher, 
China  n.  b.  w.  hatten  den  Erwartungen  nicht  entsprochen.  Da  wurde  um  das 
Jahr  1715  durch  £e  fiiiifflhrung  der  Inoculation  der  Menschenblattem,  welehe  in 
einzelnen  Oegenden  des  Orients,  imiieD.Üioh  bei  den  Tscherkessen,  seit  langer  Zeit 
bekannt  war,  eine  neue  Periode  in  dieser  wiehtig«ii  Angelegenheit  eingeleitet  Die 
Gemahlin  des  englischen  Gesandten  in  Constantinopel,  Lady  Wortley-Mon  tagne, 
hatte  dort  die  Inoculation  und  ihren  grossen  Nutzen  kennen  gelernt.  Sie  verpflanzte 
dieselbe  im  Jahre  1721  nach  England,  von  wo  aus  sie  nach  kurzer  Zeit,  aller 
Angriffe  von  Aerzten  und  Laien,  namentlich  fanatischer  Theologen,  ungeachtet, 
grosse  Verbreitung  erlangte.  Indess  entsprach  auch  die  Inoculation  keinesweges 
vollständig  den  gehegten  Erwartungen.  Besonders  bedenklich  erschieß,  dass  die 
Inoculation  eine  Vermehrung  der  Blattemherde  mit  sich  führte,  noch  mehr,  dass 
dieselbe,  obgleich  selten,  bei  den  Impflingen  einen  tödtlichen  Ausbruch  der  Blattern 
bewirkte.  Inzwischen  war  auch  die  Schutzkraft  der  Vaccine  seit  längerer  Zeit 
nicht  wenigen  Laien,  namentlich  in  Viehzucht  treibenden  Oegenden  —  Pergien, 
Schottland,  Holstein  —  bekannt.  J.  wurde  schon  während  seiner  Lehrzeit  in  Sadbair 
durch  eine  Bäuerin  mit  dem  Glauben  der  Landleute  an  die  Schutzkraft  der  Kuhpocken 
bekannt.  „I  cannot  have  that  disease  (small-pox)  for  I  have  had  cow-pox."  Diese 
einfachen,  aber  inhaltsschweren  Worte  wurden  zum  Ausgangspunkte  Jahrelanger 
unermüdlicher  Forschungen,  welche  ihn  schliesslich  zu  der  Ueberzeugung  fahrten, 
dass  die  echte,  sorgfältig  übertragene  und  normal  verlaufende  Vaccine  einen  sichern 
Schutz  gegen  die  Blattern  gewähre.  J.  begann  seine  Untersuchungen  schon  im 
Jahre  1775,  aber  erst  am  14.  Mai  1796  unternahm  er  die  erste  Impfung,  indem 
er  die  Vaccine  von  der  Hand  einer  Melkerin,  Sarah  Nelmes,  auf  einen,  acht- 
jährigen Knaben,  James  Phipps,  übertrug,  welchem  er  später  ein  Häuschen 
mit  Garten  schenkte.  Aach  die  Vaccination  hatte  mit  Vorurtheilen  und  Bedenken 
zu  kämpfen,  aber  sie  fand  doch  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  bei  allen  gebildeten 
Völkern  Eingang.  J.  hatte  nicht  blos  das  Glück,  den  vollständigen  Sieg  seiner 
Entdeckung  zu  erleben,  sondern  er  durfte  sich  materieller  Anerkennungen  derselben 
erfreuen,  wie  sie  in  ähnlicher  Weise  niemals  einem  Arzte  zu  Theil  geworden  sind. 
Das  Parlament  votirte  ihm  im  Jahre  1802  eine  Nationalbelohnung  von  10000  Pfd.  St., 
im  Jahre  1807  eine  zweite  von  20000  Pfd.  St.  und  errichtete  im  Jahre  1867  sein 
Standbild  auf  Trafalgar-Square  zu  London.  —  Die  Darstellung  der  ferneren  Verhand- 
lungen über  den  Werth  der  Vaccine  und  der  gerade  im  gegenwärtigen  Augenblicke 
gegen  dieselbe  gerichteten  Angriffe,  welche  lediglich  aus  der  Sorglosigkeit  vieler  Be- 
hörden, am  meisten  aus  der  fast  nirgends  anzutreffenden  gehörigen  Unterweisung  der 
jungen  Aerzte  in  der  Vaccination  entspringen,  gehört  nicht  zu  unserer  Aufgabe.  Die 
wichtigste  von  den  hierher  gehörigen  Schriften  J.'s,  welche  selbst  in  England  zu  den 
Seltenheiten  gehört,  ist :  „An  inquiry  into  the  causes  and  effects  of  the  variolae 
vaccinae  etc.*^  (London  1798,  4.;   1800,  8.;  1801,  8.;  mehrfache  üebersetzungeo). 

J.  Bacon,  The  life  of  Edward  Jenner  etc.  London  1827,  8.;  1838,  8.,  2  Bde. 

H.  Haeaer  (f). 

*Jenuer,  Sir  William  J. ,  Bart.,  zu  London,  wurde  1844  Dr.  med. 
der  Londoner  Universität,  1852  Fellow  des  Roy.  College  of  Physicians,  war 
Physician  des  Einder-Hospitals  und  Professor  der  klinischen  Medicin  am  üniversity 
College  Hosp.  Zur  Zeit  ist  er  Präsident  des  R.  C.  P.,  Physician  in  Ordinary  der 
Königin  und  des  Prinzen  von  Wales,  Dr.  jur.  honor.  der  Universitäten  Oxford 
and  Cambridge.  Schriften:  „On  the  identity  or  non-identity  of  typhoid,  the 
specific  cause  of  typhus ,  and  rdapsing  fevera^  (Med.-Chir.  Tninsact. ,  1850), 
die  Goulstonian  Lectures  für  1853 :  „Lectures  on  the  acute  specific  diseases*^  — 
„Determinin^  cause  of  emphyaema  of  the  lung^  (Med.-Chir.  Transact.,  1857)  — 
„Gongestion  of  the  heart^  (Ibid.  1860)  —  ^Diphtheriaj  its  Symptoms  and  treat- 
ment''  (1860);  femer  in  Med.  Times  and  Gaz.  (1870,  60,  61):  „Lectures  on 
diseases  of  the  skin"  —  „On  riclcets^  —  „On  tuberculosis"  u,  s.  w. 

Medical  Directory.  Eed. 


JENNINGS.  —  JESSEN.  395 

JeDlÜngs,  Egerton  Alcock  J.,  za  Leamington ,  war  1804  zn  Bir- 
mingham geboren,  kam  mit  15  Jahren  zn  einem  Chirargen  in  Tamworth  in  die 
Lehre,  stndirte  dann  im  St.  Bartholom.  Hosp.  in  London,  machte  1825  nnd  1826 
seine  Examina  daselbst,  liess  sich  1827  in  Leamington  nieder,  widmete  sich, 
trotzdem  er  in  einem  Badeort  praktioirte,  streng  wissenschaftlichen  Stadien,  nament- 
lich Aber  die  feinere  Anatomie  des  Nervensystems,  besonders  des  Rückenmarkes, 
und  veröffentlichte  folgende  Arbeiten:  „On  tke  physiology  of  the  irü^  (London 
Med.  and  Phys.  Jonrn.  1828,  Vol.  LIX)  —  „Compound  poisoning  wüh  arsenic 
and  laudanum*'  (Ebenda  1830,  Vol.  LXtV).  Er  wurde  1832  Assistant  Snrgeon 
von  dem  nm  diese  Zeit  erweiterten  Hospital  zu  Leamington,  machte  sieh  ver- 
dient um  die  Wiederbelebung  der  Leamington  Oharitable  Bathing  Institution  und 
veröffentlichte  in  den  Transact.  of  the  Provinc.  Med.  and  Surg.  Associat.  folgende 
Arbeiten:  Gase  of  aneurtam  of  the  basilar  arter y ,  auddenly  giving  way  and 
occasioning  death  by  pressure  on  the  medulla  obfongata*'  (Vol.  I,  1833)  — 
„An  attempt  to  ascertain,  by  experimentj  the  exact  differences  between  the 
changes  prodttced  in  the  lungs  of  atill-bom  children ,  by  thetr  arttficial  in- 
flation,  and  those  produced  in  the  lung  of  new-bom  children,  by  natural 
respiration*^  (Vol.  II,  1834)  —  „Report  on  the  chemistry  of  the  blood^  (Vol.  III, 
1835),  ferner  in  London  Med.  Gaz.  (Vol.  XIII,  1833):  „The  hydrostatic  test.*" 
Er  hatte  noch  verschiedene  wissenschaftliche  Arbeiten  vorbereitet,  als  er,  erst 
31  Jahre  alt,  im  April  1835  vom  Tode  ereilt  wurde. 

John  Conolly  in  Transact.  of  the  Provinc.  Med.  and  Sarg.  Association.  Vol.  IV, 
1836.  pag.  552.  —  Callisen,  IX,  pag.  440;  XXIX,  pag.  150.  ^ 

Jenty,  CharlesNicolasJ.,  war  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie 
um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  zu  London,  seit  175^  correspondirendes 
Mitglied  der  Acad^mie  royale  des  sciences  zu  Paris.  Seine  Schriften  waren  zu 
ihrer  Zeit  viel  gelesen  und  sind  heute  noch  nicht  ganz  ohne  historische  Bedeutung. 
Er  schrieb:  „A  course  of  anatomico-physiological  lectures  on  the  human  struc- 
ture  and  animal  economy,  etc.*^  (3  voll.,  London  1757 — 65)  —  „Tentamen  de 
demonstranda  structura  humana  secundum  dimidiatam  naturae  ipsiua  propor- 
tianem  e  quatuor  tabulia  conßatum,  etc."  (1757)  —  »The  demonatration  of  a 
pregnant  uterua"  (1758)  —  „Explicatio  demonatrationia  uteri  pregnantia,  cum 
fetu  ad  partem  moturo,  in  tabulia  aex  ad  naturae  magnitudinem  post  diaaec- 
tionea  depictia  etc."  (1758)  —  „A  narrative  of  the  trial  of  Thomaa 
•  Pierce'a  atyptick  medicinea"  (1767)  —  „A  remarkable  caae  of  coheaiona  of 
all  the  inteatinea  ....  in  a  man  of  about  34  yeara  of  age  etc."  (Phil.  Transact. 
Ahridg.,  T.  XI,  1758). 

Dict.  bist,  m,  pag.  278.  Pgl. 

*Jep80ll,  Samuel  L.  J.,  zu  Wheeling,  West  Va.,  ist  zu  St.  Clairsville, 
Belmont  co.,  Ohio,  am  7.  April  1842  geboren,  studirte  im  Med.  Coil.  in  Ohio  und 
erlangte  hier  1868  die  Doctorwürde,  worauf  er  sich  nach  einjähriger  Thätigkeit  als 
Assistenzarzt  am  Cincinnati-Hospital  an  seinem  jetzigen  Wohporte  niederliess.  Er 
sehrieb:  „Duality  on  the  chancroua  virua"  (N.  Y.  Med.  Journ.,  1871)  —  „Treat- 
merU  of  buraae"  (N.  Y.  Med.  Rec,  1871)  —  „Sudden  death  in  puerperal  caae" 
(Am.  Journ.  of  Obstetr.,  1872)  —  „New  remediea"  (Transact.  State  Med.  Soc. 
1873)  —  „Cholera  in  Wheeling"  (Public  Health  Papers,  Vol.  I)  —  „Epidemica 
of  Wheeling"  (1875)  —  „Origin  and  propagation  of  typhoid  fever**  (West 
Vffginia  Med.  Student,  1876)  —  „Relation  of  Ovulation  to  menstruation"  (Trans- 
act. of  State  Med.  Soc,  1877)  u.  A. 

Atkinson,  pag.  320.  Pgl. 

Jessen  (Jessenius,  Jessinsky),  Johann  vonJ.,  geboren  1566  in  Breslau, 
studirte  zuerst  in  Leipzig,  später  an  verschiedenen  italienischen  Universitäten  und 
promovirte  1596  in  Wittenberg  zum  Dr.  med.     Dann   wurde    er  kurftlrstl.  Sachs. 


396  JESSEN. 

Leibarzt  und  Professor  der  Medioin  an  letzterer  Universität,  doch  verwaltete  er 
dieses  Lehramt  nur  bis  1601,  wo  er  einem  Rufe  als  ord.  Prof.  nach  Prag  folgte. 
Hier  gewann  er  die  Freundschaft  von  Tycho  de  Brahe,  wurde  Leibarzt  der 
Kaiser  Rudolph  II.  und  Matthias,  auch  Rector  und  Kanzler  der  Universität. 
Bei  den  Zerwürfnissen  zwischen  der  böhmischen  Krone  und  dem  österreichischen 
Kaiserhause  spielte  er  eine  wichtige  Rolle.  Er  stand  auf  Seiten  der  böhmischen 
Stände,  wurde  von  ihnen  nach  Ungarn  deputirt  und  auf  seiner  Rückreise  in  Wien 
gefangen  genommen.  Aus  der  Haft  entlassen,  kehrte  er  nach  Prag  zurück,  betheiligte 
sich  abermals  an  dem  Aufstande  der  Böhmen  gegen  Kaiser  Ferdinand  (1619), 
gerieth  nach  der  Niederlage  seiner  Partei  in  der  Schlacht  am  weissen  Berge  in 
die  Hände  der  Oesterreicher  und  wurde  im  Juni  1621  mit  einigen  Schicksals- 
genossen enthauptet.  Seine  Schriften  sind  klar  und  präcise  geschrieben  und 
documentiren  ein  grosses  Maass  von  Scharfsinn  ihres  Verfassers,  doch  sind  sie 
ohne  grössere  wissenschaftliche  Bedeutung.  Wir  nennen :  ^  Anatomiae  Pragae 
anno  1600  ab  se  aolemniter  administratae  historia  etc,"  (Wittenberg  1601)  — 
„Vita  et  mors  Tychonia  Brak  ei"  (Ibid.)  —  „  Institutiones  chirurgicae 
quibua  universa  manu  medendi  ratio  ostenditur"  (Ibid.  1601)  —  „Zoroaster^ 
(Ibid.  1593)  —  „Adversus  pesteni  consilium  efc.*^  (Giessen  1614)  —  „STjpLetwTtxijv, 
seu  novam  cognoacendi  morbos  methodum ,  ad  analyseoa  Gapivaccianae 
normam,  ab  Aemilio  Gampolongo,  profeasore  Patavino  expreaaam  quam 
primum  recte  discentium  et  medentium  tiaui  publicavit"  (Wittenberg  1601)  — 
„Andreae  Vesalii  anatomicarum  Oabrielia  Fallopii  obaervationum 
examen  in  publicum  reduxit"  (Hannover  1609 ,  10)  —  „De  generationia  «f 
vitae  humanae  periodis"  (Wittenberg  1602;  Oppenheim  1610)  —  ^De  aanguine, 
Vena  aecta,  dimiaao,  Judicium*'  (Prag  1618;  Frankfurt  1618;  Nürnberg  1668)  — 
„Hiatorica  relatio  de  ruatfco  Bohemo  cultri-vora^i"  (Hamburg  1628  ;  1655). 

Boerner,  Memoriae  professor  ...  in  Ac^d.  Wittembergensi.  pag.  X.  —  Hacser. 
Gesch.  der  Med.  11,  pag.  379.  —  Biogr.  mei.  V,  pag.  'i55  —  Dict.  bist.  III,  pag.  278.  — 
A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIIT,  pag.  785.  Pgl. 

Jessen,  Vater  und  Sohn,  zu  Kiel.  —  Der  Vater,  Peter  Willers  J.,  war 
am  13.  September  1793  in  Flensburg  geboren,  studirte  Medicin  zuerst  in  Berlin,  wo 
insbesondere  seine  Lehrer  Hörn  und  Heim  auf  ihn  von  grossem  Einflüsse  waren, 
und  dann  in  Kiel,  wo  er  auch  im  Jahre  1820  mit  der  Diss. :  „De  digitalia  pur- 
pur  ea^  viribus  usuque  medico"  doctorirte.  Noch  ehe  er  so  weit  gekommen,  war 
er  bereits  zum  Director  der  neu  errichteten  Irrenanstalt  bei  Schleswig,  die  in  dem- 
selben Jahre  eröffnet  werden  sollte  und  auch  eröffnet  ward,  ernannt  worden. 
25  Jahre  stand  er  dieser  Anstalt  vor,  bis  er  1845  bei  Kiel  die  Privat-Irren- 
anstalt  Hornheim ,  so  genannt  nach  seinen  beiden  Lehrern  Hohn  und  Heim,  in  a 
Leben  rief,  zu  einer  der  gesuchtesten  ihrer  Zeit  machte  und  ihr  bis  an  sein 
Lebensende,  am  29.  September  1875,  vorstand.  —  J.  war  einer  der  Ersten, 
welche  die  freie  Behandlungsweise  der  Geisteskranken,  das  durch  Coxolly 
endlich  zu  allgemeiner  Anerkennung  gebrachte  No-restraint  erstrebte.  Gleich 
ESQUiROL  schaffte  er  lange  vor  Conollt  die  Zwangsstahle,  Drehstahle,  Zwangs- 
betten u.  dergl.  m.  ab  und  suchte  durch  passende  Unterbringung,  zweckmIUsige 
Beschäftigung,  möglichste  Freiheit  die  erwünschte  Beruhigung  der  Kranken  zu 
erzielen.  Alle  psychische  Thätigkeit  sah  er  als  Ausfluss  der  Nerventhätigkeit  an, 
die  nach  ihm  durch  eine  Art  Kreislauf  zu  Stande  kam  —  centripetale ,  centri- 
fugale  Leitung  und  vermittelnder  Reflex.  Die  psychischen  Störungen  waren  ihm 
daher  nur  Störungen  der  Nerventhätigkeit.  Er  gehört  deshalb  mit  zu  den  Ver- 
tretern der  sogenannten  somatischen  Schule  in  der  Psychiatrie.  Unter  seinen 
literarischen  Arbeiten  sind  vornehmlieh  zu  nennen:  „Beiträge  zur  Erkenntnüfs 
dea  paychischen  Lebena  im  gesunden  und  kranken  Menachen"  (1831)  —  ^Ver- 
auch  einer  wisaenackaftlicken  Begründung  der  Psychologie**  (1855)  und  „Psy- 
chologie des  menschlichen  Denkens^   (1871). 

Lübker  &  Schröder,  pag.  28L  —  Alberti,  I,  pag.  411.  Arndt. 


JESSEN.  —  JOANNES.  397 

'^Peter  Willers  Jessen,  der  Sohn,  ist  am  5.  März  1824  zu  Schleswig 
geboren,  stndirte  in  Kiel,  wo  er  mit  der  Diss. :  „De  melancholia  atContta"  1847 
Doetor  wurde.  Er  habilitirte  sich  später  als  Privatdocent  der  Psychiatrie  und 
pajchisch-gerichtlichen  Medicin  in  Kiel,  assistirte  seinem  Vater  in  der  Leitung  des 
Asyls  Hornheim  und  übernahm  letztere  selbst  nach  dem  Tode  desselben.  Er  ist 
ausserdem  Medicinalrath  beim  Schleswig-Holstein'schen  Medicinal-Collegium.  Schriften : 
„Geisteskrankheä  als  Ehescheidungsgrund  u.  s.  «?.*  (Kiel  1857)  —  „Die  Brand- 
stiftungen in  Affecten  und  Oeistesstörungen  u.  s.  w.*'  (Ebenda  1860)  —  „lieber 
die  Vorbildung  der  Mediciner*'  (Jahrbb.  fttr  die  Landeskunde  der  Herzogthümer 
Schleswig  Holstein  und  Lauenb. ,  Bd.  llj.  Ausserdem  viele  Beiträge  und  Recen- 
sionen  in  der  Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie. 

Alberti,  I,  pag.  412.  Bed. 

Jesu  Ali  =  Ali  Ben  Isa,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  172,  Nr.  XIL 

*Jewell,  James  Stewart  J.,  Professor  für  Nerven-  und  Geisteskrank- 
heiten am  Med.  College  in  Chicago,  war  am  8.  September  1837  bei  Galena,  111., 
geboren,  machte  seine  medicinischen  Studien  am  Chicago  Med.  College  und  wurde 
hier  1860  graduirt.  Anfangs  in  Williamson  prakticirend ,  liess  er  sich  1862  in 
Chicago  nieder,  wo  er  seitdem  als  Mitglied  der  Facultät  am  Med.  College  und  in 
seiner  oben  bezeichneten  Stellung  lebt.  Er  ist  Mitbegründer  und  Herausgeber  dos 
„Qaarterly  Journal  of  Nervous  and  Mental  Diseases" ,  zu  dem  er  erhebliche  Bei- 
lage geliefert  hat,  die  sich  auf  sein  Specialfach  beziehen,  u.  A. :  ;,  üeber  allge- 
meine Structur  und  Wirkungsweise  des  Nervensystems*'  (1876)  —  „On  the 
structure  and  function  of  the  ganglions  of  the  posterior  roots  of  the  spinal 
nerves  etc."  (1877)  u.  A.  *  " 

Atkinson,  pag.  409.  Pgl. 

Joachim,  Wilhelm  J.,  ungarischer  Arzt,  war  1811  zu  Pressburg  geboren, 
erlangte  1838  in  Pest  die  medicinische  Doctorwflrde,  besuchte  darauf  die  Wiener 
Spitäler,  trat  als  Feldarzt  in  die  kaiserliche  Armee,  bei  der  er  in  Italien  und 
Dalmatien  Dienste  leistete,  begann  dann  in  Sarvär,  in  der  Eisenburger  Gespan- 
schaft, zu  prakticuren,  warde  1847  zum  zweiten  Physicus  der  letzteren  ernannt, 
legte  jedoch  1853  seine  Physicatsstelle  nieder  und  siedelte  nach  Pest  über,  um 
sich  ganz  der  Privatpraxis  und  namentlich  dem  Studium  der  Balneologie  zu  widmen, 
das  er  schon  früher  in  Dalmatien  und  Croatien  cultivirt  hatte.  Er  veröffentlichte 
in  der  Balneologischen  Zeitschrift  und  in  der  Zeitschrift  für  Natur-  und  Heilkunde 
in  Ungarn  eine  Reihe  von  Aufsätzen  über  ungarische  Bäder  und  Curorte,  indem 
er  dabei  ganz  unparteiisch  auf  alle  Mängel  und  Gebrechen,  die  sich  in  denselben 
fanden,  hinwies.  Von  seinen  sonstigen  Schriften  sind  anzuführen:  „Der  Oesund- 
heitsfreund  der  menschlichen  Seele**  (Stuttgart  1845)  —  „Kurzgefasste  gericht- 
liche Medicin  für  Aerzte  und  Advocaten**  (ungar.,  Pest  1863) —  „Betrachtungen 
über  Hämorrhoidalzustände  und  deren  Heilung**  (Ebenda  1855)  —  „Die 
Bitterwässer  Pannoniens  in  chemischer,  physiologischer  und  besonders  in 
therapeutischer  Beziehung**  (Ebenda  1855)  —  „Zur  Diagnostik  und  Therapie 
der  Abscesse**  (Wetzlar  1856).    Er  starb  am  17.  September  1858. 

V.  Wnrzbach,  X,  pag.  220.  O. 

/  Joannes  Jacobus  (Jean  Jaques)  lehrte  .zur  Zeit  des  Gui  de  Chaüliac, 
von  dem  er  oft  in  seiner  Chirurgie  citirt  und  als  Freund  und  Genosse  bezeichnet 
wird,  in  Montpellier  (um  1364)  die  Medicin  mit  Auszeichnung.  Nach  dem  Tode 
von  Bernard  de  Colonfs  wurde  er  zum  Kanzler  der  Facultät  ernannt,  trotz  der 
Anfechtung  der  Wahl  Seitens  der  Facultät.  Er  hat  zwei  Schriften  hinterlassen,  die 
eine  Aber  alle  Krankheiten  im  Besonderen  und  über  alle  Arten  von  Fiebern 
u.  d.  T.:  „Thesaurarium  medicinae**,   die  andere  ^De  peste**. 

Astrnc,    pag.  191.  6. 


398  JOANNICY.  —  JOBBET. 

Joannicy,  Gabriel  J.  (Joanniciüs,  eigentlich  Hanüszek),  geboren  zu 
Przeworsk,  studirte  in  Erakau  Philosophie  bis  1589,  dann  ging  er  naeh  Italien, 
wo  er  Doctor  der  Medicin  wurde ;  nach  Emkau  zurückgekehrt,  wurde  er  daselbst 
Professor,  während  20  Jahre  gehörte  er  zuerst  der  philoEophischen,  dann  (seit  1610) 
der  medicinischen  Facultät  an,  1608  wurde  er  zum  Reichstage  abgeordnet,  um 
dort  im  Interesse  der  Universität  das  Wort  zu  führen,  war  Leibarzt  des  Königs 
Sigismund  III.  und  der  Prinzessin  Anna,  welche  er  1613  bewog,  das  umfang- 
reiche Herbarium  des  J.  Syrbnski  auf  ihre  Kosten  drucken  am  lassen;  er  starb 
am  8.  September  1645  in  Krakau.  J.  schrieb:  „De  peate*'  (Krakan  1600)  — 
„De  desipientia^  (Ebenda  1610)  —  „Plantarum  Gracoviensium  index"  (1616). 

K.  k  P. 

Jobert  (de  Lamballe),  Antoine-Joseph   J. ,    berühmter   franzOsiselier 
Chirurg,  war  am  17.  December  1799  zu  Matignon  (Cötes-du-Nord)  geboren,  kam 
1819  nach  Paris,  arbeitete  sich  aus  den  dürftigsten  Verhältnissen  empor,   wurde 
1827  Aide  d'anatomie,  1828  Prosector  der  Facultät  und  Doctor,  1829  Chirurgien 
des  höpitaux,  1830  Agr6g^  der  Facultät,   1831  Chirurg  des  Hdp.  Saint-Louis  und 
consultirender  Chirurg  des  Königs,  nachdem  er  durch  seine  Schrift  über  die  Krank- 
heiten des  Intestinalcanals,  namentlich  die  Behandlung  der  Darmwunden:  „Traüd 
thSorique  et  pratiqtte  des  maladies  chirurgicales  du  canal  intestinal"    (2  voll., 
Paris  1829) ,  ein  Werk ,  das  von  dem  Institut   mit  einem  Preise  gekrönt  worden 
war,  seinen  Namen  bekannt  gemacht  hatte.    Dazu  gehört  auch  eine  Arbeit:  „Swr 
Vinvagination  et  les  sutures  intestinales,"  Es  folgten  die  Schriften:  „Des plaies 
d' armes  h  feu.    JUSm,    sur    la  cavJtirisation ,    et  description    d^un  spiculum  h 
bascule"    (Paris  1833 ,    av.  2  pl.)   —    „Sur   les   collections   de   sang  et  de  pws 
formies  dans  V abdoryien"  (1836,  4.;  deutsche  üebers.  von  C.  Molwitz,    Que<Üin- 
burg  und  Leipzig  1837)   —    „Müdes  sur  le  systhne  nerveux"  (2  voll.,  1838); 
auch  setzte    er  fort    und  beendigte  Lisfranc^s    „Pricis  de  mddecine  opSratoire" 
(1847).  Weitere  grosse  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  Verbreitung  der  plastischen 
Chirurgie  in  Frankreich ,  die  daselbst ,  im  Vergleiche  zu  den  Leistungen  Dieffkn- 
bach's  auf  diesem  Gebiete,  erheblich  zurückgeblieben  war.     Er  verfasste  darüber 
seinen  berühmten  „Traite  de  Chirurgie  plastique"  (2  voll.,  1849,  av.  atlas  fol.), 
der  ganz  besonders   auch  Fisteln,    bei  denen  bisher  auf  operativem  Wege  wenig 
erreicht  worden  war,  wie  die  Blasenscheiden-  und  Blasenmastdarmfisteln  n.  s.  w., 
auf  plastischem  Wege  zum  Verschluss  zu  bringen  lehrte  (seit  1834),    wenn  aucb 
die    dabei    benutzte  Methode   der    „Autoplastie   par  glissement'^   die    von   seinen 
Landsleuten  als  seine  Erfindung  und  als  eine  echt  französische  Methode  bezeichnet 
wird,  ihm  keineswegs  angebört.  lieber  die  genannten  und  analoge  Fisteln  hatte  er 
bereits  früher  geschrieben    und  schrieb    weiter  noch:    „R^flexions  sur  VanaUymie 
pathologique   et  la  tkerapeutique  des  fistules  urinaires  uritrales  chez  Vhomme*' 
(Comptes  rendus  de  TAcad.  des  sc,  1846)   —    „Sur  les  fistules  recto-vagincdes 
et   leur   traüement   autoplastique"  (Ibid.  1850)  —   „Des  fistules  vSsico-utirines 
et  visico-utirines  vaginales"  (Ibid.)  —  „Traite  des  fistules  visico-tUSrines,  vSsico- 
utdro  vaginales^  entSro-vaginales  et  recto-vaginales"  (1852,  av.  10  pl.)  —  „Gen- 
sidirations  anatomiques  et  th^rapeutiques  sur  les  fi^tvles  vSsico-vaginales  (auto- 
plastie par  glissement)"  (M6moires  des  savants  ^trangers,  1856).   Eine  andere  der 
plastischen  Chirurgie  angehörige,  um  dieselbe  Zeit  erschienene  Arbeit  war  das  „Mim, 
sur    les    propriites   du   tissu   cicatriciel    et    Vapplication   de   VaiUoplastit  aux 
hrides"  (Comptes  rendus,  1856).   Indessen  nicht  allein  auf  dem  Gebiete  der  prak- 
tischen Chirurgie  war  er  rastlos  thätig,   auch  auf  dem  der  Anatomie,  Physiologie 
und  Pathologie    sind    wichtige  Arbeiten  von  ihm  zu  verzeichnen,   so,    ausser  den 
schon  erwähnten  Studien   über  das  Nervensystem  (1838),    seine  „Recherches  sur 
la  disposition    des  nerfs   de  Vutdrvs   etc,"    (Comptes  rendus,    1841;    Möm.  des 
savants  Strang.,   1843)   —   „De  la  rigindration  des  tissus  dans  P komme  et  les 
animaux"  (Comptes  rendus,   1848)    —    „Origine  du  nerf  facial  au-dessotis  de 
V entrecroisement  des  pyramides  ;  explication  anatomique  de  la  paralysie  croisie 


JOBEBT.  —  JOEL.  399 

de  ce  nerf*'  (1856)  —  „De  la  contrcLCtion  rhythmigue  mtuculatre  involontaire 
et  de  Vaction  musculaire  volontaire^  (1859);  vor  Allem  aber  seine  Arbeiten 
über  die  elektriseben  Fische:  „Becherckes  anatomiques  nur  Vorgane  äectrique 
de  la  torpille*^  (Gomptes  rendns,  1844)  —  „Constd^atüme  sur  les  appareila 
ätctriquee  de  la  tarpille,  du  gymnote^  etc."  (Ibid.  1851)  —  „Recherchea  ana- 
tamiques  sur  Fappareil  äectrique  du  Malaptdrure  Uectrique**  (Ibid.  1858)  und 
das  diese  Aufsätze  zusammenfassende  Werk:  „Des  appareils  Slectriques  des 
poissons  Slectriques"  (1858,  av.  atlas).  Weitere  Arbeiten,  die  wieder  das  Ckbiet 
der  Chirurgie  betrafen,  waren:  „De  la  cy stocke  vaginale  op&£e  par  un  procidS 
nouveau"  (M6m.  de  l'Acad.  de  m6d. ,  1840)  —  „Obs.  de  ligature  de  Varthre 
carotide  primitive,  pcur  obtenir  la  guSrison  d^une  tumeur  Srectüe  de  Vorbite*^ 
(Ibid.  1841)  —  „De  Vexcision  de  La  muqueuse  dans  les  sutures  intestinales'* 
(Ibid.  1846)  —  „Becherckes  sur  les  corps  Strangers  dans  les  voies  adriennes" 
(Gomptes  rendus,  1851)  —  „Observation  d!un  cas  de  compression  de  la  partie 
hupSrieure  de  la  moelle  par  Vapophyse  odonUnde*'  (Ibid.  1851)  —  n^^  corps 
itrangers  articulaires  et  en  particulier  des  corps  etrangers  du  genou"  (Ibid. 
1854)  —  „De  Vinfluence  des  Operations  hur  le  systhne  nerveux"  (Ibid.  1854). 
1853  nahm  er,  nach  langem  Zaudern,  die  Stelle  eines  Chirurgen  des  Hötel-Dieu 
an  und  1854,  nach  dem  Tode  von  Roux,  wurde  er  zum  Professor  in  der  med. 
FacultAt  ernannt.  Seine  letzten  Arbeiten  waren  wieder  zum  Theil  experimenteller 
Natur,  jedoch  haftet  den  letzteren  der  Mangel  an,  dass  seine  Beobachtungen  auf 
Makroskopie  sich  beschränken  mussten,  da  er  mikroskopische  Untersuchungen  zu 
machen  nicht  verstand.  Dahin  gehören :  „De  la  rSgSnSration  des  tendons" 
(Gomptes  rendus,  1861)  —  „TJsages  et  propriitS^  des  tendons"  (Ibid.)  —  „Des 
tkSories  relatives  ä  la  rdg4n^ation  et  h  la  cicatrisation  des  tendons"  (Ibid.) 
„RdgSniration  et  riparation  des  tissus"  (Ibid.  1868).  Den  Beschluss  machte 
sein  Werk:  „De  la  rSunion  en  Chirurgie"  (2  voll.,  1864,  av.  7  pL).  Bis  1864 
erfreute  er  sich  einer  guten  Gesundheit,  bis  er  von  einer  durch  eine  Fingerver- 
letzung entstandenen  syphilitischen  Gehimaffection  befallen  wurde,  die  den  drei- 
fachen Millionär  zu  einem  langsamen  Tode,  der  am  25.  April  1867  eintrat^ 
vemrtheilte.  —  Während  seines  ganzen  Lebens  machte  sich  bei  ihm  der  Mangel  einer 
regelmässigen  Erziehung  und  soliden  Bildung  geltend ;  auch  seine  Schriften  zeugen 
häufig  von  geringer  Gewandtheit  des  Ausdruckes,  an  der  er  auch  als  Redner  litt. 
Trotzdem  hat  er,  in  Folge  seiner  Energie,  seiner  rastlosen  Thätigkeit  und  seiner  auf 
verschiedenen  Gebieten  bedeutenden  wissenschaftlichen  und  praktischen  Leistungen  die 
höchsten  wissenschaftlichen  und  äusseren  Ehrenstellen  erreicht.  1840  wurde  er  Mitglied 
der  Acad.  de  m6d.,  1852  Chirurg  des  Kaisers,  1856,  an  Stelle  von  Magbndib, 
Mitglied  der  Acad.  des  sciences ;  auch  war  er  Mitglied  des  Conseil  d'hygiöne  publique 
et  de  salubrit^,  sowie  des  Conseil  gönöral  des  D^p.  der  Cötes-du-Nord. 

A.  Riebet  in  Union  m^d.  3.  S6r.,  VI,  1868,  pag.  250,  2b5.  —  CaUlogne  of  Scien- 
tific Papers.  III,  pag.  550.  Gnrlt. 

Jobert,  s.  a.  Jaubert. 

f  Jobst  (JüSTüS),  WolfgangJ.,  Professor  der  Medicin  zu  Frankfurt  a.  d.  0., 
war  hier  etwa  im  ersten  Drittel  des  16.  Jahrhunderts  geboren,  studirte  in  seiner 
Vaterstadt  Medicin  und  promovirte  daselbst  zum  Dr.  med.  1551  trat  er  sein 
akademisches  Lehramt  an  und  verwaltete  dasselbe  bis  zu  seinem  Tode  am  31.  Mai 
1575.  J.  ist  besonders  bemerkenswerth  als  Verfasser  einer  historischen  Arbeit: 
„Chronologia ,  sive  temporum  supputatio,  omnium  illustrium  medicorum ,  tarn 
veterum,  quam  recentiorum,  in  omni  linguarum  cognitione,  a  primis  artis  medicae 
inventoribus  ac  scriptoribus ,  usque  ad  nostram  aetatem  et  saeculum"  (Frank- 
furt a.  d.  0.   1556). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  356.  Pgl. 

•^oel,  Aerzte  in  3  Generationen  in  Greifswald  und  Stralsund.  — ^Franz  J., 
„der  Erste"  (primus)  genannt,    war   der   hervorragendste  Lehrer  der  Medicin  an 


400  JOEL.  —  JOERDENS . 

der  Greifswalder  Universität  während  des  16.  Jahrhunderts.  Geboren  am  1.  Sep- 
tember 1508  za  Szöllös  (Soloehium)  bei  Stain  am  Anger  (Sabaria)  in  Deutsch- 
Ungarn,  ging  er  1526  zu  einem  Pharmaceuten  in  Neustadt  in  die  Lehre,  studirte 
später,  seit  1538,  auf  den  Universitäten  zu  Leipzig  und  Wittenberg  Mediein  and 
prakticirte  kurze  Zeit  als  Arzt  in  Berlin.  Vom  Herzog  Albert  von  Meckleuburg 
als  Hofapotheker  nach  Güstrow  berufen,  gab  er  diese  Stellung  nach  einigen  Jahren 
auf  und  siedelte  nach  Stralsund  ttber,  wo  er  bald  eine  ausgedehnte  Praxis  erlangte. 
In  Folge  religiöser  Streitigkeiten  verliess  er  diesen  Ort  und  übernahm  das  Stadt- 
physicat  in  Greifswald,  erhielt  1559  an  der  dortigen  Universität  eine  ord.  Pro- 
fessur der  Mediein  und  wirkte  in  dieser  Stellung  nicht  blos  als  tüchtiger  Lehrer, 
besonders  auch  in  der  Botanik,  sondern  war  auch  in  ausgedehntem  Maasse  schrift- 
stellerisch thätig.  Er  starb  am  20.  October  1579.  Seine  Werke  umfassen  das 
ganze  Gebiet  der  Heilkunde.  Am  wichtigsten  sind:  „De  morbia  hyperphysicis 
et  rebus  magtcis  ^(stv;"  (Rostock  1580)  und  die  1571  gehaltene  Disputation:  „De 
Paracelsicia  quctestionilrus^ ,  worin  er  gegen  Leonhard  Thurxeysskr's  Treiben 
Front  machte  und  ihn  der  Zauberei  und  des  Bündnisses  mit  dem  Teufel  beschuldigte. 
Ferner  sind  zu  nennen:  „Methodtis  medendi*^  (Leyden  1637;  1652)  —  „Wund- 
arzney,  in  sieben  Thede  abgetheilet  und  durch  auserlesene  Fragen  und  deut- 
liche Auflegungen  erkläret*'  (Nürnberg  1680)  und  am  allerwichtigsten  die  grosse 
Quartausgabe  seiner  „Opera  medica  etc,**  (Hamburg  1616  ;  Rostock  1630;  T.  1 — IV 
von  Mathias  Bacmeisteb,  Hamburg  1616—22;  T.  V  u.  VI,  Rostock  1629—31, 
von  J.'s  Enkel,  Franz  J.  III,  veröffentlicht).  Andere  Arbeiten  J.'s  beziehen 
sich  auf  verschiedene  Arzneimittel,  u.  A.  China  und  Sassaparilla,  auf  Bienenzucht, 
auf  die  „Pharmacopoea  Lubecensis"  etc.  —  Sein  Sohn,  Franz  J.  II,  geboren 
1564,  Anfangs  für  den  Eaufmannsstand  bestimmt,  studirte  seit  1577  in  Oreifswald 
und  Basel  Mediein  und  starb  um  1601  als  Stadtphysieus  und  Hofarzt  des  Herzogs 
Philipp  Julius  in  Stralsund.  —  Dessen  Sohn,  Franz  J.  Hl,  also  ein  Enkel 
von  J.  I,  gleichfalls  wie  Dieser  in  Greifswald,  war  1595  in  Stralsund  geboren, 
studirte  1612 — 17  in  Greifs wald,  Wittenberg  und  in  Marburg  und  wurde  nach 
seiner  Rückkehr  Hofarzt  beim  Herzog  Philipp  Julius  und  nach  dessen  Tode 
1625  bei  Bogislav  XIV.  Bei  der  Bedrohung  von  Wolgast  mit  Zerstörung  im 
30jährigen  Kriege  flüchtete  J.  Anfangs  nach  Stralsund,  nahm  aber  1629  in  Greifä- 
wald  eine  Professur  an.  Lange  konnte  er  sich  dieser  Stellung  nicht  erfreuen,  da 
er  theiis  in  Folge  der  Anstrengungen  des  Doppelamts  als  Hofarzt  und  akademischer 
Lehrer,  theiis  in  Folge  der  Schrecken,  die  der  Krieg  mit  sich  brachte,  schon  im 
Alter  von  36  Jahren  zu  Ostern  1631  starb.  Er  gab,  wie  schon  oben  mitgetheilt, 
die  Bände  V  und  VI  der  „Opera  medica"  seines  Gross vaters  heraus.  Ausserdem 
schrieb  er  selbst:  „Praxlt' medica"  (Lauenburg  1622).  Uebrigens  ist  J.  III  der 
Erste,  der  die  Arnicawurzel  als  heilsam  bei  Beschädigungen  vom  Fall  gerühmt  hat. 

Scheffel,  pag.  30—72,  102.  -  Kosegarten.  I.  pag.  203;  V,  pag.  248.  - 
Biogr.  med.  V,' pag.  356.  —  Dict.  hist.  Ilf,  pag  279.  —  Sprengel,  Gesch  der  Med.  IV, 
pag.  546  —  Ha  es  er,  Gesch.  der  Med.  11',  pag.  111.  —  A.  Hirsch  in  Allgem.  Deatscb. 
Biogr.  XIV,  pag.  112.  Pgl. 

Joerdens,  Christian  Friedrich  J.,  geboren  am  24.  August  1725 
zu  Hof  im  Bayreutischen  als  Sohn  eines  Stadtphysieus  gleichen  Namens,  studirte 
in  Leipzig  und  Erlangen  und  promovirte  daselbst  1750  mit  der  Diss. :  „De  palho 
logia  dolor  um  gravidarum  y  parturientium  et  pu^rperarum,**  Nachdem  er  dann 
noch  zu  weiterer  Vervollkommnung  seiner  Kenntnisse  nach  Strassburg  gegangen 
war,  übernahm  er  nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  1754  das  Stadtphysicat 
und  prakticirte  daselbst  bis  zu  seinem  Tode  am  13.  Januar  1791.  Von  seinen 
Schriften  sind  zu  nennen  ein  ursprünglich  von  seinem  Vater  (Hof  1739)  heraus- 
gegebenes, von  ihm  gänzlich  umgearbeitetes  und  vermehrtes  Werk:  „Kern  der 
Chirurgie,  oder  gründliche,  deutliche  und  vollständige  Anweisung  zur  Wund- 
arzneikunst"  (Hof  1786—1789,  4  Bde.),  ferner  einige  Beiträge  zu  Baldixgeb's 
Neuem  Magazin  für  Aerzte  (1783,  84)  u.  s.  w.    Ausserdem    finden    sich  in  einer 


JOEBDBNS.  —  JOBBG.  401 

TOD  WsiTEBSHArsEN  heraiisgegebenen  Schrift:  ^Ueber  die  Gesundbruimen  zu 
Stehen  und  Langenan^'  (1787)  einige  Bemerkungen  von  J.  über  die  Eigenschaften, 
den  Nutzen  und  Oebrauch  jener  Mineralquellen. 

Bedeutender  ist  sein  Sohn  Johann  HeinriohJoerdens,  geboren  am 
13.  October  1764  zu  Hof.  Derselbe  studirte  von  1782  an  in  Leipzig  und  Jena,  machte 
dann  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland  und  Frankreich,  wurde  1787 
in  Erlangen  Doctor  mit  der  „Diss,  de  vitiis  pelct's  muliebris  ratione  partua^  (auch 
im  2.  Bande  von  Schlegel's  :  „Sylloge  operum  minorum  ad  artem  obstetriciam 
speetantium^',  Leipzig  1796),  Hess  sich  dann  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
ttbemahm  dort  den  Unterricht  für  Hebeammen,  ftlr  die  er  ein  zweckmässiges  Lehr- 
bnch:  „Settatbelehrung  für  Hebammen ,  für  Schwangere  und  Mütter  u,  a.  w." 
(Berlin  1797)  herausgab  und  verblieb  daselbst,  nachdem  er  den  Charakter  eines 
kgl.  preussischen  Hofrathes  erhalten  hatte,  bis  zu  seinem  am  24.  December  1813 
erfolgten  Tode.  Ausser  einigen  populär  medicinischen  Werken,  wie:  „Der  Bauaarzt 
in  gefahrvollen  und  ackmerzhaften  Zufällen  u,  a.  w."  (Hof  1789),  sowie:  „Ueber 
die  menachliche  Natur  oder  die  Mittel,  ein  kohea  Alter  zu  erreichen  u.  a.  w.** 
(2  Bde.,  Leipzig  1797)  schrieb  er  noch  eine:  „Entomologie  und  Helminthologie 
dea  menachlichen  Körpera  oder  Beachreibung  und  Abbildung  der  Bewohner  und 
Feinde  dea  menachlichen  Körpera  unter  den  Inaecten  und  Würmern^  (Hof 
1801 — 1802,  2  Bde.,  mit  22  color.  Epf.)  und  lieferte  zahlreiche  und  wichtige 
Beiträge  zu  Hüfeland's  Journal  (1796 — lb03),  darunter:  „Verauch  einer  medi- 
cinischen Topographie  der  Stadt  Hof"  —  „Beobachtung  und  Abjbildung  einer 
monströaen  Anachwellung  der  Brüate  in  der  Schwangerachaft"  (1801).  Ebenso 
lieferte  er  mehrere  Aufsätze  zu  Loder's  Journal  (1797,  98)  und  Aenemann's 
Magazin  (1798). 

Ersch  &  Grnber,  Sect.  II,  part.  23,  pag.  27  u.  28.  —  Pikenscher,  Bd.  IV, 
pag,  397,  401;  Bd.  XI,  pag.  61.  —  Baader,  I,  pag.  258.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  357.  — 
Dict  liist.  III,  pag.  280.  Pgl. 

Joerg,  Johann  Christian  Gottfried  J.,  am  24.  December  1779 
zu  Predel  bei  Zeitz  geboren,  bezog  1800  die  Universität  Leipzig,  um  Naturwissen- 
schaften zu  stndiren.  Nur  in  Folge  eines  Zufalles  wandte  er  sich  später  der 
praktischen  Medicin  zu.  Von  seinen  Commilitonen  erwählt,  hielt  er  am  Grabe  des 
am  10.  November  1801  plötzlich  verstorbenen  ordentlichen  Professor  der  Anatomie, 
Dr.  Haase,  eine  ergreifende  Rede,  in  Folge  deren  er  aufgefordert  wurde,  wie 
man  sich  damals  ausdrückte ,  „bei  der  Universität  zu  bleiben^ ,  d.  h.  sich  der 
akademischen  Laufbahn  zu  widmen.  Schon  im  Sommer  1802  erhielt  er  bei  dem 
Stadtgeburtshelfer  Dr.  Menz  die  Stelle  eines  Amanuensis,  in  der  ihm  reichlich 
Gelegenheit  geboten  wurde,  sich  in  der  Geburtshilfe  auszubilden.  Auf  diese  Weise 
kam  er  wohl  in  die  Lage,  viele  geburtshilfliche  Operationen  auszuführen,  aber 
keine  einzige  normale  Geburt  zu  beobachten.  Hierdurch  und  durch  das  Lesen  der 
Sebriften  des  berflhmten  Lucas  Johann  Boeb  angeregt,  beschloss  er  an  Ort  und 
Stelle  Boeb's  dem  Operiren  abholde  Behandlungsweise  kennen  zu  lernen.  Er  begab 
sich  nach  Wien  und  verweilte  daselbst  sechs  Monate,  sich  fleissig  dem  geburts- 
hilflichen Studium  widmend.  Nach  einem  Ausfluge  in  die  deutschen  Alpen,  zu 
zoologischen  und  botanischen  Zwecken  und  Absolvirung  der  medicinischen  Examina, 
erwarb  er  1804  zu  Leipzig  die  philosophische  Doctorwürde,  habilitirte  sich  1805 
als  Magister  legens  und  disputirte  in  demselben  Jahre  als  Doctor  der  Medicin 
und  Chirurgie.  Von  nun  an  wirkte  er  durch  Wort  und  Schrift  für  Erhebung 
der  Geburtshilfe  zur  eigentlichen  Wissenschaft,  wovon  seine  Lehrbücher  der 
Physiologie,  der  Geburtshilfe,  der  Weiber-  und  Kinderkrankheiten,  sein  Hebe- 
ammenlehrbuch ,  sowie  seine  Schriften  zur  Beförderung  der  Kenntniss  des  Weibes 
Zeugniss  ablegen.  Als  in  Gemässheit  einer  Stiftung  der  am  1.  Mai  1806  ver- 
storbenen Appellationsräthin  Trier  die  nur  durch  die  Kriegsjahre  verzögerte 
Erriehtung  einer  Hebeammenschule  und  Entbindungsanstalt  zum  Unterrichte  für 
Studirende  der  Medicin  in's  Leben  treten  sollte,  wurde  J.,  der  deshalb  einen  Ruf 

BioRT.  Lexikon  III.  26 


M         I 


402  JOERG.  —  JOHANNES. 

nach  Königsberg  abgelehnt  hatte,  1810  zum  Ordinarius  der  Geburtshilfe,  sowie 
zum  Vorstände  des  genannten  Institutes  ernannt.  Seinen  Bemühungen  ist  es  za 
danken,  dass  dieses  Institut  nach  üebersiedlung  in  eine  andere  Strasse  bedeutend 
erweitert  wurde.  Er  war  nach  den  verschiedensten  Richtungen  hin  thäiig.  Er 
wirkte  als  Lehrer,  medicinischer  Schriftsteller  und  praktischer  Arzt;  so  fungirte 
er  z.  B.  1813  nach  der  Leipziger  Schlacht  als  Dirigent  eines  grossen  Militlr- 
hospitales  auf  dem  zur  Stadt  gehörigen  Vorwerke  Pfaffendorf.  In  geburtshilflicher 
Beziehung  lehnte  er  sich  enge  an  die  Lehren  seines  früheren  Lehrers  BOER  an  und 
vertrat  energisch  die  Wirksamkeit  der  Naturkräfte  am  Geburtsbette.  Diese  seine 
Orundsätze  brachten  ihn  in  scharfe  Polemik  mit  BofiR*s  bekanntem  Gegner,  dem 
Göttinger  Professor  F&ibdbich  Brnjamin  Osiandeb.  Als  Kind  des  XVin.  Jahr- 
hunderts war  seine  literarische  Thätigkeit  nicht  blos  auf  seine  Disciplin  beschränkt, 
sondern  eine  allgemeinere.  Er  schrieb  über  interne  Medicin,  über  das  epidemische 
Nervenfieber,  die  Cholera  etc.,  über  Chirurgie,  über  Verkrümmungen  und  Klnmp- 
fUsse,  über  gerichtliche  Medicin,  Materia  medica  u.  s.  w.  und  trat  selbst  als  populär- 
wissenschaftlicher Schriftsteller  auf,  indem  er  mit  seinem  Freunde  Tzschirner, 
Domherr  und  Superintendent,  eine  Schrift  über  die  Ehe  verfasste.  Durch  Krankheit 
und  Alter  geschwächt,  im  Begriffe  sich  in  den  Ruhestand  zurückzuziehen,  starb 
er  am  20.  September  1856. 

Emil  Apollo  Meissner,  Monatschrift  für  Gebnrtsk.  und  Fraaenkrankh.  XI, 
pag.  439.  —  Kirsten,  Gedächtnissrede  anf  Joerg  in  den  Mittheil,  der  Gesellsch.  f&r  Gebartsh. 
in  Leipzig  pro  1879,  pag.  34.  —  v.  Heck  er  in  Allgem.  Dentsch.  Biogr.  XIV,  pag.  527. 

Kl  ein  Wächter. 

Joerg,  Eduard  J. ,   geboren  1808   zu  Leipzig   als  Sohn   des  Vori^n, 

erlangte  im  Jahre  1832  daselbst  die  DoctorwUrde,  nach  Vertheidigung  seiner  Dm. 

„De   morbo    organico    ex  respiratione   neonatorum  imperfecta  orto".     Er  ging 

nach  einigen  Jahren  nach  Cuba,  woselbst  er  einem  Hospitale  für  Seeleute  vorstand, 

später  nach  Oleona  in  Pennsylvanien  und  starb  daselbst  Anfangs  der  Siebenzige^ 

Jahre  an  Diphtheritis.   Als  von  J.  veröffentlichte  Schriften  sind   zu  nennen:  „Die 

Fötuslunge  im  geborenen  Ktnde^    (Grimma  1835),    eine    erweiterte  Bearbeitung 

des    in   J.'s  Inaug.-Diss.    behandelten  Gegenstandes    —    „Darstellung    des  nack- 

theüigen  Einflusses  des  Tropenklvnuis  auf  Bewohner  gemässigter  Zonen*^  (Leipzig 

1851)  —  „Anweisung,  die  Tropenkrankheiten:  die  asiatische  Cholera  und  dns 

gelbe  Fieber  zu  verhüten   oder   zu  heilen*'    (Ebenda  1854)    —    »^««  gänzliche 

Unterdrückung  der  asiatischen  Cholera,  den  europäischen  StacUsregierungen  ah 

ausführbar    dargethan;   mit   Vorwort    von    Joh.  Christ.  Gott  fr,    Joerg^ 

(Ebenda  1855).  Winter. 

*Joessel,  Johann  Georg  J.,  am  27.  April  1838  in  Wolfisheim  bei 
Strassburg  geboren,  hörte  an  letztgenannter  Universität  die  Professoren  der  da- 
maligen französischen  Facnltät  und  gelangte  1858  zur  Promotion.  Bei  der 
Umgestaltung  der  Verhältnisse  übernahm  er  1871  die  ordentliche  Professur  der 
Anatomie  und  hat  sich  mit  entsprechenden  Arbeiten  beschäftigt,  unter  welchen  als 
umfangreichste  seine  topographisch-chirurgische  Anatomie,  1.  Theil:  „Die  Extre- 
mitäten*' dasteht.  Wem  ich. 

Johannes  Anglicus,  s.  Gaddesden,  Bd.  II,  pag.  468. 

Johannes  Damascenns,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  166, 167, 171,  Nr.  in,  vn,  XL 

^Johannes  a  Tornamlra,  einer  vornehmen  französischen  Familie  ent- 
sprossen, dem  14.  Jahrhundert  angehörig,  lebte  als  Leibarzt  des  Papstes  Gregor  XI. 
in  Avignon,  später  als  Professor  der  Medicin  und  Kanzler  in  Montpellier  und  ist 
hier,  nachdem  er  noch  einige  Jahre  die  Stellung  eines  Leibarztes  des  Papstes 
Clemens  VII.  in  Avignon  eingenommen  hatte,  im  Anfange  des  15.  Jahrhunderts 
gestorben.  —  Sein  „Introductorium  s.  Clariflcatorium  juvenum  super  nono  ad 
Almansorem"   (zuerst  Lyon  1490,  1501,  später  Venedig  1507  und  1521  durch 


j 


JOHANNES.  —  JOHNSON.  403 

den  Draek  yerGffentlicht)  war  eines  der  gebräachlichsten  Lehrbücher  der  Medicin 
im  14.  und  15.  Jahrbnoderte.  ^  g 

Johannes»  s.  a.  Joannes. 

*  Joliannesaen,  Axel  J.,  zu  Baerum  in  Norwegen,  ist  zu  Christiania  am 
29.  Mai  1849  geboren,  studirte  daselbst,  war  1874 — 75  Assistent  im  Christiania 
Diaconissen-Krankenhause  und  ist  seit  1876  Arzt  des  Eisenwerkes  in  Baerum. 
1875,  76  machte  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Deutschland,  Oesterreich 
und  Italien,  1885  mit  königl.  Stipendium  eine  Reise  in  Norwegen,  um  die  Ver- 
breitung des  Kropfes  zu  studiren.  Er  schrieb  im  Norsk  Magaz.  for  Laegevid. 
(3.  R.  IX,  XI,  XIV,  XV) :  „Om  Amyloid- Degeneration  af  Nyreme  og  Anvendelse 
af  Pilocarpin*'  -^  „Et  Par  TUfaelde  af  akut  Morbus  Brighti  u.  $.  w.^  — 
jf  Morbus  mactUosus  Werlhofii  hos  et  3  Aars  gammelt  Barn  efter  Ferloebet  af 
Maeslinger*'  —  „Om  Droevtygning  hos  Mennesket*'  —  „Akut  Polyuri  hos  et 
Barn  efter  Stik  af  Ixodes  Ricinus**  (auch  deutsch  im  Archiv  für  Kinderheil- 
kunde, VI,  1885).  Im  Nord.  med.  Arkiv  (XII,  XVI):  „Bidrag  tu  Miltbrandens 
Kasuistik  og  dens  Forhold  til  PuerperaJfehrr**  —  „Observationer  under  en 
godt  afgraendset  Skarlagensfeberepidemi  1883 — 84.  Epidemiologisk  Studie*' 
(auch  deutsch  im  Archiv  für  Kinderheilkunde,  VI,  1885).  Seine  Hauptarbeit  aber 
ist:  „Die  epidemische  Verbreitung  des  Scharlachfiebers  in  Norwegen**  (Chri- 
stiania 1884,  mit  4  Karten  und  3  Taff.),  eine  mit  der  goldenen  Medaille  des 
Kronprinzen  belohnte  Preisschrift.  Ria  er. 

Johannitius  =  Honein  Ben  Ishak,  s.  Araber,  Bd.  I,  pag.  166,  Nr.  IV. 

John,  Johannes  Dionysius  J. ,  zu  Teplitz  in  Böhmen,  war  hier 
1764  geboren  und  in  seiner  Jugend  Capellenknabe  und  Sänger  bei  der  Dresdener 
Hofe  a  pelle  gewesen.  Doch  war  sein  Streben  auf  Höheres  gerichtet.  Er  studirte 
Philosophie  und  Medicin  in  Prag,  prakticirte  daselbst  als  Arzt  bis  1796  und  Hess 
sieh  darauf  in  seiner  Vaterstadt  nieder.  Hier  erwarb  er  sich  das  Verdienst,  für 
unbemittelte  Curgäste  ein  Hospital  einzurichten,  machte  auch  im  Jahre  1812  noch 
Vorschläge  zu  baulichen  Veränderungen  an  der  zu  benutzenden  Mineralquelle  und 
regte  die  Idee  zum  Bau  des  noch  jetzt  bestehenden  Kraukenhauses  an.  Nach 
der  Schlacht  bei  Kulm  war  er  allein  von  allen  Teplitzer  Aerzten  zurfickgeblieben 
und  sorgte  für  die  in  der  Stadt  angelegten  Militari azarethe ;  doch  wurde  er  bald 
ein  Opfer  seiner  Anstrengungen  und  starb  bereits  am  14.  März  1814.  Von  seinen 
Werken  ist  das  wichtigste :  ;,  Lexikon  der  k,  k  Medicinalgesetze**  (6  Bde.,  Pra^ 
1790 — 98).  Femer  schrieb  er:  „Die  Bäder  zu  Teplitz  in  Böhmen  in  einer 
kurzen  physisch-medicinischen  und  politischen  Uebersicht*^  (Dresden  1792)  — 
„Diss.  medicae  selectiores  Pragenses  quae  in  prosequendum  inatitutum  J.  T. 
Klinkosch  collegxt  et  edidit"  (Dresden  1793)  —  „Medicinische  Polizey  und 
gerichtliche  Ar zney künde  in  den  k.  k  Erblanden**  (2  Bde.,  Prag  1795 — 1798)  — 
;,  üeber  die  unverbesserlichen  Gebrechen  der  Ausübung  in  der  Arzneykunde" 
(Ibid.  1796)  —  „Gesundheitskatechismus  fiir  die  Schuljugend*'  (Ibid.  1794)  — 
„  lieber  den  Einfiuss  der  Ehe  auf  die  allgemeine  Gesundheit  und  Bevölkerung*' 
(Ibid.  1796)  —  „Arzney wissenschaftliche  Aufsätze  böhmischer  Gelehrten** 
(Prag  und  Dresden  1798). 

V.  Wurzbach,  IX,  pag.  244.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  T.  XXVI,  pag.  789.  — 
Biogr.  m6d.  V,  pag  H58.  —  Biet:  hist.  III.  pag.  282.  —  Ersch&Gruber,  Sect.  II,  Bd.  XXII, 
pag.  291.  —  Callisen,  IX,:  pag.  474;  XXIX,  pag.  164.  p    , 

Jobnsoil,  James  J.,  zu  London,  war  im  Februar  1777  als  Sohn  eines 
irischen  Farmers  an  den  Ufern  des  Lough  Neagh  in  der  Grafschaft  Derry  geboren, 
kam  mit  15  Jahren  bei  einem  Chirurgen- Apotheker  zu  Port  Glenone  und  später 
in  Belfast  in  die  Lehre,  hörte  in  London  einige  Vorlesungen,  legte  1798  daselbst 
in  Snrgeon's  Hall  sein  Examen  ab  und  machte  in  der  Marine,  als  Surgeon's  Mate, 
später  als  Surgeon,  Reisen  nach  Newfoundland,  Aegypten,    1801  nach  Grönland 

26* 


404  JOHNSON. 

und  Hudsonsbay ,  war  dann  drei  Jahre  in  Indien ,  China  u.  s.  w. ,  nachdem  er  in 
der  Zwischenzeit    auch   wieder  Studien   in  den  Londoner  Borough-Hospitfllem  ge- 
macht hatte  und  ein  Werk:   „The  oriental  voyager;  or  descrtptive  aketches , , , 
on    a    totsage    to    Indta    and    China,    in    H.    M.    ahip    Caroline    perform^ 
1803 '6 j  etc.^  (London  1807)  herausgegeben  hatte.   Sechs  Jahre  später  erschien 
sein  erstes  und  bestes  medicinisches  Werk :  „An  easay  on  the  influenae  of  tropicd 
climatea,   more  especially  the  climate  of  India  on  European  constitutions ;  etc^ 
(London  1813;   1818;  1821;  1827;   1836;  6.  edit.  1841;  holländische  Uebers. 
von  J.  M.  Daum,  Amsterdam  1826).     1814  wurde  er   auf  Halbsold  gesetzt  nnd 
liess  sich  als  Arzt  in  Portsmouth  nieder,  siedelte  jedoch  1818  nach  London  ttber, 
wurde    1821    Doctor   der  Universität   St.  Andrews    und  Lieentiat   des  College  of 
Physicians.  Schon  in  Portsmouth  hatte  er  ein  Journal:  „Medico-Chirurg.  Journal*^ 
seit  1816  herausgegeben,  in  London  änderte  er  den  Titel  desselben  in:  „Medico- 
Chirurgical  Review  and  Quarterly  Megiater**    und    publicirte   diese    angesehene 
Vierteljahrschrift    bis    1844.     Von    seinen    weiteren    Schriften    sind    anznfQhren: 
„Practical  reaearchea  on  the  nature,  eure  and  preoention  of  the  gout**  (London 
1818;  deutsche  Uebers.  von  Ad.  F.  Bloch,  Halberstadt  1820)  —  „The  influence 
of  civic  life,  aedentary  habita,  and  intellectual  reflnement,    on  human  heaUh 
and  happineaa;  etc,**  (1818;   deutsche  Uebers.    von  Heinb.  Breslau,    Weimir 
1820)  —  „The  influence   of  the  atmoapherey   more  eapedally  the  atmoaphere 
of  the  Britiah  ialea ,  on  the  health  and  functiona  of  the  human  frame;  etc,*' 
(1818)  —    „A  treatiae  on  derangementa   of  the  liver,    digeative  Organa,   and 
nervoua  ayatem  etc.*^    (3.  edit.  1822)  —    „An   eaaay  on    morbid  aensibility  of 
the  (itomach  and  bowela,  aa  the  proximate  cauae  .  .  .  of  indigeation,  etc.**  (1826; 
9.  edit.   1837;  deutsche  üebersetzungen  nach  der  5.  Ausg.  von  Ludw.  Pfeiffer, 
Kassel    1830   und   von    Roth,    München  1831).     Bei    der   Thronbesteigung  des 
Königs  William  IV.,  der  als  Herzog  von  Clarence  1814  J.  an  Bord  eines  SchiffeB 
kennen  gelernt  hatte,  wurde  dieser  zum  Physician  Extraordinary  des  Königs  ernannt. 
Er  gab  weiterhin  noch  heraus:  „Change  of  air;  or  the  purauit  of  health;  etc,'^ 
(1831)   —    „The  receaa;  or  autumnal  relaxation  in  the  Highlanda  and  Low- 
landa^  (1833)  —  „The  economy  of  health,  or  the  atream  of  human  life;  unth 
reflectiona  on  the  aeptennial  phaaea  of  human  eociatence**  (1836;  1837;  3.  edit. 
1838;    deutsche  Uebers.  von  L.  Calmaxn,    Leipzig  1838)   —  „Pilgrimagea  to 
the  apaa,  with  an  inquiry  into  the  merita  of  diflerent  mineral  watera^  (1841)  — 
„Excursion  to  the  principal  mineral  watera  of  England^  (1843)  u.  s.  w.    Ausser- 
dem findet  sich  eine  Reihe  von  Aufsätzen  über  Gegenstände  aus  der  praktischen 
Medicin  von  ihm  im  London  Med.  Repository  (seit  1817),  den  Med.-Chir.  Transact. 
(seit  1825),  der  Med.-Chir.  Review,  London  Med.  and  Phys.  Joum.,  Cyclop.  of  Pract. 
Med.,  Dublin  Journ.,  Lancet  u.  s.  w.    Er  starb  zu  Brighton  am  10.  October  1845. 
Munk,  m,  pag.  238.    —  Callisen,  IX,  pag.  435;  XXIX,  pag.  166,  G. 

""Johnson,  John  Milton  J. ,  Arzt  in  Atlanta,  Ha.,  geboren  in  Centre- 
ville,  Livingston  Co.,  Ky.,  am  15.  Jan  aar  1812,  besuchte  die  Ky.  SchoolofMed. 
seiner  Vaterstadt  und  wurde  hier  1837  approbirt.  -Nachdem  er  dann  an  ver- 
schiedenen Orten  längere  oder  kürzere  Zeit  prakticirt  hatte,  machte  er  sich 
schliesslich  1862  in  seinem  jetzigen  Wohnorte  ansässig.  Von  1868 — 1872  war 
er  hier  Lehrer  der  Physiologie  und  pathologischen  Anatomie  am  Atlanta  Med. 
College.  Er  schrieb  über:  „Asiatic  cholera"  —  „Milk  aickneaa"  —  „Crypto- 
gamic  origin  of  diaeaae"*  —  „Dy amenorrhoea^  —  „Fluor  albua"  —  „Objections 
to  antidotal  power  of  medicines  in  opium  poiaoning^  —  „  Value  of  blood- 
letting  in  puerperal  eclampnia,  vrith  cla^aiflcation  of  cauaea ,  aymptoma  and 
treatnient^  etc. 

Atkinson,  pag.  589.  Pgl. 

*  Johnson,  George  J.,  zu  London,  ist  im  November  1818  zu  Gond- 
hurst in  Kent  geboren,  wurde  1837  Lehrling  bei  einem  Chirurgen  in  Cranbrook, 


J 


JOHNSON.  —  JOHNSTON,  405 

stadirte  von  1839  an  im  King'B  College  in  London,  wnrde  1843  der  erste  Resident 
Medical  Tntor  bei  demselben,  blieb  in  dieser  Stellung  sieben  Jahre,  während 
welcher  er  zum  Assistant  Physician  des  Hospitals  ernannt  wurde.  1844  erlangte 
er  bei  der  Londoner  Universität  den  Doctorgrad,  wnrde  1850  Fellow  des  Roy. 
Coli,  of  Physic.,  war  Censor  bei  demselben  und  hielt  1882  die  HARVEY'sche  Rede. 
Er  ist  zur  Zeit  Mitglied  des  Senates  der  Londoner  Universität,  Honorary  Fellow 
des  King's  College,  Physician  bei  dessen  Hospital  und  Professor  der  klinischen 
Medicin  in  demselben,  nachdem  er  früher  die  Professur  der  Materia  medica  und 
Therapie  innegehabt  hatte.  Schriften:  „On  diseases  of  the  kidney,  their  patho- 
logy,  diagnosis  and  treatment  etc.*'  (London  1852)  —  „On  epidemic  diarrkoea 
and  cholera,  etc.''  (Ibid.  1855)  —  »2%«  laryngosrope,  Directtons  far  its  use^ 
and  practical  ülustrattons  of  its  value  etc.''  (1864)  —  „Notes  on  cholera: 
its  nature  aiid  its  treatment"  (1866)  —  „Lectures  on  Bright's  disease'' 
(1878)  und  zahlreiche  weitere  Aufsätze ,  z.B.:  „Diseases  of  the  kidney''  (Med.- 
Chir.  Transact.,  Vol.  XXIX,  XXX,  XXXUI,  XLH,  LI,  LVI)  —  „Nervous  dis- 
Orders^  the  resvlt  of  over-work  and  anxiety"  (Lancet,  1875)  —  „Pathology 
and  treatment  of  diphtheria"  (Ibid.),  femer  die  Lumleyan  Lectures:  „On  the 
mucular  arterioles"  (British  Med.  Joum.,  1877). 

Medical  Directory  etc.  Red. 

*  Johnson y  John  Thaddeus  J. ,  Professor  der  Anatomie  und  Lehrer 
der  syphilitischen  Krankheiten  am  Med.  College  in  Atlanta,  Ga. ,  ist  in  Morgan 
am  25.  Juni  1845  geboren.  Er  studirte  in  Madison  und  Washington.  An  letzterer 
Universität  wurde  er  1868  graduirt.  Er  Hess  sich  dann  an  seinem  jetzigen 
Wirkungsorte  nieder  und  beschäftigte  sich  speciell  mit  Krankheiten  der  männ- 
lichen Harn-  und  Geschlechtswerkzenge.  Er  veröffentlichte  u.  A.  folgende  Journal- 
Abhandlungen:  „Rational  abortive  treatment  of  Urethritis"  —  „Treatment  of 
retentian  of  urine"  —  „Narrow  meatus  (congenital)  as  cause  of  stricture  of 
Urethra"  —  „Comparative  value  of  dif^erent  methods  of  treatment  for  stricture 
of  Urethra"  etc. 

Atkinson,  pag.  582.  Pgl. 

*  Johnson,  Joseph  TaberJ.,  Professor  der  Geburtshilfe  in  Washington, 
geb.  am  30.  Juni  1846  in  Lowell,  Mass.,  studirte  Medicin  am  Georgetown  Med. 
College  und  wurde  hier  1865  graduirt,  worauf  er  bis  1867  seine  Studien  am 
Bellevue  Hosp.  Med.  College  fortsetzte.  Seitdem  prakticirt  er  in  Washington  und 
bekleidet  seine  jetzige  Stellung  seit  1876.  1870  machte  er  eine  Studienreise 
durch  Europa  mit  längerem  Aufenthalt  in  Wien,  wo  er  besonders  dem  Studium 
der  Geburtshilfe  oblag.  Ausser  einer  Beschreibung  des  Krankheitsfalles  von  Senator 
Sumner,  den  er  zusammen  mit  Brown-Seqüard  an  Angiua  pectoris  behandelt 
hatte,  bewegen  sich  J.'s  literarische  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  seines  Specialfachs. 
Er  schrieb:  „On  some  apparent  pecularities  of  parturition  in  the  negro  race, 
with  remarks  on  rare  pelves  in  general  (being  a  comparison  between  2000 
white  and  2000  colored  labor  cases)"  —  „Diet  of  puerperal  women"  (Transact. 
of  the  Med.  Soc.  of  the  D.  of  C.)  —  „Essays  on  craniotomy"  —  „Amputation 
of  cermx  uteri"  —  „Carcinoma  uteri  etc." 

Atkinson,   pag.  231.  Pgl. 

Jobnston  (Johnson),  Alexander  J. ,  in  London,  war  1716  geboren, 
prakticirte  in  London  und  starb  daselbst  1799.  Er  schrieb  mehrere  Werke  ftber 
Seheintod  und  Rettung  von  Erstickten  und  Ei-trunkenen:  „A  short  account  of  a 
Society  at  Amsterdam,  instituted  in  the  year  1767  for  the  recovery  of  droioned 
persons"  (London  1773)  —  „A  collection  of  authentic  cases  proving  the  practi- 
cability  of  recovering  persons  visibly  dead  by  drowning ,  suffocation ,  stifling^ 
swooningy  convulsion  and  other  acddents"  (Ibid.  1773)  —  „Relief  from  acci- 
dental  death,    or  summary  instructions"  (Ibid.   1793)  —    „On  the  production 


406  JOHNSTON.  —  JOHEEa^IUS. 

and  application  of  myraholana  and  their  use  as  a  Substitute  for  AUppo 
galls^  (Transact.  of  the  Soc.  institut.  at  London  for  Encouragement  of  Arts  ete. 
XIX,  1802)." 

Dict.  hist.  III,  pag.  283.  Pgl. 

Johnstone,  Vater  nnd  zwei  Söhne.  —  James  J.,  geboren  in  Annand 
(Schottland)  um  1730,  machte  seine  medicinisehen  Studien  in  Edinbnrg  und  erlangte 
daselbst  die  Doctorwürde  mit  der  Diss. :  „De  aeris  factitii  imperio  in  corpore 
fiumano."  Dann  prakticirte  er  eine  Zeit  lang  in  Kidderminster  and  ging  später 
nach  Worcester,  wo  er  am  28.  April  1802  starb.  Er  ist  besonders  bemerkens- 
werth  durch  seine  Arbeiten  über  den  Bau  und  die  Verrichtungen  der  Ganglien 
des  Gentralnervensystems ,  sowie  über  Croup.  Er  schrieb:  ,,A  hiatorical  disser- 
tation  conceming  the  malignant  epidemical  fever  of  1756 ;  unth  an  account  of 
the  malignant  diseases  prevailing  since  the  year  1762  in  Kidderminster" 
(London  1758)  —  „Essay  on  the  use  of  the  ganglions  of  the  nerves*^ 
(Strassburg  1771)  —  „A  treatise  on  the  malignant  angina,  or  putrid  and 
ulcerous  sore  throat,  etc.^  (London  1779)  —  „8ome  account  of  the  WeUon 
water  near  Tewheshury  etc."  (Ebenda  1787)  —  „Medical  essays  and  obser- 
vations  tcith  disquisitions  relating  to  the  nervous  System'*  (London  1795); 
ausserdem  eine  Reihe  von  casuistischen  Mittheilungen  in  den  Philos.  Transact. 
Abridged  (XI,  XII,  XIII,  1758,  64,  70),  den  Med.  Comment.  (1785)  und  Med. 
Memoirs  (Vol.  I— V). 

Biogr.  md'd.  V,  pag.  359.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  284.  Pgl. 

James  Johnstone,  Sohn  des  Vorigen,  gleichfalls  Arzt  in  Worcester, 
aber  von  geringerer  wissenschaftlicher  Bedeutung  als  der  Vater,  war  geboren  1750 
und  starb  am  17.  September  1783.  Von  ihm  rührt  her:  „Dissertatio  de  angina 
maligna*"  (Edinburg  1773). 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  360.  Pgl. 

John  Johnstone,  zu  Birmingham,  war  als  der  vierte  Sohn  de» 
Obigen  zu  Worcester  geboren,  studirte  im  Merton  CoUge  zu  Oxford,  wo  er  von 
1789  an  verschiedene  Grade  und  1800  den  Doctorgrad  erwarb.  Im  College  of 
Physicians  wurde  er  1805  Fellow  und  hielt  1819  die  HARVEv'sche  Rede.  Er  war 
von  179J^ — 99  Physician  der  Infirmary  zu  Worcester,  siedelte  dann  aber  oacb 
Birmingham  über  und  wurde  1801  Physician  des  dortigen  General  Hospital,  in 
welcher  Stelluug  er  bis  1833  verblieb.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen: 
„An  essay  on  minei'al  poisons**  (publicirt  in  seines  Vaters  Medical  E^ays  and 
Observations ,  Evesham  1795)  —  „Medical  Jurisprudence :  On  madness,  with 
strictures  on  hereditary  insanity,  lucid  intervals,  and  the  confinemeni  of  maniacs*^ 
(Birmingham  1800)  —  „An  account  of  the  discovery  of  the  power  of  mineral  acid 
vapours    to   destroy   contagion**    (1803)   —    „A   reply   to    Dr.   James  Car- 

michael  Smyth and  a  further  account  of  the  discovery  of  the  power 

of  mineral  acids  in  a  state  of  gas  to  destroy  contagion"  (London  1805).  Sein 
Hauptwerk  aber  war  die  Herausgabe  der  Schriften  und  des  Lebens  eines  Freundes : 
„Life  and  works  of  Samuel  Parr,  LL.  D."  (8  voll.,  1828).  Er  starb,  68  Jahre 
alt,  am  28.  December  1836,  den  Ruf  eines  sehr  geschickten  und  gelehrten  Arztes 
hinterlassend. 

Mnnk,  III,  pag  22.  0. 

Johrenius,  Conrad  J. ,  zu  Frankfurt  a.  0.,  war  1653  in  Gudensberg 
in  Hessen  geboren  und  studirte  Medicin  in  Giessen,  wo  er  1675  Dr.  med.  wurde. 
Bald  darauf  wurde  er  Professor  der  Eloquenz  und  der  Medicin  in  Rinteln.  Doch 
legte  er  später  die  Professur  nieder  und  ging  als  Leibarzt  an  den  Hof  des  Grafen 
zur  Lippe.  Nach  dessen  Tode  übernahm  J.  die  durch  Versetzung  von  Berkhabo 
Albin  US  nach  Leyden  erledigte  Professur  für  Medicin  in  Frankfurt  a.  0.  und 
wirkte  daselbst  bis  zu  seinem  Tode,  der  um  1716  erfolgte.    J.  besaas  ein  grosses 


JOHBENIÜS.  —  JOU-Y.  407 

Herbarium  viviun,  welches  König  August  II.  von  Polen  ankaufte  und  der 
Dresdener  Bibliothek  schenkte.  An  Schriften  hat  J.  fast  nur  Dissertationen  und 
akademische  Gelegenheitsredeti  hinterlassen.  Wir  führen  nur  an:  „Praxis  chymia- 
irica*'  (Rinteln  1676 ;  eine  neue  Ausgabe  des  Werkes  von  Johann  Hartmann)  u.  b.  w. 

Ersch  et  Grnber,  XXII,  pag.  292.  —  Löwenstein  im  Janns.  III,  pag.  421.  — 
Biogr.  med.  Y,  pag.  360.  Pgl, 

Jokliczke,  Joseph  Paul  J.,  zu  Prag,  war  zu  Siboged  in  Böhmen  am 
25.  März  1792  geboren,  wurde  bereits  1814  Adjunct  an  der  mathematisch-physischen 
Abtheilung  der  philosophischen  Facultät  zu  Prag  und  verwaltete  interimistisch 
das  Lehramt  der  allgemeinen  Naturgeschichte.  Er  widmete  sich  darauf  dem  Studium 
der  Medicin,  anfllnglich  in  Prag,  dann  in  Wien,  wo  er  die  Doctorwürde  erlangte, 
Seenndararzt  des  Allgemeinen  Krankenhauses  und  Assistent  der  med.  Klinik  für 
Wundärzte  wurde.  Er  unterzog  sich  den  öffentlichen  Concursen  um  Lehrämter  in 
Pest,  Prag,  Pavia,  Salzburg,  erhielt  1820  das  Lehramt  der  theoretischen  Medicin 
in  Prag,  wurde  1823  supplirender  und  1824  wirklicher  Professor  der  praktischen 
Heilkunde  und  zugleich  Primararzt  im  Allgemeinen  Kranken-,  Irren-  und  Siechenhause. 
In  dieser  einflussreichen  Sphäre  kam  sein  Reichthum  an  vielseitigen  Kenntnissen, 
Terbunden  mit  echt  praktischer,  blos  auf  das  Nützliche  gerichteter  Gelehrsamkeit 
zu  voller  Geltung  und  erwarb  ihm  die  Hochachtung  aller  seiner  Schüler  im  vollsten 
Maasse.  Er  leistete  in  der  ihm  vergönnten  kurzen  Lebenszeit  noch  Bedeutendes, 
wurde  aber  am  31.  December  1825  ein  Opfer  des  Typhus. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  3,  18'^5,   II,  pag.  1609.  G. 

Joüy,  Paul  J.,  zu  Paris,  war  am  18.  Juni  1790  zu  La  Chau8s6e  bei 
Vitrj-le-Fran^ais  (Marne)  geboren,  machte  seine  ersten  Studien  in  Chftlons-sur- 
Mame  und  publicirte  über  diese  Stadt :  „Essai  sur  la  statistiqtie  et  la  topo- 
graphie  mSdicale  de  Ckdlons-sur-Mame^  (1820),  eine  von  der  Sociötö  acadömique 
jener  Stadt  preisgekrönte  Schrift,  vollendete  seine  Studien  in  Paris,  wo  er  1821 
mit  der  These:  „Propos itions  de  physiologie  morale,  d'hygüne,  de  pathologie 
et  de  th^apeuttque"  die  Doctorwürde  erlangte.  Er  wurde  1825  zum  General- 
Secretär  des  Ath^nöe  de  mMecine  und  1830  zum  Mitgliede  der  Acad.  de  mödecine 
ernannt.  Von  seinen  hauptsächlich  der  Hygiene  und  allgemeinen  Pathologie 
gewidmeten  Schriften  sind  noch  anzuführen :  „De  lUtat  sanitaire  et  des  moyens 
<^ assainissement  les  landes  de  Bordeaux*^  (Bordeaux  1834)  —  „De  Vimüation, 
considMe  dans  ses  rapports  avec  la  philosophie,  la  morale  et  la  medecine*' 
(1846);  femer  Briefe,  Berichte  und  praktische  Bemerkungen  über  die  Cholera 
(1832 — 61);  ein  amtlicher  Bericht  über  die  Epidemieen,  die  während  des  Jahres 
1859  in  Frankreich  geherrscht  haben  (1861);  ausserdem:  „Hygüne  publique. 
Question  des  eaux  de  Paris"  (1861)  —  „Question  des  eaux  potables^  (Bullet, 
de  TAcad.  de  möd.,  1863)  —  „£tudes  hygi^iques  et  m^dicales  sur  le  tabac** 
(Ibid.  1865)  —  „Etudes  hygiiniques  et  mldicales  sur  Valcool  et  ses  composSs" 
(1867)  —  „Le  tabao  et  Vabsinthe,  leur  inßuence  sur  la  santd  publique^  sur 
Vordre  moral  et  social^  (1875).  Er  war  Mitherausgeber  des  Dict.  de  m6d.  et  de 
chir.  pratiques,  Hauptredacteur  der  Nouv.  bibl.  m6d.  seit  1823,  Mitredacteur  des 
Jonm.  univ.  hebdom.  de  m6d.  seit  1830.  Auch  finden  sich  Aufsätze  von  ihm, 
ausser  in  den  genannten  Journalen,  in  der  Encyclop6die  möthod.  u.  s.  w.  Er  starb 
in  hohem  Alter  am  15.  Mai  1879. 

Sachaile,  pag.  S'JS.  —  Vapereau,  5.  6dit ,  pag.  1002.  —  Gaz.  hebd.  de  m6d. 
et  de  chir.  1879,  pag.  ä40.  —  Callisen,  IX,  pag.  500;  XXIX,  pag.  169.  —  Lorenz,  III, 
pag.  3ö;  VI,  pag.  21.  ^ 

* Jolly,  Friedrich  J.,  zu  Strassburg,  ist  als  Sohn  des  Physikers  Philipp 
Gustav  J.  (geboren  1809)  in  München  am  24.  November  1844  zu  Heidelberg 
geboren,  studirte  Medicin  in  München  und  Göttingen,  habilitirte  sich  1871  mit 
der  Abhandlung :    ;,  lieber   den    Gehirndruck    und   über   die  Blutbewegung   im 


408  JOLLY.  —  JONES. 

Schädd^ ,  wurde  1873  als  Prof.  e.  o.  der  Psychiatrie  und  Director  der  psyehia- 
irischen  Klinik  nach  Strassbnrg  berufen^  woselbst  er  1875  zum  Prof.  ord.  ernannt 
wnrde.  Von  seinen  Schriften  sind  noch  zu  nennen:  „Bericht  vier  die  Irren- 
altheüung  des  Juliits-Spitals*'  (Wflrzbnrg  1873),  der  Artikel  „Hysterie  und 
Hypochondrie'*  in  Y.  Ziemssen's  Handbuch  der  speciellen  Pathol.  und  Therapie 
(Leipzig  1877)  —  ^  Untersuchungen  über  den  elektrischen  Leitungswiderstand 
des  menschlichen  Körpers^  (Strassbnrg  1884). 

Brockhans,  Convers.-Lexikon.  13.  Aufl. .  IX,  pag.  879.  Red. 

*Jolyet,  F6lix  J.,  in  Pierre-de-Boesse  (Saöne-et-Loire)  1841  geboren, 
studirte  in  Paris,  und  zwar  besonders  unter  Anleitung  von  P.  Bert  und  Vülpian. 
Er  wurde  1866  promovirt  und  1877  auf  den  Lehrstuhl  der  experimentelleo 
Medicin  an  die  Facultät  zu  Bordeaux  berufen.  Von  seinen  Schriften  sind  zu  nennen  : 
„Des  nerfs  qui  prSsident  aux  mouvements  de  Voesophage^  (Th6se  1866)  — 
„Recherches  sur  la  respiratüm  des  animaux  aquatiques"  —  „Travaux  du 
laboratoire  de  mäd,  expSr.  de  M.  Jolyet^  (jährlich  erscheinend),    wernich. 

*Jonasson,  Jonas  Thordarson  J. ,  ist  am  18.  August  1840  zu 
Reykjavik  geboren,  studirte  auf  der  Kopenhagener  Universität,  promovirte  1862 
und  wirkt  seit  1868  als  Distrietsarzt  und  Professor  an  dem  medicinischen  Institute 
in  Reykjavik  für  isländische  Aerzte.  Ausser  seiner  Diss.  („Echinokocksygdommenj 
hdyst  ved  islandske  Lag  er  s  Erfaring^)  schrieb  er  in  der  „Ugeskrift  f.  Läger" 
mehrere  Aafsätze  ebenfalls  über  die  Echinococcenkrankheit:  Petersen. 

Jonctys,  Daniel  J.,  in  Dordrecht  im  Jahre  1600  geboren,  übte  die 
ärztliche  Praxis  erst  in  seinem  Geburtsorte  und  seit  1643  in  Rotterdam  aus,  wo 
er  bald  in  die  Stadtregierung  berufen  wurde.  Er  hat  sich  auch  als  sehr  verdienst- 
licher Dichter  bek^^nnt  gemacht  und  starb  1654.  Wir  kennen  von  ihm  eine 
Uebersetzung  von  Sennert  unter  dem  Titel:  ;,  V'erhandelingh  der  Toover-sieckten. 
Geschil  van  de  Schoot-  en  steek-vrye.  Oeschil  van  de  wapensalve.  Paracelsi  vrye 
konst^  (Dordrecht  1638),  eine  Streitschrift  gegen  J.  van  Beveewyck's:  „De 
praecellentia  viri  ante  mulierem"  (Rotterdam  1646)  und  „De  torturae  aiusu  et 
necessaria  moderatione^  (Rotterdam  1653 ,  auch  holländisch :  „De  pynbank 
wedersproken''),  C.  E.  Daniels. 

'Jones,  John  J. ,  gelehrter  englischer  Arzt  aus  dem  16.  Jahrhund^, 
stammte  aus  der  Grafschaft  Wales,  studirte  Medicin  in  Oxford  und  Cambridge  und 
promovirte  an  letzterem  Orte  zum  Dr.  med.  Er  prakticirte  in  Bath  und  Lonth 
und  schrieb:  „The  dial  of  agues"  (London  1556),  worin  er  die  verschiedenen 
Arten  von  Fieber,  ihre  Namen,  Eintheilungen ,  Ursachen  und  Zeichen  behandelt. 
Ferner:  „The  benefit  of  the  ancient  bathes  of  Buckstone  which  cured  most 
grievous  sicknesses^  (Ebenda  1572,4.),  worin  die  Beschaffenheit  jener  Bäder  und 
ihre  Geschichte  mitgetheilt  ist  und  zugleich  allgemeine  Vorschriften  über  Diät  und 
Verhalten  bei  einer  Badecur  gegeben  werden.  Eine  ähnliche  Compilation  stellt  die 
Schrift  dar :  „  The  bathes  of  Bathes  Äyde,  wonderfull  and  most  exceUent  agaynst 
very  many  sicknesses^  (Ebenda  1572,  4,);  femer:  „A  brief,  excellent  and 
profitable  discourse  of  the  na^ral  beginning  of  all  growing  and  living  thingSj 
heat,  generation  etc.**  (Ebenda  1574);  letztere  Schrift  scheint  eine  blosse  Ueber- 
setzung von  Galen's  4  Büchern  „De  elementis^^  zu  sein;  ferner:  „The  art  and 
science  of  preservihg  body  and  soul  in  health  etc.**  (1579,  4.). 

Aikin,  pag.  156.  —  Hutchinson,  11,  pag.  290.  — ■  Nouvelle  biographie 
g6n6r.  XXVI,  pag.  904.  —  Ersch  et  Gruber,  Sect.  2,  XXII,  pag.  420.  --  Biogr  mM. 
V,  pag.  361.  Pgl. 

Jones,  John  J. ,  in  Landaff  geboren  und  Mitglied  des  königlichen 
Oollegiums  der  Aerzte  gegen  Ende  des  17.  und  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts, 
veröffentlichte:    „Novarum    dissertationum    de    morbis    abstrusioribiis    tractatus 


w 


JONES.  409 

prhnus,  de  febribiLS  intermütentibua"  (London  1683);  ferner:  „De  marbts  hiber- 
narum  et  de  dyeenteria  hibemica^  (Ebenda  1698,  4.)  und  „The  mysteries  of 
apium  revealed*'  (Bbenda  1701). 

Biogr.  mMi   Y,  pag.  361.    —  Brsch  et  Graber,  Sect.  2,  XXn,  pag  421. 

Pgl. 

Jones,  John  J.,  amerikaniacher  Chirurg,  war  zu  Jamaica,  Long  Island, 
1729  geboren,  studirte  unter  Thom.  Gadwalladbr  in  Philadelphia,  besuchte 
Grossbritanuien ,  Frankreich  und  Holland,  Hess  sich  dann  in  New  York  nieder, 
führte  daselbst  den  ersten  Steinschnitt  aus,  machte  1756  den  Krieg  zwischen 
Frankreich  und  seinen  amerikanischen  Golonieen  mit,  wurde  bei  Errichtung  der 
medieinischen  Schule  in  dem  College  zu  New  York  zum  Professor  der  Chirurgie 
ernannt  und  führte  daselbst  die  europflische  ünterrichtsweise  ein.  Er  besuchte  von 
Neuem  London  und  die  Vorlesungen  seiner  alten  Lehrer  Pott  und  Will.  Hüntbb 
und  publicurte,  nach  seiner  Rflckkehr  in  die  Heimath,  das  einzige  von  ihm  verfasste 
Werk:  „Platn  remarka  upon  waunda  and  fractures**  (1775).  Der  ausbrechende 
Krieg  vertrieb  ihn  aus  New  York,  er  ging  1778  nach  Philadelphia  und  wurde 
daselbst  1780  zu  einem  der  Physicians  des  Pennsylvania  Hosp.  und  in  demselben 
Jahre  zum  ersten  Präsidenten  der  Humane  Society  erwählt.  Er  war  nicht  nur 
ein  genauer  Freund,  sondern  auch  der  Arzt  von  Franklin,  der  1790  an  der 
Steinkrankheit  starb;  er  selbst  starb  am  23.  Juni  1791.  Zu  seiner  Zeit  an  der 
Spitze  der  amerikanischen  Chirurgie  stehend,  war  die  Operation,  in  welcher  er 
am  meisten  excellirte,  der  Steinschnitt,  fflr  dessen  Ausführung  er  selten  länger 
als  3,  bisweilen  nur  1^/2  Minuten  gebrauchte  Er  war  nicht  minder  ausgezeichnet 
als  Oeburtshelfer  und  als  innerer  Arzt. 

Thacher,  I,  pag.  324.  G. 

Jones,  John  Frederick  D.  J.,  zu  London,  war  auf  Barbadoes  geboren, 
wurde  1803  in  Ediuburg  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  arteriae  sectae  consecutio- 
nibus**  und  gab,  in  Erweiterung  derselben,  einige  Jahre  später  heraus :  „Ä  treatiae 
on  the  process  employed  by  nature  in  suppresnng  the  haemorrhage  from  divided 
ar  punctured  arteries,  and  on  the  use  of  Itgature ;  concluding  vnth  observations 
on  aecondary  haemorrhage,  The  whole  deduced  from  an  extenaive  aeriea  of 
experimenta,  and  illuatrated  by  15  platea"  (London  1805;  Philadelphia  1811; 
deutsche  üebers.  von  O.  A.  Spangenbbbg,  Hannover  1813),  eine  für  ihre  Zeit 
bedeutungsvolle  Arbeit. 

Callisen,  IX,  pag.  508;  XXIX,  pag.  171.  G. 

Jones,  George  Matthew  J.,  auf  Jersey,  war  daselbst  als  Sohn  eine» 
Chirurgen  geboren,  wurde  1826  Licentiat  des  R.  C.  S.  of  Edinburgh,  1837  Surgeon 
des  (General  Hosp.  auf  Jersey,  war  bis  1850  kaum  über  den  Bereich  der  kleinen 
Insel,  auf  welcher  er  die  Praxis  ausübte,  bekannt,  als  durch  die  Ausftlhrung  einer 
Anzahl  von  Resectionen,  namentlich  des  Kniegelenks,  sein  Name  auf  dem  Oebiete  der 
conservativen  Chirurgie  überall  genannt  wurde.  Obgleich  Fehgüsson  die  letztgenannte 
Operation  unzweifelhaft;  vor  ihm  wieder  in*s  Leben  gerufen  hatte,  so  hat  J.  die- 
selbe doch,  ohne  von  Febgusson's  Operation  zu  wissen,  einige  Wochen  später 
ebenfalls  gemacht  und  ist  ihm  namentlich  zu  danken,  dass  er  Mühe  und  Kosten 
nicht  scheute,  um  seine  glücklich  geheilten  Patienten  nach  England  zu  bringen 
und  den  dortigen  CoUegen  vorzuführen.  Er  hat  dadurch  wesentlich  beigetragen, 
für  viele  Fälle  die  Amputation  des  Oberschenkels  zu  verdrängen.  Die  glücklichen 
Erfolge  seiner  Operationen,  namentlich  auch  bei  seinen  zahlreichen  Resectionen  im 
Hüft-,  Knie-  und  Fussgelenk,  Exstirpation  der  Scapula  u.  s.  w. ,  verdankte  er 
übrigens  nicht  der  reinen  Luft  der  Insel,  auf  der  er  wirkte,  allein,  wie  Einige 
annahmen,  sondern  vor  Allem  seiner  sorgfältigen  Nachbehandlung,  denn  das 
General  Hospital  zeichnete  sich  keineswegs  durch  besonders  günstige  Verhältnisse 
aus.    Er  starb  zu  St.  Heller  am  7.  September  1861   am  Typhus. 

Med.  Times  and  Gaz.  1861,  II,  pag.  285.  —  Lancet.  1861,  H,  pag.  264.  G. 


410  JONES. 

Jones ,  J  a  m  e  s  J. ,  in  New  Orleans ,  war  in  Georgetown ,  D.  G. ,  am 
18.  November  1807  geboren  und  stammte  ans  einer  ärztlichen  Familie.  Er  stadirte 
von  1827  an  im  Medical  Gollege  des  Golumbia-Districts  in  Beiner  Vaterstadt  und 
anf  der  Pennsylvania  Universität,  kehrte  nach  seiner  Gradnimng  1829  in  seine 
Heimath  zurück  und  siedelte  1831  nach  New  Orleans  über,  um  den  Lehrstuhl  f&r 
theoretische  und  praktische  Medicin  und  Geburtshilfe  in  der  med.  Facultät  der 
Universität  von  Louisiana  zu  übernehmen.  Zugleich  hielt  er  Vorlesungen  über 
Ohemie.  Nachdem  er  von  1836 — 39  die  Professur  für  Geburtshilfe  und  Frauen- 
krankheiten bekleidet  hatte,  vertauschte  er  diese  mit  dem  Lehrstuhl  für  klinische 
Medicin  und  blieb  in  diesem  Amte  bis  1866.  Seitdem  hatte  er  wiederum  das 
Lehramt  in  der  Geburtshilfe  und  fOr  Frauen  und  -Einderkrankheiten  an  oben 
genannter  Facultät  übernommen  und  war  in  dieser  Eigenschaft  bis  zu  seinem  am 
10.  October  1873  erfolgten  Tode  thätig.  Er  war  von  1857 — 59  Herausgeber 
des  „New  Orleans  Medical  and  Surgical  Journal**,  ausserdem  einer  der  Mit- 
begründer der  Louisiana  State  Medical  Society.  Während  dreier  grosser  Epidemien 
von  Cholera,  Gelbfieber  und  Typhus,  die  in  New  Orleans  von  1832 — 67  herrschten, 
war  J.  in  hervorragendem  Maasse  als  Arzt  thätig,  auch  im  Uebrigen  durch  aus- 
gedehnte praktische  Thätigkeit  so  beansprucht,  dass  ihm  nur  wenig  Müsse  zn 
schriftstellerischen  Arbeiten  übrig  blieb.  Wir  nennen  von  diesen:  „Remarks 
on  tmperforate  anus^  (New  Orleans  Med.  and  Surg.  Joum.  1858,  XV)  — 
„Outltnes  of  lecturea  on  yellow  fever*'  (Ibid.)  u.  s.  w. 

Transact.  of  the  Amer.  Assoc.  1878,  Vol.  XXIX,  pag.  689—696.  p    j 

*  Jones  y  Thomas  Wharton  J. ,  bertihmter  englischer  Ophthalmologe, 
ist  1808  zu  St.  Andrews  in  Schottland  geboren,  studirte  in  Edinburg,  besuchte 
die  hauptsächlichsten  Universitäten  des  Continents,  liess  sich  1838  in  London 
nieder,  war  Professor  der  Physiologie  am  Charing-Oross  Hosp.  und  bei  der  Royal 
Institution,  zuletzt  Ophthalmie  Surgeon  und  Professor  der  Augenheilkunde  am 
University  College  Hosp.  Seine  Schriften  sind  theils  pharmakologischen,  theils 
physiologischen,  theils  ophthalmologischen  Inhalts.  Zu  den  ersteren  gehört  sein: 
Manual  of  pharmacology ;  or  compendium  of  materia  medica,  etc."  (Edinborg 
1833);  auch  übersetzte  er  aus  dem  Deutschen:  W.  Erameb's  „Treattse  on  the 
diseases  of  the  ear'^  (London  1837)  und  aus  dem  Französischen  C.  G.  Martin"- 
Saint-Ange's  :  ;,  The  circulation  of  bhod, "  Von  seinen  physiologischen,  nament- 
lich die  Entwicklungsgeschichte,  das  Blut  und  die  Sinnesorgane  betreffenden  Unter- 
suchungen sind  anzuführen:  „The  organ  of  hearing"  (Oyclop.  of  Anat.  and 
Physiol. ,  1838)  —  „On  the  first  changes  in  the  ova  of  the  mammifera  %n 
consequence  of  impregnatum j  etc.^  (Philos.- Transact. ,  1837)  —  »?%e  Uood- 
corpuscle  constdered  in  its  differenJt  pha^es  of  developement  in  the  animal 
series**  (Ibid.  1846)  u.  s.  w.  Zu  seinen  ophthalmologischen  Schriften  gehören: 
„Defects  of  sight:  their  nature  etc.**  (London  1HÖ6;  3.  edit.  1877;  edited  taüh 
additions,  by  Laurence  Turnbull''  Philadelphia  1859)  —  „The  principles 
and  practice  of  Ophthalmie  medicine  and  surgery*'  (3.  edit.  1866 ;  drei 
amerikanische  Ausgaben ;  französ.  üebers.)  —  „Faüure  of  sight  from  injuries 
of  spine  and  head**  (1869).  Zahlreiche  Aufsätze  über  Anatomie,  Physiologie, 
Pathologie  in  allen  medicinischen  Journalen,  den  Philosophical  und  Med.-Chir. 
Transactions.   Er  lebt  zur  Zeit  als  Emeritus  zu  Ventnor,  Insel  Wight. 

Bitard,  pag.  719.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  171.  —  Catalogne  of  Scientific 
Papers.  III,  pag.  57ö;  VIII,  pag.  36.  ^^^ 

Jones,  Henry  Bence  J. ,  zu  London,  berühmter  Arzt  und  Chemiker, 
war  am  31.  December  1813  zu  ThoriDgton  Hall,  Yoxford,  Grafschaft  Suffblk 
geboren,  wurde  ein  Schüler  des  Trinity  College  in  Cambridge,  1836  des  St  (Jeorge's 
Hosp.  in  London  und  Privatschüler  von  Prof.  Graham  beim  University  College, 
in  dessen  Laboratorium  er  arbeitete.  Er  ging  1841  nach  Giessen,  um  daselbst 
bei  Liebig  sich  mit  animalischer  Chemie  zu  beschäftigen,  liess  sich  1842  als  Arzt 


JONES.  411 

in  London  nieder,  analysirte  die  Harnsteine  im  Museum  des  St.  George's  Hosp. 
md  las  1 843 ,  in  Stellvertretung  von  Fownbs  ,  Chemie  beim  Middlesez  Hospital. 
1845  zum  Fellow  des  College  of  Physicians  und  zum  Dooenten  der  gerichtlichen 
Medicin  und  Assistant  Physician  beim  St.  George's  Hosp.  ernannt,  wurde  er  1846 
Fellow  der  Royal  Society  und  Physician  jenes  Hospiales.  1862  legte  er  seine 
Hospitalstelle  wegen  eines  Herzleidens  nieder,  kränkelte  läogere  Zeit,  war  aber 
später  doch  im  Stande  als  Censorim  College  of  Physicians  zu  fungiren  und  bei 
demselben  1868  die  Croonian  Lectures  über:  „Matter  and  force"  zu  halten. 
1870  erhielt  er  von  Oxford  den  juristischen  Ehren-Doctorgrad,  wurde  1873  von 
allgemeiner  Wassersucht  befallen  und  starb  am  20.  April  dieses  Jahres.  Er  hatte 
dem  1865  gegrflndeten  College  of  Chemistry  als  Mitglied  des  Council  angehört, 
hatte  in  Verbindung  mit  Dr.  West  bei  der  Errichtung  des  Kinderhospitals  1850 
mitgewirkt,  1851  in  der  Royal  Institution  Vorlesungen  fiber  Thierchemie  und 
1854  tlber  Alkohol,  Zucker  und  Weinsäuren  und  über  Ventilation  gehalten. 
1860  wurde  er  Secretär  der  Royal  Institution,  behielt  diese  Stellung  bis  wenige 
Wochen  vor  seinem  Tode  bei  und  war  1865  ein  hervorragendes  Mitglied  der 
königlichen  Commission  für  die  Rinderpest.  Seine  Hauptschriften  waren  die  folgenden : 
„On  gravel,  calculus  and  gotU;  chiefly  an  application  ofProf.  Lieb  ig' 8 
fhystology  to  the  prevention  and  eure  of  fheae  diseases**  (London  1842)  —  „On 
animal  electricity  (Abstract  of  the  discoveries  of  E.  Du  Bois-Reymond)" 
(1852)  —  Chemistry  of  urine**  (1857)  —  „On  animal  chemistry  in  its 
application  to  stomach  and  renal  diseases**  (1856)  —  „Lectures  on  some  of 
ihe  applications  of  chemistry  and  mechanics  to  palhology  and  therapeutics** 
(1867)  —  „Lectures  on  matter  and  tone**  (1868)  —  „The  life  and  letters  of 
Faraday**  (2  voll.).  Dazu  kommt  eine  ausserordentlich  grosse  Zahl  von  Auf- 
sätzen in  den  angesehensten  Zeitschriften ,  wie  den  Med.-Chir.  Transact.  (von 
Vol.  XXIII,  1840  an),  Liebig*s  Annalen  (von  Bd.  XL,  1841  an),  Phüos. 
Magaz.  (von  Vol.  XXVI  an),  Philos.  Transact.  (von  1845  an)  u.  s.  w. ,  u.  s.  w., 
vorzugsweise  über  die  Chemie  des  Urins,  aber  auch  andere  animalische  Producte 
und  deren  Zusammensetzung.  Die  Vereinigung  des  Chemikers  und  Arztes  in  ihm, 
welche  seinen  Arbeiten  einen  Weltruf  verschafft  hatte,  führte  ihm  auch  eine  sehr 
grosse  Praxis  zu,  namentlich  in  Fällen  von  Erkrankungen  der  Harnorgane,  von 
Rheumatismus  und  Gicht.  Seine  Popularität  war  in  stetem  Wachsen,  als  er  wegen 
seiner  geschwächten  Gesundheit  der  Praxis  entsagen  musste.  Als  Mann  der  Wissen- 
schaft stand  er  nicht  nur  mit  allen  Celebritäten  seines  Vaterlandes,  sondern  auch 
mit  denen  anderer  Länder  in  engen  freundschaftlichen  Beziehungen. 

Medcial  Times  and  Gaz.  1873,  I,  pag.  505.  —  Catalogue  of  Scientific  Papers.  III, 
p»g.  571;  VUI,  pag.  34.  G. 

*  Jones,  Joseph  J.,  in  New  Orleans,  geboren  in  Liberty  Co.,  La.,  am 
6.  September  1833,  studirte  Medicin  an  mehreren  Anstalten,  zuletzt  an  der  Uni- 
versität von  Philadelphia,  von  der  er  1855  zum  Med.  Dr.  graduirt  wurde.  Seit- 
dem prakticirt  er  an  seinem  jetzigen  Wohnorte  und  ist  Mitglied  vieler  medicinischer 
Körperschaften.  Von  seinen  Veröffentlichungen  führen  wir  an:  „Ghemical  and 
physiological  investigations**  (1856)  —  „Observations  on  malarial  ftver^ 
(Transact.  Amer.  Med.  Assoc. ,  1859)  „Albinism  in  negro  race"  (1869)  — 
„Mollities  ossium**  (1869)  —  „Observations  on  hospital  gangrene  and  military 
prisons**  (1866)  —  „Observations  on  yellow  fever"  (Med.  and  Surg.  Mem.,  1876) 
„Explorations  of  the  aboriginal  remains  of  Tennessee"  (1876)  etc. 

Atkinso.n,  pag.  253.  '   Pgl. 

*  Jones,  Sydney  J.,  zu  London,  studirte  im  St.  Thomas' Hosp.,  wurde 
1853  Member  und  1856  Fellow  des  R.  C.  S.  Engl.,  war  Docent  der  descriptiven 
und  chirurgischen  Anatomie,  Augenheilkunde  und  vergleichenden  Anatomie,  sowie 
Cnrator  des  Museums  und  Prosetor  für  normale  und  pathologische  Anatomie  am 
St.  Thomas'  Hosp.,  femer  Surgeon  am  Islington  and  Surrey  Dispensary  und  klinischer 


412  JONES.  —  JONSTON. 

« 
Assistent   im   Brompton   Hosp.    for  Consamption.     Zur   Zeit   ist   er   Mitglied'  des 

Council  des  R.  C.  S.,  Surgeon  und  Docent  der  Chirurgie  am  St.  Thomas'  Hosp., 
Consulting  Surgeon  am  Central  London  Throat  and  £ar  Hosp.  u.  s.  w.  Er  iit 
der  Verfasser  des:  „8t,  Thomas^  Hosp.  Pathological  Oaialogue^  und  hat  flQr 
die  St.  Thomas'  Hosp.  Reports  folgende  Aufsätze  geliefert:  „Gases  of  eciopia 
Cordts^  —  „Tracheotamy  and  gastrostomy  in  the  same  subject^  —  „Oblüe- 
ration  of  aorta^  —  „Recto-vesical ßstida"  —  „Syphüüic  tumours  ofmusde"  — 
„Excision  of  scapüla^  —  „Polypus  of  rectum"  —  „Eoccision  of  joints"  — 
„Gase  of  lymphangeioma"  —  p^<^^y  tumours  ofsccdp  and  glottis**  —  „Suih 
cutaneous  injecting  needle  in  bronchus,  recovery"  ;  ausserdem  Aufsätze  in  anderen 
Zeitschriften  und  den  Patholog.  Transact. 

Medical  Directory.  Red. 

*  Jones,  H.  Macnaughton  J. ,  zu  London,  ist  zu  Cork  in  Irland  am 
9.  November  1834  geboren,  wurde  1859  ein  Zögling  des  dortigen  Queen's  College, 
1864  anatomischer  Prosector  bei  demselben  und  blieb  in  dieser  Stellung  und  der 
eines  Docenten  der  chirurgischen  Anatomie  10  Jahre  lang,  wurde  1864  bei  der 
,  Queen's  University  in  Ireland  Dr.  med.,  1870  Fellow  des  R.  C.  S.  Irel.  und  1873 
desselben  in  Edinburg,  begann  1865  seine  Praxis  in  Cork,  wo  er  fünf  Jahre  bei 
der  Queen's  University  Professor  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  war,  1868 
das  Cork  Ophthalmie,  Aural  and  Throat  Hosp.  begründete,  1872  einer  der 
Hauptgründer  der  Cork  Matemity  und  1874  des  County  and  City  of  Cork  Hosp. 
for  Women  and  Children  war.  Ausserdem  war  er  Surgeon  des  Cork  County 
General  Hospital  und  Physician  des  dortigen  Fever  Hosp.,  auch  Präsident  der 
dortigen  med.-chir.  Gesellschaft  und  des  südirischen  Zweiges  der  British  Med.  Assoc. 
1882  verliess  er,  unter  allgemeinem  Bedauern,  das  ihm  in  einer  Anzahl  von 
Adressen  ausgedrückt  wurde,  Cork,  um  nach  London  überzusiedeln.  Ausser  etwa 
60  Original-Aufsätzen  in  verschiedenen  Journalen  hat  er  folgende  Schriften  ver- 
fasst:  „Medical  responsibility  in  the  choice  of  anaesthetics**  (1877)  —  „Atlas 
of  diseases  of  the  membrana  tympani  and  auricle"  (1878)  —  „Treatise  an 
aural  surgery"  (2.  edit.  1881)  —  „Manual  of  gynecology  and  uterine  thera- 
peutics"  (2.  edit.)  —  „On  spinal  curvatures"  u.  s.  w.  "Red. 

Jonge,  Adriaan  de,  s.  JüNius,  Hadrianus. 

Jonston,  Johannes  J. ,  aus  einer  schottischen,  in  Polen  seit  längerer 
Zeit  ansässigen  Familie  stammend,  wurde  am  3.  September  1603  in  Szamotuly 
geboren,  ging  1622  nach  Schottland  und  studirte  in  St.  Andrews  die  hebräische 
Sprache  und  scholastische  Philosophie ,  später  als  Erzieher  junger  vornehmer 
Herren,  von  1628  an  in  Frankfurt  a.  0.,  Wittenberg,  Leipzig,  Franeker  und 
Leyden,  wo  er  eifrig  medicinische  Studien  trieb;  darauf  ging  er  nach  London, 
wo  er  längere  Zeit  verblieb  und  gleichfalls  Medicin  weiter  studirte ;  dabei  erlangte 
er.  durch  seine  Schriften  einen  so  grossen  Ruf,  dass  ihm  verschiedene  Stellungen 
angeboten  wurden.  Er  übernahm  wieder  die  eines  Erziehers,  reiste  1632  mit  seinem 
Zöglinge  nach  Deutschland  und  Holland  und  wurde  1634  zu  Leyden  mit  der  „Dies, 
de  theriaca"  promovirt.  Nachdem  er  noch  die  Universitäten  Frankreichs  und 
Italiens  besucht  hatte,  kehrte  er  1636  nach  der  Heimath  zurück  und  liess  sieh 
in  Leszno  nieder,  wo  er  Leibarzt  seines  ehemaligen  Zöglings  wurde,  verschiedene 
ihm  angebotene  Professuren  u.  s.  w.  aber  zurückwies.  Während  der  Schweden- 
kriege,  welche  unter  König  Johann  Kasimir  Polen  verwüsteten,  zog  er  nach 
Schlesien ,  Ruhe  suchend ;  dort  lebte  er  seinen  Studien  auf  dem  Gute  Zybendorf 
bei  Liegnitz,  wo  er  auch  am  8.  Juni  1675  starb.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften 
seien  hier  erwähnt:  „Enchiridii  nosologici  generalis  et  specialis  libri  VIIl*^ 
(Amsterdam  1625)  —  „  Thaumatographia  naturalis"  (Ebenda  1630)  —  „Naiturae 
constantia"  (Ebenda  1634)  —  „Sceleton  historiae  universalis  civilis  et  ecclesi- 
asticae"     (Leyden    1633)    —     „Idea    universae    medicinae    practicae    libris 


JONSTON.  —  JORDAN.  413 

VIII  absohUa*^  (Amsterdam  1644)  —  „Theatrum  universale  historiae  naturalis^ 
(Frankfurt  a.  M.  1650 — 1653,  6  Bde.  in  Fol.  mit  Tafeln,  gestochen  von  M.  Merian). 
Alle  diese  Werke  wurden  vielfach  aufgelegt  und  die  meisten  in's  Deutsche,  Französische, 
Englische  und  Hollilndische  übersetzt.  ^  ^  P 

Jordan,  Thomas  J. ,  berühmter  Epidemiograph  des  16.  Jahrhunderts, 
war  1539  in  Klausenburg  in  Siebenbürgen  geboren,  studirte  Medicin  in  Paris 
nnter  Türk£B£  und  Charpentieb  und  in  Italien  unter  Cardanus  und  wurde 
Dr.  med.  in  Wien.  Nachdem  er  1566  den  Kaiser  Maximilian  II.  im  Kriege 
gegen  die  Türken  als  Armee- Arzt  begleitet  hatte,  übernahm  er  später  das  Stadt- 
physicat  von  Brunn  (in  Mähren)  und  starb  daselbst  1585.  J.  ist  berühmt  geworden 
durch  zwei  Schriften,  nämlich  durch  seine  noch  jetzt  classischen  Werth  besitzende 
Schrift:  „Pestis  phaenomena  seu  de  %is  quae  citrafebrem  pestilentem  apparenty 
exercüatio.  Äccedit  Bezoar  lapidis  descriptio  et  ejusdem  auctoris  ad  Laurentii 
Jouherti  paradoxon  VII  decadis  II respansio"  (Frankfurt  1576),  welche  eine 
Beschreibung  der  „ungarischen  Krankheit '^  (Lues  pannonica),  d.  h.  des  in  Ungarn 
un  Feldzuge  gegen  die  Türken  herrschenden  Kriegstyphus  des  Jahres  1566  ent- 
hmt,  und  durch  die  Schrift:  „Brunno-Oallicus,  seu  luis  novae  in  Moravia  exortae 
descriptio"  (Ibid.  1577;  1583).  In  letzterer  ist  der  berühmte  Bericht  über  die 
Verbreitung  der  Syphilis  in  Brunn  bei  mehr  als  200  Personen  durch  gemein- 
schaftlichen Gebrauch  von  Schröpfköpfen  in  einer  Baderstube  enthalten  (Näheres 
s.  Sprengel,  Gesch.  d.  Med.  3.  Aufl.,  III,  pag.  210,  226,  234;  Haeser,  Gesch. 
d.  Med.,  III,  pag.,  278,  376).  Ausserdem  verfasste  J.  die  erst  nach  seinem  Tode 
herausgegebene  Abhandlung:  ^De  aquis  medicatis  Moraviae  commentariolus" 
(Frankfurt  1586). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  365.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  285.  —  v.  Wurzbach.  X, 
pag.  266.  —  A.  Hirsch   in  Allgem.  Deutsche  Biogr.  XYI,  pag.  5:^0.  p    . 

Jordan,  Joseph  J.,  zu  Manchester,  war  der  erste  englische  Provinzial- 
Chirurg,  welcher  Vorlesungen  über  Anatomie  und  Chirurgie  hielt  (1819),  1821 
die  Anerkennung  dieses  Unten*ichts  durch  das  Londoner  College  of  Surgeons 
erlangte,  obgleich  die  Gründung  einer  eigentlichen  medicinischen  Schule  erst  1824 
erfolgte.  1819  gründete  er  auch  das  Manchester  Lock  Hospital  und  blieb  Con- 
sulting Surgeon  bis  zu  seinem  Tode,  während  er  der  erklärteste  Gegner  der 
mercuriellen  Behandlung  war.  1835  wurde  er  zum  Surgeon  der  Manchester  Infirmary 
erwählt,  gab  diese  Stellung  aber  nach  3 3 jähriger  Dienstzeit  1868  mit  dem  Range 
eines  Consulting  Surgeon  auf.  Es  wurde  angenommen,  dass  er  in  dieser  Zeit  von 
allen  lebenden  Chirurgen  die  meisten  Bruchoperationen  ausgeführt  habe.  Von  seinen 
literarischen  Leistungen  ist  am  meisten  ein  französisch  geschriebenes  Schriftchen 
bekannt  geworden:  „Traitement  des  pseuarthroses  par  Vautoplastiepiriostique" 
(Paris  1860,  4.,  av.  3  pl.),  ein  Operationsverfahren,  das  von  Nelaton  adoptirt 
wurde.     Er  starb,  87  Jahre  alt,  zu  Hampstead  am  31.  März  1873. 

British  Medical  Jonmal.  1873,  I,  pag.  521.  6. 

*  Jordan,  Fumeaux  J. ,  zu  Birmingham,  ist  seit  1854  Member,  seit 
1866  Fellow  des  R.  C.  S.  Engl,  und  ist  zur  Zeit  Professor  der  Chirurgie  am 
Queen's  College,  sowie  Surgeon  bei  dessen  Hospital,  Consulting  Surgeon  beim 
Women's  Hosp. ,  Skin  and  Lock  Hosp. ,  Dent.  Hosp. ,  W.  Bromwich  Hosp.  und 
Kidderminster  Hosp.  Er  war  Präsident  der  Midland  Med.  Soc.  u.  s.  w.  Schriften : 
yfOn  shock  after  surgical  Operations  and  injuries" ,  wofür  er  die  goldene 
HASTINGS-Medaille  erhielt;  femer:  ^j Surgical  inquiries**  (2.  edit.  1880)  —  „An 
introduction  to  clinical  surgery ,  etc."  (1858)  —  „A  new  mode  of  relieving 
retention  of  urine  and  impassable  stricture"  —  „The  treatment  of  surgical 
inßammation  by  a  new  method,  which  greatly  shortens  their  duration"  (1870)  — 
„On  clinical  education:  etc."  (1872).  Ausserdem  an  Aufsätzen:  „A  simplified 
extra-peritoneal  Operation  in  strangulated  hernia"  (Med.  Times  and  Gaz.,   1864) 


414  JOBDAN.  —  JOS  AT. 

—  „Clintcal  lectures  on  diseases  of  the  rectum"  (Brit.  Med.  Jouni.)  —  „Aneto 
method  of  removing  the  tongue"  (Lancet)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

'''Jordan,  Heinrich  von  J. ,  in  Przemysl  am  23.  Juli  1842  geboren, 
besnchte  die  Krakauer  Universität,  wo  speciell  Madurowicz  sein  Lehrer  war, 
und  gelangte  1870  zur  Promotion.  Von  1870 — 1875  war  er  dort  Assistent  der 
geburtshilflichen  Klinik,  habilitirte  sich  1881  und  gab  verschiedene  geburtshilfliche 
Arbeiten  in  polnischer  Sprache  (theils  Elrakau  1873,  resp.  1881,  theils  im  Przegli^ 
lekarski,   1881)  heraus.  Wernich. 

*  Jordan,  David  Starr  J.,  Professor  der  Naturgeschichte  und  Arzt  in 
Indianopolis ,  geboren  in  Oainesville,  Wyoming  Co.,  N.  Y.,  studirte  Medicin  und 
Naturwissenschaften  an  der  Cornell-Universität  in  Ithaca ,  N.  Y. ,  und  am  India 
Med.  Coli.;  an  letzterer  erhielt  er  1875  den  Grad  als  M.  D.  Seitdem  ist  er 
an  seinem  jetzigen  Wohnorte  ansässig  und  in  oben  bezeichneter  Eigenschaft  an 
verschiedenen  Lehranstalten  thätig.  Er  beschäftigt  sich  speciell  mit  Ichthyologie, 
vergleichender  Anatomie  und  Zoologie  der  Wirbelthiere.  Er  schrieb  fiber  die 
Klauenseuche  bei  Schafen:  „Treatüe  of  hoof-rot  in  sheep"  —  „Manual  of 
vertebrate  animals'^,  femer  einige  Aufsätze  über  die  Naturgeschichte  der  Fische  etc. 

AtkiDson,  pag.  380.  Pgl. 

Jorden,  Edward  J. ,  englischer  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  geboren 
1569  zu  High*  Halden  (Grafschaft  Kent),  studirte  Medicin  zum  grösseren  Theil  an 
italienischen  üniyersitäten  und  promovirte  zum  Dr.  med.  in  Padua.  Nach  seiner 
Rückkehr  in  die  Heimath  begann  er  die  ärztliche  Praxis  in  London,  wurde  daselbst 
Mitglied  des  CoUegiums  der  Aerzte  und  erwarb  sich  dort  einen  grossen  Ruf.  Bei 
der  Gründung  einer  Alaunfabrik  büsste  J.  sein  Vermögen  ein  und  zog  sich  nach 
Bath  zurück,  wo  er  am  7.  Januar  1633  starb.  Er  ist  Verfasser  zweier  unbe- 
deutender Schriften  über  Hysterie  und  Mineralquellen:  yjA  brief  discourse  of  a 
disease  called  the  suffocation  of  the  mother^  (London  1603,  4.)  und:  ^A  dis- 
course of  natural  bathes  and  mineral  wat&rs"  (Ebenda  1631). 

A i k i n ,  pag.  231.  —  Hutchinson,  II,  pag.  20.  —  Nouv.  biogr.  gfea.,  T.  XXVI, 
pag.  942.  —  Ersch  &  Oruber,  Sect.  II,  Bd.  XXIII,  pag.  26.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  366. 

Pgl. 

Jorritsma,  Theodorus  Antonius  J.,   1795  in  Sneek  geboren,  studirte 

in  Leyden ,   wo  er  1817    zum  Dr.  med.  promovirte.     Er  etablirte    sich    in  Hoom 

und  wurde  bald  Mitarbeiter  an  der  durch  das  Collegium  „Vis  unita  fortior"  daselbst 

veröffentlichten    „Tydschrift  voor  genees-,  heel-,  verlos-  en  scheikundige  weten- 

schappen".    Er  schrieb  hauptsächlich:  „De  bestryding  der   Vaccine  (door  Ahr, 

CapadoseJ  wederlegd**  (Amsterdam  1824)  —  „Beknopt  verslag  van  de  ziehten, 

iüelke  te  Hoom  zoowel  als  te  Sneek  zyn  waargenomen"  (Ebenda  1825,  27)  — 

„  Waameming    eener    tweeling-bevruchting    van   verschillende    ontwikkeling  en 

daaruit  af geleid  onderzoek   van  de   mogelykheid  der  overbevruchting**    (Utrecht 

1830)    —    „De    beoordeeling    van    de   verloskundig -geregtelyke    pleürede    van 

J.  fV.  JE,  de  Man,    aangeklaagd   en   vrygesproken   van  onwilligen  monslag, 

toegelicht"  (Amsterdam  1830)    —    „Ben  woord   vooral   ook  aan   de  Oemeenie- 

bestren   in   Nederland,     by   het    heer sehen   van   den   Aziatischen    Braakloop^ 

(Hoorn  1832)  und  lieferte  holländische  üebersetzungen  von  v.  Kerckhoff's  Arbeit 

über    die  Augeuentzüudung  in    der   holländischen  Armee    (Hoorn  1825)    und   von 

Girard's  Wahrnehmungen  über   die  Therapie   der  Trunksucht  mit  Ammoniaksalx 

(Amsterdam   1829).    Wann  er  starb,  ist  mir  unbekannt  geblieben. 

C.  E.  Daniels. 

Josat,  Jules-AntoineJ. ,  zu  Paris,  geboren  1808  zu  Chomagnat 
(Pny-de-D6me),  war,  ehe  er  Medicin  studirte,  Professor  der  Philosophie  am  College 
von  Billom,   wurde  1840  in  Paris  Doctor  mit  einer  These,  unter  deren  vier  Mit- 


r 


JOSAT.  —  JOSEPHI.  415 

theilungen  sich  auch  eine:  „De  la  ligature  de  Varthre  ütaque  primitive  et  du 
mode  de  retablissement  du  cours  du  sang  apr^  ceitte  opiration"  befindet.  Er 
lehrte  später  die  Hygiene  am  Institut  historique,  war  Arzt  mehrerer  Wohlthätig- 
keits-Anstalten  nnd  der  königlichen  komischen  Oper.  Von  seinen  Schriften  sind 
uizaführen :  „De  la  tympanite,  de  ses  compltccUume,  de  son  traüement^  (1840)  — 
„Hüttoire  des  prScatUions  sanitaires  adoptdes  par  les  diffirens  peuples*^  — 
„Origine  et  htstoire  de  F Ophthalmie  des  armies*'  —  »^«*  idiots,  de  teur  Mu- 
cabilä^,  et  de  leur  4ducation**  —  „Hygihne  des  Pt/thagoriderts ,  inßuence  des 
doctrines  mSdicales  de  cette  4cole  sur  les  doctrines  m4dicales  gut  les  ont  suivies" 
—  „De  la  mort  et  de  ses  caractlres,  Nicessiti  d!une  rivision  de  la  ligislation 
des  dicls  etc."  (1854,  av.  7  pl.)  —  „Recherches  historigues  sur  VSpilepsie** 
(1856)  —  „Guide  des  famüles  dans  les  soins  h  donner  aux  malades  en 
Tabsence  du  mddecin"  (1858). 

Sachaile,  pag.  379.  —  Lorenz,  III,  pag.  40.  G. 

*  Joseph,  Onstay  J.,  wurde  in  Dyhemfurth  (bei  Breslau)  am  17.  December 
1828  geboren,  studirte  unter  Purkinje,  Barkow,  y.  Sibbold,  Oravrnhorst  auf 
der  Breslauer  Universität  und  wurde  1851  promovirt.  Von  1852  ab  als  Arzt 
dort  thätigy  publicirte  er  verschiedene  medicinische  Arbeiten ,  so :  „  Geschichte  der 
Physiologie  der  Herztöne  vor  und  nach  Laennec**  (Janus,  1852,  Bd.  II)  — 
„lieber  dcLS  Cholera-Exanthem*^  (Günsbürg's  Zeitschr.  für  klin.  Med.,  1856), 
sowie  einige  Aufsätze  entomologischen  Inhalts.  1873  habilitirte  er  sich  in  Breslau 
ftr  vergleichende  Anatomie  und  Anthropologie  und  Hess  hiemach  noch  erscheinen : 
„Morphologische  Studien  am  Kopf  ekelet  des  Menschen  und  der  Wirbelthiere^ 
(Breslau  1873)  —  „lieber  Gestaltung  der  knöchernen  Augenhöhle  nach  Schvmnd 
oder  Verlust  des  Augapfels"  (ViRCHOw's  Archiv,  1877),  sowie  noch  mehrere 
vergleichend  anatomische  Publicationen.  Wem  ich. 

Josephi,  Johann  Wilhelm  J.,  zu  Rostock,  war  am  8.  März  1763 
zu  I^ raunschweig ,  als  Sohn  des  erfahrenen  und  sehr  geachteten  dortigen  Hof- 
ehirurgen  Rudolph  Christian  J.  geboren,  wurde  1781  Schüler  des  herzog- 
liehen Colleginm  Carolinum ,  bezog  1782  die  Universität  Göttingen  und  gab  in 
demselben  Jahre  bereits  eine  Schriffc :  „  lieber  den  thierischen  Magnetismus,  als 
ein  Beitrag  zur  Geschichte  menschlicher  Verirrungen,  nebst  einer  Beleuchtung 
des  Herrn  Comte  de  Satilier,  eines  französischen  Officiers"  (Letzterer  wurde 
in  Folge  der  Schrift  des  Landes  verwiesen)  heraus,  sowie  bald  darauf:  „De  con- 
ceptione  abdominali  vulgo  sie  dicta,  conscripta  et  observatione  illustrata" 
(Oöttingen  1784,  c.  tabb. ;  deutsch  in  der  Samsung  für  Wundärzte,  1789  und 
in  Beitr.  f.  Entbindungsk.,  1789).  1784  wurde  er,  auf  Wrisberg's  Empfehlung, 
noch  als  Student,  als  wirklicher  Prosector  beim  anatomischen  Theater  und  als 
Gehilfe  des  Ersteren  bei  der  ebenfalls  unter  dessen  Leitung  stehenden  Entbindungs- 
anstalt angestellt.  1785  gab  er  diese  Stellungen  auf  und  ging  nach  Helmstädt, 
wurde  daselbst  mit  der  Diss. :  ;,  Observationum  ad  anatomiam  et  artem  obstetri- 
ciam  spectantium  satura*'  zum  Doctor  promovirt,  in  demselben  Jahre  aber  noch 
in  seine  frühere  Stellung  nach  Göttüigen  zurückberufen,  wo  er  1786  auch  Privat- 
Docent  wurde.  1787  machte  er  auf  einer  12 wöchentlichen  Reise  durch  einen 
Theil  von  Deutschland,  namentlich  nach  Mainz,  die  ihn  besonders  interessirende 
Bekanntschaft  der  Anatomen  Soemmering  und  Weidmann  und  trat  mit  denselben 
in  nähere  Verbindung.  1788  verliess  er,  da  das  Verhältniss  zu  Wrisberg  ein 
unangenehmes  geworden  war,  die  akademische  Laufbahn  in  Göttingen  und  seine 
Stelle  als  Prosector,  Hess  sich  zuerst  in  Braunschweig,  dann  in  Peine  als  Arzt 
nieder,  erhielt  aber  bereits  1789  einen  Ruf  als  Prof.  e.  o.  und  Prosector  nach 
Rostock,  wo  er  1792,  zum  Prof.  ord.  und  1793  zum  Hebeammenlehrer  ernannt 
wurde.  Er  las  Osteologie,  Physiologie,  Naturgeschichte  des  Menschen,  Chirurgie, 
Pathologie ,  Geburtshilfe  u.  s.  w.  Bei  Eröfinung  des  neuen  Anatomiegebäudes  hielt 
er  eine  Rede :    ;,  Von  den   Vorthetlen    öffentlicher   anatomischer  Lehranstalten** 


416  JOSEPHI.  —  JOSSE. 

(Bostook  1790,  4. ,  m.  3  Epft.),  jedoch  reducirte  sich  die  Zahl  seiner  Zuhörer, 
die  in  Erwartung  der  beahsichtigten  Hebung  der  Universität  bis  auf  17  gestiegen 
war,  da  für  die  Abhilfe  der  vorhandenen  Mängel  wenig  oder  gar  nichts  geschah, 
bald  bis  auf  1  und  sah  er  sich  deshalb  genöthigt,  zur  medicinisch-chirurgischen 
Praxis  seine  Zuflucht  zu  nehmen.  Nachdem  er  jedoch  1801  eine  chirurgische 
Klinik  errichtet,  stieg  die  Zahl  der  Zuhörer  wieder  auf  20,  um  nach  3  Jahren, 
als  aus  Mangel  an  genflgender  staatlicher  Subvention  die  Anstalt  wieder  einging, 
von  Neuem  auf  2  zu  sinken.  J.'s  Einnahmen  besserten  sich  erst,  nachdem  er 
1805  eine  Regimentsarztstelle  erkauft  hatte.  1808  erhielt  er  den  Charakter  als 
General-Chirurgus ,  in  welcher  Eigenschaft  er,  ausser  seinen  sonstigen  Obli^en- 
heiten,  während  des  französischen  Kriege  seine  Thätigkeit  den  Verwundeten  und 
Kranken  in  den  Kriegsspitälem  widmete.  Von  seinen  Schriften  haben  wir,  ausser 
einer  Anzahl  von  Abhandlungen  in  den  Braunschw.  gelehrten  Beiträgen  (1783  bis 
1788),  über  diätetische  Gegenstände,  in  Baldinoee's  Neuem  Magazin,  1786  (Nasen- 
polypenzange  u.  s.  w.),  im  Taschenbuche  für  deutsche  Wundärzte,  1789  (Geburts- 
hilfliches), in  Loder's  Journal,  1798  (über  Oberschenkel- Amputation)  noch  anzu- 
führen: „Anatomie  der  Säugethiere*'  (Bd.  I,  Göttingen,  1787),  die  Osteologie 
des  Affen  enthaltend;  dazu:  „Beitrag  zum  L  Bande  . .  ^  welcher  Camper'schef 
Soemmering'sche  und  eigene  Original-Abbildungen  enthält*^  (Mainz  178ö; 
1792)  —  „üeber  Ehe  und  physische  Erziehung  u.  s.  w.^  (Bd.  I,  Göttingeo 
1788)  —  „Orundriss  der  Naturgeschickte  des  Menschen  u.  s.  w,"  (Hamburg 
1790)  —  „Lehrbuch  der  Hebammenkunst^  (Leipzig,  Schwerin  und  Rostock  1797; 
2.  Aufl.  1812 ;  3.  Aufl.  1833)  —  ;,  üeber  die  Schtoangerschaft  ausserhalb  der 
OebärmtUter,  und  über  eine  höchst  merkwürdige  Harnblasenschtoangerschaft 
insbesondere^  (Rostock  1803)  —  „Bruchstücke  einer  physisch-mediciniscken 
Beschreibung  von  Rostock**  (Programme,  Rostock  1805,  1806)  —  „Anweisung 
zur  Erhaltung  der  Gesundheit  der  Soldaten  im  Felde**  (Ebenda  1814)  — 
„Chirurgisch-medicinische  Beobachtungen*"  (1.  Lieferung,  Ebenda  1820)  — 
„Orundriss  der  Militär- Staatsarzneikunde**  (Berlin  1829).  1819  leitete  er  als 
zeitiger  Rector  die  400jährige  Jubelfeier  der  Universität  Rostock  und  wurde  1830 
ordentliches  Mitglied  der  neu  errichteten  Medicinal-Oberbehörde,  der  grossherzog- 
lichen Medicinal  Commission.  1835  feierte  er  sein  50jähriges  Doctor-  und  1839 
sein  Professoren-Jubiläum  und  wurde  dabei  zum  Geh.  Med.Rath  ernannt.  Am 
Abend  seines  langen^  dem  Dienste  der  Humanität  und  Wissenschaft  geweihten 
Lebens  verfasste  er  noch  eine  Schrift :  „  üeber  die  Haltung  und  Lage  der 
Gebärenden,  als  Mittel  zur  sicheren  Leitung  der  Naturkräfte  u.  s.  w.**  (Rostock 
1842)  und  verstarb  als  Senior  der  Universität  und  erster  General  -  Chirui^s  am 
31.  August  1845. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  23,  1845,  II,  pag.  723.  —  Blan  ck,  pag.  94.  — 
Calliaen,  IX,  pag.  517;  XXIX,  pag.  174.  G. 

Joseph! ,  Theodor  J.,  zu  Parchim  in  Mecklenburg,  jüngerer  Bruder 
des  Vorigen,  war  zn  Braunschweig  am  16.  October  1770  geboren,  studirte  in 
Göttingen  und  Helmstädt  und  wurde  bei  letztgenannter  Universität  1789  zum 
Doctor  mit  der:  „Diss,  de  phosphori  usu  intemo  observationes  quasdam  pro- 
ponens**  promovirt.  1794  Hess  er  sich  in  Parchim  nieder,  wurde  daselbst  1795 
Stadt-  und  Kreis-Physicus  und  erhielt  1809  den  Charakter  eines  Sanitätsrathes. 
Ausser  verschiedenen  ästhetischen  Journal- Aufsätzen,  Gelegenheitsgedichten  u.  s.  w. 
ist  von.  ihm  nur  die  Schrift :  „  Verhütung  der  Ruhr  und  Selbstheilung  derselben 
in  ihrem  Anfange**  (1808)  bekannt.  Er  starb  am  15.  August  1842  zu  Mamitz 
bei  Parchim. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  20,  1842,  I,  pag.  597.  —  Blanck,  pag.  9ti. 

G. 

Josse,  J.-B.-Fr.-Alex.-And.  J. ,  zu  Paris,  war  1797  zu  Amiens  geboren, 

wurde  1821   in  Paris  mit  der  These:   „Les  himorrhagies  utdrines  avant,  pendant 

et  aprls  Vaccouchement**    Doctor,    übte   etwa  20  Jahre   lang  im  Somme-Depart. 


JOSSE.  —  JOUBERT.  417 

die  Praxis  aas,  war  daselbst  Epidemieenarzt  im  Arrondissement  Montdidier  und 
leitete  1832  ein  Cholerahospital  zu  Amiens.  Nachdem  er  sich  in  Paris  nieder- 
gelassen hatte,  publioirte  er  im  Jonm«  de  möd.  et  de  chir.  pratiques:  M&m.  sur 
Us  effets  de  la  catit^rütUion  objective  dana  lea  d^viattons  de  la  colonne  vertS- 
brale^  jpar  suüe  de  le  rHrctction  des  micscles  du  dos  et  de  V&pine^  (1839)  — 
„Description  d^un  spScidum  bivalve  pour  facüüer  Vapplication  du  tampon 
dans  les  cas  dHiimorrhagie  utirine**  (184Ö)  —  „ConsidSrations  pratiques  sur 
FopSratian  du  Strabismen  ses  causes,  etc." ;  femer  in  der  Exp6rience:  „Sur  la 
pirinioraphie  et  sur  la  possibilitd  de  V accouchemeifU  sans  une  nouvelle  dickirure 
du  pirinle"  (1843)  —  „Notice  sur  les  poireattx  ou  verrues,  et  leur  traitement*'  — 
jfSar  les  avantages  de  la  ponction  rSiterSe  dans  les  hydrophthalmies  et  le 
Urabisme  en  giniral*' ;  sodann  in  der  Oaz.  m6d.  de  Paris:  „Öbs.  d'un  foetus 
double,  nS  ä  terrae,  dans  un  accauchement  tripart"  und  die  in  der  Acad.  de  möd. 
(1844)  vorgetragene  Abhandlung:  „De  la  hemie  4trangl4e  consid4r6e  sous  le 
rappo7't  de  la  r^cidive  de  V itranglement  apr^  V Operation"  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  380.  ^. 

^Joubert,  Laurent  J.,  einer  der  berühmtesten  Vertreter  der  medicinischen 
Facultfit  zu  Montpellier   im  16.  Jahrhundert,    wurde   am  16.  Deeember  1529  in 
Valence  (in  der  Dauphin^)  geboren,  studirte  in  Montpellier,  prakticirte  eine  Zeit 
lang   zu  Aubenas  (Yivarais)   und  dann  zu  Montbrison,    vielleicht    auch  zu  Lyon. 
Später   besuchte   er   die   Universitäten   von   Paris,    Turin,    Padua,    Ferrara    und 
Bologna  und  wurde  erst  1558  zu  Montpellier  Dr.  med.    Während  der  Studienzeit 
hatte  er  sich  die  Freundschaft  und  das  volle  Vertrauen  von  Professor  Rokdelet 
erworben,    dessen  Stelle    als   Lehrer    der  Anatomie    er   von  1567    ab  übernahm, 
nachdem  er  vorher  schon  seit  1559  eine  Zeit  lang   an  Stelle  des  nach  Paris  be- 
rufenen HONORÄ  DU  CflASTEL  Profcssor   an    der  Universität  gewesen  war.     1569 
wurde  J.,  trotzdem  er  Protestant  war,  zum  Chirurgen  der  königlichen  Armee,  die 
unter  des  Herzogs  von  Anjou  Befehl  stand,  ernannt  und  machte  mit  diesem  den 
Feldzug  mit.    Vom  Hauptquartier  des  Prinzen  aus  veröffentlichte  er  1570  seinen: 
„Traitd  contre  la  blessure  ou  coups  d'arquebuse,    et  la  manih'e  d'en  gudrir" 
(Paris  1570;  Lyon  1581).     1573  wurde  er  an  Stelle  des  verstorbenen  Antoine 
Sapobta  Kanzler  der  Universität.    Veranlasst  durch  J.*8  Aufsehen  erregende  Schrift : 
„Erreurs  populaires    au  faxt   de  la   m^decine  et  rigirtie  de  santS"    (Bordeaux 
1570;   Paris  1580;  1587;  Ronen  1601;  Lyon  1601;  Ibid.  1608;    lat.  Uebers. 
von  ISAAC  JouBEBT,   Paris  1579  und  von  Borgesius,  Antwerpen  1600),    worin 
auch  das  schlüpfrige  Capitel  der  Unfruchtbarkeit  erörtert  war,  berief  der  Herzog 
von    Anjou,    inzwischen    König   unter    dem    Namen   Heinrich  HL    geworden, 
J.   1579  nach  Paris,    um   ihn   wegen    der  Unfruchtbarkeit   der  Königin  Louise 
von  Lothringen   zu  consultiren.     Doch   hatte  J. ,    angeblich  wegen    der  Impotenz 
des  Königs,  keinen  Erfolg.  Er  kehrte  von  Paris  zu  seinem  Beruf  als  akademischer 
Lehrer  und  Arzt  nach  Montpellier  zurück.     Auf  einer  Berufsreise  nach  Toulouse 
starb  er  in  Lombet  am  21.  October  1583.    Seine  zahlreichen  Schriften  bind  sowohl 
in    wissenschaftlicher   wie    stylistischer  Beziehung    ausgezeichnet.     Halleb  rühmt 
an  ihnen  die  „dictio  Boccacciana  et  jocularis^^  Am  bedeutendsten  ist  die  Schrift: 
„Paradoxa  medica  seu  de  febribus^  (Lyon  1566),  worin  er  u.  A.  die  Fäulniss- 
theorie Gajlen's  bekämpft    und  einen  wesentlichen  Fortschritt   in  der  Fieberlehre 
anbahnt.    Sehr  wichtig  ist  auch  die  Pestschrift :   „  De  peste,  quartana  et  paralysi^* 
(Lyon  1567;  franz.  Uebers.  von  Guillaüme  des  Innocens,  Paris  1576;    Lyon 
und  Genf  1581),    worin   J.  die    1564    im   Süden   Frankreichs   herrschende  Pest- 
epidemie beschreibt) ;  ferner:  „De  aßectibus  pilorum  et  cutis  praesertim  capitis 
et  de  cephalalgia.     De  affectibus    internarum  partium  thoracis"  (Genf  1572; 
Lyon    1577  und  1578)    —    „TraitS  du  ris,  etc."  (Paris  1579)   —  „Medicinae 
practicae    libri  tres"    (Lyon    1577)    —    „Phamiacopoea    a   Joanne   Paulo 
Zaagmaistern   edita"    (Lyon  1579).     Dann  sind  zu  erwähnen  seine  chirur- 

Biogr.  Lexikon.  III.  27 


418  JOUBEET.  —  JOUEDAIN. 

gischen  Werke;  ausser  dem  schon  oben  genannten:  „ Traitd corUre  la  blessure  etc.^ 
die  von  ihm  veranstaltete  Ausgabe  der  Werke  G.  VON  Ghaüliag's,  erschienen 
u.  d.  T. :  „Chtrurgta  magna  Chddania  de  Oatdiaco  olim  cdeberrimi  medici 
nunc  demum  suae  primae  integrüati  restütUa  etc.^  (Lyon  1580,  8.;  1585,  4; 
franz.  Uebers.  von*  seinem  Sohn  Isaac  J.),  femer  die  Schrift:  j^Question  des 
huües,  traute  probUmaiiquenierU.  La  censure,  ou  sentence  de  quelqttes  opinians 
touchant  la  ddcoction  pour  lea  arqtAebuaadeB^  (Ibid.  1578).  Ausserdem  ver- 
fasste  J.  noch  u.  A. :  „TrattS  des  eaux**  (Paris  1603).  £ine  Gresammtausgabe 
seiner  lateinisch  geschriebenen  Abhandlungen  erschien  Lyon  1577 — 78. 

Astruc,  M6in.,  pag.  243.  —  Hntchinson,  U,  pag.  21.  —  Ersch  &  Gruber, 
Sect.  II,  Bd  XXin,  pag.  224.  —  Nouv.  biogr.  g6ii6r.,  T.  XXVn ,  pag  14.  —  Biogr.  m^  V, 
pag.  367—371.  —  Dict.  bist.  HI,  pag.  285.  Pagel 

Joulin,  D^sir6-Joseph  J. ,  zu  Paris,  war  am  5.  Mai  1821  zu  Mont 
(Loir-et-Cher)  geboren,  wurde  1851  in  Paris  Doctor,  1863  Agr6gö  der  Facultftt, 
hielt  von  1855  an  Vorlesungen  über  Geburtshilfe  und  Frauenkrankheiten  und  war 
Mitarbeiter  an  den  hauptsächlichsten  medicinischen  und  einigen  politischen  Jour- 
nalen, wie  dem  „Figaro'^  und  der  „Opinion  nationale^  und  hat  theUs  unter  eigenem 
Namen,  tbeils  unter  den  Pseudonymen  „Dr.  Griffus",  „Dr.  Flavius",  „Dr.  Hermes" 
u.  s.  w.  lebhafte  Polemiken  gegen  die  Einmischung  der  Clericalen  in  den  medi- 
cinischen Unterricht  verfasst.  Von  seinen  medicinischen  Schriften  sind  anzu- 
führen: „Du  chol4ra  morbus  asiatique^,  1851  von  dem  Institut  zu  Valencia 
gekrönt  und  in's  Spanische  übersetzt;  ferner:  „De  Vergot  du  seigle  dans  le$ 
premiers  mois  de  la  grossesse*'  (1861)  —  „Etüde  bibliographique  sur  les 
maladies  des  femmes"  (1861)  —  y,8yphtlograpkes  et  syphtlis.  MM,  Lang- 
lebert,  Cullerier  et  Rollet**  (1862)  —  „Des  cas  de  dystocie  apparte- 
nant  au  foetus**  (1863),  Aggregations-These  —  „Anatomie  et  physiologie  com- 
partes  du  bassin  des  mammifhres"  (1864)  —  „M&m,  sur  les  avantages  du 
forceps  et  de  la  Version  dans  les  ca^  de  rdtrecissement  du  bassin"  (1865), 
mit  dem  Preise  Capüron  von  der  Akademie  der  Medicin  gekrönt;  femer: 
„Becherckes  anatomiques  sur  la  membrane  lamineuse,  Vdtat  du  chorion  et 
la  circulation  dans  le  placenta  ä  terme"  (1865)  —  „Mim.  sur  Femploi 
de  la  force  en  obst^rique**  (Archiv.  g6n6r. ,  1867)  —  „Traite  camptet 
d^ accouchement*'  (1867)  —  „Les  causeries  du  docteur,  science  vulgarisie** 
(1866;  2.  6d.  1868)  —  „Äu  feu  les  libres-penseurs ! ! !  Trois  lettres  ä 
Mgr.  Dupanloup'^  (3.  6d.  1868)  —  „Les  caravanes  d^un  Chirurgien 
d*ambulances  pendant  le  siege  de  Paris  et  sous  la  Commune**  (1871)  u.  s.  w. 
Er  sterb  am  18.  März  1874. 

Olaeser,  pag.  366.  —  Lorenz,  III,  pag.  45;  VI,  pag.  27.  G. 

Jourdain,  Anselme-Louis-Bernard-Berchillet  J.,  zu  Paris,  hier 
am  28.  November  1734  geboren,  studirte  Anfangs  Chirurgie  unter  Leitung  von 
MOREAU,  widmete  sich  aber  nach  6jährigem  Studium  seit  1755  speciell  der  Zahn- 
heilkunde, einem  Gebiete,  auf  dem  er  sowohl  in  theoretischer,  wie  praktischer 
Beziehung  Ausgezeichnetes  leistete.  Erwähnenswerth  ist  von  seinen  Schriften  in 
erster  Linie  die  höchst  ausführlich  gehaltene  Monographie  über  die  Krankheiten 
der  Highmorshöhle,  betitelt:  „Traitd  des  ddpots  dans  le  sinus  maxillaire,  des 
fractures  et  des  caries  de  Vune  et  de  Vautre  mdchoire;  suivi  de  rdflexions  ei 
d^observations  sur  toutes  les  opdrations  de  Vart  du  dentiste"*  (Paris  1760)^ 
femer:  „Traitd  des  maladies  et  des  opdrations  rdellement  chirurgicales  de  la 
bouche  et  des  parties  qui  y  correspondent  etc.**  (Ebenda  1778,  2  voU-)^ 
femer:  „Nouveau  dldmens  d* odontalgie"^  (Ebenda  1756)  —  „Essai  sur  la 
formation  des  dents ,  comparde  avec  Celle  des  os;  etc.**  (Ebenda  1766)  — 
„Le  mddecin  des  dames,  ou  Vart  de  les  conserver  en  santd**  (Ebenda  1771)  — 
„Le  mddecin  des  hortimes  depuis  la  pubertd  jusqu'  ä  l' extreme  vieffles9e*' 
(Ebenda  1771),  beide  Schriften  anonym  mit  Goülin  —  „Prdceptes  de  santd,  au 


JOÜBDAIN.  —  JOÜBDAN.  419 

tntroduetion  au  dtcHonnaire  de  anntd  etc.*'   (Ebenda  1772).     Er  starb  zu  Paris 
am  7.  Januar  1816. 

Dict.  liist.  III,  pag.  286.  —  Nonv.  biogr.  g^n.  XXVI.  Pgl. 

Jourdan,  Antoine-Jaoqnes-Louis  J. ,  zu  Paris,  verdienter  medici- 
niseher  Sohriftsteller  und  Uebersetzer,  war  zn  Paris  am  29*  Deoember  1788  geboren, 
trat  1807  als  Chimrg  in  die  kaiserliche  Garde  ein,  war  anfänglich  Chirurgien 
sons-aide,  später  Aide-major,  machte  mit  jener  die  Feldzflge  in  Deutschland  mit, 
wo  er  die  Sprachkenntnisse  erlangte,  die  ihm  später  als  Uebersetzer  so  sehr  zu 
Statten  kam,  und  war  darauf  den  Militärhospitälern  Val- de- Orftee  und  Oros-Caillou 
in  Paris  attachirt.  Nach  der  Entlassung  der  Armee  1814  widmete  er  sich  mit 
dem  grasten  Eifer  der  Literatur.  Wurde  1819  Doctor  mit  der  „Düsert.  sur  la 
pellagre^  und  verfasste  folgende  Schriften :  „  Traüd  complet  de  la  maladie  vend- 
rienne,  etc.**  (2  voll.,  Paris  1826),  nachdem  er  früher  „Considdrationa  htstoriques 
et  crüiqites  sur  la  syphilis^  (Joum.  univers.  des  sc.  m6d. ,  1816)  geschrieben 
hatte;  femer:  „Pharmakopoe  universelle  ou  conspectus  des  pharmacopies 
d^ Amsterdam ,  Anvers y  Dublin  etc.^  (2  voll. ,  1828;  1840;  deutsche  üebers. 
Weimar  1829—30;  2.  Aufl.  1832;  3.  Aufl.  1838;  engl,  üebers.  1831;  Italien. 
Uebers.  von  LüiGi  Ohibelli,  Rom  1829  u.  s.  w.),  eine  Zusammenstellung  von 
35  Pharmacopoen  und  18  anderen  geschätzten  Formularien  —  „Esquisse  historique 
des prindpales  Opoques  des  sciences  physiques  tt  mathdmatiques^  (1832)  —  „Dict. 
raisonndf  Stymologique ,  synonymique  et  polyglotte  des  termes  usitÖs  dans  les 
sciences  naturelles ;  etc.**  (2  voll.,  1834 ;  BrOssel  1838).  Er  war  Redacteur  des  Joum. 
compl6ment.  du  Dict.  des  sciences  med.,  Mitredaeteur  des  Joum.  univers.  des  sc. 
m^.  seit  1816,  Mitherausgeber  des  Dict.  des  sc.  m6d.,  Dict.  abr6g^  des  sc.  m^d., 
des  Dict.  des  termes  de  m6decine,  des  Complement  du  Dict.  de  TAcad.  fran9aise 
und  redigirte  die  7.  Ausgabe  des  Dict.  de  m6d.  von  Nysten.  Für  die  Biographie 
m6dieale,  deren  Director  oder  Chef-Redacteur  er  war,  hatte  er  344  biographische 
Notizen  geliefert,  während  im  Dict.  des  sciences  mödic.  bis  zum  Buchstaben  T  sich 
von  ihm  237  Artikel  befinden.  In  der  Zeit  von  1808 — 1838  gab  er  folgende 
27  Uebersetzungen  von  zum  Theil  voluminösen  Werken  heraus :  F.  L.  de  Lafon- 
taine, „Traitd  de  la  plique  polonaise,  etc.**  (1808)  —  A.  F.  Heckee,  „Traiti 
des  diffdrentes  esphces  de  gonorrhOes ;  etc.**  (1812)  —  K.  Sprengel,  „Histovre 
de  la  mddedne**  (9  voll.,  1815 — 20)  —  J.  T.  G»  Buhle,  „Hist,  de  la  philosophie 
moc^eme**  (1816)  —  L.  ROLANDO,  „Inductions  physiol.  et  pathol.  sur  les  diff4r 
rentes  esp^es  d'excitabilitO  et  d'excitement,  etc.**  (1822)  —  „Code  pharma- 
ceutique**  (üebers,  des  Codex  medicamentarius  Galliens,  1820;  2.  6d.  1826)  — 
Gdst.  Hugo,  „Histoire  du  droit  romain**  (1823)  — F.  Tiedemann,  ,, Anatomie 
du  cerveau  dans  lefoetus  et  dans  les  animaux**  (1823,  av.  14  pl.)  —  C.  G.  Hüfe- 
LAND,  „La  macrobiotique  ou  Uart  de  prolonger  la  vie**  (1824);  mit  G.  Breschet: 
J-  F.  Meckel,  „Manuel  d'anat.  g4nir.,  descript.  et  pathol.**  (3  voll.,  1824)  — 
J.  G.  Zimmermann,    „De  la  solitude**    (1825)   —   F.  Tiedemann  et  L.  Gmelin, 

„Recherches sur  la  digestion**  (1826);  mit  F.  G.  BoisSEAü:  J.  Thomson, 

„Traitd  mid.'chir.  de  Vinflammation^  (1837)  —  F.  Tiedemann,  „TraitO  com- 
plet de  la  Physiologie**  (2  voll.,  1830);  mit  Eslinger:  J.  Berzbliüs,  „Traite 
complet  de  chimie**  (8  voll.,  1831)  —  S.  H ahnemann,  „Exposition  de  la  doc- 
trine  mddicale  homoeopathique ,  ou  Organon  etc.**  (1832;  1834;  1845)  und 
Desselben  „Doctrine  et  traitement  homoeopathique  des  maladies  chroniques** 
(2  voll.,  1832;  1846)  und  „TraitO  de  mattere  mM,  pure**  (3  voll. ,  1834)  — 
H.  Rose,  „Traitdprat.  d'analyse  chimique**  (2  voll.,  1832;  1843)  —  J.  L.  Haas, 
^MSmorial  du  medecin  homoeopathiste**  (1834)  —  C.  G.  Carüs,  „Traite  ildment. 
d^anat,  comparee**  (3  voll.,  1835)  —  G.  F.  Bürdach,  „TraitS  de  physiologie 
(9  voll. ,  1837 — 41)  —  C.  G.  Hufeland,  „Manuel  de  mMecine  pratique** 
(1838 ;  1848)  —  J.  Liebig,  „Manuel  pour  Vanalyse  des  substances  organiques** 
(1838) —  Bischoff,  Henle,  HüSCHKE  etc.,  „Encyclopedie  anatomique**  (9  voll., 

27* 


420  .    JOÜKDAN.  —  JÜÖH. 

1843 — 47)  —  J.  MÜLLER,  „Manuel  de  phgstologie^  (2  voll.,  1845)  —  Fe.  Habt- 

MANN,  „TraüS  homoeopathique  des  malaaies  atgues  etc.^   (1847).  Er  starb  am 

2.  Januar  1848.  —  Seine  wunderbare  Arbeitskraft  geht  schon  aus  dem  Umstände 

hervor ,    dass    die  Zahl   seiner  Publicationen   auf  wenigstens  100  Bände  geschützt 

werden  kann,  darunter  72  an  Uebersetzungen,  8  Originalwerke  und  mehr  als  20 

auf  die  verschiedenen  Wörterbücher  und  Sammelwerke  kommend,  deren  Mitarbeiter 

er  war.    Er  hat  das  entschiedene  Verdienst,    die   deutsche  medicinische  Literatur 

seiner  Zeit  Frankreich   zugänglich   und   bekannt   gemacht  zu  haben  und  hat  auf 

diese  Weise  durch  seinen  Riesenfleiss  beiden  Ländern  und  der  Wissenschaft  viel  genfitzt 

B6gin  in  Balletin  de  TAcad.  roy.  de  m^d.  1848,  XIII,  pag.  511.  —  Gallisen, 
X,  pag.  5 ;  XXrX,  pag.  176.  ^ 

Joyllffe,  George  J.,  zu  London,  war  inEast  Stower,  Dorsetshire,  geboren, 
studirte  von  1637  an  in  Oxford  und  ist  zusammen  mit  dem  Schweden  0.  Rüd- 
BECK  (1651)  und  dem  Dänen  Babtholiküs  (1651),  die  ihre  Beobachtungen  jedoch 
erst  um  1653  publicirten,  einer  der  Entdecker  der  Lymphgefösse,  indem  er  im 
Frühjahr  1652,  als  er  sich  anschickte,  in  Cambridge  den  Doctorgrad  zu  erwerben, 
bei  Untersuchung  der  Vasa  spermatica  dieselben  auffand.  Er  selbst  hat  nichts 
darüber  publicirt,  aber  Glisson,  dem  er  seine  Entdeckung  mitgetheilt  hatte,  machte 
dieselbe  in  der  1654  erschienenen  Schrift :  „De  hepate^^  bekannt  und  ausführlicher 
noch  Timothy  Clabk  in  den  Philosophical  Transactions  (1668).  J.  selbst  wurde 
1658  Fellow  des  College  of  Physicians  und  starb  bereits  am  11.  November  1658. 

Mnnk,  I,  pag.  280.  G« 

"'Joynes,  Levin  Smith  J.,  zu  Richmond,  Va.,  wurde  in  Accomac  Co., 
Ya. ,  am  13.  Mai  1819  geboren.  Er  studirte  Medicin  an  der  medicinisehen 
Facultät  der  Virginia- Universität  und  wurde  hier  1839  Dr.  med.  Nach  einem 
2Vi?jährigen  Aufenthalte  auf  verschiedenen  europäischen  Universitäten,  wie  Paria, 
Dublin  etc.,  liess  er  sich  1843  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder,  siedelte  aber 
nach  kürzerer  praktischer  Thätigkeit  in  verschiedenen  Städten  —  u.  A.  auch  als 
Professor  der  Physiologie  und  gerichtlichen  Medicin  am  Franklin  Med.  College  in 
Philadelphia  von  1844 — 46  —  im  Jahre  1855  definitiv  nach  Richmond  über,  wo 
er  bis  zu  seiner  1871  erfolgten  Emeritirung  gerichtliche  Medicin  am  Med.  Coli, 
of  Va.  lehrte.  Er  hat  u.  A.  folgende  Abhandlungen  veröffentlicht:  „Obstetrical 
auscultation"  (Am.  Joum.  of  Med.  Scienc. ,  1845)  —  „Mortaltty  of  Baltimore" 
(Ibid.  1850)  —  „Emphyaema  of  cdlular  tvisue  during  labor^  (Ibid.  1852)  — 
„Obstructton  of  intestinal  canal  by  worms*'  (Sthetoscope  1851)  —  „Ancient 
superstition ;  bierright"  (Ebenda  1851)  —  „Colica  pictonum  from  acetcUe  of 
lead**  (Ebenda  1851)  —  „On  the  legal  relations  of  the  foettis  in  täero^  (Vir- 
ginia Med.  Joum.,  1856)  —  „Physiological  position  of  ßbrine^  (Ibid.  1859)  — 
„Oxalic  diathesis"  (Richmond  Med.  Joum.,  1866)  —  „Naevus  treated  witk 
collodion"  (Ibid.  1868)  —  ;,  Value  of  medicinal  pepsine"  (Ibid.  1869)  — 
„Haemorrhagic  malarial  fever **  (Ibid.  1877)  —  „Consumption  in  Richmond*^ 
(Virginia  Clinical  Rec,  1871)  —  „Extracts  of  beef"  (Ibid.  1871)  —  „Bromide 
of  zinc*^  (Ibid.  1873)  —  „Curiosittes  of  med,  history^  —  n^f^^  Paria  Pharma- 
copoea  of  1758  and  ite  treasures^  (Virginia  Med.  Monthly,  1874)  —  jfPi^^ 
medical  fee-bill  in  Virginia,  compensation  140  years  ago^  (Ibid.  1877)  etc. 

A  t  k  i  n  s  0  n ,  pag.  280.  P  f  L 

Juch,  Hermann  Paul  J. ,  zu  Erfurt,  war  daselbst  am  30.  September 
1676  als  Sohn  des  kurfürstl.  Mainz'schen  und  herzogl.  Sachsen-Eisenach'sehen 
Hofrathes  und  Leibmedicns  und  Stadtphysicus  von  Erfurt  Paul  Heinrieh  J. 
geboren,  studirte  zuerst  in  Erfurt,  dann  in  Jena  und  Halle,  von  1699  an  auch 
in  Italien,  namentlich  in  Padua  und  wuide  1703  in  Halle  Doctor,  1717  auch  in 
Erfurt  Prof.  e.  o.  der  Institutiones  medicae,  1727  Prof.  ord.  der  Chemie,  1728  der 
Anatomie,  Chirurgie    und  Botanik    und  1729    der  l^athologie   und  Praxis,    damit 


JÜCH.  —  JÜENGKBN.  421 

Senior  und  Assessor  primarius  der  FacultAt,  nachdem  er  frflher  schon  zum  herzogl. 
Sachsen- Weimar'schen  und  -Ootha'schen  Hofirath  und  Leibarzt  ernannt  worden  war. 
Er  starb  am  16.  Juli  1736.  An  grösseren  Schriften  ist  von  ihm  nichts  bekannt, 
dagegen  werden  etwa  1 20  Disputationen  als  von  ihm  herrührend  angeftthrt,  unter 
denen  wir  nur  eine:  „De  ammalculia  apermaticis ,  von  den  kleinen  Thierlein^ 
welche  in  dem  männlichen  Samen  der  Menschen  und  Thiere  gefunden  werden, 
secundum  principia  physiologico-metapht/aica ,  methodo  mathemcUica  demon^ 
straia,  resp,  Obermann^  citiren  wollen. 

Boerner,  II,  pag.  392,  782;  HI,  pag.431,  698.  ö. 

Juch,  Karl  Wilhelm  J. ,  geboren  am  30.  November  1774  in  Mühi- 
hausen  in  Thüringen,  war  Anfangs  Arzt  in  Würzburg  und  Nürnberg  und  wurde 
1801  ord.  Professor  der  Medicin  in  Altdorf.  1806  wurde  er  als  Professor  der 
Diätetik,  Chemie  und  Naturgeschichte  am  Lyceum  zu  München  angestellt,  woselbst 
er  aber  nur  3  Jahre  verblieb ,  um  dann  diese  Stellung  schliesslich  mit  der  eines 
Lehrers  der  Naturgeschichte  und  Chemie  am  polytechnischen  Institut  zu  Augsburg 
zu  vertauschen.  Hier  verblieb  J.  bis  zu  seinem  am  9.  März  1821  erfolgten  Tode. 
Seine  Schriften  sind  betitelt:  „Europens  vorzüglichere  Bedürfnisse  des  Auslandes 
und  deren  Surrogate  botanisch  und  chemisch  betrachtet  u,  s,  w,^  (Nürnberg 
1800)  — „Ideen  zu  einer  Zoochemie,  systematisch  dargestellt**  (Erfurt  1800)  — 
„Handbuch  zu  einer pharmaceutischen  Botanik**  (Nürnberg  1801 — 1804,  17  Hefte 
in  Fol.)  —  „System  der  antiphlogistischen  Chemie**  (Ebenda  1803);  ausserdem 
mehrere  chemische,  botanische  und  technologische  Schriften  (1804 — 7).  Auch  über- 
setzte er  eine  Ausgabe  der  preussischen  Phai*macopoe  aus  dem  Lateinischen  in's 
Deutsche  (Nürnberg  1805). 

Biognr.  m6d.  V,  pag.  374.  ~  Oallisen,  XXII,  pag.  229;  XXIX,  pag.  185. 

Pgl. 

Jacllius,    Paul  Florian  J. ,    in  Erfurt  1648    geboren,    besuchte   das 

Gymnasium  daselbst,    studirte  seit  1668  Medicin   in  Jena,  Wittenberg   und  Kiel, 

erlangte    in  Kiel   den  Doctorgrad    („Diss,  inaug,  med,    de  moderamine   conspi- 

rationis** ,  Kiel  1673).     Von  1674    prakticirte   er   in   Stockholm,    dann    in  Riga, 

zuletzt  in  Reval,  woselbst  er  1679  als  Arzt  der  estländischen  Ritterschaft  angestellt 

wurde.    Es  starb  am  6.  Juli  1701.    Er  gab  gemeinschaftlich  mit  Dr.  J.  H.  Hoppe 

heraus:   „Der  Medicorum  in  Reval  Censur  als  ausgegangene  Apologie**  (1693). 

Htipel's  Nord.  Miscel.  XXVII,  pag.  357.  —  v.  Recke- Napiersky ,  II,  pag.  404. 

L.  Stieda. 

*Judson,  Adoniram  Brown  J.,  zu  New  York,  ist  in  Maulmain,  Burmah, 
am  7.  April  1837  geboren ,  besuchte  die  Vorlesungen  am  Jefferson  Med.  College, 
wo  er  1865,  und  am  New  York  Coli,  of  Phys.  and  Surg. ,  bei  dem  er  1868 
graduirt  wurde.  Er  machte  sich  darauf  in  New  York  als  Arzt  ansässig,  wo  er 
seitdem  sich  speciell  mit  orthopädischer  Chirurgie  beschäftigt  und  an  verschiedenen 
medieinischen  Unterrichtsanstalten  als  Lehrer  dieses  Faches  tbätig  ist.  Von  seinen 
literarischen  Publicationen  sind  nennenswerth :  „History  and  course  of  the  epi- 
zootic  among  horses  upon  the  American  continent  in  1872 — 73*^  —  „Report 
upon  the  course  of  cholera  through  two  hundred  towns  and  cities  in  the 
Mississippi  Valley  in  1873**  —  „The  relations  of  sanitär y  inspectors  to  the 
medical  profession**  —  „The  cause  of  rotation  in  lateral  curvature  of  the 
spine**  (Transactions  of  the  New  York  Acad.  of  Med.,  1876). 

Atkinson,  pag.  253.  Pgl. 

Juengken ,  Johann  Helfrich  J. ,  zu  Frankfurt  a.  M. ,  geboren  am 
19.  December  1648  in  Caldern  bei  Marburg,  beerdigt  am  7.  Januar  172G  zu 
Frankfurt  a.  M.,  studirte  zuerst  Theologie,  dann  Medicin  zu  Marburg  und  Giessen 
und  promovirte  1672  zu  Heidelberg.  Von  dieser  Zeit  an  führte  er  viele  Jahre  ein 
herumziehendes  Leben.  167<ß  wurde  er  Arzt  zu  Murten  in  der  Schweiz,  erhielt 
1675    den  Titel   als   herzogl.    Pfalz-Birkenfeld'scher   Hofarzt.     1677    zog   J.    von 


421  JUEN6KEN. 

Murten  weg  und  wurde  Physicus  zu  Waiblingen  und  Leibarzt  der  Gemahlin  des 
Pfalzgrafen  von  Veldenz  und  des  Grafen  von  Witgenstein.  Unter  die  Frank- 
furter Aerzte  wurde  er  1679  aufgenommen,  aber  schon  1681  vom  Grafen  Truch* 
sess  als  Amtsarzt  zu  Lohr  angestellt.  1682  begleitete  er  als  Reisearzt  den  kaiserl. 
Gesandten,  Grafen  Hohenlohe.  1683  wurde  er  Stadtarzt  zu  Speyer  und  Leibant 
des  Grafen  zu  Erbach,  1686  Physicus  zu  Mosbach. , Erst  1689  zog  er  dauernd 
nach  Frankfurt,  wurde  1690  Gamisonsarzt ,  1693  Hospitalarzt,  1695  Phyaicufu 
Er  führte  den  Titel  eines  Leibarztes  des  Landgrafen  von  Hessen-Homburg, 
des  Grafen  Isenburg-Offenbach,  des  Grafen  von  Stolberg-Gedern  und 
als  Mitglied  der  Leopoldinisch-Earolinischen  Akademie  der  Naturforscher  den  Namen 
Apollonius.  Seine  Schriften  sind:  „Chymia  experimentalia  curioaa"  (1681; 
1682 ;  1701)  —  „Commentartus  de  notis  Agrtcolae  in  Poppii  chymiam^  (1686)  — 
„Praxis  medica**  (1689;  1698)  —  „Covipendium  chirurgiae  manualia^  (1691)  - 
„Inatitutiones  seu  fundamenta  medidnae  modernae  eclecticae"  (1693)  —  „Lextcon 
pharmaceuticum^  (1694;  1709)  —  „Vademecum  modernae  praxeos  medicae'^ 
(Ntlrnberg  1694;  1707)  —  „Corpus  pharmacetUico-chemico-medicum"  (1697; 
1732)  —  „Sicherer  und  sorgfältiger  Medicus""  (Ebenda  1701;  1725;  1729)  — 
„Beschreibung  der  warmen  Bäder  zu    Wiesbaden^  (1715). 

W.  Stricker  in  der  AUgem.  Dentschen  Biogr.  XIV,  pag.  7^6.     «r    ox    •    v 

Jueugken,  Johann  Christian  J.,  zu  Berlin,  war  am  12.  Juni  1793 
zu  Burg  bei  Magdeburg  als  Sohn  des  dortigen  Physicus,  Dr.  Johann  Christian  J. 
(t  1814),  geboren,  studirte  von  1812  an  in  Göttingen,  wo  er  ein  eifriger  Schtiler 
von  K.  J.  M.  Lakgenbeck  und  Uimi.y  war.  1815  leistete  er  als  Volontär-Lazareth- 
chirurg  bei  den  Reserve-Feldlazarethen,  die  unter  Graefe's  Leitung  standen,  nament- 
lich in  Brüssel  Dienste,  wo  er  nicht  nur  reiche  Erfahrnngen  über  Kriegsverletzungen 
sammelte,  sondern  auch  mit  der  sogen,  ägyptischen  Augenentzündung,  die  unter 
den  verschiedenen  Armeen  furchtbare  Verheerungen  annchtete,  nflhere  Bekannt- 
schaft machte.  Er  besuchte  dann  noch  die  Berliner  Kliniken,  wurde  1816  Assistent 
an  der  GBAEFE'schen  Klinik,  1817  Dr.  med.  mit  der  Diss. :  „De  pupillae  artt- 
ficialia  per  coreoncion  Graefianum  conformatione^  und  gab  darüber  auch  noch 
die  deutsch  geschriebene  Abhandlung :  „Das  Coreoncion,  Ein  Beitrag  zur  künst- 
lichen Pupillenbildung  ^  (1818)  heraus.  1817  wurde  er  mit  der  Habilitations- 
schrift :  „Nunquam  lux  clara  ophthalmiae  neonatorum  causa  est  occasionalis*^ 
Privatdoccnt  an  der  Berliner  Universität  für  das  Fach  der  Chirurgie  und  Augen- 
heilkunde und  machte  1818  eine  wissenschaftliche  Reise  über  Wien,  Landshut, 
München  nach  Italien,  deren  wissenschaftliche  Ergebnisse  er  als  „Ophthalmia- 
trische  und  chirurgische  Bemerkungen"  (Graefe  und  Walthek's  Joum.,  I,  11, 
1820)  veröffentlichte.  Vom  Winter  1818/19  war  er  wieder  in  seinem  Lehrfache 
thätig;  wurde  1825  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  und  1828  mit  der  Leitung  der  neu- 
gegründeten  Klinik  für  Augenheilkunde  im  Charit 6-Kr<ankenhause,  der  er  40  Jahre 
lang  vorgestanden  hat,  betraut.  In  den  nächsten  Jahren  erschienen  von  ihm  zwei 
grössere  Schriften:  „Die  Lehre  von  den  Augenoperationen  u.  s.  w."  (1829)  und 
„Die  Lehre  von  den  Augenkrankheiten  u.  s.  w."  (1832;  2.  Aufl.  1836;  3.  Aufl. 
1842).  Im  Jahre  1834  zum  Prof.  ord.  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  ernannt, 
wurde  er  vom  Könige  von  Belgien  in  eine  zu  Brüssel  tagende  Conunission  von 
Augenärzten  berufen,  deren  Aufgabe  es  war,  nähere  Untersuchungen  anzustellen 
und  Kathschläge  zu  ertheilen  wegen  der  epidemisch  bei  der  belgischen  Armee 
herrschenden  und  in  vielen  Fällen  zur  Erblindung  führenden  Augenentzündung, 
die  über  das  ganze  Lf;nd  sich  weiter  zu  verbreiten  drohte.  Nach  zweimonatlichem 
Aufenthalte  in  Belgien  gab  J.  den  von  ibm  an  den  belgischen  Kriegsminister 
erstatteten  Bericht:  „Memoire  sur  V Ophthalmie  qui  r^gne  dans  Varmie  beige" 
(Brüssel  1834),  auch  deutsch :  „  Ueber  die  Augenkrankheit^  welche  in  der  belgischen 
Armee  herrscht ;  nebst  Bemerkungen  über  die  Augenkrankheiten  am  Bhein, 
über  Augenblennorrhoeen  im  Aligemeinen"  (1834)  heraus.    In  einer  wenige  Jahre 


JÜENOKEN.  —  JIJER6ENSEN.  423 

später  ersohienenen  akademiBehen  Gelegenheitssehrift:  „De  blennorrhoeis  oculi 
humani"  (1837)  behandelte  er  einen  ähnlichen  G^egenstand.  1840,  nach  dem  Tode 
Rvst's,  der  die  chirurgische  Klinik  in  der  Charit^  geleitet  hatte,  erhielt  J.  die 
interimiBtiBche  und  1841  die  definitive  Leitung  derselben,  sowie  der  ganzen  Station 
für  äusserlich  Kranke  in  der  Charit^,  so  dass  er  nunmehr  die  chirurgische  und  die 
Augenklinik  yereinigte  und  das  gesammte  Material  des  Krankenhauses  fttr  klinische 
Zwecke  zu  verwenden  in  der  Lage  war.  In  der  Folge  war  er  einer  der  Ersten,  weiche 
das  erst  kflrziich  erfundene  Betäubungsmittel  bei  Operationen,  das  Chloroform,  auch 
bei  Augen-,  namentlich  Staaroperationen,  anwendete  und  darüber  in  einer  kleinen 
Schrift:  „Ueber  die  Anwendung  des  Chloroforms  bei  Augenopera^ionen^  (1850) 
berichtete.  Nachdem  ihm  1837  der  Charakter  als  Geh.  Medicinalrath  und  1861 
der  als  Geh.  Ober-Medicinalrath  verliehen  worden,  hatte  er  das  Glück,  in  voller 
geistiger  und  körperlicher  Frische  1867  sein  öOjähriges  Doctor-Jnbiläum  zu  begehen. 
1868  legte  er  die  Direction  der  beiden  von  ihm  geleiteten  Kliniken  nieder  und 
konnte  die  wohlverdiente  Ruhe  noch  eine  Anzahl  von  Jahren,  in  denen  er  noch 
mehrfach  schriftstellerisch  thätig  war,  gemessen.  £r  schrieb  in  dieser  Zeit  noch: 
„Wiesbilden  als  Ourort"  (1866)  —  n^^^  Augendiätetik  oder  die  Kunst,  das 
Sehvermögen  zu  erhalten  und  zu  verbessern'^  (1870)  —  »Der  Krieg  und  die 
Mittel,  seine  feindlichen  Folgen  für  Gesundheit  und  Leben  zu  bekämpfen. 
Ein  ^Beitrag  zur  Kriegsheilkunde.  Nebst  Beschreibung  der  Barackenstadt  auf 
dem  Tempelhofer  Felde  bei  Berlin**  (1870)  und  endlich  ein  „Promemoria,  die 
medicinischen  Studien,  medicinischen  Prüfungen  und  die  Stellung  der  Aerzte 
unter  das  neue  Oewerbegesetz  betreffend"  (1872).  Auf  der  Rückreise  von  Pyrmont, 
beschloss  zu  Hannover  am  8.  September  1875  der  Tod  sein  thatenreiches  Leben.  — 
Als  Augenarzt  war  J.  viele  Jahre  hindurch  für  den  Norden  von  Deutschland  die 
berühmteste  Persönlichkeit,  seine  Klinik  war  überfüllt  von  Zuhörern,  die  durch  seine 
klinischen  Vorträge  und  durch  seine  glänzende  Geschicklichkeit  als  Operateur 
angezogen  wurden ;  gleichwohl  darf  nicht  verschwiegen  werden ,  dass  er  für  die 
Augenheilkunde  wenig  Originelles  geleistet  hat.  Als  nun  mit  der  Erfindung  des 
Augenspiegels  (1850j  eine  Revolution  in  jener  eintrat,  wurde  er  von  dem 
neben  ihm  auftauchenden  Sterne  ersten  Ranges,  dem  Sohne  seines  Lehrers  und 
seinem  Schüler,  Albrecht  von  Gbaefe,  vollständig  in  den  Schatten  gestellt.  Auf 
dem  Gebiete  der  Chirurgie  bat  er  kaum  irgend  welche  Spuren  von  einer  durch 
ihn  bewirkten  Förderung  hinterlassen  und  ist  als  Schriftsteller  in  derselben  nur 
sehr  vereinzelt  in  einigen  Aufsätzen  (in  Casper's  Wocheuschrift  und  in  der  Deutschen 
Klinik)  aufgetreten.  Dagegen  wurden  die  Lauterkeit  seines  Charakters,  seine  Liebens- 
würdigkeit im  Umgange,  seine  Humanität  gegen  Kranke  und  Schüler,  seine  über 
alles  Lob  erhabene  Pflichttreue,  sein  echt  collegialischer  Sinn,  sein  unermüdlicher 
Fleiss  und  seine  Gewissenhaftigkeit  allgemein  anerkannt. 

Göschen  in  Deutsche  Klinik.  1867,  pag.  157,  173;  1869,  pag.  295.  —  Ei  gl  er 
in  Berliner  klin.  Wochenschr.  1867,  pag.  210;  1868,  pag.  338;  1875,  pag.  512.  —  E.  Gnrlt 
in  AUgem.  Deutsch.  Biogr.  XIII,  pag.  727.  Gurlt 

*  Jnergensen,  Theodor  von  J.,  wurde  zu  Flensburg  am  11.  April  1840 
geboreu,  studirte  in  Kiel,  Breslau  und  Tübingen  (unter  Panüm,  Heidenhaix,  Lothar 
Meyer,  Bartels)  und  wurde  1863  promovirt.  Von  1864—69  wirkte  er  in  Kiel 
als  Privatdoeent,  demnächst  4  Jahre  als  Extraordinarius  und  Leiter  der  Poliklinik 
und  wurde  1873  nach  Tübingen  als  Prof.  ord.  und  Vorstand  der  Poliklinik  berufen. 
Sehriften:  „Studien  über  die  Behandlung  des  Abdominaltyphus  mittelst  des 
kalten  Wassers"*  (Kiel  1866)  —  „Die  Körperwärme  des  gesunden  Menschen^ 
(1873)  —  „IXe  croupöse  Pneumonie.  Beobachtungen  aus  der  Tübinger  Poli- 
klinik** (1883).  In  Ziemssen's  Handbuch  der  Pathologie  (V)  hat  er  die  ver- 
sehiedenen    Pneumonien,    in    desselben    Herausgebers    Handbuch    der    allgemeinen 

Therapie  die  Antiphlogose,  Blutentziehung,  Transfusion  etc.  bearbeitet. 

Wem  ich. 


1 


424  JÜGLEB.  —  JULIA  DE  FONTENELLE. 

Jugler,  Johann  Heinr  ich  J. ,  geboren  zu  Lüneburg  am  21.  September 
1758,  studirte  seit  1777  in  Leipzig  und  Göttingen  und  später  in  Berlin,  promo- 
virte  1784  in  Bützow  mit  der  Diss. :  f^De  coUyriis  veterum  variisque  eorum 
differenttts^  und  Hess  sieh  als  praktischer  Arzt  in  Boizenburg  nieder.  1788 
wurde  er  Landphysicus  in  Wittingen;  später  verzog  er  in  gleicher  Eigenschaft 
nach  Gifhom,  1795  nach  Lüchow  und  siedelte  endlich  1809  nach  Lüneburg 
über,  wo  er  am  27.  Mai  1812  starb.  Er  ist  Verfasser  folgender  Schriften,  resp. 
Aufsätze  und  Abhandlungen:  „Bibliothecae  ophthalmicae  specimen  primum^ 
(Hamburg  1783)  —  „Opitscula  bina  medico-lüterariai  cUterum  specimen  biblio- 
thecae  ophthalmicae  prtmum,  recensens  auctorea,  qui  tisque  ad  Q.  Sereni  Sammo- 
nici  aetatein  in  medicina  oculari  unquam  claruere  etc.^  (Leipzig  und  Dessau 
178Ö)  —  „Repertortum  über  das  gesammte  Medicinalwesen  in  den  Braun- 
schweig- Lüneburg' sehen  Kurlanden  etc.^  (Hannover  1790)  —  „Kleine  Aufsätze 
medicinischen  Inhalts^  (Stendal  1795)  —  „Wie  können  billige  Preise  der 
Apothekerwaaren,  besonders  der  zubereiteten  Arzneien,  erhalten  und  gesichert 
werden?"  (Concurrenzschrift ,  Stendal  1795)  —  „Nöthiger  Nachtrag  zu  der 
Goncurrenzschrift :  Wie  können  billige  Preise  etc."  (Hannover  1798)  —  „I^ 
es  nothwendig  und  ist  es  möglich,  beide  Theile  der  Heilkunst,  die  Medicin 
und  die  Chirurgie ,  sowohl  in  ihrer  Erlernung  als  Au^bung  toieder  zu  ver- 
einigen etcf"  (Gekrönte  Preisschrift,  Erfurt  1799)  —  „iTTTroxpaTOuc  itspl  vyio:: 
Hippocratis  de  visu  libellus"  (Helmstädt  1792)  —  „  Hepertorium  für  das  Netteste 
aus  der  Staatsarzneivnssenschaft  und  inneren  praktischen  Heilkunde  seit  1801" 
(Braunschweig  1801),  nebst  einigen  Aufsätzen  im  Hannoverschen  Magazin  (1789, 
90,  92,  96,   1806),    der  Monatsschrift  von  und  für  Mecklenburg  (1791)  u.  s.w. 

El  wert,  I,  pag.  263—76.  —  Blanck,  pag.  93.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  374.  — 
Dict.  bist.  III.  pag.  287.  —  Callisen,  X,  pag.  36-HH;  XXIX,  pag.  188.  Pgl. 

Julia  de  Fontenelle,  Jean-S^bastien-Eugöne  J.,  war  am  29.  October 
1790  zu  Narbonne  geboren,  war  anfänglich  Chemiker  und  Apotheker,  wendete 
sich  aber,  auf  Bartbez's  Rath,  der  Medicin  zu,  wurde  in  Montpellier  Doctor  der- 
selben ,  kam  nach  Paris ,  studirte  noch  unter  Fourcroy  und  Berthollet  ,  ging 
1820  auf  eigene  Kosten  nach  Barcelona,  um  die  dortige  Gelbfieber-£pidemie  näher 
kennen  zu  lernen  und  gab  als  Uebersetzung  aus  dem  Spanischen  darüber  eine: 
„Diss.  sur  la  fövre  jaune  d^Am^ique"  (1820)  heraus.  Während  des  Krieges 
mit  Spanien,  1823,  war  er  Chefarzt  des  Haupt-Reconvalescentenhospitals  für  die 
catalonische  Armee.  Nach  seiner  Rückkehr  gründete  er  die  Soci6t6  des  sciences, 
physiques  et  chimiques  und  wurde  deren  Präsident.  Um  1833  erhielt  er  eine 
Mission  nach  Deutschland,  um  sich  über  die  dortigen  Leichenhäuser  zu  unter- 
richten. Von  seinen  sehr  zahlreichen  Schriften ,  abgesehen  von  der  grossen  Menge 
chemischer  Aufsätze,  die  er  verfasst  hat ,  sind  anzuführen :  ;,  Reckerches  historiques, 
chimiques  et  mddicales  sur  Vair  maricageax"  (Paris  1823),  von  der  Acad.  des 
Sciences  de  Lyon  preisgekrönt  —  „Manuel  de  chimie  mddicale"  (Ibid.  1824)  — 
„Manuel  portatif  des  eaux  minerales  les plus  employdes  en  boissons"  (1825j  — 
eine  Uebersetzung  aus  dem  Italienischen :  „Des  effets  de  la  castration  sur  le  corps 
humain^  (1825);  ferner  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Schriften  über  angewandte 
Physik  und  Chemie,  namentlich  in  der  Gewerbe  -  Hygiene ;  ausserdem:  „Hart 
d^embaumerles  cadavres  chez  les  peuples  anciens  et  modernes"  (1835)  —  „Nouveau 
dictionnaire  de  botanique  mSdicale  et  pharmaceutique,  etc."  (2  voll.,  1836),  von 
ihm  zusammen  mit  Barthez  und  einer  Gesellschaft  von  Aerzten  und  Pharmacenten 
herausgegeben  u.  s.  w.  Er  hat  auch  noch  andere  Handbücher  der  Sammlung 
RORET  bearbeitet,  übersetzte  aus  dem  Italienischen:  Lippi,  „ Recher ches  sur  le 
Systeme  lymphattco'chylifh'e"  (1830)  —  J.  B.  Mo  JON,  „Gonjectures  sur  la  nature 
du  miasme  producteur  du  cholSra  asiatique"  —  A.  A.  Goüld,  „Guide  pour 
les  recher  ches  et  ohservations  microscopiques"  (1836),  leitete  zusammen  mit 
1  BORY  DE  Saint-Vincent    die    „Biblioth^que  physico-dconomique" ,    mit  PoüGENS 


JULIA  DE  FONTENELLB.  —  JULroS.  425 

die  Zeitschrift  ^L* Eclectique y  Journal  de  mddectne  hippocratique"  und  das 
„Journal  de  la  SocOtd  des  sciences  physiques,  chimigues  et  arta  agricolea  et 
industrieU^ ,    Er  starb  za  Paris  im  Februar  1842. 

Nouv.  biogr.  g6ii6r.  T.  XXVH,  pag.  168.  —  Callisen,  X,  pag.  42;  XXIX,  pag.  189. 

G. 

Julius,  Nikolaus  Heinrich  (eigentlich  Heymann)  J.,  Arzt  und 
Humanist,  war  am  3.  October  1783  zu  Altena  geboren,  studirte  von  1805  an 
in  Heidelberg  und  Wflrzbnrg  Medicin ,  wurde  daselbst  1809  Doctor  und  trat  zur 
römisch-katholischen  Kirche  über.  Nach  Hamburg  zurückgekehrt,  wurde  er  Districts- 
arzt  der  Öffentlichen  Armenanstalt,  machte  1813 — 15  mit  der  hanseatischen  Legion 
als  Stabs-  und  Brigadearzt  die  Feldzflge  mit,  war  dann  wieder  in  Hamburg  als 
Armenarzt  und  Assistenzarzt  am  Allgemeinen  ELrankenhause  thätig.  Nachdem  er, 
Beinen  literarischen  Neigungen  folgend,  mehrere  Schriften,  darunter  eine  „Biblio- 
theea  germano-glottica^  (1814)  herausgegeben  hatte,  verband  er  sich  mit  O.  H.  Gbbson 
zur  Herausgabe  des:  „Magazin  der  ausländischen  Literatur  der  gesammten 
Beilkunde  und  Arbeiten  des  ärztlichen  Vereins  in  Hamburg'^  (Jahrg.  1821  bis 
1835),  einer  weit  verbreiteten  Zeitschrift,  die  zahlreiche  eigene  Aufsätze  von  J. 
enthält,  darunter  namentlich :  „Nachrichten  vom  gelben  Fieber"  (1821;  6.  Fort- 
setzung 1831)  —  „Ueber sieht  der  arzneilichen  Ergebnisse  der  vorzüglichsten 
Hamburgischen  Kranken-  und  Versorgungshäuser;  u,  s.  w.*^  (1821,  23,  26,  29) 
—  Mittheilungen  über  die  morgenländische  Brechruhr*'  (1822 — 31)  und  viele 
andere,  wichtige  medicinische  Vorgänge  im  Auslande  betreffende  Mittheilungen. 
Ausserdem  fallen  an  besonderen  Schriften  in  jene  Zeit:  „Kurzer  Unterricht  von 
df-r  Hundswuth"  (Hamburg  1821)  — „An  essay  on  the  public  carefor  thesick 
OS  produced  by  christianism**  (Ebenda  1825,  4.)  —  „Beiträge  zur  ältesten 
Geschichte  der  Hamburgischen  Medidnalverfassung  u.  s,  w,"  (Ebenda  1826)  — 
und  Gko.  Cheyne's  „Der  Weg  zur  Gesundheit;  nach  dem  Englischen  frei 
bearbeitet**  (Leipzig  1823).  Nachdem  er  eine  mehrjährige  Reise  durch  die  meisten 
enropäischen  Länder  gemacht  hatte,  um  deren  Gefängnisse  mit  ihren  üebelständen 
und  Vorzügen  kennen  zu  lernen,  trat  er  mit  der  folgenden  Schrift:  n^ie  weib- 
liche Fürsarge  für  Gefangene  und  Kranke  ihres  Geschlechts  ;  aus  den  Schriften 
der  Elizabeth  Fry  und  Anderen**  (Berlin  1827)  als  eine  der  ersten  Autori- 
täten auf  dem  Gebiete  der  Gefängnisskunde  hervor,  hielt  über  letztere  in  Berlin 
1827  eine  Reihe  von  Vorträgen,  die  in  erweiterter  Form  als:  „Vorlesungen 
über  die  Gefängnisskunde,  oder  über  die  Verbesserung  der  Gefängnisse  und 
sittliche  Besserung  der  Gefangenen  u,  s,  w,**  (Berlin  1828,  m.  38  Beilagen  und 
4  Steindr. ;  franz.  üebers.  von  H.  Lagarmitte,  2  voll.,  Paris  1831)  erschienen 
und  den  damaligen  Kronprinzen,  welcher  ihnen  beigewohnt  hatte,  nach  seiner 
Thronbesteigung  als  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  veranlassten,  ihn  zur 
Reform  der  Gefängnisse  nach  Berlin  zu  berufen. '  Der  Schwerpunkt  seiner  Thätig- 
keit  lag ,  nach  der  Herausgabe  seiner  Vorlesungen ,  nach  denen  bald  auch  die : 
^Jahrbücher  der  Straf-  und  Besserungs- Anstalten,  Erziehungshäuser  u.  s  w,** 
(10  Bde.,  Berlin  1829 — 33)  erschienen,  auf  diesen  Gebieten  ;  es  folgte  eine  Ueber- 
setzung  von  G.  v.  Beaümont  and  A.  v.  Tocqüeville:  „Amerikas  Besserungs- 
System  und  dessen  Anwendung  auf  Europa**  (Ebenda  1833 ,  m.  4  Karten), 
aber  auch  wieder  ein  medicinisches  Werk,  zusammen  mit  G.  Eichhorn  (in  New 
Orleans)  herausgegeben :  „Da^  gelbe  Fieber,  beurtheilt  und  behandelt  nach  einer 
neuen  Ansicht  vom  Wesen  der  Fieber  im  Allgemeinen**  (Ebenda  1833,  m. 
2  Taff.).  Im  Jahre  1834  unternahm  er  eine  längere  Studienreise  durch  Nord- 
Amerika,  um  die  dortigen  sittlichen  Zustände,  das  Unterrichts-  und  Grefängniss- 
wesen  kennen  zu  lernen.  Er  kehrte  von  da  1836  zurück  und  veröffentlichte  über 
die  von  ihm  gemachten  Erfahrungen:  „Die  amerikanischen  Besserungs- Systeme, 
erörtert  in  einem  Sendschreiben  an  Hrn.  W,  Grawford,  General- Inspector 
der  grossbritannischen  Gefängnisse**  (Leipzig  1837 ;  holländ.  üebers.  Amsterdam 
1837;  franz.  üebers.  von  Victor  Fouchee,  Rennes  1837)  und:  „Nordamerikas 


426  JULIUS.  —  JUNG. 

sittliche  ZiLstände.     Nctch  eigenen  Änachcmungen   in  den  Jahren  1834  y  1835 
und  1836^    (2  Bde.,    Leipzig  1839).     1840   fand,    wie    schon   erwähnt,    seine 
Berufong   nach  Berlin   statt;    indessen    wnrden   seine  Erwartungen    allmftlig  sehr 
herabgestimmt,  da  die  Ausführimg  seiner  Vorschläge  in  den  verschiedenen  MinisterieQ 
grossen  Schwierigkeiten  begegnete ;  wohl  aber  fanden  seine  in  dieser  Zeit  erschienenen 
Schriften   die    verdiente   Anerkennung,    namentlich   die   von   ihm   zusammen  mit 
F&i£DB.  NOELLNEB  Und  Georg  Vabbbnt&app  herausgegebenen  „Jahrbücher  der 
Gefängnisskunde  und  Besserungsanstalten*'  (6  Bde.,  Frankfurt  a.  M.,  Darmstadt 
1842 — 45).     Er   verfasste   femer:    „Schleswig-Holsteins  künftiges  Strafsystentj 
u  s,  w.**  (Altena  1840)  —  „Beiträge  zur  britischen  Irrenheilkunde,  aus  eigenen 
Anschauungen  im  Jahre  1841^  (Berlin  1844 ,  m.  2  Taff.)    und  versah  die  von 
A.  V.  Treskow  Hbersetzte  Schrift  des  Kronprinzen  Oscar  von  Schweden:  „IJeher 
Strafe  und  Strafanstalten'^  (Leipzig  1841)  mit  einer  Einleitung  und  Anmerkungen. 
1849  wurde  er  aus  der  Zahl  der  Angestellten  des  königlichen  Cabinets,  lediglich 
mit  dankender  Anerkennung  seiner  bisherigen  Wirksamkeit,  entlassen  und  kehrte 
nach  Hamburg  zurü^,  wo  er  die  letzten  13  Jahre  seines  Lebens  zubrachte,  fort- 
während eifrigst  mit  schriftstellerischen  Arbeiten  beschäftigt  und  vielfach  von  Nah 
und  Fem  in  Oeföngniss-  und  Hospitalbau-Angelegenheiten  consultirt.     Es  föllt  in 
diese  Zeit  namentlich  seine  Uebersetzung  von  des  Amerikaners  George  Ticki^ob 
„Geschichte  der  schönen  Literatur  in  Spanien"  (2  Bde.,  Leipzig  1852,  53)  und 
eine    Schrift:    „Zeugnisse   deutscher   Irrenärzte   für   die  Nothwendigkeit    einer 
besonderen  Irrenanstalt  und  gegen  einen  Anbau  an  das  Allgemeine  Kranken- 
haus in  Hamburg,  gesammelt'*  (Hamburg  1855).  Am  Abend  seines  Lebens  (1850) 
sah  er  sich  gcnöthigt,  da  im  Laufe  desselben  sein  früher  nicht  unbeträchtliches,  ihm 
weniger  zum  Genuss,  als  zum  Wohlthun  dienendes  Vermögen  zusaromengeschraobEeii 
war,  seine  äusserst  werthvolle  und  umfassende,  in  40  Jahren  in  Europa  und  Amerika 
zusammengebrachte  Bibliothek    zu    versteigern.     Dennoch    blieb    er    thätig    und 
arbeitsfroh   bis    an  sein  am  20.  August  1862    erfolgtes  Lebensende,    nachdem  er 
testamentarisch  eine  Reihe  von  Wohlthätigkeitsanstalten  im  Hamburg  mit  Legaten 
bedacht  hatte.   —  Der  in  ganz  Europa  und  Nord-Amerika  bekannte  und  berühmte 
Mann  war,  wie  ein  Nachruf  von  ihm  sagt :  „einer  der  edelsten,  reinsten,  uneigen- 
nützigsten, aufopferndsten  Charaktere  .  .  .  dabei  aber  voll  unendlicher  Milde  gegen 
alle  und  jede  Personen,    gegen   jeden   ihm  nicht   geradezu  verwerflich  dttnkenden 
Standpunkte^,    dagegen    haben:    „Mangel   an   kritischer  Schärfe,    an    praktischem 
Yerständniss   der  Verhältnisse,    unbedingtes  Vertrauen  in  den  Einzelneu,  .  .  .  ihm 
in  seiner  friedfertigen  aufopfernden  Lebensbahn  manche  schwere  Prüfung,  manche 
schmerzliche  Täuschung  verursacht,    auch  vielfach  den  Erfolg  abgeschnitten   oder 
doch  sehr  vermindert." 

Hans  Schröder,  III,  pag.  513.  —  Alberti,  I,  pag.  426.  —  Beneke  in 
AUgem.  Deutsch.  Biographie.  XIV,  pa'g.  686.   —    Callisen,  X,  pag.  5:^;   XXIX,  pag.  190. 

G. 

Jung  (Junge,  Jüngiüs),  Joachim  J. ,  gelehrter  Arzt,  Philosoph  und 
Mathematiker  des  17.  Jahrhunderts,  war  am  21.  October  1587  in  Lübeck  geboren, 
bezog  um  1606  die  Universität  zu  Rostock  zum  Studium  der  Mathematik  und 
ging  später  nach  Giessen,  wo  er  den  Lehrstuhl  der  Mathematik  erhielt.  1614 
gab  er  diese  Stellung  auf,  ging  nach  Augsburg  zum  Studium  der  Medicin  und 
promovirte  1618  in  Padua  zum  Dr.  med.  Nach  Rostock  zurückgekehrt,  erlangte 
er  hier  1624  die  Professur  für  Mathematik,  ging  aber,  nachdem  er  ganz  vorüber- 
gehend Professor  der  Medicin  in  Helrastädt  gewesen  war  und  eine  Zeit  lang  als 
Arzt  in  Braunschweig  prakticirt  hatte,  1629  als  Rector  des  Johanneums  und 
Gymnasiums  nach  Hamburg,  wo  er  am  23.  September  1657  starb.  J.  war  ein 
sehr  bedeutender  Mathematiker  und  Naturforscher,  der  von  Leibniz  in  Bezug 
auf  wissenschaftliche  Bedeutung  dem  Cupernicüs  ,  Galilei  ,  Kepler  u.  A.  als 
ebenbürtig  zur  Seite  gestellt  wird,  üebrigens  war  J.  einer  der  wichtigsten  Ver- 
treter des   durch  Locke  begründeten  Sensualismus.     Er  schrieb:    „Doxoloscopiae 


JUNG.  —  JONG-STILLING.  427 

fky8ic€te  minores,  aeu  iaagoge  physica  doxoloscopica*^  (Hamburg  1662)  —  „laagoge 
phytoscopica**  (Ibid.  1678),  beide  Sohriften  sind  später  u.  d.  T. :  „Opuscma 
botanico'physica"',  von  J.  S.  Albrkcht  herausgegeben  worden  (Coburg  1747)  — 
„Hütoria  vermium^  (Hamburg  1692)  und  viele  andere  Abhandlungen  mathe- 
matischen und  astronomischen  Inhalts.  Bemerkt  muss  noch  werden,  dass  J.  der 
eigentliche  Schöpfer  der  wissenschaftlichen  Botanik  ist.  Er  fasste  zuerst  den 
Gedanken  einer  besonderen  Classification  der  Pflanzen  nach  den  Unterschieden, 
die  sie  in  ihren  verschiedenen  Theilen  darbieten,  einen  Gedanken ,  der  bekanntlich 
später  durch  LiNN^  zur  Ausftthrung  gekommen  ist. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  375.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1211.  —  Ha  es  er,  Gesch.  d. 
Med.  II,  pag.  238.  —  Bob.  Av6-Lallement,  Allgem.  Wiener  med.  Ztg.  1877,  Nr.  2,  3,  4. 

Pgl. 

Jung,  Karl  Oustav  J. ,  zu  Basel,  war  1793  in  Mannheim  geboren, 
wurde  1816  in  Heidelberg  mit  der:  „Düs,  inaug,  sistens  evoluttonem  corporis 
humani"  Doctor  und  1822  Professor  der  Anatomie  in  Basel.  Er  schrieb.  „Am- 
madversiones  quaedam  de  ossibus  generatim  et  in  specie  de  ossibus  rapho- 
geminantibusy  quae  vtdgo  ossa  suturarum  dicuntur*^  (Basel,  4.,  c.  4  tabb.)  — 
„  lieber  das  Verkältniss  der  Anatomie  zu  der  medicinischen  Wissenschafty  und 
über  die  Leistungen  der  Anatomen  an  der  Baseler  Hochschule"  (Rectoratsrede, 
Basel  3829)  —  „Ueber  die  seitliche  Erhabenheit  in  dem  Lateral- Ventrikel  des 
menschlichen  Gehirnes"  (Ebenda  1844,  m.  1  Taf.)  —  „lieber  das  Oew'olbe 
in  dem  menschlichen  Oehime"  (Ebenda  1845,  4. ,  m.  3  Taff.).  Er  starb  am 
11.  Juni  1864. 

Callisen,  X,  pag.  68;  XXIX.  pag.   192.  —  Engelmann,  pag    2S8  G. 

Jung  -  Stilling ,  Johann  Heinrich  J. ,  der  bekannte,  durch  seine 
wechselnden  Lebensscbicksale  höchst  merkwürdige  Schriftsteller  und  Augenarzt, 
interessirt  hier  nur  in  letzterer  Eigenschaft.  Geboren  am  12.  September  1740 
im  Dorfe  Grund  (Fürstenthum  Nassau-Siegen),  erlernte  er  das  Schneiderhandwerk 
und  beschäftigte  sich  nebenher  viel  mit  dem  Studium  mystischer  Schriften,  war 
später  Hauslehrer,  bereitete  sich  dann  zum  Studium  der  Medicin  vor  und  wurde 
in  dieser  Absicht  von  dem  Pastor  M  o  i  i  t  o  r  in  Attendorn,  der  sich  empirisch  viel 
mit  Augenheilkunde  beschäftigte,  ihn  mit  seinen  Heilmitteln  und  Methoden  bekannt 
machte  und  ihm  seine  Arcana  schenkte,  bestärkt.  J.  bezog  1770  die  Universität 
zu  Strassburg  zum  Studium  der  Medicin,  wurde  hier  mit  Goetub,  Herder  und 
anderen  hervorragenden  Männern  der  damaligen  Zeit  bekannt  und  befreundet. 
Nachdem  er  Dr.  med.  geworden,  liess  er  sich  bereits  1772  in  Elberfeld  als  Arzt 
nieder,  widmete  sich  hier  Jahre  lang  speciell  der  Behandlung  von  Augenkranken 
und  erlangte  sehr  bald,  namentlich  durch  seine  technische  Gewandtheit  im  opera- 
tiven Theile  der  Ophthalmiatrie,  einen  berechtigten,  über  die  Grenzen  seines  engeren 
Wirkungskreises  hinaus  verbreiteten  Ruf,  so  dass  er  als  Augenarzt  bis  nach  Süd- 
dentschland  und  selbst  nach  der  Schweiz  hin  zu  Consultationen  berufen  wurde. 
Hauptsächlich  beschäftigte  er  sich  mit  der  Extraction  der  Cataract,  in  der  er 
besondere  üebung  erlangte  und  über  die  er  beachtenswerthe  Arbeiten  veröffentlichte, 
so:  „  Günstige  Erfolge  mit  dem  DavieV sehen  Verfahren  der  Cataract- Egctraction^ 
Sendschreiben  an  ßerm  Hellmann  in  Magdeburg  u.  s,  w."  (Prankfurt  a.  M. 
1775),  in  der  er  das  von  seinem  Lehrer  Lobstein  in  Strassburg  erfundene  Staar- 
messer  gegen  Hellmann  in  Schutz  nimmt,  und:  „Methode  den  grauen  Staar 
auszuziehen  und  zu  heilen"  (Marburg  1791),  worin  er  über  die  von  ihm  mit 
der  Estractionsmethode  erzielten,  äusserst  günstigen  Resultate  berichtet.  J.  hat 
das  Verdienst,  die  Ausbreitung  der  Extractionsmetbode  zu  einer  Zeit,  wo  sie  noch 
keineswegs  allgemein  anerkannt  war,  gefördert  und  ihre  Bedeutung  klargelegt 
zu  haben.  Die  weiteren  Schicksale  J.'s  nach  seiner  Elberfelder  Thätigkeit  als 
Arzt  interessiren  hier  weniger.  Bekanntlich  wandte  sich  J. ,  nachdem  er  der 
ärztlichen  Praxis  vollständig  entsagt  hatte,  dem  Verwaltungsfache  zu,  wurde  1787 
zum  Professor  der  Cameralwissenschaften  in  Marburg  ernannt,    später  in  gleicher 


428  JUNG-STILLING.  -  JÜNGMANN. 

Eigenschaft  nach  Heidelberg  berufen  und  ging  zuletzt  als    vortragender  Rath  nach 
Karlsruhe ,  wo  er  am  2.  April  1817  starb. 

Allgem. Deatecho Biogr.  XIV,  pag.  697.  — Brockhaus,  13.  Aufl,  IX,  pag.  922.— 
Hirsch,  Geschichte  der  Augenheilkunde,  pag.  327,  348.  Maenus   PaeeJ 

*  Junge^  Eduard  J.,  Director  der  Petrowskischen  Akademie  für  Forst-  und 
Landwirthschaft  bei  Moskau,  ist  geboren  zu  Riga  am  12.  November  1832,  studirte 
auf  der  Universität  zu  Moskau,  bildete  sich  weiter  aus  vorzüglich  in  Deutschland  unter 
Leitung  von  Helmholtz,  Virchow,  H.  Müller;  für  Ophthalmologie  war  er  ein 
Schüler  A.  v.  6raefe*s.  Zum  Arzt  1856,  zum  Doctor  1859  creirt,  war  er  von  1860 
bis  1882  Prof.  ord.  für  Ophthalmologie,  Consultant  der  Ober-Militär-Medicinalbehörde 
und  Mitglied  des  Militär-Medicinalcomitös  in  St.  Petersburg.  Schriften,  deutsch: 
„Zur  Histologie  der  Olaskäute^  —  „Die  getigerte  Netzhaut"  —  ^Argyrose 
der  Conjunctivae  —  „Ueber  Netzhautverengerung  bei  Oirrhose" ;  russisch: 
„Das  mechanische  Centrum  des  Auges^'  —  ,)Maassregeln  gegen  bei  den  Truppen 
herrschende  Conjunctivitis  und  Trachom"  u.  A.  1859  legte  er  dem  Cultusminister 
Kowalewsky  einen  Bericht  vor,  in  welchem  er  für  die  Ophthalmologie  das 
akademische  Bürgerrecht  beanspruchte  und  in  Folge  davon  wurde  derselben  die 
beanspruchte  Stellung  im  Lehrplane  eingeräumt.  Im  Verlaufe  von  ungefähr  einem 
Decennium  wirkte  er  darauf  hin,  einem  jeden  Militärkreise  Russlands  einen  Kreis- 
Ophthalmologen  zu  geben.  Dank  der  aufgeklärten  Energie  der  Ober-Militär-Medicinal- 
behörde sind  solche  Stellungen  creirt  und  besetzt  worden.  1882  erbat  er  seinen 
Abschied  von  sämmtlichen  amtlichen  Stellungen  und  übernahm  1883 ,  auf  Antrag 
des  Domänen-Ministers  Ostrowsky,  die  Reorganisation  und  Leitung  der  oben 
genannten  Akademie  als  Director  derselben  und  wurde  1884  durch  kaiserliches 
Decret  dem  Rathe  des  Domänen-Ministers  beigegeben.  B,^^. 

Junghuhn,  Franz  Wilhelm  J.,  am  29.  October  1809  zu  Manafeld 
als  Sohn  eines  Barbiers  geboren ,  gehört  im  engeren  Sinne  nicht  zu  den  hervor- 
ragendsten Aerzten,  doch  hat  er  sich  um  die  Wissenschaft  im  Allgemeinen  so 
grosse  Verdienste  erworben,  dass  sein  Name  hier  nicht  fehlen  darf.  Nach  einem 
ausserordentlich  bewegen  Leben  (Barbier,  Student,  Schauspieler,  Selbstmörder, 
Militär-Chirurg,  zu  zehnjähriger  Festungshaft  Verurtheilter ,  Wahnsinn-Simulant, 
Flüchtling,  Zimmermaler,  Homöopath,  Chirurg  bei  der  Fremdenlegion  in  Algier) 
wurde  er  im  December  1 834  in  Utrecht  zum  Militärarzt  ernannt  und  einer  wissen- 
schaftlichen Expedition  nach  Java  beigegeben.  1836 — 40  bereiste  er  die  Insel  Java 
und  machte  geologische  und  botanische  Untersuchungen,  1840 — 42  Sumatra, 
1842 — 48  den  noch  nicht  besuchten  Theil  Java^s.  Nach  Europa  zurückgekehrt, 
zog  er  1852  wieder  nach  Java  und  arbeitete  da  an  der  Geographie  Java^s  und 
seit  1858  auch  an  den  durch  den  verdienstlichen  FIasskarl  angelegten  Cinchona- 
pflanzungen,  bis  er  am  21.  April  1864  auf  seinem  Landsitze  zu  Rembang  an 
einem  tückischen  Klimafieber  starb.  Das  Hauptwerk  des  „Humboldt's  Java's", 
wie  man  J.  nannte :  „Java,  deszelfs  gedaante^  bekleeding  en  inwendige  structuur** 
(Amsterdam  1849 — 51;  deutsch  von  Hasskarl,  Leipzig  1852 — 54)  ist  eine  der 
vollendetsten  und  grossartigsten  geographischen  Monographien,  wie  die  Literatur 
deren  nur  wenige  aufweist. 

F.  Ratzel  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XIV,  pag.  712.  C.  E.  Daniälp. 

Jungmann,  Anton  Johann  Ritter  von  J.,  zu  Prag,  war  zu  Hudlitz  bei 
Beraun  in  Böhmen  am  19.  Mai  1775  geboren,  widmete  sich  von  1800  an  in 
Prag  dem  Studium  der  Medicin,  deren  Doctor  er  1803  wurde.  Er  war  1805  und 
1806  Assistent  an  der  medicinischen  Klinik,  wurde  1808  mit  der  Supplinmg  der 
erledigten  Professur  der  Geburtshilfe  beauftragt,  und  erhielt  dieselbe  1811  definitiv  mit 
der  Verbindlichkeit,  Vorträge  aus  der  theoretischen  und  praktischen  Geburtshilfe  in 
deutscher  und  böhmischer  Sprache  zu  halten.  Später  wurde  er  zum  Historiographen 
der  medicinischen  Facultät    der  Prager  Hochschule    ernannt.    Bis  1823  musste  er 


r 


JÜNGMANN,  ^  JÜNKEB.  429 

die  Prager  Gebftrklinik  ohne  Assistenten  versehen  und  bis  zum  Jahre  1849  waren 
in  derselben  unter  seiner  Aufsicht  über  50.000  Geburten,  darunter  sehr  schwierige, 
Torgekommen.  Er  stiftete,  mit  nicht  unerheblichen  Zuschüssen  aus  eigenen  Mitteln, 
anf  der  geburtshilflichen  Klinik  eine  eigene  Bibliothek  und  hielt  dieselbe  auf  der 
Hohe  der  Wissenschaft.  Bereits  als  Student  der  Medicin  hatte  er  (1804)  ein 
Lehrbuch  für  Hebeammen  in  böhmischer  Sprache  geschrieben,  das  1842  in  4.  Auf-* 
läge  erschien.  In  letzterer  Sprache  schrieb  er  femer  zwei  thierärztliche  Schriften 
(1826)  und  gab  eine  Uebersetzung  von  Paulitzky's  „Hausarzt^  (2.  Aufl.  1850) 
heraus.  Deutsch  erschien  von  ihm:  „Lehrhuch  der  Oeburtshilfe**  (2  Thle.,  Prag 
1812)  —  „Lehrbuch  der  Gehurtahüfe  für  Hebeammen*^  (Ebenda  1824)  — 
„Das  Technische  der  Geburtshilfe,  zum  Gebrauche  bei  Vorlesungen  über 
Operationen"  (Ebenda  1824).  Ausserdem  verfasste  er  mehrere  Abhandlungen  über 
Anthropologie,  Thierheilkunde  und  verwandte  Gegenstände,  betrieb  auch  Sprach- 
studien (Sanscrit ,  Czechisch)  und  schrieb  als  Uistoriograph  der  Facultät  eine 
Geschichte  ihrer  Institute  (Oesterr.  med.  Jahrbb.,  Bd.  XXII).  1841  hatte  er  den 
kaiserl.  Rathstitel  erhalten;  1850  wurde  er  auf  sein  Ansuchen  in  den  Ruhestand 
versetzt  und  in  den  erbländischen  Ritterstand  erhoben.  Er  starb  zu  Prag  am 
10.  April  1854. 

v.  Wurzbach,  X,  pag.  316.  —  Callisen,  X,  pag.  74;  XXIX,  pag.  194.       G. 

Junius,  HadrianusJ.,  eigentlich  Adriaan  de  Jonge,  wurde  am  1.  Juli 
1511  in  Hoom  geboren,  ging  nach  Löwen,  um  Medicin  und  Philosophie  zu  studiren 
und  zog  zwei  Jahre  später  auf  Reisen  durch  Deutschland  und  Italien,  um  1540 
in  Bologna  zum  Dr.  med.  zu  promoviren.  Nachdem  er  darauf  nach  Paris 
gegangen,  um  unter  Febnblius  zu  studiren,  siedelte  er  1542  nach  London  über 
und  wurde  Leibarzt  des  Herzogs  von  Norfolk,  jedoch  hauptsächlich  mit  der 
Absicht,  dessen  Sohne  eine  wissenschaftliche  Bildung  zu  geben.  Sechs  Jahre  blieb 
er  da  wirksam,  darnach  reiste  er  zwischen  Holland  und  England  hin  und  her  und 
etablirte  sich  1551  in  seinem  Geburtsorte,  wo  er  jedoch  nur  kurze  Zeit  blieb, 
um  darnach  wieder  in  London  und  zum  Schlüsse  in  Haarlem  zu  prakticiren. 
Auch  dies  gefiel  ihm  nicht  und  so  nahm  er  1562  den  Vorschlag  des  Königs  von 
Dänemark ,  den  Unterricht  des  Kronprinzen  zu  übernehmen ,  an ,  jedoch  kehrte 
er  schon  im  folgenden  Jahre  nach  Haarlem  zurück,  wo  er  zum  Stadtarzte  und  zum 
Rector  der  lateinischen  Schule  ernannt  wurde,  während  im  folgenden  Jahre  (1564) 
die  „Staten  van  Holland^'  (Provinzial-Regierung)  ihn  zum  Historiker  ernannten. 
Als  im  Jahre  1573,  bei  der  Belagerung  seines  Wohnortes  durch  die  Spanier,  sein 
ganzer  Bücherschatz  verbrannt  war,  während  er  selbst  zur  Behandlung  des  Prinzen 
Willem  I.  sich  in  Delft  befand,  kehrte  er  nicht  nach  Haarlem  zurück,  doch  wurde 
er  1574  Stadtarzt  zu  Middelburg,  wo  er  am  16.  Juni  1575  starb.  J.  soll  ein 
sehr  hervorragender  Gelehrter  gewesen  sein,  wie  nicht  allein  aus  dem  Urtheile 
vieler  grosser  Männer,  wie  Lipsius  u.  A.,  hervorgeht  (man  nannte  ihn  „Das  Licht 
Hollands,  die  Zierde  seines  Jahrhunderts^'),  sondern  noch  mehr  aus  der  grossen 
Zahl  seiner  Schriften  erhellt,  von  denen  wir  hier  nur  die  wenigen  medicinischen 
erwähnen:  „Cassii  latrosophistae  medicae  quaestiones"  (Paris  1541)  —  „Com- 
mentarius  de  coma"  (Basel  1556;  Rotterdam  1708;  holländisch:  „Ouden  trouwen 
raad  legen  het  lang  hair*^ ,  Middelburg)  —  „Phallus  ex  fungorum  gener e" 
(Delft  1564;  Leyden  1601),  während  die  anderen  literarischen  und  historischen 
sich  bei  van  deb  Aa  aufgezählt  finden. 

vanderAa.  C.  E.  Daniels. 

Junker  (Juncker),  Johannes  J.,  zu  Halle  a.  S.,  war  am  23.  September 
1679  in  Lehndorff  bei  Giessen  in  ärmlichen  Verhältnissen  geboren,  widmete  sich 
seit  1697  in  Halle  dem  Studium  der  Theologie  und  Philologie  und  wurde  darauf 
als  Lehrer  am  königl.  Pädagogium  in  Halle  angestellt.  Doch  gab  er  diesen  Beruf, 
beeinflnsst  durch  die  Ausbreitung  der  STAHL'schen  Lehren,  auf,  begann  1707  das 
Studium  der  Medicin  in  Erfurt,  und  nachdem  er  nebenher,  zur  Bestreitung  seiner 


430  JUNKER. 

Existenz,  verscbiedene  Stellungen  als  Hanslehrer  bekleidet  hatte,  kehrte  er  1716 
wieder  nach  Halle  zurück,  wurde  hier  1717  Dr.  med.,  erhielt  dann  die  Stelle  als  Ant 
am  Waisenhause  in  Halle,  bis  er  1730  auch  zum  ord.  Professor  der  Medidn  ander 
dortigen  Facultät  ernannt  wurde.  In  dieser  Eigenschaft  erwarb  er  sich  das  grosse 
Verdienst,  zuerst  den  klinischen  Unterricht  in  Halle  eingeführt  zu  haben,  wobei 
ihm  seine  Stellung  als  Arzt  am  Waisenhause  sehr  zu  Statten  kam.  Nach  langer, 
ausserordentlich  eifriger  Thätigkeit  als  Lehrer  der  medicinischen  Klinik  starb  J. 
am  21.  October  1759.  Er  war  einer  derjenigen  Apostel  Stahl's,  die  am  meisten 
durch  ihre.  Schriften  zur  Verbreitung  seiner  Lehren  beigetragen  haben.  In  der 
That  enthalten  J.'s  Schriften,  die  zum  gr()sseren  Theile  aus  nach  Hunderten 
zählenden  Dissertationen,  Programmen  und  akademischen  Oelegenheitsreden  bestehen, 
wenig  originelle  Gedanken,  vielmehr  lediglich  Bearbeitungen  der  STAHL'schen 
Theorien  in  der  Medicin  und  Chemie.  Am  bemerkenswerthesten  sind  seine  tabellariseh 
angeordneten  Compendien  über  fast  alle  Zweige  der  Medicin :  „  Üonspectus  fJierapiae 
specialis  tabulis  GXXXVIII  omnes  primarios  morbos  methodo  Stahliana  trae- 
tandos  exhtbens"  (Halle  1707;  1724;  1750,  4.)  —  „Conspectus  medicinae 
iheoreticO'practicae  tabulis  GXVI  omnes  primarios  morbos  ....  exhibens^  (Ebenda 
1718;  1724;  1734;  1750,  4.)  —  „Conspectus  chirurgiae  tarn  medicae  methodo 
Stahliana  conscriptae,  quam  instrumentalis  recentissimorum  auctorum  ductu 
collectaey  etc."  (Ebenda  1721 ;  3  731;  deutsch  Ebenda  1722;  1744)  —  „Conspectus 
formularum  medicorum,  exhibens  tabulas  XVI"  (Ebenda  1723;  1730;  1739; 
1753,  4.)  —  „  Conspectus  therapiae  generalis  cum  notis  in  materiam  medicam  etc/ 
(Ebenda  1725;  1736)  —  „Conspectus  chemiae  tkeoreticae  practicae  in  forma 
tabularum  repraesentcUus  etc.*^  (Halle  1730 — 1754,  Tom.  I — UI;  deutsch  von 
Lange,  Ebenda  1749—1753,  3  voll.;  französ.  Paris  1757,  6  voll.)  —  „Conspectus 
physiologiae  medicae  et  hygieines ,  in  forma  tabularum  repraesentatus  etc,*^ 
(Halle  1735)  —  „Conspectus  pathologiae  ad  dogmata  Stahliana  praecipue 
adornatae  etc."  (Ebenda  1735). 

Boerner,  I,  pag.  704,  926;  II,  pag.  452,  711;  III,  pag.  405,  699.  -  Baldinger, 
l>ag.  83.  —  Ersch  und  Grube r.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  379  —  384.  —  Dict.  hist.  III, 
pag.  288— 293.  —  Hirsch  in  Allgemein.  Deutech.  Biogr.  XIV,  pag.  692.  Pgj. 

Junker,  Johann  Christian  Wilhelm  J.,  zu  Halle  am  30.  Juni  1761 
geboren,  studirte  seit  1777  in  seiner  Vaterstadt  und  seit  1782  in  GOttingen. 
Nachdem  er  1783  in  Halle  mit  der  Diss.  tfDe  causis  aegritudinum  therapeutids 
iique  superstruendo  aegritudinum  systemate"  Dr.  med.  geworden,  nahm  er  einen 
längeren  Aufenthalt  in  Berlin,  machte  hier  noch  einen  anatomischen  Cursus  durch 
und  ging  1788  als  Prof.  e.  o.  der  Medicin  nach  Halle,  wurde  1791  Prof.  ord. 
daselbst  und  las  über  Pathologie  und  Therapie  und  Volksarzneikunde.  Da  er  es  sieh 
zur  Lebensaufgabe  gemacht  hatte,  auf  die  Ausrottung  der  Pocken  hinzuwirken  und 
diese  Aufgabe  alle  seine  Kräfte  in  Einspruch  nahm,  so  entsagte  er  1794  der  ärzt- 
lichen Praxis  ganz  und  widmete  sich  ausschliesslich  fast  dem  genannten  Zwecke. 
Er  gab  ein  eigenes  Journal  heraus:  „Archiv  für  Aerzte  und  Seelsorger  wider 
die  Pockennoth"  (Leipzig  1796  ff.);  ferner  schrieb  er;  „Gemeinnützige  Vorschläge 
und  Nachrichten  übei^  das  Verhalten  der  Menschen  in  Rücksicht  der  Pochen- 
krankheit  u,  s.  w."  (Halle  1792;  1795;*  1796).  Mit  Freuden  acceptirte  er  die  von 
Jenner  um  1800  publicirte  Entdeckung  und  war  unter  den  Ersten,  die  von  ihr 
Gebrauch  machten.  Doch  wurden  seine  Bestrebangen  von  einigen  persönlichen 
Gegnern  auf  egoistische  Motive  zurückgeführt.  Gram  über  diese  Anfeindungen, 
sowie  anstrengende  Arbeit  verkürzten  sein  Leben;  er  starb  bereits  am  27.  December 
1  öOO  auf  einer  Besuchsreise  nach  Magdeburg.  Von  seinen  übrigen  Schriften  sind 
noch  anzuführen:  „Grundsätze  der  Volksarzneikunde  u.  s.  w?."  (Halle  1787)  — 
„  Versuch  einer  allgemeinen  Heilkunde  zum  Gehrauch  akademischer  Vor- 
lesungen u.  s,  w.^  (2  Thle.,  Ebenda  1788 — 1791)  —  „Conspectus  rerum,  quae 
in  pathologia  medicinali  pertractantur  etc,"  (2  Thle.,  Ebenda  1789 — 1790)  — 
„Diss,    qua   hemicraniam   sie    dictam    veram   nova  examini  subjecit"  (Ebenda 


JUNKBR.  —  JÜEIN.  431 

1791,  4.)   —  „Ettoas  über   die  Weinbergakrankheü  des  verstorbenen  Doctors 
Bahr  dt  u.  s.w.*'  (1792)  u.  s.  w. 

Sehlichtegroll,  Jahrg.  11,  Bd. U,  pag.  254—77.  —  Ersch  und  Gräber,  Sect.2, 
XXIX,  pag.  133  fc.  —  Biogr.  mid.  V,  pag.  384,  —  Dict.  hiat.  HI,  pag.  296.  pgi. 

'''Janod,  Yictor-Thöodore  J.,  za  Paris,  ist  zu  Bonvillars  im  Waadt- 
lande  am  5.  August  1809  geboren,  wurde  1833  in  Paris  Doctor  mit  der  These: 
„Observations  cliniques  sur  le  traitement  de  quelques  maladtes  chtrurgicales^ , 
Er  beschäftigte  sich  mit  den  Wirkungen  der  comprimirten  und  verdünnten  Luft 
auf  den  Körper  in  der  Abhandlung :  „Recherches  physiologiques  et  thdrapeutiques 
sur  les  effets  de  la  compression  et  de  la  rarSfaciion  de  Fair,  tant  sur  le 
Corps  que  sur  les  membres  isolis"  (Rerue  m6dicale,  1834)  und  hat  sich  einen 
Namen  gemacht  durch  die  als  „Hftmospasie^  bekannte  Anwendung  der  Luftver- 
dflnnung  mittelst  Riesen-SchrOpfköpfen,  wofür  er  1836  einen  MONTHYON-Preis  und 
1870  den  grossen  Preis  für  Medioin  und  Chirurgie  erhielt.  Unter  seinen  zahl- 
reichen PubUcationen  ttber  diese  Methode  sind  anzuführen:  „Mithode  h^mosptxstque" 
(1843)  —  „De  Fh^mospasie,  Beoueil  de  mSmaires  sur  les  effets  thdrapeutiques 
de  cette  mSthode^  (1850)  —  „OonsidSrcUions^  und  „Nouvelles  conMärattons 
sur  les  effets  thSrapeutiques  de  Vhimospasie*^  (1868)  —  „TraüS  thdorique  et 
prettique  de  rhdmospasie^  (1875).  Er  schrieb  ausserdem:  „MSm.  sur  la  salu- 
brite  relative  des  diff^rents  quartiere  dans  les  villes^  (1855),  erhielt  auch  Seitens 
der  Regierung  Missionen,  nach  der  Haute-Mame  (1854),  zur  Bekämpfung  der 
Cholera,  und  nach  Algerien  (1858),  um  die  Wirkung  der  Hämospasie  bei  den 
dortigen  epidemischen  Krankheiten  zu  erproben.  Es  ist  ihm  auch  die  Entdeckung 
und  Einführung  der  ^^chambres  k  air  comprim6^  zu  danken. 

Sachaile,  pag.  384.  —  Yapereaii,  5.  6dit.,  II,  pag.  1014.  —  Olaeser,  pag.  369. 

Bad. 

*  Jurasz,  Anton  J.,  geboren  in  Splawie  bei  Posen  am  24.  November  1847, 
studirte  in  Greifswaid  und  Würzburg  und  promovirte  in  Oreifswald  mit  der 
Dies. :  ;,  Untersuchunyen  über  die  Eimoirkung  der  Galle  und  der  Gallensäüren 
auf  die  Blutkörperchen,^  1872  wurde  er  Uinischer  Assistent  in  Heidelberg  und 
widmete  sich  hauptsächlich  den  Krankheiten  des  Kehlkopfes,  sowie  der  Nasen- 
und  Rachenhöhle,  1877  wurde  er  Docent,  1881  Prof.  e.  o.  in  Heidelberg.  Von 
seinen  Arbeiten  sind  zu  erwähnen:  „Da^  systolische  Hirngeräusch  der  Kinder" 
(Heidelberg  1877).  —  „Laryngoskopia  i  choroby  krtani"  (Elrakau  1878).  — 
Ausserdem  zahlreiche  kleinere  Aufsätze  in  deutschen  und  polnischen  Fachblättem, 
meistens  Kehlkopfaffectionen  betreffend,   z.  B. :    „lieber  die  Sensibilitätsneurosen 

des  Backens   und  des  Kehlkopfes**  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vortr. ,  Nr.  195). 

K.  &  P. 
Jurin,  James  J. ,  zu  London,  geboren  1684,  erhielt  seine  erste  Aus- 
bildung auf  dem  Trinity  College  in  Cambridge,  wo  er  1711  Fellow  geworden  war. 
Später  prakticirte  er  als  Arzt  in  London,  wo  er  zugleich  am  Guy's  Hospital 
angestellt  und  Fellow,  Secretär  und  später  Präsident  der  Royal  Society  war.  Seine 
Abhandlungen,  in  denen  er  hauptsächlich  die  Mathematik  auf  die  Physiologie  anzu- 
wenden versucht,  und  die  u.  d.  T. :  „Physico-mathematical  dissertations  1732" 
gesammelt  erschienen,  sind  seit  1718  meistens  in  den  Philosophical  Transact.  zuerst 
veröffentlicht  worden.  Mehrere  derselben,  besooders  diejenigen,  die  von  der  Kraft  des 
Herzens  handeln,  führten  zu  einer  Polemik  mit  Keill,  Senac,  Michblotti  u.  A. 
1738  veröffentlichte  J.  noch  als  Anhang  zu  Smith's  „System  of  optic"  die  Ab- 
handlung „An  essay  upon  distinct  and  indistinct  vision,  worin  er  die  Aoeommo- 
dation  des  Auges  bespricht.  Auf  seine  Veranlassung  veranstaltete  die  Royal  Society 
umfangreichere  meteorologische  Beobachtungen;  ferner  hat  er  das  Verdienst,  dass 
er  sich  für  die  Inoculation  der  Pocken  lebhaft  interessirte  und  derselben  auf  alle 
Weise  Eingang  zu  verschaffen  suchte.  Er  hat  über  diesen  Gegenstand  von  1723 
bis  1727  drei  Schriften  veröffentlicht. 

Ersch  und  G  r  u  b  e  r ,  Sect.  2,  XXIX,  pag.  443.  —  Nouv.  biogr.  gen.  XXVII,  pag.  211.  — 
Biogr.  iii6d.  V,  pag.  384.  Pgl^ 


432  JUEINE.  —  JUSSIEÜ. 

Jnrine,  Louis  J.,  zu  Genf,  daselbst  am  6.  Februar  1751  geboren^ 
studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  in  Paris  und  begann  1773  in  Genf  die  medicinische 
und  chirurgische  Praxis.  Er  beschäftigte  sich  dabei  mit  schwierigen  physikalischen 
Problemen  und  gewann  den  von  der  Pariser  Soci6t6  royale  de  m6d.  ausgesetzten 
Preis  für  Lösung  der  folgenden  Aufgabe:  „Memoire  sur  cette  question:  dSter- 
miner  quels  avantages  la  mddecine  peut  retirer  des  ddcouvertes  modernes  aur 
Vart  de  connaitre  la  jpuretS  de  Vair  par  les  diff^renU  eudiom^es*'  (Mem.  de 
la  Soc.  roy.  de  m6d,,  1798),  worin  er  besonders  die  Veränderungen  näher  darle^, 
welche  die  Luft  während  des  Respirationsactes  sowohl  beim  Kranken,  wie  bei  Gresunden 
erleidet.  Ausserdem  trieb  J.  fleissig  Naturgeschichte,  besonders  Entomologie  und 
Ornithologie.  Von  der  Mad.  de  Stael  während  ihrer  Krankheit  nach  Paris  zu 
einer  Oonsultation  citirt,  hielt  er  sich  hier  eine  Zeit  lang  auf,  kehrte  aber  wieder 
nach  Genf  zurück  und  starb  bald  nachher  am  24.  October  1819.  Von  seinen 
Schriften  sind  noch  zu  nennen:  „M4m.  sur  VallaitemerU  artißciel"  (Genf  lfc07)  — 
„Nouvelle  mSthode  de  classer  les  hymdnopth'es  et  les  dipthres^  (Paris  1807)  — 
„M4m,  sur  le  Croup,  qui  a  partagi  le  prix  extraordinaire  de  12.000  free,, 
fondS  par  le  gouvemement  impirial^  (Genf  1810)  —  „M4m,  sur  V angine 
de  poürtne*^  (Ebenda  1815,  ebenfalls  eine  Preisschrift,  die  von  der  Soc.  de  med. 
in  Paris  gekrönt  wurde).  Ausserdem  hatte  er  noch  mehrere  Aufsätze  und  Abhand- 
lungen für  das  Journal  des  mines,  die  Bibliothöque  universelle  de  Genöve  und  die 
M6m.  de  la  Soci6t6  d'histoire  naturelle  dieser  Stadt  verfasst. 

Ersch  und  Gruber,  Sect.  2.  XXIX.  pag.  444.  —  Biogr.  med.  V,  pag.  385-3^7. 

Jussieu,  Familie  berühmter  Botaniker  aus  Lyon.  —  AntoinedeJ., 
wurde  am  6.  Juli  1686  zu  Lyon  geboren.  Eine  von  frühester  Jugend  an  bei  ihm 
tief  ausgesprochene  Neigung  zur  Botanik  veranlasste  ihn,  sich  dem  Studium  der 
Medicin  zu  widmen,  welches  er  1704  in  Montpellier  begann  und  1707  mit  seiner 
Promotion  beendete.  Er  prakticirte  zunächst  in  Trevaux,  ging  aber  schon  1708 
nach  Paris,  um  dort  Toüen£FORT  kennen  zu  lernen,  welcher  kurz  nach  J.'s  Ankunft 
starb.  Er  wurde  zu  Toübnefoet's  Nachfolger  als  Professor  am  botanischen  Garten 
ernannt  und  bald  darauf^  1712,  zum  Mitgliede  der  Akademie  gewählt.  1716  machte 
er  eine  grössere  botanische  Reise  durch  Süd- Frankreich ,  Spanien  und  Portugal. 
J.  war  ein  eifriger  Anhänger  des  botanischen  Systems  Tournefoet's  ,  welches 
er  weiter  ausbildete  und  nach  welchem  er  auch  den  botanischen  Garten  ordnete. 
Daneben  hatte  er  eine  ausgedehnte  medicinische  Praxis.  Er  starb  am  22.  April 
1758.  Ausser  zahlreichen  botanischen  Schriften  in  den  M6m.  de  TAcad.  des  sc. 
veröffentlichte  er:  ^^ Discours  sur  le  progr^s  de  la  botanique  au  jardin  royd 
de  Paris"  (Paris  1718,  4.)  und  gab  Toornefort's  „Institutiones  rei  herbariae'' 
in  zweiter  Ausgabe  (Paris  1719)  mit  einem  Appendix  heraus.  Nach  seinem  Tode 
erschien  noch:  „Traiti  des  vertus  des  plantes.  Ouvrage  posthume  de  M,  Ant 
de  Jus sieu  Mit4  et  augnientS  par  Oandoger  deFoigny"  (Nancy  1771). 

Bernard  de  Jussieu,  Bruder  von  Antoine,  am  17.  August  1699 
zu  Lyon  geboren,  wurde  von  seinem  Bruder  bald  nach  dessen  Anstellung  nach 
Paris  gezogen,  wo  er  seine  Vorstudien  beendete  und  seinen  Bruder  auf  der 
Reise  durch  Spanien  und  Portugal  begleitete.  Zurückgekehrt,  gingBernard  nach 
Montpellier  und  wurde  1720  Dr.  med.  Er  versuchte  nun  zu  prakticiren,  musste 
dies  jedoch  wegen  sich  einstellender  Herzbeklemmungen  aufgeben  und  wandte  sich 
wieder  nach  Paris,  wo  er  1726  die  Stelle  eines  Unterlehrers  am  botanischen 
Garten  erhielt,  welchen  er  zu  hoher  Blüthe  brachte.  B  e  r  n  a  r  d  ist  der  eigentliche 
Begründer  des  natürlichen  Pflanzensystems,  obwohl  er  nichts  darüber  publieirte 
und  erst  sein  Neffe  Antoine-Laurent  erweiterte  des  Onkels  Ideen  zu  einem 
fertigen  Systeme,  doch  legte  Bernard  1758  schon  den  Garten  von  Trianon 
nach  diesem  System  an.  Er  starb  am  6.  November  1776.  Ausser  einer  zweiten 
Ausgabe    von  Toürnefort's  „Histoire  des  plantes ,    qui  naissent  aux  envirofis 


JUSSIEÜ.  —  JÜSSY.  433 

de  Paris**    (Paris  1725)   und    „QtmeHio  medica,    an   eampar   antmantium   et 
vegetantium  perspiratio*'  (Ebenda  1777),  hat  Bernard  fast  nichts  veröffentlicht. 

Joseph  de  Jussieu,  Bruder  von  Antoine  und  Bernard,  wurde 
am  3.  September  1704  zu  Lyon  geboren,  studirte  Medicin  und  Botanik,  wandte 
sieh  aber  nach  yollendetem  Studium  der  Mathematik  zu.  1735  begleitete  er  als 
Botaniker  die  unter  La  Condamine  nach  Peru  zur  Gradmessung  ausgesandte 
Expedition,  blieb  aber  nach  deren  Abreise  allein  m  Amerika  zurück,  welches  er 
botanisch  erforschte  und  wo  er  während  36  Jahren  als  Arzt  und  Ingenieur  thätig 
war.  1771  kehrte  er  geisteskrank  nach  Paris  zurück  und  starb  dort  am  11.  April  1779. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  387-90.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXVU,  pag.  274—78.    V. 

Antoine-Laurent  de  Jussieu,  Neffe  des  Vorigen,  wurde  am 
12.  April  1748  zu  Lyon  geboren,  studirte  in  Paris  Medicin  und  promovirte  1772 
auf  Omnd  der  These:  „Oeconomiam  animalem  inter  et  vegetcdem  analogiaf" 
Seit  1770  war  er  Professor  der  Botanik  am  botanischen  Garten.  Durch  den  Ver- 
kehr mit  seinem  Onkel  Bernard,  welcher  seine  Erziehuug  geleitet  hatte,  hatte 
er  dessen  Ideen  über  ein  natürliches  Pflanzensystem  kennen  gelernt;  es  war  die 
Arbeit  seines  Lebens,  diese  Ideen  weiter  zu  verfolgen  und  zu  einer  praktischen 
und  brauchbaren  Classification  des  Pflanzenreiches  auszuarbeiten.  Seit  seiner  Mit- 
gliedschaft in  der  Akademie  der  Wissenschaften  setzte  er  in  zahlreichen,  in  den 
Mömoires  de  TAcad.  erschienenen  Monographien  die  Prineipien  für  die  Bildung 
natürlicher  Pflanzenfamilien  auseinander,  zuerst  1773  in  einem  Memoire  sur  les 
Reuoncules  und  ordnete  den  botanischen  Garten  1773 — 74  nach  diesem  neuen 
Pflanzensystem  um,  aber  erst  1789  erschien  sein  Hauptwerk:  „Genera  plantarum 
secundum  ordines  naturales  disposita,  juxta  methodum  in  horto  regio  Parisiensi 
exaratam  anno  1774**  (Paris  1789;  wieder  abgedruckt  von  P.  üsteri,  Zürich 
1791).  Bis  zu  seinem  Tode  war  er  bemüht,  durch  eingehende  Untersuchungen 
und  Beobachtungen  das  neue  Pflanzensystem  zu  verbessern  und  zu  befestigen,  doch 
erschien  von  der  von  ihm  geplanten  2.  Auflage  seiner  Genera  erst  nach  seinem 
Tode  nur:  „Introductio  in  historiam  plantarum,  Introductionis  olim  generihus 
plantarum  praemissae  editio  altera  posthuma  aucta  et  maxima  parte  nova* 
(edit.  Adrien  DE  Jussieu,  Paris  1838).  Von  1777 — 1785  war  Antoine-Laurent 
Director  des  botanischen  Gartens,  während  der  Revolution  1790 — 92  Leiter  der 
Pariser  Hospitäler;  1808  wurde  er  unter  Napoleon  Titularrath  an  der  kaiserl. 
Universität;  unter  Ludwig  XVIII.  Professor  der  Arzneimittellehre  in  der  medi- 
cinisehen  Facultät  und  Professor  der  Botanik  am  naturwissenschaftlichen  Museum, 
dessen  Mitbegründer  und  eifriger  Beförderer  er  war.   Er  starb  am  1.  Sept.  1836. 

A.  Fee,  Les  Jnssien  et  la  methode  naturelle.  Strasbourg  1837.  —  Flourens, 
Elofe  bist  Mem.  de  l'Acad.  des  sc.  Paris  1838,  XVII,  pag.  1—60.  —  Biogr.  m^d.  V,  pag.  388.  — 
Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXVII,  pag.  277  ff.  V. 

Adrien  de  Jussieu,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  am  23.  December  1797 
zu  Paris  geboren,  studirte  Medicin  und  erhielt  auf  Grund  der  These:  „De  Eaphor- 
biaceamm  generibus  medicinisque  earundem  viribus  tentamen"  (Paris  1824)  den 
Doctorgrad.  1826  wurde  er  Professor  der  ökonomischen  Botanik  am  naturwissen- 
schaftlichen Museum  und  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften.  Durch  eine 
grosse  Reihe  vortreflflicher  botanischer  Untersuchungen  zeigte  er  sich  als  ein 
würdiges  Mitglied  seiner  botanischen  Familie.  Sein  „Gours  Slementaire  de  botanique** 
(Paris  1843;  10.  Aufl.  1879)  wurde  in  fast  alle  europäischen  Sprachen  tibersetzt 
(deutsch  von  Schmidt-Gobel  und  Pfund,  Prag  1844;  von  Kiessling,  Stuttgart 
1845).    Er  starb  am  29.  Juni  1853. 

Nouv.  biogr.  g6ii6r.  XXVII,  pag.  282  f.  —  Decaisne  in  Bull,  de  la  Soc.  bot  I, 
pag.  386  f.  V. 

Jussy,  Jacques-Philippe  J.,  zu  Besan^on,  war  daselbst  1716  geboren, 
studirte  in  Paris  und  übte  in  seiner  Vaterstadt  die  Praxis  aus.  Er  war  einer  der 
Ersten,    der   sich   des   neuerfundenen   Fr^re  CoME'schen   Lithotoms    bediente    und 

Biogr.  Lexikon,  TIT.  28 


434  JÜSSY.  —  JÜVET. 

gerieth  darttber  mit  Yacher,  Chlrargien-major  der  dortigen  Militär- Hospitäler,  in 
eine  literarische,  im  „Mereure^^  (1754j  aosgefochtene  Fehde.  Einige  Jahre  später 
wnrde  er  erster  Chirurg  des  Statthalters  des  Königs  in  Besan^on  und  darauf  auch 
Professor  am  dortigen  College  de  Chirurgie.  Ausser  einigen  kleinen  Schrifiten  finden 
sich  von  ihm  mehrere  bedeutendere  Arbeiten  im  Journ.  de  m6d.:  „Sur  Fouverture 
d^une  artere  gudrie  aana  Itgature*^  (T.  XLII,  1772)  —  »Sur  les  plaies  phii- 
trantes  du  bas-ventre"  (T.  XIjVIII,  1777).  Er  starb  am  1.  April  1798. 

Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXVII,  pag.  286.  G. 

*Just,  Otto  J.,  zu  Zittau  in  Sachsen,  geboren  daselbst  am  7.  September 
1836,  studirte  in  Leipzig  und  Wien  und  promovirte  1859  an  ersterem  Orte.  Seit 
1860  wirkt  er  als  Augenarzt  und  Leiter  einer  Privataugenklinik  in  Zittau.  Er 
veröffentlichte  eine  Reihe  grösstentheils  casuistisoher  Mittheilungen  in  verschiedenen 
augenärztlichen  Zeitschriften.  Horstmann. 

Justamond,  Jean  Obadias  J.,  zu  London,  Surgeon  eines  Cavallerie- 
Regimentes  und  des  Wcstminster  Hosp. ,  Fellow  der  Royal  Society,  starb  in 
vorgerücktem  Alter  am  27.  März  1786.  Er  hat  sich  besonders  als  Uebersetzer 
französischer  Werke  in's  Englische  verdient  gemacht.  Selbständig  verfasste  er 
(anonym):  „Remarks  on  Douglas^  treatise  on  the  hydrocele^  (London  1758) 
und  „Ä  defence  of  the  remarks  on  M,  Douglas*  treatise  on  the  hydrocde'^ 
(Ebenda  1758);  femer:  ffÄn  account  of  the  methods  purstied  in  the  treatment 
of  cancerous  and  scirrhous  disorders  and  other  indurations*'  (Ebenda  1788), 
worin  er  den  Arsenik  als  eine  Panacee  gegen  den  Krebs  empfiehlt.  Nach  seinem 
Tode  erschien  das  nicht  unbedeutende  Werk:  „Surgical  tracts  by  the  late 
J.  0.  J ustamond  collected  etc.  by  W,  Houlston*'  (London  1789;  deutsch 
von  Michaelis,  Leipzig  1791),  eine  gute  Geschichte  der  Chirurgie;  femer  eine 
Abhandlung  über  Entzündung  und  Abscesse,  sowie  die  bereits  erwähnte  über  den 
Krebs  enthaltend. 

Ersch  und  Gruber,  Sect.  2,  XXX,  pag.  12.  —   Dict.  hist.  Ill,  pag.  297. 

Justi,  Heinrich  Ernst  J. ,  zu  Annaburg ,  war  zu  Rottleberode  in  der 
Grafschaft  Stolberg  am  4.  Januar  1759  geboren,  studirte  von  1779  an  in  G^ttingen 
und  Jena,  wo  er  1782  Dr.  med.  wurde  mit  der  Diss. :  „De  hydrope  tunieae 
vaginalis  testiculi  eique  medendi  viis  variis^  (4.),  Er  war  darauf  1^  g  Jahre  in 
Pegau  und  kam  1784  als  Physicns  nach  Hubertusburg  und  von  da  in  demselben 
Jahre  als  Arzt  an  das  Soldatetiknaben-Erziehungs-Institut  nach  Annaburg  und  wurde 
Physicus  der  Aemter  Annaburg  und  Seyda.  Von  seinen  Aufsätzen  em-ähnen  wir 
aus  Baldinger's  Neuem  Magazin  für  Aerzte:  „Etwas  über  die  Krätze;  als  Be- 
stätigung und  Beitrag  zu  Wichmann's  Aetiologie  derselben,^  (Bd.  X,  XI, 
1788,  89)  —  ^  Krankheitgeschichte  und  Leichenöffnung  eines  plötzlich  ver- 
storbenen Knaben^  (Bd.  X)  —  „Kleine  Auf  Sätze  und  Beobachtungen*'  (Bd.  XU); 
ferner  aus  Starkes  Archiv  für  die  Geburtshilfe:  „Etwas  über  die  sehr  noth- 
wendige  Verbesserung  des  Hebammenwesens  in  Saxihsen,  nebst  einigen  dahin 
gehörigen  Beobachtungen"*  (1787)  —  „Bemerkungen  über  die  BliUßüsse  aus 
der  Gebärmutter  und  den  Nutzen  der  Cassia  lignea  dagegen*'  (1791)  — 
„Einige  Beobachiungeu  aus  der  praktischen  Geburtshilfe*'  (1791).  Er  wurde 
später  königl.  sächsischer  Hofrath  und  starb  am  4.  März  1821. 

E 1  w  e  r  t ,  pag.  276.  —  Mensel,  X,  pag.  46 ;  XXIII,  pag.  67.  G. 

Juvet,  Hugues-AlexisJ.,  geboren  1 7 14  zu  Chaumont  in  der  Champagne, 
war  erst  Militärarzt,  später  durch  Vermittlung  seines  Schwiegervaters  Jean 
B  e  a  u  d  r  y,  General-Intendanten  der  Mineralquellen,  Badearzt  in  Bourbonne-lee-Bains, 
woselbst  er  am  8.  Januar  1789  starb.  Seine  Schriften  sind  betitelt:  „Dissert, 
contenant  de  nouvelles  observations  sur  la  fih>re  quarte  et  Veau  thermale  de 
Bourbonne,  en  Champagne**  (Chaumont  1750)  —  „Mdm,  sur  les  eaux  mtnerales 


JÜ7ET.  —  JÜVILLE.  436 

dans  lequel  on  s'attache  h  prouver  contre  Vopinion  opposde  que  leurs  vertus 
ne  risident  pas  dans  Uur  volatil"  (Paris  1757)  —  „RSflexions  sur  les  causes 
de  Vintemphie  de  Vair  rSgnant  sur  le  climat  de  la  France*^  (Ebenda  1757). 
Die  ihm  flÄlscblich  ziigescbriebene  Abhandlung :  „Essai  sur  la  gangrbne  interne*' 
(Paris  1763)  rührt  von  einem  anderen  Juvet  her,  der  Arzt  in  Chanmont  war  nnd 
noch  „De  thermis  Borhoniensibus  apud  Campanos  etc,"  (Chaumont  1774) 
geschrieben  hat. 

Ersch  und  Grnber,  Sect.  2,  XXX,  pag.  247.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  391.  —  Dict. 
hist.  m,  pag.  297.  p    j 

JuYÜle,  Jean  J.,  Pariser  Wundarzt  oder  eigentlich  vielmehr  nur  Bandagist, 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhundert,  wenigstens  nennt  er  sich  selbst  in 
seiner  Hauptschrift  nur  Chirurgien  hemiaire.  J.  hat  sich  besonders  um  die  Ver- 
vollkommnung der  Bruchbänder  wesentliche  Verdienste  erworben.  Die  von  ihm  im 
Jahre  1773  der  Pariser  Akademie  vorgelegten  drei  verschiedenen  Arten  Bruch- 
händer,  für  den  einfachen ,  den  doppelten  Leisten-  und  den  Nabelbruch ,  wurden 
von  dieser  Körperschaft  für  zweckmässig  befunden.  1777  beschrieb  er  im  Journ. 
de  m^d.  ein  Reservoir  fflr  den  künstlichen  After  in  der  Leistengegend,  1783  einen 
Mutterkranz  aus  Gummi  elasticum.  Ausserdem  veröffentlichte  er  die  heute  noch 
lesenswerthe  Schrift:  „Traiti  des  bandages  hemiaires ,  dans  lequel  on  trouve 
indApendamment  des  bandages  ordinaires ,  des  machines  propres  ä  rdmidier 
aux  chütes  de  la  matrice  et  du  rectum,  h  servir  de  r^cipient  dans  les  cos 
dCanus  artificiel,  d'incontinence  d^urine  etc.*'  (Paris  1786,  mit  14  Abbild.),  sowie 
die  weniger  bedeutende  Schrift:  „Tratte  des  maladles  et  des  opiraJtions  de  la 
houche*'  (Ebenda  1788). 

Ersch  und  Grober,  Sect.  2,  XXX,  pag.  243.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  298. 

Pgl. 


28 


K. 


Eaau-Boerliaave,  Hermann  E.,  berühmter  Arzt,  wurde  am  27.  September 
1705  als  Sohn  des  praktischen  Arztes  Dr.  Jakob  Kaan  und  dessen  Ehegattin 
Margarethe,  geborene  Boerhaave,  einer  Schwester  des  bekannten  Leydener 
Professors  Boerhaave  ,  im  Haag  geboren.  Während  seiner  Studienzeit  in  Leyden 
wurde  er  von  seinem  berühmten  Onkel  zu  dessen  Erben  eingesetzt  und  nahm 
dessen  Namen  an.  1729  wurde  er  in  Leyden  zum  Doctor  der  Medicin  promovirt 
(„Dias,  inaug.  de  argento  vivo")  und  erhielt  1740  eine  Berufung  als  Hofmedicus 
nach  St.  Petersburg.  Nachdem  er  1742  in  Moskau  eingetroffen  war,  wurde  er 
1744  zum  wirklichen  Staatsrath  ernannt.  Da  er  ohne  Nachkommen  war,  so 
übertrug  er  den  Namen  Boerhaave  auf  seinen  damals  noch  im  Haag  befind- 
lichen jüngeren  Bruder  Abraham  K.  1748  wurde  er  zum  ersten  Leibarzt  der 
Kaiserin  Elisabeth  und  zum  Director  der  medicinischen  Kanzlei  erhoben  und 
starb  am  7.  (18.)  October  1753  plötzlich  in  Moskau  während  einer  zuHlIligen 
Anwesenheit  des  Hofes  daselbst.  Hermann  B.  war  kein  Schriftsteller,  aber  ein 
ausgezeichneter  Praktiker,  hochgeschätzt,  geliebt  und  verehrt.  Der  Bericht  der 
St.  Petersburger  Akademie  nennt  ihn  „omnibus  amicus,  nomini  incisus".  Bein 
Brustthee  (Spec.  pectorale  B.)  und  sein  Brustzucker  (Sacch.  B.)  sind  noch  heute 
in  den  Apotheken  Russlands  bekannt. 

Nov.  Comment.  Ac.  Sc.  Imp.  Petrop.,   Tom.  IV  ad  1752  et  1753.     Petropol.  1758, 

pag.  38 — 44.  —  Richter*s  Geschichte  der  Medicin,  Bd.  III,  pag   424—427.    ▼    g*-    ^ 

Lt.  o  1 1  e  (1  a. 

Eaau-Boerhaave ,  Abraham,  berühmter  Arzt,  Mitglied  der  Akademie 
der  Wissenschaften  in  St.  Petersburg,  war  ah  jüngerer  Bruder  des  Vorigen  am 
5.  Januar  1715  im  Haag  geboren.  Er  studirte  Medicin  in  Leyden  von  1733  ab,  unter 
seines  Oheims  Boerhaave  Leitung,  verlor  im  Jahre  1736  plötzlich  das  Gehör. 
Trotz  seiner  Taubheit  hielt  er  1737  einen  so  glänzenden  Vortrag:  „De  gaudns 
alchemütarum" ,  dass  die  Universität  ihm  zu  Ehren  eine  goldene  Medaille  prägen 
Hess.  Nach  Beendigung  seiner  Studien  wurde  B.  1738  zum  Doctor  der  Medicin 
promovirt.  {„Diaa,  inaug,  de  scirrho")  und  prakticirte  im  Haag.  Die  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Petersburg  ernannte  ihn  1744  zu  ihrem  auswärtigen  Mit- 
gliede.  Nachdem  er  auf  Anrathen  seines  Bruders  1746  nach  Petersburg  gekommea 
und  an  dem  Admiralitätshospitale,  speciell  als  Professor  der  theoretischen  und 
praktischen  Medicin  und  Pharmacie,  angestellt  worden  war,  wurde  er  1747  an 
Stelle  Weitbrecht's  zum  Mitgliede  der  Akademie  der  Wissenschaften  für  Anatomie 
und  Physiologie  gewählt.  Trotz  seiner  Taubheit  prakticirte  B.  sehr  eifrig,  wobei 
er  sich  eines  Gehilfen,  des  Dr.  Maült,  bediente.  Er  starb  am  14.  Juli  1758  und 
mit  ihm  erlosch  der  Name  Boerhaave.  Er  schrieb  seine  Werke  in  vortreff- 
lichem Latein.     Ausser  der  genannten  Rede  ist  vor  Allem  zu  nennen :  „Perspiratio 


KAAÜ-BOEBHAAVE.  —  KAEMPF.  487 

dicta  Hippocratia^  (Leyden  1738),  worin  er  von  der  unmerklichen  Wasserver- 
dnnstung  durch  die  Haut  berichtet,  und  femer:  „Impetum  fadena  dictum 
Htppocratü  per  corpus  conserUtens  phüologice  et  physiologice  tllustratum,  obser- 
vattonibus  et  experimentis  paasim  firmatum"  (Ebenda  1745),  worin  er  die  Theorie 
fleines  Oheims  vom  ivopacSv,  einer  zwischen  Qeist  und  Körper  in  der  Mitte  stehenden 
Substanz,  weiter  ausführte  und  den  unterschied  zwischen  Muskel-  und  Nervenkraft 
genau  bestimmte.  Ausserdem  beschrieb  er  einige  Monstra  und  einige  Muskel- 
Varietäten.     Ein  Yerze'chniss  seiner  Schriften  findet  sich  bei  Richter. 

Novi  Commentarii  Acad.  Petropol.  Tom.  lY  ad  annam  1752  et  1753,  Petropol. 
1758,  pag.  38—44.  —  Richter,  Gesch.  d. Med.,  III,  pag.  428— 436.  — Tschistowitsch, 
Gesch.  der  ältesten  med.  Schulen  in  Rassland.  1883,  pag.  CX.  j^    Stieda. 

Eaczkowski,  Karl  K.,  geboren  in  Warschau  1797,  studirte  seit  1815 
in  Wilna  Medicin  und  wurde  daselbst  1821  promovirt  (Diss. :  „De  plicae  polonicae 
in  varias  praeter  pilos,  corporis  humani  partes  vi  et  effectu").  In  Erzemieniec, 
wo  er  sich  niederliess,  erwarb  er  sich  schnell  den  Ruf  eines  tüchtigen  Praktikers, 
seit  1823  lehrte  er  im  dortigen  Lyceum  Hygiene,  1829  wurde  ihm  in  Warschau 
der  Lehrstuhl  der  Therapie  anvertraut ;  während  des  polnischen  Insurrectionskrleges 
1830 — 31  war  er  Generalstabsarzt  der  polnischen  Armee,  1832  Hess  er  sich  in 
Lemberg  nieder,  doch  schon  1835  zog  er  nach  Wolhynien ,  wo  er  hintereinander 
in  Wlodzimierz  wolynski,  Lubar  und  seinem  Gute  Puliny  prakticirte,  1842  zog 
er  nach  Zytomierz,  wo  er  eine  sehr  thätige  ärztliche  Gesellschaft  gründete ;  auch  als 
Oorator  des  dortigen  Gymnasiums  hat  er  sich  um  die  Jugend  sehr  verdient  gemacht. 
1860  siedelte  er  nach  Odessa  über,  von  wo  er  als  politisch  verdächtig  1863  nach 
dem  Gouvernement  Woronei  verbannt  wurde;  er  starb  in  Cherson  am  14.  October 
1867.  Seine  Hauptschriften  sind:  „Lekcye  hygieny^  (Vorlesungen  über  Hygiene, 
Warschau  1826,  2  Bde.;  dieselben  Lemberg  1836)  —  „Dziennik  podrözy  do 
Krymu  odbytej  w  r.  1825^  (Tagebuch  einer  Reise  nach  der  Krim,  Warschau 
1829,  4  Bde.).  Seine  sehr  interessanten  Memoiren  sind  von  T.  0.  Orzechowski 
1876  in  2  Bänden  in  Lemberg  herausgegeben  worden.  E   &  P 

Eadelbach,  ChristianFriedrich  K.,  geboren  in  Görlitz  am  6.  Juni 
1733,  studirte  seit  1753  in  Leipzig,  besonders  unter  Ludwig.  Er  promovirte 
1754  und  wurde  1767  Prof.  e.  o.  der  Botanik.  Zugleich  war  er  eine  Zeit  lang 
Armenarzt  und  Assessor  der  medicinischen  Facultät.  Doch  musste  er  letztere 
Stellung  wegen  bedeutender  Ausdehnung  seiner  Praxis  später  aufgeben.  Er  starb 
am  8.  März  1797.  K.  ist  bemerkenswerth  als  langjähriger  Redacteur  der  zu 
Leipzig  herausgegebenen:  „Commentarii  de  rebus  in  scientia  naturali  et  medi- 
cina  gestis^,  für  die  er  die  Abtheilnng :  „Nova  physico-medica^  bearbeitete  und 
Auszüge  aus  der  neuesten  Literatur  lieferte. 

Otto,  Bd.  II,  pag.  248;  Suppl.,  pag.  195.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  392.  —  Dict. 
Wst.  m,  pag.  300.  Pgl. 

Eaempf,  Johann  E. ,  bekannt  durch  seine  Empfehlung  der  „Visceral- 
klystiere",  war  als  Sohn  eines  Arztes  Johann  Philipp  K.  in  Zweibrücken  am 
14.  Mai  1726  geboren.  Er  studirte  in  Basel  und  promovirte  daselbst  1753  mit 
der:  „Diss.  de  infarctu  vasorum  ventriculi",  einer  Schrift,  in  der  bereits  die 
ersten  Andentungen  über  die  in  einer  späteren  Abhandlung  ausführlicher  darge- 
legten Grundsätze,  betreifend  die  eigenthümliche  Behandlung  der  Unterleibskrank- 
heiten,  sich  finden.  Bald  nach  seiner  Promotion  wurde  er  als  Leibarzt  an  den  Hof 
de«  Landgi'afen  von  Hessen-Homburg  berufen,  erhielt  1770  einen  Ruf  in  gleicher 
Eigenschaft  und  als  Badearzt  von  Ems  an  den  Hof  des  Prinzen  von  Oranien- 
Nassau,  wurde  1778  Leibarzt  des  Fürsten  von  Hessen- Nassau ,  gab  aber  1787 
diese  Stellung  auf  und  zog  sich  mit  dem  Titel  eines  Geheimraths  nach  Homburg 
zurück.  Auf  einer  Besuchsreise  nach  Hanau  starb  er  daselbst  am  29.  October 
1787.  K.  war  ein  tüchtiger  Praktiker  und  verdankt  seinen  Hauptruhm  der 
Empfehlung  der  erwähnten  Heilmethode,  deren  Erfinder  eigentlich  sein  Vater  war, 


438  KAEMPF.  —  KAHLE. 

welcher  die  während  dOjähriger  Praxis  damit  gemachten  Beobachtungen  seinem 
Sohne  mittheilte,  der  sie,  ausser  in  der  oben  genannten  Dissertation,  in  dar 
Schrift:  „Für  Äerzte  und  Kranke  bestimmte  Abhandlung  von  einer  neuen 
Methode,  die  hartnäckigsten  Krankheiten,  die  ihren  Sitz  im  Unterleibe  haben, 
besonders  die  Hypochondrie,  sicher  und  gründlich  zu  heilen**  (Dessau  1784; 
2.  Aufl.  Leipzig  1785)  zugleich  mit  der:  „Beantwortung  der  dagegen  gemachten 
Einwendungen**  (Ebenda  1786;  Auszug  von  Müller,  Haniau  1788;  Augsburg 
1790;  Ebenda  1791;  hoUänd.  Uebers.  vonKONiNG,  Utrecht  1787)  veröfl^entlichte. 
Es  beruhte  diese  Theorie  auf  der  STAHL'schen  Lehre  von  der  Unterleibsplethora 
resp.  den  Unterleibsinfarcten  als  der  Ursache  der  meisten  chronischen  Krankheiten, 
zu  deren  Bekämpfung  von  K.  die  Application  erweichender,  aus  verschiedenen 
Pflanzeninfusen  bereiteter,  sogenannter  „Visceralklystiere''  empfohlen  wurde.  — 
Ausserdem  verfasste  K.  noch:  „Kurze  Abhandlung  von  den  Temperamenten** 
(Schaffhauj^en  und  Frankfurt  1760)  — ,  „Enchiridium  medicum**  (Frankfurt  und 
Leipzig  1778;  Frankfurt  1788;  Ibid.  1792;  deutsch  von  Dürb,  Chemnitz  1794; 
von  Baebreks,  Dortmund  und  Leipzig  1796),  ein  beliebtes  Lehrbuch,  und  ver- 
schiedene Artikel  im  „Magazin  von  Hanau ^'  und  in  „Baldixoer's  Magazin ''. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  392.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  301.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  60.  Pgl. 

*Eaempf,  Moritz  K.,  am  25.  März  1835  zu  Friedeberg  (Oesterr.- 
Schlesien)  geboren,  studirte  von  1854  bis  1859  auf  der  k.  k.  Josephs-Akademie 
als  Schüler  Lüdwig's,  Pitha's,  Dlchek*s,  Stkllwag's  und  wurde  1860  pro- 
movirt.  Zwölf  Jahre  stand  er  den  AugenabtheiluDgen  der  Wiener  grossen  Militär- 
spitäler vor,  babilitirte  sich  1872  und  veröffentlichte  neben  kleineren  Aufsätzen: 
„  lieber  die  sogenannte  ägyptische  Augenentzündung*'  (Zeitschr.  f.  prakt.  Ileilk., 
1872)  —  „Regeneration  des  grössten  Theils  der  Hornhäute**  (Ebenda  1868)  u.  A. 
1878  Krankheitshalber  pensionirt,  zog  er  sich  auf  die  augenärztliche  Praxis  nach 
Krems  an  der  Donau  zurtlck.  Wem  ich. 

Kaempfer,  Engelbrecht  K. ,  geboren  am  16.  September  1651  zu 
Lemgo  (Grafschaft  Lippe),  erhielt  seine  medicinische  und  naturwissenschaft- 
liche Bildung  in  Hamburg ,  Danzig ,  Thorn ,  Krakau  und  zuletzt  in  Königsberg, 
wurde  1683  schwedischer  Legationssecretär ,  machte  als  solcher  eine  Reise 
nach  Russland  und  Persien  mit  und  dehnte  diese  Reise,  von  1685  ab,  als  Wund- 
arzt bei  der  holländischen  Handelseompagnie  im  Orient  angestellt,  bis  nach  Hindostan, 
Slam,  Sumatra  und  Japan  aus.  1693  nach  Holland  zurückgekehrt,  wurde  er 
1694  in  Leyden  Doctor  mit  der:  „Diss.  medica  inauguralis  sistens  decadem 
observationum  exoticarum** ,  zog  sich  dann  in  sein  Vaterland  zurtlck,  wurde 
Leibarzt  des  Grafen  zur  Lippe  und  starb  zu  Lemgo  am  2.  November  1716.  Von 
seinen  zahlreichen  nachgelassenen  Arbeiten  wurden  nur  veröffentlicht:  „Ainoeni- 
tatvm  eccoticarum politico-physico-medicarum  fasciculi  V,  etc.**  (Lemgo  1712)  — 
„Geschichte  und  Beschreibung  von  Japan  und  Siam**  (herausgegeben  von 
C.  W.  DOHM,  2  Bde.,  Lemgo  1774;  cDglisch  von  Schkccbzer,  London  1727, 
2  Bde.,  Fol.;  französisch  von  Desmaisseaüx,  Haag  1729;  Ibid.  1731),  eines 
der  ersten  Werke,  dem  man  eine  genauere  Kenntniss  von  Japan  verdankt  —  „Icones 
selectae  plantarum ,  quae  in  Japonia  coUegit  etc,**  (herausgegeben  von  Jos. 
Banks,  London  1791,  Fol.  ra.  9  Abbild.), 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  393.  —  Dict.  hist.  Ilf,  pag.  301.  —  Poggendorff.  I, 
pag.  1216.  Pgl. 

'^  Kahle,  Christian  K.  (Calenüs),  zu  Greifswald,  war  am  11.  October 
1529  auf  der  Insel  Fehmarn  geboren,  studirte  von  1547  zu  Rostock  und  Greifs- 
wald Philosophie  und  Mathematik,  war  nach  einander  daselbst  Cantor,  Schulrector, 
seit  1552  Lector  der  Grammatik  und  seit  1553  Professor  der  Mathematik,  studirte 
aber  von  1554  an,  mit  Erlaubniss  und  einem  Stipendium  des  Herzogs  von  Pommern, 
Mediciu,  zuerst  in  Wittenberg,  dann  seit  1559  in  Padua  und  wurde  in  Pisa  zum 


KAHLE.  —  KAISER.  439 

Dr.  med.  promovirt.  1561  wurde  er  zum  zweiten  Male  Professor  in  Greifswald, 
jedoch,  da  in  der  medicinischen  Facnltät  keine  Vacanz  war,  in  der  philo- 
sopliischen,  bis  er  1572  in  die  medicinische  übertrat  und  1574  zum  Leibarzt 
ernannt  wurde.  Er  war  fünfmal  Rector  und  verfasste  1596  mit  seinem  Gollegen 
Jak.  Seidel  neue  Statuten  der  medicinischen  Facnltät,  nach  dem  Muster  der 
Rostocker.  In  demselben  Jahre  fand  durch  ihn  wieder  eine  Doctorpromotion,  die 
erste  seit  136  Jahren,  statt.  Seine  Schriften  bestehen  fast  nur  aus  Disputationen, 
Rectorats-Programmen,  Oden,  £legieen  u.  s.  w. ;  zusammen  mit  seinem  Collegen 
Franz  Jo£l  gab  er  jedoch  eine  Beschreibung  des  in  den  Jahren  1579,  80  in 
Greifswald  und  ganz  Deutschland  herrschenden  epidemischen  Katarrhs  heraus.  Er 
starb  am  24.  März  1617,  87  Jahre  alt. 

Scheffel,   pag.  73.  G. 

Kaiser ,  Karl  Ludwig  K. ,  zu  Geisa  im  Grossherzogthum  Sachsen- 
Weimar,  war  daselbst  Amtsphysicus ,  verfasste  folgende  Schriften:  „Ueber  Tod 
und  Scheintod,  oder  die  Gefahr  des  frühen  Begrabene ;  u,  s.  w.  ^  (Frankfurt  a.  M. 
1822)  —  „Die  homöopathische  Heilkunde  im  Einklänge  mit  der  zeitherigen 
Medicin  u.  s.  w,^  (Erlangen  1829);  ausserdem  aber  eine  Reihe  von  gerichtlich- 
medicinischen  Aufsätzen  in  Henke's  Zeitschrift  (1827 — 31),  u.  A.  über  Arsenik- 
Vergiftung,  Erhängte,  Tod  durch  einen  Pfropfschuss,  zweifelhafte  Gemüthszustände 
u.  8.  w.,  femer  Aber  Vaccination  und  Revaccination,  Lebendigbegrabenwerden  u.  s.  w. 
Es  finden  sich  auch  Aufsätze  von  ihm  in  den  Heidelberger  klin.  Annalen,  Hufe- 
laxd's  Journ.  u.  s.  w.  Er  starb  als  S.-Weimarischer  Medicinalrath  am  21.  Januar  1844. 

Callisen,  X,  pag.  91;  XXIX,  pag.  202.  G. 

Kaiser,  Johann  Anton  K.,  zu  Chur  in  der  Schweiz,  war  1792  zu 
Gambs  im  Canton  St.  Gallen  geboren,  studirte  von  1811  an  zu  Freiburg  i.  Br., 
Wien  und  Landshut,  wo  er  mit  der  Diss. :  „De  medicina  populari"  1816  Doctor 
wurde.  Vom  Stifte  Pfäffers  zum  Bade-  und  Klosterarzt  ernannt,  nahm  er  1818 
seinen  Sitz  in  Chur,  von  wo  aus  er  bis  zu  seinem  am  19.  Februar  1853  erfolgten 
Tode  die  Stelle  eines  Cnrarztes,  zuerst  in  Pföffers,  später  im  Hofe  Ragaz  versah 
und  sich  um  die  Errichtung  einer  Armen-Badeanstalt  am  ersten  Orte  verdient 
machte.  Von  seinen  Schriften  sind  anzufdhren:  „Die  Heilquellen  zu  Pfäffers" 
(St.  Gallen  1822;  1833;  1843)  —  »Die  vorzüglichsten  Sauerquellen  in  Grau- 
bündien"  (Zürich  1826);  zusammen  mit  G.  W.  Capeller  :  „Die  Mineralquellen 
zu  St,  Moritz''  (Chur  1826)  —  „Die  Heilquellen  von  Tarasp""  (1847).  Von 
1827  bis  zo  seinem  Lebensende  war  er  auch  Mitglied  des  bündnerischen  Sanitäts- 
rathes  und  wirkte  als  solcher  auf  die  Verbesserung  der  Medicinal- Organisation 
und  des  Impfwesens,  ebenso  wie  er  fUr  das  Volksschulwesen  und  das  Cantonal- 
Armenwesen  thätig  war. 

Kind  in  Allgem.  Deutsch.  Biographie.  XV,  pag.  9.  —  Callisen,  X,  pag.  92; 
XXIX,  pag.  203.  O. 

*  Kaiser,  Hermann  K.,  Medicinalrath,  za  Dieburg  bei  Darmstadt,  ist 
geboren  am  20.  November  1815  zu  Erbach  im  Odenwalde,  studirte  in  Giessen," 
prakticirt  seit  1838,  zuerst  6V2  Jahre  in  Biblis,  hierauf  von  1845 — 1852  als 
Kreisarzt  in  Ulrichstein,  dann  in  Seligenstadt  und  seither  in  Dieburg.  Pablicationen 
in  Graefe-s  Archiv  (XI,  XIII,  XV,  XIX) :  „Die  Theorie  des  Astigmatismus"  — 
„Em  Fall  von  Anisometropie  und  allgemeine  Beleuchtung  dieses  Gesichts- 
fehlera**  —  „Zur  Lehre  vom  Horopter"  —  „Kurzgefa^ste  Theorie  der  par- 
tiellen Metamorphopsie"  —  ^Die  Mechanik  der  Accommodation  des  Auges" 
(Reicheet*s  und  Du  Bois-Reymond's  Archiv,  1868)  —  ^^Der  Modus  des 
Binocularsehens"  (Knapp  und  Moos*  Archiv,  I)  —  „Die  Mechanik  der  Gehör- 
function"  (Ebenda)  —  „Compendium  der  physiologischen  Optik"  (1872)  — 
„Das  Wachsthumsgesetz"  (Pflüger's  Archiv,  XI)  —  „Association  der  Worte 
mit  Farben"  (Betz,  Memorabilien,   1882)   — *  ,,Eine  rationelle  Formel  für  das 


440  KAISER.  —  KALTSCHXIED. 

Mortalitätageaetz  mit  ihren  bioloffischen  Ganseqtienaen  und  ihrer  Anwendung 
zur  Herstellung  van  Absterbetafeln**  (Zeitschr.  f.  d.  geg.  Staatswissenschaft,  1884). 
1883  wurde  er  pensionirt  und  gab  die  ärztliche  Prazifi  auf.  Rel 

Kaiser,  s.  a.  Eatser,  Keiseb,  Ebtser. 

EaUevig»  Harald  K.,  zu  Ghristiania,  war  am  15.  April  1812  zu  Arendal 
geboren  und  fungirte  von  1837  bis  zu  seinem  am  18.  September  1843  erfolgten 
Tode  als  Reservearzt  auf  der  medicinischen  Abtheilung  des  Reichshospitals.  Er 
schrieb  im  Norsk  Mag.  f.  Laegev.  (II,  V) :  „  Paracenthesie  af  Brystet,  foretagen 
i  to  Tilfaelde  paa  Rigshospitalet"  —  „Overaigt  over  de  paa  Rigshospiicdet  i 
Aar  et  1840  bdiandlede  Pneumonier" ;  in  der  Ugeskrift  f.  Medic.  og  Pharm.  (I): 
„Om  Skarlagensfeber '  Epidemien  i  Christiania"  —  „Om  en  Beiaendelse  % 
Rygmarven  og  dens  Binder",  u.  s.  w. 

.  Kiaer,  pag.  23if.  6. 

*Ealmer,  Paul  Emil  E.,  geboren  in  Hjörring  (Jütland)  am  2.  Mai  1845, 
promovirte  in  Eopenhagen  1882,  wirkt  seit  1871  als  öffentlicher  Arzt,  seit  1878 
als  Landphysicus  auf  der  Insel  St.  Croix  (Dänisch-Westindien).  Ausser  seiner 
Dissertation  über  Acclimatisation  mit  Rücksicht  auf  das  gelbe  Fieber  schrieb  tit: 
„The  island  of  St.  Croix  regarded  as  a  sanitary  place  of  resort"  (1874} 
und  kleinere  Aufsätze.  Petersen. 

*Ealteilbach,  Rudolf  E.,  zu  Giessen,  ist  zu  Freiburg  im  Breisgau  am 
12.  Mai  1842  geboren,  studirte  in  Freiburg,  Berlin,  Wien,  wurde  1865  Doctor,  war 
1865 — 67  Assistent  (Operationszögling)  an  der  chirurgischen  Elinik  von  v.  DOM- 
EEICHER  in  Wien,  1867 — 73  Assistent  von  Hegar  in  Freiburg,  habilitirte  sieh 
1868  als  Privatdocent  in  Freiburg,  wurde  1873  Prof.  e.  o.  und  1883  nach  Giessen 
als  Prof.  ord.  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  und  Director  der  Entbindungs- 
anstalt und  Frauenklinik  berufen.  Schriften:  Zusammen  mit  Hegar:  „Die  operative 
Gynäkologie"^  (Erlangen  1874);  ausserdem  zahlreiche  Monographieen  geburts- 
hilflichen und  gynäkologischen  Inhalts  (Albuminurie  in  der  Fortpflanzungsperiode, 
Myomoperationen  etc.).  g^^ 

Kaltenbruiiner ,  Georg  E. ,  war  zu  München  geboren  und  erhielt  an 
dortiger  Universität  den  medicinischen  Doctorgrad  1826.  Ein  Schüler  Döllingeb*s, 
beschäftigte  er  sich  unter  dessen  Leitung  mit  mikroskopischen  Untersuchungen 
und  Versuchen  über  Blut  und  Ereislauf  und  die  Veränderung  desselben  bei  der 
Entzündung.  Die  Ergebnisse  derselben  veröffentlichte  er  in  seiner  Doctor-Diss. : 
„Experimenta  circa  statum  sanguinis  et  vasorum  in  inflaminatione"  und  in 
der:  „Commentatio  physiologica  de  vasis  lymphcUicis"  (München  1829,  4.)  — 
Mit  der  letzteren  habiliturte  er  sich  1829  als  Privatdocent  an  der  Ludwig- Maxi- 
milians-Universität. 1831  beobachtete  er  die  Cholera  in  Berlin,  Breslau,  Oppeln 
und  Prag  und  legte  seine  Beobachtungen  und  Erfahrungen  in  den  Berichten 
bayerischer  Aerzte  über  Cholera  morbus  (I.  Abtheilung,  München  1832)  nieder.  Der 
kenntnissreiche  von  seinen  Collegen  geschätzte  Docent  wurde  aus  der  glänzenden 
Laufbahn,  die  sich  ihm  als  Leibarzt  des  herzoglich  Leuchtenbergischen  Hauses 
geöffnet  hatte,  durch  einen  frühen  Tod  abberufen.  Er  starb  im  30.  Lebensjahre 
1833  zu  Rom,  wohin  er  die  Prinzessin  Theodolinde  begleitet  hatte. 

Prantl,  II,  pag.  532.  F.  Seitz. 

Ealtschmied,  Earl  Friedrich  E.,  war  am  21.  Mai  1706  zu  Breslau 
|[^eboren ,  studirte  von  1726  an  in  Jena,  Anfangs  zwei  Jahre  lang  Jura,  dann 
Medicin,  wurde  1732  Doctor  derselben,  habilitirte  sich  1735  mit  der:  „Disp.  med. 
de  vulnere  hepatis  curaio,  cum  disquisifione  in  lethalitcUem  vulnerum  hepatis** 
zum  Privatdocenten  und  widmete  sich  neben  der  Praxis  besonders  der  gerichtlichen 
Medicin,  Chirurgie  und  Anatomie.  1736  wurde  er  von  den  Herzogen  zu  Sachsen 
zum  Hofrath  und  Leibarzt  und  1738  zum  Prof.  e.  o.  ernannt,  bei  weldier 
Gelegenheit  er  ein  Programm  über  die  Verbesserung  des  Trokars :  „Progr.  quo .... 


KALTSGHJilED.  —  KANKEGOBSSEB.  441 

et  emendaH  instrumenti  chirurgtci  Troicar  didi,  achema  cum  curatione  vtrgtnü 
hydropictte  praemiuit**  (4.,  c.  fig.)  sehrieb.  1742,  43  machte  er  eine  wisBensehsft- 
liohe  Reise  naeh  St.  Petersburg,  wurde  1746  zum  Prof.  ord.  ernannt  und  verfasste 
bei  dieser  Gelegenheit  eine:  „Disp,  de  diatinctione  inter  foetum  animatum  ex 
medidna  forensi  eliminanda"  (4.).  Es  folgt  von  jetzt  ab  in  seiner  literariseben 
Tbfttigkeit  eine  grosse  Reihe  von  unter  seinem  Präsidium  erschienenen  Dissertationen, 
von  Programmen  und  Disputationen,  die  sich  in  der  Zeit  von  1747 — 68  Aber 
die  verschiedenartigsten  Gkgenstände  aus  der  Chirurgie,  MediW}  gerichtlichen 
Medicin  etc.  verbreiteten.  1755  zum  Geh.  Kammerrath  ernannt,  erhielt  er  nach 
dem  Tode  von  Hambebgeb  in  demselben  Jahre  die  Stelle  des  ersten  Lehrers  bei  der 
Facnltftt,  wie  auch  die  eines  Provinzialphysicus ;  er  starb  am  6.  November  1769.  — 
Obgleich  in  keinem  der  von  ihm  vertretenen  Fächer,  besonders  der  Chirurgie  und 
gerichtliehen  Medicb ,  von  epochemachender  Bedeutung,  hat  er  doch  als  Gelehrter, 
Lehrer  und  Arzt  bei  seinen  Zeitgenossen  einen  guten  Namen  hinterlassen. 

Börner,  Bd.  II.  pag.  377,  731;  Bd.  III,  pag.  4<7,  702.  —  Baldinger,  pag.  84.— 
Mensel,  Bd.  VI,  pag.  407.  —  Haller,  BibUoth.  chir.  1775,  T.  H,  pag.  184,  626  —  Biogr. 
med.  T,  pag.  400.  —  Biet.  bist.  III,  pag.  303.  —  E.  Gnrlt,  in  Allgem.  Deutsch.  Biographie. 
XV.  pag.  48.  Gurlt. 

*Eamph,  Ehrenfried  Jeremias  K.,  geboren  in  Wermland  1827^ 
wurde  Doctor  der  Medicin  1855  in  Upsala ,  und  nach  mehreren  zufälligen 
Vicariaten  als  Arzt,  1856  zum  Stadtarzt  in  Wimmerby  ernannt,  sowie  1857  zum 
Bataillonsarzt  im  Kaimarschen  Regiment,  von  dem  er  1864  seinen  Abschied  erhielt. 
Schriften:  „Om  collaps  i  lungorna  i  anatomiskt  och  aetiologiakt  hänaeende^ 
(Upsala  1855)  —  „Om  den  i  Wimmerhytrakten  är  1856  gängbara  menin- 
gitis  cerebrospinalis**  (Stockholm  1858).  In  der  Zeitschrift  Hygiea,  Bd.  XX: 
„Jakttagelser  vid  intermittenta  sjukdomar  i  Wimmerbytrakten  är  1856**.    • 

Wistrand,  Brnzelius,  Edling,  Neue  Folge,  pag.  378.  Hedenins. 

Kane,  Sir  Robert  John  E. ,  zu  Dublin,  war  daselbst  1810  geboren, 
machte  seine  Studien  im  Meath  Hosp.  und  trieb  dabei  eifrig  Chemie  im  Labora- 
torium seines  Vaters,  der  ein  Fabrikant  von  Chemikalien  war.  1830  erhielt  er 
den  GBAVES'schen  Preis  für  die  beste  Abhandlung  über  das  Typhoidfieber,  worin 
er  gegen  das  BuousSAis'sche  System  Front  machte.  Nach  Erlangung  der  ärzt- 
lichen Qualification  gründete  er  1832  das  Dublin.  Joum.  of  Med.  and  Chem.  Science, 
gab  die  Leitung,  desselben  jedoch  bereits  1834  wieder  auf.  Er  wurde  1841  Mit- 
glied des  College  of  Physicians,  hielt  chemische  Vorlesungen,  und  1844 — 47 
für  die  Royal  Society  Vorlesungen  über  Physik,  war  Professor  der  Chemie  an  der 
pharmaceutischen  Schule  und  übernahm  1 847  den  Lehrstuhl  der  Naturgeschichte, 
nacMem  er  1846  die  Ritterwürde  erhalten  und  an  die  Spitze  des  Museums  für 
irische  Industrie  gestellt  worden  war,  zu  dessen  Begründern  er  gehörte.  1849 
wurde  er  zum  Präsidenten  des  Queen's  College  in  Cork  ernannt.  Unter  seinen 
zahlreichen  chemischen  Arbeiten  haben  nur  wenige  auf  die  Medicin  Bezug,  z.  B. : 
„On  the  composition  of  the  urine  and  blood  in  dtabetes  mellitus*'  (Dublin 
Joum.,  1832).  Er  gehörte  1848  der  Commission  zur  Erforschung  der  Kartoffel- 
krankheit an.  Sein  Hauptwerk  sind  die:  „Elements  of  chemistry**  (1841,  42; 
1849).    Er  starb  am  12.  Januar  1878. 

Nonv.  biogr.  g6n6r.  T.  XXVII,  pag.  40i.  —  Vapereau,  5.  6dit.,  pag.  1016.  — 
Catalogne  of  Scientific  Papers   IIJ,  pag.  604.  G/ 

Eaunegiesser,  Gottlieb  Heinrich  K.,  geboren  am  22.  Juli  1712  in 
Gotha,  studirte  von.  172 7 — 1730  in  Jena,  Halle  und  Kiel,  Hess  sich  daselbst  als 
Arzt  nieder,  wurde  1732  Pbysicus  in  den  holsteinischen  Aemtern  Neumünster  und 
Bordisholm,  erhielt  dann  1733  die  Erlaubniss  akademische  Vorlesungen  in  Kiel 
zu  halten,  wurde  hier  1736  ausserordentlicher  und  1743  ordentlicher  Professor 
der  Idedicin  an  der  Universität,  als  welclier  er  am  26.  August  1792  starb,  nach- 
dem  er    1786    vom   König    von  Dänemark   zum  Etatsrath    ernannt    worden  war. 


442  KANNEGIESSEE.  —  KAPOSI. 

Seine  Schriften  bestehen  aus  einer  Unzahl  von  Dissertationen,  Programmen  and 
akademischen  Gelegenheitsreden  (das  Dict.  hist.  zählt  deren  ca.  63  auf).  Ausser- 
dem hat  er  erhebliche  Beiträge  zu  den  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie,  deren 
Mitglied  er  war,  geliefert. 

Boerner,  I,  paj?.  563;  II,  pag.  444,  768;  III,  pag.  400,  710.  —  Baidinger, 
pag.  68.  —  Kordes,  pag.  471.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  404—406.  —  Dict.  hist.  HI,  pag. 
307 — 310.  —  A.  Hirsch  in  AUgem    Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  78.  Pagel. 

Eanold,  Johann  K.,  einer  der  ersten  wissenschaftlichen  Bearbeiter  der 
Epidemiographie,  geboren  am  15.  December  1679  in  Breslau,  studirte  seit  1701 
Medicin  in  Halle  und  war  ein  besonders  eifriger  Schüler  und  Anhänger  von  Stahl, 
zu  dessen  Grundsätzen  er  sich  sein  ganzes  späteres  Leben  hindurch  bekannt  hat. 
Nachdem  er  1704  mit  der:  yyDisp,  de  abortu  et  foetu  morttio"  Dr.  med.  ge- 
worden, Hess  er  sich  in  seiner  Heimath  als  Arzt  nieder  und  blieb  hier  ohne 
Unterbrechung  bis  zu  seinem  am  15.  November  1729  erfolgten  Tode.  K.  ist 
höchst  wichtig  dadurch,  dass  er  die  ersten  Beiträge  zu  einer  Geschichte  der 
Volkskrankheiten  geliefert  hat.  Seine  Arbeiten  über  die  von  ihm  in  den  Jahren 
1700 — 1716  beobachteten  Pestepidemieen  bilden  das  Fundament  dieses  Zweiges 
der  Geschichte  der  Heilkunde.  Seine  berühmte  Schrift:  „Einiger  Medicorum 
Sendschreiben  von  der  in  Preussen  1708,  in  Damig  1709,  in  Rosenberg  1708, 
in  Frauenstadt  1709  grassirten  Pest,  von  der  wßhren  Beschafferüieü  des 
Bubonis ,  des  Sckweisses  und  der  Pestgeschumre,  sonderlich  der  Beulen,  vom 
ächten  Gebrauch  der  Vomitoriorum  et  Sudoriferorum^  (Breslau  1711;  Ibid. 
1713)  ist  die  Frucht  mehrjähriger  eingehender  Forschungen.  Er  veröffentlichte 
noch:  „Einiger  Marsilianischen  Medicorum  in  französischer  Sprache  aus- 
gefertigte und  in's  Teutsche  übersetzte  Sendschreiben  von  der  Pest  in  Marsilien 
und  mü  einigen  reflexionibus  sonderlich  von  dem  wahren  Ursprung  der  Pestilenz 
aus  und  im  Orient^  (Leipzig  1721).  Wichtig  für  die  Epidemiographie  jener 
Periode  ist  ferner  die  von  K.  zusammen  mit  Kündmann  und  Brünschwitz  heraus- 
gegebene: „Sammlung  von  Natur-  und  Medicin- Geschickten ,  toie  auch  hierzu 
gehörigen  Kunst-  und  Literatur- Geschichten,  so  sich  in  Schlesien  und  anderen 
Ländern  begaben  (gewöhnlich  Breslauer  Sammlungen  genannt)  von  1717 — 1727^ 
(37  Quartalhefte  mit  24  Supplementen,  Breslau  1718 — 1729),  fortgesetzt  von 
Büchner  u.  d.  T. :  „Miscellanea  physico-medica^  (Erfurt  1727 — 33,  üniversal- 
Register,  Erfurt  1736).  Ausserdem  veröffentlichte  K.  noch:  „Historische  Rela- 
tion von  der  Pestilenz  des  Hornviehes,  welche  a,  1711  und  1712  in  Schlesien, 
wie  nicht  weniger  im  Jahr  1710  in  Mähren,  Polen,  Ungarn,  Oesterreich^ 
Siebenbürgen  grassirte"  (Breslau  1713)  —  „Kurze  Historie  von  der  Seuche  des 
Viehes  von  1701  bis  1717 ,  vorzüglich  von  der  grossen  Pestilenz  unter  dem 
Hörn-  und  Fferdevieh  von  1709  bis  1717  aus  vielerley  Correspondenz  und 
anderen  Berichten  zusammengetragen^  (Bautzen  1720;  Ibid.  1721),  sowie  ver- 
schiedene Beiträge  zu  den  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  406.  —  Dict  hist.  III,  pag.  310.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  80.    —  Haeser,  Gesch.  d.  Med.  II,  pag.  109)  n.  IlT,  pag.  455. 

Pagel. 

*  Kaposi  f  M  0  r  i  z  K.  (MORiz  Rohn),  aus  KaposvAr  in  Ungarn  ,  geboren 
am  23.  October  1837,  war  an  der  Wiener  Universität  schon  zu  seiner  Studien- 
zeit und  nachher  Schüler  Hkbra's.  Promovirt  1861,  habilitirte  er  sich  1866, 
wurde  1875  Professor,  1879  Vorstand  der  Klinik  und  der  Abtheilung  für  Haut- 
kranke in  Wien.  Seine  erste  grössere  Schrift  war:  „Die  Syphilis  der  Schleim- 
haut der  Mund-,  Bachen  ,  Nasen-  und  Kehlkopf höhW  (Habil.-Schr. ,  Erlangen 
1866).  Dann  folgten  im  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis,  in  den  Wiener 
Wochenschriften  mehrere  casuistische  und  auch  umfassendere  dermatologische  Mit- 
theilungen. 1872  begann  das  von  K.  (im  Verein  mit  Hebra)  bearbeitete  Lehr- 
buch der  Hautkrankheiten ,  in  welchen  zahlreiche  Abschnitte  von  K.  bearbeitet 
sind,  sowie  die  in  Lieferungen  erschienene  Arbeit:   „Die  Syphilis  der  Haut  und 


i 


KAPOSI.  —  KAPPELEB.  443 

der  angrenzenden  Schleimhäute"  (3.  Lieferung,  Wien  1875).  Neben  weiteren 
Journalanfsätzen ,  Vorträgen  etc.  sind  dann  noch  zu  nennen:  „Pathologie  und 
Therapie  der  Hautkrankheüen  in  Vorlesungen"  (Wien  1879,  2.  Aufl.  1880, 
auch  französisch)  —  „Handbuch  der  Syphilis"  (1.  Lieferung,  Stuttgart  1880)  — 
„Gedächtnissrede  avf  H ehra"  (Wiener  Med.  Wochenschr.,  1881)  —  „Ueber 
Xeroderma  pigmentosum  mihi"  (Wiener  med.  Jahrbb.   1882,  m.  5  TaflF.). 

Wernich 

Kapp,  Christian  Erhard  K. ,  geboren  zu  Leipzig  am  23.  Januar 
1739,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  liess  sich  daselbst  nach  seiner  Promotion 
als  Arzt  nieder.  Eine  Zeit  lang  prakticirte  er  auch  in  Dresden.  Er  starb  am 
30.  September  1824.  Er  schrieb:  „Comparatio  humorum  in  plantis  cum  motu 
humorum  in  animalibus"  (Leipzig  1760)  und:  „Diss,  de  exstirpatione  tumorum 
in  mamma"  (Ibid.  1768)  und  hat  ausserdem  sich  durch  Veranstaltung  von  guten 
dentschen  Uebersetzungen  einer  Reihe  von  Werken  ausländischer  Aerzte  ein  gewisses 
Verdienst  erworben.  So  tibersetzte  er  Cadogan's  „Abhandlung  über  die  Gicht" 
(Leipzig  1773);  Robert  Whytt's  Werke  (Ebenda  1771);  Cüllen's  „Elementa 
medicinae  practicae"  (Ebenda  1778—1785,  Tom.  I— IV;  Ebenda  1789,  4  voll.); 
Bell's   „A  System    of  surgery"  (Ebenda  1784—1786,  Tom.  I — II)  u.  A.  m. 

Elwert  I.  pag.  278.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutsclien.  1824,  Jahrg.  2,  II,  2, 
pag.  912.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  407.  pg] 

Kapp,  Georg  Friedrich  Christian  K. ,  ein  als  Anhänger  der 
Chcmiatrie  bekannt  gewordener  Arzt  in  Bayreuth,  war  in  Kirchleuss  am  1.  Februar 
1780  geboren,  studirte  in  Erlangen  und  promovirte  daselbst  1801  mit  der 
„Difip.  inaug.  de  marte  phosphorico" ,  dann  liess  er  sich  als  Arzt  in  Bayreuth 
nieder ,  beschäftigte  sich  aber  neben  seiner  Praxis  noch  viel  mit  Studien  tiber  die 
Chemie,  deren  Principien  er  in  der  praktischen  Medicin  möglichst  zur  Geltung  zu 
bringen  suchte.  In  dieser  Beziehung  ist  bemerkenswerth  seine  Schrift :  „Systema- 
tische Darstellung  der  durch  die  neuere  Chemie  in  der  Heilkunde  bewirkten 
Veränderungen  und  Verbesserungen,  nebst  einem  Anhange  etc."  (Hof  1805). 
Ausserdem  schrieb  er:  „lieber  einige  Wirkungen  der  Lebensluft  auf  den 
thiernschen  Körper"  (Erlangen  1799)  —  „Ueber  die  Schwefelsäure  im  Allge- 
meinen, deren  Wirkungsart  und  Anwendung  bey  Krankheiten"  (Bayreuth  1800). 
Eine  medicinische  Topographie  von  Bayreuth  blieb  unvollendet.  Er  starb  am 
16.  Februar  1806. 

Fikenscher,  V,  pag.  91;  XI,  pag.  64.  —  Biogr.  mfed.  V,  pag. -J 07.  —  Dict.  liist. 
III,  pag.  311.  l»gl, 

Kapp,  Georg  Ludwig  Karl  K.,  zu  Ludwigstadt  im  Bayreuthischen, 
war  zu  Bayreuth  am  24.  Februar  1784  als  jüngerer  Bruder  des  Vorigen  geboren, 
wurde  1805  zu  Erlangen  Doctor  und  war  später  Landgerichtsarzt  in  den  Land- 
gerichfen  Lauenstein  und  Teuschnitz.  Von  seinen  Schriften ,  die  grossentheils  die 
Pharmakologie  betreffen,  sind  anzuführen:  „Glaubensbekenntniss  über  den  jetzigen 
Zustand  der  Medicin"  (Hof  1808)  —  „Eecepttaschenbuch  über  den  2.  Theil 
der  Preuss.  Landes-Pharmacopoe"  (Nürnberg  1809)  —  „Lehrbuch  der  Receptir- 
kunst  nach  den  vrichtigsten  Principien  u.  s.w."  (Ebenda  1810)  —  „Lehrbuch 
der  praktischen  Arzneimittellehre  der  Metalle;  u.  s.  w,"  (Ebenda  1813)  — 
„  Ueber  einige  Wirkungen  des  Moschus  in  den  Krankheiten  der  Menschen" 
(1812)  —  „Ueber  die  Wirkungen  des  Kaffees  auf  den  menschlichen  Körper" 
(1814);  ausserdem  Aufsätze  in  Hüfeland*s  Journal  (1804,  5),  HoßN's  Archiv 
(1807),  Allgem.  med.  Annalen  (1818)  —  „Ueber  die  Nothwendigkeit  ärztliche 
Synoden  anzustellen"  (Schweiggee's  Journ.  f.  Chemie  u.  Physik,  1818)  u.  s.  w, 

Callisen,  X,   pag.  101;  XXIX,  pag.  208.  G. 

*  Kappeier,  Otto  K, ,  zu  Münsterlingen  im  Canton  Thurgau  (Schweiz), 
geboren  in  Frauenfeld  am  19.  März  1841,  studirte  in  Zürich,  war  Schüler  von 
BiLLROTH,  wurde  1862  Doctor  und  ist  seit  1865  Arzt  und  gegenwärtig  dirigirender 


4.44  KAPPELEB.  -r-  KAEPINSKl. 

Arzt  im  Thurgauisohen  CaDtonsspital  zu  Münsterlingen.  Schriften:  „Chirurgische 
Beobachtungen  aus  dem  Tkurgauischen  Cantonsspüal  Münsterlingen  während 
der  Jahre  1865 — 70**  (Frauenfeld  1874)  und:  „Anaesthetica"  (Billeoth  und 
Lücke,  Allgemeine  Chirurgie.  Lfg.  20,  Stuttgart  1880);  ausserdem  zahlreiefae 
Aufsätze  chirurgischen  Inhalts  in  Wagneb's  Archiv  der  Heilkunde,  im  Correspon- 

denzblatt  für  schweizer.  Aerzte  und  in  der  Deutschen  Zeitschrift  für  Chirurgie. 

Red. 

*  Earamitsas ,  G  e  o  r  g  K. ,  geboren  auf  der  Insel  Mytilene  im  Jahre 
1834,  ausgebildet  in  Würzburg  unter  Vibchow,  Bambbrgeb  und  1858  promovirt, 
wirkt  als  Professor  der  internen  Pathologie  und  Leiter  der  Poliklinik  in  Athen. 
In  griechischer  Sprache  erschienen  von  ihm  ein  Handbuch  der  Physiologie,  1868, 
sowie  eine  üebersetzung  von  Niemeyeb*s  Pathologie  (2  Auflagen,  1873  und  1882); 
„üeber  Hämaturie  und  Hämiglobinurie  in  Folge  von  Chiningebrauch"  (1878)  — 
,, lieber  den  Ponos  (eine  endemische  Kinderkrankheit)  auf  Spetza"  (1879)  u.  Aehnl. 
In  der  von  ihm  redigirten  Zeitschrift  „Asklepios"  hat  K.  des  Weiteren  eine  Reihe 
von  klinischen  Themen  bearbeitet.  Wernich. 

*Karawajew,  Wladimir  K. ,  wurde  am  8.  Juli  1811  in  Wjätka 
geboren  und  daselbst  erzogen,  studirte  Medicin  in  Kasan  von  1829 — 1831.  Als 
Arzt  erster  Classe  von  der  Universität  entlassen,  prakticirte  er  zuerst  in  Peters- 
burg an  einigen  Hospitälern,  dann  betrieb  er  1834  und  1835  in  Berlin  und 
Göttingen,  1836 — 1838  in  Dorpat  Chirurgie.  In  Dorpat  erwarb  er  sich  1838 
den  Orad  eines  Doctors  der  Medicin  („Diss.  de  phlebetide  traumatia**).  Nach 
kurzem  Aufenthalt  in  Kronstadt  wurde  K.  1840  zum  ausserordentlichen  Professor 
der  Chirurgie  in  Kiew  ernannt,  1842  zum  ordentlichen.  Er  befindet  sich  noch 
gegenwärtig  in  dieser  Stellung.  K.  hat  eine  überaus  grosse  ärztliche  Thätigkeit 
und  erfreut  sich  eines  ausgezeichneten  Rufes  als  Chirurg.  Vierzig  Jahre  hat  er 
die  chirurgische  KJinik  der  Universität  geleitet  und  eine  grosse  Anzahl  Schüler 
ausgebildet ;  daneben  las  er  operative  und  theoretische  Chirurgie ;  gegenwärtig 
hält  er  nur  Vorlesungen  über  operative  Chirurgie.  K.  hat  in  deutscher  Sprache 
veröffentlicht:  „Chirurgische  Krankheitsfälle^  (Oppenheim's  Zeitschr.  f.  d.  ges. 
Med.,  XXII),  ausserdem  eine  Reihe  casuistischer  Mittheilungen  in  verschiedenen 
rassischen  Journalen. 

Bio^.  Lexikon  der  Professoren  der  Medicin.    Universität  Kiew,  1884,  pag.  235,  238. 

L.  Stieda. 

Earpff,    Anton  K.,    zu  Innsbruck,    war  1807    zu  Raab  als  Sohn  des 

gleichnamigen    i.  Pbysicus    und  Directors   des   städtischen    bürgerlichen  Hospitals 

geboren,    studirte  in  Pest  und  Wien,    wurde  daselbst  1831  mit  der  Diss. :    „De 

enteritide  occulta"  Doctor,    machte    sich  1831  bei  der  Behandlung  der  Cholera- 

lü*anken    in    Raab    verdient,    wurde    1832    zam   Honorar  -  Physicus    des  Comitats 

ernannt,    unterstützte    als    solcher  seinen  Vater   im  Hospitale  und  veröffentlichte: 

„Descriptio   morborum    anno    1831   Jaurini  epidemicorum ,    cum    adversariü 

pathologicO'therapeutids"    (Wien   1834).     Er  wurde   darauf  zum  Prof.  ord.   der 

Medicin  und  medicinischen  Klinik    für  Wundärzte    bei    der   Universität  Innsbrack 

und  zum  Primararzt    des  Stadtspitals  daselbst  ernannt,  verstarb  jedoch  schon  am 

6.  Mai  1835  an  einem  Brustleiden  in  seiner  Vaterstadt,  erst  28  Jahre  alt. 

Sachs,  Med.  Alinanach  für  1837,  pag.  13.  —  v.  Wurzbach,  XI,  pag.  15.  — 
Callisen,  XXIX,  pag.  210.  G. 

* Earpinskiy  Otto  August  Albrecht  K.,  Oberstabs-  und  Regiments- 
arzt in  Spandau,  ist  geboren  am  19.  September  1838  zu  Berlin,  war  von  1858 
bis  1862  Studirender  des  med.-chir.  Friedrich- Wilhelras-Instituts,  promovirte  1862, 
war  seit  1863  Militärarzt  in  Berlin  und  Königsberg  i.  Pr. ,  machte  1868 — 69 
eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Belgien ,  England ,  Frankreich.  Literarische 
Arbeiten:  ^Studien  über  künstliche  Glieder"  (Berlin  1881,  mit  Atlas,  4.)  und 
kleinere  Artikel  über   Operation  von  Aneurysmen,  Colpocystotomie,  Nasen-Rachen- 


KABPJNSKJ.  --  KAÜBIN.  445 

polypen,  Verbände  für  ünterkieferfractnren  etc.  ia  der  Berliner  klin.  Wochenschrift. 
Deutschen  militärärztlichen  Zeitschrift  etc.  Hed. 

Xartheuser,  s.  Caetheüsee,  Bd.  I,  pag.  674. 

'Easteele»  Jacob  van  den  E.  (Castricus),  war  zu  Ende  des  1^.  Jahr- 
hunderts in  Hazebroeck  (Flandern)  geboren ,  Hess  sich  nach  Beendigung  seiner  in 
Löwen  gemachten  Studien  zu  Antwerpen  nieder  und  beschrieb  die  berühmte 
Epidemie  von  englischem  Schweiss,  die  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  den 
europäischen  Continent  heimsuchte.  In  Antwerpen  wurde  die  Krankheit  1529 
durch  englische  Schiffe  eingeschleppt  und  breitete  sich  von  da  nach  Holland, 
Deutschland,  Frankreich,  Dänemark  und  Norwegen  aus.  Auf  eine  Bitte,  die  von 
Seiten  der  Oenter  Aerzte  an  ihn  um  Auskunft  über  die  schreckliche,  schon  in  den 
ersten  24  Stunden  eine  Menge  Opfer  fordernde  Krankheit  gerichtet  wurde,  schrieb 
er:  „De  sudore  eptdemiali  quem  anglicum  vocant.  Ad  medicos  gaudenaes 
epistola^  (Antwerpen  1529),  worin  er  die  Krankheit  für  eine  pestartige,  eine 
Blutvergiftung  erklärt.  Es  wird  die  von  K.  gegebene  Beschreibung  der  Krank- 
heit von  den  Epideroiographen  für  eine  der  besten,  die  wir  besitzen)  erklärt.  Die 
Zeit  seines  Todes  ist  unbekannt.  van  den  Corpnt. 

^Eanfmann,  Constantin  K.,  in  Zürich,  ist  am  5.  Juni  1853  in  Müm- 
liswyl  (Canton  Solothum,  Schweiz)  geboren,  studirte  in  Bern,  Strassburg,  Wien, 
Berlin,  London ,  Paris ,  war  besonders  Schüler  von  Prof.  Dr.  Kocher,  Bern,  und 
wurde  1877  Doctor.  Er  wirkt  seit  1880  als  Docent  für  Chirurgie  an  der  Univer- 
sität Zürich.  Arbeiten:  „Struma  maligna"  (Deutsche  Zeitsch.  für  Chir.,  Bd.  XI)  — 
„Das  Parotissarcom"  (v.  Langenbeck's  Archiv,  Bd.. XXVI)  —  „Die  Struma 
retro-pharyngo-oesophagea"  (Deutsche  Zeitsehr.  für  Chirurgie).  Red. 

KanUen,  Franz  Wilhelm  K.,  am  27.  Januar  1750  in  Hemmerden 
bei  Köln  geboren,  studirte  in  Bonn,  woselbst  er  1774  mit  der  Diss. :  „Examen 
fontia  mineralia  aoterii  Roiadorßensis  prope  Bonnam"  promovirte.  Später  wurde 
er  ord.  Professor  der  Pathologie,  klinischen  Medicin  und  Staatsarzneiknnde  an 
der  Universität  zu  Bonn  und  Leibarzt  des  Erzbischofs  von  Köln.  Er  starb  1793. 
Seine  Schriften  sind  unbedeutend  und  bestehen  fast  nur  aus  Dissertationen  und 
akademischen  Programmen. 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  408.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  312.  Pgl. 

*Kaillich,  Joseph  K.,  aus  Weckelsdorf  (Böhmen),  geboren  am  31.  Juli 
1830,  hörte  in  Prag  Jaksch,  Pitha,  Arlt,  Löschner  und  gelangte  1856  zur 
Promotion.  Als  Extraordinarius  daselbst  in  Thätigkeit  und  gleichzeitig  Vorstand 
d^  pädiatrischen  Klinik  und  des  Franz  Josefs-Kinderspitals,  bearbeitete  er  klinische 
und  physio  -  pathologische  Fragen  in  der  Prager  Vierteljahrschrift  und  anderen 
Fachorganen.  Speciell  zu  nennen  sind  seine  Forschungen  über  Acetonbildung  im 
thierischen  Körper.  Wem  ich. 

*Kaurin,  Edvard  K. ,  zu  Molde  in  Norwegen,  ist  zu  Christiania  am 
23.  August  1839  geboren,  studirte  daselbst,  Hess  sich  zuerst  in  Sigdal  nieder, 
war  1868  Assistenzarzt  in  der  Irrenanstalt  zu  Christiania,  1859 — 61  Districtsarzt  zu 
Grong  und  wurde  1881  zum  Vorsteher  und  Arzt  des  Reknaes  Pflegestiftes  für  Aussätzige 
bei  Molde  und  Arzt  des  Romsdal'schen  Amtskrankenhauses  ernannt.  1874  machte  er 
eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Stockholm  und  Wien.  Er  schrieb  im  Norsk  Magaz. 
f.  Laegevid.  (3.  R.,  IV,  VIII,  X):  „Om  Polyuri"  —  „Nogle  Jagttagelser  til 
Belysning  af  Pneumoniens  Aetiologi"  —  „Polquri  og  Polydipsi"  u.  s.  w. ; 
femer  in  Tidsskrift  f.  prakt.  Med.  (I,  Vj:  „Polydipsie  —  „Bemaerhninger  om 
Lungebetaendelsens  Aarsagsforhold"  —  ,jOm  Oeienlidelser  kos  de  Spedalske 
ved  Reknaes  Pleiestiftelse"  —  „Om  Difteritens  Patogenese  og  Terapi"  (Medic. 
Revue  1885)  u.  s.  w.  Ausserdem  hat  er  einige  populär-medicinische  Schriften: 
„OmSkab"  (Christiania  1871)  und  „Sygepleiersken"  (Ebenda  1879)  veröffentlicht. 

Kiaer,  pag.  233,  495.  Kiaer. 


1 


446  KAÜSCH.  —  KAYE. 

Eanscll ,  Johann  Joseph  K. ,  gelehrter  und  namentlich  durch  seine 
wissenschaftlichen  Kritiken  medicinischer  Werke,  wie  durch  seine  Leistungen  aäf 
dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Medicin  und  Staatsarzneikunde  ausgezeichneter  Arzt, 
war  am  16.  November  1751  zu  Löwenberg  in  Sohlesien  geboren,  studirte  in  Halle 
und  promovirte  daselbst  1773  mit  der  Diss. :  „De  remediorum  in  humoribus 
nostris  non  solubilium  efficada**^  machte  zwei  Jahre  lang  wissenschaftliche  Reisen 
in's  Ausland,  wurde  später  Kreisphysicus  in  Militsch  (Schlesien),  1792  Mitglied 
des  Collegium  medicum  et  sanitatis  in  Gr.-Glogau  und  endlich  Reg.-Med.-Rath 
in  Liegnitz.  Bei  Gelegenheit  der  Feier  seines  50jährigen  Doctorjubilannis, 
1823,  wurde  er  durch  allerlei  Ehrenbezeugungen  ausgezeichnet.  Er  starb  am 
10.  März  1825.  Seine  Schriften  sind  zahlreich,  ihr  Inhalt  erstreckt  sieh  nicht 
blos  auf  Medicin,  sondern  auch  auf  andere  Gegenstände  des  Wissens,  wie  auf 
Aesthetik,  schöne  Literatur,  Psychologie  etc.;  er  war  auch  Mitarbeiter  an  der 
Encyklopädie  von.EascH  &  Grüber,  ferner  am  „Almanach  von  Gedner"  u. s. w. 
Von  seinen  med.  Schriften  nennen  wir :  „  Geist  und  Kritik  der  medicinischen  und 
chirurgischen  Zeitschriften  Teutschlands  für  Aerzte  und  Wundärzte"  (Leipzig, 
Breslau  1798 — 1806,  18  Bde.),  eine  höchst  gediegene  und  geistvoll  redigirte 
Zeitschrift  —  „Medicinische  und  chirurgische  Erfahrungen  in  Briefen  an 
Girtanner,  Hufeland,  Loder,  Quarin^  Richter  u.s.w.  nebst  den 
eingegangenen  Antworten"  (Leipzig  1798)  —  „Sendschreiben  an  Herrn  Hof- 
ratli  Hufeland  in  Jena  auf  Veranlassung  seiner  Schrift:  Bemerkungen 
über  das  Nervenfieber  und  seine  Gomplica^ionen"  (Altenburg  1799)  —  „Die 
Heilquellen  zu  Buchowine  für  Aerzte  und  Nichtärzte  etc. "  (Breslau  und  Leipzig 
1 802)  —  „  Ueber  den  Milzbrand  des  Rindviehes"  (preisgekrönt  von  der  Akad. 
der  Wissensch.  zu  Berlin ,  Berlin  1805)  —  „Fragmente  der  militärischen  Staats- 
arzneykunde"  (in  Kilian's  Georgia,  Jahrg.  1806)  —  „Memorabilien  der  Heil- 
kunde,  Staatsarzneiioissenschaft  und  Thierheilkunst"  (3  Bde.,  Züllichau  1813 
bis  1819)  —  „Ueber  die  neueren  Theorien  des  Grimlnalrechts  und  der  gericht- 
lichen Medicin j    Vorschläge  zur  Verbesserung  beider  Disciplinen"  (Ibid.  1818). 

Neuer  Nekrolog  der  Dentschen.  Jahrg.  3,  1825,  I,  pag.  338.  —  A.  Hirsch  in 
AUgem.  Deutschen  Biographie.  XV,  pag.  506.  Pgl. 

Kauzmann ,  Michael  Ehrenreich,,  wurde  geboren  zu  Schwabaeh  am 
25.  Juni  1769,  studirte  in  Erlangen  Medicin,  bekleidete  einen  Medicinalposten  in 
der  preussischen  Armee,  prakticirte  in  Erlangen,  wurde  1802  Doctor  der  Medicin 
(„Diss,  de  novo  trepanationis  instrumento" ,  c.  tab.  aen.).  Mit  Isenflamm  kam 
er  in  der  Eigenschaft  eines  Prosectors  an  die  neubegründete  Universität  Dorpat, 
wurde  bereits  in  nächster  Zeit,  1S04,  zum  ordentlichen  Professor  der  Chirurgie 
gewählt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zum  August  1810  verblieb.  Wegen  seiner 
geschwächten  Gesundheit  erbat  er  sich  den  Abschied  vom  Amte  und  lebte  als 
praktischer  Arzt,  Anfangs  in  Dorpat  von  1810 — 1813,  dann  in  Riga  1813—1816, 
zuletzt  in  Reval,  woselbst  er  am  16.  Juli   1816  starb. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  418.  L.  Stieda. 

'Kaye(KEY),  John  K. ,  ein  mehr  unter  seinem  latinisirten  Namen  Cajus 
Britannüs  bekannter,  gelehrter  philologischer  Mediciner,  war  am  6.  October  lölO 
in  Nor  wich  (in  Norfolk)  geboren ,  begann  seine  Studien  in  Cambridge  und  setzte 
sie  an  verschiedenen  italienischen  Universitäten,  so  in  Padua  zusammen  mit  Vesal 
unter  Montanüs  und  in  Bologna  fort.  Hier  wurde  er  1541  Dr.  med.  1542 
hielt  K.  zusammen  mit  Colombo  in  Padua  Vorlesungen  über  Arfstoteles.  1543 
bereiste  er  Italien  und  kehrte  über  Frankreich  und  Deutschland  nach  England 
zurück.  Er  Hess  sich  Anfangs  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder,  prakticirte 
später  eine  Zeit  lang  in  Shrewsbury  und  wurde  schliesslich  von  Heinrich  VIII. 
als  Lehrer  der  Anatomie  nach  London  berufen.  K.  war  Leibarzt  der  Königinnen 
Marie  und  Elisabeth,  seit  1547  Präsident  des  College  of  Physicians,  dessen 
Deeau   er    1559    war  und  Redacteur  seiner  Transactions.    Er    starb  am  29.  Juli 


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KAYE.  —  KEATE.  447 

1573.  Sein  Hauptverdienst  besteht  in  der  Veranstaltung  guter  Ausgaben,  resp. 
Textverbesserungen  verschiedener  alter  Classiker  der  Medicin,  so  von  mehreren 
Schriften  von  Galen,  Celsüs,  Scäiboxiüs  Largus  u.  A.  Er  schrieb :  „De  medendi 
methodo  ex  GL  Oaleni  et  J o.  B apt.  Mo ntani  Veronensis,  principum 
medicorum  sententia ,  libri  duo**  (Basel  1544;  Löwen  1556;  Basel  1558)  — 
„Gl.  Oaleni  Pergament,  libri  aliquot  graeci  partim  hactenus  non  visi,  parti/u 
a  mendis ,  quibus  scatebant  innumeris ,  ad  v^ustiasimos  Codices  repurgati,  et 
fuae  integritati  restitutio  annotationibusque  illustrativ  (Basel  1544)  —  „Oaleni 
liber  de  sanitate  tuenda**  (Ibid.  1549)  —  „De  ephemera  britannica  liber" 
(London  1551 ;  neue  Ausgabe  von  Heckeb,  Berlin  1833)  —  „A  boke  or  counseül 
against  tke  disease  commonly  called  the  sweate  or  sweating  sickness"  (London 
1552;  lateinisch  ibid.  1556:  1721);  die  beiden  letztgenannten  Schriften  handeln 
vom  englischen  Sohweiss  und  sind  in  epidemiographischer  Beziehung  höchst  werthvoll. 

Aikin,  pag.  103—36  —  Munk,  I,  pag.  37—49.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  421.  — 
Dict.  bist,  m,  pag.  323.  —  L.  Lewis,  Med.  Times  and  Gaz.  1878,  May  18.  —  Bushell, 
Brit.  Med.  Joum.  1879,  June  14,  pag.  839.  Pagel. 

Eayser,  Carl  Johan  Henrik  K. ,  war  am  20.  December  1811  in 
Kopenhagen  geboren,  absolvirte  1834  zuerat  das  chirurgische,  später  das  medi- 
einische  Examen ,  unternahm  iu  den  folgenden  Jahren  eine  Studienreise,  besonders 
nach  Paris ,  wo  er  sich  mit  Vorliebe  mit  der  Geburtshilfe  und  —  zusammen  mit 
seinem  Freunde  C.  E.  Fenger  —  mit  der  medicinischen  Statistik  beschäftigte. 
Nach  seiner  Rückkehr  1839  gründete  er,  in  Verbindung  mit  Ahrensen,  die  Zeit- 
schrift: „Ugeskrifi  for  Laeger*^ ,  erwarb  sich  1840  den  medicinischen  Licentiaten- 
grad,  1841  den  Doctorgrad  durch  Dissertationen  über  obstetricische  Themata, 
fungirte  darnach  als  erster  Assistent  an  der  Entbindungsanstalt  und  an  der 
chirurgischen  Abtheilung  des  Friedrichs-Hospitals,  concurrirte  1844  mit  Bbicka 
und  A.  BüNTZEN  für  die  Professur  der  Chirurgie  (wo  Bdntzen  doch  den  Sieg 
davontrug),  wirkte  darnach  als  praktischer  Arzt  in  Kopenhagen  und  als  Stifts- 
physicus  in  Odense,  bis  er  1848  eine  Professur  der  Statistik  und  Staatsökonomie 
an  der  Kopenhagener  Universität  übernahm.  Schon  1840  war  er  in  der  dänischen 
Literatur  als  Statistiker  mit  einer  üebersetzung  des  Werkes  von  Gavarret  („Den 
numeriske  Methode")  aufgetreten  und  in  den  folgenden  Jahren  pnblicirte  er  mehrere 
Epochemachende  medicinisch-statistische  Abhandlungen,  unter  welchen  seine  Unter- 
suchungen über  die  furchtbaren  Epidemien  des  Puerperalfiebers  in  der  Kopen- 
hagener Entbindungsanstalt  auch  einen  hervorragenden  praktischen  Effect  hatten, 
indem  dadurch  die  Reorganisation  der  Anstalt  bewirkt  wurde.  Besonders  bedeutungs- 
voll sind  auch  seine  in  einem  statistischen  Tabellenwerke  (1847)  publicirten  Unter- 
suchungen über  Selbstmord  und  Verbrechen  in  Dänemark.  Später  wurde  seine 
hervorragende  Begabung  und  Einsicht  im  hohen  Grade  von  der  Politik  in  Anspruch 
genommen,  bis  eine  Gehimkrankheit  sein  umfassendes  Wirken  lähmte  und  seinen 
Tod  am  28.  August  1870  herbeiführte. 

Smith  und  C.  Bladt,  pag.  48—49.  —  Nekrolog  in  Bibliothek  f.  Laeger.  1871,  I. 

Petersen. 

Eeate ,  Thomas  K. ,  Generalchirurgus  der  englischen  Armee ,  lebte  zu 
Ende  des  vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts  in  London  und  war  ausser- 
ordentlicher Wundarzt  des  Königs  von  England  und  Mitglied  der  Royal  Soc.  Er 
schrieb :  „  Gases  of  hydrocele  vnth  observations  on  a  peculiar  method  of  treating 
that  disease^  (London  1788).  In  dieser  Schrift  empfiehlt  K.  die  Zertheilung  der 
Hydrocele  durch  Umschläge  mit  Salmiak,  Essig  und  Weingeist;  auch  empfiehlt 
er  die  locale  Anwendung  der  Kälte  bei  eingeklemmten  Brüchen.  Femer  verfasste  er : 
„Observations  on  the  fifth  report  of  the  commissioners  of  military  inquiry  and 
more  particularly  on  ihose  parts  of  it  which  relate  to  the  Surgeon  Oeneral" 
(Ibid.  1808)  —  „Observations  on  the  proceedings  and  report  of  the  medical  board 
appointed  to  examine  the  State  of  the  depot  in  the  Isle  of  Wight"  (Ibid.  1809). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  409    —  Dict.  hist.  in,  pag.  314.  Pgl. 


448  KEATE.  -  EBEN. 

Eeate,  Robert  E. ,  zu  London,  war  Surgeon  am  8t.  G^rge's  Hosp., 
auch  der  Herzogin  von  Gloncester  und  des  Prinzen  Leopold;  1837  wurde  er 
Serjeant-Surgeon  der  Königin  Victoria  und  war  Mitglied  des  Council  des  R.  C.  S.  Engl. 
Er  schrieb:  „History  of  a  case  of  hony  tumor,  suocessfully  remaved  framthe 
head  of  a  female^  (Med.-Chir.  Transact.,  1819),  ferner  im  London  Med.  and 
Phys.  Joum.  (1828,  30)  tiber  operative  Heilung  einer  narbigen  Strictur  der  Vagina, 
über  allgemeinen  Blutschwamm;  ausserdem  Aufsätze  in  Lond.  Med.  Gaz.,  Laneet, 
Med.-Chir.  Review  etc. 

Callisen,  X,  pag.  121;  XXIX,  pag.  2I&  G. 

Eeber,  Gotthard  August  Ferdinand  K. ,  in  der  Geschichte  der 
Generationslehre  berühmter  Arzt,  war  zu  Elbing  am  6.  Februar  1816  geboren, 
studirte  von  183B  an  in  Königsberg  und  Berlin,  wo  er  1837  mit  der  zootomiseheo 
Diss. :  „De  nervts  concharum^  (4.)  Doctor  wurde.  1838  als  Arzt  approbirt, 
wurde  er  1842  zum  Kreisphysicus  in  Insterburg,  1858  zum  Regierungs-Medicinal- 
rath  in  Gumbinnen  ernannt  und  in  der  gleichen  Eigenschaft  nach  Danzig  versetzt, 
wo  er  am  4.  April  1871  starb.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „Beiträge 
zur  Anatomie  und  Physiologie  der  Weichthiere*'  (Königsberg  1851,  m.  2  Taff.)  — 
„Beschreibung  des  Eingeweide- Nervensystems  in  der  Teichmuschel  (Anodonta)" 
(MüLLER*s  Archiv,  1852)  —  ;,-^wr  Controverse  über  die  Befruchtung  des  Flusn- 
muscheUEies**  (Archiv  für  Anat.  und  Phys.,  1869).  Epochemachend  für  die  Physio- 
logie der  Zeugung  aber  waren  die  folgenden  Untersuchungen:  „De  spermatozoorum 
introitu  in  oirula,  Additamenta  ad  physiologiam  generationis,"  Auch  u.  d.  T. : 
;,  Ueber  den  Eintritt  der  Samenzellen  in  das  Ei.  Ein  Beitrag  zur  Physiologie  der 
Zeugung"  (Königsberg  1853,  4.,  m.  4  TaflF.)  —  „Mikroskopische  Untersuchungen 
über  die  Porosität  der  Körper.  Nebst  einer  Abhandlung  über  den  Eintritt 
der  Samenzellen  in  da^  Ei.  Mit  Zusätzen  von  M.  Barry""  (Ebenda  1854, 
4.,  m.  2  Taff.).  Auch  übersetzte  er  mit  Zusätzen:  Mart.  Barbt,  „Bestätigung 
einiger  neueren  mikroskopischen  Beobachtungen"  (Ebenda  1855).  Er  schrieb 
endlich  noch  in  Virchow's  Archiv  (1868) :  „  Ueber  die  mikroskopischen  Bestand- 
theile  der  Pockenlymphe"  —  „  Ueber  die  mikroskopisch  nachweisbare  Porosität 
der  Gefäss-  und  Schleimhäute".  ^ 

Keck,  Johann  Erdmann  K.,  zu  Coswig,  war  daselbst  am  16.  Mai  1753 
geboren,  studirte  von  1770  zu  Wittenberg,  kehrte  1777  nach  Coswig  zurück, 
promovirte  1783  in  Wittenberg  mit  der  „Diss.  inaug.  super  tussi  quasdam 
animadversiones  continens",  übernahm  1796  das  Amt  eines  Bürgermeisters  seiner 
Vaterstadt,  welches  er  aber  1803  niederlegte,  wurde  1798  Leibarzt  der  ver- 
wittweten  Fürstin  von  Anhalt-Zerbst ,  erhielt  1800  den  Titel  eines  Bemburg'schen 
Hofmedicus  und  starb  am  12.  Februar  1812.  Er  schrieb  noch  verschiedene  populär 
medicinische  Werke,  sowie  mehrere  Abhandlungen  in  Hüfeland's  Journal.  Ausser- 
dem verfasste  K.  mehrere  Romane  in  den   1780er  Jahren. 

El  wert,  I,  pag.  286.  —  Schmidt ,  Anhalt.  Schriftsteller-Lexikon,  pag.  170,  510.  — 
Biogr.  m6d.  V,  pag.  409.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  315  Pgl 

*Kedzie,  Robert  Clark  K.,  geboren  in  Delhi,  N.  Y.,  am  28.  Januar 
1823,  studirte  auf  der  Michigan-Universität,  graduirte  daselbst  1851 ,  praktieirte 
dann  in  verschiedenen  Städten,  bis  er  sich  1861,  nachdem  er  auch  vorübergehend 
in  der  Armee  gedient  hatte,  in  Lansing,  Mich.,  niederliess,  wo  er  zur  Zeit  wirkt 
und  sich  besonders  mit  öffentlicher  Gesundheitspflege  beschäftigt,  auf  die  sich  der 
grössere  Theil  seiner  bisherigen  Publicationen  bezieht. 

Atkinson,  pag.  9^.  Pgl- 

*Keen,  William  Williams  K.,  geboren  am  19.  Januar  1837  in 
Philadelphia,  besuchte  die  Brown  University,  sowie  das  Jefferson  Med.  Coli,  seiner 
Vaterstadt  und  diente  während  der  Jahre  1862 — 64  in  der  Armee  der  Vereinigten 
Staaten  als  Assistant  Surgeon,  besuchte  von  1864 — 66  mehrere  europäische  üni- 


KEEN.  ^  KEILL.  449 

versitftten  und  Hess  sich  darauf  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder,  wo  er  Jahre 
lang  Lehrer  der  pathologischen  Anatomie  am  Jefferson  Med.  Coli,  war  und  den 
anatomischen,  resp.  chirurgisch-operativen  Unterricht  an  der  medicinischen  Schule 
leitete.  Gegenwärtig  ist  er  Professor  der  Künstler- Anatomie  an  der  dortigen  Acad. 
of  the  Fine  Arts.  Von  seinen  bisherigen  literarischen  Arbeiten  sind  anzuführen : 
„On  reflex  paralysia*'  —  „Ounahot-wounds  and  other  injuries  of  nerven**  — 
y,A  sketch  of  the  early  hiatory  of  practical  anatomy"  —  „History  of  the 
Phücuielphia  achool  of  anatomy^  —  „  The  surgical  results  of  conttnued  fevers*' ; 
femer  eine  Ausgabe  von  Hbath's  ^^ Practical  anatomy**  und  Flowee's  „Dia- 
grams  of  the  nerves  of  the  human  body". 

Atkinson,  pag.  74.  Pgl. 

* Eehrer,  Ferdinand  Adolph  E.,  aus  Guntersblum  (Rheinhessen),  am 
16.  Febr.  1837  geboren,  hatte  in  Giessen,  resp.  in  München  und  Wien  v.  Ritgen, 
V.  Hecker,  v.  BßAUN-FEENWALD  zu  Lehrern.  Er  wurde  1859  promovirt  und 
liess  sich  zunächst  in  Giessen  als  praktischer  Arzt  nieder.  1864  habilitirte  er 
sich  und  übernahm  zunächst  das  Prosectorat  und  die  Assistenz  bei  Eckhard. 
1868  wurde  er  Extraordinarius,  1872  Ordinarius  der  (Geburtshilfe  in  Giessen, 
1881  als  solcher  nach  Heidelberg  berufen.  Aus  früherer  Zeit  ragen  aus  seinen 
Schriften  hervor:  „Beiträge  zur  vergleichenden  und  experimentellen  Oeburta* 
htnde''  (2  Bde.,  im  Ganzen  6  Hefte,  Giessen)  —  „  lieber  Oetoichtaveränderungen 
Neugeborener"  —  „  Ueber  Milchcaaetn"  —  ;,  Ueber  Hämophilie*^  —  „  Ueber 
Operationen  an  der  Portio  vaginalia**  —  ;,  Ueber  Sectio  caeaarea"  (sämmtlich 
im  Archiv  für  Gynäkol.)  —  „Ueber  reflectoriache  Beziehungen  dea  Vagua  zur 
Hamblaae*'  (Henle  und  Pfeuffer's  Zeitschr.  für  rationelle  Medicin).  Später 
erschienen:  „Ueber  erate  Kindernahrung**  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vortr.)  — 
„  Ueber  daa  putride  Ghift**  (Archiv  f.  exper.  PathoL),  mehrere  Arbeiten  im  Centralbl. 
fttr  die  med.  Wissenschaften,  ein  „Lehrbuch  der  Oeburtahüfe  für  Hebeammen*^ 
(Giessen  1880)  —  „Ueber  den  Soorpilz**  (Heidelberg  1883).  Wem  ich. 

Xeil,  Andreas  von  K.  (Cunaeus),  aus  Calbe  an  der  Saale  gebürtig, 
wurde  1666  zu  Wittenberg  Lic.  med.,  prakticirte  in  Westfalen,  namentlich  zu 
Pyrmont,  dessen  Quellen  er  wahrscheinlich  zuerst  einer  genaueren  Prüfung  unter- 
zogen hat.  Er  war  Leibarzt  verschiedener  hoher  Herren,  namentlich  der  Grafen 
von  Waldeck.  Um  1688  war  er  Arzt  in  Celle  und  schrieb:  „Oxydographia 
Pyrmontana ,  d.  «.  Beachreibung  der  Pyrmontischen  Sauerbrunnen*^  (Bielefeld 
1677;  3.  Aufl.  1688)  —  „Immographia  oder  Beachreibung  der  Peat  aammt 
allen  böaen  anateckenden  Seuchen*^  (Celle  1687)  —  „Diveraorum  morborum 
deacriptioj  d.  i.  Beachreibung  aller  hitzigen  und  anateckenden  Fieber*^ 
(Ebenda  1688). 

Andreae,  pag.  116;  II,  pag.  207.  G. 

Kelll,  James  K.,  zu  Northampton,  war  am. 27.  März  1673  in  Schottland 
geboren,  widmete  sich  besonders  der  praktischen  Anatomie  und  hielt  anatomische 
Vorlesungen  in  Oxford  und  Cambridge  ;  bei  letzterer  Universität  wurde  er  Dr.  med., 
nachdem  er  einige  Zeit  vorher  sein  Lehrbuch  ^Änatomy  of  the  human  body 
abridged;  etc.*'  (London  1698;  1703;  1708;  1710;  1742)  publicirt  hatte.  1703 
liess  er  sieh  in  Northampton  als  Arzt  nieder  und  publicirte  in  den  Philosophical 
Transactions  (1706)  einen  Aufsatz:  „An  account  of  the  death  and  diaaection 
of  John  Baylea,  of  that  town,  reputed  to  kave  been  130  yeara  old.**  Er  war 
auch  in  den  mathematischen  Wissenschaften  bewandert,  galt  für  einen  HauptfQhrer 
der  englischen  iatromathematischen  Schule,  indem  sich  in  seinen  Schriften  subtile 
mathematische  Berechnungen,  namentlich  in  Betreff  der  Blutbewegung,  Ernährung 
und  Absonderung  finden.  Er  verfasste:  „An  account  of  animal  aecretion,  the 
quantity  of  hlood  in  the  human  body,  and  muacular  motion**  (1708),  eine 
Schrift,    die    später    lateinisch,    unter  Hinzufögung    einer    „Medicina  atatistica** 

Biogr.  Lexikon.  Ilt.  2^ 


450  EEILL.  —  EELLBEBG. 

ersehieh,  während  der  1777  erschienenen  2.  englischen  Ausgabe  ein  Essay 
^oancemtng  tke  force  of  tke  heat  in  driving  the  blood  through  the  whoU 
body"  beigegeben  war.  Er  gerieth  über  diesen  Gegenstand  mit  Jurin  in  eine 
Controverse,  die  in  verschiedenen  Aufsätzen  der  Philosophical  Transactions  bis  zn 
seinem  am  Hi.  Juli  1719  erfolgten  Tode  ausgefochten  wurde. 

Hutchinson,  II,  pag.  27.  —  Biogr.  m4d.  Y,  pag.  409.  —  Biet.  hist.  III,  pag. 315. 

G. 

*Eeiller,  Alexander  K.,  zu  Edinburg,  wurde  1835  in  St.  Andrews 
Doctor,  1849  Fellow  des  Coli,  of  Physio.  in  Edinburg,  war  auch  einmal  Präsident 
desselben;  er  war  Physician  und  Docent  für  Frauenkrankheiten  bei  der  Royal 
Infirmary,  desgleichen  am  Einderhospital,  Torher  auch  Docent  der  gerichtlichen 
Medicin  bei  Surgeon's  Hall.  Zur  Zeit  ist  er  Physician  am  Royal  Matemity  Hosp., 
Gonsult.  Obstetr.  Physic.  am  Royal  Public  Dispensary  u.  s.  w.  Es  finden  sich  Ton 
ihm  verschiedene  Aufsätze  in  den  Londoner,   Edinburger    und  anderen  Journalen. 

Medical  Directory.  Red. 

^Eeitll,  Thomas  E.,  zu  Edinburg,  berflhmter  Ovariotomist,  wurde  ia 
Edinburg  1848  Doctor,  1854  Fellow  des  R.  0.  S.  Edin. ;  er  ist  Physician  des 
Edinb.  Ear  Dispensary.  Er  schrieb :  „200  cases  of  ovariotomy"  (Edinb.  Med. 
Joum.,  1867 — 74)  —  „Suppurating  ovarian  cysts^  (Ibid.  1876)  —  „Gases  of 
removal  of  the  utertis  for  ßbro-cystic  tumour"  (Lancet  1875)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 

.  Eelch,  Wilhelm  Gottlieb  E. ,  geboren  1776  (nach  Mbusel  1773) 
in  Eönigsberg,  studirte  daselbst  und  promovirte  zum  Dr.  med.  1797  mit  der 
Diss. :  ^Specimen  inaugurale  de  liquore  gastrico  ciborum  menstruo^ ,  wurde 
folgeweise  Prosector  am  anatomischen  Theater,  Privatdocent  und  endlich  Prof.  e.  o. 
an  der  Universität  zu  Eönigsberg.  Er  starb  hier  am  2.  Februar  1813.  E.  ist 
Verfasser  folgender  Schriften:  „Commentatio  med.-obstetr.  de  symptomattbus  et 
signis  graviditatis  verae  simplicis  uterinae  eorumque  causis^  (Eönigsberg  1799)  — 
;,  Ueber  die  Wirkungen  der  galvanischen  Mektricität  im  menschlichen  Körper, 
durch  Versuche  mit  dem  Körper  eines  Enthaupteten  bestätigt"  (Ebenda  1803)  — 
„lieber  den  Schädel  Kantus,  ein  Beitrag  zu  GalVs  Hirn-  und  Schädellehre" 
(Ebenda  1804)  —  „Beyträge  zur  pathologischen  Anatomie''  (Berlin  1813)  — 
„  Ueber  die  Brechweinsteinsalbe  im  Keuchhusten"  (Hüfeland's  Journal  der 
Heilkunde,  1809). 

Dict.  hiet.  in,  pag.  316.  PgL 

Eelchen,  Johann  Heinrich  E. ,  war  geboren  zu  Riga  1722,  wurde 
erster  Leibchirurg  der  Eaiserin  Eatharina  H.,  Director  des  mediciniseh-chinir- 
gischen  Instituts  in  St.  Petersburg,  starb  in  Petersburg  1800.  Bemerkenawerth  ist 
er  als  Verfasser  der  Abhandlung:  „Orundriss  der  Einrichtung  der  kaiserlich 
medicinisch'chirurgischen  Schule  und  einiger  anderer  Hospitäler  in  St.  Peters- 
burg" (St.  Petersburg  1786;  auch  französisch  erschienen). 

Baldiuger,  Russische  physikaL-medicin.  Literatur  dieses  Jahrhunderts.  Marburg 

1782,  Stück  I,  pag.  40.  —  Dr.  M.  Heine,    Medicin.-Historisches  aus  Russland,  3.  Beitrag. 

St.  Petersburg  1856.  t    04.-    a 

'^  Li,  Stieda. 

Eeldennan,  Cornelis  E.,  zu  Brügge,  war  daselbst  1632  geboren  und 
starb  1711;  er  studirte  in  Löwen  und  war  einer  der  gelehrtesten  Aerzte  seiner 
Zeit.  Er  publicirte  das  folgende  Hebeammen-Lehrbuch:  „Onderwys  voor  alle 
vroedvrouwen  raeckende  hun  ampt  ende  plicht"  (Brfigge  1696). 

van  den  Corput 

Eellberg,  Sven  E.,  schwedischer  Arzt,  war  am  1.  März  1784  zu  NSs, 
im  Eirchspiel  Stafnäs,  in  Wermland,  geboren,  studirte  von  1805  in  Upsala,  erwarb 
mehrere  Grade,  darunter  den  des  Dr.  med.  1810,  befand  sich  in  yerschiedenen 
Stellungen,    bis   er   1817   nach   Norrte\|e    als   Stadtphysicus   berufen    und    1820 


J 


KELLBEBG.  ~  KELLNEB.  451 

mm  ProTinsialarzt  im  Calmarschen  District,  1827  in  Philipstad,  1835  in  Udde- 
yalla  ernannt  und  1841  pensionirt  wurde.  Er  war  dann  noch  Stadtarzt  in  Strömstad, 
Badearzt  in  Marstrand,  Qoarantainearzt  in  Eänsö,  Provinzialarzt  im  Bohuslänschen 
Sclie'eren-Distriet  und  starb  am  21.  April  1863  zu  Strömstad.  Er  schrieb,  ausser 
Terschiedenen  Aufsätzen,  z.  B.  auch  über  die  Cholera  (1834):  „Läkekonaten  med 
hallt  vatten  i  heia  dess  omfäng  etc,**  (Uddevalla  1836)  —  „üpplysningar  för 
brunns-  och  badgäster*'  (1836)  und  nachdem  er  1838  Gräfenberg  besucht  und 
kennen  gelernt  hatte:  „Om  vcUtenkurer  %  allmänhet  och  om  den  nya  vatten- 
kurmethoden  vül  Gräfenberg  i  synnerhet*^  (1839);  femer:  „Uppmaning  tili 
menniakoi'ännen  att .  .  ,  forhindra  akendödas  begrafning**  (1840)  —  „Mono- 
grafi  om  sockret  etc.^  (1845). 

Sacklön.  II,  1,  pag.  636;  IV,  pag.  351;  Wistrand,  pag.  193;  Neue  Folge, 
I,  pag.  380.  G. 

Eellie,  George  E.,  zu  Leith  in  Schottland,  war  daselbst  als  Sohn  eines 
Wundarztes  geboren,  diente  von  1797  an  als  Schiffswundarzt  und  war  1800  Arzt  der 
englischen  Gefangenen  zu  Yalenciennes.  Er  hatte  zu  der  Zeit  bereits  Verschiedenes 
geschrieben,  wie:  „An  account  of  the  effects  of  compression  by  tke  tourniquet, 
in  stopping  the  cold  fit  of  intermittentf"  (DüCAn's  Med.  Comment. ,  1794)  — 
„Observations  on  the  medical  effects  of  compression  by  the  toumiquet"  (Edin- 
barg  1797);  femer  verschiedene  Aufsätze  in  den  Edinb.  Annais  of  Med.  (1796, 
1798,  1801,  1804),  darunter  Einiges  zur  Anatomie  des  Haifisches,  Behandlung 
der  Syphilis  mit  Salpetersäure  und  „Observations  and  experiments  on  the  elec- 
tricity  of  animals" ,  nachdem  er  1803  in  Edinburg  mit  der  Diss. :  „De  electri- 
citate  animali^  Doctor  geworden  war.  Eine  Reihe  fernerer  Mittheilungen  findet 
sieh  von  ihm  im  Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.  (1805,  1806,  1808,  1812,  1816), 
darunter:  „Bistorical  and  critical  analysis  of  the  functions  of  the  skin"  — 
„History  of  a  case  of  impracticable  labour^  in  which  the  cesarean  section  was 
performed  u.s.  to.^  ;  ausserdem  in  den  Edinb.  Transact.  of  the  Med.-Chir.  Soc.  (1824) : 
„Befiections  on  the  pathology  of  the  brain^,  übersetzt  von  Andr.  Gottschalk  in 
Sammlung  zur  Eenntniss  der  Gehirn-  und  Rückenmarkskrankheiten  (Heft  1,  1837). 

Callisen,  X,  pag.  129;  XXIX,  pag.  222.  G. 

Eellner,  David  E.,  geboren  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
zu  Gotha,  studirte  in  Helmstädt,  wo  er  1673  mit  der  Diss.:  „De  empyemate** 
Dr.  med.  wurde.  Er  Hess  sich  dann  als  Arzt  in  Nordhausen  nieder,  woselbst  er 
bis  zu  seinem  Lebensende  verblieb  und  sich  neben  der  Praxis  noch  viel  mit 
Chemie  beschäftigte.  Sein  Todesjahr  ist  unbekannt.  Er  schrieb :  ;,  Unterricht  von 
geschwürigen  offenen  Schenkeln  und  alten  Beinschäden"  (Nordhausen  1668 ;  Frank- 
furt und  Leipzig  1690)  —  „Synopsis  musaei  metallici  viri  incomparabilis  Ulissis 
Aldrovandi  etc  "  (Leipzig  1702)  —  n^^9  ^^  Natur  zur  Verbesserung  der 
Metalle"  (Nordhausen  1704)  —  „Anweisung ,  sich  vor  der  Fest  zu  präser- 
viren"  (Meiningen  1681)  u.  A. 

Hall  er,  Bibl.  med.  pract.  III,  pag.  502.  —  Biogr.  in6d.  V,  pag.  411.  —  Poggea- 
dorff.  I,  pag.  1240.  Pgl 

Eellner,  Wilhelm  Andreas  E.,  am  5.  December  1694  zu  Eisenach 
geboren,  machte  seit  1714  seine  Studien  in  Halle,  wo  er  im  Hause  von  Friedrich 
Hoffmann  verkehrte  und  1718  mit  der  „Diss.  inaug.  (praes.  Friedr,  Hoffmann) 
observationes  et  cautelas  circa  acidularum  et  thermarum  usum  et  abusum 
exhibens"  promovirte.  Hierauf  prakticirte  er  in  Eisenach  bis  an  sein  um  1750 
eingetretenes  Lebensende,  war  herzogl.  Sachsen- Weimar'scher  Rath,  Leibarzt  und 
Bezirksphysicus.  Die  meisten  seiner  zahlreichen  Schriften  sind  Artikel  und  Ab- 
handlungen in  den  damaligen  Journalen,  in  den  Annales  physico-medicae  Vratis- 
lavienses,  in  den  Erfurter  Miscellanea  physico-medica ,  im  Commercium  litterarium 
Norimbergense  und  in  den  Ephemerides  der  k.  k.  Leopold.  Akademie. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  411.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  316.  Pgl. 

29* 


452  KELLNEB.  —  KEHPSTEB. 

Kellner,  Friedrich  E. ,  geboren  zu  Frankfurt  a.  M.  am  26.  Januar 
1822,  studirte  Mediein  zu  Tübingen  und  Heidelberg,  promoyirte  zu  Heidelberg 
1845  mit  der  Diss. :  „De  pleuritide  infantum,*^  1846  machte  er  das  Frank- 
furter Staatsexamen,  war  1848 — 50  Assistenzarzt  am  Hospital  zum  hl.  6<Nst, 
wurde  am  15.  December  1851  zum  Arzt  am  Waisenhause  ernannt,  war  auch 
Arzt  der  Armenklinik  und  starb  nach  wiederholten  Sohlaganfällen  schon  am 
3.  März  1863.  Er  hat  in  den  ersten  Jahrgängen  des  ,.Jahresbericht  über  die 
Verwaltung  des  Medicinalwesens  etc.  in  Frankfurt  a.  M.'^  die  TodesftUe  in  der 
Stadt  wissenschaftlich  bearbeitet.  ^  Stricker. 

EelSi  Heinrich  Wilhelm  K.,  geboren  1759  zu  Liebenau  (Grafschaft 
Hoya),  widmete  sich  zuerst  der  Pharmacie  in  Hannover  und  Osnabrück  und  studirte 
dann  von  1787 — 1791  Mediein  in  OOttingen  und  Helmstädt,  wo  er  1791  mit 
der  Diss. :  „De  carbone  vegetali*'  promoyirte.  Er  übernahm  darauf  eine  Anstellung 
als  zweiter  Oberwundarzt  der  holländisch-westindischen  Compagnie  in  Surinam, 
starb  aber  bereits  am  15.  Juni  1792  in  Bellair.  Er  hinterliess :  „Onamatologia 
chimico-practica  oder  vollständig  praktisches  Handbuch  d^r  Chemie  in  alpha- 
betischer Ordnung**  (Ulm  1791)  —  ;,  J^on  einem  aus  dem  Nelkenöl  mittelst  der 
Salpetersäure  erhaltenen  sauren  Salze"  (Cebllb's  Annalen,  1786)  —  „Bemer- 
kungen über  die  Bereitung  der  wesentlichen  Weinsteinsäure  u.  s.  lo."  (Ibid. 
1786)  —  „Ueber  die  Bereitung  der  Bittersaherde''  (Ibid.  1788). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  412.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1240.  Pgl. 

Eemine,  Johann  Christian  K.,  geboren  zu  Halle  am  10.  September 
1738,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  wurde  hier  1760  Dr.  med.  mit  der  Diss.: 
„De  genesi  scirrhorum  simplicium,"  1766  wurde  er  ordentlicher  Professor  der 
Mediein  und  Aufseher  der  königl.  Armenschule,  1791  Inspector  der  medicinischea 
Klinik  und  der  geburtshilflichen  Anstalt  in  Halle,  wo  er  am  10.  October  1815 
starb.  Seine  Schriften  bestehen  zum  grösseren  Theile  aus  Dissertationen  und  aka- 
demischen Programmen  ;  doch  sind  diese  nicht  ganz  ohne  jede  Bedeutung. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  412.  —  Dict.  bist.  HI.  pag.  318.  Pgl 

'''Eemp,  William  M.  K.,  geboren  am  21.  Februar  1814  in  Frederick 
Co.,  Md.,  wurde  1834  an  der  Universität  zu  Philadelphia  zum  Med.  Dr.  graduirt 
und  Hess  sich  Anfaugs  in  seiner  .Vaterstadt  und  seit  1839  in  Baltimore  nieder. 
Hier  war  er  von  1855 — 1861  Präsident  des  Board  of  Health  und  in  dieser  Eigen- 
schaft während  mehrerer  Gelbfieber-Epidemien  thätig.  Seinen  Bemtthungen  ist  das 
Zustandekommen  der  „National  Quarantine  and  Sanitary  Association '^  zu  ve^ 
danken,  die  1857  zum  ersten  Male  in  Philadelphia  und  in  den  folgenden  Jahren 
bis  zum  Beginn  des  Krieges  1860  in  Baltimore,  New  York  und  Boston  tagte. 
Ausser  mehreren  Jouroal  -  Abhandlungen  schrieb  er  eine  Monographie  u.  d.  T.: 
„Obstetrical  notes  based  on  one  thousand^cases  of  delivery," 

Atk^nson,  pag.  295.  Pgl. 

*Eempsteri  Walter  E.,  Arzt  in  Oskosh,  Wis.,  stammt  aus  einer  Aerzte- 
familie,  die  seit  200  Jahren  in  jeder  Oeneration  Aerzte  zu  ihren  Mitgliedern 
zählte.  Geboren  am  25.  Mai  1841,  studirte  er  Mediein  am  Long  Island  Med.  Coli, 
in  Brooklyn,  N.  Y.,  und  wurde  hier  1864  graduirt,  nachdem  er  bereits  seit  1861 
als  Militärarzt  thätig  gewesen  war.  Dann  prakticirte  er  in  verschiedenen  Städten 
und  liess  sich  schliesslich  an  seinem  jetzigen  Domicil  nieder,  wo  er  sich  speeiell 
mit  Nerven-  und  Geisteskrankheiten,  namentlich  mit  pathologisch-mikroskopischen 
Untersuchungen  des  Gehirns  beschäftigt.  Er  veröffentlichte  mehrere  Artikel  im 
Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sciences,  wie  in  Amer.  Journ.  of  Insanity,  dessen  Mitheraus- 
geber er  5  Jahre  lang  war,  z.  B.  „Microscopy  of  the  brain"  (1876)  —  „Reporte 
of  the  Northern  (Wis.)  Hospital  for  the  Insane". 

Atkinson,  pag.  628.  Pgl. 


KENNEDY.  453 

Eennedy,  Peter  K.,  Wundarzt  des  yorigen  Jahrhunderts  in  London,  wo 
er  sieh,  nachdem  er  ausgedehnte  Reisen  durch  Frankreich,  Italien,  Holland  gemacht 
hatte,  1710  niederliess.  Er  verfasste:  „Ophthalmographia^  (London  1713),  wozu 
gpftter  „A  Supplement  to  Kennedy* 8  ophthalmographia  or  treatise  of  the  eye** 
(Ebenda  1739)    erschien    —   „An  easay  on  extemal  remedies*^    (Ebenda  1715). 

Biet.  hist.  III,  pag.  319.  Pgl. 

Kennedy,  James  E. ,  zu  Glasgow,  war  in  Schottland  geboren,  wurde 
1813  in  Edinburg  Doctor,  prakticirte  anfänglich  zu  Dunning  und  schrieb:  „In- 
structions to  mothers  and  nurses  on  the  management  of  chüdren  in  kealth  and 
in  disease;  etc.*'  (Glasgow  und  London  1825);  femer  veröffentlichte  er  im  London 
Med.  Repository  (1820 — 26)  u.  d.  T.:  „Ohseroations  in  practical  pathology", 
II  Terschiedene  Artikel  aus  der  praktischen  Medicin.  Er  starb  zu  London  am 
9.  Mai   1851. 

Callisen,    X,  pag.  137.  G. 

*  Kennedy,  Evory  K. ,  irischer  Arzt,  studirte  in  Dublin,  London  und 
Paris,  wurde  1827  zu  Edinburg  mit  der  Diss. :  „De  f ehre  puerperarum**  Doctor, 
war  Assistent  und  später  Master  des  Dublin  Lying-in  Hosp. ,  darauf  Docent  der 
Geburtshilfe,  der  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  am  Richmond  Hosp.,  wurde  1839 
Dr.  med.  honor.  in  Dublin  und  Fellow  des  King  and  Queen's  College  of  Physi- 
cians, dessen  Präsident  er  1854,  55  war.  Er  schrieb:  „On  midmfery ,  and  the 
diseases  of  women  and  children"  —  „Observations  on  obstetric  auacultation ; 
...,with  an  appendix,  containing  legal  notes  by  John  Smith**  (Dublin  1833}  — 
„Obsercations  on  hypertrophy  and  other  affections  of  the  os  uteri"  (Ebenda 
1839)  —  „Descriptive  catalogue  of  the  museum  illustratioe  of .  .  .  .  lectures 
on  midtcifery  and  the  diseases  of  wonien  and  children**  (Edinburg  1840)  — 
„Hospitalism  and  zymotic  diseases,  as  more  especially  illustrated  by  puerperal 
fever  or  metria  etc.**  (London  1869).  Dazu  Aufsätze,  z.  B. :  „Utero-plarental 
circulation,  and  placental  aouffle*'  (Dublin  Hosp.  Reports,  1830)  —  „Treatment 
and  ctire  of  vesico-vaginal  fistula  with  cases**  (Dublin  Journ.  of  Med.  and  Chem. 
Sc.,  1833)  —  „Inflammatory ,  congestive,  and  ulcerative  aßections  of  the 
Uterus**  (Dublin  Quart.  Journ. ,  1847).  Er  lebt,  von  der  Praxis  zurückgezogen, 
in  Beigard  Castle,  Clondalkin,  Co.  Dublin  und  in  London. 

Callisen,  X,  pag.  136;  XXIX,  pag.  223.  —  Medical  Directory.  Red. 

*  Kennedy,  Alfred  K.,  in  Philadelphia,  am  25.  October  1818  geboren, 
Btudirte  daselbst  Medicin  und  Naturwissenschaften  und  wurde  auch  dort  1848 
graduirt.  Er  brachte  dann  mehrere  Semester  in  den  experimental-physiologischen 
Laboratorien  von  Maoendie  und  Claude  Bernard  in  Paris,  ferner  im  Laboratorium 
flBr  physiologische  und  pathologische  Chemie  von  Lehmann  in  Leipzig  und  später 
wiederum  mehrere  Semester  in  Paris  zu.  1853  Hess  er  sich  in  Philadelphia  als 
Arzt  nieder  und  wirkte  gleichzeitig  als  Professor  der  Naturwissenschaften  an  ver- 
schiedenen Lehranstalten.  1865  zog  er  sich  aus  seiner  praktisclien  wie  Lehrthätig- 
keit  zurück  und  lebt  seitdem  in  Zurllckgezogenheit ,  wissenschaftlichen  Studien 
obliegend.  Er  veröffentlichte  U.A.:  „Practical  chemistry ,  a  branch  of  medical 
edttcation  considered  in  a  letter  to  his  cla^s**    (Philadelphia  1852). 

Atkinson,  pag.  118.  Pgl. 

*  Kennedy,  Josiab  Forrest  K.,  geboren  in  Landisburg,  Perry  Co.,  Pa., 
am  31.  Januar  1834,  studirte  an  mehreren  Facultäten  Medicin,  zuletzt  am  Jefferson 
Med.  Coli,  in  Philadelphia  und  an  der  New  Yorker  Universität  und  promovirte  an 
letzterer  1858  zum  Dr.  med.  Dann  war  er  in  verschiedenen  Städten,  kürzere 
Zeit  auch  als  Militärarzt,  sowie  ein  Jahr  lang  als  Professor  der  Geburtshilfe  an 
der  Jowa  State  University  thätig,  siedelte  1870  nach  Des  Moines,  Ja.,  über,  wo 
er  noch  jetzt  prakticirt  und  zugleich  Arzt  des  Gefängnisses  und  Armenhauses  ist.  Er 
veröffentlichte  bisher:  „On  herpes  zoster**  —  „On  chorea**  —  „On  large  doses 


454  KENNEDY.  -*  KEPLER. 

of  calomd  in  diarrhoea  and  dysentery**  —  „On  hurns  and  scdda"  —  Tut* 
pentine  in  the  treatment  of  tapeworra^  —  „Inebriety  and  ita  treatmevU*'  — 
„On  a  case  of  gunshot  wound  of  the  abdomen^  —  „On.fracture  of  the  skuü 
with  lo88  of  brain  aiibstance,  recovery*'  - —  „On  scarlatina"  u.  A. 

Atkinson,  pag.  116.  Pgl. 

Eenüsll,  Edward  K. ,  zu  Newcastle-upon-Tyne ,  war  Dr.  med.  und 
Surgeon  und  Bcbrieb :  „An  essay  an  bums,  especially  upon  those  which  happen 
to  workmen  in  mines  from  the  explosion  of  inflammable  air;  etc."  (London, 
Edinburg  etc.  1798)  —  „A  secona  essay  on  burns,  in  which  an  attempt  ü 
made  to  refute  the  opinions  of  Mr,  Earle,  on  the  supposed  benefit  of  the 
application  of  ice  in  such  accidenta ;  .  .  .  Also  proofa  of  the  Utility  of  the 
stimvlating  plan  in  injuriea  caitsed  by  the  eocplosion  of  gunpowder"  (Newcastle 
1800)  —  „Caaes  of  Cancer;  with  observations  on  the  use  of  carboncUe  of  Urne 
in  that  diaease"  (Ibid.  1802)  —  „Eaaay  on  warm  and  vapor  batha;  etc^ 
(London  1808;  2.  edit.  1809)  —  „An  account  of  batha,  and  of  a  Madeira- 
houae  at  Briatol;  with  the  deacription  of  a  pulmometer^  and  caaea  ahewing  ita 
Utility  in  aacertaining  the  atate  of  the  lunga  in  diaeaaea  of  the  ehest**  (London 
1814)  u.  8.  w.    Er  starb  zu  Bristol  (Somersetshire)  am  5.  December  1832. 

Callisen  X,  pag.  143;  XXIX,  pag.  225.  G. 

^Eentmann,  Jobann  E. ,  geboren  zu  Dresden  am  21.  April  1518, 
besuebte  mehrere  deutsche  Universitäten  und  studirte  zuletzt  in  Padua,  wo  er 
zum  Dr.  med.  promovirte.  Nach  Deutschland  zurtlckgekehrt,  war  er  anfänglich  eine 
Zeit  lang  Arzt  in  Meiningen  und  übernahm  später  das  Stadtphysicat  in  Torgan, 
wo  er  sich  neben  der  Praxis  viel  mit  dem  Studium  der  Naturwissenschaften 
beschäftigte,  speciell  mit  Mineralogie  und  Botanik.  Er  darf  als  einer  der  Ersten 
genannt  werden,  welcher  eine  systematisch  geordnete  grosse  Sammlung  von  Mine- 
ralien anlegte  und  in  dem  nachstehend  citirten  ausgezeichneten  Werke  eingehend 
beschrieb.  Er  starb  am  14.  Juni  1574  und  ist  Verfasser  folgender  Schriften: 
^Calculorum  qui  in  corpore  ac  membria  hominum  innaacuntur  genera  du<h 
decim  eorumque  deacriptio  et  figura**  (Zürich  1565)  —  „Nomenclatura  rerum 
foaailium  quae  in  Miania  praecipue  et  aliia  in  regionibua  inveniuntur'* 
(Torgau  1565). 

Sein  Sohn  Gottlieb  Rentmann,  geboren  zu  MeLssen  am  21.  Januar 
1552,  promovirte  zum  Dr.  med.  1578  in  Basel,  prakticirte  zuerst  in  Torgan, 
dann  in  Halle  und  starb  hier  am  12.  Juli  1610.  Er  schrieb:  „Tabulae  loca  ei 
tempua  quibus  colliguntur  plantae  exhibentes**  (Giessen  1609,  Fol.;  Wittenberg 
1620 ,  1629 ;  Leipzig  1659  ;  Kiel  1667 ;  Hamburg  1667  ;  Frankfurt  1715,  Fol.)  — 
„De  cholera  et  i holer ica  paaaione*^  (Basel   1579)  u.  a.  m. 

Blogr.  m6d.  V,  pag.  412. —  Poggendorff,  pag.  1243.  —  AUgem.  Deutsche  Biogr. 
XV,  pag.  603.  Pgl, 

Kepler,  Ludwig  E. ,  Sohn  des  bekannten  Astronomen ,  geboren  am 
21.  December  1607  in  Prag,  machte  seine  ersten  Studien  in  Linz,  Später  in 
Regensburg,  wohin  er  sich  1519  mit  seinem  Vater  begeben  hatte,  ging  1624 
nach  Wien,  um  sich  der  Philosophie  und  Poesie  zu  widmen  und  wendete  sieh 
später  in  Basel  und  Strassburg  dem  Studium  der  Medicin  zu.  Er  prakticirte  ein  Jahr 
lang  in  Genf,  begab  sich  alsdann  nach  Königsberg,  wo  er  1635  Dr.  med.  wurde 
und  sich  als  Arzt  dauernd  habilitirte  und  bis  zu  seinem  am  15.  September  1663 
erfolgten  Tode  wirkte.  Von  seinen  Schriften  fahren  wir  an:  „Z^m.  de  incubo*' 
(Königsberg  1644)  —  „Liber  Galeni  de  aymptomatum  cauaaia  aecundia  f'n 
theaes  contractua**  (Strassburg  1631)  —  „Methodi  conciliandarum  aectarum  in 
medicina  diacrepantium  aectio  prima"^  (Königsberg  1648,  Fol.)  —  „Febria  epi- 
demica Begiomontana  anni  1649**  (Elbing  1650,  4.)  —  „Somnium,  aive  opus 


EEPLEB.  —  KEBBEBT.  455 

posthumum  de  aMronomia  lunari"  (Sagan  1634).    Letzte  Schrift  rtthrt  von  dem 

Astronomen  E.  her  und  ist  nach  dessen  Tode  von   seinem  Sohne  herausgegeben. 

Moller,  T.  II,  pag.  407.  —  Biogr.  mW.  V,  pag.  413.  —  Biogr.  nnivers.  T.  XXVII, 
pag.  593.  —  Hirsch  in  AUgem.  Dentsche  Biogr.  XV,  pag.  624.  —  Poggendorff,  I, 
pag.  1245.  Pgl. 

Xiraudreu,  Pierre-Fran9ois  K.,  Oeneral-Inspectenr  des  Gesundheits- 
dienstes der  französischen  Marine,  war  zu  Brest  am  15.  Mai  1769  geboren, 
machte  seine  Lehrzeit  in  Quimper  und  Brest  durch ,  trat  dann  als  Arzt  in  die 
Marine  ein ,  durchlief  schnell  die  unteren  Orade,  vollendete  seine  Studien  in  Paris, 
wurde  daselbst  1803  mit  der  These:  „Biflexions  sommaires  sur  le  scorbut  etc,*' 
Doctor,  1806  M6decin  en  chef  Consultant  im  Dienste  des  Ministers,  erhielt  wichtige 
Missionen  nach  den  französischen,  belgischen  und  holländischen  Häfen,  stillte  1812 
eine  schlimme  Ruhrepidemie  zu  Antwerpen,  besorgte  daselbst  die  Einrichtung  des 
grossen  Hospitals  Saint-Bemard  und  der  neuen  £cole  de  m6decine  navale,  ebenso 
derjenigen  in  Enkhuizen  und  wurde  1813  zum  1.  Arzt  der  Flotte  und  General- 
Inspecteur  derselben  ernannt.  Bis  zu  ihm  war  diese  Stellung  beinahe  nur  eine 
nominelle  gewesen;  mit  ihm  erlangte  dieselbe  erst  ihre  verdiente  Wichtigkeit, 
indem  durch  seine  erfahrenen  Hände  das  Marine-Sanitätswesen  auf  die  Höhe  der 
Zeit  gehoben  wurde.  Fast  seine  sämmtlichen,  sehr  zahlreichen  literarischen  Arbeiten 
sind  dem  Sanitätsdienste  der  Marine  und  den  in  demselben  gemachten  Erfahrungen 
gewidmet.  Wir  ftlhren  von  denselben  zunächst  die  selbständigen  Schriften  an: 
„Oiservations  sur  les  moyens  de  meaurer  la  force  phystque  de  Vhomme  et  des 
animavx,  spicialement  par  le  dynamomkre,  etc."  (Paris  1814)  —  „Mim.  sur 
les  causes  des  maladies  des  marins,  et  sur  les  soins  ä  prendre  pour  con- 
Server  leur  8ant4  dans  les  ports  et  ä  la  mer"  (Ibid.  1817 ;  2.  6dit.  1824)  — 
„De  la  fih>re  jaune  observie  aux  Äniilles  et  sur  les  vaisseaux  du  rot;  con- 
sidMe  princfpalement  sovs  le  rapport  de  la  transmission"  (Ibid.  1823)  — 
„Du  cholira-morbus  de  VInde  ou  mor deckt'*  (Ibid.  1824)  —  „De  la  nourrtture 
des  iguipages  et  de  Vam6lioraiion  des  salaisons  dans  la  marine"  (1829).  — 
Seine  zahlreichen  Aufsätze,  welche  vorzugsweise  in  Leroux'  Joum.  de  m6d.  (1805), 
im  Bullet,  de  la  See.  m^d.  d'ömulation  (1807 — 11),  in  Corvjsart's  Joum.  de  m6d.; 
chir.  etc.  (1812,  13),  den  Annales  marit.  et  colon.  (1816—41),  dem  Joum.  univers. 
des  sc.  m6d.  (1819,  20),  im  Dict.  des  sciences  mödicales  (1812 — 22),  den 
Ann.  d'hyg-  P^bl.  (1832,  34,  40,  47),  endlich  den  M6m.  de  TAcad.  de  mM. 
(1846)  enthalten  sind,  betreffen  die  verschiedensten  Gegenstände  der  Schiffshygiene 
und  Krankenpflege ,  sowie  epidemische  Krankheiten,  die  durch  den  Schiffsverkehr 
leicht  verbreitet  werden,  wie  Gelbfieber,  Pest,  Cholera,  sodann  den  Typhus  in  den 
Bagnos  u.  s.  w.  Es  gehören  dazu  auch  Arbeiten  über  Schiffsverpflegung,  Lagerung 
der  Mannschaft,  Aufbewahrnng  des  Wassers,  Trinkbarmachung  des  Seewassers, 
Loftemenerung  und  Desinfection  in  den  unteren  Schiffsräumen,  femer  Instructionen 
zur  Behandlung  von  Ertrunkenen  und  Schiffbrüchigen,  für  Reisen  in  den  Tropen 
und  nach  den  Polen  u.  s.  w.  Er  hatte  auch  verbessert  herausgegeben :  Fontana, 
„Traiti  des  maladies  qui  attaquent  les  Europ^ens  dans  les  pays  chauds  etc. 
trad.  de  Vitalien  par  Venissat"  (Paris  1818);  er  war  ferner  Mitredacteur 
der  Annales  d'hyg.  publ.  seit  1829.  Sein  langes  thatenreiches  Leben  fand  am 
16.  August  1857  zu  Passy  bei  Paris  seinen  Abschluss. 

Devergie  im  BuUet.  de  l'Acad.  de  in6d.  1857—58,  T.  XXin,  pag.  1133.  — 
Callisen,  X,  pag.  147;  XXIX,  pag.  226.  —  Berger  et  Key,  pag.  136,  258.  q. 

Eerbert ,  ärztliche  Familie  von  vielen  Mitgliedern  in  Koog  aan  de  Zaan 
bei  Amsterdam.  —  Coenraad  Eerbert,  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts 
daselbst  prakticirend,  schrieb  u.  A. :  „Verhandeling  over  de  aanwyzing  by  de 
behandeling  der  breuken"  (Amsterdam  1800,  gekrönte  Preisschrift)  —  „Over  de 
voor-  en  nadeelen  der  aderlating  by  zwangere  en  barende  vromcen"  (Ebenda 
1 804)  —  „  Waameming  eener  pisopstopping  en  geneztng   door  den  blaassteek 


456  EEBBEBT.  —  KEBCKBING. 

borgen  het  achaambeen^  (1808)    —    „Berigt    van   eene   verlossing  door  de  zoo- 
genannde  keizerlyke  snede*^  (1808). 

Jacobns  Johannes  Rerbert,  Sohn  des  Vorigen,  auch  in  Koog 
a.  d.  Zaan  praktisch  wirksam,  starb  da  1842  und  machte  sich  bekannt  durch 
die  Veröffentlichung  von:  „Waamemingen  over  de  croup"  (1821)  — „Waame- 
mingen  over  de  nutttgheid  der  outlasting  van  het  waterachtig  vocht  by  oogontste- 
hingen*'  (1821). 

Coenraad  Eerbert,  1816  geboren,  studirte  in  Leyden,  schrieb  als 
Student  eine  Preisfrage :  „  Commentatio  ad  qiuiestionem  chemicam :  TradcOur 
acidi  carbonicl  nativi  historia  naturalis  et  cJiemica,  ejusque  fontes  praecipui 
indicentur  et  explicentur*'  (Leyden  1836 — 37)  und  promovirte  in  der  Medicin 
mit  einem  „Specimen  chemico-pathologicum  de  urina  albuminosa  et  albuminuriae 
dignitate  diagnostica^  (1839).  Mit  Dr.  J.  H.  Molkenboer  publicirte  er  1840: 
„Flora  Leydensis^  etc.  und  etablirte  sich  darnach  in  seinem  Creburtsorte,  wo  er 
thätig  blieb  bis  zu  seinem  Tode  1857. 

Jacobus  Johannes  Kerbert,  1822  in  Koog  geboren,  Bruder  des 
Vorigen,  studirte  in  Leyden,  wo  er  1846  mit  einer  Diss. :  „Exhibens  hvstoriam 
valerianatis  Zinci  pharmacologicam**  zum  Med.  Doctor  promovirte.  Er  etablirte 
sich  in  seinem  Geburtsorte,  doch  später  siedelte  er  nach  Amheim  über,  wo  er 
sich  mehr  der  Psychiatrik  widmete.  1877  wurde  er  Primararzt  an  der  Irren- 
anstalt in  Samarang  (Insel  Java),  doch  starb  er  schon  im  folgenden  Jahre.  Ausser 
einigen  Zeitschriftartikehi  (im  „KÜniek"  1844 — 49  und  der  Nederl.  Tijdschrift  voor 
Geneesk.)  schrieb  er  hauptsächlich :  „Klinische  Memoranda,  Practi^ch  genees- 
kundig  Vademecum^  (Amsterdam  1859)  —  „De  woning  van  den  mensch  in 
ha/re  betrekking  tot  gezondheid  en  lecen"  (1861)  —  „Aanteekeningen  cp  de 
voorgestelde  geneesk.  wetsontwerpen^  (1862)  —  Repertorium  voor  geneesk. 
pruktyk^  (1863 — 67)  —  „Handleiding  tot  de  kennis  der  artsenystoffen,  alge- 
meene  geneesmiddeHeer**  (1865)  —  „Nieuwe  klinische  Memoranda^  (1874)  und 
lieferte  auch  eine  holländische  üebersetzung  von  H.  Neümann's  „Lehrbuch  der 
Psychiatrie",  mit  Anmerkungen  (Amsterdam  1860).  >q  -g   Daniäls 

Kerckring,  Theodorus  K. ,  1640  in  Hamburg  geboren,  kam  schon 
als  Kind  nach  Amsterdam,  wo  der  Dr.  med.  Fß.  van  den  Enden  sein  Gönner 
war.  Durch  diesen  später  nach  Leyden  geschickt,  studirte  er  da  und  promovirte 
zum  Med.  Dr. ,  wonach  er  sich  in  Amsterdam  als  praktischer  Arzt  etablirte. 
Nachdem  er  die  Bekanntschaft  von  Rüysch  gemacht,  arbeitete  er  viel  mit  Diesem, 
so  dass  Haller  erzählt,  Ruysch  soll  die  meisten  anatomischen  Präparate  ftlr  die 
Sammlung  K.'s  verfertigt  haben,  während  Pechlin  ihm  seine  Feder  geliehen  haben 
soll,  Behauptungen,  welche  mir  beide  sehr  unwahrscheinlich  vorkommen  aus  Gründen, 
welche  hier  nicht  näher  auseinandergesetzt  werden  können.  1675  scheint  er 
Amsterdam  verlassen  zu  haben,  vielleicht  seines  Uebergangs  zu  der  katholiscben 
Kirche  wegen ;  er  machte  lauge  Reisen  durch  Italien  und  kam  nach  Hamburg  zurück 
(1678)  als  „Resident  des  Herzogs  von  Toscana"  und  starb  1693.  K.  hat  sich 
um  die  Anatomie ,  durch  die  Entdeckung  oder  wie  Andere  meinen ,  erste  genane 
Beschreibung  der  nach  ihm  genannten  Yalvulae  conniventes  im  Dünndarm  und 
wahrscheinlich  auch  durch  die  Entdeckung  der  Vasa  vasorum  (beim  Pferde)  und 
durch  den  Nachweis  der  Valvulae  venarum  wirklich  verdienstlich  gemacht.  Nicht 
weniger  ist  dies  der  Fall  mit  der  Entwicklung  der  menschlichen  Frucht  und  der 
dabei  stattfindenden  Osteogenese,  welche  beide  durch  K.  genau  studirt,  beschrieben 
und  abgebildet  sind ,  obgleich  man  K.  gewöhnlich  vorwirft ,  die  Entdeckungen 
Anderer  für  sich  ausgebeutet  zu  haben.  Während  seines  Aufenthaltes  in  Amsterdam, 
der  keine  zehn  Jahre  gedauert  haben  kann,  publicirte  er:  „Spicilegium  anato- 
micum,  continens  observationum  anatomicarum  rariortim  centuriam  unam,  necnon 
osteogeniam  foetuum,  in  qua  quid  cuique  ossiculo  singulis  accedat  mensibus, 
quidque  decedat   et  in  eo  per  varia  immutetur  tempora,    accuratissime  oculis 


KSRCEBING.  —  KEBGEB.  457 

9ubjicüur^  (Amsterdam  1670;  1673)  —  „Antkropogeniae  tchnographta ,  sive, 
eonfirmatio  foetua  ah  ovo  usgue  ad  ossificcUionis  princtpia  in  supplementum 
osieageniae  foetuum*'  (Amsterdam  1671 ;  Paris  1672).  Seine  ^Opera  omnia*^ 
orsehienen  in  Leyden  1717;  1729,  als  2.  und  3.  Ausgabe;  wann  die  1.  Ausgabe 
ersehien,  habe  ich  nicht  finden  können.  Ausserdem  hat  K.  sich  auch  noch  mit 
der  Chemie  beschäftigt  (Halleb  nennt  ihn  ,,chemicus''  und  Boeehaave  ^^vir 
anatomia  pariter  et  chemia  darus^)  und  hat  sowohl  durch  die  Untersuchung  des 
Trinkwassers  in  Amsterdam,  in  dem  er  eine  causa  morborum  sah,  als  durch 
seine  Experimente  mit  dem  Bernstein,  welchen  er  in  flüssigem  Zustande  zur 
Präservirung  der  Leichen  benutzte,  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  gezogen.  Auf 
diesem  (rebiete  lieferte  er  eine  lateinische  Uebersetzung.  unter  dem  Titel:  „Com- 
mentarius  in  currum  triumphalem  antimonii"  (Amsterdam  1671 ,  Oenf  1671, 
Ebenda  1685)  von  dem  bekannten  Buche  des  Benedictiner- Mönches  Basilius 
Valentinüs. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  416.  —  Biogr.  mM.  de  TEncyclop.  des  ac.  m6d.  II,  pag.  1 37.  — 
fianga,  pag.  564.  —  Van  der  Boon,  Geschiedenis  der  ontdekkiDgen  in  de  ontleedk.  vaa 
den  mensch  in  de  noordelyke  Nederlanden.  q   £^  Daniels. 

Eereszturi,  Franciscus  E.,  wurde  geboren  in  Patak  in  der  Nähe  von 
Kaschau  in  Ungarn  am  28.  Mai  1735,  studirte  in  Pest,  trat  1762  als  Zögling 
in  die  Moskauer  Hospitalschule,  wurde  Subchirurgus  lt63,  Chirurg  1764,  1765 
als  Operateur  und  Prosector  an  der  Universität  zu  Moskau  angestellt,  1766  zum 
Stabschirurgen,  1771  zum  ausserordentlichen,  1778  zum  ordentlichen  Professor 
der  Anatomie  und  Chirurgie  ernannt.  1784  erhielt  er,  auf  Grund  eines  Examens 
bei  dem  Moskauer  medicinischen  Collegiam,  den  Titel  eines  Doctors  der  Medicin, 
docirte  bis  1805  und  starb  am  16.  Februar  1811.  Er  war  ein  beschäftigter  und 
angesehener  Arzt  in  Moskau  und  ausserordentlich  geachtet ;  besonders  thätig  war  er 
während  der  Pestzeit  1770  und  71.  Von  Schriften  sind  nar  drei  öffentlich  ge- 
haltene Reden  zu  nennen:  „Oratio  de  sensationibuff  tarn  in  tuenda  sanitate, 
quam,  in  corrigenda  adversa  valetudine ,  homini  necessaria  et  amica  auxilia 
praebentibus^  (1778)  —  „Diss.  de  cognoscenda  vüa,  ut  intima  corporis  humani 
indoles  clarius  elucescat*'  (1783)  —  „Oratio  de  politia  medica  ejusque  in 
Rossia  U8u"  (1795). 

Richter,  IIT,  pag.  354.  —  Biog.  Lexikon  der  Professoren  der  Moskauer  Univer- 

«itat,  Bd.  I,  1855,  pag.  404 — 406.  —  Tschistowitsch,  CLXXV.  -j    q..    , 

^  ^  r  o  ii.  otieda. 

Eergaradec,  Jean-Alexandre  Le  Jumeau  Vicomte  de  K. ,  fran- 
zösischer Arzt,  war  1788  geboren,  wurde  1809  mit  der  These :  „De  la  nSceasitd 
et  de  la  digniti  de  la  mddecine  et  des  qualitds  nicessaires  pour  itre  m^decvn^ 
in  Paris  Doctor,  1823  Mitglied  der  Acad.  de  m6decine.  Er  hatte  ein:  „MSm,  sur 
V auscultation,  appliquie  ä  Vitude  de  la  grossesse,  etc."  (Paris  1822)  geschrieben, 
brachte  jedoch  den  grössten  Theil  seines  Lebens  auf  seinen  Besitzungen  in  der 
Bretagne  zu,  verfasste  eine  „Instruction  sur  le  choUra"  (1832)  und  machte  zu 
wiederholten  Malen  Mittheilungen  an  die  Akademie;  auch  schrieb  er  eine  Anzahl 
von  Artikeln  für  das  Dict.  des  sc.  m6d. ,  die  Transactions  mödicales ,  die  Ency- 
clop^die  m^tbodique,  deren  Mitredacteur  er  war,  u.  s.  w.  1850  übernahm  er  die 
Functionen  eines  Recteur  des  D6p.  Morbihan.     Er  starb  am  6.  Februar  1877. 

Vapereau,  pag.  1024.  —  Callisen,  X,  pag.  156;  XXIX,  pag   228.  g. 

Kerger,  Martin  K.,  zu  Liegnitz  in  Schlesien  während  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  ist  bemerkenswerth  als  eifriger  Anhänger  des  chemia- 
triscben  Systems.  In  seiner  Hauptsebrift :  „De  fermentationeUber  physico-medicus" 
(Wittenberg  1663)  suchte  er  den  Nachweis  zu  führen,  dass  alle  Krankheiten 
FoigCB  eines  Gährungsprocesses  seien  und  behauptete,  alle  Fieber  ohne  Aderlass 
und  andere  Mittel,  bloss  durch  chemische  Reagentien  heilen,  zu  können. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  416.  —  Sprengel,  Gesch.  d.  Med.  3.  Aufl.,  Bd.  IV,  pag.  361. 

Pgl. 


458  KEBN. 

Kern,  Vincenz  Ritter  von  E. ,  war  am  20.  Januar  1760  zn  Onus 
geboren,  erlernte  die  Chirorgie  in  Oras  nnd  Jndenbnrg,  conditionirte  in  Sakbnrg, 
Triest  und  Venedig,  erwarb  sich  durch  Beinen  Aufenthalt  in  Italien  die  Kenntnifls 
der  italienischen  und  französischen  Sprache,  reiste  1793  nach  Wien,  wo  er  im 
St.  Marxer  Hospital  seine  Fähigkeit^i  zu  entwickeln  begann,  1784  zum  Magister 
der  Chirurgie  und  später  auch  zum  Oeburtshelfer  promovirt  wurde.  Auf  Lsbeb's 
Empfehlung  erhielt  er  als  Leibchirurg  des  Herzogs  von  Sachsen^Hildburgbausen 
eine  Anstellung,  bereiste  nach  dessen  Tode  Deutschland,  Italien  und  einen  Theii 
Frankreichs,  besuchte  die  dortigen  üniyersitäten  und  Spitftler,  begann,  als  er 
1786  nach  Wien  zurückkam,  ein  neues  und  gründlicheres  Studium  der  Medidn 
und  Chirurgie  und  erwarb  1790  die  chirurgische  Doctorwürde.  1795  wurde  er 
Wundarzt  des  Taubstummen- Instituts  und  erhielt  1797  die  Professur  der  Chirurgie 
und  Geburtshilfe  am  k.  k.  Lyceum  zu  Laibach,  welcher  Lehranstalt  er  8  Jahre 
lang  zur  Zierde  gereichte.  Er  führte  in  Erain  zuerst  die  Impfung  der  natürlichen 
und  später  der  Schutzpocken  ein  und  yerfasste,  auf  Veranlassung  der  Landstände, 
die  in  grosser  Menge  vertheilten  Schriften :  „Erinnerungen  über  die  Einführung 
der  Blauem n- Einimpfung  im  Herzogthum  Krain"  (1798)  —  „Aufruf  an  die 
Bewohner  Krains  zur  allgemeinen  Annahme  der  Kuhpockeneinimpfung''  (1798;' 
2.  Aufl.  1804).  1799  hatte  er  auch  die  medicinisohe  Doctorwürde  erlangt,  schrieb 
später  einige  kleine  Schriften:  „Bemerkungen  über  den  Gebrauch  der  Bäder" 
(Laibach  1802)  —  „Lehrsätze  aus  dem  manuellen  Theile  der  Heilkunde,  Zum 
Gebrauche  bei  Vorlesungen^  (1803),  reiste  1803  nach  Venedig,  um  von  Pajola 
dessen  Methode  des  Steinschnittes  zu  erlernen  und  besuchte  dabei  die  dortigen 
Spitäler,  sowie  die  von  Padua  und  Triest.  1805  wurde  er  als  Professor  der 
praktischen  Chirurgie  und  Klinik  an  die  Wiener  Universität  berufen,  deren 
chirurgische  Klinik  er  zu  grossem  Glänze  gebracht  hat.  'Er  begründete  bei  der- 
selben eine  Büchersammlung,  die  bei  seinem  Tode  bereits  mehrere  Tausend  Bände 
zählte,  errichtete  1 807  das  noch  heute  in  voller  Wirksamkeit  stehende  chirurgische 
Operationsinstitut  und  gab  in  demselben  Jahre  bereits  den  1.  Band  (der  2.  folgte 
1809)  seiner  klinischen  Berichte  u.  d.  T.:  „Annalen  der  chirurgischen  Klinik 
an  der  hohen  Schule  in  Wien"  heraus.  Die  Kämpfe  des  Jahres  1809,  die  auch 
nach  Wien  grosse  Mengen  von  Verwundeten  führten,  gaben  ihm  Anlass,  in  einer 
französisch  geschriebenen  und  dadurch  auch  den  französischen  Militärärzten  zugäng- 
lichen Brochnre:  „Avis  aux  chirurgiens  pour  les  engager^  ä  accepter,  ei 
d'introduire  une  mithode  plus  simple,  plus  naturelle  et  moins  dispeTidieuse 
dans  le  pansement  des  blesses"  (1809;  2.  Mit.  1825,  4.;  deutsche  üebers.  von 
J.  B.  ScHAüL,  Stuttgart  1810)  in  kurzen,  prägnanten  Sätzen  seine  seit  10  Jahren 
erprobt  gefundene,  einfache  und  zarte  Behandlungsweise  der  Wunden  zur  Behand- 
lung der  Kriegsverwundeten  dringend  zu  empfehlen.  Auch  eine  5  Jahre  später 
geschriebene  Schrift  über  Amputationen :  „  Ueber  die  Handlungsweise  bei  Absetzung 
der  Glieder*'  (1814;  2.  Aufl.  1826)  beschreibt  das  von  ihm  benutzte  einfache  Ope- 
rationsverfahren, mit  Anwendung  einfacher,  leicht  transportabler  Instrumente  und 
einer  einfachen  Nachbehandlung.  Seine  Erfahrungen  über  die  Steinkrankheil  und  ihre 
Behandlung  legte  er  in  einem  grossen  Werke :  „Die  Steinbeschwerden  der  Harn- 
blase, ihre  verwandten  Uebel  und  der  Bla^enschnitt  bei  beiden  Geschlechtem" 
(1828,  4.,  mit  9  Taff.)  nieder,  konnte  sich  aber  für  die  neu  entdeckte  Lithotripsie, 
die  damals  mittelst  eines  sehr  unhandlichen  Instrumentenapparates  ausgeübt  wurde, 
nicht  begeistern,  wie  eine  kleine,  bereits  vorher  erschienene  Schrift:  „Bemerkungen 
über  die  neue,  von  Civiale  und  leRoy  verübte  Methode^  die  Steine  in  der 
Harnblase  zu  zermalmen  und  auszuziehen"  (1826)  beweist.  Ueberhaupt  erschienen 
in  seinen  letzten  Lebensjahren,  nachdem  er  1824  auf  sein  Verlangen  von  dem 
Lehramte  der  praktischen  Chirurgie  zu  dem  der  theoretischen  übergetreten  war, 
Rcine  bedeutendsten  literarischen  Leistungen ;  so  ausser  den  eben  genannten  Scbriften 
noch :  ;,  Ueber  die  Anwendung  des  Glüheisens  bei  verschiedenen  Krankheiten" 
(1828)  —  „Die  Leistungen  der  chirurgischen  Klinik  an  der  hohen  Schule  zu 


KBBN.  459 

Wien  vom  18,  Aprü  1806  bis  dahin  1824*",  eine  Rückschau  auf  seine  gesammte 
künisclie  Thfttigkeit  und  die  dabei  gemachten  Erfahrungen  —  „Beobachtungen  und 
Bemerkungen  aus  dem  Oebiete  der  praktischen  Chirurgie*'  (1828)  —  „Abhand- 
lungen über  die  Verletzungen  am  Kopfe  und  die  Durchbohrung  der  Hirnschale'' 
(1829).  Nachzutragen  ist  noch,  dass  ihm  1815  der  Titel  eines  k.  k.  Rathes 
und  1825  die  RitterwUrde  verliehen,  er  auch  znm  wirklichen  Leibwundarzte  des 
Kaisers  und  1829  noch  zum  Vicedirector  des  medicinisch-chirurgischen  und  des 
tbierärztlichen  Studiums  an  der  Wiener  Hochschule  ernannt  worden  war.  Am 
16.  April  1829  erfolgte  nach  einem  Sohlaganfalle  sein  Tod.  —  Seine  wissenschaft- 
liehe Bedeutung  ist  zu  seinen  Lebzeiten  vielfach  unterschätzt  worden ;  erst  allmälig 
haben,  selbst  in  Deutschland,  die  Grundsätze,  die  er  namentlich  in  der  Be- 
handlung der  Wunden  aufstellte,  sich  Geltung  verschafft.  Er  war  einer  der 
Wenigen,  die  in  einer  Zeit,  wo  phantastische  Systeme  die  ganze  Medicin  be- 
herrschten, sich  frei  davon  zn  halten  verstand  und  der  in  der  einzigen  richtigen 
Quelle  der  Erkenntniss,  der  genauen  Beobachtung  der  Natur,  allein  das  Heil  der 
Wissenschaft  suchte. 

B.  F.  Hussian  in  Hormayr's  Neaem  Archiv  für  Geschichte,  Staatenknnde, 
Literatur  nnd  Kunst.  1829,  Nr.  64  if. ,  anch  in:  Yorlesnsgen  ans  der  praktischen  Chirurgie 
von  Y.  Bitter  v.  Kern.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  herausgegeben  von  R.  F.  Hussian. 
Wien  1831,  Bd.  I,  pag.  XI.  — -  Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  7.  Jahrg.,  1829,  I,  pag.  341.  — 
E.  Gurlt  in  AUgem.  Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  636.  Qurlt 

Kern,  Karl  Ferdinand  E.,  geboren  am  7.  Juni  1814  zu  Eisenach, 
war  ursprünglich  znm  Volksschullehrer  bestimmt,  widmete  sich  aber  sehr  bald 
speeiell  der  Erziehung  von  geistesschwachen,  beziehungsweise  blödsinnigen  Kindern 
nnd  besuchte  behufs  praktischer  Ausbildung  in  diesem  Zweige  der  Pädagogik  die 
Tanbstummen-Bildungsanstalten  zu  Weimar  und  zu  Leipzig,  an  welch'  letzterer  er 
später  mehrere  Jahre  hindurch  als  Lehrer  thätig  war.  1839  nach  Eisenach  zurück- 
gekehrt, errichtete  er  daselbst  ein  Institut  zur  Erziehung  von  Schwach-  und  Blöd- 
sinnigen ,  in  welchem  auch  Taubstumme  unterrichtet  wurden,  und  ertheilte  ausser- 
dem noch  den  Schulamtscandidaten  Anweisung  zur  Erziehung  taubstummer  und 
stammelnder  Kinder.  Die  fortwährende  Zunahme  des  Besuches  seiner  Anstalt  und 
der  Wunsch,  seiner  Erziehungsmethode  eine  streng  anatomisch-physiologische  Grund- 
lage zu  geben,  veranlassten  K.  1847  die  Anstalt  nach  Leipzig  zu  verlegen.  Da 
er  jedoch  sehr  bald  die  Ueberzeugung  gewann  ,  dass  eine  vollständige  medicinische 
Ausbildung  für  seinen  Zweck  von  hohem  Werthe  sein  würde,  widmete  er  sich 
noch  dem  Studium  der  Medicin  und  erwarb  1852  durch  Vertheidigung  seiner  Diss. : 
„De  faiuitatis  cura  medica  et  paedagogica  consocianda'^  die  Doctorwürde. 
Die  vorzüglichen  Einrichtungen  seiner  Anstalt  verschafften  derselben,  obschon  K. 
von  Anfang  an  von  jeder  Veröffentlichurg  über  dieselbe,  von  jeder  Reclame 
gewissenhaft  abgesehen  hat,  einen  immer  grösseren  Buf,  so  dass  die  Zahl  der 
znm  Theil  aus  weiter  Feine  (Ostindien)  stammenden  Zöglinge  jährlich  wuchs. 
K.  sah  sich  daher  veranlasst,  dieselbe,  welche  er  jetzt  „Erziehungs-,  Unterrichts- 
nnd  Pflegeanstalt  für  Schwach-  und  Blödsinnige"  nannte ,  wesentlich  zu  vergrössem 
nnd  1854  nach  Gohlis,  1859  aber  nach  Möckem  bei  Leipzig  in  ein  eigens  zu 
seinem  Zwecke  erkauftes  und  eingerichtetes  Grundstück  zu  verlegen,  in  welchem 
sie  auch  jetzt  noch  unter  Leitung  seines  Sohnes  besteht  und  sich  des  besten  Rufes 
erfreut.  K.  starb  am  9.  December  1868  in  FoJge  einer  fulminanten  Apoplexie. 
K.  war  durch  die  Leitung  seiner  Anstalt ,  welcher  er  mit  unermüdlicher  Gewissen- 
haftigkeit oblag,  zu  sehr  in  Anspruch  genommen,  als  dass  er  eine  literarische 
Thätigkeit  hätte  entfalten  können.  Ausser  seiner  Inaugural-Dissertation  bat  er 
nnr  eine  Abhandlung  über  Gegenwart  und  Zukunft  der  Blödsinnigen  -  Bildung 
(Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.  1855,  Bd.  XII,  pag.  521)  veröffentlicht,  die  aber 
von  bleibendem  Werthe  ist. 

E.  A.  Meissner  in  Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie.   Bd.  XXVI,  pag.  261  und  869. 

Winter. 


460  KERKER. 

Eerneri  Andreas  Justinus  Christian  E.,  als  Dichter  und  Spiritist 
bekannter  Arzt,  zu  Weinsberg  in  Württemberg,  war  am  18.  September  1786  za 
(jndwigsburg  geboren,  stndirte  von  1804  an  in  Tübingen  Medicin,  wurde  1808 
daselbst  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  fanctione  singularum  partium  auris^,  machte 
1809 — 10  eine  längere  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland  und  Oesterreich 
(namentlich  nach  Hamburg  und  Wien),  Hess  sich  1810  in  DUrrmenz,  1811  in 
Wildbad  als  Arzt  nieder  und  schrieb  über ^ letzteres:  ^Das  Wildbad  im  König- 
reich WürUemberg*'  (Tübingen  1811;  2.  Aufl.  1820;  4.  Aufl.  1839)  und  gab  in 
demselben  Jahre  (1811)  auch  sein  erstes  poetisches  Werk  „  Reiseschatten  ^^  heraus. 
1812  ging  er  nach  WeJzheim,  1815  als  Oberamtsarzt  nach  Gaildorf  und  1819  in 
gleicher  Eigenschaft  nach  Weinsberg,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode  (von  1851  an  im 
Ruhestande)  gelebt  hat.  Der  roedicinischen  Welt  machte  er  sich  hauptsächlich  durch 
die  Herausgabe  seiner  Beobachtungen  Über  die  Vergiftung  durch  verdorbene  Würste 
bekannt,  zuerst  mit  JOH.  Geobg  Steinbach  in  den  Tübinger  Blättern  (1817), 
dann  durch  verschiedene  Aufsätze  in  Henke's  Zeitschrift  (1822,  1824)  und  durch 
eigene  Schriften:  „Neue  Beobachtungen  über  die  in  Württemberg  so  häufig 
vorfallenden  tödtlichen  Vergiftungen  durch  den  Oenuss  geräucherter  Würste" 
(Tübingen  1821)  —  „Das  Fett  giß  oder  die  Fettsäure  und  ihre  Wirkungen 
auf  den  thierischen  Organismus ;  u,  s  w,^  (Stuttgart  und  Tübingen  1822).  Am 
bekanntesten  aber  ist  er  durch  seine  spiritistischen  Schriften  geworden,  wie: 
„Geschichte  zweier  Somnambulen  u,  s,  w.^  (Karlsruhe  1824),  besonders  aber: 
„Die  Seherin  von  Prevorst,  JEröffnungen  über  das  innere  Leben  des  Menschen 
und  über  das  Hereinragen  einer  Geister  weit  in  die  unsere*'  (Stuttgart  und 
Tübingen  1829;  4.  Aufl.  1846)  (die  betreffende  Person,  aus  einem  Dorfe  nicht 
weit  von  Weinsberg,  wohnte  1828 — 29  in  seinem  Hause)  —  „Blätter  aus  Prevorst. 
Originalien  und  Lesefrüchte  für  Freunde  des  inneren  Lebens*'  (1. — 12.  Samml. 
1831 — 39).  Die  Fortsetzung  davon  bildet:  ^Magikon.  Archiv  für  Betrachtungen, 
aus  dem  Gebiet  der  Geisterkunde  und  des  magnetischen  und  magischen  Lebens*' 
(Bd.  I — V,  1840 — 53)  —  „Geschichten  Besessener  neuerer  Zeit**  (1824;  2.  Aufl. 
1835)  —  „Geschichte  des  l^homas  Ignaz  Martin,  Landmannes  zu  Gallardon, 
über  Frankreich  und  dessen  Zukunft**  (1835)  —  „Eine  Erscheinung  aus  dem 
Nachtgebiete  der  Natur**  (1836)  —  „Nachricht  von  dem  Vorkommen  des 
Besessenseyns*'  (1836)  —  „Die  somnambulen  Tische*^  (1853)  —  Fr,  A,  Mesmer^ 
der  Entdecker  des  thierischen  Magnetismus**  (1856).  Die  Herausgabe  der  „Seherin" 
bildet  einen  Abschnitt  in  E.*s  Entwickelung  und  fiel  zusammen  mit  dem  Erscheinen 
vieler,  und  zwar  der  schönsten  seiner  Gedichte  und  der  Herausgabe  seiner 
ersten  Sammlung  derselben.  Sein  Haus  wurde  jetzt  ein  Wallfahrtsort  fC^  Dichter, 
Gelehrte,  Touristen ;  unglaublich  war  der  Widerklang,  welchen  er  von  allen  Seiten 
fand;  er  erhielt  Zuschriften  aus  allen  Theilen  der  Welt;  Rath  und  Hilfe  wurde 
von  ihm  erbeten ;  er  hatte  keine  Wahl  mehr ,  ob  er  sich  mit  diesen  Dingen  befassen, 
wollte,  oder  nicht.  Das  unendliche  Material,  das  ihm  fortwährend  von  allen  Seiten 
zufloss ,  veranlasste  ihn ,  die  oben  erwähnte  Zeitschrift  herauszugeben.  Sehr  wider 
seinen  Willen  wurde  er  als  Vorkämpfer  und  Vertreter  einer  bestimmten  Richtung, 
als  Alliirter  der  Orthodoxie ,  Mystik,  des  Aberglaubens  und  jedenfalls  einer  retro- 
graden Strömung  betrachtet.  Das  aber  wird  von  unbefangenen  Beobachtern  anerkannt, 
dass  er  von  der  Anschuldigung  bewusster  Fälschung  entschieden  freizusprechen 
ist.  Es  soll  hier  nur  angedeutet  werden,  dass  er  ausserdem  durch  mehrere  Schriften 
tlber  die  Geschichte  und  Landeskunde  Württembergs  und  namentlich  um  die  Auf- 
frischung der  localen  Traditionen  Weinsbergs  sich  verdient  gemacht  hat,  und  dass 
seine  höchste  Begabung  und  seine  dauernde  Bedeutung  in  der  Poesie,  und  zwar 
innerhalb  derselben  wiederum  in  der  Lyrik,  zu  suchen  ist;  von  1826  an  erschienen 
Sammlungen  seiner  Gedichte.  Sein  Tod  erfolgte  am  21.  Februar  1862.  —  Sein 
älterer  Bruder  Johann  Georg  K.,  geboren  1770,  der  1791  auf  der  Rarlsscbule 
die    medicinische  Doctorwttrde   erlangt   hatte ,    spielte    während    der  französischen 


KEBKER.  —  KERST.  461 

Revolution  in  Paris   eine  Rolle,    ging  1803    aber   nach  Hamburg,    wo  er  bereits 
1812  sUrb. 

Wttrttemb.  med  Correspondenzbl.  1862,  Nr.  26  —  31.  —  Herrn.  Fischer  in  AUgem. 
Dentsche  Biopr.  XV,  pag,  643.  —  Callisen,  X,  pag.  159;  XXIX,  pag.  232.  o. 

♦Kernig,  Woldemar  K.,  zu  8t.  Petersburg  am  16./ 28.  Juni  1840 
geboren ,  in  Dorpat  (vorzugsweise  als  Schüler  A.  Wachsmuth's)  ausgebildet,  wurde 
1864  promovirt  mit  der  Diss. :  „Experimentelle  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Wärmeregulirung  beim  Menschen*'  (Dorpat)  und  erhielt  sofort  die  Stellung  als 
Ordinator  am  Obuchow'schen  Hospital  in  St.  Petersburg  ^  1881  die  als  Lehrer 
der  inneren  E^linik  an  den  dortigen  medicinischen  Frauenoursen.  Neben  kleineren 
Beiträgen  in  der  St.  Petersburger  med.  Zeitschr.,  resp.  Wochenschr.  publicirte  er : 
„  üeber  Milzabscesse  nach  Febris  recurrens*'  (St.  Petersburger  med.  Zeitschr.  1867, 
XII)  —  „Ein  Fall  von  Milzruptur  mit  glücklichem  Ausgange''  (Ebenda,  1875, 
N.  F.,  V)  —  „  üeber  subfebrile  Zustände  von  erheblicher  Dauer**  (Deutsches 
Archiv  för  klin.  Med.  1879,  XXIV).  Wemich. 

Kerr,  Robert  K.,  schottischer  Wundarzt,  geboren  um  1750,  war  Mit- 
glied der  Royal  Society  zu  London,  Wundarzt  am  Londoner  Hospital  und  später 
in  gleicher  Eigenschaft  am  Waisen- Hospital  in  Edinburg  thätig,  wo  er  im  Mai 
1814  starb.  K.  war  ein  tüchtiger  Chirurg,  lebte  aber  im  Allgemeinen  sehr 
zurückgezogen  und  hat  sich  literarisch  nur  durch  einige  historische  Schriften,  wie : 
„A  general  view  of  the  agriculture  of  the  county  of  Beriüick**  (1809)  — 
„History  of  Scotland  during  the  reign  of  Robert  I.  sumamed  the  Bruce" 
(2  voll.,  Edinburg  1811)  —  „Memoire  of  the  life,  vrritings  and  correspondence 
of  the  late  Will.  Smellie"  (2  voll.,  London  1811),  sowie  durch  gute  englische 
Uebersetzungen  ausländischer  medicinischer  oder  naturwissenschaftlicher  Werke 
bekannt  gemacht.  Er  übersetzte  z.  B.  Lavoisier's  ,,£iements  de  chimie"  (1789, 
1793);  Bebthollet's  „Essai  sur  le  blanchiment"  (1789);  Linne's  „System  der 
Zoologie"  (1792);  Lacepede's  „Histoire  des  serpents  et  des  quadruples  ovipares" 
(1802)  u.  A. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  417.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  T.  XXVII.  pag.  6*^6.         Pgl. 

Eerst,  Johannes  Frederik  K.,  am  18.  April  1799  in  Edam  geboren, 
kam  1814  in's  Spital  im  Haag  als  Schüler  und  wurde  1815  zum  Chirurgen  3.  Gl. 
am  Spital  in  Amsterdam  ernannt,  wonach  er  in  verschiedenen  Garnisonen  wirksam 
war.  1824  wurde  er  zum  Lehrer  der  Anatomie  und  Physiologie  und  1828  zum 
Lehrer  der  Chirurgie  und  der  chirurgischen  Klinik  am  grossen  Militär-Spital  in 
Utrecht  ernannt.  Im  September  1830  nach  Antwerpen  versetzt,  that  er  sich  dort 
sehr  durch  die  vortreffliche  Weise  hervor,  in  welcher  er  die  Lazarethe  und 
Ambulanoen  einrichtete,  so  wie  durch  seine  Leistungen  als  Chefarzt  im  Spital, 
während  er  im  folgenden  Jahre  an  dem  Feldzuge  in  Belgien  betheiligt  war. 
1835,  nachdem  er  inzwischen  durch  die  Universität  Groningen  honoris  causa  zum 
Dr.  med.  ernannt  worden  war,  nahm  er  seine  Vorlesungen  in  Utrecht  wieder  auf 
und  wurde  1842  bei  der  Reorganisation  der  militärärztlichen  Schule  zu  deren 
Chef  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  1858  verblieb,  wo  er  seine  Entlassung 
nahm.  Er  starb  1874.  Von  seinen  Schriften  erwähnen  wir  als  die  hauptsächlichsten: 
.„Heelkundige  mengelingen"  (1835)  —  „Bydroge  tot  de  behandeling  der  Ophthal- 
mia purulenta"  (1836)  —  ;,  Waamemingtn  in  het  gebied  der  pathologie  en  der 
pathologische  Anatomie**  (1839)  —  „Eandleiding  der  byzondere  natuurkunde 
van  den  ziekin  menich  en  der  heelkundige  behandelingswyze  der  zieken 
(Chirurgia)**  (Utrecht  1850 — 52,  2  Thle.)  —  „Gedachten  over  den  militair- 
geneeskunjdigen  dienst  in  Nederland**  (1854)  —  „Handleidung  by  het  onder- 
uijs  in  den  milit»  geneesk,  Bureaudienst*'  (1855)  und  eine  Abhandlung  über 
die  „Therapie  der  syphilis  zonder  kwik**, 

Alberdingk  Thym,  Volks- Almanak  yoor  Nederl.  Katholieken,  1876. 

C.  E.  Daniels. 


462  EBBSTEN   —  KESLEB. 

Kerstan,  Ferdinand  Leopold  K. ,  zu  Magdeburg,  war  daselbst  am 
11.  November  1804  geboren,  studirte  von  1823  in  Berlin,  wurde  hier  1828 
Doctor  mit  der  Diss. :  „Nonntdla  de  dacryolithü  seu  potiua  de  rhtnolithü^ 
(auch  in  J.  Radius,  Script,  ophthalm.  min.  III,  1830),  Hess  sich  in  seiner  Vater- 
stadt nieder,  wurde  Repetent,  später  klinischer  Lehrer  an  der  med.-chir.  Lehr- 
anstalt daselbst  und  blieb  nach  Aufhebung  der  letzteren  Dirigent  des  städtischen 
Krankenhauses.  Er  war  auch  Assessor  des  Provinzial-Medicinal-Collegiums  und 
wurde  später  zum  Medicinalrath  bei  demselben  ernannt.  Er  schrieb :  „  De  fistulü 
colli  congenitts  comment,  pathol.-therap,^  (Magdeburg  1835,  4.),  zum  50jährigen 
Doctor-Jubiläum  des  Reg.-  und  Med.-Raths  Wbinschenk,  übersetzte  Bouillaud, 
„Neue  Untersuchungen  über  den  acuten  Bheumattsmus  der  Gelenke  im  Allge- 
meinen u.  s.  10,"  (Magdeburg  1837),  verfasste  die  Monographie:  „lieber  die 
medicinischen  Wirkungen  von  Rhamnua  Frangula  und  Rhamnus  caihartieiis ; 
ein  pharmacologisch'therapeutischer  Versuch"  (Berlin  1850)  und  schrieb  för 
6ÖSCHEN*S  Jahresbericht  (1846):  „Die  Krankheiten  der  Gircvlaiionsorgane, 
Literaturbericht  von  1843 — 1845" ;  ausserdem:  „Kurze  Nachricht  über  die 
Oesinde-Krankencasse  zu  Magdeburg"  (1847),  endlich  einige  Aufsätze :  „Ueber 
Steinerzeugung  aus  der  Thränenflüssigkeit  (Dacryolithen)"  (Hüfeland's  Jonmal, 
1843)  —  ;,  Ueber  die  freiwilligen  Blutungen  aus  den  Äugen"  (Rüst's  Magazin, 
1841)  u.  s.  w.  1853  ging  er  wegen  eines  Leberleidens  nach  Karlsbad  and  starb 
daselbst.  ,,Ein  Mann  von  echter  Redlichkeit  und  Treue,  von  gediegenem  Wisaeo 
und  praktischer  Tüchtigkeit,  dabei  liebenswürdig,  bescheiden  wie  Wenige.^ 

Andreae,  pag.  117.  —  Oallisen,  X,  pag.  165;  XXIX,  pag.  ^36.  O, 

Eerstens,  Johann  Christian  K. ,  Arzt  und  Chemiker,  geboren  am 
17.  December  1713  zu  Stade,  studirte  Anfangs  in  Halle,  dann  in  Leipzig.  In 
Halle  erwarb  er  sich  1749  den  medicinischen  Doctorgrad,  nach  Yertheidigung 
seiner  Diss.:  „De  spissitudine  sanguinis" ;  in  Leipzig  setzte  er  dann  sein  Studium 
fort  und  Hess  hier  1757  drucken:  „De  maturatione  ut  causa  perfectümis  cor- 
porum  organicorum"  (Habilitationsschrift)  und:  „De  maturatione  ut  causa  novae 
valetudinis"  (Doctordissertation).  Von  Leipzig  aus  wurde  er  als  Professor  der 
Chemie  und  Mineralogie  an  die  Universität  Moskau  berufen  und  trat  sein  Amt 
1758  an,  nachdem  er  1735,  auf  Grund  eines  Ukases  der  Kaiserin  Elisabeth, 
das  Recht  der  Praxis  in  Russland  ohne  Examen  erhalten  hatte.  Er  las  Anfangs 
Physik  und  Mineralogie,  auch  specielle  allgemeine  Chemie.  1760  wurde  er  zum 
Professor  der  Diätetik ,  Chemie  und  praktischen  Medicin  ernannt ,  behielt  aber  die 
Direction  des  mineralogischen  Cabinets  bei,  las  Pharmakologie  und  Chemie  und 
war  Arzt  am  kaiserlichen  Krankenhaus.  Im  December  1769  gab  er  seine  Pro- 
fessur in  Moskau  auf  und  kehrte  nach  Deutschland  zurück,  um  ordentlicher 
Professor  der  Medicin  an  der  Universität  Kiel  zu  werden.  Als  solcher  starb  er 
am  13.  Juli  1802.  Ausser  der  genannten  Dissertation  hat  K.  drucken  lassen 
eine  am  26.  November  1762  (Gkburtsfest  Katharina*s  IL)  an  der  Moskauer  Uni- 
versität deutsch  gehaltene  Rede :  ;,  Dass  die  Ehre  und  Wohlfahrt  eines  Landes 
davon  abhängig  sei,  wie  man  die  Wissenschaft  pfiege"  —  „Oratio  sistens  ad 
augendum  incolarum  in  Russia  insufficientem  numerum  pro  ruricolis  plebejis 
monita  et  praecepta  medico-diaetetica  therapeutica"  (22.  April  1769).  Diese 
Rede  wurde  wegen  ihrer  Vortre£flichkeit  in*s  Russische  übersetzt.  Femer  hat  K. 
die  medicinischen  Werke  Tissot's  in's  Deutsche  übertragen  und  in  Kiel  einige 
Programme  und  Dissertationen  drucken  lassen.     (Seine  Schriften   s.  bei  Ko&dks.) 

Richter,  III,  pag.  342  Tschistowitsch,  CLXXVIII  —  Biogr.  Lexikon  d«r 
Moskaaer  Professoren,  I,  pag.  407,  4 10  —  Kordes,  pag.  186.  —  L ü b k e r  nnd  Schroeder, 
pag.  291.  —  Biogr.  in6d.  V,  pag.  418.  j^   Stieda^ 

Kesler  (Kessler),  KarlGottlobK.,  geboren  zu  Landeshut  (Schlesien)  im 
December  1715,  studirte  in  Leipzig,  promovirte  1739  in.Erfnrt  mit  der:  „Diss.  de 
liquido  nervoso  ejusque  eßectu  ex  harmonia  corporis  et  mentis  deducendo"  und  liess 


K£SLER.  —  KESSUSt.  463 

sich  dann  in  seiner  Vatentadt  als  Arzt  nieder.  Seit  1742  war  er  königl.  Physicas 
der  Kreise  Bolkeohayn  nnd  Landeshut.  Er  starb  um  1753.  E.  war  Ghemiatriker. 
Von  seinen  Sehriften  fähren  wir  an:  „Schediaama  anatomen  cadaverts  ma^culini 
et  morh  ab  tdcere  verUriculi  kistoriam,  cum  annexa  epicrisi,  exhibens"  (Landeshnt 
1744)  —  „Medictniacher  JEntumrf  von  den  Krankheiten  de»  menschlicken 
Körpers  und  derselben  Kuren;  etc.**  (Ibid.  1744)  —  „Gompendium  artis 
obstetricium"  (Ibid.  1748)  —  „De  motu  materiae  eüctrtcae,  ut  caussa  efficiente 
motuum  et  sensuum  in  corpore  animato**  (Breslau  1748 ;  deutseh  1749)  —  „Diss. 
de  viribus  medicamentorum  electricis*'  (Landeshut  1750). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  419.  —  Poggendorff,  J,  pag.  1250.  Pgl. 

*  Kessel,  Johann  K. ,  am  4.  Februar  1839  in  Selzen  (Rheinhessen) 
geboren,  studirte  in  Warzburg  und  in  Giessen,  wo  er  1866  promovirt  wurde. 
Von  Y.  Trokltsch  erhielt  er  die  Anregung  fflr  das  Specialfach  der  Otologie 
und  besuchte  behufs  weiterer  Ausbildung  Wien  und  Prag.  1875  habilitirte  er 
sich  für  Ohrenheilkande  in  Graz.  „  Ueber  Ohrpolypen**  sehrieb  er  im  Archiv  fflr 
Ohrenheilkunde  (1869);  später  (1873,  1875,  1876,  1877,  1882)  ebenda  auch 
I,  Ueber  den  Einßuss  der  Binnenmuskeln  der  Faukenhchle  auf  das  Trommd- 
feil*',  sowie  ;,  Ueber  die  Durchschneidung  des  Bteigbügelmuskels**  u.  m.  A.  Mit 
£.  Mach  bearbeitete  er  die  Accommodation  des  Ohres,  die  Function  der  Trommel- 
h(}bie  und  der  Tuba  Eustachii,  die  Mechanik  des  Mittelohres  (sämmtlich  in  den 
Sitzungsberichten  der  Akad.  der  Wissensoh. ,  1862  und  1874)  und  in  Stbicker's 
Handbuch  der  Gewebelehre:  das  äussere  Ohr.  Wem  ich. 

Eesselring,  Johann  Heinrich  K. ,  am  13.  Januar  1713  in  Germau 
(Ostpreussen)  geboren,  studirte  und  promovirte  zum  Dr.  med.  1738  in  Halle  mit 
der  Diss.:  „Historia  et  examen  methodi  Foubertianae  pro  extr actione  calculi**, 
machte  dann  ausgedehnte  wissenschaftliche  Reisen  nach  Dänemark,  Holland,  Eng- 
land und  Frankreich  und  wurde  nach  seiner  Rückkehr  zum  ausserordentlichen 
Professor  an  der  Universität  Königsberg  ernannt;  doch  starb  er  hier  bereits  am 
25.  März  1741.  Andere  Schriften  von  Bedeutung  als  die  oben  genannte  Disser- 
tation scheint  er  nicht  hinterlassen  zu  haben. 

Arnoldt,  pag.  317.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  419.  Pgl. 

Kessler,  Friedrich  Ludwig  K.,  als  Sohn  des  Landphysicus  und 
Gamisonsarztes  Johann  Daniel  K.  (geboren  1704  zu  Halle,  gestorben  16.  März 
1787)  in  Magdeburg  den  20.  April  1740  geboren,  promovirte  1760  in  Halle 
£um  Dr.  med.  mit  der  „Diss.  de  nonnullis  ad  variolarum  insitionem  perti- 
nentiims**  und  Hess  sich  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  1764  die  Stelle 
eines  Landphysicus  und  Gamisonsarztes  erhielt.  Gleich  seinem  Vater  machte  er 
sich  um  die  Verbreitung  der  Pockenimpfung  sehr  verdient.  Er  starb  als  ein  sehr 
gesuchter  und  angesehener  Arzt  am  21.  Mai  1808.  Ausser  der  genannten  Disser- 
tation hat  K.  noch  eine  lesenswerthe  epidemiologische  Arbeit  geliefert :  „Beobach- 
tungen über  die  epidemischen  Faulfi^er  in  den  beiden  Wintern  1770 — 1772** 
(Halle  1773). 

Andrea e,  I,  pag.  118.  —  Biogr.  iii6d.  V,  pag.  419.  Pgl. 

Kessler,  August  Eduard  K. ,  geboren  zu  Jena  1784,  studirte  daselbst 
Mediein,  promovirte  1805  zum  Dr.  med.  mit  der  „Diss.  inaug.  sistens  vegeta- 
bilitatis  et  animalitatis  differentiam  mutuafnque  relationem**  und  habilitirte  sich 
daselbst  als  Privatdocent  der  Mediein.  K.  ist  bemerkenswerth  als  einer  derjenigen 
Aerzte ,  die  dazu  beigetragen  haben,  die  Lehre  vom  thierisehen  Magnetismus  nach 
Deutschland  zu  verpflanzen.  In  seinen  Schriften  wurde  namentlich  ,,die  Lehre  von 
dem  polaren  Verhalten  zwischen  Magnetiseur  und  Somnambulen  und  von  der  polaren 
Steigerung  der  Thätigkeit  der  Ganglien  gegenüber  der  des  Gehirns^  ausführlich 
dargelegt  (s.  Haieseb,  Gesch.  d.  Med.  II,  pag.  788).  Doch  starb  dieser  hofEnungs^ 
volle  Gelehrte  bereits  im  jugendlichen  Alter  am  1.  April  1806.    Er  hinterliess: 


464  KESSLEB.  ~  KESTNER. 

;,  Ueher  die  Natur  der  Sinne;  ein  Fragment  zur  Physik  des  animalischen 
Organismus"  (Jena  und  Leipzig  1805)  —  „Prüfung  des  GalVschen  Systems 
der  Hirn-  und  Schädellehre"  (Jena  1805)  —  „Ueber  die  innere  Form  der 
Medicin"  (nach  dem  Tode  des  Verf.  herausgegeben,  Jena  und  Leipzig  1807)  — 
„Orundziige  zu  einem  System   der  Physiologie  des  Organismus"  (Ibid.  1807). 

Biet.  hist.  in,  pag.  322.  Pgl. 

Kessler,  s.  a.  Kgsleb. 

Kestelooti  Jacob  Lodewyk  K.,  am  9.  October  1778  in  Nieuwpoort 
(Vlaauderen)  geboren,  studirte  in  Leyden  und  promovirte  daselbst  1800  mit  einer 
Diss. :  „De  dysenteria".  Darauf  studirte  er  in  Paris  und  etablirte  sich  später 
in  Vlaardingen,  doch  siedelte  er  bald  über  nach  s'Gravenhage,  wo  ihm  durch  König 
Louis  die  Medicinal-Inspectiou  der  Gefängnisse,  Irrenanstalten  und  Wohlth&tig- 
keits-Einrichtungen  ttbertragen  wurde.  In  Rotterdam  stiftete  er  mit  seinem  (Kollegen 
Davids  die  noch  heute  blühende  Gesellschaft  „Ne  pestis  intret  vigiia"  zur  Gratis- 
Vaccination.  1817  wurde  er  zum  Prof.  med.  an  der  neu  errichteten  UniversitAt 
zu  Gent  ernannt,  welches  Amt  er  bis  1831  innehatte,  wo  er  seine  Entlassung 
nahm,  um  sich  weiter  der  ärztlichen  Praxis  und  seinen  literarischen  Studien 
widmen  zu  können.  Ausser  vielen  kleineren  Zeitschrift-Artikeln  und  Reeen- 
sionen  schrieb  er  hauptsächlich:  „Discours  sur  les  progr^  des  sciences,  lettres 
et  arts,  depuis  1789  en  Hollande"  (Amsterdam  1809)  —  „De  Koepokinenting 
getoetst  aan  het  gezond  verstand"  (Haag  1812)  —  „Conspectus  materiae  medicae^ 
(Gent  1817)  —  „Lofrede  op  Hermanus  Boerhaave"  (Gekrönte  Preis- 
schrifk,  Leyden  1819;  1825)  —  „Elementa  pathogeniae"  (Gent  1825)  — 
„Fragmenta  oetiologica"  (Ebenda  1826)  —  „Hulde  aan  Oerardus  van 
Swieten"  (Ebenda  1826)  —  „Fragmenta  symptomatologiae"  (Ebenda  1826). 
Auch  besorgte  er  eine  holländische  Uebersetzung  von  Miller's  „On  yellow  fever" 
(Haag  1806)  und  eine  mit  Zusätzen  versehene  Ausgabe  von  J.  L.  B.  DE  Qdauik's 
„Animadversiones  practicae  in  diverses  morbos"  (2  Thle.,  Gent  1818 — 20). 

Prndens  van  Dnyse,  Levensschets  van  J.  L.  Eesteloot  (Gent  1852).  — 
Br.  J.  Nolet  de  Braüwere  van  Steel  and,  Levensscliets  van  J.  Kesteloot  (Leyden 
1853).  —  Van  der  Aa  in  voce.  C.  E.  Daniels. 

Kestner,  ChristianWilhelm  K.,  einer  der  fleissigsten  Bibliographen 
des  vorigen  Jahrhunderts,  als  Sohn  des  Stadtphysicus  Nikolaus  E.  in  Kindel- 
brück  in  Thüringen  am  18.  Juni  1694  geboren,  bezog  die  Universität  zu  Jena 
zum  Studium  der  Theologie,  das  er  bald  aus  Gesundheitsrücksichten  mit  dem  der 
Medicin  vertauschte.  Nach  einem  weiteren  zweijährigen  Studium  in  Leipzig  ging 
K.  nach  Halle,  wo  er  Dr.  phil.  und  1719  mit  der  „Diss,  inaug,  de  praejudi- 
catis  quibusdam  in  physiologia  opinionibus"  Dr.  med.  wurde.  Nach  seiner 
Promotion  kehrte  er  nach  Jena  zurück,  fand  aber  keinen  Geschmack  an  der 
praktischen  Laufbahn,  sondern  beschäftigte  sich  mit  Vorliebe  mit  bibliographisch- 
literarischen  und  historisch-medicinischen  Studien.  Von  Stolle  für  die  Bearbeitung 
des  medicinischen  Theils  seiner  allgemeinen  Geschichte  der  Wissenschaften  gewonnen, 
bearbeitete  K.  den  ganzen  speciellen  Theil  der  „Historie  der  medicinischen  Gelahrt 
heit^  bis  auf  die  Hauptstücke  von  der  Therapie  und  Diätetik  ganz  selbständig. 
Ausserdem  verfasste  E. ,  der  am  13.  Mai  1747  starb,  als  sein  Hauptwerk  das 
berühmte,  als  Fundgrube  für  medicinische  Biographieen  seitdem  oft  benutzte 
„Medicinische  Oelehrtenlexion,  darin  die  Leben  der  berühmtesten  Aerste  sammt 
deren  Schriften,  sonderbaresten  Entdeckungen  und  merkwürdigsten  Streitig- 
keiten aus  den  besten  Scribenten  in  möglichster  Kürze  nach  alphabetischer 
Ordnung  beschrieben  worden"  (Jena  1740),  femer:  „Kurzer  Begriff  der 
Historie  der  medicinischen  Oelahrtheit  überhaupt"  (Halle  1744;  Ibid.  1748), 
enthält  einen  Abriss  der  medicinischen  Bibliographie,  der  Secten,  der  Heilkunde 
und  der  Geschichte  der  eiuzelnen  Zweige  der  Medicin,  sowie:  „Bibliotheca  medica 


KBSTNER.  -  KETLI.  465 

opttmorum    per    singvlaa    medicinae  partes   auctorum  delectu    circumscripta" 
(Jena  1746). 

BiogT.  mM.  V,  pag.  419.  — -  Dict.  bist.  III ,  pag.  322.  —  A.  H  i  r  s  c  h  in  AUgem. 
Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  6ö4.  Pgl. 

Eestner,  Theodor  Friedrich  Arnold  K.,  einer  der  Söhne  der 
Charlotte,  geb.  Buff,  war  geboren  zu  Hannover  am  15.  Mai  1779,  pro- 
movirte  zu  Göttingen  1801  mit  der  Dias. :  „De  nexu  mdtris  cum  emhryone"  und 
bereiste  auf  königliche  Kosten  Deutschland  und  Frankreich.  In  Frankreich  wurde 
er  als  grossbritannischer  Unterthan  gefangen  gesetzt,  bis  ihn  der  Friede  von 
Amiens  (25.  März  1802)  befreite.  Er  habilitirte  sich  1802  als  Privatdocent  in 
Göttingen,  Hess  sich  aber  1804  als  Arzt  in  Frankfurt  nieder,  wurde  1812  Prof. 
der  Chemie  und  Pharmakologie  an  der  vom  Grossherzog  Karl  von  Frankfurt 
errichteten  medicinisch- chirurgischen  Lehranstalt,  1815  Landphysicus  und  1818 
Stadtphysicus.  Er  starb  am  28.  Mai  1847.  Er  hat  J.  F.  Lobstein's  Schrift 
über  die  Ernährung  des  Fötus  übersetzt  (Halle  1804).  ^   Stricker. 

Ketelaer,  Vincenz  K  ,  holländischer  Arzt  des  17.  Jahrhunderts  und 
Rector  des  Gymnasiums  in  Zierikzsee,  verdient  Erwähnung  als  Verfasser  einer  guten 
Schrift  über  die  Aphthen,  das  Resultat  reicher  Erfahrungen,  die  er  über  diese 
Krankheit  in  seinem  Lande  zu  sammeln  Gelegenheit  hatte.  Die  betrefifende  Schrift 
ist  betitelt:  ^^De  apkthis  nostratibus  vulgo  de  Sprouw**  (Middelburg  1669;  Leyden 
1672;  Amsterdam  1715;  Ibid.  1749). 

Hall  er,  Bihliothec.  med.  pract.  III,  pag.  260.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  420.  — 
Dict.  bist.  III,  pag.  323.  Pgl. 

Eetbam,  Johannes  de  K.,  deutscher  Arzt  des' 15.  Jahrhunderts,  der  in 
Venedig  lebte  und  dort  ausgezeichneten  Ruf  genoss.  Er  ist  Verfasser  eines  zu  seiner 
Zeit  berühmten  Werks,  betitelt:  „Fasciculus  medicinae  Joannis  de  Ketham,  revisus 
per  Geor.  de  Monteferrato,  qui  insuper  apposuit  tüulum,  auctoritales 
et  loca  plura,  cum  tabulis  Vlign,  incis.  ih.  per  Jo,  et  Oregor.fratres  de  Forlivo, 
Accessit  consilium  Petri  de  Tussionane  pro  peste  evitanda"  (Venedig 
1491.  Fol.;  Ibid.  1495;  Ibid.  1500;  Ibid.  1513;  Ibid.  1522,  Fol.).  Es  besteht 
die«  Werk  aus  einer  Reihe  einzelner  Abhandlungen  über  verschiedene  Gegenstände 
der  praktischen  Medicin,  wie:  „Indicia  urinarum;  tractatus  de  phlebotomia; 
de  ckirurgia'j  de  matrice  mulierum  et  impregncUione ;  consüia  utilissima  contra 
epidemiam" ,  femer  enthält  es  in  einem  2.  Theil  die:  „Anatomia  Mundini." 
Das  Buch  ist  übrigens  noch  dadurch  bemerkenswerth,  dass  sich  in  ihm  die  ältesten, 
freilich  noch  roh  ausgeführten  anatomischen  Abbildungen  in  Holzschnitten  vorfinden. 
Einige  derselben  sind  colorirt  und  daher  für  die  Geschichte  der  Trachten  und 
Geräthe  jener  Zeit  von  Interesse. 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  421.  —  Nouv.  biogr.  g6ii6r.  T.  XXVII,  pag.  650.  -  A.  Hirsch 
in  Allgetn.  Deutsche  Biogr.  XV,  pag.  669.  Pgl. 

*Ketli,  Karl  K. ,  am  14.  September  1839  in  Csurgö  (Ungarn)  geboren, 
studirte  Medicin  in  Pest  und  Wien,  promovirte  1863  in  Pest,  war  von  1864 — 68 
Assistent  an  der  internen  Klinik  für  Chirurgen,  hielt  sich  zu  weiterer  wissen- 
schaftlicher Ausbildung  zwei  Jahre  in  Wien,  Berlin,  Heidelberg  auf,  arbeitete  bei 
dem  üroskopen  Heller,  bei  Stricker,  bei  Benedikt,  Erb,  Helmholtz,  wurde 
1870  Privatdocent  der  Elektrotherapie,  1881  a.  ö.  Professor  an  der  Budapester 
Universität,  1877  Primararzt  des  Pester  Rochusspital  es ,  1884  ausserordentlicher 
Sanitütsrath.  Er  ist  einer  der  Ersten,  welche  Nervenpathologie  und  elektrische 
Therapie  in  Ungarn  cultivirten.  Ein  Werk:  „Erklärung  einiger  bei  der  peripheren 
Facialislähmung  vorkommenden  Krankheits  -  Symptome",  ist  unter  der  Presse, 
35  Abhandlungen,,  wie  das  eben  genannte  Werk,  meist  in  ungarischer  Sprache, 
zum  geringeren  Theile  in  deutscher  Sprache  verfasst,  sind  bisher  erschienen ;  wir 
heben    folgende   hervor:    „Wirkung   des  Digitalins   auf  die  Herzfunction"  (1865, 

Bioicr*  Lexikon.  III.  30 


466  KETLI.  —  KEY. 

mit  Dr.  Gustav  Lang  gemeinschaftlich  gearbeitet)  —  ,,Palsatio  epigastrica,  Be- 
merkungen über  den  Venenpuls"  —  „üeber  BASBDOw'sche  Krankheit"  —  ^Bei- 
trag zur  Nosogente  der  Kinderlähmung'*  (Archiv  f.  Kinderheilkunde,  1871)  — 
„Elektro-therapeutische  experimentelle  Studien"  (Orv.  Betilap,  1870)  —  „Halbseitige 
spinale  Lähmung,  eine  seltenere  Form  cerebraler  Lähmung"  (Ebenda  1872)  — 
„Bettrag  zur  dtphtkerüischen  Lähmung"  (Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  1873)  — 
„Bilaterale  Lähmung  des  Facialis  und  Äbducens ,  TavhheU  %n  Folge  von 
Fractur  des  Felsenbeins"  (Wiener  Med.  Presse.  1875)  —  „Syphilom  im  Cere- 
bellum,  plötzlicher  Tod"  (Orv.  Hetilap,  1876)  —  „Poliomyelitis  anber.  acuta  ä 
chron,"  (Wiener  Med.  Wochenschr.,  1877)  —  „Vergiftung  mit  Sublimai,  Tod 
in  Folge  von  aufsteigender  acuter  Paralyse"  (Orv.  Hetilap  und  Pester  Med. 
Presse,  1878)  —  „üeber  Sehnenreflexe"  (Orv.  Hetilap  und  Pester  Med.  Presse, 
1879)  —  ri^^^  diagnostische  Werth  der  in  Begleitung  von  Hemiplegie  auftretenden 
Facialisparalyse"  (Orv.  Hetilap,   1884).  G.  Scheut  haner. 

Keufner,  s.  Kuefnke. 

Eeup ,  Johann  Bernhard  K. ,  holländischer  Arzt  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, geboren  1755  in  Mors,  studirte  in  Duisburg,  promovirte  daselbst  1773, 
prakticirte  der  Reihe  nach  in  Mühlheim,  Solingen,  Winterwyk  und  in  Duisburg. 
In  den  letzten  fahren  seines  Lebens  hatte  er  sich  dauernd  in  Deventer  nieder- 
gelassen, wo  er  zugleich  Hospitalarzt  war  und  am  1.  August  1802  starb.  Er  schrieb: 
„Ueber  die  Kenntniss  und  die  Heilung  der  Wasserscheu"  (Düsseldorf  1788)  — 
„Libellus  pharmaceuticus  composita  et  praeparata  prascipua  j)raeparandi 
modum  et  encheireses  exhibenn"  (Duisburg  1789)  —  „Manuale  pharmaceuticum 
principiis  pkarmaciae  probatissimw   superstructum^    (Ebenda  1793)   u.  A.  ra, 

Biogr.  med.  V,  pag.  421.  —  Nouv.  biogr.  gen.  XXVII,  pag.  654.  Pgl. 

Key,  Charles  Aston  K.,  in  London,  berühmter  Chirurg,  war  daselbst 
als  Sohn  des  Arztes  Thomas  K.  geboren,  wurde  1810  ein  Lehrling  seines  Vaters, 
dann  Student  beim  Royal  College  of  Surgeons  und  1815  ein  Lehrling  von  Astlky 
CooPKR,  dessen  Nichte,    die  Schwester  von  Bransby  Cüoper,  er  später  heirathete. 
1821    Mitglied    des  College   of  Surg.    geworden,    begann    er   seine  Praxis,  wurde 
von   ASTLEY   COOPER    dazu    ausersehen,     mit    ihm    zusammen    die    anatomischen 
Vorlesungen  im  St.  Thomas'  Hosp.  zu  halten,  wurde  1823    zum  Assistant  Surgeon 
im   6uy*s  Hosp.  gewählt  und  ihm  zusammen  mit  Morgan    die  Vorlesungen    über 
Chirurgie  übertragen.    Er  machte  sich  bald  einen  Namen  als  ein  sehr  geschickter 
Operateur  und  gab  in  dieser  Zeit  folgende  chirurgische  Arbeiten  heraus :   yyA  short 
treatise  on  the  section  of  the  prostate  gland  in  lithotomy;  vnth  an  explanation 
of  a  safe  and  easy  method  of  conducting  the  Operation    on  the  principles  of 
Cheselden"    (London  1824,  4.,  w.  4  pl.)    —    „Case   of  aocillary   aneurism 
successfully  treated  by  tying  the  subclavian  artery"  (Med.-Chir.  Transact.,  1825)  — 
„Removal  of  a  tumour  ßfty-six  pounds  in  weight,  extending  from  benecUh  the 
umbilicus   to   the   anterior   border   of  the   anus"    (Lancet,   1830,  31)  —  „0» 
chronic  enlargement  of  testicle  etc."  (London  Med.  Gaz.,   1829)  —    „Aneurism 
of  the    arteria  innominata,    Operation   by  tying   the   carotid:   sudden   deaih; 
Singular  pathological  appearences^   (Ibid.   1830).     Auch    hatte   er   mit  Zusätzen 
herausgegeben:  Sir  Astley  Cooper,  „Of  abdomiiial  hemia"  (2.  edit. ,    London 
1827).    Besonders    bekannt   aber    machte   er    sich    durch    die   in   der    folgenden 
Schrift    empfohlene   Herniotomie   ohne    Eröffnung   des    Bruchsackes:    „A  memoir 
on  the  advantages  and  practicability  of  dividing  the  stricture  in  strangrulated 
hemia  on  the  outside  of  the  sqc.  etc."  (London  1833,  w.  3  pl.).    Nachdem  er  1833 
Senior  Surgeon  des  Guy's  Hosp.  geworden,  nahm  er  an  der  von   1836  an  statt- 
findenden Herausgabe   der  Guy^s  Hosp.  Reports   einen   sehr  thätigen  Antheil ,   so 
dass  sich  im  I.  Bande   derselben   allein  7  Mittheilungen   von  ihm  befinden.     Seine 
ausgezeichneten   Eigenschaften    als    Chirurg    und   Lehrer,    verbunden    mit    einem 
imponirenden  Aeusseren,  verschafften  ihm  nicht  nur  die  allgemeinste  Anerkennung 


j 


KEY.  —  KEYSER.  467 

Seitens  seiner  Collegen ,  die  ihn  1845  znm  Mitgliede  des  Council  des  R.  C.  S. 
ernannten,  sondern  auch  eine  grosse  Und  lucrative  Praxis  und  die  Ernennung  zum 
Snrgeen  des  Prinzen  Albert.  Er  wurde  am  23.  August  1849,  nach  nur  ein- 
tägiger Krankheit,  ein  Opfer  der  Cholera. 

Lancet.  1849,  11,  pag.  300,  411.  —  Callisen,  X,  pag.  174;  XXIX,  pag.  239. 

Gnrlt. 

^Eey,  Ernst  Axel  Henrik  K. ,  geboren  in  Smaland  1832,  wurde 
Student  in  Lund  1848,  Licentiat  der  Med.  1857  und  Doctor  der  Medicin  1862;  war 
1858 — 59  Unterchirurg  am  Serafimerlazareth  in  Stockholm,  studirte  1860  die 
normale  Histologie  bei  Max  Schultze  in  Bonn,  1861  die  pathologische  Anatomie 
bei  R.  YiRCHOW  in  Berlin,  wurde  1862  zum  Professor  der  pathologischen  Anatomie 
am  Karolinischen  Institute  ernannt,  ist  seit  dem  ersten  Erscheinen  des  „Nördiskt 
Medictnskt  Arkiv"  (1862)  dessen  Hauptredacteur  und  seit  1882  Repräsentant 
der  Stadt  Stockholm  in  der  zweiten  Kammer  des  schwedischen  Reichstages.  Von 
seinen  hervorragenden  literarischen  Leistungen  sind  anzuftlhren:  „Om  smak- 
nervernaa  ändningsätt  i  grodtvngan"  (Lund  1861;  deutsch  in  Reichert*s  und 
DU  Bois-Reymond's  Archiv/,  1861)  —  „Zur  Anatomie  der  Milz**  (Virchow's 
Archiv,  1861)  —  „Chn  de  8,  k.  tubularafgjutningames  olika  fonner  och  bild- 
ning  vid  sjukdomar  i  njurame**  (Nord.  Medic.  Ark. ,  1863)  —  ^Om  zirka- 
lationsförhällandena  i  njurame**  (Ebenda  1863)  —  „Om  gvuhtmetastaser 
inom  centrala  nervsystemets  serosa  banor^  (Ebenda  1879)  und  endlich  sein 
grosses,  im  Verein  mit  G.  RetziüS  bearbeitetes,  noch  nicht  vollendetes  Werk: 
„Studien  in  der  Anatomie  des  Nervensystems  und  des  Bindegewebes" ,  ftlr 
welches  dessen  Verfasser  von  der  französischen  Akademie  der  Wissenschaften  einen 
MoxTHYON'schen  Preis  erhalten  haben.  Hedeniua. 

Key,  8.  a.  Käye. 

*Keye8,  Edward  Lawrence  K.,  Dermato-  und  Syphilidolog  in  New  York, 
am  28.  August  1843  in  Charleston,  S.  C,  geboren,  studirte  auf  der  Universität 
zu  New  York  Medicin  und  wurde  1866  Dr.  med.  Dann  ging  er  zur  w^eiteren 
Ausbildung  nach  Europa  und  beschäftigte  sich  hier  während  eines  I  Vjährigen  Auf- 
enthaltes, besonders  in  Paris,  mit  dem  Studium  der  syphilitischen  und  Haut-,  wie 
der  Krankheiten  des  Urogenitalsystems.  1867  kehrte  er  nach  Amerika  zurück  und 
domicilirt  seitdem  in  New  York,  wo  er  als  Professor  der  Dermatologie  am  Bellevue 
Hosp.  Med.  Coli. ,  sowie  als  consultirender  Arzt  für  Hautkrankheiten  wirkt.  Von 
seinen  literarischen  Publicationen  führen  wir  an:  „Syphilis  ofthe  nervous  System" 
(N.  Y.  Med.  Journ.,  1870)  —  „Galvano-puncture  of  abdominal  aneurism"  (Ibid. 
1871)  —  »The  internal  treatment  of  syphi/is"  (Transact.  Internat.  Med.  Congress, 
1876)  —  „Tonic  treatment  of  syphilis"  (New  York  1877)  —  ^Genito-urmary 
diseases  loith  syphilis"  (Ebenda  1874)  —  „An  improvement  in  the  jaws  of 
the  lithotrite"  (N.  Y.  Med.  Record.,  1878)  —  „  Periarthritic  abscess  of  the 
knee  in  a  yffung  child  treated  by  the  Lister  method"  (Boston  Med.  and  Surg. 
Journ.,  1878)  —  „Rapid  lithotrity  with  evacuation"  (Amer.  Journ.  of  Med. 
Scienc,  1880),  worin  er  die  in  Gemeinschaft  mit  van  Büren  bei  Ausübung  der 
Litholapaxie  gemachten  Erfahrungen  mittheilt  —  „  The  treatment  of  syphilis 
in  its  different  stages"  (Philad.  Med.  Times,  1882)  —  „An  evacuating  straight 
tube  for  use  in  rapid  lithotrify"  (Lancet   1883). 

Atkinson,  pag.  256.  Pgl. 

*Key8er,  Johan  Ferdinand  Gus^f  K.,  geboren  in  Stockholm  1813, 
wurde  Doctor  der  Medicin  in  üpsala  1841,  Armenarzt  in  Stockholm  1841 — 54, 
war  Sachwalter  und  Fiscal  der  Medicinalverwaltung  1859 — 63,  machte  1839 — 41 
wissenschaftliche  Reisen  in  Deutschland  und  Frankreich  und  hat  lange  eine 
bedeutende  otiatrische  Praxis  in  Stockholm  gehabt.  Unter  seinen  Schriften  ist 
ausser  einigen  Mittheilungen  in  der  Zeitschrift  Hygiea  anzuführen :  ;,  Of  versigt  af 
otiatrikens  historia  och  näwarande  tiUständ"  (Stockholm  1856).      Heden  ins. 

20* 


468  KEYSER.  —  KIABB. 

^Eeyser,  Peter  K.,  Augenarzt  in  Philadelphia,  daselbst  am  8.  Februar 
1835  geboren,  studirte  seit  1852  während  zweier  Jahre  Chemie  bei  F.  A.  Genth 
in  Philadelphia  und  veröffentlichte  in  dieser  Zeit  mehrere  Analysen  im  Amer.  Joum. 
of  Med.  Scienc.,  die  später  dem  mineralogischen  Lehrbuche  von  Dana  einverleibt 
wurden.  Dann  ging  er  nach  Europa,  wo  er  zum  Zweck  weiterer  chemischer 
Studien  bis  1858  verweilte.  Nach  Amerika  zurückgekehrt,  nahm  er  am  Bürger- 
kriege Theil,  musste  aber,  mehrfach  verwundet,  aus  Gesundheitsrücksichten  bald 
seine  Betheiligung  aufgeben,  ging  wiederum  nach  Europa  und  studirte  Medicin  m 
München  und  Jena,  wo  er  1864  Dr.  med.  wurde,  besuchte  dann  noch  die  Spitäler 
uud  andere  wissenschaftliche  Anstalten  in  Berlin,  Paris  und  London,  war  darauf 
eine  Zeit  lang  Assistant  Surgeon  in  der  Armee  der  Vereinigten  Staaten  und  Hess 
sich  dann  1865  definitiv  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder.  Mit  dem  Special- 
studium  der  Augenkrankheiten  beschäftigt,  hielt  er  mehrfach  Vorlesungen  und 
Privatcurse  über  dieses  Fach  ab  und  wurde  1870  zum  Augenoperateur  an  der 
roedicinischen  Abtheilung  der  Philadelphia  German  Society,  1872  zum  Operateur 
an  Wjll's  Hospital  für  Augenkranke,  sowie  zum  dirigirenden  Arzt  des  Augen-  und 
Ohren-Hospitals  in  Philadelphia  gewählt.  Seine  literarischen  Arbeiten  sind  zahlreich 
und  sowohl  in  amerikanischen,  wie  in  europäischen  Zeitschriften  zur  Veröffent- 
lichung gekommen.  Er  schrieb:  „On persistent  pupülary  membranes**  —  „On  the 
measurement  of  ihe  prominence  of  the  eye  with  a  new  Instrument  iherefor**  — 
„On  an  Instrument  for  msasurtng  the  face  and  nose '  for  fitting  spectade 
frames  etc,"  —  „Impairment  of  Vision  the  resuU  of  dental  irritation**  —  „On 
air  as  an  anaesthetic  in  ophthalmology^  —  „On  sympathetic  Ophthalmia*'  etc, 

Atkiuson,  pag.  190.  Pgl. 

*K6zmarszky,  Theodor  vonK. ,  1842  zu  Kirchdrauf  (Zips)  geboren, 
trieb  die  medicinischen  Studien  in  Budapest,  wo  er  1865  zum  Dr.  med.  et  chir. 
und  zum  Magister  der  Geburtshilfe  promovirt  wurde.  Nachdem  er  l^/g  Jahre  im 
Spitale  gedient,  2  Jahre  in  Wien,  Prag,  Berlin,  London,  Paris  sein  Fachwissen 
bereichert  hatte,  functionirte  er  von  1869 — 1872  als  Assistent  der  Geburtshilfe 
an  der  Budapester  Universität ,  ward  1873  als  Docent  mit  Supplirung  dieser  Lehr- 
kanzel betraut,  1876  zum  ausserordentlichen,  1879  zum  ordentlichen  Professor 
der  Geburtshilfe  ernannt.  Er  führte  zuerst  den  praktisch-klinischen  Unterrieht  in 
diesem  Fache  zu  Budapest  ein,  erwirkte  zweckmässigere  Localitäten,  Creirung 
einer  gynäkologischen  Abtheilung ,  Trennung  der  Hebeammenunterweisung  von 
dem  Unterrichte  der  Mediciner.  Er  ist  auch  ordentliches  Mitglied  des  ungarischen 
Sanitätsrathes.  Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  ungarischen  und  deutschen  Fach- 
blättern  (namentlich  im  Archiv  f.  Gynäk.)  schrieb  er  in  ungarischer  und  dentsdier 
Sprache  ein  Lehrbuch  für  Hebeammen  und  „Klinische  Mittheilungen  aus  der  1. 
geburtshilflich- gynäkologischen  Universitätsklinik  in  Budapest^  (Stuttgart  1884). 

6.  Scheuthaaer. 

*Eiaer,  Frantz  Casper  K. ,  zu  Christiania,  ist  zu  Drammen  am 
13.  Juli  1835  geboren,  studirte  von  1853  an  in  Christiania,  war  von  1864 — 1872 
Copist  im  Medicinal-Oomptoir  des  Departements  des  Innern,  machte  1867  eine 
wissenschafkliche  Reise  in's  Ausland,  war  von  1868 — 81  Arzt  des  neu  errichteten 
Diakonissen-Krankenhauses  und  ist  seit  1876  königl.  Beamter  im  Reichs-Gresund- 
heitsamte.  Er  schrieb :  „Norges  Laeger  i  det  nittende  Aarhundrede  (1800 — IS 71)'* 
(Christiania  1873);  ferner  im  Norsk  Magaz.  for  Laegevid.  (2.  R.  XXIV;  3.  R.  III): 
jjOrersigt  over  Udbredningen  af  de  kraeftagtige  Sygdomme  i  Norge,  nied 
1  Kart"*  —  „Om  Behandlingen  af  nagle  Former  af  Sy novit  med  Massage** : 
in  den  Verhandlungen  der  skandinavischen  Naturforscher- Versammlung  zu  Stockholm 
1880  findet  sich  von  ihm  ein  Vortrag  über  Mikrophotographie  und  im  Journal  of 
the  Royal  Microscop.  Soc.  (Ser.  2,  III):  „Photomicrography  by  lamplight.^  In 
„Norges  officielle  Statistik  1884"  hat  er  die  Tabellen  über  die  epidemischen  Krank- 
heiten und  Todesfälle  in  Norwegen  von  1868 — 1881  bearbeitet. 

Kiaer,  pag.  242,  495.  Red. 


KIEHL.  —  KIELMETER.  469 

Kiehl,  William  Friedrich  Peter  K. ,  am  15.  October  1798  auf 
Sefaloss  Hampton  Court  bei  London  geboren,  studirte  in  Berlin  unter  Hufeland, 
Lichtenstein  und  Hermbstädt  und  promovirte  daselbst  1822  mit*  einer  Diss. 
medica:  „In  tkeoriam  quae  de  sensu  vigent  argumentationes,"  Er  etablirte  sich 
darauf  im  Haag,  wo  er  eine  ausgedehnte  Praxis  bekam  und  Präsident  des  Medicinal- 
Oollegiums  ftlr  die  Provinz  Süd-Holland  wurde.  1865  wurde  er  MedicinaMnspector 
fflr  die  Provinzen  Gelderland  und  Utrecht  und  fungirte  als  solcher  bis  zu  seinem 
Tode  im  Februar  1876.  Er  schrieb  u.  A. :  „Äanwyzing  am  aan  cholera- ziehen 
eene  dadelyke  en  doelmatige  hulp  te  verleenen"  (Haag  1831)  —  „Over  leger- 
steden  en  damptoestellen  ten  behoeve  van  cholera- ziehen"  (Ebenda  1831)  — * 
„Over  staatsgeneeskunde  en  geneeskundige  staatsinstellingen,  vooral  in  betrekking 
tot  de  ontwerpen  van  Wet  voorgeeteld  etc."  (Ebenda  1852)  —  „Proeve  eener 
aamoyzing  om  de  cholera  te  beperken  en  zao  mogelyk  uitteroejen"  (Ebenda 
1864)  —  „Ueber  den  Ursprung  und  die  Verhütung  der  Seuchen,  Erläutert 
durch  das  Beispiel  der  ansteckenden  Cholera,  Zugleich  ein  Handbuch  zur 
Erkenntniss  des  Wesens,  zur  Heilung  und  Verhütung  dieser  Seuche"  (Berlin 
1865).  Er  machte  sich  auf  literarischem  Gebiete  bekannt  durch  Mitredaction  einer 
nur  zwei  Jahrgänge  zählenden  philosophischen  Zeitschrift:  „Äthenaeum"  (Haag 
1836  und  37)  und  trat  auch  als  Dichter  auf  mit  einer  poetischen  Sammlung; 
„Die  Liebe  und  das  Leben"   (Haag  1831).  C   E.  Daniels 

Elelmeyer,  Karl  Friedrich  K. ,  berühmter  Naturforscher,  war  am 
22.  October  1765  zu  Bebenhausen  bei  Tübingen  geboren,  besuchte  die  Karls- 
schule in  Stuttgart,  woselbst  er  sich  nach  Absolvirung  des  philosophischen  Cursus 
dem  Studium  der  Naturwissenschaften  und  Medicin  widmete.  Während  dieser  Zeit 
befreundete  er  sich  mit  seinem  damaligen  Mitschüler  Cüvieb,  mit  dem  er  sein 
ganzes  Leben  hindurch  freundschaftliche  Beziehungen  unterhielt.  Nachdem  K. 
1786  Dr.  med.  mit  der  „Disquisitin  chemica  acidularum  Bergensium  et  Goeppin- 
gensium"  geworden  war,  machte  er  mit  Hilfe  eines  Stipendiums  weitere  Studien 
in  Göttingen,  wissenschaftliche  Reisen  in  Nord-Deutschland  und  wurde  nach  seiner 
Rückkehr  als  Professor  der  Zoologie  an  der  Karls-Akademie  angestellt.  Seit  171)2 
übernahm  er  auch  die  Lehrstühle  für  Botanik  und  Chemie  und  war  mit  besonderem 
Eifer  als  Lehrer  der  vergleichenden  Anatomie  und  Physiologie  thätig.  In  dieser 
EigeuFchaft  hat  sich  K.  besonder  verdient  gemacht.  1794.  nach  Aufhebung  der 
Karls-Akademie,  unternahm  K.  grössere  wissenschaftliche  Reisen  an  die  Ufer  der 
Nord-  und  Ostsee  behufs  zoologischer  Forschungen,  nahm  1796  einen  Ruf  als 
Professor  der  Chemie  nach  Tübingen  an,  wo  ihm  1801  auch  noch  die  Professuren 
für  Botanik,  Pharmacie  und  Arzneimittellehre  übertragen  wurden.  Er  erlangte 
als  Lehrer  nicht  blos  bei  den  Studirenden  der  Medicin,  sondern  auch  bei  denen 
anderer  Facultäten  grosse  Beliebtheit.  1816  wurde  K.  mit  dem  Titt-l  eines  Staats- 
raths  als  Director  aller  dort  befindlichen  Sammlungen  und  Anstalten  für  Kunst 
und  Wissenschaft  nach  Stuttgart  versetzt,  wo  er  am  24.  September  1844  starb. 
Seinen  Hauptruhm  verdankt  K.  dem  Umstände,  dass  er  der  Erste  gewesen  v^\,^ 
„der  den  Versuch  machte,  die  gesammte  Thierwelt  nach  der  organischen  Zusammen- 
setzung und  den  verschiedenen  Functionen  der  Thiere  zu  vergleirhen".  K.  ist 
also  eigentlich  als  der  Vater  des  nachmals  zu  so  grosser  Anerkennung  iu  der  De^«- 
cendenztheorie  gelangten  biogenetischen  Gesetzes  anzusehen.  Ausserdem  hat  K. 
einen  sehr  bedeutenden  und  maassgebenden  Einfluss  auf  CuviER  ausgeübt,  von 
dessen  Epochemachenden  zoologischen  Forschungen,  wie  das  Dieser  selbst  mehrfach 
ausgesprochen  hat,  ein  wesentlicher  Theil  K.'s  Verdienst  ist.  Schriftstellerisch  ist 
K.  nur  sehr  wenig  hervorgetreten.  Wir  besitzen  von  ihm,  ausser  seiner  Inaugural- 
Dissertation ,  nur  folgende  Schriften:  „Ueber  die  Verhältnisse  der  organischen 
JSräfte  untereinander  in  der  Reihe  der  verschiedenen  Organisationen,  die  Ge- 
setze und  Folgen  dieser  Verhältnisse"  (eine  Festrede,  1793;  neuer  Abdruck 
Tübingen   1814)  —   „  Ueber  die  Richtung  der  PflanzemritvzeJn  nach  unten  und 


470  KIELMEYER.  —  KIESBR. 

der  Stämme   nach    oben^  (Rede,    gehalten  1834  snif  der  Naturforscber-Versaiiim- 

luDg  iD  Stuttgart,  der  K.  zugleich  als  erster  Geschäftsführer  präsidirte)  und  endlieh 

„Bericht   über   die   Versuche   mit  animalischer  Elektricität"   (eine  Arbeit,   die 

ohne   sein  Wissen    und  Willen    in  Gren's   Journal   der  Physik,    1794,    Bd.  VIII 

abgedruckt  ist). 

Moll  im  Württemberg,  ärztl.  Correspondenzbl.  1859,  Beil  1 — 5  (Die  Karls- Akademie).  — 
Klüpfel  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XV,  pag.  721.  —  Mayer  im  Archiv  der  Heilk.,  1864, 
V,  pag.  353.  —  C.  F.  V.  Martius,  Akademische  Denkreden.  Leipzig  1866.  —  Neuer  Nekrolog 
der  Deutschen.  Jahrg.  22,  1844,  11,  pag.  1029  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.  II,  pag.  817.  — 
Pogpendorff,  I,  pag.  1253.  —  Biogr.  mW.  V,  pag.  423.  —  Callisen,  X,  pag.  181; 
XXIX,  pag.  242.  Pagel. 

Kierulf,  Christian  ThorvaldK.,  zu  Christiania,  hervorragender 
norwegischer  Arzt  und  Medicinal-Beamter,  war  daselbst  am  11.  Februar  1823  geboren, 
studirte  von  1840  an,  war  von  1847  an  Districtsarzt  an  verschiedenen  Orten,  1848 
Flotten-.  1849  Choleraarzt  in  Bergen  und  Militärarzt  bei  der  dänischen  Armee,  1850 
wieder  Flottenarzt,  machte  1851 — 52  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  dem  Continent 
und  schrieb  in  dieser  Zeit:  „Einige  Versuche  über  die  Harnsecretion"  (Mitthei- 
lungen der  naturforsch.  Gesellsch.  in  Zürich,  1852)  und  „Ueber  die  norwegii^cke 
Spedalskhed  (Elephantiasis  OraecorumJ"  (ViRCHOw's  Archiv,  V,  1853),  wälirend 
im  Norsk  Mag.  for  Laegevid.  (III,  IV,  VI,  VII,  XIV)  in  derselben  und  in  früherer  Zeit 
von  ihm  erschienen  waren:  „Om  Cholera  i  Bergen  og  naermeste  Omegn"  — 
„Gm  Beform  i  dtt  norske  militaere  Medicinalvaesen^  —  y,En  kritisk  Frern- 
stilliiig  af  de  forskjellige  Meninger  om  Rygradskrumningers  Aarsager  og 
Sehandling"  —  „Om  Identiteten  af  Been-,  Brüsk-  og  Bindevaeosceller  efter 
Virchow^  —  „Om  Anvendelsen  af  Electriciieten  mjod  Lamhed^ y  sowie  ein 
Bericht  über  seine  Reiseerfahrungen.  Nach  seiner  Rückkehr  war  er  von  1852 
Reservearzt  im  Oebärhause,  1855  in  dem  neuerrichteten  Eiuderhospital  und  auf 
der  medicinischen  Abtbeilung  des  Reichshospitals,  während  er  gleichzeitig  auch  als 
Lehrer ,  namentlich  in  der  Mikroskopie ,  thätig  war  und  die  Oberärzte  Faye  und 
CONRADI  in  ihrem  klinischen  Unterrichte  vertrat.  1855  wurde  er  zum  Secretär 
des  Medicinal-Comit6s  und  1857  zum  Expeditions-Chef  für  das  Medicinalwesen  im 
Departement  des  Innern  ernannt,  war  von  1850  an  Mitglied  aller  zur  Auß- 
arbeitung  von  Medicinalgesetzen  ernannten  Commissionen ,  nahm  an  allen  in  jene 
Zeit  fallenden  Congressen^  zuletzt  noch  in  Wien  1874  am  internationalen  Cholera- 
Congress  einen  hervorragenden  Antheil,  war  mehrmals  Vice-Präsident  und  Präsident 
der  medicinischen  Gesellschaft  in  Christiania  u.  s.  w.  Er  starb  am  7.  September 
1874.  Von  seinen  späteren  Arbeiten,  zu  denen  auch  verschiedene  Anweisungen 
für  die  1860  errichteten  Gesundheits-Commissionen ,  sowie  die  „Beretninger  om 
bundhedstiltitanden  og  Medicinalforholdene  for  185S — 58*^  und  sein  Antheiil  an 
„Norges  officielle  Statistik^  gehören,  führen  wir  noch  an:  „Oversigt  ocer  Blodgangs 
epidemien  i  1859"  (Norsk  Magaz.,  XV)  —  „  Om  Diphtherit- Epidemien  i  de  senere 
Aar  iNorge"  (Forhandl.  ved  de  skand.  Naturforsk.  Moede  i  Stockholm  1863)  u.  s.  w. 

Kiaer,  pag.  2:^6.  G. 

Kierulf,  .s.  a.  Kjerülf. 

Kieser,  Dietrich  Georg  K.,  einer  der  Haupt-Repräsentanten  der  natur- 
philosophischen  Richtung  in  der  Medicin,  gehören  am  24.  August  1779  in  Harburg 
(Hannovor),  studirte  in  Göttingen  und  Würzburg  und  promovirte  an  ersterer  Uni- 
versität mit  der  nach  crassen  naturphilosophischen  Anschauungen  geschriehen^i 
„Commentatio  physiologica  de  anamorphosi  oculi"  1804  zum  Dr.  med.  Er 
prakticirte  dann  von  1804 — 1806  in  Winsen  a.  d.  Luhe  (Hannover),  seit  1806 
als  Stadt-  und  Landphysicus  in  Northeim  bei  Göttingen.  1812  wurde  er  Prof.  e.  o. 
der  Medicin  in  Jena  und  zugleich  seit  1813  Brunnenarzt  in  Berka.  1814  machte 
er  den  Feldzug  nach  Frankreich  mit  und  besuchte  bei  dieser  Gelegenheit  die 
Spitäler  und  wissenschaftlichen  Institute  in  Paris  und  später  in  Leyden.  1815 
dirigirte    er   als    preussischer   Oberstabsarzt   nach  der  Schlacht   von  Belle-Alh'aiice 


KIESER.  471 

Rriegsspitäler  in  Lflttich  (mit  2000  Kranken)  und  Versailles.  Nach  Jena  zurflek- 
gekehrt,  wnrde  er  1815  königl.  prenss.  Hofrath,  1818  Prof.  ord.  honor. ,  1824 
Prof.  ord.  der  Medicin,  1828  grossherzogl.  Sachsen- Weimar'scher  Qeh.  Hofrath 
und  1838  Physicus  der  Universität.  Von  1831 — 48  war  er  Vertreter  der  üni- 
yersität  auf  dem  Weimar'schen  Landtage  (von  1844 — 48  sogar  Vice -Präsident 
desselben  und  als  solcher  1 848  Theilnehmer  am  Frankfurter  Parlament),  in  welcher 
Eigenschaft  K.  besonders  zur  Verbesserung  des  Medicinal-,  Gefangenen-  und  Irren- 
heilwesens erheblich  mitwirkte.  1836  präsidirte  er  der  14.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Aerzte  in  Jena.  Zugleich  war  E.  als  Adjunct  und  seit  1847 
als  Director  der  Ephemeriden  der  k.  k.  Leopoldin.-Earolin.  Akademie  der  Natur- 
forscher, in  Verbindung  mit  dem  (am  16.  Mai  1856  verstorbenen)  Präsidenten 
Nres  V.  EsBNBBCK  um  eine  zeitgemässe  Reorganisation  der  Gesellschaft  bemüht. 
Er  veröffentlichte  zu  diesem  Zwecke  1861  die  Schrift:  „Zur  Oeschiclite  der 
k.  k.  Leopoldin.' Karolin,  Akademie  der  Naturforscher" ,  worin  er  auch  den 
genannten  Präsidenten  in  einer  gegen  diesen  schwebenden  gerichtlichen  Unter- 
suchung vertheidigte.  Von  1831 — 47  dirigirte  K.  eine  medicinisch-chirurgische 
und  ophthalmiatrische  Privatklinik.  1846  zum  Director  der  Irrenheil-  und  Pflege- 
anstalt in  Jena  ernannt,  übernahm  er  1847  die  psychiatrische  Klinik,  verband 
mit  dieser  Staatsanstalt  eine  Privatheilanstalt  für  Geisteskranke  („Sophronisterium^) 
und  widmete  von  dieser  Zeit  an  seine  praktische  Thätigkeit  vorwiegend  den 
Geisteskrankheiten.  1854  feierte  er  sein  öOjähriges  Doctor-Jubiläum,  wobei  er  von 
der  Jenaer  philosophischen  Facultät  zum  Dr.  phil.  ernannt  wurde.  1858  wurde  er 
an  Stelle  von  Nees  v.  Esenbeck  zum  lebenslänglichen  Vorsitzenden  der  k.  k.  Leopold. 
Akademie  gewählt.  Er  starb  am  11.  October  1862.  Von  seiner  umfangreichen 
schriftstellerischen  Thätigkeit,  die  allerdings  mehr  in  die  erste  Zeit  seines  Lebens 
fiel,  sind  am  bedeutendsten  seine  Arbeiten  über  die  Entwicklungsgeschichte  und 
die  Anatomie  der  Pflanzen:  „ Aphorismen  aus  der  Physiologie  der  Pflanzen" 
(Göttingen  1808)  —  „Elernente  der  Phytonomie"  (Thl.  I,  Jena  1816)  u.  s.  w. ; 
femer:  jfDer  Ursprung  des  Darmcanals  aus  der  Vesicula  umbilicalis,  dar- 
gestellt im  menschlichen  Embryo"  (Ebenda  1810),  worin  er  die  beim  Sängethier 
schon  gekannte  Allantois  auch  beim  mcDschlichen  Embryo  und  damit  die  Richtig- 
keit einer  von  Oken  schon  früher  ausgesprochenen  Vermuthuug  über  die  Ent- 
wicklung des  Darmcanals  aus  dem  Nabelbläschen  nachwies.  In  den  genannten 
Schriften  documentirte  sich  K.  als  ein  nüchterner,  klarer  uod  in  den  crassen 
Auswüchsen  natnrphilosophischer  Specalationen  nicht  befangener  Kopf.  Dasselbe 
gilt  von  seinen  psychiatrischen  Schriften,  unter  denen  zu  nennen  sind:  „Elemente 
der  Psychiatrik"  (Breslau  und  Bonn  1865),  sein  letztes  literarisches  Werk,  das 
Product  einer  reichen  Erfahrung  auf  dem  Gebiete  der  Geisteskrankheiten,  die  er 
als  somatische  auffasste  und  behandelte.  Stark  befangen'  von  naturphilosophischen 
Speculationen  zeigt  sich  E.  dagegen  in  seinen  ophthalmologischen  Schriften,  zu 
denen  seine  schon  genannte  Inaug.-Diss.,  welche  u.  d.  T. :  ,;  Ueber  die  Metamor- 
phose des  Thierauges"  in  der  ophthalmol.  Bibliothek  von  HiMLY  und  Schmidt 
(1 807 ,  Bd.  III)  wieder  abgedruckt  ist ,  gehört ,  ferner  die  Abhandlung :  ^  Ueber 
die  Natur,  Ursachen,  Kennzeichen  und  Heilung  des  schwarzen  Htaares" 
(Göttingen  1811)  (s.  Hirsch,  Gesch.  der  Augenheilk. ,  pag.  481).  Ferner  sind 
zahlreiche  Schriften  K.'s  über  Gegenstände  der  eigentlichen  inneren  Medicin  durch- 
aus naturphilosophisch  gehalten,  dem  Geschmacke  der  damaligen  Aerzte  entsprechend, 
zum  Theil  auch  von  dem  Mesmerismus,  dessen  eifriger  Anhänger  E.  war,  handelnd. 
Hier  sind  zu  nennen :  ;,  Ueber  das  Wesen  und  die  Bedeutung  der  Exantheme" 
(Antrittsprogramm,  Jena  1813)  —  „Vorbauungs-  und  Verhaltungsmassregeln 
bei  ansteckenden  Faulfieber  -  Epidemieen"  (Ebenda  1813)  —  „System  der 
Medicin  u.  s.  w.^  (2  Bde. ,  Halle  1817)  —  „System  des  Tellurismus  oder 
thierischen  Magnetismus  u.  s,  w."  (2  Bde. ,  Leipzig  1821 — 22,  1826)  —  „De 
febris  puerperarum  indole,  varia  forhna  et  medendi  ratione"  (7  Programme  zu 
Inaugural-Dissertationen,  Jena  1825 — 26),  sowie  mehrere  Aufsätze  in  Hüfeland's 


472  KIESEB.  —  KIJPER. 

Journal  (1810,  12,  25),  im  Archiv  fttr  thierischen  Magnetismus  (1817)  und  zahl- 
reiche andere  Abhandlungen  Aber  den  Magnetismus;  femer:  „Analecta  ex  medtcina 
militari"  (Jena  1828)  —  „Oratio  de  fructibus  cttque  emolumentis  in  historia 
tum  universali  tum  speciali  ex  phyaiologia  capessendia"  (Ebenda  1829)  — 
„Klinische  Beiträge"  (Leipzig  1834;  fortgesetzt  in  Weiss'  Diss ,  Jena  1844)  — 
„Chrundzüge  der  Pathologie  und  Therapie  des  Menschen"  (Tbl.  I,  Ebenda  1812). 
Von  1842—  48  redigirte  K.  die  medicinische  und  naturwissensehaftliche  Abtheilung 
der  Neuen  Jenaisohen  Allgemeinen  Literaturzeitung  und  mit  Oken  gab  er  heraus : 
„Beiträge  zur  vergleichenden  Zoologie,  Anatomie  und  Physiologie"  (2  Hefte, 
Bamberg  1806). 

AUgem.  Med.  Oentral-Zeitung.  1862.  Nr.  86  —  v.  Marti us,  Akademische  Denk- 
reden, pag.  500.  —  Hirsch  in  AUgem.  Deutsch.  Biogr.  XV,  pag  721.  —  Leopoldina. 
H.  3,  1862,  pag.  81;  H.  4,  pag.  10.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  423.  —  Haeser,  Geschichte  der 
Med.  II,  pag.  821.  —  Callisen,  X.  pag.  183— 192;  XXIX,  pag.  244— 246.  —  Hirsch, 
Gesch.  der  Aagenheilk.  pag.  486  n.  fgd.  —  Meyer's  Convers.-Lexikon.  3.  Aufl.,  IX,  pag.  995. 

Magnus.   —  Pagel. 

Eiesewetter;  Aloys  Ferdinand  K. ,  war  1739  zu  Neisse  (in  Ober- 
schlesien) geboren  und  lebte  bis  gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  als  Arzt 
in  Hradisch  (in  Mähren).  Er  schrieb:  y^Novissima  de  bolo  experimenta"  (Wien 
1766)  —  „Berichte  und  Unterricht  über  die  herrschende  Homviehseuche'^ 
(Ebenda  1773)  —  „Beschreibung  des  in  Ungarn  nächst  Temschin  gelegenen 
Töplitzer  Bades"  (Brflnn  1774)  —  „Abhandlung  über  die  Ursache  und  Heilungs- 
art  der  unter  dem  Landvolke  eingerissenen  Lustseuche"  (Ebenda  1778)  —  ni^(^ 
Buchlauer  Bad  im  Hradischen  Kreise"  (Skalitz  1781)  —  „Etwas  vom  soge- 
nannten Luhatschovntzer  Salz  oder  Selterwasser"  (Ebenda   1792)  u.  A.  m. 

Elwert,  I,  pag.  288.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  423.  Pgl. 

Eieter,  Alexander  vonK.,  russischer  Chirurg,  war  in  Livland  geboren 
studirte  von  1831 — 36  in  Dorpat,  wurde  1836  daselbst  Doctor  mit  der  Diss.: 
„De  lithotripsiae  methodo  percussionis,  praesertim  de  apparatu  Heurteloupiano 
ad  eam  commendato"  (c.  tab.),  war  darnach  Assistent  der  dortigen  chirurgiselien 
Klinik,  und  zwar  der  erste  Assistent  Pirogoff's  daselbst,  machte  auf  Staatskosten 
eine  Reise  in 's  Ausland  und  publicirte:  „De  Singular  um  lithoto/niae  methodoram 
dignitate"  (Riga  1838,  4.).  Er  war  dann  Professor  in  Kasan  und  zaietzt  an 
der  medico-chirurg.  Akademie  in  St.  Petersburg.  Von  seinen  Schriften  führen  wir 
an:  „Die  Geburtshilfe  der  neuesten  Zeit,  oder  kritische  Ueber sieht  der  Lei- 
stungen in  der  Geburtshilfe  während  der  letzten  15  JaJtre"  (St.  Petersburg  1850\ 
Ausserdem  enthält  die  Med.  Zeitung  Russlands  zahlreiche  Mittheilungen  von  ihm, 
namentlich  kritische  Besprechungen.  Referate,  Uebersefzungen  aus  dem  Russischen  ete. 
In  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  war  er  ständiges  Mitglied  des  militär  mediciniscben 
Comit^s  und  starb  in  Zurückgezogenheit  nach  langem  Leiden  am  1.  September  1884. 

St.  Petersburger  med.  Wochenschr.  1879,  pag.  122.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  246. 

G. 

Eijper,  Albert  K.,  zu  Königsberg  in  Preussen  geboren,  studirte  erst 
in  seinem  Geburtsorte  und  später  in  Leyden,  wo  er  1640  zum  Dr.  med.  pro- 
movirte  mit  einer  „Diss.  de  lue  venerea".  Bald  darauf  wurde  ihm  erlaubt,  Vor- 
lesungen über  Physik  zu  halten,  wofür  er  1645  seine:  „ Institut iones  phf/sicae" 
veröffentlichte.  1646  wurde  er  an  dem  zu  Breda  neu  errichteten  Athenaeum  illustre 
zum  Professor  in  der  Physik  und  Medicin  angestellt,  welches  Amt  er  am  19.  September 
antrat  mit  einer  Oratio  inauguralis,  wonach  er  auch  zum  Archiater  des  Prinzen 
Frederik  Hendrik  ernannt  wurde.  1650  wurde  er  als  Prof.  med.  nach 
Leyden  gerufen,  eine  Ernennung,  auf  welche  vielleicht  seine  schon  1643  veröffent- 
lichte „Methodus  medicinam  rite  discendi  et  excercendi^  (ein  wirklich  verdienst- 
licher Leitfaden  der  medicinischen  Methodologie  und  Encyklopädie)  nicht  ohne 
Einfluss  geblieben  ist.  Er  fuugirte  als  solcher  nur  fünf  Jahre,  da  er  1655  an 
der  Pest  starb.    Seine  Schriften  sind :     „Anthropologia  corporis  humani  conten- 


KIJPER.  —  KILIAN.  473 

tarum  et  animae  naturam  et  virtutes  secundum  circularem  sanguinis  motum 
explicans''  (Leyden  1647;  1650;  1660;  Amsterdam  1665)  —  „Institutiones 
mtdicae  ctd  kypothesin  de  circulari  sanguinis  motu  composüas**  (Amsterdam 
1654),  woran  er  eine  Abhandlung:  „Transsumpta  medica  ea  ex  pkysicis 
repetentia,  quibus  continentur  medicinae  fundamenta*'  fügte  —  „Gollegium 
medicum,  XXVI  disputationibus  breinter  complectens  qiute  ad  institutiones 
pertinent"  (Leyden  1654;  Nymegen  1666)  und  auch:  ^Disputationes  politicae 
de  origine  et  jure  magistratus*^  etc. 

G.  C.  B.  Snringar,  Bydragen  tot  de  geschiedenis  van  het  geneeskundig  onderwys 
aan  de  Leidsche  Hoogeschool.  C.  E.  Daniels 

Eikin,  AI  ex  ei  K. ,  Professor  der  Veterinär- Medicin  in  Moskau,  wurde 
1810  geboren  und  trat  1825  in  die  Moskauer  Abtheilung  der  medioinisch- chirur- 
gischen Akademie.  1829  als  Chirurg  entlassen,  wurde  er  zuerst  Prosector  an  der 
Akademie,  dann  Cholera- Arzt ;  1834  erwarb  er  den  Doctorgrad  („Diss,  de 
scorbuto^),  1835  wurde  er  Adjunct  Professor,  1846  als  Professor  der  Staatsarznei- 
kunde  an  die  Universität  übergeführt.  Er  docirte  seit  1833  Zootomie,  ver- 
gleichende Physiologie,  epizootische  Krankheit  und  starb  am  8.  Februar  1852.  Er 
verfasste  eine  (russ.)  kurze  Zootomie  und  Aoleitung  zur  Kenntoiss  des  Baues  der 
Hausthiere  (2  Bde.,  Moskau  1837 — 1839).  Es  ist  das  erste  derartige  Buch  in 
rassischer  Sprache. 

Biogr.  Lexikon  der  Professoren  der  Moskauer  Universität,  I,  pag.  410 — 412. 

L.  Stieda. 

Eilian,  Konrad  Joseph  K. ,  geboren  in  Wflrzburg  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts,  widmete  sich  Anfangs  dem  geistlichen  Stande,  begann  aber 
später  das  Studium  der  Medicin  und  prakticirte  in  Bamberg,  wo  er  zugleich 
I^fessor  der  Medicin  und  Medicinal-Rath  zwei  Jahre  lang  war,  seit  1805  in 
WtJrzburg,  1806  in  Leipzig  und  später,  seit  1807,  wiederum  in  Bamberg. 
1810  ging  er  nach  Petersburg,  wo  er  consultirender  Leibarzt  des  Kaisers 
Alexander  I.  wurde,  aber  schon  1811  verstarb.  K.  war  Anhänger  der  Natur- 
philosophie und  hat  verfasst:  „Anleitung  zur  Erhaltung  und  Verbesserung  der 
Gesundheit  in  Leipzig,  für  die  Bewohner,  Nachbarn  und  Freunde  dieser  Stadt, 
nebst  etc."  (Leipzig  1800)  —  n^^''  S^^s-  und  Beisearzt,  oder  Bathgeber  für 
Nichtärzte  etc  "  (Ebenda  1800)  —  „Entwurf  eines  Systems  der  gesammten 
Medicin ,  zum  Behuf e  seiner  Vorlesi^ngen  und  zum  Gebrauche  für  prakticirende 
Aerzte"  (Jena  1802)  —  „Klinisches  Handbuch  zum  Gebrauch  bei  den  wichtigsten 
gefahrvollsten  und  schnell  tödtlichen  Krankheiten ,  für  angehende  Aerzte" 
(Bamberg  und  Würzburg  1804 ;  4.  Aufl.  1809)  —  ;,  Ueber  die  innere  Organi- 
sation der  Heükunst.  Als  Einleitung  in  meine  Zeitschrift  für  die  gesammte 
Medicin**  (Ebenda  1804)  —  „Das  Scharlachfieber  in  Leipzig  1805**  (Leipzig 
1806)  —  ;,  Was  soll  man  in  den  jetzigen  Kriegszeiten  thun ,  um  sich  gegen 
die  Gefahren  des  Nerven-  oder  Faulfiehers  zu  schützen  f"  (Ebenda  1807)  — 
yfDas  Faul'  und  Nervenfieber ,  eine  klinische  Darstellung**  (Bamberg  und 
Wflrzburg  1809)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  424.  —  Dict.  bist.  III,  pag  324.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  247. 

Pgl 

Eilian,  Hermann  Friedrich  K. ,  in  Bonn,  am  5.  Februar  1800 
in  Leipzig  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  besuchte  von  1810 — 16  die  deutsche 
Hauptschule  in  Petersburg  und  studirte  von  1816 — 17  in  Wilna,  wo  damals 
Joseph  Frank  lehrte.  Das  Schuljahr  1817 — 18  brachte  K.  in  Leipzig,  das 
nächste  in  Würzburg  zu,  vom  Januar  bis  März  1820  verweilte  er  in  Göttingen. 
Hierauf  ging  er  Aber  Holland  nach  London  und  Edinburg,  wo  er  sich  mit 
seiner  Inaug.-Diss. :  „De  nervi  glossopharyngei  origine**  1820  die  Doctorwürde 
erwarb.  Von  England  begab  er  sich  nach  Paris  und  im  nächstfolgenden  Jahre 
hielt  er  sich  behufs  seiner  weiteren  Ausbildung  noch  in  Strassburg,  München  und 


474  KILIAN. 

Wien  auf.  Ende  1821  kehrte  er  nach  St.  Petersburg  zurttck,  wo  er  an  der 
mediciniBchen  Akademie  als  Professor,  Adjanot  der  Chemie,  später  der  Physio- 
logie und  Pathologie,  sowie  als  Arzt  am  Artillerie-Hospital  wirkte.  1828 
begab  er  sieh  neuerdings  nach  Deutschland  und  lebte,  mit  literarischen  Arbeiten 
beschäftigt,  kurze  Zeit  in  Mannheim,  Heidelberg  und  Berlin.  In  demselben  Jahre 
erhielt  er  einen  Ruf  als  Extraordinarius  nach  Bonn,  den  er  annahm ;  1834  wurde 
er  zum  Ordinarius  ftar  Geburtshilfe  ernannt.  In  dieser  seiner  Stellung  erreichte 
ihn  auch  der  Tod  im  Bade  Liebenstein  am  7.  August  1863.  Einen  im  Jahre  1842 
an  ihn  ergangenen  Ruf,  in  St.  Petersburg  die  Direction  des  unter  dem  Proteetorate 
der  Grossfttrstin  Helene  stehenden  Hebeammen-Institutes  zu  übernehmen,  lehnte 
K.  ab.  In  seiner  Stellung  als  klinischer  Lehrer  bemühte  sich  K.  vergeblich,  die 
Errichtung  einer  gynäkologischen  Klinik,  die  er  ganz  richtig  für  dringend  hielt, 
durchzusetzen.  Er  war  ein  sehr  eifriger  und  tüchtiger  Lehrer,  der  literarisch 
ungemein  thätig  war.  Seine  wichtigsten  Productionen  sind  folgende:  „Die  regd' 
widrigen  Geburten  und  ihre  Behandlung,  von  Dr,  Samuel  Meriman,  aus 
dem  Englischen  e/c.^  (Mannheim  1826)  —  „Ueber  den  Kreislauf  des  Blutes 
im  Kinde,  welches  noch  nicht  geathmet  hat"  (Karlsruhe  1826,  4.,  m.  lithogr. 
Taf.)  —  „Beiträge  zu  einer  genaueren  Kenntniss  der  allgemeinen  Knochen- 
erweichung der  Frauen  und  ihres  Einflusses  auf  das  Becken**  (Bonn  1829,  4., 
m.  lithogr.  Taf.)  —  ;,-Di«  Oeburt  des  Kindeskopfes  in  derjenigen  Scheitelstellung, 
die  man  Hinterhauptslage  zu  nennen  pflegt  etc.**  (Ebenda  1830,  4.)  —  „Operations- 
lehre  für  Gebuttshelfer"  (Ebenda  1834;  1835;  2.  Aufl.  1849—66)  —  „Z>t> 
Geburtslehre  von  Seiten  der  Wissenschaft  und  Kunst  dargestellt**  (3  Thle., 
Frankfurt  a.  M.  1839—42)  —  „Das  halisteretische  Becken  etc.**  (Bonn  1857)  — 
„Geburtshilflicher  Atlas**  (Düsseldorf  1835 — 49)  —  „Armamentarium  Lucinae 
novum**  (Bonn  1856).  K.  war  auch  Mitredacteur  der  von  1847 — 51  in  Bonn 
erscheinenden  Zeitschrift :  „Rheinische  Monatsschrift  für  praktische  Aerzte",  in  der 
er  eine  Reihe  seiner  kleineren  Arbeiten  veröffentlichte. 

V.  Siebold,  Geschichte  der  Gebartshilfe.  II,  pag.  699.  —  v.  Hecker  in  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  XV,  pag.  739.  Kleinwächter. 

EUian,  FranzMariaK.,  zu  Mainz,  war  daselbst  am  14.  October  1822 
geboren,  studirte  von  1841  an  in  Giessen,  woselbst  er  1845  Doctor  wurde,  war 
darauf  eine  Zeit  lang  in  Paris,  Hess  sich  1846  in  Mainz  nieder,  wurde  1847 — 48 
in  Giessen  Privatdocent  mit  der  Habilitationsschrift :  „  Versuche  über  die  Restitution 
der  Nervenerregbarkeit  nach  dem  Tode^  und  begann  in  seinem  Lieblingsfache, 
der  Geburtshilfe,  Vorlesungen  zu  halten.  Bald  entstanden  jedoch,  in  Folge  der 
Verschiedenheit  seiner  physiologischen  Richtung  von  der  des  Vorstehers  der  dortigen 
geburtshilflichen  Klinik,  Ritgen,  Differenzen  zwischen  Beiden,  die  ihn  veranlassten, 
seine  Stellung  in  Giessen  aufzugeben  und  die  eines  Assistenzarztes  an  der  Ent- 
bindungsanstalt in  Mainz,  die  ihm  im  Winter  1848 — 49  übertragen  wurde,  anzu- 
nehmen. Neben  dem  Hebeammen  unterrichte,  den  er  zu  ertheilen  hatte,  besehftftigte 
er  sich  mit  physiologischen  Untersuchungen,  namentlich  über  den  Einfluss  des 
Nervensystems  auf  den  schwangeren  und  nicht  schwangeren  Uterus  und  über  die 
feineren  histologischen  Veränderungen  bei  der  Umfangszunahme  und  Verkleinerung 
desselben,  Arbeiten,  die  sich,  nebst  einigen  anderen,  in  He\*le*s  und  Pfeüfer's 
Zeitschrift  (Bd.  VI — IX)  finden.  Es  sind  dies:  „Neuralgie  des  Nervus  crurtUis"  — 
„Pathologische  Mittheilungen**  —  „Ein  fibrinöser  Polyp  des  Uterus"  —  „Die 
Endigung  sympathischer  Fasern**  und  seine  bedeutendste  Arbeit  „Die  Structur 
des  Uterus  bei  Thieren**,  zwei  Artikel.  Ausserdem  veröffentlichte  er  mehrere  der 
praktischen  Geburtshilfe  angehörige  Arbeiten  in  Bdsch's  und  v.  Siebold's  Zeit- 
schrift nnd  nach  seinem  Tode  erschien  noch,  von  A.  Mayer  herausgegeben: 
„Einfluss  der  Medulla  ohlongata  auf  die  Bewegung  des  Uterus**  (Hbnlb  und 
Pfeufeh,  N.  f.,  Bd.  II).  Der  talentvolle  und  kenntnissreiche  Mann  ging  an  den 
Folgen  einer    syphilitischen  Finger-lnfection ,  die  er   sich  1849    zugezogen   hatte. 


KILIAN.  —  KIHBALL.  475 

langsam   zu  Grunde  und  starb,   kaum  29  Jahre  alt,   am  6.  Juli  1851   in  Paris, 
wo  er  noch  vergeblich  von  Ricord  behandelt  worden  war. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  I,  pag.  537.  O. 

Xilianstein ,  Anton  Jonas  K.,  in  Wttrzburg  geboren,  studirte  seit 
1614  Medicin  in  Ingolstadt.  1621  begann  er  als  neu  ernannter  Professor  seine 
Vorlesungen  au  dieser  Hochschule  über  Anatomie  und  Chirurgie.  Er  nahm  in  der 
medicinischen  Facultät  derselben,  die  damals  nur  drei  Professoren  zählte,  bald 
eine  hervorragende  Stellung  ein,  so  dass  er  schon  1623  zum  Rector  gewählt  wurde. 
Siebenmal  bekleidete  er  später  noch  diese  Wflrde,  ein  Zeichen  der  Anerkennung, 
welche  die  ihm  in  den  Annalen  der  Universität  nachgerühmte  strenge  Pflicht- 
erfüllung bei  seinen  CoUegen  fand.  Weniger  war  er  wegen  derselben  bei  den 
Studenten  beliebt,  welche  dem  Hasse  gegen  den  Rector  einmal  durch  eine  Katzen- 
musik („Heinzelspielen^)  Ausdruck  gaben.  Dagegen  pries  ihn  die  Bürgerschaft 
Ingolstadt's  wegen  seiner  aufopfernden  ärztlichen  Thätigkeit  in  den  damaligen 
Zeiten  des  Religionskrieges  und  bei  den  während  der  längeren  Belagerung  der 
Stadt  durch  die  Schweden  entstandenen  verheerenden  typhösen  („ungarische" 
genannten)  Fiebern,  als  einen  vom  Himmel  gesandten  Retter.  Er  starb  am  10. 
Juni  1638  und  hinterliess  nur  ein  Manuscript:  „De  dolore  capitis  seu  de  hemi- 
cranta",  die  ein  späterer  Nachfolger  im  Lehramt,  Franz  Ignaz  Thibrmayb, 
herausgab. 

F.  Grienwaldt,  Album  Bavariae  iatricae  monach.  1733,  pag.  70.  —  M e d e r e r, 
Annales  Ingolstadiensis  Academiae,  Pars  II,  pag.  11285.  —  Prantl,  I,  pag.  434. 

F.  Seitz. 

*£llpatrick,  Andreas  Robert  K. ,  geboren  in  Cheney ville,  Rapids^ 
parish,  La.,  am  24.  März  1817,  studirte  Medicin  am  Jefferson  Med.  Coli,  und  am 
Georgia  Med.  Coli,  und  erhielt  von  letzterem  den  Grad  als  M.  D.  im  März  1837. 
Dann  war  er  als  Arzt  in  verschiedenen  Städten  thätig,  bis  er  sich  1866  in 
Navasota,  Texas,  seinem  jetzigen  Wohnorte,  niederliess,  wo  er  Mitglied  der  Texas 
Med.  Society  und  Vorsitzender  der  Abtheilung  für  öffentliche  Gesundheitspflege  ist. 
Er  schrieb:  „Hiatory  of  the  epidemto  yellow  fever  in  IVoodmlle,  Miss.,  1844" 
(New  Orleans  Med.  Joum.,  1844 — 45)  —  „Cholera  in  Louisiana  1849 — 50**  — 
„Yellow  fever  in  Louisiana  1855"  (Ebenda  1856)  —  „Cholera  in  Texas  1866" 
(Texas  Med.  Joum.,  1867)  —  „Yellow  fever  in  Texas  1867"  (Ibid.  1868)  — 
„Indigenous  viedical  resources  of  Texa^^  (Transact.  of  the  Med.  Assoc, 
1876)  u.  A.  Seit  1877  ist  er  Mitarbeiter  am  „Southern  Medical  Journal"  und 
am  „Texas  Medical  Journal". 

Atkinson,  pag.  152.  Pgl. 

*Einiball,  Gillman  K.,  amerikanischer  Chirurg  und  Gynäkolog,  in  Hill 
am  8.  December  1804  geboren,  studirte  an  der  medicinischen  Schule  des  Dart- 
month  Coli.,  wo  er  1827  graduirt  wurde,  besuchte  dann  einige  europäische  medi- 
cinisebe  Anstalten,  hauptsächlich  die  Kliniken  von  Duputtren  und  Boyer  in  Paris, 
und  Hess  sich  1830,  nachdem  er  vorübergehend  an  einem  anderen  Orte  prakticirt 
hatte ,  in  Lowell ,  seinem  jetzigen  Wohnsitze ,  nieder ,  wo  er  in  seiner  bisherigen 
Praxis  225  Ovariotomieen  mit  96®/o  Heilungen,  12  Uterusexstirpationeu  mit 
5  Heilungen  und  andere  grössere  chirurgische,  resp.  gynäkologische  Operationen 
vollzogen  hat.  1837  wurde  er  zum  M.  D.  honor.  vom  Williams  Coli,  ernannt; 
seit  1877  ist  er  Mitglied  der  Amer.  Gynaecolog.  Society  und  Vice-Präsident  der 
Mass.  Med.  Soc.  Von  seinen  literarischen  Veröffentlichungen  beziehen  sich  die 
wichtigsten  auf  Gastrotomie,  Ovariotomie  und  Uterusexstirpation,  wie  z.  B. :  „Cases 
of  drainage  from  the  cul  de  sac  of  Douglas  öfter  ovariotomy"  (Boston  Med. 
and  Snrg.  Journ.,  1874)  —  „Cases  of  uterine  jibroids  treated  hy  electrolysis" 
^ibid.  1874)  —  „Exstirpation  of  the  Uterus  in  connection  with  ovariotomy, 
followed   hy    recovery"     (Ibid.   1876);    mit    E.  Cutter:    „Oti    the   treatment  of 


476  KIMBALL.  —  KING. 

vterine  ßhroids  wiih  galvantsm  by  profound  puncture"    (Amer.  Joum.  of  Med. 
Sciences,  1878)  u.  A. 

Atkinson,  pag.  571.  Pgl. 

'''Xinberg,  Johan  Gustaf  Hjalmar  K. ,  geboren  in  Schonen  1820, 
wurde  in  Lund  Philos.  Doctor  1844  und  Med.  Doctor  1850,  war  Unterarzt  in 
der  dänischen  Armee  in  Schleswig  1850  und  Zoologe  und  Schiffsarzt  auf  der 
Fregatte  „Eugenie"  während  deren  Weltumseglung  1851 — 53,  wurde  Proseetor  am 
Earolinischen  Institute  in  Stockholm  1853,  stellvertretender  zweiter  Professor  am 
Veterinär-Institute  in  Stockholm  1854,  ist  seit  1859  ordentlicher  Professor  daselbst 
und  seit  1872  der  Vorsteher  dieses  Institutes.  K.  hat  zu  Studien  Über  das  Veterin&r- 
wesen  Reisen  in  Deutschland ,  Ungarn ,  Frankreich ,  England  und  anderen  I«äadern 
gemacht,  und  ist  einer  der  Grtlnder  des  schwedischen  Veterinärvereines.  Von  seinen 
Schriften  sind  zu  erwähnen:  „Monograpkiae  zootomiae  I^  (Lund  und  Leipzig 
1849)  —  „Kongl.  Sv,  fregatten  Eugenies  reaa  1851 — 53,  Ännulater"  (1.  Heft, 
Stockholm  1857)  —  „Eddas  naturhistorfa^  (Ebenda  1880).  K.  hat  ausserdem 
eine  Menge  Aufsätze  in  der  Zeitschrift  für  Veterinäre  1861 — 73  und  mehrere 
zoologische  Abhandlungen  in  der  Uebersicht  über  die  Verhandlungen  der  könig- 
lichen Akademie  der  Wissenschaften  1852 — 70  veröffentlicht.  Hedenins. 

Kind,  Karl  Friedrich  K. ,  geboren  am  25.  October  1825  zu  Ddben 
bei  Grimma,  war,  auf  dem  Lehrerseminar  in  der  genannten  Stadt  vorgebildet,  bis 
184^  an  mehreren,  namentlich  Privatschulen  praktisch  thätig.  Im  letztgenannten 
Jahre  wurde  er  als  Lehrer  an  der  Erziehungsanstalt  für  Schwach-  und  Blöd- 
sinnige des  Dr.  Kern  zu  Leipzig  angestellt,  in  welcher  Stellung  er  bis  1866 
verblieb,  nachdem  er  unterdessen  in  Leipzig  das  Studium  der  Medicin  absoUirt 
und  nach  Vertheidigung  seiner  Diss. :  ;,  De  cranio,  cerebro ,  medulla  spinali 
et  nerms  in  idiotia  primaria"  die  Doctorwürde  erworben  hatte.  Vom  April  1866 
an  war  K.  als  praktischer  Arzt  in  Grimma  thätig,  im  October  1868  aber  wurde 
er  zum  Director  der  Anstalt  zur  Erziehung  schwachsinniger  Kinder  zu  Langeo- 
hagen  in  Hannover  ernannt  und  verwaltete  dieses  Amt  bis  zu  seinem  am  12.  October 
1884  in  Folge  einer  Apoplexie  eingetretenen  Tode.  Ausser  der  oben  genaDUten, 
auch  jetzt  noch  beachtenswerthen  Dissertation  und  jährlichen  Berichten  über  die 
unter  seiner  Leitung  stehende  Anstalt  hat  K.  folgende  Abhandlungen  veröfient 
licht :  „  lieber  das  Längenwachsthum  der  Idioten"  (Archiv  ftlr  Psychiatrie  und 
Nervenkrankheiten,  Bd.  VI,  1876)  —  ;,  Ueber  die  geschwisterlichen  Verhältnisse 
der  Idioten"  (Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie,  Bd.  XXXIII,  pag.  595,  1877)  — 
jf  Ueber  die  Idiotenfrage  in  legislatorischer  Beziehung  ;  Berief  bei  der  Jahres- 
versammlung des  Vereins  der  deutschen  Irrenärzte  im  Jahre  1879  zu  Heidel- 
berg" (a.  a.  0.,  Bd.  XXXVI,  pag.  654,   1880). 

Allgem.  Zeitschr.  f.  Psychiatrie,  Bd.  XLl,  1885,  pag.  732.  Wiutcr. 

el-Eindl,  s.  Abu  Jösuf  Jacub  el-Kindi,  Araber,  Bd.  I,  pag.  165,  Nr.  II. 

King,  Edmund  K.,  englischer  Arzt  des  17.  Jahrhunderts,  Mitglied  der 
Royal  Society  zu  London,  war  einer  der  geschicktesten  Anatomen  seiner  Zeit. 
Speciell  bemerkenswerth  ist  er  durch  seine  mit  Thomas  Cox  zusammen  ausgeführten 
Arbeiten  zur  Verbesserung  der  Transfusions-Operation.  Das  Resultat  der  Experi- 
mente und  Arbeiten  der  genannten  Aerzte  auf  diesem  Gebiete  findet  sich  in  den 
betreffenden,  in  den  „Philosopbical  Transactions"  vom  Jahre  1667  veröffentliehteo 
Abhandlungen.  Ausserdem  hat  K.  noch  mehrere  Aufsätze  in  der  genannten  Zeit- 
schrift veröffentlicht:  Ueber  einen  Fall  von  Verknöcherung  der  ZirbeldrQse  (1686». 
über  die  geßlssreiche  Struetur  der  Gewebe  des  menschlichen  Körpers,  speciell 
des  Hodens  u.  a.  m. 

Biogr.  med.  V,  pag.  424.  —  Haeser,  Gesch.  der  Med.  II,  pag.  418,  420.  — 
Sprengel,  Gesch.  der  Med.  IV,  pag.  92,  94,  256.  Pgl. 


KING.  —  KIPP.  477 

King,  Thomas  K.,  zu  London,  war  1802  zu  Norwich  geboren,  stndirte 
in  Paris,  war  Eleve  der  dortigen  Hospitäler,  erwarb  sich  im  Hötel-Diea  Düpuytrbn's 
Zuneigung,  wurde  in  Paris  1828  Doctor,  hielt  daselbst  Vorträge  und  schrieb 
Einiges  in  französischen  Journalen  (Kouveau  Joum.  de  mM. ,  1821,  22;  Rupert, 
g^n.  d'anat.,  1827),  Hess  sich  1828  als  Arzt  in  London  nieder  und  gab  heraus: 
y,A  new  method  af  treating  stone  in  the  bladder^  faunded  on  the  anatomy  of 
that  Organ,  and  illustrated  hy  casea^  (London  1829)  —  „An  easay  on  the 
ligaiure  of  the  tnnominata  and  subclavtnn  arteries,  the  latter  between  their 
origin  and  the  scaleni  mttscles"  (Lancet,  1830,  31).  Er  war  Arzt  der  franzö- 
sisehen  Gesandtschaft  in  London  seit  1831,  Docent  der  Chirurgie  an  der  Blenheim 
Street  Med.  School,  Surgeon  bei  dem  dazu  gehörigen  Dispensary  und  verfasste: 
„Lithotrity  and  lithotomy  compared:  etc."  (London  1832,  w.  3  pl.)  und  ver- 
schiedene Journal-Aufsätze  in  Lond.  Med.  Gaz.  (1833),  Brit.  Annais  of  Med.  (1837), 
Lancet  (1833,  37)  über  ein  neues  Instrument  zur  Excision  von  Gebärmutterpolypen, 
Aber  Acupunctur  u.  s.  w. ;  auch  schrieb  er  den  Artikel  „Amputation*^  für 
Ck>STBLLO*s  Cydop.  of  pract.  surgery  (1831)  und  hatte  herausgegeben  Borbbman's 
„ Arter iology  of  the  human  body"  (London  1830).  K.  starb  zu  Norwich  am 
10.  Januar  1839. 

Callisen,  X,  pag.  201,  202;  XXIX,  pag.  251.  G. 

Elnglake,  Robert  K.,  zu  Taunton  in  England,  war  1765  geboren, 
wurde  Dr.  med.,  hat  sich  namentlich  durch  mehrere  Schriften  über  die  Gicht,  die 
er,  trotz  mehrfach  erhobenen  Widerspruches,  mit  örtlicher  Anwendung  der  Kälte 
zu  behandeln  empfahl,  bekannt  gemacht,  so:  „A  dissertation  on  arthritis  or 
gout;  etc."  (London  1804;  2.  edit.  1807)  —  „Beply  to  Mr.  A,  Edlin's  tvx) 
ca-ses  of  gout,  said  to  have  termincUed  in  death,  in  consequence  of  the  extemal 
use  of  ice  and  cold  water,  etc.*^  (Taunton  1804)  —  „Strictures  on  Mr.  J am, 
Parkinson^a  on  the  ncUure  and  eure  of  the  gout;  recenüy  published  in 
Opposition  to  the  theory  that  proposea  the  cooling  treatment  ofthat  disease,  etc." 
(Ebenda  1807).  Ausserdem  schrieb  er  noch  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  im  Lond. 
Med.  and  Phys.  Journ.  (1800,  1801,  1802),  den  Mem.  of  the  Med.  Soc.  of  London 
(1805),  dem  Edinb.  Joum.  of  Med.  Sc.  (1827)  u.  s.  w.  theils  über  die  Wirkung 
einzelner  Heilmittel,  z.  B.  der  Digitalis ,  der  Angusturarinde ,  des  Colchicum ,  des 
salpetersauren  Silbers  gegen  Epilepsie,  ferner  der  Blasenpflaster,  der  Kälte,  der 
Purgan tien,  theils  über  Dyspepsie,  Influenza  und  andere  Affectionen.  Er  starb  zu 
Monckton  bei  Taunton  am  26.  September  1842. 

Callisen,  X,  pag.  203;  XXIX,  pag.  252.  O. 

^Xinsman,  D.  N.  K.,  Professor  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin 
an  der  mediciniscben  Lehranstalt  in  Columbus,  0.,  geboren  zu  Heath,  Mass.,  am 
3.  Mai  1834,  besuchte  das  Ohio  Med.  Coli.,  wo  er  1863  zum  Dr.  med.  promo- 
virte.  Dann  prakticirte  er  einige  Jahre  in  Circleville,  0.,  später  längere  Zeit  in 
Lancaster  und  Hess  sich  1873  in  Columbus  nieder,  wo  er  Anfangs  am  Starling 
Med.  Coli,  die  Professur  für  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  bekleidete.  Zur  Zeit 
ist  er  Mitglied  der  Central  Ohio  Med.  Soc.  und  anderer  gelehrter  Gesellschiiften.  Er 
veröffentlichte:  „Hernia  cerelri"  (Cincinnati  Lancet,  1870)  —  „Sick  headache"  — 
„Brigh^s  disease"  —  „Tuberculosis  folloioing  application  of  plaMer  ja^ket"  — 
„Salicylic  acid"  —  „Synopsis  of  four  hundred  obstetric  cases"  (Columbus 
Medical  Recorder,  1876  und  1877)  etc. 

Atkinson,  pag.  670.  Pgl. 

*  Kipp,  Charles  John  K.,  deutsch-amerikanischer  Augenarzt  in  Newark, 
Kew  York,  geboren  am  22.  October  1838  in  Hannover,  kam  schon  früh  nach 
^ew  York  und  studirte  hier  Medicin  am  Coli,  of  Phys.  and  Surg. ,  promovirte 
1861  und  liess  sich  1868  hier,  1869  an  seinem  jetzigen  Wohnorte  nieder.  In 
der  Zeit  von  1861 — 65    diente  K.  als  Militärarzt  in  der  Armee,  von  1866 — 68 


478  KIPP.  -    KIBCHEE. 

war  er  medicinisoher  Director  des  Freedman's  Bureaus  des  Staates  Indiana.  Er 
war  Mitarbeiter  an  der  „Medical  and  aurgical  hUtory  of  the  rebeUion"  und  ver- 
fasste  selbständig:  „On  the  affection  of  the  eye  in  smaU-pox*'  (Proceedings  Med. 
Soc.  of  N.  Y. ,  1874)  —  „A  caae  of  sarcoma  of  iris  cured  hy  excüion^ 
(Archives  of  Ophthalmology  and  Otology,  18761 —  ^Gltnical  essays  etc,*"  (Trans- 
act.  of  Am.  Ophthalmol.  and  Otolog.  Socs.)  etc. 

Atkinson,  pag.  350.  Pgl. 

Elrby,  John  K. ,  zu  Dublin,  war  Surgeon  am  Coombe  Hosp.  und  der 
Charitable  Infirmary  und  Senior  Physician  am  St.  Peter's  and  Bridgets  Hosp., 
welches  er  1820  gründete  und  wo  er  auch  anatomische  und  chirurgische  Vor- 
lesungen hielt;  auch  war  er  Fellow  des  R.  C.  S.  of  Irel.,  dessen  Präsident  er  za 
einer  Zeit  war.  Er  schrieb:  „Gases  in  surgery*^  (London  1816)  —  j^On  the 
vyry  neck;  on  the  reduction  of  Itiosatlon  etc,**  (Ebenda  1819)  —  „ObservatioM 
on  the  treatment  of  certain  severe  forma  of  hemorrhoidal  excrescence  etc^ 
(Dublin  und  London  1817),  dazu:  „Additional  observations  etc.  P,  2"  (Dublin 
1825)  —  ^jE»«ay  on  piles;  etc."  (London  1819).  In  den  Dublin  Hosp.  Reports 
(1818)  finden  sich  einige  seltene  Beobachtungen  von  ihm:  Erstickung  durch  in 
Oesophagus  festsitzende  Speise,  Monatlanger  Sitz  einer  Kugel  im  Gehirn  ohne 
Functionsstörung  u.  s.  w. 

Callisen,  X,  pag.  209;  XXIX,  pag.  253.  G. 

Eirclieim ,  Christian  Heinrich  K. ,  Stabsmedicus  der  polnischen 
Armee  und  Leibarzt  des  Königs  August  IL,  war  der  Erste,  welcher  in  polnischer 
Sprache  ein  Handbuch  der  Anatomie  herausgab;  dasselbe  führt  den  Titel:  „Facies 
anatomicae  corpoi'is  humani  dismembrati  to  Jest  krötkie  opisanie  wszystkich 
cz^sci  ciala  cziowieczego"  (Warschau  1722;  2.  Aufl.  1731).  1706  gab  er  schon 
in  Hamburg  ein  „  Vademecum  anatomicum"  heraus.  K.  &  P 

Eirclier,  Athanasius  K. ,  geboren  am  2.  Mai  1602  in  Geysa  (im 
Fnldaischen) ,  trat  1618  in  Paderborn  in  den  Jesuitenorden  ein,  lebte  nach  Auf- 
hebung des  Ordenshauses  an  verschiedenen  Orten  in  Münster ,  Köln  etc. ,  bis  er 
1631  in  Würzburg  eine  Professur  für  Mathematik  und  Philosophie,  sowie  fir 
orientalische  Sprachen  übernahm.  Die  Unruhen  des  30jährigen  Krieges  zwangen 
ihn,  Deutschland  zu  verlassen.  Er  ging  nach  Avignon  und  nahm  dort  zwei  Jahre 
lang  seine  Zuflucht  bei  den  Jesuiten,  während  dieser  Zeit 'mit  archäologischen 
Studien,  besonders  mit  dem  Studium  der  ägyptischen  Hieroglyphen  beschäftigt. 
Später  übernahm  er  am  Collegio  romano  in  Rom  eine  Professur  der  Mathematik 
und  hebräischen  Sprache  die  er  8  Jahre  lang  bekleidete.  Dann  zog  er  sich  gani 
in*s  Privatleben  zurück  und  widmete  sich  ausschliesslich  archäologischen  Studien. 
Er  starb  am  30.  October  1680  in  Rom.  K.  hat  durch  seine  naturwissenschaft- 
lichen Arbeiten  auch  für  die  Medicin  eine  gewisse  historische  Bedeutung.  Zwar  ist 
in  seinen  Schriften  viel  mystisches  und  abergläubisches  Zeug  enthalten ;  doch  findet 
sich  dazwischen  auch  manches  Oute  und  Brauchbare  vor.  Zu  seinen  Erflndungen 
gehört  u.  A.  der  nach  ihm  benannte  K. 'sehe  Brennspiegel ,  auch  der  „maltesische 
Spiegel^'  genannt,  weil  die  ersten  Versuche  damit  auf  der  Insel  Malta  stattfanden. 
Eine  im  Vatican  zu  Rom  befindliche,  von  ihm  gestiftete  ausgezeichnete  archflo- 
logische  Sammlung  trägt  noch  heute  seinen  Namen.  Von  seinen  Schriften  führen 
wir  einige  der  mit  Naturwissenschaft  und  Medicin  sich  befassenden  an :  „Ars 
magna  Itids  et  umbrae  in  decem  libros  digesta"  (Rom  1646 ;  Amsterdam  1671)  — 
„Iter  exstaticum  terrestre  sive  geocosmi  opificium ,  quo  etc.*'  (Rom  1654)  — 
„Scrutinium  physico-medicum  pestis,  origOy  causae,  prognostica,  etc.*'  (Ebenda 
1658;  Leipzig  1679)  —  „ Mundus  subterranetts,  in  quo  etc.''  (Amsterdam  1664, 
2  voll.,  fol.;  1668,  2  voll.,  fol.;  1678;  deutsch  Augsburg  1688)  —  „Physiologia 
Kircheriana  experimentalis,  qua  summa  argumentorum  mtdtitudine  et  varietaU 
naturalium   rerum   scientia  per   experimenta  physica,    mathemattca,   mediea, 


KIBCHER.  —  KIRCHNER.  479 

chvmicay  musica,  magnetica,  mechanica  comprobatur  atque  stähüitur*^  (Amsterdam 

1680,  fol.).   Einen  Auszug  seiner  Werke  gab  Johann  Stephan  Kestlbb  heraus. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  425— 427.    —   Poggendopff,  I,  pag.  1258.   —  Sprengel, 
Gesch.  der  Med.  lY,  pag.  275,  480.  —  Heyer*s  Convers.-Lexikon.  3.  Aafl.,  IX,  pag.  1042 

Pagel. 

Klrchhoffer,  Kaspar  E.,  zu  Altona,  war  am  24.  Mai  1812  zu  Uetersen 
geboren,  studirte  von  1832 — 34  Medioin  in  Kopenhagen  und  von  da  bis  1836  in 
Kiel,  woselbst  er  mit  der  Diss. :  „Hemiplegia  et  convulsionee  epüepticae  voltaismt 
ape  sanatae*'  (4.)  promovirte.  Er  war  bis  1837  Arzt  in  Uetersen,  machte  darauf 
eine  wissensehaftliche  Reise  durch  Deutschland  und  die  Schweiz,  Hess  sich  1839 
in  Altona  nieder  und  wurde  Arzt  des  Kinderhospitals  nnd  des  weiblichen  Vereins 
daselbst.  Er  widmete  ein  besonderes  Interesse  der  Geburtshilfe  nnd  schrieb  darüber : 
„Natürliches  System  der  Qeburtslehre"  (Kiel  1838;  1842);  besonders  bekannt 
aber  ist  er  durch  die  „Beschreibung  eines  durch  Fehler  der  ersten  Bildung 
quer  verengten  Beckens**  (Neue  Zeitschr.  für  Geburtsk.,  Bd.  XIX)  geworden.  Von 
sonstigen  Arbeiten  ist  noch  anzuführen :  „Stoff  zu  weiteren  Betrachtungen  über 
die  Medidnalverfassvng  der  Serzogthümer  Schleswig  und  Holstein^  f Altona 
1839)  u.  s.  w.     Er  starb  in  der  Zeit  vom  October  1884  bis  ebendahin  1885. 

Alberti,  I,  pag.  452.  Red. 

Eirchmaier,  Georg  Caspar  K.,  zu  Wittenberg,  war  am  29.  Juli  1635 

in  üffenheim  (in  Frauken)  geboren,  studirte  seit  1655  in  Wittenberg,  wurde  1657 

Mag.  phil.,  trieb  dann  Theologie  und  Jurisprudenz  und  wnrde  1661  Professor  der 

Eloquenz  in  Wittenberg,    Hier  beschäftigte  er  sich,  durch  seinen  Freund  Kunckel 

dazu  veranlasst,  viel  mit  Naturwissenschaften,  namentlich  mit  Chemie  und  Mineralogie. 

Er  starb  am  28.  September  1700.    K.  war  ein  Polyhistor,  kannte  alle  modernen 

enropäischen    und   die   orientalischen  Sprachen  und  ist  ausserdem  schriftstellerisch 

in  ausgedehntem  Maasse  thätig  gewesen.     Seine  Arbeiten  über   den  Bergbau   und 

den  Phosphor  sind  höchst  verdienstvoll.    Im  Ganzen  hat  er   an  90  Schriften  sehr 

verschiedenartigen  Inhalts  veröffentlicht.  Dieselben  sind  von  seinem  Sohne  G.  W.  K., 

ebenfalls  Professor  in  Wittenberg,  gesammelt  und  1709  herausgegeben.  Uebrigens 

ist  K.  der  Erste  gewesen,  der  (1679)  die  Glasätzung  mittelst  Flusssäure  entdeckte. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  427.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXVII,  pag.  779.  —  Allgem.  Deutsch. 
Biogr.  XVI,  pag.  lö.  Pgl. 

Kirchner,  Georg  Philipp  Emil  K. ,  zu  Kiel,  war  am  1.  Februar 
1811  zu  Bremen  geboren,  studirte  von  1829 — 32  in  Heidelberg  und  Würzburg, 
promovirte  1832  mit  der  Diss.  „De  congestionibus  atque  haemorrhagiis  menstrua- 
tionis  vicariis^  (1833),  war  zuerst  Badearzt  in  Ludwigsbad  bei  Wipfeld  in  Bayern, 
über  welches  er  „Das  Ludtoigsbad  bei  Wipfeld"  (Würzburg  1837)  schrieb, 
wurde  1837  in  Kiel  Privatdocent ,  1853  Prof.  e.  o,  der  Medicin,  der  Heilmittel- 
lehre und  der  pharmaceutischen  Wissenschaften  und  Mitglied  des  Sanitäts-Collegiums. 
Spätere  Schriften  von  ihm  waren:  „Die  Lehre  von  den  Unterleibsbrüchen"  (Kiel 
1839  ,  4.)  —  „Bandbuch  der  allgemeinen  Therapie^  etc/*  (Ebenda  1842)  — 
„De  via  et  methodo  pharmacologiae  excolendae  commerUatio,  etc."  (Ebenda 
1844,  4.),  Gratulationsschrift  zum  50jährigen  Doctor-Jubiläum  von  J.  H.  de 
Chaufpie. 

Alberti,  I,  pag.  453.  .  G. 

*  Kirchner,  Karl  K.,  Ober-Stabsarzt  I.  Cl.  in  Breslau,  ist  am  28.  November 
1831  zu  Frankenstein  in  Schlesien  geboren,  studirte  in  Berlin  und  Breslau,  war 
1866 — 69  Privatdocent  für  Chirurgie  in  Greifswald,  wurde  Stabsarzt  1864,  Ober- 
Stabs-  und  Regimentsarzt  1869  in  Lüben,  seit  1882  in  Breslau.  —  Schriften: 
„Lehrbuch  der  Militär- Hygiene"  (Stuttgart  1869  ;  2.  Aufl.  1878)  —  „Aerzt- 
licher   Bericht   über   das   legi,  preuss.    Feldlazareth   im   Palast   zu    Versailles 

während  der  Oemirung  von  Paris  I870i71"  (Erlangen   1872)  u.  s.  w. 

Red. 


480  KIBCHKER.  —  EIRKBRIDE. 

*  Kirchner,  Wilhelm  K. ,  geboren  zu  Euerbach  (Bez.-Amt  Schweinfart) 
am  19.  Augast  1849,  machte  seine  Studien  in  Würzbarg,  (wo  er  1873  promo- 
virt  wurde)  und  in  Wien  —  vorzugsweise  unter  v.  Thöltsch,  Politzer  und 
Grüber.  Als  Docent  für  Ohrenheilkunde  habilitirte  er  sich  1881  in  Wfirzburg 
und  veröffentlichte  viel  Oasuistisches  im  Bayer,  ärztl.  Intelligenzbl.  und  im  Archiv 
für  Ohrenheilkunde,  an  grösseren  Arbeiten:  „Beitrag  zur  Topographie  der 
äusseren  Ohrtheile  u.  s,  w.''  (Würzburg  1881)  —  „lieber  die  Einroirlcung  des 
N,  trigeminus  auf  das  Oehörorgan^  (Leipzig  1882)  —  „  Ueber  Knochenjuteln 
am   Warzenfortsatze"^   (Virchow*s  Archiv,  XCI).  Wernicli 

Eirckhoff,  Josephus  Romanus  Ludovicus  von  K.,  auch  genannt 
Kerckhoffs,  in  der  Provinz  Limburg  geboren,  promovirte  1811  in  Strassburg 
zum  Dr.  med.  mit  einer  „Dissert,  sur  Vair  almosphirique  et  son  infltience  mr 
Vdconomie  animale" ,  welche  er  später  (Maastricht  1816  und  Amsterdam  1824) 
noch  zweimal  herausgab.  Er  trat  darauf  in  militärärztlichen  Dienst  und  zog  m 
folgenden  Jahre  mit  der  französischen  Armee  nach  Russland,  von  wo  er  1814 
zurückkehrte;  1817 — 1822  War  er  Chefarzt  des  Militärspitals  in  Antwerpen,  nahm 
danach  jedoch  seine  Entlassung,  auch  als  Mitglied  der  Medicinalbehörde  für  die 
Provinz  Antwerpen.  Wo  er  darauf  wirkte  und  wann  er  starb,  habe  ich  nicht 
finden  können.  Er  schrieb  hauptsächlich:  „Observaiions  midicales  faites  pendaiU 
les  campagnes  de  Russie  en  1812,  et  d* Ällemagne  en  1813"  (Maastricht  1814)  — 
„Hygiene  müitaire,  b  Vusage  des  arm4es  de  terre*^  (Maastricht  1815;  Antwerpen 
1823;  holländisch  durch  Meestees  Milius,  Zutphen  1818)  —  „Observations  sur 
la  fi^ure  adynamigue"  (Antwerpen  1818)  —  „  Verhandeling  over  den  müüatren 
geneeskundigen  dienst*'  (ütrecnt  1822)  —  „ConsidSrations  pratiques  sur  les 
fi^ures  intermittentes,  avec  des  aois  sur  les  moyens  de  s^en  priserver  dans  les 
localitis  humides  et  marScageuses"  (Amsterdam  1825)  und  eine  Abhandlung  über 
die  Ophthalmie,  welche  bei  der  holländischen  Armee  geherrscht  hat,  welche  ans 
dem  Französischen  übersetzt  von  Swaan  und  Jorritschma  1825  in  Hoom  erschien. 
Auch  soll  er  1830  ;,  Vlvgtige  bedenkingen  tegen  de  geneeskundige  icetten"  ver- 
öffentlicht haben,  welche  mir  jedoch  unbekannt  geblieben  sind.  K.  war  ein  sehr 
verdienstlicher  Mann ,  der  gewiss  als  einer  der  besten  Hygieniker  seiner  Zeit  zu 
betrachten  ist.  C  E   Daniela. 

Eirkbride,  Thomas  Story  K.,  amerikanischer  Psychiater  und  Director 
einer  Irrenanstalt  in  Philadelphia,  geboren  am  31.  Juli  1809  in  der  Nähe  von 
Morrisville,  Bucks  Co.,  Pa.,  studirte  zu  Philadelphia  und  wurde  hier  1832  zum 
Med.  Dr.  promovirt.  Dann  war  er  ein  Jahr  lang  als  Anstaltsarzt  an  Friend's 
Asyl  für  Geisteskranke,  seit  1 833  in  gleicher  Eigenschaft  am  Philadelphia-Hospital 
zwei  Jahre  lang  thätig  und  liess  sich  hierauf  als  praktischer  Arzt  in  Philadelphia 
nieder.  1840  erhielt  er  einen  Ruf  als  dirigirender  Arzt  der  neu  zu  eröffnenden 
städtischen  Irrenanstalt  von  Philadelphia.  Er  trat  diese  Stellung  1841  an  und 
hat  seitdem  zu  der  Verbesserung  und  Reorganisation  des  von  ihm  geleiteten 
Instituts  innerlich  und  äusserlich  viel  beigetragen.  Er  veröffentlichte  u.  A.  folgende 
Arbeiten :  „  The  construction,  Organization  and  general  arrangements'  of  hospüaU 
for  the  insane"  (Philadelphia  1856)  —  „Rules  for  the  government  of  those 
employed  in  the  care  of  the  insane^  (Ibid.  1844);  ausserdem  36  „Annual 
reports"  über  die  Thätigkeit  und  Verwaltung  des'  Hospitals ,  worin  verschiedene 
die  Irrenpflege  betreffende  Themata  abgehandelt  wurden,  ferner  verschiedene 
Abhandlungen  und  Aufsätze  im  Amer.  Journal  of  the  Med.  Scienc.  und  Amer. 
Journ.  of  Insanity,  wie:  „A  brief  account  of  the  Pennsylv,  Hosp.  for  the  Insane 
at  Philadelphia*'  (mit  Plan,  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Scienc,  1871)  u.  A.  m.  Er 
war  überdies  Arzt  an  unzähligen  Wohlthätigkeits-Anstalten  Philadelphias  und  starb 
am   17.  December  1883. 

Atkinson,  pag.  14.  —  (New  York)  Medical  Record.  1883,  XXIV,  pag.  698. 

Pgl- 


KIBKES.  —  KIRN.  481 

Eirkes,  William  Senhonse  K. ,  zu  London,  war  1823  zu  Holker 
bei  Cartinel,  Lancashire,  geboren,  war  fünf  Jahre  bei  zwei  Chirnrgen  in  Lancaster 
in  der  Lehre,  studirte  von  1841  an  im  St.  Bartholom.  Hosp.,  zeichnete  sich  nament- 
lich in  seinen  physiologischen  Stadien  aus,  wurde  1846  in  Berlin  Dr.  med.,  1855 
Feliow  des  Roy.  Coli,  of  Physicians,  dessen  Oulstonian  Lecturer  er  1856  war, 
nachdem  er  beim  St.  Bartholom.  Hosp.  1848  Medical  Registrar  und  pathologischer 
Prosector,  1854  Assistant  Physician  geworden;  1864  wurde  er  zum  Physician 
ernannt.  Sein  ff  Handbook  of  phyaiology*' ,  in  Verbindung  mit  Paget  1848 
pnblicirt,  ist  eines  der  klarsten,  genauesten  und  populärsten;  die  3.  bis  5.  Auflage 
desselben  erschien  von  ihm  allein.  Unter  seinen  anderen  bedeutenderen  Arbeiten 
ist  anzuführen  sein  Aufsatz :  ;,  The  detackment  of  ßhrinous  deposüs  from  the 
interior  of  the  heart,  and  their  mixture  vnth  the  circulattng  blood"  (Med.-Chir. 
Transact.,  1852),  wodurch  er  sich  um  die  Lehre  von  der  Embolie  verdient  ge- 
macht hat.  Er  war  Mitglied  einer  vom  Kriegs-Ministerium  ernannten  Commission 
zur  Erforschung  der  Natur,  Behandlung  und  Verhütung  der  venerischen  Krankheiten, 
und  starb  in  noch  jugendlichem  Alter  am  8.  December  1864.  Seine  Freunde  und 
Schüler  beschlossen  nach  seinem  Tode,  einen  seinen  Namen  tragenden  Preis, 
bestehend  in  einer  goldenen  Medaille,  zu  stiften,  der  jährlich  an  denjenigen 
Studiren  den,  welcher  das  beste  Examen  gemacht,  verliehen  werden  sollte. 

Lancet.  1864,  II,  pag.  674.  —  Medical  Times  and  Gaz.  1864,  II,  pag.  690.     Q. 

Eirkland,  Thomas  K. ,    bedeutender  englischer  Chirurg  des  18.  Jahr- 
hunderts,   war  1721  geboren,  studirte  zuerst  in  Edinburg  Chirurgie,    prakticirte 
dann  lange  Zeit  als  Wundarzt  und  promovirte  erst  1756  zum  Dr.  med.,    worauf 
er  sich  in  Ashby  (in  Leicestershire)  niederliess  und  hier  bis  zu  seinem  am  17.  Januar 
1798  erfolgten  Tode   verblieb.     Er  ist  besonders   bemerken swerth  dadurch,    dass 
er  schon  zu  damaliger  Zeit  mit  grosser  Entschiedenheit  für  die  Untren» barkeit  der 
Medicin  und  Chirurgie  eintrat.    Seine  wichtigsten  Arbeiten  betreffen  die  Behandlung 
des  Brandes ,    der  Geschwülste ,   die  Fracturen,  arteriellen  Blutungen,  das  Kindbett- 
fieber   (dessen    Entstehung    aus    Milchversetzung    er    leugnete) ,    die    Amputation 
und    die  Lähmungen.     Die  Titel    einiger  dieser    Schriften  sind:     „A  treatise  on 
gangrenes  etc."  (Nottingham   1754;    deutsch  von  Hüth  ,  Nürnberg  1761),  diese 
Schrift   behandelt    die   Heilkraft  .'der    Chinarinde   bei    der    Gangrän.     „An  essay 
on    the  method  of  suppressing  haemorrha^es  from    divided    arteries"   (London 
1763)    —    f,An  essay  towards    an  improvement  in   the  eure  of  those  diseases, 
which  are  the  causes  of  fever s"  (Ibid.  1767)  —  „A  treatise  of  childbedfevers, 
and  on  the  method  of  preventing  them,  etc."  (Ibid.  1774;  deutsch  von  J.  C.  F. 
SCHEBF,  Gotha  1778)  —    „l^houghts  on  amputation  being  a  Supplement  to  the 
letters  on  Compound  fractures  etc."    (London  1780)     —    „An  inquiry  into  the 
present  State  of  medical  surgery ,  including  the  analogy  beturixt  extemal  and 
internal  düiorders  and  the  inseparability   of  those  branches  of  the  same  pro- 
fesston"    (2  voll.,    London  1783 — 86;    deutsch    Leipzig  1785)  —    „On  the  use 
and   abuse  of  mercury  in  the  eure  of  the  syphilis"  (London  Med.  Joum.,  VII)  — 
„Observations  on  Potfs  general  remarks  on  fractures  etc."  (Ibid.   1770). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  428.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  325.  —  Nouv.  biogr.  genfer.  T.  XXVII, 
pag.  786.  Pagel. 

Eirkpatrlck,  John  K. ,  gestorben  in  London  am  7.  Mai  1770,  ist 
.  bemerkenswerth  als  Verfasser  zweier  musterhafter  Schriften  über  die  Impfung. 
Dieselben  sind  betitelt:  „Essay  on  inoculatian;  occasioned  by  the  small-pox 
being  brought  in  South-Carolina  1738"  (London  1743)  und:  „The  analysis  of 
inoculation  comprizlng  the  history,  theory  and  praciice  of  it,  etc."  Tlbid.  1754; 
1762;    französisch  Paris  1757). 

Dict.  hist.  III,  pag.  326.  —  Sprengel,  Gesch.  d.  Med.  V,  pag.  887.  Pgl. 

*Kim,    Ludwig    K.,    geboren    am    30.    October    1839    in  Mannheim, 
studirte  in  Heidelberg,    München,  Wien   bis  1861,    dem  Jahre   seiner  Promotion. 

Biogr.  Lexikon.  III.  31 


482  KIRN.  —  KIRSTEN. 

Zuerst  Arzt  an  der  Irrenheilanstalt  Illenau ,  habilitirte  er  sieh  1878  an  der  Univer- 
sität Freibnrg  i.  Br.  und  wurde  1883  zum  Extraordinarius  ernannt.  Von  ihm 
rühren  her:  „Die  periodvtchen  Psychosen"  (Stuttgart  1878)  und  in  Maschka'b 
Handbuch  (Tübingen  1882):  „Die  einfachen  Psychosen  und  die  durch  fort- 
schreitende geistige  Schwäche  charalcterisirten  Seelenstörungen, '^  Dazu  eine 
grössere  Anzahl  von  Aufsätzen  in  der  AUgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie  und  einzebien 
anderen  Zeitschriften.  Wem  ich 

Kirsten  (Eirstenius),  Peter  E.,  zu  Upsala,  war  am  25.  December  1577 
zu  Breslau  geboren ,  studirte  auf  mehreren  deutschen ,  holländischen  und  franzö- 
sischen Universitäten,  wurde  mit  24  Jahren  Doctor  in  Basel,  bereiste  dann  Holland, 
England,  Spanien,  Italien,  Griechenland  und  einen  Theil  von  Asien,  kam  nach 
sieben  Jahren  durch  Ungarn  nach  Breslau  zurück,  wurde  daselbst  G3rmnasial-Reetor 
und  Schul-Inspector,  führte  dort  1 608  arabischen  Druck  ein,  flüchtete  später  nach 
Preussen,  wo  er  von  dem  Reichskanzler  Grafen  Axel  Oxenstjerna  bewogen 
wurde,  nach  Schweden  überzusiedeln.  Hier  wurde  er  1636  zum  extraordinären 
Leibmedicus  der  Eönigin  Christine  und  zum  Professor  der  praktischen  Medicin 
in  Upsala  ernannt.  Er  starb  jedoch  bereits  am  4.  April  1640.  Er  war  ein  sehr 
gelehrter  und  besonders  durch  seine  Eenntniss  der  orientalischen  Sprachen  und 
des  Griechischen  berühmter  Mann,  der  zuerst  in  Schweden  den  arabischen  Druck 
einführte.  Ausser  einer  arabischen  Grammatik  (1608;  1610),  dem  Leben  der  vier 
Evangelisten  (arabisch  und  lateinisch)  und  anderen  griechischen  und  arabischen, 
nicht  medicinischen  Schriften  gab  er  heraus:  „Libri  II  canonis  Avicennae*^ 
(Breslau  1609,  arabisch  und  lateinisch)  —  „Trcictattis  de  vero  usu  et  abusu 
medidnae"  (Breslau  1610;  Upsala  1636)  —  „Conradi  Peuceri  (jnzoGriTco^ 
seu  informatio  medicae  artis  studioso  pertUilis,  etc,"  (Breslau  1618;  Upsala 
1636)  —  „Oaleni  exhortatio  ad  bona^  artes,  prassertim  medidnam  elc,^ 
(Upsala  1636,  4.)  —  „'IxTroxp^cTOu;  v6(^o;"  (1637,  griechisch). 

Sacklfen,  I,  pag.  454;  IV,  pag.  69.  G. 

Kirsten  (Kirchstein),  Georg  K.,  zu  Stettin,  war  hier  am  20.  Januar 
1613  geborep,  studirte  Philosophie  und  Medicin  in  Halle,  Jena,  Strassburg,  Tübingen 
und  Leyden,  machte  wissenschaftliche  Reisen  durch  die  Niederlande  mit  längerem 
Aufenthalt  in  Franeker,  Groningen  und  Utrecht,  erwarb  in  Leyden  die  Doctor- 
würde  und  übernahm  auf  Veranlassung  von  Oxenstjerna  eine  Stelle  als  Pro- 
fessor am  Gymnasium  zu  Stettin  mit  dem  Titel  eines  Leibarztes  des  Königs  von 
Schweden.  Er  starb  am  4.  März  1660.  Die  Titel  seiner  unbedeutenden  Schriften 
sind:  „Oratio  de  medicinae  dignitate  et  praestantia  contra  Platonem  et  Plinium^ 
(Stettin  1647)  —  „  Adver saria  et  animadversiones  in  Joannis  Agricolae  commen- 
tarium  in  Poppium  et  chirurgiam  parvam"  (Ibid.  1648)  —  „Disquisitiones 
phytologicae**  (Ibid.   1651). 

Biogr.  med.  V,  pag.  429.  Pgl. 

Kirsten,  Michael  K. ,  als  Sprachkenner  und  Mathematiker  ausgezeich- 
neter Arzt,  geboren  am  25.  Januar  1620  zu  Beraun  in  Mähren,  bezog  1637  die 
Rostocker  Universität  zum  Studium  der  Philosophie  und  Medicin,  ging  1640  nach 
Stettin ,  wo  er  Lorenz  Eichst  ad  bei  der  Redaction  seiner  Ephemerides  astrono- 
micae  unterstützte  und  machte  1643  eine  Reise  nach  Dänemark  ,  Schweden  and 
I^orwegen,  mit  längerem  Aufenthalt  in  Kopenhagen,  wo  er  mit  dem  gelehrten 
Simon  Pauli  zusammen  eine  deutsche  Uebersetzung  von  Kaspar  Baktholin's 
Institutiones  anatomicae  anfertigte.  1646  Reisebegleiter  des  Sohnes  von  Fabricius, 
Leibarztes  des  Königs  von  Dänemark,  geworden,  ging  K.  1648  als  Assistent  you 
Dr.  Mabquabd  Schlegel  nach  Hamburg  und  1650  nach  Italien.  Hier  blieb  er 
etwa  drei  Jahre  lang,  promovirte  1653  in  Padua  zum  Dr.  med.,  kehrte  dann  nach 
Doutschland  zurück  und  übernahm  1655  die  Professur  für  Mathematik,  später 
(1660)  für  Physik  und  Poäsie  am  Gymnasium  zu  Hamburg.    Gleichzeitig  beschäftigte 


KIRSTEN.  —  KISOH.  483 

er  sieh  mit  ärztlicher  Praxis.  Er  starb  am  2.  Ml^rz  1678.  Die  wichtigsten  seiner 
medicinischen ,  resp.  naturwissenschaftlichen  Werke  sind:  „In  theatrum  anato- 
micum  Hafniense^  (Kopenhagen  1644)  —  „Nan-erUta  chymtca  8.  calalogus  etc," 
(unter  dem  Pseadon3nn  Utis  Udenii,  Frankfart  1645  n.  1650  erschienen).  Mit 
Dbtb ABDING  zusammen:  „Chymischer  Prohier-Ofen*^  (Stettin  1648);  —  „Gammen' 
tatio  de  motu  sanguinis^  (1650)  —  „Caaaerii  tahulae  anatomicae"  (mit  Com- 
m^itar,   1650)  —  „Aletophtltis  paradigmatikomenoe  etc.^  (Hamburg  1658). 

Biosr.  in6d.  V,  pag.  430.  —  Hamburg.  Schriftsteller-Lexikon.  III,  pag.  590—  95.  — 
Allgem.  Deutsche  Biogr.  XVI,  pag.  33.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1262.  p    I 

Kirsten,  Johann  Jakob  E.,  zu  Altdorf,  war  daselbst  am  18.  Mai  1710 
geboren,  machte  dort  auch  seine  ersten  Studien,  ging  1735  nach  Leyden,  um 
dort  namentlich  Boerhaave  zu  hören ,  promovirte  nach  seiner  Rückkehr  in  Altdorf 
zum  Dr.  med.,  habilitirte  sich  daselbst  als  Privatdocent  und  wurde  1737  Prof.  e.  o. 
der  Physiologie  und  später  auch  der  Chemie.  Er  starb  am  4.  Januar  1765. 
Ausser  einigen  Abhandlungen  in  den  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie  der  Natur- 
forscher hat  K.  nur  unbedeutende  Dissertationen  und  Programme,  theils  medici- 
nischen, theils  chemischen  Inhalts,  verfasst. 

Börner,  II,  pag.  465;  III,  pag.  710.  —  Baidinger,  pag.  89.  —  Biogr.  in6d.  V, 
pag.  429.  --  Poggendorff,  I.  pag.  1262.  p^j 

Eirtland,  Jared  Potter  R.,  Professor  der  Medicin  und  Naturforscher 
in  Cleveland,  0.,  geboren  am  10.  November  1793  in  Connecticut,  besuchte  1811 
die  Universität  Edinbnrg,  stadirte  hier,  sowie  später,  nach  Amerika  zurückgekehrt, 
mit  besonderem  Eifer  die  Naturwissenschaften ,  theils  in  verschiedenen  öffentlichen 
Lehranstalten,  theils  privatim  bei  mehreren  hervorragenden  Fachleuten  (IVES, 
SiLiJMAN  u.  A.)  und  wurde  von  der  medicinischen  Schule  der  Universität  zu 
Philadelphia  1815  graduirt.  Dann  prakticirte  er  zwei  Jahre  lang  in  Wallingford, 
Conn.,  beschäftigte  sich  hier  in  den  Mussestunden  mit  Geologie,  Ornithologie  und 
Botanik,  ging  1818  als  Pbysician  nach  Durham,  Conu. ,  wo  er  bis  1823  verblieb, 
um  sich  dann  in  Ohio  niederzulassen.  1828  zum  Mitglied  der  gesetzgebenden 
Körperschaft  gewählt,  bemühte  er  sich  in  dieser  Eigenschaft  sehr  viel  um  die 
Verbesserung  des  GefÄngniss-  und  Strafanstaltswesens,  so  dass  er  der  Vater  des 
„New  Penitentiary*'  allgemein  genannt  wurde.  1837  erhielt  er  einen  Ruf  als 
Lehrer  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin  am  Ohio  Med.  Coli,  in  Cincinnati 
und  war  in  dieser  Stellung  bis  1842  thätig.  An  der  ersten  geologischen  Ver- 
messung von  Ohio  (1848)  nahm  er  als  officieller  Vertreter  des  Staates  Theil.  Er 
veröffentlichte  die  Resultate  seiner  naturwissenschaftlichen  Durchforschung  des  Landes 
und  legte  grosse  Sammlungen  an ,  die  später  sich  in  der  Cleveland  Academy  der 
Naturwissenschaften  befanden.  Von  1842 — 43  war  K.  Lehrer  der  theoretischen 
und  klinischen  Medicin,  sowie  der  physikalischen  Diagnostik  an  der  medicinischen 
Lehranstalt  zu  Willoughby  und  von  1843  bis  1864  in  gleicher  Eigenschaft  an 
der  neuen  medicinischen  Facultät  des  Western  Reserve  Coli,  in  Cleveland,  seinem 
späteren  Wohnsitze,  thätig.  Seit  1864  hatte  sich  K.  von  jeder  praktischen  Thätig- 
keit  zurflckgezogen  und  lebte  nur  seinen  naturwissenschaftlichen  Studien.  Er  starb 
am  10.  December  1877.  Am  bemerkenswerthesten  ist  die  von  ihm  herrührende, 
im  Amer.  Joum.  of  Art  and  Science  (1834)  veröffentlichte  und  in  der  wissenschaft- 
lichen Welt  grosses  Aufsehen  erregenden  Entdeckung  von  der  Existenz  besonderer 
männlicher  und  weiblicher  Individuen  unter  den  Najaden  oder  Stlsswassermuscheln, 
welche  bisher  für  hermaphroditische  Thiere  gehalten  waren. 

Atkinson,  pag.  490.  Pgl. 

*Ki8ch,  Enoch  Heinrich  K. ,  geboren  in  Prag  am  6.  Mai  1841, 
studii'te  daselbst  und  gelangte  1862  zur  Promotion.  Seit  1863  wirkt  er  als 
Brunnenarzt  in  Marienbad,  für  welches  er  durch  zahlreiche  balneologische  Schriften, 
sowie    als    Dirigent    des  Curhospitals    thätig  gewesen  ist,    von   1867  ab  auch  als 

31* 


^ 


1 


484  KJSCH.  —  KI  WISCH. 

Docent  für  Balneotherapie  in  Prag.  Ausserhalb  der  eben  genannten  schriftstellerischen 

Branche  hat  E.  noch   gynäkologische  Schriften  pnblicirt ,    so :    „  lieber  den  Ein- 

fluss  der   Fettleibigkeit  auf  die  weiblichen  Sextialorgane"  (Prag  1873)  —  »-ö<« 

climacterische  AUer  der  Frauen  etc.**  (Erlangen  1874)  u.  A.    Sein  „Handback 

der    allgemeinen    und  speciellen   Balneotherapie"    erschien    1864   in  Wien,  ein 

„Grundrisa  der  klinischen  Balneotherapie**  daselbst  1883.    Seit  1868  redigirte 

er  eine  „Allgem.  balneologische  Zeitung",  später  „Jahrbücher  für  Balneologie  etc.** 

Wem  ich. 

*  Kitchen,  Daniel  H.  K.,  in  New  York,  geboren  in  St.  George,  Ontario, 
Canada,  am  7.  September  1847,  besuchte  die  medicinischen  Lehranstalten  in 
Toronto  und  die  Universität  von  New  York.  An  letzterer  erhielt  er  1869  den 
Grad  als  Med.  Dr.  Dann  war  er  bis  1871  Hausarzt  am  Kinderkrankenhause  und 
der  Kiuderpflegeanstalt  in  New  York,  von  1871 — 74  Assistenzarzt  an  der  New 
York  State-Irrenanstalt  in  ütica,  von  1874 — 77  Chefarzt  aller  Hospitäler  der 
Insel  Blackwell  und  seit  1877  ist  er  Arzt  am  staatlichen  Trinkerasyl  von  New 
York  in  Bringhampton,  N.  Y.,  sowie  stellvertretender  Professor  der  medicinischen 
Psychologie  am  Bellevue  Hosp.  Med.  Coli.  Er  veröffentlichte,  ausser  mehreren 
Abhandlungen  über  Couium,  Ergotin,  Amylnitrit,  über  Elektricitätslehre  (in  dem 
Amer.  Journ.  of  Insanity  von  1872 — 73)  noch  folgende  Arbeiten :  „Insanity  and 
hysteria**  (1876)  —  „Manual  for  attendants  uponthe  sick"  (1877)  —  n^PP^' 
tency  fuv  alcohol**  (1877). 

Atkinson,  pag.  422.  Pgl. 

Kite ,  Charles  K. ,  englischer  Chirurg ,  geboren  1768  zu  Graveseud 
f Grafschaf c  Kent),  war  ein  ausserordentlich  geschickter  Praktiker  und  hat  sich 
besonders  verdient  gemacht  durch  seine  Schrift  über  den  Scheintod,  betitelt:  „An 
essay  on  the  recovery  of  apparently  dead**  (eine  gelöste  Preisarbeit,  London 
1788;  deutsch  von  Michaelis,  Leipzig  1790).  Ausserdem  veröffentlichte  er,  neben 
verschiedenen  Abhandlungen  im  London  Medical  Journal,  noch:  „Essays  and 
observations  physiological  and  medical  on  the  submersion  of  animals  etc.'* 
(London  1795).  Er  war  Mitglied  des  Royal  College  of  Surgeons  und  starb  in 
semer  Vaterstadt  um  1811. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  434.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  T.  XXVII,  pag.  802.  —  Sprengel» 

Gesch.  d.  Med.  V,  pag.  947.  ^    , 

Tgl. 

Eiwisch,  Franz  K.Ritter  von  Rotterau,  der  Schöpfer  der  modernen 
deutschen  Gynäkologie  und  seiner  Zeit  der  hervorragendste  Lehrer  der  Geburts- 
hilfe und  Gynäkologie,  war  am  30.  April  1814  zu  Klattau  in  Böhmen  geboren, 
studirte  in  Prag,  promovirte  daselbst  1837  als  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „Conspectus 
morborum  in  clinico  medico  Pragensi  primo  semestri  anni  1839  iractatorum** , 
unternahm  darauf  eine  grössere  Reise  durch  Deutschland  und  Dänemark  und  wurde 
in  demselben  Jahre  Doctor  der  Chirurgie  und  Magister  der  Geburtshilfe.  1838 
wurde  er  Assistent  der  geburtshilflichen  Klinik,  blieb  auf  diesem  Posten  zwei  Jahre 
und  bereiste  danach ,  gemeinschaftlich  mit  Pitha,  Deutschland ,  Frankreich ,  Eng- 
land und  Dänemark.  Nach  seiner  Rückkehr  trat  er  1841  in  das  Sanitätsdepartement 
des  böhmischen  Landesguberniums  ein,  diente  daselbst  l^/s  Jahre  und  wurde  1842 
als  Bydzower,  einige  Monate  später  als  Berauner  Kreisarzt  angestellt.  Da  dieses 
Kreisamt  seinen  Sitz  in  Prag  hatte,  so  konnte  K.  in  Contact  mit  der  Universität 
bleiben.  Er  wurde  1842  Docent  der  Gynäkologie  und  erhielt  gleichzeitig  die 
Leitung  der  neu  errichteten  „Abtheilung  für  Frauenkranke".  Drei  Jahre  hindurch 
wirkte  er  hier ,  von  in-  und  ausländischen  Schülern  besucht ,  in  erspriesslichster 
Weise  als  klinischer  Lehrer.  Nach  d'Outrepont's  Tode  erhielt  er  1845  einen 
Ruf  als  Ordinarius  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  nach  Wtirzburg,  und  wusste 
sich  auch  in  seinem  neuen  Heim  in  kürzester  Zeit  die  Liebe  und  Achtung  seiner 
Schüler  und  Collegen  zu  erwerben.  Bald  verbreitete  sich  sein  Ruf  als  hervorragender 
Frauenarzt  und  strömte    ihm  ein  grosses  Material    von  kranken  Frauen  zu.    Eine 


J 


KIWISOH.  —  KJELLBERO.  486 

besondere  Oönnerin  fand  er  an  der  OroggfÖrstm  Helene  von  Russland,  die  ihn 
nach  Petersburg  zu  ziehen  bestrebt  war,  was  er  jedoch  ablehnte.  Schwere  Sohicksals- 
schlilge,  die  ihn  1848,  49  in  seiner  Familie  trafen,  erschütterten  ihn  auch  physisch 
so  stark,  dass  er  seitdem  moralisch  und  körperlich  gebrochen  erschien.  Im  J.  1850, 
nach  Jüngmann's  Tode,  wurde  er  zum  ord.  Prof.  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie 
in  Prag  ernannt,  jedoch  war  es  ihm  nicht  vergönnt,  noch  lange  daselbst  zu  wirken, 
denn  die  schweren  Prüfungen^  die  er  erlitten,  sowie  eine  heftige  Pleuritis,  die  er  schon 
im  Sommer  1848  überstanden,  hatten  in  ihm  den  Todeskeim  gelegt.  Er  erkrankte 
an  einem  tuberculösen  Leiden  der  Lungen  und  der  Wirbelsäule,  dem  er,  erst  37  Jahre 
alt,  am  24.  October  1852  erlag.  Mit  K.  erst  beginnt  die  moderne  Geburtskunde.  Er 
war  der  Erste,  der  in  dieser  Disciplin  mit  der  naturphiiosophischen  Richtung,  welche 
damals  als  Ausfluss  der  SCHELLiNG'schen  Philosophie  die  Medicin  beherrschte,  brach 
und  sich  auf  den  realen  Boden  der  Beobachtung  begab,  auf  dem  er,  unbefangen  von 
philosophischen  Theoremen,  unterstützt  von  der  eben  sich  entwickelnden  pathologischen 
Anatomie,  seine  Schlussfolgerungen  aus  den  natürlichen  und  pathologischen  Vor- 
gängen des  Geburtsactes  in  der  nüchternsten  Weise  zog.  Wohl  wurde  K.  in  Folge 
dessen  angefeindet,  doch  brach  sich  bald  die  von  ihm  eingeschlagene  Richtung  Bahn. 
Seine  leider  unvollendet  gebliebene  Geburtskunde  (1.  Abth.  und  2.  Abth.,  1.  Heft, 
Erlangen  1851),  in  der  er  seine  Erfahrungen  und  Ansichten  niederlegte,  muss 
geradezu  als  ein  epochemachendes  Werk  bezeichnet  werden.  Ein  Vergleich  dieses 
Werkes  mit  anderen,  gleichzeitig  erschienenen,  z.  B.  jenem  Busch's,  zeigt  den 
colossalen  Fortschritt,  den  die  Geburtshilfe  in  kürzester  Zeit  durch  ihn  gemacht. 
Während  die  anderen  gleichzeitig  erschienenen  Werke  noch  immer  den  Stand  der 
Wissenschaft  im  XVIIl.  Jahrhundert  wiederspiegeln,  ist  das  R.'sche  ein  bereits  voll- 
kommen modernes,  welches  noch  immer  die  Basis  aller  seitdem  erschienenen  Hand- 
und  Lehrbücher  bildet.  Noch  höhere  Verdienste  erwarb  sich  K.  um  die  Gynäko- 
logie. Das ,  was  vor  ihm  in  Gynäkologie  gearbeitet  und  publicirt  wurde ,  ist 
entweder  total  unbrauchbar  oder  besitzt  nur  ein  historisches  Interesse.  Seine 
jf  Vorträge  über  specielle  Pathologie  und  Therapie  der  Krankheiten  des  weib- 
lichen Geschlechtes''  (Prag,  3  Bde.,  L  Bd.  1851,  II.  Bd.  1853),  leider  eben- 
falls unbeendet  (den  III.  Bd.  bearbeitete  Scanzoni,  1855),  stellen  das  erste  deutFche 
wissenschaftliche  gynäkologische  Werk  dar,  welches  Jahre  hindurch  das  einzige  in 
seiner  Art  blieb.  Als  selbständiges  Werk  erschienen  noch  zwei  Hefte  „  Beiträge  zur 
OeffUrtskunde"  (Würzburg  1846  und  1848).  Ausserdem  veröffentlichte  K.  noch  zahl- 
reiche werthvoUe  Aufsätze,  die  sich  zumeist  in  Österreichischen  Fachjournalcn  finden. 

Scanzoni,  Oedächtnissrede  in  Akad.  Monatsschr.  Dec.  18M,  pag.  576.  —  Neuer 
Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  II,  pag.  914.  —  v.  Wurzbach,  XI,  pag.  343.  — 
V.  Hecker  in  Allgem.  Deutsch,  Biogr.  XVI,  pag.  47.  Klein  wacht  er. 

*Kjellberg,  Nils  Gustaf  K. ,  zu  Upsala,  ist  auf  dem  Svednäs  Hofe, 
im  Kirchspiel  Alsters  in  Wermland,  am  25.  Februar  1827  geboren,  studirtc  von 
1816  an  in  Upsala,  war  von  1847 — 1856  Militär-,  Marine-,  Cholera-,  Districtsarzt, 
wurde  1856  Oberarzt  am  Central-Hospital  zu  Upsala,  Präfect  der  dortigen  psychia- 
trischen Universitäts-Klinik,  die  1859  eröffnet  wurde,  und  1863,  in  welchem  Jahre 
er  auch  den  Doctorgrad  mit  der  akademischen  Abhandlung:  „Om  sinnessjukdo- 
marnes  stadier,  vtkast  tili  en  psychiatrisk  diagnostik"  erwarb,  Prof.  e.  o.  der 
Psychiatrie.  Von  1856 — 59  hatte  er  grössere  Reisen  nach  dem  Continent  zu 
psychiatrischen,  und  1865 — 69  zu  histologischen  Studien  über  das  Gehirn  gemacht. 
Von  seinen  Arbeiten  sind  noch  anzuführen:  „Hoilka  allmänna  principer  böra 
följas  vid  anläggning  af  nya  sjukvärdsanstalter,  passande  for  värt  land  och 
värt  folk^  (Skandinav.  Naturforsk.-mötets  förhandl.,  1868);  ferner  in  der  Upsala 
Läkare-fören.  Förhandl.  (Bd.  II — VI)  u.  A. :  „Om  behondlingen  af  paralysie 
gen&rale*'  —  ,,Nägra  ord  om  idioti  och  om  uppfostringsanstalter  for  sinnesslöa 
born^  u.  s.  w. ;  femer :  „  Inßuence  du  rSgime  scolaire  sur  la  santS  de  la  jeunesse** 
(Paris  1880).  Er  ist  seit  1870  Präsident  des  Vereins  zur  Erziehung  schwach- 
sinniger Kinder   und  seit  1880  Inspecteur  der  Idiotenanstalten  Schwedens.     Auch 


486  EJELLB^BG   —  KLAEKICH. 

war  er  Mitglied  der  Commission  zur  Ansarbeitong  des  sehwedischen  Irrengesetzes 
von  1883. 

Wistrand,  firuzelius,  Edling,  I,.  pag.  391.  Red. 

Ejellberg,  Adolf  E.,  Pädiatriker,  geboren  in  Wermland  1828,  studirte 
in  Upsala  und  erhielt  daselbst  den  Grad  eines  Doctors  der  Medicin  1862,  aber 
wurde  schon  1860  zum  ersten  Arzt  an  der  Anstalt  der  Kronprinzessin  Louise 
für  kranke  Kinder  in  Stockholm  ernannt,  wurde  1861  Adjunct  und  1882  ord. 
Professor  der  Pädiatrik  am  Karoliuischen  Institut  und  Oberarzt  am  allgemeinen 
Kinder  Krankenhause  in  Stockholm.  K. ,  welcher  am  30.  Mai  1884  starb,  war 
ein  sehr  gesuchter  und  beliebter  Praktiker.  Von  seinen,  hauptsächlich  im  Nord. 
Med.  Arkiv  und  Hygiea,  veröffentlichten  Arbeiten  mögen  hervorgehoben  werden: 
„Studier  t  läran  om  lymfkärlens  Ursprung**  (1861)  —  „Om  den  parenky- 
matösa  nefritens  förekomst  i  den  späda  barnaäldem"  (1869)  —  n^fn  hat- 
maiuri  och  albumtnun  hos  äldre  barn**  (1870)  —  yfOm  contractura  ani  hos 
bam"  (1877)  —  „Om  dieten  för  späda  barn**  (in  den  Verhandl.  des  schwed. 
ärztl.  Vereins,   1874).  Hedenius, 

Ejemlf,  Karl  Johan  K.,  za  Uddevalla  ia  Schweden,  war  daselbst  am 
1.  August  1812  geboren,  studirte  von  1828  an  in  Upsala,  wo  er,  ausser  andere 
Graden,  auch  den  des  Dr.  med.  1841  erlangte.  Er  war  von  1833  an  Militärarzt, 
machte  1839 — 40  eine  wissenschaftliche  Reise  in's  Ausland,  wurde  1841  Provinzial- 
arzt  im  Göteborgs  Län  und  1842  Stadt-  und  Lazaretharzt  in  seiner  Geburtsstadt, 
wo  er  am  14.  November  1852  starb.  Er  ist  zu  erwähnen  wegen  der  folgenden 
Monographie :  „  ütkast  tili  den  Bohuslänska  Saltflussens  eller  Radesygens  noso- 
grafi;  efter  anteckningar  qjorda  pä  läns-sjukhuset  i  Uddevalla  frän  är  1842 
tili  och  med  är  1849''  (Hygiea,  XII,  1850). 

Wistrand,  pag.   196.  G. 

Kjerulf,  s.  a.  Kiemlf. 

Kjoelstady  Gunder  Nielsen  K.,  norwegischer  Arzt,  war  zu  Kjoelstad 
in  Modum  am  2.  December  1794  geboren,  war  von  1810 — 15  Wanderlehrer, 
dann  Gehilfe  eines  Krämers,  Hauslehrer,  Bureaubeamter,  wurde  1822  Gompagnie- 
chirurg,  1828  Corpsarzt,  war  als  solcher  von  1829 — 32  in  Lillehammer,  dann 
bis  1835  Stadtarzt  in  Christiansund,  wurde  1836  Districtsarzt  in  Gudbrandsdalen, 
aus  welcher  Stellung  er  1845  ausschied.  In  Lillehammer  gründete  er  1838  nach 
einem  neuen  System  ein  orthopädisches  Institut,  das  1844  nach  Christiania  und 
1857  nach  Eidsvold  verlegt  wurde.  1848  hatte  der  Storthing  för  dasselbe  eine 
einmalige  Unterstützung  bewilligt  und  von  1853  erhielt  es  eine  jährliche  Unter- 
stützung. K.  schrieb:  „Orthopaediske  Ephemertder  Nr.  1"  (Christiania  1849); 
in  den  Forhandl.  v.  Sk.  Naturforskeres  Moede  i  Christiania  (1844,  1856):  „Uddrag 
af  hans  Fremstilling  af  den  af  ham  anvendte  orthopaediske  Methode  og 
Principerne  for  samme*'  —  „En  naermere  Forklaring  over  Selvretningsmethoden" . 
Im  Morgenbladet  (1845,  1847)  findet  sich  Näheres  über  seine  Behandlung  der 
Schiefheit  und  seine  sonstige  orthopädische  Gymnastik  als  Schutzmittel  gegen  die 
Cholera.    Er  starb  zu  Eidsvold  am  2.  Februar  1860. 

Kiaer,  pag.  243.  G. 

Klaerich,  Friedrich  Wilhelm  K. ,  in  Göttingen,  geboren  1721  za 
Hildesheim,  studirte  Medicin  in  Göttingen  und  promovirte  daselbst  1750  zam 
Dr.  med.  mit  der  „.Diss.  ohservationes  medico-practicae"  unter  Haller's  Präsidium. 
Dann  übernahm  er  das  Physicat  in  Göttingen,  wurde  1765  daselbst  Hofraedicos 
und  starb  17öO.  K.  ist  der  Erste,  welcher  in  neuerer  Zeit  vom  Magneten  zn 
Heilzwecken  Gebrauch  machte,  besonders  bei  Zahnbeschwerden.  In  130  Fällen 
fand  er  die  Anbringung  des  künstlichen  Magnets  äusserst  wirksam ,  um  Zahn- 
schmerzen   zu    heilen.     Ebenso  wandte  K.  auch  die  Elektricität   zur  Heilung  von 


KLAERICH.  —  KLEBERG.  487 

L&hmiingeii  an.  Seine  hieranf  bezüglichen  Schriften  sind  betitelt:  „Ausführliche 
und  richtige  Beschreibung  eines  glücklich  gemachten  Versuchs  der  elektrischen 
Kraft  bei  einer  Lähmung  der  Zunge  und  der  Muskeln  des  Gesichts"  (Hannoversche 
Nütsd.  Samminngen,  1766)  —  „Versuch  der  magnetischen  Kraft  bei  Zahn- 
schmerzen'' (Hannoversches  Magazin,  1766)  —  „Beantwortung  einiger  Anmer- 
kungen etc.  dis  Entdeckung,  Zahnweh  durch  künstliche  Magnete  zu  heilen, 
betreffend*'  (Ebenda  1766)  —  ;,  Versuche  über  die  Wirkungen  des  Magnets  in 
Vertreibung  der  Zahnschmerzen''  (Göttinger  Anzeiger,  1766)  —  „Von  dem 
medicinischen  Gebrauch  des  Magnets  im  5,  Jahrhundert^  (Ibid.   1766)  etc. 

Dict.  hist.  m,  pag.  327.  —  Poggendorff,  I,  pag.  1265.  —  Sprengel,  Gesch. 
der  Med.  V,  pag.  «45.  Pagel. 

Elannig,  Gottfried  K. ,  zu  Breslan,  daselbst  1676  geboren,  machte 
seine  Studien  in  Leipzig ,  besuchte  dann  noch  einige  Uuiversitäten  Hollands ,  Eng- 
lands und  Frankreichs  und  promovirte  1699  zu  Leyden  mit  der  „Diss,  de  spasmo". 
Hierauf  Hess  er  sich  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  prakticirte  dort  mit 
grossem  Erfolge  nnd  wurde  zum  Arzt  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  bald  danach 
zum  Hof-  und  Leibarzt  des  Kaisers  ernannt.  K.  starb  am  17.  Januar  1731.  Er 
war  Verfasser  verschiedener  Aufsätze  ftir  die  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie 
der  Naturforscher,  ausserdem  Mitarbeiter  der  Historia  morborum  Vratislaviensium 
nod  gab  selbständig  heraus:  „Nosocomium  charifatü  sive  historiae  in  noso- 
comio  Sanctissimae  Trinitati  sacro  observatae"  (Breslau  1718),  eine  an  inter- 
essanten Krankheitsgeschichten  reiche  Schrift. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  435.  —  Dict.  hist.  III.  pag.  328.  —  Haller,  Bibliotheca  med. 
pract.,  pag.  k75.  .  Pgj 

Klebe,  Friedrich  Albert  K. ,  geboren  am  21.  September  1769  zu 
Bernburg,  studirte  seit  1791  in  Halle  und  promovirte  daselbst  1792  mit  der 
„Diss.  de  medicamentorum  alcalinorum  varia  indole  ac  virtutibus" ,  besuchte 
dann  1793  Wien,  wurde  Physicus  und  Amtsarzt  in  Hoym,  im  Anhalt-Bernburg'schen, 
prakticirte  1795  in  Gotha  und  dem  in  der  Nähe  liegenden  Georgenthal,  war 
1797  Arzt  in  Kahla  (im  Alteoburg'schen)  und  Festungsarzt  auf  der  Leuchtenburg, 
wurde  darauf  Professor  der  Medicin  in  Würzburg,  gab  aber  diese  Stelle  wieder 
auf,  um  sich  als  privatisirender  Schriftsteller  in  Frankfurt  a.  M.  niederzulassen, 
wo  er  1802  Secretär  des  Minister-Residenten  von  Schwarzkopf  war.  Er  schrieb : 
„Anleitung  zu  einer  schicklichen  und  angemessenen  Behandlung  der  Blattern^ 
bei  Gelegenheit  der  jetzigen  Pockenepidemie  geschrieben"  (Halle  1791)  — 
^Medicinisch  topographische  Nachrichten  von  Kahla"  (Med.  National -Ztg. ,  1798)  — 
„Der  Saft  der  Wolfsmilch  (Euphorbia  Esula  L.)  als  Mittel  wider  die  Gelb- 
sucht" (Ebenda). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  435.  —  Callisen,  X,  pag.  224;  XXIX,  pag.  621.      Pgl. 

Kleberg,  Bernhard  Gottfried  K. ,  zu  Odessa,  war  zu  Riga  am 
4.  März  1840  geboren,  bezog  1868  die  Universität  Dorpat,  promovirte  daselbst 
1866,  ging  darauf  nach  Wien,  prakticirte  dann  ein  Jahr  hindurch  theils  im 
städtischen  Krankenhaus  in  Tiflis,  theils  auf  dem  Lande,  kam  im  Winter  1865—66 
nach  Odessa  als  Ordinator  in's  Stadthospital,  verliess  dasselbe  aber  1868  wieder, 
um  in  das  neue  Krankenhaus  zu  Tiflis  als  älterer  Ordinator  einzutreten,  kehrte 
indessen  zwei  Jahre  später  endgiltig  nach  Odessa  zurück,  wohin  er  nunmehr  als 
Chirurg  des  städtischen  Krankenhauses  berufen  worden  war;  1875  warde  er  zum 
Oberarzt  desselben  ernannt.  Ein  tüchtiger  Chirurg  und  Arzt,  wurde  er  seinen 
Collegen  und  den  Bewohnern  der  Stadt  bald  ein  treuer  und  zuverlässiger  Helfer 
in  der  Noth,  dem  unbedingtes  Vertrauen  entgegeugebracht  wurde.  1876  zog  er 
an  der  Spitze  eines  in  Odessa  von  der  Gesellschaft  des  rothen  Kreuzes  ausge- 
rüsteten Feldlazareths  nach  Serbien,  kehrte  jedoch  nach  wenigen  Monaten  wenig 
befriedigt  zurück.    In  dem  Kriege  gegen  die  Türkei  von  der  gedachten  Gesellschaft 


488  KLEBER6.  —  KLEEFELD. 

zum  Generalarzt  sämmtlicher  in  Odessa  errichteten  Lazarethe  ernannt,  erwarb 
er  sieh  um  die  Tansende  von  verwundeten  und  kranken  Kriegern,  die  daselbst 
verpflegt  wurden,  die  grössten  Verdienste.  Indessen  seine  Tage  waren  gezahlt; 
^enn  an  einer  seit  1872  entstandenen  bösartigen  Geschwulst  der  Brust,  die  mehr- 
mals nach  den  vorgenommenen  Operationen  recidivirte ,  ging  er  allmälig  dem  Tode 
entgegen,  der  am  27.  October  1879  erfolgte.  Ausser  seiner  Diss.  (einen  FaU 
von  primärer  partieller  Osteomalacie  betreffend)  hat  er  eine  Reihe  von  Arbeiten 
in  Zeitschriften  (Archiv  für  klin.  Chirurgie,  IX,  XXI;  Deutsche  Zeitschrift  für 
Chirurgie,  III,  VI,  XV;  St.  Petersburger  med.  Zeitschrift.  1869,  77,  79;  Arbeiten 
der  Aerzte  des  Odessaer  Stadthospitals  1876)  veröffentlicht,  die  hauptsächlich 
Hernien,  Ovariotomieen ,  Laparotomieen  und  andere  chirurgische  Beobachtungen 
aus  seinem  Hospital  betreffen  und  ihm  ein  ehrenvolles  Andenken  sichern. 

W.  Wagner  in  Deutsche  Zeitschr  für  Chirurgie.  1881,  XV,  pag.  379.  —  E.  Gurlt 
in  Allgem.  Deutsche  Biogr   XVI,  pag.  66.  G      It 

*Elebs,  Edwin  E.,  zu  Ztlrich,  ist  zu  Königsberg  i.  Pr.  am  6.  Februar 
1834  geboren,  studirte  von  1852  an  in  Königsberg,  Würzburg,  Jena  und  Berlin, 
promovirte  1857,  wurde  1859  Assistent  am  physiologischen  Laboratorium  in 
Königsberg,  1861  bei  Virchow,  1866  Prof.  ord.  der  pathologischen  Ana- 
tomie in  Bern ,  machte  während  des  deutsch-französischen  Krieges  pathologisch- 
anatomische  Stadien  fiber  Schussverletzungen  im  Bahnhofslazareth  zu  Karlsruhe, 
war  auch  beim  Uebertritt  der  B  o  u  r  b  a  k  i'schen  Armee  seh weizerischerseits  thätig 
und  dirigirte  ein  Typhuslazareth  in  Bern.  1871  folgte  er  einem  Rufe  nach  Würz- 
burg als  Professor  der  pathologischen  Anatomie,  1873  ging  er  nach  Prag  und 
1882  nach  Zürich.  Von  seinen  Schriften  führen  wir  an:  „Handbuch  der  patho- 
logischen Anatomie"  (2  Bde.,  Berlin  1868 — 80)  —  j, Betträge  zur  pathologischen 
Anatomie  der  Schusswunc/en"  (Leipzig  1872,  4.)  —  ,, Beiträge  zur  Geschwulst- 
lehre"  (1.  Heft,  Leipzig  1877,  m.  1  Taf.)  —  „Studien  über  die  Verbreitung 
des  Gretinismus  in  Oesterreich,  sowie  über  die  Ursache  der  Kropfbildung^ 
(Prag  1877)  —  „Zur  Erinnerung  an  C,  v,  Heine"  (Ebenda  1878)  —  „üeher 
die  Umgestaltung  medicinischer  Anschauungen  in  den  letzten  drei  Jahrzehnten. 
Vortrag"  (Leipzig  1878)  —  ;,  Ueber  Cellularpathologie  und  Infectionskrankheiten, 
Vortrag"  (Prag  1878)  —  „Zur  Bekämpfung  der  Rinderpest"  (Wien  1881)  — 
„  Ueber  die  Aufgaben  und  die  Bedeutung  der  experimentellen  Pathologie. 
Antrittsvorlesung"  (Zürich  1882).  Ausserdem  zahlreiche  Journal  -  Aufsätze  und 
monographische  Arbeiten,  namentlich  in  Vircuow*s  Archiv  (von  1859  an),  in  den 
Mittheilungen  der  naturforsch.  Gesellsch.  in  Bern  (1868j,  im  Archiv  für  mikrosk. 
Anat.  (1869),  in  den  Würzburger  Verhandlungen  (1872 — 74),  über  Psorospermiet 
in  thierischen  Zellen,  normale  und  pathologische  Anatomie  des  Auges,  die  Kier- 
Stockseier  der  Wirbelthiere,  die  Nerven  der  organischen  Muskelfasern,  Kern  und 
Scheinkern  der  rothen  Blutkörperchen,  thierische  Wärme  und  Calorimetrie,  Mikro- 
coccen,  Wirkung  des  Kohlenoxyds,  epidemische  Meningitis,  u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Meyer's  Convers.-Lexikon.  3.  Aufl.,  X,  pag.  2r».  —  Catalogue  of  Scientific  Papers 
m,  pag.  67H;  VIIJ.  pag.  84.  ^^^ 

Kleefeld,  Johann  Gottfried  K.,  zu  Danzig,  war  daselbst  am  14.  November 
1763  geboren,  wurde  1792  in  Jena  Doctor,  nachdem  er  zuvor  daselbst  nnd  in 
Königsberg  Theologie  und  Philosophie  und  erst  von  1789  an  Medicin  studirt  hatte. 
Er  prakticirte  darauf  in  Danzig  und  war  ein  eifriges  Mitglied  der  dortigen  natur- 
forschenden GesellHchaft,  in  deren  Schriften  er  meteorologische  Beobachtungen  filr 
die  Zeit  von  1807—1830  (1826;  1831)  veröffentlichte.  Vorher  schon  hatte 
er  mehrere  gynäkologische  Aufsätze  in  8tark's  Archiv  (1794,  98,  99)  verfasst, 
darunter :  „  Geschichte  einer  vierthalbjährigen  Schwangerschaft  des  linken  Eier- 
stocks und  des  Abgangs  der  Knochen  vom  Fötus  durch  den  Mastdarm",  femer 
im  Journal  der  Erfindungen  (1796):  „Ueber  das  Periodische  der  Geburt."  Es 
folgten  noch  einige  Arbeiten  in  Hüfeland's  Journal  (1809,   14,  23),   z  B.  über 


J 


KLEEFELD.  ~  KLEIN.  489 

eine  Weobselfieber-Epidemie ,  den  innerlichen  Gebrauch  des  Eises  u.  s.  w. ,  aber 
anch  physikalische  Aufsätze,  wie  er  auch  Mitredacteur  von  Kastner's  Archiv  fttr 
Natarlehre  seit  1824  war.  1816  trat  er  als  Regierungs-  und  Medicinalrath  der 
Danziger  Regierung  in  den  Staatsdienst  und  wurde  1843,  nachdem  er  1842  sein 
50jähriges  Doctor-Jubiläum  gefeiert,  zum  Oeh.  Medicinalrath  ernannt.  Als  Medicinal- 
beamter  erwarb  er  sich  durch  bessere  Versorgung  des  ihm  anvertrauten  Bezirkes 
mit  Heilpersonal  und  durch  verbesserte  Einrichtung  der  Hebeammen-Lehranstalt 
wesentliche  Verdienste.  Schon  seit  dem  Beginne  seiner  Praxis  hatte  er  sich  in 
Danzig  einen  Namen  als  geschickter  und  glücklicher  Geburtshelfer  gemacht.  Seine 
gründlichen  naturwissenschaftlichen  Kenntnisse  kamen  ebenfalls  in  mannichfaltiger 
Weise  zur  Geltung.     Er  starb  am  3.  Mai  1845. 

Neuer  Nekrolog  der  Deatschen.  Jahrg.  23, 18  J  5,  T,  pag.  374.  —  Callisen,  X,  pag.  22ö  ; 
XXIX,  pag.  26:^.  G. 

Klees,  Johann  Georg  K.,  geboren  zu  Frankfurt  a.  M.  am  19.  November 
1770,  gestorben  daselbst  am  4.  April  1849,  promovirte  1792  zu  Jena  mit 
der  Diss. :  „De  inntrumentia  qutbusdam  ad  perforationem  capitis  foetus  in 
partu  difßdli  aptis^  und  wurde  1795  Arzt  in  Frankfurt.  Sein  Hauptwerk  ist: 
„Bemerkungen  über  die  weiblichen  Brüste  und  über  die  Mittel^  sie  gesund 
und  schön  zu  erhalten''  (Frankfurt  1795;  1798;  1806;  Pirna  1829).  Ausserdem 
publicirte  er  Bemerkungen  über  die  MüLDER'sche  Zange  (1794)  und  war  Mit- 
arbeiter an  Starkes  Archiv  für  Geburtshilfe  (1792  ;  1796),  an  Hüfeland's  Journal 
(1797;   1803;   1804)  und  Loder's  Journal  fttr  Chirurgie  (1806). 

Stricker,  Oescb    der  Heilk.  in  Frankfurt,  pag.  5^90.  W.  Stricker. 

Klein,  Ludwig  Gottfried  K.,  geboren  zu  Anfang  des  vorigen  Jahr- 
hunderts in  der  Grafschaft  Hohenlohe,  promovirte  in  Strassburg  1737  zum  Dr.  med. 
mit  der  „Diss  de  massae  sanguineae  viscedine  ab  imminuta  spirituum  animalium 
quantitate^  und  wurde  Arzt  des  Grafen  von  Erbach  zu  Erbach  (in  Franken) 
und  Physicus  der  Grafschaft.  Er  starb  am  20.  Juni  1756.  Sein  Hauptwerk: 
„Interprts  cliiiicus,  sive  de  morborum  indole,  exitu  in  sanitatem,  metcuschema- 
tismo,  etc."  (Frankfurt  a.  M.  1753;  Paris  1809)  wird  von  Sprrngel  (Gesch.  d. 
Med.  y,  pag.  632)  sehr  ungünstig  beurtheilt.  Er  nennt  es  „unbedeutend,  ohne 
Kritik  und  schlecht  geschrieben".  Ausserdem  verfasste  K. :  „De  a'ere,  aquis  et 
locis  agri  Erbacensis  atque  Breubergensis  ^  largi  Odenwaldi  tr actus,  tentamen 
phifsico-niedicum"  (Frankfurt  a.  M.  1754)  —  „Selectus  rationalis  medicaminum, 
quorum  etc."  (Ibid.  und  Leipzig  1756). 

Biogr.  m6d.  V.  pag.  437.  —  Dict.hist.  III,  pag.  329  —  Callisen,  XXIX,  pag  264. 

Pgl. 

Klein,  Johann  K. ,  geboren  am  25.  März  1788  zu  Deutscbhause  in 
Mähren,  gestorben  am  1.  April  1856  zu  Wien,  absolvirte  die  medicinischen  Studien 
in  Wien,  wo  er  auch  die  Doctorwürde  erhielt.  1815  wurde  er  klinischer  Assistent 
der  geburtshilflichen  Lehrkanzel  und  1819  Professor  der  Geburtshilfe  an  der 
chirurgischen  Lehranstalt  zu  Salzburg.  1822  fand  seine  Ernennung  zum  Professor 
der  praktischen  Geburtshilfe  an  der  Universität  zu  Wien  statt,  welche  Stelle  er 
bis  zu  seinem  Tode  bekleidete.  Im  Jahre  1833  wurde  ein  Theil  seiner  Kliuik 
abgetrennt  und  aus  diesem  eine  zweite  geburtshilfliche  Klinik  errichtet,  die  Baktsch 
erhielt.  Literarisch  war  K.  nur  insofern  thätig,  als  er  Jahresberichte  über  seine 
Klinik  in  den  Oesteri'.  med.  Jahrbüchern  (Neueste  Folge,  X.  Bd.,  pag.  107  u.  s.  w.) 

veröffentlichte. 

V.  Heck  er  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  95.  —  v.  Siebold's  Gesch.  der 
Geburtsh.  II,  pag.  709.  Kleinwächter. 

Klein,  Karl  Christian  von  K.,  zu  Stuttgart,  war  daselbst  als  Sohn 
des  württemb.  Leibchirurgus  K.  am  28.  Januar  1772  geboren,  trat  1788  in  die  Karls- 
Bchnle,  erhielt  1793  mit  der  „Diss.  sistens  monstrorum  quorundam  descriptionem" 
da«  Doctordiplom  und  ging  dann  nach  Würzburg  und  1794  nach  Frankfurt,  wo 


490  KLEIN.  —  KLEINEBT. 

er  in  den  nnter  GtOERcke's  Leitung  stehenden  dortigen  preusBischen  Feldspitälem 
seine  Kenntnisse  vermehrte.  Nach  weiteren  Studien  in  Jena^  Halle,  Göttingen  n.  s.  w. 
wurde  er  1796  als  herzogl.  württemb.  Leibehirurgus  und  darauf  auch  als  Stadt-  und 
Amts-Chirurgus  in  Stuttgart  angestellt,  ihm  zugleich  die  Aufsicht  Aber  das  nllge- 
meine  Kranken-  und  Geburtshaus  übergeben,  auch  erhielt  er  den  Titel  eines 
hersogl.  Hofmedious.  Sein  Ruf  als  Arzt  und  Operateur  verbreitete  sich  bald  in 
weiteren  Kreisen.  1817  erschien  seine  erste  Schrift :  „Chirurgische  Bemerkungen^ 
(Stuttgart),  ebenso  eine  hier  nicht  näher  anzuführende  ästhetische  Schrift.  Andere 
Arbeiten,  z.  6.  über  Kaiserschnitt,  Blasenverletzungen,  Stein-,  Luftröhrenschnitt, 
Durchschneidung  der  Nerven  bei  Gesichtsschmerz,  Heilung  des  Kropfes,  Castration, 
Trepanation,  Beobachtuugen  aui  Kopfe  und  Rumpfe  eines  Enthaupteten  etc.  erschienea 
in  Zeitschriften  u.  dergl.  1806  erhielt  er  die  Stelle  eines  köuiglichen  Medicinalrathes ; 
1814,  15  wirkte  er  mit  grossem  Erfolge  in  den  russischen  Spitälern  in  der  Umgebung 
von  Stuttgart,  auf  der  Solitude  u.  s.  w.  Ein  besonderes  Interesse  bis  in  seine  letzten 
Lebensjahre  widmete  K.  der  gerieb tlichen  Medicin ,  namentlich  in  Betreif  em- 
schlSgi^er  chirurgischer  Fälle.  So  beschäftigte  ihn  der  alte  Streit  über  die  Trepa- 
nation bei  Kopfverletzungen;  in  seinen  „Bemerkungen  über  die  bisher  ange- 
nommenen Folgen,  des  Sturzes  der  Kinder  auf  den  Boden  bei  schnellen 
Geburten"  (Tübingen  1817)  suchte  er  festzustellen,  was  davon  zu  halten  sei. 
Auch  interessirte  er  sich  für  magnetische  Curen,  die  er  schon  1790  in  Stuttgart 
kennen  gelernt  hatte,  und  veröffentlichte  in  3  Heften  (Tübingen  1816;  1819): 
„Praktische  Ansichten  der  bedeutendsten  chirurgischen  Operationen,  auf  eigene 
Erfahrung  gegründet'^,  darunter  die  2.  Abtheilung  u.  d.  T. :  „Darstellung  meiner 
unglücklich  sich  geendigten  Blasenschnitte" ;  er  hatte  also  den  Muth ,  ausführ- 
lich die  unter  seinen  84  Steinschnitten  unglücklich  verlaufenen  10  Fälle  zu 
publiciren.  1819  gab  er  eine  „Kurze  Beschreibung  einiger  seltenen  Wasser- 
köpfe" (m.  2  Kpf.)  lieraus  und  1825,  nachdem  er  inzwischen  Ober-Medicinalrath 
geworden  und  den  persönlichen  Adel  erhalten  hatte,  seine  „Beiträge  zu  der 
gerichtlichen  Arzneiv)issenschaft".  Sein  Tod  erfolgte  am  9.  Februar  1825.  K.'s 
wissenschaftliche  Bedeutung  ist  mehr  auf  dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Medicin 
als  der  Chirurgie  zu  suchen ;  aber  gerade  durch  seine  Vertrautheit  mit  der  letztere 
und  deren  Ausübung  war  er  für  die  Lösung  mancher  forensischen  Fragen  vorzugs- 
weise befähigt. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  3,  1825,  pag.  1326.  —  £  Gurlt  in  AUgem. 
Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  98.  —  Mensel .  VI,  pag.  352;  XI.  pag.  Ifiö.  Gurlt 

*Adolf  von  Klein,  zu  Stuttgart ,  ist  daselbst  als  Sohn  des  Vorigen 
am  30.  September  1805  geboren,  studirte  in  Tübingen,  wo  er  1828  Doctor  wurde, 
war  seit  1829  in  Stuttgart  als  praktischer  Arzt,  Chirurg  und  Geburtshelfer  thätig, 
wurde  1829  Regimentsarzt,  1846  Generalstabsarzt  der  Württembergischen  Armee 
und  1874  pensionirt.  Literarische  Arbeiten:  Vergleichend  osteologische  Aufsätze, 
namentlich  des  Schädels  und  insbesondere  desjenigen  der  Fische,  in  den  Jahres- 
heften des  Württemb.  naturwissensch.  Verein.  g^^j 

*  Klein,  Salomon  K.,  geboren  zu  Miskolcz  (Ungarn)  im  September  1845, 
war  in  Wien  vorzugsweise  Schüler  Arlt's.  1870  promovirt,  wirkt  er  seit  1875 
als  Augenarzt  daselbst  und  schrieb  über  die  Anwendung  des  Augenspiegels 
(Wien  1876)  —  „Augenspiegelstudien  bei  Geisteskranken"  (Ebenda  1877)  — 
„Lehrbuch  der  Augenheilkunde"  (1879)  und  eine  Reihe  fachwissenschaftlicher 
Aufsätze  in  v.  Graefe's  Archiv,  der  Wiener  med.  Presse  und  Eulknburg's  Real- 
Encyclopädie.  Wernich. 

Kleinert,  Karl  Ferdinand  K.,  zu  Leipzig,  war  am  21.  December 
1795  zu  Glogau  in  Schlesien  geboren,  wurde  zunächst  Apotheker  in  Breslau,  kam 
als  solcher  nach  Dresden  und  Leipzig,  wo  er  sich  zum  Studium  der  Medicin  ent- 
schloss    und   1825    mit    der  Diss. :   „De  arsenici  virtutibus  chemicis ,  medicis  et 


ELEINEBT.  —  KLENCKE.  491 

id  investigandi  methodts"  Doctor  derselben  wurde.  Er  habilitirte  sich  als  Dooent 
und  las  über  Chemie,  später  Materia  medica  und  begründete  1827,  mit  Unter- 
stfltznng  mehrerer  CoUegen,  das  „Aügem,  Repertorium  der  gesammten  deutschen 
med.-ckirurg.  Journalistik^  (1827 — 39),  das  seinen  Namen  besonders  bekannt 
gemacht  hat  und  auch  noch  nach  seinem  am  5.  Februar  1839,  nach  1  ^/Jährigem 
Krankenlager,  erfolgten  Tode  (von  Neumsister)  fortgesetzt  wurde.  1831  war  er 
auch  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  worden. 

Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  1839,  Jahrg.  17,  I,  pag.  197-  —  Callisen,  X, 
pag.  231 ;  XXIX,  pag.  265.  q 

'^Kleinwächter,  Ludwig  K.,  aus  Prag,  geboren  am  15.  November  1839, 
wurde  auf  der  Universität  seiner  Vaterstadt  ausgebildet  (Seyfeet),  1863  promo- 
virt,  dann  als  Secundararzt  am  dortigen  Allgemeinen  Krankenhause  angestellt. 
Von  1868 — 71  war  er  Assistent  der  geburtshilflichen  Klinik  und  habilitirte  sich 
im  letztgenannten  Jahre.  1875  zum  Extraordinarius  ernannt,  erhielt  er  1878 
einen  Ruf  als  Ordinarius  nach  Innsbruck.  1881  gab  er,  durch  clericale  Einflüsse 
in  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  behindert,  die  Stellung  auf  und  siedelte 
nach  Czemowitz  tlber.  Schriften:  „Die  Lehre  von  den  Zwillingen**  (Habilitations- 
schrift, Prag  1871)  —  „Orundriss  der  Geburtshilfe''  (Wien  1877;  2  Aufl.  1881). 
Arbeiten  aber  Beckendeformitäten,  Verpflegung  im  Wochenbett,  Puerperalfieber 
und  Prophylaxe ,  Uterusmyome ,  Racenbecken  sind  von  K.  in  der  Prager 
Vierteljahrsschr.  (1873 ;  1874)  im  Archiv  für  Gynäkologie  (IX),  dem  Deutschen 
Archiv    der  Geschichte   der  Medicin   (V)    publicirt    worden.    Sein  „Lehrbuch  der 

Hebeammenkunst"    erschien    deutsch  Innsbruck  1879,    italienisch  daselbst  1881. 

Wernich. 

Elencke,  Philipp  Friedrich  Hermann  K. ,  zu  Hannover,  war 
daselbst  am  16.  J^^nuar  1813  geboren,  besuchte  die  dortige  med.-chirurgische 
Schule,  studirte  darauf  in  Leipzig,  Hess  sich  als  Arzt  in  Hannover  nieder,  wurde 
sodann  preuss.  Militärarzt  in  Minden,  wandte  sich  1837  nach  Leipzig,  1839  nach 
Braunschweig,  wo  er  naturwissenschaftliche  Vorträge  hielt  und  zog  sich  1855  nach 
Hannover  zurück,  um  sich  ganz  wissenschaftlichen  Arbeiten  zu  widmeu  und  die 
Errungenschaften  der  Wissenschaft  in  einer  Reibe  populärer  Schriften  niediciniscben, 
diätetischen  und  naturwissenschaftlichen  Inhalts  dem  gebildeten  Publicum  zugäng- 
lich zu  machen,  was  er  bei  seiner  hervorragenden  Darstellungsgabe  in  meisterhafter 
Form  zu  thun  verstand.  Er  hat  daher  bei  seinem  unermüdlichen  Fleisse  und  der 
grossen  Zahl  und  Verbreitung  seiner  Schriften  in  dieser  Richtung  der  Volks- 
bildung einen  nicht  zu  unterschätzenden  Dienst  geleistet.  Zeitweise  suchte  er  auch 
Erfolge  in  der  Ausarbeitung  einer  Reihe  viel  gelesener  culturhistorischer  Romane,  die 
er  unter  den  Pseudonymen  H.  v.  Maltitz  und  E.  v.  Kaienberg  veröffentlichte. 
Die  Zahl  seiner  Werke  erreichte  die  erstaunliche  Höhe  von  gegen  200  Bänden. 
Anders  dagegen  steht  es  mit  seinen  eigentlichen  medicinischen  Schriften,  obgleich 
es  bei  ihm  sehr  schwer  ist,  eine  genaue  Scheidung  zwischen  streng  wissenschaft- 
lichen und  populär-medicinischen  Arbeiten  vorzunehmen.  Die  ersteren  begegneten 
denn  auch  in  der  medicinischen  Welt,  wohl  mit  Recht,  vielen  Zweifeln,  wie  schon 
ans  der  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  massenhaft  erfolgten  Bearbeitung  der 
verschiedensten  Materien  zu  entnehmen  ist.  Wir  führen  im  Folgenden  eine 
kleine  Anzahl  seiner  literarischen  Leistungen  an,  die  den  Anspruch  machen, 
ganz  oder  grösstentheils  dem  wissenschaftlichen  Gebiete  anzugehören :  „  Leber 
die  groi^se  Sterblichkeit  in  stehenden  Heeren  vnd  deren  Ursache"  (Quedlin- 
burg 1839)  —  „Allgemeine  Zeitung  für  Militärärzte"  (1843 — 48)  —  „Neue 
anatomische  und  physiologische  i  ntersuchu7igen  über  Primitivnervenfasern 
und  das  Wesen  der  Innervation"  (Göttingen  1841)  —  „Physiologie  der 
B/ntzündung  und  Regeneration  in  den  organischen  Oeweben^  (Leipzig  1842)  — 
„Der  Leberthran  als  Heilmittel"  (Ebenda  1842)  —  „Untersuchungen  und  Er- 
fahrungen  im  Gebiete  der  Anatomie j  Physiologie,  Mikrologie  und  unssen- 
schaftlichen  Medicin"  (2  Bde.,  Ebenda  1843)   —  „Ueber  die  Contagiosität  der 


492  KLENCKE.  —  KLINGE. 

JEingeweideteürmer^  (Jena  1844)  —  „Die  Störungen  der  menschlichen  Stimm- 
und  Sprachorgane"  (Cassel  1844;  2.  Aufl.  1851)  —  „lieber  Ansteckung  nni 
Verbreitung  der  Scrophelkrankheit  bei  Menschen  durch  den  Genuss  der  Kuh- 
milch^ (Leipzig  1846)  —  „Die  Verderbniss  der  Zähne.  Gekrönte  Preisschrtß^ 
(Ebenda  1856)  u.  s.  w.  Er  starb  zu  Hannover  am  11.  October  1881. 

W.  H  e  s  8  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  157.— Callisen,  XXIX,  pag.  266.  — 
Engelmann,  pag.  300 ;  Sapplem.  pag.  132.  (j. 

Kletten,  Georg  Ernst  K. ,  geboren  zu  Kitzingen  bei  Würzburg  *ni 
13.  April  1759,  diente  seit  1790  als  erster  Feldmedicus  bei  der  schwedisehen 
Armee  in  Finnland,  war  seit  1794  ord.  Prof.  der  Heilkunde  in  Greifswald  und 
seit  1805  zweiter  ord.  Prof.  der  Chirurgie  und  Geburtshilfe  zu  Wittenberg.  Bei 
der  Aufhebung  der  Universität  naeh  Halle  versetzt,  nahm  er  bald  seine  Entlassung, 
wurde  1816  pensionirt  und  zog  sich  nach  Wien  zurück,  wo  er  am  22.  October 
1827  starb.  K.  verfasste  eine  sthr  gute  deutsche  Ausgabe  von  Stephan  Blax- 
card's  bekanntem  „Lexicon  medicum  graeco-latinum"  u.  d.  T. :  .„St,  BUs  arznet- 
missenschaftliches  Wörterbuch  u.  s,  w,"  (3  Bde. ,  Wien  1788).  Ferner  gab  er 
die  ;,  Wiener  medicinische  Monatsschriß*^  heraus  (4  Bde.,  Wien  1789).  Ausserdem 
rühren  von  ihm  her;  „Kritische  Ideen  über  den  zweckmässigsten  Vortrag  der 
ausübenden  Medicin,  mit  Rücksicht  auf  die  medicinischen  Systeme  älterer  und 
neuerer  Zeit y  u,  s.  w."  (Rostock  und  Leipzig  1798)  —  „Ausführliche  Nachricht 
von  der  mörderischen  Verwundung  Gustav* s  III,,  Königs  in  Schweden,  nebst  der 
Leichenöffnung"  (Med.-chirurg.  Zeitung,  1792)  —  „Beiträge  zur  Kritik  über 
die  neuesten  Meinungen  in  der  Medicin"  (Rostock  und  Leipzig  1801 — 1804), 
eine  Anzahl  von  lateinischen  Programmen,  die  in  Wittenberg  von  1807 — 1812 
erschienen,  u.  s.  w. 

Kosegarten,  I,  pag.  312.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  5,  H, 
pag.  1146.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  438.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  329.  —  Callisen,  X, 
pag.  233-336;  XXIX,  pag.  268.  Pagel. 

Kletzlnsky,  Vincenz  K.,  zu  Wien,  Öhemiker,  war  am  21.  Juni  1826 
zu  Gutenbrunn  geboren ,  wurde  ein  Zögling  der  med.-chirurg.  Josephs- Akademie, 
entwickelte  1848  in  der  Studenten-Legion  eine  hervorragende  Thätigkeit,  gab 
nach  vollendeten  Studien  die  Medicin  auf,  wendete  sich  der  pathologischen  Chemie 
zu,  wurde  Assistent  von  Florian  Heller  im  Allgemeinen  Krankenhause,  über- 
flügelte aber  bald  seinen  Lehrer,  hatte  in  kurzer  Zeit  eine  grosse  Anzahl  von 
Privatschülern  und  wurde  auch  zum  Landesgerichts-Chemiker  ernannt.  Seine  Gut- 
achten galten  meistens  als  mustergiltig ,  wenn  sie  auch  von  mancher  Seite  als 
nicht  stichhaltig  bezeichnet  wurden.  Im  Jahre  1856  wurde  er  zum  Lehrer  der 
Chemie  an  der  Wiedener  Ober- Realschule  ernannt,  wo  er  bei  seinen  Schülern  und 
den  zahlreichen  Zuhörern  seiner  populären  Vorträge  über  Chemie  einen  wahren 
Enthusiasmus  hervorrief.  Von  1861  an  spielte  er  wieder  eine  politische  Rolle,  wurde 
in  den  Gemeinderath  gewählt,  wurde  aber,  bei  der  Differenz  seiner  Ansichten  von 
denen  der  Majorität,  genöthigt,  sein  Mandat  niederzulegen,  beschränkte  sich  von 
da  an  auf  sein  chemisches  Laboratorium  und  seinen  Hörsaal,  wurde  immer  ver- 
schlossener ,  menschenscheuer  und  apathischer  und  starb  arm ,  verlassen  und  ver- 
bittert am   18.  März  1882   an  einem  Leberkrebs. 

Wiener  Medic.   Wochenschr.  1882,  pag.  345.  G. 

Klinge,  Johann  Heinrich  Wilhelm  K.,  zu  St.  Andreasberg  im  Harz, 
war  1762  zu  Göttingen  geboren,  studirte  und  promovirte  daselbst  1787  mit  der 
Diss. :  „De  procidentia  uteri**,  einer  Abhandlung,  die  noch  mehrmals  erschien, 
theils  lateinisch  (Göttingen  1789),  theils  deutsch  fl789;  1791;  1802).  Er  prak- 
ticirte  seit  1787  in  Osterode  und  w^urde  1797  Bergmedicus,  Stadt-  und  Laud- 
physicus  zu  Andreasberg.  Weitere  Schriften  von  ihm  waren:  „Etwas  über  den 
Keuchhusten,  als  Beitrag  zur  Geschichte  der  Epidemieen  des  Jahres  17 90^ 
(Göttingen  1792)  —  „Praktisches  Handbuch  für  Apotheker ^  zur  Anachajffitng 


KLINGE.  —  KL119K.  493 

der  ....  Arsneimittd;  nach  alphabetischer  Ordnung^  (Hannover  1796)  — 
„Anweisung  zur  Leichenöffnung**  (Stendal  1804)  —  „Fragmente  aus  dem 
'lagebuche  eines  Arztes  am  Oberharze**  (Ebenda  1812).  Dazu  einige  Aufsätze 
in  Hufrland's  Journal  (1797,  98),  z.  B.  über  Morbus  haemorrhag.  maculos. 
Werlhofii  u.  s.  w.    £r  starb  am  24.  December  1840. 

Callisen,  X,  pag.  240;  XXIX,  pag.  ZlO  —  Neaer  Nekrolog  der  Deatschen.  Jahrg. 
18.  1840,  II.  pag.  i;'J93.  ^ 

Klingberg,  Henrich  Matthias  Wilhelm  E. ,  zu  Kopenhagen,  war 
daselbst  am  17.  August  1774  geboren,  studirte  von  1789  an,  wurde  1794  Reserve- 
Chirurg  im  See-Etat,  1798  Wundarzt  beim  See-Zeughaus-Corps,  1808  See-Divisions- 
Chirurg  und  Professor  der  Anatomie  bei  der  königl.  Anatomie  der  schönen  Künste. 
1817  erlangte  er  mit  der  Diss. :  y^De  exstirpatione  uteri"  die  medicinische  Doctor- 
würde,  wurde  1824  zum  Stabschirurgus  beim  See-Etat  und  zum  Director  des  See- 
Hospitals,  auch  des  Quaest-  und  Assistenzhauses  ernannt.  Er  war  von  1811 — 27 
Mitherausgeber  der  „Bibliothek  for  Laeger''  und  hat  in  derselben  eine  Anzahl  von 
Aufsätzen,  ebenso  wie  in  der  Bibl.  for  Physik  og  Medicin  (1801,  2),  den  Skandinav. 
Literatur-Selskabs  Skrifter  (1813,  14)  und  den  Acta  Reg.  Soc.  med.  Hafniensis 
(1818,  21,  29)  über  sehr  verschiedenartige  Gegenstflude  veröffentlicht.  Er  starb 
am  17.  April  1835. 

Erslew,  II,  pag.  34;  Supplem.  IT,  pag  55.  —  Callisen,  X,  pag.  238;  XXIX, 
pag.  269.  G. 

EHnger,  Christoph  K. ,  war  am  16.  December  1825  zu  Eltmann  in 
Uoterfranken ,  wo  sein  Vater  Gerichtsarzt  war ,  geboren.  Er  studirte  an  der 
Universität  WQrzburg,  an  der  er  1850  den  Doctorgrad  und  darauf  eine  Assistenten- 
stelle im  Juliusspital  bei  dem  internen  Kliniker  desselben,  Mabcus,  erhielt.  Nach 
dem  Besuche  der  Spitäler  zu  Prag,  Wien  und  Paris  Hess  er  sich  als  praktischer 
Arzt  in  WQrzburg  nieder,  wo  er  1862  zum  Bezirksarzt  ernannt  wurde.  Von 
dort  wurde  er  1870  zum  Medicinalreferenten  im  k.  Staatsministerium  des  Innern 
berufen  und  zum  Medicinalrath,  zwei  Jahre  später  zum  Ober-Medicinalrath  ernannt. 
Leider  zeigten  sich  einige  Jahre  später  die  ersten  Erscheinungen  eines  Gehirn- 
leidens, welches  ihn  1879  veranlasste,  in  Ruhestand  zu  treten  und  am  25.  März 
1882  aus  dem  Leben  abrief.  Dem  früher  als  praktischer,  später  als  beamteter 
Arzt  viel  Beschäftigten  blieb  wenig  Zeit  für  literarische  Thätigkeit.  Doch  war 
er  mehrere  Jahre  (von  1873 — 1882)  Herausgeber  der  Friedrkich 'sehen  Blätter 
für  gerichtliche  Medicin  und  veröffentlichte  im  ärztlichen  Intelligenzblatt  (1874) 
eine  auf  vieljährige  Beobachtung  gegründete  umfangreiche  Abhandlung :  „  Ueber 
das  Vorkommen  der  entzündlichen  Lungenkrankheiten  in  Bayern.*^  Sein  Haupt- 
verdienst ist  die  weitere  Entwickelung  des  bayerischen  Medicinalwesens  durch 
Bildung  von  Bezirksvereinen  im  ganzen  Lande  und  Aerztekammern,  die  aus  den- 
selben für  die  einzelnen  Kreise  gewählt  werden.  Mit  der  Vertretung  derselben 
im  verstärkten  Ober-Medicinalausschuss  wurde  dem  bayerischen  ärztlichen  Stande 
die  lange  angestrebte  Autonomie  gewährt.  *  Dieses  aus  K.'s  angestrengten  Be- 
mühungen hervorgegangene  Werk  sichert  ihm  ein  dankbares  Andenken  bei  seinen 
Berufsgenossen. 

Aerztliches  Intelligenz-Blatt.  Jahrg.  1882,  Nr.  14,  pag.  157.  F.  Seitz. 

Klink,  Eduard  K.,  geboren  in  Warschau  am  13.  Juli  1850,  studirte 
(1867 — 72)  in  Warschau,  von  1874—76  war  er  Assistent  an  der  Klinik  für 
Syphilis  und  Hautkrankheiten,  1875  wurde  er  Primarius  am  St.  Lazarushospital, 
1877  wurde  er  von  der  Stadt  Warschau  nach  Petersburg  delegirt,  um  die  Ein- 
richtung der  Hospitäler  für  Venerische,  sowie  die  üeber wachung  der  Prostitution 
zu  Studiren,  1871 — 79  war  er  Secretär  der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft 
und  1880 — 82  Redacteur  des  Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego.  Er  starb 
am  5.  October  1884  in  Folge  eines  Gehirnleidens.  Seine  meist  sehr  gründlichen, 
Syphilis    und    Hautkrankheiten    betreffenden    Arbeiten    finden    sich    in    folgenden 


494  KLINK.  —  KLO  B. 

polnischen  Blättern :  Medyeyna,  Gazeta  lekarska,  Pami§tnik  Towarzystwa  lekarskiego; 
in  deutscher  Sprache  schrieb  er:  „Untersuchungen  über  den  Nachweis  des 
Quecksilbers  in  der  Frauenmilch  tcährend  einer  Einreibungscur  mit  grauer 
Salbe"*  (Vierteljahrscbr.  für  Dermat.  und  Syphil ,  1876 ,  2.  Heft)  —  „Beobach- 
tungen aus  dem  St,  Lazarushospitale  für  venerische  Kranke  in  Warschau*' 
(Ebenda,  4.  Heft).  X.  &  P. 

'  Elinkosch»  JosephThaddänsK.,  zu  Prag,  war  hier  am  24.  October 
1734  geboren,  studirte  zuerst  die  Rechte,  vertauschte  dies  Studium  aber  später 
mit  dem  der  Medicin.  Schon  als  Student  hatte  er  sich  so  eingehend  und  erfolg- 
reich mit  anatomischen  Forschungen  beschäftigt,  dass  er  die  Aufmerksamkeit  seiner 
Lehrer  auf  sich  lenkte  und  er  bald  nach  seiner  Habilitation  1762  zum  Professor 
der  Anatomie  an  der  Prager  Universität  ernannt  wurde,  später  auch  zum  ord. 
Prof.  der  Chirurgie.  In  dieser  Eigenschaft  war  K.  bis  zu  seinem  am  16.  April  1778 
erfolgten  Tode  thätig.  R.  war  ein  hochbegabter  Forscher  und  hat  sich  ein 
besonderes  Verdienst  durch  seine  genialen  Untersuchungen  über  die  Structur  der 
Knochen  erworben,  deren  Entwickelung  aus  Bindegewebe  von  ihm  gelehrt  wurde. 
Neben  seiner  ärztlichen  Praxis  beschäftigte  er  sich  mit  Vorliebe  mit  physikalischen 
Studien  und  Experimenten.  Unter  Anderem  hat  er  den  ersten  Blitzableiter  in 
Böhmen  (1775)  errichtet.  Er  stand  in  lebhaftem  Briefwechsel  mit  Hallkr,  van 
SwiETEN}  Inoenhoüs,  Volta  uud  anderen  gelehrten  Zeitgenossen.  Seine  Schriften 
sind  im  Verhältniss  zu  der  kurzen  Zeit  seiner  Wirksamkeit  relativ  zahlreich. 
Dieselben  sind  als  gesammelte  Abhandlungen  in  2  Bänden  (1775  und  nach  dem 
Tode  des  Verf.   1793)  erschienen. 

Biogr.  in6d  V,  pag  438.  —  Dict.  bist.  HI,  pag.  330.  —  v.  Würz bach ,  XI,  pag.  101.  - 
Allgem.  Deutsch.  Bio^.  XYI,  pag.  196.  p^]. 

Elob,  Julius  E.,  war  am  15.  Februar  1831  in  Olmütz  geboren,  erlangte 
bei  der  med.  Facultät  zu  Wien  1854  das  Doctorat  der  Med.  und  Chir.  und  das 
Magist.  der  Geburtshilfe,  wurde  Secundararzt  im  Wiener  allgemeinen  Kranken- 
hause, 1855  Assistent  Rokitanskt's  ,  1859  Docent  der  pathologischen  Anatomie, 
1861  Professor  der  Physiologie  und  Arzneimittellehre  an  der  Salzburger  Ghirurgen- 
schule,  1865  Prosector  am  Wiener  Rudolfspitale  und  a.  5.  Prof.  der  pathologischen 
Anatomie  zu  Wien  und  starb  am  18.  August  1879  zu  Ischl.  K.  war  ein  sehr  ge- 
wandter Prosector  und  ein  gesuchter  Praktiker.  Sein  Hauptwerk  ist  1864  in 
Wien  erschienen:  „Pathologische  Anatomie  der  weiblichen  Serualorgane.*'  Ob- 
wohl die  Eintheilung  nach  Vibchow 'sehen  Principien  mehr  afßchirt  als  durch- 
geführt wird,  der  histologische  Theil  nichts  Selbständiges  enthält,  wird  dieses 
Werk  bleibenden  Werth  behalten  durch  gute  eigene  makroskopische  Beobachtungen, 
Yor  Allem  aber  als  die  durch  fleissige  Literaturstudien  bereicherte  Bearbeitung 
der  Specialvorträge  (Publicum)  Rokitansky's  über  dieses  Thema.  Von  seinen 
kleineren  Arbeiten ,  die  meist  nur  casuistischen  Werth  haben ,  erschienen  in  dem 
Organe  der  GcRellschaft  der  Aerzte  zu  Wien,  1855:  „Unsymmetrische  Anomedte 
der  Armarterien  bei  unwllkommener  Entwicklung  des  Daumens'*  —  1856: 
„Zottenkrebs  der  Gallenblase**  —  „Ein  weiterer  Fall  von  ausgebreiteter 
Schwielenbildung  im  Herzen"  —  „Fall  einer  plötzlich  entstandenen  sehr  rasch 
verlaufenen  Locomotion  der  Milz**  —  1858 :  „Mittheilungen  aus  Rokitan skys 
pathologisch- anatomischer  Anstalt**  —  „Neubildung  weisser  Gehimsubstanz**  — 
1859:  „Thrombus  des  Ductus  Botalli**  —  »-^w  Lehre  von  der  Uebergangs- 
fähigkeit  pathologischer  Neubildungen**  —  »^«w  Fall  von  Entzündung  des 
Fancreas**  (gemeinschaftlich  mit  Haller  bearbeitet)  —  „  Ueber  die  Stellung  des 
Herzens  beim  Lungenemphysem**  —  „Zur  Pathologie  der  Geschwülste**  — 
1860:  „Zur  spontanen  Zerreissung  kleinerer  Arterien**  —  1866:  „Bericht 
über  die  im  Auftrage  des  k.  k.  Ministeriums  von  den  Professoren  Müller 
und  Kl  ob  zur  Erforschung  der  Trichinenkrankheit  unternommene  Reise  nach 
Norddeutschland**  —   1867:   „Fall  von  Abtrennung  der  Epiglottis  durch  Selbst- 


i 


KLOB.  —  KLOSE.  495 

mordüersuchf  Heilung  durch  Wiederanheßen  derselben  durch  Knopfnähte^  — 
1868 :  „Obdudionsbefund  eines  Falles  von  wahrscheinlicher  Rotzvergiftung*'  — 
„Steine  in  beiden  üreteren  mit  consecutioer  Nierenatrophie  und  Harnblasen- 
entzündung*' —  1871:  ^Die  Lehre  von  der  Menstruation"  —  1876:  „Vortrag 
über  innere  Incarceration.^  In  der  Wiener  Med.  Wochenschrift  veröffentlichte 
K.  1860:  „Beiträge  zur  Pathologie  der  constitutionellen  Syphilis**  (gemein- 
schaftlich mit  Theod.  Plbischl)  —  1866:  „Sectionsbefund  des  letzten  Falles 
von  Trichinose  in  Brunn**  —  „Myocarditis  mit  per forir ender  Äbscessbildung 
an  der  Herzspitze*'  —  „Myocarditische  Schwielenwucherung  in  Form  runder 
Knoten**  —  1867:  „Cysticercus  cellulosae  im  Gehirn**.  In  der  Oesterr.  Zeitschr. 
f.  prakt.  Heilkunde,  1868:  „Zur  Lehre  von  der  Pylephlebitis.**  In  den  Wiener 
med.  Blättern  schrieb  er  1878:  „Ueber  die  Rupturen  der  Leber**  —  1879: 
„Lymphgefässthrombosen  und  Ectasien  in  den  Lungen,**    In  der  Wiener  Med. 

Presse  erschien  1869:  „Ueber  die  sogenannte  chronische  Entzündung.** 

G.  Scheuthauer. 

Kloeckhot  Cornelius  Albert  K.,  holländischer  Arzt  des  vorigen  Jahr- 
hnnderts,  hatte  unter  BOERHAAVfi  in  Leyden  studirt  und  prakticirte  zu  Utrecht. 
Sfbkxgel  sagt  von  ihm  (Gesch.  d.  Med.,  V,  pag.  631):  ,,E.  zeigte  sich  als  ein 
einsichtsvoller  Hippokratiker  durch  seine  Abhan^ungen  von  den  Zeichen  der  Gefahr 
in  hitzigen  Krankheiten,  von  dem  Zeitpunkte  des  Aderlasses  und  von  den  Krisen 
hitziger  Krankheiten.^  Am  meisten  ist  er  bekannt  durch  seine  Untersuchungen 
Aber  Himerweichung  als  Ursache  der  Geisteskrankheiten.  Die  betreffende  Schrift 
ist  betitelt:  „Diss.  de  morbis  animi  ab  infirmato  tenore  meduUae  cerebri** 
(Utrecht  1753).  Ausserdem  schrieb  K.:  „Historia  febris  epidemicae  Galenburgien- 
sium  anni  1741**  (Utrecht  1747 ;  Jena  und  Leipzig  1772;  deutsch  Leipzig  1796; 
auch  in  Horn's  Archiv,  1);  ferner  eine  Reihe  anderer  Abhandlungen,  welche 
znsammengefasst  in  der  „Opuscula  medica**  (Utrecht  1747;  Jena  1772;  deutsch 
von  Lbnne,  Leipzig  1789 — 90,  2  vol.)  erschienen  sind. 

*     Dict.  hist.  III,  pag.  331-  Pgl. 

Klohss,  Karl  Ludwig  K.,  zu  Zerbst  (Anhalt),  war  daselbst  am 
30.  Januar  1 800  als  Sohn  des  Arztes  Johannn  Ludwig  K.  geboren,  studirte 
seit  1817  in  Halle,  wurde  1820  daselbst  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  myelitide 
sive  de  medullae  spinalis  inßammatione**  (deutsch  in  Hüfbland's  Journal, 
Bd.  LVI,  LVII,  1823),  machte  eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland  und 
Oesterreich  und  wurde  1821  Stadtphysicus  in  Zerbst.  Er  schrieb:  „Die  Eutha- 
nasie,  oder  die  Kunst,  den  Tod  zu  erleichtem**  (Berlin  1835;  ein  Bruchstück 
davon  war  schon  1832  in  Hufeland's  Journal  erschienen)  —  „Die  Gehirn- 
Wassersucht  der  Kinder**  (Ebenda  1837).  Ein  Aufsatz  von  ihm  aus  Hoen's 
Archiv  (1822),  betreffend  den  gerichtlichen  Fall  eines  im  Wasser  todt  gefundenen 
neugeborenen  Kindes,  wurde  in  einer  eigenen  Schrift  von  J.  van  dbr  Plaats  in's 
Holländische  übersetzt  (Amsterdam  1823). 

Schmidt,  Anhaltisches  Schriftsteller-Lexikon,  pag.  512.  —  Cal]isen,X,  pag.  246; 
XXIX,  pag.  273.  ^ 

'''Klopsoh,  Karl  Immanuel  K.,  wurde  zu  Ologau  am  16.  März  1829 
geboren,  studirte  in  Halle,  Erlangen,  Breslau,  wo  Reichert,  Frerichs,  A.  Middel- 
DORFF  im  engeren  Sinne  seine  Lehrer  waren ;  bei  dem  Erstgetiannten  war  er 
auch  Assistent.  1855  promovirt,  wurde  er  1859  Privatdocent,  1866  Professor  für 
Chirurgie  in  Breslau,  lebt  er  dort  als  Professor  und  Geh.  Medicinalrath.  Er  schrieb 
Aber  Rippenknorpelbrtiche ,  über  Lithopädion,  orthopädische  Studien,  Prologomena 
zur  Oeschichte  der  Physiologie  etc.  Wem  ich. 

Klose,  Wolfgang  Friedrich  Wilhelm  K. ,  geboren  in  Domanze 
bei  Schweidnitz  am  14.  Juli  1775,  studirte  und  promovirte  in  Breslau  1796  mit 
der  „Diss,  de  catheterum  variis  speciebus   et  eorum  usu** ,    Hess   sich  dann    als 


496  KLOSE. 

Arzt  nieder,  wurde  Gründer  und  Leiter  des  Haasannen -Medicinal- Institutes 
und  starb  am  6.  November  1813.  Er  sehrieb:  „Versuch  eines  systematischen 
Handbuches  der  Pharmakologie**  (2  Thle.,  Breslau  1804 — 1805)  —  „Be/iand- 
hing  und  Heilung  eines  Morbus  niger^  (Archiv  der  prakt.  Heilk.  für  Schleien 
und  SOdpreussen,  1801)  —  »Die  Kuhpocken  und  ihre  Wirkungen  in  Landes- 
hut,  oder  Nachricht  von  einer  durch  die  Kuhpockenimpfung  daselbst  ver- 
anlassten Fehde"  (Landeshut  1801)  —  „  Vollständiger  Plan  des  (von  einer 
königl.  Krieijs-  und  Domänen-  Kammer  approbirtenj  Hausarmen- Medicinal- 
Institufs"  (Breslau  1802)  —  „Nothwendige  Erklärung,  den  Zweck  des  Haus- 
armen- Medicinal- Instituts  und  die  Mittel  zur  Erreichung  desselben  betreffend*^ 
(Ebenda  1804)  —  „Einrichtung  der  mit  dem  Breslauer  Hausar m^n-Medicinal' 
Institute  verbundenen  klinischen  Lehranstalt"  (Ebenda  1804)  —  „Geschichte, 
Verfassung  und  Gesetze  des  Breslauer  Hausarmen-Medicinal- Instituts"  (Ebenda 
1808)  —  „Beyträge  zur  gerichtlichen  ArzHeikunde*^  (Breslau  und  Leipzig  1811)  — 
„System  der  gerichtlichen  Physik**  (Breslau  1814),  sowie  zahlreiche  Artikel  und 
Aufsätze  für  verschiedene  Journale. 

Dict.  bist.  III,  pag.  :S31.  Pgl. 

Klose,  Karl  Ludwig  K.,  zu  Breslau,  war  daselbst  am  21.  August  1791 
geboren,  studirte  Medicin  in  Königsberg  und  wurde  hier  1812  Doctor  mit  der 
„Diss,  inaug,  historiam.  Mesmerismi  s  magnetismi  animtilin  cräicam  exhibefiy.** 
(4.),  studirte  darauf  ein  Jahr  lang  in  Wien,  machte  den  Krieg  von  1813,  14  als 
Oberarzt  eines  Haupt-Feld-Lazareths  mit,  Hess  sich  1815  in  Breslau  als  Arzt 
nieder,  habilitirte  sich  1816  daselbst  als  Privatdocent  mit  der  Sehrift:  „Syntagma 
semioticum  exhibens  partem  prosoposcopiae  generalem,  cephaloscopiae  quondam 
edendae  prodromum**  (4.),  wurde  1818  zum  Prof.  e.  o.  und  1829  zum  Prof.  ord. 
ernannt.  Er  las  über  allgemeine  und  specielle  Pathologie,  Encyclopädle  und  Ge- 
schichte der  Medicin,  gerichtliche  Medicin  und  schrieb  in  dieser  Zeit :  „Allgemeine 
Aetiologie  der  Krankheiten  des  menschlichen  Geschlechts,  u.  s.  vo.*'  (Leipzig 
1822)  —  „Beiträge  zur  Klinik  und  Staatsarzneiunssenschaft**  (Ebenda  1823)  — 
„Medicinisches  Taschenbuch  für  Hypochondristen  und  Solche,  die  es  zu  werden 
befürchten"  (Breslau  1824)  —  ;,  Ueber  Krankheiten  als  Mittel  der  Verhütung 
und  Heilung  der  Krankheiten^  (Ebenda  1826)  —  „  Ueber  den  Einfluss  des 
Oeschlechtsunterschiedes  auf  Atisbildung  und  Heilung  von  Krankheiten "  TStendal 
1829).  Als  akademische  Oelegenheitsschriften  erschienen  von  ihm  nach  der  Er- 
nennung zum  Prof.  e.  o. :  „De  medicinae  exotericae  secundum  meliorem,  quam 
plerumque  fit ,  methodum  conditae  atque  cultae,  insigni  utilitate  comment.^ 
(1823,  4.)  und  nach  der  Ernennung  zum  Prof.  ord.:  „De  senectutis  in  officiis 
medicis  tarn  clinids  quam  forensibus  ratione  recta  habenda  conimerUarius" 
(1829,  4.).  Er  übersetzte  Vieusseüx,  „  Ueber  künstliche  Blutausleerungen  u,  s,  «?,* 
(Breslau  1819)  und  gab  die  Fortsetzung  von  G.  H.  Masiüs*  „Handbuch  der 
gerichtlichen  Arzneiunssenschaft"  (Tbl.  II,  Abth.  2,  3,  Stendal  1831,  32)  heraus. 
Daneben  Aufsätze  in  den  meisten  deutschen  medicinischen  Zeitschriften,  fast  durch- 
weg forensischen  Inhaltes,  aber  auch  die  Geburtshilfe,  steigende  Bevölkerung, 
Uebervölkerung,  Lebendigbegraben  u.  s.  w.  betreifend.  Im  J.  Iö33  vertauschte  er 
seine  Stellung  in  Breslau  mit  der  eines  Regierungs-  und  Medicinalrathes  bei  der 
Regierung  zu  Königsberg  und  einer  ord.  Professur  bei  der  dortigen  Universität 
und  verfasste  die  akademische  Schrift:  „Sy flöge  gravissimorum  ad  epilepsiam 
spectantium  critica"  (1835, 4.).  Auch  gab  er,  in  Gemeinschaft  mit  0.  W.  L.RiCHTBai, 
heraus :  „Zeitschrift  für  Strafrechtspflege  in  den  Preuss.  Staaten^  (Heft  1,  2, 
Königsberg  1839 ,  40)  und  ^Sammlung  denkwürdiger  Straf  rechtsfälle ,  nebst 
strafrechtlichen  und  Staat sarzneilichen  Erörterungen  derselben**  (Danzig),  und 
lieferte  eine  beträchtliche  Menge  von  Artikeln  für  Ersch  und  Grüber's  Encyclopädie, 
für  das  Encyclopäd.  Wörterbuch  der  med.  Wissensch.,  herausg.  von  der  Berliner 
med.   Facultät,   sowie   historische    und    literarische   Kleinigkeiten  für    die   schles. 


KLOSE.  —  KLOSS.  497 

Provinzialblätter  u.  b.  w.  und  mehrere  historische  Werke.  1839  kehrte  er  wieder 
nach  Breelan  znrttck,  war  daselbst  als  Arzt  thätig  und  hielt  wieder  als  Prof.  honor. 
Voriesangeii  bei  der  Universität,  schied  jedoch  1853  wieder  aus  dem  Verbände  der 
Universitftt  aus.  £r  starb  zu  Dresden  am  23.  September  1863. 

Kowack.  5.  Heft,  pag.  88.  -—  Calüseii,  X,  pag.  249;  XXIX,  pag.  274.       6. 

Eloae,  Friedrich  August  E.,    zu  Radeberg   bei  Dresden,    war   am 

15.  Mai  1795  zu  Dresden  geboren,    wurde  1817  in  Göttingen  Doctor,   war  von 

1818 — 22  in  Dresden  Arzt,  habilitirte   sich  1822    in  Oöttingen    als  Privatdocent 

mit  der  Diss. :    „De   nonntdlia   vüus   vitiia*',  blieb    daselbst   bis  1827    and  war 

dann  bis  1831  Arzt  in  Leipzig.    Er  hatte  bis  dahin  herausgegeben:   „Sammlung 

physiologischer  y   pathologischer    und   therapeutischer  Abhandlungen    über    die 

Sinne**    (Heft  1  ,    Dresden    1821)    —    „Orundrias    zu    den    Vorlesungen    über 

Arzneimittellehre**  (Oöttingen  1823)    —    „Encj/clopädie   und  Methodologie   der 

Arzneikunde  y    zu    Vorlesungen    entu^or/en**     (Ebenda    1824);    zusammen    mit 

D.  W.  H.  Busch    und   L.  H.  Unger:    „Summarium  des  Neuesten  aus  der  ge- 

sammten   Medicin**   (1828,  31;    später   von    Anderen,   zuletzt   (1835 — 43)   von 

Kneschke  redigirt).    In  der  Folge  erschien  noch  von  ihm :  „Die  Medicin  unserer 

Zeity  nach  ihrem  Stillstehen  und   Vorwärtsschreiten,  u.  s.  w.'*   (Leipzig  1835). 

Auch  gab  er  eine  „Zeitung  für  Medicinalwesen**  (1829 — 31)  heraus.  Als  Arzt  und 

Besitzer  des  vielbesuchten  Augustusbades  bei  Radeberg  starb  er  am  4.  Januar  1 850. 

Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  28,  1850,  11,  pag.  970.  —  Callisen,  X, 
pag.  252 ;  XXIX,  pag.  275.  ö. 

Elosner,  Cosmas  DamianE.,  geboren  zu  München,  studirte  in  Ingol- 
stadt Medicin,  wo  er  1749  zum  Doctor  promovirt  wvrde.  Nachdem  er  zuerst  in 
Strassburg,  dann  in  München  ärztliche  Praxis  geübt  hatte,  erfolgte  1759  seine 
Ernennung  als  ordentlicher  Professor  und  Kreisphysicus  zu  Ingolstadt.  Er  lehrte 
dort  35  Jahre  Medicina  forensis,  bis  zu  seinem  am  12.  Februar  1794  erfolgten 
Tode.  Seine  Verdienste  als  Lehrer  und  Gerichtsarzt  wurden  von  Bcinem  Landes- 
herm  durch  Verleihung  des  Hofrathstitels  anerkannt.  Seine  Collegen  ehrten  ihn 
durch  wiederholte  Wahl  zum  Rector.  Für  schriftstellerische  Leistungen  fehlte  ihm 
die  Müsse.  Es  erschien  von  ihm  eine  einzige;  „Diss.  de  calculo  in  genere** 
(Ingolstadt  1759,  4.). 

Mederer,  Annalea  Ingolst.,  Bd.  III,  pag.  229.  —  Baader,  I,  pag.  598. 

F.  Seitz. 

Eloss,  Georg  Franz  Burkhard,  geboren  am  31.  Juli  1787  zu 
Frankfurt  a.  M. ,  gestorben  daselbst  am  10.  Februar  ,1854,  war  der  Sohn  eines 
Wundarztes ,  begann  seine  raedicinischen  Studien  in  Heidelberg  und  vollendete  sie 
in  Götlingen,  wo  er  1809  promovirte.  1810  wurde  er  unter  die  Aerzte  seiner 
Vaterstadt  aufgenommen  und  1812  von  dem  Grossherzog  Karl  von  Frankfurt 
zum  Prof.  e.  o.  an  der  medicinisch-chirurgischen  Lehranstalt  ernannt,  welche  schon 
im  Herbst  1813  aufhörte.  Seit  1816  wurde  er  dem  emeritirten  Dr.  Christian 
Shrmann  als  Adjunct  im  Rochnsspital  (für  Behandlung  von  Syphilis,  Erätze  und 
Blattern  bestimmt)  beigegeben  und  nach  dessen  Tode  sein  Nachfolger  als  Hospital- 
arzt. Ausser  seiner  Diss. :  „  Commentatio  chirurgica  de  amputatione  humeri  ex 
articulo*'  (4.)  hat  er  an  raedicinischen  Schriften  nur  in  der  Deutschen  Klinik 
(1850)  einen  ausföhrlichen  Bericht  über  die  Leistungen  des  Rochusspitales  und 
fieine  eigenen  therapeutischen  Grundsätze  geliefert.  Desto  fruchtbarer  war  seine 
Bchriftstellerische  Thätigkeit  als  Geschichtschreiber  der  Freimaurerei ,  worüber  ich, 
sowie  über  seine  bibliographischen  Bestrebungen,  in  meinem  unten  angeführten 
Artikel  näheren  Bericht  erstattet  habe. 

W.  Stricker  in  der  Allgem.  Deutsch.  Biographie.  XVI,  pag.  227. 

W.  Stricker, 

Hermann   Kloss,    Sohn   des   Vorigen,    geboren    zu    Frankfurt  a.  M. 
26.  Juli  1815,  gestorben  am  23.  Juli  1884,  studirte   in  Heidelberg  und  pro- 

Biogr.  Lexikon.  I([.  32 


498  KLOSS.  —  KLUG. 

movirte  daselbst  1838  mit  der:  yfDisa.  ststens  casum  rariorem  ovarit  pudlae 
novem  annorum^  criries,  concrementa  et  dentea  continerUis^ .  Nach  einem  Auf- 
enthalt in  Paris  wurde  er  1838  unter  die  Zahl  der  Frankfurter  Aerzte  aufgenommen, 
1847  Physious  und  1863  Physicus  primarius.  Seine  Arbeiten  sind:  „Qrundzüge 
der  jetzt  herrschenden  Ansichten  in  ^der  physiologischen  und  pathologischen 
Chemie*^  (Archiv  für  physiologische  Heilkunde,  1844,  III.  Bd.)  —  „Ueber  Para- 
siten in  der  Niere  vom  Helix"  (Abhandlungen  der  Senckenbergischen  natur- 
forsch. Ges.,  1854 — 56,  I.  Bd.)  —  »Dßr  Parasitismus  in  der  Natur''  (Frank- 
furter Museum,   1856)  —   „  Ueber  die  Bedeutung  der  niedrigsten  Lebensformen 

in  dem  Haushalte  der  Natur''  (Bericht  der  Senckenb.  naturf.  Ges.  f.  1868 — 69). 

W.  Stricker. 

Klotz,  Ernst  E. ,  gebor<9n  am  13.  Februnr  1802  zu  Dohna,  widmete 
sich  schon  sehr  früh  der  Irrenheilkunde.  Mit  24  Jahren  bereits  war  er  Assistenz- 
arzt an  der  Privat-Irrenanstalt  des  Dr.  Pibnitz  bei  Dresden,  wurde  1827  zu  Leipzig 
mit  der  Diss.  „De  vesaniae  prognosi**  Dootor  und  3  Jahre  darauf  Hausarzt  und 
zweiter  Arzt  der  Irrenanstalt  Sonnenstein  bei  Pirna,  als  welcher  er  daselbst  bis  zu 
seinem  am  2.  Januar  1867  erfolgten  Tode  verblieb. 

Allgem.  Zeitschr   f&r  Psychiatrie.  XXIV,  pag.  407.  Arndt. 

*  Klotz,  Hermann  K. ,  wurde  im  Ober  -  Innthale  am  4.  Juli  1846 
geboren,  studirte  in  Innsbruck  (zuerst  Philosophie),  München,  Wien,  wo  er  besonders 
Billäoth  hörte  und  1871  zur  Promotion  gelangte.  Bis  1875  —  mit  Unter- 
brechungen durch  Reisen  —  in  seinem  Heimathsorte  Inzing  praktisch  thfttig, 
siedelte  er  1875  nach  Wien  über  und  wirkte  von  1876  — 1880  als  Assistent  an 
Billroth's  Klinik.  Im  letztgenannten  Jahre  habilitirte  er  sich  in  Innsbruck  f&r 
Gynäkologie.  Ausser  einer^Monographie :  „Gynäkologische  Studien"  (Wien  1879) 
hat  er  in  v.  IjAN6£NB£Ck's  Archiv  (XXIV,  XXV)  und  in  der  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1878,  1882,  1883  verschiedene  Fragen  bearbeitet.  Wernich. 

Klug,  Johann  Christoph  Friedrich  K.,  zu  Berlin,  ein  als  Ento- 
mologe  bedeutender  Medicinalbeamter ,    war  daselbst    am  5.    Mai    1775    geboren, 
studirte,  nachdem  er  einen  anatomischen  Cursus  bei  dem  CoUegium  medicum  diirch- 
gemacht,  von  1795  an  in  Halle  und  wurde  daselbst  1797  Doctor  mit  der  Diss.:   „De 
historia  instrumentorum   ad  polyporum  eccstirpcttionem ,    eorumque  usus  chirur- 
gicus^'y  Hess  sich  1798  in  Berlin  als  Arzt  nieder  und  hielt  Vorlesungen,  nament- 
lich über  Augenkrankheiten.    Er  widmete  sich  aber  auch  der  Entomologie,  soweit 
es  seine  Berufsgeschäfte  zuliessen ,    mit   grossem  Eifer   und  erschien  bereits  1801 
eine  erste  entomologische  Arbeit  von  ihm;  er  wurde,  nachdem  er  1806  Assessor  des 
Ober  CoUegium  medicum,   1816  Stadtphysicus  geworden,   1818  zum  Prof.  e.  o.  in 
der  philosophischen  Facultät  und  zum  zweiten  Director  des  zoologischen  Museums, 
speciell  für  die  entomologische  Sammlung,   ernannt,    während  er  gleichzeitig  auch 
als  Medicinalbeamter  thätig  war.    Er  wurde  nämlich  1823  zum  Medicinalratb   beim 
Polizei-Präsidium  mit  dem  Titel  als  Geh.  Medicinalrath ,    1828  zum  Director    der 
wissenschaftlichen  Deputation  für  das  Medicinalwesen  und  bald  darauf  zum  Director 
der  med.  Ober-Examinations-Commission,   1835  aber  zum  Geh.  Ober-Medicinalrath 
und  vortragenden  Rathe  in  der  Medicinal-Abtheilung  des  Cultus-Ministeriums  ernannt. 
Es  rühren   aus  jener  Zeit  von  ihm    einige  medicinische  Arbeiten  her,  wie:   „Aus- 
wahl medicinisch- gerichtlicher  Gutachten   der  königl.  vnssenschaftlichen  Depu- 
tation u,  s.  w,"  (Bd.  I,  Berlin  1828)  u.  s.  w. ;  was  er  sonst  aber  auf  dem  Gebiete 
der  Entomologie  Hervorragendes  geleistet  hat,  entzieht  sich  der  Würdigung  an  dieser 
Stelle.  Er  starb  am  3.  Februar  1856.    Er  war  ein  Ehrenmann  im  vollsten    Sinne 
des  Wortes. 

G  e  d  i  k  e  in  Med.  Zeitang  des  Vereins  f.  Heilk.  in  Prenssen.  1856,  pag.  56.  —  W.  H  e  b  s 
in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  247.  —  Callisen,  X,  pag.  256;  XXIX,  pag.  277.      ^ 

'^'Klug,  Ferdinand  K.,  ist  am  18.  October  1845  in  Eotterbaeh  (Ungarn) 
geboren,    studirte   in  Budapest   und  Wien   und  wurde  1870   zum  Dr.  med.  pro- 


KLUG.  —  KLUGE.  499 

movirt,  war  von  1871 — 77  Assistent  an  dem  physiologischeD  Institut  in  Budapest 
mit  Ausnahme  des  Sommersemesters  1876,  da^  er  in  Leipzig  bei  C.  Ludwig  zu- 
brachte. 1878  wurde  er  zum  a.  o.  Professor  der  Physiologie  in  Budapest,  1879 
zum  ordentlichen  Professor  desselben  Faches  in  Klausenburg  ernannt.  Unter 
seinen  27  theils  ungarisch,  theils  deutsch  erschienenen  Arbeiten  heben  wir  hervor: 
„Ueber  die  Wärmeleüung  der  Haut**  (Zeitschr.  f.  Biologie,  Bd.  X)  —  „Physi- 
kalüche  Untersuchungen  über  den  tt/mpanütscken  und  nichttympanitischen 
Percussionsschall^  (ViRCHOw's  Archiv,  Bd.  LXI)  —  „  Ueber  Farbenempfindungen 
bei  indirectem  Sehen**  (Archiv  fttr  Ophthalmologie,  Bd.  XXI)  —  „Zur  Theorie 
des  Blutstromes  in  der  Art.  coron.  cordis**  (Centralblatt  d.  med.  Wissensch., 
1876)  —  ;,^«^  tympamtische  Percussionsschall  und  sein  Flammenbild **  (Allgem. 
med.  Gentral-Ztg.,  1876)  —  „Zur  Physiologie  des  Temperatursinnes**  (Arbeiten 
aus  der  physich  Anstalt  zu  Leipzig,  XI.  Jahrg.)  —  „Zur  Physiologie  des  Raum- 
Sinnes  der  oberen  Extremitäten  (Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie,  1877)  — 
„  Untersuchungen  über  die  Diathermansle  der  Augenmedien"  (Daselbst  1878)  — 
„  Verhalten  des  Sehpurpurs  gegen  dunkle  WärmeMrahlen**  (Briefl.  Mittheil,  an 
W.  KÜHNE  in  dessen  Untersuchungen,  Bd.  III,  1880).  q  Scheuthauer. 

Kluge,  Karl  Alexander  Ferdinand  K.,  zu  Berlin,  war  am  9.  Sep- 
tember 1782  zu  Straussberg  in  der  Mittelmark,  als  Sohn  des  dortigen  Stadtchirurgus 
Johann  GeorgFriedrich  K.  geboren,  wurde  1 800  als  Zögling  in  die  med.- 
ebirurg.  P6pini6re  aufgenommen  und  bei  dem  Collegium  med.-chirurg.  inscribirt. 
Nach  mehr  als  4jährigem  Studium  1804  als  Unter-Chirurgus  in  Berlin  angestellt, 
wnrde  er  1806  auf  der  Universität  Erfurt  mit  der  Diss. :  „De  iridis  motu**  zum 
Doctor  promovirt  und  1807  zum  Ober-Chirurgus  bei  dem  Hofstaate  des  Kronprinzen 
(späteren  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.)  befördert,  dem  er  in  Memel  und 
Königsberg  am  Krankenbett  Dienste  leisten  konnte.  1801)  zum  Ober-Chirurgus  bei 
der  med.-chirurg.  P6pini6re  berufen  und  1811  zum  Stabs-Chirurgus  ernannt,  trat 
er,  nachdem  ihm  1812  die  Anwartschaft  auf  die  Stelle  des  bejahrten  Professors 
der  Chirurgie  bei  der  med.-chirurg.  Akademie,  Mursinna,  ertheilt  worden  war, 
eine  wissenschaftliche  Reise  durch  Deutschland,  Italien  etc.  an,  wurde  1814  zum 
Prof.  e.  0.  bei  der  genannten  Anstalt  ernannt  und  ihm  die  Stelle  als  2.  Director 
der  chirurgischen  Station  und  der  Entbindungsanstalt  im  Charit^- Krankenhause 
übertragen,  welche  Stellungen  er  bis  zu  seinem  Lebensende  innegehabt  hat.  Seine 
erste  Schrift :  ;,  Versuch  einer  Darstellung  des  animalischen  Magnetismus  als 
Heilmittel**  (1811;  2.  Aufl.  1815;  3.  Aufl.  1819;  in's  Holländische,  Schwedische, 
Dänische ,  Russische ,  1812 — 18,  tibersetzt)  behandelte  den  damals  alle  Welt 
interessirenden  Gegenstand  mit  grosser  Sorgfalt  und  mit  eingehender  Benutzung 
der  gesammten  einschlägigen  Literatur.  1821  wurde  er  zum  Prof.  ord.  bei  der 
med.-chirurg.  Militärakademie  und  zum  Prof.  e.  o.  in  der  med.  Facultät  der  Berliner 
Universität,  1825  zum  Medicinalrath  bei  dem  erweiterten  Medicinal-CoUegium  der 
Provinz  Brandenburg,  1828  zum  Geb.  Medicinalrath  ernannt  und  ihm  in  demselben 
Jahre  auch  die  Direction  des  Charit^  -  Krankenhauses  übertragen,  die  er  bis  zu 
seinem  Tode  geführt  hat.  1829  wurde  er  zum  Mitgliede  der  wissenschaftlichen 
Deputation  für  das  Medicinalwesen  ernannt  und  schied  damit  aus  dem  Medicinal- 
Collegium  aus.  Seine  literarischen  Publicationen  aus  dem  Gebiete  der  Chirurgie 
und  Geburtshilfe  sind  weder  umfangreich,  noch  zahlreich  und  befinden  sich 
^rösstentheils  in  Zeitschriften  (Hüfeland's,  Graefe's  und  Walther's  Journal, 
Rüst's  Magazin,  Froriep's  Notizen,  Preuss.  Vereinszeitung  u.  s.  w.),  darunter 
auch  „Berichte  über  die  Vorgänge  in  der  Berliner  Gharitd-  Gebäranstalt** 
{1824 — 27);  einzelne  sind  aber  auch  besonders  erschienen,  z.  B.  „Apparatus 
deligationis**  (Edit.  2,  1831,  foL)  und  „Regulativ  für  die  Anfertigung  der  ein- 
flachen  chirurgischen  Verbände**  (2.  Aufl.  1831).  Ausserdem  aber  hat  er  grosse 
Verdienste  sich  um  die  Herausgabe  mehrerer  Werke  erworben,  die  er  zwar  nicht  selbst 
g'eschrieben  hat,  aber  für  welche  die  Vorarbeiten  und  die  Sammlung  des  Materials 

32* 


500  KLUGE.  —  KLUYSKENS. 

ihm  grösstentheils  zu  danken  sind ;  so  bei  Ad.  Leop.  Richteb  s  Handbuch  der  Lehre 
von  den  Brüchen  und  VerrenkuDgen  der  Knochen  (1828),  bei  H.  E.  Fritze*s  Arthro- 
plastik  (1842),  bei  Friedr.  Jac.  Behrendts  Ikonograph.  Darstellung  der  Beinbrflcbe 
und  Verrenkungen  (1845) ;  auch  um  die  Herausgabe  des  preussischen  Hebeommenlehr- 
buches  (1839)  hat  er  sich  besonders  verdient  gemacht.  Sein  Tod  erfolgte  am  26.  Mai 

1844.  Sein  Nachfolger  in  mehreren  seiner  Aemter,  Jos.  Heem.  Schmidt,  hat  in  einem 
Nachrufe  seinem  Charakter  und  seinen  Leistungen  ein  schönes  Denkmal  errichtet. 

J.  H.  Schmidt  in  Med.  Zeitung  des  Vereins  f.  Heilk.  inPrenssen.  184S,  pag.  201.  — 
C a II i s e n ,  X,  pag.  257 ;  XXIX  ,  pa^.  278.  —  E.  G n r  1 1  in  AUgem.  Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag  25a 

Gnrit. 

Elusemanu^  Georg  Gustav  Wilhelm  R.,  zu  Borg,  war  am  19.  Janvar 
1811  zu  Osterode  am  Harz  geboren,  wurde  1837  zu  Berlin  Doctor,  liess  sich 
zunächst   in  Gommern   nieder,    war   nacheinander  Physicus   der   Kreise  Karthaos 

1845,  Birnbaum  1847  und  des  1.  Jerichow'schen  Kreises  zu  Burg  1850.  Seine 
Arbeiten  betrafen  lediglich  das  Gebiet  der  gerichtlichen  Medicin,  darunter:  „Die 
Bedeutung  der  Verletzungen  in  forensiacher  Hinaiclu  und  besonders  über  die 
Bedeutung  von  Sugülationen  und  vrie  weit  daraus  auf  einen  Versuch  des  Er- 
hängens zu  schliessen  ist**  (Henke's  Zeitschr.,  1851);  femer  in  Caspee's  Viertel- 
jahrsschr.  (Bd.  I,  II,  lU,  VH,  IX,  XII) :  „  lieber  die  Bedeutung  von  Verletzungen 
an  Lebenden  mit  Bezug  auf  das  neue  Strafgesetz**  —  „Die  Syphilisation  in 
wissenschaftlicher  und  sanitätspolizeilicher  Beziehung"  —  „  Wie  weit  gehen  in 
geunssen  Fällen  die  Befugnisse  der  Hebeammen  f**  —  „Hydrostatische  Lungen- 
probe und  Gebären  im  Stehen**  u.  s.  w.  Er  starb  als  Sauitätsrath  in  der  Zeit 
vom  1.  Oct.   1880  bis  ebendahin  1881. 

Andreae.  pag   12-'5.  6. 

Eluyskens,  Jean-Fran^ois  K.,  zu  Gent,  war  am  9.  December  1771 
zu  Alost  (Ost-Flandern)  als  Sohn  eines  Chirurgen  geboren,  machte  von  1788  an 
seine  Studien  in  Gent,  wurde  in  österreichischen  Diensten  in  der  Champagne  bei 
Croix-aux-Bois  schwer  verwundet,  verliess  nach  der  Schlacht   bei  Jemmappes  den 
Dienst   und   trat  1794  als  Chirurgien-major  in  die  holläudische  Armee,    zog  sich 
aber  nach  der  Occupation  Hollands   durch  die  Franzosen  nach  Gent  zurück,    um 
daselbst  zu  prakticiren,    wurde   bald    darauf  zum  Chef-Chirurgen  des  Civilspital» 
und  zum  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  bei  dem  dortigen  CoUegium  medicum 
ernannt.    Als   ein  sehr   sprachkundiger  Mann    gab   er   seit    1805,    zusammen  mit 
L.  H.  J.  Vrakcken  und  J.  V.  P.  Dünbar,  ein  Sammel-Joumal  u.  d.  T. :  „Annales 
de  litterature  m^dicale  Arang^re**  heraus  und  übersetzte :   Th.  Denman,  „Intro- 
duction    h   la  pratique  des   accouchemens**  (2  voll. ,    Gent  1802)    und    Erasmk 
Darwin,  „Zoonomie,  ou  lots  de  la  vie  organique**  (4  voll.,  Gent  und  Paris  I8J)5). 
Als    1814    das   Haus   Oranien   wieder   Besitz   von    den    vereinigten    Niederlanden 
ergriff,  wurde  er  zum  Generalarzt  der  holländischen  Armee  ernannt  und  entwickelte 
in  dieser  Eigenschaft  nach  der  Schlacht  bei  Belle-Alliance  eine  ganz  ausserordent- 
liche und  rühmliche  Thätigkeit.  Auch  in  dem  folgenden  Frieden  hatte  Belgien  ihm 
Viel  zu  danken  durch  Errichtung  eines  Gebärhauses,  Einführung  des  Hebeammen- 
Unterrichtes,  Gründung  eines  grossen  Irrenhauses  und  grossentheils  die  Erricfatun, 
der  Universität  Gent,  bei  welcher  er  Prof.  ord.  der  med.  Facultät  wurde,  1832  aber 
Leibarzt  des  Königs   der  Belgier.    Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen:  „M^m. 
sur  la  fihxre  inflammatoire  typhoide  qui  r^gne  dans  la  province  de  la  Flandre 
Orientale**  (Gent  1817;   holländ.  Uebers.  von  N.  C.  Meppen,  Amsterdam  1818)  — 
„Dissert,    sur  Vophthahnie  contagieuse  qui   r^gne   dans  quelques  bataillons  de 
VarmSe  des  Pays-Ba^**  (Ibid.  1819)  —   „Matihre  m4dicale  pratiqus,   contenant 
Vhistoire   des   mddicamens,    etc.**  (2  voll. ,    Gent  1824,  26)    —    „Overztgt    van 
onderscheidene  zwangerheden  buiten  de  baarmoeder ;  etc.**  (Verhandl.  der  Berate 
Kl.  van  het  Nerderl.  Inst.,  V).    Er  starb  zu  Gent  am  24.  October  1843. 

Biogr.  med.  V,  pag.  439.  —  Piron,  pag.  195.  —  Callisen,  X,  pag.  261 ;  XXIX, 
pag.  279.  Q 


KLÜYSKBNS.  —  KNAPE.  501 

HenriKIuyskens,  Sobn  des  Vorigen,  in  Gent  geboren,  war  ebenfalls 
Professor  der  Medicin  an  der  dortigen  Universität  nnd  dabei  ein  gelehrter  Numis- 
matiker, der  als  soloher  eine  Schrift:  „MSdaillea  frappiea  en  Vhonneiir  de 
mMecins^  nnd  in  der  „Revue  nnmismatique  belge^  die  Artikel  „Numümattqtte 
Visaltenne^  (1874)  und  „Numismatique  Jennerienne"  publioirte.  Ausserdem  hat  er 
folgende  chirurgische  Schriften  verfasst:  „Considdrations  sur  le  mode  de  pause- 
ment  le  plus  prompt  et  le  plus  fcLcile  pour  le  transport  des  bless^s"  (Gent 
1860)  —  „Considiratuyns  pratiques  sur  Vamputation  des  membres^  (Ebenda 
1862)  —  „La  Chirurgie  en  France  aux  17,  et  18.  sihcles".  Dazu  eine  grosse 
Zahl  von  Berichten  und  Analysen  in  verschiedenen  Journalen.  Er  starb  im  Jahre  1885. 

van  den  Corput. 

Knackstädt,  Christoph  Elias  Heinrich  K. ,  geboren  in  Braun- 
schweig  am  12.  December  1749  als  Sohn  eines  Chirurgen,  bei  dem  er  die 
Chirurgie  praktisch  erlernte,  bestand,  nachdem  er  eine  Zeit  lang  in  Brunn 
besonders  Chirurgie  und  Geburtshilfe  studirt  hatte,  in  Braunschweig  1776  die 
zur  Praxis  nöthige  Prüfung.  Da  es  ihm  nicht  glflckte,  eine  seiner  Neigung  eot- 
sprechende  Stellung  in  Braunschweig  zu  erhalten,  so  ging  er  1786  auf  Empfehlung 
Zihmbbmann's  nach  St.  Petersburg,  war  Professor  der  Anatomie  und  Chirurgie  am 
Kalinkin  -  Institute,  wurde  1790  nach  Einreichung  einer  Schrift:  „Beschreibung 
der  trockenen  Knochen  des  menschlichen  Körpers^  ohne  Examen  als  Doctor 
der  Medicin  anerkannt  vom  medicinischen  Colleg  in  St.  Petersburg.  Er  starb  am 
27.  März  1799.  K.  hat  drucken  lassen:  „Erklärung  lateinischer  Wörter y 
welche  zur  Zergliederungslehre,  Physiologie  und  Oeburtshilfe  gehören^  (Braun- 
sehweig  1784  und  178H)  —  „Deutsch-lateinischer  Theil  derjenigen  Wörter^ 
welche  in  der  Erklärung  enthalten  sind"  (Ebenda  1785)  —  „Descriptio  prae- 
paratorum  maximam  partem  osteologicorum  rarissimorum"  (Ebenda  1785)  — 
^Anatomische  Beschreibung  einer  Missgeburt,  welche  ohne  Oehirn  und  Hirn- 
schädel lebendig  gehören  worden"  (St.  Petersburg  1791,  4.)  —  „Qrundriss 
eon  den  trockenen  Knochen  des  menschlichen  Körpers"  (Ebenda  1791). 

Tschisto witsch,  CLXXX.  —  Biogr.  m6J.  V,  pag.  440.  L.  Stieda. 

Enape,  Christoph  K. ,  zu  Berlin,  war  am  26.  December  1747  zu 
Wollin  an  der  Randow  (Ukermark)  geboren,  wurde  1773  in  Halle  Doctor  mit 
derDiss.  „Theoria  metamorphosis,  chemico-philosophicis  rationibus  super str acta" 
(erschien  1774  als  besondere  Abhandlung),  wurde  1778  Feldstabsmedicus  bei  der 
preussischen  Armee,  war  von  1783 — 1809  zweiter  Professor  der  Anatomie  bei 
dem  Collegium  medico-chirurgicum  in  Berlin,  seit  1790  vortragender  Rath  in  dem 
1809  aufgehobenen  Ober-Sa nitätscoUegium,  und  erhielt  1810  die  Stelle  eines  Prof. 
ord.  der  Anatomie  (neben  Rüdolphi)  an  der  Berliner  Universität.  Er  gab 
heraus:  „Kritische  Annalen  der  Staatsarzneikunde"  seit  1804,  fortgesetzt  mit 
A.  F.  Heckbr  als:  „Kritische  Jahrbb,  d.  Staatsarzneik,  f,  d.  19.  Jahrhundert" 
(2  Bde.,  1806;  1809).  Es  erschienen  in  denselben  von  ihm:  „Die  Verbindungen 
des  Wasserstoffgases  mit  Arsenik  und  die  Fortdauer  der  Empfindung  und  des 
ßeurusstseins  der  Hingerichteten"  (1804)  —  „TJeber  die  zweckmässigsten  Schutz- 
mittel gegen  die  nachtheiligen  Wirkungen  des  Mutterkorns"  (1806)  —  n^^^ 
Möglichkeit  der  Verspätung  der  Geburt,  durch  Erfahrung  bestätigt"  (1806)  — 
„Beitrag  zur  Beantwortung  der  Frage:  Kann  ein  Kind  athmen,  ehe  es  geboren 
ist?"  (1808).  Ausserdem  Arbeiten  in  Pyl's  Aufsätze  und  Beobb.,  in  Desselben 
Repertorium  für  öffentl.  und  gerichtl.  Arznei wissensch«,  in  Moritz'  Magazin  zur 
Erfahrungs-Seelenkunde ,  in  den  Schriften  der  Leopold.  Akad.  der  Naturforscher. 
Bis  1817  war  er  Mitglied,  auch  fünf  Jahre  lang  Director  der  wissenschaftlichen 
Deputation  für  das  Medicinalwesen,  mit  dem  Titel  eines  Geh.  Ober-Medicinalrathes. 
Bei  Gelegenheit  seines  1823  gefeierten  50jährigen  Doctor- Jubiläums  wurde  seine 
marmorne  Büste  im  anatomischen  Hörsaale  aufgestellt.  Er  starb  am  15.  December 
1831.  —  Er  war  ein  sehr  sorgfältiger  und  erfahrener  Anatom  und  in  der  gericht- 


502  KNAPE.  —  KNAÜTHE 

liehen  Medicin  und  Medieinalpolizei  gleieh  trefflieh   bewandert;    als  Lehrer  wurde 
er  sehr  hoch  geschätzt. 

Nener  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  9,  1831,  11,  pag  1041.  —  Calliaen,  XXIX, 
pag.  280.  G. 

*  Knapp ,    Hermann   Jakob  E. ,    deutsch  -  amerikanischer  A  ugen-   und 
Ohrenarzt  in  New  York,  geboren  am  17.  März  1832  in  Daubom  (Hessen-Nassau), 
studirte  seit  1851  auf  den  Universitäten  zu  München,  Wfirzburg,  Berlin,  Leipzig, 
Zürich,  Wien,  Paris,  London,  Utrecht  und  Heidelberg,  wurde  1854  Dr.  med.  in 
Giessen,   war  Schüler    und  Assistent  A.  v.  6raeF£'s,   habilitirte   sich    1860  als 
Privatdocent  in  Heidelberg  und  wurde  hier  1865  zum  Professor  der  Augenheilkunde 
ernannt.  1868  siedelte  er  nach  New  York  über,  wo  er  das  Ophthalmie  and  Anral 
Institute  gründete  und  seit  1882  Professor  der  Augenheilkunde  am  Medical  College 
der  University  of  the  City  of  New  York  ist.    Von  1869  an  gab  er  mit  Moos  in 
Heidelberg   das    in  deutscher  und    englischer  Sprache    erscheinende    „Archiv  ßir 
Augen-  und-O/irenkeilkunde^  heraus;   1879  wurden  die  beiden  Abtheilungen  des 
Archivs  getrennt,  das  „Archiv  für  Augenheilkunde"  erschien  unter  Redaction  von 
K.  und  J.  HiKSCHBERG  (Berlin),  gegenwärtig  Schweigger,  und  das  „Archiv  für 
Ohrenheilkunde"  unter  Redaction  von  K.  und  Moos.     Von  K.*s  sehr  zahlreichen 
Arbeiten    nennen    wir    zunächst    die    auf   Anregang    Helmholtz's    entstandenen 
Arbeiten  über  physiologische  Optik :  „  Die  Krümmung  der  Hornhaut  des  mensch- 
lichen Auges"    (Heidelberg  1860)    —  ;,  lieber  die  Lage    und   Krümmung   der 
Oberflächen  der  menschlichen  Krystalllinse  und  den  Einfluss  ihrer  Veränderungen 
bei  der  Accommodation  auf  die  Dioptrik  des  Auges"  (Geaefe's  Archiv,   1860); 
ausserdem:   „Fall   von   elfenbeinerner  Orbitalexo4ose"    (Ibid.   1861)  —   „üeher 
die  Asymmetrie   des    Auges   in   seinen   verschiedenen  Meridian- Ebenen"    (Ibid. 
1862)    —  „Die  genchichtliche  Entwicklung    der  Lehre    vom  Sehen,  sowohl  des 
gesunden    als    des   kranken    Auges.    Ein   populär  -  wissenschaftlicher    Vortrag*^ 
(Wiesbaden    1862)    —    „lieber    die    Vorzüge    des   binocularen   Augenspiegels" 
(Heidelberger  Jahrbücher,    1863)    —    „Erfolgreiche   Pupillenbildung    bei   einer 
durch  einen  Stoss  dislocirten  Linse"  (Zehender's  klin.  Monatsblätter,   1863)  — 
„Beiderseitige  Linear exlraction  eines  diabetischen  Staars"    (Ibid.)  —   „Exoph- 
thalmus durch  Orbitalemphysem"  (Ibid.)    —    j^  lieber   die   Erfolge   der  tchiel- 
Operation"  (Ibid.)  —  „Fall  von  Retinalveränderung  bei  Thrombose  des  Sinus 
cavernosus"  (Ibid.   1864)    —    ;,  lieber   die  Diagnose  des   irregulären    Astigma- 
tismus" (Ibid.)  —  „  lieber  Sarcom  der  Chorioidea"  (Heidelberger  Jahrbb.,  1865)  — 
„lieber    einige    Oeschumlste"    (Zehender's    klin.    Monatsblätter.    III,    1865)  — 
„lieber  die  Erzielung  grösster   Wirkungen    bei  der  Schieloperation"  (Ibid.)  — 
„lieber   die   verschiedenen    Operationsverfahren    bei  Nachstaar"    (Heidelberger 
Jahrbb.,   1865)  —    „  lieber   die   bei  der    epidemischen    Cerebrospinalmeningitis 
vorkommende  Erkrankung   des  Augapfels"  (Centralblatt  f.   d.  med.  Wissensch., 
Berlin  1865)  —  ^^ Metastatische  Chorioiditis  klinisch  und  pathologisch- anatomisch 
erläutert"  (v.  Graefk's  Archiv,  1867,  XIII)  —  „Die  intraocularen  Geschwülste" 
(mit  70  Zeichnungen    und    1  Farbentaf. ,    Karlsruhe    1868)  etc.     Von  1863—65 
verfasste  K.  die  Berichte  über  die  Leistungen  der  Augenheilkunde  in  Canstatt*s 
Jahresberichten.     Ausserdem    veröffentlichte   er    mehrere  Jahresberichte    über    eine 
von  ihm  in  Heidelberg  dirigirte  Augenheilanstalt. 

Atkinson,  pag.  144.  Pgl- 

*Knautlie,  Theodor  Hermann  K. ,  in  Dresden  1837  geboren,  hatte 
in  Leipzig  spcciell  zu  Lehrern  Wagner  und  Wunderlich,  wurde  1863  proniovirt 
und  assistirte  an  der  Pagen STECHER'schen  Augenheilanstalt  zu  Wiesbaden.  Um 
in  OeKterreich  prakticiren  zu  können,  bee^tand  er  1873  ein  zweites  Rigorosum  in 
Innsbruck  und  ist  seitdem  als  Curarzt  in  Meran  tbütig.  Neben  Artikeln  balneo- 
logischen  und  klimatologiscben  Inhalts  publicirte  K.  ein:  „Handbuch  der  pneuma- 
tischeii    Therapie"    (Leipzig    1876),    eine    Schrift:    „Ueber    Weintraubencuren" 


KNAÜTHE.  —  KNEIP.  503 

(daselbst  1873)   und   ist  langjähriger  Referent    über    Krankheiten    d^r  Athmnngs- 
organe  in  Schmidt's  Jahrbtlchem.  Wernich. 

Knebel,  Immanuel  Gottlieb  K.,  geboren  zu  Görlitz  am  27.  Januar 
1772,  ging  1785  nach  Niesky,  um  dort  Chirurgie  zu  erlernen,  stndirte  von  1792 
an  in  Jena,  Leipzig  und  Dresden,  wurde  1795  in  Wittenberg  Doctor,  hielt  sich 
dann  einige  Zeit  in  Berlin  auf  und  liess  sich  zuletzt  in  Görlitz  nieder,  wo  er 
Mitglied  und  Bibliothekar  der  Oberlausitzer  Gesellschaft  der  Wissenschaften  wurde 
und  am  30.  Januar  1809  starb.  Seine  Schriften  waren:  „Grundrtas  zu  einer 
Zeichenlehre  der  gesammten  Entbindungsvnssenschaft ,  zum  Gebrauch  für  an- 
gehende Oeburtahelfer**  (Breslau  1798)  —  „Versuch  einer  chronologischen 
Uebersicht  der  Literaturgeschichte  der  Arzneiwissenschaft  zur  Beförderung 
und  Erleichterung  des  Studiums  derselben*'  (Ebenda  1798)  —  „Materialien  zur 
theoretischen  und  praktischen  Heilkunde"  (Ebenda  1799 — 1800)  —  „Orundriss 
der  polizeilich-gerichtlichen  Entbindungskunst"  (Ebenda  1801 ;  1803)  —  „Grund- 
sätze zur  Kenntniss  der  Wassersucht  im  Allgemeinen"  (Ebenda  1801)  — 
„  Theoretischer  Versuch  über  den  Charakter ,  einige  Erscheinungen  und  die 
Heilart  des  gelben  Fiebers  etc."  (Ebenda  1805)  —  „Grundlage  zu  einem  voll- 
ständigen Handbuche  der  Literatur  für  die  gesammte  Staatsarzneikunde  bis 
zu  Ende  des  18,  Jahrhunderts,  L  Bd,,  Abth,  Allgemeine  Literatur  derselben" 
(Ebenda  1806).  Ausserdem  hat  er  zahlreiche  medicinische  Journalartikel  und 
Aufsätze  geschrieben. 

Otto,  Bd.  ir,  pag,  302;  Bd.  III,  Abth.  2.  pag.  745,  Snpplem ,  pag.  208.  —  Nouv. 
biogr.  g6n6r.  T.  XXVIT,  pag.  884.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  441.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  333. 

Pgl. 

^Kneeland,  Samuel  K.,  geboren  in  Boston  am  1.  August  1821, 
besuchte  die  medicinischen  Bildungsanstalten  seiner  Vaterstadt  imd  wurde  hier 
1843  mit  der  „Gontagiousne^s  of  puerperal  fever"  betitelten  Schrift,  welche 
ihm  den  Boylston  Preis  einbrachte,  zum  Dr.  med.  graduirt.  Denselben  Preis  erhielt 
er  1844  für  »eine  Arbeit  ^Hydrotherapy" .  Beide  Schriften  sind  in  dem  Amer. 
Journ.  of  the  Med.  Scienc.  erschienen.  Nach  seiner  Promotion  verwandte  K.  zwei 
Jahre  zu  weiteren  medicinischen  und  naturwissenschaftlichen  Studien  in  Paris  und 
liess  sich  1845  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder.  Zugleich  wurde  er  zum 
Prosector  der  Anatomie  an  der  Harvard  Med.  School  gewählt,  in  welcher  Eigen- 
schaft er  bis  1876  thätig  war.  K.  machte  zahlreiche  wissenschaftliche  Reisen, 
nach  Brasilien,  an  den  Lake  Superior,  nach  den  Hawai-Inselu,  1874  nach  Island  etc. 
Ausser  einer  sehr  grossen  Zahl  von  Artikeln  uod  Aufsätzen  für  verschiedene 
medicinische  und  populär-naturwissenschaftliche  Zeitungen,  wie  „Annais  of  scientific 
discovery",  die  er  von  1866 — 69  herausgab,  filr  Appleton's  „New  American 
Encyclopaedia"  u.  A.  veröffentlichte  er  noch  eine  Uebersetzung  von  Andey's 
„Herzkrankheiten"  und  von  Smith's  „Geschichte  der  menschlichen  Species", 
femer:  „Wonders  of  the  Yosemite  Valley  and  California"  —  „An  American 
in  Iceland"  u.  A.  Unter  seinen  eigentlich  medicinischen  Aufsätzen  sind  erwähnens- 
werth:   „Taste  not  a  special  sense"   —  „Leprosy"  —   „Monstrosities" . 

Atkinson,  pag.  60.  Pgl« 

Kneip,  Karl  Kurt  Adolf  K.,  zu  Greifswald,  war  zu  Wittgenstein 
geboren,  wurde  1828  in  Greifswald  mit  der  Diss.  „Degeneratio  et  amputatio  penis" 
Doctor,  1832  Privatdocent  und  hielt  Vorträge  bei  der  Universität  und  Chirurgen- 
schale; 1836  wurde  er,  nach  Mandt's  Abgange,  zum  Prof.  e.  o.  und  Director 
der  chirurgischen  und  augenärztlichen  Klinik  ernannt.  Als  Schriftsteller  wenig 
bekannt,  da  er  nur  Verfasser  mehrerer  Artikel  in  Rcst's  Handbuch  der  Chirurgie 
war,  war  er  als  Lehrer  und  Operateur  sehr  ausgezeichnet  und  allgemein  beliebt 
lind  geachtet.     Er  starb  am  25.  Februar  1842. 

Berliner  Vo.-sische  .Zeitung,    184'^,    Nr.  68,    Beilage    —    Callisen,   X,  pag.  266, 
XXIX,  pag   28^.  G. 


504  KNEISEL.  —  KNIGHT. 

Kneisel,  Johann  Friedrich  Christoph  E. ,  Zahnarzt  zu  Berlin, 
war  zu  Bösedaa  im  Saalkreise  am  10.  Juni  1797  geboren,  machte  als  Compagnie- 
Chirurg  den  letzten  Feldzug  des  Befreiungskrieges  mit,  studirte  auf  der  Berliner 
Universität  Chirurgie  und  Medicm  und  absolrirte  1828  seine  Staatsprüfung.  Er 
sehrieb:  „Antoeüung  zur  diätetischen  Behandlung  der  Zähne  beim  weiblichen 
Geschlecht,  besonders  auch  bei  Brunnen-  und  Badecuren^  (Berlin  1830)  — 
„Der  Schiefstand  der  Zcihne,  dessen  Ursachen  und  Abhilfe  nach  einer  neuen, 
sicheren  tmd  schmerzlosen  Heilmethode*^  (Ebenda  1836,  m.  6  Taff.)  —  „Das 
künstliche  Qebiss  in  seiner  Bedeutsamkeit  für  den  Körper  und  Geist  dar- 
gestellt'' (Ebenda  1840,  mit  2  Taff.). 

Gelehrtes  Berlin.  1845,  pag.  189.  G. 

*  Knie ,  A  d  o  1  f  K. ,  bekannter  Chirurg  in  Moskau ,  wurde  geboren  am 
19.  März  1849  zu  Libau  (Kurland),  studirte  Medicin  in  Dorpat,  speciell  Chirurgie 
unter  Adelmann  und  Bergmann,  wurde  am  24.  November  1873  zum  Dr.  med. 
promovirt  (Diss. :  „  lieber  die  physiologischen  Wirkungen  der  Blausäure*^) : 
prakticirt  seit  1874  in  Moskau  und  leitet  daselbst  eine  chirurgische  PrivatkliniL 
K.  hat  eine  Reihe  casuistischer  Mittheilungen  in  der  St.  Petersburger  med.  Wochen- 
schrift verfasst,  darunter:  „Langdauemder  Ileus ^  Enterolomie,  Heilung'^  (1880) — 
„ Colotomia  iliaca^  (1881)  —  ^Drei FäUe  von  Gastrotomie"  (1883)  — ;, Casuistische 
Mittheilung  über  Neurectomie  des  II.  Trigeminusa^tes^  (1885).  Im  Centralblatt 
fttr  Chirurgie  (1885):  „Zur  Technik  der  Golotomie,"  Ausserdem  Arbeiten  in 
russischer  Sprache  in  der  Medizinskoje  Obosrenije  (1883)  und  den  Annalen  der 
chirurgischen  Gesellschaft  zu  Moskau  (1880 — 1885).  Femer  (russisch)  Jahres- 
bericht über  die  Thätigkeit  seiner  Klinik  (Moskau  1884).  ^  Stieda 

Enigge,  Thomas  K. ,  geboren  1757  zu  Regensburg,  promovirte  zum 
Dr.  med.  1780  in  Erlangen  mit  der  „Diss.  de  mentha  piperitide**  (auch  selb- 
ständig u.  d.  T. :  „Commentatio  botanico-medica  de  mentha  piperitide**  erschienen), 
Hess  sich  dann  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  starb  aber  daselbst  bereits 
im  jugendlichen  Alter  von  30  Jahren  um  1787.  Seine  Schriften  sind  u.  d.  T. : 
„Medicinische  Fragmente  aus  der  Verlassenschaft  des  Herrn  Thomas  K.  in 
Regensburg j  nebst  dessen  Lebenslauf  und  Schattenriss**  von  JOH.  Jac,  Kohlhaas 
(Regensburg  1788)  herausgegeben.  Es  handeln  diese  Fragmente  —  4  an  der 
Zahl  —  von  der  Unsicherheit  der  Todeszeichen  und  über  die  (refahr  des  Lebendig- 
begrabenwerdens ,  über  Temperamente  und  deren  Einfluss  auf  den  Verstand,  Ver- 
theidigung  der  Aerzte  gegen  ungerechte  Vorwürfe,  Prüfung  der  zur  Erklärung 
der  Naevi  gemachten  Hypthesen.  Ausserdem  hat  K.  an  verschiedenen  Journalen 
mitgearbeitet. 

Dict.  hist.  m,  pag.  334.  Pgl. 

*Knight,  James  K.,  zu  New  York,  geboren  in  Tauey  Town,  Frederick 
Co.,  Md.,  am  14.  Februar  1810,  besuchte  das  Washington  Med.  Coli,  in  Baltimore 
und  das  General  Dispensary  daselbst  sieben  Jahre  lang  und  wurde  1832  graduirt 
Nachdem  er  dann  kürzere  Zeit  in  Baltimore,  Cincinnati  und  anderen  Städten  der 
Vereinigten  Staaten  prakticirt  batte,  liess  er  sich  1835  in  New  York  nieder,  war 
hier  bis  1840  als  Arzt  thätig  und  widmete  sich  dann,  auf  den  Rath  seines  Freundes, 
Prof.  Valentine  Mott,  speciell  der  Orthopädie,  zu  welchem  Zwecke  er  von 
1842 — 44  die  orthopädische  Behandlung  der  betrefifenden  Patienten  aus  den  öffent- 
lichen Kliniken  New  York's  übernahm.  Er  gewann  die  üeberzeugung,  dass  für  die 
zahlreichen  verkrüppelten  Individuen  jener  Stadt  die  Gründung  eines  besonderen 
Instituts  nothwendig  wäre,  und  es  gelang  seinen  langjährigen  lebhaften  Bemühungen, 
zunächst  1863  einen  Verein  zu  Stande  zu  bringen,  der  sich  „New  York  Society 
for  the  Relief  of  the  Ruptured  and  Crippled"  nannte  und  der  1870  ein  Hospital 
bauen  Hess,  das  7000  Krüppel  fassen  konnte  und  der  Leitung  K.'s  unterstellt  wurde. 
Von  seineu  literarischen  Veröffentlichungen  sind  zu  citiren :  „  The  improvemnet  of 


i 


KKIGHT.  —  KNOBLAUCH.  505 

ihe  health  of  chüdren  and  aduUs  by  natural  means**  (1868)    —  „Orthopedia 
or  a  practical  treatiae  on  the  aüeration  of  the  human  form^  (1874). 

Atkinson,  pag.  27.  Pgl. 

*Enlgllt,  Aquila  Leighton  K.,  Arzt  in  West-Columbia,  West  Va., 
geboren  am  25.  December  1823  in  der  Gegend  von  Mason,  Va.,  studirte  Medicin 
an  der  mediciniscben  Abtheilnng  des  Western  Reserve  Coli.,  0.,  wurde  bier  1850 
zum  Med.  Dr.  graduirt  und  Hess  sieb  dann  an  seinem  jetzigen  Wobnsitze  als  Arzt 
nieder.  Er  verOffentlicbte  n.  A. :  „Clay  as  a  therapeutical  agent*'  (Soutbem 
Med.  Rec.)  —  „Ischurta  renalis^  (Med.  and  Burg.  Report.  Pbiladelpbia)  — 
„Differential  diagnosis  of  diphtheria^  (Soutbem  Med.  Rec.)  —  „Duodenitis" 
(Ibid.)  —  „Medical  juriapmdence**  (Cincinnati  Lancet  and  Observer)  etc. 

Atkinson,  pag.  330.  Pgl. 

Knipboff,  JobannHieronymusK.,  zu  Erfurt,  war  bier  am  24.  Februar 
1704  geboren,  macbte  daselbst  und  in  Jena  seine  Studien  und  wurde  1727  Dr.  med. 
an  der  Universität  seiner  Vaterstadt  mit  der  „Dias,  exhibens  lepram  sive  elephan- 
tiasin  obaervatam  et  curatam**  1737  wurde  er  Prof.  e.  o.  und  bald  danacb 
ord.  der  Medicin,  1745  Inspector  des  Naturalien-  und  Kunstcabinets ,  sowie 
Bibliotbekar  der  k.  Leopold.  Akademie.  Er  starb  am  23.  Januar  1765.  Seine 
Scbriften  bestebeii  zum  grössten  Theil  aus  kleinen ,  aber  interessant  gescbriebeuen 
Dissertationen  und  akademiscben  Programmen. 

Boerner,  I,  pag.  468.  921;  II,  pag.  443,767;  III,  pag.  396,  711.  —  Baldinger, 
pag.  89.  —  Biogr.  mW.  V,  pag.  442.  —  Dict.  hist.  III,  pag   334.  Pagel. 

Enipps-Macoppe ,  Alexander  E. ,  geboren  zu  Padua  1662,  studirte 
in  seiner  Vaterstadt  und  in  Venedig.  Dann  macbte  er  im  Gefolge  eines  Fürsten 
Farnese  die  Feldzflge  in  Dalmatien  und  Spanien  mit,  ging  später  nacb  dem 
Tode  des  Fflrsten  zur  Wiederaufoabme  seiner  Studien  nacb  Holland,  wo  er  in 
Leyden  1692  mit  der  „Diss.  de  aortae  polypo**  Dr.  med.  wurde,  nabm  längere 
Zeit  Aufentbalt  in  Paris  und  Montpellier  und  Hess  sieb  1695  in  seiner  Vaterstadt 
nieder,  wo  er  1703  zum  Professor  der  mediciniscben  Botanik  und  zuletzt  zum 
Lebrer  der  praktischen  Medicin  ernannt  wurde.  Er  starb  am  10.  August  1748. 
Nicolas  Scagnati  bericbtete  in  einer,  Padua  1745,  publicirten  Schrift  tlber  K., 
dass  derselbe  sich  viel  mit  Studien  über  die  arzneiliohe  Wirkung  des  Quecksilbers 
und  der  Mineralwässer  von  Abomo  beschäftigt  habe;  doch  scheint  er  Schriften 
Aber  diese  Gegenstände  nicht  hinterlassen^  zu  haben.  Ausser  der  oben  citirten 
Dissertation  besitzen  wir  noch  eine  Schrift  von  ihm :  „  Pro  empirica  secta  adversus 
theoriam  medicam  praelectio  habita  in  Archilyceo  Patavino,  etc.^  (1716). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  443.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  336.  —  Sprengel,  Gesch.  d. 
Med.  V,  pag.  475.  Pgl, 

Enoblaucll,  Joseph  Wilhelm  K. ,  geboren  am  7.  November  1781  zu 
Weissenfeis,  wurde  1811  Dr.  med.  in  Leipzig  mit  der  „Dias,  phaenomenorum 
hominis  aegroti  expositio  specimen  1  et  II"  und  einige  Zeit  nach  seiner  Pro- 
motion ausserordentlicher  Professor  an  der  Leipziger  Universität;  doch  starb  er 
noch  jung  am  5.  December  18 19.  Schon  als  Student  hatte  er  in  der  „Zeitung 
för  die  elegante  Welt"  sieben  Artikel  über  die  GALb'sche  Schädellehre  veröffent- 
licht ;  später  schrieb  er  noch :  „  Von  den  Mitteln  und  Wegen,  die  mannigfaltigen 
Verfälachungen  sämmtlicher  Lebensmittel  ausserhalb  der  gesetzlichen  Unter- 
suchung zu  erkennen,  .  .  .  gekrönte  Preisschrift  etc.**  (2  Thle.,  Leipzig  1810)  — 
„Epidemion  oder  Annalen  der  Epidemieen ,  Contagionen,  Constitutionen  und 
des  Genius  der  Krankheiten"  (2  Thle.,  Ebenda  1814,  15)  —  „  Von  den  jähr- 
lichen, auf  nothwendigen  Naturgesetzen  beruhenden  Involutionen  und  Evolu- 
tionen des  Lebens  und  dem  dadurch  entstehenden  Umlauf  der  Krankheiten" 
(Hüfeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.,  XXXV). 

Dict.  hist   III,  pag.  337.  Pgl. 


506  KNOBLAUCH.  —  KNOEVENAGEL. 

* Enoblauoll,  Alexander  K.,  geboren  zn  Frankfurt  a. M.  am  3. September 
1820,  promovirte  zu  Heidelberg  1842  mit  der  Diss. :  „De  neuromate  et  ganglüa 
acceasorns  veris,  adjecto  cujuwü  generis  ca$u  novo  et  insigni"  (mit  4  Taff.,  Fol.), 
wurde  1843  Arzt,  1852  medieinisches  Mitglied  des  Pflegeamts  des  Hospitals  zum 
heiligen  ; Geist,  welche  Stelle  er  bis  1876  bekleidete.  1851  wurde  er  2.,  1852 
1.  Bibliothekar  der  Vereinigten  Senckenbergischen  Bibliothek  und  legte  1854  diese 
Stelle  nieder,  als  er  zum  Arzte  an  dem  Rochusspital  (für  Erätze,  Blattern  und 
Syphilis)  ernannt  wurde,  lieber  seine  Thfttigkeit  an  dieser  Anstalt  hat  er  in  den 
vom  ärztlichen  Verein  zu  Frankfurt  herausgegebenen  Jahresberichten  über  das 
Medicinalwesen  etc.  der  Stadt  Frankfurt  seit  1859  Bericht  erstattet,  über  die 
syphilitische  Abtheilung  iusbesondere  auch  seit  1857  in  Behrknd^s  Syphilide 
logie.  (Neue  Folge).  Im  III.  Bande  dieses  Werkes  hat  er  auch  eine  Abhandlung: 
;,  lieber  den  keiUigen  Stand  der  Frage  von  der  Entstehung  der  erblichen  Lttst- 
Seuche^  publicirt.  1867  erschien  von  ihm,  als  Manuscript  gedruckt:  „Da^  Rochus- 
spital  und  seine  Beziehungen  zur  Frankfurter  Bürger-  und  Einwohnerschaft^ j 
mit  wichtigen  statistischen  Mittheilungen  über  die  Krankeuzahl.  Seitdem  da«  Rochus- 
spital beseitigt  und  1884  durch  das  städtische  Krankenhaus  ersetzt  worden  ist, 
wurde  E.  zum  Chefarzt  desselben  ernannt.  ^   Stricker 

Enoer,  Ludwig  Wilhelm  de  K.,  war  Dr.  med.  und  praktischer  Arzt 
zu  Leipzig  im  vorigen  Jahrhundert.  Er  schrieb  :  „Basilius  Valentinus  redivivus^ 
(Leipzig  1716)  —  „Venus  ä  la  mode,  d.  i,  die  anjetzo  im  Schwang  gehende 
venerische  Modenkrankheit y  etc.**  (Ebenda  1717)  —  „Trockene  Sauerbrunnen- 
cur  etc.^  (Ebenda  1719;  1747)  —  „Der  Medicus  für  Frauenzimmer*'  (Ebenda 
1747)  —  n^^^  bei  Kinderkrankheiten  vernünftig  curirende  Medicus"  (Ebenda 
1753)  —  „Vademecum  medicum,  darinnen  eine  kurzgefasste  Methode  etc/ 
(Naumburg  und  Leipzig  1757)  —  „Pharmacopoea  compendiosa"  (Naumburg  1765). 

Dict.  hist.  m,  pag.  338.  Pgl. 

^Enoeveoagel,  Otto  K.,  Ober-Stabsarzt  1.  Cl.  zu  Schwerin  in  Mecklen- 
burg, geboren  am  26.  September  1833  zu  Pritzwalk  i.  d.  Prignitz,  war  von  1853 
bis  1857  Studirender  des  med.-chir.  Friedrich-Wilhelm-Instituts  zu  Berlin,  wurde  1857 
daselbst  Dr.  med.,  war  dann  von  1858 — 62  Assistenzarzt,  von  1862 — 71  Stabs- 
arzt (während  des  Krieges  Chefarzt  eines  Feldlazareths),  seit  1871  Ober-Stabsant 
in  den  Garnisonen  Potsdam ,  Berlin ,  Homburg  v.  d.  H. ,  Cöln ,  Schwerin ,  seit 
1879  Ober-Stabsarzt  1.  Cl.  und  Divisionsarzt.  Von  seinen  literarischen  Leistungen 
sind  anzufahren:  „Fall  von  geheilter  Phosphor  Vergiftung  mit  einer  Beobachtungs- 
dauer  von  fast  einem  halben  Jahre**  (Berliner  klin.  Wochenschrift,  1869)  — 
„Beitrag  zur  Aetiologie  des  Typhus  abdominalis**  (Ebenda)  —  „  Verletzungen 
durch  eine  Zündschraube**  (Deutsche  Militärärztliche  Zeitschrift,  1872)  —  „üeber 
chroninche  Respirationsleiden,  beziehentlich  Schwindsuchten  bei  Soldaten  nebst 
Bemerkungen  über  prophy laotische  Massregeln**  (Ebenda  1878)  —  „Fall  von 
angeborener  Enge  des  gesammten  Aortensystems  mit  consecutiver  bedeutender 
Ver grösser ung  des  Herzens**  (Berliner  klin.  Wochenschrift,  1878)  —  „Beiträge 
zur  localtn  Entvncklung  phthisischer  Zustände  in  den  Lungen*'  (Schmidt's 
Jahrbücher  der  ges.  Med.,  1878,  Bd.  CLXXVlIIj  —  „Resultate  einer  gelegent- 
lichen Untersuchung  der  luftzuführenden  und  der  bierleitenden  Röhren,  Hohl- 
räume etc,  an  den  Bierpumpen**  (Deutsche  Militärärztliche  Zeitschrift,  1879)  — 
„Beiträge  zur  Statistik  und  Aetiologie  der  Lungenentzündungen  im  Militär** 
(Eibenda  1882)  —  „Epidemieartiges  Auftreten  von  Lungenentzündung  in  der 
Garnison  Schwerin,  als  Theilerscheinung ,  resp.  in  Begleitung  anderweiter 
Epidemieen^  (Ebenda  1883)  —  „Dienst  und  Aufgaben  des  Divisionsarztes  in 
Friedenszeiten**  (Ebenda  1885)  —  „Zur  Verständigung  über  gleichmässige 
Principien  bei  Beurtheilung  der  ßetheiligung  meteorologischer  Factoren  und 
der  Entwickelung  infectiöser  Krankheitszustä ude'*  (Eülenberg's  Vierteljahrschrift 
1885;  u.  s.  w.  Red. 


KNOLL.  —  XNOLZ.  507 

Enoll,  Johann  Christian  Gerhard  R.,  als  Sohn  des  Arztes  Johann 
Daniel  K.  (geboren  1699  in  Aschersleben,  gestorben  am  11.  Februar  1751)  in 
Halberstadt  am  23.  Angnst  1726  geboren,  ging  1743  nach  Jena,  wo  er  4  Jahre 
stndirte,  darauf  nach  Halle,  wo  er  1746  mit  der  „Dtsa.  de  medicamentis  trauma- 
ttcü  eorumque  usu  legittmo"  Dr.  med.  wurde;  darauf  kehrte  er  in  seine  Heimath 
surflck,  um  seinen  Vater  in  der  Praxis  zu  unterstützen,  übernahm  jedoch  1749 
das  Physicat  zu  Osterwiek.  Nach  seines  Vaters  Tode  siedelte  er  nach  Halberstadt 
über,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode,  den  24.  Februar  1757,  blieb.  Er  schrieb: 
„Abhandlung  van  der  Verdickung  des  Geblütes  in  der  Lunge"  (Halle  1746)  — 
„Sendschreiben  von  dem  Schaden  des  beständigen  Wassertrinkens"  (Wernigerode 
1760)  —  „Sendschreiben  von  den  schädlichen  Wirkungen  des  übermässigen 
Branntweintrinkens"  (Ebenda  1750)  —  „Gedanken  von  den  Wirkungen  der 
Luft  im  menschlichen  Körper  überhaupt,  aus  physikalischen  Gründen  erläutert" 
(Quedlinburg  1752)  —  „Sendschreiben  von  den  Wirkungen  des  Kaffeetrinkens" 
(Ebenda  1762)  —  „Abhandlung  vom  Nachtwandeln"  (Ebenda  1763)  —  Ab- 
handlungen aus  der  Arzneiwissenschaft"  (Ebenda  1753)  —  „Gedanken  Hier 
einige  Materien  aus  der  Arzneiwissenschaft"  (Ebenda  1753 ;  Forts.  1754)  — 
„Vermischte  Anmerkungen  aus  der  ArzneivAssenschaft"  (Halberstadt  1757; 
2.  Aufl.  1765)  u.  A.  m. 

Börner.  III,  pag.  270.  —  Baidinger,  pag.  90.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  338.  -- 
Aiidreae,  II,  pag.  93.  pgl. 

Enolz»  Joseph  Johann  K.,  zu  Wien,  war  am  2.  März  1791  in 
Luttenberg  (in  Steiermark)  geboren,  studirte  in  Wien,  wo  er  nach  Beendigung 
seiner  Studien  Pensionär  am  chirurgischen  Operations-Institute  und  Assistent  an 
der  medicinischen  Klinik  für  Wundärzte  war.  Dann  habilitirte  er  sich  in  Salzburg, 
wurde  daselbst  1821  zum  Professor  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin  am 
k.  k.  Lyceum,  sowie  zum  Primararzt  des  Jobannisspitals  und  des  Irrenhauses 
ernanut.  Im  Jahre  1831  wurde  er  als  Professor  der  aligeroeinen  Pathologie  und 
Pharmakologie  nach  Wien  berufen  und  wurde  daselbst  1834  Decan  der  medici- 
nischen Facultät,  Protomedicus  in  Niederösterreich,  sowie  Regierungsrath  und 
Sanitätareferent  bei  der  niederösterreichischen  Regierung.  Nachdem  er  sich  1861 
in  das  Privatleben  zurQckgezogen  hatte,  starb  er  am  11.  Juni  1862.  K.  interessirte 
sich  besonders  fflr  Medicinalverwaltung,  auf  die  sich  auch  ein  grosser  Theil  seiner 
Schriften  bezieht.  Femer  war  er  Mitredacteur  der  „Medicinischen  Jahrbtlcher  des 
Oesterreichiscben  Staates"  seit  1832,  gab  gemeinschaftlich  mit  Schneider  und 
Sghük>'AYER  die  „Deutsche  Zeitschrift  für  Staatsarzueikunde"  heraus  und  war 
HauptTfdacteur  der  vom  Doctoren-CoUegium  der  medicinischen  Facultät  in  Wien 
seit  1855  herausgegebenen  „Oesterreichiscben  Zeitschrift  für  praktische  Heilkunde". 
Von  seinen  Schriften  citiren  wir:  „Naturhistorische  Abhandlung  über  die  Blut- 
egel  und  ihren  medicinischen  Gebrauch"  (Wien  1820)  —  „Systematische  Ein- 
theilung  der  Fieber  als  Leitfaden  zur  Diagnostik  derselben  am  Krankenbette, 
tabellarisch  zusammengestellt"  (Salzburg  1827)  —  „  Danttellung  der  Medicinal- 
verfassung  in  den  k.  k.  Staaten  Oesterreichs  in  Beziehung  auf  den  Wirkungs- 
kreis der  Kreisumndärzte,  der  Civil-Stadt-  und  Landurundärzte  und  der  Landes- 
Thierärzte  etc,"  (Wien  1830)  —  „Beobachtung  über  die  Wirkung  der  Soolen- 
häder''  (Beobacht.  und  Abhandl.  österr.  Aerzte,  1828,  Bd.  VI)  —  „Beitrag  zur 
Kenntniss  des  Cretinismus  im  Salzburgischen"  (Med.  Jahrbb.  des  Österr.  Staates, 
1830)  —  „Wissenschaftliche  Nachrichten,  die  Cholera  in  Wien  betrefftnd" 
(Wien  1831)  —  „Darstellung  der  Brechruhr-Epidemie  in  Wien,  wie  auch  in 
Oesterreich  unter  der  Enns  1831  und  32  etc,"  (Wien  1834)  —  „Die  Cholera- 
Epidemie  in  Nieder-Oesterreich  im  Jahre  1836"  (Med.  Jahrbb.  des  k.  k.  österr. 
Staates,  1839 ,  Bd.  XXVIII)  —  „Sammlung  aller  Sanitätsverordnungen  im 
Erzherzogthum  Oesterreich  unter  der  Enns  etc,  Bd,  VII"  (Wien  1834)  — 
„Tnstitutiones  medicae  hyglenes,  semiotices  et  therapiae  generalis"  (Wien  1835)  — 
^  lieber  Cretinismus"  (Wiener  med.  Wochenschr.,  1852)  —  „Ueber  die  Leistungen 


1 


508  KNOLZ.  —  KNOX. 

V alentin's  von  Hildenbrand"  (Ebenda  1853)  —  „üeber  das  Wesettj 
die  Entstehungsanlässe,  Verhütung  und  Heilung  des  Oretintsmus"  (DeutBche 
Zeitschr.  für  Staatsarzneikunde,  1853)  —  „  Vortrag  über  den  dermaligen  Zustand 
der  Staatsarzneikunde  in  den  europäischen  Staaten  u,  s.  w,*'  (Ebenda  1853)  — 
;,  üeber  die  Erfordernisse  der  Gompetenzfähigkeit  .  .  .  mit  besonderer  Beziehung 
auf  die  Zurechnung  cretinöser  Menschen"  (Oesterr.  Zeitschr.  f.  prakt.  Heilk., 
1856)  —  „Tödtlicher  Ausgang  einer  leichten  Hatäverletzung  bei  einem  Bluter" 
(Ebenda  1857)  —  „üeber  den  gesundheitsschädlichen  Einßuss  des  Wienflusses 
u.  s.  w^  (Ebenda  1858). 

A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsche  Biogr.  XYI,  pag.  323.  Pgl. 

*Knott,  James  Jerrold  K.,  geboren  in  Me  Donough,  Henry  Co.,  6a., 
am  16.  Juni  1839,  studirte  Medicin  am  Med.  Coli,  in  Atlanta  von  1858 — 59, 
dann  in  Paris  von  I8b9 — 60,  wo  er  auch  1859  den  Doctortitel  erwarb  und  Hess 
sich  1860  in  Griffin,  und  nach  dem  Kriege  1865  in  Atlanta,  seinem  jetzigeo 
Wohnsitze,  als  Arzt  nieder.  In  Griffin  war  er  Professor  der  anatomischen  und 
klinischen  Chirurgie  am  Middle  Georgia  Med.  Coli. ,  sowie  Mitherausgeber  des 
„Medical  and  Surgical  Repertory"  gewesen.  Er  veröffentlichte :  „Oases  of  excisian 
of  the  elbow'joint"  (Atlanta  Med.  and  Surg.  Journ. ,  1865)  —  ;,  Creosote  as  a 
remedy  in  diphtheria"  (Ibid.  1865)  —  „Galomel  in  the  treatment  of  tetanus" 
(Ibid.  1867)  —  pLarge  doses  of  bromide  of  pota^h  as  a  remedial  agent^ 
(Med.  and  Surg.  Repertory  1867)  —  „Total  excision  of  wrist-joint"  (Ibid.)  — 
„Creosote  as  a  eure  for  nurses'  sore  motUh**  (Ibid.)  —  „Cimicifuga*^  (Med. 
and  Surg.  Repertory)  —  „Large  doses  of  bromide  of  potash ,  calomel,  qui- 
nine  etc.  in  cerebro-spinal  meningitis**  (Ibid.)  etc. 

Atkinson,  pag.  339.  Pgl- 

Enox,  R  0  b  e  rt  K.,  berühmter  Anatom  zu  Edinbarg,  war  am  4.  September 
1793  in  Edinburg  geboren,  wurde  daselbst  1814  Doctor  mit  der  „Diss.  inaug. 
experimenta  de  viribus  stimulontium  et  narcoticorum  in  corpore  sano  continens*', 
war  darauf  Staff  Assistant  Surgeon  bei  der  Armee  und  als  solcher  nach  der  Schlacht 
bei  Waterloo,  später  am  Cap  der  guten  Hoffnung,  von  ,1819 — 22  im  Eaffemkriege 
in  Thätigkeit.  Er  berichtete  später  tiber  das  Klima  von  Süd-Afrika.  1 825  begann 
er  in  Edinburg  über  Anatomie  und  Physiologie  Vorlesungen  zu  halten  und  war 
daselbst  bis  1844  der  gesuchteste  und  populärste  der  ausser-akademischen  Lehrer  der 
Anatomie.  Nach  aussen  hin  aber  wurde  seine  Stellung  erbeblich  dadurch  verdüstert, 
dass  zu  jener  Zeit  die  „Resurrectionisten"  und  noch  schlimmere  Männer,  wie  Hare 
und  Burke,  bei  der  Beschaffung  von  Leichen  eine  Rolle  spielten,  worüber  die 
unten  angeführte  ausführliche  Biographie  das  Nähere  ergiebt.  Er  schrieb  zunächst 
eine  Anzahl  von  anatomischen,  physiologischen  und  pathologischen  Abhandlungen, 
darunter :  „On  the  relation  existing  between  the  time  of  the  day,  and  various 
functions  of  the  human  body ;  and  on  the  manner  in  which  the  pulsations  of 
the  heart  and  arteries  are  affected  by  muscular  exertion"  (Edinb.  Med.  and 
Surg.  Journ.,  1815)  —  „Observations  and  cases  illustrative  of  the  pathology 
and  treatment  of  necrosis"  (Ibid.  1822)  —  „Observations  on  the  regenerations 
ofbone,  in  cases  ofnecrosis  and  caries^  (Ibid.  1823).  Er  übersetzte  H.  CloqüEt's 
„A  System  of  human  anatomy"*  (Edinburg  1828)  und  P.  A.  Beclard's  „Elements 
of  general  anatomy^,  1836  MiLNE -  Edwards*  „Manuel  of  zoology*^  u.  s.  w. 
und  gab  heraus:  „Engravings  of  the  nerces,  copied  from  the  works  of  Scarpa, 
Soemm  ering  etc.**  (1829,  4.)  —  „Series  of  anatomical  printi,  unth  letter- 
pres8  descriptions"  (London  1829 — 35,  4.)  —  „Memoirs,  chiefly  anatomical 
and  physiological,  read  at  various  times  to  the  Moy.  Soc.  in  Edinb.,  the  Med.- 
Chir.  and  other  Sociales  etc.*"  (1837)  —  „The  Edinburgh  Dissector**  (1838)  — 
„IVie  anatomist^s  instructor**  —  „A  manual  of  human  anatomy**  —  „On  man, 
his  structure  and  physiology**  —  „Great  artists  and  great  auatomists**  — 
„A  mamial  of  artistic  anatomy  for  the  use  of  sculptorSj  painters  and  amateurs** ; 


I 

J 


KNOX.  -    KOBEa  509 

sein  bedeutendstes  Werk  aber  war:  „The  racea  of  men**,  1846  Verliese  K. 
Edinburg,  ging  Dach  London,  nahm  eine  Stellung  beim  Royal  Free  Hosp.  und 
als  pathologischer  Proseetor  des  Cancer  Hosp.  an.  Neben  seinen  rastlosen,  vor- 
zugsweise der  vergleichenden  Anatomie  gewidmeten  Untersuchungen,  über  welche 
zahlreiche  Publicationen  vorliegen,  hielt  er  gelegentlich  in  den  englischen  Provinzial- 
stftdten  Vorlesungen ,  z.  B.  über  Menschen-Raoen,  Künstler- Anatomie  u.  s.  w.  Sein 
am  20.  December  1862  erfolgter  Tod  machte  dem  Leben  eines  der  bedeutendsten 
und  vielseitigsten  englischen  Anatomen  ein  Ende. 

Lancet.  1863.  I,  pag.  19.  —  Henry  Lonsdale,  A  sketch  of  the  life  and  writings 
of  Bob.  Enox  the  anatomist.  London  1870.  —  Callisen,  X,  pag.  280;  XXIX,  pag.  289.  — 
Catalogae  of  Scientiflo  Papers.  III,  pag.  69ö.  q 

^Enudsen,  Peter  K.,  ist  in  Skjelby  (Insel  Falster)  am  9.  December 
IS  19  geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  absolvirte  das  Staatsexamen  1843,  wirkte 
von  1846  als  praktischer  Arzt,  später  auch  als  Districtsarzt  in  Kopenhagen 
(Vorstadt  Nörrebro) ,  wurde  1858  promovirt  und  ist  von  1869  als  Landphysicus 
in  Seeland,  mit  Wohnort  in  Nästved,  thätig.  Auf  dem  Gebiete  des  Medicinalwesens 
und  der  Öffentlichen  Hygiene  entfaltet  er  eine  rühmliche  Wirksamkeit  und  seine 
Dissertation  (über  Begräbnissplätze)  wie  seine  Zeitschrift-Pablieationen  sind  haupt- 
sächlich hygienischen  Inhalts. 

Smith  und  C.  Bladt,  5.  Ansg.,  pag.  105.  Petersen. 

Kobelt,  Georg  Ludwig  K.,  zu  Freiburg  im  Breisgau,  war  als  Sohn 
eines  Amtsarztes  zu  Kork  in  Baden  am  12.  März  1804  geboren,  studirte  in 
Heidelberg,  Anfangs  die  Rechte,  später  Medicin,  als  Schüler  von  Tiedbmann, 
wurde  1833  Doctor  mit  der  „Dias,  xnaug.  med,  sistens  dtsquisitionem  historicam 
de  Cordts  et  praecordiorum  vitüs  orgamcis  cura  Valsalviana  et  Albertiana 
peraanandis**  (4.),  darauf  Privatdocent  und  1835  Prosector  seines  genannten 
Lehrers,  machte  1837  eine  grössere  wissenschaftliche  Reise  nach  Holland,  Gross- 
britannien und  Frankreich  und  veröffentlichte:  „Beiträge  zur  Anatomie  und 
Physiologie**  (Heidelberg  1840).  Prioritätstreitigkeiten,  die  in  demselben  Jahre  in 
Betreff  von  Beobachtungen  bei  Trichinen  ausbrachen,  verleideten  ihm  den  Aufenthalt 
in  Heidelberg;  er  trat  1841  als  Prosector  zu  der  Freiburger  Universität  über  und 
machte  sich  bald,  ausser  zwei  kleinen  Arbeiten,  durch  die  als  sehr  werthvoU 
allgemein  anerkannte  Schrift:  n^'^^  männlichen  und  weiblichen  Wollustorgane 
des  Menschen  und  einiger  Säugethiere  u,  s.  w,"  (Freiburg  1844,  4.,  m.  5  Taff. ; 
französ.  Uebers.  von  H.  Kaula,  Strassburg  und  Paris  1851)  und  1847,  in  welchem 
Jahre  er  die  Professur  der  Anatomie  erhielt,  durch  die  Beschreibung  eines  von 
ihin  neu  entdeckten  Organs :  „Der  Nebeneierstock  des  Weibes,  das  längst  ver- 
misste  Seitenstück  des  Nebenhodens  des  Mannes  u.  s,  w."  (Heidelberg  1847, 
.m.  3  Taff.)  bekannt,  Arbeiten,  die  sich  durch  die grösste  Genauigkeit  der  ünter- 
suehungen  auszeichnen.  Auch  als  praktischer  Anatom  hat  sich  K.,  dessen  Präparate 
sieh  vollkommen  neben  die  von  Ruysch  und  Htrtl  stellen  lassen,  einen  begründeten 
Ruf  erworben.    Nach  siebenjährigem  Kränkeln  verstarb  er  am  18.  Mai  1857. 

Rnd.  Maier  bei  v.  Weech.  I,  pag.  471.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  290.     G. 

f  Kober,  Thomas  K.,  geboren  zu  Görlitz,  studirte  seit  1590  in  Helm- 
stedt, wo  er  1594  durch  seine  lateinische  Comödie  „Hospitia^  als  Poöta  laureatus 
proclamirt  und  1595  mit  der  „Diss.  de  paralysi  in  morbosa  constitutione  et 
solutione  continui"*  Dr.  med.  wurde.  1596  nahm  er  ärztliche  Dienste  bei  den 
kaiserlichen  Truppen,  machte  unter  Rudolph  IL,  Erzherzog  von  Oesterreich,  die 
Türkenkriege  in  Ungarn  mit  und  Hess  sich,  nachdem  er  nach  siebenjährigem 
Dienst  als  Militärarzt  seinen  Abschied  genommen  hatte,  als  Physicus  im  Nieder- 
Ungarischen  nieder,  wo  er  um  1625  starb.  Sein  wichtigstes  Werk  ist  betitelt: 
^.Observationum  medicarum  castrensium  decades  tres^  (Frankfurt  1606;  recus. 
c.  indice  et  praef.  Henric.  Meibom,  Helmstädt  1658). 

Kestner's  Med.  Gel. -Lex.,  pag  206.  —  Otto,  Bd.  II,  pag.  313;  Bd.  III,  Abth.  2, 
pag.  476;  Suppl.,  pag.  213.  —  Biogr.  med.  V,  pag.  443.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  339.       pgi. 


510  KOBERWEIN.  .—  KOCH. 

Eoberwein,  Franz  Adolph  K.,  zu  Dresden,  geboren  den  16.  December 
1779  zu  Meissen,  stndirteseit  1798  am medicinisch-cbirurgischen  Colleginm  inDresden^ 
1802 — 5  in  Wtirzburg,  machte  darauf  eine  Reise  durch  die  Schweiz  nach  Strass- 
burg  i.  E.,  war  von  lb06 — 1808  in  Berlin,  wurde,  nach  Dresden  zurttckgekehrt, 
1808  zum  Prosector  am  anatomischen  Theater  ernannt  und  hielt  daselbst  Yor- 
lesuDgen  über  Anatomie,  Physiologie,  gerichtliche  Medicin  und  Augenheilkunde. 
1810  wurde  er  in  Wittenberg  mit  der  „Diss,  de  vasorum  decursu  abnormi, 
ejusque  vi  in  omnem  valetudinem  varia*^  Dr.  med.,  1812  Leibchirurgos  des 
Königs  von  Sachsen,  begleitete  als  solcher  1813  den  König  nach  Leipzig  und 
später  nach  dem  Auslande.  Nach  seiner  Rückkehr  lebte  K.  als  yielbeschäftigter 
praktischer  Arzt  in  Dresden  und  starb  daselbst  am  11.  October  1838.  Schrift- 
stellerisch ist  K.  nur  in  ganz  unbedeutendem  Maasse  thätig  gewesen.  £r  veran- 
staltete eine  Sammlung  von  mehr  als  5000  med.  Dissertationen,  verfertigte  dazu 
ein  Real-  und  Nominalregister  und  machte  diese  Sammlung  1835  der  k.  Bibliothek 
zu  Dresden  zum  Oescheak.  Dann  verfasste  er  noch  eine  deutsche  Uebersetznng  von 
Jos.  Hodgson's  Werke  ;,  Ueber  die  Krankheiten  der  Arterien  und  Venen*'  (Hannover 
1817)  und  lieferte  mehrere  Aufsätze  und  Abhandlungen  in  Oken's  ^Isis'^,  in  den  „Dres- 
dener gemeinufltzigen  Blättern^^   und   für  „Callisen's  med.  Schriftsteller-Lexikon". 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg  16,  1838,  II,  pag.  855.  —  Callisen,  X, 
pag   284;  XXIX,  pag.  290.  Pgl. 

Eobylin,  Andreas  Glabervon  K.,  war  am  Ende  des  XV.  Jahrhunderts 
Lehrer  der  Grammatik  an  der  St.  Johanniskirche  in  Warschau;  1518  finden  wir 
ihn  in  Krakau,  wo  er  1520  Baccalaureus  und  1531  Magister  in  artibus  wurde; 
er  war  Mitglied  des  Collegium  majus  und  Senior  der  philosophischen  Facultät  und 
starb  um  das  Jahr  1548.  Durch  gründliches  Wissen,  sowie  durch  klare,  seiner 
Zeit  voraneilende  Ansichten  ausgezeichnet,  that  sich  K.  als  fruchtbarer  Schrift- 
sleller  hervor;  dem  Gelehrtenbrauche  seiner  Zeit  nicht  huldigend ,  schrieb  er  fast 
ausschliesslich  in  seiner  Muttersprache  und  war  auch  als  Ueberaetzer  in  dieselbe 
thätig.  Seine  Schriften  sind:  „Pi^oblemata  Aristotelia:  Oadki  z  pisma  wielkiego 
philosopha  Aristotelesa,  y  tSz  innych  m^rcöw  tak przyrodzoney  jako  i  lekarakiey 
nauki  z  pilnosciq  wybrane"  (Auserlesene  Stücke  naturwissenschaftlichen  ond 
mediciniscben  Inhaltes  aus  Aristoteles'  und  anderer  Weisen  Werken,  Krakaa, 
Fl.  Unglerius  1535;  ed.  princeps,  der  noch  3  andere  folgten)  —  „Rzqdzenie 
bardzo  dobre  przeciw  powietrzu  morowemu^  (Ein  nützliches  Regimen  wider 
die  Pest,  Krakau,  Unglerius  1542)  —  „Nauka  barzo  weyteczna  y  potrzehna  o 
puszczanin  krwie"  (Ueber  den  Aderlass,  Krakau,  Unglerius  1542,  fol. ;  später 
vielfach  nachgedruckt)  —  „Nauka  poloknic  ratowania  y  leczenia"  (Lehre  von  der 
Geburtshilfe,  Krakau  1541;  1588;  1618)  —  „Compendiosa  totiiLS  logice  alias 
aerviotionalis  philosophiae ,  quam  alii  trivium  vocant  enciclopedia'*  (Krakau, 
Unglerius  1539)  —  „  Psalter z  albo  köscielnd  spiewanie  krola  Dawida*'  (Psalmen 
David's,  Krakau,  H.  Victor,  1532;  1530).  —  Ausserdem  übersetzte  er  seines 
Landsmannes  M.  v.  MiECHOW  Descriptio  Sarmatiarum  in*s  Polnische  (Bj-akau, 
Unglerius  1535;  H.  Vietor,  1541;  M.  Scharffenberg,   1545).  ^    ».  r, 

Koch,  Christian  Martin  K.,  zu  Leipzig,  war  in  Breslau  1752  geboren 
und  seit  1790  Prof.  e.  o.  der  Medicin  in  Leipzig,  zugleich  Lehrer  am  klinischen 
Institut  und  Arzt  am  St.  Jacobs-Hospital.  Er  starb  am  12.  Februar  1803.  Er 
war  ein  gelehrter  und  geschickter  Praktiker  und  schrieb:  „Disp.  anatomico- 
physica  de  bursis  tendinum  mucosis**  (Leipzig  1789)  —  „Disp,  inaug.  de 
mortis  bursarum  tendinum  mucosarum"  (Ebenda  1790)  —  „Progr.  de  febre 
urticata*'  (Ebenda  1792)  —  „Sammlung  auserlesener  Abhandlungen  zum  Ge- 
brauch für  praktische  Aerzte  in  einen  Auszug  gebracht**  (Ebenda  1791 — 1800, 
6  voll.),    ein  sehr  brauchbares  Werk,    mit  Zusätzen  und  Anmerkungen    versehen. 

Lindner,  18:^5,  pag.  128.  —  Biog.  m6d.  V,  pag.  443.  -  Dict.hist.  III,  pag.  340.  - 
Callisen,  XXV,  pag.  368.  Pgl. 


KOCH.  511 

Koch,  Andreas  K. ,  geschätzter  Praktiker  ia  München,  war  1775  zu 

Freysing  geboren,  promovirte  1801  zum  Dr.  med.  an  der  Universität  in  Landshut 

mit  der  Schrift:  „lieber  die  Requlirung  der  Lebenafunction  bei  Wunden^   und 

liess  sieh  dann  in  Mtlnchen  nieder,  wo  er  zum  Professor  der  Chirurgie,  Director 

des   Allgemeinen  Krankenhauses   und  Ober-Medicinalrath   ernannt    wurde   und  am 

7.  April  1846  starb.    Ausser  kleineren  Journal-Abhandlungen  scheint  K.  Schriften 

von  Bedeutung   nicht  hinterlassen  zu  haben.     Er  ist  aber  bekannt  durch  die  von 

ihm   bei  Amputationen    in  Anwendung   gebrachte  Unterlassung   der    Gefllssligatur, 

indem  er  die  Blutstillung  durch  eine  längere  Zeit  fortgesetzte  Compression  bewirkte. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  24,  1846.  11,  pag.  1052.  —  Callisen,  X, 
pag.  285 ;  XXIX,  pag.  291.  Pgl. 

*Karl  Ludwig  Koch,  in  München,  war  am  4.  März  1806  als  Sohn 
des  Vorigen  geboren,  studirte  in  Landshut  und  Würzburg  und  wurde  1826  in 
Landshut  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  praestaniissima  ampiUationü  methodo^, 
welche  über  das  oben  erwähnte,  von  seinem  Vater  in  20jähriger  Erfahrung  bewährt 
gefundene  Verfahren  berichtet ,  das  er  von  Neuem  in  dem  Aufsatze :  „  lieber  die 
Amputation  und  die  Hinweglassung  der  Ligatur  der  Gefäsae^  (v.  Graefe's 
und  Walthee's  Journ. ,  1827)  beschrieb.  Von  1826 — 29  war  er  Privatdocent 
an  der  Universität,  wurde  1882  königl.  Hofmedicus  und  verfasste  noch  in  dem 
letztgenannten  Journal  (1827,  29,  31):  „Beschreibung  der  Waschanstalt  im 
Allgemeinen  Krankenhause  zu  München"  —  ;,  Ueher  Behandlung  mit  Wunden 
compllcirter  Knochenbrüche"  —  ;,  lieber  die  Eintheilung  des  Blasenschnittes" 
und  später:  „Systematische  Zusammenstellung  der  chirurgischen  Krankheits- 
formen"  (München  1837,  1  Tab. ,  fol.);  dazu  noch  Aufsätze  im  obgenannten 
Jonrnal,  Feor[Ep's  Notizen. 

Prantl,  II.  pag,  533,  Nr.  359.  —  Callisen,  X,  pag.  291;  XXIX,  pag.  295. 

Red. 

Kocb,  Karl  Friedrich  K. ,  zu  Merseburg,  war  1802  zu  Magdeburg 
geboren,  studirte  in  Göttingen  und  Berlin,  wo  er  mit  der  Diss.:  „De  obser- 
vationibus  nonnullis  microspicis  sanguinis  cursum  et  inßammationem  spectan- 
ttbus ,  atque  de  suppuratione ,  adjecta  analysi  puris  chemica"  1825  Doctor 
wurde.  Er  liess  sich  als  Arzt  in  Magdeburg  nieder,  wurde  daselbst  Assessor  bei 
dem  Provinzial-Medicinal-Collegium  und  schrieb:  „Die  Gymnastik  aus  dem  Oe- 
sichtspunkte  der  Diätetik  und  Psychologie,  nebst  einer  Nachrncht  von  der 
gymnastischen  Anstalt  in  Magdeburg"'  (Magdeburg  1830)  —  „Beschreibung 
eines  einfachen  und  wohlfeilen  Zeltes  und  Bettes  für  Dampfbäder  in  beliebigen 
Wärmegraden  u.  s,  w."  (Ebenda  1831)  —  „Vollständige  und  systematische 
Sammlung  der  preuss,  Medicinalgesetze  und  Verordnungen"  (1833;  Nachtrag 
1842).  1838  wurde  er  zum  Physicus  des  Kreises  Neuhaldensleben  und  1841  zum 
Regierungs-Medicinalrath  zu  Merseburg  ernannt.  Weitere  Schriften  von  ihm  betrafen 
die  Apotheken- Concessionen  (1844),  den  Gesundbrunnen  zu  Lauchstädt  (1844),  die 
Kevision  der  Medicinaltaxen  (1844)  u.  s.  w.  In  Zeitschriften  schrieb  er:  „lieber 
Seele  und  Lebenskraft"  (Meckel's  Archiv,  1828),  über  Lethalitäts Verhältnisse 
(Henke's  Zeitsch.,  1832),  in  Rüst's  Magazin  (1837,  38)  über  Begutachtung  tödt- 
licher  Verletzungen,  über  Fahrlässigkeit  der  Medicinalpersonen  u.  s.  w.  Er  war 
auch  Badearzt  in  Lauchstädt  und  starb  als  Geh  Medicinalrath  in  der  Zeit  vom 
October  1870  bis  ebendahin  1871. 

Andreae,  pag.  125.  G. 

Kocb,  Woldemar  K.,  wurde  am  10.  (22.)  October  1817  in  Mitau 
geboren,  bezog  die  Universität  Dorpat,  studirte  Medicin  von  1836 — 1841  und 
prakticirte  Anfangs  auf  dem  Lande,  dann  in  Petersburg.  1843  wurde  er  Assistent 
der  geburtshilflichen  Klinik  in  Dorpat,  absolvirte  das  Doctorexamen  und  wurde  1846 
zum  Dr.  med.  promovirt  mit  der  Diss,  nonnulla  ad  explorationem  obstetriciam 
pertinentia" .     Bald  darauf  wurde   er  zum  Adjunct-Professor   der  Geburtshilfe  an 


512  KOCH. 

der  Universität  Moskau  ernannt,  1852  zum  ausserordentliehen ,  1853  zum  ordent- 
ichen  Professor  erwählt.  Gleichzeitig  war  er  Oberarzt  am  Hebeammen-Institiit 
Er  starb  am  26.  April  (8.  Mai)  1884  in  Moskau.  K.  war  ein  ausgezeichneter 
Praktiker  und  vielbeschäftigter  Arzt.  Er  hat  ausser  der  Dissertation  noch  ver- 
fasst:  „Oratio  de  chloroformii  etc.*'  (Moskau  1857). 

Moskauer  Biogr.  Univ.-Lexik.,  I,  pag.  4Jil.  L.  Stieda. 

*Eocll,  Karl  von  K.,  zu  Stuttgart,  ist  zu  Gaildorf  in  Württemberg  am 
3.  Januar  1829  geboren,  studirte  in  Tübingen,  wurde  Arzt  1851  und  1882 
in  Tübingen  Dr.  med.  honor.  Er  war  1851 — 55  Arzt  und  stellvertretender  Ober- 
amts-Wundarzt  in  Gaildorf,  1855 — 71  Oberamtsarzt  daselbst  und  ist  seit  1871 
Ober-Medicinalrath  in  Stuttgart  und  als  solcher  ord.  Mitglied  des  Medicinal- 
Collegiums  und  der  Abtheilung  für  Staats-Krankenanstalten,  seit  1 875  Vorsitzender 
der  Landes  -  Prüfungsbehörde  für  Apothekergehilfen,  seit  1876  Mitglied  der 
Examen-Commission  für  die  Physicatsprüfnng,  seit  1880  ausserordentliches  Mitglied 
des  kaiserl.  Gesundheitsamtes  in  Berlin  und  schon  zuvor  seit  1874  württembergiseher 
Delegirter  bei  verschiedenen,  das  Medicinalwesen  betreffenden  Reichs-Commissionen 
(Enquete  über  die  deutsche  Apothekerfrage,  Reichs-Medicinalstatistik,  Controle  der 
Nahrungsmittel  und  Gebrauchsgegenstände,  Pharmacopoea  Germanica,  Impfwesen) 
und  zugleich  ausübender  Arzt.  Er  ist  der  Begründer  der  Medicinalberichte  des 
Königreichs  Württemberg  und  Verfasser  des  ersten  derselben  über  das  Jahr  1872. 

Bed. 

'''Koch.,  Wilhelm  K.,  zu  Dorpat,  ist  zu  Danzig  am  23.  Decomber  1842 
geboren,  studirte  in  Breslau,  Würzburg,  Leipzig,  Halle,  Berlin,  Tübingen,  Kiel, 
wurde  1866  in  Berlin  mit  der  Diss. :  „Neue  Unterlindungamethode  der  Art. 
anonyma"  promovirt  und  ist  seit  1879  an  der  Universität  Dorpat  Privatdocent,  Hof- 
rath,  zweiter  Chirurg.  Schriften  :  ;,  Unterbindungen  und  Aneurysmen  der  Art,  suh- 
clama"  (v.  Langekbeck's  Archiv,  X)  —  „Schussverletzungen  vor  Metz  1870 — 72* 
(Ibid.  XIII)  —  „Ueber  Torsionsbrüche*'  (Ibid.  XV  und  Berliner  klin.  Wochenschr., 
Bd.  V)  —  „Hirnerschütterung*'  (Ibid.  XVII)  —  „Sehr  ausgedehnte  Ellenbogen- 
resection**  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  Bd.  V).  Drei  Aufsätze:  „Zur  Lungen- 
Chirurgie**  (v.  Langenbeck's  Archiv,  Bd.  XV  5  Berliner  klin.  Wochenschr.,  1874 
Tind  Deutsche  med.  Wochenschr.,  1882)  —  „Chloroform**  (Volkmann's  Samml. 
klin.  Vorträge,  Nr.  80)  —  „Schunnden  der  Sensibilität  in  der  Narcose" 
(Centralbl.  für  Chirurgie,  1875)  —  „Theorie  der  Blutcysten*'  (Verband!,  der 
Deutsch.  Gesellsch.  für  Chirurgie,  1876)  —  „Granulationsgeschwülste  der  Luft- 
röhre*' (Ebenda)  —  ^Zur  Tfieorie  der  Gelenkneurosen**  (Ebenda  1878;  VmCHOw's 
Archiv ,  Bd.  LXXIII)  —  „  Ueber  Zusammenhang  von  Gehirn-  und  Gelenk- 
kranlcheiten*'  (mit  Schrader,  Inaug.-Diss.,  Berlin  1879)  —  „Mittheilungen  über 
Fragen  der  vnssenschaftlichen  Medicin,  Heft  1 :  Spina  bifida  und  verwandte 
Zustände*'  (Cassel)  —  ;,  Wassersuchten  durch  Nervenetnflüsse*'  (Antrittsrede, 
Dorpat  1879)  —  „Untersuchung  der  Unterschenkelgefässe*'  (Petersb.  med. 
Wochenschr.,  1881)  —  „Osteotomia  subtrochanterica**  (Berliner  klin.  Wochen- 
schrift, 1882)  —  „Botationsluxationen**  (Ibid.).  In  der  Deutschen  Chirurgie  von 
Billroth  und  Lüecke  hat  er  die* Abschnitte:  „Milzbrand**  —  „Rauschh^rand**  — 
„Botz"*  —  yfScorbut*'  zur  Bearbeitung  übernommen.  j^^^ 

'^'Eoch,  Robert  K.,  in  Berlin,  ist  am  11.  December  1843  zu  Clausthal 
geboren,  studirte  von  1862 — 66  in  Göttingen,  war  dann  Assistent  im  Allgemeinen 
Krankenhause  zu  Hamburg,  Hess  sich  1866  in  Langenhagen  bei  Hannover  und 
bald  darauf  in  Rackwitz,  Prov.  Posen,  als  Arzt  nieder  und  war  von  1872 — 80 
Physicus  zu  Wollstein  im  Kreise  Bomst.  Daselbst  begann  er  seine  epochemachenden 
bacteriologischen  Forschungen  über  Wundinfection ,  Septicämie  und  Milzbrand, 
publicirt  in  den  Schriften:  „Zur  Aetiologie  des  Milzbrandes^  (1876)  —  „Unter- 
suchungen über  die  Aetiologie  der  Wundinfectionskranhheiten*'  (Leipzig  1878; 
auf  Lister's  Veranlassung  auch  in's  Englische  übersetzt),  in  Folge  deren  er  1880 


] 


KOCH.  —  KOCKS.  513 

als  ordentliches  Mitglied  des  Reichs-Oesundheitsamtes  nach  Berlin  berufen  wurde. 
Daselbst  stellte  er,  ausser  Fortsetzung  seiner  Arbeiten  über  den  Milzbrand,  von 
denen  er  in  der  Schrift :  j^  Ueber  die  Milzbrandimpfung»  Eine  Entgegnung  auf 
den  von  Pasteur  in  Oenf  gehaltenen  Vortrag**  (Berlin  und  Oassel  1882) 
berichtete,  auch  Untersuchungen  über  die  Natur  und  Ursache  der  Tuberculose  an 
und  entdeckte  dabei,  als  die  Krankheitserreger,  die  Tuberkelbacillen,  publicirt  in : 
„Beitrag  zur  Aetiologie  der  Tuberculose**  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1882)  u.  s.  w. 
Zum  Geh.  Regierungsrath  ernannt,  wurde  er  1883  als  Leiter  der  Deutschen 
Cholera-Commission  nach  Aegypten  und  Indien  entsendet ;  eine  Frucht  seiner  dortigen 
Arbeiten  war  die  Entdeckung  der  Eommabacillen,  welche  von  ihm  als  die  eigentlichen 
Träger  des  Choleragiftes  angesehen  werden.  Bei  seiner  Rückkehr  nach  Deutschland 
1884  wurde  er  durch  eine  Dotation  von  100.000  Mark  ausgezeichnet,  als  Cholera- 
Commissar  nach  Frankreich  gesandt  und  1885  zum  Prof.  ord.  der  medicinischen 
FaeultAt,  Geh.  Medicinalrath  und  Director  des  bei  der  Universität  neu  errichteten 
hygienischen  Institutes  ernannt.  Ausser  den  obigen  Arbeiten  linden  sich  von  ihm 
zahlreiche  Abhandlungen  in  den  „Mittheilungen  aus  dem  kaiserl.  Gesundheitsamt^. 
Brockhaus,  Conversations-Lexikoo,  13.  Aafl.,  X,  pag.  387.  Red. 

Kocbahskl,  Victor  K. ,  1809  zu  Wilna  geboren,  studirte  in  seiner 
Vaterstadt  und  wurde  mit  dem  „Specimen  inaug,  physiologicum  de  voce**  1829 
promovirt;  kurze  Zeit  hindurch  war  er  Militärarzt,  1832  wurde  er  Primarius  und 
1835  Director  des  Krankenhauses  zum  Heiligen  Geist  in  Warschau;  in  letzterer 
Stellung  verblieb  er  bis  1849 ,  von  1833 — 41  war  er  überdies  Vicedirector  der 
gebartshilflichen  Anstalt,  1836  wurde  er  Mitglied  der  Medicinal-Conseils  für  Polen, 
1849  Viceinspector  und  1857  Inspector  und  Chef  des  Medicinalwesens  im  König- 
reich Polen;  dieses  Amt  bekleidete  er  bis  1865.  Er  starb  am  19.  Januar  1878. 
In  seiner  hohen  amtlichen  Stellung  hat  sich  K.  sowohl  als  gründlich  gebildeter 
Arzt,  wie  als  thätiger  und  energischer  Beamter  mannichfache  Verdienste  erworben, 
als  Schriftsteller  war  er  weniger  thätig;  seine  Hauptwerke  sind:  „0  srodkach 
ochraniajqcych  od  wnieaienia  zarazy  ksi^gosuazu  w  obr§b  krölestwa  Polshiego" 
(Ueber  iSrophylaxis  gegen  die  Einschleppung  der  Rinderpest  nach  Polen,  Warschau 
1861)  und  „0  grzebaniu  ciai  zmarlych"  (Ueber  Leichenbestattung,  Warschau  1846). 

K.  &  P. 

*  Kocher,  Theodor  K.,  geboren  am  25.  August  1841  zu  Bern,  studirte 
hier,  sowie  in  Zürich,  Berlin,  London,  Paris  (war  vorzugsweise  Schüler  Lükcke's 
und  V.  Langenbeck's)  ,  wurde  1865  promovirt  und  1872  auf  den  Lehrstuhl 
der  Chirurgie  an  der  Bemer  Universität  berufen.  Seine  vomehmlichsten  Arbeiten 
sind:  „Hodenkrankheiten**  (für  Pitha  und  Billroth's  Handbuch)  —  „Ueher 
Osteomyelitis**  (Deutsch.  Zeitscbr.  für  Chirurgie);  ebenda  auch  über  Bruchein- 
klemmung und  mehrere  Publicationen  über  Kropfexstirpation.  Wernich 

*  Kochs,  Wilhelm  K.,  geboren  in  Cleve  am  3.  August  1852,  von 
1870 — 75  Officier  und  im  letztgenannten  Jahre  als  Kriegsinvalide  pensionirt, 
begann  alsdann  in  Wien  und  in  Bonn  zu  studiren  und  gelangte  1880  zur  Pro- 
motion. Vom  folgenden  Jahre  ab  Docent  für  Physiologie  in  Bonn  und  Assistent 
des  physiologischen  Laboratoriums,  hat  er  seine  Arbeiten  an  verschiedenen  Orten 
veröffentlicht.  Wernich. 

*Kocks,  Joseph  K.,  wurde  in  Vaals  am  1.  October  1845  geboren  und 
bildete  sich  in  Bonn  medicinisch  aus,  vorzüglich  als  Schüler  Veit*s.  1871  dort 
promovirt,  wirkt  er  seit  1872  als  Docent  für  Frauenkrankheiten  und  Geburtshilfe 
an  der  Bonner  Universität.  „Die  normale  und  pathologische  Lage  und  Gestalt 
des  Uterus,  sowie  deren  Mechanik**  erschien  Bonn  1880;  die  „Totaleocstirpation 
de^  Uterus**  im  Archiv  für  Gynäkologie,  Bd.  XIV.  Nächstdem  noch  eine  Reihe 
praktisch  gynäkologischer  Aufsätze,  theils  im  obgenannten  Organ  (Bd.  XX),  theils 
im    Centralbl.  für  Gynäk.   (1878,  81).  Wernich. 

ßiogr.  Lexikon.  IH.  3H 


514  KOEBERL*;.  —  KOEBNEB. 

*Koeberl6,  Eugene  K.,  zu  Strassburg,  ist  1828  za  Sehlettstadt  geboren, 
war  Prof.  agr6ge  der  ehemaligen  (französisehen)  med.  Faeultftt  in  Strassbnrg  imd 
schrieb:  „Des  cyaticerquea  des  tSnias  chez  Vhomme"  (Paris  1861,  av.  3  pl.)  — 
„Essai sur  le  crStinisme*'  (Strassburg  1862)  —  „Op4ratwns  de  V ovariotomie**  (M6m. 
de  TAcad.  de  m6d.  1864,  av.  6  pl.)  —  „Documenta  pour  servir  h  Vhiatoire  de- 
r exttrpatton  des  tumeurs  fibretisea  de  la  matrtce  par  la  mithode  sus-pubienne'^ 
(Paris  1865)  —  „Risuhais  statüttques  de  Povariotomie.  Compte  rendu  des 
Operations  pratiqiASes  depuis  .  .  .  1862  jusqu^  .  .  .  1866"  (Ebenda  1869);  ferner 
in  P.  Taulb:  „Manuel  op4ratoire  de  V ovariotomie,  Suivi  d'observations  encore 
inedites  qui  ont  prSsent^  des  particularitäs  exceptionnelles,  par  le  Dr.  Koeherli*^ 
(1870;  Auszug  aus  der  französ.  Uebers.  von  West,  Maladies  des  femmes). 

Lorenz,  III,  pag.  77;  VI,  pag.  46.  Red. 

'''Eoebner,  Heinrich  E. ,  in  Berlin,  ist  zu  Breslau  am  2.  Deeember 
1838  geboren,  studirte  von  1855 — 59  daselbst  und  in  Berlin,  und  promovirte 
1859  zu  Breslau  mit  der  Diss. :  „Physiologisch-chemische  Untersuchungen  über 
Rohr  Zuckerverdauung."  Nach  Hospitalstudien  in  Wien  und  Paris  publicirte  er: 
„Pathologi^ch'histologische  Untersuchung  eines  Falles  von  Lepra"  und  „Studien 
über  Schankervirvs"  (auch  in  der  „Deutschen  Klinik",  1861);  femer:  „UeUr 
Sycosis  und  ihre  Beziehungen  zur  Mycosis  tonsurans"  (ViRCHOw's  Archiv,  1861) 
und ,  auf  ausgedehnte  Thierversuche  basirt :  „Zur  Frage  der  Uebertragbarkeä 
der  Syphilis  auf  Thiere"  (Wiener  med.  Wochenschr.  1883).  Nach  seiner  Nieder- 
lassung in  Breslau  begründete  er  zu  Ende  1861  daselbst  die  erste  Poliklinik  fOr 
Hautkrankheiten  und  Syphilis  und  publicirte  aus  derselben  (Abhandlungen  u.  Jahres- 
berichte der  Schles.  Gesellsch.  für  vaterländ.  Cultur  von  1861 — 1873):  „üeber- 
tragungen  aller  pflanzlichen  Parasiten  der  Haut"  —  „Heilungsmethoden  der- 
selben" —  „Ueber  syphilitische  Lymphgefässerkrankungen"  —  „Reiseberick 
über  die  Lepra  und  die  Syphilisation  in  Norwegen"  (1863)  —  „Subcutane 
Sublimatcur  gegen  Syphilis"  —  „Herpes  zoster  genitalis"  —  „Künstliche 
Erzeugung  von  Psoriasis"  u.  A.,  ferner:  „Klinische  und  experimentelle  Mft- 
theilungen  aus  der  Dermatologie  und  Syphilidologie"  (Erlangen  1864).  1869 
habilitirte  sich  K.  an  der  Universität  zu  Breslau  und  wurde  1872  zum  Professor 
auf  dem  neu  errichteten  Lehrstuhl  und  1876  zum  Director  der  Universitätsklinik 
und  -Poliklinik  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis  ernannt,  war  aber  durch  seine 
angegriffene  Gesundheit  zu  einem  längeren  Aufenthalte  in  südliehen  Curorten  und 
zur  Niederlegung  seines  Lehramtes  genöthigt.  In  dieser  Zeit  publicirte  er: 
„  Ueber  Arznei-Exantheme,  insbesondere  über  Chinin- Eacanthem"  (Berliner  klin. 
Wochenschr.,  1877)  —  „Ueber  die  Lepra  an  der  Riviera,  nebst  Bemerkung 
zur  Pathologie  der  Lepra  überhaupt"  (Vierteljahrschr.  für  Dermat.,  1876).  1877 
siedelte  er  nach  Berlin  über,  wo  er  von  Neuem  1884  eine  Poliklinik  begründete,  an 
welcher  er  wieder  Lehrcurse  für  Aerzte  abhält.  Er  hat  noch  veröffentlicht  im  Archiv 
für  Dermat.  und  Syphilis:  „Zur  Streitfrage  über  die  Existenz  eines  Pemphigus 
acutum"  —  „Zur  Kenntniss  der  allgemeinen  Sarcomatose  und  der  Hautsarcome 
im  Besonderen"  (1869)  —  „Die  Uebertragung  der  Syphilis  durch  die  Vacdnation^ 
(1871)  —  „Zur  Aetiologie  der  Psoriasis"  (1876).  In  den  „Memorabilien" :  ^Stein- 
bildungen  in  der  Achselhöhle,  hervorgegangen  aus  den  Lymphdrüsen  derselben"  — 
„Concrementablagerung  in  einem  Tumor  einer  kleinen  Schamlefze,  ausgehend 
von  der  BartholivL  sehen  Drüse"  (1868)  —  „  Ueber  subcutane  G/iininify'ectionen^ 
(1880).  In  der  Berliner  klin.  Wochenschr. :  „Gesichtspunkte  über  die  Entstehung 
und  Methoden  der  Heilung  der  Dermatomycosen"  (1867)  —  ;,  Ueber  Ghlondnh 
Stäbchen"  (1870)  —  „Ueber  die  Unmöglichkeit  der  Diagnose  der  SyphtUs 
mittelst  der  mikroskopischen  Blutuntersuchung"  —  „  Ueber  Reinfection  mit 
constitutioneller  Syphilis"  (1872)  —  ;,  Ueber  provocatorische  Aetzung  »w 
Diagnostik  der  Syphilis  und  den  sogenannten  pseudo-indurirten  Schanher^ 
(1879)  —  „Beschleunigte  Heilung  des  Liehen   ruber   durch   subcutane  Arsen- 


KOEBNEB.  —  KOEHLER.  515 

injeetümen^  (1880;  ausftthrlich  in  Deutsche  med.  Woohenschr.,  1881)  —  „Heilung 
van  allgemeiner  Sarcomatose  der  HenU  durch  dieselben**  (1882)  —  „  Ueber 
eine  sewmere  Form  von  Sclerodermie^  (1885).  In  VlRCHOw's  Arohiv :  y,  Beiträge 
zur  Kenntniaa  der  hereditären  Knochenayphüis*'  (gemeinschaftlich  mit  Waldbyer, 
1872)  —  „Uebertragungaversuche  von  Lepra  auf  Thiere**  (1882)  —  „Multiple 
Neurome,  Neurofibrome,  Angiome  nnd  Lymphangiome  im  Bereiche  des  Plexus 
ir€ichialis  sinister**  (1883)  —  „Therapeutische  Verwerthtmg  der  looalen  anti- 
syphilitischen  Quecksilberunrkung*'  (Deutsche  med.  Wochenschr.,  1884).     j^^^ 

Eoechlin,  Johann  Rudolph  K.,  geboren  1783  in  Zürich,    wurde  1799 
zunächst  Lehrling  bei  einem  Chirurgus  in  Goldbach,  von  wo  aus  er  zugleich   die 
Anatomie  in  Zflrieh  besuchte,  studirte  von   1802  auf  dem  damaligen  chirurgisch- 
medicinischen  Institut  in  Zürich,  dann  in  Halle,  Göttingen  und  Würzburg,   wo  er 
promovirte,  Hess  sich  darauf  1806  als  Arzt  auf  dem  von  ihm  gepachteten  Scbloss 
Marthalen  (in  der  Schweiz)  nieder,  ging  1810  nach  Zürich,  wo  er  1817  Adjunet 
des  Bezirksarztes  und  1818  zum  Professor  an  dem  medicinisch-chirurg.  Cantonal- 
Institut  berufen  wurde.   Nach  Aufhebuug  des  Instituts,  bei  Gründung  der  Univer- 
sität im  Jahre  1833,  blieb  K.   in  Zürich,  war  dort  Arzt  der  Cantonal-Strafanstalt, 
1.  Seeretflr  des  Sanitäts-Collegiums,  erlangte  eine  bedeutende  Praxis  und  starb  am 
16.  März   1849.     K.  hat  sieh  seiner  Zeit  besonders    bekannt   gemacht   durch  die 
nach    ihm    benannte  ;,  Tinctura  antimiasmatica  Koechlini^ ,    einen    von    ihm    als 
Heilmittel  gegen  venerische  Uebel  empfohlenen  „Kupfersalmiakliquor"  (Med.-chirurg. 
Zeitung,    1818).     Seine    Schriften    sind:    „Beobachtung    und    Behandlung    der 
Phagedäna"  (Zürich  1814;  2.  Aufl.   1816)  —  „Die  Anomalie  der  Reproduction^ 
{Ebenda  1817)  —  „Pathologie  oder  Lehre  von  den  Krankheiten  des  üfenschen. 
TAI   1:  Di^  Krankheiten  der  Säße  und  der  Faser''  (Ebenda  1822)  —  „Ueber 
das    Apothekerwesen    und    die    nothwendige    Umgestaltung    und    Verbesserung 
dei' selben  im  Canton  Zürich"  (Ebenda  1831)  —  „Ueber  die  Cholera  oder  den 
Brechdurchfall  und  die  dagegen  gerichteten  Schutz-  und  Hilfsmittel'*  (Ebenda 
1831)  —  „Beobachtung  und  Heilung    einer  Fallsucht"  (Med.-chirurg.  Zeitung, 
1819)  —   „Ueber  den  Scharbok  und  die  Heilung  desselben  mit  Salpeter- Salz- 
säure"   (Ibid.   1820)    —    „Von    den  Säuren    als  Heilmittel"    (Berlin  1833)    — 
„  Von  den  Wirkungen  der  gebräuchlichen  Metalle  auf  den  menschlichen  Orga- 
nismus überhaupt  und  als  Heilmittel  und  dem  Kupfer salmiatcliquor  insbesondere" 
(Zttrich   1837).    Ausserdem  verfasste  K.  die  jährlichen  Berichte  des  Sanitätsratbes 
des  Cantons  Zürich,  Anfangs  allein,  später  in  Verbindung  mit  Anderen  und  schrieb 
Artikel    för  Hufeland's  Journal,    Graefe    und  Walther's  Journal,    Salzburger 
med.-chirurg.  Zeitung  u.  A. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.   1849,  Jahrg.  27,  II,  pag.  1073.    — ■   Callisen,  X, 
pag.  294;  XXIX,  pag.  29b.  p^. 

Eoecker ,  Leonard  K. ,  zu  London ,  ein  Deutscher  von  Geburt ,  war 
Dr.  med.  und  Zahnarzt,  hatte  sich  mehrere  Jahre  iu  Amerika  aufgehalten  und 
daselbst  in  Chapman's  Philad.  Journ.  of  Med.  and  Phys.  Sc.  (1821)  geschrieben: 
„An  essay  on  the  devestigation  of  the  gums,  and  the  alveolar  processes,"  Er 
verfasste  später:  „Prindples  of  dental  surgery ;  exhibiting  a  new  method  of 
treating  the  diseases  of  the  teeth  and  gum^ ;  etc"  (London  1826;  deutsch: 
„Grundsätze  der  Zahnchirurgie  u.  s,  w,",  Weimar  1828)  —  „An  essay  on  the 
disease  of  the  jaws,  and  their  teatment^  etc,"  (London  1828)  —  „An  essay  on 
artificial  teeth,  obturators  and  palates,  etc,"  (Ibid.   1835,  w.  21  pl.). 

Callisen,  X,  pag.  296;  XXIX,  pag.  298.  ö. 

Koehler,  Johann  Valentin  Heinrich  K.,  geboren  1764  in  Weimar, 

war   Anfangs  Lehrling    bei  einem  Barbier,    später  gewährte    ihm  Loder    in  Jena 

die   Mittel  zum  Studium;  er  wurde  dann  Assistent  Desselben  in  der  Anatomie  und 

machte  mit  ihm  wissenschaftliehe  Reisen  durch  Frankreich,  England  und  Holland. 

.       .  33* 


516  KOEHLEB. 

Nach  seiner  Rückkehr  zum  Hofwnndarzt  des  Herzogs  von  Sachsen- Weimar  ernannt, 
liess  er  sich  in  Jena  nieder,  habilitiirte  sich  daselbst  als  Privatdocent  nnd  erhielt 
die  Stellung  alb  Unterinspector  an  der  Entbindungsanstalt,  starb  aber  bereits  im 
33.  Lebensjahre  am  26.  April  1796.  Er  schrieb:  „Beschreibung  der  physio- 
logischen und  pathologischen  Präparate ,  welche  in  der  Sammlung  des  Herrn 
Uofrath  Loder  zu  Jena  enthalten  sind"  (Jena  1794)  —  „Anleitung  zum 
Verband  und  zur  Kenntniss  der  nöthigsten  Instrumente  in  der  Wundarzneücunst" 
(Leipzig  1796)  —  „  Versuch  einer  neuen  Heilart  der  Trichiasis"  (Ebenda  1796). 
Biojjr.  m6d.  V,  pag.  444.  —  Dict.  bist,  III,  pag.  340.  Pgl. 

Eoehler,  Hermann  Johann  vonK. ,  wurde  geboren  zu  Riga  am 
1.'12.  Mai  1792,  bezog  1811  die  Universität  Dorpat ,  studirte  Medicin  von  1811 
bis  1815,  war  inzwischen  im  Winter  1812 — 13  in  den  Kriegslazarethen  Riga's 
thätig.  Nach  seiner  1815  erfolgten  Doctorpromotion  („Diss.  de  foeminaram 
natura,  ut  frequente  quorundam  morborum  causa")  machte  er  zum  Zwecke  seiner 
weiteren  Ausbildung  eine  Reise  nach  Deutschland,  kehrte  dann  nach  Dorpat 
zurück  und  habilitirte  sich  hier  1820  als  Privatdocent.  1825  zum  etatmässigtin 
(d.  h.  besoldeten)  Privatdocenten  gewählt,  blieb  er  in  dieser  Stellung  bis  zum 
Ende  des  Jahres  1850 ,  nahm  dann  seinen  Abschied ,  privatisirte  in  Dorpat  und 
starb  am  12.  November  1860.  K.  war  ein  fleissiger  Docent  und  begabter  Ldhrer  ; 
er  las  abwechselnd  sehr  verschiedenartige  Fächer :  Gerichtliche  Medicin,  öffentliche 
Hygiene  und  vergleichende  Anatomie,  Geschichte  der  Medicin  und  Botanik,  medi- 
cinische  Anthropologie  und  Encyclopädie.  Es  scheint ,  dass  diese  vielseitige  Lehr- 
thätigkeit  ihm  nicht  gestattete,  sich  einem  Fache  mit  besonderer  Hingebung  zu 
widmen.  Er  verfasste  ausser  seiner  Doctor-Diss.  noch:  „Aristoteles  de  mollusds 
cephalopodibus  commentatio  pro  venia  legendi"  (Riga  1820)  —  „Ordinis  medi- 
corum  in  üniversitate  0,  Dorpatensi  annales  ab  universitatis  exordio  ad  finern 
usque  anni  1828"  (Dorpat  1830).  Daneben  schrieb  er  Recensionen  und  Anzeigen 
in  Heckkr's  Literarischem  Anzeiger  der  gesammten  Heilkunde.  Ausserdem  ver- 
fasste er  viele  Gelegenheitsgedichte. 

Inland,  1860,  pag.  853.  L.  Stieda. 

Eoehler,  Ludwig  K. ,  geboren  in  Warschau  am  27.  November  1799, 
Ktudirte  zuerst  in  seiner  Vaterstadt,  dann  in  Berlin  Medicin,  erhielt  1827  in 
Warschau  den  Grad  eines  Magisters  der  Medicin,  worauf  er  sich  nach  Paris  begab, 
um  sich  specieil  in  der  Chirurgie  auszubilden;  er  wurde  daselbst  1830  mit  der 
Diss. :  „Des  ritrdcissements  de  VurUre  et  de  leur  traitenient"  zum  Doctor  pro- 
movirt.  Nach  Warschau  zurückgekehrt,  wurde  er  Arzt  am  Heiligengeist-Hospital, 
dann  Primarius  und  seit  1838  Director  des  jüdischen  Krankenhauses;  doch  verliest 
er  schon  1840  diese  Stellung,  um  die  Direction  einer  Privatheilanstalt  zu  über- 
nehmen. Um  dieselbe  Zeit  wurde  er  Mitglied  des  Medicinal-Conseils.  Er  starb  nach 
Jahrelangem  Leiden  am  20.  November  1871;  seine  schöne  Bibliothek  vermachte 
er  der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft.  K.  war  ein  geschickter  Operateur 
und  sehr  geschätzter  Praktiker;  seine  zahlreichen  und  zum  Theil  sehr  interessantes 
chirurgischen  Beobachtungen  finden  sich  im  Warschauer  Pami^tnik  Towarzystwa 
lekarskiego  (1828—1865).  K  &  P. 

Koehler,  Reinhold  K.,  zu  Tübingen,  war  am  14.  December  1826  zu 
Lauffen  a.  N.  geboren,  studirte  in  Tübingen,  Heidelberg,  Prag  und  Wien,  lies» 
sich  1848  in  Stuttgart  nieder,  wurde  1857  in  das  Medicinal-Collegium  berufen, 
machte  im  Auftrage  desselben  wiederholt  Reisen  in  Angelegenheiten  der  Cholera 
und  des  Irren wesens,  und  wurde  später  nach  Tübingen  als  Prof.  ord.  und  Vorstand 
der  Poliklinik,  der  er  13  Jahre  lang  seine  ganze  Kraft  gewidmet  hat,  berufen.  Er 
las  ausserdem  über  Kinderheilkunde,  Heilmittellehre,  Staatsarzneikunde,  gerichtliehe 
Medicin  u.  s.  w.  Unter  seinen  literarischen  Leistungen  sind  anzuführen:  „Der 
Lungenkrebs"    (Stuttgart    1849);     die   deutsche   Bearbeitung    von   H.    Lkbert^s 


KOEHLER.  —  KOELEB.  517 

„Lehrbuch  der  Scrophel-  und  Tuberkelkrankheäen^  (Leipzig  1851)  —  „Die 
Krebs-  und  Scheinkrebskrankheiten  des  Menschen  u.  s.  w."  (Ebenda  1853);  die 
beiden  letztgenannten  Werke  erschienen  als  Bd.  IV  nnd  VI  der  Med.  Handbibliothek 
ftr  prakt.  Aerzte  —  „  lieber  die  Reform  der  MedicincUgewichte  der  deutschen 
Staaten''  (Erlangen  1858)  —  „Das  gesunde  und  kranke  Leben  in  der  Stadt 
Tübingen''  (Tübingen  1860)  nnd  viele  kleine  Abhandlungen,  meistens  im  Württemb. 
Correspondenz-Bl.  veröfTentlicht ,  und  manche  werthvolle  casuistische  Beiträge 
enthaltend.  Von  den  unter  seiner  unmittelbaren  Leitung  gearbeiteten  .Dissertationen 
seiner  Schiller  sind  mehrere  besonders  hervorzuheben ;  die  erste  Stelle  unter  seinen 
Publicationen  aber  nimmt  sein  geschätztes  „Handbuch  der  specteilen  Therapie, 
einschliesslich  der  Behandlung  der  Vergiftungen'*  (2  Bde.,  Tübingen  1851 — 55; 
21  Aufl.  1859;  3.  Aufl.  1867,  68)  ein,  das  mit  jeder  neuen  Auflage  immer  wieder 
in  vollständiger  Weise  dem  augenblicklichen  Stande  der  rasch  fortschreitenden 
Wissenschaft  entsprach.  Sein  Tod  erfolgte  am  16.  Januar  1873.  —  K.  war  einer  der 
gelehrtesten  Aerzte,  der  eine  ausgedehnte  Kenntniss  der  neueren  medicinischen 
in-  und  ausländischen  Literatur  besass;  er  hatte  eine  ungewöhnliche  Arbeitskraft 
und  unermüdliche  Ausdauer  im  Studium,  das  er  noch  auf  seinem  ihn  zum  Tode 
fahrenden  Krankenbette  fortsetzte.  Durch  Sinn  und  Geschmack  für  Verwaltungs- 
geschäfte, seinen  geraden  und  festen  Charakter,  seine  vielseitige  Bildung  war  er 
eine  von  Collegen  und  Studirenden  anerkannte  Zierde  der  Universität. 

Württemb.  med.  Correspondenz-Blatt.  1873,  pag.  61.  —  A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch. 
Biogr.  XVI,  pag.  44«3.  (j, 

Eoehler,  HermannAdolph  K.,  geboren  zu  Görlitz  am  13.  Juli  1834, 
fltndirte  in  Breslau,  Berlin  und  Halle  und  wurde  1857  in  Breslau  mit  der  Diss. : 
„  Ueber  das  Vorkcnnmen  des  Allantoins  im  Harn'*  Doctor.  Er  war  dann  2  Jahre 
hindurch  Assistent  an  Jul.  Vooel's  Klinik  in  Halle,  war  hierauf  bis  zum  Kriege 
im  J.  1866   als  Arzt  in  Aisleben  und  Wettin  tbätig,  habilitirte  sich  darauf  an  der 
Universität  zu  Halle  mit  der  Abhandlung:    „De  myelini,  quod  vccant ,    chemica 
constitutione'*   und    hielt    zunächst    klinische  Repetitorien ,    sowie  laryngo&kopische 
üebnngen ,    besonders    aber  war  seine    akademische  Thätigkeit  der  Pharmakologie 
und  Toxikologie    gewidmet.     Nach    der  Rückkehr  aus   dem  Kriege  von  1870,  71 
tkbemahm   er  nochmals  die  Stelle  des  1.  Assistenten  an  der  med.  Klinik  zu  Hallo 
unter  Th.  Weber  und  wurde  1871  zum  Kreis wundarzt,  wenige  Jahre  später  zum 
Dirigenten    des  Provinzial-Impfinstituts ,    1874    aber   zum  a.  o.  Professor  ernannt. 
Er   starb    am  5.  Februar  1879    an    einem    organischen  Herzleiden.     K.'s   wispen- 
schaftliche  Leistungen,  die  in  weiten  Kreisen  Anerkennung  gefunden  haben,  betreifen 
hauptsächlich  die  Pharmakologie  und  Toxikologie ;  ein  vollständiges  Verzeichniss  der- 
selben enthält  der  unten  angeführte  Nekrolog.  Von  selbständigen  Schriften  sind  zu 
erwähnen:  „Monographie  der  Meningitis  spinalis"  (Leipzig  1861)  —  „Chemische 
Untersuchungen   über   die   fälschlich    Himfette   genannten  Substanzen'*  (Halle 
1868)    —    „Ueher   Werth    und  Bedeutung   des  sauerstoffhaltigen   Terpentinöls 
für    die    Therapie    bei   acuter    Pho9phorvergiftung'*    (Ebenda    1872)    —    „Die 
locale  Anästhesirung  durch  Saponin"  (Ebenda  1873)  —  „Handbuch  der  physio- 
logischen  Therapeutika*  (Göttingen  1876)  —   „Qrundriss  der  Materia  medica" 
(Leipzig   1878)  —  „Aerztliches  Recepttaschenbuch'*    (Ebenda  1879;  neue  Bear- 
beitung   des    von  JüSTüs    Radius    herausgegebenen)    —   „  Ueber    die   Wirkungen 
des  Chinin"  (Halle  1879). 

Kohert  in  Giebel's  Zeitschr.  f.  d.  gcs.  Naturwissenschaften.  3.  Folge,  XIV, 
pag.   148.  Winter.  ' 

Eoehler,  s.  a.  Koeler. 

Koeler,  Georg  Ludwig  K.,  geboren  zu  Göttingen  um  1760,  war  ein 
Neife  des  berühroten  Chirurgen  August  Gottlob  Richter  und  studirte  speciell 
unter  dessen  Leitung  in  Göttingen,  wo  er  .1786  zum  Dr.  med.  proraovirte.  Später 
folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  der  Botanik  und  Arzneimittellehre  nach  Mainz, 


618  KOELEE.  —  KO^LPIN. 

wo  er  am  22.  April  1807  starb.  K.  ist  in  der  OeBchichte  der  Mediein  rtüunliohrt 
bekannt  durch  seine  vortrefflichen  Untersuchungen  über  Enochenregeneration,  deren 
Resultate  er  in  seiner  Diss. :  „Experimenta  circa  regenerationem  ossium,  adnexae 
sunt  tab,  111*^  veröffentlichte.  Ausserdem  ist  er  durch  eine  Polemik  bekannt 
geworden,  die  er  mit  WENDEiiiN  Ruf,  gleichfalls  Professor  in  Mainz,  aus  Anlass 
eiuer  von  diesem  veröffentlichten  Schrift  über  den  To4  einer  Wöchnerin  an  Metritis 
führte,  deren  Entstehung  RrF's  Instrumentalhilfe  zur  Last  gelegt  wurde. 

Dien  hjst.  111,  pag.  341.  —  Callisen,  XXII,  pag.  210.  Pgl 

Eoelle,  Johann  Ludwig  Christian  E.,  geboren  am  18.  März  1763 
in  Münchberg  (Oberfranken),  studirte  in  Leipzig,  Berlin  und  Erlangen.  An  letzterer 
Universität  promovirte  er  1787  mit  der  Diss.:  y^Spicüegium  oÄservaiionutn  de 
aconito"  (c.  tab.).  Nachdem  er  einige  Zeit  als  Militärarzt  gediait,  Hess  er  sich 
in  Bayreuth  nieder,  wurde  dort  zweiter  Stadtphysicus,  Hebeammenlehrer  und  Pro- 
fessor der  Entbindungsanstalt.  1793  zum  ersten  Stadtphysicus  und  Medicinalrath 
ernannt,  starb  K.  bereits  am  30.  Juli  1797.  Ausser  seiner  vortrefflichen  Diss. 
verfasste  er  noch:  „Flora  des  Fürstenthums  Bayreuth  gesammelt y  u.  s.  to." 
(nach  seinem  Tode  herausgegeben  von  Elbrodt,  Bayreuth  1798). 

Fiken scher,  V,  pag  93.  —  Biogr.  mdd.  V,  pag.  444.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  341. 

Pgl 

*Koelliker,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Rudolf  Albert  von  K., 
geboren  zu  Zürich  am  6.  Juli  1817,  studirte  von  1836  an  in  Zürich,  demnächst 
aber  auch  in  Bonn  und  Berlin,  war  Schüler  von  Arnold  ,  Jon.  Möller  und 
Henle,  und  wurde  als  Dr.  phil.  in  Zürich  1841,  als  Dr.  med.  in  Heidelberg 
1842  promovirt.  Von  1843 — 45  war  er  in  Zürich  bei  Hbnle  Prosector,  die 
folgenden  2  Jahre  Extraordinarius  daselbst  und  von  Herbst  1847  ordentlicher 
Professor  der  Anatomie  in  Würzburg.  Seine  wesentlichsten  Monographien  sind: 
„Die  Fntmcklungsgeschichte  der  Cepkalopoden"  (1844)  —  n^^  normale 
Resorption  der  Knochen**  —  „Die  Schleimpolypen  von  Messina**  —  „Icones 
histiologicae**  (2  Hefte)  —  ^Gewebelehre**  (in  5  Aufl.  erschienen)  —  „Entidcldungs- 
geschichte**  (2  Aufl.).  Ein  Verzeichniss  seiner  Einzelaafsätze  enthalten  der  Gatalogue 
of  Scientific  Papers  (III,  pag.  720,  VIII,  pag.  107,  bis  1873  bereits  154  Nummern) 
und  Engelmann. 

*Theodor  Hans  K.,  der  Sohn,    geboren    zu  Würzburg    am    28.  Mai 

1852,    betrieb    seine  Studien   in  Würzburg,  Göttingen,  Basel,  Halle  a.  8.    uuter 

Linhart,  Baum,  Süclv,  Volkmann  und  seinem  Vater.    1875  promovirt,   bildete 

er  sich  in  der  Chirurgie  weiter  aus  und  habilitirte  sich  für  dieses  Fach  in  Leipzig 

1881  ,    nachdem   er  speciell  bei  Socin  und  Volkmann,  aber  auch  an  der  Klinik 

für  Dermatologie  und  Syphilis  in  Würzburg  und  vorher  am  anatomischen  Institut 

Assistent  gewesen  war.  Von  ihm  rühren  her :  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  Brust- 

dr-Use**  (Würzburg  1879)    und    „lieber    das   Os   intermaxillare   des    Menschen 

und  die  Anatomie  der  Hasenscharte**  (Habilitationsschr.,  Halle  1882). 

Wernich. 

Eoelpin,  Alexander  K. ,  hervorragender  dänischer  Chirurg,  war  1731 
in  Uetersen  (Holstein)  geboren,  bildete  sich  zuerst  in  Hamburg,  später  in  Kopen- 
hagen bei  Berger  und  Wohlert  aus,  absolvirte  1763  das  Examen  medico- 
chirurgicum  practicum,  hielt  nich  darnach  mehrere  Jahre  im  Auslande  auf,  studirte 
in  Hannover  bei  Werlhof,  in  Strassburg  bei  Pfeffjnger,  in  London  bei  Hünteb, 
in  Frankreich  besonders  bei  Legat  in  Ronen,  wo  er  sich  in  SteinoperatiooeD 
vervollkommnete.  Nach  Kopenhagen  zurückgekehrt,  wurde  er  1766  Oberchirurg  an 
dem  neu  errichteten  Friedrichs-Hospital  und  erwarb  sich  in  dieser  Stellung  wesentliche 
klinische  Verdienste.  1785  wurde  er  Professor  an  der  chirurgischen  Akademie, 
an  deren  Errichtung  er  neben  Hfnxings  einen  weseutlichen  Antheil  hatte  and 
wo  er  als  ein  entschiedener  Gegner  des  noch  berühmteren  Chirurgen  H.  Callisen 
auftrat.    Eine  nicht  glückliche  Berühmtheit  knüpft   sich  an  seine  Trepanation  des 


KOELPIN.  —  KOELREUTER.  519 

Proc.  mast.  v.  Bbbobb's,  wodurch  der  Tod  dieses  hervorragenden  Arztes  ver- 
nrsaeht  wurde  und  die  zu  einer  Vertheidigangssohrift  K/s:  „Die  letzte  Krankkeit 
des  Ctmferenzrathee  v.  Berger**  (Kopenhagen  1791)  und  zu  einer  umfangreichen 
Literatur  Veranlassung  gab.  Seine  sonstigen  Schriften,  zum  Theil  in  Acta.  sog. 
reg.  med.  Hafn.  publicirt ,  sind  von  iNGEBsr.Ev ,  II ,  pag.  626 — 27  verzeichnet. 
Er  sUrb  1801. 

Bunt  Ken,  ChiTurgien  iDanmark  i  forrige  aarhandrede  (ünivenitätsprogramm  1868), 
pag.  36 — 43.  Petersen. 

Eoelpln,  Alexander  Bernhard  E. ,  geboren  in  Garz  auf  der  Insel 
Rttgen  am  31.  August  1739,  machte  seine  Studien  in  Oreifswald.  und  wurde 
daselbst  1757  mit  derDiss. :  „De  primis  cognoscendi  principiia  eorumque  vera 
suhordinatione*'  Dr.  med.,  habilitirte  sich  1764  in  Oreifswald  als  Privatdocent, 
wurde  1770  Adjunct  der  medicinischen  Facultät  und  Direetor  des  botanischen 
Gartens,  verliess  aber  schon  1772  jenen  Ort,  um  eine  Berufung  als  Professor  am 
akademischen  Gymnasium  in  Stettin  anzunehmen,  wo  er  zugleich  zum  Vorsitzenden 
des  CoUeg.  med.  und  Stadtphysicus  ernannt  wurde  und  am  18.  November  1801 
starb.  Ausser  einer  grossen  Reihe  von  Journal-Aufsätzen  für  Hufeland's  Joum., 
Baldinger's  Magazin,  Pyl's  Archiv  etc.  schrieb  K.  noch  einige  selbständig 
erschienene  Abhandlungen,  von  denen  die  bemerkenswertheste  betitelt  ist:  „Medi- 
cinisck-praktische  Bemerkungen  über  den  Gebrauch  der  sibirücken  Schneerose 
in  Gichtkrankheiten*'  (Berlin  1779),  eine  interessante  Schrift,  in  der  K.  die 
Resultate  der  Versuche  schildert,  die  er  in  Betreff  der  Heilwirkung  des  ihm  von 
Pallas  zugesandten  Rhododendron  Chrysanthum  bei  Gichtkranken  angestellt  (siehe 
Sprexgel's  Gesch.  d.  Med.,  V,  pag.  727). 

Biederstedt,  pag.  97.  —  Biogr.  mfed.  V,  pag.  446.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  842. 

PrI- 

Eoelreuter,  Joseph  Theophil  K. ,  namhafter  Botaniker,  geboren  am 
27.  April  1733  (oder  1734?)  zu  Sulz  am  Neckar,  studirte  in  Tübingen  Medicin, 
beschäftigte  sich  daneben  aber  mit  Vorliebe  mit  Naturwissenschaften  und  wurde 
1755  Doctor  der  Medicin  („Dies,  de  insectis  coleopteriss  nee  non  de  plantis 
quibusdam  rarioribus** ) .  In  Folge  dieser  Arbeit  wurde  K.  als  Adjunct  für  Natur- 
geschichte an  die  Akademie  der  Wissenschaften  nach  St.  Petersburg  berufen.  Allein 
bereits  1761  verliess  er  St.  Petersburg  und  kehrte  nach  Deutschland  zur  tick,  war 
von  1768 — 86  Oberaufseher  der  botanischen  Hofgärten  in  Karlsruhe  und  starb 
daselbst  als  Professor  der  Naturgeschichte  am  80.  October  (11.  November)  1786. 
K.  hat  eine  Reihe  von  Abhandlungen  in  den  Schriften  der  St.  Petersburger  Akademie 
veröffentlicht  (Nov.  Commentar.  Acad.  Petrop.  Tom.  VII,  VIII,  XI  u.  A.)  und  darin 
sowohl  wirbellose  Thiere,  als  Fische  und  Vögel  beschrieben.  Wichtiger  aber  sind 
K.'s  botanische  Schriften,  namentlich  die,  welche  die  Geschlechts  Verhältnisse  der 
Pflanzen  betreffen.  Dahin  gehören :  ;,  Vorläufige  Nachricht  von  einigen  da^ 
Geschlecht  der  Pßanzen  betreffenden  Versuchen**  (1761 — 66,  4  Abtheil.)  — 
„Untersuchungen  über  die  Fortpflanzung  der  Mistel**  (1763)  und  Anderes  mehr. 
Eine  Blumengattung  der  Familie  Sapendaceae  ist  durch  Laxmann  „Koelreuteria'^ 
genannt  worden. 

Richter,  Gesch.  der  Med.  III,  pag.  468.  —  Tableau  g^neral  des  matiöres  d.  puhl. 
de  l'Acad.  de  St.  Petersburg,  I.  Part.,  pag.  242—293  (Verzeichniss  der  Schriften  K.'s,  welche 
in  Petersburg  erschienen  sind).  —  E.  Wunsch  mann  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVI, 
pag.  493.  (Der  Petersburger  Aufenthalt  K.'s  ist  nicht  berücksichtigt).  |.    ^ .  .     , 

Jj.    o  T<  1  6  (1  a. 

Eoelreuter,  Wilhelm  Ludwig  K.,  grossherzogl.  Badischer  Geh. 
Hofrath,  geboren  am  12.  Februar  1784  als  Sohn  des  Vorigen,  besuchte  mehrere 
deutsche  Universitäten  und  erhielt  1808  die  Licenz  zur  ärztlichen  Praxis.  1809  in 
Karlsruhe  als  Assistenz-  und  Armenarzt  angestellt,  wurde  er  1815  zum  Hofmedicus 
ernannt  und  1816  mit  der  temporären  Besorgung  der  Geschäfte  des  Landamts- 
Phygicats   in  Karlsruhe  beauftragt.     Für   die   von  ihm  erfundene  Darstellung    des 


520  KOELREUTER.   -  KOENIG. 

natürlich-künstlichen  Karlsbader  Mineralwassers  aas  dem  Wasser  der  Badener  HeQ- 
qnelle  nnd  die  damit  zusammenhängende  Salzbereitnng  als  Arznei-  und  Handelswaare 
empfing  er  im  Jahre  1821  ein  Privilegium  zur  Ausnutzung  dieser  seiner  Erfindung. 
1825  wurde  er  zum  Medicinalrath,  1829  zum  Mitglied  der  Sanitäts-Commission  ernannt. 
Nachdem  er  sich  in  Folge  von  Kränklichkeit  1842  hatte  pensioniren  lassen,  starb 
er  am  20.  September  1848.  K.  hat  sich  durch  seine  nachstehenden  balneologischen 
Arbeiten  ein  specielles  Verdienst  um  den  Aufschwung  von  Baden-Baden  erworben : 
„Charakteristik  der  Mineralquellen  in  physischer  und  medicinischer  Hinsicht 
überhaupt  und  in  besonderem  Bezüge  auf  Badens  warme  Heilquellen  und 
seine  neuen  Heilanstalten^  (Leipzig  1818;  Pforzheim  1819)  —  „St/stemcUischer 
Qrundriss  nnd  Classification  der  Mineralquellen  nach  physikalisch-chemischen 
und  medicinischen  Hauptcharakteren^  (Leipzig  1820)  —  »Die  Mineralquellen 
im  Chossherzogthum  Baden,  deren  Heilkräfte  und  Heilanstalten  in  einer  Samm- 
lung medicinisch'theoretischer  und  praktischer  Abhandlungen''  (Karlsruhe  und 
Baden   1820 — 23,    3  Jahrg.)  u.  s.  w. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  26,  1848,  II,  pag.  623.  —  Callisen,  X, 
pag.  307;  XXIX,  pag.  303.  Pgl. 

Koenen,  Ludwig  Ernst  von  K.,  zu  Berlin,  war  daselbst  am  13.  October 
1770  geboren,  wurde  1793  zu  Frankfurt  a.  0.  Doctor  mit  der  Diss:  „De  prae- 
cipuis  tientium  morbis^  ,  wurde  1797  Prof.  e.  o.  der  medicinischen  Enevclopädie 
am  Colleg.  med.-chirurg. ,  1804  Ober-Medicinal-  und  Sanitätsrath ,  1810  Polizei- 
Physicus,  1816  Regierungs-Medicinalrath  und  war  später  Geh.  Ober-Medicinalrath, 
Mitglied  ^der  wissenschaftlichen  Deputation  für  das  Medicinalwesen  u.  s.  w.  Er 
schrieb:  „Einige  Bemerkungen  über  Kuhpocken"  (Berlin  1801)  —  „Leben  und 
Turnen,  Turnen  und  Leben,  Ein  Versuch  durch  höhere  Veranlassung"  (Ebenda 
1817)  —  „Gutachten  über  die  Zurechnungsfähigkeit  eines  Brandstifters" 
(Rust's  Magazin,  1818);  femer  einige  Festreden  (1804;  1823)  und  mehrere  Auf- 
sätze im  Gemeinnützigen  Anzeiger  des  Berliner  Intelligenzblattes  (1802;  1803; 
1804  etc.).    Er  starb  am  30.  August  1853. 

Gelehrtes  Berlin.  1825,  pag.  140.  —  Callisen,  X,  pag.  309;  XXIX,  pag.  :i03.     g. 

Koenig,  EmanuelK.,  der  Aeltere,  zu  Basel,  war  daselbst  am  1.  November 
1658  geboren,  studirte  dort  zuerst  Philosophie  und  später  Medicin ,  wurde  1682 
Dr.  med.,  unternahm  hierauf  wissenschaftliche  Reisen  nach  Frankreich  und  Italien 
und  wurde  nach  seiner  Rückkehr  1695  zum  Professor  der  griechischen  Sprache 
ernannt,  übernahm  1703  den  Lehrstuhl  für  Physik  an  der  Universität  seiner  Vater- 
stadt, den  er  bis  1711  behielt,  um  ihn  dann  mit  der  Professur  der  theoretischen 
Medicin  zu  vertauschen  (an  Harder^s  Stelle) ,  in  der  er  bis  zu  seinem  am  30.  Juli 
1731  erfolgten  Tode  thätig  war.  Ausser  einer  grossen  Anzahl  von  Beiträgen  zu 
den  Ephemeriden  der  k.  Akad.  der  Naturf. ,  sehrieb  K. :  „Diss,  de  adfectibus*' 
(Basel  1677)  —  ^Diss,  de  regno  animali"  (Ebenda  1682)  —  „Regnum  vege- 
tabue*"  (Ebenda  1680  ;  1688;  1696;  1708)  —  „Regnum  animale"  (Ebenda  1682; 
1708)  —  „Regnum  minerale"  (Ebenda  1686;  1708)  —  „Repa?  k\L7.\^ziL%;  s, 
thesaurus  remediorum  e  triplici  regno  vegttabili,  animali,  minerali"  (EbendA 
1693).  Die  Bezeichnung  Regnum  in  diesen  Schriften  hatte  K.  mit  Rücksicht  auf 
seinen  Namsn  gewählt. 

Sein  Sohn ,  E  m  a  n  u  e  1  K.  jun.  genannt,  geboren  zu  Basel  am 
14.  October  1698,  widmete  sich  daselbst  dem  Studium  der  Medicin  und  promo- 
virte  1718  zum  Dr.  med.  mit  der  Diss.:  „De  stimulis  villorum  corporü 
humani".  Dann  begab  er  sich  nach  Leyden,  um  Boerhaave  zu  hören  und  später 
zu  seiner  besonderen  Ausbildung  in  der  Anatomie  nach  Paris.  Erst  längere  Zeit 
nach  seiner  Rückkehr  wurde  er  1732  zum  Professor  der  Anatomie  und  Botanik, 
1733  der  theoretischen  Medicin  ernannt.  Er  starb  am  12.  September  1752 
und  hinterliess:  „Theses  Tnedicae"  (Basel  1721)  —  „Considerationes  logicae^ 
(Ebenda  1722)  —  „Adcersaria  medico-botanica  et  anatomica"  (Ebenda  1724)  — 


KOENIG.  —  KOEPPR.  521 

„These8  physicde^    (Ebenda  1727)  —  „Gogitata   de  jure   naturali  et  morihus 
Aomtnum^  (Ebenda  1727). 

Athenae  Rauricae,  pag.  223,  227.  —   Biogr   m6d.  V,  pag.  445.  Pgl 

Eoenlg,  Johann  Gerhard  K.,  eifriger  Botaniker,  wurde  geboren  am 
29.  November  1729  auf  dem  Beigute  Lemenen  oder  Ungemhof  (im  ehemal.  poln. 
Livland,  jetzt  6ouv.  Witebsk),  erlernte  in  Riga  die  Apothekerkunst  und  eonditionirte 
Yon  1748  an  in  verschiedenen  Städten  Dänemarks  und  Schwedens.  Vom  Jahre 
1757  an  studirte  er  zuerst  in  Upsala  Medicin  und  Naturgeschichte  unter  Ltnne 
und  Walleeiüs,  dann  setzte  er  seine  Studien  in  Kopenhagen  fort  und  wurde  hier 
znm  Dr.  med.  1763  promovirt  („Dias,  inaug,  de  remedtorum  indigenorum  ad 
morbos  cuivis  regioni  endemios  expugnandos  efficacia^).  Wegen  seiner  grossen 
Vorliebe  für  die  Botanik  bereiste  er  die  Insel  Boinholm,  1765  Island  und  wurde 
176«  Missionsarzt  in  Tranquebar,  wo  er  in  die  Dienste  des  Nabob  von  Arkot 
als  Naturforscher  trat  und  gleichzeitig  vom  Directorium  zu  Madras  eine  Gehalts- 
zulage erhielt,  um  seine  grossen  Forschungspläne  auszuführen.  Im  Begriff  eine 
Reise  nach  Tibet  anzutreten,  starb  er  in  Tranquebar  am  31.  Juli  1785.  Eine  von 
ihm  entdeckte  Pflanzengattung  ist  „Koenigia^^  genannt  worden.  Er  veröffentlichte : 
„Beschreibung  seiner  isländischen  Reise**  —  „Naturgeschichte  der  weissen 
Ameise'*  u.  s.  w. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  479 — 481  (woselbst  die  gesammte  biographische 
Literatur  über  K.  angegeben  ist).  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  446.  t    q  ♦  •    /i « 

xjm  o  T>  1  6  Q  ä. 

"^Koenig,  Franz  K. ,  geboren  zu  Rotenburg  (Hessen)  am  10.  Februar 
1832,  ausgebildet  als  Schüler  Roseb's  und  v.  Langenbeck's  in  Marburg  und  m 
Berlin,  wurde  1855  promovirt.  Zunächst  praktischer  Arzt  und  Krankenhausarzt 
in  Hanau,  wurde  er  1869  als  Professor  der  Chirurgie  nach  Rostock  berufen  und 
wirkt  seit  1875  als  solcher  und  als  Director  der  chirurgischen  Klinik  in  Göttingeu. 
Zahlreiche  Aufsätze  chirurgischen  Inhalts  finden  sich  von  seiner  Feder  im  Archiv 
der  Heilkunde ,  v.  Langenbeck's  Archiv,  der  (von  ihm  mitbegründeten)  Deutsehen 
Zeitschr.  für  Chirurgie ,  der  Berliner  klin.  Wochenschr. ,  Virchow*s  Archiv  etc. 
Besonders  hervorzuheben  sind :  „Lehrbuch  der  speciellen  Chirurgie^  (2  Bde., 
Berlin  1875 — 77;  4.  Aufl.,  3  Bde.,  1885)  —  „Lehrbuch  der  allgemeinen 
Chirurgie"  (1.  Abth.  1883;  2.  Abth.  1885),  noch  unvollendet  —  „Die  Tuberculose 
der  Knocken  und  Gelenke"  (Berlin   1884).  Wernich. 

* Koenigstein ,    Leopold  K.,    zu  Wien,    ist   zu  Bisenz    in  Mähren  am 

26.  April  1850  geboren,  studirte  in  Wien,  namentlich  unter  Arlt,  Jägee,  Brücke, 

wurde  1873  Docfor,    ist    seit    1882  Docent   für  Augenheilkunde   an    der  Wiener 

Universität    und  Arzt  der  Wiener   allgemeinen  Poliklinik.     Literarische  Arbeiten : 

„Zur  Prophylaxe   der  Blennorrhoea  neonat."    (Archiv    für  Kinderheilkunde)  — 

„Die  Anomalien   der  Refraction  und  Accommodation"    (Wien  1883)  —   „Das 

VerhäÜniss  der  Nerven  zu  den  Hornhautkörperchen ;  Beobachtungen  über  die 

Nerven  der  Cornea  und  ihre  Ge fasse"  (Wiener  Akad.  der  Wissensch.)  —  „  lieber 

die  Endigung  der   Tunica  Descemetii"  —  ;,  lieber  dsn  Ganalis  Schlemmii"  — 

„Histiologische  Notizen"  (die  drei  letztgenannten  Aufsätze  in  v.  Graefe's  Archiv)  — 

„Der  gegenwärtige    Stand  unserer  Kenntnisse    der  Blennorrhoea  neonatorum" 

(Wiener  med.  Presse)  —  „  lieber  die  Anwendung  des  Cocain  am  Auge"  (Ebenda) ; 

auRserdem  zahlreiche  Aufsätze  in  verschiedenen  wissenschaftlichen  Journalen. 

Red. 

Koeppe,  Johann  Moritz  K. ,  geboren  am  26.  Mai  1832  zu  Zörbig, 
Prov.  Sachsen,  studirte  in  Leipzig  und  Halle  und  promovirte  1856  an  letzterem 
Orte  mit  der  Diss.   „De  cholerae  epidemica e  propagationis  natura  ac  ratione", 

1857  wurde  er  Assistent  Vogel's  an  der  med.  Klinik  in  Halle,  ging  aber  schon 

1858  zur  Psychiatrie  über  und  trat  zu  diesem  Zweck  als  Assistenzarzt  in  die  dortige 
Irrenanstalt  unter  Damerow  ein.   Nach  dem  Tode  Desselben  im  Jahre  1866  wurde 


522  KOEPPE.  —  EOEBBEB. 

er  Direotor  dieser  Anstalt,  habilitirte  sich  1869  an  der  Universität  Halle  mit  d«r 
Abhandlung:  „De  haematomate  cartilaginum  nasi  (rhinhaematamate)  ex  per- 
mutationibua  laeeiantbuaqiie  telae  carHlagineae  vel  ex  perichondrüide  rutsediario" 
nnd  wnrde  1875  Professor.  Inzwischen  war  er  mit  der  Errichtung  der  neuen 
Irrenanstalt  „Rittergut  Alt-Scherbitz"  betraut  worden,  siedelte  1877  in  diese  Aber, 
aber  damit  auch  gleichsam  nur  in  sein  Grab,  indem  er  schon  am  30.  Januar 
1879  eines  unvorhergesehenen  plötzlichen  Todes  starb.  —  E.  kann  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  der  deutsche  Conolly  genannt  werden.  Wissenschaftlich,  wie 
Jener,  keineswegs  von  Bedeutung,  hat  er  praktisch  sich  dagegen  in  hohem  Maasse 
hervorgethan.  Wie  Jener  das  No-restraint  endlich,  nach  vielen  vergeblichen  V^- 
suchen  Anderer,  durchzusetzen  und  zu  allgemeiner  Anerkennung  zu  bringen  das 
Glück  hatte,  so  hatte  auch  E.  das  Glück,  die  mannichfachen,  mehr  oder  minder 
schüchternen  Versuche  Früherer,  z.  B.  Jessen's,  die  Griesinger  mit  zu  seinen, 
ihrer  Zeit  vielfach  angefeindeten  Reformvorschlägen  in  der  Psychiatrie  veranlassten, 
zur  Ausführung  und  allgemeinen  Anerkennung  zu  bringen.  Die  alten  geschlossenen, 
Casemen-  oder  Gefängnissartigen  Irrenanstalten  sind  seitdem  hinfällig  geworden. 
In  anmuthigen  Colonieen  können  sich  die  Geisteskranken  jetzt,  wie  an  jedem  anderen 
Curorte,  je  nachdem  es  gerade  ihr  Zustand  erlaubt,  herumbewegen ,  und  wenn  das 
auch  für  die  eigentliche  Psychiatrie ,  die  Heilung  der  mehr  acuten  Geisteskranken 
nicht  von  dem  Belange  ist,  wie  gemeiniglich,  zumal  in  der  Laienwelt,  geglaubt 
wird ,  für  die  Irrenpflege  überhaupt,  die  Behandlung,  Abwartung  und  Verwendung 
der  dauernd  Gestörten,  welche  verurtbeilt  sind,  Zeitlebens  in  einer  Irrenanstalt  zu 
verbleiben,  ist  es  von  unendlichem  Segen. 

Aligem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  XXXVI,  pag.  128.  —  Bandorf,  Allgem.  Deutsch. 
Biogr.  XVJ,  pag.  t)97.  ^^^^^ 

Koerber.  Aerzte  in  drei  Generationen.  —  Peter  Friedrich  K.  sen., 
wurde  am  27.  März  1732  auf  dem  Pastorat  Tarwast  (Livland)  geboren,  erlernte 
in  Dorpat  die  Apothekerkunst  und  begab  sich  dann  nach  Deutschland,  um  von 
1754  ab  in  Halle,  Jena  und  Erfurt  Medicin  zu  studiren.  1756  erwarb  er  sich 
in  Erfurt  den  Doctorgrad  („Dias,  inaug.  med,  de  rarioribus  quibtisdam  tnstonis 
vitits^  y  4.).  In  seine  Heimath  zurückgekehrt,  prakticirte  er  zuerst  auf  dem  Lande 
in  Estland,  dann  in  Reval,  von  1758 — 66  als  Arzt  des  dortigen  Waisenhauses;  er 
war  einer  der  ersten  Aerzte ,  welche  in  Estland  die  Blattern  impften.  1783  Hess 
er  sich  in  Petersburg  beim  medic.  Collegium  examiniren  und  wurde  in  demselben 
Jahre  in  Reval  Kreisarzt.  Er  starb  daselbst  am  17.  October  1799.  Er  verfasste 
verschiedene  populär-medicinische  Schriften  für  den  estnischen  Bauer,  darunter: 
;,  Versuch^  die  gewöhnlichsten  Krankheiten  bei  dem  gemeinen  Mann  und  besonders 
dem  livländischen  Bauer  auf  eine  leichte  und  wohlfeile  Art  zu  heilen"  (Reval 
1761).  Vor  Allem  ist  K.  als  der  Verfasser  der  „Abhandlung  von  der  Pest  und 
anderen  hinraßenden  Seuchen  sammi  den  dawider  dienenden  Präservations- 
und  H eHungamitteln*^  (Ebenda  1783)  zu  nennen. 

V.  Recke-Napiersky ,  II,  pag.  491 — 492.  —  Tschistowitsch,  CLXXV. 

L.  Stieda. 

Johann  Friedrich  Koerber,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  zu  Reval 
am  13.  März  1765  geboren,  studirte  Medicin  in  Berlin  und  Göttingen  von  1783 
bis  1787,  wurde  1787  in  Göttingen  zum  Dr.  med.  promovirt  („Dias,  de  nausea 
ac  vomitu  gravidarum^),  bereiste  Frankreich  und  hielt  sich  eine  Zeit  lang  in 
Paris  auf.  1788  wurde  er  in  Petersburg  examinirt  und  als  Divisionsarzt  bei  der 
finnischen  Armee  angestellt;  1798  wurde  er  Militärarzt  in  Riga,  1806  Medicinal- 
Inspector  des  Gonv.  Livland;  im  Jahre  1808  musste  er  das  Land  der  Don'scheo 
Kosaken  bereisen,  um  daselbst  Quarantaine- Anstalten  einzurichten.  1809  wurde  er 
Medicinal- Inspector  des  Gouv.  Kurland.  Er  starb  am  19.  März  1823  in  Mitan. 
Er  ist  Verfasser  eines  für  die  Geschichte  der  Medicin  in  Russland  sehr  wichtigen 
Werkes:   „Auszug  aus  den  älteren  sowohl  als  den  neueren  im  russischen  Reick 


EOERBEB.  —  KOESTEB.  523 

erschienenen  allerhöchsten  Manifesten,  Ukasen,  Puhlicationen,  wie  auch  Verord- 
nungen und  Befdden,  welche  das  gesamnUe  Medicinalwesen  betreffen^  (Mitaa 
1816).  Dazu  erschien  Dach  R.'s  Tode:  „Zusätze  und  Nachträge,  herausg,  von 
Dr.  M.  Bidder*"  (1.  Abtheil.,  Ebenda  1825). 

V.  Becke-Napiersky,  II,  pag.  489.  —  Tschistowitsch,  CLXKY. 

L.  Stieda. 

Johann  Georg  von  Koerber,  Sohn  des  Vorigen,  wurde  zu  Fried- 
riehshamm  in  Finnland  am  4.  November  1795  geboren,  studirte  Medicin  in  Dorpat, 
dann  in  Berlin,  machte  grosse  Reisen  nach  Wttrzburg,  Paris  und  Wien.  Nach 
Dorpat  zarflckgekehrt ,  erhielt  er  hier  1820  den  Orad  eines  Doctors  der  Medicin 
(„Duts,  de  ebrietate*^)  und  starb  in  demselben  Jahre  am  18.  Juli  1820  zu  Mitau. 

V.  Recke-Napiersky,  II,  pag.  490.  L.  Stieda. 

*Koerber,  Bernhard  K.,  auf  dem  Pastorat  Wendau  (Dorpater  Kreises) 
am  20.  Mai  1837  geboren,  machte  seine  Studien  auf  der  Universität  zu  Dorpat 
vorzugsweise  als  Schiller  Sauson's  von  Himmelstikbn  und  wurde  1861  promovirt. 
Von  1864  bis  1879  war  K.  alsdann  in  Kronstadt  bei  der  Marine  angestellt,  im 
letz^nannten  Jahre  erhielt  er  die  Berufung  als  Professor  der  Staatsarzneikunde 
nach  Dorpat.  Arbeiten :  „Bericht  über  die  Pockenepidemie  im  lA'onstadter 
Marinehospital  1865—1866"  (Petersburg,  med.  Zeitschr.  1867)  —  „Beexami- 
nation  von  1400  Seeleuten  in  Bezug  auf  Körperlänge,  Brustumfang,  Gewicht, 
Lungencapacität  und  Kräfte"*"  —  Biostatik  der  Kirchspiele  Ringen,  Baaden, 
Niiggen  etc.  in  den  Jahren  1834  bis  1859"   (Ebenda  1872).  Wemich. 

Koenier,  Moritz  K. ,  zu  Graz,  geboren  1820  zu  Kratzau  in  Böhmen, 
studirte  in  Prag  und  Wien,  fungirte  dann  Jahre  lang  als  Assistent  von  Skoda, 
wurde  später  an  die  medicinische  Klinik  zu  Innsbruck  und  von  da  schon  nach 
ganz  kurzer  Zeit  nach  Graz  berufen,  wo  er  als  Vorstand  der  medicinischen  Klinik 
(nach  Rieoler's  Tode)  und  zugleich  als  Professor  der  speciellen  Pathologie 
und  Therapie ,  sowie  als  Primararzt  am  allgemeinen  Krankeuhause  einen  erweiterten 
Wirkungskreis  fand.  Gelegentlich  der  Reorganisation  der  Sanitätsbehörden  wurde 
er  zum  k.  k.  Landessanitätsrath  ernannt.  Als  Lehrer  und  consnltirender  Arzt 
hochgeschätzt,  starb  er  am  12.  April  1876.  Er  war  Verfasser  zahlreicher  Schriften 
und  Abhandlungen ,  die  theils  selbständig ,  theils  in  verschiedenen  Journalen  zer- 
streut erschienen  sind.  Wir  nennen :  ;,  Ueber  den  Percussionsschall"  (Zeitschr.  d. 
k.  k.  Gesellsch.  d.  Aerzte  zu  Wien,  1855)  —  „Casuistische  Beiträge  zur  Lehre 
der  Erscheinungen  der  Verwachsung  des  Htrzens  mit  dem  Herzbeutel"  (Wochen- 
blatt d.  Zeitschr.  d.  k.  k.  Gesellsch.  d.  Aerzte  zu  Wien,  1855)  —  „Klinische  Studien 
über  Albuminurie  im  Verlaufe  acuter  Krankheiten"  (Prager  Vierteljahrschr., 
1860)  —  „Fall  von  Eclampsia  puerperarum"  (Ibid.  und  Memorabilien,  1861)  — 
„Angeborene  Cyanose"  (zusammen  mit  Clar,  Sitzungsber.  d.  Vereins  d.  Aerzte  in 
Steiermark,  1867 — 68)  —  ;,  Ueber  den  Gebrauch  der  Getränke  bei  schweren 
Krankheiten  u,  s  w."  (Ibid.  1869 — 70)  —  „Beitrag  zur  Lehre  von  der  Tuber- 
culose"  (AUgem.  Wiener  med.  Zeitung,  1871)  —  „Die  biliöse  Form  der  fieber- 
haften Krankheiten"  (Ibid.)  —  „Befund  bei  Ghloroformtod"  (Sitzungsber.  d. 
Vereins  d.  Aerzte  in  Steiermark,  1871)  —  „Die  Transfusion  im  Gebiete  der 
Gapillaren  und  deren  Bedeutung  für  die  organischen  Functionen  im  gesunden 
und  kranken  Organismus"  (Allgem.  Wiener  med.  Zeitung,  1873)  u.  s.  w. 

Prager  med.  Wochenschr.  I^7Ö,  pag.  3>5G.  —  Wiener  med.  Presse.   1876,  pag.  549. 

Pagel. 

*Eoester,  Karl  K. ,  geboren  zu  Dürkheim  a.  d.  H.    am  2.  April  1843, 

studirte  in  München,    Tübingen   und  in  Würzburg,    wo  er  v.  RecklinghaüSEN's 

Schüler   und   —    nach    der    1867    erfolgten  Promotion   —  Assistent  war.     1869 

dortselbst  habilitirt,  wurde  er  1872   als  ordentlicher  Professor  der  pathologischen 

Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie  nach  Giessen ,  1874  in  gleicher  Eigenschaft 

nach  Bonn  berufen.  Hauptarbeiten  sind:  „Entwicklung  der  Gorcinome"  (Würzburg 


524  KOESTER.  —  KOHLHAAS. 

1869)  —  „  Ueber  tuherculöse  Oelenkentzündung"  (ViECHÖw's  Archiv,  Bd.  XLVIII), 
später  Mehreres  über  Tubereulose  im  Allgemeinen   und  über  Gefässerkrankungeu. 

Wcrnicb. 

Eoestlin,  Karl  Heinrich  E. ,  geboren  am  23.  April  1755  in  Bracken- 
heim in  Württemberg  —  nach  Anderen  1754  in  Blaubeuren  — ,  studirte  zu  Tübingen 
und  promovirte  daselbst  1775  mit  der  Dias.  „De  effectibus  dectricitatis  in  quae- 
dam  Corpora  organica'*.  Bei  der  Gründung  der  Earlsschule  in  Stuttgart  wurde 
er  als  Professor  der  Naturgeschichte  daselbst  angesellt  und  war  in  dieser  Eigen- 
schajft  bis  zu  seinem  Tode,  am  8.  September  1783,  thätig.  Er  schrieb:  „Lettre 
sur  Vhiatoire  naturelle  de  Vile  d'^Elbe*'  (Wien  1780)  —  „  Von  der  Methode, 
die  mineralischen  Wässer  vermittelst  der  fixen  Luft  durch  die  Kunst  ebenso 
wirksam  j  als  die  natürlichen  sind,  auf  eine  wohlfeile  Art  nachzumachen'* 
(Stuttgart  1780)  —  „Fasciculus  animadiersionum  physiologid  atque  miner a- 
logicO'chemici  argumenti^  (Ibid.  1780).  Ausserdem  übersetzte  er:  A.  Volta's 
Briefe  über  die  entzündbare  Sumpfluft"  (Strassburg  1778)  und  P.  MosCATfs 
„  Versuche  über  das  Blut  und  die  thierische   Wärme**  (Stuttgart  1781). 

Moll,  Die  Karls-Akademie  im  Württemb.  Correspondenzbl.  1859,  Beilage!— 5.— 
Biogr.   med.  V,  pag.  448.   —   Dict.  bist.  III,   pag.  34^  P»!. 

Eoestlin,  R.  .Heinrich  Gotth.  K.,  wurde  am  20.  Juni  1787  m 
Nürtingen  in  Württemberg  geboren,  bezog  mit  16  Jahren  die  üniFersitÄt  Tübingen 
und  studirte  an  ihr,  besonders  von  Ktelmever  und  Autbnrieth  beeinflasst, 
Medicin.  Nach  beendetem  Studium  ging  er  noch  zu  seiner  weiteren  Ausbildung 
nach  Wien  und  Hess  sich  1809  als  praktischer  Arzt  in  Stuttgart  nieder.  18 14 
wurde  er  daselbst  Stadtdirectionsarzt,  1828  Ober-Mediciualrath.  Als  solcher  hatte 
er  einen  bedeutenden  Einfluss  auf  das  württembergische  Medicinalwesen  und  nahm 
einen  hervorragenden  Antheil  an  seiner  Umgestaltung  in  den  Dreissiger-  und  Vier- 
ziger-Jahren unseres  Jahrhunderts,  namentlich  an  der  Umgestaltung  des  Irren- 
und  Apotheken  Wesens.  K.  wurde  so  der  Schöpfer  der  Irrenanstalt  Winnenthal, 
der  Reformator  der  Irrenanstalt  Zwiefalten,  der  Organisator  der  Apothekenordnung 
und  der  Landespharmacopoc  von  Württemberg.  1853  legte  er  sein  Staatsamt  nieder 
und  1855  auch  die  Praxis.  Am  18.  August  1859  starb  er.  In  seiner  Jugend 
hatte  er,  eng  befreundet  mit  Uuland,  J.  Kerxbr,  dem  schwäbischen  Dichter- 
bunde angehört  und  unter  dem  Pseudonym  Chrysalethes  mehrere  kleinere 
Oedichte  lyrischen  und  epigrammatischen  Inhalts  veröffentlicht. 

Allgem.  Zeitschr.  für  Psychiatrie.  Hd  XVII,  pag.  381.  —  Dandorf  ia  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  758.  Arndt. 

Eohlhaas,   Johann   Jacob   E.,    geboren    am    19.  October    1747    zu 

Marggröningeu  in  Württemberg,  wo  sein  Vater  Wundarzt  war,    suchte  sich  nach 

dem  frühen  Tode  seiner  Eltern  durch  pharmaceutische  Beschäftigung  in  verschiedenen 

Apotheken  seines  Heimathlandes  die  Mittel  zum  Studium  der  Medicin  zu  erwerben. 

Er  begann  dasselbe  im  November  1767  zu  Tübingen,    wo  er  auch  im  Juli  1774 

das  Doctordiplom  erhielt.  Im  gleichen  Jahre  eröffnete  er  seine  ärztliche  Praxis  zu 

Regensburg,    wo    er    später    erster    Stadtphysicus    und   Arzt   im    Eatharinenspital 

wurde.  Die    vom    ärztlichen  Beruf  nicht   beanspruchte  Zeit  verwendete  er  auf  das 

Studium  der  Naturwissenschaften,  besonders  der  Botanik,  die  er  mit  Vorliebe  betrieb, 

war  Präsident  der  botanischen  Gesellschaft   in  Regensburg   u.  s.  w.    Er  starb  am 

19.  Juli  1811.    Seine  zahlreichen  Schriften  sind  theils  naturwissenschaftlichen,  theils 

medicinischen  Inhalts.  Unter  letzteren  sind  zu  nennen:  „De  genesi  calculi  urinarii*^ 

(Tübingen  1770,  4.)  —  „Zwölf  medicinische  Beobachtungen  über  den  äusseren 

Nutzen  des  kalten    Wassers  in  verschiedenen  Krankheiten**  (Baldinobr's  Neues 

Magazin  für  Aerzte,  Bd.  II,  St.  6)  —  „Anleitung  zur  Bildung  ächter  Wundärzte" 

(4  Bde.,  Regensburg  1784,  8.)    —   „Nachrichten   von   den  Medicinal- Anstalten 

in   Regensburg**    (Ebenda  1787,  8.)    —    „Medicinisch- praktische    Jahrgänge' 

(Ebenda  1804,  8.). 

Baader,  I,  pag.  610.  F.  Seits. 


KOHLRAUSCH.  —  KOHLSCHÜTTER.  685 

KoMranscll y  Otto  Ludwig  Bernhard  K.,  zu  Hannover,  war  am 
20.  März  1811  zu  Barmen  bei  Elberfeld  geboren  ,  beschäftigte  sich  auf  der 
Universität  Bonn  von  1829  an  vorzugsweise  mit  Naturwissenschaften,  wendete  sich 
von  1830  an  in  Oöttingen  mehr  der  Medicin  zu,  nahm  nach  vollendeten  Studien 
1834  einen  längeren  Aufenthalt  in  Kopenhagen  und  London,  behufs  des  Besuches 
grösserer  Hospitäler,  und  Hess  sich  1835  als  Arzt  in  Hannover  nieder,  wo  Stieglitz 
sein  Freund  und  Beschützer  wurde.  Er  wurde  als  Prosector  und  Lehrer  bei  der 
dortigen  chirurgischen  Schule  angestellt,  machte  dabei  weitere  Studien  in  der 
Physiologie,  Mikroskopie  und  Anatomie  und  wurde  bald  auch  ein  beliebter  Arzt. 
1841  richtete  er  im  Auftrage  der  Regierung  eine  Molkencuranstalt  im  Bade  Reh- 
burg mit  vollständigstem  Erfolge  ein,  wurde  darauf  zum  königl.  Hofchirurgus 
ernannt  und  gab  etwas  später  eine  Schrift:  „Physiologie  und  Chemie  in  ihrer 
gegenicärtigen  Stellung^  beleuchtet  durch  eine  Kritik  von  Liebig's  Thier- 
Chemie*'  (Göttingen  1844)  heraus,  über  welche  selbst  Berzelius  seine  vollste 
Anerkennung  aussprach.  Ebenso  lieferte  er  für  Rüd.  Wagner's  Handwörterbuch' 
der  Physiologie  (Bd*  HI,  1846)  den  treflFlichen  Artikel:  „Physiologie  in  ihrer 
Anwendung  auf  Chirurgie,^  Bei  der  Errichtung  des  Ober-MedioinalcoUegiums 
1847  erhielt  er  zunächst  .eine  provisorische  Stelle  bei  demselben ,  wurde  aber 
bereits  1849  wirkliches  Mitglied  und  Medicinalrath  und  wendete  dieser  Behörde 
einen  grossen  Theil  seiner  Thätigkeit  und  seines  unermüdlichen  Fleisses  zu,  so 
dass  er  sogar  1850  der  Stelle  eines  Hofchirurgen  entsagte;  auch  war  er  von 
l^^öO — 53  Mitglied  der  Medicinalbehörde  für  die  Armee.  Er  war  ein  thätiger 
Mitarbeiter  an  dem  Göttinger  Gelehrten  -  Anzeiger ,  schrieb  auch  manche  natur- 
historische Aufsätze;  sein  letztes  Werk  war:  „Zur  Anatomie  und  Physiologie 
der  Beckenorgane,  nebst  naturgetreuen  Abbildungen  de)*  Längsdurchschnitte 
des  männlichen  und  weiblichen  Beckens"  (Leipzig  1854,  4.,  m.  3  Taff.),  eine 
ausserordentlich  grtindliche  und  geschätzte,  vielerlei  neue  Aufschlüsse  gebende 
Untersuchung.  Nach  langem,  qualvollen  Leiden  erfolgte  am  14.  November  1854 
der  Tod  dieses  trefflichen  Mannes. 

Schneemann  im  (Hannoverisch.)  Medicin.  Conversations-  und  Correspondenzbl. 
Jahrg.  5,  1854.  Nr.  17. 

Ct. 

Kohlreif,  Gottfried  Albert  K.,  geboren  zu  Lübeck  am  22.  October 
1749,  war  Professor  der  medicinischen  Elektricität  am  Stadthospitale  und  Prof. 
der  Physik  an  der  chirurgischen  Schule  zu  St.  Petersburg,  bis  er  1795  dieser 
Stellung  entsetzt  wurde.  Er  starb  am  8.  Mai  1802.  Von  seinen  Schriften  citiren 
wir  folgende:  „Von  der  wahren  Todesart  der  Ertrunkenen  und  den  hieraus 
gefolgerten  schicklichsten  Mitteln  für  dergleichen  Unglückliche"  (Lübeck  1778)  — 
„Animadversiones  criticae  in  dissertationem  de  caloris  et  fngoris  mödijfica- 
tionibus  .  .  ,  e  schola  medico  -  chirurgica  nuper  divulgatam"  (St.  Petersburg 
1786)  —  „Sollte  die  Elektricität  uoirklich  die  Wärme  verursachen  und  sollte 
diese  Wärme  eine  Wirkung  der  Zersetzung  des  Elementarfeuers  und  Phlogiston 
seinf"  (Weimar  1787)  —  „Abhandlung  von  der  Beschaffenheit  und  dem  Ein- 
fluss  der  Luft  sowohl  der  freien  atmosphärischen  als  eingeschlossenen  Stuben- 
luft auf  Leben  und  Gesundheit  der  Menschen"  (Weissenfeis  und  Leipzig  1796; 
2.  Aufl.  1800)  —  „  lieber  die  Verbesserung  der  Elektrisirmaschinen"  (Licht en- 
be&g's  Magazin,  I,  1782)  —  „Apparat  zur  Luftelektricität"  (Gren's  Journal, 
I,   1791). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  449.  —  Dict.  bist.  IJI,  pag.  344.  —  Poggendorff,  I, 
pag.  1300.  p^j 

* Kohlschütter ,  Ernst  Otto  Heinrich  K. ,  zu  Halle  a.  d.  S. ,  ist  zu 
Dresden  am  26.  December  1837  geboren,  studirte  in  Leipzig  und  wurde  daselbst 
1862  Doctor,  1866  Privatdocent  in  Halle,  1875  Professor  e.  o.  Collegia:  Pro- 
pädeutische innere  Klinik ,  spec.  Pathologie  und  Therapie  u.  s.  w.  Literarische 
Arbeiten  :   „Messungen  der  Festigkeit  des  Schlafes"  (Henle's  Zeitschr.,  1865)  — 


626  KOHLSCHÜTTEE.  —  KOLBANY. 

„De  corporis  pondere  per  typhum  abdom,  mtUato^  (Habilitationsschrift,  Halle 
1866)  —  „  Thoraxformation''  —  „  Verbreitung  der  Gholera**  (Beides  im  Correspoa- 
denzbl.  des  Vereins  der  Aerzte  im  Reg.-Bez.  Merseburg,  1867,  1868)  —  „Ur- 
sachen des  Todes;  Vortrag''  (Halle  1874)  —  „Zusammenhang  zwischen  Diabetes 
und  Pancreaskrankheiten"  —  „Messungen  der  Intensität  der  Herztöne".     _ 

Eolm,  Tobias  K.,  Sohn  des  Arztes  und  Mathematikers  Moses  K.  aas 
Narol  in  der  Wojewodschaft  Beiz  und  Enkel  des  Eleasar  K. ,  gleichfalls  eines 
Arztes,  der  von  Palästina  nach  Polen  eingewandert  war  und  in  Kamieniec  Podolski 
prakticirte.  E.  wurde  1655  in  Metz  geboren,  wohin  seine  Eltern,  vor  dem  Kosaken- 
aufstande fliehend,  1648  ausgewandert  waren,  im  achten  Lebensjahrs  kehrte  er 
nach  Polen  zurück,  studirte  Medicin  in  Frankfurt  a.  0.  und  in  Padua,  wo  er  auch 
promovirt  wurde;  nachdem  er  in  Polen  lange  Jahre  hindurch  als  Arzt  th&tig 
gewesen  war,  siedelte  er  nach  Constantinopel  über,  wo  er  Leibarzt  des  Sultans 
Achmet  HI.  wurde.  1707  gab  er  in  Venedig  in  hebräischer  Sprache  sein  Werk: 
„Moose  Tohia^j  eine  medicinische  Encydopädie,  heraus.  (Dasselbe  wurde  noch  in 
den  Jahren  1715,  1728,  1769  und  1850  von  Neuem  gedruckt).  1724  zog  er 
nach  Jerusalem,  wo  er  1729  starb.  .  K   &  p 

*Eohn,  Emanuel  K.,  zu  Prag,  am  24.  April  1836  geboren,  studirte 
daselbst  und  in  Wien,  wo  er  speciell  Schüler  v.  Sigmunds  war  und  wurde  1861 
promovirt.  Seit  1866  ist  er  in  Wien  als  Privatdocent  thätig,  und  schrieb  neben 
kleineren  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Syphilidologie,  monographisch:  „lieber 
Pharynxsyphilis"  und:  „lieber  Nägelsyphüis".  Auch  übersetzte  er  FoüRNiEB*3 
„Le9ons  sur  la  Syphilis  6tudi6e  .  .  .  chez  la  femme"  (Wien  1875).      Wernich. 

*Eohts,  Oswald  K.,  am  31.  Januar  1844  in  Bereut  (Westpreassen) 
geboren,  medicinisch  ausgebildet  in  Jena ,  Königsberg  i.  Pr. ,  Berlin ,  schloss  sieh 
besonders  an  Leydrn  an,  bei  welchem  er  1870  als  Assistenzarzt  an  der  Königs- 
berger und  1872  Secundararzt  an  der  Strassburger  Poliklinik  wurde.  1874  habi- 
litirte  er  sich  an  letztgenannter  Universität,  wurde  1876  Prof.  e.  o.  und  Director 
der  Kinderklinik,  1878  Leiter  der  Üniversitäts-Poliklinik  in  Strassburg.  Von  ihm 
wurden  monographisch  bearbeitet:  Lungengangrän,  Echinococcus  des  Auges, 
Meningitis  spinalis;  die  Krankheiten  des  Pharynx  und  der  Nase  in  6eruardt*s 
Handbuch.  Einzelaufsätze  finden  sich  im  Deutsch.  Archiv  f.  klin.  Med.,  Berliner 
klin.  Wochenschr.,  ViRCHOw's  Archiv,  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  u.  s.  w.     Wernich  - 

""Eolaczek,  Johannes  K.,  zu  Breslau,  ist  zu  Gleiwitz  in  Oberschlesien 
am  13.  December  1842  geboren,  studirte  in  Breslau,  war  Arzt  seit  1870 ,  wurde 
Doctor  1873,  war  von  1871 — 73  Assistent  am  pathologischen  Institut  unter 
Waldeyer  und  Cohnheim,  von  1873 — 81  Assistent  an  der  chirurgischen  Klinik 
unter  Fischer,  ist  seit  1877  Privatdocent  der  Chirurgie.  —  Literarische  Arbeiten : 
„Orundriss  der  Chirurgie"  (Berlin  1884);  ferner  eine  Reihe  von  Abhandlungen 
im  Archiv  f.  klin.  Chirurgie,  der  Deutsch.  Zeitschr.  f.  Chirurgie,  Centralbl.  fÄr 
Chirurgie,  Vjrchow's  Archiv,  Deutsch,  med.  Wochenschrift,  Breslauer  ärztl.  Zeit- 
schrift etc.  Hervorzuheben  ist:  „lieber  das  Angio-Sarcom"  (Deutsch.  Zeitschr. 
f.  Chirurgie,  1877).  *  r,^ 

Eolbany,  Paul  K. ,  zu  Pressburg  in  Ungarn,  war  hier  1757  geboren 
und  wirkte  hier  bis  zu  seinem  am  16.  April  1876  erfolgten  Tode.  Er  ist  besonders 
bemerkenswerth  durch  seine  Schriften  tlber  die  Kaltwasserbehandlung  bei  fieber- 
haften Krankheiten:  „Beolachtungen  über  den  Nutzen  des  lauen  und  kalten 
Walsers  im  Scharlachfieber"  (Pressburg  1808)  —  „Bemerkungen  über  den 
ansteckenden  Typhus,  der  im  Jahre  1809 — 1810  in  Pressburg  herrschte"  — 
;,  Ueber  die  Wirkung  des  kalten  und  warmen  Wassers  als  eines  Heilmittels 
in  fieberhaften  und  anderen  Krankheiten''  (Ebenda  1811).  Femer  schrieb  er 
mehrere  toxikologische  Schriften,  wie:  „Ungarische Giftpflanzen"  (Ebenda  1791)  — 


KOLBANY.  —  KOLK.  527 

„Giftgeschichte  des  Thier-,  Pßamen-  und  Mineralreichst  (Ebenda  1798;  1807). 
Besonders  verdient  machte  sich  E.  durch  Einführung  der  Yaccination  in  Ungarn, 
die  er  in  einer  Schrift:  „Abhandlung  van  den  Kuhpocken,  des  wahren  Schutz- 
mittels gegen  Blattern-Ansteckung*^  (Ebenda  1802)  dringend  befürwortete. 

Eble,  Forts,  von  SprengePs  Gesch.  d.  Med.  II,  pag.  266;  388,  577.  —  AUgem. 
DeatscK  Biogr.  XV],  pag.  461.  p»! 

Eolisko,  Eugen  K.,  in  Wien,  geboren  am  17.  November  1811,  wurde 
1836  bei  der  Wiener  Universität  Doctor,  diente  von  1837 — 40  bei  der  nieder- 
österreichischen Regierung  in  der  Conceptspraxis,  war  von  1840 — 44  auf  Skoda*s 
Abtheilung  für  Brustkranke  1.  Secundararzt  und  wurde  ihm,  als  Skoda  später 
zum  Professor  ernannt  wurde,  die  Leitung  dieser  Abtheilang  als  ordinirender  und 
1857  als  Primararzt  übertragen.  1847  war  er  zum  akademischen  Doeenten  für 
Auscultation  und  Percussion  ernannt  worden,  1849  wirkte  er  bei  der  Cholera- 
Epidemie  als  ordinirender  Arzt  im  Aushilfsspital,  1873  übernahm  er  die  Cholera- 
Abtheilung  des  Allgemeinen  Krankenhauses.  Seit  1876  war  er  der  Senior  der 
Primarärzte  desselben  und  vertrat  als  solcher  wiederholt  den  Director.  In  den 
letzten  Jahren  hatte  er  nicht  mehr  docirt,  sondern,  vom  wissenschaftlichen  Leben 
zurückgezogen,  ausschliesslich  seiner  Abtheilung  sich  gewidmet ,  der  er  mit  grosser 
Pflichttreue  vorstand,  bis  er  am  4.  Juli  1884  starb.  Von  seinen  Schriften  nennen 
wir :  „Der  tympanitische  Percussionsschall"  (Wochenbl.  d.  Zeitschr.  d.  k.  k.  Gesell- 
schaft d.  Aerzte,  Wien  1856)  —  „Ueber  das  continuirliche  Halsgeräusch*' 
(Ibid.  1858,  Nr.  16)  —  ;,  Ueber  amphorischen  Widerhall  und  Metallklang  in 
der  Brusthöhle**  (Oesterr.  medic.  Jahrbb.,  1844)  —  „Ueber  das  Nonnengeräusch** 
(Zeitschr.  d.  Wiener  Aerzte,  1851)  —  „Fall  von  Insuffidenz  der  Pulmonar- 
arterienklappe**  (Ibid.  1859)  —  „Beiträge  zur  Mechanik  der  fferzaction^ 
(Oesterr.  med.  Jahrbb.,  XX,  1870)  —  „Ueber  das  Verhalten  der  Action  des 
Herzventrikels  zur  Pulswellenbildung  in  der  Arterie**  (Ibid.  1873). 

Wiener  med.  Wochenschrift.    1884,  pag.  882.  —   Anzeiger  der  k.  k.  Gesellsch.  der 

Aerzte  in  Wien,  1885,  pag    156-  p        i 

X  skg e  1 

Kolk,  JacobusLudovicusConradus  Schroeder  van  der  K., 
am  14.  März  1797  in  Leeuwarden  geboren,  studirte  1812 — 1820  in  Groningen, 
wo  er  erst  die  Preisfrage :  „  Quae  sunt  emolumenta  praecipua,  quae  ex  calorico 
latente  seu  ligato  aeris  et  aquae  ad  oeconomiam  animalem  redundant**  und 
später  die  Frage:  „Sanguinis  circulantis  historia  cum  experim^ntts  ad  eam 
Hlustrandam  institutis** ,  mit  welch*  letzterer  er  am  17.  Juni  1820  zum  Dr.  med. 
promovirt  wurde,  beantwortete.  Nach  kurzer  praktischer  Wirksamkeit  in  Hoorn 
wurde  er  1821  Arzt  im  „Buiten-Gasthuis^^  in  Amsterdam,  wo  er  sich  eine  Samm- 
lung pathologisch-anatomischer  Präparate  erwarb,  deren  Beschreibung  er  1826 
(„Observationes  anatomico-pathologici  et  practid  argumenti**)  veröffentlichte. 
Nach  dem  Tode  Bleuland*s  (1827)  als  Prof.  anatom.  et  physiol.  nach  Utrecht 
berufen  (Antrittsrede:  „De  anatomiae  pathologicae  praecipue  subtilioris  studio 
tUilissimo,  et  ad  morborum  naturam  intelligendam  maxime  commendando**), 
machte  er  sich  auch  um  die  bessere  Einrichtung  der  dortigen  Irrenanstalt  sehr 
verdient,  indem  er  bis  zu  seinem  Tode,  6.  Mai  1862,  nicht  nur  den  anatomischen 
Wissenschaften,  sondern  auch  dem  Irrenwesen,  seit  1842  als  Inspecteur  der  Irren- 
anstalten, seine  ganze  Aufmerksamkeit  widmete.  Schon  1836  in  seiner  Rectorats- 
rede  /"„De  verwaarloozing  der  zorg  in  ons  land  van  hetgeen  ten  leniging  van 
kot  lot  der  krankzinnigen  behoort  te  geschieden**)  hatte  er  sich  damit  beschäftigt. 
Als  mikroskopischer  Anatom  hat  v.  d.  R.  sich  berühmt  gemacht  durch  seine  £nt- 
de<5kung  der  elastischen  Fasern  in  dem  Sputum  von  Schwindsüchtigen  (1845)  und 
durch  seine  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Medulla  spinalis  und  oblongata,  als 
Zootom  durch  seine:  „Mem.  sur  l'anatomie  et  la  physiologie  du  Oastrus  equi** 
(Amsterdam  1845)  und  durch  zwei  mit  W.  Vrolik  bearbeitete  Abhandlungen: 
„Recherches  d!anatomie   comparSe   sur   le  genre  Stenops  d^Illiger**  (Ebenda 


528  KOLK.  -  KOLLMANN. 

1848)  —  jyOntleedkundtge  nasporingen  over  de  heraenen  van  den  chimpansS*' 

(Ebenda  1849).  Ausserdem  schrieb  er  hauptsächlich :  „Over  het  verschü  tusschen 

doode   ncUuurkrachten,    levenskrachten    en    ziel*'    (Utrecht    1835;    deutsch   von 

Albebs,  Bonn  1836;    schwedisch  1837)    —    „Over  het  verband  en  de  icerking 

ttisschen  lichaama-  en  ztelskrachten  by  mensch  en  dieren^  (Utrecht  1843;  deutsch 

Braunschweig    1865)    —    „Over   de   aanwezigheid   van   elastische   vezels   in  de 

Sputa  van  teringlyders  als  teeken  eener  vomica**  (1845 ;  französisch  von  Plosx, 

Aachen  1850;  englisch  1857)  —  „Over  den  incloed  van  Sterken  drank  op  het 

lichaam*'  (1850;   1851)  —  „De  mylpaal,  of  wat  hebt  gy  als  af schaffers  van 

Sterken  drank   in  1850  gedaan*'  (1851)    —    „Over  den  oorsprong  en  de  vor- 

ming   van   tuberkels    in    de    langen**    (1852;    englisch    von   MOOBE,  1853)  — 

„Beknopte  uiteemetting  der  pathologie  en  therapie  der  krankzinnigen"  (1862; 

schwedisch    von  Grähs;    deutsch  1863)    —   „Over  het  fynere  samenstel  en  de 

werking  van  het  rvggemerg  en  het  verlengde   merg"    (1855 — 58;   deutsch  von 

Theile,  Braunschweig  1859;    englisch  zweimal)   —  „Over  de  allantois  en  hare 

vorming  en  verandering  in  den  mensch*'  (Amsterdam  1860),  während  er  schon 

einige  Jahre    früher  (1855)  eine  Abhandlung:    „Over  de  veranderingen  van  den 

bloeds-omloop  by  het  kind,   en  byzonder  over  het  moeilyke  der  verklaring  van 

de  sluiting  der  aderlyhe  buia  van  Arantius**  veröffentlicht  hatte. 

W.  Vrolik,  Levensbericht  van  J.  L.  C.  Schroeder  van  der  Kolk,  Jaarboek 
KoD.  Acad.  V.  Wetensch.,   1862.  C.  E.  Daniels. 

KoUetschka,  Jakob  K. ,  za  Wien,  geboren  am  4.  Juli  1803  zu  Biela 
(Chrudimer  Kreis),  studirte  Medicin  in  Wien  und  promovirte  daselbst  1836  mit 
der  Diss.  „De  arrosionibus  membranae  mucosae  tubi  intestinalis*' ,  Als  Assistent 
an  der  unter  Rokitansrt's  Leitung  stehenden  pathologisch-anatomischen  Anstalt, 
an  der  er  mit  kurzen  Unterbrechungen  10  Jahre  lang,  schon  vom  Jahre  1830 
ab,  thätig  war,  begann  er  bereits  im  Jahre  1837  regelmässige  Privatcurse  über 
pathologische  Anatomie  zu  halten,  die  sich  eines  grossen  Zulaufs  von  Theilnehmern 
erfreuten  und  in  denen  K.  ein  glänzendes  Lehrtalent  entwickelte.  1839  erschien 
seine  berühmte,  gemeinschaftlich  mit  Skoda  verfasste,  in  den  Oesterr.  Jahrbfichem 
veröffentlichte  Arbeit :  „  üeber  Pericarditis*' ,  in  welcher  das  Ergebniss  der  Leiehen- 
untersuchung  bei  dieser  Affection  mit  den  Beobachtungen  am  Krankenbette  in 
einer  bis  dahin  noch  unerreichten  Weise  in  Zusammenhang  gebracht  und  das 
Wesen  der  pathologisch-anatomischen  Diagnose  ersichtlich  gemacht  wurde.  Uebrigens 
blieb  diese  Meisterarbeit  ausser  der  oben  citirten  Dissertation  die  einzige  grössere 
literarische  Leistung  K.'s,  der  mehr  durch  das  lebendige  Wort  und  die  schaffende 
That  als  durch  die  Schrift  wirkte.  Nach  seinem  Austritt  aus  der  pathologisch- 
anatomischen  Anstalt  war  K.  3  Jahre  lang  als  Primararzt  des  Filialspitals  der 
Barmherzigen  Schwestern  in  der  Leopoldstadt  thätig,  bis  er  im  Herbst  1843  znm 
Professor  der  Staatsarzneikunde  und  gerichtlichen  Medicin  ernannt  wurde.  In 
dieser  Eigenschaft  wirkte  er  etwa  4  Jahre  lang.  Mit  der  Herausgabe  eines 
umfassenden  Lehrbuches  seiner  Wissenschaft  beschäftigt,  ereilte  ihn  der  Tod  in 
Folge  einer  durch  eine  zufällige  Fingerverletzung  bei  einer  Section  veranlassten 
chronischen  Pyämie  am  13.  März  1847. 

Neuer  Nekrolog  der  Deatschen.  Jahrg.  25,  1847,  I,  pag.  205.  —  v.  Wurabach 
XII,  pag.  352.  —  Prager  Vierteljahrschr.  f.  d.  ges.  Heilk.  5.  Jahrg.,  1848,  Bd.  II,  pag.  162. 

Pagel. 

*Eollinann,  Julius  K.,  zu  Holzheim  (bei  Dillingen  a.  D.,  Regbz.  Schwaben) 
am  24.  Februar  1834  geboren ,  hatte  in  München  resp.  Berlin  JOH.  Müllbb, 
Th.  L.  W.  Bischoff,  Virchow,  v.  Hessling,  v.  Voit  vorzugsweise  zu  Lehrern, 
begab  sich  auf  Reisen  nach  London  und  Paris  und  wurde  1859  promovirt.  1862 
habilitirte  er  sich  als  Docent  in  München,  wurde  dort  1870  Extraordinariu««  und 
1878  als  Ordinarius  für  Anatomie  nach  Basel  berufen.  Schriften:  „Studien  über 
die  Entwicklung  der  Zähne''  —  „Studien  über  die  Entwicklung  der  Binde- 
Substanz,    besonders    bei   den     Wirbellosen    {Mollusken)*"    —    ^Anatomie   der 


KOLLMANN.  —  KOPF.  529 

Mollusken''  —  „Cramologücke  Untersuchungen   über  die  europäischen   Varie- 
täten des  Menschengeschlechts*',  Wem  ich 

*Eooyker,  Hendrik  Albertus  E. ,  ist  am  8.  Mai  1832  in  Amsterdam 
geboren,  studirte  an  der  militArärztiicben  Schule  in  Utrecht  unter  van  Hassklt 
und  Fles  und  wurde  1864  zum  Militärarzt  ernannt.  Als  solcher  in  Leyden 
wirksam ,  promovirte  er  daselbst  1861  zum  Dr.  med.  mit  einer  Diss. :  „Beschry- 
ving  van  gierstuitslag  -  koorts  in  het  algemeen  en  mededeeling  der  zieJUe- 
geschiedenis  van  eenen  daaraan  door  den  schryver  behandelden  lyder,**  Als 
1860  die  militärärztliche  Schule  von  Utrecht  nach  Amsterdam  abersiedelt  wurde, 
war  K.  als  Lehrer  daran  wirksam,  bis  er  1873  als  Professor  der  speciellen  Patho- 
logie und  Therapie  nach  Groningen  berufen  wurde,  wo  er  noch  heute  in  Thätigkeit 
ist.  £r  schrieb  u.  A.  eine  sehr  interessante  Abhandlung :  ^  Waamemingen 
hetreßende  de  temperatuur  by  cholera  asiatioa^  (Nederl.  Tydschr.  y.  Geneesk., 
11567)  und:  „JEenige  opmerkingen  nctar  aanleiding  van  Parrois  Bruit  de  souffle 
cardtaque  symptomatique  de  l'asystolie*'  (Ebenda  1868).  C.  E.  Daniels. 

*Kopemicki,  Isidor  K.,  geboren  am  16.  April  1825  in  Czyzöwka  in 
der  Ukraine,  studirte  in  Eijew  (1844 — 49)  Medicin;  da  er  als  Student  ein 
Regierungs-Stipendiam  erhielt,  war  er  gezwungen,  in  den  Militärdienst  zu  treten, 
verblieb  in  demselben  bis  1857  und  war  während  des  Orientkrieges  als  Chirurg 
in  den  Feldlazarethen  tou  Olteuica,  Silistria,  Inkerman  und  Sebastopol  tbätig. 
1857  wurde  er  Prosector  in  Kijew  und  verblieb  in  dieser  Stellung  sechs  Jahre 
hindurch.  Während  der  polnischen  Insurrection  von  1863  war  er  als  Feldarzt  thätig 
und  musste  in  Folge  dessen  nach  dem  Auslande  flüchten;  er  begab  sich  zuerst 
nach  Paris,  wo  er  eifrig  anthropologische  Studien  trieb,  reiste  im  Juli  1864  nach 
Serbien  mit  der  Absicht,  sich  dort  als  Arzt  niederzulassen,  doch  schon  nach  vier 
Monaten  siedelte  er  nach  Bukarest  Aber,  wo  ihm  die  rumänische  Regierung  den 
Auftrag  gab,  ein  anatomisches  Museum  während  sechs  Jahre  vollständig  einzurichten. 
Von  1865 — 71  war  er  eifrig  bemüht,  diesem  Auftrage  nachzukommen,  zog  im 
Sommer  1871  nach  Erakau  und  wurde  daselbst  1878  Docent  fQr  Anthropologie, 
welchem  Studium  er  sich  schon  seit  vielen  Jahren  mit  Erfolg  hingiebt.  Seine 
Arbeiten  finden  sich  in  den  Publicationen  der  Krakauer  Akademie  der  Wissen- 
schaften ,  im  Zbiör  wiadomosci  do  antropologii  krajow^j ,  in  den  Bulletins  de  la 
Soci6t6  d*anthrop.  de  Paris,  in  der  Revue  d'anthropologie,  sowie  in  den  englischen 
Zeitschriften:  Anthropological  Review,  Journal  of  the  Anthropological  Society  und 
Journal  of  the  Anthrop.  Institute  of  Great  Britain  and  Ireland;  in  deutscher 
Sprache  veröffentlichte  er  nur  eine  Abhandlung  „  üeber  den  Bau  des  Zigeuner- 
Schädels"   (Archiv  für  Anthrop.,  Bd.  V,  m.  4  Taff.)  ^   &  p 

Kopp,  Johann  Heinrich  K.,  zu  Hanau,  war  daselbst  am  17.  September 

1777   geboren,    studirte   seit  1797  in  Rinteln,   Marburg  und  Jena,    wo  er  1800 

mit    der  „Diss.  sistens   tentamen  de  causis  combustionis  spontaneae  in  corpore 

humano   factae"    promovirte,    besuchte    dann    noch    Bamberg    und    Wttrzburg, 

praktioirte  1801   ein  halbes  Jahr  lang  in  Rödelheim  bei  Frankfurt  a.  M.  und  Hess 

sich  noch  in  demselben  Jahre  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  1802  adjungirter 

Landphysicus  des  Amtes  Schwarzenfels  und  1807  Professor  der  Chemie,  Physik  und 

Naturgeschichte  am  Lyceum  (Athenaeum)  wurde.    1813  wurde  er  zum  Medicinal- 

rath,    1814   zum  Mitgliede  der   medicinischen  Deputation   und  Arzt   des  Hospitals 

in  der  Altstadt,  1815  zum  Hofrath  und  1816   zum  Garnisons-,  Waisenhaus-  und 

Stadtimpfarzt  ernannt.    1824  wurde  er  zum  Geh.  Ober-Medieinalrath  und  Jjcibarzt 

des    Kurfürsten  von  Hessen    ernannt    und   lebte   in  Hanau,    schriftstellerisch    wie 

praktisch  yielbeschäftigt ,   bis  zu  seinem  am  28.  November  1858  erfolgten  Tode. 

K.'s  schriftstellerische  Arbeiten  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  gerichtliche  Medicin 

und  Staatsarzneikunde ,  doch  hat  er  auch  auf  anderen  Gebieten  der  Medicin  einige 

bemerkenswerthe  Arbeiten  geliefert.    Die  Titel  einiger  seiner  zahlreichen  Schriften 

Biof^r.  Lexikon.  III.  34 


530  KOPP.  —  KORANYI. 

und  Abhandlungen  sind :  „  Versuch  einer  Darstellung  des  gelben  Fiebers  u.  s.  w.* 
(Frankfurt  a.  M.  1805)  —  ^Medicinische  Topographie  der  Stadt  Hanau" 
(Ebenda  1807)  —  ,,  üeber  körperliche  Verletzungen,  insoweit  sie  dcts  Verbrechen 
der  Tödtung  bilden^  (Ebenda  1812)  —  „Aerztliche  Bemerkungen,  veranlasst 
durch  eine  Heise  in  Deutschland  und  Frankreich  im  Frühjahr  und  Sammer 
1824**  (Ebenda  1825)  —  „Denktcürdigkeiten  in  der  ärztlichen  Praxis^  (4  Bde., 
Ebenda  1830 — 1845)  —  „Jahrbuch  der  Staatsarzneikunde"  (11  Jahrgänge^ 
1808-1820)  —  „Darstellung  der  wichtigsten  Beobachtungen  über  die  Selbst- 
verbrennung des  menschlichen  Körpers  u,  s.  w."  (Piepbnbring's  Arehiv  ftr 
Pharmacie,  1804,  Bd.  III)  —  „  Ueber  die  Fintheilung  der  Wunden  in  Hinsicht 
ihrer  Tödtlichkeä"  (Horn's  Archiv  f.  med.  Erf.,  1804) ;  femer  eine  Anzahl  von 
Aufsätzen  in  dem  Jahrbuch  für  Staatsarzneikunde  (1808 — 15),  darunter:  „üeber- 
sicht  der  neueren  Fortschritte,  Veränderungen  und  Entdeckungen  in  der  Staats- 
arzneikunde,  sowie  überhaupt  alles  dessen^  was  für  diese  Wissenschaften  im 
Jahre  1807  geschehen  ist"  (Jahrg.  2 — 9)  —  „Prüfung  der  zur  Wiederbelebung 
Scheintodter  bestimmten  bekanntesten  Vorrichtungen  etc,"  (Jahrg.  3,  1810)  — 
„Die  Gesetze  im  Code  Napoldon,  welche  mit  der  Staatsarzneikunde,  besonders 
mit  der  gerichtlichen  Medicin,  in  Verbindung  stehen"  (Ebenda)  —  „Agende 
bei  Bearbeitung  medicinischer  Topographieen"  (Jahrg.  4,  1811)  —  n^^^  Milz- 
brand und  Carbunkel  beim  Menschen  als  Gegenstand  der  Gesundheitspolizei^ 
(Jahrg.  5,  1812)  —  „Die  französische  Medicin alverfassung*'  fJahrg.  6,  1813)  — 
„Beitrag  zur  Lehre  von  der  Priorität  des  Todes"  (Jahrg.  7,  1814)  —  „Eine 
die  Lungenprobe  betreffende  Beobachtung"  (Jahrg.  9,  1816)  —  „Beobachtungen 
über  den  ansteckenden  Typhus,  welcher  im  Jahre  1813 — 14  in  Hanau  epi- 
demisch war"  (HüFELANd's  Journal,  1814,  Bd.  XXXVIII);  ferner:  „Ueber  den 
herrschenden  ansteckenden  Typhus"  (Med.-chir.  Ztg.  1814,  Bd.  I)  u.  s.  w.  Auch 
zahlreiche  mineralogische  und  andere  naturwissenschaftliche  Aufsätze  hat  K.  ge- 
schrieben. In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  neigte  er  sich  den  Grundsätzen 
der  Homöopathie  zu. 

A.  Hirsch  in  Allgom.  Deutsch.  Biogr.  XVI,  pag.  682.   —  Callisen,  X,  pag.  333 
bis  340;  XXIX,  pag.  317— 320.  Pagel. 

Koppenstaetter,  Joseph  K.,  zu  Mttnohen,  kgl.  bayerischer  BataiUons- 
arzt,  gab  über  die  von  ihm  gemachten  Erfindungen  folgende  Schriften  heraus: 
,, Anleitung  zur  Anwendung  einer  verbesserten  Maschine  für  alle  Arten  Bein- 
brüche" (Augsburg  1822,  m.  1  Kpf. ;  2.  Aufl.  u.  d.  T. :  „Beschreibung  einer 
neu  erfundenen  Maschine  u.  s.  w,"  1825;  3.  Aufl.:  „Beschreibung  und  Ab 
bildung  neuer  Maschinen  und  Verbände  für  Bein-  und  besonders  fdr  com- 
plidrte  Röhrenknochenbrüche;  u.  s.  w."  Wien  1833,  m.  1  Taf.)  —  „NiUzlicke 
Erfindung  eines  Dampf-  und  Wasser-Heitz-ApparcUs ;  .  .  .  JSin  zuverlässiges 
Heilmittel  gegen  die  orientalische  Cholera,  u.  s.  w.  (München  1831,  m.  7  Taff.)  — 
„Anleitung  zu  Rettungsversuchen  bei  Sckeintodten,  Verunglückten  .  .  .  .;  nebst 
Beschreibung  eines  Rettungs- Etuis ,  Transportwagens  und  einer  Badevorridk' 
tung  U.S.  w."  (Ibid.  1831,  m.  2  Tafl\.)  —  y,  Beschreibung  eines  einfachen,  tooU- 
feilen  und  tragbaren  Sanitätsofens"  (v.  Graefe's  und  V.  Walthkr's  Journal, 
1832)  u.  8.  w. 

Callisen,  IX,  pag.  341;  XXIX,  pag.  321.  G. 

*  Koränyi,  Friedrichvon  K.,  geboren  am  20.  December  1828  ia  Nagy- 
Eällö  in  Ungarn,  studirte  in  Budapest,  promovirte  1851,  ward  Zögling  des 
Operations-Institutes  in  Wien  bei  Prof.  Schuh,  prakticirte  von  1853 — 1865  in 
Nagy-Källö,  wurde  1865  Docent  für  Nervenpathologie,  1866  Professor  der  mneren 
Klinik  an  der  Budapester  Universität ,  in  neuerer  Zeit  Mitglied  der  k.  ungarischen 
Akademie  der  Wissenschaften  und  zweiter  Präsident  des  Sanitätsrathes.  Er  schrieb 
in  ungarischer  Sprache  in  das  Orvosi  hetilap  über  Lungenemphysem,  Darmkrebs., 
Echinococcus  hepatis,  eine  preisgekrönte  Arbeit  über  Himsyphilis^  ausserdem  Vor^ 


KOEANYI.  —  KOREN.  531 

träge  Aber  Cholera  asiatioa.     In  deutscher  Sprache  erschien:  „Ueber  Milzbrand 

und  Rotzkrankheü*'  (Pitha  und  Billboth's  Handbuch  der  allgem.  und  speciellea 

Chirurgie)   und:    „Die  Lungenkrankheiten*'    in  EuLE>fBüRG*s   Real-Encyklopädie. 

6.  Schenthaaer. 

*Korczy/i8ld,  Eduard  Johannes  Sas  E.,  geboren  am  5.  October  1844 
in  Dobromil,  studirte  in  ßrakau  (1862 — 67)  Medicin,  wurde  1868  zum  Doctor 
der  Medicin  und  1869  zum  Doetor  der  Chirurgie  promovirt,  wurde  1869  Gilewski's 
Assistent,  1871  Primarius  am  St.  Lazarushospital  und  Landesgeriohtsarzt  zu 
Krakau.  In  den  Jahren  1872  und  1874  machte  er  längere  Studienreisen,  welche 
ihn  nach  Wien,  Manchen,  Zürich,  Basel,  Freiburg,  Heidelberg,  Strassburg  und 
Prag  fährten;  nach  Gilewski's  Tode  wurde  er  im  December  1874  Professor  der 
«peciellen  Pathologie  und  Therapie,  sowie  Director  der  therapeutischen  Klinik  in 
Krakau,  in  welcher  Stellung  er  sich  noch  jetzt  befindet.  Im  März  1875  stiftete  er 
«ine  Oesfllschaft  zur  Herausgabe  medicinischer  Werke  in  polnischer  Sprache  und 
ist  deren  Vorsitzender.  Seine  zahlreichen  Arbeiten  finden  sich  in  Przegl^d  lekarski; 
Oazeta  lekarska,  Medycyna  und  Wiener  med.  Wochenschrift;  ausserdem  giebt  er 
«eit  1875  unter  dem  Titel:  „Z  kliniki  lekarakidj  prof.  Korczynskiego'^  zwangs- 
lose  Hefte  heraus,  deren  bis  jetzt  11  erschienen  sind  und  welche  theils  seine 
eigenen,  theils  seiner  Schüler  Arbeiten  enthalten.  yl.  &  p. 

Kordenbuscll  von  Buschenan,  GeorgFriedrich  K.,  am  15.  August 
1731  zu  Prinzersdorf  als  Sohn  eines  Pastors  geboren,  studirte  in  Altdorf  Medicin, 
wo  er  auch  1758  das  Doctorat  derselben  erhielt.  Er  bildete  sich  dann  in  Strass- 
burg, Leyden  und  Utrecht  weiter  in  der  Anatomie  und  Chirurgie  aus  und  wurde 
1755  Pbysicus  in  Nürnberg.  1769  übernahm  er  neben  seiner  ärztlichen  Praxis 
am  Egidianischen  Auditorium  den  Lehrstuhl  der  Mathematik  und  Physik.  Im  selben 
Jahre  war  er  Mitglied  der  kaiserlichen  Akademie  der  Naturforscher  geworden. 
1790  wurde  er  in  den  Adelstand  erhoben  und  am  18.  August  1796  auf  Befehl 
des  französischen  Generals  Jourdan  mit  mehreren  Nürnberger  Patriciern  und 
Kaufleuten  nach  Frankreich  als  Geissei  abgeführt.  Er  kam  am  29.  Juli  1797 
wieder  nach  Nürnberg  zurück,  wo  er  am  3.  April  1802  starb.  Er  beschäftigte 
flieh  vorwiegend  mit  Mathematik  und  Physik,  auf  die  er  auch  seine  schriftstellerische 
Thätigkeit  richtete.  Der  Medicin  gehören  von  seinen  zahlreichen  Schriften  nur 
Äwei  an:  „De  polyposiae  noxis^  (Diss.  inaug.,  Altdorf  1753,  4.)  —  „Tabulae 
osteologicae  ah  ilL  D,   Trew  inceptae"  (lateinisch  und  deutsch,  Fol.). 

Mensel,  IV,  pag.  230.   —    Baader,  Bd.  II,  Thl.  1,  pag.  136.  ij,    o    •* 

f  .    o  6  1 1  Z. 

Eoreff,  Johann  Ferdinand  K.,  zu  Paris,  war  am  1.  Februar  1783 

in  Breslau  geboren,  wurde  1803  in  Heidelberg  Doctor,  prakticirte  1807  zu  Paris, 

wurde,    als  Prot6g6  des  Staatskanzlers  Fürsten    von  Hardenberg,    1816  zum 

Prof.  ord.    in    der  Berliner   med.  Facultät  ernannt,    las  über  Physiologie,    schied 

1822  aus  jener   aus,    nachdem    er    früher   zum    Geh.  Ober-Medicinalrath   ernannt 

worden  war  und  lebte  von  da  an  bis  zu  seinem  Lebensende  in  Paris,   wo  er  als 

Arzt   und    liebenswürdiger  Gesellschafter  geschätzt  war.     Von  seinen  literarischen 

Arbeiten    fllhren  wir  an:     „De   regionibus  Italiae   aere  pernicioso  contaminatia 

observationum  P.  1^    (Berlin  1817,  4.;    deutsch  in  RüSt's  Magazin,    1821)  — 

„Affection  de  la  moelle  dpini^re;   suivie  de  quelques  observationa"  (Magendie, 

Journ.  de  physiol.  expör.,   1824)   und  einige  Aufsätze  theils  in  deutschen  Journalen 

(RüSt's  Magazin,   1820),  theils  in  frauzösischen  (Journ.  complöm.  du  Dict.  des  sc. 

m^.,  1824);    ausserdem   hat  er  auch  noch  andere,    nicht   medicinische  Schriften, 

lyrische  Gedichte,  Schauspiele  u.  s.  w.  herausgegeben.    Er  starb  am  15.  Mai  1851. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  II,   pag.  1235.  —  CalliseD,  X, 
pag.  342;  XXIX,  pag.  3^2.  G 

*  Koren,  August  Laurentius  A.,  zu  Christiania,  ist  zu  Selö  in  Nor- 
wegen am  8.  Februar  1833  geboren,  fungirte  nach  seinen  Studien  in  Christiania 

34* 


532  KOREN.  —  KOBTUM. 

als  Militärarzt  and  Hess  sich  1861  in  Drontheim  nieder,  wurde  1867  Districtsarzt 
in  Nordfjordeidet ,  1873  zum  Compagniearzt  und  1878  zum  Corpsarzt  ernannt. 
1H74 — 75  machte  er  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  dem  Continent.  £r  schrieb 
im  Norsk  Mag.  f.  Laegevid.  (2.  R.  XXIII;  3.  R.  II,  V):  „Defectua  tUeri''  — 
ffNogle  Optegnelser  fra  en  UdenlandareUe*^  (Ebenda,  IX-XII):  „Meddeltlser 
orn  Skarlagenafeber"  (auch  gesammelt  herausgegeben,  Ohristiania  lb84),  in  den 
Forhandl.  ved  de  skandinav.  Naturforskeres  11.  Moede  i  Kjöbenhavn  1873  (Kopen- 
hagen  1874):   „Om  Tyfussm'tten** , 

Kiaer,  pag.  248,  496.  Kiaer. 

Eormann,  Ernst  K.,  geboren  am  18.  März  1842  zu  Leipzig,  besuchte  von 
1860  ab  die  Universität  zu  Leipzig  und  erwarb  sich  1864  die  medicinische  Doctor- 
würde  durch  Vertheidigung  seiner  Diss. :  „  lieber  die  Uterusruptureu  in  forensischer 
Beziehung",  Er  war  hierauf  Assistent  an  der  geburtshilflichen  Poliklinik,  habi- 
litirte  sich  1867  als  Docent  für  Gynäkologie  und  Pädiatrik  an  der  Universität 
und  war  als  praktischer  Arzt ,  namentlich  in  den  genannten  Fächern ,  von  1868 
bis  1876  in  Leipzig,  von  da  ab  aber,  mit  Ausnahme  eines  einjährigen  Aufent- 
haltes in  Dresden,  als  solcher  in  Coburg  thätig,  woselbst  er  am  6.  September 
1884  in  Folge  eines  Schlaganfalles  verstorben  ist.  K.  hat  ausser  zahlreichen 
Journal- Artikeln  vielfache  Referate  und  Uebersichten  (über  Kinderernährung, 
Diphtherie-Behandlung,  Orthopädie,  Mammakrebs)  in  Schmidt's  Jahrbüchern  ver- 
fasst.  Von  selbständigen  Schriften  sind  zu  erwähnen :  ;,  Gompendium  der  Kinder- 
krankheiten" (Leipzig  1873)  —  „Gompendium  der  Orthopädit"  (Ebenda  1874) 
—  „Das  Buch  von  der  gesandten  und  kranken  Frau  in  den  ersten  Stadien 
des  ehelichen  Lehens"  (Erlangen  1877;  2.  Aufl.  1883)  —  „Lehrbuch  der 
Geburtshilfe  für  Aerzte  und  Studirende"  (Tübingen  1884)  —  ;,  Ueber  Inßuenza^ 
(in  Gkrhardt's  Handbuch  der  Kinderkrankheiten,  1883).  Winter 

Eortuem,  August  «Karl  Friedrich  Ludwig  K. ,  zu  Doberan  in 
Mecklenburg,  war  am  13.  October  1810  zu  Penzlin  geboren,  wurde  1831  in 
Würzburg  Doctor,  war  Arzt  in  Waren  von  1832  —  48,  seit  1846  als  Medicinal- 
rath,  gab  daselbst:  „Studien  zur  Heilkunst"  (Waren  1846)  heraus,  siedelte  1^48 
nach  Rostock  über,  wurde  in  demselben  Jahre  zum  grossherzogl.  Badearzt  beim 
Doberaner  Seebade  ernannt,  habilitirte  sich  1849  in  Rostock  als  Privatdocent  mit 
der  Habilitationsschrift:  „Von  der  Gholera"  und  schrieb  weiter  noch:  „Ueber 
Diabetes  mellitus"  (Casper's  Wochenschr.,  1860)  und,  nachdem  er  I8ö3  nach 
Doberan  selbst  übergesiedelt  war:  „Die  Lebenskraft.  Ein  Beitrag  zur  medici- 
nischen  Biologie"  (Berlin  1856)  —  „Das  Doberaner  Seebad,  der  heilige  Damm, 
seine  Gurmittel  und  ihre  Verwendung"  (Rostock  1856)  —  „Fliegende  Blätter  vom 
heiligen  Damm"  (2.  Heft  1864,  65,  Separ.-Abdr.  aus  Betz'  Memorabilien)  — 
„Das  Seebad  und  die  Seebadecur"  (Rostock  1865)  —  „Das  System  der  Medicin" 
(Berlin  1868). 

Blanck,  pag.  165.  6. 

Kortum,  Karl  Arnold  K.,  bekannt  als  Dichter  und  Sohriflsteller, 
speciell  als  Verfasser  der  „Jobsiade^,  war  am  5.  Juli  1745  als  Sohn  eines  Apo- 
thekers in  Mühlheim  a.  d.  Ruhr  geboren,  bezog  1763  die  Universität  Duisburg, 
promovirte  nach  3  Jahren^  Hess  sich  dann  als  Arzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
siedelte  aber  bereits  1770  nach  Bochum  über,  wo  er  länger  als  ein  halbes  Jahr- 
hundert, seit  1793  als  Bergarzt,  schriftstellerisch  wie  praktisch  thätig  gewesen  ist. 
1816  wurde  er  kgl.  Hofrath,  1820  feierte  er  sein  öOjähriges  Doctor> Jubiläum 
und  starb  am  15.  August  1824.  Seine  medicinischen  Schriften  sind  zum  grösseren 
Tbeil  populär  geschrieben.  Die  Zahl  derselben  ist  sehr  gross.  Die  wichtigsten 
sind:  „Anweisung ^  wie  man  sich  gegen  ansteckende  Krankheiten  verwahren 
könne,  für  solche,  die  nicht  selbst  Aerzte  sind"  (Wesel  und  Leipzig  1776)  — 
„G.    A,  Kortum^s   vertheidigte   Alchymie"    (Duisburg    1789)    —    n^i^  paar 


ROBTUM.  -*  KOBZENIOWSKI.  533 

Warte  über  Alchymie**  (Ebenda  1791)  —  »Von  den  vornehmsten  Mitteln  zur 
Erreichung  eines  hohen  Alters"  —  „  Vom  diätetischen  Nutzen  der  Salate*^  — 
,,  Von  den  besten  Getränken  in  Krankheiten"  —  „  Vom  Urin  als  ein  Zeichen 
in  Krankheiten  und  von  den  Kunstgriffen  der  Hamärzte"  (alle  diese  Schriften 
sind  in  Duisburg  in  den  Jahren  1769 — 1794  erschienen)  —  „Ueber  Schlafreden, 
Nachtwandeln,  Hellsehen,  Magnetismus  und  Alp"  (1819);  femer  verfasste  er 
ein  botanisches  Werk  und  zahlreiche  andere  populäre  Schriften  über  Bienenzucht 
u.  s.  w.  Besondere  Erwfthuung  verdient  seine  Schrift:  „Skizze  einer  Zeit-  und 
LüercUurgeschichte  der  Arzneikunst  von  ihrem  Ursprünge  an  bis  zum  Anfange 
des  19,  Jahrhunderts,  für  Aerzte  und  Nichtärzte"  (Unna  1809;  wohlfeile  Aus- 
gabe 1819). 

Elwert,  I,  pag.  300.  —  Neaer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  2,  1824,  II, 
pag.  632.  —  Biogr.  m6i.  Y,  pag.  450.  —  Dict  hist.  III,  pag.  345.  —  AUgem.  Deutsch. 
Biogr.  XVI.  Pgl 

Eortnm,  Karl  Georg  Theodor  K.,  zu  Stolberg  bei  Aachen,  war 
als  Sohn  eines  Apothekers  in  Dortmund  am  29.  Mai  1765  geboren,  studirte  in 
Göttingen  und  promovirte  daselbst  1785,  Hess  sich  dann  in  seiner  Vaterstad^ 
nieder  und  siedelte,  nachdem  er  daselbst  etwa  5  Jahre  lang  prakticirt  hatte, 
nach  Stolberg  bei  Aachen  über,  wo  er  1790  das  Physicat  übernahm.  1835 
feierte  er  sein  50jilhriges  Doctor- Jubiläum.  Er  starb  am  9.  Februar  1847.  Von 
seinen  zahlreichen  Schriften  sind  die  wichtigsten:  „Commentarius  de  tntio  scro- 
fuloso  indeque  pendentibus  morbts  secundariis"  (preisgekrönt  von  der  kgl.  Gesell- 
schaft der  Aerzte  zu  Paris,  2  Thle.,  Lemgo  1789 — 90;  deutsch  u.  d.  T. :  „Ab- 
handlung von  den  Sero  fein" ,  2  Bde.,  1793)  —  „Medicinisch-pr  aktische  Bibliothek 
für  Aerzte  und  Wundärzte"  (Münster  und  Hamm  1789 — 91,  3  Bde.,  gemein- 
schaftlich mit  J.  E.  Schäffee)  —  „Medicinisch-chirurgisches  Handbuch  der 
Augenkrankheiten"  (2  Bde.,  Lemgo  1791 — 94)  —  „Jo,  Kaempfii  M,  D, 
Enchiridion  medicum  passim  emendat.  et  auct."  (Frankfurt  a.  M.  1792)  — 
^Beiträge  zur  praktischen  Arzneiunssenschaft"  (Göttingen  1796)  —  „Voll- 
ständig physikalisch-medicinische  Abhandlung  über  die  warmen  Mineralquellen 
und  Bäder  in  Aachen  und  Burtscheid"  (Dortmund  1798;  1818)  und  zahlreiche 
Journal-Aufsätze  in  Hüfeland's  Jonmal  (1797—1826). 

Elwert,  I,  pag.  311.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  451.  —  Dict.  hist.  III,  pag  346-  — 
Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  25,  1847,  I,  pag.  129.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  Bd.  XVI,  pag.  730.  —  Callisen,  X,  pag.  346—351;  XXIX.  pag.  323— ;^2I. 

Pagel. 

Korzeniewski ,  Josef  K.,  geboren  am  19.  März  1806  in  der  Gegend 
von  Slnck ,  studirte  in  Wilna  zuerst  Naturwissenschaften ,  dann  Medicin ,  erhielt 
1827  den  Grad  eines  Arztes  I.  Cl.  und  wurde  Prosector-Ädjunct ;  1829  wurde  er 
nach  Vertheidigung  der  DisR. :  „Conspectvs  vosologicus  exanthematvm**  zum  Doctor 
promovirt.  Während  der  Choleraepidemie  1831  war  er  in  Brzesc  und  Witebsk 
thätig,  wurde  1832  in  Wilna  Professor- Adjunct  und  trug  über  Fracturen,  Luxa- 
tionen und  Verbandlehre  vor,  wurde  1837  ausserordentlicher  und  1840  ordent- 
licher Professor  und  Director  der  chirurgischen  Klinik ;  in  dieser  Stellung  verblieb 
er  nur  bis  1841;  er  starb  in  Wilna  am  21.  Mai  1870.  Ausser  Journalartikeln 
in  polnischer  Sprache  gab  er  noch  lateinisch  heraus:  „Desmurgia"  (Wilna  1837, 
m.  ll'Taf.)  und  „De  ossibfis  fr  actis  tractaJbus  in  discentium  usum"  (Ebenda 
1837,  m.  21  Taf.).  K.  &  P. 

Korzeniewski,  HippolytK.,  geboren  1827  in  Krzemieniec,  studirte  in 
Charkow  und  Petersburg  (1850)  Medicin,  kam  1851  nach  Warschau,  wo  er 
anfänglich  im  evangelischen  Krankenhause,  dann  im  Hospitale  zum  Kindlein  Jesus 
die  chirurgische  Abtheilung  flbemahm,  lehrte  1858  als  Docent  descriptive  Anatomie 
wurde  1859  Adjunct  an  der  chirurgischen  Klinik,  trug  Verbandlehre  vor  und 
hielt  1861  Vorlesungen  Über  Akiurgie  und  topographische  Anatomie.  1868 
ordentlicher  Professor  und  Director  der  chirurgischen  Klinik,  wurde  er  1871  nach 


1 


534  EOBZENIOWSEI.  —  KOSMINSEI. 

Petersburg  berufen  und  nahm  an  der  dortigen  medicinisch- chirurgischen  Akademie 
den  Lehrstuhl  der  Chirurgie  ein,  liess  sich  1878  pensioniren  und  kehrte  wieder 
nach  Warschau  zurück.  Während  des  russisch-türkischen  Krieges  (1877 — 78)  war 
er  Chef  des  Sanitätswesens  bei  der  Armee  des  OrossfQrsten  Thronfolgers  und 
atarb  1879  in  Petersburg.  K.  besass  eine  staunenswerthe  Geschicklichkeit  im 
Operiren,  that  sich  als  Lehrer  nicht  hervor  und  hat  auch  als  Sifhriftsteller  nichts 
Bedeutenderes  geleistet;  seine  Arbeiten  finden  sich  meist  in  Tygodnik  lekarski^ 
Klinika  und  Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego.  K  &  P. 

''^ Eosclakiewicz ,  Anton  K.,  geboren  am  23.  Mai  1809  bei  Biala  in 
Podlachien,  trat  1830  als  junger  Student  der  Medicin  in  Warschau  in  die  Reiben 
der  polnischen  Armee;  im  Januar  1831  ei&em  Linien  -  Infanterie  -  Regiment  ein- 
Ycrleibt,  avancirte  er  auf  dem  Schlachtfelde  zum  Unter-Lieutenant  und  wnrde 
dann  Bataillons- Adjutant;  nach  dem  unglücklichen  Ausgange  der  polnischen 
Revolution  emigrirte  er  nach  Frankreich,  wo  er  1832  in  Montpellier  seine 
medicinischen  Studien  wieder  aufnahm  und  daselbst  1836  mit  der  These:  „Essai 
sur  V hypochondrie^  promovirt  wurde.  Seit  1840  lebt  er  als  praktischer  Arzt 
in  Rive-de-6ier  (Loire),  war  1848  Hauptmann  der  Nationalgarde  und  im  deutsch- 
französischen  Kriege  (1870 — 71)  Chinirgien-major.  Von  seinen  Schriften  seien 
hier  genannt :  „  Mimoire  pratique  sur  les  affectiona  typhoides**  (Paris  1842)  — 
„Memoire  pratique  sur  les  accouchements  artificielles"  (Lyon  1845)  —  „Obser- 
vaciones  de  cirujia  practica"  (Madrid  1846)  —  ,fM4moire  pratique  sur  la 
pleuro'peripneumonie  aigue**  (Paris  1848)    —  „Mdmoires  sur  les  dpiddmies  de 

a  variole  et  de  la  varioloide  de  1861   et  1871"  (Saint-£tienne  1872). 

K.  &  P. 

*Kosinski,  Julian  K. ,  geboren  in  Iwoniszki  am  16.  November  1833, 
studirte  in  Petersburg  (bis  1858)  und  wurde  Arzt  am  Ujazdow'schen  Militärhospital 
in  Warschau,  1862  Prosector,  1869  ausserordentlicher  und  1877  ordentlicher 
Professor  der  Chirurgie  und  Director  der  chirurgischen  Klinik  in  Warschau.  In 
den  Jahren  1866 — 68  unternahm  er  eine  Studienreise  nach  Deutschland  und 
Frankreich,  während  welcher  er  sich  ausschliesslich  der  Chirurgie  widmete.  Als 
Schriftsteller  ist  K.  bis  jetzt  sehr  wenig  thätig  gewesen,  seine  casuistischen  Mit- 
theilungen finden  sich  in  den  Journalen :  Klinika ,  Gazeta  lekarska ,  Medycyna, 
Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego,  Wiener  med.  Wochenschrift  und  Centralblatt 
für  Chirurgie.  K.  &  P. 

Eosminskl,  Stanislaus  K.,  geboren  am  22.  Mai  1887  zu  Warschau, 
studirte  er  in  Moskau  von  1856 — 1861  Medicin,  daneben  auch  noch  Geschichte 
und  Philologie,  begann  seine  ärztliche  Praxis  in  Warschau,  bereiste  1862  als 
Leibarzt  einer  angesehenen  lithauischen  Familie  Deutschland  und  Frankreich,  trat 
jedoch  beim  Ausbruche  des  polnischen  Aufstandes  1863  als  Feldarzt  in  die  Reihen 
seiner  Landsleute.  1864  liess  er  sich  in  Zakroczym  nieder,  wo  er  Kreisarzt  wurde, 
siedelte  aber  schon  im  folgenden  Jahre  nach  Warschau  über  und  wurde  in  der 
Augenklinik  Prof.  Szokalski*s  Assistent;  1867  und  1868  studirte  er  in  Berlin 
unter  v.  Graefe's  Leitung  mit  Eifer  Augenheilkunde.  Nach  Warschan  znrfick- 
gekehrt,  wurde  er  Augenarzt  am  Kinderhospital,  am  Waisenhause,  sowie  noch  an 
zwei  anderen  philanthropischen  Privatanstalten,  war  von  1871 — 83  Bibliothekar 
der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft  und  erwarb  sich  um  die  Bibliothek  der- 
selben die  grössten  Verdienste,  indem  er  sie  von  etwa  6000  Nummern  durch 
seine  Bemtihungen  und  seine  persönliche  Opferwilligkeit  bis  zu  11.000  Nummeni 
vermehrte.  Er  starb  am  14.  September  1883.  —  K.  war  einer  der  gebildetsten 
polnischen  Aerzte,  ein  gründlicher  Kenner  der  Literatur  und  Geschichte  der 
Medicin ;  ausser  seiner  Muttersprache  sprach  er  geläufig  russisch,  deutsch,  französisch 
und  italienisch  u.  s.  w.  Trotzdem  er  als  gesuchter  Arzt  sehr  viel  beschäftigt  war, 
fand  er  doch  noch  immer  Zeit  genug,  um  sich  seinen  Privatstudien  zu  widmen,   deren 


i 


KOäMlNSKI.  —  KOSTER.  53^ 

bedeutendstes  Ergebniss  der  „Slovmtk  lekarzöw  pohhtch*^  (Warschau  1883 — 86) 
ist.  In  diesem  biographisch-bibliographischen  Lexikon  hat  er  mit  unendlichem  Fleisse 
ein  unschätzbares  Material  für  die  Geschichte  der  Medicin  in  Polen  gesammelt, 
und  zwar  ganz  allein,  ohne  Mitarbeiter ;  es  findet  sich  darin  die  gesammte  polnische 
medieinische  Literatur  verzeichnet,  er  Hess  es  sich  angelegen  sein,  auch  den 
kleinsten  Joumalartikel  nicht  zu  übergehen.  Als  das  Werk  zur  Hälfte  gedruckt 
war,  raffte  ein  zu  früher  Tod  den  Verfasser  dahin ;  doch  wurde  das  Ton  ihm  binter- 
lassene  reiche  Material  geordnet,  ergänzt  und  unter  J.  Pjsszkes'  Redaction  heraus- 
gegeben. Ein  zweites,  ebenfalls  mühsames  Werk  gab  E.  1877  heraus,  nämlich: 
„  Wykaz  rzeczy  zawartych  w  72  tomach  Pami^mka  Towarzystwa  lekarskiego 
toarszawakiego^ ;  es  ist  dies  ein  systematisches  und  kritisches  Verzeichniss  sämmt- 
licher  in  den  72  bis  1876  erschienenen  Bänden  der  Denkwürdigkeiten  der 
Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft  enthaltenen  Arbeiteo.  In  seinen  letzten  Lebens- 
jahren sammelte  K.  eifrig  Materialien  zu  einer  Geschichte  der  Medicin  in  Polen, 
welche  er  nach  Vollendung  des  „Slownik^  herauszugeben  gesonnen  war,  sowie  zur 
Geschichte  der  medicinischen  Facultät  der  Akademie  von  Zamosc.  Seine  kleineren 
Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Augenheilkunde  finden  sich  im  Pami^tnik  Towar- 
zystwa lekarskiego  und  in  der  Wochenschrift  Medycyna,  ausserdem  übersetzte  er 
in's  Polnische  W.  Zehender's  Schrift  über  Anomalien  der  Accommodation  und 
Refraction  (Warschau  1867),  sowie  E.  Meyeb's  „Traitd  pratique  des  maladiea 
des  yeux"   (Ebenda  J875).  j  p 

"^Kessel,  Albrecht  K. ,  am  16.  September  1853  zu  Rostock  geboren, 
studirte  daselbst  und  in  Strassburg,  wo  er  speciell  Schüler  Hoppk-Seyler's  war. 
1878  promovirt,  Hess  er  sich  als  Assistent  des  physiologisch-ebemiscben  Laboratoriums 
dort  nieder,  habilitirte  sich  1881  und  wurde  1883  —  an  Stelle  von  E.  Bau- 
mann —  an  die  entsprechcLde  Abtheilung  des  physiologischen  Laboratoriums  zu 
Berlin  berufen.  Seine  Arbeiten  sind  ausschliesslich  physiologisch-chemischen  Inhalts 
und  finden  sich  in  den  bezüglichen  Zeitschriften.  Wem  ich 

Eostecki,  Franz  K.,  1768  zu  Tyrawa  Woloska  bei  Sanok  geboren, 
studirte  seit  1772  in  Krakau  Mathematik,  ging  1779  zur  Medicin  über  und  wurde 
1788  Doctor.  1789  zum  Stellvertreter  eines  Professors  der  Chirurgie  und  Geburts- 
hilfe ,  sowie  zum  Physicus  am  St.  Lazarushospital  zu  Krakau  ernannt ,.  erhielt  er 
in  demselben  Jahre  noch  die  Direction  dieses  Hospitals,  wurde  1791  Prof.  ord., 
liess  sich  1803  pensioniren,  übernahm  jedoch  1809  auf  des  Fürsten  Josef 
Poniatowski*8  Veranlassung  von  Neuem  den  Lehrstuhl  der  speciellen  Pathologie 
und  Therapie,  sowie  die  Leitung  der  Klinik  und  war  eines  der  rührigsten  Mitglieder 
des  Comit6s,  welchem  die  Reorganisation  der  Krakauer  Hochschule  überwiesen 
wurde.  1826 — 30  Assessor  bei  der  General-Direction  des  Unterrichtsweseus  der 
freien  Stadt  Krakau  und  1830  bis  1833  Mitglied  des  grossen  üniversitätsrathes, 
starb  er  hochbetagt  am  13.  Mai  1844,  nachdem  er  1838  sein  öOjähriges  Doctor- 
Jobiläum  gefeiert  hatte.  K   &  P 

*  Koster,  Willem  K.,  ist  am  24.  October  1834  in  Boskoop  geboren, 
studirte  an  der  klinischen  Schule  in  Rotterdam  und  in  Leyden,  wo  er  1859  zum 
Dr.  med.  promovirte.  Bald  darauf  wurde  er  zum  2.  Prosector  und  später  als 
Prosector  am  anatomischen  Institute  in  Leyden  ernannt  und  1862  als  Prof.  der 
pathologischen  Anatomie  nach  Utrecht  berufen,  welches  Amt  er  jedoch  bald  mit 
der  Professur  der  beschreibenden  Anatomie  vertauschte.  Ausser  einer  grossen 
Anzahl  sehr  geschätzter  Zeitschrift- Artikel ,  Referate  und  Broschüren  schrieb  er 
hauptsächlich:  „Einwanderung  der  Leucocyten  in  die  Intima  der  Arterien  hei 
Endocarditis"*  (1874)  —  „Genetische  Deutung  der  Fing  er  Streckmuskeln"  (1879) 
—  „  Verkalkung  der  Nierenpyramide*'  (1872)  —  „Das  Epithelium  des  mensch- 
lichen Ovariums"  (1873)  —  „Affen-  und  Menschenhand**  (1880)  —  „Das 
mibogengelenk^  (1883).  C.  E.  Daniels. 


\ 


536  KOTELNIZKY.  —  KOVACS. 

Eotelnlzky,  Basiliaa  K. ,  Professor  der  Pharmacie,  wurde  1770  in 
Moskau  geboren,  studirte  Medioin  von  1789 — 1804,  wurde  daselbst  zum  Dr.  med. 
promovirt  („Dias,  de  corporum  combustfone  vitae  animalütm  analoga^)  und 
sofort  zum  Adjuncten,  1810  zum  ausserordentlichen  und  in  demselben  Jahre  zum 
ordentlichen  Professor  der  Pharmacie  an  der  Universität,  dann  zum  SecretSr  der 
med.chirurg.  Akademie  ernannt.  E.  docirte  medlo.  Chemie,  Phannakologle,  Fhsa- 
macie  u.  a.  m.  1835  wurde  er  auf  seine  Bitte  aus  dem  Dienste  entlassen  und 
starb  am  11.  Januar  1844  in  Moskau.  Er  verfasste  eine  „Rede"  über  den  Ursprung 
und  die  Erfolge  in  der  allmäligen  YervoUkommnung  der  Chemie  (russisch)  1811,  Aber- 
setzte  eine  Abhandlung  Dblaboche's  über  die  Eigenschaften  des  Opiums  (Moskau 
1863)  und  gab  den  zweiten  Band  des  Journals  der  medico-physikalischen  Gresell- 
sohaft  heraus. 

Richter,  IIl,  pag.  897.  —  Biogr.  Lexikon  der  Professoren  der  Moskaner  Univer- 
sität. 1855,   I,  pag.  430—431.  ^  Stieda 

''' Eotowschtikoff,  Nikolaus  K.,  zu  Kasan  am  30.  August  1846  geboren, 
studirte  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  auch  1875  zur  Promotion  gelangte.  Zuerst 
als  Landbezirksarzt,  dann  von  1872  als  klinischer  Assistent  thfltig,  habilitirte  er 
sich  1875  und  docirt  seit  1881  speciell  medicinische  Diagnostik  an  der  Univer- 
sität zu  Kasan.  Thcils  in  den  „Arbeiten  des  physiologischen  Laboratoriums", 
theils  im  „Journal  der  Aerzte  zu  Kasan ^  veröffentlichte  er  eine  Reihe  von  Unter- 
suchungen, welche  besonders  den  Puls,  die  Herz-  und  Athmungsgeräusche  zum 
Gegenstände  haben.  Monographisch  erschienen  :  „  üeber  die  Percuasian  der  Brwt- 
und  Bauchorgane*'  (Kasan  1880)  —  „  Ueber  die  Auscultation  der  Brust-  und 
Bauchor gane^  (Ebenda  1881)  —  „Lehrbuch  der  physikalischen  Untersuchung»- 
meihoden  etc,*"  (1883).  ,Wernich. 

Eottmann,  Johann  Baptist  Karl  K.,  Medicinal-Inspector  und  Sanitüts- 
rath  des  Cantons  Solothurn,  Stadt-  und  Hospitalarzt  daselbst,  war  in  Schongao, 
einem  Dorfe  im  Canton  Luzem,  am  16.  Juni  1776  geboren,  studirte  Philosophie 
und  Physik  an  den  Universitäten  Dillingen  und  Salzburg  1797  und  Medicin  seit 
1797  in  Ingolstadt  und  Jena,  machte  1799  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Paris 
und  nach  Wien,  promovirte  unterwegs  in  Altdorf  zum  Dr.  med. ,  wohnte  in  Mai- 
land der  ersten  Vaccination  bei,  kehrte  nach  Schongau  zurück,  begann  dort  1801 
die  ärztliche  Praxis,  ging  1802  nach  Baden  im  Aargau,  wo  er  einen  grossen  Raf 
gewann  und  folgte  endlich  um  1808  einem  schon  ein  Jahr  frtther  an  ihn 
ergangenen  Rufe  als  Cantons-Physicus  nach  Solothurn,  wo  er  43  Jahre  lang 
prakticirte  und  namentlich  während  mehrerer  schwerer  Epidemieen  und  allgemeiner 
Calamitäten  der  Jahre  1813/14  und  1816  17  eine  höchst  aufopfernde  und  segens- 
reiche Thätigkeit  entfaltete.  Er  starb  am  23.  August  1851.  Von  seinen  Schriften 
sind  zu  nennen:  „Organisation  des  Medicinalwesens  des  Cantons  Solothurn'* 
(Solothurn  1811)  —  „Denkschrift  auf  die  Hungerjahre  1816 j  17**  (Ebenda 
1817)  —  ;,  üd>er  die  warmen  Bäder  zu  Baden  im  Aargau**  (Aargau  1826 ; 
2.  Aufl.  1842)  —  n^^  Weissenstein,  die  Milch-  und  Molkencuren,  auch  Molken- 
bäder  auf  dem  Jura  bei  Solothurn**  (Solothurn  1829)  —  „Geschichte  des 
Medicinalwesens  im  Canton  Solothurn**  (Ebenda  1829)  —  „Notizen  aus  dem 
ärztlichen  Tagebuche  einer  40jährigen  Praxis**  (Ebenda  1842).  Ausserdem 
verfasste  K.  eine  erhebliche  Anzahl  von  Journal- Abhandlungen. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  1851;  Jahrg.  29,  11,  pag.  1106.  Pgl. 

Eoväcs,  Sebastian  Andreas  K. ,  zu  Pest,  war  1815  zu  Garam- 
Vez^keny  im  Borser  Comitat  geboren,  erwarb  1841  in  Pest  die  med.  Doctorwflrde, 
begab  sich  zu  weiterer  Ausbildung  nach  Wien,  wo  er  Dr.  chir.  wurde,  machte 
eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Deutschland,  Belgien,  Frankreich,  England,  kam, 
als  Balassa  von  Wien  nach  Pest  als  Stahly's  Nachfolger  berufen  wurde,  mit 
Demselben  und  wurde  sein    klinischer  Assistent.     1848  wurde   er  zum  klinischen 


KOVACS.  —  KOZÜBOWSKI.  537 

UniversiUts-Secretär ,  1849  xom  Primar-Chirurgen  des  Rochus-Spitais  ernannt. 
Er  war  durch  Deeennien  der  gesuchteste  und  populärste  Arzt  in  Pest,  ja 
im  ganzen  Lande  und  nach  Balassa's  Tode  der  hervorragendste  Consiliarius 
Ungarns.  Dabei  war  er  königl.  ungar.  Hofrath,  Präses  des  Landes  -  Sanitäts- 
rathes,  Mitglied  der  ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  u.  s.  w.  Er  war 
ein  fleissiger  Mitarbeiter  des  „Orvosi  Tär^  und  veröfTentlichte  zusammen  mit 
BAiiASSA  „Klinische  Vorträge^  (ungarisch);  auch  erschien,  aus  „Orvosi  hetilap^ 
besonders  abgedruckt ,  von  ihm  eine  „Denkrede  auf  weiland  Dr.  Franz  Bene^' 
(Pest  1858).  Er  starb  am  17.  Mai  1878  plötzlich,  während  eines  Krankenbesuches, 
in  einem  Hotel. 

V.  Wnrzbach,  XIII,  pag.  39.  —  Wiener  Med.  Wochenschr.  1878,  pag.  578.    g. 

*EowaleW8ky,  Nikolaus  von  K.,  geboren  am  8.  (20.)  Mai  1840  zu 
Kasan,  bildete  sich  hierselbst,  dann  aber  in  Wien  und  Leipzig  aus  und  war  Schülei 
OwsJANNiKOw's ,  Bruecke's,  Ludwig's,  Kolbb's.  Zu  Kasan  1865  promovirt, 
wurde  er  bereits  im  gleichen  Jahre  in  seine  Stellung  als  Professor  der  Physiologie 
berufen,  die  er  noch  inne  hat. .  Seine  erste  grössere  Arbeit :  „  Ueber  die  Epithelial- 
Zellen  der  Milzvenen**  erschien  in  ViRCHOW*s  Archiv  (1860);  seine  Dissertation : 
jfStudten  über  die  Lungenatkmung"  erschien  (1865)  russisch;  ihr  schlössen  sich 
gleichsinnige  weitere  Experimente  an  (Ludwig's  Arbeiten,  1866).  Mit  Adamuek 
bearbeitete  er  den  „Nervus  depressor^^  (Centralbl.  für  die  med.  Wissensch., 
1868);  später  Mehreres  ilber  Dyspnoe.  Später  folgen  Arbeiten  über  das  Blut- 
gefässsystem  in  der  Leber,  über  Oalie,  über  die  Speichelbildung  in  verschiedenen 
russischen  Sitzungs- Protokollen;  „Ueber  die  Einioirkungen  der  künstlichen 
Athmung  auf  den  Druck  im  Aortensyatem"  (Du  Bois-Reymond*s  Arohiv);  mit 
Nawbocky  :  „  Ueber  die  sensiblen  Nerven  der  Muskeln*^  (Centralbl.  für  die 
med.  Wissensch. ,  1877).  K.  giebt  seit  mehreren  Jahren  selbständige  „Arbeiten 
aus  dem  physiologischen  Laboratorium  in  Kasan**  heraus.  Wem  ich 

Koyter,  Volcher,  s.  Coitee,  Bd.  II,  pag.  51. 

Eozak ,  Johann  SophronK. ,  1 602  zu  Homatzyowitz  in  Böhmen 
geboren,  besuchte  zuerst  die  Prager  Universität,  war  1618 — 19  in  Bremen,  besuchte 
von  1620  ab  die  Oxforder  Universität,  kehrte  1623  über  Bremen  nach  Prag 
zurück,  ging  wiederum  nach  England,  dann  später  nach  Holland,  wo  er  1625, 
nachdem  er  eine  Zeit  lang  Kriegsdienste  genommen  hatte,  in  Leyden  das 
Studium  der  Medicin  begann,  das  er  in  Cagn  in  der  Normadie  fortsetzte.  Hier 
promovirte  er  1629  zum  Dr.  med.  Im  folgenden  Jahre  als  schwedischer  Feldarzt 
angestellt  oahm  er  1635  seinen  Abschied,  liess  sich  in  Bremen  als  Arzt  nieder 
und  war  hier  als  solcher  praktisch  wie  wissenschaftlich  49  Jahre  lang,  bis  zu 
seinem  am  30.  Januar  1685  erfolgten  Tode,  thätig.  K.  hat  ausser  verschiedenen 
theologischen  und  philosophischen  Schriften  anch  medicinische  hinterlassen,  die 
übrigens  zum  grösseren  Theil  Mystisches  und  Hypothetisches  im  Sinne  der  Para- 
celsistischen  Lehren  enthalten :  „  Discursus  phyaici  quatuor,  de  rerum  naturalium 
principiis,  etc.**  (Bremen  1631)  —  „Avatomia  vitalis  microcosmi  etc,**  (Ebenda 
1636)  —  „Fragmentum  spagyriae  de  phlebotomia  et  fontanellis**  (Ebenda 
1655)  —  „Tractatus  de  sale  ejusque  in  corpore  humano  resolutionibvs  salu- 
taribus  et  noxiis**  (Frankfurt  1663)  —  „Tractatus  de  haemorrhagia ,  partt. 
duae**  (Ulm  1666). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  451.  —  Bremische  Aerzte,  pag.  99.  Pgl. 

Eozubowski,  Anton  K. ,  geboren  am  11.  August  1805  zu  Brzostowa 
in  der  Wojewodschaft  Krakau,  begann  1827  das  Studium  der  Medicin  in  Warschau, 
trat  1830  als  Freiwilliger  in  die  Armee,  bezog  nach  dem  unglticklichen  Ausgange 
der  polnischen  Revolution  die  Universität  Krakau  und  ging  dann  nach  München 
und  Würzburg,  wo  er  1833  mit  der  Diss. :   „De  ulceribus  plicosis"  Doctor  wurde. 


538  KOZÜBOWSKI.  —  KBACKOWIZEB. 

Noch  in  demBelben  Jahre  wurde  er  Adjnnct  an  der  Krakauer  chirurgischen  Klinik, 
1835  Professor  der  Anatomie  und  Physiologie.  1848  trat  er  den  physiologischen 
Lehrstuhl  an  Josbf  Majeb  ab,  lehrte  1854 — 61  vergleichende  Anatomie,  1861 — 68 
wieder  descriptive  Anatomie  des  Menschen  und  Hess  sich  1868  pensioniren.  Das 
anatomische  und  zootomische  Cabinet  in  Krakau  verdanken  ihm  ihr  Dasein,  anch 
gründete  er  als  Emeritus  in  Krakau  die  Gesellschaft  für  Seidenproduction  und 
Bienenzucht,  sowie  den  Verein  fttr  Obstgärtnerei  und  starb  am  3.  September 
1880.  Als  medicinischer  Schriftsteller  leistete  K.  wenig;  1872  und  1877  veröffent- 
lichte er  in  Krakau  zwei  populäre  Schriften  über  Zucht  und  Pflege  der  Seiden- 
raupen, sowie  einige  kleinere  Schriften  über  Obstcultur  und  schrieb  in  deutscher 
Sprache  nur:  „Ueber  den  männlichen  Ajms  cancriformis^  (Bonn  1857,  Separat- 
abdruck). ^   ^  P 

Eraak ,  Johann  K. ,  Professor  der  Geburtshilfe  zu  Stockholm  ,  geboren 
in  Lund  1745,  studirte  an  der  Universität  daselbst  wie  auch  die  Geburtshilfe  bei 
Prof.  David  Schultz  in  Stockholm,  wurde  1778  in  Lund  promovirt  und  im  selben 
Jahre  zum  Professor  der  Geburtshilfe  und  Director  der  allgemeinen  Entbindungs- 
anstalt zu  Stockholm  ernannt,  erhielt  aber  Kränklichkeit  halber  seinen  Abschied 
1781.  Er  hielt  sich  darauf  bis  1786  in  Deutschland  auf  und  kam  in  diesem 
Jahre  zurück  nach  Schweden.  Von  Arbeiten  aus  seiner  früheren  Zeit  sind  an- 
zuführen: „Handtok  för  bammorskor**  (Stockholm  1782,  m.  Tabell.),  sowie  in 
der  Anfangs  von  ihm  redigirten  Zeitschrift:  „Läkaren  och  Naturforskaren^ : 
jyOm  synchondrotomien"  —  ^Om  elak  verkan  af  hittermandels  ätande"  —  „Om 
Prof.  Retzil  naturalsamlmg^  —  „Om  lifmodems  omstjelpning" ,  Er  starb 
in  Schonen  am  21.  März  1810. 

SacklSn,''!,  pag.  711.  Heden  ins. 

*  Krabbe,  Harald  K. ,  ist  den  13.  März  1831  in  Kopenhagen  geboren, 
studirte  hier  und  später  auch  im  Auslande,  promovirte  1857,  wirkte  als  Assistent 
bei  dem  Professor  Bendz  an  der  königlichen  Veterinärschule,  beschäftigte  sich 
besonders  mit  der  Helminthologie  und  hielt  sich  lange  Zeit  in  Island  auf«  um 
Echinococcen-  und  Tänien- Fragen  zu  lösen.  Von  1866  lehrte  er  die  Helmintho- 
logie als  Privatdöcent  an  der  Universität,  seit  1871  ist  er  Redacteur  der 
y^Tidskrift  f,  Veterinärer^,  seit  1880  bekleidet  er  als  Nachfolger  Bbxdz'  die 
Professur  der  Anatomie  und .  Physiologie  an  der  Veterinärschule  und  ist  seit  1881 
Mitglied  des  Veterinär-Gesundheitsrathes.  Unter  seinen  Schriften  sind  besonders 
hervorzuheben:  „ Recher ches  helminthologtques  en  Danemarc  et  en  Islande^ 
(Paris,  London,  Kopenhagen  1866)  —  „Bidrag  tu  kundskub  om  Fuglenes 
Bändelorme''  (Vidensk.  Selsk.  Skrifter,  Kopenhagen  1869  und  1882). 

Smith  und  C.  Bladt,  5.  Ausg.,  pag.  106 — 107.  Petersen. 

*  Krabler,  Paul  K. ,  in  Crossen  an  der  Oder  am  10.  Januar  1841 
geboren,  studirte  in  Greifswald  als  Schüler  von  B abdeleben  und  Rüehle.  Seine 
Promotion  erfolgte  1862,  seine  Habilitation  1865  und  1877  wurde  er  als  Extra- 
ordinarius  für    Pädiatrie    und    Dirigent    der    Greifswalder  Kinderklinik    angestellt. 

Seine  grösste  Arbeit  handelt  ;,  lieber  Masern**  (Greifswalder  med.  Beitr.,  I,  1863). 

Wernich. 

Krackowizer,  Ernst  K.,  zu  New  York,  war  zu  Spital  am  Pyhm  in  Ober- 
österreich am  31.  December  1821  geboren,  studirte  von  1840  an  in  Wien  und  Pavia, 
wurde  1846  in  Wien  Dr.  med.,  bildete  sich  besonders  unter  SCHüH,  dessen  klinischer 
Assistent  er  wurde,  in  der  Chirurgie  aus,  war  aber  in  Folge  seiner  Betheilignng 
an  der  Revolution  von  1848  genöthigt ,  Wien  zu  verlassen,  ging  zunächst  als 
Assistent  von  VICTOR  v.  Brüns  nach  Tübingen ,  und ,  als  Oesterreich  seine  Aus- 
lieferung verlangte,  nach  Kiew  und  später,  als  er  auch  hier  sich  nicht  sicher 
fühlte,  nach  New  York,  wo  er  1850  anlangte.  Er  prakticirte  mehrere  Jahre  in 
Williamsbury ,    siedelte  1857    gänzlich  nach  New  York  über,    wurde  Chirurg  am 


KRACKOWIZEK.  —  KRAFFT-EBING.  539 

Brooklyn  City  Hospital,  am  GermaD  Dispensary  und  zuletzt  am  German  Hospital, 
gründete  (1852)  mit  Roth  und  Hercz&a  die  y,New  Yorker  medicinüche  Monats- 
schrift*', die  aber  schon  nach  einjährigem  Bestehen  wieder  einging,  war  Sehrift- 
ffthrer,  resp.  Vorsitzender  der  Pathological  Society,  Medical  Society  of  the  County 
of  New  York,  der  Academy  of  Med.  u.  A.  und  starb  als  hochgeschätzter,  besonders 
in  seinem  Specialfach,  der  Chirurgie,  viel  beschäftigter  Arzt  am  23.  September 
1875.  Von  seinen  Schriften  nennen  wir:  „Maschine  für  die  Heüung  des  Bruchs 
der  Clavicula"  (Nordamer.  Monatsschr.,  Bd.  III,  1851)  —  „üeber  Autoplastik 
zur  Heilung  von  Geschwüren  des  Unterschenkels"  (Ibid.)  —  „An  interesting 
case  of  vesico- intestinal  ßstula  ;  discharge  of  ascaris  lumbricoides  per  urethram" 
(New  York  Med.  Record.,  1867)  —  „  Exstirpation  of  the  uterus  hy  mistake  for 
ovarian  tumour"  (Ibid.  1867)  —  „Abdominal  abscess**  (Ibid.  1871)  —  „Perineal 
lithotripsy,  a  paper  read  before  the  New  York  State  Med,  8oc."   (Ibid.   1874). 

Transact.  of  the  American  Medical  Association.  Vol.  27,  1876,  pag.  664- 

l*agel. 

Kraemer,  Karl  K.,  war  geboren  1798  zu  Mainz,  machte  seine  Univer- 
sitäts-Studien in  Wtlrzburg  und  nach  Vollendung  derselben  wissenschaftliche  Reisen 
nach  Norddeutschland  und  nach  Paris.  Er  prakticirte  zuerst  in  Aschaffenburg, 
siedelte  aber  von  dort  1 824  als  Badearzt  nach  Kreuth  über.  Im  Winter  prakticirte 
er  von  da  an  immer  in  München  und  hielt  von  1827  an  bis  1837  an  der 
Universität  daselbst  Vorlesungen  über  Heilmittellehre,  Bäder  und  Curorte.  Nach 
seiner  späteren  Ernennung  zum  Gerichtsarzt  in  Tegemsee,  war  er  am  letzteren 
Orte  im  Winter,  im  Sommer  zu  Kreuth  im  ärztlichen  Berufe  thätig,  bis  zu  seinem 
Tode  im  Jahre  1851.  Ein  allseitig  gebildeter,  tüchtiger  Arzt ,  trug  er  wesentlich 
zum  Emporblühen  des  Bades  Kreuth  bei.  Durch  seine  rastlose  Thätigkeit  wurden 
die  Einrichtungen  und  Curmittel  desselben,  die  Bereitung  der  Molke  und  des  Kräuter- 
saftes, auf  einen  hohen  Grad  von  Vollkommenheit  gebracht.  Er  machte  dieselben 
auch  durch  seine  Schrift:  „Die  Molken-  und  Badeanstalt  Kreuth  im  bayerischen 
Hochgebvrg  bei  Tegemsee^  (München  1829;  1841)  in  weiteren  Kreisen  bekannt. 

Ad.  T.  Schaden,  Gelehrtes  München.    1834,  pag.  49.  F.  Seitz. 

Kraemer,  J.  C.  Albert  K.,  geboren  zu  Göttingen  am  31.  März  1816, 
stodirte  daselbst^  1836 — 40  Medicin ,  habilitirte  sich  nach  einem  Aufenthalte  in 
Paris  1843  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  als  Arzt  und  akademischer  Lehrer  wirkte, 
1847  a.  0.  Prof.  wurde  und  am  25.  November  1878  in  Folge  mehrfach  repe- 
tirender  Schlaganfälle  starb.  Seine  wissenschaftliehen  Arbeiten  sind,  wie  schon 
seine  Inaug.-Diss. :  „Observationes  microscopicae  et  experimenta  de  motu  sper- 
matozoorum"  (Göttingen  1842)  durchgehends  mikroskopische  Untersuchungen,  mit 
eigenen  Zeichnungen  versehen  und  vorwaltend  dermatologischen  und  parasitologischen 
Inhaltes.  Die  wichtigsten  sind:  „Ueber  Condylome  und  Warzen**  (1847  zuerst 
in  den  Göttinger  Studien,  dann  als  besondere  Schrift  veröffentlicht)  —  „Frag- 
mentarische Abhandlungen  zur  Helminthologie  und  Parasitologie"  (lUustr.  med. 
Zeitung,  III) ,  besonders  für  die  Krätzmilbe  von  Wichtigkeit,  deren  Männchen,  wie 
in  der  Arbeit  überzeugend  nachgewiesen  ist,  K.  als.  Erster  1846  entdeckte  —  • 
„Heilung  eines  sehr  grossen  angeborenen  Nabel-  oder  Nabelschnurbruches*' 
(Zeitschr.  für  rat.  Med.,  1853)  —  „Einige  Bemerkungen  über  die  Incubations- 
zeit  des  Schankers*'  (Hannov.  Zeitschr.  für  Med.,  1866)  —  „Mittheilungen  über 
eine  Trichinenepidemie  in  Bovenden**  (Deutsche  Klinik,  1872)  und  „Beitrag  zur 
Kenntniss  des  Leptus  autumnalis"*  (Archiv  für  pathol.  Anat.,  LH).  Ein  sehr 
umfangreiches  illustrirtes  Werk  über  die  Milben  des  Göttinger  Gebietes  ist  noch 
ungedruckt.  rpj^    Hu se mann. 

Kraemer,  s.  a.  Kremeü. 

* Krafft-Ebing,  Richard  Freiherr  von  K.-E.,  geboren  in* Mannheim  am 
14.  August  1840  und   zu  Heidelberg  (Friedreich),  Ztirich  (Griesinger) ,  Wien 


540  .     KRAFPT-EBING.  —  KRÄMER. 

und  Prag  ausgebildet,  wurde  1863  promovirt  und  begann  seine  psychiatrische 
Wirksamkeit  1864  als  Assistenzart  an  der  Irrenanstalt  Illenau.  Von  1869 — 71 
war  er  in  Baden-Baden  als  Neuropatholog  thätig  und  erhielt  einen  Ruf  als 
Professor  der  Psychiatrie  nach  Strassburg  1872;  1873  übernahm  er  das  Direetorat 
der  Steierischen  Landes-Irrenanstalt  zu  Graz.  Neben  zahlreichen  Aufsätzen  und 
Monographieen  über  Psychiatrie  und  Neuropathologie  hat  E.  speciell  äusserst  gang- 
bare Lehrbücher  der  Criminalpsychologie ,  Psychiatrie  und  gerichtlichen  Psycho- 
pathologie verfasst,  die  zum  Theil  in  mehreren  Auflagen  erschienen,    wemich. 

Erafftheim,  Crato  von,  s.  Cbato  von  Krafftheim,  Bd.  11,  pag.  102. 

'^'Krahmer,  Friedrich  Ludwig  R.,  zu  Halle  a.  S.,  ist  am  13.  Sep- 
tember 1810  zu  Hunnesrück,  Landdrostei  Hildesheiro,  geboren,  wurde  1833  Doetor 
mit  der  Diss. :  „De  nonnullia  exemplis  vestcae  urinariae  fissae^,  habilitirte  siph 
in  Halle  als  Privatdocent  mit  der  Schrift;:  „Analecta  historica  de  argento  nürtco, 
pharmaco.^  Er  ist  zur  Zeit  Stadtphysicus  (seit  1859),  Prof.  ord.  der  gericht- 
lichen Medicin  und  Pharmakologie  und  Oeh.  Medicinalrath  daselbst.  Schriften: 
„Das  Silber  als  Arzneimittel  betrachtet^  (Halle  1845)  —  „Handbtich  der 
gerichtlichen  Medicin  für  Aerzte  und  Juristen"  (Ebenda  1851 ;  2.  Aufl.  Braun- 
schweig 1857)  j —  „Die  Mortalitätsverhältnisse  der  Stadt  Halle  in  der  ersten 
Hälfte  des  19,  Jahrhunderts  u.  s.  w."  (Halle  1855,  4.)  —  „Aerztliche  Heil- 
mittellehre  u.  s.  w."  (Ebenda  1859 — 61;  1864)  —  „Handbuch  der  Sta^cUs- 
arzneikunde"  (3  Bde.,  Ebenda  1874 — 79;  auch  u.  d.  T. :  „System  der  Medicinal- 
Ordnung*',  1874)  —  „Ilygieine"  (lB7ß)  —   „System  der  gerichtlichen  Medicin*' 

(1879).  Ausserdem  eine  Anzahl  von  Journalaufsätzen  und  Gelegenheitsschriften. 

Red. 

Erahmer,  s.  a.  Gramer,  Eramer. 

von  Erakau.  Von  den  vielen  Aerzten,  welche  sich  von  E.  (de  Cabcovia) 
schrieben,  seien  hier  nur  folgende  erwähnt:  Jacob  Grzywna  von  R.,  seiner  Zeit 
berühmt  als  Arzt  und  Mathematiker,  war  seit  1511  Professor  der  Medicin  iu 
Erakau.  —  Johannes  Ursinus  von  E. ,  Doetor  der  Medicin  und  Licentiat  der 
Rechte,  erhielt  die  philosophischen  Grade  in  Krakau  1477  und  1478,  wurde 
wahrscheinlich  in  Italien  zum  Doetor  promovirt  und  war  in  Erakau  Professor, 
doch  gehörte  er  der  medicinischen  Facultät  nicht  an.  Bekannt  von  ihm  ist  eine 
Schrift:  ^ Modus  episfolandi"  (Erakau,  1496,  4.),  worin  sich  eine  Lobrede  auf 
die  Medicin  beÜDdet.  —  Waclaw  von  E.,  Doetor  der  Medicin,  studirte  anfing- 
lieh  in  Erakau,  wo  er  1474  und  1479  die  philosophischen  Grade  erhielt  und 
war  Leibarzt  des  böhmischen  Königs  Ladislaus.  K&P 

Eramer,  Earl  Sigismund  K.,  zu  Halberstadt,  war  am  16.  September 
1759  zu  Harsleben  geboren,  studirte  von  1779  an  in  Halle  und  Göttingen  und 
wurde  1783  in  Halle  mit  der  Diss.:  „De  medicina  populari"  Doetor.  Anfangs 
in  Ascbersleben  prakticirend,  kam  er  1785  nach  Halberstadt,  wo  er  Physicus  und 
Medicinalrath  wurde.  Seine  Schriften ,  zum  Theil  Uebersetzungen  aus  dem  Eng- 
lischen, betreffen  das  schönwissenschaftliche  Gebiet  in  grösserer  Zahl  als  das  medi- 
cinische.  Unter  letzteren  sind  anzuführen  die  Uebersetzungen :   „  Einige  Nachrichten 

von  dem  Leben    und  den  Schriften  des  sei,  Dr.  med.  Joh.   Gregory 

aus  den  Verhandl.  der  lit,  u.  philos,  Oeselhch,  zu  Manchester  übersetzf* 
(Baldinger's  Jonrn.,  1787)  —  Armstrüng's  „Kunst,  die  Gesundheit  zu  erhalten'' 
(Ibid.  1788);  die  Uebersetzungen:  Th.  Bbddoes,  „lieber  die  Ursachen „  frühen 
Zeichen  und  die  Verhütung  der  Lungensucht  u.  s.  w.^  (Halberstadt  1802)  — 
„Bericht  des  ComitS  des  brittischen  Unterhauses  über  die  Bittschrift  des 
D.  Jenner  in  Betreff  seiner  wichtigen  Entdeckung  der  Kuhpockenimpfung" 
(Ebenda  1803)  u.  s.  w..    Er  starb  am  4.  Januar  1808. 

El  wert,  pag.  314.  —  Andreae,  II,  pag.  96.  G^. 


KRAMER.  —  KRAMMER.  541 

Erameri  Wilhelm  K.,  ausgezeichneter  Ohrenarzt,  als  Sohn  des  Vorigen 
zu  Halberstadt  am  17.  December  1801  geboren,  am  7.  Deeember  1875  zu  Berlin 
gestorben,  studirte  von  1820  an  in  GOttingen  und  Berlin,  wurde  hier  1823  Doctor 
und  machte  nach  Beendigung  seiner  Studienzeit  eine  grössere  wissenschaftliche 
Reise  nach  Wien  und  Paris,  woselbst  er  sich  vorzugsweise  der  Psychiatrie  zuwandte. 
Nach  Berlin  zurflckgekehrt ,  hatte  er  als  Assistent  von  HofiN  Gelegenheit,  sich 
durch  allseitige  Ausübung  klinischer  Thätigkeit  eine  allgemeine  medicinische  Bildung 
anzueignen.  Darauf  erfasste  er  mit  ausserordentlichem  Eifer  das  Studium  der 
Ohrenheilkunde,  welcher  er  als  praktischer  Ohrenarzt  und  fruchtbarer  Schriftsteller 
fast  50  Jahre  lang,  bis  an  sein  Ende,  treu  blieb.  £ine  Lehrthätigkeit  hat  E. 
nicht  ausgeübt ,  wurde  jedoch  für  seine  Verdienste  zum  Geh.  Sanitfttsrath  ernannt. 
Seine  erste  Schrift  über  Ohrenheilkunde :  „Erfahrungen  über  die  Kenntnüs  und 
Heilung  der  langunerigen  Schwerhörigkeit*'  (Berlin  1833,  m.  2  Abbild;  2.  Aufl. 
1836  u.  d.  T. :  „Die  Erkenntnis»  und  Heilung  der  Ohrenkrankheiten** ;  gänzlich 
umgearbeitete  und  sehr  vermehrte  Aufl.  1849)  ist  auch  sein  Hauptwerk.  K.'s 
grosses  und  bleibendes  Verdienst  um  die  praktische  Ohrenheilkunde  besteht  vor 
Allem  darin,  dass  er  zu  einer  Zeit,  wo  die  physikalischen  Untersuchungsmethoden 
von  Läennec  und  Auenbrugger  kaum  Eingang  in  die  deutsche  Medicin  gefenden 
hatten,  dieselben  mit  grosser  Energie  und  Consequenz  auf  das  Gehörorgan  anwandte 
und  somit  den  Grund  zu  einer  wissenschaftlichen  objectiven  Untersuchung  des 
Ohres  legte.  Weniger  in*s  Gewicht  fallend  ist  hierbei  die  von  ihm  verbesserte 
Untersuchung  des  äusseren  Ohres  mittelst  des  alten  gespaltenen  Ohrspeculums,  als 
die  methodische  Untersuchung  des  mittleren  Ohres  vermittelst  des  Catheters  und 
der  Auscultation,  die  Einführung  der  Sonde  durch  den  Catheter  und  die  mit  allem 
Kachdruck  betonte  örtliche  Behandlung  der  ohne  Perforation  des  Trommelfells 
einhergehenden  Ohrenkrankheiten  mit  Catheter  und  Luftdouche.  Nicht  weniger 
erfolgreich  wirkte  er  durch  seine  Schriften,  in  denen  er  auf  Grund  sorgfältiger 
historischer  Forschung  die  Ohrenheilkunde  schonungslos  vom  Charlatanismus  und 
Mysticismus  säaberte  und  hierdurch  dieser  Disciplin,  welcher  das  ärztliche  Publikum 
ein  nur  zu  berechtigtes  Misstrauen  entgegentrug,  eine  geachtete  Stellung  ver- 
schaflfte.  Es  fallen  in  diese  Zeit  noch  die  Schriften :  „Die  Heilbarkeit  der  Taub- 
heit, Zur  Beherzigung  für  Ohrenkranke  und  deren  Äerzte^  (Berlin  1842)  — 
„Beiträge  zur  Ohrenheilkunde.  Nebst  J 9  Statist.  Tabellen**  (Ebenda  1845)  — 
„  Ueber  den  Werth  der  ohrenärztlichen  Erfahrungen ,  mit  besonderer  Bezug- 
nahme auf  Schmal z's  Erfahrungen  una  Beiträge**  (Ebenda  1847).  In  der 
zweiten  Periode  seiner  Wirksamkeit  (mit  dem  Ausgange  der  Fünfziger-Jahre)  machte 
sich  bei  K.  ein  bedeutender  Rückschritt  bemerkbar,  indem  er  sich  gegen  die 
neueren  Fortschritte  der  modernen  Otologie  auf  dem  Gebiete  der  Physiologie,  der 
pathologischen  Anatomie  und  der  Untersuchungsmethoden  ablehnend  verhielt  und 
dabei  so  weit  ging,  dass  er  die  Arbeiten  eines  Hblmholtz  und  Totnbge  bemängelte. 
Zeugniss  hierfür  ist  unter  den  meist  polemischen  Schriften  der  letzten  Zeit  (1851  — 65) 
und  seinem  „Handbuch  der  Ohrenheilkunde"  (Berlin  1867),  namentlich:  „Die 
Ohrenheilkunde  der  letzten  60  Jahre.  Zur  Erinnerung  an  seine  med.-chirurg, 
Doctor-Promotion  im  Jahre  1823**  (Berlin  1873). 

Andreae,  II,  pag  97.  -  Magnus,  Biographie  im  Archiv  fiir  Ohrenheil knnde. 
XI,  pag.  25.  —  Auch  nach  brieflicher  Mittheilung  des  Sohnes,  Amtgerichtsralhes  0.  Kram  er. 

Eramer,  s.  a.  Gramer,  Kbahmbr.  ^'  i^^cae. 

Erammer,  Johann  Georg  K. ,  ungarischer  Arzt,  einem  alten  Adels- 
geschlechte  entstammend,  war  in  den  Tttrkenkriegen  (1715)  Militärarzt  und  später 
Pbysicus  von  Temesvar.  Ausser  mehreren  botanischen  Arbeiten  schrieb  er:  „Diss, 
de  scorbvto  militari**  (Nürnberg  1731)  —  „Medicina  castrensis^  d.  i.  bewährte 
Aiztney  wider  diu  im  Feld  und  Guamisons  unter  Soldaten  grassirende  Krank- 
heiten** (Wien  1739)  —  „Medicina  chirurgica  castrensis  oder  Pars  secunda 
von  allen  äusserlichen  Leibesgebrechen ,  die  den  Soldaten  ....  zu  befallen 
pflegen**  (Nürnberg  1740).    Er  starb  1742. 

V.  Wurzbach,  XIII,  pag.  127.  G. 


642  KRA.MP.  —  KBANICHFELD. 

Kramp,  Christian  K.,  zu  Strassburg,  war  daselbst  am  10.  Jaii  1760 
geboren,  studirte  dort  Medicin,  prakticirte  Anfangs  auch  dort,  siedelte  aber  schon 
im  Alter  von  28  Jahren  nach  Paris  als  Arzt  über.  1794  als  Physicus  und  Lehrer 
der  Geburtshilfe  fUr  das  Fürstenthum  Zweibrttcken  nach  Meisenheim  versetzt,  blieb 
er  hier  bis  zu  seiner  Ernennung  zum  zweiten  Physicus  in  Speyer  (1796).  Später 
gab  er,  da  er  sich  mit  besonderer  Vorliebe  mit  mathematischen  und  physikalischen 
Studien  beschäftigte,  seinen  ärztlichen  Beruf  auf,  ging  als  Professor  der  Chemie 
und  Physik  an  der  Centralschule  des  Roer-Departements  nach  Cöln  und  zuletzt 
als  Professor  der  Mathematik  an  die  Universität  in  Strassburg,  wo  er  am  13.  Mai 
1826  starb.  K.  gehört  zu  denjenigen  Aerzten,  welche  in  der  Mediein  möglichst 
die  exact  mathematischen,  resp.  physikalischen  Methoden  zur  (xeltung  zu  bringen 
suchten.  Ausser  seiner  Diss. :  „Devi  vitali  arteriarum  dtatribe.  Addita  nova 
de  febrium  tndole  generali  conjectura^  (Strassburg  1786)  schrieb  er  noch: 
„  Versuch ,  die  Sterblichkeitstafeln  durch  einfache  Gleichungen  zu  bestimmen 
(Leipziger  Magaz. ,  1787)  —  ff  Geschichte  der  Aerostatik,  historisch ,  physisch 
und  mathematisch  ausgeführt**  (Strassburg  1783,  2  voll.)  —  ,f Anhang  zu  der 
Geschichte  der  Aerostatik**  (Ebenda  1786)  —  ffFiebeidehre  nach  mechanischen 
Grundsätzen**  (Heidelberg  1794)  —  ,,  Kritik  der  praktischen  Arzneykunde  mit 
Rücksicht  auf  die  Geschichte  derselben  vnd  ihre  neueren  Lehrgebäude*'  (Leipzig 
1795),  sowie  zahlreiche  mathematische  und  physikalische  Aufsätze.  Ausserdem 
verfasste  er  eine  deutsche  Uebersetzung  von  Sacombb's  Lehrbuch  der  Geburtshilfe 
(Mannheim  1796). 

Biogr.  med.  V,  pag.  452,  —  Nouv.  biogr.  g6n.  T.  XXVIII,  pag.  191.  —  Allgcni. 
Deutsch   Biogr.  XVII,  pag.  31.  p   I 

Eranichfeld,   Friedrich  Wilhelm  Georg  K.,    zu  Berlin,    war  am 
30.  August   1789    zu   Hohenfelden    in   Thüringen    geboren,    prakticirte    1816  zq 
Wien,  war  181 8 — 21  Arzt   der  österreichischen  Gesandtschaft   zu  Constantinopel, 
wurde  1822   kaiserl.    russ.  Hofmedicus   und  Collegien- Assessor,  darauf  Prof.  e.  o. 
bei  der  med.  Facultät  in  Berlin,  wobei  er  die  Diss.  pro  facultate:  ffDe  dignitate 
medicaminibus   nonnullis   restituenda**  (1827)    schrieb.     Er  errichtete   1828  ein 
ophthalmiatriscb-poliklinisches  Privat-Institnt  im  Universitätsgebäude,   wurde  1831 
Stadtarmen-Augenarzt   und    gründete  1834  ein  „Hygiocomium"  genanntes  Privat- 
Krankenhaus.    Seine  ersten  Arbeiten,  pharmakologische  Gegenstände,  Witterungs- 
beobachtungen  in  Constantinopel,  psychiatrische  Heilanstalten  betreffend,  finden  sich 
von  '1816  an  in  Tromsdorff*^  Journ.  der  Pharmacie,  Hüfeland's  Joum.  u.  s.  w. 
Er   schrieb    dann :   „  Ueber   die  Nothwendigkeit   gründlicher  pharmakologischer 
Kenntnisse    zum   Ueben    einer    glücklichen    Praxis    in    der  Medicin  u.  s,  w." 
(Berlin  1833).    Als  Vorsteher  des  in  den  Jahren  1837 — 39  gegründeten  Vereins 
gegen  die  Alkohol-(Branntwein-j Vergiftung,  einer  Sache,  der  er  sein  ganzes  späteres 
Leben  gewidmet   hatte    und  durch  die  sein  Name  am  bekanntesten  geworden  ist, 
schrieb    er :  ^  Ueber    den    Unterschied   des    Geistigen   im    Weine   und   Brannt- 
weine u.  s.  w  **  (1838),  welcher  Schrift   mehrere  Berichte  über   die  Wirksamkeit 
jenes  Vereines  (1839,  42,  44  u.  s.  w.)  folgten.    Auch  gab  er  heraus:  „Das  Hygio- 
comium,  oder  Beschreibung    eines  med,  Instituts  für  die  Pflege   des  heilenden 
Gesunden' im  Kranken  u.  s.  w.**  (1839)    —    f^ Nachrichten  über  das  Berliner 
Hygiocomium  u,  s,  w,**  (1842).    Es  erschien  ferner  von  ihm:   „Anthropologische 
Üebersicht   der   gesammten    Ophthalmiatrie  u.  s,  w.**    (1841)    —    „Conspectas 
publicus    morborum    ophthalmicorum   qui ....  instituto  policlinico   ophthalm,' 
private   suo ,  ....    ab   a,  1830   u^que   ad   a,    1842   tractati  et  sanati,   etc.** 
(1842),    Endlich  gab  er  noch  heraus:   „Der  ärztliche  Volksfreund  oder  der  Arzt 
in  Dir,    Eine  Zeitschrift  für  die  Gesundheitspflege**  (Jahrg.  1 — 4,  1842 — 45). 
1868  legte  er  seine  Professur  nieder  und  verliess,  so  viel  bekannt,  Berlin.  Heber 
sein  Lebensende  vermögen  wir  nichts  Näheres  anzugeben.    Den  Aufgaben,  die  K. 
sich  nach  seiner  Niederlassung  in  Berlin  gestellt  hatte,  sich  der  Augen-  und  Irren- 


KRANICHFELD.  —  KRATSCHMER.  543 

heilkunde  zu  widmeD,  igt  er  in  nur  geringem  Maaese  gerecht  geworden,  wenigstens 
ist  absolut  Nichts  aus  diesen  Gebieten  bekannt,  worin  er  die  Wissenschaft  gefördert 
hätte.  Seine  sonst  anerkennungswerthen  Bestrebungen,  der  Trunksucht  entgegen- 
zuarbeiten, hatten  ebenfalls  einen  nur  geringen  Erfolg,  weil  sein  excentrisches, 
mit  Pietismus  Hand  in  Hand  gehendes  Verfahre^  dabei  der  Lächerlichkeit  anheim- 
gefallen war. 

Gelehrtes  Berlin.   1845,  pag.  194.  —  Callisen,   X,  pag.  368;  XXIX,  pag.  333. 

G. 

Krapt  Franz  joseph  K. ,  grossherzoglich  badischer  Hofrath  und  Stadt- 
und  Amtsphysicus  in  Baden,  war  im  Januar  1754  zu  Kenzingen  an  der  Eltz 
geboren.  Er  studirte  Medicin  zu  Freiburg  im  Breisgau  und  später  zu  Strassburg  i.  E. 
Nach  Vollendung  seiner  Studien  trat  er  zunächst  als  Physicus  in  verschiedene 
Dienste,  seit  1797  in  markgräflich  badische,  in  denen  er  bis  zu  seinem  Tode 
yerblieb.  Er  schrieb:  „Beschreibung  der  warmen  Bäder  zu  Baden  in  der 
Markgraf achaft  Baden*'  (Tübingen  1794)  und  andere  kleinere,  auf  Balneologie 
bezügliche  Schriften.  K.  hat  das  Verdienst,  die  Quellen  Badens  genauer  und 
gründlicher,    als  das  vor   ihm  geschehen  war,    geprüft  und  untersucht  zu  haben. 

Grad  mann,  pag.  316.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  463.  Pgl. 

*Krasinski,  Graf  Hubert  Korwin  K.,  geboren  am  30.  October  1833 
anf  seinem  Erbgute  Reimentarzöwka  in  der  Ukraine,  studirte  1850 — 54  in  Peters- 
burg Medicin  und  wurde  1857  Doctor  der  Medicin,  worauf  er  nach  Paris  ging 
und  sich  dort  längere  Zeit  mit  dem  Studium  der  Hygiene  abgab;  gegenwärtig 
lebt  er  in  Krakau.  Mit  der  praktischen  Ausübung  der  Medicin  hat  er  sich  nie 
befasst;  seine  die  Epidemiologie  und  öffentliche  Gesundheitspflege  betreffenden 
Arbeiten  flnden  sich  in  Gazeta  lekarska  (Warschan);  ausserdem  trat  er  in  der 
polnischen  Tagespresse  als  politischer  Schriftsteller  auf.  K  &  p 

'''Eraske,  Paul  K.,  in  Berg  bei  Mnskau,  Ober-Lausitz,  am  2.  Juni  1851 
geboren,  bildete  sich  in  Halle  a.  S.  als  Schüler  R.  v.  Volkmann^s  aus,  promovirte 
1874,  war  in  der  Zwischenzeit  in  Halle  Assistent  und  wirkt  seit  1883  als 
Professor  der  Chirurgie  in  Freiburg  i.  Br.  Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  an,  in 
V.  Langenbeck's  Archiv  (Bd.  XX,  XXIV,  XXV,  XXXIII):  „Zur  Gasutsttk  der 
rHardirten  intrauterinen  Verschmelzung  von  Oesichtsspalten**  —  „lieber  anti- 
septische  Behandlung  von  Schicssverletzungen^  —  „  Üeber  eine  wahrscheinlich 
mykotische  Affection  der  Kieferknochen^  —  „Zur  Exstirpation  hochsitzender 
Atastdarmkrebse^ ;  ferner  Ton  R.  Volkmann  und  K.  dem  Chirurgen-Congress 
1877  als  Manuscript  vorgelegt:  „Vorläufiger  Bericht  über  die  RestiUate  der 
antiseptischen  Behandlung  auf  der  Klinik  in  Halle  von  1874 — 1877"  ^  die 
Habilitationsschrift:  „Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Regeneration  der 
quergestreiften  Muskeln"  (Halle  1878);  endlich  über  ein  Dutzend  casuistischer 
und  operativer  Mittheilungen  im  Centralblatt  für  Chirurgie  (1879 — 1885). 

Wernich. 

* Erassowski ,  Eduard  Anton  K. ,  studirte  in  Petersburg  und  wurde 
daselbst  1852  mit  der  Diss. :  „Meletemata  quaedam  de  uteri  ruptura"  zum 
Doctor  promovirt ;  gegenwärtig  ist  er  Prof.  ord.  der  Geburtshilfe  an  der  Petersburger 
medicinisch- chirurgischen  Akademie,  gehört  zu  den  gefeiertsten  Praktikern  der 
russischen  Hauptstadt  und  erlangte  besonderen  Ruhm  durch  viele  glücklich  aus- 
geführte Ovariotomien.  Seine  die  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  betreffenden 
Arbeiten  finden  sich  zum  grössten  Theil  seit  1853  im  russischen  Wojenno-medi- 
cinskij  Journal;  in  Warschau  gab  er  1879  seine  „Operacye  akuszeryjne"  (Geburts- 
hilfliche Operationen)  heraus.  Deutsch  schrieb  K.  Einiges  in  der  Petersburger 
med.   Zeitschrift.  K   &  P 

*  Kratschmer,  Florian  K.,  aus  Giebau  in  Mähren,  am  20.  April  1843 
geboren,   ausgebildet   auf  der  Josephs-Akademie   in   Wien  (Schneider,    Hering, 


544  EBATSCHMEB.  —  KBAÜEL. 

Duchek),  wirkte  nach  seiner  1869  erfolgten  Promotion  zunächst  als  Assistent  für 
Physiologie,  von  1871  als  solcher  für  innere  Klinik  an  der  genannten  Akademie. 
1876  habilitirte  er  sich  als  Docent  für  medicinische  Chemie  an  der  Wiener  Univer- 
sität und  fungirt  zur  Zeit  als  Vorstand  des  Laboratoriums  des  Militär-Sanitflts- 
Comit^s.  Seine  früheren  (klinischen)  Arbeiten  finden  sich  in  den  Sitzungsberichten 
der  Akademie  der  Wissenschaften.  Später  publicirte  er  (mit  Seegenj  Unter- 
suchungen Hber  Zucker-  und  Glykogenbildung  in  Pflüegbr's  Archiv ;  neuerdiogs 
in  Fresenius'  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  Mehreres  über  Tiinkwässer, 
Chlomatriumsublimat .  u.  Aehnl.  W  e  r  n  i  c  h. 

Eratzenstein ,  Christian  (iottlieb  E.,  war  1723  in  Wernigerode 
geboren ,  studirte  in  Göttingen  unter  Alb.  v.  Hallbr  und  an  anderen  deatschea 
Universitäten,  promovirte  in  Halle  und  war  eine  kurze  Zeit  Professor  der  Physik 
an  der  Universität  in  St.  Petersburg,  bis  er  1753  einem  Rufe  nach  Kopenhagen 
folgte  und  an  der  Universität  daselbst  42  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  Tode  1795, 
als  Professor  der  Experimentalphysik  und  später  der  Medicin  mit  unermttdlichem 
Fieiss  und  Eifer  wirkte  und  das  Studium  der  Naturwissenscnaften  förderte.  Prof. 
ord.  wurde  er  nach  dem  Tode  Balthasar  de  Büchwald's  1763.  Sein  Haupt- 
interesse conoentrirte  sich  freilich  um  die  Physik  und  die  daran  geknüpfte  Chemie 
(die  sich  zum  ersten  Mal  durch  ihn  an  der  Ropenhagener  Universität  geltend 
machte),  aber  auch  für  das  Studium  der  eigentlichen  Medicin  wirkte  er  ausser- 
ordentlich fleissig  und  suchte  so  viel  als  möglich  den  damaligen  grossen  Mängeln 
des  med.  Unterrichts  abzuhelfen.  Noch  während  er  nur  Professor  designatus 
medicinae  war,  hielt  er  in  seiner  Privatwohnung  anatomische  Demonstrationen 
und  lehrte  —  gleichfalls  privatim  —  Physiologie,  Pathologie,  Materia  mediea, 
Chirurgie  und  Praxis  mediea  „cursu  compendioso^'.  Diesen  umfassenden  Unterricht 
setzte  er^ —  neben  seinen  Vorlesungen  über  Physik  und  Chemie  —  als  Professor 
Ordinarius  medicinae  ununterbrochen  fort  und  wenigstens  bis  1778  las  er  vier 
Stunden  täglich.  Auch  in  die  medicinische  Studienordnung  griff  er  energisch  ein 
un  1  brachte  verschiedene  alte  Unsitten  zum  Aufhören ;  die  Einführung  einer 
öffentlichen  Prüfung  der  medicioischen  Candidaten  war  hauptsächlich  sein 
Work.  An  der  Ausarbeitung  einer  Pharmacopoea  Danica  (1772)  hatte  er  einen 
hervorragenden  Antheil.  Seine  vielleicht  etwas  zu  rücksichtslose  Energie  verschafite 
ihm  aber  viele  Feinde  und  nur  wenige  Freunde  und  seine  unstreitig  bedeutenden 
Verdienste  um  die  Wissenschaft  wurden  weder  von  den  Zeitgenossen  ,  noch  von 
den  Nachlebenden  besonders  geschätzt,  bis  Panom  ihn  in  seiner  interessanten 
Universitäts-Festschrift  (1880)  „Bidrag  til  kundskab  om  vort  medicinske  Facultets 
Historie'',  pag.  72 — 100,  durch  eine  eingehende  Charakteristik  zu  rehabilitiren 
suchte.  Panüm  giebt  auch  ein  vollständiges  Verzeichniss  seiner  zahlreichen  Schriften, 
welche,  theils  in  lateinischer,  theils  in  deutscher  und  dänischer  Sprache  geschrieben, 

sich  vornehmlich  auf  dem  Gebiete  der  Physik,  Astronomie  und  Chemie  bewegen. 

Petersen. 

Eratzmann,  Emil  K.,  zu  Marienbad  in  Böhmen,  war  1814  in  Kratzan 
geboren,  wurde  1835  in  Prag  Dr.  med.  mit  einer  botanischen  Dissertation,  ver- 
fasste  auch  noch  eine  botanische  Schrift  (1839),  war  dann  Badearzt  in  Marienbad 
und  schrieb  über  diesen  Curort  eine  Reihe  von  Schriften:  „Der  Führer  in 
Marienbad''  (2.  Aufl.  Karlsbad  1853 ;  3.  Aufl.  Leipzig  1855 ;  5.  Aufl.  Prag  1862)  — 
„Notice  mSdiccUe  sur  lea  eaux  minirales  tran$portSe8  et  sur  le  sei  Ictxatif  de 
Marienbad''  (1862)  u.  s.  w.  Er  starb  am  12.  Februar  1867.  —  Er  war  der 
jüngere  Bruder  von  Eduard  K. ,  Arzt  in  Teplitz,  geboren  in  Eratzau  1814, 
gestorben  in  Teplitz  am  28.  April  1865. 

V.  Wurzbach,  XIII,  pag.  146.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  335.  —  Pritzel, 
pag.  169.  Q 

Krauel,  Christian  K.,  zu  Rostock,  war  daselbst  am  6.  Januar  1800 
als  Sohn  des  Arztes  H.  C.  F.  K.  geboren,   promovirte  1824  zu  Göttingen ,  wurde 


J 


r^ 


KRAUEL.  —  KEAUS.  545 

1828  Privatdocent,  sodann  Stadtphysicns ,  1838  Prof.  e.  o.  und  1848  Prof.  ord., 
Mitglied  der  Medicinal-Commission,  Director  der  geburtshilflichen  Klinik  und  Uebe- 
ammenlehrOT.  Schriften:  ^Commentatio  de  folliculorum  aebaceorum  morbts^ 
(Rostock  1828)  —  »-^wr  Lehre  von  der  Zangenoperation"  (Ebenda  1839)  — 
„Einiges  über  die  Conglutination  des  Muttermundes  bei  Gebärenden,  u,  s.  w." 
(Mecklenb.  med.  Conversatlonsbl.,  1842);  zusammen  mit  H.  Spitta  gab  er  heraus: 
„Die  asiatische  Cholera  in  Mecklenburg- Schwerin*^  (Rostock  und  Schwerin  1833). 
Er  starb  am  17.  April  1854. 

Blanck,  pag.  153.  —  Callisfin,  XXIX,  pag.  335.  G. 

Kraus,  Eberhard  Ludwig  August  K.,  zu  Helmstädt  am  12.  December 
1777  geboren,   gestorben  als  Arzt  und  Docent  in  Oöttingen  am  5.  Oetober  1845, 
erhielt  in  seiner  Vaterstadt  und  im  Collegium  Carolinum  und  anatomico-chirurgieum 
zu  Brannschweig  die  Vorbildung  zu  seinen  1802 — 06  in  Helmstädt  und  Göttingen 
betriebenen  medicinischen  Studien,  wurde  1808  in  Göttingen  Dr.  med.  und  erhielt 
1809  von  der  Universität  Helmstädt   die  philosophische  Doctorwttrde.    Von  1808 
an  wirkte  er  in  Göttingen  als  Privatdocent,  als  welcher  er  besonders  Vorlesungen 
fiber    interne  Mediciu    und    Arzneimittellehre,    vorübergehend    auch    als  Vertreter 
Langbnbeck's,    während  des  Feldzuges  von  1815,    über  Anatomie  uud  Chirurgie 
hielt.  Ausserdem  entfaltete  er  eine  grosse  literarische  Thätigkeit,  als  deren  wichtigstes 
Product  sein  zuerst  1821  erschienenes,    1844  in  dritter  Auflage  herausgegebenes 
werthvolles  „Kritisch- etymologisches   medicinisches  Lexikon^   erscheint,    welches 
in    den    weitesten   Kreisen  Verbreitung    fand   und    die    umfassenden  philologischen 
und  medicinischen  Kenntnisse  des  gelehrten  Verfassers  documentirt.  Weniger  Glück 
machten    die    von  ihm  1836  herausgegebenen  „Freihefte  zur  wissenschaftlichen 
Kritik  und  Antikritik  in  der  Natur-  und  Heilkunde" ,    von  denen  nur  wenige 
Nummern  erschienen.    Auch  ein  1834  geplantes    „Allgemein  umfassendes  medi- 
cinisches Handlexikon  für  Aerzte,    Wundärzte,  Apotheker  und  Gebildete  jeden 
Standen"  ist  kaum  über  die  erste  Hälfte  des  Buchstaben  A  hinausgekommen.  Eine 
^  Wissenschaftliche   üeber sieht    der   gesammten   Heilmittellehre**    (1831)    diente 
wohl  vorzüglich  als  Gnmdlage  seiner  Vorlesungen.    Ausserdem  erschienen  von  ihm 
mehrere  Ausgaben  der  ARNEMANN'schen  Arzneimittellehre,    ferner:    „Da^   kunst- 
gemässe  HeilmiUelverordnen**  (1834J,    eine  zweibändige  „Allgemeine  Nosologie 
und  Therapie^  (1839)  und  eine  „Praktische  Anweisung  zu  gerichtlichen  Leichen- 
untersuchungen,   mit   einem    Schlussworte   über    Leichenhäuser   und    verwandte 
Gegenstände*"  (2.  Aufl.   1837). 

Schriften verzeichnisB    bei    Saalfeld,    pag.  300.    —    Oesterley,    pag.  487.    — 
Eingelmann.  pag.  313  Xh.  Hußemann. 

Kraus,  Felix  Ritter  von  K.,  Generalstabsarzt  der  k.  k.  österreichischen 

Armee,    war  1805  zu  Hennersdorf  in  Schlesien  geboren,    wurde  1825  Unterarzt, 

in  demselben  Jahre  zum  höheren  Curse  in  der  Josephs-Akademie  einberufen,  daselbst 

1831    zum    Dr.  med.    graduirt    und    zum    Oberarzt    befördert.     1832    wurde    er 

Regiments-,    1850  wirklicher  Stabsarzt,    1854  zum  Leiter   der  Sanitäts-Direction 

bei    der   dritten  Armee,    1855   zum  Ober-Stabsarzt   I.  Gl.,    1865    zum   Chef  der 

14-  AbtheUuog  im  Kriega-Ministerium    mit   dem    erwähnten  Titel  eimannt,    schied 

jedoch  aus  dieser  Stellung  1867,  nach  der  aufreibenden  Thätigkeit  des  Feldzuges 

1866,  freiwillig  aus.    Von  seinen  literarischen  Arbeiten    sind  anzuführen:   „Ueber 

Darmgeschwüre  bei  nervösen   Fiebern*"    (1836)    —    „Eigenthiimlichkeiten    und 

Krankheiten   der    Armee"    (1841)    —    „Anleitung    zum   praktischen    Militär- 

Sartitätsdienst  im  Felde**  (1858)  —  „Die  systematische  Darstellung  des  Militär- 

ScLTiitäXsdienstes  in  der  k.  k,  Armee  u.  s,  w,**    (1858);    vor  Allem  ist    er  aber, 

auch    im   Auslande,    bekannt    geworden    durch    seine    Schrift:    „Das    Kranken- 

z^rstreuungssystem*"  (1861).  Geistig  hochbegabt,  von  äusserst  rascher  Auffassung, 

klarem  ürtheil,  mit  einer  reichen  Fülle  von  Wissen  in  ärztlicher  und  administrativer 

Richtung,    war  er  in  der  Neuzeit  der  hervorragendste  Leiter  des  österreichischen 

Biogr.  Lexikon.  III.  35 


546  KRAUS.  —  KRAUSE. 

Militär-Sanitätswesens.  Sein  dauerndes  Verdienst  ist,  die  einheitliche  Ausbildung  der 

Militärärzte   angebahnt,    der  Krankenbehandlung   unter  Zelten    und  der  Kranken- 

Zerstreuung    energisch    das    Wort    geredet    zu    haben.     Er    starb    zu    Wien   am 

28.  Februar  1875. 

Fr  öl  ich  in  AUgem.  Deatsch.  Biogr.  XVII,  pag.  68.  G. 

Kraus,  s.  a.  Kraoss. 

Krause,  Karl  Christian  K. ,zu  Leipzig,  war  1716  in  Delitzsch  (in 
Sachsen)  geboren,  erlernte  Anfangs  die  Chirurgie  in  Halle  und  Hamburg,  begann 
aber  1742  das  Studium  der  Philosophie  und  Medicin  in  Leipzig,  wurde  hier  1753 
Dr.  med.,  erhielt  1762  die  Professur  der  Anatomie  und  Chirurgie  an  der  Univer- 
sität zu  Leipzig  und  wurde  zugleich  Assessor  der  med.  Facultät.  Nach  31jähriger 
Wirksamkeit  starb  er  am  26.  April  1793.  Er  hat  sich  ein  besonderes  Verdienst 
um  die  Medicin  durch  Veranstaltung  einer  guten  Gesammtausgabe  der  Werke  des 
C£LSUS  (Leipzig  1767)  erworben.  Ausserdem  übersetzte  er  Hallee's  Abhandlung: 
„  Von  den  empfindlichen  und  reizbaren  Theüen  des  menschlichen  Körpers*'  in's 
Deutsche  (Ebenda  1756);  femer  Alexander  Mon&o's  „Knochenlehre  .  .  .  nd>^ 
der  Nervenlehre  eben  dieses  Verfassers,  vrie  auch  einer  Erklärung  van  der 
abwechselnden  Bewegung  des  Herzens  und  einer  Beschreibung  des  menschlichen 
Milchsaftbehälters  u.  s.  w,"  (Ebenda  1761).  Selbständig  verfasste  K.  eine  grosse 
Reihe  von  Dissertationen,  akademischen  Programmen  u.  dergl.  Die  Titel  der 
wichtigeren  sind :  „Diss.  de  homine  non  machina"  (Leipzig  1752)  —  „Prüfung 
der  Preisfrage  des  Herrn  Le  Gat  von  der  Muskelbewegung"  (Ebenda  1755)  — 
„Diss.  quaenam  sit  causm  proxima  mutans  corpus  foetuSy  non  meUris  gramdae*^ 
(Petersburg  1756;  deutsch  von  Wichmann,  Leipzig  1758)  —  „Diss.  de  varia- 
larum  eacstirpatione  insitioni  substituenda"  (Ebenda  1762)  —  „Diss.  semiotices 
medicae  generalis"  (Ebenda  1780)  —  „De  pelvi  feminea  metienda**  (Ebenda 
1785)  —  „Von  der  Wirkung  und  dem  Einflüsse  der  Einbildungskraft  der 
Mutter  auf  die  Frucht  aus  Gründen  und  häufigen  Erfahrungen  erunesen*' 
(Ebenda  1787)  etc.  K.  war  tlbrigens  latrophysiker  und  Gegner  der  HALLER'sehen 
Irritabilitätslehre.  Die  meisten  seiner  Schriften  erschienen  gesammelt,  herausgegeben 
von  C.  G.  KüEHN  als  „Opuscula  medico- practica"  (1787). 

Biogr.  ni6d.  V,  pag.  454.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  349.  Pagel 

Krause,    Karl    Friedrich    Theodor    K. ,     bedeutend    als  Anatom, 
praktischer  Arzt  und  Medicinalbeamter,  wurde  geboren  am  15.  December  1797  zu 
Hannover  und  starb  daselbst   am  8.  Juni  1868.     Er  besuchte  Anfangs  —  unter 
dem  Leibchirurgus  Wedemeyer  —  die  anatomische  Schule  in  Hannover  und  machte 
als  Unterwundarzt  der  Hannoverischen  Armee   den  Feldzug   von  1815  in  Belgien 
mit.    Von  1816  ab  studirte  er  in  Göttingen  und  promovirte  1818  mit  der  „Diss. 
inaug.  physioL  sistens  opinionum  de  thymi  functione  breve  examen".    1820  — 
nach  einer  Reise  in  Italien    —    liess   er  sich   in  Hannover    als   praktischer    Arzt 
nieder,  als  welcher  er  bald  zu  grösstem  Ansehen  gelangte.     Nicht  lange  darnach 
wurde   er   mit    der   Professur    der   Anatomie   an  der  reorganisirten  chirurgischen 
Schule  daselbst,    sowie   mit  amtlichen  Stellungen    betraut,    bis  er  später,     1852, 
die  höchste  Stelle  dieser  Art  in  Hannover ,  die  eines  Directors  des  Ober-Medieinal- 
Collegiums    erhielt.    Seine  anatomische  Professur  verwaltete  er  bis  1851,    wo  die 
chirurgische  Schule  aufgehoben  wurde ;  er  hatte  jedoch  seine  Lehrthätigkeit   bereits 
einige  Jahre  früher,    als   er  in  das  Ober-MedicinalcoUegium    berufen  wurde,    ein- 
schränken müssen.     Ungeachtet  K.  somit  frühzeitig  der  anatomischen  Wirksamkeit 
entzogen    wurde,    stellen    ihn   seine   Leistungen    mit   unter   die   besten  Anatomeo 
unserer   Zeit.     Namentlich   muss   allen   seinen    Arbeiten   die   grösste  Gediegenheit 
und  Treue,    bei   schlichter,    einfacher,    klarer  Darstellung    nachgerühmt    werdoL 
Abgesehen    von  seinem    vortrefflichen    „Handbuch   der   menschlichen  Anatomie'' 
(Hannover  1833 — 38;    2.  Aufl.  1841 — 43),   welches   seiner  Zeit  zu  den  hervor- 
ragendsten Werken  seiner  Art    gehörte   und   seinen  Werth   nicht   verlieren  wird^ 


I 


KRAUSE.  547 

lieferte  er  folgende  Arbeiten:  „lieber  das  Äher  der  Menschenpocken  und 
omderer  exanthematücher  Krankheiten*'  (Hannover  1825)  —  ;,  Ueber  die  Wirkung 
der  Musculi  ischiocavemosi"  (Stieglitz'  Pathologische  Untersnohungen,  Hannover 
1832),  dann  die  ansgezeiohnete  Abhandlung:  „Einige  Bemerkungen  über  die 
Gestalt  und  die  Dimensionen  des  menschlichen  Auges**  (Meckel's  Archiv  für 
Anatomie  und  Physiologie,  1832 ;  Poggendorff's  Annalen  der  Physik,  Bd.  XXXVI, 
XXXIX,  1833,  1836),  deren  Methodik  und  Resultate  bis  auf  den  heutigen  Tag 
als  mustergiltig  anerkannt  werden;  ferner:  „Anatomische  Bemerkungen"  (Heckbr's 
Annalen,  1834)  —  „Einige  Bemerkungen  über  die  feinsten  Nervenfasern** 
(Poggendorff's  Annalen,  1834,  Bd.  XXXI,  XXXII)  —  „Mikroskopische  Unter- 
suchung des  Markschwamms**  (Holscher's  Hannoverische  Annalen,  1836)  — 
„Beobachtungen  und  Bemerkungen  anatomischen  Inhalts**  (MÜLLEE*s  Archiv, 
1837)  —  „Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Anatomie  ßlr  1838**  (Ebenda 
1839),  mit  zahlreichen  eigenen  Beobachtungen  —  „  Synopsis  icone  illustrata  ner- 
vor  um  systematis  gangliosiin  capite  hominis**  (Hannover  1839),  eine  Darstellung  des 
Kopfsyrapathicus,  gänzlich  auf  eigene  vortreffliche  Präparate  gestützt,  die  den  meisten 
neueren  Darstellungen  zu  Grunde  gelegt  wurde  —  Artikel  „Haut**  in  R.  Wagner's 
Handwörterbuch,  einer  der  inhaltreichsten  und  besten  Artikel  dieses  bekannten  Sammel- 
werkes; endlich  die  Abhandlung:  „Ueber  den  feineren  Bau  der  Leber**  (Möller's 
Archiv,  1845),  Es  verdient  besonders  hervorgehoben  zu  werden,  dass  K.  einer 
der .  Ersten  war ,  welche  in  consequenter  und  erfolgreicher  Weise  das  Mikroskop 
bei  ihren  anatomischen  Forschungen  verwendeten.  Von  den  zahlreichen  neuen 
Thatsachen,  welche  er  namentlich  in  seinem  Handbuche,  in  seiner  Abhandlung 
über  das  menschliche  Auge,  über  den  Kopfsympathicus  und  über  die  Haut  nieder- 
gelegt hfct,  seien  erwähnt:  Die  Entdeckung  der  Bindegewebsfibrillen ,  der  Nach- 
weis der  Querstreifung  der  Herzmuskelfasern,  der  Anfänge  der  Lymphgefässe  in 
den  Darmzotten  (gleichzeitig  mit  Henlg),  der  nach  ihm  benannten  acinösen  Drüsen 
der  Conjunctiva,  der  Keilbein-  und  Siebbeinhöhlen ,  die  Entdeckung  der  Ganglien- 
zellenschicht der  Retina  und  der  Nervenzellen  des  Orbiculus  ciliaris,  des  Muse, 
eoraco-cervicalis ;  ferner  die  Unterscheidung  des  Foramen  (resp.  Incisura)  aupra- 
orbitale  und  frontale  am  Margo  supraorbitaiis  u.  A. 

K.  F.  Krause,  ein  Lebensabriss,  als  Vorwort  zu  W.  Krause:  „Die  motorischen 

£ndp1atten."  Hannover  1869.  T«r    ,  j 

^  Waldeyer. 

*  Krause,  Wilhelm  K.,  zu  Hannover  am  12.  Juli  1833  als  Sohn  des 
Vorigen  geboren ,  genoss  seioe  medicinische  Ausbildung  (vornehmlich  als  Schüler 
LuDWiG*s)  in  Göttingen,  demnächst  in  Berlin,  Wien  und  Zürich.  1854  wurde 
«r  promovirt,  1860  als  ausserordentlicher  Professor  nach  Göttingen  berufen.  K.'s 
Arbeitsthätigkeit  ist  auf  verschiedenen  Gebieten  eine  höchst  fruchtbare  gewesen. 
Neben  über  100  kleineren  Arbeiten  in  Journalen  etc.  sind  besonders  hervorzuheben : 
jfDie  Brechungsindices  der  durchsichtigen  Medien  des  Auges**  (Hannover  1855)  — 
„Die  f-erminalen  Körperchen  der  einfach  sensiblen  Nerven**  (KRAüSE'sche  Körper- 
«hen,  Daselbst  1860)  —  „Anatomische  Untersuchungen**  (Daselbst  1861)  —  „Das 
pcUhologische  Institut  zu  Göttingen**  (Braunschweig  1862)  —  r,^^^  Trichinen- 
krankheit und  ihre  Verhütung**  (Göttingen  1863)  —  „Beiträge  zur  Neurologie 
der  oberen  Extremität**  (Leipzig  und  Heidelberg  1865)  —  „Varietäten  der 
Arterien  und  Venen**  (Braunschweig  1868 ;  2.  Aufl.  1876)  —  „Die  Membrana 
fenestrata  der  Retina**  (Leipzig  1868)  —  y^Die  Anatomie  des  Kaninchens** 
(Daselbst  1868;  2.  Aufl.  1883)  —  „Die  Nervenvarietäten  beim  Menschen** 
(mit  Pelzmann ;  Daselbst  1868).  —  K.'s  „Handbuch  der  menschlichen  Anatomie** 
«rschien    in  3  Bänden  (Hannover  1876,    1879,   1880;    ungarisch  1881—1882). 

W  e  r  n  1  c  h. 

Krause,  Ernst  K.,  wurde  am  7.  Mai  1824  zu  Wolmar  (Livland)  geboren, 
studirte  in  Dorpat  Medicin  von  1846 — 18o3,  wurde  zum  Dr.  med.  promovirt 
(Dias. :   ;,  De  rigore  post  mortem) ,  prakticirte  in  Essern  (Kurland)  und  war  später, 

35* 


548  KKAUSE.  —  KREBEL. 

in  Riga  seit  1854  als  Arzt  am  Eriegshospital ,  gleichzeitig  als  Armenarzt  thfttig. 
Im  Februar  1857  übernahm  er  die  medicisische  Leitung  der  Anstalten  in  Ale- 
xandershöhe bei  Riga  (Irren-  und  Erankeohäuser).  Durch  ein  beginnendes  Leiden 
vielfach  an  der  Ausübung  seines  Amtes  behindert,  suchte  er  Heilung  in  Dentseh- 
land  und  benutzte  den  Aufenthalt  daselbst,  um  sich  mit  der  Irrenpflege  zu  befreunden. 
Eia  zunehmendes  Lungenleiden  zwang  ihn,  nach  Meran  zu  gehen,  wo  er  am 
17.  December  1860  starb.  Er  hat  sich  um  Riga's  Krankenanstalten  verdient  gemacht. 
K.  veröffentlichte:  „Äerztlicher  Jahresbericht  über  die  weibliche  Äbtheüung  ßkr 
Syphilis  in  der  Krankenanstalt  zu  Alexandersh'öhe  vom  1.  August  1857  bis 
1.  August  1858^  —  y^Zur  Gasuisiik  der  Knochenbrüche  an  der  Basis  cranii^ 
(Bd.  IV  der  Beiträge  zur  Heilkunde,  1840). 

Beiträge  zur  Heilk.  herausg.  von  der  Ges.  prakt.  Aerzte  za  Riga.  V,  pag.  193-  197. 

L.  Stieda. 

*  Krause,  Hermann  K. ,  in  Berlin,  zu  Sohneidemtthl  am  28.  November 
1848  geboren,  studirle  in  Breslau  und  Berlin,  wurde  J872  daselbst  Doctor,  ist 
seit  1874  praktischer  Arzt,  nahm  1880—1881  einen  li/Jährigen  Aufenthalt  in 
Wien  zum  Stadium  besonders  der  Laryngologie,  unter  Schröttek  und  Störk,  und 
der  pathologischeu  Anatomie  unter  H.  Chiari,  führte  seit  1881  fast  drei  Jahre  lang 
physiologische  Arbeiten  im  Laboratorium  von  H.  Münk  in  Berlin  aus  und  ist  seit 
1881  Specialarzt  für  Hals-  und  Nasenkrankheiten,  seit  1885  Privatdocent  für 
dasselbe  Fach  in  Berlin.  Literarische  Arbeiten :  „Zwei  Sectionsbefundf  von  reiner 
Ozaena"^  (ViRCHOw's  Archiv,  Bd.  LXXXV)  ^—  „Ueber  die  Beziehungen  der 
Grosshimrinde  zu  Kehlkopf  und  Bachen**  (Achiv  für  Physiologie  und  Anatomie, 
1884)  —  „Experimentelle  Untersuchungen  und  Studien  über  Gontracturen  der 
Stimmbandmuskeln"  (ViRCHOw's  Archiv,  Bd.  XCVIU)  —  ;,  Ueber  die  Adductoren- 
Contractur  der  Stimmbänder"  (Ebenda,  Bd.  CIl),  sowie  verschiedene  kleinere 
Mittheilungen ,  z.  B.  über  die' „Milchsäure  gegen  Larynxtuberculose"  (Berliner 
klin.  Wochenschrift,   1885).  ^^j 

Krause,  s.  a.  Crattse,  Bd.  II,  pag.  102. 

Krause,  Georg  Friedrich  K.,  zu  Düsseldorf,  war  am  4.  Februar 
1772  zu  Kitzingen  am  Main  geboren,  studirte  von  1792 — 97  in  Würzburg, 
Erlangen,  Jena,  Wien  und  Berlin,  nachdem  er  1796  in  Erlangen  Doctor  ge- 
worden, Hess  sich  1799  in  Ansbach  nieder,  machte  aber  1801  eine  fast  einjährige 
wissenschaftliche  Reise  nach  Strassburg  und  Paris,  übersetzte  Phil.  Pinel  ;,  Praktische 
Heilkunde  u,  s.  w."  (Bayreuth  1803),  wurde  1802  Medicinal- Assessor  und  1804 
Mediciualrath  bei  dem  preuss.  Medicinal-Collegium  in  Ansbach  und  blieb,  als  letzteres 
1807  an  Bayern  übergegangen  war,  in  dem  gleichen  Dienstverhältniss.  Er  war 
einer  der  ersten  Aerzte  in  Deutschland,  die  sich  die  Einführung  der  Schutzpocken- 
Impfung  mit  grossem  Eifer  angelegen  sein  Hessen.  Eine  Reihe  von  Jahren  später 
erschien  das  Hauptwerk  seines  Lebens:  „Die  Schutzpockenimpfung  in  ihrer 
endlichen  Enf Scheidung  als  Angelegenheit  des  Staates,  der  Familien  und  des 
Einzelnen"  (Nürnberg  1820),  welches  seine  von  ihm  von  1801 — 18  im  ehemaligen 
Fürstenthum  Ansbach  gewonnenen  Resultate  enthält  und  für  die  Geschichte  der 
Einführung  der  Vaccination  in  Deutschland  von  Wichtigkeit  ist.  1827  wurde  er 
als  RegierungsMedicinalrath  nach  Düsseldorf  berufen  und  wirkte  hier  bis  zu  seiner 
1843  erfolgten  Pensionirung  segensreich  weiter,  indem  er  seine  Sorge  vorzüglich 
der  Verbesserung  des  Geßlngniss-  und  Hospitalwesens  zuwendete.  1845  wurde 
CT  mit  Erfolg  an  einer  beiderseitigen  Cataract  operirt,  beging  1846  sein  50jähriges 
Doctoren-Jubiläum  und  starb  am  23.  Januar  1856. 

Neumann,  in  Med.  Ztg.  des  Vereins  für  Heilk.  in  Preussen.  1856,  pag.  61.  — 
Callisen,  X,  pag.  378;   XXIX,  pag.  342.  G. 

Erebel,  Rudolph  K. ,  zu  St.  Petersburg,  wurde  1823  in  Halle  mit 
der  Diss.  „De  anatomia  pathologica  ossium  capitis"  Doctor,  war  später  Stabs- 
arzt   am    Seehospital   zu    Kronstadt   und    schrieb:    „Ueber    den    Scorbut;    nach 


KREfiEL.  —  KREMISR.  519 

Beobachtungen  zu  Kronstadt  im  Seehospüale  und  auf  den  tuasischen  Schiffen" 
(Hbcker's  Annalen  der  Heilk.,  1834)  —  „  Ueher  die  Erkenntniss  und  Heilung 
des  Scorbtits.  Eine  praktische  Abhandlung  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
kaiserl.  russ,  Marine"  (Leipzig  1838).  Vou  1844  an  gab  er  zusammen  mit 
M.  Heine  und  H.  Thielmann  die  „Medicinische  Zeitung  Russlands"  herauH 
und  verfasste  in  der  Folge  noch:  y, Russlands  naturhistorische  und  medicinische 
Literatur,  Schriften  und  Abhandlungen  in  nicht-russischer  Sprache"  (Jena 
1844)  —  „Geschichte  und  chronologische  Uebersicht  der  Oesammtliteratur  des 
Scorbuts"  (St.  Petersburg  1849)  —  „  Volksmedicin  und  Volksmittel  verschiedener 
Völkerstämme  Russlands.  Skizzen"  (Leipzig  1866)  —  n^^^  Scorbut  in  geschicht- 
lich-literarischer, pathologischer, prophylactiacher  ,  . .  Beziehung"  (Ebenda  1862; 
1866).  Ausserdem  sehr  zahlreiche  Mittheilungen  von  ihm  in  der  Med.  Zeitung 
Russlands. 

Callisen,  X,  pag.  381;  XXIX,  pag.  343.  —  Engelmann,  pag.  314;  Supplem. 
pag.  139.  G. 

KrebSi  Friedrich  Christian  Karl  K.,  geboren  1757  in  Osterwiek 
bei  Halberstadt,  studirte  in  Helmstädt  und  promovirte  hier  1780  zum  Dr.  med. 
mit  der  „I)iss.  de  apoplexia  peripneuwoniam  ind>cante" .  Er  liess  sich  darauf 
in  Quedlinburg  nieder  und  wurde  hier  Leibarzt  der  Prinzessin  Amalie  von 
Preussen,  Aebtissin  von  Quedlinburg.  Später  siedelte  er  nach  Blankenburg  über, 
verwaltete  daselbst  das  Amt  eines  Stadt-  und  Landphysicus  und  starb  am  10.  Mai 
1793.  Er  schrieb:  ,t Medicinische  Kleinigkeiten"  (Leipzig  1781)  —  „Beitrag 
zur  arzneilichen  Hufe  auf  dem  Lande"  (Quedlinburg  1782)  —  „Medicinische 
Beobachtungen"  (Ebenda,  Bd.  I,  1782—83 ;  H,  1785—91)  —  ^  Vom  Friesel" 
(Baldingeb^s  Neues  Magazin  für  Aerzte,  1783)  —  „Kurze  Beantwortung  der 
Krankheitsgeschichte  einer  Epilepsie  und  Anfrage"  (Ebenda  1785)  —  „Apho- 
rism.en  über  Pockenkauf en  und  Blatterneinimpfen"  (Ebenda  1790)  — '„Etwas 
über  die  Mode  in  der  Medicin"  (Halberstädter  Gemeinnütz.  Blätter,  1787)  — 
„  Von  den  Ursachen  der  immer  allgemeiner  werdenden  Nervenschwäche"  (Ebenda 
1788)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  455.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  351.  Pgl. 

Krebs,  Frederik  Christian  K.,  war  am  15.  Oetober  1814  in  Kopen- 
hagen geboren,  studirte  an  der  Universität  daselbst  und  absolvirte  das  Staats- 
examen 1841,  bekleidete  die  Stellung  als  Districtsarzt  auf  Läsö  und  später  in 
Skjelskör  (Seeland)  und  war  von  1871  bis  zu  seinem  Tode,  14.  Mai  1881,  Stifts- 
phjsicus  in  Odense.  Er  wandte  sich  früh  den  sociologischen  Forschungen  zu,  und 
fortwährend  mit  denselben,  nebst  den  daran  sich  knüpfenden  Fragen  der  öffent- 
lichen Hygiene  und  des  Medicinalwesens  beschäftigt ,  publicirte  er  mehrere  bezfi.er- 
liche  werthvolle  Abhandlungen,  wie  er  auch  einige  Jahre  eine  sociologischc  Zeit- 
schrift „Samfundet^  herausgab.  Die  Anerkennung  seiner  Verdienste  gab  die 
Kopenhagener  Universität  durch  die  ihm  gelegentlieh  der  Jubiläumsfeier,  1871), 
conferirte  medicinische  Ehrendoctorwürde.  Petersen 

Eremer,  Alexander  K.,  geboren  in  Krakau  am  11.  November  1813, 
studirte  in  seiner  Vaterstadt  zuerst  Philosophie,  dann  Medicin  und  wurde  1837 
mit  der  Diss. :  „Rasorii  doctrinae  principia"  Doctor.  Nach  einer  zwei  Jahre 
langen  Studienreise  begab  er  sich  nach  Moskau ,  wo  er  sich  von  Neuem  dem 
Examen  unterwarf,  liess  sich  1841  in  Kamieniec  podolski  nieder,  wurde  dort 
1859  einer  der  Gründer  der  podolischen  ärztlichen  Gesellschaft  und  war  ihr 
Präsident  bis  1865.  In  diesem  Jahre  sah  er  sich  gezwungen,  Podolien  zu  ver- 
lassen und  siedelte  nach  Erakau  über,  wo,  Dank  seinen  Bemühungen,  die  Erakauer 
ärztliche  Gesellschaft  entstand,  zu  deren  rührigsten  Mitgliedern  er  gehörte  und 
deren  Vorsitzender  er  zwei  Jahre  hindurch  war.  Später  wurde  er  Secretär  der 
physiographischen  Commission    der   Erakauer   Akademie   der  Wissenschaften    und 


550  KREMER.  —  KREUSER. 

starb  am  17.  Februar  1880.  Ausser*  vielen  medicinischen  und  naturwissenschaft- 
lichen Aufsätzen,  welche  die  polnischen  Blätter  abdruckten,  gab  er  unter  Anderem 
noch  heraus:  „0  zastosowaniu  sluchu  do  rozpoznawania  charöb^  (Das  Gehör  als 
diagnostisches  Hilfsmittel,  Krakau  1841);  zusammen  mit  F.  Skobel  :  „Siownik 
lactnsko-polski  wyrazdw  lekarskich"  (Lateinisch  -  polnisches  Lexikon  der  medi- 
cinischen Eunstausdrücke ,  Krakau  1868);  mit  Bblkie  übersetzte  er  Oüvibr*s 
Naturgeschichte  (Wilna  1854  und  1855);  ausserdem  war  er  noch  als  Biograph 
und  politischer  Schriftsteller  thätig.  K.  &  P. 

Eremer,  s.  a.  Kraemer. 

Erenchel,  Valdemar  K. ,  war  am  18.  März  1844  in  Kopenhagen 
geboren,  absolvirte  das  Staatäexamen  an  der  Universität  daselbst  1868,  widmete 
sich  als  Schtller  von  Edm.  Hansen  Grut  in  Eopenhagen  und  Donders  in  Utrecht 
der  Ophthalmologie,  wurde  1876  Doctor  und  wirkte  als  erster  Assistent  der 
GRUx'schen  Elinik  und  als  Privatdocent  an  der  Universität.  Von  1877  bis  za 
seinem  Tode,  19.  März  1885,  war  er  Mitdirector  der  Elinik,  Ausser  seiner  Diss.: 
„Amblyopia  centralis'*  und  einer  Monographie:  „Om  Crrundfarver"  (Kopen- 
hagen 1880)  publicirte  er  sowohl  in  dänischen  als  in  ausländischen  ZeitschrifteD 
(namentlich  in  v.  Graefe's  Archiv,  XIX,  XX,  XXVI,  und  Zehender's  klinischen 
Monatsblättern)  werthvolle  ophthalmologische  Abhandlungen.  Petersen 

Eretschmar,  Friedrich  Samuel  K.,  Anhalt-Dessauischer  Hofrath  und 
Leibarzt,  Stadt-  und  Landphysicus  in  Dessau,  geboren  1730  zu  Reichenbaeh  bei 
Chemnitz,  studirte  in  Tübingen,  wo  er  1764  promovirte.  Dann  Hess  er  sich  in 
Dessau  nieder  und  war  hier  in  den  oben  bezeichneten  Stellungen  bis  zu  seinem 
am  17.  April  1793  erfolgten  Ende  thätig.  Seine  Schriften  sind:  „Irrthümer, 
Warnungen  und  Lehren,  welche  das  Publicum  in  Ansehung  der  praktischen 
Arznetkunst  betreffen*^  (Dessau  1768;  Würzburg  1770),  femer  eine  im  Dessau*schen 
Ealender  1769  und  1770  bekannt  gemachte  Nachricht  und  Abhandlung:  „Vom 
Einpfropfen  der  Kinderpocken"  und  von  1761 — 1771  Abhandlungen  über  Ampu- 
tation, Trepanation,  Fissuren  und  Contrafissuren,  Feldlazarethe,  Hypochondrie  etc., 
endlich  eine  diätetische  Schrift:  „Medicinische  Unterweisungen"  (Dessau  1772). 

Schmidt,  Auhalt.  Seh rlff steller-Lexikon ,  pag.  190.  —  Biogr.  mM.  V,  pag.  455. 

Pgl. 
Eretschmar,  Johann  Friedrich  K.,  war  1772  zu  Wörlitz  bei  Dessau 

geboren,  wurde  1792  zu  Göttingen  Doctor,  war  seit  1794  Stadt-  und  Land- 
wundarzt zu  Schlitz  an  der  Altfall  (in  Hessen),  prakticirte  seit  1798  zu  Sanders- 
leben im  Anhalt'schen  als  Stadt-  uud  Amtsphysicus ,  später  zu  Zerbst,  war  seit 
1807  Stabschirurgus  beim  herzogl.  Anhaltischen  Contingent,  prakticirte  1813  in 
Dessau,  Hess  sich  1828  zu  Aschersleben  nieder,  zog  aber  1830  nach  Berlin. 
Seine  Schriften  waren :  „  Verhaltungsregeln ,  Verhütungs-  und  Heilmittel  für 
den  Landmann  bei  der  Ruhr"  (1794)  —  „Versuch  einer  theoretisch-praktischen 
Darstellung  der  Wirkungen  der  Arzneien"  (2  Thle. ,  Halle  1800,  1801)  — 
« Tabellarische  Üebersicht  der  Mineralwässer  Deutschlands ;  nach  ihren  wirk- 
samsten Bestandtheilen  classificirt  u,  s.  w."  (Dessau  1817)  —  „Orundriss  der 
Physik  des  Lebens  u.  s.  w"  (2  Bde.  ^  Leipzig  1821)  —  „Arznei-Manual  für 
die  ärztliche,  wundärztliche  und  pharmaceutische  Praxis  u.  s.  w."  (Zerbst  1826). 
An  einzelnen  Aufsätzen  finden  sich  von  ihm  in  Horn's  Arohiv  (1801):  „Ver- 
mischte medicinische  Erfahrungen",  in  Hüfeland's  Journal  (1804,  13,  16,  27) 
über  Dampf- ,  Wasser- ,  Sumpfgasbäder  u.  s.  w.  Auch  hat  er  noch  anderweitige, 
nicht  medicinische,  namentlich  technische  Schriften  und  Aufsätze,  z.  B.  über  Ver- 
kohlungsöfen  und  Gasbeleuchtung  (1805),  über  die  Thermolampe  u.  s.  w.  verfasst. 

Sckmidt,  Anhalt  Schriftsteller-Lexikon,  pag.  191.  —  Andreae,  II,  pag.  100. — 
Callisen,  X,  pag.  385;  XXIX,  pag.  347.  G. 

Kreuser,  Albert  Heinrich  K. ,  zu  Stuttgart,  war  am  22.  Januar 
1S19    daselbst    geboren,    studirte    von    1836    an    in    Tübingen    und    Heidelberg, 


KREUSER.  —  KREYSIG.  551 

besuchte  dann  noch  einige  andere  deutsche  und  österreichische  Universitäten, 
wurde  1842  Assistenzarzt  der  medicinischen  Poliklinik  und  1845  der  chirurgischen 
Klinik  in  Tflbingen  und  hielt  von  1842 — 48  ununterbrochen  daselbst  Vorlesungen 
Aber  Pharmakognosie,  Kinderkrankheiten,  chirurgische  Arzneimittel,  Verbandlehre 
u.  s.  w.  1848  wurde  er  zum  Regimentsarzt  ernannt,  nahm  1850  seinen  Abschied, 
liess  sich  in  Stuttgart  als  Arzt  nieder,  erhielt  die  Stelle  als  Arzt  am  Männer- 
zuehthause  und  wurde  1862  zum  ärztlichen  Vorstande  des  Katharinenhospitals 
ernannt.  Eine  Reihe  von  Aufsätzen  im  Archiv  f.  physiol.  Heilk.  und  im  Wttrttemb. 
Med.  Correspondenzbl. ,  sowie  die  in  diesem  veröffentlichten  Jahresberichte  des 
Katharinenhospitals  sind  Zeugnisse  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  und  seines 
selbständigen  Denkens  und  Handelns.  Thatkraft  und  klarer  Verstand  zeigten 
sich  überall,  auch  in  seinem  ärztlichen  Wirken,  dem  ein  ausgedehntes  Aorten- 
Aneurysma,  an  dem  er  nach  langen  Qualen  am  24.  November  1869  zu  Grunde 
ging,  ein  Ende  machte. 

Wttrttemb.  Med.  Correspondenzblatt.  1869,  pag.  314.  G. 

Ereutzwald,  Friedrich  Reinhold  K.,  estnischer  Abkunft,  wurde  am 
14.,  26.  December  1803  in  Estland  auf  dem  Gute  Tömper  bei  NVesenberg  geboren, 
bildete  sich  zum  Elementarlehrer  in  Reval  aus,  wirkte  als  solcher  daselbst,  war 
eine  Zeit  lang  Hauslehrer  in  St.  Petersburg,  studirte  dann  von  1 826  an  in  Dorpat 
Medicin,  liess  sich  1833  in  der  Stadt  Werro  (Livland)  nieder  und  wirkte  hier 
41  Jahre  lang,  bis  1874;  dann  zog  er  nach  Dorpat  und  privatisirte  daselbst  bis 
zu  seinem  Tode  im  August  1882.  Die  Bedeutung  K.'s  ist  nicht  auf  mediciniachem 
Gebiet  zu  suchen,  obgleich  er  ein  treuer,  redlicher  Arzt,  seinen  Kranken  ein  freund- 
licher Helfer  war.  Seine  Freistunden  aber  gehörten  dem  Gebiete  der  Sprache  und 
der  Sage.  K.  war  ein  ausgezeichneter  Kenner  der  estnischen  Sprache  und  hat  in 
dieser  eine  Reihe  von  Schriften  für  das  estnische  Volk  verfasst.  Er  sammelte  die 
Lieder  und  Märchen  seines  Volkes,  zeichnete  alte  Gebräuche  auf.  Ein  ganz 
besonderes  Verdienst  erwarb  sich  er  uro  das  Sammeln  und  Ordnen  der  im  Volke 
zerstreuten  Gesänge  der  altestnischen  Heldensage  „Kalewtpoeg**  (herausgeg.  estnisch 
mit  deutscher  Uebersetzung  in  den  Verhandlungen  der  gelehrten  estnischen  Gesell- 
schaft, 1857 — 62).  Von  seinen  anderen  Schriften  seien  hier  genannt:  „Mythische 
und  magische  Lieder  der  Ebten*',  herausgeg.  in  Gemeinschaft  mit  Neus,  1854. 
„Der  Esten  abergläubische  Gebräuche^  Weisen  und  Gewohnheiten'' ,  von  Boecker 
herausgeg.  mit  Anmerkungen,  St.  Petersburg  1854 ;  2  Bändchen  estnische  Märchen, 
deutsch  von  F.  Löwe  —  j^Br,  FaehlmanWs  Leben^^  (Dorpater  Verhandl.  der 
gel.    estn.  Gesellsch.   II)  u.  A.  m.  L.  Stieda. 

Kreysig,  Friedrich  Ludwig  K. ,  zu  Dresden,  war  als  Sohn  eines 
Arztes  in  Eilenburg  am  7.  Juli  1770  geboren,  studirte  von  1788  in  Leipzig  und 
Pavia,  wurde  in  Leipzig  Doctor  und  habilitirte  sich  dort  als  Privatdocent.  1796 
wurde  er  Professor  der  Pathologie  und  Chirurgie  in  Wittenberg,  vertauschte  jedoch 
1801  diese  Fächer  mit  denen  der  Anatomie  und  Botanik  und  verfasste:  „Neue 
Darstellung  der  physiologischen  und  pathologischen  Grundlehren  u.  s.  w.** 
(2  Thle.,  Leipzig  1798 — 1800),  eine  Schrift,  in  der  er  die  Neigung  zeigt,  Patho- 
logie auf  Physiologie  zu  grtlnden,  um  der  Medicin  eine  wissenschaftliche  Grundlage 
zu  geben.  In  Wittenberg  richtete  K.  die  erste  ambulatorische  Klinik  ein ,  wurde 
aber  schon  1803  zum  Leibarzt  des  Kurfürsten  von  Sachsen,  mit  dem  Charakter 
als  wirklicher  Hofrath,  ernannt  und  siedelte  nach  Dresden  über.  Die  ihm  von 
1813 — 15  durch  den  unfreiwilligen  Aufenthalt  des  Königs  in  Berlin  gewordene 
Müsse  benutzte  er  zur  Ausarbeitung  seines  berühmten  Werkes,  das  er  sich 
gewissermassen  zur  Lebensaufgabe  gemacht  hatte:  „Die  Krankheiten  des  Herzens 
systematisch  bearbeitet  und  durch  eigene  Beobachtungen  erläutert^*  (3  Thle.  in 
4  Bdn.,  Berlin  1814 — 17),  einer  auch  heute  noch  für  die  Kenntniss  des  damaligen 
Zustandes  der  Lehre  von  den  Herzkrankheiten  nicht  unwichtigen  Schrift,  die 
mehrfach  in   fremde  Sprachen    übersetzt  wurde.     Später  schrieb  er:   „System  der 


552  KREYSIG.  —  KBIEGEB. 

praktischen  Heilkunde  auf  Erfahrung  und  daraus  hergeleitete  Gesetze  der 
thierischen  Natur  begründet^  (2  Bde.,  Leipzig  und  Altenborg  1818-  1819; 
lateinisob  1818),  ein  leider  unvollständig  gebliebenes  Werk.  Durch  die  Umgestaltung 
des  CoUeg.  medico-  ohirurg.  zu  einer  chirurgisch-medieinisohen  Akademie,  an  der  er 
die  Professur  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie,  sowie  4^8  Directorium  der 
medicinisohen  Klinik  übernahm,  erweiterte  sieh  die  Thätigkeit  E.'s^  der  überdies  noch 
eine  ausgedehnte,  namentlich  consultative  Praxis  erlangte.  1822  gab  er  in  Folge 
vou  Kränklichkeit  seine  Lehrthätigkeit ,  1827  auch  zum  Theil  die  Stellung  als 
Leibarzt  auf.  Er  beschäftigte  sich  dann  noch  viel  mit  Botanik,  machte  wiederholte 
wissenschaftliche  Reisen  und  starb  am  4.  Juni  1839.  —  K.  gehörte  zu  den 
medicinischen  Eklektikern  und  suchte  die  Wissenschaft  durch  selbständige  po8iti?e 
Forschungen  zu  bereichern.  Von  seinen  zahlreichen  Schriften  verdienen  noch 
folgende  Erwähnung:  „De  peripneumonia  nervosa  s,  maligna,,  commentatio*' 
(Leipzig  1796)  —  „Abhandlung  über  das  Scharlachßeber  nebst  Beschreibung 
einer  sehr  bösar tigert  epidemischen  Frieselkrankheit ,  welche  im  Februar  1801 
in  Wittenberg  herrschte**  (Leipzig  1 802)  —  ;,  Ueber  den  Gebrauch  der  natür- 
lichen und  künstlichen  Mineralwässer  von  Carlsbad,  Ems,  Marienbad,  Eger, 
Pyrmont  und  Spaa^  (Ebenda  1825)  —  ;,  Ueber  den  eigenthümlichen  Geist 
meines  Systems  der  praktischen  Heilkunde  und  das  Verhältniss  demselben  zu 
der  Naturphilosophie^  (Hüfeland's  Joum.,  1820,  Bd.  L)  —  „Geschichte  einer 
Brustbräune  (Angina  pectoris)  nebst  Leichenöffnung**  (Horn's  Archiv  f.  med.  Erf., 
1803,  Bd.  III)  —  „Beobachtungen  über  die  Wirksamkeit  einiger  ehiheimischer 
Stärkungsmittel  etc.  bei  nachlassenden  und  Wechselßebem"  (Ebenda  1803, 
Bd.  IV)  —  „Ueber  das  Scharlachßeber^  (Heckee's  literarische  Annalen  der 
Heilk.,  1826 ,  Bd.  IV)  —  „  Ueber  das  eigentliche  Verhältniss  contagiöser  und 
epidemischer  Krankheiten  zu  einander^  (Hdfeland's  Joum.,  1837,  Bd.  LXXXV)  — 
„Die  Physiologie  des  Kreislaufs  etc.,  nebst  einer  Untersuchung  der  Thätigkeit 
der  Bewegungsorgane  überhaupt"  (Ebenda  1838,   Bd.  LXXXVII)  etc. 

Biogr.  m6d.    V,    pag.  456.    —    Neuer   Nekrolog  der  Deutschen.    Jahrg.    17,   1839, 

I,   pag.  549.    —   Sachs,    Medicinischer  Almanach.   1840,    pag.  412 — 419.    —    A.   Hirsch, 

in    AUgem.    Deutsch.    Biogr.    XVII,  i.ag.    153.    --    Callisen,    X,    pag.    H88— 395;    XXIX, 

pag.  349—351.  „        , 

'^  °  Paget. 

*Krich,  Georg  K. ,  geboren  am  31.  August  1 2.  September  1830  in 
Keval,  studirte  iu  Dorpat  1850 — 54,  wurde  1857  zum  Dr.  med.  promovirt.  Hierauf 
Hess  er  sich  in  St.  Petersburg  als  Geburtshelfer  nieder  und  diente  eine  Reihe  von 
Jahren  an  dem  Helenen-Hebeammeoinstitut.  K.  ist  in  der  Literatur  als  Redacteur 
der  „St,  Petersburger  med  Zeitschrift"  bekannt,  welche  er  von  ihrer  Gründung, 
1861,  bis  zu  ihrer  Umwandlung  in  die  „St.  Petersburger  med.  Wochenschrift" 
redigirt  hat.  0.  Petersen  (Ptsbg). 

Krieger,  Frederik  Willem  K. ,  war  am  23.  November  1805  in 
Rotterdam  geboren,  studirte  in  Groningen  1822 — 1825  Medicin;  doch  da  er  sich 
mehr  mit  Literatur  als  mit  der  Medicin  beschäftigte,  wurde  er  von  seinem  Vater 
in  eine  Buchhandlung  gebracht.  Hier  war  er  3  Jahre  thätig,  ging  darauf  nach 
Berlin,  um  auf's  Neue  Medicin  zu  studiren,  blieb  daselbst  2^/2  Jahre  und  kehrte 
nach  Groningen  zurück,  wo  er  1834  zum  Dr.  med.  mit  einer  „Diss,  de  gravid itate 
tubaria"  promovirte.  In  Rotterdam  etablirt,  wurde  er  schon  1836  zum  Lector  der 
Chirurgie  an  der  klinischen  Schule  daselbst  ernannt  und  1848  als  Professor  •  der 
Chirurgie  nach  Leyden  berufen  (Antrittsrede:  „De  progressibus  quos  nostra 
praesertini  aetete  per  anatomiam  pathologicam  fedt  chirurgia").  Hier  wirkte  er 
mit  sehr  grossem  Eifer  bis  1869,  wo  er,  einer  schweren  Erkrankung  (Melancholie) 
wegen,  seine  Entlassung  nehmen  musste.  Er  starb  1881.  Er  schrieb  hauptsächlich : 
„De  bewiettelyke  entsteh ing  der  pishuis"  (Gorkum  1847)  —  „Practisch  Hand- 
boek  der  klinische  Heelkunde"  (Gorkum  1847 — 51,  1.  Theil);  diese  beiden 
verfasste   er   mit   seinem    damaligen    Collegen    Dr.  M.  Polano    zu  Rotterdam    — 


KRIEGER.  —  KRIMER.  553 

„Bydrage  tot  de  diagnoatiek  en  operatieve  behandeling  der  parotideaal  gezwellen^ 
(1852)  —  „Oratio  academica  de  artis  chirurgicae  nostro  tempore  ratione  et 
fine"  (Annal.  academ.,  1854 — 55),  während  er  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens 
eine  ausftthrliche  Arbeit:  „De  geschiedents  der  ateensnydmg^  verfasste,  welche 
handschriftlich  auf  der  Universitftts-Bibliothek  aufbewahrt  wird. 

T.  Zaaijer,  Levensschets  van  Dr.  F.  W.  Krieger.  C.  E.  Daniels. 

Krieger,  Georg  Sigismnnd  Eduard  E. ,  zu  Berlin,  war  am 
24.  November  1816  in  Danzig  geboren,  studirte  von  1836  an  in  Königsberg  und 
Berlin,  wo  er  1840  mit  der  sehr  sorgfältigen  vergleichend-anatomischen  Diss. 
^De  otolükis*^  Doctor  wurde.  1841  unternahm  er  eine  längere  wissenschaftliche 
Reise  nach  Dänemark,  Schweden,  England  und  Frankreich  und  Hess  sich  1842 
in  Berlin  als  Arzt  nieder,  war  12  Jahre  hindurch  Armenarzt,  wurde  1853  chirur- 
gischer Assessor  beim  Provinzial-Medicinalcollegium ,  1859  Medicinalrath ,  1866 
Geh.  Medicinalrath.  Daneben  versah  er  10  Jahre  lang,  bis  1867,  das  Amt  eines 
Kreisphysicus  des  Niederbarnim^schen  Kreises.  Bei  seinem  besonderen  Interesse 
für  Cliirurgie,  Augenheilkunde  und  Geburtshilfe  waren  seine  Publicationen  haupt- 
sächlich aus  diesen  Gebieten :  „  Ueber  den  Oebrauch  der  OvUapercha  zum 
Verband  von  Knochenbriichen*^  (Med.  Ztg.  des  Vereins  f.  Heilk.  in  Pr.,  1848)  — 
„Der  geburtshilfliche  Luftzieher^  (Ebenda  1849)  —  „Ophthalmologiscke  Studien: 
Ueber  Licht-  und  Farbensehen,  Ueber  einige  Formen  von  Iritis"  (Deutsche 
Klinik.  1850)  —  „Ueber  die  Kellerwohnungen  in  Berlin"  (Mitth.  des  Central- 
vereins  f.  d.  Wohl  der  arbeit.  Classen,  1856)  —  „Ueber  den  Zusammenhang 
zwischen  Venenthrombose  und  hämorrhagischem  Lungeninfarct"  (Berliner  klin. 
Wochenschr.,  1865)  —  „Einige  Notizen  über  Haematocele  retroiUerina"  (Ebenda 
1866).  Unter  seinen  Arbeiten  in  den  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Geburts- 
hilfe in  Berlin  (Jahrg.  1,  3,  7,  8,  9,  17),  deren  eifriges  Mitglied  er  war,  finden 
sieh  solche  über  Uebelkeit ,  Erbrechen ,  Stuhlverstopfung  der  Schwangeren ,  An- 
wendung des  Aethers  und  Chloroforms  in  der  Geburtshilfe,  über  Graviditas  extra- 
uterina,  Atresia  ani  und  Uteras  bicomis ,  Hyperplasie  der  Placenta,  die  sogenannte 
scrophulöse  Augenentzündung.  Auch  verfasste  er  eine  geschätzte  Monographie: 
„Die  Menstruation,  Eine  gynäkologische  Studie"  (Berlin  1869)  und  bearbeitete 
die  7.  Aufl.  von  Hklfft's  Balneotherapie.  Er  erlag  am  18.  December  1870 
einem  mehrjährigen  Brustleiden.  —  K.  war  ein  sehr  sorgfilltiger  und  geschätzter 
Arzt ,  der  unter  den  Sorgen  und  Mühen  der  Praxis  ein  lebhaftes  Interesse  für  die 
Wissenschaft  nicht  nur  bewahrte,  sondern  auch  bethätigte,  indem  er  überall 
Beobachtungsmaterial  zu  weiterer  Verwerthung  sammelte. 

Quincke  in  Beiträge  zur  Geburtshilfe  und  Gynäkologie.   1872,    Bd.  I,  pag.  XXXI. 

G. 

Krimer,  Johann  Franz  Wenzel  K. ,  zu  Aachen,  war  1795  zu 
Datschitz  bei  Iglau  in  Mähren  geboren,  widmete  sich  von  1809  ah  der  Chirurgie 
unter  Leitung  eines  Oheims,  der  Chefarzt  eines  Kriegshospitals  zu  Neubaus  war, 
diente  als  Unterarzt  in  mehreren  Hospitälern  und  studirte  von  1810  an  in  Wien, 
war  zijgleich  Assistent  des  Professors  der  Anatomie,  Scherkr,  diente  von  1813 
bei  der  Armee,  wurde  1814  Oberarzt,  1818  in  Halle  Doctor  mit  der  Diss.  „De 
vi  musculorum  in  partibus  a  reliquo  corpore  sejunctis"  (c.  tab.),  1820  Privat- 
docent  in  Bonn,  zog  1822  aber  nach  Aachen.  Er  war  ein  sehr  fruchtbarer  Schrift- 
steller ,  der  über  sehr  verschiedene  Dinge  aus  der  Physiologie,  Medicin,  Chirurgie, 
Pharmakologie  u.  s.  w.  schrieb.  Von  seinen  Schriften  sind  anzuführen :  „  Unter- 
suchungen über  die  nächste  Ursache  des  Hustens,  mit  Beziehung  auf  die  Lehre 
vom  Äthemholen  und  vom  Croup,  Herausgegeben  von  F,  Nasse"  (Leipzig 
1819)  —  „Physiologische  Untersuchungen"  (Ebenda  1820)  —  „  Versuch  einer 
Physiologie  des  Blutes"  (Tbl.  I,  1823)  —  „Anleitung  zu  einer  zweckmässigen 
und  sicheren  Hilfsleistung  hei  Vergiftungen  u.  s.  w."  (Cöln  1824)  —  „Ueber 
die  radicale  Heilu7ig  der  Harnröhrenverengerungen  und  deren  Folgen  u.  s.  v)," 


1 


554  KRIMEB.  >-^  KROMBHOLZ. 

(AacheD  1828 ;  2.  Aufl.  1835).  Unter  seinen  Journal-Aufsätzen,  die  sich  in  Horn's 
Archiv  (1816—18,  21,  26),  Haeless*  N.  Jahrbb.  (1821,  22),  Hüfeland's  Journ. 
(1820,  21,  27),  V.  Graefe's  und  v.  Waltheb's  Journ.  (1827,  28,  29,  30)  u.b.w. 
befinden ,  sind  namentlich  einige  in  dem  letzteren  besonders  bemerkenswerth,  z.  B. 
seine  Mittheilungen  über  die  Oaumennaht,  Exarticulation  des  Oberschenkels,  Aeu- 
punctur  als  Belebungsmittel  und  „Bericht  über  einige  Versuche,  welche  in  der 
Absicht  angesfellt  wurden,  um  besondere  Fälle  von  Lungenschwindsucht  durch 
chirurgische  Kunsthilfe  zu  heilen*'  —  „Bruch  des  Steissbeins  ah  Ursache 
langjähriger  Nervenleiden"  ;  ferner  verschiedene  Sammlungen  von  seltenen  Krank- 
heitsfällen und  Beobachtungen  (Hohnbaum  und  Jahn,  Med.  Gonversationsbl.,  1831; 
HüFELANd's  Journ.,  1834)  und  „Welchen  wissenschaftlichen  und  legalen  Werth 
hat  die  Lungenprobe  u,  s,  w,  f"  (Wildberg,  Jahrb.  der  Staatsarzneikunde)  u.  8.  w. 
Er  starb  am  22.  November  1834. 

Callisen.  X,  pag.  399;   XXIX,  pag.  354.  0. 

Erishaber,  Maurice  K. ,  zu  Paris,  war  am  3.  April  1836  zu  Fekete* 
hegy  in  Ungarn  geboren,  studirte  in  Wien,  Prag  und  Paris,  wo  er  1864  mit 
der  These:  „Du  d^eloppement  de  VencSphale,  Etüde  d^ embryog^nie"  Doctor 
wurde.  Er  Hess  sich  in  Paris  nieder  und  wurde  1872  in  Frankreich  naturalisirt. 
Von  seinen  Schriften  siud  anzuführen:  „Maladies  des  chantsurs"  (1873)  —  „/)€ 
la  n^vropathie  cMbro-cardiaque"  (1873).  Für  das  Diot.  encjclop6dique  des  sc. 
möd.  lieferte  er  die  Artikel  „Maladies  du  larynx*'  (zusammen  mit  Peter,  1868; 
und  „Cerveau"  (in  Gemeinschaft  mit  Ball,  1873).  Ausserdem  findet  sich  von 
ihm  in  den  Bulletins  et  mömoires  de  la  Soc.  de  biologie  (1866 — 74)  eine  Reihe 
von  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  Physiologie,  und  in  den  Bulletins  et  memoires 
de  la  Soc.  de  Chirurgie  (1868 — 74)  mehrere  Abhandlungen  über  „Tumeurs  laryn- 
gSes"  —  „Trach(fotomie"  —  „Thyrotomie"  u.  s.  w.    Er  starb  am  10.  April  1883. 

Glaeser,  pag.  376.  —  Annales  des  maladies  de  l'oreille  et  du  larynx.  1883, 
IX,  pag.  6H  (nicht  zugänglich).  G. 

*Eroenlein,  Rudolph  Ulrich  K.,  aus  Stein  am  Rhein  (Canton  Schaff- 
hausen), geboren  am  19.  Februar  1847,  bildete  sich  in  Zürich  (E.  Rosk),  Bonn 
und  Berlin  (B.  v.  Langenbeck)  aus.  In  Zürich,  wo  er  1872  die  Promotion 
absolvirte,  war  er  von  1870 — 73  erster  Assistent  der  chirurgischen  Klinik.  Bei 
V.  Lakgenbeck  trat  er  zuerst  1874,*  dann  noch  einmal  1879  ein,  nachdem  er 
1878 — 79  stellvertretungsweise  die  chirurgische  Professur  in  Giessen  versehen 
hatte.  1879 — 81  war  er  in  Berlin  Extraordinarius,  1881  erhielt  er  die  Berufung 
als  ordentlicher  Professor  und  Director  der  chirurgischen  Klinik  nach  Zürich. 
Neben  zahlreichen  Journalaufsätzen  in  v.  Langenbeck's  Archiv,  der  Deutschen 
Zeitschr.  ftlr  Chirurgie,  der  Berliner  klin.  Wochenschr.,  dem  Correspondenzbl.  ftlr 
Schweizer  Aerzte  sind  von  seinen  Schriften  zu  nennen:  „Die  offene  Wundbehand- 
lung" (Zürich  1872)  —  „Beiträge  zur  Geschichte  und  Statistik  der  offenen 
und  antiseptischen  Wundbehandlung"  (Berlin  1875)  —  »Die  v.  Langen- 
beck''sehe  Klinik  und  Poliklinik"  (Daselbst  1877)  und:  „Die  Lehre  von  den 
Luxationen^  (in  der  Deutschen  Chirurgie,  Stuttgart  1882).  Weriich. 

Eronibholz,  Julius  Vincenz  Edler  von  K.,  zu  Prag,  war  am 
19.  December  1782  zu  Politz  im  Leitraeritzer  Kreise  geboren,  begann  1803  in 
Prag  den  niederen  Cursus  der  Chirurgie  zu  studiren,  ging  darauf  nach  Wien* 
wurde  1805  Magister  der  Geburtshilfe,  widmete  sich  jetzt  den  medicinischen 
Wissenschaften  in  ihrem  ganzen  Umfange,  erhielt  1808  die  erledigte  Prosector- 
stelle,  wurde  definitiv  aber  erst  1812  angestellt,  nachdem  er  (1809  — 1811)  Reisen 
nach  verschiedeneu  deutschen  Universitäten  und  Krankenanstalten  gemacht  und 
1811  zu  Erfurt  zum  Doctor  proraovirt  worden  war.  1814  erhielt  er  den  Lehrstuhl 
der  theoretischen  Chirurgie,  Instrumenten-  und  Bandagenlehre,  unterzog  sich  mit 
Hingebung  der  Behandlung  dvr  vielen  Hunderte  verwundeter,   in  Prag  1813,   14 


KBOMBHOLZ    —  KBONECKER.  555 

befindlicher  öBterreichischer ,  prenssischer ,  nissiseher  Krieger,  erhielt  1820  die 
Professur  der  Staatsarzneikunde  und  begann  seine  Vorlesungen  mit  der  Herausgabe 
der  folgenden  Uebersetznng :  „Leben  und  Studien  des  Dr,  J.  B,  Monteggia. 
Eine  Qedächtnisarede,  gehalten  von  Dr.  Acerbi.  Als  Programm  mitgetheilt". 
Viele  durch  Pilze  herbeigeführte,  von  ihm  beobachtete  Vergiftungsfälle  gaben 
ihm  Anlass  zu  seinem:  „Conspectus  fungorum  esculentorum ,  gut  1820  Pragae 
vendebantur" ,  einer  Schrift ,  die  später  zu  dem  grossen  Werke:  „Naturgetreue 
Abbildungen  und  Beachreibun'jen  der  esabaren  y  schädlichen  und  verdächtigen 
Schwämme''  (10  Hefte,  Prag  1831— 1847,  Fol.,  die  letzten  Hefte  noch  nach 
seinem  Tode  erschienen)  erweitert  wurde.  Ausserdem  hatte  er  herausgegeben: 
„Beschreibung  und  Prüfung  der  Tober' sehen  Maschinen  für  Chirurgie,  Kranken- 
pflege und  Hippoiatrie^  (Prag  1821)  —  „Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der 
Akologie''  (Bd.  I,  1825;  Bd.  II,  Abth.  1,  1834).  1828  wurde  ihm  die  Professur 
der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  (die  dritte,  die  er  nacheinander  einnahm) 
sammt  der  damit  verbundenen  Stelle  eines  Primararztes  des  Allgemeinen  Kranken- 
hauses ttbertragen,  und  1831  wurde  er  von  der  Landesregierung  zum  Director  der 
Bftmmtlichen  Cholerahospitäler  der  Hauptstadt  ernannt.  Eine  seinen  persönlichen 
Opfern  zu  dankende  und  seinen  Namen  tragende  Stiftung,  welche  den  Zweck  hat, 
unbemittelte  Studirende  in  Erkrankungsfällen  in  ihrer  Behausung  oder  im  Allgemeinen 
Krankenhause  ärztlich  zu  behandeln,  trat  1832  in's  Leben,  sowie  1836  eine  andere 
von  ihm  angeregte  Stiftung  eines  Reisestipendiums  an  der  Prager  Universität,  für 
junge  Aerzte.  Auch  legte  er  den  Grund  zu  einer  klinischen  Bibliothek,  die  bald 
einen  erheblichen  Umfang  gewann.  Von  seinen  Publicationen  sind  noch  anzuführen : 
„Anatomische  Beschreibung  eines  sehr  merkwürdigen  Anencephalus"  (1830,  m. 
3  Kpft.)  —  „Fragmente  einer  Geschichte  der  medicinisch-praktischen  Schule 
an  der  Karl  Ferdinands  -  Universität**  (1831)  —  „Auswahl  gerichtlich- 
medicinischer  Untersuchungen  nebst  Gutachten,  geführt  und  abgegeben  an  die 
resp.  Behörden''  (3  Hefte,  1831,  1835,  1841,  Fol.).  Im  J.  1836  wechselte  K. 
zum  4.  Male  seine  Professur  an  der  Prager  Universität ,  indem  ihm  auf  seinen 
Wunsch  die  erledigte  Professur  der  Physiologie  übertragen  wurde,  die  er  noch 
vier  Jahre  lang  versah,  nachdem  ihm  1836,  bei  Gelegenheit  der  Krönung  des 
Kaisers  Ferdinand,  der  Adel  verliehen  worden  war.  Die  Stadt  Prag  ernannte 
ihn  1838  zu  ihrem  Ehrenbürger,  vom  Kaiser  erhielt  er  1839  den  Titel  eines 
k.  k.  Gubemialrathes.  Im  Jahre  1836  noch  gab  er  einen  ^  Generalrapport  über 
die  asiatische  Cholera  zu  Prag  im  Jahre  1831  und  1832  .  .  .,  nebst  Bemer- 
kungen über  Abweichungen  dieser  Krankheit  bei  ihrem  Wieder  au  ftrett7i  daselbst 
im  September  1836"  heraus;  1837  schrieb  er  für  die  Versammlung  der  deutschen 
Naturforscher  und  Aerzte  in  Prag ,  als  einer  der  Geschäftsführer ,  ein :  ;,  Topo- 
graphisches Taschenbuch  von  Prag,  zunächst  für  Naturforscher  und  Aerzte**  und 
„Beobachtung  zweier  Fälle  von  inneren  Brüchen**^  und  gab  in  Gemeinschaft 
mit  seinem  Mitgeschäftsführer  den  1838  erschienenen  Beriebt  über  die  Versammlung 
heraus.  Nach  wiederholten  SchlaganfUllen  verstarb  er  am  2.  November  1843.  — 
Den  neuen  Erscheinungen  seiner  Zeit  Rechnung  tragend ,  ohne  sich  von  ihnen 
blenden  zu  lassen ,  scheute  er  kein  Opfer  an  Zeit  und  Mühe  für  seine  Kranken, 
war  seinen  Schülern  ein  väterlicher  Freund  und  Helfer  in  jeder  Noth;  über  alles 
Lob  erhaben  war  seine  Wohlthätigkeit.  Seine  Verdienste  um  die  Wissenschaft 
liegen  indessen  vorzugsweise  auf  dem  Gebiete  der  gerichtlichen  Medicin,  Medicinal- 
polizei  und  Botanik;  sein  grosses  Werk  über  die  Pilze  ist  für  alle  diese  Wissen- 
schaften von  Bedeutung. 

Bernard  Bolzano,  Dr.  V.  J.  Edler  v.  K.  nach  seinem  Lehen  nnd  Wirken.  Prag 
1845  (Abhandlungen  der  kgl.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  5  Folge,  Bd.  IV).  — 
£.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsch.  Biographie.  XVI  pag.  l84.  —  Callisen,  X,  pag.  4''7;  XXIX, 
pag.  ^•'>7  Gurlt. 

*  Kronecker,  Hugo  K.,  zu  Bern,  ist  am  27.  Januar  1839  zu  Liegnitz 
in  Schlesien    geboren,    studirte   in  Heidelberg   und  Berlin.    Seine    physiologischen 


556  KRONECEER.  —  KRÜE6ELSTEIN. 

üntersachungen  Aber  Muskelennüdung  begann  er  in  Heidelberg  unter  Leitung  von 
Helmholtz  und  Wdndt  und  veröffentlichte  die  Resultate  in  seiner  Diss. :  „De 
ratione  qua  mtiscularum  defatigaiio  ex  labore  eorum  pendeat**  (Berlin  1863). 
Als  Privat-Assistent  von  Traube,  1865,  machte  er  zugleich  physiologisch-chemische 
Untersuchungen  im  Laboratorium  von  W.  Kuehne,  setzte  in  der  physiologischen 
Anstalt  zu  Leipzig  18ö8  unter  Leitung  von  C.  Ludwig  seine  myologischen 
Arbeiten  fort,  wurde  1871  Assistent  am  genannten  Institute  und  habilitirte  sich 
1872  als  Docent  an  der  Universität  Leipzig  mit  seiner  Abhandlung:  „Ueber  die 
Ermüdung  und  Erholung  quergestreijier  Muskeln.*'  1875  wurde  er  zum 
Prof.  e.  0.  an  der  Universität  Leipzig  ernannt,  1877  als  Prof.  e.  o.  der  Universität 
und  Abtheilungsvorsteher  am  physiologischen  Institute  nach  Berlin  berufen.  1881 
übernahm  er  mit  Senator  die  Redaction  des  „Centralblattes  fdr  die  med.  Wissen- 
schaften^', welche  er  1885  niederlegte,  nachdem  er  einem  Rufe  als  Prof.  ord.  der 
Physiologie  an  die  Universität  Bern  gefolgt  war.  Mit  seinen  zahlreichen  Schttlem 
untersuchte  K.  vornehmlich  die  Reizbarkeit  und  Leistungsfähigkeit  des  Herzens, 
die  willkflrliche  Maskelbewegung,  die  Grundgesetze  der  Reflexerregung,  die  Inner- 
vation der  Athmung,  die  Vertheilung  der  Gefässnervencentreu ,  die  Quellen  der 
thierischen  Wärme,  den  Schluckmechanismus,  die  Wirkungen  von  Herzgiften, 
lebensrettenden  Infusionen,  Assimilation  von  Ciweisskörpern,  Bewegungen  von  Uterus 
und  Vagina,  fand  ein  Coordinationscentrum  fttr  den  Schlag  der  Herzkammern  und 
regte  neue  Behandlung  der  Physiologie  des  Geruchs  an.  Die  Ergebnisse  dieser 
Untersuchungen  sind  vornehmlich  in  den  Arbeiten  aus  der  physiologischen  Anstalt 
zu  Leipzig  1871 — 76,  in  den  „Beiträgen  zur  Anatomie  und  Physiologie,  als  Fest- 
gabe Carl  Ludwig  gewidmet"  (Leipzig  1874)  und  in  Du  Bois-Rkymond's  Archiv 
für  Physiologie,  sowie  in  den  Monatsberichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  den  Proceedings  of  the  Royal  Society  in  London  veröffentlicht.  Mit 
Vorliebe  behandelte  K.  die  Methodik  der  Experimente  und  gab  im  Auftrage  des 
preussischen  Unterrichts-Ministeriums  einen  Bericht  über  die  physischen  Apparate 
auf  der  Ausstellung  wissenschaftlicher  Apparate  zu  London  1876  heraus;  auch 
ist  er  an  der  „Zeitschrift  fttr  Instrumenten kunde^'   betb eiligt.  Red. 

* Krowczynski ,  Zegota  K.,  geboren  zu  Lemberg  am  17.  Juli  1848, 
studirte  in  Krakau,  wurde  dort  1873  promovirt,  war  eine  Zeit  lang  im  Krakauer 
Heiligengeist-Hospital  Arzt,  ist  seit  1874  Primarius  im  allgemeinen  Krankenhause 
zu  Lemberg,  leitet  dort  die  Abtheilung  für  Syphilis  und  Hautkrankheiten  und  ist 
seit  1879  k.  k.  Sanitätsrath  und  Mitglied  des  galizischen  Gesundheitsamtes.  Seine 
meisten,  die  Syphilis  betreffenden  Arbeiten  finden  sich  im  Krakauer  Przeglad  lekarski; 
in  deutscher  Sprache  veröffentlichte  er  Einiges  in  der  Vierteljahrschrift  für  Derma- 
tologie und  Syphilis ;  sein  Hauptwerk  ist  ein  sehr  brauchbares  und  gut  geschriebenes 
Handbuch  der  Syphilidologie ,  welches  er  unter  dem  Titel  „Syfilidologia**  1883 
in  Krakau  herausgab.  K.  &  P 

Kruegelstein,  Franz  Christian  Karl  K.,  zu  Ohrdruff  bei  Gotha,  war 
daselbst  1779  als  Sohn  des  Physicus  Johann  Friedrich  K.  geboren,  studirte 
in  Jena  und  Wtirzburg  und  wurde  bei  erstgenannter  Universität  1803  Doctor  mit 
der  „Diss,  inaug.  chir,  obstetr.  qua  probatur  forcipem  in  paragompkosi  partu$ 
duplicati  praestare  uncis"  (4.;.  Er  war  zuerst  adjungirter  Physicus,  dann 
herzogl.  Amts-  und  Stadtpbysicus  und  dabei  ein  sehr  fruchtbarer  Schriftsteller. 
Von  seinen  Schriften  führen  wir  an:  „Bandbuch  de)'  allgemeinen  Kranken- 
pflege^  (Erfurt  und  Gotha  1807)  —  n^^  vtedicinische  Stellvertreter,  oder 
Musterung  mehrerer  inländischer  Mittel,  und  das  VerhäÜniss  ihrer  Brauch- 
barkeit gegen  ausländische"  (Gotha  1809)  —  „Die  Schule  der  Wundarznei- 
kunst. Ein  Leitfaden  ....  für  Lehrlinge"*  (3  Thle.,  1820—23)  —  „Promp- 
tuarium  medicinae  forensis,  ....  Ein  Hilfsbuch  für  gerichtliche  Aerzte  u.  s.  er.'* 
(3  Thle.,  1822—29;  2.  Aufl.  1828;  neue  Aufl.  1847)  —  „Die  Geschichte  der 
Hundsicuth  und  der  Wasserscheue  und  deren  Behandlung  u.  s»  w,"  (1826)  — 


KBUE6ELSTEIN.  —  KRUE6ER.  557 

„Die  Kunst^  die  Krankheiten  der  Schilddrüse  und  den  Kropf  zu  heilen;  u,  a.  w.^ 
(1827)  —  „Die  Kunst,  die  Oeschwüre  zu  heilen*'  (1828);  (die  3  letztgeDannten 
Schriften  bilden  den  9.,  10.  nnd  11.  Theil  eines  von  einem  Verein  prakt.  Aerzte 
und  Wundärzte,  1817 — 28,  herausgegebenen  Werkes:  ,,Die  Knnst,  die  änsserl. 
und  Chirurg.  Krankheiten  zu  heilen")  —  „Erfahrung  über  die  Verstellungs- 
kunst  in  Krankheiten"  (Leipzig  1828)  —  „lieber  die  von  Seiten  des  Staates 
zur  Zeit  von  Viehseuchen  n'öthige  Aufsicht  auf  den  Fleischverkauf  u.  s.  w." 
(Henke's  Zeitschr. ,  1839),  sowie  eine  Anzahl  von  Aufsätzen  in  Schlegel's 
Materialien  für  Staatearzneiw.  (1804),  Hüfkland's  Journal  (1804,  10,  14,  16,  27), 
Pie&er's  Annalen  (1827,  28),  Rüst's  Magazin  u.  s.  w. 

Cal Ilsen,  X,  pag.410;  XXIX,  pag.  360.  0. 

Kmeger,  Berthold  K.,  aus  Braunschweig,  wurde  1683  zu  Jena  Doctor; 
er  bezeichnet  sich  in  seiner  Dissert.  als  Provinzialarzt  des  Fttrstenthums  Halber- 
stndt  und  Arzt  zu  Osterwiek.  Um  das  Jahr  1700  war  er  Leibarzt  des  Herzogs 
August  Wilhelm  von  Braunschweig.  Er  schrieb :  „ Handbnchlein  vieler  Singu- 
lar en  und  in  der  Vemunftprobe  bestandenen  Experimenten"  (Wolfenbüttel 
1692,  4.)  —  „Beschreibung  der  einheimischen  Krankheiten,  toie  durch  dieselben 
durch  himmlische  Influenz  aus  der  Luft  die  Menschen  a.  1692  inficirt  toorden*' 
(Braunschweig  1692,  4.)  —  „Philiater  curiosus  avtodidactos ,  s.  diagram ma 
demonstrans  methodum  analyticam  discendi  veram  medicinam"  (Ebenda 
1692,  4.)  —  „Änatomicus  curiosus  öeoXiSajcTo;.  Hoc  est  methodus  secandi 
cadavera  Hippocratica  Democritea"  (Ibid.  1700,  4.),  eine  Anweisung  zum 
Seciren  vom  theosophischen  Standpunkte.  In  einer  Schrift:  „Historia  curiosa. 
Genealogia  calculorum  macrocosmi  et  microcosmi  per  analogismum  naturalem" 
(Ebenda  1714,  4.)  lässt  er  die  Steine,  ebenso  wie  Pflanzen  und  Thiere,  aus 
Samen  entstehen. 

Andreae,  pag.  101.  G. 

Erneger,  Simon  K.,  ist  bekannt  durch  seine  grossen  Verdienste  um  die 
Förderung  der  Chirurgie  in  Dänemark.  Er  war  1687  von  deutschen  Eltern  in 
Kopenhagen  (?)  geboren  und  wurde  nach  der  gewöhnlichen  Ausbildung  als  Barbier- 
geselle Inhaber  eines  Barbieramtes  in  Kopenhagen  und  Militärchirurg.  Der  ältere 
Buch  WALD  scheint  ihn  weiter  ausgebildet  zu  haben  und  1727  erwarb  er  sich  die 
angesehene  Stellung  als  Kammerdiener  und  Leibchirurg  des  Königs  Friedrich  IV. ; 
durch  die  Ungnade  der  Königin  musste  er  aber  bald  nachher  den  Hof  wieder 
verlassen  und  nach  Paris  ziehen ,  wo  er  Anatomie  bei  seinem  berühmten  Lands- 
mann Jac.  Benignus  Winslow  ,  Chirurgie  bei  la  Peyronie  und  Petit  studirte. 
Die  neu  errichtete  Acad6mie  de  Chirurgie  und  die  eben  stattfindende  glänzende 
Blüthe  der  französischen  Chirurgie  machte  einen  solchen  Eindruck  auf  den  dänischen 
Chirurgen,  dass  er,  als  er  vom  König  Christian  VI.  zurückgerufen  und  wieder 
als  Hofchirurg  angestellt  wurde,  augenblicklich  anfing,  in  energischer  Weise 
für  die  Hebung  der  zurückgebliebenen  dänischen  Chirurgie  zu  wirken.  Schon  1736 
gelang  es  ihm,  das  Analogon  der  französischen  Akademie,  das  Theatrum  anatomico- 
chirurgicum  als  eine  ganz  selbständige,  von  der  Universität  unabhängige  und 
nur  für  die  Ausbildung  der  unstudirten  Chirurgen  bestimmte  Anstalt  in 's  Leben  zu 
rufen.  Gleichzeitig  übernahm  er  die  neu  errichtete  Stellung  des  Generaldirectors  der 
Chirurgie  und  wurde  als  solcher  mit  fast  souveräner  Macht  in  allen  chirurgischen 
Angelegenheiten  ausgestattet.  In  den  folgenden  24  Jahren,  bis  zu  seinem  Tode, 
1760,  sorgte  er  an  seinem  Theatrum  für  die  Ausbildung  und  Anstellung  von  circa 
500  Chirurgen,  hielt  die  Vorlesungen  und  das  chirurgische  Examen  persönlich  oder 
mit  Beihilfe  einiger  von  ihm  ernannten  Chirurgen  und  Assessoren  ab  und  wehrte 
rücksichtslos  alle  Anfeindungen  und  Anfälle  von  Seiten  der  medicinischen  Facultät 
und  des  eben  neu  errichteten  gelehrten  Collegium  medicum  ab.  An  der  Errichtung 
des  königlichen  Friedrich -Hospitals  hatte  er  auch  einen  hervorragenden  Antheil 
und    die   prädominirende    Stellung   der   Chirurgie    am    Spital ,    wie    überhaupt  die 


1 


558  KRÜBGER.  —  KRÜEGER-HANSEN. 

ganze  ursprüngliche  Fundation  des  Spitals  war  hauptsächlich  sein  Werk.  Er  war 
kein  gelehrter  Mann  und  in  der  Literatur  ist  er  nur  mit  einigen :  „  GeTieral- 
tabellen  von  den  Gebeinen  des  menschlichen  Körpers*^  (Kopenhagen  1721)  und: 
„Anatomische  Präparate^  (Ebenda  1736)  aufgetreten. 

Bnntzen,  Chirurgien  i  Danznark,  pag.  8—26.  —  Panum,  Bidrag  til  knndskab 
om  vort  medicinske  Facultets  historie,  pag.  57 — 66.  Petersen. 

Emeger,  Johann  Gottlob  K.,  zu  Halle  a.  S.,  war  am  15.  Juni  1715 
daselbst  geboren,  bezog  bereits  im  15.  Lebensjahre  die  dortige  UniTersität,  wurde 
1742  Dr.  med.  und  1743  Prof.  e.  o.  der  Medicin  in  Halle.  1751  folgte  er  einem 
Rufe  als  Professor  der  Medicin  und  Philosophie  zu  Helmstädt,  starb  aber  bereits 
am  6.  October  1759  in  Braunschweig.  Er  war  ein  ausserordentlich  fruchtbarer 
Schriftsteller,  dessen  Schriften  sich  grosser  Beliebtheit  erfreuten.  Am  bedeutendsten 
davon  ist  seine  „Naturlehre"  (mit  einer  Vorrede  Fbiedrich  Hoffmann's,  Halle 
1740—49,  3Thle.;  2.  Aufl.  1744—48;  3.  Aufl.  1780;  lateinisch  von  Krüll 
u.  d.  T. :  „Pkilosophia  naturalis  experimentis  confirmata",  (Ebenda  1753). 
Von  den  anderen  sind  zu  nennen:  „Orundriss  eines  neuen  Lehrgebäudes  der 
Arzneikunst"  (Ebenda  1745)  —  „Diät  oder  Lebensordnung"  (Ebenda  1751; 
1763)  —  ;,  Unterricht,  wie  ein  Soldat  ohne  Arzneyen  seine  Öesundheit  erhalten 
und  sich  curiren  koenne"  (1759;  1763);  femer  eine  erhebliche  Anzahl  von 
Dissertationen.  Ausserdem  hat  K.  eine  Reihe  kleinerer  Aufsätze  naturwissenschaft- 
lichen Inhalts  verfasst:  „Abhandlung  von  den  Steinkohlen""  (Halle  1741 ;  1746)  — 
„Vom  Kaffee,  Thee  und  Tabak"  (Ebenda  1744;  1746)  —  „Gedanken  von  der 
Elektricität"  (Ebenda  1744 ;  1745)  —  „  Von  den  Ursachen  des  Erdbebens"  TEbenda 
1756)  und  zahlreiche  Abhandlungen  in  verschiedenen  periodischen  Zeitschriften. 

Boerner.  I,  pag.  72,  394,  910;  II,  pag.  423,743;  III,  pag.  374,  713.  —  Bald inger, 
pag.  91.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  457.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  351—354.  Pagel. 

Kmeger,  s.  a.  Krieger. 

Krueger-Hansen,  Bogislav  Konrad  K.,  zu  Güstrow  in  Mecklenburg, 
war  in  Malchin  am  4.  August  1776  geboren,  als  Sohn  des  Arztes  Konrad 
Friedrich  Krueger,  wurde  1797  in  Halle  Doctor,  prakticirte  seit  1800  in 
Teterow,  sodann  in  Rostock  und  seit  1821  in  Güstrow.  Er  führte  den  Namen 
Krueger-Hansen  seit  üebernahme  eines  fideicommissarischen  Majorats  von 
dem  Senator  Dr.  jur.  Hansen.  Er  war  ein  fruchtbarer  Schriftsteller,  jedoch 
erst  in  der  späteren  Zeit  seines  Lebens,  und  schrieb  in  Grasfe  und  Waltheb's 
Journal  (1822,  30,  31):  „Medicinisch- chirurgische  Beobachtungen"  —  „i?e- 
schreibung  einer  Pflasterwalze"  —  „Praktische  Reminiscenzen"  —  „Patho- 
logisch-therapeutische Abhandlung  über  die  Krätze"  —  „Amputation  eines  Riesen- 
fusses"  u.  s.  w. ;  ferner  in  Rust*s  Magazin  (1823) :  ;,  Gewöhnung  an  Opium"  u.  s.  w.; 
sodann  verschiedene  Schriften  über  die  Cholera  seit  1831,  32  —  „Normen  für  dit 
Behandlung  dps  Group"  (1832)  —  „Die  Homöopathie  und  Allopathie  auf  der 
Waage"  (1833;  2.  Aufl.  1837,  1840)  —  „Hdl-  und  Unheilmaximen  der  Leib- 
Walter  beleuchtet"  (1834;  2.  Aufl.  1837)  —  „Ueber  die  Therapeutik  der  Wund- 
ärzte" (v.  Graefe's  und  v.  Walther's  Journal,  1835)  —  „Brillenlose  Reflexionen 
über  das  jetzige  Heilwesen,  u,  s.  w."  (1835)  —  „Entschleierung  des  bisherigen 
Heilverfahrens  bei  der  ägyptischen  Augenentzündung"  (1836 ;  2.  Aufl.  1840)  — 
„Prüfung  einiger  neuen  Ourmethoden  des  Typhus  und  verwandter  Uehel*^ 
(1838)  —  „Zeitgemässe  Betrachtungen  über  das  Verfahren  bei  Pneumonieen^ 
(1841)  —  rjDes  Herzogs  von  Orleans  letzte  Stunden"  (1842)  —  „Medicinisch- 
kritische  Miscellen"  (1843)  —  „Praktische  Fragmente"  (Coblenz  1845).  Ausser 
diesen  selbständigen  Schriften,  die  grossen theils  kritischer  Art  sind,  liegt  von  ihm 
noch  eine  beträchtliche  Zahl  von  Aufsätzen,  grösstentheils  der  Praxis  und  medi- 
cinisch-chirurgischen  Casuistik  entnommen,  vor,  namentlich  in  Rüst's  Magazin 
(Bd.  VIII— XIII) ,  V.  Graefe's  und  v.  Walther's  (Bd.  HI— XXVI)  und  Hüpe- 
land's  Journ.  (Bd.  XIII,  LXX)  u.  s.  w.    Er  starb  am  17.  August  1850. 

Blanck,  pag.  114.  -  Callisen,  X,  pag.  414,  419;  XXIX,  pag.  361,  464.        g. 


RRÜENITZ.  ~  KRUKENBEBG.  559 

Kruenitz,  Johann  Georg  K.,  berühmt  als  Verfasser  mehrerer  grosser 
encyclopftdischer  Sammelwerke,  war  in  Berlin  am  28.  Mftrz  1728  geboren.  Er 
machte  seine  Studien  in  Oöttingen,  Halle,  Frankfurt  a.  0.  und  wurde  an  letzterer 
Uniyersitftt  1749  Dr.  med.  mit  der  „Diss,  de  matrtmonto  muüorum  morborum 
remedio*^.  Nachdem  er  einige  Zeit  in  Frankfurt  a.  0.  als  Arzt  prakticirt,  auch 
als  Privatdocent  Vorlesungen  über  Osteologie  gehalten  hatte,  gab  er  diese  Lauf- 
bahn auf,  kehrte  1769  nach  Berlin  zurück  und  beschäftigte  sich  von  da  ab  bis 
zu  seinem  am  20.  December  1796  erfolgten  Tode  ausschliesslich  mit  literarischen 
Arbeiten.  Am  bekanntesten  von  ihnen  ist  die  grosse  „Oekonomisch-tecknologtache 
Encydopädie,  oder  allgemeines  System  der  Staats-,  Stadt-,  Haus-  und  Land- 
votTthschaft^  (die  ersten  73  Bände  von  1793 — 1798  von  K.  selbst  verfasst). 
Für  die  Medicin  wichtig  sind  folgende  Schriften:  „Gemeinniltziger  Vorrath 
auserlesener  Aufsätze  zur  Beförderuna  der  HaushaUungswissenschaft ,  tote 
auch  der  Arzney gelahrtheit  und  Naturlehre"  (3Bde. ,  Leipzig  1767 — 68)  — 
;,  Verzeichniss  der  vornehmsten  Schriften  von  der  Bindviehseuche"  (Ebenda 
1767)  —  „  Verzeichniss  der  vornehmsten  Schriften  von  den  Kinderpocken  und 
deren  Einpfropfung*^  (Ebenda  1768)  —  „  Verzeichniss  der  vornehmsten  Schriften 
von  der  ElektHcität  und  den  elektrischen  Curen"  (Leipzig  1769)  —  „Characteres 
professorum  in  regia  Viadrina"  (Frankfurt  a.  0.  17ÖH,  4.).  Ausserdem  übersetzte 
er  Tissot's  Abhandlung  von  der  Epilepsie  (Benin  1771),  Priestley's  Geschichte 
der  Elektricität  (Ebenda  1772)  und  Sue's  des  Jüngeren  „Chirurgisches  Lexikon, 
welches  alle  sowohl  theoretischen  wie  praktischen  Kenntnisse  der  Wundarzneikunst 
darstellt"   (Berlin  und  Stralsund  1773). 

Mehring,  Gelehrtes  Berlin.  1795,  I,  pag.  256.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  459.  — 
Biet.  bist.  III,  pag.  354    —  A.  Hirsch,  in  Allgem.  Deutsch-.  Biogr.  XVII,  pag.  253. 

Erukenberg,    Peter   K. ,    berühmter    Hallenser   Kliniker,    geboren    am 

12.  Februar  1788  in  Königslutter,  besuchte  das  Collegium  Carolinum  und  das 
anatomische  Institut  in  Braunschweig,  studirte  von  1808  an  in  Göttingen,  wurde 
1810  mit  der  Diss. :  „De  cancro  bulbi  octdi  humani'*  Dr.  med.,  setzte  seine 
Studien  in  Berlin  fort,  machte  die  Feldzüge  von  1813/14  im  Lützow'schen  Corps  als 
Jäger,  später  als  Arzt  mit,  wurde  1814,  nachdem  er  wegen  Kränklichkeit  seinen 
Abschied  hatte  nehmen  müssen,  trotz  noch  nicht  einmal  absolvirten  Staatsexamens, 
als  Prof.  e.  o.  nach  Halle  mit  dem  Auftrage  berufen,  die  medicinische  Klinik  zu 
leiten,  und  übernahm  dieses  Amt  definitiv  1815.  1816,  nach  Nasse's  Ernennung 
zum  Director  der  stationären  Klinik,  richtete  K.  die  berühmte  Poliklinik  ein,  der 
er  künftig  seine  beste  Kraft  widmete.  Nachdem  Nasse  1821  nach  Bonn  über- 
gesiedelt war,  wurde  er  dessen  Nachfolger  als  Prof.  ord.  und  Director  des  klinischen 
Instituts.  Er  wirkte  in  dieser  Stellung,  nachdem  er  1837  zum  Geh.  Medicinalrath 
ernannt  war,  34  Jahre  lang,  bis  1856,  wo  er  seine  klinische  Thätigkeit  aufgab; 
1861  erlitt  er  einen  apoplectischen  Anfall,  der  ihn  zwang,  die  Praxis  aufzugeben; 
ein    erneuter  Anfall ,    sowie    ein  Oarcinom    des  Gaumens   führten     seinen  Tod   am 

13.  December  1 865  herbei.  —  K.  war  einer  der  bedeutendsten  Kliniker  der  neueren 
Zeit  und  ein  ausserordentlich  beliebter  Lehrer.  Der  erfreuliche  Aufschwung,  den 
der  klinische  Unterricht  in  Halle  in  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts  nahm, 
ist  lediglich  seiner  Person  zu  verdanken.  Als  Schüler  Heims  und  Reil's  gehörte 
er,  seiner  medicinischen  Richtung  nach,  zu  den  Eklektikern  im  besten  Sinne  des 
Wortes.  Er  huldigte  nur  dem  Systeme  der  „klinischen  Erfahrung"  und  suchte  nur 
mit  Hilfe  der  modernen  exacten  üntersuchungsmethoden ,  die  er  besonders  eifrig 
verehrte  und  übte,  femer  gestützt  auf  Physiologie,  Chemie,  pathologische  Anatomie 
und  Mikroskopie ,  deren  Entdeckungen  er  am  Krankenbette  richtig  zu  verwerthen 
verstand,  Thatsachen  zu  beobachten  und  positive  Erfahrungen  zu  sammeln.  Dabei 
galt  ihm  die  Therapie  als  das  höchste  Ziel  und  der  Endzweck  alles  Forschens  und 
Wissens.  Auch  für  die  Zusammengehörigkeit  der  inneren  Medicin  mit  der  Chirurgie 
trat  er  lebhaft  ein  und  bekämpfte  die  Trennung  dieser  beiden  Disciplinen  als  eine 


1 


560  KRÜKENBERG.  —  KRUSE. 

unnatürliche.  Schriftstellerisch  war  er  nur  in  geringem  Maasse  thätig.  Wir  besitsen  von 
ihm  nur :  „Jahrbücher  der  ambulatorischen  Klinik  zu  Halle^  (Halle  1820 — 24, 
2  Bde.),  die  von  seinen  wissenschaftlichen  Anschauungen  und  seinem  therapeutischen 
Verfahren  ein  treues  Bild  gewähren;  ferner  einige  kleinere  Aufsätze  in  Hobn's 
Archiv  für  med.  Erfahrung,  in  Rdst's  Magazin  fQr  Heilkunde,  in  Radius'  Cholera- 
Zeitung,  Schmidt's  Jahrbb.  der  Med.  und  anderen  Zeitschriften.  Ausserdem  veran- 
staltete er  eine  Ausgabe  von  Reil's  „Entwurf  einer  allgemeinen  Therapie"  (Halle 
1816)  und  eine  deutsche  Uebersetzung  von  Thomson's  Werk  über  die  Entzflndong 
(Ebenda  1840,  2  Bde.). 

Braun,  Deutsche  Klinik.  1866,  Nr.  6.  —  C.  Barries,  P.  Krukenberg's  bio- 
graphische Skizze  und  Charakteristik.  Halle  1866.  —  A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch. 
Biogr.   XYII,  pag.  237.    —   Heinr.  Rohlfs,  Geschichte  der  Deutschen  Medicin.   Die  medi- 

cioischen  Classiker.  n        i 

PageL 

Erukenberg,  Adolph  K.,  zu  Braunschweig,  war  am  11.  April  1816  in 
Königslutter  als  Sohn  eines  Apothekers  und  Neffe  des  Vorigen  geboren,  besuchte 
von  1833  an  das  Collegium  Carolinum  zu  Braunschweig  und  die  dortige  anatomisch- 
chirurgische Lehranstalt  und  von  1835  an,  unter  den  Auspicien  eines  berühmten 
Oheims,  die  Universität  Halle,  wo  er  1839  mit  der  Diss. :  tjDe  signis  ex  linyaa'^ 
Doctor  wurde.  Er  absolvirte  nach  einander  1840  und  1841  die  Staatsprüfungen 
in  Braunschweig  und  in  Preussen  und  war  in  der  Zeit  von  1841 — 44  theils 
Assistenzarzt  der  medicinischen  Klinik  in  Halle,  theils  befand  er  sich  auf  wissen- 
schaftlichen Reisen  in  Deutschland  und  Frankreich.  Er  schrieb  in  dieser  Zeit 
auch  seine  von  J.  Mdellbr  belobten  „  Untersuchungen  über  den  feineren  Bau 
der  n>^nschlichen  Leber"  (Mueller's  Archiv,  1843,  44),  liess  sich  1844  in 
Braunschweig  als  Arzt  nieder,  beschäftigte  sich  auch  weiterhin  noch  fortdauernd 
nqit  Mikroskopie,  und  erschienen  als  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  (Mdeller's 
Archiv,  1849):  „Beitrag  zur  Lehre  von  dem  Röhrensystem  der  Zähne  und 
Knochen**  —  ;,  lieber  eine  sehr  vortheilhaße  Methode  der  Zubereitung  von 
Zahn-  und  Knochendurchschnitten  für  die  mikroskopische  Beobachtung*' .  Von 
1848  an  war  er  Lehrer  der  Anatomie  an  der  anat.-chirarg.  Lehranstalt,  wurde 
1H54  zum  ProfessoB,  1855  zum  Mitgliede  des  Directoriums  des  herzogl.  Kranken- 
hauses und  Vorstande  der  med.  Abtheilung  desselben,  1863  zum  Medicinalrath  und 
Mitgliede  des  herzogl.  Ober-Sanitäts-Collegiums  ernannt.  Nachdem  er  sich  noch 
1870/71  während  des  Krieges  in  dem  Reserve-Lazareth  zu  Braunschweig  verdient 
gemacht  hatte,  starb  er  am  14.  October  1877.  —  Vermöge  seiner  chemischen  und 
anatomischen  Kenntnisse  und  seiner  sonstigen  ärztlichen  Eigenschaften  war  er  ein 
ausgezeichneter  Diagnostiker,  der  den  Fortschritten  der  Medicin  mit  subtilster 
Skepsis  folgte,  dabei  ein  vortreflFlicher  Mensch  und  College. 

Uhde  in  Braunschweig.  Anzeiger.  1877.  6. 

Ernpii^ski,  Andreas  K.,  studirte  in  Wien  Medicin,  wurde  daselbst  1772 
promovirt,  lehrte  seit  1774  in  Lemberg  Anatomie  und  wurde  später  Protomedicus 
von  Galizien.  Sein  Hauptwerk  ist  ein  weitläufiges,  aus  vier  Bänden  bestehendes 
Lehrbuch  der  Anatomie,  welches  er  1774 — 77  in  Lemberg  in  polnischer  Sprache 
herausgab.  '  K.  4-  P 

Kruse,  Karl  Friedrich  K.,  wurde  in  Kiel  geboren,  studirte  in  Leyden 
und  erhielt  hier  1749  die  medicinische  Doctorwürde  („Diss,  de  causis  acidi  in 
primis  viis").  Durch  seinen  Schwiegervater  Hermann  Kaaü-Boerhäave  nach 
Petersburg  berufen,  wurde  er  1750  älterer  Arzt  am  Admiralitäts-Hospital  und  Arzt 
bei  der  kaiserl.  Leibgarde.  1760  behandelte  er  die  Kaiserin  Elisabeth  während 
ihrer  letzten  Krankheit,  wurde  1762  verabschiedet,  aber  1770  wiederum  als  zweiter 
Leibmedicus  bei  der  Kaiserin  Katharina  II.  angestellt,  auch  in  die  Akademie 
der  Wissenschaft  aufgenommen  und  starb  in  Petersburg  im  Juli  1799.  K.  gab 
die    Untersuchungen    H.     Kaau  -  Boerhaave's     ttber     das     Quecksilber    heraus: 


KRUSE.  —  KUBY.  561 

nAd  observationes  et  expmmenta  de  mer curia  ex  scriptis  Hermani  Boerhaavii 
supplementum"  (Nov.  Comment.  Acad.  Soc.  Petrop.,  Tom.  IX).  K.'s  Manuscripte 
und  Bttchersammlung  (wohl  auch  die  Boebhaave's  darunter)  wurden  für  die  Sumnie 
von  63.000  Mark  von  der  russischen  Regierung  angekauft  und  Anfangs  dem  med. 
Collegiüm,  dann  der  medico-chirurgischen  Akademie  übergeben. 

Bichter,  III,  pag.  446.  —  Tschistowitsch,  CLXXXIX.  L.  Stieda. 

Emttge)  Johann  Friedrich  Michael  E.,  zu  Breslau,  wurde  als 
Sohn  und  Nefife  eines  Arztes  am  22.  Juni  1771  in  Breslau  geboren  und  bereitete 
sich  bei  seinem  Oheim,  dem  bekannten  Medicinalrathe  Dr.  Moroenbesser ,  zum 
Studium  der  Medicin  vor,  dem  er  sich  bis  zum  Jahre  1794  in  Königsberg  widmete. 
Nach  erfolgter  Promotion,  1797,  prakticirte  er  in  seiner  Vaterstadt,  wurde  als 
Arzt  des  Hospitals  Allerheiligen  angestellt  und  erwarb  sich  um  dessen  Reform 
wesentliche  Verdienste.  Aus  dieser  Stelle  trat  er  in  die  des  zweiten  und  1804  des 
ersten  Stadtphysicus.  Als  solcher  übernahm  er  mit  Friese  die  Leitung  des  königl. 
Kuhpockenimpfungs-Instituts  zu  Breslau.  Während  der  Jahre  1812 — 15  war  er 
besonders  in  den  Breslauei  Kriegshospitälem  thätig.  1808  wurde  er  Medicinalrath 
und  Mitglied  der  technischen  Medicinal  -  Commission  der  königl.  Regierung  in 
Breslau.  Er  starb  am  12.  Januar  1843.  Seine  in  Breslau  zuerst  und  mit  grossem 
Glück  ausgeübte  MercuriaMnunctionscur  zur  Verhütung  der  Wasserscheu  ist  durch 
J.  Wendt  in  dessen  1824  veröffentlichter  Schrift  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden. 
Er  schrieb:  „Berichtigung  einiger  Stellen  in  der  letzten  Schrift,  des  Dr.  Wendt" 
(Breslau  1803).  Ausserdem  gab  er  eine  deutsche  Uebersetzung  von  Astley 
Coofer's  Werk:  „Die  Anatomie  und  chirurgische  Behandlung  der  Leistenbrüche 
und  der  angeborenen  Brüche^  heraus  und  mit  Friese  zusammen  eine  Schrift: 
„lieber  das  Impfen"  (Breslau  1804). 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  1843,  Jahrg.  21,  I,  pag.  53.  —  Calliseu,  X, 
pag.  428;  XXIX,  pag.  371.  Pgl. 

Erysiäski,  Ildefons  K. ,  am  11.  Februar  1795  in  Jedlinsk  geboren, 
studirte  von  1811 — 14  in  Warschau  und  begab  sich,  nachdem  er  Magister  geworden 
war,  auf  eine  längere  Studienreise,  von  welcher  zurückgekehrt,  er  in  Warschau 
1817  mit  der  Diss. :  „De  frigoris  in  typho  usu  et  virtute"  Doctor  wurde.  1818 
wurde  er  Kreisphysicus  in  Kaiisch  und  kurze  Zeit  darauf  Physicus  der  Wojewod- 
schaft Sandomierz,  1824  Stellvertreter  und  1826  wirklicher  Physicus  der  Haupt- 
stadt Warschau,  fungirte  1830  als  Arzt  im  Corps  des  Generals  Dwernicki, 
emigrirte  1831  und  lebte  bis  1845  in  Paris.  Nach  der  Heimath  zurückgekehrt, 
wurde  er  1846  Primarius  im  Warschauer  Irrenhospital  zum  heil.  Johannes  von 
Gott,  übernahm  1848  die  Oberleitung  dieser  Anstalt,  blieb  bis  1866  in  dieser 
Stellung  und  starb  am  11.  October  1870.  Seine  wenigen  Schriften  finden  sich 
im  Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego.  ^   ^  P 

Etesias,  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Hippokbates,  war  in  der  knidischen 
Schule  ärztlich  gebildet  worden  und  lebte  seit  dem  Jahre  416  als  Gefangener  und 
Arzt  am  persischen  Hofe,  von  wo  er  später  als  Gesandter  nach  Griechenland 
geschickt  wurde ;  auch  ist  er,  als  einer  der  ersten  Griechen,  nach  Indien  gekommen. 
Literarisch  bekannt  ist  er  durch  seine  (verloren  gegangenen)  Commentare  zu  einigen 
Schriften  des  Hippokrates  und  durch  eine  Arbeit  über  Helleborus,  von  welcher 
sich  ein  Fragment  bei  OßiBASiüS  findet.  ^   2 

*Kuby,  Wilhelm  K. ,  zu  Augsburg,  ist  am  24.  April  1829  in  Zwei- 
brücken geboren,  studirte  in  Erlangen  und  Würzburg,  wurde  1851  Doctor,  war 
von  1852 — 74  als  praktischer  und  als  Bezirksarzt  in  der  Rheinpfalz  thätig,  von 
1874 — 84  Landgerichtsarzt  und  von  1885  an  Regierungs-  und  Kreis-Medicinal- 
rath  in  Augsburg ;  er  ist  zugleich  Oberstabsarzt  I.  Gl.  ä  la  suite  des  Sanitäts-Corps. 
Er  machte  den  Krieg  von  1866  als  Arzt  der  freiwilligen  Krankenpflege  mit, 
wurde  dann  Regimentsarzt   auf  Kriegsdauer,    war  Anfangs   des  Krieges  1870/71 

Biogr.  Lexikon.  III.  3ti 


1 


562  KÜBY.  —  KÜECHLER. 

Chefarzt  des  Reservelazarethes  in  Speyer  and  machte  später  die  Belagerung  von 
Paris  als  Regimentsarzt  k  ia  suite  mit,  als  welcher  er  eine  Zeit  lang  die  Evacnation 
ans  den  bayerischen  Feldspitälern  zu  leiten  hatte.  Später  war  er  bei  der  Organisation 
der  freiwilligen  Sanitäts-Colonnen  thätig  und  ist  jetzt  noch  Instructor  bei  der  Oolonne 
Augsburg.  Schriften:  „Das  Volksschulkaua*^  —  „Die  Medicmalgeaetzgebung  im 
Königreich  Bayern**  —  „Bericht  eines  Arztes  der  freiwilligen  Krankenpflege 
im  Kriege  187017^  (2.  Aufl.  Göllheim,  Pfalz  1871).  r^^j 

^Euechenmeister,  Gottlob  Friedrich  Heinrich  K. ,   zu  Dresden, 
ist  am  22.  Januar  1821  zu  Buchheim  bei  Lausigk  im  Königreich  Sachsen  geboren, 
studirte  seit  1840  in  Leipzig  und  Prag,    wurde  1846  Doctor    und    liess   sich  in 
demselben  Jahre  in  Zittau  als  Arzt  nieder.    Er  hat  sich  besondere  Verdienste  nm 
die    Natur-    und    Entwicklungsgeschichte    der    Eingeweidewürmer    des    Menschen 
erworben    und  namentlich  znerst  den  experimentellen  Nachweis  der  Entwickelung 
des  Bandwurmes    aus   der  Finne   des  Schweinefleisches    und   der  Finnen   aus  der 
Bandwurmbrut  geliefert.     Er  schrieb  darüber :  „  Versuche  über  die  Metamorphose 
der  Finnen  in  Bandvmrmer*^  (Zittau  1852)  —  „Entdeckung  über  die  Umioand- 
hing    der    sechshakigen   Brttt  getoisser    Bandwürmer    in   Blasenbandwürmer*^ 
(Ebenda  1853)    —    „lieber    Cestoden    im  Allgemeinen   und   die  des  Menschen 
insbesondere**  (Ebenda  1853,  4.,  m.  3  Taff.)  —  „Die  in  und  an  dem  Körper 
des  lebenden  Menschen  vorkommenden  Parasiten^  (Leipzig  1855,  56,  m.  14  Taff.; 
3.  Aufl.  mit  ZÜRN,   1878,  79;  engl.  Uebers.  1857).    Auch  beschrieb  er  1853  das 
Männchen  der  Krätzmilbe,  betheiligte  sich  lebhaft  .an  der  Trichinenfrage  und  prüfte 
die  Wirksamkeit  der  Wurmmittel.  Seit  1859  lebt  er  als  Arzt,  mit  dem  Titel  Medicinal- 
rath,  in  Dresden.  Er  schrieb  noch ;   „  üeber  da^  Nonnengeräusch  in  der  Jugularis 
interna  und  seinen  Werth  bei  Recrutirungenj  u.  s.  w,**  (Zittau  1850)  —  „Ueber 
die  hothwendigkeit  und  allgemeine  Durchßihrung  einer  mikroskopischen  Fleisch- 
schau**    (Dresden  1864)    —    „Mikroskopische  Fleischschau"*    (Ebenda  1866)  — 
„Die   wandernde  Milz,    ihre  Diagnose   und  Behandlung   durch    Torsion   und 
FJxstirpation"  (Leipzig  1865)    —    »Die   therapeutische  Anwendung   des  kalten 
Walsers  bei  fieberhaften  Krankheiten^  (Berlin  1869)  —  „Handbuch  der  Lehre 
von  der   Verbreitung  der  Cholera  u.  s.  w.**  (Erlangen   1872)    —  nl^^»  Martin 
Luther^ s    Krankengeschichte    u.    s.    w.^    (Leipzig    1881)    u.   s.  w. ;     ausserdem 
Schriften  über  Feuerbestattung,  deren  eifriger  Anhänger  er  ist,  über  Veredelung 
der  Obstbäume  u.  s.  w.    Auch  übersetzte  er  Spencer  Wells'  „Die  Krankheiten 
der  Ovarien*^  (Bd.  I,  Leipzig  1866)    und  gab  zusammen  mit  H.  Ploss  die  Fort- 
setzung der  „Zeitschrift  für  Medicin,   Chirurgie   und  Geburtshilfe*'    (von   1862 
an)  heraus. 

Brockhaus,  Convers.  -  Lexikon.    13.  Aufl.,  X,   pag.  649.    —    Meyer*8  Convers,- 
Lexikon.  3.  Aufl.,  XYJI,  Jahres-Supplem.  pag.  514.  Red. 

Euechler,  Heinrich  K.,  zu  Darmstadt,  war  daselbst  am  23.  April  1811 
geboren,  studirte  von  1828  an  in  Giessen,  später  in  Paris,  kehrte  1834  nach 
Darmstadt  zurück,  wurde  daselbst  rasch  als  Augenarzt  bekannt,  eröflfhete  1835 
eine  Angenheilanstalt  und  schrieb  in  den  Heidelberger  Med.  Annalen  seine  erste 
Arbeit:  „Tödtliche  Arsenikvergiftung,  erzeugt  durch  äusserliche  Anwendung 
des  Arseniks."  Seine  1836  erfolgte  Verhaftung,  in  Folge  seiner  BetheUigung  an 
den  Bewegungen  der  Burschenschaft  in  Oiessen,  unterbrach  jedoch  fast  volle  drei 
Jahre  laug,  während  deren  er  in  elender,  feuchter  Einzelzelle  in  Haft  gehalten 
T^Tirde  und  daselbst  den  Grund  zu  seinem  Lebenslang  ihn  quälenden  nervösen  Hüft- 
weh legte,  seine  ärztliche  Thätigkeit.  Nach  seiner  Entlassung  1839  eröffnete  er 
sofort  wieder  seine  Augenheilanstalt  und  folgten  einem  Jahresbericht  über  dieselbe 
(1840)  in  den  Heidelberger  Annalen  (1841 — 43):  „Der  Messergebrauch  gegen 
den  Milzbrandcarbunkel  des  Menschen"  —  ^Ueber  die  diagnostischen  Zetchen 
des  Typhus" ;  femer  eine  erste  selbständige  Schrift:  „Schriftnummerprobe  für 
Gesichtsleidende"  (Darmstadt  1843)  und   weiterhin:  „Die  Homgeschwülste    des 


\ 


KÜECHLEB.  —  KÜEHLEWEIN.  563 

Augapfels*^  —  „Bemerkungen  über  die  Erkenntniaa  der  Krankheiten,  nebst 
einer  Anleitung  zur  Führung  einer  geordneten  Krankencontrole^  (Darmstadt 
1844).  Jn  dasselbe  Jahr  fällt  die  ihm  allein  zu  dankende  Gründung  des  später 
ttber  100  Betten  verfügenden  Mathilden-Landkrankenhauses,  einer  Anstalt,  welcher 
er  sein  ganzes  Leben  in  uneigennützigster  Weise  geopfert  hat.  Als  Erweiterung 
einer  früheren  (1845)  Pnblication  erschien :  „Eine  neue  operative  Heilmetkode 
der  sämmtlichen  wahren  Hornhautstaphylonie  etc."  (Brauuschweig  1853);  dabei 
Jahresberichte  aus  dem  Landkrankenhause  und  der  Augenheilanstalt,  und  endlich 
1855,  grosses  Aufsehen  in  der  ärztlichen  Welt  erregend:  „Exstirpation  eines 
Milztumors.  Wissenschaftliche  Beleuchtung  der  Frage  über  Facstirpation  der 
Milz  bei  dem  Menschen,  ihre  Ausführbarkeit,  wie  ihre  Zulässigkeit" ,  welche 
Schrift  eine  nach  den  heutigen  Anschauungen  nicht  gerechtfertigte,  sehr  lebhafte 
Polemik  gegen  den  Operateur  von  Seiten  einiger  Darmstädter  Collegen,  darunter 
namentlich  Gustav  Simox,  hervorrief,  dessen  Schrift  (1857)  eine  Gegenschrift  K.'s: 
„Kurze  Zergliederung  der  Schrift  des  Dr^  O.  Simon  etc.*^  (Darmstadt  1858) 
veranlasste.  Trotz  vieler  körperlicher  Leiden  war  K.  fortgesetzt  rastlos  thätig 
und  gab,  ausser  kleineren  Arbeiten  grösntentheils  ophthalmologischen,  aber  auch 
chirurgischen  Inhaltes,  die  in  der  Deutschen  Klinik  (1854 — 66)  erschienen,  heraus : 
„Die  Doppelnaht  zur  Damm- Scham-Scheidennaht  etc."  (Erlangen  1863,  m.  12  Taff. 
in  Farbendr.)  —  „Die  Querextraction  des  grauen  Staares  der  Erwachsenen" 
(1868)  —  „Sanitätsdienst  im  Grossherzogthum  Hessen"  (1868).  Er  wurde 
1862  Ober-Medicinalrath,  später  Geh.  Ober-Medicinalrath.  Wie  die  Kriege  von 
1849  und  1866,  war  der  von  1870 — 71  für  ihn  eine  noch  in  höherem  Grade 
anstrengende  Zeit,  indem  er  freiwillig  noch  die  Direction  eines  Resei'velazareths 
und  zweier  Baracken  übernommen  hatte.  Nach  1  ^/.jährigem ,  furchtbar  schmerz- 
haftem Blasenleiden  verstarb  er  am  29.  März  1873.  Seine  letzten  Arbeiten  finden 
sich  in  den  „Memorabilien",  deren  Mitarbeiter  er  S3it  1867  war.  Auch  hinterliess 
er,  ausser  den  Journalen  der  beiden  von  ihm  geleiteten  Krankenanstalten,  an 
30.000  selbst  geführte  vollständige  Krankengeschichten  von  Privatkranken.  — 
K.  zeichnete  sich,  neben  grosser  Energie,  durch  ein  erstaunliches  Organisations- 
talent und  grosse  Thätigkeit  als  Arzt  aus.  Seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  zeigen 
Hberall  den  Praktiker,  der  mit  nüchternem  Verstände  sein  Material  sammelt  und 
sichtet;  einige  derselben  stellen  entschiedene  Fortschritte  dar  und  werden  in  der 
Geschichte  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  unvergessen  bleiben. 

F.  Betz's  Memorabilien.  Jahrg.  18,  1873,  pag,  33^.  —  E.  Gurlt  in  AUgem. 
Deutscb.  Biogr.  XVI ,  pag.  286.  ^      , . 

'Knefner  (Keufner),  Johann  K. ,  auch  unter  dem  lateinischen  Namen 
T&OCHORKüS  bekannt,  Arzt  des  16.  Jahrhunderts,  stammte  aus  Tirol  und  prak- 
tieirte  den  grössten  Theil  seines  Lebens  in  Strassburg,  wo  er  einen  grossen  Ruf 
genoss.  Er  schrieb:  „Pharmacopoliterion,  saluberrima  synthetorum  pharmacontm 
in  officinis  etc  "  (Ingolstadt  1542)  —  „Tabula  curativa  adversus  pestilentem 
cephalaeam  locis  pluribus  exitialiter  grassantem^  (Ebenda  1543)  —  „De  peste 
Itbellus  ex  antiquissimis  medicis  excerptus"  (Ebenda  1544)  —  „De  vita  longa 
et  profliganda  epidemica  contagione  etc."  (Ebenda  1J45). 

Haller,  Bibl.  med.  pract.  II,  pag.  63.  —  Biogr.  med.  V,  pag.  421.  Pgl. 

Euehlewein ,  Jakob  Heinrich  von  K. ,  wurde  zu  Riga  geboren, 
erwarb  sich  in  Qöttingen  1786  den  Doctorgrad  („Diss.  inaug.  de  diureticorum 
medicamentorum  temer e  adhibitorum  noxa  in  hydrope",  Göttingen  4.),  erhielt 
in  Petersburg  nach  bestandenem  Examen  1784  das  Recht  zur  Praxis,  war  nach- 
einander Arzt  in  Nowgorod,  Militärarzt  in  Smolensk,  Wologda,  dann  kaiserlicher 
Leibarzt  und  Oberarzt  des  Findelhauses  in  Petersburg.  Er  entwarf  eine  „Anwei- 
sung zur  Impfung  der  Schutzblatt em" ,  welche  iu's  Lettische  und  Estnische 
libersetzt  wurde  (1825). 

36* 


564  KUEHLEWEIN.  —  KUEHN. 

Paul  Eduard  Kuehlewein,    Neffe  des  Vorhergehenden,    wurde  zu 

Reval  am  7.  Mai  1798  geboren  und  studirte  von  1818  in  Berlin  und  Gdttiogen 

Medicin.   In  Göttingen  wurde  er  zum  Dr.  med.  promovirt   (Diss.  de  pseudo-ery- 

sipelate^J ,  machte  Reisen    in  Holland  und  Frankreich  und  wurde  1824  als  Ant 

beim  Findelhause   in    Petersburg   angestellt.    Im  Jahre  1826    erwarb    er    sich  an 

der  med.-chirg.  Akademie  das  Diplom  eines  Doctors  der  Medicin,  gab  seine  Stellung 

im  Staatsdienst  auf  und  zog  nach  Rostock,  woselbst  er  bis  zu  seinem  im  Sommer 

1870  erfolgten  Tode  privatisirte.    E.  beschäftigte  sich  mit  Vorliebe  mit  Botanik^ 

sein  grosses,    wohl    eingerichtetes  Herbarium,    sowie   seine  ansehnliche  botanisehe 

Bibliothek  vermachte    er  der  Universität  Dorpat. 

V.  Recke-Napiersky,  H,  pag.  573— 574.  —  Techistowitsch,  CXCV. 

L.  Stieda. 

Enehn,  Karl  Gottlob  K.,  geboren  1754  zu  Spergau  bei  Merseburg, 
erwarb  sich  in  Leipzig  1783  nach  Vertheidigung  seiner  Diss. :  „De  forcipiöiu 
obatetriciis  nuper  mventis^  die  medicinische  Doctorwürde.  1785  wurde  er  zum 
a.  0.  Professor  der  Medicin  ernannt,  1802  erhielt  er  eine  ordentliche  Professur  d^ 
Heilkunde,  1820  die  der  Physik  und  Pathologie  und  bekleidete  seit  1823  bis  zu 
seinem  1840  erfolgten  Tode  die  Stelle  eines  ersten  Professors  der  Medicin.  — 
K.'s  ausserordentlich  grosse  literarische  Thätigkeit  —  als  praktischer  Arzt  ist  er 
nie  in  nennenswerthem  Maasse  thätig  gewesen  —  war  ebenso  vielseitig ,  vorwiegend 
aber  der  Geschichte  der  Medicin  gewidmet.  In  dieser  Hinsicht  sind  namentlich 
zu  erwähnen  mehrfache  Abhandlungen  über  griechische  Aerzte,  die  Alexandrinische 
Schule,  die  arabische  Medicin ,  zur  Geschichte  der  Augenheilkunde  und  der  Geburts- 
zange, der  medicinischen  und  physikalischen  Elektricität.  Femer  gehören  hierher 
die  Abhandlung  über  die  Militär-Medicin  bei  den  Griechen  und  Römern,  über 
Philosophen  als  Beförderer  der  Medicin  vor  Hippokkat£S.  Als  bibliographische 
Werke  von  hervorragender  Bedeutung  verdienen  Erwähnung  die:  „Btbliotheca 
medica  continens  scripta  medicorum  amnts  aevt  etc,^  (1794),  die:  „Addita- 
menta^  zu  dem  Verzeichnisse  alter  Aerzte  in  Fabbicius'  Bibl.  graeca,  die  Kritik 
neuerer  medicinischer  Wörterbücher,  endlich  aber  die  unter  dem  Titel:  „Medi- 
corum graecorum  opera  quae  exstant**  herausgegebene  Sammlung  der  Werke 
von  HiPPOKRATES,  Galenos,  Aretaeos  und  Diskorides,  die  Herausgabe  der  Werke 
von  Sydbnham,  Huxham,  Baqlivi  und  eine  sehr  vermehrte  Ausgabe  von  Blancard's 
Lexicon  medicum.  Ein  vollständiges  Verzeichniss  von  E.'s  Werken,  welche  zum 
grossen  Theile  als  akademische  Gelegenheitsschriften  veröffentlicht  worden  sind, 
findet  sich  bei  Callisen.  Unter  denselben  seien  nur  noch  hervorgehoben  E.'s  Ver- 
theidigung und  Empfehlung  der  Vaccination  (1800),  sowie  mehrfache  Abhandlungen 
über  die  sogenannte  Combustio  spontanea. 

A.  Hirsch  in  AUgem.  Deutsch.  Biographie,  Bd.  XVII,  pag.  312.  —  Calliseo, 
Bd.  X,  pag.  431—42;   XXIX,  pag.  373—80.  Winter. 

Euehn,  Otto  Bernhard  K. ,  als  Sohn  des  Vorigen  1799  zu  Leipzig 
geboren,  besuchte  die  Universitäten  zu  Leipzig  und  Göttingen.  Seit  1827  war 
er  als  Docent  für  Chemie  an  der  Universität  zu  Leipzig  thätig,  erwarb  1828 
durch  Vertheidigung  einer  Abhandlung:  „De  cholestearine ,  eiqtie  simtlxbus 
pinguedinis  corporis  kumani  formis^  die  medicinische  Doctorwürde,  wurde  1829 
ausserordentlicher,  1830  ordentlicher  Professor  der  Chemie  und  Mitglied  der 
medicinischen  Facultät,  welche  Stelle  er  bis  zu  seinem  1863  erfolgten  Tode  ver- 
waltet hat.  K.*8  Thätigkeit  war  ausschliesslich  der  Chemie  gewidmet.  Vom  ärzt- 
lichen Standpunkte  aus  verdienen  folgende  Arbeiten  Erwähnung,  welche  sämmtlieh 
in  Leipzig  erschienen  sind:  „De  utilitate  quae  ex  arte  eocperimenta  chemica 
institutndi  profluit^  (1829)  —  „Praktische  Chemie  für  Staatsärzte**  Cein 
einziger  Band,  1829)  —  „De  ratione  qua  medicamenta  chemice  parata  in 
pharmacopoea  publica  tractari  debeant**  (^1835)  —  „Ueber  die  Bildung  der 
Pharmaceuten  ". 

Callisen,  X,  pag.  444;  XXIX,  pag.  381.  Winter. 


KÜEHN.  —  KUEHNHOLTZ.  565 

Eaehn,  Jnlins  Eduard  E. ,  geboren  am  13.  Juni  1831  als  Sohn 
eines  praktischen  Arztes  zu  Leipzig ,  bezog  1850  die  Universität  zu  Leipzig,  wo- 
selbst er  1854  nach  Vertheidigung  seiner  Diss. :  „Nonnullä  de  nervorum  sectione 
ad  tetanum  traumeUtoum  sanandum  tnatituta^  die  medicinische  Doctorwürde 
erwarb.  E.  war  sodann  von  1855  ab  als  Assistent  an  der  chirurgischen  Elinik 
in  Leipzig  angestellt,  von  1862  ab  aber  als  praktischer  Arzt  daselbst  thätig, 
namentlich  fttr  syphilitische  und  Erankheiten  der  Harnorgane,  über  welche  er, 
seit  1868  als  Docent  an  der  Universität  habilitirt,  auch  sehr  besuchte  Vorträge 
hielt.  Er  starb  1884  in  einer  Irrenanstalt  an  Gehirnerweichung.  Ausser  mehreren 
chirurgischen  Journal -Artikeln  hat  E.  veröffentlicht:  „Die  künstliche  Eröffnung 
der  obersten  Luftwege**  (Sep.-Abdr.  aus  6.  B.  Günther's  Operationslehre,  Leipzig 
1864)  —  »-D«'<^  blennorrhoischen  Krankheiten  des  männlichen  und  weiblichen 
Geschlechts*"  (Ebenda  1869).  Winter 

*Kueline,  Willy  E. ,  zu  Heidelberg,  ist  zu  Hamburg  am  28.  März 
1837  geboren,  studirte  in  Göttingen,  Jena,  Berlin,  Paris,  Wien,  unter  Woehler, 
R.  Wagnee,  Weber,  Hbnle,  Lehmann,  Virchow,  Claude  Bernard,  Lüdwkj, 
Brüecke,  Du  Bois-Reymond,  wurde  1856  Dr.  phil. ,  1862  Dr.  med.  hon.,  war 
1861  chemischer  Assistent  im  pathologischen  Institute  zu  Berlin,  wurde  1868 
ord.  Prof.  der  Physiologie  in  Amsterdam,  1871  ord.  Prof.  derselben  in  Heidel- 
berg und  Director  des  physiologischen  Instituts.  Von  seinen  Schriften  sind  anzu- 
fahren: „Myologische  Untersuchungen**  (Leipzig  1860,  m.  1  Taf.)  —  „Ueb&r 
die  peripherischen  Endorgane  der  motorischen  Nerven**  (Ebenda  1862,  mit 
5  Epft.)  —  „  Untersuchungen  über  das  Protoplasma  und  die  Contractilität** 
(Ebenda  1864,  m.  8  Epft.)  —  „Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie**  (Ebenda 
1866 — 68).  Znsammen  mit  A.  FiCK  und  E.  Hering  bearbeitete  er  für  L.  Hkrmann's 
Handbuch  der  Physiologie  die  „Physiologie  des  Gesichtssinns**'  (1879).  Dazu  zahl- 
reiche Abhandlungen  in  den  Compt.  rend.,  Mueller's  Archiv,  Virchow's  Archiv, 
Schultze's  Archiv  etc. ,  in  den  „  Untersuchungen  aus  dem  physiologischen  Institut 
zu  Heidelberg**  (4  Bde.,  Heidelberg  1877 — 82),  deren  Herausgeber  und  in  der 
Zeitschrift  für  Biologie,  deren  Mitherausgeber  er  ist. 

Catalogue  of  Scientific  Papers.  III,  pag.  798;  VIII,  pag.  133.  Red. 

Euehnholtz,  Henri-Marcel  E.  (auch  Euehnholtz-Lordat  genannt), 
zu  Montpellier,  war  am  28.  Januar  1794  zu  Cette  (Herault)  geboren,  studirte  in 
Montpellier  und  wurde  daselbst  1817  mit  der  These:  „Gonsiddrations  physio- 
logiques  et  pathologiques  sur  le  cal**  Doctor.  Seine  nächsten  Arbeiten  waren; 
„ConsidSrations  sur  les  fausses  articulations**  (Paris  181(i)  —  „Observation^ 
et  riflexions  sur  les  affections  vermineuses**  (Montpellier  1827)  —  „Observations 
et  reflexions  sur  les  vers  engehdrSs  dans  nos  ti^sus**  (Ebenda  1828).  Er  wurde 
in  demselben  Jahre  mit  der  Vertretung  des  Prof.  Lordat  beauftragt  und  bald 
darauf  zum  Bibliothekar  der  med.  Facultät  ernannt.  Von  seinen  weiteren  Schriften 
fahren  wir  an:  „Id4e  d^un  cours  de  physiologie  appliquSe  h  la  pathologie** 
(Ebenda  1829)  —  „Aristote  et  PI  ine,  Fragmens  pour  servir  ä  Vhi'itoire 
de  la  Facultd  de  mSd.  de  Montpellier**  (1832)  —  „MSmoires  sur  la  diath^se 
osseuse  en  gSnSral,  et  la  th^rie  de  Vankylose  vraie  des  auteurs  y  en  partl- 
culier**  (1834)  —  „Coup  d!oeil  sur  Vensemble  systSmatique  de  la  medecine 
judiciair e  etc.**  (1834)  —  „Cours  dChistoire  de  la  mMecine  et  de  bibliogrnphie 
midicale  fait  dans  la  Fac,  de  mdd.  de  Montp,,  en  1836**  (1837)  —  ,yElo(je 
de  Celse**  (1838)  —  „Considdrations  gdnSrales  sur  la  rSgdnSration  des  parties 
molles  du  corps  humain**  (1841)  —  „Paris  et  Montpellier  fous  le  ropport  de 
la  Philosophie  midicale**  (1841)  u.  s.  w.  Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  und  Artikeln 
in  den  medicinischen  Zeitschriften  Montpellier's,  wie  den  Annales  de  m6d.  clinique, 
der  Gaz.  m6d. ,  den  Eph^merides  m6d.  und  Joum.  de  la  Soc.  pratique  de  Montp., 
hat    er    als   Gelehrter,   Philolog    und    Antiquar    noch   viele    in   diese   Gebiete    ein- 


566  KUEHNHOLTZ.  —  KÜENEKE. 

schlilgfge,    hier    nicht    anzuführende    wichtige    Arbeiten    geliefert.    Er  starb   am 
8.  März  1878. 

Vaperean,  5.  W.  pag.  1(43.  —  Glaeser,  pag.  377.  —  Calliflen,  X,  pag.  457; 
XXIX,  pag.  390.  .  Q 

* Elielz ,  Rudolph  Eduard  K. ,  zu  Marburg ,  ist  zu  Deetz  (Anhalt) 
am  17.  April  1845  geboren,  studirte  auf  den  Universitäten  Berlin,  Marburg, 
Würzburg  und  Giessen  ,  wurde  1871  Dr.  phil.,  1872  Dr.  med.,  war  1870  und 
1871  Assistenzarzt  an  der  medicinischen  Klinik  zu  Marburg,  habilitirte  sich  1872 
für  Physiologie  an  der  dortigen  Universität,  wurde  1877  zum  Prof.  e.  o.  und 
1879  zum  Prof.  ord.  der  Medicin  und  Director  des  physiologischen  Institutes 
daselbst  ernannt.  Schriften :  ,y Beiträge  zur  Pathologie  und  Therapie  des  Diabetes 
mellitus"  (Marburg  1874)  —  „Beiträge  zur  Pathologie  und  Therapie  des  Dia- 
betes mellitus  und  insipidus"  (2.  Bd.,  Ebenda  1876)  —  »-ö^  Diabetes  mellitus 
und  insipidus  der  Kinder**  (in  Gerhaedt's  Handb.  der  Kinderkrankh.).  Ausser- 
dem zahlreiche  Arbeiten  physiologischen ,  chemischen ,  klinischen  und  pharmako- 
logischen Inhaltes  in  Reichert*s  und  Du  Bois - Reymond*s  Archiv,  Eckhard's 
Beiträgen  zur  Anat.  und  Physich,  Pfldeger*s  Archiv,  im  Archiv  für  experiment. 
Path.  und  Pharmak.,  in  der  Zeitschr.  für  Biologie,  in  den  Berichten  der  deutsch, 
ehem.  Gesellsch.  zu  Berlin,  im  Deutsch.  Archiv  für  klin.  Med.,  in  der  Berliner 
klio.  Wochenschr.,  in  der  Deutsch.  Zeitschr.  für  prakt.  Med.  und  in  den  Sitzungs- 
berichten der  Gesellsch.  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissensch.  zu  Marburg. 

Bed. 

"^Euemmell,  Hermann  K.,  zu  Hamburg,  ist  zu  Corbach  (Fürstenthum 
Waldcck)  am  22.  Mai  1852  geboren,  wurde  1875  Doctor,  war  Assistent  am 
städt.  Krankenhause  in  Friedrichshain  zu  Berlin  und  im  Allgem.  Krankenhause  zu 
Hamburg,  unter  Schede,  und  ist  seit  1883  dirigirender  Arzt  der  chirurg.  Abthei- 
lung des  Marien  -  Krankenhauses  in  Hamburg.  Literarische  Arbeiten:  „Ueber 
Punctio  pericardit"  —  y,  Gliome  des  Pons  und  der  Medulla  oblongata'*  — 
„Zur  Lehre  von  der  acuten  aufsteigenden  Spinalparalyse*'  —  „Die  Behand- 
lung der  Oberschenkelf racturen  im  Kindesalter"  —  „  Ueber  Dehnung  des 
Nervus  opticus"  —  »Die  Wirksamkeit  und  die  Gefahren  der  intraarteriellen 
Infusion  alkalischer  Kochsalzlösung  bei  acuter  Anämie"  —  „Zur  Behandlung 
des  Angioma  arteriale  racemosum"  —  „  Ueber  eine  neue  Verhandmetkode  und 
die  Anwendung  des  Sublimats  in  der  Chirurgie"  —  „Zur  Behandlung  des 
Bubo  inguinalis"  —  „Zur  Myositis  ossificans  progressiva"  —  ^-D^e  Unter- 
bindung der  Alter ia  iliaca  communis"  —  »^«ö  Waldwolle  als  antiseptisches 
Verlandmaterial"  —  »-Die  Bedeutung  der  Luft-  und  Contactinfection  für 
die  praktische  Chirurgie"  —  „l  eber  hochgelegene  Stricturen  des  Mastdarms^. 

Bed. 

Kueneke,  Ludwig  W  i  1  h  e  l.m  K.,  Geburtshelfer,  geboren  zu  Göttingen  am 
17.  Januar  1831,  studirte  1852 — 56  Medicin  in  Göttiugen,  dann,  besonders  unter 
C.  Braun,  in  Wien  Geburtshilfe,  wurde  1858  Assistent  an  der  Entbindungsanstalt 
zu  Göttingen,  die  er  1861  nach  dem  Tode  v.  Siebold*s  und  nach  erfolgter  Habili- 
tation an  der  Universität  provisorisch  leitete  und  ging  1868  als  Director  der 
Entbindungs-  und  Htbeammenlehranstalt  nach  Celle,  welche  Stellung  er  1879  mit 
der  gleichen  in  Hannover  vertauschte.  Seine  Hauptschrift  ist :  „Die  vier  Factoren 
der  Geburt,  Versuch  einer  Physik  der  Geburt"  (Berlin  1869).  Ausser  dieser 
und  seiner  Habilitationsschrift :  „  Ueler  das  Erkennen  der  Zwillingsschwanger- 
schaft'* publicirte  er  in  den  Jahren  1861 — 67,  theils  allein,  theils  in  Gemein- 
schaft mit  verschiedenen  Schülern,  mehrere  geburtshilfliche  Abhandlungen  im 
Anscbluss  an  Vorkommnisse  Feiner  Praxis,  von  denen  eine  über  Expression  der 
Placenta  in  der  Hannov.  Zeitschr.  itir  Medicin ,  die  übrigen  ,  über  Kaiserschnitt, 
Decapitation  nach  Braün  u.  s.  w.  in  der  Monatsschrift  für  Geburtskünde  erschienen. 
Er  starb  am  30.  April   1883  in  Hannover.  »jj,   Husemann 


KUESS.  —  KÜESSNER.  567 

Eness,  £mile  K. ,  zu  Strassbarg,  war  daselbst  am  1.  Febraar  1815 
geboren,  studirte  auch  dort  und  theilweise  in  Paris,  machte  sich,  der  deutschen 
Sprache  kundig,  alsbald  mit  den  Leistungen  der  MuELLEB'schen  physiologischen 
Schule  bekannt,  concurrirte  um  die  Stellen  eines  Chef  des  travaux  anatomiques 
(1843)  und  Agr6g6  (1844),  schrieb  eine  seine  Ideen  über  Physiologie  und  ver- 
gleichende Histologie  zusammenfassende  Brochure:  „De  la  vascularitS  de  Vin- 
ßammcUion^  (1846),  die  von  einem  seiner  Biographen  als  ein  Vorläufer  der 
Cellular-Pathologie  bezeichnet  wird,  und  erhielt  1846,  nach  glänzendem  Concurse, 
als  Nachfolger  von  Laüth,  den  Lehrstuhl  der  Physiologie.  Er  war  auf  demselben 
25  Jahre  lang  der  originellste  und  charakteristischste  Lehrer  der  Strassburger 
Faeultät,  der  in  jedem  seiner  Zuhörer  einen  fanatischen  Anhänger  besass.  Literarisch 
war  er  aber,  ausser  in  seinen  Doctorats-  und  Concursthesen  und  der  obigen 
Brochure ,  nicht  thätig  und  finden  sich  deshalb  von  seinen  Lehren  nur  Spuren  in 
einzelnen  Artikeln  der  Gaz.  m^d.  de  Strasbourg,  in  den  Thesen  der  Faeultät  und 
den  Arbeiten  seiner  Schüler ;  auch  ist  sein  Name  nicht  mit  einer  Epochemachenden 
Entdeckung  verknüpft.  Dabei  war  er  einer  der  bekanntesten  Aerzte  in  Strassburg, 
ohne  indessen  daraus  einen  nennenswerthen  pecuniären  Vortheil  zu  erlangen.  Von 
1846  an  leitete  er  auch  die  Klinik  für  Hautkrankheiten  und  Syphilis,  jedoch  ist 
auch  über  seine  auf  diesen  Gebieten  gemachten  Erfahrungen  nichts  Authentisches 
bekannt  geworden.  Auch  als  Politiker  hat  er  zweimal  eine  Rolle  gespielt;  einmal 
1848,  wo  er  zum  Führer  der  republikanischen  Partei  in  Strassburg  ernannt  wurde, 
wodurch  er  sich  nach  dem  2.  December  Gefängniss  und  Anklage  zuzog,  und  dann 
1870,  wo  er  als  Präsident  der  Municipal-Commission ,  trotz  seiner  schwer  ange- 
griffenen Gesundheit,  während  der  Belagerung  von  Strassburg  die  ihm  angetragene 
Stelle  eines  Maire  (15.  Sept.)  übernahm.  Nach  der  Uebergabe  (27.  Sept.)  an  der 
Spitze  der  elsässischen  Deputation  nach  Bordeaux  gesandt,  erlag  er  am  1.  März  1871, 
dem  Tage,  an  welchem  von  der  National- Versammlung  die  Abtretung  von  Elsass- 
Lothringen  ratificirt  wurde,  seinem  Brustleiden. 

H.  Beaunis  in  Gaz.  mhd.  do  Paris.  1871,  pag.  261.  O. 

^Kuessner,  Bernhard  K. ,  zu  Halle  a.  d.  Saale,  ist  am  10.  Juli  1852 
zu  Schippenbeil  in  Ostpreussen  geboren,  studirte  in  Königsberg,  promovirte  1874, 
war  Assistent  an  der  medicinischen  Klinik  in  Königsberg,  unter  Naunyn,  bis  1876, 
dann  Assistent  an  der  psychiatrischen  Klinik  in  Berlin,  unter  Westphal,  bis  1877, 
darauf  an  der  medicinischen  Klinik  in  Halle,  unter  Weber,  bis  1878,  habililirte 
sich  1878  in  Halle  als  Docent,  wurde  1884  Prof.  e.  o.  daselbst.  Literarische  Arbeiten : 
„ßeitrag  zur  Kenntniss  der  accidentellen  Herzgeräusche"  —  „Eigenthümliche 
Concretionen  in  den  Nieren  hei  Scarlatina- Nephritis"  (Beides  im  Deutsch.  Archiv 
f.  klin.  Med.,  1875)  —  „Zwei  Fälle  von  Leukämie"  —  „Leptofhriosurucherungen 
in  der  Harnblase"  (Berliner  klin.  Wochenschr. ,  1876)  —  ;,  leber  eine  eigen- 
thümliche  Form  tuberculöser  Zungenerkrankung"  (Deutsche  Zeitschr.  f.  prakt. 
Med.,  1876)  —  „lieber  einen  bisher  nicht  bekannten  Augenspiegelbefund" 
(zusammen  mit  G.  Wernicke,  Berliner  klin.  Wochenschr.,  1877)  —  ^Neuropatho- 
logische  Beobachtungen"  —  „  lieber  vasomotorische  Centren  in  der  Grosshirn- 
rinde  des  Kaninchens"  (Archiv  für  Psychiatrie,  Bd.  VHI)  —  „lieber  Leber- 
cirrhose"  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vortr. ,  Nr.  141)  —  „lieber  die  physio- 
logischen und  therapeutischen  Wirkungen  des  Thymols"  (Habilitations-Schrift,  Halle 
IH 78)  —  „Ein  Fall  von  periodischer  Hämoglobinurie"  (zusammen  mit  R.  Kobert, 
Berliner  klin.  Wochenschr.,  1878)  —  „Paroxysmale  Hämoglobinurie"  (Deutsche 
med.  Wochenschr.,  1879)  —  yjZwei  Fälle  von  angeborener  Enge  der  Aorta" 
(Ibid.)  —  „lieber  prim,äre  Tuberculose  des  weichen  Gaumens"  (Ibid.  1881)  — 
„  lieber  die  Bedeutung  des  Jodoforms  für  die  Behandlung  tuberculöser  Äff tctionen" 
(Ibid.  1882)  .  —  „  lieber  Bewegungsstörungen  des  Kehldeckels"  (Berliner  klin. 
Wochenschr.,  1882)  —  „Die  experimentellen  Wirkungen  der  Oxalsäure"  (ge- 
meinsam mit  R.  Kobert;    Virchow's  Archiv,    Bd.  LXXVIII)    —    „Beitrag  zur 


568  KÜESSNER.  ~  KÜH. 

Impftuberculose"  (Deutsche  med.  Wochenachr.,  1883)  —  „Beitrag  zur  Keniünm 
der  uoandemden  Pneumonie^  (Ibid.  1884)  —  „üeber  Darreichung  von  Brom- 
präparaten bei  Neurosen^  (Ibid.)  —  „Kurzes  Lehrbuch  der  acuten  Infections- 
krankheiten^  (gemeinsam  mit  R.  Pott;  Braunschweig  1882).  g^^j 

*Kuester,  Ernst  K.,  am  2.  November  1839  zu  Kalkofen  (Kreis  Usedom- 
Wollin)  geboren,  genoss  seine  medicinische  Ausbildung  in  Bonn,  Würzburg,  Berlin, 
Wien,  Prag  und  Paris.  1863  promovirt,  fungirte  er  zunächst  am  Berliner  Hedwigs- 
Krankenhause,  dann  in  Bethanien  (unter  Wilhs)  als  Assistent.  Von  1871  über- 
nahm er  als  dirigirender  Arzt  die  Chirurg.  Abtheilung  im  Augusta-Hospital  zu  Berlin, 
habilitirte  sich  1875  und  wurde  Extraordinarius  1879.  K.  ist  der  Verfasser  sehr 
zahlreicher  und  eingehender  Artikel  operationstechnischen  Inhalts  in  den  chirurgischen 
Fachzeitschriften,  in  der  Berliner  klin.  Wochenschr.  u.  A.  Von  grösseren  Mono- 
graphieen  sind  zu  erwähnen:  „Fünf  Jahre  im  Augusta- Hospital"  (Berlin  1877) 
und :  ;, Bjvn  chirurgisches   Triennium "  (Kassel  1881).  Wemich 

*  Kueslner,  Otto  Ernst  K.,  geboren  in  Trossin  bei  Torgau  am  26.  August 
1850,  studirte  in  Leipzig  und  Berlin  und  bildete  sich  in  Halle  a.  d.  S.  weiter  aus, 
wo  er  bei  Weber  und  Olshaüsen  Assistent  war.  Später  begab  er  sich  in  gleicher 
Eigenschaft  zu  Schültze  nach  Jena,  habilitirte  sich  dort  1877  und  wurde  1880 
Extraordinarius.  Die  Gegenstände  seiner  Untersuchungen  waren  Eihautlösnng, 
Beokenmessung,  Hydramnios  u.  Aehnl.,  in  Journalen  und  Vorträgen  publicirt.  In 
monographischer  Form  erschienen:  „Die  typischen  Verletzungen  der  Extremi- 
tätenknochen  durch  den  Geburtshelfer"  (Halle  1877)  —  „Die  Steiss-  und  Fuss- 
lagen  etc."  (Leipzig  1878)  —  n^^  Einfluss  der  Körperstellung  auf  die  Lage 
des  Uterus"  (Daselbst  1879)  —  f,Die  Häufigkeit  des  angeborenen  Plattfusses" 
(Berlin  1880)  —  „Das  untere  Uterinftegment  und  die  Decidua  cerviccdü'^ 
(Jena  1882).  Wernich. 

Küttlinger ,  Johann  Friedrich  K. ,  zu  Erlangen ,  war  geboren  zu 
Neustadt  a.  d.  Aisch  in  Bayern  am  17.  Mai  1778,  bezog  1794  die  Universität 
zu  Erlangen,  wurde  1797  Doctor,  ging  1798  zu  weiterer  Ausbildung  nach  Berlin 
und  hörte  hier  Walter,  Zenker  und  Fritze.  1800  kehrte  er  nach  der  Heimath 
zurück,  war  hier  41/2  Jahre  als  Arzt  thätig,  ging  1805  wiederum  nach  Berlin 
zurück  und  machte,  nachdem  er  hier  den  anatomischen  Cursus  durchgemacht, 
eine  wissenschaftliche  Reise  nach  Wien.  Dann  nahm  er  seine  Praxis  in  seiner 
Vaterstadt  wieder  auf  und  betrieb  hier  speciell  die  Einführung  der  Schutzblattern- 
impfung und  Augenheilkunde.  Um  1806  als  Verwalter  des  Kreisphysicats  nach 
Erlangen  berufen,  wurde  ihm  zugleich  die  Direction  der  Militärspitäler  daselbst 
tibertragen.  In  dieser  Eigenschaft  1814  von  Bayern  mit  übernommen,  war  er 
hier  als  Landgerichts- Physicus  und  Medicinalrath  bis  1848  unausgesetzt  thätig, 
trat  dann  in  den  Ruhestand,  nachdem  er  1847  sein  50jähriges  Doctor-Jubiläum 
gefeiert  hatte,  und  starb  am  16.  Juni  1851.  K.  hatte  sich  in  seinen  Mussestunden 
viel  mit  Botanik  beschäftigt.  Ausserdem  hatte  er  sich  besonders  der  Augenheil- 
kunde gewidmet,  die  ihm  die  Einführung  des  Hornhautstiches  verdankt.  Auch 
der  Dichter  Jean  Paul  suchte  bei  ihm  seiner  Zeit  wegen  eines  Augenleidens 
Hilfe.  Ausser  einer  deutsehen  üebersetzung  von  „Pearson^s  Geschichte  der  Kuh- 
pocken" aus  dem  Englischen  (Nürnberg  1809)  hat  er  nur  kleinere  Arbeiten  in 
den  Abhandlungen  der  phys.-med.  Societät  zu  Erlangen  (1810,  12),  in  Hexke's 
Zeitschr.  (1821,  29,  36)  u.  s.  w.  geschrieben. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  ^9,  1851,  pag.  481.  —  Calliaen,  X,  pag.  452; 
XXIX,  pag.  386.  pgl. 

Kuh ,  Johann  Karl  Christian  K. ,  zu  Breslau ,  war  daselbst  am 
24.  Juni  1804  geboren,  studirte  von  1823  an  daselbst  und  von  1825  in  Berlin,  wo 
er  mit  der  mineralogischen  Diss.  „De  hydrosüicite,  nova  fossilium  specie""  Do^or 
wurde ,    prakticirte  Anfangs  zu  Ratibor ,    schrieb :    „  Bemerkungen   über  die  zum 


i 


KUH.  —  KÜHN.  569 

Caiheterismua  der  Eustachischen  Röhre  erforderlichen  Instrumente  und  Hand- 
griffe^ (RUST*S  Magazin,  1832),  wurde  1837  Professor  der  Chirurgie,  Augenheil- 
kunde und  chirurgischen  Klinik  bei  der  med.-chir.  Lehranstalt  zu  Breslau  und  war 
Yon  1841  bis  1857  Privatdocent  bei  der  dortigen üniversit&t.  Er  yerfasste  noch: 
„Die  Heilung  der  Blutadereriveiterungen  durch  Acupunctur^  (Breslau  1839)  — 
„De  inßammatione  auris  mediae  dissert.  Ps.  I"  (Breslau  1842,  c.  2  tabb.).  Er 
gründete  die  Taubstummenanstalt  zu  Ratibor ,  war  Grubenbesitzer  in  Oberschlesien, 
und  machte  sich  auch  um  dessen  Eisenbahnwesen  verdient.  Sein  Tod  erfolgte  zu 
Breslau  am  21.  December  1872. 

Callisen.  XXIX,  pag.  387.  G. 

Enhl,  Karl  August  K.,  zu  Leipzig,  war  am  31.  Juli  1774  zu  Baals- 
dorf geboren,  studirte  von  1792  an  in  Leipzig  Medicin  und  wurde  1796  Dr.  phil. 
Auf  einer  im  Jahre  1800  unternommenen  wissenschaftlichen  Reise  nach  Kopen- 
hagen hatte  er,  nach  der  Seeschlacht  auf  der  Rhede,  zahlreiche  Verwundete  zu 
beobachten  Gelegenheit.  1801  nach  Leipzig  zurückgekehrt,  wurde  er  1803  auch 
Dr.  med.,  hielt  sich  1808  und  1811  längere  Zeit  in  Wien  auf,  um  bei  Bbkb 
Studien  in  der  Augenheilkunde  zu  machen,  lernte  daselbst  den  berühmten  Litho- 
tomisten  Pajola  kennen  und  gab  später  über  dessen  Verfahren  eine  „Lithotomiae 
Pajolianae  expositio"  (1825)  heraus.  In  der  Zeit  der  Befreiungskriege,  von  1812 
an,  leistete  er  als  dirigirender  Oivilarzt  in  den  Militärhospitälern  den  Verwundeten 
Hilfe,  wurde  zum  chirurgischen  Demonstrator  bei  dem  klinischen  Institute  des 
Jakobs-Hospitales  ernannt,  und  übernahm  auch  die  Geschäfte  eines  gerichtlichen 
Stadtwundarztes.  Nach  einem  längerem  Aufenthalt  in  London  und  Paris  1816, 
wurde  er  1817  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  und  begann  Vorträge  über  Chirurgie  imd 
Augenheilkunde  zu  halten;  1824  wurde  er  Prof.  ord. ,  bei  welcher  Gelegenheit 
er  eine  „Diss.  de  potioribus  arteriae  aneurysmaticae  ligandae  methodis,  prae- 
missis  diwrum  aneurysmatum  felidter  sancUorum  historiin,  Acc.  IV  tabb.  aen." 
vertheidigte.  Er  widmete  überhaupt  während  seiner  langen  klinischen  Thätigkeit 
der  Unterbindung  der  grossen  Arterienstämme  seine  besondere  Aufmerksamkeit, 
unterband  in  der  Zeit  von  1834 — 37  die  Art.  anonyma,  beide  Oarotiden,  die 
Art.  subclavia,  brachte  ein  Aneurysma  der  Art.  anonyma  durch  Ligatur  der  Carotis 
zur  Heilung  u.  s.  w. ;  über  alle  diese  Ergebnisse  hat  er  in  Gelegenheitsschriften 
Bericht  erstattet.  Ausserdem  haben  diese  kleinen,  als  Programme,  oder  bei  Gelegen- 
heit von  Gedächtnissreden  verfassten  Schriften  (grössere  liegen  von  ihm  nicht  vor), 
die  unter  der  Bezeichnung  „Quaestiones  chirurgicae"  bis  zu  Pars  XXX  gehen 
und  den  gleichen  Gegenstand  oftmals  fortgesetzt  behandeln,  zum  Inhalt:  „De 
prognosi  in  morbis  chirurgicis  cautissime  sistenda"  —  „Medita^iones  de  vul- 
neribus  sdopetariis"  —  „De  idiosyncrasia  haemorrhagica^  —  „De  vitiligine 
ulceroso-serpiginosa  integumentorum  faciei  atque  colli"  etc.  Seinem  Charakter 
nach  war  K.  von  der  vollendetsten  Integrität,  Wahrhaftigkeit  und  Bescheidenheit ; 
seine  Wohlthätigkeit  gegen  alle  Nothleidende,  namentlich  gegen  arme  Studirende, 
war  rühmlich  bekannt;  er  war  bis  zu  seinem  Lebensende,  21.  August  1840,  zum 
Wohle  seiner  Kranken  rastlos  thätig. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  18,  1840,  II,  pag.  898.  —  Jo.  Ohr.  Aug. 
Claras,  CA.  Kuhlii ,  etc.  etc.  Opnscula  academica.  Praefationis  loco  praemissa  est  b. 
anctoris  memoria.  Acced.  YIII.  tabb.  Lipsiae  1842.  —  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr. 
XVI.  pag.  318.  6^^,, 

• 

Kuhn,  Jean  K.,  zu  Niederbronn  bei  Weissenburg  imElsass,  war  1802 
zu  Gunstett  (Bas-Rhin)  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  dem  er  bereits  während 
der  Invasion  1815 — 16  in  den  Militärspitälero  zu  Hagenau  zur  Hand  geben  musste. 
Er  studirte  darauf  von  1822 — 26  bei  der  medicinischen  Facultät  in  Stra^^sburg 
und  wurde  1827  bei  derselben  Doctor  mit  der  „Diss,  sur  les  propridtds  medicales 
des  colchicacies" .  Eine  Arbeit  unter  ähnlichem  Titel,  die  bei  einem  Coneurse  des 
Ath^n^e   de  m6d.  in  Paris  die    erste  ehrenvolle  Erwähnung   erhalten  hatte:    ^DiC 


1 


570  KÜHN.  —  KÜHNT. 

colchique  d'aiUomne,  considird  comme  agent  thdrapeutique^  (Revue  m6d.  fran^. 
et  Strang.,  1830),  erschien  später.  Im  Jahre  1827  ging  er  nach  Paris,  wnrde 
bei  dem  Bulletin  universel  des  sciences  des  Baron  Fäbüssac  Kedacteur  für  die 
zoologische  Abtheilung  und  nahm  gleichzeitig  an  Breschet's  anatomischen  Unter- 
suchungen Theil.  In'  Folge  dessen  erschienen  zahlreiche  naturwissenschaftliche  nnd 
biologische  Artikel  von  ihm  in  jener  Zeitschrift ;  auch  machte  er  daselbst  die 
Vorarbeiten  zu  der  folgenden  Schrift:  „Becherches  sur  lea  ac^halocystea  et  sur 
la  manih'e  dont  ces  productions  parnsües  peuvent  donner  lieu  h  des  tttbercules" 
(Strassburg  1832,  av.  pL).  Er  lieferte  femer  andere  Arbeiten,  z.B.  über  den 
Krebs,  war  Mitarbeiter  der  Clinlque  des  höpitaux,  Gaz.  de  santö  und  der  ans 
dieser  hervorgegangenen  Gaz.  m6d.  de  Paris.  1831  nahm  er  seinen  Wohnsitz  in 
Niederbronn  und  warf  sich  jetzt  mit  Eifer  auf  das  Studium  der  Hydrologie.  Seine 
Monographie:  „Descrtption  de  Niederbronn  et  de  ses  eaux  mtnSrales,  etc.^ 
(Paris  und  Strassburg  1836)  ist  eine  durch  Originalität  und  Gelehrsamkeit  ans- 
gezeichnete  Schrift;  seine  Arbeiten  über  Absorption,  Endosmose,  Exosmose  haben 
viel  Licht  über  die  physiologische  und  therapeutische  Wirkung  der  Mineralquellen 
verbreitet.  Er  war  25  Jahre  lang  Inspecteur  der  genannten  Quellen,  weit  nnd 
breit  der  gesuchteste,  liebenswürdigste  und  bescheidenste  Arzt,  eine  lebende 
Encyclopädie  in  Land-  und  Gartencultur,  Musik,  Literatur,  Politik  u.  s.  w.,  ebenso 
wie  in  der  Medicin  und  Chirurgie  erfahren,  ein  geschickter  Operateur.  Er  starb 
im  Jahre  1868. 

Gaz.  mW.  de  Paris.  1868,  pag.  401.  —   Callisen.X.  pag.  455;  XXIX,  pag.  389. 

G. 

*Kuhn,  Caspar  Hendrik  K.,  am  27.  October  1848  in  Amsterdam 
geboren,  studirte  1866 — 1875  in  seinem  Geburtsorte,  wo  er  zum  Dr.  med.  pro- 
movirte  mit  einer  als  vollständige  Monographie  gelobten  Diss. :  „  Over  de  respi- 
rotte  -  schommelingen  der  alagaderlyke  öloeds  -  drukktng^  Danach  studirte  er 
in  Berlin  und  in  Strassburg  unter  Virchow  und  von  Rbcklinghausen.  Bald 
nach  seiner  Rückkehr  (1876)  wurde  er  zum  Lector  der  gerichtlichen  Medicin  am 
Athenaeum  illustre  zu  Amsterdam  und  im  folgenden  Jahre,  als  dieses  in  eine 
Universität  umgewandelt  wurde,  zum  Professor  der  pathologischeu  Anatomie  und 
gerichtlichen  Medicin  ernannt.  Ausser  verschiedenen  Zeitschrift- Artikeln  im  „Maand- 
blad  voor  natuurwetenschappen"  schrieb  er:  „Pathologisch-anatomische  bydrage 
tot  de  kennis  der  motorische  centra  der  hersenschors"  (Nederl.  Tijdschrift  voor 
Geneeskunde,   1877).  C.  E.  Daniels. 

'^Euhn,  Abraham  K. ,  aus  Bissei*sheim  in  der  Pfalz,  am  28.  Januar 
1838  geboren,  als  Schüler  von  Politzer,  resp.  v.  Troeltsch  in  Würzburg, 
München  und  später  in  Strassburg  ausgebildet,  warde  1863  in  Würzburg,  1865 
in  Strassburg  promovirt.  Seit  1873  wirkt  er  als  Prof.  e.  o.  und  Director  der 
otiatrischen  Klinik  an  letztgenannter  Universität  und  schrieb  —  neben  der  Disser- 
tation :  ,,  Ueber  das  Lungenepühel^  (Würzburg  1863)  —  „Des  tumeurs  du  larynx*^ 
(Strassburg  1869),  eine  ^Anatomie  des  inneren  Ohres  der  Knochenfische''  (Bonn 
1878),  eine  solche  der  Amphibien  (Daselbst  1880)  und  der  Reptilien  (Daselbst 
1882).  Als  üebersetzer  trat  K.  mit  dem  „Traiti  des  maladies  de  Voreille  par 
Troeltsch''  (Paris  1870)  auf.  Wem  ich. 

*Kuhnt,  Hermann  K.,  Professor  der  Augenheilkunde  zu  Jena,  geboren 
den  14.  April  1850  zu  Senftenberg,  studirte  in  Bonn,  Berlin  und  Würzburg. 
Nach  Absolvirung  seiner  Examina  war  er  zuerst  Proseetor  am  anatomischen 
Institute  zu  Rostock  unter  Merkel.  Nach  einiger  Zeit  nahm  er  eine  Assistenten- 
steile  an  der  von  0.  Becker  geleiteten  üniversitäts  Augenklinik  in  Heidelberg  an. 
Dort  habilitirte  er  sich  1879.  1880  siedelte  er  nach  Jena  über ,  woselbst  er  im 
Jahre  1881  die  neiigegrtindete  Professur  der  Augenheilkunde  erhielt.  Folgende 
Arbeiten  von  ihm  sind  besonders  bemerkenswerth :  „Zur  Kenntniss  der  Sehnerven 
und    der  Netzhaut"    (Gkaefe*s  Archiv    für    Ophthalmologie,    XXV)    —    ^  Ueber 


KÜHNT.  —  KÜNDMANN.  571 

farbige  Lichtinduction**  (Ibid.  XXVI)  —  „Beiträge   zur  operativen  Augenheil- 
kunde^ (Jena  1883).  Horst  mann. 

*Eu}ak0W8ki,  Heinrich  K.,  geboren  1808,  immatriculirte  sich  1825 
in  Wilna,  wo  er  zuerst  Mathematik  und  Jura,  dann  Medicin  studirte,  wurde  1837 
Assistent  der  therapeutischen  Klinik,  war  gleichzeitig  als  Prosector  thätig,  promovirte 
erst  1842  mit  der  Diss. :  ^De  cheiloplastice  et  stomatopoiesi*^ ,  ging  in  demselben 
Jahre  nach  Petersburg,  wo  er  Adjunct  an  Mianowski's  Klinik  wurde  und  gleich- 
zeitig tiber  Hautkrankheiten  las.  1849  ausserordentlicher,  1852  ordentlicher  Professor 
der  Pharmakologie  geworden,  setzte  er  dabei  seine  früheren  dermatologischen  Vor- 
lesungen fort  und  richtete  die  erste  Anstalt  für  Hautkranke  in  Russland  ein. 
Nachdem  er  als  Professor  pensionirt  worden  war,  übernahm  er  die  Stellung  eines 
Oberarztes  und  Gesundheitschefs  bei  der  russischen  General-Eisenbahn-Qesellschaft 
und    ist    als  solcher  bis  heute  thätig.  ^   ^  P 

Eullberg,  Anders  Fredrik  K. ,  geboren  in  Schonen  1832,  wurde  in 
Lund  1853  Dr.  philos.  und  1861  Licentiatus  med.  Nach  verschiedenen  ärzt- 
lichen Vicariaten  in  Gothenburg  wurde  K.  zuerst  zum  Medicinalrath  und  dann 
zum  ersten  Stadtarzt  in  Gothenburg  ernannt,  woselbst  er  1882  starb.  Seine 
Schriften  sjnd:  „Chi  proatitutionen  och  de  verksammaste  medlen  tili  de  veneriska 
sjukdomajnes  hämmande ,  med  särskildt  afseende  fästadt  pä  förhällandena 
i  Stockholm^  (1872 ,  gekrönte  Preisschrift).  Er  sammelte  und  veröffentlichte 
auch:  „Författningar  angäende  medicinalväsendet  i  Sverige ,  omfattande  tiden 
1860-76*'  (2  Theile,  Stockholm  1877).  Hedenins. 

Eulmus,  Johann  Adam  K.,  zu  Danzig,  war  am  18.  März  1689  in 
Breslau  geboren,  studirte  seit  1711  an  den  Universitäten  zu  Halle,  Leipzig, 
Strassburg  und  Basel ,  promovirte  an  letzterer  1719  mit  der  „Diss,  de  harmonia 
morum  et  morborvm*' ,  Dann  machte  er  wissenschaftliche  Reisen  durch  Holland, 
kehrte  nach  Danzig  zurück  und  erhielt  hier  1725  eine  Stellung  als  Lehrer  der 
Medicin  und  Physik  am  Gymnasium  zu  Danzig.  Er  starb  am  29.  Mai  1745. 
Von  seinen  Schriften  sind  zu  nennen  die  zur  Zeit  sehr  beliebt  gewesenen :  „Ana- 
tomischen  Tabellen"*  (Danzig  1722;  1725;  1728;  Amsterdam  1733;  Leipzig 
1742;  1759;  Augsburg  1745;  1766;  Rom  1748;  Utrecht  1755;  ganz  umge- 
arbeitet und  mit  27  Kupfertafeln  versehen  von  Karl  Gottlob  Küehn,  Leipzig 
1789;  französisch  Amsterdam  1736);  ferner:  „Elementa  philosophiae  naturalis, 
observationibusy  necessariis  experimentis  et  sana  ratione  suffuUa,  cfig.**  (Gotha 
1722;  Göttingen  1727)  —  „Diss.  de  vapoAbus,  nebula  et  nubibus"  (Danzig 
1726)  —  „De  lapidibvs^  (Ibid.  1727),  an  die  sich  eine  ganze  Reihe  von  unbe- 
deutenden Dissertationen  physikalischen  und  medicinischen  Inhalts  anschliesst. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  462.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  355.  —  Nouv.  biogr.  g6n.  T.  XXVIII, 

pag.  271.  —  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVII,  pag.  364.  p    , 

^g  '• 

Eundmann,  Johann  Christian  K.,  zu  Breslau,  war  hier  am  26.  October 
1684  geboren,  studirte  Medicin  und  Mathematik  an  den  Universitäten  zu  Frank- 
furt a.  0.  und  Halle,  machte  dann  wissenschaftliche  Reisen  durch  Deutschland  uud 
Holland,  promovirte  1708  in  Halle  zum  Dr.  med.  und  Hess  sich  darauf  als  Arzt 
in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  bis  zu  seinem  am  12.  Mai  1751  erfolgten  Tode 
wissenschaftlich  wie  praktisch  in  ausgedehntem  Maasse  thätig  war.  K.  war  seiner 
wissenschaftlichen  Richtung  nach  Anhänger  Stahl's.  In  schriftstellerischer  Be- 
ziehung ist  er  erwähnenswerth  durch  seine  Mitarbeiterschaft  an  den  von  ihm  mit 
Kakold  und  BrüNSCHWitz  herausgegebenen  sogenannten  „Breslauiachen  Samm- 
lungen'*, zu  denen  er  ebeuRo,  wie  zu  den  Acta  der  k.  Leopold.  Akademie  zahl- 
lose Beiträge  geliefert  hat.  Von  selbständig  erschienenen  Schriften  sind  anzuftlbren : 
^Promytuarium,  rerum  naturalium  et  arttficialium  Vratislaviense,  praecipue 
quas    collegit,    etc**    (Breslau   1726)    —    „Numini  singulares   oder    sonderbare 


572  KUNDMANN.  —  KUNST. 

Thaler  und  Münzen''  (Ibid.  1731;  1734;  1781)  —  „Nummi  jubäaei,  oder  Juhel 
Schaustücke^  (Ibid.  1735)  —  „Bariora  naturae  et  artia  item  in  re  medica, 
oder  Seltenheiten  der  Natur  und  Kunst  des  Kundmannischen  Naturalien- 
Cabinets,   wie  auch  in  der  Arzneywissenschaft  u,  s    w."  (Breslau  und  Leipzig 

1737)  —   „Silesii  in  nummis,   oder  berühmte  Scklesier  in  Münzen''  (Breslau 

1738)  —  „Academiae  et  scholae  Oermaniae,  praecipue  ducatus  Silesiae,  cum 
bibliothecis  in  nummis,  oder  die  hohen  und  niederen  Schulen  Teutschlands'' 
(Breslau  1741).  Er  hat  das  Verdienst,  der  Medieinal-Statistik  in  Breslau  und 
in  anderen  Städten  als  einer  der  Ersten  eingehende  Aufmerksamkeit  zugewendet 
zu  haben. 

Boerner,  I,  pag.  222,  316;  il.  pag.  433,  761;  HI,  pag.  387,  718.  —  Biogr. 
in6d.  V,   pag.  464.  —  Dict.  bist.  III,   pag.  356.  pgl 

*  Kundrat,  Hans  K. ,  ist  am  6.  October  1845  in  Wien  geboren,  studirte 
daselbst  Medicin,  wurde  1868  Doctor  derselben  und  Assistent  Rokitansky's,  im 
Wintersemester  des  Schuljahres  1875/76  a.  o.,  1877  ord.  Professor  der  pathologischen 
Anatomie  in  Graz,  1882  in  Wien.  Er  bereicherte  das  Grazer  und  Wiener  patho- 
logisch-anatomische Museum  mit  zahlreichen  schönen  Prüparaten,  hatte  wesentlichen 
Antheil  an  dem  zweckmässigen  Umbau  der  pathologisch-anatomischen  Anstalt  zu 
Wien ,  schrieb  ausser  kleineren  Joumalartikeln ,  unter  denen  wir  den  Nachweis 
des  Favuspilzes  in  der  Darmschleimhaut,  die  in  den  Wiener  med.  Jahrbüchern 
erschienenen  krankhaften  Yerändernngen  der  Endothelien,  die  Neubildung  der 
Uterusschleimhaut  nach  der  Geburt  hervorheben:  „Die  Selbstverdauungsprocesse 
der  Magenschleimhaut"    (Graz  1877)    —    „Arhinencephalie,    als   typische  Art 

von  Missbildung"  (Ebenda  1882)  —  „Die  Porencepkalie^  (Ebenda  1882). 

G.  Scheuthaner. 

*  Kunkel,  Adam  Joseph  K.,  zu  Wtirzburg,  geboren  zu  Lohr  am  Main 
am  27.  November  1848,  studirte  in  München,  Würzburg,  Göttingen,  Leipzig, 
war  Schüler,  besonders  von  A.  FiCK  und  C.  Ludwig,  promovirte  1872,  war 
Privatdocent  in  Würzburg  von  1876 — 81  und  ist  Professor  e.  o.  uod  Vorstand  de« 
pharmakologischen  Institutes  daselbst  seit  1883.  Seine  Arbeiten  (physiologischen 
Inhalts)  befinden  sich  in  Pflükger's  Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie,  den  Würzburger 
Sitzungsberichten    und  Verhandlungen,    der  Zeitschrift   für   physiologische  Chemie. 

Red 

Eunrat  von  Megenberg,  wahrscheiolich  1307  zu  Megenberg  (Franken) 
geboren,  hatte  in  Erfurt  und  Paris  studirt,  wurde  später  Canonicus  in  Regens- 
burg  und  ist  daselbst  im  Jahre  1374  gestorben.  Er  ist  der  Verfasser  einer  Schrift: 
„Buch  der  Natur",  welches  als  der  erste  Versuch  einer  systematischen  Natur- 
geschichte in  deutscher  Sprache  interessant,  nicht  weniger  aber  auch  durch  einen 
reichen  Inhalt  an  Sagen,  historischen  Notizen  (die  Schrift  ist  in  den  Jahren  1349 
bis  1351,  also  zur  Zeit  des  schwarzen  Todes,  geschrieben  und  giebt  manche  An- 
deutungen über  diese  Seuche)  und  anderen  Mittheilungen  aus  jener  Zeit  wichtig 
ist.  Die  Schrift,  ihrer  Grundlage  nach  die  Uebersetzung  eines,  neuerlichst  von 
Pfeiffer  entdeckten  lateinischen  Werkes,  das  eine  Bearbeitung  des  von  Thomas 
VON  Cai^timprk  verfassten  Werkes  „De  naturis  rerum"  darstellt,  enthält  auch 
vieles  dem  Verfasser  Eigene  und  erfreute  sich,  wie  schon  die  grosse  Zahl  der 
Auflagen  beweist,  einer  sehr  grossen  Verbreitung.  Die  erste  Veröffentlichung 
erschien  1475 ,  dann  folgten  6  Auflagen  bis  zum  Jahre  1499 ;  die  neueste  An*)- 
gabe  hat  Fr.  Pfeiffer  (Stuttgart  1861)  besorgt. 

Chonlant,  Graphische  Incanabeln.  pag.  99  ff.  A.  H. 

*  Kunst ,  Albert  Henry  K. ,  Arzt  und  Director  des  W.  Va.-Hospital 
for  the  Insane  in  Weston,  geboren  am  19.  Februar  1845  in  Pruntytown,  West  Va., 
bildete  sich  zum  Mediciner  am  Starling  Med.  Coli. ,  wo  er  1867  seine  Grade 
erhielt.  Hierauf  blieb  er  zunächst  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt ,  bis  er  1868 
seine  jetzifi:e  Stellung   an  der  Irrenheilanstalt  in   Weston  erhielt.     Er  ist  Mitglied 


KUNST.  —  KUPFER.  573 

versehiedener  gelehrter  OesellBohaften  und  yeröffentlichte  n.  A. :  „The  use  of 
chloralhydrate  in  insanity**  (Med.  and  Sarg.  Reporter,  1870)  —  „On  chloral- 
hydrate,  its  use  in  orbital  neuralgia  as  an  anaesthetic  in  the  removal  of  the 
atheromatovs  iumor;  on  subcutaneous  injections  for  convulsions  in  consumption" 
(Ibid.  1871)  —  „On  sich  headache*^  (Ibid.  1872)  —  „Synopsis  of  insanity*^ 
(Transact.  of  Med.  Soc.  of  W.  Va. ,  1867)  —  „  Treatment  of  typhoid  fever" 
(gelesen  in  der  Lewis  Co.  Med.  Society,  1871)  —  „On  the  epidemic  influenza" 
(Med.  and  Snrg.  Reporter,    1873). 

Atkinson,  pag.  296.  Pagel. 

Kunze,  Gustav  K.,  zu  Leipzig,  war  daselbst  am  4.  October  179 B 
geboren,  studirte  dort  auch  von  1813  an  und  wurde  1819  Dootor  mit  der  Diss.  „De 
dysphagia,  inprimis  oesophagea  a  caussis  organids*'  (c.  2  tabb.);  im  folgenden 
Jahre  erschien  von  ihm  noch  eine  „Comment.  pathol.  de  dysphagia"  {ni.  4  tabb.). 
Er  wurde  Privatdocent ,  1822  Prof.  e.  o.  der  Medicin  und  Botanik,  Gustos  der 
GßHLER'schen  med.  Bibliothek  (bis  1848)  und  1837  Director  des  botanischen 
Gartens,  nachdem  er  1835  zum  Prof.  e.  o.  der  Botanik  ernannt  worden  war; 
1845  erhielt  er  die  ord.  Professur  derselben.  Er  setzte  fort :  Goebel's  ;,PAarma- 
ceutische  Waarenkunde"  (2  Bde.,  1830,  31)  und  gab  heraus  zusammen  mit 
G.  f.  Kuumeb:  A.  Ricbakd's  „Medicinische  Botanik  u.  «.  w,*^  (2  Thle. ,  Berlin 
1824,  26)  —  F.  Magendie's  „  Vorschriften  zur  Bereitung  und  Anwendung 
einiger  neuen  Arzneimittel"  (Leipzig  1822;  6.  Aufl.  1831)  und  übersetzte 
F.  W.  Raspail  „Naturgeschichte  des  Insects  der  Krätze^  (Ebenda  1835).  Ausser- 
dem finden  sich  Aufsätze  von  ihm  im  Pharmac.  Centralbl.,  Radius'  Cholera-Ztg., 
Pierer's  Med.  Ztg.,  Schmidt's  Jahrbb.  der  Med.  und  anderweitige  naturhistorische 
Schriften.  Seine  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  sind  hier  nicht  näher  zu 
erörtern.  Er  starb  am  30.  April  1851. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  I,  pag.  341.  —  Callisen,  X, 
pag.  464;  XXIX,  pag    394.  —  Pritzel,  pag.  17:2.  q 

*Elinze,  Karl  Ferdinand  E.,  zu  Halle  a.  d.  Saale,  ist  am  10.  April 
1826  in  Dobis  bei  Wettin  geboren,  studirte  in  Berlin  und  wurde  1852  daselbst 
Doctor.  Seit  1866  wirkt  er  als  prakt.  Arzt  und  Sanitätsrath  in  Halle.  Schriften: 
„Der  Kindermord»  Historisch  und  kritisch  dargestellt"  (Leipzig  1860)  — 
„Compendium  der  praktischen  Medicin"  (Erlangen  1863;  8.  Aufl.)  —  „Orund- 
riss  der  praktischen  Medicin"  (Leipzig  1875;  3.  Aufl.  erscheint  demnächst)  — 
„  Lehrbuch  der  praktischen  Medicin"  (2  Bde.,  Leipzig  1 870 ;  3  Aufl.)  —  „Populäre 
Heilkunde"  (Halle  1882;  2.  Aufl.  erscheint  demnächst)  —  „Halle  in  sanitärer 
Beziehung"  (im  Druck).  "R^^. 

Knpfer  (Kupffer),  Martin  Jakob  K.,  wurde  zu  Goldingen  (Kurland) 
geboren,  studirte  Medicin  in  Jena  und  Königsberg ,  wurde  daselbst  zum  Dr.  med. 
promovirt  {„Diss.  med.  elixir  proprietatis" ,  Jena  1719),  kehrte  nach  Goldingen 
zurück,  prakticirte  da«elbst  und  wurde  erschossen. 

Friedrich  Wilhelm  Kupfer,  wurde  in  Zabeln  am  2.  Februar  1762 
als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  studirte  in  Göttingen  Medicin  und  wurde  1784 
Dr.  med.  {„De  notione  et  diagnosi  febris",  4.).  Nach  seiner  Heimkehr  prakti- 
cirte er  in  Talsen. 

Ernst  August  Kupfer,  Neffe  des  Vojigen ,  wurde  in  Zabeln  am 
24.  November  1797  geboren,  studirte  Medicin  von  1816 — 20  in  Jena,  Göttingen, 
Berlin  und  Dorpat,  wurde  am  letzteren  Orte  1822  zum  Dr.  med.  promovirt  („Diss. 
de  graviditate  ovarii").    Er  war  von  1824  ab  Kreisarzt  in  Goldingen. 

Woldemar  Karl  Kupfer  wurde  zu  Friedrichstadt  in  Kurland  am 
20-  August  1803  geboren,  studirte  in  Dorpat  und  erwarb  sich  den  Doetorgrad 
1826    („De  solutione  morbosa  membranarum  intestinorum") ,    war  Kreisarzt  zu 


574  KÜPPER.  —  KÜRTZWIG. 

Tagarilzow   im  Gouv.  Tschernigow,   dann  Arzt   und  Director    der  Kinderbewahr- 
anstalt  in  Zarskqje  Selo, 

Gustav  Kupfer,  geboren  in  Kurland,  Bruder  des  Professors  Karl  K., 

in  Mflnehen,   studirte   in  Dorpat  Medicin  von  1854 — 58,    wurde  1859  Dr.  med. 

(„Diss.    de   cornu   Ammonia   structura  disquisitiones   in   cuniculis    instüutae*^, 

acc.  tab.  lith.  II) ,   war  Landarzt  in  Kurland ,   später  in  Mitau   und  starb  1870. 

L.  Stieda. 

*Kupffer,  Karl  Wilhelm  K.,  zu  München,  ist  am  14.  November  1829 
zu  Lesten  in  Kurland  geboren,  studirte  in  Dorpat,  war  namentlich  Schiller  von 
Fr.  Bidder  und  wurde  1854  Doctor.  Von  1858 — 66  war  er  Prosector  und 
Prof.  e.  0.  in  Dorpat,  von  1866 — 76  Prof.  ord.  der  Anatomie  in  Kiel,  von  1876 
bis  1880  in  Königsberg,  seit  1880  ist  er  erster  Professor  der  Anatomie  in  München. 
Schriften:  „Untersuchungen  über  die  Textur  des  Rückenmarkes  und  die  Ent- 
wicklung seiner  Formelemente**  (Leipzig  1857;  mit  Bidder)  —  „Stamm Verwandt- 
schaft zwischen  Ascidien  und  Wirbelthieren^  (Bonn  1870)  —  „Laichen  und 
Entwicklung  des  Ostsee-Herings''  (Berlin  1878),  u.  s.  w.  ^^^ 

Kurella,  Ernst  Gottfried  K. ,  Arzt  zu  Berlin  und  Rath  des  Ober- 
Collegium  medicum,  sowie  des  Ober-Collegium  sanitatis,  geboren  zu  Neideuburg  in 
Ostpreussen  am  12.  März  1725,  studirte  Medicin  in  Königsberg  in  Ostpr.  und 
promovirte  daselbst  1746  mit  der  „Diss.  de  vitüs  propagationem  hominis  impe- 
dientibus**  zum  Dr.  med.  Er  Hess  sich  später  als  Arzt  in  Berlin  nieder  und 
gelangte  hier  zu  den  oben  bezeichneten  Aerotern ,  die  er  bis  zu  seinem  am  28.  Juli 
1799  erfolgten  Tode  verwaltete.  Am  bekanntesten  ist  K.  durch  das  von  ihm 
componirte  und  seinen  Namen  führende  Brustpulver  oder  Pulv.  Liquirit.  compos. 
geworden.  Von  seinen  schriftstellerischen  Leistungen  verdienen  Erwähnung  die 
u.  d.  T. :  „lasciculus  dissertationum  ad  historiam  medicam,  speciatim  anatomes 
spectantium,  quem  ob  raritatem  non  minus  ac  utilitatem  prodire  curavit**  (Berlin 
1754)  herausgegebene  Hartmann  und  ScHüLZE*sche  Dissertationen -Sammlung, 
ferner  die  Ausgabe  von  Schaarschmidt  s  „Theoretischer  und  praktischer  Abhand- 
lung von  den  venerischen  Krankheiten"  (Ebenda  1750;  2  Aufl.  1759),  sowie  von 
Dessen  „Abhandlung  von  den  Feldkrankheiten"  (1758 — 59,  2Thle.)  u.  A.  Selbständig 
verfasste  er:  „Das  Leben  des  Menschen  philosophisch  und  medicinisch  betrachtet*' 
(Königsberg  1747)  —  „De  salivae  secretione  vera"  (Halle  1748)  —  ^^^ 
deckung  der  Maximen,  ohie  Zeitverlust  und  Mühe  ein  berühmter  und  reicher 
Arzt  zu  werden**  (Berlin  1750)  —  „Chemische  Versuche  und  Erfahrungen*' 
(Ebenda  1756)  —  „Anatomisch-chirurgisches  Lexikon,  oder  Wörterbuch,  mit 
Hei  Sterns   Vorrede**  (anonym.  Ebenda  1753). 

Mehring,  Gelehrtes  Berlin.  1795,  I,  pag.  290.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  465.  — 
Dict.  bist.  III,  pag.  357.  p    i 

Knrtzwig,  David  Georg  K. ,  wurde  in  Riga  am  4.  October  1764 
geboren,  studirte  von  1784 — 86  in  Jena,  dann  in  Erlangen.  Nachdem  er  1788 
in  Jena  zum  Dr.  med.  promovirt  worden  {„Diss.  de  morbis  palpebrarum*^ ,  4.), 
kehrte  er  in  seine  Heimath  zurück ,  erhielt  nach  bestandenem  Examen  in  Peters- 
burg 1789  das  Recht  zur  Praxis  in  Russland  und  trat  in  Staatsdienste.  K.  war 
Militärarzt  beim  Hospital  in  Riga,  dann  Stadtarzt  in  Pemau  1791 — 97^  darauf 
abermals  in  Riga  zuerst  Kreisarzt  1798,  dann  Medicinal-Inspector  des  Gouv.  Liv- 
land  1804.  Im  Jahre  1829  •  aus  dem  Dienst  entlassen,  starb  er  nach  schwerem 
Leiden  am  27.  Juni  1834.  Ein  Mann  von  reicher  Bildung  und  Lebendigkeit  des 
Geistes,  voll  Sinn  für  die  Freude  an  der  Natur,  der  Musik  und  Malerei,  verfasste 
er:  „Heilverfahren  bei  den  jetzt  herrschenden  Krankheiten  im  livländischen 
Gouvernement**  (Riga  1808)  —  „Geschichte  einer  geheilten  Halswunde  mit 
gänzlicher  Durchschneidung  der  Kehlröhre  und  Verletzung  des  Schlundes*"  — 
„Geschichte   eines  glücklich  verlaufenen  Kaiserschnittes**    (Loder's  Journal  fdr 


KÜRTZWIG.  —  KYBER.  575 

Chirurgie,  Bd.  II)  —  „Beschreibung  des  Star  loschen  Beckenmessers  mit  der 
Verbesserung**  (Mabtens'  Jahrbücher,  Bd.  I,  Leipzig  1802)  —  „Chemische  Be- 
schaffenheit des  PI ittenhof  sehen  Brunnens"  (Tbühaet's  Fauna  fttr  Deutsch- 
Russland,  1807). 

V.  Becke-Napiersky ,  II,  pag.  585.    —    Beise,  I,  pag.  352.   —   Tschisto- 
witsch,  CXCV.  —  Riga'sche  Biogr.  II,  pag.  45— 48.  L.  Stieda. 

*  Kussmaul,  Adolf  K. ,  zu  Strassburg,  ist  am  22.  Februar  1822  zu 
Graben  bei  Karlsruhe  geboren,  stadirte  in  Heidelberg,  machte  1848  als  badischer 
Militärarzt  den  Feldzug  in  Schleswig-Holstein  mit,  prakticirte  von  1850 — 53  als 
Arzt  in  Kandem ,  setzte  darauf  seine  Studien  in  Würzburg  fort,  habilitirte  sich 
1855  in  Heidelberg,  wo  er  1857  Prof.  e.  o.  wurde.  1859  übernahm  er  als  Prof. 
ord.  die  Leitung  der  medicinischen  Klinik  in  Erlangen,  1863  derselben  zu  Frei- 
burg i.  Br.,  woselbst  er  zum  badischen  Geh.  Rath  ernannt  wurde,  und  trat  1876 
in  die  gleiche  klinische  Stellung  in  Strassburg.  Ausser  zahlreichen  Aufsätzen  in  Zeit- 
schriften veröffentlichte  er:  „Die  Farbenerscheinungen  im  Orunde  des  menschlichen 
Auges"  (Heidelberg  1845)  und  zusammen  mit  Ad.  Tennbb:  „Untersuchungen 
über  Ursprung  und  Wesen  der  fallsuchtartigen  Zuckungen  bei  der  Verblutung j 
sowie  der  Fallsucht  überhaupt"  (Frankfurt  a.  M.  1857);  femer:  n^on  dem 
Mangel,  der  Verkümmerung  und  der  Verdoppelung  der  Oebärmutter^  von  der 
Nachempfängniss  und  der  Ueberwanderung  des  Eies"  (Würzburg  1859)  — 
„  Untersuchungen  über  das  Seelenleben  des  neugeborenen  Menschen,  Programm 
u,  s.  w."  (Leipzig  1859)  —  „Untersuchungen  über  den  constitutionellen  Mercu- 
rialismus  und  sein  Verhältniss  zur  constitutionellen  Syphilis"  (Würzburg  1861)  — 
;,  Ueber  die  Behandlung  der  Magenerweiterung  durch  eine  neue  Methode" 
(Freiburg  i.  Br.  1869);  er  führte  damit  die  Magenpumpe  in  die  Behandlung  der 
Magenkrankheiten  ein  —  „Zwanzig  Briefe  über  Menschenpocken-  und  Kuh- 
pockenimpfung" (Freiburg  1870)  —  „Ueber  die  fortschreitende  Bulbärparalyse 
und  ihr  Verhältniss  zur  progressiven  Muskelatrophie"  (Leipzig  1873)  —  „Die 
Störungen  der  Sprache,  Versuch  einer  Pathologie  der  Sprache"  (v.  Ziemssbn's 
Handb.  d.  PathoL,  1877;  2.  Aufl.  1881)  —  „Dr,  Benedict  Stilling.  Eine 
Gedächtnissrede"  (Strassburg  1879),  u.  s.  w. 

BrockhauB,  Gonvers.-Lexikon.  13.  Aufl.,  X,  pag.  705.  Red. 

Ewasuiewski,  Josef  Theophil  K. ,  geboren  1792  in  Staszöw,  war 
1809 — 11  Intendanturbeamter,  kam  in  letzterem  Jahre  nach  Krakau,  wo  er 
vier  Jahre  hindurch  Philosophie  und  Medicin  gtudirte,  ging  1816  nach  Wien 
und  später  nach  Landshut,  wo  er  1818  mit  der  Diss. :  „De  functione  partus" 
Doctor  wurde,  prakticirte  seit  1819  in  Krzeszowice,  sicherte  sich  dort  schnell  eine 
geachtete  Stellung,  wurde  1825  Ereisphysicus  in  Krakau  und  1835  daselbst 
Professor  der  Geburtshilfe,  Gynäkologie  und  Pädiatrie  und  starb  in  Warschau  am 
11.  December  1867.  Als  Schriftsteller  war  er  wenig  thätig  und  hat  darin  nichts 
Bedeutendes  geleistet.  K.  &  P 

Kyber,  August  Erich  K.,  wurde  im  Erlaa-Pastorat  (Livland)  geboren, 
studirte  Medicin  von  1813  ab  in  Dorpat,  Berlin  und  Göttingen  und  wurde  in 
Dorpat  1820  zum  Dr.  med.  promovirt  („Diss,  inaug,  med,  meletemata  quaedam 
de  inßammatione").  In  demselben  Jahre  begleitete  er  den  Baron  Wrangel  auf 
der  berühmten  Expedition  in  das  nordöstliche  Asien  und  kehrte  erst  im  Sommer 
1824  zurück  (Reise  des  k.  russ.  Flotte-Lieutenants  Frd.  v.  Wrangel  längs 
der  Nordküste  von  Sibirien  und  auf  dem  Eismeere  in  den  Jahren  1820 — 24, 
2  Thle.,  Berlin  1839).  Von  1825—27  begleitete  er  abermals  den  Baron  Wrangel, 
unter  Admiral  Lazarew,  auf  einer  Reise  lun  die  Welt.  Nachdem  K.  eine  Zeit 
lang  in  Petersburg  und  Kronstadt  gewesen,  war  er  zuletzt  Generalstabsarzt  der 
Flotte  des  Schwarzen  Meeres  und  starb  in  Nicola jew  am  29.  März  1855.  Auszüge 
aus  seinen  Briefen   und  Tagebüchern    sind  veröflfentlicht  im  Ostseeprovinzen-Blatt, 


576  KYBEB. 

1823  und  1824,  im  SibirischeD  Boten  (rassisch),   1823  und  1824,  sowie  in  der 
Med.  Zeitung  Russlands. 

V.  Becke-Napiersky,  II,  pag.  587.  —  Heise,  I,  pag.  352.  L.  Stieda. 

*Eyber,  Eduard  K. ,  zu  Nicolajew  (Süd -  Russland) ,  ist  zu  Zttriebtlud 
bei  Theodosia  in  der  Krim  am  27.  Oetober  1845  geboren,  studirte  in  Dorpat, 
wo  er  1871  mit  der  Diss. :  „Untersuchungen  über  die  amyloide  Degeneration'^ 
Doctor  wurde.  Seit  1872  ist  er  Arzt  der  kaiserl.  russischen  Marine  (gegenwärtig 
Chefarzt  der  2.  Flotten-Equipage  des  Schwarzen  Meeres)  in  Nicolajew.  Literarische 
Arbeiten :  „  Weitere  Lntersicchungen  über  die  amyloide  Degeneration*^  (Vibchow's 
Archiv,  Bd.  LXXXI)  —  ;,  Untersuchungen  über  den  lymphatischen  Apparat  in 
der  Milz^  (M.  Schültze's  Archiv,  Bd.  VI  und  VIII)  —  „Eine  Untersuchung 
über  das  universelle  diffuse  congenitale  Keratom  der  menschlichen  Haut'^ 
(Wiener  med.  Jahrbb. ,  1880).  Ferner  in  der  Beilage  zur  Russischen  Marine- 
Zeitung  „Morskoy  Sbomik"  (Bd.  XIX  und  XX)  über  den  Tod  im  Wasser,  über 
die  Wiederbelebung  im  Wasser  Verunglückter  und  einige  kleinere  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie.  ^^^ 


L. 


*Laaclie,  Soeren  Bloch  L.,  zu  Christiania,  geboren  in  Fet  bei  Christiania 
am  31.  Januar  1854,  wurde  1877  als  Arzt  approbirt,  war  1881 — 83  Assistent 
am  pathologischen  Institut,  dann  Reservearzt  einer  med.  Abtheilung  des  Reichs- 
hospitals, ist  seit  1884  Secretär  der  Norweg.  med.  Gesellschaft  und  Redacteur  des 
„Norsk  Magazin  for  Laegevidenskaben^,  in  welchem  er  (3.  R.  X,  1880,  XI,  XIV, 
XV)  schrieb:  „Lunaekonkrement  med  eiendommelige  kliniske  aymptomer*'  — 
„Chn  TaelUng  af  Blodlegemer"  —  „Anthracosis pulmonum  og  dens  foelger"  — 
„Kliniske  MeddeUlser  fra  Bigskospitalets  medicinske  Äfdeling  A"  (I — IV)  — 
„£k  Tilfaelde  af  Tumor  cerebri  med  epikritiske  Bemaerkninger^  (Tidskr.  f.  prakt. 
Med.,  1882)  —  „Molluscum  contagiosum  giganteum"  (Nord.  Medic.  Arkiv,  1882). 
Ausserdem  hat  er  publicirt:  „Die  Anämie"  (üniversitätsprogramm ,  1883)  — 
„Urinanalyse  f OH'  Laeger"  (Christiania  1883;  deutsche  üebers.  1885;  franz., 
ital.  üebers.)  —  „Die  Bedeutung  der  neueren  Untersuchungen  der  Blutkörpereken 
in   Bezug  auf  die  anämischen  und  leukämischen  Krankheitsförmen"  (Vortrag 

auf  dem  Eopenhagener  Congresse  1884;    in   Deutsch,  med.  Wochenschr.,  1884). 

Kiaer. 

Labarraque,  Antoine-Germain  L. ,  Chemiker;  geboren  zu  Oloron 
am  29.  Mai  1777,  gestorben  in  der  Umgegend  von  Paris  am  9.  December  1850, 
ist  wegen  seiner  hygienischen  Arbeiten  hier  anzuführen.  Für  einen  1820  aus- 
gesetzten Preis ,  die  Darmsaitenfabrication  in  hygienischer  Beziehung  zu  verbessern, 
wurde  er  auf  die  Anwendung  der  Eau  de  Javelle  geführt.  Er  erhielt  1823  von 
der  Aoad.  des  sc.  einen  MONTHTON-Preis,  wurde  Mitglied  des  Conseil  de  salubrit^  und 
der  Aead.  de  m^d.  Seine  Chlorüre  und  Chloride  des  Eiilks  und  des  Natrons  kamen 
iu  täglichen  Gebrauch,  auch  zur  Desinfection  von  Canälen,  Markthallen,  Sehlacht- 
häosem,  Anatomiesälen,  wurden  femer  angewendet  in  Hospitälern ,  Geifängnissen, 
aaf  Schiffen ,  in  Ställen ,  beim  Begraben ,  Einbalsamiren,  bei  epidemischen  Krank- 
heiten u.  s.  w.  Von  seinen  Schriften  führen  wir  nur  an:  „De  Vemploi  des 
chlorures  d^oxyde  de  sodium  et  de  chaux**  (Paris  1825)  —  „Mani&e  de  se 
servir  du  chlorüre  d'oxyde  de  sodium,  soit  pour  panier  les  plaies  de  mau- 
vaise  nature,  soit  comme  moyen  d'assainissement  ...  et  de  disinfection  etc." 
(1825,  4.)  u.  s.  w. 

Nouvelle  biogr.  gfen6r.  XXVIII,  pag.  323.  G. 

Labat  ,Pierre-Auguste-L6onL.,  französischer  A  rzt  und  Reisender, 
war  1803  zu  Agde  (H6rault)  geboren,  wurde  1824  in  Montpellier  Doctor,  besass 
eine    unbezähmbare  Reiselust  und  bereiste  nacheinander  beide  Amerika,  das  fran- 

Biogr.  Lexikon.  III.  37 


678  LABAT.  —  LABORIE. 

zöBische  Afrika,  Tunis,  Tripolis,  GriechenlaDd ,  die  Türkei,  Palästina,  Aegypten, 
wo  er  Leibchirnrg  des  Vicekönigs  von  Aegypten  wurde;  er  war  auch  Oberarzt 
des  Hospitals  Abu-Zabel  in  Cairo  seit  1824,  später  Arzt  der  Armee  von  Kamka 
und  Lehrer  der  Chirurgie  der  ägyptischen  Zöglinge.  Er  verfasste  in  wenigen 
Jahren  eine  Reihe  von  Schriften:  „Essai  histortque  de  la  lithotrüte"  (Paris 
1833)  —  „ConsidSrattons  pratiques  sur  la  Chlorose,  vulgatrement  appd4e 
päles  Couleurs^  (1833)  —  „De  la  cyanose  ou  des  affections  diverses,  dans 
lesquelles  la  peau  prdsente  une  coloration  bleue**  (1833)  —  „Histoire  mSd,- 
chir.  de  la  maladie  produite  par  la  ckique,  insecte  parasite  tr^-commun 
dans  les  contrSes  mMdionales  de  VAmirique**  (1833)  —  „De  Vinfluence  du 
rigime  alimentaire  dans  les  pays  chauds,  et  de  la  sohriitd  des  Arabes  du 
dSsert^  (1833)  —  „Des  bons  effets  d'un  atmosphhre  froide  dans  le  traitemenJt 
de  la  ßhvre  jaune^  (1833)  —  „De  la  rhinoplastie  .  .  .  au  moyen  d*un  lambeau 
de  peau  empruntd  h  dijfirentes  parties  du  corps.  Dddzd  au  vice-roi  d'ßgypUj 
et  suivi  d'un  essai  d'autoplastie  g4n4rale,  art  de  r^ddier  h  un  grand  nombre 
de  difformitSs  par  le  greffement  d'un  lambeau  cutanA^  (Ibid.  1834,  av.  8  pl.)  — 
„De  la  rhinoplastie,  etc,"  (Annales  de  la  mM.  physiol.,  1835)  —  „De  Cirri- 
tabilitd  des  plantes,  de  Vanalogie  quelle  prdsente  avec  la  sensibilitS  organique 
des  animaux;  etc.**  (Paris  1834,  av.  1  pl.)  —  „Tratte  de  la  pupille  arti- 
ficielle,  etc.**  (1834)  —  „De  la  fissure  h  Vanus  et  de  sa  eure  radicale  par 
le  moyen  du  sphinctSrotome,  etc.**  (1834);  zusammen  mit  F.  J.  V.  Bboussais 
gab  er  heraus:  „Parallele  du  choldra-morbtis  sporadique  et  du  cholSra-morbus 
asiatique**  (1834;  italienisch  Mailand  1840)  —  „De  Vhöpital  Abou-Zabel  et  de 
son  Organisation  mddicale  etc.**  (1834)  —  „Nouveau  mode  de  prehension  des 
pierres  vdsicales ,  au  moyen  des  instruments  lithotrüeurs  ä  percussion  et  h 
presston**  (1834)  —  ^^ Application  des  principes  de  la  mddecine  physiologique  au 
traitement  des  affections  syphüitiques  en  Egypte**  (1834)  —  „Extirpation  d^une 
tumeur  squirrheuse  .  .  .  occupant  tout  le  cdtd  gauche  du  cou  .  .  .  qui  a  nScessit^ 
la  ligature  de  Vartkre  carotide,  de  la  veine  jugulaire  interne  et  de  la  8e  paire 
de  nerfs,  profondiment  altdr^s  par  la  maladie*'  (1834),  eine  erfolgreiche  Operation. 
Er  war  vom  Jahre  1834  an  auch  Mitredacteur  der  Annales  de  la  m6d.  physioL, 
in  welchen  er  viele  Aufsätze  lieferte.  Kaum  1^/g  Jahre  in  Frankreich  zurück, 
wurde  er  von  Neuem  durch  das  Reisefieber  ergriffen,  bereiste  den  Norden  von 
Europa,  besuchte  Deutschland,  Dänemark,  Russland,  Circassien  und  von  da,  auf 
Andringen  des  persischen  Gesandten,  auch  Persien.  In  Teheran  befreite  er  den 
Schah  von  einer  seit  zehn  Jahren  bestehenden  Krankheit  und  erhielt  von  Dem- 
selben Ftirstenrang  unter  dem  Namen  Mirza-Labat-Ehan.  Er  gab  (1839) 
auch  ein  Reisewerk  heraus  und  starb  1847  zu  Nizza. 

Sachaile,  pag.  388.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXVIII,  pag.  336.  —  Callisen, 
XXIX,  pag.  399.  —  Qu6rard,  La  litt6rature  franQaise.  IV,  pag.  484.  g 

Laborie,  J.-B.-P.  L.,  zu  Montpellier,  war  daselbst  1797  geboren,  wurde 
dort  nach  1820  Doctor  mit  der  „Diss.  sur  le  tdtanos  traumatique**  und  begann 
alsbald  Vorlesungen  über  Physiologie,  die  er  bis  zu  seinem  bereits  am  23.  November 
1823  erfolgten  Tode  fortführte.  Er  übersetzte  aus  dem  Spanischen  A.  Piqukr, 
„Les  pronostics  d'Hip poerate  .  .  .  augmentS,  d'une  notice  biograp/nque*" 
(Paris  1822)  und  schrieb :  „ Eclair cissements  analytiques  sur  la  doctrine  physto- 
logique  de  Barthez**  (NouveUes  annales  oliniques  de  la  Soc.  de  mM.  prat.  de 
Montpellier  1822). 

Nonvelle  biogr.  g6n6r.  XXVIII,  pag.  392.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  403.  G. 

Laborie,  Jean-Edouard  L.,  zu  Paris,  war  daselbst  am  4.  September 
1813  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  studirte  von  1830  an,  wurde  Doctor  1839, 
befreundete  sich  mit  Jobert  (de  Lamballe),  der,  in  Schrift  und  Sprache  wenig 
gewandt,  ihm  die  Redaction  einiger  seiner  Abhandlungen  und  die  Publication  ver- 
schiedener Beobachtungen  aus  seiner  Klinik  in  der  Gaz.  des  höpit.  und  den  Annales 


LABORIE.  —  LACAüCHIE.  579 

de  la  chirargie  übertrug.  Angeregt  durch  eine  von  Jobbrt  unbeabsichtigte,  mit 
sehr  günstigem  Erfolge  ausgeführte  neue  Art  von  partieller  Fuss-Amputation  (Fort- 
nähme  aller  Ossa  metatarsi  und  der  drei  Ossa  cuneiformia)  legte  L.  1843  der 
Akademie  der  Medicin  eine  Denkschrift:  „Quelques  considdrationa  aur  la  valeur 
relative  des  amputations  partielles  du  pied"  vor.  In  demselben  Jahre  zum  Chef 
de  clinique  von  Paul  Dubois  ernannt,  widmete  er  sich  jetzt  der  Geburtshilfe  und 
veröffentlichte  mehrere  dahin  gehörige  Abhandlungen  in  den  Annales  de  la  Chirurgie 
(1844,  1845):  „La  persistance  de  la  vie  et  m&me  des  cris  aprhs  la  cSphalo- 
tripsie**  —  „Hydro-rachis  lombo-sacr^;  nouveau  procddd  opSratoire  tnis  en 
pratique  par  M,  Dubois  ,,  .  Valeur  relative  des  divers  procSdSs  op4ratoirs^ 
und  in  der  6az.  möd.:  „Ddbridement  du  col  de  Vutdrus  dans  le  casy  oü  V^at 
de  contraction  de  cet  organe  dement  un  obstacle  h  Vaccouchement.*^  Nachdem 
er  1846  die  Leitung  des  geburtshilflichen  Theiles  der  „Union  mödicale^  über- 
nommen hatte,  publicirte  er  darin  mehrere  einschlägige  Beobachtungen,  darunter 
die  bedeutendste:  „Dans  quelles  circonstances,  en  faisant  abstraction  des  vices 
de  conformation  du  bassin,  est-il  indiquS  de  provoquer  raccouckement  quelle 
que  sait  du  reste  Vdpoque  de  la  grossesse?^  Von  1848  an  wendete  sich  L. 
wieder  mehr  der  Chirurgie  zu  und  las  in  der  Soc.  de  chir.  1852 ,  veranlasst 
durch  einen  zweifelhaften  Fall  von  Extrauterinschwangerschaft ,  bei  dem  indessen 
später  eine  normale  Entbindung  erfolgte,  eine  die  Gastrotomie  empfehlende  Ab- 
handlung: „Des  indications  pratiques  h  suivre  dans  le  cas  de  grossesse  extra- 
uterine abdominale  ayant  dipass^  le  7e  mois ,  avec  persistance  de  la  vie  de 
Venfant, "  Er  leistete,  in  der  Folge  viermal  zum  Secrtär  und  zum  Vicepräsidenten 
and  Präsidenten  (1861)  der  Soc.  de  chir.  ernannt,  dankbar  von  derselben  aner- 
kannte Dienste.  In  der  Akademie  der  Medicin  las  er  in  derselben  Zeit  die  Ab- 
handlungen :  „  Histoire  des  thrombus  de  la  vulve  et  du  vagin,  spScialement  aprhs 
V accouchement**  —  „Du  röle  des  symphyses  pendant  P accouchement" .  1857 
wurde  er  zum  Chefarzt  des  neu  errichteten  Reconvalescenten-Hospitals  in  Vincennes 
ernannt,  das  er  bis  zu  seinem  Tode  zu  einer  Mnsteranstalt  zu  machen  verstand 
und  das  ihm  eine  reiche  Quelle  der  Forschung  wurde,  von  der  er  zahlreiche 
Proben  in  der  Soc.  de  chir.  vorbrachte,  beispielsweise  über  die  Vorzüge  der  tiefen 
Unterschenkel-Amputation  mit  einem  langen  hinteren  Lappen  u.  s.  w.  Eine  weitere 
Verwerthung  seiner  Beobachtungen  wurde  durch  seinen  frühen  Tod,  am  6.  Januar 
1868,  abgeschnitten. 

U.  Tr6lat  in  Union  m6dicale.  3.  S6rie,  IX,  pag.  81,  93  und  Gajc,  des  höpitaux. 
1870,  pag.  21.  G.      ' 

*Laboulböne,  Jean -Joseph -Alexandre  L.,  zu  Paris,  ist  am  23.  August 

1825    zu  Agen  (Lot-et-Garonne)   geboren,    wurde   1854    in  Paris  Doctor'mit  der 

These:   „Sur  le  naevus  en  gdnSral  et  sur  une  modification  particuli^re  et  non 

dScrite,  etc",    1860  Agreg6   mit   der  These:    „Des  nevralgies  viscerales,"     Als 

M^decin  des  höpitaux    war  er  nacheinander  im  Hötel-Dieu,    Höp.  Necker  und  in 

der  Charit6  thätig,  las  über  pathologische  Anatomie  bei  der  Facultät,  wurde  1873 

Mitglied  der  Acad.  de  m6d.  und  1879  zum  Professor  der  Geschichte  der  Medicin 

bei  der  Facultät  ernannt.    Von  seinen  Schriften  sind  noch  anzuführen :   ^  Reckerches 

cliniques   et  anatomiques   sur    les   affections  pseudo-membraneuses  etc."  (1861, 

av.  ])1.)  —  nDes  corps  Strangers  fixes  dans  le  larynx,  et  de  leur  extraction" 

(1872)  —  „Nouveaux  ^Uments  d'anatomie  pathologique"  (1878,  av.  figg.).    Er 

hat    auch    entomologische    Schriften    publicirt,    darunter    eine  Fauna  der  Insecten 

Frankreichs  (1856). 

Vapereau,  II,  pag.  1051.  —  Glaeser,  pag.  380.  —  Lorenz,  III,  pag.  93; 
VI,  pag.  55.  Red. 

Lacaucbie,  Adolphe-Euclide  L.,  geboren  zu  Paris  am  28.  Februar 
1806,  Anfangs  Student,  dann  Docent  an  der  Thierarzneischule  zu  Alf  ort,  widmete 
8ich  später  dem  militärärztlichen  Berufe,  wurde  Aide-major  in  Metz,  bewarb  sich 

37* 


680  LACAUCHIE.  —  LACHAPELLE. 

einige  Male  nm  die  Mitgliedschaft  der  med.  Facultät,  resp.  den  chirorgisehen 
Lehrstuhl  zu  Strasshurg  mit  den  Coneursthesen :  „Apprdciations  des  mdthodes  de 
trattement  dana  les  retentions  d'urine"  (Strasshurg  1834)  —  »Des  secoura  que 
la  Chirurgie  emprunte  aux  sciences  accessoires"  (Ehenda  1836)  und:  „Diagnostic 
des  calculs  vSsicaux,  appr^ciation  des  diverses  mdthodes  relatives  h  Fop^ration 
de  la  taille^  (Ehenda  1839),  wurde  1839  der  Facultät  zu  Strasshurg  aggregirt, 
darauf  Professor  am  Höpital  d'instruetion  in  Metz  und  Demonstrator  der  Anatomie 
am  Val-de-Gräce.  Von  1849 — 51  hegleitete  er  als  Chefwundarzt  die  Armee  auf 
ihren  römischen  Expeditionen,  nahm,  nach  Frankreich  zurückgekehrt,  seine  frühere 
Stellung  wieder  auf  und  starh  1853.  L.  ist  hemerkenswerth  als  Wiederentdeeker 
der  Hydrotomie,  d.  h.  einer  hesonderen  Injectionsmethode  am  Cadaver,  hei  der 
Wässer  unter  möglichst  hohem  Druck  in  die  Blutgefässe  injieirt  wird.  Mit  Hilfe 
dieser  Methode  entdeckte  er  u.  A.  eine  Drüse  in  der  Zungenschleimhaut  und  die 
Existenz  von  Muskelfasern  an  Stellen ,  wo  sie  bisher  nur  vermuthet  waren.  Die 
hezüglichen  Forschungen  finden  sich  in:  „Müdes  hydrotomiques  et  micrographiques*' 
(Paris  1844).  Ausserdem  ist  erwähnenswerth  die  Schrift  üher  die  Krankheiten 
der  Armee  in  Algier:  „Rdfiexions  sur  les  maladies  de  rannte  d^occup<Uion 
d^Älger  et  sp^cialement  sur  leurs  causes"  (Rec.  de  m6m.  de  m6d.  milit.  1833, 
1.  S6rie,  XXXV). 

Bechambre,  2.  S^rie,  J,  pag.  17.  Pgl. 

Lacaze,  Louis  de  L. ,  gehören  zu  Lemheye  (im  B6am),  studirte  in 
Montpellier  und  promovirte  daselbst  1724.  1730  Hess  er  sich  in  Paris  nieder, 
wo  er  bald  darauf  Leibarzt  Ludwig's  XV.  wurde  und  1765  stai*b.  de  L.  war 
ein  Verwandter  und  Freund  BordEü's  und  ein  eifriger  Anhänger  seines  „Vitalis- 
mus". Im  Zwerchfell  und  den  Gehirnhäuten,  sowie  überhaupt  in  den  zellgewebigen 
Gebilden,  denen  Bobdeu  „Tonus"  zuschrieb ,  fand  de  L.  den  Hauptsitz  der  Lebens- 
thätigkeit  und  im  Samen  nahm  er  noch  von  Adam  her  das  Urbild  des  Menschen 
an.  Als  seine  Hauptschriften  sind  anzuführen:  „Specimen  novi  medicinae  con- 
spectus"  (Paris  1749;  1751)  —  y^Insiitutiones  medicae  ex  novo  medicinae 
conspectu"  (Ibid.  1755)  —  „Id^  de  V komme  physique  et  moral,  pour  servir 
d'introduction  h  un  traitd  de  medecine**  (Ibid.   1755). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  467.  —  Dict.  bist.  HI,  pag.  369.  PgL 

Lachaise,  Claude  L.,  zu  Paris,  1797  zu  Mäcon  (Saöne-et-Loire)  geboren, 

war    1813,  15    Militärchirurg    unter  dem    ersten   Kaiserreiche,    wurde    1820    in 

Paris  Doctor  und  verfasste:    „Topographie  midicaU  de  Paris,  etc."  (1822)  — 

„Eygihne  physiologique  de  lafemme  etc.**  (1825)  —  „Pr^cis  physiologique  sur 

les  courbures  de  la  colonne  vert^brale,  ou  expoad  .  .  .  de  privenir  et  de  corriger 

les  difformitSs  de  la  taille  .  -  .  ,  sans  le  secours  des  lits  mecaniques  ä  extension*^ 

(1827;    deutsch  von  F.  J.  Siebenhaar,   Leipzig  1829)  —    „Nouvelles  preuves 

du  danger  des  lits  micaniques,  etc."  (1828);  femer  gab  er  unter  dem  Anagramm 

Sachaile  heraus:     „^^  mSdecins   de  Paris  jug^   sur   leurs   oeuvres"  (1845), 

Als   Schüler   von   Esquirol   verfasste   er  für    das  Dict.  de  mM.    von  Fabrb  die 

Artikel:  „Epilepsie",  „Hysterie",  „Hypocondrie" ,  „Nivralgie"  u.  s.  w. ;  femer 

Artikel  für  die  Biographie  des  mödecins  c61öbres,    Revue  mM. ,    Gaz.  des  hdpit.y 

Arch.  g6n6r.  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  390.  —  Nonvelle  biogr.  g6n6r.  XX VIII,  pag.  495.  —  Callisen, 
X,  pag.  481;  XXIX,  pag.  404.  G. 

Lachapelle,  Marie-Louise  L.,  geb.  Duges,  berühmte  französische 
Hebeamme,  geboren  am  1.  Januar  1769  zu  Paris,  gestorben  ebendaselbst  am 
4.  October  1822.  Ihr  Vater,  Louis  Dugös,  war  Officier  de  santö,  ihre  Mutter 
geschworene  Uebeamme  am  Chatelet  und  seit  1775  Ober-Hebeamme  am  Hdtel- 
Dieu.  Im  Jahre  1792  verehelichte  sie  sich  mit  dem  am  Höpital  Saint-Loois 
bediensteten  Chirurgen  Lachapelle,    der  aber   nach   2jähriger  kinderloser  Ehe 


LACHAPELLK  —  LACHOWICZ.  581 

starb.  Da  sie  sich  schon  von  früher  Jugend  an,  unter  Leitung  ihrer  Mutter, 
mit  der  praktischen  Oeburtshilfe  beschäftigt  hatte,  so  gab  sie  sich,  Wittwe 
geworden,  ganz  diesem  Fache  hin  und  wurde  schon  1795  zur  Gehilfin  und  Stell- 
Vertreterin  ihrer  Mutter  ernannt.  Der  schlechte  Zustand,  in  dem  sich  die  im  Hdtel- 
Dien  untergebrachte  Entbindungsanstalt  befand,  veranlasste  die  damalige  französische 
Regierung,  zwei  selbständige,  vom  Hdtel-Dieu  getrennte  Institute  zu  errichten, 
eines  für  die  Findlinge  und  eines  für  die  Gebärenden,  zugleich  als  Lehranstalt 
fär  die  Hebeammen  bestimmt.  An  letzterem,  welches  im  Jahre  1797  als  „Hospice 
de  la  maternitö^  eröffnet  wurde  (späterhin  führte  es  den  Namen  ,,Maison  d'accou- 
chement"),  wurde  die  L.  als  Ober-Hebeamme  und  Leiterin  des  praktischen  Unter- 
richtes angestellt.  Baudelocqüe  hatte  die  Oberaufsicht  über  das  gesammte  Institut 
und  hielt  die  theoretischen  Vorlesungen,  während  der  L.  der  innere  Dienst  und 
die  praktische  Ausbildung  der  Schülerinnen  oblag.  Sie  zeichnete  sich  nicht  nur 
durch  eine  grosse  Geschicklichkeit  im  Operiren  aus,  sondern  war  auch  eine  gute 
Beobachterin,  die  das  grosse  Material,  welches  ihr  zu  Gebote  stand,  möglichst 
praktisch  zu  verwerthen  verstand.  Da  ihr  begreiflicher  Weise  die  allgemeine 
wissenschaftliche  Bildung  fehlte,  so  konnte  sie  ihre  Aufmerksamkeit  nur  der  opera- 
tiven Seite  des  Faches  und  den  mechanischen  Vorgängen  bei  der  Geburt  zuwenden. 
Nach  dieser  Richtung  hin  leistete  sie  denn  in  der  That  ganz  Vorzügliches.  An- 
empfehlenswerth  sind  ihre  Rathschläge,  die  sie  über  die  Behandlung  der  Gesichts-, 
Fuss-,  Knie-,  Steiss-  und  Querlagen  giebt  und  ebenso  erweist  sie  sich  als  eine 
erfahrene  und  geschickte  Operateurin.  Sie  notirte  mit  der  grössten  Genauigkeit 
alle  ihr  vorgekommenen  Fälle,  und  diese  Notizen  bildeten  die  Grundlage  ihrer 
Memoiren,  welche  nach  ihrem  Tode  ihr  Neffe,  Dr.  Antoine  Duges  (geboren  1800, 
gestorben  1838,  früher  Prosector  an  der  med.  Facnltät  zu  Paris,  von  1824  an 
Professor  der  Geburtshilfe  in  Montpellier)  in  3  Bänden  herausgab:  „Pratique 
des  accouchemens,  ou  mimoirea  et  observations  chxnsies  sur  les  pointa  les  plus 
importans  de  Vart  par  M,  Lachapelle  ...  puhliSs  par  Ant.  Dughs^ 
(T.  I,  Paris  1821;  T.  II,  III  nach  dem  Tode  der  L.  erschienen  1825;  deutsche 
Üebers.  des  I.  Bandes,  Weimar  1825). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  469.  —  Fr.  C.  Naegelö,  „üeber  der  Frau  L.  Pratique  des 

accouchemens **.  Heidelberger  Jahrbb.  der  Lit.  1823.  Heft  5.  —  v.  Siebold's  Geschichte  der 

Geburtsh.,  II,  pag.  727.  ^,    .       ..    ,  ^ 

'  *^  ^  Kleinwachter. 

Lacharrlere,  Joseph  de  L.,  französischer  Chirurg,  der  aus  Annecy  in 
Savoyen  gebürtig  war  und  um  die  Mitte  des  17.  und  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts 
lebte,  ist  Verfasser  eines  seiner  Zeit  beliebten,  jetzt  nur  noch  historischen  Werth 
besitzenden  Lehrbuchs  der  chirurgischen  Operationen,  betitelt:  „Traite  des 
opSrations  de  la  Chirurgie  y  dans  lequel  on  explique  mdcantquement  les  causes 
des  maladtes  etc.''  (Paris  1690;  1693;  Lyon  1699;  Paris  1706;  1716;  1721; 
1727),  sowie  einer:  „Anatomie  de  la  tete  de  Vhomme  et  de  ses  ddpendances'' 
(Paris  1703). 

Biogr.  med.  III,  pag.  224.  —  Dict.  hist.  III,   pag.  371.  Pgl. 

Lachendorph,  Jens  Rahn  L.,  Provinzialarzt  in  Ohristianstad ,  geboren 
am  3.  December  1795  in  Ribe  (Dänemark),  studirte  Anfangs  in  Kopenhagen,  machte 
dort  1823  sein  erstes  Examen,  vollendete  aber  seine  medicinischen  Studien  in 
Upsala,  promovirte  1824,  wurde  1830  Bataillonsarzt,  1834  stellvertretender  Bezirks- 
arzt in  Ohristianstad  und  starb  1846.  L.  hat  einige  kleinere  Schriften  über 
Cholera  (1834)  und  Pocken  (1838)  veröffentlicht  und  ebenso  „Nägra  betraktelser 
öjver  döden**  (1839)  geschrieben.  q   gielt 

Laohowicz,  Ludwig  L.,  geboren  am  21.  Mai  1811  in  Wilna,  studirte 
seit  1830  in  seiner  Vaterstadt  Medicin  ,  wurde  1837  Militärarzt,  dann  Primarius 
im  Wilnaer  Militärhospital  und  Director  des  jüdischen  Krankenhauses.  1852  über- 
nahm   er   die    Direction    des   städtischen   Krankenhauses    in  Wilna,    wurde  1870 


582  LACHOWICZ.  --  LAENNEC. 

Yice-Inepector  des  Medicinalwesens  im  GouvernemeDt  Wilna  und  1872  consul- 
tirendes  Mitglied  des  Medicinal-Conseils  im  Ministerium  des  Innern.  Er  starb  am 
23.  Mai  1880.  Sein  an  60.000  Silbermbel  betragendes  Vermögen  vermachte  er 
für  öffentliche  Zwecke,  1000  Rubel  von  den  Zinsen  bestimmte  er  zu  Stipendien 
für  Studirende  der  Medicin  polnischer  Nationalität,  den  Rest  der  Einkünfte  Qber- 
wies  er  dem  Wilnaer  Wohlthätigkeitsvereine.  Er  war  in  ganz  Lithauen  als 
geschickter  und  gltlcklicher  Operateur  bekannt  und  geschätzt;  er  war  es,  der 
daselbst  am  10.  März  1847  sich  zuerst  der  Narcose  beim  Operiren  bediente. 
Seine  zahlreichen  casuistischen  Mittheilungen  finden  sich  in  den  Beilagen  zu  den 
Protokollen  der  Wilnaer  ärztlichen  Gesellschaft.  K  &  P. 

Lachowicz,  Anton  L.,  1831  zu  Tarnöw  in  Galizien  geboren,  studirte  in 
Erakau  Medicin  und  wurde  1855  daselbst  promovirt,  war  2  Jahre  hindorcb 
Prosector  und  gleichzeitig  Primarius  am  Militärhospital  in  Krakau.  Nachdem  er 
1857  in  Kiew  das  russische  Staatsexamen  bestanden  hatte,  Hess  er  sich  in  Berdyczöw 
als  praktischer  Arzt  nieder;  eine  ihm  1859  angetragene  Professur  in  Warschau 
lehnte  er  ab.  1878  kam  er  nach  Warschau,  verliess  es  aber  bald  und  siedelte 
nach  Lemberg  über;  er  starb  in  Jaworowo  am  20.  März  1882.  Sein  ganzes, 
über  300.000  Mark  betragendes  Vermögen  vermachte  er  ftlr  öffentliche  Zwecke. 
Seine  Arbeiten  finden  sich  alle  im  Krakauer  Przeglqd  lekarski.  b-    «,  t» 

*Laehr,  Heinrich  L.,  Geh.  Sanitätsrath,  Director  des  Asyles  Schweizerhof, 
Station  Zehlendorf  bei  Berlin,  ist  geboren  am  10.  März  1820  zu  Sagan  in  Schlesien^ 
studirte  in  Berlin  und  Halle,  war  Assistent  an  der  chirurgischen  Klinik  von  Blasius 
in  Halle,  wurde  in  Halle  1843  promovirt,  trat  1848  als  Assistent  in  die  Provinzial- 
Irrenanstalt  bei  Halle  unter  Da^erow,  war  von  1850  an  2.  Arzt  dieser  Anstalt 
ist  seit  1853  Begründer  und  Vorstand  des  Privatasyles  Schweizerhof  für  weibliche 
Nerven-  und  Gemüthskranke.  Schriften  :  ;,  Ueber  Irrsein  und  Irrenanstalten,  Für 
Aerzte  und  Laien,  Nebst  einer  Ueber  sieht  über  Deutschlands  Irrenwesen  und 
Irrenanstalten,  erläutert  durch  eine  colorirte  Karte*'  (Halle  1852)  —  „Joseph 
Guislain's  klinische  Vorträge  über  Geisteskrankheiten.  Nebst  6  TaffJ^ 
(Berlin  1854)  —  „Zusammenstellung  der  Irrenanstalten  Deutschlands  im  Jahre 
1861.  Mit  61  Holzschnitten*'  (Ebenda  1862)  —  „Die  Heil-  und  Fßegeanstalten 
für  Psychisch' Kranke  in  Deutschiandy  der  Schweiz  und  den  benachbarten 
deutschen  Ländern*'  (Ebenda  1875)  —  n^syl  Schweizerhof.  Privat- Heilanstalt 
für  Psychisch' Kranke  weiblichen  Geschlechtes.  Nach  26jähriger  Wirksamkeit, 
Mit  21  Taff,**  (Ebenda  1878,  4.)  —  „Die  Heil-  und  Pßegeanstalten  für 
Psychisch-Kranke  des  deutschen  Sprachgebietes.  Mit  geogr,  Karte**  (1882)  — 
„Gedenktage  der  Psychiatrie  aller  Länder*'  (1885).  Er  ist  Ohef-Redactenr  der 
„Allgemeine  Zeitschrift  für  Psychiatrie  und  psychisch- gerichtliche  Medicin*' 
seit  1858,  worin  eine  grössere  Zahl  Mittheilungen  von  ihm  niedergelegt  sind,  war 
Referent  über  die  Psychiatrie  in  Canstatt^s  Jahresberichten,  ist  Mitbegründer 
und  Vorstandsmitglied  des  „Vereins  der  deutschen  Irrenärzte ^^  seit  1860  und  Mit- 
begründer und  Vorsitzender  des  psychiatrischen  Vereines  in  Berlin  seit  1867. 
Als  ärztlicher  Experte  war  er  mitbetheiligt  bei  dem  Bau  der  öffentlichen  Irren- 
anstalten zu  Lengerich  i.  W. ,  Berlin ,  Eberswalde ,  Owinsk ,  Grafenberg ,  Bonn, 
Düren,  Andernach,  Merzig,  der  Idiotenanstalt  zu  Schwerin,  des  Wilhelmsstiftea 
und  der  Anstalt  für  Epileptische  in  Potsdam.  ^^^ 

Laennec,  Guillaume-Fran^oisL.,  zu  Nantes ,  war  am  1 1.  November 
1748  zu  Quimper  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  1773  in  Montpellier  Doctor, 
brachte  zwei  Jahre  in  England  zu,  kehrte  nach  Quimper  zurück,  erhielt  1775 
den  Titel  Conseiller-medecin  ordinaire  du  roi  und  wurde  1779  nach  Brest  als 
M^decin  auxiliaire  der  Marine  berufen.  Um  sich  aber  in  Nantes  niederlassen  zu 
können,  musste  er  bei  der  dortigen  kleinen  Universität  nicht  nur  eine  (ausgezeichnete) 
These:    „Tentamen  medicO'forense  sistens  quaestionem  a  facultate  Nannetensi 


LAENNEC.  583 

prapositam :  utrum  in  jure,  citra  erroris  pertculum,  medictnae  legalis  auctori- 
tati  ßdes  adhtbendaf*'  (Nantes  1782)  vertheidigen ,  sondern  gegen  jene  anch 
noch  vor  dem  Parlament  einen  Process  führen  and  schliesslich  eine  zweite  These : 
„Posttiones  ex  omnibus  medictnae  partilms  collectaneae  etc.**  (1786)  vertheidigen, 
worauf  allerdings  die  Universität  ihn  1787  zu  ihrem  Procureurg6n6ral  und  im 
folgenden  Jahre  sogar  zum  Rector  wählte.  Während  der  Revolutionszeit,  von  1789 
an,  war  er  einige  Jahre  lang  Mitglied  der  Municipalität  von  Nantes ,  verliess  aber 
1792  die  Politik  und  wurde  Chefarzt  des  dortigen  H6tel-Dleu,  in  welcher  Stellung 
er  bis  an  sein  Lebensende  verblieb.  Er  war  einer  der  ersten  Professoren  der 
daselbst  1808  errichteten  medicinischen  Secundärschule,  hielt  bei  dieser  Gelegenheit 
die  Einweihungsrede  und  übernahm  die  innere  Klinik  und  Materia  medica.  1815 
erstattete  er  einen:  „Gompte-rendu  des  cours  d'instrucU'on  mSdicale  et  du  Service 
de  »antd  h  VHdtel-Dieu  de  Nantes",  der  sehr  eingehend  ist  und  u.  A.  auch 
die  Errichtung  einer  vollständigen  med.  Facultät  in  Nantes  verlangte.  Nach  dem 
Sturze  N  a  p  0 1  e  0  n's  wurde  er ,  als  kaiserlich  gesinnt,  seiner  Lehrstelle  enthoben, 
blieb  aber  bis  zu  seinem  Tode,  am  8.  Februar  1822,  der  gesuchteste  Arzt  in 
Nantes,  war  ausserdem  Mitglied  der  ärztlichen  Jury  des  Dep.  Loirerlnfferieure  und 
einer  der  Gründer  der  Soc.  acad^mique  desselben  Döpartements. 

Leyot,  II,  pag.  85.  O. 

Laennee,  Ren^-Thöophile-Hyacinthe  L.,  der  berühmte  Begründer 
der  Auscultationslehre,  war  im  bretagnischen  Städteben  Quimper  am  17.  Februar 
1781  geboren,  studirte  zu  Nantes  unter  der  Leitung  seines  Oheims  (s.  den 
Vorigen)  und  war  später  eine  Zeit  lang  als  Assistent  an  einem  Militärhospital, 
sowie  als  Feldarzt  in  dem  von  der  Regierung  gegen  den  aufrührerischen  Bezirk 
Morbihan  geführten  Kriege  thätig.  1799  bezog  er  die  £cole  de  mödecine  zu  Paris 
und  promovirte  1804  mit  der  These:  „Propositions  sur  la  doctrine  midicale 
dHippocraie^  relativement  ä  la  m^decine  p)attque",  die  schon  L.*s  umfassende 
wissenschaftliche  Bildung  und  seinen  auf  die  allgemeinsten  Verhältnisse  der  Krank- 
heiten gerichteten  Blick  erkennen  lässt.  Nach  beendigter  Studienzeit  veranstal- 
tete er  Vorlesungen  über  pathologische  Anatomie,  erhielt  1806  eine  Stelle 
als  Arzt  am  Hop.  Beaujon  und  veröffentlichte  in  dieser  Stellung  eine  Reihe 
höchst  wichtiger  Arbeiten  über  pathologisch  -  anatomische  Gegenstände ,  so :  über 
Peritonitis ,  Aneurysmen ,  Tuberkel ,  Entozoen  etc. ;  ferner  mit  Leroux  ,  Bayle 
und  FiZEAU  den  bedeutenden  Aufsatz:  „Constitution  mSdicale,  observie  ä  Paris 
pendant  les  six  premiers  mois  de  VannSe  1807"  (Joum.  de  möd.,  chir.  et  pharm., 
T.  XIV)  und  später  selbständig:  „Constitution  de  Vannie  1813"  (Ibid.  1813). 
1816  wurde  L.  Arzt  am  Hdp.  Necker,  1822  trat  er  an  Halle's  Stelle  als  Lehrer 
bei  dem  College  de  France  ein,  1823  erhielt  er  die  Professur  der  medicinischen 
Klinik  an  der  med.  Facultät  und  wurde  Titularmitglied  der  Acadömie  royale  de 
m^decine.  In  Folge  seiner  angegriffenen  Gesundheit  war  er  genöthigt,  seine 
Lehrthätigkeit  wiederholentlich  und  lange  zu  unterbrechen.  Nachdem  schon  1820 
die  ersten  Zeichen  der  Tuberculose  bei  ihm  aufgetreten  waren,  unterlag  er  dieser 
Kränkelt  am  13.  August  1826  während  eines  Aufenthaltes  zu  Kerlouanec  bei 
Douamenez  in  der  Bretagne.  —  Wie  bekannt,  verdankt  L.  seinen  Hauptruhm 
der  von  ihm  herrührenden  Erfindung  des  Stethoskops,  durch  die  es  ihm  möglich 
wurde,  an  Herz-  und  Lungenkranken  eine  Reihe  von  Beobachtungen  zu  machen, 
die  er  in  seinem  unsterblichen  Werk:  „De  V auscultation  midiate  ou  Trait4  du 
diagnostic  des  maladies  des  poumons  et  du  coeur,  fondS  principalement  sur  ce 
nouveau  moyen  d'exploration"  (2  voll.,  Paris  1819;  1826;  1831,  par  Meriadec 
Laennec;  1837,  3  voll.,  parAxDRAL;  1808:  deutsch  Weimar  1822;  1823  und 
von  Meissner  u.  d.  T. :  „Die  Krankheiten  der  Lunge  und  des  Herzens",  Leipzig 
1832)  zuerst  veröffentlichte,  nachdem  er  schon  1815  die  ersten  Versuche  mit  dem 
Stethoskop  in  der  Societe  de  Tßcole  demonstrirt  hatte.  Neben  Auenbrugger,  dem 
Entdecker  der  Percussion,  hat  L.  dadurch  das  ausserordentliche  Verdienst  um  die 


584  LAENNEC.  —  LAPAYE. 

med.  Wissenschaft,    den    Grund   zu    der  ezaoten    physikalischen  Diagnostik    der 

Krankheiten  der  Brustorgane  gelegt  und  so  die  Fortschritte   der  neueren  Medicin 

auf  diesem  Gebiete  angebahnt  zu  haben.  Seit  15.  August  1868  befindet  sich  ein 
Denkmal  L.'s  in  seinem  Geburtsort. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  471.  —  Arch.  g6n6r.  de  in6d.  Paris,  II,  pag.  51—68,  —  Dict.  hi«t 
III,  pag.  371.  —  Pariset,  II,  pag.  240  bis  275.  —   Dechambre,  2.  S6rie,  I,  ptg.  120. 

Pagel. 

Laeskowskl,  Nicolas,  geboren  den  12.  April  1816  zu  Marienburg  in 
Preussen,  erlernte  in  Moskau  die  Apothekerkunst  praktisch  und  trat  dann  1836 
als  Student  in  die  med.  Facultät  der  Universität  zu  Moskau.  Nach  Absolvirung 
der  medicinischen  Curse  als  Arzt  erster  Abtheilung  entlassen,  wurde  er  in*s  Aus- 
land geschickt,  um  sich  in  Berliu,  Giessen,  Paris  speciell  mit  Chemie  zu  beschäftigen ; 
in  Giessen  arbeitete  er  unter  Liebig.  Im  Sommer  1843  kehrte  er  nach  Moskau 
zurück  und  wurde  als  ^.gelehrter  Apotheker^'  an  der  Universität  angestellt  mit 
der  Verpfiichtung  Pharmakognosie  und  Pharmacie  zu  lesen.  Nach  Yertheidigung 
einer  Diss.  „De  cholerae  epidemicae  nonnullia  causis  atmosphaericis^  wurde  L. 
1849  zum  Dr.  med.  promovirt.  L.  hat  eine  Reihe  chemischer  Arbeiten  veröffent- 
licht in  Libbig's  Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie,  im  Pharmac.  Centralblatt, 
im  Annuaire  de  chimie.    Er  starb  zu  Moskau  am  28.  April  1871. 

Biogr.  Lexikon  der  Professoren  der  Moskauer  Universität,  Bd.  I,    pag.  375^  —  429. 
^  L.  Stieda. 

Laet,  Gaspar  L. ,  war  zu  Looz  bei  Lüttich  zu  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts geboren,  studirte  auf  letztgenannter  Universität  und  wurde  daselbst  1512 
Doctor.  Er  blieb  dort  bis  1 540,  wo  er  nach  Antwerpen  ttbersiedelte  und  sich  haupt- 
sächlich mit  Astrologie  beschäftigte.  Von  Einigen  wird  angenommen,  dass  er  die 
letzte  Zeit  seines  Lebens  in  Frankreich  zugebracht  habe,  weil  in  Ronen  1551  ein 
angeblich  von  ihm  verfasstes  Prognosticon  für  jenes  Jahr  erschien ;  es  ist  dasselbe 
jedoch  wahrscheinlich  nur  die  Reproduction  desselben,  von  L.  in  Antwerpen  publi- 
cirten  Jahrbuches,  wie  sich  aus  dem  wahrscheinlich  einzig  nur  noch  vorhandenen 
Exemplar  eines  „Älmanach  ou  Journal  pour  Van  de  nostre  Seigneur  1595, 
calcidd  par  Mr,  Gaspar  Laet,  fila  de  feu  Gaspar  La  et,  docteur  en 
mSdecine  de  la  tr^  renommSe  ville  d^Anvers^  (1595)  hervorzugehen  scheint. 
Gaspar  L. ,  der  Vater,  starb  1552.  Man  kennt  von  den  beiden  Gaspar  Laet 
nur  jenes  Prognosticon,  welches  die  Tage  angiebt ,  an  denen  man  Aderlassen  oder 
Medicin  nehmen  soll.  van  den  Cor  put. 

Laet,  Jean  L. ,  Sohn  des  jüngeren  Gaspar  L.,  geboren  zu  Antwerpen 
zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts,  liess  sich,  nachdem  er  in  Löwen  seine  Studien 
und  lange  Reisen,  namentlich  in  Amerika,  gemacht,  in  seiner  Vaterstadt  nieder  und 
publicirte  eine  grosse  Zahl  von  Werken,  die  sich  mit  Naturgeschichte  beschäftigen, 
darunter:  „Novus  orhis ,  sive ,  descripttoms  Indiae  occidentalis  libri  XVIII^ 
novis  tabulis  geographicis  et  varns  animantium,  plantarum,  fructuum  tconibus 
illiLstrati"  (Leyden  1633,  Fol.;  französisch  Ebenda  1640,  Fol.)  —  „De  gemmts 
et  lapidibus  libri  duo,  etc."  (Ibid.  1647)  —  „In  Georgit  Marggravii 
historiam  verum  naturalium  octavo  libro  comprekensarum ,  Brasiliae  anno- 
tationes  etc."  (Ibid.).  Er  starb  1649.  ^^^  ^^^  Corput. 

Lafaye,  George  de  L.,  französischer  Wund-  und  Augenarzt  des  vorigen 
Jahrhunderts,  geboren  zu  Paris  und  daselbst  in  hohem  Alter  am  17.  August  1781 
verstorben,  war  Mitglied  der  Acadömie  de  Chirurgie  und  veröffentlichte  in  deren 
Mömoires  eine  Reihe  werthvoller  Abhandlungen  über  Hasenscharte,  Exarticulation 
des  Oberarms ,  für  die  er  den  le  DRAN'schen  Schnitt  modificirte,  Lappenamputation, 
Cataract  etc.  Sein  Hauptwerk  ist  betitelt:  „Principes  de  Chirurgie"  (Paris  1739; 
1744;  1747;  1757;  1761;  11.  Ausgabe  von  MOüTON,  Ibid.  1811).  Ausserdem 
veranstaltete  L.  eine  Ausgabe  von  DiONis'  „Cours  d'op^ations  de  Chirurgie  etc.*^ 

Biogr.  m6d.  III,  pag.  121.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  373.  Pgl. 


LAFLIZB.  —  LAFORGUE.  585 

Laflize,  Dominique  L.,  geboren  zu  Nancy  1736,  praktioirte  in  seiner 
Vaterstadt  und  war  hier  folgeweise  Präsident  des  College  de  Chirurgie,  dirigirender 
Wundarzt  der  Charit^,  Professor  der  chirurgischen  Pathologie  und  Operationslehre, 
sowie  Mitglied  der  Municipalit6.  Auch  war  L. ,  der  am  23.  Januar  1793  starb, 
Mitglied  der  Pariser  Acadömie  royale  de  Chirurgie.  Von  seinen  Schriften  sind 
anzufahren  eine  französische  üebersetzung  der  Abhandlung  von  Plrnk  über  Syphilis- 
behandlung mit  Quecksilber  (Nancy  1768),  femer:  ^Dtss.  phyalologica  ststens 
ramm  'placentae  aupra  caput  adhaesionem^  (Ebenda  1769)  —  „Quelle  est,  dana 
le  traüemefU  des  mcUadtes  chtrurgicales ,  Vinfluence  des  choses  nomTodes  non 
naturelles  f**  (preisgekrOnt  von  der  Pariser  Acad.  de  chir.,  1775)  —  „Escposüion 
des  rlgUs  dUtitiques  relatives  aux  alimens,  dans  les  maladies  ckirurgicales*^ 
(ebenfalls  preisgekrönt  von  derselben  Academie,   1779). 

Dict.  hist.  III,  pag.  374.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  I,  pag.  122.  —  Nouv.  biogr. 
g6n6r.  XXVIII.  pag.  751.  P  g  1. 

Lafontaine,  Leopold  L.,  1756  in  Schwaben  geboren,  studirte  in  Strass- 
burg,  kam  1772  nach  Wien,  wurde  Militärarzt  und  kam  im  folgenden  Jahre  als 
solcher  nach  Tamöw  in  Oalizien.  Nachdem  er  seinen  Abschied  genommen,  siedelte 
er  nach  Erakau  über,  wo  er  bald  zu  einer  bedeutenden  chirurgischen  Praxis 
gelangte.  In  dieser  Zeit  befasste  er  sich  auch  mit  der  Hebung  und  Neueinrichtung 
des  Bades  Erzeszowice  bei  Krakau,  über  welches  er  1789  eine  ausführliche  Schrift 
in  polnischer  Sprache  erscheinen  liess.  1787  wurde  er  Chirurg  und  Leibarzt  des 
Königs  Stanislaus  August  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  1795.  1807  ver- 
traute ihm  der  Fürst  Joseph  Poniatowski  die  Einrichtung  des  Sanitätsdienstes 
in  der  polnischen  Armee  an  und  ernannte  ihn  zum  General-Protochirurg  derselben, 
1812  wurde  er  während  des  russischen  Feldzuges  gefangen  genommen  und  starb 
zu  Mohilew  am  12.  December  dieses  Jahres.  1801  und  1802  gab  er  in  Warschau 
eine  Monatsschrift:  „Dziennik  zdrowia"  heraus,  in  welcher  er  seine  medicinischen 
Arbeiten  veröffentlichte;  deutsch  gab  er  heraus:  „Ghtrurgisch-medicinische  Ab- 
handlungen verschiedenen  Inhalts  Polen  betreffend'^  (Breslau  und  Leipzig  1792), 
daraus  wurde  die  Abhandlung  über  den  Weichselzopf  von  A.  J.  L.  JoüRDAN  in's 
Französische  übertragen  (Paris  1808).  Von  seinen  handschriftlich  hinterlassenen 
Arbeiten  gab  J.  R.  Ltchtenstaedt  einen  Theil  heraus  u.  d.  T. :  „  Hinterlassene 
vermischte  medicinische  Schrißen  etc.^  (Breslau  1824).  K.  &  P. 

Laforest  (La  Forest),  d  e  L.,  französischer  Wundarzt  des  vorigen  Jahr- 
hunderts, lebte  zu  Paris  und  ist  erwähnenswerth  als  Autor  einer  besonderen 
Operationsmethode  der  Thränenfistel.  Die  bezügliche  Schrift  ist  veröffentlicht  in 
den  Mömoires  de  T Academie  de  Chirurgie,  deren  Mitglied  L.  war,  (T.  II)  u.  d.  T. : 
yjNouvelle  mdthode  de  traiter  les  maladies  du  sac  lacrymal,  nommies  cummund- 
ment  fistules  lacrymales^. 

Hall  er,  Bibliothec.  chirurg.  11,  pag.  383.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  473-       Pgi. 

Laforgue,  Louis  L.,  berühmter  Zahnarzt  zu  Paris,  Mitglied  des  College 

de  Chirurgie,  Zahnarzt  der  Armen  des  Seine-D6part.,  verfasste  folgende  Schriften: 

y, Effets  des  nerfs  et  du  fluide  des  nerfs"  (Paris  1788)  —  „Diss.  sur  Vart  de 

conserver  les  dents^  (1788;  2.  6d.  1790)    —    „Dix-sept   articles  relatifs  aux 

maladies  des  denis;  etc."  (An  VIII,  1800;  nouv.  6d.  u.  d.  T. :    „Thdorie  mise 

en  pratique  pour  le  traitement  des  dents,  etc."  1802)    —  „Vart   du  dentiste, 

au  manuel  des  Operations  de  Chirurgie   qui  se  pratiquent   sur  les  dents,  etc." 

(An  X,    1802;    av.  16  pL;    2  voll.     1806;    nouv.  6d.    u.  d.  T.:     „Th^rie   et 

pratique  de  Vart  du  dentiste  etc."  (1810,  av.  20  pl. ;  deutsch  von  J.  E.  Abonsson, 

Berlin  1803;  desgl.  von  C.  F.  Angermann,  2  Thle.,  Leipzig  1803)  —  „De  la 

sSmSiologie  buccale,  ou  exposS  des  signes  qu^on  trouve  h  la  bouche,  etc."  (1806; 

1810;  1814  u.  d.  T. :  „Simdiologie  buccale  et  buccomancie" —  „Diss,  sur  la 

premih'e  dentition"  (1809)  u.  s.  w. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  473.  —  Callisen,  X,  pag.  501;  XXIX,  pag.  410.  G. 


586  LAFOSSE.  —  LAGNEAü. 

Lafosse,  Jean  L. ,  geboren  am  13.  November  1742  in  Montpellier, 
studirte  und  promovirte  daselbst  1764  und  besehäftigte  sich  noch  nach  beendigter 
Stadienzeit  viel  mit  Anatomie,  Physiologie  nnd  Arzneimittellehre.  1768  wurde  er 
Mitglied  der  Soci6t6  royale  des  sciences  seiner  Vaterstadt,  in  deren  Mömoires  er 
Abhandlungen  über  Verknöcherung  des  Sohwertfortsatzes  ^  ttber  Contrecoup,  Aber 
Anastomosen  der  Blutgefässe  u.  A.  m.  verö£fentlichte.  Aufsehen  erregte  L.  durch 
seine  abfällige  Kritik  der  gerichtsärztlichen  Outachten,  welche  in  der  Affaire  eines 
gewissen  C  a  1  a  s ,  eines  wegen  angeblicher  Erwürgung  seines  Sohnes  in  Folge  der 
Aussagen  der  Gerichtsärzte  zum  Tode  verurtheilten  und  trotz  lebhafter  Betheuerung 
seiner  Unschuld  hingerichteten  protestantischen  Greises ,  erstattet  waren.  L.  wies 
den  betreffenden  Gerichtsärzten  schwere  Fehler  nach  und  erklärte  Ca  las'  Hin- 
richtung für  einen  Justizmord.  Diese  Angelegenheit,  welche  L.  übrigens  auch  die 
Freundschaft  V  o  1 1  a  i  r  e's  erwarb,  wurde  für  ihn  eine  Anregung  zu  eingehenderen 
gerichtlich  -  medicinischen  Studien,  als  deren  Product  er  ein  Handbuch  dieser 
Disciplin  plante,  dessen  Vollendung  aber  durch  seinen  am  22.  Januar  1775  erfolgten 
Tod  verhindert  wurde.  Fragmente  dieses  Werkes  finden  sich  in  dem  Supplement 
zur  Encyclopödie  des  sciences  mödicales. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  475.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  375.  —  Dechambre,2.  S6rie, 
I.  pag.  122.  p^j 

La  Framboisiöre,  s.  Feamboisiere,  Bd.  II,  pag.  422. 

Lagberg,  Johan  Olof  L.,  Begrtlnder  der  Hydrotherapie  in  Schweden, 
war  geboren  am  19.  November  1789,  studirte  in  Upsala  und  Lund,  promovirte 
hier  1822,  wurde  1823  Vorstand  der  St.  Ragnhilds  Quelle  in  SöderkOping  und 
zugleich  1827  Stadtarzt;  er  starb  am  14.  August  1856.  In  der  Wasserheilanstalt 
bei  Söderköping  führte  L.  seit  1841  die  PBiESSNiTz'sche  Heilmethode  ein  und 
wirkte  mit  gutem  Erfolge  als  praktischer  Hydropath.  Durch  mehrere  Schriften  bat 
er  zugleich  die  Eenntniss  der  Wasserheilmethode  in  Schweden  befördert.  Unter 
denselben  ist  zu  erwä)inen:  „Handbok  i  Hydrotherapie*'  (1,  2,  Söderköping 
1853;  2.  Aufl.   1854—55).  0   Hjelt. 

Lagerträd,  Johan  Abraham  L. ,  geboren  in  Grefle  1817  und  in 
Upsala  1848  promovirt,  Districtsarzt  in  Gestrikland  1849,  Vorsteher  einer  Wasser- 
heilanstalt in  Sundswall  1854,  gestorben  1864.  Schriften:  „Wattenbehandlingen 
vid  Sundavalls  kuranstalt  och  desa  resultater  ären  1856 — 57**  (Sundsvall  1858)  — 
Ueberset  Zungen  populärer  medicinischer  Schriften  von  H.  Stbüdel  und  John 
FORfiES  —  „Sundsvalh  vattenkuranstalt  ären  1854  och  1856*'  (Hygiea,  XVIII). 

Wistrand,  Bruzelins,  Edling,  pag.  413.  Hedenins. 

Lagneau,  Louis-Vivant  L. ,  ausgezeichneter  Syphilidolog  in  Paris, 
geboren  am  8.  November  1781  in  Chälon-sur-Saöne ,  studirte  seit  1798  in  Paris, 
wurde  hier  1803  Dr.  med;,  war  während  der  Napoleonischen  Feldzflge  Chimrgien- 
major  bei  der  kaiserl.  Garde,  quittirte  nach  der  Schlacht  von  Waterloo  den  miÜtftr- 
ärztlichen  Dienst  und  widmete  sich  seitdem  der  Praxis  in  Paris,  insbesondere  der 
Behandlung  syphilitischer  Krankheiten.  1823  wurde  er  zum  Mitgliede  der  Akademie 
(in  der  Section  für  operative  Medicin)  ernannt.  In  den  letzten  Lebensjahren  hatte 
er  sich  ganz  von  der  Praxis  zurückgezogen  und  starb  im  Januar  1868.  Seinen 
Hauptruhm  verdankt  er  der  Schrift:  „ExpoaS  des  symptomes  de  la  maladie 
vSnSrienne ,  des  diverses  m4thodes  de  traitement  qui  lui  sont  applicables, 
et  des  modifications  qu'on  dot't  leur  faire  subir*' ,  eine  Erweiterung  seiner 
Dissertation  „Sur  le  traitement  de  la  maladie  vSnSrienne*'  (erlebte  suocessive 
vermehrt  von  1808 — 26  6  Auflagen,  die  letzte  in  2  voll.).  Ausserdem  lieferte  L. 
zum  Dict.  des  scienc.  mödic.  viele  Artikel  über  syphilitische  Krankheiten  nnd 
Militärchirurgie. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  480.  —  Gaz.  hebd.  1867,  pag.  52.  —  Dechambre,  2.  Ser., 
I.  pag.  124.  —  Callisen,  X,  pag.  607;  XXIX,  pag.  412.  Pgl. 


LAGOMABSINO.  ~  LALLBMAND.  587 

Lagomarsino  (Lacdmarcinus),  Oiacomo  L.,  zu  Oenua,  wo  er  um  1484 
Mitglied  des  Colleginm  medicum  war,  während  über  seine  weiteren  Lebensverhält- 
nisse nichts  Näheres  bekannt  ist,  ist  einer  der  ersten  Schriftsteller  über  die  Syphilis 
und  Zeitgenosse  des  Gian  de  Vigo.  Seine  Abhandlung  „De  morbo  gallico*' 
erschien  1505.  AusfQhrlich  werden  darin  die  zur  Behandlung  benutzten  Mercurial- 
Einreibungen  beschrieben.  Er  starb  1521. 

Pescetto,  pag.  65.  G. 

^Laguna  (Lacuna),  Andres  a  L.,  als  Sohn  eines  Arztes  1490  in 
Segovia  in  Alt-Castilieu  geboren,  studirte  in  Salamanca,  Paris,  Alcala  de  Henares 
und  Toledo,  promovirte  an  letzterer  Universität  und  trat  bald  darauf  als  Leibarzt 
in  den  Dienst  Kaiser  KarTs  V.  1540  verweilte  er  in  Metz,  wo  er  während  einer 
dort  herrschenden  Pestepidemie  eine  aufopfernde  Thätigkeit  entfaltete.  Später 
ging  er  nach  Italien,  befreundete  sich  mit  Realdo  Oolombo  in  Padua,  wurde  der 
med.  Facultät  zu  Bologna  aggregirt  und  in  Rom  zum  Comes  palatinus  und  päpst- 
lichen Archiater  ernannt.  Darauf  reiste  L.  Itber  Deutschland  und  Belgien  nach 
Holland,  nahm  seinen  Aufenthalt  eine  Zeit  lang  in  Antwerpen  und  kehrte  zuletzt 
nach  Spanien  zurück,  wo  er  zu  Anfang  des  Jahres  1560  starb.  —  L.,  auch  als 
Philosoph  und  Staatsmann  bekannt,  hat  sich  besonders  verdient  gemacht  durch 
Veranstaltung  eines  grossen  Auszuges  aus  Galen's  Werken,  der  u.  d.'T. :  „Epttome 
operum  Galeni  etc."  (Basel  1551;  Lyon  1653;  Basel  1571;  Strassburg  1604) 
erschien ;  femer  durch  seine  Schrift  über  Hamröhrenstricturen  und  deren  Behand- 
lung mit  Bougies,  betitelt:  „Mefhodus  cognoscendi  exstirpandique  excrescentes 
in  collo  vesicae  carunculas"  (Rom  1551;  Alcala  1555;  Lissabon  1560),  sowie 
durch   eine   gute  Pestschrift:   „Compendium    curationis    et    praecautionis  morbi 

passim  .  .  .  grasaantis ,   hoc  est febria  pestilentialis"    (Strassburg  1542; 

spanisch  u.  d.  T. :  „Discurso  breve  sohre  la  cura  y  preservacion  de  la  pesti- 
lencia",  Salamanca  1566,  8.).  Erwähnenswerth  ist  noch  die  Schrift:  „De  arti- 
culari  morbo  ct/mmentarius  etc."  (Rom  1551;  ital.  Ebenda  1580). 

Biogr.  med.  V,  pag.  481.  —  Nouv.  biogr.  g6n.  XXVIII,  pag.  813.  Pgl. 

Lagaslo,  s.  Hasenoehrl,  Bd.  III,  pag.  76. 

LaHemand,  Claude-Fran^oisL.,  zu  Montpellier,  berühmter  Arzt  und 
Chirurg,  war  am  26.  Januar  1790  zu  Metz  geboren,  wurde  Eleve  des  dortigen 
Militär-Hospitals,  ging  als  Militärarzt  nach  Spanien,  widmete  sich,  als  er  später, 
1810,  von  dort  zurückkehrte,  jetzt  mit  Eifer  in  Paris  dem  med.  Studium,  wurde 
Dupüytren's  Prosector  und  Interne,  benutzte  die  ihm  bei  den  Autopsien  gegebene 
Gelegenheit  zu  physiologischen  und  pathologischen  Studien  über  das  Gehirn,  wurde 
1819  mit  einer  ausgezeichneten  Diss. :  „Proposütons  de  pathologie ,  tendant  ä 
^lairer plusieurs  points  de  pliyaiologie"  (4.,  av.  1  pl. ;  2.  6dit.  u.  d.  T.:  „Oöser- 
vationa  pathologiquea  proprea  h  iclairer  etc."y  1825,  av.  1  pl.)  Doctor  uud  gab 
darauf,  nachdem  er  in  demselben  Jahre  in  Folge  eines  besonderen  Glückszufalles 
zum  Professor  der  chirurgischen  Klinik  in  Montpellier  und  zum  Chef  -  Chirurgen 
des  dortigen  Civil-  und  Militär- Hospitals  Saint-£loi,  neben  Delfech,  ernannt 
worden  war,  während  einer  Reihe  von  Jahren,  nach  dem  Vorbilde  von  Morgagni 
Id  Form  von  Briefen,  seine  werthvollen  „Recherchea  anatomico'pathologiquea  aur 
VencSphale  et  aea  d^pendancea"  (Lettre  1. — 9  ,  3  voll,  Paris  1820 — 34;  3  belgische 
Nachdrücke,  Brüssel  1837;  deutsche  Uebers.  von  Karl  Weese,  2  Thle.,  Leipzig 
1825)  heraus.  Er  beschäftigte  sich  übeihaupt  zunächst,  neben  dem  Unterricht  in 
der  Chirurgie  und  der  Praxis,  mit  pathologisch-anatomischen  Untersuchungea  und 
den  durch  dieselben  für  die  Pathologie  zu  gewinnenden  Aufklärungen.  Es  gehören 
dahin  mehrere  Aufsätze,  wie:  „De  Vinfluence  de  Vinflammation  aigue  aur  la 
coheaton  de  toua  lea  tiaaua"  (Ann.  cliniques  de  la  Soc.  de  m6d.  de  Montp.  1822)  — 
„8ur  le  ramolliaaement  dea  tiaaua  organiquea  conaiderd  comme  effet  de  Vin- 
ßammatton"  (Joum.  univ.  des  sc.  m6d.,  1822).     Kurze  Zeit  danach  (1823)  wurde 


588  LALLEMAND. 

er,  in  Folge  einer  dericalen  Intrigue,  seines  Amtes  entsetzt,  musste  zeitweise  Mont- 
pellier verlassen,  wnrde  aber  nach  10  Monaten  wieder  durch  den  Conseil  royal 
de  Tinstruction  publique  in  Paris  rehabilitirt.  Eine  1824  von  ihm  herausgegebene 
Schrift  bezieht  sich  auf  diese  Suspension.  Ausser  verschiedenen  Aufsätzen  im  Joum. 
univ.  des  sc.  m6d.  (1822),  den  Archives  gönör.  (1824)  über  die  Goldpräparate, 
den  widernatürlichen  After,  Congestionsabscesse ,  einen  Fall  von  Amputation  des 
Unterkiefers,  künstliche  PupillenbildDug,  Gesichtsplastik  u.  s.  w.  erschienen  seine: 
„Observattona  sur  les  maladiei  des  organes  gSnito-urinaires*'  (2  Thle. ,  Paria 
und  Montpellier  1825,  27;  deutsche  (Jebcrs.  von  A.  W.  Pestel,  2  Thle.,  Leipzig 
1825,  28);  ferner:  „RSflexions  sur  le  traüement  des  ßstules  v^co-vaginales, 
nouveau  moyen  etc."  (Arch.  g6n6r.,  1825),  eine  der  ersten  Untersuchungen  üh& 
die  Heilung  dieser  Zustände  —  „Remarques  sur  Vinflammation  ckrontque  du 
col  de  la  vessie  et  Vincontinence  d'urine  chez  les  enfants"  (Ibid.  1827)  — 
„Obs.  sur  une  tumeur  an4vrysmale  ayant  son  sidge  dans  les  arthres  du 
tibia  etc."  (Rupert,  d'anat.  et  de  phys. ,  1826)  u.  s.  w.  Nach  dem  gewaltsamen 
Tode  von  Delfech  (1832)  gelangte  das  Scepter  der  Chirurgie  im  südlichen  Frank- 
reich in  seine  Hände  allein  und  wurde  er  vielfach  von  Italienern,  Spaniern, 
Amerikanern  consultirt,  zum  Theil  auch  wegen  Gehimkrankheiten ,  mit  denen  er 
sich  so  viel  beschäftigt  hatte.  Abgesehen  von  einer  Schrift:  „Cltntque  midico- 
chirurgicale ,  'rec.  et  puhl.  par  E.  Verdi  er  et  A.  Marcus"  (Montp.  1834) 
war  sein  Name  ganz  besonders  durch  die  folgende:  „Des pertes  sSminales  involon- 
taires"  (3  voll.,  Paris  1835—45 ;  3  belg.  Nachdrücke,  Brüssel  1 837,  39 ;  2  deutsche 
UebersetzuDgen,  von  C,  J.  A.  Venus,  Weimar  1837 ;  1841 ;  von  C.  A.  Ofterdinger, 
Stuttgart  1840,  41)  in  Aller  Munde,  sowie  durch  die  in  derselben  gegen  die  von 
ihm  vielleicht  als  etwas  zu  häufig  geschilderte  Spermatorrhoe ,  ebenso  wie  gegen 
Hamröhrenstricturen,  empfohlene  Cauterisation  mittelst  eines  besonderen  Aetzmittel- 
trägers.  Nachdem  er  noch  über  „Le  hachych"  zuerst  (1843)  pseudonym  (als 
Germanos),  in  der  2.  und  3.  Aufl.  (1847,  48)  aber  unter  seinem  Namen  geschrieben 
und  Mittheilungen  aus  seiner  „Clinigue  chirurgicale,  r^igde  par  H.  Kaula*' 
(2  part.,  Paris  1845;  deutsche  Uebers.  von  N.  Davis,  Nürnberg  1846)  erschienen 
waren,  verliess  er,  als  die  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  ihn  1845  zum 
Mitgliede  ernannt  hatte,  definitiv  Montpellier  und  lebte  bis  an  sein  am  23.  Juli  1853 
eingetretenes  Lebensende  in  Paris,  mit  philosophischen  Studien  beschäftigt,  als  deren 
Frucht  noch  ein  Werk:   „Education publique"  (2  part.,  Paris  1848,  52)  erschien. 

Dechambre,  2.  Serie,  I,  pag.  185.  —  Callisen,  X,  pag.  1 :  XXIX,  pag.  415. 

Gnrit. 

Lallemand,  Ludger  L.  (Ludger-Lallemand),  französischer  Militärarzt, 

war  1820   zu  Maubert-Fontaine  (Ardennes)  geboren,    trat  mit  18  Jahren   in    den 

Militär  -  Sanitätsdienst ,    wurde    1843    in   Paris    mit    der   These:   „Quelques  mots 

sur  la  mdtkode  endermtque"  Doctor,    1857   zum  Prof.  agr6g6  am  Val-de- Gräce, 

und  bei  Gelegenheit   der   mexicanischen  Expedition  zum  Chefarzt  ernannt.    Kaum 

in  Vera-Cruz  ausgeschifft,  erlag  er  als  eines  der  ersten  Opfer  dem  gelben  Fieber 

am    7.  April  1862.    Er   hatte   sich    experimentell   viel   mit   der  Einwirkung    der 

Anästhetica  und  des  Alkohols  auf  den  Organismus  beschäftigt  und  darüber  Folgendes 

geschrieben :  „ Recher ches  expSrimentales  sur  les  moyens  de  combattre  les  accideats 

ditermines  par  les  ivhalations    du  chloroforme"  (Union  m6d. ,  1855)    —    „Du 

rSle  de  Valcool  et  des  anesthSsiques  dans  Vorganisme.    Recherches  expMmen^ 

tales"  (zusammen  mit  Maur.  Pebbin  und  J.  L.  P.  Durot,  Paris  1860).  Nach  seinem 

Tode   erschien   noch   von    ihm   und   M.  Perrin   bearbeitet:    „Traxtd  d! anesthdsie 

chirurgicale"  (1863).    Auch  hatte  er  der  Soc.  m6d.  d'6mulation  mehrere  Berichte 

erstattet,  darunter:  „&ur  Videntiti  et  la  non-identitd  du  typhus  et  de  la  fikvre 

typhoide" ,    auf  Grund    von  Beobachtungen,    die  er  in  den  Hospitälern  von  Con- 

stantinopel  gemacht  hatte. 

T.  Gallard  in  Union  med.  Nouv.  Serie,  XIV,  1862,  pag.  510.   —  Dechambre, 
2.  S6rie,  IH,  pag.  172.  G. 


LALLEMANT-AVä.  —  LA  MARTINläRE.  589 

Lalleniaiit-Av6,  s.  AveLallemant,  Bd.  I,  pag.  236. 

LaUement,  Andr^-MarieL.,  geboren  1750,  studirte  Chirurgie  in  Paris 
unter  Desault,  funglrte  dann  am  Militär -Hospitale  zu  Calais  und  succedirte 
BOYEB  als  Chir.-adjoint  an  der  Clinique  de  perfeetionnemeut  .in  Paris.  Später 
wnrde  er  an  der  Salpetriöre  mit  dem  Titel  eines  Chii'urgien  en  chef  angestellt  und 
ungleich  Professor  der  Chirurgie  an  der  med.  Facultät,  wo  er  Vorlesungen  über 
Knoehenkrankheiten  halten  sollte;  doch  hat  L.  in  Folge  seiner  Schüchternheit 
niemals  sich  entschliessen  können,  die  Vorlesungen  wirklich  abzuhalten.  An  der 
Stiftung  der  £cole  de  sant6  und  der  Beorganisation  der  med.  Facultät  betheiligte 
er  sich  nach  Kräften,  schied  aber  1823  mit  dem  Titel  eines  Ehrenprofessors  aus 
letzterer  aus  und  starb  etwa  1830  (nach  Anderen  erst  1834).  L.  war  ein  ausser- 
ordentlich gelehrter  Kenner  der  Alten ;  im  Uebrigen  beschränken  sich  seine  Schriften 
anf  einige  kleinere  Aufsätze:  „Fropositions  chirurgtcalea"  (Paris  1803,  Thfese 
de  concours)  —  „Observ,  sur  quelques  maladies  de  VutSrua"  (M6m«  de  la  Soc. 
m6d.  d'6mulat.,  T.  III)  —  „Observ,  cPune  gastro-ent^roc^le^  (Joum.  de  COEVISABT, 
1801,  T.  I)  —  „Obs.  sur  une  tumeur  d'apparence  stSomateuse  placde  dans  la 
poitrine"  (Ibid.  T.  II)  —  „Sur  une  kernte  crurale  droüe,  contenarU  V'utirus, 
les  trompes  de  Fallope^  les  ovatres,  une  partie  du  vagin  et  une  portion  con- 
sid&rable  d'Sptploon''  (Ibid.  1816,  T.  XXXV)  —  „Obs,  sur  une  jeune  ßle  de 
22  ans  qut  portaü  audessus  de  la  protubSrance  ocdpüale  externe  une  tumeur 
du  volume  d*un  gros  oeuf*  (Bull,  de  la  Fac.  de  m6d.,   1813). 

Dict.  bist.  III,  pag. 376.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  I,  pag.  187.  —  Callisen,  XI, 

pag.  5;  XXIX,  pag.  417.  p    , 

tgl. 

Lalluyeaui  d'Ormay,  Marie-Jules-filie  L.>  Chefarzt  bei  der  franzö- 
sischen Marine,  gebürtig  aus  Argenton-le-Chäteau  (Deux-Sövres) ,  wurde  1858  in 
Paris  Doctor  und  hat  eine  Beihe  yod  Aufsätzen  in  Zeitschriften  verfasst,  von  denen 
wir  folgende  als  besonders  bemerkenswerth  anführen  :  „Obs.  d!un  cas  d'hydatide 
externe  de  la  vessie"  (Bullet,  de  TAcad.  de  m6d.,  1857 — 58)  —  „Notice  sur  les 
poissons  v4n4neux  des  Saintes^  (Acad.  de  m6d.,  1858)  —  „Note  sur  les  brülures 
produites  par  VeAplosion  de  la  chaudüre  du  Roland  (24.  sept.  1858) ,  et 
traitSes  ä  Vhdp.  principal  de  la  marine  ä  Toulon,  etc.^  (Oaz.  m6d.  de  Paris, 
1859)  —  „Note  sur  la  rage  en  Cockinckine^  (Arch.  de  m6d.  nav.,  1871)  u.  s.  w. 
Elr  starb  am  16.  Juni  1878. 

Berger  et  Key,  pag.  141.  Qt. 

Lalonette,  Pierre  L.,  geboren  1711,  wurde  1742  Dr.  r6gent  der  med. 
Facultät  zu  Paris  und  war  hier  etwa  50  Jahre  lang  als  Arzt  thätig.  In  seinen 
letzten  Lebensjahren  war  er  blind  und  starb  am  14.  August  1792.  Seine  Schriften 
sind :  „Nouvelle  mSthode  de  traiter  les  maladies  vSn^riennes  par  la  fumigation^ 
(Paris  1776)  und  „Traiti  de  scrophules,  vulgairement  appeldes  icrouelles  ou 
humeurs  froides""  (Ebenda  1780—82,  2  vol.). 

Lalonette,  Jean-Fran9oi8-AchilleL.,  in  Paris,  geboren  etwa  1742, 
Dr.  r6gent  der  alten  med.  Facultät  zu  Paris,  trat  erst  im  Alter  von  etwa  70  Jahren 
sehriftstellerisch  hervor,  und  zwar  mit  einem  „Essai  sur  la  rage,  dans  lequel 
an  indique  un  traitement  etc.**  (Paris  1812),  worin  er  als  ein  Mittel  gegen 
die  Tollwuth  empfiehlt,  den  grössten  Theil  des  Körpers  mit  Blasenpflastem  zu 
bedecken.  Später  erschien  noch  von  ihm:  „Reflexions  sur  la  noture  de  la 
goutte  etc.**  (Ebenda  1815). 

Dict.  bist.  III,  pag.  377.  —  Callisen,  XI.  pag.  6;  XXIX,  pag.  418.  Pgl. 

La  Hartinlöre,  Germain-PichautdeL.,  während  mehr  als  36  Jahren 
Präsident  und  die  Seele  der  Acad.  roy.  de  Chirurgie  zu  Paris,  war  1696  geboren, 
kam  vor  dem  Alter  ^on  24  Jahren  nach  Paris  und  wurde  daselbst  1728  in  der 
Charge  als  „Chirurgien  du  roi  servant  par  quartier"  Mitglied  der  dortigen  Chirurgen- 


590  LA  MARTINI&RE.  ~  LAMBERGEN. 

GenoBsenscbaft,  machte  als  Aide-major  von  1733  an  die  Feldzttge  in  Italien  und 
am  Rhein,  1741  als  Chirurgien-major  in  Böhmen,  dann  in  Flandern  und  Belgien 
mit  und  ernannte  ihn  1747  in  Brüssel  der  König  Louis  XV.  zu  seinem  ersten 
Chirurgen.  In  dieser  Stellung,  die  sehr  einflussreich  war,  Hess  er  sich  angelegen  sein, 
den  scandalösen  Streit,  der  zwischen  den  Chirurgen  und  Aerzten  in  Paris  geffihrt 
wurde,  zu  beendigen  und  die  Chirurgen  von  der  Tyrannei  der  Pariser  med.  Facult&t 
zu  befreien.  Er  errichtete  chirurgische  Schulen  in  den  hauptsächlichsten  Stfldten 
des  Landes,  stellte  neue  Professoren  in  den  Pariser  Schulen  an,  errichtete  daselbst 
die  £cole  pratique,  veranlasste  den  König  Louis  XVI.  zur  Gründung  eines  Hospices, 
in  dem  er  selbst  10  Betten  stiftete,  erwies  sich  überhaupt  als  ein  Wohlthftter  der 
Armen.  Er  starb  zu  Biövres  bei  Paris  am  17.  October  1783.  Er  hat  keine 
grösseren  Schriften  hinterlassen;  von  seinen  Arbeiten  in  den  M^moires  de  TAcad. 
roy.  de  chir.  (T.  I,  IV,  V)  betrafen  mehrere  casuistische  Mittheilungen  über  Schuss- 
verletzungen des  Schädels  und  Gehirns,  einen  Fall  von  Ileus,  Fremdkörper  in  der 
Trachea,  femer  ein  ^Mhn  sur  le  trattement  des  playes  d/ armes  h  feu"  und 
ein  „MSm.  sur  VopSratton  du  trdpan  au  sternum^. 

Louis,  Eloges, . pag.  296.  —  Dechambre,  2.  S6r.,  V,  pag.  165.  Gurlt. 

La  Martlnlöre,  de,  s.  a.  Martiniere,  de  la. 

Lamauve,  Louis-C6sar  L. ,  geboren  1762  zu  Vittefleur  im  Pays  de 
Caux,  studirte  Anfangs  zu  Ronen,  dann  3  Jahre  in  Paris. Chirurgie,  wo  er  Prevot 
der  Anatomie  an  der  £cole  pratique  war  und  wurde  1791  Wundarzt  der  Militär- 
Hospitäler  in  Ronen.  Später  wurde  er  Chef- Wundarzt  am  Hospice  g6n6ral  zu  Rouen, 
nachdem  er  die  militärärztliche  Carri^re  fallen  gelassen  hatte  und  verblieb  in  dieser 
Stellung  bis  zu  seinem  am  3.  August  1821  erfolgten  Tode.  Ausser  einigen  Journal- 
aufsätzen  über  chirurgische  Themata  verfasste  er  noch  als  Anhang  zu  Mahon's 
„Histoire  de  la  m^ecine  clinique"  die  Schrift:  „Manüre  de  traiter  les  maladies 
syphilitiques  dans  les  femmes  enceintes ,  dans  les  enfans  nouveau-nds  et  dans 
les  nourrices"  (Paris  1804)  und  veranstaltete  die  Herausgabe  von  Mahox*s 
„Trait6  de  mödecine  legale"  (1802). 

Dict.  hist.  III,  pag.  378-  —  Lebreton,  II,  pag.  351.  —  Callisen,  XI,  pag.  8; 
XXIX,  pag.  423.  Pgl. 

Lambe,  William  L.,  zu  London,  war  am  26.  Februar  1765  zu  Warwiek 
geboren,  studirte  in  Cambridge,  wo  er  1802  Doctor  wurde,  praktieirte  dann  in 
Warwiek  und  ftlhrte  daselbst  eine  „Analysis  of  the  Leamington  water**  (Transaet 
of  the  Philosoph.  Soc.  of  Manchester,  V,  1790)  aus.  Er  siedelte  später  nach 
London  über  und  war  beim  College  of  Physicians  Fellow,  Censor,  Croonian  Lectnrer, 
Harveian  Orator,  Elect,  Consiliarius.  Er  war  ein  excentrischer  Vegetarianer ,  der 
fast  alle  Krankheiten ,  namentlich  die  Entstehung  von  Krebs ,  auf  den  Genuss 
animalischer  Diät  und  auf  das  unreine  Trinkwasser  von  London  zurückführte. 
Daher  empfahl  er  seinen  Patienten,  nur  vegetabilische  Nahrung  und  blos  filtrirtes 
Wasser  zu  sich  zu  nehmen.  Dabei  war  er  aber  ein  sehr  wohlthätiger  Arzt.  Seine 
Schriften  waren :  „Researches  into  the  proper  lies  of  spring  water,  with  medtcal 
cautions  agatnst  the  use  of  lead  in  water-pipes,  pumps,  cisterns,  etc,**  (London 
1803)  —  „A  medtcal  and  experimental  inquiry  into  the  origin  of  constitutioncd 
diseases,  particularly  scrofula,  consumption,  Cancer,  and  g out"  (Ebenda  1805)  — 
„Reports  of  the  effects  of  a  pecvliar  regimen  on  scirrhous  tuinours  and  can- 
cerous  ulcers"  (1809)  —  „Additional  reports  on  the  effects  of  ä  peculiar 
regimen  in  cases  of  Cancer,  scrofula,  consumption,  asthma,  and  other  chronic 
diseases"  (1815)  —  „An  investigation  of  the  properties  ofThames  water"  (1828). 
Er  starb  zu  Dilwyn,  wohin  er  sich  zurückgezogen  hatte,  am  11.  Juni  1847. 

Munk,  III,  pag.  17.  —  Callisen,  XI,  pag.  9;  XXIX,  pag.  423.  G. 

Lambergen,  TiberiusL.,  1717  in  Reitsum  (Friesland)  geboren,  studirte 
in   Franeker,    wo    er    1740   zum    Dr.  med.    promovirte   und   später   in    Leyden. 


LAMBERGEN.  —  LA  METTRIE.  591 

1742 — 47  war  er  praktisch  wirksam  in  Leeuwarden  und  darnach  wurde  er  Prof. 
med.  in  Franeker  (Antrittsrede:  ^De  amico  hiatoriae  naturalis  cum  medicina 
connubio"),  1753  als  Prof.  med.^  chemiae  et  botanices  nach  Groningen  berufen 
(Antrittsrede:  „Oratio  exhibens  encomio  botanices  ejusque  in  re  medica  utili- 
tatem  sinaularem'* ) y  hielt  er  im  September  1754  seine  erste  Vorlesung :  „Sistens 
ephemeriaem  persanati  carcinomatis,**  L.  scheint  sich  sehr  viel  mit  der  Botanik 
beschäftigt  zu  haben,  da  durch  seine  Bemühungen  der  botanische  Garten  viel  ver- 
grOssert  und  mit  besseren  Hilfsmitteln  für  die  Cultur  der  Pflanzen  versehen  wurde, 
obgleich  seine  Vorlesungen  über  Chemie  und  Pharmakologie,  praktische  Medicin 
und  Pathologie  doch  auch  sehr  gerühmt  werden.  Er  starb  am  9.  Juni  1763, 
ohne,  soviel  mir  bekannt  ist,  literarische  Arbeiten  zu  hinterlassen. 

Vriemoet,  Athenae  Frisiacae,  pag.  868.  C.  E.  Daniels. 

'Lambert,  Nicolas  L.,  Licentiat  der  Pariser  med.  Facultät  seit  1574, 
promovirte  1575  und  verfasste  die  Thesen:  „An  homo  perfectus  ab  utero f*' 
(1574)    und    „An  diaeta   naturam    inmutatf^ 

Antoine  Lambert,  geboren  in  Luc  (Provence),  kam  noch  jung  zum 
Studium  der  Medicin  nach  Marseille  und  war  hier  später  während  des  grössten 
Theiles  des  17.  Jahrhunderts  als  Chicurg  thätig.  Er  schrieb:  „Commentaires  sur 
la  carie  et  corruption  des  os^  (Marseille  1656 ,  später  mit  seinen  Werken, 
Ebenda  1662,  Lyon  1671,  Marseille  1677,  erschienen). 

Fran^oisLambert,  Arzt  in  Toulouse,  veröffentlichte  einen  interessanten 
Fall     von    Osteomalacie    u.    d.    T. :     „Relation     de     la    maladie    de    Bernard 

d'Armagnac,    dont   les   Corps   apr^    la   mort   se    trouvait  tout  ramolli 

avec  la  rechercke   de^  cauaes  d'accidents  si  extraordinaires*'    (Toulouse  1700). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  490.  —  Biet.  bist.  III,  pag.  397.  —  Bechambre,  2.  S6rie, 
I,  pag.  200.  Pgj^ 

Lambert,  s.  a.  Lembert, 

*Lambl,  Wilhelm  Dusan  L. ,  zu  Charkow,  ist  im  Jahre  1824  zu 
Letina  im  PDsener  Kreise  (Böhmen)  geboren,  wurde  in  Prag  Dr.  med.,  interessirte 
sich  besonders  ffir  slavische,  namentlich  südslavische  Sprachen,  begab  sich  1848 
nach  Croatien,  Serbien,  Dalmatien,  Montenegro  und  veröffentlichte  seine  daselbst 
gemachten  sprachlichen,  naturwissenschaftlichen  und  culturhistorischen  Studien  in 
der  böhmischen  MuseumsZeitschrift  (Casopis,  1848 — 54)  und  anderen  böhmischen 
Zeitschriften.  Nach  Prag  zurückgekehrt,  erhielt  er  eine  Anstellung  in  Loeschner's 
Kinderspital  und  blieb  in  derselben  bis  1860,  wo  er,  nachdem  er  sich  eingehend 
auch  mit  dem  Kussischen  beschäftigt ,  eine  Berufung  an  die  Universität  Charkow 
annahm.  Gemeinschaftlich  mit  Loeschner  hatte  er  herausgegeben:  „Aus  dem 
Fr  am- Josefs- Kinder- Spitale  in  Prag,  1.  Theil:  Beobachtungen  und  Studien 
aus  dem  Gebiete  der  pathologischen  Anatomie  und  Histologie"  (Prag  1860). 
Von  seinen  Abhandlungen  in  der  Prager  Vierteljahrsschrift  führen  wir  an:  „Ein 
neues  querverengtes  Becken"  (Bd.  XXXVIII)  —  ;,  Ueber  die  Synostosis  sacro- 
iliaca  bei  querverengtem  Becken"  (Bd.  XLIV)  —  „Ueber  Kiliarts  Stachel- 
hecken"  (Bd.  XLV)  —  „  Ueber  Harnbla^enkrebs"  (Bd.  XLIX)  —  „Reisebericht 
1856"  (Bd.  LV — LXI)  —  ;,  Ueber  exencephalitische  Protuberamen"  —  „Mikro^ 
skopische  Untersuchungen  der  Darmexcrete"  (Bd.  LXI),  u.  s.  w.  1863  unter- 
nahm  er  eine  Reise  nach  dem  Kaukasus  zum  Studium  der  dortigen  Mineralquellen. 

v.  Wurzbach,  XIV,  pag.  52.  Red. 

La  Mettrie,  Julien-Offray  de  L.,  bekannter  Philosoph  und  Vertreter 
des  Materialismus  im  vorigen  Jahrhundert,  geboren  am  25.  December  1709  zu 
Saint  Malo  in  der  Bretagne,  war  zuerst  Theolog,  studirte  später  Medicin  unter 
BOEBHAAVE  in  Leydeu  und  wurde  Arzt  im  Regiment  des  Herzogs  von  Grammont, 
mit    dem    er    der    Schlacht    bei    Dettingen    und    der    Belagerung    von    Freiburg 


592  LA  METTRIE.  —  LA  MOTTE, 

beiwohnte.     Die  BeobachtuDg,  welche  er  hier  während  einer  Erkrankung  raaehte, 

dass  nämlich  die  geistige  Kraft,  welche  wir  Seele  nennen,  mit  dem  Körper  schwinde, 

veranlasste   ihn   zur  Abfassung    seiner    Schrift:    „Histoire  naturelle   de    l'dme*' 

(Haag   1745;  1748),   welche,   ebenso   wie  die  später  veröffentlichte  Schrift:  „La 

politique  du  m^ecin  Machiavel**  (Amsterdam    1746),   eine   Polemik   gegen    die 

Aerzte,    speciell   gegen  Astrüc   und  die   med.  Facultät  zu  Paris,    dem  Verfasser 

viele  Anfeindungen   und  Verfolgungen  zuzog,  die  ihn  veranlassten,  nach  Holland 

zu  gehen.    Hier  verfasste  er  sein  bekanntestes  Werk:  „Vkomme-machine*^  (Leyden 

1748  ;  neue  Ausgabe  Paris  1865;  deutsch  Leipzig  1876),  welches  anonym  erschien 

und    in  Folge   der   darin  enthaltenen    materialistischen   und    atheistischen    Lehren 

öffentlich   verbrannt   wurde.     Da    sich    L.    auch    in  Holland   nicht  halten    konnte, 

nahm  er  eine  ihm  von  Friedrich  H.  angebotene  Stelle  als  Vorleser  an.  Von  diesem 

zum  Mitgliede  der  Akademie  der  Wissenschaften  ernannt,    starb   er  zu  Berlin  am 

11.  November  1751.    L.  ist  auch  Verfasser  einiger  medioinischer  Abhandlangen, 

von  denen  erwähnenswerth  sind :     „  Traitd  du  vertige  avec  la  descripiion  cCunt 

catalepsie  hyatSrique^   (Rennes    1737;    Paris    1738)    —    „Nouveau   traüd    des 

maladiea    v^Sriennea^   (Ebenda  1739)    —    „Tratte   de   la  petüe   vSrole    eic." 

(Ebenda   1740)    —    „Observations    de    mSdectne  pratique^    (Ebenda   1743)  — 

„Traue  de  Pasthme  et  de  la  dysenterie"  (Ebenda  1750).    Dieselben   erschienen 

gesammelt  Berlin  1755,  4. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  266.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  379.  —  Dn  Bois-Beymond, 
de  L.  M.,  Rede  in  der  öffentlichen  Sitzung  der  Akad.  der  Wissensch.,  Berlin  1875. 

Paget. 

*LaiIim,  Axel  L.,  geboren  in  Stockholm  1819,  studirte  in  Upsala  unter 
HVASSEB,  wurde  daselbst  Dr.  med.  1846  und  ist  seitdem  prakt.  Arzt  in  Stockholm. 
Schriften :  „Om  uterinsondens  inträdande  i  Tuba  Fallopii^  (Stockholm  1869)  — 
„Om  fängeise  vid  vatten  och  bröd  säsom  en  särskild  straff art*^  (Ebenda  1869)  — 
„Om  hudtransplantatten  säsom  läkemedel  för  kronisJca  sär"  (Ebenda  1870). 
Ausserdem  mehrere  Aufsätze  in  der  Zeitschrift  Hygiea.  He  den  ins. 

Lamoniöre,  Jean  de  L. ,  lebte  im  17.  Jahrhundert  in  Lyon,  wo  er 
seit  1656  ordinirender  Arzt  am  Hötel-Dieu  und  seit  1666  Chefarzt  dieses  Hospitals 
bis  zu  seinem  etwa  um  1671  erfolgten  Tode  war.  Wir  besitzen  von  ihm  eine 
von  Haller  (Bibl.  med.  pract. ,  II,  pag.  543)  sehr  günstig  recensirte  Schrift 
über  die  Ruhrepidemie  zu  Lyon  im  Jahre  1625,  betitelt:  „Observatio  ßuxus 
dysenterici,  Lugduni  Oallorum  populariter  grassantis  a,  D,  1625  et  remedtorum 
tili  utiliuiny  etc.^  (Lyon  .1626;  Amsterdam  1629). 

Biogr.  m6d.  V.  pag.  490.    —    Dict.  hist.  III,  pag.  381.  Pgl. 

Lamorier,  Louis  L. ,  geboren  1696  in  Montpellier,  studirte  von  1718 
bis  1720  Chirurgie  unter  MkRY  im  Hötel-Dieu  zu  Paris,  kehrte  dann  nach  seiner 
Vaterstadt  zurück,  wo  er  Professor  an  der  £cole  de  Chirurgie,  einer  der  Wund- 
ärzte am  Hdp.  8aint-£loi,  sowie  Mitglied  der  Soci^tö  royale  des  sciences  wurde 
und  1777  starb.  L. ,  der  auch  Mitglied  der  Acad.  royale  de  Chirurg,  zu  Paris 
war,  ist  Verfasser  einer  Reihe  kleinerer,  chirurgischer  Abhandlungen  in  den 
M6moiren  der  genannten  Körperschaften. 

Des  Genettes,  pag.  V23.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  491.  Pgl- 

La  Motte,  Ouillaume-Mauquest  de  LaM.,  zu  Valognes  (Manche), 
war  daselbst  am  27.  Juni  1655  geboren,  studirte  in  Paris  und  war  namentlich 
5  Jahre  im  dortigen  Hotel  Dien  thätig.  Nachdem  er  sich  in  seinem  Gleburtsorte 
niedergelassen,  übte  er  daselbst  mehr  als  50  Jahre  lang  mit  Auszeichnung  die 
Chirurgie  und  Geburtshilfe  in  grossem  Umfange  aus.  Sein  „Troitd  des  accou- 
chemens  naturels,  non  naturels  et  contre  nature,  etc,"  (Paris  1715,  4.;  zahlreiche 
Ausgaben;  die  von  1722  war  vermehrt  und  mit  Anmerkungen  durch  J.  Devacx 
versehen;    Haag  und  Leyden  1726;    1729;    deutsche  Uebers.    Strassburg   1732) 


LA  MOTTE.  —  LAMZWEEBDE.  693 

das  Ergebniss  einer  30jährigeii  Erfahrang,  enthaltend  400  Beobaehtungen  mit 
daran  geknüpften  Bemerkungen,  warde  als  eines  der  besten  geburtshilflichen 
Werke  betrachtet  und  von  Lev&bt  als  ein  „digne  modöle  k  suivre^  bezeichnet. 
La  M.  war  übrigens  einer  derjenigen  Oeburtshelfer ,  welche  die  Natur  so  weit 
als  irgend  möglich  walten  Hessen.  Eine  nicht  minder  günstige  Beurtheiiüng 
erfuhr  sein  „TraitS  complet  de  Chirurgie,  contenant  des  observations  et  des 
rSflexions  etc.**  (3  voll.,  Paris  1722;  2.  6dit.  heraüsgeg.  von  Devaux,  1732; 
3.  ^it.  revue,  corrigöe  et  augment^  .  .  .  par  M.  Sabatieb,  Paris  1771,  2  voll.; 
deutsche  üebers.  von  O.  L.  Huth,  Nürnberg  1762,  63,  4  Thle.),  obgleich  derselbe 
nicht  über  alle  Gegenstände  der  Chirurgie  sich  erstreckt  und  von  etwas  geringerem 
Werthe  ist,  als  das  erstgenannte  Werk.  Es  rührt  von  La  M.  noch  eine  „Diss. 
sur  la  g^Sration  et  sur  la  super f Station  y  et  rSponse  au  livre  intitulS:  De 
Vinddcence  aux  kommes  d^accoucher  {es  femmes,  etc.^  (Paris  1718)  her.  Er 
starb  am  27.  Juni  1737. 

Biogr.  m6d.  Y,  pag.  492.  —  Biet.  bist.  HI,  pag.  381.  Gurlt. 

Lamnrei  FrauQois  Bourguignon  de  Bussiöre  de  L.,  geboren 
am  11.  Juni  1717  in  Saint-Pierre  auf  Martinique,  ging  gegen  den  Willen  seines 
Vaters  zum  Studium  der  Medicin  1737  nach  Montpellier,  promovirte  hier  1740 
und  wirkte  eine  Zeit  lang  als  Privatdocent  der  Medicin.  Nachdem  seine  Bewerbung 
am  den  1748  durch  den  Tod  von  Fitz-Oeeald  erledigten  Lehrstuhl  an  dem 
Widerspruch  der  Facultät  gescheitert  war,  ging  L.  nach  Paris,  kehrte  aber  schon 
nach  zweijährigem  Aufenthalte  1751  wieder  nach  MontpelUer  zur  Uebemahme  der 
durch  Rideux's  Tod  erledigten  Professur  zurück,  wurde  Mitglied  der  Soci^tö 
rojale  des  sciences  und  bekleidete  eine  Zeit  lang  das  Decanat  der  Facultät.  Er 
starb  am  18.  März  1787.  L.  beschäftigte  sich  viel  mit  physiologischen  Experi- 
menten, resp.  vivisectorischen  Forschungen.  Auf  solchen  beruhte  sein  wichtigstes 
Werk:  „Recherches  sur  la  pulsation  des  arth'es,  sur  le  mouvement  du  cerveau 
dans  les  tripanes,  et  sur  la  couenne  du  sang"  (Montpellier  1769),  in  dem  er 
zu  denselben  Ergebnissen  wie  Hallee  gelangte,  ohne  des  Letzteren  Untersuchungen 
zu  kennen.  Ausserdem  schrieb  er:  „Diss.  de  vero  mechanismo  secretionum  in 
corpore  humano"  (Montpellier  1743)  —  „Gonspectus  physiologicus**  (Ebenda 
17Ö1J  —  „Positiones  ex  physiologia  generali  corporis  humani  depromptae" 
(Ebenda  1761)  u.  a.  m. 

Vicq  d'Azyr,  6.  Cah.,  1787,  pag.  147.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  496.  —  Dict. 
bist.  III,  pag.  öS'd'  Pgl. 

Lamy,  Guillaume  L. ,  geboren  in  Coutances  in  der  Nieder-Normandie, 
studirte  und  promovirte  um  1672  in  Paris.  Er  gehörte  zu  den  Gegnern  der 
Transfusion  und  veröffentlichte  hierüber  u.  A. :  „Lettre  ä  M,  Moreau  contre 
les  prStendues  utilitSs  de  la  transfusion*^  (Paris  1668).  Ausserdem  schrieb  er 
noch:  „Discours  anatomiques"  (Ebenda  1676;  Brüssel  1679;  Paris  1686),  sowie: 
^£xplication  michanique  des  .fonctions  de  Vame  sensitive  etc,*'  (Paris  1677; 
1681;  1687). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  498.  —  Röveill^-Parisein  Gaz.  m6d.  de  Paris  1851,  pag.  497. 

Pgl. 

Lamzweerde,  Johannes  Baptista  vanL.,  wahrscheinlich  in  Brabant 

geboren,   etablirte   sich    ungefähr    1657    in  Amsterdam  als  praktischer  Arzt  und 

soll  da  wirksam  gewesen  sein  bis  1683,  als  er  nach  Köln  übersiedelte,  wo  er  als 

ausserord.  Prof.  der  Anatomie  auftrat.     Wie  lange  er    als  solcher  fungirte,    oder 

wann    er  starb,    ist  mir   unbekannt  geblieben.     Er   schrieb:    „NaedencJdnge  op 

jpleuris-genezinge  van  Ja  alt  oh  Hadden"  (Amsterdam  1659)  —    „Vervolgen 

der  naedenckinge  ofte  naerder   berickt   op  Dr.  J,  Hadden's   vaster   gestelde 

pleuris-geneesinge  sonder  ader-laaten"  (Ebenda  1670)  —  „Chirurgiae  veteris  ac 

tnodemae  promptuarium ,    tabb^    XXIX  exom.    instrumenta   varia    eorumque 

US  um    exhibentibus ,    necnon    observationum    med.-chir.    centuria    illustratum^ 

Biogr.  Lexikon.  III.  38 


594  LAMZWEERDE.  —  LANCISI. 

(Ebenda  1672)  —  ;,  Bespiratianis  8w  ammer  dämmt  an  ae  exspiratio,  Una  cum 

anatomia  neologices  Jo.  de  Jtaei  etc,^  (Ebenda  1674),  ein  schändliches  Libell, 

worin  die  Aristotelische  und  scholastische  Auffassung  des  Athmens  vertheidigt,  die 

Cartesiscbe  bestritten  wird  —  „Oeluckwenachingh  aan  de  Leden  van  N,   V.  A, 

gedaen,  over  kun  credüeurschap  van  den  desolaten  boedel  der  medicynen  deses 

tydta"    (Ebenda    1677)    —    „Oconomia    aniTnalis    ad   ctrculationem    sanguinis 

hremter  delineata^    (Gouda  1682)  —  „Monita   salutoria  de  magno  thermarum 

et  acidulorum  abusu  etc."  (Köln  1684;  1686)  —  „Oratio  de  podagra"  (1685)  — 

„HistOTia  naturalis  molarum  vteri'^  (Leyden  1686)  —  „Examen  eucharisticum 

durioris  Harderianae  apologiae  super  fraternas  admxmitiones  in  caput  XXIV 

tractatus  sui  de  molis  uteri  contentas"  (Frankfurt  1689).    Ausserdem  lieferte  er 

eine  holländische  Uebersetzung  von  Willis'  „Liber  de  motu  musculari^  und  eine 

Ausgabe  von  Scultetüs'  ,,Armamentarium'Chirurgicum^^,  woran  er  103  medioo-ehir. 

Wahrnehmungen  von  P.  DE  Marchetti,  als  durch  ihn  selbst  beobachtet  fttgte. 

G   £   Daniels. 

''^ Lanceraux ,  £tienne  L. ,  zu  Paris,  ist  zu  Br^cy  Briöres  (Ardennes) 
geboren,  studirte  in  Paris,  war  Schüler  von  Claude  Bernabd  und  Bazin,  wurde 
1862  Doctor  und  ist  zur  Zeit  MMecin  des  H6p.  de  la  Piti6,  Prof.  agrög6  und 
Mitglied  der  Akademie  der  Medicin.  Schriften:  „Des  affections  nerveuses  syphi- 
litiques"  (1861,  zusammen  mit  Leon  Oros),  von  der  Acad.  de  m6d.  preisgekrönt  — 
„De  la  thromhose  et  de  Vemholie  cSr4brales,  etc.*'  (1862),  von  der  Acad.  des  sc. 
gekrönt  —  »D^  h^morrhagies  mSning^ ,  etc.**  (1863)  —  „Mimoires  cTana- 
tomie  pathologique**  (1863)  —  „De  la  diginSrescence  secondaire  des  nerfs 
optiques**  (1864)  —  „TMtd  historique  et  pratique  de  la  sypkilis**  (1866; 
2.  6dit.  av.  pl.  1873),  von  der  Acad.  des  sc.  mit  einem  MONTHYON-Preise  gekrönt  — 
„De  la  Polyurie  (diabUe  insipide)**  (1869)  —  „De  la  maladie  expSrimeniale 
comparSe  ä  la  maladie  spontanie**  (1872)  —  „Atlas  d'anatomie  pathologique** 
(1871),  vom  Institut  de  France  mit  einem  MONTHYON-Preise  gekrönt  —  „Distri- 
bution gSographique  de  la  pkthisie  pulmonaire**  (1877)  —  „TraitSd^ anatonne 
pathologique*"  (3  voll.,  1875—77,  79—81,  85)  —  „Traitd  de  Vherpäisme*" 
(1883)  —  „Paralysies  toxiques  et  syphilis  c^ibrale**  (1883)  —  „Legons  de 
clinique  mSdicale**  (1883)  u.  s.  w.  ^RedE 

Lancisi,  Giovanni  Maria  L.,  geboren  zu  Rom  am  26.  October  1654, 
studirte  Anfangs  Theologie,  später  Medicin  am  Collegio  di  Sapienza  und  wurde 
bereits  mit  18  Jahren  1672  Dr.  med.  und  1676  Assistent  am  Hospital  San  Spirito. 
Zwei  Jahre  später  in  das  Collegio  San  Salvatore  aufgenommen,  beschäftigte  er 
sich  hier  während  eines  fün^ährigen  Aufenthaltes  mit  dem  Studium  der  medicinischen 
Classiker,  aus  deren  Werken  er  umfangreiche  Excerpte  anlegte.  1684  erhielt  er 
nach  einem  glänzenden  Concurse  die  Professur  für  Anatomie  am  Coli,  di  Sapienza, 
die  er  13  Jahre  lang  verwaltete,  wobei  Malpighi  und  Tozzi  nicht  selten  seine 
Zuhörer  waren.  Zugleich  wurde  er  Leibarzt  des  Papstes  Innocenz  XL  mit  dem 
Titel  eines  Archiater  und  später  bei  dessen  Nachfolger ,  Innocenz  XII. ,  sowie 
nach  des  Letzteren  1699  erfolgtem  Ableben  auch  bei  Clemens  XL  in  gleicher 
Eigenschaft  angestellt.  In  dieser  Stellung  verblieb  L.  bis  zu  seinem  Tode  am 
21.  Januar  1720.  Er  gehört  zu  den  verdienstvollsten  italienischen  Praktikern; 
die  Anatomie,  praktische  Medicin  und  Hygiene  verdanken  ihm  erhebliehe  Be* 
reicherungen.  In  erster  Linie  ist  zu  nennen  die  Schrift:  „De  subitaneis  morttbus 
libri  II**  (Rom  1707,  4.;  Lucca  1707,  4.;  Livorno  1707,  4.;  Venedig  1708,  4.; 
Leipzig  1709;  Genf  1718,  4.;  deutsch  von  Fahnee,  Leipzig  1790),  welche 
wichtige  Aufschlüsse  über  die  Krankheiten  des  Gkhims  und  des  Herzens  enthfth. 
Letztere  werden  eingehender  in  dem  Epochemachenden  Werke,  das  erst  7  Jahre  naeh 
seinem  Tode  erschien:  „De  motu  cordis  et  aneurysmatibus**  (Rom  1728;  1735,  4.; 
Neapel  1738,  4;  Leyden  1740,  4.;  Rom  1745)  behandelt,  worin  sich  die 
Gründzüge  der  pathologischen  Anatomie  der  Herzkrankheiten  in  daasisdier  Weise 


LANCISI.  —  LANDI.  595 

dargestellt  findeo,  unter  Anderem  auch  zum  ersten  Mal  die  Unterscheidung  zwischen 
wahrem  und  falschem  Aneurysma,  sowie  eine  Andeutung  ttber  Percussion  des  Sternum 
gegeben  wird.  L.  war  es  auch,  der  sehr  wesentlich  Morgagni  zur  Veröffentlichung 
seines  berühmtem  Werkes :  „De  sedibus  et  causis  morborum^  veranlasst  hat.  Nicht 
geringere  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  Lehre  von  den  Krankheiten  und  Seuchen 
der  Hausthiere  und  üb^  das  Klima  von  Rom  durch  seine  Schriften:  „Dias,  de 
nattvis  et  adventttiis  a'&ria  Eomani  qualüatibus*^  (Rom  1711)  —  „Historia 
epidemiae  rheumcUtcae  (Influentiae) ,  quae  per  kiemem  anni  1709  vagata  est" 
(Genf  1713)  —  „De  noxits  pallidum  effiumts  eorumque  remedtis  Ubri  duo" 
(Rom  1717)  —  „Dis8.  hütorica  de  bovilla  peste  ex  Campaniae  finibia  anno 
1713  Latto  importata  ^tc."  (Rom  1716).  Auf  seine  Veranlassung  wurde  1715 
in  Rom  eine  klinische  Lehranstalt  begründet,  sowie  eine  neue  Ausgabe'  der  anato- 
mischen Tafeln  des  Barth.  EuSTACHio  (Rom  1714,  fol.;  Genf  1717)  veranstaltet. 
Sein  Vermögen ,  unter  Anderem  auch  seine  bedeutende  Bibliothek ,  vermachte  er 
dem  Hospital  San  Spirito  unter  der  Bedingung  der  Erbauung  eines  zweiten  für 
kranke  Frauen  bestimmten  Hospitals. 

Crescembini,  Vita  di  L.,  Roma  1721,  4.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  499—508.  — 
Dict  hifit.  m,  pag.  385—388.  —  de  Tipaldo,  VIII,  pag.  481.  —  Janus,  II,  pag.  580; 
m,  pag.  316.  p^g^l 

^LandaUi  Leopold  L.,  zu  Berlin,  ist  in  Warschau  am  16.  Juli  1848 
geboren,  studirte  in  Breslau,  Würzburg,  Berlin,  war  namentlich  Schiller  von 
Spiegblbbro,  wurde  1873  Doctor  mit  der  Diss. :  „Zur  Physiologie  der  Bauch- 
Speichelabsonderung"  f  war  seit  1872  in  Breslau  Assistent  der  königl.  gynäkol. 
Klinik  und  Docent  an  der  Universität  von  1872 — 1876,;  in  Berlin  ist  er  seit 
1870  Dooent  der  Gynäkologie  an  der  dortigen  Universität.  Schriften:  „lieber 
Malaena  der  Neugeborenen  und  Obliteration  der  fötalen  Wege"  (Breslau  1874)  — 
„Die  Wanderniere  der  Frauen"  (Berlin  1881)  —  „Die  Wanderleber  und  der 
Hängebauch  der  Frauen"  (Ebenda  1885).  Aufsätze:  „Zur  Behandlung  und 
Aetiologie  der  Hamleiterscheiden fisteln"  (Archiv  für  Oynäk. ,  IX)  —  yjZur  Be- 
handlung der  Echinococcen  der  Bauchhöhle^"  (Archiv  für  klin.  Chiurg.,  XXVIII)  — 
„  Ueber  Indication  und  Werth  der  künstlichen  Frühgeburt  bei  engem  Becken" 
(Archiv  fftr  Oynäk.,  XI)  -^  ,fZur  Lehre  von  der  JSierstocksschwangerschaft" 
(Ibid.  XVI)  —  „Ein  Fall  von  Ovariotomie  bei  hysterischer  Hemianästhesie" 
(zusammen  mit  Rbmak)  (Zeitschrift  für  klin.  Med.,  VI)  —  „  Ueber  Erweiterungs- 
mittel  der  Gebärmutter"  (Samml.  klin.  Vorträge  von  Volkmann,  Nr.  187)  — 
„Zur  operativen  Behandlung  der  Echinococcen  in  der  Bauchhöhle"  (Berliner 
klin.  Wochenschr.,  1880)  —  y^Zur  Casuistik  der  Echinococcen  an  und  in  der 
toeiblichen  Brust"  (Archiv  für  Gyn.,  VIII)  —  „Zur  Aetiologie  der  Wundkrank- 
heilen,  nebst  Versuchen  über  die  Beziehungen  der  Fäulnissbacterien  zu  den- 
selben"  (VerhandL  des  III.  Congresses  der  Deutsch.  Ges.  für  Chir.)  u.  s.  w. 

Red. 

//Landi,  Bassiano  L.,  geboren  in  Piacenza,  studirte  in  Padna,  promovirte 
daselbst  1554  und  prakticirte  in  seiner  Vaterstadt  mit  grossem  Erfolge  bis  zu 
seinem  am  24.  October  1563  (von  Mördershand)  erfolgten  Tode.  L.  ist  Verfasser 
zweier  unbedeutender  Schriften:  „Anatomia  corporis  humani"*  (Basel  1642; 
Frankfurt  1 605)  und :  „  lairologia  sive  dialogi  duo  in  quibus  de  universae  artis 
medicae  ,  .  .  methodo  disseritur"  (Basel   1543). 

Brambilla,  T.  II,  P.   1,  pag.  121.  —  Biogr.  in6d.  V,  pag.  50?.  Pgl. 

*Landi,  Pasquale  L. ,  geboren  am  14.  November  1817  in  Porrona, 
studirte  Medicin  in  Siena,  wo  er  1841  zum  Doctor  promovirt  wurde,  um  dann 
unter  Anbreini,  Zannetti,  Burgi  und  Bufalini  andere  2  Jahre  in  Florenz  zu 
studiren  und  dort  1843  das  Recht  der  med.-chir.  Praxis  zu  erwerben.  1849  trat 
er  als  Chirurg  in  das  Arcispedale  von  Florenz  ein,  1854  war  er  Director  des 
Choleralazareths   in    Quaracchi   bei   Florenz,    1857  Assistent   der  chir.  Klinik  in 

38  ♦ 


596  LANDI.  —  LANDOLT. 

Florenz  unter  Professor  Ranzi,  1859  sapplirender  Professor  der  ehir.  Etinik 
daselbst  und  1860  ord.  Professor  und  Director  der  ehir.  Klinik  in  Siena,  von 
wo  er  in  derselben  Stellung  1865  nach  Bologna  und  1868  naeh  Pisa  flbersiedelte, 
woselbst  er  gegenwärtig  noch  die  ehir.  Klinik  leitet.  Von  seinen  zahlreichen 
Schriften,  fast  sämmtlich  chirurgischen  Inhalts,  sind  besonders  zu  erwähnen: 
„DelU  ottalmia  catarrcUe  epidemica  nelle  milizie  austriaehe  stamiate  in  Firenze" 
(Florenz  1851,  m.  2  Taff.)  —  „Gli  spedali  e  gli  osjpizi  di  Parigi  e  di  Londra 
visitati  nella  primavera  del  1852^  (Ibid.  1853)  —  y^La  clinica  chirurgica  neUo 
spedale  di  Santa  Maria  della  Scala  di  Siena"  (2  voll.,  Siena  1862,  1864)  — 
„Conferenze  cliniche  sopra  i  restringimenti  delV  uretra**  (Bologna  1866)  — 
„Lezioni  di  chirurgia  operatoria*^  (2  voll..  Ibid.  1866,  1867)  —  ^ZW  alcune 
malattie  delV  apparecchio  urinario  masckile  e  femminile**  (Pisa  1886). 

Cantani. 

*Landis,  Henry  Gardner  L.,  geboren  am  4.  Juni  1848  in  Philadelphia, 
studirte  Medicin  am  Jefferson  Med.  Coli.,  wo  er  1870  zum  Dr.  med.  promovirte. 
Nachdem  er  1871  sich  in  Niles,  Trumbull  Co.,  0.,  niedergelassen  hatte,  siedelte 
er  1877  nach  Columbus,  0.,  seinem  jetzigen  Wohnorte,  über,  wo  er  sich  speciell 
mit  Geburtshilfe  befasst  und  Professor  der  Geburtshilfe  am  Starling  Med.  Coli.  ist. 
Er  veröffentlichte  bisher :  ;,  Two  cases-  qf  malarial  diarrhoea*^  (Philad.  Med.  Times, 
1872)  —  ffThe  actum  of  quinine  on  ihe  uterua^  (Ibid.  1873)  —  „Gase  of 
primary  excision  of  the  ankle-jaint"  (Amer.  Joum. ,  1874)  —  „Analysis  of 
one  hundred  and  tioenty  five  consecutive  cases  of  labor  at  füll  tertn"  (Philad. 
Med.  Times,  1874)  —  „A  case  of  rupture  of  the  Uterus"*  (Ibid.  1874)  — 
„A  complicated  twin  labor"  (Ibid.  1875)  —  „A  study  of  the  femaU  pelms^ 
(Amer.  Joum.  of  Med.  Scienc,  1876)  —  »The  short  forceps  at  the  brim^  (Philad. 
Med.  Times,  1876)  —  „A  case  of  strychnia  poisoning  unth  recovery*'  (Ibid. 
1877)  —  „On  the  mechanism  of  occipito-posterior  positions  of  the  vertex^ 
(Amer.  Joum.  of  Med.  Scienc,  1877)  —  „The  prevention  of  laceration  of  the 
Perineum**  (New  York  Med.  Rec,   1881)  u.  A. 

Atkinson,  pag.  413.  Pgl. 

*Landoi8,  Leonard  L.,  wurde  zu  Münster  in  Westfalen  am  1.  December 
1837  geboren  und  studirte  Medicin  in  Greifs wald,  wo  er  auch  1861  zur  Promo- 
tion gelangte.  Nachdem  er  sich  hier  1863  habilitirt  hatte,  wurde  er  1868  zum 
Extraordinarius,  1872  zum  ordentlichen  Professor  und  Director  des  physiologischen 
Laboratoriums  zu  Greifswald  emannt.  Seine  wesentlichen  Schriften  sind:  „Die 
Lehre  vom  Arterienpuls**  (Berlin  1872)  —  „Die  Transfusion  des  Blutes** 
(Leipzig  1875;  gleichsinnige  „Beiträge",  Daselbst  1878)  —  „Graphische  Unter- 
suchungen über  den  Herzschlag**  (Berlin  1876)  —  „Lehrbuch  der  Physiologie 
des  Menschen  etc,**  (Wien  1880;  3.  Aufl.  1883;  russisch  Moskau  1882).  Mit 
A.  EüLENBüRG  bearbeitete  er  die  Angioneurosen  und  Hemmungsneurosen,  ausserdem 
die  Anatomie  folgender  Parasiten :  Demodex,  Pulex  canis ,  Oimex  lectularius ,  die 
menschlichen  Pediculinen  und  (mit  Sommeb)  den  Bothriocephalus  latus. 

Wernich. 

*  Landolt,  E  d  m  u  n  d  L.,  Augenarzt  in  Paris,  geboren  1846  zu  Aarau  in  der 
Schweiz ,  studirte  in  Heidelberg,  Zürich,  Wien,  Berlin  und  Utrecht  und  promovirte 
1869  in  Zürich.  Danach  wirkte  er  mehrere  Jahre  als  Assistenzarzt  Horneb'b  in 
der  Universitäts-Augenklinik  in  Zürich.  Nach  längeren  wissenschaftlichen  Reisen 
Hess  er  sich  1874  als  Augenarzt  in  Paris  nieder,  wo  er  die  früher  LiEBRBiCH'sehe 
Klinik  übemahm.  Von  1881  an  gab  er  im  Verein  mit  Panas,  Gayet  und  Badal 
die  „Archives  d' Ophthalmologie**  heraus.  Er  hat  eine  grosse  Anzahl  von  Arbeiten 
aus  allen  Gebieten  der  Ophthalmologie  veröffentlicht.  Besonders  hervorzuheben 
sind  folgende:  „Ophthalmometrologie**  (im  Verein  mit  Snellen,  Thl.  1  von  Bd.  III 
des  Handb.  d.  Augenheilk.  von  A.  Graefe  u.  Th.  Saemisch  bildend)  —  „Ana- 
tomie der  Retina**  (Max  Schultzens  Archiv,  VII)  —  „Le  diagnostic  des  maladies 


LANDOLT.  —  LANDBÄ-BEAÜVAIS.  597 

des  yeux"  (Paris  1877)  —  „Manuel  d^ophthalmoscopie^  (Ibid.  1878);  zuBaromen 

mit  DE  Wecker:  „Traitd  complet  d' Ophthalmologie**  (4  volL,  Ibid.  1878—86). 

Horstmann. 

Landonzy,  Marc-Heotor  L.^  zu  Reims,  war  1812  in  Epernay  als 
Sohn  eines  Arztes  geboren,  wurde,  naohdem  er  bereits  zahlreiche  Arbeiten  verfasst 
hatte,  unter  denen  wir  nur  anführen  wollen :  „  ConsidSrat.  anat.  et  phyaioL  sur 
un  cas  d'hermaphrodisme  masculin**  (Joum.  des  conn.  m6d.-prat.,  1837)  —  „Du 
varicocUey  et  en  parttculier  de  la  eure  radicale  de  cette  aßection*'  (Paris  1838 ; 
deutsche  Uebersetzungen  Quedlinburg  1839;  von  Hbrzberg,  Berlin  1839),  1839 
mit  der  These:  „Essai  sur  Vh^ipUgie  faciale  chez  les  enfants  nouveau-nds^ 
in  Paris  Doctor,  liess  sich  darauf  in  Reims  nieder  und  trat  in  die  dortige  Secundär- 
schule,  nach  welcher  er  zahlreiche  SchQler  hinzog.  Von  seinen  weiteren  zahlreichen, 
sehr  werthrollen  Produotionen  führen  wir  an:  „Mdm,  sur  les  procSdds  acoustiqaes 
de  V auscuUation,  etc,**  (Reims  u.  Paris,  1841)  —  „Mdm,  sur  une  4piddmie  de 
typhus  carciral  qui  a  rignd  h  Reims,  etc.**  (Archives  g6n6r. ,  1842)  —  „Sur 
les  productions  polypiformes  de  la  langue*"  (Ibid.  1846),  namentlich  aber  seinen 
von  der  Acad.  de  m6d.  gekrönten:  „Traiti  complet  de  VhystSrie**  (Paris  1847) 
und  die  Schriften:  „De  Vaffaiblissement  de  la  vue  comme  Symptome  initial  de 
la  niphrtte  albuminetise**  (Reims  1849 ;  2.  Möm.  etc.,  Paris  1850).  Er  schrieb 
fernerhin  noch  u.  A. :  „De  V hyperacousie  dans  le  cas  de  paralysie  du  nerf 
facial**  (Archives  g6nör, ,  1851)  und  zur  Diagnostik  der  Brustkrankheiten: 
„Nouvelles  donnSes  sur  le  dtagnostic  de  la  pleurisie  et  les  indlcations  de  la 
thoracocent^e**  (Ibid.  1856)  —  „De  la  valeur  de  V Ägophonie  dans  la  pleur^ie** 
(Ibid.  1861).  Seine  sehr  sorgfältigen  Studien,  die  er  über  die  Pellagra  in  Süd- 
Frankreich,  Italien,  Spanien  gemacht  hatte  und  die  er  in  den  Arch.  g6n6r.  (1860) 
und  der  6az.  des  höp.  (1860 — 63)  veröffentlichte,  führten  ihn,  entgegen  der  sehr 
verbreiteten  Annahme,  zu  der  Ansicht,  dass  die  Krankheit  nicht  allein  durch  die 
Einwirkung  von  verdorbenem  Mais  entstehe.     An  einem  Gehirnleiden  ging  er  am 

1.  März   1864  zu  Grunde. 

Ballet,  de  la  Soc.  anat.  de  Paris.    1864,    6.  Sör.,  III,  pag.  509.  —  Dechambre, 

2.  S6ri6,  II,  pag.  316.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  433.  G. 

Landowski,  Eduard  L. ,  geboren  am  14.  October  1839  in  Wilna, 
begann  seine  medicinischen  Studien  in  Breslau,  kam  dann  nach  Warschau,  wo  er 
weiter  studirte.  Politisch  compromittirt ,  musste  er  1863  auswandern  und  bezog 
die  Universität  Zürich,  ging  darauf  nach  Montpellier,  wo  er  1867  mit  der  Diss. 
„Essai  sur  la  blennorrhagie  urethrale  chez  V komme**  Doctor  wurde.  Anfäng- 
lich lebte  er  in  Sumöne,  dann  in  Paris ;  während  des  deutsch-französischen  Krieges 
(1870 — 71)  war  er  als  Militärarzt  in  den  französischen  Feldspitälern  und  im  belagerten 
Paris  thätig,  wofür  ihm  das  französische  Staatsbürgerrecht  zuerkannt  wurde.  Um 
das  Jahr  1879  siedelte  er  nach  Algerien  über,  wo  er  einen  klimatischen  Curort 
in  Mustapha  supörieur  anlegte  und  ihn  musterhaft  einrichtete;  dort  starb  er  am 
7.  November  1882.  Seine  meisten,  die  Anwendung  des  Kumys  und  Klimatotherapie 
betreffenden  Abhandlungen  finden  sich  seit  1874  im  Journal  de  th6rapeutique ; 
ausserdem  war  er  auch  als  Anthropolog  thätig  und  schrieb  über  Craniometrie. 

*Paul  L.,  Bruder  des  Vorhergehenden,  geboren  in  L^czyca  am  4.  Juni 
1844,  studirte  seit  1859  in  Warschau  Medicin,  wurde  1864  als  politisch  com- 
promittirt  nach  Sibirien  verbannt;  1874  gelang  es  ihm,  von  dort  zu  entkommen, 
UDd  nach  vielen  Mühen  und  Gefahren  endlich  in  Paris  einen  sicheren  Zufluchtsort 
zu  finden.  Dort  widmete  er  sich  von  Neuem  dem  Studium  der  Medicin  und 
beendete  dasselbe  in  Montpellier.  Gegenwärtig  lebt  er  als  praktischer  Arzt  in 
Paris  ist  auch  Mitredacteur  des  Journal  de  th^rapeutique,  in  welchem  er  auch  seit 
1880  ausschliesslich  seine  literarischen  Arbeiten  veröffentlicht.  ]g  ^  P 

Landre-Beauvals,  Augustin-Jacob  L.,  zu  Paris,  am  4.  April  1772 
in    Orleans  geboren,    war    Schüler   von  Desaült  (1790 — 92),   dann    von  Makc- 


1 


598  LANDRE-BEAÜVAIS.  —  LANE: 

Ant.  Petit  in  Lyon,    wirkte  in  den  Hospitälern   von  Chälon-sor-Saöne  bei  den 

Verwundeten  von  den  Weissenburger  Linien,  wurde  1795  Internem  der  Salp^tri^ 

unter  Pjnel,  1800  Doctor  und  MMecin-adjoint  in  des  Letzteren  Abtheilung.   Die 

von  ihm  gehaltenen  Vorlesungen  über  Semiotik  und  innere  Mediein  gab  er  später 

umgearbeitet  als:  „SSmSiotique  ou  traitd  des  aignes  des  maladtes*'  (Paris  1809; 

2.  6d.   1813;    3.    M.   1818;    ital.  Uebers.   Palermo    1819)   heraus,    nachdem  er 

seine  Lehrthätigkeit  bereits  1807    wegen   wiederholter  Hämoptyse  hatte  aufgeben 

müssen.    Er  gelangte  jedoch  zur  Praxis  in  den  höchsten  Ständen  und  war,  neben 

seiner  Stellung  in  der  Salp6tri6re,   die  er  1821  aufgab,  Arzt  der  polytechnischen 

Schule  und  M6decin  Consultant  des  Königs ;  auch  wurde  er,  nach  der  durch  einen 

Staatsstreich  erfolgten  Auflösung  der  Facultät  und  Reorganisation  derselben  dnreh 

die  Clericalen,  Decan  derselben  und  Professor  der  Klinik.  In  Folge  seiner  Mässigung 

und  Gerechtigkeit  erwarb  er  sich  jedoch  die  Achtung    aller  Parteien;    1830  trat 

er    in    das  Privatleben   zurück    und    starb    am   26.   December  1840,    nur  einige 

Tage    nach    seinem    Mitschüler    und    Freunde    ESQUIROL.     Von    seinen    Arbeiten 

ist  noch  eine  Reihe  von  Artikeln  im  Dict.  des  sc.  mM.  und  im  Dict.  en  21  voll. 

anzuführen. 

Biogr.  mhd,  V,  pag.  508.  —   Dechambre,  2.  S6r.,  U,   pag.  317.  —  Gal Ilsen, 
XI,  pag.  26;  XXIX,  pag.  434.  ^ 

Landry,  Jean-Baptiste-Octave  L.,  zu  Paris,  war  am  10.  October 
1826  zu  Limoges  geboren,  begann  noch  während  seiner  Studienzeit  in  Paris  sieh 
mit  Nervenkrankheiten  zu  beschäftigen  und publicirte  darüber:  „Recherches  physioL 
et  pathol,  sur  les  sensattons  tactiles"  (Arch.  g6u6r.,  1852)  —  „Recherches  sur 
les  causes  et  les  indüations  curatives  des  maladies  nercevses"  (Monit.  des  hdp., 
1855),  eine  Arbeit,  aus  welcher  die  These,  mit  der  er  1854  Doctor  wurde: 
„ConstdSr.  gdnSrales  sur  la  pathogSnie  et  les  indications  curatives  des  maladies 
nerveitses^  einen  Auszug  bildete.  Indem  er  seine  Untersuchungen  über  Nerven- 
krankheiten und  namentlich  die  Paralysen ,  wozu  ihm  seine  Stellung  als  Arzt  der 
Wasserheilanstalt  in  Auteuil  eine  reichliche  Gelegenheit  bot^  fortsetzte,  publicirte 
er  weiter  noch :  „M^m.  sur  la  paralysie  du  sentiment  d^ activus  muscrdaire^ 
(Gaz.  des  höp. ,  1855)  —  „De  Vemploi  du  chloroforme  et  des  narcottques 
comme  agents  thirapeutiques"  (Monit.  des  höp.,  1857)  —  „TraüS  coniplet  des 
paralysies^  (T.  I,  Paris  1859)  u.  s.  w.  Bereits  von  einer  Gehimkrankheit  befallen, 
wurde  er  im  Oct.  1865  von  der  Cholera  schnell  dahingerafft. 

Dechambre,  2.  S^rie,  II,  pag.  317.  G. 

*  Landsberg,  Marcus  L. ,  Augenarzt  in  Görlitz,  geboren  am  8.  Mai 
1884  zu  Rawitsch,  Prov.  Posen^  studirte  zu  Berlin  und  widmete  sich  nach  mehr- 
jähriger Thätigkeit  als  prakt.  Arzt  und  eingehenden  ophthalmologischen  Studien, 
theils  bei  Jacobson  in  Königsberg,  theils  bei  Schneller  in  Danzig,  ausschb'ess- 
lieh  der  Augenheilkunde.  Seit  1865  wirkt  er  als  Augenarzt  in  Görlitz.  Von 
seinen  Arbeiten,  welche  grösstentheils  oasuistischer  Natur  sind,  mögen  folgende 
Erwähnung  finden :  „Zur  Casuistik  der  Tumoren*^  (v.  GrA£F£*s  Archiv,  XI)  — 
„Zur  Therapie  der  musculären  Asthenopie''  (Ibid.  XI)  —  „Beitrag  zur  Actio- 
logie  des  OlaucoTns"    (Ibid.  XXI)    —    ;,  lieber  Reflex- Amaurose"  (Ibid.  XXIV). 

Horst  mann. 

*Lane,  James  Robert  L.,  zu  London,  studirte  in  der  med.  Schule 
von  Grosvenor  Place  und  in  St.  George's  Hosp.,  wurde  1847  Member  und  1850 
Fellow  des  R.  C.  S.  Engl.,  war  Docent  der  Chirurgie  beim  St.  Mary's  Hosp., 
Surgeou  beim  Lock  Hosp.  und  St.  Mark's  Hosp.  for  Fistula.  Er  gab  heraus  die 
Harveian  Lectures:  „On  syphilis**  (1876),  revidirte  eine  Anzahl  von  Artikeln  in 
der  neuen  Ausgabe  von  S.  Coofer's  Surgical  Dictionary  und  verfasste  fOr  die 
Lancet  (1863,  65)  die  Aufsätze:  „lAthotomy  in  thefemale*^  —  „DisecLses  of 
rectum**  —  „Lithotomy  with  the  straight  staff^  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Bod. 


J 


LANFRANCHI.  -^  LA17GE.  599 

/  Lanfranchi ,  auch  unter  dem  Namen  Lanfbasc  de  Milan  bekannt, 
stammte  ans  Mailand,  vennnthlieh  aus  einer  alten  Pisanischen  Familie  dieses 
Namens,  war  ein  Sohfller  Wilhblm's  von  Saliceto  und  g^ilt  bis  zu  Out  de 
Chauliac  ftlr  den  grössten  Chirurgen  des  Mittelalters.  Als  Anhänger  der  la  Torre 
in  einem  Streite  dieser  gegen  Matthias  Visconti  von  Letzterem  aus  seiner 
Heimath  zu  entfliehen  gezwungen,  ging  L.  nach  Lyon  und  von  da  1295  nach  Paris, 
wo  er,  von  seinem  Freunde  Wilhelm  von  Brescia  unterstützt,  in  das  College  de 
St.  Cöme  aufgenommen  wurde.  Er  lehrte  Chirurgie  und  gewann  bald  einen  grossen 
Kreis  von  Schülern,  mit  denen  er  sowohl  Kranke  besuchte,  wie  Operationen  aus- 
führte. Sein  Tod  erfolgte  etwa  1306.  Er  ist  Verfasser  der  berühmten  „Ghirurgia 
magna",  welche  er  als  eine  Erweiterung  seines  bereits  1270  verfassten  kleineren 
Handbuchs  der  Chirurgie  in  den  Jahren  1295  und  96  während  seines  Aufenthalts 
in  Lyon  und  Paris  schrieb  und  die  für  die  französische  Chirurgie  des  Mittelalters 
eine  gewisse  historische  Bedeutung  beansprucht.  Die  Schrift  erschien  später  in 
verschiedenen  Ausgaben  (Venedig  1490;  1519;  1546;  Lyon  1553;  französisch 
von  YvoiRE,  Lyon  1490,  deutsch  von  Beunfbls,  Frankfurt  1566). 

Brambilla,  I,  pag.  62.  —  ßiogr.  m6d.  V,  pag.  509.  —  Dict  bist.  III,  pag.  388.  — 
JanuB,  Bd.  II,  pag.  144.  Pagel. 

Lang,  Gustav  L.,  geboren  1839  zu  Pressburg  in  Ungarn,  wurde  1868 
an  Stelle  des  nach  Pest  versetzten  Professors  Balogh  an  die  med.-chir.  Akademie 
zu  Klausenburg  in  Siebenbürgen  berufen.  Doch  erkrankte  L.  sehr  bald  an 
Tuberculose  und  starb  bereits  am  5.  Febraar  1869  in  Pressburg.  Er  veröffent- 
lichte u.  A. :  „Ein  Fall  von  Ftlaria  medinensis"  (Wiener  med.  Wochensohr., 
1864)  —  „AUoxan  im  Harne  des  Menschen*'  (Ebenda  1866)  —  „  lieber  die 
Entstehungsweise  der  sogenannten  Wurmknoten  der  Leber**  (ViRCH0W*s  Archiv 
Bd.  XLIV). 

Wiener  med.  Wochenschr.,  1869.  Pgl. 

*Lang,  Eduard  L. ,  geboren  1841  in  Clacsau  (Trencsiner  Comitat), 
studirte  vornehmlich  in  Wien  als  Schüler  Bbueckb's  und  Billroth's  bis  1865, 
dem  Jahre  seiner  Promotion.  Seit  October  1873  wirkt  er  als  Professor  für  Derma- 
tologie und  Syphilodologie  in  Innsbruck.  Neben  einer  Reihe  specialistischer  Artikel 
in  den  Wiener  med.  Jahrbb. ,  der  Vierteljahrschr.  für  Dermatologie  und  Syphilis, 
den  Wiener  Wochenblättern,  Volkmann's  Samml.  klin.  Vorträge  und  den  Jahres- 
berichten des  natarwissensch.-med.  Vereines  in  Inusbruck,  bearbeitete  er  die 
„Pathologie  und  Therapie  der  Syphilis*'  (1884).  Wem  ich. 

/  Lange ,  Johann  L. ,  zu  Heidelberg,  einer  der  ausgezeichnetsten  Aerzte 

im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts,  war  1485  zu  Löwenberg  in  Schlesien  geboren, 

studirte  in  Leipzig,  Ferrara,  Bologna  und  Pisa,  wo  er  1522  Doctor  wurde.    Nach 

Deutschland  zurückgekehrt,  wurde  er  bald  zum  Leibarzt   des  Kurfürsten  von  der 

Pfalz  ernannt  und  nahm  diese  Stellung   bei  diesem  und  4  seiner  Nachfolger,    im 

Ganzen  über  40  Jahre  lang,  ein.    Er  begleitete  dieselben  auch  vielfach  auf  weiten 

Reisen  und  stand  zweimal  mit  einem  derselben    gegen   den  Sultan  Soliman   im 

Felde.     1556  wurde  er  zum  Minister   und  Geh.  Rath  ernannt;    sein  Tod  erfolgte 

am  -21.  Juni    1565.     Das  Hauptwerk   seines  Lebens,  welches   er,    ausser  einigen 

kleinen  Schriften,  herausgab,  sind  die  von  ihm   nach    dem  Vorbilde  der  Italiener 

Terfassten  „Medicinalium  epistolaram  miscellanea**  (die  1.  Samml.  Basel  1554,  4.; 

2.  Samml.    1560;    Frankfurt  1589,  4;  Hanau   1605,  Fol.;  Frankfurt  1605,  8.; 

1689,  8.).     Von  L.  wurde  die  in  Deutschland    fast  ausser  Gebrauch  gekommene 

Trepanation  des  Schädels  wieder  eingeführt  und  mit  ihr  das  schon  von  Galbnus 

erwähnte  Abaptiston.     Im  Uebrigen   erfreuten  sich   die   Epistolae  medicinales   bei 

seinen  Zeitgenossen  grosser  Anerkennung.     Auch  gegen  den  Aberglauben,  wie  er 

namentlich  durch  die  damaligen  Kalender  gefi^rdert  wurde,  gegen  die  Hambeschauer 

und  die  herumziehenden  zahlreichen  Pseudoärzte  zog  er  zu  Felde. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  511.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  390.  —  E.  Gurlt  in  AUgem. 
Deutsche  Biogr.  XVII,  pag.  ö37.  Gurlt. 


600  LANGE. 

Lange,  Christian  L. ,  geboren  am  9.  Mai  1619  zu  Luekan,  studirte 
in  Wittenberg  und  Leipzig,  machte  Reifien  nach  Italien ,  Frankreich,  Holland  und 
England,  promovirte  1644  in  Leipzig  und  erhielt  1645  die  Professur  ftlr  Physio- 
logie. Er  bekleidete  dann  successive  die  Lehrstühle  für  Anatomie,  Chirurgie  und 
Patholgie  und  starb  als  Decan  der  med.  Facult&t  am  14.  März  1662.  L.  ist 
einer  der  Begründer  der  Lehre  von  der  Pathologia  animata  (zusammen  mit  Haupt- 
mann), wonach  die  meisten  Krankheiten  auf  Anwesenheit  kleiner  lebender  Orga- 
nismen im  Körper  zurückzuführen  sind.  Sein  wichtigstes  Werk  ist  betitelt:  „Mü- 
cellanea  medica  curioaa:  annexa  dispvtatione  de  morbillis,  quam  prodromum 
esse  voluit  novae  suae  pathologiae  animatae  etc."  (nach  L.*s  Tode  herausgegeben 
von  MacasiüS,  Leipzig  1666 ;  1669).  Ausserdem  verfasste  er  noch  einige  kleinere, 
unerhebliche  Dissertationen. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  510.  —  Dict.  hist.  lU,  pag.  389.  —  Dechambre,  2.  S6rie, 
I,  pag.  340.  Pgl. 

Lange,  Christian  J.ohann  L.,  Neflfe  des  Vorigen,  geboren  zu  Pegau 
in  Sachsen  am  5.  Juni  1655,  studirte  in  Leipzig,  besonders  Anatomie  unter  Bohn 
und  promovirte  1681.  Bald  darauf  erhielt  er  eine  Professur  und  bekleidete  diese 
bis  zu  seinem  am  29.  April  1701  erfolgten  Tode.  Er  war  befreundet  mit  Christian 
Thomasius  und  ist  bekannt  durch  die  interessanten  Versuche ,  die  er  zur  Be- 
stätigung der  Lehre  Habv£Y*s  mit  Glefässinjectionen  vornahm  und  in  seiner  „Diss, 
de  circuLatione  sanguinis"  (Leipzig  1680)  veröfltentlichte.  Seine  übrigen  Schriften 
sind  ebenfalls  nur  kleine  Dissertationen. 

Biogr.  mW.  V,  pag.  511.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  389.  —  Dechambro,  2.  S6rie. 
I,  pag.  340.  Pgl. 

Lange,  Johann  Christian  L.,  zu  Kopenhagen,  war  am  6.  December 
1717  zu  Lübeck  als  Sohn  eines  Chirurgen  geboren,  wurde  zuerst  Apotheker, 
studirte  dann  von  1738  an  in  Königsberg  und  Berlin  Medicin,  war  1742  Provisor 
in  einer  Leipziger  Apotheke  und  ging  von  da,  nach  seines  Vaters  Tode,  nach 
Lübeck  zurück,  wo  er  sich  im  dortigen  Hospital  mit  Medicin  beschäftigte.  Br 
war  dann  wieder  Provisor  in  Gothenburg,  Anclam,  Berlin,  Kopenhagen,  woselbst 
er  seine  unterbrochenen  medicinischen  Studien  fortsetzte,  1754  Doctor  wurde  und 
bis  zu  seinem  am  27.  Mai  1776  erfolgten  Tode . prakticirte.  Er  schrieb:  „Laere 
om  de  naturlige  Vande"  (Kopenhagen  1756)  —  „Mittel,  die  Schiff-Leute  der 
königl,  Flotte  gesund  zu  erhalten"  (Ebenda  1766)  —  „Boeme-  Vennen,  om 
Boemenes  physiske  Opdragelse  fra  Foedselen  af  indtil  det  15de  Aar"  (Ebenda 
1773)  u.  s.  w. 

Ingerslev,  II,  pag.  424.  '  6- 

Lange,  Christian  Gottfried  L. ,  geboren  am  20.  Januar  1732  in 
Bautzen,  studirte  und  promovirte  1755  in  Jena  und  prakticirte  in  seiner  Vater- 
stadt, wo  er  am  28.  October  1780  starb.  Er  veranstaltete  eine  deutsche  üebersetzung 
von  Faselius'  :    „Elementa   medicinae  forensis   accommodata"  (Leipzig  1768). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  512.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  l,  pag.  340.  Pgl. 

Lange,  Johann  Heinrich  L.,  geboren  1733  in  Gotha,  war  Dr.  faed^ 
und  Assessor  der  med.  Facultät  in  Kiel,  dann  Stadtphysicus  in  Helmatftdt  und 
zuletzt  in  Lüneburg,  wo  er  am  10.  November  1779  starb.  Ausser  einigen  kleineren 
Dissertationen  schrieb  er :  „  Tentamen  medico-physicum  de  remediis  Brunsmcen- 
sium  domesticis"  (Braunschweig  1765)  —  „Kritischer  Versuch  einer  Teutschen 
üebersetzung  von  Celsus  acht  Büchern  von  der  Ärzneykunst"  (Lüneburg 
1768)  —  „Die  Chirurgie  für  angehende   Wundärzte"  (Ebenda  1776)  U.A. 

Dict.  hist.  III,  pag.  391.  Pgl. 

Lange,  Martin  L.,  geboren  um  1754,  studirte  in  Wien  und  war  Stadt- 
arzt in  Kronstadt   in  Siebenbürgen.     Sein  Todesjahr   ist  unbekannt,     L.  war  ein 


j 


LANGE.  —  LANGELL.  601 

beirorragender  Epidemiograph.  Er  schrieb:  „Budimenta  doctrinae  de  peste" 
(Wien  1784;  Offonbaoh  1791)  —  „Ueber  die  Lebenaordnung  zur  Zeit  epidemisch 
graesirender  Faulfieber  und  besonders  der  Pest"  (Hermannstadt  1786)  —  ;,  Ueber 
die  häufigen  Viehseuchen  in  Siebenbürgen  und  die  vorzüglichsten  Mittel,  solchen 
abzuhelfen"  (Ebenda  1790),  femer  verschiedene  kleinere  praktisch-medicinische 
Beiträge  in  Richteb's  chir.  Bibliothek  und  Blümenbach's  med.  Bibliothek  und 
zn  den  Acta  der  k.  k.  Leopold.  Akademie. 

Biogr.  mW.  V,  pag.  512.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  391.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsch   Biogr  XVII,   pag.  648.  p    1 

• 

Lange,  Wilhelm  L. ,  geboren  zu  Wilhelmshöhe,  vormals  Klein-Iser,  in 
Böhmen  am  8.  Februar  1813,  promovirte  1839  in  Prag,  wurde  1840  zum  Internen 
der  Lehrkanzel  der  Greburtshilfe  ebendaselbst,  1842  zum  Assistenten  ernannt.  1845 
wurde  er  Prlvatdocent  für  Frauenkrankheiten  und  Vorstand  der  gynäkologischen 
Klinik  in  Prag,  1847  Professor  der  Geburtshilfe  in  Innsbruck,  1850  in  Prag  und 
1851  als  ord.  Prof.  der  Geburtshilfe  und  Nachfolger  von  Nasgelä  nach  Heidel- 
berg berufen ,  wo  er  zugleich  als  Kreis-Oberhebearzt  fttr  den  Unterrheinkreis  bis 
zu  seiner  ajn  2.  December  1880  erfolgten  Pensionirung  thätig  war.  Von  den 
Arbeiten  L.'s,  der  am  25.  Februar  1881  in  Heidelberg  starb,  sind  zu  erwähnen: 
„De  convulsionibus  puerperalibus**  (Heidelberg  1858,  4.)  —  y^Lehrhuch  der 
Qeburtshüfe  mit  Berücksichtigung  der  gerichtsärztlichen  Seite  des  Fachs 
bearbeitet**  (Erlangen  1868,  m.  43  Holzschnitten)  —  „Lehrbuch  der  Geburts- 
hilfe für  Hebeammen"  (2.  Aufl.  Heidelberg  1865;  3.  Aufl.  Leipzig  1880), 
offleielles  Lehrbuch  der  Hebeammen  des  Grossherzogthums  Baden. 

y.  Heck  er  in  Allgem.  Deutscli.  Biogr.   XVII,  pag   653.  Pgl. 

*  Lange,  Karl  Georg  L. ,  ist  am  4.  December  1834  in  Vordingborg 
(Seeland)  geboren,  studirte  an  der  Kopenhagener  Universität,  absolvirte  das  Staats- 
examen 1859,  wirkte  danach  in  verschiedenen  Spitalstellungen  in  Kopenhagen, 
studirte  im  Auslande  Nervenpathologie,  welches  Fach  er  später  als  Prlvatdocent 
lehrte  und  errichtete  eine  Klinik  ftlr  Nervenkrankheiten  und  Elektrotherapie  in 
Kopenhagen.  Von  1877  bekleidet  er  die  Professur  der  pathologischen  Anatomie 
und  allgemeinen  Pathologie  an  der  Kopenhagener  Universität  und  ist  Haupt- 
redacteur  der  „Hospitals  Tidende^.  Auf  dem  internationalen  Congresse  zu  Kopen- 
hagen im  Sommer  1884  fungirte  er  als  General-Secretär  und  ist  seit  der  Zeit 
dänisches  Mitglied  des  Comit6s  fttr  gemeine  internationale  Krankheitsuntersuchung. 
Ausser  zahlreichen  Journalartikeln  publicirte  er:  „Bidrag  til  Kundskab  om  den 
chroniske  Bygmarvsbetändelse"  (1874)  —  „Fordäsninger  over  Bygmarvens 
Pathologie"  (1871 — 76)  —  „Erindringsord  til  Foreläsninger  over  alm.  pathol, 
Anatomie"  (1878—83). 

Smith  and  C.  Bladt,  5.  Ausg.,  pag.  113.  Petersen. 

""Lange,  Victor  L.,  ist  am  13.  Februar  1847  in  Kopenhagen  geboren, 
bildete  sich  al^  Schüler  W.  Meteb's  als  Specialarzt  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehl- 
kopfkrankheiten aus  und  ist  seit  1877  in  dieser  Beziehung  selbständig  thätig. 
Er  schrieb:  „Otitis  media  suppurativa  acuta"  (Dissert. ,  1884)  und  ausserdem 
Joumalaufsätze  auf  dem  Gebiete  seiner  Specialität  in  dänischen  und  fremden  Zeit- 
schriften (Monatsschr.  für  Ohrenheilk.  und  Annales  des  maladies  de  roreille). 

Petersen. 

Langeil,  Alexander  Albert  L.  in  Gothenburg,  war  am  10.  November 
1815  geboren,  studirte  in  Upsala  und  promovirte  1841,  wurde  Lazaretharzt  in 
Oerebro  1849,  Bataillonsarzt  1851  und  1858  Oberarzt  an  der  med.  Abtheilung 
des  Sahlgren'schen  Krankenhauses  in  Gothenburg.  Während  einer  wissenschaft- 
lichen Reise  1856 — 1857  in  Deutschland,  Frankreich  und  England  besuchte  er 
den  französischen  Kriegsschauplatz  in  Afrika.    Er  starb  am  22.  November  1870. 


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602  LANGELL.  —  LANGENBECK. 

Er    hat  einige  Abhandlungen   in  Hygiea  1852,  1857,  1858,    1860    und   in   den 

neuen  Abhandlungen  der  Geeellsehafk  der  sehwedischen  Aerzte  1 866  yerOffentlieht 

0.  Hjelt, 

Langenbeck,  Rudolph  Adolph  L.,  ein  älterer  Bruder  des  Nachstehenden, 
wurde  zu  Homeburg  im  Herzogthum  Bremen  am  23.  Februar  1772  geboren, 
studirte  in  Jena  von  1792  an,  wurde  1796  zu  Erfurt  Dr.  med.,  kam  1798  als 
Hauslehrer  und  Hausarzt  nach  Sunzel  in  Livland.  Nachdem  er  sich  in  St.  Peters- 
burg hatte  examiniren  lassen,  war  er  5  Jahre  Arzt  in  Lemsal,  zog  dann  1804 
nach  Riga,  woselbst  er  von  1807 — 1823  Kreisarzt  war.  Er  starb  in  Riga  im 
September  1835.  Er  yerfasste:  „Krankheitsgeschichte  einer  Steinkrankheä'^ 
(Langenbeck's  Bibliothek  für  Chirurgie,  Bd.  H,  1809)  —  „Tagebuch  über  eine 
durch  den  thierischen  Magnetismus  bewirkte  Heilung*'  (Russ.  Sanunlnng  ftr 
Naturw.  u.  Heilk. ,  Bd.  II,  1819)  —  „Beobachtung  über  die  Wirkung  des 
Liquor  cupri  ammoniato-muriotici  cum,  et  sine  mer curia''  (Grindel*s  med.-pharm. 
Blätter,  1813),    ferner  eine  Anzahl  Aufsätze   in  den  Rigaer  Stadtblättern,    1810 

bis  1821. 

V.  Becke-Napiersky,  IXT,  pag.  17 — 18.  —  Personalien  in  dem  „Andenken  an 
Dr.  Dyrsen".  Riga  1835.  —  Beise,  II,  pag.  2.  L    Stieda. 

Langenbeck,  Konrad  Johann  Martin  L.,  zu  Oöttingen,  berflhmter 
Chirurg  und  Anatom,  war  am  5.  December  1776  zu  Homeburg  geboren,  studirte 
Yon  1794    an    in  Jena,  erlangte    daselbst  1798    mit    der  „Dies,    inaug,    sistens 
paradoxa  medica  seculi  XVIII,   paene  affecti^  die  Doctorwürde,    ging  darauf 
8  Monate  lang  nach  Wien,    prakticirte   dann    in    seiner  Vaterstadt  ein  Jahr  lang 
als   Arzt   und   lenkte   namentlich   durch   seine    zahlreich    verrichteten   glflckliehen 
Augenoperationen    die    Aufmerksamkeit    der    Behörden    auf   sich ,    so    dass    ihm 
Behufs    weiterer   Ausbildung   auf  Reisen   eine   königliche   Unterstützung   zu   Theil 
wurde.     Er  ging  daher  1799  für  mehrere  Jahre  noch  nach  Würzburg  und  Wien 
und  erschien  1802  seine  erste  chirurgische,  mit  einer  Vorrede  von  Johann  Babthel 
VON  Siebold  versehene  Schrift    „üeber  eine  einfache   und  sichere  Methode  des 
Steinschnittes^  (1806  in*s  Holländische  übersetzt).    In  demselben  Jahre  wurde  er 
in  Göttingen  als  Privatdocent  und  Wundarzt   des    akademischen  Hospitals    neben 
Hdilt,  welcher  daselbst   eine  med.-chir.  Klinik   und  eine  Abtheilung  für  Augen- 
kranke hatte,  angestellt.    Von  1803 — 4  begann  er  auch  anatomische  Vorlesungen 
zu  halten  und  Hess   sich    dazu  ein  Amphitheater  bauen ,  wurde  1 804  Prof.  e.  o. 
^pit  dem  Antritts-Programm :  ;,  Tra^atus  anatomico-chirurgicus  de  nervis  cerebri 
in  dolore  faciei  consideratis*'  (1805)  und  gab  ein:    „Anatomisches  Handbuch, 
tabellarisch  entworfen^  (1806;  1817;  1818;  auch  in*s Schwedische  übersetzt)  heraus, 
die  Skizze  eines  ausführlichen  Handbuchs.    Da  das  gleichzeitige  Wirken  von  HmLT 
und  L.  in  dem  akademischen  Hospital  seine  Unzuträglichkeiten  hatte,  verliess  der 
Letztere  1807  dasselbe  und  gründete  ein  eigenes  klinisches  Institut  für  Chirurgie 
und  Augenheilkunde   in   einem    neu  errichteten  chirurgischen  Hospital,  das  1809 
und  1821    noch   vergrössert    wurde.    Mit   der  Errichtung  eines  eigenen  Hospitals 
begann  er  die  Herausgabe  der  „Bibliothek  für  die  Chirurgie*'  (4  Bde.,   1806  bis 
1813)  (als  Fortsetzung  von  A.  G.  Richters  Chirurg.  Bibliothek)  und  der  „Neuen 
Bibliothek  für  die  Chirurgie  und  Ophthalmologie*'  (4  Bde.,  Ebenda  1818 — 28),  in 
welcher  die  meisten  seiner  kleineren  Abhandlungen  aus  der  Chirurgie  und  Augen- 
heilkunde (gegen    60)    enthalten   sind.     Zu  den    kleineren  Arbeiten   gehört  anch: 
„Prüfung  der  KercUonyxis,  einer  neuen  Methode  den  grauen  Staar  durch  die 
Hornhaut    zu    recliniren   oder   zu  zerstückeln*'    (1811).     1814   wurde  L.    zum 
Prof.  ord.  der  Anatomie  und  Chirurgie  ernannt,    auch   zum  Oeneral-Chirurgas  der 
Hannoverischen  Armee,    in  welcher  Eigenschaft  er   bei  den  Verwundeten  aus  der 
Schlacht  von  Belle- Alliance    1815  zu  Antwerpen  und  Brüssel   in  Thätigkeit  war; 
1816  wurde  er  Hofrath.     Seine  nächsten  grösseren  Arbeiten  waren:    „Comtnen- 
tarius  de  siructura  peritonei,    testiculorum  tunicis,    eorumque  ex  abdomtne  in 
scrotum  descensu,  ad  illustrandam  herniarum  indolem**  (1817)  —  „Abhandlung 


j 


LANGENBEOK.  603 

von  den  Leisten-  und  Schenkelbrüchen^  (^^^1?  ™*  ^^  TafP.);  auch  begann  er  sein 
grosses  Werk:  „Nosologie  und  Therapie  der  chirurgischen  Krankheiten^  in  Ver- 
bindung mit  der  Beschreibung  der  chirurgischen  Operationen**  (Bd.  I,  1822;  V, 
1850),  femer  ein  noch  grossartiger  angelegtes  Werk,  die:  „Icones  anatomicae" 
(abtheilungsweise  die  Neurologie,  Angiologie  etc.  betreffend,  in  mehr  als  170  Jaff. 
Fol.,  von  1826 — 1841  erschienen)  und  ein:  „Handbuch  der  Anatomie  mit  Hin- 
toeisung  auf  die  Icones  anatomicae^  (3  Abth.  1831 — 42).  Nach  der  Gründung 
eines  eigenen  klinischen  Institutes  machte  er  sich  noch  weiter  durch  die  Erbauung 
eines  anatomischen  Institutes  verdient  und  beschrieb  dasselbe  in  der  Schrift: 
„Novum  theatrum  anatomicum  quod  Oottingae  est  a  rege  Oeorgio  IV  con- 
ditum  etc.**  (ljB29).  Fast  ein  halbes  Jahrhundert  lang  lebte  L.  seinem  doppelten 
Berufe  als  Chirurg  und  Anatom  mit  seltenster  Treue  und  Hingebung.  Seine  Thätig- 
keit  war  geradezu  eine  wunderbare,  seine  Unterrichtsmethode  eine  vortreffliche, 
indem  er,  ausgehend  von  der  Ansicht,  dass  die  Anatomie  die  Grundlage  alles 
medicinischen  Wissens  sei,  dieselbe  sehr  ausführlich,  mit  steter  Rücksicht  auf  die 
Physiologie,  Pathologie  und  Therapie  als  „Anatomia  applicata"  vortrug.  Dieselbe 
Anschauungsweise  zieht  sich  wie  ein  rother  Faden  durch  seine  sämmtlichen  chirur- 
gischen und  augenärztlichen  Schriften  hindurch.  Am  Abend  seines  Lebens  fühlte 
er  noch  das  BedUrfniss,  sich  auch  mit  der  feineren  Anatomie  vertraut  zu  machen 
und  so  entstanden  seine  „Mikroskopisch-anatomischen  Abbildungen  zur  Erläu- 
terung seines  anatomischen  Handbuches**  (1847 — 50,  m.  17  Taff.).  Wie  er  ein 
vollendeter  praktischer  Anatom  war,  so  war  er  nicht  minder  bedeutend  als  Chirurg 
und  Operateur.  Er  machte  sich  um  die  Technik  der  Amputationen,  der  Arterien- 
unterbindungen, des  Steinschnittes  etc.  verdient ,  führte  mehrmals  die  Total-Exstir- 
pation  des  Uterus  aus ;  auch  in  der  Augenheilkunde  hat  er  sich  Verdienste  um  die 
Technik  der  Staaroperation,  die  künstliche  Pupillenbildung  und  um  die  Eenntuiss 
verschiedener  Erkrankungen  des  Auges  und  seiner  Schutzapparate  erworben.  Nachdem 
er  1840  zum  Ober-Medicinalrath  ernannt  worden  war,  wurde  ihm,  in  Folge  der 
Strömungen  des  Jahres  1848,  seine  chirurgische  Professur  genommen  und  er  auf  die 
anatomische  beschränkt,  trotz  seiner  noch  im  72.  Lebensjahre  bewahrten  Frische 
des  Geistes  und  Rüstigkeit  des  Körpers.  Die  ihm  widerfahrene  Kränkung  und  die 
dadurch  hervorgerufene  Verbitterung  seines  Lebens  trug  wohl  nicht  wenig  zu  seinem 
am  24.  Januar  1851  erfolgten  Tode  bei. 

Pütter  u.  Saalfeld,  ÜI,  pag.  320;  IV,  pag.  424.  —  Göschen  in  Deutsche 
Klinik.  1851,  pag.  55.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  29,  1851,  I,  pag.  126.  — 
E.  Gnrlt  in  AUgem.  Deutsch.  Biogr.  XVII,  pag.  664.  —  Callisen,  XI,  pag.  37;  XXIX, 
pag-  438.  Gurlt. 

Langenbeok,  Maximilian  Adolf  L. ,  zu  Hannover,  als  Sohn  des 
Vorigen  am  11.  Januar  1818  zu  Göttingen  geboren,  studirte  von  1835 — 40  zu 
Göttingen,  Paris,  Wien  und  Berlin,  wurde  1842  in  Gröttingen  mit  der  Diss. :  „De 
totius  uteri  exstirpatione**  (4.,  c.  5  tabb.)  Doctor,  habilitirte  sich  1843  an  der 
dortigen  Universität  und  hielt  Vorlesungen  über  Anatomie,  Chirurgie  und  Augen- 
heilkunde. 1846  zum  Prof.  e.  o.  ernannt,  legte  er  1848  freiwillig  sein  Lehramt 
nieder  und  siedelte  1851,  nach  dem  Tode  seines  Vaters,  nach  Hannover  Aber, 
wo  er  von  da  an  als  prakt.  Arzt  thätig  war.  1865  wurde  er  in  das  Ober-Medicinal- 
Collegium  berufen,  gab  diese  Stellung  aber  bald  wieder  auf  und  starb  am  2.  Mai 
1877.  Von  seinen  literarischen  Arbeiten  ist  anzuführen:  „Ueber  die  Wirksam- 
keit der  medicinischen  Polizei*"  (1847)  —  „Untersuchungen  über  die  Allantois** 
(1847,  4.,  m.  4  Kpfm.)  —  „Klinische  Beiträge  aus  dem  Gebiet  der  Chirurgie 
und  Ophthalmologie**  (1849,  50,  4.,  m.  Abb.),  Abhandlungen  über  sehr  ver- 
Bchiedenartige  Gegenstände  aus  der  Chirurgie  enthaltend.  Er  schrieb  femer  (Hannov. 
Correspondenzblatt ,  1851)  über:  „Die  Mängel  der  gangbaren  orthopädischen 
Behandlung  der  Rückgratsverkrümmungen**  —  „Heilung  der  Contracturen 
und  Ankylosen  des  Kniegelenkes**  (1852),  in  welcher  Arbeit  er  sich  die  Priorität 
der    von   ihm    1847    in    der  Aether-Narcose  ausgeführten  Streckung   verkrümmter 


1 


604  LANGENBEOK. 

Kniegelenke,  seinem  Vetter  B.  Langbnbeck  in  Berlin  gegenüber,  vindioirte.  Denselben 
Gegenstand  behandelte:  ffDie  gewaltsame  Streckung  der  Kniecontracturen  mit 
besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Gegenanzeigen*^  (1858).  Zn  seinen  bedeatangs- 
vollsten  Arbeiten  gehört  die  Schrift:  „Die  Impfung  der  Arzneikörper"  (1856), 
durch  welche  er  der  Vorläufer  der  in  der  Folge  so  allgemein  gewordenen  sub- 
cutanen medicamentösen  Injectionen  wurde;  5  Jahre  später  folgten:  „Beiträge 
zur  Einimpfung  der  Arzneimittel^  (Memorabilien ,  1861).  Vielfach  hat  er  sich 
auch  mit  Augenkrankheiten  beschäftigt;  er  schrieb  über:  „Die  Insolation  des 
menschlichen  Auges ^  der  OlaskÖrperstich  und  die  Accomm^dationsfasern"  (1859) 
—  „Lehre  von  der  Accommodation  und  deren  Störungen"  (Memorabilien,  1870). 
Von  1862  an  beschäftigte  ihn  lebhaft  die  „subcutane  Herniotomie",  der  er  in 
die  Chirurgie  Eingang  zu  verschaffen  suchte.  Aus  der  späteren  Zeit  sind  noch 
anzufahren:  „Prophylaxis  der  Trichinenkrankheit"  (AUgem.  Wiener  med.  Ztg., 
1864)  und  „Mcstirpation  des  Uterus  bei  gänzlichem  Vorfall  desselben"  (Memora- 
biUen,  1868).  —  Wie  ersichtlich,  war  L.  auf  dem  literarischen  Gebiete  in  mannich- 
faltiger  Weise  thätig,  jedoch  mit  seinen  Entdeckungen  nicht  besonders  glücklich, 
indem  dieselben  bald  durch  andere  Arbeiten  und  Entdeckungen  (in  der  Ophthalmo- 
logie, bei  den  hypodermatischen  Injectionen)  überholt  wurden. 

£.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVII,  pag.  668.  Ourlt. 

*Langenbeck,  Bernhard  Rudolph  Konrad  von  L.,  der  berühmteste 
lebende  deutsche  Chirurg,  ist  am  9.  November  1810  zu  Homeburg,  als  Neffe 
von  Konrad  Johann  Martin  L.,  geboren,  studirte  in  Göttingen,  wurde  daselbst 
1835  Doctor  mit  der  Diss.  ^De  retinae  structura  penitiore"*  (4.),  -machte  eine 
wissenschaftliche  Reise  nach  Frankreich  und  England,  habilitirte  sich  in  Göttingen 
als  Privatdocent ,  schrieb:  „De  retina  observationes  anatomico-pathologicae" 
(Göttingen  1836,  4.,  c.  4  tabb.)  und  weiterhin:  „lieber  Entstehung  des  Venen- 
krebses  und  die  Möglichkeit,  Carcinome  von  Menschen  auf  Thiere  zu  über- 
tragen" (Schmidt's  Jahrbb.,  Bd.  XXV,  1840).  Nachdem  er  in  Göttingen  zum 
Prof.  e.  0.  ernannt  worden ,  verfaöste  er  folgende  Aufsätze :  „  Ceber  habituelle 
Fingerkrämpfe  und  die  Anwendung  der  Muskel-  und  Sehnendurchschneidung 
gegen  dieselben"  (Med.  Correspondenzbl.  bayerischer  Aerzte,  1840),  femer  in  den 
Hannov.  Annalen  (1841) :  „  Veber  das  Stottern  und  die  Anwendung  der  Myo- 
tomie gegen  Sprachfehler  krampfhafter  Art"  —  ;,  üeber  die  unmittelbare 
Heilung  der  Wunden  durch  Abschluss  derselben  von  der  atmosphärischen 
Zfuft  u.  s.  w."  —  „Confervenbildung  in  dem  Nasenausßuss  eines  rotzkranken 
Pferdes"  (Froeikp's  Notizen,  1841).  1842  wurde  er  nach  Kiel  als  Prof.  ord.  der 
Chirurgie  und  Director  des  Friedrichs-Hospitals  berufen.  Er  leitete  1848  in  dem 
Kriege  der  Herzogthümer  gegen  Dänemark  als  General-Stabsarzt  der  Armee  den 
chirurgischen  Dienst  in  den  Lazarethen,  wurde  aber  noch  in  demselben  Jahre  nach 
Berlin,  auf  den  durch  Dieffenbach's  Tod  (1847)  erledigten  Lehrstuhl  berufen  und 
zum  Director  des  klinischen  Instituts  für  Chirurgie  und  Augenheilkunde  ernannt. 
Behufs  Antritts  der  Professur  schrieb  er  die  akademische  Abhandlung:  y^CommenteUio 
de  contractura  et  ancylosi  genu  nova  m£t.hodo  violantae  extensionis  ope  sanandis" 
(Berlin  1850,  4.)  und  machte  in  John  Hunter's  Abhandlung  Über  Blut-Entzündiing 
und  Schusswunden  (deutsche  üebers.  von  Fr.  Bbaniss,  Berlin  1850)  Bemerkungen 
zu  den  letzteren.  Abgesehen  von  zahlreichen  Veröffentlichungen  aus  seiner  Klinik 
durch  Assistenten  und  Schüler  in  der  „Deutschen  Klinik^  seit  deren  Begründung 
(1849)  finden  sich  von  ihm  selbst  darin  u.  A.  folgende  Aufsätze :  „Die  subcutane 
Osteotomie"  (1854)  —  „Chiloplastik  durch  Ablösung  und  Verziehung  des 
Lippnsaumes"  (1855)  —  „Das  permanente  warme  Wasserbad  zur  Behandlung 
grösserer  Wunden,  insbesondere  der  Amputationsstümpfe"  (1855)  —  „Ueber 
die  Exstirpation  der  interstitiellen  üterusfibroide"  (1859)  —  „Die  osteoplastische 
Resection  des  Oberkiefers"  (1861);  femer  in  der  Med.  Central-Zeitung :  „Die 
Geschwülste  der  Fossa  spheno-maxiUaris  und  die  Exstirpation  derselben  mittelst 


j 


LANGENBECK.  —  LANGERMANN.  605 

Resectüm.des  Jochbogens"  (1860) ;  in  der  Berliner  klin.  Wochenschr. :  „Neue  Metkode 
derRhinoplasttk*'  (1864).  In  dem  seit  1860  von  ihm  herausgegebenen,  von  Bill- 
roth und  GuRLT  redigirten  „Archiv  für  klinische  Chirurgie"  sind  von  ihm  folgende 
grössere  Aufsätze  enthalten:  „Beiträge  zur  chirurgischen  Pathologie  der  Venen" 
(I,  1860)  —  „Angeborene  Kleinheit  des  Unterkiefers  mit  Kiefersperre  verbunden, 
geheilt  durch  Besection  der  Procc.  coronoidei"  (I)  —  ;>-Die  Uranoplastik 
mittelst  Ablösung  des  mucös  -  periostalen  Oaumenüberzuges"  (II,  1862)  — 
„  Weitere  Erfahrungen  im  Gebiete  der  Uranoplastik  u.  s.  w "  (V ,  1864). 
Bei  Gelegenheit  des  Feldzuges  gegen  Dänemark  (1864)  wurde  er  zum  Generalarzt 
und  consultirenden  Chirurgen  ernannt  und  in  demselben  Jahre  in  den  Adelstand 
erhoben.  Auch  an  den  folgenden  Feldzügen  (1866,  70,  71)  nahm  er  in  gleicher 
Eigenschaft  einen  hervorragenden  Antheil  und  finden  sich  von  1864  seine  in  den 
Feldzügen  gemachten  Erfahrungen  mehrfach  in  seinen  Arbeiten  niedergelegt;  so: 
„  Ueber  Besectionen  im  Fussgelenk  wegen  Schussfracturen"  (Berliner  klin. 
Wochenschr.  1865)  —  ;,  Ueber  die  Schussfracturen  der  Oelenke  vnd  ihre  Be- 
handlung. Bede  u,  s.  w."  (Berlin  1868)  —  „Ueber  Schussverletzungen  des 
Hüftgelenks^  (Archiv,  XVI,  1874)  —  „Ueber  die  Endresultate  der  Gelenk- 
resectionen  im  Kriege"  (Ebenda).  Wir  f (Ihren  femer  von  seinen  Arbeiten  noch  an : 
„Ueber  JExstirpation  des  Pharynx"  (Ebenda  XXIV,  1879)  —  „Ueber  Gummi- 
geschwülste (Granulome,  Syphilome)*'  (Ebenda  XXVI,  1881)  —  „Ueber  Zungen- 
amputation  mittelst  des  Thermocauters"  (Ebenda  XX Vit,  1882).  Zahlreiche 
kleinere  Mittheiluugen  von  ihm  finden  sich  auch  in  den  „Verhandlungen  der  Deutschen 
Gesellschaft  für  Chirurgie'',  welche  1872  durch  ihn  gegründet  und  seither  von 
ihm  geleitet  worden  ist.  Nachdem  er  früher  den  Charakter  als  Geh.  Med.-Rath 
und  als  Geh.  Ober-Med.-Rath  erhalten  hatte,  wurde  ihm  bei  Niederlegung  sejner 
Professur  1882  der  als  wirklicher  Geh.  Rath  verliehen.  Seit  jener  Zeit  hat  er 
seinen  Wohnsitz  in  Wiesbaden.  ^^^ 

'''Langenbucll,  Karl  Johann  August  L.,  ist  zu  Kiel  am  20.  August 
1846  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  in  Berlin  (Esmarch,  resp.  Wilms) 
und  wurde  1869  promovirt.  Nach  dem  Feldzuge  trat  er  1871  als  Assistent  in 
Bethanien  zu  Berlin  ein  und  dirigirt  seit  1 873  das  dortige  Lazarus-Krankenhaus. 
Seine  grösstentheils  Operationstechnik  betreffenden  Publicationen  finden  sich  im 
Archiv  flir  klin.  Chirurgie,  in  der  Berliner  klin.  Wochenschr.,  in  der  Zeitschrift 
für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie.  Umfangreichere  Studien  hat  er  über  Nerveu- 
dehnung  veröffentlicht  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1881  und  1882,  Volkmaxn's 
Samml.  klin.  Vorträge,  Nr.  129).  Wem  ich. 

*  Langer,  Karl  L. ,  geboren  am  15.  April  1819  in  Wien,  daselbst  bis 
znr  Promotion,  1842,  ausserdem  noch  in  Prag  medicinisch  ausgebildet,  war 
bis  1850  Assistent  und  Prosector  in  Wien,  dann  Professor  der  Zoologie  an  der 
Universität  zu  Pest,  von  1856 — 1870  Professor  für  Anatomie  an  der  Josephs- 
Akademie,  von  da  ab  an  der  Universität  in  Wien.  Sein  Hauptwerk  ist  sein 
„Lehrbuch  der  systematischen  und  topographischen  Anatomie" ;  —  daneben 
„Sechs  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Gelenken" .  Ausserdem  hat  er  zahlreiche 
Untersuchungen  über  den  Haarwechsel,  die  Capillareo  und  den  Ciliarmuskel  der 
Cephalopoden ,  über  das  Wachsthum  des  Skelets,  die  Beckeneingeweide,  die 
Lymphgefässe  der  Amphibien  etc.  publicirt.  Wem  ich 

Langermann,  Johann  Gottfried  L.,  zu  Berlin,  war  am  8.  August 
1768  zu  Maxen  bei  Dresden  geboren,  studirte  von  1789  an  in  Leipzig  die  Rechte, 
später,  von  1794  an,  in  Jena  Medicin  und  wurde  daselbst  1797  mit  der  Diss. : 
„De  methodo  cognoscendi  curandique  animi  morbos  stabilienda"  Doctor.  Er 
trat  daselbst  in  nahe  Beziehungen  zu  Goethe  und  Schiller  und  nahm  tbätigen 
Antheil  an  der  Redaction  der  Jenaer  Literatur-Zeitung.  Der  Einladung  des  Ministers 
V.  Hardenberg  folgend,  Hess  er  sich  in  Bayreuth  als  Arzt  nieder,  wurde  1797 


606  LANGEEMANN.  -  LANGGÜTH. 

Assessor  bei  dem  fränkischen  Medioinal-Collegiam,  Hebeammenlehrer,  1802  Medicinal- 
rath  und  1805  Director  der  Entbindungs-  und  Irrenaustalt  daselbst.  Das  grösste 
Verdienst  aber  und  einen  europäischen  Ruf  erwarb  er  sich  um  die  nach  einem 
grossartigen  Plane  (1805)  bewirkte  Umwandlung  des  in  der  Verfassung  der 
damaligein  Narren-  und  Tollhäuser  befindlichen  Irrenhauses  St.  Georgen  bei 
Bayreuth  in  eine  „psychische  Heilanstalt  für  Geisteskranke^^  Die  wenigen 
Schriften ,  die  er  in  dieser  Epoche  seines  Lebens  herausgab ,  waren :  j^  Ueber  die 
Lösung  der  Nachgeburt  u,  s.  w,**    (Hof  und  Bayreuth  1804)    —    „Ueber   das 

gelbe   Fieber;    was   Deutschland    davon    zu   besorgen hat"    (Hof  1805; 

2.  Aufl.  1805)  —  „Ueber  den  gegenwärtigen  Zustand  der  psychischen  Heü- 
methoden  der  Oeisteskrankheiten  und  über  die  erste  zu  Bayreuth  errichtete 
psychische  Heilanstalt"  (Med.-chirurg.  Zeitung,  1805);  auch  gab  er  heraus: 
A.  F.  SCHWEIGGBR,  „lieber  Kranken-  und  Armenanstalten  zu  Paris;  mit  Zu- 
sätzen und  Anhang  über  die  französischen  Feldhospitäler"  (Bayreuth  1809; 
2.  Aufl.  1813).  1810  wurde  er  nach  Berlin  als  Staatsrath,  zur  Antheilnahme  au 
der  obersten  Leitung  der  Medicinalangelegenheitcn  berufen,  eine  Stellung,  fta 
welche  er,  vermöge  seiner  juristischen  und  medicinischen  Kenntnisse  und  seines 
administrativen,  in  manchen  verschiedenen  Verhältnissen  bewährten  Talentes  ganz 
besonders  geeignet  war.  1819  wurde  er  Mitglied  des  neu  errichteten  Ober-Censur- 
Collegiums  und  mit  der  Reorganisation  der  Berliner  Thierarzneischule  betraut.  Als 
Geh.  Ober-Medicinalrath  und  vortragender  Rath  in  der  Medicinalabtheilung  des 
Ministeriums  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinalangelegenheiten  starb  er  am 
5.  September  1832.  —  L.  hat  sich  in  dreifacher  Richtung  Verdienste  erworben: 
zunächst  um  die  Psychiatrie,  indem  er,  den  in  Frankreich  und  England  bereits 
eingeschlagenen  neuen  Bahnen  folgend,  durch  die  Umwandlung  von  St.  Georgen 
auch  praktisch  in  Deutschland  jene  Wissenschaft  zu  neuem  Leben  zu  erwecken 
verstand  und  später  durch  seine  Wirksamkeit  im  Ministerium  einen  maassgebenden 
Einfluss  auf  das  preussische  Irrenwesen  und  die  Gründung  der  ersten  Heilanstalten 
zu  Siegburg  und  Leubus  auszuüben  vermochte.  Dass  er  bei  seiner  hohen  wissen- 
schaftlichen Bildung,  seiner  humanen  Gesinnung  und  imponirenden  PersönUehkeit 
auch  auf  andere  Zweige  des  preussischen  Medicinalwesens  wohlthätig  einwirken 
musste,  ist  selbstverständlich;  endlich  ist  die  wissenschaftliche  Bedeutung  der 
Berliner  Thierarzneischule  und  die  Organisation  des  thierärztlichen  Dienstes  in 
Preussen  hauptsächlich  sein  Werk. 

I de  1er  in  Med.  Zeitang  des  Vereins  für  Heiltr.  in  Preussen.  1832,  pag;  67.  — 
Neuer  Nekrolog  der  Deutscheu.  Jahrg.  10,  1832,  II,  pag.  654.  —  Schrader-Hering, 
pag  240.  —  Bandorf  iD  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVII,  pag.  6S2.  —  Callisen,  XT. 
pag.  48;  XXIX,  pag.  441.  G. 

Langguth,  Georg  August  L. ,  geboren  in  Leipzig  am  7.  Juni  1711, 
studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  in  Berlin,  promovirte  1738  in  Leipzig  und 
erhielt  die  Veuia  legendi  in  der  Philosophie,  las  von  1742 — 1746  an  Stelle 
von  Heucher,  der  durch  seine  Eigenschaft  als  königl.  Leibarzt  in  Dresden 
zurückgehalten  und  am  Lesen  gehindert  war,  in  Wittenberg  Anatomie  ond 
Botanik  und  wurde  nach  Heucher's  Tode  1746  ordentlicher  Professor  dieses 
Lehrstuhls,  auf  dem  er  bis  zu  seinem  1782  erfolgten  Tode  verblieb.  L.  ist 
Verfasser  einer  grossen  Anzahl  kleinerer  unbedeutender  Abhandlungen,  Disser- 
tationen, akademischer  Progamme  und  Gelegenheitsschriften.  Das  Dict.  bist,  zählt 
deren  ca.  70  auf. 

Boerner,  I,  pag.  79,  395,  911;  II,  pag.  425,  74H;  III,  pag.  375,  718.  —  Bai  ding  er, 
pag.  94.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  513—516.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  393—396.  p    j 

ChristianAugustLangguth,  als  Sohn  des  Vorigen  am  26.  December 
1754  in  Wittenberg  geboren,  studirte  und  promovirte  1779  in  seiner  Vaterstadt. 
1782  wurde  er  daselbst  Prof.  e.  o.  der  Medicin  und  1784  Prof.  ord.  der  Natur- 
geschichte  und   starb   am    9.  Februar  1814.    Seine  nur   unbedeutenden  Schriften 


LANGGÜTH.  -  LANGEISH,  607 

beziehen    sich   zum  Theil    auf   aaturwissenschaftliohe ,    zum  Theil    auf   eigentlich 
medicinisehe  Gegenstände. 

Dict.  hißt,  in,  pag.  396.  Pgl. 

LanghanSy  Daniel  L.,  geboren  in  Bern  1728,  studirte  und  promovirte 
1748  in  Göttingen  und  prakticirte  dann  als  Stadtphysicus  zu  Bern  bis  zu  seinem 
am  21.  Juli  1813  erfolgten  Tode.  Er  ist  Verfasser  einiger  seiner  Zeit  beliebter 
populär-medioinischer  Lehrbfleber,  wie :  „  Anweisung^  wie  man  sich  im  Noihfalle 
selbst  von  den  gefährlichsten  und  meisten  Krankheiten  befreyen  könne**  (4  Thle., 
Berlin  1762 — 64;  französ.  Paris  1768,  2  vol.)  —  „Von  den  Krankheiten  des 
Hofes  und  der  Weltleute^  (Berlin  1770;  französ.  Lausanne  1771)  u.  A.  Nicht 
unwichtig  ist  auch  seine  „Diss,  de  consensu  partium"  (G^ttingen  1748),  worin 
er  sich  als  Anhänger  von  Hoffmann's  mechanisch-dynamischem  System  zeigt. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  516.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  396.  Pgl. 

'"Langhaus,  Theodor  L.,  zu  Usingen  (Nassau)  am  28.  September  1639 
geboren ,  unter  Henle  ,  v.  Recklinghausen  ,  H.  Müklleb  zu  Göttingen ,  Berlin 
und  Wflrzburg  ausgebildet,  1864  promovirt,  faabilitirte  sich  1868  in  Marburg, 
wurde  alsdann  als  ordentlicher  Professor  der  pathologischen  Anatomie  nach  Giessen 
und  1872  nach  Bern  berufen,  wo  er  zur  Zeit  unter  Ausführung  mannichfacher 
bezüglicher  Untersuchungen  (Virchow's  Archiv)   in  Wirksamkeit  ist.    ^ernich. 

Langli,  Willem  L. ,  von  welchem  ich  nichts  Anderes  mitzutheilen  weiss, 
als  dass  er  1614  in  Dordrecht  geboren  war,  seit  1634  in  Leyden  studirte  und 
in  seinem  Geburtsorte  die  medicinisehe  Praxis  ausgeübt  hat ,  verdient  hier  erwähnt 
zu  werden,  weil  ihm,  nach  der  Mittheilung  Schradee's  („Observationes  et 
historicae  omnes  et  singulae  e  O.  Harvaei  libello  de  generatione  anim^- 
lium  excerptae",  Amsterdam  1674)  die  Ehre  zukommt,  siebzehn  Jahre  früher 
wie  Steno  und  van  Hörne,  deshalb  im  Jahre  1650,  die  „Testes  muliebres"  der 
Säugethiere  als  Ovaria,  d.  h.  Ovula  enthaltende  Organe,  anerkannt  zu  haben. 
Selbst  wenn  man  annimmt,  wie  Mürat  (Dict.  des  sciences  mödicales,  Tom.  XXXIX, 
pag.  9)  angibt,  dass  Matthieü  de  Gradibüs,  als  er  1479  sagt:  es  sind  „duo 
ova^  bedeckt  mit  kleinen  drüsenartigen  Körperchen,  die  Ovaria  als  solche  nach- 
gewiesen haben  soll,  meine  ich  doch  die  Priorität  in  diesem  für  L.  zu  vindiciren 
müssen,  obwohl  L.  seine  Entdeckung  nicht  bekannt  machte  („cujus  rei  testes, 
Chartas  manuscriptas  possidet  Gl.  Dr.  Melderus,  posthac  fortassis  in  lucem  emitten- 
das^^).  Es  ist  klar,  dass  dadurch  die  Verdienste  des  Gradibüs  nicht  leiden,  obgleich 
man  zugestehen  muss,  dass,  wenn  Beide  wirklich  dieselbe  Entdeckung  gemacht 
haben,  der  Erste  (Gradibüs)  ihren  Werth  nicht  in  genügender  Weise  zu  schätzen 
gewusst  hat. 

A.  van  der  Boon,  Nederl.  Lancetflll,  3,  1853-1854.  C.  E.  Daniels. 

/ Langner ,  Andreas  L.,  war  zu  Magdeburg  1548  geboren ,  wurde 
Dr.  phil.  et  med.  und  prakticirte  zu  Suhl  im  Hennebergischen.  Er  verfasste  'die 
folgenden  beiden  Schriften:  „Promptuarium,  Wie  zur  Zeit  der  Pestilentz  ein 
jeder  Gesunder  und  Kranker ,  Jungk  oder  Alt,  Man  und  Weibsperson,  sich 
mit  allem  praeserviren  und  curiren  sol"  (Leipzig  1575,  4. ;  2.  Aufl.  1576),  eine 
Schrift  voll  von  Widersinnigkeiten  und  abenteuerlichen  Rathschlägen  —  ;,^^e- 
viarium  medicum  von  allen  und  jeden  Krankheiten  und  Gebrechen  des  Menschen, 
nebst  einem  Unterricht  von  der  abscheulichen  Seuche  der  Pestilentz"  (Frank- 
furt 1575,   4.). 

Andreae,  pag.  131.  G. 

Langrisb,  Browne  L.,  englischer  Physiolog  und  Wundarzt  zu  London, 
wo  er  Mitglied  der  Royal  Society  war  und  am  29.  November  1759  starb,  war 
ein  tüchtiger  Chirurg   und  ist  auch  als  physiologischer  Forscher   von  Bedeutung. 


608  LANGRISH.  —  LANGTON. 

Er  beschäftigte  sich  viel  mit  Thierexperimenten ,  machte  die  ersten  chemiseheD 
Analysen  des  Blutes,  Analysen  des  Harns,  stellte  mit  dem  EJrschlorbeerwasser  die 
ersten  Versuche  an  und  fand,  dass  es  bei  Thieren  in  kleineren  Gaben  als  auf- 
lösendes Mittel  wirkt.  In  theoretischer  Beziehung  war  er  ein  Anhänger  Hoffhanm's 
und  vertheidigte  dessen  Vorstellung  von  den  Lebensgeistein ,  besonders  weil  sie 
mit  Nbwton's  Theorie  vom  Aether  übereinstimmte.  Auch  schrieb  L.  eine  recht 
verständige  Anleitung  zur  Behandlung  der  Pocken  nach  Mead's  und  Huxham's 
Grundsätzen.  Die  wichtigsten  der  bezüglichen  Schriften  sind  betitelt:  „Physical 
eacperiments  upon  brutes ,  chiefly  mth  a  view  to  discover  a  method  of  dtssol- 
ving  the  stone^  (London  1746)  —  „Piain  directiona  in  regard  to  tke  sTnallpox" 
(Ebenda  1758;  1759). 

Biogr.  mfed.  V,  pag.  5 '6.  —  Dict.  liist.  III,  pag.  397.  Pgl. 

Langsdorff,  Georg  Heinrich  von  L. ,  Arzt  und  Naturforscher,  war 
am  18.  April  1774  zu  Wöllstein  in  Rheinhessen  geboren,  studirte  in  Göttingen, 
wurde  1797  daselbst  Doctor  mit  der  Diss.:  „Gammentatio  med.-obstet.  siHeuB 
phantctsmatum  sive  Tnachinarum  ad  artis  obstetriciae  exercitia  facientium 
vulgo  Fantome  dictarum  brevem  hiatoriam^  (4.)  und  dann  Leibarzt  bei  dem 
Prinzen  Christian  von  Waldeck,  der  als  Generalissimus  zur  portugiesischen 
Armee  nach  Lissabon  ging  Er  trat  nach  dem  Tode  Desselben  bei  den  damals  in 
Portugal  stehenden  englischen  Hilfstruppen  ein,  schrieb :  „Nachrichten  aus  Lissabon 
über  das  weibliche  Geschlecht,  die  Geburten  und  Entbindungskunst  in  Portugal** 
(OsiANBEB,  Die  Denkwürdigkeiten,  1799)  und  „Observacöes  sobre  o  melhoramento 
dos  hospitaes  en  gerat**  (Lissabon  1800),  machte  1801  den  Feldzug  gegen 
Spanien  mit,  führte  in  Lissabon  die  Kuhpockenunpfung  ein,  kehrte  1803  nach 
Deutschland  zurück  und  begleitete  in  demselben  Jahre  als  Naturforscher  den  russischen 
Capitän  V.  Erüsenstebn  auf  seine  Reise  um  die  Erde  bis  Kamtschatka,  und  kehrte 
durch  Sibirien  1808  nach  St.  Petersburg  mit  reichen  naturwissenschaftlichen 
Sammlungen  zurück.  Er  war  dann,  nachdem  er  mehrere  Reisewerke  (1810,  1812) 
herausgegeben  hatte,  von  1812 — 19  russischer  Staatsrath  und  General-Consnl  in 
Brasilien,  leitete  1821  eine  deutsche  Auswanderer-Golonie ,  die  sich  indessen  bald 
auflöste,  dorthin,  machte  von  1825  an  eine  Reise  durch  unbekannte  Gegenden 
Brasiliens,  kehrte  1830  nach  Europa  zurück  und  nahm  seinen  Wohnsitz  zu  FVei- 
bürg  im  Breisgau.  Von  seinen  meistentheils  naturwissenschaftlichen  Arbeiten  sei 
nur  angeführt:  „Kurze  Bemerkungen  über  die  Anwendung  und  Wirkung  der 
Caincawurzel"  (Rio  de  Janeiro  1827,  4.).    Er  starb  am  3.  Juli  1852. 

Cajet.  Jaeger,  pag.  86.  —  Oallisen,  XI,  pag.  52;  XXIX,  pag.  444.  G. 

Langsvert ,  Wenzel  Johann  Nepomuk  L. ,  zu  Prag ,  war  daselbst 
am  31.  October  1738  geboren,  wurde  dort  1762  Doctor  und  verfasste:  „Theoria 
medica  de  arteriarum  et  venarum  in  corpore  humano  adfectionibus**  (P.  I,  U, 
1763,  64,  4.).  Spfiter  schrieb  er  eine  auch  von  den  Epidemiographen  als  werthvoÜ 
anerkannte  Schrift  über  den  1771 — 73  in  Böhmen,  Mähren  und  den  angrenzenden 
Ländern  herrschenden  Hungertyphus:  „Historia  msdica  morbi  epidemid  sive 
febris  ptUridae  anni  1771  et  1772"  (Prag  1775).  Er  übersetzte  auch  noch 
T.  Keate's  „Fälle  des  Wasserbruchs**  (Prag  und  Wien  1794).  Ueber  seine 
sonstigen  Lebensschicksale  und  die  Zeit  seines  Todes  ist  nichts  Näheres   bekannt. 

Dict.  hist.  in,  pag.  898.  —  v.  Wurzbach,  XIV,  pag.  124.  G. 

"^^ Langton,  John  L.,  zu  London,  studirte  im  St.  Bartholom.  Hosp.  daselbst, 
wurde  1861  Member,  1865  Fellow  des  R.  C.  S.  Engl.,  ist  Surgeon  an  gedachtem 
Hosp.  und  Docent  der  descriptiven  und  chirurgischeu  Anatomie  bei  dessen  medi- 
cinischer  Schule,  Surgeon  der  City  of  London  Truss  Soc,  Consult.  Surg.  des  City 
of  London  Lying-iu  Hosp.  Er  ist  der  Herausgeber  der  „St,  Bartholom.  Hosp. 
Reports**,  war  der  Mitherausgeber  der  4.  edit.  von  Holdbn's  „Manual  of  dt»- 
sections   of  the  human   body** .    Er   schrieb   in    den   St.  Bartholom.   Hosp.  Rep. 


/ 


LANGTON.  —  LANZA.  609 

(II,  XVII,  XVIII):  „On  hydrocele  of  sao  of  femoral  hernia*^  —  „Treatment 
acute  purulerU  catarrh  of  the  tympanum^  —  „Nerve  stretching^  —  „Hemia 
ofihe  ovary:  ancUyeia  of  67  ccLeea*^ ;  femer  in  den  Clin.  Soe.  Transact.  (1870,  77): 
^Cancer  of  the  soft  palate^  —  „Bare  eruption  of  foTe-arm^  result  of  infec- 
tum  fir<m  a  horse"  u.  8.  w. 

Medical  Directory.  Bed. 

Langwedel,  Bernhard  L.,  zu  Hamburg,  war  daselbst  am  10.  September 
1596  geboren,  studirte  von  1614  an  in  Oiessen,  Strassburg  und  Padua,  wo  er 
1621  Doctor  wurde,  kehrte  1623  in  die  Heimat  zurück  und  wurde  1639  vom 
Herzog  Julius  Heinrich  von  Sachsen,  dem  er  seine  Schrift:  „Garolus 
Piso  enucleatus,  seu  obaervattonea  Gar,  Piaonia,  certia  concltiaionibua  phyatco- 
ptUhologtcia  comprekenaae,  rationibua  formia  iUuatratae^  et  in  epitomen  redactae** 
(Hamburg  1639)  gewidmet  hatte,  zum  Leibarzt  und  Rath  ernannt.  Er  schrieb 
weiter:  „Theaaurua  Hippocraticua ,  aive  aphortami  Hippocratia^  in  claaaea  et 
certoa  tituloa  ordine  diapoaiti,  ac  auccinctia  rationibua  üluatrcUa^  (Ebenda  1639) 
und  eine  „Defenaio  Hippocraiia,  contra  quaama  ejua  obtrectatorea  et  calumnia' 
tarea^  (Leyden  1647)  —  „Golloquium  Romano- Hippocraticum,  inter  Marforium 
et  Paaquinum,  patritioa  Romanoa"  (Ebenda  1648)  —  „Ghirurgiacher  Wund- 
bericht ,  in  zvoey  Bücher  abgetheilet  w.  a.  w,^  (Hamburg  1644).  Von  seinen 
Tielfachen  Streitigkeiten  mit  anderen  CoUegen  geben  namentlich  die  gegen  GEOBa 
Fri£DR.  Laurrntiüs  gerichteten  Schmähschriften  (1647,  49)  Zeugniss.  Er  starb 
am  10.  Februar  1656. 

Moller,  I,  pag.  332.  O. 

*Lanng,  Mathias  Christian  Peder  Otto  L.,  dänischer  Arzt,  geboren 
am  27.  September  1810  zu  Fredericia,  studirte  von  1829  in  Kopenhagen,  machte 
1846  mit  öffentlicher  Unterstützung  eine  Reise  nach  Frankreich  und  Algier,  um 
sich  mit  dem  dortigen  Hospital-  und  Ambulanzwesen  bekannt  zu  machen  und 
beriehtete  darüber  in  der  Ugeskr.  f.  Laeger  (2.  R.  VHI) :  „Gm  Ambidancer  og 
am  müitair '  medicinale  Forhold  i  Frankriq  og  i  Danmark,  Et  Foralag  til 
en  Reform  af  Danmarka  müitaire  Medicinalvaeaen,  Med  I  lith.  Tav.",  In  der- 
selben Zeitschrift  finden  sich  von  ihm  (VII,  X):  „Nogle  Bemaerkninger  om 
Joumaliatikena  Ängreb  paa  Fravaerende"  —  „Nogle  Bemaerkninger  om  Sund- 
hedatjenaten  i  Feiten" ;  ferner  in  der  Bibliothek  for  Laeger  (XXK ;  XLIV ; 
3.  R.  n):  „Om  Anvendelaen  og  Nytten  af  apeculum  vaginae"  —  „En  Atreaia 
ani  completa,  iagttagen"  —  „Om  Militairhoapitalerne  i  Algerien*^.  Er  war 
1840  Bataillons-Chirurg  geworden,  war  in  den  Kriegen  von  1848 — 50  Oberarzt, 
stand  als  Militärarzt  in  verschiedener  Garnison,  nahm  1878  seinen  Abschied,  prak- 
tieirte  in  Nyborg  und  seit  1881  in  Kopenhagen. 

Erslew,  II,  pag.  103;   Snpplem.  II,  pag  145.  —  Smith  nnd  Bladt,  5.  Ausg., 
pag.    115.  R,d 

Lanza,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Carlo  L.,  war  zu  Roccasecca 

in  Italien  geboren,    studirte  Medicin  in  Neapel,    wurde   in  Mailand  bei  Moscati, 

als  dieser  zum  Senator  des  Königreichs  Italien  und  zum  Staatsrath  ernannt  warde, 

Privat-Secretär  and  schrieb:   „SulV  azione  dei  remedj  nell  corpo  umano,  oaaia 

saggio  di  un  nuovo  ayatema   di  medtcina"    (Mailand  1804).    Er    nahm    darauf 

eine  Stelle  als  Oberarzt  bei  den   französischen  Truppen  an,    mit   denen   er   nach 

X>almatien  kam.    In  Spalato,  wo  er  sich  niederliess  und  um  das  Jahr  1830  starb, 

machte   er  archäologische  Studien,    sammelte  mit  dem  grössten  Eifer  Alterthümer 

und  stiftete  daselbst  1818  ein  Museum,  dessen  Director  er  wurde,  und  leitete  die 

v^on  ihm  angeregten  Ausgrabungen  von  Salona. 

Francesco  Lanza,  der  Sohn,  war  in  Spalato  geboren,  studirte  Medicin, 
luim  als  Kreisphysicus  nach  Fort  Opus  an  der  Narenta  und  einigen  anderen  Orten, 
^v^dmete  sich  aber,  wie  sein  Vater,  vorzugsweise  der  Alterthumswissenschaft,  erhielt 

Biof^.  Lexikon.  III.  39 


610  LANZA.  —  LAPEYRONIE. 

später  eine  Professur  in  Zara,  wurde  dort  auch  Director  des  National-Museums; 
1852  kam  er  als  Professor  nach  Spalato.  Von  seinen  medicinischen  Schriflien 
sind  anzuführen:  „In  cyanuretum  rubruTn,  inquisüiones  chemtco-pkarmacolofficae^ 
(Pavia  1831)  —  „Relazione  nosografico-ataiisttca  sulla  epidemia  colerosa  cht 
invase  la  Dalmazia  nelV  anno  1836^  (Triest  1838)  —  „Saggio  storico-stati- 
stico-medico  sopra  Vantica  cittä  dt  Narona  etc.^  (Bologna  1842).  Ausserdem 
exlstiren  von  ihm  zahlreiche  naturwissenschaftliche  und  archäologische  Schriften 
und  Aufsätze. 

V.  Wurzbach,  XIV,  pag.  149  ff.  G. 

Lanza ^VincenzioL. ,  zu  Neapel ,  war  Professor  der  mediemisehea 
ELlinik  am  Ospitale  della  pace,  femer  Medico  dl  camera  des  Königs,  Mitglied  der 
med.-chirurg.  Akademie.  Er  schrieb:  „Istituzione  clinica  secondo  li  pHncimi 
della  medicina  antica,  Browniana  e  contrastimolante^  (Neapel  1811)  —  »-Eife- 
menti  di  medicina  prattica  analitica**  (Vol.  I,  Ebenda  1825)  —  „Novum 
organon  medicorum"  (in's  Engl,  übers,  von  C.  Stobmont,  London  1826)  — 
„Sulla  natura  delV  infiaimaazione  e  della  febhre.  Lettera  pcUoL-clm.  a  Oiac 
Tomassini*'  (Neapel  1821)  —  „Delle  nuove  ed  antiche  terme  di  Torre 
Annunziata"  (Ebenda  1836)  —  „Provvedimenti  curativi  nella  colera^  (1.  bis 
3.  edit.,    1836). 

Callisen,  XI,  pag.  59;  XXIX,  pag.  446.  G. 

Lanzoni,  Giuseppe  L. ,  geboren  am  29.  October  1665  in  Ferrara, 
studirte  und  promovirte  daselbst  1683  und  wurde  1681:  Professor  an  der  Univer- 
sität seiner  Vaterstadt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  1.  Februar  1730 
erfolgten  Ableben  verblieb.  L.  war  Wiederhersteller  und  lange  Zeit  Schriftftlhrer 
der  Akademie  von  Ferrara  und  ist  bemerkenswerth  durch  seine  chirurgischen 
Beobachtungen  über  Schuss-  und  Kopfwunden,  Arteriotomie  etc.,  sowie  durch 
pathologisch-anatomische  Arbeiten.  Dieselben  sind  niedergelegt  in  seinem  Haupt- 
werk: „Änimadversiones  variae  ad  medicinam,  anatomiam  et  ckirurgiam,  maasüne 
facientes**  (Ferrara  1688).  Ferner  schrieb  er:  „De  halsamatione  cadaverum" 
(Ebenda  1693;  Genf  1696;  Ferrara  1704;  Genf  1707),  einige  kleinere  Düaer- 
tationen  und  zahlreiche  Beiträge  zu  den  Epbemeriden  der  k.  k.  Leopold.  Akademie. 
Eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  erschien  Lausanne  1738  in  3  voll. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  517.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  398.  —  de  Tipaldo,  I,  pag.  310-  — 

Pgl. 

Lauzonl,  Niccolo  L.,  italienischer  Arzt  des  18.  Jahrhunderts,  schrieb: 
„In  pseudo-galenicos ,  sive  in  eos  qui  phlebotomiam ,  cathartica  et  veaicantia 
remedia  praescribunt  actiones  tres^  (Neapel  1703)  —  „Vero  methodo  di  ser- 
vier si  delVaqua  fredda  nelle  febbri  ed  in  altri  mali"  (Ebenda  1715)  —  »Opus 
medicum,  guadripartitum  complectens  characterum  chymicorum  ippiijvetxv,  etc.'' 
(Ebenda  1721,  4.). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  518.  •  Pgl. 

Lapeyronie,  F r a n 9 o i s  de  L.,  der  berühmte  Gründer  der  Acadömie  de 
Chirurgie,  war  am  15.  Januar  1678  zu  Montpellier  geboren,  widmete  sich  zeitig 
der  Chirurgie,  erlangte  schon  mit  17  Jahren  die  Maitrise  in  derselben,  begab  m^ 
dann  nach  Paris  und  wurde  ein  Pensionär  von  Mareschal.  Nach  Montpellier 
zurückgekehrt,  ertheilte  er  mit  glänzendem  Erfolge  Privatunterricht  in  d« 
Anatomie  und  Chirurgie  und  wurde  zum  Chirurgien-major  des  Hötel-Dien  oder 
Höp.  Saint-Eloy,  sowie  zum  Demonstrator  der  Anatomie  in  den  Schulen  der  med. 
Facultät  ernannt.  1704  wurde  er  Chirurgien-major  bei  der  C6vennen-Armee  und 
1714  nach  Paris  berufen,  das  er  von  da  an  nicht  mehr  verliess.  Er  erhielt  ver- 
schiedene Anstellungen,  darunter  auch  als  Chirurgien-major  der  Charit^,  ^w^nrde 
1717  zum  Nachfolger  Mareschal's,  des  ersten  Chirurgen  des  Königs  Louis  XV. 
bestimmt  (trat  jedoch  erst  nach  dessen  Tode,   1736,  in  diese  Stellung)  und   1721 


L  APEYRONIE.  —  LABBEE.  611 

geadelt.  In  Verbindung  mit  Mareschal  setzte  er  es  durch,  dass  für  die  in  starken 
Verfall  gerathenen  Cbirurgenschulen  1724  fünf  neue  Demonstratoren  angestellt 
wurden  und  1731  gelang  es  ihm,  die  später  so  berühmt  gewordene  Acadömie 
royale  de  ehirurgie  zu  gründen;  1743  konnte  er  dem  König  den  ersten  Band 
ihrer  Denkschriften  vorlegen.  Auch  war  er  in  den  erbitterten  Kämpfen  zwischen 
den  Pariser  Aerzten  und  Chirurgen  eine  kräftige  Stütze  der  Letzteren,  für  welche 
er  die  Gunst  des  Königs  und  eine  ihre  Verhältnisse  regelnde  Declaration  (1743) 
zu  erlangen  verstand.  1731  war  er  auch  zum  Mitgliede  der  Acad.  roy.  des  sciences 
ernannt  worden.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen :  „  Mim,  contenant  plusieurs 
observaiiona  sur  les  maladies  du  cerveau  etc.^  (Journal  de  Trevoux,  1709; 
M6m.  de  l'Acad.  des  sc.,  1741;  Möm.  de  la  Soe.  roy.  de  Montpellier,  1766)  — 
„Obs.  8ur  une  excroüaance  de  la  Tnatrice"  (M6m.  de  TAcad.  des  sc.  de  Montpellier, 
T.  I)  —  „Obs.  sur  la  demi^e  phalange  du  pauce,  arrachSe  avec  tout  le  tendan 
de  8on  muscle  ß^chisseur,  etc,^  (Ibid.)  —  „Obs,  sur  une  grande  Operation  de 
Chirurgie^  (Ibid.),  es  handelt  sich  dabei  um  eine  Sehädelnecrose  mit  Abstossung 
eines  ganzen  Scheitelbeines  —  „Sur  les  petüs  oeufs  de  poule  sans  jaune,  que 
Von  appelle  vulgairement  oeufs  de  coq"  (Ibid.)  —  „Description  anatomique 
d^un  antmal  connu  sous  le  nom  de  musc^  (M6m.  de  TAcad.  des  sc.  de  Paris, 
1731);  endlich  in  den  M6m.  de  TAcad.  roy.  de  Chirurgie  (T.  I):  „Observattons 
avec  des  riflexions  sur  la  eure  des  hemies  avec  gangrhie*^  —  „M6m,  sur 
quelques  obstacles  qui  s^opposent  h  Udjaculatian  naturelle  de  la  simence"  — 
„Obs,  sur  un  dtranglement  de  Vintestin,  causS  intSrieurement  par  Vadhirence 
de  V4piploon  au-dessus  de  Vanneau" ,  dazu  noch  eine  Anzahl  weiterer,  in  dem- 
selben Bande  enthaltener  Beobachtungen.  Wie  er  bereits  während  seines  Lebens 
wohlthätige  Stiftungen  gemacht  hatte,  so  wendete  er  vor  seinem  am  25.  April  1747 
erfolgten  Tode  durch  sein  Testament  sein  ganzes  immenses  Vermögen  den  von 
ihm  in's  Leben  gerufenen  Institutionen  und  den  von  ihm  eingerichteten,  der  Vervoll- 
kommnung der  Chirurgie  gewidmeten  Unterrichtszweigen  zu.  —  Die  neueste  Zeit 
hat  ihren  Tribut  der  Dankbarkeit  für  die  ausserordentlichen  Dienste,  welche  L. 
der  Hebung  der  Chirurgie  und  ihrer  Stellung  nach  aussen  hin  geleistet  hat,  durch 
Errichtung  eines  ehernen  Standbildes  in  Montpellier  (1864),  zugleich  mit  einem 
«olchen  für  Barthez,  gezollt. 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  518.  —  Biet.  hist.  lU,  pag.  399.  Gurlt. 

""Laqueur,  LudwigL.,  geboren  zu  Festenberg  in  Schlesien  am  25.  Juli 
1839,  studirte  in  Breslau  und  bildete  sich  in  Berlin  unter  A.  v.  Graefe,  in  Paris 
unter  Liebreich  für  Ophthalmologie  weiter  aus.  Promo virt  zu  Berlin  1860,  zu 
Paris  1869  ,  wirkte  er  seit  1872  als  Extraordinarius  für  Augenheilkunde  und 
Director  der  üniversitäts- Augenklinik  in  Strassburg,  wo  er  1877  auch  zum  Ordinarius 
ernannt  wurde.  Unter  seinen  Schriften  sind  hervorzuheben:  „Etudes  sur  les 
affections  sympathiques  de  Voeil^  (Paris  1869)  —  „Etudes  climques  sur  le 
glaucome  etc,"  —  „Sur  les  changements  brusques  de  la  refraction  etc,^ 
(beide  in  Ann.  d'oculistiques ,  1869)  —  „Ueber  Atropin  und  Physostigmin^ 
(Graefe*s  Archiv,  XXIII)  —  „Das  Prodromalstadium  des  Olaucoms^  (Ibid.  XXVI). 

Wernich, 

Larber,  Vater  und  Sohn,  zu  Bassano  im  Venetianischen.  —  Der  Erstere, 
Giovanni  L.,  zu  BaBsano,  war  1703  in  der  Nähe  dieser  Stadt  zu  Crespano  als 
Sohn  eines  Arztes  geboren  ,  studirte  in  Padua,  wo  er  1720  Doetor  wurde,  ging 
dann  nach  Rom,  that  im  Osped.  S.  Spirito  Dienst,  wurde  nach  3  Jahren  Mitglied 
der  med.  Facultät  in  Rom  und  war  von  1726  an  8  Jahre  lang  Stadtarzt  in 
Frascati.  Ueber  eine  daselbst  beobachtete  Epidemie  schrieb  er:  „De  epidemia 
Tusculana  anno  1720 — 1727^ ;  ferner  einige  andere  kleine  Schriften.  Durch 
den  1737  erfolgten  Tod  seines  Vaters  wurde  er  in  die  Heimath  zurückgerufen  und 
in  Bassano  zum  Protomedicus  gewählt,  welche  Stelle  er  über  24  Jahre,  bis  zu 
seinem  am  14.  Mai  1761  erfolgten  Tode  innehatte.    Er  gab  hier,  ausser  mehreren 

39* 


612  LARBER.  —  LABISON. 

natorwissengohaftlichen  Schriften,  eine  yermehrte  Bearbeitung  von  6iov.  Poffino's 
„An(Uomia  chirurgica^  etc,*^  (3  voll. ,  Venedig  1758)  heraoB  und  übersetzte  La 
Fate's  „Principii  di  chirurgia^  (Ibid.  1755,  4  Auflagen)  und  „La  chirurgia 
completa  secondo  il  siatema  de'  moderni"  (2  voll.,  1758,  5  Auflagen).  Wie  als 
Arzt,  war  er  auch  als  Archäologe  bedeutend. 

Antonio  NicoloAlvaroLarb er,  der  Sohn,  war  am  12.  März  1739 

zu  Bassano  geboren,  studirte  in  Padua,  wurde  daselbst  1758  Dr.  phil.  et  med., 

erfreute  sich  des  Wohlwollens  Mobgagki's,  rettete  dessen  bereits  von  ihm  zum  Fener- 

tode  bestimmtes  berühmtes  Werk :  „De  sedibus  et  oausis  morborum  eto.^  vor  der 

Vernichtung  und  gab  1763  diese  Arbeit  seines  grossen  Lehrers  selbst  heraus.  Der 

Tod  seines  Vaters   rief  ihn  nach  Bassano,    wo  er  sofort,   erst  22  Jahre  alt,    zu 

dessen  Nachfolger   als  Protomedicus  ernannt  wurde.     Er  rechtfertigte  die   in   ihn 

gesetzten  Erwartungen  vollkommen  durch  seine  ärztliche,  sehr  gesuchte  Thätigkeit 

und  duroh   seine    wissenschaftlichen  Arbeiten,    die   tbeils   in  ärztlichen  Outaehten 

und  casuistischen  Mittheilungen  in  Fachzeitschriften,  theils  in  der  Herausgabe  der 

sämmtlichen  Werke  Moegagni's,  denen  er  eine  ausfOhrliche  Vorrede  voranschickte, 

theils   in  Uebersetzungen   bestanden,    darunter   G.  Grant's    „Rfcercke   sopra    le 

febbri  etc."^    (3  voll.,   Bassano  1784)   und   Fbanc.    Gil's  Abhandlung   über   die 

Euhpocken  (Ebenda  1789).   Er  starb  am  15.  Februar  1813. 

de  Tipaldo,  V,  pag.  132—38;  140—46.  —  v.  Wurzbach,  XIV,  pag.  154,  156. 

G. 

Larcher,  Joseph-Fran9oisL.,  vergleichender  Anatom  in  Paris,  geboren 
zu  Brüssel  am  2.  November  1802,  studirte  in  Paris  und  wurde  1824  Interne, 
nachdem  er  schon  1823  in  der  Acad6mie  de  mödecine  ein  Memoire  verlesen 
hatte,  worin  er  zuerst  nachwies,  dass  das  Periost  nicht  immer  bei  einer  Knoehen- 
fractur  mit  eingerissen  sei.  1827  erhielt  er  von  der  genannten  Körperschaft  für 
die  bereits  1825  überreichte  Arbeit:  „Histotre  des  tubercules  sous  le  rappori 
de  leur  origine  et  de  leur  atmcture  dans  les  diffirents  organes  et  appareils^ 
eine  ehrenvolle  Erwähnung.  1832  vertheidigte  er  vor  der  Facultät  seine  These: 
„Sur  le  dSveloppement  des  tubercules  dans  les  centres  rierveux*'  und  siedelte 
nach  dem  Stadttheil  Passy  von  Paris  über,  wo  er  während  der  damaligen  Cholera- 
epidemie in  aufopfernder  Weise  thätig  war  und  bis  zu  seinem  am  24.  März  1884 
erfolgten  Tode  wohnen  blieb.  Er  ist  Verfasser  einer  Reihe  von  bedeutenden 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  vergleichenden  Anatomie,  praktischen  Medicin  und 
Teratologie.  Ein  Theil  derselben  erschien  zuerst  im  Journal  de  Tanatomie  et 
Physiologie.  Wir  citiren :  „L'ki/pertrophie  tiormale  du  coeur  pendant  la  grossesse*^ 
(1859  preisgekrönt  von  der  Pariser  Acad.  des  sc.)  —  „^tude  sur  Vhypertrophie 
normale  et  temporatre  du  coeur ,  lt4e  ä  la  gestation**  (1868)  —  „Etüden  sur 
la  Physiologie  et  Vost4og4nie  de  Vappareil  stemal  dans  Vesphce  kumaine^  — 
„Contributions  ä  Vhistoire  de  Vatrophie  sSnile  du  Systeme  osseux"  (Paris  1868)  — 
„Etüde  sur  le  pigmentum  de  la  peau  dans  les  races  humaines  et  en  particulier 
dans  la  race  n^gre^  —  „BhinocSphalie  et  les  os  intermaxülaires  dans  l'espkee 
hwmaine^  —  „Ph^nomhtes  cadavSriques  dtudiis  au  point  de  vue  de  la 
Physiologie  et  de  la  mddecine  Ugale^  —  „Uimbibition  cadav4rique  du  glohe 
de  Voeil  et  la  rigiditi  musculaire  comme  signea  de  la  mort  rielle*^  (letztere 
2  Abhandlungen  preisgekrönt  von  der  Acad.  des  sc,  resp.  de  mMecine).  Ein  Theil 
der  Arbeiten  L.'s  erschien  gesammelt  u.  d.  T. :  „Müdes  physiologiques  et  midicales 
sur  quelques  lois  de  Vorganisme  avec  applications  ä  la  medecine  ISgcde**. 

Gaz.  des  hop.  1884.  Nr.  39,  pag.  310.  Pgl. 

Largelata,  s.  Argellata,  Pietro  d',  Bd.  I,  pag.  187. 

*Larison,  Cornelius  Wilson  L.,  geboren  zu  Sandy  Ridge,  N.J.,  am 
10.  Januar  1837,  studirte  Medicin  uifd  Naturwissenschaften  am  Pa.  Coli,  of  Med., 
ferner  in  Flemington,  N.J.  und  an  der  Universität  zu  Lewisburg,  Pa.  1863  am 
Med.  Coli,  of  Geneva,  N.  Y. ,   zum  Dr.  med.  graduirt,    liess  er    sich   in  Rin^oes 


LABISOK.  —  LARBET.  613 

Hantordon  co.,  N.  J.,  nieder,  wnrde  1874  Professor  der  NaturwisBenscliaften  an 
der  üniyersitflt  zn  Lewisbnrg,  gab  aber  1876  diese  Stellung  anf  nnd  kehrte  nach 
Kingoee  znrflck,  wo  er  Professor  der  Zoologie  an  der  üniversitftt  wurde  und  eine 
Akademie  der  Wissensohaften  und  Kttuste  gründete.  L.  schrieb  bisher  u.  A.: 
„Nürofis  miboxide  in  pulmonic  affection*'  (1873)  und  „The  use  of  alcohol  in 
membranous  croup^  (1871). 

Atkinson,  pag.  106.  Pgl. 

■ 

Larrey,  Alexis  L.,  Oheim  und  Lehrer  des  berflhmten  Jean  Dominique  L., 
geboren  1750  zu  Beaud6an  bei  Bagoöres  de  Bigorre,  studirte  am  allgemeinen 
Krankenhause  in  Toulouse  unter  Bonnbt,  wurde  dann  dessen  Nachfolger  und 
Schwiegersohn,  flbemahm  später  die  Direction  der  neugebildeten  £cole  secondaire 
de  mMecine  in  Toulouse  und  starb  hier  1827.  L.  war  ein  tüchtiger  Chirurg, 
aber  mehr  als  Praktiker  von  Bedeutung.  Seine  schriftstellerischen  Leistungen 
beschränken  sich  auf  einige  casuistische  Beiträge  zu  den  Verhandlungen  der  Acad. 
roy.  de  chir. 

Biogr.  m^.  V,  pag.  523.  —  Dechambre,  2.  Serie,  I,  pag.  464.  Pgi. 

Larrey,  Claude-Fran9ois-Hilaire  L. ,  als  Landsmann  und  Neffe 
des  Vorigen  1774  geboren,  studirte  unter  seinem  Oheim  Chirurgie  in  Toulouse 
und  machte  bereits  1793  als  Chirurgien-major  in  einem  neu  gebildeten  Linien- 
Regiment  die  Feldztige  mit.  Später  zum  Chirurgien  en  chef  am  Militär-  und  Civil- 
hospital  in  Nhnes  ernannt,  promovirte  er  1803  in  Montpellier  mit  der  „Dias,  sur 
Vapplication  du  trSpan  h  la  suite  de  quelques  Usions  du  crdne  etc.^^j  wurde 
Mitglied  der  Jury  m6dical  und  des  Institut  du  d6partement  du  Gard,  hielt  Vor- 
lesungen über  Anatomie  und  chirurgische  Klinik  an  dem  von  ihm  dirigirten 
Hospital  und  erlangte  als  Operateur,  besonders  auch  durch  einen  mit  Erfolg  aus- 
geführten Kaiserschnitt,  grossen  Ruf.  Er  starb  im  October  1819.  Ausser  der 
genannten  Dissertation  citiren  wir  von  seinen  unbedeutenden  Schriften :  y,RSflexions 
particulih'es  sur  Vart  des  accouchemens^  (Nimes  1799)  —  „Discours  sur  la 
prd&minence  et  la  certitude  de  la  midedne  opSratoire"  (Ebenda  1802). 

Biogr.  iii6d.  V,  pag.  523.  —  Dechambre,  2.  Sferie,  I,  pag.  467.  Pgl. 

Larrey,  Dominique-Jean  Baron  L. ,  der  berühmteste  Feldarzt  der 
Neuzeit,  war,  als  Neffe  von  Alexis  L.,  ebenfalls  zu  Beaudöan  am  8.  Juli  1766 
geboren,  machte  seine  ersten  med.  Studien  unter  der  Obhut  seines  Oheims  zu 
Toulouse,  später  in  Paris,  wurde  1787  zum  Chirurgen  bei  der  königl.  Marine 
ernannt,  nahm  an  einer  Kreuzungstour  in  den  nordamerikanischen  Gewässern 
Theil,  setzte  in  Paris  seine  Studien  fort  und  wurde  1792  als  Chirurgien  aide-major 
der  Khein-Armee  zugetheilt.  Hier  lernte  er  die  grossen  Mängel  des  damaligen 
Verwundeten-Transportsystems  kennen  und  brachte  die  Einrichtung  der  „Ambulances 
Yolantes"  in  Vorschlag,  die,  1793  eingeführt,  sich  von  da  an  stets  bei  der  Avant- 
garde der  Armee  befanden.  1796  wurde  er  Professor  bei  der  im  Val-de-Gräce 
errichteten  militärärztlichen  Schule,  bald  darauf  aber  behufs  Einrichtung  der 
leichten  Feldlazarethe  zur  italienischen  Armee  berufen  und  1798,  zusammen  mit 
Dbsgenettes,  als  Officier  de  sant6  en  chef  der  ägyptischen  Expedition  zugetheilt. 
Hier,  wie  bei  der  Aufhebung  der  Belagerung  von  Saint-Jean-d'Acre,  leistete  er  die 
nnschätzbarsten  Dienste  und  über  seine  daselbst  gemachten  Erfahrungen  erschienen : 
„Mdm.  sur  V Ophthalmie  regnante  en  Egypte"  (Cairo  An  IX,  1801)  —  „Relation 
historique  et  chirurgicale  de  l'expMition  de  VarmSe  d^Orient  en  Egypte  et  en 
Syrie"  (Paris  An  XI,  1801),  vermehrt  in  „Description  de  V Egypte"  (Ebenda 
T,  I,  1809).  Nach  Paris  1802  zurückgekehrt,  wurde  er  zum  Chef-Chirurgen  des 
Hospitals  der  Consular-Garde  ernannt,  erlangte  1803  auch  die  Doctorwürde  mit 
der  bereits  1797  geschriebenen  „Dissert,  sur  les  amputations  des  memhres  a  la 
suite  des  coups  de  feu,  StaySe  de  pliisieurs  observations"  (Nouv.  6dit.,  1808), 
wurde    1805  Inspecteur-g6n6ral   du   service  de  sant^  des  armees   und  machte  als 


614  LABEEY. 

solcher   alle  Feldzüge   in  Deatschland ,  Oesterreieh,    Spanien   und  1812   aueh  in 
Buflsland  mit  und  wurde  bei  Belle- Alliance  verwundet  und  gefangen.  Nach  dem  Sturze 
des  Kaiserreiches  wurde  er  zum  Chef- Chirurgen  der  königl.  Garde  und  zum  Ehren- 
Mitgliede  des  Conseil  de  santö  des  arm6es  ernannt,  wurde  Mitglied  der  Acad.  de 
m6d.   und    1829    auch   des   Institut.     Trotz   der   angestrengtesten    Thätigkeit    in 
den  furchtbarsten  Feldzügen   war  L.    unausgesetzt   bemüht,    neue  Beobaehtungen 
zu  sammeln  und  zu  verzeichnen  und  theils  in  Zeit-  und  Gesellschaftsschriften,  theils 
in  besonderen  Werken  zu  veröffentlichen.    Zu  den  ersteren  gehören  Aufsätze  über 
Anwendung  der  Moxa,  über  Bisse  wuthkranker  Thiere,  über  Hodenatrophie,  Ele- 
phantiasis  scroti   und  Augenentzündungen   in  Aegypten,   über   den  Weichselzopf, 
merkwürdige  Verwundungen  verschiedenster  Art,  traumatische  Aneurysmen,  Tetanus, 
Exarticulation  im  Hüftgelenk  u.  s.  w.    Die  besonderen  Schriften,  in  welchen  sieh 
die   eben  angeführten  Beobachtungen   grösstentheils   wiederfinden,    sind    folgende: 
„MSmoires  de  mSdecine  müitaire  et  campagnes"  (4  voll.,  Paris  1812 — 17 ;  deutsche 
üebers.,  2Bde. ,    Leipzig  1813,  19)    —    „Recueil   de  mdmoires   de  Chirurgie*^ 
(Paris  1821;    engl.  Uebers.   von  John  Revebe,  Boston  1823;   deutsche  üebers. 
von  H.  ROBBI,  Leipzig  1824)    —    „Gonsid^rcUiona  sur  la  fihvre  jaune^    (Paris 
1822)  —  „Mim.  sur  une  nouvelle  manüre  de  redutre  ou  de  traiter  les  frac- 
tures  des  membres  compliqv^es  de  plaies^  (Ebenda  1825)  —  „Glinique  chirur- 
gicale  exercie  particulürement  dans  les  camps  et  les  höpttaux  müüaires  depuis 
1792  jusqu'en  1829"  (5  voll.,  1829—36,  av.  atlas;   2  deutsche  üebersetzungen 
von  F.  Amelung,    2Bde. ,  Leipzig   und  Darmstadt  1831    und   von  Alb.  Sachs, 
3  Thle.,  Berlin  1830,  31).    Noch  ein  Jahr  vor  seinem  auf  einer  Inspectionsreise 
nach  Algier,    die    er    trotz    seines    hohen   Alters   noch   unternommen   hatte,    am 
1.  August  1842    zu  Lyon    erfolgten  Tode  erschien  eine    „Relation  midicale  des 
campagnes  et  voyages  de  1816  ä  1840,  sutvie  de  notices  sur  les  fractures  des 
membres  pelviens,    sur  la  constitutum  physigue  des  Arabes  etc,"    (Paris  1841, 
av.  pl.).    Sein  Andenken  für  die  Nachwelt   wurde  durch  die  Errichtung   von  zwei 
Standbildern,  eines  auf  dem  Hofe  des  Val-de-6räce  zu  Paris  (1850)  und  eines  zu 
Tarbes  (1864)  geehrt.    Der  Kaiser  Napoleon  I.  setzte  ihm  in  seinem  Testamente, 
bei  Verleihung  eines  Legates  von  100.000  Frcs.,  ein  Denkmal,    indem  er  ihn  als 
„L'homme  le  plus  vertueux  que  j'ai  rencontrö:  il  a  laissö  dans  mon  esprit  rid6e 
du  veritable  homme  de  bien"  bezeichuete.  —  L.  ist  der  Schöpfer  der  neueren  Eri^s- 
chirargie,  indem  er  sich  nicht  nur  um  die  möglichst  schnelle  Besorgung  der  Ver- 
wundeten auf  dem  Schlachtfelde  durch  Errichtung  der  fliegenden  Feldlazarethe  und 
die  Leitung  des  Sanitätsdienstes   bei  jenen  verdient   gemacht  hat,    sondern    auch 
richtigere  Grundsätze  für    die  Behandlung  der  Schussverletzungen,    namentlich  in 
den  Fällen,  wo  ein  operatives  Verfahren  erforderlich  ist,  durch  allgemeine  Anwen- 
dung   der   primären   Gliedabsetzung  aufgestellt,    die  Technik  derselben  verbessert 
und  auch  bereits  von  den  conservativen  Operationen  (Gelenkresectionen)  Gebrauch 
gemacht   hat.     Ausserdem  aber   hat  er  bei  vielen   anderen  Theilen  der  Chirurgie 
und  Medicin  mancherlei  neue  pathologische  und  therapeutische  Anschauungen  zur 
Geltung  gebracht  und  auch  damit  sich  weitere  Verdienste  erworben. 

Biogr.  mM.  V,  pag.  524.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  I,  pag.  464.  —  Callisen, 
XI,  pag.  72;  XXIX,  pag.  452.  Gnrlt. 

*Felix-Hippolyte  Baron  Larrey,  ist  am  18.  September  1808  zu 
Paris  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  war  von  1828  an  Eleve  des  Val-de-Gr&ce,  wurde 
1829  zum  Chirurgien  sous-aide  im  Militär-Hospital  zu  Strassburg  ernannt,  1829 
dem  Hosp.  der  königl.  Garde  im  Gros-Caillou  beigegeben,  fungirte  1830  als  einer 
der  Assistenten  des  Chef-Chirurgen  bei  den  Verwundeten  der  Armee  und  der  Be- 
völkerung und  schrieb  darüber :  „Relation  chirur  gicale  des  SvSnements  de.JutUet 
1830,  ä  Vhop,  milit.  du  Gros-Caillou''  (Paris  1831).  1832  wurde  er  bei  der 
Pariser  med.  Facultät  Doctor,  fungirte  als  Aide-major  während  der  Belagernng 
der  Citadelle  von  Antwerpen  und  verfasste  darüber  eine  „Histoire  chirur g.  du 
siige  de  la  citadelle  d'Anvers''  (lS3S)j  wurde  1835  mit  der  These:   „Traitement 


LARREY.  —  LARSEN.  615 

des  fracturea  du  col  du  fimur^  Prof.  agr6g6  bei  der  med.  Facultät ,  hielt  in 
der  £cole  pratiqne  VorlesuDgen  Aber  Militär-Cbirargie,  war  später  3  Jahre  lang 
mit  der  Abhaltung  der  chirurgischen  Klinik  im  Hospital  der  Facultät  beauftragt 
und  erhielt  1841  im  Yal-de-Gräce  den  Lehrstuhl  der  Chirurgie.  Er  war  nacheinander 
zum  Chirnrgien-major,  Ch.  principal,  Ch.  en  chef  ernannt  worden  und  fungirte  von 
1845 — 50  im  Höp.  du  Gros-Gaillou  und  1852  im  Yal-de-Gräce.  In  der  Zwischen- 
zeit begleitete  er  wiederholt  seinen  Vater  auf  dessen  Inspections-  und  anderen 
Reisen,  namentlich  auch  nach  Algier.  1852  wurde  er  zum  Chirurgien  Consultant 
des  kaiserlichen  Hauses  und  der  Ehren-Legion  und  zum  Chirurgien  ordinaire  des 
Kaisers  ernannt,  1858  im  Lager  zu  Chälons  mit  der  Leitung  des  Sanitätsdienstes 
bei  der  kaiserlichen  Garde  betraut,  zum  Range  eines  Inspecteur  und  zum 
Mitgliede  des  Conseil  de  sant^  des  arm^es  ernannt.  Er  gab  in  dieser  Zeit  einen 
„Rapport  suT  le  camp  de  Chälons^  (1858)  heraus.  Während  des  italienischen 
Krieges  1859  war  er  Chefarzt  der  Armee  und  befand  sich  fast  fortwährend  in 
der  Umgebung  des  Kaisers.  Seit  1850  ist  er  Mitglied  der  Acad.  de  m6d.,  deren 
Präsident  er  1863  war;  1867  wurde  er  zum  Associ6  libre  des  Institut  ernannt; 
seit  1860  ist  er  auch  Mitglied  des  Conseil  g6n6ral  der  Hautes-Pyr6n6es ;  zur 
Zeit  ist  er  M6deein  en  chef,  Inspecteur  und  Präsident  des  Conseil  de  sant6  des 
arm6es.  Ausser  den  genannten  Schriften  hat  er  eine  grosse  Menge  von  Auf- 
sätzen ans  allen  Theilen  der  Chirurgie  verfasst  und  an  die  gelehrten  Körper- 
schaften, denen  er  angehört,  eine  beträchtliche  Zahl  von  Berichten  erstattet. 

Glaeser,  pag.  403.  —  Bitard,  pag.  774,  1178.  —  Vapereau,  II,  pag.  1087.  — 
NoBv.  biogr.  g6ii.  XXIX,  pag.  694.  Red. 

Larroque,  Joseph  Brice  deL. ,  geboren  1783  in  Salies  (Basses- 
Pyrön^es),  studirte  und  promovirte  1810  in  Paris  mit  der  Schrift:  „Sur  les  hSmor- 
rhoidea^,  war  anfangs  an  dem  Dispensaire  der  Soci^tö  philanthropique  und 
seit  1831  am  HOp.  Necker  angestellt.  Letztere  Stellung  bekleidete  er  15  Jahre 
lang.  Er  starb  zu  Paris  am  15.  Februar  1858.  L.  war  ein  guter  Beobachter 
und  ist  besonders  bemerkenswerth  durch  seine  Schriften:  „M4m,  sur  la  fi^e 
typhoide  et  sur  les  diverses  forTnes,  etc,^  (von  der  Soc.  de  möd.  in  Toulouse 
preisgekrönt)  und  besonders:  „Tratte  de  la  fövre  typhoide**  (2  voll.,  Paris  1847), 
worin  er  die  Anwendung  der  Evacuantia  beim  Typhus  empfiehlt.  Ausserdem  ver- 
öffentlichte er  noch  einige  kleinere  Joumalaufsätze  über  Fälle  von  fi^vre  infiam- 
matoire,  fi^vre  intermittente  ataxique  etc. 

Dechambre,  2.  Serie,  I,  pag.  467.  Pgl. 

^Larseu,  Sören  Eskildsen  L.,  ist  am  16.  Februar  1802  zu  Kjerte- 
minde  (Fünen)  geboren,  studirte  in  Kopenhagen,  zeigte  frtth  hervorragende  Begabung 
für  die  Chirurgie  und  fungirte  mehrere  Jahre  als  Docent  und  Reserve-Chirurg  an 
der  Chirurg.  Akademie.  Als  Ober-Chirurg  an  der  grossen  Chirurg.  Abtheilung  des 
„Almindelig  Hospital"  in  Kopenhagen  wirkte  er  20  Jahre,  von  1843 — 63,  und 
erwarb  sich  in  dieser  Stellung  einen  grossen  Namen  als  Operateur;  ein  Haupt- 
interesse widmete  er  den  plastischen  Operationen,  die  er  mit  glänzendem  Erfolge 
aasfnhrte.  Unter  den  ausländischen  grossen  Chirurgen  ist  Dieffenbach  zunächst 
sein  Vorbild  gewesen.  Er  war  Mitherausgeber  der  klinischen  Zeitschrift  „Hospitals- 
Meddelelser"  von  1848 — 53  und  hat  in  diesem  Journal  in  zahlreichen  Aufsätzen, 
casuistischen  Mittheilungen  und  Spitalsberichten  seine  umfassenden  chirurgischen 
Erfahrungen  und  maassgebenden  Gesichtspunkte  niedergelegt.  Gelegentlich  der 
Jabiläumsfeier   der  Universität    in  Lund  1868    erhielt    der   hochverdiente  Chirurg 

die  Ehrendoctorwürde. 

Erslew,  H,  pag.  111;  Supplem.  II,  pag.  157.  —  Smith  u.  Bladt,  5.  Ausg., 
pag.  117.  Petersen. 

*Larseil,  KarlFredrikL.,  zu  Christiania,  ist  daselbst  am  19.  September 
1830  geboren,  studirte  dort,  war  Assistenz^,  Reserve-,  Oberarzt  im  Eeichshospital 
(1870 — 80),  auch  Militär-  und  Schiffsarzt,  machte  Studienreisen  in's  Ausland,  über 


616  LABSEN.  --  LAS^GÜE. 

die  er  im  Norsk  Mag.  f.  Laegev.  (2.  R.,  XXIII)  einen  Berieht  erstattete;  in  dem- 
selben Journal  (XYIII,  XX,  XXI,  XiQV,  3.  R.  III)  erschienen  von  ihm  verschiedene 
Aufsätze,  wie:  „Om  FedtdegenertUton  af  JSjertet**  —  „Om  Udbredningen  af 
Svtndsot  %  Norge*^  —  „Tilfaelde  af  Äphast^  —  „Ondartet  Endokardü^, 
femer  ein  Bericht  Aber  die  von  ihm  geleitete  med.  Abtheilung  für  1864 — 66; 
im  Nord  med.  Ark.  (II):  „FremstilUng  af  Sygdomsforholdene  i  Chri^iania 
Decenntet  1860 — 69**  (med  4  Tavler).  Auch  hatte  er  die  von  der  Gesellschaft 
für  Volksaufklärung  herausgegebene,  vom  Könige  mit  einem  Preise  gekrönte  Schrift 
Dr.  N.  J.  Beblim's  „Naturlaere  for  Almuen''  (1853)  in  norwegischer  Sprache 
bearbeitet.  Von  seinen  späteren  Arbeiten  führen  wir  noch  an:  „Om  ForelcomA 
af  Tyfoidfeber  i  Norge  indtil  1876^  —  „Statistiske  Undersoegelser  ved- 
Icommende  Udbredmnger  t  Norge  af  Pneumoni,  Ledrheumatüme  og  katarrhalske 
Sygdamme^  —  „Om  hygiaenisk  Behandling  af  Lungtttberkulose^  —  „Akut 
JRheumatisrne  (Kliniak  Jagttageher  fra  Rtgshosp.  med.  Afd.  B.  1870 — 80)"  — 
„Exantematiak  Tyfus  [ei%  klinisk  Studie  fra  Epidemien  i  Chriatiania  1865)*'  — 
„Om  ResuUateme  af  Statistiken  for  Chriatiania  vedk,  Lungetuberkidoae**  (Nord, 
med.  Arkiv,  1870)  —  „Frematilling  af  Sygdoma  Forholdene  i  Chriatiania 
Decenniet  1860—69**  (Tidskr.  f.  prakt.  Med.,  1885)  —  „Febrile  Sygdomme 
under  og  eßer  Puerperiet**   u.  s.  w. 

Kiaer,  pag.  260,  497.  Kiaer. 

*  Lartlgue,  Jean-Baptiste-Albert  L.,  französischer  Marinearzt ,  aus 
Toulon  (Var)  gebürtig,  wurde  mit  der  These:  „ConsidSrationa  aur  la  dSsarti- 
culation  du  genou**  in  Montpellier  1872  Doctor,  nachdem  er  in  den  Arch.  de 
m^d.  nav.  (1870 — 71)  u.  A.  folgende  Aufsätze  verfasst  hatte :  „Arrachement  de 
l'avarU'braa,  Plaiea  du  thorax  et  de  la  jambe,  produitea  par  dea  moraurea  de 
calman^  —  „Note  aur  la  fihyre  bilieuae  hSmaturique,  diagnoatic  diffdrenüd 
avec  la  fi^vre  jaune**  —  „  Öontrtbutiona  h  la  gdographie  mSdicale,  La  lagune 
de  Fernand- Vax  et  de  delta  de  VOgo-Wi*^  —  „Relation  midicale  du  ooup 
de  vent  eaauyS  par  la  fr4gate  la  Provence  lea  11  et  12  janvier  1871**. 

Berg  er  et  Hey,  pag.  143.  Red. 

*  Lasarewitsch  (Lazaeewitsch),  J.  L.  ,  wurde  am  17.  März  1829  in 
Mogilew  am  Dnjepr  geboren,  studirte  Medicin  in  ELiew  von  1848 — 1853  und 
wurde  mit  dem  Grade  eines  Arztes  entlassen;  den  Grad  eines  Dr.  med.  erwarb 
er  erst  1857.  Er  war  nacheinander  von  1853  ab  Assistent  der  geburtshilflichen 
Klinik  in  Kiew,  1854  Lehrer  der  Botanik  und  Arzt  am  Cadetten-Corps ,  1856 
bis  1860  Gehilfe  des  Directors  der  Klinik.  Nachdem  er  sich  1857  als  Privat- 
docent  habilitirt  hatte,  wurde  er  bereits  1859  zum  Docenten  für  Geburtshilfe 
ernannt  und  1862  als  ausserordentlicher  Professor  der  Geburtshilfe,  der  Fraueo- 
und  Kinderkrankheiten  nach  Charkow  übersetzt,  woselbst  er  seit  jener  Zeit  als 
Ordinarius  und  Director  der  Frauenklinik  ausserordentlich  thätig  ist.  £r  hat  sidi 
um  die  Universität  in  Charkow  durch  Erweiterung  der  Räume  der  Klinik, 
durch  Einrichtung  eines  Hebeammen-Instituts,  sowie  durch  Heranbildung  einer 
Reihe  von  Schülern  sehr  verdient  gemacht.  Seine  äusserst  zahlreichen  Arbeiten 
sind  in  deutschen,  russischen,  französischen  und  englischen  Zeitschriften  niedar- 
gelegt. Es  seien  genannt:  „Diaa.  de  pelvia  feminae  metiendae  raiionibus** 
(Kiew  1857)  —  „Einige  Bemerkungen  über  die  Uterininjectionen**  (Allgem. 
Wiener  med.  Ztg.,  1861)  —  „Ueber  daa  Einfähren  dea  Mutterapiegela**  (Ebenda 
1867)  —  „Pelmmeter  zur  inneren  und  äuaaeren  Beckenmeaaung  mit  Bestimmung 
der  Beckennfigung**   (Monatsschr.  für  Geburtskunde,  1868)  u.  s.  w. 

Biogr.  Lexikon  der  Professoren  der  Wladimir-Universität.  Kiew  1884,  pag.  351 — 356; 
daselbst  anch  ein  Verzeichniss  aller  Schriften.  L^  Stieda. 

Lasegue,  Emest-OharlesL. ,  zu  Paris ,  war  daselbst  am  5.  September 
1816  geboren,  studirte  hier,  promovirte  1847  mit  meiner  These:  „De  Stahl 
et  aa  doctrine  mddicale**,  unternahm  1848  im  Auftrage  der  französischen  ß^e- 


LASEGÜE.  —  LASKOWSKI.  617 

ruDg  eine  Reise  nach  Rassland  zur  Erforschung  der  Cholera  und  veröffentlichte 
darüber:  „De  la  marche  du  choUra  dans  la  Buasie  mMdionale**  (Arohivee 
gönörales  de  mM.,  1848),  wurde  1853  Director  der  letztgenannten  Zeitschrift  fttr 
den  medicinischen  Theil,  sowie  in  demselben  Jahre  mit  der  These:  „8ur  la paror 
lyste  gdnirale  et  progressive**  Prof.  agr.^6,  hielt  1862,  1865  und  1866  Vor- 
lesungen über  Oehim-  und  Nervenkrankheiten  und  wurde  1869  zum  Professor 
der  med.  Klinik  am  Höp.  Necker  ernannt,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem 
am  20.  März  1883  erfolgten  Tode  verblieb.  L.  war  ein  ausserordentlich  beliebter 
Lehrer  und  fruchtbarer  med.  Schriftsteller.  Seine  Arbeiten,  deren  Zahl  nach  einer 
in  den  Archives  gönörales  gegebenen  Uebersicht  etwa  115  beträgt,  darunter 
18  zusammen  mit  Troüsseaü  veröffentlichte,  bewegen  sich  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  der  Medicin.  In  erster  Linie  sind  zu  nennen,  die  historischen,  resp. 
epidemiologischen,  wie  seine  Inaugural  -  These ,  die  Abhandlungen:  „Müdes 
htstortques  sur  ValiSnation,  mentale**  (Annales  med.-psych.  1844 ,  45),  über  den 
Typhus  in  Schlesien  (Archives  g^nörales,  1856),  Materialien  zur  Greschichte  des 
epidemischen  convulsiven  Ergotismus  (Ibid.  1857),  Richard  Bbight,  sein  Leben 
und  seine  Werke  (Ibid.  1859),  der  Yitalismus  in  Amerika  (Ibid.  1860),  Bio- 
graphien von  R.  6&AV£S,  S.  Brbtonneau,  Follin,  Louis,  Morel,  Trousseau  etc., 
Ilber  die  Halle'sche  Schule;  dann  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  Psychiatrie 
und  Nervenkrankheiten,  „Du  traitement  moral**  (Anuales  m6d.-p8ychol.,  1846 — 47), 
über  einige  Irrenanstalten  in  Westrussland ,  über  pathologische  Anatomie  des 
Cretinismus  (Archives  g6n6rale8,  1851),  über  Verfolgungswahnsinn  (Ibid.  1852), 
über  eine  Form  der  partiellen  Atrophie,  Romberg's  l>ophoneurose  (Ibid.  1852), 
über  Himzufälle  im  Verlauf  der  BRiGHT'schen  Krankheit  (Ibid.  1852),  über  die 
gesetzliche  Voran twortungsföhigkeit  der  Geisteskranken  (Ibid.  1864),  über  hysterische 
Anästhesie  und  Ataxie  (Ibid.  1854),  über  hysterischen  Husten  (Ibid.  1854),  über 
partielle  und  vorübergehende  Katalepsie  (Ibid.  1855)  etc.  etc. ;  femer  die  eigent- 
lich therapeutischen  und  pharmakologischen  Aufsätze :  lieber  therapeutische  Wirkung 
des  Broms  und  seiner  Coroposita,  über  hypodermatische  Medication,  über  med. 
Gymnastik,  Hydrotherapie  im  Allgemeinen,  über  warme  Bäder,  Behandlung  des 
Diabetes ,  über  den  „Rhumatisme  noueux^^  (Arthritis  nodosa)  und  seine  Behand- 
lung mit  Jod,  über  Rationalismus  in  der  Therapie;  endlich  die  pathologisch-ana- 
tomischen, allgemein  pathologischen  und  eigentlich  klinischen  Arbeiten ,  wie:  „Des 
coliques  h^orrkoidales"  (Journ.  de  m6d.,  1845)  —  „De  Vemploi  du  sal  marin 
dans  quelques  affections  gastro-intestinales**  (Ibid.  1846),  über  Schädelerweichung 
bei  Kindern  (Archives  göu^r. ,  1850),  über  Natur  und  Behandlung  der  acuten 
Alkohol-Intoxication  (Ibid.  1850),  über  chronischen  Alkoholismus  (Ibid.  1853), 
Untersuchungen  über  BRiGHT'sche  Krankheit  (Ebenda  1853),  neue  Untersuchungen 
über  Taenia  (Ibid.  1855),  über  die  Krankheiten  der  Nebennieren^^  (Ibid.  1856), 
Nosologische  Studie  über  Typhus  und  typhoides  Fieber  (Ibid.  1857),  über  Throm- 
bose imd  Embolie  (Ibid.  1857),  über  das  Contagion  der  secundären  Syphilis  (Ibid. 
1858),  über  die  Zellen theorie  in  ihren  Beziehungen  zur  allgemeinen  Pathologie 
(Ibid.  1859),  über  Trichinenkrankheit  (Ibid.  1864)  etc.  etc.  Die  meisten,  etwa 
80  der  von  L.  geschriebenen  Aufsätze,  sind  zuerst  in  den  von  ihm  dirigirten 
Archives  g^ner.  de  m6d.  erschienen,  die  übrigen  zerstreut  in  verschiedenen,  schon 
oben  citirten  Zeitschriften. 

Hanoi  in  Archives  gener.  CLII,  1883,  II,  pag.  5  —  Bronchin  in  Gaz.  deshopitaux. 
1883.  pag  273  u  1058.  —  Potain  in  Bull,  de  l'Acad.  de  med.  1883,  XII,  pag.  385.       pgi, 

*La8k0W8kl,  Sigmund  L.,  geboren  am  19.  Januar  1841  in  Warschau, 
studirte  daselbst  von  1858  an;  die  politischen  Wirren  von  1863  zwangen  ihn 
jedoch,  das  Vaterland  zu  verlassen  und  setzte  er  seine  unterbrochenen  Studien  in 
Cambridge,  London  und  Paris  fort,  wo  er  1867  mit  der  Diss.  „ßtude  sur 
Vhydropisie  enkystde  de  Vovaire  et  son  traitement  chirurgical**  promovirt  wurde. 
Unter  Hümphey  in  Cambridge  und  Sappey  in  Paris  gab  er  sich  mit  grossem 
Eifer   der  Anatomie  hin;    1869  begann  er  in  der  Pariser  ficole  de  m^diecine   als 


618  LASKOWSKI.  —  LASSONE. 

Professeur  libre  seine  Vorlesungen  über  descriptive  und  topographische  Anatomie, 
sowie  über  Operationslehre  und  erhielt  1871  für  die  während  des  Krieges  geleisteten 
Dienste  das  französische  Bürgerrecht.  1875  wurde  er  nach  Genf  berufen,  wo 
ihm  die  Einrichtung  einer  medicinischen  Facultät  aufgetragen  wurde;  nachdem  er 
dies  vollftlhrt,  wurde  er  dort  Prof.  ord.  der  Anatomie.  Von  seinen  Schriften  sei 
hier  erwähnt:  ^Procidd  de  conservation  des  cadavres  et  des  prSparcUions  aiuUo- 
miques''  (Genf  1878).  K.  &  P. 

Lasnier,  Römi  L. ,  Pariser  Wundarzt  des  17.  Jahrhunderts,  gestorben 
etwa  1690,  beschäftigte  sich  besonders  mit  der  Operation  des  Steinschnitts  und 
mit  Behandlung  von  Augenkrankheiten.  Nach  den  Berichten  von  Gassend, 
Palfyn  u.  A.  war  es  L.,  der  zuerst  die  wahre  Natur  des  grauen  Staars  erkannte 
und  denselben  auf  eine  Verdunkelung  der  Krystalllinse  zurückführte;  doch  konnte 
er  damals  für  diese  Behauptung  keine  sicheren  Beweise  beibringen. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  529.  PgL 

Lassis,  S.  L. ,  geboren  zu  Chätillon-sur- Loire    am   21.  October  1772, 

promovirte  1803  in  Paris  mit  der    „Diss.  sur  les   avantages  de  la  paracenilse 

pratiquie    d^s   le  commencement   de   Vhydropisie  abdominale* ,    diente   anfangs 

als  Militärarzt    und    wurde    später    dirig.  Arzt    des  Hospitals    seiner  Vaterstadt. 

Er  beschäftigte  sich  besonders  mit  epidemiologischen  Forschungen,  wozu  ihm  die 

verschiedenen    Epidemien    während    der  Jahre    1815 — 30    reichliche    Gelegenheit 

boten.    Anhänger   der   Lehre   von   der  Nichtcontagiosität ,  veröffentlichte  er  1819 

seine   bedeutende    Schrift:    „Becherches  sur   les  virüables   causes  des  medadies 

appeUes  typhtis  ou  de  la  non-contagion  des  maladies  typhoides"  (Paris,    auch 

u.  d.  T. :    ;,  Gauses   des  maladies  epiddmiques  eto,    avec   quelques  rSflexions  sur 

la  maladie  d'Espagne*',  Ebenda  1822  erschienen),   gerieth   später  wegen  seines 

schroffen  Leugnens  der  Gontagiosität  in  einen  wissenschaftlichen  Streit  mit  Chervin 

und  starb  als  Opfer  seines  Berufs  1835  in  Marseille,  wohin  er  sich  zum  Studium 

der   dort   grassirenden   Cholera- Epidemie  begeben   hatte.     Ausser   den   genannten 

Arbeiten  schrieb  er  noch:  „Etat  de  la  science  relativement  aux  maladies  ^pide- 

miques,  ou  nouvelles  recher ches  etc."  (Paris  1831)  —  „Descriptton  d^un  nouveau 

bandage  propre   ä  maintemr   rSduite  la  luxation   de  VextrSmüS  scapulaire  de 

la  clavicule"  (Bullet,  des  sc.  m6d. ,  T.  VII,  pag.  242)  —    „Appareil  pour  les 

fractures  avec  contusion"  (Archives  g6n6r.  de  m6d.,  T.  XXTV,  1830)  u.  A. 

Dict.  hist.  III,  pag.  401.  —  Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  7.  —  Caliisen, 
XI,  pag.  105;  XXIX,  pag  458.  p^L 

Lassone,  Joseph-Marie-Fran^ois  de  L.,  als  Sohn  eines  königlichen 
Leibarztes  am  3.  Juli  1717  in  Oarpentras  geboren,  begann  zunächst  das  Studium 
der  Chirurgie  an  der  Charit^  unter  Moband  und  gewann,  21  Jahre  alt ,  zusammen 
mit  Legat  den  Preis  der  Acad.  royale  de  chir.  fttr  seine  Arbeit  über  die  Behand- 
lung des  Brustkrebses.  Einen  Ruf  als  Professor  nach  Padua  lehnte  er  ab,  liess 
sich  in  die  med.  Facultät  zu  Paris  aufnehmen  und  wurde  schon  im  Alter  von 
25  Jahren  Mitglied  der  Acad.  des  sc.  1751  ernannte  ihn  die  Königin  Maria 
Leszczynska,  Gemahlin  Ludwig's  XV.,  zu  ihrem  Leibarzt  und  nach  deren 
Tode  war  er  in  gleicher  Eigenschaft  bei  der  Königin  Marie  Antoinette  und 
Ludwig  XVI.  angestellt.  Besonders  verdient  machte  sich  L.,  der  am  8.  December 
1788  starb,  durch  Gründung  der  Soci6t6  royale  de  m6d.  in  Paris.  Seine  hinter- 
lassenen  Arbeiten  bestehen  in  zahlreichen  kleineren  Mömoires  in  den  Verhand- 
lungen der  Acad.  des  sc,  Acad.  de  chir.  und  der  von  ihm  gestifteten  medicinischen 
Gesellschaft.  8ie  betreffen  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Knochensubstanz^ 
der  Nebennieren,  der  Milz,  ferner  über  verschiedene  Arzneimittel,  Analysen  von 
Mineralwässern,  Resultate  der  Impfung  u.  A.  m. 

Biogr.  med.  V,  pag.  529.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  402-  —  Dechambre,  2.  Serie, 
II,  pag.  8,  PgL 


LASSÜS.  —  LATHAM.  61» 

Lassns,  Pierre  L. ,  als  Sohn  eines  Wundarztes  1741  in  Paris  geboren, 

widmete  sieh  gleichfalls  der  Chirurgie,  wurde  1765  Magister  derselben,   Mitglied 

und  Demonstrator  in  der  Acad.  royale  de  chir.,  1770  Leibwundarzt  der  Töchter 

Lndwig's  XV.,  1779  Stellvertreter  des  Leibwundarztes  des  Königs  undlnspector 

der  chirurgischen  Lehranstalten.  Später  war  er  successive  Professor  der  Geschichte 

der  Medicin  an  den  £cole8  de  sant6,  Mitglied'  des  Institut,  Professor  der  Chirurgie 

und  zuletzt   consultirender  Wundarzt  Napoleon*s,   als  welcher   er  am  7.  März 

1807  starb.    L.  war  ein  ausserordentlich  gelehrter  Wundarzt  und  verfasste  ausser 

einem  guten  Werke  über  Geschichte  der  Anatomie,  betitelt:  „Essai  ou  discours 

kistorique   et  critique   sur    les  dScouvertes  faites   en  anatomie  par  les  anciens 

et  modernes^  (Paris  1783,  8. ;  deutsch  von  J.  H.  Ceevblt,  Frankfurt  a.  M.  1787, 

1788,  2  Bde.)  noch  einen  brauchbaren :  „Traüi  ^lementatre  de  midectne  opSra- 

toire"    (2  voll.,  Paris  1794)    und   einen:    „Tratte  de  patAologte   chtrurgtcale" 

Ebenda  2  voU.,  1805—1806). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  530.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  404.  —  Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXIX, 
pag.  782.  Pgl 

Latanö,  Petrus  L. ,  am  2.  Februar  1658  in  Mucidon  (Frankreich) 
geboren,  studirte  in  Montpellier  und  promovirte  1679  zu  Valence  in  der  Medicin. 
Danach  kehrte  er  nach  Montpellier  zurück,  um  unter  Charles  Babbeyrag 
praktisch  wirksam  zu  sein,  zog  nach  Paris,  um  unter  Lemery  Chemie  zu  studiren 
und  kehrte  nach  seinem  Geburtsorte  zurück,  von  wo  er  jedoch  1685  um  des 
Glaubens  Willen  nach  Holland  flüchtete  und  sich  in  Leeuwarden  als  Arzt  etablirte. 
Schon  1689  wurde  er  zum  Lector  der  Medicin  in  Franeker  ernannt  und  1691 
zum  Prof.  e.  o.,  1693  zum  Ordinarius  befördert,  bei  welcher  Gelegenheit  er  eine 
Rede  hielt:  „De  officio  medici*'.  L.  war  ein  tüchtiger  Kliniker  und  sehr  guter 
Docent,  der  von  seinen  Schülern  sehr  geliebt  wurde  und  auch  in  Versen  gelobt 
ist.    £r  starb  1726  und  hat  keine  schriftstellerischen  Arbeiten  hinterlassen. 

Mr.  Boeles,  Friesland's  Hoogeschool.  II,  pag.  330.  C.  E.  DaniÖls. 

Latham,  John  L.,  zu  London,  war  am  29.  December  1761  zu  Gaws- 
worth,  Grafschaft  Chester,  geboren,  studirte  von  1778  an  in  Oxford,  wo  er 
1788  Dr.  med.  wurde,  prakticirte  zuerst  in  Manchester,  woselbst  er  von  1784 — 86 
Physician  der  Infirmary  war,  wurde  1787  Physician  der  Radcliffe  lofirmary  zu 
Oxford  und  Hess  sich  im  folgenden  Jahre  in  London  nieder,  wo  er  1789  zum 
Physician  des  Middlesex  und  Magdalen  Hosp.,  1793  aber  des  St.  Bartholom.  Hosp. 
ernannt  wurde.  Im  College  of  Physicians  spielte  er  gleich  von  Anfang  an  eine 
bedeutende  Rolle,  war  fünfmal  Censor,  ferner  Gulstonian  Lecturer,  Harveian  Orator, 
Croonian  Lecturer,  von  1813 — 14  Präsident  u.  s.  w.  1795  war  er  Physician 
Extraordinary  des  Prinzen  von  Wales  geworden  und  blieb  nach  dessen  Thron- 
besteigung, 1820,  in  derselben  Stellung.  Abgesehen  von  einigen  Aufsätzen  in  den 
Medical  Transactions,  verfasste  er:  „On  rheumatism  and  goiU^  (London  1796)  — 
„A  plan  of  a  charitable  institution  to  be  estailisked  on  the  sea-coast^  (Ibid. 
1791)  —  „Facts  and  opinions  conceming  diabetes"  (1811).  1829  gab  er  die 
Praxis  auf  und  lebte  auf  seinem  Landsitze  Bradwall  -  hall ,  Cheshire,  wo  er  am 
20.  April  1843  starb.  Während  der  Zeit,  wo  er  in  London  eine  glänzende  Praxis 
besass,  hatte  er  sich  allseitiger  Liebe  und  Verehrung  erfreut. 

Munk,  II,  pag.  393.  —  Callisen,  Xl,  pag.  108;  XXIX,  pag.  459.  G. 

Latham,  Peter  Mere  L. ,  zu  London,  war  daselbst  als  Sohn  des 
Vorigen  am  1.  Juli  1789  geboren,  studirte  in  Oxford,  wurde  dort  1816 
Doetor  und  setzte  seine  Studien  im  St.  Bartholom.  Hosp.  zu  London  und  im 
Public  Dispensary  unter  Bateman  fort.  Im  College  of  Physicians  war  er  von 
1817  an  Fellow,  Censor,  Gulstonian  und  Lumleian  Lecturer,  Harveian  Orator  u.  s.  w. 
1815  wurde  er  zum  Physician  des  Middlesex  Hosp.  erwählt  und  erhielt  1823, 
zusammen  mit  ROGET,  den  Auftrag,  über  den  im  Millbank  Gefängnisse  epidemisch 


1 


620  LATHAM.  —  LATOS. 

herrschenden  Scorbut  und  Ruhr  Untersuchungen  anzustellen.  Er  berichtete  darfiber 
in:  „An  account  of  tke  disease  lately  prevcdent  at  tke  general  penitentiary*' 
(London  1825).  1824  wurde  er  an  das  St.  Bartholom.  Hosp.  und  dessen  medi- 
cinische  Schule,  die  er  in  grossen  Flor  zu  bringen  verstand,  berufen.  Seine  u.  d.  T. : 
„Lectures  an  subjects  connected  ipüh  clintcal  medicine  etc.*"  (London  1836, 
deutsch  von  L.  F&aenkel  in  F.  J.  Behbend,  Bibliothek  von  Vorlesungen  n.  s.  w., 
Bd.  VII,  Leipzig  1837)  herausgegebenen  Vorlesungen  waren  epochemachend, 
ebenso  wie  seine  „Lectures  on  diseases  ofthe  heart*^  (2  voll..  Ibid.  1845),  welche 
3  Bände  zusammen  auf  einem  kleinen  Räume  nach  Inhalt  un4  Form  gleich  hervor- 
ragend sind.  Als  er  sich  aus  der  Praxis  zurückzog,  publicirte  er  unter  der  Be- 
zeichnung: „General  remarks  on  tke  practice  of  medicine^  (British  Med.  Joum., 
1861,  I;  1862,  I,  II;  1863,  I)  eine  Reihe  von  vortrefflichen  Essays,  welche  in 
die  von  der  New  Sydenham  Society  durch  Martin  herausgegebenen  „Collected 
works  of  Dr.  P,  M.  Latham**  mit  aufgenommen  sind.  Wegen  angegriffener 
Gesundheit  legte  L.  1841  seine  Stellung  beim  St.  Bartbolom.  Hosp.  nieder,  ver- 
Hess  1865  London  ganz  und  zog  sich  nach  Torquay  zurück,  wo  er  am  20.  Juli 
1875  starb.  Seit  dem  Regierungsantritt  der  Königin  Victoria  war  er  bis  zu 
seinem  Tode  Physician  Extraordinary  derselben.  Von  unscheinbarem  Aeussem,  war 
er  als  Arzt  und  klinischer  Lehrer  gleich  ausgezeichnet,  im  Griechischen  und 
Lateinischen  sehr  bewandert,  sein  Wahlspruch:  „Nunquam  ad  vana  aut  sordida 
deflectendum^. 

Sir  Thomas  Watson  in  St  Bartholom.  Hosp.  Reports.  XI.  —  Kunk,  lU, 
pag.  185.  —  Callisen,  XI,  pag.  111;  XXIX,  pag.  460.  ^ 

*Latham,  Peter  Wallwork  L.,  zu  Cambridge,  erwarb  daselbst  von 
1858  an  mehrere  Grade,  darunter  den  des  Dr.  med.  1864,  war  Assist.  Physic. 
am  Westminster  Hosp.  in  London  und  ist  zur  Zeit  Downing  Professor  der  Med. 
an  der  Universität  und  Physician  am  Addenbrooke*s  Hosp.  Er  verfasste:  „On 
tke  early  Symptoms  of  pkthisis^  (1864)  —  „On  nervous  ar  stak  headache*^ 
(1873),  übersetzte  Niemeyer's  „On  tke  symptomatic  treatment  of  cholera"  (1872) 
und  lieferte  u.  A.  folgende  Aufsätze :  „Etiology  of  typkoid  fever"  (Lancet,  1871)  — 
„Dtagnosis  of  typhoid  fever  in  its  early  stages"  (Ibid.  1872)  —  „Same  of 
tke  Symptoms  produced  hy  uraemic  poisoning  in  ckronic  Brigkt^s  disease*" 
(Brit.  Med.  Joum.,  1872)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Bed. 

*LatÜner,  Thomas  Sargent  L.,  Professor  der  Anatomie  am  Institut 
fflr  Zahnheilkunde  und  Professor  der  Physiologie  und  Kinderkrankheiten  am  Coli, 
of  Phys.  and  Surg.  in  Baltimore,  ist  in  Savannah,  Ha.,  am  1 7.  Juni  1839  geboren, 
machte  seine  medicinischen  Studien  in  Baltimore,  wo  er  1861  gradnlrt  wurde 
und  sich  als  praktischer  Arzt  niederliess.  1870 — 71  war  er  Herausgeber  des 
„Baltimore  Med.  Journal'^  1873  des  „Physician  and  Surgeon*'.  Seine  jetzige 
Stellung  bekleidet  L.  seit  einigen  Jahren.  Er  veröffentlichte  eine  Ausgabe  von 
Harris'  „Principles  and  practice  of  dentistry,  part  I:  anatomy  and pkysiology^ . 

Atkinson,  pag.  424.  PgL 

Latos,  Johannes  L.  (auch  Latosius,  Latosinius,  Latosi^ski  und 
Latoszyis'Ski  genannt),  geboren  1539  in  Krakau,  war  Arzt,  Mathematiker  und 
Astrolog.  Seinen  Studien  ging  er  in  Krakau  und  in  Padua  nach,  wurde  1583 
Mitglied  der  Facultät  und  1584  Professor  der  Medicin  in  Krakau.  Er  trat  als 
heftiger  Gegner  der  Gregorianischen  Kalenderreform  auf,  was  ihn  in  literarische 
Streitigkeiten  verwickelte  und  mit  sich  brachte,  dass  man  ihm  1602  die  Professur 
entzog.  Nun  ging  er  nach  Wolbynien ,  wo  ihn  der  mächtige  Fürst  Con  staut  in 
Ostrogski  in  Schutz  nahm;  dort  setzte  er  noch  eine  Zeit  lang  seinen  Kampf 
gegen  die  Gregorianer  fort,  Hess  sich  aber  endlich  von  seinem  Irrthum  tiberzeugen, 
kehrte  nach  Krakau  zurück  und  starb  im  ersten  Jahrzehnt  des  17.  Jahrhunderts. 


LATOS.  —  LATOUR.  621 

Ausser  zahlreichen  Streitschriften   gab   er   noch  Kalender   und   astrologische  Bro- 
schüren meist  in  polnischer  Sprache  heraas.  K  &  P 

Latonr,  Dominique  de  L. ,  geboren  in  Ancizan  (Hautes-Pyrön^es)  1749, 
ging  als  Dr.  med.  nach  Paris,  wurde  Schüler  Ant.  Petit's,  liess  sich  zuerst  in 
Neuville  bei  Orleans,  dann  in  Orleans  selbst  .als  Arzt  nieder,  musste  während 
der  Schreckensherrschaft  fQr  einige  Zeit  nach  Paris  flüchten,  wurde  nach  seiner 
Rückkehr  dirigirender  Arzt  des  Hötel-Dieu  in  Orleans,  gab  aber  diese  Stellung 
auf,  um  8  Jahre  lang  als  Leibarzt  des  Königs  Louis  Bonaparte  von  Holland  zu 
fangiren  und  kehrte  dann  wieder  nach  Orleans  zurück,  wo  er  1820  starb.  Ausser 
einem  vortrefflichen  Werk  über  Hämorrhagien ,  betitelt:  „Histoire  phüosophique 
et  mddicale  des  causes  essentielles  immddiates  ou  prochatnes  des  hSmorrhagies" 
(2  voll.,  Orleans  1815;  1828),  hinterliess  er  noch  kleinere  Joumalaufsätze ,  über 
Tetanus,  Katalepsie,  Lähmung  der  unteren  Extremitäten  durch  Krümmung  der 
Wirbelsäule  etc.  im  Journ.  gönör.  de  m6d.  (T.  XL VIII,  LIl),  im  M6m.  de  la  Soc. 
m6d.  d*6mulation  (T.  VI)  u.  A. 

Nouv.  biogr.  g6n6r.  XXIX,    pag.  826.   —   DechainbreS6rie,   2.  ,   II,    pag.  13. 

Pgl. 

Latour )  Jean-Fran^ois-Louis-Dominique  L. ,  als  Sohn  des 
Vorigen  am  23.  December  1783  zu  Neuville  bei  Orleans  geboren,  studlrte  in 
Paris  besonders  unter  Ant.  Ddbois,  promovirte  1803  mit  dem  „Essai  sur  le 
rkumattsme" ,  einer  Monographie,  die  durch  ausgezeichnete  historische  Unter- 
suchungen bemerkenswerth  ist,  begann  darauf  in  Orleans  als  Assistent  seines 
Yaters  zu  prakticiren,  wurde  1808  Arzt  am  Hötel-Dieu  und  am  Lyceum  und  war 
besonders  mit  der  Behandlung  der  epidemischen  Krankheiten  betraut.  Er  starb 
am  24.  Februar  1814  am  Kriegstyphus,  den  er  sich  durch  Ansteckung  bei  Behand- 
lung der  zahlreichen  verwundeten  und  kranken  französischen  Soldaten,  die  in  den 
Lazarethen  zu  Orlöans  lagen,  zugezogen  hatte.  Er  verfasste,  ausser  der  obigen 
Arbeit,  noch:  „Manuel  sur  le  croup"  (Orl6ans  1803)  —  „Nosographie  synoptique^ 
(Ibid.  1810,  Fol.)  —  „Obs.  d!un  llpre  etc.^  (Möm.  de  la  Soc.  m6d.  d'6mulation, 
T.  VI)  u.  A. 

Dcchambre,  2.  S6rie,  II,  pag,  17.  Pgl. 

Latour,  Arzt  am  Ende  des  vorigen  und  Anfangs  dieses  Jahrhunderts, 
diente  Anfangs  in  der  französischen  Armee  und  liess  sich  später  in  Toulouse 
nieder,  wo  er  für  die  Impfung  eifrig  Propaganda  machte.  Er  schrieb :  „Rapport  .  . . 
sur  un  grand  nombre  de  vaccinations  pratiqu6es  daris  V arrondissement  de 
Saint' CHrons  etc.^  (Toulouse  1804)  —  „Notice  historique  sur  quelques  maladies 
dont  la  guSrison  a  M  op6r6e  par  les  fumigations  sulfureuses'^  (Ebenda  1818)  — 
„RSfiUation  de  quelques  prdjugds  qui  se  sont  rdpandus  contre  la  Vaccine** 
(Ebenda  1822;    2.  6d.  1823). 

Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  13.  Pgl. 

Latour I  Robert  L.,  zu  Paris,  war  1801  zu  Bayonne  (Basses-Pyr6n6es) 
geboren,  wurde  1824  in  Paris  Doctor  und  schrieb  folgende,  fast  nur  von  der  Ent- 
zündung handelnde  Abhandlungen :  „M6m,  sur  Vinflammation  en  gin^ral**  (Revue 
iD6d.,  1834)  —  „Du  mdcanisme  de  Vinflammation  et  de  la  fövre"  (Ibid.)  — 
„Qu'est'Ce  que  Vinflammation?  Qu'est-ce  que  la  ß^vre?**  —  „Une  visite  ä 
Marienberg,  Examen  pratique  et  phüosophique  de  VhydrosudothSrapie  ou 
hydroihirapie**  (1842)  —  „ExpSriences  servant  ä  dSmontrer  que  la  pathologie 
des  animaux  h  sang  blanc  et  exempte  de  V4tat  morbide  qui,  dans  les  animaux 
h  sang  chaud,  a  regu  le  nom  d'inßammation**  (1843)  —  „De  la  chaleur  ani- 
male  comme  principe  de  Vinflammation,  et  de  Vemploi  des  enduits  imperm^bles 
comme  application  du  dogme*^  (1853). 

Sachaile,  pag.  401.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  461.  —  Lorenz,  III,  pag.  169. 

G. 


622  LATOUR.  —  LAÜBMEYER. 

Latour,  Jean-Raimond-Jacqiies-Am6d^e,  geboren  zu  Toulouse 
am  12.  Juni  1805,  studirte  und  promovirte  1834  in  Paris,  war  sueeessive  Chef- 
redacteur  des  Journal  hebdomadaire  de  mödecine  (1836),  der  Presse  m6dleale 
(1837)  und  der  Gazette  des  m^decins  praticiens  (1839),  gab  von  1841 — 47  die 
unter  dem  Pseudonym  Jean-Raimond  erschienenen  geistreichen  Feuilletons  in 
der  Gazette  des  höpitaux  heraus  und  schuf  1845  den  Gongr^s  m6dieal,  dessen 
General-Secretär  er  wurde.  1847  gründete  er  die  Zeitschrift:  „TJunion  midicals'^, 
deren  beständiger  Ghefredacteur  er  bis  zu  seinem  1882  erfolgten  Tode  blieb. 
L.  hat  um  den  ärztlichen  Stand  in  Frankreich  das  Verdienst,  die  Associalion 
g6n6rale  de  pr^voyance  et  de  secours  mutuels  des  medecins  de  France  in's 
Leben  gerufen  zu  haben,  die  durch  kaiserliches  Decret  1858  bestätigt  wurde. 
Von  seinen  sonstigen  schriftstellerischen  Leistungen  sind  erwähnenswerth : 
„Cours  de  pathologie  interne^  (Legons  de  M.  Andral,  Paris  1836,  3  voll., 
2.  Aufl.  1847)  —  „Traitement  prdservatif  et  curatxf  de  la  phthisie  pul- 
monaire.'' 

Sachaile,  pag.  309.  —  Gaillard  In  Union  m6d.  1882,  pag.  25—30;  1883, 
pag.  629—38.  —  Bnll.  de  l'Acad.  de  m6d.    2-  S6rie,    XI,    1882,  pag.  763.  p    j 

*Latri8,  GeorgesL.,  in  Smyrna  1829  geboren,  studirte  in  Montpellier 
und  Paris,  woselbst  er  1852  promovirt  wurde.  Andral,  Bouillaüd,  Troüsseaü, 
NiiLATON  waren  seine  Lehrer.  Er  begab  sich  nach  seiner  Vaterstadt  zurück,  wo 
er  lange  als  Arzt  des  griechischen  Hospitals  und  des  Waisenhauses,  später  als 
Arzt  wirkte.  Daneben  hat  er  eine  ntltzlicbe  literarische  Thätigkeit  in  seinen 
Berichten  über  die  epidemiologischen  Verhältnisse  Kleinasiens  entfaltet  und  eine 
Monographie:  y,Sur  les  eaux  mtnSrales  de  VAsie  mineure"  (1883)  publieirt. 
Auch  gründete  L.  das  Museum  zu  Smyrna.  Wernich 

Latta,  James  L.,  zu  Edinburg,  war  von  1778 — 85  House  Surgeon  der 
Royal  Infirmary  daselbst  gewesen  und  schrieb  später  das  folgende  gut  renommirte  und 
durch  die  angeführte  Gasuistik  sich  vor  anderen  auszeichnende  Handbuch  :  „A  prac- 
tical  System  of  surgery ;  illustrated  toith  cases  on  many  of  the  subjects  and 
with  copper  plates**  (3  voll.,  Edinburg  1794,  95;  deutsch  von  Fbdr.  Lfdw. 
AuGüSTiN,  2  Bde.,  Berlin  1801,  03 ;  2.  Ausg.   1822). 

Callisen,  XI,  pag.  117;  XXIX,  pag.  462.  G. 

Laubender,  Bernhard  L.,  zu  München,  war  1764  zu  Neustadt  a.  d.  Saale 
(Franken)  geboren,  studirte  in  Würzburg  zuerst  Theologie,  dann  in  Leipzig  Medioin 
und  erwarb  daselbst  die  Doctorwürde.  Er  prakticirte  darauf  in  Würzen,  beobachtete 
dort  1796  die  Rinderpest  und  schrieb  über  dieselbe  eine  von  der  kais.  mas. 
ökonomischen  Gesellschaft  zn  St.  Petersburg  mit  dem  1.  Preise  gekrönte  Abhand- 
lung (1801)  und  darauf,  ausser  einer  Anzahl  landwirthschaftlicher  und  thierärzt- 
licher  Schriften,  während  er  1803  nach  Rothenburg  a.  d.  Tauber  übergesiedelt 
war,  auch :  „NaturgescMchfliche  Darstellung  aller  ansteckenden  Krankheiten  bey 
Menschen  und  Thieren"  (Leipzig  1803).  Bei  der  Reorganisation  der  Münchener 
Thierarzneischule  1810  wurde  er  als  2.  Professor  angestellt  und  verfasste,  ausser 
weiteren  thierärztlichen  Schriften,  eine  „ Miasma tologie  oder  naturgeschichüiche 
Darstellung  aller  ansteckenden  Krankheiten  bei  Menschen  und  Thieren,  nebst 
deren  Cur  und  Behandlung.  l,Bd,:  Ansteckende  Krankheiten  bei  Menschen*^ 
(Leipzig  1811).  Er  starb  am  26.  März  1815.  Der  Werth  seiner  Schriften  ist 
mehr  ein  literarischer  als  ein  praktischer. 

Dict.  bist.  III,  pag.  407.  —  Schrader-Hering,  pag.  243.  G. 

Laubmeyer,  Johann  Christian  L. ,  geboren  am  18.  April  1718  zn 
Gross-Möllen  (bei  Cöslin  in  Hinter-Pommern) ,  studirte  zu  Königsberg  in  Pr. 
und  wurde  1762  ordentlicher  Professor  daselbst.  Er  starb  am  13.  November  1765, 
unter   Hinterlassung    dreier    unbedeutender    Dissertationen:    „De   modo    operandi 


LAÜBMEYEB.  —  LAÜGIER.  623 

medicamerUorum  furgantium"  (Halle  1743)  —  „De  deTUtbua"  (Eönigsl^erg  1745)  — 
„De  mtiis  propagationem  hominis  impedient^ma"  (Ebenda  1745). 

Boerner,  III,  pag.  188.    —  Baidinger,  pag.  94.   —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  540. 

Pgl. 

^Lanenstein,  Karl  L.,  zu  Hamburg,  ist  zu  Fallersleben  (Hannover)  am 
4.  Juli  1850  geboren,  studirte  in  Oöttingen,  machte  den  deutsch  -  französischen 
Krieg  als  Einjährig-Freiwilliger  mit  und  wurde  in  Oöttingen  1874  Doctor  mit  der 
Diss. :  „  Ueber  Echinococcus  in  der  Mamma*'.  In  Hamburg  setzte  er  seine  Studien 
fort  unter  den  Oberärzten  des  AUgem.  Krankenhauses  Buelaü,  Knobre  und 
Martini,  war  speciell  der  chirurgische  Schüler  des  Letzteren.  Er  ist  seit  1879 
Arzt  am  Diakonissenhause  Bethesda  zu  Hamburg  und  ausserdem  seit  1880  staatlich 
angestellter  Oberarzt  des  Seemanns-Krankenhauses  daselbst.  Er  lieferte  als  Assistent 
mehrfache  Arbeiten  für  das  Deutsche  Archiv  fQr  klin.  Medicin,  u.  A.  über  Stenose 
des  Ck)nus  arteriös,  aortae,  über  Emboiie  der  Aorta,  zur  Pathologie  der  Leukämie, 
zur  Lehre  von  der  acuten  Myelitis,  zur  Lehre  von  der  HAMMOND'schen  Athetose  etc. 
Später  wandte  er  sich  vorwiegend  der  Chirurgie  zu  und  verfasste  verschiedene 
Arbeiten  über  Nierenexstirpation ,  Magenresection ,  Lungenchirurgie,  Fracturen, 
Chirurgie  der  Extremitäten  in  v.  Langbnbeck's  Archiv,  den  Verhandlungen  der 
Deutschen  Gesellschaft  für  Chirurgie,  im  Centralbl.  för  Chinirgie  (1880 — 85). 

Red. 

*Lauer,  Gustav  Adolph  von  L. ,  zu  Berlin,  ist  zu  Wetzlar  am 
10.  October  1808  geboren,  trat  1825  als  Zögling  in  das  med.-chir.  Friedrich- 
Wilhelms-Institut  in  Berlin,  wurde  1830  bei  der  Berliner  Universität  Dr.  med.  mit 
der  Diss. :  „De  sanguinis  differentia  in  morhis*^ ,  welche  auch  in  deutscher  Bear- 
beitung in  Hecker's  Annalen  erschien.  Er  machte  die  verschiedenen  Stufen  als 
Charit^Chirurg  (1828),  Compagnie-Chirurg  (1830),  Pensionärarzt  des  Friedrich- 
Wilhelm-  nstitnts  durch  und  versah  als  solcher,  nach  Hamburg  beurlaubt,  1836 — 37 
eine  Assistentenstelle  beim  dortigen  Allgem.  Krankenhause.  1839  wurde  er  zum 
Stabs- ,  1843  zum  Regimentsarzt  befördert  und  1844  vom  damaligen  Prinzen 
Wilhelm,  dem  jetzigen  Könige  von  Preussen  und  Deutschen  Kaiser,  zum  Leibarzt 
ernannt  und  begleitete  als  solcher  den  Prinzen,  König  und  Kaiser  auf  allen  seinen 
Reisen  und  Feldzügen.  Im  Jahre  1845  habilitirte  er  sich  als  Privatdocent  an  der 
Berliner  Universität,  wurde  1854  Prof.  e.  o.  für  Semiotik  und  allgemeine  Therapie 
bei  der  med.-chir.  Akademie,  1861  zum  Generalarzt,  1864  zum  Corpsarzt  des 
Garde-Corps  befördert  und  1866  in  den  Adelstand  erhoben.  1877  erhielt  er  den 
Rang  als  General-Major,  1881  als  General-Lieutenant,  wurde  bei  Gelegenheit  seines 
50jähr.  Dienst-Jubiläums  von  der  Universität  zum  ord.  Honorar-Professor  und 
1879,  als  Nachfolger  von  Gbimm,  zum  General-Stabsarzt  der  Armee,  Chef  des 
Militär -Medicinalwesens  und  der  Medicina'l  -  Abtheilung  des  Kriegsministeriums, 
Director  der  militärärztlichen  Bildungsanstalten  und  zum  wirkl.  Geh.  Ober-Medicinal- 
rath  ernannt.  Er  hat,  ausser  seiner  Dissertation  und  einigen  Aufsätzen  in  Zeit- 
schriften, veröffentlicht :  „  Ueber  den  vorherrschenden  Charakter  der  Krankheiten 
der  jetzigen  Generation*'  (Berlin  1862)  —  „Gesundheit,  Krankheit,  Tod** 
(Ebenda  1865). 

Brockhaus,    Convers.-Lexikon.   13«  Aufl.,  X,    pag.  847.    —   Mever's   Convers.- 
Lexikon.  X VIII,  pag.  609«  "  ^^^ 

Laugler,  Stanislas  L.,  zu  Paris,  bekannter  Chirurg,  war  daselbst  am 
28.  Januar  1799  geboren,  war  4  Jahre  lang  ein  Schüler  Dupüytben's,  wurde  1828 
Doctor,  1829  Agr6g6  der  Facultät,  1831  Chirurg  des  Bureau  central  und  einige 
Zeit  darauf  zum  Chirurgien  Consultant  des  Königs  Louis  Philippe  ernannt. 
Er  war  dann  von  1832  an  Chirurg  im  Hop.  Necker,  von  1836  an  im  Hop. 
Beaujon  und  von  1848 — 54  in  der  Piti6  und  von  da  bis  zu  seinem  Tode  im 
Hötel-Dieu,  nachdem  er  1848  zum  Professor  der  chirurgischen  Klinik  der  Facultät 
ernannt  worden  war.    1844  hatte  sich  ihm  die  Akademie  der  Medicin  erschlossen, 


624  LAUGIER.  —  LAUNAY. 

1858  war  er  ihr  Präsident;  1848  wurde  er  auch  zum  Mitgliede  der  Akademie  der 
Wissenschaften  ernannt.  Ein  Theil  seiner  Arbeiten  befindet  sich  in  dem  von 
ihm  herausgegebenen  „Bulletin  chirurgicai^  (2  voll.).  Von  denselben  ttberhaupt 
sind  anzuführen:  „Mim,  aur  la  physiologie  pathologique  du  ckoldra  asiatigue^ 
(1832)  —  „Appareil  ä  extension  permanente  pour  les  fracturea  obliques  du 
Corps  et  du  col  du  femur"  (1833)  —  „Nouveau  signe  des  fractures  du  cräne 
pinifrant  dans  la  caisse  du  tympan"  (1839)  —  „Mim.  sur  Vamputation  des 
membres  dans  les  cas  de  fractures  communitives  et  de  plaies  des  articulatüms*^  — 
„Mim,  sur  la  compression  des  parties  osseuses  dans  les  tumevrs  blanches"  — 
„Comparaison  des  avantages  et  des  inconvinients  respectifs  de  la  disarticu- 
laiion  du  bras  et  de  son  amputatüm  h  la  partie  supirieure*^  (1840)  —  „Notice 
sur  un  nouveau  procidi  d'amputation  circulaire  de  Favant-bras^  —  „Ampu- 
tation de  la  cicisse  dans  V articuUuion  coxo-fimorale^  (1841).  Von  seinen 
Concurs-Thesen  erwähnen  wir:  „Des  ritricissements  de  Vuritre  et  de  leur  trai- 
tement"  (1836)  —  „Des  cals  difformes  et  des  opirations  qu'ils  riclamenl^ 
(1841)  —  „Des  varices,  de  leur  traitment^  (1842)  —  »Des  Usions  de  la 
mo'elle  ipinüre^  (1848).  Er  schrieb  ferner  noch:  „Nouvelle  aiguüle  h  lance 
mobile  pour  Vabaissement  de  la  cataracte^  (1852)  —  »Des  perfectionnements 
apportis  au  traitement  des  ritricissements  de  VurUre^  (1859).  Auch  gab  er 
zusammen  mit  Richelot  eine  mit  Anmerkungen  versehene  Üebersetzung  von 
Macebnzie's  „Traiti  des  maladies  des  yeux^  (1845)  heraus  und  rfihrt  von  ihm 
eine  Anzahl  classischer  Artikel  im  Rupert,  des  sc.  m6d.  en  30  voll,  und  im  Nouveau 
Dict.  de  m^d.  et  de  chir.  pratiques  her.  Von  den  durch  ihn  erfundenen  Verfahren 
oder  von  originellen  Anschauungen  sind  anzuführen:  Ein  neues  operatives  Ver- 
fahren die  Thränenfistel  zu  heilen  (1830),  mittelst  Durchbohrung  des  Sinus 
maxillaris;  über  eine  nach  ihm  benannte  seltene  Varietät  der  Hemia  crnralis 
(mitten  durch  das  Lig.  Gimbemati  hindurch)  (1833),  über  das  Ausfliessen  von 
seröser  Flüssigkeit  aus  dem  Ohre  als  Symptom  eines  Schädelbruches  (1839),  über 
ein  Zeichen,  woran  der  Darm  bei  der  Brucheinklemmung  zu  erkennen  ist  (1840), 
über  die  Structur  der  Oranulationen  und  ihre  Erkrankungen  (1854 — 55) ,  über 
einen  neuen  Wundverband  aus  Ooldschlägerhäutchen  und  Gummilösung  fl844), 
über  die  Behandlung  der  Gangrän  mit  Sauerstoff,  über  Ursprung  und  Wachsthum 
der  Haematocele  retro-uterina ,  über  Localisation  der  Commotio  cerebri  u.  s.  w. 
In  die  chirurgische  Therapie  führte  er  folgende  Neuerungen  ein:  Die  Operation 
der  Cataract  durch  Aspiration,  die  locale  Blutentziehung  bei  entzündeten  E^nochen 
und  Synovial-Fungositäten ,  die  Anwendung  der  Knochennaht  bei  Schrägbrüchen; 
er  gab  eine  zierliche  plastische  Operationsmethode  für  das  Symblepharon  an  und 
eine  Applicationsweise  des  Cauteriums  zur  Heilung  eines  Nabelafters  u.  s.  w. 
Im  Jahre  1870  zum  Mitgliede  der  Assistance  publique  ernannt,  versah  er  neben 
seiner  Hospital- Abtheilung  auch  noch  eine  Anzahl  Lazarethe  in  der  Stadt.  Sein 
Tod  erfolgte  ziemlich  unerwartet  am  15.  Februar  1872.  —  Neben  seiner  wissen- 
schaftlichen Bedeutung  war  er  ein  Muster  von  Geradheit,  Rechtschaffenheit  und 
Liebenswürdigkeit. 

Sachaile,  pag.  401.  —  Vapereau,  2.  6dit.,  pag.  1036.  —  Verneuil  in  Gaa. 
hebdom.  de  mM.  et  de  chir.  1872,  pag.  125.  ;—  Nölaton  in  Graz,  des  höp.  1872,  pag.  181. 

Gnrlt, 

Launay,  Jean-Piochon  deL.,  geboren  1649  zu  Dijon,  Anfangs  MOnch, 
gab  er  den  geistlichen  Beruf  aus  Gesundheitsrücksichten  auf,  widmete  sich  der  Chirurgie 
unter  Nicolas  de  Blegny,  den  er  bald  übertraf  und  wurde  in  das  College  de 
Saint-Cöme  aufgenommen.  Er  starb  am  17.  Juni  1701.  Er  beschäftigte  sich 
besonders  mit  Lithotomie  und  Behandlung  von  Brüchen,  gegen  die  er  Bruchbänder 
mit  Stahlfedern  in  seiner  Schrift;  „Instructions  nicessaires  pour  ceux  qui  sont 
incommodis  de  descentes  etc,"  (Paris  1690;  1730)  empfahl. 

H aller,  Bibl.  chir.  I,  pag.  501.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  542.  V%\, 


J 


LAUNAT.  ~  LAUREMBEBG.  626 

Lannay,  Gharles-DenysdeL.,  Chirargiea-major  bei  dem  französischeii 
Heere  zu  Ende  des  17.  und  Anfang  des  18.  Jahrhunderts,  sehrieb:  „Nouveau 
systhne  concemant  la  gMircUtan,  les  maladiea  vin^nennes  et  le  mercure" 
(Paris  1698;  1726;  1755)  —  „Diaaertationa  phynquea  et  pratiquea  aur  lea 
maladiea  et  lea  opdrationa  de  la  pierre"  (Ebenda  1701). 

Biogr.  mM.  Y,  pag.  542.  Pgl. 

Launay,  Jean-Louis-Maurice  L.,  zu  Toulon,  war  daselbst  am 
8.  Juni  1788  geboren,  wurde  Chirurg  in  der  französischen  Marine,  1823  in  Paris 
Doctor  mit  der  These:  „Propoattion  ginSrale  de  phyaiologie  et  de  thirapexUique*' , 
war  später  Professor  an  der  medioinischen  Schule  im  Hafen  von  Toulon  und 
gab  heraus:  „Atlaa  d^anatomie  phyaiologtque  etc.**  (Paris  1826  sqq.,  fol.)  — 
„Memoire  explicatif  dea  Tableaux  J^ anatomie  phyaiologique''  (1826  sqq.,  fol.)  — 
„Eaaai  aur  lea  tiaatia  iloAtiquea  et  contractilea*'  (Annales  de  la  m^d.  physiolog., 
1827).  Er  verfasste  auch  noch  zoologische  und  vergleichend-anatomische  Arbeiten, 
namentlich  über  Weichthiere  des  Meeres  u.  s.  w.,  und  starb  um  1851. 

Nonv.  biogr.  gkn,  XXIX,  pag.  909.  G. 

*Laure,  Jules-Auguste-Edouard-Joachim  L.,  Chefarzt  bei  der 
französischen  Marine,  gebttrtig  aus  Hy^res,  wurde  1849  in  Montpellier  mit  der 
These:  „Du  typhua  am^cain"  Doctor  und  schrieb:  „Lettrea  aur  Vexercice 
illigal  de  la  midedne  h  la  Ouyane  fran^iae**  (Feuille  de  la  Ouyane  fran^., 
1851)  —  „Note  aur  le  mal-coeur,  mal  d'eatamac,  gaatro-ent^rtte  dea  n^grea 
(Segond)**  (Revue  colpn.,  1852)  —  „Conaid^ationa  pratiquea  aur  lea  maladies 
de  la  Ouyane  et  dea  paya  marScageux  aituda  entre  lea  tropiquea"  (Paris  1859)  — 
„TJeau  SAUevard  et  lea  atatuma  d^hiver  au  point  de  vue  dea  maladiea  dea 
poumana"  (Ibid.  1869;  2.  6dit.  1861),  u.  s.  w. 

Berger  &  Bey,  pag,  144.  Bed. 

'*'Laure,  Jean-FrauQois  L. ,  Chirurgien  principal  der  französischen 
Marine,  gebürtig  aus  Toulon,  wurde  1850  in  Montpellier  Doctor  mit  der  These: 
„De  Famputation  dea  membrea  dana  la  continuitS  du  mal,  et  particuli^rement 
dana  lea  caa  de  gangr^ne  traumatique^ .  Er  schrieb  weiter  noch:  „Note  aur  la 
revaccifuttion  dea  marina  dea  Squipagea  de  la  flotte  de  Toulon,  pendant  lea 
anndea  1857  et  1858"  (Union  m6d.,  1859)  —  „Hiatoire  mddicale  de  la  marine 
frangaiae  pendant  lea  expdditiona  de  Chine  et  de  Cochinchine  de  1859  h  1862" 
(Paris  1864)  u.  s.  w. 

Berger  &  Bey,  pag.  144.  Bed« 

Lauremberg,  Wilhelm  L. ,  der  Aeltere  (zum  Unterschiede  von  seinem 
gleichnamigen  Sohne,  prakt.  Arzt  in  Kopenhagen)  genannt,  geboren  1547  zu 
Solingen,  promovirte  1587  in  Rostock,  war  Professor  der  Mathematik  und  Medicin 
dJMelbst  und  starb  hier  am  2.  Februar  1612.  Er  schrieb  u.  A. :  „Diaaert.  de 
febria  'maligna^  petechialia  eaaentia,  cauaia  et  aignia"  (Rostock  1605)  —  „Diaaert, 
epiatolaria  de  curatione  calculi"  (Leyden  1619;  Wittenberg  1623). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  542.  —  Blanck,  pag.  15.  Pgl. 

Lauremberg,  Peter  L.,  als  Sohn  des  Vorigen  am  26.  August  1585  in 
Rostock  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt,  sowie  seit  1608  in  Leyden,  machte 
eine  Reise  nach  Frankreich,  wo  er  1611  Professor  der  Philosophie  in  Montanban 
wurde,  erhielt  1614  den  Ruf  als  Professor  der  Medicin  in  Montpellier,  ging  aber 
als  Professor  der  Physik  und  Mathematik  nach  Hamburg  und  1624  als  Professor 
der  Poesie  nach  Rostock,  wo  er  am  13.  Mai  1639  starb.  Ausser  verschiedenen 
Scfariften  mathematischen,  physikalischen  und  astronomischen  Inhalts  yerOffentlichte 
er  u.  A.  als  eigentlich  medicinische  Schriften:  „Anatomia  corporia  humani  etc." 
(Rostock  1636;  Frankfurt  1665)  —  „laagogea  anatomica^  graecae  interprefatio" 
(Hamburg  1616,  4.;  Leyden  1618,  4.;  1744,  4.)  —  „Laurua  Delphica  aeu 
Biogr.  Lexikon.  III.  40 


626  LAÜREMBERG.  —  LAURENTIÜS. 

consütum  quo  describttur  methodus  perf acuta  ad  medtcinam^    (Leyden  1621; 
Wittenberg  1623). 

MolleT,  II,  pag.  455  —  60.    —   Biogr.  m6d.  V,  pag.  543.  —  Blanck,  pag.  25. 

f  Laurens,  Andr6  du  L.  (Dülaürens,  Laürentiüs),  geboren  zu  Arles  in 
der  Provence  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  studirte  seit  1588  in  Mont- 
pellier, wo  er  bald  promovirte  und  (nach  den  von  den  Berichten  Goi  Patin's 
abweichenden  Angaben  Astrüc's)  1586  den  durch  den  Tod  Laurent  Joubkbt's 
erledigten  Lehrstuhl  erhielt.  In  dieser  Eigenschaft  hielt  er  Vorlesungen  in  fran- 
zösischer Sprache  über  Gicht,  Aussatz,  Pocken  etc.  1600  an  den  Hof  des  Königs 
Henri  IV.  nach  Paris  berufen,  wurde  er  1603  zum  Kanzler  der  Universität  von 
Montpellier,  trotz  seiner  Abwesenheit,  erwählt  und  1606  erster  Leibarzt  des  Königs, 
an  Stelle  des  verstorbenen  Ribbits  de  la  Riviere.  Er  starb  am  16.  August  1609. 
L.  war  ein  sehr  mittelmässiger  anatomischer  Schriftsteller.  Sein  wichtigstes  Werk: 
„Historia  anotomica  humani  corporis  et  singulaTrum  ejus  partium  etc.**  (Eirfnit 
1595;  Paris  1600,  fol. ;  Frankfurt  1600,  foL;  Hanau  1601;  Frankfurt  1602; 
Lyon  1605;  Frankfurt  1616;  1627;  französ.  Paris  1639;  1741)  enthält  ein 
Gewebe  von  Aberglauben,  halb  verdauten,  unrecht  verstandenen  und  schief 
vorgetragenen  Grundsätzen,  ohne  dass  dabei  die  grossen  Entdeckungen  seiner 
Vorgänger  und  Zeitverwandten  gehörig  benutzt  worden  wären.  Bemerkenswerth 
ist  noch  L.'s  Schrift:  „De  Tnirabüi  strumas  sanandi  vi  soUs  Galliae  regibut 
concessa  etc."  (Paris  1609).  Eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  erschien 
Frankfurt  1627,  fol.;  Paris  1628,  2  voll.;  französ.  Ronen  1613;  1621;  1660; 
Paris  1646,   fol. 

Astruc,  M6m..  pag.  247.  —  Biogr.  in6d.  III,  pag.  542.  —  Dict.  bist.  IT,  pag.  15«X  — 
Ch^reau  in  ü^ion  m6d.,  1861,  49,  97,  113.  —  Gaz.  hebd.  de  in6d.  Paris  1880.  XVU. 
pag.  329,  381,  3^0,  413.  Pgl. 

Laurent,  Jean-Louis-Maurice  L.,  tüchtiger  Anatom,  geboren  1 784 
zu  Toulon ,  trat  15  Jahre  alt  als  Lehrling  der  Chirurgie  bei  der  Marine  ein 
und  machte  mehrere  Expeditionen  mit.  Mit  25  Jahren  au  der  damals  noch  fran- 
zösischen Universität  Pisa  Doctor  geworden,  musste  er  1823  in  Paris  von  Neu^n 
promoviren,  wurde  1825  Professor  der  Anatomie  an  der  Schule  fftr  SchiffsmediciB 
zu  Toulon,  ging  1832  nach  Paris,  um  sich  dort  ausschliesslich  dem  Studiom 
der  vergleichenden  Anatomie  und  Physiologie  zu  widmen,  wurde  1837  Doctor  der 
naturwissenschaftlichen  Facultät  und  vertrat  dann  häufig  Blainville  in  geiner 
Eigenschaft  als  Lehrer  der  Anatomie  und  Zoologie.  L.,  der  am  30.  Januar  1854 
statb,  beschäftigte  sich  besonders  mit  Histologie  und  vergleichender  Anatomie  und 
veröffentlichte  über  mehrere  Gegenstände  aus  diesen  Disciplinen  bemerkenswerthe 
Aufsätze,  so:  „Essai  sur  les  tissus  elastiques  contractiles"  (Annal.  de  la  m^d. 
physioL,  T.  XI,  1827)  —  „De  la  texture  et  du  developpement  de  Vappareä 
urinaire"  (Th^se  de  concours,  Paris  1836)  —  „Prodromea  d'anatomte  et  de 
Physiologie  comparSes**  (Paris  1837)  —  „Zoophytologie"  (Ebenda  1844)  — 
„Lettre  h  M.  Blainville  sur  des  sujets  d^anatomie  compar^e"  (Bulletin  des 
sciences  m6d.,  T.  XI,  1827).  Auch  gab  er  heraus;  „Atlas  d'anatomie  phystohh 
giqu€j  ou  tableavx  synoptiques  d'anatomie  etc."  (Paris  1826,  fol.). 

Le  Bret  in  Gaz.  med.  de  Paris,  1854.  —  Quoy  in  Union  m6d.,  1854,  pag.  84.  — 
Dechambre,  2.  S^rie,  II,  pag.  2H.  PgL 

Laurentius,  Georg  Friedrich  L.,  war  am  11.  März  1594  zu  Lttbben 
in  der  Nieder-Lausitz  als  Sohn  eines  Arztes  geboren,  studirte  in  Wittenberg  und 
Padua,  wo  er  1620  Doctor  wurde.  Er  prakticirte  darauf  in  Danzig,  flüchtete  aber 
wegen  der  Kriegsunruhen  1624  nach  Leipzig,  ging  1632  nach  Hamburg,  hatte 
mit  Bernh.  Lan(tWEDEL  einen  langwierigen  erbitterten  Streit,  in  welchem  tob 
ihm  mehrere  Schutzachrifteu  (1647,  48,  51)  herausgegeben  wurden;  auch  mit 
Benedict  a  Castro  war  er  in  Streit  gerathen.    1647  oder  48  wurde  er  Leibarst 


LAÜRENTIÜS.  —   LAÜTH.  627 

der  Prinzessin  Magdalene  Sibylle  in  Nykjoebing,  folgte  derselben,  als  sie 
sich  1652  nach  Meissen  verheirathete,  dorthin,  kam  aber  nach  Dänemark  zurück, 
wurde  Leibarzt  des  Königs,  nahm  1663  seinen  Abschied  und  ging  nach  Lübeck, 
wo  er  1673  starb.  Von  seinen  Schriften  sind  noch  anzuführen:  „Defensio  venae- 
secttonis  in  febre  acuto^  continua  et  maligna"  (Hamburg  1647,  4.)  —  „Exer- 
citationes  in  nonnullos,  minus  absolute  veros  Hippocratis  aphorismos"  (Ebenda 
1647,  4.)  —  „Defensio  exercitationum  medicarum"  (Lübeck  1666,  4.)  —  „Trac- 
tatus  de  notis  Hippocratis  in  kistoriis  epidemids  repertis"  (Ebenda  1666,  4.)  — 
„Erörterung  der  Scorbutischen  Kranckheit  einer  Dame**  (1668,  4.)  u.  s.  w. 
Moller,  II,  pag.  460.  —  Ingerslev,  I,  pag.  506.  G. 

Laurer,  Johann  Friedrich  L. ,  Pharmakolog,  geboren  am  26.  Sep- 
tember 1798  in  Bindlach  bei  Bayreuth,  war  anfangs  Pharmaceut,  studirte  von 
1824  an  in  Oreifswald  Medicin,  wurde  Assistent  bei  dem  Anatomen  Rosenthal, 
promovirte  1830  mit  der  Diss. :  „Disguisitiones  anat.  de  Amphistomo  conico", 
wurde  Prosector  und  harrte  in  dieser  Stellung  24  Jahre  lang  aus,  obwohl  er  sich 
gleichzeitig  1830  als  Docent  für  Anatomie,  Physiologie  und  später  1849  für 
Pharmakologie  habilitirt  hatte.  1836  zum  Prof.  e.  o.  befördert,  wurde  er  erst  1863 
Prof.  ord.  der  Arzneimittellehre.  Er  starb  am  23.  November  1873.  L.  ist  besonders 
bedeutend  als  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Lichenologie.  Seine  bezüglichen 
Schriften  sind  meistens  als  Beiträge  zu  anderen  Abhandlungen,  resp.  in  Journalen 
erschienen,  so  die  y^Lichenen-Flora  Rügens"  (Regensburger  botan.  Zeit.,  1827), 
ferner  die  Bearbeitung  der  Lichenen-Flora  in  der  KRATZMANN^schen  Schrift :  ,,Der 
Curort  Marienbad^'  u.  A.  m.  Viele  neue  Pflanzengattungen  sind  nach  L.  benannt 
worden.  Ausserdem  veranstaltete  er  eine  vollständige  Umarbeitung  des  SEiFEBx'schen 
„Lehrbuchs  der  Arzneimittellehre"  (Greifswald  1856)  und  lieferte  viele  werthvoUe 
anatomische  Präparate'  für  das  Greifswalder  anatomische  Museum.  Seine  mit  grossen 
Geld-  und  Zeitopfern  gesammelten  lichenologischen  Herbarien  hat  L.  testamentarisch 
dem  grossen  Staats-Herbarium  in  Berlin  vermacht. 

Leopoldina,  Hft.  9,  1873,  4,  pag.  51.  —  Haeckermann  in  Allgem«  Deutsch. 
Biogr.  XVIII,  pag.  66.  Pgl. 

Lautenbach,  Joseph  L. ,  geboren  im  Elsass  1569,  wurde  1596  Stadt- 
medicus  in  Frankfurt  a.  M.,  1607  erster  Professor  der  Medicin  in  Giessen,  starb 
am  17.  August  1614.  Schriften:  „Consilia  medicinalia  cum  mixtura  praestan- 
ttssimorum  Italiae  medicorum^  seorsim  A,  M,  Venusta,  cum  utilibus  tractatibus 
J,  C.  Glaudini"  (Frankfurt  1605,  4.)  —  „Disputationes  theriacae  binae  de 
hydrophobia"  (Giessen   1610,  4.)  W.  Stricker. 

Lanth,  Thomas  L.,  Anatom  in  Strassburg  i.  E. ,  hier  am  29.  August 
1758  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt,  promovirte  1781  mit  der  yyDiss,  de 
ancdys^i  urinae  et  acido  phosphoreo" ,  studirte  noch  in  Paris  bei  Desault  ,  in 
London  bei  Hünteb,  hielt  sich  auch  in  den  bedeutendsten  Universitätsstädten 
Deutschlands  auf,  kehrte  1782  nach  Strassburg  zurück,  wurde  Adjunct  von  Roedereb 
und  OsTKBTAG,  nach  dem  Tode  von  Lobstein  sen.  (1784)  Demonstrator  der 
Anatomie  und  schliesslich  1785  Prof.  ord.  der  Anatomie  und  Chirurgie.  Zugleich 
war  er  dirigirender  Arzt  am  grossen  Hospital  von  Strassburg.  Zur  Wiederherstellung 
seiner  angegriflfenen  Gesundheit  reiste  er  1826  nach  Deutschland,  starb  aber  bald 
nach  seiner  Rückkehr  am  19.  September  dieses  Jahres.  Von  L.*s  Schriften  ist 
bemerkenswerth  seine  gründliche,  aber  nur  bis  auf  Habvey  reichende  „Histoire  de 
ranatomie"  (Strassburg  1815,  4.);  ferner  sein  „Handbuch  der  Myologie  und 
Syndebmologie"  (aus  dem  Französ.  von  J.  S.  Klüpsch,  Halle  1 805),  die  verdienst- 
liche „Collectio  scriptorum  latinorum  de  aneurysmafibus"  (Strassburg  1785,  4.) 
und  endlich:  „Nosologia  chirurgica.  Accedit  notitia  auctorum  recentiorum 
Platnero"  (Ebenda  1788). 

Biogr.  in6d.   V,   pag.  545.  —   Dict.  bist.    HI,  pag.  409.    —   Hirsch  in  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  XVin,  pag.  80.  Pagel. 

40* 


628  LAUTE.  —  LAVACHEEIE. 

Gustave  Lauth,  Sohn  des  Vorigen,  war  zu  Strassbarg  am  9.  Mai 
1793  geboren,  wurde  daselbst  1815  mit  derThe^e:  „Spicttegtum  de  vena  cava 
supenore**  Doctor,  war  Prosector  der  medioisischen  Facultät,  starb  aber  bereits 
am  13.  April  1817.    Er  hatte  1812  auch  eine  botanische  Schrift  verfasst 

Noav.  biogr.  g6n.  XXIX.  pag.  961.  G. 

Ernest-Alexandre  Lauth,  zweiter  Sohn  von  T h  o m a s  L.,  geboren 
zu  Strassburg  am  14.  März  1803,  studirte  hier  besonders  Anatomie  und  Physio- 
logie unter  Eh&mann,  promovirte  1824  mit  einem  „Essai  sur  les  vaisseaux  lym- 
pkatiques",  machte  Reisen  in  Frankreich,  England  und  Deutschland,  beschäftigte 
sich  nach  seiner  Rückkehr  in  seine  Vaterstadt  ausschliesslich  mit  wissenschaft- 
lichen Arbeiten,  wurde  Agr6gö  der  Facultät  und  1836  Professor  der  Physiologie, 
nach  zweimaligem  Concurse,  mit  den  Schriften:  „Du  m^canisme  par  lequd  les 
matih'es  alimentaires  parcourenJt  leur  trajef.  de  la  bottche  h  Vanus"  (1833)  und 
„Exposition  et  apprdciation  des  sourees  des  connaissances  physiologiques*'  (1836). 
Doch  starb  er  bereits  im  März  1837  an  der  Phthisis.  Ausser  den  genannten  und 
noch  einigen  anderen  kleineren  Schriften  hinterliess  er  noch  ein  vortreffliches 
grösseres  „Manuel  de  Vanatomie**  (Strassburg  1829 ;  1 835 ;  deutsch  vom  Verfasser, 
Stuttgart  1835,  36,  2  Bde.). 

NoQV.  biogr.  g6n.  XXIX,  pag.  951.  —  Dechambre,  "Z,  S6rie,  II,  pag.  46.     Pgl. 

Lauvergne,  Hubert  L.,  französischer  Marinearzt,  geboren  am  20.  Januar 
1797  in  Toulon,  trat  1819  als  Officier  de  sant6  3.  Classe  in  die  Marine  ein, 
machte  in  derselben  mehrere  Expeditionen  ^nach  der  Levante  und  Südamerika 
mit,  promovirte  1829  in  Montpellier  mit  der  These:  „Geographie  botanique  du 
port  de  Toulon  et  des  iles  d^Hylres^,  wohnte  1830  der  Belagerung  von  Algier 
als  Chirurgien-major  bei,  wurde  1832,  nachdem  er  den  Dienst  quittirt  hatte, 
Prof.  der  Materia  med.  in  Toulon,  später  successive  in  Cherbourg  und  Brest  und 
schliesslich  1858  Director  des  Sanitätsdienstes  in  Toulon,  wo  er  am  24.  Deeember 
1859  starb.  Unter  seinen  zahlreichen  Arbeiten  ist  die  verdienstvollste  betitelt: 
„Les  for^ats  consid4ris  sous  le  rapport  physiologique ,  moral,  inlellectuel, 
observSs  etc,^  (Paris  1841).  Erwähnenswerth  sind  ausserdem  noch:  „Le  ckoUra- 
morbus  en  Provence,  suioi  de  la  biographie  de  Fleury^  (Toulon  1836)  —  ^/>« 
Vagonie  et  de  la  mort  dans  toutes  les  classes  de  la  soci^d  sous  le  rapport  etc," 
(2  voll,  Paris  1841;  deutsch  Leipzig  1843  und  von  E.  Willmann  1845'; 
ausserdem  verschiedene  Abhandungen  Ober  die  Functionen  des  Gehirns ,  die  Ur- 
sachen der  Tuberculisation  (1846)  u.  s.  w. 

Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  46   —  Berger  et  Bey,  pag.  148.  Pgl. 

Lauverjat,  Th6odore-£tienneL. ,  Pariser  Geburtshelfer  zu  Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts,  wurde  1774  Magister  chir.,  war  Mitglied  des  College 
des  chirurgiens  und  Professor  der  Geburtshilfe.  Er  ist  bekannt  durch  seine  Oppo- 
sition gegen  die  von  Sioaült  empfohlene  Symphyseotomie.  L.  war  ein  besonderer 
Vertheidigeir  des  Kaiserschnitts,  für  den  er  auch  eine  neue  SchnittfÜhrung 
angegeben  hat.  Die  bezüglichen  Schriften  sind  betitelt:  „Examen  d^une  brochure, 
gut  a  pour  titre:  Proc^-verbaux  et  rSßexions  ä  Poccasion  de  la  section  de  la 
Symphyse,  etc."  (Amsterdam  1779)  —  „Nouvelle  m^thode  de  prcUiquer 
VopSration  cSsarienne,  et  parallele  de  ceite  opSration  et  de  la  section  des 
OS  pubis*'  (Paris  1788;  deutsche  Uebers.  Leipzig  1790).  Er  starb  im  Jahre  1800. 

Dict.  bist.  III,  pag.  411.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  47.  Pgl. 

Lavacherie,  Valentin  de  L.,  zu  Lüttich,  war  1798  zu  Eysden  im 
Herzogthum  Limburg  geboren ,  war  zur  Zeit  seines  1848  erfolgten  Todes  Professor 
der  externen  Klinik  und  operativen  Chirurgie  an  der  Universität  Lüttich  and  war 
als  geschickter  Operateur  und  erfahrener  Praktiker  bekannt.  Er  schrieb :  „  De  la 
eompression  contre  les  tumeurs  blanches  des  parties  dures"  (Lttttich  1839)  — 
„MSmoires  et  obsertations  sur  quelques  maladies   des  os  maxillaires''  (Brüssel 


i 


LAVACHBRIE.  —  LAVAUGUION.  .     629 

1843)  —  f,De  la  t^notomie  appliqaie  au  traitement  des  luxattons  et  des 
fractures^  (Ibid.  1843)  —  „De  la  gangrine  de  la  bouche,  avec  nScrose  des 
OS  Tnaxillaires**  (Paris).  Mehrere  seiner  Abhandlangen  befinden  sich  in  den  Denk- 
schriften der  Belgischen  Akademie  der  Medicin,  deren  Mitglied  er  war. 

Biographie  g^n^rale  des  Beiges,  pag.  125.  —  Quörard,  La  littöratare  franvaise. 
IV,  pag.  648.  (j 

Lavagna,  Francesco  L.,  zu  Porto-Maurizio ,  war  am  23.  Januar  1785 
zu  Caneto  in  der  piemontesischen  Provinz  Oneglia  als  Sohn  eines  Arztes  geboren, 
studirte  von  1804  an  in  Genua  und  wurde  1808  mit  der  Diss.  „De  meUica 
electricüate^  Doctor.  Nachdem  er  in  Pavia  die  Theorie  und  Praxis  des  „Con- 
trostimolo"  stndirt  hatte,  publieirte  er:  „Annotazioni  critiche  sopra  i  rimedi 
controsttmolanti"  (Genua  1809;  1818;  auch  in  „CoUezione  dl  memorie  di  medi- 
cina"  der  Societa  filomatica  zu  Neapel,  1819),  in  welcher  Schrift  Prof.  Fattoäi 
die  Basis  eines  neuen  medicinischen  Systems  erblicken  wollte.  1810  kehrte  er  zu 
weiteren  Studien  nach  Pavia  zurück  und  begann  an  seinen  ^Espertenze  e  riflessioni 
sopra  la  carte  dm  derUi  umani,  colC  aggiunta  dt  un  ntwvo  saggio  sulla  ripro- 
duzione  dei  denti  negli  animali  rosicanti"  (Genua  1812)  zu  arbeiten,  trat  1813 
als  Arzt  in  die  französische  Armee  ein,  machte  die  Feldzüge  in  Deutschland  mit, 
besuchte  1814  Paris,  Hess  sich  1815  als  Arzt  in  Porto-Maurizio  nieder  und 
publieirte  in  Beügnatelli's  Giornale  di  fisica  (1817):  „  Es ^jer ienze  e  riflessioni 
sopra  il  sangue  menstruo**  und  weiterhin:  „Sulla  cura  delle  puerpere  letargiche^ 
(Repertorio  med.-chir,  1821)  —  „Osservazioni  pratiche  sulV  ejficacia  delV 
ammoniaca  neW  amenorea"  (Annali  universali,  1823)  und  mehrfache  easuistische 
Mittheilungen  in  dieser  Zeitschrift  (1832,  33),  sowie  im  Bulletino  della  soc.  med.- 
chir.  di  Bologna  (1835,  39),  ferner:  „Osservazioni  per  seroire  alla  storia  del 
cholSra  etc.**  (Genua  1836)  und:  „Esperienze  ed  osservazioni  per  determinare 
Vazione^  gli  effetti  e  Puso  delV  oppio  nelV  umafio  sistema"  (Ibid.)  u.  s.  w. 

Cantü,  pag.  267.  —  Callisen,  XI,  pag.  143;  XXIX,  pag.  472.  G. 

Lavater,  berühmte  Züricher  Familie ,  aus  der  auch  mehrere  Aerzte  hervor- 
gegangen sind.  —  Heinrich  L.,  1569  in  Zürich  geboren,  studirte  Medicin  auf 
verschiedenen  deutschen  und  italienischen  Universitäten,  wurde  Professor  der 
Physik  und  Mathematik  in  seiner  Geburtsstadt,  begleitete  1595  als  Arzt  die 
von  der  Schweiz  an  Henri  IV.  geschickte  Deputation  und  starb  1623.  Er  schrieb 
eine:  „Defensio  medicorum  galenicorum  adversus  calumnias  Angeli  Sala** 
(Zürich  1610,  4.)  —  „Epitome  philosophiae  naturalis"*  (Ibid.  1621,  4.).  — 
Sein  Sohn  Johann  Heinrich  L. ,  geboren  1611,  gestorben  .1691,  war  auch 
der  Nachfolger  auf  seinem  Lehrstuhl,  veröffentlichte  1667  eine  Analyse  von  Thermal- 
wasser,  1668  ein  Reglement  gegen  die  Pest  und  die  Schrift:  „De  hrepoTzzoi- 
CToXij,  seu  intestinorum  compressione*^  (Basel  1672,  4.),  betreffend  einen  Scrotal- 
bruch  mit  dem  Colon  als  Inhalt.  —  Ein  anderer  Johann  Heinrich  L.  war  als 
ein  Sohn  des  als  Physiognomiker  berühmten  Pfarrers  Johann  Kaspar  (geboren 
1741,  gestorben  1801)  in  Zürich  am  21.  Mai  1768  geboren,  studirte  in 
Göttingen,  wurde  daselbst  1789  mit  der  Diss.  „Obseroationes  de  statu  hodiemo 
artis  medicae**  Doctor ,  prakticirte  darauf  in  Zürich  und  machte  sich  besonders 
um  die  Einführung  der  Vaccination  verdient.  Er  schrieb:  „Anleitung  zur  ana- 
tomischen KenrUniss  des  menschlichen  Körpers  für  Zeichner  und  Bildhauer** 
(Zürich  1796 ;  französ.  Uebers.  von  Gauthier  de  la  Peyronie,  Paris  1797)  — 
„Abhandlung  über  die  Milchblattem  oder  die  sogenannten  Kuhpocken  u,  s.  w.** 
(Ebenda  1800;  1801).    Er  starb  am  20.  Mai  1819. 

Biogr.  med.  V,  pag.  545.  —  Diet.  hist.  III,  pag.  411.  —  Dechambre,  2.  S6rie 
II ,  pag.  55.  Q 

Lavauguion,  de  L.,  Arzt  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts, 
ist  nur  bemerkenswerth  als  Verfasser  eines  zur  Zeit  beliebten,  übrigens,  wie 
D£Z£iH£Ris  (s.  unten)  gezeigt  hat,  nach  den  berühmten,  von  DiONis  im  Jardin  du 


630  LAVAÜGÜION.  —  LAVOISIEN. 

Boi  von  1670 — 1682  gehaltenen,  aber  erst.  1707  veröffentlichten  Vorlesungen 
compilirten :  „TraitS  complet  des  Operations  de  Chirurgie,  corUenant  leurs 
d^finitions  etc.''  (Paris  1696;  Ibid.  1697;  englisch  London  1707). 

Dict.  bist.  III,  pag.  412.  —  Dechambre,  2.  S4rie,  II,  pag.  56.  Pgl. 

Laveran,    L.    L. ,    französischer  Militärarzt,    war    am  30.  Mai  1812  zu 
Dunker que   geboren,    war   ein  Zögling   des   Instructions-MilitArhospitals   zu  Lille, 
wurde  1840  Mödecin  adjoint  im  Hospital  zu  Algier ,  1841  Professor  am  Militär- 
hospital zu  Metz  und  kehrte  nach  der  1850  erfolgten  Aufhebung  der  Instructions- 
hospitäler  und  nachdem  er  längere  Zeit  wieder  in  Algerien ,  namentlich  in  Blidah, 
gewesen,   im  Jahre  1856    nach  dem  Yal-de-Gräce  zurück,    wo   er  den  Lehrstuhl 
für  Heereskrankheiten  erhielt ,  deren  Erforschung  er  fast  sein  ganzes  Leben  gewidmet 
hat.     Ausserdem    dass    er    Professor    und   Chefarzt    bei    genannter   Anstalt    war, 
erhielt  er  auch  deren  Directorat,    das    er  bei  Ausbruch   des  deutsch-französischen 
Krieges    mit   der  Stelle  eines  Inspecteur  du  Service  de  sant6   des  armöes   bei  der 
Nord- Armee  vertauschte.    Nach   dem  Tode   von  Michel  Levy  (1872)   übernahm 
er  wieder  das  Directorat  der  Schule  des  Val-de-öräce,  suchte  die  nach  Montpellier 
geflüchteten  Trümmer  der  durch   den  Krieg  aufgehobenen  Strassburger  Schule  zu 
erhalten    und   betheiligte    sich    mit    grossem  Eifer    an   dem    fast    hundertjährigen 
Kampfe    der  Militär-Medicin   gegen   die   Intendantur.     Er    ist   für  Frankreich  der 
Schöpfer  der  militärischen  Epidemiologie ,  über  die  er  u.  A.  folgende  Abhandlungen 
publicirte:    „Documents   pour    servir    h   Vhistoire   des   maladies   du    nord   de 
VAfrique^  (Rec.  de  m6m.  de  möd.  milit.,    1.  S6rie,  T.  LII)   —  „Goiisidh'a^Tts 
^r  le  scorbut*'  (Travaux  de  la  Soc.  des  sc.  m6d.  de  la  Moselle,  1848)  —  „Relation 
de  r^pidSmie  de  mSningite  cirdbro-spinale  ohservie  h  Metz  de  1847  ä   1849** 
(Ibid.  1849)  —  „Note  sur  la  nature  de  la  hSmdralopie"  (Rec.  de  m6m.  de  m6d. 
mil.,  1858)  —  „Anatomie  paihologique  du  tubercule"  (Ibid.  1861)  —  „Recherches 
statistiques    sur    les    causes    de  la  mortalit4   de  Varmde  servant  h  VirUerieur'^ 
(Ann.  d'hyg.  publ. ,    1860)    —  „De  la  mortaliti  des  armdes  en  campagne,  au 
point  de  vue  de  V Ätiologie"  (Rec.  de  m6m.  etc.,  2.  S6rie,  T.  XIX)  —  „Des  infliiences 
nosocomiales  sur  la  marche  et  la  gravitd  de  la  rougeole"  (Gaz.  hebdom.,  1861)  — 
„Relation  d^une  petite  SpidSmie  de  fih)re  remittente  bilieuse,  qui  s^est  didarie 
h  la  caseme  de  Lourcine,  pendant  les  mois  .  .  .  1865^  (Rec.  de  m6m.  etc.,  1866). 
Er  schrieb  ferner  eine  Anzahl  bezüglicher  Artikel  für  das  Dict.  encyclop.  des  sc.  m6d. 
und  gab  zusammen  mit  Lustbeman  heraus:    „Rapport   adressd  au  minist re  de 
la  guerre  sur  les  faits  recueillis    au  Congr^  ophthahnologique  de  Bruxelles'" 
(Ibid.,  2.  S6rie,  T.  XX).    Seine  Vorlesungen  sind  u.  d.  T. :  „  Traiti  des  maladies 
et  des  dpidhaies'  des  armdes**    (1875)   von    seinem    Sohne  Alph.  Laverax  ver- 
öfi^entlicht  worden.     Er  starb  zu  Paris  am  7.  August  1879. 

Le  progrfes  m^dical.  1879,  pag.  692.  —  Bec  de  mem.  de  med.  etc.  militaires, 
2.  Serie,  XXXV,  1879,  pag.  547.  ^ 

Lavirotte,  Louis-Aim^  L.,  geboren  zu  Nolay  (Cöte-d'Or)  am  15.  Juli 
1725,  studirte  in  Paris,  wurde  Licentiat  und  Dr.  med.  1752  mit  den  Thesen: 
„An  experimenfa  circa  vim  corporum  electricam  perficiant  medicinae  theorinm 
et  praxim^  und  „An  morbis  cutaneis  hydrargyrum  et  scammonium" ,  starb  aber 
bereits  am  3.  März  1759  zu  Paris.  L.  war  Mitarbeiter  am  Journal  des  savantü 
und  hat  im  Vergleich  zu  seiner  kurzen  Lebenszeit  eine  grosse  Anzahl  von  Schriften 
hinterlassen ,  zum  grösseren  Theil  allerdings  nur  üebersetzungen  ausländischer 
Werke.  Von  selbständig  verfassten  nennen  wir  ausser  den  obigen  Thesen  noch: 
„Dvis,  sur  la  chaleur^  avec  les  observations  sur  les  thermomkres**  (Paris  1751)  — 
„Obs.  sur  une  Hydrophobie  spontande,  suivie  de  la  rage"  (Ebenda  1757). 

Muteau  et  Garnier,  II,  pag.  78.  —  Biogr  med.  V,  pag.  546  Pgl. 

Lavoisien,  J  e  a  n  -  F  r  a  n  g  o  i  s  L.,  lebte  im  vorigen  Jahrhundert  als  Wund- 
arzt der  königl.  Militärspitäler  in  Paris,  zog  sich  aber  in  seiner  späteren  Lebenszeit 


LAVOISIKN.  —  LAWRENCE.  631 

nach  dem  Städtchen  £u  zurück,  wo  er  als  Wundarzt  prakticirte.  Er  ist  Verfasser 
eines  vortrefflichen  Wörterbuchs  der  med.  Wissenschaften,  betitelt:  „ Dtctiannaire 
des  iermes  frangais  et  latins  de  mSdecine,  d^anatomie,  de  Chirurgie  etc.** 
(Paris  1764;  2.  6d.  u.  d.  T. :  „Dictionnaire  portatif  de  mddedne  etc,"  2  voll., 
Ibid.  1771;   1793). 

Nouv.  biogr.  g^nir.,   XXIX,  pag.  1024.  "—    Dechambre,  2.  S6ric,  II,  pag    106. 

Pgl. 
Lawrence,    Thomas  L.,    zu  London,    war  daselbst  am  25.  Mai  1711 

geboren,  studirte  von  1727  an  in  Oxford,  besuchte  in  London  die  anatomischen 
Vorlesungen  von  Frank  Nicholls  und  die  Krankensftle  des  St.  Thomas'  Hosp., 
wurde  1736  Dr.  med.  und  nach  der  Resignation  von  Nicholls  „anatomy  reader^ 
bei  der  Universität  Oxford,  während  er  in  London  wohnte  und  auch  da  anatomische 
Vorlesungen  bis  1750  hielt,  von  wo  an  er  sich  allein  der  Praxis  widmete.  Beim 
College  of  Physicians  erlangte  er  von  1743  an  nacheinander  alle  Ehrenstellen, 
war  Gulstonian  Lecturer,  hielt  die  HARVEY'sche  Rede,  die  Croonian  Lectures  und 
war  von  1767  an  sieben  Jahre  hintereinander  Präsident  des  College.  Trotzdem 
er  ein  in  jeder  Beziehung  ausgezeichneter  Mann  war ,  hatte  er  als  Arzt  nur  geringe 
Erfolge  aufzuweisen,  indem  seine  Persönlichkeit  ihm  einige  Hindernisse  bereitete. 
Er  war  der  Verfasser  der  Biographie  Haevey's,  welche  sich  an  der  Spitze  der 
von  dem  College  of  Physicians  veranstalteten  Quart-Ausgabe  der  Werke  dieses 
berühmten  Mannes  befindet;  er  verfasste  auch  das  Leben  seines  Freundes  und 
Beschtltzers  Nicbolls  und  folgende  im  elegantesten  Latein  geschriebene  Werke: 
„De  hydrope  disputatio  medica"  (London  1756)  in  Form  eines  Dialoges  zwischen 
Harvey,  Sir  George  Ent  und  Dr.  Hamey  —  „Praelectiones  medicae  XII  de 
calvariae  et  capitis  morbis^  (Ibid.  1757)  —  „De  natura  musculorum^  (1759). 
Von  Allen  hochgeehrt  und  bedauert  starb  er  am  6.  Juni  1783. 

Munk,  II,  pag.  150.  Gr. 

Lawrence,  Sir  William  L.,  Bart.,  zu  London,  berühmter  Chirurg,  war 
am  16.  Juli  1783  zu  Cirencester,  Gloucestershire,  als  Sohn  eines  Chirurgen  geboren, 
wurde  1799  ein  Schüler  von  Abernethy,  der  ihn  bereits  nach  3  Jahren  zum 
Prosector  am  St.  Bartholom.  Hosp.  machte,  in  welcher  Stellung  er  12  Jahre  ver- 
blieb. 1805  wurde  er  Member  des  Coli,  of  Surg. ,  1813  Assistant  Surgeon  am 
genannten  Hospital^  1814  Surgeon  der  Eye  Infirmary  und  erbielt  1815  die  lucrative 
Stellung  eines  Surgeon  der  königlichen  Hospitäler  von  Bridewell  und  Bethlehem. 
In  demselben  Jahre  wurde  er  zum  Professor  der  Anatomie  und'  Chirurgie  beim 
College  of  Surg.  ernannt,  bei  dem  er  4  Jahre  lang  Vorlesungen  hielt.  Kurze 
Zeit  war  er  auch  bei  der  medicinischen  Schule  von  Aldersgate  Street  thätig,  um 
dann  Abernethy's  Nachfolger  als  Docent  der  Chirurgie  beim  St.  Bartholom.  Hosp. 
zu  werden.  Seine  Vorlesungen  werden  nach  Inhalt,  Sprache,  Vortragsweise  geradezu 
als  musterhaft  geschildert.  Auch  als  Schriftsteller  hatte  er  sich  bereits  einen 
Namen  gemacht.  Ausser  einer  Uebersetzung  von  MüRRay's  (üpsala)  tabellarischer 
„Descriptt'on  of  the  arteries  of  the  human  body"  (1800)  aus  dem  Lateinischen, 
hatte  er  1806  den  jACKSON'schen  Preis  des  Roy.  Coli,  of  Surg.  für  seinen  „Treatise 
on  hernia  etc,^  (London  1807;  2.  ed.  u.  d.  T. :  „A' treatise  on  ruptures  etc.**, 
1810;  3.  ed.  1816;  5.  ed.  1838;  deutsche  Uebers.  von  Gerh.  v.  d.  Busch, 
Bremen  1818;  franz.  Uebers.  von  Berard  und  J.  Cloquet,  Paris  1818;  ital. 
Uebers.  von  Giamb.  Caimi,  Mailand  1820)  erhalten.  1807  erschien  von  ihm  eine 
Uebersetzung  von  J.  F.  Blümenbach*s  „A  short  system  of  comparative  ana- 
tamy  etc.**,  femer  Aufsätze  über  Fungus  testiculi,  Steinschnitt  u.  s.  w.  1809  gab 
er  zusammen  mit  John  James  Watt  heraus:  „Anatomico-chirurgical  views  of  the 
nose,  mouthf  larynx  and  faucea**  (neue  Ausgaben  1834,  38)  und  1819  erschienen 
seine  im  Coli,  of  Surg.  gehaltenen  Vorlesungen:  „Lectures  on  physiology,  zoology, 
and  the  natural  history  of  man  etc.^  (2.  ed.  1822;  9.  ed.  1848),  durch 
welche  ein  nur  mit  Mdhe  beschwichtigter  Sturm  heraufbeschworen  wurde,  indem 
man  ihn  des  Materialismus  beschuldigte  und  ihm  seine  Stellungen  bei  den  obigen 


632  LAWRENCE.  --  LAWSON. 

königlichen  Hospitälern  zu  nehmen  drohte.  1826  nahm  er  lebhaften  Antheil  an 
einer  gegen  den  Conncil  des  Coli,  of  Surg.  wegen  mancherlei  MiBsbränehe  ge- 
richteten Agitation,  wnrde  2  Jahre  sp&ter  aber  selbst  Mitglied  desselben  und  1840 
auch  Examinator  bei  demselben,  welche  Stellung  er,  trotzdem  er  frtther  dagegen 
gekämpft,  bis  an  sein  Lebensende  beibehielt.  Zweimal  (1846,  1855)  war  er  auch 
.Präsident  des  College  und  wnrde  nach  Erlass  der  Medical  Act  und  Errichtung 
des  Council  of  Medical  Education  and  Begistration  zu  einem  Mitgliede  desselben 
Seitens  der  ELrone  ernannt.  Als  Nestor  der  britischen  Chirurgen  und  ältester 
Serjeant-Surgeon  der  Königin  starb  er  am  5.  Juli  1867,  nachdem  er  erst  2  Jahre 
vor  seinem  Tode  seine  Stellung  am  St.  Bartholom.  Hosp.  aufgegeben  hatte  und 
wenige  Monate  vor  jenem  zum  Baronet  ernannt  worden  war.  Von  seinen  späteren 
Schriften  sind  noch  anzuführen :  „A  treatise  on  the  venereal  disease  of  the  eye*^ 
(London  1830;  deutsche  üebers.  Weimar  1831)  —  „Elghty-nine  lectures  on 
surgery,  ....  delivered  in  8t.  Bartholom,  Hosp,"  (2  voll.,  1831)  —  „Lectures 
on  surgery ,  medical  and  operative  etc.*'  (1832;  deutsch  von  F.  J.  Bshrend, 
Leipzig  1833 — 35)  —  „Observations  on  tumours,  with  cases"  (London  Med.- 
Chir.  Transact.,  1832)  —  „A  treatise  on  the  diseases  of  the  eye*'  (1833;  2.  ed. 
1841 ;  Amer.  ed.  Washington  1834 ;  a  new  edit. .  .  .  with  numerous  addltions 
and  illustrations  by  Isaac  Hays,  Philadelphia  1854).  Dazu  kommen  noch  gegen 
20  werth volle  Mittheilungen  in  den  Med.-Chir.  Transact.,  sowie  die  Veröffentlichungen 
seiner  Vorlesungen  in  der  Lond.  Med.  Oazette  und  Lancet,  z.  B.  die  in  letzterer 
1826  enthaltenen  über  Augenkrankheiten,  die  von  C.  Billard  als  „Traitd  prat. 
sur  les  maladies  des  yeux  etc.**  (Paris  1830)  übersetzt  wurden.  —  L.  gehörte  fast 
ein  halbes  Jahrhundert  lang  zu  den  hervorragendsten  Chirurgen  und  Augenärzten 
Englands  und  hat  der  Förderung  der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  nicht  unwichtige 
Dienste  geleistet. 

Brit.  Med.  Joum.  1867,  H,  pag.  36.  —  Lancet.  1867,  II,  pag.  44,  49.  —  Med.  Times 
and  Gaz.  1867.  11,  pag.  43,  69,  103.  —  St.  Bartholom.  Hosp.  Reports.  17,  1868;  pag.  1.  — 
Callisen,  XI,  pag.  151;  XXIX,  pag.  475.  Gurlt. 

Lawrie,  James  Adair  L.,  zu  Glasgow,  war  zu  Loudoun  geboren,  ging 
nach  Vollendung  seiner  medicinischen  Studien  nach  Indien,  in  die  Präsidentschaft 
Madras,  wo  er  prakticirte  und  den  Keim  zu  der  Krankheit  legte,  die  ihn  später 
dahinraffte.  Aus  Indien  zurückgekehrt,  wurde  er  Professor  der  Andersonian  Uni- 
versity  und  nach  dem  Tode  von  Bubns,  1850,  Professor  der  Chirurgie  an  der 
Universität  zu  Glasgow.  Ein  geschickter  und  fleissiger  Lehrer,  ein  hochgeschätzter 
Praktiker,  war  er  zum  Repräsentanten  der  beiden  Universitäten  Glasgow  und 
St.  Andrews  im  Medical  Council  gewählt  worden.  Nachdem  er  wegen  Kränklich- 
keit seine  Stellung  niedergelegt,  starb  er  am  22.  November  1859  zu  Bridge  of 
Allan,  wohin  er  sich  zurückgezogen  hatte.  Er  publicirte:  „Essay  on  choUra, 
founded  on  observations  of  the  disease  in  various  parts  of  India^  and  in 
Sunderland,  Newcastle  etc.**  (2.  ed.  London  1832).  Seit  1833  war  er  dw 
Redacteur  des  Glasgow  Medical  Journal. 

Medical  Times.    New  Ser,  XIX.    1859,  pag.  566.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  478. 

G. 

*Lawson,  George  L.,  Augenarzt  in  London,  studirte  am  King's  College 
daselbst,  wurde  1852  Member,  1857  Fellow  des  R.  C.  S.  Engl.,  machte  als  Assistant 
Surg.  in  der  Rifle  Brigade  den  Krimkrieg  mit,  war  Docent  der  Anatomie  an  der 
neuen  Schule  von  Grosvenor  PL,  Docent  der  Chirurgie  am  Middlesex  Hosp.  Er 
ist  zur  Zeit  Surgeon  an  diesem  Hosp.,  sowie  am  Roy.  London  Ophthalm.  Hosp., 
Moorfields.  Schriften:  „On  gunshot  wounds  of  the  thorax**  (1858)  —  „(h 
sympathetic  Ophthalmia**  (1865)  —  „Injuries  of  the  eye,  orbit  and  eyelids; 
thetr  immediate  and  remote  effects**  (1867)  —  „A  manual  of  diseases  and 
injuries  of  the  eye*'  (4.  ed.  1880).  Dazu  Aufsätze  ophthalmologischen  und 
chirurgischen  Inhalts  in  Lancet,  Brit.  Med.  Joum.,  Med.  Times  and  Gaz.  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Red. 


LAWSON.  —  LAZERME.  833 

'''Lawson,  Robert  L. ,  zu  Edinborg,  stndirte  bei  der  dortigen  Univer- 
sität und  dem  R.  C.  S.  Edinb. ,  erlangte  von  1871  an  mehrere  Grade ,  den  des 
Med.  Dr.  1881,  war  1871—72  Assistent  des  Prof.  der  praktischen  Medicin  und 
medicinisehen  Psychologie  bei  der  dortigen  Universität,  pathol.  Prosector  und 
Assist.  Med.  Offieer  (Clin.  Clerk,  1874)  am  West  Riding  Asylum  und  ist  zur  Zeit 
Dep.  Commissioner  in  Lnnaey  für  Schottland.  Er  schrieb  in  den  West  Riding 
Asyl.  Med.  Reports  (IV,  V,  VI):  „On  the  hourly  .dütribiUion  of  mortality  in 
rekUton  to  recurrerU  changßa  in  the  activity  of  vital  functions*^  —  ^^^ 
physiological  action  of  hyoscyamine**  —  „Hyoscyamine  in  the  treatment  of 
diseckses  of  the  insane**  —  „Clinical  notes  on  conditions  incidental  to  inaanity** ; 
femer :  „Meningitis,  and  allied  ckangea  in  the  meningea^  (Brit.  and  For.  Med.- 
Chir.  Rev.,  1876)  —  „Notes  on  asylum  surgery"  (Joum.  of  Psych.  Med.  1876)  — 
„Symptomatology  of  alcoholic  brain  disorders^  (Braiii  1878)  —  „IHseased 
conditions  of  the  cerebellum^  (Brit.  Med.  Joum.,  1875,  76)  —  „Traumatic 
epilepsy''  (Laneet,  1876)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Bed. 

Layard,  Daniel  Peter  L. ,  geboren  zu  Green  wich  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts,  proroovirte  in  Oxford,  praktioirte  in  London  in  hervorragender 
Stellung  als  Leibarzt  und  Mitglied  der  Royal  Society  und  starb  am  5.  Februar  1802. 
L.  verfasste  u.  A. :  „Of  afracture  of  the  os  ilium  and  its  eure*'  (Phil.  Transact., 
1745)  —  „Of  a  toomen  who  had  an  extraordinary  impostume  formed  in  her 
stomach"  (Ibid.  1750)  —  „An  essay  on  the  nature,  causes  and  eure  of  tke 
contngious  distemper  among  the  horned  cattle  etc,"  (London  1757)  —  „On  the 
usefulness  of  inoculation  of  the  horned  cattle  to  prevent  etc."  (Phil,  Transact., 
1758)  —  „An  extraordinary  case  of  diseased  eye**  (Ibid.)  —  „Pharmacopoeia 
in  usum  gravidarum,  puerperarum  etc."  (London  1776). 

Dict.  liist.  III,  pag.  413.  —  Dechambre,  2.  S6ne.  II,  pag.  109.  Pgl, 

* Layet,  Alexandre-Eiz^arL.,  geboren  zu  Toulon-sur-Mer  am  28.  April 
1840  als  Sohn  des  dortigen  obersten  Hafen  Sanitätsbeamten  AndröL.  (gestorben 
1880),  medicinisch  ausgebildet  in  der  ficole  de  medeeine  navale,  1872  promovirt, 
wurde  an  dieser  Anstalt  1874  Professeur  .agreg6 ,  dann  Oberarzt  in  der  Marine 
und  1878  Professor  der  Hygiene  in  Bordeaux,  wo  er  die  Gesellschaft  fttr  Hygiene 
in's  Leben  rief  und  als  Chef  verschiedener  Sanitäts-Inspectionen  thätig  ist.  Unter 
seinen  Schriften  sind  besonders  zu  neQuen :  „  Hygiene  et  pa^thologie  des  ouvriers 
des  arsenaux  maritimes"  (Paris  lö73)  —  „Traiti  d'hygi^ne  des  professions 
et  des  industries"  (Daselbst  1875;  deutsch  von  Meinel,  Erlangen  1877)  — 
„La  vie  humaine  entre  les  tropiques"  (Arch.  de  m6d.  nav. ,  1877,  1878)  — 
„Dimographie  pathologiqae  de  La  ville  de  Bordeaux"  (1882)  —  „Hygihie  et 
maladies  des  paysans"  (Paris  1882;  preisgekrönt  vom  Genfer  Congress).  Femer 
eine  grosse  Reihe  von  EiozelaufsÄtzen,  resp.  Versuchsreihen  über  Blei-  und  Bleiweiss- 
vergiftung,  Ventilation,  Schulhygiene,  Impfung,  Arsenik,  Vanille-Vergiftung  etc. 

W  e  r  u  i  c  h. 

Lazerme,  Jacques  L,,  geboren  1676  in  Pouguet  bei  Böziers  (Languedoc), 
studirte  und  promovirte  1703  in  Montpellier,  trat  hier  in  das  Collegium  der 
Aerzte  ein,  wurde  Mitglied  der  Facultät  und  1720  Nachfolger  von  Bezac.  Er 
starb  1756.  L.  war  ein  gelehrter  und  geschickter  Praktiker  und  Anhänger  der 
ehemiatrischen  Schule.  Er  schrieb:  „Specimen  medico -  chirurgicum  de  suppu- 
rationis  eventibus"  (Montpellier  1724)  —  „Gonspectus  mechanicus  partium 
solidarum  corporis  humani"  (Ibid.  1729)  —  „De  morbis  intemis  capitis" 
(2  voll.,  Amsterdam  1748)  —  „Curationes  morborum"  (2  voll.,  Montpellier  1750; 
franz.  von  Deidier-Desmarets  u.  d.  T. :  „Mähode  pour  guSrir  les  maladies", 
2  voll.,  Paris  1754j. 

Astruc,  Memoires,  1767,  pag.  291.  —  Biogr.  m6d.  V,  pag.  554.  Pgl. 


634  LAZZARETTI.  —  LEAKE. 

Lazzaretti,  Giuseppe  L.,  zu  Padua,  war  1812  zu  San  Quirico  d*Orcia 
sul  Senese  geboren,  hatte  sich  bereits  in  Toscana  in  der  gerichtliehen  Medicin 
einen  guten  Namen  gemacht,  als  er  1864  nach  Padua  auf  einen  Lehrstuhl  der- 
selben und  der  Medicinalpolizei  berufen  wurde.  Während  er  auch  dort  sich  die 
verdiente  Anerkennung  erwarb,  erschien  als  Frucht  seiner  Studien  und  seiner 
Erfahrung  sein:  „Corso  teorico  pratico  dt  medicina  legale**  (3.  ediz.  1882), 
der  sich  bei  Medicinern  und  Juristen  gleich  beliebt  gemacht  hat.  L.  starb  nach 
langer  Krankheit  am  23.  August  1882. 

Annali  universal!  di  med.  e  chir.    Vol.  261,  1882,  pag.  578.  G. 

Lazzati,  Pietro  L.,  zu  Mailand,  daselbst  geboren,  wurde  1836  in  Payia 
Doctor  mit  der  Diss.  „Della  diagnosi  della  cataratta  e  della  scelta  del  metodo 
operativo",  war  von  1834 — 38  Assistent  in  der  geburtshilflichen  Klinik  von  Teod. 
LOVATI  zu  Pavia ,  war  später  einer  der  bekauntesten  Geburtshelfer  in  Mailand, 
wurde  1863  der  Nachfolger  de  Billi*s  als  Primararzt  der  Entbindungsanstalt 
und  Professor  und  Director  der  königl.  Hebeammenschule;  er  war  ausserdem  Mit- 
glied des  Consiglio  Ospitaliero,  des  Consiglio  Prorinciale  und  des  ünterrichts- 
Ministeriums ,  Verfasser  einer  Reihe  von  Abhandlungeu  und  Mitarbeiter  an  dea 
Rechenschaftsberichten  aus  seiner  Klinik.  Von  denselben  führen  wir  an:  „DelV 
ttso  ostetrico  della  segale  cornuta"  (Mailand  1862)  —  „Sul  rovesciamento  ddP 
utero"  (Ibid.  1865)  —  „ün  alter o  caso  di  rovesciamento  completo  delV  tUero 
depo  il  parto  etc.^  (Ibid.)  —  „Prospetto  clinico  della  regia  scuola  di  ostetrida 
in  Milano  .  . .  per  Vanno  1864,  Compilato  dal  Dr.  G,  Gasati'*  (Ibid.  1865)  — 
„Del  parto  per  la  spalla''  (Ibid.  1867,  c  1  tav.).  Jene  Entbindungsanstalt  wurde 
durch  ihn  ein  Muster  von  Reinlichkeit  und  in  die  beste  hygienische  Verfassung  ver- 
setzt.    Er  starb,  erst  57  Jahre  alt,  am  22.  März  1871. 

Griffini  in  Annali  universali  di  med.  e  chir.    Vol    215,   1871,  pag.  685.       G. 

Leach,  Harry  L.,  geboren  zu  Wisbech  (Cambridgeshire)  1836,  studirte 
unter  Leitung  Walker's  in  Peterborough  und  später  am  St.  Bartholom.  Hosp. ; 
1858  approbirt,  war  er  kurze  Zeit  House  Surgeon  in  der  Peterborough  Infirmary, 
machte  eine  Reise  nach  Indien  und  Hess  sich  dann  in  London  nieder,  wo  er  1862 
Resident  Physician  am  Dreadnought  Hosp.  für  Seeleute  wurde.  Hier  machte  er 
sich  um  die  Erforschung  der  Ursachen  des  häufigen  Auftretens  von  Scorbut  unter 
den  Matrosen  verdient,  entdeckte  vielfache  Verfälschung  und  nachlässige  Auf- 
bewahrung der  antiscorbutischen  Mittel  (Weinsteinsäure  etc.)  und  veranlasste  1868 
eine  entsprechende  Amendirung  der  Merchant  Shipping  Act  im  Parlament,  durch 
welche  eine  besondere  Inspection  der  Antiscorbutica  angeordnet  wurde.  1866 
war  er  während  der  Cholera- Epidemie  mit  der  Inspection  des  Hospitalschiffes  „Belle 
Isle"  betraut.  Zusammen  mit  Rooke  entwarf  er  ein  ausführliches  Schema  zur 
Visitation  der  Themse-Schiffe,  übernahm,  nach  dem  Tode  Jenes,  1870  die 
Leitung  des  Green wich-Hospital  und  bewirkte  auch  hier  eine  Beseitigung  ver- 
schiedener sanitärer  Missstände.  1873  wurde  ihm  die  damals  eben  creirte  Stellung 
eines  Port  Medical  Officer  zu  London  übertragen,  doch  trat  er  lö76  wieder  in 
seine  frühere  Stellung  am  Dreadnought  Hosp.  zurück.  Er  starb  am  26.  November 
1879.  Er  ist  Verfasser  einiger  Publicationen  über  Scorbut  und  Dysenterie,  sowie 
eines  1868  veröffentlichten  brauchbaren  „Medical  guide  for  captains",  welcher 
officiell  auf  jedem  englischen  Schiff  eingeführt  ist. 

Lancet  1879,  11,  pag.  855.  —  Med.  Times  and  Gaz.  1879,  II,  pag.  870.     Pgl. 

Leach,  s.  a.  Leech. 

Leake,  John  L.,  geboren  zu  Ainstable  bei  Kirkoswald  in  Cumberland, 
wurde  nach  beendeten  medicinischen  Studien  in  die  Gilde  der  Londoner  Chirurgen 
aufgenommen.  Bevor  er  aber  noch  seine  Praxis  antrat,  unternahm  er  eine  grössere 
Reise,  die  ihn  nach  Portugal  und  Italien  führte.  Nach  London  zurückgekehrt,  wandte 
er    sich  namentlich   der  Geburtshilfe  zu.     Da  bis  zu   jener  Zeit  in  London  keine 


LEAKE.  —  LEBAS.  635 

für  Unterrichtszwecke  beBtimmte  Entbindungsanstalt  bestand,  so  suchte  L.  diesem 
Uebelstande  abzuhelfen.  In  der  That  gelang  es  ihm  auch,  auf  dem  Wege  der 
Snbscription  die  nöthigen  Mittel  aufzubringen  und  im  Jahre  1765  das  West- 
minster  Lying-in  Hospital  als  Lehranstalt  zu  eröffnen.  In  diesem  Institute  fanden 
nicht  nur,  wie  in  den  anderen  Londoner  Entbindungsanstalten,  arme  verheirathete, 
sondern  auch  arme  ledige  Weiber  Aufnahme.  Lehrer  an  dieser  Schule  war  L. 
selbst  und  ausser  ihm  noch  Fobd  imd  Beickenden.  Diese  Anstalt  prosperirte; 
denn  nach  L.'s  eigener  Angabe  fanden  in  ihr  von  1765 — 1773  800  Geburten 
statt.  L.  starb  als  angesehener  Arzt  Londons  am  8.  August  1792.  Er  war  ein 
guter  Lehrer  der  praktischen  Geburtshilfe  und  in  diesem  Fache  auch  literarisch 
thätig.  Er  schrieb  ein  Lehrbuch:  „Lecture  introductory  to  the  theory  and 
practice  of  midwifery^  (London  1773,  4. ;  2.  edit.  1787,  8.).  In  diesem  Werke 
verwarf  er  die  LEVBET'sche  Zange  und  empfahl  seine  eigene  dreiblätterige.  Ein 
zweites  Werk  von  ihm  war:  „Practical  observations  on  the  child-bed  fever ^ 
(London  1773).  Das  Wesen  des  Puerperalfiebers  suchte  er  in  einer  Entzflndung 
der  Därme.  L.  wendete  seine  Aufmerksamkeit  auch  der  Gynäkologie  zu.  Die 
Frucht  davon  ist  eine  für  ihre  Zeit  sehr  gute  Schrift:  „Medical  Instructions 
towards  the  prevention  and  eure  of  chronic  disense  pecuUar  to  women^  (London, 
5.  edit.  1777 — 1781).  Gegen  Syphilis,  Scorbut,  sowie  gegen  die  Skropheln 
wandte  L.  eine  sehr  wirksame  Lissaboner  Ptisane  an ,  über  die  er  die  Schrift : 
y,A  dissertation  on  the  properties  and  efficacy  of  the  Lisbon  diet-drink*' 
(London  1757)  veröffentlichte. 

Gentlemaii'8  Magaz.  1792,  LXII,  pag.  893.  —  Biogr.  med.  V.  pag.  555.  —  v.  S  i e  b  ol d's 

Geschichte  der  Gebnrtsh.  II,  pag.  H65.  tti    •       u    v x 

'  *^  **  Kleinwächter. 

Lealis,  Leale  L. ,  gebürtig  aus  Verona,  lebte  zu  Ende  des  17.  und 
zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  in  Padua,  wo  er  zuerst  als  Wundarzt  an  einem 
Hospital  angestellt  war,  später  promovirte  und  34  Jahre  lang  successive  die  Professuren 
der  Chirurgie,  Botanik  und  praktischen  Medicin  bis  zu  seinem  am  5.  November  1726 
erfolgten  Tode  bekleidete.  L.  ist  Verfasser  eines  nicht  werthlosen  Buches  über  den 
Bau  der  männlichen  Zeugungstheile :  „Tlepi  (?7r8p;i.aTi^oy7rct)v  opYavü)v  seu  de  partibus 
semen   conficienttbus   in   viro  epistola  ad  D.  de  Marchettis^  (Padua  1686). 

Biogr.  med.  V,  pag.  555.  Pgl. 

*  Leaming,  JamesRoseburgh  L.,  emeritirter  Professor  der  praktischen 
Medicin  am  Med.  Coli,  des  Dispensary  zu  New  York,  geboren  in  Groveland, 
Livingston  Co.,  N.  Y.,  am  25.  Februar  1820,  erhielt  seine  medicinische  Bildung 
an  der  New  Yorker  Universität,  wo  er  1849  zum  Dr.  med.  graduirt  wurde.  Seitdem 
ist  er  in  New  York  als  praktischer  Arzt  angesessen,  wo  er  während  einiger  Jahre  in  oben 
bezeichneter  Stellung  thätig  war.  Er  schrieb  U.A.:  „  Cardiac  murmurs"  (New  York 
Journal  of  Med.)  —  „Respiratory  murmurs"  (Ibid.  1872)  —  „Plastic  eocsudation 
toithin  the  pleura,  dry  pleurisy^^  (Brown-Seqüard's  Archives,  1873)  —  „Haeino- 
ptysis^  (Med.  Rec,  1874)  —  „Disturbed  action  and  functional  murmurs  of 
the  heart^  (Transact.  of  the  New  York  Acad.  of  Med.,  1876)  —  „A  new  Classi- 
fication of  phthisis"  (Boston  Med.  and  Surg.  Joum.,  1879)  —  „Growths  andforeign 
bodies  in  the  air  ■- passages ;  diagnosis  and  surgical  treatment^  (New  York 
Med.  Rec,  1879)  —  „Physical  signs  of  interpleural  pathological  processes^ 
(Ibid.  1878). 

Atkinson.  pag.   174.  Pgl. 

Lebas ,  Jean  L. ,  zu  Paris,  gebürtig  aus  Orleans,  wurde  in  Montpellier 
Doctor,  war  Mitglied  des  College  und  der  Acad.  de  chir. ,  Prof.  der  Geburtshilfe 
und  Pathologie  an  der  Schule  für  Chirurgie  und  Censeur  royal.  Er  starb,  80  Jahre 
alt,  1797.  Er  ist  besonders  durch  seine  Antheilnahme  an  den  Discussionen  zwischen 
Louis,  Boüvart,  Petit  u.  A.  über  die  Frage  des  Vorkommens  von  Spätgeburten, 
für  welches  er  sich  erklärte,  bekannt  geworden.    Abgesehen  von  mehreren  Disser- 


636  .       LEBAS.  —  LEBEB. 

tationen,  yerfaaste  er,  jene  Frage  betreffend,  folgende  Schriften :  „  Questum  impor- 
tante:  Peut'On  diterminer  un  terme  pr^ßee  paur  Vaccauchementf**  (Paris  1764)  — 
„Nauvelles  ohservationa  sur  lea  naisaanoes  tardives  etc.*'  (1765)  —  „Refuta- 
tion des sentimens  de M,  Bouvart, .  .  .  sur  les  naissances  tardives''  (1765)  — 
„Becherchea  sur  la  durie  de  la  grosaesse"  (1766)  u.  s.  w.  Auch  übersetEte  er : 
6.  OouNSELIi,  „PrScia  de  la  doctrine  aur  Vart  d'accaucher"  (Ibid.  1779). 

Recueil  period.  de  la  Soc.  de  in6d.  de  Paris.  II.  1797,  pag.  147.  —  Biet.  bist,  m, 
pag.  414.  Q 

Löbed^W,  Nikifor  L.,  wurde  am  13.  März  1799  im  Dorfe  Orlow- 
Gorodok  (Gouv.  Twer)  geboren,  studirte  Medicin  in  Moskau  von  1818 — 25, 
wurde  Dr.  med.  1825  (Dias,  de  natura  imponderabüium  in  gener e  et  de  viribiia 
vüalibua  in  apecie*'j  war  Professor  -  Adjunct  für  Geschichte  und  Literatur  der 
Medicin  an  der  Universität  und  an  der  med.-chirurgischen  Akademie  in  Moskau 
und  versah  daneben  noch  verschiedene  andere  Aemter.  Er  gab  eine  kurze  Geschichte 
der  Medicin  heraus  und  starb  in  Moskau. 

Mosk.  Biogr.  Lexikon.  I,  pag.  451 — 452.  L.  Stieda. 

Lebedew,  KosmaL.,  studirte  in  Moskau  Medicin  von  1820 — 1824,  erhielt 
1829  den  Grad  eines  Dr.  med.  (Diaa,  de  febri  adynamico,  vulgo  äicta  putrida"), 
prakticirte  eine  Zeit  lang  in  Moskau,  bis  er  1831  an  der  Universität  als  Adjunct- 
Professor  ftlr  allgemeine  Pathologie  und  Therapie  angestellt  wurde.  L.  hat  ausser 
seiner  Diss.  eine  Anzahl  Werke  in  russischer  Sprache  erscheinen  lassen,  darunter: 
„Lehre  von  den  Fiebern"  (Moskau  1831),  ^Kurzer  Grundriss  der  allgemeinen 
Anthropathologie"  (1833),  „Allgemeine  Anthropathologie"  (1831),  „Versuch  einer 
kritischen  Uebersicht  aller  nosologischen  Systeme"  (1840),  „Allgemeine  Therapie" 
(1841),  „Allgemeine  Pharmakologie"  (1842),  „Praktische  Pharmakologie"  (1842), 
„Die  Lehre  von  den  Arzneimitteln"  (1853).  Ausserdem  hat  L.  im  Jahre  1849 
die  Vorlesungen  seines  Lehrers  Djädkowski  :  „Praktische  Medicin"  herausgegeben. 
Er  starb  in  Moskau. 

Mosk.  Biogr.  Lexikon.  I,  pag.  450—451.  L.  Stieda. 

Lebenheim,  Ernst  Ludwig  Heinrich  L. ,  zu  Trebnitz  in  Schlesien, 
war  zu  Breslau  am  6.  November  1787  geboren,  studirte  auf  der  Leopolds-Uni- 
versität daselbst  Philosophie,  von  1803  an  auf  dem  dortigen  Colleg.  med.  Medicin, 
ging  1804  nach  Berlin  und  wurde  1806  in  Erfurt  Dr.  med.  1811  Hess  er  sich 
zu  Hermstadt  als  Arzt  nieder,  war  von  1814 — 24  Arzt  in  Breslau,  wurde  in 
diesem  Jahre  Kreisphysicus  zu  Trebnitz,  wo  am  18.  März  1848  sein  Tod  erfolgte. 
Er  schrieb ;  „  Verauch  einer  Phyaiologie  des  Schlafea"  (2  Thle.,  Leipzig  1824,  29) 
—  „  Ueber  Volkskrankheiten  und  deren  Bekämpfung"  (Hamburg  1836)  —  „  Ueber 
die  Medicinalverf aasung  Preussens"  (Hamburg  1846).  Unter  seinen  Aufeätzen 
in  Hufeland's  Journal  (1824,  25,  26,  42,  43)  ist  einer:  „Ueber  die  Pocken- 
Epidemie  zu  Deutschhammer,  im  Trebnitzer  Kreise ;  ein  Beitrag .  .  .  sotüie  über 
die  Schutzkraft  der  Vaccine"  hervorzuheben ;  ferner :  „  Ueber  die  Schutzmittel 
gegen  die  Pocken"  (Heidelberger  klin.  Annalen,  1845). 

Nowack,  Heft  1,  pag.  87.  —  Janus,  IH,  pag.  373  —  Callisen,  XI.  pag.  165; 
XXIX,  pag.  481.  Q 

Leber,  Ferdinand  Joseph  Edler  von  L.,  zu  Wien,  wurde  daselbst 
am  31.  December  1727  geboren,  kam  zu  einem  Wundarzt  in  die  Lehre,  stodirt« 
später  die  Chirurgie  und  erwarb  1751  die  Magisterwtirde  in  derselben,  wobei  er 
sich  als  so  kenntnissreich  erwies,  dass  van  Swieten  ihm  kurze  Zeit  darauf  eine 
AnstelluDg  als  Hospitalarzt  zu  Breitenfurt  in  Niederösterreich  erwirkte;  allein 
schon  im  folgenden  Jahre  erhielt  er,  auf  die  Verwendung  seines  Gönners  de  Haen, 
einen  Ruf  an  das  grosse  Stadt-Bürgerspital  in  Wien,  womit  zugleich  die  Aufsicht 
über  die  beiden  grössten  Vorstadt-Spitäler  (Marxer  und  Bäckenhaus)  verbunden 
war.     Ausserdem  war  er  seit  1757  beauftragt,  die  Criminal-Inquisiten,  denen  die 


LEBER.  —  LEBERT.  G:^7 

sogenannte  peinliche  Frage  (Tortnr)  bevorstand ,  ärztlioh  zu  untersuchen.  Volle 
19  Jahre  blieb  L.  in  diesem  entsetslichen  Amte  als  „Folterarzt^,  bis  endlich  die 
Folter  1776  anf  immer  verschwand,  woau  nicht  wenig  seine  Vorstellungen  bei 
Maria  Theresia  tlber  die  Widersinnigkeit  und  Grausamkeit  des  Verfahrens 
beigetragen  hatten.  Von  1756  an  verrichtete  er  unter  DB  Ha£n's  Aufsicht 
mehrere  Jahre  hindurch  alle  chirurgischen  Operationen  auf  der  damaligen  med- 
Chirurg.  Klinik ;  1761  erhielt  er  die  Lehrkanzel  der  Anatomie  und  der  theoretischen 
Wundarzneikunst,  sowie  den  Titel  eines  k.  k.  Rathes.  Auch  hatte  er  im  Auftrage 
der  Kaiserin  bei  allen  Criminalfilllen  seinen  Bericht  zu  erstatten  und  verfasste  für 
den  Codex  austriacus  über  die  Verletznngsarten  nach  ihre^  TOdÜichkeit  eine  gründ- 
liche und  gediegene  Instruction  für  Wundärzte  und  Richter.  Seine  erste  Schrift 
war:  „Abhandlung  von  der  Nutzbarkeit  des  Schierlinga  in  der  Wundarznei- 
kunst"  (Wien  1762^,  dem  als  ein  für  seine  Zeit  gutes  und  an  vielen  Universitfttcu 
gebrauchtes  Compendlum  die  „  Vorlesungen  über  die  Zergliederungakunst^ 
(Wien  1772;  2.  Ausg.  1778;  lateinisch  1777;  umgearbeitet  von  J.  C.  RoSEN- 
3rüLLBB  u.  d.  T. :  ;,  Umriss  der  Zergliederungakunst** ,  Leipzig  1808)  folgten. 
1776  wurde  er  von  Maria  Theresia  zum  Leibchirurgus  ernannt  und  2  Jahre 
sp&ter  geadelt;  die  Universität  verlieh  ihm  den  Ehren-Doctortitel.  1786  gab  er 
die  anatomischen  Vorträge  auf  und  vertauschte  sie  mit  chirurgischen,  die  er  bis 
zu  seinem  am  14.  October  1808  erfolgten  Tode  hielt.  —  Er  war  ein  guter  praktischer 
Anatom  und  bis  zur  Gründung  der  Josephs- Akademie  (1783)  der  einzige,  viel  in 
Anspruch  genommene  Operateur  in  Wien.  Auch  hat  er  in  mehreren  kleinen  Auf- 
sätzen in  Plenk's  Sammlungen  chirurgischer  Beobachtungen  eine  Anzahl  von 
Instrumenten  und  Apparaten  bekannt  gemacht,  die  theils  von  ihm  erfunden,  theils 
verbessert  worden  sind. 

Salzburger  med.-chir.  Ztg.  1808,  IV,  pag.  237.  —  v.  Wurz back,  XIV,  pag.  266.  — 
Jos.  Hyrtl,  Vergangenheit  und  Gegenwart  des  Museums  fUr  menschl.  Anat.  an  der  Wiener 
Universität.  Wien  1869,  pag.  XXXIV.  —  E.  Gurlt  in  AUgem.  Deutsch.  Biogr.  XVIII.  pag.  93. 

Gurlt. 

*  Leber,   Theodor  L.,   in  Karlsruhe   am    29.  Februar  1840    geboren, 

als  Schüler  Hklmholtz',  C.  Ludwig's,  A.  v.  Graefe's  in  Heidelberg,    Leipzig 

und    Berlin    ausgebildet,    wirkt  seit    1871  als  Professor   der  Ophthalmologie  und 

Vorstand   der   Universitäts-Augenklinik    in    Göttingen.     Neben    einer   Anzahl    von 

Arbeiten  physiologischen  und  pathologischen  Inhalts  veröffentlichte  er :  „  Anatomische 

Untersuchungen  über  die  Blutgefässe  des  menschlichen  Auges^  (Denkschriften  der 

Wiener   Akademie,   1865)    —    »Bie   CirculationS'   und  JEmährungsverhäÜnisse 

des  Auges"  (Geaefe-Saemisch*    Handbuch   der  ges.  Augenheilkunde,   1876)  — 

„Die  Krankheiten   der  Netzhaut   und  des  Sehnerven"    (Ebenda  1877).  —  Mit 

Rottenstein  stellte   er    die    „Untersuchungen  über   die  Garies  der  Zähne"  an 

(Berlin  1867)  und  ist  seit  1870  Mitherausgeber  von  Graefe's  Archiv.     "Wernich 

Lebert  (ursprünglich  Lew y),  Hermann  L.,  berühmter  Kliniker,  geboren 
den  9.  Juni  1813  in  Breslau,  wohin  seine  in  Berlin  ansässigen  Eltern  auf  kurze 
Zeit  der  Eriegsverhältnisse  halber  sich  begeben  hatten,  studirte  Medicin  und  mit 
besonderer  Vorliebe  Naturwissenschaften  zunächst  in  Berlin,  später  in  Zürich  unter 
Schönlein  und  promovirte  hier  1834  mit  der  „Diss.  de  Gentianis  in  Helvetia 
sponte  nascentibus" .  Er  machte  dann  Zwecks  botanischer  Studien  Reisen  durch 
^e  Schweiz,  studirte  in  den  nächsten  l\/s  Jahren  in  Paris,  besonders  unter 
DüPCTTBEN  und  Louis,  und  Hess  sich  Anfangs  1838  in  Bex  (Canton  Waadt) 
nieder,  theilte  später  aber  seinen  Aufenthalt  zwischen  Bex  und  Paris  und  ver- 
brachte hier  die  Wintersemester  1842 — 45,  hauptsächlich  mit  vergleichend  ana- 
tomischen Arbeiten  beschäftigt,  zu  denen  ihn  eine  im  Auftrage  der  Regierung  mit 
Robin  unternommene  Reise  an  die  Nordküste  Frankreichs  anregte.  Nach  einem 
Aufenthalte  in  Berlin  während  des  Winters  1845—46  liess  L.  sich  definitiv  in 
Paris  nieder  und  lebte  dort,  sowohl  wissenschaftlichen  Arbeiten  wie  der  Praxis 
sich   widmend,   folgte  1853    einem  Rufe  als  Prof.   der  med.  Klinik  nach  Zürich, 


638  LEBERT.  —  LEBLANC. 

ging  1859  in  gleicher  Eigenschaft   nach  Breslau,    zog  sich  aber  1874  wiederum 
nach  Bez  zurück,  wo  er  (theils  auch  in  Vevey  und  Nizza)  die  letzten  Lebensjahre 
bis  zu  seinem  am  1.  August  1878  erfolgten  Tode  zubrachte.  L.  war  ein  Zögling" 
Schönlein's  und  der  Schule  von  Paris  und  war  somit  im  Stande,  die  französischen 
und  deutschen  Anschauungen    zu   vermitteln.    Er  gehörte   zu   den  Ersten,  welche 
das  Mikroskop    für    die   pathologische   Anatomie   verwertheten   und    hat  dadurch, 
sowie  überhaupt  durch  seine  Leistungen  zur  exacten  naturwissenschaftlichen  Behand- 
lung der  Pathologie   und   klinischen  Medicin   wesentlich  beigetragen.     Seine  zahl- 
reichen Arbeiten  —  nach  der  von  ihm  1869  publicirten  Selbstbiographie  101  Nummern 
grösserer  Werke  und   sonstiger   wissenschaftlicher  Abhandlungen,    wozu   noch  die 
nicht    kleine  Zahl    der  später   veröffentlichten  hinzukommt  —  zerfallen    in  3  Ab- 
theilungen :  In  die  der  biologischen,  wozu  seine  Dissertation,  eine  Arbeit  über  die 
Mundorgane  der  Gastcropoden  und  die  interessanten  Beobachtungen  über  die  Pilz- 
kranklieit   der  Fliegen  gehören,    dann  die  eigentlich  medicinischen  Werke,    unter 
denen   eine    von  L.'s   frühesten    Arbeiten:    „Physiologie  pathologique"    (2  voll., 
Paris  1845,  aveo  atlas  de  22  pl.),    ferner    sein   prachtvoll  ausgestattetes  grosses 
pathologisch-anatomisches  Kupferwerk :   „  Traüi  d!anatomie  p<Uhologiqite  g^Srale 
et  spSci'ale^  (2  voll..  Ibid.  1852 — 64)  —  y^Handbuch  der  praktischen  Medicin** 
(2  Bde.,  Tübingen  1855,  1856)  —  „Handbuch  der  allgemeinen  Pathologie  und 
2'herapie  etc.^  (Ibid.  1865)  —   „Grundzüge  der  ärztlichen  Praxis"  (3  Liefer., 
1866)    —    „TraitS  pratique   des   maladies    scrofuleuses   et  tuberculeuses  etc,** 
(Ouvr.  cour. ,    Paris  1849;    deutsch  Stuttgart  1851)    —    „Traitd  pratique    des 
maladies   cancSreuses   etc,"    (Paris   1851)    —    „Klinik    der   Brustkrankheiten*^ 
(2  Bde.,   Tübingen  1874)    —  „Die  Krankheiten  des  Magens*'    (Ibid.  1878)  — 
„Die  Krankheiten  der  Blut-  und  Lymphge fasse"  iu  ViRCHOw's  Sammelwerk  u.  A.m. 
Erwähnung  verdienen.     Endlich  kann    als    dritte  Abtheilung   die  grosse  Zahl  von 
L.'s  kleineren  Arbeiten  unterschieden  werden,  die  sich  besonders  mit  Gegenständen 
aus    der   pathologischen    Anatomie   und   experimentellen    Pathologie   befassen    und 
verschiedene    casuistische  Mittheilungen    enthalten.     Hierher   gehören  L.'s  Studien 
über  Impfung    der  Tuberculose,  über  Carcinom,  Uterusmyome,  Aneurysmen.     In 
den    letzten   Jahren    veröffentlichte   L.    in    der  Berliner    klinischen    Wochenschrift 
mehrere  Aufsätze  über  die  klimatischen  Verhältnisse  von  Nizza,  Vevey,   Bex  etc. 

H.  Lebert,  Biographische  Notizen  etc.  Breslau  1869.  —  Berliner  klin.  Wochenschr, 
1878,  pag.  501,  589.  —  A.  Hirsch  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVIII,  pag.  94.     Pagel. 

Leblanc,  Louis  L. ,  gebürtig  aus  Pontoise,  lebte  in  Orleans  als  Prof, 
der  Chirurgie,  Wundarzt  am  Hötel-Dieu,  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  und  hat  sich  u.  A.  besonders  um  die  Ver- 
besserung der  Bruchoperation  verdient  gemacht.  Ausser  verschiedenen  Aufsätzen 
in  den  M6m.  de  lAcad.  de  chir.  und  im  Joum.  de  m6d.  veröffentlichteer:  „Prtcis 
d'op^ations  de  Chirurgie"  (2  voll.,  Paris  1775)  —  „Oeuvres  chirurgicales  con- 
tenant  un  prScis  d^operations  et  une  mdthode  de  traiter  les  hemies"  (2  voll., 
Ibid.  1779)  —  „Discours  sur  Vutilitd  d'anatomie"  (Ibid.  1764)  —  „Nouvdle 
methode  d'opSrer  les  hernies"  (Orleans  1766). 

Biogr.  med.  II,  pag.  280.  —  Dict.  hist    III,  pag.  415.  Pgl. 

Leblanc,  Uly  sse  L.,  zu  Paris,  berühmter  Thierarzt,  war  am  26.  November 
1796  zu  La  Commanderie  bei  Bressuire  (Denx-Sevres)  geboren,  hatte  1819  in 
Alfort  die  Thierarzneischule  absolvirt  und  übte  anfänglich  in  Thouars,  dann  in  Paris 
die  thierärztliche  Praxis  aus.  Eine  Preisschrift  von  ihm  über  die  Augenentzündang 
der  Hausthiere  wurde  von  Jüst.  Radius  (1825)  in*s  Deutsche  übersetzt.  Mit 
TßOUSSEAU  gab  er  anatomische  Untersuchungen  über  die  Krankheiten  der  Gefässe 
(1828)  und  einen  chirurgisch-anatomischen  Atlas  (1839)  heraus;  mit  Rayeb  stellte 
er  Experimente  über  die  Rotz-  und  Wurmkrankheit  an.  Er  war  Mitglied  der 
Akademie  der  Medicin  und  starb  Anfangs  April  1871.  Während  seines  langen 
Lebens    war    er  stets  dem  Fortschritte  zugewandt,    hat  sich  um   alle  Zweige   der 


LEBLANC.  —  LEBRECHT.  639 

Thierheilkunde  grosse  Verdienste  erworben  und  sich  dabei  der  Mitarbeiterschaft 
hervorragender  Aerzte  (wie  die  Genannten),  die  er  seinerseits  bei  ihren  experi- 
mentellen Arbeiten  unterstützte,  zu  erfreuen  gehabt  und  auch  auf  diese  Weise  der 
Medicin  wesentliche  Dienste  geleistet. 

Schrader-Hering,  pag.  245.  —  H.  Bonley  im  Bull,  de  l'Acad.  de  m^d.  XXXVI, 
1871,  pag.  369.  —  Callisen,  XI,  pag.  167;  XXIX,  pag.  482.  q 

*Le  Blond,  Albert-Waning-Lenfranc  L.,  zu  Paris,  ist  am 
17.  Februar  1843  zu  Rouen  geboren,  studirte  Medicin  zu  Ronen  und  Paris  von 
1862  an,  wurde  1870  Doctor  mit  der  These:  „Du  röle  des  ligaments  larges  et 
de  Vappareil  Srectile  de  PutSrus  dans  les  himorrhagies  lUdrines".  Er  wurde 
darauf  Mödecin-adjoint  der  Gefängnisse  des  Seine-D^p.  (1870)  und  verschiedener 
Wohlthätigkeitsvereine ,  sowie  der  Nation al-Garde ,  bei  welcher  er  während  der 
Kämpfe  um  das  belagerte  Paris  Dienste  that.  Er  gab  die  2.  französische  Ausgabe 
von  Chürohill's  ^Traiti  des  maladies  des  femmes**  (1873)  heraus,  veröffent- 
lichte Aufsätze  in  verschiedenen  med.  Zeitschriften  und  wurde  1874  Ohef-Redacteur 
der  „Annales  de  gynScologie",  in  welchen  er  u.  A.  schrieb:  „8ur  Vavortement 
spontanS  dans  les  premiers  mois  de  la  grossesse,  Valeur  midico  -  legal  des 
membranes"  (1875). 

Glaeser,  pag.  415.  G. 

^Lb  Bon,  Jean  L.,  bekannt  unter  dem  Namen  Pbobüs  Heteropolitanüs, 
geboren  im  Städtchen  Autreville  (Altera- Villa)  bei  Chaumoiit  in  der  alten  Provinz 
Bassigny,  lebte  im  16.  Jahrhundert  und  war  Leibarzt  des  Königs  von  Frankreich 
und  des  Cardinais  von  Guise.  Er  schrieb:  „Therapeia  puerperarum** y  eine 
gynäkologische  Abhandlung  (Paris  1571;  1577;  Basel  1586  in  der  Bauuin- 
SPACH'schen  Sammlung;  Frankfurt  1586;  Genf  1635;  Paris  1664  in  der  Samm- 
lung der  Werke  von  HoüLLIER)  —  „Discours  de  la  vertu  et  propriSt^  des 
bains  de  Plombih-es"  (Paris  1576;   1581;   1616)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  II,   pag.  359.    —   A.  Benoit,   Notice   sur  Jean  Le  Bon,    Paris  1879 

(Rec.  von  E.  Turner,  Gaz.  hebd.  2.  S6rie,  XVII,  pag  261).  p^, 

j^  gi« 

Lebouvier  des  Mortiers,  Urbain-Ren6-ThomasL.,  geboren  zu  Nantes 
am  1.  März  1739,  war  Maiire  honoraire  k  la  chambre  des  comtes  seiner  Vater- 
stadt, musste  aber  in  Folge  der  Revolution,  in  die  er  sich  stark  verwickelte, 
dieses  Amt  aufgeben.  Er  hat  ausser  zahlreichen  politischen  Abhandlungen  folgende 
medicinische  und  naturwissenschaftliche  Schriften  veröffentlicht:  „M^moires  ou 
coiisidSrations  sur  les  sourds-muets  de  natssance,  et  sur  les  moyens  de  donner 
Vouie  et  la  parole  ä  ceux  qui  en  sont  susceptibles**\  (Paris  1800)  — 
„Hecherches  sur  la  ddcoloration,  spontanSe  du  bleu  de  Prasse,  et  sur  le 
retour  de  cette  couleur^  (Ebenda  1801)  —  „Examen  des  principaux  systkmes 
sur  la  nature  du  fluide  Slectrique^  (Ebenda  1813).  Er  starb  zu  Nantes  am 
11.  März  1827. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  556.  Pgl. 

Lebrecht,  Leo  L. ,  zu  Mainz,  war  am  20.  October  1798  zu  Weisenau 
bei  Mainz  geboren,  studirte  in  Heidelberg,  wurde  in  Mainz  1817  Doctor,  Hess 
sich  daselbst  als  Arzt  nieder  und  wurde  von  der  israelitischen  Gemeinde  zum 
Physicus  ihrer  Armen  -  Vei'pflegsanstalt  ernannt.  Von  seinen  Schriften  erwähnen 
wir:  „Examen  chemicum pomorum  colocynthidum"  (Heidelberg  1817)  —  „Pharma- 
copoea  eoctemporanea  antüyphüüica,  oder  Auswahl  der  vorzüglichsten  Arznei- 
formeln u.  s.  w."  (Mainz  1818)  —  n^^  Arzt  im  VerhäUniss  zur  Natur j  zur 
Menschheit  und  zur  Kunst"  (Ebenda  1821).  Er  übersetzte:  Hürtado,  „Die 
Batanha Wurzel  gegen  passive  Blutflüsse"  (1817);  J.  Tenon,  „Einige  Mittel  zur 
Verlängerung  des  Lebens  im  höheren  Alter  u.  s.  w."  (1818)  und  schrieb  eine 
Anzahl  von  Aufsätzen  in  Horn's  Archiv  (1821),    den  Heidelberger  klin.  Annalen 


640  LE  BRECHT.  —  LECAKU. 

(1830),  in  Rust's  Magazin  (1831),   darunter  ttber   das  Ganglio- Abdominalfieber, 
die  Influenza  u.  s.  w.   Er  starb  am  1.  October  1834. 

Kener  Nekrolog  der  Deutschen.  1834,  Jahrg.  12,  II,  pag.  807.  —  Callisen,   XI, 
pag.  170;  XXIX.  pag.  484.  G. 

Lebreton,  Jacques-Alexandre-Exupöre  L.,  als  Sohn  eines  renom- 
mirten  Geburtshelfers  1784  in  Paris  geboren,  widmete  sich  hier  dem  Berufe  seines 
Vaters,  promovirte  1810  mit  der  These:  „Observations  et  r^ßexions  sur  V emploi 
du  forceps^  und  praktieirte  als  Geburtshelfer  in  Paris  bis  zu  seinem  am  18,  April 
1849  erfolgten  Tode.  L. ,  der  auch  Mitglied  der  Aoad.  de  möd.  war,  yeröffent- 
lichte  noch:  „Obs.  aur  une  pr^tendue  pkthisie  laryngis  et  recher ches  antUo- 
miques  ^te.^  (Joum,  univ.  des  sc.  m6d.,  T.  XII)  —  „Recherches  sur  lee  causes 
et  le  traitement  de  plusieurs  maladtes  des  nouveavrnis*'  (Paris  1819;  dentseh 
von  G.  Wendt,  Leipzig  1820)  —  „Tableaiuß  optomatiques  des  acccuchements** 
(Paris  1821,  foL). 

Sachaile,  pag.  406.  —  Dechambre,  2.  S^rie,  II,  pag.  118.  Pgl* 

Le  Brun,  Alexander  Anton  Le  B.,  in  Warschau  am  12.  Mai  1803 
geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  und  erhielt  1824  den  Grad  eines  Mag.  der 
Med.  u.  CMr.  Die  Jahre  1825 — 28  brachte  er  auf  einer  Studienreise  in  Deutschland, 
Frankreich  und  England  zu,  wurde  1827  in  Paris  mit  der  Diss.  „Essai  mSdical 
sur  la  plique  po^onaise^  zum  Doctor  promovirt.  1829  wurde  er  Primarius  im 
Warschauer  Haupt  Hospital  zum  Kindlein  Jesus  und  1840  Director  desselben, 
sowie  Ehrenmitglied  des  Medicinal  -  Conseils ,  übernahm  1860  den  Lehrstuhl  der 
Chirurgie  und  die  Direction  der  chirurgischen  Klinik  und  starb  am  3.  Juni  1868. 
1833—36  war  er  Secretär,  1849—54  Vice-Präsident  und  1864—56,  sowie 
1866  Präsident  der  Warschauer  ärztlichen  Gesellschaft;  1837  gehörte  er  zu  den 
GrOndem  des  Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego.  Le  B.  war  unstreitig  der 
bedeutendste  polnische  Chirurg  des  19.  Jahrhunderts,  sowohl  in  Hinsicht  seines 
gründlichen  theoretischen  Wissens,  als  auch  seiner  grossen  Geschicklichkeit  im 
Operiren.  Während  seiner  kurzen  Lehrthätigkeit  hat  er  sich  auch  glänzend  bewährt ; 
als  Schriftsteller  war  er  sehr  fleissig  und  veröffentlichte  von  1837 — 67  im 
Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego  und  in  Tygodnik  lekarski  weit  über  200  Beob- 
achtungen und  Besprechungen  chirurgischen  Inhaltes,  auch  gab  er  1841 — 60 
Jahresberichte  über  die  Thätigkeit  des  Hospitals  zum  Kindlein  Jesus  heraus.  Ee 
finden  sich  darin  viele  seiner  interessanten  Beobachtungen  beschrieben.  Ein  voll- 
ständiges Verzeichniss  seiner  Arbeiten  findet  sich  bei  Kosminski  (pag.  267 — 271). 

K.  ft  P. 

Le  Camus,  Auto  ine  L.,  zu  Paris,  Arzt  und  Dichter,  war  daselbst  am 
12.  April  1722  geboren,  wurde  1742  Doctor  und  1762  Professor  der  Therapie. 
Er  erklärte  sich  gegen  den  excessiven  Gebrauch  von  Medicamenten  und  rieth,  die 
Heilung  häufiger  der  Natur  zu  überlassen.  Er  widmete  einem  neuen,  von  der 
Facultät  erbauten  Amphitheater  ein  Gedicht:  „Amphitbeatmm  medicum,  poSma" 
(Paris  1745,  4.)  und  schrieb,  ausser  schönwissenschaftlichen  Schriften,  einem  Schau- 
spiele und  ausser  einer  gegen  die  Charlatanerie  der  Cosmetica  der  Damen  gerichteten 
Schrift:  „Abdekers,  ou  Vart  de  conserver  la  beautd^  (4  voll.,  1754 — 56)  noch 
die  folgenden  medicinischen :  „Mdmoires  sur  diffSrents  sujets  de  la  rnddecine" 
(1760)  —  „M^n.  sur  V^tat  actuel  de  la  pharmacie"  (1765)  —  „Journal 
dconomique,  partie  mddicale"  (1753 — 65)  —  „Midecine  pratique,  rendue  plus 
simple,  plus  süre  et  plus  m^hodique"  (2  voll.,  1769,  72),  darunter  der  2.  nach 
seinem  am  2.  Januar  1772  erfolgten  Tode  von  Boubrel  herausgegeben. 

Nouv.  biogr.  g6n.  XXX,  pag.  174.  G. 

Lecanu,  Louis-RenöL.,  zu  Paris,  war  daselbst  am  18.  November  1800 
geboren,  wurde  1837  dort  auch  Doctor  mit  der  These:  „Etudes  chimiques  sur 
le  sang  humain^,  war  Titular-Professor  an  der  liicole  de  pharmacie,  Mitglied  des 


LECANÜ.  —  LE  CAT.  641 

Conseil  de  salubrit^  des  Seine-Döp.,  Mitglied  der  Acad.  de  m6d.  seit  1838,  nach«- 
dem  er  frtlher  Chef  des  travaux  ehimiqnes  beim  College  de  France  gewesen.  Seine 
Arbeiten  waren  grossentheils  der  organischen  Chemie  gewidmet  nnd  sind  von 
denselben  anzuftlhren :  y^De  VhSmatosine,  ou  mcttüre  colorante  du  sang*'  (1830)  — 
„Nouvelles  recherches  sur  le  sang"  (1831),  ftir  welche  er  von  der  Acad.  roy. 
de  m6d.  eine  goldene  Medaille  erhielt;  ausserdem  publiciite  er  im  Jonrnal  de 
pharmaoie:  „Recherches  sur  Vurine"  (T.  XXV)  und  „Recherches  sur  les  Corps 
gras*'  (T.  XI,  XII,  XIII,  XX);  zusammen  mit  Büssy  gab  er  heraus:  „Cours 
complet  de  pharmacie**  (2  voll.);  dazu  eine  grosse  Menge  von  Aufsätzen,  auch 
rein  chemischen  Inhalts,  in  den  Ann.  d'hyg.  publ..  Bullet,  de  th^r. ,  Journal  de 
chimie  mM.,  Jonm.  de  pharm,  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  407.  —  Callisen,  XI,  pag.  175;  XXIX.  pag.  485.  G. 

Le  Cat|  Claude-Nicolas  L.,  zu  Ronen,  einer  der  bekanntesten  fran- 
zösischen Chirurgen  des  vorigen  Jahrhunderts,  war  zu  Blörancourt  (Oise)  am 
6.  September  1700  geboren,  stammte  aus  einer  Familie  von  Chirurgen,  machte 
seine  chirurgischen  Studien  in  Paris,  hatte  aber  dieselben  noch  nicht  beendigt,  als 
er  1729  von  dem  Erzbischof  von  Ronen  dorthin  berufen  wurde.  Er  wurde  1732 
im  Reims  Doctor,  Hess  sich  1733  definitiv  in  Ronen  nieder,  wurde  daselbst  1734 
Magister  der  Chirurgie,  später  Chirurgien-major  des  dortigen  Hötel-Dieu,  begann 
Vorträge  über  Anatomie  und  Chirurgie  zu  halten,  erhielt  1736  den  Titel  königL 
Professor  und  Dömonstrateur ,  gründete  1744  die  Acad^mie  royale  des  sciences, 
belles-lettres  et  arts  zu  Ronen  und  wurde  deren  lebenslänglicher  Secretär  für  die 
Classe  der  Wissenschaften  und  Künste.  Von  1732  begann  er  um  die  von  der 
Acad.  de  Chirurgie  aufgestellten  Preise  sich  zu  bewerben  und  trug  bis  1738  fast 
alle  davon,  so  dass  die  Akademie  ihn  ersuchte,  fernerhin  nicht  mehr  zu  concurriren. 
Es  finden  sich  in  den  Prix  de  TAcad.  roy.  de  chir.  von  ihm  folgende  Abhand- 
lungen: jfMSm,  sur  cette  qicestion:  Pourquoi  certaines  tumeurs  doivent  etre 
exstirpies  et  d'axUres  simplemerU  ouvertes?,  etc,**  —  „MSm,  sur  cette  question: 
Quels  sontf  selon  les  diff4rens  ca>s,  les  avantages  et  les  inc<mv4niens  de  Vicsage 
des  tentes  et  autres  dilatansf*'  —  „M&m,  sur  ce  sujet:  DSterminer  dans  chaque 
genre  de  maladies  chirurgicales  les  cos  oh  il  conment  de  panser  frdquefmment, 
et  ceux  &k  il  convient  de  panser  rarement"  —  „Mim,  sur  ce  sujet:  Diter- 
mtner  le  caract^re  distinctif  des  plaies  faites  par  armes  h  feu  etc. "  — 
„Mim,  sur  cette  question:  si  Von  dort  amputer  le  carcinome  des  mamelles, 
vulgairement  appelS  Cancer?*'  Weiterhin  publicirte  er:  „Dissert,  sur  le  dissol- 
vant  de  la  pierre,  et  en  particulier  sur  celui  de  Mlle,  StSphens**  (Ronen  1739)  — 
,  TraiUdes  sens**  (Ibid.  1739,  av.  pl. ;  Paris  1740 ;  1742 ;  Amsterdam  1744,  av.  pl.), 
ein  anatomisch-physiologisches  Werk.  Besonders  cultivirte  er  den  Seitensteinschnitt, 
fiftr  den  er  mehrere  Instrumente,  das  „ür6throtome",  „Cystitome"  und  das  „Gorgeret- 
cystitome"  erfand;  dazu  schrieb  er:  „Lettre  concemant  VopSration  de  la  taille, 
pnraJtiquie  dans  les  deux  sexes**  (Rouen  1749)  —  „Recueil  de  pi^ces  concernant 
Vop4raJkion  de  la  taille,  et  r4ponse  h  un  anonyme"  (Ibid.  1749 — 63),  eine 
Polemik  gegen  den  Fröre  Come,  die  in  der  unter  dem  Namen  von  Alex.-Pierre 
Nahüys  erschienenen  „Parallhle  de  la  taille  latSrale  avec  celle  du  lithotome 
cachS"  (Amsterdam  1766)  fortgesetzt  wurde.  Er  erfand  auch  einen  Krankenheber 
für  sehr  schwere  Personen  und  verbesserte  die  Ambe  des  Hippokrates  (Beides 
1743).  L.  war  ein  sehr  geschickter  Operateur,  dabei  aber  der  Reclame  nicht  abhold, 
femer  von  einer  wunderbaren  Thätigkeit  und  Vielseitigkeit,  indem  er  sich,  ausser 
der  Chirurgie,  Anatomie  und  Physiologie,  auch  noch  mit  Mathematik,  Kriegsbau- 
kunst,  Philosophie  beschäftigte  und  darüber  schrieb,  ohne  dass  jedoch  diese  Arbeiten, 
die  sich  zum  Theil  in  Zeitschriften ,  wie  dem  Journal  de  Verdun,  de  Trevoux, 
des  Savans,  dem  Mercure  befinden,  gerade  tief  wissenschaftliche,  vielmehr  oft  genug 
rein  hypothetische  sind.  Von  seinen  auf  die  Medicin  bezüglichen  Schriften  sind 
noch  anzuführen:  „Diss.  sur  Vexistence  et  la  nature  du  fluide  des  nerfs  pt  son 
usage  pour  le  mouvement  musculaire"  (Berlin  1753,  von  der  dortigen  Akademie 

Biogr.  Lexikon.  III.  41 


642  LE  CAT.  —  LECLERC. 

preisgekrönt)    —    „TraitS   de  la  couleur  de  la  peau  humaine   en  gSn4ral,    de 

Celle  des  n^gres  en  particulier  etc."  (1766)    —    „TraiU  des  sensations  ei  des 

passions  en  gSndral,  et  des  sens  en  parttctdier**  (2  voll.,  Paris  1766)  —  „Oeuvres 

physiologtgties"  (3  voll.,  Ebenda  1767)   —  „Cours  abr4g4  ^ost&ilogie"    (Ronen 

1768).   Er  erhielt  1762  den  Adel  und  starb  am  20.  August  1768. 

Dict.  bist,  m,  pag.  416.  —  Dechambre,  2.  S^rie,  II,  pag.  121.  —  Loais, 
filoges,  pag.  129.  —  Haller,  Bibl.  chir.  II,  pag.  174.  Gurlt. 

Le  Cerf,  Peter  Theodor  L.  C,  aus  Caßn  in  Frankreich,  Hofarzt  und 
Ereisphysicus  in  Hessen-Darmstadt,  Arzt  in  Frankfurt  a.  M.  seit  1686,  sehrieb: 
„De  febri  galUca  tractatus^*^  (Frankfurt  1714,  4.). 

Christoph  Le  Cerf,  Sohn  des  Vorigen ,  geboren  zu  Frankfurt  a.  M. 
am  21.  Januar  1696,  erzogen  seit  1700  zu  Honfleur  und  Orleans  in  Jesuiten- 
sehulen,  studirte  zu  Paris,  Strassburg  (seit  1709),  Heidelberg  und  Jena,  promo- 
virte  zu  Jena  1615,  wurde  Arzt  in  Frankfurt  1717,  Physicus  e.  o.  1735,  Land- 
physicus  1739,  Stadtphysicus  1742,  Phys.  primarius  1744,  Arzt  am  Hospital  zum 
heil.  Geist  1744,  beerdigt  am  23.  October  1755.  Er  hatte  Theil  an  dem  Streit 
zwischen  Heister  und  Woolhousb  über  die  Natur  des  Cataract  genommen  und 
sich  auf  die  Seite  der  alten  Schule  gestellt,  welche  Woolhousb  vertrat.  Er  hat 
des  Letzteren  Schriften  gegen  Buisseaü,  Antoinb  und  Heister  (französisch  zu 
Offenbach  1717  und  lateiaisch  zu  Altdorf  1719)  herausgegeben.  Die  Titel  der 
Schriften  in  diesem  Streit  habe  ich  an  der  unten  angegebenen  Stelle  citirt;  hinzu- 
zufügen  ist  noch  seine  letzte  Schrift:  „Am  Licht  besehene  Staar-  oder  kern 
Haarwerthe  Pasquillantische  Critique,  welche  letzthin  von  einem  verkappten 
Fidelis  Sincerus  D.  vnder  Herrn  von  Wo olhousen,  des  berühmten  Parisischen 
Ophthalmiatrie  an  Tag  gegebene  Schritten  und  andere  rechtschaffene  Leut 
auf  kurtzen  Füssen  hervorgeschlichen  etc,  Eylfertig  wieder  heimgeschicket** 
(Frankfurt  1719). 

"W.  Stricker,  Gesch.  der  Heilk,  in  Frankfurt,  pag.  293,  5^94.        w.  Stricker. 

Leche,  Johan  L. ,  in  Abo,  war  am  22.  September  1704  in  Schonea 
geboren,  promovirte  in  Lund  1740,  wurde  1740  Provinzialarzt  in  Skaraborgs 
Lehn,  1745  prakt.  Arzt  in  Gothenburg  und  1748  t^rofessor  der  Medicin  in  Abo. 
Er  hat  sich  Verdienste  um  die  Einrichtung  der  anatomischen  Anstalt  zu  Abo 
erworben,  stellte  genaue  meteorologische  und  klimatologische  Beobachtungen  an 
und  starb  am  17.  Juni  1764.  Unter  seinen  Schriften  befindet  sich  eine  Abhand- 
lung über  die  Bekämpfung  von  Krankheiten  durch  die  staatliche  und  ftrztlidie 
Fürsorge  (1761).  In  den  Abhandlungen  der  schwed.  Akad.  der  Wissensch.  hat 
L.  verschiedene  Aufsätze  meteorologischen  und  naturhistorischen  Inhaltes  (1744, 
1745,  58,  59,  62,  63)  veröffentlicht.  q   gj^^ 

Ledere,  Daniel  L.,  aus  einer  Gelehrtenfamilie  und  als  Sohn  eines  Arztes 
am  4.  Februar  1652  zu  Genf  geboren,  studirte  hier,  sowie  in  Montpellier  und 
Paris  und  promovirte  in  Valence.  Dann  Hess  er  sich  in  Genf  nieder  und  verblieb 
dort  bis  zu  seinem  Lebensende  am  17.  Juni  1728.  Trotz  ausgedehnter  Praxis  fand 
L.  Zeit  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten,  als  deren  Product  in  erster  Linie  zu  nennen 
ist  das  anerkannte  medicinische  Geschieh ts werk :  „Histoire  de  la  mSdecine  etcJ" 
(Genf  1696;  8.;  1699;  Amsterdam  1702,  4.;  1723,  4.;  Haag  1729;  enghsdi 
London  1699),  das  allerdings  nur  bis  auf  Galenos  einschliesslich  reicht,  aber 
sich  durch  Einfachheit  und  Vollständigkeit  auszeichnet..  Ferner  edirte  er  zusammen 
mit  Manget  die  „Bibliotheca  anatoniica"  (Genf  1685,  foL,  2  voll.).  Von  anderen 
Schriften  ist  noch  erwähnenswerth :  ;;  ilistoria  naturalis  et  medica  lat<yrum  lum- 
bricorum  intra  hominem  et  animalia  nascentium  etc,**  (Ebenda  1715,  4.).  Söt 
1704  hatte  er  sich  von  der  Praxis  zurückgezogen  und  das  Amt  eines  Staatsrathea 
in  seiner  Vaterstadt  bekleidet. 

Biogr.  m6d.  III,  pag.  285.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  4ia  Paget 


LECLERC.  —  LECOCQ.  643 

LeclerCi  Charles-Gabriel  L.,  Zeitgenosse  des  Vorigen,  stammte  nach 
Haller  ans  Montpellier  nnd  war  Leibarzt  des  Königs  von  Frankreich.  Er  schrieb: 
„La  Chirurgie  compUte  par  demandes  et  par  rSponaes  etc.^  (Paris  1694,  in 
mehreren  Auflagen ;  T.  11  enthftlt:  „Ostdclogie  exacte  et  complUte*^ ,  Paris  1706)  — 
f^La  mSdedne  ais^e  oü  ran  donne  ä  cannaitre  les  catises  des  maladies  internes  etc. 
avec  une  petite  pharmacie  commode  etc."  (Ebenda  161i6  nnd  weitere  Aufl.)  — 
„L'icoU  du  Chirurgien  ou  les  principes  de  la  Chirurgie  fran^ise*'  (Ebenda 
1684)  —  „La  nMecine  des  riches  et  despauvres"  (Ebenda  1696)  —  „Appareil 
commode  en  faveur  des  jeunes  chirurgiens"  (Ebenda  1700)  —  „Catalogue  des 
drogues*"  (Ebenda  1701). 

Dechambre,  2.  Sirie,  II,  pag.  127.  —  Nouv.  biogr.  in6d.  g6ii.  XXX,  pag.  203. 

PgL 

''^ Ledere I  Lucien  L. ,  früherer  französischer  Militärarzt,  geboren  zu 
Ville-sur-IUon  (Vosges)  1816,  hat  sich,  vermöge  seiner  Eenntniss  des  Arabischen, 
um  die  arabische  Medicin  verdient  gemacht,  aus  der  verschiedene  Publicationen 
von  ihm  vorliegen.  Als  M^decin  aide-major  schrieb  er:  „De  la  mSdecine  arabe 
et  particuUhrement  de  la  mSdecine  arabe  en  Algirie"  (Montpellier  1854)  — 
„Les  oasis  de  la  province  d'Oran,  'ou  les  OtHad-Sidi-Cheikh**  (Gaz.  m6d. 
d'Alg^rie,  1858).  Er  übersetzte:  „La  Chirurgie  d'Abulkasis  etc,**  (Algier  1861, 
av.  3  pl.)  und  schrieb:  ;, Une  mission  mMicale  en  Kabylie**  (1864,  av.  1  carte)  — 
„Abulcasis ;    son    oeuvre   pour    la  premi^re  ßns  reconstitud"   (Paris    1874)  — 

„Abdurrezzak,    Kachef-er - roumoüz    (rdvAation    des    4nigmes) ou 

traiti  de  matih-e  mddicale  arabe  d'Abd-er'Eezzaq  V Algerien,  Traduit  et  annotS^ 
(Ibid.  1874)  —  „Histoire  de  la  mSdecine  ara}>e*^  (2  voll..  Ibid.  1876).  Auch 
hat  er  einzelne  Theile  der  Werke  von  Rhazes  und  Ebn-el-Beithae  übersetzt. 

Lorenz,  UI,  pag.  202;  VI,  pag.  115.  .  G.  c\ 

Leclerc,  s.  Clerc,  Nicolas,  Bd.  II,  pag.  37.] 

Licluse,  geschickter  Zahnarzt  des  vorigen  Jahrhunderts,  anfangs  Schau- 
spieler an  der  komischen  Oper  in  Paris,  widmete  sich  nach  seinem  unglücklichen 
Debüt  1737  der  Zahnheilkunde  und  Hess  sich  in  das  CoUöge  de  Saint- Cöme  auf- 
nehmen. Später  trat  er  in  die  Dienste  des  Königs  Stanislaus  von  Polen  und 
erhielt  von  der  Stadt  Nancy  den  Titel  eines  „pensionnaire'^.  1777  ging  L.  nach 
Paris  zurück,  verlor  sein  ganzes  Vermögen  und  starb  arm  als  Possenreisser  eines 
kleinen  Vaudeville-Theaters  1792.  Er  hat  sich  nicht  unbedeutende  Verdienste  um 
die  Zahnheilkunde,  speciell  um  die  Vervollkommnung  der  künstlichen  Gebisse 
erworben.  Er  gedenkt  u.  A.  zuerst  des  englischen  Zahnschlüssels.  Seine  bezüg- 
lichen Schriften  sind  betitelt :  „  Traiti  viüe  au  public  ou  Von  enseigne  la  mithode 
de  remddier  aux  douleurs  et  accidens  qui  prdchdent  et  accompagnent  la  sortie 
des  premih'es  dents"  (Paris  1750)  —  „Anatomie  de  la  bauche"  (Ebenda  1762)  — 
„Eclaircissemens  essentiels  pour  parvenir  ä  prSserver  les  dents  de  la  carie" 
(Ebenda  1755). 

Biogr.  mM.  V,  pag.  556.  —  Nouv.  biogr.  g6n.  XXX,  pag.  221.  Pgl. 

/Lecocq  (Gallus),  Antoine  L. ,  in  Paris,  daselbst  am  28.  März  1550 
gestorben,  war  zweimal  (1538  und  1539)  Decan  der  Facultät  und  ein  renonmiirter 
Arzt.  Von  Franz  I.  bei  dessen  syphilitischer  Erkrankung  consultirt,  plaidirte  er 
lebhaft  fOr  Anwendung  einer  Schmiercur  (gegen  Fesnel,  der  davon  nichts  wissen 
wollte).  L.  hinterliess  nur:  „De  ligno  sancto  non  permiscendo"  (Paris  1540) 
und  „Consilia  de  arthritide"  (Frankfurt  1592). 

/Lecocq,  Pascal  L.,  ebenfalls  unter  dem  Namen  Gallus  bekannt,  geboren 
1567  im  Poitou,  promovirte  1597  in  Poitiers  und  starb  hier  am  18.  August  1632. 
Er  ist  Verfasser  eines  alphabetischen  Aerzte-Lexikons  mit  den  hauptsächlichsten 
Lebensdaten   und   Notizen   über   ihre    Schriften  u.  d.  T. :    „Bibliotheca  medica^ 

41* 


644  LECOCQ.  —  LE  CONTE. 

stve  catalogtis  eorum  qui  ex  profeaso    artem  medtcam   in  hunc  usque   annum 
1589  acriptis  illustrarunt^  (Basel  1690). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  557.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  128.  Pgl. 

Lecocq,  s.  a.  Legoq. 

Lecoeur,  Jules  L.,  am  26.  September  1808  zn  Caen  geboren,  stadirte 
hier  und  in  Paris,  wo  er  1833  mit  einem  „Essai  sur  Veclampsie"  promovirte, 
Hess  sieh  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  war  successive  Professor  der  Arznei- 
mittellehre, Chirurgie  an  der  ficole  de  mödeeine,  Wundarzt  der  Hospitäler,  Sehrift- 
führer  des  Central- Oesundheitsrathes  von  Calvados,  Seuchenarzt  etc.  und  starb  im 
einem  organischen  Herzleiden  am  25.  Februar  1866.  Er  hat  eine  sehr  gute  Ab- 
handlung über  Seebäder:  „Des  bains  de  mer,  Quide  midical  et  hygidnique  du 
baigneur"  (Caen  1846,  2  voll.),  femer  interessante  Untersuchungen  flber  dieToU- 
wuth  u.  d.  T. :  „&udes  sur  la  rage^  (Ibid.  1857),  femer  folgende  Abhandlungen 
unter  Anderem  veröffentlicht:  „Pr4cis  sommaire  sur  le  cholSra-morbits  epidd- 
mique^  (Paris  1832)  —  „Secours  aux  noyds  et  considSrations  sur  les  accidents 
ditermin^s  par  la  submersion^  (Caen  1856)  —  „Du  danger  des  eaux  mal- 
saines"  (Ebenda  1860)  —  „Stades  sur  Vintoocication  alcoolique^  (Ebenda  1860)  — 
„Des  pansements  h  Vaide  de  Valcool   et  des  teintures  alcooliques  etc.**  (1864). 

Ball,  de  th^rap.  1866,  LXX,  pag.  240.  —   Dechambre,  2.  S6rie,  H,  pag.  127. 

Pgl. 

*Le  Gonte,  John  L. ,  amerikanischer  Arzt  und  Naturforscher,  geboren 
am  4.  December  1818  in  Liberty,  co.,  Ga.,  erhielt  seine  ärztliche  Ausbildung  am 
Coli,  of  Phys.  and  Surg.  in  Ne.w  York,  von  dem  er  1841  mit  dem  Grad  als 
M.  D.  entlassen  wurde.  Er  Hess  sich  1842  in  Savannah  nieder,  wurde  hier  1846 
Professor  der  Physik  und  Chemie  am  Franklin  Coli.,  ging  1855  als  Professor  der 
Chemie  nach  New  York,  1856  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Süd-Carolina  und 
1868  als  Professor  der  Physik  an  die  Universität  von  Califomien,  wo  er  bis 
1876  verblieb,  um  dann  seinen  Wohnsitz  in  Alameda  co.,  Cal.,  zu  nehmen.  Von 
seinen  literarischen  Arbeiten  beziehen  sich  folgende  Abhandlungen  auf  Gegenstände 
der  Medicin  .•  „Mechanism  of  vomiting^  (1842)  —  „Explanation  of  dijference 
in  size  of  male  and  female  urinary  bladder^  (1842)  —  „Essay  on  origin  of 
Syphilis^  (1844)  —  „Observations  on  geophagy*^  (1845)  —  „Statistical  resear- 
ches  on  Cancer"  (1846)  —  „Philosophy  of  medicine"  (1849)  —  „Vital 
statistics,  illustrated  by  laws  of  mortality  from  Cancer"  (1872);  die  anderen 
Schriften  L.'s  betreffen  naturwissenschaftliche  Themata. 

Atkinson,  pag.  17.  Pgl. 

*Le  Conte,  Joseph  L.,  Professor  der  Geologie  und  Naturwissenschaften 
und  Ar^t  in  Oakland,  Cal.,  geboren  am  26.  Februar  1823  in  Liberty  co. ,  Ga., 
empfing  seine  medicinische  Ausbildung  an  verschiedenen  Lehranstalten,  wurde 
1845  am  Coli,  of  Phys.  and  Surg.  in  New  York  zum  M.  D.  graduirt,  prakticirte 
Anfangs  in  Macon,  Ga. ,  studirte  dann  noch  ein  Jahr  lang  (1850 — 51)  Natur- 
wissenschaften unter  Leitung  von  Agassiz,  wurde  1852  Professor  der  Natur- 
wissenschaften und  Geologie  der  Universität  von  Georgia,  1857  Professor  der 
Chemie  an  der  South  Carolina-Universität  und  erlangte  1869  seine  jetzige  Stellung. 
Von  seinen  literarischen  Veröffentlichungen  citiren  wir:  „On  science  of  medicine 
and  Hhe  causes  which  have  retarded  its  progress"  (Southern  Med.  and  Surg. 
Joura. ,  1850)  —  „Law  of  sexes  review  of  M.  Thury"  (Nashville  Joum.  of 
Med.  and  Surg.,  1866)  — „Correlation  of  physical,  chemical  and  vital  forces^ 
(Amer.  Joum.,  1859)  —  „A  volume  on  science  and  religion"  (1874)  — 
„Relation  of  instinct  to  intelligence"  (Populär  Science  Monthly  1875),  eine 
Reihe  von  Artikeln  über  „Binocular  vision"  (im  Amer.  Joum.,  Philosoph.  Magaz. 
und  Archives  des  scienc.)  u.  s.  w. 

Atkinson^  pag.  150.  Pgl* 


LECOQ.  —  LEJDEBMÜELLER.  615 

Leooq[,  Jnles  L.,  Chirurgien  priDcipal  der  französischen  Marine,  war  zu 
Ooncameau  (Finistöre)  geboren,  wurde  1855  in  Paris  mit  der  These:  „ConsldS- 
rations  8UT  la  colique  nerveuse  (colique  ahche^  colique  vigitale,  colique  de 
Madrid  etc.)*'  Dr.  med.  und  veröffentliehte  eine  Reihe  von  Aufsätzen,  von  denen  wir 
nachstehend  einige  anführen:  „Inßuence  de  V ilectrüation  8ur  la  menstruation" 
(flectricitö  m6d.,  1857 ;  Gaz.  des  höp. ,  1857)  —  „Souvenirs  d^un  voyage  en 
Chine**  (Gaz.  des  höp.,  1857)  —  „Du  strongle  giant  dans  les  voies  urinaires 
de  r komme"  (Arch.  g6n6r.  de  möd.,  1859)  —  „Accidenta  graues  survenues  ä 
la  suite  de  Vinoculation  de  la  Vaccine*^  (Gaz.  des  höp.,  1859)  —  „Trans- 
mission de  la  Syphilis  par  la  vctccination**  (Congr^s  scientifique  de  France,  k  Cher- 
bourg  1860)  —  „Empoisonnement  par  le  campkre**  (Joum.  de  chimie  mM., 
1859)  u.  s.  w.    Er  starb  zu  Paris  am  1.  März  1865. 

Berger  et  Key,  pag.  153.  Gr. 

Lecoq,  s.  a.  Lecocq. 

*L6oorclli,  Ernest  L.,  zu  Paris,  ist  am  30.  März  1830  zu  Saint-Mards- 
en-Othe  (Aube)  geboren,  studirte  in  Paris,  London  (1862)  und  Berlin  (1867 — 69), 
wurde  1858  in  Paris  Doctor,  1869  Prof.  agr6gö,  1872  M6decin  des  höpitaux. 
Er  pnblioirte :  „  TraitS  des  maladies  des  reins  et  des  altSrations  pathologiques 
de  Vurine''  (Paris  1875)  —  „Traite  du  diahUe"  (Ebenda  1877)  —  „Etudes 
mSdicales**  (1881,  zusammen  mit  Ch.  Talamon)  —  „Traitd  thiorique  etpratique 
de  la  goutte**  (1884)  —  „Du  diabUe  sucr4  chez  la  femme**  (1881).  Ausserdem 
verschiedene  Mittheilungen  über  die  durch  Diabetes  veranlasste  Oataract,  Amblyopie, 
Cirrhose,  Endocarditis,  über  Behandlung  der  BRiGHT^schen  Krankheit,  Amblyopie 
bei  Albuminurie,  Arterien- Atherom ,  über  Vergiftung  durch  Phosphor  und  Blau- 
säure  U.   S.   W.  ßg^j 

Lecorchö-Colombe,  s.  Colombe,  Bd.  II,  pag.  59. 

*Ledeboer,  Adrianus  Marinus  L.,  am  31.  März  1797  in  Rotterdam 

geboren,  studirte  in  Leyden,  wo  er  1822  mit  einer  „Dissertatio  medica  de  usu 

Cantharidum   interno**    zum    Dr.  med.    promovirte.     In    seinem    Geburtsorte   als 

prakt.  Arzt  wirksam,    wurde   er  1830  Lector   der  Anatomie  und  Physiologie  an 

der  klinischen  Schule,  als  welcher  er  den  Bau  eines  neuen  Theatrum  anatomicum 

beförderte.     1850  zog  er  sich  auf  das  Land  zurück,  doch  siedelte  er  1854  nach 

Deventer  über,    wo    er  sieh  seitdem   mit  literarischen  Studien,   hauptsächlich  mit 

der  Bibliographie  beschäftigte  und  grossen  Eiufluss  auf  die  verbesserte  Einrichtung 

der   städtischen  Bibliothek  ausübte.     Ausser  vielen    kleineren  Schriften  verdanken 

wir  ihm :    „Het  geslacht  van    Waesberghe,     Eene   bydrage  tot  de  geschiedenis 

der  boekdrukkunst   en   van   den    boekkandel  in  Nederlavd"  (Rotterdam  1859, 

Haag    und   Utrecht    1869)    —    „Bernardus   Ledeboer.     Eene   levenschets  etc.*' 

(Deventer  1865)  —  „Notices  bibliographiques  des  livres  imprimes  avant  1525, 

conservSs   dans    la    biblioth^que  publique    de   Deventer**    (Ibid..  1867)  —  „De 

boekdrukkers,  boekverkoopers  en  uitgevers  in  Noord-Nederlandy  sedert  de  uit- 

vinding  van  de  boekdrukkunst   tot  den  aanvang  der  19 !l  eeuw.**  (Ibid.   1872). 

Biographisch  Woordenboek   der  Noord-  en  Znld-Nederlandsche  Letterkande. 

C.  E    Daniels. 

Ledermueller,  Martin  Frobenius  L.,  geboren  am  20.  August  1719 
zu  Nürnberg,  war  anfangs  gegen  seine  Neigung  Kaufmann,  dann  Schreiber  bei 
einem  Notar,  Fourier,  resp.  gemeiner  Soldat  im  österreichischen,  später  im  fran- 
zösischen Heere  und  wurde  nach  mancherlei  Schicksalen  1749  Sollicitator  beim 
Bürgermeisteramt  in  Nürnberg.  Von  1756 — 59  Procurator  beim  Stadt-  und  Ehe- 
gericht daselbst,  dann  1760  markgräfl.  Brandenburg-Culmbach'scher  Justizrath  und 
Assistent  beim  Naturaliencabinet  in  Bayreuth,  zog  er  sich  schliesslich  nach  Nürn- 
berg wieder  zurück ,  lebte  dort  von  einer  kleinen  Pension  und  starb  am  16.  Mai 
1769.     L.    ist   besonders  als  guter  Mikrosko piker ,    resp.    al?  Verfasser   mehrerer 


t46  LEDEBMÜELLEB.  —  LE  DRAN. 

naturwissenBchaftlicher  Werke  bemerkenswerth.  Besonders  wiohtig  sind:  „Physi- 
kalische Beobachtungen  der  Samenthierchen,  durch  die  allerbesten  Vergrösserunffs- 
gläserund  bequemlichsten  Mikroskope  betrachtet*^  (Nflrnberg  1756,  4.,  m.  8  Epft.) 
und  ;,  Versuch  zu  einer  gründlichen  Vertheidigung  der  Samenthierchen ,  nebst 
einer  Beschreibung  der  Leeutoenhoekischen  Mikroskopen  und  einem  Entururf 
zu  einer  vollständigen  Geschickte  des  Sonnenmikroskops  etc.  *  (Ebenda  1 758)  n.  s.  w. 
Biogr.  m6d.  V,  pag.  559.  —  Dechambre,  II,  pag.  131.  PgL 

*  Lediard,  HenryAmbroseL.,  zu  Carlisle,  ist  zu  Cirencester,  Gloucester- 
shire,  am  12,  November  1847  geboren,  studirte  in  Edinburg  und  London,  befand 
sich  9  Jahre  lang  in  Hospitalstellungen  zu  Edinburg,  Manchester  und  London, 
begann  Privatpraxis  1880  in  Oarlisle,  woselbst  er  Surgeon  der  Cumberland 
Infirmary  ist ;  auch  ist  er  seit  1876  Fellow  der  R.  C.  S.  Engl.  Literarische  Arbeiten: 
„Aneurisms  of  the  aorta"  (Transact.  of  the  Pathol.  Soc.  1877,  79)  —  „Excision 
of  the  hip  in  an  aduU**  (Transact.  of  the  Clin.  Soc,  1880)  —  „Necrosis  and 
spontaneous  Separation  of  large  ivory  exostosis  of  orbit*'  (Transact.  Ophth.  Soc., 
1883)  —  „Cases  of  ovariotomy  and  colotomy*^  (Med.  Timesand  Gaz.,  1877)  — 
„Ligature  of  carotid  and  subclavian  arteries  for  aneurism  of  arch  of  aorta^ 
(Brit.  Med.  Joum. ,  1880);  ausserdem  weitere  Mittheilungen  in  den  genannten 
drei  Transactions  und  in  den  medicinischen  Zeitschriften.  "R^d. 

Le  Dran,  Vater  und  zwei  Söhne  zu  Paris.  —  Der  Erstgenannte,  Hen  ri  L., 
zu  Saint-Cloud  am  24.  December  1656  geboren,  war  ein  sehr  angesehener  Chiimg. 
Er  brachte  die  in  Frankreich  ganz  vemachlAssigte  Exstirpatio  mammae  wieder  zur 
Geltung  und  war  der  Erste,  welcher  die  Exarticulation  im  Schultergelenk  (fälsehlich 
meistentheils  seinem  berühmten  Sohne  zugeschrieben)  ausführte.  Nach  der  Schlacht 
bei  Malplaquet  (1709)  heilte  er  den  Marschall  de  Villars  von  seiner  Schoss- 
wunde  und  wurde  auch  an  das  Todtenbett  des  an  Gangraena  senilis  sterbenden 
Louis  XIV.  gerufen.  Er  selbst  starb  am  1.  Februar  1720.  Von  sein«! 
16  Kindern  war  der  älteste  Sohn 

Henri-Fran^ois   Le   Dran,    am    13.  October  1685  geboren,    eine 
chirurgische  Celebrität.     Er  wurde  bereits    1707  Magister  der  Chirurgie,    war  in 
den  Kriegshospitälern  in  Flandern  thätig,    kehrte  1713  nach  Paris  zurück,    war 
Chirurgien  jur6  de  Saint-C6me,  Pr6vot  seiner  Genossenschaft,  Chirurgien-major  der 
Charit6,  D6monstrateur  der  Anatomie  in  derselben,  Chirurgien  Consultant  des  camps  et 
armöes  du  roi,  Mitglied  der  Acad.  roy.  de  chirg.   Er  errichtete  in  der  Charite  eine 
anatomische  Schule,  die  vide  treffliche  Schüler  hatte,  darunter  z.  B.  Häller,  erwarb 
sich  um  die  Chirurgie  grosse  Verdienste,  bezeichnete  zuerst  die  charakteristischea 
Zeichen    des   Empyems,    gab    für   die   Behandlung    des   Krebses   gediegene   Voi^ 
Schriften,    ebenso    über   die   der   Zufälle   nach   Kopfwunden   imd   verbesserte   die 
Operation  des  Seiten- Stein  Schnittes.     Seine  auf  eine  lange  Erfahrung  basirten  und 
viele  bemerkenswerthe  Beobachtungen  enthaltenden  Schriften  sind:  „ParallUe  des 
dißdrentes  mani^res  de  tirer  la  pierre  hors  de  la  vessie*'  (Paris  1730 ;    1740 ; 
„SupplSment  au  parallUe  etc,**,  1756;  Beides  zusammen  1757 ;  deutsche  üebers« 
Berlin    1733;    engl,    üebers.    1738;    holländ.    üebers.    von    E.    J.    SWAGKRMAir, 
Amsterdam  1765)    —    „Obseroations   de  Chirurgie  avec    des  rdfiexions**  (1731; 
deutsche  üebers.   von  Ch.   J.  Treu,   Nürnberg  1740;   engl,   üebers.  1739)   — 
„Traiti  ou   rdflexions    tirdes   de   la  pratique   sur   les  playes  d^ armes  hfeu" 
(1737;  1759;  Amsterdam  1741;    deutsche  üebers.  Nürnberg  1740)  —  „TraüS 
des   Operations   de   Chirurgie*'    (Paris    1742;   Brüssel    1745;    engl,   üebers.  voa 
Gataker  mit  Anmerkungen   von  Cheselden,    1749)  —    „Consultations  sur  la 
plupart  des  maladies  gui  sont  du  ressort  de  la  Chirurgie"  (1763;  deutsch  von 
E.  Platner  ,   Leipzig  1773)    —    „Äbrdgd  dconomique   de  Vanatomie  du  corps 
humain"    (1768).     Die   M6m.    de  TAcad^mie   roy.    de  chir.    enthalten  ausserdem 
viele  Beobachtungen    von  ihm.     Er   starb    am  17.  October  1770.     In  der  Aead. 


LE  DRAN.  —  LEE.  647 

de  obirorgie  war  er  seit  deren  Gründung  im  Jahre  1731  Correspondenz-Secretär 
und  wurde  1751  Director. 

Dict.  hißt.  III,  pag. 419.  —  Dechambre,2.  S6rie,  II,  pag.  138.  —  Louis,  Eloges, 
pag.  160.  —  Hall  er,  Bibliotheca  chirnrg.  n,  pag.  123. 

Fran^ois-Antoine  Le  Dran,  jüngerer  Bruder  des  Vorigen,  am 
5.  April  1690  geboren,  wurde  1714  Dr.  med.  der  Pariser  Facultät,  ging,  zum 
kOniglieben  Arzt  auf  Martinique  (1716)  ernannt,  dorthin  und  kehrte  1721  zurück. 
Von  Neuem  nach  Peru  gesandt,  starb  er  unterwegs  zu  Cadix  am  7.  Februar  1724. 
Es  sind  von  ihm  nur  zwei  von  der  Facultät  (1713,  14)  vertheidigte  Thesen  bekannt. 

Gurlt. 

Ledwichy  zwei  Brüder  in  Dublin.  —  Thomas  Hawkesworth  L. 
war  1823  zn  Pembroke,  Süd- Wales,  geboren,  trat  1841  als  Zögling  in  die 
med.  Schule  von  Peter  Street  zu  Dublin,  erhielt  daselbst,  nachdem  er  1844 
Lic.  des  Coli,  of  Surg.  geworden,  die  Stelle  als  Prosector,  wurde  1847  einer  der 
Principals  dieser  Schule  und  gehörte  bald  zu  den  populärsten  und  erfolgreichsten 
Lehrern  der  Anatomie,  Physiologie  und  Chirurgie ;  auch  war  er  Surgeon  des  Meath 
Hosp.  und  der  County  of  Dublin  Infirmary.  Die  hauptsächlichsten  seiner  eminent 
praktischen  literarischen  Arbeiten  sind  folgende:  Im  Dublin  Quart.  Journal  of 
Med.  Sc:  „On  adult  patency  of  foramen  ovale*^  —  „On  the  pathology  and 
trtatment  of  anihrax  and  ita  modifications^  —  ^On  sribacute  inflammation  of 
the  prostate  gland^  —  „On  ihe  pathology  and  treatment  of  acute  and  chronic 
abscess  by  drainage  tubes  (Chassaignac),  with  the  rationale  oftheir  action" 
(auch  im  British  Med.  Journal)  —  „On  the  pathology  and  connexion  subaisting 
between  goiU  and  gangrene" ;  auch  hat  er  sich  einen  guten  Namen  durch  "^eine 
Kritiken  und  kritischen  Essays  gemacht.  Zusammen  mit  seinem  Bruder  Edward  L. 
gab  er  ein  geschätztes  Lehrbuch  der  menschlichen  Anatomie  heraus.  Erst  39  Jahre 
alt,  schied  er  1859  aus  dem  Leben. 

Dublin  Quart.  Jouni.  of  Med.  Sc.  XXVII,  1859,  pag.  455»  G. 

Edward  Ledwich  war  zusammen  mit  seinem  Bruder  Thomas  L. 
bis  zu  dessen  Tode  der  Leiter  der  ursprünglich  von  Kirby  gegründeten  medici- 
nischen  Schule  in  Peter  Street,  die  später  den  Namen  Ledwich  School  annahm. 
Obgleich  18  Jahre  lang  Chirurg  am  Mercer's  Hosp.,  hatte  er  seine  Hauptbedeutung 
nicht  als  Praktiker,  sondern  als  Lehrer  der  Anatomie  und  Physiologie,  als  welcher 
er  bei  den  Studirenden  sehr  beliebt  nnd  erfolgreich  war.  Auch  war  er  Mitglied 
des  Council  des  R.  C.  S.  Irel.    Er  starb  am  13.  Februar  1879. 

British  Med,  Journ.  1879,  I,  pag.  394.  G. 

Lee,  Robert  L. ,  zu  London,  ein  als  Anatom  und  Physiolog  berühmter 
Geburtshelfer,  war  1793  zu  Melrose,  Co.  Roxburgh,  geboren,  wurde  1814  in 
Edinburg  Dr.  med.,  war  mehrere  Jahre  Assistent  in  der  Royal  Infirmary  daselbst, 
kam  1817  nach  London,  studirte  in  Paris,  bereiste  mit  einer  vornehmen  Familie 
Sfld-Franhreich  und  Italien,  begann  1823  in  London  eine  Praxis  als  Geburts- 
helfer, ging  aber  1824  mit  einem  russischen  Fürsten  nach  Odessa  und  1825  nach 
der  Krim,  kehrte  1826  nach  London  zurück,  wurde  1827  Physician  des  British 
Lying-in  Hosp.  und  begann  über  Geburtshilfe,  zn  lesen  Es  fallen  in  diese  Zeit 
einige  geburtshilfliche  Publicationen  von  ihm,  wie  Entbindung  bei  Armvorfall,  wo 
die  Wendung  unmöglich  ist  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Journ.,  1828),  über  die 
Functionen  des  Darmcanales  und  der  Leber  des  menschlichen  Fötus  (Philos. 
Transact,,  1829),  über  Entzündung  der  Üterin-Venen  und  Phlegmasia  alba  dolens 
(Med.-Chir.  Transact.,  1829,  31)  u.  s.  w.  Die  Seitens  der  Krone  ihm  1834  über- 
tragene Stelle  als  Regius  Prof.  der  Geburtshilfe  bei  der  Universität  Glasgow  legte 
er,  unmittelbar  nachdem  er  sie  angetreten,  wieder  nieder  und  erhielt  bald  darauf 
den  Lehrstuhl  der  Geburtshilfe  beim  St.  George's  Hosp.  in  London ,  den  er  bis 
1866  inne  hatte.     Er    wurde  Fellow   des  Coli,  of  Physic.   1841 ,    hielt   bei  dem- 


648  LEE. 

Beiben  die  Lumleian  (1856,  57)  uod  Croonian  Leciures  (1862)  und  war  Hanreian 
Orator  (1864).  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „Descn'ptian  of  the 
appearances  observed  in  a  caae  of  double  Uterus,  in  tohich  impregnatüm  had 
taken  place  etc,**  (Med.-Chir.  Transaet.,  1832)  —  y,Be8earches  on  the  patkology 
and  treatment  of  some  of  the  most  important  diseases  ofioomen'^  (London  1833 ; 
deutsch  von  C.  Schneemann,  Hannover  1834)  —  „Elements  of  midwifery 
including  the  history  and  treatment  of  diseases  of  toomen  and  children" 
(1837)  —  n^ß  morbid  anatomy  of  the  Uterus  and  its  appendages^  (1838,  FoL) 
und:  „Pathological  observations  on  the  diseases  of  the  Uterus  etc.*'  (2  partB., 
1840 — 49,  Fol.).  Um  die  Anatomie  und  Physiologie  des  Uterus  und  des  Herzena 
machte  er  sich  durch  folgende  Schriften,  deren  Inhalt  Übrigens  zu  lebhaften  Contro- 
versen,  namentlich  im  Schoosse  der  Royal  Society  (1849 — 51),  Anlass  gab,  ver- 
dient:  „The  anatomy  of  the  nerves  of  the  utei'us^  (l^^lj  Fol.)  —  „Memoirs 
on  the  ganglia  and  nerves  of  the  tUerus^  (1849 ,  4.)  —  „JUemoir  on  the 
ganglia  and  nerves  of  the  heart"  (1851,  4.).  Die  Geburtshilfe  und  Frauen- 
krankheiten betrafen :  „  Clinical  midwifery,  vrith  the  histories  of  the  400  cases 
of  difficuU  labour*'  (1842)  —  „Lectures  on  the  theory  and  practice  of  mid- 
vnfery  ddivered  in  the  theatre  of  St.  Oeorge's  Hosp.**  (1844)  —  ^A  treatise 
on  hysteria**  (1871).  Ausserdem  lieferte  er  weitere  Arbeiten  in  den  Med.-Chir. 
Transact.  (1839  etc.),  Philos.  Transact.,  Cyclop.  of  pract.  med.,  Cyclop-  of  praet. 
surg.  und  den  verschieden  Zeitschriften.  1875  legte  er  die  Praxis  nieder,  verlieas 
London  und  starb  zu  Surbiton-hill  am  6.  Februar  1877  in  hohem  Alter.  — 
Ausdauer  und  unermüdliche  Arbeitskraft  bildeten  seine  hauptsächlichsten  Charakter- 
ztlge;  wenn  er  Widerspruch  gegen  seine  Ansichten  auch  nur  schwer  ertrug,  so 
war  seine  Ehrenhaftigkeit  doch  unbezweifelt. 

Munk,  m,  pag.  266.  —  Callisen,  XI,  pag.  186;  XXIX,  pag.  492.  G. 

Lee ,  E  d  w  i  n  L. ,  englischer  Arzt ,  erhielt  sein  Diplom  vom  College  of 
Surgeons  1829,  lebte  viel  ausserhalb  seines  Geburtslandes,  nämlich  als  Con- 
sulting Physician  an  verschiedenen  Badeorten  sowohl  des  Continents,  als  Englands 
und  verfasste,  ausser  anderen  Schriften  über  verschiedene  Gegenstände,  eine 
Reihe  von  Werken  über  jene  und  deren  Gebrauch.  Von  seinen  zahlreichen 
Schriften  führen  wir  nur  an:  „Ä  ireatise  on  the  nervous  disorders  etc.''  (London 
1833;  2.  ed.  1838)  —  „Observations  on  the  principal  medical  instüulions 
and  practice  of  France,  Italy  and  Germany;  ...  to  which  is  added,  an 
appendix  on  animal  magnetism  and  homoeopathy"  (Ibid.  1836;  Philadelphia 
1837)  —  „Coup  d^oeil  sur  les  höpitaux  de  Londres  et  sur  V^tat  actuel  de  la 
mddedne  et  de  la  Chirurgie  en  Angleterre**  (Paris  und  Loifdon  1838)  —  „An 
account  of  the  most  frequerU  watering  places  on  the  continent  etc.^  (1836)  — 
„Two  lectures  on  lithotrity  and  the  bilateral  Operation''  (London  Med.  Gaz., 
1837)  —  der  jACXSON'sche  Prize-Essay:  „On  the  comparative  advantages  of 
lithotomy  and  lithotrity"  —  „A  treatise  on  some  nervous  disorders"  —  „Ejfect 
of  climate  on  tuberculous  disease"  (Prize  Essay)  —  „Hydropathy  and  homoeo- 
paihy  ivipartially  appreciated^  (1851)  —  „The  medical  profession  in  Great 
Brttain  and  Ireland"  —  „Animal  magnetism  and  magnetic  lucid  somnam- 
bulism"  (Prize  Essay).  Ausserdem  Schriften,  zum  Theil  in  mehreren  Auflagen,  über 
die  verschiedensten  Badeorte  von  England,  Frankreich,  Deutschland,  der  Schweiz, 
femer  über  das  Klima  der  Kiviera,  Süd-Frankreichs  und  Spaniens  u.  s.  w.  & 
starb  am  4.  Juni   1870. 

British  Med.  Journ.  1870,  I,  pag.  615.  —  Lancet.  1870,  I,  pag.  891.  —  Callisen. 
XXIX,  pag.  491.  G. 

*Lee,  Henry  L. ,  zu  London,  wurde  1844  Fellow  des  R.  C.  S.  Engl, 
war  Surgeon  am  Eing's  College  Hosp.  und  Prosector  bei  demselben,  Consnlt. 
Surgeon  beim  Lock  Hosp.,  Mitglied  des  Council  und  Lector  der  pathol.  Anatomie 
und  Chirurgie  beim  R.  C.  S. ;  er  ist  zur  Zeit  Consult.  Surgeon  beim  St.  George*8 


LEE.  —  LEECH.  649 

Hosp.  und  Queen  Charlotte's  Lying^in  Hosp.  Er  ist  der  Verfasser  des  Jacksonian 
Prize  Essay:  „On  the  origin  of  the  inflammation  of  tke  vefns,  and  on  the 
cattseSy  consequences^  and  treatment  of  purulent  depoaits^  (London  1850)  und 
sehrieb  weiter:  „Phlebitis**  (1850)  —  „On  diseases  of  the  veins,  haemorrkoidal 
tumours,  and  other  affections  of  the  rectum*'  (1846;  2.  ed.  1866)  —  „On 
the  radical  eure  of  varicocele  by  subcutaneous  incision**  (1860).  Für  Cooper's 
Snrg.  Dict.  verfasste  er  die  Artikel  „Phlebitis**  und  „Diseases  of  the  veins**  und 
für  Holmes'  Surgery  die  über  „Syphilis**  und  „Oonorrhoeß*'.  Von  früheren 
Arbeiten  sind  noch  anzuführen:  „Secondary  deposits^  and  mortification  from 
diseases  of  the  arteries**  (Med.-Chir.  Transaet.,  1857)  —  „Calomel  fumigation 
in  the  treatment  of  syphilis**  (Ibid.  1856)  —  „Lectures  on  syphüitic  ßnd 
vacdno-syphilitic  inocidations  etc.**  (2.  ed.  1863)  —  „Lectures  on  some  subjects 
connected  toith  practical  pathology  and  surgery**  (3.  ed.  1870)  u.  s.  w. 

Medical  Directory.  Bod. 

*Lee,  Benjamin  L.,  zu  Philadelphia,  geboren  in  Norwich,  Coun.,  am 
26.  September  1833,  studirte  in  Philadelphia  etwa  seit  1850,  besuchte  von  1853 
ab  das  Jefferson  Med.  Coli,  und  von  1854 — 56  das  Med.  Coli,  in  New  York; 
von  letzterem  wurde  er  1856  zum  Dr.  med.  graduirt  und  ihm  für  seine  Arbeit: 
„The  mechanics  of  medicine**  ein  Preis  zuerkannt.  Nach  zweijähriger  Thätig- 
keit  an  verschiedenen  Hospitälern  New  York's  besuchte  er  Paris  und  Wien  und 
wurde  an  ersterem  Orte  1858  Schriffcftlhrer  der  amerikanischen  med.  Gesellschaft. 
Nach  New  York  zurückgekehrt,  widmete  er  sich  speciell  der  Orthopädie,  zu  welchem 
Zweck  er  sich  mit  Ch.  F.  Taylor  verband;  1865  siedelte  er  nach  Philadelphia 
über.  Hier  widmete  er  sich  ebenfalls  der  Orthopädie  und  mechanischen  Behand- 
lung von  Difformitäten  und  Wirbelsäule-Erkrankungen  und  veröffentlichte  auf  diesem 
Gebiete,  ausser  verschiedenen  Joumalabhandlungen ,  die  selbständig  erschienene 
Schrift :  „  The  correct  principles  of  treatment  for  angular  curvature  of  the 
spine** .  Von  den  Joumalaufsätzen  citiren  wir:  „The  diagnosis  positive  and 
differential  of  spinal  arthro-chondritis*'  (New  York  Med.  Gaz.,  1 869)  —  „On 
the  dangers  of  injudicious  extension**  (Philad.  Med.  and  Surg.  Rep.,  1869)  — 
„Idiopathic  lateral  curvature  of  the  spine**  (Ibid.  1870)  —  „Suspension  in 
spinal  affections**  (Philadelphia  Med.  Times,  1870),  sowie  andere  Arbeiten  über 
Vaccine,  Croup  und  Diphtherie  u.  s.  w. 

Atkinson,  I,  pag.  Mi.  Pgl. 

*Lee,  Charles-Carroll  L. ,  Arzt  und  Gynäkolog  in  New  York,  ist 
am  24.  März  1838  in  Philadelphia  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  Medicia 
und  wurde  hier  1859  Dr.  med.  Dann  war  er  in  mehreren  Hospitälern  Philadelphia's 
als  Arzt  thätig,  wurde  1867  als  Mitglied  der  ärztlichen  Musterungs-Commission 
für  die  Armee  nach  New  York  gesandt  und  liess  sich  hier  unmittelbar  nach 
Beendigung  dieser  Mission  als  Arzt  nieder.  Er  ist  zur  Zeit  Operateur  am  Charity 
Hosp.  und  Arzt  des  New  Yorker  Findelhauses.  Von  seinen  Veröffentlichungen 
führen  wir  an:  „Cystic  tumor  of  the  vagina  removed  by  exstirpation**  (Amer. 
Joum.  of  Obstetr.,  1878)  —  „Fibrocystic  tumor  of  the  tight  ovary**  (Ibid.  1879)  — 
„Diffuse  traumatic  aneurism  of  the  palmar  arch**  (New  York  Med.  Rec,  1879)  — 
„Antiseptic  dressing  without  the  spray**  (Ibid.   1879). 

Atkinson,  pag.  361.  Pgl. 

* Leech ,  Thomas  Franklin  L. ,  amerikanischer  Chirurg ,  geboren  in 
Fiat  Rock,  Shelby  Co.,  Ind.,  am  27.  December  1840,  studirte  am  Jefferson  Med. 
CoU.^  von  dem  er  1866  mit  dem  Grade  als  Dr.  med.  entlassen  wurde,  liess  sich 
dann  in  seiner  Vaterstadt  als  Arzt  nieder,  prakticirte  von  1871  —  72  in  Columbus, 
von  1872  —  75  in  West  Lebanon  und  siedelte  im  letzteren  Jahre  nach  Attica,  Ind., 
über,  wo  er  zur  Zeit  sich  speciell  mit  Chirurgie  beschäftigt.  Er  veröffentlichte 
bisher  u.  A. :   „Puerperal  fever**   (Indiana  Jonrn.  of  Med.,   1874)  —  „Ttoo  cases 


650  LEECH.  —  LEEÜW. 

of  Ittkotamy^  (Transact.  of  the  Ind.  State  Med.  Soc,  1875)  —  „Lotend  Ope- 
ration for  the  removal  of  urinary  calculue*'  (Cincinnati  Laneet  and  Obserrer), 
Bowie  eine  Reihe  von  Artikeln  über  y, Public  hygiene". 

Atkinson,  pag  575.  PgL 

Leeoh,  s.  a.  Leagh. 

*Leegaard,  Christopher  Blom  L.,  zu  GhrLstiana,  ist  zu  Skien  in 
Norwegen  am  24.  Juli  1851  geboren,  studirte  in  Christiania  und  wurde  daselbst 
1876  als  Arzt  approbirt.  In  den  Jahren  1875 — 76  war  er  Assistent  im  Reichs- 
bospital,  machte  1877,  79,  83 — 84  wissenschaftlicbe  Reisen  nach  Deutsehland 
und  Frankreich,  hauptsächlich  zu  Studien  über  Neurologie  und  Elektrotherapie, 
war  1883  Reservearzt  im  Reichshospital,  wurde  1884  Dr.  med.  mit  der  Dil».: 
„Studier  i  Hjernens  ahnindelige  Pathologi  med  saerligt  Hensyn  paa  Lokali- 
sationatheorien^  und  ist  seit  1885  Vorsteher  der  Abtheilung  für  Elektrotherapie 
im  Reichshospital.  Er  schrieb  im  Norsk  Mag.  f.  Laegevid.  (3.  R.  XI,  1881,  XY): 
„Om  Nephrit  under  Forloebet  af  acut  Rkeumatiame"  —  „Bidrag  tu  Lokali' 
sationslaeren^  —  „Om  den  elektrodiagnostislce  SynsfeltunderaoegeUe*'  u.  s.  w. ; 
im  Nord.  Med.  Arkiv  (XV,  1883):  „Nagle  Ord  om  den  glatte  Form  af 
Spedalskheden  fra  et  neuropathologisk  Standpunkt"  u.  s.  w.  —  „TJeber  die 
Entartung sreaction**  (Arbeiten  aus  d.  klin.  Inst,  zu  München,  1884)  —  „Om 
Behandling  af  Tetanus*^  (Klinisk  Aarbog,  Christiania,  1885).  Kiaer. 

"'Leent,  Frederik  Johannes  vanL.,  am  1 5.  Januar  1830  in  Gouda 
geboren,  studirte  an  der  militärärztlichen  Schule  in  Utrecht  und  trat  1850  als 
Militärarzt  bei  der  kgl.  niederl.  Marine  in  Dienst,  in  welchem  er  noch  als  diri- 
girender  Arzt  1.  Cl.  (Oberst)  wirksam  ist.  1866  proniovirte  er  an  der  Universität 
Leyden  zum  Dr.  med.  Ausser  verschiedenen  Recensionen  und  Referaten  auf  dem 
Gebiete  der  colonialen  Medicin  schrieb  er  hauptsächlich:  „De  pylvergiften  der 
Dajakeche  volksstammen  op  Borneo"  (Geneesk.  Tijdschrift  voor  de  Zeemacht, 
1864)  —  „Het  onderzoek  der  oogen"  (Ebenda  1866)  —  „Eene  kunstbewerking 
aan  boord*'  (Ebenda  1867)  —  „Schets  eener  geneeskundige  plaatebeschryving 
van  de  Nederlandsche  bezütingen  en  colonien"  (Ebenda  1870)  —  „Epitheliaal 
kanker  der  tong  met  goed  gevolg  weggenomen  volgens  eene  nieuwe  methode^ 
(Ebenda  1871)  —  „Bydragen  uit  de  chirurgische  afdeeling  van  '«  Ryks  Marine 
Eospitaal  te  Nieuwe  Diep"  (Geneesk.  Archief  voor  de  Zeemacht,  1872/75)  — 
„  Verslag  van  de  oogheelkundige  polikliniek  aan  's  Ryks  Marine  Hospitaal  te 
Nieuwe  Diep"  (Ebenda  1873)  —  „Communication  sur  le  B^i-B4ri**  (Compte- 
rendu,  6*"*  Session  du  Congrös  p6riod.  Internat,  des  sciences  möd.,  Amsterdam  1879;, 
„Rapport  sur  les  quarantaines"  (Gompte-rendu  du  Congrös  Internat,  de  medecins 
des  colonies,  Amsterdam  1883,  von  welchem  Congress  v.  L.  G^neral-Secretär 
war)  —  „Moderne  scheepsgezondheidsleer"  (Nederl.  militair-geneesk.  Archief,  1885). 

C    E.  Daniels. 

Leeuw,  Frederik  Willem  van  der  L.,  1763  in  Stevensweert  (Lim- 
burg) geboren,  studirte  in  Groningen,  wo  er  schon  als  Studeut  eine  „Dissert. 
chemico  -  physiologica  de  bilis  indole  ejusque  in  chylificatione  utilitatem" 
publicirte  und  1785  zum  Dr.  med.  promovirte  („Diss,  cont,  positiones  anat.- 
chirurgicas  de  ossium  vulneratorum  et  fractorum  consolidatione'^ ) .  Bald  darauf 
wurde  er  als  Lector  der  Anatomie,  Chirurgie  und  Geburtshilfe  nach  Dordreeht 
berufen  (Antrittsrede:  „De  tUüitate,  quae  in  intellectum  et  mores  philosophi 
anatomes  cultoris  redundat")  und  bekam  nicht  allein  als  solcher,  sondern  auch 
als  praktischer  Arzt  einen  grossen  Ruf.  Er  soll  ein  ausgezeichneter  anatomischer 
Präparator  und  tüchtiger  Docent  gewesen  sein,  da  er  sich  nicht  allein  mit  seinen 
verpflichteten  Vorlesungen,  sondern  auch  mit  der  Physiologie,  worin  er  einen  Privat- 
Cursus  gab,  und  der  Chemie  (LA.vorsiER'sche  Theorie,  Eudiometrie,  Calorimetrie) 
beschäftigt  hat.    Er  starb  schon  1801.    Seine  Schriften  sind  hauptsächlich:  „Ocer 


LEEUW.  —  LEFEBÜBE.  651 

de  vergiften'*  (Amsterdam  1785)  —  ^In  hoeverre  men  by  gebrek  van  de  apo* 
theek  uü  kdder  en  keuken  de  vereüic/Ue  geneeemiddden  enz  bekomen  kan*^ 
(Amsterdam  1788),  beide  gekrönte  Preisschriften ,  während  er  auch  eine,  naoh 
dem  Englischen  von  £.  Ooodwyn  verfasste  Abhandlang  „Het  verband  titschen  het 
leven  en  de  ademhaling*'  (Dordrecht  1790)  veröffentlicht  hat. 

J.  Bodel,  Bericht  aangaande  den  Dordschen  geneesheer  en  Lector  F.  W.  van 
der  Leenw.  C.  E.  Daniöls. 

Leenwenhoeck ,  Anton  van  L. ,  berühmter  Naturforscher,  besonders 
Mikroskopiker ,  geboren  am  24.  October  1632  zu  Delft  in  Holland,  war  bis  zu 
seinem  22.  Lebensjahre  Buchhalter  und  Cassierer  in  einer  Tuchhandlung  und  fand 
während  dieser  Zeit  Gelegenheit,  naturhistorische  Sammlungen  zu  besuchen.  Dann 
kehrte  er  in  seine  Vaterstadt  zurück,  beschäftigte  sich  hier  mit  naturhistorischen 
Studien  und  besonders  mit  Verfertigung  von  Mikroskopen ,  mit  Hilfe  deren  er  seit 
1670  ausgedehnte  Untersuchungen  anstellte.  Diese  betrafen  fast  alle  Gegenstände 
der  Naturkunde  und  fährten  L.  trotz  seiner  mangelhaften  Bildung,  trotz  der  Plan- 
losigkeit und  des  Mangels  an  wissenschaftlicher  Methode  in  Folge  unermüdlichen 
Fleisses,  grosser  Gewissenhaftigkeit  und  bedeutender  Gewandtheit  in  dem  Gebrauch 
und  der  Anfertigung  seiner  Mikroskope,  deren  er  gegen  200  besass,  zu  den 
staunenswerthesten  Entdeckungen.  Am  meisten  erregte  Aufsehen  die  der  Infusions- 
thierchen  (am  8.  September  1675);  ferner  fand  er  den  Kreislauf  des  Blutes  im 
Schwanz  der  Froschlarve  und  die  Blutkörperchen,  die  von  Malpighi  als  Fett- 
kügelchen  gedeutet  worden  waren.  Die  HABVET'sche  Theorie  ergänzte  er  durch 
seine  Untersuchungen  über  die  Capillargefässe.  L.  war  es  auch,  der  die  Sperma- 
tozoen  bei  niederen  und  höheren  Thieren,  die  Spiralgef^sse ,  Treppengänge  und 
Tüpfelgefässe  der  Pflanzen  entdeckte  und  den  Unterschied  des  Baues  beim  mono- 
kotyledonen  und  dikotyledonen  Stamm  zuerst  beschrieb.  Seine  Arbeiten  wurden 
erst  1673  in  weiteren  Kreisen  bekannt,  nachdem  sein  Freund  de  Gbaapf  einige 
seiner  Beobachtungen  an  die  Royal  Society  nach  London  geschickt  hatte.  L.  lebte 
als  Privatmann  und  Inhaber  einer  städtischen  Sinecure  bis  zu  seinem  am  26.  August 
1723  im  91.  Lebensjahre  erfolgten  Tode  in  Delft.  Die  meisten  seiner  in  Brief- 
form verfassten  Abhandlungen  sind  in  den  Transactions  of  Royal  Society  of  London 
der  Jahre  1673 — 1723  veröffentlicht.  Gesammelt  erschienen  sie  u.  d.  T. :  „Alle 
zijne  natuurkundige  werken^  (4  voll. ,  Delft  1696 ;  lateinisch  u.  d.  T. :  „Opera 
omnia  8,  Arcana  naturae  ope  exactiasimorum  microscopiorum  delecta^  (Leyden 
1722).  Dazu:  „Sendbrieven  aan  de  Heeren  van  de  koningltjke  sodeteit  te 
London  en  andere  geleerde  luyden  over  veracheyde  verborgenheaen  der  natuur" 
(5  voll.,  Leyden  und  Delft  1687—1718;  lateinisch:  Delft  1719). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  561—563.  —  Banga,  II,  pag.  609,  14.  —  Dechambre, 
2.  S6rie,  II,  pag.  405.  Pagel. 

Lefebure  Baron  de  Saint-Ddefont  (Ildephont),  Guillaume-Ren6  L., 
französischer  Arzt,  Militär,  Geschichtsschreiber,  Literat  und  politischer  Schriftsteller, 
intere^^sirt  hier  nur  in  der  ersten  Eigenschaft.  Geboren  am  25.  September  1744  in 
Sainte-Croix-sur-Ome,  studirte  er  nach  mehrjähriger,  bei  den  Chevauxlegers  1769 
begonnener  militärischer  Carriöre  Medicin,  promovirte,  war  1775  Stadtarzt  in  Versailles 
und  Prof.  der  syphilitischen  Krankheiten,  sowie  der  Geburtshilfe  und  später  Leibarzt 
bei  Ludwig  XVIII.  1790  das  Vaterland  zu  verlassen  genöthigt,  prakticirte  er  in 
Holland,  Deutschland  und  Italien  bis  1801 ,  kehrte  für  einige  Zeit  wieder  nach 
Frankreich  zurück,  bis  er  abermals  fliehen  musste  und  sich  nach  Deutschland 
begab.  Während  des  französisch-österreichischen  Krieges  1809  prakticirte  er  in 
Mflncheu,  trat  aber,  von  patriotischen  Regungen  geleitet ,  in  militärärztliche  Dienste 
bei  der  französischen  Armee,  wurde  1809  Chefarzt  der  Hospitäler  in  Augsburg 
und  starb  durch  Ansteckung  am  Typhus  den  27.  Juli  desselben  Jahres.  Unter 
seinen  medicinischen  Schriften  ist  wegen  der  in  ihr  enthaltenen  ausführlichen 
Bibliographie    die    wichtigste:    „Le  midecin    de  soi-meme   ou  mdthode  simple  et 


652  LEFEBÜRE.  —  LEF^VRE. 

aüde  pour  guMr  les  maladtes  v4n&nennes  etc.  Nauv,  ddit.  augmentSe  des 
analyaea  de  tous  les  ouvrages  qui  ont  paru  sur  le  mal  vSnSrien  depuis  1740 
jusqu'ä  prSsent  etc,"  (Paris  1775).  ErwfthneuBwerth  sind  noch:  „Bernde  iprcuvi 
pour  ffuSrir  radtcalement  le  Cancer  occuUe  et  manifeste  au  tdc4rS**  (Ibid.  1775), 
Empfehlung  des  Arsenik  —  „Le  manuel  des  femmes  enceintes  etc"  (Ibid.  1777; 
1782;  1797)  —  „M^moires  cliniques  sur  les  maladies  vSnSriennes''  (Utrecht 
1781)  —  „Histoire  anatomique,  phystologtque  et  aptique  de  Voeil  etc.**  (Frankfnrt, 
Strassburg  und  Paris  1803)  —  „Recherches  et  dScouvertes  sur  la  nature  du 
fluide  nerveux  etc.''  (Prankfurt  a.  M.  1799)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  563.  —  Dict.  hiet.  UI,  pag.  420—422.  —  Dechambre,  2.  Serie, 
pag.  1.B7.  Pgl. 

Leföbure  de  Villebrune,  Jean-Baptiste  L.,  geboren  1732  zu  Seaiis, 
studirte  anfangs  Medicin  und  promovirte  zum  Dr.  med.,  widmete  sich  aber  später 
ausschliesslich  der  Philologie  und  veranstaltete  in  Folge  »einer  medicinischen  und 
Sprachkenntnisse  eine  grosse  Zahl  von  Uebersetzungen  englischer,  deutscher  und 
italienischer  medicinischer  Werke,  wie  der  Abhandlungen  Aber  Kinderkrankheiten 
Ton  Rosen  und  Underwood,  über  Dysenterie  und  über  die  Erfahrung  von 
Z[HiiEEMAKN,  Untersuchungen  über  das  Fieber  von  Grant,  über  Beingesehwflre 
von  Underwood,  über  die  Methode,  die  Kinder  ohne  Mutterbrust  grosszuziehen 
von  Baldini  ,  die  Abhandlang  über  periodische  Krankheiten  von  Casimir  Medicus 
u.  s.  w.,  u.  s.  w.  L.  starb  am  9.  October  1809  in  Angoulöme,  wo  er  nach  Auf- 
gabe einer  Stellung  als  Lehrer  des  Hebräischen,  und  Syrischen  zu  Paris,  successive 
die  Lehrstühle  für  Naturgeschichte  und  schöne  Wissenschaften  bekleidet  hatte. 

Dechambro,  2.  S6rie,  II,  pag.  138.  Pgl. 

*Lefebvre,  Ferdinand  J.  M.  L. ,  zu  Löwen,  ist  zu  Ohey  bei  Namur 
am  21.  Mai  1821  geboren,  wurde  1846  Doctor  und  1854  zum  Prof.  der  opera- 
tiven Chirurgie,  später  zum  Prof.  der  Therapie  au  der  Universität  Löwen  ernannt. 
Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen,  zusammen  mit  Debaisieüx:  „Legans  de 
m4decine  opiratoire"  (3  voll.,  4.)  —  „Legons  de  pharmacodynamie  'et  de 
thirapeutique" ;  mehrere  Schriften  über  Aetiologie  und  Prophylaxe  der  Cholera 
(1848,  1873,  1875,  1885);  femer:  „Rapport  sur  les  causes  de  lafövre  typhoide 
de  Bruocelles  en  1860''  —  y^ Rapport  sur  les  travaux  de  la  Conference  inter- 
nationale de  Vienne"  (1874)  —  „De  V avgmentation  du  nombre  des  alidnis 
h  notre  fpoque,  et  des  causes  de  cette  augmentation"  (1876)  —  „De  la  pro- 
phylaxie  des  maladies  cantagieuses  et  infectieuses"  (1877)  —  „La  peste 
d'Astrakan,  Rapport  prdsentS  ä  l'Acad,  de  mM,  de  Belgique"  (1879)  — 
„De  Vahlation  de  la  vdsicule  du  fiel"  (1885),  sowie  zahlreiche  andere  Mitthei- 
lungen, namentlich  an  die  belgische  Acad.  de  möd.  Er  hat  sich  auch  durch  ein 
Gutachten  über  LouiseLatean  bekannt  gemacht,  in  welchem  er  diese  hysterische 
PersoD  als  ein  Wunder  bezeichnet.  van  den  Corpnt. 

Lefevre ,  Amed6e  L. ,  ausgezeichneter  französischer  Marinearzt  und 
Hygieniker,  war  am  4.  Juni  1798  zu  Paris  geboren,  trat  bereits  1812  in  die 
Marine  ein,  machte  die  med.  Schule  zu  Rochefort  von  1816  an  durch,  erhielt 
seine  erste  ärztliche  Anstellung  als  Chirurg  3.  Cl.  1818,  machte  im  Laufe  seiner 
Dienstzeit  die  Expeditionen  nach  dem  Senegal,  Guyana,  der  Levante  und  nach 
Morea  mit,  hatte  1835  zu  Toulon  eine  schwere  Cholera-Epidemie  zu  bekämpfen 
und  wurde  1836  Professor  an  der  med.  Schule  zu  Rochefort.  Er  hatte  in  dieser 
Zeit  eine  von  der  Soc.  roy.  de  m^d.  zu  Toulouse  preisgekrönte  Arbeit:  „Recherche» 
midicales  sur  la  nature  et  le  traitement  de  Vasthvie"  (Paris  1835 ;  5?.  6d.  1846) 
verfasst.  Ueber  eine  im  Bagno  von  Rochefort  ausgebrochene  Epidemie  schrieb  er: 
„Recherches  historiques  sur  la  maladie  qui  a  rSgn^  au  bagne  de  Roche  fort 
(m^ningite  cdräfro-spinale)  pendant  ....  ann^e  1839"  (Paris  1840),  über 
einen  von  ihm  beobachteten  Fall  von  Magenperforation:    „Recherches  mM,  pour 


LEFEVUE.  —  LEFFEETS.  653 

servir  ä  Pkistotre  des  Solutions  de  continuitd  de  VestomaCy  dites  perforations 
spontafUes"  (Paris  1842)  und  einige  Jahre  später:  „De  Vinfluence  des  lieux 
mar^cageux  sur  la  marche  de  la  pJuhisie  pulmonatre  et  de  la  fövre  typhoide 
4tudi4e  pltLs  parficulürement  ä  Rochefort^  (Bull,  de  TAcad.  de  m6d.,  1844 — 45). 
1846  zum  2.  und  1854  zum  Chefarzt  ernannt,  erhielt  er  den  Lehrstuhl  der  inneren 
Pathologie  und  der  Hygiene,  nebst  der  med.  Klinik.  Die  Ton  1830 — 1855  an 
Bord  von  Dampfschiffen,  beim  Gebrauch  von  destillirtem  Seewasser  in  intertropischen 
Gegenden  von  den  Marineärzten  gemachten  Beobachtungen  über  die  „Colique 
söche^  fährten  ihn  zur  Abfassung  der  Schrift:  ^ Recker ches  sur  les  causes  de  la 
coltque  shihe  h  bord  des  bdtiments  de  gtterre  fran^ais  particidürement  dans 
les  rdgions  SquatoTriales"  (Paris  1859),  wobei  er  auch  die  Möglichkeit  der  Blei- 
vergiftung durch  die  gebrauchten  Apparate  mit  in  Betracht  zog  in:  „M4m.  sur 
Vtnfluence  du  plomb  dans  le  d^veloppement  de  la  coltque  des  pays  chauds" 
(Gaz.  hebd.,  1861)  —  „Relation  d'un  empoisonnement  a^cidentel  de  l^Squipage 
cTun  navire  etc,**  (Gaz.  m6d.,  1861)  —  „De  Vemploi  des  cuisines  ei  appareils 
distillatoires  dans  la  marine  etc.**  (Paris  1862)  —  „Nouveaux  documents  con- 
cemant  V Ätiologie  saturnine  de  la  colique  s^che  des  pays  chauds  etc,"  (1864). 
1856  wurde  er  zum  Director  des  Gesundheitsdienstes  im  Hafen  zu  Brest  ernannt, 
beschäftigte  sich  auch  jetzt  wieder  mit  Fragen  der  Hygiene,  z.  B.  über  die 
Bleiglasur  des  Töpfergeschirrs:  „De  la  nicessite  d'Stablir  une  surveillance  sur 
la  fahrication  des  poteries  communes  vemissies  au  plomb*'  (Annal.  d'hyg.,  1861) 
und  schrieb  endlich  eine  Geschichte  des  Medicinalwesens  der  Marine:  „Histoire 
du  Service  de  santS  de  la  marine  et  des  Scoles  de  mddecine  navale  en  France, 
depuis  le  r^gne  de  Louis  XIV,  jusqu'  h  nos  jours  {1666 — 18ö7)^  (Arch.  de 
m^d.  navale,  1864 — 67).  Ausserdem  findet  sich  von  ihm  noch  eine  erhebliche 
Zahl  von  Aufsätzen  in  verschiedenen  Zeitschriften.  Er  verbrachte  die  letzten  Jahre 
seines  Lebens  im  Ruhestande  und  starb  zu  Rochefort  am  12.  December  1869. 

Arch.  de  m6d.  nav  XIH,  1870,  pag.  71 ;  XVII,  1872,  pag.  128  (Maisonne uve).  — 
Berger  et  Rey,  pag.  154.  *  G. 

Lefevre,  Sir  George  L.,  englischer  Arzt,  war  zu  Great  Berkhamstead, 
Herts,  geboren,  wurde  1819  in  Aberdeen  Doctor,  Hess  sich  auf  Veranlassung 
eines  russischen  Grossen  in  Petersburg  nieder^  wo  er  auch  als  Arz^  der  englischen 
Gesandtschaft  viele  Jahre  thätig  war  und  für  seine  geleisteten  Dienste  die  Ritter- 
würde erhielt.  Er  schrieb:  „Observations  on  the  nature  and  treatment  of  the 
cholera-morbus,  now  prevailing  epidemically  at  St.  Petersburgh"  (London  1831), 
gab  1838  einen  Abriss  der  von  ihm  vor  seinen  Landsleuten  in  Petersburg  gehaltenen 
chemischen  Vorlesungen  heraus,  kehrte  nach  England  zurück,  wurde  1842  Fellow 
des  Coli,  of  Physic.  und  war  1845  dessen  Lumleian  Lecturer.  Auch  publicirte  er 
noch :  „  Thermal  comfort,  or  hints  jor  preservation  against  colds,  coughs,  and 
consumption^  (1843)  —  „The  life  of  a  travelling  physidan,  including  twenty 
t/ear's  wanderings  through  Europe"  (3  voll.,  1843)  —  „Apology  for  thenerves; 
or  their  inßuence  and  importance  in  health  and  disease^  (1844).  In  Folge 
häuslichen  Unglücks  machte  er  am  12.  Februar  1846  durch  Blausäure  seinem 
Leben  ein  Ende. 

Munk,  III,  pag.  246.  —  Callisen,  XXIX,  pag.  495.  G. 

* Lefferts,  GeorgeMorewoodL.,  zu  New  York,  daselbst  am  24.  Februar 
1847  geboren,  studirte  in  seiner  Vaterstadt  Medicin  und  erhielt  1870  vom  Coli. 
of  Phys.  and  Surg.  den  Grad  als  M.  D. ,  studirte  dann  einige  Jahre  speciell  bei 
Stoese  in  Wien  Laryngoskopie  und  Halskrankheiten  und  liess  sich  nach  seiner 
Rückkehr  in  seiner  Vaterstadt  als  Specialarzt  auf  diesem  Gebiete  nieder.  Zur  Zeit 
bekleidet  er  die  klinische  Professur  für  Laryngoskopie  und  Halskrankheiten  am 
Coli,  of  Phys.  and  Surg.  und  ist  als  Operateur  für  Kehlkopfskrankheiten  an 
mehreren  Hospitälern  angestellt.  Von  seinen  zahlreichen  literarischen  Arbeiten 
citiren    wir:    „On   a   new  instrument   for   the   insufflation   of  powders  in   the 


654  LEFFERTS.  — *  LEGALLOIS. 

tarynx"  (N.  Y.  Med.  Rec.,  1873)  —  y,Treatment  of  two  cases  of  ßbroid  grawihg 
hy  excision  and  evulsion  upon  the  vocal  cords"  (Ibid.  1874)  —  „Bemoval  of 
a  brass  ring  which  kad  lodged  in  the  larynx  hy  aubhyaidean  laryngotamy^ 
(Ibid.  1874)  —  „Intra-laryngeal  growth  treated  by  excisian**  (Ibid.  1875)  — 
„Prolapse  ofboth  ventriclee  of  larynx,  their  removal  by  thyrotomy**  (Ibid.  1876)  — 
„Modem  methods  of  examining  airpasaages^  (in  Seguin's  Amer.  Clin.  Lect). 
Ansserdem  übersetzte  L.  die  Abhandlang  von  B.  Fraen&el,  „Allgemeine  Diagnose 
der  Krankheiten  der  Nase,  des  Pharynx  und  Larynx^  ans  v.  Zi£M;:sbn's  Handbnefa 
der  spec.  Pathologie  und  Therapie. 

Atkinson,  pag.  206.  Pgl. 

^LeffmanUi  Henry  L. ,  Arzt,  Chemiker  und  Toxikolog  in  Philadelphia, 
geboren  daselbst  am  9.  September  1847  und  vom  Jefferson  Med.  Coli.  1869  als 
M.  D.  graduirt,  prakticirt  seitdem  in  Philadelphia  und  widmet  sich  speeiell  der 
medicinischen  Chemie,  über  welche  Disciplin  er  an  verschiedenen  Lehranstalten 
Vorlesungen  hält.  Er  schrieb  u.  A. :  „Ammonium-amalgam*^  (Amer.  Joom.  of 
Science,  1866)  —  „On  the  reaction  of  chlor al  toith  urine  testa"  (Amer.  Jonm. 
of  Med.  Scienc,  1875)  —  „On  cerium  Oxalate^  (zusammen  mit  C.  K.  Mills  in 
Philad.  Med.  Times,  1875),  sowie  verschiedene  Artikel  über  „Food  aduUeratum^ 
(Philadelphia  Press)  etc. 

Atkinson,  pag.  278.  PgL 

Le  Fort,  s.  Le  Fort,  Leon,  Bd.  II,  pag.  408. 

Lefran<;ois ,  Alexandre  L. ,  lebte  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  zu  Paris,  wo  er  1708  promovirte  und  ist  Verfasser  einiger  ver- 
ständiger Schriften  ttber  medicinische  Philosophie  und  Ausbildung,  in  denen  er  Ar 
zweckmässige  Reformen  im  Studium  und  in  der  Ausübung  der  Heilkunde  plaidirt 
Die  bezilglichen  Abhandlungen  sind  betitelt :  „BSßextons  critiquea  sur  la  m^decine 
oh  Von  examine  etc."  (Paris  1714 — 15,  2  voll.;  1723)  —  „JProjet  de  la  refor- 
mation  de  la  m^decine"  (Ebenda  1716;  1723)  —  „Dissertationa  contre  Puaage 
de  soutenir  dea  th^sea  en  mSdedne  avec  un  mimoire  pour  la  r^fomiation  de 
la  midedne  dana  la  ville  de  Paris"  (Ebenda  1720). 

Dict.  hist.  III,  pag.  422.  Pfel. 

LegaUois,  Julien-Jean-C^sar  L.,  zu  Paris,  geboren  am  1 .  Febmar 
1770  zu  Chemeix  bei  Dol  in  der  Bretagne,  studirte  in  Caen  bis  1793  und  trat 
dann  bei  der  Föderalisten- Armee  ein,  mosste  aber  nach  der  Niederlage  derselben  eine 
Zeit  lang  sich  in  Paris  verborgen  halten,  bis  er  mit  einem  von  der  Commission 
des  poudres  et  salpetres  erhaltenen  Auftrage  zur  Gründung  einer  Pulverfabrik  in 
seine  Heimat  zurückkehrte.  Später  bezog  er  die  £cole  de  sant^  in  Paris,  pro- 
movirte 1801  und  erhielt  1813  die  Stelle  als  Arzt  am  Bicetre,  starb  aber  bereits 
im  Februar  1814.  Er  verdient  Erwähnung  als  einer  der  frühesten  und  geschicktesten 
Experimental-Physiologen  unseres  Jahrhunderts.  Das  wichtigste  Ergebniss  seiner 
zum  Theil  rohen  und  grausamen  Versuche  war  der  Nachweis  von  der  Bedeutung 
des  verlängerten  Marks  für  Athembewegungen ,  Kreislauf  und  thierische  Wärme. 
Die  betreffende  Schrift  ist  betitelt:  „Exp4riences  aur  le  principe  de  la  vie 
notamment  sur  celui  dea  mouvemena  du  coeur  etc."  (Paris  1812).  Ausserdem 
hat  L.  eine  grosse  Anzahl  von  Abhandlungen  für  verschiedene  Zeitschriften  und 
das  Dict.  des  sc.  m6d.  geliefert.  Eine  Gresammtausgabe  seiner  Werke  u.  d.  T. : 
„Oeuvrea  de  C.  e/.  «/.  L.  avec  dea  notea  de  M.  Paria  et  etc."  veranstaltete  sein 
Sohn  Eugene  (Paris  1828,  2  voll.).  Hier  findet  sich  auch  eine  kurze  Lebens- 
beschreibung L.'s. 

Dict.  hist.  II,  pag.  422.  -    Levot,  II,  pag.  226.  —  Dechambre,  U,  pag.  138. 

Pgl. 
Eugene  Legallois,    als  Sohn    des  Vorigen  1804   in  Paris   geboren, 
studirte  hier  besonders  unter  Laennec,  dann  unter  Esquirol  (in  Charenton),  unter 


LEGALLOIS.  —  LEGOÜAS.  655 

desBen  Leitung  er  experimentell-phyBiolo^sche  Untersuchungen  maehte,  promovirte 

1828   mit   der  These:    „Edponse   expMmentale   h  cette   question:    La  Vaccine 

perd-elle  son  efficacttS  priservative  apr^  vingt  ans  d^insertion** ,    wurde  Arzt 

am  H6p.  Saint-Mand6,  reiste  zur  Erforschung  der  Cholera  1831  mit  Beibeee  db 

BoiSMONT  nach  Polen,  erkrankte  hier  am  Typhus  und  starb,  in  der  Reconvalescenz 

auf  der  Heimreist  begriffen,  in  Landsberg  a.  W.  an  einer  acuten  Phthise.   Ausser 

der   obigen    These    hat    L.    noch    einige   Memoiren    über   Blutveränderungen    bei 

Thieren  in  Krankheiten,  über  Krankheiten  durch  Eiterresorption,  über  Impfung  etc. 

geschrieben. 

Dict.  bist.  III,  pag.  423.  —  S^dillot  in  Bull,  de  la  Soc.  anat.  YII,  1881, 
pag.  165.  —  Decbambre,  2.  S^rie,  II,  pag.  139.  —  Oallisen,  XI,  pag.  196;  XXIX, 
pa«-  497.  Pgl. 

Legendre,  Fran^ois-Laurent  L.,  geboren  1812  in  Paris,  studirte 
hier  unter  Leitung  von  Biett,  promovirte  1841  mit  der  These:  „Nouveüea 
recherches  sur  les  syphiUdes" ,  wurde  1847  Hospitalarzt  und  starb  am  9.  Januar  1858. 
Er  hat  eine  Reihe  schätzenswerther  Beobachtungen  auf  dem  Gebiete  der  Pädiatrie 
veröffentlicht  (über  tuberculöse  Meningo-Encephalitis ,  über  Hämorrhagien  in  der 
Arachnoidealhöhle ,  Über  einige  Complicatiouen  des  Scharlachfiebers,  über  Kinder- 
diarrhoe,  über  den  Einfluss  der  Variola  auf  chronische  Hautkrankheiten  etc.), 
welche  er  u.  d.  T. :  „Becherches  anatomo-pathologiquea  et  clmiques  sur  quelques 
maladies  de  Venfance^  (Paris  1846 ;  deutsch  von  M.  W.  Oppeämann,  Berlin  1847) 
znsammenfasste.  Ausserdem  schrieb  er  kleinere  Aufsätze  über,  nervöse  Symptome 
bei  Taenia,  über  Herpes  vulvae,  über  Behandlung  von  Naevi  roaterni  durch  die 
Pockenimpfung  —  sämmtlich  in  den  Archives  g6n6rales  de  m6d.,  1850 — 56. 

S ach  alle,  pag.  410.  —  Bull,  de  la  Soc.  anat.  2.  S6rie,  II,  1857,  pag.  487.  — 
Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  140.  p«i 

*Legg,  John  Wickham  L. ,  zu  London,  ist  1843  geboren,  studirte 
von  1861  an  im  University  College  unter  Sir  William  Jenner,  wurde  später 
Resident  Assistant  im  Hosp.  for  Consumption,  Bromptou,  und  hatte  darauf  dieselbe 
Stellung  beim  University  College  Hosp.  inne.  1866  wurde  ihm  von  der  Königin 
die  ärztliche  Ueberwachung  ihres  Sohnes,  des  Herzogs  von  Albany,  übertragen. 
1867 — 68  studirte  er  in  Berlin  unter  ViRCHOW,  wurde  darauf  Curator  des  patho- 
logischen  Museums  des  University  College,  1870  zum  Casualty  Physician  im 
St.  Bartholom.  Hosp.  erwählt,  später  daselbst  zum  pathol.  Prosector  und  1878  zum 
Docenten  der  pathol.  Anatomie  und  Assistant  Physician  ernannt.  Er  publicirte: 
„A  guide  to  tke  examination  of  the  urine^  (1869,  6.  Aufl.)  —  „A  treattse  on 
haemophüia**  (1872)  —  „On  the  bile,  jaundtce,  and  bilious  diseases^  (1880). 
1883  hatte  er  im  Roy.  College  of  Physic.  die  Bradshawe  Lecture  zu  halten  und 
publicirte  dieselbe:  „Some  account  of  cardtac  aneurysms**  (1884).  Ausserdem 
veröffentlichte  er  in  den  St.  Bartholom.  Hosp.  Rep.,  den  Med.-Chir.  Transact.,  den 
Transact.  of  the  Pathol.  Soc,  dem  Joum.  of  Anat.  and  Phys.  eine  Anzahl  weiterer 
Arbeiten.  Er  hat  sich  auch  mit  antiquarischen  und  liturgischen  Studien  beschäftigt 
und  hat  auch  aus  diesen  Fächern  Publicationen  aufzuweisen.  "Rq^, 

Legouas,  Fran^ois-Maurice-Victor  L. ,  geboren  1782  zu  Boyne 
(bei  Pithiviers,  Loiret),  promovirte  1808  mit  dem  j^Essai  sur  les  h^orrhagies^ j 
verwaltete  mit  Marjolin  und  Breschet  die  Professur  an  dem  1805  gegründeten 
und  1811  wieder  aufgehobenen  College  des  6tudes  mödicales,  gab  aber  1814 
den  ärztlichen  Beruf  auf  und  starb  1862  im  Alter  von  80  Jahren.  Er  ist  Ver- 
fasser eines  zur  Zeit  sehr  beliebt  gewesenen  Lehrbuches  der  Chirurgie,  betitelt: 
„Nouveaux  principes  de  Chirurgie  rddig6s  suivant  le  plan  de  Vmivrage  de 
O,  dela  Faye  etc.''  (Paris  1812,  6.  Aufl.  1836;   deutsch  Leipzig  1821). 

Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  140.  —  Oallisen,  XI.  pag.  201^  XXIX,  pag.  498. 

Pgl. 


V 

666  LEGOUEST.  —  LEGROS. 

^Legouest,  VenaDt-Antoine-L^on  L.,  zu  Paris,  ist  zu  -Mete  am 
1.  Mai  1820  geboren,  trat  1839  in  die  militftr-medicinisehe  Sohnle  zu  Straasbiirg, 
verliess  dieselbe  als  Aide-major  1843,  wurde  1857  Agr^6  der  Pariser  Facnitftt  mit 
der  These:  „Des  kystea  synomaux  du  poignet  ei  de  la  main^  und  witfde  zum 
Professor  der  chirurgischen  Klinik  im  Yal-de-Gräce  ernannt.  1853  zum  Mödeoin- 
major  befördert,  avancirte  er  1865  zum  M6d.  prinoipal  I.  Cl. ,  1873  zum  MM. 
inspecteur  und  Präsidenten  des  Oonseil  de  8ant6  des  armees.  Schriften:  „Tratte 
de  Chirurgie  d^armee^  (1863 ;  2.  öd.  1875)  —  „Le  service  de  santS  des  amUes 
amdricaines  pendant  la  guerre  des  ^tats-Unis,  1861 — 66**  (1866)  —  n^on- 
firefnces  sur  le  service  de  santS  en  campagne"  (1869)  —  „De  la  rupture 
spontan^  des  veines**  (Arch.  g6n6r.,  1867).  Zusammen  mit  Sedillot  gab  er  eine 
neue  Ausgabe  von  dessen  „  Trait^  de  mSdecine  opiratoire"  (4.  edit. ,  2  voll., 
1870)  heraus. 

Vapereau,  II,  pag.  1127.  —  Lorenz,  III,  pag.  223;  VI,  pag.  1*^7.  Bei 

Legrand,  Alexandre  L.,  geboren  1800  in  Amiens,  studirte  und  pro- 
movirte  1827  in  Paris  mit  der  These:  „De  Vor  dans  le  traitement  des  maladies 
vSn4riennes  primitives  et  invitdr^es^,  erhielt  für  seine  Arbeit :  ;,  Des  analogies  et 
des  Jiff^ences  entre  les  tubercules  et  les  scrofides"  (Paris  1849)  eine  ehren- 
volle Erwähnung  Seitens  der  Acad.  de  med.,  war  Arzt  am  Bureau  de  bienfaisance 
und  Arzt  eines  Gefängnisses,  prakticirte  aber  ohne  sonderliches  Glück  und  starb 
in  ziemlich  dürftigen  Verhältnissen  am  31.  December  1862.  Seine  übrigen  Arbeiten 
handeln  meist  über  dasselbe  Thema  wie  die  Inauguralthese :  Die  Anwendung  des 
Goldes  in  der  Behandlung  der  Syphilis ,  Einwirkung  der  Goldpräparate  auf  den 
menschlichen  Körper  und  speciell  auf  die  Organe  der  Verdauung  und  Ernährung, 
über  das  Gold  in  der  Behandlung  der  scrofulösen  Knochenerkrankungen  u.   s.  w. 

Vapereau,  2.  6dit.,  pag.  1038.   —  Dechambre,  2.  S6rie.  II,  pag.  140. 

Pgl. 

*Legraild  du  SauUe,  Henri  L.,  ist  am  16.  April  1830  zu  Dijon  geboren, 

studirte  daselbst,  wendete  seine  besondere  Aufmerksamkeit  den  Nerven-  und  Geisten 

krankheiten    zu,    war  Interne   in    den  Irrenanstalten  von  Dijon,  Quatremares  bei 

Ronen  und  Charenton  und  wurde  1856  in  Paris  mit  der  These:   „De  la  monomanie 

incendiaire"  Doctor.  Er  war  von  1854 — 62  Mitarbeiter  der  Gaz.  des  höpit. ,    in 

welcher  er  fast  alle  klinischen  Vorträge  von  Trousseatt  veröffentlichte,    war  eine 

Zeit   lang  Arzt   in  Contrex^ville   und    verfasste    über   die  Wirkungen    der  Quellen 

desselben   auf  die  Krankheiten    der  Harnorgane   einige  Schriften.    Von    1862    an 

widmete  er  sich   ganz   der  Ausübung   der  In*enheilkunde ,    wurde   zum  Arzte   des 

Hospice  Bicetre  ernannt,  war  9  Jahre  lang  R^dacteur-g^rant  der  „  Annales  mSdica- 

psychologiques** ,    gründete  1868,   zusammen   mit  Gallard   und  Devbrqie,   die 

„Soci^te  de  m6decine  16gale^  und  darauf  mit  Ball  arger  die  „Association  mutnelle 

des  medecins  alienistes  de  France'^  Er  ist  zur  Zeit  Arzt  der  Salp^tri^re,  der  Speeial- 

Infirmerie  der  Geisteskranken  auf  der  Polizei-Präfectur,  Experte  beim  Civil-Tribunal 

des  Seine-Dep.  und  hielt  in  der  lilcole  pratique  sehr  besuchte  Vorlesungen  über  die 

Krankheiten   des  Gehirns    und   des  Nervensystems.     Er   schrieb    das  vom  Institut 

gekrönte  Werk:  „La  folie  devanf  les  tribunaux^  (1864);  ferner:  „Le  d&ire  des 

persdcutions"  (1871),  Hess  eine  Reihe  von  klinischen  Studien  über  „Pronostic  et 

traitement  d!Spüepsie^  (1869;  2.  6dit.  1873)  erscheinen  und  gab  heraus:  „TraiU 

de  mSdeeine  Ugale  et  de  jurisprudence  mSdicale"  (1873,  74),  u.  s.  w. 

Glaeser,  pag.  438.  —  Bitard,  pag.  803.  —  Lorenz,  III,  pag.  225 ;  VI,  pag.  129. 

Red. 

Legros,  F61ix  L. ,  geboren  1799  in  Douai,  zeichnete  sich  schon  als 
Interne  in  Paris  aus,  wurde  Döpuytren's  Chef  de  clinique,  promovirte  1830  mit 
der  These:  „Propositions  sur  divers  points  de  Vart  de  gudrir" ,  entwickelte 
w&hrend  der  Revolution  von  1830,  sowie  in  der  Choleraepidemie  von  1832,  eine 
angestrengte  Thätigkeit,    entsagte   aber   der    akademischen  Carriöre   und  widmete 


LEGROS.  —  LEHMANN.  657 

sieb  aussehiiesslioh  der  Privatpraxis.  Er  starb  zu  Paris  am  20.  Juni  1850.  Seine 
Arbeiten  —  meist  kleinere  Jonmalaufsätze  —  bebandeln  die  Anomalieen  und 
Krankbeiten  des  weiblichen  Genitalapparates,  femer  eine  besondere  Art  der 
Amputation,  welcbe  die  Vortheile  des  Cirkel-  mit  denen  des  Lappensebnittes  ver- 
einigt,  u.  A.  m. 

Sachaile,  pag.  412.  —  Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  141.  Pgl« 

Legros,  CbarlesL. ,  zu  Paris,  als  Neflfe  des  Vorigen  in  Saint-Cbef 
(Daupbine)  am  12.  Februar  1834  geboren,  studirte  in  Paris,  schrieb  noch  als 
Interne  eineii  Aufsatz:  „Des  tr actione  conttnues  et  de  leur  application  en 
Chirurgie^  (Archiv.  g6n.  1868),  der  von  der  Facultät  1866  mit  einem  Preise 
gekrönt  wurde,  promovirte  1867  mit  der  These:  „Des  tisaus  drecttles^ ,  war 
dann  wissenschaftlich  und  praktisch  thätig  und  besonders  angestrengt  während  des 
KriegHJahres  1870/71.  1873  wurde  er  Prof.  agr6g6  mit  der  These:  „Des  nerfs 
vcLSO-moteurs^ ,  starb  aber  schon  gegen  Ende  December  desselben  Jahres.  L.  war 
ein  tüchtiger  Histolog  und  Experimentalphysiolog ;  die  im  Vergleich  zu  seiner 
kurzen  Lebenszeit  verhältnissmässig  grosse  Zahl  seiner  Arbeiten  —  ca.  40  — 
giebt  dafür  den  Beweis.  Ausser  den  citirten  sind  noch  folgende  Arbeiten  zu 
erwähnen:  ^Anatomie  des  tissus  drectiles^  (Journ.  de  Tanat.  et  de  la  phys.,  1868, 
von  der  Acad.  des  sc.  mit  dem  GOD ARD-Preise  gekrönt)  —  „Note  sur  Idpühdlium 
des  vaisseaux  sanguins*'  (Ibid.  1868)  —  „Recherckes  sur  Vorigine  rielle  des 
canaux  s4cr^eurs  de  la  hile"  (Compt.  rend.  de  TAcad.  des  sc,  1870);  ferner 
einige  Capitel  in  Robin's  „Trait6  du  microscope'^  (z.  B.  Des  injections).  Bedeutend 
ist  auch  L.'s  mit  GOUJON  zusammen  veröffentlichte  Arbeit:  „Recherckes  exp4ri- 
mentales  sur  le  cholSra^  (Journ.  de  Tanat.  et  de  la  phys.,  1867),  das  Resultat 
der  1866  angestellten  Beobachtungen,  preisgekrönt  von  der  Acad.  des  sc.  Mit 
Onimus  zusammen  schrieb  er  u.  A. :  „Recherckes  expSrimentales  sur  la  circu- 
lation  et  la  contraction  artSrielle**  (Journ.  de  Tanat.  de  la  phys.,  1868)  —  „De 
Vemploi  des  courants  Slectrtques  Continus  pour  rdmidier  aux  accidents  causds 
par  le  ckloroforme^  (Compt.  rend. ,  1868)  —  „Ohservations  sur  Veßet  des 
courants  Slectrtques  sur  les  tissus  vivants  et  sur  la  nutrition^  (Journ.  de  Tanat. 
et  de  la  phys.,  1869),  sowie  eine  Anzahl  weiterer  Artikel  in  demselben  Journal 
(1870 — 72)  und  einen  „TraitS  de  TSlectricttS  medicale'^  (1872);  ausserdem  noch 
verschiedene  Artikel  in  der  Encyclopedie  generale  de  möd. 

Onimns  im  Joarn.  de  l'anat.  et  de  la  phys.  1874,  X,  pag.  113.  Pagel. 

Legroox,  J.  C.  L.,  geboren .  in  Maregines  (Nord),  studirte  in  Paris,  pro- 
movirte 1827  mit  der  These:  „Sur  les  concrdtions  sanguines  dites  polypiformes 
dSveloppdes  pendant  la  vie^ ,  war  seit  1835  Agr6g6  der  Facultät  und  Arzt  am 
Central-Bnreau  der  Hospitäler.  Seine  Concursthesen  waren:  „De  la  spSdficitd 
dans  les  maladies^  (1840)  —  „Quelles  sont  les  r^gles  ä  suwre  dans  les 
appltccUions  de  la  statistique  aux  faits  pa^hologiques" ,  Ausserdem  schrieb  L. : 
„  Quelques  mots  sur  Vemploi  de  la  ckaleur  et  du  froid  dans  le  ckoldra**  (Act. 
de  la  8oc.  de  m6d. ,  1850)  —  „Sur  diff4rents  points  de  la  patkologie  et  de  la 
ihdrap,  de  Vaffection  saturnine*'  (Archiv.  g6n. ,  1846)  —  „De  la  compression 
des  nerfs  laryngis  et  pneumogastriques^  (Ibid.  1849)  —  „Sur  les  concrdtions 
du  coeur  et  sur  les  oblitSrations  vasculaires  par  des  caillots  d4ta^k^  du  coeur^ 
(Gaz.  hebd.,  1856)  —  „Des  polypes  veineux  on  de  la  coagvlation  du  sang 
dans  les  veines"  (Ibid.  1860)  u.  A.    Er  starb  im  September  1861. 

Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  141.  Pgl. 

Leham,  Leo  Abarbanel,  Leo  Medicus,  Leo  Hebraeüs,  s.  Abarbanel, 
Bd.  I,  pag.  35. 

Lebmani),  Wilhelm  Friedrich  Christoph  Ferdinand  L. ,  zu 
Torgau,  war  zu  Genthin  bei  Magdeburg  am  25.  Juni  1788  geboren,  wurde  1812 
in    Leipzig   Doctor,    prakticirte    in  Torgau,   wurde    1815   Stabsarzt   des   preuss. 

Biogr.  Lexikon.  III.  42 


658  •  LEHMAI^N. 

General-Haupt-Lazaretbs  Nr.  1  und  1816  Garnisons-Stabsarzt.  Er  hat  sich  ganz 
besonders  durch  die  Beschreibung  der  während  der  Belagerung  von  Torgau  aus- 
gebrochenen Eriegstyphus-Epidemie ,  einer  der  furchtbarsten,  die  je  existirt  hat, 
bekannt  gemacht,  die  sich  in  folgenden  zwei  Arbeiten  findet:  „Beobachtung  des 
im  Jahre  1813  in  Torgau  herrschenden  Typhis'*  (Allgem.  med.  Annal.,  1814}  — 
„Beobachtung  und  Heilverfahren  in  der  Nervenfieber -Epidemie  zu  TorgaUy 
während  der  Belagerung  1813"  (Torgau  und  Leipzig  1815).  Ausserdem  erschienen 
von  ihm :  „  Wahrnehmungen  bei  Behandlung  der  Augenentzündungen  in  dem 
Feldzuge  von  1815"  (Leipzig  1816),  ferner  die  Beschreibung  einer  in  Torgau 
errichteten  Badeanstalt  und  eine  Reihe  von  casuistischen  Mittheilungen  verschiedenst 
Art  in  den  Allgem.  med.  Annalen  (1818),  RüSt's  Magazin  (1818,  19,  20,  26,  31), 
Archiv  für  thier.  Magnet.  (1819),  Hüfeland's  Journal  (1821),  Graepe's  und 
Walthee's  Journ.  (1822,  26,  27),  eine  Schrift  über  Cholera  (1832)  u.  s.  w.  Er 
starb  am  28.  August  1844. 

Neuer  Nekrolog  der Beatschen.  Jahrg.  22,  1844,  II,  pag.  1024.  —  Callisen,  XI, 
pag.  206;  XXIX,  pag.  501.  G. 

Lehmann,  Karl  Gotthelf  L.,  geboren  1812  zu  Leipzig,  studirte  von 
Michaeli  1830  ab  daselbst  Medicin  und  erwarb  sich  1835  die  Doctoni^ürde  dureh 
Vertheidigung  seiner  Abhandlung  „De  urina  diabetica".  Er  widmete  sich  jedoeb 
sehr  bald  der  Chemie,  habilitirte  sich  1837,  wurde  1843  zum  a.  o.  Prof.  der 
physiologischen  Chemie  ernannt  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zum  Jahre  1857,  m 
welchem  er  als  ord.  Prof.  der  Chemie  nach  Jena  übersiedelte.  Er  starb  daselbst  am 
6.  Januar  1863.  Von  seinen  Schriften  sind  namentlich  in  erwähnen:  „  Vollständiges 
Taschenbuch  der  theoretischen  Chemie"  (Leipzig  1840 ;  6.  Aufl.  1854)  —  „Lehrbuch 
der  physiologischen  Chemie"  (3  Bde.,  Ebenda  1842  ff.;  2.  Aufl.  1853)  -  „Hand- 
buch der  physiol,  Chemie"  (Ebenda  1854;  2.  Aufl.  1859)  —  „Untersuchung  des 
Marienbader  Mineralmoors"  (Schmidt's  Jahrbb.  der  ges.  Med.  LXXXVII). 

Ladenbnrg  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVIII,  pag.  147.  Winter. 

^Lehmann,  Georg  Karl  Heinrich  L.,  ist  am  27.  October  1815  in 
Kopenhagen  geboren,  studirte  daselbst  und  bildete  sich  darnach  im  Auslände  unter 
SiCBEL,  Jaegeb,  Ablt  und  v.  Graefe  als  Ophthalmolog  ans.  Promovirt  1S46 
{„De  rationibus  physiol.  et  pathol,  humoris  aquei  oculi  hufnani") ,  errichtete 
er  die  erste  Augenklinik  in  Kopenhagen  und  ist  noch  als  Arzt  der  Blinden-  und 
Taubstummen-Institute  daselbst  thätig.  Er  publicirte  in  dänischen  ZeitschrifCen 
verschiedene  Aufsätze  ophthalmologischen  Inhaltes ;  einzelne  sind  auch  in  deutschen 
und  englischen  Journalen  erschienen.  Petersen 

Lehmann,  Leopold  L. ,  1817  in  Hildesheim  geboren,  studirte  in 
Amsterdam  und  promovirte  1841  in  Utrecht  zum  Dr.  med.  mit  einer  „Diss,  de 
abscessu  haepatis".  In  Amsterdam  etablirt,  wurde  er  bald  durch  seinen  Lehrer 
C.  B.  TiLANüS  zum  Assistenten  für  die  Geburtshilfe  auserwäblt  und  durch  d^sen 
Bemühung  1848  zum  Docenten  der  Geburtshilfe  an  der  klinischen  Schule  und  dem 
Atheneum  ernannt,  welchem  Amte  er  von  1864  als  ord.  Professor  (Antrittsrede: 
„De  trapsgewyze  ontidkkeling  der  verloskunde  als  zelfstandige  wetenschap, 
voomamelyk  in  Nederland")  bis  zu  seinem  Tode,  im  Juli  1880,  vorgestanden  hat. 
L.  war  ein  sehr  verdienstvoller  Geburtshelfer  und  Gynäkolog,  obgleich  es  zu 
verwundem  ist,  dass  er  stets  an  der  Nichtcontagiosität  des  Puerperalfiebers  fest- 
hielt  und  eine  antiseptische  Behandlung  von  Wöchnerinnen  als  völlig  ttberftAsng 
verwarf.  Er  schrieb  eine  grosse  Anzahl  sehr  geschätzter  Journal- Artikel ,  von 
welchen  wir  hier  als  die  bedeutendsten  hervorheben:  „Beschoumngen  over  de  door 
kunst  verwehte  baring"  (1848)  —  „Bydrage  tot  de  kephalothrypsie"  (1850)  — 
„Verdient  de  warme  uterus-douche ,  als  middel  tot  het  vroegtydig  vervoekken 
der  baring,  de  voorkeur  boven  iedere  andere  methode"  (1851)  —  „Ecdampsie 
in  de  8'*"  maand  der  zicangerschapj  zonder  uraemie  of  albuminurie  met  doode- 


LEHMANN.  659 

lyJcen  uitgang^  (1862)  —  „Over  de  vezelgezweUen  der  bjaarmoeder  voomamelyk 
ah  kinderpaal  der  haring"  (1854)  —  „Bydrage  tot  de  strictura  uteri^  (1855)  — 
„Over  de  vroegtydtge  door  Icunat  verwekte  baring  volgens  de  methode  van 
Schweighäuser 'Cohen*^  (1855)  —  „Jets  over  retroflexio  uteri^  {l^b^)  — 
„  Beschouunngen  over  de  febris  puerperalts"  (1858;  französisch  von  DiEUDONNÄ, 
Brüssel  1858)  —  f,Over  de  transfasio  sangutnü  hy  hloedvloeying  na  de  ver- 
lossing" (1859)  —  „Denkheelden  over  het  ontstaan  van  en  de  behandeling  by 
retentto  placentae"  (1860)  —  „Over  het  uüeenwyken  (diductio,  diastasis)  der 
kraakbeenachtige  geledingen  van  het  bekken  geaurende  de  baring"  (1861)  — 
„Bydrage  tot  de  kennis  der  rupturen,  van  baarmoeder  en  scheeae"  (1861)  — 
jfEenige  opmerking&n  tot  de  leer  'der  decapitatie  of  detruncatie"  (1864)  — 
„Over  de  bepaling  der  dierlyke  wärmte  by  puerperaal-processen"  (1865)  — 
„  Bydrage  tot  de  bloedvloeyingen  by  placenta  praevia  en  hären  invloed  op  het 
afsterven  der  vrucht"  (1868)  —  „Twee  waamemingen  van  vemauwin^g  des 
bekkens  met  doodelyken  uitgang  voor  moeder  en  kind  gedurende  den  actus  der 
baring^  (1869)  —  ^Multüoculair  kystengezwel  van  het  rechter  ovarium.  Misslag 
in  de  diagnose  enz,  ovariotomie  post  mortem"  (1870)  —  „Drie  uxiamemingen 
van  Sectio  caesarea  met  gelukkig  gevolg  voor  de  hinderen  en  waaronder  eene 
met  hehaud  van  de  moeder"  (1870) '  —  „Atresia  uteri  gedurende  de  baring" 
(1871)  —  „Over  de  sterfte  der  kraamvrauwen  gedurende  de  maanden  Ma^rt, 
April  en  Mei  1873  op  de  kraamzaal  te  Amsterdam"  (1873)  —  „Over  de 
keering  by  een  voorliggend  hoofd  in  een  naauw  bekken"  (1873)  —  „Buptu/ra 
tUeri  spontanea  gedurende  den  a^ctus  der  baring,  Extractio  manualis  eener 
voldragen  doode  irucht  uit  de  buikholte,  Oenezing"  (1877)  —  „Bydrage  tot 
de  amputatio  colli  uteri"  (1877)  —  ,iEen  nieuwe  tampon  voor  de  verloskundige 
praktyk"  (1878)  —  „Over  prolapsus  uteri  gedurende  de  zwangershap  en 
baring*'  (1879)  —  „Over  de  behandeling  van  hydrops  gedurende  de  zwanger- 
achap  ^en  ecclampsia  uraemica  met  subcutane  injectien  van  Murias  pilo- 
carpini"  (1880)  —  „Eene  drielingsgeboorte  met  hindemissen^  (1880).  Ausser- 
dem besitzen  irir  von  ihm  viele  Referate  und  Recensionen  und  auch  kleinere 
eaMiistische  Mittheilungen,  in  denen  er  sich  stets  als  ein  sehr  wisaenschaftlioher 
Mann  von  grosser  Belesenheit  gezeigt  hat.  q  ^  Daniels 

"^Lehmann,  Louis  L.,  Sanitätsrath  und  Badearzt  zu  Oeynhausen  (Rehme) 
in  Westfalen,  ist  am  29.  Februar  1824  in  Werne  (Reg.-Bez.  Münster)  geboren, 
studirte  von  1845  an  in  Bonn,  Würzburg,  Prag,  Berlin,  promovirte  1849,  war 
seit  1850  Assistent  der  geburtshilfl.  Klinik  in  Bonn,  von  1852  bis  1855  in  der 
Wasserheilanstalt  Rolandseck  und  ist  seit  dieser  Zeit  an  seinem  jetzigen  Wohnorte. 
Schriften:  „Soolthermen  zu  Bad  Oeynhausen  und  das  gewöhnliche  Wasser  zur 
Anbahnung  einer  vergleichenden  Balneologie^  (Oöttingen  1856)  —  nJ^<^  Sool- 
dunstbad  in  Oeynhausen  und  das  gewöhnliche  Wasserdampfbad"  (Ebenda  1857)  — 
„EinßtMs  der  bis  zur  Erschöpf  ung  fortgesetzten  Bewegung  auf  den  Stoffwechsel" 
(gekrönte  Preisschrift,  Ebenda  1859)  -r—  „Bäder-  und  Brunnenlehre.  Zum 
Gebrauche  für  Aerzte  und  Studirende^  (Bonn  1877)  —  „Die  chronischen  Neu- 
rosen als  klinische  Objecte  in  Oeynhausens  (Bonn  1880);  ferner  eine  Anzahl  das 
Bad  monographisch  behandelnder  Schriften  (1858 — 81).  Von  1853  an  erschienen 
Arbeiten  von  ihm  (Archiv  fOr  gemeins.  Arbeiten  von  Vogel,  Nasse,  Benekb,  I,  II): 
Ueber  die  Wirkung  warmer  Sitzbäder  und  über  die  Aufnahme  von  Wasser  im 
Bade  durch  die  Haut.  Ausserdem  zahlreiche  Abhandlungen  in  Vibchow's  Archiv, 
Moleschott's  Untersuchungen,  Frebichs'  und  Leydbn's  Zeitschr.  u.  A.  m.     -^^^ 

Lehr,  Georg  Philipp  L. ,  geb.  1756  zu  Frankfurt  a.  M.,  promovirte 
1779,  wurde  Arzt  in  Frankfurt  1779,  Stiftsarzt  1782  bis  zu  seinem  Tode  am 
Ö.  Mai  1807.  Er  vermachte  14.000  fl.  zum  Besten  des  SENCKENBKRo'schen 
medicinischen  Instituts,  davon  9000  fl.,  um  von  deren  Zinsen  unentgeltliche  botanische 
Vorlesungen   zu   veranstalten,    und   erwarb   sich   Verdienste    um  Einführung   der 

42* 


1 


660  LEHMANN.  —  LEIBNIZ. 

Kuhpocken-ImpfuDg  in  Frankfurt.  Schrift:  „Prüfung  der  Schutz^  oder  KuK- 
blatteni  durch  Gegenimpfung  mit  Kinderhlattem  von  Hofraih  Sömmerring 
und  Dr.  Lehr**  (Frankfurt  a.  M.,   1801).  W.  Stricker 

Lehr,  s.  a.  Laehr. 

*  Lehmann ,  Julius  L.,  ist  am  6.  Mai  1836  in  Kopenhagen  geboreu, 
Btudirte  daselbst  und  später  in  Berlin,  Wtirzburg,  Paris.  Promovirt  1862,  wirkt 
er  in  Kopenhagen  als  Communearzt ,  als  Arzt  beim  königl.  Waisenhause  und  bei 
der  pneumatischen  Anstalt.  Seit  1882  ist  er  Mitglied  des  königl.  Geaundheits- 
CoUegiums,  seit  1871  Redactenr  der  „Bibliothek  for  Laeger^'.  Aus  seiner  Feder 
stammen  folgende  monographische  Arbeiten :  ;,  Om  Perinephritis^  (Dissert.,  1862)  — 
„  Lungesvindsotens  Aar  sager ,  Udbredelse  og  hygieinishe  Behandling**  (1880; 
in's  Deutsche  übersetzt  von  Schümachbe  :  „Die  Lungenschwindsucht,  ihre  ürsaehen, 
Verbeitung  und  ihre  hygienische  Behandlung",  Hamburg  1881)  —  „Bidrag  tu 
Belysning  af  Sygeligheden  i  Skoleme"  (1881)  —  „ündersögelser  om  Döddig- 
keden  af  Lungesvindsot  i  Kföbenhavn"  (1882;  tibersetzt  in  der  Deutsch.  Viertel- 
jahrschr.  für  öflfentl.  Gesundheitspflege,  Bd.  XIV).  Petersen. 

Leibniz»  Gottfried  Wilhelm  Freiherr  von  L. ,  gebore  den  6.  Juli 
1646  zu  Leipzig,  studirte  hier,  sowie  in  Jena  Philosophie  und  die  Rechte,  pro- 
movirte  1666  zum  Dr.  juris,  trat  1667  in  die  Dienste  des  Kurfürsten  von  Mainz 
als  Rath  beim  höchsten  Gerieht,  lebte  von  1672  ab  vier  Jahre  lang,  theite  diplo- 
matischer Geschäfte  halber,  theils  zu  mathematischen  Studien  in  Paris,  wurde  luit 
HuYGENS,  BOYLE  Und  NEWTON  bekannt,  ging  1676,  als  Bibliothekar  und  Historio- 
graph,  vom  Herzog  Johann  Friedrich  von  Braunsohweig-Lüneburg  engagirt, 
nach  Hannover,  trat  durch  diese  Stellung  in  Verbindung  mit  der  Kurftirstin  Sophie 
und   ihrer  Tochter   Sophie  Charlotte,    der   nachmaligen    ersten  Königin  von 
Preussen,   und  veranlasste  bekanntlich  1700    die  Stiftung   der  Berliner  Akademie 
der  Wissenschaften,    deren    erster   Präsident   er   war,    ohne   seinen   Wohnsitz  in 
Hannover  aufzugeben,  wo  er  am  14.  December  1716  starb.    L. ,  einer  der  viel- 
seitigsten Gelehrten  und  genialsten  Köpfe,  weltberühmt  als  Philosoph,  Mathematiker 
und  Staatsmann,    beansprucht   auch  als  Naturforscher  und  Arzt  eine  gewisse  Be- 
deutung ;  einmal  indirect  durch  den  Einfluss,  welchen  sein  bekanntes  System ,  die 
Monadenlehre,  nicht  blos  auf  den  Gang  und  die  Richtung  der  Studien  des  18.  Jahr- 
hunderts überhaupt ,  sondern  speciell  auch  auf  die  Medicin  und  Naturwissenschaften, 
wenn   auch  nicht   in   sehr   bedeutendem  Grade,    ausgeübt   hat,    insofern   nämlieh 
als  zweifellos  der  STAHL'sche  „Animismus",  sowie  der  später  auftauchende  „Vita- 
lismus" in  dem  L.^schen  System  wurzelten.    Auch  die  Entdeckung  der  Irritabilität 
durch  Hallee  schien  in  gewissem  Maasse  zur  Bestätigung  der  L. 'sehen  Lehren  zu 
dienen.    Dann  aber  hat  L.,  wie  Marx  ausführlich  nachgewiesen,  auch  ganz  direet 
um  die  Medicin  sich  verdient  gemacht.   Er  unterhielt  einen  lebhaften  Verkehr  mit 
den  angesehensten   Aerzten   seiner  Zeit  und    nahm  an  deren  Arbeiten,    sowie  an 
den   die  Medicin   damals  bewegenden  Tagesfragen   regen  Antheil.     Er   versprach 
sich  viel  von  einer  medicinischen  Zeitgeschichte,   von  einer  jährlichen  Zusammen- 
stellung der  wichtigsten  meteorologischen  Verhältnisse,  Naturereignisse  und  epide- 
mischen Krankheiten.    Von  ihm  ging  der  Vorschlag  aus,  dass  jährlich  sämmtliche 
Aerzte  Preussens  an  die  Berliner  Akademie  Berichte  über  alle  Zweige  der  Medicinal- 
Statistik  einschicken  sollten,  ein  Plan,    der  erst  viel  später,    in  einem  Edict  von 
1750,  verwirklicht  wurde.    L. ,  der  über  die  Aufgaben  der  Heilmittellehre,    über 
die  Wirkungen   der   wichtigsten  Arzneien    durchaus   sachkundig  urtheilt,    plaidirt 
auch  für  eine  Begründung  der  exacten  Methode,  für  Anwendung  der  mathematischen, 
physikalischen  und  chemischen  Forschungen,  sowie  für  Benutzung  des  Mikroskops 
in  der  Medicin. 

Marx,  G.  W.  L.  in  seinen  Beziehungen  zur  Arznei  Wissenschaft  in  AbhandL  der 
kgl.  Societät  der  Wissensch.  in  Göttingen.  1859,  YIU,  pag.  103.  —  Allgem.  Deutsch, 
Biogr.  X7I1L  PageL 


I 
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LEICHNEB.  —  LKIDEKFEOST.  661 

Leiclmer,  Eckard  L.,  geboren  ia  Salzungen  (Thüringen)  am  15.  Janu&r 
1612,  war  Anfangs  Theolog,  studirte  dann  seit  1633  in  Strassburg,  seit  1636 
Medicin  in  Jena  bei  RolfinK,  prakticirte  in  Weimar,  Sondershausen,  Nordhausen 
und  Ohrdruff  bei  Gotha,  promovirte  1643  in  Jena  und  erhielt  1646  eine  Professur 
in  Erfurt,  1658  noch  das  Stadtphysicat.  Er  starb  hier  am  29.  August  1690. 
L.  war  Gegner  Habvey^s,  sowie  des  Stlviüs  und  seiner  ohemiatrisohen  Theorieen. 
Von  seinen  zahlreichen  Schriften  —  meist  kleineren  Dissertationen  und  akademischen 
Gelegenheitflgohriften ,  deren  die  Biogr.  m6d.  im  Ganzen  57  aufzählt  —  sind  die 
wichtigerten:  ;y2>6  motu  sanguinis  exercitatio  anti-harveiana"  (Arnstadt  1645; 
Jena  1653;  Arnstadt  1665)  —  „De  atomorum  mbcoelesHum  syndtacrasi  exer- 
cüaiumea^  (Erfurt  1645)  —  „De  generatione  seu  propagcUiva  animalium, 
plantarum  et  mineralium  multiplicatione  in  genere  eic,*^  (Ibid.  1649)  —  „De 
indwisUnU  et  totdli  cujusque  anintie  in  toto  euo  corpore  et  singulia  efua  parttbus 
eocigtentia  etd'^  (Ibid.  1650)  —  „Epicrisia  medico-analytica  euper  undecim  dispu- 
tationibus  medicis  Francieci  de  le  Bo'e  Sylvii"  (Ibid.  1676). 

Biogr.  in6d.  V,  pag.  567—569.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  145.  —  Prantl 
:  in  Allgem.  Deutsch.  Blogr.  XVIII,  pag.  214.  p    , 

X    g  1. 

* Leiobtenstem,  Otto  L.,  zu  Köln  a.  Rhein,  ist  am  14.  October  1845 
zu  Ingolstadt  a.  d.  D.  geboren,  studirte  in  München,  promovirte  daseibat  1869, 
besuchte  später  noch  die  Universitäten  und  Hospitäler  von  Würzburg,  Wien,  Prag, 
London,  Edinburg,  Dublin,  Paris,  Lyon  u.  s.  w.,  war  von  1869 — 71  Assistenzarzt 
und  Docent  in  München,  1871 — 72  provisorischer  Director  der  med.  Klinik  in 
Tübingen,  1871 — 79  Prof.  e.  o.  der  Medicin  daselbst  und  wurde  1879  als  Ober- 
arzt der  med.  Abtheilung  des  Bürgerhospitals  nach  Köln  berufen.  Seine  haupt- 
sächlichsten literarischen  Arbeiten  sind :  „Das  Volumen  der  unter  verschiedenen 
Umständen  ausgeathmeten  Luft^  (Zeitschr.  f.  Biol. ,  1871)  —  „Physikalisch- 
diagnostische  Bemerkungen  zu  Luschkc^s  Lage  der  Bauchorgane"  (Deutsche 
Klinik,  1871)  —  „  Ueber  Darm-Invagination"  (Prager  Viertel) ahrschr.,  1873,  74)  — 
„Diagnose  der  Hernia  diaphragmat,"  (Berliner  klin.  Wochenschr. ,  1874)  — 
„  Ueh^  asthenische  Pneumonie"  (Volkmann's  Samml.  klin.  Vorträge,  1875,  Nr.  82). 
Für  V.  Ziemssen's  Handb*  d.  spec.  Path.  u.  Ther.  (VII)  lieferte  er :  „  Verengerungen, 
V er  Schliessungen ,  Lageveränderungen  des  Darmes"  —  „Klinik  des  Leber- 
krebses", und  für  Gerhardt's  Handb.  der  Kinderkrankh.  (II,  III):  „Parotitis 
epidemica"  —  „Krankheiten  der  Pleura".  Eine  besondere  Monographie  von 
ihm  ist :  „  Untersuchungen  über  den  Hämoglobingehalt  des  Blutes  in  gesunden 
und  kranken  Zuständen"  (Leipzig  1878).  Von  neueren  Journal- Aufsätzen  führen 
wir  noch  an :  ;,  Ueber  da^  Vorkommen  und  die  Bedeutung  supernumerärer  Brust- 
warzen und  Brüste"  (Vjbchow*s  Archiv,  1878)  —  „Ueber  die  Lehre  von  der 
Ansteckungsfähigkeit  der  Schwindsucht  im  Alterthum,  Mittelalter  und  Neuzeit" 
(Rhein.- Westfäl.  Correspondenzbl. ,  1883)  —  „Ueber  Anchylostoma  duodenale 
bei  den  Ziegelarbeitem  der  Umgebung  Kölns"  (Deutsche  med.  Wochenschr., 
1885).  Dazu  noch  verschiedene  Aufsätze  in  der  Zeitschr.  f.  rat.  Med.  (1869), 
Deutsch.  Archiv  f.  klin.  Med.  (XII,  XXI,  XXV),  Württemb.  Correspondenzbl.  (1873), 
Berliner  klin.  Wochenschr.  (1881),  Deutsch,  med.  Wochenschr.  (1882,  84,  85), 
ujid  Arbeiten  seiner  Schüler  und  Assistenten.  'Re^, 

Leidenfrost,  Johann  Gottlob  L. ,  geboren  zu  Ortenberg  (Grafschaft 
Stolberg-Rossla)  am  24.  November  1715,  studirte  in  Giessen,  Leipzig  und  Halle, 
promovirte  an  letzterer  Universität  1741,  machte  wissenschaftliche  Reisen,  prakti- 
cirte eine  Zeit  lang  in  Berlin,  nahm  während  des  ersten  schlesischen  Krieges 
militärärztliche  Dienste  bei  der  preussischen  Armee  und  wurde  1743  ord.  Prof. 
der  Medicin  in  Duisburg,  in  welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  am  2.  December 
1794  erfolgten  Tode  verblieb.  L.  war  ein  tüchtiger  Arzt  und  guter  Beobachter. 
Auch  als  Physiker  und  Chemiker  ist  er  nicht  unbedeutend.  Bekannt  ist  der 
„Leidenfrost*sche    Versuch",    beschrieben   in:    „De    aquae    communis   nonnullis 


662  LEIDENFROST.  —  LEISBINK. 

qualitatüms  tractatus"  (Duisburg  1756).  Die  Zahl  der  von  L.  hiaterlaaseiien 
Schriften  ist  eine  grosse.  Die  meisten  sind  Dissertationen  und  kleinere  Abhand- 
liingen,  im  Ganzen,  nach  dem  Dict.  bist.,  etwa  72.  Erwähnenswerth  sind  die 
„Dia»,  de  morho  convidsivo  epidemico  Qermanorumy  vtdgo  die  Kriebelkrankheit" 
(Duisburg  1771)  und:  f,De  dyeenteria  quae  anno  1779  lote grassata  e9t*^  (Ibid. 
17H0).  Eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  erschien  u.  d.  T. :  „Opmcula  physico- 
ckimica  et  ntedica,  ontehac  seorsim  edita,  nunc  post  ejus  obüum  coüecta" 
(Vol.  I— IV,  Lemgo  1797—98,  8.). 

Biogr.  mW.  V.  pag.  5G9— 571.  —  l>ict.  hiat.  in,  pag.  421—427.  —  AUgom.  Devtsoh. 
Biogr.  XVm.  pag.  215.  PgL 

^Leidesdorf,   Max  L. ,   geboren  1819  zu  Wien,   dort  auch  aasgebildet 

und  1845  promovirt,  wirkt  als  Docent  und  Professor  an  der  Wiener  ünivefrsität 

seit  1857  uud  wurde  zum  Vorstände  der  psychiatrischen  Klinik  daselbst  im  Jahre 

1875  berufen.  Neben  kleineren  Publicationen  sind  seine:  „Psychiatrischen  Studien'^ 

und  sein  „Lehrbuch  der  psychischen  Krankheiten''  speciell  aufzu^hren. 

Wernich 

*Leidy,  Joseph  L.,  zu  Philadelphia,  ist  daselbst  am  9.  September  1823 
geboren,  studirte  auch  dort  Medicin,  zunächst  unter  Leitung  von  Dr.  James  Mc 
Clintock  und  Paul  B.  Goddard,  dann  an  der  dortigen  medlcinisohen  Facultät, 
von  der  er  1844  als  Dr.  med.  graduirt  wurde,  widmete  sich  nach  beendigen 
Studien  noch  speciell  vergleichend  -  anatomischen  Forschungen  und  wurde  1846 
Prosector  der  Anatomie  am  Franklin  Med.  Coli.,  1853  Professor  der  Anatomie 
an  der  Universität,  1871  Professor  der  Naturwissenschaften  am  Swarthmore  Coli. 
seiner  Vaterstadt.  Seine  literarischen  Arbeiten  beziehen  sich  nur  auf  Gegenstände 
aus  seinen  Specialgebietcn  und  sind  theils  kleinere  Flugschriften,  theils  mehrbändige 
Werke.  Als  die  wichtigeren  nennen  wir:  „Flora  and  fauna  within  living 
animals"  (1853)  —  „Ancient  fauna  of  Nebraska''  (1853)  —  „Memoir  an 
the  extinct  slotJi  trlbe  of  North- America"  (1855)  —  „Cretaceous  reptiles  of  tJie 
United  States^  (1865)  und  andere  Schriften  über  vorweltliche  Wirbelthiere  n.  s.  w. 

Atkinson,  pag.  136.  •    Pgl- 

Lelgh,  Charles  L. ,  geboren  etwa  1650  in  Grange  (Laneashire) ^  pro- 
movirte  in  Cambridge,  prakticirte  zuerst  in  Lancashire,  später  in  London,  wo  er 
1685  Mitglied  der  Royal  Society  wurde  und  etwa  1710  starb.  L.  war  Chemiatier 
und  beschäftigte  sich  viel  mit  Versuchen  tiber  die  Verdauung.  Seine  bezflglieliea 
Arbeiten  sind  veröffentlicht  in  den  Phiios.  Transact.  Ausserdem  verfaaste  er: 
„Phthisiologia  Lancastriensis  cum  tentamine  philosophico  de  mineroUtbus 
aquis  elc.*^  (London  1694;  Genf  1727)  —  „Exercitationes  V  de  aquis  minera- 
liöus,  thermis  calidis,  morbis  acutis,  intermitteniibus,  hydrope"  (Ibid.  1797)  — 
„The  natural  hisiory  of  Lancashire  etc."  (Oxford  1700). 

Biogr.  m6d.  V.,  pag.  570.  Pgl. 

*Leijer,  Jesper  Gustaf  L.,  geboren  in  West-Gothland  1823,  studirte 
in  üpsala  unter  L*»R.  Hvasser  und  in  Stockholm  unter  Magn.  Hüss  und  le^e 
das  medicinische  Licentiatexamen  1855  in  Upsala  ab.  Er  wbkte  als  Hospitalanst 
in  Wisby  auf  der  Insel  Gothland  von' 1858 — 82,  und  als  Regimentsarzt  des  goth- 
ländischen  Landsturmes  seit  1864  und  hat  ausserdem  mehrere  für  diese  Insel 
wichtige  Unternehmungen  durchgesetzt  und  als  Abgeordneter  der  Stadt  Wisby  an 
zehn  schwedischen  Reichstagen  Th eil  genommen.  Seine  Schriften  sind:  „Tre  sjuk- 
domsbevätteLer"  (Hygiea,  Bd.  XXIX)  —  »Tre  sjukdonisberättelser**  (Ebenda, 
Bd.  XXX)  ~  „Fall  af  ovariotomi"  (Ebenda,  Bd.  XXXI)  —  „Fall  af  e^rUero- 
tomi  vid  cancer  recti'*  (Ebenda,  Bd.  XXXIV)  und  Mittheilungen  in  den  Rapporten 
an  die  kgl.  Medicinalverwaltung.  Hedenia?. 

Leisrink,  Heinrich  Wilhelm  Franz  L.^  war  zu  Hamburg,  am  24.  Juli 
1845  geboren,  studirte  in  Göttingen  und  Kiel,  war  Assistent  an  der  chirurgischen 


LEISBINK.  —  LELÜT.  663 

Abtbeiinng  des  allgemeinen  Krankenhauses  zu  Hamburg,  wurde  1868  Doctor, 
▼erliess  die  Assistentensfelle  am  Hamburger  Erankenhause,  um  freiwillig  als  Arkt 
den  Feldzug  von  1870  mitzumachen,  Hess  sich  darauf  als  Arzt  in  seiner  Vater- 
stadt nieder  und  widmete  sich  vorwiegend  chir.  Praxis,  grflndete  die  Poliklinik  des 
Vaterländischen  Frauenhilfsvereins  und  später  die  allgemeine  Poliklinik,  stand 
der  chir.  Abth.  derselben  zeitweilig  vor  und  wurde  Oberarzt  der  chir.  Abth.  des 
Israelit.  Krankenhauses  1879.  Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  sind  anzufahren, 
ans  dem  Archiv  f.  klin.  Chir.  (XII,  XIV,  XXV,  XXVI,  XXVIII):  „Zur  Stafütik 
der  Hüftgelenks- Resection  bei  Caries  und  Ankylose"  —  ^Studien  über  Fracturen** 
—  „Bericht  der  chir.  Abtheilung  des  israelitischen  Krankenhauses'*  —  „Bei- 
träge zur  Chirurgie"  (aus  dem  letzteren  zusammen  mit  Alsbbbg).  Es  finden  sich 
ferner  von  ihm  in  der  Deutsch.  Zeitschr.  f.  Chir. ,  dem  Centralbl.  f.  Chir. ,  der 
Berliner  klin.  Woohenschr. ,  der  Deutsch.  Medicinal-Ztg.  Berichte  aus  der  poli- 
klinischen und  Privatpraxis  (1873),  aus  der  chir.  Poliklinik  des  Frauen-Hilfs- 
vereins zu  Hamburg  für  1872 — 78,  aus  dem  Israelit.  Krankenhause  und  Mit- 
theilungen über  Operation  der  Atresia  ani  (1872),  über  die  Entzündung  der 
Mamma  bei  jungen  Männern  (1873),  Ligatur  der  Art.  femor.  bei  Elephantiasis  cruris, 
Bhinoplastik  (1877),  zur  Spray-Frage  (1881),  Wundbehandlung  mit  Jodoformgaze 
(1882)  und  (zusammen  mit  M(ELC£  und  Kokagh)  über  Sphagnum  und  Torf  als 
Verbandmaterial  ^1882),  den  Torfmoos- Verband ,  den  Torfmoosfilzplatten- Verband 
(1884),  den  Jodoform-Torfmoos-Verband  (1885).  Von  anderweitigen  Abhandlungen 
sind  anzufiihren:  „Die  Transfusion  des  Blutes"  (R.  Volkmann's  Samml.  klin. 
Vorträge,  Nr.  41),  nebst  neueren  Mittheilungen  darüber  (1873)  —  „Die  moderne 
Badical'Operation  der  UiUerleüsbrüche"  (1883).  Im  besten  Mannesalter  wurde 
L.,  von  dem  noch  viele  gediegene  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie  zu 
erwarten  waren,  am  20.  März  1885  vom  Tode  dahingerafft.  q 

Leithoff,  Matthias  Ludwig  L.,  zu  Lübeck,  war  daselbst  am  22.  Mai 
1778  geboren,  litt  als  Kind  Jahre  lang  an  einer  schmerzhaften  Verkürzung  der 
Sehnen  des  linken  Beines,  studirte  seit  1797  in  Jena  und  Göttingen,  verweilte 
1800  zur  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  in  Erfurt  und  vollzog  damals  mit 
Hilfe  von  ihm  selbst  erfundener  Vorrichtungen  eine  orthopädische  Selbstcur  seines 
immer  noch  schwächlichen  Fusses.  1801  nahm  er  seine  Studien  in  Jena  wieder 
auf,  hörte  LoDBa  und  Frokiep,  wurde  während  einer  längeren  wissenschaftlichen 
Reise  des  Letzteren  zu  seinem  Vertreter  in  der  Entbindungsanstalt  mit  dem  Titel 
^Snbdireetor^^  ernannt,  promovirte  1803  mit  der  Dissertation:  „Meletemata  quae- 
datn  obstetricia" ,  trieb  eine  Zeit  lang  Augenheilkunde  bei  Babr  in  Wien  und 
Hess  sich  1804  in  seiner  Heimath  nieder,  wo  er  sich  besonders  mit  Chirurgie  und 
Orthopädie  befasste.  Er  gründete  1818  ein  orthopädisches  Institut  (neben  Hblvb's 
Anstalt  in  Würzburg  die  zweite  Deutschlands),  in  dem  bis  zum  Jahre  1844,  wo 
ea  geschlossen  wurde,  gegen  300  Kranke  behandelt  worden  sind:  Er  starb  am 
20.  November  1846. 

Allgem.  Deutsch.  Biogr.  XVIII,  pag.  2•^^.  Pgl. 

Le  Jumeau  de  Kergaradec,  s.  Kergaradbc,  Bd.  III,  pag.  574. 

Lelut,  Louis-Francisque  L.,  zu  Paris,  war  am  15.  April  1804 
zu  Oty  (Haute-Saöne)  geboren  und  stammte  aus  einer  Aerzte -Familie.  Er  studirte 
in  Paris,  wurde  1827  Doctor  und  widmete  sich  besonders  der  Physiologie  in 
Verbindung  mit  der  Philosophie  und  den  Geisteskrankheiten,  wurde  Arzt  des  Hospice 
Bic^tre,  später  der  Salpetriöre  und  Mitglied  der  Acad.  des  sc.  morales  et  politiques 
seit  1844,  der  Acad.  de  m6d.  seit  1852^  sowie  des  Conseil  d'hygiöne  publique  et 
de  8alubrit6.  Von  seinen  Arbeiten  sind  anzuführen:  „Recherches  des  analogies  de 
la  folie  et  de  la  raison"  (Gaz.  m6d.,  1834)  —  „Quest-ce  que  la phrdnologie  etc." 
(Paris  1836;  Brüssel  1837)  —  ^Induction  sur  la  valeur  des  altdrations  de 
Venciphale   dans   le  dtlire  aigu  et  dans   la  folie"    (1836)  —  „Du  dSnion  de 


664  LELÜT.  -  LEMBKE. 

Socrate,  etc.**  (1836)  —  „De  Vorgane  phrinologique  de  la  deHruction  chez 
les  am'mavx,  etc.**  (1838)  —  „Rejet  de  Vorganologie  phrinologique*'  (1843; 
2.  6d.  u.  d.  T. :  „  La  phrinologie,  son  histoire,  ses  aysthnes  et  sa  condamnation^j 
1853)  —  „L'amulette  de  Pascal**  (1846)  —  „Petit  traitd  de  VSgaliti  (1857)  — 
„Physiologie  de  la  pens^e*"  (2  voll.,  1862);  ausserdem  Abhandlungen  aus  der 
Psychologie,  Physiologie,  Ethnologie  u.  s.  w. ,  Gedichte  und  nicht- medidnisebe 
Schriften.  Er  war  Mitglied  des  Conseil  g^neral  seines  Departements  und  Mitglied 
verschiedener  gesetzgebender  Versammlungen,  in  denen  er  namentlich  ftlr  das 
System  der  Einzelnhaft  von  Verbrechern  auftrat,  über  welchen  Gegenstand  er 
auch  verschiedene  Schriften  verfasst  hat.     Er  starb  am  25.  Januar  1877. 

Sachaile,  pag.413.  —  Vaporeau,  6. 6d.,  II,  pag.  113:1  —  Glaeser ,  pag.  442.— 
Calliaen,  XI,  pag.  220;  XXIX,  pag.  508.  6. 

Lemalre,  Joseph- Jean-Fran^ois  L. ,  Zahnarzt  zu  Paris,  war  am 
8.  März  1782  zu  Mayenne  geboren,  studirte  in  Paris,  wo  er  mit  grossem  Erfolge 
später  die  Zahnheilkunde  ausübte.  Er  schrieb:  „Le  dentiste  des  dames,  etc^ 
(Paris  1812;  1818;  1833,  av.  pL;  deutsch  von  G.  W.  Becker,  Leipzig  1820)  — 
„Traitd  sur  les  dents,  etc.**  (3  voll.,  Paris  1822 — 24).  Aus  dem  Englischen 
Übersetzte  er :  Joseph  Fox,  „  Histoire  naturelle  des  maladies  des  dents  de  Vesphce 
humaine  etc,**  (Ibid.  1821,  4.,  av.  23  pl.);  ausserdem  verschiedene,  die  Zahn- 
heilkunde betreffende  Aufsätze   in  Zeitschriften.     Er    starb   zu  Maisons  -  Alfort  am 

22.  Februar  1834. 

Biographie  universelle.  XXIV,  pag  61.  —  Callisen,  XI,  pag.  22*-i;  XXIX,  pag.  509. 

/  Lemaltre,  Rodolphe  L. ,  gebürtig  ans  Tonnerre  (Champagne),  lebte 
gegen  Ende  des  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  und  war  Arzt  von  Gaston 
d'Orl^ans,  dem  Bruder  Ludwig's  XIII.  L.,  der  um  1632  starb,  verfasste  u.  A.: 
„De  temporibus  humani  partus**  (Nfmes  1591)  —  „Fr^servatif  des  ßtvres 
malignes  de  ce  temps**  (Paris  1619;  Pont-ä-Mousson  1631)  —  „Oonseils  pri- 
servatifs  et  curatifs  contre  la  peste  etc,**  (Epinal  1632). 

Biogr.  m6d.  V,  pag.  571.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  11,  pag.  146.  PgU 

Lembert,  Antoine  L.,  geboren  zu  Nancy  am  19.  April  1802,  stadirie 
in  Paris  und  war  hier  Seuchenarzt  für  das  Seine-Dep.  Für  seinen  „Esaai  sur  la 
mdthode  endermique"  erhielt  er  1828  einen  Preis  von  5000  Frcs.  von  der  Aead. 
des  sc.  Ausserdem  ist  er  besonders  bekannt  durch  die  von  ihm  empfohlene  Darm- 
naht: „Nouveau  procedS  d* ent4roraphie**  (Rupert,  d'anat.,  1826).  Er  achrieb  noeh: 
„Exposd  sommaire  d'une  midecine  nouvelle  par  la  voie  de  la  peau  privee  de 
son  dpiderme**  (Archiv.  g6n.,  1824)  —  „Propositions  sur  le  systhne  nerveux^ 
(Th^se  de  Paris,  1828)  —  „Dans  guel  cas  la  doctrine  de  la  d4rxvation  et  de 
la  r^vulsion  est-elle  applicable?**  (Ebenda  1835).    Er  starb  1851. 

Dechambre,  2.  S6rie,  11,  pag.  146.  Pgl. 

Lembert,  J.  B.  L.,  geboren  zu  Verdun  am  30.  September  1804,  studirte 
in  Paris  und  promovirte  daselbst  1833  mit  der  Schrift:  „Propositions  sur  quelques 
points  de  m^dtcine  et  de  Chirurgie**,  in  der  34  Sätze  in  Gestalt  von  Aphorismen 
aus  den  verschiedensten  Gebieten  der  Medicin  und  Chirurgie  aufgestellt  wareo- 
Dann  liess  er  sich  in  Paris  nieder ,  bekleidete  dort  30  Jahre  lang  die  Arztstelle 
am  Bureau  de  bienfaisance  des  7.  Arrondissements  und  20  Jahre  die  Stellung*  am 
Hop.  Saint-Merry.  AuFserdem  war  er  in  verschiedenen  öffentlichen  Aemtem  thätig. 
1863  wurde  er  Vice-Prflsident ,  1864  Präsident  der  Soc.  m^dicale.  Er  starb  am 
14.  Juni  1865. 

Union  m6d.  1865,  XXVII,  Nr.  HO,  pag  527.  PgrK 

Lembert,  s.  a.  Lambert. 

Lembke,  Johann  L.,  zu  Greifswald,  war  am  3.  Januar  1686  zu  Barth 
i  n  Pommern  geboren,  begann  schon  auf  dem  Gymnasium  in  Stettin  sich  mit  Medicin 


L£UBK£.  -  L&MBBY.  665 

2u  besohftftigen,  gtudirte  dann  in  Wittenberg  und  seit  1709  in  Oreifswald.  Nach- 
dem er  2  Jahre  lang  den  als  Leibarzt  mit  nach  Schweden  gegangenen  Prof.  Ejlrl 
Frieds.  Luther  in  Stettin  vertreten  hatte,  wurde  er  in  Qreifswald  1713  zum 
Lic.  und  1715  zum  Prof.  ord.  der  Mediein  ernannt.  Das  med.  Doctordiplom  wurde 
ihm  von  Rostock  zugesandt.  Unter  seinen  Schriften  befindet  sich,  ausser  18  Disser- 
tationen und  Programmen,  nur  ein  ^Compendium  physicae  theoretico-experimen- 
talig,  in  tUum  auditorum  concinnatum ,  etc."  (Greifs wald  1733).  Er  starb  am 
30.  April  1746. 

Scheffel,  pag.  S^46.  —  Biederstedt  (II),  4,  pag.  108.  G. 

LemcheBy  Johan  Magnus  L.,  geboren  in  Smäland  1811,  bekam  den 
Ehrenplatz  bei  der  medicinischen  Doctorprorootion  in  Upsala  1837,  war  Arzt  am 
allgemeinen  Garnisonskrankenhause  1839 — 42,  wurde  später  Bataillons-  und  end- 
lich 1852  Regimentsarzt  in  Stockholm,  war  ein  sehr  beliebter  und  gesuchter 
Praktiker  bis  zu  seinem  Tode  1877.  Von  seinen  Schriften  sind,  ausser  üeber- 
setzungen ,  zu  bemerken :  „Sjukförslag  fr  an  allmänna  garnisonssjukhuset" 
(Hygiea  II),  sowie  verschiedene  Krankengeschichten  und  pathologische  Beobachtungen 
in  den  Jahresberichten  des  schwed.  ärztl.  Vereines,  den  neuen  Verhandlungen 
derselben  (Bd.  III)  und  in  den  Verhandlungen  der  skandinavischen  Naturforscher- 
versammlung (1863). 

Wistrand,  Brnzelins,  Edling,  pag.  428.  Hedenius. 

Lemery,  Nicolas  L.,  geboren  zu  Rouen  am  17.  November  1645,  lernte 
zuerst  die  Pharm acie  in  seiner  Vaterstadt,  setzte  dieses  Studium  1666  in  Paris  bei 
Glaser  fort,  hielt  sich  dann  3  Jabre  lang  in  Montpellier  zum  Studium  der  Mediein 
und  Naturwissenschaften  auf,  machte  Reisen  durch  ganz  Frankreich  und  kehrte 
1672  nach  Paris  zurück,  wo  er  Apotheker  und  zugleich  Privatlehrer  der  Chemie 
war.  Bei  Ausbruch  der  religiösen  Verfolgungen  musste  er  1683  als  Calvinist  sein 
Vaterland  verlassen,  begab  sich  nach  England,  kehrte  aber  1684  wieder  zurück, 
wurde  Prof.  und  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  und  Hess  sich  durch 
den  Widerruf  des  Edicts  von  Nantes  bewegen,  1686  zum  Katholicismus  überzu- 
gehen, um  seine  Stellung  nicht  zu  verlieren.  Er  starb  am  19.  Juni  1715.  L.  war 
der  vorzüglichste  Reformator  der  pharmaceutischen  Chemie  in  Frankreich  und  hat 
sich  dadurch  ein  besonderes  Verdienst  um  diese  Wissenschaft  erworben,  dass  er 
überall  Klarheit  zu  verbreiten  suchte,  die  barbarische  Sprache  abschaffte,  das  Ver- 
fahren bei  Bereitung  der  Arzneien  aaf  das  Sorgfältigste  beschrieb  und  nach  den 
Begriffen  seintr  Zeit  überall  die  Gründe  des  Verfahrens  angab.  Am  wichtigsten 
sind  folgende  Schriften:  „Gours  de  ckimie  etc."  (Paris  1 675 ;  Genf,  Amsterdam  etc., 
im  Ganzen  in  23  Auflagen,  resp.  Abdrücken;  englisch  London  1677;  1686;  1698; 
deutsch  Dresden  1698;  1754;  lateinisch  Genf  1681;  italienisch  Venedig  1700; 
1763).  Das  Buch  war  lange  Zeit  hindurch  ein  beliebter  Leitfaden  und  Wegweiser 
fttr  Pharmaceuten  und  Chemiker.  Ferner:  „Pharmacopie  universelle"  (Paris  1697; 
1706;  Amsterdam  1716;  Haag  1729;  Paris  1754;  1764;  italienisch  Venedig 
1720),  sowie:  „Dictionnaire  universelle  des  drogues  simples"  (Paris  1698; 
1714;  Amsterdam  1716;  Rotterdam  1727;  Paris  1733;  1759;  italienisch  Venedig 
1751 ;  deutsch  Leipzig  1721),  endlich  noch:  „TraitS  de  Vantimoine"  (Paris  1707; 
deutsch  Dresden  1709).  Ausserdem  veröffentlichte  L.  verschiedene  Aufsätze  in  den 
Verhandlungen  der  Academie  des  seiences. 

Louis  Lemery,  Sohn  des  Vorigen,  am  25.  Januar  1677  in  Paris 
geboren,  studirte  und  promovirte  hier  1698  mit  der  These:  „Ergo  propter  canis 
exortum  difficües  aestate  purgationes" ,  wurde  um  1700  Mitglied  der  Acad. 
des  sc,  1708  mit  der  Vertretung  von  Fagon  und  Berger  am  Jardin  du  Roi 
beauftragt  und  1710  Arzt  am  Hötel-Dieu.  1722  zum  königl.  Leibarzt  ernannt, 
war  er  seit  1731  (nach  dem  Tode  von  Gfoffboy)  Demonstrator  der  Chemie  am 
Jardin  du  Roi  und  starb  am  9.  Juni   1743.    Die  meisten  seiner  Arbeiten  bewegen 


666  LEMERY.  —  LE  MONNIER. 

sich  auf  dem  Gebiete  der  Chemie  und  sind  in  den  Verhandlungen  der  Acad.  des  sc. 
veröffentlicht.  Von  selbständig  erschienenen  nennen  wir  als  die  wichtigste  äea  in 
klaror  Sprache  geschriebenen  und  eine  FftUe.  von  Thatsachen  in  geordneter  Dar- 
stellung enthaltenden  „Tratte  des  altmens'*  (Paris  1702;  1705;  1709;  1755, 
2  voll.;  englisch  London  1704  und  1745).  Brwähnenswerth  ist  noch  die  „Diss. 
sur  la  nourriture  des  oa"  (Paris  1704;  Leyden  1709;  deutsch  Dresden  1711). 
Biogr.  m6d.  V,  pag.  571—74.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  147.  Pgl. 

/  Lemmens ,  L  i  e  v  e  n  s  L. ,  mehr  bekannt  als  LbvinüS  Lemniüs  ,  am 
20.  Mai  1505  in  Zierikzee  geboren,  studirte  in  Löwen  unter  Vesa.liö3  Medictn, 
doch  widmete  er  sich  auch  theilweise  der  Theologie.  Darauf  zog  er  nach  Italien 
und  England  und  etablirte  sich  1528  in  seinem  Geburtsorte  als  praktischer  Arzt. 
Nachdem  er^  fast  40  Jahre  als  solcher  wirksam  gewesen  war,  wurde  er  nach  dem 
Tode  seiner  Gattin  Geistlicher  und  starb  am  1.  Juli  1568.  Kurse  Zeit  vor  seinem 
Tode  wurde  er  durch  Erik  XIV.,  König  von  Schweden,  zum  Leibarzt  ernannt, 
nahm  jedoch  dieses  Amt  nicht  an  und  empfahl  dafür  seinen  Sohn  W  i  1 1  e  m  (s.  diesen) 
dem  Könige.  Er  schrieb:  „De  astrologia  Über  unus^  —  „De  termino  vitae 
liber^  —  „De  honesta  animi  et  corporis  oblectamento  tto.**  (Alle  drei  Antwerpen 
1554;  Jena  1587;  Frankfurt  1608;  1626;  Leyden  1638)  —  „De  occultn 
naturae  miraculis  libri  duo**  (Antwerpen  1559)  —  „De  habüu  et  constäutione 
corporis,  quam  Oraeci yfWJiv,  triviales  complexionem  vocant,  libri duo*'  (Antwerpen 
1561;  italienisch  Venedig  1567;  Erfurt  1582;  Jena  1584;  Frankfurt  1596; 
1604;  1619)  —  „De  miraculis  occuUis  naturae  libri  quatuor"  (Antwerpen 
1564;  Gent  1571;  Köln  1573;  deutsch  von  J.  Horscht,  Heidelberg,  s.  a.  wahr- 
scheinlich 1580  und  1588;  französisch  von  N.  Gohbry,  Paris  1567)  —  „De 
miraculii  etc.  acced.  De  vita  cum  animi  et  corporis  incolumitate  rede  instituenda 
liberunus*"  (Antwerpen  1681;  Köln  1581,  Frankfurt  1591;  1593;  1598;  1604; 
1611;  1655;  Leyden  1666).  In  diesem  letzteren  Buche  giebt  L.  hygienische 
Vorschriften  über  Wohnungsbau ,  Speisenbereftung  und  Nahrungsmittelfillschung, 
die  Pflicht  der  Behörden,  für  gesundes  Schlachtvieh  und  reines  Trinkwasser  zu 
sorgen  und  durch  Gesetze  dem  zu  frühen  Beerdigen  vorzubeugen.  Obgleich  seioe 
Vorschriften  hie  und  da  nicht  frei  von  Aberglauben  sind,  wie  dies  deutlich  aus 
seinen  Bemerkungen  über  den  Einflnss  der  Jahreszeit,  der  Windrichtung  und  der 
Temperatur  auf  die  Krankheiten  erhellt,  verdient  er  dennoch  den  Namen  de^ 
Hygienikers  seines  Jahrhunderts.  Auch  veröffentlichte  er  noch:  „Similitudinum  ac 
parabolarum  quae  in  Biblia  ex  herbis  atque  herboribus  desumuntur  dilucida 
explicatio^  (Antwerpen  1569  und  viele  andere  Auflagen  und  üebersetzungen)  und 
„De  Zeland'S  suis  commentariolus"  (Leyden   1611). 

Banga,  I,  pag.  40—59.  C.  E    Daniels. 

Zemmens,  Willem  L. ,  Sohn  des  Vorigen,  1530  in  Zierikzee  geboren, 
war  auch  in  seinem  Geburtsorte  als  prakt.  Arzt  wirksam  und  wurde,  statt  seine^s 
Vaters,  durch  Erik  XIV.,  König  von  Schweden,  zum  Leibarzt  ernannt.  Nachdem 
er  einige  Jahre  als  solcher  fungirt  hatte,  wurde  er  1568  bei  der  Entthronung 
Erik*8  ermordet.  Wir  kennen  von  ihm:  „Epistola  qua  obiter  docetur  educa- 
tionem  plus  efficere  in  animis  hominum  quam  aeris  amb lentis  aut  loci  quali- 
tatem^  (Antwerpen  1554;  Leyden  1638),  worin  er  seinem  Vater  Dank  sagt  für 
die  Dedication  seines  Buches:  „De  honeslo  animi  et  corporis  oblectamento." 

Banga,   1.  c.  C.  E.  Daniels. 

Le  Monnier,  Louis-Guillaume  L.,  Bruder  des  Astronomen  Pierre- 
Charles  L. ,  geboren  in  Paris  am  26.  Juni  1717,  wurde  1737  Mag.  art.  und 
promovirte  1740  in  Paris  zum  Dr.  med.,  war  mit  CASSfNi,  La.  Oatllb,  J&an- 
Jacques -Rousseau  befreundet  und  beschäftigte  sich  besonders  gern  .mit  botanischen 
Studien.  J758  wurde  er  Prof.  der  Botanik  am  Jardin  dii  Roi  und  1770  Leibarzt 
von  Ludwig  XVI.    mit   der  Verpflichtung,    in  Versailles    zu    wohnen.    In  dieser 


L£  MONNIBR.  —  LEKDEB.  667 

Stellung  maebte  er  eich  dturoh  EinfQhraDg  einiger  Pflanzenarten  verdient.  Beim 
Ausbrach  der  Revolution  1786  verlor  er  alle  seine  Aemter,  zog  sich  naoh  Mont- 
reuü  zurQck  und  starb  dort  am  7.  September  1799.  L.  gab  die  „Pharmakopoe 
royaU^  von  Ghabas  (2  voll.,  Paris  1753)  in  verbesserter  Gestalt,  ferner  einige 
Aufsfttze  in  den  M^moires  de  l'Aead.  des  sc.  heraus,  so:  „Recherches  aur  la 
communfeation  de  VdleetricUe^  (1746)  — ^  „Examen  de  quelques  fontainea 
minerales  de  France  etc.^  (1747)  —  ^fibservationa  aur  Väeotricüe  de  Vair^ 
(1747),  ferner:  „Lettre  aur  la  cuUure  du  cafd^  (Paris  1773)  u.  A.  m. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  2.  —  Cli6reau  in  Union  m6d.  1866,  pag.  3.  —  Dechambre, 
2.  SÄrie,  II,  pag.  151.  p^, 

/ 

Lemos,  Luiz  de  L.  (Ludovicus  Lemosius),   stammte  aus  Fronteira  in 

Portugal  und  lebte  im  1 6.  Jahrhundert  (um  1&80).  Nachdem  er  Philosophie  und 
Medicin  in  Salamanca  studlrt  und  hier  auch  einige  Zeit  den  Lehrstuhl  der  Philo- 
sophie bekleidet  hatte,  prakticirte  er  in  Llerena  (Prov.  Badiyoz).  Er  galt  zu 
seiner  Zeit  für  einen  geschickten  Diagnostiker.  Am  bekanntesten  ist  er  durch 
seine  Untersuchungen  ttber  die  Echtheit  der  Hippokratischen  Schriften,  resp.  die 
Bemühungen  um  Textverbesserung  der  alten  Glassiker.  Die  bezügliche,  sehr  seltene 
Schrift  ist  betitelt:  „Indtcia  operum  magni  Hippocratia  liber  unua**  (Sala- 
manca  1588,  foL).  Ausserdem  schrieb  er:  „Paradoxarum  aeu  de  erratia  dtaleoti- 
conim  libri  duo*^  (Ebenda  löö8)  —  „In  librum  Ariatotelia  de  interpretatione 
cammerUartua"  (Ebenda  1568)  —  „Co9nmentaria  in  Oalenum.  de  facfuUatibua 
naturalibua"  (Ebenda  1580;  1594)  -:-  „In  libroa  XII methodi  medendi  Oaleni 
commentarta^   (Ebenda  1582). 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  4.  —  Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.   152.  Pgl. 

Lempriere  (Lampri^ieb) ,  William  L. ,  geboren  auf  der  Insel  Jersey, 
diente  noch  jung  als  Wundarzt  in  Gibraltar,  wurde  1789  nach  Marocco  berufen, 
um  den  Sohn  des  Kaisers  zu  behandeln,  jedoch  mit  Undank  belohnt  und  lange  in 
Afrika  zurückgehalten,  bis  es  ihm  endlich  gelang,  nach  Spanien  zurückzukehren. 
Er  promovirte  dann,  Hess  sich  in  Newport  auf  der  Insel  Wight  nieder  und  wurde 
Deputy  Inspector  of  Array  Hospitals,  sowie  Arzt  der  englischen  Truppen  auf 
Wight.  Er  schrieb:  „Practical  ohservationa  on  the  dtseasea  of  the  army  in 
Jamaica  etc."  (2  voll.,  London  1799)  —  „Report  on  the  medical  effecta  of  an 
alumnioua  chalybeate  water,  lately  diacovered  at  Sand  Rocka  in  the  lale  of 
Wight  etc.''  (Ibid.  1812;  1820;  Newport  1827)  —  „A  tour  from  Gibraltar 
to  Tangier  etc."  (Ebenda  1791;  1793;  französisch  Paris  1801;  deutsch  von 
Zimmermann,  Berlin  1793),  berühmte  Reisebeschreibung,  sowie:  „Populär  lec- 
turea  on  the  atudy  of  natural  history  etc.,  vegetable  phyaiology ,  zoology ,  the 
animal  and  vegetable  poiaona  etc."  (London  1827). 

Biogr.  in6d.  VI,  pag.  5.  —  Callisen,  XI,  pag.  231;  XXIX,  pag.  513.         Pgl. 

*  Leu  der,  ConstantinL. ,  in  Berlin  und  Kissingen,  ist  geboren  am 
2.  Juni  1828  zu  Warendorf  in  Westfalen,  studirte  in  Greif swald,  Göttingen  und 
Berlin,  woselbst  er  1852  Doctor  wurde,  war  1854  Arzt  im  Bärwalde  in  der  Neu- 
inark,  1855  in  Soldin  und  wurde  daselbst  1864  Kreisphysicus.  Er  legte  1866  das 
Physicat  nieder,  um  in  Berlin  Arzt  und  Assistent  von  L.  Boehm  zu  werden  und 
blieb  letzteres  bis  zum  Tode  Boehm's  1869.  Da  er  wegen  eines  ünterleibsleidens 
und  seiner  Luftstudien  jedes  Jahr  nach  Eissingen  ging,  so  ist  er  seit  1876  im 
Sommer  Arzt  in  Kissingen.  Schriften:  „Der  Raubmord  zu  Chursdorf  u.  s.  w." 
(Cüstrin  1862)  —  „Die  Points  douloureux  Valleixa  und  üire  üraacheu" 
(Leipzig  1869)  —  „Leben  und  Wirken  Ludwig  Boehm! a"  (Berlin  1870)  — 
„Das  unreine  Blut  und  aeine  Reinigung  durch  Oxyde"  (Ebenda  1870)  — 
„Saueratoff  und  Ozonaauersto  ff  nebst  ihrer  Anwendung  bei  Verwundeten"  (1870)  — 
„Zur  Behandlung  chronischer  Herzkranker"  (1871)  —  „Atmosphärisches 
Ozon"  (2  Thle.,  1872,  73)   —  „Die  Spectralanalyse  und  die  Mineralquellen^ 


6S8  LENDEB.  —  LBHHOSSEK. 

(Oesterr»  Badezeitung,  1878)  —  „Die  physiologische'  Oxydation  und  die  Atmo- 
sphäre und  der  Rakoczy  Kissingens**  (Sep.-Abdf.*  aus  der  Iniehiat.  balneolog. 
Ausstellungs-Zeitung,  Frankfurt  a.  0.).  Seit  1875  ist  L.  Herausgeber  der  meteo- 
rologisch-medicinischen  Monatsberichte  des  Deutsehen  Iteichs-,  Preuss.  Staats- 
anzeigers. —  „Zur  Bedeutung  der  Kohlensäure**  (1871)  —  „Die  Gase  und 
ihre  Bedeutung  für  den  menschlichen  Organismus,  mit  spectroskopischen  ühter^ 
suchungen**  (Berlin),  das  Hauptwerk  L/s.  Ausserdem  eine  Anzahl  von  Vortrügea 
auf  verschiedenen  Yersamnilungen,  wie:  „Giftstoff  und  Arzneücarper  der  Luft** 
(1871)  —  »^w^  Bedeutung  des  Sauerstoffs**  (1875)  —  „See-  und  Grradir- 
luß**   u.   8.   W.  Ij^j 

Lengsfeld,  Joseph  L. ,  in  Wien,  geboren  1765  und  gestorben  am 
5.  December  1798,  beschäftigte  sich  besonders  mit  dem  Studium  der  damals  noch 
wenig  gekannten  Entozoen  und  veröffentlichte:  „Beschreibung  der  Bandtmirmer 
und  deren  Heilmittel**  (Wien  1794)  —  „Üeber  die  Krankheiten  von  Würmern 
und  deren  Kennzeichen**  (Ebenda  1796,  m.  2  Kpfm.). 

Biogr.  m6d.  VI,  pag    5.  —  v.  Wurzbach,  XIY,  pag.  357.  Pgl. 

Lenhardt,  Joseph  L.,  geboren  1744  zu  Rosenau  (Rozsnyö)  in  Ungarn, 
war  Arzt  in  Quedlinburg,  wo  er  am  27.  April  1811  starb  und  veröffentlichte  ver- 
schiedene populär  -  medicinische  Schriften,  wie:  ^Medicinische  Wahrheiten  und 
Erzählungen  zum  Unterricht  und  Vergnügen  bei  müssigen  Stunden**  (Dessau 
1781—1783)  —  „Arzneyen  ohne  Maske*"  (2  Bde.,  Leipzig  1787—88)  —  „Oe- 
sammelte  historisch  -  medicinische  Schriften**  (Quedlinburg  1790,  3  Thle.)  — 
„  Ein  Wort  an  die  Völker  Europas  über  den  plötzlich  erfolgten  Tod  Sr.  Maj. 
des  Kaiser  Leopold  IL**  (Gotha  1792)  —  „Medicinische  Nachrichten  für 
Schwangere**  (Quedlinburg  1808). 

Dict.  hist.  III,  pag.  427.  —  Andreae,  II,  pag.  105.  —  v.  Wurzbach,  XIV, 
pag.  357.  —  Callisen,  XXX,  pag.  Ji.  p    , 

Lenhossök,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Michael  von  L. ,  war 
zu  Pressburg  am  11.  Mai  1773  geboren,  studirte  in  Wien  und  wurde  in  Pest 
1799  Doctor  und  darauf  Physicus  des  Graner  Comitats,  zeichnete  sich  hier  nieht 
nur  bei  der  Behandlung  bösartiger  Typhusepidemieen  aus,  sondern  machte  sich 
auch  als  Schriftsteller  durch  seine  ;,  Untersuchungen  über  Leidenschaften  und 
Oemüthsaffecte ,  als  Ursachen  und  Heilmittel  der  Krankheiten**  (Pest  1804) 
und  „Darstellung  der  menschlichen  Leidenschaften  u.  s,  w.**  (Ebenda  1808) 
bekannt,  so  dass  er  1809  auf  die  Lehrkanzel  der  Physiologie  und  höheren  Ana- 
tomie bei  der  Pester  Hochschule  berufen  wurde.  In  die  Zeit  seiner  lOjäbrigen 
Wirksamkeit  daselbst  fallen  folgende,  auf  die  Physiologie  bezügliche  Schriften: 
„Introductio  in  methodologiam' physiologiae  corporis  humani**  (Pest  1810),  vor 
Allem  aber  seine  zu  jener  Zeit  hochgeschätzte,  gänzlich  von  der  herrschenden 
Naturphilosophie  abstrahirende  und  aller  aprioristischen  Speculationen  sich  enthaltende 
„Physiologia  medicinalis**  (5  voll.,  Ibid.  1816 — 18),  welchem  Werke,  nachdem 
er  1818,  als  Nachfolger  Prohaska*s,  in  das  gleiche  Lehramt  an  der  Wiener 
Universität  berufen  worden  war,  das  kürzere,  die  neueren  Forschungen  berück- 
sichtigende Lehrbuch :  „Institutiones  physiologiae  organismi  humani,  ustii  aca- 
demico  accommodatae**  (Wien  1822)  folgte,  sowie  einige  Jahre  später:  „Dar- 
stellung des  menschlichen  Oemüths  in  seinen  Beziehungen  zum  geistigen  und 
leiblichen  Leben**  (2  Bde.,  Ebenda  1824,  25;  2.  Aufl.  1834).  Im  Jahre  1825 
wurde  er  zum  königl.  Statthaltereirathe ,  Sanitäts-Referenten,  Protomedicus  von 
Ungarn  und  Director  des  med. -Chirurg,  Studiums  an  der  Universität  zu  Pest  emaimt 
und  verblieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  am  12.  Februar  1840  erfolgten 
Tode.  Seine  Arbeiten  aus  dieser  letzten  Periode  seines  Lebens  betrafen,  neben  der 
praktischen  Medicin,  vorzüglich  die  gerichtliche  Medicin  und  Medicinalpolizei.  Wir 
heben  von  denselben  hervor:  „Instructio pro  mortuorum  retnsoribus  etc.**  (1828, 


LEKHOSSEK.  —  LENOIR.  669 

auch   deutsch   und  ungarisch)    —    ^Instructio  circa  medico -legalem  cadaverum 

humanorum  inveatigationem^  (1829,  ebenso)  —  „Animadversionea  circa  curandam 

choleram  orientalem  etc,"  (Ofen  1832;  auch  deutsch)   —    „Die   Wutkkranhheü 

nach  bisherigen  Beobachtungen  u.  s.  w,*^  (Pest  und  Leipzig  1837)  u.  s.  w*  — 

L.  hat  sich  als  Mann   der  Wissenschaft  und  als  Medieinalbeamter   sowohl  um  die 

Bildung   ttichtiger   Aerzte ,    als    auch    um    die   Regelung    der  Sanitätsverhältnisse 

Ungarns  dauernde  Verdienste  erworben. 

Neuer  Nekrolog  der  Dentschen.  Jahrg.  8,  1840,  I,  pag.  201.  —  v.  "Wurzbach, 
XIV,  pag.  359.  —  A.  Hirsch  in  Allgem.  Detitsch.  Biogr.  XVIII,  pag.  257.  —  Callisen,  XI, 
pag.  2.^4 ;  XXX,  pag.  i>.  G. 

'''Joseph  von  Lenhoss^k,  zu  Budapest,  ist  als  Sohn  des  Vorigen 
zu  Ofen  am  18.  März  1818  geboren,  studirte  von  1836  an  in  Pest,  wurde  daselbst 
Doctor,  ging  nach  Wien,  um  sich  unter  BEßRES  noch  weiter  in  der  Anatomie 
auszubilden,  war  dann  9  Jahre  lang  Assistent  der  Anatomie  an  der  Pester  Uni- 
versität, wurde  Prof.  e.  o.  der  topographischen  Anatomie,  studirte  darauf  von  Neuem 
unter  Hyrtl  und  Brubckg  in  Wien,  bei  dem  er  seine  Uotersuchangen  über  das 
Central-Nervensystem  anstellte.  Er  veröffentlichte  darüber :  ;,  Ueber  den  feineren  Bau 
der  sogenannten  Medulla  sptnalis^  (Sitzungsberichte  der  Wiener  Akad.,  mathem.- 
naturw.  Gl.,  Bd.  XIII)  — '-  „Beiträge  zur  Erörterung  der  histologischen  Verhält- 
nisse  des  centralen  Nervensystems^  (Wien  1858)  —  „Neue  Untersuchungen 
über  den  feineren  Bau  des  centralen  Nervensystems  des  Menschen  u,  s,  w,^ 
(Ebenda,  2.  Aufl.  1858,  m.  5  Taff.);  auch  in  den  Annales  des  sc.  natur.  (1857) 
und  den  Comptes  rendus  (1857)  finden  sich  ähnliche  Mittheilungen  von  ihm.  In 
Paris  und  London,  wohin  er  sich  für  einige  Zeit  begab,  wurden  ihm  die  Aus- 
zeichnungen zu  Theil,  dass  er  einen  MONTHTON-Preis  erhielt  und  dass  seine  Prä- 
parate für  das  HuNTER^sche  Museum  angekauft  wurden.  Zum  Prof.  der  Anatomie 
in  Klausenburg  ernannt,  blieb  er  5  Jahre  dort  und  wurde  dann  Prof.  der  descrip- 
tiven  und  topographischen  Anatomie  an  der  Pester  Universität,  in  welcher  Stellung 
er  sich  noch  befindet.  An  neueren  Arbeiten  sind  von  ihm  noch  anzuführen  : 
„Beiträge  zur  patkol,  Anat.  des  Rückenmarks"  (Beilage  zur  Oesterr.  Zeitschr. 
f.  prakt.  Heilk.  1859);  femer  in  Virchow's  Archiv  (1874,  76,  77):  „Knorpel- 
ähnliche  und  wahre  Knochenbildung  im  männlichen  Gliede  eines  Erwachsenen**  — 
„Da^  Venensystem  der  Niere*'  —  „Ein  Polymikroskop*^ ,  Dazu  mehrere  Auf- 
sätze über  Schädelfunde  in  Ungarn  (1878,  80,  81)  u.  s.  w. 

V.  Wurzbach,  XIV,  pag.  358.  G. 

Lenngren,  Pehr  FredrikL.,  geboren  in  Södermanland  1747,  studirte 
die  Chirurgie  zuerst  bei  einem.  Stadtfeldscheer  in  Stockholm  und  wurde  darauf 
als  Unterchirurg  am  Serafimerlazareth  angestellt,  wurde  1783  Regimentsfeldscheer 
und  endlich  Med.  Dr.  in  Greifs wald  1791.  Er  hatte  wegen  seiner  Kenntnisse 
und  seiner  chirurgischen  Erfahrung  grosses  Ansehen  in  Stockholm  und  starb  1805; 
Schriften:  „Berättelser  om  soldater,  so7n  hastigt  dött  under  frossa*'  (in  den 
Verhandl.  der  schwed.  Akad.  der  Wissenschaften,  1776)  —  „Treiine  medicinska 
händelser*'  (in  Der  Arzt  und  der  Naturforscher,  Bd.  IV)  —  „Praktiska  anmärk- 
ningar  om  sabadillfröets  nytta"  (£benjda)  —  „Om  ett  sär  i  svalget  och  halsen 
af  en  af  brüten  tobakspipa  under  rökande**  (in  Acrel's  Chirurg.  Fälle,  pag.  176). 

Sackl6n,  II,  pag.  177.  Hedenius. 

Lenolr,  Adolphe  L.,  zu  Paris,  bekannter  Chirurg,  war  am  6.  August 
1802  zu  Meaux  geboren,  begann  seine  Studien  im  dortigen  Hospital  unter 
HOüZELOT,  kam  dann  nach  Paris,  wurde  1831  Aide  d'anatomie,  1833  Doctor 
mit  der  These:  „Sur  quelques  points  d!anatomie,  de  physiologie  et  de  paiho- 
legte*',  in  demselben  Jahre  Prosector  und  1835  Prof.  agr6g6  mit  der  These: 
^Quels  sont  les  lieux  et  quels  sorvt  les  cas  oh  il  convient  d^amputer  la  Jambe?*' 
Seine  anatomischen  und  akiurgischen  Vorträge  in  der  ficole  pratique  erfreuten  sich 
grossen  Beifalles ;  auch  vertrat  er  wiederholt  mit  glänzendem  Erfolge  Sanson  und 


670  LENOIR.  —  LENT. 

J»  Cloqüet  in  ihren  Kliniken  und  war  selbst  später  Chirurg  am  Höp.  Neeker.  Von 
seinen  Arbeiten  sind  anzufahren:  „Lettre  au  sujet  des  deux  demiers  ouvrages  de 
MM.  Giviale  et  Leroy  d'^tiolles  etc.*'  (1837) —  „Note  sur  une  modtfica- 
tion  de  la  m4thode  circulaire  appliquie  h  Vamputation  de  la  Jambe  au-dessus 
des  mallSoles"  (Aroh.  g6n6r.,  1840),  ein  Verfahren  der  Supramalleolar-Amputation 
beschreibend,  das  vielfach,  wenn  auch  mit  Unrecht,  nach  seinem  Namen  bezeichnet 
wird;  ferner  die  Concurs-Theflen:  „De  la  bronchotomie^  (1841)  und:  „Des  Ope- 
rations qui  se  pratiquent  sur  les  muscles  de  Voeil^  (1850);  ausserdem:  „Mem. 
sur  deux  cas  d' anSarysmes  qui  ont  prSsenti  quelque  chose  d'insolite  dans  leur 
traitement**  (Arcb.  g^nör. ,  1843)  —  „Fausse  articulatian  du  fifmur  traitSe 
avee  succhi  par  V acupuncture^  (M6m.  de  la  Soc.  de  chir. ,  1851).  Auch  gab 
er,  abgesehen  von  einer  grossen  Zahl  von  Journal  -  Artikeln ,  darunter:  „Sur 
la  disarticulation  de  la  cuisse^  (Journ.  hebdom. ,  XIII)  —  „Sur  les  boursen 
synoviales  de  Ja  plante  du  pied"  (Presse  möd.) ,  mehrere  auf  die  Geburtshilfe 
beztigliche  Arbeiten  heraus,  wie:  „Sur  diffl^ents  vices  de  conformation  du 
bassin^  (Arch.  g^nör.,  1851,  52)  —  „Atlas  complSmentaire  de  tous  les  traiiis 
d'accouchements^  (Paris  1860 — 65;  neue  Ausgabe  1871,  veranstaltet  von  Maec 
See  und  Tabnier,  105  pl.  av.  texte).  Er  hatte  femer  für  die  neue  Ausgabe  von 
X.  BiCHAT*s  Anatomie  descriptive  (1834)  ein:  „Manuel  des  priparaJtions  ana- 
tomiques^  verfasst,  war  Mitredacteur  des  Dict.  des  ^tndes  m6dieales  seit  1837, 
far  welches  er  (1838,  39)  eine  Anzahl  von  Artikeln  schrieb,  wie  auch  Zusätze 
zu  Roche  et  Sanson,  Nouv.  6l6m.  de  pathol.  m6d.-chir.  (5  voll.,  1844).  Ebenso 
rührt  von  ihm  eine  Reihe  von  Mittheilungen  an  die  Soc.  de  chir.  her,  zu  deren 
Mitbegründern  er  gehörte.  Er  erlag  längerem  Leiden  am  17.  Juni  1860.  — 
L.  war  ein  sehr  geschickter  Operateur  und  dabei  ein  sehr  unterrichtet«'  Chirurg, 
dem  die  Sicherheit  des  Handelns  über  den  äusseren  Schein  ging  und  der  sich  nicht 
scheute,  mit  offenem  Visir  manchem  zweifelhaften  Verfahren  seiner  unternehmungs- 
lustigen Collegen  entgegenzutreten. 

Laborie  in  Archives  g6n6r    de  m6d.  5.  S6rie,  XVI,  1860,  pag.  120.  —  Trfelat 
in  l^nlletins  de  la  Soc.  anat.  de  Paris.  1860,  pag.  506.  —  Dechambre,  2.  S^r.,  11,  pag.  153. 

Gnrlt 

Lens  Fontenois,  Adrien-Jacques  dcL.,  geboren  am  25.  April  1786 
in  Paris,  besuchte  Anfangs  die  polytechnische  Schule  und  studirte  später  auf 
Fourcrot's  Anregung  Medicin  und  Naturwissenschaften;  1811  promovirte  ^  mit 
der  sehr  gelehrten  Arbeit:  „Corisidirations  gSnSraies  sur  Vapplication  de  la 
chimie  aux  diverses  branches  de  la  mSdecine** ,  wurde  1820  Titularmitglied  der 
Acad.  de  m6d.  und  1823  Inspecteur  g6nöral  der  med.  Facultäten  Frankreichs, 
gab  aber  letzteres  Amt  bereits  1830  wieder  auf.  Seit  1833  war  er  Berichterstatter 
der  Impfungscommission  und  starb  im  Februar  1M6.  Er  hat  eine  Reihe  von 
Aufsätzen  im  Journal  gönöral  de  m6d.  und  in  der  Biblioth^ue  mM.  veröffontlicht, 
etwa  50  Artikel  über  Gegenstände  ans  der  organischen  Chemie  zum  Dict.  des  se. 
med.  geliefert  und  zusammen  mit  Mbrat  ein  schätzenswerthes :  „Dictionnaire 
universel  de  maiih'e  mSdicale  et  de  thdrapeutique  g4n4rcde**  (Paris  1829 — 34 : 
6  voll. ;  der  7.  Snpplementband,  1846,  rührt  von  Mbrat  allein  her)  herausgegeben. 

Dechambre,  2.  S6rie,  IJ,  pag.  154.  Pgl- 

*Lent,  Eduard  L. ,  Sanitätsrath  zu  Köln  am  Rhein,  ist  zu  Wesel  am 
16.  November  1831  geboren,  studirte  in  Heidelberg,  Würzburg,  Berlin,  wurde 
1855  in  Berlin  Doctor  und  ist  seit  1857  Arzt  in  Köln.  Literarische  Arbeiten: 
;,  üeber  Entvncklung  der  Zaknsubstanzen"  (v.  Siebold's  und  Köllikbr's  Zeitsebr., 
1854)  —  „üeber  Veränderung  der  Nerven  nach  Durcfisckneidung  und  ihre 
Wiedervereinigung*^  (Ebenda  1855)  —  „Bericht  über  die  2.  Gholera- Epidemie 
in  Köln  1867**  (Köln  1868).  Er  gab  heraus:  „Oorrespondenzblatt  des  Nieder- 
rheinischen Vereins  für  öf entliche  Oesundheitspflege**  (10  Bde.,  1871 — 81)  und  von 
1882  ab  mit  FiNKEiiNBURG  „Centralblatt  für  allgemeine  Gesundheitspflege'* ,  nebst 
Ergänzungsheften.    In  diesen  ist  eine  Anzahl  Artikel  von  ihm  enthalten,      ^^j 


LENTE.  —  LENTIN  071 

Leste,  Frederick  Divoux  L.,  «merikanisober  Arzt,  im  Winter  in 
P.nUtka,  FU.,  im  Sommer  in  Saratoga,  N.  Y.,  wohnend,  geboren  in  Newbern,  N.  C, 
Jim  23.  December  1823,  studirte  Mediein  an  der  UniTersität  zu  New  York,  wurde 
hier  1849  zum  Dr.  med.  graduirt  und  war  dann  bis  1851  als  House  Surgeon 
am  New  York  Hosp.  tbätig.  Später  liegs  er  sich  als  Arzt  in  New  York  nieder, 
war  1870  Prof.  für  Frauen-  und  Kinderkrankheiten  an  der  med.  Faoultät  der 
Universität  und  wohnte  von  1871 — 76  in  Gold  Spring  am  Hudson.  Von  seinen 
sehr  zahlreichen  Arbeiten  sind  anzuführen ,  aus  dem  New  York  Journ.  of  Med. 
(1  i:$49 — 74)  Statistiken  von  Fractnren,  verschiedenen  Operationen  und  Trepanationen 
aus  dem  New  York  Hosp.;  ferner,  ausser  zahlreichen  casuistischen  Mittheilungen: 
„Medical  notes  on  the  ialand  of  Jamaica"  (1868)  —  „Florida  as  a  health 
resort"  (1876)  —  „Contributhna  to  the  pathology  of  diseases  of  the  encephalon^ 
(1858)  —  „New  method  of  ligating  arteries"  (1869)  —  „Amaurosis  from 
waund  of  supraorbital  nerve"  (1862)  —  „Albuminuria  in  pregnancy  and 
treatment  of  puerperal  convulsions  hy  morphine"  (New  York  Med.  Record,  1868)  — 
„Hypodermic  use  of  ergot  in  haemorrhage"  (Ibid.)  —  „New  method  for  treat- 
ment of  badly-united  fractures"  (Ibid.)  —  „  Treatment  of  uraemic  convulsions 
of  pregnancy"  (1868);  sodann:  „Effects  of  alcohol  on  the  nervous  System" 
(New  York  Psychological  Journ«,  1874)  —  »The  neurotic  origin  of  diseases  and 
the  action  of  remedies  on  the  nertnius  system"  (1874)  —  „Neuralgia  and 
otker  Tieuroses  arising  from  th^  dcatrices  of  the  scafp"  (Am.  Journ.  of  Obstetr., 
1876)  —  „Superficial  lacerations  of  the  perineum"  (Beard's  Achives  of  Neuro- 
logy  and  Electrology,  Vol.  I)  —  „Treatment  ofvomiting  hy  electricity"  (Richmond 
and  Louisville  Med.  Journ.)  u.  s.  w.,  u.  s.  w.  Er  starb  am  11.  October  1883  zu 
Cold*Spring  am.  Hudson  an  Meningitis  cerebro-spinalis. 

Atkinson,  pag.  131.  —  New  York  Med.  Eec.  1883,  XXIV,  pag.  445.  —  Boston 
Med.  and  Surg.  Journ.  1883,  CIX,  pag.  380.  Pgl. 

Lentillns  (Linsenbahrt),  Rosinus  L. ,  wurde  am  3.  Februar  (oder 
Juni)  1651  zn  Waidenburg  (Grafschaft  Hohenlohe)  geboren,  studirte  Medioin  in 
Heidelberg  und  Jena,  war  dann  Hofmeister  auf  dem  Lande  bei  Leipzig,  trat, 
nm  eine  Versorgung  zu  finden,  eine  Reise  zu  Fuss  an  und  kam  über  Rostock, 
Lübeck,  Danzig  und  Königsberg  nach  Kurland,  war  Hauslehrer  bei  einem  Prediger 
in  der  Nähe  von  Mitau,  prakticirte  daselbst,  wurde  dann  als  Physicus  nach  Greils- 
heim,  1680,  berufen,  erhielt  in  Altdorf  ein  Doctordiplom  (Diss.  med,  de  febre 
tertiana  intermittente  epidemica  praeterito  vere  septentrionem,  subque  eo  Cur- 
landiam  infestante"  (Altdorf,  1680,  4.).  Im  Jahre  1685  wurde  er  Stadtphy^icus 
in  Nördlingen,  1696  Leibarzt  des  Markgrafen  von  Baden-Durlach  und  herzog- 
lich wflrttembergischer  Physicus  Ordinarius,  1711  Rath  und  Leibarzt  zu  Stuttgart 
und  begleitete  den  Erbprinzen  von  Württemberg  auf  seinen  Reisen  nach  den  Nieder- 
landen, Frankreich  und  Spanien  1713  und  starb  in  Stuttgart  am  12.  Februar  1733. 
Er  hat  eine  grosse  Menge  lateinischer  Programme  und  Abhandlungen,  zum  Theil 
separat,  zum  Theil  in  den  Ephemerid.  der  Leopold.  Akademie  erscheinen  lassen. 

Gadebusoh,  H,  pag.  169— 177.  —  v.  Becke-Napiersky,  III,  pag.  37—38.  — 
Biogr.  m6d.  VI,  pag.  6.  —  Allgom,  Deatsch.  Biogr.  XVIII  (W.  Hess).  L.  Stieda. 

Lentin,  Lebrecht  Friedrich  Benjamin  L  ,  war  am  11.  April  1736 
zu.  Erfurt  geboren,  besuchte  bereits  nach  kaum  vollendetem  13.  Lebensjahre  die 
dortige  Universität,  zunächst  (1749 — 54)  zu  classischen  Studien,  ging  1754  nach 
Göttingen,  zum  Studium  der  Mediein,  wurde  daselbst  1756  Doctor,  prakticirte 
darauf  in  den  Städtchen  Diepholz  und  Dannenberg  und  publicirte  1764  yßbser- 
vationum  medicarum  Fase,  I",  dem  1770  der  II.  folgte.  Von  1771 — 74  war 
er  Physicns  und  Oamisonsmedicus  in  Ratzeburg  und  ging  dann  als  Bergmedicus 
und  Stadtphysicus  nach  Clausthal,  wo  er :  „Beobachtungen  einiger  Krankheiten" 
(Oöttingen  1774)  und  sein  bedeutendstes  Werk :  „Memorabilia  circa  aerem,  vitae 
genusy  sanüatem  et  morhos  Glau^thaliensium  anno  1774 — 1777"  (Qöttingen  1770; 


1 


672  LEKTIN.  —  LEO. 

deutsche  Uebers.  1800)  veröffentlichte.  Von  1778 — 94  besprach  er  auch  die 
meisten  medicinischen  Schriften  in  den  Göttingischen  Anzeigen  von  gel^irten 
Sachen  kritisch,  übej^etzte  mehrere  Schriften,  wie  M.  Sabcone,  ^^Von  dea 
Kinderpocken"  (1782),  C.  J.  Damilano,  „Ueber  den  Friesel  im  Piemonte- 
sisohen"  (1782),  J.  M.  della  Torre,  „Geschichte  und  Naturbegebenheiten  des 
Veeuvs"  (1783)  aus  dem  Italienischen;  ebenso  Karl  vox  Mbutens,  „Obser- 
vationes  medicae  de  febribus  putridis,  de  peste  et  aliis  morbis^  (1779),  aus 
dem  Lateinischen  und  publicirte  1783  eine  Fortsetzung  seiner  ^yMemorabilia" 
u.  d.  T. :  „Beobachtungen  der  epidemischen  und  einiger  sporadischer  Krank- 
heiten am  Oberharze  vom  Jahre  1777  bis  incl,  1782^.  1787  übernahm  er 
das  erledigte  Physicat  in  Lüneburg,  wo  er  sich  wohl  fühlte  und  bald  eine  bedeutende 
Praxis  gewann.  Auch  verfasste  er  hier  die  Preisschrift :  ;,  De  aphthis**  (M6m.  de 
la  Soc.  roy.  de  m6d.  VIII,  1790)  —  „Beyträge  zur  ausübenden  Arzneyumsen- 
schaft"  (Bd.  I,  1789)  und:  „Tentamen  vitiis  auditus  medendi,  maximam  partem 
noviamnis  anatomicorum  et  chirurgorum  inventis  adstructum^  (Göttinger  Commea- 
tationen,  XI,  1793,  übersetzt  von  C.  F.  NiCEUS,  zugleich  mit  Kritter's  Dissert., 
Leipzig  1794).  1796  siedelte  er,  zum  2.  Leibmedicus  in  Hannover  ernannt,  dorthin 
über,  wo  er  in  kurzer  Zeit  der  Liebling  des  gebildeten  ärztlichen  und  Laien- 
publicums  wurde  und  dabei  noch  eine  fruchtbare  literarische  Thätigkeit  entwickelte, 
indem  von  seinen  „Bey trägen  zur  ausübenden  Arzneyvnssenschaft"  (1798  und 
1804  der  2.  und  3.  Band,  nach  seinem  Tode  noch  ein  von  Wilhelm  Sachsb 
herausg.  Supplementband,  1808)  —  „Nachricht  von  Gesundbrunnen  und  Bädern 
in  Rehburg ^  (1803)  erschienen.  Daneben  hatte  er  auch  eine  Anzahl  Journal- 
Aufsätze  im  Hannov.  Magazin  (1780),  Hüfbland's  Journ.  (IX,  XIII,  XVII)  ver- 
fasst.  Er  starb  am  26.  December  1804.  —  So  sehr  L,  die  alten  Aerzte  schätzte^ 
so  verschloss  er  sich  doch  durchaus  nicht  der  neueren  Medicin;  dagegen  war  er 
ein  entschiedener  Gegner  des  Brownianismus ,  erhob  überhaupt  in  allen  seinen 
Schriften  Protest  gegen  jegliches  Schulsystem.  Unter  den  Verdiensten  L.'s,  der 
von  ROHLFS  sogar  als  der  „deutsche  Hippokrates"  bezeichnet  wird,  sind  die  um 
die  Epidemiologie  besonders  hervorzuheben,  indem  er  die  von  ihm  an  sehr 
verschiedenen  Orten  beobachteten  mannichfaltigen  Epidemieen  und  Endemieen  in 
treffendster  V^eise  beschrieben  hat.  Ebenso  hat  er  sich  um  die  Diagnostik,  die 
spec.  Pathologie  und  Therapie,  um  die  Chirurgie  (er  war  einer  der  wenigen  Aerzte, 
welche  damals  schon  die  Chirurgie  praktisch  ausübten  und  literarisch  in  derselben 
thätig  waren)  und  Augenheilkunde,  sowie  um  die  Staatsarznei-  und  Kinderheil- 
kunde verdient  gemacht,  wie  dies  von  Rohlfs  in  umfassendster  Weise  dargetban 
wird ;  auch  in  der  Ohrenheilkunde  schlug  er  den  einzig  richtigen  Weg  ein,  nämlich 
enge  Anlehnung  an  die  Errungenschaften  der  Anatomie  und  Physiologie,  und 
gehört  deshalb  zu  den  ersten  Förderern  der  wissenschaftlichen  Ohrenheilkunde  in 
Deutschland. 

El  wert,  pag.  317.  —  W.  Sachse  in  L/s  Beyträgen  zur  ansäbenden  Arzney- 
wissenschaft,  Snpplementband,  Leipzig  1808,  pag.  417.  —  H.  Rohlfs,  Geschichte  der  deutschen 
Medicin.  2.  Ahth.,  Stuttgart  1880,  pag.  1—65.  —  E.  Gurlt  in  Allgem.  Deutsch.  Biogr. 
XVra,  pag.  262.  Gurlt. 

Leo,  Leopold  L. ,  geboren  am  19.  April  1792  zu  Königsberg  in  Pr., 
wo  er  auch  Medicin  studirte  und  1815  mit  der  Diss.  „Observationes  de  sexuum 
praeter  genitalia  differentia^  Doctor  wurde,  Hess  sich  bald  darauf  in  Warschau 
nieder  und  war  dort  als  gesuchter  und  geschätzter  Praktiker  über  50  Jahre  thätig. 
In  den  Jahren  1831  und  1837  dirigirte  er  während  der  Epidemieen  die  Choiera- 
hospitäler,  1838 — 41  war  er  Primarius  im  Warschauer  ophthalmologisehen  Institut. 
1828  und  1829  gab  er  in  Warschau  in  deutscher  Sprache  eine  Jahresschrift 
heraus:  „Magazin  für  die  Heilkunde  und  Naturwissenschaft  in  Fohlen^ ,  in 
welcher  er  auch  seine  Arbeiten  publicirte ;  1837  war  er  Mitredacteur  der  Pami^tnik 
Towarzystwa  lekarskiego.  Er  starb  am  19.  Juni  1868.  Von  seinefi  Sohriften  ist 
noch   zu  nennen:  „Ideen  und  Erfahrungen   über  die  Natur    und  Behandlung 


1 


LEO.  —  LEONE.  673 

der  asiatischen  Brechruhr,  mit  lesonderer  Beziehung  auf  die  Anwendung  des 
Wistmtths  gegen  dieselbe"  (Warschau  1832).  K.  &  P 

Leo»  Julius  L. ,  zu  Berlin,  war  am  19.  April  1794  zu  Königsberg  i.  Fr. 
geboren,  studirte  und  promovirte  daselbst  mit  der  „Dies,  de  structura  Iwmirici 
terrestis"  (1820,  4.,  c.  tab.),  war  seit  1821  Arzt  in  Berlin,  gab  heraus:  „Instru- 
mtntarium  chirurgicum ,  ...  in  30  Tafeln,  und  Beschreibung  der  gebrauch- 
lichsten  chirurgischen  und  geburtshilflichen  Instrumente.  Mit  einer  Vorrede 
von  J,  N.  Rust*^  (Berlin  1824,  4.  u.  Fol.)  —  „Taschenbuch  der  Arzneipflanzen 
oder  Beschreibung  und  Abbildung  .  .  .  Mit  Vorrede  von  H,  F.  Link"  (Ebenda 
1826,  27,  4  Bde.,  mit  a20  Taff.)  —  „Anleitung  zur  allgemeinen  und  pharma- 
ceutischen  Kenntniss  der  Arzneipflanzen"  (Ebenda  1826).  Er  schrieb  ferner 
eine  Anzahl  von  Aufsätzen,  in  Küst's  Magazin  (1827):  „Beschreibung  eines 
neuen  Trepanations  -  Instruments" ,  in  Kusx's  Handb.  der  Chirurgie,  der  med. 
Vereins- Zeitung  u.  s.  w.  und  starb  am  24.  September  1855.  —  Er  ist  nicht  zu 
verwechseln  mit  dem  gleichzeitig  mit  ihm  in  Berlin  lebenden  Hofrath  und  Leib- 
wundarzt des  Prinzen  August  von  Preussen  Leo,  welcher  nicht  Dr.  med.  war. 

Gelehites  Berlin.  18;;i5,  pag.  150.  —  Callisen,  XI,  pag.  246;  XXX,  pag.  6.     ö. 

*Leo,  Ludwig  Friedrich  L.,  zu  Bonn,  Arzt  der  inneren  Station  des 
Priedrich-Wilhelms-Hospitals,  ist  geboren  zu  Königsberg  i.  Pr.  am  27.  Mai  1814 
als  Vetter  des  Vorigen,  studirte  in  Berlin,  Königsberg  und  Halle,  war  Schüler 
von  Krukenbeeg,  promovirte  1837,  war  Arzt  in  Treptow  a.  R.  (1838 — 41), 
Kegenwalde  (1841 — 54),  seit  1854  in  Bonn,  ist  seit  1876  Kreisphysicus  und  seit 
1873  Sanitätsrath.  —  Literarische  Arbeiten :  „Neue  Methode  zur  Reposition  des 
verrenkten  Unterkiefers"  (Deutsche  Klinik,  1855)  —  „ Oesundheitslehre  für 
gebildete  Leser"  (Berlin  1866,  68)  —  „Zur  Diagnostik  der  Sclerose  des  Gehirns 
und  Rückenmarks"  (Deutsches  Archiv  f.  klin.  Med.,  IV,  1868).  -^^^ 

Leo,  Ababbanel,  Medicus,  Hebraeos,   s.  Ababbanel,  Bd.  I,  pag.  35. 

'  Leon,  Andres  de  L.,  zu  Granada ,  prakticirte  lange  Zeit  daselbst,  ging 
aber  1530  weg,  um  den  König  Philipp  II.  auf  seinem  Kriegszuge  nach  Portugal 
zu  begleiten.  Er  schrieb:  „Definicion  de  medidna;  .  .  .  con  declaracion  de  los 
temper  amentos ,  mor.bos ,  .  .  .  .  y  declaracion  de  polsos  y  orinos;  examen  de 
drurgia,  avisos  para  sangrios  y  pur  gas"  (Valladolid  1590,  4.;  1605)  — 
„Practica  de  morbo  gallico  ...  el  origen  y  conoaimiento  desta  enfermedad, 
y  el  mejor  modo  de  curarla"  (Ibid.   1605,  4.). 

Biogr.  med.  VI,  pag.  Ü.  G. 

/Leone,  AmbrogioL. ,  zu  Neapel,  war  aus  Nola  gebürtig,  lebte  im 
16.  Jahrhundert,  war  ein  im  Griechischen  und  Lateinischen  sehr  bewanderter 
Philosoph  und  Arzt,  der  von  Ferdinand  I.  von  Arragonien  zum  Prof.  der 
Medicin  an  der  Universität  Neapel  ernannt  wurde ,  später  aber  nach  Venedig  ging, 
wo  er  um  1524  starb.  Er  schrieb,  ausser  einer  Geschichte  seiner  Geburtsstadt, 
kritische  Bemerkungen  über  Aveeroes,  die  mit  den  Werken  desselben  (Venedig 
1532,  Fol.)  abgedruckt  sind,  sowie  eine  lateinische  Uebersetzung  von  des  Joh. 
ACTüARiüS  Schrift  über  den  Urin  (Venedig  1519,  4.;  Basel  1529;  Paris  1548; 
Utrecht  1670)  und:  „Opus  quaestionum,  tum  aliis  plerisque  in  rebus ,  tum  vero 
Tnaxime  in  philosophia  et  medidna"  (Venedig  1523,  4.). 

Biogr.  in6d.  VI,  pag.  9.  —  Riccio,  pag.  177.  Gr. 

/  Leone,  Domenico  L.,  aus  Luni  im  Genuesischen,  prakticirte  zu  Bologna 
um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  und  publicirte  die  folgenden  beiden  Compila- 
tionen:  „Methodus  curandi  febrea,  tumoresque  praeter  natur am,  ex  Oraecorum 
placitis  deprompta"  (Bologna  1562,  4.)  —  ;,-4r5  medendi  humanos particularesque 
morbos  a  vertice  usque  ad  pedes"  (Ibid.  1583,  4.;  Frankfurt  1597;  1627). 

.  Biogr.  m6d.  VI,  pag.  10.  G. 

Biogr.  Lexikon.  IIF.  43 


674  LEONE.    -  LEOPOLD. 

Leone,  Oiambatista  Oarcano,  s.  GAECAifO,  Bd.  I,  pa^«  662. 

Leonhardi,  Johann  Gottfried  L. ,  geboren  am  18.  Juni  1746  zn 
Leipzig,  studirte  hier,  wurde  1771  Dr.  med.,  habilitirte  sich  dann  als  Privat- 
docent  und  las  über  Medicin  und  besonders  Chemie.  Zugleich  war  er  Mitredact«ur 
der  Leipziger  Commentarien.  1781  wurde  er  Prof.  e.  o.  in  Leipzig,  1782  Prof.  ord. 
in  Wittenberg  und  behielt  diese  Stellung  bis  1791,  wo  er  als  kurfurstl.  Leibarzt 
und  Beisitzer  des  Sanitäts-OoUegiums  nach  Dresden  berufen  wurde  und  sich  bis 
1814  in  seiner  Professur  vicariiren  Hess.  Er  starb  zu  Dresden  am  11.  Januar 
1823.  Seine  Arbeiten  sind  meist  kleineren  ümfanges,  Dissertationen  und  akademische 
Gelegenheitsreden,  vielfach  auch  über  Gegenstände  aus  der  Chemie.  Ausserdem 
gab  er  heraus:  j^Pharmacopoea  Saxonica  jussu  regio  et  auctoritate  publica 
edita^  (Dresden  1820)  und  Übersetzte  Macqüee's  technisches  Wörterbuch  (6  Bde., 
Leipzig  1781 — 83;  1788 — 91  in  7  voll.),  sowie  andere  chemische  Werke  aus 
dem  Französischen. 

Biogr.  m6d.,  VI,  pag.  10.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  431.  Pgl. 

' Leoniceno,  Nicolo  L. ,  auch  de  Lonigo,  geboren  1428  zu  Lonigo  bei 
Vicenza,  studirte  an  letzterem  Orte  und  in  Padua,  machte  dann  grössere  Reisen, 
u.  A.  auch  nach  England,  wurde  nach  seiner  Rückkehr  Prof.  der  Medicin  in 
Padua,  später  in  Bologna  und  zuletzt,  seit  1464,  in  Ferrara,  wo  er  60  Jahre 
lang  wirkte  und  1524  im  Alter  von  96  Jahren  starb.  L.  war  einer  der  be- 
rühmtesten Aerzte  seiner  Zeit ;  er  gehört  zu  den  bedeutendsten  Beförderern  der 
Reformation  der  Medicin  im  16.  Jahrhundert.  Seine  wichtigsten  Arbeiten  sind 
eine  Uebersetzung  der  Aphorismen  des  Hippokrates,  seine  Kritik  des  Pliniüs, 
betitelt:  „Flinii  et  aliorum  auctorum,  qui  de  simplicibus  Tnedicaminibus  scrtp- 
serunt,  errores  7iotati"  (Ferrara  1492;  Ibid.  1509;  Basel  1529;  1530),  endlich 
seine  Arbeiten  über  die  Syphilis,  von  der  er  als  einer  der  frühesten  und  wichtigsten 
Schriftsteller  anzusehen  ist.  Die  betreffende  Schrift  ist  betitelt:  „Libeüus  d^ 
epidemia,  quam  Itali  morbum  gallicuyn  vocant  vulgo  brossulas^  (Venedig  1497  ; 
Mailand  1497;  Pavia  1506;  Bologna  1516;  Lyon  1529;  Basel  1536).  L.  erwähnt 
sogar  schon  Sectionen  Syphilitischer.  Eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  erschien 
Venedig  1530;  Basel  1532  in  Fol. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  11.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  432.  —  Purjesz  sen.  in  Virchow's 
Archiv.  XCV,  1884,  pag.  273—293.  t,*        , 

Leonides,  ein  in  Alexandrien  gebildeter  griechischer  Arzt,  lebte  gegen 
Ende  des  2.  und  im  Anfange  des  3.  Jahrhunderts  in  Rom,  wo  er  sich  vorzugs- 
weise mit  Chirurgie  beschäftigt  zu  haben  scheint  und  auf  diesem  Gebiete  der 
Heilkunde  auch  nicht  ohne  Verdienste  geblieben  ist.  £r  wird  gemeinhin  zu  den 
Episynthetikem  gezählt,  neigte  aber  doch  entschiedener  der  methodischen  Schule 
zu.  üeber  seine  Lebensverhältnisse  ist  nichts  weiter  bekannt  geworden,  auch  sind 
seine  Schriften  verloren  gegangen.  Zahlreiche  Fragmente  aus  denselben  über 
Amputationen,  Operation  des  Empyems,  der  Mastdarmfisteln  und  Hämorrhoidal- 
geschwülste,  über  Hodengeschwülste,  Bauchbrüche  und  andere  chirurgische  Gegen- 
stände finden  sich  bei  Paulus,  besonders  aber  bei  Aetius.  ^  ^ 

*  Leopold,  Christi  anGerhardL.,  in  Meerane  (Sachsen)  am  24.  Februar 
1846  geboren,  studirte  Medicin  und  speciell  unter  Cbede  Geburtshilfe  in  Leipzig 
und  gelangte  1870  zur  Promotion.  Er  habilitirte  sich  daselbst  zunächst  1874, 
wirkte  als  Hebeammenlehrer  am  Leipziger  Entbindungsinstitut  von  1881  ab  und 
wurde  1883  Extraordinarius  und  Director  des  Dresdener  Entbindungsinstituts.  Von 
ihm  erschienen,  neben  anatomischen  und  tokologischen  Untersuchungen  (vorwiegend 
im  Archiv  fär  Gynäkologie) :  „Studien  über  die  Uterusschleimhattt^  (Berlin  187,6) 
und  „Das  skoliotisch-  und  hyphoskoliotisch-rachitische  Becken^  (Leipzig  1879). 

Wernich. 


LEPECQ  DE  LA  CLOTÜRB.  —  LEPOIS.  675 

Lepooq  de  la  Gloture,  Loais  L. ,  geborea  1736  in  Caen,  studirte  und 
promovirte  hierselbst,  hielt  sich  kurze  Zeit  in  Paris  auf,  war  dann  5 — 6  Jahre 
lang  Professor  der  Chirurgie  in  seiner  Vaterstadt  und  nahm  später  eine  Stellung 
am  Hötel-Dleu  in  Ronen  an.  Zugleich  wurde  er  Seuchenarzt  der  Normandie  und 
1781  geadelt.  In  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  zog  er  sich  auf  sein  Landgut 
Saint-Pierre- des- Assis  zurück  und  starb  dort  1804.  L.  war  ein  guter  Beobachter 
und  ist  besonders  durch  seine  epidemiologischen  Schriften  ?on  Bedeutung  in  der 
Geschichte  der  Medioin.  Die  wichtigste  derselben  ist :  ;,  CoUections  d^observattona 
8ur  lea  maladies  et  conatititttons  ipiddmiques,  ouvrage  qui  expose  une  suüe  de 
quinze  annees  d'observationa  etc."  (2  voll.,  Ronen  und  Paris  1778;  deutsch 
Altenburg  1788).  Daneben  ist  zu  erwähnen  die  auf  Kosten  der  Regierung  gedruckte 
Schrift:  „Ohservotions  sur  lea  ^pid^miquea ,  ouvrage  rSdtgS  d^apr^'i  le  tahleau 
dea  ipid^miea  d* Hippocrate*'  (Paris  1776;  deutsch  Leipzig  1785). 

Biogr.  ni6d.  VI.  pag.  13.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  433.  —  Lebreton,  II,  pag.  520. 

Pgl. 

Le  Pelletier.  Almire-Ren^-Jacques  L.,  zu  Paris,  war  zu  Le  Maus 
am  13.  November  1790  geboren,  wurde  1818  in  Paris  Doctor,  war  daselbst  Prof. 
particulier  der  Chirurgie  und  Physiologie,  später  Oberwundarzt  am  Hospital  zu 
Le  Mans,  seit  1831  Prof.  der  Physiologie  und  Pathologie  zu  Paris,  Arzt  am 
Bureau  central.  Er  schrieb,  als  Erweiterung  seiner  Dissertation :  „Tratte  complet 
aur  la  maladie  acrophuleuae  et  lea  diff4rentea  varidt4a  qu!elle  peut  offnr  etc." 
(Paris  1818;  nouv.  6dit.  1830;  augm.  de  notes  par  Van  Mons,  Brüssel  1836)  — 
„Eaaaia  de  mSdecine  physiologique ,  etc."  (Lo  Mans  1823)  —  ,, Physiologie 
mddicale  et  paychologique"  (Paris  1831);  femer  die  Coucurs-These  fiir  einen 
Lehrstuhl  der  Physiologie :  „Diaa.  aur  les  gdniralüda  de  la  phyaiologie"  (1831); 
weiterhin:  „Dea  kSmorrhoidea  et  de  la  chute  du  rectum;  etc."  (Paris  1834; 
deutsch  von  Ed.  M artin y,  Weimar  1835)  —  „De  Vemploi  du  tartre  atibU  h 
haute  doae,  dana  le  traitement  dea  maladiea  en  gSn^ral,  dana  celut  rhumatiame 
et  de  la  pneumonie  en  particulier"  (1835)  —  ;,  TraitS  de  VerysipUe  et  dea 
diffirerdea  vari4tta  qu'il  peut  offrir  etc."  (1836).  Ausserdem  eine  Anzahl  von 
Aufsätzen,  z.  B.  über  Tetanns  traumat.,  Dislocation  bei  Fracturen  in  Revue  m^d., 
Archives  g6n6r.,  Ann.  d'hyg.  publ.,  Journ.  univ.  u.  s.  w. 

Desportes,  pag.  372.  —  Callisen,  XI,  pag.  254;  XXX,  pag.  U.  G. 

* Lepidi-Chioti ,  Giulio  L.-C. ,  geboren  am  1.  Mai  1840  in  Popoli 
(Abmzzen),  promovirte  1866  zu  Neapel,  wurde  1869  Secundararzt  im  Syphilicomium 
Neapel's,  1872  Privatdocent  für  spec.  Pathologie  und  med.  Klinik,  1876  Arzt  im 
Hospital  degli  Incurabili,  1877  Assistent  der  med.  Klinik  des  Prof.  CANTANr,  unter 
dessen  Leitung  er  mehrere  experimentelle  Arbeiten  ausführte,  und  wurde  1884  durch 
Concurs  zum  Prof.  der  med.  Klinik  in  Palermo  ernannt.  Seine  wichtigsten  Publi- 
cationen  sind:  „Sifilide  congenita  con  alterazione  delle  oaaa"  (Movimento  medico- 
cblnirgico,  1869)  —  „Sulla  malaria  congenita"  (Morgagni  1871)  —  „Nuova 
contribuzione  alla  diagnoai  degli  aneurismi  intrapericardici'*  (Giornale  degli 
Incurabili,  1880)  —  „Asceaao  epatico  e  degenerazione  amiloide"  (Morgagni 
1880)  —  „Fremito  preaiatolico  alla  punta  del  cuore  con  dilatazione  delP  ostio 
venoao"  (Ibid.)  —  „Ricerche  aperimentali  auW  aaaorbimento  ed  eliminazione 
della  chinina"  (Ibid.)  —  „Ricerche  clinico  -  aperimentali  aulV  avvelenamento 
saturnino"  (Ibid.)  —  „Lezioni  di  clinica  medica"  (Neapel  1880)  —  „Neu- 
ralgie da  alteraio  ricambio  materiale"  (Morgagni  1881)  —  „Ricerche  aperi- 
mentali aulla  tiai  pulmonale"  (Ibid.  1882)  —  ;,  Vitiligo  in  aeguito  d'itterizia" 
(Ibid.   1883).  Cant.ni 

/Lepois  (PiSO),  Nicolas  L. ,  geboren  als  Sohn  eines  Pharmaceuten  zu 
fancy  um  1527,  studirte  in  Paris,  besonders  unter  Stlviüs,  wurde  1578  als 
Nachfolger  seines  älteren  Bruders  Ante  ine  L.  (geb.  1525,  f  1580,  Verfassers 
von   „Diacoura  aur  lea  midaillea  et  graveura  antiques",   Paris  1579),    Leibarzt 

43* 


1 


676  LEPOIS.  —  LERCHE. 

beim  Herzog  Karl  III.  von  Lothringen  und  starb  1590.  L.  war  ein  sehr  gelehrter 
and  fleissiger  Arzt.  Hiervon  giebt  Zeugaiss  die  von  ihm  herausgegebene ,  hanp^ 
sachlich  die  Beobachtungen  der  älteren  Aerzte  berfloksichtigende  Sammlang:  „De 
cognoscendis  et  curandia  prcieclpae  intemis  huTnani  corporis  morbis  Itbri  tre», 
ex  clarissimorum  Tnedicorum,  tum  veterum,  tum  reoentiorumy  monumentta  etc.'* 
(FVankfart  1580,  fol.;  1585;  Leyden  1736;  Leipzig  1766).  —  Bedeutender  war 
sein  Sohn  OharlesLepois,  geboren  1563  zu  Nancy,  der  zuerst  in  Paris,  dann 
in  Padua  Medicin  studirte.  Nach  Nancy  zurückgekehrt,  wurde  er  consultirender 
Arzt  bei  Karl  III.,  später  bei  Heinrich  IL,  welcher  auf  seine  Yenudassung 
1598  eine  med.  Facaltät  an  der  Universität  zu  Pont-A^Mousson  einrichtete  und 
ihn  zum  Decan  derselben,  sowie  zum  Prof.  der  Medicin  ernannte,  nachdem  er 
noch  vorher  in  Paris  promovirt  hatte.  L.  waltete  seines  Amtes  zusammen  mit 
ToüSSAiNT  FoüRKiBB  bls  ZU  scincm  1633  erfolgten  Tode.  Seine  Schriften  sind 
deshalb  bemerkenswerth ,  weil  in  ihnen  gebührende  Rücksicht  auf  pathologische 
Anatomie  genommen  wird.  In  seinem  Hauptwerk:  „Selecttorum  observoUionum 
et  consiltorum  de  praeteritis  hdctenus  morbis,  effectibusque  praeter  ncUuram  ab 
aqua,  seu  serosa  colluvie  et  diluvie,  ortis  etc."  (Pont-a-Mousson  1618;  Leyden 
1639;  1650;  Frankfurt  und  Leipzig  1674;  Leyden  1714;  1733;  Amsterdam  1768) 
erklärt  L.  die  so  häufig  von  ihm  bei  Sectionen  gefundenen  serösen  Ergüsse,  die 
„serosa  colluvies^',  für  einen  der  wichtigsten  Krankheitszustände  Nicht  unwichtig 
ist  auch  seine  gediegene  Schrift  über  die  Ruhr :  „Discours  de  la  nature,  causes, 
remhdes,  .  .  .  des  maladies  populaires ,  accompagnSes  de  dysenterie  et  autres 
ßux  de  ventre,    etc."  (Pont-ä-Mousson  1623). 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  14—16.  —  Dict.  hist.  XII,  pag.  434—435.  Pagel. 

Leporin,  Christian  Polycarp  L. ,  geboren  1689,  wurde  1711  zu 
Erfurt  Lic.  med.,  war  um  1715  Doctor,  war  Arzt  in  Aschersleben,  darauf  in 
Quedlinburg,  wurde  königl.  Grossbrit.  und  Churftirstl.  Braunschweig-Lüneburg'scher 
„Exercitus  medicus  primarius"  und  starb  am  30.  Nov.  1747.  Er  gab  heraus  (anonym): 
;,  Wohlmeinende  Nachricht  von  etlichen  wahren  und  ....  zuverlässigen  chj/mifchen 
Arzney-Mitteln ,  u.  s,  «?."  —  „  Wahrhaffte  Nachricht  von  einem  Handschaden 
eines  Knaben,  so  er  bei  Loss-schiessung  einer  Flinte  bekomm,en  u.  s  «?.*' 
(Quedlinburg  1715,  4.)  —  „Da^  Leben  des  vortrefflichen  Guilelmi  Fa b rie ii 
von  Hilden,  u,  s.  w."  (Quedlinburg  und  Aschersleben  1722,  4.)  —  „Äusführl. 
Bericht  vom  Leben  und  Schriften  des  .  .  .  berühmten  Herrn  D.  Laurentii 
Heisteri,  u.  s,  w."  (Quedlinburg  1725,  4.)  —  „Kurtze,  doch  gründliche 
Erörterung  einiger  die  zurückgebliebene  Nachgeburth  betreffender  Fragen  u,  s.  w." 
(Ebenda  1728,  4.)  —  »^^  vemünfftige  und  vorsichtige  Hausarzt,  u,  s.  to/ 
(Leipzig  und  Quedlinburg  1730\  Dazu  noch  mehrere  nicht-medicinische  biographische 
Schriften  (1719—26). 

Andreae,  II,  pag.  106.  *  <7. 

Leppentin,  ChristophNicolausL.,  geboren  1 737  in  Hamburg,  studirte 
und  promovirte  1771  in  Halle  mit  der  Diss. :  „De  irritabilitate  ultimo  termino 
cognitionis  motus  animalis",  prakticirte  in  Stockeisdorf  bei  Lübeck  und  in  Ludwigs- 
burg, wo  er  am  5.  October  1809  starb.  Er  schrieb:  „Anmerkungen  über  die 
künstliche  Trennung  der  Schambeine  bey  schweren  Geburten"  (^Hamburg  1778)  — 
„Gedanken  über  die  venerischen  Krankheiten"  (Ebenda  1778)  —  „ObservcUionum 
medicinam,  chirurgiam  et  artem  obstetriciam  spectantium  decas  primxi"  (Ebenda 
1781),  sowie  eine  Reihe  populärer,  theils  medicinische,  theils  philosophisch-psycho- 
logische Themata  behandelnder  Schriften. 

Dict.  hist.  m,  pag.  436.  Pgl. 

Lerche,  Johann  Jacob  L. ,  wurde  in  Potsdam  am  27.  December  1708 
(so  nach  Oettinger;  Büesching  schreibt  1703)  geboren,  studirte  in  HaDe  und 
wurde    hier  Dr.   med.    1730    (Diss,    oryctographia  Halensis   sive   fossilium   et 


LERCHE.  —  LERBBOÜLLET.  677 

ffttneralium  in  agro  Halenst  descripiio^ ) ,  Er  maobte  dann  Reisen  nach  Holland, 
in  den  Han,  nach  Ungarn  und  Wien,  in  das  Erzgebirge  und  nach  Nürnberg. 
Auf  Empfehlung  seines  Lehrers,  des  G^heimrath  Hofmann,  wurde  er  1731  nach 
Rnssland  berufen,  war  von  1732 — 1736  Feldarst  in  Astrachan  und  wurde  1738 
als  Generalstabsdoctor  zur  Armee  des  Generals  Lasey  nach  Charkow  und  Asow 
commandirt,  um  durch  zweckmässige  Anordnung  die  weitere  Ausbreitung  der  Pest 
zu  Terhindem.  1741  war  er  in  Petersburg,  1742  abermals  unter  Lascy  bei  der 
Armee  im  schwedischen  Kriege,  reiste  1745  im  Gefolge  einer  russischen  Gesandt- 
schaft nach  Persien,  kam  bis  Rescht  und  kehrte  1747  zurttck.  1750  wurde  er 
Stadtphysicus  in  Moskau  und  Vorsitzender  am  Moskauer  medioinischen  Comptoir; 
dann  Stadtphysicus  in  St.  Petersburg  und  1760,  nach  dem  Tode  Gondoidi's  mit 
der  Oberverwaltung  der  medicinischen  Kanzlei  betraut.  Er  starb  in  St.  Petersburg 
am  23.  März  1780.  L.  hat  die  beiden  Reisen  nach  Astrachan  und  nach  Persien  in 
Bcbschinq's  Magazin  für  die  neue  Historie  und  Geographie  (HI.  Tbl.  1769  ;  X.  Tbl. 
1776)  beschrieben.  Ausserdem:  „Eine  kurze  Beschreibung  von  der  Lebensart 
der  Wolga^ sehen  Kalmücken**  (Müller's  Sammlung  russischer  Geschichte,  Bd.  IV. 
1760)  —  „Anmerkungen  über  Schober  s  Memorabilia  Russico-Äsiatica**  (Ebenda, 
VII.  Bd.,  1762). 

Bueaching's  Magazin,  Bd.  III,  pag.  1.  —  Richter,  HI,  pag.  292.  —  Tschisto- 
witsch,  CG.  j^   Stieda. 

Lerche,  Theodor  Heinrich  Wilhelm  L.,  wurde  am  25.  Februar 
1791  zu  Trautenstein  am  Harz  geboren,  kam  1808  nach  St.  Petersburg,  studirte 
Medicin  an  der  Universität  zu  Dorpat  von  1809 — 1812  und  wurde  1812  zum 
Dr.  med.  promovirt.  Er  ging  sofort  als  Regimentsarzt  bei  der  russisch-deutschen 
Legion  in  den  Krieg.  Nach  beendigtem  Feldzuge  bereiste  er  Deutschland,  die 
Niederlande,  war  eine  Zeit  lang  in  Paris  und  Wien,  um  seine  medicinischen 
Studien  fortzusetzen.  Seit  1815  in  Petersburg  prakticirend ,  beschäftigte  er  sich 
namentlich  mit  Augenheilkunde,  begründete  und  leitete  das  erste  Hospital  für 
Augenkranke  in  Petersburg  und  wurde  kaiserlicher  Leiboculist;  auch  •die  Peters- 
burger Gesellschaft  praktischer  Aerzte  verdankt  zum  Theil  ihm  ihre  Begründung. 
Er  starb  in  Petersburg  am  9.  October  1847.  L.  nahm  Antheil  an  der  Redaction 
der  „Vermischten  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Heilkunde'^,  herausgegeben 
von  einer  Gesellschaft  praktischer  Aerzte  in  Peter8bui*g,.l. — 5.  Sammlung,  1821 — 35 
und  hat  da  eine  Reihe  ophthalmologischer  Mittheilungen  veröffentlicht;  darunter 
beraerkenswerth  die  Berichte  über  das  Augenkranken-Institut  der  k.  medico-philau- 
thropiBchen  Gesellschaft. 

V.  Becke-Napiersky,  III,  pag.  51.  —   Beise,  I,  pag.  11.  L.  Stieda. 

LerebouUet,  Dominique-Auguste  L. ,  geboren  am  19.  September 
1804  in  Epinal,  studirte  und  promovirte  1832  in  Strassburg  mit  der  These: 
„  ConsidSrations  pratiques  sur  le  choUra  morbus  observ4  h  Paris  et  dans  le 
dep.  de  la  Meuse  pendant  Vann^e  1832",  beschäftigte  sich  während  seiner  prak- 
tischen Thätigkeit  viel  mit  vergleichend  -  anatomischen  Studien ,  besonders  unter 
Duvbrnoy's  Leitung,  nach  dessen  1838  erfolgter  Berufung  nach  Paris  L.  zum  Prof. 
der  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  in  Strassburg  ernannt  wurde,  wobei 
er  die  These:  „Anatomie  cotnpar^e  de  Vappareü  respiraioire  dans  les  animaux 
vertdbrSs"  veröffentlichte.  1845  erschien  sein  von  der  Acad.  des  sc.  preisgekrÖDter 
^MSm.  hur  Vanatomie  covipar^e  des  organes  g^nitaux  chez  les  vert^brds**, 
1851  die  von  der  Acad.  de  med.  preisgekrönte  Arbeit :  „Sur  la  structure  intime 
du  foie  et  mit  la  natiire  de  Valteration  connue  sous  le  nom  de  foie  gras"  (M6m. 
de  TAcad.  de  med.,  1853).  Seit  1849  widmete  sich  L.  ausserdem  noch  ver- 
gleichend-embryologiscben  Studien,  als  deren  Resultat  er  verschiedene  Aufsätze 
in  den  Annal.  des  sc.  nat.  (1861 — 63)  veröffentlichte,  darunter:  „Recherches 
3! embryologie  comparde  sur  le  dffveloppement  de  la  truite"  u.  s.  w.  und  die 
sehr    wichtigen  Abhandlungen:    „Determination   des  ressemblances    et  des  diffd- 


678  LEREBOÜLLET.  —  LEROÜX  DES  TILLETS. 

rences  que  prisenterU  dans  letir  dtheloppement  lea  animaux  vert&ris  et  les 
animaux  invert^brds*'  (Ibid.  1863,  T.  XIX)  —  „Recherches  sur  la  forwtaiion 
des  premihres  cellules  embryunnairea^  (Ibid.  1864).  Ausser  den  genaiintea 
Arbeiten  lieferte  L.,  der  am  5.  October  1865  starb,  noeh  zahlreiche  Artikel  und 
Referate  für  die  £xp6rience  mM.  und  Gaz.  m6d.  de  Paris,  sowi«  den  Artikel 
„Anatomie  physiologique^^  im  Dict.  eneyelop.  des  sc.  m6d. 

Arch  g6n.  b.  S6r.,  VI,  1865,  pag,  635.  —  Caz.  m^d.  de  Parip.  186?>,  pag.  51.  — 
Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  197.  p    , 

^Lerebonllet,  L^on  L.,  zu  Paris,  ist  am  14.  December  1842  zu  Strass- 
bürg  als  Sohn  des  Vorigen  geboren,  wurde  1866  Doctor,  war  anflbiglich  Militär- 
arzt, Repetent  an  der  militärärztlichen  Schule  zu  Strassburg,  dann  Prof.  agr^ö 
bei  der  gleichen  Schule  im  Val-de-6räce,  prakticirt  jedoch  seit  1874  als  Cinlarzt. 
Schriften:  „Manuel  du  mtcroscope*^ ,  zusammen  mit  Mathias  Düval  (2  Aufl. 
1872)  —  „Dictionnaire  u&uel  des  sctences  mddicales*^,  zusammen  mit  Dechambrs 
und  Düval  (Paris  1884);  ausserdem  zahlreiche  Artikel  in  der  Gaz.  hebdom.  de 
m^d.  et  de  chir.,  in  D£CHA3!fiBE's  Dict.  eneyelop.  des  sc.  m^d.,  kritische  Artikel 
in  verschiedenen  Zeitschriften  und  im  Bullet,  de  la  Soc.  m6d.  des  hdpit.  de  Paris. 

Red. 

Leroux,  Laurent-Charles-Pierre  L.,  geboren  1730  in  DijoD, 
studirte  in  Paris,  besonders  Geburtshilfe  unter  Levbet  und  Hess  sich  später  in 
seiner  Vaterstadt  nieder,  nachdem  er  vorher  als  Wundarzt  an  den  Militärhospi- 
tälem  der  Marine  zu  Brest  und  zu  Landemeau  fungirt  hatte.  Er  wurde  Chirurgien- 
major am  Hospital  seiner  Vaterstadt,  war  ein  beliebter  Geburtshelfer,  kannte  den 
Nutzen  der  Tampouade  bei  Metrorrb<igieen  und  schrieb  über  letztere  ein  aach 
heute  noch  in  gewisser  Beziehung  werth volles  Buch:  „Obs,  sur  les  pertes  de  sang 
des  femmes  en  couches  et  sur  les  motjens  de  les  gu^rir"  (Dijon  1776;  Ebenda 
und  Paris  1810;  Pi.ris  1^20;  deutsch  Königsberg  1784).  Er  starb  am  23.  October 
1792  an  einer  Vergiftung  durch  eine  sehr  starke  Dosis  Opium,  dessen  er  sieh  seit 
längerer  ^eit  zur  Linderung  seiner  Steinschmerzen  bedient  hatte.  Von  kleineren 
Schriften  L.'s  sind  erwähnens werth  einige  Abhandlungen  über  Tollwuth  (preis- 
gekrönt von  der  Soc.  royale  de  Paris,  1783),  locale  Behandlung  der  Tollwuth 
und  des  Schlangenbisses  etc. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  16.  —  Dict.  hißt.  lil.  pag.  437.  —  Callisen,  XI,  pag.  2ö7; 
XXX.  pag.  17.  ^        p^^^l 

Leroux  des  TiUets,  Je  an -Jacques  L.,  geboren  zu  Sövres  (Seine-et- 
Oise)  am  17.  April  1749,  wurde  zu  Paris  J776  Baccal.  und  1778  Dr.  r^gent, 
praktieirte  daselbst,  betheiligte  sich  an  der  Redaction  des  „Journal  de  m4dec., 
chir.,  yharm.,  etc.*",  das  er  10  Jahre  lang  als  Hauptredacteur  und  dessen  Fort- 
setzung er  als  Eigenthümer  unter  demselben  Titel  mit  Corvisart  und  BoYfiS 
herausgab.  Während  der  Revolutionszeit  bekleidete  er  einige  politische  Aemter, 
zog  sich  aber  später  von  allen  öffentlichen  Geschäften  zurück,  wurde  bei  Errich- 
tung der  ficole  de  sant6  1795  zum  Professor  der  Therapie  und  Klinik  bei  derselben 
und  nach  dem  Tode  Thoüret's  1810  zum  Decan  der  med.  Facultät  ernannt. 
Letzteres  Amt  bekleidete  er  12  Jahre  lang.  Bei  Aufhebung  der  med.  Facultät 
(1823)  und  der  Reorganisation  derselben  wurde  er  in  die  Classe  der  Ehrenprofetssoren 
removirt,  jedoch  nach  der  Juli-Revolution  1830  wieder  in  jenes  Amt  eingesetzt. 
Er  starb  am  9.  April  1832  an  der  Cholera.  Von  seinen  Schriften  nennen  wir  als 
die  wichtigsten:  „Instruction  sur  le  typhusy  fihvre  des  camps  etc.**  (Paris 
1814)  —  „Mem.  et  plan  d^ Organisation  pour  la  mMecine  et  la  Chirurgie^ 
(Ebenda  1816)  —  „Oours  sur  les  g4n^ralit48  de  la  m^decine  pratique  et  sur 
la  Philosophie  de  la  mtdecine^  (Ebenda  1825 — ii6,  8  voll.).  Ausserdem  ver- 
öffentlichte L.  zusammen  mit  Corvisart  in  dem  von  ihnen  redigirten  Journal  de 
m^d.  eine  Reihe  casuistischer  Mittheilungen,  sowie  zusammen  mit  Baylb,  Fjzbaü 
und  La£nnec    „Constitution   mSdicale",     Er    war   ein  vorzüglicher  Redner    und 


LEROUX  DES  TILLETS.  —  LEBOY.  679 

hielt  Orabreden  bei  der  Beerdignog  von  Lbclsbc  (1808),  Baüdblocqüb  (1810), 
Thoübbt  (1810),  COBVISART  (1821)  niid  Halle.  (1822).  In  einer  1783  gehaltenen 
AuBpraehe  in  den  £ooleB  de  m6d. :  „De  la  ndceaaiU  de  Vunion  entre  les  mddecins 
ei  lea  Mrurgiens,  et  de  Vavantage  gut  en  rSsulte"  sprach  er  eich  durchaua  fttr 
ein  Zusammengehen  der  Aerzte  mit  den  Wnndftrsten  aus. 

Biogr.  med.  VI,  pag.  17.  —  Biet.  bist,  in,  pag.  437.  —  Callisen,  XI,  pag.  262; 
XXX,  pag.  17.  pgj 

Leroy,  Charles  L.,  geboren  am  12.  Januar  1726  in  Paris,  studirte  in 
Montpellier,  machte  eine  Reise  nach  Italien  und  liess  sich  aus  Gesundheitsrttck- 
Biehten  dauernd  in  Montpellier  nieder,  wo  er  1752  promovirte,  eine  ausgedehnte 
Praxis  erlangte  und  später  Professor  der  Chemie  wurde.  1777  siedelte  er  auf  den 
Wunsch  seiner  Familie  nach  Paris  über,  starb  hier  aber  schon  1779.  Er  schrieb: 
„De  aquarum  mineraltum  natura  et  usu"  (Montpellier  1758)  —  „Mimoires 
et  observatüms  de  mSdecine,  Premiere  partie  contenant  deux  mdmoires  »ur  les 
fih)res  aigues  etc."  (Ebenda  1766;  1776;  1784)  —  „Milangea  de  physigue, 
de  chimie  ei  de  mSdecine  etc."  (Paris  1771). 

Biogr.  in6d.  VI,  pag.  20.  —  Biet.  bist.  III,  pag,  440.  —  Vicq  d'Azyr,  Eloges 
par  Moreau.  II.  pag.  42.  —  Bes  Genettes,  pag.  233.  p    , 

Leroy,  Jaeques-Agathange  L. ,  geboren  1734  in  Maubeuge,  war 
Anfangs  Militärpharmaceut  und  machte  als  solcher  die  Feldzüge  in  Deutschland 
mit,  später  widmete  er  sich  der  Medicin,  betheiligte  sich  an  einer  Expedition  nach 
Cayenne  und  liess  sich  nach  seiner  Rückkehr  in  Paris  nieder.  Während  der  • 
Revolution  zog  er  sich  zuerst  nach  Lille  und  darauf  nach  Dünkirchen  zurück,  wo 
er  Armenarzt  war.  Nach  Beendigung  der  Revolution  nahm  L.  seine  Praxis  in 
Paris  wieder  auf  und  starb  daselbst  am  11.  Februar  1812.  Er  schrieb:  „Essai 
sur  Vusage  et  les  effets  de  Vicorce  de  garou"  (Paris  1767;   1774). 

Biogr.  med.  VI,  pag.  21.  Pgl. 

Leroy,  Alphonse-Louis-Vincent  L.,  berühmter  Geburtshelfer, 
geboren  zu  Ronen  am  23.  August  1742,  studirte  zuerst  in  seiner  Vaterstadt  unter 
Legat,  später  in  Paris,  wo  er  1778  Dr.  r^gent  wurde.  Hier  beschäftigte  er  sich 
besonders  mit  Geburtshilfe  und  Kinderkrankheiten  und  wurde  Lehrer  dieser  Dis- 
ciplinen  an  der  Matemit^,  neben  Baüdelocqüe.  In  seiner  Schrift  „Recherches  Q 
historiques  et  pratiques  sur  la  section  de  la  Symphyse  du  puhis"  (Paris  17^J)  ^ 
trat  L.  lebhaft  für  die  Symphyseotomie  ein.  Nicht  un verdienstlich  ist  seine  „Histoire 
critique  de  la  doctrine  et  de  la  pratique  des  principaiix  accoucheurs  qui  ont 
parii  depms  Hippocrate  jusqu'  ä  nos  jours  etc.",  als  erster  Theil  seiner  nicht 
weiter  erschienenen  „Pratique  des  accouchemens"  (Paris  1776;  deutsch  Frank- 
furt, Leipzig  und  Memmiogen  1779).  Ausserdem  verfasste  L.,  der  am  15.  Januar 
1816  von  einem  entlassenen  Bedienten  ermordet  wurde,  noch  eine  ganze  Reihe  von 
Schriften  auf  dem  Gebiete  seines  Specialfaches,  so  u.  A. :  „Essai  sur  V histoire 
naturelle  de  la  grossesae  et  de  V accouchement"  (Genf  und  Paris  1787)  — 
„Motifs  et  plan  aUablissement  dans  Vkopital  de  la  Salpitri^re  d'un  s4minaire 
de  m4decine  pour  V enseignement  des  maladies  des  femmes,  des  accouckemens  etc." 
(Paris  1789)  —  „De  la  conservatton  des  femmes"  (Ebenda  1811)  —  „Legons 
sur  les  pertes  de  sang  pendant  la  grosseste  etc."  (Ebenda  1801 ;  1Ö03;  deutsch 
von  A.  Zadig,  Breslau  1802  und  von  J.  C.  Rexard,  Leipzig  1802). 

Biogr.  med.  VI,  pag.  18.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  438 — 440.  —  Lebreton,  II, 
pag.  545.  Pgl 

Leroy,  Jean-Jacques-Joseph  L.  d'£tiolles  (so  genannt  nach 
dem  Dorfe  bei  Corbeil,  wo  seine  Familie  lange  gewohnt  hat),  einer  der  Erfinder 
der  Lithotripsie  (zusammen  mit  Civiale,  Amussat,  Heurtelocp),  war  am  5.  April 
1798  zu  Paris  geboren,  hatte  schon,  ehe  er  (1824)  Doctor  wurde,  1822  der 
Akademie   ein  „lithoprione^^  genanntes  Instrument   für  den  genannten  Zweck  vor- 


660  ;4EB0Y.  ~  LK  ROY  DB  MCRICOUBT. 

gelegt,  das  er  aber  Belbst  verwarf ,  um  an  dessen  Stelle  die  von  ihm  nach  dem 
Master  des  Kugelziehers  von  Alfonso  Fbbrc  construirte  dreiarmige  Zange  au  setzen, 
mit  der  Civiale  zuerst  beim  Lebenden  operirte,  woduroh  die  Lithotripsie  that- 
sächlich  in's  Leben  gerufen  war.  Damit  begann  nun  ein  sein  ganzes  Leben 
andauernder,  oft  höchst  erbitterter  Kampf  gegen  seine  mit  den  Krankheiten  des 
Urogenitaiapparates  sich  befassenden  Collegen.  1826  und  1831  hatte  er  Preise 
Seitens  der  Akademie  der  Wissenschaften  ftlr  seine  Erfindungen  erhalten.  Wir 
führen  zunächst  seine  hauptsächlichsten,  auf  Harnkrankheiten,  Lithotripsie  u.  s.  w. 
sich  beziehenden  Arbeiten  an:  „ExposA  des  divers  procid^s  employds  jusqu  a 
ce  Jour  pour  guSrir  la  pierre  sans  avoir  recours  h  Vop6ration  de  la  taille*^ 
(1825)  —  „Tableau  historique  de  la  lükotritie"  (1830)  —  „Mdm.  sur  la  cysto- 
tomie  Spipubtenne^  (1837)  —  „Htstoire  de  la  lithotritie,  augment^e  d*une 
lettre,  etc,**  (1839)  —  „Recuetl  de  lettres  et  de  mimoires  adress4s  h  VÄcad, 
des  8C,y  etc.**  (1844),  eine  Sammlung  froher  publicirter  Arbeiten  —  „Urologie. 
Traitd  des  angusties  ou  rStrScissements  de  Vurethre,  etc."  (1845)  —  „Sur  les 
avantages  des  bougies  tortilles  et  crochues ,  etc.**  (1852)  —  „De  la  cautSri- 
sation  d^avant  en  arrihre,  de  V^lectricitS  et  du  cauthre  ilectrique  dans  le 
traitement  des  ritr^cissements  de  VurUhre**  (1852)  —  „De  Vextraction  des 
Corps  dtrangers  solides  atUres  que  les  pierres  ou  leurs  ddbris"  (Brüssel  1854). 
Er  war  übrigens  nicht  ein  einseitiger  Specialist;  vielmehr  hatte  er  sich  u.  A. 
(seit  1826)  mit  experimentellen  Studien  über  die  Muskelcontraction,  die  Bluttrans- 
fusion, den  Lufteintritt  in  die  Venen,  die  Asphyxie,  das  Luffceinblasen  und  die 
Anwendung  des  Oalvanismus  dabei  beschäftigt,  empfahl  letzteren  bei  eingeklemmten 
Hernien  und  inneren  Einklemmnngen  (182G),  machte  merkwürdige  Experimente 
über  die  Regeneration  der  Linse,  so  wie  in  Betreff  der  Heilung  von  Aneurysmen, 
war  fortwährend  auf  mechanische  Verbesserungen  in  der  Chirurgie  bedacht,  durch 
Erfindung  von  Instrumenten,  nicht  nur  i^r  die  Anwendung  in  der  Blase  und  Harn- 
röhre, sondern  auch  für  die  Operation  der  Gaumenspalte,  der  Biasenscheidenfistel, 
die  Ligatur  von  Pharynx-Polypen,  eines  Amygdalotoms  u.  s.  w. ;  er  war  aber  auch 
sonst  ein  Erfinder,  der  sich  bis  zur  Construction  von  Hinterladungsgeschützen  und 
durch  Percussion  explodirenden  Bomben  verstieg.  Er  hat  eine  Unzahl  von  Abband* 
lungen ,  Brochtiren ,  Denkschriften ,  Journalaufsätzen  u.  s.  w.  hinterlassen.  Sein 
Tod  erfolgte  am  22.  August  1860. 

Nouv.  biogr.  gen.  XXX,  pag  898.  —  Boys  de  Loury  in  Gaz.  hebd.  de  med.  et 
de  chir.  1860,  pag.  665.  —  Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  SiOO.  —  Callisen,  XI, 
pag   269;  XXX,  pag.  18.  Gurlt. 

*Le  Roy  de  Mericourt,  Alfred  L.,  zu  Paris,  ist  am  13.  October  1825 
zu  Abbeville  (Sorarae)  geboren,  trat  1845  als  Chirurg  3.  Cl.  in  die  Marine  ein, 
nahm  als  Chirurgien-major  an  einer  dreijährigen  Campagne  in  den  indischen  Meeren 
Theil  und  schrieb  darüber  seine  These,  mit  der  er  1853  in  Paris  Doctor  wurde. 
1854  machte  er  den  Krira-Fcldzug  mit  und  wurde  im  folgenden  Jahre  zum  Medecin- 
professeur  au  der  Schule  für  Schiffs  -  Medicin  in  Brest,  sowie  zum  Mitgliede  der 
Commission  zur  Reorgauisation  des  Marine-Sanitätscorps  ernannt  und  leitete  seit 
1863  die  „Archives  de  mSdecine  navale" ,  1874  wurde  er  Mitglied  der  Akademie 
der  Medicin.  Seine  überaus  zahlreichen  Arbeiten,  welche  sich  grossentheils  in  der 
genannten  Zeitschrift  (von  1857  an),  aber  auch  in  der  Union  med.,  den  Arch. 
gen6r.,  Gaz.  des  hop.,  Bull,  de  TAcad.  de  m^d.,  Bull,  de  la  Soc.  de  chir.,  Gaz. 
hebdom.  u.  s.  w.  befinden,  betreffen  die  verschiedensten  Gegenstände  der  Patho- 
logie und  Klimatologic,  namentlich  aus  überseeischen  Ländern,  der  Hygiene  u.  s.  w. 
Es  findet  sich  von  ihm  eine  Reihe  von  Mittheilungen  über  Chromhidrose,  Chronii- 
crinie,  sodann  über  die  abyssinisebe  Chorea,  das  Mal-coeur  oder  Mal  d'estomac 
der  Neger,  Verbrühung  der  Bronchen,  Ankylostomum  duodenale,  AVahum,  Beri- 
beri ,  intertropische  Hämaturie ,  Gelbfieber ,  giftige  Fische  heisser  Zonen  (mi*^ 
FONSSAGRIVES),  ferner  über  Tuberculose  und  den  Einfluss  der  Seeluft  auf  dieselbe, 
die  Desinfection  und  Ventilation  der  Schiffsräume,  Asphyxie  durch  Submersion,  Hygieiie 


i 


LB  BOT  DE  MfiBIGOUBT.  —  LESSEB.  681 

der  SehwAinnifis^er,  TrunkBncht  nnd  Syphilis  bei  der  Marine  u.  s.  w.,  a.  s.  w. ;  aneh 
für  das  Diet.  encyolop.    des  so.  mtd.    hat  er   Eahlreiche  Artikel  geliefert  und  ftlr 
Vallrix,  „Goide  da  mMeein  pratieien^   (5.  ödit.  1866)   eine  Anzahl   derselben. 
Vaperean,  11,  pag.  1160.  —  Berger  et  Bey,  pag.  162,  258.  Bed. 

*Ler8Ch,  Bernhard  Maximilian  L.,  zu  Aachen  am  12.  October  1817 
geboren^  in  Bonn  Schiller  Nassb's,  in  Berlin  VON  Graefe^s  und  Dieffenbach's, 
betrieb,  1840  promovirt,  seit  1842  in  Aachen  Praxis  und  wirkte  später  als 
Badearzt  daselbst.  Von  ihm  erschienen  u.  A. :  „  Geschichte  der  Balneologie  und 
Fegologie*'  (Würzburg  1863)  —  „Hydrophysik*" ,  „Hydrochende''  (Bonn  1870)  — 
„Fundamente  der  praktischen  Balneologie*"  (Daselbst  1868;  in  mehreren  Theilen). 
Ausserdem  naturwissenschaftliche  Essays,  Jahresberichte  nnd  Schriften  über  Aachen. 

Wernich. 

Lesauvage,  Edme  L. ,  za  Caen,  war  daselbst  am  23.  October  1778 
geboren ,  studirte  in  Paris  und  wurde  daselbst  Doctor,  Hess  sich  in  seiner  Vater- 
stadt nieder,  wurde  1831  Chefarzt  der  Hospitäler ,  Prof.  der  Therapie  und  Klinik 
und  starb  am  10.  December  1852.  Von  seinen  Arbeiten  sind  namentlich  hervor- 
zuheben:  „Aldm.  sur  les  monstruositSs  dites  par  Vinclicsion,  etc.^  (Caen  1829)  — 
„Recherches  sur  le  ddveloppement ,  C Organisation  et  les  fonctions  de  la  Tnem- 
brane  caduque*^  (Arch.  göner.,  1833)  und  die  Fortsetzung  davon:  „Recherches 
sur  les  annexes  du  foetus  humain,  etc,^  (Caeo  und  Paris,  1836).  Ausserdem 
sind  noch  zu  erwähnen:  „Obs»  sur  plusieurs  kystes  hydatiques ,  contenus  dans 
le  foie  et  V^iploon*^  (Leeotjx*  Joum.,  1813)  —  „Obs,  sur  le  ver  nornrnd  bicorne 
rüde  ou  ditrochyceros  de  M,  Sultzer,  ou  diceras ,  de  M,  Rudolphi^ 
(Nouv.  Journ.  de  m6d. ,  1818)  und  andere  Aufsätze  in  den  Arch.  g^n6r. ,  Lan^. 
£ran9.  u.  s.  w. 

Lebreton,  pag   549.  —  Callisen,  XI,  pag.  276;  XXX,  pag.  21.  G. 

Leske,  Nathanael  Gottfried  L.,  geboren  am  22.  October  1751 
(nach  Anderen  1752)  zu  Muskau  in  der  Nieder  -  Lausitz ,  studirte  in  Leipzig, 
besonders  unter  Ludwig,  wurde  1774  Baceal.  med.,  1775  Prof.  e.  o.  der  Natur- 
geschichte und  177H  Prof.  ord.  der  Oekonomie,  sowie  Schriftführer  der  ökono- 
mischen Gesellschaft  in  Leipzig.  1786  ging  er  als  Prof.  der  Cameral Wissenschaften 
nach  Marburg,  starb  aber  hier  bald  danach  am  25.  oder  26.  November  dieses 
Jahres.  L.  war  ein  tüchtiger  Naturforscher.  Mit  Fünck  und  Hindenbübg  gab  er 
heraus:  „Leipziger  Magazin  zur  Naturkunde,  Mathematik  und  Oekonomie** 
(5  Jahrgänge,  Leipzig  1781 — 85;  Jahrgang  1786  allein  von  L.).  Ausserdem 
schrieb  er:  „Ichthyologiae  Lipsiensis  specimen**  (Leipzig  1774)  —  „Anfangs- 
gründe der  Naturgeschichte^  (Ebenda  1779;  1784;  italienisch  Mailand  1785, 
2  Bde.;  russisch  St.  Petersburg  1790)  —  „Von  dem  Drehen  der  Schafe  und 
dem  Blasenbandwurm  im  Gehirne  derselben**  (Leipzig  1779)  u.  A.  Der  Medicin 
aber  hat  er  Dienste  geleistet  durch  die  Herausgabe  von:  „Auserlesene  Abhand- 
lungen praktischen  und  chirurgischen  Inhalts  aus  den  philosophischen  Trans- 
actionen  und  Sammlungen  der  Jahre  1699 — 1765"  (5  Thle.  m.  Kpfr.,  Lübeck 
und  Leipzig  1774 — 78). 

Weiz,  pag.  155.  —  Otto,  II,  2,  pag.  44.  —  Baur,  II,  pag.  354 — 62.  — 
Biogr.  m6d.  VI,  pag    22  p    j 

*Le88er,  Wladyslaw  Leon  Baron  von  L.,  geboren  in  Warschau  am 
28.  Juli  1846,  studirte  Medicin  in  Berlin  (1864 — 69),  wurde  dort  mit  der  Diss. 
„Peritonitis  diffusa  und  Peritonitis  circumscripta"*  promovirt,  ging  darauf  nach 
Wien,  war  1870 — 71  während  des  Krieges  deutscherseits  als  Militärarzt  tbätig, 
nnd  war  1872  und  1873  Assistent  an  der  chirurgischen  Klinik  in  Greifswald. 
Nachdem  er  eine  Studienreise  nach  Frankreich  und  England  unternommen ,  lie^s 
er  sich  1874  in  Berlin  nieder,  zog  jedoch  schon  im  folgenden  Jahre  nach  Leipzig, 
wo  er  seit  1877  Docent  für  Chirurgie  ist  und  eine  chirurgische  Privatklinik  leitet. 


682  LESSEB.  —  LESTER. 

Seine  AbhaDdlungen  finden  sieh  in  der  Deatsclien  Zeitsohrift  fäv  Chirurgie,  in 
ViRCHOw's  Archiv,  in  Du  Bois-Rkymond's  Archiv,  in  der  Berliner  klin,  Wochen- 
schrift nnd  polnisch  in  Gazeta  lekarska  und  Przegl%d  lekarski,  besonders  gab  er 
heraus:  „Transßision  und  AtUotransßiaion^  (Volkmann's  klin.  Vortr.,  1874)  — 
„Die  chirurgischen  Hilfsleistungen  bei  dringender  Lebensgefahr**  (Leipzig 
1880)    —    „Fünf  Jahre  poliklinischer  Thätigkeit  1877—82''    (Ebenda  1883). 

K.  &  P. 

*Lesser,  Adolf  L.,  zu  Berlin,  ist  am  22.  Mai  1851  zu  Stargard  in 
Pommern  geboren,  studirte  in  Berlin,  wo  er  1875  Doctor  wurde.  Er  ist  seit 
1881  Docent  für  Staatsarzneikunde,  seit  1879  Arzt  der  Klinsmann'schen  Irren- 
heilanstalt in  Berlin.  Literarische  Arbeiten:  „Experimentelle  Untersuchungen 
über  den  Einfluss  einiger  Arsenverbindungen  auf  den  thierischen  Organismus"  — 
„Zur  Würdigung  der  Chromprobe*'  —  „  lieber  die  localen  Befunde  beim 
Selbstmord  durch  Erhängen"  —  n^^'^  anatomischen  Veränderungen  des  Ver- 
dauungscanals  durch  Aetzgifte"  —  ;,  Ueber  Ly^nphorrhagien  in  der  Umgebung 
unmittelbar  oder  kurze  Zeit  vor  dem  Tode  erlittener  Verletzungen"  —  „  Ueber 
die  wichtigsten  Sectionsbefunde  bei  dem  Tode  durch  Ertrinken  in  dünnflüssigen 
Medien"  —  „  Ueber  Verletzungen  der  Gebärmutter  und  der  Scheide  durch 
criminelle  Provocation  des  Aborts"  —  yj Atlas  der  gerichtlichen  Medicin" 
(1.  Abth.  Vergiftungen,  Berlin  1884,  m.   18  col.  Taff.,  fol.).  Red. 

Lessing,  Michael  Benedict  L. ,  zu  Berlin,  war  15.  Juli  1809  zn 
Danzig  geboren,  studirte  in  Königsberg  i.  Pr.  nnd  Berlin,  war  1831  während  der 
ersten  Cholera-Epidemie  im  Auftrage  der  Königsberger  Regierung  in  den  StSdten 
Labiau  und  Osterode  als  Arzt  thätig,  wurde  1833  in  Berlin  Doctor  mit  der  Diss. 
„De  medicinae  in  emendationeni  gentris  humani  ethicam  afque  politicam 
auctoritate" j  war  daselbst  seit  1835  Arzt,  stand  in  nahen  Beziehungen  zu  RusT 
und  schrieb:  „Diagnostisch-therapeutische  Ueber  sieht  der  ganzen  Helkologie, 
tabellarisch  dargestellt"  (Berlin  1835,  Fol.;  2.  Aufl.  1841;  3.  Aufl.  u.  d.  T.: 
ff  Die  Erkenntniss  und  Heilung  der  Geschwüre"  (1845)  —  „Ueber  die  Un- 
sicherheit der  Erkenntniss  des  erloschenen  Lebens  u.  s,  w,"  (Berlin  1836  ;  schwed. 
Uebers.  von  Wkstergren,  Linköping  1837)  —  „Handbuch  der  Geschichte  der 
Medicin^  nach  den  Quellen  bearbeitet*  (Bd.  I,  Berlin  1838)  —  „Paracelsus, 
sein  Leben  und  D(7iken.  Drei  Bücher"  (Ebenda  1839),  in  Folge  welcher  Schrift 
er  von  der  Stadt  Salzburg  1839  zum  Ehrenbürger  derselben  ernannt  wurde. 
Er  verfasste  weiter  noch:  „Chirurgische  Diagnostik"  (2  Bde.,  Berlin  1845)  und 
arbeitete  Sobernheim's  „Handbuch  der  praktischen  Arzneimittellehre"  (Berlin, 
4.  Aufl.  1855;  8.  Aufl.  1863),  sowie  desselben  „Tabulae  pharmacologicae"  (5.  ed. 
1859)  gänzlich  um  und  vermehrte  dieselben;  ersteres  erschien  später  unter  L.'s 
Namen.  Auch  schrieb  er:  „Kurzer  Abriss  der  Materia  medica"  (Leipzig 
1859;  2.  Aufl.  1866)  und  betheiligte  sich  mit  F.  Graevell  durch  den  „Entwurf 
einer  Wahlordnung  u.  s.  w."  (1848)  an  der  Reform  der  preussischen  Medicinal- 
Verfassung.  Seit  1864  war  er  fast  nur  praktisch  thätig,  beging  1883  sein 
50jäbrige8  Doctor-Jubiläum  und  starb  am  6.  December  1884  als  Geh.  Sanitätsrath. 

Gelehrtes  Berlin.  1845,  pag.  )iU.  —  Callisen,  XXX,  pag.  24.  G. 

Lessius,  8.  Leys. 

*Lester,  Thomas  Bryan  L.,  Professor  der  praktischen  Mediein  am 
Coli,  of  Phys.  and  Surg.  in  Kansas  City,  Mo.,  ist  in  Charlotte  Co.,  Va.,  am 
24.  Juli  1824  geboren,  studirte  Mediein  unter  Dr.  Hall  in  Salem,  111.,  ferner 
an  der  med.  Facultät  der  Universität  von  Mo.  und  wurde  von  letzterer  etwa  um 
1850  graduirt.  Er  Hess  sich  als  Arzt  in  Salem  nieder,  praktioirte  hier  bis  1854 
und  siedelte  dann  nach  Kansas,  seinem  jetzigen  Wohnorte^  über,  wo  er  1870  in 
die  oben  bezeichnete  Stellung  berufen  wurde.  Er  veröflentlichte  u.  A.  bisher: 
„Points  of  analogy  between  typhoid  fever  and  the  exanthemata,  an  aryument 


LESTEB.  --  LBTH.  683 

in  favour  on  its  specific  nature^  (Kansas  City  Med.  Journ.,  1871)  —  „Bemarks 
on  the  paihology  and  treatment  of  intestinal  colic"  (Ibid.  1872)  —  „Chronic 
pulmonary  ccnsolidations  of  inflammatory  origin  and  their  terminations^  (Vor- 
trag in  der  Kansas  City  Med.  Soc.  1875). 

Atkinson,  pag.  52.  Pgl. 

Lestocq,  Johann  Hermann  Graf  L. ,  wurde  am  29.  April  1692 
in  Celle,  woselbst  sein  Vater  LeibcMrurg  des  Herzogs  Georg  Wilhelm  war, 
geboren,  kam  1715  nach  Russland  und  trat  in  den  Dienst  Peter's  L,  begleitete 
die  Gemahlin  P e t e r^s  1716  als  Chirurg  nach  Holland,  wurde  aber  wegen  seines 
widerrechtlichen  Benehmens  von  Peter  1718  nach  Kasan  verbannt.  Katharina  I. 
rief  L.  nach  Peter's  Tode  zurück  und  ernannte  ihn  zum  Leibchirurgen  ihrer 
Tochter  Elisabeth.  Als  nun  Elisabeth  den  russischen  Thron  bestieg,  ernannte 
sie  L.  1741  zu  ihrem  ersten  Leibarzt  und  zugleich  zum  Direktor  der  medicinischen 
Kanzlei,  d.  h.  der  obersten  Medicinalbehörde.  L.  .begnügte  sich  nicht  mit  dieser 
höchsten  ärztlichen  Stellung,  sondern  versuchte  auch  in  politischen  Staatsgeschäften 
seinen  Einfluss  wirken  zu  lassen.  1744  schenkte  ihm  Kaiser  Karl  VI.  die 
Grafenwürde  des  heil,  römischen  Reiches.  In  Folge  unbekannter  Intriguen  fiel  L. 
in  Ungnade  und  wurde  1748  in  die  Petersburger  Festung  gesperrt,  in  welcher 
er  bis  1753  gefangen  gehalten  wurde;  dann  wurde  er  nach  Weliki-Üstjug  (Gouv. 
Archangel)  verwiesen.  Erst  nach  der  Thronbesteigung  Peter's  III.  1762  erhielt 
L.  seine  Freiheit  und  einen  Theil  seines  confiscirten  Vermögens  zurück,  aber 
blieb  ohne  Anstellung.  Katharina  II.  bewilligte  ihm  eine  grosse  Pension  und 
verlieh  ihm  einige  Landgüter  in  Kurland.  L.  starb  am  12.  Juni  1767  auf  dem 
Gute  Zernikau  in  Livland.  L.  war  ein  lebhafter  Charakter,  ein  ausgezeichneter 
Gesellschafter,  mit  allen  gangbaren  europäischen  Sprachen  bekannt;  seine  ärzt- 
lichen Kenntnisse  scheinen  gering  gewesen  zu  sein;  der  eigentliche  Leibarzt  der 
Kaiserin  Elisabeth  war  damals  Hebmann  Kaa.u-Boekhaave  und  eigentlicher 
Leiter  der  medicinischen  Angelegenheiten  in  Russland  Dr.  Condoidi. 

Richter,  III,  pag.  210  und  420-424.  —  Tschisto  witsch ,  CCII— V.  — 
Buesching'ß  geogr.  Magazin,  I,  pag.  32  u.  ff. ;  II,  pag.  485—440.  t    c*-    j« 

Lt.    O  1 1  6  U  n  , 

Lesueur,  Octave  L  ,  zu  Paris,  war  daselbst  am  21.  April  1802  geboren, 
beschäftigte  sich  neben  dem  Studium  der  Medicin,  der  Anregung  seines  Schwagers 
Orfila  folgend,  besonders  mit  Chemie,  wurde  Aide  pr^parateur  im  chemischen 
Laboratorium  der  ßcole  de  m$d.,  leitete  daselbst  die  Arbeiten  der  Studirenden,  gab 
später  Privatcurse  in  der  Chemie  und  Toxikologie  und  wurde  1828  Doctor  mit 
der  These:  „Recherches  mdd.-li^gales  pouvant  ftercii"  ä  di^terminer,  meme  long- 
teivps  aprhs  la  mort,  s'il  y  a  eu  empoisonnement ,  et  h  faire  connaitre  la 
nature  de  la  substance  vinineuse"  (auch  im  Journ.  de  chimie  m6d. ,  1828), 
welche  das  Ergebniss  seiner,  zusammen  mit  Orfila  ausgeführten  Untersuchungen 
war,  veranlasst  durch  einen  berühmten  gerichtlichen  Fall  jener  Zeit.  Diese  Arbeit 
war  nur  der  Vorläufer  des  von  ihm  zusammen  mit  Orfila  publicirten :  „  Tratte 
des  exhumations  juridiques^  (2  voll.  1830;  eine  4.  Aufl.  dieser  Schrift  befindet 
sich  in  Orfila's  Trait^  de  m^d.  legale),  der  von  dauerndem  Werthe  bleiben  wird. 
L.  wurde  1830  auch  Agr6g6  der  Facultät,  war  Mitarbeiter  am  Dict.  de  m6d. 
usuelle  und  am  Journal  des  connaiss.  m6d.  prat.  und  erhielt  1837  die  Leitung 
des  genannten  Laboratoriums,  dem  er  bis  zu  seinem  am  28.  December  1870  zu 
Cinq-Mars  (Touraine)  erfolgten  Tode  mit  Auszeichnung  vorstand,  indem  er  sich 
vorzugsweise  mit  Arbeiten,  welche  das  Gebiet  der  gerichtlichen  Medicin  betrafen, 
beschäftigte,    von  denen  indessen   sehr   weoig   an    die  Oeffentlichkeit  gelangt  ist. 

A.  Foucart  m  Gaz.  des  höpit.  1851,  pag.  33..  Gr. 

Leth,  Christian  L.,  dänischer  Arzt,  war  im  März  1794  zu  Klarskov 
auf  Fünen  geboren,  studirte  von  1811  an  in  Kopenhagen,  wurde  1816  med. 
Gandidat  beim  kgl.  Friedrichs-Hosp.,  1818  Districtsarzt  für  Lyngsby  und  Umgegend 


684  LKTH.  —  LETTSOM. 

auf  Seeland  und  1825  Landphysicus  im  südlichen  8eeländi£M)hen  Physicat.  Er 
schrieb  in  der  Bibliothek  for  Laeger  (1823,  32,  36):  „En  vamüus  üeits  lykkeUg 
helbredet  ved  Brugen  af  koldt  Vand^  —  „Ben  epidemiske  Feber  i  det  soendre- 
sjaellandske  Landphyäicat  etc,^  —  ^Et  Misfoster,  henved  2  Aar  gammdt, 
uden  Arme  og  med  flere  Abnormiteter^ ,  sowie  einige  Aufsätze  im  Jonrn.  for 
Med.  og  Chir.  (1833)  u.  s.  w.    Er  starb  zu  Nestved  am  3.  Juni  1837. 

Eralew,  II,  pag.  129;  Supplem.  II,  pag.  19^.  —  Callisen,  XI,  pag.  290; 
XXX,  pag.  27.  G. 

*Letievant,  Jean-Joseph-Emile  L.,  zu  Lyon,  geboren  zu  Marboz 
(Ain)  am  29.  August  1830,  studirte  von  1850  an  in  Lyon,  Paris  und  Montpellier 
und  wurde  1858  in  Paris  Doctor  mit  der  These:  „Du  traumatisme  dans 
V accouchement  compard  au  traumatisme  ordtnaire".  Er  war  von  1860 — 65  Chef 
de  clinique  Chirurg,  bei  der  medicinischen  Schule  in  Lyon  und  bis  1873  Chef  der 
anatomischen  Arbeiten.  1867  wurde  er  zum  Chirurgien-major  des  Hotel  Dien,  1873 
zum  Professor  der  Physiologie  ernannt ;  zur  Zeit  ist  er  Prof.  adjoint  der  externen 
Pathologie.  Seine  neue  Theorie  über  die  Motilität  und  Sensibilität  der  Nerven 
nach  deren  Durchschneidung  (1872)  führte  er  weiter  aus  in  seinem:  „Tratte  des 
sections  nerveuses;  physiologie^  pathologie ,  mdicattons ,  procddes  opSratoires^ 
(1873).  Ausser  zahlreichen  Artikeln  im  Journal  de  m6d.  de  Lyon,  im  Lyon 
m6dical,  der  Gaz.  m6d.  de  Bordeaux,  verfasste  er  noch  folgende  Abhandlungen: 
„PhSnom^nes  physioL  et  pathoL,  consdcutifs  aux  sections  des  nerfs  du  hras^ 
(1869)  —  „Nivrotomie  dans  le  tdtanos  iraumatique"  (1870)  —  „De  Vinter- 
vention  secondaire  dans  la  gangr^ne  des  membres"  (1871)  —  „£tude  sur  les 
pansements  par  occltcsion  ouaiSe**  (1872). 

Glaeser,  pag.  452.  Red. 

Lettow,  Mathias  Vorbek  L.  (auch  Litt awer  genannt),  geboren  am 
12.  Februar  1593  in  Wilna,  wo  sein  Vater,  Mathias  L. ,  Arzt  and  Archiater 
des  Königs  Sigmund  III.  war,  studirte  in  Basel,  Paris  und  Löwen  anfUnglieh 
Jura,  von  1612  an  Medicin  in  Padua,  wo  er  1614  als  der  erste  Evangelische 
Doctor  wurde.  Darauf  ging  er  noch  nach  Bologna,  kehrte  1616  nach  Wilna 
zurück  und  wurde  1617  Feldarzt  der  litbauischen  Armee.  Während  des  Moskauisohen 
Krieges  lenkte  er  1634  vorSmolensk  die  Aufmerksamkeit  des  Königs'Wladyslaw  IV. 
auf  sich ;  derselbe  ernannte  ihn  1635  zu  seinem  Leibarzt,  verlieh  ihm  im  folgenden 
Jahre  eine  ansehnliche  Stellung  im  Schatzamte  von  Lithauen  und  beschenkte  ihn 
später  mit  grossen  Gütern.  Als  sein  hoher  Gönner  1648  gestorben  war,  verlor 
er  durch  die  Kosakenkriege  und  andere  Unglücksfälle  sein  ganzes  bedeutendes 
Vermögen  und  starb  1662  in  Wilna.  Handschriftlich  hinterliess  er  seine  sehr 
interessanten,  in  polnischer  Sprache  verfassten  Memoiren;  medicinische  Schriften 
von  ihm  sind  nicht  bekannt. 

Gasiorowski,  II,  pag.  245.  K.  &  P. 

Lettsom,  John  Coakley  L.,  geboren  im  December  1744  auf  der  Insel 
des  atlantischen  Oceans  Little  Van  Dvke  bei  Tortola  in  Westindien,  kam  als 
6jährigc8  Kind  nach  England  und  wurde  unter  Leitung  Fothkrgill's  erzogen. 
Er  studirte  nach  Landessitte  Medicin  einige  Jahre  in  einer  Londoner  Apotheke, 
musste  dann  zur  Regulirung  des  Nachlasses  seines  verstorbenen  Vaters  in  die 
Heimath  reisen,  setzte  später  seine  Studien  in  England  fort,  promovirte  1769  in 
Leyden  mit  der  Schrift:  „Observationes  ad  historiam  theae  pertinenies^,  liess 
sich  nach  ein  igen  wissen  scbaftlichen  Reisen  in  London  nieder ,  wo  er  als  Physioian 
extraordinary  des  City  of  London  Lying-in  Hosp.  am  1.  November  1815  starb. 
L.  beschäftigte  sich  viel  mit  Pflanzenkunde,  resp.  den  vegetabilischen  Arzneimitteln. 
Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  sind  zu  erwähnen:  „The  natural  hvstory  of  the 
teatree  and  efiects  of  tea-drinking  etc,^  (London  1772;  1784;  1800;  fran- 
zösisch Paris  1773;    deutsch    Nürnberg  1802)   —    „Reflexions   an   the   general 


LETTSOM.  —  LEUCKAET.  685 

treatment  and  eure  of  fevers^  (London  1772)  —  „Med,  mem.  of  the  Oeneräl 
Dispensary  in  London**  (Ebenda  1774;  französisch  Paris  1787)  —  „History  of 
the  origin  of  medidne,  etc,^  (London  1778)  —  »The  life  and  works  ofJohn 
Fotkergtll*'  (3  voll.,  Ebenda  1784). 

BiogT.  mM.  VI,   pag.  26.   —  Dict.  hist.  III,   pag.  441.  —   Munk,   H,  pag.  287. 

P&l. 
*Leube,  Wilhelm  Oli  vier  L.,  am  14.  September  1842  in  Ulm  geboren, 

in  Tübingen  nnd  Zürich  ausgebildet,  Schüler  Niemeteb's  und  Griesikgeb's  und 
später  bei  v.  Zibmssen  Assistent,  wurde  1866  promovirt,  wirkte  als  Assistent  und 
Privatdocent  in  Erlangen  von  1868 — 72,  wo  er  zum  Prof.  e.  o.  ernannt  wurde, 
darauf  als  Prof.  ord.  der  med.  Klinik  in  Jena  bis  1874,  von  da  an  in  Erlangen  und 
seit  1885  in  Wflrzburg  in  gleicher  Stellung.  Neben  zahlreichen  Arbeiten  klinischen 
Inhalts  im  Deutsch.  Archiv  f.  klin.  Med.,  der  Berliner  med.  Woehenschr.  u.  A. 
erschienen  im  Buchhandel:  „Die  Wirkungen  des  Dünndarmsaftes**  (Erlangen 
1868,  Habilitationsschrift)  —  n^^^^  Ernährung  vom  Rectum  aus"  (Leipzig 
1872)  —  „Die  Magensonde^  (Erlangen  1879).  Zusammen  mit  E.  Salkowski 
bearbeitete  er:  „Die  Lehre  vom  Harn"  (Berlin  1882),  sowie  in  V.  Ziemssen's 
Handbuch  (1876)  die  Magen-  und  Darmkrankheiten.  Wernich. 

Leubascber,  Rudolph  L.,  geboren  am  12.  Dec.  1821  in  Breslau,  pro< 
movirte  in  Berlin  1844  mit  der  Diss.  „De  indole  hallucinationum  in  mania 
rdigiosa^,  ging  1845  als  Assistent  an  die  unter  Dambrow's  Leitung  stehende 
Provinzial-Irrenanstalt  in  Halle,  war  1847  vorübergehend  in  der  Charit^,  sowie 
als  Assistent  an  einem  Cholera  -  Lazareth  thätig  und  arbeitete  mit  Vibchow  und 
Reinhabdt  zusammen  auf  dem  Gebiete  der  pathologischen  Anatomie.  Nach  des 
Letzteren  Tode  sammelte  er  dessen  Schriften  und  gab  sie  als:  „Pathologisch- 
anatomische  Untersuchungen^  zusammen  mit  einer  Biographie  Reinhabdt's  heraus 
(Berlin  1852).  1848  habilitirte  er  sich  als  Docent  in  Berlin  mit  der  Schrift: 
„Bemerkungen  über  moral  insanity  und  ähnliche  Krankheitszustände** ,  las  u.  A. 
fll)er  psychische  Epidemieen  und  empirische  Psychologie  und  wurde  1850  Oberarzt 
am  Arbeitshause  in  Berlin,  in  dem  damals  auch  die  städtischen  Geisteskranken 
nntergebracht  wurden.  1856  nahm  L.  einen  Ruf  als  Director  der  med.  Klinik  nach 
Jena  an,  reichte  aber  schon  1859  aus  äusseren  Gründen  seine  Entlassung  ein, 
Hess  sich  wieder  in  Berlin  nieder,  war  hier  Prof.  ord.  honor. ,  starb  aber  bereits 
am  22.  October  1861.  L.  war  ein  eifriger  Mitarbeiter  an  der  Allgem.  Zeitschr. 
für  Psychiatrie ,  sowie  an  Vjrchow*s  Archiv.  Er  schrieb :  ;,  Orundzüge  der 
Pathologie  der  psychischen  Krankheiten"  (Berlin  1848),  worin  er  noch  ganz  auf 
psychologischem  Boden  stand.  In  seinen  späteren  Schriften :  „  Ueber  die  Entstehung 
der  Sinnestäuschungen,  Ein  Beitrag  zur  Anthropologie"  (Ebenda  1854)  und: 
„Die  Pathologie  und  Therapie  der  Oehimkrankheiten"  (Ebenda  1854)  bekennt 
er  sich  ganz  zu  der  modernen  Anschauung  von  der  somatischen  Grundlage  der 
Geisteskrankheiten.  Ausserdem  gab  L.  heraus:  „Handbuch  der  medicinischen 
Klinik  etc."  (2  Bde.,  Leipzig  1859 — 60)  —  „Die  Krankheiten  des  Nerven- 
systems" (Separat-Abdruck  aus  dem  Vorigen,  Ebenda  1860). 

Günther,  pag.  157.  —  Allgem.  Deutsch.  Biographie.  XVIII,  pag.  472.      Pgl. 

Leuckart,  Friedrich  Sigismund  L.,  zu  Preiburg  im  Breisgan,  war 
zn  Helmstädt  am  26.  August  1794  geboren,  studirte  von  1812  an  in  Göttingen, 
machte  als  Freiwilliger  den  Krieg  von  1813  mit,  promovirte  1816  in  Göttingen, 
machte  grössere  wissenschaftliche  Reisen  durch  Deutschland,  Oesterreioh  und  Frank- 
reich, wurde  1828  bei  der  med.  Facultät  in  Heidelberg  Privatdocent  der  Medicin 
und  Naturgeschichte,  1829  Prof.  e.  o.  nnd  lehrte  als  solcher  Naturgeschichte, 
Zoologie,  vergleichende,  pathologische  Anatomie  und  Thierarzneikunde.  1832  wurde 
er  Prof.  ord.  in  Freiburg  für  dieselben  Fächer  und  Director  der  zootomisch- 
pbysiologischen  Anstalt.  Abgesehen  von  seinen  anderen  zoologischen,  hauptsächlich 
die  wirbellosen  Meeresthiere  betreffenden  Arbeiten,  zu  deren  Untersuchung  er  viel- 


686  LEÜCKART.  —  LEUNE. 

fache  Reisen  an  die  Meereskflsten  machte,  ftthren  wir  an :  „  Versuch  exner  natur- 
gemässen  EhUheilung  der  Helminthen,  u.  s,  w.^  (Heidelberg  und  Leipzig  1827) 
nnd  „Einleitung  in  die  OtrganicUrik  und  inabesondere  die  Zoiatrik  oder  Thier- 
arsneikunde;  u.  s»  w  **  (Heidelberg  1832).    Er  starb  am  25.  August  1843. 
Caj.  Jae^er,  pag.  95.  —  Callisen,  XI,  pag.  295;  XXX,  pag.  31.  G. 

*LeuGkart,  Karl  Georg  Friedrich  Rudolph  L.,  zu  Leipzig,  ist 
am  7.  October  1823  zu  Helmstädt  geboren,  studirte  in  Göttingen,  wo  er  von 
RüD.  Wagner  mit  der  Vollendung  von  dessen  ,,Lehrbuch  der  Zootomie"  (2  Bde., 
1843 — 47)  betraut  wurde,  erhielt  1845  eine  Anstellung  am  physioL  Institut  zu 
Göttingen,  habilitirte  sich  daselbst  1847  für  zoologische  DiscipUnen,  wurde  1850  ' 
in  Giessen  Prof.  e.  o.,  1855  ord.  der  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  nnd 
1870  für  die  gleichen  Fächer  nach  Leipzig  berufen.  Unter  seinen,  vorzugsweise 
den  wirbellosen  Thieren  zugewandten  Arbeiten  heben  wir,  als  für  die  Medicin 
besonders  wichtig,  hervor:  „Die  Blasenbandtvürmer  und  ihre  Entwickelung" 
(Giessen  1856)  —  „Untersuchungen  über  Trichina  spiralis^  (Leipzig  1861; 
2.  Aufl.  1866)  —  f7Die  Parasiten  des  Menschen  nnd  die  von  denselben  her- 
rührenden Krankheiten^*  (2  Bde.,  Ebenda  1863—72;  2.  Aufl.  1879  fi".),  in  welchen 
Schriften  seine  auf  diesen  Gebieten  gemachten  sehr  wichtigen  Enttieckungen  nieder- 
gelegt sind.  Von  seinen  sonstigen  Arbeiten  führen  wir,  mit  Uebergehung  aller 
streng  zoologischen,  noch  den  Artikel  „Zeugung^  (RüD.  Wagner*s  Handwörterbuch 
der  PhysioL,  IV),  die  gemeinschaftlich  mit  Bergmann  bearbeitete  ;,  Vergleichende 
Anatomie  und  Physiologie"  (Stuttgart  1852)  und  die  Darstellung  der  vergleichende 
Anatomie  des  Auges  in  Graefb^s  und  Saemisch's  Handbuch  der  Ophthalmologie 
(Bd.  H)  an. 

Brockhaus,  Convers.-Lexikon.  IB.  Aufl  ,  XI,  pag  36.  Eed. 

Leuk,  Franz  Xaver  Ritter  von  L. ,  zu  München,  General  -  Stabsarzt 
der  bayerischen  Armee,  Chef  der  Militär-Medicinal  Abtheilung  des  Kriegsministeriuma, 
war  am  24.  November  1816  zu  Landshut  geboren,  studirte  in  München,  wurde 
daselbst  1838  Doctor  mit  der  Diss. :  „De  methodo  endermatica^ ,  wurde  1839 
ärztlicher  Praktikant  in  Landau,  J842  Unter,  1848  Bataillons-,  1857  Regiments- 
arzt  2.  GL,  1860  1  Ol.  bei  der  1.  Sanitäts-Compagnie,  bei  der  er  schon  seit  1850 
stand.  1862  wurde  er  zum  2.  Sanitätsreferenten  im  Kriegsministerium  und  Ober- 
stabsarzt 1.  Cl.  ernannt,  avancirte  zum  Generalarzt  und  1875  zum  General-Stabsarst 
und  Abtheilungs-Chef.  Besondere  Verdienste  hat  er  sich  als  Lehrer  der  naeh 
österreichischem  Muster  errichteten  Sanitäts-Oompagnie ,  bei  der  Prüfung  und  Be* 
stätigung  der  Gutachten  der  Militär-Sanitäts-Commissionen,  bei  der  Errichtung  und 
zweckmässigen  Ausrüstung  der  Feldlazarethe ,  besonders  in  den  Kriegen  1866, 
1870/71,  so  wie  um  die  Herstellung  von  hygienischen  Versuchsstationen  in  den 
Militär -Lazarethen  und  um  die  Militär -Sanitäts-Statistik  erworben.  Er  starb  am 
11.  Juni  1883. 

Bayer.  Aerztl.  Intelligenzbl.  1883,  pag.  264.  G. 

Leukias,  Anastasi us  Georgiades  L.,  griechischer  Arzt,  war  1773 

zu  Philippopel  geboren,  studirte  in  Wien  und  Jena   und  wurde  1837    zum  Prof. 

der  allgemeinen  Pathologie  bei  der  Universität  zu  Athen  ernannt.  Er  glänzte  nieht 

nur  als  Arzt,  sondern  auch  als  Hellenist.    Zwei  seiner  Werke  sind  in  griechischer 

Sprache  verfasst,    nämlich:  „'AvTiTravacxsia^  (Wien  1810,  grieoh.  und  lateiniseh) 

und  „Tluperou  Trsp-^iY^Sou;  ?|  Xotj/.oö  'ayopiTfiLol"  (Paris  1832);  ein  anderes  ist  in 

derselben  Zeit   französisch  erschienen:    „M4m.   sur   la   contagian   des   maladies 

exotiques  telles  que  la  peste  Orientale",  in  Folge  deren  er  zum  correspondirenden 

Mitgliede  der  Acad.  de  m^d.  ernannt  wurde.    Er  starb  zu  Athen   1860. 

AnagnoBtftkis. 

Leune,  Johann  Karl  Friedrich  L.,  geboren  1757  zu  Sohladebach 
bei  Merseburg,  widmete  sich,  nachdem  er  einige  Jahre  hindurch  die  niedere  Chirurgie 


LBUNE.  —  LKUEET.  687 

erlernt  hatte,  von  1782  ab  za  Leipsig  dem  Stttdium  der  Medioin  und  erwarb 
daselbst  1797  durch  Vertheidigang  einer  in  2  Abtheiiungen  veröffentlichten  Ab« 
handlang:  „De  corporis  humani  exeretionibus  naturalibua^  sowohl  die  Venia 
legendi,  als  die  Doctorwürde.  Seine  akademisehe  Thätigkeit  betraf  yorsngsweise 
die  Physiologie  und  allgemeine  Pathologie,  ausserdem  aber  auch  die  Augenheil- 
kunde. Er  wurde  im  Jahre  1817  zum  Assessor  der  med.  Facultät  ernannt  und 
starb  zu  Leipzig  am  23.  Jan.  1825.  Von  seinen  Schriften  sind  noch  zu  erwähnen: 
„Oesundheitsalmanach  zum  Oebrauche  für  die  aufgeklärten  Stände  Deutsch- 
lands auf  das  Jahr  1794"  (Leipzig)  —  „  Versuch  eines  Beweises ,  dass  die 
festen  Theile  des  menschlichen  Körpers  in  einem  näheren  Zusammenhange  mit 
dem  menschlichen  Geiste  stehen,  als  die  flüssigen  Theile  desselben"  (Uebersetzung 
von  Klockhof'b  Schriften,  Bd.  I,  Leipzig  1789)  —  „Entwicklung  der  OalVschen 
Theorie  über  das  Oehirn"  (Ebenda  1803)  —  „De  apoplexia"  (Ibid.  1817). 
Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  3,  1825,  II,  pag.  1302.  Winter. 

Lenpoldt,  Johann  Michael  L.,  war  geboren  am  11.  November  1794 
zu  Weissenstadt  bei  Bayreuth,  machte  seine  Universitfttsstudien  1814 — 18  in 
Erlangen,  wo  er  1818  zum  Dr.  med.  promovirt  wurde.  Im  gleichen  Jahre  habi- 
liUrte  er  sich  dort  als  Privatdocent  und  wurde  1821  a.  o.  und  1826  ord.  Professor. 
Er  las  in  seiuer  langen  Laufbahn  als  öffentlicher  Lehrer  der  Medicin  über  fast 
alle  Fächer  der  Medicin,  nämlich  allgemeine  Anatomie,  Physiologie,  Anthropologie, 
Psychiatrie,  Hygiene,  Lebensmagnetismus,  allgemeine  Pathologie  und  Therapie, 
Encyklopädie  und  Methodologie  und  Geschichte  der  Medicin.  Nicht  weniger  umfang- 
reich war  seine  schriftstellerißche  Thätigkeit.  Unter  sdnen  zahlreichen  mediei- 
nischen  Schriften  sind  zu  nennen:  „Heilwissenschaft,  Seelenheilkunde  und  Lebens* 
magnetismus"  (Berlin  1821)  —  „Orundriss  der  Physiologie  des  Menschen" 
(Ebenda  1822)  —  „Orundriss  der  allgemeinen  Pathologie  und  Therapie" 
(Berlin  und  Leipzig  1826)  —  „Allgemeine  Geschichte  der  Heilkunde"  (Erlangen 
1826)  —  „Paieön  oder  Popularphilosophie  der  Heilkunde"  (Ebenda  1826)  — 
„  Eubiotik"  (Berlin  und  Leipzig  1 828)  —  „  lieber  den  Entwicklungsgang  der 
Psychiatrie"  (Erlangen  1833)  —  „Die  gesammte  Anthropologie"  (2  Bde.,  Ebenda 
1834)  —  „Lehrbuch  der  Psychiatrie"  (1837)  —  „Geschichte  der  Gesundheit 
und  der  Krankheiten"  (1842)  —  n^^^  Charakter istik  der  Medicin  der  Gegen* 
wart"  (1846)  —  y^Lehrbuch  der  Theorie  der  Medicin"  (1861)  —  „Ueber 
ärztliche  Bildung  und  Bildungsanstalten"  (2.  Aufl.,  1853)  —  „Geschichte  der 
Medicin  nach  ihrer  objectiven  und  subjeotiven  Seite"  (1863).  Ein  Epigone  der 
naturphilosophisch-mystischen  Richtung,  kämpfte  er  für  die  Erhaltung  derselben  in 
der  Medicin  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  (er  starb  am  21.  August  1874), 
noch  der  Einzige  als  Schriftsteller  und  Lehrer  einen  vergeblichen  Kampf  gegen 
die  herrschend  werdende  jetzige  naturwissenschaftliche,  von  ihm  materialistisch 
genannte  Methode.  Denselben  hat  er  in  seiner:  „Ein  Lebenslauf  und  sein 
Ergebniss  für  die  allgemeine  Bildung"  (Erlangen  1868)  betitelten  Autobiographie 
ausführlich  geschildert.  Seitz 

Lenret,  Fran^ois  L. ,  geboren  am  29.  December  1797  in  Nancy, 
atudirte  in  Paris  und  widmete  sich  hier  schon  früh  dem  Studium  der  Psychiatrie 
unter  EsQumOL  an  der  Salpdtriöre,  erhielt  eine  Stellung  in  Oharenton,  später  am 
Bio^tre  und  zuletzt  als  Dirigent  einer  Privat-Irrenanstalt,  in  der  er  bis  zu  seinem 
Lebens^ide ,  am  6.  Januar  1861 ,  thätig  war.  L.  steht  in  seinen  Anschauungen 
in  Bezug  auf  Ursache  und  Behandlung  der  Geisteskrankheiten  noch  ganz  auf  dem 
psychologischen  Boden.  Demgemäss  suchte  er  seine  Kranken  durch  ;,  moralische^ 
Mittel  zu  heilen^  wandte  zur  .Unterstützung  dieser  Douchen  und  kalte  Begiessungen 
in  übertriebener  Form  an  und  wich  von  den  durch  PiNEL  und  Esqüibol  empfohlenen 
philanthropischen  Grundsätzen  gänzlich  ab.  Von  seinen  Arbeiten  ist  die  wichtigste 
die  unvollendet  gebliebene  und  nach  seinem  Tode  erst  von  Gbatiolbt  beendigte 
„Anatomie  comparSe  du  Systeme  nerveux  dans  ses  rapports  avec  Vintelligence, 


688  LEÜBET.  —  LEVAOHBR, 

oomprenant  la  deacription  etc."  (Paris  1839/58,  2  voU.).  AiuBerdem  schrieb 
er:  „Fragments  peychologiques  sur  la  folie^  (Ebenda  1834)  —  „De  la  fr^* 
quence  du  pouls  chez  les  ali4ais  considerie  dans  ses  rapports  avec  le$ 
Saisons  etc,^  (Ebenda  1832)  —  „Mäm,  sur  la  structure  de  la  membran« 
muqueuse  de  Vestomac  et  des  intestms"  (Noav.  blbl.  mM.,  1826)  —  „M^m,  sur 
les  afftctions  putrides"  (Ebenda  1826,  zusammen  mit  HaicoNT)  —  „Rech,  phy- 
siologiques  et  chimiques  pour  servir  ä  Vhistoire  de  la  digestion"  (mit  Lassulignk, 
Paris  1825)  —  „Essai  sur  Valt^ration  du  sang"  (Thöse  de  Paris,  1826)  — 
„MSm,  sur  le  traitement  moral  de  la  folie"  (M^m.  de  TAcad.  de  mM.,  1838)  — 
„M6m,  sur  Vemploi  des  douches  et  des  affusions  froides  dans  le  traitement 
de  rali^nation  mentale"  (Arch.  gen.,  1839)  —  „Des  indications  ä  suivre  dans 
le  traitement  moral  de  la  folie"  (Paris  1846)  u.  A.  m.  L.  war  übrigens  Mit- 
begründer der  „Annales  d'hygiöne  pnbl.^ ,  zu  denen  er  ebenfalls  versohiedene 
Beiträge  lieferte. 

Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  403.  Pgl- 

Leuthner,  Johann  Nepomuk  von  L.,  warde  am  20.  November  1 740 
zu  Westerheim  in  Schwaben  geboren  und  studirte  zu  Ingolstadt,  wo  er  1764  das 
Doctorat  in  der  Medioin  erlangte.  Er  liess  sich  darauf  zu  München  als  prakt. 
Arzt  nieder  und  erlangte  dort  als  solcher  grosses  Ansehen.  Er  wurde  daselbst  zum 
Stadtphysicus ,  Medicinalrath  und  Leibmedicus  des  Kurfürsten  Maximilian  111. 
ernannt,  auch  in  den  Adelstand  erhoben.  Er  starb  am  27.  März  1814.  Unter 
seinen  Schriften  sind  zwei ,  die  sich  auf  von  ihm  beobachtete  Epidemieen  beziehen, 
allein  von  Bedeutung :  „Abhandlung  und  Beobachtung  von  der  Ruhr  unter  dem 
Volke  in  der  Grafschaft  Haag^  (München  176ö)  und:  „Beobachtung  und 
General'  sowohl  als  Specialcurmethode  der  letzthin  grassirenden  hitzigen  Faul- 
und  Nervenfieber  im  Ilofkran^nhause  zu  Giesing  gesammelt"  (Nürnberg  1776). 

Mederer's  Annal.  Ingolstad.  Academ.    Pars  III,    pag.  287.  —  Baader,  Bd.  IL 

Seitz. 

Levacher,  Gilles  L.,  geboren  am  29.  März  1693  auf  Schloss  Chaleuses 
(Bourbonnais) ,  studirte  in  Paris  an  der  Charite  unter  Moeano,  DüVfiaNEY  und 
La  P£TaoNiE,  ging  1719  nach  Besan^on,  hielt  dort  anatomische  Vorlesangen, 
wurde  1723  Chirurgien-major  am  Höp.  Saint-Jacques  und  1740  vom  König  zum 
consultirenden  Wundarzt  der  Armee  ernannt.  Er  war  ein  sehr  geschickter  Chirurg, 
besonders  als  Lithotomist  und  scheint  zuerst  die  Nothwendigkeit  der  Verknöcherung 
des  Periosts  zur  Heilung  einer  Fractur  erkannt  zu  haben.  Ausser  zahlreichen 
Beiträgen  zu  den  Mömoires  verschiedener  Akademieen  hinterliess  L. ,  der  am 
8.  October  1760  starb,  noch  drei  selbständig  erschienene  Schriften:  „Observations 
de  Chirurgie  sur  une  esp^ce  d!empyhne  au  bas-ventre^  (Paris  1737)  —  „Disser- 
tation sur  le  Cancer  des  mammelles"  (Besan^on  1741)  —  „Histoire  de  frhre 
Jacques ,  lithotomiste  de  la  Francht-Comte"  (Paris  1751). 

Biogr.  mfed.  VI,  pag.  3C.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag,  406.  Pgl. 

Levacher,  Fran^ois-GuiUaumeL.,  gleichfalls  Wundarzt  des  vorigen 
Jahrhunderts,    ist   hinsichtlich   seines  Lebens    wenig   gekannt.     Er  war  um  1769 
Mitglied  des  ständigen  Comit^s  der  Aoad.  de  chir.  und  1774  „Conseiller  v^teran^. 
I  Ferner   war  er  Leibwundarzt   des  Infanten   von  Parma.     In   Paris    hatte   er   den 

;  Titel  Magister  chir.  erworben.  L.  ist  besonders  bekannt  dadurch,  dass  er  in  einem 

„M4m>  sur  quelques  particularitSs  concemant  les  plaies  failes  par  armes  ä 
feu"  (M6m.  de  TAcad.  de  chir.,  IV,  1769)  zuerst  das  Vorurtheil,  betreffend  die 
Entstehung  der  schweren  Quetschungen  bei  Schusswunden  (sog.  „Luftstreifechdasen'^) 
widerlegte  und  dieselben  auf  das  schiefe  Anprallen  der  Kugel  zurückführte.  Ausser- 
dem beschrieb  er  einen  sehr  ingeniösen  Apparat  zur  Oeraderichtung  von  Wirbel- 
säuleverkrümmungen im  „Nouveau  moyen  de  prSvtnir  et  de  guh-ir  la  courbure 
de  VSpine"  (Ibid.). 

Dict.  bist.  III,  pag.  445.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  406  Pgl. 


1 


LBVACHER.  —  LÄVEILLE.  689 

Levaoher  de  la  Fentrie;  A.  F.  Thomas  L.,  za  Paris,  geboren  in 
Bretenil  (fivreax)  am  12.  Februar  1738,  studirte  in  Oaen,  promovirte  daselbst  1766, 
gmg  dann  nach  Paris  nnd  gewann  dort  den  von  Jean  de  Diest  gestifteten  Preis 
zur  Erwerbung  der  medieinischen  Grade,  wobei  er  die  These:  „An  fraetia  ossibus 
in  situ  post  conformcuionem  continendis  mackinae  vincturis  antepanendae^ 
(1768)  Yertheidigte.  Er  liess  sich  dann  dauernd  in  Paris  nieder,  war  1779  Decan 
der  med.  Facnltat,  später  Bchriftftthrer  der  Soe.  möd.  d'^mulation^'  (1803  und  1804) 
und  starb  in  einem  sehr  vorgerflckten  Alter.  Der  ihm  wegen  seines  Werkes: 
„Trait^  du  rahitis,  ou  VaH  de  redreaser  lea  enfants  corUrefaits"  (Paris  1772) 
von  Dezetmeris  (Dict.  bist.)  u.  A.  gemachte  Vorwurf  eines  Plagiats  des  Vorigen 
(FBAN9.  GuiLL.  L.)  ist,  wie  in  Dbchambrb's  Dict.  genau  nachgewiesen  wird, 
durchaus  unbegründet.  Ausserdem  schrieb  L.  (mit  Motsant  und  DB  la  Macellbbie) 
ein  y,Dictionnaire  de  Chirurgie"  (Paris  1767,  2  voll.),  sowie  selbständig  noch: 
„JRecherches  sur  la  pellagre,  affection  cutande  enddmigue  dans  la  Lombardie" 
(M^m.  de  la  Soc.  d'6mulat.,  VI,  1803). 

Biet.  hist.  III,  pag.  445.  —  Dechambre,  2.  S6rie,  II,  pag.  406.  —  Lebreton, 
n,  pag.  566.  p    j 

Levacher,  Michel -Gabriel  L.,  zu  Paris,  war  1802  auf  Sainte-Lucie, 
einer  der  französischen  Antillen,  geboren,  wurde  1825  in  Paris  Doctor,  prakticirte 
daselbst  4  Jahre,  ging  dann  nach  den  Antillen  zurück,  wo  er  Gelegenheit  fand,  sich 
mit  den  intertropischen  Krankheiten  bekannt  zu  machen.  Er  schrieb  über  Gelbfieber, 
den  Ursprung  des  Pian  framboesia;  sein  Hauptwerk  aber  war:  „Guide  mddical 
des  Antilles ,  ou  4tud.es  sur  les  maladies  des  colonies  en  gSniral  et  en  parti- 
culier  sur  celles  qui  sont  propres  h  la  race  notre"  (Paris  1834;  2.  6d.  1840; 
3.  6d.  1847).  1841  machte  er  dem  Institut  Mittheilung  von  einer  durch  ihn  ent- 
deckten neuen  Art  von  Taenia  Solium.  Es  finden  sieh  von  ihm  noch  Aufsätze  in 
den  Arch.  gön.,  Gaz.  med.,  Journ.  des  progr^s.  Laue.  fran^.  u.  s.  w. 

Sachaile,  pag.  428.  —  Callisen,  XXX,  pag.  36.  G. 

Leval,  Andr^  L.,  zu  Constantinopel,  war  daselbst  1812  geboren,  machte 
seine  Studien  in  Paris,  wo  er  Doctor  wurde,  kehrte  nach  Constantinopel  1838 
zurttck,  trat  1839  in  die  Administration  der  Pest-Quarantainen,  zuerst  als  Mitglied 
des  Gesundheitsrathes ,  später  der  Intendanz  und  machte  sich  in  deo  20  Jahren, 
während  welcher  er  sich  in  diesen  Aemtem  befand,  um  jene  Institution  in  hoh<  m 
Orade  verdient,  indem  er  der  Berichterstatter  aller  Oommissionen  war  nnd  einige 
Male  auch  wichtige  Missionen  ausführte,  namentlich  eine  solche  im  Jahre  1849 
nach  Aegypten.  Indem  er  sich  versagte,  Praxis  zu  treiben,  wurde  er  ausserdem 
ein  sehr  thätiges  Mitglied  der  „Association  commerciale  artisane  de  pi6t6'',  die  ihn 
1847  zu  ihrem  Vice-Präsidenten  ernannte,  in  welcher  Stellung  er  bis  zur  Er- 
schöpfung seiner  Kräfte,  1860,  verblieb.  Es  ist  ihm  grossentheils  auch  die  im 
Jahre  1855  erfolgte  Begründung  der  „Soci6t6  imperiale  de  m^decine" ,  deren 
Secretär  er  alsbald  wurde,  zu  danken.  Nach  mehrjährigem  Kränkeln  verstarb  der 
um  das  Medicinalwesen  der  Türkei ,  besonders  in  Constantinopel ,  sehr  verdiente 
Mann  am  2.  Februar  1861. 

Fauvel  in  Gaz.  med.  d'Orient.  4.  annee  1861,  pag.  194-  G. 

Leveill6,  Jean-Bapti8te-Fran90is  L.,  zu  Paris,  geboren  zu Ouzouör, 
einer  kleinen  Commune  von  Nivernois,  am  25.  August  1769,  studirte  seit  Herbst 
1790  in  Paris,  diente  1792  bei  der  Rhein- Armee,  setzte  1793  seine  Studien  in 
Paris  fort,  besonders  am  Hotel -Dien  unter  Desaült,  promovirte  1799  mit  der 
Schrift:  „Sur  la  nutrition  du  foetus ,  considerSe  dans  les  mammifhres  et  les 
oiseaux^,  wurde  Chirurgien  I.  Cl.  bei  der  Armee  in  Italien  und  dirigirte  1800  das 
stehende  Hospital  in  Pavia,  wo  er  sich  mit  Scabpa  befreundete.  1801  liess  er 
sich  in  Paris  nieder,  wurde  Armenarzt  eines  Arrondissements  und  war  kurze  Zeit 
am  Hötel-Dieu  angestellt.    Zugleich  beschäftigte  er  sich  viel  mit  wissenschaftlichen 

Biogr.  Lexikon.  Iir.  44 


690  LEVEILLE.  -.  LEVELING. 

Arbeiten  und  hielt  Vorlesungen  über  Anatomie,  Physiologie  und  Chirurgie.  Später 
erlangte  er  die  Stellungen  als  OeflflngBisBarzt  des  Seine-D6p.  und  ala  Ant  an  der 
Maison  royale  de  santö.  Der  Aead.  de  m^.  gehörte  er  seit  ihrer  Gründung  als 
Mitglied  an.  L. ,  der  am  13.  März  1829  starb,  war  ein  grosser  Kenner  der 
italienischen  medicinisehen  Literatur,  aus  der  er  das  Lfehrbuoh  der  Augenkrank- 
heiten von  SCABPA  in'g  Französische  übersetzte  (2  voll.,  Paris  1802).  Mit  Letzterem 
zusammen  veröffentlichte  er  noch:  „MSm,  de  physiologie  et  de  Chirurgie,  etc*^ 
(Ebenda  1804).  Nicht  ohne  Werth  sind  auch  heute  noch  die  t,N(mvelle  docirine 
chirurgicale  au  Traiti  complet  de  paikologie,  de  thSrapeuHqite  et  d^opiraUons 
chirurgicalea  etc,**  (Ibid.  1812,  4  voll.),  sowie:  „Tratte  eUmentaire  d'anatomie 
et  de  physiologie*^  (Ibid.  1810,  2  voll.).  L.'s  chirurgisches  Lehrbuch  ist  deshalb 
so  besonders  bemerkenswerth,  weil  auch  auf  pathologische  Anatomie  bei  den  ein- 
zelnen Schilderungen  der  chirurgischen  Krankheiten  die  gebührende  Rücksicht 
genommen  wird.  Endlich  war  L.  noch  Verfasser  einer  ganzen  Reihe  kleinerer  Auf- 
sätze  im  Journ.  g6n.  de  m6d. ,    Bullet,  de  la  Soc.    de   la  Faculte   de  m6d.  n.  a. 

Zeitschriften. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  31.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  44^.  —  Dechambre,  2.  Serie, 
II,  pag.  409.  —  Callisen,  XXX,  pag.  37.  Pgl. 

Leveling,  Heinrich  Palmatius  von  L. ,  zu  Trier,  wo  sein  Vater 
Professor  der  Medicin  war,  1742  geboren,  studirte  zu  Pont  -  ^  -  Mousson ,  Trier 
und  Strassburg,  wo  er  auch  den  Doctorgrad  erlangte.  Zuerst  in  seiner  Vaterstadt 
Trier  ala  Professor  angestellt,  folgte  er  1771  von  dort  einer  Berufung  auf  den 
Lehrstuhl  für  Anatomie,  Physiologie  und  Chirurgie  nach  Ingolstadt.  An  dieser 
Hochschule  entfaltete  er,  27  Jahre  hindurch,  eine  an  Erfolgen  reiche  Thätigkeit 
Seinen  Vorlesungen  rühmte  man  Beherrschung  des  Stoffes  und  grosse  Klarheit 
nach.  Neben  denselben  und  einer  ausgebreiteten  und  bis  in  die  höchsten  Exelse 
reichenden  medicinisehen  Praxis  fand  er  noch  Zeit  zu  schriftstellerischen  Leistungen. 
Von  denselben  sind  zu  erwähnen  die  noch  in  Trier  erschienene  „Diss.  de  inda- 
ganio  ex  partium  natura  motu  vitali"  und  die  zur  Verherrlichung  der  3.  Säcular- 
feier  der  Universität  Ingolstadt  verfasste:  „Disguiaitio  crustae  inflammcUoriae 
ejusqus  mire  variantium  phaenomenorum"  (Augsburg  1772)  —  „Observationes  ana- 
tomicae  rariores  de  valvula  Euata^hii  et  foramine  ovali"  (Ingolstadt  1780,  4.)  — 
„Anatomische  Erklärung  der  Originalfiguren  des  Andr.  Vesali  sammt 
einer  Anwendung  der  Winslowischen  Zergliederungslehre,  VII,  libri  c,  figuris*' 
(Ibid.  1781,  Fol.)  —  „De  fracturis,  fissuris,  contrafissuris  cranii"  (Ibid.  1784,  4.) 
—  „Observationes  anatomicae  rariores,  iconibus  aere  incisis  iUustrcUae*' 
(Fase.  I,  Ibid.  1786)  —  „Historia  chirurgico-anatomica  facultatis  medicae 
Ingolstadt  ab  universitate  condita  usque  ad  a.  1788^  (Ibid.  1791,  4.)  — 
„Medicinische  Ortsbeschreibung  von  Ingolstadt^  (Ibid.  1797,  4.).  Er  war  Mit- 
glied der  Akademie  der  Wissenschaften  in  München  und  mehrerer  anderer  gelehrter 
Gesellschaften.  Seine  Verdienste  wurden  von  seinem  Landesherm  durch  Ernennung 
zum  Hofrath  und  Erhebung  in  den  Adelstand  anerkannt.  Die  Universität  bewies 
ihm  ihr  Vertrauen  durch  wiederholte  Wahl  zum  Rector ,  als  welcher  er  am  9.  Juli 
1798  starb.  Er  erlebte  die  Freude,  seine  beiden  Söhne  (s.  diese)  an  demselben 
Tage  (1788)  zu  Doctoren  der  Medicin  zu  promoviren. 

Annales  univ.  L.  Hax.  Monacensis  continuatae  a  H.  Permaneder.  Pars  V,  pag.  IL 

Seits. 

Leveling,  Heinrich  Maria  von  L.,  des  Vorigen  Sohn,  geboren  am 
22.  März  1766  in  Trier,  ward  schon  wenige  Monate  nach  seiner  Promotion  im 
Jahre  1788,  während  er  sich  mit  seinem  Bruder  Peter  Theodor  in  Paris  sur 
Fortsetzung  seiner  medicinisehen  Studien  aufhielt,  zum  a.  o.  Professor  der  Medioin 
in  Ingolstadt  ernannt.  Er  hatte  Anatomie,  Operationslehre,  Physiologie  und  Diätetik 
zu  lesen  und  vertauschte  später  die  Anatomie  mit  Pathologie.  Im  Jahre  1791 
wurde  er  ord.  Prof.,  als  welcher  er  bis  1824  thätig  war.  Er  trat  in  diesem  Jahre 
in  den  Kuhestand  und  siedelte  nach  München  über,  wo  er  am  21.  Januar  1828 


LBVBLINa.  -.-  LBYI.  691 

fliarb.  Er  war  als  Sehriftateller  in  yersohiedeoen  mediciniaehen  Discipliiien  thätig. 
Unter  seinen  VerOffentliohiiagen  sind  za  nennen:  „Introductio  anatomtca*^  (Ingol- 
stadt 1790,  4.)  —  „Plan  öffentlicher  Vorlesungen  über  die  allgemeinsten  anthro- 
pologiseken  Kenntnisse  und  die  Quellen  der  Gesundheit^  (Ebenda  1794,  4.)  — 
„Anatomie  des  Menschen^  (2  Thle.,  Erlangen  1794)  —  „Albrecht  v.  Haller's 
Qrundriss  der  Physiologie  mit  den  Verbesserungen  von  Wriaberg ,  Sömm er- 
ring und  Meckel  umgearbeitet**  (2  Thle.,  Erlangmi  1795)  —  „Nutzen,  Plan 
und  Anfang  öffentlicher  Vorlesungen  über  Staatsarzneikunst"  (Landshnt  1801)  — 
„  Die  ersten  Grundsätze  der  Erregungstheorie  für  die  Naturlehre  des  gesunden 
und  kranken  Organismus*^  (Ebenda  1802)  —  »Wie  können  medicinische  Wissen- 
schaften auch  für  andere  Staatsdiener  auf  Akademieen  und  Universitäten 
nützlich  und  anwendbar  gemacht  werden?**  (Ebenda  1804), 

Neuer  Nekrolog  der  Dentsclieii.  1828,  Jahrg.  11,  pag.  918.  —  Annales  nniv.  L.  Max. 
Monacensis  continnatae  a  IL  Permaneder.  Pars  V,  pag.  73  et  seq.  Seitz. 

Leveling,  Peter  Theodor  von  L.,  der  jüngere  Sohn  des  Palmatius, 
wurde  1788  Doctor  und,  nachdem  er  seit  1789  zu  Heidelberg  als  Privatdocent 
mit  vielem  Beifall  medicinische  Fächer  gelesen  hatte,  bald  nach  dem  Tode  seines 
Vaters  1798,  zum  ord.  Professor  für  Pathologie,  medicinische  Klinik  und  Literatur- 
geschichte in  Ingolstadt  angestellt.  Er  siedelte  von  dort  mit  der  Universität  nach 
Landshut  über,  vertauschte  aber  1805  den  Lehrstuhl  mit  der  Stelle  eines  Land- 
gerichtsphysicus  zu  Göggingen  bei  Augsburg.  Er  starb  in  der  letztgenannten 
Stadt  im  Jahre  1822.  Es  sind  nur  zwei  literarische  Veröffentlichungen  von  ihm 
erschienen:  „lieber  eine  merkwürdige  Ersetzung  mehrer,  sowohl  zur  Sprache 
als  zum  Schlucken  nothwendiger,  aber  zerstörter  Werkzeuge**  (Heidelberg  1793) 
und:  „Geschichtliche  Darstellung  von  Johann  Beck's  venerischem  Nasen- 
geschwüre**  (Augsburg  und  Leipzig  1819). 

Permaneder,  Annales  etc.,  pag.  84.  Seitz. 

*Levertin,  Jacob  L. ,  geboren  in  Stockholm  1810,  studirte  Medicin 
in  üpsala  unter  ISR.  Hvässer,  später  in  Halle  bei  Krükbnberg  und  in  Zürich 
bei  SCHOENLEIN ,  wurde  Med.  Dr.  in  üpsala  1835  und  Hess  sich  als  prakt.  Arzt 
in  Stockholm  1837  nieder.  Er  hat  herausgegeben:  „Om  Svenska  läkaresäll- 
skapets  uppkomst  och  vtveckling**  (Stockholm  1858)  —  „Om  stetoskopets  an- 
vändande  tili  igenkännande  af  graviditeteti**  (Zeitschr.  fttr  Aerzte  und  Phar- 
maceuten,  IV)  —  »Om  stetoskopets  begagnande  vid  de  sjukdomar,  som  fordra 
paracentesis  thoracis**  (Ebenda,  V).  Ausserdem  mehrere  üebersetzungen  und 
Kritiken  in  Hygiea,  Schmidt*s  Jahrbüchern  und  den  Verhandlungen  des  schwed. 
Urztl.  Vereines. 

Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  pag.  431.  Hedenius. 

L6yi,  Mose  Giuseppe  L.,  zu  Venedig,  war  1796  zu  Guastalla  geboren, 
studirte  von  1813  an  in  Padua,  wurde  1817  daselbst  Doctor,  leistete  darauf  im 
Hospital  zu  Venedig  Dienste  und  schrieb  die  von  der  königl.  Akademie  in  Neapel 
gekrönte  Preisschrift :  „Saggio  teorico-pratico  sugli  aneurismi  intemi**  (Venedig 
1822).  Er  war  ein  sehr  fruchtbarer  Schriftsteller,  nicht  nur  auf  medicinischem, 
sondern  auch  auf  naturwissenschaftlichem  und  linguistischem  Gebiete;  namentlich 
hat  er  sich  durch  die  folgenden  umfangreichen  med.  Encjclopädieen  bekannt 
gemacht:  „Dizionario  compendiato  delle  scienze  mediche**  (20  voll. ,  Venedig 
1827 — 32),  Uebersetzung  aus  dem  Französischen  —  „Enciclopedia  delle  scienze 
mediche**  (Fase.  1 — 118,  Ebenda  1834 — 47)  —  „Dizionario  classico  di  medicina 
e  chirurgia**  (56  voll..  Ebenda  1832 — 40),  übers,  aus  dem  Pranzös.  —  „Enci- 
clopedia  anatomica**  (Fase.  1 — 62,  Ebenda  1847,  m.  Atlas)  —  „Dizionario 
economico  delle  scienze  mediche,  compilato  sui  migliori  autori"  (Fase.  1 — 96, 
1851,  noch  unvollendet).  Er  gab  eine  Uebersetzung  des  Hippokrates  (1838)  mit 
lateinischem    Text    heraus,    übersetzte    Altbert's    Hautkrankheiten    (1835)    und 

44* 


692  LBVI.  —  LEVICK. 

BüRDagh's  Physiologie  (1645),  verfaflste  die  biographische  Schrift:  „Rteordi  interna 

agV  inclüt  medict,  chirurghi in  Venezia  dopo  il  1740**  (Ebenda  1836) 

und  Lebensbeschreibungen  von  Aglietti  (1836),  A.  G.  Ruggieri  (1836),  Quo, 
Tommasini  (1847),  Ign.  Pjbnolazzi  (1866)  und  schrieb  weiter  noch  eine  Reihe 
von  Abhandlungen  über  die  verschiedenartigsten  Gegenstände,  darunter  auch  Aber 
die  für  Venedig  so  wichtige  Wasserfrage  (1857).  Er  hatte  sich  vom  armen, 
nothleidenden  Studenten  durch  seine  Thätigkeit  in  eine  sehr  angesehene  Stellon^ 
emporgearbeitet,  als  er  am  27.  Deoember  1859  vom  Tode  ereilt  wurde. 

V.  Wurzbach,  XV,  pag.  29.  G. 

*Levi,  Moisfe  Raffaele  L. ,  geboren  den  9.  August  1840  zu  Triest, 

studirte  in  Padua   und  wurde  1862  zum  Doctor  promovii-t.    Der  Lehrer,  welcher 

den  grössten  Einfluss  auf  seine  praktische  Ausbildung  in  der  Medicin  hatte,    war 

Namias,  sein  mütterlicher  Oheim,  Primararzt  des  ßrankenhauses  in  Venedig ,  wo 

er  selbst  mehrere  Jahre    als  Arzt  thätig  war.     Von  1868 — 1873  war  er  mit  der 

Einrichtung  des  Seehospizes  für  arme   scrophulöse   Kinder   am   Lido    von  Venedig 

beschäftigt,  dessen  hauptsächlichster  Gründer  er  war.    1874  wurde  er  Privatdocent 

für  klinische  Medicin  in  Padua  und  1878  Primararzt  im  Krankeuhause  Venedigs, 

wo  er  bis  1881  Einderkrankheiten  docirte;  er  zog  sich  jedoch  in  demselben  Jahre 

aus  Gesundheitsrücksichten   von  Venedig  zurück.     1883  wurde  er  durch  Ckmcars 

Prof.  der  Klinik  für  Kinderkrankheiten  an   der  med.  Facnltflt  von  Florenz.     Was 

seine  literarische  Thätigkeit  betrifft,  so  war  er  seit  1864  als  Mitarbeiter  nnd  von 

1873 — 79   als  Director  des  „Giornale  veneto  di  scienze  mediche*'    wirksam  and 

veröffentlichte  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Schriften.  Seine  Kritik  der  Cell1l]a^ 

pathoIogie  „La  patologia  cellulare  considerata  ne^  suoi  fondamenti  e  ndle  sue 

applicazioni"  (Venedig  1863)  hatte  das  Glück,    auf  Henle's  Veranlassung,  in's 

Deutsche   übersetzt   zu    werden  (Braunschweig  1864).     Von  den  übrigen  Arbeiten 

verdienen  besondere  Erwähnung:    „Della  teoria    dell*  irritazione  e  delV  inßam- 

mazione  secondo  la  patologia  cellulare^  (Giom.  veneto  di  scienze  mediche^  1864)  — 

j^Della    certezza   nella  medicina   modema^    (Ibid.   1865)    —    „Delle   injezioni 

sottocutanee  di  morfino  ecc.  nelle  cura  delV  asma^  apec,  nervoso^  (Ibid.  1866)  — 

„Della  frequema  della  tenia  per  Vuso  medico  della  carne  die  manzo  cruda  ecc.*^ 

(Ibid.  1865)  —  „Uoapizio  marino  veneto  al  Lido*^  (Relazioni  dal  1868  al  1877, 

Venedig)  —  „Bue  casi  di  sifilide  cerehrali**  (Giorn.  veneto  ecc.,  1879)  —  „Gura 

rapida   e  felice    d^empienia   sinistro  in   bambino   di  nove  mesi"  (Sperimentale, 

1879)  —  „Della  cura  marina  nelle  affezioni  scrofolose  degli  occhi"  (Gazz.  med. 

italiana,  Province  venete  1880)  —  „Della  eniiglobinuria  ad  accessi  da  freddo, 

Rivista  bibliografica  ed  oseervazioni  oritiche^  (Sperimentale  1881)  u.  s.  w. 

Cantani. 

Levi,  s,  a.  Levt. 

Levicalre,  FranQois  L. ,  Director  des  Gesundheitsdienstes  der  franzö- 
sischen Marine,  war  gebürtig  aus  Granville  (Manche),  wurde  1827  zu  Montpellier 
Doctor  mit  der  These:  „Propositions  sur  quelques  points  d^hygikne  nacale^ 
und  schrieb  weiterhin:  „Domaine  giographique  de  La  ßhvre  jaune"  (Annale«! 
marit.  et  colon.,  1831;  Laneette  fran^.,  1831)  —  „Histoire  du  scorhut  qui  a 
rSgnd  en  1827 j  28  et  29  sur  les  Squipages  des  bdtiments  aßSctis  au  blocus 
d Alger  et  de  Navarin  etc.^  (Gaz.  mM.  de  Paris,  1832)  —  „MSm.  sur  la 
variole^  (Bullet,  de  TAcad.  de  med.,  1841 — 42)  —  „Legons  sur  V ^thSrisme*^ 
(Ibid.  1846,  47),    sowie  mehrere  Schriften  über  Cholera  (1832,  37,  65)  u.  8.  w. 

Berger  et  Key,  pag.  173.  G. 

*Levick,  James  L.,  erhielt  in  Philadelphia,  woselbst  er  geboren  wurde, 
seine  medioinische  Ausbildung  und  1847  den  Grad  als  Dr.  med.,  machte  naeh 
seiner  Promotion  eine  Studienreise  nach  Europa  und  bekleidete  einige  Jahre  lang 
Assistenzarztstellen   an   verschiedenen  Hospitälern,    bis    er   sich    1851  selbständig 


LBVICK.  —  LEVISON.  693 

maehte.  Seit  1 868  ist  er  Lehrer  fOr  Auscultation  und  Percassion  in  den  Sommer- , 
cnrsen  der  Universität.  Er  Teröffeutliehte  u.  A. :  „Spotted  fever  wtthout  cerebro* 
spinal  menmgitia^  (Amer.  Joum.  of  Med.  Sc  ,  Vol.  I)  —  „On  spotted  feoer 
8o  ealled^  (1866),  worin  er  die  Identität  desselben  mit  der  epidemischen  Gerebro- 
splnal-Meningitis  behauptet  und  fffr  die  Benennung  desselben  mit  ,,Cerebro-spinal 
ferer"  plaidirt  —  „Sunstrohe  treated  by  the  use  of  large  piecee  of  ice^  (Amer. 
Jonrn.  of  Med.  Sc.,  Vol.  III)  —  n^he  prolonged  use  of  hypodermic  injections 
ofmorphia^  (Ibid.,  Vol.  XIV)  —  „Remarks  on  epidemic  tnßuenza"  (Ibid.  1864)  — 
„On  miasmatic  typhoid  fever"  (Med.  and  Surg.  Reporter,  1862)  —  „Remarks 
on  sunstroke"  (Amer.  Med.  Joum.,  1858)  —  „Remarks  on  chorea  and  allied 
disorders**  (Ibid.,  Vol.  XIV)  —  „Sketch  of  the  dance  of  St.  Vitus  etc,  etc." 
(Med.  and  Surg.  Rep.,   1861)  u.  s.  w. 

Atkinson,  pag.  279.  Pgl- 

*Levin,  Per  Axel  L.,  geboren  in  Södermanland  1821,  wurde  Med.  Dr. 
in  Upsala  1847.  Zuerst  mehrere  Jahre  Districtsarzt  in  Nerike,  seit  1854  aber 
Vorsteher  der  Kaltwassercuranstalt  zu  Bie  in  Södermanland,  hat  er  mehrere  Male 
balneologisehe  Studienreisen  in's  Ausland  gemacht  und  hat  hauptsächlich  balneo- 
logische  Schriften  herausgegeben:  „Program  vid  öfvertagandet  af  vatfenkur^ 
anstalten  vid  Bie"  (Örebro  1854)  —  „Wattenläkaren  vid  sjuksängen"  (Ibid. 
1858)  —  „liegler  ait  iaktiaga  vid  alla  slags  bad"  (Ibid.  1860;  2.  Aufl.  1864)  — 
^Om  Prostitutionen  med  särskildt  afseende  pd  förhällandena  i  Stockholm" 
(Preissehrift ;  Neue  Verhandl.  des  schwed.  ärztl.  Vereins.  2.  Serie,  V).  Ausserdem 
mehrere  Aufsätze  in  schwedischen  medioinischen  Zeitschriften,  als:  „Om  ryggbad"  — 
„Om  spritförgiftning  och  kallvatten»kur"  (in  der  Zeitschrift  Eira,  1878)  —  „Till 
4en  kroniska  bläskotarrens  kännedom"  (Ibid.    1883).  Hodenius. 

Levin,  s.  a.  Lewin. 

Levinstein,  Eduard  L.,  geboren  den  24.  März  1831  zu  Berlin,  studirte 
seit  1850  in  Leipzig,  Wflrzburg  und  Berlin,  iie&s  sich  1855  in  Schöneberg  bei 
Berlin  nieder,  eröffnete  1861  eine  Brunnen-  und  Badeanstalt,  1863  eine  Maison 
de  santö  für  körperlich  Kranke  und  errichtete  1864  in  derselben  das  erste  pneu- 
matische Cabinet  in  Deutschland ,  später  ein  gleiches  in  Dobberan.  Auf  Veran- 
lassung Geiesinger^s  fügte  er  seiner  Anstalt  noch  eine  Separat-Abtheilung^  för 
psychisch  Kranke  hinzu.  1867  wurde  er  Sanitätsrath,  1878  Geh.  Sauitätsrath  und 
starb  am  7.  August  1882.  L.  hat  das  Verdienst,  in  Deutschland  zuerst  das  No- 
restraint  -  System  eingeführt,  die  Verbreitung  der  Anwendung  des  Ghloralhydrats 
gefördert  und  grossartige  Resultate  in  der  Heilung  der  Morphiumsucht  erzielt  zu 
haben.  In  seinen  verschiedenen,  diesen  letzteren  Gegenstand  behandelnden  Vorträgen 
und  Schriften,  wie:  „Die  Morphiumsucht"  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1875)  — 
„Zvr  Morphiumsucht"  (Ebenda  1876)  —  „Weitere  Beiträge  zur  Pathologie  der 
Morphiumsucht  und  der  acuten  Morphiumvergiftungen"  (1876)  und  die  Mono- 
graphie: „Die  Morphiumsucht"  (Berlin  1877;  2.  Aufl.  1879)  hat  er  hauptsächlich 
die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  auf  den  von  ihm  zuerst  beschriebenen  Syraptomen- 
complex  hingelenkt.  Ausser  den  genannten  Veröfientlichungen  sind  noch  erwähnens- 
werth:  „lieber  die  freie  Behandlung  der  Irren.  No-restraint- System"  (1868)  — 
„Zur  Üasuistik  der  Chloratver giftungen"  (Berliner  klin.  Wochenschr.,  1876)  — 
„Zur  Pathologie ,  Therapie ,  Statistik  und  gerichtsärztlichen  Behandlung  der 
Morphiumsucht"   (1879). 

Leyden  in  Deutsch,  med.  Wochenschr.  1882,  pag.  674.  —  Berliner  klin.  Wochenschr. 
1882,  pag.  519.  p^l 

Levison,  Georg  (vor  seiner  Taufe  Gumperz)  L.,  geboren  in  Berlin, 
studirte  in  England  und  Schottland,  errichtete  zu  London  am  Gen.  Med.  Asylum 
ein  Armen-Dispensatorium ,  kam  nach  Schweden ,  wo  er  in  Stockholm  eine  ähn- 
liche Anstalt    anlegte,    wurde   charakterisirter  Professor   und  später  kgl.  schwed. 


694  LEVTSON.  —  LEVRBT. 

Oesandtschaftsarzt  zu  Hamburg,  kehrte  in  den  Achtziger* Jahren  des  vorigen  Jahr- 
hunderts nach  Berlin  znrfick  und  starb  zu  Hamburg  am  10.  Februar  1797.  Von 
seinen  Schriften  sind  folgende  erwähnenswerth :  ,y  Beschreibung  der  London' sehen 
medidnischen  Praxis^  (2  voll.,  Berlin  und  Stettin  1782)  —  „An  essay  on,  the 
hlood*'  (London  1776;  deutsch  Berlin  1782)  —  „An  aceount  of  the  epidemical 
sore-tkroat  etc."  (London  1778;  deutsch  Berlin  und  Stettin  1783)  —  »Der  Mensdi, 
moralisch  und  physisch  dargestellt"  (Braunschweig  1797).  L.  war  Bedaeteur 
von:  „Die Aerzte,  eine  Wochenschrift"  (Lübeck  1786)  und:  „Deutsehe  Gesund- 
heitszeitung"  (Hamburg  1786). 

Biogr.  in6d.  VI,  pag.  33.  —  Dici.  hist.  IIJ,  pag.  448.  —  Callisen,  XI,  pag.  321; 
XXX,  pag.  43.  Pgl. 

* Levison ,  Ferdinand  Emanuel  L. ,  geboren  zu  Kopenhagen  am 
9.  November  1843,  studirte  daselbst  und  promovirte  1873  mit  einer  Dissertation 
über  das  Fruchtwasser.  Nach  mehrjährigen  Spitalanstellungen  ist  er  als  praktischer 
Arzt  in  Kopenhagen  thätig  und  wirkt  daneben  in  energischer  Weise  für  die  Ein- 
führung der  Leichenverbrennung  in  Dänemark.  Er  ist  der  Verfasser  mehrerer 
Jahresberichte  des  von  ihm  und  anderen  Hygienikem  gestifteten  dänischen  Vereins 
für  Leichenverbrennung  und  schrieb  eine  grössere  bezügliche  Abhandlung  „Lig- 
bränding  eller  Begravelse"  (1881).  Petersen 

Levittoux,  Heinrich  L.,  geboren  1820  in  der  Wojewodschaft  Erakan^ 
verliess,  1844  politisch  compromittirt ,  Polen  und  begab  sich  nach  Paris,  wo  er 
Medicin  studirte  und  1851  mit  der  Diss.  „De  la  piieumonie  aigue"  Doctor 
wurde.  1858  kehrte  er  nach  der  Heimath  zurück,  Hess  sich  in  Warschau  nieder 
und  gelangte  bald  als  Praktiker  zu  grossem  Rufe,  den  er  jedoch  durch  sein 
sonderbares,  unleidliches  Wesen  bald  verlor ;  er  starb  am  31.  August  1879.  Er 
befasste  sich  viel  init  Philosophie  und  gab  ausser  einigen  kleineren  Schriften, 
„Zarys  filozofii  natury"  (Grundzüge  der  Naturphilosophie,  1869;  2.  Aufl.  1869; 
3.  Aufl.  1872;  franz.  Uebers.  Paris  1874)  heraus;  seine  medidnischen,  meistens 
Nervenaffectionen  betreflfenden  Abhandlungen  finden  sich  im  Przyjaciel  zdrowia, 
Pami^tnik  Towarzystwa  lekarskiego  und  Gazeta  lekarska  (1862 — 74).  Er  ist 
Erfinder  einer  Methode  zur  Abnahme  von  Gypsabgüssen  des  ganzen  Körpers 
lebender  Menschen.  jj^  ^  P 

LevratPerroton,  J.-F.-B.  L.,  geboren  1790  in  Le  Bugey  als  Sohn  eines 
Arztes,  war  Anfangs  Militärwundarzt,  gerieth  während  der  Befreiungskriege  bd 
Berlin  in  russische  Gefangenschaft  und  wurde  nach  Sibirien  geschickt.  Nach 
Beendigung  des  Krieges  kehrte  er  nach  Frankreich  zurück  und  Hess  sich  nach 
seiner  Promotion  in  Neuville-sur-Saone ,  später  in  Lyon  nieder,  wo  er  besonders 
als  Geburtshelfer  thätig  Tvar  und  am  24.  Februar  1855  starb.  Von  seinen  Arbeiten 
citiren  wir:  „Observ.  sur  Vemploi  du  tartre  antimoni^  de  potasse  (SmStique) 
dans  les  phlegmasies  des  organes  de  la  respiration"  (Lyon  1828)  —  „Observ. 
sur  Vemploi  mddical  de  Vacdtate  et  du  sous-ac^tate  de  plomh  dans  quelques 
nivroses  du  coeur  et  des  organes  de  la  gin^ation,  prScSdies  etc."  (Marseille 
1829)  —  „Recherches  et  observ.  sur  Vemploi  th^rapeutique  du  seigle  ergotS^ 
(Lyon  und  Paris  1837;  Ibid  1853)  —  „MSm.  sur  Vemploi  de  Valcali  volatä 
Huor  (ammoniaque  liquide)  dans  la  coqueluche"  (Lyon  1849). 

Dechambre,  $i.  S6rie,  II,  pag.  447.  Pgl. 

Levret,  A  n  d  r  6  L.,  der  berühmteste  französische  Geburtshelfer  des  18.  Jahr- 
hunderts, geb.  zu  Paris  im  Jahre  1703,  gestorben  ebendaselbst  als  Prof.  und 
Mitglied  der  Acad.  roy.  de  chir.  am  22.  Januar  1780,  wandte  sich  nach  Ab- 
solvirung  seiner  Chirurg.  Studien  vollständig  der  Geburtshilfe  zu.  Er  kam  in  ein 
enges  Freundschafts verhältniss  mit  dem  berühmten  Chirurgen  Loais  und  wurde 
nach  Jard's  Tode  Accoucheur  de  la  cour,  als  welcher  er  die  Dauphine,  die 
Mutter  Ludwig's  XVI.,  entband.    L.  war  ein  ausgezeichneter  und  mit  Beoht  seiner 


LEVRBT.  —  LEVY.  695 

Zeit  bertthmter  OebortsheUer;  besondere  Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  Ver- 
breitnng,  den  Gebrauch  und  die  Verbesserung  der  Geburtszange.  Er  gab  ihr 
ein  nenes  Schloss,  das  s.  g.  französische  und  dadurch,  dass  er  sie  mit  einer 
Beckenkrftmmung  versah,  lieferte  er  ein  Instrument,  mit  dem  sich  seitdem  auch 
ttber  dem  Beckenausgange  operiren  iilsst.  Er  stellte  sichere  und  feststehende 
Indioationen  zum  Gebrauche  dieses  Instrumentes  auf.  Nicht  geringere  Verdienste, 
als  um  die  Zange,  erwarb  er  sieh  um  die  Operation  der  Wendung  und  des  Eaiser- 
sebnittes.  Er  war  der  Elrste,  der  in  Frankreich  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
Placenta  praevia  wandte  und  die  Polypen  des  Uterus  zu  operiren  wagte  (aller- 
dings nur  mittelst  einer  angelegten  Ligatur).  Es  strömten  ihm,  man  kann  wohl 
sagen,  von  allen  Seiten  Europas  Schüler  zu,  die  seinen  Ruhm  überall  hin  trugen; 
Der  ältere  Stein  ,  Boeb  ,  Ösiander  und  viele  Andere ,  die  späterhin  selbst  ge- 
feierte Lehrer  wurden,  zählten  sich  zu  seinen  Schillern.  L.*s  besondere  Vorliebe 
für  Operationen  brachte  es  mit  sich,  dass  er  die  natürlichen  Schranken  über- 
schritt, die  Kräfte  der  Natur  unterschätzte  und  viel  häufiger  operativ  einschritt, 
als  es  thatsächlich  nothwendig  war.  Dadurch  und  in  Folge  seines  grossen  Rufes 
gründete  er,  ohne  es  zu  beabsichtigen,  eine  eigene  Schule,  welche  die  wohlthätige 
Wirkung  der  Naturkräfte  vollständig  unbeachtet  Hess  und  alles  Heil,  sowie  die 
ganze  Zukunft  der  Geburtshilfe,  nur  in  der  Vervollkommnung  der  Operationen  sah. 
Seine  hauptsächlichsten  Werke  sind  folgende:  „Observations  sur  les  cattses  et  les 
acciderUs  de  plusteurs  accouchements  laborieux**  (4.  Aufl.,  Paris  1747 — 1770)  — 
„Suite  des  observations  sur  les  causes  etc,'^  (Ebenda  1751)  —  „Observations 
sur  la  eure  radicale  de  plusieurs  polypes  de  la  matrice  etc,*^  (1749)  — 
„Explication  de  pltisieurs  ßgures  sur  le  micanisme  de  la  grossesse  et  de 
raccouchement^  (1762)  —  „L'art  des  accouchemerUs  etc,^  (1763;  1761;  1766) 
„Essai  sur  Vabus  des  r^gles  ginirales  etc.^  (1766)  —  „TraitS  des  accouche- 
ments laborieux^  (1770)  —  „Observations  sur  P allaitements  des  enfants"  (1781). 
Vom  erstgenannten  Werke  und  ebenso  vom  „L'art  des  accouch.^^  erschienen  deutsche 
Uebersetzungen  und  ebenso  von  anderen  seiner  Werke. 

Biogr,  in6d.  VI,  pag.  34.  —  Biogr.  univers.  XXIV,  pag.  383.  —  v.  S  i  e  b  o  1  d's  Ge- 
schichte der  Geburtsh.  II,  pag.  310.  Kleinwächter. 

*Levschin,  Leo  von  L. ,  geboren  in  Warschau  am  11.  März  1842, 
ausgebildet  auf  der  medico-chirurgisehen  Akademie  in  St.  Petersburg  und  1866 
promovirt,  wurde  1874  ausserordentlicher  Professor  der  chirurgischen  Pathologie 
und  1879  Director  der  chirurgischen  Klinik  an  der  Universität  Kasan.  Seine  (in 
russischer  Sprache  erschienenen)  grösseren  Werke  und  Specialuntersuchungen  sind 
chirurgischen  und  pathologischen  Inhalts;  deutsch  erschienen:  „Ueber  die  terminalen 
JSltctgefässschlingen-  in  den  Diaphysenenden  der  langen  Knochen  der  Neu- 
geborenen^ (Bullet,  der  Akad.  der  Wissensch.  in  St.  Petersburg,  1871)  und  mehrere 
Arbeiten  im  Centralblatt  für  die  med.  Wissensch.  (1867;  1873).  Wernich. 

Levy,  David  Demetrius  L.,  wurde  zu  Riga  im  August  1786  geboren, 
trat  zuerst  in  eine  Buchhandlung,  gab  aber  diese  BeschäftigUDg  bald  auf,  um  sich 
dem  Studium  der  Medicin  zu  widmen.  Er  bezog  1809  die  Universität  Dorpat, 
verliess  dieselbe ,  nachdem  er  1812  den  Grad  eines  Dr.  med.  sich  erworben, 
prakticirte  zuerst  im  Riga^schen  Kriegshospital ,  dann  in  einem  Hospital  zu  Krakau, 
war  Assistenzarzt  im  Corps  des  Grafen  Woronzow  1815,  auf  dem  Zuge  nach  Paris, 
fungirte  1818  und  1819  als  Bezirksarzt  der  russischen  Hospitäler  in  Deutschland. 
Mit  dem  Woronzo waschen  Corps  nach  Russland  zurückgekehrt,  erhielt  er 
1820  die  Stelle  eines  Arztes  am  Riga'schen  Kriegshospital,  war  1822 — 24  am 
Hospital  in  Dorpat,  1828 — 38  bei  der  Armee  im  Süden  Russlands,  in  Litbauen 
und  Polen,  1831  wieder  in  Riga.  1835  wurde  er  Medicinal-Inspector  des  Gouv. 
Livland  und  blieb  in  dieser  Stellung  bis  zu  seinem  Tode  am  15.  Juli  1855.  L.  war 
ein  ausgezeichneter,  allgemein  geachteter  und  verehrter  Arzt. 

Riga'ache  Biographien.  II,  pag.  203 — 205.  L.  Stieda. 


696  LftVY. 

Levy,  M  i  c hei  L.,  zu  Paris,  berühmter  Hygieniker,  war  am  28,  September 
1809  zu  Strassburg  geb.,  trat  frühzeitig  in  den  Gesundheitsdienst  der  Armee,  wxr 
1831  Aide-major,  wurde  1834  in  Montpellier  Doctor  und  2  Jahre  spftter  dnreh 
Concurs  Prof.  der  Hygiene  am  Yal-de-Grftce.  Während  der  8  Jahre,  innerhalb 
welcher  er  sich  io  dieser  Stellung  befand,  sammelte  er  die  Materialien  zu  seinem 
h^l^SiTmiQR  „Traitd  d^hygihne  publique  et priv4e"  (2  voll.,  Paris  1843 — 46;  5.  ed. 
1869),  dem  Hauptwerke  seines  Lebens.  1845  wurde  er  nach  Metz  als  1.  Prot 
der  Pathologie  und  Chefarzt  des  Instructions-Hospitals  berufen,  kehrte  aber  nach 
2  Jahren  iu  die  gleiche  Stellung  beim  Val-de  Gräce  zurück  und  wurde  1856  Director 
der  in  demselben  befindlichen  medic.  Schule,  der  er  bis  zu  seinem  am  13.  März 
1872  erfolgten  Tode  vorstand,  nachdem  er  während  seines  Lebens  viele  wichtige 
Missionen  erfüllt  hatte,  die  bedeutendste  darunter  während  des  Krimkrieges,  nach- 
dem er  in  die  Stellung  eines  Inspeeteur  gen^ral  des  Gesundheitsdienstes  der  Armee 
gelangt,  sowie  zum  Mitgliede  der  Acad.  de  med.  ,  des  Comit6  d'hygiöne  publique 
von  Frankreich  und  des  Cooseil  d'byg.  et  de  salubritö  des  Seine-D6p.  ernannt  worden 
war.  Von  seinen  nicht  sehr*  zahlreichen  anderweitigen  Arbeiten  sind  hervorzuheben : 
„Note  sur  une  nouvelle  forme  d^4tranglement  dite  par  un  noeud  intesttnal** 
(Paris  1845)  —  „Note  sur  la  rougeole  qui  a  rdgnS  dans  la  gamison  de  Metz 
pendant  l'annde  1846*^  (Rec.  de  mto.  de  m6d.  mil.,  1847)  —  „Htstoire  de  la 
m^ningite  cSr6bro-sptnale,  observ^e  au  Val-de-Grdce  1848  et  1849**  (Gaz.  m6d., 
1849)  —  „Rapport  sur  les  ^pidSmtes  de  1860^  (Mem.  de  TAcad.  de  m6d.,  1853). 
Eine  schon  von  ihm  1849  bei  der  Cholera-Epidemie  erprobte  Behandlnngsweise  in 
einem  Isolir-Paviilon,  mit  fortwährender  Luftemeuerung,  kam  in  der  Krim  in  Gestalt 
von  Zelten  zur  Anwendung,  während  der  Belagerung  von  Paris  benutzte  er 
das  amerikanische  Baracken- System,  nach  der  yyNote  svr  les  höpitaux-baraques  du 
Luxembourg  et  du  Jardin  des  plantee*^  (Ann.  d'hyg.,  1871).  Von  früheren  Arbeiten 
sind  noch  anzuführen:  „Bapport  sur  les  vins  pldtrds"  (Rec.  de  m^m.  de  mM. 
mil.,  1854)  —  „Recherches  sur  Vinimersion  prolongSe  dans  Veau  de  Tner"  (Ann. 
d*hyg.,  1861)  —  „De  la  vüalitd  de  la  race  juive  en  Europe^  (Ibid.  1866)  — 
„Rapport  sur  les  progrhs  de  Vhygihne  müitaire^  (Rapp.  de  Texposition  de  1867\ 
ferner  filoges  auf  BeoüSSAIS  (1839)  und  Larrey  u.  s.  w. 

Alph.  Gu6rard  in  Annales  d'hyg.  Pttbl..  2.  Serie,  XXXVII.  1872,  pag.  473.  — 
Dechambre,  2.  Serie,  VII,  pag.  552.  —  Lorenz,  III,  pag.  28Ö;  VI.  pag.  161.  q 

Levy,  zwei  dänische  Aerzte,  Vater  und  Sohn.  —  Der  Erstere,  Karl 
Edvard  Marius  L. ,  war  1808  in  Kopenhagen  geboren.  Nach  seiner  Doctor- 
promotion  1833  („De  sympodia  seu  monstrositate  sireniformi** )  unternahm  er 
eine  mehrjährige  Reise,  namentlich  obstetricischer  Studien  wegen,  wirkte,  zurück- 
gekehrt, als  Privatdocent  und  war  von  1840  bis  zu  seinem  Tode  1865  Professor 
der  Geburtshilfe  und  Director  der  Entbindungsanstalt  in  Kopenhagen.  Von  1848 
bis  53  war  er  Mitherausgeber  der  „Hospitalsmeddelelser,  von  1862  Mitglied  des 
Gesundheits-Collegiums.  Die  Reorganisation  der  Entbindungsanstalt  im  Jahre  1845 
war  hauptsächlich  sein  Werk.  Ausser  verschiedenen  obstetricischen  Abhandlungen 
und  einem  Lehrbuch  für  Hebeammen  besitzen  wir  aus  seiner  Feder  im  üniver- 
sitätsprogramm  1856  eine  interessante  Schilderung  des  Chr.  Johan  Bbrgeb. 

*  Fritz  Martin  L.,  ist  am  2.  Februar  1847  in  Kopenhagen  geboren, 
studirte  daselbst  und  später  in  Wien ,  Berlin  und  Paris.  Promovirt  1879  (yfOm 
seröse  Exsudater  in  Pleuraliulen^ ) ,  wirkt  er  in  Kopenhagen  als  gynäkologischer 
und  obstetricischer  Specialarzt,  von  1883  zugleich  als  Reserven-Accoucheur  an  der 
Entbindungsanstalt.  Er  schrieb:  „Om  Salicylsyrens  Betydning  som  Antiseptikum 
og  Antipyreticum^  (gekrönte  Preisschrift,  Nord.  med.  Archiv,  1878)  —  „Ch^ 
Keisersnit  efter  Porros  Methode^^  (übersetzt  in  Wiener  Klinik,  1880)  und  kleinere 
Abhandlungen  in  „Gynäkolog,  og  obstetric.  Meddelelser".  Petersen. 

Levy,  8.  a.  Levi. 


J 


LEWIN.  —  LEX.  697 

*Lewill,  Georg  Richard  L. ,  zu  Sondershausen  am  19.  April  1820 
geboren,  in  Leipzig,  Heidelberg,  Halle,  Prag,  Wien,  Paris,  Berlin  mediciniscb 
ausgebildet,  1846  promovirt,  seit  1859  Bocent,  seit  1863  dirigirender  Arzt  an 
der  Ofaarit6  zu  Berlin  und  1868  zum  Extraordinarius  (seit  1884  mit  dem  Titel 
als  Geb.  Medioinalratb)  ernannt,  bat  eine  Reihe  von  Aufsätzen,  das  Gebiet  der 
Hautkrankheiten  und  der  Syphilidologie  betreffend,  publicirt,  monographisch : 
^Klinik  der  Krankheiten  des  Kehlkopfe*'  (2.  Aufl.  1863)  —  „Behandlung 
der  Syphilis  mit  Sublitnat-lnjectionen^  (2.  Aufl.  Berlin  1868;  auch  russisch 
und  englisch).  Wem  ich. 

*  Lewin,  Louis  L.,  aus  Tuohel  in  West-Preussen,  geboren  am  9.  November 
1850,  bildete  sich  in  Berlin  (Liebreich)  und  München  (v.  Pettenkofer,  v.  Voit) 
medicinisch  aus  und  gelangte  1875  zur  Promotion.  Seit  1881  wirkt  er  als  Docent 
der  Pharmakologie  an  der  Berliner  Universität  und  hat  folgende  grössere  Schriften 
veröffentlicht:  „Die  Nebenwirkungen  der  Arzneimittel^  (Berlin  1881)  —  „Unter- 
suchungen  über  Wirkung  and  Verhalten  des  Tannins  im  Thierkörper**  (Ibid. 
1880)  —  ;,  Ueber  Natriumsulf antimoniat  und  die  Einwirkung  des  Schwefel- 
wasserstoffes auf  das  lebende  Blut^  (ViBCHOw's  Archiv,  1878)  —  „Das  Thymol, 
ein  Antisepticum  und  Aniifermentativum"  (Ibid.  1875)  —  ^^ Lehrbuch  der  Toxi- 
kologie u,  s.  w,^  (Wien  und  Leipzig  1885).  Wem  ich 

Lewin,  s.  a.  Levik. 

Lewis,  William  L. ,  Chemiker  und  Physicus  zu  Kingston  in  Surrey, 
war  Dr.  med.,  Mitglied  der  Royal  Society  in  London  seit  1745  und  starb  am 
19.  Januar  1781.  Er  schrieb:  „A  course  ofpractical  chemistry^  (London  1766)  — 
„Pharmacopoea  Edinburgensis  cum  variis  additamentis^  (Ibid.  1748)  —  „The 
new.  dispensatory,  containing  the  theory  and  practice  of  pharmacy^  (Ibid.  1753; 
Edinburg  1781 ;  Ibid.  1791)  —  „Eperimental  history  ofthe  materia  medica  etc." 
London  1761;  1768;  vermehrt  von  Aitke.v,  Ibid.  1784;  1791,  2  Bde.;  franz. 
Paris  1771,  3  Bde.;  deutsch  von  J.  H.  ZfEGLER,  Zürich  1771,  4.),  das  wichtigste 
Werk  von  L. ,  über  das  sich  Cüllen  sehr  beifällig  ausspricht  —  „Commercium 
philosophico-technicum,  or  the  phüosophical  commerce  of  the  arts  etc.^  (London 
1763—66,  4  Thle.;  franz.  Paris  1769,  3  voll.). 

Dicf.  bist.  III,  pag.  451.  —  Dechambre,  2.  Serie,  II,  pag.  499.  Pgl. 

Lewkowicz,  Sixtus  L. ,  am  25.  März  1775  zu  Szkudy  in  Samogitien 
geboren,  studirte  bis  1807  in  Wilna  Medicin,  worauf  er  sich  nach  Wien  begab, 
um  seine  Studien  zu  vervollständigen,  wurde  1809  Militärarzt  in  der  polnischen 
Armee  und  kam  mit  seinem  Regiment  nach  Spanien,  wo  er  1811  in  Valladolid 
zum  Prof.  honor.  causa  ernannt  wurde;  nach  Erakau  berufen,  war  er  dort  von 
1815—29  Prof.  ord.  der  Chirurgie  und  starb  am  11.  Juni  1838.  Er  schrieb; 
„Novum  auxilium  expediendi  calculi  in  collo  vesicae  urinariae  detenti,  post 
sectionem  lateralem,  ope  duarum  forcipum  novae  conformationis"  (Valladolid 
1811;  noch  2  Mal  in  Krakau  1815  und  1830  gedruckt);  ausserdem  veröffent- 
lichte er  noch  einige  chirurgische  Abhandlungen  in  den  Roczniki  Towarzystwa 
naukowego  krakowskiego.  K  &  P. 

Lex,  Rudolph  L.^  geboren  am  17.  August  1835  zu  Attendorn  in  West- 
falen, war  von  1853  an  Kleve  des  med.  chir.  Friedrich-Wilhelms-Instituts  zu 
Berlin,  promovirte  1857  mit  der  „Diss,  de  insolatione" ,  war  Unter-  und  Assistenz- 
arzt in  Berlin,  Münster  und  Neuss  und  wurde  1864  Stabsarzt,  machte  als  solcher 
die  Kriege  von  1866  und  1870/71  mit,  wurde  1871  Oberstabs-  und  Garnisonarzt 
zu  Strassburg  i.  E.  und  war  hier  in  so  ausgedehnter  Weise  tbätig  uud  zugleich 
literarisch  beschäftigt,  dass  er  in  Folge  von  psychischen  Depressiouszuständen  in 
einem  Anfall  von  Melancholie  am  6.  August  1876  sich  das  Leben  nahm.  L.  war  ein 
fruchtbarer  Schriftsteller,  speciell  auf  militärärztlichem  Gebiete.     Am  bekanntesten 


698  LEX.  —  LEYDIG. 

ist  er  duroh  sein  mit  W.  Roth  zusammen  herausgegebenes  grosse«  „Handbach 
der  Militär' Oesundheitspßege^  (3  Bde.,  Berlin  1872 — 77),  das  aus  einer  üm^ 
arbeitung  des  Werkes  von  Parkes  hervorgegangen  ist.  In  demselben  hat  L.  selbst 
die  Abschnitte  über  Wasser,  Luft,  Ventilation,  Nahrung  und  die  Einleitung  zu 
dem  Artikel  „Desinfeetion"  verfasst  und  beruhten  die  Arbeiten  Aber  die  chemisch- 
mikroskopischen Wasser-  und  Luftuntersuchungen  fast  vollständig,  die  über  die 
Verpflegung  und  das  Wesen  der  Fäulnissprocesse  zum  grösseren  Theile  auf  seinen 
eigenen  Untersuchungen.  Ausserdem  ist  er  Verfasser  mehrerer  kleinerer  Aufsätze 
auf  dem  Gebiete  des  militärärztlichen  Wirkens  in  verschiedenen  Zeitschriften. 

Münnich  in  Deutsch.  Militärärztliche  Zeitschrift.  1876,  pag.  705.  Pgl. 

Ley,  Hugh  L.,  zu  London,  war  1790  zu  Abingdon  (Berkshire)  als  Sohn 
eines  Arztes  geboren,  studirte  in  London  und  Edinburg,  kehrte  1813  nach  London 
zurllck  und  wurde  bald  darauf  Physician  am  Westminster  Lying-in  Hosp.  und 
Docent  und  Physic.-Aceoucheur  am  Middlesex  Hosp.  Er  schrieb:  „An  essay  an 
ihe  laryngisrrms  stridulus ,  or  cronp-like  inspiration  of  infants  etc,^  (London 
1836)  imd  über  dasselbe  Thema  schon  1834  in  London  Med.  Gaz. ;  femer: 
„Observations  on  the  pathology  of  nerves"  (Ibid.  1835)  —  „Observationa  on 
the  prevailing  practice  offorctbly  compressing  the  abdomen  of  lying-in  warnen*^ 
(Ibid.  1836)  —  „Structure  of  the  placenta^  (Lancet  1833)  u.  s.  w.  Er  starb 
am  24.  Juni  1837. 

London  Med.  Gaz.  XIX,  1837,  pag.  752.  —  Callisen,  XXX,  pag.  47.  G. 

^Leyden,  Ernst  L.,  geb.  zu  Danzig  am  20.  April  1832,  studirte  in  Berlin, 
wo  er  Schiller  Schoenlein's  und  Traübe's  war.  Am  6.  August  1863  promovirt 
und  Arzt  seit  Mai  1854,  trat  er  zunächst  als  Militärarzt  in  die  Armee.  1865  wurde 
er  aus  der  Stellung  als  Stabsarzt  zunächst  nach  Königsberg  in  Preussen  als  ordent- 
licher Professor  der  Medicin  und  Director  der  inneren  Klinik  berufen,  wo  er 
mit  V.  Rkcklinghausen  und  Spiegelberg  der  Stifter  einer  neuen  Aera  des 
klinischen  Unterrichts  wurde.  Vom  Jahre  1872  ab  wirkte  er  in  entsprechender 
Stellung  an  der  neubegi'ündeten  Kaiser  Wilhelms  -  Universität  in  Strassburg,  von 
October  1876  ab  als  Nachfolger  Traube's  in  Berlin,  um  1885  (nach  v.  Frerichs' 
Tode)  dessen  ^rste  medicin ische  Klinik  zu  übernehmen.  Neben  einer  grossen  Reihe 
casuistischer  und  experimenteller  Arbeiten  auf  allen  Gebieten  der  klinischen  Forschung 
sind  als  monographisch  erschienen  zu  nennen :  „Die  graue  Degeneration  dsr 
hinteren  Biickenmarksstränge"  —  „Die  Klinik  der  Rückenmarkskrankkeiten*' 
(Berlin  1864,  resp.  1874 — 75).  Die  neueren  Arbeiten  L.'s  sind  in  der  von  ihm 
mit  V.  Frerichs  1879  gegründeten  „Zeitschrift  für  klinische  Medicin"  zur  Publi- 
cation  gelangt.  Wem  ich. 

Leydig,  Peter  Joseph  L.,  als  Sohn  eines  Wundarztes  in  Mainz  am 
6.  October  1775  geboren,  studirte  in  Wtirzburg,  besonders  Chirurgie  unter  Siebold, 
Hess  sich  1797,  nachdem  er  die  Prüfung  als  Officier  de  sant6  bestanden  hatte, 
in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  als  Gehilfe  von  Peter  Weidmann  chirurgische 
und  geburtshilfliche  Praxis  trieb  und  Prosector  am  anatomischen  Theater  war. 
1807  ging  er  nach  Strassburg  zur  Promotion,  wurde  dann  an  Stelle  des  ver- 
storbenen Joseph  Wenzel  Lehrer  der  Anatomie  und  Physiologie,  sowie  1815 
Director  der  Entbindungsanstalt  zu  Mainz,  an  der  er  längere  Zeit  vorher  schon 
vertretungsweise  den  Hebeammenunterricht  ertheilt  hatte.  Später  kamen  die  Aemter 
als  Ober-Impfarzt  am  D6p6t  de  Vaccine,  sowie  als  Pi'äsident  des  Medicinal-CoUegiuma 
hinzu.  Auch  zum  Leibwundarzt  des  Grossherzogs  von  Hessen-Darmstadt  wurde  er 
ernannt.  Ausser  seinem  „Leitfaden  zum  Unterricht  der  Schülerinnen  an  der 
grossherzogl.  hessischen  Entbindungsanstalt  in  Mainz^  (Mainz  1818)  und  zwei 
früher  erschienenen  Abhandlungen :  „Doloris  faci&i  dissedo  inßraorbüaii  nervo 
profligati  historia^  (Heidelberg  1808)  und;  „Der  Krankenheber,  seine  Anwen- 
dung und  Vortheile,  vorzüglich  bei  Behandlung  der  Brüche  der  unteren  Olied- 


LEYDIO.  —  LIBAVIUS.  699 

tnassen"  (Mainz  1813,  m.  2  Kpfrt.)  hat  L.,    der  am  5.  September  1828  starb, 
niehts  yeröfifentlicht. 

Diet.  bist.  III,  pag.  452.  —  Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  1828,  Jahrg.  6,   II, 

pag.  688.   —   Scriba,  n,  pag.  445.  p^, 

*  g'» 

*Leydlg,  Franz  von  L. ,  zn  Bonn,  ist  am  21.  Mai  1821  zn  Rothen- 
burg a.  d.  Tauber  geboren,  studirte  in  Würzburg  und  München  Medicin,  wurde 
1847  Doctor,  1848  Prosector,  1849  Privatdocent  in  Würzburg,  1855  daselbst 
Prof.  e.  0.,  ging  1857  als  ord.  Prof.  nach  Tübingen  und  1875  nach  Bonn  in 
gleicher  Eigenschaft  und  als  Director  des  anatomischen  Instituts,  des  zoologischen 
Museums  und  Instituts,  später  mit  dem  Charakter  als  Geh.  Med.-Rath.  Er  hat 
sich  namentlich  um  die  Kenntniss  des  Baues  und  der  Entwicklung  der  niederen 
Thiere  verdient  gemacht.  Mit  Uebergehung  der  bezüglichen  Specialarbeiten  führen 
wir  Yon  seinen  Schriften  blos  an :  „Lehrbuch  der  Histologie  des  Menschen  und 
der  Thiere^  (Frankfurt  a.  M.,  1857)  —  „  Vom  Bau  des  thierisohen  Körpers. 
Handbuch  der  vergleichenden  Anatomie^  (Bd.  I,  Tübingen  1864)  —  „Unter- 
suchuvgen  zur  Anatomie  und  Histologie  der  ITiiere*^  (Bonn  1883,  m.  Taflf.)  u.  s.  w. 

Brockhaas,  Convers.-Lexikon.  13.  Aufl.,  XI,  pag.  47.  Red. 

Leys,  Leonard  L.  (Lessiüs),  war  am  1.  October  1554  zu  Brecht  in 
Belgien  geboren,  studirte  Medicin  und  Theologie  in  Löwen  und  widmete  sich 
besonders  dem  zu  seiner  Zeit  sehr  geschätzten  Theile  der  Hygiene,  welcher  die 
richtige  Lebensweise  betriffl.  Er  übersetzte  aus  dem  Italienischen  in's  Lateinische 
die  berühmte  Abhandlung  von  L.  Oornabo:  „Hygiasticon,  seu,  vera  ratio  vale- 
tudinia  bona^  et  vitae  una  cum  sensuum^  judidi  et  memoria-e  integritate  ad 
extremam  senectutem  conservanda"  (Antwerpen  1614;  1623;  Cambridge  1634). 
L-,  welcher  dem  Jesuiten-Orden  angehörte,  war,  ebenso  wie  in  der  Medicin,  auch 
in  der  Mathematik ,  der  Jurisprudenz  und  Theologie  bewandert.  Er  starb  am 
15.  Januar  1623. 

Dd  vita  et  moribns  Leonardi  Lessii.  Paris   1644.  van  den  Corpnt. 

*Lheritier,  Sebastien-DidierL.,  zu  Paris,  ist  geboren  1809,  studirte 
in  Paris  und  wurde  1834  Doctor.  Er  schrieb:  „Trait4  complet  des  muladies 
de  lafemme^  (1838)  —  „Traitd  de  chimie  pathologique^  (1842);  mitPiORRY: 
„TraitS  des  alter ations  du  sang^  (1840)  —  „Elements  populaires  de  la  chimie 
agricole"  (1847)  —  „Du  rhumatisme  et  de  son  traitement^  (1853)  und  mit 
OssiAN  Henry:  „Hydrologie  de  Plombih'es"  (1858),  in  welchem  Badeorte  er 
Inspecteur  adjoint  der  dortigen  Quellen  war.  Er  übersetzte  auch  Marion  Sims' 
„Notes  cliniques  sur  la  Chirurgie  utSrine^  (1866).  Zur  Zeit  lebt  er  in  Paris 
als  M6decin  inspecteur  honoraire  des  eaux  de  Plombiöres. 

Vapereau,  5.  edit ,  pag.  1164.  G. 

/Libavins,  Andreas  L.,  geboren  um  1546  in  Halle,  war  von  1588  bis 
1591  Professor  der  Geschichte  und  Poesie  an  der  Universität  zu  Jena,  dann 
Qymnaslarch  und  Stadtphysicus  zu  Rothenburg  an  der  Tauber,  bis  er,  1606  zum 
Director  des  Gymnasiums  in  Coburg  ernannt,  diese  Stelle  1607  antrat  und  bis  zu 
seinem  am  25.  Juli  1616  erfolgten  Tode  verwaltete.  L.  war  einer  der  bedeutendsten. 
Chemiker  und  hat  sich  um  seine  Wissenschaft  hervorragende  Verdienste  erworben ; 
auch  ist  ihm  die  erste  Kenntniss  der  Mineralwässer  zu  verdanken.  Sein  Hauptwerk 
war  die  „Alchymia  e  dispersis  passim  optimorum  auctorum  .  .  .  coUecta  etc.*^ 
(Frankfurt  1595),  das  erste  Lehrbuch  der  Chemie,  das  viele  Auflagen  erlebte. 
Er  war  Anhänger  der  Paracelsistischen  Lehren,  aber  dabei  Eklektiker  und  eiferte 
besonders  gegen  die  Geheimmittel  und  Lebenselixire,  deren  Natur  er  durch  seine 
Untersuchungsmethoden  klar  zu  legen  vermochte.  Er  hat  das  Verdienst,  die  Chemie 
den  Händen  der  Adepten  entrissen  zu  haben,  sie  als  Wissenschaft  für  sich  gewürdigt 
und  ihren  Einfluss  auf  die  Arzneikunst  gelehrt  zu  haben.     Eine  Gesammtausgabe 


\ 


700  LIBAVIÜS.  —  LIOETI. 

meiner  Werke  erschien  u.  d.  T. :  „Opera  omnta  medtco-chimica"  (Frankf.  1613^ 

2  voll.,  foL;  1616,  3  voll.,  fol.). 

Biogr.  ra^d.  VI,  pag.  37—39.  —  Dechambre,  2.  S*rie,  If,  pag.  502.  —  Allgem. 
Dentsche  Biogr.  XVIII.  p   . 

LiberalJ ,  Sebastiane  L. ,  zu  Treviso ,  wurde  in  der  Nähe  davon ,  zu 
Povegliano,  um  1786  geboren,  studirte  in  Padua,  wo  er  1809  Doctor  wurde,  liess 
sieh  in  Treviso  nieder  und  wurde  daselbst  Professor  der  klinisch-medicinischeo 
Speeialscbule ,  Arzt  des  Civilspitals  und  der  tieföngniflse  u.  s.  w.  Er  flbersetzte 
mit  Anmerkungen  Sebast!  Cera's  „  Trattato  della  febbre  nosocomiale,  carcerale, 
rurale"  (Treviso  1822)  und  schrieb:  „Rlßessioni  sopra  una  memoria  del  dott. 
Carminati intomo  V {nduramerUo  del  tessuto  cellulare  dei  neonati*'  (Ebenda 
1824)  —  „Sulla  condtzione  flogistica  della  mania  pellagrosa  e  della  pellagra 
in  gener e"  (Mailand  1831)  —  „Sulla  condizione  flogistica  della  pellagra  e 
della  di  lei  diffueione  sulV  osso  cerebro  -  spinale^  (Venedig  1838)  —  „Ddla 
migliara  e  sopra  alcuni  quesiti  relatim  alla  medesima^  (Treviso  1843).  Ausser- 
dem Abhandlungen  in  den  Atti  dell'  Ateneo  di  Treviso  (1834),  den  Memoria 
seientif.  letterar.  dell'  Ateneo  di  Treviso  (1826),  den  Annali  di  med.  (1841,  43)  n.  s.  w. 

Oantü,  pag.  274.  G. 

Liborius ,  Johan  August  L.,  geboren  in  Karlshamn  1 802 ,  wurde 
Med.  Dr.  in  Lund  1829  und  im  selben  Jahre  zweiter  Stadtarzt  in  seiner  Gebart«- 
Stadt,  woselbst  er  ein  Privat  -  Krankenhaus  für  chirurgische  Patienten  einrichtete. 
Nachdem  er  1830 — 31  sich  chirurgischer  Studien  halber  in  Berlin  und  Paris  auf- 
gehalten hatte,  wurde  er  zum  Oberchirurgen  am  Sahlgren'schen  Rrankenhause  io 
Gothenburg  ernannt,  woselbst  er  bis  zu  seinem  Tode,  1870,  wirkte.  L.  war 
gutherzig  und  wohlthätig  und  einer  der  geschicktesten  Chirurgen  seiner  Zeit  in 
Schweden.  Von  seinen  Schriften  mögen  genannt  werden:  „De  nuce  voniica  et 
stryoknino"^  (Lund  1829)  —  „De  methodis  in  ossium  fracturis  recentiori  tempore 
adhibitia  atque  pra^cipue  de  apparatu  permanente  amylaceo*'  (Ibid.  1844)  — 
„Om  radikalkuren  för  haemarroidaltaggar^  (Zeitschrift  für  Aerzte  und  Pharm., 
Bd.  II)  —  „Bidrag  tili  hemiotomien^  (Ibid.,  Bd.  IV)  —  „Om  en  epidemisk 
angina  uwilaris^  (Ibid.,  Bd.  V)  —  „Berättelse  om  förloppet  och  behandlingen 
af  den  epidemieka  koleran  i  Karlshamn"  (Neue  Verhandl.  des  schwed.  ärztl. 
Vereins,  I). 

"Wi  Strand,  Bruzelius,  Edling,  pag.  437.  He  den  in?. 

Liboschitz,  Joseph  L.,  wurde  1783  als  Sohn  des  Gencralstabsdocton» 
der  lithauischen  Armee  Jacob  L.  zu  Wilna  geboren,  studirte  Medicin  in  Wilna 
von  1798 — 1805,  wurde  1806  zum  Magister  und  in  demselben  Jahre  zum  Doetor 
der  Med.  und  Chir.  in  Dorpat  promovirt  (Diss.  de  morbis  primi  paris  nervorum^), 
war  kaiserlicher  Leibarzt  in  St.  Petersburg  und  starb  am  ö.  Januar  1824  zu  Karlsruhe 
in  Baden.  L.  beschüftigte  sich  neben  seiner  medicinischen  Praxis  mit  Botanik.  £r 
gab  gemeinschaftlich  mit  dem  Botaniker  Triniüs  heraus:  „Flore  des  environs  de 
St.  Päersbourg  et  de  Moscoa''  (St.  Petersburg,  IIL  Gab.,  4.)  —  „Entmeratio 
fungorum,  quos  in  nonnullis  provinciis  Imperii  Ruthenici  observavit"  (Mömoiree 
de  la  Soc.  imp.  des  naturalistes  de  Moscou,  V.). 

V.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  53.  —  lieise,  II,  pag.  12.         L.  Stieda. 

Liceti,  Vater  und  Sohn.  -/Giuseppe  L.,  der  Vater,  gestorben  um  1Ö99, 
prakticirte  Anfangs  in  Rapallo,  später  in  Recco  im  Genuesischen  und  schrieb :  nLa 
nobilitä  de  principali  membri  delV  uomo"  (Bologna  1590)  —  „II  ceva,  oüvero 
deW  eccelUnza  ed  uso  de   genüali"  (Ebenda   1598)  in  Dialogform. 

Fortunio  Liceti,  der  Sohn,  geboren  am  3.  October  1577  zu  Rapallo 
im  Genuesischen,  studirte  in  Bologna  seit  1595,  promovirte  1600,  wurde  Professor 
der  Logik  und  1609  der  Aristotelischen  Physik  an  der  Universität  zu  Pisa,  ging 


LICETI.  —  LIOHTENSTEIN.  701 

aber  noch  in  demselben  Jahre  als  Prof.  e.  o.  der  Philosophie  an  die  Universität 
zu  Padua,  worde  hier  1622  Prof.  ord. ,  kam  16<)7  in  gleicher  Stellung  nach 
Bologna;  doch  kehrte  er  1645  nach  Padua  zurflek  und  starb  daselbst  am 
17.  Mai  1657.  L.  war  als  Philosoph  und  Physiker  nicht  unbedeutend,  als 
Mediciner  nur  mittelmässig.  In  seiner  Schrift:  ,jDe  motu  sanguinis  origtneque 
nervorum  etc.^  (Udine  1647)  erweist  er  sich  als  Gegner  der  HARVEv'schen  Lehren 
und  sucht  an  Stelle  der^^elben  eine  von  ihm  selbst  herrührende  lächerliche  Theorie 
zu  setzen.  Die  Zahl  seiner  Schriften  ist  eine  sehr  grosse,  etwa  54,  doch  haben 
die  meisten  heute  nur  historischen  Werth.  Auf  Medicin  bezieht  sich  nur  ein 
kleiner  Theil  derselben;  die  Mehrzahl  beschäftigt  sich  mit  philosophischen  und 
physikalischen  Gegenständen. 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  39—42.  —  Pescetto,  pag.  217.  Pgl. 

LicMenfelSy  Rudolph  Ritter  von  L.,  zu  Wien,  war  Arzt  daselbst  und 
hat  sich  durch  eine  Anzahl  werthvoller  physiologischer  Untersuchungen,  publicirt 
in  den  Abhandlungen  der  Wiener  Akademie,  bekannt  gemacht,  so:  „üeber  dcts 
Verhalten  des  Tastsinnes  bei  Narcosen  der  Centralorgane ,  geprüft  nach  der 
Web  erwecken  Methode^  (Sitzungsberichte  u.  s.  w.,  1851)  —  ^lieber  den  Puls 
als  ein  Symptom,  sotoie  als  numerisches  Maass  der  physiolog,  Arzneiwirkung *^ 
(Ebenda)  und  zusammen  mit  Rüd.  Froehlich  :  „Beobachtungen  über  die  Gesetze 
des  Ganges  der  Pulsfrequenz  und  Körperwärme  in  den  normalen  Zuständen, 
sowie  unter  dem  Einflüsse  bestimmter  Ursachen*^  (Denkschriften  u.  s.  w.,  1852, 
m.  3  Taff.).    Er  starb  bereits  1851. 

▼.  Wurzbach,  XV,  pag.  83.  G. 

Lichten staedt,  J er emias  Rudolph  L.,  zu  St.  Petersburg,  war  zu 
Gross-GIogau  in  Schlesien  am  20.  Mai  1792  geboren,  wurde  1815  in  Berlin 
Doctor,  1819  in  Breslau  Privatdoeent ,  1823  Prof.  e.  o.  an  der  Universität  und 
der  chirurgischen  Lehranstalt  daselbst,  liess  sich  1830  aber  in  St.  Petersburg 
nieder.  Er  schrieb,  ausser  kleineren  Arbeiten,  wie  Dissertationen  und  Festreden, 
zwei  Schriften  (1817,  19)  über  den  thierischen  Magnetismus,  ferner:  „Platon^s 
Lehren  auf  dem  Gebiete  der  Naturforschung  und  der  Heilkunde^  (Leipzig 
1826)  —  „Materiae  medicae  universae^  secundum  characteres  naturales  et 
therapeuticos  divisae  prospectus"  (Breslau  1826);  es  folgten  im  Jahre  1831 
mehrere  Schriften  (eine  davon  zusammen  mit  Seydlitz)  über  die  Cholera,  nament- 
lich deren  Auftreten  in  Russland  1829,  30,  31.  Auch  hatte  er  F.  L.  de  Lafon- 
TAINE*S  „Hinterlassene  vermischte  med.  Schriften"  (Breslau  1824)  herausgegeben, 
sowie  in  der  Zeit  von  1817 — 30  eine  sehr  beträchtliche  Menge  von  Aufsätzen 
und  Recensionen  in  Zeitschriften  verfasst;  an  ersteren  namentlich  über  thierischen 
Magnetismus,  Somnambulismus,  Gall's  Schädellehre,  Cholera,  aber  auch  über  sehr 
verschiedene  andere,  auch  historisch  -  medicinische  Gegenstände.  Später  schrieb  er 
noch,  ausser  zahlreichen  Journalaufsätzen :  „Ideen  zur  med,  Polizei"  (Berlin  1833)  — 
„  üeber  die  Ursachen  der  grossen  Sterblichkeit  der  Kinder  des  ersten  Lebens- 
jahres u,  s.  w,"  (Leipzig  1837),  eine  von  der  kaiserl.  ökon.  Gesellsch.  gekrönte 
Preisschrift.  Von  der  Petersburger  Akademie  der  Wissenschaften  hatte  er  1834  die 
DEMiDOw'sche  goldene  Medaille  erhalten.  Er  starb  zu  Breslau  am  4.  December  1849. 

C  a  1 11 8  e  n ,  XI,  pag.  336 ;  XXX,  pag.[52.  G. 

Lichtenstein ,  Georg  Rudolph  L. ,  geboren  1745  zu  Braunschweig, 
stndirte  und  promovirte  in  Helmstädt  mit  der  „Diss,  de  dispositione  salium 
tmprimis  simplicium  atque  mixtorum" ,  wurde  1774  Prof.  e.  o.  der  Medicin  in 
Helmstädt  und  1804  als  Rath  und  Garnisonsarzt  nach  Braunschweig  berufen,  wo 
er  am  28.  Mai  1807  starb.  Er  ist  Verfasser  einer  ziemlich  grossen  Reihe  von 
chemischen  und  medicinischen  Schriften,  w^ie:  „Abhandlung  vom  Milchzucker  und 
den  verschiedenen  Arten  desselben"  (Braunschweig  1772)  —  „Anleitung  zur 
med.  Kräuterkunde  für  Aerzte  und  Apotheker"    (3  Bde.  in  2  Thln. ,  Helmstädt 


702  LIOHTEKSTBIN.  —  LICHTHBIM. 

1782 — 1786)  u.  A.     Auch    für   Crklle's   Annalen    der   Chemie    lieferte  L.  ver- 
schiedene Artikel. 

Biogr.  m^d.  VI.  pag.  43.  —  Dict.  hiBt.  III,  pag.  452.  Pgl. 

Lichtenstein,  Martin  Heinrich  Karl  L.,  zu  Berlin,  bekannter  Zoolog, 
war  am  10.  Januar  1780  zu  Hamburg  geboren,  studirte  Mediein  zu  Jena  und 
Helmstädt,  wurde  1802  Dr.  med.,  beschäftigte  sich  dann  vorzugsweise  mit  Natur- 
wissenschaften,  begleitete  1802  den  holländischen  Gouverneur  der  Cap-Colonie 
dorthin  als  Hausarzt  und  Erzieher  eines  Sohnes,  widmete  sich  auch  dort  nament- 
lich der  Zoologie,  wurde  aber,  als  der  Krieg  gegen  England  ausbrach,  Chirurgien- 
majör  eines  Bataillons  hottentottischer  leichter  Infanterie.  Er  vei'fasste  einige  Auf- 
sätze in  Hüfeland's  Journal  (1804,  8,  10)  über  daselbst  gemachte  medicinische 
Beobachtungen,  über  eine  Ruhr-Epidemie  unter  den  holländischen  Truppen,  eine 
Blattemepidemie  unter  den  Wilden  Süd- Afrikas  und  gab  nach  seiner  1806  erfolgten 
Rückkehr  nach  Deutschland  ein  naturwissenschaftlich  wichtiges  Werk:  „Reisen 
im  südlichen  Afrika*^  (2  Bde.,  1810,  11)  heraus.  Er  verweilte  darauf  in  Braun- 
schweig,  Helmstädt,  Göttingen  und  Jena,  wurde  in  Berlin  1810  Privatdocent, 
1811  ord.  Prof.  der  Naturgeschichte,  1813  Director  des  zoologischen  Museums, 
welches  1810  nach  seinem  Plane  gegründet  worden  war,  1829  G^h.  Medicinalrath. 
Sein  Hauptverdienst    ist,    die    genannte  Sammlung,    der    er    bis    zu    seinem  am 

3.  September  1857,  auf  dem  Postdampfer   zwischen  Korsoer  und  Kiel,  erfolgten 

Tode  unermüdlich  vorstand,  zu  einer  der  bedeutendsten  des  Continents  gemacht  zu 

haben.    Seine  zoologischen  Arbeiten  übergehen  wir. 

Gelehrtes  Berün.  1825,  pag.  152;  1845,  pag.  212.  —  Hans  Schroeder,  IT, 
pag.  480.  —  Sachs,  Med.  Almanach.  1859,  pag.  VIII.  —  W.  Hess  in  AUgem.  Dentscli. 
Biogr.  XVm,  pag.  556.  —  Callisen,  XI,  pag.  344;  XXX,  pag.  54.  q 

Lichtenstein,  Johann  Nico  laus  Heinrich  L.,  geb.  in  Hamburg  am 

4.  März  1787,  studirte  am  Carolinum  zu  Braunschweig  und  in  Helmstädt,  wo  ^ 
1809  Dr.  med.  wurde  („IHaa.  inaug.  de  efficacia  telae  aranearum  ad  curandum 
f ehr  es  intermtUentes  aliosgue  morbos*^,  4.),  siedelte  dann  nach  Kurland  über, 
übernahm  die  Stelle  eines  Kinderspitalarztes  in  Neuenburg,  kehrte  aber  schon 
1814  nach  Deutschland  zurück,  betheiligte  sich  1815  als  Freiwilliger  am  Feldzoge 
gegen  Napoleon  und  ging  dann  abermals  nach  Kurland,  wo  er  1816  in  Mitau 
als  Arzt  sich  niederliess.  Im  J.  1825  wurde  er  Mitglied  der  med.  Verwaltung 
des  Gouv.  Kurland  und  starb  in  Mitau  am  10.  August  1848.  L.  beschäftigte  sich 
neben  seiner  medicinischen  Praxis  mit  Naturwissenschaften;  die  naturhistorische 
Abtheilung  des  kurländischen  Provinzial-Museums  verdankt  ihm  sehr  viel.  Er  hat 
veröffentlicht :  „  Versuche  mit  einigen  empirischen  Mitteln  in  der  Behandlung 
der  Epilepsie,  besonders  den  Nutzen  des  Zinks  und  der  Nux  vomica  bestä- 
tigend" (Hufeland's  Journ.,  1819)  —  „lieber  das  Verhältfiiss  des  Arztes  zur 
Krankheit'^  (Sendungen  der  kurl.  Ges.  für  Lit.  u.  Kunst,  U,  Mitau  1845)  — 
„Ideen  über  das  Wesen  der  Hypochondrie  und  Hysterie"  (Arbeiten  der  kurl. 
Ges.,  6.  Heft,  Mitau  1849);  eine  Anzahl  naturwissenschaftlicher  Abhandlungen: 
„Übersicht  der  Vögel  Kurlands"  (Die  Quatember,  Bd.  I,  1829)  —  „Ettvas  über 
die  Grasraupe"  ( Jahres verhandl.  der  kurl.  Ges.  für  Lit.  u.  Kunst,  Bd.  II)  u.  A.  m. 

Dr.  J.  K.  H.  Lichtenstein,  Ein  Lebensbild  als  Gedächtnissrede  von  Dr.  Burscy 
in  den  Arbeiten  der  kurl.  Ges.  för  Lit.  u.  Ennst.  6.  Heft,  pag.  1 — 21  und  33 — 35  (Verseich- 
niss  der  von  L.  gehaltenen  Vorträge).  —  v.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  54.   —  Beise, 

"'  P*S    13.  L.  Stieda. 

^Lichtheim,  Ludwig  L.,  in  Breslau  am  7.  December  1845  geboren 
und  zunächst  dortselbst,  dann  in  Zürich  und  Berlin  (Lebert,  Biebmer,  Frbrighs, 
Traube)  bis  1867,  dem  Promotionsjahr,  ausgebildet,  trat  von  1876  als  Privat- 
docent in  Breslau,  von  1877  als  Extraordinarius  für  Kinderkrankheiten  in  Jena, 
von  1878  als  Professor  der  medicinischen  Klinik  in  Bern  in  Thätigkeit.  Neben 
vielen   in   Journalen   zur   Publication   gelangten   klinischen    und    bacteriologischen 


LICHTHEIM.  —  LIEBAÜLT.  703 

Unitersuobiingen  hat  er  monographiseh  veröffentlieht :  jy  Die  Störungen  des  Lungen- 
kreislaufes und  ihr  Einßuss  auf  den  BliUdruck**  {Berlin  1876).      Wernicli 

Liddel,  Ducan  L. ,  war  1561  zu  Aberdeen  in  Schottland  geboren, 
studirte  in  Breslau,  Frankfurt  a.  0.,  Rostock  und  Helnmtädt,  wo  er  1591  einen 
Lehrstuhl  der  Mathematik,  Astronomie  und  Geographie  erhielt,  1596  Dr.  med. 
wurde,  wiederholt  Decan  der  philsoph.  und  med.  Faoultät  und  Proreotor  der 
Universität  und  gleichzeitig  Leibarzt  des  Herzogs  von  Braunschweig  war.  Er 
schrieb:  „De  facultate  vegetante  ejusque  fundionibus*'  (Helmstädt  1592,  4.)  — 
„DisputcUiones  medicinales^  (4  voll.,  1605,  4.)  —  ^üniversae  medicinae  comr- 
pendiuni"  (Ebenda  1605,  4.;  1620)  —  TfÄrs  medica.,  succincte  et  perspict^e 
explicata"  (Hamburg  1607;  Lyon  1624;  Hamburg  1628  ;  1655)  —  ^Defehrihus 
libri  tres"  (Hamburg  1610).  Er  blieb  aber  auf  die  Dauer  nicht  in  Deutschland, 
sondern  kehrte  um  1607  in  sein  Vaterland  zurück  und  starb  zu  Aberdeen  am 
17.  Deoember  1613.  Loüis  Sbreanüs  vereinigte  seine  Schriften  u.  d.  T. :  „Operum 
tcUro-galenicorum ,  ex  intimis  artis  medicae  adytis  et  penetralibtis  erutorum, 
tomus  unicus**   (Lyon  1624,  4.). 

Biogr.  mdd,  VI,  pag.  43.  —  Chambers,  III,  Part  2,  pag.  437.  G. 

^Lie,  Lars  Johannes  L.,  zu  Horten  in  Norwegen,  als  Sohn  des  Arztes 
John  Andreas  L.  am  30.  März  1831  zu  Christiania  geboren,  studirte  daselbst, 
wurde  1858  als  Arzt  approbirt,  nachdem  er  schon  1852  als  Prosector  in  der 
Anatomie  und  Conservator  des  anatomischen  Museums  bei  der  Universität  ange- 
stellt war;  er  war  femer  1857 — 59  Assistent  im  Reichshospital  und  Chebärhause, 
machte  1863 — 64  eine  wissenschaftliche  Reise  nach  dem  Continent  und  als  Marine< 
arzt  (seit  1859)  13  Seereisen  mit.  1875 — 77  hielt  er  in  Christiania  Vorlesungen. 
Ober  Anatomie,  wurde  1881  zum  Corpsarzt  und  1882  zum  Oberstabsarzt  der 
norwegischen  Marine  ernannt.  Er  publicirte  folgende  anatomische  und  chirurgische 
Arbeiten:  „Laerebog  %  descriptiv  Änaiomi"  (1867)  —  Om  fascieme"  (1876, 
mit  20  Taff.)  —  „Perineum ,  chirurgisk-ancUomisk  AfhancUing^  (1879,  mit 
8  Taflf.)  —  „Chirurgisch-anatomischer  Atlas"  (1884,  mit  40  autogr.  col.  Abbild, 
in  Lebensgrösse). 

Kiaer,  pag.  266.  Kiaer. 

Lieb,  Johann  Vnihelm  Friedrich  L.,  zu  Lichtenberg  am  13.  Juli 
1730  geb.,  studirte  von  1752  an  in  Halle  Theologie,  von  1753  an  aber  in  Rostock 
Medicin  und  wurde  hier  1755  oder  1758  Dr.  med.  („Diss.  de  justa  somni  salutaris 
quantitate  et  mensura"),  er  schrieb  auch  eine  „Diss,  hotan,-med,  inaug.  de 
Bryonia,  von  der  heil,  Rühe"  (1758,  4.).  1759  kam  er  nach  Kurland,  wurde 
zuerst  Hofmeister  und  Arzt  auf  dem  Lande,  dann  Hess  er  sich  in  Mitau  nieder 
und  wurde  1787  Leibarzt  der  Herzogin  Dorothea  von  Kurland.  Die  kurländische 
Ritterschaft  liess  im  J.  1 801  seine  in  Marmor  ausgeführte  Büste  im  Bibliotheksaale 
des  Mitauer  Gymnasiums  aufstellen.  Er  starb  in  Mitau  am  15.  Januar  1807.  Zu  den 
Lieblingsbeschäftigungen  L.'s  gehörte  die  Botanik.  Er  war  ein  ausgezeichneter  Arzt, 
ein  vortrefflicher  Charakter,  der  überall  half,  wo  er  konnte.  Er  veröffentlichte  ausser 
den  beiden  schon  genannten  Dissertationen :  „Die  Eispflamey  ah  ein  fast  speci- 
ßsches  Arzneimittel  empfohlen"  (Hof  1785;  auch  Mitau'sche  Monatsschrift  von 
KUETNER,  April  1785)  —  „Erfahrungen  im  Gebrauche  der  Kupfermittel" 
(Baldingeb's  Neues  Magazin,  Bd.  VII,  1785)  u.  A. 

V.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  61  u.  62.  L.  Stieda. 

-'Liöbault,  Jean  L. ,  geboren  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
in  Dijon,  studirte  in  Paris,  besonders  unter  Dueet,  promovirte  und  prakticirte 
daselbst  mit  grossem  Erfolge.  Er  starb  am  21.  Juni  1596.  Ausser  der  Heraus- 
gabe, resp.  üebersetzung  eines  von  seinem  Schwiegervater  Charles  Etienne 
herrührenden  Werkes  über  Agricultur,  das  später  eine  grosse  Anzahl  von  ver- 
mehrten  und   verbesserten  Auflagen   erlebte,   verfasste   er  noch  folgende  nennens- 


1 


704  LIEBAÜLT.  —  LIEBERMANN. 

werthe  Schriften :  „  Thesaurus  sanitatis  paratu  facilis ,  selectus  «c  variü  auc- 
toribus^  (Paris  1577;  Frankfurt  1578)  —  „De  sanitate,  foecunditate  et  morbü 
mulierum^  (Paris  1582)  —  „Le  trdsor  et  remMe  de  la  vraye  gu^rison  de  la 
peste  etc.^, 

Biogr.  m6d.  VI,  pag  44.  —  Papillon,  I,  pag.  411.  —  Mateau  et  Garnier, 
II,  pag.  158.  p   . 

Lieber,  s.  Erastus,  Bd.  II,  pag.  292. 

Lieberkuehn,  Johann  NathanaelL.,  geboren  am  5.  September  1711 
in  Berlin,  studirte  zuerst  in  Halle  und  Jena  Theologie,  später  aber,  angeregt  durcii 
die  mathematisch  -  physikalischen  Vorlesungen  Ha^jbebger's  ,  Medicin  und  Natur- 
wissenschaften in  Jena,  sowie  unter  Boerhaave,  Albinüs  und  Gaüb  in  Leyden. 
Hier  promovirte  er  1739  mit  der  Diss. :  „De  valmda  coli  et  usu  processus  ver- 
micula'ris^  und  hielt  sich  dann  einige  Zeit  in  London  auf,  wo  er  seine  anatomischeQ 
Präparate  der  Royal  Society  vorlegte  und  von  dieser  zum  Mitgliede  ernannt  wurde. 
Nach  weiterem  mehrmonatlichen  Aufenthalte  in  Paris  Hess  sich  L.  1740  in  Berlin 
nieder,  prakticirte  dort,  war  Mitglied  des  Colleg.  medico-chir.  und  starb  am 
7.  October  1756.  L.  war  einer  der  bedeutendsten  Anatomen  Deutschlands  in  der 
HALLEB'schen  Periode.  Die  seinen  Namen  tragenden  Drüsen  der  Darmschleimhaut 
sind  beschrieben  in  der  Schrift :  „De  fabrtca  et  actione  villorum  et  intestinorum 
tenuium"  (Leyden  1745,  m.  3  Taff.).  Berühmt  ist  L.  ferner  durch  seine  Gefilss- 
injections-Präparate ,  zu  deren  Studium  er  selbst  die  nöthigen  Sonnenmikroskope 
verfertigte,  wie  er  denn  überhaupt  vermöge  seines  bedeutenden  technischen  Talentes 
alle  zu  seinen  Studien  nöthigen  Instrumente  und  Apparate  selbst  zu  verfertigen 
.  in  der  Lage  war.  Eine  ausgebreitete  ärztliche  Praxis  hinderte  ihn  an  schrift- 
stellerischer Thätigkeit.  Ausser  den  genannten  existiren  nur  noch  kleinere  Abhand- 
lungen: „Description  d'un  microscope  anatomique**  (Berlin  1745),  worin  das 
1738  von  ihm  erfundene  Sonnenmikroskop  beschrieben  ist  u.  A.  m.  Eine  Gesararat- 
ausgabe  seiner  Schriften  erschien  von  Sheldon  (London  1782).  Die  Injections- 
präparate  gelangten  nach  seinem  Tode  in  den  Besitz  von  Beireis  in  Helmstädt 
und  später  an  die  Berliner  Universität,  wo  sie  noch  jetzt  verwahrt  werden. 

Biogr  mfed.  VI,  pag  44.  —  Dict.  bist.  III,  pag.  453.  —  A.  Hirsch  in  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.,  XVIII,  pag.  576.  Pgl. 

*Lieberkuehn,  Nathanael  L.,  geb.  zu  Barby  an  der  Elbe  am  S.Juli 
1822,  war  in  Berlin  Schüler  JOH.  Muellebl's,  wirkte  seit  1857  als  Proseotor  an 
der  Berliner  Anatomie,  erhielt  1867  die  Berufung  als  Professor  der  Anatomie  nach 
Marburg,  wo  er  noch  jetzt  wirkt.  Die  meisten  seiner  Arbeiten  (so  über  die 
Spongillen  und  Spongien,  über  Infusorien,  über  das  Knochengewebe,  über  den 
Chordacanai  etc.)  sind  in  Fachzeitschriften  veröffentlicht  Besonders  erschienen: 
„Veher  die  Bewegungserscheinungen  der  Zellen^  (Marburg  1870)  —  ,,  lieber 
die  Entwicklungsgeschichte  des  Wirbelthierauges"  (Kassel  1872)  —  „Ueher 
Besorptian  der  Knochensubstanz**  (mit  Bermann,  Frankfurt  1877)  —  „Leber 
die  Keimblätter  der  Säugethiere**   (Marburg  1880).  Wernich. 

*Lleberiliaiin,  Leo  L. ,  1852  in  Debreczin  (Ungarn)  geboren,  studirte 
Medicin  und  Chemie  in  Wien,  ward  daselbst  1875  Dr.  der  gea.  Heilkunde  und 
1879,  nachdem  er  in  Innsbruck  Docent  der  angewandten  med.  Chemie  und  nach 
Prof.  Maly*s  Abgang  supplir.  Prof.  der  med.  Chemie  gewesen,  Prof.  der  physiol. 
und  pathol.  Chemie  am  k.  Thierarznei-Institute  in  Budapest,  1881  Leiter  der 
ehem.  Staats-Versuchsstation  daselbst  und  wirkt  zugleich  als  Docent  der  Chemie 
an  der  Budapester  Universität.  Er  schrieb :  „  Grundzüge  der  Chemie  des  Menschen'" 
(Stuttgart  1880)  —  „Die  chemische  Praxis  auf  dem  Gebiete  der  Gesund- 
heitspflege  und  gerichtlichen  Medicin"  (Ebenda  1883 ;  2.  Auflage).  Von 
seinen  kleineren  Arbeiten  erwähnen  wir :  „  Ueber  den  Stickstoff-  und  Eitceiss- 
gehalt  der  Frauen-  und  Kuhmilch"  (Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie,  LXXII, 


LIEBERMANN.  —  LIEBIG.  705 

2.  Abth.,  1875)  —  „  Ueber  CholeteUn  und  Hydrobiliruhin  (UrobüinJ'*  (PflübGKe's 

Archiv,    1875)    —    „Beitrag   zur  forensischen    Untersuchung   auf  Alhdoide*^ 

(Berliner  ehem.  Ber.,   1876)  —  „  Ueber  Mttanitro-  und  MetamtdobenBacetiflsäure" 

(Sitzangsber.  der  Wiener  Akademie,    LXXV,    2.  Abth. ,    1877)    —    „Ueber  die 

Einwirkung  der  Thierkohle  auf  Salze**  (Ebenda  1877)  —   „  Ueber  die  bei  der 

Einwirkung    von  Baryumoxydhydrat    auf  Eiweisskörper    auftretenden    Oase** 

(Ebenda,  LXXVIII,  2.  Abth.,  1878)  —  „Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  des 

Entflammungspunktes  von  Petroleum^  (Zeitschr.  für  anal.  Ohem.,  1882)  —  „  Volu- 

metrische  Methode  zur  Bestimmung  des  Fettgehaltes  der  Milch"  (Ebenda  1883). 

6.  Schenthaner. 

*  Liebermeister,  Karl  vonL.,  geboren  in  Bonsdorf  (Rheinpreussen)  am 
2.  Februar  1833,  studirte  —  wesentlich  als  Schüler  Viechow*s  und  Niemeyer^s  — 
in  Bonn,-  Würzburg,  Greifswald  und  Berlin.  Im  Jahre  1856  promoyirt,  wirkte 
er  zunächst  als  Arzt,  dann  Yon  1865  bis  1871  als  Professor  der  Pathologie 
und  Director  der  medicinischen  Klinik  zu  Basel ,  von  da  ab  bis  jetzt  in  gleicher 
Stellung  zu  Tübingen.  Grössere  Schriften :  „Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie 
und  Klinik  der  Leberkrankheiten"  (Tübingen  1864)  —  „Beobachtungen  und 
Versuche  über  die  Anwendung  des  kalten  Wassers  bei  fieberhaften  Krankheiten" 
(mit  Hagenbach,  Leipzig  1868)  —  „Handbuch  der  Pathologie  und  Therapie 
des  Fiebers"  (Leipzig   1875).  Wernich. 

Liebig,  Justus  Freihen*  von  L.,  geboren  8.  Mai  1803  zu  Darmstadt, 
studirte,  nachdem  er  10  Monate  in  der  Apotheke  zu  Heppenheim  thätig  gewesen 
war,  1819 — 22  in  Bonn  und  Erlangen  Chemie  und  ging  dann  nach  Paris,  wo 
er  unter  Thenard  und  Dülong  und  später,  durch  A.  v.  Hümboldt's  Vermittiung, 
unter  Gay  LüSSac  arbeitete.  Auf  Humboldt*s  Veranlassung  widmete  er  sich  der 
Universitätslaufbahn  und  wurde  1824  a.  o.,  1826  ord.  Prof.  in  Giessen,  welches 
er  theils  durch  seine  anregende  Thätigkeit  als  akademischer  Lehrer,  theils  durch 
Gründung  des  ersten  grösseren  chemischen  Laboratoriums  zu  einem  Centralpunkt 
für  das  chemische  Studium  in  Deutschland  machte.  1845  wurde  er  in  den  erblichen 
Freiherrnstand  erhoben.  1852  folgte  er  einem  Rufe  des  Königs  Maximilian  II. 
von  Bayern  nach  München,  wo  er  am  18.  April  1873  starb.  —  Durch  L.  wurde 
die  Chemie,  welche  sich  bisher  an  die  Pharmacie  angelehnt  hatte ,  zu  einer  selb- 
ständigen Wissenschaft  erhoben.  Sein  Hauptverdienst  aber  liegt  auf  dem  Gebiete 
der  organischen  Chemie.  Er  erfand  einen  sinnreichen  Apparat  zur  Bestimmung 
organischer  Analysen ,  mit  dessen  Hilfe  er  nun  alle  wichtigeren  Säuren  untersuchte 
und  seine  theoretischen  Ansichten  über  dieselben  in  der  berühmten  Abhandlung: 
„  Ueber  die  Constitution  der  organischen  Säuren"  (Annalen  der  Pharmacie, 
Bd.  XXVI,  1838)  bekannt  machte.  Hierdurch  gewann  er  die  Grundlage  zu  dem 
weiteren  Ausbau  seiner  Lehre  vom  Stoffwechsel.  Die  Resultate  seiner  Ermitt- 
lungen der  chemischen  Vorgänge  bei  der  Ernährung  legte  er  in  den  beiden  epoche- 
machenden und  seinen  Weltruf  begründenden  Büchern:  „Die  organische  Chemie 
in  ihrer  Anwendung  auf  Agricultur  und  Physiologie"  (Braunschweig  1840; 
9-  Aufl.  1876)  und:  „Die  Thierchemie  oder  die  organische  Chemie  in  ütrer 
Anwendung  auf  Physiologie  und  Pathologie"  (Braunschweig  1842;  3.  Aufl.  1847) 
nieder.  In  derselben  Richtung  bewegen  sich  L.'s  „Grundsätze  der  Agricultur- 
chemie"  (Braunschweig  1855)  —  „Theorie  und  Praxis  der  Landwirthschaft" 
(Ibid.  1856)  —  „Chemische  Briefe"  (zuerst  als  Beilage  der  Augsburger  Allgem. 
Zeitung  1844  erschienen;  6.  Aufl.  Heidelberg  1878;  Volksausg.  Leipzig  1865)  — 
„Naturwissenschaftliche  Briefe  über  die  moderne  Landwirthschaft"  (Leipzig 
1859)  —  „Suppe  für  Säuglinge"  (2.  Aufl.  Braunschweig  1866;  3.  Aufl.  1877) 
und  seine  letzte  grössere  Arbeit:  „Ueber  Lösung  und  Quelle  der  Muskelkraft" 
(Leipzig  1870).  In  allen  diesen  Schriften  behandelt  L.  die  Ernährungslehre  der 
Pflanzen  und  Thiere,  den  innigen  Zusammenhang,  welcher  zwischen  der  Ernährung 
der  letzteren   mit    der    der  ersteren  besteht,   also  den  Kreislauf  des    Stoffes,    und 

Biogr.  Lexikon.  III.  45 


706  LIEBIG. 

2eigt,  in  welcher  Weise  der  Landwirth  nnd  der  Arzt  praktisch  diese  Theorien  za 

berücksichtigen   hat.     Auf  Grund   dieser  Ansichten   stellte   er   den   Fleischextract 

nnd  die  Kindersuppe  als  diätetische  Nahrungsmittel  dar.    Der  grösste  Theil  seiner 

chemischen  Arbeiten  erschien   in   den  von    ihm  1832  begründeten  „Annalen  der 

Pharmacie^y  von  1840  an  „Annalen  der  Ghemie  und  Pharmacie". 

F.  W.  Beneke,  J.  v.  L.'s  Yerdienste  um  die  Förderung  der  prakt.  Medicin.  Bd.  X 
der  Schriften  der  naturwissensch,  Gesellsch.  zu  Marburg,  1874.  —  Bischoff,  L.'s  Einfiass 
auf  die  Entwicklung  der  Physiologie.  München  1874.  —  Erlenmeyer,  L.'s  Efnfluss  auf  die 
Entwicklung  der  reinen  Chemie.  Stuttgart  1875.  —  Vogel,  L.  als  Begründer  d«r  Agrioultar- 
chemie.  Mönchen  1874.  —  Eolbe,  L.  als  Lehrer,  Gelehrter  nnd  Reformator  in  „Unsere  ZoiC*. 
Leipzig  1874.  —  Volhard,  in  Augsb.  AUgem.  Ztg.  1873.  Nr.  129  u,  130.  —  Neuhanser. 
Naturforscher- Versammlung  Wiesbaden,  1873  —  v.  Pettenkofer,  L.  zum  Gedächtnias. 
München  1874.  — Schrötter,  J.  v.  L.  Wien  1873.  —  P.  Mohr  in  lUustr.  Deutsch.  Monats- 
hefte,  1874.  —  A.  W.  Hof  mann,  L.'s  life  work.  London  1876.  y, 

*  Liebig,  Georg  Freiherr  von  L.,  ist  als  Sohn  des  Vorigen  am  17.  Februar 
1827  zu  Giessen  geboren,  studirte  daselbst  und  in  Berlin,  promovirte  in  Giessen 
1853,  machte  bald  darauf  eine  2.  Prüfung  in  London  beim  Coli,  of  Surg.,  trat  in 
den  Dienst  der  englisch-ostindischen  Compagnie  in  Bombay  1853  und  wurde,  nach 
djähr.  Dienstzeit  mit  englischen  und  indischen  Truppen,  1856  nach  Calcutta  als 
Prof.  der  Naturgeschichte  am  Hindu-College  berufen.  Er  kehrte  1858  nach  Europa 
zurück,  wurde  nach  kurzem  Aufenthalte  in  Berlin ,  um  besonders  die  neueren 
Fortschritte  in  der  Gynäkologie  kennen  zu  lernen,  1859  Bezirks-  und  Salinenarzt 
in  Reiohenhall,  blieb  in  dieser  Stellung  15  Jahre  lang  und  gab  sie  1873  auf. 
Er  bewohnt  seitdem  Reichenhall  nur  während  der  Sommermonate,  zur  Ausübung 
der  Praxis,  und  lebt  im  Winter  in  München,  wo  er  sich  1877  für  Elimatologie 
und  Balneologie  habilitirte.  Literarische  Arbeiten :  „  Ueber  die  Respiration  der 
MiLskeln"  (MüELLEe's  Archiv,  1851)  —  „ lieber  die  Temperaturunterschiede 
des  venösen  und  arteriellen  Blutes*'  (Inaug.-Diss. ,  Giessen  1853).  Ana  Ladien 
machte  er  über  eine  kleine  Choleraepidemie  (Archiv  für  gemeinsch.  Arbeiten)  eine 
kurze  Mittheilung,  veröffentlichte  klimatolog.  and  meteorolog.  Studien  im  Joum. 
of  the.  Asiatic  Society  in  Calcutta,  deutsch  z.  Th.  in  Poggendokff^s  Annal.  (LXXII) 
und  der  Zeitschr.  der  Deutsch,  geolog.  Gesellsch.  (1858).  Ueber  die  klimatischen 
Eigenthümlichkeiten,  die  Curmittel  von  Heichenhall  und  deren  Wirkung  veröffent- 
lichte er  Arbeiten  im  Bayer,  ärztl.  Intelligenzbl.,  der  Wiener  med.  Wochenschr.,  der 
Deutschen  Klinik  und  der  Deutschen  med.  Wochenschr.,  zusammengefasst  in  der 
Badeschrift :  „Reichenhall ^  sein  Klima  und  seine  Heilmittel**  (5.  Aufl.  Reichen* 
hall  1883),  darunter:  „Beobachtungen  über  Puls-  und  Körpertemperatur  im 
lauen  Bade**  (Aerztl.  Intelligenzbl.  1878).  Nach  Errichtung  ^er  pneumatischen 
Kammer  für  die  Anwendung  des  erhöhten  Luftdruckes  in  Reichenhall  im  Jahre 
1866  publicirte  er:  „Untersuchungen  über  die  Ventilation  und  Erwärmung 
der  pneumatischen  Kammern  etc.''  (München  1869)  —  y, Ueber  das  Athmen 
unter  erhöhtem  Luftdrücke**  (Zeitschr.  für  Biologie,  1869)  —  i,-Die  Sauerste ff- 
aufnaJime  unter  erhöhtem  und  gewöhnlichem  Luftdrucke**  (Pfluegeb's  Arohiv, 
1875)  —  „Ein  Apparat  zur  Erklärung  der  Wirkung  des  Luftdruckes  auf 
die  Athmung**  (Du  Bois-Retmond's  Arohiv,  1879)  u.  s.  w.  Es  folgten  noch  in 
Du  Bois-Retkond's  Archiv  zwei  üntersuchongen  über  „Die  Pulscurve*^  (1882^  83) 
nnd  „Die  Veränderung  der  Pulscurve  in  der  pneumatiscken  Kamsner**  (Dentsehe 
med.  Wochenschr.,  1884)  —  „  Wirkung  der  saugenden  Spamnung  im  Pleurar 
räume  auf  die  Circulation**  (Sitzungsber.  der  Gesellsch.  für  Moiphologie  «nd 
Physiologie  in  München,  1885).  Ausser  Zusammenhaag  mit  den  seither  erwähnten 
Arbeiten  stehen :  ;,  Oetüichtsbestimmungen  der  Organs  des  menschlichen  Körpen*' 
(Reichbrt*s  und  Du  Boi&-Reymond*s  Archiv,  1874)  —  „Die  Pulscurve  bei  An^ 
läge  zur  Lungenschujindsuckt**  (Deutsche  med.  Wochenschr.,  1882),  sowie  eine 
Reihe  vergleichender  Beobachtungen  —  „Zur  Beurtheilung  der  Beoaectnation' 
(Deutsche  Klinik,  1873).  Dazu  zahlreiche  andere  Arbeit^i  nnd  Au&ätze  theils 
in  den  bereits  genannten  Zeitsohriften ,  theils  in  der  Berliner  klin.  Wochenschr. 
und  in  dem  Deutsch.  Archiv  für  klin.  Medioin.  1^^^ 


LTEBLER.  —  LIEDBECK.  707 

Liebler,  Thomas  L«,  s,  Erastus,  Thomas,  Bd.  U,  pag.  292. 

*  Liebreich,  Richard  L.,  Augenarzt  in  London,  ist  geboren  in  Königs- 
berg i.  Pr.  am  30.  Jnni  1830,  stndirte  zu  Königsberg,  Berlin  und  Halle  und 
promovirte  1853  an  letzterem  Orte  mit  der  Diss. :  „De  ichthyosi  intrauterin a*^ , 
Er  arbeitete  nach  zurückgelegtem  Staatsexamen  mehrere  Monate  bei  Donders  in 
Utrecht  und  Brueckb  in  Berlin  und  War  von  1854 — 1862  Assistenzarzt  in  der 
y.  GRAEFE'schen  Klinik  daselbst.  Hier  beschäftigte  er  sich  vorzugsweise  mit  der 
Ophthalmo&kopie  und  gab  1863  den  ersten  „Atlas  der  Ophthalmoskopie"  (3.  Aufl. 
Berlin  1885)  heraus.  1862  Hess  er  sich  in  Paris  als  Augenarzt  nieder,  verliess 
aber  1870,  während  des  deutsch  -  französischen  Krieges,  diese  Stadt  und  siedelte 
nach  London  über,  wo  er  am  St.  Thomas-Hospital  als  Lehrer  der  Augenheilkunde 
und  Augenarzt  wirkte.  In  den  letzten  Jahren  zog  er.  sich  von  der  Lehr-  und 
Hospitalthätigkeit  vollständig  zurück  und  beschränkte  auch  wesentlich  seine  Privat- 
praxis, um  sich  mit  Untersuchungen  über  Kunstfragen  vom  naturwissenschaftlichen 
Standpunkte,  speciell  mit  einer  Arbeit  über  die  Technik  der  alten  Meister,  zu 
beschäftigen.  Folgende  literarische  Leistungen  von  ihm  sind  bemerkenswerth : 
„Ophthalmoskopische  Notizen"  (v.  (tRAEFe's  Archiv  für  Ophthalmologie,  I,  IV,  V 
und  VII)  —  „Fall  von  scheinbarer  Myopie,  bedingt  durch  Accommodations- 
Icrampf"  (Ibid.  VIII)  —  „Modification  der  Schieloperation"  (Ibid.  XII)  — 
„Eine  neue  Methode  der  Cataractextraction"  (Berlin  1872)  —  „School  life  in 
its  influence  on  sight  and  ßgure"   (London  1877).  Hor»tmann. 

*  Liebreich,  Matthias  Eugen  Oscar  L.,  zu  Berlin,  jüngerer  Bruder 
des  Vorigen,  ist  am  14.  Februar  1839  zu  Königsberg  i.  Pr.  geboren,  war  anfäng- 
lich Seemann,  begann  seine  chemischen  Studien  bei  Fresextus  in  Wiesbaden  und 
wurde  technischer  Chemiker,  studirte  dann  von  1859  an  Medicin  in  Königsberg, 
Tübingen  und  Berlin,  wurde  daselbst  1865  Doctor,  1867  Assistent  am  patho- 
logischen Institut  7U  Berlin,  1868  Privatdocent  bei  der  dortigen  Universität, 
1871  Prof.  e.  o.,  1872  Prof.  ord.  der  Heilmittellehre  und  Director  des  pharma- 
kologischen Laboratoriums  bei  jener.  "Er  hat  das  Protagon  als  die  wesentlichste 
phosphorhaltige  Substanz  des  Gehirns  nachgewiesen,  die  schlafbringende  Wirkung 
des  Chloralhydrats  entdeckt,  femer  Butylchlcral  und  das  Aethylidenchlorid  als 
neue  Anaesthetica ,  die  Quecksilber  -  Amide ,  besonders  das  Formamid  als  neues 
Mittel  gegen  Syphilis,  das  Glycerinpepsin,  femer  das  Lanolin  als  Salben-Constituens 
in  den  ärztlichen  Heilschatz  eingeführt.  Er  schrieb,  ausser  zahlreichen  Joumal- 
Aufsätzen,  darunter  u.  A.  über  Neurin,  die  Identität  des  Oxyneurin  mit  dem  Betain, 
künstliche  Darstelhng  des  Oxyneurin,  über  Myelinformen,  Cholestearinfett  u.  s.  w. : 
„Das  Ohloralhydrat ,  ein  neues  Hypnoticvm  und  Anaestheticum  und  dessen 
Anwendung  in  der  Medicin"  (Berlin  1869;  3.  Aufl.  1871),  zusammen  mit 
Langgard  ein  Recept-Taschenbuch. 

Brockhans,  Convers.-Lexikon.  13.  Aufl.,  XI,  pag.  66.  Red. 

Lfedbeck,  Per  Jacob  L.,  geboren  in  S5dermanland  1802,  wurde  Med. 
Lic.  in  üpsala  1828 ,  während  er  erst  1835  zum  Med.  Dr.  promovirt  wurde. 
Nachdem  er  1830  zum  GefilngnissaTzt  auf  Längholmen,  nahe  bei  Stockholm, 
ernannt  worden  war  und  bei  dem  anatomischen  Unterricht  am  Karolinischen 
Institute  mitgewirkt  hatte,  wurde  er  1831  zum  anatomischen  Prosector  in  Upsala 
ernannt)  vieariirte  daselbst  nochmals  an  Stelle  des  Professors  der  Anatomie  und 
naobdem  er  durch  Reisen  in  Dentsohland ,  hauptsächlich  anatomischer  Studien 
halber ,  die  Lehren  Hahnbmann's  kennen  gelernt  hatte,  Hess  er  sich  in  Stockholm 
1846  nieder,  woselbst  er  1876  starb.  Hier  war  er  eine  Zeit  lang  Lehrer  in  der 
Anatomie  am  gymnastisehen  Central-Ingtitnt ,  das  von  seinem  Sehwiegervater, 
P.  H.  LiNO,  dem  Qrflnder  der  schwedischen  Heilgymnastik,  gestiftet  war,  aber 
er  beschäftigte  sich  hauptsächlioh  mit  Priratpraxis.  L.  ist  bisher  der  einzige  Arzt 
in  Schweden  gewesen,  der  eine  nennenswerthe  Aufmerksamkeit  erweckt  hat  durch 

45* 


708  LIEDBECK.  —  LIEUTAÜD. 

0 

die  Ausübung  der  Homöopathie ,  für  die  er ,  obgleich  mit  geringem  Erfolge,  durch 
fleissige  Schriftetellerei  kämpfte.  Zuerst  schrieb  er:  „Om  homöopatiska  medtcinen 
och  dess  Itteratur"  (üpsala  1832)  —  „De  pipere  Cubeba^  (Ebenda  1827)  — 
„De  papavere  somnifero^  (Ebenda  1834);  er  übersetzte  darauf  Hahnemaxn's 
„Organon  der  rationellen  Heilkunde"  (1835),  schrieb  weiterhin:  „Oifcea  det 
läkemedel  mot  lungsot"  (Ebenda  1843)  —  „Om  hräkning  och  de  vanliga  hrak- 
viedlen"  (Ebenda  1843)  —  „De  veneficio  phosphoreo  acfuto^  (1846)  —  „Kort 
framställning  af  homöopatiens  närvarande  ställning  i  fränvmande  länder^ 
(Stockholm  1«46;  2.  Aufl.  1854)  —  „Koppornas  lähiing"  (Ebenda  1849)  — 
„Homöopatiska  underrätteher  f'ör  sven^ka  folket^  (Ebenda  1855 — 56)  —  „Om 
nutidens  läkarepartier  och  der  ob  grundskilnader"  (Ebenda  1866)  —  „A  feto 
observationa  an  the  influence  of  highland  air  in  the  eure  of  incipient  phthisis* 
(1871).  Ausserdem  lieferte  er  Beiträge  zu  mehreren  schwedischen  literarischen 
Journalen  und  zu  englischen,  amerikanischen  und  deutschen  homöopathischen  Zeit- 
schriften. Unter  seinen  anatomischen  Arbeiten  sind  zu  erwähnen :  „Om  ett  nyfunnet 
axdbladsligament  (Ligamentum  propr.  scapulae  posticum)*^  (Verhandlungen  der 
skandinav.  Naturforscherversammlung,  1842)  und  „De  cerebello  humano  obser- 
vata""  (üpsala  1845).  Hedenius. 

Liögeois,  Th.  L. ,  zu  Paris,  war  Doctor  der  dortigen  med.  Facaltftt, 
wurde  Prof.  agr6g6  bei  derselben  mit  der  Concurs-These :  „Anatomie  et  physio- 
logie  des  glandes  vasculaires  sanguines" ;  auch  war  er  Hospital-Chirui^,  Er 
verfasste  einen :  „  TraiU  de  physiologie  appliquee  et  a  la  mddecine  h  la  Chirurgie'^ 
(2  voll.,  Paris  1869),  der  in  Folge  seines  Ende  Juni  1871  eingetretenen  Tode» 
unvollendet  blieb.  Im  Jahre  1870  war  er  als  Chirurg  der  ersten  der  von  dem 
Pariser  Hilfsverein  ausgerüsteten  freiwilligen  Ambulanzen  in  und  bei  Metz  in 
Thätigkeit  gewesen  und  hatte  darüber  einen  Bericht  (6az.  hebdom.  de  m^d  et  de 
chir.,  1871)  abgestattet.  Sein  früher  Tod  an  einer  Apoplexie  foudroyante  wird 
den  während  des  Feldzuges  erlittenen  Strapazen  zugeschrieben. 

Lorenz,  HI,  pag.  287;  VI,  pag.  165.  G. 

*Lietard,  Gustave-Alexandre  L.,  zu  Plombiere«,  ist  zu  Domr^my* 
la-Pucelle  (Vosges)  am  4.  April  1833  geboren,  studirte  von  1853  an  in  Strass- 
burg,  wo  er  1858  Doctor  wurde  mit  der  These:  „Essai  sur  Vhistoire  dt  la 
mSdecine  chez  les  Indous",  die  von  der  Akademie  der  Medicin  einen  Preis  erhielt. 
Er  liess  sich  in  Plombiöres-les-Bains  nieder,  wurde  Inspecteur-adjoint  der  dortigen 
Quellen,  1869  Maire  der  Stadt  und  1871  Conseiller  g^n^ral  des  Vosges.  Ausser 
Arbeiten,  welche  sich  auf  die  Anthropologie  beziehen ,  über  arische  Völker  und 
Sprachen,  über  Geschichte  der  Sprachen,  die  sich  in  den  Bulletins  de  la  Soc. 
d'anthropol.  und  im  Dict.  encyclop.  des  sc.  m6d.  befinden,  sowie  ausser  Arbeiten 
über  Klimatologie  und  medicinische  Geographie  verschiedener  Länder  des  Orients, 
orientalische  und  indische  Medicin  (Dict.  encyclop.,  seit  1867)  schrieb  er:  „Lettre» 
historiques  sur  la  mSdecine  chez  les  Indous"  (Gaz.  hebd.  demM.  etc.,  1862,  63)  — 
„6tude  sur  la  cosmologie  et  la  physiologie  d^ns  leRig-  VSda**  (Ibid.  1865)  u.  s.  w. 
Er  ist  zur  Zeit  Inspecteur  der  Quellen  von  Plombiöres,  über  die  er  Mehreres,  z.  B. : 
„Etudes  cliniques  sur  les  eaux  de  PI."  (1860)  —  „Tableau  sommaire  de  la 
clinique  de  PI,"  (1873)  herausgegeben  hat. 

Glaeser,  pag.  460.  —  Bitard,  pag.  823.  1180.  Red. 

Lientand,  Joseph  L. ,  am  21.  Juni  1703  in  Aix  (Provence)  geboren, 
studirte  in  Montpellier,  wurde  dann  Arzt  am  Hötel-Dieu  seiner  Vaterstadt  und 
widmete  sich  in  dieser  Stellung  besonders  anatomischen  Studien,  als  deren  Prodnct 
sein  berühmtes  Werk :  „Essais  anatomiques  contenant  Vhistoire  exacte  des  partim 
qui  composent  le  corps  de  Vhomme^  avec  la  manih'e  de  dissSquer"  (Paris  1742; 
Ibid.  1766;  Ibid.  1776 — 77  u.  d.  T. :  „Anatomie  historique"  herausgegeben  von 
Portal),  erschien,  das  erste  gute  anatomische  Bach  nach  Winslow.  Auf  Empfehlong 


UEÜTAUD   —  LIHABZIK.  709 

8£NAC*S  kam  L.  1760  als  Arzt  an  den  Hof  zn  Versailles  und  rückte  nach  Senac's 
Tode  (1770)  in  dessen  Stellung  als  königl.  Leibarzt  zuerst  bei  Ludwig  XV., 
später  bei  Ludwig  XVI.  ein.  Er  starb  am  11.  Deceraber  1780.  In  der  Anatomie 
ist  sein  Name  durch  das  nach  ihm  benannte  Dreieck  am  Grunde  der  Harnblase 
verewigt.  Ausserdem  muss  L.  durch  seine  Schrift:  ^Hiatoria  anatomtco-medica, 
sistena  numerostssima  cadaverum  humanorum  extisptcia  etc,"  (Paris  1767,  2  voll., 
herausgegeben  von  Pobtal;  neue  Auflage  von  Schlegel;  Langensalza  1786  bis 
1802,  3  voll.),  welche  auf  1200  Seotionen  beruhte,  als  der  Begründer  der  patho- 
logisohen  Anatomie  in  Frankreich  angesehen  werden.  Von  grösseren  Schriften  L/s 
nennen  wir  noch:  „Elementa  pKysiologiae  post  solerttora  novissimaque  physi- 
coTum  experimenta  etc,"  (Paris  1745;  Leipzig  1749)  —  „Prdcis  de  la  mddecine 
prcUique,  contenant  Vhistoire  des  maladtes  etc."  (Paris  1759;  Ibid.  1760 ;  Ibid. 
1765,  2  voll,;  Ibid.  1776,  2  voll.)  —  „Synopsis  umversae  praxeos  medicae  etc," 
(Amsterdam  1766;  Paris  1770,  2  voll.;  Ibid.  1774,  2  voll.;  deutsch  Leipzig 
1777 — 79)  —  „Fr Sc  18  de  la  matüre  m^dicaJe,  contenant  etc."  (Paris  1766; 
1770,  2  voll.;  1781,  2  voll.).  Endlich  rührt  von  L.  eine  grössere  Anzahl 
kleinerer  Abhandlungen ,  meist  anatomische  Beobachtungen,  in  den  Memoires  de 
TAcad.  des  sciences  (1735,  37,  02—54)  her. 

Biogr.  noM.  VI,  pag.  46.   —   Diöt.  bist.  III,  pag.  454.  —  Vicq  d'Azyr,   Eloges 
par  Morean,  III,  pag.  1.  Pgl^ 

Lievin ,  Albert  Karl  Ludwig  L. ,    war   geboren    zu   Paderborn    am 

23.  Mai  1810,  studirte  in  Berlin,  Heidelberg  und  Halle,  besonders  angeregt  durch 

Krckenberg,    Medicin,    proraovirte  1834    in  Halle  mit  der  Diss.   „De  Daphnia 

jpennata",  liess  sich  1836  als  Arzt  in  Danzig  nieder,  wo  er  bis  zum  Jahre  1869 

als    solcher   thätig   war    und    am  25.  Juni  1881    starb.     Er  schrieb  itber:    „Die 

JBranchiopoden    der  Damiger  Gegend^  (1848,  m.   11   Taff.)    —    „Branchipus 

Oudneyij  der  Fezzan-Wurm"  (1856)  —  „Die  Monsume  des  indischen  Meeres^, 

1866  (alle  3  in:  Schriften  der  naturforsch.  Gesellsch.  zu  Danzig).  Später  beschäftigte 

er  sich  lebhaft  mit  Schul-  und  allgem.  Hygiene  und  veröffentlichte  darüber :  „  Danzig 

und  die  Cholera,    Ein   sfatist.-topograph.   Versuch"   (Danzig  1868)   und  in   der 

Deutsch.  Vierteljahrsschr.  f.  öff.  Gesundheitspfl. :  „Die  Zählblättchen- Methode  als 

Silfsmittel ßir  Mortalitäts-  oder  Morbüitäts- Statistik"  (II)  —  „Die  Oanalisation 

von  Frankfurt  a.  M."  (II,  offener  Brief  an  Dr.  Vaeeentbapp)  —  „Die  Mortalität  in 

Danzig  während  der  Jahre  1863  bis  69,  mit  Bezieh,  auf  die  öff.  Gesundheitspfl. " 

(III)  —  „Die  Pockenepidemie  der  Jahre  1871  u.  72  in  Danzig"  (V)  —   „Be- 

Tiierkungen  über  die  Cholera  in  Danzig  im  J.  1873"  (VI)  —  ^^Zur  Errichtung 

örtlicher  Gesundheitsämter"  (VI)  —   „  lieber  die  Sterblichkeit  in  Danzig  in  den 

Jahren  1863 — 79"    (Festschrift   der    53.  Versamml.    deutsch.  Naturf.   u.  Aerzte, 

Danzig  1880)    —  „Einiges   zur  Behandlung   der   hygien.  Mortalitätsstatistik" 

(Tageblatt  derselben  Versammlung).    L.  hat  sich  nicht  allein  um  die  Hygiene  und 

med.  Statistik  Danzigs,  sondern  auch  um  diese  Wissenschaften  überhaupt  anerkannte 

Verdienste  erworben. 

Lissanerin  Deutsch.  Vierteljahrscbr.  f.  öffentl.  Qesandheitspfl.  1884,  XHI,  pag.  607. 

G. 

Liger,  Charles-Louis  L.,  geboren  zu  Auxerre  um  1715,  studirte  in 
Paris  und  promovirte  daselbst  1742  mit  der  Diss.:  „An  menstruis  morantihus 
chalybeata",  erhielt  einige  Zeit  später  den  Ehrentitel  eines  königl.  Leibarztes  und 
liees  sieh  zuletzt  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo  er  um  1760  starb.  Er  ist  Ver- 
fasser eines  dnrch  gute  historische  Notizen  bemerkenswerthen  „Traitd  de  la  goutte" 
(Paris  1753). 

Biogr.  med.  VI,  pag.  47.  —  Dict.  hist.  III,  pag.  456.  Pgl. 

Lihar^ik,  Franz  L.,  zu  Wien,  war  am  25.  Nov.  1813  zu  Walachisch- 
Meseritz  in  Mähren  geboren,  studirte  in  Wien  von  1833  an  Medicin  und  Natur- 
wissenschaften, wurde  1839-40  Doctor,  machte  1840  eine  wissenschaftliche  Rcivse 


710  LlHAEilK!.  —  LIUEVALCH. 

durch  Deutschland,  Frankreich,  England,  wurde  Assistent  des  sehr  gesuchten 
Geburtshelfers  Hussian,  übernahm  dann  die  Leitung  der  von  QoELis  gegründeten 
Kinderkrankenanstalt  und  des  Impfinstituts ,  beschäftigte  sich,  mit  Zuhilfenahme 
sehr  zahlreicher  Messungen,  mit  der  Ermittelung  der  relativen  Grössenverhältnlsse 
der  einzelnen  Körpertheile  und  deren  Einfluss  auf  die  körperliche  Ttlchägkeit  des 
Individuums,  publicirte  die  Resultate  dieser  Forschungen  in  der  Schrift:  nD<u 
Gesetz  des  menschlichen  Wachsthums  und  der  unter  der  Norm  zurückgebliebene 
Brustkorb  als  die  erste  und  wichtigste  Ursache  der  Rhachitis,  Scrophulose 
und  Tuberculosen  (Wien  1858)  und  begründete  auf  eine  weitere  belrächtliebe 
Zahl  von  Messungen  eme  Proportionslehre  des  menschlichen  Körpers,  die  u.  d.  T. : 
„Das  Gesetz  des  Wachsthums  und  der  Bau  des  Menschen.  Die  Proportions- 
lehre  aller  menschlichen  Körpertheile  für  jedes  Alter  und  für  beide  Ges<Jdeckter*^ 
(Wien  1861,  gr.  fol.,  m.  Taif.)  erschien  und  sich  grosser  Anerkennung  erfreute. 
Er  fand  sein  darin  aufgestelltes  mathematisches  Wachsthumsgesetz  auch  in  der 
Pflanzenwelt  (an  Baumfrüchten)  bestätigt  und  schrieb  in  der  Folge  noch :  „  (Jeher 
das  Quadrat,  die  Grundlage  aller  Proportionalität  in  der  Natur  und  das 
Quadrat  aus  der  Zahl  Sieben,  die  Uridee  des  menschlichen  Körperbaues'^ 
(Wien  1865,  4.).  Er  hatte  auch  eine  yj Festrede  über  das  Leben  und  Wirken 
des  ....  Dr.  Leop.  Ant,  Ooelis  u.  s.  w."  (Ebenda  1864,  4.)  veröflTent- 
licht  und  starb  am  19.  September  1866. 

V.  Wurzbach,  XV,  pag.  181.  G. 

Liljeblad,  Samuel  L.,  Professor  der  angewandten  (ökonomischen)  Natur- 
geschichte in  Upsala,  geboren  am  20.  December  1761,  wurde  1788  Magister  der 
Philosophie  in  üpsala,  beschäftigte  sich  sehr  eifrig  mit  der  Naturgeschichte,  wählte 
aber  später  das  Studium  der  Medicin  und  promovirte  1793  in  Upsala.  Er  setzte 
jedoch  seine  naturgeschichtlichen  Studien  fort,  machte  mehrere  Reisen  zur  Erforschung 
der  ökonomischen  Verhältnisse  in  Schweden,  wurde  1802  Professor  in  Upeala  und 
starb  am  1.  April  1815.  L.  wollte  das  botanische  System  K.  v.  Linnens  verein- 
fachen und  gab  eine  schwedische  Flora  heraus  (Upsala  1792;  3.  Aufl.  1616),  in 
welcher  er  die  Pflanzen  Schwedens  in  nur  1 6  Classen  ordnete ;  der  ökonomische 
und  medic.  Nutzen  der  Pflanzen  ist  darin  genau  angegeben.  Seine  übrigen  Schriften 
in  den  Abhandlungen  der  schwed.  Akad.  der  Witsenscb.  (1793)  und  der  Soe.  der 
Wissensch.  zu  Upsala  (Vol.  VI)  sind  botanischen  und  seine  akademischen  Disser- 
tationen landwirthschaftlichen  Inhalts.  q   Hf^it. 

Liljevalch,  Karl  Fredrik  L. ,  in  Lund,  war  am  7.  September  1770 
geboren,  studirte  in  Lund  und  Kopenhagen  und  wurde  1794  bei  der  schwedischen 
Universität  promovii't.  In  dem  Kriege  zwischen  Dänemark  und  England  1801 
war  er  eine  Zeit  als  freiwilliger  Militärarzt  thätig  und  besuchte  dann  die  Hospitäler 
in  Paris  1801—1802.  L.  wurde  1801  zum  Professor  der  Geburtshilfe  in  Lund 
ernannt,  übernahm  zugleich  182  L  den  Unterricht  bei  der  Hebearamenschule,  wurde 
1843  emeritirt  und  starb  am  12.  März  folgenden  Jahres.  Er  hat  einige  akademische 
Abhandlungen  und  Joumalaufsätze  medicinischen  Inhalts  geschrieben.' 

Sacklfen,  I,  pag.  671;  IV,  pag.  109,  652.  —  Wistrand,  pag.  223;  Neue  Folge, 
I,  pag.  445.  0.  Hjelt. 

Liljevalch ,  Peter  0 1  o  f  L. ,  als  Sohn  des  Vorigen  in  Lund  am 
24.  Januar  1807  geboren,  studirte  daselbst,  wurde  1829  Dr.  phil. ,  1836  Lic. 
und  Dr.  med.  Er  war  von  1839 — 72  Militärarzt,  zuletzt  Oberfeldarzt,  wurde 
1848  Oberarzt  an  dem  Militär-Krankenhause  zu  Stockholm  und  war  zugleich  von 
1864 — 72  als  Mcdicinalrath  Mitglied  des  Collegium  medicum.  1844  wurde  er  Arzt 
des  Hofes  und  war  seit  1847  Leibarzt  des  Königs.  Er  starb  am  ö.  Juni  1877. 
L.  hat  sich  grosse  Verdienste  um  die  Verbesserung  des  militärärztlichen  Standes 
und  die  Entwicklung  der  militärischen  Gesundheitspflege  in  Schweden  erworben. 
Unter  seinen  Schriften  sind  zu  bemerken :   „  Upplysningar  om  sjukligheten  inom 


LIUEVALCH.  —  LIMBOÜBG.  711 

en  armd  pä  fältfot,  med  särakildt  afseende  pä  bekofvet  af  lakare  för  svenska 
arviien  och  aeas  bevärtng^  (1854)  —  „Krigshtstorüka  trUyg  om  behqfvet  af 
läkarevärd  för  svenaka  armSen^  (1867)  —  „Om  behofoet  af  luftvexling  i 
kas&mer^  (1854),  0.  Hj«lt, 

Lille,  Ohristiaan  Everhard  deL.,  1726  hn  Haag  geboren,  studirte 
in  Leyden  und  promovirte  daselbst  1752  zum  Doetor  der  Medioin  („Disp,  de 
excessu  motus  circulaiorii^ ) .  In  Zwolle  praktisoh  wirksam,  veröffentlichte  er: 
;,  l'ractatus  de  palpüatione  cordis  quem  praecisa  cordis  kistoria  physiologica  etc.  ** 
(Zwolle  1755)  und  wurde  kurz  darauf,  vielleicht  auch  darum,  zum  Prof.  der 
Anatomie  und  Chirurgie  in  Franeker  berufen  (Antrittsrede:  „De  mirabüi  mutuo 
corporis  animique  commerdo") ,  während  ihm  1762  auch  der  Unterricht  in  der 
Patiiologie  und  praktischen  Medicin  übertragen  wurde.  1779  wurde  er  auch  Prof. 
in  der  Botanik,  doch  lehrte  er  seitdem  die  Anatomie  und  Chirurgie  nicht  mehr.  Er 
starb  1795.  Ausser  zwei  Rectorats-Reden :  „De  commendanda  animi  tranquilli- 
täte  uno  omnium  firmissimo  praestantissimoque  longae  vitae  praesidio^  (1763) 
und  „De  morte  quomodo  viro  sapienti  sit  optanda**  (1773)  haben  wir  nur  von 
ihm:  „Physiologicarum  animadversionum  sec,  ordinem  elementorum,  pkt/sto- 
logiae  corporis   humani  Alberti  Hall  er  t    Über  prtmus"    (Franeker  1772). 

Boeles,  Frieslands  Hoogeschool,  II,  pag.  539.  C.  E.  Daniels. 

*LllljebjÖrn,  Karl  Johan  L.,  geboren  in  Wermland  1817,  wurde  Dr.  med. 
in  Upsala  1846,  Bataillonsarzt  1851,  ist  prakt.  Arzt  und  Regimentsarzt  in  Stock- 
hohn seit  1871.  Schriften:  „Om  administrativt-sanitära  förhällanden  i  vinter- 
lägret  vid  Boulogne  $ur  mer^  (1855)  —  „Om  skyddsmedlen  mot  smittkoppor" 
(1872)  —  „Om  revaccination  af  rekryter"  (1879).  Hedenius. 

*Liinan,  Karl  L.,  zu  Berlin,  ist  daselbst  am  16.  Februar  1818  geboren, 
studirte  in  Bonn,  Heidelberg,  Halle,  BerUn,  wurde  1842  Doetor,  wirkt  in  Berlin 
seit  1846  als  Arzt,  seit  1861  als  Privatdocent  der  gerichtlichen  Medicin,  seit 
1865  als  Prof.  e.  o.  und  ist  zur  Zeit  Geh.  Medicinalrath,  gerichtlicher  und  Stadt- 
pbysicus  und  Director  der  praktischen  Unterrichtsanstalt  für  die  Staatsarzneikunde. 
&  übersetzte  P.  Ricord's  „Briefe  über  Syphilis*^  (Berlin  1851),  gab  seines  Oheims, 
J.  L.  Casper's  „Handbuch  der  gerichtlichen  Medicin^  in  neuer  Bearbeitung  in 
mehreren  Auflagen  (7.  Aufl.  Berlin  1881,  82)  seit  1864  heraus  und  schrieb: 
„Zweifelhafte  Oeiateszustände  vor  Gericht^   (Berlin  1869)  u.  s.  w.  Red. 

Limborcll,  Limbourg,  Gilbert  undRemaele  deL.,  s.  Füchs,  Gil- 
bert und  Remacle,  Bd.  II,  pag.  458. 

Limbourg ,  Jean-Philippe  deL. ,  zu  Spa  in  Belgien ,  war  in  der 
Provinz  Lüttich  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  geboren,  wurde  1736  in  Leyden 
Doetor  mit  der  „Diss.  sur  lee  eaux  de  8pa"  und  Hess  sich  darauf  in  dem  eben 
genannten  Curorte  nieder,  über  den  er  noch  weitere  Schriften  verfasste,  wie: 
„  Traitd  des  eaux  minSrales  de  Spa,  attquel  on  a  Joint  une  carte  des  environs 
de  Spa^  (Lüttich  1756)  —  „Nouveaux  amusements  des  eaux  min4rales  de 
8pa**  (Ebenda  1763,  av.  figg.)  —  „Recueil  d' observations  des  effets  des  eaux 
min^rales  de  Spa  de  1764  etc.^  (Ebenda  1767).  Ausserdem  erschienen  von  ihm: 
„Diss,  sur  les  bains  d'eau  simple,  tant  par  immer sion  qu'en  douches  et  en 
vapeurs"  (Ebenda  1757)  —  „Diss.  sur  les  affinitSs  chimiques^  (Ebenda  1761), 
von  der  Akademie  zu  Rouen  1758  preisgekrönt  —  „Caract^res  des  medecins  ou 
idde  de  ce  qu^ils  sont  communSment  et  de  ce  quHls  devraient  itre  d'apr^s 
Penelope  de  feu  M.  De  la  Mettrie"  (Ebenda  1760)  —  „Diss.  sur  les 
douleurs  vagues  connues  sous  les  noms  de  goutte-vague  et  de  rhum^tisme- 
goutteux  etc."  (Ebenda  1763),  von  den  Docteurs  regens  der  med.  Facultät  in 
Lüttich  in  demselben  Jahre  preisgekrönt.    Er  starb  zu  Ltittieh  um  1768. 

Robert  de  Limbourg,  Bruder  des  Vorigen,  war  zu  Theux  bei  Lüttich 
1731  geboren,    war   ebenfalls  Dr.  med.    und   hat   mehrere  naturwissenschaftliche 


712  LIMBOÜRG.  —  LINCKE. 

Abhandlungen  in  den  Möm.  de  TAcad«  des  sc.  et  belles-leltres  zu  Brüssel  verfasst 
Er  starb  am  20.  Februar   1792.  van  den  Corpnt 

'  Linacre,  T  h  0  m  a  s  L.,  geboren  1461  zu  Canterbury  in  England,  studirte 
in  Oxford,  hielt  sich  darauf  lange  am  mediceischen  Hofe  in  Florenz  auf,  kehrte 
dann  in  sein  Vaterland  zurück  und  wurde  Lehrer  des  Prinzen  Arthur,  Sohnes 
He  in  rieh's  VII.  Später  erhielt  er  die  Stellung  als  Leibarzt  bei  Heinrich  VIII. 
und  der  Prinzessin  Maria.  L.,  der  zu  London  am  21.  October  1524  starb,  ist 
der  erste  englische  Arzt,  der  sich  eines  echt  classischen  Lateins  bediente.  Durch 
seine  durch  Treue  und  Reinheit  der  Sprache  ausgezeichneten  üebersetzungen  ver- 
schiedener Werke  Galen's,  sowie  durch  seine  Schrift:  „De  emendanda  structura 
latini  sermonis  libri  F/f  (Paris  1532  und  1550;  Leipzig  1545;  Cöln  1555) 
erwarb  er  sich  um  die  Verbesserung  des  Geschmackes  seiner  Landsleute  in  Bear- 
beitung der  Wissenschaften  ein  besonderes  Verdienst.  Er  gründete  die  älteste 
medioinische  Corporation,  nämlich  das  College  of  Physicians  zu  London  1518  und 
stiftete  zwei  Legate  zu  Oxford  und  Cambridge,  wofür  ein  Lehrer  auf  jeder 
Universität  verpflichtet  sein  soll,  den  Hippokrates  und  Galen  zu  erklären.  Mit 
Erasaiüs,  Güil.  Copus  u.  A.  besorgte  L.  eine  gute  Ausgabe  von  Galen's  Werken 
(Basel  1529  foL). 

Aikiii,  pag.  28.  —  Hutchinson,  II,  pag.  70.  —  Biogr.  m6d.  VI,  pag.  48 — 50.  — 
Munk,  I,  pag.  12—21.  Pgj, 

Linas,  Aim6-Jean  L. ,  zu  Paris,  Irrenarzt,  war  im  Januar  1829  zu 
Auterire  ( Haute- Garonne)  geboren,  studirte  in  Paris,  wurde  Interne  bei  Calmeil 
in  Charenton  und  1858  mit  der  These:  „Recherches  cliniques  sur  les  questions 
les  plus  controversSes  de  la  paralysie  genSrale^  Doctor,  und  war  darauf  Mit- 
arbeiter der  Gaz.  med.  de  Paris  und  der  Gaz.  hebdomad. ,  für  die  er  zahlreiche 
Revuen,  bibliographische  und  kritische  Artikel,  sowie  wissenschaftliche  und  humo- 
ristische Feuilletons  schrieb.  Ausserdem  verfasste  er  für  Dechambre's  Dict. 
encyclop.  des  sc.  m6d.  einige  bedeutende  Artikel  Über  Geisteskrankheiten,  nämUch 
die  Über  „Manie^  —  „Monomanie"  —  „Luciditd"  —  „Medecine  ISgale  des 
ali4nSs  (Mstorique^),  Dabei  war  er  von  einer  Anzahl  med.  Gesellschaften  durch 
die  Aemter,  die  er  in  ihnen  bekleidete,  sehr  in  Anspruch  genommen  und  wurde 
Arzt  des  Bureau  de  bienfaisance ,  des  fitat  civil  und  M6decin  -  inspecteur  der 
Irrenanstalten  des  Seine-D6p.  Er  publicirte  noch:  „Quelles  eaux  veut-on  faire 
boire  aux  Paristens  f  Les  eaux  de  Paris  Studtees  au  point  de  vue  de  la  sanld 
publique^  (Paris  1862)  —  „Le  passi ,  le  preserU  et  Vavenir  de  la  medecine 
mentale  en  France.  Les  futurs  asiles  d'atiSnSs  de  la  Seine**  (Ebenda  1864) 
und  hielt  sehr  besuchte  öffentliche  Vorträge  über  Hygiene.  Auch  bearbeitete  er 
zusammen  mit  A.  Nonat  eine  2.  Auflage  von  Dessen  „  Traitd  prat.  des  maladiei^ 
de  VutSrus  et  de  ses  annexes"  (1869 — 74).  Seit  fast  10  Jahren  mit  einem  Leiden 
behaftet,  das  zu  verbergen  er  die  Willensstärke  hatte,  ging  er  allmälig  zu  Grunde 
und  starb  Anfangs  November  1881   zu  Versailles. 

L'Encephale.  1881,  pag.  858.  —  Gaz.  hebdom.  1881,  pag.  732  —  Lorenz,  lU, 
pag.  291.  G. 

Lincke,  Karl. Gustav  L. ,  geboren  1804  zu  Kosroin  in  der  Provin« 
Posen,  studirte  von  1828  in  Leipzig  Medicin  und  erwarb  1833  nach  Vertheidigung 
einer  Abhandlung:  „De  fungo  medullari  oculi  part.  7."  die  Doctorwürde.  Seine 
praktische  Thätigkeit  wandte  er  jedoch  sehr  bald  der  Ohrenheilkunde  fast  aus- 
schliesslich zu,  über  welche  er  auch  während  der  Jahre  1837 — 41  als  Docent  an 
der  Universität  Vorträge  hielt.  Er  starb  am  13.  September  1849  zu  Leipzig. 
Von  L.'s  Schriften  sind  zu  nennen :  „  Tractatus  de  fungo  med.  ocult"  (Leipzig 
1834,  eingehendere  Ausführung  des  in  der  Dissertation  behandelten  Themas)  — , 
„Handbuch  der  theoretischen  und  praktischen  Ohrenheilkunde^  (Bd.  I  u.  II 
Ebenda  1837  flg.,  Bd.  III,  bearbeitet  von  Ph.  H.  Wolf^,  Ebenda  1846)  — 
„Sammlung    auserlesener  Abhandlungen    wid  Beobachtungen   aus  dein  Gebiete 


LINCKE.  —  LIND.  713 

der  Ohrenheäkunde^  (SammL  1 — 5,  Leipzig  1836  —  40)  —  „Vollständiges 
üeceptttuchenbuch  in  alphabetischer  Ordnung**  (2  Bde.,  Ebenda  1840 — 44).  — 
Um  die  Ohrenheilkunde  hat  sich  L.  durch  sein  „Handbudi'^  und  dureh  Herausgabe 
„Auserlesener  Abhandlungen"  besonders  verdient  gemaeht.  Das  Handbuch,  welches 
alle  Gebiete  der  Otologie  umfasst^  leidet  an  einer  etwas  schwerfälligen  Anordnung 
des  Stoffes.  Es  verräth  auch  wenige  den  erfahrenen  praktischen  Ohr^arzt,  als 
den  fleissigen,  mit  gesunder  Kritik  begabten  Sammler  und  Historiker.  Wegen  des 
letzteren  Punktes,  und  zwar  ganz  besonders  wegen  der  durchaus  zuTcrlftssigen 
Quellenangaben,  wird  dieses  Buch  stets  eine  reiche  und  unentbehrliche  Fundgrube 
für  die  Geschichte  der  Ohrenheilkunde  bleiben. 

Neuer  Nekrolog  der  Deutschen.  Jahrg.  27,  1849,  II,  pag.  1291. 

Winter.  —  A.  Lacae. 

*LmcoliL,  Davis  Francis  L.,  zu  Boston,  woselbst  er  am  4.  Januar 
1841  geboren  wurde,  studirte  auch  dort  und  wurde  1864  graduirt.  Nach  mili- 
tärischer Dienstleistung  machte  er  eine  Studienreise  nach  Europa,  mit  längerem 
Aufenthalte  in  Berlin  in  Wien,  und  Hess  sich  1867  in  Boston  nieder,  wo  er  seit 
1871  sich  speciell  der  Behandlung  von  Erkrankungen  des  Nervensystems  widmet. 
Er  schrieb:  „Medtcal  notes  upon  ihe  aborigines  of  Alaska**  (Boston  Med.  and 
Surg,  Joum.,  1870)  —  „Boston  dispensary  for  diseases  of  the  nervous  System** 
(Ibid.  1873),  Bericht  über  die  behandelten  Kranken  mit  aphoristischen  Kranken- 
geschieht en  —  „A  case  of  cerebral  congestion  with  pecuUar  reaction  of  the 
supra-orbital  nerve**  (Ibid.  1873)  —  „Notes  on  the  climate  of  the  isles  of 
Shoals  and  of  Nantucket**  (Ibid.  1875)  —  „A  case  of  spinal  paralysis  in  an 
cuiult  resembling  the  so-called  infantile  paralysis**  (Ibid.  1875)  —  „Injury 
resulting  from  electrical  treatment**  (Ibid.  1877).  Ausserdem  verfasste  L.  ein 
Lehrbuch  über  „Mectrotherapeutics**  (1874). 

Atkinson,  pag.  193.  Pgl. 

Lind,  James  L. ,  geboren  am  17.  Mai  1736,  studirte  und  promovirte 
in  Edinburg  1748  mit  der  „Diss.  de  morbis  venereis  localibus** ,  war  lange 
Zeit  Schiffsarzt  bei  der  englischen  Marine,  dann  Arzt  am  Haslar  Hospital  und 
Mitglied  des  Royal  College  of  Physicians  in  Edinburg,  später  Arzt  in  Windsor 
und  Mitglied  der  Royal  Society  in  London.  Er  starb  am  18.  Juli  1794  zu  Gosport. 
Er  hat  sich  um  gewisse  Gebiete  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  durch  Abfassung 
verschiedener  Werke  in  hohem  Grade  verdient  gemacht.  Sein  berühmtestes  Werk 
ist:  „A  treatise  on  the  scurvy**  (Edinburg  1752;  London  1756;  1772;  französ. 
Paris  1756,  2  voll.;  1788,  2  voll.;  deutsch  Riga  1775).  Nicht  *  weniger  verdienst- 
voll ist  der  „Essay  on  the  diseases  incident  to  Europeans  in  hot  climates** 
(London  1768;  6.  Aufl.  1808;  französ.  Paris  1785,  2  voll.;  deutsch  Riga  1773), 
worin  besonders  vom  gelben  Fieber  gehandelt  wird.  Ferner  citiren  wir  den  vor- 
zflglichen  „Essay  on  the  means  of  preserving  the  health  of  seamen**  (London 
1757;  1763;  1774;  französ.  Paris  1758)  —  „Two  papers  on  fevers  and  infec- 
tions**  (Edinburg  1763;  London  1774;  französ.  Montpellier  1780)  —  „Diss.  de 
febre  intermittente  putrida  quae  in  Btiigalia  grassabatur*^  (Edinburg  1768 ; 
London  englisch  1782). 

Biogr.  m6d.  VI,  pag.  50.  —  Dict.  hist.  IIJ,  pag.  45Ö.  Pgl. 

Lind,  Jens  Georg  L.,  zu  Viborg  in  Jtttland,  war  am  17.  Januar  1794 
zu  Nykjoebing  auf  Seeland,  als  Sohn  des  dortigen  Districtschirurgen  Cornelius  L. 
geboren,  studirte  von  1811  an  in  Kopenhagen,  war  von  1820 — 22  med.  Candidat 
im  königl.  Friedrichs-Hosp.,  wurde  1822  Landphysicus  im  Stift  Viborg  u.  s.  w., 
1832  wirkl.  Justizrath  und  schrieb,  ausser  zwei  Dissertationen  „De  delirio  tremente** 
(1822),  in  der  Bibl.  for  Laeger  (V,  IX,  X,  XXX,  XXXII) :  „Sygehistorier  og  practiske 
Bemaerkninger**  —  „Practiske  Jagttagelser**  —  „Sjeldent  Sygdomstilfaelde, 
fremstillende   Induratio   glandulae  prostatae   i  Forbindelse   med    caries   ossis 


714  LIND.  —  LINDEN. 

Bocfri^  n.  s.  w. ;   in  den  Aota  Reg.  Soc.  med.  Havniens.   (Vn,  1829):    ^Morbfv» 

smgularta  a  tumore  in  cerebro  ortus^  n.  s.  w. 

Erslew,  11,  pag.  142;  Sopplem.  n,  pag.  220.  —  Oallisen,  XI,  pag.  364; 
XXX,  pag.  66.  0 

Lindbergsson,  August  L.,  geboren  1790  in  Stockholm,  wurde  daselbst 
Chir.  Mag.  1811,  und  nachdem  er  theils  civil-,  theils  militärärztliche  Stellungen 
bekleidet  hatte,  in  Lund  1819  Dr.  med.,  machte  sich  als  geschickter  Arzt  und 
Chemiker  bekannt  und  starb  an  Lungenschwindsucht  1824.  Schriften:  „Änalysü 
corticü  Ängusturae"  (Lund  1818);  in  den  Verhandlungen  der  schwed.  Wissenschafts- 
Akademie  (1820):  „Vegetabiliskt  kemtska  försök^  (preisgekrönt);  in  den  Annalen 
der  schwedischen  Landwirthschafts  -  Akademie  (1816):  „Hvilka  äro  de  ämnen, 
8om  en  härande  jord  under  grödans  frösättning  f'örlorar?*'  (preisgekrönt). 
Verschiedene  amtliche  Berichte  und  casuistische  Aufsätze,  theils  in  den  VerhandL 
des  schwed.  ärztl.  Vereins  (Bd.  II,  III,  IV) ,  theils  in  den  Jahresberichten  desselb^ 
Vereins  (1815). 

Sack] 6 n,  II,  pag.  483.  Hedenias. 

Lindemann,  Hermann  Wilhelm  L.,  zu  Lowicz  in  Polen,  war  176.. 
zu  Bückeburg  geboren,  wurde  1790  Dr.  med.  in  Göttingen,  prakticirte  darauf 
in  seiner  Vaterstadt  und  wurde  1799  Physicus  des  Sachaczew'schen  und  1800 
des  Radomsker  Kreises  in  der  damaligen  Provinz  Sttd-Preussen.  Er  schrieb: 
„Taschenbuch  für  angehende  Aerete^  (2  Thle.,  Leipzig  1792,  93)  —  „Hand- 
buch der  praktischen  Arzneikunst,  frei  bearbeitet  nach  Brendel^  (Berlin  1 797). 
Auch  hatte  er  herausgegeben  J.  6.  Brendbl's  „De  cognosoendis  et  ourandis  morbis 
cum  notis**  (3  voll.,  Leipzig  1792 — 94)  und  Desselben  „Praelectiones  de  Coacis 
praenotionibus^'  (Berlin  1796)  und  hatte  (ibersetzt:  Sir  Francis  Milk  an,  ^Ueber 
Scorbut  und  Faulfieber"  (1795)  —  „Prakt.  Abhandlung  aus  den  Schriften  der 
königl.  med.  Soc.  zu  Paris  von  1776"  (2  Bde.,  1796,96)  —  F.  E.  Fodbbe, 
„lieber  Kropf  und  Cretinismus"  (1796)  —  „Magazin  auserlesener  Abhandlungen 
von  berühmten  französ.  Aerzten"  (Ebenda  1797)  —  A.  C.  Lorry,  „üeber  das 
Fett  und  dessen  Krankheiten"  (Ebenda  1797).  Er  schrieb  weiterhin  noch:  „Eni- 
umrfj  die  vorzüglichsten  Krankheiten  der  Soldaten  im  Felde  schneller  und 
glücklicher  zu  heilen^  (Ebenda  1799)  —  „Ueber  die  Ruhr  und  deren  Heü- 
art  u.  8.  w."  (Breslau  1800).  Dazu  Aufsätze  im  N.  Hannov.  Magazin  (1791, 
1794,  95)  u.  8.  w. 

Callisen,   XI,  pag.  366;  XXX,  pag.  67.  G. 

Linden,  Antonius  Antonides  van  der  L. ,  1570  in  einem  Dorfe 
in  Ost-Friesland  geboren,  studirte  in  Franeker  Medicin  und  promovirte  daselbst 
1608.  Er  etablirte  sich  als  Arzt  in  Enkhuizen,  wo  er  auch  als  Docent  an 
der  lateinischen  Schule  fungirte.  Später  nach  Amsterdam  übergesiedelt,  war  er 
da  praktisch  wirksam  bis  zu  seinem  Tode  1633.  Er  schrieb  hauptsächlich: 
„Physiologia  ^  explicans  res  naturales  octo  libris^  —  „Pathologia,  explican» 
res praetematurales  trihus  libris"  —  „Synopsis  medicinae practicae"  —  „Pkar- 
macopoea^  —  „Aphorismi  Hippocratis  noia  methodo  dispositi^  etc.  Eine 
vollständige  Angabe  seiner  Schriften  findet  sich  bei  Mangetus. 

Vriemoet,  Athen.  Frisiacae.  C.  E.  Daniels. 

Linden ,  Johannes  Antonius  van  der  L. ,  Sohn  des  Vorigen,  am 
13.  Januar  1609  in  Enkhuizen  geboren,  studirte  1625 — 29  in  Leyden  und 
darnach  in  Franeker,  wo  er  1630  mit  einem  „  Universae  medicinae  compendium, 
quinque  centuriis  sub  clypeo  M,  W insemii,  decem  disputationibus  propositum. 
Cui  addita  est  centuria  inauguralis  positionum  medicarum,  practicarum  de 
virulentia  venerea^  zum  Dr.  med.  promovirt  wurde.  Nach  einer  2jähr.  Wirksamkeit 
als  Arzt  in  Amsterdam,  wo  er  auch  als  Prosector  des  Colleg.  medicum  auftrat, 
wurde  er  zum  Prof.  der  Med.,   Anat.    und  Botanik  in  Franeker  ernannt  (Antritts- 


LINDEN.  —  LINDBBEB.  715 

vede:  „De  msdico  futuro  neoessarüa^).  Sein  Untenicht  zog  viele  Fremde  nach 
Franeker,  um  als  seine  Schüler  zu  promoriren.  1661  als  Prof.  nach  Leyden 
berufen,  war  er  da  bis  zu  seinem  Tode,  im  Mftrz  1664,  mit  grossem  Eifer,  vor- 
zflglieh  als  Prof.  des  Colleg.  medioo-pract.,  wirksam.  Er  schrieb:  „De  scriptü 
medicis  Itbri  duo"  (Amsterdam  1637;  1651;  1662),  welchem  er  eine  „Manu- 
ductto  ad  medidnam^  (auch  Löwen  1639;  Franeker  1642;  Halle  1726)  hinzu- 
ftlgte.  Diese  bibliograph.  Arbeit  wurde  später  von  6.  A.  Mebcklik  umgearbeitet 
und  verbessert  und  unter  dem  Namen  „Lindemus  renovcUus^  (Nürnberg  1686) 
veröffentlicht.  —  „Medulla  medtctnae  partibua  quatuor  comprekensa"  (Franeker 
1642)  —  „Medicina  physiologica'*  (Amsterdam  1653),  von  Guy  Patin  „creme 
fouett^e'^  und  Compilation  genannt,  jedoch  von  Halleb  als  „spissum  opus, 
anatomicum  magis  quam  physiologicum^  theil weise  gelobt  —  „Dies,  de  lade" 
(Groningen  1655)  —  „Selecta  medica  et  ad  ea  excercitationes  Batavae"  (Leyden 
1656)  —  „Dis8,  de  chylo  vüioso"  (Ebenda  1658)  —  „Excercitationes  de 
circiUatione  sanguinis"  (Ebenda  1659 — 1663),  worin  L.  merkwürdigerweise 
die  Entdeckung  des  Blutkreislaufes  Harvey  abspricht  und  dem  Hippokbatbs 
zuschreibt  —  „Meletemata  medicinae  Hippocraiicae"  (Ebenda  1660),  in  dessen 
ersterem  Theile  eigentlich  allein  die  Physiologie  behandelt  wird  —  „De  hemicrania 
menstrua  kistoria  et  consilium"  (Ebenda  1660,  1668),  worin  der  Verf.  nach 
Halleb  „Multa  graecae  eruditionis,  veri  consilii  parum  adfert^.  Ausserdem  hat  L. 
sich  sehr  bekannt  gemacht  durch  die  Ausgabe  von  Hippokratss'  „Opera  omnia" 
(Leyden  1665;  Neapel  1754;  Venedig  1757),  welche,  obgleich  von  Halleb 
„Nitida  editio^  genannt,  von  Diesem,  von  Triller  und  auch  von  Littre  verworfen 
wird.  Wir  haben  von  L.  auch  eine  Ausgabe  von  GelsüS*  „De  medicina  libri 
octo"  (Leyden  1657;  1665),  welche  von  Morgagni  in  seiner  Epistolae  kräftig 
getadelt  und  deren  Text  dennoch  später  in  den  erhaltenen  ALMELOVEBN'schen 
Ausgaben  immer  wieder  übernommen  worden  ist ;  von  Adriaan  van  der  Spieghel's 
„Opera  omnia"  (Amsterdam  1645)  und  von  Hieron.  Cardanüs*  „De  utilitate 
ex  adver 818  capienda"  (Franeker  1640),  welche  beide  letztere  mit  grosser  Genauig- 
keit bewirkt  sind  und  wirklich  wissenschaftlichen  Werth  haben. 

G.  C.  B.  Surisgar,  £et  geneeskandig  onderwys  van  A.  Kyper  en  J.  A.  van 
der  Linden,   1863.  C.  E.  Daniels. 

Linder,  Johan  L. ,  geadelt  Lindenstolpe ^  geboren  in  Karlstad  1676, 
studirte  die  Medicin  zuerst  in  Abo  und  üpsala,  später  in  Leyden  und  wurde 
Doctor  in  Harderwyk  1707.  Er  war  1709 — 10  Arzt  auf  der  in  der  Ostsee 
kreuzenden  schwedischen  Kriegsflotte,  auf  der  die  orientalische  Bubonenpest  damals 
herrschte,  und  liess  sich  darauf  als  prakt.  Arzt  in  Stockholm  nieder.  Hervorragend 
durch  seine  Gelehrsamkeit,  seine  grosse  medicinische  Erfahrung  und  seinen  red- 
lichen Charakter,  wurde  er  1719  zum  Assessor  in  der  k.  Medicinal Verwaltung 
ernannt,  wurde  im  selben  Jahre  in  den  Adelsstand  erhoben  und  starb  1723.  Von 
seinen  Schriften  mögen  hier  erwähnt  werden:  „De  foeda  lue  venerea  dicta" 
(üpsala  1705 ;  in*s  Sehwedische  übersetzt  und  vermehrt  1713)  —  „De  venenis" 
(Leyden  1707,  2.  Aufl.  „cum  notis  Stenzelii",  1739)  —  „Tanhar  om  penti- 
lentien"  (Stockholm  1710 — 11)  —  „Om  surbrunnars  kraft  och  verkan"  (Ibid. 
1712;  2.  verm.  Aufl.  1718)  „Om  maskar  och  skridfä  i  menniskans  kropp" 
(Ibid.  1714)  —  „Om  frossan  och  kinabarken"  (Ibid.  1717)  —  „Om  skörbjugg 
och  Rogfubben"  (Ibid.  1721).  Ausserdem  hat  er  mehrere  medicinische  Abhand- 
lungen für  die  Acta  litterar.  et  scientiarum  Sueciae  und  die  Philosophical  Trans- 
actions  verfasst. 

Sackl^n,  I,  pag.  86.  Hedenius. 

Linderer,  Vater  und  Sohn,  Zahnärzte  in  Berlin.  —  Der  Erstere,  J.  C.  L., 
war  fürstl.  Waldeck'scher  Hof-Zahnarzt,  Universitäts-Zahnarzt  in  Göttingen,  Lehrer 
der  Technik  der  Zahnheilkunde  gewesen,  war  nach  dem  Jahre  1809  nach  Berlin 
übergesiedelt  und  starb  daselbst  am  23.  Februar  1840.    Er  schrieb:  „Die  Lehre 


716  LINDEREB.  —  LlNOl^R. 

von  den  geaammten  Zahnoperationen,  nach  den  besten  Quellen  und  eigener 
40 jähr,  Erfahrung  dargestellt"  (Berlin  1834,  m.  12  Taff.)  und  znaamman  mit 
seinem  Sohne:  j, Handbuch  der  Zahnheilkunde,  enthaltend  Änat.  u.  PhystoL, 
Mat,  medica  dentaria  und  Chir. ,  nach  eigener  43jähr.  Erfahrung  u.  s.  w.'* 
(Ebenda  1837,  m.  18  Taff.;  2.  Aufl.  von  Jos.  Lindebeb  jun.,  1842).  Dasselbe 
ist  wertbvoll,  weil  es  zuerst  auf  vergleichend-  und  pathologisch-anatomische  Einzel- 
heiten eingeht.  Auch  finden  sich  Aufsätze  von  ihm  in  der  Berliner  medicinischen 
Central-Zeitung. 

Joseph  Linderer,  der  Sohn,  war  zu  Oöttingen  am  26.  Februar  1809 
geboren,  studirte  auf  der  Berliner  Universität,  erfreute  sich  namentlich  auch  des 
Unterrichtes  von  Johannes  Muellkr  und  gab,  ausser  dem  vorstehenden  Werke,  noch 
heraus:  „Die  Erhaltung  der  eigenen  Zähne  in  ihrem  gesunden  und  kranken 
Zustande*^  (Berlin  1842)  —  „Die  Zahnheilkunde  nach  ihrem  neuesten  Stand- 
punkte. Ein  Lehrbuch  für  Zahnärzte  und  Aerzte"  (Erlangen  1851,  m.  6  Taff.). 
Diese  Schriften  gehören  zu  den  hervorragendsten  ihres  Faches  in  jener  Zeit.  Er 
starb  am  20.  Juli  1878. 

Callisen,  XXX,  pag  69.  —  Engelmann,  pag.  340;  Sapplem.  pag.  15.^.     &. 

Lindern,  Franz  Balthasar  von  L.,  geboren  in  Buchs weilei:  (Elsass) 
am  1.  März  1682,  studirte  in  Jena,  promovirte  in  Strassburg  1708  mit  der 
„Diss,  qua  theoremata  quaedam  medica  miscellanea  sistuntur"  und  prakticirte 
hier  bis  zu  seinem  am  25.  April  1755  erfolgten  Tode.  L.  war  auch  als  Botaniker 
nicht  unbedeutend.  Er  schrieb:  „Osteologia  parva  etc."  (Strassburg  1710)  — 
„Tournefortius  Alsaticus  eis- et  transrhenanus,  sive  opusculum  botanicum, 
ope  cujus  plantarum  species  ....  consulere  posait  etc."  (Ebenda  1728),  eine 
Flora  des  Elsass,  später  u.  d.  T. :  „Hortus  Alsaticus"  (vermehrt  Ebenda  1747 
erschienen)  —  „Speculum  Vener is  .  .  .  oder  Beschreibung  der  meisten  Venus- 
krankheiten" (Ebenda  1732;  1736;  1743;  1750)  —  „Medicinischer  Passe- 
partout oder  Hauptschlüssel  aller  und,  jeder  Krankheiten  des  menschlichen 
Körpers"  (2  Bde. ,  Ebenda  1739 — 41);  ferner  verschiedene  Abhandlungen  im 
Commercium  litterarium  Norimbergense. 

Biogr.  med.  VI,  pag.  53.  Pgl. 

*Llndgren,  Hjalmar  Ossi  an  L. ,  geboren  in  Wexiö  1837,  studirte 
in  Lund,  woselbst  er  Docent  der  Anatomie  1867,  Dr.  med.  1868,  Professor  der 
Anatomie  1882  wurde.  Schriften:  „Studier  öfver  lifmodrens  byggnad  hos  men- 
niskan"  (m.  5  Taff. ,  Nord.  Med.  Ark. ,  III)  —  „  Heber  den  Bau  der  Vogel- 
nieren"  (Henle's  und  Pfedfer's  Zeitsehr. ,  R.  III,  Bd.  XXXIII)  —  „Studier 
öfver  däggdjursägget"  (Lund   1876). 

Wistrand,  Bruzelius,  Edling,  I,  pag.  458.  Heden  ins. 

^indhout ,  Henri  de  L. ,  war  zu  Brüssel  um  die  Mitte  des  1 6.  Jahr- 
hunderts geboren,  studirte  Medicin  in  Löwen  und  Hess  sich  in  Hamburg  nieder, 
wo  er  um  1620  starb.  Er  hatte  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  die  lächerlichen 
Ideen,  welche  zu  seiner  Zeit  in  der  Astrologie  herrschten,  zu  bekämpfen  und  ihre 
Nichtigkeit  darzuthun.  Er  schrieb  dazu  die  beiden  folgenden  Schriften:  „Speculum 
astrologiae ,  in  quo  vera  astrologiae  fundamenta  et  genethliacae  Arabum  doc- 
frinae  vanitates  demonstrantur"^  (Hamburg  1597,  4.)  —  „Tractatus  astrologicus^ 

S(u  introductio  in  physicam  judiciariam"    (Leipzig   1618,  4.). 

van  den  Corpot. 

Lindner,  Ehregott  Friedrich  L.,  wurde  zu  Schmolsin  bei  Stolp  im 
Jahre  1733  geboren,  studirte  Medicin  in  Königsberg  und  erhielt  daselbst  1753 
die  mediciuische  Doctorwörde  (Diss:  „Comm^ntatio  physiologica  de  fluido  nervto 
spiritihus  animalilms  eorundemque  in  corpore  humani  functionibus") ,  kam 
nach  Mitau,  prakticirte  daselbst  und  starb  am  14.  Mai  1816  auf  seinem  Land- 
gute  Alt-Abgulden. 


J 


LTNDNEB.  —  LINDROTH.  717 

Gottlob  Immanuel  Lindner,  Bruder  des  Vorigen,  geboren  1734, 

stndirte  Theologie   in  Königsberg ,  begleitete  J.  6.  Hamann  auf  einer  Reise  nach 

Deutschland ,   bereiste   allein   die   Schweiz ,    Italien    und   Frankreich ,   studirte   in 

spateren  Jahren  Medicin,  wurde  1787  in  Halle  zum  Dr.  med.   promovirt  („Dias, 

inaug,    de  lymphaticorum   syatemate")  y    kam   nach  Kurland   und    war  Arzt    im 

Hause  des  Starosten  Kor  ff  auf  Brücken;  die  letzte  Zeit  seines  Lebens  verbrachte 

er  in  Strassburg,  woselbst  er  am  15.  August  1818  (oder  1808)  starb.    Er  ver- 

fasste:   „Neue  Anstcfiten  mehrerer  metaphysischer,   moralischer  und  religiöser 

Systeme  und  Lehren,  als  der  Prüßing  unterworfene  Vorschläge  zur  Berichtigung 

des  Wahren  und  Falschen  in  jenen  Systemen  und  Lehren^  (Königsberg  1817), 

Nach  seinem  Tode  gab  sein  Neffe,  F.  6.  L.  Lindner,  heraus:  „Philosophie  der 

religiösen  Ideen,  ein  hinterlassenes   Werk"  (Strassburg  1826). 

V.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  77  u.  80.  —  Beise,  Nachtrag.  II,  pag.  17. 

L.  Stieda. 

Friedrich  Georg  Ludwig  Lindner,  Sohn  des  Ehregott  Fried- 
rich L. ,  bekannter  Publicist,  wurde  am  23.  October  1772  zu  Mitau  geboren, 
studirte  in  Jena  von  1791  erst  Theologie,  dann  Medicin  in  Würzburg  und  Oöttingen 
und  wurde  1797  in  Jena  zum  Dr.  med.  promovirt  („Diss.  inaug,  sistens  pro- 
dromum  censurae  de  naturae  fehris  doctrinae*^ ) .  1799  reiste  er  nach  Prag  und 
den  böhmischen  Bädern,  dann  nach  Berlin,  um  sich  mit  Anatomie  zu  beschäftigen, 
und  1800  nach  Wien,  von  wo  ihn  Graf  Hugo  von  Salm  1802  nach  Brunn 
berief,  um  die  Schutzblattemimpfung  zu  befördern.  Von  1804 — 1809  war  L. 
wieder  in  Wien,  machte  dann  Reisen,  wurde  1812  zum  a.  o.  Prof.  der  Philosophie 
in  Jena  ernannt,  legte  dieses  Amt  aber  schon  1814  nieder  und  begab  sieb  nach 
Kurland,  um  sein  Landgut  zu  verwalten.  1817  verliess  er  Kurland,  lebte  in 
Weimar,  Mülhausen  im  Elsass,  Stuttgart,  nahm  in  München,  als  königl.  bayr. 
Legationsrath  an  der  Redaction  der  Bayerischen  Staatszeitung  Theil  und  starb  zu 
Stuttgart  am  29.  April  (11.  Mai)  1845.  Seine  zahlreichen  Schriften  sind  Dicht* 
medicinischen  Inhalts. 

V.  Recke-Napiersky,  III,  pag.  78— 80.  —Beise,  II,  pag.  16— 18.  —  Allgem. 
Deutsch.  Biogr.  XVIII,  pag.  703  (Eckardt).  L.  Stieda. 

Constantin  Christoph  Wilhelm  Lindner,  jüngerer  Bruder  des 
Vorigen,  in  Mitau  1778  geboren,  studirte  in  Halle,  wurde  1805  Dr.  phil.  („Diss. 
de  temperamentis  hominum",  4.),  in  Dorpat  1804  Mag.  med.  („Diss  de  comea 
ejusque  observationibus" ,  4.;  noch  einmal  1806  u.  d.  T. :  „Diss.  anatomica  de 
comea"  gedruckt),  ging  dann  nach  Petersburg  und  war  zuletzt  Arzt  in  Pawlowsk, 
wo  er  schon  1808  starb.  Er  schrieb  ausser  der  genannten  Diss. :  „Kurland  in 
dem  Jahre  1796"  (Schroedeb,  St.  Petersburger  Monatsschrift,  1806). 

v,  Recke-Napiersky,  III,  pag.  86.  —  Beise,  II,  pag  18.  L.  Stieda. 

Lindroth,  Peter  Gustaf  L.,  schwedischer  Chirurg  und  Ornitholog, 
geboren  1768  in  Ost-Gothland ,  wurde  1778  Student  in  Upsala,  aber  studirte 
darauf  die  Chirurgie  in  Stockholm  und  wurde  zum  Chirurgen  zuerst  auf  der  Flotte 
1782,  darauf  an  dem  grossen  Eisenwerk  Söderfors  in  Upland  ernannt,  woselbst 
er  ein  bedeutendes  omithologisches  Museum  anlegte.  Von  der  russischen  Regierung 
und  Akademie  der  Wissenschaften  wurde  er  1785  nach  St.  Petersburg  berufen,  erhielt 
das  Diplom  eines  Dr.  med.  in  Äbo  1786,  kehre  1787  nach  Schweden  zurück  und 
wurde  zum  Chirurgen  im  Uplands  Regiment  ernannt.  L.  trieb  später  zoologische 
Studien  in  den  Londoner  Museen,  aber  diente  wieder  als  Chirurg  in  seinem  Regi- 
ment während  des  schwedischen  Feldzuges  in  Finland  1788 — 90.  Darauf  machte 
er  ornithologischer  Studien  halber  mehrere  hundert  Meilen  lange  mühsame  Reisen 
in  den  skandinavischen  Gebirgsgegenden  und  den  Küsten  Norwegens  entlang 
und  starb  an  Lungenschwindsucht  in  Upsala  1809.  Von  seinen  Schriften  mögen 
erwähnt  werden:  „Museum  naturalium  Söderforssiense"  (Stockholm  1788)  — 
„  Underrättelse  om  bästa  satt  et  att  bereda  och  förvara  djurs  hudar  och  foglar 


\ 


718  LINDBOTH.  —  LINDSLEY. 

f&r  naturalsamlingar''  (1796);  in  den  Verhandlungen  der  schwed.  Akad.  der 
Wissensch.  (1798):  „Syngnathus  Orülii,  upptäckt  och  beskrifven"  ;  in  Der  Artzt 
und  Naturforseher  (Bd.  VI):  „Beskrifning  pä  Ftdica  Ghloropua,  ny  scensi 
fogel^  —  „Om  en  dysphagia  a  scirrhis  ventrtculi'^  —  „Om  söttet  att  upp- 
stoppa  foglar**. 

Sacklön,  11.  Hedenins. 

Llndsay,  William  Lander  P. ,  zu  Perth,  war  in  Edinburg  geboren, 
wurde  daselbst  1852  Doetor,  publicirte  eine  Arbeit  über  die  Uebertragbarkeit  der 
Cholera  auf  Thiere  (Edinb.  Med.  and  Surg.  Joum.,  1854),  wurde  1854  Physieian 
am  Murray's  Institution  for  the  Insane  zu  Perth.  Er  war  aueh  ein  geschätzter 
Botaniker,  namentlich  im  Fache  der  Lichenen,  auch  Greologe,  und  publicirte: 
jyA  populär  hiatory  of  British  lichens"  (1856),  sowie  eine  Reihe  von  natur- 
wissenschaftlichen Aufsätzen  als  Ergebniss  seiner  weit  (bis  nach  Neu-Seeland)  ausge- 
dehnten Reisen.  Er  sehrieb  femer:  „The  superannuatton  of  officers  in  British 
hospitals  for  the  insane"  (1875)  und  „Mind  in  the  loioer  animals  in  health  and 
disease*^  (1877),  ausserdem  eine  lange  Reihe  von  Artikeln  über  Cholera,  Irresein, 
Toxikologie,  Therapie  und  Hygiene  im  British  Med.  Joum.  und  in  Med.  Times  and 
Gaz.,  auch  einen  Aufsatz :  „  Theory  and  practice  of  non-restraint  in  the  trecUment 
of  the  insane"  (Edinb.  Med.  Joum.,  1878).  Wegen  geschwächter  Gesundheit  gab 
er  1879  s^ne  Stellung  auf  und  starb  zu  Edinburg  am  24.  November  1880,  erst 
50  Jahre  alt.  Er  war  ein  gradsinniger,  von  Excentricitäten  nicht  ganz  freier 
Mann,  der  seine  Anstalt  zu  einer  Musteranstalt  zu  machen  verstanden  hatte,  dem 
diese  aber,  seinen  bedeutenden  Fähigkeiten  gemäss,  nicht  genügen  konnte,  obgleich 
er  nie  daran  dachte,  sich  um  eine  andere  Stellung  zu  bewerben. 

Edinb.  Med.  Joum.  1881,  XXVI,  2,  pag.  669.  —  Lancet.  1880,  II,  pag.  916.       G. 

'^'Lllidsley,  Harvey  L.,  zu  Washington,  D.  C,  geboren  am  11.  Januar 
1804  zu  Morris  co.,  N.  J.,  studirte  Medicin  in  New  York  und  Washington,  pro- 
movirte  an  letzterer  Universität  1828  zum  Dr.  med.,  machte  sich  unmittelbar 
darauf  in  Washington  als  Arzt  ansässig  und  hat  hier  bis  1872,  wo  er  sich  zur 
Ruhe  setzte,  prakticirt.  Eine  Reihe  von  Jahren  hatte  L.  auch  als  Professor  der 
Geburtshilfe  und  der  theoretischen  und  praktischen  Medicin  am  National  Med. 
Coli,  des  Dominion  of  Ganada-Staates  functionirt.  Ausser  seiner  Diss.  hat  L.  eine 
Reihe  von  Aufsätzen  geschrieben ,  so :  „Extirpation  of  cancerous  eye"  (Amer. 
Joum.  of  Med.  Sc.,  1830)  —  „On  cholera  infantum"  (Ibid.  1839)  u.  A.,  die 
theils  im  genannten  Journal,  theils  in  der  North  American  Review  und  im  Southern 
Literary  Messenger  etc.  veröffentlicht  sind. 

Atkinson,  pag.  119.  —  Callisen,  XI,  pag.  373.  Pgl. 


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Druck  von  Gottlieb  Gistel  &  Comp.,  Wien,  X.,  Aagustinerstraase  18. 


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CBARGELLEO 


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