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HARVARD COLLEGE
LIBRARY
nUM THB FUND OF
CHARLES MINOT
CLASSOP iftlS
1
BIOGRAPHISCHES LEXIKON
DSB
HERVORRAGENDEN AERZTE
ALLER ZEITEN UND TÖLKER.
UNTER MITWIBKüNa DER HERREN
Prof. A. ANA6N0STAKIS, Athen — Prof. ARNDT, GrelÜBwald — Prof. K. BARDELEBEK, Jena —
Dr. BILLINGS, Washington — Prof. Am. CANTANI, Neapel — Prof. CASPARY, Königsberg ~
Prof. CHRISTIANI, Berlin — Prof. v. d. CORPUT, Brüssel — Dr. C. E. DANllLS, Amsterdam —
Prof. ETJLENBUR6 , Berlin — Doc. FALK, Berlin — Prof. ▼. PLEISGHL, Wien — Oberstabsarzt
FROELICH, Leipzig — Doc. GRUENFBLD, Wien — Prof. HEDENID8, Üpsala — Prof. 0. HJELT,
Helsingfors — Doc. HORSTMANN, Berlin - Prof. HOSBXANN, Göttingen — Dr. KIAER. ChristianU —
Prof. KLEIKWAECHTER, Czemowitz. — Prof. KRONECKER, Bern — Prof. KUESSNER, Halle —
Prof. LOEBISCH, Innsbrntsk — Prof. LUCAE, Berlin — Prof. MAGNUS, Breslau — Prof. MARCHAND.
Mmrbnrg (Hessen) — Dr. PAGBL, Berlin — Dr. PBSZKB, Warschau — Dr. PETERSEN, Kopen-
hagen — Dr. 0. PETERSEN, St. Petersburg — Arzt PROKSCH, Wien — Pro£ PUSCHMANN, Wien —
Piof. SCHEUTHAUER, Budapest — Prof. SCHWIMMER, Budapest — Prof. F. SEITZ, Mttnohen — Prof.
STIEDA, Königsberg i. Pr. — Dr. W. STRICKER, Frankfkirt a. M. — Dr. VALENTIN, Berlin — Prof.
WALDEYER, Berlin — Regierungs- und Med.-Etath WERNICH, Cöslin — Prot WINTER, Leipzig
UND UNTER SPECIAL-REDACTION
V05
DR E. GURLT,
PK0R880R DBB CHnimOIE AV DER UKITEBSITiT BERLIV,
HERAUSGEGRBEN
TON
D-' AÜGUST^IRSCH,
PR0PB8S0B DER MBDICIK^U BEBUN.
DRITTER BAND.
Haab — Undsley.
WIEN UND LEIPZIG.
Urban & Schwarzenberg.
1886.
-Q-^ff-f
Nachdruck der in diesem Werke enthaltenen Artikel, sowie Uebersetzung
derselben in fremde Sprac/ien ist nur mit Bewilligimg der Verleger
gestattet.
r
H.
"^flaab, Otto H, zu Zürich 1850 geboren und dort auch, speciell unter
Ebbrth und Horner ausgebildet als Assistent, promovirte 1875 und habilitirte
sich 1878 als Specialarzt und Docent der Ophthalmologie in seiner Vaterstadt.
Ausser über einige pathologisch-anatomische Themata schrieb er über Tuberculose
des Auges , über Anophthalmie , Cortexhemianopsie und einen Mikrococcus der
Blennorrhoea neonatorum. Wem ich
Haaff, Gerhard ten H., 1720 geboren, soll erst als Militärarzt wirksam
gewesen sein und hat sieh danach als praktischer Arzt in Rotterdam etablirt , wo
er 1788 zum Lector ehirurglae am Collegium chirurgicura ernannt wurde, welches
Amt er mit einer „Rede over de noodige kennis van den aard en de huis-
houdelyke gesteldkeid van ket menschelyk lichaam, midagaders over de onaf-
scheidbare verwantschappen die er tusscken de genees- en heelkunde plaats
hebten*^ (1790 und 1792) antrat. Er starb 1791. Ausser einer grossen Anzahl
Abhandlungen, die von ihm seit 1757 in den „Verhandelingen der Hollandsche
Maatdchappy van Wetenschappen te Haarlem" und in den „Verhandelingen van
het Bataafsch^Genootschap te Rotterdam" publicirt wurden, schrieb er: „Körte
verhandeltng nopens de nieuwe xcyze om de Cataracta te genezen" (1791) -^—
TfVerhandeling over de voornaamste kwetsuren die den scheepsheelmeesteren
voorkomen mitsgaders over het niet of al afzetten der leden^ (1781; 1788),
bewirkte eine verbesserte Ausgabe von van Wyck's: „Proeve der redelyke heel-
künsi" (1775) und lieferte üeberselzungen von J. v. Hoorn's: „Siphra und Pua^
(1753) — B. Baron VON Störck's: „Unterricht der praktischen Medicin" (1779)
und C. Bicker's: „Materia medica practica" (1784). q g Daniels
Haaff, Gerhard Gysbert ten H., Sohn des Vorigen, 1749 in Rotter-
dam geboren, wurde Arzt in seinem Geburtsorte, wo er später als Secretär des
„Bataafsch Genootschap der proefondervindelyke wysbegeerte" fungirte. Er scheint
sieh viel mit der Chemie beschäftigt zu haben, wie aus einigen von ihm publicirten
Abhandlungen: „Scheikundige verhandeling over de olie, natuurlyk in de wyn-
moer bevat" — j, Scheikundige verhandeling over den zouten aanslag der
turßcoolen" — „ Verhandeling over het onderscheid tusschen delfstoffelyke en
plantenzuren, en over den invloed van dit onderscheid op de geneeskunst" —
tfVerbetei'de destilleerstoof van Boerhaave" und aus seiner 1799 erfolgten
Ernennung zum Mitgliede der Commission für eine Pharmacopoea Batava hervor-
geht. Er starb im December 1800. — Seine medicinischen Schriften sind:
Biogr. Lexikon. III. 1
2 HAAFF. - HAARTMAN.
Verhandeimg over de öorzaken en lehoedmiddelen ter voorkoming van de legen-
woordig meerdere sterfte t^an het volk op onze Oost- Indische schepen" — „Berigt
wegens een steatoma of spekgezwel in den buik gevormd en na den dood by
de opening van het lyk gevonden, q ^ Daniels
Haakmailll , Hermanus H. , 1776 in Amsterdam geboren, war in
seinem Geburtsort 40 Jahre praktisch wirksam und hat sich nicht allein als
tüchtiger Arzt, sondern auch als Medicus-poeta bekannt gemacht. Er starb im
Juli 1840. Er schrieb u. A. : „Verzameling van waarnemingen over de buik-
wanden^ — „Jets over den buikloop welke zieh menigmaal in het St. Pieters
gasthuis te Amsterdam vertoont^^ — „Proeven met het oorspronkelyk aqua
Binelli" — „ Bedevoering ter nagedachtenis van Nie. W, Rauwenh off. ^
C. E. Daniels.
Haar, Jacob van der H., 1717 im Haag geboren, war zuerst im
Militärdienst als Arzt wirksam und später als Wundarzt in s'Hertogenbosch. Im
Jahre 1790 als Lector der Chirurgie nach Amsterdam berufen, starb er da am
19. September 1799. Er hat sich durch sehr viele, meist chirurgische Schriften
bekannt gemacht, wovon wir hier als die vornehmsten erwähnen: „Körte Ver-
handeling van de geschoten tconden, benevens eenige bedenkingen over het in
en uitwendig behandelen van lyderen wier ledematen afgezet zyn" (1747) —
„ Verhandeling over de natuur en aart van de klier-, knoest- en kankergezwellen"
(1761) — „IJitgezochte Genees- en Ileelkundige Mengelschriften of Verhande-
lingen over gewichtige onderwerpen dier Wetenschap en Handkunst^ (2 Thle.,
1797) und gab u. A. auch eine holländische Uebersetzung von van Swieten's:
„Description abregne des maladies qui regnen t le plus commun^ment dans les
armSes j avec la methode de les traiter" (1762), welche selbst sechs Ausgaben
erlebte. Besondere Erwähnung verdient es noch, dass H. eine sehr gute Methode
angab, um Klumpfüsse zu behandeln und sich bei der Operation der Hasenscharte,
eben wie Knackstedt in Petersburg, eines vorbereitenden Verbandes bediente.
C. E. Daniöls.
Haartman, Johan H. , Professor der Medicin an der Universität zu
Äbo (Finnland), geboren am 19. September 1725, studirte in Äbo und Upsala
und wurde in Upsala Dr. med. 1754. In demselben Jahre zum Provinzialarzt in
Abo Lehn (Finnland) ernannt, entwickelte er eine grossartige ärztliche Thätig-
keit und verrichtete nach der damaligen Methode die erste Impfung von natür-
lichen Blattern. Bei der Einrichtung eines Krankenhauses in Abo wurde er dessen
Arzt 1759 und Professor der Medicin an der Universität 1764. Er hat sich um
die medicinische Wissenschaft und um die Veterinärkunde in seinem Vaterlande
grosse Verdienste erworben. Der Universität zu Abo vermachte er für die damalige
Zeit bedeutende Summen zur Errichtung neuer medicinischer Lehrstühle und
Stipendien. Er starb am 29. December 1787. Seine wichtigsten wissenschaftlichen
Werke sind : „ JJnderrättelse om de mäst gängbare sjukdomars igenkännande
och botande genom latta och enfaldiga husmedel" (Stockholm 1759; 2. Aufl.
Äbo 1765) — yjSciagraphia morborum" (Abo 1779 — 1781), eine systematische
Classification der Krankheiten — „Om peaten" (1772). Ausserdem verschiedene
Aufsätze in den Abhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften
(1758, 64, 65, 68 u. s. w.). 0. Hjelt.
Haartman, Gabriel Erik von H., Professor der Medicin in Äbo, war
daselbst am 9. März 1757 geboren, studirte in Äbo, Stockholm und Upsala und
wurde 1781 in Äbo zum Dr. med. promovirt. In demselben Jahre Professor der
Anatomie geworden, wurde er 1784 zum Professor der Anatomie und Chirurgie
ernannt und tibernahm nach dem Tode seines Verwandten, Prof. J. Haaktman,
den Lehrstuhl der praktischen Medicin 1789. Er war Rector der Universität in
der kritischen Zeit, in welcher die 700jährige Verbindung Schwedens und Finn-
lands durch den Krieg von 1808 — 1809 aufgelöst wurde. Er wurde 1811 geadelt
HAARTMAN. — HAASE. 3
nnd Yorsitzender des neuen Medicinal-Collegiums in Finnland und noch in dem-
selben Jahre zum Mitgliede des Regierungsconseils (des finnischen Senats) und
Chef der Finanzen ernannt. Durch seinen Einfluss wurde das Budget der Univer-
sität zu Äbo bedeutend erhöht. Unter seinen Schriften sind zu bemerken: „Mele-
temata quaedam de ulceribus et horacis in iisdem usu" (I, II, Abo 1781 — 1783).
Aufsätze medicinischen Inhaltes in den Abhandlungen der schwedischen Akademie
der Wissenschaften (1790, 91, 93). Er starb am 2. August 1815. q Hjelt.
Haartman, Karl Daniel von H., Professor der Chirurgie und Geburts-
hilfe in Helsingfors, geboren am 5. Mai 1792, studirte in Äbo, Upsala, London
und Edinburg, wurde 1817 zum Doctör der Medicin in Äbo promovirt und noch
in demselben Jahre Stadtphysicus und Arzt am Erankenhause daselbst. Er
war Lehrer an der dortigen Hebammenschule von 1825 — 1834. Nachdem eine
grosse Feuersbrunst 1827 das alte Äbo ganz zerstört hatte, wurde eine neue
Universität in Helsingfors errichtet und H. zum Professor der Chirurgie und Ge-
burtshilfe an derselben 1833 berufen, aber schon 1836 zum General-Director der
Medicinalverwaltnng Finnlands ernannt. Auf diesem Platze wirkte er fftr Ein-
richtung neuer Krankenhäuser und einer grossen Irrenanstalt bei Helsingfors und
stiftete auch die Gesellschaft der finnischen Aerzte 1835. Aus dem Dienste
wurde er auf sein Ansuchen 1855 entlassen und starb am 15. August 1877.
Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: „Casus chirurgici" (I, II, Äbo 1815 bis
1823) — „De indicationibua perficiendi vel instrumentorum aut sola manuum
ope periculosas dißicilesque parttis" (Helsingfors 1833) — „Handbok för
bamviorskor" (Äbo 1821) — ^Anvisning tili igenkännande af de allmännaste
sjukdomar hos menntskan" (I, II, Helsingfors 1844 — 45). q Hielt
Haase, Johann Gottlob H., geschickter Anatom, geboren zu Leipzig
im Jahre 1739, studirte daselbst Medicin und promovirte 1765. Nachdem er
einige Jahre Assessor der med. Facultät gewesen war, wurde er 1774 Prof. e. o.
der Anatomie und 12 Jahre später, 1786, ordentlicher Professor der Anatomie
und Chirurgie zu Leipzig, wo er am 10. November 1801 starb. H., der übrigens
seit 1787 auoh Mitglied der Göttinger Societät der Wissenschaften war, hat ein
grösseres Werk nicht geschrieben, sondern nur kleinere Abliandlungen, akademische
Programme und Dissertationen meist Aber anatomische und chirurgische Themata,
etwa 31 an der Zahl. Die Titel der wichtigeren sind: „Diss. de motu chyli et
lymphae glandulisque conglobatis^ (Leipzig 1778, 4.) — „Cerebri nervorumque
corporis humani anatome repetita^ cum duabus tabulis** (Ebenda 1781) —
ffF^ogr. myotomiae specimen, quo musculi pharyngis velique palatini observa-
iionibus quibusdatn illustrati continentur^ (Ebenda 1784 , 4.) — „Progr. de
admtnicults motus muscularts" (Ebenda 1785) — „De vasis cutis et intesti-
norum absorbentibus plexibus lymphaticts pelvts humanae annotationes anato-
micae^ (Ebenda 1786, Fol.) — „Progr. de nervo phrenico dextri laterts duplici
parisque vagi per collum decursu^ (Ebenda 1790, 4.; wieder abgedruckt
in Lüdwig's Collection: Script, neurol. minor., T. III) — „Progr. de fractura
colli ossis femoris cum luxatione capitis ejicsdem ossis conjuncta" (Ebenda
1798, 4.) etc.
Biogr. m6d. V , pag. 5. — Dict. hist. II , pag. 680. — Ind.-Catal. V , pag. 690.
Pgl.
Haase, Wilhelm Andreas H., geboren zu Leipzig am 30. Juni 1784
als Sohn des damaligen Professors der Anatomie, F. A. H. , studirte daselbst
Medicin, habilitirte sich 1804, promovirte 1807 und wurde 1820 ord. Prof. der
Therapie und Arzneimittellehre, welche Stellung er bis zu seinem am 19. August
1837 erfolgten Tode beibehielt. Er ist Verfasser eines grösseren Werkes : „ lieber
die Erkenntniss und Cur der chronischen Krankheiten^ (Leipzig 1818), sowie
von zahlreichen Programmen, namentlich über Anwendung des Quecksilbers bei
nicht-syphilitischen Krankheiten und über hautröthende Mittel. — Ein Yerzeichuiss
1*
4 HAASE. - HABERSHON.
seiner Scbriftcn, dem nur die unter H.'s Leitung verfasste DisEcrtation K. Gl. Wagnee's
„De prostatitidis pathologia^ (Lipsiae 1822) beizufügen ist, findet sich an dem
unten angegebenen Orte.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 1837, 2. Th., pag. 760. Winter.
Haase, KarlFriedrich H., zu Dresden, jüngerer Bruder des Vorigen,
war am 13. Februar 1788 zu Leipzig geboren, wurde daselbst 1812 Dr. phil.
und 1813 Dr. med. mit der Diss. : „De morbo coeruleo^, war Privatdooent der
Geburtshilfe und Kinderkrankheiten, gab zusammen mit L. Choulant, M. Küstner
und F. L. Meissner heraus: „Bereicherungen für die Oeburtahüfe , für die
Physiologie und Pathologie des Weibes und Kindes** (Leipzig 1821, Bd. I) und
wurde 1828 zum Professor der Geburtshilfe und Director des Entbindungs-Institutes
bei der medicinisch-chirurgischen Akademie in Dresden ernannt. Er schrieb weiter
noch: „De syphilidis recens natorum pathogenia commentatio" (Leipzig 1828)
und erstattete später eine lange Reihe von Jahresberichten über das von ihm
geleitete Institut in den geburtshilflichen Zeitschriften. Er starb am 10. November
1865 in der Ober-Lössnitz bei Dresden.
Callisen, VIII, pag. 6; XXVIU, pag. 332. G.
*Haas6y Karl Gustav H., Augenarzt in Hamburg, geboren am 21. Februar
1840 in Tönning, studirte zu Kiel, Tübingen, Berlin, Bonn, Paris und London. Er
promovirt'e 1864 und fungirte darauf als Assistenzarzt in der A. PAGENSTECBER'schen
Augenklinik in Wiesbaden. Im Jahre 1868 Hess er sich als Augenarzt in Ham-
burg nieder und wurde 1876 zum Oberarzt der Augenabtheilung des allgemeinen
Krankenhauses daselbst ernannt. Folgende Arbeiten rühren von ihm her : „ lieber
das Ligamentum pectinaium iridis^ (v. Graefe's Archiv f. Ophthalm., XIV) —
„Zur pathologischen Anatomie des Coloboma iridis et chorioideae (Ibid., XVI) —
„lieber ' neuroparalytische Hornhautentzündung** (Knappes Archiv für Augenheil-
kunde, IX) und verschiedene casuistißche Mittheilungen. HorBtinann
Habermann, Wilhelm David H., zu Rostock, war daselbst 1669
geboren, studirte dort, in Kopenhagen und in Königsberg, machte eine Reise
durch Liefland, Polen, Ungarn, Deutschland und Schweden, blieb einige Jahre in
Berlin, wurde in Rostock 1705 Dr. med., prakticirte dort und wurde 1706 zum
Professor der Medicin und Stadtphysicus ernannt. Er starb am 3. April 1715.
Seine hinterlassenen literarischen Arbeiten bestehen nur in etwas über einem Dutzend
Dissertationen und Programmen.
Blanck, pag. 57. G.
*Habershon, SamuelOsborneH., in London, studirte im Guy's Hosp.
daselbst, war Docent der allgemeinen und speciellen Pathologie und Therapie bei der
mit demselben verbundenen Schule und Physician des Hospitals, warde 1851 Dr. med.
bei der Londoner Universität, 1856 Fellow des Roy. Coli, of Physic, bei welchem
er 1874-75 Censor, 1871, 77, 78, 79 Consil. war und bei dem er die im
Nachstehenden genannten Vorlesungen und Festreden hielt. Schriften : „Patho-
logical and practical observations on diseases of the alimentary canal etc.**
(London, 2. edit. 1862; 3. edit. 1878; Philadelphia 1859; 1879) — „On the
injurious effects ofmer cur y in the treatment of disease" (1860) — „On diiseases
of the ktomach, the varieties of dyspepsia etc." (London 1866; 3. edit. 1879;
Philadelphia 1879) — „On the pathology and treatment of some diseases of
the liver" (Lettsomian lectures) (1872) — „On the pathology of the pneumo-
gastric nerve" (Lumleian lectures) (1877) — „The advancement of science by
experimental research, The Harveian oration" (1883). Ausserdem: „Etiology
and treatment of peritonitis" (Med.-Chir. Transact.); in den Guy 's Hosp. Reports:
„Some observations on the sympathetic nerve of the abdomen" — „Purpura"
u. 8. w., u. 8. w.
Medical Directory. Red.
HABICOT. — HACKER. 5
Habicot, Nicolas H. , geschätzter Lehrer der Anatomie uüd Chirurgie
geboren um das Jahr 1550 in Bonny (Gatinais), ging nach Paris, um dort
Chirurgie zu studiren. Nachdem er Magister chir. geworden, prakticirte er theils
im Hdtel-Dieu, theils als Militärwundarzt. Nebenher hielt er anatomische und
Operationscurse , die sich eines gewissen Rufes erfreuten. Er starb am 17. Juni
1624. Von seinen Schriften verdient als seine beste in wissenschaftlicher Beziehung
die über Tracheotomie hervorgehoben zu werden, betitelt : ;, Question chirurgicale,
dans laquelle il est d4montri que le Chirurgien doit absolument pratiquer
Vopdration de la bronchotomie^ autrement la perforation de la flute ou tuyau
du poumon" (Paris 1620). Am bekanntesten ist H. durch seine Schrift:
„Giganfosteologie, ou discours sur les os d'un gSant" (Paris 1613) geworden,
in welcher er ein in der Dauphin^e gefundenes, 25 Fuss langes Skelet für das des
Teutobochus, Königs der Cimbem, erklärte. Diese Ansicht wurde von Riolan d. J.
in einer anonymen Broschüre : „Qigantomachie^ bekämpft, in der das betreffende
Skelet einem Walfische zugeschrieben wurde. Es führte dieser Gegenstand zu
einer langen Polemik mit mehreren Repliken und Dupliken, die sich nicht inner-
halb der Grenzen einer wissenschaftlichen Discussion hielt, sondern schliesslich
sogar zu einem Parteistreit zwischen Chirurgen und Medicinem überhaupt ausartete. —
Von anderen Schriften H.'s sind noch zu nennen: „ProbUmes sur la nature, prSser-
vation et eure de la maladie pestilentielle" (Paris 1607, 4.), worin H. seine
aus drei Pariser Pestepidemien der Jahre 1580, 1596 und 1606 herrührenden
Beobachtungen niederlegte; ferner: „Semaine ou^pratique anatomiquey par
laquelle est enseignS par legons le moyen de les assembler les parties du Corps
humain les unes avec les autres , sans les intdresser" (Paris 1610, 4.; 2. Aufl.
Ebenda 1630; 3. Aufl. Ebenda 1660; holländ. Uebers. von Caspar Nollens,
Haag 1629), eine praktische Anleitung, die ganze Anatomie, wie es damals Sitte
war, an einem einzigen Cadaver innerhalb einer Woche zu demonstriren , ferner
„Paradoxe myologique, par lequel est dSmontrd contre Vopinion vulgaife, que
le diapkragme n'est pas un seul muscle" (Paris 1610),
Biogr. m6d. V, pag. 6—10. — Dict. bist. II, pag. 682. Pgl.
*Hack, Wilhelm H., aus Karlsruhe, wo er am 19. Juli 1851 geboren
wurde, studirte in Heidelberg und Wien. 1874 promovirt, Hess er sich 5 Jahre
später als Privatdocent für Laryngo- und Rhinologie, dann für Dermatologie und
Syphilidologie zu Freiburg i. B. nieder. Seine Schriften handeln neben einer
physiologischen Arbeit : ;, lieber das Resorptionsvermögen granulirender Flächen*'
über Gegenstände jener Specialfächer. Wem ich.
Hackel, Johann Christoph H. , zu Wien, war zu Klein-Pocken in
Böhmen am 10. Januar 1758 geboren , brachte seine frühe Jugend in Laibach
zu und wurde in Wien Doctor und später Arzt des Stadt- Convictes und des Taub-
stummen-Instituts daselbst. Er gab heraus : ;, Vollständige praktische Abhand-
lung von den Arzneymifteln v. s, w/* (3 Bde., Wien 1793) — „Kurzgefasste
Beschreibung und praktische Erläuterung der in die Pharmakopoe für öster-
reichische Staaten neu aufgenommenen Arzneikörper^ (Ebenda 1795) — n^''^'
leitung zum zweckmässigen Gebrauche der zur Erhaltung der Gesundheit, des
Lebens . . . nöthigen Dinge" (2 Bde., Ebenda 1799) — „Theoretisch-praktische
Abhandlung über die Natur ^ Verwandtschaft, . . . der hartnäckigsten, lang-
wierigsten Krankheiten" (2 Bde. , Ebenda 1807). Zunehmende Augenschwäche,
zuletzt gänzliche Erblindung nöthigten ihn. die Praxis aufzugeben. Er starb am
26. Mai 1814. Der Lieder-Componist Anton H. (1799 — 1846) war sein Sohn.
v. Wurzbach, VII, pag. 157. G.
Hacker, Heinrich August H., geboren zu Dresden am 25. April 1 80 1 ,
studirte in Leipzig Medicin, promovirte daselbst im März 18:^4 und war seit 1825
als Docent für 'innere Medicin, namentlich für syphilitische Krankheiten, thätig.
6 ACKER. — HAEBERL.
über welche er auch das Referat für Schmibt's Jahrbücher der gegammten Medicin
seit Begründung derselben übernommen hatte. Er besass als Specialarzt für die
letztgenannten Krankheiten lange Jahre hindurch einen sehr grossen Ruf und starb
zu Leipzig nach langem Siechthum an einem Rückenmarksleiden Anfang October 1865.
H.'s Schriften, welche namentlich für die Geschichte der Syphilis Wichtigkeit
haben, sind folgende: „Dias, de difficüi morborum quorundam ob neglectam
diaetam curatione^ (Leipzig 1824) — „lAteratur der syphilitischen Krank-
heiten von 1794 bis mit 1829" (Ebenda 1830) — „Neueste Literatur der
syphilitischen Krankheiten von 1831 — 1838" (Ebenda 1839) — „Praktisches
Sandbuch der syphilitischen Krankkeiten (L Bd. : Blennorrhoen" (Ebenda
1837 ; mehr nie erschienen). Ausserdem gab H. im Vereine mit A. F. Hohl den
„Medicinischen Argos" von 1839 — 1842, von 1843 ab allein, heraus, den (letzten)
Jahrgang 1845 mit dem Zusätze „Zeitschrift für Kritik und Antikritik auf
deni Gebiete der Medicin". Winter. — Proksch.
Hacquet, Belsazar (Balthasar) H. , 1740 in Le Conquet in der
Bretagne, nach Anderen 1739 in Metz geboren, kam etwa 1768 nach Oester-
reich , wo er Dienste als Wundarzt in der Armee annahm und eine Zeit lang am
Lyceum zu Laibach (Krain) die Stelle als Professor der Anatomie, Chirurgie und
Hebammenknnst inne hatte. Später wurde H. beständiger Secretär der Gesell-
schaft für Agricultur und Künste in genannter Stadt. Im Jahre 1788 übertrug
ihm der Kaiser von Oesterreich die Professur der Naturgeschichte und Medicin an
der Universität zu Lemberg und ernannte ihn zum Bergrath in Wien. H. erfreute
sich der Protection van Swieten's. Während der Zeit von 1774 — 1787 machte
er mehrere Studienreisen zur Erforschung der physikalischen Geographie Croatiens,
des Karpathengebirges , wie überhaupt der österreichischen Länder. Er starb am
10. Januar 1815 zu Wien. Sein Hauptwerk ist betitelt: „Oryctographia Car-
niolica , oder physikalische Erdbeschreibung des Herzothums Krain , Istrien
und zum Theil der benachbarten Länder" (Leipzig, Bd. I, II 1778 — 80;
III 1784; 4.). Ferner rühren von H. verschiedene Reisebeschreibungen her, so:
„Mineralogisch-botanische Lustreise von dem Berge Terglou in Krain zu dem
Berge Glockner in Tyrol im Jahre 1779" (Wien 1784, 8.) — „Physikalisch-
politische Reise aus den Dinarischen durch die Julischen etc. Alpen etc."
(Leipzig I, II 1785, III, IV 1787) und viele andere Schriften mit meist bota-
nischem, mineralogischem oder sonst naturwissenschaftlichem Inhalt.
Biogr. med. V, pag. 10. — Poggendorff, I, pag. 98 i. Pgl.
*Hadden, Walter Baugh IL, in London, ist am 21. Mai 1856 zu
Birkenhead in Cheshire geboren , studirte in der Liverpooler medicinischen Schule,
im St. Thomas' Hosp. zu London und in Paris (unter Chabcot) , war House
Surgeon und Assistent des anatomischen Prosectors in der Liverpool Royal Infirmary,
Assist. House Physic. im St. Thomas* Hosp., so^de pathologischer Prosector und
Medical Registrar daselbst; er wurde 1879 Doctor bei der Londoner Universität
und lebt seit 1882 als Consulting Physician in London. Er übersetzte für die New
Sydenham Society Charcot's Vorlesungen: „Localization of cerebral and spinal
diseases" (1882), verfasste die Schrift: „The pathology of canine chorea" (1883),
lieferte: „Medical Registrar* s Report" (St. Thomas' Hosp. Rep. 1879, 82), ferner:
„Du myxoedhne" (Progres mödical 1880) — „The nervous Symptoms of
myxoedema" (Brain 1882) — „Symmetrical degeneration in spinal cord and
medulla oblongata" (Transact. of the Pathol. Soc. 1882) und weitere Beiträge
zu diesen (1882, 83) und den Transact. of the Clin. Soc, St. Thoraas' Hosp. Rep.,
Brain, Brit. Med. Journ. , Lancet, Lond. Med. Record u. s. w. j^^^
Hadrianus, s. Adriani, Bd. I, pag. 61.
Haeberl, F r a n z X a v e r von H., in Erlkam , einem Dörfchen bei Holz-
kirchen in Oberbayern, am 26. März 1759 geboren, studirte die Arzneikunde
HAEBERL. 7
zuerst in Ingolstadt und begab sieh im Jahre 1783 nach Wien, um sich unter
Stoll weiter ausznbilden. Im Jahr darauf in Ingolstadt zum Doctor promovirt,
auf Grrnndlage. einer vortrefflichen Diss. : „De febrihus annuts et in specie de
fehri aesttva anno 1785 in nosocomio Trinit. Vindobon, observatis*^ (München
1784) gelang es ihm bald durch hervorragende Bildung unter den Münchener
Aerzten zu Vertrauen in weiteren Kreisen der Bevölkerung zu gelangen. Als
Arzt in zwei von geistlichen Orden , den Barmherzigen Brüdern und den Elisa-
bethinerinnen , gehaltenen Spitälern lernte er die Nachtheile der mangelhaften
Einrichtungen derselben für die nothwendige Lüftung der Krankenzimmer kennen und
forschte nun rastlos nach Mitteln zur Entfernung der verdorbenen Luft aus den-
selben. Als Frucht seiner auf solche bezüglichen Studien gab er zwei Schriften
heraus, zuerst den: „Entwurf von Verbesserungsanstalten in dem Krankensaale
zum heiligen Maximilian bei den barmherzigen Brüdern*^ (München 1794) und
später: „ Wünsche und Vorschläge zur Errichtung eines allgemeinen Kranken-
hauses in München" (Ebenda 1799). Seine Vorschläge fanden bei der Regierung
und dem Magistrate von München geneigtes Ohr. Im Jahre 1813 stand das nach
seinem Plane erbaute allgemeine Krankenhaus auf einem freien Platz am Sendlinger
Thor fertig; ein ausgedehntes Gebäude im länglichen Viereck mit 54 Kranken-
sälen mit je 12 Betten, 36 Separatzimmern und* einem mit einer Galerie ver-
sehenen Operationssaal. Im gleichen Jahre gab er eine ausführliche Beschreibung
desselben und der für die Lufterneuerung dort getroffenen Einrichtungen in seiner :
„Abhandlung über öffentliche Armen- und Krankenpflege" heraus. Wenn das
Haus mit seinen zwei Stockwerken und dem den Hof verengenden Mittelbau auch
nicht den hygienischen Anforderungen der Jetztzeit entspricht, so bot es durch
die Vereinigung der Kranken aus früher getrennten kleinen Krankenanstalten
grosse Vortheile für den klinischen Unterricht, zu dem es zuerst für die chirur-
gische Schule und später für die Universität zur Verwendung kam. H. ward der
erste Director des neuen Krankenhauses und hielt als Lehrer der praktischen
Arzneikunde an der landärztlichen Schule eine auch noch von den jüngeren Aerzten
der Hauptstadt viel besuchte Klinik. Bei Errichtung der medicinisch-praktischen
Lehranstalt im Jahre 1824 zog er sich von seinem bisherigen Wirkungskreise und
aus München zurück auf sein Landgut zu Bayerdiessen am Ammersee, wo er noch
bis zu seinem am 23. April 1846 an Apoplexie erfolgten Tode im Genüsse länd-
licher Ruhe lebte. Sein 50j ähriges Doctorjubiläum feierte er am 16. Februar 1834
zu München im Kreise seiner t'reunde und Collegen. An diesem Tage wurde ihm
vom Münchener ärztlichen Verein eine Ehrendenkraünze überreicht und der Magistrat
der bayerischen Hauptstadt beschloss, ihm ein Denkmal in der Vorhalle des
Krankenhauses errichten zu lassen.
Erinnerung an das öOjährige Doctorjubilänra des Dr. Franas Xaver v. Haeberl.
München 1834. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 1846, pag. 896. f. Seitz.
Haeberl, Simon von H., am 25. October 1772 in München geboren,
Hess sich nach Beendigung seiner medicinischen Studien in Ingolstadt in seiner
Vaterstadt als praktischer Arzt nieder. Bei einer auch manchmal über die Mauern
derselben sich, ausdehnenden praktischen Thätigkeit lernte er die besonders in
ländlichen Gemeinden fühlbaren Mängel des damaligen Medicinalwesens kennen und
widmete sich, im Jahre 1 802 zum Medicinalrath ernannt, mit ganzer Energie der
Besserung derselben. Bereits im folgenden Jahre ward durch ihn das Institut der
Physicate und des Landes-Medicinalcomit^s in's Leben gerufen. Mit dem Beginn
des Feldzuges im Jahre 1806 trat er als Generaldirector sämmtlicher Feldspitäler
an die Spitze des Feldspital wesens. Nach seiner Rückkehr von dem Kriegsschau-
platz in Schlesien und Polen wurde er als Obermedicinalrath an die Spitze des
Sanitäts Wesens in Bayern gestellt. Als solcher führte er die gesetzliche Schutz-
pockenimpfung ein , gründete die Central- Veterinärschule und legte schon im Jahre
1808 den Entwurf des sogenannten organischen Edicts vor, d. h. der königlichen
Verordnung, durch welche das Medicinalwesen in Bayern in einer dem damaligen
8 HAEBERL. — HAECKEL.
Stande der ärztlichen Wissenschaft und den Anforderungen der Öffentlichen Gesund-
heitspflege entsprechenden Weise geregelt wurde. Dasselbe bildete die Grundlage
der stufenweisen Ausbildung der von H. durch spätere Yollzugs-Instructionen im
Einzelnen geordneten bayerischen Medicinalverfassung. Mit dem Rücktritte seines
Gönners und Freundes, des genialen Ministers des Innern, des Grafen von
Montgelas, im Jahre 1817 erblich- der Stern H.'s. Die vom ihm repräsentirte
medicinische Section im Ministerium musste einem Ober-Medicinalcollegium weichen,
dessen erster Rath er zwar blieb, das zu fragen aber ganz im Belieben des
Ministers lag. Viele seiner Entwürfe blieben unausgeführt. Er zog sich mehr
von der Öffentlichen Thätigkeit zurück und widmete sich um so eifriger der ärzt-
lichen Praxis, an deren Ausübung er durch ein mehrjähriges Leiden, das ihn des
Gebrauchs der unteren Extremitäten beraubte, frühe gehindert wurde und dem er
am 1. April 1831 erlag. Die Aerzte Bayerns ehrten seine Verdienste durch zwei
Denkmale: ein kleines in der Vorhalle des allgemeinen Krankenhauses und ein
grösseres auf seinem Grabe.
J. Bapt. v. Wenzl, Uinriss des Lebens nud der letzten Erankheitsgeschichte
Dr. Simon v. Haeberl's. München 1833. F. Seitz.
*Haeckel, Ernst Heinrich H., am 16. Februar 1834 zu Potsdam
geboren, wurde in Merseburg, wohin sein Vater versetzt war, erzogen und studirte
in Würzburg und Berlin, namentlich unter Jon. Müller, Virchow und Kölltker
Medicin und Naturwissenschaften. Nachdem er in Berlin auf Grund der Diss. :
„De teils quibusdain Ästaci fluviatilis^ (1847) «promovirt hatte, Hess er sich
dort als praktischer Arzt nieder. Sein reger wissenschaftlicher Eifer bestimmte
ihn jedoch, sich ganz den Naturwissenschaften zu widmen. Daher ging er nach
Italien, um dort während der Jahre 1859 und 1860, namentlich in Neapel und
Messina, zoologische Studien zu machen, als deren Resultat: „Die Radiolarun^
(Berlin 1862) erschienen. Inzwischen hatte er sich 1861 in Jena für vergleichende
Anatomie habilitirt; schon 1862 wurde er ausserordentlicher, 1865 ordentlicher
Professor der Zoologie an derselben Universität. H.'s Untersuchungen, in denen
er sich als ein vortrefflicher Beobachter zeigt, beziehen sich meist auf Gattungen
niederer Seethiere, welche er auf verschiedenen Reisen beobachtete. So sammelte
er das Material zu den: „Beiträgen zur Naturgeschichte der Hydrornndusen*^
(Leipzig 1865) an der Nordsee und am Mittelmeer, zu der: „Entwicklungs-
geschichte der Siphonophoren" (Utrecht 1869) und zu den: „Studien über die
Moneren^ (Bd. I der „Biologischen Studien", Leipzig 1870) auf einer grossen
Reise im Jahre 1866 nach England, Lissabon, Madeira, den Canarischen Inseln,
Marokko, Spanien und Frankreich, zu den: „Arabischen Korallen" (Berlin 1876),
auf einer Reise nach Aegypten und dem rothen Meere im Jahre 1873, und eine
Reise nach Indien, vorzugsweise Ceylon, beschrieb er in den: „Indische Reise-
briefe" (Berlin 1883). In London lernte er 1866 Darwin kennen, dessen Über-
zeugtester und eifrigster Anhänger in Deutschland H. wurde. Als Hauptwerk auf
dem Gebiete des Darwinismus und der Entwicklungstheorie erschien von H. 1866
„Generelle Morphologie der Organismen" (Berlin), welchem auf demselben Gebiete
„Natürliche Schöpfungsgeschichte" (Berlin 1868; 1870; 1872; 1873; 1874
1875; 7. Aufl. 1879) — „Änthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des
Menschen" (Leipzig 1874; 3. Aufl. 1877) und: „Die Kalkschwämme" (Berlin
1872) folgten. H.'s Lehre der Descendenz-Thcorie beruht auf dem Satze, „dass
sich die durch Anpassung erTvorbenen Veränderungen vererben" und dass in Folge
dieser Eigenschaft die Entwicklungsgeschichte des einzelnen Embryos in abgekürzter
Weise eine Entwicklungsgeschichte der Arten gäbe, und seine Schrift über die
Kalkschwämme soll die „analytische Lösung des Problems von der Entstehung
der Arten" liefern. Auf Grund dieser Anschauung hat H. Stammbäume der Thiere
und Pflanzen entworfen und sie bis zu den einfachsten und unvollkommensten
Organismen zurückgeführt , welche er unter dem Namen „Protisten" oder „Zellinge"
in einem besonderen neutralen organischen Naturreich vereinigt. Die hauptsäch-
HAECKEL. — DE HAEN. 9
lichsten darauf bezüglichen Schriften sind: „Studien zur Oastraea- Theorie^
(Bd. II der „Biologischen Studien", Leipzig 1877) und: „Dds Protistenreich"
(Leipzig 1878). Diese einheitliche Zusammenfassung der gesammten lebenden Welt
hat, neben zahlreicher Zustimmung, auch zahlreiche Entgegnungen her\'orgerufen,
z. B. von His, GOETTE, MiCHELis, ViRCHOW, Sempkr, mit welchen sich H. zum
Theil durch die Streitschriften: „Ziele und Wege der heutigen Entwicklungs-
geschichte'^ (Jena 1875) und: „Freie Wissenschaft und freie Lehre gegen
Virchow** (Stuttgart 1878) auseinander zu setzen suchte. Ausser den ge-
nannten Schriften erschienen noch: „Die Perigenesis der Plastidule oder die
Wellenzeugung der Lebenstheilchen*^ (Berlin 1876) — „Das System der Medusen*^
(Jena 1879) — „Metagenesis und Hypogenesis von Aurelia aurita. Beitrag
zur Entwicklungsgeschichte der Medusen'^ (Ebenda 1881) und ferner eine Reihe
Vorträge: ;, Ueber die Entstehung und den Stammbaum des Menschengeschlechts"
(Ebenda 1865; 3. Aufl. Berlin 1873) — „Ueber Arbeitstheilung in Natur- und
Menschenleben*' (Berlin 1869) — „Entwicklungsgang und Aufgabe der Zoologie**
(Jena 1869) — „Das Leben in den grössten Meerestiefen** (Berlin 1870) —
„lieber die Urkunden der Stammesgeschichte** (Berlin 1876) — »Die heutige
Entwicklungslehre im Verhälfniss zur Gesammtwissenschaft** (Stuttgart 1877) —
rtDie Naturanschauung von Darwin^ Goethe und Lamarck** (Jena 1882),
welche theils in der Virchow - HoLTZENDORFF*8chen Sammlung, theils in den:
^Gesammelten populären Vorträgen aus dem Gebiete der Entwicklungslehre
von E. Haeckel^ (Bonn 1878 — 79) erschienen sind.
Brockhaus, Conversations-Lexikon, Bd. VII, pag. 864. V.
* Haeckermaun, Wilhelm H., am 25. Juni 1817 in Greifswald geboren,
dort auch ausgebildet und 1840 promovirt, wirkt seit 1843 als Arzt, seit 1853
als Physicus, seit 1870 als Prof. extraord. in seiner Vaterstadt. 1863 gab er
ein „Lehrbuch der Medicinalpolizei" (Berlin) heraus. Wernich.
^Haellsten, Konrad Gabriel H., zu Paltamo (Nord - Finnland) am
18. August 1835 geboren, studirte in Helsingfors, später in Heidelberg und Paris.
1869 habilitirte er sich an erstgenannter Universität für Physiologie und wurde
3 874 zum Professor der Anatomie und Physiologie ernannt. Er schrieb: „Om
refraktion orh ackommodation i enimHropiska och ametropiska ögon** (Helsing-
fors 1865) — „Studier om kraftförvandling i vitala processer** (Ebenda 1869);
femer ein „Lärobok i ophthalmometri** (Ebenda 1872) — „Handledning för
•nybegynn, vid histologiska öfningar** (Ebenda 1877) — „MatSriaux pour
servir ä la connausance des crdnes des peuples finnois** (1881), sowie über
die Bewegungen des Protoplasmas und die Verwandlung der Kraft in vitalen
Processen. Wernich.
de Haen» Anton de H. , aus dem Haag (December 1704 bis 13. Mai
1776), einer der bedeutendsten Schüler Boebhaave*s, wurde durch seinen früheren
Mitschüler van Swieten bei der durch diesen bewirkten Neugestaltung des med-
ciniscben Unterrichts in Oesterreich als Lehrer der medicinischen Klinik nach Wien
berufen. H. übte sehr bald durch seine dem Vorbilde Boeehaave's nacheifernden
Vorträge grosse Anziehungskraft auf nahe und weite Kreise, zog sich aber auch
durch seine herrische, allen Ncuemngen (z. B. der Inoculation der Blattern) feind-
liche Gemüthsart vielfache Abneigung zu. Zu seinen Verdiensten gehört die,
allerdings schon von Früheren , z. B. von Boerhaave, empfohlene, diagnostische
Ver^-erthung des Thermometers. Von der unter seinen Augen gemachten Erfindung
der Percussion nahm H. — gleich fast allen seinen Zeitgenossen — keine Notiz.
Seine Hauptschrifteu sind: „Batio medendi in nosocomio practico etc.** (Wien
1758 — 1779, 18 Bde.) — „Praelectiones in H. Boerhaavii institutiones
pathologicas** (Frankfurt und Leipzig 1776). jl Haeser.
10 HAENEL. — HAESER.
Haenel, Albert Friedrich H. , geboren 1 800 in Leipzig, promovirte
daselbst zum Dr. med. 1823 mit einer Dissertation: „De apina ventosa^ (Leipzig
1823, 4., nebst 1 Kpfr.), wurde dann Privatdocent und später ausserordentlicher
Professor an dieser Universität. Er war Mitarbeiter und seit 1832 Redacteur an
einer damals viel gelesenen Zeitschrift: „Summarium des Neuesten aus der in-
und ausländischen Medicin" und verfasste ein Werk: „Hodegetica medtca, seu
de medicinae studio Über, quem tironum causa scripsit*' (Leipzig 1831, 4.);
ferner eine „Diss. de variis indicationibus et contraindicationibus de tempore
et locoy quo membrorum amputatio instituenda est^ (Ebenda 1821, 4.). IL starb
im Alter von 33 Jahren am 21. April 1833. Seine Bibliothek wurde von seiner
Wittwe der med. Gesellschaft zu Leipzig geschenkt.
Dict. liist. II, pag. 687. — Callisen, Vllf, pag. 19; XXVIII, pag. 338.
Pgl
*Haeser, Heinrich H., zu Breslau, ist am 15. October 1811 in Rom,
wo zu jener Zeit sein Vater, Musikdirector in Weimar, sich aufhielt, geboren,
genoss seine Erziehung in Weimar, wo ihn, ausser der in der Familie heimischen
Musik und den classischen Studien , auch die naturwissenschaftlichen anzogen,
denen er sich, sowie der Medicin, von 1830 an auf der Universität Jena widmete.
Die medicinische Facultät derselben, welcher Kieser, K. W. Stark, K. Hüschkb
angehörten, stand noch ganz im Banne der Naturphilosophie, welcher auch die
Schüler und mit ihnen H. huldigten. Letzterer erlangte 1834 mit derDiss. : „De
influentia epidemica" die Doctorwürde, begann nach einer längeren wissenschaft-
lichen Reise, auf welcher er die wichtigsten deutschen und österreichischen Univer-
sitäten besuchte, 1835 in dem ihm als Wirkungskreis angewiesenen Städtchen
Auma (S.-Weimar) die ärztliche Praxis auszuüben, habilitirte sich jedoch 1836 in
Jena als Privatdocent der Medicin und bekleidete mehrere Jahre hindurch die
Stelle eines Secundararztes der Poliklinik. Er begann nach und nach, wie viele
seiner jüngeren Zeitgenossen, die naturphilosophischen Bahnen zu verlassen, indem
er sich in die französische und englische Medicin vertiefte und vor Allem durch
die physiologischen Arbeiten JOH. Müller's angezogen wurde. Er veröffentlichte
seine „Historisch-pathologische Untersuchungen. Als Beiträge zur Geschichte
der Volkskrankheiten" (2 Bde., Dresden und Leipzig 1839 — 41), stellte eine
„Bibliotheca epidemiographica , sive catalogus librorum .... conscriptoruin"
(Jena 1843; 2. edit. Greifswald 1862) zusammen, nachdem er Ende 1839 zum
Prof. e. 0. befördert worden war und von 1840 an die Herausgabe des „Archiv
fdr die gesammte Medicin" begonnen hatte. Durch dieses von einer Reihe
jüngerer Mitarbeiter getragene und unterstützte Journal, welches bis 1849 erschien,
und zu welchem H. noch von 1840 — 42 ein „Bepertorium für die gesammte
Medicin" herausgab, sowie durch die Mitwirkung von H.'s Collegen Schleiden,
zu dem sich darauf noch A. Siebert, F. Ried, E. Martin gesellten und denen
noch später Aug. Förster sich anschloss, gelang es nach und nach, der neuen
Richtung in Jena den Sieg über die natui^philosophische zu verschaffen, obgleich
der Streit noch Jahre lang fortgeführt wurde. H. selbst gab, nach den umfang-
reichsten Quellenstudien, das Werk seines Lebens, das „Lehrbuch der Geschichte
der Medicin und der Volkskrankheiten" (Jena 1845) heraus, das in mehreren
neuen Bearbeitungen (2. Aufl., 2 Bde., 1853, 59, 65; 2. Abdruck 1867; 3. Aufl.,
3 Bde., 1875, 82) bis zur Jetztzeit weitergeführt worden ist. 1846 war H. zum
Prof. ord. der Medicin ernannt worden, jedoch wurden die Zustände in Jena, zumal
seit dem Jahre 184«, so unerfreuliche, dass er sich 1849 entschloss, seine Ent-
lassung zu nehmen und zur Herausgabe einer mcdicinischen Zeitschrift nach
Leipzig übersiedelte. Zu erwähnen sind noch einige kleinere in die Jenaischc Zeit
fallende Arbeiten H.'s , so, ausser einer von ihm schon als Student verfassten
gekrönten Preisschrift: „De radii lucis violacei vi magnelica" (Jena 1832, 4.) —
„Die menschliche Stimme, ihre Orgnne, ihre Ausbildung .... Für Sänger ....
dargestellt" (Berlin 1839, mit 2 Taff.) — „De Sorarto Ephesio ejusque :r2ol
HÄESER. — HAGEDORN. 11
Yuvauceici>v xadüiv libro nuper reperto programma^ (Jena 1840, 4.) — ;, Ueber
den gegenwärtigen Standpunkt der pathologischen Chemie des Blutes u. s, w. ^
(Ebenda 1846); auch gab er das von Geüneb hinterlassene grosse Quellenwerk,
die „Scriptores de sudore anglico superstites" (Ebenda 1847) heraus. Noch im
Jahre 1849 wurde er indessen als Professor ord. au die Universität Greifs wald
berufen, wo er einen umfangreicheren Wirkungskreis gewann, die sehr vermehrte
zweite Auflage seiner Geschichte der Medicin bearbeitete und daneben einige kleine
Schriften erscheinen liess, wie: „Die Vaccination und seine neuesten Gegner, Mit
besonderer Rücksicht auf Carnois „Essai de mortalitd compar^e avant et
depuis Vintroduction de la Vaccine en France^ (Berlin 1854) — „Diss. de cura
degrotorum publica a christianis oriunda^ (Greifs wald 1856) — „Geschichte
christlicher Krankenpflege und Pßegerschaften*' (Berlin 1857) — „Ueber das
Sittliche in dem Berufe des Arztes" (Greifswald 1860). 1862 siedelte er in
gleicher Eigenschaft, mit dem Charakter als Geh. Medicinalrath, an die Universität
Breslau über, wo er die dritte, noch ungleich mehr erweiterte Bearbeitung seiner
Geschichte der Medicin herausgab, für Pitha-Billroth's Handb. der allgem. und
spec. Chir. eine „ Uebersicht der Geschichte der Chirurgie und des chirurgischen
Standes" (1864) und eine ähnliche Abhandlung später (1879) auch für die
„Deutsche Chirurgie" (Liefg. 1) schrieb, einen „Grundriss der Geschichte der
Medicin" (Jena 1884) verfasste, zusammen mit A. Middeldorpf das „Buch der
Bündth-Ertzney. Von Heinrich von Ffolspeundt, Bruder des deutschen Ordens
1460" (Berlin 1868) herausgab und eine kleine Schrift: „Zur Geschichte der
medicinischen Facultät Greifswald" (Breslau 1879) publicirte. 1884 ha,tte er das
Glück, in gewohnter Rüstigkeit und Geistesfrische sein 50jähriges Doctor-Jubiläum
zu begehen. Seine Lehrthätigkeit erstreckte sich auf allgemeine Pathologie, Arznei-
mittellehre, specielle Pathologie und Therapie, Eneyklopädie und Geschichte der
Medicin. In der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Jena hatte er eine Kinder-
heilanstalt gegründet.
Günther, pag. 151. — Brockhaus, Convers.-Lex. 13. Aufl. , VIII, pag. 885.
Red.
Hafeureffer, Samuel H., geboren 1587 zu Herrenberg in Württemberg,
prakticirte Anfangs in Eirehheim und anderen kleinen Städten, bis er zum Pro-
fessor der Medicin in Tübingen ernannt wurde. Hier starb er am 26. September
1660. Die Titel seiner Werke sind dem Geschmacke der damaligen Zeit angemessen,
80 : „Raphael artem medicam feliciter tum inchoanti tum ahsolvendi troctan-
dique informans etc." (Tübingen 1622; Frankfurt 1629; Ulm 1642); ferner:
r,Unda Bethesdae repullulans" (Tübingen 1629) — ;,navoo)r£ibv aioXoSspjjiov,
sive nosodochium cutis, in quo cutis eique adhaerentium partium affectus omnes,
singulari methodo et cognoscendi et curandi fidelissime traduntur etc," (Ebenda
1630; Ulm 1660) — „Vexillum Raphaeliticum per medicinam et vitam
communem volans" (Tübingen 1631) — „Monochordon symbolico-hiomantium
abstrusissimam pulsuum doctrinam ex harmoniis musicis, dilucide figurisque
oculariter demonstrans etc." (Ulm 1640) — „Officina iatrica, continens phar-
maca selecta hippocratica , galenica et hermetico-paracelsica juxta morborum
seriem, causarumque indicem düposita et condita" (Ebenda 1653, 8.) — „De
corde ejusque affectu gravissimo syncope" (Tübingen 1658, 4.) — ryDysenteria
maligna epidemica" (Ebenda 1660f 4.).
Biogr. mM. V, pag. 15. — Dict. hist. II, pag. 688. Pgl.
Hagedorn, Marius H. , zu Dessau, war daselbst am 5. März 1771
geboren, erlernte dort auch die Chirurgie, vervollkommnete sich in derselben bei
ECKOLDT in Leipzig, studirte von 1800 an in Berlin, dann in Wien und kam
1804 nach Dessau zurück, wo er Leibchirurg der Herzogin Louise Henriette
Wilhelm ine und als Impfarzt gerichtlicher Wundarzt und Medicinal Assessor
angestellt wurde. Er starb am 30. Mai 1813 und hinterliess folgende Schriften :
12 HAGEDORN. — HAGEN.
„Beschreibung und bildliche Darstellung der von Dr. Gall im Gehirne ent-
deckten Organe, in welcher Form und La^e sie sich äusserlich am Schädel
darstellen u. s, w.^ (Leipzig 1803) — „Abhandlung über den Bruch des
Schenkelbeinhalses; nebst einer neuen Methode, denselben leicht und sicher zu
heilen^ (Ebenda 1808, m. 2 Epft.). Der von ihm empfohlene Apparat, der von
DzoNDi etwas modificirt wurde, hat, wie bekannt, eine Zeit lang eine gewisse
Berühmtheit behauptet.
Schmidt, Anhalt'scbeB Schriftsteller- Lexikon, pag. 129. G.
* Hagedorn, Werner H. , Geh. Sanitätsrath in Magdeburg, geboren
am 2. Juli 1831 zu Westhausen im £ichsfeld, studirte in Berlin, war Schüler
von Johannes Müller (dessen Assistent er zwei Jahre lang war) und von
B. V. Langenbeck, promovirte 1854 mit der Diss. : „De forcipe Schoelleriana obste-
trica" , wirkt am Magdeburger Krankenhause seit 1855 zuerst als Assistenzarzt
und seit 1863 als dirigirender Arzt der chirurgischen Abtheilung. Besondere
Schriften hat er nicht yerfasst, aber eine Reihe von Mittheilungen über von ihm
gemachte Beobachtungen und Erfindungen veröffentlicht, z. B. in v. Langenbeck's
Archiv (Bd. XVIII, XXVI, XXVIII, XXIX) und in den Verhandlungen der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie (1875, 77, 80, 81, 82, 83). ßed.
Hagen, Christian Thedel Heinrich von H. , auch bekannt unter
dem Namen ab Indagine, geboren 1714 in Salzliebenhalle bei Hildesheim, studirte
in Helmstädt Medicin und promovirte daselbst. In der Folge wurde er Professor
der Botanik in Braunschweig und Stadtphysicus daselbst. Er starb im Juli 1776.
Ausser einigen Memoiren in den „Gelehrten Beiträgen zu den Braunschweig'schen
Anzeigen" veröffentlichte er: „Diss. de medico vulneratum cur ante a sectione
cadaveris non excludendo** (Helmstädt 1749,4.) und „Gründliche Beschreibung
des Helmstaed tischen Gesundbrunnens , nebst einem. Unterricht, wie derselbtge
zu gebrauchen^ (Ebenda 1756).
Biogr. in6d. V, pag. 17. Pgl.
Hagen, JohannPhilipp H. , geboren zu Tuntzenhausen , einem kleinen
Dorfe in Thüringen, im Jahre 1734, starb als königlich preussischer Hofrath,
Professor der Geburtshilfe beim Collegium medico-chirurgicum und Hebaramen-
lehrer zu Berlin. In frühester Jugend schon hatte H. mit bitterer Noth zu kämpfen,
denn sein Vater, ein dem Trünke ergebener Tagelöhner, starb früh und hinter-
liess seine Familie im grössten Elende. Ein Verwandter in Frankfurt a. 0. nahm
sich des vaterlosen Knaben an und behielt ihn durch 6 Jahre hindurch bei sich,
bis er ihn im Jahre 1748 zu einem Frankfurter Barbier in die Lehre gab. Bei
diesem blieb IL 4 Jahre, bis er als Gehilfe in eine Barbierstube zu Berlin
eintrat. Die freie Zeit, die ihm diese Stellung liess, benutzte er, Vorlesungen an
der damaligen medicinisch-chirurgischen Schule zu hören. Im Jahre 1757 trat er
als Lazarethchirurg bei der Armee Friedrich's des Grossen ein und blieb
beim Heere bis zum Jahre 1763. Nach beendetem siebenjährigen Kriege kehrte H.
nach Berlin zurück und füllte, durch die Unterstützung eines Freundes dazu
ermöglicht, die Lücken seines Wissens aus, indem er an der medicinischen Schule
die Vorlesungen über Geburtshilfe, Physiologie, chirurgische Operationen u. dergl. m.
besuchte. 1765 unterzog er sich vor dem Collegium medicum der Prüfung als Chirurg
mit gutem Erfolge. In demselben Jahre wählte ihn der Erbprinz Peter vonCur-
land als Leibchir argen auf und nahm ihn, Januar 1766, nach seiner Residenz-
stadt Mitau mit. Seine materielle Lage war in Mitau eine günstige, da er da-
selbst eine einträgliche ärztliche Praxis hatte. In seiner Stellung als Leibchirurg
erhielt sich aber H. nicht lange, da er sich mit dem Leibarzte des alten Herzogs
G. BlKENTHEüSEL, einem Ignoranten und Charlatan, überwarf. 1769 wurde er des
Dienstes entlassen, blieb aber noch in Mitau bis 1772, wo er nach Berlin reiste
und sich daselbst eine privilegirte Barbierstube kaufte. 1774 ernannte ihn der
r
HAGEN. 13
Berliner Stadtmagistat zum Chirargas forensis mit der Pflicht, die Insassen der
öffentlichen Häaser bezüglich ihrer Gesundheit zu controliren. 1777 wurde er
Assessor chirurgiae beim Obercollegium medicum und 1779, nach Henckbl's
Tode, Hebammenlehrer. Als solcher unterrichtete er auch die in Berlin studirenden
Chirurgen. H. starb am 12. December 1792. Nach seiner von ihm selbst ge-
schriebenen Biographie scheint er ein wenig verträglicher Mann gewesen zu sein,
der aus Conflicten mit seinen Berufsgenossen nie herauskam. Er schrieb ziemlich
Viel, doch sind seine Schriften in Folge seiner mangelhaften allgemeinen medici-
nischen Bildung von nur geringem Werthe. Sein bestes Werk noch ist sein
„Hebammenlehrbuch*' (2 Bde., 8., Berlin 1789; weitere Auflagen Elbing 1785;
1787; 1791). Er cultivirte insbesondere den operativen Theil der Geburtshilfe.
Seine von ihm selbst — wie bereits erwähnt — geschriebene Biographie findet
sich in Stabk's Archiv für Geburtshilfe etc., Bd. V, Stück 1, 2, 3, 4. Dieselbe
entwirft ein anschauliches Bild über die Verhältnisse der Militär- und Civil-
Chirurgen in Preussen zur Zeit F r i e d r i c h's des Grossen.
Biogr. D 6d. V, pag. 18. — AlJg. Deutsche Biogr. X, pag. 339.
Xleinwächter.
Hagen, Karl Gottfried IL, geboren zu Königsberg am 24. December
1749, Anfangs Hofapotheker daselbst, studirte später Medicin, promovirte daselbst
zum Dr. med., wurde 1775 Docent, 1779 Prof. e. o. und 1788 Prof. ord. bei
der medicinischen Facultät. Nachdem er 1 804 den Titel Mag. art. erhalten hatte,
wurde er 1807 zum Professor der Physik und Naturgeschichte bei der philoso-
phischen Facultät zu Königsberg ernannt und starb daselbst am 2. Mäiz 1829.
H.'s Schriften sind hauptsächlich naturwissenschaftlichen Inhalts. Wir nennen:
„Diss, de stanno^ (Königsberg 1776) — „Chymische Untersuchung von der
Hauen Farberde" (Ebenda 1773) — „Lehrbuch der Apothekerkunst" (Ebenda
nnd Leipzig 1778, 8.; 1781; 1786; 1792; 1806) — „Tentamen histcriae
lichenum et fjraesertim Prussicorum" (Ebenda 1782) — „Grundriss der Experi-
mentalchemte , zum Gebrauche bei dem Vortrag derselben^ (Königsberg und
Leipzig 1786) u. a.
Biogr. m6d. V, pag. 16. — Poggendorff , I, pag. 992- Pgl.
* Hagen, Friedrich Wilhelm H., zu Dottenheim in Mittelfranken am
16. Juni 1814 geboren, studirte in Erlangen und München und wurde an ersterer
Universität 1836 promovirt. Nach mehrjähriger Thätigkeit als praktischer Arzt
trat er 1844 als Assistent an der Erlanger Irrenanstalt ein, dirigirte von 1849 bis
1859 die Kreis-Irrenanstalt in Irrsee und wurde dann Director der Kreis-Irrenanstalt
zu Erlangen und ausserordentlicher Professor daselbst. Seine Arbeiten behandeln
zahlreiche Gegenstände aus dem Gebiete der Psychiatrie. Hervorzuheben sind:
rfDte Sinnestäuschungen" (Leipzig 1837) — „Beiträge zur Anthropologit"
(Erlangen 1841) — „Psychologische Untersuchungen" (Braunschweig 1847) —
„Statistische Untersuchungen über Geisteskrankheiten" (Erlangen 1876) —
^Ueber Nierenkrankheiten als Ursache von Geisteskrankheiten" (Zeitschr. für
Psych., Bd. XXXVIII). Wernich.
* Hagen, Ernst Richard H., in Leipzig, ist zu Saalfeld (Ilerzogthum
Sachsen-Meiningen) am 9. October 1823 geboren, studirte in Berlin, Leipzig und
Wien, wurde 1850 zum Doctor promovirt, ist seit 1850 praktischer Arzt in
Leipzig, seit 1864 Specialarzt für Ohren-, Nasen-, Rachen- und Kehlkopf-
kranke und seit 1865 Docent an der dortigen Universität. Eine Poliklinik für
Ohrenkran^e leitet er seit 1864, eine solche für die anderen genannten Kranken
seit 1877. Im Jahre 1876 wurde er zum Prof. e. o. der Medicin ernannt. Er
fibersetzte englische und französische medicinische Werke (Rilliet und Barth Ez'
Kinderkrankheiten; Bürgess, Das Klima von Italien u. s. w.) und schrieb:
„Pathologische Beiträge zur Ohrenheilkunde" (Heft 1 — 6, Leipzig 1866 — 69) —
^Die Pflege des Ohrs im gesunden und kranken Zustande u, s. w," (Leipzig 1867;
14 HAGEN. — HAGENBüT.
französ. Uebers. von Ch. Delstanchk, Paris 1868) — „Anleitung zur klinischen
Untersuchung und Diagnose*^ (Leipzig 1872 ; 4. Aufl. 1882 ; engl. Uebers.
nach der 2. Aufl. von G. E. Gramm, New York und Philadelphia 1881), nebst
mehreren pharmakologischen und therapeutischen Schriften und einer Anzahl von
Journalartikeln. ^^^
Hagenbach, Aerzte und Naturforscher in drei Generationen, zu Basel. —
Der Grossvater, Karl Friedrich H., war daselbst am 29. Juni 1771 geboren,
studirte von 1791 an in Basel, Strassburg, Erlangen und Göttingen Medicin, wurde
1795 in Basel Doctor derselben und war daselbst und in der Umgegend einer der
beliebtesten Aerzte. Von 1802 — 1820 bekleidete er die Professur der Botanik
und Anatomie und während einer kürzeren Zeit die der praktischen Medicin an
der ihrer Reorganisation wartenden Universität. Sein Hauptwerk ist eine „Flora
Basileensis^ (2 Bde., 1821, 1834; Supplem. 1843); eine eigene Art der Fragaria
wurde nach ihm „Hagenbachia" benannt. 1845 hatte der philosophisch und ästhetisch
sehr gebildete Mann, der in seinem Berufe unausgesetzt praktisch und wissen-
schaftlich, wenn auch nicht literarisch thätig war, das Glück, sein 50jähriges
Doctor-Jubiluum zu begehen und starb am 20. November 1849. — Von seinen
Söhnen starben zwei, Johann Jakob H. , der als Entomolog und Conservator
am königl. Museum in Leyden sich einen Namen gemacht hatte, bereits 1827
und der folgende, Eduard H., 1843, schon vor ihm.
/ Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 27, 1849, II, pag. 930. G.
Hagenbach, Eduard H. , zu Basel, jüngster Sohn des Vorigen, war
daselbst am 16. Juli 1807 geboren, studirte in Strassburg, Heidelberg, Berlin und
Paris und wurde 1833 zu Basel mit der ausgezeichneten, auf eigene Untersuchungen
basirtcn Diss. : „Disquisitiones anatanncue circa musculos auris internae hominis
et mammalium ; adjectis animadversionibus nonnullis de ganglio auriculari
sive otico" (Basel 1^833, 4., c. 4 tabb.) zum Doctor promovirt. Neben dem prak-
tischen Berufe, den er nunmehr ergriff, beschäftigte er sich fortwährend noch mit
anatomischen und physiologischen Untersuchungen und wendete namentlich der
vergleichenden Anatomie seine Aufmerksamkeit zu. Seine Arbeit: „Die Pauken-
höhle der Neugeborenen. Ein Beitrag zur vergleichenden Anatomie des Gehör-
. oxgans" (Leipzig 1835, m. 1 Taf.) ist eine weitere Ausdehnung der in seiner
genannten Dissertation niedergelegten Untersuchungen. Ausserdem veröffentlichte
er eine Reihe von grösseren und kleineren Aufsätzen in J. Müller's Archiv für
Physiologie, die sämmtlich den Charakter der Gediegenheit, Schärfe und Genauig-
keit an sich tragen und von Abbildungen begleitet sind, die von seiner Hand
meisterhaft gezeichnet waren. Aber auch als Arzt erfreute er sich grossen Zu-
trauens, jedoch hinderte ihn seine Kränklichkeit, eine ausgebreitete Praxis zu
erwerben. Er starb, noch nicht 36 Jahre alt, zu Gossau am 6. April 1843, eine
schöne Sammlung anatomischer Präparate dem Museum seiner Vaterstadt hinterlassend.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 21, 1843, I, pag. 279. — Callisen, XXVIIl,
pag. 344. G.
* Hagenbach, Eduard H., als Sohn des Vorigen am 5. Mai 1840 in
Basel geboren, studirte daselbst, in Göttingen, Berlin, Prag und Paris und wurde
1864 promovirt. 1868 wurde er Oberarzt des Kinderspitals, 1872 Prof. extraord.
in Basel. Mit Liebeemeister zusammen publicirte er: „Aus der medicinischen
Klinik in Basel" (Leipzig 18.68) und neben grösseren und kleineren Journal-
artikeln den Abschnitt „Keuchhusten" in Ger3ARDT*s Handbuch der Kinder-
krankheiten. V^ernicli.
Hagenboth, s. Hagenblt.
/Hagenbut (Haynpol, Hagenboth, Hambut, Hanbut), Johannes H.,
besser bekannt unter dem schlecht latinisirten Namen Janus CornariüS, einer
der eifrigsten und verdientesten der medicinischen Philologen des 16. Jahrhunderts,
HAGENBÜT. — HAGER. 15
wurde in Zwickau im Jahre 1500 geboren. Nachdem II. eine ungenügende Schul-
bildung genossen, ging er im Alter von 18 Jahren, von Wissensdrang getrieben,
nach Leipzig, wo er nach zwei Jahren es so weit brachte, dass er seinerseits
Unterricht ertheilen konnte. Besonders widmete sich H. dem Studium der griechischen
Sprache. Im Alter von 21 Jahren wurde er als Professor der Philosophie nach
Wittenberg berufen. Das Studium der Tbeologie, das er eine Zeit lang, einem
Wunsche seiner Eltern zu Liebe aufgenommen hatte , gab er wieder auf , begann
Hedicin zu studiren und wurde, 23 Jahre alt, Licentiat dieser Wissenschaft.
Dann bereiste IL England , Holland , Frankreich, lebte darauf ein Jahr in Basel,
im Umgänge mit Krasmus und anderen Gelehrten, die ihm speciell beim Studium
der griechischen Classiker beistanden und die erste Anregung zur Veranstaltung
leiner berühmten Ausgabe des Hippokrates gaben. Nach seiner Rückkehr in die
Heimath wurde IL zuerst Physicus in Nordhausen, dann Stadtphysicus in Frank-
furt a. M. 1542 berief ihn der Landgraf Philipp als Professor der Medicin
nach Marburg, wo er bis 1546 blieb, um dann nach einem etwa 11jährigen Auf-
enthalte in seiner Vaterstadt, im Jahre 1557 als Professor nach Jena zu gehen,
wo er aber schon wenige Monate nach seiner Ankunft am 16. März 1558 an
einem apoplectischen Anfalle starb. Von seinen Schriften muss in erster Linie
genannt werden die von ihm als Frucht 15jähriger Arbeit veranstaltete Ausgabe
des Hippokrates (Venedig 1544, 8/), die erste, welche auf Vergleichung von
Handschriften beruht. Auch zu den Ausgaben anderer griechischer Autoren, wie
des Galen, Paulus von Aegina, Dioscorides, Adamantiüs, Aetiüs u. A. machte
er erhebliche Zusätze und Emendationen. Ferner schrieb H. : „ Universae rei
medicae epigraphe seu enumeratio" (Basel 1529, 4.; 1534) — „De peste libri
duo^ (Ebenda 1551) — .^Medicina, siva medtcus, liber unus^ (Basel 1556) u. A.,
meist unbedeutende Schriften, die nicht gentigt haben würden, den Autor berühmt
ra machen, der allein durch seine Ausgaben der griechischen medicinischen Classiker
sieb in der Geschichte der Medicin unsterblich gemacht hat.
Biogr. med. III, pag. 329. — Dict. hist. III, pag. 1. — Haeser, Geschichte der
Medicio, IT, pag. 17. Pgl,
Hagendorn, Ehren fr ied IL, geboren am 22. Januar 1640 in Wohlau
in Schlesien, studirte Medicin in Leipzig und Jena und promovirte an letzterer
üniTcrsität 1667 zum Dr. med. Hierauf Hess sich H. als Arzt in Görlitz nieder,
wo er mit grossem Erfolge prakticirte, auch zum Leibarzte des Kurfürsten
ernannt wurde und Mitglied der k. k. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher
war. H. starb am 27. Februar 1692 an einem apoplectischen Anfall. Er lieferte
viele Beiträge zu den Miscellanea genannter Akademie und verfasste ausserdem
mehrere selbstständig erschienene grössere Abhandlungen, wie: „Martini Rulandi
patris secreta spagirica , sive plerorumque medicamentorum Rulandinorum
genuinae descriptiones cum scholiis" (Jena 1676) — j^lractattcs physico-medicus
de catechu, sive terra Japonica in vulgus sie dicta^ (Ebenda 1679) — „Obser-
vationum et historiarum medico-practicaium rariorum centuriae tre^^ (Rudol-
Btadt 1698; Görlitz 1698). Die kleineren Aufsätze H.*s in den oben genannten
Miscellanea betreffen chemische und zoologische Themata.
Sein Eloginm schrieb Sainuel Ledel in Mise. Acad. Nat. Cur. 1694, Bec. 3, II
(»PP). pag. 75—96. — Biogr. m6d. V, pag. 19. — Dict. hist. III, pag. 3- — Poggen-
dorff, I, pag. 993. Pgl^
*Hagens, Paul H,, am 21. October 1840 in Gross-Glogau geboren, auf
dem Friedrich Wilhelms-Institut zu Berlin bis 1867 ausgebildet, wirkt als Ober-
Btabsarzt in Danzig und hat neben einer Reihe populär-wissenschaftlicher Aufsätze,
besonders über die praktische Verwendbarkeit einiger Arzneimittel (Chinoidinum citr.,
Sublimat in Form von Injectionen etc.) gearbeitet. Wernich.
Hager, Michael H., zu Wien, war am 14. Februar (oder März) 1795
«i Hennannstadt in Siebenbürgen geboren, wurde 1822 in Wien Doctor, 1825
Id HAGER. — HAGÜENOT.
k. k. Rath und Stabsfeldarzt, ord. Prof. der Chirurgie und Operationslehre an der
k. k. med.-ohimrg. Josephs - Akademie , ordentlicher Beisitzer der permanenten
Feldsanitäta-Commission, Mitglied der medicinischen Facultät und der Josephs- Aka-
demie und consultirender Arzt bei der k. k. ungarischen adeligen Leibgarde. Von
seinen zahlreichen, auf dem Gebiete der Chirurgie verfassten Schriften, die keine
grosse Bedeutung haben, aber dennoch die von dem Verfasser gemachten Erfah-
rungen verwerthen , führen wir an ; „ Ueber die Erhaltung der Äugen und den
zweckmässtgtn Gebrauch der Brillen" (Wien 1823) — n^^^ chirurgischen
Operationen*^ (Ebenda 1831, mit 4 Kpft.) — „Die Brüche und Vorfälle,
beschrieben und durch Beispiele erläutert" (1834) — »Die Entzündungen u, s. w."
(1836) — ;, Die Knocken brüche, die Verrenkungen und die Verkrümmungen u. s. w. **
(2 Bde., 1836, m. 6 Kpft.) — ffDie Wunden und Risse, Quetschungen und
Erschütterungen" (2 Bde., 1837) — ,,Die Geschwülste; u. s. w." (1842, mit
1 Taf.) — „Die allgemeine Pathologie und Therapie in Ueber einstimmun' j
abgehandelt und durch Beispiele erläutert" (1843) — „Die fremden Körper
im Menschen u. s. w." (1844) — „Die Entzündungen und Eiterungen am
menschlichen Körper u. s. w." (2 Bde., 1846). Bis 1848, in welchem Jahre die
Josephs-Akademie aufgelöst wurde, hielt er in derselben Vorlesungen über Chirurgie
und chirurgische Klinik. Er schrieb darauf noch: „Die Anzeigen zu Amputa-
tionen, Exarticulationen , Resektionen und Trepanationen, die Nervenkrank-
heiten und die Auswüchse am menschlichen Körper u. s. w." (1849). Er starb
am 24. November 1866.
V. Wurzbach, VII, pag. 199. — Callisen, VIH, pag 28; XXVIII, pag. 344.
Gurlt.
Hagströmer, Anders Johan H., Professor der Anatomie zu Stockholm,
General-Director der schwedischen Krankenhäuser, geboren am 8. September 1753,
studirte zuerst in Upsala Medicin, wurde aber 1769 aus Armuth gezwungen, als
Chirurg sich auszubilden und in den Militärdienst als Unterchirurg einzutreten.
Er wurde Mitglied der chirurgischen Societät 1776, Dr. med. in Abo 1781, Pro-
sector der Anatomie in Stockholm 1782 und Prof. e. o. 1785. Während des
Krieges in Finnland 1788 — 1790 errichtete er in Stockholm auf Befehl des Königs
eine Vorbildungsanstalt für angehende Militärärzte, wurde Prof. ord. der Anatomie in
Stockholm 1793 und Vorsitzender der chirurgischen Societät 1795. Nach Auflösung der
letzteren im Jahre 1797 wurde er Mitglied des Collegium medicum, General-Director
der schwedischen Krankenhäuser 1808, in den Adelsstand erhoben 1812. Von
seiner Professur auf Ansuchen 1823 entbunden , starb er am 8. März 1830.
Der anatomischen Anstalt in Stockholm schenkte er 1807 seine bedeutenden
Sammlungen von Präparaten , Büchern , chirurgischen Instrumenten u. s. w. Er
war auch einer der Stifter der Gesellschaft der schwedischen Aerzte. H. hat sich
grosse Verdienste um das medicinische Studium in Schweden erworben und durch
seinen Einfluss kräftig zur Beseitigung der lange Zeit in Schweden zwischen den
Aerzten und Chirurgen obwaltenden Missverhältnisse beigetragen, indem das medi-
cinische und chirurgische Studium miteinander vereinigt wurde und die Verwaltung
des ganzen Medicinalwesens dem Collegium medicum übergeben wurde. H. hat
eine grosse Menge von medicinischen Aufsätzen und Beobachtungen in den Ab-
handlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften, in „Läkaren och
Naturforska j.en" , einer von ihm zusammen mit Prof. Kraak 1781 gegründeten
Zeitschrift, in Svenska Läk. Sällsk. Handlingar u. s. w. veröffentlicht.
0. Hjelt.
Hagnenot, Henri H., als Sohn des Arztes Jean-Henri IL am 26. Januar
1687 in Montpellier geboren, studirte daselbst Medicin und zeichnete sich bald so
sehr aus, dass er schon im Jahre 1711 als Mitglied in die Soci6t6 royale des
BOiences seiner Vaterstadt aufgenommen werden konnte. Ein eigens für seinen Vater
creirter Lehrstuhl an der medicinischen Facultät wurde von dieeem an ihn selbst
abgetreten, und H. bekleidete denselben etwa 50 Jahre lang mit gleichem Erfolge
HAGÜENOT. — HAHN. 17
als akademischer Lehrer. Im Alter von 80 Jahren gab er seine Professur auf und
jBOg sich mit dem Titel eines Professeur-doyen-vöt^ran in's Privatleben zurück. Er
starb im Alter von 84 Jahren am 11. December 1775. Sein Vermögen, besonders
seine Bibliothek, vermachte H. , da er kinderlos war, dem Hötel-Dieu Saint-£loi,
dessen beständiger Syndicus er bei Lebzeiten gewesen war. Die Mehrzahl seiner
Schriften sind in den Memoiren der Acad. royale des sciences von Montpellier
enthalten, so: „Mdmoire sur le mouvement des intestina dans la passton tltaque"
(Ibid. 1713), enthält die Resultate viviseotorischer Forschungen tlber Ileus; ferner:
„M^, sur Vhydrophohte** — „MSm. concemant une nauvelle mithode de
traiter la virole^ (Montpellier 1734), Behandlung mit Mercurialeinreibungen und
Bädern — „Mem. sur le danger des inhumations dans les dglises" (Ibid. 1748).
Selbstständig sind erschienen: „Tractatus de morbis extemis capitis^ (Avignon
1750) — „Otia phystologica, de circulatione, de pulsu arteriorum et de motu
musculorum" (Ebenda 1753, 4.).
Biogr. m6d. V, pag. 19. — Dict. bist. III, pag. 4. Pgl.
Hahn, Johann Sigmund H. (der Vater)^ praktischer Arzt und Stadt-
pbysicus in Schweidnitz (Schlesien), geboren daselbst am 23. November 1664,
stodirte Medicin in Leipzig und Leyden. Hier promovirte er im Jahre 1689 zum
Dr. med. Eine Zeit lang bekleidete er die Stellung eines Leibarztes beim Thron-
folger Polens, Jakob Sobiesky. IL starb am 6. October 1742. Er ist besonders
bemerkenswerth dadurch, dass er in seinen Schriften : „Peterswälder Oesundhetts-
hrunn" (Schweidnitz 1732, 4.) und „Psychroluposia veterum renvoata, jam
recocta oder wiederaufgewärmtes alt kalt Baden und TAnlcen^ (Leyden 1738)
anf den in Vergessenheit gerathenen Nutzen des Gebrauches des kalten Wassers in
der Therapie wieder aufmerksam macht, ein Verdienst um die praktische Medicin,
das in noch weit grösserem Maassstabe seinen beiden Söhnen zukommt.
Dict. bist. If, pag. 5. — Adolf Erismann, Dr. Job. Sig. Habn und das kalte
Wasser im Jahre 1743. Aaraa 1874. p l
Hahn, J 0 h a n n 6 0 1 1 f r i e d von H., als Sohn des Vorigen am 18. Januar
1694 zu Schweidnitz geboren, studirte von 1714 an in Leipzig Medicin, wo er
1717 Magister phil. und in demselben Jahre Dr. med. wurde. Er Hess sich 1718
als Arzt in Breslau nieder, wo er bald sehr gesucht und beliebt im Publicum
wurde. Nach der Occupation Schlesiens durch Preussen ernannte Friedrich der
Grosse ihn zum Decan des Collegium medicum und verlieh ihm den Adel, doch
bald raffte ein Blasenleiden ihn auf der Reise nach Karlsbad in seiner Vaterstadt
Scbweidnitz am 1. Mai 1753 hin. H. beschäftigte sich vorzugsweise mit der
Blatternkrankheit, welche er für einen Entwicklungs- und Reinigungsprocess des
Körpers hielt. Seine darauf bezüglichen Schriften sind : „ Variolarum antiqui-
tates** (Vratisl. 1733) — „Garbo pestilens a carbunculis sive variolis veterum
distinctus^ (1736) — „Variolarum ratio exposita" (1751) — „Morbilli vario-
larum vindices"* (1753).
Comfiientarii de rebus in scientia naturali et medicina gestis. 1754, III, pag. 173
und Bnrg. Lebensbeschreibung des J. G. v. H. Breslau 1755. — A. Hirsch, in Allgem.
Deutsche Biographie. X, pag. 362. y
Hahn, Johann David II., geboren am 9. Juli 1729 zu Heidelberg,
studirte hier Medicin und promovirte 1751 in Leyden. 1753 zum Professor der
Philosophie, Experimentalphysik und Astronomie in Utrecht ernannt, wirkte er als
solcher 22 Jahre lang, nachdem er 1759 auch noch den Lehrstuhl für Botanik
und Chemie mit ttbernommen hatte. Im Jahre 1775 erhielt er einen Ruf als
Professor der Medicin nach Leyden, wo er bis zu seinem Tode, am 19. März 1784,
verblieb. Seine Schriften bestehen aus kleineren , sehr interessanten akademischen
Abhandlungen über Gegenstände aus der Chemie und Toxikologie ; wir nennen :
„Diss, de efficacia mixtionis in mutandis corporum voluminibiis" (Leyden 1751) —
Biogr. Lexikon. IIT. 2
18 HAHN. — H AHNEMANN.
„Disa, mechanica de potentns oblique agenttbus*^ (Utrecht 1755, 4.) — „OraL de
chemiae cum hotanica conjunctione utilt et pulchra" (Ebenda 1759, 4.) —
„ExpUcatio quaesttonum matlifmaticarum de maximo et mtnimo in scientia
machinali^ (Ebenda 1761, 4.) — „Diss. de igne** (1765, 4.) — „Oratio de
mtUuo mcUheseoa et chemiae auxüio" (Ebenda 1768); endlieh die lesenswerthe
Abhandlung: „Oratio de usu venenornm in medicina^ (Utrecht 1773, 4.; Edit.
nova Leipzig 1775), in der er nach einem kurzen historischen Abriss über die
Einführung der medicamentösen Gifte in die Therapie, über die Lehre von den
Gegengiften und über die Autoren der besten Schriften über Toxikologie gegen
den Missbrauch, der damals mit den heroischen Mitteln getrieben wurde, kämpft
und sein Jahrhundert ein „toxikophiles" nennt.
Biogr. m6d. V, pag. 20. — Dict. bist. II l, pag. 7. Pgl.
*HalLIly Eugen H., aus Orteisburg, geboren am 27. April 1841, aus-
gebildet besonders durch Wilms in Berlin und hier auch 1865 promovirt, wirkte
als praktischer Chirurg und wurde 1880 Director der chirurgischen Abtheilung
des städtischen Krankenhauses am Friedrichshain daselbst. Neben zahlreichen chirur-
gischen Einzelaufsätzen und Vorträgen auf den Chirurgen-Congressen rühren von
ihm folgende umfangreichere Arbeiten her : „ Ueher Drainage der Bauchhöhle*^
(1873) — „üeber bemerkenswerthe Urinfisteln beim Weibe" (1879) — „lieber
operative Behandlung der Niere durch Fixation etc." Wernich
Hahnemaim , Samuel Friedrich Christian H. , als Stifter der
Homöopathie weltbekannt, wurde am 10. April 1755 als Sohn eines Porcellan-
malers in Meissen geboren, besuchte erst die Stadtschule, dann die berühmte
Fürstenschule seiner Vaterstadt. Er zeichnete sich als Schüler aus und war auch
als Student rastlos fleissig, indem er noch darauf angewiesen war, sich durch
Unterricht und Uebersetzungen den LebcDSunterhalt zu verdienen. Hernach wanderte
er, theils Studien, thcils Broderwerbs halber, weithin durch Deutschland, Oester-
reich bis nach Hermannstadt, wurde in absentia Erlauger Dr. med. und kam nun
nacheinander in die verschiedensten Städte Mitteldeutschlands, um dann von 1816
bis 1822 in Leipzig zu bleiben. Während er sich vor Allem durch ärztliches
Prakticiren seine Subsistenz zu sichern hatte, wandte er sich auch häuslichen
Studien , vornehmlich chemisch - pharmaceutischen , zu ; er arbeitete über Arsenik-
vergiftung, erfand brauchbare Weinproben, stellte das nach ihm benannte lös-
liche Quecksilberpräparat dar u.a.m. Bald aber, nachdem er auch mannigfache
fremdländische Schriften durchforscht und übertragen hatte und, wie er gelegent-
lich andeutet, durch Leetüre von Büchern englischer Aerzte angeregt, verfiel er
darauf y den giltigen Lehren der Mediciner seiner Zeit, ihren Doctrinen über die
(nicht chirurgischen) Krankheiten und namentlich ihrer Behandlungsart den Hand-
schuh hinzuwerfen und die von ihm als Ersatz ausgeklügelte „homöopathisch-
dynamische" Heilmethode theoretisch zu construiren, didactisch auszubilden, sowie
praktisch zu üben. Nachdem er sich an der Leipziger Hochschule als Docent
niedergelassen hatte, aber durch die Gegnerschaft der Professoren keinen Zulauf
als Lehrer und von der Regierung die Genehmigung zum Selbst-Dispensiren sieh
vorenthalten sah, siedelte er nach Cöthen über, wo er sich herzoglicher Gönnerschaft
erfreute. Im 80. Lebensjahre schloss er einen zweiten Ehebund mit einer extra-
vaganten Französin, mit der er nach ParLs zog; dort starb er am 3. Juli 1843,
nachdem er an der Seine, obwohl Fremder und unter den Augen geschätzter
ärztlicher Grössen, zu einträglicher Clientel gelangt war. — Sein Wirken hat eine
umfangreiche Literatur von Freunden und Gegnern wachgerufen. Er selbst will
zu seinen Lehren , die er zuerst m ärztlichen Zeitschriften, namentlich Hcfeland's
Journal, veröffentlichte und mit deren Darstellung er sich, im Gegensatz zu seinen
Nachfolgern, vorzugsweise an das ärztliche, viel weniger an das Laienpublikum,
übrigens auch ohne Angriffe auf einzelne medicinische Persönlichkeiten, wandte, durch
aufmerksame Beobachtung der Ileilvorgänge der Natur und sich daran knüpfende
HÄHNEMANN. 19
Eiforschimg der Wirkung von Arzneimitteln an Gesunden gekommen sein. Will
man jetzt unparteiisch das Auftreten dieser nicht gewöhnlich veranlagten Persön-
lichkeit beurtheilen, so ist nicht zu übersehen, dass der Zustand der Medicin,
namentlich der praktischen Heilkunde zu jener Zeit, und ganz besonders in Deutsch-
land, kein erfreuliebes Bild darbot. Von erleuchteten Köpfen abgesehen, bewegte
sich die Mehrzahl der Aerzte in unerwiesenen Theorien, Speculationen oder gar
mystischen Vorstellungen über Aetiologie, Pathologie und Therapie; dazu kamen
am Krankenbett vielfach ungenaue Untersuchung, ungenügende Diagnostik,
schablonenartiges und gleichzeitig vielgeschäftiges Receptiren, welches dem Hippo-
kratischen : TrpöTOv tö (x>] ßXaTTTeiv crass widersprach und auch Mischungen zusammen-
gewürfelter und mitunter sich einander entgegenwirkender, differenter Arzneistoffe
producirte. Rechnet man dazu noch die damals beliebte energische Contrastimu-
lirung durch Blutentziehungen, Drastica und Haut-Irritationen, so vermag man
sich das Missbehagen zu erklären, welches denkende Aerzte und das Publikum
über derartiges, die engen Grenzen therapeutischen Könnens zu erweitern vollends
unbefähigte Curiren empfinden konnten. Hier hat der Fehderuf H.'s wohlthätige
Gährung und Klärung zu bewirken beigetragen. Freilich bietet schon eines der
ersten seiner Dogmen (vielleicht bestimmt, Misserfolge homöopathischer Curen zu
entschuldigen) den Stempel willkürlichster Fiction, indem er als Grundursache
häufigster und schwerster chronischer Erkrankungen die drei Hauptübel der Psora,
Syphilis und Sykosis, statuirt. Ebenso unfruchtbar war der Gedanke, dass, wie die
normale Lebenskraft etwas Geistiges , nichts Materielles sei , die Krankheiten nur
dynamische Störungen, in ihrem innigsten Wesen nie ein mit unseren Sinnen
Passbares , daher auch nicht etwa in heilkräftiger Weise local Angreifbares seien.
Es wäre ein Irrthum der „alten Aerzte", der AUöopathen, die materielle Krank-
heitsursache wegschaffen zu können, und wenn unter deren Behandlungsart Kranke
geheilt werden, so sei es trotz derselben — oder weil sie unbewusst homöopathisch
gehandelt, geschehen ; in sehr vielen Fällen hätten die AUöopathen, sowohl durch
die kritiklose, oft nur auf Bekämpfung eines einzigen Symptoms gerichtete Wahl
der Arznei, als auch namentlich durch die Dosirung geschadet oder sind dabei
schlechthin toxisch verfahren. Zu der Lehre : 6mix 6[JLOiotc, die ihn selbst schliesslich
zur Annahme des Ausdrucks Homöopathie veranlasste , sei er u. a. durch Beobach-
tungen wie die gelangt, dass Pocken, die doch oft Blindheit und Taubheit hervor-
rufen, in anderen Fällen gerade diese Gebrechen geheilt hätten, dass Geistes-
störungen, wie sie in Folge von Fiebern auftreten, auch durch solche zu glück-
lichem Ende kamen , Kälte bei Verbrennungen schädlich wirken. So fühlte er sich
veranlasst, anerkannt heilkräftige Substanzen, wie die fieberwidrige China, an
sich zu prüfen und er constatirte danach — wechselfieberartige Symptome. Nicht
minder oberflächlich sind seine Angaben über die krankheiterzeugende Wirkung
anderer Arzneistoffe und es ist dabei die Zahl der angeblich durch letztere be-
wirkten Krankheits-Symptome bei einigen geradezu lächerlich. Auf solchem Grunde
wird das Gebäude errichtet : „Wähle , um schnell , gewiss und dauerhaft zu heilen,
in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen
kann, als sie heilen soll." Wie nun die Heilung vor sich geht, wird damit erklärt,
dass „jene instinctartige und verstand- und bewusstlose, aber automatisch-energische
Lebenskraft, wenn sie durch Krankheit zu innormaler Thätigkeit verstimmt worden,
mittelst einer dieser ähnlichen Afiiiction, von homöopathisch ausgewählter Arznei
erzeugt, dergestalt arzneikrank, und zwar in einem etwas höheren Grade um-
gestimmt ist, dass die natürliche Krankheits-Infection nicht mehr auf sie wirken
könne u. s. w. Die instinctartige Lebenskraft, nun blos noch (aber stärker) arznei-
krank, ist eine erhöhte Energie zu richten gezwungen, überwindet aber wegen kurzer
Wirkungsdauer der sie nun krankhaft aflficirenden Arzneipotenz diese bald. An-
geregt ferner durch die alltägliche Beobachtung, dass ganz geringfügige oder nur
kurzwährende Beeinflussung der Lebenskraft , z. B. eine nur kurze Berührung mit
ansteckenden Eü'ankheitsstoff'en, hinreiche, um Krankheit hervorzurufen , will er zu
2*
20 HAHNEMAJJJN. — HAIGHTON.
der Ueberzeugung von der Unfehlbarkeit kleinster Arzneidosen gekommen sein,
von der ersten Verdünnung zweier Tropfen des Pflanzensaftes mit 98 Tropfen
Weingeist anfangend und dann durch die analoge weitere Verdünnung bis zur
Decillion die „Potenzirung" der Arzneikraft bewirkend. War auch dies schon aller
Vernunft und Wissenschaft zuwider, so blieb hier das Lächerliche nicht aus,
indem sogar eine kurze Einwirkung der Dünste von Arzneistoflfen auf die Geruchs-
und Geschmacksnerven für hinreichend zur Heilung der ELrankheit erklärt
wurde. Es mag gerade dieser Widersinn als über das Ziel hinausschiessende
Reaction gegen die Medicina crudelis mancher zeitgenössischer Allöopathen gelten
und zu entschuldigen oder zu bemitleiden sein. — Seine Lehre hat namentlich
im: „Dogma der rationellen Heilkunde^ (1. Aufl., Dresden 1810) ihre Stätte
gefunden, demgemäss ist dies Buch wiederholt aufgelegt und auch in die ver-
schiedendsten Sprachen übertragen worden; von den anderen Schriften sind zu
nennen: „Fragmenta de viribus medtcamentorum positiois sive in sano corpore
humano obseroatia^ (Leipzig 1805) — „Die chronischen Krankheiten^ ihre
eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung*^ (4 Thle.) — Kleine tnedi-
cinische Schriften^ (2 Thle., Dresden 1829). — Dass die homöopathische Weis-
heit bald Beifall und selbst Begeisterung unter den Laien fand, wird schon durch
den Umstand ierklärt, dass letztere in Folge der thatsächlichen oder irrthümlich
angenommenen Misserfolge des gewöhnlichen ärztlichen Handelns gerade den falschen
Propheten auf dem medicinischen Gebiete gerne zujubeln ; dazu kam das geheimniss-
volle und doch so anheimelnde der Lehre von der Arzneiwirkung, auch die Bequemlich-
keit und Wohlfeilheit des Heilapparates. Aber nicht minder unter Aerzten , auch
unter den Veterinären, hat er leider so viele Jünger gefunden, von denen manche
vielleicht nicht aus wissenschaftlicher, uneigennütziger Bewunderung sich der Irr-
lehre zugewandt haben. — Bald nach Verkündigung der neuen Heilswahrheit er-
schienen Zeitschriften für Homöopathie, und wenn auch in der Literatur und der
Praxis der Homöopathen die therapeuthischen Vorschriften H.'s mehrfach Modifi-
cationen, sei es Bekämpfung, sei es Ausbau und Erweiterungen (nach Richtung
des Komischen) erfahren haben, so ist er jedenfalls einer der von Mit^ und Nach-
welt gefeierten Aerzte; sind ihm sogar, was sonst wenigen Medicinern beschieden
worden, an verschiedenen Orten Deutschlands (Leipzig und Cöthen) aus Privat-
mitteln Strassen- Standbilder emchtet worden und auch im Auslande, selbst jenseits
des Weltmeeres, ist er in Bild, Wort und Schrift verherrlicht worden! Falk
Haidenreich , Johann Ludwig H. , geboren in Engelsberg (Oesterr.-
Oberschlesien) am 31. Januar 1747, prakticirte Anfangs als Physicus der Comitate
Jazygien und Rumänien in Ungarn und Hess sich zuletzt in Neu-Arad nieder, wo
er wirklicher und erster Physicus der Arader Gespanschaft war. Er schrieb :
„Medicina Aradensis. Tractatus de morbis in Dada frequentioribus et de
singulari eos tractandi methodo" (Pest und Leipzig 1783, 4.) — „Instructio
medicO'chirurgica in usum gremialiurn ruraliam chirurgorum conscripta; cui
accedunt recusae altissimae normales dispositiones de revocandis suffocatis,
submersis, suspensis etc." (Pest 1785) — „ Von der Nahrung ganz kleiner
Kinder und einigen Arten von Convulsionen j nebst einigen Mitteln, dieselben
zu verhüten und zu heilen" (Wien 1799) — „Historia astheniae scorbuticae
in comitatu Aradiensi 1803 saevientis" (Temesvar und Pest 1805).
Biogr. m6d. V, pag. 22. — Callisen, VIII, pag. 54; XXVIII, pag. 354.
Pgl. .
Haighton , John H. , ausgezeichneter englischer Wundarzt , lebte zu
London gegen Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts, war Dr. med.
und Mitglied der Med. Society of London, zu deren Menioirs er folgende erheb-
liche Beiträge geliefert hat, wegen derer der Autor erwähnenswerth ist: „An
attenipt to ascertain the power s concerned in the act of voiniting" (Mem, of
the Med. Soc. of Lond. , 1789) — „Two expeiHmeiits on the mechanism of
HAIGHTON. — HAINDORF. 21
vomitingj supplementary etc,** (Ibid.) — „Ä case of original deafness ; with
the appearence on diasection** (Ibid. 1792) — „Expei'imenta made on the
laryngeal and recurrent branches of the eighih pair of nerves , vrith a mew
to determine the effects of the division of those nerves on the voice*^ (Ibid.) —
„Case of hydrophohia" (Lond. Med. Journ. , Vol. VI) — ^,7^6 history of two
cases of the fractured olecranon, with sonie remarks** (Med. Commentaries,
1785) — „A case of tic douloureux, or painful affection of the face j success-
fully treated by a division of the affected nerve" (Med. Records and Researches,
1789) — „An inquiry concerning the true and spurtous Caesarian Opera-
tion etc," (Ibid. 1798). Die Bibliothek der Med. Soc. of Lond. bewahrt ein Manuscript
Ton H. auf, betitelt: „Lectures on physxology and natural philo sophy" aus
dem Jahre 1796. j
Dict. bist. II, pag. 8. Pgl. 1
Haindl, Anton Franz H., zu Wien, war am 14. September 1803 |
zu Leitmeritz als Sohn eines Militärarztes geboren, studirte in Prag und wurde
daselbst 1829 mit der von den Schülern der Anatomie später sehr geschätzten:
„Anleitung zur Darstellung der Miukeln des menschlichen Körpers*' (m. 2 Taff.)
Doctor, dann Prosector bei der dortigen Universität, 1831 Professor der Anatomie
an der chirurgischen Lehranstalt zu Elagenfurt, nach deren Aufhebung, 1884, er
in gleicher Eigenschaft nach Lemberg versetzt wurde. Später wurde er daselbst
Director des allgemeinen Krankenhauses und der damit verbundenen Irren- und
Gebär-Abtheilung und in Folge seiner umsichtigen Verwaltung bei der beabsich-
tigten Errichtung einer neuen Irrenanstalt 1845 mit einer amtlichen Mission zum
Besuche der Irrenanstalten des Auslandes betraut und J846 in die Commission
zur Errichtung einer Irrenanstalt in Wien berufen. Nach Lemberg zurückgekehrt,
that er si&h 1848 bei der Cholera-Epidemie und in den mit Kranken der russi-
schen Hilfstruppen überfüllten Hospitälern sehr hervor und wurde 1851 als Director
des allgemeinen Krankenhauses nach Wien berufen, in welcher Stellung er bis zu
seinem am 25. September 1855, als Opfer der Cholera, erfolgten Tode eine
energische Thätigkeit entwickelte, Missbräuche abschaffte, den Geist weiser Sparsam-
keit zur Geltung brachte und daselbst , wie in Lemberg , als Mensch , Arzt und
Beamter , in Folge seiner unerschütterlichen Pflichttreue und strengen Rechtlichkeit
ein ehrenvolles Andenken hinterlassen hat. Schriftstellerisch ist er weiter nicht
thntig gewesen.
V. Wurzbach, VII, pag. 220. G.
Halndorf, Alexander H. , war zu Lehnhausen in Westfalen am
2. Mai 1782 geboren, studirte Medicin zu Würzburg, Bamberg und Heidelberg,
woselbst er eine gekrönte Preisschrift: „Quaenam est vis, quae dicitur, nervea
in corpore animalif etc." (Heidelberg 1810) verfasste und in demselben Jahre
Privatdocent wurde. Er schrieb sodann : „ Versuch einer Pathologie und Therapie
der Oemüths' und Geisteskrankheiten" (Ebenda 1811), besuchte Frankreich,
um dessen medicinische Anstalten kennen zu lernen, kehrte 1815 nach Deutsch-
land zurück und wurde Oberassistenzarzt am akademischen Hospital und Privat-
docent an der Universität Göttingen. Ueber die auf seiner Reise 1813 — 1814
gemachten Wahrnehmungen gab er heraus: „Beiträge zur Cnlturgeschichte der
Medicin und Chirurgie Frankreichs und vorzüglich seiner Hauptstadt, u. s, to,"
(Göttingen 1815). Während des Feldzuges von 1815 war er Lazaretharzt in
hannoverischen und preussischen Diensten, wurde 1816 Privatdocent an der da-
maligen Universität zu Münster, wo er Chirurgie, Geburtshilfe und Psychiatrie
lehrte (1818 hielt er Privatvorlesungen Über den thierischen Magruetismus) , und
trug später bei der dortigen medicinisch-chirurgischen Lehranstalt Physiologie vor.
Er übersetzte John Reib: „Uehtr Nervenleiden" (Essen und Duisburg 1819),
war Mit-Redacteur von Nasse's Zeitschrift für psychische Aerzte seit 1818 und
verfasste filr dieselbe (1818, 19) mehrere einschlägige Aufsätze, einige auch für
22 HAINDORF. — HAISZLER.
die Abhandlungen und Beobachtungen der ärztlichen Gesellschaft zu Münster (1829).
Er stiftete 1826 einen Verein zur sittlichen Erziehung der Juden zu nützlichen
Staatsbürgern und zur Bildung von Jugendlehrern, verfasste mehrere populär-
historische Schriften, lebte mehrere Jahre zu Hamm und starb am 16. October
1862 zu Caldenhoff bei Hamm.
Pütter, ir, pag. 251; IV, pag. 371. — Ernst Rassmann, 1866, pag. 138.—
Callisen, VIII, pag. 57; XXVIII, pag. 356. G.
*Hairion, Fr6d6ric H., zu Löwen, geboren zu Beaumont im Hennegau
am 6. Mai 1809, studirte in Löwen, wo er, 23 Jahre alt, zum Doctor promovirt
wurde, blieb ein Jahr lang in Paris, wo er Düpüyteen, Lisfranc, Roüx, Andral,
Chomel, Broussais u. s. w. hörte, war im Jahre 1830 und 31 in Brüssel einer
Ambulanz (im Temple des Augustins)tzugetheilt, kehrte 1832 nach Paris zurück
und machte daselbst den Ambulanzdienst bei der damals herrschenden Cholera-
epidemie im Quartier Popincouii; mit. Nach Belgien zurückgekehrt, trat er als
M6decin adjoint in die Armee ein, yerliess dieselbe jedoch bald, um sich in
Momignies zu etabliren. Im Jahre 1835 erhielt er eine Stelle als Arzt am MilitJlr-
spitale zu Mecheln, von wo er in demRclben Jahre noch nach Löwen versetzt wurde.
Daselbst wurde ihm die Abtheilung für Syphilis und Hautkrankheiten, später
auch die für Augenkrankheiten übertragen. In dieser Stellung erwirkte er die
Errichtung eines Institutes für augenkranke Soldaten („Institut ophthalmique mili-
taire"), dem er im Jahre 1841 als Director zugetheilt wurde. Seit 1836 wirkte
er auch als Professeur agr6g6, seit 1838 als Prof. extraordlnaire und seit 1846
als Prof. ordinaire an der katholischen Universität Löwen. Er lehrte zuerst
Hygiene, dann Syphilidologie, Augenheilkunde und seit 1843 auch Dermatologie.
H. organisirte, im Verein mit den Redacteuren der Annales d'oculistique , einen
internationalen Congress für Ophthalmologie in Brüssel (1857), der sich haupt-
sächlich mit der Ophthalmia granulosa der Soldaten beschäftigte. Im Jahre 1839
trat H. in die Redaction der durch Fl. Cünjer in's Leben gerufenen Annales
d'oculistique ein. Nach dem Tode Cükier's (1853) wurde die Publication durch
ein Comit6 von fünf Mitgliedern weitergeführt, von welchen noch zwei am
Leben sind: Hairion und Warlomont. Das Journal hat unter der Leitung
Cunier's 29 , unter der des Comit^s 63 Bände erscheinen lassen. Von den
Publica tionen H.'s führen wir folgende an: „Constd Kations pratigues et recherchea
sur Vophihalmie qui r^gne dans Varmde helge" (Löwen 1839) — „De Voph-
thalmie gonorrhcnque^ (Ebenda 1846); aus den Annales beiges d'oculistique :
„Rapport iiur V Institut ophthalmique de l'hdpital militaire de Louvain^ (1840) —
„Des granulations palpibrales** (1870); aus den Archives beiges de m^decine
militaire : „Nouvelles considirations pratiques sur V Ophthalmie de Vami^e"
(1848) — „Des taches de la cornee considSrSes comme cause de rdforme"
(1848) — ^Etudes microscopiques sur le staphylome^ (1850) — „Anatomie
pathologique des gramdations palpebrales^ (1850) — „Mtm. sur les effets
physiologiques et thirapeutiques du tannin" (1851); aus den Bulletins de TAca-
d^mie royale de m6decine: „De Vemploi du collodion en Ophthalmologie"
(1848 — 49) — „Influence respective des diffirents nerfs sur les mouvemeiits
de riris" (1854 — 55) — „Discours sur V Ophthalmie dite militaire** (1859) —
„Discours sur V Ophthalmie des armSes** (1863, 64) — „Compte rendu des
iravaux relatifs h V Ophthalmologie de 1841 h 1866** (1867) — „Du recrute-
ment des proftsseurs d^universiti** (1877); aus dem Compte rendu du Congrfes
d'ophthalmologie de Paris, 1863: „Parallele entre Vinocidation blennorrhagique
et la tonsure conjonctivale dans le traitement du pannus** ; aus den Annales de
la Soci^te scientifique des Bruxelles : „De Vabus des collyres irritants**, u. s. w.
Red.
Haiszier, Georg H., zu Veszprim in Ungarn, war 1761 zu Csepreg
im Oedenburger Comitat geboren, studirte zuerst Theologie, dann in Wien Medicin,
wurde zum Physiciis des Oedenburger Comitats ernannt und verblieb in dieser
HAISZLER. — HALBERTSMA. 23
Stellung bis 1800, worauf er nach Yeszprim übersiedelte. Unter seinen ungariseb
verfaasten Schriften befindet sich eine Abhandlung, ob das natürliche oder künst-
liche Impfen der Blattern besser sei (Pressburg 1791); seine medicinischen Werke
erschienen in 3 Bänden (Veszprim 1801 — 3); 1831 schrieb er noch (ungarisch
und deutsch) eine Abhandlung über die Cholera. Er starb 1841.
V. Wurzbach, VII, pag. 222. G.
Halbach zur Pforte» Daniel H., zu Königsberg in Preussen, war am
11. December 1581 zu Labiau geboren, wurde 1608 Lector beim Pädagogium
in Königsberg, 1609 Magister, ging 1611 nach Basel, wo er 1614 den Doctor-
grad erlangte. Nach einigen Reisen wurde er 1615 in Königsberg Prof. ord. der
praktischen Philosophie und dabei 1616 Prof. physices und medicinae extra-
ordinarius, 1618 auch kurfürstlicher Medicus, trat 1619 aber die philosophische
Professur ab und wurde, mit Beibehaltung der physischen, Prof. medic. ordin.
tertius, 1622 secundus und starb am 3. Januar 1635. Es rühren von ihm eine
Anzahl philosophischer und medicinischer Dissertationen und 48 Disputationen über
Physiologie her.
Arnoldt, pag. 310, 314, 325. — Pisanski, II, pag. 101, 102, 185, 192. g.
Halbertsma, Eeltje Hiddes, am 8. October 1787 in Grouw geboren,
studirte und promovirte 1818 in Leyden. Er etablirte sich zuerst. in Purmerend,
doch kehrte er bald nach Grouw zurück, wo er bis zu seinem Tode 1858 eine
ausgedehnte Praxis ausübte. Und doch ist er weniger als Arzt, wie als Dichter
bekannt. Er hat eine Anzahl Gedichte und auch Prosa-Stücke geschrieben, alle im
Friesischen Dialect, von denen viele in's Deutsche und Holländische übersetzt worden
sind, wodurch er wirklich als der Stifter einer neuen Friesischen Literatur zu erwähnen
ist und er eine ausserordentliche Popularität in der ganzen Provinz Friesland genoss.
Van der Aa-Harderwyk-Schotel, Bd. VIII, 1. St., pag. 89
C. E Daniels.
Halbertsma, Hidde Justusz H. , am 20. März 1820 in Bolsward
geboren , zog jedoch schon im folgenden Jahre , weil sein Vater als Prediger
dahin gerufen wurde, nach Deventer, wo er 1837 als Student am Athenaeum
eingeschrieben wurde. 1838 — 1843 studirte er in Leyden unter Sandifort,
MacqüELYN, Bhoers und Pruys v. d. Hoeven und promovirte im letztgenannten
Jahre zum Dr. med. mit einer Diss. : „De Antonii Le euw enhoeckii meritis
in guasdam partes anatomtae microscopicae," Darauf studirte er in Paris unter
LiSFRAXC, Blandin, Chomel, Cloqüet , in Wien unter Skoda und Hkller und
darauf in Heidelberg unter IIexle. 1845 nach Leyden zurückgekehrt, promo-
virte er in der Chirurgie und Geburtshilfe und wurde im folgenden Jahre durch
die Regierung nach Berlin geschickt, um seine anatomisch-physiologischen Studien
fortzusetzen. Hier hörte er Brücke, Ehrknberg, Joh. Müller und Schlemm,
als dessen Prosector er ein Jahr fungirte, in welchem Zeitraum er den, vor ihm
allein durch J. L. Fiscber erwähnten, Nervus interosseus cruris genau beschrieb
(MÜLLKB*s Archiv für Anatomie, 1847). 1847 ging er nach Leipzig, um E. H.
und Ed. Weber zu hören, und unter Lehmann physiologische Chemie zu studiren
und im folgenden Jahre nach Prag, wo er den Vorlesungen von DiTtrich,
Oppolzer und Pitha folgte. Im Mai dieses Jahres (1848) starb Sandifort und wurde
H. zum Prof. med. in Leyden ernannt, welches Amt er am 30. September antrat
mit einer Rede: „De Alb in i anatomtae tractandae methodo comparata cumea,
quam nostra tempora sibi deposcunt." Bald danach fing er an, den in der
letzten Zeit etwas vernachlässigten Unterricht in der Anatomie und Physiologie
zu rcorganisiren, die dazu benöthigten Präparate und Instrumente zu kaufen und
die bis dahin gebrauchte lateinische Sprache mit der holländischen zu vertauschen.
Einige Jahre später wusste er sich der Hilfe eines Proaectors zu versichern , als
ihm der Unterricht in der pathologischen und mikroskopischen Anatomie über-
trafen wurde. Sein Unterricht in der Anatomie war vortreftlich , deutlich und
24 HALBERTSMA. — HALDAT.
einfach, so dass seine Schüler ihn als einen ausgezeichneten Docenten und nicht
weniger als einen aufrichtigen Rathgeber und Freund verehrten und der ana-
tomische Unterricht in Leyden ihm unendlich viel verdankt. Bis 1864 war er stets
mit ausserordentlichem Eifer wirksam, als eine ernsthafte Erkrankung (Melancholia)
ihm das Arbeiten unmöglich machte. Er suchte Heilung in Laubach , doch umsonst,
er starb daselbst am 22. November 1866. Trotz seiner ausserordentlichen Be-
schäftigung in seiner akademischen Wirksamkeit fand er doch noch Zeit, die
folgenden chronologisch angeführten Arbeiten zu verfassen: „Bydrage tot de
ziektekundige ontleedkunde der tanden" — „Over Hermaphroditismua spurium
femininus^^ (1855) — „Over eene verbinding tusscheii de breede rugspier en
de drlehoofdige armspier by den mensch: analogon van den by dieren voor-
hörnenden musculus anconaeus quintus** — „Over de verhoudmg der onder-
sleutelbeens - slagader tot ioevallig aanwezige halsribben by den wensch" —
„Anatomische en physiologische beschouwing der voorhoofdspier (m. frontalis)^ —
„De sutura' infra-orbitali" — „De lamina mediana cartilaginis thyreoideae" —
„Bydrage tot de geschiedenis van den canalis Schlemmii*^ — „De musculus
thoracicus" — „Ontleedkundige aanteekeningen, Eerste zestal" — „De af-
wyking van het tusschenschot der kamers en dei' pHmitive aorta naar links,
met hare gevolgen; bydrage tot de kennis der onregelmatige onfvxikkeling van
het hart" — „Normaal en abnormaal Hermaphroditismus by de visschen" —
„De beteekenis der kleine vleugels van het wiggebeen^ — „Ontleedkundige
aanteekeningen, Tweede zestal" — „Beschryving van een Oost - Indischen
Idiotenschedel** — „De derde geuriichtsknobhel (condylus tertius) van het achter-
hoofdsbeen" — „De asymmetrie der Javaansche schedels".
C. E. Daniels.
*Halbertsma, Tjalling H., am 15. JuH 1841 in Sneek (Friesland)
geboren, studirte seit 1857 in Leyden unter H. J. Halbertsma, 6. C. B. Suringar,
Pruys van der Hoeven, Schkant, Simon Thomas, Krieger und promovirte am
18. Dccember 1863 mit einer Diss. : „De keelspiegel en zyne aanwendivg.^
Danach hörte er in Tübingen Luschka, v. Niemeyer und v. Brüns, in Wien
Brücke, Oppolzer und Braun, in Paris Pean und etablirte sich im März 1865
als praktischer Arzt in Sneek. Im Juni 1866 als Prof. med. nach Groningen
berufen (Antrittsrede: „De voortreffelyklieid der hedendaag sehe verloskiinde" ) ^ war
er da nur ein Jahr wirksam, da er schon 1867, als Güsskrow nach Zürich über-
gesiedelt war, an dessen Stelle nach Utrecht kam als ord. Prof. der Geburtshilfe und
Gynäkologie (Antrittsrede: y^De Verdienste der Engeischen op gynaecologisch gehied
en het verband der gynaecologie met de geneeskunde^J, wo er noch heute wirksam
ist. Er schrieb hauptsächlich: „Over Ovariotomie" — „Over Craniotomie" —
„Zur Milchfieberfrage" (Centralbl. f. d. med. Wissensch., 1873) — „Zur Theorie
des Vesiculär-Athmens" (Ebenda 1877) — „Die Aetiologie der Eclampsia
puerperalis" (Volkmann's klinische Vorträge, Nr. 212) — „Aeussere Unter-
suchung als Prophylacticum gegen Puerperalfieber" — „Die Diagnose des
Sitzes der Placenta durch Probepunctionen" (Centralbl. f. Gynäk. , 1881) etc.
C. E. Daniels.
• Haldat du Lys , Charles-Nicolas-Alexandre de H. , zu Nancy,
war am 24. December 1770 zu Bourmoot in Lothringen geboren, war anfänglich
Chirurg in der französischen Armee, wurde nach dem Frieden von Campo Forraio Lehrer
der Physik an der ficole centrale de la Meurthe zu Nancy, 1803 Dr. med. zu Strassburg.
Von 1824 — 31 war er Inspecteur der Universität , war ferner Mitglied und Secretär
der Acad. des sciences, lettres et arts de Nancy, zu deren Wiederherstellung im
Jahre 1803 er vorzüglich beigetragen hatte. Er schrieb folgende physiologische
und pathologische Arbeiten: „Exp^riences sur la double vision" (Lamethrie,
Journ. de physique, 1806) — „Recherches sur les limites de la vision simple
et les points de correspondance de la rdtine, etc." (Ebenda 1807) — „Recherches
sur les albinos de l Enrope" (Ebenda 1810) — „De la lymphe des ventricules
HALDAT. — HALEM. 26
du cerveau" (Ebenda 1811) — „Obs, relative a une surditi combattue par le
galvanisme** (Anniiaire de la Soc. de mM. du d6p. de TEure 1808) — „M4,m.
sur un mode de traitement de Validnation mentale j Stabil depuis le moyen-
äge dans In parolsse de Bonnet, dSp, de la Meuse" (Sedillot's Journal; T. LXV),
ferner: „Htstoire du magnt^üvie dont les pMnomhies sont rendus sensibles par
le mouvemenf (Nancy 1845) — „Optique oculaire, suivi d*un essai sur Vachro-
fnatisme de Voeil" (Paris 1849) — „Recherches expirimentales sur le mScanisme
de la viston" (Nancy). Ausser mehreren Festreden und anderen hier nicht an-
zuf&hrenden physikalischen und chemischen Arbeiten verfasste er auch noch die
fioges von Willemet, Thouvenel, L. Valentin (1807, 16, 29) u. s. w. Er
starb am 26. November 1852.
Callisen, VIII, pag. 60; XXVIII, pag. 356. — Poggendorff, I, pag. 999. g.
*Hale, Josiah H., amerikanischer Arzt in Owensboro, ,Ky., geboren in
Ohio, Co. Ky. , am 25. Januar 1829, machte seine Studien in Louisville und
New York , wurde an ersterer Universität im März 1856 zum Dr. med. graduirt
und prakticirte seit 1857 in Hartford, Ky., und seit 1863 in Owensboro, wo er
sich speciell mit Chirurgie und Augenkrankheiten beschäftigt. H. ist Mitglied
mehrerer gelehrter Gesellschaften und veröffentlichte : „ The treatmeht of pneu-
moniae* (American Practitioner, 1870) — „Ireatment of malaria fever s" (Ibid.
October 1870) — „Treatment of typhoid fever^ (Ibid. December 1870) —
j^Treatvfient of trachoma" (Transactions of Ky. State Med. Soc. 1871) —
„Glioma of retina" (Med. and Surg. Reporter, Januar 1H76) — „Jodine as a
local application in uterine disease^ (Amer. Practit. 1873) — „Embolism of
popliteal artery" (Med. and Surg. Reporter, July 1871) etc.
Atkinson, pag. 382. Pgl.
Halem , Friedrich Wilhelm von H. , geboren zu Aurich am
13. November 1762 als zweiter Sohn des k. preussischen Raths und Amts Verwalters
v. H., besuchte seit 1774 die ülrichs-Schule zu Norden, studirte seit Herbst 1781
zu Halle, seit Ostern 1783 zu Göttingen, seit Ostern 1784 wieder zu Halle und
seit Herbst desselben Jahres zu Berlin, unterwarf sich hier dem anatomischen
Corsas und promovirte zu Frankfurt a. 0. mit der Dissertation: „De tympanite^
am 20. Mai 1785. Nachdem H. am 7. December 1786 in seinem Vaterlande
vom Obercollegium med. die Aggregation als praktischer Arzt zu Emden erhalten
hatte, wurde er im Mai 1797 von den Ständen von Ostfriesland zum Landphysicus
dieses Fürstenthnms erwählt und zog nach Auricb. 1798 wurde v. H. med. Mit-
glied des Prov.-Coll. med. und erster Medicinalrath, 1799 erster Lehrer des 1792
zu Aurich errichteten Hebammen-Instituts und 1802 Badearzt auf Norderney.
Später trat v. H. in den Dienst der holländisch-französischen Regierung, ging als
Pl^ident der „Geneeskundig Bestuur" 1809 nach Amsterdam, um den Berathungen
über die Medicinalangelegenhciten im Ministerium des Innern beizuwohnen; nach
Aufhebung jenes Institutes wurde er im Juni 1812 Mitglied der von Napoleon
projectirten „Jury de m^decine", die aber nicht zu Stande kam , machte dann
eine sechsmonatliche Reise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich, war
dann provisorisch interimistischer Commissar der Medicinal- Angelegenheiten der
Provinz Ostfriesland und trat, als diese zu Hannover geschlagen wurde, 1814
wieder als Lehrer des Hebammeninstituts in Aurich ein , bis er bei Verlegung
desselben nach Emden, 1820, seinen Abschied erhielt, v. H. starb zu Norderney
am 26. Mai 1835 an Lähmung .nach mehrmaligen Schlaganföllen. Von veröffent-
lichten Schriften desselben sind zu nennen : Dreifaches Register über das Magazin
für Aerzte und die zehn Bände des „Neuen Magazins'^ von Herrn Geh, Rath
Baidinger" (Leipzig 1790) — „üeber die Seebad eanstald auf der ost friesi-
schen Insel Norderney" (Aurich 1801) — „Job, Ändr, Murray, Enumeratio
librorum praecipvorum medici argumenti, Reciidi curarit et 2)er7nulta addita-
rnenta adjecit v. H" (Aurich und Göttingeu 1702) — „Beitrag zu den Schriften
26 HALEM. — HALFORD.
über die Blattern" (Baldingke, N. Magazin f. Aerzte, 1789) — „ Versuch eines
Verzeichnisses der Schriften über die physische Erziehung der Kinder** (Ebenda
1791) u. a. wenig bedeutende Aufsätze.
Biogr. m6d. V, pag. 24. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 13, 1835, I,
pag. 509. — Callisen, VIII, pag. 64; XXVIII, pag. 857. p ,
Haies y Stephen H. , berühmter englischer Physiker und einer der
grössten Naturforscher seines Jahrhunderts, war in Beckesbourn (Grafschaft Kent)
am 7. September 1677 geboren. Auf VTunsch seiner Eltern, die ihn zum geist-
lichen Stand bestimmt hatten, studirte er Theologie in Cambridge. Doch widmete
er sich nebenher auch mathematischen, anatomischen und botanischen Studien mit
um so grösserem Erfolge, als H. eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe und ein
vorzügliches Erfindungstalent besass. Nach Beendigung seiner Studien erhielt
er 1710 die Stelle eines Pfarrers zu Teddington bei Twickenham in Middlesex
und wurde bald darauf Inhaber der Pfründen von Portlock (Somerset) und Faringdon
(Hampshire). Die Mussestunden , die ihm bei seinem Berufe blieben, benatzte er
zu emsigen Forschungen auf dem Gebiete der Physik, deren Resultate so bedeutend
waren , dass H. 1717 als Mitglied der Royal Society of London zugelassen wurde,
in welcher er ein Jahr später über seine berühmten Forschungen, betreffend den
Einfluss der Sonnenwärme auf die Saftbewegung der Pflanzen, referirte. Diese
Untersuchungen veröffentlichte er 1727 in dem berühmten zusammenfassenden
Werk , betitelt : ;, Vegetable statiks , or an account of some stcUical experiments
on the sap in vegetablesj being an essay towards a natural history of Vege-
tation'' (London 1727; ibid. 1731; ibid. 1753, 2 voll, mit dem Werke
yyHemastatiks** ; franz. üebers. Paris 1731; ibid. 1779; deutsche üebers. von
Christoph WoLFF, Halle 1784 unter dem Titel: „Statik der Gewächse" heraus-
gegeben; ital. Üebers. von Ardinghellt, Neapel 1756; holländ. üebers. Amster-
dam 1734). Es ist ein pflanzen physiologisches Werk ersten Ranges, dessen
Lehrsätze noch heute in der Wissenschaft Geltung haben. Haller sagt von dem-
selben : „Eximium opus et unicum , experimenta multa continens , quod imprimis
transpirationem stirpium plene demonstravit." Vier Jahre später veröffentlichte H.
das berühmte Buch über Hämostatik u. d. T. : „Statical essai/s\ containing
hemastatiks, or an account of some hydraulical and hydrostatical experiments
made in the blood and bloodvessels of animals" (London 1733, 8.; ibid. 1769;
2 voll.; franz. Üebers. Genf 1744; ital. Üebers. Neapel 1752; deutsche üebers.
Halle 1748). Es verdient dieses Buch nicht blos wegen der darin enthaltenen
Ergebnisse , sondern ganz besonders noch wegen der streng physikalischen Methode,
nach der H. bei seinen Untersuchungen vorging, hervorgehoben zu werden. IL
zeigte u. A. , dass Einspritzung von Wasser in das Gefilsssystem Wassersucht
erzeugt. 1733 wurde H. von der Oxforder Universität zum Dr. theol.. und 1751
von der Pariser Akademie zum auswärtigen Mitgliede ernannt. H. starb am
4. Januar 1761 zu Ted dington. Von seinen anderen Schriften führen wir noch
an : „Physico-mechanical experiments containing useful and necessary inst ructions
for such, an undertake long voyages at sea" (London 1739; franz. Haag
1740) — yjAn account of some experiments and ohservations on Mr. Stephen's
medidnes for dissolving the sfone" (London 1740) — „A treotise upon Ven-
tilators" (Ebenda 1742) — „Philosoph. Experiments tn sea water, com, flesh
and other substances" (Ebenda 1739) — „Attempt to analyse the air by a
great variety of chimico- statical experiments" (Philos. Transact. 1727).
Biogr. m6d. V, pag. 24. — Cokinson in Gentleman's Magazine. 1764, Vol. XXXTV,
pag. 273 — 78. — Index-Catalogue. V, pag. 790. Pgl.
Haiford, Sir Henry H. , Bart., zu London, war der älteste Sohn des
Dr. James Vaughan in Leicester und am 2. October 1766 geboren, studirte
in Oxford und Edinburg und erlangte bei erstgenannter Universität 1791 die
Doctorwürde. Er wurde 1793 Physician des Middlesex Hosp. und 1794 Fellow
HALFORD. — HALL. 27
des Roy. CoU. of Physicians. Dnrch seine aristokratischen Verbindungen gelangte
er sehr bald in eine vornehme Praxis wurde sogar bereits 1793 Physician Extra-
ordinary des Königs, und, nachdem er 1809 durch die Wittwe eines Vetters seiner
Mutter Sir CharlesHalford in den Besitz eines grossen Vermögens gekommen
war, änderte er 1809 durch Parlamentsact seinen Namen V a u g h a n in Haiford
um und erhielt in demselben Jahre auch die Baronetwürde. Er wurde Physician
in Ordinary des Prinzen von Wales, 1812 auch des Königs Georg IIL und
blieb in dieser Stellung auch bei den folgenden Herrschern Georg IV., Wilhelm IV.
und der Königin Victoria, indem er das Vertrauen Aller sich zu erwerben
und zu erhalten verstanden hatte. Auch in der sonstigen Praxis hatte er, in Folge
Beines schnellen Wahrnehmungsvermögens, seines gesunden Urtheils und seiner fast
intuitiven Kenntniss der Arzneiwirkungen einen beispiellosen Erfolg, den er viele
Jahre nur mit Dr. Baillie theilte. Begreiflicherweise erlangte er im College of
Physicians die höchsten Ehrenstellen, hatte dreimal das Amt des Gensors inne, hielt
zweimal (1800, 1835) die Harveian Oration, wurde 1815 zum „Elect" ernannt und
nahm von 1820 au, in jedem Jahre einstimmig wiedergewählt, bis zu seinem am
9. März 1844 erfolgten Tode den Präsidentenstuhl ein. Seiner Energie und seinen
Bemühungen sind manche Verbesserungen bei dem College, namentlich seine
üebersiedlung in sein gegenwärtiges Heim, Pall-Mall, East, zu danken. Seine
literarischen Productionen sind an Zahl gering; es finden sich in den Medical
Transact. of the College of Physicians zwei Arbeiten ; ;, On the cUmacteric diseane^
(1813) und „Necessity of caution in the estimation of Symptoms in the last
Steps of some diseases". Seine in elegantem Latein gehaltenen HARVEv'schen
Reden und anderen Vorträge im College erschienen gesammelt als: „Essays and
orations, read and delivered at the Royal College of Physicians ; to which is
added an account of the opening of the tomb of King Charles I" (London
1831 ; 3. edit. 1843). Ausserdem einige kleine Abhandlungen über Cholera (1831),
Gicht (1835) u. s. w.
Munk, n, pag. 427. — Callisen, VIII, pag. 67; XXVIII, pag. 358. G.
* Haiford, George Britton H. , zu Melbourne in Australien, studirte
im St. George's Hosp. in London, war House Surgeon im Westminster Hosp. und
in der Liverpool Infirmary und Lunatic Asylum. Er ist Mitglied des Royal College
of Surgeons (1852) und of Physicians (1859), Dr. med. von St. Andrews (1854)
und zur Zeit Professor der Anatomie und Physiologie und Decan der medicinischen
Facultät der Universität zu Melbourne. Schriften: „The action and sounds of
the heart: a physiological essay" (London 1860); mehrere Abhandlungen über
Schlangenbiss und dessen Behandlung: „On the condition of the blood öfter
death from snake-bite, etc.*^ (Melbourne 1867) — n^^ ^^^ treatment ofsnake-
bite, vnth piain directions for injecting** (Ebenda 1869) — „The treatment of
snake-bite in Victoria" (Australian Med. Journ., 1870) — „O/i the injection of
ammonia into the veins". Ausserdem Aufsätze in Med. Times and 6az. und
Victoria Med. Journal.
Hedical Directory, — Index-Catalogue. V, pag. 790. Red.
HaJl, Marshall H., geboren 1790 als Sohn eines Spinnereibesitzers in
Nottinghamshire, erhielt seine Jugenderziehung in Nottingham, den ersten medicinisch-
chemiscben Unterricht in Newark und vollendete seine medicinischen Studien in
Edinburg, wo er 1812 promovirte. Nach kurzer Ausübung der Praxis bereiste er
Frankreich und Deutschland (woselbst er namentlich die Universitäten Berlin,
Gipsen und Göttingen besuchte). Nach England zurückgekehrt (1815), prakticirte
er Anfangs in Nottingham, wurde Arzt am Stadtkrankenhause, siedelte aber 1826
nach London über, um den Rest seines Lebens daselbst zu verbriDgen. Inmitten
einer umfassenden praktischen Thätigkeit schuf er die zahlreichen wissenschaft-
liehen, zumal experimentellen Arbeiten, welche seinen Namen im In- und Auslande
zu einem der. gefeiertsten machen. Seit 1853 zeigten sich bei ihm die ersten
28 HALL.
Anzeicben eines schweren, unheilbaren Oesopbagusleidens ; er entsagte der Praxis,
reiste nach Amerika , später nach Italien ; seine Gesundheit besserte sich jedoch
nicht und er starb zu London am 11. August 1857, wie die Section ergab, in
Folge carcinomatöscr Strictur des Oesophagus. — Die sehr ausgebreitete wissen-
schaftliche und literarische Thätigkeit H.'s begann mit physikalischen und chemischen
Untersuchungen; von diesen ging er zum Studium allgemein physiologischer und
medicinischer Fragen, dann zu den Gebieten der Nervenphysiologie und Nerven-
pathologie (auf welchen er seine glänzendsten Erfolge errang) und endlich zur
Therapie über. Von seinen älteren Arbeiten allgemein medicinischen Inhaltes sind
die Untersuchungen tlber Blutentziehung hervorzuheben, in welchen er die patho-
genen und curativen Wirkungen von Blutverlusten, sowie auch den Ausschreitungen
der damals vorherrschenden antiphlogistischen Methode gegenüber das Unnütze
und Gefährliche derselben in verdienstvoller Weise beleuchtete. Gleichzeitig damit
entstanden auch seine Abhandlung über die von ihm als Hydroencephaloid bezeichnete
Erschöpfangskrankheit der Kinder, sowie Untersuchungen über Physiologie der
Sprache und über den Mechanismus des Erbrechens, bei welchem letzteren er
dem Zwerchfell nur eine passive Mitwirkung zuschrieb. Beobachtungen, welche
er am Schwänze eines decapitirten Tritons machte, führten ihn zu seiner schönsten
und berühmtesten Entdeckung, der der Reflexbewegungen, die er in zwei
der Royal Society eingereichten Abhandlungen (1833 und 1837) zuerst bekannt
machte. In der ersten constatirte er in unwiderlegbarer Weise die bis dahin stets
unbekannt oder verkannt gebliebenen Reflexfanctionen der Medulla oblongata und
des Rückenmarks; in der zweiten suchte er das Rückenmark als Quelle der
Muskelirritabilität, sowie die Existenz eines besonderen „excitomotorischeu"
Nervensystems experimentell zu erweisen. Hier verwickelte er sich freilich in
Widersprüche und es gelang ihm nicht, seinen Ansichten Geltung zu verschaffen —
ähnlich wie es auch mit seiner weit später erfolgten Aufstellung eines besonderen
„excitomotori sehen" oder „diastal tischen" Nervensystems und einer
äusseren und inneren diastal tischen Action (jener für Sphincteren und äussere
Schleimhäute — dieser für Herz, Baucheingeweide u. s. w.) der Fall war. Auf
dem neuropathologischen Gebiete verdanken wir H. ein genaueres und zum
Theil fruchtbringendes Studium der convulsivischen Affectionen, besonders
der Epilepsie. Nach seiner, allerdings im Wesentlichen unhaltbaren Theorie der
epileptischen Convulsionen sollte auch beim Zustandekommen der letzteren das
Rückenmark die Hauptrolle spielen ; die während des Krampfes erzeugte Con-
gestion sollte secundär zum Fortfall der Thätigkeit der Gehirnhemisphären (Be-
wusstlosigkeit) führen, wobei die begleitenden, von ihm als „Trachelismus"
bezeichneten schweren Respirations- und Circulationsstörungen — durch spastische
Acticn der Halsmuskeln — das Mittelglied bildeten. Auf Grund dieser Voraus-
setzungen wollte H. auch der Tracheotomie bei Behandlung der Epileptischen (in
einer seiner letztveröffentlichten Arbeiten) eine Stelle einräumen , und zwar bei
den von ihm speciell als „laryngeal" und „tracheal" bezeichneten Paroxysmen
(neben welchen er noch eine „syncopale" und eine „abortive" Form unterschied).
Gleichfalls mit diesen Untersuchungen im Zusammenhange standen auch seine
Arbeiten über die Wirkung des Strychnins (das er als spinales Excitaus und
Tonicum betrachtete) und des Picrotoxins, sowie über künstlicheRespiration.
Das von ihm geübte Verfahren , die sogenannte „ready method" (Herbeiführung
abwechselnder Bauch- und Rückenlage) wurde von ihm in seiner Bedeutung freilich
stark Überschätzt, da er es als einzige, überhaupt zum Ziele führende Methode bei
Asphyktischen u. s. w. bezeichnete. H.'s Schriften sind sehr zahlreich und erstrecken
sich nicht blos auf Physiologie und Pathologie des Nervensystems, sondern auch
auf Diagnostik , allgemeine Therapie, Krankheiten der Verdauungsorgane, der
allgemeinen Säftemischung und selbst auf Frauenkrankheiten : „De febribus inor-
dinatis^ (Edinburg 1812) — „On diagnosis^ (London 1817; deutsche Uebers. von
A. F. Bloch, 2 Thle., Helmstädt 1823; 2. edit. „2%e principles of diagnosis"
HALL. 29
(New York 1835; 3. edit. „Principles of the theory and practice of medi-
eine etc.** (London 1837; Boston 1839) — „On the mimoses; or a descriptive^
diagnostic and practical essay on the aj^ections usually denominated dys-
feptic eic,^ (London 1818) — „Cases of a serious morbid affevtion, ch\pfly
occurring after delivery ^ miscarrtage etc." (London 1820) — „An essay
of the Symptoms and htstory of diseases y considered chiefly in their relation
to diagnosis" (London 1822) — „A descrif^tive, diagnostic and practical essay
on disorders of the digestive organs and gener al health etc^" (1823) —
„Commentaries on some of the more important of the diseases of females
(London 1827) — „Researches principally relative to the morbid and curative
effects of loss of blood*" (Ebenda 1830; Philadelphia 1830; 2. Aufl. 1836) —
„Observatians on blood-letting etc.*^ (angehängt: „Aji essay on n hydrencepha-
laid ajfection in infants arising front exhaustion" y London 1836; deutsche
Uebers. von H. Bre?slee, Berlin 1837). Die späteren Arbeiten beziehen sich
fast ausschliesslich auf Nervenphysiologie und Nervenpathologie : „Lectures on the
nervous system and its diseases" (London 1836) — „Memoirs of the nervous
System: I, The reßex function of the med. oblongata and med, spinalis; IL The
true spinnl marrow and excitomotory system of nerves" (London 1837 ; deutsche
Uebersetzungen von E. Dieffenbach, Hamburg 1839 und G. KüäSCHNER, Mar-
burg 1840) — „On the diseases and derangements of the nercous system etc "
(London 1841; deutsche Uebers. von J. Wallach, Leipzig 1842) — „On the
mutual relations between anatomy, physiologt/y pathology and therapeutics and
the practice of inedicine" (London 1842; deutsche Uebers. von Levin, Leipzig
1843) — „New memoir of the nervous system" (Ebenda 1843; deutsche Uebers.
von Ad. Wikter, Leipzig 1844) — „Practical observations and suggestions
to medicine" (Ebenda 1845; deutsch von L. Posner, Leipzig 1846) — „Essay
on the theory of convulsive diseases" (London 1848) — „On the neck as a
medical region and on trachelismus etc." (Ebenda 1849) — „Synopsis of the
diastaltic nervous system" (Ebenda 1850) — „On the threatenings of apo-
plexy and paralysis etc." (London 1851) — „Synopsis of cerebral and spinal
seizures of inorganic origin and of paroxysmal form as a class etc." (London
1851) — „Prone and postKral respiration in drowning and other forms of
apnoe^i or suspended respiration" (London 1855).
Archives g6n. de med. 1^57, X, pag. 622. — Med. Times and Gaz. 1857, XV, pag. 225. —
Buffalo Med. Journ. 1857/5P, XIII, pag. 304. — Charlotte Hall, Memoirs of M. H. London
18iil. — Index-Catalogue. V, pag. 79;^— 793. A. Eulenburg.
Hall, Herman Christiaan van H. , am 18. August 1801 in
Amsterdam geboren, studirte daselbst und in Utrecht, später in Deutschland und
Paris und promovirte 1823 in Utrecht zum Dr. med. („Diss. de stethoscopii in
morbis pectoris usu."). In Amsterdam als praktischer Arzt wirksam , widmete er
sich doch, eben wie schon früher, der Botanik, wurde Mitarbeiter an der: „Flora
Batava", „Flora Belgii septentrionalis" und der: „Bydragen tot de natuur-
kundige uetenschappen" . 1826 als Prof. botanices et oeconomiae ruralis nach
Groningen berufen (Antrittsrede: „Over het belang dat er voor de landbouw gelegen
is in de kennis der natuurlyke historie van het vaderland"), war er da wirksam
bis 1870 und starb am 12. Januar 1874. Ausser zwei gekrönten Preisschriften,
welche er als Student geschrieben hat, haben wir von ihm : „Elementa botanices"
(1834; holländisch 1836 und 1846) — „Verhandelimg inhoudende eene be-
schrymng van de hennipteelt" (1828) — „De volmaaktheden van den Schepper
in zyne üchepselen beschouwd" (2 Thle., 1837 — 40), eine Abhandlung: „Over het
voor den mensch verheerende van de beoefening der natuurkundige wetenschappen"
(1862) u. s. w. C. E. Daniels.
Hall, John Charles H., tüchtiger englischer Praktiker und medicinischer
Schriftsteller besonders auf dem Gebiete gewisser Gewerbekrankheiten , war im
30 HALL. — HALLE.
Dccember 1816 in Nottingham geboren. Er genoss den medicinischen Unter-
richt des Mr. Carrick in Kensiugton und besuchte das 8t. George's Hospital, wo
er Assistent und später llouse Surgeon unter Keate, Bbodib u. A. wurde.
Nachdem H. dann eine Studienreise nach Paris gemacht hatte, liess er sich als
General Practitioner in Redford nieder. 1848 wurde er Mitglied des Royal College
of Physicians in Edinburg und liess sich als Physician in Sheffield nieder, wo er
etwas später Lehrer der dortigen School ofMedicine und seit 1854 mit Law und
Elam als Physician am Public Hospital and Dispensary angestellt wurde. Diese
Aemter behielt er bis zu seinem Anfangs November 1876 erfolgten Tode. H. ist
besonders verdienstvoll durch seine Thätigkeit als Gesundheitsbeamter. Er hat die
meisten seiner Arbeiten im British Med. Joum. veröffentlicht. Am hervorragendsten
sind diejenigen über die ELrankheiten, die er bei den Schleifern und Feilenhauem
Sheffield's beobachtete. Der erste hierauf bezügliche Aufsatz ist betitelt: „ The Sheffield
grinders, The Sheffield ßle-cutters^ (Brit. Med. Joum., 1857), worin er des
Genaueren die betreffenden Industrien und die Art ihres Betriebes in Sheffield
beschreibt und dann die Krankheiten schildert, von denen die genannten Handwerker
speciell am meisten heimgesucht zu werden pflegen. Ein ähnlicher, von H. her-
rührender Aufsatz findet sich in den St. George's Hospital Reports 1867 und ist
betitelt: „Diseases of artisans, /. The Sheffield file-cuMers disease.*^ Ausser diesen
grösseren Aufsätzen finden sich noch in den verschiedenen Jahrgängen des British
Med. Joum. viele kleinere nennenswerthe Arbeiten, so: „On facts connected with
the animal kingdom and the unity of our species^ — „Cltnical remarJcs on
the eye** — w^^ß nature and treatment of some of the more important
diseases^ — „The trades of Sheffield as influencing life and health" —
„Medical evidence in railway accidents" (Brit. Med. Joum., 1868). Im letzteren
Aufsatz giebt H. eine gerichtlich-medicinischc Beleuchtung der Frage von der
Entschädigung nach Eisenbahn Verletzungen nebst Sammlung von 12 Beispielen.
Ferner schrieb H. : „Facts which prove the immediate necessity for the enact-
ment of sanitary measures to remove those causes which at present increase
most fearfully the bills of mortality and seriously affect the health of towns"
(London 1847) — „On the pathology, diagnostic, prevention and treatment of
thoracic con8ump>tion, Bedside sketches" (Ebenda 1850) — „A letter to te
chairman of the board of guardians af the Sheffield Union on the prevention
of cholera" (Ebenda 1853) — „Hints of the pathology, diagnosis, prevention
and treatment of thoracic consumption^ (Ebenda 1856).
British Med. Joarn. 1876, II, pag. 607. — Index-Catalogue. V, pag. 792. Pgl.
*Halla, Joseph H., zu Prag am 2. Juni 1814 geboren, studirte daselbst
bis 1837j dem Promotionsjahr. Von 1850 — 1854 wirkte er als Extraordinarius
und Vorstand der Prager medicinischen Poliklinik, von da ab als ordentlicher
Professor und Primararzt des Allgemeinen Krankenhauses in Prag. Seine Fach-
arbeiten bestehen grösserentheils in einzelnen Aufsätzen ; als Redacteur der Präger
Vierteljahrschrift, respective der Zeitschrift für Heilkunde fungirt H. seit 1843,
1848 — 1849 gab er auch ein Journal: Forum für Medicinal-Angelegenheiten, heraus.
Wernich.
/Halle (Hall), John H., englischer Chirurg, war etwa 1529 geboren,
prakticirte, wie es scheint, eine Zeit lang in Maidstone (Kent) und dann in London,
publicirte 1565 einen Quart -Band, der eine Uebersetzung von La.nfranc*s
„Chirurgia parva", ein Handbuch der Anatomie u. d. T. : „ Very frutefull and
necessary briefe worke of anatomie" und „Historical expostulation against
the leastlye abuters both of chyrurgerie and physicke in oure tyme" enthält.
In einer Dedicationsepistel an die Company of Surgeons führt H. an , dass die
„Chirurgia parva" etwa 200 Jahre früher aus dem Französischen in*s Angelsächsische
übersetzt und diese Uebersetzung von ihm nur in eine mehr moderne Sprache
umgewandelt worden sei. In Beti'eff der anatomischen Abhandlung erwähnt er,
HALLE. — HALLER. 31
das8 das erste anatomische Werk in englischer Sprache von Thomas Yicary
1548 puhlicirt worden sei.
Aikin, pag. 18L — Hutchinson, I, pag. 394. G.
Halle, Jean-Noel H. , gelehrter Professor der Medicin in Paris und
besonders hervorragend als Hygieniker, ist als Sohn eines bekannten Malers
1754 in Paris geboren. Hier begann er Medicin zu studiren, folgte aber noch
vor Beendigung seiner Studien seinem Vater nach Rom , wohin dieser als Director
der Malerakademie berufen war und befreundete sich mit dem gelehrten Mönch
Jacquier. Nach Paris zurückgekehrt, setzte er seine medicinischen Studien fort
und erfreute sich dabei der Unterstützung seines Oheims, des zu seiner Zeit berühmten
Medieiners Anne-Charles Lorry. 1776 bestand H. seine Examina vor der
Facultät und erhielt die Erlaubniss zu prakticiren. Im December 1778 wurde er
Mitglied der damals neugegründeten Soci^t^ royale de m6decine in Paris. 1794
erhielt er die Professur für medicinische Physik und Hygiene an der neu
organisirten medicinischen Facultät. Als solcher entfaltete er eine sehr rego
wissenschaftliche wie praktische Thätigkeit, wofür die grosse Zahl seiner Arbeiten
den sprechendsten Beweis liefert. IL wurde 1804 stellvertretender Leibarzt des
Kaisers für Corvisart und Lehrer am College de France. Er starb an den Folgen
des Blasensteins, nachdem Beclard an ihm die Operation der Lithotomie voll-
zogen hatte, am 11. Februar 1822. Die meisten Arbeiten H.'s fiuden sich in den
Memoiren der Soc. royale de m6d. 1782 ff. und denen der Acad. des scicnces
1798 ff. Die bedeutendsten sind die über Vaccination, über die Schädlichkeit der
Abtritte und über die Anämie der Kohlenarbeiter. Die Titel derselben lauten:
„Becher ches sur la nature et les effets du vi^phitisme des fosses d'aisance'*
(Paris 1785) — j^ Rapport sur Vexamen de la m^thode de prSserver de la
petite-vSrole par Vinoculaiion de la Vaccine^ (M6m. de l'Acad. des seien ces,
1804) — „Exposittons des faits recueillis jusqu* ä prdsent concernant les
efets de la vaccination e/c." (Ibid. 1816) — „Obseriations summaires sur une
maladie qu'on peut nommer anaemie, ou privation de sang qui a attaquc
tous les ouvrters d'une galerie dans une minc d^anihracite ou ckarbon de
ierre etc.^ (Paris 1802) nebst „Observations addiiioniielles sur Vanaemie ou
privation de sang etc." (Ebenda 1803). Von anderen Schriften führen wir an:
„Observations sur une perforation de Voesophage coüncidant avf-c plusieurs
autres Idsion^ organiques" (Journ. de m6d., chir. et pharm., 1808) — „Observ.
mr une perforation ulcireuse du diaphragme^ (Bullet, de la Soc. de Tficole
de m6d. de Paris, 1808) — ^Note sur un moyen de prSoSnir la ddgi^ndrescence
canc^reuse des engorgements du sein*^ (Journ. de m^d., chir. et pharm., 1819).
Biogr. mW. V, pag. 28 — 38. — Dict. hist. III, pag. 9. — Gaz. m6d. de Paris.
1837, pag. 785-90. — Dubois in Mem. de l'Acad. de m6d. 1853, XVII, pag I— XXVllI.
Pgl.
Haller, Albrecht von H. , geboren am 16. October 1708 zu Bern,
stammte aus einer Familie, aus welcher schon seit mehreren Jahrhunderten eine Reihe
im geistlichen und weltlichen Stande mit Auszeichnung thätiger Männer hervor-
gegangen war. H. , das fünfte uud jüngste Kind der Familie, erhielt eine,
namentlich auch in religiöser Hinsicht, strenge Erziehung, und beschäftigte sich
8chon im frühen Ejiabenalter zufolge seiner Kränklichkeit auf's eifrigste mit alten
und neuen Sprachen, Geschichte und eigenen poetischen Versuchen. Schon im
15. Jahre konnte er die Universität Tübingen beziehen , um Medicin zu studiren.
Die Rohheit der Studirenden und die Dürftigkeit des medicinischen, namentlich des
anatomischen Unterrichts veranlassten ihn, nach Ablauf von anderthalb Jahren
die Universität Leyden aufzusuchen, deren medicinische Facultät gerade damals,
hauptsächlich durch Albinus und BOERHAAyE, in hoher Blüthe stand. Nach zwei-
jährigem Aufenthalte daselbst und nach Erlangung der Doctorw^ürde begab sich H.
behufs seiner ferneren Ausbildung zunächst nach London, wo er besonders mit
32 HALLER.
dem Anatomen Douglas in nähere Verbindung trat; hierauf nach Pari.s, gleich-
falls vorzugsweise unter Winslow mit anatomischen Studien beschäftigt. Er
yerliess indess Paris schon nach verhältnissmässig kurzer Zeit, hauptsächlich, wie
es scheint, um den Unannehmlichkeiten zu entgehen, welche ihm in Folge der
heimlichen Verarbeitung einer gestohleneu Leiche drohten. H. begab sich nabh
Basel, um dort gemeinschaftlich mit seinem Jugendfreunde Gessner aus Zürich bei
dem berühmten Johann Bernoulli höhere Mathematik zu studiren. In Basel fand
H. zugleich neue Anregung zu dichterischer Thätigkeit; vor Allem wurde er dort
durch mehrere Reisen in die Alpen zu den schon in Leyden mit Vorliebe gepflegten
botanischen Studien zurückgeführt. Im Jahre 1729 kehrte H. in seine Vaterstadt
zurück, um sich als Arzt niederzulassen. Er fand nach kurzer Zeit ausreichende
Beschäftigung ; dennoch schlugen seine Bemühungen, eine Stelle an dem städtischen
Hospital zu erhalten, ebenso fehl, wie seine Bewerbung um eine Professur der
Geschichte am Lyceum. Die erstere versagte man ihm, weil er zu gelehrt schien,
um praktisch brauchbar zu sein , die letztere, weil man ihm als einem Arzte nicht
die erforderliche Gelehrsamkeit zutraute. Nur mit Mühe erlangte er eine Anstellung
als städtischer Bibliothekar und die Erlaubniss zur Einrichtung einer anatomischen
Unterrichtsanstalt. Inzwischen fanden auch H.'s poetische Neigungen eine neue
und kräftige Anregung, hauptsächlich durch ein überaus glückliches, binnen kurzer
Zeit mit drei Kindern gesegnetes Ehebüudniss. Im Jahi'e 1732 veröflPentlichte H.
auf Andrängen seiner Freunde anonym seinen „ Versuch schweizerischer Gedichte*^,
Dieselbon riefen in ganz Europa die allgemeinste Bewunderung hervor. Ihre Be-
deutung für die Entwickelung der deutschen Literatur ist allgemein bekannt. An
die Stelle leeren Wortgepräuges traten wahrhaft dichterische, ebenso phantasie-
reiche, wie gedankenschwere Darstellungen der erhabensten Gegenstände der Natur
und der höchsten Angelegenheiten des menschlichen Geistes, wie „Dte Alpen" und
„Die Ewigkeit" . — Das Ansehen, welches H. als Anatora und Botaniker genoss,
bewirkte im Jahre 1736 seine Berufung als Professor der Anatomie, Chirurgie
und Botanik au die neugegrüudete Hochschule Göttingen. Nach kurzer Zeit galt
H. , der kaum das 28. Jahr erreicht hatte, als das Haupt nicht blos der medi-
cinischen Facultät, sondern der ganzen Universität. Selbst die heftigsten Schläge
des Schicksals, der Verlust seiner Marianne, den er in einem seiner besten
Gediciite betrauerte, der Tod seiner zweiten, ebenfalls innig geliebten Gattin und
ihres neugeborenen Kindes, die schweren inneren Kämpfe, in welche ihn der
Widerstreit seiner streng-kirchlichen Anschauungen mit den Ergebnissen seiner
naturwissenschaftlichen Forschungen verwickelte, das heftigste Schweizer- Heimweh,
das ehrgeizige Verlangen nach den hohen Ehrenämtern seiner Vaterstadt, — dies
Allt's vermochte nicht seine unglaubliche amtliche und nicht-amtliche Thätigkeit,
seinen unennüdlichcn Forschungseifer zu vermindern. Die Früchte desselben waren,
ausser einer beispiellosen Correspondenz (die Berner Bibliothek verwahrt Über 13.000
an H. gerichtete Briefe, denen sicher mindestens ebensoviele von ihm geschriebene
entsprachen), die Gründung eines botanischen Gartens, eines anatomischen Theaters,
welches zugleich, ohne diesen Namen zu führen, als das älteste physiologische
Institut in Deutschland gelten kann, wiederholte Auflagen seiner Gedichte, die
Gründung der Societät der Wissenschaften, der „Göttinger gelehrten Anzeigen**,
für welche H. über tausend Recensionen von Büchern aus allen möglichen Wissen-
schaften lieferte u. s. w. — Im Jahre 1753 verliess H., der inzwischen eine dritte,
gleichfalls sehr glückliche und mit Kindern reich gesegnete Ehe geschlossen hatte,
Göttingen , um niemals wieder dahin zurückzukehren und sein Leben in der
Heimath zu beschliessen. Obschon man ihn in Bern mit offenen Armen aufnahm,
so war er doch bei der daselbst gebräuchlichen Besetzung der Staatsämter durcb
das Loos zunächst auf die verhältnissmässig untergeordnete Stelle eines „Ammanns"
beschränkt. Später übertrug man ihm die Verwaltung der Salinen zu Bex und
des Bezirks von Roche im Rhone-Thale. Hier, in einer grossartigen Umgebung
und in idyllischer Einsamkeit, verlebte H. sechs Jahre, welche durch eine
HALLER. 33
erspriessliche amtliche Wirksamkeit, den beständigen Verkehr mit der Natur und
einfachen Menschen, fruchtbringende wissenschaftliche Thätigkeit, vielleicht als
die glücklichsten seines Lebens gelten können. Nach Ablauf seines Amtes (im
Jahre 1764) kehrte H. nach Bern zurück, um dasselbe, wiederholter Anträge
ungeachtet, nach Oöttingen zurückzukehren oder glänzende Stellungen in Berlin .
und Halle einzunehmen , nicht mehr zu verlassen. Sein Tod erfolgte , wahr-
scheinlich in Folge eines Blasenleidens, am 12. December 1777 im 70. Lebens-
jahre. — Das vollständigste Verzeichniss der überaus zahlreichen, fast alle
FSeher des menschlichens Wissens umfassenden Schriften H/s befindet sich in
der zum Gedächtniss seines Todestages herausgegebenen y^Denkschriß*' (Bern
1877, 4., pag. 120). Die auf die Natur- und Heilkunde bezüglichen, welche
Ar uns allein in Betracht kommen, zerfallen in encyklopädische , literarhistorische,
botanische, anatomische und physiologische Werke. — EncyklopädischeWerke:
r,Praelecttones Boerhaavii ad propnaa tnstitutiones*^ (Göttingen 1739 — 1744, 8.,
6 YolL) — „Boerhavii methodus studii medxci^ (Amsterdam 1751, 4., 2 voll.);
besonders die Bibliotheken H.'s („BibL botanica, chirurgica, anatomtca*^ , je
2 volL, 4.) und „medicinae practicae" (4 voll., 4.); unentbehrliche Hilfsmittel
der botanischen und medieinischen Geschichtsforschung. — Anatomische
Werke: „Icones anatomicae*^ (8 fasc, Göttingen 1743 — 1756 f. — Physio-
logische Werke: „ Primae lineae phyatologtae " (Göttingen 1744, 8 . und
noch sehr oft); bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts das verbreitetste Lehr-
buch der Physiologie. — ^ Element a phyaiologiae corporis humani^ (Lausanne
1757 — 1766, 4.). — Botanische Werke: „Enumeratio methodica stirpium
Helaettae indtgenarum^ (Göttingen 1742, f., 2 voll.). — Die Bedeutung H.'s für
die Geschichte der deutschen Literatur, für die der Botanik zu schildern,
ist hier nicht der Ort. Es muss genügen, seineu epochemachenden Einfluss auf
die Entwickelung der Physiologie, somit auf die der wissenschaftlichen Medicin,
anzudeuten.
Von der grössten Bedeutung für die Richtung und den Charakter seiner
hierher gehörigen Arbeiten wurden zunächst seine in Leyden verlebten Studienjahre.
In der Schule Albin's wurde er mit dem Geiste der exacten Forschung erfüllt ; von
Heinem grossen Lehrer Boerhaave erbte er die Achtung vor der Würde des
ärztlichen Benifes und die üeberzeugung von der Noth wendigkeit , die Medicin
auf die Naturwissenschaften, die Beobachtung und die Geschichte zu gründen. —
Die wichtigsten von den anatomischen und physiologischen Arbeiten H.'s fallen in
die Periode seines Göttinger Aufenthalts. Zu den ersteren gehören die „Icones
anatomtcae*^ , welche dazu bestimmt waren , die Darstellung der Knochen und
Muskeln von Winslow und AlbinüS durch die des Geßtsssystems , der Harn-
imd Geschlechtswerkzeuge zu vervollständigen. Den im Jahre 1747 erschienenen
„Primae lineae physiologiae" folgte zehn Jahre später der Abschluss der „Ele-
merUa phyaiologiae", welche den Beginn einer neuen Periode dieser Wissenschaft
bezeichnen. Auf den Inhalt dieses Riesenwerkes, welches zugleich eine noch lange
nicht erschöpfte Fundgrube für die Geschichte der Physiologie bildet, an dieser
Stelle näher einzugehen, ist unmöglich. Dagegen muss der wichtigsten Leistung
H.'s auf diesem Gebiete, der von ihm begründeten Lehre von der Irritabilität, mit
einigen Worten gedacht werden. — Die Erforschung des elementarsten Vorganges im
thierischen Leben : der Bewegung, beschäftigte erklärlicherweise schon die ältesten
griechischen Naturphilosophen. Aber bis weit in die neuere Zeit hinein begnügte
man sich mit theoretischen Erklärungen, welche im Allgemeinen darauf hinaus-
liefen, dass man den Muskeln u. s. w. die „Fähigkeit'', bewegt zu werden, zuschrieb,
und als das diese Fähigkeit zur Aeusserung Bringende das „Pneuma" betrachtete.
So schreibt z. B. Melanchthon in seinem berühmten Werke „De anima" die
„locomotive Kraft" bereits der eigenthümlichen Natur der Muskeln und ihrer
„albern" zu. Ebenso erklärt Kaspar Peucer, Melanchthon's Eidam, die Fähig-
keit der Muskeln sich zu contrahiren aus einer immanenten Eigenschaft derselben,
Bio^r. Lexikon. III. 3
34 HALLER. — HALLIDAY.
welche durch den Reiz der Nervengeister erregt wird. In entwickelterer Gestalt
finden sich diese Anschauungen bei Glisson. — Die wissenschaftliche Bearbeitung
der Lehre von der thierischen Bewegung beginnt mit H., mit der Erforschung
derselben durch das Experiment. Im Jahre 1752 veröflfentlichte er die Ergebnisse
seiner zahlreichen Versuche über die Wirkungen , welche mechanische Reize,
Wärme, Elektricität, Weingeist, Höllenstein, Antimonchlorid, Schwefelsäure u. s. w.
auf die thierischen Gebilde äussern. Sie führten zu der Lehre, dass „Sensibilität"
und „Irritabilität" die Grundeigenschaften der lebenden thierischen Gebilde sind,
dass jene lediglich den Nerven, diese ausschliesslich den Muskeln zukommt. —
Die Darstellung der ferneren Schicksale der „Irritabilität" gehört nicht zu
unserer Aufgabe. Es genügt zu sagen, dass sie Anfangs von vielen Aerzten,
namentlich von den latrophysikern und den Anhängern Stahl's, heftig be-
kämpft wurde, ohne dass dieselben^ wie auch der berühmte Kliniker de Haek,
für nöthig hielten, H.'s Versuche zu wiederholen. Unter den zahlreichen Anhängern
H.'s ist, ausser seinen Schülern Zinn und Oeder und seinem Freunde Tissot in
Lausanne, besonders Felice Fontana in Pavia hervorzuheben, welcher durch eigene
Versuche die Lehre von der „Irritabilität" in allen ihren Theilen bestätigte. — Es
wäre ungerecht, an die Versuche H.'s den Massstab der gegenwärtigen Physiologie
zu legen. Die wichtigste Ursache ihrer Lückenhaftigkeit besteht darin, dass H.
nicht im Stande war, den Einfluss der in der Substanz der wichtigsten Muskeln,
namentlich des Herzens und des Darmes, vorhandenen gangliösen Centra der Be-
wegung auszuschliessen. H.'s Verdienst besteht weit weniger darin, dass er die
Irritabilität als eine fundamentale Eigenschaft der thieriscuen Wesen nachwies, als
darin, dass er die Herrschaft der experimentellen Methode begründete und durch
seine Untersuchungen derjenigen Wissenschaft den Weg bahnte, auf welcher die
gegenwärtige Gestalt der Medicin beruht, die durch Bichat in's Loben gerufene
„allgemeine Anatomie". U Haeser.
Halliday, Sir A n d r e w H., englischer Militärarzt, war zu Dumfrics geboren,
wurde 1806 in Edinburg Doctor, prakticirte kur^e Zeit zu Halesworth bei
Birmingham, diente später in der Armee , machte die Feldzüge in Spanien, Portugal,
Holland und die Schlacht von Waterloo mit. Er schrieb in dieser Zeit: „Ohser-
vations on emphysema, etc.^ (London 1807) — j^Remarks an the present state
of the lunatic asylums in lreland^'[ (Eheuda, 1808) — ^Observatiojis on theßftJi
report of the commissioners of rnilitnry tnquiry , and on the Army Medtcal
Department** (Ebenda 1809) — „Observation.^ on the j)resent state of the
Fortuguese army" (1811, 4.) — „A memoir ofthe campaign of 18.15" (1816, 4.) —
y^A letter to Lord Binning containing some remarks on the state of lunatic
asylums" (Edinburg 1818). Er begleitete den späteren König Wilhelm IV.,
noch als Herzog von Clarence, als Leibarzt auf Reisen, erhielt durch dessen Ein-
fluss 1821 die Ritterwürde, ging als Inspector of Hospitals nach West-Indien,
kehrte von dort nach einigen Jahren mit zerrütteter Gesundheit zurück und Hess sich
in Dumfries nieder, wo er am 7. September 1839 starb. Ausser einigen historischen
Schriften , wie der Geschichte dfts Hauses Braunschweig und Lüneburg (1820),
den Annalen des Hauses Hannover (2 Bde., 1826), verfasste er noch folgende
medicinische Schriften: „A gener al view of the yresent state of lunattcs and
lunatic asylums in Great Britatn and Ireland, and in some other kingdoms"
(London 1828) — „Letter to Lord Roh. Seymour : with a report of the number
of lunatics and idioUt in England and Wales"" (Ebenda 1829) — n'J^he
West Indies : the natural and physical hisiory of tlie Windward and Leeward
Colontes" (Ebenda 1837) — „A letter on stckness and mortah'ty in the West
Indies" (1839). Sein Haupt-Interesse hatte er den Geisteskranken und den
Anstalten zur Heilung derselben zugewendet und zu diesem Zwecke zahllose Briefe
geschrieben und ausgedehnte Reisen gemacht.
Mnnk, III, pag. 211. — Callisen, VIII, pag. 80; XXVHI, pag. 363. G.
HALLIER. — HALLMANN. 35
Ballier, Ernst H., geboren am 15. November 1831 zu Hamburg, war
von 1848 an als Lehrling in dem botanischen Garten von Jena thätig. 1851
veriiess er Jena und war als Gärtner in Erfurt, Charlottenburg und Berlin ange-
gestellt. 1855 jedoch begann er Botanik und Philosophie an den Universitäten
Berlin, Jena nnd Göttingen zu studiren, promovirte 1858 in Jena und habilitirto
sich 1860 auf Grund der Diss. : „De geometncü plantarum rattonibus** in
Jena, nachdem er Assistent von Schletden gewesen war. 1864 wurde er Prof. e. o.
in Jena. Ausser einer Reibe rein botanischer Schriften , unter welchen wohl die
j^Fhytapathologie^ (Leipzig 1868) die bedeutendste ist, veröffentlichte er mehrer©
Werke über die Beziehungen der Pflanzenparasiten zum Menschen: „Die pflanz-
lichen Parasiten des menschlichen Körpers^ (Leipzig 1866) — „Das Oholera^
contagium" (Ebenda 1867) — „Oährungserscheinungen, Untersuchung über
Gährung , Verwesung und Fäulniss^ (Ebenda 1867) — „Parasitologische
Untersuchungen, bezüglich auf die pflanzlichen Organismen bei Masern, Hunger-
typhus y Darmtyphus, Kuhpocken, Schaf pochen , Cholera nostras w. s, w.^
(Ebenda 1868), worin er die Ansicht vertheidigt, dass die diese Erscheinungen
verursachenden pflanzlichen Organismen nicht specifisch verschiedene Pilze seien,
sondern nur durch den verschiedenen Nährboden umgebildete Formen einer und
derselben Art. Seit 1869 giebt H. eine „Zeitschrift für Parasitenkunde^ heraus
und veröffentlichte, abgesehen von rein botanischan und naturwissenschaftlichen
Schriften, 1878 noch einen Aufsatz: „Die Pflanze und der Mensch in ihrer
Wechselbeziehung ** (Breslau).
Brockhaus, Convers.-Lexikon« VII, pag. 906. V.
*Hallin, Olof Fredrik H, , zi S!;o3khDlin, ist an 3. Mi:z 132L ia
der Gemeinde Svinstad in Oit-Gathlaud geboren, staiirtd von 183D an iu üp?a!a,
wurde 1847 Dr. med. mit der Diss.: „0 n tuherkler i hMiea^, blstste als Militär-
arzt im Garnison-Lazareth Dienste, war Assistent dar chirurgisshen Klinik im
Serafimer-Lazareth daselbst, wurde 1849 Provinzialarzt in Faluu, 1852 Ciirhaus-,
Lazareth- und Stadtarzt daselbst, machte von 1853 an mehrere wissenschaftliche
Reisen in'a Ausland, war Mitglied veraehiedener Comit6s und Gesellschaften, wurde
1870 in die erste Kammer des Reichstagas gewählt und ist zur Zeit Medicinal-
rath bei der königl. Medicinal Verwaltung. Er schrieb: y^Berättelse angäende
inspektioner ä rikets länslasarett och kurhus , verkställda 1867 — 69^ (Stock-
holm 1869), gab die sechste umgearbeitete Auflage von HülRTMAn's „Husläkare*^
(1872) heraus, verfasste eine Anzahl Berichte über das Civil-Medicinal- und das
Veterinärwesen und eine Reihe von Aufsätzen in der Hygiea (Bd. XXIII bis
XXXIV u. 8. w.), namentlich: „Om difterit i Falun^ — „Om lasarettväsendet
i Sverige 1861 — 70" — „Om spetälska (Elephantiasis Graecorum, Lepra
Arabum)^ — „Om medicinal oäsendet i Sachsen" u. s. w. ; ferner in den Sv.
Läk.-sällsk. handlingar (8er. II, D. I, 1\); „Om sjukhas, deras konstruktion och
inredning" — „Falu stad i medlcinskt-topografiskt hänseende^ u. s. w.
Wistrand, pag. 152. — Wistrand, Bruzelius, Edliag, I, pag. 295.
Rld,
Halimann, Eduard H. , berühmter Hydriatriker , geboren zu Hannover
ara 10. Juli 1813, studirte seit September 1836 Medicin in Berlin, wo er am
25. Januar 1839 zum Dr. med. mit der Diss.: „De cirrhosi hepatis" promovirte.
Dann prakticirte er kurze Zeit in seiner Vaterstadt, ferner in Brüssel, in Berlin,
an der Kaltwasserheilanstalt in Gräfenberg (4 Monate lang), übernahm später die
Wasserbeilanstalt in Marienberg bei Boppard am Rhein und kehrte zuletzt wieder
nach Berlin zurück, wo er am 24. Februar 1855 starb. H. verdient rühmliche
Erwähnung als einer derjenigen Hydrotherapeuten, welche diesen Zweig der Heil-
kunde allmälig aus dem Stadium der roh empirischen in das der wissenschaft-
liehen Bearbeitung übergeführt haben. Seine erste Arbeit auf diesem Gebiete ist
betitelt: „Kleinere Beiträge zur wissenschaftlichen Begründung der Wasser-
3*
36 HALLMANN. — BAMBERG.
0
euren" (Preussische Vereinszeitung, 1843). Dann folgte die berühmte Schrift;:
„ lieber eine zweckmässige Behandlung des Typhus, Als Beitrag zur wissenschaft-
lichen Begründung der Wasserkeilkunde" (Berlin 1844), in der H. die Resultate
seiner im Auftrage der preussischen Regierung während eines viermonatliohen Auf-
enthaltes in Gräfenberg angestellten Beobachtungen yeröffentlichte. Von weiteren
Schriften H/s auf hydrotherapeutischem Gebiete sind zu nennen: „Bericht über
W^flw^erÄ^VAwnc^e" (Preussische Vereinszeitung, 1845) — „Wassercurgeschichten"
(Ibid. 1849) — „Zwei mit Walser behandelte Fälle von Abdominaltyphus
nebst einigen auf diese Fälle bezüglichen Actenstücken, Eine Vertheidigungs-
Schrift" (Coblenz 1850) — „Ueber Erfahrungen über Wassercuren gegen
Frauenkrankheiten" (Verhandl. der Gesellsch. für Geburtskunde zu Berlin, 1852).
£ndlich verfasste H. noch ein grösseres Werk: „Die Temperaturverhältnisse der
Quellen" (2 Bde., Berlin 1854—55).
Callisen, XXVIII, pag. 364. — Haeser, Geschichte der Medicin. II, pag. 932. —
Poggendorff, 1/ pag. 1006. — Oanstatt's Jahresbericbte, yeischiedene Jahrgänge
von 1843 an. Pgl
*Hallopeau, Fran^ois-Henri H. , wurde am 17. Januar 1842 zu
Paris geboren und bildete sich daselbst, speciell als Schüler Vülpian*s und
Jaccoüd's, bis 1871 aus. Er wirkte alsdann zuerst als Professeur agr6g6 an der
Facultät, demnächst als M6decin des Höpital Saint-Antoine. Von ihm rühren her :
„Contribution ä V4tude de la scldrose diffuse" (Soc. de biologie, 1869) —
„rltude sur les viydlites chroniques diffuses" (Paris 1871) — „Du mercure:
action physiologique et thSrapeutique" (Ebenda 1878; in's Spanische übersetzt
von M. DE RiBA Y Bassols, Barcelona 1879) — „Les paralysies bulbaires"
(Ebenda 1878) und — neben encyclopädischen und Joumalartikeln — „Pricis
de Pathologie gdnirale" (Paris 1884). Auch hatte er R. Vibchuw „Du typhus
famÜique etc." (Paris 1868) übersetzt. Wernich
Halloran, 0', s. O'Halloran.
*HalteDhoff, Georg G., Augenarzt und Privatdocent in Genf, geboren
daselbst am 8. Juni 1843, studirte in Genf, Würzburg, Zürich, Paris, Berlin
und Heidelberg, promovirte 1866 zu Zürich und Hess sich 1872 als Augenarzt
in Genf nieder, woselbst er sich an der dortigen Akademie als Privatdocent
habilitirte. Neben mehreren kleineren Mittheilungen sind folgende Arbeiten von
ihm zu erwähnen: „Retinitis haemorrhagica bei Diabetes" (Zehender's klin.
Monatsblätter, 1873 — „Ueber Conjunctivitis gonorrhoica ohne Inoculation"
(Archiv für Augenheilkunde, 1884). Horstmann.
Haly Abbas, s. Araber: Ali Ben El-Abbas, Bd. I, pag. 170, Nr. IX.
* Bamberg, Nils Peter H., zu Stockholm, ist daselbst am 4. November
1815 geboren, wurde 1830 Apotheker, etablirte sich 1839 in Stockholm als
Apotheker, studirte aber, nach Verkauf seiner Apotheke, von 1841 an in Upsala
Medicin und erhielt 1849 daselbst das Doctor-Diplom. Von 1848 an war er als
Chemiker und Pharmaceut beim Karolinischen und pharmaceutischen Institut ange-
stellt, begab sich 1851 -=-52 auf Reisen in's Ausland, zum Studium der physio-
logischen und pathologischen Chemie, wurde darauf Professor der Chemie und
Pharmacie an den genannten Instituten und dem Veterinär-Institute und 1872 vom
Gesundheits-CoUegium zum Gerichts-Chemiker ernannt, in welcher Stellung er sieh
noch befindet. Er war Mitglied verschiedener Comit^s , z. B. für die neue Auflage
der Pharmacopoea Svecica, die Ausarbeitung einer Veterinär-Pharmacopoe und
Veterinär-Medicinaltaxe u. s. w. Seine zahlreichen Arbeiten, darunter namentlich
mehrere Untersuchungen von Mineralquellen (z. B. Burtscheid, Marienbad, Ronneby)
und Brunnenwässer, finden sich in verschiedenen Zeitschriften, wie dem Pharma-
ceutical Journal (1852): „Pharmacy in Sweden" — ^^A short notice of the
HAMBEBG. — HAMBEBGER. 37
Pkarmacopoea Fennica and pharmacy in Finland" ; ferner in Vetensk. Akad.
ftrhandl. (1868), Farmaceut. Tidskr. (1862), Sv. Läk.-sällsk. handl. (1854, 65),
damnter: „Nägra ord om legala kemiska analyser vid förgiftningar** ; endlioh
in der Hygiea (Bd. XI — XXXII) über Chloroform , Untersachung von Conditorei-
▼aaren, Anilinfarben, Carbolsfture u. s. w.
Wistrand, pag. 153. — Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 301.
Bed.
Hamberger, Georg Erhard H. (21. December 1697 bis 22. Juli 1755),
Sohn des Professors der Mathematik Georg Albert H. zu Jena, war Professor
der Medicin in seiner Vaterstadt. Er galt für einen ausgezeichneten Mathematiker
und ntr einen der bedeutendsten latrophysiker. Sein Lehrbuch der Physiologie:
„Physiologia medica, de actionibus corporis humani sani doctrina, mechanicis
atque anatomicis principiis auperstructa^ (Jena 1751 , 4.) ist da^ bedeutendste
der Tor-HALLER^schen Periode. Sehr ansehnlich ist auch die Zahl der von H.
Terfassten Dissertationen. Am bekanntesten wurde er durch den zwischen ihm
und Halleb in Betreff des Mechanismus des Athmens entbrannten Streit, welcher
bis auf unsere Zeit ein gewisses historisches Interesse behalten hat. H. behauptete,
die Exspiration komme, soweit die Thoraxmuskeln bei derselben betheiligt sind,
dadurch zu Stande, dass die seiner Meinung nach in den Pleurasäcken enthaltene
Luft bei dem Ausathmen eine Compression erfahre. Diese aber sollte dadurch
bewirkt werden, dass die Intercostalmuskeln die Rippen nach unten ziehen und
auf diese Weise den Thoraxraum verengen. Mit grossem Aufwände von Gelehr-
samkeit und mit Hilfe einer dem Thorax ähnlichen Maschine suchte er seine
Ansicht zu beweisen. Dagegen zeigte Halleb, dass der Hauptsache nach bereits
Galen die betreffenden Vorgänge richtig aufgefasst habe , namentlich , dass die
Zwischenrippenmuskeln nicht bei dem (rein passiven) Acte der Exspiration, sondern
während der Inspiration sich contrahiren, und den Thoraxraum nicht, wie H.
behauptete, verengem, sondern erweitern. Der schlagendste von Haller's Ein-
würfen bestand darin, dass er durch Versuche an Thieren, deren Brusthöhle er
unter Wasser öffnete, nachwies, dass in den „Pleurasäcken^ keine Luft vorhanden
ißt. Der Streit wurde von beiden Seiten, namentlich von H., mit grosser Er-
bitterung geführt, obschon fast sämmtliche Physiologen auf Halleb's Seite standen.
Nicht wenig mochte zu H.'s Hartnäckigkeit beitragen, dass er sich unter Denen
befand, auf welche die Hannoverische Regierung bei Besetzung der Professuren an
der neugegründeten Universität Göttingen ihr Augenmerk gerichtet hatte, und dass
schliesslich der weit jüngere Halleb ihm vorgezogen wurde.
Blas che, Bas Leben des Professors G. E. Hamberger. Jena 175S.
H. Haeser.
Hamberger, AdolfFriedrich H. , als Sohn des Vorigen am 14. März
1727 zu Jena geboren, studirte in seiner Vaterstadt Medicin, machte dann Reisen
nach Frankreich und Holland und promcTvirte , nach Jena zurückgekehrt , daselbst
zum Dr. med., habilitirte sich 1748 als Privatdocent und wurde Prosector der
Anatomie. Kurz vor seinem am 5. Februar 1750 erfolgten Tode erhielt er noch
den Titel eines ausserordentlichen Professors. Er ist der Stifter der Jena'schen
gelehrten Zeitung (1749) und Verfasser zweier Dissertationen: y^De calore in
genere^ (Jena 1748, 4.) — „De calore humano naturalis (Ebenda 1748, 4.)
Biogr. iii6d. V, pag. 63. Pgl.
Hamberger, AdolfAlbrecht H., geboren zu Jena am 7. Februar 1737
als Sohn des Vorigen, studirte in Jena Medicin und erhielt 1767 die Doctor würde
mit der Diss. : „De secretionibus" (4.), war seit 1780 Stadtphysicus daselbst,
wurde dann 1782 Haus* und Landarzt zu ArrokUll in Estland, später Kreisarzt
in ßaltischport und starb 1785. Er verfasste ausser seiner medicinischen Disser-
•tation noch eine „Dissertatio qua causae motus planetarum explicantur" (Jena
1769) — ffDie Ursache der Bewegung der Planeten, der Schwere und des
38 HAMBERGER. — HAMERNIK.
Zusammenhängens der Körper^ (Ebenda 1772) — „Allgemeine Expertmental'
Naturlehre, auf eigene Erfahrungen und Vernunftschlüsse gegründet^ (1 ThL,
Ebenda 1774) — „Kurzer Entumrf einer Naturlehre^ (Ebenda 1780).
V. Recke-Napiersky, II, pag. 176. — Nord. Mise. XI, pag. 385.
L. S t i e d a.
Hambut, s. Hagenbut.
Hamel, Marin H., französischer Chirurg des 17. Jahrhunderts, der sich
durch seine Aufopferung bei den die Normandie in den Jahren 1635, 37, 50,
Öl, 59 heimsuchenden Epidemien hervorthat. Er schrieb: „Dtscours sommaire
et mModique de la eure et prdservation de la peste. Utile ä toutes sortes de
personnes*^ (Rouen 1658) — ;, Iraitd de la morsure du chien enrag4^ (Lisieux 1700).
NoTiveUe biographie g6n6rale, T. XXIII, pag. 222. G.
Du Hamel du Monceau, Henri-Louis D. , zu Paris, berühmter, um
die Physiologie und Pathologie, gleichwie um die Botanik, Landwirthschaft und
andere Wissenschaften und Künste verdienter Physiker, war zu Paris im Jahre
1700 geboren, sollte eigentlich die Rechte studiren, beschäftigte sich statt der-
selben aber mit technologischen, mathematischen, chemischen und anderen natur-
wissenschaftlichen, auf experimentelle Untersuchungen basirten Studien, durch welche
er sich bereits 1728 die Pforten der Akademie der Wissenschaften eröffnete.
Seine Abhandlungen, deren Zahl sich auf mehr als 60 beläuft, behandeln die
allerverschiedensten Gegenstände, wie Landbau, Baumpflanzungen, Conservirung
des Getreides, Cultnr des Krapp, Abholzung der Waldungen und Ausnutzung des
Holzes, Obstbaumzucht, Schiffsbau, Seilerei, Fischfang u. s. w. Nachdem er von
Sloake . erfahren hatte, dass die Knochen der mit Krapp gefütterten Thiere sich
roth färben, unternahm er, um dies selbst zu prüfen, eine lange Reihe von Ex-
perimenten, veröffentlichte deren Resultate von 1739 an und wurde dabei auch
auf die Bildung und das Wachsthum der Knochen geführt, das er in seiner
schiebt weisen Anordnung dem der Bäume verglich und wobei er auch an ge-
brochenen Knochen experimentirte und die noch heutigen Tages stets angeführten
berühmten Untersuchungen über die Callusbildung machte. Dieselben finden sich
als: „Observations sur la r^nion des fractures des os^ (M6m, I, II) — „Mim.
(HI) sur le divelopjjement et la crue des os des animaux" — „M^. (IV, Y,
VI, VII) sur les os" in den M6m. de TAcad. roy, des sciences (1741, 42, 43)
und in: y^Lettres a M. Bonnet sur la formation des os dans les antmaux^
et du lois dans les arbres" (Journ. de m^dec. 1757). Anderweitige hier noch
anzuführende Arbeiten von ihm waren: „Mem. sur Vaccroissement des coities
des animaux" (Acad. des sc. 1781) — „Moyens de conserver la sant^ aux
ipuipages devaisstaux, avec la marti^re de purifier Putr des salles des hopitaux,
et une courte description de Vhdpital Eaint-Louis ä Paris" (Paris 1750, av. fig.)
u. 8. w. Er starb am 23. August 1782. Eine Pflanzengattung aus der Familie
der Rubiaceen wurde von Jacquin nach ihm „Hamelia" benannt.
Vicq-d'Azyr, Eloges, 1782, pag. 75. — Biogr. m6d. IV, pag. 538. — Biet,
hist. II, pag. 147. Q
^Hamemik, Jo seph H., zu Prag, ist zuPatzau in Böhmen am 18. August
1810 geboren, wurde 1836 zu Prag mit derDiss. : „De pneumonia ejusque et
pulmonis morborum signis objectivis** Doctor, liess sich 1838 als Arzt zunächst
in Tabor, später in Budweis nieder, wurde 1841 unter Oppolzee Secundararzt
im allgemeinen Krankenhause zu Prag, 1845 Primararzt der Abtheilung für Brust-
kranke und verfasste: „Carditis als Ursache von Klappeninsujficienz" (Prag
1843) — „Physiologisch- pathologische Untersuchungen über die Erscheinungen
an den Arterien und Venen u. s. w," (Ebenda 1847). 1848 wurde er als Ab-
geordneter in den österreichischen Reichstag gewählt, legte später sein Mandat aber
nieder, wurde 1849 zum Prof. ordin. ernannt und gab heraus: „Die Cholera epi-
demica . . . (Cholera- Rapport an das hohe Ministerium des Innern)" (Prag 1850).
HAMERNIK. — HAMILTON. 39
Im Jahre 1853 vom Ministerium Thun seiner Professur enthoben, widmet
er sieh seitdem ausschliesslich der ärztlichen Praxis. Er schrieb noch: „Das Herz
und seine Bewegung; Beiträge zur Anatomie, Physiologie und Pathologie des
Herzens u. s. w," (Ebenda 1858) — „Die Grundzüge der Physiologie und
Pathologie des Herzbeutels u, s, w.*^ (Ebenda 1864) — „Contagiuvi, Epidemie
und Vaccination^ (Ebenda 1867). Von seinen in der Prager Vierteljahresschrift
erschienenen Abhandlungen führen wir nur an: „ Fissur a sterni congenita und
Bemerkungen über die Herzlage^ (Bd. XLII) — „Beantwortung der englischen
Vaocinations' Fragen^ (Bd. LVI).
V. Wurzbach, VII, pag. 262. — Brockhaus, Convers.-Lexik., 13. Aufl., VIII,
pag. 75-1. Red.
Hamey, Baldwin H. , zu London, als Sohn des gleichnamigen Arztes
ft 1640) daselbst am 24. April 1600 geboren, studirte in Leyden und Oxford,
wurde 1626 bei erstgenannter Universität Doctor , bereiste Deutschland, Frankreich
und Italien, hielt sich namentlich in Paris, Montpellier und Padua längere Zeit
auf, erlangte, nach London zurückgekehrt, hn College of Physicians eine Reihe
von Ehrenämtern und hielt 1647 bei demselben anatomische Vorlesungen. Er war
der grösste Wohlthäter des College of Physicians , indem er demselben, in un-
^flnstig'en Zeiten, bei drohender Subhastirung , seinen Grundbesitz sicherte, das
Innere seines Hauses ausschmückte und ihm ein Landgut schenkte. Obgleich ein
classisch sehr gebildeter und erfahrener Arzt, ist von ihm doch nur eine erst
nach seinem Tode von seinem Freunde Adam Littleton publicirte Abhandlung:
,0n the oath of Hippocrates^ (1688) bekannt. Er starb am 14. Mai 1676.
Munk, ,1, pag. 207. G.
Hamilton, David IL, Leibarzt der Königin von England, war 1683
geboren, war Mitglied der Royal Society zu London. Er verfasste ein kleines
Werk : „ Tractatus duplex, prior de praxeos regulis alter de fehri miliari.
Access it febris miliaris historiar um fasciculus^ (London 1710; Ulm 1712), in
dem 17 vom Verfasser gut beobachtete Fälle von Miliarfieber in detaillirter Weise
geschildert werden. Er starb 1721.
Dict. bist. III, pag. 37. — Munk, IT, pag. 12. Pgl.
Hamilton, Robert, am 6. December 1721 in Edinburg geboren, studirte
auf der dortigen Hochschule, diente dann in der englischen Marine und am
Militärlazareth von Port-Mahon und Hess sich 1748 in liynn (Norfolk) als Arzt
nieder, wo er am 9. November 1793 verstarb. Er hat sich namentlich mit Unter-
suchungen über die Tollwuth beschäftigt und darüber eine Schrift : „Remarks on
the means of obviating the fatal effects of the bite of a mad dog , or other
rahid animal; etc.*' (London 1785; 2. edit. 1798) verfasst. Durch die Ver-
öffentlichung seiner militärärztlichen Erfahrungen hat er sich auch ausserhalb
Englands bekannt gemacht. Grossen Einfluss auf die Militärmedicin seiner Zeit
hatte sein Werk : ;, The duties of a regimental surgeon considered ; unth obser-
vations on his general qualifications etc.^ (2 voll., London 1787, 1788).
HSBBNSTBEIT hat nach dem Plane dieses Werkes ein „Handbuch der mil. Arznei-
kunde ftr Feldärzte etc." (Leipzig 1790) herausgegeben, das eine medicinische
Encyclopädie für Militärärzte darstellt und dessen 3. Theil für sich als „System
der Wundarzneikunst etc." (1790) erschienen ist.
Biogr. med. V, pag. 68. — Dict. hist. III, pag. 38. H. Frölich.
Hamilton, Alexander H., hervorragender Geburtshelfer und Professor
der Entbindungskunst an der Universität zu Edinburg, promovirte hier im Jahre
1737 zum Dr. med., war Mitglied der Royal Society of Edinburgh und des Royal
Coli, of Physic. und trat erst nach mehr als Söjähriger erfolgreicher Praxis
schriftstellerisch hervor. Seine Hauptwerke sind: „Elements of the practice
of midwifery^ (London 1775) — „A treatise of midwifery, comprehending
40 HAMILTON.
the management of female complaints and treatment of chüdren in early
infancy^ (Edinburg 1780, 1781) — „Outlinea of the theory and practice
of midwifery" (Ebenda 1784) — „Treatüe on the management of female
complaints and of chüdren in early infancy^ (Ebenda 1792 — 97; 5. Aufl.
revidirt und erweitert von seinem Sohn und Nachfolger auf dem Lehrstuhl der
Geburthilfe James H., 6. Aufl. 1809), populäres Lehrbuch. Ferner besorgte H.
eine neue, erheblich verbesserte und revidirte, sowie mit Anmerkungen und Illustra-
tionen versehene Ausgabe des SMELLi£'schen Buches: „A set of anatomical
tables with explorations, and abridgement of the practice of midvTifery*^ (Ebenda
1786). H. starb in Blandfield bei Edinburg im Juni 1802.
Dict. hist. III, pag. 36. Pgl.
Hamilton, James H. , zu Edinburg, Sohn des Vorigen, war Professor
der Medicin, Frauen- und Kinderkrankheiten, als Nachfolger seines Vaters, Director
eines Privat - Entbindungshauses , Arzt am New Town Dispensary. Er schrieb:
^Select casea in midvnfery ; extracted from the records of the Edinburgh
Lying-in Hosp. etc," (Edinburg 1795) — „A collection of engravings, designed
to facilitate the study of midmifery , explained and illustrated** (Ebenda
1797, 4.) — „Hintsfor the treatment of the principal diseases of infancy and
childhood; adapted to the use of parents^ (Ebenda 1809; new edit. 1824) —
„Observations on the use and ablese of mercurial medicines in various diseases*^
(Ebenda 1819 ; „ With notes and an appendix by Ansei W. Ives", New York
,1821) — „Practical observations on various subjects relating to midwifery^
(Edinburg und London 1836, 37; 2. edit. 1840; Philadelphia 1837 in Americ.
Med. Library; deutsche üebers. Berlin 1838). Er gab, wie oben angeführt, eine
Schrift seines Vaters von Neuem heraus, übersetzte Morgagni's: „Observations
on the seats and causes of diseases ; etc.^ Vol. I" (Edinburg 1795) und ver-
fasste verschiedene Aufsätze in Duncan's Medic. Commentaries (1794), den Edinb.
Annais of Medic. (1801), dem Edinb. Joum. of Med. Sc. (1826) u. s. w.
Callisen, VIII, pag. 87; XXVTII, pag. 367. G.
Hamilton, James H., zu Edinburg, war daselbst 1747 (1749) geboren
als Sohn eines Professors der Naturkunde, studirte daselbst unter Monro, Cüllkn,
Black, Gregory, wurde 1771 Doctor mit der Diss. : „De perspiratione insen-
sibili" (auch in Smellie's Thesaurus med., III, 1785), Hess sich dann dort als
Arzt nieder, wurde Physioian der Royal Infirmary (zuletzt Honorary Consulting
Phys.) und starb am 27. (28.) October 1835, nachdem er 65 Jahre lang Arzt
am George Heriot's Hosp. gewesen war. Seine Hauptschrift, die eine Reihe von
Auflagen erlebte und mehrfach übersetzt wurde, war : „ Observations on the lUility
and administration ofpurgative medicines in several diseases^ (Edinburg 1805;
2. edit. 1806; 1809; 1811; 8. edit. 1826. „With a chapter on cold-bathing,
considered in its purgative ejfect^; Philadelphia 1809; 1818; 1829; Italien.
Uebersetz. von A. Bonnako, 1818; 1825 — 26, 2 Bde.; deutsche Uebers. von
JOH. MÜLLER, Leipzig 1823; franz. Uebers. von A. Lafisse, Paris 1825). Von
W, Newbriggikg wurde die: „Bunterian oration for 1838; being a tribute
of respect for the memory of the lote James Hamilton sen,^ (Edinburg
1838) gehalten.
Callisen, VIII, pag. 89; XXVIII, pag. 368 — Index-Catalogue. V, pag. 809.
Hamilton, Vniliam H. , zu Glasgow, war daselbst am 31. Juli 1758
geboren als Sohn des Chirurgen, Professors der Anatomie und Botanik an der
dortigen Universität Thomas H., studirte in Edinburg unter Collen und Black,
später in London unter William Hünteb, in dessen Haus er aufgenommen wurde
und von dem er mit der Aufsicht über den Präparirsaal betraut wurde. 1781
wurde er zum Nachfolger seines Vaters, der seine Professur niedergelegt hatte,
eroannt und übernahm nach dessen Tode (1782) auch dessen lucrative Praxis. Er
HAMILTON. 41
starb jedoch bereits am 13. März 1790, erst 32 Jahre alt, nachdem er sich als
Lehrer bereits einen sehr gnten Namen und als Arzt , besonders unter den ärmeren
Klassen, grosse Verehrung erworben hatte.
Chambers, Vol. III, Part. I, pag. 6. G.
Hamilton, William IL, geboren 1764 in Irland, studirte und promo-
virte 1779 in Edinbnrg zum Dr. med. mit der Diss. : „De sangutne kumano",
prakticirte dann in St. Edmonds-Bury (Grafschaft Suffolk), wo er am 4. September
1808 starb. Er ist Verfasser einer guten Monographie über Digitalis, betitelt:
jfObservations on ihe preparation, ntüity and administration of ihe dtgitalis
purpurea , or a foxglove, in dropay of ihe ehest , consumption , haemorrhage^
8carlet fever, measles efc. including a shetch of the medtcal history of this
plant etc.*" (London 1807).
Dict. hist. III, pag. 39. Pgl.
Hamilton, John H. , geboren 1809 in Irland, erhielt bereits in einem
frühen Alter medicinischen Unterricht bei Sir Philip Crampton, promovirte
1834 in Edinbnrg zum Dr. med. und Hess sich als Wundarzt in Dublin nieder,
wo er zuerst Licentiate und 1844 Fellow der Royal College of Surgeons in
Ireland wurde. Noch in demselben Jahre wurde er zu einem der Visiting
Surgeons am Richmond Hospital in Dublin ernannt und verblieb in diesem Amt
31 Jahre lang, bis wenige Monate vor seinem Lebensende. Ausserdem war er
ßurgeon-in-Ordinary der Königin in Irland, consultirender Chirurg am St. Mark's
Ophthalmie Hosp. und Präsident der Pathological Society in Dublin. Er starb am
2. November 1875 an den Folgen einer Blasen-Mastdarmfistel, wenige Wochen
nachdem er die Operation der Colotomie anscheinend glücklich überstanden hatte.
Die Zahl seiner Schriften ist gross ; die meisten davon beziehen sich auf chirurgische
Gegenstände und sind in Dubliner medicinischen Zeitschriften veröffentlicht. Wir
nennen: „On piis in the uriiie as an aid to the diagnoais of some diseases of
the genitO'Urinary System*^ (Dubl. Quarterly Journ., 1861) — „Observations on the
Symptoms resnlting front an vndescended testicle which were of so painful a
natura as to necessitatu its removal" (Ibid. 1852) — „On the eure of urinary
fistvlae hy compression^ (Ibid. 1863) — „Remarks on the removal by Operation
of the sequestrum in necrosis, with cases" (Ibid. 1854) — „Gase of cut throat"
(Dublin Hosp. Gaz., 1855) — „On cases of str icture of the Urethra in which the
nse of perforating or cutting instruments is expedient or desirable^ (Dubl. Quart.
Journ., 1855) — „Cliniccd lecture on deepseated whitlow^ (Dubl. Hosp. Gaz.,
1855) — .jClinical lecture on foreign bodies in the Oesophagus^ (Ibid.
1856) — „On abscess of bone" (Dubl. Quart. Journ., 1855) — „Diseased knee
Joint, Abscess in femur and necrosis^ (Dubl. Hosp. Gaz., 1857) — „Clinical
remarhs on the treatment of internal haemorrhoids" (Ibid. 1857) — „TTie
restoration of a lost nose** (Dubl. Quart. Journ., 1857), enthält die Schilderung
der ersten Rhinoplastik in Dublin seit 25 Jahren — „Syphilitic ulcers of the
fngers and toes^ (Dubl. Hosp. Gaz , 1858) — ^ Ruptur e of the heart" (Lancet,
1860) — „On encysted tumours of orbita^ (Dubl. Quart. Journ., 1861) —
„Lectures an syphilitic Osteitis and periostitis^ (London 1874) — yjAn essay
on syphilitic sarcocele" (Dublin 1849) und andere Journalaufsätze über die Nutz-
losigkeit der Blutentzieh iingen bei syphilitischer Iritis, über Syme's Amputation im
Sprunggelenk wegen Erkrankungen des Calcaneus, über doppelte Hasenscharte,
über Aneurysmen etc.
Med. Times and Gaz. 1875, II, pag. 561. Pgl.
* Hamilton, Frank Hastings H. , ist in Wilmington , Vt. , am
10. September 1813 geboren, studirte Medicin in Philadelphia, wo er 1833
gnduirt wurde und Hess sich dann in Auburn, N. Y., nieder. 1844 ging er als
Professor der Chirurgie nach Buffalo und folgte 1862 einem Rufe in gleicher
42 HAMILTON.
Eigenschaft am Believue Med. College in New York. H. ist Verfasser eines vor-
züglichen, bis jetzt in 6 Auflagen erschienenen Handbuchs über Fracturen und
Luxationen, das unter dem Titel : „^ practical treatise on fractures and du-
locattons" (Philadelphia 1860; deutsch von A. Rose nach der 5. Auflage des
engl. Originals, Göttingen 1876), femer eines s. Z. sehr brauchbaren und praktischen
Compendiums über Kriegs-Chifurgie : „A practical treatise on militari/ surgery^
(New York und London 1861; 2. Ausgabe mit dem erweiterten Titel: „A pract.
treatise on milit, surgery and hygiene" 1865 erschienen). Ausserdem veröffent-
lichte H., dem die Chirurgie in allen Zweigen, besonders in der Lehre von den
Fracturen und Luxationen, zahlreiche Verbesserungen und Fortschritte verdankt,
eine grosse Anzahl von Monographien, Abhandlungen und Aufsätzen in verschie«
denen ameiikanischen Zeitschriften über alle möglichen Capitel der Chirurgie, so
über Behandlung der Geschwüre durch Hautüberpflanzung (New York Journ. of
Med., 1854); femer: „Dislocation of the femur into the ischiatic notch, Reduct.
by manipulat.^ (American Journ. of the Med. Scienc, 1855) — „Prognosis of
fractures^ (Transactions of the Amer. Med. Associat for 1855); Statistik der
Luxationen, speciell mit Bezug auf ihre Resultate (Transact. of the Med. Soc. of
the State of N. Y., 1856); Vollständiger Verschluss der Vagina und Verhaltung
der Menses. Heilung durch Function vom Rectum (BufFalo Med. Journ., 1858) —
„On amputations" (New York Med. Record, 1866) — „Resection of Upper end of
femur. The head of the bone containing a true segnest rum of cancellous
tissue** (Ibid.) — „Tetanus, spontaneous recovery" (Ibid. 1867) — „Speedy
Union in a fracture of the tibia and ßbula" (Ibid. II) — „Gunshot wound
or fracture of the body of the second lumhar vertebra" (Ibid. II) — „A bullet
in the heart for twenty years" (Ibid. II) — „Operation for hare-lip" (Ibid. II) —
„Fracture of cricoid and thyroid cartilages** (Ibid. I) — „Epithelioma of the
extremities" (New York Med. Rec, 1868) — „Affections of the bursa patellae*!
(Ibid.) — yfOn encysted tumors** (New York Med. Gaz., 1870) — „Healing tüounds
by transplantation" (Ibid.) — „Superlaryngeal encysted tumours or encysted bursal
tumours in front of the larynx" (New York Med. Rec, 1870) — „On pyaemia"
(Surgical memoire of the war of the rebellion; coli, and published by the ü. 8.
Sanitary Commission, 1871) — „ Use of warm and hot water in surgery" (New York
Med. Rec, 1873) — „Separation of the Upper epiphysis of the humerus^'
(Ibid.) — „A unique case of complete ontward dislocation of the forearm"
(Med. Press and Circ, 1879) etc. etc. H. , der seit 1875 seine Professur auf-
gegeben, lebt zu New York als Visiting Surgeon am Believue Hospital , sowie als
Consulting Surgeon am St. Elizabeth's Hospital.
Atkinson, pag. 156. Pgl.
* Hamilton, Allan McLane H. , Arzt der Abtheilung für Nerven-
krankheiten am State Hospital und Lehrer dieser Disciplin am Long Island College
Hospital in New York, ist in Brooklyn, N. Y. , am 6. October 1848 geboren,
studirte in New York Medicin und promovirte daselbst am Coli, of Phys. and
Surg. 1870 mit einer Schrift über Galvanopunctur, die ihm den ereten Facultäts-
preis und die Hassen -Preismedaille einbrachte. 1874 erfand H. einen neuen
Dynamometer, dessen Beschreibung er im Psychological Journal und Medice Legal
Journal (April 1874) gab. Als einer der Ersten unter den amerikanischen Aerzten
hat H. galvanokaustische Operationen ausgeführt. Er schrieb ein Werk: „Clinical
electro'therapeutics*^ (1873), sowie Aufsätze: „On epilepsy" (New York Med.
Record, 1871) — „Genital irritation as a cause of nercous disease" — n Tre-
mors and incoordination" (Amer. Journ. of the Med. Scienc, 1876) — ^^Trembling
and loss of coordinating power as symptom of nervous dlsease" (Ibid. 1874) —
„On the treatment of some obstinate for ms of epilepsy" (New York Med. Record,
1874) — nThe therapeutics of functional headache" (Philad. Med. Times,
1875) — fjThe use of revulsives in diseases of the nervoua system" (Ibid.) und
HAMILTON. — HAMMERSCHMIDT. 43
zahlreiche andere, meist casnistische Ahhandlungen , speciell auf dem Gebiete der
Nervenkrankheiten, seines Specialfaches.
Atkinson, pag. 183. Pgl.
"^ Hammarsten, Olof H., zu Upsala, ist am 21. August 1841 zu Norr-
köping geboren, studirte von 1861 an in Upsala, war Amanuensis im Laboratorium
für medicinische Chemie und bis 1866 im dortigen pathologischen Institut, ist seit
1869 Docent der Physiologie und gegenwärtig Professor der medicinischen und
physiologischen Chemie. Er schrieb in Upsala universitets ärsskrift (1869): „Om
gallans förhällande tili magaaften och ägghvüedigeationen" (deutsch im Archiv
ftlr die ges. PhysioL, 1870: „Ueber den Einfluss der Galle auf die Magen-
Verdauung**) — ;, Ueber die Oase der Hundelymphe** (Arbeiten aus der physiol.
Anstalt zu Leipzig, 1871); in den Upsala Läkare-fören. förhandl. (Bd. I, 11, V, VI,
VII u. s. w.) : „Om produktema af magsaftens inverkanpä äggvitekropparne" —
— „Om peptonet och gallan^ — „Om gnngames galla" — yfFysiologiskt^
hemiska underaökningar Öfoer Jdoralkydratet** — „Om theinets 'öfvergäng i
urinen" — ^Bidrag tili kännedomen om spottens verkan pä stärkelae** —
„Om respirationens kemi** u. s. w.
Wistrand, Brnzelius, Edling, I, pag. 304. Bed.
Hammeil , Ludwig von H. , Arzt in Danzig und Leibarzt des Königs
Johann Sobiesky, war 1652 geboren und studirte Medicin in Leyden und
Montpellier. Nach seiner Promotion liess er sich in Danzig nieder, wo er am
15. März 1689 starb. Er ist Verfasser von: „Curriculum medicum Monspelienae*^
(Montpellier 1674, 4.) und von: „De herniis dissert, acad. , cui accedunt de
crocodilo ac vesicae mendaci calculo epistolae et responsiones ad Gar.
Drelincurtium** (Leyden 1681). An der Vollendung eines begonnenen Werkes
über die Geschichte der Aerzte Danzig's wurde er durch den Tod verhindert.
(Ueber die H. irrig zugeschriebene Entdeckung der Samenfädchen s. Haeseb,
Gesch. der Med., II, pag. 334.)
Biogr. mW. V, pag. 69. Pgl.
Hammer, Adam H., deutsch-amerikanischer Arzt, geboren am 27. December
1818 in Baden, studirte Medicin in Heidelberg und Paris. Anfangs praktischer
Arzt in Mannheim, wandte sich H. 1848 aus politischen Gründen nach Amerika
und liess sich in St. Louis nieder, wo er eine Reihe von Jahren als Professor
an mehreren medicinischen Schulen angestellt war und sich speciell mit Chirurgie
und Augenkrankheiten befasste. H. war Mitglied mehrerer hervorragender poli-
tischer und gelehrter ELörpersehaften , Vorsitzender der medicinischen Gesellschaft
in St. Louis und diente im letzten amerikanischen Krieg als Surgeon. Er starb
auf einer Besuchsreise nach Deutschland am 4. August 1878 in Griesbach in
Baden, nach kurzem Krankenlager. H. hat als einer der Ersten die Aethemarcose
in der geburtshilflichen Praxis in seiner Schrift : „Die Anwendung des SchtcefeU
äthers im Allgemeinen und insbesondere bei Geburten** (Mannheim 1847)
empfohlen, femer eine gute Darstellung der Pathologie und Therapie des Sonnen-
stichs geliefert und einen Fall von Thrombose der Coronararterien mit Diagnose-
stellung beim Lebenden beschrieben (Wien 1878). Von anderweitigen kleineren
Aufsätzen sind anzuführen: „Change of colour in an adult negro** (St. Louia
Med. and Snrg. Joum., 1853) — „Statistics of fifty-one successive capital
ampuicUiona** (Hdmboldt's Med. Archives, 1868); femer: „Gase of. pera^ute
coxitis; caries ofthe head ofthe femur etc.** (St. Louis Med. Surg. Joum., 1872).
Transact. of the Amer. Med. Assoc. 3879, Vol. XXX, pag. 823. Pgl.
Hammerschmidt , Karl Eduard H. (Abdullah Bey), war zu Wien
im Jahre 1800 geboren, wurde durch die Ereignisse des Jahres 1848, an denen
er thätigen Antheil genommen, gezwungen, Wien zu verlassen, wo er bis dahin
44 HAMMERSCHMIDT. — HAMMOND.
»
als Entomolog und Herausgeber der landwirthschaftliehen Zeitung, in gelehrten
Kreisen geschätzt, gelebt hatte. Er kämpfte zunächst in Ungarn, begab sich
dann nach Constantinopel , wo er, unter dem obigen türkischen Namen, als Arzt
und Professor an der medicinischen Schule, naturgeschichtlicher Schriftsteller und
auch sonst für humanitäre Zwecke, z. B. die Bestrebungen, welche die Genfer
Convention vertritt, thätig war. Er starb daselbst am 30. August 1874,
V. Wurzbach, XXVIII, pag. 346. . G.
Hammick , Sir Stephen Love H. , Bart. , zu Pl}'mouth , war daselbst
am 28. Februar 1777 geboren, als Sohn eines Beamten des dortigen Royal Naval
Hospital, in welchem er sehr früh zu lernen und zu lehren begann, selbst ehe er
die Qualification zur Praxis erlangt hatte. 1799 wurde er Schüler im St. George*8
Hosp. in London und in demselben Jahre noch Mitglied der Corporation of Surgeons.
Er kehrte darauf nach Plymouth zurück und wurde Surgeon des gedachten Hospitals,
obgleich er niemals im Dienste der Marine gewesen war. 1829 gab er diese
Stellung auf, liess sich in London nieder und publicirte 1830 die einzige von
ihm bekannte , auf seine sehr' reiche Erfahrung (er hatte , wie er angiebt , selbst
336 Amputationen mit nur 18 Todesfällen ausgeführt und mindestens 400 anderen
beigewohnt) basirte Schrift heraus, nämlich : „Practical remarks on amputationa,
fractures and stricturea of the Urethra**, wurde Chirurg des Königs, Mitglied
des Senats der neu gegründeten Universität und erhielt 1834 die Baronetwürde.
Seine werthvolle pathologisch-anatomische Sammlung schenkte er dem College of
Surgeons und starb, hochgeachtet, über 90 Jahre alt, am 15. Juni 1867.
Lancet. 1867, I, pag. 783. Gurlt.
^Hammond, William Alexander H., als Sohn eines Arztes in Anna-
polis, Md., am 28. August 1828 geboren, erhielt seine akademische Vorbildung
zu Harrisburg und setzte seine medicinischen Studien auf der Universität zu New
York fort, wo er im März 1848 zum Dr. med. graduirt wurde. Darauf prakticirte
er ein Jahr lang am Hospital zu Philadelphia und trat später als Assistant
Surgeon bei der Armee ein, wo er 11 Jahre lang diente, um diese Stellung 1859
mit der eines Professors der Physiologie und Anatomie an der Universität zu
Baltimore zu vertauschen. Im Frühling 1860 trat H. wiederum zur Armee zurück
und diente in General Patterson*s Hauptquartieren. 1862 wurde er zum Surgeon-
General der Armee mit dem Range eines Brigade-Generals ernannt. Seine bei der
Armee und im Kriege gemachten Erfahrungen benutzte H. zur Verbesserung des
Kriegslazarethwesens. Femer gründete er ein „Army Medical Museum ^^ und schrieb:
„The medical and surgical hütory of the rebellion,^ In Folge von Zwistig-
keiten mit dem Kriegsminister erhielt er 1864 seine Entlassung aus der Armee
und ging nach New York , wo er kurze Zeit darauf Professor der Psychiatrie und
Nervenkrankheiten am Coli, of Physic. and Surg. wurde. 1874 nahm er einen
Lehrstuhl dieser Disciplinen an der medicinischen Facultät zu New York an , den
er zur Zeit noch bekleidet. Veröflfentlicht hat H. folgende Schriften: „Physio-
logical memoirs^ (Philadelphia 1863) — „A treatise on hygiene, with special
reference to the military service** (Ebenda 1863) — „Lectures on venereal
diseases*^ (Ebenda 1864) — „On wakefulneas^ vnth an introductory chapter on
the phyatology of sleep^ (Ebenda 1865) — „On sleep and its derangements"
(Ebenda 1869) — „Insanüy and its medico-Iegal relations** (New York 1866) —
yfThe physics and physiology of spiritualism^ (Ebenda 1870) — „A treatise
on the diseases of the nervous System^ (Ebenda 1871; das Hauptwerk H.*8, das
1876 in 6. Auflage erschien) — „Clinical lectures on diseases of the nervous
System" (Ebenda 1874) — „Insanity in its relations to crime*' (Ebenda 1875) —
j^Spiritualism and allied causes and conditions of nervous derangement*^ (Ebenda
1876), sowie zahlreiche Aufsätze über physiologische, psychologische und neuro-
pathalogische Themata in medicinischen Zeitschriften , besonders in den Transactions
derjenigen zahlreichen Gesellschaften, deren Mitglied H. war. H. hat zuerst Fälle
HAMMOND. — HANCOCK. 45
Yon sog. „AthetOBis^^ beobachtet, womit er einen im New York Med. Record. (1873)
näher beschriebenen Symptomencomplex bezeichnet.
Atkinson, pag. 364. Pgl.
Hampe, Friedrich Ludwig H., geboren zu Göttingen 1780, studirte
daselbst seit 1797 Medicin und promovirte 1801 zum Dr. med. et chir. Unmittelbar
später machte er Reisen nach Frankreich, der Schweiz und Italien, wobei er sich
hauptsächlich in Paris, Wien nnd Berlin längere Zeit aufhielt. Im Jahre 1804 Hess
er sich in Bremen nieder, wo er seine medicinische Carriöre unter den Auspicien
des berflhmten Albers begann. Von 1812 — 1814 war er Arzt der französischen
Militärlazarethe in Bremen. H. ist Verfasser mehrerer Aufsätze für die Salzburger
Zeitung, das HuFELAND^sche Journal, den Rheinischen Mercur und einer Mono-
graphie : ;, Ueber die Entstehung , Erkenntnias und Cur der Knochenbrüche,
eine theoretisch-praktische Abhandlung"^ (Bremen 1805). Er starb 1818.
Biogr. in6d. V, pag. 71. — Bremische Aerzte, pag. 181. Pgl.
Hanbut, s. Hagenbüt.
Hancke, Johann Wenceslaus H. , zu Breslau, war zu Mertschtltz
(Kreis Liegnitz) am 16. März 1770 geboren, kam im 13. Jahre zu einem Wund-
arzt in Jauer in die Lehre, conditionirte von 1786 — 89 an verschiedenen Orten
als Barbiergeselle , zuletzt in Breslau , wo er anatomische Vorlesungen hörte, trat
1790 als Chirurg in die Armee, unterrichtete sich selbst so viel als möglich,
hörte 1794 von Neuem in Breslau Vorlesungen, wurde 1795 der chirurgischen
P^pinifere. in Berlin attachirt, blieb dort bis 1799, machte seine Prüfungen, wurde
1800 Oberchirurg beim Militär in Breslau und Glogau, wo er bis 1809 blieb,
während er inzwischen, 1807, mit der Diss. : yyDe inaccessa pericardii inflaviraati
diagnosi, memorabdi morbi hujusce exemplo illustrata" (4.) in Frankfurt a. 0.
Doctor geworden war. Er siedelte darauf dauernd nach Breslau über, machte sich
daselbst bald einen Namen als Operateur, nachdem er 1810 ordinirender Arzt
am ELrankeninstitut der Barmherzigen Brüder geworden war und hielt schon vor
der Verlegung der Universität nach Breslau daselbst Vorträge über Chirurgie für
junge Wundärzte. In den Jahren 1818 und 1814 stand er den grossen Kriegs-
lazarethen auf dem Bürgerwerder als Oberwundarzt mit Auszeichnung vor, wurde
1815 Assessor, später Rath beim Provinzial-Medicinal-Collegium und war von der
Errichtung der medicinisch-chirurgischen Schule an bis 1841 Lehrer an derselben.
1831 leitete er das im Kloster der Barmherzigen Brüder errichtete Cholera-
Lazareth und hatte, mit anderen Breslauer Aerzten, Antheil an der Schrift: „Die
asiatische Cholera*^ (Breslau 1832). Ausser einer Anzahl von Aufsätzen in Zeit-
schriften, unter denen namentlich der vorzügliche: nUebei- die Kopfverletzungen^
«Rcst's Magazin) anzuführen ist, schrieb er folgende kleinere Schriften: „Ueber
die Erößnung der Eitergeschwuht nach verschiedenen Methoden^ (Breslau
1829) — „Prophylaktisches Heilverfahren bei Verletzungen von tollen Hunden
u, s. w," (Ebenda 1830); besonders bekannt geworden aber ist die Schrift:
„Ueber das Chlor zink als Heilmittel gegen die Syphilis y chronische Exantheme
und Ulcerationen^ (Ebenda 1841). Er starb , bis an sein Lebensende thätig,
in hohem Alter, am 22. Juni 1849.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 27, 1849, I, pag. 465. — Callisen, VIIF,
pag. 98; XXVIII, pag. 371. G.
Hancock, Thomas H. , in London, war in der Grafschaft Antrim
geboren, war Lehrling eines Apotheker-Chirurgen in Waterford, wurde 1806 in
Edinburg Doctor und liess sich 1809 in London nieder. Er gehörte zur Gesell-
schaft der Freunde (Quäker), über die er auch zwei Schriften (London 1825;
Liverpool 1835) herausgab. Er war Arzt am City and Finsbury Dispensary und
am London Electrical Dispensary. Später ging er nach Liverpool und von da
nach Lisburn in Irland, wo er am 16. April 1849 starb. Seine medicinischen
46 HANCOCK. — HANDEL
I
Schijften wareo : „Researches into the laws and phenomena of pestilence ; in-
cluding a medtcal sketch and rem'ew of the plague of London , in 1666 : and
remarks in quarantine, with an appendix^ .... relative to the plagues of Morocco,
Malta j Noya and Corfa etc,^ (London 1821) — „An essay on instinct and
ifs physical and moral relations" (Ebenda 1824) — n'^^^ laws and progress
of epidemic cholera, illustrated by facts and observations" (Ebenda 1832).
Munk, III, pag. 78. — Callisen, VIII, pag. 100; XXVII F, pag. 373. G.
Hancock, Henry H. , zu London, war daselbst am 6. August 1809
geboren, erlernte zuerst die Pharmacie, besuchte von 1830 an das Royal West-
minster Ophthalmie Hosp., später Güthrte's Vorlesungen über Chirurgie, die
Hbrigen Vorlesungen im King*8 College und die Kliniken im Westminster Hospital.
1832 wurde er House-Surgeon in gedachtem Augenkranken-Hospital, 1834 Docent
und Prosector der Anatomie bei der Westminster medicinischen Schule, in welcher
TODD die Physiologie und Guthrie die Chirurgie vortrugen. 1837 übernahm er in
Folge einer Aufforderung von Howship die Vorlesungen über Anatomie und
Physiologie bei der in der Bildung begriffenen, mit dem Charing-Cross Hosp. in
Verbindung stehenden Schule, gab im folgenden Jahre eine Uebersetzung von
Velpkau's „Anatomy of regions^^ (London 1838) heraus und wurde 1839 zum
Assistant- Surgeon beim Charing-Cross Hosp. erwählt. 1840 übernahm er auch
noch die Vorlesungen seines erkrankten imd im folgenden Sommer verstorbenen
Collegen Howship über Chirurgie, in dessen Stelle er darauf rückte. 1846 wurde
er Präsident der Westminster Medical Society, 1848 der Londoner Medical Society
und 1851 deren Lettsomian Professor der Chirurgie. Ausser den Artikeln „Bip-
Joint" mh^ „Arteria innominata" in Todd's Cyclopaedia veröffentlichte er: „Dis-
locations and injuries of the Shoulder- Joint" (1844) — „A short account of a
case of disease of the appendix caeci cvred by Operation, toith suggestions
as io the propriety of adopting a similar method of proceeding in certain
cases of Peritonitis" ^1848) — „On the Operation for strangulated hernia"
(1850) — ^On the anatomy and physiology of the male Urethra, and on
pathology of strictures of that canal" (1852). Dazu eine Reihe von Aufsätzen
in der Lancet, z. B. die Anwendung von Terpenthin bei indolenten Geschwüren,
über scrofulöse Augenentzündungen, Axillar- Aneurysma , Luxation der Tibia und
Fibula mit dem Astragalus nach innen von den übrigen Tarsalknochen, über innere
Darmeinklemmung, über den Perinealschnitt bei Harnverhaltung u. s. w. Er war
eiaer der Ersten, welche die Total-Eixstirpation des Calcaneus, mit Erhaltung eines
brauchbaren Fusses, ausführten, war der Erste, welcher in England die MOREAü'sche
Fussgelenks - Resection mit glücklichem Erfolge machte und zugleich verbesserte.
Er legte seine Lehrstellung 1868 und sein Amt als Chirurg 1873 nieder und
wurde Consulting Surgeon des Hospitals. Er war auch viele Jahre lang Chirurg
des Westminster Ophthalmie Hospital , wo er die Zöglinge von Charing-Cross
Augenheilkunde lehrte. 1863 wurde er Mitglied des Council des College of
Surgeons und hielt bei demselben 1865 als „Arris and Gale" Professor der Anatomie
und Chirurgie Vorlesungen über den menschlichen Fuss, die er in verbesserter
Form später als „On the operative sur g er y of the foot and ankle- Joint" (London
1873, w. 1 pl.) herausgab und mit dem sein Name auch in Zukunft noch genannt
werden wird. 1872 war er Präsident des College und hielt 1873 die HüNTER'sche
Rede. Er starb afh 1. Januar 1880 auf seinem Landsitze Standen Hoiise,
Chute, Wiltshire.
Lancet. 1853 , II , pag. 578 ; 1880 , I , pag. 1 10. — Med. Times and Gaz. 1880,
I. pag- 53. Gnrlt.
Handel, Georg Theodor Christoph H., geboren 1769, machte seine
medicinischen Studien an der Universität zu Marburg, promovirte daselbst 1791
zum Dr. med. et chir. mit der Diss.: „De indole, signis diagnosticis causisque
febris ardentis , monumentis praesertim veterum superstructa" , wurde bald
HANDEL. — HANDTWIG. 47
darauf Prof. e. o. an derselben Universität und diente später als Militärarzt der
Rheinarme« bei den französischen Truppen. Er starb zu Idstein am 9. Februar
1801. H. rerfasst« folgende Schriften: fySpecimen pharmacopoeae militaris
Franco-Gallicae" (Strassburg 1797) — „Das Wissen swertheste vom uralten
Matlen- oder Wiesbade für die sich dessen bedienenden Kurgäste aufgesetzt"
(Mainz 1798) — ;, Ueber die jetzige Pockenepidemie und die ausgezeichnete
Wirkung einiger Hausmittel in derselben" (Frankfurt a. M. 1800) — „Ueber
die gegenwärtig unter dem Bindmeh grassirende Klauenseuche etc." (Ebenda
1800) — „Arzneivorrath für unbemittelte Bürgerfamilien" (Hadaraar 1801) —
^Pharmacopoea Inconica, in eorum usum praeprimis, sanitati qui prospiciunt
militum reipublicae emeritorum Fr anco - Galliae" (Fjhej)äsi 1801), eine dem
Consul Bonaparte gewidmete Schrift , die Frucht langen Nachdenkens und
wiederholter Erfahrung : „Leichte und sichere Heilung /fort des bösartigen Trippers"
(£benda 1801) — „Kennf.niss und Cur des venerischen Ghankers" (Ebenda
1801) — vDie Wirksamkeit des Phosphorits in der Epilepsie" (Hl'FELAXD's
Joom. der prakt. Hcilk., 1799).
Biogr. in6d. V, pag. 71. — Dict. hist. III, pag. 40. Pgl.
Handschach, Georg Friedrich IL, war geboren am 13. Februar 1790
zu yieden*'ern bei Schweinfurt. Er unterbrach seine medicinischen Studien an
der UniversiUlt TVürzburg 1814 und machte als Bataillonsarzt den Feldzng gegen
Frankreich im damaligen grossherzoglich Wtlrzburgischen Infanterie-Regiment mit.
Im darauffolgenden Jahre erlangte er die Doctorwtirde zu Würzburg. Mit allge-
meiner Bildung und gründlichen medicinischen Kenntnissen ausgerüstet errang
CT sich als Militärarzt in München später eine hervorragende Stellung. Das
Militärspital daselbst bot seiner seltenen Beobachtungsgabe und dem ihm eigenen
ruhigen Urtheil Gelegenheit, sich reiche Erffihrungen zu sammeln. Auf Grund
derselben neigte er sich der expectativen , vorzugsweise diätetischen Behandlung
der Krankheiten zu. Derselben huldigte er vorzüglich in chronischen Krankheiten,
wie er denn auch in seiner im Jahre 1831 in München veröffentlichten Schrift:
„Die syphilitischen Krankheitsformen und ihre Behandlung" gegen die bis
dahin in München geübte ausschliessliche mercurielle Behandlung derselben sich
aussprach. Als Ordinarius im Militärspital während der ersten , München tiber-
ziehenden Cholera-Epidemie im Jahre 1836 wendete er mit gutem Erfolge (es
starben von 156 Cholerakranken nur 41) kleine Blutentziehungen an. Sie wurden
schon zeitig gemacht und öfter wiederholt. Im Jahre 1848 wurde er zum General-
stabsarzt und Referenten für das Sanitätswesen im Kriegsministerium ernannt. Als
solcher förderte er die wissenschaftlichen Bestrebungen seiner Untergebenen und
erwarb sich um die Hebung des ärztlichen Standes in der Armee bleibende Ver-
dienste. Er starb am 28. September 1862. F. Seit z.
Handtwig, Gustav Christian von H., geboren auf der Insel Dagden
(Estland) im Jahre 1713, studirte in Rostock und wurde daselbst 1738 zum
Doctor der Medicin promovirt (Diss. : „De aßectibus quibuadam spasmodicis
frequentius procurrentibus" ) , In demselben Jahre in Rostock zum Professor der
Medicin ernannt, docirte er daselbst bis zum Jahre 1765 , ging dann als zweiter
Stadtphysicus nach Riga imd starb hier am 31. Januar 1767. Er hat während
seiner langen akademischen Thätigkeit eine Reihe von lateini|chen Abhandlungen
herausgegeben, darunter: „Diss, de situ dormientium" (1753) — „De justa
somni salutaris quantitate et mensura" (1755) — „De salutari stib somno
iitu" (175Ö) — „De salutari sub somno loco" (1756) u. A. m. — „Oratio de
stemutatianis effectu saepius noxio , indeque orta consuetudine sternutantibus
cptandt salutem" (Rostock 1738\
v. Recke-Napiersky, IT, pag. 177. — Beise, I, pag 23.*^. — Meusel's Ge-
lehrtes Deutschland. V, pag. 127. — Henke's, Zeitschrift für Staatsarzneikunde. 1856,
^I. P*8- 246. L. Stieda.
48 HANDYSIDE. — HÄNIÜS.
Handyside, Peter David H., zuEdinbarg, war daselbst am 26. October
1808 geboren, wandte, nachdem er in seiner Vaterstadt im Jahre 1831 Doctor,
1833 Fellow des Royal College of Surgeons geworden war und in Heidel-
berg (unter Tiedemann) und in Paris seine Studien fortgesetzt hatte, besonders
der Anatomie und Chirurgie seine Thätigkeit zu und gab als Chirurg der Royal
Infirmary anatomische Cnrse. Nach einer kurzen Unterbrechung seiner Lehrthätig-
keit wirkte er als Nachfolger von Steuthers 1863 als Docent der Anatomie
am College of Surgeons ; ausserdem war er Mitglied der Royal Society und machte
sich durch viele Arbeiten anatomischen, physiologischen, zoologischen und chirur-
gischen Inhaltes vortheilhaft bekannt. Er starb am 21. Februar 1881. Von
seinen chirurgischen Arbeiten sind anzuführen: „A probationary essay on osteo'
aneurism, etc." (Edinburg 1833) — „Account of a remarkable case of suicide,
with obsercations on the fatal issue of the rapid introduction of air in large
quaniity into the circulation during surgical Operations*^ (Edinb. Med. and Surg.
Joum., 1840) — „Remarkable case of extropky of the urinary bladder"
(Ebenda 1839) — „Remarkable case of suicide from asphyxia by choking,
from the introduction of a firm plug into the fauces" (Ebenda 1842) —
„Cases in surgery" (Lond. and Edinb. Monthly Joum., 1844-45) — „Case
of traumatic spreading gangrene, aft^r severe Compound fracture of the leg,
.... arnputation beneath the trochaiUers .... acupressure etc." (Edinb. Med.
Joum., 1860 - 61) ^ — „Another case of amputatwn of the thigh .... in which
acupressure was successfully employed" (Ebenda 1861 - 62). Von seinen
anatomischen und teratologischen Arbeiten führen wir an: „The anatomy , par-
ticular and sicrgical, of the human body" (Edinb. 1837 , 4., 30 eol. pl.) —
„Account of a case of hermaphrodiam" (Edinb. Med. and Surg. Journ., 1835) —
„On a remarkable diminution of the medulla oblongata and .... of the
spinal marrow y consequent upon gradual ypontaneous hixation of the pro-
cessits dentatus" (Ebenda 1840) — „Observations on the arrefited twin deve-
lopment of Jean Battista dos Santos" (Edinb. Med. Joum., 1865-66) —
„Transitions inthefoetal hcart" (Proceed. of the Royal Soc. of Ebinb., 1869) —
„Quadruple mammae occurring in tico adult brothers" (Joum. of Anat.
and Phys., 1872) — „Ilypospadia with cleft scrotum" (Edinb. Med. Journ.,
.1873) u. 8. w. Die von ihm als Präsident der Edinburger Med.-Chir. Society
gehaltene Festrede wurde u. d. T. : „Jubelee chronicon; a valedictory address*'
(1874) publicirt.
Edinb. Med. Journ. Vol. XXVI, P. II, 1881, pag. 861 , 949. — Brit. Med. Joum.
1881, I, pag. 411. — Med. Times and Gaz. 1881, I, pag. 334. ^
Hanlus, Martin H., zu Neu-Strelitz in Mecklenburg, war am 8. December
1778 zu Jastrow in Westpreussen geboren, wurde 1808 in Erfurt Doctor, in
demselben Jahre in Alt-Strelitz Arzt, war von 1818 — 49 Armenarzt und Arzt am
Landarbeits- , Zucht- und Irrenhause, wurde 1832 Rath und Physicus des Alt-
Strelitzer Physicats, ging 1837 nach Strelitz, war daselbst von 1836 — 49 Physicus,
Medicinalrath und Mitglied des Medicinal-Collegiums, 1858 Ober-Medicinalrath. Er
schrieb mehrere Aufsätze für Horn's Archiv (1811, 12, 33) über einen Fall von
gänzlich unterdrttckter Harnsecretion , drei Gutachten über psychische Krank-
heiten u. 8. w. ; ferner in IIufeland's Journal (Bd. LXXVIII, LXXXII), darunter :
^Beob. einer Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter , welche nach Ver*
lauf V071 21 Monaten durch Selbsthülfe der Natur ein glückliches Ende
erreichte" u. s. w. ; ferner in Wildberg's Jahrb. der ges. Staatsarzneikunde
(ßd. U, III, VI), in IIenke's Zeitschrift (Bd. I, III) und in v. Siebold's Journal
(Bd. XIV) meistens gerichtsärztliche Gutachten. Auch verfasste er: „Aphorisnii
ad medicinam politicam et forensem spectantes nonnulli" (Berlin 1841). Er
starb am 3. Mai 1859.
Blanck, pag. \>h, — Callisen, VIII, pag. 104; XXVUI, pag. 376. G.
HANMANN. — HANNES. 49
Hanmanil, Heinrich Friedrich Carl H., zu Rostock, war daselbst
am 14. Juni 1806 geboren, studirte in Berlin, WUrzburg und Rostock, wo er
1830 mit der Diss. : „De pathognomiae dignitate in morbis cognoscendis^
(Pars I, II, 1830, 31) Doctor wurde. Er verfasste eine „Kurze Diätetik während
der Choleraepidemie zu Rostock*^ (Ebenda 1832) und schrieb in V. Grabfe's
imd V. Walthbe's Journal (1831, 36, 39, 40, 46) einige Aufsätze, darunter:
jfZur Lehre vom Krebs*^ — „Andeutungen über die Wundercuren eines Laien
in Rostock^; ferner im Mecklenb. med. Conversationsblatt (1840): „Ueber
angeborene Halsfisteln*^ u. s. w. ; in Hüfeland's Journal (1842) : „ Ueber Repro-
ductio lentis** u. s. w. auch in anderen Journalen. Dazu kommen noch folgende
besondere Schriften: „Wamemünde, dessen Seebad u, s. w," (Rostock 1843) —
„Zur Lehre vom Zahnen der Kinder, Gekrönte Preisschrift^ (Ebenda 1845).
Er starb am 24. September 1846.
Blanck, pag. 164. — Callisen, XXVIII, pag. 376. G.
Hannemann, JohannLudwigH., geboren zu Amsterdam am 25. October
1640, studirte, obwohl von seinen Eltern zum Geistlichen bestimmt, Medicin und
prakticirte Anfangs in Friedrichstadt (Holstein), später in Stade und Buxtehude
(Hannover). Im Jahre 1675 folgte er einem Rufe als Professor der Physik nach
Kiel, nicht ohne vorher noch in Kopenhagen den Doctorgrad zu erwerben.
Er bekleidete die Professur fast 50 Jahre lang und starb an seinem Geburtstage
1724. Er war Mitglied der Leopoldlnischen Akademie und Verfasser einer ganzen
Reihe von Schriften über Gegenstände aus dem Gebiete der Botanik, Chemie und
praktischen Medicin. Uebrigens gehörte H. zu den enragirtesten Gegnern der
HABVKY'schen Lehre vom Blutkreislauf. Ein Verzeichniss der sämmtlichen Schriften
H.'8 giebt Molleb. Es genügt, die wesentlichsten zu citiren: „Prodromus lexici
utriusque medicinae practicae" (Hamburg 1670; Stade 1672) — „Nova ars
chemica enervata** (Stade 1670) — „Omim Harveianum generationis animantum
curiosum. Quo demonstratur adver sus materialistas, quod gener atio animalium
fiat ex nihilo^ (Kiel 1675) — „Ovum Hermetico-Paracelsico-Trismegistum id
est commentarius pMlosophico-chemicus medicus in quandam epistolam etc.**
(Frankfurt 1694) — „Dissert. pharmaceutico - therapeutica de usu et abusu
inebriaminum** (Nürnberg 1679, 4.) — „De admirandis in homine" (Kiel
1699, 4.) — „De motu cordis** (Ebenda 1706) — „De nonnulis paradoxis
morborum curationibus et de dolore capitis et epilepsia" (Ebenda 1706). —
Sein Sohn Bartholomäus Johann O^to H. , geboren zu Buxtehude am
am 28. März 1671, promovirte zum Dr. med. 1699 in Kiel und prakticirte
snecessive in Hamburg, Burg auf Fehmarn, Flensburg und Ottensen und starb im
October 1709 , unter Hinterlassung zweier kleinerer medicinischer Schriften. —
Der Bruder desselben, Peter Johann Christian Friedrich Richard H.,
studirte einige Zeit Medicin, widmete sich aber später der Jurisprudenz und wurde
1697 im Duell getödtet. Während seines medicinischen Studiums veröffentlichte
er in den Miscellanea der Leopoldlnischen Akademie der Naturforscher zwei
Beoabachtungen.
Biogr. m§d. V, pag. 72. Pgl.
Hannes, Christian Rudolf H,, geboren am 26. Mai 1734 in Wesel,
▼ar praktischer Arzt in seiner Vaterstadt und Physicus des Herzogthums Cleve
Tor seiner Vereinigung mit Frankreich. Das Todesjahr H.'s ist unbekannt. Ausser
emigen interessanten Beobachtungen, veröffentlicht in den Verhandlungen der
Akademie zu Mainz und der Akademie der Naturforscher, rühren von ihm noch
her: „Dissert, qua foetum in utero per os nutriri demonstratur** (Duisburg
1756) — „Die Unschuld des Obstes in Erzeugung der Ruhr** (Wesel 1766) —
„Dissert, de puero epileptico foliis Äurantiorum recentibus sana^oi^ (Ebenda
1766) — jiDrief an Herrn Bai ding er über den Friesel und andere
Biogr. Lexikon. III. .4
n
50 HANNES. — HANNOVER.
Beobachtungen" (Ebenda 1768) — „Dtssert. de insitione variolarum in urbe
patria Vesaliensi tentata" (Ebenda 1772).
Biogr. in6d. V, pag. 73. Pgl.
* Hannover, Adolf H., ist geboren zu Kopenhagen am 24. November
1814. Er studirte daselbst, absolvirte 1838 das Examen medico-chirurgicum und
disputirte im folgenden Jahre für den medicinischen Licentiatengrad mit der Ab-
handlung: „De cartilaginibus y musculis , nervis auris externae atque de neocu
nervi vagi et nervi facialis. " Er studirte danach 2 Jahre in Faxis und besonders
in Berlin unter Jon. Müllfb. Nach seiner Rückkunft wurde er Assistenzarzt am
königlichen Friedi'ichs-Hospital, später Visita tor der Kopenhagener Spitäler. Während
des Krieges 1850 war er Oberarzt an einem Lazarethe in Kopenhagen , 1853
Cholera-Arzt. 1843 concurrirte er mit Fenger für eine Lectorstelle der patho-
logischen Anatomie und allgemeinen Pathologie, und 1846 mit Ibsen für die
anatomische Professur, wirkte in den folgenden Jahren als Privatdocent besonders
in mikroskopischer Anatomie und zugleich fortwährend als praktischer Arzt in
Kopenhagen. Er erhielt 1856 (und .wieder 1878) einen Monte YON-Preis vom
Institut de France für seine anatomischen und physiologischen Untersuchungen des
Auges, 1852 das Ehren-Doctordiplom von der Universität in Groningen ; auch ist
er Ehrenmitglied der Royal Medico Chirurgical Society in London. Seine vielen
bedeutenden , grösstentheils auch in fremde Sprachen übersetzten literarischen
Leistungen beziehen sich auf : 1. Mikroskopische Technik: „ Die Chrom-
säure" (Müller's Archiv, 1840) — „Tableau microvietnque" (Kopenhagen und
Paris 1842) — „Om Mihroshopets Bygning og dets Brvg*^ (Kopenhagen 1847;
tibersetzt in's Englische, Edinburg 1853; später in's Deutsche, Französische und
Holländische). — 2. Anatomie und Physiologie: „De cartilaginibus , mus-
culis, nervis auris externae atque de ne.iu nervi vagi et neri'i facialis" (Disser-
tation, Kopenhagen 1839; Müller's Archiv, 1840) — „Mikroslopiske linder-
sögelser af Xcrvesysfemet*^ (Preisschrift, 1843 ; französisch Paris und Leipzig
1844) — „Ueber die Entwicklung und den Bau des Säugethierzahns" (Ver-
handlung der kaiserl. Leop.-Carol. Akademie, Bd. XXV) — Desgleichen der
Fischschuppen (dänisch und französisch 1867, 68), des Knorpels (1866), des
Primordialknorpels im menschlichen Schädel (1881) — j,De quantitate relativa
et absoluta acidi carbonici, .ab homine sano et agroto exhalati" (Kopenhagen
1845). — 3. Das Auge: „Ueber die Netzhaut u, s, w." (Müller's Archiv,
1840) _ ^Die Linse" (1845) — \Der Glaskörper" (1845) — „Dei- fötale
Zustand des Auges" (1845) — „Das Auge, Beiträge zur Anatomie, Physio-
logie und Pathologie dieses Or^an«" (dänisch 1850; deutsch Leipzig 1852) —
„Anatomie und Physiologie der Retina" (1853) — „La rdtine de Vhomnie et
des vertdbrSs, memoire histologique, historico-critique et physiologique" (dänisch
1875; französisch Kopenhagen und Paris 1876) — „Funiculus sclerottcae"
(1876). — 4. Pathologische Anatomie und Teratologie : „Das Epi-
thelioma U.S.W." (dänisch 1852; deutsch Leipzig 1852) — „Epithelioma cylindra-
ceum foliaceum et glolosum" (1865) — „Odontoma" (1868) — „Kalkconcre-
mente in der Piacent a" (1874) — „Den menneskelige Bjerneskols Bygning
ved Anencephalia" — yjVed Gyclojna og Synotia" (1882, 1883). — 5. Epi-
und Entophyten, Helminthen: ;, Ueber eine contagiöse Confervenbildung
auf dem Wasser Salamander" (Müller's Archiv, 1839;. 1842) — „Ueber Ento-
pthyten auf den Schleimhäuten des todten und lebenden menschlichen Körpers"
(1842); zusammen mit Krabbe: „Beretning om 100 Tilfälde af Bändelomi hos
Mennesket" (1869). — 6. M ediein undmedicinische Statistik: ;, Ueber die
Menstruation in physiologischer und pathologischer Beziehung" (Froriep's Tages-
berichte, 1852) — rfLes rapports de la menstruation en Danemark et VSpoqu^ de la
premi^re menstruation chez les differents peuples" (Bulletins de l'Academie roy. de
Belgique 1869) — n^^^'^ Krankheiten der Handwerker u. s. w." (1861) u. s. w. —
HANNOVER. — HANSEN. 61
7. Invaliden und Resectionen: „Die Pensionirung und Versorgung von
Müitfirpersonen . , .in Deiitscfdand" (1874) — „Die dänischen Invaliden ti, s. w,"
(1870) — „Das Endresultat der Resectionen im Kriege 1S64 in den Untei'classen
der dänischen Armee^ (Medie. Jabrbb., Wien 1860, 1875) ii. 8. w., u. s.w.
Hannover, Autobiographie bei Erslew. Petersen.
Hansen , Napoleon Friedrich August Peter H. , war auf dem
Gute Sehierensee bei Kiel geboren, wurde 1827 in Kiel Doctor, darauf Assistenz-
arzt der Irrenanstalt in Schleswig, 1832 praktischer Arzt in dieser Stadt und
1836 eonst. Physicus daselbst, wurde 1851 aber von der Amnestie ausgeschlossen
und lebte später in Elmshorn. Er schrieb eine Reihe von Aufsätzen ,in Pfaff's
Mittheilnngen (Jahrg. 2, 3, 4, 6, 7), darunter: „lieber den sogenannten Brand-
stiftungstrieb" — „Zur Behandlung der Knochenbrüche und Verrenkungen" —
y^Zur Pathologie der Influenza" — nDie Vermehrung der Aerzte im Staate" —
jfFötus ohne Nahelstrang" u. s. w. ; femer im Kieler Correspondenzblätt (1845,
1848, 49), darunter: „Die Schul frage" und verfasste die Schrift: „Ueher die
Sachkrankheiten der Influenza nebst Bemerkungen über Maximilian StolVs
Gastricismus" (Schleswig 1840).
Lubker und Schröder, pag. 215. — Alberti, pag. 308. G.
* Hansen, Karl H. , zu Christiansand in Norwegen , ist am 20. October
1817 geboren, studirte in Christiania, prakticirte von 1842 an im Ringerike,
^•urde 1846 Districtsarzt in Noerstrand, machte 1851 eine Reise nach Utrecht,
Berlin und Göttingen zu Studien über physiologische Chemie und pathologische
Anatomie, hielt nach seiner Rückkunft 1853 einige Vorlesungen in Christiania
und publicirte : ;, Versuche über die Wirkung des Tellurs auf den lebenden
Organismus" (Annalen der Chemie und Pharm., 1853), dasselbe auch im Norsk
Magaz. f. Laegevid. (2. R. VII), sowie in derselben Zeitschrift : „Alm, Methode til
at utfinde organiske Alkalier i Forgiftningstilfaelde" — „Paavisning of
Strychnin i Forgiftningstilfaelde" (XVI); ferner in dem Beretn. om Sundheds-
tilsfanden m. m. i Norge (1858—66): „Om Sygehuset i Älstahaug" — „Om
Ih'phtheritepidemien i Älstahaug s Laegedistrikt" — „Om Levemaaden under
Lofotfisket** — „Bemaerkninger i AnL af Storsildfisket i Nordlands Amt og
de hygia£niske Forholde derunder" u. s. w. ; weiter noch: „Om Ernaering og
Naeringsmidler" (Polyteknisk Tidsskrift, 1854). Er hat ausserdem für den Schul-
gebrauch Lehrbücher der chemischen Physik und Chemie geschrieben, sowie:
„Tre Forelaesninger for Doctorgraden i Medicin" (Christiania 1858) publicirt.
Kiaer, pag. 157, 489. G.
"*" Hansen, Gerhard Henrik Armauer H., zu Bergen in Norwegen,
ist daselbst am 29. Juli 1841 geboren, wurde, nach Ablegnng seiner Examina,
1868 zum Arzt am Pflegestifte für Aussätzige Nr. 1 in Bergen und zum Unterarzt
am Longegaardshospital ernannt, war im Frühjahr desselben Jahres Fischereiarzt
auf den Lofoten, machte 1870 — 71 eine wissenschaftliche Reise nach Bonn und
Wien, hauptsächlich zu Zwecken der mikroskopischen Anatomie, war von 1872 bis
1875 Arzt des erwähnten Pflegestiftes Nr. 1. Er verfasste die gekrönte Preis-
sehrift: „Bidrag til Lymphekjertlernes normale og pathologiske Anatojni"
(Christiania 1871, 4., m. 5 Farbendruck-TafF.) ; ferner: „Beretn. om Sundheds-
forholdene i Pleiestiftelsen for Spedalske Nr, 1" (Tabeller over de Spedalske i
Norge i 1868, 1869) — „Untersuchungen über die entzündlichen Verände-
rungen der Hornhautkörper" (Jahrbb. der Gesellsch. der Aerzte in. Wien, 1871) —
„Zur Pathologie der Lepra" (Archiv für Syphil. und Dermat., 1871) — „Bi-
drag til Spedalskhedens Karakteristik" (Nord. med. Arkiv, I, II, 1869, 70, m.
3 Taff.) — „Oyn vort Kjendskab til Spedalskhedens Aarsager og om vore
Forholdsregler mod Sygdommen " (Ebenda II) ; zusammen mit 0. B. Bull : „ The
leprous diseases of the eye" (Christiania 1873, w. 5 col. pl.). Von späteren
4*
52 HANSEN. — HÄRDER.
Arbeiten sind noch anzuführen aus dem Norsk Magazin (1874, 75): „Amputation
des Unterschenkels bei Gangrän durch Thrombose, Ärrosion des Larynx durch
eine Caniile^ ; femer: „On the etiology of leprosy" (Brit. and Foreign Med.-
Chir. Review 1875) — „Studien über den Bacillus Leprae^ (ViRCHOw's Archiv,
1882) u. 8. w.
K i a e r , pag. 155, 469. 562. G.
Hanstein, Samuel Ferdinand H. , zu Drammen in Norwegen, war
am 28. November 1785 zu Cottbus in der Nieder-Lausitz geboren, erhielt seine
erste medicinische Ausbildung von 1803 an in Berlin, trat. 1807 , nach dem Ab-
schlüsse dea Tilsiter Friedens, da ihm die preussische Armee verschlossen war,
in die dänisch-norwegische ein, vervollständigte von 1812 an in Kopenhagen seine
medicinischen Studien, wurde 1815 Regimentsarzt, 1818 Corpsarzt, hatte von
1823 an seinen beständigen Wohnsitz in Drammen, wo er am 5. März 1832
starb. Er publicirte im Eyr (II, III, IV): „Bemaerkninger over Repositionen af
Laarbenets Luxation** — „Maerkelige chirurgiske Tilfaelde^ — „Et maerk-
vaerdigt Sygdomstilfaelde i Svaelget^ ; ferner die Schrift: ^Afhandling om den
indiske eller ondartede eptdemiske Cholera; etc," (Drammen 1831).
Kiaer, pag. 160. — Callisen, VIU, pag. 109; XXVIII, pag. 378. G.
Hanström, Svante Peter H., zu Wimmerby in Schweden, war am
20. Juli 1780 in der Gemeinde Rappestad, Linköpings Stift, geboren, studirte
von 1801 in Äbo und Lund, wurde 1813 Doctor und 1814 Mag. chir. Nach
verschiedenen Dienstleistungen wurde er 1814 Provinzialarzt in Wimmerby und
Brunnen-Intendant bei der Heilquelle zu Södra Wi. Er nahm 1 850 seinen Abschied
und starb am 6. Juni 1854. Es rührt von ihm eine Reihe von Abhandlungen in
den Sv. Läk.-Sällskapets Handl. (Bd. VI, X), den Sv. Läk.-Sällsk. N. Handlingar
(I, II, IV) her, z. B. über Schädlichkeit des Quecksilbers, syphilitische Erkrankungen,
Scrophulose und deren Behandlung an obiger Heilquelle, eine Anzahl Berichte
über Cholera, Hemia incarcerata^ typhöse Krankheiten u. s. w.
Sackl6n, II, 1, j»ag. 640; IV, pag. 352. — Wistrand, pag. 155. — Wist-
rand, Brnzelias, Edling, I, pag. 306. P
^Harbordt, Adolph H., zu Frankfurt a. M. , ist in Gladenbaeh bei
Oiessen den 22. October 1843 geboren, studirte in Giessen, Heidelberg und Berlin,
wurde bei letztgenannter Universität 1867 promovirt mit der Diss. : „Ueber
Amputation mit Erhaltung des Periosts^ , war 1868 — 69 als Assistenzarzt an
der EBLENMETEB'schen Irrenanstalt in Bendorf bei Coblenz, 1869 — 72 Assistenz-
arzt, von da ab Chefarzt an der chirurgischen Abtheilung des Heiliggeisthospitals
in Frankfurt a. M. Es sind nur kleinere casuistische Beiträge von ihm und seinen
Assistenten publicirt worden. Sl^^jl,
HarcUes^ Josse de H., lebte als Arzt gegen Eude des 16. Jahrhunderts.
Es stammte aus Mons-le-Hainaut und prakticirte Anfangs in seiner Vaterstadt.
Später liess er sich in Strassburg nieder, hatte aber eine solche Vorliebe für
theologische Studien, dass er sich schliesslich diesen ganz hingab und seinem ärzt-
lichen Beruf entsagte. Er schrieb: „De causis conteniptae medicinae** (Lüttich
1567, 4.) und „Enchiridion medicum simplicium pharmacorum y quae in usu
sunt, nomenclaturam, historiam, facultatem et usum, eleganti poemate compre-
hendens"" (Basel 1573).
Biogr. med. T, pag. 74. PgU
Härder, Johann Jacob H., geboren am 17. September 1656 in Basel,
studirte unter Bauhin und Glaser in seiner Vaterstadt Medicin, später besonders
Anatomie und Chirurgie in Lyon und Paris. 1675 promovirte er in Basel und
wurde daselbst schon 1678 F^ofessor der Rhetorik, 1686 der Physik, 1687 der
Anatomie und Botanik und endlich 1703 der theoretischen Medicin. Nebenbei
HÄRDER. — HARDY. 53
fibte er eine sehr ausgedehnte Praxis ans. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit
Tergleichender nnd pathologischer Anatomie, in welchen Gebieten er eine Menge
interessanter Beobachtungen machte; diese finden sich besonders in den beiden
Schriften: „Aptarium obaervationibua medicis et experimentis refertum etc,^
(1687) nnd „Paeonis et Pythagorae exerdtationea anatomicae et medicae fami-
liäres bis quinquaginta^ (1687) niedergelegt. (Paeon I. war H.'s wissenschaft-
licher Name in der Leopoldinischen Akademie, wie Pythagoras der P£YER's
war.) Er starb am 28. April 1711. Sein Verdienst um die Anatomie wurde
dadurch verewigt, dass eine bei den Vierfflsslern und Vögeln vorkommende Drüse
HA&DEB'sche Drflse genannt wurde.
A. Hirsch in Allgem. Deatsche Biogn^. X, pag. 591. V.
Härder, David H. , geboren am 2./14. Juni 1769 in St. Petersburg,
trat 1784 in das medicinisch-chirurgische Institut zu Petersburg und wurde 1793
als Chirurg auf der russischen Flotte angestellt. 1797 aus dem Dienste entlassen,
wandte H. sich nach Reval, um daselbst zu prakticiren. Bei der medicinischen
Faeultät zu Dorpat erwarb er sich 1803 die Doctor würde („Dias, observata
quaedam de variolis vaccinis continens^). Später, 1817, wandte er sich wieder
nach Petersburg, prakticirte, erhielt den Titel eines Hofmedicus und starb im
Sommer 1833. Ausser seiner Dissertation hat er eine lange Reihe casuistischer
Mittheilungen und praktische Notizen in den vermischten Abhandlungen aus dem
Gebiete der Heilkunde, herausgegeben von einer Gesellschaft praktischer Aerzte zu
St. Petersburg, 1.— 5. Samml. 1827—1835, veröffentlicht.
V. Recke-Napiersky, II, pag, 184. — Beise, I, pag. 240. L. Stieda.
*Hardy, Alfred H. , zu Paris, ist daselbst am 30. November 1811
geboren, machte seine Studien auch dort, war Chef de clinique in der Charit 6
und wurde 1836 mit der These: „De Vemplai des caustiques dans le traitement
des affections du col de Vutims*^ Doctor. Er war von 1841 — 45 Arzt des Bureau
central, wurde 1846 Arzt des H6p. de Lourcine und 1851 des Höp. Saint-Louis.
Nachdem er durch Concurs Agr6g6 geworden war, wurde er 1867 zum Professor
bei der medicinischen Faeultät für innere Klinik ernannt. Von seinen Schriften
sind anzuführen, in Gemeinschaft mit BiiHiEE: „Traiti SUmentaire de patho-
logie interne'^ (3 voll., 1844 — 53), sodann eine Reihe von Vorlesungen über
Haut- und verwandte Krankheiten, die von seinen Schülern gesammelt und her-
ausgegeben wurden: „Legons sur les maladies de la peau professies h Vhüp,
Saint-Louis, BSdig^es et publikes par Ldon Moysant et Almire Garnier^
(Pt. 1, 2, Paris 1859, 60) — „Legons sur les affections cutanies dartreuses.
Sdä. et publ. par Pikan-Dufeillay" (1862) — „Legons sur la scrofule
et les scrofulides. Pdd. et publ, par Jules Lefeuvre^ (1864) — „Legons
sur les maladies dartreuses, liSd, et publ. par Lion Moysant" (3. 6dit.
1868; engl, üebers. von Heney G. Piffard, New York 1868); ferner zusammen
mit A. DE Montmeja: „Clinique photographique de Vhöpital Saint-Louis*'
(1868 , av. 50 pl.). Ausser anderen Arbeiten verfasste er auch die folgende
Reformschrift : „De quelques modifications ä introduire dans V enseignement
mSdical officiel etc.'' (1875).
Glaeser, pag. 334. — Bitard, pag. 631. — Vaperean, I, pag. 905.
Red.
Hardy, Samuel Little H., zu Dublin, war 1815 zu Coalisland, Graf-
schaft Tyrone, geboren, wurde 1833 Zögling von Ephraim Mc Do well und 1835
von Hütton im Richmond Hosp. zu Dublin, erlangte 1839 in Glasgow die Doctor-
wfirde, Hess sich zuerst in Cookstown, bald darauf aber in Dublin nieder und
wurde 1842 erster Assistent von Charles Johnson im dortigen Gebärhause. Der
Obstetrical Society, deren Schatzmeister, Secretär, Vice-Präsident , Präsident und
Ehren-Präsident er nach einander war, machte er zahlreiche Mittheilungen, darunter
besonders bemerkenswerth eine Abhandlung über das Seeale cornutum (Dublin
54 HARDY. — HARLESS.
Med. Journ., 1845) und „A practical inquiry on the vapour of chlorofarm as
a local applicatioii*^ (1854), nachdem er früher schon, zusammen mit seinem
Freunde Alfred IL Mc Clintock: „Practical observations on midwifery etc,^
(Dublin 1848) herausgegeben hatte. Nach seinem Ansscheiden aus dem Gebär-
hause wurde er Arzt an der Pitt-street Institution für Kinderkrankheiten und 1855
bei der im Steevens* Hosp. neu errichteten medicinischen Bchule Docent der
Geburtshilfe und Obstetric Physician des Hospitals. Er starb am 29. October 1868,
in Folge der Ruptur eines Aorten- Aneurysma , ohne dass es ihm gelungen war,
diejenige äussere Anerkennung, wie er sie in hohem Grade verdiente, wenigstens
beim Publicum, zu finden.
A. Mc Clintock im Dublin Quart. Journ. of Med. Sc. XLVII, 1869, pag. 230.
G.
Harel du Taiicrel, Augustin H. , zu Paris, war zu Lüttich geboren,
studirte in Strassburg, kam nach Paris, gründete das Journal „La Clinique",
das kein Glück machte, redigirte darauf das Journal „L^Avenir^^ und war
Mitarbeiter des „Moniteur des Villes et Campagnes". Er schrieb : „ Th^rapeutique
de la phtkisie pulmonaire ; suime de notes, 1. Sur la mithode de Dzondi et
le traitement de la syphilis en g4n4ral; 2, sur le traitemeivt du typhus^ (Paris
1830), sowie einige Aufsätze in La Clinique (1829) über eine neue Behandlungs-
weise der Lungenschwindsucht und die Anwendung des Liquor Koechlini bei
Scrofeln. Y.v starb 1833.
Nouvelle biographie g6n6r. XXIU, pag. 377. — Callisen, VIII, pag. 120 G.
Hargens, Christian Friedrich IL, zu Kiel, war am 8. Februar 1773
zu Eutin als Sohn des dortigen Stadt- und Stiftsphysicus, Dr. Wolf Marquard
Friedrich H. , geboren, wurde 1793 mit der „Diss, inaug, exhibena eorum,
quae in partu difficili et praetematurali sub ipsam pai'tua periodum pera-
genda sunt, sciagrapkiam systematicam^ Doctor und in demselben Jahre Privat-
docent in Kiel und erhielt 1796 die Adjunctur in der medicinischen FacultSt. Er
bearbeitete eine Uebersetzung von Underwood's „On the diseases of children"
(2 voll-, 1790), verfasste eine Anzahl von Aufsätzen in Hüfeland's Journal,
darunter: „Ueber die epidemische Constitution zu Kiel, besonders über die
dortige Ruhrepidemie im Jahre 1798"^ (1798) und schrieb: „Sur le mal de
mer"* (Le Nord litt^raire etc. par H. de F. Ouvarics, 1804) und verschiedene
anonyme medicinische Aufsätze in mehreren Zeitschriften.
Kordes, pag. 146. — Lübker und Schröder, I, pag. 216. (».
* Harlan, George H., Augenarzt in Philadelphia, ist hier als Sohn eines
Arztes am 28. Januar 1835 geboren, besuchte das Delaware Coli, und studirte
Medicin an der Universität seiner Vaterstadt, wo er 1858 graduirt wurde und
sich dann als Arzt niederliess. Gegenwärtig bekleidet er die Stelle als Atteud.
Surg. am Wills' Hospital und ist Augen- und Ohrenarzt am Kinder-Krankenbaus
in Philadelphia. H. veröffentlichte im American Journ. of Medical Sciences , in
den Philad. Med. Times, in den Transaet. of the Philad. Patholog. Soc. und in
den Transaet. of the Philad. International Med. Congress verschiedene Aufsätze und
Abhandlungen, so: „Siinulated amaurosis" — „Seuroparah/tic Ophthalmia" —
„Report on inmates of Pennsylvania Institution for the blind"^ — ^Pulsating
exophthalmus^ — ^Uysterical afections of the eye"* — „Albuminurie reti-
nitis"^ — yjStrychnia in atrophy of the optic nerve^ — ^Heniiopia and
decussation of the ojdic nerves'^ etc.
Atkinson, pag. 181. Pgl.
Harless, Johann Christian Friedrich H. , war am 11. Juni 1773
in Erlangen geboren. Mit einer hervorragenden philologischen und historischeu
Bildung ausgestattet, welche alle seine s[)äteren wissenschaftlichen Arbeiten charak-
terisirt, bezog er im Jahre 1789 die Universität seiner Vaterstadt, wo er sich
HARLESS. • 55
zuerst die philosophische Doctorwürde erwarb und 1794, nach Vertheidigung der
von ihm eingereichten „Diss. historiam physiologiae sanguinis antiquissimae
exhibewi*^ (später in erweiterter Form als „ Versuch einer Geschichte der Physio-
logie des Blutes im Alterthume^ in Sprengeles Beiträgen zur Geschichte
der Mediein, 3. Stück erschienen) zum Doctor der Mediciu promovirt wurde.
Nach einem kurzen Aufenthalte in Wien, den er später, um die Klinik von Peter
Frank zu besuchen, wiederholte, habilitirte er sich in seiner Vaterstadt als Arzt
und als Privatdocent an der medicinischen Facultät und wurde hier 1794 zum
Prof. extraord. ernannt; bei diesen beiden Gelegenheiten veröffentlichte er „Neu-
rologiae primordia. Spc, 1, 11^ , welche er später in deutscher Bearbeitung als
jfV ersuch einer vollständigen Geschickte der Hirn- und Nervenlehre" (Erlangen
1801) herausgegeben hat. Seine vielumfassende literarische Thätigkeit, welche er,
trotz ausgebreiteter ärztlicher Praxis, entwickelte, brachte ihn mit zahlreichen Ge-
lehrten des In- und Auslandes in nahe Verbindung und verschaffte ihm einen
solchen Ruf in der Gelehrtenwelt, dass er durch zahlreiche Berufungen auf Lehr-
st&hie der Medicin nach München, Wien, Heidelberg, 1814 auch nach Berlin
ausgezeichnet wurde; die Anhänglichkeit an seine Vaterstadt veranlasste ihn, alle
diese Berufungen auszuschlagen, und in Anerkennung dessen wurde er im Jahre
1814 zum Prof. ord. an der medicinischen Klinik in Erlangen und zum Mit-
director der medicinischen Klinik daselbst ernannt. Hier verweilte er noch vier
Jahre und folgte dann einem Kufe an die neu begründete Universität zu Bonn,
wo ihm zunächst die Aufgabe zufiel, einen medicinischen Studienplan zu entwerfen
und die klinischen Anstalten zu organisiren. Während des ersten Jahres bekleidete
er den Lehrstuhl der medicinischen Poliklinik, später aber, nachdem Nasse als
Kliniker an seine Stelle getreten war, beschränkte er seine akademische Thätig-
keit lediglich auf theoretische Vorlesungen über Medicin. Erst im vorgerückteren
Alter hat H. seine sehr umfangreiche ärztliche Thätigkeit, welche er auch in Bonn
gefunden hatte, aufgegeben, der Wissenschaft aber und ihrer Lehre ist er bis zum
letzten Augenblicke seines Lebens getreu geblieben ; sein Tod erfolgte nach kurzem
Krankenlager am 13. März 1853, sein Name aber lebt heute noch in Bonn in dem
von seinen Collegen, Freunden und Schülern bei seinem 50jährigen Doctor-Jubiläum
begründeten „Praemium Harlessianum" fort, einer Stiftung, aus welcher alljährlich
ausgezeichnete Leistungen junger, in Bonn studirender Mediciner prämiirt werden.
Mit seiner literarischen Thätigkeit hat sich H. auf fast allen Gebieten der medi-
cinischen Wissenschaft bewegt; am bedeutendsten sind seine Arbeiten im Gebiete
der Geschichte der Medicin und der Seuchen geschichte. Unter den ersten verdienen,
neben den oben genannten Gelegenheitsschriften, genannt zu werden: „Änalecta
de dysenteria et imprimis ejus therapia in antiquitatibus" (Erlangen 1801),
eine vortreffliche Arbeit, erweitert in seinen ^Opera minora academica^^ (Vol. I,
Leipzig 1815, Nr. 2) abgedruckt; ferner: „Änalecta historico-critica. De Archi-
gene medico et de Apolloniis Tnedicis eorumque scriptum Accedit Apollonii
Erasistratel de scarificatione fragmentura graecwn" (Erlangen 1816), sodann:
„De medicis veteribus Asclepiades dictis" (Bonn 1828) — „Die Verdienste der
Frauen um Xatur Wissenschaft, Gesundheits- und Heilkunde u, s. lo." (Göttingen
1830) und „S'Tvilii Democratis quae supersunt carinina medicinah'a, Graece
et Latine^ Particula I.^ (Bonn 1833); unter den letztgenannten : „Untersuchungen
über die Natur, Entstehung und Ansteckungskraft des gelben Fiebers u. s. ic."
(Nürnberg 1805) und „Die indische Cholera nach allen ihren Beziehwigen ....
dargestellt" (3 Abth., Braunschweig 1831). Eine umfassende historische Arbeit
über die letztgenannte Krankheit: ^yDie epidemische Cholera seit ihrem Fint ritte
in Europa bis auf die neueste Zeit" ist als Manuscript in den binterlassenen
Papieren II. 's gefunden worden. Eine besondere Aufmerksamkeit wendete er
ferner der Balneologie zu, die er in mehreren Schriften bearbeitet hat, wie : „ IHe
vorzüglichsten salinischen und eisenhaltigen Gesundbrunnen im Grossherzog-
thume Nieder rhein u. s, ic," (Hannover 1826) — „Das Bad zu Bertrich u. s, w."
66 HARLESS. — HARLEY.
(Coblenz 1827) — „Die Stahlquelle zu Lamscheid^ (Bonn 1827), in Gemein-
schaft mit Gustav Bischoff verfasst, und „Die sämmtlichen bisher in Gebrauch
genommenen Heilquellen und Ourbäder des südlichen und mittleren Europas,
West-Asiens und Nordafrikas^ , von dem jedoch nur die 1. Abtheilung des ersten
Bandes „Die Heilquellen und Carbäder Griechenlands u, s, w," (Berlin 1846)
erschienen ist. Demnächst hat er ein „Handbuch der ärztlichen Klinik" (3 Bde.,
Coblenz 1817 — 1826), eine sehr grosse Zahl kleinerer, theils medicinisch-
praktischer, theils kritischer und hodegetischer Arbeiten in Monographien, und in
zahlreichen Journalen veröffentlicht, 'üebersetzungen einiger bedeutender Schriften
des Auslandes, besonders Scarpa: „Ueber Pulsadergeschwülste'* (Zürich 1808)
und Breba: „Ueber die Entzündung des Rückenmarks'* (Nürnberg 1814)
geliefert und eine Reihe von Zeitschriften theils selbstständig begründet und redigirt,
wie: „Rheinische Jahrbücher der Medidn und Chirurgie'' und „Abhandlungen
der physikaL-med, Societät zu Erlangen", theils sich an der Redaction derselben
betheiligt ; so mit Schreger, Annalen der neuesten engl, und franz. Chirurgie und
Geburtshilfe; mit Hufeland und Schreger, Joum. der ausländ, med. Literatur,
mit HüFELAND, Neues Journ. der ausländ, med.-chir. Literatur. — H. schenkte auch
noch in seinem höheren Alter den Fortschritten der Wissenschaft alle Aufmerk-
samkeit, dem grossen Umschwünge, welchen die Medicin in den letzten Jahrzehnten
seines Lebens nahm, vermochte er aber nicht mehr zu folgen und so schmückte
schliesslich den hochverdienten Greis sein alter, wohlerworbener Ruhm.
Chr. Fr. H., Eine biographische Skizze. Mit eiuem Nachworte von Alber s. Berlin s. a.
(1857) — Hirsch in AUgem. Deutsche Biogr. X, pag. 605. — Callisen» VIII, pag. 125;
XXVIII. pag. 381. A. Hirsch.
Harless, Emil H. , am 11. October 1820 in Nürnberg geboren, wurde
1846 in Erlangen promovirt, indem er als Diss. inaug. eine Arbeit über die Ver-
änderungen der weissen und rothen Blutkörperchen schrieb. Schon früh fühlte er
sich zu den Natui'wissenschaften hingezogen. Zur Ausbildung in denselben und
der Physiologie , der sich zu widmen ihn die Physiologen Johannes Müller und
RUBOLF Waq^er zu Göttingeu ermuthigten, besuchte er auch noch die Hoch-
schulen zu Würzburg , Wien und Prag. Im Jahre 1848 wurde er Docent an der
Universität München, ein Jahr darauf zum Prof. e. o. und im Jahre 1857 zum
Prof. ord. ernannt. Neben seinen Vorlesungen über Physiologie beschäftigten ihn
vorzüglich experimentelle Untersuchungen, zuletzt zur'Erforschung der Physik der
Nerven und der Vorgänge bei der Muskelaction. Bei denselben kam ihm seine
Begabung fUr Mechanik besonders zu statten. Die Ergebnisse seiner Forschungen
legte er in Abhandlungen nieder, welche in den Denkschriften der k. bayer. Akademie
der Wissenschaften, der er seit dem Jahre 1856 als ausserordentliches Mitglied
angehörte, veröffentlicht wurden. Seine Fachvorträge zeichneten sich durch Klar-
heit und Verständlichkeit aus. Er hielt solche auch über plastische Anatomie an
der Akademie der bildenden Künste. Für letztere verfasste er ein : „Lehrbuch
der plastischen Anatomie", welches 1856 in Stuttgart erschien. Seinen Schülern
war er ein anregender Lehrer , seinen Collegen ein liebenswürdiger Freund. Schon
im 41. Lebensjahre ward er seiner Familie durch einen leukämischen Milztumor
am 16. Februar 1862 entrissen.
Chronik der Lndwig-Maximilians-Universität München für das Jahr 1861/62, pag. 20.
F. Seitz.
*B[arley, George H. , zu London, ist am 12. Februar 1829 zu
Haddington, East Lothian, geboren, studirte in Edinburg, wurde 1850 Doctor
und hatte kurz vorher als House Surgeon im Royal Matemity Hosp. das Glück,
durch Kaiserschnitt nach dem Tode der Mutter ein lebendes Kind herauszubefÖrdem,
das jetzt ein erwachsener Mann und Familienvater ist. Er ging darauf nach Paris
und seine ersten wissenschaftlichen Publicationen waren: „Researcfies on the
colouring principle of urine" (Pharmaceut. Journ., 1852) und: f,Recherches sur
la Physiologie du diab^te sucri, nouvelle mSthode pour produire artificielle-
HABLEY. — HABMENS. 57
ment le diahhte chez les animaux^ (Comptes rendus de la Soc. de biologie, 1853).
8eme zweijährigen Stadien in Paris setzte er zwei Jahre lang in Wflrzburg,
Giessen, Berlin, Wien und Heidelberg fort, kehrte 1855 naeh England zurück,
wurde 1856 zum Doeenten der praktischen Physiologie und Histologie beim Uni-
veraity College, 1859 zum Professor der gerichtlichen Medicin und 1860 zum
Physician des University College Hosp. ernannt. 1861 erhielt er den 3jährigen
Preis des Royal College of Surgeons für eine Abhandlung: „On the anaiomy
and pyhsiology of the supra-renal bodiea**, wurde 1854 Fellow des Roy. Coli,
of Physic. und 1865 der Royal Society. Um dieselbe Zeit durch Ueberanstrengung
heim Mikroskopiren an Retinitis erkrankt, musste er 9 Monate lang in vollständiger
Dunkelheit zubringen und beschrieb seine dadurch erzielte Heilung in den „Auto-
cltmcal remarks on injury of the retina from overwork ivith the microscope**
(Lancet, 1868). Seine publicirten Schriften sind: „Jaundice ; its pathology and
treatment, etc.^ (London 1863) — „Älbuminuria, with and unthout dropsy : etc,"
(Ebenda 1866) — „Diabetes; its various fomis and different treatments*'
(Ebenda 1866) — „Histological demonstrations : a guide to the microscopical
examination ofthe animal tissues in health and disease . . . F.ditedhy George
T. Brown** (Ebenda 1866) — jjThe urine and its derangements etc." (Phila-
delphia 1872) — „A treattse on diseases ff the liver tcith and without jaun-
dice, etc." (London 1883; in Amerika und Canada ebenfalls publicirt; in's Deutsche
Obersetzt von J. Kraus). Ausserdem sehr zahlreiche andere Publicationen in der
6az. m6d. de Paris (1853), den Würzburger Verhandlungen (1854), Scanzoni's
Beiträgen zur Geburtskunde (1854), Med.-Chir. Review (1857), Proceed. of the
Boy. Soc. (1858, 59), Philos. Transact. (1865) u. s. w., u. ß. w.
The Midland Medical Miscellauy. Vol. H, 1883, Nr. 19, pag. 193. Bed.
* Harley, John H., in London, war Physician am London Fever Hosp.
und Assist. Physic. am King's College Hosp., wurde 1861 Doctor bei der Londoner
Universität, 1867 Fellow des Roy. Coli, of Physic. Er ist gegenwärtig Physician
und Docent der allgemeinen Anatomie und Physiologie am St. Thomas' Hosp.
Ausser paläontologischen und botanischen Arbeiten verfasste er: „Endemie haema-
turia of the Cape of Good Hope" ("Transact. of the Med.-Chir. Soc, XLVIl, LIH,
LIV) — „ Treaiment of hydatid tumours of the liver" (Ebenda, Vol. XLIX) —
„Pathology of scarlatina, and relation of enteric fever" (Ebenda, Vol. LV);
auch schrieb er für Reynold's System of medicine den Artikel: „Enteric, or
typhoid fever" und veröffentlichte die 1868 von ihm gehaltenen Gulstonian
Lectures: „The old vegetable neurotics — hemlock, opium, belladonna, and
henbane; etc.^ (1869). Er war von 1874 — 76 Mitherausgeber der St. Thomas'
Hosp. Reports und gab ausserdem heraus: Robert Hooper's „The physicians
vade-mecum" (8. edit. 1869) und J. Forbes Royle's: „Manual of materia
medica" (1876).
Medical Directory. Red.
Harmant, N. , lebte als Leibarzt des Königs Stanislaus von Polen,
wie als Professor der Chemie und als Arzt des Hospitals St. Stanislaus in Nancy,
war Mitglied des dortigen College royal und Subdirector der Akademie der Wissen-
flchaften und Eflnste, starb gegen 1777 und ist bemerkenswerth als Verfasser
eines Elogs auf Bagard, Leibarzt des Königs von Polen (Nancy 1773), sowie
einer Schrift: „Mdm, sur les funestes effets du charbon allumS, avec le ddtail
des eures et des observations faites h Nancy sur le meme sujet^ (gelesen in
einer öffentlichen Sitzung der Acad. des sc. daselbst 1775).
Dict. hist. m, pag. 43. . Pgl.
HarmailS, Gustaf H. , Professor der Medicin in Lund, geboren am
4. November 1699 , beschäftigte sich zuerst mit Jurisprudenz und Staatswissen-
•ehaft in Upsala, reiste aber 1722 nach Leyden, um dort unter Leitung von
58 HARMENS. — HABNISCH.
BOERHAAVE, Albd^us Und Geavesand Medicin zu studiren, hielt sich seit 1725
zwei Jahre in. Paris auf und besuchte zuletzt England. Nach einer neuen Reise
in Deutschland und Italien 1727 — 1731, promovirte er in Harderwyk 1731, wurde
Professor der Medicin und Physik in Lufid 1735, nahm 1771 den Abschied und
starb am 18. November 1774. H. war ein angesehener und vielseitiger Gelelirter.
Unter seinem Präsidium ist eine grosse Menge akademischer Schriften in den Jahren
1734 — 1771 erschienen. q Hielt.
Harmes, Heinrich H., als Sohn eines Arztes in Bremen am 3. Februar
1636 geboren, bezog im Alter von 20 Jahren die Universität zu Marburg, machte
dann nach zweijährigem Studium der Medicin eine Reise durch Deutschland nach
Italien. Hier beendigte er in Padua seine Studien, promovirte 1661 in Basel und
Hess sich noch in demselben Jahre in seiner Vaterstadt nieder, wo er bald nach
seiner Ernennung zum Professor der Medicin und Physik am 2. April 1670 starb.
Seine Schriften sind: jyDe mari^ aestu^ (Bremen 1664, 4.) — fjDiss. I et II
ad Gerh. de Neufville pkysices speciales" (Ebenda 1664; III, IV, V 1665;
VI 1666; VII, VIH 1667 ; IX 1668) — „Diss. de peste"" (Ebenda 1668) — „Diss.
de fulmine^ (1669, 4.). Ausserdem hat H. eine zweite Ausgabe der Cosmologia
von Geehaud de Neufville (Ebenda 1668) besorgt. — Sein Sohn, Martin H.,
geboren zu Bremen am 4. November 1663, gestorben am 21. September 1690,
promovirte in Marburg mit der „Diss. de usu acidularum" (1687). — Ein
anderer Harmes, Heinrich Reinhold Christian H. , geboren zu Bremen
um 1760, promovirte 1786 zu Göttingen, war Arzt in Bremen und später in Minden.
Biogr. in6d. V, pag. 77. — Bremische Aerzte, pag. 118. Pgl.
Harnier, Richard Maria H. , Geh. Hofrath zu Pyrmont und Cassel,
war in letztgenannter Stadt am 3. September 1775 geboren, ging mit 16 Jahren
zum Studium der Medicin nach Göttingen, wurde 1794 zu Marbui'g mit der:
„Diss. sistens indicationes et methodum rumpendarum aquarum in partu"
(auch in J. C. T. Schlegel's Sylloge oper. min. ad art. obstetr.. Vol. II, 1796)
Doctor, that in demselben Jahre zu Frankfurt a. M. in den unter Görcke's
Leitung stehenden preussischen Lazarethen als freiwilliger Hiifsarzt Dienste, Hess
sich als Arzt in Cassel nieder, brachte die Zeit von 1797 — 99 auf Reisen in
Süddeutschland, Wien und Paris zu, erwaib sich von 1800 an in Hanau eine
glänzende Praxis , ging 1808 nach Cassel , wo der König von Westfalen Hof
hielt, zog aber nach der Rückkehr der vaterländischen Regierung vor, seinen
ärztlichen Beruf auf die Thätigkeit als Brunnenarzt von Pyrmont zu beschränken,
wo er 40 Sommer hindurch thätig war^ während er ausserdem nur an Consul-
tationen theilnahm. Er schrieb über jenen Curort ein: „R4sum4 d^analyse et
exp4rience sur la nature et Viisage des eaux min^rales de Pynnont" (Hannover
1828). Sein weiteres Leben war der Wohlthätigkeit und der Förderung aller
gemeinnützigen Bestrebungen gewidmet. Bei seinem am 15. Juli 1856 erfolgten
Tode fand sich, dass er zu wohlthätigen und wissenschaftlichen Zwecken ver-
schiedenen Orten, in denen er gelebt und gewirkt (Cassel, Hanau, Pyrmont,
Frankfurt, Göttingen, Marburg) werthvoUc Vermächtnisse hinterlassen hatte.
Allg. Med. Cential-Zeitung. 18öl3, pag. 494. — Callisen, VIII, pag. 1^3; XXVIIi;
pag. 384. G.
Harnisch, Johann Andreas H., Licentiat der Medicin und Stadtarzt
Leip:
propriGf piinphiella nigra,, in quihus demonstratur „ illam in multis m'.rbis
HARNISCH. — HABRER. b9
in»ignem possidere virtutein et efficaciam** (Ebenda 1757) — „Medicinkch-
praktische Untersuchung der Frage: icas von devi heut zu Tage modeseyenden
WassertrinJcen zu halten?^ u. s. w. (Ebenda 1759).
Biogr. m6d, V, pag. 78. Pgl.
Harper , Andrew H. , englisch-amerikanischer Arzt in Fort Nassau auf
Providenee, war Wundarzt der englischen Garnison auf den Bahama-Inseln. Er
studirte wahrscheinlich in Europa und hielt sich längere Zeit in London auf, wo
von ihm folgende Schriften erschienen: „A treatise of the real cause and eure
of the insanitii, etc," (London 1789; Ebenda 1798; deutsche üebers. von
COXSBRUCH in Marburg 1792) — ^The oeconomy of health^ or a medical
essay containing new aixd familiär Instructions Jor the attainment of health,
happiness and longevity** (London 1789; deutsch u. d. T. : Diätetisches Taschen-
buch, Leipzig 1792; dänisch u. d. T. : Diätetiske Lomme-Bog, Kopenhagen 1795).
Zu Anfang der Dreissiger- Jahre unseres Jahrhunderts lebte H. noch.
Dict. hist. III, pag. 43. — Callisen, VlII, pag. 144. Pgl.
^Harpestreng , Henrik H., Canonicus zu Roeskilde, der berühmteste
dänische Arzt des Mittelalters, gestorben 1244. Seine in dänischer Sprache ver-
fassten medicinischen Schriften , ein „Lägäbok*^ (Buch der Krankheiten und deren
Heilung), ein ;, Yrtebok^ (Kräuterbuch) und ein „Stenbok'* (Steinbuch, namentlich
die geheimnissvolien Kräfte der Edelsteine abhandelnd) sind zum Theii nur Ueber-
selzungen fremder lateinischer Schriften, waren aber, in verschiedenen Auszügen
durch Jahrhunderte in Dänemark der gewöhnlichste Ratfageber in Krankheits
fällen. Sein Leben und Wirken ist übrigens ziemlich unbekannt.
Ingerslev, pag. 18 — 19. Petersen.
Harrach, Karl Borromäus Graf von H. , zu Wien, daselbst am
11. Mai 1761 geboren, wurde erst mit 42 Jahren (1803) Doctor der Medicin
und widmete seine Hilfe vorzugsweise den Armen , denen er die Arzneien bezahlte
und die er auch sonst noch unterstützte. Auch wandte er sein Augenmerk den
Eingekerkerten und den entlasse^nen Sträflingen zu , war in den Unglücksjahren
1805 und 1809 , als Wien und seine Umgebung von einem Heere nothleidender
Gefangener, Kranker, Verwundeter, Sterbender tiberschwemmt war, ein hoch-
herziger Helfer und versah von 1814 bis zu seinem am 19. October 1829 erfolgten
Tode die Stelle eines Primararztes in dem Institut der Elisabethinerinnen , ohne
dafür eine Besoldung anzunehmen. Auch vermachte er sein ganzes Vermögen den
Armenanstalten Wiens. Fortwährend in ärztliche Studien vertieft, war er ein
lebendiges Repertorium aller seit 40 Jahren in der Medicin und den verwandten
Naturwissenschaften gemachten Entdeckungen und Fortschritte; durch den Druck
ist aber von ihm, ausser einigen Uebersetzungen aus dem Persischen, nur die
Schrift von John Mason Good : „ Ueber die Krankheiten der Gefängnisse und
Armenhäuser^ (Wien 1798) als Uebersetzung veröffentlicht worden.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. VII, 1829, I, pag. 702. — v. Wurzbach,
VII, pag. 381. G.
Harrer, Hubert von H., geboren 1726 in Bonn, studirte Medicin zu
Löwen. In Heidelberg, wo er die Functionen eines Repetitors der Medicin und
Philosophie übernommen hatte, zum Dr. med. promovirt, wurde er bald danach
Prof. e. o. und später ordentlicher Professor der Medicin daselbst. In Folge einer
glücklichen Cur erhielt er den Titel eines fürstliehen Leibarztes. 1778 wurde er
nach München als Director der ärztlichen Lehranstalt berufen, zu deren Hebung
er durch seine Thätigkeit in bedeutendem Masse beigetragen hat. Seine viel-
fachen Verdienste , u. A. auch die Errichtung von Schulen für Anatomie und
Geburtshilfe in Mannheim, verschafften ihm die Würde eines Comes palatinus.
Er starb 1793. Seine Schriften beschränken sich auf zwei unbedeutende Disser-
tationen über Eingeweidewürmer und über Ophthalmie.
Biogr. med. V, pag. 78. Pg;!.
60 HARRIES. — HARRIS.
Harries, Gwynne H. , geboren in London 1840, besuchte das King's
College, studirte daselbst Medicin und erhielt 1865 seine akademischen Grade. Nach-
dem er 8 Jahre lang in Pembroke Dock prakticirt hatte , wurde er nach London als
einer der Inspectors of Public Health unter dem Local Government Board berufen.
In dieser Eigenschaft hat er eine ausserordentlich rührige Thätigkeit entfaltet. Er
machte viele Inspectionsreisen in die von Epidemieen heimgesuchten Bezirke und
erstattete über die Resultate derselben fleissige und lichtvolle Berichte. Leider
starb H. bereits im 33. Lebensjahre, am 8. November 1873, an einem malignen
Scharlachfieber , das er sich , ein Opfer seines Berufs , bei einer seiner amtlichen
Reisen zugezogen hatte. An Schriften hat H. nur die, trotz der verhältnissmässig
kurzen Zeit seiner Wirksamkeit, doch recht zahlreichen Sanitäts-Berichte hinter-
lassen. Wir nennen : „Report on enteric fever in Bulwell (Notttnghamshtre)
and on the sanitary condüion of the place" (London, August 1871) — n^^-
on ent, fev, at Burbage (Leicestershire) (Ebenda, June 1871) — „Rep. on ent.
fev. in Carlton (Nottinghamshtre)^ (Ebenda, Jan. 1872) — ^fiep. on the sani-
tary arrangements of the district of the Workshop local board of health"
(Ebenda, Jan. 1872) — rtR^P' on the san, arrang, of the villages in the
Workshop Union" (Febr. 1872) — „Rep. on the san. condition of West
Auckland" (April 1872) — „Rep, of the prevalence of enteric fever in the
subdistrict of Ystradgunlais in the counties of Brecon and Glamorgan" (Jun.
1873) — n^^P' of prev. of ent, fev. in the town pf Campden and the
sanitär y condition of the place" (July 1873) — v^^*' on the san. cond.
of Brecknock and the prev. of ent. fever therein" (Febr. 1873) — „Rep,
on the san. cond. of Fleetwood-on-Wyre and the prev. of scarlatina therein"
(July 1873) — rtt^^p' on the san. cond. of the town of Barktng fEssex)
and on the prev, of enteric fever" — n^^- on the san. cond. of town
of Gruisborough in connection with the prevalence of enteric fever therein"
(Oct. 1873).
British Med. Joum. 1873, II, pag. 590. — Index-Catalogae. V, pag. 854. pgi.
Harris, Walter H., geboren 1651 zu Glocester, studirte Anfangs Medicin
in Oxford, wo er 1670 den Grad eines Baccalaureus erhielt. In Folge seines
Uebertritts zum Eatholicismus genöthigt, die Universität zu verlassen, ging H. nach
.Douay und Paris und promovirte zuletzt an einer französischen Facultät. 1676
kehrte er nach London zurück und erlangte dort ein grosses Ansehen als Arzt,
das sich noch steigerte, als H., um nicht von einer gegen die Katholiken 1678
erlassenen Ausweisungsordre mit betroffen zu werden, wieder in den Schooss der
anglicanischen Kirche zurücktrat. Der König Wilhelm III. ernannte gleich nach
seiner Thronbesteigung 1688 H. zu seinem Leibarzt. Er starb 1725. H. ist
besonders bemerkenswerth dadurch, dass er Verfasser einer Schrift ist, in der
zum ersten Mal die Bedeutung der Kinderheilkunde genügend gewürdigt wird.
Sie ist auf Aufforderung Sydenham's verfasst und führt den Titel: „De mar bis
acutis infantum" (London 1689), in 2. Auflage mit dem erweiterten Titel: „De
morbis acutis infantum, editio secunda priori auctior cui accessit Über, Obser-
vationen de morbis aliquot gravioribus medicas complectens ; annexis etiam
guibusdam de luis venereae origine, natura et curatione" (London 1705; Genf
1696; 1699, 4.; Amsterdam 1715; Rotterdam 1720; Amsterdam 1736; franz.
Uebers. Paris 1720; 1738; 1754; deutsch Leipzig 1691). Das Buch ist werth-
Toll auch durch die beigegebenen Krankengeschichten und lässt in H. einen vor-
urtheilsfreien und erfahrenen Beobachter erkennen. Ausserdem verfasste R.: „A fare-
toell to popery" (London 1679) — „Rationale discourse of remedies" (Ebenda
1683) — „Pharmacopoea anti-empirica, or a treatise on chymical and galenical
remedies" (Ebenda 1683; 1684) — „Dissertatio de peste, cui accessit descriptio
tnoculationis variolarum" (Ebenda 1721) — „Remarks on the affairs and
trade of England and Ireland" (Ebenda 1698) — „Observationes medicae"
HARRIS. 61
(Ebenda 1726) — „Diss. med. et chir,, habitae in amphitheatro Collegii medici
Londinensium*' (Ebenda 1725).
Biogr. m6d. V, pag. 78. — Dict. bist. III, pag. 44. — Ha es er, Gesch d. Med.,
II. pag- 469, — Index-Catalogue. V, pag. 856. Pgl.
Harris, ChapinA. H., amerikaniBcber Zahnarzt zu Baltimore, gestorben
1860, verfasste eine: „Diaa, on the diseases of the moodllary sinus^ (Phila-
delphia 1843) — „Address delivered before the Americain Society of Dental
Surgeons 1843" (Baltimore 1843) — „Syllabus ofa course oflectures delivered
in the Baltimore College of Dental Surgery** (Ebenda 1859). Seine Hauptwerke
aber sind: „The principles and practice of dental surgery" (9. edit. Phila-
delphia 1866) und: „A dictionary of medical terminology , dental surgery,
and the collateral sciences" (3. ed. . . . by FfiED. J. S. Gorgas, Ebenda 1867).
Er war der Mitherausgeber des „American Journal of Dental Science" (1839
bis 1860), publieirte auch: „The Guardian of Health" (Baltimore 1841)
und zusammen mit James W, White: ^Taking impressions of the mouth"
(Philadelphia 1871).
Index-Catalogne. Y, pag. 854. Red.
Harris, Elisha H. , 1824 in Westminster , Vt., geboren, hatte an dem
Medical College of Physicians in New York Medicin studirt und habilitirte sich
daselbst nach erfolgter Promotion als Arzt. Jm Jahre 1855 wurde er zum Chef-
Arzt der Quarantaine-Hospitäler auf Staten Island ernannt und in dieser Stellung
hat er sich die grössten Verdienste um die Regelung des Quarantainewesens im
Hafen von New York erworben. Bei Ausbruch des Insurrectionskrieges trat er
als Mitglied in die nationale Sanitäts-Commission ein, und von ihm ist der Vor-
schlag zur Einrichtung von Eisenbahn -Ambulancen für die im Kriege Verwundeten
ausgegangen , der alsbald in's Werk gesetzt wurde und seine segensreichen
Wirkungen ebenso in jenem Kriege, wie später in dem deutsch-französischen
Kriege geäussert hat, in welchem dieselbe Einrichtung Seitens Deutschlands ein-
geführt worden ist. — Gleichzeitig richtete H. seine volle Aufmerksamkeit auf
die sanitären Verhältnisse New York's und auch auf diesem Gebiete hat er als
Mitglied des Board of Health von New York eine erfolgreiche Thätigkeit ent-
wickelt, sich namentlich um die Sanirung der grossen Miethshäuser , allgemeine
geregelte Durchführung der Vaccination , Verbesserung der Hospitals-Einrichtungen
sehr verdient gemacht. Seit dem Jahre 1873 fungirte H. als Beamter für die
Bevölkerungsstatistik und als im Jahre 1880 ein Gesundheitsamt (Board of Health)
für den ganzen Staat New York begründet worden war , wurde er zum Mitgliede
desselben und zum Director des statistischen Amtes ernannt, und in dieser Stellung
ist er bis zu seinem am 1. Februar 1884 in Albany erfolgten Tode verblieben.
Wenige Aerzte, erklärt sein Biograph, haben sich wegen wahrer Menschen-
freundlichkeit einer so allgemeinen Liebe erfreut, wie H., der bei keiner Gelegen-
heit fehlte, wo es sich um das allgemeine Wohl der Armen überhaupt und
besonders um Hilfe für ärztliche Wittwen und Waisen handelte. — Mit seiner
literarischen Thätigkeit hat er sich vorzugsweise auf dem Boden der öffentlichen
Gesundheitspflege , mit specieller Berücksichtigung der Seuchenprophylaxe, Wasser-
versorgung, Desinfection, Vaccination und der Bevölkerungs-Statistik bewegt; ein
Yerzeichniss seiner zahlreichen, diese Gegenstände betreffenden Gelegenheitsschriften,
von übrigens nur geringem Umfange, findet sich im Index-Catalogue V, pag. 854.
H. war der erste Herausgeber der in den Jahren 1860 und 1861 in New York
erschienenen American Medical Times.
New York Med. Record. 1884, Nr. 6, pag. 166. A. Hirsch.
* Harris, Robert P^H. , amerikanischer Gynäkologe, publieirte über
den Kaiserschnitt und verwandte Operationen: „A study and analysis of one
hundred Caesarean Operations performed in the United States during the
62 HARRIS. — HARRISON.
presetit Century^ and prior to tlie year 1878^ (American Journ. of the Med.
Sc, 1879) — „Lessons from a study of the Caesarean Operation in the city
and State of New York, etc," (American Journal of Obstetries, 1879) — „Sulla
modificazione fatta dal pro f. Po rro alV operazione cesarea nelV Europa con*
tinentale . . . refazione preparata colV intento di render possibile agli ostetrici
degli Staii Uniti di decidere se debba introdvrvisi questo metodo" (Annali uni-
versali, 1880) — »Tlie recival of symphysiotomy in Italy , etc." (American
JouiTi. of the Med. Sc, 1883) — »If <^ woman has ruptured> her utei'us during
labor, what should be done in order to save her life?^ (A-merican Journ. of
Obstetr., 1880). Ueber chinesische Frauen und die dortige Geburtshilfe schrieb er:
„Foot-hinding in China. An accpunt of the process and its effects ; etc,"
(Transact. of the Coli, of Physic of Philad. , 1870) — ff The practice of ob-
stetrics among the Chinese*^ (American Journ. of Obstetr., 1881). Zusammen mit
W. S. Playfair gab er heraus: „A treatise on the science and practice of
midtcifery, etc^ (Philadelphia 1880).
Index-Catalogoe. V. pag. F55. G.
Harrison, Edward H., englischer Arzt, war 1766 in Lancashire geboren,
studirte in Edinburg und London unter den Gebrüdern Hünter, wurde 1784 bei
erstgenannter Universität Doctor, besuchte Paris, prakticirte 30 Jahre lang zu
Horncastle in Lancashire, gründete daselbst ein Dispensary, die Lincolnshire
Benevolent Society u. s. w. und war Vorsteher cirifer von ihm errichteten Infirmary
für Rtickgratsverkrümmungen, auch Fellow der Royal Society. 1817 zog er nach
Lcmdon. Er schrieb: .yRemarks upon the different appearnnces of the back,
breast, and ribs, in personjt affected with spinal diseases" (Lond. Med. and
Phys. Journ., 1820) — „Pathological and practical Observation^ on spinal
diseases . . . Also , an inquiry iiito the origin and eure of distorted livfibs"
(London 1827, w. 15 pl.) — y,An essay on the powerful influence of the
spinal nerves over the sexual organs, and through them upon the general State
of the body etc." (Ebenda 1831). Er starb auf einer Reise, zu Marlborough am
6. Mai 1838.
Call i seil, VIII, pag. 149—51; XXVIII, pag. 38(). — Index-Catalogne. V, pag. 856.
G.
HarrisoU) John P. H., Professor an dem Ohio Medical College zu Cin-
cinnati, war 1796 geboren, verfasste ausser einer Anzahl von „Introductory
Lectures" und ,,Valedictor}' Addresses" ; y^Essays and lectures on medical subjects*'
(Philadelphia 1835); sein Hauptwerk aber sind die : „Elements of materia medica
and therapeutic^" (2 voll.. Ebenda 1845). Er war auch bis zu seinem 1849
erfolgten Tode Mitherausgeber der „W.estern Lancet" (1846 — 49).
Western Lancet. 1849, X, pag. 26(3 (nicht zugänglich). — Index-Catalogne. V,
pag. 857. R e d.
Harrison, John Hoffmann H. , als Sohn eines amerikanischen Marine-
chirurgen am 30. August 1808 in Washington geboren, verlor seine Eltern in
frühester Jugend und bekam die erste Erziehung in Georgetown und später bei
seinem Grossvatcr in Fredericktown (Maryland). Hier begann er das medicinische
Studium unter Baltzell, N. R. Smith und de Butts und erhielt seine akade-
mischen Grade im März 1831. Im November 1831 Hess sich H. in New Orleans
nieder, wo er mit Thomas Watkins Leigh und Jesse Burton Haerison
befreundet und Mitglied der Physico-Medical Society wurde. In letzterer hielt er
1832 seinen ersten Vortrag über Propagation of Cholera und sprach sich für die
Verbreitung derselben durch ein Contagium aus. In den Cholera- und Gelbfieber-
Epidemien von 1832/33 entwickelte H. eine bedeuteude Thätigkeit und bestand
im September 1832 selbst eine schwere Attaque von Gelbfieber. Im October 1833
erhielt er das Amt eines Resident Physician and Surgeon am Charity Hospital in
New Orleans und wurde zugleich Demonstrator und Adjunct Professor der Anatomie
HARRISON. 63
an der Facultät des Med. College von Louisiana. 1835 tibernahm H. noch die
Professur für Anatomie und Physiologie. 1845 gründete er mit Carpenteb das
New Orleans Med. and Surg. Journal, zu dem er mehrere Aufsätze, namentlich
über seine in Gelbfieber-Epidemien gemachten Beobachtungen, lieferte. Nachdem er
Doch 1847 Vicepräsident der Versammlung der American Medical Association in
Philadelphia gewesen war, begann er zu kränkeln und starb an der Lungen*
8ch windsucht am 19. März 1849. Von seinen Publicationen führen wir an:
„Essay towards a correct theory of the nervous system" (Philadelphia 1844) —
pRemarks on yellow fever ^ (New Orleans Med. und Surg. Journ. , 1845) —
„Observattons on the nutritive process: tending to show that is one of the
forces of the circulation^ (Ibid. 1846, Vol. II, May) — „An inquiry into the
exi8tence of a v^ital principle considered as an enttfy independent of the pheno-
mena of Ufe" (Ibid. 1846) — „Speculations on the cause of yellow fever**
(Ibid. 1845) — „Review of opinwns concerm'ng the cause of the coagulatlon
of the hlood** (Ibid. 1847) — „Lecture delivered introductory to the course
of physiology and pathology in the Vniversity of Louisiana^ (Ibid., Vol. IV,
184^; — „Sensation and the relation between nervous matter and the objects
of impressions** (Ibid. 1850) — „Researches on the nervous System*^ (Ibid.
1850). Ausserdem hat, wie Dr. Jam£S Jones in seinem: „Memoir of the late
John Harrison^ angiebt, dieser noch ein Manuscript eines grösseren Werkes,
betitelt : „ Vital dynamics", hinterlassen.
Transact. of the Amer. Med. Assoc, XXIX, 1878, pag. 662. Pgl.
Harrison, Robert H., stammte aus Irland, \yar Dr. med. und Art. mag.
nnd wurde 1827 als Prosector beim kgl. Collegium der Wundärzte in Dublin
angestellt. Seit 1837 war H. Professor der Anatomie imd Chirurgie an der Uni-
versität zu Dublin an des Dr. Macartney's Stelle, femer Professor der Anatomie
am Triiiity College und Surgeon am Steevens' Hospital. 11. starb 1858 plötzlich
an einem apoplectischen Anfall. Er schrieb: „The surgical anatomy of the
arieries of the human body. Designed for the use of students in the dissec-
ting roovi*' (2 voll., Dublin 1824, 25; 4. ed. 1839) — „The Dublin dissector
or manual of anatomy, comprising a description of the bones muscles, vessels,
nerves and viscera , also the relative anatomy of the different regions of the
human body; together vnth the elements of pathology" (Dublin 1836; 5. ed.
1847; 1. amerikanische Ausgabe, New York 1840, auch u. d. T. : „A text-book
of practical anato^ny with additions by an American physician" New York
1848; 1860), femer mehrere Aufsätze in verschiedenen Jahrgängen des Lancet.
Dublin Quart. Joum. of Med. Sc, T. XXXIII, 1862, pag. 249. — Index-Cata-
logue. V. — Callisen, VIII, pag. 154; XXVIII, pag. 387. Pgl.
*Harri8011, Regln ald H., zu Liverpool, ist aus Hodnet, Salop, gebtlrtig,
studirte im 8t. Bartholom. Hosp. in London, war von 1859 an House Surgeon
in der Royal Infirmary zu Liverpool, dann Docent der Chirurgie und Anatomie
bei der mit derselben verbundenen medicinischen Schule und Chirurg am Northern
Hosp. Zur Zeit ist er Mitglied des Council des University College zu Liverpool,
Chirurg bei der Royal Infirmary, Consulting Surgeon beim Bootle Boro' Hosp.
und dem Seemanns-W^aisenhause;' er ist Fellow des Roy. Coli, of Surg. seit 1866.
Schriften: „Clinical lectures on stricture of the Urethra and other disorders
of the urinary Organs** (London 1878) — „Lectures on the surgical disoj-ders
of the urinary Organs, etc.** (2. edit. , Ebenda 1880) — „The prevention of
stricture; and ofprostatic obstruction** (Ebenda 1881) — »The use of the anibu-
lance in civil practice" (1881) — „Observations on lithotomy , lithotrity , . .
loith a description of a new method of tapping the bladder** (1883). In dem-
selben Jahre hielt er die „Address on Surgery" vor der in Liverpool tagenden
British Medical Association: „On some recent advonces in the surgery of the
1
64 HAREISON. — HARTENKEIL.
urinary Organs," Er war Mitherausgeber der „Liverpool Medical and Surgical
Reports" (1867 — 71) und der „Liverpool and Manchester Medical and Surgical
Reports" (1873 — 75), in denen sich mehrere Veröffentlichungen von ihm befinden,
z. B. in den ersteren (Vol. II): „Lnmbar colotomy , in special reference to
cases of vesico-vaginal fistula" ; ausserdem im British Med. Joum. (1868): „The
endoscope in diseases of the Urethra and rectum" ; in der Lancet (1874):
„Pneumatic aspiration in the treatment of retention of urine" ; in den Med.*
Chir. Transact (1882): „A case of lithotomy where a tumour of the prostate
was siiccessfully enucleated ; etc." u. s. w., u. s. w. j^^^
*Hart, Ernest H. , zu London, war Zögling des St. George's und
St. Mary's Hosp. , wurde bei ersterem anatomischer Prosector und bei letzterem
Docent der Augen- und Ohrenheilkunde und schrieb : „ Treatment of popliteal
aneurism hy fiexion" (Med.-Chir. Transact., 1859 ; Holmes* System of surgery) —
„On diphtheria; its history" (Lancet, 1859) — „Ch^ some of the forms of
disease of the eye constituting the condition commonly called amaurosis"
(London 1864) — j, Hospitals of the State" (Fortnightly Review) — „An
account of the condition of the infirmaries of London workhouses" (Ibid. 1866)
— „The truth about vaccination. An examination and refutaiion of the
assertions of the anti-vaccinators" (1880) — „ITic influence of milk in sprea-
ding zymotic disease" — „Is it desirable to take any and what further
measures to prevent the spread of zymotic diseases tkrough the milk supply
of our townsf". Er ist der Redacteur des „British Medical Journal" seit
1868, des „London Medical Record" seit 1873, des „Sanitary Record" seit
1874 und gab heraus, zusammen mit W. II. Michael, W. U. Gorfield und
J. A. Wanklyn: „A manual of public health" (London 1874).
Medical Directory. Red.
*Hartelius, Truls Johan H., zu Stockholm, ist am 15. Februar 1818
in der Gemeinde Hemmesdynge im Malmöhus Län geboren, studirte von 1840 an
in Lund, wurde 1852 Unterlehrer am gymnastischen Gentral-Institut zu Stockholm,
leitete von 1855 — 56 ein gymnastisches Privat-Institut daselbst, wurde 1864
Oberlehrer an dem ersteren, in welcher Stellung, mit dem Titel Professor, er sich
noch befindet. 1858 hatte er in Lund das Doctor-Diplom erhalten. Seine zahl-
reichen Arbeiten beziehen sich fast sämmtlich auf medicinische Gymnastik. Wir
führen von denselben an : „ Fysiologiska föreläsningar vid gymna^tiska central-
institutet i Stockholm under vintern 1858 och 1859" (Stockholm 1859) —
ffBref innehdllande reflexioner öfver gymnastiken och gymnastiska central-
institutet" (Ebenda 1861) — „Otn luft och bad m, m. vid Marstrand" (1862) —
„Linie- och estetisk gymnastik" (1863, med fig.) — „Gymnastiska iakttagelser"
(1865) — „Lärobok i menniskroppens speciela anatomi" (^^1867) — „Helso-
lära" (1867) — „De fysiska lifsyttringarne hos menniskan" (1868) — „Lärobok
i sjukgymnastik" (1870) — „Gymnastiken historiskt framställd" (1872 u. s. w.).
Wietrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 308. Red.
Hartenfels, von, s. Petri von Hartenfels.
Hartenkeil, Johann jacob H. , am 28. Januar 1761 in Mainz geboren,
sollte nach dem Wunsche seiner Eltern Theologie studiren, widmete sich aber mit
ihrer Zustimmung dem Studium der Medicin. Er hörte zunächst die anatomischen
Vorlesungen Ettneb's in Mainz, ging dann 1779 nach Würzburg, wo ihn
besonders Sisbold mit seinem Rathe unterstützte. 1781 ging er nach Strass-
burg, kehrte aber 1782 nach Würzburg zurück, wo er 1785 auf Grund der Diss. :
„De vesicae urinariae calculo" promovirte. Auf Siebold's Empfehlung machte
der Erzbischof von Salzburg H. zu seinem Leibarzt, Hess ihn jedoch vor Antritt
der Stelle noch eine längere wissenschaftliche Reise machen , welche ihn auf zwei
Jahre nach Paris, namentlich zu Desaült, und für mehrere Monate zu Hüntke
HABTENKEIL. — HARTLEY. 6li
nach London führte. Im Sommer 1787 kehrte er nach Salzburg zurück und hielt
hier, neben seiner Stellung bei dem Erzbischof, Vorlesungen fOr Chirurgen und
Hebeammen; auch gründete er die „Medicinisch-chirurgücke Zeitung", welche
er bis zu seinem Tode theils mit Metzler zusammen , theils allein redigirte. Sein
Hauptverdienst aber war die Reorganisirung des Medicinalwesens im Erzbisthum
im Jahre 1804 und die Gründung einer medicinisch-chirurgischen- Schule, deren
Director er auch nach der Einverleibung des Erzbisthums in den österreichischen
Staat blieb. Er starb am 7. Juni 1808. Von seinen literarischen Arbeiten sind
noch die Herausgabe der Muskeltafeln aus Albin's anatomischem Atlas (1781)
nnd die mit Sömmebing zusammen besorgte neue Auflage von Schaarschhibt's :
jfAnatomücke Tabellen, Mit Zusätzen vermehrt und mit Registern veradien''
(2 Bde. 1803) zu erwähnen.
Ehrhart in Salzb. ined.-chir. Ztg. 1805, Nr. 53 — 55. — Weissenbach, Biogr.
Skizze von J. J. H., Salzburg 1808. — A. Hirsch iii Allgem. Deutsche Biogr., Bd. X,
P«g. 649. V.
^Hartig, Johann H. , zu Zittau, war daselbst am 13. Januar 15(^
geboren , war fürstlich Anhalt-, Liegnitz-, Brieg'scher Leibmedicus und Schwieger-
sohn des berühmten kaiserlichen Leibarztes und. schlesischen Chemikers Johannes
MONTAinis, von dem er alle medicinischen und chemischen Arcana erhielt, die er
seinem ältesten Sohne Johann Jacob von Hartig, ausübendem Arzte in
Venedig, mittheilte. Er ist der Stammvater der Grafen vonHartig und schrieb
eine Vorrede zu seines Schwiegervaters Johann Montanus': „Breve Judicium de ^
verüj nativa omniaque artis et fuci eooperte^ terra sigillata , Strigonii . . , a se '
inventa" (Nürnberg 15^5, 4.; 2. edit. Breslau 1710, 4.) und verfasste: „Ana-
tomischer Bericht von zweyen wunderlich zusammengewachsenen Ztoillingen,
so 1629 .... zu Oherullersdorf geboren wurden** (Zittau, 4.). Er starb am
20. November 1632 an der Pest.
Otto, Bd. n, Abth. 1, pag. 21. 0.
"'Harting, Pieter H. , am 27. Februar 1812 in Rotterdam geboren,
stadirte in Utrecht, wo er 1835 die Doctorwürde erlangte. Er etablirte sich alii
Arzt in Oadewater, wo er bis 1841 wirksam war, als er am Athenäum in Franeker
zum Professor der Chemie und Botanik ernannt wurde. 1843 an die Universität
Utrecht berufen, docirte er bis 1856 mikroskopische Anatomie und Pflanzen-
physiologie und von da an bis 1882, als er pensionirt wurde, Zoologie und ver-
gleichende Anatomie. Die Liste seiner literarischen Arbeiten zählt mehr als 200
Nummer, wovon wir hier als die vornehmsten hervorheben: „Het microscoop,
deszdfs gebruik, geschiedenis en tegenwoordige toestand" (4 Thle., 1848 — 54;
deutsch vonTHEiLE, 1859, 1866) — „De voorwereldlyke scheppingen^ vergeleken
met de tegenwoordige** (1857; deutsch von Martin, 1859) — „Leerboek van
de grondbeginselen der Dierkunde*" (3 Thle., 1862—1874) — „Anno 2066.
Een blik in de toekomet door Dr. Dioscorides** (1865; 1866; 1870) —
^Christiaan Huyghens, in zyn leven en werken geschetst** (1H6S) —
„Becherches de morphologie synthUique sur la, production artificielle de quel-
ques formations calcaires organiques** (1872), durch die Acad6mie fran^aise mit
dem MONTHYON-Preise gekrönt — „Le plan mddian de la tite n^landaise,
däerminS d'apr^ une mithode nouvelle" (1874) und das durch ihn redigirte
y,Älbum der Natuur** (1852 — 1885). C. E. Daniels.
Hartley, David H., ausgezeichneter englischer Arzt und Metaphysiker,
geboren in Armsey bei Leeds (Yorkshire) am 30. August 1705, begann im 15. Lebens-
jahre das Studium der Theologie in Cambridge, verzichtete aber bald in Folge von
Gewissensbissen auf dasselbe und widmete sich der Medicin. Nach Absolvirung seiner
Studien, prakticirte er zuerst in Newark (Nottinghamshire) , später in Bury Saint
Edmunds bei London (Suffblk) und zuletzt in Bath, wo er am 28. August 1757 starb.
Bioar. Lexikon. III. 5
66 HARTLEY. — HAETMANN.
Er ist Verfasser einer wesentlich metaphysischen Schrift: „Observations an man,
his frame^ hü duty, and his expectationa^ (2 voll.; London 1749; Ebenda 1774
von Pbiestley edirt; Ebenda 1791; franz. Reims 1755; deutsch 1772), in der
sich schon die Ansicht findet, dass alle geistige Thätigkeit wesentlich auf materielle
Vorgänge im Centralnervensystem zurückzuführen sei, sowie von: „De seiism,
motus et idearum generatiane^ (Bath 1746) und: „A view of the present
evidence for and against Mra, Steven's mediciiies for the stone, contaming
155 cases , with some experiments and observatians** (London 1739; franz.
Paris 1740).
Biogr. in6d. V, pag. 80. Pgl.
Hartman, Carl Johan H. , geboren in Gefle 1790, wurde Dr. med.
1822 in Upsala, prakticirte zuerst als Privatarzt, wurde darauf Provinzialarzt
in Eskilstuna und später, 1833, in Gefle und starb in Stockholm 1849. H. war
ein hervorragender Botaniker und erfahrener Arzt, machte mehrere Reisen durch
Schweden und Norwegen botanischer Nachforschungen halber und schrieb Arbeiten,
die grosse Verbreitung in Schweden erhalten haben. Die hervorragendsten unter
diesen sind: „Handboh i Skandinaviens Flora, tnnefattande Sveriges och Norges
växter'' (Stockholm 1820; 11. Aufl. 1879, 2 Thle.) — „Eusläkaren eller kort
anvisning att känna och behandla de ßesta i Sverige ßirekommande sjukdomar^
(Ebenda 1820 ; mehrere Auflagen) — ;, Utkast tili populär vaturkunnighet^
(Ebenda 1845; 2. Aufl. 1849) — „Svensk och Norsk excursionsflora^ (Ebenda
1845). Seine übrigen Schriften sind: „Beskrifning af Areskutfjället i Jämt-
land" (Verhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften, 1814) —
„Physiografiska observationer i Ge^rikland, Helsingland och Jämtland^ (Ibid.
1818) — „Cardteurysma** (Jahresber. des schwed. ärztl. Vereins, 1831) —
„Sjukdomshänddse af scirrhus veniriculi, Sjukdomshändelse af miserere*^
(Ibid. 1835) — „Ett ovanligt slags intestinalmask^ (Ibid. 1836). Ausserdem
Aufsätze in den Neuen Verhandlungen des schwed. ärztl. Vereins (Tbl. II, IV)
und in der Zeitschrift Botanische Notizen. Hedenius.
Hartmann, Johann H., geboren am 15. Januar 1568 zu Amberg (Ober-
pfalz), wurde 1591 zum Professor der Rhetorik und ein Jahr später auch der
Mathematik an der Universität zu Marburg ernannt. 1606 promovirte er hier zum
Dr. med. und erhielt dann 1609 die ordentliche Professur der Chymiatrie (d. h.
der Chemie) an derselben Universität, die er bis zu seinem Tode, 7. December
1631, behielt. H. ist besonders erwähnenswerth dadurch, dass er der Zeit nach
der erste Professor der Chemie überhaupt, und zwar nicht blos in Deutschland,
sondern auch in Europa war^ weil man damals erst angefangen hatte, die Chemie
auch in den Kreis der akademischen Unterweisungsgegeustände aufzunehmen.
H.'s Devise war das schöne Distichon : „Dogmata non jitro in Paracelsi aul
scita Galem, vera utriusque placent,^ falsa utriusque jacent,^ Die Titel seiner
grösseren Schriften sind: ^^KTrtpuXXiSe? sive miscellae medicae cum •jrpodTjxii] chy-
mico therapeutica doloris colici^ (Marburg 1606, 4.) — „Philosophus sive
naturae consultus medtcus^ oratio" (Ebenda 1609) — „Disputationes chyviico
medicae quaiuordecim" (Ebenda 1611, 1614; engl, üebers. London 1628; deutsch
Hamburg 1684) — „Praxis chymiatrica^ (Leipzig 1633; Frankfurt 1634;
Genf 1647; 1649; 1659; Leyden 1663; Frankfurt 1671; Nürnberg 1677;
Genf 1682; deutsch Nürnberg 1678) — „Tractatus physico-medicus de opio"
(Wittenberg 1635; 1658). H.'s sämmtliche Werke erschienen als „Opera omnia
medico'chymica'' (Frankfurt 1664', fol. ; 1690, fol.).
Biogr. m6d. V, pag. 82. — Dict. bist. III, pag. 47. — Poggendorff, I, pag. 1023.
Pgl.
Hartmann, Philipp Jacob H. , geboren zu Stralsund (Pommern) am
26. März 1648, begann 1669 in Königsberg i. Pr. Medicin und Theologie zu
studiren und erwarb dort 1672 den Titel Mag. art. Daraufging er nach Frankreich,
HABTKAKN. 67
promoYirte zum Dr. med. auf der Universität von Valence in der Dauphin^
im Jahre 1678, machte dann zu seiner weiteren Ansbildung Studienreisen durch
Holland und England und erhielt bei seiner Btlckkehr nach Deutschland 1679
eine ausserordentliche Professur der Medicin in Königsberg. 1689 wurde er ordent-
licher Professor der Geschichte und 1701 ordentlicher Professor der Medicin
daselbst. H. war Mitglied der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher seit 1685
und seit 1705 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Er starb am
28. März 1707. Seine Arbeiten bestehen hauptsächlich in zahlreichen Beiträgen
zu den Verhandlungen der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher. Von
selbstständigen Schriften , die sich zum Theil auch auf geschichtliche , namentlich
geschichtlich-medicinische Themata beziehen, sind zu nennen: „Succtncta succini
Prussici htatoria*' (Frankfurt 1677; Berlin 1699, 4.) — „Dtss. de generatione
spirituum corumque affectionibua in genere" (Königsberg 1681) — „Diss, de
sangutne alimento ultimo^ (Ebenda 1682) -— „Exerdtationea IV anatomtcae
de ortgintbus anatomiae*' (Ebenda 1683) — „J9e ii8 quae contra perittam
veterum anatomicam afferuntur in genere" (Ebenda 1684 — 87) — „De iis
quae contra perüiam etc. in specte^ (1689 — 93) zusammengefasst nach H.'s Tode
von E.G. KuRBLLA und herausgegeben u. d. T.: ^Fasciculi dissertationum ad
histonam medicam, speciatim anatomen spectantiuni^ (Berlin 1754) — y^Diss.
de generatione vivtparorum ex ovo^ (Königsberg 1699) — „Diss. de bile sanguinis
idtimi alimenti excremento" (Ebenda 1700) — „Synopsis primae partis ärtis
medicae de sanitate" (Ebenda 1701).
Biogr. mfed. V, pag. 84. — Dict. hist. III, pag. 51. Pgl.
Hartmann, Melchior Philipp H., Sohn von Philipp Jacob H.,
wurde zu Königsberg am 25. März 1685 geboren. Er studirte hier Medicin,
promovirte in Leyden und erhielt 1714 eine ausserordentliche, 1717 eine ordent-
liche Professur der Medicin in seiner Vaterstadt, wo er am 6. November 1765
starb. Er schrieb u. A. : „Diss. de summa succini in medicina efficacia*^
(Leyden 1710, 4.) — „Diss. de vitriolo^ (Königsberg 1714) — „De marte
sive ferro ^ (Ebenda 1714).
Biogr. m6d. V, pag. 82. — Boerner, III, pag. 210. Pgl.
Hartmann, Peter Immanuel H. , geboren zu Halle am 3. Juli 1727,
studirte hier Medicin und promovirte 1751 zum Dr. med. Nach etwa zehnjähriger
ärztlicher Thätigkeit in seiner Vaterstadt wurde H. 1762 als Professor der Medicin
nach HelmstKdt und ein Jahr später in gleicher Eigenschaft nach Frankfurt a. 0.
berufen, wo er am 1. December 1791 starb. H. widmete sich neben der prak-
tischen Medicin auch viel den Naturwissenschaften, besonders der Chemie und
Botanik. Eine Reihe von unter seiner Aegide entstandenen , zum Theil recht
werth vollen Doctor-Dissertationen liefert davon ein schönes Zeugniss. Grössere
Arbeiten hat H. selbst nicht verfasst, vielmehr beschränkte sieh seine schrift-
stellerische Thätigkeit auf die grosse Anzahl akademischer Programme und Disser-
tationen, die- er theils selbst geschrieben , theils, wie gesagt , unter seiner Aegide
von Doctoranden der Medicin hat verfassen lassen. Das Dict. bist, zählt davon
im Ganzen etwa 34 auf. Die interessanteste davon ist die, welche von der Flora
von Frankfurts Umgebung handelt.
Biogr. m6d. V, pag. 83. — Dict. Iiist. III, pag. 49. — S. Löwenstein im Janus.
1848. in, pag. 430— 34. p^j
Hartmann, Franz Xaver Ritter von H., zu Linz, war am 22. Juli 1737
zu Praunsdorff in Oesterr.-Schlesien geboren, studirte in Wien, erhielt daselbst 1766
mit einer botanischen Dissertation, die im folgenden Jahre in neuer Ausgabe erschien,
die DoctorwQrde, ging 1768 auf Reisen, namentlich nach Italien, blieb nach seiner
Rfickkehr nur noch bis 1771 in Wien, wo er die Schrift: „For7nufae remediorum
in materiam medicam et chirurgicam cl. viri Cranzii^ (Wien 1771; deutsche
5*
6B HAttTMANK.
Üebers. von J. B. Hübneb, 2 Thle., Linz 1787) herausgab und die Stelle eines
landschaftliehen Syndicns in Linz erhielt. 1776 wurde er kaiserl« Bath, 1779
wirklicher Sanitätsrath und Protomedicus in Oesterreich ob der Enns, 1785 in den
Ritterstand erhoben und starb 1791.
V. Wurzbach, VUI, pag. 1. G.
Hartmann, Johann H.Edler von Franzenshuld, zu Wien, war zu
B^Qnn in Mähren geboren, trat 1782 als Chirurg in den feldftrztlichen Dienst, leistete
1795 — 97 im Hauptspital zu Mainz erspriessliche Dienste^ erhielt zu zwei yer-
schiedenen Malen (1799, 1805) von der Josephs-Akademie für die beste Lösung
von Preisfragen Preismedaillen, wurde 1802 in Wien zum Doetor graduirt, zeichnete
sich in den Feldzügen von 1805, 1809 und 1813 (in Prag) als Chefarzt von
Lazarethen aus, kam dann zur Armee nach Italien, wo er Chef des Oamisons-
spitals in Verona war, 1818 aber zur Leitung der Civil-Heilanstalten , welche
in Fiume und Porto R^ zur Tilgung der immer mehr sich verbreitenden Scherlievo-
Seuche errichtet worden waren, berufen wurde. lieber 5000 von dieser Ejrankheit
Befallene verliessen unter seiner 20monatlichen Oberleitung geheilt diese Anstalt.
Er hatte 1818 und 1819 allmonatlich an das Triester Gubemium über die
Krankheit Sanitätsberichte erstattet. 1822 wurde er zum Oberarzt bei der Arcieren-
Leibgarde, 1824 zum Feldstabsarzt und 1827 zum kaiserl. Rath ernannt. Er
starb um 1840.
V. Wurzbach, Vni, pap. 15. G.
Hartmann, Philipp Karl H. , am 20. Januar 1773 in Heiligenstadt
(Eichsfeld) geboren, hatte in Oöttingen und Wien Medicin studirt und war hier im
Jahre 1799 promovirt worden. Er habilitirte sich als Arzt in Wien, wurde 1803
zum Physicus an der Yersorg^gsanstalt zu Mauerbach (bei Wien) ernannt und
in Anerkennung seiner kritischen Arbeiten über den Brownianismus und die
naturphilosophische Schule 1806 als Professor der Medicin an das Lyceum zu
Olmütz berufen, wo ihm gleichzeitig die Stelle des Primararztes an dem Kranken-
und Findelhause übertragen wurde. Im Jahre 1811 erhielt er einen Ruf als
Prof. ord. der allgemeinen Pathologie und Arzneimittellehre nach Wien und 1829
wurde er auf seinen dringenden Wunsch, nachdem er ehrenvolle Berufungen nach
Petersburg, Bonn und Berlin abgelehnt hatte, mit der Professur der medicinischen
Klinik am allgemeinen Krankenhause betraut; leider aber erfreute er sich dieser
bevorzugten Stellung nur kurze Zeit ; in seiner rastlosen Thätigkeit als Arzt, Lehrer,
Forscher und Beamter hatte er seine Kräfte frühzeitig erschöpft und so erlag er
am 5. März 1830 plötzlich einem Schlaganfalle. H. hat sich mit seiner wissen-
schaftlichen und literarischen Thätigkeit auf den verschiedensten Gebieten der
Medicin bewegt und auf allen Anerkennenswerthes geleistet. Zuerst trat er, wie
bemerkt, mit einer Kritik des BnowN'schen Systems und der Erregungstheorie
„Analyse der neueren Heilkunde*' (2 Thle. , Wien 1802) in einem Artikel über
den „Einßuss der Philosophie in die Theorie der Heilkunde^ (in Salzburger
med.-chir. Zeitung, 1805) mit einer Beurtheilung der SCHELUKQ'schen Natur-
philosophie in der Medicin auf, in welchen er die Einseitigkeiten und Irrthümer
Brown's und seiner Nachfolger und die Irrwege nachweist, auf welchen die
Heilkunde durch die Anhänger der Naturphilosophie geführt worden ist. Diese
Kritik hat H. in seinen „Beiträgen zur Theorie der Beilkunde" (Oesterr. med.
Jahrbb., 1813) weiter ausgeführt. — Zu seinen Jugendarbeiten gehört femer eine
populäre Schrift über die „Glückseligkeitslehre für das physische Leben der
Menschen** (Leipzig 1808), welche eine sehr günstige Beurtheilung erfuhr und
Seitens des Publicums so vielen Beifall fand, dass sie nach seinem Tode in einer
zweiten und dritten verbesserten Auflage, die zweite (1832) mit einer Vorrede von
HÄNEL versehen, die dritte (1836) von Güntz herausgegeben, erschienen und
auch in's Dänische (Kopenhagen 1833), Niederländische (Rotterdam 1837) und
Schwedische (Stockholm 1830) übersetzt worden ist. Zu seinen ersten, der prak-
HARTMANN.. 89^^
tischen Heilkunde zugewandten Arbeiten gehören zwei Schriften über den Typhus
„SicherungsanstaUen und Verwahrungsmittel gegen ansteckende Nerven- und
Faulfieber^ (OhnQtz 1810) und ,^Die Theorie des ansteckenden Typhus und
seine Behandlung^ (Wien 1812) , welche in der Legion der diesen degenstaud
behandelnden, damals erschienenen Schriften eine hervorragende Stelle einnehmen.
Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehört vor Allem die „Theoria morbi, seu
foJthologia generalis*^ (Wien 1814), welche 1828 in einer verbesserten Auflage^
inzwischen aber (1823) in einer deutschen und (1827) in einer niederländischen
üebersetzung erschien. Die Schrift genügte einem dringenden Bedürfnisse, da
aeit der Veröffentlichung der OAUB'schen Arbeit über allgemeine Pathologie der
Gegenstand eine wissenschaftliche Bearbeitung nicht erfahren hatte, und H. hat
diese Aufgabe so glücklich gelöst, dass sein Lehrbuch für lange Zeit das geschätzteste
Compendlum über diesen Gegenstand geblieben ist. Diesem Werke schliesst sich
in würdiger Weise sein Lehrbuch über Psychologie f,Der Oeist des Menschen in
seinen Verhältnissen zum physischen Leben, oder Grundzüge zu einer Physio-
logie des Denkens^ (Wien 1820) an, in welchem er den Gegenstand wesentlich
al6 Erfahrungswissenschaft; behandelt; auch diese Schrift hat eine zweite, Von
dem Verfasser selbst vermehrte Auflage (Ebenda 1832), sowie eine holländische
(Leyden 1825) und eine italienische üebersetzung (Florenz 1836-^37, 2 Bde.)
erfahren. Ausserdem hat H. ein Handbuch der Arzneimittellehre: „Pharmacologia
dynamica*' (2 Bde., Wien 1816; 2. verbesserte Auflage 1829), ein Lehrbuch der
allgemeinen Heilungslehre: „Therapia generalis^ , das jedoch erst nach seinem
Tode (Leipzig 1835) auch in deutscher Üebersetzung (Ebenda 1835), und unter
dem Titel: „Institutiones medicae therapiae generalis^ bedeutend vermehrt von
Enolz (Wien 1836) erschienen ist, verfasst; er hat sich an der Bearbeitung der
Pharmaeopoe für den österreichischen Staat (in den Ausgaben der Jahre 1812
und 1820) betbeiligt und die Redaction der von dem Wiener Profcssoren-Collegium
herausgegebenen „Beobachtungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der prak-
tischen Heilkunde von österreichischen Aerzten, 6. Bde., Wien 1819 — 28", sowie
die Redaction der ersten 9 Bände der „Medicinischen Jahrbücher des österreichischen
Staates" (Wien 1812—1826) geführt. — Die wissenschaftliche Bedeutung H.'s ist
darin zu suchen , da^s er , wie wenige seiner Zeitgenossen , die Bedürfnisse der
Medrcin zu seiner Zeit richtig erkannt und sich bemüht hat, denselben durch seine
Arbeiten, soweit seine Kräfte reichten, zu genügen. Unbeirrt von den mit grossem
Geräusche auftretenden radicalen Reformversuchen in der Heilkunde hat er in
einsichtsvoller Weise den Standpunkt festgehalten, den seiner grosser Lehrer Peteb
Frank und vor diesem die bedeutenden Vertreter der alten Wiener Schule eingenommen,
und den Weg einer rationellen Eklektik weiter verfolgt, den jene vorgezeichnet
hatten. Dafür ist ihm von seinen Zeitgenossen, und unter diesen auch von seinen
Gegnern, denen er freimüthig und consequent, aber stets loyal entgegengetreten
war, die vollste Anerkennung seiner Bestrebungen und Leistungen gezollt worden,'
„H.'s Wirken ist", wie ich an einer anderen Stelle (Allgem. Deutsche Biogr. X.
pag. 701) gesagt habe, „ein nach allen Richtungen hin segensreiches gewesen und
es ist gewiss nicht eines seiner kleinsten Verdienste, dass er vortreffliche Schüler
gebildet hat, von welchen einzelne eine hervorragende Stelle in der Wissenschaft
einnehmen."
Wiener Zeitung. 1830, Nr. 88. Daraus in Salzburger med. Zeitung. 18B0, 11, pag. 317. —
Wawruch, Oratio funebris in sacris parentalibus J. P. Hartmanni. Viennae 1^30. —
Hol gar, H. ans seinem Wirken geschildert. Wien 1831. a tt- r
° A. Hirsch.
* Hartmann, Robert H., in Berlin, ist am 1. October 1831 zu Blanken-
biirg am Harz geboren, studirte in Berlin unter Jon. Müllee, Lichtensteix,
A. Braun, Schönlein etc., wurde 1856 zum Doctor promovirt, bereiste 1860 61
mit dem Freiherm A. v. Barnim Aegypteu , Nubieu und Ost-Sudan bis zu den
Fnngi- und Berta-Bergen und gab dartiber heraus: „Reisen des Freih, i\ Barnim
durch Nordostafrika^ (Berlin 1863) und „Medicinisch-naturgpschichtliche Skizze
70 HAETMANN. — HARTSHORNE.
der Nilländer" (Ebenda 1865). Er war 1864/65 Privatdocent der Anatomie und
Physiologie in Berlin, 1865 — 67 Lehrer der landwirthschaftliehen Zoologie zu
Proskau in Ober-Schlesien und ist seit 1867 Prof. extraord. und Prosector in
Berlin. Schriften: „Die Nigritier, eine anthropologisch-ethnologisch-e Monographie^
(Berlin 1876) — n^^ Gorilla^ (Leipzig 1881) — „Die menschenährUichen
Affen'' (Ebenda 1883; in's Italienische übers, von Cattaneo) — „Die V^her
Afrikas*^ (Ebenda 1879; in's Französische tibers. von Alglave, Paris) —
„Handbuch der Anatomie des Menschen" (Strassburg i. E. 1881 ; in's Spanische
llbers. von Gongora und Cabdenal, Barcelona). Er ist seit 1869 Mitherausgeber
der „Zeitschrift für Ethnologie^' und veranstaltete 1876 eine 2. Auflage von
E. Harlbss, „Lehrbuch der plastischen Anatomie", 1^^^
*Hartinaiin, Arthur H., in Berlin, ist zu Heidenheim in Württemberg
am 1. Januar 1849 geboren, studirte in Tübingen, Freiburg und Leipzig, war
später Schüler von A. Politzb^ in Wien, wurde 1873 Doctor, nachdem er den
Erleg von 1870-71 als Unterarzt bei einem königl. württemb. Feldlazareth
mitgemacht hatte; 1873^75 war er Militärarzt in Stuttgart und ist seit 1876
Arzt für Ohren- und Nasenkrankheiten in Berlin. Schriften: „Experimentelle
Studien über die Function der Eustachischen Bohre" (Leipzig 1879) — „Taub-
stummheit und Taubstummenbildung, Nach den vorhandenen Quellen, sowie
nach eigenen Beobachtungen und Erfahrungen bearbeitet. Mit 19 Tabellen"
(Stuttgart 1880; in's Englische übers, von J. Patterson Cassells, London 1881;
in's Holländische von J. Schoondermark , Rotterdam 1881) — „Die Krank-
heiten des Ohres und deren Behandlung"* (Kassel 1881 ; 2. Aufl. Berlin 1884).
Dazu Aufsätze in Zeitschriften , z.*B. v. Langenbece's Archiv (Bd. XXI) u. s. w.
Red.
Hartmann, s. a.. Haahtmax, Harthan.
Hart8hx)me, Joseph H., zu Philadelphia, war am 12. December 1779
zu Alexandria, Virginia, geboren, wurde anfänglich für den Eaufmannsstand
bestimmt, dann ein Zögling von Kbaie in Washington, trat 1801 als Resident
Apprentice und Apotheker in das Pennsylvania Hosp. zu Philadelphia unter RüSH,
WiSTAR, Physick, Barton und blieb 5 Jahre in dieser Stellung, die er sehr
sorgfältig zu benutzen verstand. Nach 7jährigem Studium wurde er 1805 Doctor
mit der experimentellen These : „On effects produced by air upon limng animals".
In derselben Zeit gab er eine üebersetzung von Alexis Boyer*s „Lectures on
the diseases of the bones etc." (Philadelphia 1805), das einzige von ihm publi-
cirte Buch, heraus; auch construirte er einen in späterer Zeit viel gebrauchten
Apparat für Oberschenkelfracturen. Er machte darauf mehrere Reisen nach Batavia,
in der Eigenschaft als Schiffsarzt und Supercargo, Hess sich dann dauernd in
Philadelphia nieder und wurde 1815 zu einem der Chirurgen des Pennsylvania Hosp.
erwählt. Während der 1820 in Philadelphia ausgebrochenen Oelbfieber-Epidemie
und der weiteren schweren Epidemieen, die bis 1830 jene Stadt heimsuchten, war
er einer der am meisten in Anspi*uch genommenen Aerzte. Dasselbe fand bei der
Cholera-Epidemie von 1849 statt, obgleich seine eigene Gesundheit bereits sehr
zu leiden begonnen hatte. Sein Tod erfolgte am 20. August 1850. — Er gehörte
zu den geschätztesten und unterrichtetsten Aerzten von Philadelphia und auch als
Chirurg war er, obgleich er operative Eingriffe, wenn irgend möglich, vermied,
sehr angesehen.
£. Hartshorne bei Gross, Americ. Physic. and Snrg. pag. 563. 6.
* Hartshorne , Edward H. , geboren am 14. Mai 1818 als Sohn des
Vorigen, studirte unter der Leitung seines Vaters in Philadelphia, wurde daselbst
Doctor und 1840 als Assistenzarzt an der Irrenanstalt seiner Vaterstadt angestellt,
deren dirigirender Arzt damals Dr. Kirkbride war. 1843 nahm er eine Stelle
als Gcfängni^sarzt am Eastern State Penitentiary an und veröffentlichte in dem
HARTSHOENE. — HARTSOEKER. 71
•
Anniial Report fQr 1843 die Epochemachende Schrift: „Investtgations ort the
„Separate system^ for criminals" , welche die Aufmerksamkeit weiterer Kreise,
besonders in England und den anderen Ländern Europas auf sich lenkte, sehr
bald eine zweite Auflage erlebte und in*s Französische , Deutsche , Belgische und
Holländische übersetzt wurde. 1844 ging H. nach Europa und verweilte hier
zwei Jahre lang, speciell mit dem Studium der Verhältnisse und Einrichtungen in
Asylen, Krankenhäusern und OefUngnissen beschäftigt. Nach seiner Rflckkehr in
die Heimath war H. von 1852 — 59 Attending Surgeon der Augenstation am Will's
Hosp. und bis 1864 in gleicher Eigenschaft am städtischen Hospital seiner Vater-
stadt thätig. Zur Zeit lebt H. in Philadelphia. Von sonstigen literarischen Leistungen
H.'s ist zu nennen seine Dissertation: „Monograph on pseudarthrosis or false
jaints from ununüed fractures**. Ausserdem hat H. mehrere Artikel im Philad.
Journal of Prison Discipline, im Americ. Journ. of the Med. Scienc, Philad. Med.
Examiner und der Medico-Chirurgical Review geschrieben.
Atkinson, pag. 46» Pgl.
^Hartshome, Henry H., Bruder des Vorigen, geboren in Philadelphia
am 16. März 1823, besuchte das Haverford College und vom Jahre 1839 ab die
Universität seiner Vaterstadt, an der er 1845 zum Dr. med. promovirte. 1853
wurde er zum Professor an dem Philadelphia Coli, of Medie. und im Juni 1855
von der Armenverwaltung zum consultirenden Physician und Lehrer der klinischen
Medicin am Philadelphia Hosp. gewählt. Nachdem H. 1858 — 59 Europa und
Aegypten bereist hatte, wurde er nach seiner Rflckkehr in die Heimath am
27. April 1859 zum Professor der praktischen Medicin am Philad. Coli, ernannt.
1862 vertauschte H. diese Stellung mit der Professur der Anatomie, Physiologie,
Hygiene und Naturgeschichte an der Central High School in Philadelphia. Seit
1866 ist H. Professor der Hygiene an der Universität zu Philadelphia. Von
Schriften , die er veröffentlichte , sind zu nennen : Seine Doctorarbeit „ Water
or hydropathi/^ ; femer einer Monographie, betitelt : „On glycerine and its uses^ ;
ausserdem: „Facts and conclusiona upon cholera^ — „Memoranda medica'* —
„Guide to the medicins-ckest and family adviser^ — „Essay on the arterial
circulation^ (preisgekrönt von der Amer. Med. Assoc. im Jahre 1856). 1867
erschienen die „Essentials of the prmciples and practice of medicine^ (4. Aufl.
1874). 1869 gab H. mit mehreren Mitarbeitern „Ä conspectus of the medtcal
sciences" , eine Art von medicinischer Encyclopädie, heraus, die seitdem in zwei
Auflagen erschienen ist. Ferner besorgte H. die letzte Auflage von Sir Thomas
WATSOiii's „Lectures on the practtce ofmedicine^^ zu der er beträchtliche Ergän-
zungen und Verbesserungen lieferte. Ausserdem schrieb er zahlreiche, meist
easuistische Mittheilungen für verschiedene amerikanische naturwissenschaftliche
und medicinische Zeitschriften; so in Amer. Journ. of the Med. Scienc, American
Naturalist, Transactions of the Philad. Coli. ofPhys., z. B. „On organic physics^
(in der Proceedings of the Amer. Philos. Soc), „On the relation between vigor
and sex^ (in den Proceedings of the Amer. Assoc. for the Advancement of Science)
and „ What to do against yellow fever^ (Amer. Public Health Assoc, 1873) und
verschiedene wichtige Artikel für die 1872/73 herausgegebene Johnson's New
lUustrated Cyclopaedia. üebrigens ist H. auch als Dichter und Verfasser belletri-
stischer Arbeiten hervorgetreten.
Atkinson, pag. 458. Pgl.
Hartsoeker^ Nicolaas H. , berühmter Naturforscher und Mikrograph,
stammte aus Gouda in Holland, wo er am 26. März 1656 als Sohn eines Remon-
strantenpredigers geboren war. Ein ausgesprochener Hang und eine angeborene
Gabe zur Naturbeobachtung veranlassten ihn, entgegen dem Wunsche seines Vaters,
der ihn zum geistlichen Stande bestimmt hatte, sich dem Studium der Mathematik
und Astronomie zu widmen. Frühzeitig schon befasste er sich mit der Construction
von Mikroskopen, welche an Vollkommenheit den von Leeuwenhoek verfertigten
72 HABTSOEKER. — HARVEY.
nicht naohstanden. 1674 ging er zu weiterer Ausbildung nach Leyden. , Dort
machte er 1677 die Bekanntschaft von HuY(}ENS, ging mit diesem nach Paris,
wo er mit Cassini intim befreundet wurde. 1679 kehrte er nach Holland zurück ;
doch ging er bereits 1684 wiederum nach Paris und verweilte hier zwölf Jahre
lang, mit Mallebbanche und l'Hopital Freundschaft schliessend. 1696 nach
Amsterdam zurückgekehrt, ertheilte er hier dem Czar Peter I. Unterricht. Einem
ehrenvollen Rufe als Professor der Mathematik und Philosophie nach Düsseldorf
leistete er 1704 Folge und verblieb hier bis 1716, zugleich als Ho^athematicus
des Kurfürsten von der Pfalz und Honorar-Professor von Heidelberg. Zuletzt ging
H. nach Utrecht, wo er am 10. December 1725 starb. H. gehört neben
SwAMMERDAM, Leeüwenhoek u. A. ZU den hervorragenderen Forschern der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seinen mikroskopischen Untersuchungen
verdankt auch die Medicin manche schöne Entdeckung. Von seinen Schriften
führen wir an: „Essai de dioptrique" (Paris 1694; 1696; holländ. Uebers. von
Block, Amsterdam 1699) — „Pnncipes de physique^ (Paris 1696) — „Con-
jectures physiques^ (Amsterdam 1706) — „Suües des conjectures physiques et
des eclaircissemens sur les conjectures physiques** (Ebenda 1712, 4.).
Biogr. m6d. V, pag. 85— 88. — Poggendorff, I, pag. 1026. Pgl.
<
*Hartwig, Karl H., am 29. Mai 1844 zu Doeverden (Prov. Hannover)
geboren, studirte in Tübingen und Göttingen (Schwartz). 1869 promovirt, habi-
Htirte er sich in letztgenannter Stadt zunächst als Arzt, von 1872 als Docent
für Geburtshilfe und übernahm 1883 das Directorat der provinzialständischen
Entbindungsanstalt in Hannover. Neben kleineren Schriften publicirte er : ;, Ueber
die Lage des Utencs im Wochenbette,^ Wem ich.
Harvet, Israel H., lebte als Arzt in Orleans um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts und gehört zu den ausgesprochenen Anhängern des Paracelsus, nament-
lich seiner Lehre von den Arcanen. Er gerieth deswegen in Streit mit der Pariser
Facultät und wurde von Jean Riolan, dem Vater, sehr lebhaft bekämpft. Auf
die von diesem ausgehenden Angriffe antwortete er mit folgenden Schriften:
„Demonstratio veritatis doctrinae chymicae adver sus J oh, Riolani compara-
tion&m veteris medicinae cum nova etc.** (Hannover 1605) — ^Aniviadversiones in
J oh, Äntarveti apologiain pro judicio scholae Paris iensis** (Frankfurt 1604).
(„Antarvetus" war das Pseudonym von Riolan.)
Biogr. med. Y, pag. 88. Pgl.
Harvey, William H., der unsterbliche Entdecker des Blutkreislaufes,
wurde am 2. April 1578 zu Folkstone an der Südktiste von England geboren,
und starb am 3. Juni 1657 zu Hampstead in der Grafschaft Essex. H. gehörte
einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie an^ studirte in Padua, trat dann in London
als Arzt auf, und beschloss sein ruhmvolles Leben im Besitze der höchsten, einem
englischen Arzte erreichbaren Ehrenstelle : als Präsident des Collegiums der Aerzte.
Ein neuerdings von unberufener Seite nicht blos gegen die wissenschaftlichen
Verdienste H.\s, sondern sogar gegen den persönlichen Charakter desselben gerichteter
Angriff verdient keine Widerlegung. — Das Verhalten des Lungenkreislaufes
war schon von Galen im Allgemeinen richtig beschrieben worden und war allen,
mit den Schriften desselben vertrauten Aerzten bekannt. Es ist deshalb Von
geringer Bedeutung, wenn mau auf Vorgänger H.'s, z. B. Serveto, Colombo,,
Cesalpini u. A. m., hinweist , welche in Betreff einiger Punkte , z. B. des Blut-
gehaltes des linken Herzen«, richtigere Vorstellungen von dem kleinen Kreislauf
hatten, als Galex und ihre Zeitgenossen. Inzwischen beginnt auch bei den Italienern
die richtige Ansicht zur Geltung zu kommen. So hat sich neuerdings z. B.
Prof. Pavini in Florenz unbedingt für H. erklärt (Med. Times, 1882, pag. 485).
Der Kernpunkt der Frage betrifft den grossen Kreislauf. Mochten auch Einige
vor H. schon eine mehr oder weniger unklare Ahnung desselben gehabt haben.
HAEYEY. 73
unwidenpreohlich hat zuerst H., gesttttzt auf umfasaende anatomische Untersachungen
und zahlreiche Beobachtungen und Versuche^ den grossen Kreislauf erkannt und
der Wahrheit gemäss beschrieben. Namentlich die beiden Cardinalpunkte : 1. das
ErMtsein der Arterien mit Blut; 2. den Uebergang des Arterienblutes aus den
kleinsten Schlagadern in die Anlßlnge der Venen, erhob er zu zweifelloser Gewiss-
heit. An diesem Verdienst kann der Umstand nichts Andern, dass H. wahrschein-
lich schon als Student in Padua durch die Vorlesungen von Fabbicio von Acqüa-
PENDENTE auf die Rolle der Venenklappen aufmerksam gemacht wurde, und dass
er dazu gelangte, sie nicht, nach der gangbaren Vorstellung, als Vorrichtungen zu
betrachten, um die zu rasche Bewegung des Venenblutes von den Stämmen in
die Zweige zu hemmen, sondern als taschenartige Fangapparate, bestimmt, die
Bewegung des Venenblutes in centripetaler Richtung durch Verhinderung des
Bfiekflusses zu unterstützen. Die einzige Lücke, welche H. nicht auszufüllen ver-
mochte, bestand in seiner Ungewissheit über die Wege, auf denen das Blut aus
den Arterienenden in die Anfänge der Venen gelangt. Er war geneigt, zwischen
beiden ein poröses Gewebe („Camis porositates^) anzunehmen. Den glänzendsten
Triumph seiner Lehre, die Entdeckung der Capillargefässe und die directe Beob-
achtung von dem Uebergange des Blutes aus den Enden der Arterien in die Gapillaren
und die Anfänge der Venen durch Malpighi (im Jahre 1661) sollte H. nicht mehr
erleben. — Der imsterblichen Schrift f^ Ueber die Bewegung des Herzens und des
Blutes^ steht die ^ Ueber die Entvnckelung der Thiere** fast ebenbürtig zur Seite,
obscbon sie, fast gegen H.'s Willen, vor ihrem Abschlüsse veröffentlicht wurde, Sie
war die Frucht unzähliger von ihm an trächtigen Hirschen, Rehen u. s. w. angestellter
Untersuchungen, und ihr wesentliches Ergebniss der Satz, welcher den Ausgangs-
punkt aller seitdem auf diesem Gebiete unternommenen Forschungen bildet : „Omne
vivum ex ovo**. Die Schrift: „Exercitatio anatomica de motu cordis et san-
guinis in animalibus*^ erschien Frankfurt a. M. 1628, 4. Die neueste von den
zahlreichen Ausgaben ist Edinburg 1824, 8. — „Exercitationes de generaticme
animalium etc,^ (London 1651, 4., zuletzt Amsterdam 1674, 12.). Die neueste
Ausgabe sämmtlicher Werke H.'s ist London 1846, 8., pp. XCVI, 624. Englische
Uebersetznng von Willis, mit H.'s Leben, London 1847, 8. (Sydenham Society).
Von den zahlreichen Schriften über H. und seine Entdeckung beschränken wir uns
die neueste anzuführen , das Pracbtwerk von R. Willis : „ William Harvey*
A history of the circulation of the blood. With a portrait of Harvey , öfter
Faithorne" (London 1878, 8., pp. XII, 350). ' ^ Haeser.
Harvey, Gideon H. , englischer Arzt des 17. Jahrhunderts, stammte
aus der Grafschaft Surrey. Er studirte Medicin in Leyden und Paris, promovirte
zam Dr. med. an einer französischen Universität und Hess sich dann in das
Collegium der Aerzte des Haag aufnehmen. Doch trieb ihn die Liebe zu seiner
Heimath wieder nach England zurück, wo er in London zum Leibarzt König
KarTsII. ernannt wurde, der ihn 1659 zugleich mit der Direction des Sanitäts-
dienstes bei der englischen Armee in Flandern betraute. Bei dieser Gelegenheit
machte H. Reisen durch Deutschland, Italien, die Schweiz und Holland. Bei seiner
Küekkehr nach England wurde H. vom Thronfolger Wilhelm HI. ebenfalls zum
Leibarzt ernannt. Er starb etwa gegen 1700. H. war ein zanksüchtiger Viel-
Bchreiber und ist besonders durch seine leidenschaftliche, werthlose, gegen den
Gebrauch der China gerichtete Schrift bekannt, welche (cfr. Haeser, Gesch. der
Med. n, pag 427) betitelt ist: „The art of curing diseases by expectaiion^*
(London 1689; 1693) und von Stahl, gleichfalls einem Gegner der Chinarinde,
eine lateinische Uebersetzung erfuhr (Oflfenbach 1730). Von anderen Schriften II.^s
sind zu nennen: „Conclave of physicians^ ^ ein satirisches Gedicht, worin er
das' Treiben der Aerzte seiner Zeit geisselt und diese, je nach der von ihnen ein-
geschlagenen Therapie, in 6 Classen theilt, in ferrea, asinaria fdie mit Eselsmilch
heilenden), jesuitiea (die China, das damals Jesuitenpulver hiess, verordneten),
74 HARVEY. — HASELBERÖ.
aquaria, laniaria and stercoraria. Ferner: y^Morhus anglicua or the anatomy
of consumptions, containing etc.** (London 1666; 1672; 1673)— j^Orent Venus
unmarked or a more exact discovery of the french disectse and virulent
runnings of the reina with the aeveral methods of curing them^ (London 1666;
1670; 1675; 1685; 1702) — ^Be fehrihus tractatus theoreticus ^ practicus**
(Ebenda 1672; engl, üebers. Ebenda 1674) — „Disease of London or a new
discovery of the scurvy** (Ebenda 1675) — „New discourse of smallpöx and
malignant fevers with a discourse of the scuroy^ (Ebenda 1685) — „Treatise
of the smallpöx and measles** (Ebenda 1696) — „Particular discourse of
opium, diacodium and other sleeping medtcines^ (Ebenda 1696).
Biogr. med. V, pag. 89. — Dict. bist. III, pag. 54. — Index-Catalogue. V, pag. 868.
Pgl.
Harwood, 8ir Bnsick H. , geboren zu Newmarket etwa um 1750,
Btudirte zu Cambridge, übte sich einige Jahre unter einem Apothekerarzte, be-
endigte seine Studien zu London und ging dann nach Ostindien, wo er durch
Heilung eines Landesfürsten sein Glttck machte. Seiner zerrütteten Gesundheit
wegen genöthigt nach England zurückzukehren, war H. seit 1785 einige Zeit
Professor der Anatomie za Cambridge, promovirte erst im Jahre 1790 zum
Dr. med., erhielt 1800 die Stelle eines Professors der Med. domestica am Downing
College zu London, 1806 die Ritterwürde. Er starb am 10. November 1814. Er
schrieb: „A Synopsis ofa course of lectures on anatomy and physiology^ (London
1787) — „A System of comparative anatomy and physiology. Fasciculus 1
with 15 platea"* (London 1796; deutsch von Wiedemann , Berlin 1798). H. ist
einer der Ersten, der 1791 die Transfusion des Blutes an Thieren versuchte. Er
veröffentlichte darüber einen Aufsatz im British Mercury, 1791 (deutsch von Wehbs
im N. Hannoversch. Magazin, Jahrg. I, 179; St. 13, pag. 197 — 200).
Biogr. m6d. V, pag. 96. — Dict. bist. III, pag. 61. — Callisen, VIII, pag. 175;
XXVIII, pag. 401. PgL
/Haschaert, Peter H. (Haschardus, Hassabd, Hascaet), stammte aus
Armen tiferes und lebte während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ausser
seinem ärztlichen Berufe beschäftigte er sich viel mit Astrologie und schrieb dieser
eine grosse Rolle in der Medicin zu, indem er einen gewissen Zusammenhang zwischen
dem Gange und der Ausbreitung mancher Krankheit mit astrologischen Einflüssen
statuiren wollte , worin er in einem damals lebenden Arzt Franz Rapardus aus
Brügge einen lebhaften Gegner fand. Es fährte die Polemik zwischen diesen
Aerzten zu einer Schrift H.*s betitelt: „Clypeus astrologicus contra flagellum
astrologorum Francisci Rapardi cum declaratione et approhatione utili-
tatü astrologicae" (Löwen 1552, 8.); ausserdem rührt von H. her: „Saluberrimae
bonae valetudinis tuendae praecepta Eobani Hessi, poetae festivissiniij
elegiaco carynine, ad imitationem Galeni conscn'pta, novisque commentariis
iUustrata" (Frankfurt 1568).
Biogr. m6d. V, pag. 96. Pgl.
Haselberg, Lorenz Wilhelm von H., zu Greifswald, war daselbst
am 15. December 1764 geboren, studirte dort und in Göttingen von 1780 — 84
und wurde 1785 bei letztgenannter Universität mit der Diss. „De capitis
laesionibus trepanationem exigentibus" Doctor. Er erhielt, von wissenschaft-
lichen Reisen nach Wien und Paris zurückgekehrt, 1786 in Greifswald die Venia
docendi, wurde 1788 Adjnnct und noch in demselben Jahre Prof. ord. in der
med. Facultät. Als solcher schrieb er die : „ Comment. chir, in qua novum ex
articulo exstirpandimethodumy novumque ad ligaturam polyporum instrumentum
proponit^ (Greifswald und Berlin 1788, m. 1 Kpft.). 1789 trat er als Assessor
in das Gcsundheits-Collegium , wurde 1795 Physicus der Stadt Greifswald und
blieb es bis zu seiner Resignation im Jahre 1818. 1799 wurde er zum königi.
schwedischen Archiater ernannt, 1806 übernahm er das Directorium des Gesundheits-
HASELBERQ. — HASENEST. 7$
CoUegiums und verwaltete es bis zur Aufhebung desselben im Jabre 1818.
1810 wurde er geadelt. Er lebrte mit gittern Erfolge Chirurgie , Augenheilkunde
und Geburtshilfe und sehrieb: „ Unter^tcckungen und Bemerkungen über einige
Gegenstände der praktischen Oeburtshilfe*' (Berlin und Stralsund 1808) —
„Febrium intermittentium per ulHmos annos terras nostras epidemice per^
vagantium adumbratio** (Greifswald 1811); auch war er Mitarbeiter an der
Eneyelopädie von Ersch und Grubeb. 1821 zog er sich von seinen akademischen
Aemtem zurfick, blieb aber bis zu seinem am 9. Januar 1844 erfolgten Tode
ein viel gesuchter und allgemein geschätzter Arzt , der in früheren Zeiten wieder-
holt an den Hof von Stockholm zu Consultationen berufen worden war.
Biederstedt (I), pag. 53. — Haeckermann in AUgexn. Dentscke Biographie. X,
pag. 731. — Callisen, Vin, pag. 178; XXVIII, pag. 402. 0.
Haselberg, Karl Ernst Heinrich Christian von H., Neffe des
Vorigen, war am 7. Juni 1796 zu Erlangen geboren, kam schon im Alter von
6 Jahren nach Greifswald, wo er, ebenso wie in Göttingen, von 1813—^18 studirte;
bei letztgenannter Universität wurde er 1818 Doctor mit der Diss. : „De indu-
ratione telae cellulosae neonatorum^ (4.). 1819 — 20 machte er, nach Zurück-
l^ung des Staats-Examens in Berlin, eine wissenschaftliche Reise nach Wien,
Wfirzburg und Paris und liess sich 1821 in Stralsund als Arzt nieder, wo er
1831 zum Regierungs-Medicinalrath bei der dortigen Regierung ernannt wurde.
Er verfasste: „Die asiatische Cholera im Regitrungsbezirk Stralsund. Ein
Beitrag zur Contagiositätsfrage^ (Stralsund 1853) — n^^^ Kindermord und
dessen Behandlung Seitens der modernen Rechtspflege** (Henke's Zeitschrift,
1854) und tibersetzte, nachdem er den Verfasser 1845 in Dublin persönlich kennen
gelernt, aus dem Englischen: R. W. Wilde*s „Praktische Bemerkungen über
Ohrenheilkunde und die Natur und Behandlung der Krankheiten des Ohres.
Mit niustratt. Mit einem Vorwort von W. Baum^ (Göttingen 1855), das
erst nach seinem am 19. April 1854 erfolgten Tode erschien, indem sein Freund
Baum die \'ollendung des Druckes überwachte.
Bic'erstedt (I), pag. 55. — Ernst Zober, Zur EriDneniDg an Dr. Ernst von
Haselberg (10. Bericht des Jiterar.-gesell. Vereins zu Stralsund, 1856). — Callisen, VIII,
P*g. 177. G.
Hasenest, Johann Georg H., geboren zu Windsheim am 12. Mai
1688, bcL** nn ' hier seine medicinischen Studien und setzte dieselben in Altdorf
fort, wo er 1710 promovirte mit der: „Diss, (praes, Hof fm anno) specimen
disquisitionis anatomico pathologicae" . Zwei Jahre später wurde H. Stadtarzt
seiner Vaterstadt und 1717 Leibarzt des Fürsten von Hohenlohe-Schillings-
ffirstr 1723 folgte er einem Rufe als Physicus der Stadt und des Bezirks
Bnyrenth nach Erlangen. Hier blieb er bis 1726, um dann nach vierjährigem
Aufenthalt in der Vaterstadt, 1730 nach Neustadt zu gehen. Fünf Jahre später
erhielt er den Titel eines markgräflich Ansbach'schen Medicinalraths und wurde
1736 Physicus von Ansbach. Im Jahre 1747 zum Hofrath ernannt, starb H.
am 22. October 1771. Ausser seiner Inaugural- und zwei kleineren Disser-
tationen („De intertrigine^ und über Hjppocrates' Aphorismen, Altdorf 1710),
sowie einer 1708 beim Abschied von Windsheim gehaltenen: ^Oratio de oculi
humani fabrica^ röhren von H. her: „Zuflucht derer ^ die mit Glieder gebrechen
und mehreren Krankheiten geplagt sind, das ist . . . Mark-Burgbernheimer
Wildbad** (Nürnberg 1729) und: „Der medicinische Richter, oder Acta physico-
medica forensia collegii medici Onoldini, von 1735 bis auf dermalige Zeiten
zusammengetragen*^ (Ansbach 1755 — 1759), ein Werk, von dem Haller urtheilt:
„Rei gestae historiae, collegii medici Judicium, auctoris epicrisis, severior in Uni-
versum." — H.'s Sohn Christoph Balthasar H., geboren in Wilhelmsdorf am
13. September 1719, studirte Medicin und promovirte 1743 in Altdorf. Er liess
sieh darauf in Ansbach nieder, später ging er nach Langenzenn (Mittelfranken in
76 . HASENEST. -• HASNEB.
Bayern), wo. er als Leibarzt- des Fürsten von Hohenlohe-S.cbillingsfflrst
am 13. December 1787 starb. Er verfasste nur einige Dissertationen : „De sanguine
ejuaque motu** (Altdorf 1743). — „De pleuritide** (Ebenda 1743) — „De affecr
tionibus rheumcUico-arthrüicis cito tutoque curandis^ (Ebenda 1743).
Biogr. m6d. V, pag. 97. — Dict. bist. III, pag. 61. Pgl.
Hasenoehrl, Johann Georg H.^ geboren zu Wien am 1. Mai 1729,
maebte hier seine medicinischen Studien und promovirte zum Dr. med. im Jahre
1756. Er wurde dann Arzt am ^^spanischen Hospital '^ in Wien und später Rath
und Leibarzt des GrQssherzogs Leopold von Toscana und Protomedicus. Beider
Uebersiedlun^ nach. Toscana war es , wo H. von van Swieten d^if Rath erhielt,
deinen Namen in das den italienischen Ohren geläufigere „Lagü^^^^ umzutaufen.
1792 wurde H. zum Arzt des Kaisers Franz IL ernannt und erhielt 1795 den
Titel eiaes k. k. Hofraths. Er starb in Wien am 20. Decenüber 1796. Seine
Schriften haben in epidemiologischer Beziehung einen gewissen Werth. Die Titel
derselben sind: „Historia medica morbi eptdenuci sive febris petechialis quae
ab anno 17ß7 '.ad annum 1759 Viennae grassata est** (Wien 1760) und:
„Historia medica trium morborum, qui anno 1760 frequentissime in nosoco^
mio occurrebant, . adjuncta est notabüium observationum anatomicarum decas*^
(Ebenda 1761).
Biogr. m6d. V, pag. 98. — Dict. hist. III, pag. 62. Pgl.
Haslam, John H. , zu London, war 1764 daselbst geboren^ erhielt seine
medicinisohe Erziehung in den vereinigten Borough Hospitälern und in Edinburgh
wo er 1785 — 86 war. Nach London zurückgekehrt, wurde er Apotheker des
Bethlehem Hosp. und verblieb in dieser Eigenschaft viele Jahre. Nachdem er
sich eine ungewöhnliche praktische Erfahrung über Geisteskrankheiten erworben
hatte, beschloss er, als. Physician in London zu prakticiren, wurde 1816 in
Aberdeen Doctor , trat auch in das Pembroke College zu Cambridge, ohne jedoch
daselbst zu graduiren und wurde Licentiat des Londoner College of Physicians
1824. Seine zahlreichen, bereits mit dem Jahre 1798 beginnenden Publicationeu
Über Geisteskrankheiten waren sehr geschätzt, wie er anderseits als Recensent,
Kritiker, Epigrammatiker und Verfasser von witzigen und komischen Aufsätze^
seines Gleichen suchte. Von seinen medicinischen Publicationeu führen wir an: „Obser-
vations on insanity, . . . and an account of the morbid appearance on dissection"
(London 1798; 2. edit. 1809; deutsche Uebers. Stendal 1800) — „lllustrations
of madness; etc," (Ebenda 1810; 2. edit. 1816) — „ Considerations on the
moral management of insane persons^ (Ebenda 1817) — „Medical juris-
prudence, as it relates to insanity, etc.** (1817) — „A letter to the governors
of Bethlem Hosp,, containing an account of their management of that insti-
tution for the last 20 years" (1818) — „Sound mind; or confributions to
the natural history and physiology of ihe human intellect^ (1819) — „On the
nature of ihought or the act of thinking, and its connexion with a perspicuous
sentence** (1835) u. s. w. Er starb am 20. Juli 1844.
Mank, III, pag. 282. — Callisen, VIII, pag. 181; XXYIII, pag. 403. G.
*Haslnnd, Alexander H., ist am 6. September 1844 zu Kopenhagen
geboren, studirte daselbst, später in Wien unter Schröttee und Kaposi, absolvirte
das Staatsexamen 1870^ promovirte 1875, wirkt seit März 1882 als Primararzt
der Abtheiluug für Hautkrankheiten und Syphilis im Kopenhagener Commune-
hospital und in Verbindung damit als Docent dieses Specialfaches au der Uni-
versität. Ausser seiner Dissertation („ Ueber Bhinoscopie** ) hat er verschiedene
Jonrnalartikel dermatologischen und syphilidologischen Inhalts publicirt.
Petersen.
* Hasner, Josef Ritter von Art ha, wurde zu Prag am 13. August 1819
geboren, daselbst auch ausgebildet und 1842 promovirt, war von 1843 Assistent des
HASKEB.. ^ HASSALL. 77
Prof. J. N. Fischer, wurde 1848 Privatdooent, 1852 Prof. e. o., 1856 ord. Prof,
der Augenheilkunde an der Prager Universität. Er war in seinem Fache während
der Jahre 1856 — 1883 pablieistisch in hervorragender Weise thätig. Von grösseren
Arbeiten erschienen: „Enhßurf einer anatomischen Begründung der Augen-
heilkunde'^ (PrtLg 1847) — - „Physiologie und Pathologie des Thränenableitungs-
Apparates** (Ebenda 1850) — „Klinische Vorträge über Augenheükunae^
(Ebenda 1860 — 1866) — „Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Auges'*
(1873) — „Die Grenzen der Accommodation" (1875) — f^Phakologische Studien''
(1870) — „Das mittlere Auge in seinen physiologischen und pathologischen
Besiehungen'* (1879-) — „Die Verletzungen des Auges in forensischer Hin-
sieht^ (1880). Ausserdem zahlreiche Journal- Artikel oculistisohen und medioinisch-
historischen Inhalts; auch gehörte er der Redaction der Prager medicinischen
Yierteljahrsschrift an. Seit 1884 ist er pensionirt. Wernich.'
Hasper, Moritz H., geboren am 3. Januar 1799 zu Eilenbucg, studirte
in Leipzig Medicin und erwarb 1821 die DoctorwUrde nach Vertheidigung seiner
Dissertation: „De natura irritabilitatis" . Er wurde 1824 zum a. o. Professor
ernannt und war als solcher, sowie als praktischer Arzt eine Reihe von Jahren
thätig, musste aber später, in Folge von einer Rttckenfparksaffection , sich auf
literarische Thätigkeit beschränken. Er starb am 29. September 1846. Unter
seinen Schriften sind hervorzuheben: „Bibliothek der ausländischen Literatur
für praktische Medicin" (L [einziger] Band, Leipzig 1823) — „Novus the-
saurus semiotices pathologicae'* (L [einziges] Vol., Ebenda 1825) — „De causis
quibusdam arti medicae amplificandae infensis** (Ibid. 1826) — „ üeber die
Natur und Behandlung der Krankheiten der Tropenländer" (2 Thie., Leipzig
1831) — „Die epidemische Cholera** (in 2 Aufl., Ebenda 1831).
Callisen, VUI. pag. 183; XXVIII, pa|. 404. Winter.
* Hassall, ArthurHillH., englischer Arzt, ist zu Teddington bei London
am 13. September 1817 geboren, studirte in Dublin, war Schüler von Sir James
Murray, wurde Physician des Royal Free Hosp. in London und 1851 Doctor
der Londoner Universität. Er prakticirte von 1845 an in London, später ^uf der
Insel Wight und lebt zur Zeit in San Remo. Seine sehr zahlreichen Arbeiten
gehören der Anatomie und Physiologie, der Chemie und pathologischen Anatomie,
der Botanik und Zoologie, besonders aber der Hygiene und öffentlichen Medicin an.
Wnr fuhren von denselben nur folgende an : „ The microscopic anatomy of the
human body in health and disease" (2 voll., London 1846, 49, w. 66 pl. ;
New York 1851; 1855; 1869; deutsche Uebers. von 0. Kohlschütter, Leipzig
1850 — 52) — „Reports on the adulterations of food, drink and drugs**
(Lanoet) — „ Water supply to the Metropolis'* (verschiedene Berichte und Denk-
schriften) — „Food, water, and air in relation to the public health" (1871
bis 74) — „Adulterations detected or piain instructions for discovery offrauds
in food and medicine" (2. edit. London 1861) — „Emdence before the Par^
liamentary Oommittee on the adulteration of food" (1874) — „Food; its aduU
terattonsy and the methods for their detection" (1876). Diese Publicationen
hatten zur Folge, dass eine Parlaments- Acte gegen Verfälschung der Nahrungs*
mittel u. s. w. erlassen wurde. - Seine sehr zahlreichen Publicationen über Unter-
suchung des Urins unter den verschiedensten Verhältnissen (Lancet, 1849 — 52)
sind znsammengefasst in dem Werke: „The urine in health and disease; etc."
(2. edit. 1863). Er war Orfinder und Consult. Physician des Royal National Hosp.
for Consumption and Diseases of the Chest zu Ventnor (Insel Wight) , in welches
130 Patienten aufgenommen werden können, von denen ein jeder sein besonderes
Schlafzimmer hat, also möglichst separirt ist. Seine neuesten Publicationen sind:
„San Memo and the western Biviera" (1879) — „San Bemo climatically and
medically considered" (1883) — „The inhalation treatment of diseases of the
Organs of respiration, including consumption" (1885). j^^^
.78 HASSE. — HAS8ELQVIST.
"^ Hasse, Karl Ewald H., geboren zu Dresden am 23. Juni 1810, genoss
. seine Ausbildung zunächst anf der dortigen medieinisch-chirurgiscben Akademie,
bezog dann die Universität Leipzig (Weber, Gebutti, Clabus) und gelangte
1833 znr Promotion. Nach Studienreisen, die ihn nach Paris und Wien fahrten,
kehrte er nach Leipzig zurück. Hier wurde er auch 1836 Prosector und Docent,
1839 Prof. e. o. der pathologischen Anatomie. Im Jahre 1844 folgte er einem
Rufe als Professor der medicinischen Klinik und Pathologie nach Zürich und siedelte
1852 in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg, 1856 nach Göttingen Aber.
H. arbeitete fleissig an den während seiner Wirkungsperiode erschienenen Zeitschriften
(Rneschkb's Summarium, 1835, Scbmidt's Jahrbb., Zeitschr. f. rat. Medic, Deutsche
Klinik) mit. Selbstständige Schriften: „Anatomische Beschreibung der Krank-
heiten der Circulations- und Bespiraiionsorgane^ (Leipzig 1841; englische
Uebers. von W. E. Swaine für die Sydenham Soc. , London 1846; holländische
Uebers.) — „Die Menschenblattern und die KuJipockenimpfung, eine geschicht-
liche Skizze** (Leipzig 1852) — „Die Krankheiten des Nerve^iapparates*' (in
ViBCHOw's Handbuch der spec. Path. u. Ther., Erlangen 1855; 2. Aufl. 1868).
Im Jahre 1878 zog sich H. nach Hameln in der Provinz Hannover als Emeritus
zurück, wo er noch lebt. Wemich
'^^ Hasse, KarlH., o. ö. Prof. der Anatomie an der Universität Breslau,
geboren zu Tönning (Schleswig) am 17. October 1841, studirte in Göttingen und Kiel,
war Schüler von Henle, promovirte 1866 in Kiel mit der Diss. : „De Cochlea avium**,
nachdem er daselbst 1864 bereits Prosector geworden. Er wurde 1867 Prosector
in Würzburg, 1873 Prof. ord. in Breslau. Schriften: „Anatomische Studien** {ß^,l
mit Supplement, Leipzig 1870 — 72) — „Das natürliche System, der Elasmo-
branchier** (Allgemeiner und besonderer Theil, 1879 — 82) — „Morphologie und
Beilkunde** (Leipzig 1879; 2. Aufl. 1880) — „ZWe Venus von Milo. Studie
auf dem Gebiet der Plastik und ein Versuch der Wiederherstellung der Natur"
(1882) — „Anatomische und paläontologische Ergebnisse** — „ lieber die
. Ursachen des rechtzeitigen Eintritts der Geburt** — „ Ueber die Lage der
weiblichen Geschlechtsorgane** — ;, Ueber die Ursachen der Bewegung der Ef-
nährungsflüssigkeiten im thierischen Körper**, Ausserdem Abhandlungen histo-
logischen, vergleichend - anatomischen , eutwicklungsgeschichtlichen und paläonto-
logischen Inhalts in der Zeitschrift für rationelle Medicin, Zeitschrift für wissen-
schaftliche Zoologie, dem Morphologischen Jahrbuch, Paläontographica , Zeitschrift
für Geologie, Pflüger's Archiv für Physiologie, Crede und Spiegelberg, Archiv
für Gynäkologie, Schröder's und Fasbender's Zeitschrift für Geburtshilfe.
Red,
Hasselqvist, Fredrik H. , Arzt und Naturforscher, geboren in Ost-
Gothland 1722, machte, nachdem er in Upsala 1749 seine medicinischen Studien
beendet hatte, in demselben Jahre, dazu veranlasst durch die Vorlesungen Linne's,
trotz seiner Armuth und schwachen Gesundheit, eine Reise nach dem Orient,
hauptsächlich um Palästina in Betreff dessen Naturgeschichte zu untersuchen.
Zuerst hielt er sich in Smyma und dessen Umgegend auf, später begab er sich
nach Aegypten, woselbst er sich ein Jahr aufhielt und wissenschaftlich eine Menge
Naturgegenstände klarlegte, die andere Reisende früher nur flüchtig beschrieben hatten,
wie den Vogel Ibis, die Eidechse Gecko etc. Er machte genauere Beobachtungen
in Betreff des Steigens und Fallens des Nilflusses und de« Befruchtungsprocesses
der Dattelpalme und der Sykomore. Abwesend, wurde er 1751 zum Doctor der
Medicin und adjungirtem Professor der medicinischen Facultät in Upsala ernannt,
begab sich in demselben Jahre nach Palästina, woselbst er durch seine natur-
wissenschaftlichen Beobachtungen neues Licht auf eine Menge dunkler Stellen
in der heiligen Schrift warf. Nach einem Besuche auf Cypem im folgenden Jahre
reiste er wieder nach Smyrna, aber in dem Orte Bogda in der Nähe dieser Stadt
starb er an Lungenschwindsucht 1752. Seinen reichen Sammlungen an Thieren,
HASSBliQVIST. — HASTINGS. 79
Gewachsen, Droguen und MineralieB, die später nach Schweden gesendet wurden,
liegen viele Beschreibungen Likne's zu Grunde. H. war auch ein glücklicher Dichter
BOwoM in schwedischer als in lateinischer Sprache. Von seinen Schriften sind zu
erwähnen: „Iter Palaestinum eller reaa idet keltga landet, utgifven af Carl
Linnens*' (Stockholm 1757; deutsch von OadebüSCH, Eostock 1762; englisch,
London 1776) — ^Om alepptska hemajukan*^ (Verhandlungen der schwed. Akademie
der Wissenschaften, 1750) — ;,0m salmiakena beredning*^ (Ibid. 1751), sowie
Beides in diesen Verhandlungen , wie auch in den Acta Litter. et Scientiae Sueciae
mehrere botanische und zoologische Abhandlungen. Hedenius.
^Hasselt, Alexander .Willem Michiel van H. , am 9. August
1814 in Amsterdam geboren, studirte in Utrecht, wo er im September 1837 zum
Militärarzt ernannt wurde und 1838 zum Dr. med. promovirte, mit einer Diss. :
„Observatianes anatom.'pathologicae*^ j während er im folgenden Jahre in Leyden
zum Dr. chir. befördert wurde. Schon 1841 wurde er als Lehrer der Toxikologie
an die militärärztliche Schule in Utrecht berufen, und war da später auch als
Lehrer der Chirurgie wirksam, bis er im Jahre 1873 zum General-Inspector des
militärärztlichen Dienstes ernannt wurde, eine Function, die er bis 1880, wo er
seine Entlassung nahm, versah. Er schrieb, ausser vielen sehr geschätzten Journal-
Artikeln: „De kunstmatige ademhaling*^ (1847) — „De noodzakelykheid van
algemeen toezicht op het gebruik van vergiften, betoogd ui't de menigvuldigheid
der oorzaken van vergifttging" (1848) — „De kweeksckool voor müttaire
geneeskundigen^ (1851) — „Handleiding der Vergiftleer" (1852 ; 2. Ausg.
1858 ; deutsch von J. B. Henkel, Braunschweig 1862 und von Th. und A. HusE-
MANN, Berlin 1862), eine musterhafte Arbeit von sehr hohem wissenschaftlichen
Werthe — „Handleiding tot de leer van het militair geneeskundig ander zoek
(het visiteren) der manschappen etc.^ (1856; 2. Ausg. 1867) — „Handleiding
ot de leer van den dood en de schyndood ; algemeen gedeelte" (1861; deutach
von Theile, 1862) — „De stryd der geneeskundigen tegen het riolen-, latrinen-
en moeraS'vergift** (1874). H. hat eine berühmte und sehr ausgedehnte Samm-
lung toxikologischer Gegenstände zusammengebracht und ausser seinen vielseitigen
Beschäftigungen als Militärarzt noch Zeit gefunden, um sich mit glänzendem
Erfolge der Entomologie zu widmen, welche ihn noch heute unter ihre eifrigen
Beförderer zählt. q E Daniels.
Hassing , Morton Mortensen H. , dänischer Syphilidologe , ist am
27. Februar 1813 zu Hobro (Jütland) geboren, absolvirte das Staatsexamen 1838,
füngirte die folgenden Jahre als Assistenzarzt am Almindelig Hospital in Kopen-
hagen, studirte 1845 — 46 im Auslande, promovirte 1848 (.jDe colica scortorum**),
wirkte dann als Privatdocent an der Universität, wurde 1855 Primararzt an der
namentlich durch seine energischen Bestrebungen errichteten neuen Specialabtheilung
iftr Syphilis und Hautkrankheiten im Almindelig Hospital und erwarb sich in
dieser klinischen Stellung wesentliche Verdienste um die Förderung der syphilido-
logischen Studien. 1858 veranlasste er die Gründung der Zeitschrift „Hospitals
Tuende*^ . und war eine kurze Zeit Hanptredacteur derselben. Eine unheilbare
Krankheit that bald darnach seiner umfassenden Wirksamkeit Einhalt und er starb
am 27. Februar 1863. In eigentlich wissenschaftlicher Beziehung hat er nichts
Bedeutendes geleistet, er war aber ein scharfer, überlegener, thatkräftiger Geist
mit einem hervorragenden organisatorischen Talent und übte dadurch einen wich-
tigen Einfluss auf verschiedene Medicinal-Angelegenheiten.
Smith und C. Bladt, pag. 36. Petersen.
Hastings, Sir Charles H. , zu Worcester, der Gründer der British
Medical Association, war am 11. Januar 1794 zu Ludlow, in Shropshire, geboren,
kam mit 16 Jahren bei zwei Chirurgen zuStourport in die Lehre, wurde mit 18 Jahren
(1812) bereits House Surgeon in der Worcester Infirmarj', studirte von 1815 — 18
80 HASTINGS. — HATiN.
in Edinburg, wo er im letztgenunnten Jahre , nachdem er schon als Student sich
als experimenteller Physiologe und aufmerksamer Beobachter hervorgethan hatte,
indem er der einzige seines Standes in Edinburg war, der sich bereits des Mikroskopes
bediente, mit der Dias.: „De vi contractüi vaaorum*' Doctor wurde. Schon
früher hatte er im London Med. Repositoiy (1817) einige Aufsätze pnblicirt, wie:
„A remarJcable cotnddence of anomalous structure in the brains of two
idiots^ — „Gase of hepatitia induced hy injury of the scalp etc." —
„Bemarks on Dr, Johnson' s reply to Dr, Parry, on the drculation of
the blood" — „Further observations and experiments on the motion of the
blood" ; auch hatte Wilson Philip iu den Philosophical Transactions über die
von ihm gemachten experimentellen physiologischen Untersuchungen berichtet.
1818 noch wurde er in Worcesier zum Physician der Infirmary erwählt und blieb
in diesem Amte bis zum Jahre 1862. Er publicirte sehr bald Arbeiten, die sich
grosser Anerkennung erfreuten, wie: „Atreaiise on inflammation of the mucous
membrane of the lungs, To which is prefixed an expetimental enquiry
respecting the contractile power of the bfood-vessels , and the nature of tn-
flammaiion** (London 1820; deutsche Uebersetzung von Gebe, von dek Büsch,
Bremen 1822) — „Observations on the effects of dividing the eighth pair of
nerves" (Quart. Joum. of Sc. and Lit. and the Arts, 1821) — „On the indi-
cations of treatment of empyema" (Edinb. Joum. of Med. Sc, 1826) — „On
a peculiar staie of the structure of the lungs" (Ebenda 1827) — „Description
of a monster wanting all limbs" (Edinb. Transact. of the Med.-Chir. Soc, 1826)
u. s. w. Die von ihm gemachte Erfahrung, dass die Aerzte in der Provinz,
wegen des Mangels einer Organisation und auch in wissenschaftlicher Beziehung
in einer sehr isolirten Stellung sich befinden, veranlasste ihn 1828, in Verbindung
mit einigen Freunden : „ The Midland Medical and Surgical Reporter" zu gründen,
eine Zeitschrift, die bi6 1832 erschien und durch welche die Bildung eines freund*
schaftlichen und wissenschaftlichen Vereins unter den Aerzten der Provinz , die
„Provincial Medical and Surgical Association^^ angeregt wurde, deren erste Sitzung
im Jnli 1832 in der Worcester Infirmary, unter dem Präsidium von Dr. Johnstoxe
von Birmingham stattfand und in welcher H. eine Ansprache hielt, die sich in
den „Transactions of the Prov. Med. and Surg. Ass.'^ (Vol. I, 1833) abgedruckt
findet. Er blieb viele Jahre, bis 1843, Secretär der Association und wurde danach
immerwährender Präsident des Council und Schatzmeister, auch nachdem 1856
der Name des erweiterten Vereins in „British Medical Association^' umgewandelt
worden war. Von seinen späteren Schriften führen wir noch an: „Illustrations
of the natural history of Worcestershire, . . . including also a short account
of its miner al waters" (London 1834) — „On the salt-springs of Worcester-
shire" (Ebenda 1835) u. s. w. Ausserdem Aufsätze in den obengenannten Zeit-
schriften, in der Lancet, Lond. Med. Oaz. u. s. w. Hochgeehrt, starb der um das
ärztliche Vereinswesen in Grossbritannien hochverdiente Mann, der 1850 die
Ritterwürde erhalten hatte, am 30. Juli 1866. Bei Gelegenheit der 1882 statt-
gehabten 50. Jahresversammlung der Association, die wiederum in Worcester
stattfand, wurde von den Mitgliedern derselben die Büste ihres Stifters dem Mayor
der Stadt überreicht.
Lancet, 1851, n, pag. 182, mit Portrait. — British Medical Journal. 1866, II,
pag. 128; 1882, II, pag. 323. ^
Hatin, Jules H., zu Paris, wurde 1826 in Paris Doctor mit derTheee:
„De la grossesse vtirine simple et de ses signes; etc." war Prof. agr^6 der
medicinischen Facultät für Geburtshilfe, Frauen- und Einderkrankheiten, verfasste :
„Mim. sur un nouveau procidi pour Vamputation du col de la matrice dans les
affections cancireuses" (Paris 1827) — „La manoeuvre de tous les accouchemens
contre nature, riduite ä sa plus grande aimplicitS, etc." (1827; 2. 6d. 1832;
3. 6d. 1834; Brüssel 1836; deutsche üebers. : „Taschenbuch der Geburts-
HATIN. — HAUBNEK. 81
hüfe*^ u. 8. w. von Karl Fitzler, Ilmenau 1828; englische Uebers. : „Com-
pendium of operative midunfery . , , . by Rieh, Tuite, New York 1828;
j,Ä manual of practieal obatetrics . . . by 8, D. Oross^ Philadelphia 1828) —
^Mim. 9ur Vinjection du cordon ombilical pour opirer le dicollement du
placenta** (Paris 1829) — „Petit trait4 de midecine opSratoire et r ecueil de
formules ä Vusage des sagea-femmes et officiera de aantS*^ (1831; 1837; 1838)
— „Relation hiat. du chol^a-morbua 4pid^ique^ qui a ravagd la ville de
Saint- Julien-du-Sault (D4p, Yonne) en mai et juin 1832; prdcißUe de la
(opograpkie mSdicale du paya^ (1832) — „Chirurgie pratique, ou choix
cPobservationa cliniquea recueilliea ä PHötel-Dieu de Paria, dana le aervice de
M, Dupuytren^ (1832) — „Coura complet d'accouchemena et de maladiea
des femmea et dea enfana" (1832, av. 24 pl. ; 2. 6d. 1835).
Callisen, VIJI, pag. 195; XXVIII, pag. 407. G.
Hatln, Augn8te-F61ix H. , zu Paris, war zu Saint-Julien-du-Sanlt
(Yonne) 1805 geboren, wurde 1828 zu Paris mit der These: „Sur le diagnoatic
des tumeura de Vaine** Doetor, war Arzt eines Bureau de bienfaisance , schrieb
ein: „MSm, aur de nouveaux inatrumenta proprea ä fadliter la ligature dea
polypea qui naiaaent de la baae du ordne; etc,^ (Paris 1829) und erhielt für
die Erfindung der bezeichneten Instrumente vom Institut einen Preis von 2000 Pres.
Er verfasste femer: „Mhn, aur un nouveau procMd pour la ligature dea
polypea de Vvt&rua*' — »S«r la caut^riaation ewployie comme .moyen curcUif
du Croup" — »Sur une ^jndSmie de ß^vre typhoide observde h Paria chez
les jeunea enfana^ — „De Vdpilepaie, conaidSrde dana aa nature et dana aea
causea, et des moyena proprea h la gu6nr*^ (Abeille mM., 1830) — „Recherchea
exp^.rimentalea aur V hemaleucoae ^ ou coagulation blanche du aang , vulgaire-
ment appelde couenne inflammatoire" (Eseulape 1840) — „Traitement du
choUra-morbua aaiatique" (Gaz. mödic, 1849) — „De Vapplication du forcepa
avec introduction d!une aeule main; deuxihne memoire" (Ebenda 1857). Er
sUrb 1862.
Sachaile, pag. 356. —Callisen, VIII, pag. 194; XXVIII, pag. 407. — Index-
Catilogue. V, pag. 874. q
Hatvani de Hatvan , Stephan H. , zu Debreezin in Ungarn , war
1716 zu Rimaszombat geboren, studirte zu Losoncz, Debreezin und Basel, wo er
die Doctorwürde erlangte. 1750 in sein Vaterland zurückgekehrt, wurde er
praktischer Arzt, später auch Professor der Philgsophie und des Naturrechts,
oachdem er (1747 — 57) mehrere philosophische und andere Schriften in lateinischer
Sprache verfasst hatte, denen später noch mehrere ähnliche (1758, 1785) folgten.
Die einzigen medicinischen Schriften von ihm sind: „Thermae Varadinensea
examini physico et medico aubjectae etc," (Wien 1777), mit welcher Schrift die
Abhandlung: „De nitro saponario , Debrecinenai" als Aühang abgedruckt ist.
Er starb am 16. November 1786.
V. Wnrzbach, VIII, pag. 49. G.
Haubner, Gottlieb Karl H., um die Physiologie und Pathologie sehr
verdienter Thierarzt, war am 18. September 1806 zu Hettstädt in der Provinz
Sachsen geboren, studirte von 1826 — 29 auf der Berliner Thierarzneischule,
begann zu dieser Zeit bereits Versuche über die Magenverdauung der Wieder-
käuer , Aber welche von ihm unter dem gleichem Titel später, nach experimenteller
Prüfnng der FLOüRENs'schen Versuche über das Wiederkäuen, eine Schrift (Anklam
1837) erschien. Er wurde 1831 Kreisthierarzt in Ortelsburg, 1836 in gleicher
Eigenschaft in den Greifswalder Kreis versetzt und zugleich zum Lehrer an
der 1835 errichteten landwirthschaftlichen Akademie zu Eldena bei Greifswald,
1842 zum Departements-Thierarzt des Stralsunder Regierungsbezirks, 1845 zum
Biogr. Lexikon. III. 6
r
82 HAÜBNER. — HAUER.
Professor ernannt. In dieser güDstigen Stellung setzte er, neben anderen hier
nicht näher anzuführenden Arbeiten auf dem Gebiete der Arzneimittellehre, der
Veterinär -Hygiene und Pathologie, seine Versuche über die Ernährung der
Thicre fort , die ersten der Art , die auf wissenschaftlicher Basis stattfanden und
die ihn auch in seiner späteren Stellung noch viel beschäftigten. 1853 wurde er
an die Thierarzneischule in Dresden berufen, wurde 1856 Mitglied «der Commission
für das Veterinärwesen und Landesthierarzt für das Königreich Sachsen, 1862
Seuchen-Commissar für dasselbe, 1878 Geh. Medicinal-Rath. 1879 auf sein An-
suchen pensionirt, starb er in Dresden am 17. April 1882, bis zu seinem Lebens-
ende noch als Mitglied der en^'ähnten Commission thätig. Mit Uebergehung seiner
Verdienste um die Thierheilkunde , namentlich im Königreiche Sachsen, seiner
hervorragenden Lehr- und organisatorischen Thätigkeit und seiner sehr zahlreichen
Leistungen auf dem Gebiete des Veterihärwesens, wollen wir von letzteren nur
Einiges, die menschliche Pathologie näher Berührende anführen ; so die Fehler der
Milch (blaue, rothe, fleckige) (1852, 56), Versuche über die Erzeugung der
Finnen bei Schweinen und die Entwickelung der Band- und Blasenwürmer (1854, 55)
(mit Küchenmeistbr), helminthologische Versuche (1860 — 62), Pilz- und Haarsack-
milben als Ursache von Ausschlägen (1858), über Trichinen und die Schutzmittel
gegen die Trichinenkrankheit (1866) u. s. w.
L e i s e r i n g im Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen für das Jahr
1881. Dresden 188^, pag. 173. G.
Hauck, Georg Gustav Philipp H., in Berlin , war daselbst als Sohn
eines Stadtchirurgus am 25, Juni 1783 geboren, konnte, früh verwaist, durch
die Fürsorge seines Vormundes, des Geburtshelfers Prof. Ribke anatomisch-
chirurgische Studien unter Walter und Mursinna in Berlin machen und dann
von 1804 — 6 in Halle weiter studiren, wo er in letztgenanntem Jahre Doctor
wurde. Unter Leitung seines Vormundes und des alten Heim begann er seine
praktische Thätigkeit in Berlin , widmete sich dabei vorzugsweise der Geburtshilfe,
war 30 Jahre lang daselbst Lehrer der dortigen Hebeammen und Direr-tor des
königlichen Hebeammen-Instituts (seit 1817) und der erste Geburtshelfer von ausge-
breitetem Rufe, der das Princip zur Geltung zu bringen suchte, den Hebeammen alle
regelmässigen Geburten zu überlassen und nur bei regelwidrigen Fällen einzutreten.
Auch genoss er das höchste Vertrauen der Höfe von Berlin, Weimar und Dessau
und erhielt in Folge dessen die Titel als Hofrath und Geh. Hofrath. Er gab
heraus: „Vollständiges Handwörterbuch für Hebammen etc,^ (Halle und Berlin
1810) — „Lehrbuch der Geburtshilfe zum Unterrichte der Hebammen in den
Preussischen Landen^ (Berlin 1815) und schrieb einige Aufsätze über die Be-
handlung der Gebärmutter-Polypen, namentlich mittelst des RiBKE*schen Unter-
bindungs-Instrumentes (Rdst's Magazin, 1818 u. s. w.), sowie in Casper's Wochen-
schrift u. s. w. Nach seinem am 12. Juli 1848 erfolgten Tode erschien noch, von
seinem Sohne herausgegeben: „Die geburtshilfliche Praxis des . . . Mitgetheilt
von Gustav Hauck^ (Berlin 1852).
Xener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 26, 184S, I, pag. 484. G.
Hauer , Joseph H. , verdienter Österreichischer Militärarzt , war am
19. Januar 1769 zu Voitelsbrunn bei Nicolsburg in Mähren geboren, trat als
Zögling in die Josephs-Akademie ein und 1788 als üuter-Chirurg in die Armee,
machte den Feldzug in den Niederlanden (1793) mit, erlangte 1798 die Doctor-
würde, wurde 1799 Regimentsarzt, war nach der Schlacht von Austerlitz (1805)
1. Chefarzt im Feldspital zu Olmütz, gerieth 1809 mit seinem Spital in Regens-
bürg in französische Kriegsgefangenschaft, wirkte aber im weiteren Verlaufe des
Feldzuges in Ungarn noch mit grosser Anerkennung. 1813 wurde er Stabsarzt
eines Armeecorps, hatte nach Beendigung der Feldzüge von 1813 — 15 verschiedene
Garnisonen (Graz, Prag, Josephstadt, Hermannstadt), wurde 1835 zum dirigirenden
Stabsarzt in Ober- und Nieder-Oesterreich ernannt, beging 1838 sein 50jährig"e3
HAUER. — HAÜNER. • 83
Dienst-Jubiläum, wurde 1842 Stabsarzt des Wiener Invalidenhauses, trat 1847
in den Ruhestand und starb am 25. Januar 1848. Literarisch war er, so viel
bekannt, nicht thätig.
Mezler in Prager Yierteljahrschrift , Bd. XX, 1848. Analekten, pag. 81. 6.
Hauff, Gottlieb Christian Friedrieh von H., zu Kirchheim u. T.
(Württemberg), war am 18. October 1802 zu Wankheim (Oberamt Tübingen)
geboren, studirte von 1819 an in Tübingen, wurde 1832 daselbst Doctor mit
der „Dtss, aiatens selectionem formvlarum medicarum a clartoribus medicis
chstetriciis in parturientis uteri morbos praescriptorum^ , ging, nach Zurück-
legung des Staatsexamens, ftlr kurze Zeit nach Würzburg, um unter d'Outrepont
sich in der Geburtshilfe zu vervollkommnen, Hess sich zuerst in Dornstetten
(Oberamt Freudenstadt) nieder, wurde 1825 aber Districtsarzt und Physicats-
verweser in Welzheim, 1833 Oberamtsarzt in Besigheim und 1841 in Kirchheim u. T.,
wo er 41 Jahre lang segensreich in Amt und Praxis gewirkt hat. Eine 1834
sich über fast ganz Württemberg verbreitende Ruhr-Epidemie gab ihm Anlass zu
der Monographie: ffZur Lehre von der Buhr^ (Tübingen 1836). Später schrieb
er noch: „Die Solldarpathologie und die Humor alpathologie^ oder kritische
Bemerkungen über Rösch's Schrift über primäre Säftekrankheiten" (Stuttgart
1838) — „Medicinische Abhandlungen" (Ebenda 1839). Seit der GMndung
des württembergischen ärztlichen Vereins war er ein sehr eifriges Mitglied des-
selben und von 1849 — 69 ununterbrochen in dessen Ausschuss, auch war er für
das Organ des Vereins, das „Medic. Con*espondenz-Blatt" ein sehr fleissiger Mit-
arbeiter, so dass kaum ein Band desselben sich ohne zahlreiche Artikel von ihm
findet. Namentlich brachte er Jahre lang grössere Berichte über seine ärztliche
Thätigkeit, in Verbindung mit Witterungsbeobachtungen, von 1872 — 81 die Berichte
über das Kirchheimer Wilhelmspital, daneben Kritiken und Nekrologe. Auch in
einer Reihe anderer deutscher Zeitschriften finden sich Aufsätze von ihm. Aus
der naturphilosophischen Schule Aütenrieth's hervorgegangen, lebte er noch
längere Zeit in diesen Anschauungen fort; erfjt nach dem Jahre 1840 wandte
er sieh zur pathologischen Anatomie und physikalischen Diagnostik. Ein
Hauptverdienst von ihm und ein Zeichen seiner Beobachtungsgabe ist die
von ihm gemachte Entdeckung des Zusammenhanges der Phosphor Vergiftung
und der acuten fettigen Entartung der Leber. Als Arzt war er von der
aufopferndsten Pflichttreue; seinen Posten verliess er kaum je. Er starb am
13. Februar 1882.
Kranss im Württemb. Corresp.-Bl. 1882, pag. 60. — Callisen, VIII, pag. 201;
SXVin, pag. 410. G.
Hauke, Ignaz H., zu Setzdorf (Oesterr, -Schlesien) am 15. October 1832
geboren, war in Wien Schüler Skoda's und Oppolzkr's bis 1858, dem Jahre
seiner Promotion. Am St. Annen- Kinderspital und später am Kronprinz Rudulf-
Kinderspital in Thätigkeit, Primararzt des letzteren, publicirte er speciell Brochüren
Aber von ihm angewandte pneumatische Apparate (1870, resp. 1876). Er starb
am 24. Februar 1885. .
Max Herz in Wiener med. Presse. 1885, pag. 312. Wernich.
Hauner, AugustvonH. , geboren in Neumarkt a. d. Rott am 29. October
1811, machte seine medicinischen Studien in München und Wien. An der Uni-
versität München wurde er im Jahre 1835 promovirt und im Jahre 1850 zum
Privat-Docenten und 1853 zum Honorar-Professor ernannt. Vom Jahre 1837 bis
zum Jahre 1845 hatte er zuerst in Thann in Niederbayern, dann za Murnau
praktieirt und siedelt« im letztgenannten Jahre nach München Über. Hier wandte
er sich vorzüglich der Pädiatrik zu und kam auf diesem Gebiete zu grosser
Wirksamkeit. Bereits im Jahre 1845 eröffnete er ein Privatspital für Kinder-
beDkunde. In demselben begann er nach seiner Habilitation an der Ludwig-
6*
,84 HAÜNEB. — HAÜBOWITZ.
Maximilians-Universität klinischen Unterricht über Einderkrankheiten, welchen er
bis zu seiner Erkrankung im Jahre 1883 fortsetzte. Jährlich gab er Berichte
über das Kinderspital heraus. Seine dort und in einer ausgedehnten Privatpraxis
gesammelten Erfahrungen veröffentlichte er in seinen „Beiträgen zur Pädiatrik*^^
von welchen der erste Band im Jahre 1863 erschienen ist. Im Jahre 1868 gab
er eine Schrift: „Grundzüge zur physischen Erziehung der Kinder" heraus.
Sein Hauptverdienst lag in der Begründung eines grösseren öffentlichen Kinder-
spitals. Seiner aufopfernden Ausdauer gelang es, unter Beihilfe hochherziger Gönner
aus allen Kreisen der Münchener Bevölkerung, die Mittel für Herstellung eines
solchen zu gewinnen. Am 15. Mai 1882 wurde das sehr zweckmässig eingerichtete,
an der Lindwurmstrasse frei neben dem grossen Krankenhause gelegene Kinder-
spital seiner Bestimmung übergeben. Zwei Jähre nach Eröffnung desselben, das
ein dauerndes Denkmal seines Namens bleiben wird, am 11. Juni 1884 erlag er
einem langen Siechthum.
Chronik der Lndwig-Maximilians-Universität München für das Jahr 1883/84, pag. 7.
F. Seitz.
Hauptmanni August H., in Dresden geboren 1607, studirte in Leipzig
Medicin und promovirte daselbst 1653; er begann dann die Ausübung der Heil-
kunde in seiner Vaterstadt, wo er 1674 starb. Er hat zuerst alle Krankheiten
auf Anwesenheit von Parasiten, Würmern etc. zurückführen wollen und ist einer
der Beförderer der Lehre von der Pathologia animata. Nach H. ist der Tod ein
greifbares Wesen, dem man auf der Zunge des Sterbenden in Gestalt eines kleinen
Wurmes begegnen kann. H. beschäftigte sich auch mit Metallurgie und Chemie.
Unter seinen zahlreichen Schriften heben wir die folgenden hervor : ;, Von überaus
grossen Weinbaues Irrthümern" (Nürnberg 1642) — „Tractat vom Homhau-
sischen Gnaden-Brunn" (Leipzig 1847) — „Epistola praeliminaris tractatui
de Viva mortis imagine mox edendo praemissa** (Frankfurt 1650) — „Diss.
de ictero"^ (Leipzig 1653, 4.) — „Uralter Wolkensteinischer warmer Bad- und
Wasser schätz zu unserer lieben Frauen auf dem Sande" (Ebenda 1657) etc.
Biogr. m6d. V, pag. 100. Pgl.
Hanrowitz, Harry Valentin von H., Greneral-Medicinal-Inspector der
kaiserl. russischen Marine, war in Schleswig am 18. December 1799 geboren,
kam mit seinen Eltern früh nach Odense, studirte von 1817 an in Kopenhagen
Medicin, machte als Ober-Schiffschirurg der Marine 1821 — 22 eine Reise nach
West-Indien, legte 1823 sein medicinisches Staatsexamen in Kopenhagen ab, zeichnete
sich 1825 bei Bekämpfung einer Typhus-Epidemie in Hilleroed aus, trat in dem-
selben Jahre, in Folge eines Aufrufes der russischen Regierung, in die Dienste
derselben, wurde Kreisarzt im südlichen Theile des Gouvernements Saratow,
wirkte daselbst 6 Jahre lang, zumeist in den Kreisstädten Zarizin, Dubowka
und in der Brüder-Colonie Sarepta und wurde, als die asiatische Cholera daselbst
1830 einbrach, von derselben befallen. Als Stabsarzt zu dem Alexandrow'schen
Cadetten-Corps nach Zarskoje-Selo bei St. Petersburg versetzt, gab er die von
ihm in seinem früheren Wirkungskreise gemachten ;, Topographisch-medicinischen
Beobachtungen über den südlichen Theil des Saratov) sehen Gouvernements"
(St. Petersburg 1836) heraus und wurde, in Folge häufiger Berührung mit dem
Kaiser Nicolaus, 1838 zum Leibarzt von dessen zweitem Sohne, dem für die
Laufbahn in der Marine bestimmten Grossfürsten Constantin Nicolajewitsch,
dem nachmaligen Gross- Admiral der Flotte, ernannt. Als späterer fortwährender
Begleiter Desselben auf seinen vielen Seereisen , während der ungaiischeü Cam-
pagne 1849 , bei den Inspectionen der Marine-Equipagen des baltischen und
schwarzen Meeres, lernte H. die Medicinaleinrichtungen und Verhältnisse anderer
Länder kennen und verwerthete die erworbenen Kenntnisse bei den Arbeiten i^
die Ausbildung der russischen Flotte , bei welcher ihm , durch das Vertrauen des
Grossfürsten, die Ordnung des Sanitätswesen übertragen wurde. Mit dem Jahre
HAUROWITZ. — HAUSLEÜTNER. 85
1854 begann ein ihm zu dankender vollständiger Umschwung in den Verhältnissen
der rassischen Marine-Medicinalverwaltung, eine Umwälzung in dem Charakter der
$ehifi8-Medicin, der officiellen Thätigkeit der Marine-Aerzte, in der Schiffs-Hygiene
und in den Marine-Hospitälern, in Folge wovon eine namhafte Verminderung der
Krankheiten unter den Matrosen (namentlich in den hohen Ziffern von Scorbut,
AugenentzUndungen und typhösen Fiebern) eintrat. Die in dieser Zeit von ihm
(in russischer Sprache) verfassten Schriften waren: „Uebersicht der Krankheiten
und der Medicinal-Massregeln auf der baltischen Flotte während der Campagne
Ton 1855" (1856) — „Kurze Anleitung für die Seeärzte bei Besichtigungen und
Untersuchungen, hauptsächlich in gerichth'ch-medicinischer Beziehung" (1858).
H., der anfänglich General-Stabsarzt der baltischen Flotte war, wurde später zum
General-Medicinal-Inspector der Marine und zum wirkl. Geh. Rathe ernannt. Nach
dem Aufstände in Polen, im Jahre 1863, während welcher Zeit der Grossfiirst
Constantin als Statthalter fuugirte, verblieb er nur noch ein Jahr im activen
Dienst und zog sich dann in das Privatleben nach Wien zurück. Eine gi'össere
Arbeit erschien nach einer Reise, die er 1865 nach Amerika unternommen hatte,
nm sich mit dem Sanitätswesen, wie es während des Bürgerkrieges bestanden hatte,
bekannt zu machen: „Das Militär- Sanitätswesen der Vereinigten Staaten von
Nord' Amerika während des letzten Krieges y nebst Schilderungen von Land und
Leuten"* (Stuttgart 1866; russische Uebers. 1868). In Wien verfasste er noch die
Schrift: „Die Armee und das Sanäätswesen in ihren gegenseitigen Beziehungen"
(Wien 1868 ; auch in's Italienische übersetzt). Eine mit dem Grossfürsten unter-
nommene Reise nach Corfu, zu einer Begegnung mit dem griechischen Königspaare,
gab Anlass zu der Schrift: „Erinnerungen an Corfu 1869" (auch russisch);
^ter folgte noch : „Die organische Entwicklung des Menschen nach den
neuesten Naturforschungen" (1871; russische Uebers. 1873). Nachdem er unter
grossen Ehrenbezeugungen 1875 sein 50jährige8 Dienst- Jubiläum begangen halte,
erfreute er sieh noch eine Anzahl von Jahren hindurch ungeschwächter Geistes-
und Körperkraft, brachte von Wien aus den Sommer gewöhnlich in Gmunden zu,
wo er auch am 6. Juli 1882 verstorben ist.
niustreret Tidende. Nr. 1190, Kopenhagen, 16. Jnli 1882. — Callisen, XXVIII,
pag. 412, G.
Hauser, Franz H., zu Olmütz, war im Jahre 1800 zu Wien geboren,
studirte und erwarb die Doctorwürde daselbst, war vier Jahre lang Assistent der
chirurgischen Klinik, wurde darauf Hausarzt der Irrenanstalt zu Hall und 1831
Professor der medicinisch-chirurgischen Lehranstalt zu Olmütz, wo er bis zu seinem
am 26. Juli 1857 erfolgten Tode als Arzt und Operateur thätig war. Ausser
einer Reihe von Abhandlungen in Zeitschriften, deren Zahl auf 34 angegeben
wird, verfasste er: „Versuch einer pathologisch-therapeutischen Damtellung des
Schwammes der harten Hirnhaut und der Schädelknochen" (Olmütz 1843, mit
6 Taff.) — „Das freiu:illige Hinken (Coxalgia), seine Entstehung, Erkenntniss
und Behandlung" (Olmütz 1848).
V. Wnrzbach, YIU, pag. 80. 0.
HausleutneFi Emanuel Friedrich H., zu Warmbrunn in Schlesien,
war am 14. August 1770 zu Pless in Oberschlesien geboren, kam mit 18 Jahren,
nach dem Tode seines Vaters, in das Haus seines Oheims, des Stadtphysicus
8. F. Hausleutner in Hirschberg, studirte von 1791 an in Berlin und Halle,
wurde hier 1795 Doctor und 1796, nach zurückgelegtem Staatsexamen, Arzt in
flbsehberg, wo er 1797 seinem Oheim im Stadtphysicat adjungirt wurde, das er
naeh dessen Tode 1800 selbstständig übernahm und erst 1824 niederlegte. 1802
wurde er zum Badearzt in Warmbrunn, 1812 zum Hofrath ernannt. Seine prak-
tische Wirksamkeit, besonders als Badearzt zu Warmbrunn, war eine sehr
bedeutende und seiner reichen Erfahrung so wie seiner ansprechenden Thätigkeit
verdankt jener Curort den grössten Theil seiner Blttthe. Demselben ist auch seine
86 HAÜSLEÜTNEE. — HAVENREÜTER.
einzige grössere Schrift: „Warmbrunn und seine Schwefelquellen^ (Hirschberg
1836) gewidmet. Ausserdem schrieb er noch verschiedene Aufsätze über dieselbe,
sowie ttber Euhpocken (Friese und Nowack, Schlesisch-südpreuss. Archiv, 1802),
um deren Einführung er sehr bemüht gewesen war, über Kropf (Horn's Archiv,
1810), über Hundswuth (Hufeland's Journal, 1823) u. s. w. Zu seinem Lieblings-
studium gehörte die Mineralogie und hinterliess er bei seinem am 22. Juni 1844
erfolgten Tode eine grosse Mineraliensammlung.
Nowack, H. 2, pag. 66- — Neuer Nekrolog der Deutsclien. Jahrg. 22, 1844,
pag.481. — Callisen, VIII, pag. 205; XXVIII, pag. 413. G.
Hausmann, Johann Stephan H. , geboren 1754 zu Braunschweig,
studirte und promovirte 1778 in Göttingen und war Professor der Anatomie und
Chirurgie in seiner Vaterstadt, wo er am 30. October 1784 starb. Ausser seiner
Inaugural-Dissertation : „De morhis venereis larvatis" schrieb er: „Anzeige
seiner Vorlesungen von Michaelis 1781 bis 1782, nebst einer Beurtheilung
der Hawhirk ersehen Methode, den Blasenstein zu operiren" (Braunschweig
1782, 4.) — „Taschenbuch für teutsche Wundärzte auf das Jahr 1785^
(Altenburg 1785). Ausserdem übersetzte H. die Abhandlung von Hünter über
„Sijmphyseotomie^ in's Deutsche (Göttingen 1783).
Biogr. med. V, pag. 101. Pgl.
*Haussmaiin, David H. , in Berlin, ist am 22. Juli 1839 zu Ratibor
in Oberschlesien geboren, studirte zu Breslau und Berlin, wo er 1862 mit der
Diss. „De versione spontanen** Doctor wurde. Er war 1868 — 70 in der Klinik
von E. Martin thätfg, wirkt seit 1866 als Arzt und speciell fttr Geburtshilfe und
Gynäkologie in Berlin. Schriften: „Die Parasiten der weiblichen Geschlechts-
organe des Menschen und einiger Thiere u, s, w.^ (Berlin 1870; in's Französ.
übers, von F. E. Walther, Paris 1875) — „Die Parasiten der Brustdrüse''
(Berlin 1874) — „Ueber Entstehung der übertragbaren Krankheiten des
Wochenbettes^ (Ebenda 1875) — „lieber das Verhalten der Samenfäden in
den Geschlechtsorganen des Weibes^ (Ebenda 1879) — n^^^ Bindehautinfection
der Neugeborenen" (Stuttgart 1882) — „Die Lehre von der Decidua men-
strualis" (Beiträge zur Geburtsh. I, 1872). Ausserdem über 50 grössere und
kleinere Aufsätze im Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften, dem Gen-
tralblatt für Gynäkologie, Vjrchow*s Archiv, Reicbert's Archiv, der Monatschrift
für Geburtskunde, dem Archiv für Gynäkologie, der Zeitschrift für Geburtshilfe
und Gynäkologie, der Berliner klinischen Wochenschrift, der Deutschen Klinik,
der Deutschen med. Wochenschrift u. s. w. ^ j^^^
Havenreuter, SebaldusH., ausgezeichneter Arzt des 16. Jahrhunderts,
war 1508 in Nürnberg geboren. Er studirte zunächst Philosophie in Wittenberg,
und nachdem er hier 1534 Mag. art. geworden war, ging er als Professor der
Philosophie nach Tübingen. Zugleich widmete er sich dem Studium der Medicin,
promovirte 1540 zum Dr. med. und ging dann als Lehrer der Physik nach
Strassburg, wo er diese Stellung etwa acht Jahre lang bekleidete, um sie dann
mit der eines Stadtphysicus zu vertauschen, welche letztere er 49 Jahre lang,
d. h. bis zu seinem 1589 erfolgten Tode innehatte. Schriftstellerische Arbeiten
von nennenswerther Bedeutung scheint H. nicht hinterlassen zu haben.
Biogr. med. V, pag. 101. Pgl.
Havenreuter, Johann Ludwig H., geboren 1548 als Sohn des Vorigen,
hielt Anfangs mehrere Jahre lang in seiner Vaterstadt Strassburg Vorlesungen
über Philosophie, begab sich dann aber zum Studium der Medicin nach Tübingen
und promovirte hier 1586. Dann wurde H. in Strassburg Professor der Medicin
und 1589, nach dem Tode seines Vaters, Professor der Metaphysik und Physik.
Er starb 1618. H. war Verfasser einiger akademischer Reden und Dissertationen:
„Oratio de arte meäica" (Frankfurt 1586) — „De cpilepsia" (Strassburg 1586) —
HAVENBEUTEE. — HAWAED. 87
„De vis quae n principia artis medicae Galeni traduntur^ (Ebenda 1586) —
„Disp. medicO'physica de elementia^ (Ebenda 1591) — „Commentarii in Ari-
stotdis de anima et parva naturalia dictoa libros^ (Frankfart 1605) —
„Pkaretra sagittifera et vexillum Baphaeliticum" (Tübingen 1631).
Biogr. in6d. V, pag. 101. Pgl.
Havers, C 1 o p t o n H., englischer Anatom, lebte zn London in der zweiten
Hftlfte des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts und ist bekannt durch seine
guten Untersuchungen über Knochenstructur. Die von H. zuerst gesehenen und
beschriebenen Gefösscanälchen werden bekanntlich nach seinem Namen als Canaliculi
Harersiani bezeichnet. H. war Mitglied der Royal Society in London und hat in
den Sitzungen dieser Körperschaft zuerst die Resultate seiner Untersuchungen vor-
getragen, welche er in seinem Hauptwerke zusammenfasste : „Osteologia nova or
some new observations af the bones and the parts behnging to them, with tke
manner of the accretion and nutritian] and a discourse of the cartilages"
(London 1691; 1729; lat. Uebers. Ulm und Frankfurt 1692; Amsterdam 1731;
Leyden 1734). Das Buch zerfällt in fünf Abschnitte: über Bau des Knochens
and Periosts, über Knochenwachsthum und Ernährung, über Knochenmark, über
Synovialdrüsen und über Knorpel. Von anderen Schriften H.'s sind zu nennen:
n Extraordinär 1/ bleeding at the glandula lachrymalis" (Philos, Transact.. 1694,
T. III) — „Discourse of concoction of the food'' (Ebenda 1699, T. IVJ.
Biogr. m6d. V, pag. 102. — Dict. hist. III, pag. 62. Pgl.
Haviland, John H., zu Cambridge, war am 2. Februar 1785 zu Brid-
gewater geboren, kam 1803 in das St. John's College zu Cambridge, studirte
von 1807 an in Edinburg und London Medicin, wurde 1817 in Cambridge Doctor
derselben, 1818 Fellow des College of Physicians, bei dem er 1837 die HARVEY'sche
Rede hielt. Er wurde 1814 in Cambridge Professor der Anatomie, 1817 Regius
Professor of Physic und Physician des Addenbrooke Hosp. Er war der Erste,
welcher in Cambridge wirkliche anatomische Vorlesungen hielt, ebenso solche über
pathologische Anatomie und praktische Medicin, indem dies vor ihm nur dem
Namen nach der Fall gewesen war. Auch war er ein vortrefflicher Arzt. Von
literarischen Arbeiten sind nur bekannt: „Some observations concerning the fever
which prevailed at Cambridge during the spring 1815" (Med. Transact., 1815).
Er starb am 8. Januar 1851.
Munk, III, pag. 184. — Callisen, VIII, pag. 211; XXVIII, pag. 415. G.
*Haviland, Alfred H., englischer Arzt, studirte im University College,
wurde 1845 Member des Roy. Coli, of Surg. , war Medical Officer of Health in
Northampton und schrieb folgende Schriften : „Glimate, weather and disease etc,"
(London 1855) — »The geographical distribution of heart-disease and dropsy
in England and Wales^ (Ebenda 1871) — „The geographical distribution of
heart disease and dropsy y Cancer in females and phthisis in females in Eng-
land and Wales" (Ebenda 1875) — „Report on the distribution of fever in
Northamptonshire y etc. 1851 — 70" (1874) — „Report on the outbreak of
enteric fever in Uppingham School 1875" (1876) — „Note and memoranda
of the sanitary condition, geology, vital statistics , , , , , of Oundle, Nort-
hamptonshtre" (1877) — „Distribution of zymotic diseases from epidemic
centres" (1878). In Zeitschriften erschienen von ihm u. A. : „The sanitary
regalatlons of ancient Rome" (Joum. of Public Health) — „Geographical distri-
bution of diseases in Northamptonshire" (Brit. Med. Joum., 1874) — »The
distribution of disease, popularly considered" (Soc. Arts Joum., 1879) u. s. w.
Medical Directory. 1881. Red.
*Haward, John Warrington H. , zu London, ist daselbst 1841
geboren, war ein Zögling des St. 6eorge*s Hosp., wurde Assist. Surgeon im
88 HA WARD. — HAWKINS.
Kinder-Hosp. in Great OrmoDd-Street, Chirurg des Atkinson-Morley Conyalescenten-
Hosp., Surgical Begistrar und Curator des Museums des St. George's Hosp. Zur
Zeit ist er Surgeon bei demselben und Doeent der klinischen Chirurgie, auch
Consult. Surgeon der Cripples' Nursery. Er verfasste: „Ä treatise on orthopaedic
surgery^ (London 1881) — „Liberty and auihorüy in relation to medicine" ;
schrieb für Quain's Dictionary of medicine den Artikel „Pyaemia" und für Holmes'
System of surgery die Capitel: „Diseases ofnose^ — „Diseases ofthyroid gland*^ —
„Group and diphtkeria*^ und „Delirium tremens"; ferner in den St. George's Hosp.
Reports (Vol. I, H, IV, V, VI) die Aufsätze: „On hemia" — „Croup and diph-
theria" — „Chronic bone and Joint disease*^ — „Scrofula" — „Ozaena** ; in den
Med.-Chir. Transact. (1872): „Ether and Chloroform as anaesthetics." Weitere
Aufsätze und Abhandlungen finden sich in der Med.-Chir. Review (1876), der
Lancet (1869, 72), dem Brit. Med. Journ. (1873), den Transact. der Patholog.
und Clinic. Soc. und in verschiedenen medicinischen Journalen. ^^^
Hawes, William H., zu London, Arzt und Philanthrop, war zu Islington
am 28. November 1736 geboren, prakticirte in London, beschäftigte sich seit
177^ viel mit dem Gedanken einer Verbesserung des Rettungswesens, fasste die
Idee, Prämien an diejenigen Personen zu geben, welche bei Ertrunkenen oder
Erstickten die geeigneten Wiederbelebungsversuche angestellt hatten und gab dadurch
Anlass zur Bildung der denselben Zweck verfolgenden „Humane Society^ (1774).
Er wurde eines der thätigsten Mitglieder derselben, eröflnete 1782 Vorträge über
Rettungswesen und stiftete einen Preis für die beste Abhandlung über sichere
Zeichen des Todes, abgesehen von der Fäulniss. Von seinen Schriften sind anzu-
führen: „An account of the late Dr, GoldsmitKs illness , etc." (1774) —
„An examination of the Bev. John Wesley^s primitive physich etc," (1776;
2. edit. 1780), in welcher er die Gefährlichkeit der Geheimmittel henorhob —
„An address to the public on premature death and premature interment"
(1777). 1780 oder 81 begann er als Physician zu prakticiren, nachdem er den
Doctorgrad erworben, wurde Physician der Surrey Dispensary und publicirte noch :
„An address to the legislature on the importance ofthe Humane Society" (1781) —
„An address to the King and Parliament of Great Britain; icith observations
on the gener al bills of mortality" und gab die „Transactions of the Royal
Humane Society from 1774 to 1784" (1796) heraus. Er starb am 5. December
1808, nachdem er durch seine Betrebungen sehr viel Gutes gestiftet hatte.
Chalmers, Vol. XVH, pag. 230. G.
Hawkins, Francis H. , zu London, war zu Bisley in Gloucestershire
geboren, war ein Bruder des Folgenden, studirte in Oxford von 1812 an, wurde
daselbst 1823 Doctor, 1824 Fellow des College of Physicians, Physician des
Middlesex Hosp. und 1831 bei dem neuerrichteten King's College Professor der
theoretischen und praktischen Medlcin, welche Stelle er 1836 aufgab, während er
im Middlesex Hosp. bis 1858 verblieb. Auch war er Arzt des Haushaltes des
Königs Wilhelm IV. und der Königin Victoria und viele Jahre lang Leibarzt
der Herzogin von Gloucester. Im College of Physicians spielte er eine bedeutende
Rolle. Er hielt 1826 die Gulstonian Lectures, die u. d. T. : „Rheumaiism, and
some diseases of the heart and other internal organs" (London 1826) veröffent-
licht wurden, war 1827, 28, 29 Croonian Lecturer, 1832, 34, 40, 41 Lumleian
Lecturer, 1848 Harveian Orator, hatte viele Jahre lang verschiedene Ehrenämter
bei demselben inne, wurde 1859 dessen Präsident, im Jahre 1858 aber zum Registrar
des General Medical Council of Medical Education and Registration erwählt,
eine Stellung, in welcher er 18 Jahre, bis 1876, verblieb. Anderweitige Publi-
cationen als die obigen, in einer geringen Zahl von Aufsätzen bestehend, linden
sich im Edinb. Med. and Surg. Journ. (1824) und im London Med. and Phys.
Journ. (1826, 27) u. s. w. Er starb am 13. December 1877, 84 Jahre alt.
Munk, III, pag. 286j I, pag. VII. — Callisen, VIU, pag. 212. G.
HAWKINS. 89
Hawkins, Caesar H. H., zu London, der jüngere Bruder des Vorigen,
war am 19. September 1798 zu Bisley in Gloueestershire geboren, als Sohn eines
Geistlichen. Dieser war seinerseits der jüngste Sohn von Sir Caesar Hawkins,
Serjeant Surgeon der Könige George II. und III. und Chirurg am St. George's
Hoep. von 1735 — 74, in welcher Stellung ihm sein Sohn Charles H. folgte, der
1792 resignirte, 1798 aber wiedergewählt und 1800 durch Charter der erste
Master des College of Surgeons wurde , indem er selbst ebenfalls Serjeant Surgeon
war. Unser Caesar H. wurde 1814 Zögling von Sheppard in Hampton Court,
1819 ein Schüler des St. George's Hosp., mit dem er 55 Jahre lang in Verbindung
blieb, besuchte die Vorlesungen von Brodie, sowie die von Wilson, Ch. Bell
in der HoNTER'schen Schule in Great Windmill Street, war dann viele Jahre lang
Prosector bei dieser Schule, als Assistent von Ch. Bell und Johx Shaw, wurde
1821 House Surgeon im Lock Hosp., 1822 im St. George's Hosp. £s las in
einem kleinen, von Herbert Mato errichteten Amphitheater Anatomie bis 1830,
ging dann zu der neu errichteten medicinischen Schule des St. George's Hosp.
Aber und lehrte daselbst die Chirurgie, anfänglich zugleich mit Bbodie, dann mit
George Babington, später mit Tatum bis 1874^ nach welcher Zeit er nur noch
gelegentlich klinische Vorträge hielt. Von 1832 — 34 trug er zusammen mit
Sefmdür auch noch gerichtliche Medicin vor. 1829 war er Surgeon bei gedachtem
Hospital geworden und behielt diese Stellung bis 1861 bei, wo er zum Consulting
Snrgeon ernannt wurde. Im College of Surgeons wurde er 1846 Mitglied des
Council, hielt 1849 die HüNTER'sche Rede, war 1852 und 1861 Präsident, 1865
Verk^ter desselben im Medical General Council und 1871 Trustee des HuNTER^schen
Museums. Ausserdem war er wiederholt Präsident anderer medicinischer Gesell-
schaften, wurde 1857 Surgeon Extraordinary der Königin, nach dem Tode von
Sir Bekj. Brodie 1862 Serjeant Surgeon, als der vierte aus seiner Familie, der
dieses Amt innehatte (ausser ihm und den beiden Obengenannten noch der Bruder von
Charles H. : Pennell Hawkins , Chirurg am Middlesex Hosp.) ; unser C a e s a r H.
war von vier Generationen der gegenwärtigen königlichen Familie consultirt worden.
Von seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen: „Lectures on tumours" (Lond.
Med. Gaz., Vol. XXI) — „Lectures on tumours of hones" (Ebenda, Vol. XXIII) —
„Diseases of the face^ und zahlreiche andere Aufsätze und klinische Vorträge
in der Lond. Med. Gaz., Lancet, Med. Times und Med.-Chir. Transact. 1874
Hess er, zu privater Vertheilung, seine in Zeitschriften enthaltenen Aufsätze, Fest-
reden u. s. w. u. d. T. : „ The Hunterian oratton, presidential addresses, and
pathological and surgical writings*^ (2 voll.) zusammen drucken. Er starb am
20. Juli 1884, indem er das Andenken eines sehr klaren Kopfes und eines im
höchsten Ansehen stehenden Charakters, der ohne alle Selbstsucht war, hinterliess.
Lancet. 1884, II, pag. 172. Gurlt.
Hawkins, Francis Bisset H., zu London, war daselbst 1796 als
Sohn des Chirurgen Adair H. geboren, studirte in Oxford, wo er 1825 Doctor
wurde. Im College of Physicians 1826 zum Fellow ernannt, hielt er 1828 die
Gnlstonian Lectures, veröffentlicht u. d. T. ^Elements of medical statistics; etc."
(London 1829) und war 1835 Lumleian Lecturer. Bei Eröffnung des King's College
war er zum Professor der Materia medica ernannt worden, legte diese Stellung jedoch
1835 nieder. Nacheinander versah er die wichtigen Aemter eines Factory Com-
missioner seit 1833, eines Inspector of Prisons seit 1836 und eines Metropolitan
Commissioner in Lunacy 1842; 1847 — 48 war er Regierungs-Commissar des
PentonviUe Muster-Gefängnisses, 1858 wurde er zum Deputy Lieutenant von
Dorsetshire ernannt. Von seinen Schriften sind anzuführen: „Htstory of the
epidemic spasmodic cholera of Russia, .... Illustrated by numerous official
and other documents, etc," (London 1831) — „Reports on the Factory Com-
mission" (1833) — „Elements of medical police; etc," (Ebenda 1834) —
pGertnany, the spirit of her history^ literature, social condäion, and animal
90 HAWKINS. — HAYEM.
economy ; etc." (1838) — „Reports on the prüons ofthe Southern and Western
districts of England*' (1836 — 42, foL); auch für die „Lives of British Physi-
cians^^ (in MuBRAT^s Family Library) schrieb er eine- Anzahl von Biographien
berühmter englischer Aerzte. Sowohl durch seine Berichte über die Zustände in
den Fabrik-Districten, als diejenigen über die Gefängnisse machte er sich um die
Humanität und die öffentliche Gesundheitspflege verdient, ebenso bei der Ein-
führung der Acte zur Registrirung der Geburten und Todesfälle.
Munk, m, pag. 303. — Callisen, Vin, pag. 313; XXVIII, pag. 415. G.
Haxthausen y Johann Ludwig H. , war am 11. November 1798 zu
Stargard in Pommern geboren, nahm freiwillig 1814 an dem Feldzuge gegen
Frankreich Theil, studirte von 1816 an Medicin in Berlin, wurde 1817 als
Militärchirurg in Breslau angestellt, 1820 nach Danzig versetzt , nahm 1822 seine
Studien in Berlin wieder auf und wurde daselbst 1824 Doctor. 1825 zum Physicus
des Rothenburger Kreises in der Niederlausitz und Brunnenarzt in Muskau ernannt,
schrieb er : ;, üeber die Heilkraß des Mineralwassers , besonders des Moor-
oder Badeschlammes bei Muskau, Mit einem Vorwort von J. N. Rust*'
(RüST*s Magazin, 1826; auch einzeln) — „Ueber die im Kreise Rothenburg
in den Jahren 1826 und 1827 geherrschte Schafpockenseuche; etc.*' (Ebenda
1829). 1830 wurde er als Physicus nach Neisse versetzt, 1837 zum Hofrath
ernannt und berichtete er daselbst : ;, Ueber die Cholera- Epidemie im Neisser
Kreise" (Schles. Cholera-Zeitung, 1832) und schrieb die Monographie: „Die
venerische Krankheit der Pferde" (Breslau 1839). 1840 wurde er zum Mitgliede
des Medicinal-CoUegiums in Münster ernannt.
Nowack, 2. Heft, pag. 68. — Callisen, Vin, pag. 215; XXVIIl, pag. 417.
G.
Hayden, Thomas H. , zu Dublin, aus Tipperary gebürtig, wurde, kurz
nachdem er 1850 Licentiat des Roy. Coli, of Surg. of Irel. geworden war, als
Docent der Anatomie an die Led wich School of Medicine zu Dublin berufen. 1855
wurde er zum Hilfs-Professor der Anatomie und Physiologie an der neuerrichteten
katholischen Universität zu Dublin ernannt und im Jahre 1860, nachdem er sich
die Würden eines Fellow des College of Surgeons und Licentiat des College of
Physic. erworben, zum Arzt am Mater Misericordiae Hospital, das einen grossen
Theil seines Rufes der Thätigkeit H.*s verdankt. 1867 wurde er zum Fellow des
College of Physicians erwählt und bald nach einander ihm auch die Würde eines
Censors und des Vice-Präsidenten dieser Körperschaft übertragen. Er starb am
30. November 1881. Folgende Arbeiten zeugen von seiner Thätigkeit : „Function
ofde yellow spot of Soemmering in circular vision" (1858) — „The diseases
of the heart and aorta" (Dublin 1875) — „A ready and simple method of
measuring microscopic objects" (Dublin Quart. Journal, 1855) — „On the
structure and pathology of the hemial sac" (Ebenda 1861) und viele andere
Beiträge, darunter zusammen mitCRüiSE: „Report on the cholera epidemic of
1866, etc." (1867).
British Med. Journ. 1881, II, pag. 762. — Lancet. 1881, II, pag. 813.
Wem ich.
*Hayeiil, George H., wurde in Paris am 25. November 1841 geboren
und daselbst auch medicinisch ausgebildet. 1868 promovirt, wurde er Agr6g6 der
medicinischen Facultät und M6decin des höpitaux 1872 , Professor der Therapie
1879. Seine sehr umfassende publicistische Thätigkeit begann mit der These:
„Etudes sur les diverses formes de Venc6phalite" (Paris 1868) und den Concurs-
thesen: „Des bronchites" (1869) und: „Des himorrhagies intra-rachidiennes"
(1872). Den Preis Portal erwarb er 1877 mit einer Monographie über die
Muskelatrophien und wandte sich dann speciell der Pathologie des Blutes zu,
die er durch eine grössere Reihe von Schriften bereichert hat. Unter diesen
krönte die Akademie die: „Lecons sur les modißcations du sang sous Vinfluence
HAYEM. — HAYNER. 91
des agents midicamenteux^ (Paris 1882) mit dem Preise. 1873 gründete H.,
der ausserdem in zahlreichen Aufsätzen fast jeden Gegenstand der medicinischen
Klinik und der pathologischen Gewebelehre in seinen ßetrachtungskreis gezogen
hat, die: „Bevue des sctences midicales en France et h V Stranger,*'
Wernich,
Haygarth, John H. , einer der namhaftesten Praktiker Englands, lebte
im letzten Drittel des vorigen und zu Beginn dieses Jahrhunderts als Arzt zuerst
in ehester, später in Bath, war Dr. med. und Mitglied mehrerer gelehrter GeselN
schalten. Das Todesjahr H.'s ist unbekannt ; doch lebte er sicher noch um 1813.
Während seiner langen Praxis hatte H. Gelegenheit, etwa 10.549 Beobachtungen
anzastellen und darüber sich Notizen zu machen, auf Grund deren er ^^ cUnical
history of diseases** (2 voll., London 1813) zu schreiben begann, ein Werk,
das aber nur den acuten Rheumatismus und die Gicht umfasst und an dessen
weiterer Fortsetzung H. verhindert worden ist. Ausserdem schrieb H. , welcher
zu den eifrigen Beförderern der Blattern-Inoculation gehörte: „Inqidry how io
precent the small-pox** (London 1784; deutsch Berlin und Stettin 1786) —
„A sketch of a plan to exterminate the small-pox from Greai-Britain and to
introduce general inoculation** (London 1796, 2 voll.; deutsch Gotha 1799) —
„A case of angina pectoris with an attempt to investigate the cause of the
disease by dissection and a hint suggested cancerning the method of eure"
(Med. Transact. by the College ofPhysic. London, T. III) — f,Bill of mortality
for ehester for the years 1772—73** (Philosoph. Transact. 1774 bis 1778) —
j,Chi the apparent effects of mercury in cases that were supposed hydro-
cephalus*' (Med. Observ. and Inquiries, T. VI) — ^Account of the inßuema
as it appeared at Chester in 1775** (Ibid) — „Observation s on the population
and diseases of Chester in the year 1774** (Philos. Transact. 1778) — „On
the imagination äs a caicse and as a eure of disorders in the human body,
exemplijied by fictitious tractors and epidemical convulsions** (London 1799;
1800) , diese Schrift bezieht sich auf die Erfindung des Amerikaners Perkins,
verschiedene ELrankheiten durch Bestreichen der leidenden Theile mit Metallnadeln
zu heilen; ferner: ,jOf fever from. the venereal poison** (Med. and Phys. Journ.,
T. III, 1800).
Dict. hist. III, pag. 63. Pgl.
Hajni, Albert H., zu Königsberg in Pr., war am 17. September 1801
zn Breslau geboren , studirte daselbst und in Wtirzburg, wo er 1824 zum Doctor
promovirt wurde mit der Diss. : „Ueber die Selbstwendung; eine physiologisch-
geburtshilfliche Abhandlung** . Er habilitirte sich darauf in Bonn als Privatdocent
fÖr Geburtshilfe und schrieb daselbst: „Abhandlungen aus dem Gebiete der
Geburtshilfe** (Bonn 1828). 1830 erhielt er einen Ruf als Director der Hebeamraen-
Bchule in Königsberg und wurde zum Prof, e. o., jedoch erst 1844 zum Prof. ord.
ernannt. 1847 wurde er auch Medicinalrath beim dortigen Provinzial-Medicinal-
Collegium. Zu seinen wenigen schriftstellerischen Leistungen gehört noch eine:
„Beiträge zur Lehre vom schräg-ovalen Becken** (1852, 4., m. 1 Taf.) betitelte
Schrift. Er starb am 30. October 1863 auf der Rückreise aus der Schweiz an
emer Lungenblutung.
V. Heck er in AUgem. Deutsche Biographie. XI, pag. 158. — Callisen, VIII,
pag. 218; XXVIIT, pag. 418. G.
•
Hayuer, Christian August Fürchtegott H., zu Colditz im König-
reich Sachsen, war am 22. December 1775 zu Beucha bei Borna geboren,
studirte zuerst in Leipzig Theologie , dann zu Erlangen, Jena und Leipzig Medicin
ond wurde in Erfurt 1798 Doctor, prakticirte Anfangs zu Mitweida, erkaufte
dann eine Apotheke in Eisleben, wurde aber 1805 vom Stadtrathe zu Mitweida
zurückberufen, 1806 zum Arzte des Zucht-, Armen- und Waisenhauses zu Wald-
heim ernannt, unternahm jedoch, um sich mit ähnlichen Anstalten des Auslandes
92 HAYNER. — HAYS.
bekannt zn machen, vorher eine wiBsenschaftliche Reise und verweilte namentlich
längere Zeit in Paris. 1807 trat er sein Amt an und verwaltete es, neben den
im Jahre 1824 dazu gekommenen ärztlichen Geschäften in der neu errichteten
Waisen-Erziehungsanstalt zu Bräunsdorf, bis zum Jahre 1829 , wo er bei der zu
Colditz neu errichteten Landesversorgungsanstalt für unheilbare Irre zum obersten
Beamten und Arzt, 1834 aber zum Director ernannt wurde. Schon viele Jahre
vorher hatte er für die Verbesserung des Irrenwesens gewirkt und u. A. eine:
„Aufforderung an Regierungen, . . . zur Abstellung einiger schweren Gebrechen
in Behandlung der Irren" (Leipzig 1817) erlassen, sowie in der von ihm seit
1818 mitherausgegebenen NASSE^schen Zeitschrift für psych. Arzte mehrere die
praktische Psychiatrie betreffende Aufsätze (1818, 21, 22) verfasst, darunter:
„Nachricht von der Verpflegungsanstalt zu Waldheim in Sachsen" (1822).
Er schrieb femer; ;, TJeber die Verlegung der . . . sächsischen Landesversorgungs-
anstalt zu Waldheim in die Oebäude des Schlosses zu Golditz" (Dresden 1829).
Die Universität Leipzig verlieh ihm, der sich, eines ausgezeichneten Rufes als
Irrenarzt erfreute, 1836 den Ehren-Doctortitel , jedoch verstarb er bereits am
10. Mai 1837.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. XV, 1837, pag. 566. — Callisen, VIIJ,
pag. 221 ; XXVIII, pag. 420. G.
Hajmpol, s. Hagenbut, pag. 14.
Hays, Isaac H. , zu Philadelphia, um die amerikanisch -medicinische
Literatur hochverdient, war daselbst am 5. Juli 1796 geboren, besuchte von
1812 an die Universität von Pennsylvanien, widmete sich anfänglich dem Handels-
stande , begann aber bereits 1817 unter Nathaniel Chapman Medicin zu
Studiren, wurde 1820 Doctor und widmete sich besonders dem Studium der Augen-
krankheiten, so dass eine seiner ersten Publicationen (Philad. Journ. of the Med. and
Phys. Sciences, 1827) über purulente Augenentzündung war. Er war 1822 Chirurg
der Pennsylvania Infirmary for Diseases of the Eye and Ear geworden und war
von 1834 — 54 in derselben Stellung bei dem Wills Hospital genannten Augen-
krankenhause. Auch lieferte er 1833 für Dewees* „Practice of medicine" das
Capitel über Augenkrankheiten und veranstaltete 1843 eine mit zahlreichen An-
merkungen und 67 Illustrationen versehene neue Ausgabe von Sir William
Lawrence's berühmtem: „Treatise on the diseases of the eye", die ihm die
lebhafteste Anerkennung seines Verfassers eintrug. 1834 begann ef die Heraus-
gabe von : „ The American cyclopedia of practical medicine and surgery : a
digest of medical literature" (2 voll., Philadelphia 1834 — 36), ein Unternehmen,
das, obgleich es von den besten vorhandenen Kräften unterstützt wurde, an der
Unregelmässigkeit ihres Arbeitens scheiterte, so dass es mit dem Artikel „Axilla'^
bereits sein Ende erreichte. H. hat niemals ein Originalwerk herausgegeben,
dagegen eine Reihe von ausländischen Werken in Amerika publicirt; so, ausser
dem schon genannten von Lawrence: Arnott's „Elements of physics" (1829; etc.)
— HoBLTN*s „Dictionary of medical terms" (1846), femer zusammen mit ROB.
Eglesfeld Griffith die Uebersetzungen von Broussais' „Chronic phlegmasiae"
(2 voll., 1831) und „Principles of physiological medicine" (1832). 1831 publicirte er:
„Select medico-chirurgical transacdons ; a colleciion of the most valuable
memoirs read at the medico-chirurgical societies of London and Edinburgh, . . .
Dublin, . . . Paris, . . . Turin etc. ; 1833 gab er die zur näheren Erörterung
der neuen Krankheit bestimmte „ Cholera Oazette" heraus, veröffentlichte auch zu
verschiedenen Zeiten in dem von ihm 52 Jahre lang (seit 1827) geleiteten:
„American Journal of the Medical Sciences", das aus dem von Nathan.
Chapman 1820 begründeten Philadelphia Journ. of the Med. and Phys. Sciences
hervorgegangen war, eine Reihe von Artikeln, namentlich über Augenoperationen,
Pseudarthrosen , Oberarmluxationen und Knöchelfracturen. In der Redaction wurde
er seit 1869 von seinem Sohne J. Mmis Hays unterstützt. Das genannte
KAYS. — HAZON. 93
Journal, das sich der besten Mitarbeiter erfreute, hatte bis zu H.'s Tode seinen
Lesern mehr als 50.000 Octavseiten engen Druckes, darunter wenigstens '/«
Original- Artikel, geliefert. H.'s Neigung für naturhistorische Studien führte ihn zu
einigen paläontologischen Publicationen (z. B. über Mastodon); auch veranstaltete
er eine neue Ausgabe von Alexander Wilson*s „American Ornithology" (3 voll.,
1828, 4.). Dieser bis an sein Lebensende rastlos thätige Mann starb, 83 Jahre
alt, am 12. April 1879.
S. D. Gross in American Journal of the Med. -Sc. New Ser., Vol. LXXVJH, 1879,
pag. 281. G.
Hayward, George H., zu Boston, war 1791 geboren, wurde Prof. der
Chirurgie und chirurgischen Klinik an der Harward Medical School und Surgeon
am Massachusetts General Hosp. Zu seinen ersten Arbeiten gehören Uebersetzungen
von X. Bichat's: „General anatomy" (Boston 1822) und von P. A. Beclakd's:
„AddiU'ons to the general anatomy of Xav, JBtchat^ (Ebenda 1823). Er
schrieb femer: „Outhnes of human physiology ; etc.** (Ebenda 1834; 2. edit.
1838) — „A discourse on aome of the diseases of the knee-joint^ (Ebenda
1837) — „Report of the surgical cases and Operations that occurred in the
Mass. Gen, Hosp. from . . . 1837, to . , , 1838^ (1838) — „Remarks on some
of the medical Springs of Virginia" (1839) — „Some account of the first
iise of sulphuric ether by inhalation in surgical practice^ (1847) — „Remarks
on the comparative value of the different anaesthetic agents" (1850) —
„Stafistics of the amputations of large limbs that have been performed at the
Mass, Gen, Hosp,, from its establishment to Jan, 1., 1850** (1860) —
,f Surgical reports, and miicellaneous papers on medical subjects" (1855).
Unter den Publicationen der U. S. Sanitary Commission befindet sich von ihm
eine Abhandlung: „On the subject of excision" (Cambridge 1862). Dazu Auf-
sätze im New EngL Joum. of Med. and Surg. (1818), Americ. Joum. , Boston
Med. and Surg. Journ. u. s. w. Er starb 1863.
Med. Commanicat. of the Massachus. Med. Society. Boston 1861^66, X, pag. 342
(nicht zugänglich). — Indei-Catalogue. V, pag. 889. ^^^
Hazon, Jacques-Albert H. , geboren zu Paris am 22. Juni 1708,
studirte hier Anfangs Theologie, wandte sich aber später der Medicin zu und
promovirte zum Dr. med. 1734 mit der Diss. : „An solvendis pertinacibus
sanguinis in cerebro congestionibus fugularis venae Sectio". Er liess sich dann
als praktischer Arzt in Paris nieder, als welcher er sich besonders durch seine
grosse Menschenliebe und Wohlthätigkeit gegen die Armen auszeichnete. Später
erlangte er die Licenz, an der Universität Vorlesungen zu halten und wurde
Docteur r6gent der medicinischen Facultät. Er starb am 10. April 1779. Sein
Hauptwerk ist betitelt: ^Notice des hommes les plus c4lhbreA de la Faculti de
mMecine en l'universitd de Paris, depuis 1110 jusqu^en 1750 inclusivement"
(Paris 1778). Es ist dies Werk eine Art von Fortsetzung und Supplement zu
dem 1770 erschienenen: „Eloge kistorique de la Faculti de mSd. de Paris"
und zu dem: „^loge historique de Vuniversit4 de Paris" (Paris 1770; 2. 6d.
1773) desselben Verfassers. H. ist ausserdem der Autor einer Reihe von Obser-
vations im Joum. de m^dec, so: „Sur une affection iliaque dont une femme
a it4 attaquee pendant sa grossesse" (Tome IV, 1756) — „Sur une pierre
trouv4e apres la mort dans la vessie d*un homme qui avait pris le remhle
saconneux vingt ans avant" (Ibid.) — „Sur un uJchre chancreux gudri au
sein dlun homme par un charlatan avec les funestes suites de cette gudrison"
(Ibid., Tome V, 1756) — „Sur un hoquet periodique" (Ibid. 1756) — „Sur
une rupture du coeur" (Ibid., Tome IX, 1758) — „Sur une hydropisie du
cerveau" (Ibid., Tome XII, 1760) — »Sur une rdtention d'urine h la suite
d'vne cottche et d'un lait rdpandu sur la vessie" (Ibid., Tome XV, 1761) —
„Observ, singulihre sur une tumeur carcinomateuse; traitement de cette tumeur
94 HAZON. — HEBENSTREIT.
par la cigue; suites et conjectures relatives h ce iraitenient" (Ibid., Tome XVII,
1762) — „Obaerv^ttons sur lea bons effets du qumquina dans une petite-v^role
gangrineuse*' (Ibid., Tome XX, 1764).
Biogr. med. V, pag. 103—105. — Dict. bist. III, pag. 64—67. Pgl.
*Heatll, Christopher H., zu London, ist daselbst am 13. März 1835
geboren , studirte im King's College , war ein Schüler von Sir William Fergusson
und ist seit 1859 als Chirurg in London tbätig; er war Chirurg an der St. George's
und St. James' Dispensary, am West London Hosp., Assistant Surgeon und Docent
der Anatomie am Westminster Hosp., wurde 1875 Surgeon am üniversity College
Hosp. und Home Professor der Chirurgie bei gedachtem College, war Consulting
Surgeon am Dental Hosp. ; er ist zur Zeit Mitglied des Council und Court of
Examiners des Roy. Coli, of Surg., Honorary Fellow des King's College. Schriften :
fyA course of operative surgery"(lS76'j 2. edit. 1884) — „Manual of minor
surgery and bandaging, for the' use of house »urgeons, dressers and junior
practitioners^ (7. edit. 1883) — „Practical anatomy , a manual of dissections*^
(5. edit. 1881) — „Injuries and diseases of the jaws^^ (Jacksonian Prize Essay)
(3. edit. 1884) — „On the treatment of intrathoracic aneurism by the distal
ligature^ 1871) — „The studenfs guide to surgical diagnosis" (2*. edit. 1883);
ferner folgende bedeutendere Aufsätze : „Anatomy in relation to physic^ (London
Med. Review, 1862) — „A course of lectures on diseases of the breast^
(Lancet, 1871) — „A cours of lectures on diseases of the rectum^ (Ebenda
1873) — „Clinical lectures^ (Med. Times and Gaz. , 1874; Brit. Med. Journ.
1875 — 81; Medic. Examiner, 1876, 77) — „Gase of innominate aneurism^
(Lancet, 1865J — „On belladonna in surgical aßections" (Practitioner) u. s. w.
Ein „Dictionary of practical surgery^ ist für 1886 in Vorbereitung begriffen.
Red.
Hebenstreit, Johann Ernst H. , geboren am 15. Januar 1703 zu
Neustadt a. 0., bezog 1723 die Universität Leipzig, um Medicin zu studiren, und
zwar als Alumnus electoralis. Im Jahre 1728 wurde er Magister und Baccalaiireus
der Medicin, 1729 aber erwarb er nach Vertheidigung seiner Diss. : yyDe ixiribus
minerarum et mineralium medicamentosu^ die medicinische Doctorwürde. Während
der Jahre 1730 — 1733 machte er auf Befehl des Kurfürsten Friedrich
August n. eine naturwissenschaftliche Reise nach Afrika, trat nach der Rück-
kehr von derselben als Prof. ord. in die Facultät ein , deren beständiger Decau
er von 1747 bis zu seinem Tode, 5. December 1757, war. Seine wissenschaft-
liche und literarische Tbätigkeit war vorwiegend den Naturwissenschaften zuge-
wendet, obschon er auch mehrfache, die Medicin direct betreffende Arbeiten geliefert
hat, z. B. über die Art , Sectiouen anzustellen , über Venen , über verschiedene
Medicamente, de usu partium Carmen s. Physiologia metrica, de morbis carmeu,
Anthropologia forensis , de vulneribus dispositione vulnerati lethalibus, de limitibus
misericordiae in exercenda arte u. s. w. — Ein ausführliches Verzeichniss der Schriften
H.'s — zum grössten Theile akademische Gelegenheitsschriften — findet sich bei
Adelung; eine grosse Anzahl derselben sind auch in Haller's Bibliotheca chir.
(II, pag. 201) erwähnt. Winter.
Hebeustreit, Ernst Benjamin Gottlieb H., geboren zu Leipzig am
10. Februar 1753, wurde bei der dortigen Universität 1779 Magister legens,
1783 Doctor der Medicin, 1785 aber, nach seiner Rückkehr von einer wissen-
schaftlichen Reise durch Deutschland und Frankreich, a. o. Prof. der Medicin.
Die seit 1796 von ihm als Substitut des Prof. Pohl verwaltete ordentliche Pro-
fessur der Therapie wurde ihm 1801 definitiv übertragen. Im Jahre 1803 wurde er
Director des kön. klin. Instituts, starb aber schon am 12. December desselben Jahres.
Als von H. verfasste Schriften, welche, mit einer Ausnahme, sämmtlich zu Leipzig
erschienen sind, sind zu nennen: „De vegetatione hyeinali^ (1777) — „De
potulentorum cura in republica bene ordinata ad sanitatis leges componenda;
I
HEBENSTBEIT. — HEBERDEN. 95
sect, L de aqua" (1778) — „De corporum animalium fabrica animarum
facultatibus accammodata" (1778) — „Caussas humorum motum in plantis
commutantes recenset" (1779) — ^Ourae aanitatia publicae apvd veter es exempla;
DÜ8, I et II** (1779, 1783) — „De aquae natura aerea secundum recen-
tiorum chemicorum ^experimenta^ (1785) — „De doctrinae medicae amhitu"
(1785) — ;, lieber die Bestimmung unserer Beginge von der Lebenskraft durch
die Erfahrung" . (als Anhang zu Gardiner's Untersuchungen über die Natur
thieriseher Körper, 1786) — „Lehrsätze der medicinischen Polizeywissenschaft"
(1791) — „System der Wundarzneykunst für Feldwundärzte" (Wien 1791) —
jf Zusätze zu Benj: BelVs Abhandlung von den Geschvmren und deren Be-
handlung" (1793) — „Doctrinae physiologicae de turgore vitali brevis expo-
sitio" (1795) — „De uteri concretione morbosa" (1801). Ausserdem hat H.
noch eine Anzahl von Uebersetzungen ausländischer Schrifteu geliefert, von welchen
sich in Katsbk's Bttcherlezikon ein Verzeichniss findet.
Yergl. Christian Aug. Clarns: Memoria E. B. Gli. Hebenstreitii oratio habita
1830. Lips. 1833. Winter.
Heberden, William H., zu London, war daselbst 1710 geboren, begann
seine Studien daselbst und beendigte sie in Cambridge, wo er Doctor wurde,
während 10 Jahren die Praxis ausübte und gleichzeitig Materia medica lehrte.
Erst 1748 Hess er sich in London nieder, nachdem er 1746 Mitglied des Roy.
College of Physicians geworden , und war mehr als 30 Jahr lang einer der
bekanntesten Aerzte daselbst. 1759 wurde er Mitglied der Royal Society. Haupt-
sächlich auf seine Veranlassung begann das Royal College of Physicians seine
Verhandlungen u. d. T. : „Medical Transactions" von 1768 an zu publiciren imd
findet sich in den ersten drei Bänden desselben (1768, 1772, 1785) eine Reihe
von werthvollen Abhandlungen von ihm, z. B. über das Londoner Brunnenwasser
und dessen Reinigung, über Ascariden , über Nachtblindheit, über Windpocken,
hektisches Fieber; besonders bekannt geworden aber ist seine Abhandlung über
Angina pectoris: „Some account of a disordei- of the breast" und später:
„Letter concerning angina pectoris ; with a case and dissection" (1785); femer
Aber Leberkrankheiten, Nesselausschlag, die Schädlichkeit einiger Pilze, über
Masern. Auch in den Philosophical Transactions (1750, 69, 96) erschienen von
ihm einige Aufsätze, über einen sehr grossen menschlichen Stein, über einen
solchen, der von einer Frau ohne Hilfe entleert wurde, über Regenmengen, über
den Einfluss der Kälte auf die Einwohner London's. Aus der Sammlung der seit
dem Beginn seiner Praxis von ihm gemachten Aufzeichnungen begann er im Alter
von 72 Jahren seine Commentarien über die Geschichte und Behandlung der
Krankheiten zusammenzustellen, die ursprünglich lateinisch als : „ Cornmejitayni de
morborum historia et curatione^ (London 1802; Recudi curavit S. Th. Sömmering,
Frankfurt a. M. 1804; deutsche Uebers. von Jon. Friede. Niemann, Leipzig
1805), nach seinem Tode, der im Alter von mehr als 90 Jahren am 17. Mai
1801 erfolgte, herausgegeben, von seinem Sohne (s. diesen) in's Englische über-
setzt wurden. Seine gesammelten medicinischen Werke erschienen als: „Opera
medica. Becognovit, vitam, auctoris adjecit atque edidü L, H. Fr iedl ander**
in: „Scriptorum classicorum de praxi medica nonnullorum opera collecta" (Vol. X,
Leipzig 1831).
Biogr. m6d. V, pag. 111. — Dict. bist. III, pag. 73. — Mn n k , III, pag. 159. p gi
Heberden, William H. jun., zweiter Sohn des Vorigen, war zu London
am 23. März 1767 geboren, wurde 1795 in Oxford Doctor, erlangte im College
of Physicians die Würden als Fellow (1796), Censor (1799, 1808), Harveian
Orator (1809), Eleet (1823). Er wurde 1793 Physician des St. George's Hosp.,
gab diese Stellung aber 1803 auf. Von 1795 war er nacheinander Physician
Extraordinary und Physician in Ordinary der Königin und des Königs Georg III.
(1809) und schlug mehrmals die ihm angebotene Baronetwürde aus. Seine in
96 HEBERDEN. — HEBRA.
diese Zeit fallenden Schriften waren: „Observations on theincreaae and decrecLse
of different diseases in London^ particularly of the plague" (London 1801);
ferner eine Uebersetznng von seines Vaters berühmtem Werke: „Commentaries
on the history and eure of diseases" (1802) und: „Morborum puerüium epitame^
(London 1804; englische üebers. von J. Smith, London 1806, und vom Ver-
fasser mit einigen Zusätzen 1807; new edit. 1817). Dazu einige Aufsätze in den
Medic. Transact. of the College of Physicians in London (1813, 15) u. s. w. In
Folge des Todes seiner Frau im Jahre 1812 zog er sich ganz aus der Praxis
zurück, mit Ausnahme derjenigen bei Hofe, nahm seinen Wohnsitz in dem kleinen
Dorfe Datchet, Bucks , wo er 14 Jahre blieb, und, sich allein der Erziehung seiner
Kinder widmend, blos classische Studien betrieb. 1826 kehrte er eines seiner
Söhne wegen, der Medicin studiren sollte, nach London zurück, hatte aber das
Unglück, diesen und noch weitere Kinder durch den Tod zu verlieren. Indem er
jetzt Trost in der Religion suchte, gab er einige religiöse Schriften heraus. Er
starb am 19. Februar 1845.
'^ " M unk, II, pag. 457. — Callisen, VIII, pag. 228; XXVIH, pag. 423. G.
Hebra, Ferdinand Ritter von H., wurde am 7. September 1816 in Brunn
geboren, absolvirte die sogenannten philosophischen Glassen in Graz und vollendete
die medicinisehen Studien in Wien. 1841 zum Doctor promovirt, war er einige
Monate lang Assistent an der Lehrkanzel für Staatsarzneikunde, schrieb 1842
eine „Geschichtliche Darstellung der grösseren chirurgischen Operationen mit
besonderer Rücksicht auf Wattmann*s Operationsmethoden" (eine Buchhändler-
Speculation) , trat dann als Aspirant, später als Secundararzt in die von Skoda.
geleitete Abtheilung für Brustkranke, mit der eine Ausschlagsstation verbunden
war, ein. Aufmerksam geworden auf das Interesse H.'s für die sonst allgemein
vernachlässigten Hautkranken, übergab Skoda demselben die ganze Haut-
krankenabtheilung , deren Chef er nur formell blieb und regte ihn lebhaft zum
Studium der Dermatologie an. Indem H. sich zunächst über die vorhandene
Literatur informiren musste, hatte er eine schwere Arbeit vor sich. Wenn auch
in Wien kaum eine Lehre oder Kenntniss der Hautkrankheiten, ausser über die
acuten Exantheme, existirte, die Abtheilung des allgemeinen Krankenhauses als
sogenannte Krätzstation kaum beachtet und, abgesehen von zweimal wöchentlichen
Rundgängen der Aerzte, der Obhut eines Wärters übergeben war, so hatte es doch
schon lange, besonders in London (Willan, Bateman) und Paris (Alibert, Biett,
Cazenave, Rayeb) eine wissenschaftliche Dermatologie gegeben, die freilich nirgends
allgemeinere Geltung erlangt hatte. Wenn die Engländer, Allen voran Willan,
übersichtliche Gruppirung nach dem Systeme Plenk's (Ofen 1777) und manche
erkennbare Krankheitsbilder darboten, so war die Darstellung der Franzosen,
schon durch die ganz abweichenden Systeme der Einzelnen, viel complicirter und
die Schätzung des thatsächlich Gefundenen durch die stete Verquickung mit
theoretischem Raisonnement erschwert. Vollends hatte die deutsche Dermatologie,
die eben (1840) durch FaCHS, den Schüler Schönlein's, sich publicistisch geltend
zu machen suchte, durch Häufung und Neuschaffung von Terminis technicis, durch
naturphilosophische Auffassung der Hautkrankheiten die Verwirrung auf das Aeusserste
gesteigert. Während H. sich so durch einen Wust widersprechender Meinungen
und durch eine unglaublich verwickelte Nomenclatur hindurcharbeiten, Vieles lernen
und noch mehr vergessen musste, studirte er zugleich eifrigst in dem Buche der
Natur. Wenn auch von dem ungeheueren Krankenmateriale seiner Station die
meisten (im Jahre 1841 fast 2200 von 2700) Scabies hatten, so blieben doch
viele Hunderte, welche die mannichfachsten Exantheme zeigten und Namen und
Behandlung ihrer Krankheit erheischten. Die geniale Beobachtungsgabe des jungen
Mannes führte ihn bald zur Differenzirung vieler Hautkrankheiten, zu der Kennt-
niss ihres Verlaufs und zu der Einsicht, dass die bisherige humoral-pathologiscb
beeinflusste Therapie unzulänglich sei. H. hatte zunächst die Schulmeinungen, in
HEBBA. 97
denen er erzogen war, dass fast alle Hautkrankheiten dyakrasisehen Ursprunges
seien, dass in den Laxanzen, dem Antimon und anderen inneren Mitteln die Heil-
mittel gegeben seien, getheilt. Man nahm die meisten Aussehläge gleich dem
Secret äusserer Geschwüre und Fisteln für ein Excret des mit Schärfen über-
ladenen Blutes oder fUr eine günstige Ableitung aus inneren Organen; nach dem
„Yerschmieren'^ durch ärztliche Kunst oder dem Zurücktreten durch Erkältung u. A,
war Allgemeinleiden oder Erkrankung innerer Organe zu gewärtigen; ebenso
fürchtete man von dem Verschwinden lange bestehender nässender oder eiternder
localer Exantheme ein Leiden des an die Secretion gewohnten Organismus. Daher
mnsste das innerliche Grundttbel bekämpft, eyentuell das Exanthem wieder hervor-
gerufen oder für künstlichen Ersatz durch Fontanellen etc. gesorgt werden. —
Zur Prüfung dieser Ansichten begnügte sich H. nicht mit dem Ablesen der ihm
vorliegenden Schriftzeichen der Krankheiten, er nahm das pathologische Experiment
zu Hilfe. Indem er durch Einwirkung von Crotonöl und ähnlichen Eeizmitteln an
gesunder Haut Eczeme hervorrief, überzeugte er sich, wie diese verbreitetste und
wichtigste aller Hautkrankheiten durch rein örtliche Reize zu Stande kam und
durch rein örtliche Mittel geheilt werden konnte. Zugleich lernte er die Stadien
desselben kennen, die bis' dahin unter den mannigfaltigsten Namen aufgeführt waren.
Ebenso erwies H. durch üebertragnng der Krätzmilbe auf sich und Andere, dass
die als Allgemeinkrankheit und wegen ihrer Metastasen so gefdrchtete Scabies nur
durch diese Einwanderung hervorgerufen werde, dass eine Generatio aequivoca der
Milbe, an die er Anfangs selbst geglaubt hatte, nicht existire; dass über die
Haut hinaus keinerlei Einfluss des Uebels je stattfinde; dass durch die Tödtung
der Milben und ihrer Brut die directen Wirkungen, durch ebenfalls locale Eezem-
behandlung die secundären Folgen absolut getilgt würden. Auf die Resultate
dieser Experimente und auf die immer steigenden Erfolge localer Dermatiatrik
gestützt, konnte nun H. nach wenigen Jahren die dunklen Existenzen der psorisohen,
herpetischen, inipetiginösen Dyskrasien, die Metastasen im Sinne der damaligen
Versetzungslehre für Wahngebilde erklären; wenn eine Anzahl Hautausschläge
zweifellos durch Allgemein- oder Organleiden hervorgerufen seien, so seien die
meisten localer Natur und eine örtliche Therapie immer unschädlich, meistens
allein erforderlich und unentbehrlich. Neben zahlreichen Einzelarbeiten erschien
1845 , an Rokitansky's Systematik sich anlehnend , der ;, Versuch einer auf
pathologische Anatomie gegründeten Eintheilung der Havikrankheiten^ y ein
äusserst geschickt erfundenes und übersichtliches System, das bis in die letzten
Jahre hinein von den meisten Autoren mit geringen Aenderungen acceptirt wurde.
185^ begann die (1876 vollendete) Herausgabe des „Atlas der HaiUkrankheiten" ,
Text von H., Bilder von Elfingee und Heitzmann, eines bis heute in Bild und
Wort unübertroffenen Prachtwerkes. Der im Jahre 1860 erschienene erste Band
des Lehrbuches der Hautkrankheiten (3. Bd. von Vikchow's Handbuch der spec.
Pathologie und Therapie u. d. T. : „Acute Exantheme und Hautkrankheiten")
zeigte H. auf der Höhe seiner Schaffenskraft. In origineller eindringlichster Diction
wurden hier Erankheitsbilder von unverkennbarer Prägnanz, jedes scharf sich von
dem anderen abhebend, vorgeführt ; neue Species wurden unterschieden (so Liehen
ruber und scrophulosorum , Eczema marginatum); altbekannte anders abgegrenzt
(§0 Prurigo, Psoriasis); andere als Uebej^angsstadien erklärt und gestrichen (so
die Stadien des Eczem, des Erythema multiforme). Bei aller Reichhaltigkeit des
Inhalts zeigte so die Dermatologie eine einfache. Jedem zugängliche Form. Ebenso
ßcharf wie Bild und Verlauf der Krankheit , war die Behandlung differenzirt, die,
befreit von den Fesseln der Krasenlehre, sich als eine ungeahnt heilkräftige
erwies. An der Vollendung des Lehrbuches hat H. kaum noch Theil genommen
(der zweite Theil ist fast ganz von Kaposi geschrieben) ; aber es erschienen noch
zahlreiche Aufsätze von ihm, unter denen diejenigen über das Rhinosclerom und
das permanente Wasserbad hervorragen. Zum Studium der Lepra hatte H. 1852
eine Reise nach Norwegen gemacht; mehrere Male hatte er in späteren Jahren
Biogr. Lexikon. IIX. '
98 HEBBA. — HlilBBEABD.
die Spitäler von Paris und London besucht. — H. war 1845 zum Ordinarius
der nunmehr selbstständig gewordenen Abtheilung für Hautkranke ernannt
worden. 1848 wurde er Primararzt des allgemeinen Krankenhauses, 1849
ausserordentlicher Professor der Dermatologie und 1869 Ordinarius des Faches.
Wenn schon bei dem erstisn seiner Privatcurse (1842) hervorragende ältere
Aerzte als Zuhörer verzeichnet waren, so wuchs die Zahl der Schiller mit jedem
Jahre und bald war, unter Zudrang von Aerzten aus aller Herren Länder, Wien
zimi Mittelpunkt des dermatologischen Studiums geworden. In seinen von Be-
geisterung fttr Lehre und Studium seines Faches erfüllten , von gesundem Humor
gewürzten Vorträgen zeigte sich H. so originell, so überzeugend und so derb
zugreifend wie in seinen Schriften. In energischer Vertheidigung seines Denkens
und Handelns leugnete er jede Erkrankung durch Erkältung, die er eine beliebte
ätiologische Pandorabüchse, einen der Wissenschaft unwürdigen Gemeinplatz nannte ;
jede Nützlichkeit revulsiver Hautreize, die eine Ausgeburt der Oberflächlichkeit
alltäglicher Menschen seien. Aber neben solchen Seltsamkeiten lernten die Schüler
die klarsten Erankheitsbilder durch meisterhafte Schilderungen, durch Abbildungen
und durch Yorfahrung der entspreche^den Fälle selbst kennen und wurden mit
der ganz eigenartigen, immer wieder geprüften und vervollkommneten Therapie
vertraut gemacht. Die liebevolle Förderung, die H. allen seinen Assistenten und
arbeitslustigen Schülern angedeihen liess , die Liberalität , mit der er sein Kranken-
material auch solchen Docenten überliess, die ihm persönlich und in ihren Bestre-
bungen nicht sympathisch waren, Hessen ihn bald zum Gründer einer Schule werden,
die überall hin seine Lehre verpflanzte. Der immer breiter werdenden Strömung
physiologischer, experimenteller und histologischer Forschung gegenüber verhielt
er sich nach kurzer Hingabe in jungen Jahren passiv, fast kühl, und die hierher
gehörigen Arbeiten Vieler aus seiner Schule möchten wohl kaum auf seine An-
regung zurückzuführen sein ; aber in klinischen Fragen blieb er Zeitlebens Meister
und Vorbild, zu dem alle Jünger der mächtig aufblühenden Lehre von den Haut-
krankheiten mit Verehrung aufblickten. Wenn Willan, Biett u. A. vor ihm die
dermatologische Wildniss gelichtet hatten , so waren deren Wege wieder dem Ver-
falle nahe. H. hat eine nachhaltige Reformation hervorgerufen. Durch seine
unvergleichliche Gabe der Natürbeobachtung und Naturbeschreibung hat er einen
sicheren Grund gelegt, auf dem alle spätere Forschung frei erblühen konnte. Indem
er den Bann humoral-pathologischer Doctrinen löste, bildete er eine einfache und
sichere Behandlungsweise aus, die durchweg den Stempel seines Gehius trug.
Durch selbstlose Hingabe an seinen Lehrberuf wurde er Gründer einer Schule,
die, seinen Bahnen folgend, dieselbe erweiterte und vertiefte. Er starb am
5. August 1880.
Das vollständige Verzeichniss von H.'s Schriften findet sich bei Au spitz, Viertel-
jahrschr. für Dermat. n. Syph. 1880. Casparv.
*Hebra, Hans Ritter von H., Sohn des Vorigen, zu Wien am 24. Mai
1847 geboren, bildete sich daselbst unter Leitung seines Vaters und der anderen
gleichzeitigen Universitätslehrer aus und wurde 1870 promovirt. Als Privatdocent
habilitirte er sich 1876 und wandte sich sofort den Specialf^chem der Dermatologie
und Syphilidologie zu, die er mit Arbeiten in der Vierteljahrschrift f. Derm. u.
Syph., in der Wiener med. Wochenschr^i den Wiener med. Jahrbb., Wiener med.
Blättern (1875 — 1881) bereicherte. Auch veröffentlichte er in den Mittheil, aus dem
embryol. Institut einige die Haut betreffende Arbeiten und ein „Kurzgefasstea
Lehrbuch der Hatitkrankheiten** (Braunschweig). Wem ich
H6br6ard, Fran^ois H. , zu Lyon, wurde 1803 in Paris Doctor mit
der These: „Essai sur les tumeurs scrophuleuses^ (Nouv. 6dit- 1810), war
darnach zweiter Wundarzt am Hospice von Bicetre und später Chefarzt am Hospital
zu Lyon. Ausser einer Anzahl von Aufsätzen in den M^m. de la Soc. d'6mulation
de Paris (T. 1), dem Bullet, des sc. mM. (T. I), dem Journ. de mfed. de Corvisaät
HEBB^ARD. -<- HEOK« 99
(1806), dem Ballet, de la Soc. philomat. (1808), Leboüx, Journ. de mM. (1812,
16, 17), namentlich ttber Hepatitis, Lähmungen, Gehirn-Tumoren u. s. w. führen
wir besonders an: „Mdm, sur la gangrbne; couronnS par la Soc, de m4d, de
Paris'* (Skdillot's Journ. g6n. de m6d., 1809) — „Obaervations sur la fihvre
corUagteuse qui a rdgnS h Vhoapice de Bicetre et aux environs ... de 1814^
(Bibl. m6d. 1814) u. s. w.
Callisen, Vm, pag. 230; XXVIII, pag. 423. G.
Hechel], Friedrich Bogumir H. , geboren 1795 zu Wilna, studirte
daselbst zuerst Philosophie, dann Medicin und wurde 1818 promovirt; drei Jahre
später unternahm er eine lange Studienreise, durchzog Deutschland, Italien, Frank-
reich, England, Holland, Dänemark, Schweden, verweilte selbst in Lappland ; nach
der Heimath zurückgekehrt, wurde er 1835 Professor in Erakau, wo er Geschichte
der Medicin, medicinische Polizei und gerichtliche Medicin lehrte; er starb um
7. Mai 1851 zu Gräfenberg. Seine theils historischen, theils gerichtlich-medicinischen
Arbeiten sind in polnischen Fachblättern veröffentlicht worden (1821 — 1845); die
Universitätsbibliothek zu Erakau besitzt zehn von ihm hinterlassene Manuspripte,
darunter eine „Historia medtcinae et chirurgide nee non morborum popularium^,
verfasst in den Jahren 1845 und 1846 und eine polnische üebersetzung von
Haeseb's Geschichte der Medicin. K. & P
* Heohenberger , Johann Georg H. , Tiroler Arzt, schrieb: „Colo-
cynthologte oder Beobachtung über die . . . Heilkunst der Golocynthis nebst
praktischen Ansichten über die Psychtatrik** (Innsbruck 1840) — „Hygiea
Tirols, oder Belehrung über einige.,, Fehler in der Gesundheitspflege*^
(3 Tble., Ebenda 1841, 46, 50) — „ lieber ^eine toichtige Nosologie und Therapie
der exsudativen Äugenhaut- Entzündungen** (Ebenda lß42) — yyOrundriss zu
einem Organon der spedflschen Seelenheilkunst, vorzüglich für die Landpraxis
gemeinjasslich dargestellt^ (Wien 1841) — ;, Ueber die drei Orundleiden der
jetzigen Menschheit** (Ulm 1857) — „ Ueber die Heilkräfte des Schwefelwassers
zu Unterladis** (Innsbruck 1859). Er lebt als pensionirter Districtsarzt in Wilten
bei Innsbruck.
v. Wurzbach, VIII, pag. 184. G.
Hechte], JohannLeonhardH., zu Hof in Franken , war am 23. August
1666 zu Culmbach, als Sohn des dortigen Stadtchirurgen LeonhardH., geboren,
studirte in Jena und Basel, erlangte in Jena 1690 die Doctorwürde , wurde
Pestilentiarius am Lazareth zu Regensburg, dann aber Adjunct des Stadtphysicus
in Hof, wo er sich durch die Untersuchung des Schönwalder Sauerbrunnens und
dorch seine Versuche mit dem Stebener Wasser bekannt und verdient machte.
Ausser einigen Dissertationen und Gedichten , waren seine Schriften folgende ;
„Wahrhafter Bericht von verschiedenen Horizontal- und Principal- Pillen y wie
solche , . . den Hohen und Niederen zu Diensten stehen^ (Hof 1708 , 4.) —
„Vom Schönwalder Sauerbrunnen** {111b) — „Acidulae Stebenses . . . oder
Beschreibung des Sauerbronnen zu Steben u. s, w.*^ (Hof 1722) — „Historia
pesfis saecularis Curiana^ oder historische Pestbeschreibung ^ wie die Pest
in dreien Seculis oder Jahrhundert in der Stadt Hof gewütet, u, s, w,*^
(Ebenda 1723, 4.).
Fikenscher, Gelehrtes Bayreuth. Bd. IV, pag. 309. Gr.
Heck, Johannes H., wurde 1577 in Deventer geboren, studirte in seinem
Geburtsorte und verfasste schon 1596 als Student ein „Liber de regimine sanitatis
eorum, qui studio literarum incumbunt** , das als Handschrift in der Bibliotheca
Boncompagni bewahrt geblieben ist. Darauf zog er nach Perugia, wo er am
6. August 1601 zum Doctor „in artibus et medicina" promovirte. Im folgenden
Jahre etablirte er sich auf Verlangen des Herzogs 0 r s i n i als Arzt in Scandriglia.
1603 verwundete er seinen CoUegen Renier Casolini, mit welchem er in Feindschaft
7*
100 - HECK. — HECKEB.
lebte, tOdtlieh im Zweikampf und wurde naeb Rom gesandt, docb bald freigesprocben.
Hier machte er die Bekanntschaft des Marquis Gesi, der Grafen de Filiis und
Franz Stell uti und am 17. August 1603 stiftete er mit diesen einen wissen-
schaftlichen Verein, der als „Accademia dei Lincei'^ bekannt geworden ist. 1604
der Ketzerei beschuldigt, üüchtete er durch Italien und Frankreich nach England,
von wo er nach Deventer zurückkehrte. Seiner ausserordentlichen Reizbarkeit
wegen wurde er jedoch yerbannt, reiste durch Deutschland und Oesterreich nach
Prag, wo er mit Tycho Brahe und Kbplek wirkte (schon 1602 hat er eine
Abhandlung: „De neglecta sidetali scientia'^ veröffentlicht), später nach Parma
und kehrte 1606 nach Rom zurück. 1608 zog er aus Furcht vor neuer Ver-
folgung nach Madrid , wo er' die ärztliche Praxis ausübte (^^Vivo medicus puM-
langulus, urini cernulus, ex labore manuum mearum^') imd sich mit Botanik
und Historia naturalis beschäftigte. Nach wiederholten Reisen kam er 1614
wieder nach Rom, war in wissenschaftlicher Berührung mit Galilei und Colonna,
jüngeren Mitgliedern der Accademia dei Lincei, doch wurde er am 24. März
1616 als wahnsinnig aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Wann er starb, ist
unbekannt. Er schrieb Viel, das meist nur handschriftlich aufbewahrt geblieben ist,
wie yyGeata Linceorum** (1606) und eine nach Lancisi vortreffliche Abhandlung :
„De fuhgis.*^ Gedruckt kennt man allein zwei äusserst seltene Bücher von ihm:
„DisptUatio unica de peste et quare praectpue grassetur tot ab hinc annis tn
Belgi'o, cum descripttone electuarii lAncei** (Deventer 1605) und „De nova
Stella dtsputaido Jo, Heckii Lyncaei Daventriensts philoaophiae et medicinae
doctorls^ (Rom 1605). Das einzig bekannte Exemplar des ersteren findet sich
in Amsterdam, in der Bibliothek der „Neederl. Maatschappij voor Geneeskunde'^,
das des zweiten in Rom.
Dom. Carutti, Reale Accademia dei Lincei, anno CCLXXIV (1876—1877).
C. E. Daniels.
Hecker, medicinische Professoren in drei Generationen. — August
Friedrich H., Professor der Medicin an der Universität zu Erfurt und später
in Berlin, geboren am 1. Juli 1763 zu Kitten (bei Halle), studirte Medicin in
Halle und erlangte hier die Doctorwürde 1787 mit der: „Dias, qua morbum
syphiliticum et scrophulosam unum eundemque morbum esse evincere conatur."
Nachdem H. einige Jahre als praktischer Arzt in Frankenhausen (a. d. Wipper)
thätig gewesen, erhielt er 1790 einen Ruf als Professor Ordinarius nach Erfurt
und 1805 in gleicher Eigenschaft an das Ck)llegium medico - chirurgicum nach
Berlin zugleich mit dem Titel eines Hofraths. Er starb in Berlin am 11. October
1811. H. hat als Schriftsteller auf allen Gebieten der Medicin eine, überaus
umfangreiche Thätigkeit entwickelt. Seine Schriften zerfallen in drei Gruppen,
nämlich in die meist gründliche und wohlgeordnete Compilationen darstellenden
Hand- und Lehrbücher über verschiedene Zweige der Medicin, so seine: „Therapta
generalis oder Handbuch der allgemeinen Heilkunde^ (Berlin 1789; 1794),
ferner : ;, Therapia generalis chirurgica oder Handbuch der allgemeinen chirur-
gischen Heilkunde für angehende Aerzte und Wundärzte^ (Erfurt 1791) —
„Grundriss der Physiologia pathologica oder Lehre von dem Bau, der
Mischung und den Verrichtungen des menschlichen Körpers und seiner Theüe
in widernatürlichem Zustande" (Halle 1791 bis 1799; 2 voll.) — „Beytrag
zur Kenntniss d^r Krankheiten der Gelehrten" (Erfurt 1791) — „Diss. de
exanthemate miliari et pemphigo" (Ebenda 1791) — „Theoretisch-praktisclie
Abhandlung über den Tripper, ein Versuch zur Vereinigung der Meinungen
der Aerzte über diese Krankheit" (Leipzig 1787) — „Deutliche Anweisung,
die verschiedenen Arten des Trippers genau zu erkennen und richtig zu
behandeln" (Erfurt 1802; französisch Paris 1811) — „Kunst, die Krankheiten
der Menschen zu heilen nach den neuesten Verbesserungen in der Arzney-
Wissenschaft" (Erfurt 1804, 2 voU.; Ebenda 1805; 1809; 1813 bis 1814,
4 voll.) — „ Ueber die gegenwärtigen Verhältnisse der ausübenden Heilkunde
HECEER. 101
eu ihrer Theorie'' (Ebenda 1805) — „Kurzer Abriss der Pathologie und
Semotücy zur Grundlage seiner Vorlesungen beim Collegio med.-chirurg, zu
Berlin entworfen" (Berlin 1806) — „medicinisch - praktisches Taschenbuch
für Fddärzte und Wundärzte teutscher Armeen'^ (Ebenda 1806; 1814) —
j, Anleitung zum zweckmässigen Gebrauche der einfachen und zusammengesetzten
Ärzneymittel, welche in der Pharmacopoea castrensi Borussca enthalten sind^
(Ebenda 1806) — „ Wodurch reift die Chirurgie dem Grade ihrer gegen-
mrtigen Vollkommenheit entgegen?'' (Ebenda 1806) — „Ueber die Nerven-
fieber, welche in Berlin im Jahre 1807 herrschten^ nebst Bemerkungen über
die reitzende, stärkende und schwächende Curmethode" (Ebenda 1807) —
„Äbriss der Pathologie und Semiotik, der Therapie und der Chirurgia medica"
(Ebenda 1808) — „Ueber die Natur und Heilart des Faulßebers nebst Be-
merkungen über einige Verschiedenheiten. JEÜntheilungen und Curmethoden der
Fieber überhaupt'' (Ebenda 1809) — ^ Ueber die Entzündung im Halse und
die Angina polyposa*' (Ebenda 1809) — „Gedanken über die Natur und
Ursache des Weicliselzopfs" (Erfurt 1810; 1812) — „Von den Krankheiten
mit dem Scharlachaitsschlag" (Leipzig 1810) — „ Von Wirkungen und Erfolgen
der Heilmittel'' (Ebenda 1810) — „Praktische Arzneymittellehre'' (Erfurt 1814) —
ffLexicon medico - theoretico - practicum reale oder allgemeines Wörterbuch der
gesammten theoretischen und praktischen Heilkunde'* (Wien, Erfurt und Gotha
1816 — 18; nur bis zum Buchstaben F gediehen) — „Vollständiges Handbuch
der Kriegsarzneykunde^ (Gotha 1816; 2 voll.). In eine zweite Gruppe gehören
H.'s nicht unbedeutende historische Schriften : ;, Tabellen über die Geschichte der
Medicin" (Erfurt 1791) — „Allgemeine Geschichte der Natur- und Arzney-
künde'* (Leipzig 1793) — „Die Heilkunst auf ihren Wegen zur Gewisskeit
oder die Theorie^ Systeme und Heilmethode von Hippokrates bis auf unsere
Zeiten" (Berlin 1808; Erfurt 1815, 1819), letztere eine kurze, aber treflfende
und klar geschriebene Darstellung der einzelnen Hauptsysteme der Medicin, zu-
gleich kritisch-polemisch gegen die damals vorherrschende Erregungstheorie und
SOHBLLiNO'sche Naturphilosophie gerichtet. Endlich sind als dritte Gruppe H.'s
periodisch herausgegebene Schriften zu nennen: „Auswahl der medicinischen
Aufsätze und Beobachtungen aus den Nürnbergschen gelehrten ürUerhand-
lungen" (Halle, I, 1787; II, 1788) — „Archiv für die allgemeine Heilkunde*'
(Berlin, I, 1790; II, 1792) — „Neues Archiv für die allgemeine Heilkunde"
(Leipzig 1793) — „Magazin für die pathologische Anatomie und Physiologie"
(Altena 1796) — „Archiv für die allgemeine Heillamde" (2 Bde., Berlin 1799)
— „Kritische Jahrbücher der Staatsarzneykunde für das neunzehnte Jahr-
hundert" (2 Bde., Ebenda 1806 ; 1808) — „Erste Sammlung kleiner Schriften
für die theoretische und praktische Heilkunde" (Ebenda 1809; 2. Aufl. Erfurt
1812) — „Journal der Erfindungen, Theorien und Widersprüche in der ge-
dämmten Natur- und Arzneiioissenschaft-' (11 Bde., 1798 — 1809) — „Annalen
der gesammten Medicin als Wissenschaft und Kunst zur Beurtheilung ihrer
neuesten Erfindungen, Theorien, Systeme und Heilmethoden" (3 Bde., Berlin
1810—11).
Biogr. m6d. V, pag. 112. — Dict. bist. III, pag. 75—78. — AUg. Deutsche Biogr.
XI, pag. 207. Pgl.
Becker, JustusFriedrichKarlU., berühmter medicinischer Historiker
imd Epidemiograph , als Sohn des Vorigen am 5. Januar 1795 in Erfurt geboren,
siedelte 1805 mit seinem Vater nach Berlin über, bezog 1812, nachdem er das
Gymnasium hier absolvirt hatte, die Universität zum Studium der Medicin, unter-
brach aber 1813 seine Studien, um als Freiwilliger den Freiheitskrieg mitzu-
machen, nach dessen Beendigung er in Berlin seine Studien wieder aufnahm.
Er promovirte hier 1817 mit der Diss. : „Antiquitates hydrocephali , addita
hydrocephali intemi chronici feliciter sanati historia" und habilitirte sich
bereits am 15. November desselben Jahres als Privatdocent bei der Berliner
102 HEGKER.
medicinischen Facultät mit der Schrift: „Sphygmologiae Galenicae specimen*',
die von der erfolgreichen Beschäftigung H.'s mit der historischen Seite der
medicinischen Wiseengchaft Zeugniss ablegte. 1822 gab er den ersten Band seiner
classiseh geschriebenen und durch Grossartigkeit in der Anlage ausgezeichneten
„Geschichte der Heilkunde" heraus, durch die sich H. als einer der geistreichsten
Forscher auf dem Gebiete der Geschichte der Medicin documentirte und die ihm
die ausserordentliche Professur für diesen Lehrgegenstand verschaffte. 1827 wurde
H. zum Mitglied der Ober - Examinationscommission , 1834 zum Prof. ord. für
Geschichte der Medicin ernannt, welche Stellung er bis zu seinem am 11. Mai
1850 erfolgten Tode behielt. H. muss durch seine gleich zu nennenden epidemio-
logischen Schriften als eigentlicher Begründer der „historischen Pathologie" be-
zeichnet werden und hat durch die Schöpfung dieser Disciplin sich ein unver-
gängliches Verdienst um die Medicin erworben. Den Gedanken einer historischen
Pathologie hatte bereits Hensler vor ihm angedeutet. H. aber war der Erste,
der ihn ausgeführt und wie Hirsch in einer Biographie desselben (AUg. Deutsche
Biogr. XI, pag. 212) sagt, „der seinen Blick über die engen Grenzen dessen,
was man bis dahin Geschichte der Krankheiten genannt hatte, erhoben, der aus
den bisherigen Untersuchungen , welche sich in dem beschränkten Kreise des
pathologischen Geschehens und Werdens bewegten, herausgetreten, der die Be-
ziehungen dieser einen — pathologischen — Seite des Lebens zu dem ganzen
Leben der Menschheit und zu der ihn umgebenden Natur in 's Auge gefasst und
der somit die Volkskrankheiten als das Product einer zahlreichen Reihe von
Factoren aufzufassen gelehrt hat, welche ebenso in den wechselnden physischen
und psychischen Stimmungen des Menschen selbst , wie in den wechselnden Ge-
staltungen des politischen und socialen Lebens, in dem Einflüsse atmosphärischer
und tellurißcher Bewegungen gegeben sind." H.'s erste bedeutende Arbeit auf dem
Gebiet der historischen Pathologie war die Schrift: „Der schwarze Tod im
14, Jahrhundert, Ein historischer Versuch^ (Berlin 1832; englisch London
1833); dann folgte: „Die Tanzwuth, eine Volkskrankheit im Mittelalter, Nach
den Quellen für Aerzte und gebildete Nichtärzte bearbeitet" (Berlin 1832;
englisch London 1835; französisch in den Annal. d*hygiöne publ. October 1834;
italienisch Florenz 1838). 1834 erschien: „Der englische Schweiss. Ein ärzt-
licher Beitrag zur Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts" (englisch London
1836; italienisch Venedig 1835), wofür Verfasser die kgl. preuss. goldene Medaille
für Kunst und Wissenschaft erhielt. Dann folgte: „De peste Antoniniana com-
nientütio** (Ebenda 1835; deutsch Ebenda 1835); ferner: „Die Pest in Moskau
in den Jahren 1770 — 71" (Ebenda 1838) — „Die Kinderfahrten, eine historisch-
pathologische Skizze" (1845) — „ Ueber Symjjathien" (1846) — „ Ueber Visionen,
eine psychologische Studie zur Geschichte der Jeanne d'Arc" (1848). Auch
in der 1829 erschienenen: „Geschichte der neueren Heilkunde" findet sich eine
historisch-pathologische Darstellung der Volkskrankheiten in den Jahren 1770 bis
1772. Sämmtliche zur Geschichte der Krankheiten des Mittelalters gehörigen,
oben genannten Schriften H.'s sind von Hirsch gesammelt und in erweiterter
Bearbeitung u. d. T. : ^Die grossen Volkskrankheiten des Mittelalters" (Berlin
1865) herausgegeben. Von sonstigen Schriften H.*s sind zu nennen zunächst die
eigentlich historischen: y^Geschichte der Heilkunde, Bd. II (vom 3. bis 14, Jahr-
hundert) mit einer chronologischen Uebersicht des 1. und 2. Bandes" (Berlin
I820j — „Hippocratis aphorismi ad optimorum librorum fidem accurate editi"
(Ebenda 1822) — „ Pi^axago ras und Aristoteles* physiologische und anatomische^
Ansichten" (Hufeland's Journ. d. Heilkunde, Bd. LIV, 1822) — „Ueber die
römische Medicinalverfassung" (Ibid., November 1822) — „Ueber das früheste
Vorkommen der Hydrophobie beim Menschen*" (Graefe und Walther's Jqurn.
d. Chirurg., Bd. II, 1821) — „Oribasius, der Leibarzt Julian* s" (Hecker's
literarische Annalen der Heilk., Bd. I, 1825j — „Die Pest im 6'. Jalirhundert"
(Ibid., Bd. X, 1828; — „Die Lehre vom Kreislauf vor Harvey" (Ibid., Bd. XIX,
HSCKEB. 103
1831), ferner eine groBse Anzahl historischer Artikel im Berliner encyclopädisehen
Wörterhneh der medicinischen Wissenschaften und in Rüst's Handbuch der Chirurgie^
dwn die Zeitschrift: „Literarische Annalen der gesammten Heilkunde*' (33 Bde.,
1825 — 36). Oemischten Inhalts sind und meist auf praktische Medicin beziehen
sich die übrigen Schriften H.'s : ;, Würde der Heilkunde und Werth der QeLehr^
samkeit für den Arzt"* (Rede am 27. Stiftungstage des kgl. medicinisch-chinuv
gischen Friedrich Wilhelms - Instituts , 1821) — „Orundsätze für das wahre
Fortschreiten der Heilkunde^ (Rede, aus gleichem Anlass 1828 gehalten) —
^Jo. Bapt. Burserii de K^anilfeld Institutiones medicinae practicae*'
(Lipsiae 1826 , 4 voll.) — „ Wasserkopf behandelt und geheilt*' (Hüfeland's
Joum. d. Heilk., Bd. XLIV, 1817) ^Beiträge zur semiotischen Pulslehre*' (Ebenda,
Bd. LIX, 1824) — „Die Graf ersehe Beinbrtichschwebe*' (Grafb und Waltheb's
Joum. d. Chir., Bd. IV, 1822) — „Mittheilungen vermischten Inhalts'' (Ebenda
1822) — „Allgemeine Lehrsätze über die inneren Wirkungen der Arznei-
mittel*' (Ebenda, Bd. V, 1823) — ;, Versuch einer neuen Ansicht der semio-
tischen Pülslehre*' (Horn's Archiv für med. Erfahr., 1821, Bd. I) — „Veber
die Einsaugung als pathologisches Princip" (Ebenda, 1825, Bd. II), ferner zahl-
reiche andere Aufsätze in seinen Annalen der Heilkunde, im HüFELAND'schen
Journal, in der preuss. med. Yereinszeitung etc. etc.
Allg. Deutsche Biogr. Xl, pag. 211. — Haeser, Gesch. d. Med. II, pag. 1092 und
1096. — Callisen, VIII, pag. 235—240; XX VIII, pag. 424—428. p^j
Hecker, Karl von H. , einziger Sohn des Vorigen, war am 8. Mai
1827 in Berlin geboren. Dem Studium der Medicin widmete er sich in Berlin
und Heidelberg, wurde an ersterer Universität 1848 zum Doctor promovirt und
war zu seiner weiteren Ausbildung 1849 — 50 in Paris und Wien. Im darauf-
folgenden Jahre wurde er Assistent von Busch in Berlin und habilitirte sich an
der Universität daselbst 1853 unter Vorlage einer Diss.: „De retroversione uteri
gravidi," Im Jahre 1858 wurde er' als ordentlicher Professor der Geburtshilfe
nach Marburg berufen , ein Jahr später folgte er von dort einem Rufe als Professor
desselben Faches nach München. Gleichzeitig auch als Director der Gebäranstalt
und der Ej-eis-Hebeammenschule dort angestellt, fühlte er sich in dem seinen gründ-
lichen Kenntnissen entsprechenden erweiterten Wirkungskreise bald heimisch. Der
noch junge geist- und gemüthreiche Gelehrte fand auch nicht nur bei den medi-
emischen. Collegen, sondern in den weiteren wissenschaftlichen und geselligen
Kreisen Münchens die freundlichste Aufnahme und verlebte eine Reihe glücklicher
Jahre in an Erfolgen reicher Thätigkeit als Lehrer^ Arzt und Schriftsteller auf
dem Gebiefe der Geburtshilfe, Gynäkologie und Staatsarzneikunde. Unter seinen
Veröffentlichungen sind zu nennen: „Beiträge zur Lehre von der Schwanger-
schüft ausserhalb der Gebärmutterhöhle*', mit welcher Schrift er sein Lehramt
in Marburg inaugurirte. Sein bedeutendstes Werk, die von ihm mit v. Bohl
gemeinsam im Jahre 1861 herausgegebene „Klinik der Geburtskunde" hat
wesentlich zur Befestigung der wissenschaftlichen Grundlage der Geburtshilfe bei-
getragen. Eine weitere grössere und werthvolle Arbeit erschien von ihm im Jahre
1881: „Beobachtungen und Untersuchungen aus' der Gebäranstalt München^
umfassend den Zeitraum von 1859 — 187 9." Dieselbe stützt sich auf mehr als
17.000 Geburten, ein Beobachtungsmaterial, welches, von einer Hand bearbeitet,
kaum ein zweites Mal in der Literatur vorhanden ist. Seine letzte Arbeit:
„Statistisches aus der Gebäranstalt München*' stellt eine erweiterte tabellarische
Uebersicht über die Frequenzverhältnisse bei den verschiedenen Fruchtlagen und
Gebnrtsanomalien vom 1. Juni 1859 bis 31. Mai 1882 dar und findet sich im
Aehiv für Gynäkologie, Bd. XX, Heft 1, dessen Mitredacteur er war. Ausserdem
wurden von ihm noch zahlreiche kleinere statistische Arbeiten, Aufsätze in ver-
schiedenen Zeitschriften und Jahresberichte veröffentlicht. Eine anerkannte Thätig-
keit entwickelte er auch als Mitglied des Medicinal-Comitös , dessen Gutachten er
104 HECKEB.
oft in öffentlichen Schwurgerichtssitznngen vertrat. Auch hat er die bei dem Tode
des ausserordentlichen Professors Dr. Ernst Büchnbb nothwendig gewordene, noch
nicht druckreife 2. Auflage des: „Lehrbuches der gerichtlichen Medicin^ seines
genannten CoUegen vollendet und herausgegeben. Als Mitglied des Ober-Medicinal-
ausschusses, zu dem H. im Jahre 1865 ernannt wurde, hatte er ebenfalls Gelegen-
heit, sein umfassendes Wissen zu verwerthen; doch lag der Schwerpunkt seiner
Thätigkeit im Lehramt. Es waren namentlich seine theoretischen Vorlesungen,
welche durch GrUndlichkeit, lichtvolle Daistellung und Formvollendung die Zuhörer
in hohem Masse anzogen und fesselten. Sein offener Charakter und sein männ-
liches Benehmen errangen ihm die ungetheilte Zuneigung der akademischen Cor-
poration, an deren Spitze er im Jahre 1874/75 das Rectoramt verwaltete. Leider
hat frllh ein neuralgisches Jjeiden den kräftig gebauten Mann in seinem Wirken
gehindert und seine Haare vor der Zeit gebleicht. Mit grosser Willensstärke kämpfte
er gegen dasselbe und milhte sich mit Aufopferung seiner Kraft ab, seinen
mannigfaltigen Obliegenheiten gerecht zu werden. Am 14. December 1882, als
er eben seine Vorlesungen beendet und sich, heimgekehrt, zu kurzer Ruhe nieder-
gelassen hatte, nahte sich dem Schlummernden der Todeseugel und löschte mit
sanftem Hauche die Lebensflamme aus.
Amann im Aerzlichen Intelligenzblatt. 1833, Nr. 4, pig. 33/ — Chronik der Ludwig-
MaxiRiillans-Universität für das Jahr 1882/83, pag. 7, F. Seit z.
Hecker, Karl Friedrich H., zu Freiburg im Br., war am 5. November
1812 zu Eichtersheim in Baden geboren, als jüngerer Bruder des aus der badischen
Revolution bekannten Friedrich Karl Franz H. , studirte von 1830 an in
Heidelberg Medicin, bestand daselbst 1835 die Staatsprüfung und machte zu seiner
weiteren Ausbildung Reisen nach München und Paris. 1836 habilitirte er sich
als Docent für Chirurgie und Augenheilkunde an der Universität Freiburg mit
einer Schrift über „Die Indicationen der Steinzertrümmerungsmethode'* und
wurde 1839 zum Prof. e. o. ernannt. Nach dem Tode von Kael Joseph Beck
hielt er interimistisch, in Gemeinschaft mit Ion. Sckwöber, die chirurgischen
Vorlesungen und assistirte in der Klinik. Während er mit Stromeyee, der 1842
die Leitung der chirurgischen Klinik übernommen hatte, wissenschaftlich im besten
Einvernehmen wirkte, trennte sie die verschiedene politische Anschauung. Besonders
trat dieser Gegensatz im Jahre 1848 hervor, in welchem H.'s oben genannter
Bruder eine so hervorragende Rolle spielte. Nach Stromeyee's Berufung und
Uebersiedlung nach Kiel 1848 übernahm H. , zunächst provisorisch, die Leitung
der Klinik. Dieses Provisorium dauerte, hauptsächlich aus politischen Gründen,
eine Reihe von Jahren und erst 1855 wurde er Prof. ord. und definitiver Director
der Klinik. Nach langjährigem Leiden fand seine Lehrthätigkeit dadurch ein Ende,
dass er sich im Jahre 1871, durch sein Asthma am anhaltenden Sprechen ver-
hindert, pensioniren lassen musste. Sein Tod erfolgte jedoch an acuter Miliar-
tuberculose erst am 28. October 1878. Hinter einer dem Anscheine nach herben
und schroffen Aussenseite verbarg sich bei dem Manne, der durch körperliche
Erkrankung, Unglücksfälle und andere ungünstige Umstände viel gelitten hatte,
eine Herzensgüte, die seine näheren Bekannten und Freunde zu schätzen wussten.
Neben einer ausgedehnten praktischen Lehrthätigkeit hat H. auch einige literarische
Leistungen aufzuweisen, unter denen die wichtigsten, ausser der schon genannten
Habilitationsschrift, folgende sind : „Handbuch der Materia chirurgica** (1838) —
„Erfahrungen und Abhandlungen im Gebiete der Chirurgie und Augenheil-
kunde** (1845) — „Die Elephantiasis oder Lepra arabica** (mit 5 Taf., Imp.-
FoL, 1858) — ;, Ueber eingesackte Steine und fremde Körper in der Blase.
ProrectoratS'Programm^ (Freiburg 1861, 4.). Er war ausserdem eine Zeit lang
Mitarbeiter an Canstatt's Jahresbericht, veröffentlichte einen Bericht über die
chirurgische Klinik zu Freiburg in der Prager Vierteljahrschrift, u. s. w.
E. Gurlt iu AUgem. Deutsche Biographie. XI, pag. 213. Gurlt.
HECQUBT. 105
Hecquet, Philippe H., ein zn seiner Zeit durch Wissen, Frömmigkeit und
Vidschreiberei ausgezeichneter Arzt, war in Abbeville am 11. Februar 1661
geboren. Er ging im Alter von 17 Jahren nach Paris, studirte dort Anfangs
Theologie, wurde aber, angeblich durch den Rath seines Onkels, eines tüchtigen
Arztes, dazu bestimmt, im Jahre 1682 das medioinische Studium daselbst zu
beginnen. Im Juli 1684 erlangte er in Reims die akademischen Grade und schon
am 6. August desselben Jahres Hess er sich in das Collegium der Aerzte zu Abbe-
rille, seiner Vaterstadt, aufnehmen. Doch der Aufenthalt daselbst konnte ihm
Mangels ausgiebiger Hilfsquellen zur Fortsetzung seiner Studien auf die Dauer
nicht behagen. H. ging nach Paris zurück und wollte dort die praktische Lauf-
bahn fortsetzen, wurde aber daran durch ein Verbot der Facultät verhindert, so
dass er schon im Begriff war, wieder nach Abbeville abzureisen, als er 1688 einen
Ruf als Arzt einer religiösen Stiftung in Port-Royal-des Champs erhielt. Schliess-
lich gab H. dem Drängen seiner Freunde nach, kehrte abermals nach Paris zurück,
nahm im Alter von 33 Jahren 1694 von Neuem die medicinischen Studien auf,
erhielt 1696 die Licenz und 1697 den Doctortitel. Seitdem ehrte ihn die Facultät
als eines ihrer theuersten Mitglieder und übertrug ihm sogar 1712 das Decanat.
H.'s Ansehen als Praktiker stieg rapid. Später, zu Beginn des Jahres 1727, zog
er sich in ein Karmeliterkloster zurück, wo er den Rest seiner Tage in strenger
Askese verbrachte bis zu seinem Tode am 11. April 1737. H. gehörte zu den
latrophysikem. Seine zahlreichen Schriften sind meistens sehr weitschweifig gehalten ;
sie betreffen hauptsächlich die Verdauung ; andere Schriften sind gegen die Convul-
sionärs auf dem Kirchhofe des heiligen Medardus, gegen die Inoculation, zu deren
heftigsten Gegnern H. gehörte, gegen den Aderlass am Fusse und gegen die männ-
liche Geburtshilfe gerichtet. Wir lassen hier die Titel der Hauptschriften folgen:
jfExplication phyaique et mecanique des effets de la saignde et de la boüson dans
la eure des maladies etc,^ (Chamböry 1707) — „De Vinddcence aux hommes
S!accoucher les femmes et de F Obligation aux femmes de nourrir leurs enfants^
(Tr^voux 1708) — „Traitd des dispenses du careme*" (Paris 1708; 1709 ; 1715 ;
2 voll.) — „De la digestion des alimens e^c," (Ebenda 1710) — „De la
digestion des alimens et des maladies de Vestomac suivant le systhne de la
trituration on du broyemerd etc," (Ebenda 1712) — „De purganda medicina
a curarum, sordibus** (Ebenda 1714) — „Novus medicinae conspectus, ubi ex
sanguinis circuitus anomaliis secretionum errata etc, deducuntur** (Ebenda
1722, 2 voll.) — ^Traitd de la peste" (Ebenda 1722) — „Observations sur
la saignSe du pied et sur la purgation au commencement de la petite
virale etc.'* (Ebenda 1724) — „Rdflexions sur Vusage de Vopium etc.^ (Ebenda
1726) — „Remarques sur Vabus des purgatifs et des amers au commencement
et h la fin des maladies'' (Ebenda 1727) — „Le brigandage de la mSdecine
dans la manihre de traiter les pdtites vSroles et les plv^ grandes maladies par
rimAique, la saignSe du pied et le kermes miniral avec un traitd de la
meilleure manihre de traiter les petites vSroles par des rem^des et des obser-
vations tirSes de Vusage; etc,** (Utrecht und Paris 1733) — „Le naturabisme
des convulsions dans les maladies de VepidSmie convulsionnaire etc.'' (Solothum
1733) — „Le naturalisme des quatre requites" (1736) — „La m4decine
naturelle vue dans la pathologie vivante etc.'' (Paris 1736, 2 voll.).
Biogr. m6d. V, pag. 114—121. — Dict. hist. IIT, pag. 79—83. Pgl.
Hecquet, Clement H., zu Abbeville, warde als Sohn eines dortigen
berühmten gleichnamigen Arztes am 1. August 1704 geboren, war ein Neffe des
vorstehenden Philippe H., studirte in Paris unter Düvebney, Winslow, Ant.
und Bern, de Jüssieü, wurde in Abbeville Mitglied des College de mödecine, als
dessen Doyen er starb. Er machte der Pariser Sociötö royale de mödecine von
1776 — 1784 eine Reihe von interessanten Mittheilungen, hat aber sonst, ausser
einer einzigen Beobachtung (Hist. de l'Acad. roy. des* sc. , 1746), betreffcDd das
in Folge eines „maligüen Fiebers^^ stattgehabte Brandigwerden eines Fusses bei
106 HECQÜET. — HEDENUS.
einer Schwangeren, die ohne zu abortiren geheilt wurde, nichts publicirt. In den
letzten Jahren seines Lebens fast erblindet, starb er 1786.
Vicq-d'Azyr, Eloges. 1786, pag. 33. G.
Hedenborg, J o h a n H., schwedischer Arzt und berühmter Orient-Reisender,
geboren in Ost-Gothland 1787. Nach medicinischen Studien in Upsala, Stockholm
und Montpellier erhielt er die Doctorwürde in Upsala 1822. In Stockholm gründete
und leitete er unter der Oberaufsicht von Berzeliüs die erste Einrichtung einer
Anstalt für künstliche Mineralwässer, wui*de aber 1825 zum Arzt der schwedischen
Gesandtschaft in Constantinopel ernannt. Hier widmete er seine Zeit theils medi-
cinischer Praxis, theils dem Studium der Naturgeschichte, der Antiquitäten und
der orientalischen Sprachen. Um diese Studien fortzusetzen, begann er 1830 seine
grossen Keisen in Elein-Asien, Syrien und Palästina, dem griechischen Archipel
und Aegypten, welches Land er in allen seinen Theilen durchreiste. Er nahm
auch genaue Kenntniss von der damals Aegypten verheerenden Cholera und kehrte
nach 7 Jahren nach Schweden zurück, wohin er schon vorher seine werthvoUen,
nicht nur an Thieren, Gewächsen und Mineralien, sondern auch an ägyptischen
und griechischen Altei-thümern und Münzen, arabischen, türkischen, persischen
Handschriften etc. reiqhen Sammlungen gesandt hatte. 1833 reiste er wieder nach
Aegypten, Arabien und Sinai, besuchte auch 2 Jahre lang Nubien, Kordofan und
Sudan, sandte wieder reiche ethnographische und naturgeschichtliche Sammlungen
heim und erhielt die Würde eines Professors. Im Decennium 1840 liess er sich
auf Rhodus nieder, dessen Alterthümer er genau untersuchte und nach 12 Jahren
Studium beendigte er eine Geschichte dieser Insel sammt einem vollständigen Atlas.
Nach schweren wiederholten Unglücksfällen, aus welchen er nur mit Mühe sein
Leben rettete, aber sein Vermögen verlor, besuchte er wieder zweimal Schweden,
hielt sich w^ieder in Aegypten auf und zog 1863 nach Florenz, woselbst er 1865
starb. Unter seinen Schriften sind zu beachten: „Turkiska natianens seder bruk
och klädedrägier'^ (Stockholm 1839 — 42) — „Besä i Egypten och det tnre
Afrika^ (Ebenda 1843); in den Jahresberichten von B. F. Fbies an die schwed.
Akad. der Wissensch. : „Berättelse om en resa i Sennaar ^ (deutsch in Isis von
Oken, Jahrg. 1839); in der Zeitschrift Skandia, Bd. IX: „Om Egypten^ 9^09"
nosi^ — „Om tertiärbildningen pä Rhodos" (Ibid.); in der Zeitschrift Läsning
för bildning och nöje (Jahrg. II): „Grekiska inskrifter funna pä Rhodos^ ; in
den Verhandlungen des schwedischen ärztlichen Vereins, Bd. XII: „Om medtctnens
tillständ i Konstanttnopel" ; in Jahresbericht der Arbeiten des schwedischen
ärztlichen Vereines, 1826 : „Om sjukdomarnes rädande lynne och behandli'ng
% KoTistantinopel" ; in der Zeitschrift für Aerzte und Pharmaceuten, Bd. II: „Om.
turkwka huskurer,"
AV Istrand, Bruzelius, Edling, Neue Folge I, pag. 309. He den ins.
*HedeniU8, Per H. , geboren am 6. November 1828 zu Skara in West-
Gothland, studirte zunächst in Upsala und Stockholm, um sich alsdann Zwecks
speciell pathologisch-anatomischer Ausbildung nach Wien, Berlin und Würzburg
zu begeben. 1865 wurde er promovirt, 1859 Professor der Pathologie, der
Hygiene, sowie der Geschichte der Medicin an der Universität Upsala. 1876 wurde
er durch Uebertragung des Prorectorats , 1877 durch die Verleihung des Ehren-
diploms als Dr. philos. ausgezeichnet. Seit 1860 fungirt er ununterbrochen als
Vorsitzender des ärztlichen Vereins in Upsala. Neben vielen pathologisch-anatomischen
und hygienischen Aufsätzen, vorwiegend in „Upsala Läkareförenings Förhand-
lingar" (Bd. I — XVII), sind von seinen Schriften hervorzuheben: „John Hunt er,
medicinskt historiskt försök" (Upsala 1856) — „Om Opium i historiskt och
pharmacodynqmiskt afseende" (Daselbst 1859) — „07n den medicinska under-
vtsm'ngen i (Jsterrike och Frankrike"^ (Daselbst 1872). Wernich
Hedenus, Vater und Sohn, in Dresden. — Der Erstere, Johann August
Wilhelm H., war zu Langensalza am 11. August 1760 als Sohn eines Apothekers
HEDENÜS. 107
geboren-, erlernte die Pharmacie bei seinem Vater und die Chirurgie bei einem
Regimeints-Ghirurgufi, stndirte in Dresden, wurde 1782 Compagnie-, 1791 Pensionär-
Chirurg nnd Amannensis des Prosectors beim GoUeg. med.-ehirurg., 1793 Prosector,
1798 Oeneral-Stabs-Ghimrgus und Lehrer der Chirurgie, 1808 Leibchirurgus des
Königs FriedrichAugust, 1812 ältester Leibehirurg , Mitglied des Sanitäts-
CoUegiums nnd Hofrath, 1824, nach Aufhebung dieser Behörde, Medicinalrath und
Ehrendoetor der Leipziger medicinischen Facultät, 1828 erster Leibarzt des Königs
inton Ton Sachsen. 1833 feierte er sein öOjähriges Amts-Jubiläum, bei welcher
Gelegenheit von F. A. v. Ammon, L. Choulant, B. W. Seileb und seinem Sohne
Qratulationsschrlffcen erschienen, erhielt seine Entlassung als Medicinalrath und
starb am 29. December 1836. Von seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen:
„Medictnische und chirurgische Beobachtungen** (Hüfeland*s Journ., 1814) —
„Ausrottung der Schilddrüse** (Geaepe und Walther's Journ., 1821) —
„Operations- und Heilungsverfahren bei einem Afterproduct der Hightnors-
höhle** (Ebenda) — „Antwort auf die Beclamatlon des Herrn Prof, Karl
Aug. Weinhold in Halle ^ meine Operations- und Heilungsmethode eines
Afterproducts der Highmorshöhle betretend** (Ebenda 1822) — „Chirurgische
Beobachtungen** (Ebenda 1826) u. s. w.
Callisen, Vin, pag. 245; XXVIII, pag. 430. G.
August Wilhelm Hedenus, Arzt und Aesthetiker, war zu Dresden
am 27. December 1797 als Sohn des Vorigen geboren, begann 1816 seine
medicinischen Studien in Leipzig, setzte sie 1818 in Dresden bei der chirurgisch-
medicinischen Akademie und 1819 und 1820 auf den Universitäten Göttingen
und Berlin fort. Er veröffentlichte noch ehe er (1824) zum Doctor promovirt
wurde, zwei werthvolle chirnrgische Abhandlungen, nämlich: „üeber die Schild-
drüse, ihre Kropf erkranJcung und deren Heilung** (1822) und „Ueber die
Ablösung des Oberschenkels im Hüftgelenk** (1823). Seinen Philhellenismus bei
dem damaligen Befreiungskampfe der Griechen bethätigte er durch eine zur
üntersttitzung derselben herausgegebene Gedichtsammlung (1824). Bald darauf
begab er sich auf eine wissenschaftliche Reise durch Frankreich, Grossbritannien,
Holland, Belgien, West- und Sttddeutschland, kehrte 1826 nach Dresden zurück
nnd widmete sich daselbst dem ärztlichen Berufe in einer mehr als 36jährigen
Praxis mit grosser Treue nnd Aufopferung. Von seinen Publicationen sind noch
anzuführen : ;, Ueber die verschiedenen Formen der Verengerung des Afterdarms
und deren Behandlung** (Leipzig 1828), eine Anzahl von Artikeln im Berliner
encyclop. Wörterbuch der med. Wissensch., eine Gratulationsschrift zur Jubelfeier
seines Vaters : „De difficüi laesionum capitis diagnosi et prognosi** (Dresden
1833, 4.), Aufsätze in Schüidt's Jahrbb. u. s. w. In reichlicher Zahl finden sich
auch, in der von ihm so geliebten lateinischen Sprache verfasst, als Zeichen seiner
Freundschaft oder Hochschätzung, im Leben und im Tode gewidmet : Votivtafeln,
Epigramme, Elegien, Oden, Begltlckwünschungen , Epinicien oder Epicedien bei
Gelegenheit von Jubelifesten, Todesfällen etc. Es befinden sich unter den Gefeierten
nicht nur medicinische Grössen, sondern auch andere Koryphäen der Kunst und
Wissenschaft;. Als Arzt widmete H., zum Theil vielleicht in Folge des ausser-
liehen ümstandes, dass er der Schwiegersohn des berühmten Erfinders der künst-
lichen Mineralwässer Dr. F. A. Struve in Dresden war, den Heilquellen aller
Art eine ganz vorzügliche und lebhafte Aufmerksamkeit und ein tiefer gehendes
Studium. So wurde von der herzoglich braunschweigischen Regierung für das in
Harzburg zu begründende Soolbad Julius-Hall sein Rath (1850 — 52) eingeholt und
Ton der Stadt Carlsbad, als sie 1858 ihre 500jährige Jubelfeier beging, wurden
ihm hohe Ehrenbezeugungen für seine Verdienste um die Stadt und die Quellen
derselben zu Theil. Sein Tod erfolgte am 6. November 1862.
Maximilian Leopold Löwe, Rede zur Erinnerung an A. W. Hedenus etc.
Dresden 1864. — E. Gurlt in Allgem. Deutsche Biographie. XI, pag. 220. — Callisen,
Vm, pag. 244; XXVIII, pag. 430. Gurlt.
108 HEDIN. — HEDWIG.
Hedin, Sven Anders H., geboren in Smiland 1750, wurde in Upsala
zuerst Cand. pbilos., studirte darauf Medicin unter Linne, wurde 1775 promovirt
und Hess sich als Arzt in Stockholm nieder. Nach einer Reise in's Ausland wurde
er 1792 Provinzialarzt , 1798 zum ersten Leibarzt des Königs und zum Arzt an
der Heilquelle Medevi ernannt, 1813 Mitglied der Medicinal-Ver waltung und starb
1821. H. war sehr fleissig und eifrig in seinem Berufe und besonders fleissig als
medicinischer Schriftsteller. Unter seinen zahlreichen medicinischen Schriften sind
folgende hervorzuheben : „Änmärkningar i praktiska delen af läkekonsten^
(Stockholm 1787) — „Bruket och nyttan af svenaka orten Ärnica montana^
(Ebenda 1789) — ;, Vetenakapahandlingar för läkare och fältskärer" (Bd. I — VII,
Ebenda 1793 — 1806). Von der schwed. Akad. der Wissensch. wurde folgende
Schrift mit einem Preise gekrönt: „Om de dödande sjukdomar, som under och
efter krtgstäg tili isj'öa angripa svenska besättningar" (Stockholm 1794) —
„Handbok för praktiska läkarevetenakapen*^ (Ebenda 1796 ; 2. Aufl. 1798) —
^ Vetenskapajoumal för läkare och foLtakärer^ (Bd. I — II, Ebenda 1800 — 1801) —
„Afhandling om hären pä menniskokroppen" (Ebenda 1804) — Minne af
Linnd, fader ^ och son" (Ebenda 1808). Eine Menge Reden in der schwed. Akad.
der Wissensch. und eine Reihe von Abhandlungen in den Verhandlungen dieser
Akademie, den Annalen der Landwirthschafts-Akademie , in der Zeitschrift ^^Der
Arzt und der Naturforscher^', sowie in mehreren anderen periodischen Zeitschriften.
Sackl^n, I, pag. 200. Hedenius.
Hedrich, Karl Ernst H., zu Frauenstein bei Dresden, war am 4. Januar
1790 zu Freiberg geboren, wurde 1814 in Leipzig Doctor mit derpraes. Ch. G. Eschen-
bach vertheidigten „Disa. inaug, siatena partua cum placenta praevia atque
ruptura uteri complicati hiatoriam^, war Stadtphysicus in Döbeln, wurde 1816
königl. Sachs. Amtsphysicus. Er übersetzte aus dem Lateinischen: E. Platneb,
Untersuchungen über einige Hauptcapitel der gerichtlichen Medicin u. s. w. (Leipzig
1820) und schrieb eine Reihe von Aufsätzen, zum Theil gerichtlich -medicinischen
Inhalts, darunter: „Geachichte einer Schwangerachaft auaaerhalb der Gebär-
miUterhöhle, nebat Sectionabericht^^ (Horn's Archiv, 1817) — „Mania transi-
toria^ durch Geaichtaroae entachieden^ (Ebenda 1824) — „Beiträge aua dem
Gebiete der Erfahrung*^ (Dresdener Zeitschr. für Natur- und Heilk., 1820, 21);
femer in Henke's Zeitschr. (1821—24, 1827—29) eine Reihe von Gutachten
über zweifelhafte Gemttthszustände, Eindermord, ferner VergiftungszufUUe bei acht
Personen ohne nachweisbarer Ursache, „Ideen zur Featatellung periodischer
mediciniach-polizeilicker Reviaionen durch Landphyaiker^ — „Kolik von In-
aectenlarven** u. s. w. Er starb zu Plauen im Voigtlande am 28. Februar 1858.
Callisen, VUI, pag. 249; XXVIII, pag. 431. G.
Hedwig, Johannes H. , berühmter deutscher Botaniker und einer der
besten Beobachter des vorigen Jahrhunderts, geboren zu Kronstadt in Sieben-
bürgen am 8. December 1730, zeigte schon in seiner frühesten Jugend eine
besondere Vorliebe für das Studium der Pflanzen. Er besuchte das Lyceum seiner
Vaterstadt, ging nach dem Tode seines Vaters 1747 nach Pressburg und von da
1749 nach Zittau, wo er unter Geelach studirte. 1752 bezog er die Univer-
sität Leipzig, wo er unter Crüsiüs, Kaestnee, Eenesti, Hebenstreit, Ludwig
und BOEHMEE Philosophie, Mathematik und Medicin studirte. Er wurde mit dem
gelehrten BOSE innig befreundet und vertrat ihn drei Jahre lang am Hospital.
Nach Beendigung seiner Studien und Prüfungen versuchte H. in seiner Vaterstadt
zu prakticiren ; doch stand dem ein Oesetz entgegen, welches in Siebenbürgen nur
Solchen zu prakticiren gestattete, die in Wien ihre akademischen Grade erlangt
hatten. H. ging daher nach Leipzig zurück, promovirte dort 1756 und liess sich
in Chemnitz nieder, wo er sich nebenher mit dem Studium der Botanik eifrig
beschäftigte und die Aufmerksamkeit Scheebee's auf sich lenkte, der ihn mit
Büchern und durch Ueberlassung eines Mikroskops unterstützte. 1784 ging H.
HEDWIG. — HEER. 109
als Arzt eines Militilrlazareths nach Leipzig, wurde dort 1786 Prof. e. o. der
Medicin und 1789 Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens
duelbst. Er starb an einem nervösen Fieber am 7. Februar 1799. Seine Schriften
beziehen sich, mit Ausnahme seiner Dissertation : „De emesi in fehribua^ (Leipzig
1759) , auf botanische Themata , speciell auf die Beschreibung der Gräser and
Kryptogamen. Die wichtigsten sind: ^FundamefnJtwm historiae naturalis mus-
corum frondosorum concemena eorum florea, fructua etc." (Leipzig 1782 — 83,
2 YolL) — ;, Theoma generationts et fructificationis plantarum cryptagamicarwm
Linnaei" (Petersburg 1784; Leipzig 1798; 4.) — „Abbildungen neuer und
zweifelhafter kryptogamiacher Gewächse nebst ihrer analytischen Geschichte"
(Leipzig 1785 — 95, fol. ; lateinisch u. d. T. : „Stirpts cryptogamicae" , Ebenda
1785 — 96, 4 voll., fol.) — „Programma de ßbrae vegetabüis et animalis ortu"
(Ebenda 1789) — „Sammlung seiner zerstreuten Abhandlungen und Beobach-
tungen über botanisch-ökonomische Gegenstände" (Ebenda 1793) — „Belehrung,
die Pßanzen zu trocknen und zu ordnen^ sie frisch nach dem LinnS zu
untersuchen und im System ausfindig zu machen" (Gotha 1787).
Biogr. mfed. V, pag. 121—125. Pgl.
Hedwig, Roman Adolf H. , Sohn des Vorigen, geboren zu Chemnitz
1772, studirte Medicin und promovirte in Leipzig, wurde 1801 Prof. e. o. der.
Botanik daselbst, wo er schon am 1. Juli 1806 starb. Er schrieb: „Disquisitio
ampullarum Lieberkühnii physico-microscopica" (Leipzig 1797) — „De Tremella
Nostoc" (Ebenda 1798) — „Aphorismen über die Pflanzenkunde" (Ebenda
1800) — „Observ. botanicarum fasciculus I" (Ebenda 1802, 4.), sowie einen
Aufsatz Aber die Moose in den „Beiträgen zur Naturkunde^' von Weber und Mohb.
Biogr. m6d. V, pag. 125. Pgl.
Heekeren, Jan van H., 1774 in Amsterdam geboren, studirte daselbst
imd in Leyden, wo er 1797 zum Doctor promovirte („Dissert. de osteogenesi
praetematurali"J. In seinem Geburtsorte als Arzt etabürt, wurde er bald zum
Secretär des „Agentschap van nationale opvoeding'^ ernannt und 1799 zum
„Commissaris tot de zaken der geneeskundige Staatsregeling^ (Regierungs-Medicinal-
Rath). Als solcher hat er sich sehr verdienstlich gemacht, doch starb er schon
1803. Er schrieb u. A. : „Benoeming door het uitvoerend bewind van eene
commissie van vyf geneeskundigen tot het vervaardigen van eene Pharmacopoea
Batava" — „Rapport omtrent het inweren van geboorte-, trouw- en sterfte-
registers, uit een geneeskundig oogpunt beschouwd" — ;, Voordracht ter bevorde*
ring en algemeener verspreiding van de inenting der kinderziekte" —
.,, Voordracht van den raad van binnenlandsche zaken aan het staatsbetmnd ter
invoering van de Pharmacopoea Batava" — „ Ueber verschiedene Gegenstände
aus der Lehre von der pathologischen Knochenbildung" (Vermischte Beiträge
zur Reform der Kenntniss und Behandlung der Enochenkrankheiten ,, 1. St.,
Breslau 1803) und war Mitredacteur des bekannten „Geneeskundig Magazyn^^
C. E. Daniels.
Heer, Martin H., zu Görlitz, war in Lauban am 10. November 1643
geboren, studirte in Leipzig und Kopenhagen, wurde 1665 zu Leipzig Doctor,
1667 Stadtphysicus in Lauban, 1670 in Görlitz, wo er am 27. Mai 1707 starb.
Ausser einigen Leipziger Dissertationen (1661, 1665) schrieb er: „Kurzer Be-
richt, dem lieben Armuth zu gute y vne selbiges in der Pest sich mit Haus-
arzneyen versehen soll" (Görlitz 1680) — „Consilium zur Präservation und
Ouration der Pest" (Ebenda). Er war em Anhänger J. B. van Helmont's,
verfasste eine „Introductio in archivam archei vitale et f ermentale J, B. van
Helmont philosophi etc." (Lauban 1703, 4.) und hinterliess viele Manusoripte,
die sich auf dessen Lehren bezogen.
Otto, II, Abth. 1, pag. 56; Sapplementband, pag. 154. G.
110 HEEBKENS. — HEGAR.
Heerkens, Gerhard Nicolas H. , niederländischer Arzt, geboren zu
Oroningen 1728 und gestorben 1801 , ist mehr wegen seiner belletristischen,
namentlich poetischen, als wegen seiner eigentlich ärztlichen Leistungen erwähnens-
werth. Er schrieb: j^De valetudine lüeratorum poema^ (Leyden 1749) — „De
officio medtci poema** (Groningen 1752) — „Aves fristcae** (Rotterdam 1787) —
^Icones'' (Utrecht 1787) u. A.
Biogr. m6d. V, pag. 126. — Dict hist. m, pag. 84. Pgl.
Heermann, G. H., zu Tübingen, war 1807 zu Blomberg in Lippe-Detmold
geboren, wurde Assistent in der Irrenheilanstalt zu Siegburg 1833, Privatdocent
in Heidelberg und Assistent am dortigen ELrankenhause 1835, als Prof. e. o. nach
Tübingen berufen 1840, nachdem er folgende Schriften verfasst hatte: „Ueher
die Bildung der Gesichtsvorstellungen aus den Oesicktsempßndungen^ (Hanpover
1835, m. 18 Taff.) — „Ueber das Studium der psychischen Medicin auf
Universitäten^ als das nächste JSrforderniss ihrer Förderung" (Heidelberg 1837 ;
auch in den Heidelberger med. Annalen, 1837). In Tübingen brachte er den
sehr damiederliegenden klinischen Unterricht bald in eine bessere Verfassung; er
führte die objective Untersuchung mit den neueren Hilfsmitteln der Diagnostik und
eine rationelle Therapie ein und emancipirte sich von den Vorurtheilen der dogmatischen
Medicin. Die stehende Klinik hob sich rasch, die Zahl ihrer Kranken stieg auf
das Doppelte; auch die ambulante Behandlung erfuhr erhebliche Verbesserungen.
Indessen bald hemmte ein anhaltendes Brustleiden seine Thätigkeit, er musste
schon nach einem Jahre längeren Urlaub nehmen, um in Italien Heilung zu suchen.
Von einem zweiten Aufenhalte daselbst kehrte er nicht mehr zurück , sondern
starb in Rom im Frühjahr 1844.
Kltipfel, 1849, II, pag. 486. G.
Heers, Henri de H. , berühmter belgischer Arzt, geboren zu Tongres
um 1576, stammte aus einer Patricier-Familie , zeichnete sich durch seine aus-
gebreiteten Kenntnisse in der Philosophie, den mathematischen Wissenschaften und
alten Sprachen aus. Nach längeren Reisen in Deutschland, Italien, Spanien,
Frankreich, England liess er sich in Lüttich nieder und wurde Arzt des Kurfürsten
von Cöln. Es rühren von ihm die besten Abhandlungen jener Zeit über die
Quellen von Spa her u. d. T. : f,Spadacr&ne, hoc est, fons Spadanus, ejus
singularia, hibendi modus, medicamina bibentibus necessaria^ (Löwen 1614;
zahlreiche Auflagen bis 1739; auch in *s Französische übersetzt) — „Deplementum
supplementi de Spadanis fontibus etc,*' (Ebenda 1624) — „Observationes
medicae oppido rarae in Spa et Leodii animadversae , cum aliquot medi-
camentis selectds" (Lüttich 1631; Leipzig 1643; Leyden 1685).
Biogr. med. V, pag. 126. van den Corput.
Heffter, Johann Karl H., geboren am 25. September 1722, studirte
Medicin in Leipzig und Halle und promovirte zum Dr. med. in Erfurt. H. war
Arzt in Zittau und vom Kloster St. Marienthal. Er starb 1786 an seinem Geburts-
tage. Seine unbedeutenden Schriften sind: „Diss. de caussis incrementi foetuum
celerrimi^ (Erfurt 1745) — „Museum disputatorium physico-medicum tripar-
titum^ (Zittau 1756 — 1763; 2 voll.) — „Commentatio epistolica qua musei
dispiUatorii physico-medici promotoribus susceptai*um suorum rationem reddü*^
(Ebenda 1762) — „Oekonomisch-medidnischer Vorschlag , une die Menschen
beim jetzigen Mangel und Theuerung des Korngetreides sich sättigen und
gesund erhalten iö«wen" . (Ebenda 1771).
Biogr. m6d. V, pag. 127. Pgl.
Hegar, Vater und Sohn. — Der Erstere, Johann August H., zu
Darmstadt, war daselbst 1794 geboren, studirte von 1812 an in Göttingen, machte
1815 als Militärarzt in englischen Diensten den Feldzug gegen Frankreich mit
und erlangte 1815 in Göttingen mit der Diss. : „De oculi partibus quibusdam**
HEGAR. — HEGETSCHWEILER. 111
(Oöttingen 1818, c. II tabb.) die Doctorwflrde. £r Hess sieh darauf als Arzt in
I)anngtadt nieder und wi^rde 1817 als Hofehirurgus mit dem Charakter eines
Hofmedicns angestellt. Er sehrieb bei Gelegenheit des 50jährigen Doctor-Jubiläums
des Leibarztes Geh. Rathes Freih. von Wedekind: „Beitrag zur Geschichte der
Anwendung des Calomels oder milden salzsauren Quecksilbers in den Krank-
heiten der Menschen** (Darmstadt 1830); ferner: „Vademecum für die Behand-
lung der morgenländiachen Cholera u, s. w." (Ebenda 1831) — „Zur Klinik
der neuesten morgenländischen Krankheit, oder praktische Resultate^ gezogen
aus den Erfahrungen der besten .... Aerzte und mit den Ergebnissen mehrerer
nach den Choleragegenden unternommenen Reisen zusammengestellt u, s. w.**
(Ebenda 1832, m. 1 Taf.) — „Die orientalischen Bäder, in Bezug auf das zu
Darmstadt neuerrichtete Ludwigsbad*' (Ebenda 1838). Er starb als Geh. Medieinal-
Rath am 3. Juni 1882.
S c r i b a , I, pag. 135 ; II, pag. 299. — C a 11 i s e n , VIII, pag. 253 ; XXVHI, pag. 433.
G.
*Alfred Hegar, der Sohn, geboren zu Darmstadt am 6. Januar 1830,
besuchte die Universitäten Giessen, Heidelberg, Berlin, Wien und gelangte 1852
zur Promotion, war praktischer Arzt in Darmstadt und wurde 1864 nach Frei-
burg im Breisgau, zum Nachfolger Spiegelbeeg's als Professor der Geburts-
hilfe und Gynäkologie berufen. Er hat durch seine Schriften eine Reihe von
Themata seiner Specialgebiete wesentlich gefördert , manche von ganz neuen Ge-
sichtspunkten beleuchtet, so die Castration der Frauen, die Einführung von
Flüssigkeiten in Blase und Mastdarm, die Eolporrhaphie, die Amputatio uteri supra-
vaginaüs u. A. Einen Vortrag: „Zur gynäkologischen Diagnostik** brachte
Volkmann's Sammlung (Nr. 105); mit R. Kaltenbach gab er 1874 die „Ope-
rative Gynäkologie*' (2. Aufl. 1881) heraus. Er schrieb femer: „Die Pathologie
und Therapie der Placentarretention u, s. w.** (Berlin 1862) — ;,-DiV Castration
der Frauen** (Leipzig 1878) — „Ignaz Phil. Semmelweis, Sein Leben
und seine Lehre*' (Freiburg 1882). Wernich.
Hegetscliweiler, Johann Heinrich H. , wurde am 14. December 1789
zu Riflferschweil im Canton Zürich geboren, wo sein Vater Arzt war. Früh schon
zeigte er grosse Neigung zur Naturwissenschaft, besonders zur Botanik, daher
bestimmte der Vater ihn zum Arzt. Er begann 1808 seine medicinischen Studien
in Zürich, setzte sie von 1809 an in Tübingen fort und beendigte sie mit seiner
Promotion daselbst 1812. Er kehrte darauf zu seinem Vater zurück, dem er in
Beiner Praxis behilflich war, bis er, nach Absolvirung des Staatsexamens, 1813,
als Oberarzt im Militärlazareth zu Rheinau während einer schweren Typhusepidemie,
welcher er beinahe selbst erlag, thätig wurde. Nach seiner Verheirathung , 1814,
liess er sich in Stafa am Züricher See als praktischer Arzt nieder und wurde bald
emer der beliebtesten und beschäftigtsten Aerzte, dessen Ruf weit über seinen Canton
hinaus wuchs. Daneben widmete er sich fortdauernd der Botanik und durch-
wanderte zu diesem Zweck verschiedene Gebiete der Schweiz; diese Reisen beschrieb
er in dem Buche: „Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus und Graubündten
in den Jahren 1819 — 22** (Zürich 1825). Dabei verfolgte er vorzugsweise den
Zweck, die Lebensbedingungen der Pflanzen in den verschiedenen Gegenden zu
untersuchen und seine Hypothese , dass die ursprünglichen Pflanzentypen (Urspecies)
nur durch die äusseren Einflüsse, wie die des Bodens , des Klimas u. s. w., in den
verschiedenen Gegenden als verschiedene Formen erscheinen , zu erhärten. In dieser
Riehtung bewegen sich auch seine beiden . Werke : ^Beiträge zu einer kritischen
Aufzählung der Schweizer Pflanzen und einer Ableitung der helvetischen
Pßanzenformen von den Einflüssen der Aussenwelt** (Zürich 1831) und: „Flora
der Schweiz^ fortgesetzt und herausgegeben von Oswald Heer** (Zürich 1840).
Von 1830 an war er auch in den öfi^entlichen Angelegenheiten seines Cantöns
thätig und gründete 1834 den neuen botanischen Garten. Bei den 1839 aus-
112 HE6ETSCHWEILEB. — HETBERG.
gebrochenen Unruhen suchte er den Vermittler und Friedensstifter zwischen den
Parteien zu machen und bei einer solchen Gelegenheit traf ihn während des Auf-
standes am 6. September 1839 die tödtliche Kugel. — Ausser den genannten
Schriften veröffentlichte^ er noch: „ Commentatio botanica aistens deacriptionem
Scitaminum L, nonnullorum nee non Glycines heterocarpae^ (Zürich 1813) und:
„Die Gißpflanzen der Schweiz^ (Ebenda).
0. Heer, Vorrede zur Flora der Schweiz. — Actes de la Soc. helvöt. des sc. nat.
Fribourg 1840, pag. 222. y
Hegewiscby Franz Hermann H., zu Kiel, war daselbst am 13. November
1783 geboren, studirte von 1794 an in Kiel und Bonn, besuchte die Hospitäler
zu Wien , Würzburg, Paris und London, liess sich als Arzt in Kiel nieder, wurde
1805 zum Ehrendoctor der Medicin in Göttingen ernannt, übersetzte von Jambs
CuBELiE : ;, Ueber die Wirkung des kalten und warmen Wassers als Heilmittel
im Fieber** den Bd. II (Leipzig 1807) und Malthüs: „Ueber Bedingung
und Folgen der Volksvermehrung** (2 Bde., Altona 1807) und schrieb verschiedene
Aufsätze im N. Nord. Archiv für Natur- und Arzneiw. (1807) : „ Glieder {Fragmente^
— yjOrgan der Zeitverhältnisse, des Zeitsinns , ein Beitrag zu GalVs Organen-'
lehre** ; femer in Hobn's Archiv (1807, 8, 9, 23): „Ideen zu einem Versuch
über die sogenannte Heilkraft der Natur** — „Klinische Aphorismen** —
Praktische Bemerkungen** — „Kleine Bemerkungen** — „Nutzen des Haa7*seils
in der Epilepsie** ; in Hufeland's Journal (1809, 10, 23): „Die Anwendung
'des Quecksilbers in entzündlichen Krankheiten** — „Die Indicationen des kalten
Sturzbades** u. s. w. 1809 wurde er zum Prof. e. o. der Medicin, 1810 zum Arzt
am Friedrichshospital ernannt und verfasste das Programm zur Eröffnung seiner
Vorlesungen: „De usu hydrargyri in morbis inflammatoriis adnotationes,**
1824 wurde er königlich dänischer wirklicher Justizrath, 1840 Etatsrath, nachdem
er 1833 seinen Abschied als Arzt des Friedrichshospitals genommen, feierte
1855 sein 50jähriges Doctor- Jubiläum , bei welchem Freunde das Stipendium
Hegewischianum gründeten, hielt von da ab keine Vorlesungen mehr und legte
auch seine Praxis nieder. Er hatte noch: „Ueber die Behandlung des Croups**
(Kiel 1830) — „Vorläufige Nachricht von des Hm, Dr. Leviseur . . . .
glücklichen Heilmethode gegen die Cholera u. s. w.** (Kiel 1831) herausgegeben,
seine späteren Schriften aber waren grösstentheils politischer Art. Er starb am
27. Mai 1865, 82 Jahre alt. Er war mehr als Arzt wie als Docent bedeutend,
erfreute sich des vollsten Vertrauens bei Hoch und Niedrig und war, trotz seines
ausgeprägten politischen Liberalismus, persönlich dem Hofe und der Aristokratie
befreundet. Unter dem Pseudonym Franz Baltisch und unter dem eigenen Namen
schrieb er eine Reihe von politischen und die socialen Zustände behandelnden
Schriften. Er war nach den verschiedensten Seiten hin bis an sein Lebensende für
sein engeres Vaterland thätig und wirksam, ohne particularistisch heissen zu können.
Lübker und Schröder, pag. 231- — Alberti, I, pag. 336. — Garstens in
Allgem. Deutsche Biographie. XI, pag. 279. — Callisen, VIII, pag. 255; XXVIH, pag. 436.
G.
Heiberg, Familie von Aerzten in Chri^tiania. — Der älteste derselben,
Christen H. , war zu Bergen am 28. November 1799 geboren, studirte in
Christiania, machte, nach Zurücklegung der Examina, eine Eeise in's Ausland,
namentlich nach Kopenhagen und Berlin, um sich weiter in der Chirurgie und
Augenheilkunde auszubilden. An letzterem Oi*te waren Rcst, Gbaefe, JOngeen
und Heim seine Lehrer. 1824 nach Bergen zurückgekehrt, prakticirte er dort
bis 1826 und übernahm dann als Reservearzt die Hauptabtheilung im Reich&-
hospital zu Christiania, wurde 1830 Dr. med. , nachdem er dazu die Diss. : „De
coremorphosi** (Part. I, II, 1827 — 29) verfasst hatte. Schon vorher hatte er
eine Reihe von Abhandlungen geschrieben, wie: „Et nyt Instrument til at
afskjaere den sy geligen forlaengede Droevel** (Mag. f. Natur v., 1825), femer
im Eyr (I — V, XI) : „Operation af en meget compliceret dobbelt Haremund** —
HEIBEBG. 113
„Cataractoperation foretagen paa en Bltndfoedt" — „Om den norake
Spedalskhed^ (erBchien auch deutsch in Oebson und Julius' Magazin, 1827) —
„Erfaring om Chlorhaikens medicinske Nytte** — „Om Skjaevhed i Ryggen*'
(deatsch, ebenso) ^Cklorzink paa Kra^ftskader*' u. s. w. Nachdem er 1828
LectoT geworden war, wurde er 1836 zum Professor der Chirurgie und Augen-
heilkunde an der Universität und zum Oberchirurgen des Reichshospitals ernannt,
in welchen Stellungen er bis zu seinem am 18. März 1872 erfolgten Tode ver-
blieb. Von der 1. Reihe des Norsk Magazin for Laegevidenskaben war er Mit-
Herausgeber; in der 2. Reihe dieses Journals finden sich von ihm (I, II, XY):
„Beretninger om det medicinske Selskabs Virksomhed i 1846 og 1847^ —
,0m Tetanus og Forslag til en ny Behandling af samme*^ ; auch erstattete
er in der medicinischen Gesellschaft mehrere Jahre lang Quartalsberichte über
die im Reichshospital ausgefflhrten Operationen. In den Verhandlungen der Yer-
sauunlung der skandinavischen Naturforscher (zu Kopenhagen 1840) findet sich
Yon ihm noch: „Om Hensigtsma^sigheden af at paabyde Bevacdnatton,"
Kiaer, pag. 167. — Callisen, VIE, pag. 259; XXVIQ, pag. 437. G.
Johan Fritzner Heiberg, jtlngerer Bruder des Vorigen, am 11. Juni
1805 zu Bergen geboren, wurde nach seinen Studien in Christiania daselbst 1829
Escadronchirurg und Prosector an der Universität, 1837 Licentiat der Medicin mit
der Diss. : „De testium in foetihus kumanis descensu" und machte dann eine
zweijährige Reise zum Studium der Anatomie nach Stockholm, Berlin und Paris.
Er wurde 1841 zum Brigadearzt und 1853 zum Generalchirurgen der norwegi-
schen Armee ernannt, in welcher Stellung er bis zu seinem am 3. April 1883
stattgehabten Tode verblieb. Von seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen,
im Eyr (VI) : „Beskrivelse over et menneskeligt Misf oster uden Hoved , Hals
og Arme**; in der von ihm herausgegebenen : ;, ügeskrift for Medicin og Phar-
macie*' (1842—45): „Om Betaendelse af Slimkjertlerne i Vulva^ — „ünder-
soegelse og Erklaeringer ang. hvoroidt en Pige har foedt eller ei, etc,** — „Om
Laegens Beviser for, at et Fruentimmer har foedt ^ — „Om en Jtcstitssag
ang. mislig Omgang med en Barnefoedsel" u. s. w. ; in der Militaert Tidsskrift
(1852): „Om en forbedret Broedforpleining for Armeen.*' Seit 1855 war er
Ar die Errichtung eines besonderen Militär<Sanitätscorps bemüht und wirkte dafür
auch in den politischen Zeitungen (Aftonbladet 1863 ; Morgenbladet, 1866) durch
dahin gehörige Aufsätze , z. B. im letzteren: „Om Ordningen af Armeens 8und-
heds' og Sygepleie, " Er gab femer noch heraus : ;, Tabellarisk Oversigt over
Laegemes Indberetninger til Generalchirurgen om Sessionerne i 1855^ i 1866"
(Christiania 1856, 58) — „Om den militaere Styrelse" (Ebenda 1868) — „Om
det syphüitiske Smittestofs Virkninger paa det menneskelige Legeme" (Ebenda
1868). Er hat sich grosse Verdienste um eine bessere principielle Organisation
des norwegischen Militär-Sanitätswesens erworben , indem er namentlich die Stellung
des militärärztlichen Personals zu heben verstand, aber auch die erheblichsten
sachlichen Verbesserungen bei jenem einführte.
K4aer, pag. 173. — Edholm in Tidskrift in Militär Helsov&rd. 1883, pag. 384.
G.
*Hjalmar Heiberg, als Sohn des Prof. Christen H. am 27. Sep-
tember 1837 zu Christiania geboren, war von 1859 bis 1863 Assistent im Reichs-
hospital und im Gebärhause, hielt sich im Winter 1863-64 im Auslande auf, haupt-
sachlich um Mikroskopie und Augenheilkunde zu studiren, war 1865 und 1866
als Arzt beim Frühlings-Häringsfange beschäftigt, war 1866 — 69 Assistent des
Prosectors im Reichshospital, machte dann eine Reise nach Würzburg und Wien,
um unter v. Recklinghausen und Stricker zu arbeiten und wurde 1870 zum
Professor der pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie ernannt. Von
seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen: Im Norsk Magaz. for Laegev.
(XIX, XXIV): „Om ündersoegelsen af Synsskarpheden og Syru^f eilet" —
BiogT. Lexikon. ITT. 8
114 HEIBERG.
jfTre Proeveforelaesntnger y aflioldte for Profeasorposten % pathologisk Anatomi
og gener al Pathologi** ; im Nord. med. Arkiv (I , IV) : y^Periferien af Tunica
Descemeti og dens IndflydeUe paa Accomodationen^ (m. 1 pl.) — „JEt aabent
Saftkanalsystem i Slimhindeme^ (m. 1 tav.) — „Om- Oliomets Malignüet^
(zusammen mit J. Hjort; auch deutsch in v. Oraefe's Archiv, 1869), ferner:
„Zur Anatomie der Zonula Zinnii*^ (Centralbl. f. d. med. Wissensch. , 1865;
V. Graefe*s Archiv) — „ lieber die Neubildung des Hornhavtepithels^ (Med.
Jahrhb. der k. k. Gesellsch. der Aerzte iu Wien, 1871) — „Die puerperalen
und pyämischen Processe" (Leipzig 1873, m. 3 Taff.) — „Ein Fall von
PanOphthalmitis puerperalis bedingt durch Mikrokokken^ (Centralbl. f. d. med.
Wissenschaften, 1874) — „Om Oeienspeil^ (Norsk Mag. f. Laegev. , 1874) —
„Massage ved Oeiensygdome*^ (Ebenda) — „Tilfaelde af Hemiopi og Afasi^
(Ebenda) — „Cyclopische Missbildung bei einem Kalbe" (Ebenda 1878) — »Die
Tuberculose in ihrer anatomischen Ausbreitung" (Leipzig 1882).
Ria er, pag. 171, 490, 563. G.
*Jacob Munch Heiberg, Sohn des Generalchirurgen Joh. Fritzner H.,
ist am 12. Juni 1843 zu Christiania geboren, war von 1867 — 69 Assistent im
Eeichshospital und im Gebärhause, fungirte bis Mitte Juli 1870 in ersterem als
Assistent des Prosectors , war während des deutsch-französischen Krieges in Berliner
Lazarethen und auf einem nach Frankreich gehenden Sanitätszuge thätig, studirte
dann in Berlin unter Reichert Anatomie, war 1871 in der Rostocker Chirurg.
Klinik als Assistent unter König und von Ende 1871 bis Anfang 1873 in der
Königsberger chirurgischen Klinik unter Schoenborn thätig, concurrirte 1872 um
die durch den Tod seines Oheims Christen H. erledigte Professur, errichtete,
nach Christiania zurückgekehrt, daselbst eine Augenklinik und wurde zum Redacteur
des Norsk Magazin f. Laegev. erwählt. Von seinen literarischen Arbeiten führen
wir an: Im Norsk Magaz. f. Laegev. (2. R. XIV; 3. R. I, III): „Besection i
Albuledet, Helbredelse^^ — „Om Overplantning af Hudstykker" — „Pustula
maligna i Soloer" — „Sop fanden i Knvdeme. Fra J, Heiberg's Oeien-
clinik etc." ; femer die Probevorlesungen: „Om Sygdomsprocesser i Hornhmden"
(Christiania 1873, 4., auch im Nord. med. Arkiv. V) — „En Fremstilling af
Tegnene, Gangen^ üdgangen og Behandlingen af Fractura cranii" (Ebenda
1873, 4.) 3. und 4. Probevorlesung (1873) und die Doctor-Diss. : „Laren atn
8är" (Ebenda 1873, 4.); in VmcHOw's Archiv (Bd. LIII, LIV, LV, LVI):
„Beobachtungen über den Hospitalhrand" — „lieber innere Incarcerationen"
— „Zur Lehre von den Granulationen oder vom Akestom" ; im CentralbL f.
d. med. Wissensch. (Jahrg. 9, 10): „lieber zinnerne Drainageröhren" u. s. w. ;
in der Berliner klin. Wochenschr. (Jahr. 8, 9, 10): „Einiges über Hautverpflan-
zung" (zusammen mit Hugo Schulz) — „lieber die Bedeutung der Haut-
transplantation" — ;, Vom Theerwerg^ Oakum «. s. w" (aus SchÖnborn's Klinik)
— „Besection des Oberkiefers u, s. w." — „Beschreibung einer Nearthrose im
Ellenbogengelenk als Folge einer nicht eingerichteten Lttxation" : im Nord. med.
Arkiv (IV): „Fra Lazareterne i Tyskland og Frankrige" — „Om Bösen"
(m. 1 tav.) — „Om Chlorzink" ; im Norsk Folkeblad (1871): „Om Thertno-
metret ved Sygesengen" — ^Om de extrabulböse Svulster i Orbita" — „Om
Behandling af Exoriationer i den vre Oeiemcinkel" (Norsk Magaz. 1873) —
„Om Anvendelse af Kloroform hos tysskye Boern" (Ebenda); femer eine Reihe
von Mittheilungem im Nord. med. Arkiv (1873 ff.): „Die Methodik der Ophthal-
mologischen Untersuchung, ein Leitfaden für Anfänger" (Christiania 1875) —
„Overplanting af Bindehuden fra en Kanin" (Ebenda 1875).
Kiaer. pag. 17-.^, 490. G.
* Heiberg, Peter Wilken H., ist geboren zu Kopenhagen am 24. Juli
1840, studirte daselbst, absolvirte das Staatsexamen 1867, promovirte 1869,
prakticirte in Thisted (Jütland) von 1868, von 1874 als Districtsarzt, wirkt seit
HEIBERG. — HEIDENREICH. 115
1879 als Districtsarzt und Arzt des Krankenhauses in Viborg, ist namentlich
thfttig als Chirurg , Gynäkolog und Ovariotomist. Er hat im Norden den einzigen
Kaiserschnitt mit glücklichem Ausgang ausgeführt. Ausser dner gekrönten Preis-
schrift über den histogenetischen Werth der Nahrungsmittel (Bibl. f. Läger, 1867)
und seiner Dissertation („Bidrag til Laren om Stofsictftet") publicirte er kleinere
Mittheilungen in der Hospitals Tidende und im Nordiskt med. Arkiv.
Petersen.
Heldenhain, preussische Arztfamilie, Vater und sechs Söhne. — Der
Erstere, Heinrich Jacob H. , wurde zu Neuenburg in West - Preussen am
6. Januar 1808 geboren und nach den zu Berlin, Königsberg und Halle a. d. S.
absolvirten Studien 1830 promovirt, Er Hess sich, gerade während der Cholera-
epidemie von 1831, in Marien werder als Arzt nieder, trat zur evangelischen Kirche
fiber und entfaltete in den 37 Jahren seines Wirkens als Communal- und praktischer
Arzt eine sehr umfangreiche Thätigkeit, auch literarisch in der Berliner med.
Zeitung ü. a. — Monographie: „Das Fieber an sich und das typhöse Fieber." 1868
starb er selbst am Typhus während einer in Marienwerder herrschenden Epidemie.
*Rudolf Peter Heinrich H. , der älteste und bedeutendste der
Söhne, zu Marienwerder am 29. Januar 1834 geboreix, in Königsberg, Halle,
Berlin (Heintz, H. W. Volkmann, du Bois-Reymond) ausgebildet und 1854 zu
Berlin promovirt, erhielt 1859 bereits den Ruf als Professor der Physiologie und
Histologie an die Universität Breslau, wo er noch jetzt in gleicher Stellung, mit
dem Titel Geh. Medicinalrath und anderweitig vielfach ausgezeichnet, thätig ist.
Seine Dissertation 'handelte: „De nervis organisque centralibus cordis cordium-
que ranae lymphaticorum" (1854); seine Habilitationsschrift lautete: „Disqui-
sitiones criticae et experimentales de quantitate sanguinis in corpore mamma-
lium eocstantis" (Halle 1857). Unter seinen sonstigen zahlreichen und wichtigen
Arbeiten sind hervorzuheben: „Physiologische Studien" (Berlin 1856) —
„Mechanische Leistung, Wärmeentuncklung und Stoffumsatz bei der Mushel-
ihätigkeit" (Leipzig 1864) — „Physiologie und Absonderungsvorgänge" (Heb-
uann's Handb. der Phys., Bd. V, Leipzig 1880) — „Die Vicisection im Dienste
der Heilkunde" (Leipzig 1879; dasselbe Thema auf Veranlassung des Cultus-
ministeriums 1884) — n^^^ sogenannte thierische Magnetismus" (Leipzig 1880).
Die „Studie7i des physiologischen Institutes zu Breslau" erschienen in 4 Bdn.,
Leipzig 1861 — 1868; von da ab in Pflügee's Archiv und im Archiv für mikro-
skopische Anatomie.
Die jüngeren fünf im ärztlichen Beruf thätigen Söhne H. J. H.'s sind vor-
wiegend Praktiker, so *Max Albrecht Heinrich H. , geboren am 8. November
1843 zu Königsberg, 1867 promovirt, als Nachfolger des Vaters. — * Anton H.,
am 26. December 1845 geboren, 1870 promovirt, seit 1878 Kreiswundarzt in
Cöslin und gleichzeitig Verfasser einiger chirurgischer Arbeiten in v. Langenbeck's
Archiv (Bd. XXI und Bd. XXIU), eines Aufsatzes: „Ueber unblutige Heilung von
Fisteln" (Berliner klin. Wochenschr., 1876) und sanitätspolizeilicher Beiträge in
Edlenberö's Vierteljahresschr. — Georg Ewald Friedrich Heinrich H.,
am 9. Februar 1849 geboren, 1874 promovirt, der als praktischer Arzt zu Bublitz,
1878, als Opfer seines Berufes an Typhus starb. — *BernhardH. , am
28. Mai 1851 geboren, 1872 (Diss. : „Verfettung fremder Körper in der
Peritonealhöhle lebender Thiere") promovirt, der als Assistent von v. Fäerichs*
einen „Beitrag zu der Frage nach den Ursachen der Pneumonie" veröffent-
lichte und sich in Stettin niederliess ; — endlich *AugustAlfredHeinrich H.,
welcher, am 9. Juli 1859 geboren, 1881 approbirt und während seiner Thätig-
keit als Knappschaftsarzt zu Neuhaus 1883 zu Erlangen promovirt, als Besitzer
der Curanstalt Amsdorf im Riesen gebirge in Thätigkeit ist. Wernicb.
Heidenreich, Marianne TheodoreCharlotte H., geborene Heiland,
genannt von Siebold, zu Darmstadt, berühmte Geburtshelferin, war am
8*
116 HEIDENBEICH.
10. December 1791 (oder 12. September 1788) zu Heiligenstadt im Eichsfelde
geboren, als Tochter des Mainzischen Reg.-Raths Georg Heiland und dessen
Gattin Regina Jos'epha, geborene Henning (geb. 1771, f 1849), welche
seit 1815 Doctorin der Geburtshilfe von Giessen, angestellte Geburtshelferin und
öfifentliche Impfärztin und eine Schülerin von Elias von Sibbold war, verlor im
4. Jahre ihren Vater, wurde im 6. Jahre von ihrem Stiefvater, dem damaligen
Physicatsarzt in Heiligenstadt , späteren Obermedicinalrath und Director des gross-
herzoglich hessischen Medicinal - CoUegiums Joh. Theod. Damian von Sisbold
(t 1828) adoptirt, begann mit 17 Jahren anatomische, physiologische und geburts-
hilfliche Studien unter Leitung ihres Vaters und ihrer Mutter, besuchte 1811 in
Göttingen Privatvorlesungen von Osiandbk und Langenbeck, kehrte 1812 nach
Darmstadt zurück, erhielt 1814, nach zurückgelegter Prüfung vor dem Medicinal-
GoUegium, die Erlaubniss zur Ausübung der Geburtshilfe und verfasste bei Gelegen-
heit ihrer 1817 zu Giessen erlangten Doctorwürde in der Entbindungskunst die
Schrift : „ lieber die Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter und über eine
Bauchhöhlenschvoangerschaft insbesondere*^ (Därmstadt, 4). Welcher vornehmen
Clientel sich die H. zu erfreuen ' hatte , geht daraus hervor, dass sie 1818 die
Herzogin von Coburg und 1820 die Herzogin von Kent entband, indem sie die
jetzige Königin Victoria von England zur Welt beförderte. 1829 verheirathete
sie sich mit dem Militär-, späteren Oberstabsarzt Dr. Andreas Augüst Hbidenkbich
und genoss bis zu ihrem am 8. Juli 1859 erfolgten Tode eines weitverbreiteten
Rufes in den untersten wie in den höchsten Kreisen.
Jasti, pag. 631. — Scriba, I, pag. 136. — v. Hecker in Allgem. Deutsche
Biogr. XI, pag. 301. — Callisen, Vm, pag. 261; XXVIII, pag. 438. g.
Heidenreich, Friedrichwilhelm H., zu Ansbach, war am 2. September
1798 zu Rostall in Mittelfranken geboren, studirte zu Wttrzburg von 1817 — 21,
in welchem Jahre er mit der „Diss, inaug. sistens tubercula in cerebro reperta*^
promovirte. Nach seinem Biennium, das er in Roth und Nürnberg zubrachte,
unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach Berlin, habilitirte sich 1824 als
Arzt za Ansbach, woselbst er bis zu seinem Tode, der am 6. December 1857
erfolgte, lebte und wirkte. Dass er bei seiner ausgezeichneten Beschäftigung als
praktischer Arzt, bei der unermüdeten Sorgfalt, welche er jedem der ihm anver-
trauten Kranken zu Theil werden Hess, noch Müsse zu den gründlichsten wissen-
schaftlichen Studien in einer, wie sein literarischer Nachlass zeigt, höchst be-
deutenden Ausdehnung fand, bekundet sein rastloses Streben und Forschen, seinen
nicht zu ermüdenden Geist. Seine Schriften und seine Leistungen in den von ihm
besonders cultivirten Disciplinen sichern ihm in wissenschaftlichen Kreisen ein
ehrendes Andenken. Er beschränkte sich übrigens nicht blos auf seine Fach-
wissenschaft, sondern machte auch in verwandten Disciplinen, besonders in der
Geologie, Physik und Chemie, umfassende Studien. An selbstständigen Schriften
hinterliess er: „Die vier Orundpfeiler der Medicin, da^* Blutlassen ^ Brechen,
Abführen und die äusserlichen Mittel*' (iJümberg 1826) — „ Vom Leben der
menschlichen Seele** (Erlangen 1826) — „Orthopädie^ oder Werth der Mechanik
zur Heilung der Verkrümmungen am menschlichen Leibe** (2 Thle. , Berlin
1827, 1831, mit 4 u. 5 TaflT.) — n^^^ Influenza in den Monaten Juni und
Juli 1831** (Ansbach 1831) — „Caspar Hauser's Verwundung, Krank-
heit und Leichenöffnung*^ (Berlin 1834) — „Die Eisenquellen bei Steben^
(Nürnberg 1835) — „Die Verklärung im Tode** (Berlin 1837) — „Revistan
der neueren Ansichten und Behandlung vom Croup^ (Erlangen 1841) —
„Elemente ein^r medidnischen Physik,** I. Heft: „Da^ Leben der unorganischen
Natur** (Leipzig 1843) — «-ötc subcutane Blepharotomie gegen subacuten
Augenliderkrampf und krankhaftes Entropium** (Ansbach 1844) — „Der Kropf ^
Eine chirurgische Monographie** (Ebenda 1845; 2. Aufl. 1847) — „Die Verkehrt-
heit in der Erziehung und Bildung der weiblichen Jugend** (Ebenda 1845 ;
HEIDENREICH. — HEIDER. 117
2. Aufl. 1847) — „Die physiologische Inductton; ein Beitrag zur medicinischen
und Nervenphysik^ (Ebenda 1846, mit 2 Taff.) — „Das Prindp der MedicinaU
rtform^ (Ebenda 1850) — „Die Verkürzung des Schenkels im Hüftgelenke.
Eine Kritik vier die Ansichten und Behandlung der Coxalgie" (Ebenda 1852) —
y, Vorkehr und Verfahren gegen die Cholera'^ (Ebenda 1854) — „Elemente
der therapeutischen Physik*^ (Leipzig 1854) u. 8. w. Femer Abhandlungen und
Aufsätze über die verschiedensten medieinischen und chirurgischen Gegenstände in
folgenden Zeitschriften: Hufeland's Joum. (1833); Frobieps^ neuen Notizen
(X, XI); F. A. V. Ammon's Zeitschrift für Ophthalmologie (III); v. Ammon's
Monatsschrift (II, III, IV) ; v. Graefe und Walther's Journal (XIX, XX, XXIII,
XXVn, XXVIH; Med. Corresp.-Blatt bayer. Aerzte (1840, 41,43, 46); Allgem.
Zeitachr. f. Chirurgie, innere Heilkunde etc. (1843); Neue med.-chirurg. Zeitung
(1844); Deutsche Klinik (1856, 57); Wittstein's Vierteljahresschr. (1855).
Ausserdem war er Mitarbeiter an Ganstatt's Jahresberichten von 1841 — 51 und
referirte darin über das Gebiet der therapeutischen Physik , der physiologischen
Physik und der Otiatrik.
Bayer, ärztliches Intelligenz-Blatt. 1858| Nr. 5. 6.
Heidenreich, s. a. Haidenrkich, Bd. II, pag. 20.
Heidenschreider, Johann Anton H., zu Herrieden, Arzt und Meteorolog,
war daselbst am 14. Januar 1826 als Sohn de« dortigen Landgerichtsarztes
Dr. Alois H. geboren, studirte in Wtirzburg und Erlangen, wo er 1854 mit
der Diss. : „Die medidnische Topographie des Landgerichtsbezirks Herried en*^
promovirte. Dadurch, dass sein Oheim, der Physicus Dr. Meier, in Herrieden,
einem für Witterungsbeobachtungen sehr geeigneten Orte nahe der Wasserscheide
zwischen Rhein und Donau, im Altmühlgrunde, seit 1811 tägliche meteorologische
Aufzeichnungen gemacht hatte, die sein Vater fortsetzte und die er seit 1839
torzugsweise besorgte , kam er allmälig mit den hauptsächlichsten meteorologischen
Instituten Europa's in Verbindung, erhielt das Beobachtungsmaterial aus Paris,
Palermo, Rom und Wien täglich zugesandt und veröffentlichte dasselbe, nebst
seinen eigenen Beobachtungen, in der Fränkischen Zeitung zu Ansbach. Er war
m der Meteorplogie gänzlich Autodidact , jedoch wurden seine Mittheilungen sowohl
von den gelehrten Körperschaften, wie vom grossen Publicum sehr günstig auf-
genommen , so dass er sich den Namen des „Herriedener Wetterpropheten" erwarb.
Anf Veranlassung eines Buchhändlers gab er seit 1869 einen Kalender heraus,
der aus vieljährigen Zusammenstellungen für jeden Tag des Jahres die Mittel-
Temperatur und deren Abweichungen nebst einer populären Meteorologie enthielt.
Im Kalender für 1870 findet sich eine Darstellung: „lieber den Einfluss der
Witterung auf den Menschen"^ seine letzte Arbeit, da er bereits am 6. Januar
1870 an acuter Lebervereiterung und Fettherz, vor vollendetem 44. Lebens-
jahre, verstarb.
Escherieb im Bayerisch, ärztl. Intelligenzblatt. 1870, pag. 89. G.
Heider ^ Moritz H. , berllhmter Zahnarzt, geboren am 21. Juni 1816
in Wien, hatte schon als Oymnasiast besondere Vorliebe für die mathematisch-
physikalischen Wissenschaften und beschäftigte sich mit diesen noch im Anfange
seines Studiums. Aeusserer Umstände halber widmete er sich zuletzt ausschliess-
lich der Medicin und promovirte 1841 zum Dr. med. Darauf wurde er Privat-
Assistent beim Prof. der Physik Wisgrill, ging aber, da es ihm nicht gelang,
eine akademische Stellung zu erlangen, zum Zahnarzt Cababelli als Assistent,
dessen Praxis er ,naeh seinem Tode übernahm, indem er sich zugleich als Docent
der Zahnheilkunde habilitirte. 1858 zum Prof, e. o. in diesem Fache an der
Wiener Universität ernannt, entwickelte er als Lehrer wie als Praktiker in
seinem Fache eine bedeutende Thätigkeit, gründete, als Organ des Centralvereins
deutscher Zahnärzte, zunächst 1860 die Zeitschrift : y^ Mittheilungen des Central-
115 HEIDER. — HEIDLER.
Vereins deutscher Zahnärzte*^ , welche von 1861 ab u. d. T. : „Deutsche Vierteljahrs^
schrijt ßir Zaknheilkunde^ erschien; doch waren H/s Bemühungen um Gründung
eines zahnärztlichen Instituts für den praktischen Unterricht ohne Erfolg. Er starb
am 29. Juli 1866 , nachdem er bereits eine Reihe von Jahren wegen körperlicher
Schwäche die Praxis beschränken , resp. ganz aufgeben gemusst hatte. H. spielt
in der Geschichte der Zahnheilkunde eine hervorragende Rolle dadurch, dass er
zuerst, und zwar bereits im Jahre 1846, auf Steinheil's in einer mündlichen Mit-
theilung gegebene Anregung hin , die galvanische Glühhitze zur Zerstörung der
Nerven der Zahnpulpa verwendete. Die darüber veröfifentlichte höchst interessante
Arbeit ist betitelt: „Der Platinschliessungsdraht als Glühapparat für chirur'
gische Zwecke*^ (Zeitschr. der Wiener Aerzte. Jahrgang 11^ 1849). Femer hat
er eine Reihe bedeutender Arbeiten, die besonders die Histologie der Zähne
betreflfen, zusammen mit C. Wedl veröffentlicht, so: „Beiträge zur Lehre der
Neubildung von Zahnsubstanzen" (Deutsche Vierteljahrsschrift f. Zahnheilk.,
1864) — „Betträge zur Pathologie der Zähne" (Ebenda), als Vorläufer zu einem
grossen, leider unvollendet gebliebenen Werk: „Pathologie der Zähne" — „Ueber
die Vernarbung der Zahnsubstanzen nach der Extraction" (Ebenda, 1865) —
„Anatomischer Bejund über eine Cyste des Oberkiefers nebst klinischen Be-
merkungen über Cysten" (Ebenda). Von selbstständigen Schriften H.'s sind zu
nennen: „Ueber Zahnpulver" (Oesterr. Wochenschr. , 1843) — »Der Zahn-
schmerz" (Zeitschr. der Wiener Aerzte, August 1844) — „Anleitung zur lyiege
der Zähne im gesunden und kranken Zustande und Andeutung über künst-
liche Zähne und Gebisse" (Wien 1845) — „Anwendung des Aethers in der
Zahnheilkunde" (Wiener Zeitschr., Juli 1847) — „Bemerkungen über das so-
genannte Hombiren der Zähne" (Wochenbl. d. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien,
1857) — ;, Ueber die Verwachsung der Zahnvnirzeln unter sich und mit der
Zahneelle" (Oesterr. Zeitschr. f. prakt. Heilk., 1859) — „Ein Fall von massen-
hafter Zahnsteinbildung" (Mitth. d. Centralvereins deutsch. Zahnärzte, 1860) —
„Zwei Fälle von partieller Nekrose und darauf folgender Regeneration des
Unterkiefers" (Ebenda) — „Rosenrothe Zähne" ( Viertel] ahrsschr. f. Zahnheilk.,
1862, III) — „Aufsaugung der Wurzeln bleibender Zähne" (Ebenda 1862) —
„Ein angewachsenes Gebiss" (Ebenda) — „Nachblutung und Blutung bei
Zahnextraction" (Ebenda 1866, II).
Hirsch in Allg. Deutsche Biogr. XI, pag. 305. Pgl-
Heidler, Karl Joseph H. Edler von Heilborn, Badearzt , geboren
am 22. Januar 1792 zu Falkenau in Böhmen, studirte Medicin in Prag, pro-
movirte daselbt 1818 und Hess sich 1820 in Marienbad nieder, wo er 38 Jahre
lang gewirkt und um den Aufschwung dieses Curorts bedeutende Verdienste,
besonders durch zahlreiche über die Heilwirkungen der Marienbader Quellen
berichtende Schriften sich erworben hat. 1858 mit dem obigen Prädicat in den
österreichischen Adelsstand erhoben, zog sich IL in's Privatleben zurück und
starb nach kurzem Krankenlager am 13. Mai 1866. Von seinen zahlreichen
balneologischen Schriften nennen wir als die hauptsächlichsten folgende: „Ueber
die Gasbäder in Marienbad" (Wien 1817) — „Ideen zur Errichtung einer
Moorbadeanstalt in Marienbad" (Prag 1820) — „Regeln für den Gebrauch
der Gesundbrunnen und Heilbäder in Marienbad" (Ebenda 1826 und 1848) —
„Allgemeine Regeln für Kranke bei dem Gebrauch. eines Gesundbrunnens oder
Heilbades etc." (Ebenda 1826) — „Etwas über Gasbäder" (Oesterr. med. Jahrb.,
Bd. V, 1819) — „U eher langwierige Schleimflüsse und über das therapeutische
Verhalten der Gesundbrunnen und Heilbäder in Marienbad zu denselben**
(Rust's Magaz. f. Heilk., Bd. XXU, 1826) — „Die vorzüglichsten Anomalien
des allgemeinen Kräftezustandes in chronischen Krankheiten und ihr Ver^
hältniss zu einer Brunnen- und Badecur in Marienbad" (HüFELAND*S Joum.
d. Heilk., Bd. LXIH, 1826) — ^Der Krtuzhrunnen in Marienbad in seiner-
. HEIBLER. — HEIM. 119
Beziehung zu den Nervenkrankheiten^ (Hecebb's lit. Annal. d. Heilk., Bd. YIII,
1827) — „Die Waldquelle zu Marienbad^ (Berlin 1833) — „lieber den
Gebrauch mineralischer Wässer am Abend** (Leipzig 1836) — n^^^ **^wö
Jiineralmoor zu Marienbad als eine Bereicherung der medicinischen Viel-
seitigkeit dieses Gurorts** (Prag 1860) — ;;-Di« Aufsaugung in mineralischen
Bädern*' (Ebenda 1858) — „Die böhmischen Curorte** (Ebenda 1864). In
seinen anderen Schriften doenmentirte sieb H. als Anhänger der natnrphilosophisehen
Schale. Von diesen fuhren wir an : ;, Ueber den Croup oder die häutige Bräune"
(Prag 1818) — „Ueber Lähmungen*' (Hdfbland's Jonm. d. Heilkunde. 1828,
Bd. LXVII) — „Ueber die Schutzmittel gegen die Cholera** (Prug 1832 und
1854) — „Krampf und Krämpfe** (Ebenda 1838) — „Sydenham's Antheil
an der Uneinigkeit unserer Lehre über die Gicht** (Ebenda 1838) — »Das
Blut in seiner heilthätigen Beziehung zum Schmerz** (Ebenda 1839) — n^^
Nervenkraft im Sinne der Wissenschaften gegenüber dem Blutleben in der
Natur** (Braunschweig, 1845) — „Die epidemische Cholera, ein neuer Ver-
gleich über ihre Ursache, Natur und Behandlung, ihre Schutzmittel und die
Furcht vor derselben** (Leipzig 1848) — nDie Erschütterung als Diagnosticum
und als Heilmittel, Ein praktischer Beitrag zur physikalischen Seite der
Pathologie und Therapie** (Braunschweig 1853) — „Die Schutzmittel gegen
die Cholera mit Bücksicht auf ein ursächliches Lußinfusorium** , mit einer
Beilage u. d. T. : ;, Versuch einer empirischen Begründung der Cholerawissen-
schaß** (Prag 1854).
Hirsch in Allg. Dentsche Biogr. XT, pag. 307. Pgl.
Heilbron, David Cz. H., am 4. Juli 1762 im Haag geboren, wurde 1784
in Leyden nach vollendetem Studium zum Dr. med. promovirt. Von 1785 bis 1800
war er in seinem Geburtsorte praktisch wirksam und wurde 1795 — 97 von der Re-
gierang mit verschiedenen sanitären Sendungen betraut. 1800 nach Amsterdam über-
gesiedelt, war er da nicht allein als Arzt, sondern auch in verschiedenen wichtigen
medieinal-polizeilichen Functionen thätig, bis an seinen Tod 1847. Ausser zwei
Uebersetzungen, von Hketz' „Briefe an Aerzte** (1791) und G. H. Hoffmann's
bekannter Arbeit über schwangere Frauen (1791), schrieb er hauptsächlich fünf
gekrönte Abhandlungen : „ Verhandeling over het bezigen van purgeermiddelen
in de borstziekte** (1790) — „ Verhandeling over de oorzaken van het beslag
op de tong** (1795; deutsch Hildburghausen 1795) — „Verhandeling over de
zieikte-teekenen uit de oogen in heete ziekten** (1798) — „ Verhandeling over
de teekens of verschynselen der oogen in sleepende ziekten** (1801) — „ Ver-
handeling over de middelen tegen de besmetting van de wäre veepest^ (1824)
imd zwei sehr verdienstliche Arbeiten : „Adres en vertoog ter verbetering van het
genees' en heelkundige, in 1796 aan de Nationale Vergadering aangegeven**
(1797) und „Schets van eene in 1808 in de Provincien Gelderland en Braband
geheersckt hebbende koortsziekte onder het rundvee** (1815). c. E. Daniela
Heilmann, Gabriel H., geboren 1751 zu Würzburg und als Professor
der Botanik und Arzneimittellehre daselbst am 1. Januar 1806 gestorben, verfasste
ausser einigen Aufsätzen über Gegenstände aus der Botanik und Landwirthschaft
noch folgende Dissertationen : „D, sistens obsa^vationem de injectione per nares**
(Würzburg 1778) — „De leucorrhoea seu fluore albo** (Ebenda 1799) — „D,
fistens intumesctntias ventris saepe graviditatem mentientes** (Ebenda 1799).
Biogr. m6d. V, pag. 127. Pgl.
Heim, Ernst Ludwig H. , der seinerzeit als „der alte Heim"
populärste Arzt Berlins, wurde am 22. Juli 1747 zu Sulz in Sachsen-Moiningen
als Sohn eines Pfarrers geboren. Er ist der dritte von sechs Brüdern, die sich
sämmtlich in ihren gelehrten Fächern angesehene Lebensstellungen zu erringen
gewusst haben; er allein wurde Arzt, durch aufmerksame Naturbeobachtung von
120 HEIH. — HEmREIOH.
Kindheit an zum Stadium der Heilkunde angeregt und zu fruchtbringender medi-
cinischer Arbeit befähigt. Bis zum 16. Jahre wurde er im Elternhause vor-
gebildet , dann besuchte er zwei Jahre lang das Lyceum in Meiningen , um nach
Erlangung des Reife-Zeugnisses in Halle Medicin zu studiren. Er promovirte hielr
mit der Diss. : „De origine calculorum in viis urinariia quatenua est arthridis
effectua^ und machte danach in Freundes -Begleitung eine grössere wissenschaftliche
Reise durch Deutschland, Holland, England, Frankreich. Im Jahre 1775 kam er
nach Berlin, das Jahr darauf nach Spandau, wo er erst einstweilig, dann end-
giltig die Verwaltung des Stadtphysicates , später auch die des Kreisphysicates
Ost-Havelland übernahm. Er gewann daselbst sehr bald eine ausgedehnte Praxis,
verlegte aber, in dem Wunsche nach einer weniger anstrengenden Berufsthätig-
keit, seinen Wohnsitz im Jahre 1783 nach Berlin. Auch hier indessen erlangte
er bald eine Olientel von einem Umfange, wie wohl selten nur ein Arzt sich
erobern kann; gleichzeitig wurde er auch eine der beliebtesten Persönlichkeiten
Berlin^s, welches an H.'s Familienfesten innigsten Antheil nahm und sie gleichsam
zu Volksfestlichkeiten gestaltete. Er verdankte das allseitige Vertrauen in seine
Kunst der nahezu sprichwörtlich gewordenen Sicherheit rascher Diagnostik, die
er aber bis in seine letzten Jahre , wo nur irgend möglich , durch Leichen-Unter-
suchungen zu controliren und auszubilden bemüht war, während er sich die
Hochachtung seiner Fachgenossen durch seine GoUegialität , die Liebe der Be-
völkerung durch seinen rastlosen Eifer für Reich und Arm ohne Unterschied zu
eigen machte. Die Gunst der Höchstgestellten, der Besitz von Auszeichnungen
mannigfacher Art vermochten nicht , seinen schlichten Sinn zu ändern ; in bürger-
lichen Kreisen fühlte er sich am behaglichsten und den Armen blieb er bis an
das Ende seiner Praxis (1832) Arzt und Berather, bis an seinen Lebensabschluss
(15. September 1834) Freund und Wohlthäter. Seine körperliche Leistungsfähig-
keit war erstaunlich; die Praxis hat er grösstentheils zu Pferde erledigt und,
während er auch den geselligen Freuden zugethan war, beschäftigte er sich noch
bis in das späteste Alter mit der ihm seit früher Jugend lieben Botanik; hatte
er doch im Jahre 1777 einen Ruf nach Frankfurt a. 0. als Professor dieser
Wissenschaft abgelehnt; auch hatte er, da ihn einst sein Beruf oft von Spandau
nach Schloss Tegel führte, Gelegenheit, Alexander von Humboldt in die
Anfänge der Pflanzenkunde einzuführen. Besonderes Interesse widmete II. den
Eryptogamen und sein Name ist sowohl in „Gymnotus Heimii" als auch in einer
mexicanischen Pflanze „Heimia^^ verewigt. Als ein dauerndes ärztliches Verdienst
ist namentlich die Förderung der Yaccination zu nennen ; er führte in Berlin die
erste Impfung nach Jenner aus (1798). Wie sein Andenken in der Berliner
Bevölkerung fortlebte, beweisen u. a. die Thatsachen, dass die nach H.'s hinter-
lassenen Briefen und Tagebüchern von seinem Schwiegersohne, Geh.-Rath Kesslee,
im Jahre 1835 herausgegebene Biographie noch 1846 eine zweite Auflage erlebte,
dass bis in die neueste Zeit politische Tagesblätter von seinem Wirken berichteten
und im Jahre 1885 an seinem Sterbehause eine Gedenktafel angebracht wurde.
Ein von ihm gestifteter ärztlicher Freunde-Verein besteht noch heute, seit seinem
Tode unter dem Namen „Heimia". — A. Paetsch hat im Jahre 1836 H.'s ver-
mischte medicinische Schriften in H.'s Auftrage herausgegeben; meist Journal-
Artikel anspruchsloser Schreibart, sind sie casuistischen Inhalts, in welchem sieh
der nüchterne Beobachter, Systemen abholde Pathologe und eklektische Therapeut
documentirt. Der damaligen Trennung des Medicinalpersonals entsprechend, ist er
in der Chirurgie fast nie selbstständig thätig gewesen, hingegen hatte ihn sein
Physicat zu praktischer und schriftstellerischer Thätigkeit auf dem Gebiete der
Yeterinärpolizei geführt.
G. W. Kessler, Der alte Heim. Leben und Wirken u. s. w. Leipzig 1835; 2. verm.
Aufl. 1846. — Callisen, Vm, pag. 269; XXVIII, pag. 443. Falk.
Heimreich (Heimeich), Johann H., stammte aus einer dänischen Familie,
die während des 30jährigen Krieges nach Deutschland gekommen war. Hier
HEIMREICH — HEINE. 121
wurde H. am 25. Januar 1676 in Schwambaoh a. d. Rhön geboren. Er studirte
in Sehmalkalden und in Jena, wurde hier 1697 Mag. art. und im Jahre 1700
Lioentiat der Medioin. Darauf lieas er sieh in Eisenach nieder, wo er bald eine
grosse Praxis erlangte. 1815 gab er diese auf, um eine Professur für Medicin,
Physik und orientaligche Sprachen, zugleich mit dem Amt eines Bibliothekars in
Coburg zu übernehmen, wo er am 28. October 1730 starb. H. war auch ein
tfichtiger Mathematiker und Philologe und besonders in orientalischen Sprachen
sehr bewandert. Von medicinischen Schriften desselben sind nar zu nennen:
„Dis8» de sanguificatione** (Jena 1698) — „Dias, de chylificatione^ (Ebenda
1698). Sonst schrieb er noch : „Manipulum thesium mathemcUicarum" — „Havs-
apotheke" und Beobachtungen in den Actis eruditis et curiosis Franconiae, die
sein Sohn Ernst Friedrich Justus H. abfasste.
Biogr. mfed. V, pag. 128. — Poggendorff, I, pag. 1047. Pgl.
Heine, Familie, von denen mehrere Mitglieder sich um die Orthopädie^
chirurgische Mechanik und Chirurgie grosse Verdienste erworben haben. —
Johann Georg H., berühmter chirurgischer Instrumentenmacher und Orthopäde
zu Würzburg und im Haag^ wurde am 23. April 1770 zu Lauterbach im württem-
bergischen Schwarzwalde (Oberamt Obemdorf) als Sohn einer Bauernfamilie ge-
boren und, da er Neigung zu dem Stande eines Feuerarbeiters verspürte, zu
einem Messerschmied in die Lehre gethan. Er bildete sich als Instrumentenmacher
auf lOjfthriger Wanderung, von 1788 an, namentlich in Mainz, Düsseldorf,
Göttingen und Berlin aus und wurde, als die medicinische Facultät von Würz-
burg 1798 einen Instrumeutenmacher für sich und das Juliusspital suchte, von
Berlin aus als solcher empfohlen. Nach (Jeberwindung von mancherlei Schwierig-
keiten errichtete er eine Werkstätte und wurde 1802, nach der Uebemahme
Wfirzbnrgs durch die bayerische Regierung, zum Universitäts-Instrumentenmacher
und Bandagisten ernannt. Aus eigenem Antriebe besuchte er die Anatomie und im
Juliusspital die Operationen Caspab*s und seines Sohnes Babthel's v. Siebold
und lernte die mechanischen Bedürfnisse der Chirurgie bei denselben kennen ; auch
studirte er, oft mit Zuhilfenahme der Nächte, eifrig Werke über Anatomie,
Operationen und Verbände, und gab über letztere (1807) ein: „Systematisches
Verzeichniss chirurgischer Instrumente, Bandagen und Maschinen** heraus, die er
selbst anzufertigen bereit war. Durch das Lesen der Schriften von Schbegeb, Scabpa
und JöBG über Rückgratsverkrlimmungen und Klumpfüsse und deren mechanische
Behandlung , sowie durch die Anfertigung von Maschinen und Bandagen für
Kranke des Juliusspitales, wurde er veranlasst, sich näher mit der Orthopädie zu
beschäftigen, während der freundschaftliche Umgang mit jungen Chirurgen (Babthel
und Elias v. Siebold, C. J. M. Langenbeck, Vincenz Adelmann u. A.) nicht wenig
seine Anschauungen und Kenntnisse von anatomischen und chirurgischen Dingen
förderte. An eigenen Erfindungen sind aus dieser Zeit zu nennen: Der bekannte
Tirefond (1808), eine doppelt-conische Trepankrone, eine neue Extensionsmaschine
ftr Beinbrüche und ein künstliches Bein für Ober- und Unterschenkel (1811),
Erfindungen, die er in seinem 1811 herausgegebenen „Neuen Verzeichniss chirur-
gischer Inatrumente, Bandagen und Maschinen^ beschrieb. Durch die Einräumung
einer Wohnung in einem ehemaligen Kloster (1816) Seitens der Regierung wurde
er in die Lage versetzt, eine orthopädische Heilanstalt zu errichten, deren Schutz
die Königin Caroline von Bayern übernahm, so dass die Anstalt von da an den
Namen „Carolinen-Institut^ führte. Auch wurde ihm der Titel eines Demonstrators
der Orthopädie an der Universität und Assessors der medicinischen Facultät (1824)
verliehen. Lidessen auf der Höhe eines wohlverdienten Ruhmes stehend, durch die
Frequenz seines Institutes in eine glänzende Ökonomische Lage versetzt, liess sich
H. durch die Lebhaftigkeit und Unruhe seines Geistes auf Abwege führen, indem er
auch ftlr innerliche Krankheiten ein neues therapeutisches System gefunden zu haben
glaubte, das, da seine Kenntnisse der inneren Arzneimittel diejenigen eines Laien
122 HEINE.
nicht überstieg, auf Blutlassen^ Senfteige, Schwitzen, vorzugsweise aber auf Umschläge
und Bäder basirt war, von denen die letzteren ihm einer besonderen Berflcksiohtignng
als das grösste Arcanum werth schienen. Auf einem Ausfluge nach Holland 1828,
nach dem Gebrauche der Seebäder zu Scheveningen , entschloss er sich , sein
Institut dorthin zu verlegen und wurde von ihm zwischen dem Haag und Scheve-
ningen 1829 eine Seebadeanstalt errichtet, während das Mutterinstitut in Würzburg
von seinem Neffen und Schwiegersohne Bernhard Heine übernommen würde. In
seinem neueu Institut beschäftigte er sich zunächst .und ganz sachgemäss vorzüg-
lich mit den Bildungshemmungen oder Entwicklungskrankheiten der unteren Extre-
mitäten, besonders mit lähmungsartigen Zusammenziehungen und angeborenen
Hüftgelenksverrenkungen; als er aber anfing, seine excentrischen therapeutiBchen
Ideen und seine Ansprüche auf die Reformation der gesammten Heilkunde den
Aerzten gegenüber zur Geltung zu bringen , als er so verwegen wurde , die auch
in Scheveningen erschienene Cholera — mit Senfmehlbädern — heilen zu wollen
(er schrieb nicht weniger als acht Schriften über dieselbe von 1833 — 38), unter-
grub dies Alles, zusammengenommen mit den politischen Zeitumständen, wie dem
belgischen Aufstande u. s. w. , den Credit seiner Anstalt. Seine Pläne für die
Gründung einer orthopädischen Anstalt in England wurden durch schwere Krankheit
und seinen am 7. September 1838 im Haag erfolgten Tod vereitelt. — H. , ein
mechanisches Genie , hat mit den Mitteln , welche die Mechanik zu geben vermag,
Alles geleistet, was diese in der Orthopädie zu erreichen im Stande ist. Neben
den orthopädischen Apparaten auch die Gymnastik, oder gar die erst kürzlich
von Stromeyer erfundene subcutane Tenotomie zu gebrauchen, hielt er, ebenso
wie er die Beihilfe der inneren Medicin verachtete, für unter seiner Würde. Trotz
dieser Einseitigkeit und trotz der am Ende seines Lebens in die Erscheinung
getretenen corrupten Ideen und Bestrebungen, ist ihm das Verdienst nicht abzu-
sprechen, der Begründer der deutschen Orthopädie geworden zu sein.
J. G. Heins, nach seinen früheren Lebensveihältnissen und seine^r Bildung zum
orthopädischen Heilkünstler, von ihm selbst geschildert. Würzburg 1827, 4. — Joseph
Heine, Physio-pathologische Studien ans dem ärztlichen Leben von Vater nnd Sohn. Eine
Gedächtnissschrift für Joh. Georg Heine, den Orthopäden. Stuttgart und Tübingen 1842.
— E. Gurlt in der Allgem. Deutschen Biogr. XI. pag. 354. — Callisen, YIII, pag. 279 ;
XXVIII, pag. 447. Gurlt.
Joseph von Heine, war als Sohn von Johann Georg H. zu
Würzburg am 28. November 1803 geboren, brachte seine Studienjahre, mit Aus-
nahme eines Semesters, auch daselbst zu, wo er ein Liebling Schönlein's "v^ar,
besuchte, nachdem er 1827 mit der Inaug.-Abhandlung : ^Anatomisch-patho-
logische Fragmente über Phthisis tuberculosa^ in Wtirzburg die Doctorwürde
erlangt, Paris, leitete 1831 eine Cholera- Abtheilung im Hospital zu Warschau,
während der polnischen Revolution, hielt sich später in den Spitälern Wien's
auf, den Koryphäen der neuen Wiener Schule aufs Innigste verbunden. Er nahm
dann Theil an der Umgestaltung des von seinem Schwager Bernhard Heine
erfundenen Osteotoms , an dessen experimentellen Arbeiten über die vitale Bedeu-
tung des Periosts für die Knochen-Regeneration und an der gemeinschaftlichen
Leitung des orthopädischen Institutes. Aus dem Studium der Cholera bei der polnischen
Armee ging die Schrift : ;, Ueber das Verhältniss der nervösen Fieber zu Cholera
und Intermittens u.s.iü." (München 1833) hervor. Sein neben der Fachwissenschaft
die mannichfachsten Gebiete umfassender Bildungstrieb Hess ihn zu einer festen
Stätte erst in gereifteren Jahren kommen , und zwar als Amtsarzt in Waldmohr,
einem der damals unwirthlichsten Cantone der Pfalz , den er nach wenigen Jahren
mit Germersheim vertauschte^ wo er eine ihn sehr befriedigende Thätigkeit in
einem schönen Spitale fand. Daselbst erschienen die: „Physio-pathologischen
Studien aus dem ärztlichen Leben von Vater und Soh7i. Eine Gedächtnisse
Schrift für Joh, Georg Heine den Orthopäden^^ (Stuttgart und Tübingen
1842). Ihnen folgten 17 Jahre später die: y,H eine- Br ü che' sehe Gefäss-
strictur und die metabolischen Entscheid ungsacte der örtlichen Entzündung" ,
HEINE. 123
indem die grossen Probleme des Fiebers und der Entzündung seinen rastlosen
Geist von seiner ersten bis zu seiner letzten ärztliehen Schrift : „Die epidemische
Cholera in ihren elementaren Lebenseigenachaften und in ihrer physiologischen
Behandlungsmethode^ (1873) beschäftigten. 1848 wurde er in den bayerischen
Landtag gewählt, ohne auf demselben eine besondere Rolle zu spielen. Er verliess
die Kammer in Folge seiner Ernennung zum dirigirenden Arzt des Bamberger
Krankenhauses^ kehrte jedoch nach vier Jahren in die Pfalz, nach Speyer, als
Medicinalrath und Leiter des dortigen Medicinalwesens zurück. In dieser Stellung
entwickelte er eine unglaubliche, weit über das Maass der stricten Anforderungen
des Dienstes hinausgehende Thätigkeit, neben Studien und Arbeiten auf ver-
wandten und entlegenen Wissensgebieten. Hier war es , wo seine seltene Vereinigung
hervorragender Eigenschaften zur vollen Entfaltung gelangte : der eiserne Charakter
mit dem goldenen Herzen, die reinste Gerechtigkeit mit dem lautersten Wohl-
wollen, eine durch Nichts in der Welt zu entwegende Pflichttreue. Solche Vor-
ztige versöhnten mit manchen Herbigkeiten des Sonderlings , die Niemand besser
als er selbst kannte; oft beklagte er diese Schatten seines Wesens, besonders
ein sich bis zur Grenze des Pathologischen bisweilen verirrendes Misstrauen ; offen
und dankbar sprach er sich über die Nachsicht aus, welche seinen Sonderbar-
keiten und Schroffheiten zu Theil wurden. Die pfälzischen Aerzte, die ihn nicht
ohne Furcht als ihren Führer empfangen hatten, sahen ihn 20 Jahre später in
Liebe und Verehrung aus ihrem Kreise scheiden ; denn zwei Jahre vor seinem am
4. November 1877 erfolgten Tode trat er in den wohlverdienten Buhestand und
siedelte nach München über, wo er noch mit begeisterter Leidenschaft altgermanische
Stadien trieb, welche er mit Unterbrechungen seit Jahrzehnten cultivirt hatte.
Allgemeine Zeitung. 1878, 9. Februar, pag. 587. G.
Bernhard Heine, berühmter Mechaniker, Orthopäde und Physiolog,
Neffe des Begründers der deutschen Orthopädie Johann Georg H., geboren am
20. August 1800 zu Schramberg im wtirttembergischen Schwarzwalde, begann
seine Laufbahn am Schraubstock der weltbekannten Werkstätte seines Oheims in
Wflrzburg und wurde ihm daselbst nicht nur für die Entwicklung seiner technischen
Fertigkeit die beste Schule zu Theil, sondern in reiferen Jahren boten ihm auch
die medicinischen Anstalten der Universität ein reiches Material zur Ausbildung
als Arzt. Gründliche und umfassende Studien , zunächst der anatomischen Wissen-
schalten, denen er Jahre lang Lebensgenuss und Erholung opferte, gaben ihm
einen festen Halt für sein auf dem Gebiete der Mechanik für die Zwecke der
orthopädischen Heilkunde und operativen Chirurgie bald in eminenter Weise hervor-
tretendes Eründungstalent. Unter seinen vielfachen Erfindungen von cliirurgischen
Bandagen und W^erkzeugen ist seine grösste Leistung die Erfindung des Osteotoms
oder Knochenbistouris, das er, nach Ueberwindung Jahrelanger (seit 1824) Mühen
und Schwierigkeiten, im Herbst 1830 den medicinischen Facultäten zu Würzburg
und München endlich vorlegen konnte und das die Kettensäge, andere Sägen,
Meissel und Hammer, sowie die Trepankroue zu verdrängen und entbehrlich zu
machen bestimmt war. Ausser einer Beihe anderer Anerkennungen erhielt er
dafür von der Pariser Akademie der Wissenschaften 1835 den grossen Monthyon-
Preis und wurde 1837 vom Kaiser von Bussland nach St. Petersburg berufen,
um auch dort das Osteotom einzuführen. Indessen H.'s Hauptverdienst liegt nicht
in der Erfindung dieses Instruments , sondern in den mit derselben Hand in Hand
gehenden Versuchen und Beobachtungen an lebenden Thieren über die Wieder-
erzeugung von Knochen aus der bei der Entfernung eines kranken oder verletzten
Knochentheils mit Sorgfalt geschonten und zurückgelassenen Knochenhaut. Seine
Experimente darüber, meistens an grossen Hunden angestellt, sind nicht nur für
die Physiologie der Knochenbildung von grosser Wichtigkeil gewesen, sondern
von noch grösserer Tragweite für die operative Chirurgie und deren Erfolge auf
dem Gebiete der Besectionen. Für die Präparate von diesen Versuchen und eine
sie begleitende Abhandlung, als Concursarbeit um den grossen Preis der Physio-
]24 HEINE.
logie, erhielt er 1838 von Neuem einen MöNTHYON-Preis. Von der Würzburger
Hochschule war er zuerst zum Ehren-Professor (1833) und später zum wirklichen
Professor der Experimental-Physiologie ernannt worden. Noch heute bildet jene
herrliche Sammlung von Präparaten einen Glanzpunkt der Würzburger anatomischen
Sammlung. — Die Grundsätze , denen H. als Orthopäde in der von ihm seit dem
Jahre 1829 von seinem Oheim und Schwiegervater Johann Georg Hbinb über-
nommenen Heilanstalt zu Würzburg huldigte, wichen, trotz aller pietätvollen
Anerkennung, die er den bahnbrechenden Leistungen seines Vorgängers und
Meisters widmete, doch bei der glücklichen Vereinigung des Mechanikers und
Arztes in ihm , in manchen Beziehungen von jenen ab , seine Erfindungen auf
dem Felde der Orthopädie waren reich an Gedanken und Erfolgen ; Niemand war
berufener , die Verbindung der eben erst (durch Steomeyer's Erfindung der sub-
cutanen Tenotomie) in's Leben tretenden operativen und mechanischen Orthopädie
herzustellen , als H. , der das Messer ebenso wie die Feile zu handhaben wusste.
Seine Anstalt genoss daher eines weit verbreiteten Rufes im In- und Auslande,
ebenso wie seine Werkstätte , aus welcher Instrumente und Bandagen von vorzüg-
licher Güte hervorgingen. H. war eine von jenen rastlosen Naturen , die in jedem
vollendeten Werke nur den Anfang zu einem anderen sehen , eine productive Kraft,
die mit eiserner Beharrlichkeit Hand in Hand ging. Leider war ihm nur ein
kurzes Leben beschieden, ein Blutstnrz beschloss am 31. Juli 1846 dasselbe, im
Alter von nur 46 Jahren , zu Glockenthal bei Thun in der Schweiz.
Markus in der Angsbnrger Allgemeinen Zeitung. 1846, Beilage zn Nr. 358,
24. December. — E. Gurlt in AUgem. Deutsche Biogr. XI, pag. 336. — Callisen,
XXVIII, pag. 446. Gurlt.
Jacob von Heine, zu Cannstatt bei Stattgart, Orthopäde, Neffe von
Johann Georg, Vetter von Joseph und Bernhard, Vater von Karl von H.,
wurde geboren am 16. April 1800 zu Lauterbach im Schwarzwalde, begann
erst als 21jähriger Jüngling die ADfangsgrtlnde der alten Sprachen zu erlernen,
um noch ein Gymnasium besuchen zu können, ging 1823 nach Würzburg, woselbst
sein Oheim Johann Geoi'g H. sein berühmtes orthopädisches Institut besass und
auch in den Kreisen der Universität eine sehr geachtete Stellung einnahm. Hier-
durch wohl kam es , dass er nach Jahresfrist das ursprünglich begonnene Studium
der katholischen Theologie mit dem der Medicin vertauschte und diesem mit
Fleiss und Eifer während seines im Ganzen öVrjährigen Aufenthaltes in Würzburg
oblag, 4 Jahre davon in der orthopädischen Anstalt seines Oheims thätig. Nach
seiner Promotion (1827) blieb er noch 1 ^/^ Jahre daselbst , um sich in praktischer
Hinsicht noch weiter auszubilden, bekleidete auch interimistisch die Assistenten-
stellen der medicinischen und chirurgischen Abtheilung des Juliusspitales unter
Schönlein und Textob und führte ein Jahr lang alle Leichenöffnungen im Spital
aus. Nachdem er noch seine Inaug.-Abhandlung : ;, Ueber die Unterbindung der
Arteria subclavia*^ geschrieben, verliess er 1829 Wtlrzburg, bestand in Württem-
berg sein Examen und begründete noch in demselben Jahre, in Folge einer Auf-
forderung der Regierung und von derselben unterstützt, in Cannstatt ein ortho-
pädisches Institut, das bald einen glänzenden Erfolg hatte, allmälig mehr und mehr
vergrössert wurde, Patienten aus allen Ständen und Ländern Europas aufnahm
und nach dem: „Kurzen Bericht über die 25jährige Wirksamkeit der ortho-
pädischen Heilanstalt zu Cannstatt u, s. w.^ (1854) bis dahin deren 1368 be-
handelt hatte. Die glücklichen Erfolge, welche H. in seiner Anstalt erzielte,
waren nicht allein dadurch zu erklären, dass er eine gründliche medicinisch-
chirurgische Bildung besass und von den chirurgischen Errungenschaften der da-
maligen Zeit, namentlich der subcutanen Sehnend urchschneidung, einen angemessenen
Gebrauch zu machen verstand, sondern auch durch die in der Anstalt geübte
methodische Behandlung und die derselben in ungewöhnlich reichem Maasse zu
Gebote stehenden Ourmittel , unter denen die von H. zuerst in Deutschland geübte
orthopädische Gymnastik, verbunden mit geeigneten Manipulationen und Frictionen,
HEINE 125
und die Torhandenen Eisenquelle uod Eisenschlammbäder, nebst einem Schwimm-
bassin mit Wellenschlag nnd Donchen, hervorzuheben sind. Es muss hiemach H.
als einer der hauptsächlichsten Förderer der wissenschaftlichen Orthopädie in
Deutschland bezeichnet werden. Obgleich ihm bei seiner angestrengten praktischen
Thätigkeit nur wenig Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten ttbrig blieb, hat er doch
einige werth volle Schriften hinterlassen, wie die: „Beobacktungen über Lähmungs-
imtände der unteren Eoetremitäten und deren Behandlung** (1840, m. 2 TafP. ;
2. Aufl. u. d. T. : „Spinale Kinderlähmung. Monographie** 1860, m. 14. TaflF.),
welche eine bis dahin wenig beachtete Form von Lähmungen bei Kindern, die
er später geradezu „Spinale Kinderlähmung" nannte, abhandelte. Eine andere
Schrift : ^ Ueber spontane und congenitale Luxationen , sotoie über einen neuen
SchenkdhaUbruch' Apparat** (1842, m. 5 Taff.), theilte seine, namentlich mit den
ersteren gemachten Erfahrungen mit. H. , der von der Stadt Cannstatt das Ehren-
btlrgerrecht und von der Regierung nach einander die Titel : Hofrath, Oeh. Hof-
rath und mit dem wtirttembergischen Kronenorden den persönlichen Adel erhalten
hatte, gab 1865, nach 36jährigem Bestehen der Anstalt, dieselbe auf, da sein Sohn
Karl (s. diesen), von dem er gehofft hatte, dass derselbe sein Nachfolger werden
wflrde , es vorzog , der akademischen Laufbahn zu folgen. Indessen sah er diesen
noch (1877) in ein frtlhes Grab sinken, verstarb selbst aber am 12. November
1879. zu Cannstatt.
Schwäbische Chronik, des Schwäbischen Merknrs 2. Abtheilung. 1880, pag. 45 —
Correspondenz-Blatt des Wtirttembergischen ärztlichen Vereins. 1880, Nr. 3- — E. Gnrlt in
AUgem. Deutsche Biogr. XI, pag. 351. Gnrlt.
Karl Wilhelm Ritter von Heine, in Prag, war am 26. April 1838 zu
Cannstatt als Sohn des Vorigen geboren, studirte 2 Jahre in Tübingen, dann
3 Jahre in Würzburg und wurde 1861 in Tübingen Dootor mit der Diss. : yfAn-
gebotene Atresie des Ostium arteriosum dextrum u, s, w, ** (m. 1 Kpft.). Er trat
darauf eine wissenschaftliche Reise nach Prag, Wien und Berlin an, kehrte auf
kurze Zeit 1862 nach Stuttgart zurück, um sein Staats-Examen abzulegen, und
ging dann wieder für 1^/a Jahre auf Reisen in's Ausland, indem er seine Studien
bis zum April 1863 zu Paris und dann in London, Edinburg, Glasgow und
Dublin fortsetzte. Besonders zogen ihn die grossen englischen Chirurgen und
Hospitäler an, über die er einige Erfahrungen (1864) veröffentlichte. Während des
im Ausgange des Winters 1864 ausgebrochenen deutsch-dänischen Ej*iege8 leistete
er freiwillig in den preussischen Feldspitälem Dienste und veröffentlichte, als Frucht
der dabei gemachten Erfahrungen und Studien, eine erste grössere Arbeit: „Die
Schussverletzungen der unteren Extremitäten** (v. Langenbeck's Archiv, VII,
1866). 1865 wurde er bei Otto Weber Assistent in der chirurgischen Klinik
zu Heidelberg , habilitirte sich noch in demselben Jahre als Privatdocent und über-
nahm nach Webeb's im Juni 1867 erfolgten frühzeitigen und unerwarteten Tode
die provisorische Leitung der Klinik und die Vorlesungen über Chirurgie bis
Ostern 1868, wurde darauf zum Prof. e. o. ernannt und 1869 als Prof. ord. der
chirurgischen Klinik an die neugegründete medicinische Facultät der Universität
zu Innsbruck berufen. Er widmete sich daselbst einer rastlosen, auf die Ent-
wicklung und Hebung der Facultät gerichteten Thätigkeit und lebte blos seinem
Berufe als Universitätslehrer und seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Hier entstand
seme ausgezeichnete Arbeit: „Der Hospitalbrand** (Pitha-Billroth's Handb.
der allgem. und spec. Chir. I, Abth. 2 A). Nach dem Ausbruch des deutsch-
französischen Krieges benutzte H. die Universitäts-Ferien des Jahres 1870, um
auch in diesem zweiten Kriege freiwillig seine Thätigkeit den Verwundeten zu
widmen. Er leitete einen württembergischen Sanitätszug , stand längere Zeit einem
Spitale in Nancy vor und führte selbst die schwersten seiner Verwundeten und
Operirten mittelst eines Sanitätszuges in deutsche Hospitäler über. 1873 wurde
ihm die Errichtung einer zweiten chirurgischen Klinik in Prag übertragen und
unterzog er sich dieser grösseren Aufgabe mit gewohnter Umsicht und Beharrlichkeit,
126 HEINE.
Bo dass bald eine für Lehr- und Lernzwecke gleich geeignete Musteranstalt
gefichaffen war. Er bildete femer mit mehreren Collegen den festen Kern für die
deutsche Partei unter den Professoren der medicinischen Faoultflt und unter den
deutschen Aerzten Prags. Einstimmig wurde er von dem Verein deutscher Aerzte
zum Präsidenten gewählt; auch erwarb er sich durch Anregung der Wasser-
versorgungsfrage ein grosses Verdienst um die Verbesserung der sanitären Ver-
hältnisse Prags. In der Vollkraft des Lebens und Schaffens aber wurde er von
den Folgen der Diphtherie dahingerafft , indem er im väterlichen Hause zu Cann-
statt am 9. September 1877 verstarb. Durch den für den Krieg von 1864
erhaltenen Orden der eisernen Krone war er , nachdem er österreichischer Staats-
bürger geworden , in den Adelstand versetzt worden. Von seinen späteren Arbeiten
führen wir an aus v. Langenbece's Archiv: ^Anus praeternaturalis ileo-vagi-
nalis , durch Enterotamie und Naht geheilt*' (Bd. XI) — ;, üeber parenchymatöse
Injection zur Zertheilung von Geschwülsten" (Bd. XV) — ;, lieber Radical-
behandlung der Prostatahypertrophie*' (Bd. XVI) — „Besection des Kehlkopfes
bei Laryngosienose*^ (Bd. XIX) — „lieber operative Behandlung der Fseud-
arthrosen*' (Bd. XXI) u. s. w. — H. hat nicht nur an dem grossen Aufschwünge,
den die deutsche Chirurgie in der Neuzeit genommen, seinen entschiedenen Antheil,
sondern er hat auch als Lehrer durch Wort und Beispiel und als fruchtbarer
Schriftsteller nicht wenig dazu beigetragen, die neuen Lehren in weitere Kreise
zu tragen. Bei seinem rastlosen Streben und seiner unermüdlichen Arbeitskraft
wäre noch Vieles von ihm zur Förderung der Chirurgie zu erwarten gewesen.
Sein Andenken wurde durch Aufstellung seiner Marmorbüste in dem nach seinen
Angaben erbauten Operationssaale und durch die „Heine-Stiftung^^, eine von ihm
herstammende Sammlung anatomischer Präparate, die der med. Facultät in Prag
geschenkt wurde, verewigt.
Th. Billroth im Archiv für klinische Chirurgie. Bd. XXII, 1878, pag. 243. —
K. Weil in Prager Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde, Bd. CXXXVII, 1878.
IV. Miscellen, pag. 3. — Lücke in Deutsche Zeitschrift für Chirurgie, Bd. IX, 1878,
pag. 378. — E. Gurlt in Allgem. Deutsche Biogr. XI, pag. 357. Gurlt.
Heine, Ernst Friedrich Wilhelm H., zu Hannover, war 1770 zu
Celle als Sohn des Hofchirurgus Christian Heinrich H. geboren, studirte zu
Celle und Göttingen, wurde daselbst 1792 Doctor mit der Diss. : „De vasorum
absorbentium ad rhachitidem procreandam potentia*^ (4.) , praktieirte zuerst in
Celle, wurde daselbst Hofmedicus, Landphysicus , Zuchthausarzt und Lehrer am
CoUegium chirurgicum. Seit 1820 war er Medicinalrath in Hannover, Lehrer der
Anatomie und Chirurgie am Collegium anatomico-chirurgicum und Hofaccoucheur.
Er schrieb im Hanno v. Magazin (1799, 1805): y, Bemerkungen über den Mila-
nesischen Nachtwandler" — „Etwas über Epidemie und epidemisch".; über-
setzte aus dem Englischen: W. Perfect, „Abmalen einer Anstalt für Wahn*
sinnige" (Hannover 1804). Er starb als Ober-Medicinalrath am 4, Februar 1833.
Nach seinem Tode erschien, nach seinen Vorlesungen bearbeitet: „Leitfaden der
Entbindungskunst" (Braunschweig *1835).
Callisen, VIII, pag. 277; XXVni, pag. 447. G.
Heine, M a x i m i 1 i a n H. , ein Bruder des berühmten Dichters H e i n r i c h H. ,
trat , nachdem er seine medicinischen Studien in Deutschland vollendet hatte , in
russische Dienste , machte als solcher den Türkenkrieg unter dem General
V. Diebitsch mit und lebte später als Arzt , mit dem Titel Staatsrath , in
8t. Petersburg. Er verfasste eine „ Med ic. -topographische Skizze von St. Peters-
bürg" (Petersburg 1844) , gab eine Beschreibimg der Pest in Odessa u. d. T. :
„Beiträge zur Geschichte der orientalischen Pest" (Ebenda 1846) und in
Gemeinschaft mit Thielemann und Krebel die „Medicinische Zeitung Buss-
lands" heraus, welche von 1844 bis zum Jahre 1859 erschien. Er starb im
74. Lebensjahre zu Berlin am 6. November 1879.
St. Petersburger med. Wochensclir. 1879, pag. 403. 6.
HEINEKE. 127
Heineke (Heinecke), Aerzte in drei Generationen. — Christian
Friedrich H., zu Bernbarg, geboren am 10. December 1766 za Abbenrode bei
Gofllar, studirte von 1785 an in Halle, wurde daselbst 1790 Doctor mit der
„Düs, inaug. sistens primas Itneaa historiae martialium medicae^ , liess sieh
1791 in Halberstadt nieder, wo er Assistent von Fritze, später Medicinalrath,
Mitglied des dortigen Medicinal-CoUegiums , Director der Hebeammen-Unterrichts-
anstalt und Stadt- und Domphysieus wurde. Um die Einführung der Schutzpocken-
impfnng machte er sich sowohl in Halberstadt als in Bernburg verdient, ebenso
naeh den Schlachten des Jahres 1806 in den Militär-Lazarethen zu Halberstadt,
wurde 1810 zum Nachfolger von C. F. Graefe, der nach Berlin berufen war,
als Leibarzt beim Herzog von Anhalt-Bernburg in Ballenstedt mit dem Titel als
Hof- und Medicinalrath ernannt, errichtete im Auftrage des Herzogs 1813 eine
Medicinal-Commission fttr das Herzogthum, die in Ballenstedt ihren Sitz hatte,
deren erstes Mitglied er wurde, fflhrte die Apotheken-Revision im Herzogthume
ein und verfasste eine 1820 in Kraft getretene „Medicinal-Ordnung für das
Herzogthum Anhalt- Bemimrg'* , die ftir eine der besten in Deutschland zu
jener Zeit gehalten wurde. 1824 wurde er seiner Stellung als Leibarzt entbunden
nnd Bemburg ihm für seine ärztliche Praxis angewiesen, wo er mehr als bisher
Müsse fand, sich mit wissenschaftlichen Studien zu beschäftigen und namentlich
den neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der Pharmacie und Chemie seine
besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Zur Zeit der Cholera schrieb er eine
„Kurze Anweisung für Nichtä'rzte, die asiatische Cholera zu erkennen u. s, lo.*^
(Bemburg 1831). Unter den Ehrenbezeugungen, die ihm 1840 bei seinem 50jährigen
Doctor-Jubiläum zu Theil wurden, befand sich auch eine von deu Aerzten in
Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode ihm gewidmete Festschrift: „De medicis
quo8 Halber stadiensis, Quedlinburgensis , Wemigerodensis ditio vel genuit vel
aluit etc.** (Halberstadt 1840). Er starb noch in demselben Jahre am 7. September.
Neuer Nekrolog der Dentschen. 1840, Jahrg. 18. II, pag. 947. — Andrea e,
11, pag. 55. G.
Karl Friedrich Heineke, zu Schönebeck, als Sohn de« Vorigen am
12. April 1798 zu Halberstadt geboren, studirte von 1817 — 21 in Berlin, war
während dieser Zeit Assistent an dem klinisch-chirurgischen Institut Graefe'j?, wurde
im letztgenannten Jahre mit der Diss. : y^De ma^todynia net^oosa" Doctor, machte eine
grössere Reise durch Deutschland und Frankreich und liess sich zu Calbe a. d. S.
als Arzt nieder, verlegte aber wenige Jahre nachher seinen Wohnsitz nach Schöne-
beck, wo er 1853 zum Physicus des Kreises Calbe ernannt wurde. Er starb 1857,
allgemein betrauert als sehr geschickter, unermüdlich thätiger, menschenfreundlicher
Arzt und Operateur. An literarischen Arbeiten sind von ihm nur einige Aufsätze
in Graefe's und Walther's Journal (1822, 23, 24), darunter Auszüge aus
Briefen, die er von Paris aus an C. F. Grabfe schrieb, bekannt: „Zur Unter-
hindung der Carotis und der Hiaca externa^ — „Nachrichten über die Auf
lösung des Blasensteins durch galvanische Einwirkung ^ über die Sectio recto-
vesicalis und über die Besection des Kiefers^ — „Auszug aus einem Schreiben
an C. F. Graefe,*"
Andreae, I, pag. 93. G.
♦Walther Hermann Heineke, zu Erlangen, ist am 17. Mai 1834
zu Schönebeck als Sohn des Vorigen geboren, bildete sich zu Göttingen, Berlin,
Leipzig und Greifswald, hier als Schüler und Assistent A. Bardelsben^s, besonders
ftlr Chirurgie, aus und wurde in Greifs wald 1859 promovirt. Er habilitirte sich
1863 für Chirurgie daselbst und erhielt den Ruf als ordentlicher Professor dieses
Faches nach Erlangen, wo er noch jetzt wirkt, Ostern 1867. Von seinen Arbeiten
sind hervorzuheben: „Beiträge zur Kenntniss und Behandlung der KranMieiten
des Knies" (Danzig 1866) — „Anatomie und Pathologie der Schleimbeutel
^nd Sehnenscheiden" (Erlangen 1868) — „Compendium der Operations- und
128 HEINERE. — HEINEKEN.
Verhandlehre'* (Daaelbst 1871; 2. Aufl. 1874; 3. Aufl. 1885). Ausserdem
bearbeitete H. die chirurgischen Krankheiten des Kopfes sowohl in Pitha-Billroth's
Handbuch, wie in Billboth-Lückb's Deutscher Chirurgie; für das erstere auch
Anschwellungen und Oeschwttiste des Unterleibes. Wernich.
Heineken (Heinegeen), Philipp IsaakH., geboren zu Magdeburg am
14. August 1734, wurde im Jahre 1752 zum Professor der Medicin und Mathe-
matik in Bremen ernannt und im Jahre 1777 zum Stadtphysicus daselbst. Er
starb am 26. Juni 1790 und hinterliess: „Dwsert. de medtcorum acandalis sive
de morbts curatu difficilibus et insanabtlibus** (Halle 1748) — „Oratio de
incessu humano" (Bremen 1752). — Bedeutender ist sein Sohn
Johann H., zu Bremen am 26. October 1761 geboren, studirte in
seiner Vaterstadt und in Oöttingen Medicin, promovirte 1783 an letzterer Univer-
sität zum Dr. med. mit der Diss. : „De morbis nervorum eorumqtie frequen-
tissima ex abdomine origtne^, bereiste dann in den Jahren 1783 und 84 Holland,
England, Schottland und Deutschland und war seit dem 6. Januar 1786 Professor
der Anatomie und Experimentalphysik am Gymnasium zu Bremen. Zugleich
bekleidete H. das Stadtphysicat und war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften.
Er feierte im August 1833 sein 50jähriges Doctor-Jubilänm und starb am 17. Januar
1851. H. gehört zu denjenigen Aerzten, welche die Lehre vom thierischen Magne-
tismus einer wissenschaftlichen Kritik unterzogen und ihrer Verpflanzung nach
Deutschland wesentlichen Vorschub geleistet haben. Seine Schriften über diesen
Gegenstand sind : „Ideen und Beobachtungen, den thierischen Magnetismus und
dessen Anwendung betreffend" (Frankfurt und Bremen 1800); femer: „An-
sichten in einige Gebiete des Lebens und den Kreis von Erscheinungen des-
selben, die mit denen bei der Anwendung des thierischen Magnetismus
beobachteten in näherer Verbindung stehen" (Bremen und Leipzig 1820). Ausser-
dem verfasste H. : ;, Umriss der Geburtshilfe zum Gebrauche in dem Stadt-
Bremischen Gebiete" (Bremen 1792; 2. Aufl. 1798) — „Pharmacopoea in usum
offidnarum reip. Bremensis conscripta" (Ebenda 1792) — „ Ueber die wichtigsten
Fortschritte der Physik und Chemie in den letzten dreissig Jahren" (Ebenda
1808) — »Ein Wort an Mütter zur Beruhigung und Belehrung bei der Jetzt
herrschenden Ma^ernepidemie" (Ebenda 1818) — „lieber ein Asthma von einer
besonderen Ursache" (Hufeland's Joum. der Heilk., 1798, Bd. VI) — »Epi-
demische Constitution zu Bremen im Jahre 1797" (Ibid.) — „Eine nach einem
heftigen Tetanus (hysterischen) schnell geheilte Melancholie" (Ibid. 1799,
Bd. VII) — „Ueber Gehimwassersucht" (Ibid. 1811, Bd. XXXII) — „Verhin-
dertes Schlingen , durch Desorganisation in der Speiseröhre hervorgebracht"
(Ibid.) — „ Ueber die Anwendung der Blausäure zum inneren Gebrauch"
(Ibid. 1820, Bd. LI) — „Schreiben über das in Bremen herrschend gewesene
ansteckende Nervenfieber" (Allgem. med. Annalen der Heilkunst, Mai 1814,
pag. 330 — 33) — „Beobachtungen und Erscheinungen, gesamrAelt auf dem
Felde der praktischen Heilkunde nebst Bemerkungen über die asiatisdie
Cholera" (Bremen 1832) und viele andere Aufsätze.
Bio^. m6d. y, pag. 128. — Neuer Nekrolog der Deutschen. 1851| Jahrg. 29, pag.
1202. — Callisen, VIU, pag. 283-286; XXVIII, pag. 450. Pgi.
Hermann H. , geboren zu Bremen am 14. März 1647, gestorben am
4. Februar 1709, hat nur eine Inaugural-Dissertation als einzige literarische Arbeit
hinterlassen: „Diss, de hydrope ascite" (Frankfurt 1673); sein Sohn
Hermann H., geboren zu Bremen am 5. Mai 1694, war Professor der
Medicin am dortigen Gymnasium und starb am 4. Februar 1709. Er verfasste:
„Diss. de diabete" (Frankfurt 1718).
Philipp Cornelius H., als Sohn von Johann H. (Nr. 2) in Bremen
am 6. December 1789 geboren, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, studirte
HEINEKEN. — HEINRICH. 129
seit Frühjahr 1808 zu Göttingen, dann zu Berlin and seit 1810 wieder in Göttingen,
wo er 1811 mit der „Diss, de docxmasia pulmonum incerto vitae et morhis
recena natorum signo" zum Dr. med. promovirte. Darauf bereiste er Deutschland,
UDgam, Italien und Frankreich und Hess sich 1813 in Bremen nieder, wo er
später Mitglied des Gesundheitsrathes und mehrerer gelehrter Gesellschaften war.
fo schrieb: „Ophthalmobiotik y Regeln und Anweisung zur Erhaltung der
Augen*' (Bremen und Leipzig 1815) — „Geschichte einer merkwürdigen Ent-
zündungskrßnkheit des Unterleibes mit dem Charakter der Exsudation etc.^
(aus dem Tagebuch seines Vaters im Archiv für thierischen Magnetismus, 1818,
Bd. II, pag. 3 — 71) — „Die freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet in
topographischer, medicinischer und naturhistorischer Hinsicht geschildert^
(^men 1836). Femer verfasste H. deutsche üebersetzungen von L. Jürine
(t 1819) über den Croup (Leipzig 1816), von Clarke's Beobachtungen über
Franenzimmerkrankheiten und von Alex. Mabcbt's Versuch einer chemischen
Geschichte und ärztlichen Behandlung der Steinkrankheiten.
Biogr. med. V, pag. 129. — Callisen, VIII, pag. 287; XXVIII, pag. 451.
, Pgl.
Heiningius (Heningius), Fr. H., in Bremen, lebte daselbst zu Ende des
16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts, war von der Mosel gebürtig, nannte
sich Mag. lib. artium Dr. Hippocraticae et Hermeticae medicinae, physicus und
ehirorgns practicus. In der grossen Pestepidemie von 1597, 98 gab er die
folgende, dem Rathe dedicirte Schrift heraus: „Ghirurgia pestisy d, i. Wund-
arznei der Pestilenz" (Bremen 1598, 4.), in welcher er besonders die chirurgische
Behandlung der Pestbeulen und Carbunkel abhandelte. Er starb in hohem Alter
am 20. Januar 1632.
Bremische Aerzte. pag. 62. Cr,
Heinrich, Theodor H., geboren 1790 zu Wittenberg an der Elbe, kam
1806 nach Warschau, wo er zuerst die Stelle eines Cassenbeamten einnahm; bald
aber widmete er sich dem Studium der Pharmacie, erlangte die Magisterwürde
1813 und kaufte eine Apotheke in Warschau; kurz darauf reiste er nach Berlin,
wo er Medicin studirte; 1824 wurde ihm zu Wilna die Doctorwürde zuerkannt.
Von 1822 — 1831 war er zuerst stellvertretender, dann wirklicher Professor der
Chemie an der landwirthschaftlichen Hochschule zu Marymont bei Warschau, seit
1844 Mitglied des Medicinal-Conseil für Polen und seit 1861 Curator des evan-
gelischen Hospitals zu Warschau; er starb am 14. September 1869. Er war der
Erste, welcher auf die Wichtigkeit des Salzmoors und der Mutterlauge von Ciecho-
cinek die Aufmerksamkeit der Aerzte lenkte. Von seinen Schriften verdienen
hervorgehoben zu werden : ^^Zbior tresciwy sposobow dochodzenia dobroci
lekarstw" (Compendium der Üntersuchungsmethoden auf Güte von Medicamenten,
Warschau 1842, fol.), sowie „0 uzywaniu ivöd miner alnych" (lieber den Ge-
brauch von Mineralwässern, Warschau 1842; 2. Aufl. 1845; 3. Aufl. 1857); in
deutscher Sprache veröfi^entlichte er: „Darstellung der chemischen Analyse der
Heilquellen bei Busko in der Wojewodschaft Krakau" (Warschau 1835).
K. & P.
Heinrich, Karl Berthold H., zu Königsberg i. Pr., war zu Bonn am
17. April 1819 geboren, studirte von 1836 an daselbst, wurde 1839 Dr. philos.
und 1841 Dr. med. mit der Diss.: „De idiosyncrasia" , beschäftigte sich auf einer
1843 beendigten wissenschaftlichen Reise nach Berlin und Wien besonders mit
Chemie, Mikroskopie , pathologischer Anatomie u. s. w. , habilitirte sich in Bonn
als Privatdocent und veröffentlichte einige Aufsätze in Henle's und Pfeufer's
Zdtschr. (Bd. V) , in Haeser's Archiv (Bd. VII) und in Heller's Archiv für
phys. und path. Chemie (Jahrg. 45, 46), und zum 50jährigen Jubiläum seines
Oheims Harless, 1844, eine Arbeit: „Mikroskop, und ehem. Beiträge zur
praktischen Medicin"* (Haeser's Archiv, Bd. VI),' sowie: „Ueher die Wichtig-
BiogT. Lexikon. III. 9
130 HEINRICH. — HEINROTH.
keit miskroskop. und ehem. Untersuchungen fi'w die Psychtat rik, mit besonderer
Rücksicht auf Harn^emiotik*^ (Ebenda, Bd. VIT). 1846 trat er als erster Assi-
stent in die IiTenanstalt zu Siegburg ein und gab im folgenden Jahre seine grösste
Arbeit, die Monographie: „Die Krankheiten der Milz^ (Leipzig 1847) heraus,
zu welcher er bereits seit Jahren den Stoff gesammelt hatte. Unter den Anspielen
Jacobi's orientirte er sich bald mehr und mehr auf dem Gebiete der Psychiatrie
und im Anstaltswesen und erwarb sich durch die ihm in seltener Vollendung
iunewohnenden Eigenschaften , eine segensreiche psychologische Einwirkung auf
seine Kranken auszuüben, das Vertrauen und die Liebe derselben in so hohem
Grade, dass viele derselben, als er 1848 nach Königsberg als Prof. extraord.
berufen wurde, ihn unter Thränen scheiden sahen. Er hatte in dieser Zeit mehrere
Aufsätze , z. B. : ;, lieber die differentielle Diagnostik der bei den Irren vor-
kommenden latenten Lungenkrankheiten" (Allgem. Zeitschr. für Psych. , Bd. \)
und verschiedene kleinere Artikel in der Rhein. Monatschr. für prakt. Aerzte
(Bd. I, II) verfasst. Die Poliklinik, die er in Königsberg zu leiten hatte, erschuf
ihm manche Schwierigkeiten , auch das Verhältniss zur Facultät gestaltete sieh
nicht nach Wunsch; sein optimistisches Naturell sah sich enttäuscht. Ausserdem
nahm die Politik einen grossen Theil seiner Zeit in Anspruch. Mit dem ganzen
Idealismus seiner Persönlichkeit eilte er in den Kampf, und während er zugleich
psychiatrische Aufsätze und politische Journal artikel schrieb , wirkte er mit seiner
Redi'gabe in politischen Versammlungen, in medicinischcn Reformvereinen u. s. w.
Es fallen in diese Zeit, ausser einigen kleinen Veröffentlichungen in ViRCHOw's
Medic. Reform und einem Aufsatze: „Poliklinische ErfaJirungen über die Cholera-
epidemie zu Königsberg i. Pr. im Herbst 1848" (Rhein. Monatschr. , 1849;,
folgende psychiatrische Arbeiten (Allgem. Zeitschr. für Psych., Bd. V, VI): „Denk-
schrift über de7i gegenwärtigen Zustand der Irren pfiege in der Provim
Preussen" — „Kritische Abhandlung über die von Prichard als morol
insanity geschilderten Krankheiten" — „Neue Beiträge zur Kenntniss der
Hamabsondervng bei den Irren" ^ sämmtlich der sogenannten somatischen Richtung
der Psychiatrie angehörend. Eine allniälig sich entwickelnde tiefe Melancholie
führte zu einem tragischen Ende, das er sich selbst durch Vergiftung mit Blau-
säure am 16. April 1869, am Vorabende seines 30. Geburtstages, bereitete. Die
psychiatrische Wissenschaft verlor durch den frühen Tod dieses Mannes einen
tüchtigen Fachschriftsteller und ein grosses Lehrtalent.
Focke in Allgem. Zeitschr. für Psych. VI, 1849, pag. 445. G.
Heinrotll, Johann Christian August H., geboren zu Leipzig am
17. Januar 1773, bezog 1791 die Universität daselbst, um Medicin zu studireu,
ging 1801 als Reisearzt nach Italien, widmete sich nach kurzer ärztlicher Praxis
in Leipzig zu Erlangen für einige Zeit dem Studium der Theologie, kehrte aber
sehr bald nach Leipzig zurück, wo er 1805 nach Vertheidigung seiner Dlss. :
„Medicinae discendae et exercendae ratio" die medicinische Doctorwürde erwarb
und sich mit einer Abhandlung „ Leber das Bedürfniss des Studiums der medi-
cinischen Anthropologie" als Docent habilitirte. Von 1807 — 1809 war er als
Militärarzt thätig, von da an aber wurde seine akademische Thätigkeit nicht wieder
unterbrochen. Im Jahre 1811 erhielt H. eine ausserordentliche Professur, zu deren
Antritt er ein Programm : „De morborum animi tt pathematum animi differentia^
schrieb; 1817 habilitirte er sich in der philosophischen Facultät mit einer Abhand-
lung: „De vohintate medici, medicamento insaniae hypothesis" . Zum ordentlichen
Professor wurde H. 1827 ernannt, 1830 trat er in die medicinische Facultät ein,
bei welcher Gelegenheit er ein Programm schrieb: „De facinore aperto ad medt-
cor um Judicium non defprendo". Sein Tod erfolgte nach längerem Leiden an
einer Niereukraukheit am 26. October 1843. Seine wissenschaftlichen und litera-
rischen Bestrebungen, sowie auch seine praktische Thätigkeit als langjähriger Arzt
am Georgenhause zu Leipzig waren der Anthropologie und Psychiatrie gewidmet.
HEINEOTH. — HEINTZE. 131
Ueber beide hielt er sehr geschätzte und anregende Vorlesungen und hat auch
über beide mehrfache Schriften verfasst. Namentlich von Wichtigkeit sind in
psychiatriflcher Hinsicht da^ „Lehrbuch der Körungen des Seelenlebens u, s. w."'
(Leipzig 1818); das „Lehrbuch der Seelengesunaheitskunde^ (1823) und das
„System der psychisch-gerichtlichen Medicin" (1825). H. hat zur psychologischen
Begründung der Psychiatrie wesentlich beigetragen und durch seine ethisch-religiöse
Theorie der psychischen Krankheiten eine Richtung in der Irrenheilkunde hervor-
gerufen, die in Deutschland sehr viele Anhänger gefunden hat und erst durch die
neueren Fortschritte der Naturwissenschaften zurtlckgedrängt worden ist.
Hitzig'8 Annalen. 1844, XXVII, pag. 345 flg. — Neuer Nekrolog der Deutschen.
1843, 11, pag. 935. An beiden Stellen findet sich auch ein Yerzeichniss der von H. heraus-
gegebenen Schriften. — Gallisen, VIII, pag. 293; XXVIII, pag. 454. Winter.
Heins (Henisius), Johannes H., war am 2. September 1585 zu Asel-
fingen geboren, studirte in Giessen, Strassburg und Basel, wo er die Doctorwttrde
erhielt, wurde 1627 Stadtphysicus in Ulm, kam 1630 in derselben Eigenschaft
nach Augsburg, woselbst er 1649 Decan des medicinischen CoUegiums wurde. Er
war durch seine glücklichen Curen, wie durch seine Schriften bertlhmt. Von
letzteren führen wir an: „Discursus medicus de peste" (Basel 1611, 4.) —
^Kurzer, gründlicher und vollkommener Bericht von der Pestilenz^ .... Erst-
lich in lateinische Sprach beschrieben^ folgends aber .... in das Teutsch
gebracht u. s. w." (Augsburg 1621) — „Praefationes ad pharmacopoeam
Augustanam" (1640; 1643 j 1646) — „Testimonium experimenti novi de potu
aquae Fabariensium thermarum nomine Collegii medici scriptum et subscriptum^
(1644). H. war auch auch Churfürstlich Bayerischer Leibmedicus, Eques S. Marci
Venetiis und k. k. gekrönter Dichter. Er starb am 25. Januar 1666.
Weyermann, Nachrichten u. s. w. pag. 3 1 1. G.
Heins, Anton H. , geboren zu Hamburg am 31. Juli 1716, studirte
Medicin in Leipzig, wo er 1743 promovirte. Er prakticirte als Arzt seiner Vater-
stadt und schrieb: „De capitonibus laborioso partu nascentibus" (Leipzig 1743) —
„Vernünftiger Gebrauch auserlesener Genesmittel^ (Ebenda 1757) — ;>-ößr
politische Medicus^ (Hamburg 1765 — 66; 1768, 2 voll.) — „Betrachtungen über
die Xothwendigkeit, sich in gesunden und kranken Tagen nach der Vorschrift
der Natur zu richten^ (Ebenda 1764) — „Gedanken von der Homviehseuche etc."
(Ebenda 1777) — „Ueber die Ursachen der Krankheiten und deren Heilung
nebst Betrachtungen über medicinische Vorurtheile und Modecuren im Gegen-
satze gegen eine vernünftige Behandlung der Kranken bei Gelegenheit eines
neuen, von dem Verfasser erfundenen Arzneimittels unter dem Namen Elixirium
naturae completum" (Ebenda 1786).
Biogr. m6d. V, pag. 129. Pgl.
Heinsius, Johann August H. , geboren am 7. Juni 1745 in Sorau,
war daselbst praktischer Arzt und starb am 29. October 1803. Er schrieb:
„Bey träge zu den Versiichen, welche mit künstlichen Magneten in verschiedenen
Krankheiten angestellet worden^ (Leipzig 1776) — „Grundsätze für und wider
die Pockeninoculation" (Ebenda 1780).
Biogr. med. V, pag. 130. Pgl.
Helntze, Friedrich Adolph vonH., zu Niendorf bei Lübeck, war am
28. Mai 1763 zu Lüneburg geboren, wurde 1790 in Jena mit der Diss. „De
ortu et discrimine polyporum^ (deutsch im Taschenbuch für deutsche Wundärzte
för 1790) Doctor, übersetzte F. L. Bang's „Medicinische Praxis u. s, w,^ (Kopen-
hagen 1791; 2. Aufl. 1796) aus dem Lateinischen, war seit 1791 in Kiel Privat-
doeent, schrieb: „Geschichte einer Blatternimpfung mit Kuhblatternlymphe in
der Propstei u, s. w." (Hamburg 1802, m. Kpf.), wurde 1804 zum königl. dän.
wirkl. Justizrath und 1815 zum Etatsrath ernannt. Bald darauf kaufte er das
9»
132 HEINTZE. -, HEISTER.
ehemalige königl. dänische Kanzleignt Niendorf und wurde geadelt. Er starb am
19. Mai 1832.
Lübker und Schröder, pag. 238. — Alberti, pag. 344. — Neuer Nekrolog
der Deutschen. 1832, Jahrg. 10, I, pag. 403. — CalHsen, VID, pag. 300; XXVIU, pag. 458.
G.
Heister, Lorenz H., geboren am 19. September 1683 als Sohn eines
Oastwirthes zu Frankfurt a. M. (das Geburtshaus ist seit 1869 mit einer Gedenk-
tafel und H.'s Bildniss geschmückt). Er studirte Medicin zu Giessen, Leyden
(unter Rüysch, Albinus und Boerhaave) und Amsterdam, diente längere Zeit
als Feldarzt unter den englisch-holländischen Truppen , promovirte zu Harderwyk
den 31. Mai 1708, ward im Jahre 1709, besonders auf Rutsch' Empfehlung,
Oberarzt des holländischen Heeres, bereiste England 1710 und ward in demselben
Jahre Professor der Anatomie und Botanik zu Altdorf. 1720 wurde er als Professor
der Chirurgie nach Helmstädt berufen und erhielt 1730 dazu noch die Professur
der Botanik. Er starb zu Helmstädt am 18. April 1758. Während seiner lang-
jährigen Wirksamkeit erhob er die Hochschule zu Helmstädt zu der hauptsäch-
lichsten Pflanzstätte der deutschen Chirurgie. Ueberhaupt muss H. als Begründer
der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland angesehen werden. In seinem
berühmten chirurgischen Hauptwerke hat er Alles, was bis dahin auf diesem
Gebiete Bleibendes gewonnen war, zusammengefasst und es recht eigentlich zum
Eigenthum der Wissenschaft gemacht. Seine „Chirurgie'' erschien zuerst in Quart-
ausgaben (Nürnberg 1718; dann 1724; 1731; 1745; 1747; 1770; 1779;
lateinisch als; „Inatitutiones chirurgtcae'^ (Leyden 1739; Amsterdam 1750;
Neapel 1759; auch in englischen, spanischen, französischen, italienischen und
holländischen üebersetzungen). Ein Auszug daraus: „Dte kleine Chirurgie^ (in 8.,
Nürnberg 1747; 1767; Leipzig 1749; lateinisch: Amsterdam 1743; Genf 1748;
holländisch : Amsterdam 1764). Ebenso wurde sein „Compendium anatoniicum**
(Altdorf 1717; 1719; 1727; 1732; Venedig 1730; Amsterdam 1730) fast in
ganz Europa das herrschehde. Ausserdem hat er ophthalmologische, botanische
und medicinische Schriften verfasst und zahlreiche akademische Programme ge-
schrieben. Eine üebersicht seiner kleinen Schriften habe ich in meiner Geschichte
der Heilkunde in Frankfurt (pag. 276 ff,) gegeben. — ^ H. , der mitten in seiner
Thätigkeit vom Tode ereilt wurde, gehört zu den vielseitigsten und fleissigsten
Männern unserer Wissenschaft. Ausser der Anatomie, Chirurgie, Augenheilkunde
und Botanik, in welchen er Treflfliches leistete , war er auch vieler Sprachen und
der Naturw'issenschaften in seltenem Grade kundig; im Interesse des Studiums
und der Darstellung erlernte er auch das Glasschleifen und Kupferstechen. H. ist
kein Bahnbrecher, aber er hat durch Prüfung und Verbreitung der von Anderen
gefundenen Thatsachen die Wissenschaft gefördert. Maitre Jeax hatte 1682 auf
synthetischem Wege den Sitz der Katarakt in der Linse gefunden und Brisseaü
1705 durch eine Section diese Ansicht bestätigt. H. hat in seinem „Tractatus
de Cataracta, ylaucomate et amaurosi" (Altdorf 1712; 1720) diese Ansicht der
„duo industrii Galli" adoptirt, in Deutschland bekannt gemacht und gegen den
Engländer Woolhouse vertheidigt. Seine Chirurgie verdankt ihren grossen Erfolg
dem Umstände, dass H. die besten Quellen benutzte und seinen Lehren überall
die anatomische Grundlage zu geben wusste. Die Botanik hat er gefördert durch
die Sorge, welche er seit 1730 dem botanischen Garten in Helmstädt angedeihen
liess, der bald zu den schönsten in Deutschland gehörte.
Sein Sohn Elias Friedrich, geboren 1715 in Altdorf, studirte von
seinem 16. Jahre an Medicin in Helmstädt, Berlin und Leipzig, wurde am 22. October
1738 zu Helmstädt zum Dr. med. promovirt, starb aber schon am 11. November
1740 auf einer Reise in Holland. Von seinen kleinen Schriften ist besonders die
gegen den reisenden englischen Oculisten Taylor gerichtete (Helmstädt 1735)
bemerkenswerth. W. Stricker.
HEITLER. — .HELBICH. 133
* Heitier, Moritz H., geboren am 21. März 1848 zu Korompa (Ungarn),
war in Wien Schüler Skoda's, Oppolzeb's und Assistent bei Loebel und wurde
1871 promovirt. 1876 habilitirte er sieb als Docent fftr innere Klinik, arbeitete
jfüeber acute Herzenoeiterung^ — fy Relative Schliessungsunfähigkeit der Herz^
klappen", sowie llber diagnostische Themata aus der Pathologie des Herzens und
der Lungen, wie Tuberculose, Pleuritis, Pneumonie u. A. 1881 hielt er eine
Gedenkrede auf Skoda; 1878 — 1882 erschienen unter seiner Redaction „Mit-
theilungen des Vereins der Aerzte Niederösterreichs" ; von 1883 ab ein „Central-
blatt für die gesammte Therapie". "Wem ich.
^Heitzmann, Karl H., am 2. October 1836 in Vinkovcze in Ungarn als
8ohn eines Thierarztes geboren, studirte Medicin an den Universitäten zu Pest und
Wien. Hier promovirte er im Jahre 1859, wurde dann Assistent bei Schuh und
1862 bei Bebra. 1874 siedelte H. nach New York über, wo er jetzt noch lebt
und speciell mit der Behandlung von Hautkrankheiten sich befasst. Er veröffent-
lichte bisher ein sehr beliebtes „Compendium der chirurgischen Pathologie und
Therapie'' (2 Bde. , 1864 und 68; 6. Aufl. Wien 1881); ferner gab er einen
p Atlas der descriptiven und topographischen Anatomie'' (in 2 Bänden, Wien 1870;
2. Aufl. ibid. 1875) heraus. Ausserdem rühren von ihm folgende Aufsätze her:
nZur Kenntniss der Dilnndarmzotten" (Verhandl. der k. k. Akad. der Wissensch.,
Wien 1867) — ^ Untersuchungen über das Protoplasma" (Ibid. 1873) — ;- „ The
cell doctrine, in the light of recent investigations" (New York Med. Journ.,
1877). In der Sitzung vom 2. Mai 1883 der Berliner medicinischen Gesellschaft
hielt H, als Gast einen Vortrag Über das Thema: „Neue Anschauungen über
den Bau des Thierkörpers" , worin er die Zellenlehre und im Anschluss daran
auch die cellularpathologische Doctrin bekämpft.
Atkinaon, pag. 474. Pgl.
Heibert, Georg H. , zu Hamburg, war am 18. Juli 1820 daselbst
geboren, begann seine Laufbahn 1847 zuerst als medicinischer, später als chirur-
gischer Abtheilungschef des dortigen allgemeinen Krankenhauses. Nach 7jähr]ger
Thätigkeit bei demselben widmete er sich der Privatpraxis, von 1858 an vorzüg-
lich den Geschäften des Gesundheitsrathes und von 1871 an auch denen des umfang-
reichen Physicats. Von glühender Liebe zu seinem Berufe, lebte er demselben fast
ausschliesslich, und während er Tages über bis in die späten Abendstunden der
Ausfibung der Praxis sich widmete, opferte er die halben Nächte wissenschaftlichen
und Physicatsarbeiten. Unter ersteren finden sich zwar keine grossen Werke, aber
er veröffentlichte mehrere schätzenswerthe kleinere Arbeiten, wie über syphilitische
Iritis (Deutsche Klinik, 1850), über die Lähmung des Muse, serratus anticus, und
ausserdem hat seine Vaterstadt ihm nicht allein sehr werthvolle Arbeiten und
Berichte über verschiedene hygienische Fragen, sondern auch vortreffliche Gut-
achten über gerichtsärztliche Fälle zu «danken. Als einer der bedeutendsten Aerzte
Hamburgs, allgemeiner Verehrung sich erfreuend, ging er am 23. November 1876
an einem MeduUarsarcom des Oberkiefers, viel zu früh für sein Alter, seine unbe-
friedigte Thatkraft und seine vielen unausgeführten hygienischen Pläne, zu Grunde.
Berliner klin. Wochenschr. 1877, pag. 80. G.
Helbich, Adam Bogumil H. , geboren am 20. December 1796 zu
Warschau, studirte in seiner Vaterstadt (1813 — 1817), trat in den Militärdienst
und erwarb sich in vier Jahren den Rang eines Stabsarztes, von 1821 — 1824
war er Ereisphysicus in Eonin, später lebte er als praktischer Arzt in Ealisch,
während des polnischen Insurrectionskrieges 1831 war er als Divisionsarzt thätig.
Seit 1840 lebte er in Warschau, wo er als hochgeschätzter Praktiker, sowie als
fruchtbarer Schriftsteller sich des höchsten Ansehens erfreute. 1848 wurde er
Mitglied des Medicinal-Conseils für Polen, sowie Mitglied der Examinations-Commission
för Aerzte, am 19. October 1867 wurde sein öOjähriges Doctor-Jubiläum mit
134 HELBICH, — HELD.
zahlreicher Betheiligung aller Stände auf das Feierlichste begangen; an diesem
Tage beschenkte er den Unterstlitzungsverein für von Aerzten hinterlassene Wittwen
und Waisen mit der Summe von 4500 Rubeln ; er starb auf seinem Gute Konary
am 19. März 1881. Seine zahlreichen medicinischen Arbeiten wurden veröffentlicht
im Pami^tnik Towarzvstwa lekarskiego warszawskiego (Denkwürdigkeiten der
Warschauer ärztlichen Gesellschaft, 1837 — 1871), sowie im Tygodnik lekarski
(Aerztliche Wochenschrift, 1847 — 1857) und in der Gazeta lekarska (Aerztliche
Zeitung, 1869—1872). K. & P.
Held (Heldiüs), Matthaeus H., berühmter Arzt, welcher in Ungarn um
die Mitte des 17. Jahrhunderts lebte und Leibarzt des Fürsten Sigismund
Räköczi war. Er schrieb :';,Z^e arthrüide" (Stettin 1645) — „De auri vege-
tabüis hungarici existentia'^ (Miscell. Nat. Cur. Dec. 1, Ann. 1), über welchen
Gegenstand zu seiner und in späterer Zeit Viel dafür und dagegen geschrieben wurde.
Veszpr6mi, Cent. II, Pars post., pag. 158. — v. Wurzbach, VIII, pag. 246.
G.
Held, JohannNicolaus H., geboren am 23. März 1730, war Hessen-
Darmstädtischer Militärarzt und* starb am 4. October 1786. Er ist Verfasser
folgender Schriften: „Dtasert, de liquore ammi" (Giessen 1750, 4.) — »Ab-
handlung von der Verdickung des Geblüts in der Lunge^ (Frankfurt 1751) —
„Seibatschreiben an einen guten Freund von der Erkenntniss Gottes und seiner
selbst aus der Anatomie" (Ebenda 1752) — „Die Vollzüge, welche die Gesund-
heit durch das Landleben erhält" (Darmstadt 1753) — „Medicinische Gedanken
über den 147. und 149, Artikel der peinlichen Reich s-HalsgericJäsordnung"
(Ebenda 1759) — „Beweis, dass die ößentlichen Anatomien nicht allein einem
Staate höchst nothwendig , sondern auch in allen Rechten gegründet sind"
(Ebenda 1762) — „Anweisung, wie man das Rindvieh behandeln soll, dass es
nicht von einer ansteckenden Krankheit befallen werde, etc." (Wetzlar 1783).
H. ist nicht zu verwechseln mit
Christian Friedrich Held, welcher als Geburtshelfer in Gera und
zuletzt als Arzt in Altenburg in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
lebte, und sich durch seine y, Auszüge aus den besten französischen periodischen,
medicinischen, chirurgischen und pharmaceutihchen Schriften" (Leipzig 1780 bis
1784, 5 voll., anonym erschienen), welche Arbeiten von Levret, Marteaü, Lorry,
Maret, Leroux, Tissot, Retz, Leroy und Lepecq de la Clotüre wiedergeben,
ein gewisses Verdienst erworben. Ausserdem schrieb H. noch: „Diss, de partu
laborioso et causis quae caput in pelvi retinent" (Jena 1769, 4.).
Biogr. med. V, pag. I.i9. Pgl,
Held, Johann Theobald IL, zu Prag, war am 11. December 1770
zu Hohenbruck (im Köuiggrätzer Kreise) geboren, wurde nach dem Tode seines
Vaters (1780) in Folge seiner schönen Stimme Sing-Chorknabe in einer Prager
Kirche, besuchte darauf das Gymnasium und die Universität, wo er 1797 Doctor
wurde. Er wurde bald darauf von dem Arzte des Barmherzigen Bruderspitales,
Dr. Daniel O'Hehir^ zu seinem Substituten erwählt und trat nach dessen Tode
(1799) an seine Stelle. Er blieb in dieser Stellung bis 1827, erhielt 1806 auch
noch eine Abtheilung im Allgemeinen Krankenhause. Eine ausserordentliche Thätig-
keit entwickelte er 1813 nach der Schlacht bei Leipzig in den beim Ursulinerinnen-
kloster errichteten Militärspitälern. Er wurde später auch Ordinarius dieses Klosters,
tibernahm 1815 die Besorgung der den Barmherzigen Brüdern zugetheilten Filial-
irrenanstalt des Allgemeinen Krankenhauses, in welchem er 1822 Primararzt
wurde. Er war fünfmal Decan der medicinischen Facultät, 1826 27 auch Rector
magnificus, erhielt 1841 den Titel eines kaiserl. Rathes, feierte 1847 sein
50jähriges Doctor-Jubiläum und starb am 20. Juni 1851. Schon vom Anfange
seiner praktischen Laufbahn an hatte er sich von der Tyrannei der herrschenden
Systeme, namentlich dem Brownianismns, losgesagt, dem Eklekticismus gehuldigt
HELD. — HELFFT. 135
und hatte in seiner KrankenhauBthätigkeit viel bewährt gefundene Einrichtungen
getroffen. Die Zahl seiner literarischen Arbeiten ist gering; er schrieb : „Kurze Ge-
schickte der Heilanstalt der Barmherzigen Brüder in Prag u,s,w.^ (Prag 1823) —
„Tentamen historicum illustrandis rebus anno 1409 in universitate Prag, gestis^
(Prag 1827j — y, Blick auf Garlsbad. Ein Bundsekreiben an . , , . de Garro"
(Ebenda 1835) — „Zweiter Blick auf Garlsbad u. s. w,^ (1838), beide in
DE Carbo's „Almanac de Carlsbad^^ (1835, 38), in's Französische übersetzt. Ausser-
dem mehrere Festreden. Die Musik liebte und übte er aus, auch als Componist.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. Sj9 , 1851, pag. 1079. — v. Wurzbach,
Vm, pag. 243. G.
Held von Hagelsheim, Gottfried H., geboren am 18. September 1670
za Hermstadt (bei Wohlau in Schlesien), studirte Medicin zu Breslau und Jena.
Hier promovirte er 1695 zum Dr. med., worauf er sich in Coburg als Arzt nieder-
li^s. 1714 wurde er Mitglied der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher,
zu deren Ephemeriden er verschiedene Beiträge geliefert hat. Später ging er nach
Bayreuth, wo er am 30. September 1724 starb. Er ist Verfasser von „Disser-
tatio epistolaris de tempore partus, occasione partus tubarii per 46 annos
gesti, et in vetula 94 annorum mortua inoenti" (Bayreuth 1722, 4.).
Biogr. m^d. V, pag. 139. Pgl.
*Helferlcll, Heinrich H., zu Tübingen am 4. Mai 1851 geboren, in
München und Leipzig ausgebildet, an letzterer Universität 1874 promovirt und
dann Assistent von Thiersch, wirkt seit 1879 als Professor für allgemeine Chirurgie
und Vorstand der chirurgischen Poliklinik in München. Wem ich.
Helferich, s. a. Helfreich.
Helfft, Hermann Ludwig H. , zu Berlin, war daselbst am 24. Mai
1819 geboren, studirte von 1837 an auf der dortigen Universität, wurde jedoch
schon vor Vollendung seines Studiums von einer chronischen Magenaffection befallen,
welche über sein ganzes späteres Leben ihre Schatten warf. Gelang es ihm auch,
durch eine mit bewunderungswürdiger Consequenz 25 Jahre lang fortgeführte
Diät die heftigsten Symptome zu beseitigen, so blieb doch immer eine grosse
Neigung zu Recidiven und eine Beeinträchtigung der Ernährung zurück, welche
auch dem Auge des Laien das vorzeitige Ende nahelegte. Durch dieses körper-
liche Leiden wurde er auf eine Bahn geführt, deren Verfolgung später seine
Lebensaufgabe wnrde, nämlich die Klimatologie und Balneologie, für welche durch
seine Erholungsreisen, namentlich nach der Schweiz und Italien, sein Interesse
erweckt worden war. Sein „Handbuch der Bulneotherapie" (Berlin 1854;
6. Aufl. 1864) war die Frucht dieser Studien, die er alljährlich durch eigene
Beobachtung zu erweitern suchte. Ebenso wie dieses Werk, erfreute sich auch
seine „Baineodiätetik" (Berlin 1858; 2. Aufl. 1862) grosser Anerkennung. Da
ihm durch seine schwankende Gesundheit die praktische Laufbahn versagt war,
wendete er sich um so mehr der schriftstellerischen Thätigkeit zu, redigirte seit
1857 Graevell's „Notizen für praktische Aerzte^j schrieb ausser einer kleinen
Schrift: „Krampf und Lähmung der Kehlkopf muskeln und die dadurch
bedingten Krankheiten" (Berlin 1852) eine grosse Reihe von balneologischen
und klimatologischen Aufsätzen in der Med. Central-Zeitnng , Berliner klinischen '
Wochenschrift, Deutschen Klinik nnd war auch als belletristischer Schriftsteller
mit Erfolg thätig, verfasste u. A. ein Werkchen: „Berg- und Thalwanderungen
durch Süddeutsohland , die Schweiz und Oberitalien" (1854). Er hatte sich
1859 auch als Privatdocent für Balneologie bei der Universität habilitirt, jedoch
Hessen das geringe Interesse der Studirenden für dieses Fach und seine Kränk-
lichkeit ihn nur zu einer beschränkten Lehrthätigkeit kommen. Er starb am
17. Juni 1869 zu Baden-Baden, wo er Erholung zu finden gehofft hatte.
Berliner klin. Wochenschrift. 1869, pag. 288. G.
136 HELFEEICH. — HELLER.
*Helfreicll, Friedrich H. , ist geboren zu Schweinfurt a. M. am
17. September 1842. Er studirte in München, Würzburg, Göttingen, Wien und
Berlin, promovirte 1865 und bildete sich unter Aelt, Jaegeb, Maüthner,
0. Beckee und A. v. Graefe für Ophthalmologie au8. 1868 Hess er sich in Würz-
burg als Augenarzt nieder, habilitirte sich 1870 und dirigirt seit 1872 ein©
Privataugenklinik daselbst. Nebst einer Arbeit : ,j lieber die Pathogenese des
Diabetes mellitus" (Würzburg 1866), bearbeitete H. ophthahnologische Themata,
so die Nerven der Conjunctiva und Sclera (1870), das Glioma retinae (Graefb's
Archiv, XXI), den Purpur der Retina (Centralbl. für die med. Wissensch., 1877),
den Arterienpuls der Netzhaut (Würzburg 1882), den Venenpuls der Retina
(Graefe's Archiv, XXVIII), neben kleineren Publicationen. Wernich.
Helfreich, s. a. Helferich.
Heliodorus. — Diesen Namen führen mehrere , der nachchristlichen Zeit
angehörige und literarisch bekannt gewordene griechische Aerzte, über deren
Lebensverhältnisse jedoch nichts weiter bekannt ist und von deren Schriften nur
noch Fragmente erhalten sind. Genannt wii'd ein:
Heliodorus als Verfasser eines Gedichtes über Heilmittel (in Hexametern),
aus welchem Stobäus (AvdoXoYtov ed. Gaisdorf Oxon. 1822, III, 269) ein
Bruchstück von 16 Versen mittheilt, das von einer fUr Augeukranke heilsamen
am Mons Gaurus (bei Puteoli) gelegenen Quelle handelt. — Ob dieser Autor
mit dem von Galen os (De ahtidotis, lib. II, cap. VII, Opp. ed. Kühn, XIV,
144) citirten
Heliodorus, der als „Tragicus poeta Atheniensis" und Verfasser eines
Gedichtes über Gifte und Gegengifte (aTcoXuTtxa) aufgeführt wird, identisch ist,
bleibt unentschieden. — Am bedeutendsten ist ein dritter
Heliodorus, der zu Zeiten Trajan's in Rom gelebt hat und unter
den Chirurgen seiner Zeit eine ganz hervorragende Stelle einnimmt^ Von seinen
Schriften (j^etpoupyouiJLeva) sind nur noch Fragmente erhalten, die sich in dem
Sammelwerke des Oribasius (in Auszügen) und in der • Collectio chirurgica
Florentina (Graecorum chirurgici libri, e coUectione Nicetae descripti conversi
atque editi ab Ant. Cocchio. Florent. 1754 f.) finden und sehr interessante
Mittheilungen , namentlich über Amputationen, Resectionen, Trepanation, Operation
des Empyem, über Torsion der Arterien, Steinschnitt, chirurgische Behandlung von
Harnröhren-Stricturen und Hernien u. s. w. enthalten. — Ein vierter
Heliodorus wird als Verfasser eines Gedichtes über alchymistisehe
Gegenstände genannt; derselbe gehört ohne Zweifel einer viel späteren Zeit an.
A. Hirsch.
Heller, Johann Florian H., wurde am 4. Mai 1813 in Iglau in
Mähren geboren, widmete sich nach beendeten medicinischen Studien der Chemie
und wirkte mehrere Jahre hindurch als Assistent an der Lehrkanzel für Chemie in
Prag. Hier führte er auch im Jahre 1837 seine Arbeit über dieRhodizonsäure
aus. Nachdem er die Laboratorien von Liebig und Wöhler besucht , wurde ihm
im Jahre 1844 die chemische Untersuchung der pathologischen Sccrete, Excrete
n. s. w. im k. k. allgemeinen Krankenhause zu Wien übertragen. Hier entfaltete
er eine rege wissenschaftliche Thätigkeit auf dem Gebiete der physiologischen und
pathologischen Chemie. Er begründete zunächst das „Archiv für physiologische
und pathologische Chemie und Mikroskopie" im Jahre 1844, welches jedoch nur
bis zum vierten Band 1847 gedieh. Nach einer fünQährigen Pause begann im
Jahre 1852 die Herausgabe einer neuen Folge, welche wieder 1854 ihren Ab-
schluss fand. In diesem Archiv legte H. den gi'össten Theil seiner Untersuchungen
über die Hamfarbstoffe, über den Nachweis von Eiweiss und Zucker im Harn nieder.
Viele in der klinischen Harnuntersuchung noch jetzt geübte Reactionen, nament-
lich der Nachweis von Eiweiss mittelst Salpetersäure durch Unterschichtung im
HELLER. — HELLING. 137
Spltzglase , ferner der Nachweis von Blutfarbstoff durch Fällen der Erdphosphate
mittelst Kalilauge, führen noch derzeit den Namen H.'s, der sie zuerst anwandte.
Vom ganzen grossen Gebiete der physiologischen und pathologischen Chemie pflegte
H. mit Vorliebe und beinahe ausschliesslich nur die klinische Uroskopie. Bei der
Masse des Untersuchungsmateriales , welches ihm in dieser Beziehung die Kranken-
abtheilungen des grossen allgemeinen Krankenhauses darboten, sank die Harn-
imtersuchung jedoch bald zu einer schablonenmässigen herab, welche einerseits
sich bei quantitativen Angaben mit Schätzungen begnügte und andererseits die
Befunde der qualitativen Analyse zu sanguinisch für die klinische Diagnostik ver-
werthete. Demgemäss war der Erfolg, welchen H., als Vorstand des pathologisch-
ehemisehen Institutes in Wien, für die Fortentwicklung der von ihm auch als
Privatdocent vertretenen Doctrin erzielte, keinesweges ein solcher, den der glänzende
Beginn seiner Laufbahn erhoffen Hess. Welchen Antheil au diesem Misserfolg die
Schuld H.'s trifft, und welchen das geringe Interesse, das die damaligen Leiter
des medicinischen Unterrichtes in Oesterreich der Entwickelung der pathologischen
Chemie entgegenbrachten, dies zu beurtheilen überlassen wir Demjenigen, welcher
die Entwickelung dieser Doctrin an der Wiener Universität einst schildern wird. Auch
uisere Kenntnisse der Harnconcretionen wurden durch H. erfolgreich gefördert,
er entdeckte schon im Jahre 1845 die Urostealithsteine und veröffentlichte im
Jahre 1860: „Die Harnconcretionen, ihre Entstehung, Erkennung und Analyse
mit Rücksicht auf Diagnose und Therapie der Nieren- und Blasenerkrankung *^
(Wien 1860). Er starb im Herbst 1871. Loebisch.
* Heller, ArnoldLudwig Gotthilf H., in Kiel , ist zu Kleinheubach
am Main, Bayern, am 1. Mai 1840 geboren, studirle in Erlangen und Berlin,
später in Leipzig, unter Vjrchow, Zenker , Ludwig , wurde 1866 Doctor, machte
eine Studienreise nach Wien und Prag 1868, nach England 1871 , habilitirte sich
1869 in Erlangen und ist seit 1872 ordentlicher Professor der allgemeinen Patho-
logie und pathologischen Anatomie in Kiel. Er schrieb ; ;, Ueber die feineren
Vorgänge hei der Entzündung" (1869), verfasste in V. Ziemssen's Handb. der
Bpee. Pathologie u. Therapie (UI; VII, 2; VIII) die Artikel: „Invasionskrank-
hexten** — „Darmschmarotzer** — „Leber Schmarotzer" und die Schrift: „Die
Schmarotzer" (München 1880); ferner: „Ueber selbstständige rhythmische Con-
tractionen der Lymphgefässe" (Centralbl. d. med. Wissensch., 1869) — „Die
Blidgefässe des Dünndarmns" (Berichte d. kgl. Gesellsch. d. Wissensch. zu
Leipzig, 1872); in ViBCHOw's Archiv: „Multiple Neurome" (1868) — „Strictur
der Palmonalarterie" (1870) — „Mangelhaffe Entwicklung des rechten Leber-
lappens (1870) u. s. w. ; im Deutschen Archiv f. klin. Med.: „Gehörsstörungen
hei Cerehrospinalmeningitis" (1867) — „Pneumonie und Meningitis" (1869) —
„Eydronephrose" (1869) — „Sclerodermie" (1872) — „Hydrocephalus externus"
(1872) — „Die Schicksale atelectatischer Lungenabschnitte" (1885); ferner:
„Ueber sogenannten epithelialen Eiter" (Sitzungsberichte der physik.-med. Gesellsch.
in Erlangen, 1872) u. s. w. Red.
HeUfeld, Christian August Friedrich von H. , zu Jena, war
daselbst am 18. December 1757 geboren , studirte dort und in Göttingen , erlangte
1779 in Jena den Doctorgrad und habilitirte sich zugleich als Privatdocent. Er
wurde 1783 Prof. e. o., erhielt den Charakter eines Kammerrathes und starb am
7. November 1840. Es rührt von ihm her: „Kurzer Entwurf einer Lebens-
Ordnung für Gelehrte" (Jena 1790).
Günther, pag. 134. — Mensel, III, pag. 190. G.
Helling, Georg Lebrecht Andreas H., Augenarzt in Berlin, war
in Gross-Salze bei Magdeburg am 23. Februar 1763 geboren, erlernte seit 1776
die Chirurgie beim Stadtchirurgen in Schönebeck, conditionirte 1783 in Tanger-
mfinde und Berlin, wo er Vorlesungen hörte, wurde 1785 Compagnie-Chirurg in
138 HELLING. — HELLO.
Naaen und Spandau, seit 1787 in Berlin, woselbt' er seine Examina ablegte und
dann als Oberchirurgus bei den Militär-Lazarethen thätig war. 1801 besuchte er
die Universität Frankfurt a. 0. und wurde daselbst mit der Diss. : j^De fistula
lacrymali^ Doctor. Nachdem er in Berlin die Berechtigung zur ärztlichen Praxis
erworben, erhielt er 1804 die Erlaubniss , Privatvorlesungen über Augenheilkunde
zu halten, wurde 1809 unbesoldeter und nach dem Tode seines Vorgängers,
1813, besoldeter Stadtarmen-Augenarzt und erwarb sich einen bedeutenden Ruf
als Operateur, besonders als Augenoperateur. Er hatte bis zu jener Zeit nur
einige Aufsätze veröffentlicht, wie: „Beobachtung eines Nachstaars . . . welcher
ohne Operation zufällig geheilt wurde; mit Zusatz von C. L. Mur sinna*'
(in dessen Journal f. Chir., 1800) — „ Von einer vollkommenen und veralteten
Verrenkung des Oberschenkelknochens . . ., die aber glücklich wieder einge-
bracht . . . wurde^ (Ebenda, 1803) — „Merkwürdige ErfaJirung an einem' am
grauen Staare Blindgeborenen" (Hermbstädt's Bulletin, Bd. II). Während der
Befreiungskriege tibernahm er 1813 in Berlin ein Lazareth für Kriegsgefangene,
dirigirte 1813 — 14 daselbst ein Provinzial-Lazareth für Augenkranke und wirkte
in demselben in sehr verdienstlicher Weise. Er schrieb danach: „Beobachtung
über die im letzten Kriege 1813 und 1814 bei den preussischen Soldaten
gleichsam epidemisch gewordene Augenkrankheit" (Berlin 1815) — „Ueber
die Augenkrankheit der preussischen Soldaten des . . . jetzigen 16, Inf. Reg, ;
als Berichtigung der von Dr, W einhold denselben Gegenstand betreffenden . . .
Schrift" (Ebenda 1816); ferner: „Guter Bafh über die Beschaffenkeit, Aus-
wahl . . . der Brillen u, s. w." (Ebenda 1819) — „Praktisches Handbuch der
Augenkrankheiten nach alphabetischer Ordnung u, s. w," (2 Bde., 1821, 22,
m. 2 Kpft.). Ausserdem mehrere Aufsätze: „Heilung der Umkehrung der Augen-
lider nach innen mit concentrirter Schwefelsäure" (IIüfeland's Journal, 1815) —
„Krankheits- und Heilungsgeschichte einer ungewöhnlich grossen Exophthalmia
fungosa y nebst Zusatz . . . von «7. N, Rust" (in dessen Magazin, 1817) —
„ Ueber die Anicendung des Kadmii sulfurici gegen Hornhautverdunkelungen'^
(Ebenda 1820) u. s. w. Er starb am 23. November 1840. H. ist ein Beispiel
dafür , wie redliches Stieben , eiserner Fleiss , unterstützt durch gesunden Verstand,
den Mangel einer gründlichen Bildung bis zu dem Grade überwinden konnte, dass
er als Augenarzt und selbst als Schriftsteller nicht ohne Anerkennung blieb.
Unter den von ihm gemachten Erfindungen hat sich die angeführte Art der Be-
handlung des Entropium durch künstliche Bildung einer Aetznarbe sehr bewährt;
er hat ferner besondere Messer zm* Exstirpatio bulbi, eine Zange zur Operation
des Entropium , eine Pincette zur Iridektomie , ein Röhrchen für die Thränen-
fistel u. s. w. angegeben.
Gelehrtes Berlin. 1825, pag 101. — Andreae, pag. 94. — Callisen, VIII,
pag. 809; XXVIII, pag. 463. Gurlt
Hellmann, Johann Caspar H. , geboren zu Halle (Westfalen, Kreis
Minden) am 22. Mai 1736, war Stadtchirurgus in Magdeburg, wo er am 21. März
1793 starb. Er war ein geschickter und beschäftigter Augenoperateur und schrieb:
„Der graue Staar und dessen Herausnehmung ^ nebst einigen Beobachtungen'*
(Magdeburg 1774), ein Buch, das von den ersten Autoritäten jener Zeit, z. B.
Richter und Beer, als echt praktisch gerühmt wird.
Biogr. med. V, pag. 140. ~ Andreae, pag. 36. Pgl.
Hello ,Jean-MarieH. , französischer Marine-Chirurg I. Cl., war geboren
zu Pontrieux (Cötes-du-Nord) wurde 1829 in Paris Doctor mit der These: „Con-
sid4rations sur Vamputation des membres" und schrieb weiterhin: „Quelques
considdrations sur le choUra- morbus" (Brest 1833) — „Relation de V expidition
de la corvette la Cr^ole, au Mexique en 1838 — 39" (Annal. marit. et colon.,
1839) — „Lettre h M, V elpeau sur un cas de rdsection de Vhum4nis**
(Annales de la chir. frang. et etrang., 1841) — „Observations sur deux ampu-
HELLO. — HELLWIG. 139
tations du bras , pratiqudea h Vhdpital de la manne de Cherbourg par des
procidds differerUs'* (Ebecda, 1842) — „Quelques considdrations sur les plaies
d' armes ä feu** (AnnaL marit. et colon., 1846, av. 2 pl.) — j^ Combat de Saint-
Jean d'Ulloa^ (France maritime, 1851) u. s. w.
Berger et Rey, pag. 125. G.
Hellwag, Christoph Friedrieb IL, geboren am 6. März 1754 zu
Calw in Württemberg, stndirte zu Tübingen seit 1774 die Theologie, seit 1777
daselbst und zu Göttingen die Heilkunde, promovirte 1781 in Tübingen mit der
Diss. : „De formatione loquelae" und wurde dann 1781 ausübender Arzt in
Gaildorf (Württemberg). 1782 zum Leibarzt des Prinzen von Holstein und als
Coadjutor des Hocbstifts Lübeck nach Oldenburg berufen, verblieb er daselbst,
bis er 1788 nach Eutin versetzt wurde, wo er den Titel als Hofrath erhielt und
von 1800 ab Stadt- und Landphysicus war. 1834 wurde er zum Geh. Hofrath
und Physicus des Fürstenthums Lübeck ernannt. Am 23. September 1834 erhielt
er Ehrendiplome von der philosophischen Facultät zu Tübingen als GOjähriger und
von der medicinischen Facultät als 50jähriger Jubeldoctor und starb, 82 Jahre
alt, am 16. October 1835. Seine Schriften sind betitelt: „Abhandlung vom
Gebrauch des Storchschnabels'' (Tübingen 1776; Ebenda 1777) — „Erfah-
rungen über die Heilkräfte des Galvanismus und Betrachtungen über dessen
chemische und physiologische Wirkungen*' (Hamburg 1802) — „Physik des
Unbelebten und des Belebten'' (Ebenda 1824) — „ Von Würmern in den
Zähnen'' (Blätter vermischten Inhalts, Bd. I, Oldenburg 1787) — „ Vom kalten
Bade" (Ebenda, Bd. II, 1788) — „Bericht über die blauen Kuhblattern"
(Nord. Archiv für Natur- und Arznei w. , Bd. I, 1801) — „Abgang von Blut
hei einem neugeborenen Kinde" (Ebenda , Bd. III , 1 803) — „ Warnung vor
Betten und Kleidungsstücken von Schwindsüchtigen" (Entin'sches Wochenblatt,
1802) — „Empfehlung der Kuhpockenimpfung ^ (Ebenda 1803) — „Heil-
kraft der Laugensalze inneidich gegen Croup" (Hüfeland's Joum. der Heilk.,
Bd. XLI, 1815) u. A.
Biogr. m6d. V, pag. 141. — Neuer Nekrolog der Dentschen. Jahrg. 13, 1E35,
n, pag. 874. — Callisen, VIII, pag. 314; XXVIII, pag 465. — Poggendorff, I,
pag. 1057. Pgl.
Hellwlg, Johann H., geboren am 29. Juli 1600 zu Nürnberg, studirte
vier Jahre lang Medicin in Altdorf , ging später nach Basel, Montpellier und pro-
movirte in Padua 1634. Zum Hospitalarzt seiner Vaterstadt ernannt, verblieb
er daselbst bis 1649, zog sich dann nach Regensburg zurück, wo er mit grossem
£rfolge prakticirte und am 4. Juni 1674 starb. H. schrieb: „Alphabetum
iatricum, seu brevis totius medicinae hippocraticae in paucas tabellas reductae
delineatio^ (Nürnberg 1631 , Fol.) — „Observationes physico medicae" (Augs-
burg 1680, mit Anmerkungen von Lucas Schroeck herausgegeben).
Biogr. in6d. V, pag. 146. Pgl.
Hellwig, Christoph von H. , geboren am 15. Juli 1663 in CöUeda
in Thüringen, studirte seit 1681 in Jena, zuerst Philosophie, später Medicin.
Noch vor Vollendung seines Studiums begleitete er seinen Bruder Johann Otto
von H., damals Honorar-Professor in Heidelberg, auf einigen Reisen, kehrte aber
1685 nach Jena zurück , setzte später seine Studien in Erfurt fort und liess sich
etwa 1688 als praktischer Arzt in Weissenfeis nieder. 1693 ging er nach Franken-
hausen, wo er unter dem Vorsitz von Petri von Hartenfeld Licentiat der
Medicin wurde. 1696 wurde er Stadtphysicus in Tennstädt, ging dann 1712
nach Erfurt, wo er am 17. Mai 1721 starb, nachdem er auf Empfehlung des
Maxih. Joseph von Mintzenried, Leibarzt des Kaisers, in den Adelstand erhoben
war. Die Zahl seiner Schriften ist gross ; wir führen hier nur die wichtigsten an :
„De chlorosi, von der Jungferkrankheit, Liebesfieber etc." (Leipzig 1702) —
„Sendschreiben vom kalten Fieber und Auro mercuriali" (Ebenda 1702) —
140 HELLWIG. — HELM.
„Sendachreiben vom Opio" (Ebenda 1703) — r „Regulae de formulis medica-
mentorum conscribendis" (Frankfurt und Leipzig 1707) — „Curiöses und nütz-
liches Frauenzimmer ' Apotheckgeii etc." (Leipzig 1702; Ebenda 1720) —
„Ch^rurgia in nuce" (Mdhlhausen 1709) — „Praxis medica oder richtige An-
weisung y wie ein angehender Prakticus med. cito tuto feliciter und jucunde
ohne theure Recepte etc. curiren etc." (Leipzig 1710) — „Thesaurus pharma-
ceuticus" (Ebenda 1710) — „Neu eingerichtetes Lexicon anatomico-chirurgicum"
(Ebenda 1711) — „Castis et obsei'vationes medicinales, anatomicae, chi/micae,
chirurgicae, physicae .... rariores etc." (Frankfurt und Leipzig 1711) — „Neu
eingerichtetes Lexicon medice-cht/micum" (Ebenda 1711) — „Neu entdeckte
Heimlichkeiten des Frauenzimmers" (Ebenda 1714; 1716; 1719; 1725J —
„Das bei jetzigen Zeiten neu eingerichtete Pest-Apotheckgen" (Ebenda 1714) —
„Grund- und Lehrsätze der ganzen edlen Medicin" (Leipzig 1715) — „Nosce
te ipsum vel anatomicum vivum, kurzgefasstes anatomisches Werk" (Frankfurt
und Leipzig 1715; 1720, Fol.) — „Medicus clinicus oder der wohlerfahrene
Haus- und Landarzt" (Ebenda 1715) — „Wohlprakticirter Feldscheerer"
(Ebenda 1715) und zahlreiche andere medicinische , botanische, mineralogische
Schriften und Aufsätze, üebersetzungen etc. etc. Sein Bruder
Johann Otto von H. , gleichfalls in Cölleda 1654 geboren, studirte
Medicin in Jena, Erfurt, Altdorf und Basel. 1575 promovirte er in Erfurt,
begab sich dann nach Amsterdam und von da nach Ostindien , wo er mehrere
Jahre in Batavia prakticirte. Nach Europa zurückgekehrt, wurde er Honorar-
Professor in Heidelberg, machte Reisen durch Italien, Portugal, Frankreich,
England, Dänemark und Holland , wurde später Gothaischer und Rath des Königs
Christian V. von Dänemark. Von Karl H. von England geadelt, Hess sich
H. zuletzt in Bayreuth nieder, wo er 1698 starb. Seine Arbeiten bewegen sich
hauptsächlich auf dem Gebiete der Alchemie. Er schrieb: „Introitus in veram
et inauditam physicam" (Batavia 1678, 4.; Hamburg 1680; Heidelberg 1680;
deutsch : Lübben 1719; französisch : London 1682) — „Antwort auf drei Fragen :
I. Was eigentlich der Lapis philosophorum sei. IL Worinnen seine Materie
besteht etc." — „Sendschreiben eines Adept i artis hermeticae etc." (Weissenfeis
1684) — „Curiosa physica etc." (Sondershausen 1700; 1701; Frankfurt und
Leipzig 1714) — „Arcana majora oder curiose Beschreibung vieler .... medi-
cinischen , chymischen , alchymisclien , chirurgischen , ökonomischen Geheim-
nisse etc." (Leipzig 1712).
Biogr. mW. V, pag. 142—146. — Poggendorff, I, pag. 1058. Pgl.
Hellwig, s. a. Helweg, Helwig.
Helm, Theodor H., zu Wien, war daselbst am 12. Mai 1810 als
Sohn des um die Einführung der Kuhpocken-Impfung in Wien hochverdienten
Arztes Jacob Anton H. (geb. 14. Jan. 1761 , gest. zu Wien am 27. Oct. 1831)
geboren, war ein Bruder des Naturforschers Julius H. (geb. 1813, gest. 1844)
und des um die Errichtung der Säuglingskrippen verdienten Verwaltnngsbeamten
nnd Humanisten Karl H. (geb. 1808, gest. 1868), wurde 1835 mit einer botani-
schen Dissertation Dr. med. , dann Assistent an der geburtshilflichen Klinik von
Klein und veröffentlichte nach Ablauf seiner Dienstzeit eine Epoche machende
„Monographie über Puerperalkrankheiten" (Zürich 1839; neue Ausg. Wien 1845;
in's Französische Paris 1840, Schwedische, von Hjobt, Stockholm 1842, Italienische,
von ISACCO Sabadini, Parma 1853, übersetzt). Er verweilte längere Zeit in Paris,
Hess sich darauf in Franzensbad als Curarzt nieder, wurde aber 1843 zum Pro-
fessor der medicinischen Klinik und zum Director des grossen städtischen Kranken-
hauses in Pavia berufen, wo er in hartem Kampfe der neuen Medicin Eingang
nnd Geltung zu verschaffen suchte und den er siegreich bestand, wie auch seine
administrative Tüchtigkeit alle Anerkennung fand. Er publicirte in dieser Zeit:
„Sunto dei casi trattati nella Glinica medica super iore . . . 1843 — 44" (Pavia
HELM. — HELMHOLTZ. 141
1844, Fol.). 1848, beim Ausbruche der Revolution, wurde er drei Monate lang
in Mailand als Geisel gefangen gehalten, im September dieses Jahres aber aus-
gewechselt und darauf sofort zum Primararzt und provisorischen Director des
Allgemeinen Krankenhauses in Wien und der drei damit verbundenen grossen
Humanitäts-Anstalten, des Gebärhauses, der Findelanstalt und des Irrenhauses,- ernannt.
Als in dieser schwierigen Zeit der Wiener Revolution Alles floh, hielt er sein gesammtes
Personal zusammen und wusste von den ihm anvertrauten Anstalten alles drohende
Unheil mit Muth und Energie abzuwenden. Seine Reformbestrebungen im Spitale
nnd seine fortschrittsfrenndliche Gesinnung erfreuten sich jedoch nicht des Wohl-
wollens der Regierung und so wurde er nicht definitiv zum Director des Allge-
meinen Krankenhauses ernannt, sondern an das Wiedener Spital als Director
versetzt, als Primararzt jedoch bei jenem belassen. Erst 1855 wurde er mit dem
Titel Regierangsrath in die erstgenannte Stellung zurückberufen und hat in der-
selben zehn Jahre lang mit seltener Aufopferung und Hingebung gewirkt und
sein grosses Organisations- und Administrations-Talent bekundet. Auch hatte er
wesentlichen Antheil an den Plänen zu den in jener Zeit neu errichteten Anstalten,
wie dem Rudolf-Spital , den Gebäuden für pathologische Anatomie und Chemie ;
ihm ist die bessere Stellung der subalternen Aerzte , die Anregung eines freundlich-
collegialen Verkehrs unter dem gesammten ärztlichen Personal, die Einführung
jährlicher Spitalsbericbte und vieles Andere zu danken. Trotzdem machten sich,
nach zehnjähriger Leitung der Anstalt, principiell verschiedene Ansichten über die-
selbe geltend und veranlassten ihn, bei zunehmender Kränklichkeit, seine Pensio-
nirung nachzusuchen, die ihm 1869 zu Theil wurde. Er leitete noch von 1871
bis 1873 als erwählter Decan des alten Doctoren-Collegiums der med. Facultät
dasselbe und nahm regen Antheil an der Organisation des neuen , starb aber
schon am 20. März 1875. •
V. Wurzbach, VIII, pag. 292. — O. Preyss in Wiener Med. Presse. 1875,
PÄg. 797. G.
Helmersbausen, Paul Johann Friedrich H. , geboren zu Erfurt im
Jahre 1734, war Arzt in Gross-Rudestedt (Sachsen- Weimar) und schrieb: „Diss.
de diarrhoeis in morbis acutis salvtaribus^ (Erfurt 1760, 4.) — „Observatio
de motibus epilepticis vagis" (Weimar 1766) — „Observntio de ingenti et
mxranda gravissimorum symptomatum congerie j^^^ XXXII annos se inmcem
excipientium, a concremento polyposo scirrhoso^ (Ebenda 1767, 4.) — „Obs. de
ohstructione pertinacissima plurium menshim et confluxic symptomatum in una
aegrota'' (Ebenda 1769).
Biogr. med. V, pag. 147. Pgl.
* Helmboltz y Hermann Ludwig Ferdinand vonH., zu Berlin, ist
zu Potsdam am 31. August 1821 geboren, studirte auf der Berliner Universität
seit 1838 als Eleve des med.-chir. Friedrich Wilhelms-Instituts, wurde nach seiner
Promotion 1842 mit der Diss. : „De fabrtca systematis nei^osi evertebratoruin^
Unterchirurg in der Charit^, 1843 Militärarzt in Potsdam, kehrte 1848 als Lehrer
der Anatomie an der Kunstakademie und Assistent am anatomischen Museum nach
Berlin zurück, wurde aber bereits 1849 als Professor der Physiologie und allgemeinen
Pathologie nach Königsberg berufen und 1855 als Professor der Anatomie und
Physiologie nach Bonn versetzt, von wo er 1858 als Professor der Physiologie
nach Heidelberg ging, um 1871 in Berlin eine Professur der Physik zu über-
nehmen, welche er, zugleich mit der Direction des physikalischen Instituts, mit dem
Charakter als Geh. Regierungsrath und 1883 geadelt, zur Zeit innehat. Er gehört
zu der Reihe der aus Johannes Müller's Schule hervorgegangenen berühmten
Physiologen und begründete seinen Ruf mit der Schrift : ,, Ueher die Erhaltung
der Kraft** (Berlin 1847), in welcher er zum ersten Male zu zeigen versuchte,
dass alle Vorgänge in der Natur den Grundgesetzen der Mechanik gehorchen. In
den folgenden Jahren war H.*s Thätigkeit hauptsächlich der Physiologie der Sinne
142 HELMHOLTZ. — HELMONT.
zugewendet. Den unschätzbarsten Dienst aber leistete er der menschlichen Pathologie
und Therapie durch die Erfindung des die ganze Augenheilkunde revolutionirenden
Augenspiegels, den er in einer besonderen Schrift: „Beschreibung eines Augen-
Spiegels zur Untersuchung der Netzhaut im lebenden Äuge^ (Berlin 1851)
bekannt machte. Seine weiteren, die höchste Bedeutung in Anspruch nehmenden
und auf ihren Gebieten bahnbrechenden Werke sind: ,, Handbuch der physio-
logischen Optik^ (Leipzig 1856 — 66), in welchem seine sämmtlichen Forschungen
über den Qesichtssinn niedergelegt sind, und „Die Lehre von den Tonenipßndungen"
(Braunschweig 1862; 2. Aufl. 1865), welches seine akustischen Untersuchungen
im Zusammenhange dargestellt enthält. Ausserdem hat er eine grosse Reihe anderer
Arbeiten, z. B. Messungen über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Nerven-
reizuDg, Untersuchungen über Gegenstände aus der Optik, Akustik, Elektricitäts-
lehre vielfach in Zeitschriften, besonders in Müller's Archiv (1845, 48, 50, 52 u. s. w.),
Poggendorff's Annalen (von 1852 an) und Obelle's Journal für Mathematik,
V. Graefe's Archiv (1855), aber auch als kleinere Schriften, wie: „Ueber die
Wechselwirkung der Naturkräfte u. s. w," (Königsb,erg 1854) — „Ueber da^
Sehen des Menschen" (Leipzig 1855) — „Populäre Vorträge" (2 Hefte, Braun«
schweig 1865, 71) veröffentlicht. Seine wissenschaftlichen Abhandlungen sind in
zwei Bänden gesammelt (Leipzig 1881 — 83), seine Vorträge und Reden ebenso
in zwei Bänden (Braunschweig 18S4) erschienet.
Poggendorff, I, pag. 1059. — Meyer's Convers.-Lex. 3. Aufl., VIII, pag. 769. —
Brockhaas, Convers.-Lex. 13. Aufl., IX, pag. 95. * Bed.
Helmoldus de Zoldwedel, Helmoldus de Oledenstede de Saltwedel, siehe
Glaedenstedt, Bd. II, pag. 573.
Helmont, Jean Baptist« van H., 1577 in Brüssel geboren, studirte in
Löwen Philosophie und kam darnach in eine Lehranstalt der Jesuiten, wo er die
Vorlesungen *tiber Magie von M. del Rio hörte. Eifrig studirend in fast allen
Zweigen der Wissenschaft, widmete er sich zum Schlüsse der Medicin und bekam
darin 1599 die Doctorwürde, wonach er in Löwen chirurgische Vorlesungen hielt.
Bald hörte er damit auf und ging auf Reisen nach der Schweiz, Italien, Frank-
reich und England. 1605 zurückgekehrt, wählte er Vilvorde bei Brüssel als
Wohnsitz und starb da am 30. December 1644 an Pleuritis. Hier studirte er
immer Medicin, sow^eit seine ausgedehnte Praxis, die er fast gegen seine Neigung
bekommen, dies erlaubte, nur ungerechnet die zwei Jahre, 1634 und 35, die
er in Haft verbrachte, weil man ihn angeklagt hatte, die Heilkraft der Religion zu
leugnen, eine Anklage, wovon die förmliche Freisprechung erst zwei Jahi*e nach
seinem Tode erfolgte. H. ist einer der Reformatoren der Medicin und verdient als
solcher eine ausführlichere Erwähnung ; er ist „der Faust des 17. Jahrhunderts",
sagt IIaeser, „einer der bedeutendsten Naturforscher seiner Zeit; er ist der Ent-
decker der Kohlensäure, ein gründlicher Kenner der Anatomie, der pathologischen
Anatomie ist er mit Eifer zugethan". Sein System beruht, gleich dem von Para-
CELSUS, womit er im Wesentlichen auf einer Linie steht, auf den Lehren der Neu-
Platoniker, doch er geht weiter, da er die Natur als ein sich fortwährend Aendemdes,
Entwickelndes und nicht als vollkommen Fertiges betrachtet. Das im menschlichen
Körper aus den Nahrungsmitteln entstehende Blut bedingt die Bildungsvorgänge,
deren Wirkung die Körperwärme verursacht, und nicht , wie Galen meinte , als
Ursache hat. Die „Spiritus vitales" bestehen deshalb nicht. Jedes, als in sich
geschlossene Einheit bestehendes organische Wesen wird belebt durch den „Archeus
influus", jeder Körpertheil durch die „Archei insiti". Krankheit ist ein positiver
und substantieller lebendiger Vorgang, durch die KraukhÄtsursachen erzogen, da
sie den „Archeus influus" aufreizen und in ihm krankhafte „Ideen" hervorrufen,
welche wiederum den „Archei insiti" aufgeprägt werden und durch Abänderungen
der „Fermente" die entsprechenden materiellen Veränderungen, z. B. die der
Säfte, erzeugen. Die Krankheiten vertheilt er darum in die des Archeus influus,
H£LMONT. 143
velehe durch dessen eigene Thätigkeit wieder beseitigt werden, und die der
Arehei insiti, welche gewöhnlich die Kunsthilfe in Anspruch nehmen. Die Symptome
ond Producte der Krankheit werden von dieser selbst sorgfältig unterschieden.
Das specifische Gewicht des Harns ist für die Diagnostik am wichtigsten. In
Bemer Fieberlehre sieht er, im Gegensatze zu Galenus, den Magen, den DUnn-
dann und die Milz als den Sitz des Fiebers an und will er die Kranken viel
trinken lassen, was seit den frühesten Zeiten als schädlich betrachtet wurde, und
Torzflglich Wein als Heilmittel verschreiben. Seine Lehre von den Catarrhen, den
Entzündungen und der Pest enthält viel wirklich Gutes und Neues, ^'ährend er
den chronischen Krankheiten besondere Beachtung schenkt und darunter spcciell
die Wassersucht hervorhebt, von der er 2000 Fälle beobachtet zu haben behauptet.
Was H.'s Therapie betrifft, so legt er das grösste Gewicht auf das diätetische
Verhalten im weitesten Sinne und recommandirt hauptsächlich die Erhaltung der
Kräfte der Kranken. Hiermit hängt natürlich unmittelbar sein heftiger Streit
gegen den Aderlass zusammen, ein Kampf, den er mit grosser Entschiedenheit
f^rte, was Haeser zu seinen grössten und bleibendsten Verdiensten rechnet. Die
Grosse der Arzneidosen ist von untergeordneter Bedeutung, weil ihre Wirkung
durch die in dem „Archeus" erzeugten heilsamen Ideen erklärt wird; er ist
gegen Purgirmittel , da sie die Krankheitsstoffe nicht entleeren , und materielle
Krankheitsursachen nicht entfernt zu werden nöthig haben, und eifert heftig gegen
Salben, Pflaster, besonders gegen Vesicantien. Er glaubt jedoch sehr viel au Arcana,
worüber er in seiner Abhandlung „Arcana Paracelsi" ausführlich handelt. Sehr
grosse Verdienste erwarb sich H. um die Heilquellenlehre, besonders durch die
Naehweisung der fixen Alkalien und der Kohlensäure in vielen derselben. Hätte
er nicht so fest am Teleologisraus festgehalten, er hätte gewiss mehr Erfolg gehabt ;
doch unbestritten sind seine grossen Verdienste um die Chemie, die Verbesserung
der Therapie, die Bereicherung der Heilmittellehre, die Einschränkung des Ader-
lasses und seine würdige Auffassung des ärztlichen Berufs. Er schrieb haupt-
Bichlich: „De magnetica vulnerum naturali et legitima curatione" (Paris 1621;
Cöln 1624) — „Febrium doctrina inaudita^ (Antwerpen 1642) — „Ortus
medicinae, id est initia physicae inaudtta, Progressus medicinae novus ^ in
marborum ultionem ad mtam longavi^ (Amsterdam 1648; 1652; Leyden 1667;
Rotterdam 1660 und viele andere deutsche, französische, englische, italienische
und dänische Ausgaben) — „Dageraet ofte nieuwe opkomst der geneeskunst"
(Amsterdam 1659). Seine „Opera omnia^ wurden noch 1707 in Frankfurt ver-
öffentlicht, während in den letzteren Jahren durch C. Broeckx verschiedene seiner
Commentare auf Hippokrates und auch die detaillirte Geschichte seines Processes
te den Elrzbischof von Mechelen, in welchen er durch die Veröffentlichung seiner
ersten Arbeit über den Magnetismus verwickelt wurde, herausgegeben sind.
Haeser, Geschichte der Medicin. 3. Aufl., H, pag. 344 — 363.
C. E. Daniels.
Helmont, FranciscusMercurius van H., 1618 in Vilvoorde geboren,
Sohn des Vorigen, reiste durch ganz Europa, verkehrte mit Leibnitz, studirte
fast in allen Wissenschaften und wohnte später in Amsterdam. Ob er wirklich zum
Dr. med. promovirt ist, habe ich nicht finden können. 1698 machte er, auf Ver-
langen der Königin von Preussen , wieder eine Reise nach Berlin und starb im
folgenden Jahre in Cöln an der Spree. Er machte sich sehr bekannt durch seine
Abhandlung: „Alphabeti veri naturalis hebraici brevissima delineati'o quae
tmul methodum suppediiat juxta quam qui surdi nati sunt, sie informari
fosmrit , ut non alios saltim loquentes intelligere , sed et ipsi ad sermonis
tiium perveniant*^ (Sulzbach 1667; holländiKch Rotterdam 161)7), worin er
behauptete, die hebräische Sprache wäre die meist geeignete, um Taubstumme zu
lehren, da jeder Buchstabe die Form hat, welche die Stimmbänder annehmen,
wenn man sie ausspricht. Auch schrieb er: „Aanmerkingen over den mensch en
deszelfs siektens; alles op gewisse en mif eilbare gronden, so van de natuerlyke
144 HELMONT. — HELWEG.
reden ah ervarentheid geveatigd^ (Amsterdam 1692; auch lateinisch durch
J. C. Amman) — „Paradoxale discaursen ofte ongemeene meemngen van de
groote en Heyne wereld en speciaal van der wederkeertnge der zielen^ (Ebenda
1698) und „Aankang of mondeling gesprek raakende o. a, de wederkeertnge
der menschen- zielen, als ook de uitvtndmge der getallen" (Ebenda 1694).
C. E. Danigls.
Helvetius, Johann Friedrich H. (eigentlich Schweitzer), 1630 in
Cöthen (Anhalt) geboren , studirte in Harderwyk , wo er promovirte mit einer
„Dtss. de peste". Erst übte er die ärztliche Praxis in Amsterdam und später im
Haag aus, wo ihm der Titel eines Archiater verliehen wurde und er am 29. Augast
1709 starb. Er schrieb hauptsächlich : „Amphüheairum physiognomiaemedicum"
(1664; 1676) — „Xystus herbarum^ (1664) — „Berillus medtcus^ — „Mors
morborum*^ (1664) — ^Diribitorium medicum^ (1670;; eine alchymistische
Abhandlung: „Vitultis aureus", welche vielen Ausgaben unterlag — „Den ont-
wapenden pestdoodt in den theriakelpot" (1664), und zwei curiose Gedicht-e
auf die ärztliche Behandlung der im Jahre 1695 verstorbenen Königin Maria
von England (Haag 1695). C. E. Daniels.
Helvetius, Adriaan, Sohn des Vorigen, wahrscheinlich 1661 im Haag
geboren , studirte in Leyden , wurde daselbst Dr. med. und wurde durch seinen
Vater nach Paris geschickt, um einige von diesem verfertigte Arcana au8zubeiU;en.
Nach Holland zurückgekehrt, entsandte sein Vater ihn zum z weitenmale mit einer
anderen Sammlung Geheimmittel und dann bekam er von einem Collegen, der
den Werth des Mittels nicht kannte , eine grosse Quantität Radix Ipecacuanhae.
Bald entdeckte H. darin eine heilende Wirksamkeit gegen die Dysenterie und
publicirte seine Entdeckung als echter Quacksalber. Als nun der Dauphin
an der Dysenterie erkrankte, Hess Daquin der Leibarzt Ludwig's XIV., H.
rufen und* er verschrieb dem Prinzen die Ipecacuanha mit dem gewünschten Erfolge.
Darauf bekam H. 1000 Louis d'or vom König mit dem Befehl, das Geheimniss
zu publiciren. Helvetius bekam danach eine ausgedehnte Praxis in den höheren
Bereisen und starb, sehr reich, am 20. Februar 1727. Er schrieb u. A. :
„Rem^des contre les cours de ventre^^ (1688) — „Lettres sur la nature et sur
la guSrison du cancer" (1691) — ^M^hode pour guirir toutes sortes de
fi^vres Sans rien prendre par la bauche'^ (1694) — „Recueil des mSthodes
pour la gu^rison de diverses maladies" (1710) — „Methode pour traiter la
vSrole par les frictions et par les sueurs" (1710J — ,, Verkandeling der Kinder-
pokjes" (1724) — „Körte ontleedkunde van het geheele menschelyk lichaam'^
(1. Ausg. mir unbekannt geblieben; 2. 1732; 3. 1738). — In der Biogr. med.
wird noch ein Helvetius, J. C. A. , erwähnt , der als in Paris geboren und
wirksam nicht zu den holländischen Aerzten zu rechnen ist. Es muss jedoch in
Holland noch ein anderer Helvetius, A., gewesen sein, denn ich kenne von
diesem letzteren : „ Verkandeling van sommige zaken, die tot de opvoeding der
eerst-en jong-geborene kinderen , opzigt hebben, gedaan in de 4oe maandelyksche
geneeS' en heelkundige byeenkomst binnen Middelburg, op Vrydag 4 Juli 1738"
(Middelburg 1738) und: „ Verkandeling der Jigt of Flerezym" (Middelburg 1763).
C. E. Daniels.
Helvicus Dietericus, s. Dietericit, Bd. II, pag. 184.
Heiweg, Hans Zacharias H. , war am 5. April 1785 zu Husum in
Schleswig als Sohn des Stadtcbirurgen Heinrieh Christian H. geboren,
erlernte die Chirurgie bei seinem Vater , studirte dann in Kopenhagen , wurde
daselbst Compagnie-Chirurg , machte 1809 sein Examen, wurde unter- Chirurg,
1810 Reserve-Chirurg, 1816 Amts-Chirurg zu Bordesholm in Holstein, 1817
Dr. med. mit derDiss. : „Spec. iiiaug. de kaematuria s. viictu cruento" und in
demselben Jahre Districts-Chirurg zu Odenso, 1848 aber aus dieser Stellung
entlassen. Er schrieb: „Nogle Betragtinger over den dyriske Magnetismus
HELWE6. — HEHPEL. 145
Ubrugdtghed som Laegemiddel, og sammes skadelige Fölger*' (Odense 1821) —
„Ueber den Triamus" (HüFKLANd's Journal, 1820) — „Disq. de sie dicta
pseudoeypktlide , praeeertim ea guae nonnullia morbid Ditmarsiensia audü"
(Acta Reg. Soc. med. Hafn. , 1821); ferner Aufsfttse in Bibliothek for Laeger
(1830, 35, 39), z. B. „PracHske Jagttaggelser'' (1830) u. s. w.
Erslew, I, pag. 629; Supplem. I, pag. 761. — Alberti, I, pag. 347. G.
Helwig, Christoph H. , geboren km 20. September 1642 zu Anolam
als Sohn und £nkel von Aerzten, studirte zuerst Medicin in Greifswald, dann in
Leipzig und besuchte ausserdem verschiedene Universitäten Deutschlands, Hollands,
Englands, Frankreichs und Italiens. Er promovirte 1666 in Basel mit der „Exerdt,
med. ad text, Hb, II Epidem. Hippocr, de fluore muliebrt^ , übernahm 1667
eine Professur in Greifswald, die er bis zu seinem Tode, am 27. Mai 1690,
bekleidete. Ausser einer Pestschrift: „Constltum medicum de peste, das ist
gründlicher Bericht von der Pest etc.^ (Stettin 16b3), ist er der Autor einer
Reihe von während der Jahre 1671 — 87 in Greifswald erschienenen Dissertationen,
so: „De calidö innato^ — „De colica*' — „De tabe** — „De hydrope*^ —
y,De calculis microcosmi, praeprimis renum et vesicae^ — „De phthisi" —
^De asthmate*' — „De peste" — „De sanguine" — „De aßectione hypo-
chondriaca** — „De suffocatione uteri etc."
Sein Sohn, Christoph Helwig, geboren zu Greifswald am 21. December
1679, studirte Anfangs Theologie und von 1698 ab Medicin zu Greifswald, Witten-
berg, Leipzig und Halle, vertheidigte 1701 in Jena öffentlich die These: „Düs.
de calcidi mechanica" und erhielt 1703 den Doctortitel in seiner Vaterstadt, wurde
1706 Professor der Medicin daselbst und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem
Tode, 16. Juli 1714. Er schrieb: „Disputatio IV Munimini ßdei B. Isaac Ben
Abraham opposita" (Greifswald 1699) — „F^.Xo'^cd ^ucij^taTpixat de auro ejusque
in medicina viribus" (1703) — „Dias, de creta" (1705) — „Specimen phorma-
cohgiae sacraede antimonioy cicuta etc," (1708) und verschiedene Dissertationen:
„Deligno brasiliensi" (1709) — „De chaerophyllo" (1711) — „De qxiinguina
Europaeorum s. cortice fra^ni (1712) u. A.
Scheffel, pag. 178, 236. — Biogr. m^d. Y, pag. 141—142. — Kosegarten,
I, pag. 267, 280. Pgl^
Helwig, s. a. Hellwig, Helweg.
Hemming, William Douglas H., zu Glenalmond, war zu Saxmundham,
Soffolk, am 14. November 1848 geboren, begann 1868 am King's College zu
London seine medicinischen Studien und wurde 1875 Member des Boy. Coli, of
Surg. of Engl, und Fellow des Edinburger Coli, of Surg. Nachdem er kurze
Zeit in Notting Hill zusammen mit seinem Vater prakticirt hatte, widmete er sich
dem Specialstudium der Hals- und Brustkrankheiten und wurde 1877 Assistant-
Surgeon am Central London Throat and Ear Hospital. Ein Lungenleiden, dem er
am 9. December 1881 erlag, nöthigte ihn schon 1879 seine Thätigkeit in London
aufzugeben und nach Boumemouth zu gehen, wo er bis an sein Lebensende, so
gut es seine Gesundheit gestattete, prakticirte. In der kurzen Zeit seines Wirkens
veröffentlichte er eine Arbeit: „Tinnitus aurium", eine andere über „Otorrhoea,
its causea and treatment," Seine „Aide to forenaic medicine and toxicology"
erlebten eine zweite Auflage. Ausserdem lieferte er eine Reihe werthvoller Beiträge
f&r verschiedene Zeitschriften, wie Students Journ. , Brit. Med. Journ. , Lancet,
Med. Press and Circular u. s. w.
British Med. Journ. 1881, II, pag. 1041. Wemich.
Hempel, Christian Frederik H., war geboren nahe Roeskilde
(Seeland) 1814, studirte an der Kopenhagener Universität, promovirte 1861
(ff De monairia acephalia"), war eine lange Zeit Redacteur der „Ugeskrift for
LSger*^, wirkte als Privatdocent der pathologischen Anatomie und arbeitete fleissig
änun Beaten der Wissenschaft. Er starb 1875. Petersen.
BioKT. Lexikon. III. 10
146 HEMPEL. — HEMSING.
Hempel, Adolf Friedrich H. , Anatom, geboren zu Neostrelitz am
3. August 1767, gestorben zu Qöttingen am 28. Februar 1834. Er studirte von
1786 an in Oöttingen Medicin, promovirte daselbst 1789, wurde in demselben
Jahre PriTatdocent und Prosector, 1808 a. o. und 1819 ordentlicher Professor.
Unter seinen Schriften waren die: „Anfangsgründe der Anatomie'*, welche von
1801 — 1833 sechs Auflagen erlebten, geschätzt; auch eine „Einleitung in die
Physiologie*^ wurde von 1819 — 1828 dreimal aufgelegt.
Saalfeld. pag. 331. — Oeaterley, pag. 283. — Callisen, Vm, pag. 324;
XXVm, pag. 466. Th. Husemann.
Hemprioh, zwei Brüder. — Der ältere, Wilhelm Friedrich H.,
war zu Glatz am 24. Juni 1796 als Sohn des dortigen Kreis- und Stadt-Chirurgen
H. geboren, unterstützte bereits 1813, als die Schulen wegen der Eriegsunruhen
geschlossen waren, seinen Vater bei der Verpflegung verwundeter Soldaten, trat
noch in demselben Jahre als Compagnie-Chimrgus beim Militär ein, kehrte aber
auf das Gymnasium zurück, um es nach ^/^ Jahre wieder mit dem Zeugniss der
Reife zu verlassen und in Breslau Medicin zu studiren. 1815 trat er von Neuem
als Lazareth-Chirurgus ein, kam 1817 aus Frankreich zurück, setzte seine Studien
in- Berlin fort, wurde 1818 daselbst mit derDiss. : „De inflammationis notione*^
Doctor, bald darauf, auf Lichtenstein's Empfehlung, Lehrer der Physik am königl.
Cadettencorps und habilitirte sich 1819 bei der dortigen Universität als Privat-
docent für vergleichende Physiologie. Auch schrieb er eine „Naturgeschichte
für höhere Lehranstalten**. Mit seinem Freunde Ehrenberg schloss er sich
1820 der von Menü von Minutoli unternommenen Reise nach Aegypten als
Naturforscher an, einer Reise, die auch bis nach Syrien ausgedehnt wurde. Er
kehrte von derselben, deren wichtige naturwissenschaftliche Ergebnisse später von
Ehrenberg publicirt wurden, nicht zurück, sondern fand seinen Tod auf der Insel
Massaua, an der Küste von Abyssinien, am 30. Juni 1825.
Nener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 1825, II, pag. 774. — Ratzel in All^m.
Deutsche Biographie. XI, pag. 728. q.
Karl Friedrich Hemprich, der jüngere Bruder, war am 9. August
1798 geboren, trat, nach einigem Unterricht durch seinen Vater in der Chirurgie,
1813 als CompagDie-Chirargus in die Armee, kehrte nach einem Jahre aber wieder
auf das Gymnasium zurück, studirte von 1817 an in Breslau Medicin und wurde
daselbst 1822 mit der Diss. : „De absorptione et secretione venosa** Doctor. Er
Hess sich in Breslau als Arzt nieder und habilitirte sich 1826 bei der Universität
als Docent für physiologische und pathologische Doctrinen. 1830 wurde er Brunnen-
arzt zu Cudowa, wo er von da an bis zu seinem am 27. März 1844 erfolgten
Tode jeden Sommer zubrachte. Er schrieb über diesen Curort eine besondere Schrift:
„Die Heilquelle zu Cudowa in der Grafschaft Glatz u. s. w.** (Breslau 1831 ;
2. Aufl. 1839) und mehrere Aufsätze (Hufeland'3 Journ., 1831, 1835; Kalisch'
Jahrb. für deutsche Heilquellen, 1836; Caspee's Wochenschr., 1839) und machte
biographische Mittheilungen über das Leben und Wirken seines Bruders (1825).
Nowack, H. 4, pag. 44. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 22, 1844,
pag. 306. — CalliBen, VIII, pag. 327 ; XXVIII, pag. 469. G.
Hemsing, Rütger H. , geboren zu Riga am 8. Januar 1604, studirte
an verschiedenen Universitäten Deutschlands, Hollands und Italiens, prakticirte ein
Jahr lang am Marienhospital in Florenz und erwarb sich 1672 zu Padua die
Doctorwürde. Nachdem er Frankreich und England bereist hatte, Hess er sich als
Arzt in seiner Vaterstadt Riga nieder, prakticirte dann in Wilna und zuletzt in
Königsberg. Im Jahre 1634 wurde er königl. polnischer Leibarzt und 1639
Physicus in der Altstadt - Königsberg. Er starb am 2. Februar 1643. H. ver-
fasste : „ Verbesserte Belation von einem verschluckten und toieder ausge^
schnittenen Messer** (Ebing 1635, 4.).
Gadebusch, Livl. Bibl. 1777, II. Thl., pag. 34— 38. — v. Recke-Napiersk y,
II, pag. 230. L. Stieda.
HEKSTEREÜUS. — HENCKEL. 147
Hemsterlliujs, Sibout H. , 1629 in Sneek geboren, wurde 1651 Stadent
m Leyden und promovirte 1654 znm Dr. med. Er etablirte sich als Arzt in
Leenwarden und wnrde bald Leibarzt des Prinzen Willem Frederik, Statt-
halters von Friesland. Wann er starb, ist mir unbekannt geblieben. Er schrieb
schon als Student: „Measis aurea triennalis exkibens anatomtca novüsima et
fOütssima experimenta" (Leyden 1654; Heidelberg 1659) und später: „Hütoria
€t analysts artkritidü vagae*' (Leenwarden 1666). q g Daniela.
•
Hemsterhuijs, Johannes H. , Sohn des Vorigen, 1656 in Leenwarden
geboren, promovirte 1678 in Leyden mit einer: „Biss. historiam laborantis
chlorosi exhibens,*^ Er war in seinen Geburtsorte praktisch wirksam bis 1704,
als er zum Prof. med. nach Deventer berufen wurde (Antrittsrede: „De medi-
cinae necessitate, dtgnücUe, cauaisque tnfrequentioris siiccessus'^). Er starb am
6. Januar 1706. a C. E. Daniels.
Henckel, Joachim Friedrich H., zu Berlin, war am 4. März 1712
zn Pr. Holland in Ostpreussen geboren, empfing den ersten Unterricht in der
Chirurgie von seinem Vater, einem erfahrenen Wundarzte, und hielt sich dann von
1729 an einige Jahre in Königsberg und Danzig bei den Wundärzten Mabgoraf
und Nicolai auf, während er gleichzeitig in der Anatomie sich Eentnisse bei dem
Prof. BOBBTiüS und dem Dr. Eulmus zu erwerben suchte. 1731 kam er zum
Besuche medicinisch-chirurgischer Vorlesungen und der Charit^ nach Berlin, trat
als Compagnie-Chirurgns bei einem Regiment ein, wurde dann nach Potsdam ver-
setzt, nach zwei Jahren zum Pensionär-Cbirurgus ernannt, ging auf Kosten des
Königs auf zwei Jahre nach Paris, der damaligen hohen Schule der Chirurgie, und
besuchte auf der Reise dorthin auch Holland. Er wurde darauf zum Regiments-
Ohirurgus ernannt, machte mit seinem Regiment den schlesischen Krieg mit, hielt,
nach Berlin zurückgekehrt, auf mehrfache Veranlassung, chirurgische Vorlesungen,
hatte dabei aber mit Intriguen, die gegen ihn angesponnen wurden, zu kämpfen.
l^Achdem er 1744 zu Frankfurt a. 0. sich den Doctorhut erworben, musste er
1745 wieder mit seinem Regiment nach Schlesien in's Feld rücken. Von Neuem
begann er, nach Berlin zurückgekehrt, Vorlesuogen über chirurgische Operationen
und Bandagen und über Geburtshilfe zu halten, auch erschien von ihm 1747 eine
„Erste Sammlung medicinischer und chirurgischer Bemerkungen^ , welcher bis
1763 noch sieben weitere derartige Sammlungen mit noch zwei Fortsetzungen bis
1772 folgten. Mehrfach wurden diese und andere Schriften angegriffen und dabei
zum Theil H.'s Wahrhaftigkeit in Zweifel gezogen, so dass er sich dagegen ver-
theidigen musste. Nach dem Tode des Anatomen Joh. Fribdr. Mbckbl (1774),
dem die Direction der von Friedrich dem Grossen 1751 in der Berliner Charit6
errichteten ersten Hebeammenschule in Deutschland anvertraut worden War, wurde H.
als Professor die Leitung der Entbindungsanstalt übertragen und von ihm auch den
Studirenden der Chirurgie klinischer Unterricht in der Geburtshilfe ertheilt. Er
hatte bereits früher Lehrbücher, theils für die Studirenden bestimmt (1761), eine
freie Uebersetzung vouRobdbreb's „Elementa artis obstetric.^^, theils zum besonderen
Gebrauche der Hebeammen (1767), sowie einige Specialabhandlungen über Geburts-
hilfe geschrieben. Nach dem Urtheile F. B. Osiandbr's sind indessen seine
Leistungen für die Anstalt und das Fach nicht sehr hoch anzuschlagen. Auch für
seine chirurgische Lehrthätigkeit schrieb H., der zugleich Oberwundarzt der Charit^
war, Lehrbücher, die sich theilweise viele Jahre hindurch einer grossen Beliebtheit
bei den Lembedürftigen erfreut haben. Dahin gehören seine „Abhandlung
von Beinbrüchen und Verrenkungen" (Berlin 1759) — ^^ Abhandlung ver-
schiedener chirurgischer Operationen" (Stück 1 — 8, 1770 — 75), vor Allem aber
seine „Anweisung zum verbesserten chirurgischen Verbände" y nach Heinr. Bass'
Schrift (1720) die erste und vollständigere Schrift über diesen Gegenstand, die
1756 erschien, . mit 14 Kpft., 5 Auflagen erlebte, 1802 von J. Chr. Stark umge-
arbeitet und mit Zusätzen (24 Kpft.) versehen wurde und endlich noch 1829 eine
10*
148 HENCKEL. - HENDY,
neue Bearbeitung und Vennehrung (40 Kpft,) durch Jon. Fbiedr^ Dieff£NBACH erfuhr,
also während eines Zeitraumes von mindestens aeht Decennien sich in den Händen
der Lernenden erhielt. Ohne gerade zu den bahnbrechenden Förderern der Chirurgie
und Geburtshilfe gehört zu haben, hat doch H. das Verdienst, durch Sammlung und
Bekanntmachung von Beobachtungen wichtiger Krankheitsfälle und als Lehrer in
beiden Zweigen der Heilkunde Nützliches geleistet zu haben. Er starb am 1^ Juli 1779.
Hörn er, Jetztiebende berühmte Aerzte. III, St 3, 1755, pag. ^93; St. 5, 1764,
pag. 693. — E. G. Baldinger's Fortsetzung derselben. 1773, pag. 78. — von Haller,
Bibliotheca chirurgica. 1775, II, pag. 260. — E. Gurlt in AUg. Deutsche Biogr. XI, pag. 730.
Gurlt.
Hendrlksz, Pieter H., 1779 in Enkhuizen geboren, wurde 1794
Chirurg 3. Olasse und im folgenden Jahre am Seemannsspital zu Feyenoord zum
Chirurgen 2. Classe ernannt. Später, nach abgelegtem Examen, war er 1799
bei der Armee in Nord-Holland wirksam. Danach studirte er in Groningen und
wurde 1804 zum „Stedelyk Heelmeester" ernannt. Nachdem er einige Zeit als
Amanuensis bei Prof. Mülder fungirt hatte, wurde ihm nach dessen Tode (1810)
der Unterricht in der Chirurgie am akademischen Krankenhause tibertragen; 1815
ernannte König Willem I. ihn zum Lector chirurgiae et obstetriciae , 1818
zum ausserordentlichen Professor, welches Amt er (inzwischen honoris causa Doetor
chirurgiae et Art. obst. geworden) am 13. October 1819 antrat mit einer
jyOratio de chirurgörum nostratium laudibus, optimts excolendae artis chirurgiae
incitamentis" . 1827 nach Leyden berufen und 1828 nach Amsterdam, schlug er
beide Professuren aus und wurde 1829 zum ordentlichen Professor befordert
(„Oratio de medicina et chirurgia non sine utriusque damno separandis" ) .
1832 nahm er seine Entlassung und etablirte sich auf seinem Landgut Zuiderburg
bei Haag, das er ganz als Augenkranken-Anstalt einrichtete, um sich einzig der
ophthalmologischen Praxis zu widmen, was er damals mit grossem Beifall that,
bis zu seinem Tode im Jahre 1845. Er wurde 1831 mit Arntzeniüs und
Beckers durch die Regierung nach Deutschland geschickt, um die stets mehr
vordringende Cholera zu studiren und darüber einen Rapport zu liefern. Er
schrieb hauptsächlich (mit Bakker und Walthers): „Bydragen tot den tegen-
woordigen staqt van het animalisch magnetisrmis in ons Vaderland** (Groning'en
1814; 1818; deutsch von Fr. Bird, Halle 1818) — „Oordeelkundige
heschryving van eenige der voornaamste heelkundige operatien verrigt in het
nosocomium academicum te Groningen 1810 — 1815)" (Groningen 1816) —
„Idem 1815 — 1817"' (Amsterdam 1822) — „Over de aanwending van de
herooldng van Morveau en van het Chlor uretum sodae in het ziekenhuis te
Groningen" (1827) — „Kort over eicht wegens de behandelde lyders en verrichte
operatien in het nosocomium te Groningen 1826 — 1827" (Groningen 1828)
und war einige Jahre Mitredacteur der Zeitschrift „Boerhaave" (1838 — 42),
C. E. Daniels.
Hendy, James H., schottischer Arzt aus der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts, machte seine medicinischen Studien in England und Hess sich etwa
1774 in Edinburg nieder, wo er Generalarzt der Miliz und Hospitalsarzt war.
H. beschäftigte sich viel mit Untersuchungen tiber das Lymphgefäisssystem , auf
dessen Störungen er die Ursache der meisten Krankheiten zurflckföhren wollte.
Er schrieb: „Tentamen physiologicum de secretione glandulari" (Edinburg
1774) — „An essay on glandulär secretion containing an experimental
inquiry into the prevention of pus and a critical examtnation into an opmion
of M. John Hunt er' s that the hlood is alive" (London 1775) — „Treatiee
on the glandulär disease of the Barbadoes , proving it to be seated in the
lympfiatic System" (Ebenda 1784), die letztgenannte Abhandlung führte zu einer
Polemik seitens J. Rollo's , worauf H. mit der Schrift : „ Vindication of the
opinions and fc^cts contained in a treatise on the glandulär disease of Bar-
badoes" (London f789, 1790) replicirte,
biet. hist. III, pag. 107. Pgl.
HENISCH. — HENKE. 149
^enisell, Georg H. , Arzt nnd Mathematiker, geboren zu Bartfelden in
Ungarn am 24. April 1549, promovirte zum Dr. med. in Basel und Hess sieh in
Augsburg nieder, wo er Professor der Logik und Mathematik am Gymnasium und
Bibliothekar war und am 31. Mai 1618 starb. H. hat sieh durch Veranstaltung
einer guten Ausgabe des Aretaeus Cappadox mit lateinischer Uebersetzung
(Augsburg 1603, fol.), sowie durch Herausgabe des ersten yollständigen Wörcerbuchs
der deutschen Sprache verdient gemacht. Sonst schrieb er ausser verschiedenen'
matiiematischen Abhandlungen noch : yfEnchirtdton medicinae medicamentorum
tom simplicium quam compositorum in certos titulos distinctam sylcam continens^ .
(Basel 1573).
Biogr. mfed. V, pag. 157. -— Poggendorff, I, pag. 1064. - Fgl*.
Henisius, s. Heins.
Henke, Adolph Christian Heinrich H., zu Erlangen, berahmt auf
dem Gebiete der gerichtlichen Medicin und Staatsarzneikunde, war am 12. April
1775 zu Braunschweig geboren, besuchte zuerst das Collegium Carolinum, dann
die Landes-Universität Helmstädt, stets unter bedrängten ökonomischen Verhält-
nissen und schon zu jener Zeit auf Selbsterwerb angewiesen, und wurde 1799
Doctor mit der Diss. : „De opn vi medicatrice et usu medico^ (4.). Er Hess
sich als Arzt in Braunschweig nieder, war dabei literarisch thätig (Horn's Arohiv,
1803, 4, 5), wurde 1804 in Wolfenbüttel als Landphysicus angestellt und bereits
1805 durch die preussische Regierung, die Erlangen zu einer Hochschule ersten
Ranges zu machen trachtete, wohl auf Veranlassung seines Freundes und Lands-
mannes E. HoRN, der in demselben Jahre nach Berlin ging, als Prof. e. o. dahin
berufen. Indessen die Schlacht bei Jena vernichtete bereits nach Jahresfrist alle
Aussichten und Ho&ungen der neu aufblühenden Universität und H. selbst musste
sich Jahre lang ohne Gehalt und ohne Vorlesungen und später mit einer geringen
Besoldung bis 1816 genügen und durch literarische Arbeiten nnd Praxis seine
Familie ernähren. Es fällt daher in diese Zeit eine Reihe von Schriften, darunter
einige sehr bekannte und berühmt gewordene. Wir führen von denselben an:
„Progr. de vi vitali sanguinis et humorum idiopathica^ (Berlin 1806; deutsch:
„lieber die Vitalität des Blutes und primäre Säftekrankheiten^ , Ebenda) —
„Handbuch der Pathologie^ (2 Bde., Berlin 1806 — 8) — „Beiträge zur theo-
retischen und praktischen Heilkunde^ (Bd. I; auch u. d. T. : „Darstellung und
Kritik der Lehre von den Krisen; u. s, w,^ , Nürnberg 1806) 5 zusammen mit
E. HoRN: „Klinisches Taschenbuch^ (Berlin 1807) — „Handbuch zur Erkennt-
niss und Heilung der Kinderkrankheiten*' (Frankfurt a, M. 1809; 2. Aufl.
1818; 3. 1821; 4. 1837; NacMruck Wien 1830, 2Thle.: ins Holländische
ttbers. von L. F. Kervel, Leyden 1823), ein Werk, das wegen des Mangels eines
solchen in der medicinischen Literatur und wegen der gelungenen Darstellung viele
Anerkennung fand und über welches der alte Heim in Berlin eine ausführliche
Reeension schrieb; femer: „ Taschenbuch für Mütter über die physische Erziehung
der Kinder in den ersten Lebensjahren; u, s. w,^ (Frankfurt a. M. 1810;
2. Aufl. 1832; schwedische üebers. Stockholm 1811) — „Spiele zur Uebung
des Augenmaasses und der Auffassung der Grundlinien, als Vorübung im
Zeichnen*' (Berlin 1811); vor Allem aber das so berühmt gewordene und im
Laufe der Jahre ausserordentlich vermehrte und verbesserte „Lehrbuch der
gericJulichen Medicin*" (Berlin 1812; 2. Aufl. 1819; 1821; 1824 u. s. w.;
10. Aufl. 1841; dänische üebers. von T. Algreen-Ussing und P. S. Ussixg,
Kopenhagen 1834). Es war eine ganz äusserliche Veranlassung gewesen , dass
H. anfing, sich mit diesem Fache zu beschäftigen, das später seinen Ruf in
Deutschland begründete. Mehrere Studenten hatten ihn nämlich 1809 ersucht,
ihnen ein Collegium über gerichtliche Medicin zu lesen, und als er die damals
bekannten Lehrbücher derselben vornahm, überzeugte er sich, dass in diesem Fache
eine ganz neue Bahn einzuschlagen sei. Es waren dies übrigens die ersten Vor-
150 HENKE.
esungen, die er seit der Katastrophe von 1806 lesen konnte und ans seinen
Heften für dieselben ging jenes Lehrbuch hervor. H. , ein eifriger Patriot, dem
die französische Herrschaft in tiefster Seele verhasst war, schrieb anonym auch
eine trefiliche „Darstellung der Feldzüge der Yerbflndeten gegen Kapoleon in
den Jahren 1813 — 15" (4Bde. , 1814 — 16), welche mehrere Auflagen erlebte.
Erst 1818 , nach Consolidirung der Verhältnisse bei der inzwischen an Bayern
flbergegangeuen Universität, wurde H. zum Prof. ord. der vereinigten Fächer der
Therapie, Klinik und Staatsarzneikunde und zum ersten Director der klinischen
Anstalten ernannt. 1820 wurde er Hofrath, 1828 erhielt er die Direction des
neuen Krankenhauses, um dessen Errichtung und Dotirung, ebenso wie um die
Herstellung einer vollständigen medicinischen Facultät er sich bei seiner viermaligen
Bekleidung des Rectorats grosse Verdienste erworben hat. Die ausserordentliche
Klarheit und Einfachheit seiner Vorträge machten ihn, besonders im Fache der
gerichtlichen Medicin , zu einem der beliebtesten Lehrer , wogegen die praktische
Ausübung der Medicin und der klinische Unterricht seinen Neigungen nicht ganz
entsprach, daher er denselben seinen Gehilfen mehr, als sonst üblich ist, überliess.
Sein Lehrbuch der gerichtlichen Medicin, das, wie erwähnt, 10 Auflagen erlebte^
seine gesammelten „Abhandlungen aus dem Gebiete der gerichtlichen Medicin;
als Erläuterung zu dem Lehrbuche dtr gerichtl. Medicin** (Bd. I — IV, Bamberg
1815—20; 2. Aufl. 1822—24; 3. Aufl. 1830), sdne „Zeüschrrß'ßir die Staats-
arzneikunde" (seit 1821 in 22' Jahrgängen von ihm herausgegeben), waren in den
Händen aller Gerichtsärzte und vieler praktischer Juristen. In diesem Zweige des
Wissens waren seine Arbeiten Epochemachend und die juristische Facultät der
Universität ertheilte ihm, um dieser Verdienste willen, das Doctor- Diplom. Von
anderweitigen Arbeiten, die in Zeitschriften erschienen und hauptsächlich die
gerichtliche Medicin betrefi'en, führen wir noch an zunächst seine erste selbst-
ständige Arbeit auf diesem Gebiete: „Revision der Lehre von der Lungen- und
Athemprobe** (1811; umgearbeitet und erweitert 1816) — „Prüfende Ueber-
sieht des jetzigen Zustandes der gerichtlichen Medicin*^ (1^17, 18, 20) —
„Bemerkungen über die älteren und neueren JEintheilungen der Verletzungen
nach ihrer Lethalität*" (Kopp's Jahrb. der Staatsar zneik. , 1813) — „üeber
die gerichtlich-medicinische Beurtheilung der Vergiftungen*^ (Ebenda 1814) —
;, Leber die zweifelhaften physischen Zustände bei Gebärenden** (Nassb's
Zeil sehr, für psych. Aerzte, 1819) — „Fortgesetzte Erörterungen über die
Beweiskraft der Lungen- und Athemprobe** (Hbnk£*s Zeitschr. , 1821) und
zahlreiche andere, z. B. über Mania sine delirio, Begriffsbestimmung der Tödtlich-
keit der Verletzungen, gerichtsärztliche Beurtheilung der Spätgeburten, Lebens-
fllhigkeit der Frühgeburten , die Obduction begtabener und faulender Leichen,
Zurechnungsfähigkeit u. s. w. Sein Tod erfolgte am 8. August 1843 kurze Zeit
vor der lOOjäbrigen Jubelfeier der Universität Erlangen. — Ein Feind alles
Heimlichthuens und allen falschen Scheines, von durchaus wohlwollender Gesinnung,
eine Ehrfurcht gebietende Persönlichkeit, trat er einem Jeden offen und entschieden,
aber immer in edler und freundlicher Gemessenheit entgegen. Auf dem vor ihm
noch wenig bebauten Gebiete der Staatsarzneikunde fand er für seine feine
Auffassungsgabe und bei seinem regen Interesse für Gesetzgebung und Staatsver-
waltung freien Spielraum. Er stellte sich vor Allem die Aufgabe, den rechtlichen
Zweck, für den die ärztliche Erfahrung in Anwendung kommen sollte, klar und
scharf hervorzuheben und suchte namentlich der Theorie der gerichtlichen Medicin
eine möglichst formelle Ausbildung zu geben. Dies gelang ihm im Laufe der
Jahre derart, dass Reine Schriften sich fast noch mehr der Anerkennung der
praktischen Rechtsgelehrten, als der Gerichtsärzte erfreuten. Seine Stärke lag eben
in der klaren AuffasHung und Anwendung der medicinischen Erfahrung fttr Staats-
zwecke und seine amtlichen Relationen und Gutachten waren Muster von Würde,
Klarheit, Einfachheit. Wenn auch die Späteren , die auf seinen Schultern stehen,
und die vielleicht über ein unendlich viel grösseres Beobachtungsmaterial verfügten,
r
*
HBNKE. — HENLE. 151
Vieles an seinen Ansohaanngen nnd Doctrinen auszusetzen hatten, so muss er doch
ils der Begrfinder der auf wissensehaftüche Prindpien basirten neueren gerichtlichen
Mediein in Deutsohland angesehen werden.
Neuer Nekrolog der Deütsehexi. 1843, Jahrg. 21, II, pag. 728. — Rnd. Wagner,
EriBnemDgen an Dr. Ad. H. Biographische Skizze von seinem Schwiegersohne, in Henke's
Zeitsefar. iür die Staatsarzneiknnde. XLVm, 1844, pag. 1. ~ Callisen, VIU, pag. 337;
XXVm, pag. 471. ^
* Henke, Wilhelm H., zu Jena am 19. Juni 1834 geboren, studirte
in Marburg, G(}ttingen, Berlin, Utrecht (romehmlich bei Henle, Rosbr und
DONi)EBS\ wurde 1857 promovirt und wirkte dann als Professor der Anatomie in
Rostock von 1865 , in Prag von 1872, in Tübingen von 1875 ab. Sein bekanntestes
und grösstes Werk ist das: „Handbuch der Anatomie und Mechanik der
ÖcJ^nfcc'' (Leipzig 1863). Ausserdem: y^Topographiache Anatomie des Menschen**
(Atlas und Lehrbuch, Berlin 1879 — 1883) — „Die Menschen des Michel
Angelo im Vergleich mit der Antike** (Rostock 1871). — Endlich bearbeitete
H. die Anatomie des Kindesalters in Gerhakdt's Handbuch. Wernicli
Henle, Friedrich Gustav Jacob H., einer der bedeutendsten
Anatomen und Pathologen, wurde geboren zu Fürth in Franken am 19. Juli 1809.
Seine Studien machte er von 1827 — 1832 an den Universitäten Bonn und Heidel-
berg, an ersterem Orte besonders unter Johannes Müller, der ihn zu seinen
LiebÜngsschfllem zählte. Er promovirte am 4. April 1832 mit der Inaog.-Diss. :
„De membrana pupillariy aliisque oculi memlranis pellucerttibus" (Bonn 1832, 4.).
In der Folge besuchte er mit JoH. Müller zusammen Paris, wo namentlich in
den Sammlungen des Jardin des plantes Studien Aber die Anatomie der Fische
gemacht wurden, und ging darauf zur Absolvirung der Staatsprüfungen nach Berlin.
Als Job. Müller kurze Zeit später nach Berlin berufen wurde, trat H. (1834)
als Prosector bei ihm ein. Seiner Habilitation stellten sich politische Hindemisse
in den Weg, insofern er wegen Betheiligung an der Bonner Burschenschaft 1835
verhaftet und längere Zeit in der Hausvoigtd in Berlin gefangen gehalten wurde.
Aach nach seiner Begnadigung, die er .wesentlich dem Einflüsse A. v. Homboldt's
verdankte, wurden die Schwierigkeiten Licht sofort geebnet, so dass er erst 1837
die Venia legendi mit seiner berühmten Habilitationsschrift: „Symbolae ad ana-
tomiam villorum intestinalium inprimis eorum epithelii et vasorum lacteorum**
erlangen konnte. H.'s Aufenthalt in Berlin fiel in eine seltene Zeit, in die Zeit
der Umgestaltung unserer gesammten biologischen Anschauungen durch Schleiden's
und Schwann's Zellenlehre. Um so fruchtbringender wurde diese Zeit fttr H., als
er mit den beiden genannten Männern persönlich bekannt und befreundet war
nnd zugleich gemeinsamer Arbeit mit Joh. Müller, der damals eben in seiner
fmchesten Kraft nach Berlin berufen war, sich erfreute. Als Docent war H. nur
noch zwei Jahre in Berlin thätig (1838 — 1840). Er wurde dann 1840 als Professor
der Anatomie nach Zürich berufen, woselbst er später auch noch die Physiologie
lehrte. 1841 erschien von Zürich aus das Werk, welches H. schnell einen Weltruf
verschaffte und ihm diesen auch für alle Zeiten erhalten wird, seine: „Allgemeine
Anatomie*^ (Leipzig 1841). In Zürich gründete H. mit seinem Freunde, dem
Kliniker Pfeüfer, 1844 die „Zeitschrift für rationelle Mediein**, welche bis
1869 — nach Pfedfer's Tod — fortgeführt wurde und neben Joh. Müller's,
später Reichkrt*s und Du Bois-Reymond's Archiv und Virchoav's Archiv zu den
angesehensten Publicationen ihrer Art gehörte. — Schon 1844 verliess H. Zürich,
um als zweiter Professor der Anatomie, neben Tiedemann, in Heidelberg zu wirken ;
er las dort auch über Physiologie und Anthropologie und erhielt 1849, in welchem
Jahre Tiedemann seine Emeritirung nachsuchte, die Direetion der anatomischen
Anstalt. — Seit 1852, nach des älteren Langenbeck's Tode, wirkte H. bis zu
seinem am 13. Mai 1885 erfolgten Hinscheiden als Professor der Anatomie und
Direetor der anatomischen Anstalt in Göttingen, bis zu seinem Lebensende körperlich
152 HENLE.
wie geistig frisch, rüstig und tfaätig; seine letzte Publication : y^Das Wachsthum
des menschlichen Nagels und des Pferdehufs*^]; (4., m. 6 TaflF.) datirt vom
8. November 1884. Reiche, wohlverdiente Ehren nnd Anerkennungen Seitens der
Regierung, der Universitäten und gelehrten Körperschaften, sowie Seitens der
Studirenden wurden ihm zu Theil. Nach Jon. Müller's Tode (1858) wurde er
nach Berlin berufen, lehnte jedoch ab. Von der kgl. preussischen Regierung
erhielt er später den Titel eines Geh. Ober-Medicinalrath und hohe Orden. Nach
Wöhler's Ableben wurde er ständiger Secretär der kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen; kaum eine gelehrte Gesellschaft war, die es sich nicht
zur Ehre angerechnet hätte, ihn zum Mitgliede zu haben. Die Universität
Breslau ertheilte ihm die philosophische, Edinburg die juristische Doctorwflrde. —
Die grosse Bedeutung H.'s wurzelt in zwei Dingen : in seiner eminenten
Thätigkeit als Forscher, Kritiker und Schriftsteller, dann als Lehrer durch die
ausserordentlich anregende Wirkung seines vortrefflich geordneten, lebendigen nnd
geistreichen Vortrages. Als Forscher hat er die medicinische Wissenschaft mit zahl-
reichen , zum TheU fundamentalen Entdeckungen bereichert und selbst da , wo er
irrte , war doch sein Irrthum fast jedesmal die Quelle zu neuen Anregungen, die zur
Wahrheit führten, so sehr verstand er es, die Punkte herauszufinden und zu be>
tonen, auf die es gerade ankam , die Lücken aufzudecken , die den Vorgängern und
Zeitgenossen entgangen waren, auf selbst ferne Ziele mit richtigem weiten Forscher-
blick klar hinzuweisen. Als Beispiele des Gesagten dienen die Entdeckung des
Cylinderepithels des Darmcanals und die Feststellung der Grenzen und der Ver-
breitung der verschiedenen Epithelien im thierischeu Organismus, sowie des
Zusammenhanges aller verschiedenen Epithelformen, des Verhaltens der centralen
ChyluBgefäBse , der inneren Wurzelscheide des Haares, der umspinnenden Fasern,
die erste genauere Schilderung des feineren Baues der Hornhaut, die Entdeckong
des Epithels (Endothels) der Blutgefässe, der gefensterten Gefilssmembranen , der
Leberzellen (gleichzeitig mit Purkinje), der nach ihm (HENLB'sche Schleife) be-
nannten schleifenfbrmigen Umbiegung der Nierencanälchen , des ausschliesslichen
Vorkommens von Zapfen in der Fovea centralis, beziehungsweise Macula lutea
der Netzhaut u. A. Seine „Allgemeine Anatomie" und seine ,, Systematische
Anatomie^ (3 Bde., Braunschweig, 3., bezw. 2. Aufl. 1871 — 1879) zeigen fast
auf jeder Seite mehr oder weniger erhebliche neue Funde ; ausserordentlich reich
an solchen ist namentlich die Bänderlehre ; man lese z. B. die Capitel : Bänder
der Wirbelsäule, Hand- und Fussgelenke u. A. nach. Abgesehen aber von diesen
Funden, die übrigens nur einen Theil dessen umfassen, was wir ihm an neuen
Thatsachen verdanken — denn man kann kaum ein Organ unseres Körpers nam-
haft machen, das nicht in der heute üblichen Beschreibung vielfache Spuren
H. 'scher Arbeit an sich trüge — ist nun aber die Gesammtdarstellung , welche
er sowohl der allgemeinen, wie der descriptiven Anatomie gegeben hat, eine
wahrhaft umgestaltende zu nennen. Die Grundlagen der Disciplin, welche wir
heute „allgemeine Anatomie'' nennen, und welche sich nach Schwann und Schleiden
in Vielem anders zu geben hatten, als es zu Bichat's Zeiten möglich war, sind
mit festen Zügen von H. gezeichnet worden; noch heute ist das fast vor einem
halben Jahrhundert geschriebene Werk nicht veraltet und wird auch nicht veralten.
Auch das Werk , welches er als letztes und grösstes Vermächtniss hinterliess , die
systematische Anatomie , bildet einen ähnlichen Markstein in der Literaturgeschichte
der Medicin. Es ist nicht für das Tagcebcdürfniss und nicht in usum Delphini
geschrieben; es ist vielmehr die Zusammenfassung unserer descriptiv-anatomischen
Kenntnisse in der höchsten wissenschaftlichen Form, wie sie zur Zeit erreichbar war.
Mit getreuer und genau in's Einzelne gehender Darstellung der Thatsachen verbindet
sich überall die geistvollste, den gewaltigen Stoff völlig beherrschende und ordnende
Auffassung. Und es ist auch nicht gering anzuschlagen, dass H. in der reinen Form
der Beschreibung, wie z. B. in der Nomenclatur der Axen und Ebenen des Körpers,
sowie in vielem Anderem, vortheilhaft reformirend aufgetreten ist; viele seiner
HENLE. • 153
luerauf bezflglichen Vorschläge sind bereits von allen gebildeten Nationen aceeptirt
worden. — In den ersten Jahren seiner Thfttigkeit hat sieh H., wesentlich beeinfiusst
wohl durch JOH. Müller, auch zootomischen und rergleichend anatomischen
Arbeiten mit namhaftem Erfolge zugewendet. Abgesehen von dem grossen, La
Gemeinschaft mit Müllbb herausgegebenen Werke: „St/stenuztüche Beschreibung
der PlagiosUyinen" (Berlin 1841), besitzen wir von ihm Abhandlungen über
N a r e i n e , welche Rochengattung von ihm aufgestellt wurde, über Enchytraeus,
über Acarus foiliculorum, beide vielbesprochenen und bearbeiteten Species
TQQ ihm entdeckt, dann über die vergleichende Anatomie des Kehlkopfs,
über Brauch iobdella und die Geschlechtsorgane der Anneliden und Schnecken.
Bedeutenderen Einfluss übte H. jedoch auf dem Gebiete der Pathologie. Seine
Arbeiten über: „Schleim- und Eäerhildung" (Berlin 1838, besonders abgedruckt
aas Hüfeland's Journal, Mai 1838), femer seine: „Pathologischen Untersuchungen*'
(B^lin 1840) und vor Allem sein grosses „Handbuch der rationellen Pathologie^
(2. Bde., Braunschweig 1846 — 1853), griffen mächtig in die Bewegung ein,
welche in der Medicin um diese Zeit sich geltend machte und als die natürliche
Folge des Einbrechens der mächtig. geförderten mikroskopischen, chemischen und
physiologischen Studien, sowie des Aufschwunges der pathologischen Anatomie zu
erachten ist. H.'s universeller Geist suchte die in überwältigender Fülle vorge-
fahrten neuen Thatsachen auf allen diesen Gebieten zu verknüpfen und für die
theoretische Erkenntniss solcher Vorgänge , wie Entzündung und Fieber , für die
Aetiologie und Symptomatologie der Erankheitsprocesse , zu ve^werthen. Es ist
dies ein Grundzug seines Wesens , der überall , selbst bei seinen kleinsten Arbeiten,
hervortritt. Man kann nur anerkennen , dass die „rationelle Medicin^', wie er und
Pfedfeb die von ihnen verfochtene Auffassung der medicinischen Wissenschaft
nannten, ihre guten Früchte getragen hat, wenn sie auch oft der Empirie zu
weit vorausgeeilt ist, und so zu Irrthümern führen musste. — Um noch einiges
Thatsächliche aus der hochbedeutenden Wirksamkeit H.'s auch auf pathologischem
Gebiete anzuführen, so sei namentlich der Schrift über „Schleim- und Eiter-
mdung** (Berlin 1838) gedacht, in welcher der Zusammenhang der Catarrhe mit
Exanthemen und beider wieder mit dem Entzündungsprocesse dargelegt wird,
weiterhin der berühmten Abhandlung in den „Pathologischen Untersuchungen" :
„üeber Miasmen und Contagien und von miasmatisch-contagiösen Krankheiten",
in welcher in äusserst scharfsinniger und consequenter Weise der Beweis für die
parasitäre Natur der genannten Krankheiten angetreten wird. Bekannt sind ferner
die Folgerungen, welche H. aus anatomischen Daten für die Erklärung gewisser
pathologischer Erscheinungen zog ; so führt er mit Anderen (Rat. Pathologie, II a,
pag. 426) die vorwiegende Häufigkeit der linksseitigen Varicocele auf das für den
Blntstrom ungünstige rechtwinkelige Einmünden der Vena spermatica sinistra in
die Vena renalis, die grössere Häufigkeit linksseitiger Intercostal-Neuralgien auf
die ungünstigeren Verhältnisse der Vena hemiazygos zurück , welche ihr Blut erst
auf dem Umwege der Vena azygos in's Herz ablassen könne (vergl. Rat. Patho-
logie, Bd. IIb, pag. 136; Zeitschr. f. rat. Med., Bd. IV, pag. 434). Als Kritiker
zeigte sich namentlich H. in seinen „Jahresberichten**^ die er zunächst in JOH.
Mülleb's Archiv und in dem CANSTATT'schen Werke, später — bis 1871 ein-
schliesslich — in Verbindung mit seiner Zeitschrift und mit Unterstützung von
Ebferstein und namentlich Meissner (für Entwicklungsgeschichte und Physio-
logie) herausgegeben hat. Eine Zeit lang zog er auch die Pathologie hinein,
später beschränkte er sich auf die allgemeine und descriptive Anatomie. In vieler
Beziehung haben diese Berichte sich als förderlich , anregend und sichtend erwiesen
mid man darf auch hier wohl sagen , dass sie zu den besten gehören , die wir
haben. Endlich sei noch der „Anthropologischen Vorträge** (Heft 1 und 2,
Braunschweig) gedacht , welche H. nach Vorträgen , die er vor einem grösseren
Pnblicum gehalten hatte, drucken Hess. Sie zeigen uns in bestechender Form,
wie er in geistreicher Weise den einfachsten Vorgängen des täglichen Lebens die
154 HENL^. — HENNE.
interessantesten Seiten abzugewinnen verstand. Auch sie gehören jedenfalls mit
zu dem Besten, was unsere Literatur auf diesem Gebiete aufzuweisen hat. — Die
Bedeutung H.'s als Lehrer ist eine hoch hervorragende. Jeder, der den Vorzug
hatte, ihn hören zu können, wird zustimmen, dass er unter die vorzüglichsten
Docenten zu stellen sei, die Deutsehland aufzuweisen hat. — Ausser den bereits
aufgeführten Schriften H.'s sind noch folgende hier zu erwähnen: „Medicinische
Wissenschaft und Empirie'' (Zeitschr. f. rat. Med., 1844) — „ Ueber Tonus,
Krampf und Lähmung der Bronchien und vier Expectoration'' (Ebenda) —
„ lieber die Haarsackmilbe** (Beobachter aus der östlichen Schweiz, 1847) — »LHe
Röhrengeschwulst (Siphonoma), eine neue Art pathologischer Geschwülste"
(Zeitschr. f. rat. Med., Bd. III) — ;, üeber Narcine, eine neue Gattung elektrischer
Rochen, nebst einer Synopsis der elektrischen Rochen*' (Berlin 1834, 4.) —
„ Ueber die Gattung Branchiobdella und über die Deutung der inneren
Geschlechtstheile beiden Anneliden und hermaphroditischen Schnecken** (Mülleb's
Archiv, 1835) — „Ueber Enchytraeics, eine nsue Anneliden- Gattung** (Ebenda,
1837) — „Untersuchungen über die Milch** (Frordep's Neue Notizen, 1838) —
;, Vergleichend anatomische Beschreibung des Kehlkopfs mit besonderer Betnick-
sichtigung des Kehlkopfs der Reptilien** (Leipzig 1839) — „ Ueber das Gedacht-
niss in den Sinnen** (Caspee's Wochenschrift, 1839) — „Ueber den Muse,
spinalis cervids des Menschen** (Müllee's Archiv, 1837) — „ Ueber die Aus*
breitung des Epithelium im menschlichen Körper** (Ebenda, 1838) — »Be-
merkungen zur Anatomie der Retina** (Ebenda 1839) — ;, Ueber die Structur
und Bildung der menschlichen Haare** (Fhoriep's Neue Notizen, 1840) —
„ Ueber die Padni^ sehen Körperchen** (mit Köllikeb zusammen ; Zürich 1844, 4.) —
f, Versuche und Beobachtungen an einem Enthaupteten** (Zeitschr. f. rat. Med«,
Neue Folge, 1852) — „Ein Fall von angeborener Spalte der Clitoris** (2. Reihe
der Zeitschr. f. rat. Med., Bd. VI) — „Zur Anatomie der geschlossenen (lenti-
culären) Drüsen oder Follikel** (Zeitschr. f. rat. Med., 3. R., Bd. VIII, 1860) —
„Zur Anatomie der Thränenwege und zur Physiologie der Thränenbildung**
(Ebenda, 1865) — „Ueber da^ Gewebe der Nebenniere und der Hypophysis**
(Ebenda , Bd. XXIV) — „ Ueber die sogenannte Bindesubstanz der Central-
Organe des Nervensystems** (zusammen mit Mbbkel, Ebenda, 3. Reihe, Bd. XXXIV)
— ;, Ueber den Mechanismus der Ereciion** (Ebenda, 3. R., Bd. XVIII, 1863) —
„Ueber' das cavernöse Gewebe** (Göttinger Nachrichten 1863), — „Ueber die
Cov>per sehen Drüsen** (Ebenda, 1863) — „ Ueber den Bau und die Functionen
des mtnschlichen Oviducts** (Ebenda, 1863) — „Zur Anatomie der Niere**
(Abhandlungen der Gesellschaft der Wissensch. zu Göttingen, 1863) — „Zur
Anatomie der Krystalllinse** (Ebenda 1878, Fol,) — »^wr Entwicklung der
Krystalllinse und zur Theilung des Zellkerns** (Archiv f. mikr. Anatomie,
Bd. XX, 1883).
Vossische Zeitung. Nr. 224, 18?5. — Beilage zur Allg. Zeitung. Nr. 147, 1885. —
reutsche medic. Wochenschrift. 1885, Nr. 27. Waldever
Herne, Ernst Ludwig August H. , zu Königsberg i. Pr. , war an
dortiger Universität Prof. e. o. der Geburtshilfe, Director des Hebeammen-Instituts,
Medicinal- Assessor des Medicinal-Collegiums der Provinz Preussen. Er starb, erst
41 Jahre alt, zu Dresden am 6. Juni 1830. Er hatte pro venia legendi und
pro loeo prof. extr. verfasst: „De hysterorrhagia gravidarum^ parturientum et
puerperarum** (Königsberg 1823, 4) und gab heraus zusammen mit W. ReK£R:
„Bericht über das k. Klinikum der Universität Königsberg i, Pr,** (Kopp's
Jahrbb. , 1815) — „Die Entbindungsanstalt zu Königsberg i. Pr,** (Ebenda) —
„Ein Beitrag zur acuten G ehirnicassersucht** (Hüfeland's Journal, 1816); femer
in Siebold's Journal der Geburtsh., 1816; 1828): y^Nachrichten über die Ent-
bindungsanstalt zu Königsberg in Pr.** — ^Geöchichte eines Kaiserschnittes,
ohne Lehetisrettiing der Mutter^ — ^ Seeale coniutum hei Wehenschwädie aus
HENNE. — HENNEN. 155
Manie der Gebärmutter und Opium bei dem Sheumatiamua uteri" u. s. w. ; in
Caspeb's Repertorium (1826): „Notiz über Leitung der Geburtswehen."
C a 1 1 i 8 e n , XXVIII, pag. 475. G.
Heimemaim, Wilhelm Johann Conrad H., zn Schwerin in Mecklen-
burg, war daselbst 1755 geboren, promovirte 1778 in Göttingen mit der Diss. :
„De nerds pelvia et gtnitalium aexus potioris"^ hielt dort Vorlesungen , zu denen
er ein: „Progr, primae lineae nosologiae morborum animalium" verfasste, war
sodann praktischer Arzt in Schwerin, ELreisphysicus , Amtsmedicus, Sanitätsrath
1786, Hebeanmienlehrer und Hospitalarzt 1801, wirklicher Leibmedicus 1808 und
starb am 23. September 1822. Er hatte in der frühesten Zeit seiner Wirksam-
keit heransgegeben : „Sammlung der neuesten Schriften über die Vieharsmei-
Wissenschaft" (Bd. I, Stendal 1783, 86) und eine üebersetzung von H. Vitbt's
Yieharzneikunst (Ebenda }785, 86).
Blanck, pag. 91. ' G.
Hennemann, Wilhelm H. , zu Schwerin, daselbst am 7. October 1786
geboren, studifte von 1805 an in Halle und Göttingen, wo er 1808 mit der
Diss. : „De corneae morbis" promovirte. Er wurde darauf praktischer Arzt
in Schwerin, 1815 Hofmedicus, 1825 Obermedicinalrath , 1837 Leibarzt des
Grossherzogs Paul Friedrich, 1840 Geh. Medicinalrath. Seine ersten Publi-
cationen finden sich in Wolfart*s Jahrbb. für den Lebensmagnetismus (1819, 20):
„Gallerte lebens-magnetischer Heilversuche" — „Das verdeckte magnetische
Leitungsverkältniss" ; ferner in Hdfeland's Journal (von 1823 an) nnd in Rust's
Magazin (1824 ff.) eine Anzahl von Aufsätzen, von denen wir anführen: „Auch
ein paar Bemerkungen über den medicinischen Blutegel ; nebst Angabe eines
zur Schliessung von Blutegelwundeh geeigneten einfachen Compreisoriums" —
„Eine neue Weise, den Badeschwamm zum Vaginaltampon zuzurichten" —
„Medicinisch- chirurgische Beobachtungen und Ben.erkungen," In den Jahren
1830, 31 gab er heraus: „Beiträge mecklenburgischer Aerzte zur Medicin und
Chirurgie" ; ferner: „Wöchervtliche Mittheilungen aus den neuesten selbatstän-
digen Schriften und sonstigen Verhandlungen über die asiatische Cholera"
(Kostock und Schwerin 1832) — „Epiglottitis chronica exsudaloria, als bisher
übersehene Bassion der Respiratv,nsorgane" (Schwerin 1839) — „Ueber eine
Reihe subcutaner Operationen" (Rostock und Schwerin 1843). Weitere Aufsätze
finden sich noch in Casper's Wochenschrift (1836, 41), darunter: „Ueber das
Ausziehen in- die Weichgebilde eingedrungener Angelhaken und ähnlicher
Körper" y sowie im Mecklenburg, med. Conversationsblatt (1840) u. s. w. Er starb
am 18. Juli 1843. Seine Witwe überwies den Aerzten Schwerins seine Bibliothek
nnd InstrumentensammluDg zu ihrer Benutzung und legte dadurch, sowie durch
eine Schenkung von 2000 Thalern den Grund zu der „Henne mann'schen
Stiftung^^. — H. wandte sich, bei seiner umfassenden allgemeinen und medicinischen
Bildung, allen Zweigen der Heilkunde mit gleicher Liebe zu, war namentlich auch
ein geschickter Operateur, der die damalige neueste chirurgische Errungenschaft,
die subcutanen Operationen, mit Glück auszubilden verstand. Seine unablässige
Theilnahme an den Fortschritten der Wissenschaft, sein feiner praktischer Tact,
seine Zuversicht einflössende Persönlichkeit , seine Liebenswürdigkeit gegen Patienten
nnd Gollegen machten ihn nicht nur zu dem beliebtesten und beschäftigtesten Arzte
Schwerins, sondern auch zu einem sehr glücklichen.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 21, 18J3, H, pag. 654. — Blanck, pag. 126. —
Callisen, YHI, pag. 352; XXVIII, pag. 476. G.
Hennen, John IL, berühmter englischer Militärarzt, war zu Castlebar
(Gfsch. Mayo) in Irland am 21. April 1771) als Sohn eiues Arztes geboren,
besuebte, nach kurzer Lehrzeit bei seinem Vater, 1795 Vorlesuugeu in Dublin,
ging im folgenden Jahre nach Ediuburg, wo er seine Studien vollendete und 1798
das Diplom des Royal College of Surg. erlangte. Er trat in demselben Jahre als
156 HENNEN. — HENNIG.
Assistant-Snrgeon in die Miliz, 1800 in ein Linien-Regiment, mit dem er nach Malta
ging und kam nach mehrfachem Wechsel der Garnisonen Malta, Gibraltar, Irland,
1807 mit seinem Regiment nach Portugal unter Sir A. Wellesley (Wellington),
war 1809 in dem von Soult bombardirten Cadiz und machte den ganzen Halbinsel-
Krieg mit grosser Auszeichnung mit. Durch die Notizen, die er während desselben
übjßr alle wichtigen YorkommniBse sich gemacht hatte, legte er den Grund zu seinem
späteren berühmten Werke über Kriegs-Chirurgie. 1812 wurde er Staff-Surgeon und
fuhr fort, durch seine glänzenden Eigenschaften und durch seine Geschicklichkeit als
Operateur sowohl in den Kämpfen als in Hospitälern bis 1814 vortreffliche Dienste zu
leisten. In diesem Jahre zog er sich auf Halbsold nach Dumfries zurück, wurde aber
1815 wieder zu actlvem Dienst einberufen, entwickelte nach der Schlacht von
Waterloo seine von früher her bekannte Energie und trug durch seine trefflichen
Anordnungen wesentlich zur Linderung des Elendes bei den Tausenden von Ver-
wundeten von Freund und Feind bei. Im Herbst 1815 wurde er zum Deputy
Inspector of Hospitals ernannt und dem Home-Staff in Portsmouth beigegeben,
wo er Müsse zur Abfassung seines trefflichen Werkes fand , das zuerst u. d. T. :
„Ohservations ort some tmportant pointa in ihe praötice of milüary surgpry,
and in the arrangement and police of hospitals. lllustr. by cases and dissec-
tions^ (Edinburg 1818; deutsche üebersetzungen von W. Sprengel, Halle 1800;
Chir. Handbibl. Bd. III, Weimar 1822), später unter dem veränderten Titel:
„Principles of the military surgery^ comprising observations on the arrange-
ments y police and practice of hospitals, illustrated with cases and
dissections" (3. edit. „with the life of the author , by his son etc." 1829;
1. Americ. edit. 1830) erschien. Dieses Werk erfreute sich wegen der Klarheit
und Gediegenheit seiner Anschauungen , die durch eine Reihe von authentischen
Beobachtungen illustrirt wurden, des allgemeinsten Beifalles. 1817 wurde er zum
Principal Medical Officer in Schottland erhannt und publicirte in der Zeit, während
welcher er sich daselbst aufhielt, im Edinb. Med. and Surg. Joum. einige werth-
volle Aufsätze über Varioloiden und die nicht-mercurielle Behandlung der Syphilis,
erwarb 1819 auch bei der Edinburger Universität mit der These: „De sanitcUe
militum tuenda" den Doctorgrad. 1820 zum Principal Medical Officer des Mittel-
ländischen Meeres ernannt, hielt er sich zeitweise in Malta und Corfu auf, bekam
1825 den Rang als Brevet Inspector of Hospitals und wurde 1826 nach dem von
Seuchen heimgesuchten Gibraltar versetzt. Trotz der Anstrengungen, die er machte,
dieselben zu unterdrücken, gelang ihm dies nicht, er wurde sogar ein Opfer des
gelben Fiebers am 3. November 1828 , erst 49 Jahre alt. Von grossem Werthe
waren auch seine an das Army Medical Departement erstatteten Berichte über die
sanitären Zustände am Mittelmeer, die von seinem Sohne John H. u. d. T. :
„Sketches on the medical topography of the Mediterranean ; comprising an
account of Gibraltar, the Jonian Islands and Malta. To which is prefixed
a sketsh of a plan for memoirs on medical topography*^ (London 1830; 2. edit.
1831) herausgegeben wurden. In Gibraltar wurde ihm ein Monument errichtet.
D. E. Edwards in Lancet 1828 — 29, II, pag. 44. — Edinb. Med. and Surg Joum.
Vol. 31, 1829, pag. 2'<i5. — Callisen, VIII, pag. 353; XXVIII, pag. 476. Gnrlt.
Heunig (Henning), Johann Friedrich H., zu Bautzen, wo er als
Sohn des dortigen Arztes Friedrich H. am 29. November 1688 geboren war,
studirte in Wittenberg, wurde daselbst 1713 mit der Diss. „De morbo infantum
rhachitide** (4.) Doctor, verfasste eine grosse Reihe von Aufsätzen (etwa 56) in
den Breslauer Sammlungen von 1720 an, sowie eine weitere beträchtliche Zahl in
A. E. Blüchner's Miscellan. pbysico - medico - mathemat. (von 1727 — 30). Es
handelt sich bei denselben nicht allein um die verschiedensten Gegenstände aus
der Pathologie und Therapie , sondern vielfach gehören die Mittheilungen in das
Gebiet der Naturwissenschaften, der Landwirthschaft , der Meteorologie u. s. w.
Er starb am 31. Juli 1741.
Otto, ir, Abth. 1, pag. 86; Supplenientband, pag. 5S. • G.
HENNIG. — HENNING. 157
Heimig, Friedrich Wilhelm H., zu Leraberg, war zu Breslau
am 14. September 1760 geboren, begann das medicinisehe Studium in Berlin und
beendete es zu Wien, machte als Oberarzt eines österreichischen Cavallerie-Regi-
ments den Tttrkenkrieg mit, trat danach in den Civildienst über, erwarb sich in
Lemberg als Arzt bald einen geachteten Namen und supplirte mehrmals die
erledigte Lehrkanzel der Geburtshilfe an der Lemberger Universität. Zu besonderem
Verdienst gereichten ihm seine Bemühungen um Einführung det Vaccination in
Galizien. Ausser mehreren Aufsätzen in Loder*s und Hüfbland'S Journal ver-
fasste er: „Abhandlung über das Selbststillen der Kinder u. s, w,'^ (Breslau
1797) — ;, Ueber das Verhalten der Frauen im Wochenbette" (Ebenda 1792) —
„Die schützende Kuhpocke" (Wien 1803) — „Briefe an Dr. de Garro über
das glückliche Fortschreiten der Schutzpockenimpfung in Galizten^ (Ebenda
1804). Er war Ehrenbürger der Stadt Lemberg und Notar der chirurgischen
Facultät daselbst. Am 13. November 1832 wurde er von der Cholera dahingerafft.
V. Wnrzbach, VIII, pag. 307. - Callisen, VlIF, pag. 355; XXVIII, pag. 477.
G.
"^ Heimig, Karl H. , wurde in Dresden am 9. Deoember 1825 geboren.
Er war in Dresden, resp. in Leipzig, wo er studirte, ein Schüler von.L. Reickbn-
BACH, resp. JÖRG, gelangte 1848 zur Promotion und wirkt seitdem in Leipzig,
und zwar seit 1850 als Docent, seit 1855 als Leiter der pädiatrischen Poliklinik,
seit 1863 als Dirigent der von ihm begründeten Kinderheilanstalt, verbunden mit
gynäkologischer Privatklinik, über welche er von 1866 bis 1882 eigene Berichte
erscheinen Hess. Seine sonstigen monographischen Publicationen sind : „Le/trhuch
der Kinderheilkunde" (3. Aufl.) — ff Der Catarrh der weiblichen Geschlechts-
iheile" (2. Aufl., Leipzig 1870) — „Studien über die Placenta" (Leipzig 1872) —
„Die Krankheiten der Eileiter und die FJxtrauterinschwangerschaft" (Stuttgart
1876). In Gerhabdt's Handbuch, der Kinderkrankheiten bearbeitete er (neben
Historischem) die weiblichen Genitalien im Kindesalter, sowie die der Neugeborenen.
Hennig, s. a. Henning, Hennings, emic .
Henning, Johann Georg Friedrich H. , geboren am 6. Februar
1763 zu Koswig (in Anhalt-Zerbst) , studirte Medicin in Wittenberg und promo-
virte daselbst unter Nübnbebger's Präsidium im Jahre 1784 mit der „Diss. de
causis partum animalis naturalibus" , Hess sich später als Arzt im Anhaltis6hen
nieder, zuletzt in Bernburg, wo er 1821 zum Hofrath ernannt wurde und am
2. December 1623 gestorben ist. H. ist Verfasser folgender Abhandlungen:
„Beobachtungen über den Werth und die Wirksamkeit einiger Arzneimittel"
(Stendal 1789) — „Medicinisehe Fragmente, aus meiner Erfahrung gezogen"
(Zerbst 1799) — „Ideen über die Erbkrankheiten" (Ebenda 1800) — „Beyträge
zur praktischen Arzneikunde" (Gotha 1802 — 1804, 2 voll.) — „lieber die
kränkliche Laune" (Zerbst 1810) — „Kleine medicinisehe Abhandlungen und
Wahrnehmungen aus dem Gebiete der Enrfahrung" (Stendal 1812) — „Ideen
über Idiosynkrasie, Antipathie und kränkliche Reizbarkeit" (Ebenda 1812)..
Biogr. ni6d. V, pag. 159. — Dict. bist. IH, pag. 110 — Schmidt, Anhaitisches
Schriftstoüer-Lexikon pag. 146. — Callisen, XXV, pag. 424 ; XXVIII, pag. 478. P g 1.
Hexmlngi Friedrich H., geboren 1767 zu Woten in Schwedisch-Pommem,
studirte Medicin und promovirte am 1. April 1788 in Greifswald mit der „Diss,
inaug. sistens analecta historica ad theoriam epilepsiae" , Hess sich 1799
in Barth (Schwedisch-Pommem) nieder, war Assessor des königl. schwedischen
Gresundheitscollegiums in Greifswald. Er schrieb noch: „Commentatio medico-
chirurgica de ptosi" (Leipzig 1788) — „ Von den Pflichten der Kranken
gegen die Aerzte" (Ebenda 1791) — „Diätetisch-medicinisches Handbuch für
Seeleute etc., nebst Anleitung zur Einrichtung einer Schiffsmedicinkiste" (Ebenda
1800). H. ist nach 1840 gestorben.
Biogr. m6d. V, pag. 159. — Callisen, VIU, pag. 355. Pgl.
158 HENNING. — HENRY.
Henning, s. a. Hennig.
Hennings, Wilhelm H. , geboren 1716 zaOlückstadt, war anatomisch-
ohirnrgischer Lehrer am Theatmm anatomicam zu Kopenhagen and durch viele
Jahre dänischer Oeneraldirector der Chirurgie als Nachfolger Simon Krügbr's,
war aber in Talent und Energie durchaus nicht seinem berühmten Vorgänger
ebenbürtig und wirkte nur in geringem Grade für die weitere. Förderung der
Chirurgie. Er ist jedoch nicht ohne Antheil an der Errichtung der neuen könig-
lichen Akademie, die noch während seines Directoriums vor sich ging (1785).
Seine literarischen Productionen sind nur unbedeutend. Er starb 1794.
Ingerslev, II, pag. 455—7. Petersen.
*Henocll, Eduard Heinrich H. , in Berlin, Oeheimer Medicinalrath,
a. 0. Professor, Director der Einderklinik in der königl. Charit^, ist daselbst am
16. Juni 1820 geboren, studirte auf der dortigen Universität, namentlich als Schüler
von Schönlbin und Rombbrg, wurde 1843 Doctor, war lange Zeit Assistent
seines Oheims Rombebg in dessen Universitäts-Poliklinik, wurde 1850 Privat-
docent, 1858 Prof. e. o. und gab heraus: „Klinische Ergebnisse. Oesammelt in
dem königl. poliklinischen Institut der Universität^^ (Berlin 1846, m. 2 Abbild.),
übersetzte Geo. BüDD, „Die Krankheiten der Leber" (Ebenda 1846, m. 2 Taff.)
und einige andere Schriften (C. Holland, Orfila, Boürguignon über Krätze,
1848), gab heraus C. Canstatt, „Handbuch der medic, Klinik*" (Erlangen
1854 — ö6); Ch. West, „Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten**
(4. Aufl. Berlin. 1865). Besondere Schriften von ihm sind: „Klinik der Unter -
leibskrankheiten** (3 Bde., Berlin 1852, 54, 58; 3. Aufl. 1863) — „Beiträge zur
Kinderheilkunde** (2 Hefte, 1861, 68) — „ Vorlesungen über Kinderkrankheiten*'
(1881; 2. Aufl. 1883). Ausserdem zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften. B,ed.
Henri de Mondeville, s. Mondeville.
Henry , Thomas H. , Apotheker und Arzt in Manchester , geboren am
26. October 1734 in Wrexham (North Wales), lebte von 1759—64 zu Kentsford
in Cheshire, später zu Manchester, wo er am 18. Juni 1816 starb. H. war
Präsident der Literary and Philosophical Society in Manchester, Mitglied der
Royal Society und der Medical Society in London und hat ausser einer englischen
Uebersetzung der „Essais de physique et de chimie^^ von Lavoisier (London 1776)
noch verfasst : „Experiments and observations on the proportion, calcination and
medical uses of magnesia alba; also on quick Urne, absorbents, vegetable
infusion pr epared with Urne' and sweating of ßxed air** (London 1773) —
„A letter to Dr. Olass, containing a reply to his examinaiion of M. Henrjfs
strictures** (Ebenda 1774) — „An account of a method of preserving water at
sea from putrefaction and of restoring to water its original pleasantness and
purity by a cheap and easy process ; on impregnating water in large quantitie-s
tüith ßxed air and process for the preparation of artificial yeast** (Warrington
1781) — „Memoire of the life of Albert Haller** (Ebenda 1783) —
„A case of a head-ach attended with uncommon Symptoms** (Mem. of med.
Society of London, 1779) — „Account of an iviproved method of preparing
magnesia alba" (Transact. of Med. Soc. of London, 1772) — „On the natural
history and origin of magnesian earth** (Mem. Manches t. Soc, Vol. I, 1785) —
„Experiments on ferments and fermentation etc,** (Ibid. 11,- 1787) — „Obser-
vation on the infiuence of fixed air on Vegetation** (Ibid. 1787) — „Case of
a person becoming short-sighted in advanced age** (Ibid. 1790).
Dict. hist. m, pag. 110. — Poggendorff, I, pag. 1069. Pgl.
* Henry, Morris Henry H. , geboren zu London am 26. Juli 1835,
erhielt seine erste Erziehung in London und Belgien, siedelte dann nach Amerika
gber, wo er auf der Ilniversity von Vermont (Vt.) Medicin studirte und 1860
ttraduirt wurde. Er Hess sich dann in New York nieder, wo er seit 1872 als
HENRY. — HENSCHEL. 159
Chef-Cbimrg des staatlichen Auswanderer-Hospitals, Ward's Island, wirkt. Während
des Rebellionskrieges diente er als As8ist.-Snrg. bei der Marine. £r veröffentlichte
Folgendes: „Improoement in the method of examining throtU, ear, and eye by
plane-canvex lena wüh reßector*' (Amer. Med. Times, 1864) — „Monographa
on the indtcatians for operative surgery in cases of vhimoais^ (1870) —
„Amputation of redundant scrotum, in the treatment oj varicQcele tüäh new
ifigtrument" (1871) — „Three cases of psorictsis , oocurring during lactation**
(1871) — „A case of seborrhoea sicca*' (1871) — „Treatment of venereal
diseases in Vienna Hospital** (I vol. , 1872) — „On the dementia and hemi-
pUgia of Syphilis*' (1872) — „Oases of induration of os and cervix tUeri,
the restdt of syphilis** — „Of syphüitic insanity** — „Of anomalous loca-
lities of chancres" — „New instrument to remcve prepuce in cases of phimosis*'
(1874) etc. Ausserdem ist H. Herausgeber des „American Journal of Syphilography
and Dermatology** , Auch veranstaltete er eine von der Regierung der Vereinigten
Staaten zum Gebrauche Ifttr die Wundärzte bei der Armee eingefflhrte Ausgabe
von TiLBüEY Fox's Werk: „Skin diseases.**
Atkinson, pag. 343. Pgl.
Henscliel, Elias H., zu Breslau, war daselbst am 4. April 1755 von
sehr armen jüdischen Eltern geboren, musste auf die kümmerlichste Weise als
Laufbursche eines Raufmannes, Diener eines Arztes u. s. w. seinen Lebensunterhalt
sich erwerben, während er jede sich ihm bietende Gelegenheit ergriff, sich selbst
zu unterrichten. Dem Professor der Anatomie Mobgbnbbsser empfohlen , begann
er mit 25 Jahren Anatomie zu treiben, erhielt auf dessen Verwendung bei seinen
Glaubensgenossen ein Stipendium, machte auch unter derselben Leitung eingehende
Studien in der Gebäranstalt, wurde in den Stand gesetzt, von 1785 an die Uni-
versität Halle zu besuchen, wo er 1787 mitderDiss. : ^JDe atmosphaera ejusque
in corpus humanum efftcacia** Doctor wurde, nachdem er schon vorher eine
Schrift: „lieber das Blatternpfropfen; ein Wort an Nichtärzte, u. s. w.**
(Breslau 1785) verfasst hatte. Er widmete sich mit Vorliebe der Geburtshilfe,
indenr sich damals in Breslau nur ein wissenschaftlich gebildeter Geburtshelfer,
der schon erwähnte Mobqenbbssbr , befand, und wurde, obgleich von neidischen
Coneurrenten angefeindet, von der königl. Kammer zum öffentlichen Geburtshelfer
ernannt. Ein Aufsatz von ihm: j,Auf welcher Stufe der GuUur steht die Ent-
bindungskunst in Breslau f** (Friese und ZADia, Archiv für Schlesien und Süd-
preusken) zog ihm, als angeblichen Pasquillanten , einen langwierigen Process zu.
In einer kleinen Schrift: „Etioas über die gewöhnlichsten Krankheiten der
Schwangeren; zur Warnung vor unbefugten Rathgebem und zur Prüfung
des .... hochgepriesenen Lehnhar duschen Mittels wider alle diese Uebel*^
(Breslau 1797) warnte er vor dem auch den Schwangeren angepriesenen Geheim-
mittels jenes Quedlinburger Charlatans, während eine andere in diese Zeit fallende
Schrift ;, Von den Blattern und deren Ausrottung u, s, w.** (Breslau und Leipzig
1796) handelte und in welcher er der Anwendung der kühlenden Behandlung derselben
eine grössere Verbreitung zu geben bestrebt war. Als drei Jahre später die JjBNNER'sche
Enhpockenimpfung bekannt wurde, wurde er ein eifriges Mitglied des Vereins von
sieben Aerzten, der die Einführung der Impfung in Schlesien zu beschleunigen
sich zur Aufgabe gemacht hatte. In Folge eines unglücklich verlaufenen Geburts-
falles, zu dem H. sehr verspätet hinzugezogen war und wegen welches wiederum
ein Process gegen ihn eingeleitet worden war, schrieb er: „Kann und darf die
Nachgeburt unbedingt zurückgelassen werden. Ein abgedrungener Beitrag zu
den Verhandlungen über die Lösung und Nichtlösung der Nachgeburt*^
(Breslau 1805; 1820 in Rüst's Magazin vervollständigt). Ein Jahr früher hatte
er die Schrift von Maetha Mears : ;, Ueber Schwangerschaft und Wochenbett*^,
ans dem Englischen übersetzt und mit Zusätzen versehen. Er war einer der
Ersten , welche die weisse Schenkelgeschwulst der Wöchnerinnen als eine besondere
Krankheit unterschieden; auch lieferte er unter Anderem noch folgende geburts-
160 HENSCHEL.
hilfliohe Arbeiten: „Tödtlicher Ausgang einer schnellen Umbeugung der Gebär-
mutter im vierten Monate der Schwangerschaft^ (Loder^s Journal, 1802) —
„Drei Ai*mgeburten u. s. w,^ (v. Siebold's Lacina, 1805) — y, Merkwürdige
Entbindungsgeschichte eines todten Kindes^ welches volle 46 Wochen getragen
war und den Verdacht einer Bauchschwangerschafi erregte" (Ebenda 1807) —
„Ein Beitrag zur Heilung der Kopfblutgeschwulst der neugeborenen Kinder"
(v. Siebold's Journal, 1828) — „Beobachtung eines während der Geburt zum
Theil vorgefallenen Fruchthältersj welcher beim Ausgange des Kindes einriss"
(Ebenda). Seine geburtshilflichen Principien, die Natur so lange als möglich und
sie allein walten zu lassen, ihr nicht vorzugreifen, sondern blos Nachhilfe zu
leisten, daher den natürlichen Verlauf mit Geduld und Besonnenheit abzuwarten
und dadurch Mutter und Rind zu erhalten, machten ihn zu einem sehr glücklichen
und angesehenen Geburtshelfer, zumal er auch ein vorzüglicher Arzt war, der sich
jeden in der Wissenschaft gemachten Fortschritt anzueignen bestrebt war. Seine
ihm sehr spärlich zugemessene Erholungszeit, denn, ausser einer sehr ausgebreiteten
Privatpraxis, war er als Arzt der Krankenverpflegnngsanstalt jüdischer Armen und
als Geburtshelfer an dem Hausarmen -Medicinal- Institut beschäftigt, widmete er
sein'em Mineratieu'-Cabinet. In der bewegten Zeit von 1813 hatte er ein Lazareth
von 228 Betten in der Neustadt übernommen, in der Cholera-Epidemie, bei welcher
er mit Guttentaö eine kleine Schrift: „Gitter Rath bei Annäherung der
Cholera, ihren hiesigen Mitbrüdern gegeben" (Breslau 1831) geschrieben hatte,
zeichnete er sich durch seltene Ruhe und Furchtlosigkeit aus. Trotz eines schweren
Sturzes in einen Keller , den er mit 80 Jahren that , genas er und konnte zwei
Jahre später, 1837, unter allgemeiner Theiluahme sein Jubiläum feiern, bei welche
Gelegenheit mehrere Schriften (von Davidson, A. W. E. T. Henschel, seinem Sohne)
erschienen. In demselben Jahre schrieb und vertheilte er als Geschenk an seine
Freunde eine Schrift: „Geburt bei verhärtetem Uterus und Fälle von Oopho-
ritis u. s. w." (Breslau 1837) und verschied am 20. August 1839.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 1839, Jahrg. 17» II, pag. 715. — Callisen, Vin,
pag. 375; XXVIII, pag. 483. . G^
Henschel, August Wilhelm Eduard Theodor H., Sohn des
Vorigen, Professor der Medicin in Breslau und verdienstvoller Forscher auf dem
Gebiete der Geschichte der Medicin, war in Breslau am 20. December 1790
geboren, bezog 1805 das CoUeg. med.-chirurg. daselbst, wo er bei Hagbn Anatomie
und Physiologie hörte und nebenbei dem Studium der Botanik fleissig oblag.
1807 ging H. nach Berlin, um am dortigen Ober-Collegium medicinische Vorträge
zu hören. ELränklichkeit nöthigte ihn zur Unterbrechung des StudiumB und zu
einem Aufenthalte im elterlichen Hause von September 1808 bis dahin 1809.
Dann ging H. nach Heidelberg und im Herbst 1810 an die neu errichtete Berliner
Universität, wo Rbil, Hufeland, Hobn, Gbasfe in der Medicin, Fichte,
SCHLBIEBMACHEB, NiEBüHB Und F. A. WoLF in der Philosophie und den anderen
Gegenständen der allgemeinen Bildung seine Lehrer wurden. October 1811, nach
erfolgter Neugestaltung der Breslauer Universität, kehrte H. dahin zurück und
besuchte die Vorlesungen von Link, Steffens und Berends. 1812 bestand er
das Rigorosum und wurde honoris causa als der Erste an der Breslauer Univer-
sität zum Dr. med. promovirt. Seine Dissertation: „l)e asthmatis Mülari et
angina polyposa diversitate" vertheidigte er erst später, 1813. Nachdem IL
1814 in Berlin das Staatsexamen bestanden und bis 1816 in verschiedenen
Stellungen als Arzt in seiner Vaterstadt thätig gewesen war, habilitirte er sich
1816 als Privatdocent mit einer deutsch gehaltenen Vorlesung über die Natur der
Pflanzen im Vergleich mit den übrigen Organismen. 1820 trat er zum Christen-
thura über. Bald darauf veröffentlichte er seine Schrift : ;, Von der Sexualität
der Pflanzen" y die zur Zeit in der wissenschaftlichen Welt ein gewisses Aufsehen
erregte. Später widmete sich H. besonders historischen Studien, namentlich der
Geschichte der Philosophie, Physik und Medicin der Alten. 1821 erfolgte seine
HENSCHEL. 161
Erneonong zum ausserordentlichen, 1832 zum ordentlichen Professor der med.
Faeultftt. H. las Aber allgemeine Botanik, Pflanzen-Anatomie und -Physiologie,
Encyelopädie der Medicin, allgemeine Pathologie, Semiotik, Diagnostik und vor-
tflglieh Geschichte der Medicin. Er starb am 24. Juli 1856. H.'s hervorragende
Verdienste bestehen in seinen Forschungen auf dem Gebiete der letztgenannten
Disciplin, welche zu einem Theile in der von ihm herausgegebenen historisch-
medicinischen Zeitschrift: „Jantis, Zeitschrift für Oeachichte und Litteratur der
Medicin** (Breslau 1846—49, ßBde.; Neue Folge Gotha 1861—53, 2 Bde.)
veröffentlicht sind, zum anderen Theil in seiner, in das Jahr 1846 fallenden
bertlhmten Entdeckung des „Compendium Salernitanum" gipfeln, eines aus
Schriften der Salemitanischen Schule bestehenden Sammelwerkes , welches von H.
in der Bibliothek des Magdalenen-Gymnasiums zu Breslau gefunden und von
DE Renzi zusammen mit verschiedenen, von Letzterem in Italien aufgefundenen
Handschriften Salemitanischer Werke als „Collectio Salemitann etc.** (Neapel
1852) herausgegeben wurde (s. Haeser, Geschichte der Medicin, I, pag. 645).
Ausser den oben genannten Schriften H.'s führen wir noch an : „ Commentatio de
Aristotele, botanico - philosopho" (Breslau 1824) — „Vertheidigung der ent-
zündlichen Natur des Croups** (HORN*s Archiv für med. Erfahrung, 1813)" —
^Georg Ernst Stahl und Friedrich Hof f mann y von ihren wissen-
schaftlick-rnedicinischen Standpunkten aus verglichen und gewürdigt** (Vortrag
in der med. Sect. der Schles. Gesellsch. ftlr vaterl. Cultur 1823; Dresdener
Zeitscbr. fttr Natur- und Heilk., Bd. V, 1827) — „Kritische Bemerkungen über
die neueren Theorien, die Kraft der Arzneimittel betreffend** (RuST, Magazin
ftr Heilk., Bd. XXVII, 1828) — „Gelegentliche Erwähnung einiger indischer
Volksarzneimittel gegen die Cholera** (Ibid. Bd. XXXIII, 1831) — „ lieber einige
Schv^ierigkeiten in der Pathologie der Hundswuth** (N. Bresl. Samml. f. Heilk.,
Bd. I, 1829) — „Clavis Rumphiana botanica et zoologica, Accedunt mta
G E, Rumphii, Plinii indici, specimenque etc.** (Breslau 1833) — „latrologiae
Silesiae specimen primum exhibens brevissimam medicorum Silesiacorum saecuU
13 ad 14 notitiam etc.** (Gratulationsschrift zum Doctor-Jubiläum seines Vaters,
Breslau 1837) — „Zur Geschichte der Medicin in Schlesien, Hft. 1: Die
vorliterarischen Anfänge** (Ebenda 1837) — „Petrarca's Urtheil über die
Medicin und die Aerzte seiner Zeü** (Janus, I, 1, 1846) — „Gruner's
literarischer und persönlicher Charakter, eine biographische Skizze** (Ibid. I, 4.) —
„Der älteste mediciniscke Codex der Breslauer Universitäts - Bibliothek**
(Ibid. I, 3) — „Die salernitanische Handschrift** (Ibid. I, 1 u. 2) — „Der
Inhalt einer sogen. Schlesischen Apotheke des 15. Jahrhunderts** (Ibid. II, 1,
1847) — „Biogr. litterarische Notizen berühmter Wundärzte und Aerzte des
13, M. 14, Jahrhunderts** (Ibid. II, 1,2,3) — „Joseph v. Sontheimer's
Nekrolog** (Ibid. H, 1) — „Galen's Anatomie** (Ibid. U, 2) — „De praxi
medica Salemitana commentatio, cui praemissus est anonymi Salernitani de
adventu medici ad aegrotum libellus e Campend. Salem. Saec. XII. Mss.**
(Breslau 1850) — „Schlesiens wissenschaftliche Zustände im 14. Jahrhundert.
Ein Beitrag insbesondere zur Geschichte der Medicin** (Ebenda 1859) —
„Ist die Geschichte der Medicin an der Zeitl** (Janus, N. F., I, 1, 1851) —
„Die Wunderheilungen der heiligen Hedwig in Schlesien im 13. Jahrhundert**
(Ibid. II, 1852) — „Francesco Petrarca, seine Bedeutung für Gelehrsamkeit,
Philosophie und Religion** (Braunschweig 1853) — „Crato von Krafftheim's
Leben und ärztliches Wirken** (Ebenda 1853) — „Das medidnische Doctorat,
seine Nothwendigkeü und seine Reform** (Ebenda 1848) — „Catalogus codicum
medii aevi medicorum ac physicorum, qui manuscripti in bibliothecis Vratis-
laviensibus asservarUur** (Ebenda 1847).
H. Haeser, Deutsche Klinik. 1856, 38. — Nowack, Hft. 4, pag. 45, —
Haeser, Gesch. der Med. I, pag. «45; IF, pag. 1092. — Callisen, VIII, pag. 374:
XXVIII, pag. 482. p^^el.
Hiogr. Lexikon. III. H
162 HENSEN. - HENSLER.
*Hens6ll, Victor H., geboren in Schleswig am 10. Februar 1835, war
in Würzburg, Berlin und Kiel Schüler von Scherbb, Kölltkbr, H. Müller,
ViRCHOW und RoMBBRO. 1859 promovirt, liess er sich in Kiel als Docent nieder
und hat sich durch embryologische Untersuchungen, sowie durch seine Arbeiten
über die feinere Anatomie und Histologie der Sinnesorgane einen bedeutenden
Namen gemacht. Zur Zeit ist er Prof. ord. und Director des physiologischen
Instituts in Kiel In Hkrmann's Handbuch der Physiologie rühren die Abschnitte :
Physiologie des Gehörs, Physiologie der Zeugung von ihm her. Wernich.
HeoslBg, J 0 h a n n T h 0 m a s H., als Sohn eines Wundarztes am 30. August
1683 zu Frankfurt a. M. geboren, studirte Anfangs in seiner Vaterstadt und später
in Leipzig Theologie, und zwar mit solchem Eifer, dass er in schwere Krankheit
und Hypochondrie verfiel. Nachdem 1704 seine Gesundheit wiederhergestellt
war, ging er nach Leipzig zurück, gab aber das theologische Studium auf und
studirte Medicin, promovirte 1709 in Giessen mit derDiss. : „De vüriolo" ^ . w&r
von 1711 — 1717 Landphysicus in Giessen, erhielt dann, eine ausserordentliche
Professur der Medicin daselbst und wurde 1723 Prof. ord. ' philosophiae naturalis
chymicae an derselben Universität. Er starb am 27. August 1726 in Wetzlar.
Seine Hauptschriften sind: „Meditationes et experimenta circa acidulas
Swalbacenses oder genaue und neue Erforschung des Schwalbacher Sauer-
brunnens** (Frankfurt a. M. 1711) — „Gerehri examen chemicum ex eodeinque
phosphorus stngularis omnia inflammans*^ (Giessen 1719) — ^Admtranda
generationts verum naturalium" (Ebenda 1721) — „De tinctura martiali
volatiW (Ebenda 1721).
Sein Sohn, Friedrich Wilhelm H., geboren zu Giessen am 17. April
1719, studirte Medicin in seiner Vaterstadt , promovirte 1742 mit der „Diss. de
peritonaeo*^ und wurde 1743 Professor der Anatomie gleichfalls in Giessen, wo er
schon 1745 am 9. November starb. Er verfasste noch: „Diss. de apophysibus
corporis humani" (Giessen 1742) — „Diss. de omento et colo*^ (Ebenda 1745).
Biogr. m6d. V. pag. 160—161.— Poggendorff, I, pag. 1071. Pgl.
Hensing, Johann Dietrich H., geboren zu Ugahlen in Kurland am
8. November 1770, studirte Medicin in Göttingon, war Landarzt an verschiedenen
Stellen in Kurland, und starb auf dem Gute Feldhof am 18. October 1808. Er
verfasste : ;, Taschenbuch für angehende Aerzte und Wundärzte über die prak-
tische Arzneimittellehre in ihrem ganzen Umfange** (3 Thle., Königsberg 1797 bis
1802) und „Zusätze zu dem Taschenbuch** (Königsberg 1805).
V. Recke-Napiersky, II, pag. 243. L. Stieda.
Hensler, Philipp Gabriel H. , bekannt als Geschichtsschreiber der
Syphilis, war am 11. December 1733 in Oldensworth (im EiderstAdtischen) geboren,
besuchte die Gymnasien zu Husum und Schleswig, studirte seit 1753 Theo-
logie in Göttingen, fungirte nach Beendigung dieses Studiums einige Zeit als
Lehrer und Hilfsprediger, entsagte aber diesem Berufe und widmete sich 1760
in Göttingen dem Studium der Medicin mit solcher Energie, dass er bereits 1762
mit der Diss. : ;, Tentaminum et observationum de morbo varioloso satura** zum
Dr. med. promoviren konnte. Nach kurzer praktischer Thätigkeit in Preetz siedelte
H. nach Segeberg über, wo er sechs Jahre lang verweilte, bis er 1769 an
Stbüensee's Stelle, der als ärztlicher Reisebegleiter des Königs Christian VII.
fungirte, in das erledigte Physicat von Altena , Pinneberg und Rantzau einrückte.
Hier entwickelte H. eine ausserordentlich segensreiche Thätigkeit, die ihm die
Anerkennung hochgestellter Persönlichkeiten und das Vertrauen der höchsten Ver-
waltungsbehörden gewann. 1775 erhielt er den Titel eines Archiater; später
wurde er zum Mitarbeiter an der (1786 erschienenen) dänischen Pharmaeopoe
ernannt. Einen früher an ihn ergangenen Ruf als Professor nach Göttingen hatte
er abgelehnt, dagegen nahm er 1789 einen solchen nach Kiel an. Er las hier
HBNSLER. — HEPPNER. 163
Hb^ Physiologie, Pathologie und Therapie, Diätetik, Staatsarzneikunde und
Oesehichte der Mediein. Seine Wirksamkeit als Lehrer war eine überaus gedeihliche.
1804 wurde H. auch zum Mitgliede des fflr die Herzogthümer neu errichteten
Sanitäta-Coilegiums ernannt. Er starb am 31. December 1805 an den Folgen
eines schweren Gichtanfalls. — Seinen Hauptruhm verdankt H. seinen Arbeiten
Ober die Geschichte der Krankheiten, die zu den gediegensten gehören, die in
dieser Periode erschienen sind. In erster Linie ist hier zu nennen , die : ;; Geschichte
der I/ustseuche, die zu Ende des XV, Jahrhunderts in Europa ausbrach''
(Bd. I, Altena 1783; Bd. II, Hamburg 1789). Im 2. Bande dieses Werkes, das
leider unvollendet geblieben und zu dem als eine Art von Ergänzung das in Kiel
1801 erschienene Programm: „De herpete seu formica veterum" anzusehen ist,
äussert H. zum ersten Male den Gedanken einer historischen Pathologie. Hierher
gehört femer die Schrift : ^ Vom abendländischen Aussatz im Mittelalter nebst
einem Beytrage zur KemUniss und Geschichte des Aussatzes^ (Hamburg 1790;
Ebenda 1794). In seiner Schrift: „Briefe über das Blatterbehen, dem Parla-
mente von Paris getüidmet" (anonym erschienen Altena 1766 — 67, 2 voll.) zeigt
sieh H. als eifriger Beförderer der looculation. Von anderen Scbnften H.'s sind
anzuführen: „Beytrag zur Geschichte des Lebens und der Fortpflanzung der
Menschen auf dem. Lande" (Altena 1767), worin er die biostatischen Verhält-
nisse der Gemeinde Segeberg . innerhalb eines etwa 40jährigen Zeitraums erörtert.
Es ist diese Arbeit deshalb bemerkenswerth , weil sie nächst Süssmilch's bekannter
Schrift den ersten Versuch einer derartigen statistischen Leistung in Deutschland
darstellt. Ferner: „Anzeige der hauptsächlichsten Bettungsmitfel derer, die auf
plötzliche Unglücksfälle leblos geworden sind oder in naher Lebensgefahr
schweben" (Altena 1770; 1780) — „Observata in cadavere viri iotero variisque
morbis lente enecti" (Act. soc. med. Havniensis 1777, T. I) — „Ueber Kranken-
anstalten" (Hamburg 1785) — „Bericht und Bedenken die Kriebelkrankheit
betretend" (Kopenhagen 1772).
Biogr. mW. V, pag. 161. — Dict. bist. IIl, pag. 113. — Hirsch in Allg. Deutsche
Biog. XII, pag. 8—11. — Haeser, Gesch. d. Med. II, pag. 615; III, pag. 22) u. ff.
Pagel.
Hensler, Philipp Ignaz H., zu .Würzburg, war am 19. April 1755 zu
Kotbenbuch bei Aschaffenburg geboren, studirte in Bonn, war daselbst Assistent
der chirurgischen und augenftrztlichen Klinik, wurde 1821 in Wflrzburg mit der
Inaug.-Abhandlung : „ Versuch einer wissenschaftlichen Begründung der Lehre vom
Blutumtrieb in anatomischer und physiologischer Beziehung" Doctor, prakticirte
fleit 1821 in Würzburg, machte 1822 eine wissenschaftliche Reise, war seit 1825
Privatdocent in München und seit 1829 in Würzburg, wo er 1832 zum Prof. e. o.
und später zum Prof. ord. der Physiologie ernannt wurde. Seine Schriften waren :
„Neue Lehre im Gebiete der physiologischen Anatomie und der Physiologie
des Menschen" (2 Bde., Nürnberg 1825, 26), enthaltend Abhandlungen über die
feinsten Verbindungen der verschiedenen Gejässsysteme (Arterien , Venen, Lymph-
gefäase) und über die Bestimmung des Nervensystems; femer: „Arzneiverordnung
gegen die orientalische Cholera, ausgegeben von einer Somnambule im magne-
tischen Schlafe u, s. w" (Würzburg 1831) — ^Ueber die Wirkungen des
tierischen Magnetismus auf Menschen und Natur u. s. w." (Ebenda 1832) —
„Ueber die verschiedenen Arten des thierischen Magnetismus und ihre ver-
schiedenen Wirkungen auf den Menschen im kranken Zustande u. s. w,"
(Ebenda 1833) — »^^ Menftchen - Magnetismus in seinen Wirkungen auf
Gesundheit und Leben. Eine Sammlung von Thaisachen aus der Literatur
und aus eigenen Erfahrungen" (Ebenda 1837). Als quiescirter Professor starb
er am 15. Januar 1861 zu Sommerhausen bei Würzburg.
Callisen, VIII, pag. 379; XXVIH, pag. 484. G.
Heppner, C. Louis H. , zu St. Petersburg, in den russischen Ostsee-
Provinzen geboren, studirte in Dorpat und wurde daselbst Doctor. Er war später
11*
164 HEPPNEB. — HERABD.
bei der medic.-chirurg. Akademie Prosector, wurde Adjunct- Professor der operativen
Chirurgie und chirurgischen Anatomie, wirkte während des deutsch-französischen
Krieges freiwillig in den Lazarethen zu Saarbrücken und starb am 22. October
1874. Abgesehen von seinen Publicationen in russischer Sprache, sind die haupt-
sächlichsten der neueren von ihnen, und zwar zunächst aus der operativen Gynä-
kologie, folgende: „Ueber Operationen der Blasenscheidenßstel^ (Petersb\ipger
Med. Zeitschr. , 1863, 64, 65) — „Zweiundzwanzig Fälle von Fistula vesica-
vaginalis*^ (Monatschr. für Geburtsk. , 1869) — „Die Doppelschlinge bei der
Dammnaht" (v. Lanqenbeck's Archiv, 1869, Bd. X) — „Zur Technik der
Perineorrhaphie" (Ebenda 1873, Bd. XV); femer aus der Histologie: „Ueber
ein eigenthümliches optisches Verhalten der quergestreiften Muskeif asern*^
(Archiv für mikrosk. Anatomie , 1869 , V) — ;, lieber den feineren Bau der
Glandula carotica" (Vjrchow's Archiv, 1869, XLVI); aus der pathologischen
Anatomie und Teratologie: „Aneurysma der Art, mesenterica super," (Oesterr.
med. Jahrbb., 1869, I) — ;, Ueber Aneurysma der Art, lienalis" (Petersburger
Med. Zeitschr., 1872) — „ Ueber einige klinisch unchtige- Hemmungsbildungen
der weiblichen Genitalien" (Ebenda 1870, m. 2 Taff.) — ;, Ueber den wahren
Hermaphroditismus beim Menschen" (Reicheet's Archiv, 1871). Er hat femer
noch eine wichtige Arbeit: „Beobachtungen und Untersuchungen über die
Schenkelhalsbriiche" (Oesterr. med. Jahrbb., 1870), sowie seine kriegschirurgischen
Beobachtungen aus dem deutsch-französischen Kriege (mssisch) 1872 herausgegeben,
später zusammen mit Gabfinkel (Centralbl. für Chimrgie, 1874) auch noch
Seh iess versuche angestellt. Der Tod dieses zu den grössten Erwartungen berech-
tigenden jungen Anatomen und Chirurgen erfolgte bereits am 22. October 1874.
G.
Heraklides. Diesen Namen führen mehrere literarisch bekannt gewordene
grieehische Aerzte des Alterthums, von deren Schriften übrigens nur die Titel
erhalten sind, und über deren Leistungen sich auch nur einige Notizen bei den
späteren Aerzten des Alterthums vorfinden. — Von denselben verdienen eine Er-
wähnung an dieser Stelle:
Heraklides von Kos, Vater Hippokrates IL, der vermuthungs weise
als der Verfasser einiger der in der Hippokratischen Sammlung enthaltenen
Schriften genannt wird.
Heraklides von Erythraea, ein Schüler von Chrysermus, im Anfange
des 3. Jahrhunderts v. Chr. lebend, hat eine grosse Schrift über die in den
epidemiographischen Büchern des Hippokrates den Krankengeschichten angehängten
„Charaktere" verfasst.
I Heraklides von Tarent, der bedeutendste unter diesen gleichnamigen
_ ( Aerzten , ein etwas jjlngerer Zeitgenosse der zuvor Genannten, in der 126. Olympiade
und darnach also etwa in der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. lebend , von.
Celsus, Galenos und Caelius Atoelianüs vielfach genannt, war ein Schüler
des Hcrophiläers Mantias und einer der bedeutendsten und würdigsten Anhänger
der empirischen Schule. Von Caelius Aurelianüs werden die Titel zahlreicher
von ihm verfasster Schriften genannt.
Vergl. hierzu Kühn, Opiiscala academica. Lips., 1828 II, pag. 150.
A. Hirsch.
* Hörard, Hippolyte H., zu Paris, ist zu Sens (Yonne) am 1. October
1819 geboren, studirte in Paris, wurde 1847 daselbst Doctor mit der These:
„Du spasme de la glotte chez les enfants", 1848 Chef de clinique in der Charit^,
1850 M^decin des h6pitaux und des Höp. de Lourcine, 1855 Prof. agr6g6 der
Facultät, 1867 Mitglied der Acad. de m6d. Er verfasste die beiden Concurs-
Thesen: „Application pratique des dicouvertes physiologiques les plus ricentes,
concernant la digestion et Vabsorption" (1853) — „De V exp6rimentation en
m^decinp" (1857); ferner zusammen mit dem Mikrographen CORNIL : „Trait4 de
HERARD. - HERBINIAUX. 165
la phhisie pulmonaire, &ude anaiomo-patkologique et cUnique" (1866, av. 3 pl.
et 27 figg.). Ausserdem zahlreiche Arbeiten über Pocken, Bleikolik (von der
Akademie in Toulouse preisgekrönt), Scropheln, Typhoidfieber , Icterus, Irapf-
Syphilis, uloeröse Endocarditis n. s. w.
^ Glaeser, pag. 342. Red.
Herberski, Vincenz Wladyslaw H., geboren in Lithauen, widmete
sieh zumal der Landwirthschaft, sodann studirte er in Wilna Medicin (1807 — 1812),
von 1813 — 1824 war er als Professor-Adjunct neben Josef Frank in den Kliniken
Wilnas thfttig, 1824 übernahm er den Lehrstuhl der speciellen Pathologie und
Therapie; er starb 1826. I^ ^ p
Herbich, Franz H. , wurde am 8. Mai 1791 zu Wien geboren. Er
besuchte in Wien das Gymnasium und trat nach dessen Absolvirung, 1809, als
Unterarzt in das österreichische Heer. 1810 — 11 hörte er als feldärztlicher Zög-
ling einen einjährigen chirurgischen Cursus, welchen er mit Auszeichnung beendete,
wurde dann 1813 zu den höheren medicinischen Studien an die Josephs- Akademie
abcommandirt und bestand, inzwischen Oberarzt geworden, 1816 die PrUfuugen
znr Erlangung der Doctorwtirde , welcher Titel ihm jedoch erst 1818 verliehen
wurde, da ihm dafür nach den damaligen Vorschriften noch zwei Dienstjahre
fehlten. Die politischen Verhältnisse führten ihn mit seiner Truppe weit in der
Welt herum, 1815 — 16 nach Frankreich und dem Eisass, 1820 — 24 nach Italien
bis nach Rom und Neapel , in welch' letzterem Orte er über 3 Jahre garnisonirte.
Die schon in früher Jugend erwachte und von 1810 an mit grösstem Eifer gestillte
Lust zur Botanik veranlasste ihn, jede irgend freie Zeit während dieser Wander-
jahre dem Sammeln von Pflanzen zu widmen; von Neapel aus bestieg er 27 Mal
den Vesuv und trat auch mit den bedeutendsten italienischen Botanikeni theils
in persönlichen, theils in schriftlichen Verkehr. 1824 kehrte er nach Wien zurück,
ging aber schon im folgenden Jahre mit seinem Regiment nach Galizien , in welcher
Provinz er bis zu seinem Tode blieb. Während dieser Zeit wurde er 1829 mit
der Einrichtung von Cordonspitälern gegen die der galizischen Grenze sich nähernde
Pest betraut und ebenso musste er 1831 sämmtliche Militärhospitäler im westlichen
Galizien während der herrschenden Cholera-Epidemie als Chefarzt inspiciren. 1834
wurde er nach Czemowitz in der Bukowina versetzt und blieb dort auch nach
seiner 1845 erfolgten Pensionirung wohnen , bis er 1856 nach Krakau übersiedelte,
wo er am 29. September 1865 einem 10jährigen Herzleiden erlag. Neben seiner
Militärstellung hatte er eine ausgebreitete Civil-Praxis , doch war er, wie aus
verschiedenen Stellen seiner Briefe hervorgeht, nichts weniger als begeistert für
den ärztlichen Beruf. Seine ganze geistige Thätigkeit war und blieb der Botauik
zugewandt und in den 40 Jahren seines galizischen Aufenthaltes verschaffte er
sich die ausgebreitetsten Kenntnisse der provinziellen Flora. Zeugniss dafür sind
seine Schriften : „Addüamentum adfloram Galiciae^ (Lemberg 1831) — „Stirpes
rariores Bucovinae" (Stanilaw 1853) — „Flora der Bucovina" (Leipzig 1859).
A Neilreich in Verh. der zool.-bot. Ges. Wien, XV, 9G3 ff. m. Portr. V.
Herbiniaux, um 1 740 in Brüssel geboren , that sich als Chirurg, Geburts-
helfer und Litho tomist hervor. Er stellte mit Genauigkeit die Fälle fest, in denen
man sich des Hebels bedienen kann und hatte darüber mit dem berühmten fran-
zösischen Geburtshelfer Baüdelocqge einen heftigen Streit. Er publicirte ein be-
deutendes Werk: „Parallele des diffdrens instrumensj avcc la manihre de s*en
servir, pour pratiquer la ligature des polypes dnns la mafricp** (Brüssel 1771),
sowie einen: „TraitS sur divers accouchemens laborieux, et sur les polypes de
la matrice** (Ebenda 1 782), der eine Menge gediegener und nützlicher Vorschriften
enthält. Er starb gegen das Ende des 18. Jahrhunderts.
Dict. bist. III, pag. 111. van den Corpiit.
166 HERBST. — HEBEDIA.
^Herbst, Ernst Friedrich Onstair H., zu Oöttingen, daselbst am
5. Januar 1803 geboren, gewann die akademische Preisaufgabe: „Comment,
hütorico'critica tt anatomico-physiologica in qua de sanguinis quantitate quali»
homini adulto et sano convenit , sententiae dissenidentes oritice recensentur etc.^
(Göttingen 1822, 4.). Er wurde Privatdocent, Secretär und ünter-Bibliothekar an
der Universitäts- Bibliothek , später Prof. e. o. Ausser mehreren Abhandlungen in
Mecksl's Archiv (1828), z. B. : „lieber die Capadtät der Lungen für Luft im
gesunden und kranken Zustande*' — „ Ueber den Nutzen der kalten JBe-
giessungen bei Vergißungen mit Blausäure**, schrieb er: „Untersuchungen
über die Verbreitungsart der asiatischen Cholera** (Göttingen 1832) — »^o^
Lymphgefässsystem und seine Verrichtungen** (Ebenda 1844) — n^i^ Pacint^
sehen Körperdien und ihre Bedeutung. Ein Beitrag zur Kenntniss der Nerven-
priniitivfasern** (Göttingen 1848, m. 16 Taff.). Ausserdem Aufsätze in Holschkb's
Annalen u. s. w.
Pütter, IV, pag. 488. — Callisen, VIII, pag. 385; XXVIII, pag. 489. Eod.
Herculanus, s. Arcolani Bd. I, pag. 184.
Herder » Wilhelm Gottfried von H., zu Weimar , war als ältester
Sohn des berühmten Dichters Johann Gottfried von H. zu Bückeburg am
28. August 1774 geboren, studirte von 1793 an in Jena und wurde daselbst mit
der Diss. : „De nativo prolapsu vesicae vrinariae inverso, in puella observato**
Doctor, wurde Arzt in Weimar, 1800 Provinzial-Accoucheur , 1805 Hofmedicus,
nachdem er eine Schrift: „Zur Eryjtiterung der Geburtshilfe** (Leipzig 1803)
publicirt hatte. Auch besorgte er die Herausgabe der sämmtlichen Werke seines
1803 gestorbenen Vaters und war selbst dichterisch thätig, ohne damit an die
Oeffentlichkeit zu treten. Er starb am 9. Mai 1806 als ein Opfer seines Berufes,
während einer in Weimar herrschenden Nervenfieber-Epidemie.
Heinr. Döring in Ersch und Grub er, Allgem. Encyklopädie, 2. Sect., Thl. 6,
pag. 168. 6.
Herdman, John H. , war in Schottland geboren, studirte in Edinburgh
praktieirte einige Jahre in Leith, wurde 1800 in Aberdeen Doctor, 1806 Licentiat
des College of Physicians in London, woselbst er Physician des City Dispensary
und einige Zeit auch Arzt des Herzogs von Sussex war. Nachdem er einige
Jahre in London prakticirt , Hess er sich als Geistlicher der Kirche von England
ordiniren und predigte gelegentlich an verschiedenen Orten. Er starb zu Lesbury
bei Alnwick am 26. Februar 1842, im Alter von 80 Jahren, nachdem er ein
ererbtes grosses Vermögen mit liberaler Hand zerstreut hatte. Seine Schriften
waren: „An essay on the causes and phenomena of animal life** (Edinborg
1795; 2. edit. 1806 5 deutsche üebers. von A. F. A. Diel, Altenburg 1799;
2. Aufl. 1809) — „ DissertcUions on white swelling of the jointSy and the
doctrine of inßammation^ (Ebenda 1802) — „A piain discourse on the
causes .... of the prevailing disease, termed inßuenza** (London 1803) —
„Discourses on the management ofinfants arid the treatment oftheir diseases etc,**
(Edinburg 1804; 2. ed. 1807; 3. ed. 1810) — „A letter on the conditüm of
the poor^ proposing a plan for improving dispensaries , and the medical trecU-
ment of the disea^ed poor** (London 1809).
MuDk, Iir, pag. 33; — Oallißen, VlII, pag. 387: XXVIII, pag. 489. G.
Heredia, Pedro Michele d^ H. , einer der berühmtesten Aerzte
Spaniens im 17. Jahrhundert, war erster Professor der Medicin an der Univer-
sität Alcala de llenares, Decan der medicinischeu Facultät und Leibarzt des
Königs Philipp IV. Letztere Stellung erlangte er nach fast öOjähriger Praxis
und nachdem er 26 Jahre lang Professor gewesen war. Er starb gegen Ende des
Jahres 1661. Seine Schriften, nach seinem Tode von Peter Barea d'ASTORGA
herausgegeben, sind betitelt: „Operurn medicorum IV volumin a: primum in
HEEBDU. — HERQT. 167
duas partes diviaum universalem continet tloctrinam de febrihus', secundum
kistartas epidemicas Hippocratis elticidat; tertium de actUis tractat morbts;
quartum et tdtimum particulartum aliquot affectuum tracttUiones perlustrat,
ac de marbis mtdierum et uterogerentium disserit. " Angehängt sind drei Bücher :
„De aomno et vigilia, nee non de natura delirü el ejus causis tractat us^ (Lyon
1665, Fol.).
Biogr. mW. V, pag. 165. — Dict. hist. m, pag. 112. Pgl.
Heredia, Gaspjir Caldera de H., stammte aus Portugal und prakti-
cirte als Arzt in Sevilla nm die Mitte des 17. Jahrhunderts. H. , ein Mann von
ausgedehntem und mannichfachem Wissen, schrieb: „Tribunal medico-magicum
ei politicum** (Leyden 1658, Fol.; Strassburg 1663) — „Tribunalis medici
illustrationes practicae: hoc est fehriwm et symptomatum exactissima curatio
etiam a veteribus tradüa, a se ülustrata ac totius operis illustrationes et
observeUiones practicae cum plerisque aliis selectis , quae in tribunali medico
desiderabantur^ (zusammen mit dem erst citirten Werk, Antwerpen 1663, Fol.).
Biogr. m6d. V, pag. 166. — Dict. hlst. III, pag. 1J2. Pgl.
Hergenröther , Jacob H. , wurde 1818 in Würzburg Doctor mit der
Diss. : „De graviditate ingenita^ sive de foetu in foetu." Er wurde Prof. e. o.
der Medicin daselbst, Arzt der Straf häuser und Gefängnisse der Stadt und schrieb
als Programm bei Eröffnung seiner Vorlesungen im Sommer 1823 : „Einige Bei-
träge zur Begründung einer allgemeinen Heilmittellekrt^ (Würzburg 1823);
femer: „Chrundriss der allgemeinen Heilmittellehre u, s, w.^ (Sulzbach 1825) —
„Charakter j Form^ Wesenheit , Ursachen und Behandlungsweise der Nerven-
krankheiten im Allgemeinen, u. s, w," (Würzburg 1825) — „System der all-
gemeinen Heilungslehre; u. s. w.^ (2 Bde., Ebenda 1827, 28). Auch übersetzte
er J. C. Spdrzhejm: „Die moralisch intellectuelle Natur des Menschen** (Würz-
burg 1822} und Obfila: „Vorlesungen über gerichtliche Medicin^ (3 Bde.,
Leipzig 1829). 1832 wurde er Physicus zu Homburg, 1833 Landgerichts-Physicus
zu Marktheidenfeld.
- Callisen, Vin, pag. 389; XXVIII, pag. 490. G.
Hergt, Franz H. , zu Karlsruhe, war am 12. April 1801 zu Zaisen-
hausen (Bezirksamt Bretten in Baden) geboren, kam aber sehr früh mit seinem
Vater , einem Apotheker , nach Bischofsheim a. d. Tauber , ging mit 1 6 Jahren
auf die Universität Würzburg, wo er, nachdem er auch in Heidelberg ein Jahr
lang studirt, Doctor wurde. Nach Zurücklegung der Staatsprüfung 1823 Liess
er sich in Bischofsheim als Arzt nieder, erhielt 1827 die Stelle als Bade- und
Assistenzarzt in Langenbrücken (bei Heidelberg), über dessen Schwefelquellen er
wiederholt schrieb (Hufeland's Journal 1830 , Annalen der Pharmacie 1832 und
dne eigene Schrift 1836). Der Ausbruch der Cholera gab ihm Gelegenheit, sich
b^onders hervorzuthun und verfasste er zu dieser Zeit, zusammen mit C. Sommer-
sohn: „Berichte über Cholera morbus etc.** (1832). In demselben Jahre wurde
er zum Physicus in Ettenheim ernannt, wo er bis 1839 yerblieb und Mit-
Redacteur der Annalen der Staatsarzneikunde wurde, die von dem 1835 in's
Leben gerufenen Vereine badischer Aerzte herausgegeben wurden. Er widmete
diesem Amte bis an sein Lebensende grosse , mit Sachkenntniss gepaarte Sorgfalt
und angestrengte Thätigkeit. 1841 wurde er zum Physicus in üeberlingen und
zum Medicinal-Referenten beim Hofgericht des Seekreises, 1844 mit dem Titel
Medicinalrath ernannt, 1848 zum Abgeordneten in die zweite Rammer gewählt,
1849 als Physicus nach Karlsruhe versetzt und zum ordentlichen Mitgliede der
grossherzoglichen Sanitäts-Commission ernannt, in welcher Stellung er bis zu seinem
Tode verblieb, der nach langen Leiden an einer vom Keilbein ausgehenden Krebs-
geschwulst am 28. August 1851 erfolgte. Zahlreiche Aufsätze und kritische An-
zeigen von ihm finden sich in fast allen Jahrgängen der obigen Annalen; wu'
168 HERGT. — HEEING.
führen davon nur folgende an: „Zur Lehre von den Schädelbrüchen Neu-
geborener" (1837) — ;, Ueber die Selbstverbrennung des menschlichen Körpers"
(1837) — ;, Wie lange ist ein Kind in strafrechtlicher Beziehung als ein neu-
geborenes zu betrachten f*^ (1839) — „Zur Würdigung des Isolirungssystems , . .
in dem neuen Männerzuchthause zu Bruchsal*' (1845) — „ Ueber die Bedeu-
tung des Bruches und der Verrenkung der obersten Halswirbel bei Erhenkten
u, s, w." (1845) — „Ist die Verbindung der Gymnastik (des Turnens) mit dem
Schulunterricht zweckmässig'^^ u. 8. w. Wie ersichtlich, oultivirte er das Gebiet
der Staatsarzneikunde mit ganz besonderer Vorliebe und verfolgte hierin, neben
seiner ausgezeichneten Thätigkeit für den staatsärztlichen Verein, eine durch Klarheit
and präcise Darstellungsweise hervorragende praktische Richtung und war ausserdem
stets darauf bedacht, die Interessen seines Standes zu wahren und zu pflegen.
Vereinte deutsche Zeitschr. f. Staatsarzneikande. 1851. Bd. X, Heft 1. — Neuer
Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, II, pag. 674. — v. Weech, I, pag. 363. ^
Herholdt , Johan Daniel H. , war geboren zu Apenrade am 10. Juli
1764, studirte Chirurgie am Amphitheatrum in Kopenhagen, zeigte früh ein reges
naturwissenschaftliches Interesse in mehreren Richtungen, promovirte 1802 (^D^
vita inprimis foetus humani ejusgue morte sub partu^), wurde 1805 Professor
der Medicin an der Universität, 1819 Oberarzt am Friedrichs-Hospital, publi-
cirte zahlreiche klinische und andere medicinische Abhandlungen in dänischen und
deutschen Zeitschriften, war Mitgründer und Mitherausgeber der „Bibliothek for
Physik, Medicin og Oekonomi", war auch in praktischer Beziehung sehr wirksam,
stiftete (1800) eine dänische Gesellschaft für Vaccination, reformirte die Hospital-
hygiene und wirkte in verschiedenen Richtungen für die Förderung des mediei-
niscben Studiums an der Kopenhagener Universität. Hervorzuheben ist sein eifriges
Wirken für das Studium der dänischen Medicinalgeschichte , in seinen späteren
Jahren, unter thätiger Mitwirkung Mansa's. Er publicirte 1823 : „Archiv for
Lägevidenskabens Historie i Danmxirk /." und 1833 — 35: „Samlinger til den
danske Medicinalhistorie'^ . Er starb am 18. Februar 1836.
Smith und C. Bladt, pag. 38. Petersen.
Hering, Eduard von H., zu Stuttgart, ein um die menschliche Physiologie
und Pathologie verdienter Thierarzt, war daselbst am 20. März 1799 geboren,
widmete sich zuerst im elterlichen Hause der Pharmacie, studirte dann von 1819
in Tübingen Anatomie, Physiologie und Thierheilkunde , besuchte 1821 — 22 die
Thierarzneischulen zu Wien, München, Dresden, Berlin, Kopenhagen, und 1826
die zu Alfort, nachdem er 1822 zum Lehrer an der neu errichteten Thierarznei-
schule in Stuttgart ernannt worden war, wo er von 1828 bis 1858 auch die
Klinik leitete, wie von 1824 — 31 nebenbei den thierärztlichen Unterricht bei dem
landwirthschaftlichen Institut in Hohenheim. 1842 wurde er zum Medicinal-,
1862 zum Ober-Medicinalrath und Vorstand der Thierarzneischule ernannt, 1858
übernahm er die Stelle eines Referenten im Kriegsministerium. Von seinen die
Medicin näher angehenden Arbeiten führen wir seine physiologischen „ Versuche
über das Verhältniss zwischen der Zahl der Pulse und der Schnelligkeit d^s
Blutumlaufs^ nach einer neuen, durch Vikrordt später vollständig bestätigten
Methode (Tiedemann's und Treviranüs' Zeitschrift, 1828, 1833; Gribsingbr's
Archiv f. physiol. Heilk., 1850, 53) an, wofür er von der Tübinger med. Facultät
zum Dr. med. hon. ernannt wurde. Ausserdem beschäftigte er sich fortwährend mit
den Parasiten (Milben und Eingeweidewürmern), bearbeitete seit 1846 den Jahres-
bericht über die Fortschritte in der Thierheilkunde für Canstatt's und Eisenmann's
Jahresbericht und rcdigirte seit 1839 ein Repertorium der Thierheilkunde. Von
seinen bedeutungsvollen thierärztlichen Schriften, die hier unerwähnt bleiben müssen,
heben wir nur hervor: „Physiologie für Thierärzte^ (1832) und: „Ueber die
Kuhpocken an Kühen"" (1839, m. Abbildg.). Er starb am 28. März 1881.
Schrader-Hering, pag. 192. — Callisen, XXVIII, pag. 495. G.
HERING. — HERISSANT. 169
Hering I Eduard H. , zu Leipzig, war daselbst am 3. Februar 1808
geboren, studirte von 1828 — 30 und ging beim Ausbruch der polnischen Revo-
lution als Militärarzt nach Warschau. Er avancirte im Laufe des Feldzuges zum
Stabsarzt, nahm, nach ünterdrttckung der Revolution, seine Studien wieder auf
und promovirte auf Grund seiner Diss. : „De febrt nervosa,*' Im Jahre 1833
liefls er sich als Zahnarzt in Leipzig nieder. Seine literarische Thätigkeit be-
schränkte sich auf einige kleine Joumalartikel , dagegen bethätigte er sein
warmes Interesse fdr die Interessen der Zahnheilkunde als Mitglied des Vorstandes
des Central- Vereins deutscher Zahnärzte. Im Jahre 1846 wurde er vom Herzoge
von Sachsen - Altenburg zum Hofzahnarzt ernannt. Er starb am 16. Juli 1868.
Viertetjahrschrift für Zahnheilkunde. 1868, VIII, pag. 318. 6.
* Hering, Ewald H., zu Prag, ist 1834 in Alt-Gersdorf im Königreiche
Sachsen g^eboren, Hess sich nach vollendetem medicinischen Studium in Leipzig
als Arzt nieder, habilitirte sich 1862 als Dooent der Physiologie bei der dortigen
Universität, wurde 1865, nach Lüdwig's Abgange, als Professor der Physiologie
und medicinischen Physik an die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie in Wien
berufen und wirkt gegenwärtig in gleicher Eigenschaft, seit 1870, als Pobkinjb's
Nachfolger, in Prag. Er hat sich viel mit Untersuchungen über den Gresichtssinn
beschäftigt, über binoculares Sehen, das Gesetz der identischen Sehrichtungen, die
sogenannte Raddrehung des Auges, über die Form des Horopters, die Gesetze der
binocularen Tiefenwahrnehmung , über die Rollung des Auges um die Gesichtslinie
geschrieben und andere Mittheilungen gemacht, wie : „Zur Lehre vom lAchtsiniie"
(Wiener akademische Sitzungsber. 1872, 73) — „ Leber Farbenblindheit, Muskel-
geräusche des Auges"; ausserdem : ;, lieber den Bau der Wirbelthierleber** — „Zur
Lehre vom Leben der BliUzellen" — ;>-DiV Selbststeuerung der Äthmung durch
den N. vagus" — „ lieber den Einfluss der Athmung auf den Kreislauf" —
„Ueber das Gedächtniss als eine allgemeine Function der organisirten Materie"
— „Beiträge zur allgemeinen Nerven- und Muskel- Physiologie" (1879 — 82) —
„Orundzäge einer Theorie des Temperatursinnes" (1877) u.s. w. Die Publications-
orte dieser Abhandlungen sind hauptsächlich: Poggendorff's Annalen (1863, 65),
Archiv f. Anat. u. Physiol. (1864, 65), Archiv für mikroskop. Anatomie (1867),
Wiener akad. Sitzungsberichte (1866 — 82), Archiv f. Ophthalmologie (1869) u. s. w.,
auch die: „Beiträge zur Physiologie" (Heft 1 — 5, Leipzig 1861 — 64). Für
L. Hermann 's Handbuch der Physiologie schrieb er: „Raumsinn des Auges,
Augenbewegungen" (HI, 1) — „ Temper attir sinn" (III, 2).
Brockhaus, Conversations-Lexikon, 13. Aufl., Bd. IX, pag. 138. — Catalogne
of scientific papers, III, pag. 309; VII, pag. 957. G.
* Hering, Theodor H., geboren zu Warschau am 1. Mai 1847, studirte
m Warschau (1864 — 1869) und widmete sich speciell der Laryngoskopie, seit
1881 leitet er die Abtheilung für Kehlkopfkranke im St. Rochushospital in
Warschau. Seine zahlreichen, zum Theil sehr werthvollen Aufsätze sind in den
folgenden Zeitschriften veröffentlicht: Medycyna, Gazeta lekarska, Pami^tnik
Towarzystwa lekarskiego, Wiener medicinische Presse, Revue mensuelle de laryn-
gologie und im Internationalen Centralblatt für Laryngologie, dessen Mitarbeiter H. ist.
K. & P.
Härlssaut, Fran^ois-David H. , geboren am 29. September 1714
bei einer zufälligen und vorübergehenden Anwesenheit seiner Eltern in Ronen,
erhielt seine erste Erziehung in Paris. Schon in dem 11jährigen Knaben ent-
deckte WiNSLüW ein besonderes Talent für Naturbeobachtung und veranlasste,
dass H. sich dem Studium der Medicin und Naturwissenschaften widmete, wobei
er sich der Protection des genannten Anatomen und Rkau^iur's erfreute. 1742
erhielt H. den Doctortitel. Er vertrat dann öfter Winslow im anatomischen
Unterricht, wurde am 20. März 1748 Anatora-Adjuuct , 1761 Assoeiö anatomiste
und 1769 fest angestellter Lehrer der Anatomie. Im Alter von 59 Jahren , am
170 HERISSANT. — BEELITZ.
21. Augast 1771, starb H. Er war ein ganz bedeutender Forscher, speeiell als
Zoologe und vergleichender Anatom. Zu nennen sind als Arbeiten von bleibendem
Werth: „M4m, sur la structure des cartilages des cdtes de l' komme et du
cheval, pour servir ä Vexplicaiion mecanique des mouvemens du ihorax*' (1748,
av. 2 pl.) — „Sur les mouvemens du bec des oiseaux^ (1748, av. 1 pl.) —
„Recherckes sur les usages cPun grand nombre de dents du canis carcharios*'
(1749, av. 3 pl.) — „Sur les organes de la voix des quadrup^des et de Celle
des oiseaux" (1753, av. 6 pl.) — „Nouvelles recherckes sur la conformation
de Vdmail des dents et sur celle des gencives*^ — n^es Sclaircissemens sur
V ossification^ (1758) — „Sur les maladies des os^ (1758, av. 7 pl.) etc.
Ausserdem schrieb H. als eigentlich medicinische Schriften: „Ergo ab impulsu
sanguinis in arteriam pulmonalen^ respiratio spontanea** (Paris 1741) —
„Ergo secundinae foetui pulmonum praestant oßicia" (Ebenda 1745) — „An
vero in empyemate, necessaria, licet raro prospera, paracentesis?*^ (Ebenda 1762),
• Biogr. mW. V, pag. 167. — Biet. bist. III, pag. 115. Pgl.
Hörissant, Louis-Antoine-Prosper H., als Sohn eines berühmten
Buchdruckers am 27. Juli 1745 in Paris geboren, studirte in seiner Vaterstadt
Medicin, interessirte sich aber nebenher in besonderem Masse für scBönwissen-
schaftliche Studien. Er erhielt im Jahre 1768 das Baccalaureat , starb aber bereits
im jugendlichen Alter von 24 Jahren am 16. August 1769 an den Pocken. Er
hinterliess: „Ti/pograpkia, Carmen'^ (Paris 1764, 4.) — n Eloge de Oontkier
d* Andern ack^ (Ebenda 1765) — „An a terreae substantiae intra porös
cartüaginum appulsa ossium duritiesf" (Ebenda 1768) — „An Corpora quae lente
extenuata sunt^ lente reßcienda; quae vero breite, celeriter?" (Ebenda 1768) —
„Jardin des curieux ou Catalogue raisonnd des plantes les plus belles et les
plus rares, soit indighies, sott itranghres, avec les noms frangais et latins, leur
culture et les vertus particulihres a ckaque esp^ce, le tout prdc^di de quelques
notions sur la culture en gindral^ (Ebenda 1771, von Coqüereau nach dem
Tode H.*s herausgegeben) — „Biblioth^que pkysique de la France ou Liste
de tous les ouvrages, tant imprimds que manuscrits qui traitent de Vkistoire
naturelle de ce royaume^ (Ebenda 1771, gleichfalls von Coqüereau publicirt).
Biogr. m6d. V, pag. 168. — Dict. bist. III. pag. 116. Pgl.
/Herlitz (Herliciüs), David H. , Astrolog und Mediciner, geboren in Zeitz
am 28. December 1557 , zeigte schon früh poetisches und musikalisches Talent.
Er studirte zuerst Philosophie zu Wittenberg, Leipzig und Rostock und widmete
sich dann erst der Medicin. 1580 zum Conrector an der Schule in Güstrow vom
Herzog von Mecklenburg ernannt, blieb er daselbst, bis er 1582 Stadtphysicus
in Prenzlau und ein Jahr später in Anklam wurde. Von hier aus veröffentlichte
er zuerst den: „Astrologischen Kalender von 1584 — 1636"^ welcher einen
reissenden Absatz fand und in alle europäischen Sprachen übersetzt worden ist.
1585 wurde H. Professor der Mathematik (Astrologie und Logik) an d^r Univer-
sität zu Greift wald, blieb daselbst bis 1598, wo er den med. Doctortitel erhielt
und Stadtphysicus in Stargard in Pojnmern wurde. Nachdem H. 1606 in gleicher
Eigenschaft sich nach Lübeck hatte versetzen lassen, kehrte er 1614 wieder nach
Stargard zurück und blieb daselbst bis zu seinem am 15. August 1636 erfolgten
Tode. H. hat etwas über 50 Schriften herausgegeben ; die meisten bewegen sich
auf dem Gebiete der Astrologie und documentiren die tiefe Stufe des Wissens,
auf der ^er Verfasser stand. Auch seine medicinischen Schriften sind mit den
abergläubischen Anschauungen der damaligen Zeit innig verquickt und von geringem
Werth. Die Titel derselben sind: „De curationibus gravidarum, puerperarum et
infantum. Gründliche ünterrichtung imdfast newe Erklärung, den schwangeren
Frawen und Kindbette rinnen gethan" u. s. w. (Anklam 1584; deutsch Greifswald
151^7; Stettin 1618) — .^Exercitationes physiologicae : L I de caubis lacrymarum.
HERLITZ. — HEBMANN. 171
rüusj stemutationts et sudoria*' (Oreifswald 1584) — „De pluviis prodigiosis*^
(Ebenda 1597).
Biogr. m6d. V, pag. 166. — Poggendorff, I, pag. 1077. — Pyl in Allgem.
Deutsche Biogr. XII, pag. 118. Pgl.
Herls, GorneliB H., ein Chirurg, der im Anfange des 17. Jahrhunderts
in Middelburg wirksam war, hat sich bekannt gemacht als Verfasser eines chirur-
gischen Handbuches: „Examen der Chirurgie" , das im Jahre 1648 schon einer
5. Ansgabe und später noch vielen anderen unterlag, und in's Deutsche Übersetzt
wurde, Nürnberg 1676. Auch soll er eine von D. Ultralaeus publicirte Abhandlung :
„Tractatus in quo suceinote ac disposite disputatur an puerperae liceat ezhibere
moschum^^ (Middelburg 1613) so scharf recensirt haben („Examen tractatus medici
de moschoy a D. TJltralaeo in lucem editi", Middelburg 1613), dass dadurch
zwischen den Middelburger Aerzten ein heftiger Streit entstand, welcher die Ausgabe
verschiedener Streitschriften zur Folge hatte, wovon wir hier nur H. 's: „Bespansio
ad apologiam J. Lansbergii, qua et parentia sui et D. ültralaei placita
de moscho tuetur" (Middelburg 1613) hervorheben. Wann er starb, ist mir
unbekannt geblieben. C. E. B a n i ö 1 s.
Herman, Andreas H., zu Pressburg in Ungarn, war am 28. Februar
1693 zu Neusohl als Sohn eines Apothekers geboren, erhielt seinen ersten Unter-
rieht in der Pharmacie im väterlichen Hause und in der Medicin durch einen
ausgezeichneten Arzt, Dr. Karl Otto Mollbb, studirte dann in Halle, wo er
1719 Doctor wurde. Nach seiner ßückkehr in die Heimath wurde er zuerst
Physicus der Neograder, später der Wieselburger Gespanschaft, begleitete 1721
den Erzbischof von Ealocsa zur Papstwahl nach Rom und liess sich 1723 in
Pressburg nieder, wo er bis zu seinem am 11. Mai 1764 erfolgten Tode lebte.
Ausser seiner Dissertation schrieb er noch einige kleine lateinische Abhand-
lungen: „De nativo aale cathartico in fodinia Hungariae recena invento"
(1721, 4.) — „De uau et abuau nitri" (Halle 1721, 4.) — „Commentariolua
historico'phyaico'medicua de thermia Trenchinienaibus" (Leipzig 1726, 4.). Er
war auch ein guter Mineralog und besass eine sehr reichhaltige Sammlung der
Mineralien Ungarns.
V. Wurzbach, VIII, pag. 378. G.
Hermann, Paulus H., am 30. Juni 1640 in Halle geboren, studirte in
Wittenberg, Leipzig, Jena, Leyden, Rom und Padua, wo er 1670 promovirte.
Hierauf wieder nach Leyden gekommen, studirte er hauptsächlich Anatomie unter
Drelikcoükt und wurde 1672 durch die Regierung nach Indien geschickt, um
Botanik zu studiren. Auf dieser achtjährigen Reise besuchte er Indien, Süd- Afrika
und Ceylon und sammelte eine ausgezeichnete Collection tropischer Pflanzen, welche
er später benutzte,* als er 1680 zum Prof. botanices (Antrittsrede: „De uau hör-
torum atque nata inde oblectatione" ) in Leyden ernannt war. 15 Jahre functio-
nirte er als solcher; er starb schon am 29. Januar 1695 und hat sich durch
seinen vortrefflichen Unterricht, die enorme Ausbreitung und wissenschaftliche
Classificirung des Hortus botanicus einen Europäischen Ruf erworben, so dass bei
H.'s Besuch in Paris der König selbst befahl , die Wasserwerke in Versailles ihm,
„dem Könige der Botaniker", zu Ehren springen zn lassen — Nur wenige der
durch ihn vorbereiteten wissenschaftlichen Arbeiten hat er veröffentlicht, sowie:
j,Horti academici Lugd. Bat, catalogua** (Leyden 1687), von Sprengel
„eximinm opus" genannt, und: „Florae Lugduno-Batavae flores" (Ebenda 1690,
imter dem Namen von L. Zumbach erschienen), während die geplante Ausgabe
eines : „Museum Ceylanicum"^ wofür er in Indien 450 grosse Abbildungen ver-
fertigt hatte, ebensowenig zur Ausführung gekommen ist. q ^ Daniels.
Hermaim, Johann H., gelehrter Naturforscher, am 31. December 1738
zu Barr bei Strassburg geboren, bezog 1753 die letztgenannte Universität
172 HERMANN.
speciell um sich dem Studium der Medicin und Botanik zu widmen ; letztere wurde
bald seine Lieblingsbeschäftigung. Nach Beendigung der Studienzeit machte er eine
Reise nach Paris, kehrte 1764 zurück, promovirt» zum Dr. med. und hielt
öffentliche Curse über Naturwissenschaften. 1768 wurdö er Prof. e. o. der Medicin
in Strassburg, 1778 ordentlicher Professor der Philosophie, 1782 der Pathologie
und 1784 der Botanik, Chemie und Materia medica..^ Letztere Fächer lehrte H.
auch an der Specialschule in Strassburg; zugleich war er Professor der Natur-
geschichte an der Centralschule daselbst. £r starb nach langer schmerzhafter
Krankheit am 4. October 1 800. Ausser mehreren Dissertationen und akademischen
Programmen; „Cardamomi historia et vindidae^ (Strassburg 1762) — ^De
rosa" (Ebenda 1762) — „De cosmeticis^ (Ebenda 1764) — „De secessione
terrae a communi hurnanorum massa" (Ebenda 1766) — „De aenea cultnari
supellectili" (Ebenda 1766) — „De botanices systemattcae utilitate*' — „De
praesngiis tenipestatis naturalilncs" (Ebenda 1771) — „Affinüatum animaltum
tabula, brevi commentario illustrata" (Ebenda 1777) — „Progr. über den
fliegenden Silopex des Aristoteles" (Ebenda 1782) — „Ueber den Pkattages
des Aelian" (Ebenda 1782) — „Ueber eine seltene Ausgabe des Oalen" (Ebenda
1782) u. A., verfasste er noch: „Anatomiae comparatae specimen osteologicum
de dentibus" (Strassburg 1770); femer: „Tabula affinüatum animaltum^ nunc
uberiore commentario tllustrata, cum adnotattonibus ad hist. naturalem
animaltum augendam fadentibus" (Ebenda 1783), sein Hauptwerk, und die
nach seinem Tode in Strassburg und Paris 1804 von Hammer herausgegebenen
„Observationes zoologicae , quibus novae complures , aliaeque animaltum
species describuntur et illustrantur" , sowie zahlreiche Journalaufsätze natur-
historischen Inhalts.
Biogr. med. V, pag. 168—170. — Poggendorff, I, pag. 1079. Pgl.
Hermann, J. J. H., zu Bern, war daselbst Hebeammenlehrer und Prosector
und seit 1830 Professor der Anatomie, gerichtlichen Medicin und Diätetik. Er
schrieb ein „Manuel des sages-femmes" (Bern 1824, av. 1 pl. , vom Verf. in's
Deutsche tibersetzt, Winterthur 1832) und in der Salzburger Med.-chir. Zeitung
(1822): „Uebersicht des Vorgefallenen in der Hebammenschule zu Bern in
den Jahren 1819, 20" — „Beschreibung zweier Missgeburten": ferner:
„Systematischer Katalog der im anatomischen Cabinet der Bernischen Academie
befindlichen Präparate" (Bern 1831) — „Ueber das grosse Bedürfniss , gute
Taubstummenanstalten im Canton Bern zu errichten u, s. w. Eine Inaugural-
rede" (Ebenda 1833): ausserdem Aufsätze in der Med.-chir. Zeitung. Er «tarb
Ende April 1867.
Call igen, VIII, pag. 481; XXVllI, pag. 506. G.
*Hermann, Ludimar H. , am 31. October 1838 zu Berlin geboren,
besuchte hier die Universität und gelangte 1859 zur Promotion. Er habilitirte
sich 1865 für Physiologie und erhielt einen Ruf als ordentlicher Professor des
Faches an die Universität zu Zürich im Herbst 1868. Neben zahlreichen physio-
logischen Untersuchungen, welche H. in Form von Abhandlungen, zum Theil in
Gemeinschaft mit Schülern, in Pflüger's Archiv und in du Bois-Reymond's Archiv
publicirte, neben physikalischen und chemischen Arbeiten, die in Poggendorff's
Annalen und in der Züricher Vierteljahrschrift ihren Platz fanden, ist er der
Autor folgender Monographien und grösseren Werke: „(Untersuchungen zur
Physiologie der Muskeln und Nerven" (3 Hefte, Berlin 1867 — 68) — ;, Ueber
schiefen Durchgang van Strahlenbündeln durch Linsen" (Zürich 1874) —
„Orundriss der Physiologie" (in 7 Aufl., Berlin 1863 — 82; zehnmal in fremde
Sprachen tibersetzt) — „Handbuch der Physiologie" (in 6 Bdn. , vom Heraus-
geber selbst die Muskel- und Nervenphysiologie) — „Lehrbuch der allgetneinen
Toxikologie^* (Berlin 1874). 1863 begründete H. im Verein mit v. Recklinghausen,
Kühne und Ph. Munk das „Centralblatt für die niedicinischen Wissenschaften**
HERMANN. — HERMES. 173
(Beriin), an welchem er bis 1870 thätig war. — 1884 wurde er zum Nachfolger
y. Wittich's nach Königsberg berufen, dem er die Gedächtnissrede hielt (Berliner
klinische Wochenschr., 1886). Wem ich
Hermann, s. a. Herbmann.
HermaBIli, Johann Ludwig H., geboren am 14. Mai 1744 iu Bessungen
bei Darmstadt, prakticirte in Homberg und von 1799 ab in Diemeistrom in
Hessen, schrieb: „Diss, de actione aerts in corptis humanuni^ (Marburg 1767) —
„Abhandlung und gegründete Wahrnehmungen von der Kriebelkrankheit, so in
Niederhessen vom Jahre 1771 bis zu Ende des Heumonats 1772 epidemisch
grassirt hat, zum Beytrag einei^ vollständigen Geschichte von dieser Epidemie^
(Cassel 1774).
Biogr. m6d. V, pag. 171. Pgl.
Hermbstädt, Sigismund H. , am 14. April 1760 zu Erfurt geboren,
begann auf der Erfurter Universität Pharmakologie und unter Tromsdobff sen.
Chemie zu studiren. Als Repetent von Wieoleb in Langensalza Tervollkoramnete
er sich in der experimentellen Chemie und der theoretischen und praktischen
Pharmacie, trat dann eine Stelle in der Hamburger Rathsapotheke an und wurde
später Leiter der Apotheke des verstorbenen Valentin Rose, während er nebenbei
am königl. Collegium medico-chirurgicum seine Studien weiter fortsetzte. 1786
machte er eine wissenschaftliche Reise nach Thüringen und dem sächsischen Erz-
gebirge, von welcher er 1787 nach Berlin zurückkehrte und hier mehrere Jahre
hindurch Privatvorlesungen über Chemie, Physik, Technologie und Pharmacie
hielt. 1791 wurde er zum ordentlichen Professor der Chemie und Pharmacie am
Collegium medico-chirurgicum ernannt, leitete daneben die königl. Hofapotheke
und wurde nach und nach Rath am Obercollegium medicum, Assessor beim königl.
Manufactur- und Commerzcollegium und bei der Salzadministration, ferner General-
stabs-Apotheker der Armeen und Mitglied der Haupt-Feldlazareth-Direetion, endlich
1810 Geh. Medicinalrath. Er starb am 22. October 1833. H. verfasste eine
grosse Reihe von Schriften über Chemie, Pharmacie, Technologie, Agronomie und
landwirthschaftliche Gewerbe, welche man am ausführlichsten bei Callisen (VIII,
pag. 410 imd XXVIII, pag. 498 ff.) zusammengestellt findet. Sein Hauptverdienst
liegt in der Aufmunterung, welche er den technischen Gewerben in Preussen fort
nnd fort angedeihen Hess, indem er ihnen eine wissenschaftliche Grundlage zu
geben und einen wissenschaftlichen Standpunkt zu bewahren unablässig bemüht
war. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: „Physikalisch-chemische Versuche
und Beobachtungen** (2Bde. , Berlin 1786, 89) — „Bibliothek der neuesten
physikalisch' chemischen Liter Q^ur^ (4 Bde., Ebenda 1787 — 95} — „Systematischer
Orundriss der allgemeinen Experimentalchemie^ (3 Bde., Ebenda 1791; 3. Aufl.,
5 Bde., 1812 — 26) — „Katechismus der Apothekerkunst" (Ebenda 1792) —
„Grundriss der Experimentalpharmacie^ (2 Bde. , Ebenda 1792 — 93; 2. Aufl.
1806) — „Elemente der theoretischen und praktischen Chemie für Militär-
personen*' (Berlin 1823) — „Das Hermannsbad bei Muskau" (Sorau 1825),
ausserdem eine Menge Schriften technologischen Inhalts, Uebersetzungen von
Lavoisieb, Chaptal, Guyton de Morveaü u. A. m.
Neuer Nekrolog der Dentschen. XI, 2, pag. 704 ff. — Callisen a. a. 0. V.
Hermes, Johann August Karl Wilhelm H., mecklenburgischer
Arzt, war zu Parchim am 6. Januar 1805 geboren, wurde 1826 in Rostock Doctor,
war Ajzt in Parchim, wurde 1829 Ereis-Physicus in BQtzow und ging 1831 in
gleicher Eigenschaft nach Warin. Er übersetzte aus dem Französischen : A. Portal,
„Ueber die Natur und Behandlung der Epilepsie" (Stendal 1829), verfasste
einen Bericht über die Cholera in der Stadt Warin für Spitta's Sammlung amt-
licher Berichte über die Cholera in Mecklenburg und veröffentlichte in Henkb's
Zeitschrift (Bd. XX , XXVIII, Erg.-Hft. 20) eine Reihe von Gutachten , z. B. über
/
174 HERMES. — HEBNANDEZ.
den psychischen Zustand mehrerer Brandstifter, über eine Kopfverletzung, über die
zweifelhafte Todesart eines früher Verletzten u. s. w. Er starb am 20. Januar 1835.
Blanck, pag. 156. G.
Hermolaus Barbarns, s. Barbaro, Bd. I, pag. 284.
Hemaildez, Francisco H. , spanischer Arzt im 16. Jahrhundert und
Leibarzt des Königs Philipp II., wurde von diesem nach West-Indien Behufs
näheren Studiums der Naturgeschichte Mexico's gesandt. Die wissenschaftlichen
Resultate der Expedition, welche im Qanzen einen Kostenaufwand von etwa
60.000 Dukaten yerursachte, sind in 17 Folio-Bänden, inclusive zweier Bände Holz-
schnitte, von H. zusammengestellt und werden in der Bibliothek des Escurials
aufbewahrt. Im Auftrage Philipp's II. ist daraus von Nardo Antonio Rbccho,
Arzt des Königs und Generalarzt des Königreichs Neapel, ein kürzerer Auszug
veranstaltet worden und etwa dreiviertelhundert Jahre später von der Akademie
der „Lyncei" veröffentlicht worden unter dem Titel: „Rerum medlcarum novae
Hispaniae thesaurua, seu plantarumy animalium, mweralium mexicanorum
hiatoria ex Francisci Hernandez in India prtmum coUectiij dein a Nardo
Antonio Beccho in volumen digesta: a Jo, Terentio et Fabio Columna Lyncaeia
notis et additiontbus illustrata etc." (Rom 1648 — 1651, 2 voll., fol.}. H. hatte
seinem Manuscript den Titel gegeben: „De la naturalega y mrtiides de las
arboles, plantas y animales de la nueva Eapanna^ en espedal de la provincia
de Mexico, de que se aprovecha la medicina'' (Mexico 1615).
Biogr. med. V, pag. 173. Pgl.
Hernandez, Jean-Fran^ois H., französischer Arzt in Toulon, daselbst
am 26. Mai 1769 geboren, war erster Chefarzt und Professor der Physiologie,
medicinischen Pathologie und Klinik bei der Kriegs-Marinc der Häfen von Toulon
und Rochefort und verfasste mehrere mit Preisen gekrönte Arbeiten^ so von der
Soc. de MM. de Lyon die Bearbeitung der Fragen: „Quels sont les signes
diagnostiques et pronostiquea dana lea maladiea aigues et chroniquea que peiU
fournir VUat de la langue, dea l^vrea et des denta etc. f" Femer einen „Essai
analytique aur la non-identit4 des mrua gonorrkoique et ayphilitique*' (preis-
gekrönt 1810 .von der Soc. de M6d. de Besan9on),' femer sein Hauptwerk:
„Eaaai aur le typhua ou aur lea fihrrea malignea putridea bilieuaea^ muqueuses,
jaune, la peste etc." (Paris 1816), eine Schrift, welche indirect für Broussais
die Veranlassung wurde zur Heransgabe seiner berühmten Abhandlung]: „Examen
de la doctrine etc." Von H. erschien noch ein Aufsatz über die doppelte Queck-
silbersalbe im Joum. de Pharm., Juli 1825. Er starb zu Toulon am 12. Juli 1835.
Biogr. m6d. V, pag. 173. — Berger et Rey, pag. 127. — Callisen, Vm,
pag. 422. Pgl,
Hernandez y Rafael H. , zu Mahon (Insel Menorca), war daselbst am
7. März 1779 als Sohn eines Apothekers geboren, erlernte zunächst die Pharmacie,
widmete sich von 1802 an der Medictn in Toulon, Marseille und Montpellier,
erlangte daselbst 1806 den Doctorgrad, wurde, in die Heimath zurückgekehrt,
Oefängnissarzt , behandelte 1811 die Gelbfieberkranken zweier englischen Schiffe,
war Leibarzt der zu Mahon in der Verbannung lebenden Herzogin von Pen-
t h i 6 V r e , der Mutter des späteren Königs Louis Philippe, zeichnete sich 1834
bei der Behandlung der Cholerakranken aus, gehörte überhaupt zu den bekanntesten
und gesuchtesten Aerzten nicht nur der Insel, sondern auch ihrer weiteren Um-
gebung. Von seinen in spanischer, französischer und lateinischer Sprache verfassten
Arbeiten, die zum Theil von wissenschaftlichen Gesellschaften Frankreichs and
Spaniens mit Preisen bedacht wurden, führen wir an eine solche über Ascaris
lumbricoides (1806), „De Fair et de sea propriStSa phyaiquea et chimique.9,
du role qu^il joue etc." (Montpellier 1806, 4.); über herpetische Dyscrasie (1808) :
„ Observaciones histdricaa aobre el origin, y estado actual de la vacuna en
HEBNANDEZ. — HEEOPHILUS. 175
Menarca*' (Mahon 1814, 4.); tiber das in Menorea 1808-9 herrschende Seharlach-
fieber (1815): „Memoria aobre el corUagio en genercd, y en parttcular del
perteneciente d la peste, calentura amarilla y fiebre pestilencial etc." (Mahon
1821, 4.) — „Memoria en que se proponen los medios para aofocar ....
esterminar la eptdemia de las viruelas que reinaba en Menorea" (1824) —
f,Memoria en que ae esponen las ideas prdcticas del Dr, R. Hernandez y
Mercadal aobre la benSfica auatanda del aulfato de quina" (1825) —
„Dictdmen aobre lae condicionea que deben obaervare en la conatruccion de
hu cdrcdea" (1836) — „Memoria aobre el ejerdcio y enaefianza del arte de
curar en Eapana" (Madrid 1838) — „Memoria acerca del eatado de loa
sordo-mudoa y ciegoa en Menorea" (1836) — „Obaervacionea meteorologicaa
medicalea de Menorea," Ausserdem eine Anzahl nur handschriftlich vorhandener
Abhandlungen. Er starb am 23. Janaar 1857.
J. M. Bover, Bibliotheca de escritores baleares. Palma 1868, T. I, pag. 383.
G.
Hemquist, Peter H. , Begründer der Veterinär-Medicin in Schweden,
Professor der Veterinärkunde in Skara, geboren am 8. Mai 1726, studirte in
Upsala und erhielt die Magisterwiirde bei der Universität in Oreifswald 1756.
Auf den Rath seines Lehrers Linne widmete er sich dem Studium der Veterinär-
Medicin, besuchte 1763 — 1766 die Veterinärschule in Lyon unter Boubgklat
und hielt sich noch 1766 — 69 zu medicinischen und veterinärärztlichen Studien
in Paris auf, wo er auf Befehl Ludwig's XV. die Pflanzen des botanischen
Gartens in Trianon nach dem LiNN:&'schen System ordnete. Nach der Rückkehr
in die Heimath arbeitete «r den Plan einer schwedischen Veterinärschule aus, der
aber aus Mangel an Mitteln nicht ausgeführt werden konnte. Er wurde Lehrer
der Mathematik in Skara 1772 und gründete daselbst unter vielen Schwierigkeiten
und zum Theil auf eigene Kosten ein Veterinär-Institut, das allmälig erweitert
wurde imd dem er nicht nur grosse Sammlungen von Naturalien und Büchern,
sondern auch bedeutende Capitalien vermachte. Er starb am 18. December 1808.
Unter seinen Schriften sind zu bemerken : „ Utförlig afhandling öfver Rotsen
hos Hästar" (Stockholm 1773) — „Beskrifning om Färkoppor (Ebenda 1774) —
^Anatomia hippiatrica eller Haatanatoraien" (Skara 1778). q gielt
Herodikus (oder Prodikus) ein Oymnast, aus Megara gebürtig, der zu
Zeiten des Hippoebatss und Platon zu Selymbria gelebt und, wie der Letztgenannte
erzählt, sich auch mit der Heilkunde beschäftigt, beziehungsweise Medicinal-
pfuscherei getrieben und den Kranken, welche sich ihm anvertrauten, grossen
Schaden zugefügt hat. Uebrigens wird er als Lehrer des Hipfoerates genannt.
H.
Herodotus von Tarsus (in Kilikien), ein Schüler des Empirikers Meno-
DOTUS und Lehrer von Sextüs Empibicüs, in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
lebend, wird als Verfasser der pseudo-galenischen Schrift „EwaycoyT) ?| iaTp6<;'*
angesehen. Er ist nicht zu verwechseln mit
Herodotus, einem Schüler des AgathinüS und eifrigen Anhänger der
pneumatischen oder eklektischen Schule, der, wie Oalenos berichtet, in hohem
Ansehen zu Zeiten des Kaisers Trajan in Rom lebte und aus dessen Schriften
sich zahlreiche, zum Theil sehr interessante Fragmente in den Sammelwerken des
Oetbasius und AetiüS finden. ^ Hirsch
Heropbilus, gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu Chalkedon (Bithynien)
geboren und aus dem Unterrichte von Praxaooras und Cheysippüs mit den
Lehren der kölschen und knidischen ärztlichen Schule wohl vertraut, war als
einer der ersten griechischen Aerzte an das von Ptolemäüs Soteb begründete
Museum in Alexandrien gekommen und hat hjier, als der Erste, die anatomische
Untersuchung an menschlichen Leichen (wie glaubwürdig mitgetheilt wird, auch
176 HEROPHILUS. — HERRGOTT.
an zum Tode verurtheilten lebeDden Verbrechern) geübt. Er erfreute sich des
höchsten Ansehens als Anatom und Arzt; hervorragende Gelehrte des Alterthums
haben über sein Leben und seine Leistungen grosse Werke verfasst, die leider
verloren gegangen sind, man hat ihn dem Hipfokrates an die Seite gestellt und
auch die dankbare Nachwelt hat seinen Namen in der von ihm geschaffenen
Doctrin in dem „Torcular (Xijvö;) Herophili'' verewigt. Von seinen zahlreichen,
fast alle Gebiete der Heilkunde umfassenden Schriften : ,/ÄvaTO(jLüCT)" (in mehreren
Büchern) — j^Hepl o^^aXfiöv" — »nspi Gr^uyfjiöv xpaYf^aTeta^" — n^^^ aiTtöv" —
„Elpo; Ta$ xotvo; ^6^04" — „Tö (jiatwTtxöv" (ein von SORANüS mit Anerkennung
genanntes Hebeammenbuch) und Commentaren zu mehreren Schriften des Hippo-
KUATES sind nur sparsame Fragmente, besonders anatomischer Natur, in den
Schriften von Celsüs, Galenos, Rdfüs und Theophilus erhalten worden, welche
in den Schilderungen einzelner Theile des Gehirns (der Hirnhäute, der HimgefUsse,
der Plexus choroidei, der Hirnhöhlen (von ihm rührt der Name „xiXxjjLo;" in der
vierten Hirnhöhle her), femer der Augenhäute (er unterschied die Sclera, Chorioidea,
Retina, auch erwähnt er des Glaskörpers), des Daimcanals (er hat den Namen
„SüoSexaXaxTuXov" eingeführt), einiger Theile des Gefösssystems (er hat ohne
Zweifel Chylusgefässe gesehen und beschrieben), der männlichen Geschlechts-
organe u. s. w. Beweise seiner ausgezeichneten Leistungeu auf diesem Gebiete geben.
In seiner praktischen Richtung schloss er sich wesentlich den Lehren der koisohen
Aerzte, speciell des Hipfokbates, an und so trug denn auch die von ihm begründete
Schule, aus welcher später zahlreiche bedeutende Aerzte hervorgegangen sind,
einen rationell- empirischen Charakter, lieber die weiteren Lebensschicksale des H.
und seinen Ausgang ist nichts bekannt geworden.
K. F. H. Marx, Herophilns. Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin. Garlsrnhe
und Baden 1838. * rr;«„«i»
A. iiirscii.
Herpin, Jean-Charles H., zu Paris, war zu Metz am 8. April 1798
geboren, wurde 1827 in Paris Doctor, wo er später die Praxis ausübte. Ausser
vielen industriellen , landwirthschaftlichen und medicinischen Brochüren veröffent-
lichte er: „Ricrdaitons chimiques" (2 voll., 1833), eine Sammlung von merk-
würdigen und instructiven Versuchen; femer: „Methode naturelle de lecture"
(1833) — „Etudes sdentifiques et statisttquss y sur les principales sources
d*eaux min4rales de France, d'Angleterre et d' Allemagne^ (1855) — „Du
raistn conaidSri comme m^tcament^ (1860) — „De Vacide carbonique, d-e
ses proprtetSs physiques, ckimiques et physiologiques^ (1864). Er starb zu Nizza
am 17. Januar 1872.
Vapereau, 5. 6dit., I, pag. 931. — B e g i n , II, pag. 33 1. G,
Herrenscilwand, JohannesFriedrich vonH., geboren zu Murten in
der Schweiz, studirte in Strassburg, Jena, Halle und Leyden (bis 1737); antiUig-
lieh war er Arzt der Schweizergarde Ludwig's XV., von 1764 — 1773 war er
Leibarzt des Königs Stanislaus August von Polen und als solcher verfasste
er den Plan, sowie die Statuten der in Warschau zu errichtenden medicinischen
Akademie. 1767 wurde er in den erblichen polnischen Adelsstand erhoben. Er
starb 1796 zu Bern, wo er zuletzt als Stadtphysicus lebte.
Biogr. m6d. V, pag. 175. K. & P,
*HeiTgott, Fran^ois-Joseph H., am 12. September 1814 zu Gebweiler
geboren, wurde in Strassburg medicinisch ausgebildet und 1839 promovirt,
nachdem er besonders an dem Unterricht von Stoltz, Begin und Forget theil-
genommen hatte. 1840 begab er sich Zwecks weiterer Ausbildung nach Paris
und Hess sich 1841 in Beifort nieder. 1854 zum Agr6g6 in Strassburg ernannt,
nahm er hier seinen Wohnsitz und wirkte als Arzt en chef des Civilspitals bis
zur Verlegung der französischen Facultät nach Nancy, wo er von 1872 den
Lehrstuhl der Geburtshilfe einnahm. Unter der grossen Zahl seiner chirurgischen
HEEBGOTT. — HERRMANN. 177
and geburtshilflichen Arbeiten sind hervorzoheben die erschöpfenden Studien : „Sur
ks ßstules vistcO'Vaginales^ (in einzelnen Abschnitten 1863 — 1875). — Zwei
Schriften über spondyloiisthetische Becken (1877 und 1883) — y,Soranu^ d'^hhe
accoucheur. Etüde historique^ (1882). Wernich
Herrich-Sohäffer , Gottlieb August H., zu Regensburg, besonders
als Entomolog berühmter Arzt, war am 18. December 1799 als Sohn des im
Jahre 1858 verstorbenen Medicinalrathes Dr. Job. Aug. Herrich geboren,
besuchte die Hochschulen zu Würzburg, Heidelberg, Landsbut, wurde bei der
letztgenannten 1821 Doctor und bald darauf von dem als Arzt und Schriftsteller
bekannten Hofrath Dr. Ulrich Oottlieb von Schaff er adoptirt, so dass er
seit jener Zeit den Namen „Her rieh -Seh äff er" führte. Er wurde 1824 zum
Landgerichtsarzt in Vohenstrauss (Oberpfalz) ernannt, ging jedoch 1828 auf
die durch Resignation seines Vaters frei gewordene Landgerichtsarztstelle zu
Stadtamhof über und nahm von da an bleibend seinen Wohnsitz in Regensburg,
wo er 1833 zum Kreis- und Stadtgerichtsarzt, sowie zum Stadtarzt ernannt wurde,
welche Stelle er bis zu seiner 1853 wegen Schwerhörigkeit erfolgten Quiescirung
bekleidete. Dagegen blieb er bis 1871 thätiges Mitglied des Ereis-Medicinal-
Ausschusses für Oberpfalz und Regensburg. So segensreich seine Thätigkeit als
Arzt war, so wird dieselbe jedoch durch den Ruhm seiner Leistungen in den
Naturwissenschaften, besonders der Entomologie, überstrahlt, in welcher er sich
einen weit verbreiteten wissenschaftlichen Ruf erwarb, besonders durch seine syste-
matische Bearbeitung der Schmetterlinge Europa's, die Fortsetzung des grossen
PANZBB'schen Werkes, die 1846 durch ihn erfolgte Begründung des zoologisch-
mineralogischen Vereins, dessen Seele, so wie Herausgeber von dessen Correspondenz-
blatt er war. Schon wenige Monate nach der Feier seines 50JÄhrigen Doctor-
Jnbiläums (1871) Iflhmte jedoch ein apoplektischer Anfall seine wissenschaftliche
Tbatigkeit; mehrere Anfälle folgten und an Geist und Körper gebrochen schied
der unermüdliche Vorkämpfer der Wissenschaft, der sorgfältige und fleissige
Forscher und Schriftsteller, der tüchtige, allgemein verehrte Arzt und wahre
Menschenfreund am 14. April 1874 aus dem Leben.
Bayeriscbes ärztliches Intelligenz-Blatt. 1874, pag. 147. G.
Hernnann, Leopold Franz H. ,zu Wien, war daselbst am 5. Juni
1785 geboren, studirte dort auch, erhielt 1808 die Doctorwürde, übte die
Armenpraxis aus, seine Studien im Allgemeinen Krankenhause fortsetzend, leitete
im Kriegsjahre 1809 eine Abtheilung des Militärspitales , begann in demselben
Jahre seine unentgeltlichen Vorträge über Gesundheitslehre und Volksmedicin,
versah 1814 eine Spitalsabtheilung als Primararzt und wurde 1815 zum Professor
der theoretischen Medicin für Wundärzte an der Universität und 1834 zum Pro-
fessor der Pathologie und Pharmacie für Aerzte ernannt. Sein Hauptwerk war:
jfSystem der praktischen Arzneimittellefire^ (3 Bde., Wien 1824 — 30). Von
sonstigen Arbeiten erwähnen wir: „Andeutungen zu einer naturgemässen Therapie
der Atrophien" (Oesterr. med. Jahrbb., 1837). Er starb am 10. Mai 1839.
V. Wurzbach, VIII, pag. 387. — Callisen, VID, pag. 431; XXVIII, pag. 506.
G.
Herrinaim, August Gustav H., zu Prag, hatte daselbst 1854 die
Doctorwürde erlangt, wurde Professor e. o. der Chirurgie und Primararzt des
Handinngshospitales. Er war ein vieljähriger und ständiger Mitarbeiter der Prager
Vierteljahrsschrift für prakt. Heilkunde und war als menschenfreundlicher imd
wissenschaftlich strebsamer Arzt sehr geschätzt, der während des Eriegsjahres
1866 durch aufopfernde Pflege der Verwundeten sich vielfache Verdienste erworben
hatte. Er schrieb in der Folge ein sehr günstig beurtheiltes : „ Compendium der
Kriegs- Chirurgie. Nach der neuesten Jcriegs-chirurgischen Literatur und nach
eigenen Erfahrungen aus den Kriegsjahren 18Ö9 , 1864 und 1866^ (Wien
1870). Er unterlag einem furchtbaren Schicksale, indem er, Anfangs October 1873
Biogpr. Lexikon. Ilf. 12
178 HEERMANN. — HERTWIG.
Yon einem vorüberlaufenden Hunde oberflächlich in die Hand gebissen, am 7. Januar
1874, im 43. Lebensjahre, nach nur mehrtägigem Kranksein an der Wasserscheu starb.
yierteljahTsschrift f. d. prakt. Heilk., Bd. GXXI, 1874, Mise. pag. 2. G.
Herrmann, s. a. Heeman, Hermann.
Hertel, Johann Michael H., zu Ingolstadt, war zu Rain in Bayern
geboren, studirte in Ingolstadt, erlangte daselbst 1650 die Doctorwttrde, wurde
hierauf daselbst Gamison-Physicus und 1692 Prof. ord. bei der dortigen Univer-
sität. Auch war er kaiserlicher Rath. Er gab heraus: „Medtcinae tkeoricae,
generalis ac compendiariae , veteria et novae conjuncHo, aeu utriuaque qua
dissonae ac controversiae conciliatto ayncretice, et per modum aj/ncretismi
tentata, ac publice propugnata" (Ingolstadt 1700). Er starb am 10. März 1711.
Kobolt, pag. 324. — Prantl, II, pag. 505, Nr. 15i. G.
'^'Hertel, Axel H. , ist geboren zu Kopenhagen am 1. Juni 1840^ studirte
hier, absolvirte das Staatsexamen 1865 , wirkt als praktischer Arzt und Ck)mmunal-
arzt in Kopenhagen, beschäftigt sich besonders mit der Schulhygiene und schrieb:
„Om StmdAedaforholdene i de h'&iere Drenge- og Pigeakoler i Kjöbenhavn^
(Kopenhagen 1881). Petersen.
Hertodt von Todtenfeld, Johann Ferdinand H., aus Nikolsburg in
Mähreu, war zuletzt Stadtphysicus in Brunn und starb daselbst 1714. Ausser
einigen Beiträgen zu den Verhandlungen der Leopoldinisehen Akademie der Natur-
forscher, deren Mitglied er war, schrieb H. noch: „Tartaromastix Moramcte,
per quem rariora et admiranda a natura in foecundo hujua regionia gremio
ejfuaa, curioaa examinantur^ (Wien 1669) — „Opua mirificum aextae aiei, id
est, homo phyaice, anatomice et moraliter in potentiorea auaa partea diaaectus"
(Jena 1670) — „Crocologia, aive curioaa croci, regia vegetabtlium, enuclecttio^
(Jena 1671).
Biogr. m6d V, pag. 176. Pgl.
Hertwig , Karl Heinrich H. , zu Berlin , ein um die menschliche
Physiologie und Pathologie sehr verdienter Arzt und hervorragender Thierarzt,
war am 10. Januar 1798 zu Ohiau in Schlesien geboren, studirte von 1817 an
Medicin auf dem chirurgischen Institut zu Breslau, legte 1819 sein Examen als
Chirurg zurück, machte als Stipendiat von 1819 — 21 eine Studienreise nach Wien,
München, Berlin, um sich der Thierheilkunde zu widmen^ wurde 1823 Lehrer
an der Berliner Thierarzneischule , 1826 bei der dortigen med. Facultät mit der
Diss. : „Experimenta quaedam de effectibua laeaionum in partibu^ encephali
aingulartbua et de veroaimili harum partium functione'' (4., deutsch auch in
Hecker's Lit. Annalen der Heilk., 1826) zum Dr. med. promovirt und im folgenden
Jahre als Arzt approbirt. Er wurde 1829 zum Oberlehrer, 1833 zum Professor
ernannt und war seit 1837 Veterinär- Assessor bei dem Medicinal-Collegium der
Provinz Brandenburg bis 1870, wo er aus demselben mit dem Titel Medicinalrath
ausschied. Grosse Verdienste um die Kenntniss der Wuthkrankheit erwarb er sich
um die Zeit seiner Promotion und nach derselben durch die mit nicht geringer
eigener Lebensgefahr verbundenen classischen experimentellen Untersuchungen über
jene, die er in Graefe's und Waltheb's Journal (1827), Rust's Krit. Repertor.
f. Heilk. (1827) und in Hufeland's Journal (1828; auch separat 1829) ver-
öffentlichte. Besonders verdient machte er sich auch um die Arzneimittellehre
durch eine ausserordentliche Menge von mit Fleiss und Ausdauer durchgeftihrten
Versuchen mit den verschiedeDsten Medicamenten, femer durch seine Versuche mit
den Räuderailben. Dazu kommen seine grossen Verdienste um die Entwickelang*
der Thierarzneikunde als Wissenschaft, seine mehr als ö3jährige ausgezeichnete
Lehrthätigkeit , die beträchtliche Menge seiner werthvollen literarischen Arbeiten,
die er theils in eigenen (hier nicht anzuführenden) Schriften, theils in dem von
HEETWIG. — HBBVEZ. 179
ikm zusammen mit Gublt 1836 begrflndeten und bis 1874 herausgegebenen
y,Mag€tzin fiir die gesammte Thierhetlkunde^ veröffentlichte. Auch findet sich von
ihm eine Reihe von Artikeln über Krankheiten der Hausthiere in dem von der
Berliner med. Facultät herausgegebenen Encyclopädischen Wörterbuch der medioi-
nischen Wissenschaften. Er starb am 19. Juli 1881.
Archiv f.' wissensch. u. prakt. Thierheilk. Bd. VII, 1881, pag. 495. — Gallisen,
Vm. pag. 434; XXVm, pag. 509. G.
*Hertwig, Oscar H., geboren in Friedberg (Hessen) am 20. April
1849, ausgebildet in Jena, Zürich, Bonn (Haeckbl, Gbqenbaub, Max Scbultze),
wurde zu Bonn 1872 promovirt und wirkte zunächst als Docent in Jena, seit
1881 aber daselbst als o. ö. Professor der Anatomie. — Schriften: „lieber
das Zahnaystem und seine Bedeutung für das Skelet der Mundhöhle^ (1874) —
„Beiträge zur Kenntniss der Bildung, Befruchtung und Theilung des tkierischen
Eies" (Morph. Jahrb., Bd. I — IV). In Verbindung mit seinem Bruder *RichardH.
(geboren am 23. September 1850), seit 1883 Professor der Zoologie in Bonn:
„Das Nervensystem vnd die Sinnesorgane der Medusen" (1878), sowie: „Die
Actvnien" (1879) und die: „Chätognathen" (1880). Später noch allein: „Das
mittlere Keimblatt der Wirbelthiere" (1883). Wernich.
* Hertz, Heinrich H. , am 20. Januar 1832 zu Greifswald geboren,
studirte daselbst und in Würzburg unter F. V. Niemeyer, Kühle und Geohe
und promovirte in Greifswald am 28. Juli 1860. 1861 — 1868 war er als Privat-
docent in Greifswald wirksam ; darauf als ord. Professor nach Amsterdam berufen,
doeirte er bis 1870 pathologische Anatomie und bis 1877 auch klinische Medicin
amAthenaeum illustre. Bei Errichtung der Universität (1877) wurde er zum Professor
der speciellen Pathologie und Therapie ernannt und ist als solcher thätig. Er
schrieb viele Journal-Artikel über Histologie, pathologische Anatomie und klinische
Medicin und ist Mitarbeiter an v. Zibmssen's Lehrbuch der speciellen Pathologie
und Therapie. C. F. Daniels.
Hertz, s. a. Heez.
^Herv6-Pierabras, zu Roaen, lebte in der Mitte des 16. Jahrhunderts,
war ein unterrichteter Praktiker und schrieb die folgende, in demselben Jahre
zweimal aufgelegte Schrift über die Principien der Chirurgie, die fast ein Jahr-
hundert lang in Ansehen stand und unter Ludwig XIII. von einem renommirten
Arzte Jean de Montiony in einem moderneren Gewände, jedoch nicht zu ihrem
Vortheil, neu herausgegeben wurde. Der Titel der Schrift lautet: „MSthode
hriefoe et facile povr aisSment parvenir ä la vraie intelligence de la Chirurgie,
en taqueÜe est dSclarie Vadmirahle construction du corps humain, , , , le tout
recueilly des bons autheurs" (Paris 1550). Er hatte die Alten studirt, jedoch
ohne sich sklavisch an ihre Principien zu halten, vielmehr stützte er sich auf
seine Erfahrung und suchte derselben Geltung zu verscbaflfen. — Es ist nicht '
unwahrscheinlich, dass Cervantes, bei Erfindung seines Fierabras - Balsams im
Don Quixote , sich eines zu seiner Zeit in der Wissenschaft berühmten Namens
bedient hat.
Noavelle biographie gön^rale. Vol. XXIV, pag. 533. G.
Hervez de Ch^goin, Nicolas-Joseph H. , zu Paris, war 1791 zu
Autrains (Ni^vre) geboren, studirte in Paris, wurde daselbst 1816 Doctor, 1823
Mitglied der Akademie der Medicin in der Abtheilung für operative Chirurgie,
war consultirender Chirurg des Königs Louis Philippe und nach einander
Arzt der Infirmerie Marie-Thöröse, des Höp. Necker und zuletzt des Höp. Lariboisiöre ;
1857 nahm er seinen Abschied aus dem Hospitaldieust und starb am 23. März
1877. Er hat verschiedene Abhandlungen über eingekeilte Schenkelhalsbrüche,
die Todesursachen nach dem Steinschnitt , die Polypen und die Lageveränderungen
12*
180 HEEVEZ. — HERZ.
der Oebärmutter , die Hamröhrenstricturen , fungösen Blutgeschwülste, den Krebs,
verschiedene Gehimkrankheiten , eine Panction der Oebärmutter bei ITjähriger
Verhaltung des Menstrualblntes veröffentlicht, war Mitredacteur des Joum. universel
et hebdomad. de med. seit 1820, publicirte Aufsätze in den Arch. g^n. de möd.,
im Joum. complöment., der Revue m6d. , den M6m. de TAcad. roy. de m6d. u. s. w.
und gab folgende besondere Schriften heraus: „Reckerches but lea causes ßt le
traitement du begaiement" (1830) — „Traitement dela brülure^ (1852) u. s. w.
Sachaile, pag. 361. — Vapereau, 5. 6dit., I., pag. 932. — Callisen, VIII,
pag. 437; XXVm, pag. 510. q
*Hervleux, fidouard H. , zu Paris, ist 1818 zu Louviers (Eure)
geboren, seit 1846 Doctor, ist Arzt der Matemit^, Mitglied der Akademie der
Medicin. Literarische Arbeiten: „Recherchen sur V emphyshne pulmonaire enfantile'^
(Archive« g^nörales de m^dec., 1861) — „Etiologie et pi'ophylaxie des 4pid4mies
puerpih'ales" (Gaz. m6d. de Paris, 1865) — „TraitS cXinique et pratique des
maladies puerperales, suite de couches" (Paris 1870, av. igg.) u. s. w.
Lorenz, III, 592; V, pag. 645. Bed.
/Hery, Thierry de H. , bedeutender Wundarzt und um seine Zeit-
genossen besonders verdient durch sein Werk über die Behandlung der Syphilis,
wurde in Paris zu Anfang des 16. Jahrhunderts geboren und war ein Jugend-
freund Pare's. Er studirte in seiner Vaterstadt Chirurgie und unter Hoüllibr
auch Medicin, machte unter Franz I. als Militärwundarzt bei der französisehen
Armee 1537 den italienischen Feldzug mit, begab sich nach der Schlacht bei
Pavia nach Rom und beschäftigte sich dort hauptsächlich mit der Behandlung der
Syphilis mittelst Schmiercur. Durch die später nach seiner Rückkehr aus Italien
im grösseren Massstabe erfolgte Empfehlung und Verbreitung dieser Methode in
Frankreich hat sich H. ein grosses Verdienst lun sein Vaterland erworben. Haupt-
sächlich hat H. seine Anschauungen in Bezug auf Behandlung der Syphilis nieder-
gelegt in dem Werk : „La mSthode curative de la maladie vdndrienney vulgaire-
ment appell4e grosse vSrole, et de la diversüe de ses symptomes" (Paris 1552 ;
1569 ; 1654). Pa££ hat aus diesem Buch fast ganze Capitel wörtlich in das
16. Buch seiner Chirurgie, das von der Syphilis handelt , aufgenommen. H. starb
in Paris am 12. Mai 1599.
Biogr. m6d. V, pag. 176. — Dict. bist. III, pag. 119. — Haeser, Gesch. d. Med.,
II, pag. 176. Pgl.
Herz, Marcus H. , berühmter Praktiker aus der zweiten Hälfte d^
vorigen Jahrhunderts, war zu Berlin am 17. Januar 1747 geboren. Im Alter von
15 Jahren Eaufmannslehrling in Königsberg, wurde er bald von solchem Wissens-
dränge erfasst, dass er dem kaufmännischen Beruf entsagte und in Königsberg za
studiren anfing. Er hörte Kant und schon im Jahre 1770 konnte er die philosophische
These: „De mundi sensibüis forma et princiims" Öffentlich vertheidigen. Darauf
kehrte H. ausgestattet mit Empfehlungsschreiben seines Lehrers Kant an Lambert,
Sülzer, Mendelsohn nach Berlin zurück , studirte dort Medicin , später in Halle,
wo er 1774 mit der: „Diss, de varia naturae energia in morbis acutis cUque
chronicis" promovirte. Dann Hess er sich in Berlin nieder und war der Erste,
der Vorlesungen über Experimentalphysik hielt. 1785 wurde er zum Hofrath und
Leibarzt des Grafen von Waldeck und 1787 von Friedrich Wilhelm IL
zum Professor der Philosophie ernannt. Er starb am 20. Januar 1803 an einer
Pneumonie. H. war der Gatte der durch ihre Schönheit und ihren Geist bertthmteu
Henriette H. Von seinen philosophischen und medicinischen Schriften nennen
wir : „ Versuch über die Ursachen der Verschiedenheit des Geschmacks" (Mi tau
1776; Berlin 1790) — „Briefe an Aerzte"" (Berlin, I, 1777; II, 1784) —
„Gn-undriss aller medicinischen Wissenschaften^ (Ebenda 1782) — „Versuch
über den Schwindel^ (Ebenda 1786; 1791), ein seinerzeit viel genanntes Buch —
HERZ. 181
„Grundlage zu Vorlesungen über die Experimentalphysik" (Ebenda 1787).
Ausserdem rtthren von H. verschiedene Anfsfttze in den „Nenen Beyträgen zur
Natur- und Arzneywissenschaft^ von Sells, im „Magazin zur Erfahrungsseelen-
kunde'' von Mobitz, in der Berliner Monatsschrift, dem Sammler und im
HuFELAND'schen Jonmal der prakt. Heilkunde her.
Nehring, I, pag. 200. — Schlichtegpoll, Nekrolog. III, pag. 77. — Biogr.
mkd. V, pag. 177. — Dict. bist, in, pag. 127. Pgl.
Herz^ Johann Baptist H., zu Wttrzburg, war daselbst am 9. Juni
1802 geboren, studirte von 1820 an daselbst, war Schfller und von 1824 — 26
Assistent von SCHÖNLEIN, ei*warb 1825 die Doctorwflrde mit der Inaug.-Abhdig. :
„Ueber Friesel und dessen Behandlung*' (Würzburg 1827), begann 1827 seine
Praxis und wurde nach und nach einer der gefeiertsten Aerzte Würzburgs. Das
Vertrauen der städtischen Behörde übertrug ihm 1831 die Stelle als Hausarzt im
Ehehaltenhause, 1833 die eines städtischen Armenarztes und 1834 die als Haus-
arzt der Hubertuspflege; auch wurde er von der Regierung zum Kreis-Impfarzt
ernannt. Sein feiner praktischer Tact, seine scharfe Auffassung des concreten
Falles, sein lebhaftes Interesse, mit welchem er jedem Fortschritt der Wissenschaft
folgte , machten ihn , auch ausserhalb seiner grossen Praxis , zu einem mit Vorliebe
herbeigezogenen Consiliarius. Von literarischen Arbeiten ist nur ein Aufsatz, welcher
die Wirkung der Quellen von Mergentheim (Würzburger med. Zeitschr. , Bd. H)
b^pricht, bekannt. Er starb am 30. März 1865 unerwartet in einem asthma-
tischen Anfalle.
Dressler in Würzburger medic. Zeitschr., Bd. HI, 1866, pag. XXXV. G.
Herz, Jakob H. , in Erlangen, war am 2. Februar 1816 zu Bayreuth
geboren, studirte von 1835 an in Erlangen, wo er sich unter den älteren Pro-
fessoren an Flbischmann, unter den jüngeren an Ruo. Waoner auschloss, am
innigsten aber an Stbomeyer, welcher den grössten Einfluss auf seine wissen-
schaftliche und praktische Thätigkeit ausübte und ihm ein väterlicher Freund
wurde.' 1841 wählte ihn Strometer zum Assistenten für die chirurgische Klinik
und Poliklinik. Des Ersteren orthopädische. Curen, namentlich die Behandlung
von Klumpfüssen, führte zu jener Zeit eine grosse Menge Kranker, besonders
Kinder, nach Erlangen. Auch als Stromeyer 1842 Erlangen verliess, blieb H.
unter dessen Nachfolger Hbyfelder in der Stellung eines Assistenten und Jener
bekannte laut, dass er nie einen gewissenhafteren und kenntnissreicheren gehabt habe,
als H. Dieser publicirte, bei Gelegenheit der Jubelfeier der Universität 1843, eine
kleine Schrift : „De enchondromate'^ (4.) und später einen Bericht über die Resultate
der mit Schwefeläther in der Erlanger Klinik angestellten Versuche (Allgemeine
Zeitung, 1847, Nr. 37). Schon seit 1841 hatte II. fortwährend eine Lehrthätigkeit
entwickelt, ohne eigentlich Docent zu sein, da seiner Habilitirung sein Glaubens-
bekenntniss hindernd im Wege stand. Gleichwohl wurde er 1847, auf Fleischmann's
und der Universität dringende Befürwortung, zum Prosector ernannt. Seine
Repetitorien über specielle und chirurgische Anatomie gehörten zu den besuchtesten
Vorlesungen der Universität und durch Uebereinkunft mit Ger lach, Fleisch-
hann's Nachfolger, übernahm er auch den Vortrag von mehreren Theilen der
Anatomie, aber gleichwohl durfte er diese Vorlesungen nicht im Lections-Katalog
anzeigen. Dabei war er einer der gesuchtesten und beliebtesten Aerzte der
Stadt und veröffentlichte zusammen mit den ihm befreundeten Collegen Gerlach
und DiTTRiCH: „Anatomische Beobachtungen und physiologische Versuche an
den Leichen von zwei Hingerichteten^ (Prager Vierteljahrschr., Bd. XXXI). Erst
im Jahre 1861 hatten sich die politischen Verhältnisse in der Art verbessert, dass
seine Freunde und Verehrer an der Universität daran denken konnten, ihrem so
verdienten Mitgliede die gebührende Stellung zu verschaffen, indem der akademische
Senat ihn zum Prof. e. o. vorschlug; indessen wurde er erst 1862 zum Ehren-
Professor, 1863 aber, imter Belassung in seiner Stellung als Prosector, zum
182 HERZ. — HESCHL.
Prof. e. 0. ernannt. Seine Ernennung zum Prof. ord. erfolgte erst 1869, nachdem
er sich bei der Behandlung der Verwundeten von 1866 auszeichnet und die Stadt
Erlangen ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen hatte. Mit nicht geringerer Auf-
opferung widmete er sich der Pflege der Verwundeten im Jahre 1870, nicht nur
in den Erlanger Lazarethen, sondern auch, trotz seiner keineswegs festen Gesund-
heit, durch Leitung eines Spitalznges. Jedoch schon am 27. September 1871 endete
das geräuschlose, aber thätige Leben des edelen Menschenfreundes und Arztes.
Boctor Jacob Herz. Zar Erinnernng für seine Freunde. Erlangen 1671. O.
Herz, s. a. Hertz.
Herzog, Johann Gotthelf H., geboren am 26. September 1738 in
Eamenz (in der Lausitz) und als Arzt daselbst am 28. Juni 1787 gestorben,
schrieb: „Moralische Oründe eines Philosophen wider den Ehestand^ (Leipzig
1764) — „Unterricht vor Hebammen auf dem Lande^ (Dresden 1780) —
„Etwas zur höheren Hebammenkunst , besonders die künstliche Trennung der
Schamknochen betreffend" (Ebenda 1781) — „ Von der pflichtmässigen Sorg-
falt der Eltein für die Leibesbildung ihrer Kinder '^ (Ebenda 1782) — „Ein
wendisches Hebammenbuch*^ (Bautzen 1782) — „Sorgfalt der Eltern bei
Erziehung der Kinder" (Dresden 1783).
Biogr. m6d. V, pag. 178. Pgl.
Heschl, Richard L. H. , 1824 in Wellsdorf (Steiermark) geboren,
absolvirte die medicinischen Studien von 1842 — 1847 in Wien, wurde 1849 ,pro-
movirt und in demselben Jahre, nachdem er kurze Zeit Operationszögling und
Assistent der gerichtlichen Medicin gewesen, zweiter, 1850 erster Assistent
Rokitansky's , 1854 Prof. der Anatomie in Olmütz, 1855 Prof. der pathologischen
Anatomie in Krakau, 1862 suppl. Prof. der medicinischen Eiinik in Graz, 1863
ebendaselbst o. ö. Prof. der pathologischen Anatomie, 1875 Prof. des letzteren
Faches in Wien und starb am 26. Mai 1 881 an der Lungenschwindsucht in Wien,
nachdem er seit Herbst 1880 gekränkelt. Er war Mitglied des steierischen Land-
tages und Landesausschusses, Mitglied des niederösterreichischen Sanitätsrathes,
Hofrath , wiederholt in Graz und Wien Decan des medicinischen Professoren-
Collegiums, gründete das Grazer pathologisch-anatomische Museum, dem er 1000
pathologisch-histologische , 2000 makroskopische Präparate, darunter eine aus-
gezeichnete Schädelsammlung einverleibte, war ein eifriger Lehrer und tüchtiger
Prosector. Von seinen Arbeiten , welche die Zahl von 50 übersteigen , freilieb
meist nur casuistischen Werth haben oder doch im Vorübergehen gepflückte Früchte
sind, erschienen in der Prager Vierteljahrsschrift: ^Qehimdefect und Hydro-
cephalus" (1859) — „jßm neuer Fall von Porencephalie*^ (1861) — „Ceber
fötale und prämat. Obliteration der Schädelnähte nach Fällen der Grazer
Sammlung" (1862) — „Neue Fälle von Porencephalie" (1868); in der Zeit-
schrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien : „ Vorkommen von Schweiss-
drüsen in einer Fett- und Haarcyste des linken Ovariums" (1852) — nPoly-
gyrie" (1872); in der Oesterr. Zeitschr. für prakt. Heilkunde: „Ueber die Haut-
hörner" (1859) — „Ueber das Wechselfieber und die capillnren Blutungen
in der Melanämie*" (1862); in Schmidt's Jahrbb. : „Vollständiger Defect der
Gallenwege , beobachtet an einem sieben Monate alten verstorbenen weiblichen
Kinde" (Bd. CXXVII) — „Das Lymphangiom, eine neue Geschvmlst der Niere"
(Bd. CXXXIl); in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in
Wien: „Ueber die amyl, Degeneration der Leber" (1876); in der Wiener Med.
Wochenschrift: „Ueber Cylindrom der Lunge" (1877). Sein „Compendium^der
allgemeinen und speciellen pathologischen Anatomie" (Wien 1855) ist eine für
Examinanden berechnete Corapilation ; die 1859 erschienene y.Sectio-fistechnik" ist
eine klar geschriebene, dankenswerthe Darstellung des von Rokitansky bei patho-
logisch-anatomischen Sectionen geübten Verfahrens.
Wiener Med. Wochenschrift. 1881, Xr. 23. G. Scheuthauer.
HESS. — HESSE. 183
Hess, Hermann Heinrich H., Chemiker, wurde in Genf am 7. August
1802 geboren, kam mit seinen Eltern naeh Russland und wurde zum Theil in
Petersburg, zum Theil in Dorpat erzogen. Nachdem er in Dorpat Medicin von
1822 ab stndirt, sich aber daneben mit Vorliebe der Chemie und Geognosie hingegeben
hatte, wurde er am 3./15. October 1825 zum Dr. med. promovirt („Dias, inaug.
ckemtco-medica nonnulla de fordibus medtc€Uis prcteserttm in Rutkenia obviis*').
In der Folge ging er nach Stockholm, um sich unter Bsrzelius eine Zeit lang
grflndlich mit Chemie zu beschäftigen und begleitete dann seinen Lehrer, Professor
Engelhardt, auf einer geognostischen Reise zum Ural. Im Jahre 1827 wurde
er als Arzt in Irkutzk angestellt, untersuchte die Mineralwässer in Turkinsk am
Baikalsee und machte anderweitige interessante Beobachtungen. Die Akademie der
Wissenschaften wählte H. 1829 zum Adjuncten, 1830 zum ausserordentlichen und
bald darauf zum ordentlichen Mitgliede der Akademie ftlr allgemeine Chemie. Er
starb in St. Petersburg am 1./13. December 1850. H. hat eine sehr grosse Reihe
chemischer Arbeiten veröffentlicht; er war ein sehr thätiger und tüchtiger
Forscher. Besonders zu erwähnen sind seine zahlreichen Wasseranalysen , seine
thermo-chemischen Untersuchungen, das von ihm erfundene Alkoholometer und
schliesslich seine in russischer Sprache in 7 Auflagen erschienenen „Orundzüge
der Chemie** ; das letztere Werk ist, abgesehen von dem wissenschaftlichen
Inhalte, für das Russische bedeutungsvoll, weil H. darin eine chemische Nomen-
clatnr aufstellte und ausarbeitete.
V. Recke-Napiersky, III, pag. 267. — Beise, I, pag. 259. — Compt. rend.
de rAcad. imp^r. des sc. de St. Petersbourg. Ann^e 1850, pag. 13 — 24. l. Stieda.
*Hess, Wilhelm H., Medicinalrath, Arzt und Augenarzt zu Mainz, zu
Giessen am 23. Juni 1831 geboren, studirte in Giessen, Wttrzburg, Heidelberg,
Wien und Prag. Vom Jahre 1853 an beschäftigte er sich in Berlin unter
A. V. Oraefb's Leitung mit der Augenheilkunde und Hess sich 1857 als Arzt und
Augenarzt in Mainz nieder. Seit Bestehen der Deutschen ophthalmologischen
Gresellschaft bekleidet er die Stelle eines permanenten Secretärs derselben.
Horstmann.
Hesse, Friedrich Karl Heinrich H. , zu Erfurt 1768 geboren,
studirte in Erfurt Rechtswissenschaft und wurde Notarius publicus daselbst. Nach
dem Tode seines Vaters verliess er Erfurt und ging als Erzieher nach Livland;
nachdem er hier einige ihm anvertraute Zöglinge zur Universität vorbereitet hatte,
wandte er sich dem Studium der Medicin zu, studirte in Jena, Göttingen und
Wien und erwarb sich 1800 in Jena den Doctorgrad („Diss. inaug. sistena
disquisitiones quaedam circa usum evacuantium in dysenteria^J. Dann ging er
nach Constantinopel, wurde später Leibarzt des Fürsten M o r o u s y , Hospodar von
Moldau in Jassy und zog 1805 endlich nach Riga, wo er bis zu seinem Tode,
am 7. August 1812, namentlich als Augenarzt thätig war. Er schrieb einige
nicht-medicinische Abhandlangen in den Riga'schen Stadtblättem 1810 und 1812.
Biga»8che Biogr. 1881, I, pag. 15—17. L. Stieda.
Hesse, Johann Friedrich Wilhelm H., zu Berlin, war am
16. Februar 1782 zu Sandau a. d. Elbe geboren, besuchte von 1801 an die med.-
chir. P6pinifere in Berlin, gerieth als Militärarzt 1806 bei Lübeck in französische
Gefangenschaft, befreite sich aber, diente in den Hospitälern zu Pillau, war von
1809 — 12 Oberarzt der Pepini^re, verliess dann den Militärdienst, nachdem er
1811 in Halle mit der Diss. : „De aßectibus topicis arthritidi superstitihus apte
curandis^ zum Dr. med. promovirt wordeu, und wurde durch seinen Schwiegervater,
den Zahnarzt Laütknschläger , auf die Ausübung der Zahnheilkunde geführt,
die er neben der ärztlichen Praxis bis zu seinem am 12. Juli 1832 erfolgten Tode
betrieb- In den Jahren 1812 — 14 betheiligte er sich mit Auszeichnung an der
Behandlung der in den Berliner Lazarethen befindlichen preussischen , russischen
und französischen Kranken und Verwundeten, wurde zum Hofmedicus ernannt,
184 HESSE.
«
war von 1816 an Mitglied der Examinations-CommisBion für Zahnärzte, habilitirte
sich 1827 bei der Berliner Universität als Privatdocent für Zahnheilkunde, war
Hofarzt des Kronprinzen und Leibarzt des Prinzen Wilhelm (des jetzigen
deutschen Kaisers). Ausser einigen Aufsätzen in Hufeland's Journal (1864):
„Neuer Beitrag zu der Diagnostik und Cur der Oehörhrankheüen^ und in
Hoän's Archiv (1829), schrieb er für RüST's Handbuch der Chirurgie eine Reihe
von Artikeln, welche die Zahnheilkunde betreffen, verbesserte auch die Einrichtung
des künstlichen Gaumens (Rüst's Magaz., 1817). — Zwei seiner Söhne, ebenfalls
als Aerzte approbirt , übten nach ihm in Berlin praktisch die Zahnheilkunde aus.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 10, 1832, I, pag. 543. — Callisen, VIII,
pag. 449, 50; XXVIU, pag. 514. G.
Hesse, Karl Gustav H., zu Wechselburg (Königr. Sachsen), war am
19. December 1795 zu Suiza im Orossherzogthum Sachsed - Weimar geboren,
studirte von 1815 — 20 zu Jena und Halle, besuchte dann noch Berlin und
Göttingen, und trat, nachdem er promovirt hatte, 1820 als Mitredacteur der von
PiEREB in Altenburg herausgegebenen „Allgemeinen medicinischen Annalen^' und
des „Anatomisch-physiologischen Realwörterbuches'^ in eine vielseitige literarische
Thätigkeit. Von 1824 übernahm er die ausschliessliche Herausgabe der Annalen,
siedelte nach Gössnitz, 1826 nach Wechselburg über, wo er Physicus und 1829
vom Grafen Schönburg zum Rath ernannt wurde. Er blieb in ununterbrochener
literarischer Verbindung mit Pi£R£R als einer der thätigsten Mitarbeiter der
Annalen und des von demselben herausgegebenen Universal-Lexikons , dessen
medicinische Artikel er, nach Pierbr's Tode, für die neue Ausgabe gänzlich
umarbeitete, ebenso wie er für die seit 1850 erscheinenden Supplemente der
zweiten Auflage bis zu seinem Tode thätig war. In den letzten 10 Jahren seines
Lebens widmete er seine Müsse ausschliesslich der Bearbeitung eines umfassenden
medicinischen Wörterbuches, an dessen naher Vollendung er nur durch seinen
Tod gehindert wurde. Ausser seiner Theilnahme an den angeführten literarischen
Unternehmungen und an der sich an dieselben anschliessenden Medicinischen Zeitung
von Pabst, von 1835 bis zu deren Aufhören, beschäftigte er sich besonders während
seines Aufenthaltes in Altenburg und Gössnitz mit experimentellen Untersuchungen
über die Verrichtungen der Milz, über die er in den Medic. Annalen (1825)
mehrere Abhandlungen schrieb, femer über Blutbrechen der Neugeborenen, über
die Geschichte der Exstirpation der Gebärmutter, über weisses Blut, über Doppelt-
hören u. 8. w. Schon als Student hatte er Th. Copland , „ Ueber den kranken
Rückgrat'' (Leipzig 1819) und C. Scüdamore, „Ueber die Oicht^ (1819) aus dem
Englischen übersetzt ; seine weiteren Schriften waren : „ Ueber das Schreien der
Kinder im Mutterleibe vor dem Risse der Eihäute ; u, s. w,^ (Leipzig 1826) —
„ Von den Folgen der Kuhpocken- und Blatternimpßing bei Vaccinirten oder
Geblätterten u. s. w." (Ebenda 1827) — ,y Ueber die Erweichung der Gewebe
und Organe des menschlichen Körpers^ (Ebenda 1827) — „Ueber Varicellen
und ihr Verhältniss zu den Menschenblattem und Varioloiden^ (Ebenda 1829) —
„ Ueber den Scirrhus und Carcinom der Gebärmutter in ihrer Complication
mit Schwangerschaft und als Hindernisse der Geburt" (Berlin 1832) — „ Ueber
das nächtliche Aufschrecken der Kinder im Schlafe und die psychisch- gericht-
liehe Bedeutung des Auf Schreckens in den späteren Lebensjahren" (Alteuburg
1845). Auch als Arzt war er, neben seinen literarischen Beschäftigungen, rastlos
thätig und stand der 1843 enlHtandenen Diakonissen-Anst^ilt unermüdlich vor, bis
dieselbe 1851, kurz vor seinem am 20. März 1851 erfolgten Tode, mit der Dresdener
Diakonissen-Anstalt vereinigt wurde.
Neuer Nekrolog der Deatsclien. Jahrg. 29, 1851, I, pag. 252. — Callisen, VIII,
pag. 445 ; XXVIII, pag. 512. G.
* Hesse, Friedrich Louis H., am 7. December 1849 geboren, bildete
sich in Leipzig, wo er 1874 promovirt worden war, für Anatomie speciell aus^
HESSE. — HESSELBACH. 185
begab sich aber 1880 nach New York, nm dort Zahnheilkande zu stadiren.
1882 nach Leipzig zorflckgekehrt, habilitirte er sich fUr diese Specialität und ist
in ihrem Gebiete praktisch und literarisch thätig. Wernich.
Hesselbach, Vater und Sohn zu Würzburg. — Der Erstere, Franz
Kaspar H. , war am 27. Januar 1759 zu Hammelburg im Fürstenthum Fulda
geboren, studirte von 1778 an in Würzburg, hatte das Glück, Privatschüler von
Eabl Kaspab V. Siebold zu werden, der die Professuren der Anatomie, Chirurgie
und Geburtshilfe in seiner Person vereinigte. H. , bald darauf auch chirurgischer
Assistent im Juliusspital geworden, erwarb sich durch rastlosen Fieiss und immer
gleiche Aufmerksamkeit die Zuneigung seines Lehrers in hohem Grade. Bei II.'s
Vorliebe für die Anatomie, der er alle seine freien Stunden, ja halbe Nächte widmete,
war es erklärlich, dass Siebold, der ohne die Beihilfe eines Prosectors auch den
Unterricht im anatomischen Seciren zu leiten hatte, ihm das Geschäft eines Pro-
sectors übertrug, das er 6 Jahre lang ohne jede Gratification versah, bis er 1789
die wirkliche Anstellung als Prosector erhielt. H.'s Thätigkeit gelang es, die bis
dahin sehr dürftige anatomische Sammlung in dem Maasse zu verbesseni und zu
vermehren, dass dieselbe 1815 — 16 sich auf 1252 Präparate belief. Dabei ver-
nachlässigte er auch nicht die Chirurgie, machte z. B. (1795) ein verbessertes
Steinschnittmesser bekannt, ertheilte Privatunterricht in der Anatomie und im
Steinschnitt; er zählte zu seinen Schülern u. A. den späteren berühmten Göttinger
Chirurgen K. J. M. Langenbeck. Nach der Besitznahme Würzburg's durch Bayern,
1804, wurde seine keinesweges glänzende Lage nicht unwesentlich verbessert. Er
gewann Müsse , eine anatomische und eine chirurgische Schrift : „ Vollständige
Äfdeitung zur Zergliederungshunde des menschlichen Körpers^ (3 Hefte, Rudol-
stadt 1806 — 8, m. Kpf. , 4.) — „Anatomisch-chirurgische Abhandlung über
den Ursprung der Leistenbrüche^ (Würzburg 1806, m. Kpf., 4.) herauszugeben.
1807 ertheilte ihm die Würzburger med. Facultät wegen seiner Verdienste um die
anatomische Anstalt und wegen seiner anatomisch-chirurgischen Schriften die
medicinische Doctorwürde. Er setzte seine Untersuchungen über die Leisten- und
Schenkelbrüche fort und veröffentlichte darüber zwei Schriften: „Neueste ana-
tomisch-pcUhologische Untersuchungen über den Ursprung und das Fortschreiten
der Leisten- und Schenkelbrüche^* (Würzburg 1814, m. Kpf., 4.), die 1816 auch
in lateinischer Uebersetzung von Th. A. Rüland erschien, und „Beschreibung
und Abbildung eines neuen Instrumentes zur sicheren Entdeckung und Stillung
einer bei devi Bruchschnitte entstandenen gefährlichen Blutung^ (Ebenda 1815,
m. 2 Kpf., 4.). Während der Krankheit des Professors der Chirurgie, Mabkard,
und nach dem Tode desselben ertheilte er Unterricht in sämmtlichen chirurgischen
Operationen und versah die Stelle eines Oberwundarztes im Juliusspitale , bis zur
Ankunft des Prof. Textor. Am 24. Juli 1816 erfolgte sein Tod. — Unter denjenigen
Anatomen und Chirurgen, welche sich um die genauere Kenntniss der Unterleibs-
brüche besonders verdient gemacht haben, ist, neben Scabpa und Astley Coopeb,
H. vor allen Dingen zu nennen.
Salzburgjer Med.-chirnrg. Zeitung. IS 17, I, pag. 350. — E. Gurlt, AUg. Deutsche
Biogr. XU, pag. 311. Gurlt..
Adam Kaspar Hesselbach, zu Bamberg und Würzburg, wurde am
15. Januar 1788' zu Würzburg als Sohn des Vorigen geboren, widmete sich, dem
Berufe seines Vaters folgend , vorzugsweise der praktischen Anatomie und , wie
dieser , auch der Chirurgie. Seine erste Schrift war eine anatomische : ;, Voll-
ständige Anleitung zu gesetzmässigen LeichenöfnungeUj nach JRo ose bearbeitet^
(Würzburg 1812; 2. Aufl. auch u. d. T. : „Handbuch für gerichtliche Aerzte
und Wundärzte bei gesetzmässigen Leichenöffnungen^ ^ 1819). 1817 wurde er,
nach dem Tode seines Vaters, dessen Nachfolger als Prosector der Anatomie, deren
Leiter damals Döllinger war; 1818 wurde er Dr. phil. et med. honor. der
Würzburger Facultäten. Neben Berichten über die anatomische Anstalt in ver-
186 HESSELBACH.
Bchiedenen Studienjahren (1817-18, 1818-19), zum Theil in Verbindung mit
anatomischen Abhandlungen, z. B. : „Beschreibung des menschlichen Auges"
(1820) und einer „Beschreibung der pathologischen Präparate, welche in der
königlichen anatomischen Anstalt zu Würzburg aufbewahrt werden*^ (1824) finden
wir von ihm auch anatomisch-chirurgische und rein chirurgische Arbeiten, namentlich
auf dem Gebiete der Unterleibsbrüche , auch hier den väterlichen Traditionen
folgend; so: „Die sicherste Art des BruchschniUs in der Leiste*^ (Bamberg
1819, 4.) und ein anatomischer Nachtrag dazu in demselben Jahre u. d. T. :
„ lieber den Ursprung und Verlauf der unteren Bauchdeckenschlagader und
der Hüßbeinlochschlagader" ; femer in Textor's Neuem Chiron (1821): „Der
äussere Schenkelbruch, entdeckt und beschrieben von etc." und eine Reihe von
Jahren später ein grösseres Werk: „Die Lehre von den Eingeweidebrüchen"
(2 Thle., Wtlrzburg 1829/30). Um dieselbe Zeit begann er auch, in Gemeinschaft
mit seinem Würzburger CoUegen JOH. Bapt. Fbiedseich, die Herausgabe von
periodischen Zeitschriften, die bis in die Mitte des folgenden Decenniums reichten,
so: „Beiträge zur Natur- und Heilkunde" (2 Bde., 1825/26) — „Bibliothek
der Deutschen Medidn und Chirurgie" (Jahrg. 1 — 5, 1828 — 32; Ergänzungs-
band zum 1. — 4. Jahrg. , 1828 — 36) — „Medicinisch-chirurgische Pfennig-
Bibliothek , in Aufzügen aus neueren, sowohl deutschen als ausländischen
medicinisch'chirurgischen Werken. Neue wohlfeile Ausgabe der Bibliothek der
Medidn und Chirurgie" (Bd. I — XV, 1835 — 37). Inzwischen war H. , der als
Prosector sich mit Dölliger's Nachfolger, Heusinger, nicht vertragen konnte,
im Jahre 1828 als Professor der Chirurgie an die chirurgische Schule zu Bamberg
versetzt und zugleich zum Oberwundarzt des dortigen allgemeinen Krankenhauses
ernannt worden. In diesen Stellungen wirkte er bis 1833, in welchem Jahre die
chirurgische Schule aufgehoben wurde. Zu einer Lehrthätigkeit gelangte er
erst wieder an der 1836 in Bamberg errichteten Baderschule, die ihrerseits auch
wieder 1843 aufgehoben wurde. Während H. innerhalb dieses Zeitraumes in
Bamberg eine nicht unbedeutende literarische Thätigkeit entfaltete, indem er, neben
der Herausgabe der erwähnten periodischen Zeitschriften, „Medicinisch-chirurgische
Beobachtungen und Erfahrungen" (Bamberg 1832/33), ein „Handbuch der
Chirurgie für das untergeordnete ärztliche Personal" (Ebenda 1838), sodann
eine Schrift: „Die Erkenntniss und Behandlung der Eingeweidebrüche", durch
naturgetreue Abbildungen erläutert" (Nürnberg 1840/41 , m. 20 Taff., gr. fol.)
publicirte, auch ein grösseres Werk u. d. T. : „Handbuch der gesammten Chiinirgie
für praktische A^^rzte und Wundärzte" (3 Bde., Jena 1842 — 47) begonnen hatte,
ist über seine gleichzeitige operative und Lehrthätigkeit, nach der Mittheilung von
Zeitgenossen, nicht viel Rühmliches zu berichten. So vortrefflich seine anatomischen
Kenntnisse waren und so elegant er das Messer zu fahren verstand, wenn er sich
einmal dazu entschlossen hatte, so messerscheu war er auf der anderen Seite, so dass
z. B. seine meisten Bruchkranken unoperirt starben. Als Lehrer war er sowohl im
theoretischen als praktischen Unterrichte nicht anregend und belehrend ; er begnügte
sich damit, bei dem ersteren das für seine Schüler verfasste Buch einfach, ohne
weitere Erklärungen, vorzulesen; seine Verbände waren complicirt und unpraktisch,
daher war es erklärlich, dass er als Arzt und Chirurg in Bamberg wenig Geltung
besass. Dazu kam, dass seine Familienverhältnisse, nicht ohne eigene Verschuldung,
die traurigsten waren. Auch als H., einige Zeit nach Aufhebung der Baderschule in
Bamberg, von dort wieder nach Würzburg übersiedelte, sank er moralisch immer
mehr, so dass ihn in tiefer Verkommenheit am 6. Mai 1856 der Tod traf. — H. war
jedenfalls ein sehr gut beanlagter Mann , der auf dem Gebiete der Anatomie und
Chirurgie Tüchtiges zu leisten berufen war und theilweise auch geleistet hat ; daneben
war er aber von eingebildetem und unverträglichem Charakter und diese, sowie
andere Charakterschwächen, haben ihn frühzeitig moralisch zu -Grunde gerichtet.
E. Gnrlt in Allgem Deutscher Biogr. XII, pag. 311. — Callisen, VIII, pag. 451;
XXVIII, pag. 514. — Engel manu, pag. 2J7; Supplem., pag. 108. Gurlt.
HESSEBT. — HETT. 287
Bessert, Franz Ferdinand Ludwig von H., zn Darmstadt, war am
19. Joli 1774 zn Bnchsweiler geboren, besuchte von 1792 an, nach einem ein«
jährigen Aufenthalte in Waadtlande, behufs gründlicher Erlernung des Französischen,
die Universitäten Jena, Oiessen, Marburg, wurde 1795 landgräflich hessischer
Stabsehirurg , 1796 Stabsmedicus , machte den Feldzug in den Niederlanden mit,
begleitete die in englischen Subsidien stehende hessische Brigade 1796, 97 nach
Krain und Croatien und konnte bei einem längeren Aufenthalte in Wien sich die
dortigen medicinischen Anstalten zu Nutze machen. 1798 verliess er den Militär-
dienst, wurde zum Professor der Mediein in Giessen ernannt, siedelte aber
bereits 1802 als Professor, ausflbender Arzt und Chirurg nach Strassburg über,
nachdem er, zusammen mit H. F. Pilger: „Einige Worte an das Publicum
über die Kukpocken und deren Impfung'^ (Giessen 1800) — „Sammlungen
von Nachrichten .... über die Kuhpocken • Impfung , aus dem Französischen
übersetzt . . . .* (Ebenda 1801) und „Archiv für Kuh- oder Schutzpocken- Ein-
impfung" (Ebenda 1801) herausgegeben hatte. In Strassburg gehörte er bald
ZQ den ausgezeichnetsten Aerzten und Chirurgen und wurde bei ausgebrochenen
Epidemieen (1812, 13) und anderen wichtigen Fällen zu besonderen Missionen
gebraucht. Er schrieb hier: „Essai sur Vutilitd de la r^nion de la mSdecine
et de la Chirurgie'^ (Strassburg 1804) und mit Schahl: „PrScis historique et
prätique sur la fövre militaire qui a rdgnS 4pid6m,iquement dans le Ddp,
du Bas-Bhin 1812" (Ebenda 1813). 1828 trat er abermals als Oberstabsarzt
in den grossherzogl. hessischen Militärdienst, wurde zum Geh. Rath und Leibarzt
des Grossherzogs ernannt und geadelt; 1836 endlich wurde er General-Stabsarzt,
starb aber bereits am 15. December 1839. — Obgleich als Bro^oiianer erzogen,
kam er später von den Lehrsätzen dieses Systems zurück und war als ein unge-
wöhnlich scharfsinniger, unterrichteter, belesener und erfahrener Arzt sehr gesucht
und glücklich, in seiner Dienststellung streng, aber gerecht, bei pünktlichster
Pflichterfüllung seinerseits.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 17, 1839, II, pag. 982. — Scriba, II,
pag.445. — Callisen, VIII, pag. 454; XXVIIl, pag. 516. G.
^Hessling, Karl Theodor von H., zu München, geboren am 28. December
1816 zu Regensburg, studirte in München, Heidelberg, Berlin, wurde 1840 in
München Doctor mit der Inaugural- Abhandlung : „ Untersuchungen über die tceissen
K'&rperchen der menschlichen Milz^ (Regensburg 1842), wurde 1854 Privat-
doeent, 1861 Prof. e. o. und schrieb weiter: „Histologische Beiträge zur Lehre
von der Harnabsonderung, Eine vergleichend-anatomische Abhandlung" (Jena
1851, m. 1 Taf.). — »Bie Perlmuscheln und ihre Perlen .... mit Berück-
sichtigung der Perlengewässer Bayerns u. s. w." (Leipzig 1859, m. 8 Tafl^.,
1 Karte); zusammen mit JüL. Kollmann: „Atlas der allgemeinen thierischen
Gewebelehre, Nach der Natur photographirt von Jos. Albert" (1. u. 2. Lief.,
Ebenda 1861, 62, 42 Taff.) — „Grundzüge der allgemeinen und speciellen
Gewebelehre des Menschen" (Ebenda 1866). Ausserdem zahlreiche Abhandlungen
in Zeitschriften. 1878 wurde er in den Ruhestand versetzt und lebt seit dieser
Zeit auf dem Lande.
Prantl, II, pag, 562, Nr. 540. G.
HesycMus, ein nar dem Namen nach bekannter, übrigens sehr renommirter
Arzt des 5. Jahrhunderts n. Chr. Er war in Damascus geboren, hatte längere Zeit
in seiner Heimath, später auf Rhodus, in Griechenland, Alexandrien und in Italien
gelebt, sich hier des höchsten Ansehens als Arzt erfreut und war im Jahre 430
nach Constantinopel übergesiedelt, wo er und noch mehr sein Sohn Jacobus
(vergl. den Artikel Jacobus H.) mit Ehren überhäuft worden ist. g^
Hett, Benedict Kaspar H. , geboren in Prag 1747, war Professor
der Hedicin in Trier und Garnisonarzt daselbst. Er schrieb eine Anzahl von
188 HETT. — HEÜEEMANN.
Dissertationen: yyDe sie dictis fehribiLs malignts^ (Trier 1771) — „2). exhibens
veram aomni ideam*^ (Ebenda 1778) — ,fD. exhibens crtteria aquarum^ (Ebenda
1782) — „De lingua sana et morboaa ut 'Stgno in morbis acwtis^ (Ebenda
1784) — „De praestante aed catUo camphorae usu*^ (Ebenda 1789); ferner:
„Richtige Bestimmung der Bestandtheüe , Wirkung und des Gebrauchs des
Bertricher Badwassers" (Ebenda 1779) nnd „Anzeige y sich gegen die Buhr zu
bewahren und selbe am sichersten zu heilen** (Ebenda 1781, fol.).
Biogr. m6d. V, pag. 179. Pgl.
*Heubel, Emil H., geboren in Walk (Livland) am 7. Oetober (25. Sep-
tember) 1838, war auf der Dorpater Universität besonders ein Schüler R. BuCH-
hkim's. 1865 erfolgte seine Doctorpromotion („lieber das Verhalten verschiedener
Körperorgane zur Jodkalium- Resorption" Dorpat). Auf Orund yerschiedener
wichtiger Arbeiten, aus welchen nur die über chronische Bleivergiftung (Berlin
1871), über toxische Wirkungen des Tabakrauches (1872), über das Erampfcentriun
des Frosches (Pflügee's Archiv, 1874) hervorgehoben seien, erfolgte seine Be-
rufung als ord. Professor nach Kiew. Neuere Arbeiten sind: „Die Abhängigkeit
des wachen Oehirnzustandes von äusseren Erregungen" (PflÜgeb's Archiv,
1876) — „lieber die Wirkung wasseranziehender Stoffe" (Ibid. 1879) u. A.
Wernich.
* Heubner, Johann Otto LeonhardH., zu Mühltroff (im Sächsischen
Voigtlande) am 21. Januar 1843 geboren, ausgebildet durch Wunderlich in
Leipzig, später auch in Wien, wurde 1867 promovirt. Seit 1876 dortselbst als
Director der Districts-Poliklinik thätig, erhielt er 1873 seine Vocation als Extra-
ordinarius der Leipziger Facultät. Unter seinen Schriften ragen hervor: „Bei-
träge zur internen Kriegsmedidn" (Leipzig 1871) — „Die luetische Erkrankung
der Himarterien" (Ebenda 1874) — n^i^ experimentelle Diphtherie" (Preis-
schrift, Ebenda 1883). Wernich.
Heucher, Johann Heinrich von H., war zu Wien im Anfange des
Jahres 1677 geboren, kam mit 13 Jahren nach Wittenberg, wo er 1696 Magist.
philoB. wurde, studirte dann in Leipzig, Jena, Altdorf, kehrte 1699 nach Witten-
berg zurück, war daselbst als Privatdocent der Philosophie thätig und erwarb die
medicinische Doctor^rde mit der Diss. : „De usu mathematum in medicina,"
1709 erhielt er in Wittenberg eine ordentliche Professur der Medicin, gab dieselbe
aber 1713 auf, als er zum Leibarzt und Hofrath des Königs August II. von
Polen nach Dresden berufen wurde, wo er auch die Oberaufsicht über die königl.
Bibliothek und die Aufstellung der Naturalien- und Kunstkammern, von ihm selbst
„les galeries des sciences^^ genannt, übertragen erhielt. Er war als Schriftsteller
hauptsächlich auf dem anatomischen und botanischen Oebiete thätig, vervoll-
kommnete das anatomische Cabinet in Wittenberg, gründete den botanischen Oarten
daselbst und veröffentlichte über denselben 1711 einen „Index plantarum Witten-
bergensium". Seine gesammelten Schriften wurden u. d. T. : „Opera partim
edita. partim nondum edita" (2 voll. , Leipzig 1745, 4.) von den Grebrttdem
Christ. Friede, und Christ. Heine. Haenel herausgegeben. 1721 ^nirde er von
Kaiser Karl VI. geadelt und 1729 zum Mitgliede der Royal Society in London
ernannt. Er starb zu Dresden am 23. Februar 1747. Eine Pflanzengattung ans
der Familie der Saxifrageen ist nach ihm „Heuchera" benannt.
V. Wurzbach, Vlll, pag. 448. G.
Heuermann, Georg H., zu Kopenhagen, war 1722 zu Oldesloe in Hol-
stein geboren, widmete sich der Chirurgie, kam 1743 nach Kopenhagen, studirte
von 1748 an auf der dortigen Universität und wurde 1749 mit der Diss.: y^De
lingua Humana" daselbst Doctor. 1754 wurde er zum Arzt der Seecadetten,
1760 zum Prof. e. o. der Medicin an der Universität ernannt, nachdem er ein
grösseres Werk: „Physiologie" (4 Thle. , Kopenhagen und Leipzig 1751 — 55,
HEÜERMANN. — -HEÜRTELOUP. 189
m. Kupf.) heranegegeben hatte, das sieh grosser Anerkennang erfreate. 1754 hatte
er, du er den ünterrieht in der Operationslehre ertheilen mosste, die Heraasgabe
einer „Abhandlung der vornehmsten chirurgischen Operationen am menschlichen
Körper** (3 Thle., Kopenhagen 1764 — 57) begonnen. Er folgte dann der dänisohen
Armee als Feldarzt naeh Holstein, wo er bis 1762 verblieb und gab noch heraus:
„Vermischte Bemerkungen und Untersuchungen der ausübenden Arznewnssen-
Schaft*" (2 Thle., Ebenda 1765, 67). Er starb am 8. December 1768, erst
46 Jahre alt.
E. Gnrlt in Allgem. Deutscher Biographie. Xu, pag. 324. Gnrlt.
Heume (Heurnius), Jan van H., wurde am 25. Januar 1543 in Utrecht
geboren, zog 1561 nach Löwen, wo er bei 0. Oemma wohnte, um Medicin zu
Btudiren, und 1563 nach Paris. Von hier ging er nach Padua und promovirte
1571 daselbst zum Dr. med., um zwei Jahre daselbst als Leibarzt des Grafen
von Granvelle zu fnngiren. 1573 nach Utrecht zurückgekehrt, war er da
praktisch wirksam bis 1581 , als er zum Prof. med. in Leyden ernannt wurde,
welches Amt er bis zu seinem Tode, am 11. August 1601, versah. H. war ein
vortreflflicher Docent, wie aus den von ihm beim Unterricht benutzten „Institu-
tiones medicinae** und seinem ,^ Modus ratioque studendi eorum qui medicinae
operam. dicarant** hervorgeht, ein grosser Verehrer des Hippokrates und dessen
Lehre, was ihm ein Anlass zur Veranstaltung einer commentirten Ausgabe
des Hippokrates gab, welche Sprengel „zu den besten in ihrer Art" rechnet.
Auch schrieb er eine Abhandlung: „De studio medicinae bene instituendo.**
Seine sämmtlichen Schriften wurden als „Opera omnia, tarn ad theoriam quam ad
praxin medicam spectantia** (Leyden 1609; 1658) durch seinen Sohn Otto
herausgegeben. C. E. Daniels.
Heume, Otto van H. , Sohn des Vorigen, am 8. September 1577 in
Utrecht geboren, studirte und promovirte in Leyden 1601. Nach dem Tode seines
Vaters wurde er als dessen Nachfolger zum Prof. med. in Leyden ernannt und
1617 wurde ihm auch der Unterricht in der Anatomie aufgetragen. Er ist der
Stifter des klinischen Unterrichtes in Leyden („Collegium publicum, in qua ad
morbos caute curandos studiosi in nosocomio instruuntur") und ertheilte diesen in
90 ausgezeichneter Weise, dass seine Methode völlig mit der noch in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts befolgten tibereinstimmt. Er starb am 24. Juli 1652,
nachdem er mehr als 50 Jahre als Prof. med. fungirt hatte. Er besorgte eine schon
durch seinen Vater theilweise vorbereitete Ausgabe der ^Medidna universa"
von Ferneliüs (Utrecht 1656; Genf 1679) und fttgte einige durch ihn selbst
wahrgenommene „Casus rariores , quas in diario practico annotavit** hinzu.
Als Student hatte er schon eine Compilation „De barbarica philosophia, lihH
duo^ veröflTentlicht. H. verdient gewiss unter die Medici poetae gerechnet zu
werden, da er ein vortreffliches Gedicht verfertigte „Propemticon in discessum
illustris et ampl. viri Jacob i Dycki** (1617) und hat eine sehr interessante
Sammlung Briefe handschriftlich nachgelassen. q pj Daniels.
Heurteloup , Nicolas Baron H. , berühmter französischer Chirurg aus
der Zeit des ersten Kaiserreiches, war in Tours am 26. November 1750 geboren.
Seine wenig bemittelten Eltern konnten ihrem Sohne nur eine elementare unvoll-
kommene Erziehung geben. Es gelang aber dem jungen H., durch seinen wissen-
schaftlichen Eifer und seine guten Anlagen mit Hilfe einiger Mäcene, die ihm die
nöthigen materiellen Mittel gewährten, sich zum praktischen Studium der Chirurgie
vorzubereiten, das er mit grossem Fleisse 1770 auf der Insel Corsica begann, wo
er zugleich die italienische Sprache erlernte. Bereits 1782 wurde er zum Stabs-
chirurgen der Hospitäler von Corsica und 1786 zum Oberarzt im Militärhosprtal
in Toulon ernannt. 1793 wurde er Mitglied des Gesundheitsrathes , in welcher
Eigenschaft er eine rege Thätigkeit entfaltete, so dass er 1808 zum Director des
190 HEÜRTELOÜP.
gesammten Sanitätswesens der grossen Armee ernannt wurde. Um dieses hat sieh
H. durch sein vorzOgliohes Organisations- und Verwaltungstalent grosse Verdienste
erworben, die ftusserlieh durch Verleihung des Barontitels u. s. w. anerkannt wurden.
H. starb an den Folgen einer Hirnlähmung am 27. März 1812. H. war ein
ausserordentlich erfahrener Wundarzt, der durch die in unzähligen Schlachten und
in den Hospitälern gewonnenen Erfahrungen auch auf die Ent Wickelung der fran-
zösischen Chirurgie einen grossen Einfluss ausgeübt hat; doch ist er im Ganzen
als Schriftsteller nur wenig hervorgetreten. Ausser einigen Artikeln fttr das Dict.
des Sciences m^dicales und verschiedene medicinische Journale schrieb er: ^Pricis
sur le t^anos des adultes" (Paris 1792) — „Nottee aur Manne, Chirurgien de la
marine*' (Berlin 1808); ferner übersetzte er aus dem Italienischen und gab heraus:
„Rapport de la commission mddico-chirurgicale instüu^e ä Milan^ ou rdsultats
des ohservations et des expSriences sur Vinoculation de la Vaccine" (Paris
1802); ebenso: „De la nature des ßhrres et de la meilleure mMode de les
traiter, Traduit de Vitalien du Docteur Giannini avec des notes et additions"
(2 voll., Paris 1808).
Biogr. med. V, pa^. 181. Pgl.
Heurteloup, Charles-Louis-Stanislas Baron H., einer der Rivalen
um die Ei-iindung der Lithotripsie , war als Sohn des Vorigen am 16. Februar
1793 zu Paris geboren, machte zuerst Studien für ein Verwaltungsfach, ging
später zur Medicin über und wurde in Paris 1823 mit der These: „De Vin-
flammation de la memhrane mugueuse gastro-palmonaire, chez les enfans
nouveau-nSs** Doctor. Wie seine Rivalen CiviALE und Leboy d'^tiolles, beschäf-
tigte er sich alsbald eifrig mit der neuen Operationsmethode und begann auch
sofort die Polemik gegen Jene in einer „Note sur le procdd4 mis en usage par le
docteur Civiale pour extraire la pierre de la vessie, sans recourir ä VapS-
ration de la taille" (1824) — „Lettre ä VAcad. des sciences: examen critique
de Vouvrage de M. Civiale intitulS „De la litkotritie" " (Paris 1827, av. 2 pL).
Auch beschäftigte er sich mit der Behandlung der Hamröhrenstricturen , über die
er Folgendes schrieb : „Sur quelques modißcations apporties au porte-caustique
mis en usdge par le docteur Du camp, dans le traitement des r^rdcisseviens
de Curhtre^ (Arch. gön^r. , 1824) und „Nouveau moyen d^Svittr les fausses
routes en portant le caustique dans un r4tr4cissement de VurUre** (Ebenda). In der
Zeit von 1828 — 32 hielt er sich in London auf, vervollkommnete und verbreitete
dort das neue Verfahren durch Ausführung zahlreicher Operationen. Es entstanden
daselbst seine Schriften : ;, Cases of lithotrity, ; followed by a description
of thefirst Symptoms of the disease" (London 1831) — „Pi*inciples of liüiatrity ;
or a treatise of the art of extracting the stone withoiä incision** (Ebenda).
Sein Hauptverdienst aber besteht in der Erfindung der gekrümmten, zweiarmigen,
Schustermassähnlichen Instrumente (ä. coulisse), bestehend in einem sogenannten
männlichen und weiblichen Arm, statt der bis dahin gebrauchten, sehr unbequemen
und unhandlichen drei- und vierarmigen Instrumente, die von da ab vollständig
verlassen wurden ; ferner benutzte er zuerst die Pei'cussion zum Zersprengen besonders
harter Steine. Erst von da an datirt für die Steinzertrümmerung eine neue Aera,
indem H.'s Instrument, unter Beibehaltung des Hauptprincipes seiner Oonstruction,
vielfach modificirt und die bis dahin sehr unsichere Operation zu einer leicht aus-
führbaren gemacht wurde. Gleichzeitig hatte H. statt der bis dahin gebrauchten
Bezeichnung „Lithotritie" , eine andere, nämlich „Lithotripsie" substituirt. Für
das in der Schrift: „Mem, sur la lithotripsie par percussion^ et sur Vinstrument
appele Percuteur-courbe ä marteau qui permet de mettre en usage ce nouveau
Systeme de la pulvirisation des pierres visicales , le tout appuyS de nouveaux
exetnples de gnSrisons authentiques etc,^ (1833, av. 1 pl.) beschriebene neue
Verfahren erhielt er einen Preis von 6000 Frcs. , nachdem ihm ein solcher von
5000 Frcs. bereits 1828 zu Theil geworden war. Er hatte an Dupuytren auch
HEÜBTELOUP. — HEÜSINGEB. 191
eine „Lettre sur Vavantage de prSfirer la percuasion ä la preaaum, pour mettre
en uaage VinatrumevU courbe pr4aent4 h VÄcad. dea ac, aoua le nom de Per-
cuteur courbe h marteau*^ (1833) gerichtet. 1837 machte er eine Reise nach
Rusaland und hielt zwei Monate lang zu Moskau und St. Petersburg Vorlesungen
Aber Lithotripsie. Von weiteren Schriften sind noch anzuführen: „De la läho-
tripaie aana fragmenta au moyen de deux procddia de Vextradion immSdiate
Ott de la ptUvSriaation immddiate'* (1847) — „Troia ^oquea pour aervir ä
Vkiatoire de la lühotripaie vulgatrement appelSe lühotrUie ou Dlfenae obligatoire
contrea troia mjuatea attaquea" (1846) — „Lithotrtpaie. L'Art de broyer lea
fierrea dana la veaaie kumaine** (1858) — „EitrSciaaementa de VurUre.
Gu6riaona immidiaiea^ permanentea etc.^ (1855; 2. ödit. 1859). Dazu kommt
eine grosse Reihe von Aufsätzen in Pariser und Londoner Journalen, von „Mömoires^
und „Lettres" namentlich zur Unterhaltung der zwischen den Rivalen sich ein
Menschenalter lang hinziehenden Polemik, die zwischen ihm und Lbroy 1856
auch zu einem Process führte. Beide wetteiferten auch (1857) in Anerbietungen,
anf ihre Kosten einen Special-Lehrstuhl zum Unterricht in ihren Operations-
methoden zu errichten. Bei seinem grossen mechanischen Talent interessirte sich
H. auch für andere mechanische Constructionen ; so hatte er sich bemüht, für eine
nene ELriegswaffe, das Gewehr Eoptipteur (1838) Propaganda zu machen.
Für alle Zeiten aber wird sein Name mit der Steinzertrümmerung im engsten
Znsammenhange bleiben. Er starb im October 1864.
Nonvelle biographie g6n6r. XXIV, pag. 606. — Vapereau, 2. 6dit., pag. 868. —
C a 1 1 i 8 e n , Vm, pag. 458 ; XXVIII, pag. 517. a u r 1 1.
Hensinger, Karl Friedrich H. von Waldegg (eigentlich Johann
Christian Friedrich Karl) H., berühmter Professor und Geh. Medicinalrath
zu Marburg, stammte aus einer alten Gelehrten-Familie und war zu Famroda,
einem Dorfe zwischen Eisenach und Ruhla, am 28. Februar 1792 geboren.
Sein Onkel war der jung verstorbene angesehene Badearzt in Ruhla Johann
Heinrich Christian H. 1809 bezog er die Universität Jena zum Studium
der Mediein und Naturwissenschaften. Durch die Leetüre von Blumenbach's
Osteologie und von Hebdee's Ideen und v. Humboldt's Ansichten der Natur,
insbesondere aber durch seinen Lehrer Oken, von dem er die neuere natur-
wissenschaftliche und physiologische Literatur ziemlich vollständig kennen lernte,
gewann H. schon als Student eine besondere Vorliebe für vergleichende Anatomie.
1812 zum Dr. med. promovirt, begab er sich zur Fortsetzung seiner Studien nach
Göttingen, wo Blümenbach, Hausmann, Steomeyer, Hiäcly, Langbnbeck seine
Lehrer waren. Hier machte H. bereits die ersten grundlegenden Forschungen
ftr seine späteren bedeutenden Arbeiten über den Bau der Milz. Im Befreiungs-
kriege von 1813 trat er als Militärarzt in preussische Dienste und machte die
Feldzüge in Deutschland, Holland und Frankreich mit, verweilte drei Jahre in
Thionville, besu(^te im Februar 1818 Paris und führte bis 1819 die Direction
des Hospitals in Sedan. Dabei arbeitete er auch wissenschaftlich unausgesetzt fort,
schrieb mehrere Abhandlungen für das RüST'sche Magazin und das MECEEL'sche
Archiv und gab seine berühmte Schrift : „ Ueher den Bau und die Verrichtungen
der Milz, ein anatomiach - physiologischer Versuch^ (Eisenach resp. Thionville
1817) heraus. Nach Göttingen zurückgekehrt, wurde H. Assistent an der Klinik
von HiMLY. Auf Empfehlung Blümenbach's erhielt er schon 1821 einen Ruf
als Professor e. o. nach Jena und wurde 1824 an Döllingeb's Stelle nach
Würzburg als Professor der Anatomie und Physiologie berufen. Hier war er fünf
Jahre lang thätig und las über Histologie, Anatomie, Zootomie, Physiologie, Anthro-
pologie und pathologische Anatomie, bis er 1829 einem Rufe als Professor der
praktischen Mediein und Klinik an Bartels' Stelle nach Marburg folgte. An diesem
Orte hat er vier Jahrzehnte lang als Arzt und akademischer Lehrer eine ruhm-
wtlrdige und segensreiche Wirksamkeit entfaltet bis zum Jahre 1867, wo er sein Amt
niederlegte und sich in's Privatleben zurückzog. 1876 in den Adelstand erhoben,
192 HEUSINGER.
Terlebte H. seinen Lebensabend in stiller Zurückgezogenheit und beschloss denselben
als der Veteran aller deutschen Kliniker im Alter von 91 Jahren am 5. Mai 1883. —
H. war ein Mann von ausserordentlich umfangreichem und tiefem Wissen. Neben
seinem immens gelehrten Werke : „ Grundriss der Encyklopädie und Methodo-
logie der Natur- und Heilkunde*' (Eisenach 1839) beruht sein Verdienst um
die Medicin wesentlich darin , die vergleichende Pathologie und die medicinische
Geographie, resp. die geographische Nosologie und Pathologie als Wissenschaft
begründet zu haben, üeber die letzteren Disciplinen hat er Jahre lang höchst
umfangreiche und gelehrte Referate in Cakstatt's Jahresberichten geliefert ; seine
Arbeiten auf diesem Gebiete gehören noch heute zu den ausgezeichnetsten Quellen
und haben ihm seinerzeit die grösste Anerkennung versohaift. Die Zahl seiner
Schriften ist sehr gross. Ausser den oben citirten führen wir an: Betrachtungen
und Erfahrungen über die Entzündung und Vergrösserung der MHz" (Eisenach
1820) — „Nachträge zu den Betrachtungen etc.** (Ebenda 1823) — „Gommen-
tatio semiologica de variis somni vigiliarumque conditiontbus morbosis** (Ebenda
1820) — „System der Histologie" (Ebenda 1822) — „Untersuchungen über
die anomale Pigment- und Kohlenbildung in dem menschlichen Körper**, auch
u. d. T. : „Physiologisch -pathologische Untersuchungen" (Ebenda 1823) —
„Grundriss der physischen und psychischeu Anthropologie" (Ebenda 1829) —
„Grundzüge der vergleichenden Physiologie, mit besonderer Beziehung auf die
nutzbaren Haussäugethiere^ (Leipzig 1830) — „Zeitschrift für die organische
Physik" (Bd. I— III, 1827, 28) — „Specimen malae conformationis organ.
auditus rarissimum" (Jena 1824) — „Recherches de pathologie comparee"
(2 Bde. , Kassel 1844 — 53) — „Milzbrandkrankheiten der Thiere und des
Menschen" (Erlangen 1850) — „Die sogenannte Geophagie oder tropische
Chlorose" (Kassel 1852) — „^e metamorphosi rostri pici et de generatiane
mucoris in organismo animali (Jena 1821) — „De organogenia" (Ebenda
1822) — „De evolutione extremitatum in animalibus vertebratis" (Würzburg
1824) — „Bericht von der k, zootomischen Anstalt zu Würzburg für 1824 j 26"
(Ebenda 1826) — ^Histoire comparde de la m^ecine v4t4rinaire" in Rech, de
pathol. comparee (Kassel 1844) — „Theomnestus, Leibthierarzt T/ieodorich
d. Gr., Königs der Ostgothen" (Marburg 1844); zahlreiche Abhandlungen in
Rust's Magazin f. d. ges. Heilk. , wie : „ Uebersicht der Krankheiten^ welche in
dem Jahre 1817 in dem kgl. preuss. Feldspital zu TJiionville vorgekommen
sind, nebst medicinisch - topographischen Bemerkungen etc," (Bd. IV) —
„Beobachtung einer Pericarditis mit Erweiterung der linken Herzkammer**
(Bd. V) — „Geschichte einer, eigene Erscheinungen darbietenden Hydro-
pericarditis acuta" (Bd. VI) — „Beobachtung einer verkannten Otitis" (Bd. VI) —
„Beobachtung einer Einklemmung des Proc, vermiformis in einem Crural-
bruche" (Bd. VIII); femer in Meceel's Deutschem Archiv für die Physiologie:
„Zusammenstellung der Hemmungsbildungen der Milz" (Bd. VI) — „Merk-
würdige Metamorphose des Brustbeins und der Rippen eines Mannes" (Bd. VI) —
„ Ueber die Bedeutung des sogenannten Schulterkapselbeins der Vögel" (ib.) —
„Ein paar Bemerkungen über Pigmentabsonderung und Haarbildung"
(ib, Bd. VII) — „ üeber das Hären oder die Regeneration der Haare" —
^Noch ein interessanter Beitrag über die Entstehung der Haare aus Pigment"
(ib. Bd. VIII) — „Noch einige Beiträge zur Lehre von der Absonderung
der Pigmente im thierischen Körper'' (ib.) u. v. A. ; femer in der Zeitschrift
für organische Physik : „Ueber den Antagonismus der thierischen Excretionen''
(Bd. Ij — ^Beobachtung einer angeborenen Vergrösserung der Nieren" (ib.) —
„Beobachtung tiefer Lage der linken Niere in einem Weibe" (Bd. I) —
„Untersuchung der Augen eines Amaurotischen^ (Bd. I) — „Ueber eine
Höhle in der hinfälligen Haut des menschlichen Eies" (Bd. II) — „Patho-
logisch-anatomische Analekten" (Bd. II) u. v. A. ; femer die zahlreichen medi>
cinisch-historiseben , beziehungsweise geographischen Aufsätze im „Janus" von
HEÜSINGEB. — HEVIN. 193
Henschsl, wie: r,Die Medicin in Ceylon unter Gamiona und Budhadaao'*
(% 1846) — ^Hitzig über das Alter der Pocken in Arabien, eine Bemerkung"
(ib., 1846) — „Die von den englischen Aerzten in Ostindien unter dem Namen
lurning of die feet beschriebene Krankheit, ein Beitrag zur Geschichte der
Krtebelkrankheit" (ib. I) — ;,i^ß^ J^ok in Sennaar ^ eine epidemische, wahr-
scheinlich dem Maispellagra zu vergleichende Krankheit" (ib.) — „Die Para-
bahnen und Parapemponten def alten Xenodochien" (ib. 1846) — „Das Alter
der Hospitäler in Cafhmir" (ib.) — »Der Presbyter Aetius" (ib. II) —
y,Philagrius und Posidonius" (ib. II) — „Ein Beitrag zur Geschichte der
Lykanthropie nach Scheik Mohammed el Tounsy" (ib. II) — „Die Aerzte-
Codices im Monte Cassino nach Tosti storia dellaBadia di Monte Cass. Napoli
1842*' (ib. 1848, III) — „Die chinesische Medicin nach Wilson Med. Notes
on China Lcndon 1846" (ib.) — „Die .allgemeine erysipelatöse Krankheits-
cofistitution 1830 — 47 in ihrer Ahme 1843 — 44 und die daraus hervor-
gegangenen Epidemien in Europa und Amerika*' (ib. III) — „Ein Beitrag
zu den Antiquitäten der Noma" (ib. 1851 , N. F. I) u. v. A. Ferner folgende
zerstreut in verschiedenen Journalen pnblicirte Abbandlungen: ^yUeber die ver-
schiedenartige Wirkung gevnsser Einflüsse auf verschieden gefärbte Thiere*'
(Caspkr's Wochenscbr., 1846) — »-ö^ Morbus maculosus als Gehirnleiden*'
(ib. 1847) — „Beitrag zur Lehre von der Apoplexia pulmonum" (ib.) —
^Ueber eine auffallende Secretions- Anomalie in Folge von Rückenmarksleiden*'
(\\>, 1847) — „ Ueber die neuralgischen Schmerzen im Zoster und über die
Ursache der eigenthümlichen Form des letzteren** (ib. 1846; — ;, Ueber Malaria-
Amaurose*' (ib.) — »Die Pflanzenwelt, ihr Wechsel und ihr Erkranken in
Beziehung auf die Geschichte und die Verbreitung der Krankheiten der Mensch-
heit*^ (JanuB, N. F., I, 1861) — „Meletemata quaedam de contiquitatibus castorei
et moschi*' (Marburg 1852, Gratulationsschrift zu. Conradi*s Doctor- Jubiläum) —
^Berichtigung^ betreffend den Herpes zoster** (Deutsche Klinik, 1852, Nr. 31)
a. V. A. Auch an dem von Virchow 1854 herausgegebenen grossen Handbuch
der specieUen Pathologie und Therapie hat H. mitgearbeitet.
Nonvelle biographie g^n^rale, Vol. XXTV, pag. 611. — Brockhaus, Convers.-Lex.,
13. Aufl., IX, pag. 206. — Justi, pag. 220. — Eble, Forts, von Sprengel's Gesch. d. Med.
an verschiedenen Stellen. — Berl. klin. Wochenscbr. 1883. XX, Nr. 21, pag. 340. x»« «.^i
r^ agei.
*HeilsiDger, Otto von H. , Sohn des Vorigen, wurde am 5. October
1830 zu Marburg geboren und studirte dort von Ostern 1850 bis Herbst 1852,
dann in Oöttingen, wieder in Marburg und später noch in Würzburg und Berlin.
1856 erfolgte sein© Promotion. Er Hess sich in seiner Vaterstadt nieder und
babilitirte sich an der dortigen Universität 1861 als Privat-Docent ; auch ist er
9c\t 1869 Kreis- Wundarzt des Kreises Marburg. Neben Aufsätzen in VmCHOw's
Archiv , dem Deutschen Archiv f. klin. Med. , der Zeitschr. f. Kinderheilkunde
hat er separat publicirt: „Studien über den Ergotismus** (Marburg 1856) und
die Habilitationsschrift: „De rubeolis,*' Wernich
Hensler, Matthias H., ein philologisch hochgebildeter Gelehrter des
16- Jahrhunderts, lebte als Professor der Medicin in Leipzig, wo er sich, wie
sein Freund Joach. Camebarius mittheilt, namentlich um die Förderung der
Anatomie hoch verdient gemacht haben soll. Ueber seine sonstigen Lebensverhält-
nisse ist nichts bekannt geworden ; er starb im Jahre 1563. Auf dem Gebiete
der Heilkunde liegen Arbeiten von ihm nicht vor, dagegen hat er die Hekuba
des Enripides mit einer Uebersetzung und mit Erklärungen (Leipzig 1555) heraus-
hieben. ^ . . t.
H^vin, Prudent H., einer der vielen hervorragenden französischen
Ohinirgen des vorigen Jahrhunderts, wurde als Sohn eines Wundarztes am 15. Januar
1715 in Paris geboren. Sowohl der Beruf des Vaters wie innere Neigung
Biogr. Lexikon. TIT. 13
194 HEVIN. — HEWSON.
•
bestimmten den jungen H. gleichfalls zur chirurgischen Oarriöre. Er studirte am
Höpital de la Charit6, erhielt 1737 den Titel Mag. chirurg. und wurde Chirurgien-
major am genannten Hospital , sowie der Schwiegersohn des berühmten Qüesnat,
der ihn fortab mit seinen Rathschlägen untersttitzte. Zum Mitgliede der Aead^mie
royale de Chirurgie ernannt, erhielt H. später den Lehrstuhl für chirurgische
Therapie am College royal de chir. Ludwig XV. ernannte ihn zum Wundarzt
am Hofe zu Paris (etwa gegen 1770), sowie zum Inspector der Militärlazarethe
und der Colonieen. 1788 wurde er Vicepräsident der Acad. royale de chir. und
starb am 3. December 1789. H. war nicht blos ein gewandter und erfahrener
praktischer Chirurg, sondern auch als Lehrer und Schriftsteller hervorragend.
Seine Arbeiten über Fremdkörper im Oesophagus, Nephrotomie, Gastrotomie,
Unterbindung der Carotiden bei Gehimaffectionen etc. sind vorzüglich. Wir lassen
die Titel einiger derselben folgen: „PrScis (PobservcUions sur les corps Stran-
gers arr^ia dans Voesophage^ (M6m. de TAcad. de chir., T. I) — „Recherches
historiques et critiques sur la nephrotomie ou taüle des reins^ (ib.) —
„Reckerches historiques sur la gastrotomie ou Vouverture du basventre, dans
le cas de volvulus ou de Vintu-ssusception d'un intestin** (ib.); ausserdem
gab H. : „ Cours de pathologie et de therapeutique des maladies chirurgicales^
von Simon, einem Wundarzt am kurfürstlichen Hofe zu München, Paris 1780, in
zweiter, sehr verbesserter Auflage, Paris 1793, unter eigenem Namen heraus.
Biogr. med. V, pag. 183. — Dict. hist. HI, pag. 126. — Ha es er, Gesch. d. Med.,
n, pag. 668. Pgl.
*Hewitt, William Morse Graily H. , zu London, ist zu Badbury,
Chiseldon, Wilts. 1828 geboren, studirte im üniversity College in London, wurde
1855 Doctor bei dortiger Universität, 1856 Surgical Registrar beim St. Mary's
Hosp. , 1860 Assistant Lecturer der Geburtshilfe bei demselben, 1859 Physician
am British Lying-in Hosp. , Physician am Samaritan Hosp., war Honorary Secretary
der Obstetrical Society von 1858 — 64. Er wurde 1866 Professor der Geburts-
hilfe und der Frauenkrankheiten beim üniversity College und Obstetric Physician
des Hospitals desselben. Schriften : ;, TTie pathology , diagnosis and treatment
of diseases of women^ (4. edit. 1882) — »T^e mechanical System of uterine
pathology^ (1878) — „Nutrition the basis of the treatment of disease*' (1867)
— „Supporting the perinaeum^ (1861) — „Pathology of hooping cough"
(1855) — „Coagula formed in the veins during the puerperal state*^ (Lancet,
1858) — „Practical illustrations of some of the diseases of infancy and
childhood^ (1857) — »T'he hydatidiform or vesicular mole^ its nature and
mode of origin^ (Obstetric. Transact. , Vol. I, H); Beiträge zu: „Pathology of
diseases of women and children" (Transact. of the Pathol. Soc, Vol. VI — XI) —
„The vomiting of pregnancy ^ its nature and treatment" (Obstetric. Transact.,
Vol. XHI) — „Operation of transfusion in obstetric practice^ (Brit. Med. Journ.,
1863) — „On Strangulation of the uterus" (Ebenda 1870) u. s. w. Eed.
HewsOB, William H. , englischer Anatom des vorigen Jahrhunderts,
war zu Hexham (North umberland) am 14. November 1739 geboren. Sein Vater,
ein Apotheker- Wundarzt , gab ihm den ersten Unterricht in seiner Kunst tmd.
brachte ihn später zu einem tüchtigen Chirurgen nach Newcastle. Nach Beendigang
seiner Studien machte H. Reisen nach London, Edinburg und Paris. Die beiden
Gebrüder Hünter wählten H. zu ihrem Gehilfen als Prosector und Repetitoi der
Anatomie. Bald begann H. in London eigene Vorlesungen über Anatomie zn
halten und erwarb eine grosse Zahl von Schülern. 1772 wurde er Mitglied der
Royal Society. Leider starb er bereits am 1. Mai 1774 im Alter von 35 Jatiren
an den Folgen einer bei der Section einer stark in Verwesung übergegan^uen
Leiche erlittenen Verletzung. — H. hat sich um die Wissenschaft durch ;8eme
ausgezeichneten Untersuchungen über die Lymphgeftoe und LymphdrüseaA wie
über die Morphologie, namentlich die Gerinnung des Blutes, die grdssten VerflienBte
* ■
HEWSON. — HEY. 195
erworben. Mit grosser Sorgfalt und Umsicht untersuchte er das physikalische
und chemische Verhalten des Blutes und seiner Bestandtheile und beseitigte
die alten, zum Theil sehr sonderbaren Vorstellungen, welche seine Zeitgenossen
Aber diesen Qegenstand hatten. Sein Hauptwerk ist: „ Expenmental inquiries
into the properties of the blood, wüh an appendix relatiing to the lymphatic
System in btrda, fishes and amphibtcus animals^ (London 1771; 1772) —
„P. II, contatning a deacription of the lymphatic System in human suhjects
and animals with observations on the lymph^ (London 1774; P. III ib. 1777;
deutsch: Nürnberg 1780). Ausserdem erschienen in den Philosoph, transact.
kleinere Abhandlungen: „Experiments on the bl-ood with some remarks on its
morbid appearances^ (1770, Vol. XIII) — „On the degree of heat which
coagulätes the lymph and the serum of the blood; with an inquiry into
the causes of the infiammatory crust, or size as it is called" (ib. 1770,
Vol. XIII) — „On the figure and composition of the red particles of the
blood commonly called the red globales" (ib. 1773, Vol. XIII) — „On the
Operation of paracentesis thoracis proposed for air in the ehest, with remarks
on emphysema and wounds of the lungs*^ (Med. Observ. and Inquiries, 1767,
Vol. III).
Biogr. mW. V, pag. 185. — Dict. bist. III, pag. 127. Pgl.
^Hewson, Addinell H., Sohn von Thomas H. und Eakel des be-
rühmten Londoner Anatomen W i 1 1 i a m H. , wurde in Philadelphia am 22. November
1828 geboren. Er studirte daselbst Medicin und erhielt 1850 seine akademischen
Grade am Jefferson Med. Coli. Darauf setzte er seine medicinischen Studien in
Paris und Dublin fort und folgte 1852 einem Rufe als Resident Physic. am
Hospital seiner Vaterstadt. H. widmete sich hauptsächlich der Chirurgie. 1853
besorgte er eine amerikanische Ausgabe von Wilde's (Dublin) : „Aural surgery" ;
später gab er Mackenzie's : „On diseases of the eye" heraus. H. selbst schrieb :
„ The use of earth in surgery" — „ The influence of the weather over the
results of surgical Operations" u. A. m.
Atkinson, pag. 25. Pgl.
Hey, William H., einer der vorzüglichsten englischen Wundärzte, war
mütterlicherseits als Enkel eines Surgeon William Simpson aus Leeds in Pudsey bei
Leeds (Yorkshire) am 3. September 1736 geboren. Er hatte als Knabe das
Unglück, durch einen Stich mit einem Federmesser die Sehkraft auf dem rechten
Auge zu verlieren. Frühzeitig schon auf naturwissenschaftliche Beobachtungen
hingelenkt, seiner eigenen Neigung zum Seeberuf entsagend, fügte sich H. dem
Wunsche seiner Eltern und begann im 14. Lebensjahre das ärztliche Studium
zunächst bei dem Apotheker - Chirurgen Dawsom in Leeds. 1757 ging er zur
Vollendung seiner Studien nach London. Hier trat er in das St. Georges-Hospital
ein unter William Bbomfeild, hörte 1758 bei Donald Moxro , 1759 Geburts-
hilfe bei Mackenzie und kehrte 1759 nach Leeds zurück, wo er die ärztliche,
namentlich chirurgische Praxis auf eigene Faust begann und zugleich das Geschäft
seines früheren Lehrherrn übernahm. Schon im ersten Jahre seiner Praxis vollzog
er drei Lithotomien. Von 1762 — 63 war er Medical Attendant am Leeds Work-
honse; doch auf seine Initiative hin wurde 1767 mit dem Bau einer Infirmary
in Leeds begonnen, die 1771 fertiggestellt und mit den ersten Kranken belegt
wurde. 1773 wurde er Senior Surgeon dieser Anstalt. Bereits 1768 hatte H.
mit mehreren hervorragenden Medicinern in Leeds die Medical Society gegründet,
welche zugleich eine Bibliothek beschaffte, die dem Erankenhause als Eigenthum
zugewendet wurde. 1768/69 wurde er mit P&ibstley befreundet und stellte auf
dessen Veranlassung therapeutische Versuche über die antiseptische Wirkung der
Kohlensäure in putriden Fiebern an, veröffentlicht 1772 in den Med. Observat.
and Inquiries und Philosophical Transactions. Auf Pbibstlby's Empfehlung wurde
er Fellow der Royal Society. Während eines mehrmonatlichen Curaufenthalts in
13»
196 HEY. — HEYDEN.
Bath 1778 wegen einiger 1773 und 1778 erlittenen tranmatischen Verletzangen
lernte er hier Pbingle kennen und befreundete sich mit ihm. 1783 wurde H.
Präsident der in Leeds neugebildeten Philosophieal and Literary Society, in deren
Sitzungen er folgende Vorlesungen hielt: „Observations on tke aurora barealü*'
(Philosoph. Transactions, 1790) — „Some account of a heifer vnth two heads
which was exhtbited at the Leeds fair" — ';,-4n account of a ckild having
six fingera on each hand and stx toes on the rigkt foot**; femer: „On
deformitiea of the human foetus" — i,-4n account of twin chüdren each of
which was said to le hom wüh two foreteeth'^ — „A descrtption of a monatrous
human foetus" — „A chemtcal analysis of Adams' solvent for the stone" ;
femer : ;, On the methods of guarding buüdings from the destructwe ejfects of
Ughtning*^ — rfA description of the eye of the seal" (Memoirs of the Philosoph.
Soo., 1790). In den Jahren 1801 — 1809 hielt H. mehrere anatomische Curse ab.
1812 legte er nach 45 jähriger Thätigkeit im Alter von 76 Jahren SQin Amt als
Surgeon der Infirmary nieder und zog sich in's Privatleben zurück; doch wurde
er noch öfter zu Consultationen zugezogen. Er starb am 23. März 1819 hoch-
betagt. H. war ein guter Lehrer und vorzüglicher Operateur. Sein Haupt-
werk ist betitelt: „Practical observations in surgery illustrated by cases^
(London 1803; 1810; 1814; deutsch in der Chh-. Handbibliothek, Bd. V, Weimar
1823), in welchem sich werthvoUe, zum Theil casuistische Mittheilnngen über
Schädelfracturen, Cataract, Hemia, Fungus haematodes, Prolapsus ani, Amputatio
penis, Empyema, femer: „CoUections of pus in the vagina^ u. A. m. finden.
Aasserdem veröffentlichte H. : „Observations on the blood" (ib. 1779) — „A treatise
on the puerperal fever which occurred in Leeds and its vicinity in the years
1809 — 1812" (ib. 1815) — „Account of a rupture of the bladder from a
auppression of urine in a pregnant woman" (Med. Observations) — „Account
of the effects of electriciiy in the amaurosis" (ib., Vol. V).
Dict. hist. in, pag. 128. — Pearson, The life of W. Hey. A new edition,
2 voll., 1827. — Bell in Edinb. Med. and Surg. Jonrn. 1867. XII, pag. 1061. pgi.
Heyde, Anton de H., der um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Middelburg
als Med. Dr. prakticirte, hat sich bekannt gemacht durch seine Mittheilungen über
die Circulation beim Frosch und seine Behauptung, „dass das Blut mindestens
theilweise unmittelbar aus den Arterien in die Venen übergeht". — Er schrieb:
„Nieu Ligt der Apothekers, beneffens eenige ontleed-, genees- en heelkundige
waamemingen" (1682; 1684) — „Anatome mytuli, belgice mossel. Subjecta
est centuria observationum medicarum" (1684) — „Experimenta circa sanguinis
missionem, fibras motrices, urticam marinam" (1686), worin er Bellini's
Theorie auf wirklich tüchtig physiologische Weise bestreitet und beweist, dass
er experimentelle Physiologie getrieben hat, auf eine den Kenntnissen seines
Zeitalters vollkommen entsprechende Weise. IIaller sagt : „In Centuria multa bona
sunt, ut omnino hie scriptor praeter meritum fere ignoretur." de H. bewirkte auch
noch eine Ausgabe von C. van der Voorde's: „Nieuw lichtende Fakkel der
Chirurgie, of hedendaagsche heelkunst" (Middelburg 1680) und von WiLLls'
„Algemeene en bijzondere werking der geneesmiddelen^ (1. Th. Middelburg 1677,
2. Th. Amsterd. 1681). Sein Sterbejahr ist mir unbekannt. q g Daniels.
Heyden, Herman van der H. , am 18. December 1572 in Löwen
geboren, studirte daselbst Medicin und übte später die ärztliche Praxis in Gtent
aus, mehr als 50 Jahre lang, bis 1649 oder vielleicht noch spfttet, was jedoch
nicht genau zu bestimmen ist, da sein Sterbejahr (um 1650) unbekannt ist. Er
schrieb die folgende Sammlung von interessanten praktischen Beobachtungen:
^Discours et advis sur les flux de venire douloureux . . . . ; sur le trousse-galant,
dict chol^ra-morbus ', la peste, etc," (Gent 1643; 1645; lateinisch 1649; London
1653; Leyden 1752; London 1760; theilweise auch englisch 1724 und italienisch);
yySynoptfis discursuum" (Gent 1649; London 1653). Er war einer der Ersten,
HEYDEN. — HEYEEDAHL. 197
der den methodisehen Gebrauch des kalten Wassers bei einigen Krankheiten empfahl
und die Omndlagen der Hydrotherapie legte (y,Aqaae frigidae inoredibilis eifectas,
podagram vel sistentis vel demuloentis , isehiadicos novellos penitus extirpantis
et seenre sanantis vnlnera^). Anoh führte er den Ghebrauch der Molken ein,
deren Anwendung er bei den meisten entzflndlichen Affeetionen rühmte. Ausser
der Mediein eultivirte er auch die schönen Wissenschaften mit Erfolg „Elegiae
duae in adventum perillustris viri Caroli a Burgundia^ (Oent 1619) und ist
sein bilderreicher und gediegener Styl mit dem seines Zeitgenossen Montaigne
verglichen worden. C. E. Daniels. — van den Corput.
* Heydenreich, Albert H., geboren zu Strassburg i. E. am 9. November
1849, bildete sich daselbst und in Paris aus und gelangte dort 1877 zur Pro-
motion mit der These: „Des fractures de Vextrimitd aupSrieure du tibia,** Er
wurde 1878 Agr6g6 für Chirurgie bei der medicinischen Facultät zu Nancy mit
der These: „Des accidents provoquds par VSruption de la dent de sagesse** und
übernahm 1881 die Professur der externen Pathologie. Ausserdem hat er grössere
Artikel im Dictionnaire encyolop6dlque des sc. m6d. (1882 — 1883), wie „Os** (Patho-
logie) — „ OsUite ^ — „ Ostdomydlüe ^ bearbeitet. W e r n i c h.
Heydenreioli, s. a. Hbidenbbich.
Heye, Jan Pieter H., am 1. März 1809 in Amsterdam geboren, stadirte
daselbst und in Leyden und promovirte 1832 mit einer Diss. : „De morbis qui
mentales dtcuntur," Er etablirte sich in Amsterdam und war da bis 1856
praktisch wirksam; er starb am 24. Februar 1876. Er hat 1838 — 41 ;, iVenken
en meemngen omtrent geneeskundige staatsregeltng en algemeene geneeskunde'*
und 1841 — 46 „Archief voor geneeskunde" herausgegeben und später einige
kleinere Abhandlungen : ;, Aanteekentngen betreffende de voorgedragen wet op de
uüoefening der geneeskunde" (1844) — „Eene levensvraag voor oogenblik en
toekomst. Armverzorging en armbestuur, naar aanleiding der verordering op de
geneesk. Armverzorging voor de stad Amsterdam*^ (1855) — „De diaconien
en de armenwet" (1856) — „Over de vereeniging tot ziekenverpleging te
Amsterdam^ über medicinal-polizeiliche Gegenstände veröffentlicht. Ausserdem
hat H. sich als Dichter und Musiker durch die Herausgabe von Oedichten, Mährchen,
metrischen Uebersetzungen des Textes für Oratorien und Beiträgen zur Geschichte
der Musik berühmt gemacht. Er war einer der Gründer und der erste Secretär der
„Nederlandsche maatschappy tot bevordering der geneeskunst^^ ^^ g Daniels.
Heyerdahl» Valentin Christian Wilhelm Sibbem H., zu Bergen
in Norwegen, war zu Christiania am 26. October 1821 geboren, fangirte nach
seinen daselbst gemachten Studien als Schiffsarzt, war von 1848 an Militär- und
Marinearzt und von 1849 — 54 Arzt bei dem Eisenwerk Baerum , von da bis 1858
Candidat und Reservearzt im Gebärhause zu Christiania und wurde, nach einer
mit einem öffentlichen Stipendium unternommenen Reise nach Edinburg, Dublin
und Paris 1860, zum Oberarzt des in Bergen neu errichteten Gebärhauses und
zom Director der damit verbundenen Hebeammenschule ernannt. Seine auch im
Auslände bekannten und anerkannten Arbeiten auf dem Gebiete der Gynäkologie
waren folgende: Im Norsk Magazin f. Laegevid (2. R. IX, XIII, XXIII):
„Foreloebig Beretning om et nyt Middel til Fosterets Mutilation^ — „Om
Chloroform og dens Brug ved Foedselshjelpen^ — n^V^ Operationsinethoder
for Fistula vesico - vaginalis ved Hjelp af Metalsuturer" — „ Om Barsel-
feberens Vaesen og Aarsagsforholde med Hensyn tu Epidemier i JPrivatpraxis
og deres Forebyggelse'* ; in den Verhandlungen der skandinavischen Naturforscher-
Yersammlung (Christiania 1868): y^Om Jordemoedrenes Bekandling a/ Skindoed
hos Nyfoedte med Angivelse af en ny Oplivningsmethode^ , Er starb am
26. Januar 1870.
Ria er, pag. ISL G,
198 HETFELDEB.
Heyfelder, Johann Ferdinand H. , zu St. Petersburg, wurde am
19. Januar 1798 in Küstrin geboren, trug bereits im Alter von 16 Jahren die
Waffen gegen Frankreich, studirte darauf Medicin in Berlin, Jena, Würzburg,
Tübingen und Breslau, woselbst er 1820 mit der Diss. : „De prosopalgia
Fothergilli etc," zum Dr. med. promovirt wurde. Er bereiste dann das südliche
Deutschland und Oesterreich und hielt sich ein Jahr lang in Paris auf, wurde
daselbst mit einer Reihe der ersten Notabilitäten der Wissenschaft bekannt, mit
denen er, so lange sie am Leben waren, in freundschaftlichem Verkehr blieb.
Er erhielt dadurch die Gelegenheit, vielfach später als Vermittler deutscher und
französischer Wissenschaft aufzutreten, eine Rolle, die ihm durch die Fertigkeit,
mit der er französisch sprach und schrieb, sehr erleichtert wurde. Eine Frucht
seiner Beobachtungen und Studien in den Pariser Hospitälern war eine kleine,
einige Jahre später erschienene Schrift: „Beobachtungen über die Krankheiten
der Neugeborenen etc, nach eigenen Erfahrungen in den Hospitälern zu Paris*'
(Leipzig 1825). Er Hess sich in Trier als Arzt nieder, gewann bald eine an-
sehnliche Praxis, wjir neben seiner praktischen Thätigkeit in der Zeit bis 1831
ein überaus fruchtbarer Schriftsteller , der namentlich seine in Frankreich gemachten
Erfahrungen literarisch verwerthete und die dortigen neuesten Forschungen auf
dem Gebiete der Medicin und Chirurgie seinen Landsleuten bekannt und nutzbar
zu machen trachtete. Es finden sich aus dieser Zeit von ihm , namtlich in Harless'
Rhein. Jahrbüchern, Abhandlungen über die verschiedensten Gegenstände, auch
Nekrologe französischer Celebritäten, ferner Artikel für das Berliner EncyclopädLsche
Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften und Aufsätze in Rdst's Handbuch
der Chirurgie , endlich eine grosse Reihe von Recensionen in kritischen Journalen.
Als 1831 von Russland her die Cholera in Deutschland eindrang, erhielt unter
den Aerzten , die zum Studium derselben nach dem Osten Deutschlands und nach
Russland gesendet wurden, auch H., obgleich nicht beamteter Arzt , den Auftrag,
»ich nach dem bereits von der Seuche befallenen Berlin zu begeben. Er publicirte
darüber: „Beobachtungen über die Cholera asiatica etc," (Bonn 1832) und ging
im Frühjahr 1832, als auch Frankreich von der Seuche befallen worden war,
wiederum in höherem Auftrage dorthin , namentlich auch nach Paris , und legte
seine dortigen Beobachtungen in einem 2. Bande der ersten Schrift: „Die Cholera
in Frankreich e(c,** (Ebenda 1832) nieder. Im Jahre 1833 wurde er von dem
Fürsten von Hohenzollern nach Sigmaringen, als Leibarzt und Medicinalreferent der
fürstlichen Landesregierung, mit dem Titel eines Medicinalrathes berufen. Er
reformirte das dortige Medicinalwesen nach preussischem Muster und widmete,
wohl durch seine praktische Thätigkeit in dem hohenzollerischen kleinen Curorte
Imnau, dessen Brunnenarzt er war, veranlasst, den Bädern und Curorten der
Nachbarländer Württemberg, Baden , Elsass und Nassau eine eingehende Aufmerk-
samkeit, die sich durch eine Reihe von Schriften kundgab: „Imnau und seine
Heilquellen" (Stuttgart 1834) — „V eher Bäder und Brunnencuren, besonders
die Mineralquellen des Taunus" (Ebenda 1834) — „Die Heilquellen und
Molkencur anstauen des Königreiches Württemberg, mit Einschluss der hohen-
zollern^ sehen Fürstenthümer, des Grossherzogthums Baden^ des Elsass und des
Wasgau" (Ebenda 1840; 2. Aufl. 1846) — „Die Heilquellen des Grossherzog-
thums Baden, des Elsass und des Wasgau" (Ebenda 1841). Er zeichnete sich
gleichzeitig auch als Operateur aus , war Mitarbeiter an zahlreichen medicinischen
und chirurgischen Zeitschriften Deutschlands und gab ausserdem ein seine neuesten
Erfahrungen enthaltendes eigenes Werk: ^Studien aus dem Gebiete der Heil-
Wissenschaft" (2 Bde., Stuttgart 1838) heraus. 1841 erhielt er, als Nachfolger
Stromeyek's, einen Ruf als Professor der Chirurgie und Augenheilkunde und als
Director der chirurgischen Klinik an die Universität Erlangen und siedelte dorthin
über. Während der 13 Jahre, welche er der chirurgischen Klinik daselbst vor-
stand, widmete er sich derselben mit ganzem Eifer und erwarb sich den Ruf
eines kühnen und unerschrockenen Operateurs , wie eines, geschätzten Lehrers. Die
HEYFELDEB. 199
in dieser Zeit mit der Einfflhrung der künstlichen Betäubung in die Chirurgie
begonnene neue Aera inaugurirte er mit zwei kleinen Schriften: „Die Versuche
mit dem SchwefelcUher etc.** (Erlangen 1847) — „Die Versuche mit dem
Schwefeläther, Salzäther und Chloroform etc." (Ebenda 1848). Auch von seiner
klinischen Thätigkeit wurden regelmässig Berichte in verschiedenen Zeitschriften
erstattet. Nach seines CoUegen , des Professors der medicinischen Klinik, Canstatt,
Tode, wurde ihm 1850 auch die allgemeine Direction des Universitäts-Kranken-
hauses übertragen. Trotz der grossen Erfolge , die H. in Erlangen erzielte , fühlte
er sich doch nicht ganz wohl daselbst; die theologische Richtung, welcher die
Einen unter seinen Collegen, der Indifferentismus, welchem die Anderen unter
ihnen huldigten , behagten der scharf ausgeprägten Persönlichkeit des Norddeutschen
in H. auf die Dauer nicht ; es kam zwischen ihm und seinen Collegen zu Differenzen
und Confficten und sah er sich dadurch veranlasst, auf seine Stellung im Herbst
1854 zu resigniren, nachdem er noch in einem grösseren Werke eine Anzahl
seiner operativen Erfahrungen : „ Ueber Resectionen und Amputationen" (Breslau
und Bonn, 4., m. 4 Taff.) zusammengefasst hatte. Gerade im rechten Augenblick
erhielt er nach dem mitten im Orientkriege befindlichen Russland, 1855, einen
Ruf, zunächst als Oberchirurg der Truppen Finnlands. Seine Wirksamkeit in den
Spitälern Finnlands fällt in die Jahre 1855 und 1856 und hatte er namentlich
nach dem Bombardement von Sveaborg daselbst und in Ilelsingfors zahlreiche
Operationen auszuführen ; auch mit der Cholera , über die er erst kurze Zeit vorher
ein Schriftchen: „Das Verhalten zur Abwehr der Cholera" (2. verm. Aufl.,
Erlangen 1854) geschrieben, kam er in Helsingfors wieder in nähere Berührung.
Nach Beendigung des Krieges siedelte er nach St. Petersburg über, um daselbst
noch eine Reihe von Jahren im Lehrfach und als Hospitalarzt, als wirklicher
Staatsrath, thätig zu sein. Im Jahre 1866 besuchte er, im Auftrage der russischen
Regierung , den Kriegsschauplatz in Böhmen und die Lazarethe in Preussen und
Sachsen und gab in der Gazette medicale de Paris (1867) über seine daselbst
gemachten Beobachtungen einen kurzen Bericht. — Wenn es H. auch in Russland,
wo er den Herbst seines Lebens, fast 15 Jahre, zubrachte, nicht an äusseren Ehren
fehlte, so krankte er doch etwas an Heimweh nach deutscher Luft und deutscher
Erde. So zog es ihn auch unwiderstehlich nach dieser hin, als ihn schon die Todes-
krankheit ergriffen hatte; er starb zu Wiesbaden am 21. Juni 1869. — H. war als
Schriftsteller auf den verschiedensten Gebieten der Medicin und Chirurgie überaus
fruchtbar, Mitarbeiter an fast allen bedeutendsten Zeitschriften und Sammelwerken
jener Zeit, ein Polyhistor in der Medicin, von untrüglichem Gedächtniss und
classischer Bildung ; er war ein Charakter , wie sie immer seltener werden , mehr
interessant als angenehm, mehr bedeutend als wohlthuend; dem Schlendrian, der
Denkfaulheit, dem Coteriegeist, der frömmelnden Beschränktheit Feind und daher ein
Stein des Anstosses, Tausenden Leidender ein Helfer, aufstrebenden Talenten ein Hort.
Unsere Zeit. Deutsche Revae der Gegenwart. Neue Folge, 5. Jahrg. 2. Hälfte,
1869, pag. 707. — Meyer's Conversations-Lex. . Bd. Vm, 1876, pag. 900. — E. Gurlt
in AlJgem. Deutscher Biogr. XH, pag. 369. — Callisen, VIII, pag. 477; XXVIII, pag. 522.
— Engelmann, pag. 249; Supplement, pag. 108. tjJj* Gurlt.
* Heyfelder, Oscar H., als Sohn des Vorigen zu Trier am 7. April
1828 geboren, bildete sich besonders in Heidelberg und in Erlangen aus, wo
1851 seine Promotion erfolgte, ausserdem auch auf Reisen nach Prag, Wien
und Paris. Seit 1859 lebt er in russischen Diensten, betheiligte sich als Ober-
Militärarzt an verschiedenen Kriegen und Expeditionen und schrieb zahlreiche
chirurgische Arbeiten, unter denen die umfangreichsten sind: y^Operationslehre und
Statistik der Resectionen^ (Wien 1861) — „Die Resectton des Oberkiefers"
(Berlin 1857) — „Lehrbuch der Resectionen" (2. Aufl. Wien 1862) neben
vielen Abhandlungen in der Deutschen Klinik, Deutsch. Zeitschr. f. Chir. etc.
Auch bei der Skobeleff'.schen Expedition gegen die Turkmenen (1881) war H.
noch m voller Thätigkeit. Wem ich.
200 HEYL. — HEYMANN.
*Heyl| Albert Gallatin H., geboren am 2. October 1847 in Phila-
delphia, studirte daselbst Medicin und promovirte im Frühling 1870. Er liess
sich dann, nachdem er einige Zeit sich in Wien, London and Heidelberg zur
specielleren Ausbildung aufgehalten hatte, in seiner Vaterstadt als Specialarzt für
Augenkrankheiten nieder. Von seinen literarischen Leistungen sind bemerkens-
werthf yfA case of uraemic amblyopia^ (Am. Joum. of the Med. Sc. 1874) —
„Gase of hypaemia foUowing lens discision" (Philad. Med. Times, 1875) —
„On coloboma of the cry stalline lens" — „Metastattc tenonüis in diphtherta*^
(Med. Journ., 1880) — „Some thermometric observcUion in a case of traumatic
diphtheria of the orbit." (Philad. Med. Times, 1882) — „Acute glaucoma
viduced by duboisin" (Amer; Joum., 1882) — „Remarks on lipaemia retinalis
occurring in a case of diabetes mellitus** (Philad. Med. Times, 1880).
Atkinson, pag. 176.J Pgl.
Heymann , Johann Peter H. , zu Coblenz , war am 14. August 1787
zu Muck (Regierungsbez. Cöln) geboren, besuchte die chirurgische Schule in Düssel-
dorf von 1803 — 1806 und später drei Jahre lang die Universität Duisburg, stets
mit den bittersten Nahrungssorgen kämpfend, wurde darauf von der Regierung
zum Impfarzt ernannt, ging 1810 auf die Universität Würzburg und konnte dann
endlich in Duisburg zum Doctor promoviren. Er liess sich darauf in Remagen am
Rhein als Arzt nieder, wurde 1817 als Medicinal- Assessor an das rheinische
Medicinal-CoUegium nach Coblenz berufen, zwei Jahre später zum Medicinalrath
befördert und ihm auch die Leitung des Hebeammen-Unterrichtes übertragen. Er
schrieb mehrere Journalaufsätze, wie: „Beobachtung einer laidernatürlicken
Knockenerzeugung" (Hablbss' Neue Jahrbb. , 1820); zusammen mit Ulrich:
;, lieber einige im Herzogthume Niederrhein vorgekommene interessante Miss-
geburten" (Meckel's Deutsches Archiv, 1820) — „Leistenbruch und Schenkel-
brtich an der nämlichen Seite" (Casper's Krit. Repert., 1830) — „Beobachtung
über eine merkwürdige Hemmung in der körperlichen Entwicklung im Verlaufe
des kindlichen Alters, bei mehreren Mitgliedern einer Familie" (Fboriep's
Notizen, 1830). — „Beobachturigen und Bemerkungen über die operative Be-
handlung der Kopfverletzungen" (RüST*s Magaz., 1830) u. s. w. ; seine wichtigste
Arbeit jedoch, die erst kurz vor seinem am 15. October 1832 erfolgten Tode erschien,
war: „Die Entbindung lebloser Schwangerer, mit Beziehung auf die Lex
regia" (Coblenz 1832).
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 10, 1832, I, pag. 717. — Callisen, VIII,
pag. 485; XXVIII, pag. 525. G.
Heymann, Friedrich Moritz H., Augenarzt in Dresden, geboren zu
Schneeberg in Sachsen am 24. Mai 1828 , bezog im Jahre 1847 die Universität
Leipzig und promovirte daselbst 1850, nachdem er sämmtliche medicinische
Prüfungen glänzend bestanden hatte. Das nächste Jahr verwandte er zu wissen-
schaftlichen Reisen in Prag, Wien, Paris und London. In Wien lernte er
Albrecht v. Oraefe kennen, welcher die Vorliebe für ophthalmologische Studien
in ihm erweckte. Diese Begegnung wurde für H. die Grundlage dauernder wissen-
schaftlicher und freundschaftlicher Beziehung. Im Sommer 1851 kehrte er nach
Dresden zurück und trat als Hilfsarzt in die dortige Diakonissen-Anstalt ein, deren
Abtheilung für Augenkranke er seit dem Jahre 1859 leitete. Als Augenarzt
erwarb sich H. bald einen bedeutenden Ruf; neben seiner praktischen Thätigkeit
beschäftigte er sich auch eifrig mit wissenschaftlichen Arbeiten. Seine erste
grössere Leistung war die Lösung der Preisaufgabe der belgischen Akademie der
Medicin zu Brüssel: „Exposer Vinfluence respective des divers nerfs sur le
mouvement de Viris", für welche er den ausgesetzten Preis in Form einer grossen
goldenen Medaille erhielt. Die Constitution H.'s war nicht die beste, in seineu
letzten Jahren wurde er öfters von schweren Krankheiten heimgesucht, bis ihn,
noch nicht 43 Jahre alt, am 21. October 1870 eine eiterige Meningitis seiner
HEYMANN. — HIERONYMI. 201
wissenschaftlichen und praktischen Laufbahn entriss. Die bemerkenswerthesten seiner
Arbeiten sind folgende : ^f lieber die Beziehungen der Erkrankungen der ver-
schiedenen Gebilde dea Auges zur sogenannten Amaurose*^ (Prager Vierteljahr-
schrift, Xin) — „Zur ScleroticO'Chorioiditis posteriori (Gbaefe's Archiv, II) —
„üeber Amaurose bei BrigM scher Krankheit und Fettdegeneration der Netz-
haut*" (Ibid. n, 2) — „Frische Netzhauthämorrhagien'' (Ibid. VIII) — „ lieber
Glaucom in aphakischen Augen** (Zehbndee^s ELlin. Monatbl. für Augenheilk., Y) —
„Ein Fall von Netzhautgliom mit zahlreichen Metastasen** (v. Graefe's.
Archiv, XV) — n^i^ empfindende Netzhautschicht^ (Verhandl. der kais. Leop.-
Karol. Akad. der Wissensch. , Bd. XXX , 1864) — „Krankheiten der Orbita**
(v. Geaefe's AüPchiv VII) — „Die Autoskopie des Auges und eine neue
Methode derselben** (1863) — ;, lieber künstliche Beleuchtung** (Prager Viertel-
jahrschr., C).
Friedrich Moritz Hejmann, Zehender's Klin. Monatsbl. für Augenheilk. 1872,
X, pag. 184. Horstmann.
"^Heynsius, Adriaan H. , am 8. April 1831 in Moordrecht geboren,
studirte in Utrecht unter G. J. Muldee und F. C. Dondebs und promovirte
1853 zum Dr. phil. („Diss. over de eiuntachtige lichamen**), 1854 zum Dr. med.
(„Diss. over de physische verklaring der vaatgeruischen^ ) , Als Arzt in Amster-
dam etablirt, wurde er 1858 zum Professor der Physiologie am damaligen Athenaeum
2U Amsterdam ernannt, wo er wirksam war bis 1866, als er zum Prof. physiol.
in Leyden ernannt wurde (Antrittsrede: „Ooer het tegenwoordig standpunt der
Physiologie in haar verband met de geneeskunde**). Er schrieb hauptsächlich:
„De werkkring van het physiologisch-pathologisch Laboratorium te Amsterdam**
(Amsterdam 1856) — „Onderzoekingen gedaan in het physiologisch Laboratorium
te Amsterdam** (1856 — 66, 5 Thle.) — „Onderzoekingen gedaan in het physio-
logisdi Laboratorium te Leyden** (1867 — 84, 6 Thle.) und eine Rede: „Over
de zelfstandige beoefening der Wetenschap** , welche er als Rector magnificus
beim dritten Säcularfeste der Leydener Universität am 8. Februar 1875 hielt.
C. E. Daniels.
*Hick8, J. Braxton H., zu London, war ein Zögling des Guy's Hosp.,
wurde bei demselben Physician Accoucheur und Docent der Geburtshilfe, der
Krankheiten von Frauen und Kindern, war Physician der Royal Maternity Charity,
Physic. der Royal Infirm, for Women and Ghildren. Er wurde 1851 Doctor bei
der Londoner Universität, 1866 Fellow des Royal Coli, of Physic, war Präsident
der Londoner Obstetrical Society. Er verfasste: „On combined extemal and
internal version** (London 1864; deutsche Uebers. von Wilh. L. Küeneke,
Göttingen 1865) und lieferte Beiträge zu den Guy*s Hosp. Rep. (1861): „Cauli-
fiotoer excrescence** — „üterine polypi** — „On transfusion** u. s. w. ; zu den
Obstetr. Transact. (1861, 64 — 69): „Concealed accidental haemorrhage** —
„Inquiry into the best mode of delivering the foetal head after perforation** —
Inquiry into powerless labours** — „Remarks on the cephalottibe** — „Gon-
tr^vtions to the knowledge of puerperal diseases** ; in den Proced. of the Royal
Soc. (1879): „On auxiliary forces concerned in the circulation of the pregnant
Uterus ; supplementary forces concerned in the abdominal circulation in man, **
Ausserdem finden sich weitere Arbeiten von ihm theils in den genannten Zeit-
schriften, theils in den Transact. der Linnean Soc, der Microscop. Soc, in den
Med. Times and Gaz., dem Practitioner u. s. w.
Medical Directory. Red.
Hierouymi, Johann Friedrich Heinrich von H., zu Neu-Strelitz,
war am 26. December 1767 zu Hildburghausen als Sohn des dortigen Leibarztes
und Hofrathes Job. Heinr. H. geboren, studirte von 1786 an in Jena, wurde
1790 daselbst Dr. med. mit der „Diss, inaug. exhibens Erasistrati Erasistrateo-
rumque historiam**, war Arzt in Hildburghausen, wurde 1794 vom Herzog Karl
202 HIEBONYMI. — HTKESIUS.
von Mecklenburg ate Leibarzt nach Neu-Strelitz bemfen. Zum Hofrath und 1812
zum Director des n^ü errichteten Medicinal-CollegiumB und zum Geh. Medicinahrath
ernannt, wurde er 1819, auf Ansuchen seines Fürsten, vom Könige von Bayern
geadelt und starb j»m 3. August 1836, eine Bibliothek von 20.000 Bänden hinter-
lassend. Seine einzige bekannte literarische Arbeit, ausser Recensionen, ist:
;, Versuch einer Darstellung eines leichten Mechanismus bei Anführung der
gesetzlichtn Schutzblatternimpfung in Mecklenburg -Strelitz u. s. w," (Horn's
Archiv, 1819). Er war ein durch alle Stände in Anspruch genommener Arzt, von
einer Berufstreue und Thätigkeit ohne Gleichen , von menschenfreundlicher , mild-
thätiger Gesinnung, so dass es keine wohlthätige Anstalt und keine Bildungsanstalt
im Bereiche seiner Wirksamkeit gab, die er nicht freigebig unterstützt hat.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 14, 1836, 1, pag. 480. — Blan ck, pag. 100. —
Callisen, VIII, pag. 491, 92; XXVm. pag. 527. G.
*Higgens, Charles H., Augenarzt in London, geboren am 1. Juni 1846
zu Hambledon, Hampshire, erhielt seine medicinische Ausbildung im Guy'^ Hosp.
zu London, promovirte 1873 und Hess sich in demselben Jahre daselbst als
Augenarzt nieder. 1882 wurde er zum Ophthalmie Surgeon im Guy 's Hosp.
ernannt. Von seinen zahlreichen Arbeiten sind folgende hervorzuheben : „On iritis*'
(Guy*s Hosp. Rep., 1874, XIX) — „A form of muscular asthenopia" (Ibid.
1875, XX) — »Clinical lecture on cataract^ (Med. Times and Gaz., 1876, V) —
„Hints on Ophthalmie out-patient practice" (1878) — „Remarks on 150 Opera-
tions fo7* extractions of cataract^ (Trans. Med. -Chir. Soc, 1879, Vol. LXII) —
„Lectures on Ophthalmologe.'' Horst mann.
Higgia, Georg Anton H. (Hidja, Juray, illyrisoh), zu Ragusa, war
daselbst am 7. Februar 1752 geboren, studirte 1771 in Bologna Philosophie nnd
Medicin, besuchte in Florenz, Rom, Neapel die berühmtesten Hellanstalten, gehörte
dann in seiner Heimath zu den geachtetsten Aerzten, machte sich auch als Sprach-
forscher und durch seine Uebersetzungen des Horaz und Virgil in's Illyrische
einen Namen in der slavischen Literatur, wie er auch illyrische Original-Dichtungen
verfasste nnd hinterliess bei seinem am 27. October 1833 erfolgten Tode u. A. :
„Fascicoli dt studii delle scienze fisico-mediche e varie annotazioni di sua
pratica medica".
V. Wurzbach, IX, pag. 10. G.
Highmore, Nathanael H., bekannter englischer Anatom des 17. Jahr-
hunderts, geboren am 6. Februar 1613 zu Fordingbridge (Grafschaft Hampton),
studirte und promovirte 1642 zu Oxford und Hess sich dann als Arzt in Sberbum
(Dorsetshire) nieder, wo er mit grossem Erfolge prakticirte und am 21. März 1685
starb. H. verdient rühmliche Erwähnung wegen vielfacher bedeutender anatomischer
Forschungen. Er ist Entdecker der nach ihm benannten Höhle des Oberkiefers,
des gleichfalls nach ihm benannten Gebildes am Hoden, Verfasser eines anatomischen
Handbuches: „Disquisitio corporis humani anatomica, in qua sanguinis circu-
lationem in quavis corporis particula plurimis typis novis ac aenigmatu^n
medicorum succincta dilucidatione ornatum prosecutus est^ (Haag 1651 , fol.)
und einer Schrift über Entwicklungsgeschichte, betitelt : „ The history of generation
examining the opinions of divers authors and chießy of Sir IC, Digby atid
concerning the eure of wounds by Sir Gilbert Talbofs sympathetic powder"
(London 1651).
Biogr. med. V, pag. 187. — Dict. bist. Ilf, pag. 129. Pgl.
Hikeslus, der Begründer der Erasistrateischen Schule, in Smyrna
geboren , lebte in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts v. Chr. , zu Zeiten
des Caesar, als hochgeschätzter Arzt und Lehrer an der medicinischen Schule
in seiner Vaterstadt. Plixius nennt ihn „medicum magnae autoritatis". Von
seinen schriftstellerischen Leistungen ist nur eine Arbeit: „Flepl \j\rfi^ (über Arznei-
r
- HIKESIUS. — HILDEBRANDT. 203
und Nahnmgsmittellehre) bekannt, von welcher einige Fragmente in des Athenaeos
^DeipnosophiBtae'^ (lib. UI und IV) erhalten sind. A . . t.
Hilchen, Ludwig Heinrich LeoH., geboren zu Butzbach (in Ober-
hessen) am 2. December 1702, studirte Medicin in Oiessen und Jena und promo-
virte in ersterer Universitätsstadt 1733, nachdem er bereits 6 Jahre lang, also
sett 1727, die Functionen eines Professors der Medioin versehen hatte. Er starb
am 22. April 1753. Seine Schriften sind unbedeutend und beschränken sich auf
kleinere akademische Arbeiten, Dissertationen u. dergl., so: „De pimpinella sacci-
fraga** (Oiessen 1726) — „De dolore coxae" (Ebenda 1735) — „De phremtide^
(Ebenda 1742) — „De vulnerum in intestinis lefhalüate" (Ebenda 1743) —
„Theses ex emmenologia*' (Ebenda 1748) — „Triga observationum medicarum*^
(Ebenda 1748) — „De tmlnerihus crann^ (Ebenda 1748) — „De veneni dati
signis dtagnosttcis" (Ebenda 1748) etc.
Biogr. m6d. V, pag. 1£8. Pgl.
Hildanns, s. Fabricics Hildanus, Bd. II, pag. 325.
Hildebrandt, Oeorg Friedrich H. , Professor der Anatomie und
Physiologie zu Braunschweig und Erlangen, war am 5. Juni 1764 in Hannover
geboren. Er begann 1780 in Oöttingen das Studium der Medicin uod Natur-
wissenschaften, wo Wbisberg, Blumenbach, Muebay und Baldingeb seine Lehrer
waren. 1783, nach Vertheidigung der schätzenswerthen anatomischen Dissertation :
„De pulmonibus^ , zum Dr. med. promovirt, ging H. zur Fortsetzung seiner
Studien nach Berlin, wurde dort mit dem Herzog von Braunschweig bekannt und
von diesem 1786 zum Professor der Anatomie am CoUeg. med. zu Braunschweig
ernannt. Er trat sein Amt mit einer vortrefflichen Schrift: „De motu iridis" an.
1795 folgte er einem Rufe als Professor der Medicin und Chemie nach Erlangen.
Hier übernahm er nach Mever's Abgang nach Oöttingen auch den Lehrstuhl für
Physik. H. starb in Folge der mit seiner ausgedehnten Lehrthätigkeit verbundenen
Anstrengungen schon in dem relativ frühen Alter von 52 Jahren am 23. März 1816.
Das Hauptwerk H.'s, durch das er sich für alle Zeiten einen hervorragenden Platz
in der Oeschichte der Medicin gesichert hat, ist sein ausgezeichnetes „Lehrbuch
der Anatomie des Menschen*^ (Braunschweig 1789 — 1792 in 4 Bdn.; 2. Aufl.
1798—1800; 4. Aufl. von Weber, Ebenda 1830—32 in erweiterter Oestalt her-
ausgegeben), das alle vorher erschienenen Compendien der Anatomie gewissermassen
fiberflüssig gemacht hat. Ausserdem verfasste H. noch folgende Schriften : „'Hand-
buch der reinen Grössenlehre" (Oöttingen 1785, 2 voll.) — „Anzeige seiner
Wintervorlesungen nebst einer Abhandlung vom lebenden Kalk*' (Ebenda 1786) —
„Versuch einer philosophischen Pharmacologie"" (Braunschweig 1787) — „Bemer-
kungen und Beobachtungen über die Pocken in der Epidemie des Jahres 1787"
(Ebenda 1788) — „Oeschichte der Unreinigkeiten im Magen und den Gedärmen"
(Ebenda 1790, 3 voll.) — ;, lieber die JErgiessungen des Samens im Schlafe"
(Ebenda 1792) — „Chemische und mineralogische Oeschichte des Quecksilbers"
(Ebenda 1793) — „ Commentationis de alcali minerali sanguinis humani
pars I" (Erlangen 1793, 4.) — „Dulcis mercurii laudes" (Ebenda 1793) —
„Anfangsgründe der Chemie" (Ebenda 1794, 3 voll.) — „Primae lineae patho-
logiae generalis" (Ebenda 1795; deutsch 1797) — „üeber die blinden Hämor-
rhoiden" (Ebenda 1795) — „Ueber die Arzneikunde" (Ebenda 1795) — „Lehr-
buch der Physiologie des menschlichen Körpers" (Ebenda 1796, 1799, 1809;
letzte Aufl. 1828 von Hohnbaum herausgegeben) — „Encyclopädie der gesammten
Chemie" (Ebenda 1799—1818, in 16 Heften) — „Taschenbuch für die Gesund-
heit auf das Jahr 1801" (Ebenda 1800, 1801, 1803, 1807, 1812, 1813, 1820) —
„Anfangsgründe der dynamischen Naturlehre" (Ebenda 1807, 1821) — „Er-
klärung der Abbildungen zur Encyclopädie der Chemie" (Ebenda 1807) —
„Anfangsgründe der Metallurgie" (Ebenda 1816) — „Lehrbuch der Chemie
804 HILDEBBANDT. — HILDEGARD.
als Wisaenachaft und als Kunst** (Ebenda 1816), sowie zahlreiche kleinere
Abhandlungen in verschiedenen Journalen.
Biogr. m6d. V, pag. 188. — Dict. hiat. III, pag. 131, — Hirsch in Allgemein.
Deutsch. Biogr. XII, pag. 403. Pagel.
Hildeijrandt , Hugo Alfred Otto H. , wurde am 6. October 1833 in
Königsberg in OstPreussen geboren, wo er auch Medicin studirte und nach Absol-
virung der Examina 1857 in die geburtshilfliche Klinik (Prof. Hayn) als Assistent
eintrat. 1862 habilitirte er sich daselbst für Gynäkologie und Geburtshilfe, leitete
nach Hayn*s Tode (October 1863) die Klinik ein Jahr lang interimistisch und nach
Weggang des inzwischen berufenen Prof. SPiEGELBEftG vom October 1865 dauernd
als Ordinarius. Die von Jenem eingeleitete Reorganisation des Unterrichtes, vor
Allem die Aufnahme gynäkologischer Vorlesungen und Vorstellungen, wurde von
H. energisch und liebevoll fortgeführt, und mit der Zahl der hilfesuchenden Frauen
wuchs die Zahl der Schüler und der zu tüchtigen Praktikern herangebildeten Aerzte.
Mit peinlichster Sorgfalt wachte H. über der Salubrität der 1873 bezogenen neuen
Klinik, wobei jede Schwankung des für gewöhnlich darin herrschenden vorzüg-
lichen Gesundheitszustandes ihn erregte. Zu angestrengter literarischer und Lehr-
thätigkeit, zu ausgedehntester Consultationspraxis kam noch eine Häufung von
amtlichen und ehrenamtlichen Beschäftigungen (Universität, Medicinal-Collegium,
Präsidium des Aerztevereins, Mitgliedschaft in der Staat-Commission für das Hebe-
ammenlehrbuch) und nach vorübergehender nervöser Abspannung (£nde 1879 bis
Mitte 1880) starb H., der alle Arbeit wieder aufgenommen hatte, am 3. Juli 1882,
unter den Symptomen einer foudroyanten Apoplexie. — Unter den zahlreichen Arbeiten
H.'s haben besonders seine Beiträge zu Volkmann's Sammlung klinischer Vor-
träge allseitige Beachtung gefunden: „Nr. 5 , Ueber Retroflexto uteri^ , wobei
zum ersten Male auf den häufigen Descensus der Ovarien und Knickung der Ureteren
hingewiesen wurde. „A>. 32, Ueber den Catarrh der weiblichen Geschlechts-
organe^ — „Nr, 47, Ueber fibröse Polypen des Uterus**, worin — wie auch in
anderen Arbeiten H.'s — die subcutanen Ergotininjectionen zur Beseitigung wand-
ständiger Myome empfohlen wurden. Femer sind hervorzuheben die in der Monatschr.
für Geburtsk. (Bd. XXIX — XXXII) veröffentlichten Aufsätze: Myxoma placentae,
intrauterine Behandlung. Sondiren der Tuben, Vaginitis ulcerosa adhaesiva (eine
bisher nicht beschriebene Krankheitsform der Vagina). Ausserdem: „Die neue
gynäkologische Universitäts- Klinik zu Königsberg** (Leipzig 1875) und „Krank-
heiten der äusseren weiblichen Genitalien** (Pxtha-Billroth*s Handbuch der
allgem. und spec. Chir., 1877). Caspary.
Hildebrandt, s. a. Hildenbrand.
/Hildegard, die Heilige, 1098 (oder 1099) zu Böckelheim (oder Beehel-
heim) in der Grafschaft Sponheim geboren, Aebtissin des von ihr im Jahre 1147
gegründeten Klosters auf dem Kupertsberge bei Bingen, daselbst am 17. September
1179 als Seherin und hochberühmte heilkundige Frau gestorben, nimmt unter den
naturwissenschaftlichen Schriftstellern des Mittelalters eine beachtenswerthe Stelle
ein. Mit botanischen und medioinischen Kenntnissen ausgestattet und auf dem
Gebiete der praktischen Heilkunde nicht unerfahren, hat sie, neben zahlreieben
Schriften theologischen und asketischen Inhaltes, eine naturwissenschaftliche Arbeit
verfasst, welche, unter dem Titel „Fhysica** veröffentlicht, einen interessanten und
sehr werthvoUen Beitrag zur Beurtheilung des Zustandes der Natur- und Heilkunde
und zur Sittengeschichte des 12. Jahrhunderts liefert. Die Schrift enthält die
Beschreibung der Heilkräfte zahlreicher thierischer, vegetabilischer und mineralischer
Heilmittel und Anweisung zur Anwendung besonders wirksamer Medicamente bei
Menschen- und Thierkrankheiteu , und sie ist keineswegs , wie früher mehrfach
behauptet worden Ist, eine Compilation aus älteren griechischen und römischen
Quellen, vielmehr zum grösstea Theile Original. Die bisherigen Ausgaben der Schrift,
zuerst unter dem Titel: „Physica ^anctae Hildegardis, Elementorum, fiuimnuni
HILDEGABD. — HILDENBRAND. 20S
aliquot Germaniae, metallarum, legumtnosum , fnictuum et herbar um etc.^
(Straseburg 1533) (aus unbekaniiten Quellen), später von F. A. Reuss nach einem
Pariser Codex unter dem Titel: ftLiber heatae Hildegcurdia subtüitätum diversarum
naturarum , , et sie de aliis quam multis bonis librt etc.^ (Paris 1856) heraus-
gegeben, sind äusserst Ittcken- und fehlerhaft. Jessen hat eine neue Ausgabe
in Aussicht gestellt, welche er nach einem in der Wolfenbfltteler Bibliothek be-
findlichen, dem 13. Jahrhundert angehdrigen Codex bearbeitet und „neben welcher^^
wie er erklärt, „die bisherigen Ausgaben und der Pariser Codex fast allen Werth
verlieren.
Vergl. Ren 88, De libris physicis Hildegardis commentatio historico-medica. Wttrz-
bürg 1835. — Jessen in Sitzungsber. der Wiener Akademie der Wissens eh. Mathem.-
natnrw. Classe. XLY, pag. 97. — Chonlant, Geschichte und Literatur der älteren Medicin.
Leipzig 1841, pag. 302. ^ Hirsch.
Hildenbrandy Johann Valentin Edler von H., einer der späteren
Vertreter der alten Wiener Schule, geboren am 8. April 1763 in Wien, studirte hier
Medicin hauptsächlich unter Stoll, erhielt die medicinisehe Doctorwürde 1784^
war dann kurze Zeit Physieus in Waidhofen a. d. TJiaya und ging als Leibarzt
des Grafen Maiszek nach Polen, wo er mit grossem Erfolge prakticirte und
1787 den Titel eines Hofrathes erhielt. 1793 zum Professor der Medicin nach
Lemberg berufen und nach Vereinigung dieser Universität mit der von Krakau
dahin tibersiedelud , ging er 1806 als Professor der Klinik nach Wien, wurde
1813 daselbst zum Director des allgemeinen Krankenhauses, 1814 zum nieder-
österreichischen Regierungsrath ernannt und starb hier am 31. Mai 1818 in einem
apoplectischen Anfall. Seine Schriften haben keine grosse wissenschaftliche Be-
deutung. Zu den besseren gehören : „ Ueber den ansteckenden Typhus , nebst
einigen Winken zur Beschränkung oder gänzlichen Tilgung der Kriegspest
und mehrerer anderer Mensehenseuchen" (Wien 1810; französ. Paris 1811);
femer die nur bis zum ersten Baude gediehenen, später von seinem Sohne (s. d.)
herausgegebenen „Institutiones practico-medicae rudxmenta nosologiae et therapias
specialis complectentes. T. I continens morborum divisiones et systemata^ doc-
trinam de febribus in genere*^ (Wien 1817). Ausserdem nennen wir: „Das Buch
für die Wundärzte in den österreichischen Staaten^ (Leipzig und Warschau 1789) —
„Ein Wink zur näheren Kenntniss und sicheren Heilart der Hundsuruth*^
(Wien 1797) — „lieber die Pest, ein Handbuch für Aerzte und Wundärzte,
tcelche sich dem Pestdienste widmen" (Ebenda 1799) — „Ratio medendi in schola
practica Vindobanensi" (Ebenda 1804—1809, 2 voll.; französ. Paris 1824) —
„Institutiones pharmacologiae sive materiae medicae in usum tironum" (Wien
1806) — „Initia institutionum clinicarum" (Ebenda 1807; deutsch 1808).
Biogr. m6d. V, pag. 189. — Dict. hist. III, pag. 132. — Hirsch, in Allgemein.
Deutsch. Biogr. XII, pag. 409. P%jrel
Hildenbrand, Franz Xaver von H., Professor der Medicin inPavia und
später in Wien, ist als Sohn des Vorigen am 7. September 1789 in Wierzbowit
in Polen geboren, promovirte am 12. April 1812 in Wien zum Dr. med. mit der
„Diss. de catarrhis iisque subdolis et pemiciosis", wurde später als ordentlicher
Professor der speciellen Therapie und medicinischen Klinik , sowie Director des
Kranken- und Findelhauses und Vorsteher des pathologischen Cabinetes nach Pavia
berufen. Diese Stellung vertauschte er 1830 mit dem Lehrstuhle für medicinisehe
Klinik in Wien, wo er 1849 gestorben ist. H. hat sich durch Herausgabe des
von seinem Vater unvollendet gelassenen grossen Werkes über die Fieberkrankheiten :
^Institutiones practico-medicae pyretologiam complectentes" (Wien 1821 — 25;
2. Aufl. 1832 — 33) verdient gemacht. Seine selbständigen Schriften sind von
geringer Bedeutung. Wir führen an: „Annales scholae clinicae' medicae Ticinensis
(Pavia 1826 — 30) — „Animadversiones in constitutionem morborum statio-
när iam" (Wien 1831) — „Leber Bheumatismus" (Annali univ. di med. 1827,
206 HILBENBRAND. — HILL.
Oennajo) — „Analecten für die praktische Medtcin^ (Med. Jahrbb. des k. k.
österr. Staates. Bd. XI, 1832 u. ff.; auch einzeli^, Wien 1832; ital. Pavia 1836).
Callisen, VIIT, pag. 501; XXVIII, pag. 529. -— Hirsch in Allgem. Deutsch.
Biogr. XII, pag. 410. Pgl.
"'Hildreth, Eugen ins Augustns H., geboren am 13. September 1821
in Wheeling, W. Va., stndirte Medicin am Med. CoU. of Ohio in Cincinnati und
promovirte daselbst im März 1844. Nachdem er dann ein Jahr lang Physician
des Commercial Hosp. und Lunatic Asylnm in Ohio gewesen war, Hess er sich
in seiner Vaterstadt nieder, wo er jetzt noch speciell als Geburtshelfer praktisch
thätig ist. Er schrieb : „Meports of cases in the Commercial Hospital** (Lancet
1844) — „On the use of ice within the uterus for post-partum hemorrhage**
(Ebenda 1850) — „Climatology, epidemic diseases of West Virginia^ (Transact.
of the Amer. Med. Assoc, 1868 — 72) — ^Medical botany WestVirginia** (Transact.
Acad. Soc. State W. Va. , 1873 — 74) — „Ateteorologg and epidemic diseases
of Ohio County^ (Transact. of the State Med. Soc, 1869 — 70) — „Biographies
of the physicians of Wheeling for the last hundred years^ (Ebenda 1876) u. A. m.
Atkinson, pag. 318. Pg!«
Hill, John H. , englischer Naturforscher, speciell Botaniker, war 1716
in Peterborough geboren , erlernte das Apothekerfach bei einem Pharmaceuten in
Westminster, bei dem er nachher eine Zeit lang als Gehilfe beschäftigt war. Nach
mannichfachen widrigen Schicksalen, die hauptsächlich durch seine schlechte Ver-
mögenslage bedingt waren, nahm er in London eine kleine Stelle bei einem
Militärpharmaceuten an, kaufte sich den Doctortitel und legte sich auf Schrifl-
stellerei. Er übersetzte eine Abhandlung von Thbophrast unter dem Titel:
„Theophrastas htstory of stones, Greek with an English version and critical
and philosophical notes^ (London 1746), eine Arbeit, welche Aufsehen erregte
und den Verfasser zu weiteren Leistungen errauthigte. So verfasste er: „A general
natural history , or new and accurate description of the aninials, vegetables
and miner als on the different pnrts of the world etc." (London, I. 1748;
n. 1T51; III. 1752, fol; 1773, 3 vol., foL). Doch zog er sich durch Herausgabe
einer Zeitschrift „The Inspector^ und des „British Magazine^^ viele Unannehm-
lichkeiten zu, die auch zur Folge hatten, dass er nicht als Mitglied in die Royal
Society aufgenommen wurde. H. rächte sich für diese Zurücksetzung durch einige
satyrische Schriften gegen dieselbe („Luctna sine concubüu. A letter to the Royal
Society" (London 1750) und „Review of the toorks of the Royal Soc. of Lond,
containing animadversions etc." (Ibid. 1751). üebrigens erwarb H. sich ein
bedeutendes Vermögen durch Verkauf von allerlei Arcana. Um seinen schlechten
moralischen Ruf einigermassen zu rehabilitiren , gab er ein grosses Werk heraus,
betitelt: „The vegetable system, or a series of experiments etc." (London 1759 bis
1775,* 26 parties in. 13 voll., fol.). H. starb an den Folgen der Gicht am
22. November 1775. Die Zahl seiner Schriften ist gross; sie beziehen sich meist
auf Botanik. Von eigentlich medicinischen sind zu nennen: „History of the
materia medica" (London 1751) — „Valerian, of the virtues of that root in
nervous disorders etc." (London 1758; 1772; deutsch Nürnberg 1765) — ^Con-
structions of the nerves and the cause of nervous disorders" (London 1759) —
„A method of curing the jaundice and other disorders of the liver by the
herb agrimony taken in the manner of tea" (Ebenda 1769) — „Management
of the gout with the virtues of burdock root first vsed in the authors own
case" (Ebenda 1758, 1771) — „Gentaury the great stomachic, its preference to
all other bitters" (Ebenda 1765) — „Cautions against the use ofviolent medicines
in fevers and instances of the virtue of petasite root" (Ebenda 1772) — »The
virtuos of sage in lengthening human life" (Ebenda 1765; deutsch Altenburg 1778
und 1780). Die Biogr. m^d. zählt im Ganzen etwa 46 Schriften von H. auf.
Biogr. m6d. V, pag. 190—195. Pgl.
HILL. — HILLARY. 207
*Hill, Berkeley H.. zu London, studirte im University College daselbst,
war dann anatomischer Prosector bei demselben und ist zur Zeit Professor der
Chirargie bei demselben und Chirurg des Lock Hosp. Er schrieb : „ The esaenttals
ofbandaging; including the maruiaement of fractures and disloccUtons ets."
(2. edit. 1869) — „Syphilis and Locol contagiotta diaorders^ (London 1868 ;
2. edit. 1881) — ^Students manual of venereal diseases** (1877) und lieferte
Beiträge zu den Clinieal Transactions (1870): „Tapping in empyema** ; den
Med.-Chir. Transact. (1882): „Gase of tumour of the bladder successfully
removed^ ; im Brit. Med. Joum. (1867,68): „Modem treatment of fractures
of the lower jaw*' — „Illustrations of the working of the contagious diseases
act^ u. 8. w.
Medical Directory. Red.
Hillairet, Jean-Bapiste H., zu Paris, wurde 1841 Doctor und bald
Hospitalarzt. Er schrieb eine „Notice historique sur F empoisonnement par
Farsenic, sur Vappareil de Marsh et des autres moyens de doser ce toxique^
(Paris 1846); übersetzte Bright's „Observations relatives ou diagnostic des
tumeurs situies h la base du cerveau, etc.** (Ebenda 1861). Als Mitglied der
See. de biologie seit 1859 hatte er derselben sehr bemerkenswerthe Mittheilungen
Aber die Krankheiten des Kleinhirns, basirt auf Studien im Hospice des Incurables,
gemacht; 1862 theilte er eine Beobachtung von Schwindel, in Folge von Ver-
letzung des Gehörorgans, mit, durch welche nicht nur die klinischen Beobachtungen
von Mbni^re, sondern auch die experimentellen physiologischen Untersuchungen
von SiGNOL und Vulpian bestätigt wurden. Als Arzt des H5p. Saint-Louis
beschäftigte er sich eingehend mit Hautkrankheiten, widmete in den letzten Jahren
der tuberculösen Lepra besondere Aufmerksamkeit und machte, zusammen mit
Gaucher, der Soc. de biologie eine Mittheilung über den Parasitismus der Lepra.
Von seinen der Akademie der Medicin, deren Mitglied er war, gemachten Mit-
theilungen sind anzuführen seine pathologisch-anatomische Untersuchung des Xan-
thelasma, eine Beobachtung von Mycosis fangoides, ein interessanter Fall von
Polysarcie. Erst wenige Monate vor seinem im Alter von 67 Jahren plötzlich an
der Ruptur eines Aneurysma im September 1882 erfolgten Tode hatte er die
Publication eines Handbuches der Hautkrankheiten begonnen. Er war auch Mit-
glied des Conseil d'hygiöne et de salubrit6 des Seine-Departements und ein eifriger
Arbeiter auf dem Gebiete der Hygiene, beschrieb, zusammen mit Delpech, die
Erkrankungen der Arbeiter bei der Fabrikation der Chromverbindungen , gab ein
verbessertes Verfahren beim Beizen der Haare behufs Verfilzung derselben an und
schrieb einen wichtigen, in das Bulletin de Instruction publique aufgenommenen
Bericht über den Unterricht in der Gymnastik in den Schulen.
Dumontpallier in Gaz. des h5p. 1882, pag. 862. — Lagnean im Bullet, de
TAcad. de m6d. 46. anii6e, 2. S6r., T. XI, pag. 1037. G.
Hillary, William H. , ausgezeichneter englischer Praktiker, lebte in
der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Er prakticirte zuerst als Arzt in Bath, hielt
sich von 1752 bis etwa 1758 in den englischen Colonien (speciell auf der Insel
Barbadoes) auf und Hess sich nach seiner Rückkehr in London nieder, wo er am
27. August 1763 starb. Er verfasste: „Rational and mechanical essay on the
small-pox" (London 1735; 1740) — „An inquiry into the medical virtues of
Lincomb spa water, near Balh" (Ebenda 1743) — „Observations on the changes
of the air and the concomitant epidemical diseases of the island of Barbadoes,
10 which is added a treatise on the putrid bilious, cummonly called the
yellow fever** (Ebenda 1759) — »The nature, properties and laws of motion of
Jire discocered and demonstrated by observations and experiments** (Ebenda
1760) — „Inquiry into the means of improving medical knowledge etc.**
(Ebenda 1760).
Dict. bist, m, pag. 133. Pgl.
208 HILLE. — HILSCHER.
Hille, Martin vanH., zu Antwerpen, war daselbst 1633 geboren, war
zuerst Chirurg der holländischen Marine ^n Bord des vom Admiral Tromp
befehligten Schiffes. In seine Vaterstadt zurückgekehrt, erwarb er sich den Ruf
eines geschickten Operateurs, war Licentiat der Medicin und wurde Mitglied des
CoUegiums der Aerzte daselbst. Er publicirte u. d. T. : „ Tooneel der Chirurgie'^
(Antwerpen 1706) ein geschätztes Handbuch der Chirurgie, dem eine Abhandlung
über die Syphilis, mit sehr richtigen Ideen über Symptome und Behandlung dieser
Krankheit, folgte. Er starb 1706. van den Corpuf.
Hille, Karl Christian H. , zu Dresden, war am 4. Juli 1794 zu
Obermoschel im bayerischen Rheinkreise geboren, wurde zu Leipzig 1817 mit der
„Diss, inaug. exhibens deformattonis partium genüalium externarum descrtp-
tionem" Doctor, veranstaltete folgende üebersetzungen aus dem Französischen:
R. B. Sabatier, Operative Chirurgie, herausg. von L. J. Sanson und L. J. Begin
(Dresden 1826); EsQumoL, Pathologie und Therapie der Seelenstörungen, mit
Zusätzen von J. C. A. Heinäoth (Leipzig 1827) ; Portal, üeber Epilepsie (Leipzig
1828) und schrieb: „Das Dampfbad , seine Einrichtung, .... mit Bezug auf
die Anstalten in Dresden dargestellt^ (Dresden und Leipzig 1829, m. 2 Taff.).
1830 wurde er Arzt am königl. Krankenstift, beobachtete 1831 im Auftrage
seiner Landesregierung die Cholera in Warschau und gab heraus: „Beobachtungen
über die asiatische Cholera, u. 8. w " (Leipzig 1831). Weiterhin publicirte er:
„Das königl. Krankensttß zu Dresden, nach seiner Geschichte, Einrichtung
und seinen Leistungen dargestellt" (Dresden und Leipzig 1833) — „Die Heil-
quellen Deutschlands und der Schweiz. Ein Taschenbuch, für Brunnen- und
Badereisende bearbeitet" (2 Thle., Leipzig 1837, 38). Er war auch Mitarbeiter
am Summarium der Medicin seit 1828.
Callisen, Vni, pag. 508; XXVHI, pag. 530. G.
* Hiller, Arnold H. , zu Breslau, ist geboren am 22. December 1847
zu Seehaasen in der Altmark als jüngster Sohn des ELreisphysicus und Sanitätsraths
Dr. H., war ein Zögling des medicinisch-chirurgischen Friedrich Wilhelms-Instituts
zu Berlin, Schüler von VmcHOW und Traube, später Leydbn, wurde 1871
Doctor, war von 1880 — 82 Assistent an Leyden's Klinik zu Berlin, habilitirte
sich daselbst 1883 für innere Medicin, wurde als Stabs- und Bataillonsarzt nach
Breslau versetzt und habilitirte sich 1884 als Privatdocent für innere Medicin an
der dortigen Universität. Er veröffentlichte bald nach Beendigung seiner Univer-
sitätsstudien eine Reihe kritischer und experimenteller Arbeiten zur Bakterienfrage
und über Fäulniss, polemisirte (1874 — 78) gegen die damals üblichen Methoden
der Erforschung pathogener Organismen, veröffentlichte 1879: „Die Lehre von
der Fäulniss" (Berlin) und seit 1880 mehrere Arbeiten klinisch - medicinischen
Inhalts in den Charit^ - Annalen und der Zeitschrift ftlr klinische Medicin.
Bemerkenswerth ist eine grössere Arbeit : ;, lieber Lungensyphilis und syphilitische
Phthisis" (Charitö-Annalen , 1884, m. 2 Taff.). Red.
Hilscher, Simon Paul H. , deutscher Arzt, geboren zu Altenburg am
12. August 1682 , begann im Alter von 18 Jahren das medicinische Studium in
Jena, wo er 1705 zum Mag. art. ernannt wurde. Nachdem er dann einige Zeit
in Leipzig zugebracht hatte, kehrte er nach Jena zurück, wo er ausserordentlicher
Professor und 1723 ihm eine ordentliche Professur übertragen wurde. Er starb
am 20. December 1748. Seine Schriften bestehen nur aus Dissertationen, Pro-
grammen nnd kleineren Abhandlungen, deren Gesammtzahl etwa 92 beträgt. Wir
nennen hier nur die auf Epidemiologie bezüglichen als die wichtigeren: „Diss,
de morbo castrensi epidemico ab iniiio veris a. 1735 in castris ad Rhenum
et in viciniis grassato" (Jena 1736) — „De morbillis" (Ebenda 1739) — „De
peste'^ (Ebenda 1740) — „De febribus malignis in regione Roemhüden^i a
mense Decembri a. 1740 ad August, a. 1741 grassatis" (Ebenda 1741).
Biogr. m6d. V, pag. 195—198. Pgl.
HILTON. — HIMLY. 20§
Hilton, John H. , zu London, war 1804 geboren, studirte im Gny's
Hospital, wnrde 1827 Member des College of Snrgeons, wnrde dann bei dem
vorgenannten Hospital mit 21 Jahren Prosector und nacheinander Assistant Surgeon,
Docent und Surgeon und schied als (Consulting Surgeon aus demselben aus. Seine
ersten Schriften waren: „A system of operative surgery; etc." (London 1835) —
ßn the dütributton and prohahle function of the auperior and recurrent
laryngeal nerves" (Ebenda 1838)* Es folgte eine Reihe von Aufsätzen in den
von ihm mitredigirten Guy's Hosp. Reports , in den Med.-Chirurg. Transact. , iA
der Lancet u. s. w. Im College of Snrgeons nahm er eine hervorragende Stellung
ein, wurde 1854 zimi Mitgliede des Council und 1859 zum Professor der mensch-
lichen Anatomie und^ Chirurgie bei demselben ernannt. Während er diesem Amte
vorstand, hielt er in den Jahren 1860, 61 , 62 eine Reihe von vortrefflichen
Vorlesungen über Schmerz und den Einfluss physiologischer und mechanischer
Rnhe bei der Behandlung chirurgischer Krankheiten, die er zusammen in der
Schrift , die in kurzer Zeit 3 Auflagen erlebte : „ On the influence of mechanical
and phystological reet in the treatment of accidenta and aurgical diseases and
the diagnostic value of pain etc." (London 1863; u. s. w.) herausgab. 1867
hielt er die HuNTER*sche Rede und war Präsident des College, an dessen Angelegen-
heiten er stets das regste Interesse nahm, wobei er ein grosses Yerwaltungs-
talent entwickelte. Er war Surgeon-Extraordinary der Königin und Präsident der
medicinischen, der pathologischen und der neuen Sydenham-Gesellschaft gewesen,
ebenso wie er bei der Versammlung der British Medical Association in London
1873 Präsident der chirurgischen Section war. Er starb am 14. September 1878
auf seinem Landsitze Hedingham House , Clapham.
Proceed. of the Roy. Med. and Chir. Soc. of Lond. Vni , 1879, pag. 388 (nicht
zugänglich). — British Med. Jonm. 1878 , 11 , pag. 456. — Lancet. 1878 , II, pag. 460. —
Med. Times and Gaz. 1878, H, pag. 422. Gurlt.
Himly, Karl, Professor der allgemeinen Heilkunde und Ophthalmologie
zu Göttingen, war geboren am 30. April 1772 zu Braunschweig. Er besuchte
1790 das anatomisch-chirurgische Collegium daselbst und verliess es 1792, um seine
Studien in Göttingen unter Righteb fortzusetzen. Nach Beendigung derselben
wurde er 1795 zum Professor der medicinisch-chirurgischen Klinik in Braunschweig
ernannt, welche Stellung er im Jahre 1801 mit der Professur für innere Medicin in
Jena vertauschte. Im Jahre 1803 wurde er als Director des akademischen Hospitals
in Göttingen berufen, welche Stellung er bis zu seinem Lebensende inne hatte. Er
ertrank in der Leine am 22. März 1837. H. war der Erste, welcher bereits
im Jahre 1803 theoretischen und praktischen Unterricht in der Augenheilkunde
ertheilte. Die Einführung der Pupillen erweiternden Mittel in die Augenheilkunde
ist sein Verdienst. Im Verein mit J. A. Schmidt gab er die: „Ophthalmologische
Bibliothek", von welcher 1802 — 1807 drei Bände erschienen, heraus, an diese
sehlossen sich noch zwei 1816 und 1819 von H. allein veröffentlichte Hefte:
„Bibliothek für Ophthalmologie" an. Von seinen sonstigen Schriften mögen
folgende noch Erwähnung finden : j^Ophthalmologische Beobachtungen und Unter-
suchungen" (Bremen 1801) — „Lehrbuch der praktischen Heilkunde" (Göttingen
1807) — „Einleitung in die Augenheilkunde" (Jena 1806). Ausserdem gab
er in Verbindung mit Hüfeland das „Journal für praktische Heilkunde" vom
Jahre 1809 — 14 heraus. Sein in grossem Massstabe angelegtes und mit bewundems-
werthem Fleisse bearbeitetes Lehrbuch der Augenheilkunde: „Die Krankheiten
und Missbildungen des menschlichen Auges und deren Heilung" (2 Bde., Berlin
1842 — 43) ist nach den hinterlassenen Papieren und mit Zusätzen vermehrt von
seinem Sohne E. A. W. Himly veröffentlicht worden.
Hirsch, Geschichte der Ophthalmologie. Handbuch der ges. Angenheilkimde.
Herausgegeben von A. Graefe und Th. Saemisch, Bd. VII, Cap. XIV. Horstmann.
Himly, Ernst August Wilhelm, Professor za Göttingen, Sohn des
Vorigen , geboren am 14. December 1800 zu Braunschweig, besuchte die Gymnasien
Biogr. Lexikon, m. A
810 HIMLY. — HINRICHS.
zu Holzmioden und Gröttingeu und widmete sich an letzterem Orte den medici-
nischen Studien. Im Jahre 1823 promovirte er in Göttingen und erhielt durch
seine Arbeit: „Gommentatio de cachexiis et cacochymiia" (OöttiDgen 1823) den
akademischen Preis. Nach mehrjährigen wissenschaitlichen Reisen habilitirte er
sich in Göttingen 1825 fttr Physiologie, vergleichende Anatomie und gerichtliche
Medicin. 1832 wurde er zum ausserordentlichen Professor ernannt. Er starb in
Göttingen am 16. Februar 1881. Ausser dem oben erwähnten yon ihm edirteu
qehrbuche der Augenheilkunde seines Vaters veröffentlichte er: „Beiträge zur
Anatomie und Physiologie*^ (2 Lieferungen, Hannover 1829 — 1831) — „Ein-
leitung in die Physiologie des Menschen^ (Göttingen 1835) und verschiedene
Uebersetzungen ausländischer naturwissenschaftlicher Werke. Horstmann.
Hlmsel , G e b h a r d , Arzt und Mathematiker, zu Magdeburg 1 603 geboren,
studirte Arzneikunde, war Conrector in Tangermttnde, wurde Dr. med., ging
1632 als Lehrer der Mathematik an das Gymnasium zu Reval; 1633 reiste er
nach Abo, um sich weiter in der Medicin auszubilden, 1634 kehrte er nach
Reval zurück, wurde Stadtphysicus und Director der Stadtbefestigungen. Er starb
in Reval am 7. Januar 1676. Hat verfasst: „Florilegium förtificcUorium*' (Reval
1647, 4.) u. s. w.
Hünsel, Nicolaus von, geboren zu Riga als Sohn des Arztes Joachim
Gebhard H. , am 16./27. October 1729, studirte Medicin in Königsberg von
1747 an, seit 1752 in Göttingen, woselbst er am 11. September 1757 DK med. wurde
(„Diss, inaug. med. de victu salubri ex animalibus et vegetabilibus temper ando^J,
Dann machte er zwei Jahre lang grosse Reisen, war in Petersburg^ Moskau,
Deutschland, Frankreich, England, der Schweiz u. s. w. Nach Riga zurückgekehrt,
liess er die Praxis bei Seite und widmete sich dem Bücherstudium. Er starb schon
am 10. December 1764, sein Vermögen wurde zu wohlthätigen Stiftungen ver-
wandt; seine Bibliothek, .eine reiche Naturaliensammlung erhielt die Stadt Riga.
Auf der Riga'schen Stadtbibliothek sind handschriftlich die Schilderungen seiner
Reisen in vier starken Bänden aufbewahrt.
V. Becke-Napiersky, II, pag, 309—311. — Beise, pag. 272 ff.
L. Stieda.
Hinderer, Georg Conrad H. , geboren in Giessen am 17. November
1751, studirte Medicin und promovirte 1794 in seiner Vaterstadt. Von 1776 bis
1788 war er Stadtphysicus in Brankenstein , ging dann nach Giessen und von da
1792 nach Butzbach. Hier starb er am 17. Juli 1794. Ausser seiner Diss. :
„De geranio robertiano", gab er Johann Ernst Neübaukr's: „Opera omnia
anatomica** heraus (Frankfurt und Leipzig 1786) und übersetzte in's Deutsche
den Tractat über das Fieber von Borsieri (Giessen 1785), sowie Desselben Ab-
handlung über febrile Exantheme (Frankfurt und Leipzig 1789 — 90; 3 voll.}.
Biogr. in6d. V, pag. 199. Pagel.
Hinds, William H., zu Birmingham, geboren 1811, lag dem Studium
der Medicin am Queen's College und am Queen's Hospital in seiner Vaterstadt
ob, wurde Member des Roy. Coli, of Surg. im Jahre 1844 und drei Jahre darauf
Dr. med. am Eing's College zu Aberdeen. Länger als 25 Jahre war er Professor
der Botanik, auch Secretär der medicinischen Professoren des Queen's College und
prakticirte zugleich einige Zeit an dem jetzt nicht mehr bestehenden Town Infirmary.
Sein Hauptwerk ist ; ^ The harmonies of physical science in relgtion to the-
higher sentiments^. Ausserdem lieferte er mehrere Beiträge: lieber Pericarditts
und andere medicinische Gegenstände. Er starb am 18. October 1881.
British Medical Jonmal. 1881, H, pag. 836. Wem ich.
^Hinrichs^ Gustav H., geboren in Lunden, einem Flecken in Schleswig-
Holstein (Kreis Norderdithmarschen) , am 2. December 1836, besuchte die poly-
technische Schule und die Universität zu Kopenhagen, ging dann nach Amerika,
HINKICHS, — HINTON. 211
wo er 1872 Yon dem Mo. Med. Coli« in St. Louis honoris causa zum Dr. med.
ernannt wurde und sich später in Jowa (im Staate Jowa) niederliess. H. prakticirt
nicht, sondern beschäftigt sieh ausschliesslich mit chemischen und mathematisch-
physikalischen Forschungen. Von seinen ebenso bedeutenden wie zahlreichen
Arbeiten nennen wir folgende: „Die elektromagnetische Telegrapkie, sammt
im nothigen Kenntnissen aus der Physik, leichtfasslich toissenschaftlich
dargestellt, etc.** (Hamburg 1856) — „Bemis for Netcton^s Binomialformel"
(Matfaematisk Hdsskrift, Ejöbenhavn 1860) — „Fem Lote af den kosmische
Physik" (Porhandlinger ved Skandinar. Naturf. VIT. Mode 1860) — „Der
Erdmagnetismus als Folge der Bewegung der Erde im Aether" (Eopes^
hagen 1860) — „Density, relation and relative age of the planets, etc.** (Am.
Jonm. of science, 1864) — „Magnetic period depending an the suns rotation"
(ib., vol. XXXVIII, 1864) — „Distribution of the dark lines in the spectra
of the Clements" (ib.) — „IrUroduction to the mathematical principles of the
mehular theory" (ib. 1865) — ,f Programm der Atommechanik oder die Chemie
eine Mechanik der Phantome" (Jowa City 1867) — „Zur Analyse der Stein-
hohlen" (Fresenius' Zeitschr. f. analytische Chemie, 1869) — „Eine einfache
Schwefelicasserstoff'Beagentienßasche" (ib. 1869) etc. etc. Im Ganzen hat H.,
der zur Zeit Professor der Physik, Chemie und Tozicologie an der Jowa State-
Universität ist, etwa 60 Schriften veröffentlicht, in denen er Gegenstände aus
der Chemie, Mineralogie, physikalischen und mathematischen Geographie und
Physik behandelt.
Atkinson, pag. 619. Pgl.
Hinterberger , J o s e p h H. , zu Linz , war zu Kleinmttnster bei Linz
am 6. Juni 1795 geboren, wurde 1818 Professor der Geburtshilfe am Lyceum
zu Innsbruck und 1822 zu Linz. Er veröffentlichte: „Beiträge zu den Rück-
gratskrankheiten" (Med.-chir. Ztg., 1828) — „Rückgratskrankheiten unter der
Form von Kindbettfieber u, s, w." (Hufeland's Journal, 1830) — „Mehrere
Geschichten von vrichtigen Krankheitsfällen; u. s. w," (Heidelberger klinische
Amialen, V) — „Abhandlung über die Entzündung des Rückenmarks und
Beiträge zur Erforschung der Cholera morbus,' u, s. w." (Linz 1831) —
„Beobachtungen über den Scharlach mit Entzündung des Rückenmarks, des
Herzens, der Aorta, der Hohladern u,s,w." (Ebenda 1833) — „Beobachtungen
über die Schwangerschaß ausser der OebärmtUter" (Wien 1835). 1839 wurde
er m Wien Dr. chir. honor. Er schrieb auch eine Anzahl von Aufsätzen in den
Med. Jahrbb: des k. k. österr. Staates , in v. Geaefb's und v. Waltheb's Journal,
im Snmmarium der Med. und in der SaJzburger med.-chir. Zeitung. Sein Tod
erfolgte am 18. April 1844.
V. Wurzbach, IX, pag. 41. — Callisen, Vm. pag. 526; XXVIII, pag. 537.
G.
Hinton, James H. , hervorragender englischer Ohrenarzt und auch als
Philosoph geschätzt, starb am 16. December 1875. Er begann seine Studien
1843 und liess sich, nachdem er 1848 zu London an dem College of Surgeons
sem Examen absolvirt, daselbst als Arzt nieder. Die allgemeine Praxis entsprach
jedoch nicht seinen Neigungen und zog er sich für längere Zeit aus derselben
zurück , um sich ganz seinen philosophischen Arbeiten zu widmen, welche in ver-
schiedenen Werken, wie: „Man andhis dwelling place" — »Life in nature" etc.
ibren Ausdruck fanden. Erst später beschäftigte er sich eifrig mit Ohrenheilkunde
und hatte das Glück, Assistent und Freund Joseph Toynbee's zu werden. Als
Dieser 1866 starb, übernahm H. dessen Praxis und wurde am Guy 's Hespital
Lehrer der Ohrenheilkunde, welche Stellung er 15 Jahre inne hatte. Im Jahre
1874 zog er sich ganz aus seiner ärztlichen Stellung zurück und begab sich auf
seinen Landsitz zu St. Michaels (Azoren), wo er auch starb. Ausser vielen in
den Journalen zerstreuten Aufsätzen über Ohrenheilkunde erschienen von ihm:
14*
212 HINTON. — HIPPOKBATES.
„The questtons of aural aurgery^ (London 1874) und: „Atlaa of the membranä
tympani , with descripttve text, being ültistrationa of diseases of the ear"
(London i874). ^ L^^^,.
Hinze, Angust Heim bert H., geboren zn Braunschweig am 29. September
1765, promovirte zu Helmstädt am 16. December 1788 mit der Dm.: „De
morbülis^, war seit 1788 Arzt zu Königslutter, dann Landphysicus zu Calvörde
im Braunschweig'schen und seit 1793 wirklicher Leibarzt des Reichsgrafen von
Hochberg-Fürstenstein zu Fflrstenstein bei Schweidnitz in Niederschlesien.
Später Hess sich H. in Waidenburg i. Schi, nieder, wo er am 23. December 1832
starb. Von Schriften H.'s sind zu nennen : „ Versuch eines systematischen Orund-
risses der theoretischen und praktischen Oeburtshilfe^ (Stendal, I, 1791 ; H, 1792)
' — „Beiträge zur Arzneiwissenschaft und Oeburtshilfe*' (Heft I, Stendal 1793) —
„Lexikon aller herzoglich braunschweig* sehen Verordnungen, welche die medl-
cinische Polizei betreffen" (ib. 1793) — ;, Versuch einer chronologischen Ueber-
sicht aller für die Geburtshilfe erfundenen Instrumente" (Liegnitz und Leipzig
1794) — „Auch ein Wort über Kuhpocken und deren Impfung" (Berlin 1801) —
„Kleine Schriften medicinischen , chirurgischen und hebeärztlichen Inhalts"
(Liegnitz und Leipzig 1802) — „Altwasser und seine Heilquellen" (Breslau 1805) —
„Kleine Aufsätze aus dem Gebiet der Medidn, Chirurgie und Geburtshilfe"
(ib. 1806) — „Probe einer Uebersetzung der Aphorismen des Hippokrates"
(Stendal 1807) und verschiedene, überaus zahlreiche Einzelaufsätze in vielen
Journalen — Callisen zählt, ausser den genannten, noch 78 Arbeiten von H.
auf — über alle Gebiete der Medicin, besonders der gerichtlichen und der
Sanitätspolizei.
Biogr. m6d. V, pag. 199. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 10, 1832, H
pag. 828. —Callisen, Vm, pag. 526—535 ; XXVHI, pag. 538. p g j .
""Hippel, Arthur von H. , aus Fischhausen (Domäne im preussischen
Samlande) gebürtig, am 24. October 1841 geboren, in Königsberg, Berlin, Wflrz-
bürg und Wien, hauptsächlich aber durch J. Jacobson und Ablt ausgebildet,
promovirte 1864, wirkt als Professor der Ophthalmologie in Oiessen seit 1879.
Seine hauptsächlichsten Arbeiten sind : „ lieber die Wirkung des Strychnins auf
das gesunde und kranke Auge" (Berlin 1873) — „lieber den Einfluss der
Nerven auf die Höhe des intraocularen Drucks" (mit Grünhaqen, V. Geaefe's
Archiv, XIV, XV, XVI) — •„ lieber die operative Behandlung totaler stationärer
Hornhauttrübungen" (Ebenda, XXIII) — „lieber einseitige Farbenblindheit"
(Ebenda XXVH). Wem ich.
Hippokrates. Diesen Namen führen sieben griechische Aerzte des Alter-
thums, welche in der Zeit zwischen dem 6. und 3. Jahrhunderte v. Chr. gelebt,
und von welchen zum mindesten vier, in einem nahen verwandtschaftlichen Ver-
hältnisse stehend , einer Asklepiaden-Familie angehört haben :
Hippokrates I, Sohn des Gnosidicus, ein Zeitgenosse von Mil-
tiades und Themistokles.
Hippokrates II, Enkel des Erstgenannten, Sohn des Heraklides
und der Phänarete.
Hippokrates lU, Enkel von Hippokrates II und Sohn von
Thessalus, Leibarzt des Königs Archelaus von Macedonien.
Hippokrates IV, ebenfalls ein Enkel von H. II, am macedonischen
Hofe lebend und Leibarzt der Königin Rhoxane, Gemahlin Alexander's des
Grossen, Sohn von Drakon.
Die Söhne von Hippokrates H, Thessalus und Drakon, gehörten
als Aerzte ebenfalls der Asklepiaden-Zunft an, ebenso Polybos, Gemahl einer
Tochter von Hippokrates II, einer der bedeutendsten Aerzte jener Zeit und
Verfasser mehrerer der in der Hippokratischen Sammlung enthaltenen Schriften.
HIPPOKBATES. S^13
Jjeher die Bedeutung, welche diesen Männern in ihren Leistungen als Aerzte und
Schriftsteller zukommt, Iftsst sich nicht urtheilen, da fast alle Mittheilungen,
welche wir über die Lebensverhältnisse und die Wirksamkeit derselben besitzen,
aus einer viel späteren Zeit stammen und auf grösstentheils unzuverlässigen Tradi-
tionen beruhen ; nur so viel lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der bei Weitem
hervorragendste Arzt in jener Familie Hippokrates II gewesen ist, an dessen
Namen sich eine der bedeutendsten Entwicklungsphasen in der Geschichte der
alten griechischen Medicin knttpft. — Die wenigen, einigermassen sicheren
Notizen Aber die Lebensverhältnisse dieses Mannes lassen sich in folgendes Bild
zusammenfassen :
Hippokrates, Sohn des Asklepiaden Heraklides, ist im Jahre
460 V. Chr. auf der Insel Kos (dem jetzigen Stanco) geboren. Von seinem Vater,
dem Gebrauche der Asklepiaden gemäss , durch praktischen Unterricht in die Heil-
kimst eingeführt, ging er nach dem Tode desselben nach Athen und wurde hier
des Unterrichtes in der Chirurgie bei dem, von ihm übrigens sehr scharf und
abfällig benrtheilten , Gymnasten Herodikus theilhaftig; auch soll er, wie es
heisst, den Bruder dieses Gynmasten, den berühmten Sophisten Gorgias von
Leontini, zum Lehrer in der Philosophie gehabt haben. Später lebte H. wahr-
scheinlich mehrere Jahre in seiner Heimath und begab sich alsdann nach Thessalien,
wo er, als Periodeut, an zahlreichen Orten, in Larissa, Meliboea, Eranon,
Eyzikos u. a. , vorzugsweise aber auf der Insel Thasos prakticirt und von wo
ans er einen Theil Scythiens und die an dem Pontus und Möotischen See gelegenen
Landstriche bereist hat, auch nach Kleinasien (nach der Angabe von Galrnos
mehrmals nach Smyma), vielleicht selbst nach Egypten (Libyen) gekommen ist. —
Die letzten Jahre seines Lebens hat er in Larissa zugebracht , und hier ist er in
der Zeit zwischen 370 — 380, wahrscheinlich im Jahre 377, gestorben; sein
Grabmal , das noch zu Galenos' Zeiten , im 2. Jahrhundert n. Chr. , bestanden
hat, befand sich zwischen Larissa und Gyrton. — ^ Aus der hohen Verehrung,
deren sich H. als Arzt und Mensch bei seinen Zeitgenossen erfreut hat — P 1 a t o n,
der seiner mehrfach erwähnt, nennt ihn „den Grossen^' — und aus der unbe-
grenzten Anerkennung, welche ihm die Nachwelt zollte, erklären sich zahlreiche
Anekdoten über mehrere seiner speciellen ärztlichen Leistungen , welche daraufhin
berechnet waren, seinen Ruhm zu erhöhen, die aber durchweg in die Reihe der
M&rehen zu verweisen sind; so u. A. die Mittheilung, dass er zur Zeit der
Tbnkydideischen Pest als Consulent nach Athen berufen worden sei , dass er als
Arzt am persischen und macedonischen Hofe gelebt habe und von den Fürsten
mit Ehren und Geschenken überhäuft worden sei, ebenso auch die Fabel, dass
er von den Abderiten aufgefordert worden sei , sich über den Gemüthszustand des
unter ihnen lebenden Philosophen Demokritos gutachtlich zu äussern , oder —
wie die Fabel anders lautet — dass er diesen Philosophen besucht habe, um sich
mit der Lehre desselben bekannt zu machen. Uebrigens ist H. auch dem Schicksale
nieht entgangen, das alle grossen Männer getroffen hat, dem Schicksale, in
miwürdiger Weise verdächtigt zu werden ; man erzählte , er habe den Tempel des
Aesknlap auf Kos in Asche gelegt, um die in demselben auf Votivtäfelchen auf-
bewahrten medicinischen Erfahrungen zu vernichten und die Welt glauben zu
machen, dass er die in seinen Schriften niedergelegten Kenntnisse aus eigener
Erfahrung geschöpft habe — eine Verdächtigung, die bekanntlich auch gegen
Avicenna ausgesprochen worden ist, der aus ähnlichen selbstsüchtigen Motiven
die Bibliothek des Sultans von Bokhara in Brand gesetzt haben soll. — Die einzig
snverlässige Quelle, aus welcher ein sicheres Urtheil darüber gewonnen werden
kann, was H. als Arzt geleistet, welchen Einfluss er auf die Vervollkommnung
der Heilknnst ausgeübt hat , bieten die von ihm hinterlassenen Schriften und auch
diese Quelle ist sehr getrübt, da selbst die sorgfältigste Kritik nicht mit voller
Sicherheit zu entscheiden vermag , welche in den unter seinem Namen erschienenen
Schriften , die von alexandrinischen Aerzten in kritikloser Weise zusammengetragen
214 HIPPOKRATES.
und als „Opera magni Hippocratis^ veröffentlicht worden sind, ihm eigenthflmlieh
angehören , und da es zudem fraglieh bleibt , ob die wenigen , mit gutem Grunde
als „echt-hippokratisch^ bezeichneten Schriften in der Form, in welcher sie uns
vorliegen, von ihm verfasst sind, oder später eine erhebliche Umarbeitung erfahren
haben. — Ohne Zweifel hatte das reiche empirische Material , das , im Laufe von
Jahrhunderten auf verschiedenen Wegen gewonnen, in der griechisohen Medicin
angehäuft worden war , schon vor dem Auftreten von H. eine formale Bearbeitung
erfahren , und besonders unter dem Einflüsse der alten Naturphilosophen, nament-
lich aus der ionischen Schule, einen pseudo-wissenschaftlichen Charakter ange-
nommen. Die Stellung, welche H. den hierauf gerichteten Bestrebungen seiner
Vorgänger — der „alten Aerzte^, wie es in seiner kritischen Schrift: „Trepl
oLpyxirfi i^rpix^;" heisst — und seinen Zeitgenossen gegenfiber einnimmt, ist
wesentlich dadurch charakterisirt , dass er die auf unbefangene Beobachtung
begründete, rationelle Empirie als die Basis der ärztlichen Kunst prodamirt und
jede aprioristisohe Theorie , jede einer soliden Begründung entbehrende Speculation
über medicinische Fragen nicht nur als überflüssig, sondern auch als verderblich
für die richtige Erkenntniss der Objecto und für das zweckmässige Heilverfahren
erklärt. Er ist weit entfernt davon gewesen , ein medicinisches System zu schaffen,
und es ist ganz verkehrt, ihn als den ,, Vater der griechischen Medicin'^ oder
als den Begründer einer „wissenschaftlichen" Heilkunde zu bezeichnen. Man
macht dem würdigen Arzte ein schlechtes Oompliment , wenn man rühmend hervor-
hebt , dass er das Bestreben gehabt habe , die medicinische Kunst von der Philo-
sophie zu trennen ; damit hätte er seiner Kunst allerdings einen schlechten Dienst
geleistet , wenn er jeder philosophischen Reflexion, d. h. jedem Versuche, auf dem
Wege des Nachdenkens die sinnlichen Wahrnehmungen und die davon abstrahirten
Erfahrungen auf das Oleichartige und auf ihre causalen Beziehungen zu einander
zu prüfen und so bis zur Erkenntniss der Principien vorzudringen, allen Werth
abgesprochen hätte; damit wäre die Heilkunst wieder auf das frühere Niveau
eines roh empirischen Handwerks herabgesunken. Zunächst handelte es sich für
ihn darum, die von willkürlichen, aus der Naturphilosophie hergeholten die Mediein
überwuchernden Voraussetzungen, welche sich in das ärztliche Denken und Handeln
eingeschlichen hatten, aus der Kunst zu verbannen und an ihre Stelle eine rationelle
Methode der Forschung zu setzen , welche allerdings erst viele Jahrhunderte nach
ihm ihre volle Würdigung gefunden und in der That die Heilkunde zu einer
Wissenschaft erhoben hat. — Die Gründlichkeit und Unbefangenheit in der
Beobachtung am Krankenbette , die Nüchternheit in der Schlussfolgerung aus dem
Beobachteten auf den Krankheitszustand und auf die Vorhersage, die einsichts-
volle , von Hypothesen entfernte Beurtheilung der Krankheitsursachen , die voraus-
setznngslose Ableitung des Heilverfahrens aus der so gewonnenen Erkenntniss und
die richtige Wahl der diesen Indicationen entsprechenden Heilmittel, deren Wir-
kungen nicht aus der Hypothese , sondern aus der Erfahrung zu beurtheilen sind —
das ist der Standpunkt, den H. in der Heilkunst eingenommen hat und den die
einsichtsvollen Aerzte aller Zeiten an ihm bewundert und gepriesen haben — eine
Bewunderung, welche bei vielen seiner Verehrer sich bis zur blinden Verherr-
lichung alles Dessen, was er gedacht und gelehrt, gesteigert, welche sie dahin
geführt hat, seine Schriften zu einer Art von Evangelium zu machen, um in
ihnen jene Wahrheit zu finden, nach welcher sie gesucht haben. — Von dem
zuvor gezeichneten Standpunkte sind denn auch die den Namen von H. führenden
Schriften auf ihre Genuität zu beurtheilen.
Die Sammlung der Hippokratischen Schriften , wie sie jetzt in mehrfachen
Ausgaben edirt vorliegt, entspricht fast vollständig der von den alexandrinisoben
Aerzten gemachten Zusammenstellung. — Die ersten Ausgaben des griechischen
Textes sind die Aldinische (Venedig 1526) und die von Cornarcs besorgte (kritisch
besonders geschätzte) (Basel 1538); sämmtliche späteren Ausgaben (mit Ausnahme
der von Littrr) enthalten neben dem griechischen Texte eine lateinische Ueber-
HIPPOKRATES. 215
Betznng; bo zuerst die von Mebcubialis (Venedig 1588), von FoES (Frankfurt
1595, 1621, 1695; Glenf 1657 (von Chou£t besorgt), sodann die sehr bequeme
Ausgabe von Antonides van dbb Linden (Lejden 1665, in 2 Bdn.), die Aus-
gabe von Ghabtieb (Paris 1639 — 1679, 13 Folianten), auch sämmtliobe Schrift^
Galen's und einige Schriften von Obibasios und Palladios enthaltend); femer
die (unvollendet gebliebene) Ausgabe von Mack (Wien 1743 — 49, 2 Bde.), von
Mebcy (Paris 1813), von Kühn (Leipzig 1825—27, 3 Bde.), fast nur Abdruck
der FOEs'schen Ausgabe; von Littbe (Paris 1839 — 1861, 10 Bde.), griechischer
Text, mit französischer Uebersetzung — die kritisch vollendetste Ausgabe —
endlich von Ebhebins (Utrecht 1859 — 65, 3 Bde.) mit der lateinischen Ueber-
setzung des Fo£s. Von den selbstständigen Uebersetzungen der gesammelten
Schriften des H. sind, abgesehen von den zuvor genannten, zu erwähnen, die in's
Lateinische von Cobnabus (Venedig 1545) u. a. ; in's Französische von Dacieb
(Paris 1647, 2 voll.) und von Gabdeil, herausgegeben von Toubnon (Toulouse
1801, 4 voll.) ; in's Deutsche von Gbimm (Altenburg 1781 — 92, 4 Bde.) unbeendigt,
in 2. Auflage von Lilienhain (Glogau 1837—39; 2 Bde.) herausgegeben. Von
den einzelnen in der Sammlung enthaltenen Schriften existirt eine Legion von
Ausgaben, theils im Original, theils in Uebersetzungen. (Ein Verzeichniss der-
selben , so weit sie bis zum Jahre 1841 erschienen waren , findet sich in CHOüLANTy
(ieschichte und Literatur der älteren Medicin. I, Leipzig 1841, pag. 27 — 37.)
Wenn auch darüber keine Frage besteht, dass die einzelnen in der
Collectio Hippocratica erschienenen Schriften sowohl bezüglich der Autorschaft,
wie der Zeit, der sie angehören, sehr verschiedenen Ursprunges sind, so ist
unter den Kritikern , welche sich mit einer Sonderung des Inhaltes der Sammlung
nach diesen Richtungen hin beschäftigt haben, eine Uebereinstimmung der An-
sichten bis jetzt nicht erzielt und sie wird wohl kaum jemals erzielt werden;
immerhin gewährt der Inhalt der einzelnen Schriften und die Form, in welcher
sie abgefasst sind, die Möglichkeit, sie nach gewissen Ejitegorien zu ordnen.
Die Gesammtzahl derselben beträgt 53; einzelne sind vollständige Abhandlungen
Aber bestimmte Oegenstände, andere tragen das Gepräge von Lehrbüchern oder
Vorträgen , oder auch nur Entwürfen zu solchen ; noch andere sind Auszüge,
Umarbeitungen oder Zusammenstellungen anderer Arbeiten; daneben finden sich
kurze Notizen, Fragmente, Briefe, das Leben und die Leistungen H. 's betreffend
(absolut apokrypher Natur) u. s. f. — Einige dieser Schriften sind wahrscheinlich
vor-hippokratisch (so namentlich der berühmte „opxo;'', d. h. der Eid , welchen die
Schüler bei ihrer Anfnahme in die Zunft der Asklepiaden zu leisten hatten);
andere dürften als echte Schriften des H. angesehen werden; sodann finden sich
einige Arbeiten , die zur Zeit des H. oder doch bald nach ihm aus der Eos'schen
Schule hervorgegangen sind , darunter namentlich einige aus der Feder de« Poltbos,
des Schwiegersohnes von H. ; femer Schriften , die ihrem Inhalte nach der knidischen
Schule angehören , sodann einige , die zur Zeit des Aristoteles oder erst in der
nach-aristotelischen 2^it abgefasst, noch andere, die dem Alterhum ganz unbe-
kannt gewesen sind. — Ein weiteres Eingehen in diese fraglichen Verhältnisse
liegt ausserhalb der Grenzen dieses biographischen Artikels; zur Vollständigkeit
desselben wird es genügen, diejenigen Schriften aus der Sammlung namhaft zu
machen, welche, den oben erwähnten kritischen Gesichtspunkten entsprechend,
als echte, wenn auch vielleicht überarbeitete Schriften des H. selbst angesehen
werden dürfen. Zu diesen gehören: Trepl apj^a^Tij; iTjTptxTj; (de prisca medicina),
eine kritische Behandlung principieller Fragen über die Bearbeitung der Medicin
vom empirischen und naturphilosophischen Standpunkte; diese Schrift wird von
jPlaton im Phädrus als eine dem H. angehörende rühmlichst genannt — a(popt(7(jLol
(aphorismi) in sieben Büchern, kurze Lehrsätze über Aetiologie, Semiotik, Prognostik,
Diätetik und Therapie; die Echtheit dieser Schriften, über deren Authenticität
bis in die neueste Zeit kein Zweifel bestanden hat, ist neuerlichst nicht ohne
Grund in Frage gestellt worden — TrpOYvtoffTWcov (prognostikon), wie der Titel
gl6 HIPPOKRATES. — HIRSCH.
sagt, wesentlich prognostischen Inhaltes, eine der bei weitem bedeutendsten Ab-
handlungen in der ganzen Sammlung — e?7i^>]{/.i(5v ßißX^oc a xocl y' (epidemiorum
Üb. I et III), die zusammengehören und nur zufällig aus dem Zusammenhange
gerissen worden sind ; sie enthalten eine Schilderung der Witterungs- und Krank-
heitsverhältnisse während dreier Jahre auf der Insel Thasos und kurze Mittheilungen
Aber dieselben Verhältnisse während eines vierten Jahres an einem anderen , nicht
benannten Orte, sowie zahlreiche interessante Krankengeschichten. Die übrigen
fünf Bttcher (II und IV — VII) gehören nicht hierher — Trcpl StaC-nj; 6^&i)v (de
ratione victus in acutis sc. morbis), über die diätetische Behandlung der acuten
^ankheiten; der Anhang über Bäder u. s. w. gehört ebenfalls nicht hierher —
Tuepl a^pcoVf uSdcTciiV , TÖr.cDV (de aöre , aquis , locis), höchst interessante Zusammen-
stellung der Erfahrungen , welche H. auf seinen Reisen an verschiedenen Punkten
über den Einfluss der klimatischen, Nahrungs- und Lebensverhältnisse der Be-
völkerung derselben auf Gesundheit und Krankheit gemacht hat; eine Art medi-
cinische Topographie, mit zahlreichen anthropologischen , politischen und historischen
Bemerkungen über Griechenland und die von den Barbaren bewohnten Länder —
TTspi TÖv h TtzffOLkri TpcofjLaTcov (de capitis vulneribus) über Verletzungen des Kopfes,
Schädels , Trepanation u. s. w. Vielleicht gehören hierher auch, wenn auch nicht
in der vorliegenden Bearbeitung, -Trspl apd-pcov (de articulis), namentlich über Ver-
renkungen , aber auch über Beinbrüche — Trepl ay[xöv (de fracturis), vorzugsweise
.über Beinbrüche — [LoyXi./.6<; (vectiarius) , über die Reposition bei Verrenkungen
und Beinbrüchen und die Instrumente, Bandagen u. s. w. — Diese die Chirurgie
behandelnden, mit zu den bedeutendsten Arbeiten des H. und der Hippokratiker
jsählenden Schriften haben wahrscheinlich, und zwar in Verbindung mit anderen
hierhergehörigen Arbeiten über Wunden (xspl eXxcSv), über Hämorrhoidalgeschwülste
(Tuspl at(jLO^j5o(Scov) und über Fisteln (Trepl (jup^yY^v) ein grosses Werk über
.Chirurgie gebildet.^
üeber das Leben des H. vergl. die Vita Hippokratis von Soranus, wahrscheinlich
dem bekannten Methodiker, der in dem ersten Jahrhundert n. Chr. gelebt hat, die einzige,
aber vielfach getrübte Qnelle; die Arbeit findet sich in mehreren Ausgaben der CoUectio
Vorgedruckt. — Ausserdem Littr6, Ouevres complötes d'Hippocrate , Vol. I, pag. 27 — 43;
VII, Pr6face — lieber den Inhalt der Collectio und die Ausgaben dieser und der einzelnen
in derselben enthaltenen Schriften, vergl. Choulant 1. c. und Littre, 1. c, I, pag. 44 ff.
A. Hirsch.
HippokrateSy mit dem Beinamen Hifpiatbb, ein vielgenannter Thierarzt
des Alterthums, lebte in der Mitte des vierten Jahrhunderts n. Chr., wahrschein-
lich zu Byzanz. Er ist Verfasser einer sehr mittelmässigen thierärztlichen Schrift,
von welcher einzelne Stücke in die von GbtnaeüS veranstaltete Collectio veterinaria
^T()&v iTTTTiaTpixoSv J^ißXia Suü)^ (Basel 1537) aufgenommen worden sind und die
später dann vollständig unter dem Titel: ^^iTTTTOxpaTOu; iTvTriaTpuca'^ in der Ursprache
und mit lateinischer und italienischer Uebersetzung und erläuternden Noten von
Valentini (Rom 1814) herausgegeben ist. JA . . .t
Hirsch, Christoph Friedrich von H. , zu Bayreuth, war zu Ans-
bach am 27. August 1778 geboren, wurde 1799 zu Erlangen Doctor mit der Dias.:
„De variolis exstirpandts mitigandiaque cogttata quedam^^ welcher 1802 eine
Schrift: „Erläuterung eines vor den BlaUern schützenden Mittels*' (Ansbach
1802) folgte. Er war seit 1814 Medicinal- und Sanitätsrath, Physicus und Stadt-
gerichtsarzt zu Bayreuth und wurde 1833 Mitglied des Medicinal-Ausschusses. Er
übersetzte : Alph. Lkeoy ;, Eygiea als Mutter, oder die Kunst, das Leben det
Kinder zu erhalten u. s. w ^ (2 Thle., Bayreuth 1805 ; neue Aufl. 1813) ; schrieb :
„Bemerkungen über den Typhus; nebst Beolnicktungen über dessen sichere
Heilung nach Gurrie^s Methode'^ (Hoen's Archiv, 1808; Maecüs' Ephemeriden,
1811) — „Geschichte der Vaccination im Fürstenthume Bayreuth*' (Ebenda) —
„Kurze Topographie der Stadt Bayreuth .... der seit 1810 daselbst herrschenden
Volkskrankheiten** (Ebenda 1811) u. s. w. ; femer: „Von den Vortheüen der in
HIBSCH. 217
den kaiserlich russischen Staaten gebräuchlichen Dampf- oder Schuntzbäder
und ihrer Einrichtung u. s. w." (Bamberg 1816). Er starb am 9. Januar 1850.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 28, 1850, II, pag. 971. — Call igen, VIII,
pag. 539 ; XXVIH, pag. 540. G.
Hirscil, Georg H., zu Königsberg, daselbst am 21. November 1799
geboren y stndirte seit 1814 in Königsberg und seit 1816 in Berlin, namentlich
unter Busdach und Hufeland und wurde 1819 bei letztgenannter Universität mit
der Diss. : „Analecta de reniediis antifebrilibus^ Dr. med. Seit 1820 war er Arzt
in Königsberg, 1843 als Professor ord. mit dem Charakter als Qeh. Medicinalrath
und viele Jahre lang Director der medicinischen Kliuik. Schriften: „Ueber die
Contagiosität der Cholera*' (Königsberg 1832) — „Beiträge zur Erkenntniss
und Seilung der Spinalneurosen" (Ebenda 1843) — „De tuberculosi cerebrali
commentatio*^ (Ebenda 1847) — „ Klinische Fragmente. L Abth, Krankheiten der
Bhämischung und des Nervensystems. IL Abth, Krankheiten der Athmungs- und
Kreislaufs-Organe** (Königsberg 1867, 58). Er starb am 20. Juli 1885. ^^^^
* Hirsoll, August H., geboren am 4. October 1817 in Danzig, studirte,
nachdem er mehrere Jahre Kaufmann gewesen war, in Leipzig und Berlin seit
1839 Medicin und promovirte in Berlin 1843 auf Grund der Diss. : ;, De laryngostasi
exsudativa vulgo Croup vocata". Er ging zunächst 1844 als praktischer Arzt
nach Elbing, siedelte aber schon 1846 nach Danzig über, wo er sich mit geo-
graphisch-pathologischen Studien beschäftigte , da er den Wunsch hegte, in englisch-
indische Dienste zu treten. Als Resultat dieser Studien veröffentlichte er in der
Hamburger medicinischen Zeitschrift, 1848 : ;; Ueber die geographische Verbreitung
wn Malariaßeber und Lungenschioindsucht und den räumlichen Antagonismus
dieser Krankheiten"; in der Prager Vierteljahrsschrift für praktische Heilkunde :
^Historisch-pathologische Untersuchungen über die typhösen Krankheiten mit
besonderer Berücksichtigung der Typhen der Neuzeit" (1851 — 53, Bd. XXXII)
nnd: „Die Buhr; nach ihrem endemischen' und epidemischen Vorkommen vom
äiiologisch-pathologischen Standpunkte" (1855 — 56; Bd. XL VI, XL VH, LI) und
endlich in Virchow*s Archiv für pathol. Anatomie: „Die indische Pest und der
schwarze Tod. Eine historisch-pathologische Skizze" (1853, V) — »Der Friesel
vom historischen und geographisch -pathologischen Standpunkte" (1853 — 56;
Vin, IX) und: „Der Madura-Fuss. Ein Beitrag zur Geschichte des pflanz-
lichen Parasitismus" (1863; XXVH). Seine Hauptarbeit aber ist das: „Hand-
buch der historisch-geographischen Pathologie" (2 Bde., Erlaügen 1859 — 64;
2. Aufl. Bd. I, 1881; Bd. II, 1883; Bd. lU unter der Presse; eine englische
üebersctzung, von der New Sydenham Society veranstaltet, erschien 1883). — 1863
wurde er als ordentlicher Professor der Medicin nach Berlin berufen; seine Habi-
litationsschrift lautet: „De collectionis Hippocraticae auctorum anatomia, qualis
fuerit et quantum ad pathologiam eorum valuerit" (Berlin 1864). 1865 bereiste
er im Auftrage der Regierung die von Meningitis cerebro-spinalis heimgesuchte
Provinz Westpreussen und veröffentlichte , auf die hierbei gesammelten Beobach-
tungen gestützt: „Die Meningitis cerebro-spinalis epidemica" (Berlin 1866).
Während des französischen Feldzuges war er als dirigirender Arzt eines könig-
lichen Sanitätszuges thätig. — 1873 wurde auf H.'s und Pettenkofeb's Veran-
lassung die ,,Cholera-Commission fQr das Deutsche Reich^ gebildet, als deren
Mitglied er die von der Cholera betroffenen Provinzen Westpreussen und Posen
bereiste. Der Bericht über diese Reise erschien als Heft 5 der Veröffentlichungen
der genannten Cholera-Commission : „Das Auftreten und der Verlauf der Cholera
in den preussischen Provinzen Posen und Preussen (Mai- September 1873)"
(B^lin 1874; 2. Aufl. 1875). 1874 nahm er als Delegirter des deutschen Reiches
an den Berathungen der in Wien tagenden internationalen Cholera - Conferenz
Theil. — 1879 ging H. im Auftrage der Reichsregierung in Begleitung von
Dr. SOMMERBBODT uud Prof. KÜSSNER uach Russland, um Beobachtungen über
218 HIRSCH. -> HIRSGHBEBG.
die im Gouvernement Astrachan herrschende Pest anzustellen und veröffentlichte
darflber mit Sommerbbodt zusammen: „MittheUungen über die Pest-Epidemie itn
Winter 1878179 im russischen Gouvernement Ästretchan" (Berlin 1880). —
Von seinen weiteren Schriften sind noch zu nennen: „J, F. C. Hecker^ Die
grossen Volkskrankheiten des Mittelalters; historisch-pathologische Unter-
suchungen. Oesammelt und in erweiterter Bearbeitung herausgegeben von
Aug. Hirsch" (Berlin 1865) — „Geschichte der Augenheilkunde" (Leipzig
1877, ist Bd. VII von Gbaefe und Saemisch, Handbuch der Augenheilkunde) —
„ üeber die Verhütung und Bekämpfung der Volkskrankheiten, mit specidler
Beziehung auf die Cholera" (Deutsche Zeit- und Streitfragen, herausgegeben
von V. HOLTZENDORFF uud Onckbn, Jahrg. 4, 1875) — „üeber die Verbreitung
von Gelbfieber. Ein Beitrag zur Aetiologie der übertragbaren Volkskrankheiten"
(Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege, IV, 1872) — „Was hat Europa
in der nächsten Zeit von der orientalischen Pest zu furchten f" (Ebenda, VIII,
1876) — „üeber Schutzmassregeln gegen die vom Ausland drohenden Volks-
seuchen" (Publicationen des ' deutschen Vereines für öffentl. Gesundheitspflege zu
Stuttgart, 1879). Femer giebt er seit 1866 in Gemeinschaft mit Vihchow den:
„^Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen in der Medidn" heraus;
ist Herausgeber des: „Biographischen Lexikon der hervorragenden Aerzte
aller Zeiten und Völker" und Bearbeiter zahlreicher Artikel in der „Allgemeinen
deutschen Biographie'^
Privatmittheilungen. V.
* Hirsch, Gustav Reinhold H., zu Goldenbach (Estland), am 23. Juli
1828 geboren, studirte auf der medicinisch-chirurgischen Akademie zu St. Peters-
burg und wurde promovirt zu Warschau 1854. Als Militärarzt nahm er am
Erimfeldzuge und an der Expedition in Polen 1863 Theil und wurde 1866
Leibarzt bei dem nachmaligen Kaiser Alexander HI. Wernich.
*Hir80hberg, Max H., zu Frankfurt a. M., ist geboren zu Exin (Provinz
Posen) am 12. Juli 1842, studirte Medicin in Berlin, promovirte daselbst 1866,
war in demselben Jahre Hilfsarzt im Reservelazareth Moabit, 1867 Assistent bei
Prof. Simon in Rostock, 1869 praktischer Arzt in Schreiberhau (Schlesien),
1869 — 70 und 1871 — 73 Assistent bei Prof. Simon in Heidelberg und machte
1870 — 71 den deutsch-französischen Krieg mit; seit 1873 ist er Arzt und Chirurg
in Frankfurt a. M. und seit 1876 Chirurg am israelitischen Gemeinde - Hospital
daselbst. Literarische Leistungen : „ üeber Staphylorrhaphie" (Deutsche Klinik,
1869) — »Die Operation des veralteten complicirten Dammrisses" (Archiv ftlr klin.
Chirurgie, Bd. XV) — „Erfolgreiche Operation einer Blasen- Ectopie bei einem
PI Jährigen Knaben" (Verhandl. des vierten Chirurgen-Congresses , 1875) —
„Ein Beifrag zur Blasensteinzertrümmerung bei Männern" (Deutsche med.
Wochenschr., 1876) — „Zur Behandlung der Harnröhrenstricturen" (Verhandl.
des neunten Chirurgen-Congresses) — „ Vereinfachung dei* Dammplastik bei
veralteten completen Dammrissen" (Ebenda). Red.
* Hirschberg, Julius H. , wurde am 18, September 1843 in Potsdam
\ geboren, studirte hauptsächlich in Berlin, wo er bei VmcHOW Famulus, bei
A. V. Gbaefe später Assistent war und 1866 zur Promotion gelangte. Seit 1869
wirkt er dortselbst als Augenarzt und Dirigent einer Privat-Augenklinik, seit 1870
als Privatdocent, seit 1879 als Extraordinarius. Neben zahlreichen Journalartikeln
über Blindenstatistik, krankhafte Geschwülste des Auges, Staaroperation, Gesichts-
feldmessung, sind folgende monographische Publicationen her\'^orzuheben : „Mark-
schwamm der Netzhaut"* (1869) — „Klinische Beobachtungen" (1874) —
„Mathematische Grundlagen der medicinischen Statistik" (1884) — „Beiträge
zur praktischen Augenheilkunde" (I— HI, 1876 — 78). Von 1879 — 1880 war
H. Mitredacteur des KNAPP'schen Archivs, 1877 begründete er das „Centralblatt
für prakt. Augenheilkunde". Wernicli.
HIBSCHEL. — HIBSCHFELD. 219
Hirsohel, Levy Elias H. , geboren am 8. October 1741 in Berlin,
besuchte das JoaohimgthalBche Oymnasimn und stndirte Medicin, zuerst in Harderwyk,
gpftter in Berlin und Halle. An letzterer Universitflt erwarb er 1763 den Dootor-
titel mit der „Düs, de morbia melancholtco-maniacis^ , liess sieh dann in Berlin
nieder, das er aber nach zweijährigem Aufenthalte wegen ungflnstiger Vermögens-
Terhältnisse verliess, um nach Posen zu gehen. Hier, sowie in kleineren nahebei
belegenen Stftdten prakticirte er eine Zeit lang, bereiste dann Deutschland und
starb bald nach seiner Rückkehr nach Berlin im December 1772 , erst 31 Jahre
alt. H. schrieb: „Betrachtung über den innerlichen Gebrauch des Mercurii
gublimat. carros. in den venerischen Krankheiten und des Schierlings*^ (Berlin
1763, 1765). Auf eine Polemik Plene's antwortete er mit „Beyträge zu den
Betrachtungen etc., worinnen die Einvoürfe des Herrn Joseph Jacob
Plenk etc. gegen dieselben vnderlegt werden etc.** (Ebenda 1767) — Ge-
danken, die Heilungsart der hinfallenden Sucht betreffend** (Ebenda 1767 ; 1770 ;
französ. Paris 1769) — „Gedanken von der Starrsucht oder Catalepsis** (Ebenda
1769) — „Briefe über verschiedene Gegenstände aus dem Reiche der Arzney-
vmenschaß** (Ebenda I, 1768; U, 1769; UI, 1771) — „Abhandlung von den
Yorbauungs' und Vorbereitungsmitteln bei den Pocken, nebst einem Anhange
tm der vorzüglichen Wirksamkeit .... des Brechweinstein^*' (Ebenda 1770) —
„Medicinische Nebenstunden** (Ebenda 1772) — „Vermischte Beobachtungen
mr Arzneywissenschaft** (Ebenda 1772), sowie mehrere Aufsätze für „Berliner
Mannichfaltigkeiten^% das „Berliner Magazin^^ und „Berliner Sammlungen '^
Bai ding er, IV, pag. 143. — Biogr. m6d. V, pag. 230 — Dict, hist. lU, pag. 201.
Pgl.
Hirsche!, s. a. Hirszel.
Hirsohfeld, Friedrich H. (bis nach 1804 Hirsch genannt), Zahnarzt,
war zu Sensheim in Franken am 2. October 1753 geboren, übte seit 1777 die
Zahnheilkunde im südlichen Deutschland, zumal in Stuttgart, aus, war auch seit
1791 Hof-Zahnarzt zu Weimar, seit 1796 königl. grossbritannlBcber und chur*
hannöv. Hof- und wirklicher Universitäts-Zahnarzt zu Göttingen, 1798 zu Ilmenau,
1799 an den Höfen von Lippe-Detmold und Oldenburg, 1802 zu Göttingen, 1806
zn Erfurt, seit 1812 Hof-Zahnarzt des Herzogs von Anhalt-Bernburg, zog sich
jedoch wegen Kränklichkeit und Amaurose von dem Geschäfte zurück. Seine
Schriften waren : „Praktische Bemerkungen über die Zähne und einige Krank-
heiten derselben; nebst einer Vorrede von Loder** (Jena 1796; 2. Aufl. 1801;
holländ. Uebers. 2. Aufl. Zalt-Bommel 1819) — „Von den Mitteln, die Ge-
sundheit der Zähne zu erhalten u. s. w.** (Ronneburg und Leipzig 1799) —
„Bemerkungen über die Krankheiten des Zahnfleisches, mit und ohne EjitzUn-
dung; u. s. w.** (Erfurt 1804). Auch in Loder's Journal (1797, 1806), in
Arnemann's Magazin (1799), Hufeland's Journal (1800), im N. Hannöv. Magaz.
(1801) finden sich von ihm einige, die Zahnheilkunde betreffende Aufsätze.
C a 1 1 i 8 e n , VH!, pag. 543 ; XXVHI, pag. 541 . G.
Hirschfeld, Ludwig Moritz H., am 3. April 1816 zu Nadarzyn bei
Kawa geboren, wurde von seinem orthodoxen Vater zum Talmudstudium, welches
ihm nicht zusagte, strengstens angehalten; daher floh er 1833 heimlich aus dem
elterlichen Hause und wanderte zu Fuss , seinen kümmerlichen Lebensunterhalt
durch Geigenspiel erwerbend , über Breslau und Berlin nach Paris , wo er als
Anatomiediener bei dem Prosectorat M. J. Bocrgery's ein Unterkommen fand.
Durch eisernen Fleiss, neben grossem Wissensdrange und aussergewöhulicher Ge-
schicklichkeit erregte er die Aufmerksamkeit Boürgert's, der sich des armen
Jünglings annahm und ihm die Stellung eines Präparators anvertraute; dadurch
zu neuem Eifer angespornt, arbeitete er unverdrossen weiter und bemühte sich,
seine im höchsten Grade unzureichende wissenschaftliche Ausbildung zu ergänzen.
Durch Orfila's Bemühungen wurde H. vom Unterrichtsministerium die Erlaubniss
8)^ HIRSCHFELD. - HIRSCHMANN.
^rtheilt, Medicin zu studiren, obgleich er kein OymnasialzeogDiss der Reife besass.
1848 wurde er zu Paris promovirt und begann sofort in der £cole de m6decine
seine Privatcurse der Anatomie; von 1857 — 1859 war er Assistenzarzt in der
Klinik Prof. Rostan's. 1859 wurde ihm in Warschau der Lehrstuhl der descrip-
tiven Anatomie übertragen; in dieser Stellung war er bis 1875 thätig, da zwang
ihn seine zerrüttete Gesundheit, in den Ruhestand zu treten. Er starb am 10. Mai
1876. Seine Hauptwerke sind: „NSvrologie ou description et iconographie du
aysthne nerveux et des organes des sens de V komme y avec leur mode de pH-
paratton" (Paris 1853, nebst Atlas von 92 von J. B. Leyeille gestochenen
Tafeln) — „Anatomia opisowa ciala ludzMego^ (Descriptive Anatomie des
Menschen, Warschau 1860—1870, 4 Bde.). * K. & P.
''^ Hirschf eider , Joseph Oakland H., Professor der Arzneimittellehre
und Lehrer der Pathologie am Pacific Med. Coli, in San Francisco seit November
1877, ist in Oakland, Cal., am 8. September 1854 von deutschen Eltern geboren.
Nachdem er ein Jahr lang auf dem Med. Coli, of the Pacific studirt, ging er nach
Deutschland, wo er die Universitäten von Wttrzburg, Leipzig und Berlin besuchte.
In Leipzig beschäftigte er sich speciell mit physiologischer und pathologischer
Chemie und entdeckte eine Methode der quantitativen Bestimmung der Oallen-
säuren und Oallenfarbstoffe mittelst Verdünnung. 1875 bestand er in Leipzig das
Staatsexamen. Nachdem er 1876 zum Dr. med. promovirt, ging er nach Wien,
wo er Assistent von Prof. Schnitzleb war ; dann hielt er sich kurze Zeit in Praj^,
Paris und London auf und kehrte nach San Francisco zurück. H. ist Mitglied
der San Francisco Med. Soc. und Schriftführer des Vereins deutscher Aerzte
daselbst. Er schrieb: y^EÄn Fall von Pustula maligna mü Mycosis cerebri**
(Wagner*s Archiv der Heilkunde, 1875, XVI) und „lieber subcutane Carbol-
injectionen bei Phthisis pulmonum^ (Wiener med. Presse 1876).
Atkinson, pag. 689. Pgl.
* Hirschhorn, Adam H., wurde am 12. Februar 1830 in Bauske (Kur-
land) geboren und bildete sich auf der Petersburger med.-chirurg. Akademie bis
1858, dem Jahre seiner Promotion, aus. Seit 1859 als Arzt, seit 1878 als
Medicinalreferent im Ministerium für Volksaufklärung thätig, schrieb er über
^Penetration pulverisirter Solutionen in die Luftwege*^ (1865) — „Ueber
Diabetes mellitus^ (1880); auch über Emser Quellen und laufende Artikel in
Zeitschriften etc. Wem ich.
^Hirschler, Ignaz H., zu Pressburg (Ungarn) 1823 geboren, bezog die
Wiener Universität 1840, promovirte daselbst und wurde Assistent von Rosas. 1847
ging er nach Paris, war auf Desmabbes' Klinik zwei Jahre thätig und kehrte 1849
nach Budapest zurück, wo er — längere Zeit als einziger Ophthalmologe Ungarns —
praktisch und publicistisch (,,Rem68zet" , ein Fachblatt, wurde von ihm redigirt)
thätig war. 1851 als Docent wegen seiner mosaischen Confession refOsirt, wirkte
er an verschiedenen öffentlichen Spitälern, arbeitete für das Archiv für Ophthal-
mologie und die Wiener med. Wochenschr., wurde Mitglied der ungar. Akademie
der Wissenschaften und zog sich Anfangs der Achtziger - Jahre in das Privat-
leben zurück. Wernich.
^Hirschmann, Leonhard H., Professor der Augenheilkunde in Charkow,
geboren zu Tieckiem, Gouvernement Kurland, am 13. März 1839, besuchte das
Gymnasium in Charkow und darauf die Universität daselbst. Er promovirte als
Arzt 1860, als Doctor der Medicin 1868. Nach Beendigung seiner Universitätastudien
arbeitete er in den Laboratorien von du Bois- Retmond in Berlin und Hblmholtz
in Heidelberg, besuchte die Kliniken von v. Graefe in Berlin , Jaboea in Wien
und Knapp in Heidelberg und functionirte als Assistenzarzt in der A. Pagen-
STECHEB'schen Klinik zu Wiesbaden. Im Jahre 1868 habilitirte er sich als Privat-
docent der Augenheilkunde an der Universität Charkow und wurde 1872 zum
HIBSCHMANN. — HIBTZ. 221
ansserordenüiehen Professor und Direetor der Uniyersitäts-Augenklinik daselbst
ernannt. Von seinen Arbeiten mögen folgende erwähnt werden : „Zur Lehre von
der durch Arzneimittel hervorgerufenen Myosis und Mydrians^ (Archiv för
Physiologie von du Bois-Reymond , 1863) — „Material zur Physiologie der
Farbenempßndung^ (1868, rassisch) — „Zur Behandlung des Trachoms"
(1873, rassisch). Horstmanii.
"*" Hirschspmng, Ha r al d H., ist geboren zu Kopenhagen am 14. December
1830, absolvirte das Staatsexamen 1855, promovirte 1861, wirkt seit 1870 als
Primararzt des Kinderspitales in Kopenhagen. Ausser seiner Dissertation über die
angeborene Ooclusion des Oesophagus und des Dünndarms publicirte er haupt-
sflchlich in den Zeitschriften zahlreiche Abhandlungen auf dem Gebiete seiner
Bpecialität (über die Invagination im Kindesalter, über die sogenannte acute
Rhachitis, über die Entwicklung der Nodositäten im Bindegewebe während des
Gelenkrheumatismus bei Kindern etc.). Petersen.
Hirszel, Anastasius Stanislaus H., am 17. August 1798 zu Kaiisch
geboren, studirte in Berlin und wurde daselbst 1^21 promovirt; er prakticirte
zuerst in seiner Vaterstadt, dann war er 10 Jahre hindurch Kreisphysicus in
Konin, seit 1850 lebte er in Warschau, wo er Mitglied des Gesundheitsamtes und
des Medicinalconseils für Polen war. Den ihm von der Universität Breslau angebotenen
Lehrstuhl der gerichtlichen Medicin nahm er nicht an. Er starb am 11. Februar
1859. Seine Schriften sind von keiner Bedeutung; 1835 übersetzte er in's Polnische
J. C. F. EOLFFS' Anweisungen zu gerichtsärztlichen Untersuchungen. ^ ^ p
Hirt) Friedrich Wilhelm Ludwig H., zu Zittau, war zu Jena am
30. Juli 1761 geboren, studirte von 1775 — 83 zu Wittenberg und Jena, anfänglich
Theologie, später aber Medicin unter Lodeb u. s. w., ging 1783 nach Berlin,
nm sich in der Oeburtshilfe zu vervollkommnen, wurde 1784 zu Jena mit der
„Diss, inaug. continens observationes aliqucLs ohstetricias rariores" promovirt
nnd 1785 Arzt in Zittau. Er schrieb einige Aufsätze in Starr's Archiv (1787):
„Geschichte einer Zurückbeugung der Gebärmutter" — „Ueber eine vermeinte
Lungenstccht von scirris in der Gebärmutter" und verfasste die „Zittauische,
erneuerte und vermehrte Hebammen-Ordnung" (Ebenda). Er machte sich später
nm die Schutzblattem- Impfung besonders verdient, indem er bis 1812 in zwölf
Jahren 4500 Kinder mit gutem Erfolge geimpft hatte.
El wert, I, pag. 228. — Otto, II, Abth. 1, pag. 133; Supplementband pag, 173.
G.
*Hirt, Ludwig H. , zu Breslau, daselbst am 2. April 1844 geboren,
fitndirte in Berlin, Breslau, Würzburg und Prag, wurde 1868 promovirt und ist
seit 1877 Prof. e. o. an der Breslauer Universität. Schriften: „Die Krankheiten
der Arbeiter" (4 Bde. , Breslau 1871 — 77) — „System der Gesundheitspflege,
Für die Universität und die ärztliche Praxis" (Ebenda 1876, m. Illustr.) —
n Arbeiter 'Schutz, Eine Anweisung für die Erkennung und Verhütung der Krank-
heiten der Arbeiter u, s. w," (Leipzig 1870). Er war Mitarbeiter an dem ,,Hand-
bnch der öffentl. Gesundheitspflege und der Gewerbekrankheiten^ (v. Ziemssen's
Handb. der spec. Path. und Ther. , 1874, Bd. I). j^^^
Hirtz, Matthieu-Marc H. , Professor der ehemaligen (französischen)
mediemischen Klinik in Strassburg, wurde 1836 daselbst Doctor mit der These:
„Recherches cliniques sur quelques points du diagnostic de la phthisie pul-
monaire". Als Aide de clinique der medicinischen Facultät gab er in demselben
Jahre heraus : „ Compte rendu de la clinique mddicale de la Facultd de Stras-
bourg, pendant le Service deM.Aronssohn", Er verfasste ferner: „Recherches
cliniques sur quelques points du diagnostic de la pleurSsie" (Arch. g6nör. de
m6d., 1837), Arbeiten , die für die damalige Zeit einen entschiedenen Portschritt
darstellten. Seine weiteren Arbeiten, seine klinischen Beobachtungen, die von ihm
222 HIBTZ. — HIS.
veranlassten Thesen, seine Abhandinngen ans der speoiellen Pathologie nnd Therapie
und seine therapeutischen Arbeiten, besonders seine Studien über Aconit, Digitalis,
Veratrum viride etc. sichern ihm einen ehrenvollen Rang unter den französischen
Klinikern. Ebenso wie H. ein vortrefflicher Arzt war, war er auch ein aus-
gezeichneter Lehrer, der als Agr^ de clinique, später ids Nachfolger vor Fobgrt
auf dessen klinischem Lehrstuhl, durch seine glänzenden klinischen Vorträge seine
Schiller zu fesseln wusste, indem er sich gleichzeitig aller Präcisions-Hilfsmittel
bediente, welche die Wissenschaft besitzt. Eine Reihe von urologischen Studien,
die er in Gemeinschaft mit dem Hospital- Apotheker Hefp begonnen hatte, kam
in Folge der Auihebung der Strassburger Facultät zu keinem Abschluss. Er war
Hitglied der Akademie der Medicin, lebte, als nomineller Professor der medicinischen
Facultät in Nancy, zu Paris und starb daselbst am 27. Januar 1878.
Bullet, de l'Acad. de möd. 1878, 42. annöe, 2. S^r., VI, pa«. 89. — Gaz. hebd. de
m^d. et de chir. 1878, pag. 80. q.
Hirzel, Johann Kaspar H., geboren am 21. März 1725 als Sohn eines
Arztes zu Zürich, wurde zuerst von seinem Vater in der Medicin unterrichtet und
ging 1770 nach Wien, um dort das Studium der Heilkunde unter van Swieten,
Störck, de Haek, Jacqüin, Qüarin, Lbbbb, Cranz, Homberg und Stoll fortzu-
setzen. Nach zweijährigem Aufenthalte in Wien begab er sich nach Halle, dann nach
Erlangen und später wieder nach Zürich zurück, wo er Oberstadtarzt und Mitglied
des grossen Raths wurde, übrigens lange Zeit unentgeltlichen Hebeammen-Unterricht
ertheilte und Vorlesungen über theoretische und praktische Medicin hielt. Später
bereiste er mit Sulzer die Schweiz und Deutschland und lernte in Berlin die
damaligen Koryphäen der deutschen Literatur kennen. Er starb am 19. Februar
1803 auf seinem Landgute Katzen-Rutihof bei Zürich. H. ist bekannt als medi-
cinischer und philosophischer Schriftsteller. Wichtiger ist er durch die Verdienste,
die er sich durch seine Mitwirkung bei der Gründung der medicinisch-chirurgischen
Lehranstalt zu Zürich erwarb. Er war seit 1772 Mitglied der 1762 gebildeten
Soci6t^ helvötique und wohnte den Sitzungen dieser Körperschaft, die alle gelehrten
und um das öffentliche Wohl verdienten Männer der Schweiz zu ihren Mitgliedern
zählte, mit besonderem Fleiss bei, so weit es irgend seine Praxis gestattete. Von
seinen Schriften sind zu nennen: „Düs, de animi IcLetd et erecti efficacia in
corpore sano et aegro, speciatim grassantiÖus morbis epidemicis" (Leyden
1746) — „Die Wirth^chaft eines phuosophiachen Bauers^ (Zürich 1761; 1774;
französ. Paris 1763) — „Tagebuch der Witterungsbeobachtungen durch d^as Jahr
1762** (Zürich 1763) — „Zwo Reden, die Vorzüge der Zergliederungskunst
und die Wege zur Kenntniss der Menschen in Rücksicht auf die ArzneOcunst*^
(Ebenda 1782) — „Lesebuch für das Frauenzimmer über die Hebeammen-
kunst" (Ebenda 1784). Von H. rühren ausserdem her mehrere Aufsätze in den
„Zürich'schen Abhandlungen^', im „Schweizerischen Musenalmanach", in den ;,Ephe-
meriden der Menschheit" und im ;, Magazin für die Naturkunde Helvetiens" von
HOEPFNER.
Bio^. med. V, pag. 231. — Meyer v. Kronau in AUgem. Deutscher Biographie.
XII, pag. 485. PgL
*His, Wilhelm H., am 9. Juli 1831 in Basel geboren, ausgebildet
hauptsächlich in Berlin, Würzburg, aber auch m Bern, Wien und Paris als Sohttler
JOH. Müller's, Remak's, VmcHOw's, wurde 1854 promovirt und 1857 als ord.
Professor der Anatomie und Physiologie nach Basel, 1872 als Ordinarius für
Anatomie nach Leipzig berufen. Wir nennen als die wichtigsten seiner Arbeiten:
„Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Cornea** (1856) —
„Orania Helvetica** (mit L. RÜTIMETER, 1865) — „Ueber die erste Anlage
des Wirbelthierleibes** (1868) — „Theorie der geschlechtlichen Zeugung**
(Archiv für Anthropologie, 1869, 70) — „ Unsere Körperform und das physio-
logische Problem ihrer Entstehung** (1875) — „Anatomie menschlicher Embryonen**
ms. — HITZIG. 223
(1880—82). H. betheiligte sieh 1866 an der Begrttndang des Arehiys für Anthro-
pologie, begründete 1876—78 mit Braune die Zeitschrift für Anatomie und
Entwieklnngsgesehiehte und blieb deren Redacteur auch, als diese Zeitschrift 1878
in die anatomische Abtheilung des Archivs für Anatomie und Physiologie umge*
wandelt wurde. Zahlreiche Artikel dieses Organs rühren aus seiner Feder her.
Wem ich.
^Hitchcock, Homer Owen U., Wundarzt und Gynäkolog in Kalamazoo,
Mich., in Amerika, geboren am 28. Januar 1827, studirte in New York, wo er im
März 1855 seine Grade als Dr. med. erhielt und liess sich 1856 an seinem
jetzigen Wirkungsorte nieder, wo er zugleich mehrere (öffentliche Aemter bekleidet.
Er schrieb : „Death from air in the veins, itUroduced ihrough the uterine sinuaes*'
(Transact. of the Amer. Med. Assoc. , 1864) — nThe comparative fertility of
native Americans" (Michigan University Med. Joum., April 1871) — „Modem
medicine, ite Status in modern aociety" (Transact. of the Mich. State Med. Soc,
1872) — „Entailm&nts of alcohol"" (Mich. State Board of Health, 1874) —
„Heredity in ite relation to public kealtk and to legislation in the interest of
public healtk'' (Ibid. 1877).
Atkinson, pag. 408. Pgl.
* Hitzig, Eduard H., zu Halle a. S., ist zu Berlin am 6. Februar 1838
geboren, studirte in Berlin und Würzburg und wurde 1862 in Berlin zum Dr. med.
mit der Dias.: „De ureae origine" promovirt. Nachdem er in Berlin Privatdocent
gewesen, wurde er 1875 als Prof. ord. und Director der Irrenanstalt nach Zürich,
1879 aber in gleicher Eigenschaft an die Proylnzial-Irrenanstalt zu Nietleben bei
Halle und Professor in der dortigen medicinischen Facultät berufen, 1885 jedoch
zun Director der Universitäts-Irren- und Nervenklinik in Halle ernannt. Literarische
Arbeiten: „Studien über Bleivergiftung^ (Berlin 1868) — „lieber die Luxa-
tionen im TarsO'Metatarsalgelenk^ (Berliner klin. Wochenschr., 1865) — „Zur
Pathologie und Therapie entzündlicher Bückenmarksaffectionen^ (ViRCHOw's
Archiv, XL) — ;, lieber reflexerregende Drudpunkte" (Berliner klin. Wochenschr.,
1866) — „Zur Physiologie der Wirkung des KaL brom.** (Ibid. 1867) —
„Schädliche Wirkungen des Argent. nitric. bei Tabes dorsual.^ (Ibid.) —
„lieber die Anwendung unpolarisirbarer Elektroden in der JElektrotherapie"
(Ibid.) — „lieber eine bei schweren Hemiplegien auftretende Oelenkaffection^
(ViRCHOw's Archiv, Bd. XL) — ;, lieber das Resultat elektrischer Behandlung
eines Schlottergelenks** (Berliner klin. Wochenschr., 1869) — „Beiträge zur
Kenntniss der periph, Lähmung des Facialis^ (Ibid.) — ;, lieber einen Fall
von Hypertrophie eines Arms** (Ibid. 1872) — „lieber den relativen Werth
einiger Elektrisationsmethoden*' (Archiv für Psych., 1872) — „Bemerkung
über die Aufgaben der Elektro-Otiatrik*' (Archiv für Ohrenheilk.) — „lieber
quere Durchtrennung des Froschnerven** (PflügKB*s Archiv, Bd. VII) — ;, lieber
die Reduktion gelähmter Oefässmuskeln*^ (Berliner klin. Wochenschr. , 1874) —
„UrUersuchungen über das Oehirn, Abhandlung physiologischen und patho-
logischen Inhalts** (Berlin 1874) — „ Untersuchungen über das Oehirn, Neue
Folge^ (Reichert's und du Bois-Reymond's Archiv, 1874, 75, 76) — „Ziele
und Zwecke der Psychiatrie, Antrittsrede u, s. w.** (Zürich 1876) — „lieber
die Functionen der Orosshimrinde** (Zeitschr. für Psych., Bd. XXXII) — ;, lieber
den heutigen Stand der Frage von der Localisation im Orosshirn** (VOLK-
Mann's Sammlung, 1877) — „Hypertrophie und Atrophie des Oehims**
(v. Ziemssen's Handb. , Bd. XI) — »^wr Physiologie des Qrosshims** (Arohiv
fllr Psych., Bd. XV) — „ Ueber einen Fall von halbseitigem Defect des Klein-
hirns** (Ibid.) — „Ueber subnormale Temperaturen der Paralytiker** (Berliner
klin. Wochenschr., 1884) — „Hämatorrhachis^ Syringomyelie, abnorme Struktur
des spinalen Markmantels** (Tagebl. der Naturforscher- Versammlung zu Magde-
burg, 1884). Ked.
224 . HJAEENE. — HJALTELIN.
Hjaeme, Urban H., wurde 1641 zu Nyenskans (in Ingennanland), da,
wo jetzt St. Petersburg liegt, geboren, studirte zuerst in Dorpat, aber von 1660
an in Upsala unter Olof Rudbeck dem Aelteren und Hoffvsnius, wurde 1668
schwedischer Gamisonarzt in Riga, reiste 1669 nach Polen, England und Frank-
reich, woselbst er in Angers auf Grund einer Abhandlung: „De obstructione
lactorum vasorum et glandularum mesenterii** 1670 zum Dr. med. promovirt
und ungefähr gleichzeitig zum Mitgliede der Royal Society in London ernannt
wurde. In Paris studirte er darauf zwei Jahre lang Anatomie, Chirurgie und
Chemie. Im Vaterlande wieder 1674 angelangt, gewann er in Stockholm ein bis
dahin unerhörtes Ansehen als praktischer Arzt und trat äusserst unerschrocken
wider die herrschenden' Hexenprocesse auf. Er zeigte so überzeugend, dass hier
nichts Anderes als Geisteskrankheit im Spiele war, dafis diese Processe darauf
aufhörten. Mit grossem Eifer suchte er nach natürlichen Heilquellen in Schwede
untersuchte chemisch deren Wässer und verschaffte besonders den Medevi-Quellen
in Ost-Gothland, woselbst er Arzt bis 1682 war, ein grosses Ansehen. Nun begab
er sich wieder auf Reisen, untersuchte die Salzbrunnen bei Lüneburg, studirte
die Bergwerke im Harz, Böhmen und Norwegen und wurde in den Adels-
stand 1689 erhoben. Darauf wurde er 1696 zum Archiater und im selben Jahre
zum Vorsitzenden der Medicinal- Verwaltung ernannt. Hier beschäftigte er sich eifrig
mit dem Ordnen des schwedischen Medicinalwesens, schaffte eine Menge Missbräuche
ab, hielt Vorlesungen über Anatomie und gründete einen botanischen Garten in
Stockholm. H. kann als der eigentliche Gründer des Studiums der Chemie in
Schweden angesehen werden und erwarb sich in dieser Wissenschaft einen geachteten
Namen; er endeckte die Ameisensäure, die erste bekannte Säure aus dem Thier-
reiche, und hatte eine bedeutende Correspondenz mit ausländischen Gelehrten. Durch
ihn wurde schon 1685 in Stockholm ein öffentliches chemisches Laboratorium
angelegt, welches auch von ausländischen Chemikern besucht wurde. Seine chemischen
Erfahrungen hat er in den „Acta et tentamina chimica in laboratorto Stock-
holmensi elaborata** (1712) niedergelegt. Als Vertheidigungsschrift für Para-
CELSUS schrieb er: „Prodromus defensionia Faracelsicae*' (Stockholm 1709).
Auch in der Bergwissenschaft war H. sehr hervorragend; 1683 zum Assessor im
Bergwerks-Collegium ernannt, dessen Viee-Präsident er später wurde, durchreiste
er die nördlichen Provinzen Schwedens, schlug die Bearbeitung neuer Bergwerke
und die Verbesserung älterer vor, entdeckte und beschrieb neue Mineralien (Kupfer-
nickel) und gab mehrere bezügliche Schriften heraus, wie: „En kort anled-
ning tili ätslcüliga malm' och bergarters efterapörjande och angifvande" (Stock-
holm 1702; 1706). Sein voraussehender und rastlos wirkender Geist zeigte sich
auch in mehreren Vorschlägen zur Errichtung gemeinnütziger Anstalten , von
welchen einige erst in diesem Jahrhundert zur Wirklichkeit gelangt sind. Er
eiferte sehr für das Studium und die Pflege der schwedischen Sprache, deren
Gesetze nicht ausschliesslich aus dem Lateinischen, sondern auch aus der isländischen
und gothischen Sprache geholt werden sollten. Als Dichter machte er durch seine
berühmte Tragödie „Sosimunda"" gewissermassen Epoche in der Greschichte der
schwedischen Dramatik und verfasste eine Menge nicht-medicinischer , theilweise
noch nicht veröffentlichter Schriften. Dreimal verheiratet, hatte er 24 Elnder und
starb 1724. Die schwedische Akademie liess 1856 eine Medaille auf ihn prägen
und sein Brustbild wurde 1878 in Medevi aufgestellt. — Von seinen zahlreichen
ausgezeichneten Söhnen war der Hofmedieus Eristian Henrick H. ein in
Stockholm sehr hervorragender Arzt, der 1794 starb.
Svenska Akademiens Handlingar. Th. 29, 1857. Hedenins«
Hjaltelin , Jon JonssonH. , geboren in Island 1 807 , studirte in
Kopenhagen und Kiel, doctorirte hier 1839 („De „Radesyge'* , Lepra et Elephan-
tiasi septentrionali"), beschäftigte sieh viel mit Hydrotherapie und rief die Anstalt zu
KlVimpenborg in's Leben, wirkte von 1855 als Landphysicus in Island, wurde
HJALTELIN. — HJORT. 225
der Gründer und durch viele Jahre der Direotor einer ärztlichen BildungBanstalt
in Keykjavik fUr isländische Aerzte. Er war ein fleissiger medicinischer , auch
populärer Schriftsteller in der dänischen und isländischen Sprache. Er starb 1882.
Smith und C, Bladt, pag. 39. Petersen.
''^elt, Otto Edward August H., geboren in Abo (Finnland) am
18. April 1823, machte seine Studien, ausser in Helsingfors, noch in Würzbürg,
Berlin, Prag und Wien. Dr. phil. wurde er 1847, Lic. med. 1855. Nachdem
er zunächst als Prosector der Anatomie von 1856 ab drei Jahre gewirkt hatte,
wurde er zum Professor der pathologischen Anatomie und der Staatsarzneikunde berufen
und wirkte in dieser Stellung zu Helsingfors von 1859 bis 1885. Als erster Professor
dieser Wissenschaften hat er das Studium der pathologischen Anatomie dort ein-
geführt und das neue pathologisch - anatomische Institut nebst dazu gehörigen
Präparatensammlungen gegründet, worüber eine Beschreibung erschienen ist. Im
Jahre 1885 zog er sieh als Professor emeritus aus dem Lehramte zurück. Unter
seinen zahlreichen literarischen Leistungen seien hervorgehoben : „Systema nervorum
sympathtcum Oadi Lotae^ (Helsingfors 1847) — y^De nervis cerebralibus . . .
Bufonis cinerei" (Ebenda 1852) — „Om nervemas regeneratian^ (Ebenda
1859) — „ Natur histariena Studium % Finland** (1868) — „Den patkologükt-
anatamüka inrättningen vid det Finaha Universttetet 1859 — 1871" (Ebenda
1872) — „Ettusen Liköppntngar" (1872) — „Bidrag tili Sundhetslagstiftningen
iFxfdand 1, 2*" (Helsin^ors 1873—75) — „Finlanda üehovärdsfräga** (Ebenda
1879) — „Die Verbreitung d&r venerischen Krankheiten in Finnland" (Berlin
1874) — „Finlands Medicinalförwaltning" (Helsingfors 1882) — „Karl v.
Linni als Arzt" (Leipzig 1882) — „Det Finska Universitetets Pathologiskt-
Anatomiska Institution 1871—1883" (Helsingfors 1884) — „Olof af Acrel,
den svenska kirurgins fader" (Ebenda 1884). — Das von H. ausgearbeitete
Sanitätsgesetz für Finnland ist durch die Verordnung vom 22. December 1879
eanctionirt worden und findet sich in Yierteljahrssc^rift f. gerichtl. Med. und
öffentl. Sanitätsw. 1881 mitgetheilt. Wernich.
^]orty Jens Johan H. , zu Christiania, war in Oslo am 8. Mai 1798
geboren, wurde 1830 in Christiania Doctor, nachdem er 1826 eine Abhandlung:
„De ßinctiane retinae" geschrieben, war seit 1821 Compagnie-Ghirurg , wurde
1826 Brigadearzt und fungirte von 1847 — 53 als stellvertretender General-Chirurg.
Von 1826 — 37 war er Reservearzt in der Filialabtheilung des Reichshospitals und
von 1841 — 1871 wirkte er als Oberarzt und klinischer Lehrer in der Hautkranken-
Abtheilung des Reichjshospitals. Aus der Reihe seiner Arbeiten, die sich grOssten-
theils auf Syphilis , Aussatz und Hautkrankheiten überhaupt beziehen , heben wir
folgende hervor , im Eyr (H, VI, VIH) : „ Curmethoden af Syphilis og Lepra i
Akershus Amts nu ophaevede Sygehus i Oslo" - — „Om en saeregen Form af
Lepra, m. 1 PL" — „Indberetning . . , , om en i Sommer en 1832 i det vestlige
^OT^ge foretagen Reise for at undersoege de der forekommende ondartede
Budsygdomm^" ; im Magaz. for Naturv. (IX): „Hvorvidt finder en Vexelvirkning
Sted mellem begge Nethinder hos Mennesketf" ; in dem von ihm mitheraus-
gegebenen Norsk Magaz. for Lägev. (1. R., I, IV, VI, IX; 2. R., H, X, XVH):
„Bidrag til kundskab om de endemiske Hudsygdomme" — „Kliniske Forelaes-
ninger over Syphilis" — „Om Arvelighed som Aarsag til den spedalske
Sygdom"'^m der ügeskrift for Medicin og Pharmacie (I, lU): „Udtog af Be-
taenhning om Forholdsregler mod Fnatsygdomme" — „Betaenkning over
Lovudkastet om det militaere Medicinalvaesen" ; in den Forhandl. ved de skand.
Naturforskeres Moder: „De endemiske Hudsygdommes geographiske Fordeling
i Europa" (1840) — „Om Diagnosen af Radesygen som selvstaendig Sygdom,
foTskjellig fra Syphilis" (1842) u. s. w. Dazu die Schrift: „Om Spedalskheden
i Karge og Foranstaltninger imod Samme" (Christiania 1871). Wie ersichtlich,
Biogr. Lexikon. III. * 15
226 HJOET. — HLAWACZEK.
hat sich H. um die nähere Kenutniss der erwähnten, für Norwegen so bedeutangs-
vollen Krankheiten sehr verdient gemacht. Er starb am 27. September 1873.
Kiaer, pag. 184, 492. — Callisen, Vm, pag. 536j XXVHI, pag. 539. G.
'"Hjort) Johan Storm Aubert H., zu Christiania, daselbst als Sohn
des Vorigen am 10. April 1835 geboren, studirte auch dort, war von 1860 in
den- dortigen Hospitälern thätig, machte 1864 den Feldzug bei der dänischen
Armee mit, 1865 eine Reise in's Ausland, wurde 1867 Compagnie-Chirurg, 1872
Corpsarzt bei der Bergenschen Brigade und 1873 Professor der Medicin an der
Universität, sowie Oberarzt der chirurgischen Abtheilung des Reichshospitals. Er
schrieb im Norsk Magaz. for Lägev. (2. R., XIX, XXII, XXIV; 3. R., I): „ü
Tüfaelde af circumscript MuakelatropM" -. — „Beretninger om Rigshosp. cktrur-
giske Afdelmg fra Oct. 186& tu 1869" ; im Nord. med. Arkiv (I, II) zusammen
mit H. Hbibsrg: „Om Gliomets Mah'gnitet" — „En Resectton i Albueledet" etc.;
auch zwei Probevorlesungen (1873) über Hornhautentzündung, Practura cranii.
Später finden sich im Norsk Magaz. (1873, 76, 78, 79, 82) von ihm noch Mit-
theilungen über totalen Irismangel, eine Kothfistel am Nabel, eine Blindenstatistik
in Norwegen, über Sehpurpur, Glaucom, Ablösung der Chorioidea, Resectionen im
Schulter- und Kniegelenk u. s. w.
Kiaer, pag. 187,492. G.
Hjort, Gustaf Fredrik H. , zu Gothenburg, war am 14. September
1813 zu Christianstad geboren, studirte von 1836 an in Lund, wurde 1845
AmanuensiQ bei der am Earolinischen Institut zu Stockholm neu eröffneten Kinder-
klinik, machte 1847 als Marinearzt eine Reise nach West-Indien und Süd-Amerika,
war dann Militärarzt, Docent der gerichtlichen Medicin am Karolinischen Institut,
wurde 1857 Bataillonsarzt und Lehrer am Hebeammen-Inatitut zu Gothenburg,
1858 Director und Professor dieser Anstalt, 1869 Regimentsarzt. 1854 — 55 hatte
er eine wissenschaftliche Reise in's Ausland gemacht. Von seinen Schriften sind
anzuführen: „Om obstetriska poltkliniken vid Allm,' Bambördahuset t Stock-
holm .... under ären 1850 — 54^ (Stockholm 1856) — „Studier och arbeten
för värden af moder och barn" (I — III, Gothenburg 1861 — 66) — „Sakl-
grenska sjukhuset i Götabcrg, desa uraprüngliga plan säaom välgörenhets- och
undermaningaanatalt" (Ebenda 1860) — „Ofoeraigt af Barnmorake - läro-
anataltena i Götaborg verkaamhet ären 1856 — 65 etc " (Ebenda 1867) — nOv\
qvinnana utöfning af läkarevärden aamt om hennea utbtldande der for" (Ebenda
1869). In den Sv. Läkare-sällsk. N. handl. (Bd. VI, VH) befinden sich: „Om
Ällmänna Barnhusinrättningen i Stockholm, etc." — pOm Ämmebesigtnings'
kontoret i Stockholm" — „Bidrag tili utredande af den ayflitiaka dyacrastens
natur" ; in den Skandin. Naturforsk.-mötets förh. (1860): „Barnmorakomas i
Svertge utöfning af den operativa förloaaningakonaten" — „Bidrag tut upp-
lyaning om oraakerna tili puerperalfeberna uppträdande aäaom epidemt inmn
bamaänghus". Auch in der Hygiea (XXII, XXIII, XXV) sind von ihm einige
Berichte und Aufsätze enthalten.
Wistrand, pag. 168. — Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 326. G.
Hlawaczek, Edmund H., zu Karlsbad in Böhmen, verfasste eine Reihe
von balneologischen Schriften, namentlich über den Gurort, in welchem er eine
grosse Reihe von Jahren thätig war. Wir führen von denselben an: „Die
Waaserheilkunde oder pharmdkolAherap, Daratellung dea gemeinen kalten und
erwärmten Wassera und der sämmtlichen Miner alwäaser, mit beaonderer Ruck-
aicht der Karlsbader Thermalquellen" (Wien 1835 ; 1837) — „Karlabad in
mediciniacher, pittoresker und geselliger Beziehung" (Prag 1838; 7. Aufl. 1864) —
„Geachichte von Karlabad in mediciniacher, topographiacher und geselliger Be-
Ziehung" (Ebenda 1839) — ,, Ueber die Versendung dea Mineralwaaaera von
Karlsbad" (iPrag 1863) u. s. w. Er starb, 71 Jahre alt, am 29. December 1879.
Callisen, XXIX, pag. 1, — Engelmann, pag. 256; Supplem. pag. 111. O.
90B0KEN. — HODANK. 227
Soboken, Nicolaas H. , 1632 in Utrecht geboren, studirte in seinem
OeburtBorte vorzflglich nnter Dibmbbbbokk und promovirte 1658 znm Dr. philos.
und 1662 zum Dr. med. Schon im folgenden Jahre wnrde er zum Professor der
Mathematik und Medicin am Athenaeum in Steinfurt und bald danach zu Leibarzt
des Grrafen Beut heim -Steinfurt ernannt. 1669 wurde er in gleicher Eigen-
sehaft nach Harderwyk gerufen (Antrittsrede: „De professionis meaicae cum
mathemcUicae canjunctione**) und wirkte da bis 1672, wo er, bei der Annäherung
ier französischen Armee, plötzlich Harderwyk verliess, ohne zurflckzukehren.
Wahrscheinlich ist er 1678 in Utrecht gestorben. Er schrieb hauptsächlich:
„Notms ducttis aalivalis Blasiantis in lucem protractus*^ (1662) — „De sede
animaey seu mentia humanae in corpore humano excerciUUio bipartita, qua
genutna conjunctio humanae animae cum corpore humano perspicue traditur^
(1666) — „Anatomia secundinae humanae*' (1669, 1675) — „Anatomia
secundinae vitulinae^ (1675) — „Cognitio phystologico-medica, accuratissima
meihodo tradita** (1670, 1685) und eine ^Oratio de medicorum nobilifate**.
C. E. Daniels.
Hochstetter, Friedrich Ludwig H., zu Oehringen, war am 19. Juli
1739 zu Lauffen am Neckar geboren, studirte von 1758 in Tübingen und Strass-
Wg und wurde 1763 zu Tübingen Liceritiat der Medicin, 1768 Physicus zu Neuen-
ßtadt im Herzogthum Württemberg, 1789 fürstlich Hohenlohe'scher Rath und
Stadtphysicus in Oehringen. Er hat eine Anzahl von Aufsätzen casuistlschen
Inhalts im Frankfurter med. Wochenblatt (1780 — 88) veröffentlicht, darunter
namentlich über Atresia ani, Ruptura uteri, Hermaphroditismus u. s. w.
Gradmann, pag. 853. — Elwert, pag. 230- G.
*Hock, Jakob H. , stammt aus Prag, wo er am 31. October 1831
geboren wurde. In Wien, wo er studirte, war Ed. Jaeger sein Lehrer; 1861
wurde er promovirt, 1866 Hess er sich als praktischer Augenarzt, 1872 als
Privatdocent in Wien nieder; 1882 gründete er seine Augenheilanstalt daselbst
und wirkt ausserdem als Augenoperateur am Rothschild-Hospital und am Blinden-
Institut auf der hohen Warte. Unter mehr als 50 Facharbeiten seien genannt : ;, Ueber
scheinbare Myopie'^ (Wien 1872) — „Ueber syphilitische Augenkrankheiten^
(1876) — ;, Ueber die Function der Längsfasern des Ciliarmuskels" (1878).
Wernich.
Hodann, Karl Julius H., zu Breslau, war daselbst am 13. Juni 1816
geboren, studirte auch dort, wurde 1842 als Wundarzt I. Classe approbirt, 1846
als Wundarzt im Allerheiligen - Hospital angestellt , 1856 , bei Gelegenheit des
Greifswalder Universitäts- Jubiläums , von der dortigen medicinisohen Facultät zum
Dr. med. honor. ernannt. 1864 wurde er Kreis- Wundarzt des Stadtkreises Breslau,
1866 und 1870—71 zeichnete er sich durch rastlose Thätigkeit in den in Breslau
eingerichteten Militär-Hospitälern aus, erhielt 1870 den Titel Sanitätsrath. Von
seinen literarischen Arbeiten finden sich einige in Günsbürg's Zeitschrift (1850,
1851) über Jodtinctur als äusseres Heilmittel, über Steinschnitt, eine grosse Zahl
aber in den Schriften der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (von
1845 an), in der er häufig, sowohl über naturwissenschaftliche, als über medicinische
Gegenstände Vorträge hielt. Die bedeutendste Arbeit darunter ist: „Dei' Harn-
säure-Infarct in den Nieren neugeborener Kinder in seiner physiologischen,
pathologischen und forensischen Bedeutung^ (Verhandl. der Schles. Gesellsch.
f^ vaterL Cultur, 1855, m. 1 col. Taf.); ferner eine historische Arbeit über die
schlesischen Aerzte Jagwitz und Morgenstern aus der Zeit Friedrich's des Gr.
(1870). 1867 erfand er ein Verfahren, äussere Spuren von Verbrechern plastisch
darzustellen (Archiv für preussisches Strafrecht). Er ist auch als humoristischer
Gelegenheitsdichter bekannt; u. A. wurde bei Gelegenheit der Naturforscher-
Versammlung in Breslau ein von ihm verfasstes Theaterstück: „Der Traum des
Mediciners" aufgefährt. Er starb am 21. Januar 1880. q
15*
228 HODGK — HODGKIN.
'^Hodge, Hugh Lenox H. , am 30. Joli 1836 als Sohn des bekannten
Gynäkologen gleichen Namens zu Philadelphia geboren, studirte in seinerVaterstadt
und erlangte verschiedene Grade, den als Med. Dr. 1858. Nachdem er dann zwei
Jahre lang am Philadelphia Hospital thätig gewesen, liess er sich 1860 selbst-
ständig nieder. 1861 wurde er zum Demonstrator der Chirurgie und Chefarzt
der chirurgischen Klinik und des Dispensatoriums der Universität seiner Vaterstadt
ernannt. Seit 1870 ist er Prosector der Anatomie. Aus der Zeit seiner Th&tig-
keit als Chirurg und Gynäkolog rühren folgende Veröffentlichungen von H. her:
^Report on cases in tohich metalltc sutures were employed^ (Amer. Joum. of the
Med. Sc, 1859) — „Tracheotomy in cctaes of pseiido-membranous croup^ —
„The drainage of abscesses and toounda by solid mestallic probes^ ■=^— „Defor-
mities of the hip*' — „Exciaions of the hip, of the knee , of the elbow, and
of the torist*' — „Ovariotomy and a new form of trocar for the evacuation
of ovarian and otherabdominal fiuids^ — „ The construction, Ventilation and
hygienic management of anatomical rooms^ etc. ; die meisten von diesen Ab-
handlungen befinden sich im Amer. Joum. of the Med. Sc.
Atkinson, pag. 148. Pgl.
Hodges, Nathanael H. , 1638 zu Kensington bei London geboreD|
machte seine medicinischen Studien in Oxford. Nachdem er hier die akademischen
Grade im Juni 1&59 erworben, liess er sich in das CoUegium der Londoner Aerzte
aufnehmen und begann daselbst die Praxis. Während der schweren Pestepidemie
des Jahres 1665 leistete er der Stadt London die grössten Dienste als Arzt. Er
gehörte zu den wenigen Aerzten, die nicht die Flucht ergriffen hatten, wie dies
z. B. gelbst Stdenham aus Furcht vor der Seuche gethan hatte. Doch wurde
ihm seine Aufopferung schlecht belohnt. Er starb 1684 arm und vergessen im
GefUngniss, wohin ihn seine Gläubiger Schulden halber hatten bringen lassen. In
seinem Werke: „Aoijj.okoyix sive pestis nuperae apud populum Londinensem
grassantis narratio" (London 1672; englisch 1715; 1720) hat H. eine dassische
Beschreibung der erwähnten Epidemie geliefeii;. Ausserdem schrieb H. noch : „ Vin-
diciae medicinae et medicorum" (London 1660; 1665).
Biogr. m6d. V, pag. 234. — Dict. hist. HI, pag. 203. — Munk, I, pag. 361.
Pgl.
Hodgkin, Thomas H. , geboren am 16. Januar 1798 zu Tottingham,
bezog zimi Studium der Medicin die Universität in Edinburg und promoyirte daselbst
1823 mit der „Diss, de absorbendi functione^ . 1825 wurde er Mitglied des Royal
College of Physicians in London und erhielt die Stelle als Docent der patho-
logischen Anatomie und Conservator des Museums am Guy's Hospital. Die in
dieser Stellung von H. entwickelte, ausserordentlich rege Thätigkeit bezeugt der
von ihm herausgegebene „Catalogite of the preparations in the anatomical
museum of Owjfs Hospital, Arranged and edited by desire of the treasurer
of the hospital and of the teachers of the surgical school" (London 1829).
H. gründete am Guy's Hospital eine Klinik, ging aber später als Curator des
Museums und Docent der praktischen Medicin an das St. Thomas Hospital (1837).
Zugleich wurde er Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften und war eines der
ältesten Mitglieder des Senats der Londoner Universität. Die letzten Jahre seines
Lebens zog er sich aus der Praxis zurück, trieb philosophische Studien, nahm
auch bedeutenden Antheil an der Gründung der Ethnological Society und widmete
sich besonders philanthropischer Thätigkeit, worin er mit dem berühmten Philanthropen
Sir Moses Montefiore sympathisirte, den er auch auf seinen zahlreichen philo-
hebräischen Reisen im Orient als Arzt begleitet hat. Auf einer dieser Reisen starb
H., dem Klima zum Opfer fallend, am 5. April 1866 an der Dysenterie zu Jaffa,
wo ihm Montefiore ein Denkmal errichten liess. H. war ein geistreicher Arzt
und der Erste, der in England Bichat's Wege einschlug. Ausser dem oben
genannten „Catalogue" und einem yy Essay on medical education" (London 1^28)
schrieb er: y^On the uses of the spieen" (Edinb. Med. and Surg. Journ., 1822,
HODGKIN. ^ H0D6S0N. 229
VoL 18) Nr. 70); ferner mit J. J. Ltsteb: „Sur quelques observations micro-
scopiques eur le sang et le tissu des animaux** (Annah des scienc. nat., 1827) —
jfOa the anatomical characters of some adventitious structure^ (London Med.-
Chir. Transact, Vol. 16, 1829) — „Hints relating to the cholera in London*'
(London 1832) — y^Lectu/res on the means of promoting and preserving health^
(Ebenda 1835) — „Beports on the effects of acvnd potsons^ (Ebenda 1836);
ferner sein bedeutendstes Werk: „Lectures an the morbid anatomy of the
serous and mucous membranes*' (London und Paris 1836 — 37, 2 Bde. ; deatsche
Uebers. von Fr. J. Bbhrend und Lbvin , 2 Tble., Leipzig 1843, 44). Ausserdem
Terfasste er mit Fischer eine üebersetzung von W. F. . Edwabds' : „On the
influence of phys» agents on life with notes*' (London 1832). Zahlreiche Auf-
Sätze von H. finden sich in London Med. 6az. , The Lancet , Johnson's Med.-
Chir. Rey. und London Med.-Chir. Transactions etc. und legen Zeugniss ab auch
Ton dem tiefen Wissen H.'s in der Philologie, G^logie, Zoologie, Anthropologie und
Gleschichte der Medicin. Der letzteren ist ein grösserer Theil von „An account
of some unpubltshed papers of the lote Dr. Hodgkin by Samuel Wilks^
(Guy's Hosp. Rep. XXUI, 1878) gewidmet.
Lancet. 1866, Vol. I, pag. 445. — Med. Times and Gaz. 1866, Vol. I, pag. 403. —
British Med. Jotum. 1866, Vol. I, pag. 447. — Wilks, Gay 's Hosp Rep. 1878, 3. Serie,'
XXm, pag. 58 (enthält die noch nicht veröffentlichten Aa&ätze H.'s) — Virchow-
Hirsch, Jahresber. 18^8, I, pag. 367. — Callisen, IX, pag. 8; XXIX, pag. 4. p .
Hodgson, Joseph H. , von unbemittelten Eltern 1788 in Penrith
(Cnmherland) geboren, erhielt seine erste Erziehung in Birmingham und ging zum
Stadium der Medicin nach London, wo er am St. Bartholom. Hosp. sich besonders
der Chirurgie befleissigte. Man erzählt von ihm, dass er von einem von seinem
Oheim zum Studium empfangenen Geldgeschenk von 100 Pfd. St. an einem Abend
heim ELartenspiel 20 Pfd. St. verlor und dass er diese Thorheit so bitter bereute,
dass er sein Leben lang nie mehr um Geld gespielt hat. Seinen Lebensunterhalt
bestritt H. während des Studiums von dem durch Ertheilen von Unterricht und
Schreiben von Zeitungsartikeln verdienten Gelde. 1811 gewann er den Jacksonian
Preis durch seinen „Essay on diseases of the arteries and veins^, den er nach-
her in erweiterter Form als „Treatise on the diseases etc.** (London 1815;
deutsch von Kobebwein, Hannover 1817 ; französ. von Breschet , Paris 1819 ;
ital. von Caihi, Mailand 1823) herausgab. Zugleich begann er 1811 seine ärzt-
liche Laufbahn, zunächst als Militär- Assistant Surgeon am York Hospital in Chelsea,
dann selbstständig als Arzt in Cheapside, wo er gleichzeitig den Dr. Fabb bei
Herausgabe seines Werkes über Herzkrankheiten unterstützte. 1818 siedelte er
als Surgeon am General Hospital und Eye Infirmary nach Birmingham über und
Terbüeb in dieser Stellung nahezu 30 Jahre lang. Trotz des Drängens von
Ch. Bell lehnte er einen ehrenvollen Ruf als Chirurg am Middlesex Hosp. nach
London, sowie die ihm 1840 angebotene Professur für Chirurgie an Febgüsson's
Stelle ab, zog sich vielmehr 1848 ganz aus dem praktischen Leben zurück und
setzte sich in London zur Ruhe, da er der Sehkraft auf einem Auge beraubt,
und auch sonst seine Gesundheit geschwächt war. H. betheiligte sich noch,
80 gut er konnte, am wissenschaftlichen Leben, wurde Mitglied mehrerer
gelehrter Gesellschaften und wohnte deren Sitzungen, besonders denen des College
of Sm^eons, fieissig bei. Er starb, 81 Jahre alt, am 7. Februar 1869. H. war
ein hervorragender Chirurg und scharfsinniger Diagnostiker; doch hat er ausser
dem oben genannten grösseren Werk und einigen kleineren: „JEngravings, intended
to ülustrate cases of the diseases of the arteries'^ (London 1815, fol.), einem
Atlas zu oben genannter Abhandlung, sowie: „Oase of conhracted wrist success-
ßdly treated** (London Med.-Chirurg. Transact. , 1813, Vol. 4) nichts von
Bedeutung publicirt.
British Med. Joum. 1869, Vol. I, pag. 154. — Lancet. 1869, Vol. I, pag. 243. —
Ked. Times and Gaz. 1869, Vol. I, pag. ;^06. — Callisen, IX, pag. 9. Pgl.
230 HOECHSTETTEE. — HOEFER.
Hoeclistetter, Philipp H., deutscher Arzt aus Augsburg, lebte zu Ende
des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts und war Arzt in seiner Vaterstadt, wo
er gegen 1635 starb. Er ist besonders bekannt dureh Beschreibung einer im
Jahre 1624 zu Augsburg herrschenden Epidemie von typhöser Pneumonie. Er
schrieb: „Bartorum obaervattonum tnedtctnalium decades sex^ (die ersten drei
Wien 1624 und die anderen Wien 1627 erschienen). Diese Schrift wurde zusammen
mit vier weiteren Decaden des Verfassers nach seinem Tode von seinem Sohne
JohannPhilippH. unter dem Titel : „Bartorum observationum medicinalium
decadea sex antea editae, qutbics nunc accessere quatuor decades alias*' (Frank-
furt und Leipzig 1674) herausgegeben.
Biogr. m6d. V, pag. 234. Pgl.
Hoeegh, Ove Guldberg H., zu Drontheim in Norwegen, war am
^3. April 1814 zu Grue geboren, studirte in Norwegen, war 1836, 37 und 42
bei der Aufsicht über die Winterfischerei auf den Lofoten thfttig, wurde 1843
Arzt auf einem Kupferwerk, 1845 Districtsarzt in Trondenaes, 1854 Oberarzt bei
den Aussätzigen in Drontheim. 1851 und 1854 war er Hitglied des Stprthings
für Finmarken, 1863 für Drontheim und starb während einer Session zu Christiania
im Reichshospital am 7. Februar 1863 am Nervenfieber. Er erstattete für die
von dem Departement des Inneren herausgegebenen Beretn. om den spedalske
Sygdom für die Jahre 1855 — 60 amtliche Berichte^ gab heraus: „Folkets Heise,
et Tidsskriß for Menigmand j^aa Kysten*" (1.— 3. Heft, 1858—60; 2. Aufl.
1861) und schrieb: „Forslag tu Forholdsregler for Medlemmer af Sundeds-
Tcommissioner" (Droiatheim 1859 , 4.) — „Om Sundhedspleten i Älmueskoler*'
(Christiania 1862).
Eiaer, pag. 213. ^*
*Hoeegh, Sophus Marius Peter H., zu Molde in Norwegen, ist zu
Steilo in Hassel am 21. Juli 1827 als Sohn des dortigen Districtsarztes Georg
Andreas H. (t 1851) geboren, studirte in Christiania, war 1850 daselbst
Choleraarzt, dann Communalarzt an verschiedenen Orten, 1858 Districtsarzt in
Soendmoere und wurde 1872 zum Vorsteher und Arzt des Reknaes Pflegestiftes
fttr Aussätzige in Molde und Arzt des Romsdarschen Amtskrankenhauses ernannt.
Er stiftete 1861 den Romsdarschen Aerzteverein , dessen Vorsitzender er seit
1864 war. Er veröffentlichte im Norsk Magaz. for Laegevid. (2. R., XVI, XXIV;
3. R., I) : „Zinkplader til Fractursktnner*' — „Jagttagelser under en Epidemi
af Diphtheritis faucium** — „Nogle Accouchementstilfaslde fra min Praktik** —
„Nogle Ord om Skabsygen paa Landet og om offentlige ForanstaUninger
dertmod** — rtEt Tilfaelde af Aneurysma arcus aortae, helbredet ved edik-
kesurt Blyoxyd** — „Om Oestrus-Larvens Forekomst under Menneskets H-ud
og de derved bevirkede pathologiske Phaenomener** — „Obstetriciske Meddd"
eiser** — „Bomsdals Laegeforenings Forhandlinger** ; femer im Beretn. om
Sundhedstilstanden m. m. i Norge 1859, 1867: „Bemaerkninger om. Leveniaaden
og de hygiaeniske Forholde m. m, i vestre Soendmoeres Laegedistrikt" —
„Om Skarlagenf^feberepidemien i vestre Soendmoere** , Ausserdem theils mit seinem
Namen, theils ohne denselben Gedichte, populär-medicinische, ästhetische, kritische
Aufsätze in einer Anzahl von verschiedenen Zeitschriften u. s. w.
Kiaer, pag. 214. 0.
Hoefer, Wolf gang H. , geboren 1614 zu Freising in Oberbayem ala.
Sohn eines Professors der Medicin, der später, 1647, nach 30jähriger Lehrtbätig-
keit in Ingolstadt im Alter von 68 Jahren gestorben ist, studirte Medicin ^tt
Ingolstadt und promovirte hier 1653, nachdem er von einer Reise nach Italien
und Frankreich zurückgekehrt war. Dann prakticirte er eine Zeit lang mit Erföl^
in Straubing, JAnz und Raab (in. Ungarn). Zuletzt wurde H. nach Wien als
k. k. Hofrath berufen, wo er etwa 1681 gestorben ist. Er ist erwähnenswerth
HOEFEB. — HOEGTES. 231
als erster Beschreiber des Cretinisiims; die ems'ge von ihm bekannte Schrift ist
betitelt: „Herculü medtci, sive locarum commtnium medicorum tomiia primtis^
(Wien 1657; 1664; Nttmberg 1666, fol.; 10 :ö).
Biogi. mM. y, pag. 235. PgL
Hoefer, Johann Christian Ferdinand H., Arzt und äusserst
vielseitiger und frachtbarer Literat zu Paris, war am 21. April 1811 zu Dösohnitz
(Schwarzburg-Rodolstadt) geboren, fllr das Studinm der Theologie bestinunt, machte
eine Fnsareise durch Deutschland, Holland, Belgien und trat 1830, ganz mittellos
geworden, in das Fremden-Regiment Hohenlohe, mit dem er die Occupation von
Morea mitmachte. Nach der Auflösung des Regiments 1831 fand er in Frankreieh
bei verschiedenen Colleges (Nantua, Saint-£tienne , Roanne) eine Anstellung, war
dum Secretär yon Cousin bis 1836, gab Privatstunden, lieferte zahlreiche wissen*
Bchaftliche und kritische Artikel fUr die Annales d*anatomie et de physiologie und
andere nich^medicinische Zeitschriften, studirte in Paris Medicin, wurde 1840
Doetor derselben, prakticirte eine Zeit lang in den bevölkertsten Quartieren von
Paris, erhielt 1843 den Auftrag, in Deutschland das medicinische und 1846 das
landwirthflchaftliehe ünterrichtswesen zu studiren und berichtete darüber. Er wurde
1848 als Franzose naturalisirt und erhielt 1851 von Didot die Redaction der
„Nouvelle biographie gönörale*^ (46 voll., 1851 — 66} übertragen. Er hat ausserdem
eine grosse Reihe von Sehriften yerfasst, die hauptsächlich in das Gebiet der
Naturwissenschaften, namentlich der Chemie, gehören, wie eine Geschichte der
Chemie (1842, 43; 2. Aufl. 1867—69), Geschichte der Chemie und Physik (1872),
derBotaiük, Mineralogie und Geologie (1872), der Zoologie (1873), der Astronomie
(1873), der Mathematik (1874); femer ausser einem „Dictionnaire de mddecine
pratique*' (1847), auch solche der Chemie und Physik (1846), der Botanik (1850);
er übersetzte A. V. Humboldt's „Ansichten derNatur^ (1850), Berzelius' Chemie
(1845 — 50) und gab noch viele naturwissenschaftliche, ethnographische und andere
Werke heraus. Er starb im Mai 1878 zu Brunoy (Seine-et-Oise).
Yaperean, 5. 6dlt., pag. 94)). G.
Hoefler, Gustav H. , zu Krankenheil bei Tölz in Oberbayern , war am
25. Januar 1809 zu Memmingen geboren, studirte von 1827 an in Mflnchen,
zuerst Jurisprudenz, dann, von 1830 an, Medicin, wurde 1832 Doetor und Assistent
an V. RiNGSBJS' medicinischer Klinik, besuchte 1834 Wien, war fünf Jahre in
Italien (Florenz, Rom) als Arzt eines russischen Grafen, zeichnete sich in Rom
während der Cholera durch seine Thätigkeit aus, wurde, in die Heimath zurück-
gekehrt, als Landgerichts- und Salinenarzt in Orb angestellt und 1843 nach Tölz
▼ersetzt. Hier nun gelang es ihm, von 1856 ab, die schon viel früher von ihm
erprobten Ejrankenheiler Mineralquellen in den balneo-therapeutischen Heilschatz,
nach üeberwindung vieler Schwierigkeiten, einzuführen und durch seine ärztliche
Thfltigkeit, literarischen Arbeiten und energisches persönliches Vorgehen den Ruf
des Bades Krankeaheil zu gründen. Bei seiner 1881 erbetenen Versetzung in
den Ruhestand erhielt er den Titel eines k. Medicinalrathes , von der Stadt
Tölz aber das Ehrenbürgerrecht. Er erlag einem Steinleiden am 5. Januar 1882.
Von seinen Schriften fUhren wir nur an : „Die jod- und schwefelhaltigen doppelt-
kohlensauren Natronquellen zu Krankenheil bei Tölz u, s. w.*^ (Preiburg 1856) —
„Bad Krankenheil bei Tölz u, s. w." (Ebenda 1866); ferner Aufsätze in Zeit-
schriften über denselben Gegenstand.
Bayerisch, ärztliches Intelligenz-Blatt. Jahrg. 29, 1882, pag. 330. O.
"^Hoegyes, Andreas H., in Hajdu-Szoboszlö (Ungarn) am 30. November
1847 geboren, absolvirte die medicinischen Studien 1865 — 1870 an der Buda-
pester Universität, wurde daselbst 1870 Dr. med., 1871 Assistent an der Lehr-
kanzel fOr theoretische Medicin, 1871 Dr. der Chirurgie, Assistent am pharma-
kologischen Institut, in welcher Eigenschaft er bis 1875 verblieb. 1874 wurde
232 HOEGYES. — HOEEING.
er Docent der experimentellen Pathologie, 1875 o. ö. Prof. der allgemeinen Patho-
logie und Pharmakologie an der Elausenbnrger Universität, gründete in Elansen-
burg 1876 die Klausenbnrger medioiniseh-natnrwissenschaftliohe Gesellsehaft, deren
Secretftr er dnreh 4 Jahre, Präsident durch 3 Jahre war, wurde, nachdem er in
Elausenburg zweimal Decan gewesen, 1883 o. ö. Prof. der allgemeinen Pathologie
und Therapie an der Budapester Universität. Unter den 47 von ihm in ungarischer
Sprache verfassten Abhandlungen, die zum grösseren Theile vollständig oder auszugs-
weise auch deutsch erschienen sind, erwähnen wir folgende : Centralbl. für med. Wissen-
schaften : „Kurze Mittheüung über die Wirkung der frischen Cholera-ErUleerungen
auf die Titriere" (1873) — „Kurze Mittheilung über das Bunsen*sche Wasser-
trammelgebläse als künstlichen Athmungsapparat zur Ausgleichung der Athmungs-
insufficienz" (1874) — ;, Ü eher den Hinflugs verschiedener Gase au f den Verlauf
der Athmungsbewegung während der Erstickung" ; in der Allg. med. Centr.-Zeitung
(1872): „Ueber die histologische Structur und physiologische Function der
Malpighi^ sehen Körperchen u. s. w." — „Ueber die Circulationsverhältnisse
der Niere"; im Archiv für Physiol. (1877, 81): „Beiträge zur Lebensfähigkeit
des Säugethier- Fötus" — „Ueber Schwindelerscheinungen bei der Druck"
steigerwng in der Paukenhöhle"; im Archiv für experim. Pathol. u. Pharmakol.
(1875, 79) : „Eosperim. Beiträge über den Verlauf der Athmungsbewegungen
während der Erstickung" — „ Ueber die Veränderung des Auges nach Fadalis-
Exstirpation" , Hierzu kommen die bloss in ungarischer Sprache erschienenen Ab-
handlungen: „Vom Eindringen der Samenfäden in das Protoplasma junger Zellen^
(Orvosi hetilap, 1872), femer: „Ueber die Wirkung des Oapsicum annuum, des
dithioncyansauren Kaliums^, drei Abhandlungen in den Veröffentlichungen der
ungarischen Akademie: ;, Ueber den Nervenmechanismus der associirten Augen-
bewegungen" — „Beitrag zur Kenntniss der hypnotischen Erscheinungen" — n^^
gesteigerten Reflexerscheinungen der Hystero-Epileptischen. q geheut hau er.
HoenigSOlunied, Johann H., 1843 zu Schönberg in Mähren geboren,
1865 in Olmütz diplomirt, 1876 in Innsbruck unter Albert, Mauthneb und
VON Yixtschgäu promovirt, gegenwärtig k. k. Regimentsarzt in der österreichischen
Armee, ist besonders durch seine eingehenden und erfolgreichen Untersuchungen :
„2hir mikroskopischen Anatomie über die Oeschmacksorgane der Säugethiere**
(sieben Abhandlungen in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie und in
Pflügee*s Archiv) und seine : „Leichenexperimente über die Zerreissungen der
Bänder" in den verschiedenen Gelenken, drei Aufsätze in der Deutschen Zeit-
schritt für Chirurgie, bekannt. j. K. Proksch.
Hoepfiier, Johann Oeorg Albrecht H., geboren zu Bern am 20. Januar
1759{, war erst Arzt und Apotheker in Biel, siedelte dann nach seiner Vatw-
stadt über und zog sich, nachdem er hier eine Zeit lang eine Of&cin gehabt
hatte, später in's Privatleben zurück. Er starb zu Biel am 16. Januar 1813.
H. gab heraus: „Abhandlung über die Bereitung des Brechweinsteins" (Weimar
1782) — „Magazin für die Naturkunde Helvetiens" (4 Bde., Zürich 1787 — 89,
darin von ihm selbst mehrere Aufsätze) — Allgemein Helvetisches Magazin zur
Beförderung der inländischen Naturkunde und der damit verbundenen Künste
und Wissenschafien" (Winterthur 1799), sowie eine: „Helvetische Monats-
Schrift" (Bern 1801—1803).
Biogr. m6d. V, pag. 235. — Poggendorff, I, pag. 1120. PgL
Hoering, Friedrich von H.^ zu Ludwigsburg in Württemberg, war
am 24. September 1792 zu Willsbach bei Weinsberg als Sohn eines Wundisu^tes
geboren, war fünf Jahre in der Lehre bei einem Oheim, der Chirurg zu Eiroh-
berg a. J. war, genoss, während der später in Wien so berühmt gewordene Augen-
arzt Friedrich Jaboer (ein Halbbruder seiner Mutter) sich in Eirchberg mehrere
Monate aufhielt, von Diesem seinen ersten Unterricht in der Osteologie, wurde 1812
HOERING. ~ HOEBNIGK. 233
Gehilfe des St&dtohimrgus Köllbbutbb in Stuttgart und fand nunmehr Gelegen-
heit, sieh weiter auszubilden, indem er den meisten Operationen des Hofmediens
Euem beiwohnen und hftufig selbst assistiren konnte, Zutritt im Lazareth und
nn Sieehenhause hatte und die in der Legionscaseme gehaltenen Vorlesungen (von
Klein, Beuss, E&ebs, Frank) besuchen durfte. 1814 leistete er unter Klein
bd den zahlreichen russischen Verwundeten, die aus Frankreich evacuirt waren,
auf der Solitude sehr angestrengte Dienste. Er konnte darauf die Universität
Tfibingen beziehen und 1817 mit der: „Düs. inaug, aistena experimerUa de
muUUumibus f quaa materiae in cavum peritonaei animaltum ingestae, tum in
corpore effidunt , tum ipsae aubeunt" (deutsch in Mecebl's Deutschem Archiv
f. Physiol., 1818) promoviren. Er ging darauf nach Wien, zu seinen inzwischen
daselbst berflhmt gewordenen Oheimen Karl und Friedrich Jaeger, indem er
die Reise in 14 Tagen von Donauwörth aus auf einem Fioss machte, würde
bald darauf Privat-Assistent Bebr's und der beiden Jaeger und warf sich mit
ganzer Kraft auf die Augenheilkunde und, unter Zang's Leitung, auf die Chirurgie.
Im dritten Jahre seines Aufenthaltes in Wien gab er bereits fremden jungen
Aerzten einen Augenoperationscurs und verliess dann Wien , wo er auch Geburts-
hilfe getrieben und Hildenbrand's ELlinik besucht hatte. Nach seiner Rückkehr
nach Württemberg wurde er 1621 Stadtarzt in Schwaigern, siedelte 1823 nach
Neuenstadt über, blieb, praktisch auch als Chirurg und Aug^arzt sehr be-
sehftftigt, 11 Jahre daselbst und ging 183^4 nach Ludwigsburg, wurde daselbst
naeh drei Jahren Oberamtsarzt, in welcher Stellung er bis 1863 verblieb, als ein
H^esehAtzter und geachteter Arzt, dessen operative Thfttigkeit, namentlich auch
auf dem Felde der Oculistik, sich mehr und mehr ausgedehnt hatte. Noch
während seiner Amtsthätigkeit , und zwar hauptsächlich für seine oculistischen
Verdienste, erhielt er mit dem Kronenorden den persönlichen Adel und bei seiner
Pensionirung den Titel eines Medicinalrathes. Gerade vier Wochen vor seinem
am 10. December 1867 erfolgten Tode hatte er noch sein öOjähriges Doctor-
Jubiläum gefeiert. Literarische Arbeiten sind nur wenige von ihm bekannt, wie:
„Verunglückter Verauch, eine KropfgeachuniUt durch Unterbindung der Art,
ikyr, auper. zu keilen" (Rüst's Magazin, 1820); femer Aufsätze im Wttrttemb.
Correspondenz-Blatt, in Schmidt's Jahrbb. u. s. w.
Württemberg. Correspondenz-Blatt. 1868, pag. 67, 65. — Gallisen, IX,. pag. 18;
MIX, pag. 8. G,
^Hoerlng, Karl Friedrich von H.^ Hofrath und Württembergischer
Oberstabsarzt a. D. , ist als Sohn des Vorigen 1822 zu Schwaigern im Neckar-
kreise, Württemberg , geboren, studirte in Tübingen , Würzburg , Wien , Prag und
Berlin, promovirte 1845 und Hess sich 1846 in Ludwigsburg nieder. Auf An-
legaug von FniEDR. v. Jaeger und A. y. Graefe wandte er sich der Augen-
heilkunde zu und gründete 1859 eine Privat- Augenheilanstalt in Ludwigsburg,
welcher er zur Zeit noch vorsteht. Im Jahre 1850 trat er in den Militärdienst
ein, verliess denselben aber wieder 1864, da ihm seine Augraiheilanstalt nicht
erlaubte, viel abwesend zu sein. 1872 wurde er wieder zum Oberstabsarzt ernannt,
welehen Posten er bis zu seiner Pensionirung, 1882, inne behielt. Ausser einer
Beihe casmstischer Mittheilungen veröffentlichte er: „lieber d(M Auge, daa
Sehen etc."" (Ludwigsburg 1867). Horstmann.
Hoemigk, Ludwig H., geboren 1600 zu Leipzig, studirte Medicin in
Oiessen, Padua und Strassburg, promovirte in Strassburg und wurde 1625 in
Frankfurt a. M. als Arzt aufgenommen. 1628 erhielt er den Titel eines Comes
palatinus, womit der Adel verbunden war, 1635 wurde er Physicus in Frankfurt,
1638 Dr. jur. in Marburg und schrieb die Diss. : „De regali poatarum jure**,
wdche er später als eigenen Tractat herausgab. In Folge von Streitigkeiten mit
den Apothekern und Materialisten nahm er 1 643 seine Entlassung von dem Frank-
ftrter Physicat und zog 1644 nach der gräflich Solms'schen Residenz Rödelbeim.
234 HOERNIGE. — HOEVEN.
Auch hier wurde er in Streitigkeiten verwickelt, legte seine Stelle nieder, zog 1647
naeh Mainz und gleich darauf nach Wien, wo er öffentlich zur katholisehen Eirehe
übertrat. £r wurde nun kaiaerlieher Rath und kurmainzischer Hofrath und 1662
Professor der Medicin an der Universität zu Mainz, 1658 deren Rector. Seit 1655
war er auch kaiserl. Btlöher-Commissarius (Bücher-Censor). Er starb am 2. August
1667 zu Mainz. H.'s Schriften sind vom mannichfachsten Inhalt und stellen ihn
als den Typus eines Polyhistors des 17. Jahrhunderts hin. „Medicaster Äpella,
Judenartzt" (Strassburg 1631), worin er seinem Judenhass freien Lauf gelassen
hat — „Schioalbacher Sauer- und Prodelbrunnen-Beschreibung^ (Frankfurt 1632)
mit einem Anhang deutscher, griechischer, italienischer und französischer Gedichte
„Wissbades Beschreibung*^ (Ebenda 1637) — „Politia medtca, oder Beschrei-
bung dessen y loas die Medici zu thun u. s, to.^ (Ebenda 1638, 4.; Neue Ausg.
1645); der seitenlange Titel giebt ein ganzes Alphabet von Afterftrzten: Alte
Weiber, Beutelschneider, Krystallenseher, Dorfgeistliche, Einsiedler, Fallimentirer,
Oaukler, Harnprophetcn, Juden etc. — „ Würgengel. Von der Pestilenz Namen,
Eigenschaft, Ursachen, Zeichen, Präservation, Zufällen^ Curation etc,** (Frank-
furt 1644), ein Buch von fast 1000 Quartseiten, aber ohne die mindeste eigene
Beobachtung, obgleich der Verfasser mehrere Pestepidemieen erlebte.
J. B. Schnnk, Beiträge zur Mainzer GeBchichte. 1790, III, pag. 310. — Stricker,
Greschichte der Heilkunde in Frankfurt, pag. 284- — Derselbe in Virchow's Archiv,
Bd. XLI, pag. 293 und im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. 1869, Bd. IV,
P»«- 237. TV. Stricker.
Hoessle) Johann Georg von H. , zu Dillingen im Ober-Donaukreise,
war am 24. April 1748 zu Walkertshofen (Landgericht Ursberg) geboren, stndirte
in Freiburg, Ingolstadt und Wien, wurde 1767 in Ingolstadt Doctor, ging dann
als Arzt nach Augsburg und erhielt 1^/2 Jahre später einen Ruf nach Dillingen,
an die damalige Universität, als Professor der Medicin und Stadtphysicus , mit
dem Charakter eines fürstbischöflich Augsburg'schen Hofinedicus und Hofrathes.
Seine Hauptbemfihung ging dahin , gute Lehranstalten fOr Hebeammen und Land-
ärzte zu errichten , und war er Director des von ihm in's Leben gerufenen medi-
cinisch-chirurgischen Unterrichts - Institutes , das aber noch vor Aufhebung der
Universität wieder einging. Er verfasste : „Krankengeschichte der A, M. Zetterlein,
welche zehn Jahre lang ohne Speis und Trank lebte" (Augsburg 1780) —
„JQer gesunde und kranke Mensch, eine kurze Uebersicht medicinischer Kennt-
nisse zum Gebrauch der chirurgisch-medicinischen Pßanzschule in Dillingen"
(Ebenda 1791) — „Lehrsätze der Oeburtshilfe'* (Ebenda 1794) — „Kurzer
und gründlicher Unterricht, wie die jetzt an mehreren Orten herrschenden
hitzigen Krankheiten zu heilen sind** (Dillingen 1800). Ausserdem Aufsätze in
Eohlbkenkee's Münchener Intelligenzblatt und in einigen anderen Zeitschriften.
Baader, I, pag. 244. , G.
Hoevelli (Hoevel), Johann von, 1601 zu Riga geboren, wurde 1628
Dr. med. zu Leyden (Diss. de variolarum et morbillorum natura et curatiane^),
1631 Professor der Naturkunde und Sittenlehre an dem neugestiften Gymnasium
zu Riga und bald auch Stadtphysicus. 1638 wurde er Leibarzt des Herzogs Jacob
von Kurland und starb am 6. Januar 1652. Er war ein Freund des bekannten
Dichters Flehming und ist der Verfasser einer grossen Reihe lateinischer Ab-
handlungen; ausserdem schrieb er lateinische und deutsche Gelegenheitsgedichte.
V. Recke-Napiersky, If, pag. 325. — Beise, I, pag. 278. L. Stieda.
Hoeven, Comelis Pruys van der H. , am 13. August 1792 in
Rotterdam geboren, stndirte 1^12—16 in Leyden unter Brugmans und Sandi-
FORT und promovirte mit einer Diss. : ,^De constitutionis epidemicae doctrina^.
Er übte die ärztliche Praxis in Rotterdam aus und veröffeutlichte schon 1824
seine: „Chrestomathia Hippocratlca" . In demselben Jahre als Prof. med. naeh
Leyden berufen (Antrittsrede : „De simplicis sensu medicinae cultoribus inprimis
HOEVEN. — HOFAGKER. 235
excoUndo^'jy war er da als solcher bis 1862 wirkBam. Er starb am 5. December
1871. T. d. H. war ein ansserordentlich gelehrter Mann, der sich stets mit grosser
Yorliebe historiBch-anthropologischen Stndien gewidmet hat nnd dadurch nnzweifel-
haft als akademischer Doceot nieht so viel Nutzen gestiftet hat, als man seiner
ungeheuren Belesenheit und grossen Gelehrsamkeit wegen erwarten mochte. Seine
Yomehmsten Schriften sind: „Historische lessen over de cholera^ (1832) —
„Initia disciplinae patkologicaa** (1834) — „De arte medica** (1838 — 1840) —
„Eistaria medicinae" (1842) — „Historia marborum" (1846) — „Historia
medicamentorum^ (1847) — ^Pathologische Anthropologie" (1851, 1854) —
„Historische Anthropologie*^ (1852, 1855) — „Klinische Anthropologie" (1853,
1855) — „Christelyke Anthropologie" (1853, 1855, 1856), vier Meisterstücke
logischer Redeweise uud philosophischer Kritik — „Levensstudien" (1H57) —
„Academieleven" (1866), während er, ausser einer grossen Anzahl Zeitschriftr
Artikel, 1825 — 30 Hauptredacteur von den „Geneeskundige Bydragen" war.
C. E. Daniels.
Hoeven, Jan van der H. , Bruder des Vorigen, am 9. Februar 1802
in Rotterdam geboren, wurde Schüler des Chirurgen Nobtisb in seinem Geburts-
orte und wohnte als solcher dem anatomischen Unterricht im Theati'um anatomicum
bei. Später, 1819, in Leyden Student geworden, promovirte er 1822 zum Dr.
phü. naturalis („Diss, de aceleto piscium", gekrönte Preisschrift) und 1824 zum
Dr. med. („Ih'ss. de morhis aurium auditusque", gekrönte Preisschrift), während
er 1823 auch noch eine Preisfrage bearbeitete: „De cauaarum finalium doctrina
ejusque in zoologia usu". — Darauf studirte er in Paris unter Cuvieb und
St&auss-Dürckhedi vergleichende Anatomie und etablirte sich in Rotterdam als
Arzt. Schon bald wurde er Lector physices am „Bataafsch Gknootschap^ und
1826 zum Professor historiae naturalis an der Leydener Universität ernannt
(Antrittsrede: „De diligenti veritatis studio, praedpue naturae interpretis dote").
Hier unterrichtete er in Zoologie und Anthropologie und später auch in Minera-
logie und Geologie bis zu seinem Tode, am 10. März 1868. — v. d. H. war
ein in ganz Europa berühmter Mann, der fast mit allen lebenden Zoologen in
persönlicher Berührung war und fou allen geehrt war als ein „Altmeister^
(Eefebstein) ; sein Unterricht war sehr klar und wurde durch sein ausserordent-
liches Zeichnentalent noch mehr illustrirt. Eine fast vollständige Liste seiner
Schriften findet sich in Cabüs und Engelmaxn's Bibliotheca zoologica. Wir
erwähnen hier nur als drei der vornehmsten: „Handbuch der Dierkunde"
(Amsterdam 1828—1833, 2 Thle.; 1849—1856; deutsch von Schlegel und
Lbuckaet, 1850 — 1856; englisch von Clabk, 1856 — 1859), nach Kefebstbin
dag beste Handbuch, was existirt — „Philosophia zoologica" (Leyden 1864) — >
„Over de natuurlyke geschiedenis van het dierenryk" (Leeuwarden 1851 — 1857).
Seme berühmte Schädelsammlung ist nun im Besitz seines Sohnes Dr. med. J. v a n
der Hoeven jun. in Rotterdam. q E Daniels.
Hofacker, Johann Daniel H. , zu Tübingen, war am 30. September
1788 zu Worms geboren, wurde 1810 in Tübingen Doctor der Medicin, begab
sich dann nach Wien, besuchte die dortige Thierarzneischule und wurde 1813,
als die Errichtung einer ebensolchen Anstalt in Württemberg in Anregung kam,
ab Professor der Thierheilkunde in Tübingen angestellt, ohne dass ihm jedoch
die materiellen Hilfsmittel gewährt wurden, seinen Unterricht anschaulich zu
machen. Ausser mehreren thierärztlichen Schriften , wie einem Lehrbuch über die
gewöhnlichen Krankheiten des Pferdes (1823), einer Anleitung zur Erkennung der
Hauptmängel der Hausthiere (1822) gab er 1826 eine: „Dias, de qualitatibus
parenium in sobolem transeuntibus ^ praesertim ratione rei equariae" (4.),
deutseh : ;, Ueber die Eigenschaften, welche sich bei Menschen und Thieren von
den BUtem auf die Nachkommen vererben; mit besonderer Rücksicht auf die
Pferdezucht. Mit Beiträgen von Fr. Notter" (Tübingen 1828) heraus; femer:
236 HOFACKER. — HQFFBAÜER.
„Anleitung zum Studium der Medtcin oder äussere Encyclopädie und Methodo-
loQte derselben^ (Ebenda 1826) — „lieber das Stethoskop^ ein treffliches
Mittel zur Erkennung der Krankheiten des Herzens und der Lungen u.s. w.*^
(Ebenda 1826 , m. 1 Taf.). Er übersetzte anch F. Magbndib's „Lehrhuck der
Physiologie^ (2. Aufl., 2 Bde., 1826, m. 1 Taf.) und verfasste (Salzburg, med.-
chir. Ztg., 1827): „Schreiben an den Herausgeber vier die Bestimmung des
Geschlechts durch verschiedene Momente^. Ausserdem ersehienen unter seinem
Präsidium mehrere wahrscheinlieh von ihm verfasste Dissertationen. Er starb am
30. April 1828.
Caliisen, IX, pag. 21; XXIX; pag. 10. — Schrader«Hering, pag. 204. &.
Hofacker, s. a. Hoffacker.
Hofer, Franz Joseph H., geboren am 24. Januar 1745 zu Roth weil,
war zuerst in seiner Vaterstadt als Arzt und in hervorragendem Maasse als Geburts-
helfer thätig; dann wurde er successive Rath des Fürstbischofs von Augsburg,
ordentlicher Professor der Anatomie und Chirurgie an der Universität, wie am
medico-chirurgischen Institut in Dillingen und Bezirks-Physicus daselbst. Er starb
am 19. März 1794. Von seinen Schriften citiren wir: „Abhandlung vom Kaffee,
worinnen von dessen Ursprung, Geschichte, Zubereitung, Verfälschung, Qebrattch,
Missbrauch, Nutzen und Schaden gehandelt unrd*' (Ulm 1781) — „Lehrsätze
der praktischen Geburtshilfe, die Manual-Operationen betreffend, zum Gebrauch
der Vorlesungen bey dem chirurgischen Hebeammen-Institut^ (Augsburg 1788) —
„Lehrsätze des chirurgischen Verbandes*' (Erlangen 1790 — 92, 2 Thle. m.
31 Epfm), das vollständigste Lehrbuch über chirurgische Verband- und Instnimenten-
lehre der damaligen Zeit.
Dict. bist. III, pag. 204. Pgl.
HofEacker, Gottlieb Wilhelm H. , zu Heidelberg, der berühmteste
„Paukdoctor^^ seiner Zeit, war am 12. September 1787 zu Steinheim an der Murr
geboren, studirte von 1810 an in Heidelberg, machte freiwillig in württembergiscben
Diensten 1812 den Feldzug nach Russland mit, aus dem er als Andenken einen
erfrorenen Fuss und ein Brustleiden mitbrachte, nahm 1818 in Heidelberg das
medicinische Studium wieder auf und wurde durch Mittellosigkeit schon vor seinem
1822 abgelegten Staatsexamen genöthigt, bei den Duellen an der Heidelberger
Hochschule als Arzt Beistand zu leisten. Dies wurde fOr ihn, abgesehen von
seiner sonstigen Praxis , eine Specialität , so dass er in der Zeit von 24 Jahren
bei mehr als 20.000 Duellen (Schussduelle nicht gerechnet), die meistens
auf der „Hirschgasse" ausgefochten wurden, zugegen gewesen ist. Von seinen
daselbst gemachten Erfahrungen theilte er mit : „ Beobachtung über die Anheilung
abgehauener Stücke der Nase und der Lippen^ (Heidelberg, klin. Annalen, 1828)
und einen zweiten Aufsatz : „Krankheitsgeschichte eines abgehauen^ Nasenstücks,
welches 26 Minuten lang vom Körper gänzlich getrennt toar" (Puchelt^s Med.
Annalen, 1836). Leider hat er von seinen sonstigen zahlreichen Beobachtungen
über wichtige Hieb- und Schussverletzungen keine Mittheilungen hinterlassen. Er
starb nach zehnwöchentlichem Brustleiden am 19. Mai 1844.
Neuer Nekrolog der Deatschen. Jahrg. 22, 1844, I, pag. 425. — Oallisen, IX,
pag. 24; XXIX, pag. 11^. G.
Hoffacker, s. a. Hofacker.
Hoffbauer, Johann Christoph H., geboren am 19. Mai 1766 in
Bielefeld, war Dr. juris et philos. und Professor der Philosophie an der
Universität zu Halle, wo er am 4. August 1827 starb. Obwohl Nichtarzt, ver-
dient H. Erwähnung wegen seiner hervorragenden Bestrebungen zur Förderung
der Psychiatrie. Erklärlicher Weise fasste H. als Philosoph die Geisteskrank-
heiten lediglich vom psychologischen Gesichtspunkte auf, worin er mit Reil
übereinstimmte und legte das Hauptgewicht auf die psychische und moralisohe
HOFFBAUER. — HOFFMANN. 287
Behandlung. Er schrieb : ;, Untersuchungen über die Krankheiten den- Seele
und der venoandten Zustände*^ (Halle 1803), der 3. Theil ersehien n. d. T.:
„P^chologische Untersuchungen über den Wahnsinn und die übrigen Arten
der Verrückung und ihrer Behandlung** (Ebenda 1807) — „Die Psychologie
nach ihren Hauptanwendungen auf die Rechtspflege oder die sogenannte gericht-
liche Arzneywissenschaft nach Arem psychologischen Theile^ (Ebenda 1808;
1823; französisch Paris 1827). Mit Rbil gab er heraus: ^Beyträge zur Be-
farderung einer Curmethode auf psychischem Wege** (Ebenda 1806 — 1809, 3 Bde.).
Biet bist, m, pag. 205. — Haeser, Gesch. der Med. n, pag. 1033. Pgl.
HoffbaneFi Johann Heinrich H. , zu Bielefeld, war daselbst am
9. Noyember 1796 geboren, kämpfte 1814 gegen Frankreich, stud\rte dann von
1816 Medicin zu Oöttingen und Berlin, wo er 1820 mit derDiss. : „De comea
ejiisque morbis" Doctor wurde. Ausser einigen Aufsätzen in Hufeland^S Journal
(1824, 25); „Ein Beitrag zur Diagnose und Aetiologie des Asthma spasmodicum
chronicum siccum" — ;»-öw Meictricität als Heumittel, durch neue Erfah-
rungen bestätigt**, yerfasste er folgende Schriften: „Die Atmosphäre und deren
Einßuss auf den Organismus u. s. w,** (Leipzig 1826) — „Ueber die Erkenntniss
und Cur des Brustkrampfes Erwachsener*^ (Ebenda 1828) — »Der Mensch
in allen Zonen der Erde** (Ebenda 1832) — „ Ueher den Aberglauben*' (Lemgo
1837) — „Ueber die Kopfverletzungen, in Bezug auf ihre Gefahr und Tödt-
Itckkeit; u. s.w.** (Berlin 1842) — „Ueber den Belbstmord^ seine Arten und
Ursachen*' (Lemgo 1842) — n^^ psychischen Krankheiten und die damit
verwandten Zustände in Bezug au f die Rechtspflege, u. s. w.*' (Berlin 1844) —
„ Wie ärztlich-psychologische Gutachten organisirt und angefertigt sein müssen,
wenn sie den Zwecken des Richters entsprechen sollen** (Ebenda 1845) —
„Ueber die Ursachen der in neuester Zeit so sehr überhandnehmenden Selbst-
morde*' (Neuwied 1859; 2. Aufl. 1862), eine von der deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie und gerichtliche Psychologie gekrönte Abhandlung.
Callisen, IX, pag. 24; XXIX, pag. 12. — Engelmann, pag. 257; Snpplem.,
W' IIL G.
Hoffinger, Johann Oeorg H., war zu Kronstadt in Siebenbürgen am
9. Juli 1756 geboren, erlangte in Wien 1780 die Doctorwürde, nachdem er
1777 auf Lbbee's Andringen Seips* : „Abhandlungen über den Steinschnitt*'
fibersetzt hatte. Er worde darauf 1780 zuerst Physicus zuZalatna, dann Berg-
Phyaicus zu Orawitza im Temesvärer Banate und 1783 erster BergCameralarzt
und Physicus zu Schemnitz in Ungarn. Er führte daselbst zu Gunsten der Berg-
arbeiter 1785 unter angemessenen Modificationen das BouQüOT^sche Armen-Institut
ein und leitete dasselbe so lange, bis sein Bestand gesichert war. Auch studirte
er die Krankheiten der Bergleute und gab bei dem 1786 zu Schemnitz gehaltenen
Montanisten-Gongress das nachstehend angeführte medicinische Outachten über den
Amalgamationsprocess ab. Er veröffentlichte: „Sendschreiben an J, G, Wolstein
über den Gebrauch des Tabaks** (Schemnitz 1790) — „Sendschreiben über
den Einfluss der Anquickung der gold- und silberhaltigen Erze auf die Gesund-
heit der Arbeiter^ (Wien 1790) — „Vermischte medicinische Schrißen" (Bd. I,
Ebenda 1791); ausserdem einige ethnographisch-physiologische Arbeiten. Er starb
zu^Wien am 14. Juni 1792, erst 36 Jahre alt.
Biogr. m6d. V, pag. 536. — v. Würz b ach, IX, pag. 159; XIV, pag. 481. G.'ji
Hoffmann, Friedrich H. , Vater des berühmten Mediciners gleichen
Namens und zum Unterschied von diesem gewöhnlich „der Aeltere^^ genannt,
war als Sohn eines tüchtigen Pharmaceuten A n d r e a s H. 1626 geboren, studirte
Medioin in Jena und Wittenberg und promovirte 1652 in Jena mit der „Dies,
de odontalgia*' . Dann wurde er Physicus und Leibarzt des Administrators des
Erzstiftes Magdeburg und Physicus zu Halle, wo er am 21. Mai 1675 starb. Er
schrieb: „Positionum medicarum pentaa** (Jena 1650) — „Diss. de singultu*'
238 HOFFMANN.
(Ebenda 1667) — „Opus de methodo medendt juxta Walvaeianam seriem
ex Paracelaicis et dogmaiids principiis tUustrata^ und im Anbang: „De
modo curandi insvltum apoplecticum" (Leipzig 1668) — „Gardianaatrophe
admiranda, seu cordis inveraio memorabilia*^ (Ebenda 1671), Gescbicbte einer«
Frau mit Sitae viBcerum inversos — „Clavis pharmaceutica Schroederiana, cum
thesauro pharmaceutico** (Halle 1675; 1681; dentseh von J. U. Müller 1685
und von G. D. Koschwitz 1693).
Biogr. mM. V, pag. 238. — Poggendorff, pag. 1121. Pgl.
Hofbnann, Friedrich H. , einer der Heroen der deutschen Medicin im
vorigen Jahrhundert, war in Halle als Sohn des Vorigen am 19. Februar 1660
geboren. Schon als Gymnasiast zeigte er besondere Neigung für die Mathematik
und betheiligte sich an einigen chemischen und anatomischen Arbeiten seines
Vaters. Leider starb dieser mit seinen übrigen Angehörigen schon im Jahre 1675
innerhalb weniger Tage, so dass H. allein und in dürftigen Verhältnissen zurück-
blieb. 1678 begann er in Jena Medicin zu studiren, speciell unter Wbdel. Nach
zweijährigem Aufenthalte setzte H. seine Studien in Erfurt fort, wo Caspae
Cramer sein Lehrer in der Chemie war. Ende des Jahres 1680 erwarb H. die
Doctorwttrde in Jena mit der: „Düa. de aviocMria** . Bald darauf habilitirte
er sich hier als Docent und erfreute sich einer so grossen Zuhörerschaft , dass
die Professoren auf ihn eifersüchtig wurden und er aus diesem Grunde, wie auch
aus Gesundheitsrücksichten, Jena verliess, auf Einladung von Verwandten nach
Minden ging und hier zu prakticiren begann. Nach zweijähriger Thätigkeit machte
er eine wissenschaftliche Reise nach den Niederlanden und nach England, knüpfte
daselbst mit vielen Gelehrten, u. A. mit Robert Botle, Verbindungen an, kehrte
dann 1684 nach Minden zurück, wurde 1685 Garnisonsarzt, 1686 Physicus des
Fürstenthums Minden mit dem Titel Hofrath, 1688 Landphysicus in Halberstadt
und endlich 1693, auf einen an ihn vom Kurfürsten Friedrich IH. (späterem
ersten preussischen König Friedrich L) ergangenen Ruf, erster Professor der
Medicin an der damals gerade neu gegründeten Universität Halle. Er verschaffte
diesem jugendlichen Institute durch seine Leistungen ausserordentlichen Huf, so
dass nicht bloss Studirende, sondern auch Aerzte und Professoren nach Halle
strebten, um H. zw hören. Er las über Physik, Chemie, Anatomie, Chirurgie
und praktische Medicin. Die übrigen Fächer , Botanik , Institutiones medicae,
Physiologie, Pathologie und Arzneimittellehre, lehrte Stahl*, mit dem H. schon
als Student befreundet gewesen , und der auf seinen Wunsch als zweiter Professor
aus Jena nach Halle berufen worden war. Seine akademische Thätigkeit hat H.
im Ganzen nur zweimal unterbrochen, and zwar einmal von 17t)9 — 1712, wo er
als Leibarzt am Hofe F r i e d r i c h's I. in Berlin fungirt hatte , um diese Stellung,
da seine ganze Anlage ihm das Hofleben widerwärtig machte, wieder aufzugeben
und dann später noch einmal im Jahre 1734, wo er auf Boerhaave's Empfehlung
fünf Monate lang bei dem schwer erkrankten Könige Friedrich Wilhelm I.
in Potsdam, bis zu dessen Genesung verweilte, um von hier mit Schätzen und
Ehren überhäuft nach Halle, zur grossen Freude der Bürger und der akademischen
Jugend , wieder zurückzukehren. Nachdem H. im Sommer 1738 eine schwere
Erkrankung überstanden hatte, erkrankte er 1742 von Neuem sehr schwer, und
zwar an einem erschöpfenden Lungenleiden, dem er am 12. November desselben
Jahres im Alter von 82 Jahren erlag. — H. war nicht bloss ein vorzüglicher Arzt
und Lehrer, als welcher er, besonders da er auch edele Eigenschaften des Charakters
besass und von imponirendem Aeussem war, schon bei seinen Zeitgenossen eine
bis zur Vergötterung reichende Liebe und Anei kennung gefunden hat, sondern
er hat auch wirkliche, sehr bedeutende und bleibende Verdienste um die Förde-
rung der Heilkunde. In erster Linie gehören dahin die von ihm ausgehenden
Verbesserungen und Bereicherungen der Pharmakologie und besonders die Unter-
suchungen über die Zusammensetzung, Wirkungs- und Anwendungsweise der
HOFFMANK. 239
Mineralwässer. Verschiedene von ihm empfohlene Medicamente , wie das Balsamum
vitae Hofmanni , das Elixir yiscerale und der Liquor anodynus trafen noch heute
seinen Namen und werden vielfach mit gutem Erfolg in der Therapie verwendet.
£r war auch, im Gegensatz zu Stahl, lebhafter Vertheidiger der Chinarinde,
gebrauehte nur wenige , aber erprobte Arzneimittel , huldigte im Ganzen der
Einfitchheit in seinen Verordnungen und suchte möglichst durch zweckmässige
Diät, Ruhe, Vermeidung gewaltsamer Eingriffe die Heilbestrebungen der Natur
zu unterstützen. Anerkennenswerth sind femer H/s ätiologische Arbeiten^ nament-
lich die Berücksichtigung der diätetischen Schädlichkeiten, der Gifte, Miasmen,
Oontagien, seine epidemiologischen Mittheilungen, die naturgemässe und klare
Schilderung vieler, zum Theil von ihm zuerst beschriebenen Affectionen, mit Hinzu-
fUgung der pathologisch -anatomischen Befunde, z. B. von Hysterie, Chlorose,
Krankheiten des Oesophagus und der Leber, Veränderung der Darmschleimhaut
bei der Febris catarrhalis maligna u. s. w. — In theoretischer Beziehung gehört
H. zu den grossen Systematikern des vorigen Jahrhunderts und ist darin ein
Nachfolger Boerhaavb's und ein Rivale Stahl's , wenngleich er an wissenschaft-
licher Bedeutung hinter diesen beiden Männern zurücksteht. Sein System ist
wesentlich ein mechanisch-dogmatisches. H. betrachtet den menschlichen Körper
unter dem Bilde einer Maschine und sucht alle Gesetze , nach denen die Vorgänge
in dieser Maschine erfolgen, vom mathematisch - physikalischen Standpunkte aus
zu entwickeln. Er war heftigster Gegner der Chemiatrie, deren Schwächen er
vollständig erkannte. Leider war die damalige Stufe der mathematisch-physika-
lischen Kenntnisse eine viel zu niedrige, als dass H. im Stande gewesen wäre,
alle Erscheinungen nach seinem System bis auf den letzten Grund zwanglos zu
erklären. Sein System ist daher durchaus unwissenschaftlich , oberflächlich und
reich an Willkürlichkeiten und Einseitigkeiten. Er sagt : Der Arzt muss im Stande
sein, die Geschichte einer Krankheit aus der Theorie zu entwickeln, den Verlauf
derselben daraus zu erklären und die nützlichsten Schlüsse für die Praxis daraus
zu ziehen. In einer guten Theorie muss der Arzt eine sichere Basis für die
Praxis gewinnen. Sein Grundsatz lautete: Erfahrung und Vernunft bilden die
Basis der Medicin, und zwar müssen die Beweise einer vernunftmässigen Erfahrung
entweder physikalischer oder anatomischer Natur sein. (Uebrigens ist H. diesem
klar ausgesprochenen Grundsatze sehr oft untreu geworden.) Durch diesen Grund-
satz erhebt man die Medicin zu einer Wissenschaft. Das Leben der ganzen Natur
beruht auf dem mechanischen Pi'incip der Bewegung. Aus den Eigenschaften der
Cohärenz und des Widerstandes, die jeder Körper besitze, gehe die Kraft des
„Tonus" hervor. Man kenne nur Contraction und Dilatation an den festen Theilen
(dieselben Lebren, wie wir sie bei den Methodikern finden, nur dass H. diese
Theorie durch wissenschaftliche Untersuchungen zu stützen versuchte 5 diese elementare
Bewegung wird der Materie von aussen mitgetheiit durch ein von H. supponirtes
Agens, welches er dem Aether vergleicht, also ein Principium movens. Seinen
Sitz hat es im Gehirn; von da aus, durch Contraction, Systole und Diastole der
Hirnhäute in Bewegung gesetzt, gelange es als Nervenliquidum zu allen Theilen
des Körpers , vermittele Empfindung und Bewegung und, dem Blute beigemischt,
mache es den feinsten und beweglichsten Theil des Blutes aus. Der menschliche
Organismus wird damit als Perpetuum mobile , als eine Art hydraulische Maschine
bingestelll , deren Bewegung abhängig ist von dem Nervenfluidum , dessen Kreis-
lauf Ursache aller vitalen Momente , von Wachsthum , Ernährung u. s. w. ist.
Gesundheit besteht, so lange als der Tonus der Theile normal ist; Krankheit
tritt ein, sobald dieser physiologische Tonus gefährdet ist (laesio naturalium
motuum). Fieber besteht in einem Krampf des Herzens und der Getöse, und
zwar ist dieser Zustand der Contraction abhängig von einem spasmodischen Zu-
stande des ganzen Nervensystems, welcher vorzugsweise vom Rückenmark ausgeht
und sich von den äusseren Theilen allmälig bis in die inneren verbreitet. H. sagt
femer: Dieser krampfhafte Zustand im Nervensystem wird hervorgerufen durch
240 HOFFMANN.
Organerkrankungen, und zwar vorzugsweise durch die Krankheiten derjenigen
Organe, welche in einer ganz besonderen Beziehung zum Nervensystem stehen,
and das ist der Magen und Darmcanal. Daher führe Erkrankung desselben
besonders häufig zu jenen krankhaften Zuständen des Nervensystems , das ist zu
Fieber. (H. ist darin Vorläufer der BROüSSAis'schen Lehre von der Oastroentörite.)
Das Oute dieser Lehre bestand darin, dass H. nun genöthigt war, auch die
anatomischen Veränderungen der Organe in den fieberhaften Krankheiten zu
erforschen. — Oertlich kommt nach H. ein solcher Krampf vor bei Entzündungen,
Blutungen, Catarrhen, Diarrhoe, Neuralgie. Fast alle chronischen Ej-ankheiten
beruhten auf atonischen Zuständen. In der Therapie handelt H. nach den
Grundsätzen dieser Theorie. Er wendet an Antispasmodica oder Sedativa, Robo-
rantia oder Tonica, Evacuantia (gegen die secundär erzeugte Säftethätigkeit) und
Alterantia (zur Beseitigung der Krankheitsursache). Gegen chronische Krank-
heiten empfahl er Reizmittel, Kampher, China, Eisen, Wein, Gewürze, Aether
und die schon oben genannten , seinen Namen noch heute tragenden complicirteren
Mischungen. — Zum Heile seiner Kranken hat H. dieses System nicht consequeut
am Krankenbett durchgeführt. Es ist daher erklärlich, dass H. , trotzdem sein
System wesentlich durch die gefällige , gewandte und glatte Art seines Vortrages
grosse Anerkennung bei seinen Zuhörern gefunden hat , keine eigentlich bedeutenden
Schüler herangebildet hat; es fehlte eben die praktische Erprobung des Systems am
Krankenbett. Nur wenige bedeutende Männer sind aus der Schule H.'s hervorgegangen
und deren Bedeutung lag auch mehr auf anderen Gebieten, als auf dem der
praktischen Medicin, z. B. Anatomie, Physiologie u. dergl. — Die literarische
Thätigkeit H.'s war eine erstaunlich umfangreiche. Ausser einer grossen Menge
von Dissertationen, die durch ihre guten historischen Bemerkungen von den
anderen ähnlichen Producten der damaligen Zeit vortheilhaft abstechen, hat er
noch eine beträchtliche Reihe von grösseren Schriften, die meisten erst in seinen
späteren Lebensjahren, veröfifentlicht. Hervorzuheben sind: „Medicina rationalis
systematica" (9 voll., Halle 1718—1740; französisch Paris 1739— 43, 9 voll.),
ein vollständiges Compendium der speciellen Pathologie und Therapie mit einer
physiologischen und allgemein-pathologischen Einleitung, ferner: „Medicina can-
sultatoria^ (12 voll.. Ebenda 1721 — 39), eine reichhaltige Sammlung von Krank-
heitsgeschichten darstellend und dadurch sehr werthvoll , femer die seine Theorie
enthaltenden Schriften: „Medicinae meckantcae tdea universal^** (Ebenda
1693,4.) — „ Theoremata physica^ convellentia fundamenta novae hypotkeseos etc. ^
(Ebenda 1694) — „Fundcementa medtdnae ex prindpiis mechantcis et practicis
in ttsum philiatrorum sucdncte propoaita^ (Ebenda 1694) — „Idea fundamen-
talts universae mediainde ex sanguinis mechanismo methodo facili et demon-
strativa in usum tyronum adomata^ (Ebenda 1707, 4.) — „FundanierUa physich
logiae" (Ebenda 1718; 1746); dann die zahlreichen, auf Chemie und Pharmakologie
bezüglichen Arbeiten, zusammengestellt in den : „ Obseroationum physico-ckemicarum
selectiorum libri III^ (Halle 1722), wie: „Observationes quaedam practicae drca
febres tertianas hoc anno grassantes^ (Ebenda 1701) — „De recto cortids chinae
usu in fehribus intermittentibus*^ (Ebenda 1728) — „De cinnabari aniimonii"
(Jena 1681) — „Eayerdtoitio medica chymica acroamatica de addi et viscidi pro
stabiliendis omnium morborum cauds et alcali fluidi pro iisdem debellandis
insufficientia^ (Frankfurt a. M. 1689), in welcher gegen den Ohemiatriker
BONTEKOE hauptsächlich gerichteten Schrift sich H. völlig von dieser Schule los*
sagt; „De medicamentis spedfids eorumque agendi modo^ (Halle 1693) —
„Methodus ad examinandas a^uas salubres*^ (Ebenda 1703) — „Ghymia
rationalis et experimentalis^ (ein von ihm verfasstes, nach seinem Tode, 1784,
veröffentlichtes Lehrbuch der Chemie) , ferner einige wichtige Dissertationen : „De
inflammatione ventriculi" (Halle 1706) — „De duodeno multorum morborum
sede" (Ebenda 1708) — y^De morbis ex atonia cerebri nervorumque nascenttbtis"
(Ebenda 1708) — „De verae pathologiae fundamentis^ (Ebenda 1719) — „De
Vera motuum felrüium indole ac sede^ (Ebenda 1723) — „De optima mechanica
m medtcina philosophandi methodo^ (Ebenda 1728) — „De potentia et %m-
potentia animae humanae in corpus organicum sibi junctum*^ (Ebenda 1728) a. A.
Nicht onerwähnt darf die Schrift: „Medicus politicua*^ (Leyden 1738 ; Halle 1746)
bleiben, welche sehr interessant geschrieben ist nnd eine Art von medicinischer
Methodologie darstellt ; eine deutsche üebersetEong verfasste Auebbach u. d. T. :
„Politischer Medicus oder Klugkeitsregeln j nach welchen ein junger Medicus
seine Studia und Lebensart einrichten soll" (Leipzig 1753). — Eine Gesammt-
ansgabe von H.'s Werken erschien zn Oenf 1748 — Ö3 in 4 Bänden und 5 Supplement-
bänden in Fol.
Biogr. mM. V, pag. 239 bis 257. — Dict. bist. III. pag. 207—220. — A. Hirsch
in Allgem. Deatsche Biogr. XII, pag. 584. — Haeser, Gesch. d. Med. II, pag. 509 u. ff.
Pagel.
HofEmann, Friedrich H., geboren in Altenburg, starb als Arzt seiner
Vaterstadt am 15. November 1783. Er schrieb: „Commentatio de gonorrhoeae
virulentae indole vere venerea*^ (Jena 1778; deutsch Frankfurt und Leipzig
1778) — „Anweisung j wie die schädlichen Folgen des Bisses von einem
vmthenden Thiere zu vermeiden und wie Personen, die von solchen verletzt
werden, zu behandeln sind , auf hohen Befehl bekannt gemacht*^ (Altenburg
1781) — „lieber Tripper und Tode"^ (Kopenhagen 1781).
Biogr. m6d. V, pag. 257. Pgl.
HofiCmann, Christoph Ludwig H., ein von den Zeitgenossen hoch-
geschätzter Arzt des vorigen Jahrhunderts, geboren 1721 zu Rheda in West-
phaleo, studirte Medicin in Jena und prdmovirte daselbst 1746 mit der: „Diss,
fhygiol. de auditu". Nachdem er eine Reihe von Jahren in Münster prakticirt
hatte und daselbst Direotor des medicinischen Collegiums gewesen war , zog er
1787 nach Mainz, wo er den Titel eines kurfürstlichen Geheimraths erhielt, ging
später nach Aschaffenburg und zuletzt nach Eltville, wo er bis zu seinem am
28. Juli 1807 erfolgten Tode verblieb. H. ist bemerkenswerth als Schöpfer eines
bnmoral-pathologischen Systems, in dem er die alten Theorien der Chemiatriker
den HALLEfi'schen Lehren über das Nervensystem möglichst zu assimiliren suchte
(s. Haeser, Gesch. d. Med., II, pag. 738). Von seinen Schriften, die gesammelt
zu Münster 1790 — 93 in 4 Bdn. erschienen sind, fahren wir als die wichtigsten
an : „Diss. de atthrahentium nempe rubefadentium^ vesicatoriorum, fonticvlorum
et setaceorum actione , usu e ahusu" (Steinfurt 1759) — „Prolusio nova pro-
ponens methodum calculum vesicae sine vitae periculo in maribus secandi"
(Ebenda 1760) — ;, Vom Gebrauch des Schierlings" (Münster 1762) — „Nach-
richt von einer guten Heilart der Kinderblattern und einem neuen kräftigen
Mittel bey bösartigen und zusammenfliessenden Pochen^ (Ebenda 1764) —
„Bestätigung der besonderen Kraft des neuen Mittels bei bösartigen und
zusammenfliessenden Pocken^ (Ebenda 1765) — „Abhandlung von den Pocken^
(Münster und Hamm, I, 1770; 11, 1788) — „Anhang zum ersten Theü von
den Pocken^ (Münster 1776) — „Geschichte einer mit seltenen Zufällen ver-
hiüpften Brustkrankheit nebst der misslungenen Operation und demjenigen,
V!Qs sich nach dem Tode bei der Oejfnung gefunden hat^ (Frankfurt und Leipzig
1778) — „Hessische Medicinalordrmng und Gesetze*^ (Cassel 1778) — ;, Von
der Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Theile^ (Münster 1779; Mainz 1792) —
„ Vom Scharbock, von der Lustseuche, von der Verhütung der Pocken im
Angesichte, von der Ruhr und einigen besonderen Hilfsmitteln" (Münster 1782)
— Von der Nothwendigkeit , einem jeden Kranken in einem Hospital sein
eigenes Zimmer und Bett zu geben" (Mainz 1788) — „ Von den Arzneykräften
des rohen Quecksilbers, des Sublimats, des abgesiissten Quecksilbers und der
Quecksilber-Panacee" (Ebenda 1796).
Biogr. m§d. V, pag. 236. — Dict. bist. III, pag. 205. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsche Biogr. XII, pag. 575. PageL
Biogr. Lexikon. III. 16
l
24ß HOFFMANN.
Hoffinaim, ärztliche Familie in Frankfurt a. M. Von dieser verdienen
eine nähere Erwähnung: Johann Miehael, geboren 1741 zu Marburg, pro-
mavirte zu Strassburg 1766, war seit 1790 gräflich Solmg-Rödelheim'seher Hofrath
und Leibarzt. Da er ein Scharfrichterssohn war, so widersetzten sich die Frankfurter
Physici seiner Aufnahme in das Collegium medioum 1766 und es entstand ein
Process , der sich mehrere Jahre hinzog. Die Physici thaten Vorstellung dagegen,
^ einen Abkömmling eines solchen Abscheues der menschlichen Oesellschaft, welcher
durch seine Knechte Pferde abziehen und Aeser schinden lässt, der s. v. stercore
humano reich wird'% aufzunehmen, und sahen die geldbegierigen Gründe einer
französischen medicinischen Facultät, welcher die hiesigen und Reichs-Gesetze
unbekannt sind, mit Mitleiden an. 1769 erlangte er beim Reichshofrath in Wien
ein obsiegendes Urtheil. Er verfasste 1769 eine Kritik der Heilungen des herum-
ziehenden Wunderdoctors Tisserand aus Lothringen, schrieb 1788 — 89 über
Bleichsucht, über Leidenschaften und Wassersuchten.
Georg Friedrich der Aeltere, dessen Bruder, geboren zu Frankfurt
1764, wurde 1787 Arzt daselbst, später preussischer Hofrath und entwickelte von
1789 an, zum Theil in Verbindung mit Dr. Jon. Val. Müller (1756—1813) eine
sehr ausgedehnte populär - wissenschaftliche Schriftstellerthätigkeit über Kinderpflege,
Diätetik, Lebensrettung und gab mit dem Genannten unter vier Titeln seit 1789
populär-medicinische Zeitschriften heraus. In Verbindung damit steht die Thätig-
keit, welche er seit 1820 in der Frage der Anlegung eines neuen Kirchhofs vor
der Stadt entfaltete. Sein öOjähriges Doctorjubiläum wurde am 18. August 1837
feierlich begangen. Er starb 1848.
Stricker, Gesch. der Heilkunde "in Frankfurt. 1847, pag. 57, 281.
W. Stricker.
Hoffmann, Christoph Gottlieb H. , geboren am 25. April 1743 zu
Naitschau im. Voigtlande, studirte Medicin in Erfurt und promovirte daselbst 1768
zum Dr. med. mit der: „Diss. de dystocia seu partu difftcili in genere^ . 1773
erhielt er einen Lehrstuhl für Anatomie und Chirurgie an der Universität zu
Altdorf, den er 1784 mit der Professur für Arzneimittellehre und Therapie ver-
tauschte. 1793 trat er in österreichische Dienste und starb zu Wien am
11. November 1797. Er schrieb; „Anleitung zur Kenntniss und Cur der
epidemischen Krankheit, welche in der gräflich Giechischen Herrschafi Thumau
sowohl, als in den umliegendem Orten seit dem Anfang des jetzigen Jahres
wiithet" (Thumau 1772) — „Progr. quo ad orat, ausp. de fatis haemorrhoidumy
hob. invitat, simulque de excrescentia singulari in utero nuper reperta prae-
fatur*' (Altdorf 1774) — „Succincta descriptio ossium et muscidorum corporis
humani cum XIX tab. aen.*^ (Nürnberg 1783, Fol.) — „Ankündigung einer
Anstalt für arme Kranke zu Altdorf im Nürnhergischen^ (Altdorf 1787) —
„Erste Nachricht von der Anstalt etc.^ (Ebenda 1787; 1788; 3., 4., 5., 6.
und 7. Auflage 1789—1793).
Biogr. ni6d. V, pag. 238. Pgl.
Hoffmann, Gottfried Stephan H. , wurde zu Altenstein in Franken
als Sohn des Chirurgen Georg Stephan H. am 22. Mai 1753 geboren, studirte
von 1771 an in Göttingen und von 1776 an in Strassburg, wo er 1776 promo-
virte. 1779 wurde er zu Rentweinsdorf als Physicus des reichsritterschaftlichen
Cantons au der Baunach angestellt, musste in seinem Hause eine Apotheke errichten^
weil in weitem Umkreise sich keine solche fand, und versah dieselbe bis 1811
ganz allein. 1782 schrieb er eine populäre belehrende Schrift: „Anweisung für
den Landmann zur Verhütung der Wasserscheu^ und später: „lieber Schein-
tod und über gewaltsame Todesarten überhaupt; nebst Mitteln zur Wieder-
belebung u, s. w." (Coburg 1790) — „Ueber das Verhalten und die Lebens-
Ordnung in hitzigen und ansteckenden Krankheiten^ (Ebenda 1792), nachdem
er auch eine Uebersetzung von Ant. Nunez Ribeieo Sanchez* „Med. Schriften^
HOFFMANN. 243
St. 1 (van der Lustseuche) ^ (Nürnberg 1788) herausgegeben hatte. Ein Theil
dieser Sehriften wnrde unentgeltlich von ihm vertheilt und war durch Nothstäode
Teranlasst worden, welche die Gegend, in der er prakticirte, betrofifen hatten. 1794
wurde er ordinirender Arzt im Kloster Banz, wo er 1803 eine kleine Abhandlung
Aber die Schutzpocken, deren Einimpfung er schon damals an Tausenden verrichtet
hatte, herausgab. Als sein Wohnort zum Orossherzogthum Wtlrzburg geschlagen .
wurde, musste er die Physicate Ebern und Sesslach versehen, 1808 aber, bei der
späteren Orenzveränderung , wurde er als Physicus in dem königl. bayerischen
Landgerichte Gleusdorf angestellt und ihm das Physicat Zeil übertragen. 1810
wurde er zum herzogl. meiningischen Hofrath ernannt, schrieb noch einige Aufsätze,
wie Gebrauch des Arseniks gegen Wechseliieber (Abhandl. der phys.-med. Soc. zu
Erlangen 1812), über die Wirksamkeit des Huflattigs (Harless' Jahrbb., 1813),
Hess sich 1823 wegen Altersschwäche pensioniren und starb zu Ebern im Würz-
burgischen am 17. März 1829.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 7, 1829, I, p»g. 254. — Callisen, IX,
pag. 46 ; XXIX, pag. 22. G.
Hoffmann y Jakob Friedrich H. , geboren am 16. September 1758
zu Ostrode in Ostpreussen, widmete sich anfänglich dem Apothekerfaehe , war
kurze Zeit hindurch als Apotheker in Petersburg und Archangelsk thätig, studirte
von 1780 — 1784 in Königsberg, Wien, Berlin und Frankfurt a. d. Oder Medicin,
siedelte 1785 nach Warschau über und wurde Leibarzt des Fürsten Giedrojc,
Bischofs von Samogitien. Sechs Jahre lang verblieb er in dieser Stellung, wurde
1794 Regimentsarzt und bald darauf Oberarzt am Ujazdo waschen Militär-
hospitale in Warschau. Die Jahre 1797 und 1798 verbraehte er in Italien als
Arzt bei den polnischen Legionen. Nach Polen zurückgekehrt, lebte er zurück-
gezogen auf dem Gute Rybienko bei Wyszkowo bis 1807, wo er wieder als Oberarzt
in den Militärdienst trat; 1809 wurde ihm der Lehrstuhl der Naturwissenschaften
an der Warschauer medicinischen Akademie anvertraut, 1810 gründete er für die
Akademie einen botanischen Garten und 1823 wurde er in den erblichen Adels-
stand erhoben. Er starb 1830. Seine ziemlich zahlreichen Schriften medicinischen
oder botanischen Inhaltes sind theils polnisch, theils deutsch geschrieben, keine
davon bietet einen besonderen Werth. K & P
Hoffmann, Georg Franz H., berühmter Botaniker, wurde am 19. Januar
1766 zu Marktbreit a. M. in Franken geboren, war bis zu seinem 13. Jahr zu Hause,
dann bei seinem Onkel, dem Botaniker Dr. Adam H. in Herborn, wo seine Cousine
Susanna H. seine erste Lehrerin im Griechischen und Lateinischen war; hier
gewann er Interesse für die Botanik. Er studirte von 1782 — 1787 in Erlangen
Medicin,' beschäftigte sich aber vorherrschend unter Schrebeb's Anleitung mit
Botanik. Nachdem er Dr. med. geworden („Diss. inaug. de vari'o lichenum
usu^y 4.), wurde er, kaum 22 Jahre alt, ausserordentlicher Professor in Erlaugen,
1792 Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Göttingen;
1803 als Professor nach Moskau berufen, trat er 1804 in russische Dienste.
H. hat sich grosse Verdienste um den botanischen Garten in Moskau erworben,
indem er den alten Apothekergarten neu einrichtete; 1812 zerstörte der Brand in
Moskau den Garten, auch seine reiche Bibliothek ging zu Grunde. H.'s Sorge war
neben dem Garten das Ordnen des grossen Herbariums; seit 1817 hielt H. ausser
an der Universität auch Vorlesungen an der medicinisch-chirurgischen Akademie
zu Hoskau. Er starb am 5./17. März 1821. Die grosse Reihe seiner botanischen
Schriften siehe bei Richter.
Richter, III, pag. 372 — 375. — Biograph. Lexikon der Universität Moskau.
l pag. 254-262. L. Stieda.
Hoffmann, Heinrich H., zu Darmstadt, war am 25. Januar 1781 zu
Oberrossbach in der Wetterau geboren, bezog mit 17 Jahren die Universität
Gieseen, ging später nach Jena und Wien, wurde 1803 in Giessen Doctor, liess
16*
244 HOFFMANN.
sich 1804 als Arzt nieder, wurde 1807 Stabsmedicns beim hessischen Truppen-
corps, mit welchem er den Feldzug gegen Preussen mitmachte. Er hielt sich
später ein halbes Jahr in Paris auf und war seitdem in Darmstadt ansässig. Er
schrieb : ;, TJeber die Natur und Heilung einiger chronischer Krankheiten^
(Darmstadt und Leipzig 1829); femer mehrere Aufsätze über Croup und dessen
Behandlung, namentlich mit Cuprum sulfuricum (Hufeland's Journal, 1821;
Habless' N. Jahrbb. der teutschen Med., 1826); über „Otorrhoea cerebralü
primaria^ (Ebenda 1827) — „Physiologische Aphorismen^ (Würzb. N. Jahrbb.
der philos.-med. Gesellsch. , 1830) — „Miasma und Contagium der Cholera
orientalis^ (Hohnbadm und Jahn, Med. Convers.-Blatt, 1831) — „Rationelle
Heilung der Cholera Orientalis** (Ebenda 1832) — „Bericht an die gross-
herzogl, Regierung über den Zusammenhang der Steinkrankheit mit der Qicht
und das seltene Vorkommen der erster en Krankheit in den Rheingegenden u. s. wJ"
Er starb am 4. Juli 1833.
Scriba, I, pag. 147. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 11, 1833, 1, pag.481. —
Callisen, IX, pag. 16; XXIX, pag. 37. 6.
Hoflmaim, Jakob Ludwig H., zu Molde in Norwegen, war auf Odals
Vaerk am 8. Februar 1795 geboren, studirte in Kopenhagen Chirurgie, diente
von 1812 an als Compagnie-Chirurg in der dänischen Armee, wurde 1820 Distriots-
arzt zu Soendmoere und Bopael in Aalesund und 1837, nach mehrmaligem Wechsel,
Districtsarzt in Romsdal und Arzt beim Reknaes Hosp. zu Molde. Er achrieb im
Norsk Magaz. for Laegevid. (1. R., IX; 2. R., I): „Gm Spedalskhed** und über
eine von ihm erfundene Maschine zur Reposition der Lux. humeri; femer in der
Ugeskr. for Medicin og Pharmacie (I, III): „Gm et desorganiseret Gvarium*^ —
„Nogle Grd om Spedalskheden*^ , Er starb zu Kopenhagen am 7. Februar 1869.
Kiaer, pag* 190. 6.
HofEmann, KarlRichard vonH. , war geboren am 20. Februar 1797
als Sohn eines Chirurgen zu Erlangen, wo er auch vom Jahre 1814 an dem
Studium der Medicin oblag und, nach Fortsetzung seiner Studien in Berlin, im
Jahre 1818 zum Doctor promovirt wurde und im folgenden Jahre seine Lehr-
thätigkeit als Privatdocent begann. Er las über allgemeine Therapie und Arznei-
mittel- und Arzneiformellehre. Im Jahre 1821 wurde er zum Prof. e. o. ernannt
und 3 Jahre später als Prof. ord. für Pathologie, Materia medica und Hygiene
an die Universität Landshut berufen. Bei der Verlegung der Ludwig-Mazimilians-
üniversität von Landshut nach München erhielt er einen Ruf nach Würzburg als
ordentlicher Professor für die genannteti Nominalfächer und für Encyclopädie und
Geschichte der Medicin. Aus einem befriedigenden Lehrberufe in der heiteren Mainstadt
wurde er von dem damals in dem freien Geistesleben ihrer Professoren Demagogenthum
witternden Ministerium Wallerstein mit einer Anzahl geistesverwandter Coliegen,
wie Schönlein, Seüfert u. A., aus Würzburg vertrieben und am 18. Februar
1833 als Kreismedicinalrath der Regierung des Unter - Donaukreises nach Passau
versetzt, von wo er später mit der Regierung nach Landshut übersiedelte. Dort
starb er am 13. October 1877 im 81. Lebensjahre. Im Beginne seiner Docenten-
laufbahn zu Erlangen las er über Naturphilosophie, von welcher Richtung auch
seine literarischen Veröffentlichungen zeugen. Wir nennen unter denselben seine
Doctor -Dißs. : „Sententia de suppurationis natura** (Erlangen 1818) und seine
Habilitationsschrift: „Sententia de inßammationis natura** (Erlangen 1819).
Daselbst erschien im Jahre 1823 : „Die Bedeutung der Excretion im thierischen
Organismus** ^ zu Landshut im Jahre 1825: „I)ie Triebfedern der Geburt** ;
zu Würzburg im Jahre 1828 : „Kurze Betrachtung über die verschiedene Art
und Weise , in welcher man das VerhäUniss des natürlichen Heilungsprocesses
zum Krankheitsprocesse aufgefasst hat.** Eine phantastische Ausgeburt seiner
naturphilosophischen Richtung ist sein Hauptwerk : „ Vergleichende Idealpathologie,
Ein Versuch, die Krankheiten als Rückfälle der Idee des Lebens auf tiefere
HOFFMANN. 245
normale Lebenastufen darzustellen" (Stattgart 1834), das — ein Zeichen, wie
lange der Geist der Naturphilosophie in der ersten Hälfte des laufenden Jahr-
handerts noch in den Köpfen der Aerzte spukte — 1839 eine 2. Auflage erlebte.
Er betrachtete in demselben ^ wie sein Zeitgenosse Jahn, die Krankheiten als
RflekfäUe des menschlichen Lebens auf niedere Stufen des thierischen; so die
Serophulose als ein Herabsinken des menschlichen Organismus auf die Stufe der
InBecten, die Rhachitis auf die der Mollusken, die Epilepsie auf die Stufe der
Oscillarien. Allgemein gebildet und geistreich, war H. ein beliebter Lehrer und
spUer ein wegen seines Fleisses und seiner feinen Umgangsformen hochgeschätzter
Medioinalbeamter. Als solcher hat er sich noch um die Aerzte Bayerns verdient
gemacht durch zwei Schriften : ,, Sammlung der Verordnungen, welche die Stellung ^
Rechte und Pßichteny sourie die Beru/sthätigkeit der praktischen Ae7*zte in
Bayern betreffen" (Landshut 1854) und: „Das Oimlmedicinalwesen im König-
reich Bayern mit den dermalen in Wirksamkeit bestehenden Medicinal- Ver-
ordnungen" (Landshut 1858).
Mich. Permaneder, Annales Universität. Ingolstad. Pars V, Monachii- 1859,
pag. 409, 418, 478. — Aerztliches Intelligenzblatt. 25. Jahrg., pag. 41. p. Seitz.
* Hoffmann, Heinrich H. , geboren zu Frankfurt a. M. am 13. Juni
1809, promovirte zum Dr. med. in Halle 1833, wurde 1834 unter die Frank-
fiol^r Aerzte aufgenommen und in demselben Jahre Mitstifter der Armenklinik,
welche unentgeltliche ärztliche Hilfe fttr das Landvolk der Umgegend zu gewähren
bestimmt war. In dieser Stellung blieb er bis Ende des Jahres 1845, wo ihm,
als Nachfolger von Dr. Mappbs, die Stelle eines Lehrers der Anatomie am
Dr. SENCKENBEBo'schen medicinischen Institut übertragen wurde. Diese Stelle
Yertauschte er 1851, nach dem Rücktritt des Prof. Dr. Konbad Varrentrapp,
mit der eines Arztes an der Anstalt für Irre und Epileptische , welche sich damals
noch innerhalb der Stadt befand und aller Bedingungen für eine Heilanstalt ent-
behrte. Er hat grosse Energie entfaltet, um die neue, von der Stadt zweck-
mAasig und grossartig erbaute Irrenanstalt in's Leben zu führen, was ihm mit
deren Eröffnung 1864 gelang. Diese Stellung nimmt er noch heute ein, mit dem
Titel eines Geheimen Sanitätsraths. Seine Publicationen im psychiatrischen Fache
Bind: „üeber Hallucinationen" (Frankfurt 1851) — „Beobachtungen über Seelen-
Störung und Epilepsie in der Irrenanstalt zu Frankfurt" (Ebenda 1859) —
„Berichte über die Anstalt" in den Jahresberichten über die Verwaltung des
Medicinalwesens etc. in Frankfurt seit 1857 ; ausserdem Beiträge zur Zeitschrift
för Psychiatrie. — Wir würden das Charakterbild von H. ganz unvollständig
lassen, wenn wir nicht kurz seiner poetischen Thätigkeit gedächten. Seine
Gedichte, zuerst 1842 erschienen, wurden vermehrt herausgegeben unter dem Titel :
„Auf heiteren Pfaden" (1873). Verschiedene humoristische Schriften, insbesondere
solche, wodurch er ärztliche Jubiläen zu erheitern pflegte, erschienen gesammelt
imter dem Titel: „Humoristische Studien" (1847), Am berühmtesten aber und
eme neue Literatur beginnend, ist sein „Struwwelpeter" geworden, welcher 1845
unter dem Titel: „Lustige Geschichten und drollige Bilder" zuerst erschien und
jetzt in mehr als 100 Ausgaben und unzähligen Uebersetzungen verbreitet ist.
Ein politisches Seitenstück dazu ist sein „Handbüchlein für Wühler oder kurz-
gefasste Anleitung, in zwei Stunden Volksmann zu werden, von Peter Struwwel,
Demagog" (Leipzig, 4. Aufl. 1848, 49). 1861 gab er unter dem Pseudonym
„Polycarpus Gastfenger" heraus : „Der Badeort Salzloch , seine jod-, brom-, eisen-
imd sab^altigen Schwefelquellen und die tanninsauren animalischen Luftbäder,
nebst einer Apologie des Hazardspiels", eine Satyre, wozu er aus älteren Bade-
Schriften mit grossem Fleiss das Material gesammelt hat. Am 10. August 1883
Würde mit grosser Theilnahme sein 50jähriges Doctorjubiläum gefeiert; die Dar-
stellung der Feier findet sich in dem „Jahresbericht über die Verwaltung des
Medicinalwesens etc." für das genannte Jahr. W. Stricker.
246 HOFFMANN.
Hoffmann, Karl Ernst Emil H., zu Basel, geschätzter Anatom ^ war
am 27. April 1827 in Darmstadt geboren, widmete sich der Pharmacie, machte
1850 das Staatsexamen als Apotheker in Hessen, giog dann aber znr Medicin
über, studirte in Giessen und Wflrzburg, woselbst er zuletzt als Assistent von
YiRCHOW am pathologisch-anatomischen Institut thätig war. Er hatte mit der
gekrönten Preisschrift: „Ueber Resorption der Fette und des Quecksübers"
(Wttrzburg 1854) daselbst auch den Doctorgrad erlangt. 1856 bestand er das
Staatsexamen in Oiessen, liess sich als Arzt daselbst nieder, erlangte 1858 an
der dortigen Universität die Venia docendi und wurde zum Prosector und Assistenten
der Physiologie unter Eckhardt ernannt, in dessen „Beiträgen zur Anatomie und
Physiologie'^ er mehrere Aufsätze, wie: „Bestimmung des endosmotüchen Aequi-
valents mehrerer chemischer Verbindungen" — „Beiträge zur Anatomie und
Physiologie des N. vagus bei Fischen" veröffentlichte. 1863 wurde er als
Prosector und Docent für pathologische Histologie nach Basel berufen und bald
darauf zum Prof. e. o., 1872 aber, nach dem Fortgange von His, zum Prof. ord.
der Anatomie und Entwicklungsgeschichte ernannt, eine Stellung, die er bia zu
seinem plötzlich und unerwartet am 15. December 1877 eingetretenen Tode inne-
gehabt hat. Die grösseren Schriften, die er in dieser Zeit verfasste, waren:
„Grundriss der Anatomie des Menschen" (Leipzig 1865) — »-ötV Lage der
Eingeweide des Menschen u. s, w.^ (Ebenda 1863, m. 15 Taff. ; 2. Aufl. Erlangen
1873 u. d. T. : „Die Körperhöhlen des Menschen und ihr Inhalt") — „Unter-
suchungen über die pathologisch - anatomischen Veränderungen der Organe
beim Abdominaltyphus" (Leipzig 1869) — „Quain-Hoffmann, Lehrbuch
der Anatomie des Menschen" (Erlangen 1870—72; 2. Aufl. 1877—81). Von
seinen anderweitigen wissenschaftlichen Untersuchungen aus den Gebieten der
Physiologie, vergleichenden und pathologischen Anatomie führen wir an: „Er-
krankung des Ohres beim Abdominaltyphus" (Archiv für Ohrenheiik. , IV) ; im
Archiv der Heilkunde (XI, XIII): „Zur pathol.-anat. Veränderung des JSam-
stranges" — y.Zwei Fälle von Umwandlung der Samenbläschen in Harnleiter" ;
femer in VmcHOw's Archiv (Bd. XXXIX, XL, XLU, XLIV, XLVI) : „Mittheilungen
aus dem pathoL-anat Institute in Basel" — ^ Ueber die Neubildung quer-
gestreifter Muskelfasern, insbesondere beim Typhus abdom." — „Ueber die
Erweichung und den Durchbruch der Speiseröhre und des Magens" ; zusammen
mit Schiess-Oemüseus : „Beiderseitiges Netzhautgliom" , Im Arohiv für klin.
Medicin veröffentlichte er einen Aufsatz: „Aus dem pathol.-anat. Institute in
Basel** und „Impf versuche der Tuberculose" . — Er war ein ausserordentlich
eifriger Lehrer und hat durch seine Bemühungen das anatomische Institut in Basel
auf einen Stand gebracht, wie ihn frühere Lehrer kaum für möglich gehalten
hätten und hat ausserdem eine andere für die Universität sehr wichtige Reform
beim pathol. anat. Unterricht eingeführt, indem er für denselben allmälig das
städtische Spital mit seinem Leichenmaterial zu gewinnen wusste. Für diese
Interessen war ihm keine Arbeit, keine Mühe zu viel; Rast und Ruhe gönnte er
sich kaum. Dabei war für ihn zu helfen, zu fördern, wo es nur immer möglich
war, Naturtrieb, innerer Drang, dem er sich mit der ganzen Energie seines
kräftigen Wesens hingab.
Correspondenz-Blatt für Schweizer Aerzte. 1878, pag. 51. 6.
*Hoffniann, Theodor Eduard H. , am 17. October 1837 zu Friede-
berg i. N. geboren , studirte in Breslau und später auf dem Friedlich Wilhelms-
Institnt zu Berlin, wo er sich an Traube besonders anschloss und später dessen
Privatassistent war. Von 1865 ab prakticirte er in seiner Vaterstadt, diente nach
dem Kriege von 1866 auf der preussischen Marine mehrere Jahre und wurde nach
dem deutsch-französischen Feldzuge 1871 nach Japan engagirt. Hier gründete
und organisirte er die mediciniseh -chirurgische Akademie in Tokio (Yedo) und
verschaffte durch seine Lehrthätigkeit dieser Institution Ansehen imd eine ähnliobe
HOPFMANN. — HOFFVENIÜS. 247
Schöpfungen überragende Lebensfähigkeit Znr Zeit ist er Ober-Stabs- und Gamison-
arzt zu Rastatt in Baden. Schriften: „üeber putride Bronchitis^ (Berlin 1863) —
„Wirkung der Gifte auf die Magenschleimhaut*^ (Hoan's Vierteljahrschr. für
g^ichtl. Med. etc., 1869) — „Die japanische Kahke*^ und „ ITeber japanische
Aerzte" (letztere beiden, wie noch ähnliche kleinere Arbeiten in ,,Mittheilungen
der Deutschen Oesellsch. fUr Natur- und Völkerkunde Ost-Asiens^S Heft 2 u. 4
und später). Wemich.
*Hoflmann, Christiaan Earel H., 1841 in Heemstede bei Haarlem
geboren, studirte in Amsterdam, promovirte 1866 in Utrecht zum Dr. med. und
in Göttingen, wo er 1871 zum Dr. phil. befc^rdert wurde. 1866 — 1870 war er
Assistenzarzt und Prosector an der Irrenanstalt Meerenberg, 1870 — 72 Prosector
am anatomischen Cabinet in Leyden, 1872 — 74 Conservator am Reichsmuseum
in Leyden und 1874 wurde er Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie
in Leyden. Er publicirte u. A. : ,, Pathologisch-anatomische waamemingen ge-
maakt hy de lyhopeningen verricht op Meerenberg Juli 1866 — Juli 1867 '^
(1868) — „Bydragen tot depathol. anatomie en histologie der centraalorganen
van het zenutostelsel*^ (1869) — „Pathologisch- anatomische Mededeelingen"
(1870) — „Twee gevallen van Leukaemie^ (1872) — „De werceltheorie
toegepast op den schedel" (1874) und eine grosse Zahl kleinerer Beiträge, meist im
„Nederlandsch Tydschrift voor geneeskunde'^, wovon er seit 1872 Mitarbeiter ist.
C. £. Daniels.
'*'Hol&nann, Friedrich Albin H., zu Ruhrort am 13. November 1843
geboren, studirte in Tübingen, Wttrzburg, Berlin, vornehmlich unter v. Rbck-
LiNGHAUSEN, ViBOHOW , F&ERICHS uud 1868 dort promovirt, wurde nach längerer
Assistentenschaft auf des Letzteren Klinik 1874 als Professor ord. der specleUen
Pathologie und Therapie nach Doipat berufen und wirkt daselbst theils an der
stationären, theils an der Poliklinik und dem Stadthospital. Seine bekannteste Schrift,
mit Bock, ist: „Studien über Diabetes mellitus^ (Berlin 1874). Wernioh.
Hoflniann, s. a. Hofmann.
Hoffvenius, Per H., geboren 1630 in Södermanland , studirte in Upsala
Anfangs die orientalischen Sprachen und sehr eifrig auch die Cartesische Philosophie,
erst später Medicin. Nach zwei Jahren weiterer Studien in Leyden wurde er
daselbst 1660 Med. Doctor und im folgenden Jahre zum Professor der Medicin
in üpsala ernannt. Durch seine reformatorische Wirksamkeit fing an dieser Uni-
versität eine neue Zeit für den medicinischen Unterricht an. Durch ihn wurde
eine Reihe ausgezeichneter praktischer Aerzte gebildet, die nach den verschiedenen
Theilen des Landes die Liebe und den Eifer ihres Lehrers für ihren Beruf mit-
brachten und dadurch der Medicin eine bedeutend grössere Achtung, als sie
vorher gehabt hatte, verschafften. In Folge hiervon ist H. „der Vater und Gründer
der schwedischen Medicin'^ genannt worden. Als praktischer Arzt war er sehr
gesucht und war er auch ein so hervorragender Anatom, so dass Thomas Baetho-
LINUS ihn „iuter prosectores Europae clarissimos, exterorum ad se studia allicientes^^
rechnet. Seine physiologischen und pathologischen Ansichten hat er in den
„Exercitationes artis medicinalis^ (Upsala 1662 — 64) dargelegt. Die Physik, die
er ebenfalls lehrte, hat er in „Synopsis physica^ (1678; neue Aufl. 1698), die
noch im folgenden Jahrhundert als Lehrbuch benutzt wurde, abgehandelt. Durch
mehrere Disputationen, aber besonders durch seine Abhandlung : „Parecbasis, qua
tropos epistemos, seu modus considerandi medicus ad physiologiae medicae
meliarem intellectum (sistitur) " suchte er die Cartesischen Lehren zur Geltung zu
bringen und griff die damals an der Universität herrschende scholastische Philosophie
mit solcher Schärfe an, dass ein lange währender Streit entbrannte, in welchem H.
von seinem geistreichen Collegen Olgf Rüdbeck dem Aelteren vertheidigt wurde. Der
gelehrte Streit wurde schliesslich vor den Reichstag gezogen, dessen geistlicher Stand
forderte, „dass die neue Philosophie, die von der medicinischen Facultät in Upsala
248 HOFFVENIUS. — HOFHANK.
gelehrt wurde, gleich vom Anfang an unterdrückt werden sollte", aber der Streit
hörte nach dem klugen Entschluss des Uniyersitäts-Eanzlers, dass die Frage Aber
den Werth der neuen Philosophie der Entscheidung der Zukunft überlassen werden
sollte, auf. H. starb in Upsala 1682, sehr vermisst und einen in hohem Grade
geachteten Namen als Lehrer hinterlassend.
Valda Skrifter^af Isr. Hvaaser, Stockholm|1870, Th. IV, pag. 5- g ^ '
Hofmann, Kaspar H., einer der gelehrtesten Aerzte und zugleich Ver-
treter der alten Medicin im 17. Jahrhundert, am 9. November 1572 in (xotha als
Sohn eines Schmieds geboren, studirte Medicin in Leipzig, seit 1592 in Strassburg
und seit 1594 in Altdorf, hier unter TaüRELLüs und SoherbiüS. Ein ihm von
letztgenannter Universität verliehenes Stipendium setzte ihn in den Stand, nach
Padua zu gehen und dort seine Studien, speciell unter Fabrizio ab Acquapendente,
fortzusetzen. Dann ging H. nach Basel, hörte Felix Plater und Kaspar Baühin
und wurde hier 1605 Dr. med. mit der Dissertation: „De lumbricvt^. 1606
kehrte er nach Deutschland zurück, wurde in Nürnberg, wo eine schwere Pest-
epidemie herrschte, an Stelle des Prof. Taüeellus, der als ein Opfer seines Berufes
gestorben war, zum „Pestarzt^' ernannt. Später rückte H. auch in die durch den
Tod des Letzteren erledigte Professur der Medicin in Altdorf ein , welche er etwa
40 Jahre lang, bis zu seinem am 3. November 1648 nach einer mehrjährigen
Lähmung erfolgten Tode, inne hatte. H. war ein verbissener Anhänger der alten,
speciell der OALENschen Lehren und Gegner der neueren Medicin, unter Anderem
auch der HARVEv'schen Lehre vom Kreislauf. Eine von ihm geplante Ausgabe der
Schriften Galen's mit verbessernden Varianten und Commentaren blieb unvollendet.
Die Zahl seiner anderweitigen Schriften ist gross. Ausser einer Menge von Disser-
tationen schrieb er: „Lecttones caniculares de febribua malignis'^ (Basel 1606) —
;, Variarum lectionum Itbri VI, in quibus loca multa Dioscoridis, Athenaei^
Ftinii, Hippocratis, Artstotelia, Oaleni, aliorumque, gud ülttstrantur, qua expli-
cantur" (Leipzig 1619) — „Gommentarii in Oaleni de ttsu partium corporis
humani libri XVII etc." (Frankfurt 1626, fol.) — „De thorace ejursque partibus
commentarius tripartitiLS, in qua etc." (Ibid. 1627, fol.) — „Pathologia parva
qua methodus (raleni practica esgplicätur" (Jena 1640) — „Instüutionum
medicarum libri VI" (Lyon 1645) — „De medicamentis officinalibus etc."
(Paris 1646; Frankfurt 1666) — „Institutionum suarum epüome in sex libros
digesia" (Paris 1648; Frankfurt 1670; Heidelberg 1672) — „Tractatus de
fäyribus" (Tübingen 1663) und noch viele andere, recht unbedeutende und meist
nur die Ansichten der Alten, des Galen, Aristoteles u. A. wiedergebende
Schriften. — Uebrigens ist H. nicht zu verwechseln mit dem aus Lemberg stammenden
Kaspar Hofmann, Professor der Medicin in Frankfurt a. 0., der in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte und durch eine vortreffliche Rede „De barbarie
imminerUe" zuerst es wagte, das schamlose Treiben Leonhard Trürneysser's
aufzudecken (cfr. Haeser, Gesch. der Med., II, pag. 111).
Biogr. m6d. V, pag. 257. — Dict. hist. ill, pag. 221. — A, ffirsch in Allg. Deutsche
Biogr. Xll, pag. 635. ' PageL
Hofinann, Moritz H. , verdienstvoller Anatom des 17. Jahrhunderts,
geboren am 20. September 1622 im Fürsten walde (Mark Brandenburg), wurde
nach dem Tode seiner Eltern von seinem Onkel, Prof. Nössler in Altdorf, erzogen,
studirte hier und seit 1641 in Padua Medicin, mit besonderem Eifer Anatomie
und Botanik, kehrte 1644 nach Altdorf zurflck, wurde hier 1645 Dr. med.,
1648 zum Professor extr. der Anatomie und Chirurgie und 1649 an Stelle des
verstorbenen Kaspar Hofmann zum ordentlichen Professor der Medioin ernannt.
1653 übernahm H. dazu noch den Lehrstuhl der Botanik. Die genannten Fächer
lehrte er bis zu seinem am 20. April 1698 erfolgten Tode. H. ist bekannt als
Entdecker des Ductus pancreaticus. Er fand den genannten Ausffihrungsgan^
1641 an einem Truthahn; am Menschen hat ihn bald darauf Wirsung entdeckt;
HOFMANN. 249
doeh deuteten Beide diese Entdeckung falsch; sie glaubten in dem von ihnen
gefiuidenen (Gebilde ein vom Darm her in die Bauchspeicheldrüse eintretendes
Ghyiusgeftss vor sich zu haben. In Altdorf feierten später H.'s Anhänger den
Tag der Entdeckung durch ein jährlich wiederkehrendes Fest (ofir. Ganstatt's
Jahresber. , 1850, 11, pag. 6). H.'s literarische Producte bestehen meistens aus
kleineren Dissertationen und akademischen Programmen, welche Gegenstände ans
der. Anatomie und Botanik, seinen Lieblingsfächem , behandeln. Wir citiren:
jjDüa. de motu cordis et cerebri, sariguinisque ac apirttuum anima perpetuo,
pro vitae canttnuatume^ per corpus commeaiu" (Altdorf 1668) — „Düa. de
»anguine, ejusque misei Observationen (Ebenda 1661) — „Synopsis institutionum
anatomicarum, ex sanguinis natura partium plearumque vitam declarans etc. ^
(Ebenda 1661; 1681) — „Botanotheca Laurembergiana etc.** (Ebenda 1662,
1672; 1690; 1693) — „Diss. de lacrymis*" (Ebenda 1662) — „Diss, de ali-
merdorum coctione prima^ seu chylosi, salva et laesa" (Ebenda 1662) — „Florae
Äkorfinae deliciae sylvestres, sive catalogus plantarum in agro Ältorfino etc.**
(Ebenda 1662; 1677) — „Appendix ad catalogum plantarum hortensium^
(Ebenda 1691) — „Sdagraphia morborum contagiosorum, ex natura sanguinis
praecavendorum et curandorum^ (Ebenda 1666, 1699) — „Diss. de lactis et
chyli statu naturali et praeternaturalis (Ebenda 1673) — „Florilegium Altor^
finum, sive tabulae, loca et menses exhibentes quibus plantar exoticae et indigenae
sub coelo Norico vigere ac florere solent^ (Ebenda 1676) — Oriindlicher Be-
richt von denen grassirenden Pestßebem^ (Ebenda 1680) — „Diss. de proci-
dentia uteri*' (Ebenda 1694). Ausserdem hat H. verschiedene Beiträge zu den
Acta der k. k. Leopold. Akademie der Naturforscher geliefert.
Biogr. m6d. V, pag. 2'»3. — Dict. bist. III, pag. 224. — A. Hirsch in Allg. Deutsche
Biogr. Xn, pag. 637. Pgl.
Hofinann, Johann Moritz H., als Sohn des Anatomen Moritz H. in
Altdorf am 6. October 1653 geboren, studirte Philosophie in Hersbruek (Mittel-
franken, Bayern), dann Medicin in Altdorf, Frankfurt a. 0. und Padua. In letzterer
Stadt verweilte er zwei Jahre lang, bereiste von hier aus Italien und kehrte
1674 nach seiner Vaterstadt zurück, wo er 1675 den Doctortitel annahm und
1677 zum Prof. e. o. der Anatomie ernannt wurde. Später, 1681, wurde er
ordentlicher Professor dieses Faches und etwa 1686 erhielt er auch den Lehr-
stuhl fttr Chemie und Botanik. 1709 entsagte er der Lehrthätigkeit für Anatomie,
behielt nur die Professur fOr Arzneimittellehre, die er schliesslich 1713 ebenfalls
aufgab, um als Leibmedicus in den Dienst des Markgrafen von Ansbach zu treten,
wo er am 31. October 1727 starb. H. war seit 1684 Mitglied und seit 1727
President der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher. Er verfasste eine
beträchtliche Zahl von kleineren akademischen Abhandlungen, meist Dissertationen,
die in Altdorf während der Jahre 1680 — 1703 erschienen, so: „De aegro asth-
matico** — „De ossium carie** — „De naso fa^nei promontorio** (1681) —
„De dolore** — „De glandulis rencUibtis** (1682) — „De medicamentis mar-
fialibus** — „De anorexia** — „Dissertationes anatomico physiologicae , ad
Joh, van Hörne microcösmum annotatae" (1685) — „De odoramentis et
sufmentis** (1686) — „De vena portae" (1687) u. A. ; ferner eine Sammlung
von 20 Dissertationen, vereinigt u. d. T. : „Idea machinaehumanae anatomico-
physiologica , ad observationes recentiores conformata, etc.** (Ebenda 1703);
ferner mehrere nicht unbedeutende chemische und botanische Schriften, so: „De
differeniiis alimentorum** (Ebenda 1677) — „Laboratorium novum chemicum
apertum medicinae cultoribus** (1683) — „Acta laboratorii chymici Altorfini**
(1719) — „Florae AUorfinae deliciae hortenses** (1703) u. A. m.
Biogr. m6d. V, pag. 261. — Dict. bist. IH, pag. 225. — Poggendorff , I, pag. 1122.
Pgl-
*Hofinaim, Friedrich H. , Geh. Sanitätsrath und Kreisphysicus zu
Bnrgstemftirt in Westfalen , ist 1806 zu Giessen geboren , studirte daselbst und
260 HOFMANN.
in Berlin, wurde 1830 bei letztgenannter Universität mit der Diss.: ^2>c para-
cusi'^ Doctor, liesB sich 1831 in Burgsteinfart als Arzt nieder und ist seit 1858
Physicus des ELreises Steinfurt. In einem Aufsätze: „Beitrcuj zur Untersuchung
des äusseren Oekör ganges** (Caspkr's Woohenschr. , 1841) beschrieb er einen
neuen von ihm construirten Ohrenspiegel, einen durchbohrten Coneavspiegd
zur Beleuchtung jener Höhle , eine Erfindung , die jedoch nicht eher , als bis
HSLMHOLTZ den Augenspiegel erfunden hatte, Aufmerksamkeit erregte. Er schrieb
femer noch: „Reform des Medicinalwesens" (Allg. med. Centralzeitung, 1846;
Berliner klin. Wochenschr. , 1869) — „Einfaches Mittel zur Verhütung des
Lebendigbegrabenwerdens^ (Ebenda 1847) — ^^ Zertrümmerung des Kopfes durch
die Wehenkraft'' (BüSCH, Zeitschr. für Geburtsk., 1869).
Ernst Rassmann, N. F., 1881, pag. 97. G.
Hofinann, Ignaz H., Edler von Hofmannsthal, zu Wien, geboren am
22. März 1807, zeichnete sich, gleich seinem Vater, einem verdienten Industriell<ui,
durch gemeinnfltziges Wirken aus, leistete unentgeltlich Jahre lang Dienste m
mehreren Anstalten, wie dem Allgem. Krankenhause, dem k. k. Mädchenpensionate,
dem k. k. Findelhause, behandelte längere Zeit hindurch die k. k. Trabanten-
Leibgarde, stiftete in 15 Spitälern Bibliotheken für die Reoonvalescenten , war
Gründer des Centralvereins für Krippen, Director des Vereins für entlassene Irre,
langjähriger Arzt des israelitischen Spitals, Vorsteher der allgemeinen österr.
israel. Taubstummeianstalt und der Armenanstalt, um welche er sich grosse Ver-
dienste erwarb, u. s. w. Ausser mehreren Aufsätzen in mediciniscben Zeitschriften,
schrieb er : „ Genius morborum epidemicus anno 1832 Vindobonae observatus etc.
Accedunt historiae morborum notatu digniores etc.** (Wien 1832, m. 12 Taff.).
V. Wurzbach, IX, pag. 166. ö.
Hofinann, Joseph H., geboren zu Würzburg am 8. Juli 1815, studirte
in München , wo er im Jahre 1837 zum Doctor promovirt wurde. Von da begab
er sich zur Fortsetzung seiner Studien noch nach Würzburg, Heidelberg, Berlin
und Wien. Im Jahre 1841 habilitirte er sich als Privatdocent an der Universität
München. 1843 wurde er zum ausserordentlichen Professor an der Hochschule
zu Würzburg ernannt, 1846 als solcher nach München versetzt, wo er 1853 zum
ord. Professor befördert wurde. Seine Thätigkeit als Lehrer und Schriftsteller
wandte er anfänglich dem geburtshilflichen und gynäkologischen, später dem
gerichtsärztlichen Fache zu. Er gründete eine geburtshilfliche Poliklinik in München,
nach dem Vorbilde der Berliner. Seit 1854 lehrte er, zum Gerichtsarzt ernannt,
Staatsarzneikunde. In der gerichtsärztlichen Praxis zeichnete er sich durch klaren
Blick und scharfe Darlegung der mediciniscben Thatsachen aus. Leider wurde
seine Thätigkeit früh durch eine allmälig zur Lähmung fortschreitende Rücken-
markskrankheit, der er am 9. März 1874 erlag, gehemmt. Neben zahlreichen
Aufsätzen in Fachzeitschriften sind als selbstständige literarische Arbeiten zu
erwähnen : „Die physische Erziehung des weiblichen Geschlechts in den Jahren
der Pubertät** (München 1840) — „Gerichtsärztlich-anthropologische Bemer-
kungen zum Entwurf des neuen Strafgesetzbuches für Bayern" (München
1856) — „Die gerichtsärztliche Sprache** (München 1860).
Chronik der Ludwig-Maximilians-Üniversität München für das Jahr 1873/74, pag. 8.
F. Seitz.
^Hofinann, Eduard Ritter von H., zu Wien, ist zu Prag am 27. Januar
1837 geboren, betrieb daselbst unter Purkinje, Jaksch, Treitz, Halla, Häsner,
Bochdalek, Seyfert seine Studien und beendigte sie 1861. Bis 1865 als
Assistent an der Lehrkanzel für gerichtliche Medicin, von diesem Jahre ab als
Privatdocent daselbst in Thätigkeit, wurde H. mit der Stellvertretung des Faches
in czechischer Sprache beauftragt, nahm aber 1869 einen Ruf als ordentlicher
Professor der gerichtlichen Medicin und Staatsarzneikunde nach Innsbruck an und
erhielt 1875 dieselbe Professur in Wien. 1884 wurde er durch Verleihung des
HOFMAKN. 251
Ordens der eisernen Krone in den Ritterstand erhoben. Schriften: „Lehrbuch
der gerichtlichen Medicin*' (1878; 2. Aufl. 1881; 3. Aufl. 1884) — ^Arbeiten
aber Verbrennungen" (Prager Vierteljahrsohr., Bd. CV; Wiener med. Wochenschr.,
1875, 1876) — „ Heber den Strangulationstod*^ (Mittheil, des Vereins der Aerzte
Niederösterr., 1876 ; Wiener med. Wochenschr., 1876 ; Wiener med. Presse, 1879,
1880, 1881) — ffU^er vorzeitige Athembewegungen*' (Vierteljahrschr. für ger.
Med. , Bd. XIX , XXII) — „Forensische Untersuchung von Blutspuren und
Haaren" (Prager Vierteljahrschr. , Bd. CXII; Innsbrucker Ber., 1872; Viertel-
jahrsch. fOr ger. Med., Bd. XIX) — ;; üeber die natürlichen Spalten und Ossi-
ficationsdefecte am Schädel des Neugeborenen" (Prager Vierteljahrschrift,
Bd. CXXIII) — ;, Ueber Leichenerscheinungen" (Vierteljahrschr. fttr ger. Med.,
Bd. XXV) — ;, Ueber Verblutung aus der Nabelschnur^ (Oesterr. Jahrb. für
Pädiatrik, 1877, II) — „Ueber Fettwachsbildung" (Wiener med. Wochenschr.,
1879) — „Ueber Stichwunden" (Med. Jahrb., 1881) — „Ueber die Sicher-
stellung der Identität von Leichen" (Wiener med. Wochenschr., 1882) — „ Ueber
den Effect künstlicher Respiration y insbesondere der Schwingungen der Neu-
geborenen" (Wiener med. BL, 1884; Wiener med. Wochenschr., 1885) — „Zur
Casuistik der intrauterinen Verletzungen der Frucht und der Befunde, die
dafür gehalten werden können" (Wiener med. Presse, 1885). Ausserdem zahl-
reiche kleinere Arbeiten und Gutachten, unter letzteren das über den Fall von
Tißza-Eszlär. Wemich.
"''Hofmann, Karl Berthold H., zu Oraz, ist zu Zdaunek in Mähren
am 3. September 1842 geboren, studirte in Wien, war in der Chemie Schüler
von Redtenbacheb, Franz Schneider und Hoppe-Setler (damals in Tübingen),
wurde 1866 Doctor, wirkte von 1866 — 1869 als Secundararzt der Wiener Irren-
anstalt, von 1869—1873 als Docent, von 1873—1879 als Prof. e. o. der
medicinischen Chemie und ist seit jener Zeit Prof. ord. der angewandten medi-
einischen Chemie in Graz. Literarische Arbeiten : ;, Ueber Papaverin" — ;, Ueber
die Zusammensetzung des Harnes bei Leukämie" — „ Ueber Creatiningehalt
normaler und pathologischer Harne" — ;, Ueber die Zusammensetzung der
Darmgase" — „Ueber das Spectrum der Blondlo tischen Phosphorflamme
und aas Ammoniakspectrum" — „Getränkshygiene der Alten" — „Lehrbuch
der Zoochemie" (1876 — 79). Gemeinsam mit ROB. Ultzmann gab er heraus:
„Atlas der physiologischen und pathologischen Hamsedimente" (m. 44 Taff.)
und : „Anleitung zur Untersuchung des Harnes mit besonderer Berücksichtigung
der Erkrankungen des Harnapparates" (1871; 2. Aufl. 1878). Ein besonderes
Interesse ftlr die Geschichte der Metalle bei den alten Völkern veranlasste folgende
ehemisch-archäologische Publicationen : „Ueber Zink bei den Alten" — „Ueber
Brüchigkeit antiken Silbers" — „Ueber Elektron". Ausserdem schrieb er:
„ Ueber vermeintlich antike Seife" — ;, Ueber die Zusammensetzung ägyptischer
Glasurfarben ". Ued.
"^Hoftnaun, Franz Adolf H., zu München am 14. Juni 1843 geboren
und daselbst ausgebildet (er war 5^2 Jahre Assistent C. von Voit's), wurde
1868 promovirt und 1872 an die Universität Leipzig zunächst als Extraordinarius
nnd Vorstand des pathologisch-chemischen Laboratoriums berufen. 1878 erhielt
er dort die ordentliche Professur der Hygiene und das Directorat des hygienisch^sn
Instituts. Theils durch eigene Arbeiten, theils durch solche seiner Schüler (besonders
Fl€gg£) hat er wichtige Themata der Hygiene von neuen Gesichtspunkten
untersucht: Trinkwasser-, Desinfections- , Kircbhofsfrage und die Details der
Arbeiten zum Theil auf den Versammlungen des Deutschen Vereins f. öfifentl.
Gresundheitspflege , beziehungsweise in dessen Verhandlungen der Oeffentlicbkeit
übergeben. Wemich.
Hofmann, s. a. Hoffmann.
252 HOFMEIEB. — HOFRICHTER.
*Hofnieier, Max H. , in Berlin, am 28. Januar 1854 zu Zudar auf
Rügen geboren, studirte in Greifswald, Wttrzburg, Freiburg unter Hegar, Perkice,
SCHBOEDBB, wurde 1876 Doctor, war AssiBtent in Greifswald 1877 und in der
geburtshilflichen Klinik zu Berlin unter Scheoedbe seit dieser Zeit, seit 1882 als
Secundararzt. Schriften: „Die Oelbsticht der Neugeborenen^ (Stuttgart 1882) —
„ Ueber den Stoffwechsel der Neugeborenen*^ (ViBCHOw's Archiv , 1882) —
„Zur Statistik des OebärmiUterkrebses und seine operative Behandlung"
(Stuttgart 1881) — „Die Myomotomie*' (Ebenda 1884) — „Die Bedeutung
der Nephritis in der Schwangerschaß," — „Ueber Contractionsverkältnisse
des kreissenden Uterus". (Zeitschr. f. Geburtshilfe, 1881) — „Zur Behandlung
der Placenta praevia" (Ebenda). ^^^
Hofmeister ; Franz H. , Vater und Sohn zu Prag. — Der Vater war
am 8. December 1808 zu Prestic in Böhmen geboren, studirte in Prag, erlangte
daselbst 1836 den Doctorgrad, kehrte, nachdem er einige Jahre in Böhmisch-
Brod prakticirt hatte, 1839 dorthin zurück und wurde später Secundar-, dann
Primararzt des grossen Spitales der Barmherzigen Brüder daselbst. Trotz der
reichen, ihm zu Gebote atehenden Erfahrungen, von denen er dem Vereine
praktischer Aerzte gelegentlich Mittheilungen machte, ist an Publicationen von
ihm nur eine solche über einen merkwürdigen Fall von Aneurysma der Aorta
abdom. (Wiener med. Wochenschrift, 1862) bekannt. Er wurde von 1866 an
drei Jahre hintereinander zum Decan des medicinischen Doctoren-Collegiums erwählt,
versah diese Stelle 1871 — 72, in Vertretung seines Nachfolgers, noch einmal
und wirkte mit Takt und Eifer im Interesse dieser Corporation, namentlich für
die medicinische Wittwencasse und die medicinische Wittwen- und Waisen-Gesell-
schaft, was um so anerkennenswerther war, als er ein sehr beschäftigter Arzt
und durch seine Spitalsthätigkeit , besonders in Kriegs- und Epidemiezeiten, sehr
in Anspruch genommen war. Er starb am 20. Januar 1878.
Ritter in Prager Medicin. Wochenschr. Jahrg. 3, 1878, pag. 50. ^ "? G-.
*Franz Hofmeister, als Sohn des Vorigen zu Prag am 30. August
1850 geboren, studirte daselbst (Huppert), sowie in Leipzig und Straesburg
(SCHHIEDEBBBO) und wurde 1874 promovirt. Schon seit 1873 war er als Assistent
fOr physiologische Chemie in seiner Vaterstadt thätig, wo er sich 1879 für dieses
Fach, 1881 noch für Pharmakologie habilitirte und die Lehrkanzel für letztere
supplirend inne hat. Seine wesentlichsten Arbeiten sind : ;; Ueber Laktosurie"
(Zeitschr. f. phys. Chemie, I) — „Beiträge zur Lehre vom Pepton" (Ebenda,
II, IV, VI) — „ Ueber physiologische Wirkung der Platinbasen" (Archiv f, exp.
Path. u. Pharm.). tWemicK
'*'Hofinokly Johann H., geboren 1840 in Brzezan (Galizien), als Schüler
Dumreicher's in Wien bis zur Promotion, 1865, ausgebildet, war seit 1868
als Assistent an der dortigen chirurgischen Klinik, seit 1871 als Docent, seit
1873 als Chefarzt im Einderspital , seit 1881 als Primararzt thätig, wurde 1885
zum Prof. e. o. ernannt und publicirte seine fachwissenschaftlichen Arbeiten haupt-
sächlich in den Wiener med. Jahrbb. und in der Wiener med. Presse. Aus den
ersteren seien hervorgehoben: „Ueber Resection der Kiefer" (1871) — „Ueber
Gallusbildung" (1874) — „ Utber Blutdrucksverhältnisse im grossen und kleinen
Kreislauf" (1875) — „Ueber Spi^a bifida" (1878). . Wernich.
Hofrichter , Benedict H. , zu Polnisch- Wartenberg in Schlesien , war
am 18. November 1770 zu Tannenberg bei Neisse geboren, studirte in Breslau,
wo er Mag. phil. wurde, und einige Jahre in Wien, darauf in Halle, woselbst er
1797 mit der Diss. : „De locis in melancholia adfectis" zum Dr. med. promovirt
wurde. Er prakticirte darauf an verschiedenen Orten , schrieb : „ Ueber ElefUri-
dtät und eine neue Anwendungsweise derselben" (Hüfeland*s Journal, 1803)
und : ;, Versuch über das Entzünaungsfieber und die JEntzündung" (Breslau 1806),
r
HOFRICHTER. — HOGG. 263
habilitirte sich 1814 als Privatdocent bei der medicinischen Facultät in Breslan,
ftr Kinderkrankheiten, mit der Habilitationsschrift : ^Succus gastrictis pro catcsa
excüante famü habendus*' (Breslau 1814, 4.) und wurde 1817 zum Physicus
im Kreise Polnisch- Wartenberg ernannt, wo er bis zu seinem am 19. März 1838
erfolgten Tode wirkte. Er gab daselbst noch heraus: „Tabellen über die
Arzneimittel der Pharmacopoea borusaica, nach ihren vorwaltenden Grund-
theüen^ (Breslau 1817, Fol.) — „lieber den Nutzen der Schilddrüse^ (Meckbl*s
Deutsches Archiv, 1820) — „Kurze, während einer 1822 .... herrschenden
Blattern-Epidemie über modifidrte Pocken gemachte Bemerkungen" (Hoen's
Archiv, 1827) — „Fall von geheiltem Vipembias" (Rüst's Magazin, 1826) —
„Einige Bemerkungen über und zu Hm, Dr. Hopf er* s bekannt gemachtere
und vom Hm, Dr, Ghrysmas verrichteten Exstirpationen krankhafter Ovarien"
(V. Grakfe's und v. Walthee's Journal, 1829) — „üeber den Einfluss des
Luftdrucks auf den menschlichen Körper" (Hohnbaüh's und Jahn's Conver-
sations-Blatt , 1831) — „Einige Bemerkungen über die Rinderpest . . . und
über die Schafpocken" (Henke's Zeitschr. , 1831) — „Einige Bemerkungen
über die orientalische Cholera u, s, w." (Pierer's med. Ztg., 1831) — „ Ueber
das Aufrechtsehen der Gegenstände und die sensorielle Kraft , das Beziehungs-
vermögen" (v. Graefe's und v. Walther's Journal, 1834). Auch in den
Schlesisehen Provinzialblättem (1815, 32, 35) finden sich von ihm Aufsätze über
Hundswuth, Pocken^ Pferdefleischessen.
Nowack, Hefts, pag. 76. ~ Callisen, IX, pag. 50; XXIX, pag. 24. G.
Hofetadt, Johann Dietrich H. , deutscher Arzt aus der zweiten
Hftlfte des 17. Jahrhunderts, war in Düsseldorf geboren und functionirte einige
Zeit als Apotheker in Hanau. Dann begab er sich zum Studium der Medicin
nach Wittenberg, promovirte daselbst 1692 und prakticirte in Heidelberg. Er
schrieb: „Theatrum theriacae coelestis Hofstadianae" (Frankfurt 1680) —
„Diss, de theriaca coelesti" (Wittenberg 1692) und: „Panacea coelestis Hof-
stadianaj oder Beschreibung des himmlischen Theriaks" (Hanau 1693).
Biogr. m6d. V, pag. 267. Pgl.
Hofstetter, Johann Adam H. , war am 17. April 1667 zu Schemnitz
in Ungarn geboren, ging mit seinem Vater, einem Geistlichen, in Folge der
Religionsverfolgungen 1672 nach Deutschland, studirte in Jena und Leipzig, wurde
1687 Doctor mit der Diss. : „De anorexia s, fame aholita", kam später nach
Kopenhagen, wo er königlicher Rath und Leibarzt des Königs Friedrich lY.,
1712 Mitglied der medicinischen Facultät wurde, als deren Decan er 1716 starb.
Er gab heraus, ausser mehreren „Epistolae^ allgemeinen Inhalts (Halle 1703, 4.),
eine: „Erörterung , ob der natürliche und noch nie gewaschene Zinnober ge-
braucht werden könne" (Leipzig 1708) und: „Die fürtrejfliche Grüte des natür-
lichen, noch nie gewaschenen Zinnobers ttrider «7. Gottfr, Becker^ (1711, 4.).
V. Wnrzbach, IX, pag. 183. — Ingerslev, n, pag. 154. G.
*Hogg, Jabez H., zu London, studirte im Charing-cross Hosp. daselbst,
wurde 18^0 Member des Roy. Coli, of Surg., ist zur Zeit Consult. 8urg. des Roy.
Westminster Ophthalm. Hosp., Surg. des Bloomsbui*y Eye Hospital und der Roy.
Masonic Institution. Schriften: „The microscope, its history , construction and
applications" — „Elements of experimental and natural philosophy" (1854) —
nA manual of ophthalmoscopic surgery" (1863) — „A parasitic or germ
theory of disease: the skin, the eye, and other affections" (1878) — „Cure
of cataract and other eye affections" (1878) — „Patholog. anatomy of the
glans penis, and Urethra" (1852) und weitere Aufsätze sehr verschiedenartigen
Inhaltes im Med. Circular (1862), Populär Science Review, Transact. of the Microsc.
Soc, Lancet, Sanitary Record , Med. Press and Circular u. s. w.
Hedical Directory. [Bed.
254 HOGGAN. — HOHL.
*Hoggaii» Mann und Frau zu London. — Der Erstere, George H., ist
zu Edinburg am 24. Mai 1837 geboren, studirte in Edinburg und Paris, war
namentlich Schüler von Ranvieb und Claude Beknasd, war Proseetor in Snrgeon's
Hall und Docent der Anatomie in Minto House zu Edinburg und prakticirt seit
1874 in London als Physician für Hautkrankheiten. Er schrieb: „A new section
Cutter for the microscope^ (Joum. of the Quekett Microscopical Club, 1876) —
„Effects of Cancer and leprosy on the stoeet-gland« and lymphaiics of the
skin^ (Patholog. Transact., Vol. XXIX, XXX); zusammen mit seiner Frau: „On
degeneratton and regeneration of the axis cylinder" (Ibid. XXXI) — „JEttuie
8ur le röle des lymphatiques de la peau dans Vinfection canc^euse^ (Archiv,
de physiolog., 1880) — „Ghangements subis par le aysthne nerveux dans la
Ihpre^ (Ibid. 1882) — „Etüde sur les lymphatiques de la peau** (Joum. de
Tanat., 1879) — „Etüde sur les terminaisons nerveuses dans la peau^ (Ibid.
1883) — „Development and retrogression of the fatcell" (Journ. of the Roy.
Microsc. Soc, 1879) — „Development and retrogression of blood vessels^ (Ibid.
1880) — „On the lymphattcs of the pertchondrtum'^ {Jonm. o£ AuBi,^ 1880) —
„The lymphatics of the mammalian urinary bladder^ (Ibid. 1881) — »T'he
lymphatics ofvascular walls" (Ibid. 1882) — „ The lymphatics of the periosteum''
(Ibid. 1883) u. s. w.
'^'Frances Elizabeth Hoggan, geborene Morgan, Gattin des
Vorigen, ist zu Brecon in Wales am 20. December 1843 geboren, studirte in
Zürich, London, Prag und Wien, erlangte 1870 in Zürich die Doctorwürde mit
der Diss. : „lieber progressive Muskel - Atrophie^ , prakticirt seit 1870 als
Physician für Frauen- und Einderkrankeiten. Sie schrieb (zusammen mit ihrem
Gatten): ;,^ttr Pathologie und Therapie der Dysmenorrhoea membranacea*'
(Archiv f. GynäkoL, 1876) — „Etüde sur les lymphatiques de la peau" (Joum.
de l'anat., 1879) — „Etüde sur les lymphatiques des mu^cles striis** (Ibid) —
„Sur la d^gSnSration et sur la rdgdn^ation du cylindre-a^xe** (Ibid 1882) —
„Des lymphatiques du pSrichondre" (Comptes rendus de TAcad. des sc, 1879) —
„Des effets produits sur les glandes sudoripares par le carcinoine et par la
Upre" (Comptes rendus du Congrös m6d. Internat., 1879) — „Sopra un caso
dl difteroide" (Atti della Soc. dei medici Italiani, 1878) — „Zur pathologischen
Histologie der schmerzhaften subcutanen Geschwülste" (ViRCHOW*s Archiv, 1881)
— „The lymphatics of the pancreas" (Joum. of Anat. and Physiol., 1881) —
„The comparative anatomy of the lymphatics of the Uterus" (Ibid.) und andere
Aufsätze, femer folgende allgemeinere Arbeiten: ^On sanitär y conveniences for
women" (1880) — „On the j^hysical education of girls" (1880) — „Medical
uomen for India^ (Contemp. Rev., 1882). .
Medical Directory. Red.
Hohenheim, Theophrastus Bomb-astus von H., s. ParaceIjSus.
Hohl, Anton Friedrieh H. Sein Leben zeigt in seiner ersten Hulfte
einen ganz eigenthümlichen Entwicklungsgang, wie man ihn sonst bei üniversitäts-
Professoren, speciell bei einem Professor der Geburtshilfe, nicht erwartet. Creboren
wurde er am 19. November 1789 zu Lobenstein. Er bezog die Universität Leipzig, um
auf den Wunsch seiner Eltem Jurisprudenz zu studiren, jedoch gegen seine Neigung-,
die ihn zur Medicin hinzog. Nachdem er während seiner Studienzeit ein ziemlich
flottes Studentenleben geführt, Hess er sich 1813 in Lobenstein als Advocat nieder.
Hier wurde er vom Bürgerschützenbataillon zu seinem Officier erwählt und bekam
dadurch Zutritt zu dem Reussischen Hofe. Seine gewandten äusseren Formen,
seine Bildung, sowie Geschicklichkeit in allen ritterlichen Künsten machten ihn
bald zum allgemeinen Lieblinge des kleinen Hofes. Im Jahre 1818 trat er sogar
als Stallmeister und Lieutenant in Reussische Dienste. Von da an war H. das
Factotum und der Maftre de plaisir des fürstlichen Hofes. Trotzdem beschäftigte
er sich in seinen Mussestunden mit Naturwissenschaften und bewahrte eine stille
HOHL. - HOHKBAUM. 255
Neigung fflr die Medicin, die nach dem Tode des Fürsten im Jahre 1824 durch-
brach, als ihm die Fttrstin-Wittwe die Mittel, sich noch jetzt dem medicinischen
Stadiom zn widmen, bewilligte. H. begab sich nach Halle, studirte Medicin und
wiurde daselbst 1827 auf Grund seiner Dissertation: „De microcephalta" zum
Doetor promovirt. Zwei Jahre später legte er sein Staatsexamen ab und habili-
tirte sich 1830 als Priyatdocent. Er wandte sich der Greburtshilfe zu und
wurde 1832 ausserordentlicher, 1834 ordentlicher Professor. 1840 tibemahm
er nach Nis>I£Y£R die Leitung des geburtshilflich -klinischen Institutes. Am
17. Januar 1862 wurde er von einer Lungenentzündung befallen^ der er am 23.
desselben Monats erlag. Die wichtigsten seiner Schriften sind folgende: „Die
geburtshilßtche Exploration^ (Halle 1833, 1834, 8., 2 Bde.) — ;, Vorträge über
die Geburt des Menschen** (Ebenda 1845, 8.) — „Die Geburten missgestalteter,
kranker und todter Kinder*^ (Ebenda 1860, 8.) — „Zur Pathologie des Beckens*^
(Leipzig 1852, 4.) — „Lehrbuch der Geburtshilfe^ (Leipzig, 8., 1. Aufl. 1855,
2. Aufl. 1862). — H. gehört zu den hervorragenderen Oeburtshelfem der 1. Hälfte
dieses Jahrhunderts. Lieferte er auch keine Epoche machenden Werke und führte
er 'seine Specialdisciplin auch nicht auf neue, bis dahin unbetretene Pfade, so
zeichnen sich doch seine Arbeiten durch Gründlichkeit aus. Sein Lehrbuch unter-
scheidet sich von anderen namentlich dadurch, dass es die forensische Seite des
Faches auf das Gründlichste behandelt. Diesem Umstände dankt das Buch, dass
es heute noch zu den brauchbaren zählt.
Göschen in der Deutschen Klinik. 1862, Nr. 26. — v. Heck er in der Allgem.
Dentschen Biographie, XH, pag. 704. Klein wacht er.
Hohnbaum, Karl H. , zu Hildburghauseu , war am 10. Januar 1780
zn Coburg geboren, prakticirte 1803 zu Rodach, war Hofmedicus in Hildburg-
hausen, darauf eine Zeit lang herzoglich sächsischer Rath und Amtsphysicus zu
Heldburg, kehrte 1814 als Hofmedicus nach Hildburghausen zurück und wurde
1820 herzoglich Sachsen-Hildburghausen^scher Ober-Medicinalrath. Er verfasste eine
Anzahl Schriften, eine Menge von Abhandlungen und übersefzte C. Maclean:
„Pestf gelbes Fieber und ähnliche Krankheiten stecken nicht an" (Coburg
1805) — Matth. Ballie: „Anhang zur Anatomie des krankhaften Baues
ton einigen der wichtigsten Theile des menschlichen Körpers" (Berlin 1820) —
Ballie's „Medicinüche Vorlesungen und Beobachtungen" (Leipzig 1827) —
Fe. Hopkins Ramadge: „Die Lungenschwindsucht ist heilbar" (Hildburghausen
1835). Von eigenen Schriften sind zu nennen : „ lieber eine besondere Art
des übermässigen Monatsffusses u. s. w," (Erlangen 1811) — „Geo. Fr, Hilde-
brandt's Leben und letzte Krank/feit" (Ebenda 1816); Derselbe war sein
Schwiegervater und gab er auch heraus Desselben: ,y Lehrbuch der Physiologie"
(6. Aufl., Erlangen 1828; hoUänd. üebers. von M. Polano , Leyden 1835) —
ferner: „Ueber den Lungenschlagßuss ; nebst einer Einleitung über den Schlag-
ßuss überhaupt" (Ebenda 1817) — „Ueber das Fortschreiten des Kranklieits-
processes u. s. w." (Hildburghausen 1826) — „Hausmittel zur Verhütung und
Behandlung der Cholera" (Ebenda 1831) — „Ueber die Pulsation in der
Oberbauch gegendy als begleitendes Symptom der hidigestion" (Ebenda 1837) —
„Physische Gesundheit und Irrseyn in ihren Lebergängen u. s, w." (Berlin
1845). Er war auch Mitredacteur von Nasse's Zeitscbr. f. psych. Aerzte, seit
1818, von Pabst's Med. Zeitung, seit 1835 und gab mit Feed. Jahn das:
„Medicinische Conversations- Blatt" (1830 — 32) heraus. Seine zahlreichen Auf-
sätze befinden sich in sehr verschiedenen Zeitschriften und behandeln die ver-
schiedensten Gegenstände aus der Medicin und Geburtshilfe, darunter namentlich
solche aus der Psychologie, Fälle von Vergiftungen u. s. w. Er starb am
17. September 1855.
Callisen, IX, pag. 54; XXIX, pag. 27. — Vapereau, 1. edit, pag. 893;
5. Wit., pag. XXXIII. G.
256 HOm. — HOLDEN.
Hoin, Jean-Jacques-Lonis H. , bedeutender französischer Wundarzt
aus dem vorigen Jahrhundert, war zu Dijon am 10. April 1722 geboren, wurde
Chirurgien externe am Grand Höpital seiner Vaterstadt und Mitglied der Akademie
daselbst. H., der etwa 1772 gestorben ist, hat sich besonders durch seine Unter-
suchungen über den Bau der Linse, ttber Cataractbildung und über die Operation
des Steinschnittes bei Frauen verdient gemacht. Seine hierauf bezüglichen und anderen
Schriften sind betitelt: „Lettres concernant quelques observations sur diverses
eep^ces de cataractes^ (Mercure de France, August 1759) — „Seconde lettre
ä M. Da viel sur la cataracte radi^e, la convexüS du chaton du cry stallin etc.^
(Ibid. März 1760) — „Essai historique sur les diff4rentes opinions concemaxii
la nature de la cataracte*^ (Ibid. Dec. 1764) — „Essai sur des kemies rares
et peu connues" (in „Nouvelle m6thode de traiter les hemies" von Leblakc) —
„Observations sur le d4placement de la matrice et du vagin" (M6m. de TAcad.
royale de chir. , T. III) — „MSmoire sur PopSration de la taille dans lequd
an trouve la description d!un dilataioire - lithotome, les mani^res de s^en servir
dans la taille desfemmes etc.** (M6m. de TAcad. de Dijon, T. I) — „Observations
sur une tumeur carcinomateuse , situSe au cou d^une femme" (Ibid* T. 11) —
„M4fm, sur la maladie des enfans appeUe spirub bifida^ (Ibid. T. II) —
„Observ. sur Vextirpation de Voeil^ (M6m. de TAcad. royale de chir., T. III) —
„Obserb. sur une amputation dans Varticle du genou^ (Ibid. T. V).
Dict. bist, m, pag. 236. Pgl.
floldefreund, Johann Röttger Salomo H. , zu Oschersleben , war
am 13. Januar 1745 als Sohn des dortigen Arztes Johann Matthias H.
(t 1757) geboren, studirte zu Helmstftdt, Halle und Wittenberg, wo er 1764 den
Doctorgrad mit der „Diss, inaug. sistens casum de motibus spasmodicis vagis,
junctis deliriis periodicis jucundis, annexa eorum theoria atque tkerapia^
erlangte, nachdem er schon vorher eine Schrift: „Gedanken von der Sonne^
(Quedlinburg 1761) verfasst hatte. Er liess sich in Hötensleben nieder, zog aber
später nach Oschersleben und beschäftigte sich gerne mit deutschen Alterthümem.
Er schrieb darüber im Magdeburgischen Magazin (1786): „Nachricht von einem
bei dem Dorfe Ausleben entdeckten Begräbnisshügel^ ; ferner verfasste er:
f, Geschichte des Wittenberg' sehen Vielfressers Kahle" (Ebenda) — „Erzählungen
merkwürdiger Krankengeschichten'^ (Braunschweig und Wolfenbttttel 1775) —
„Abhandlung vom epidemischen Stickhusten der Kinder" (Helmstädt 1776).
Andreae, I, pag. 103; 11, pag. 80. 6.
"'Holden, Edgar H., geboren in Hingham, Mass., am 3. November 1838,
erhielt den Grad als Art. Bacc. am Princeton Coli, im Jahre 1859 und als M. D. 1861
am Coli, of Physicians and Surgeons in New York. Im Winter 1870 unterbrach
er seine praktische Thätigkeit in Newark, N. J. , durch eine Studienreise nach
Europa. Von H.'s Schriften sind zu nennen: „Loss oj the entire scapula from
sloughing" (Amer. Joum. of Med. Sc.) — „Diseases ofmen of war" (Ibid. 1866) —
„Relations of cancer and tubercle" (Ibid. 1868) — „Successßil trecUment of
asthma" (Ibid. 1872) — „Anomalies of cardiac pathology" (Ibid. 1875) —
„ Extraordinär y case of intra-cardiac cyst" (Ibid. 1876) — „Ostradsm for
consumption" (Ibid. 1871) — „Vaginal and vulval varices" (New York Med.
Record., 1867) — „A discovery in physical diagnosis" (Ibid. 1876) — „Unison
resonance in auscultation" (Ibid. 1876) — „New Instruments for detection and
prevention of pulmonary disease** (New York Med. Joum., 1876) — „Reflex
pharyngeal neuroses due to uterine disease" (Ibid. 1877) — „Relation oj
cardiac pathology to the sphygmograph^ (Transact. New Jersey State Society,
1871) — rjNew investigations in respiratory pathology" (Amer. Joum., 1877) —
„The sphygmograph" (preisgekrönt 1873 vom New York Coli, of Phys. and Surg.).
Atkinson, pag. 170. PgL
w
HOLOEB. — HOLLAND. 257
Holger, Philipp Aloys Ritter von H., zu Wien, war Dr. med. et phil.,
yerfasste: j^Versuch über den Kyan und seine Verbindunaen^ mit Berück-
sichtigung der neuesten Entdeckungen über diesen Gegenstand*' (Wien 1826) —
„Fhystkalisck'cAemische Beschreibung des Klausner Stahltoassers in Steier-
mark^ (Ebenda 1829); war 1832 Decan der philosophisehen Facultät in Wien,
seit 1834 provisorischer Director des med.-chirurg. Studiums an der Universität.
Er schrieb noch: „Philipp Garl Hartmann, der Mensch ^ Arzt und
Philosoph; aus seinen Werken geschildert^ (Ebenda 1831) — „Chemische
Beiträge zur Erkenntniss der Natur der Cholera , mit Berücksichtigung der
Hermannischen Versuche** (Ebenda 1832). Er starb am 17. Jnni 1866.
Oesterr. Zeil sehr, fajr prakt. Heilk. XII, 1866, pag. 25 (nicht zugäDglich). —
Callisen, IX, pag. 62; XXIX, pag. 29. G.
*Hd11, Moritz H., wurde in Wien am 28. Juni 1852 geboren und war
daselbst ein Schfller von Hybtl und Langer. 1876 promovirt, wurde er bereits
1882 auf den Lehrstuhl der Anatomie nach Innsbruck berufen und lieferte ausser
den monographisch veröffentlichten „Operationen an der Leiche" (Stuttgart 1883)
eine grössere Reihe fachwissenschaftlicher Publicationen für die Sitzungsber. der
kaiserl. Akad. der Wissensch. , die Zeitschr. für Anat. und Entwicklungsgesch.,
das Archiv für Anat. und Phys., v. Langenbbck's Archiv, die Wiener med. Jahrbb.,
die Berichte der Wiener anthrop. Oesellsch. und die Wiener med. Wochenschr.
Nebeu Untersuchungen auf angiologischem und neurologischem Gebiet betreffen
dieselben in erster Reihe anatomische Verhältnisse der Wirbelsfinle, des Beckens
und des Fusses. Wernich.
Holland/ Sir Henry H. , Bart., zu London, war am 27. October 1788
zu Knutsford in Cheshire geboren als Sohn des dortigen Arztes Peter H., studirte
von 1806 an in Edinburg und in den zwei Borough Hospitälern Londons und
wurde 1811 in Edinburg mit der Diss. : y^De morbis Islandiae" Doctor, nachdem
er dorthin im Jahre 1810 einen vornehmen Herrn begleitet hatte. 1812 bereiste
er Portugal, Gibraltar, Sardinien, Sicilien, die ionischen Inseln und Griechenland
und diente die Veröffentlichung der Beschreibung dieser Reise (1814) dazu, ihn
in die Londoner gute Gesellschaff; einzuführen ; auch wurde er noch in demselben
Jahre zum Haus- und Reisearzt der Prinzessin Earoline von Wales ernannt. Er
wurde 1816 in das College of Physicians aufgenommen und publicirte auch einiges
Medicinische von seinen Reiseerinnerungen, z. B. über die Bereitung der Magnesia
solforica am Monte della Guardia bei Genua (Philosoph. Transact. , 1816) und
,0» the Pellagra, a disease prevailing in Lombardy" (London Med.-Chirurg.
Transact., 1817). Es trug femer zu seinen Erfolgen in der Praxis bei, dass er
vier Jahre hintereinander, nach dem Schlüsse der Saison in London, nach Spaa
ging, das damals in grossem Rufe stand und viel besucht war. 1828 wurde er
Fellow des College of Physicians, hielt 1830 die Gulstonian Lectures, wurde 1835
Physician Extraordinary des Königs William IV., 1837 auch der Königin
Victoria und später des Prinzen Albert, 1852 aber Physician Ordinary der
Königin und 1853 Baronet. Bei dem Jubiläum in Oxford 1856 erhielt er den
Ehrentitel als Dr. jur. civil. Ausser einer Anzahl von Aufsätzen in den Quai'terly
und Edinburgh Reviews veröffentlichte er 1839: „Medical notes and reflexions",
enthaltend 35 Essays über die Philosophie und Praxis der Medicin, die mit Schärfe
und Gedankenreichthum verfasst sind und von denen einige, zusammen mit noch
mehreren anderen , später noch einmal u. d. T. : ;, Chapters on mental physio-
logy^ (1852) publieirt wurden. Er gab auch noch eine Auswahl seiner „Essays
ö» scientific and other subjects contribvted to the Edinburgh and Quarterly
Reviews*^ heraus, jedoch wurde von allen seinen Productionen gesagt, dass, wie
seine Praxis mehr eine aristokratische als ausgedehnte war, so seine Schriften
mehr den Charakter eines kritischen Dilettantismus als solider Kenntnisse zeigten
und seine Beiträge zur medicinischen Literatur mehr speeulative Essays waren, als
BioKT. Lexikon. III. 17
^58 HOLLAND. — HOLLARD.
auf sorgfältiger und eingehender Forschung beruhten. Während seiner mehr als
50jährigen Praxis in London brachte er bis an sein Lebensende fast ansnahmelos
zwei Herbstmonate auf Reisen zu, unter denen acht nach den Vereinigten Staaten
von Nordamerika und Canada, eine nach Jamaika und West-Indien, drei nach
Russland, zwei nach Island u. s. w. stattgefunden hatten. Von diesen Reisen gab
er in seiner einzig in ihrer Art dastehenden Autobiogi*aphie, seiner letzten Publi-
cation, den „Recollections of past Itfe" (1872), die ein sehr unterhaltendes Buch
sind, ein höchst interessantes Bild. Nach dem an seinem 86. Geburtstage, 27. October
1873, erfolgten Tode wurde von seinem Sohne, dem Rev. Francis J. H., aus
den hinterlassenen Papieren noch ein Band: „Fragmentary papers on science
and oiher subjects^ (London 1875) herausgegeben.
Munk, m, pag. 144. — Callisen, IX, pag. 63; XXIX, pag. 30. G.
"'Holländer, Ludwig Heinrich H., zu Berlin, ist in Leobschütz am
4. Februar 1833 geboren, machte seine Studien in Würzburg und Breslau, wo
er von Frerichs die Anregung zu seinem späteren Specialfach empfing. 1856
promovirt, widmete er sich nach mannichfachen Lebenswendungen der Zahnheil-
künde, habilitirte sich für dieses Fach 1873 in Halle und erhielt 1878 das
Prädicat Professor. Einen Ruf nach Genf lehnte 6r 1881 ab. Als Frfichte eines
achtjährigen medicinischen Wirkens in Südafrika publicirte er 1866 und 1867
Aufsätze im Globus und ähnlichen Zeitschriften; 1877 übersetzte er Tomes' „Manual
of dental anatomy"; 1881 gab er „Beiträge zur ZahnheiUcunde^ (9 Abb.,
Leipzig); femer: „Die Anomalien der Zahnstellung*^ (nach Kingsley, Leipzig
1881) und „Die Extraction der Zähne"" (2. Aufl., Ebenda 1882) heraus.
Wemich.
Hollard, Heuri-Louis-Gabriel-Marc H., war 1801 zu Lausanne
in der Schweiz geboren, wurde 1824 in Paris Doctor mit der These: „Eisai
sur la nature et Vimportance des pMnom^nes consScutifs de la phthisie
pulmonaire^ , prakticirte einige Zeit in Paris , tibersetzte aus dem Deutschen
5. T. Sömmering's „Traitd des maladies de la vessie et de Vur^e" CParis
1824), schrieb ein „Expos4 de la doctrine homoeopatkique du Dr. Sam, Hahne-
mann" (Joum. des progrös des sc. med., 1827), gab zusammen mit L. J. Bayle
heraus: „Manuel d'anatomie gSn^rale" (Paris 1827), veröffentlichte von Düceotay
DE Blainville dessen „Cours de physiologie generale et comparie" (Paris
1829, 30) und verfasste: „Coup d^oeil sur Vitat de nos connaissances a
Vdgard du stiege et de la nature de Vabsorption" (Journ. des progrfes, 1828, 29j —
„Mim. sur le traitement interne des calculs urinaires" (Ibid. 1828). Er hielt
1842 Vorlesungen bei der Akademie zu Lausanne und zu Neuchätel, wurde, nach
Paris zurückgekehrt, zum Professor der vergleichenden Anatomie und Physio-
logie bei der Faculte des sciences als Stellvertreter von Blainville ernannt und
widmete sich ganz diesen Wissenschaften; 1854 erhielt er den Lehrstuhl der
Naturgeschichte bei der Facultät zu Poitiers. Er verfasste noch folgende Schriften :
„Precis d'anatomie comparie, etc."" (Paris 1833; 1835; 1837; Brüssel 1836;
1837) — „Nouveaujr elemens de Zoologie, etc." (Paris 1838) — „Legons de
Philosophie de la nature" (1842) — „Etüde de la nature^ (4 voll. 1843 ;
nouv. 6dit., 1853), von der Sociöt^ de la morale chretienne mit einem Preise
gekrönt; femer: „Cours d^histoire naturelle" (1844, av. atlas) für die Primär-
schulen — „De Vhomme et des races humaines" (1853). Er redigirte zusammen
mit Laueent, Gervais und Bazin die „Annales franqaises et ^tranghres d^ana-
tomie et de physiologie" (3 voll. , 1837 — 39) und schrieb eine sehr grosse Zahl
von zoologischen und vergleichend-anatomischen Aufsätzen, deren nähere Angabe
sich bei der unten zuletzt augeführten Quelle findet. Er starb zu Neuilly bei
Paris 1866.
Sachaile, pag, 363. — Vapereau,2. 6dit., pag. 885. — Callisen, IX, pag. 64;
XXIX, pag. 31. — Catalogue of scientific papers. III, pag. 404; VII, pag. 1006. q
HOLLBEBQ. — HOLLOWAY. 259
Hollberg, Lars H., zu JGI^^oth^nbarg , war am ^0. März 1768 in der
Gemeinde Sandhems in West-Oothland geboren, erlernte sechs Jahre lang die
Phannacie, trat 1780 als Compagnie-Feldscheerer in die Armee, machte den Krieg
in Fmnland mit, setzte seitie chirurgischen Studien bis 1792 in Stockholm fort^
warde später Regimentsarzt, nahm 1806 — 1807 an dem Feldznge in Pommern
Theil, stand 1808 an der westlichen, 1813 an der nördlichen Grenze, war 1814
in Norwegen, wurde 1815 zum Ober-Feldarzt ernannt, nahm darauf seinen Ab-
schied, liess sich in Gothenburg nieder und starb daselbst am 30. April 1823.
Es findet sich von ihm im Läkare och Naturforskare (T. XI — XV) eine Anzahl
ehirurgisoher Aufsätze, zum Theil in Briefen an den General* Director af Acbbl,
aber Lepra und Ichthyosis leproides, Amputationen, Schädelbrüche, Trepanation,
Lnxatio carpi, Krebs, Anus praeternaturalis ; ferner in den K. Yetenskaps-Akademiens
Handlingar (1796, 97, 1810) und den Svenska Läkare - sällsk ärsberättelser
(1813, 18, 20, 23) casuistische und andere Mittheilungen.
Sacken, II, 1, pag. 301; IV, pag 232. O.
HoUerlus, s. Houllier.
HollerUB, Blaise H. , französischer Arzt des 16. Jahrhunderts aus
Viviers (in Nieder-Languedoc), ist hauptsächlich durch Herausgabe einiger Coinmentare
zu HiPPOKRATES uud Galen bcmcrkenswerth. Die Titel der bezüglichen Schriften
lauten: „Morborum curandorum ex Qaleni praecipue sententia brevis institiUio,
utäis medtcts et chirurgicis** (Basel 1556) — „In jiüsjurandum Hippocratts
commentarttis^ (Ebenda 1558) — „In Hippocratts Itbrum de natura hominis
commentartus*' (Strassburg 1558) — „Medicae ärtis theoricay Ubris duobus
succincte comprehensa, atque medicinae studioso apprime necessaria" (Ebenda
1566; Cöln 1572).
Biogr. med. V, pag. 275. Pgl.
/RoHing, Edmond H. , geboren 1554 zu York (England), studirte und
promovirte zu Ingolstadt, wo er später Arzt und Professor der Medicin war und
1612 gestorben ist. Er schrieb: „De chylosi, hoc est, prima ciborum quae in
ventriculo ßt concoctione, pro veteri medicorum schola disputatio" (Ingolstadt
1592) — „De salubri atudiosorum victu, hoc est, de litteratorum omnium
valetudine conservandoy vitaque dtuttssime producenda Ubellus" (Ebenda 1602) —
„Medicamentoi^mn oeconomia nova^ (ßbenda 1610; 1615) — ^^Ad epistolam
quandam a Martino Rulando de lapide Bezoar, et fomite luis Hungariae typis
editum, responsio^ (Ebenda 1611).
Biogr. m6d. V, pag. 275. PgL
*Holloway, James Montgomery H. , Professor in Louisville, Ky.,
wurde am 14. Juli 1834 in Lexington, Ky., geboren. Nachdem er das Oakland
CoU., Miss., und das Centre Coli., Danville, Ky., besucht, bezog er die Universität
zu New Orleans in Louisiana und erhielt die medicinisehen Grade daselbst in
den Jahren 1856 — 57. Er prakticirte darauf in mehi*eren kleineren Städten und
diente von 1861 bis 1865 als Surgeon in der Armee. 1865 wurde er zum Pro-
fessor der Anatomie an der medicinisehen Facultät in Louisville vorgeschlagen;
1866 übernahm er auch die Professur für Physiologie. Von 1867 — 70 war H.
Professor der Physiologie und gerichtlichen Medicin an der Kentucky School of Med.,
von 1870 — 74 Professor der Physiologie und Chirurg. Klinik am Louisville Med.
Coli, und von da bis 1877 Professor der allgemeinen und klinischen Chirurgie
am Hosp. ColL^of Med. und Vorsteher der medicinisehen Facultät an der Central
University, Ky. H. veröffentlichte mehrere , meist das' Gebiet der chirurgischen
Casuistik betreffende Aufsätze im Lancet and Observer, Artikel über Behandlung von
Hämorrhagien aus grossen Arterien durch Styptica und Compression, über Fuss-
amputationen und Resectionen von ankylosirten Gelenken im Amer. Journ. und zahl-
reiche andere Artikel in den medicinisehen Journalen von Richmond und Louisville.
Atkinaon, pag. 551. Pgl.
17*
260 HOLLSTEIN. — HOLMEB.
* Hollstein, Lion H., zu Berlin, geboren zu Lissa, Provinz Posen, am
1. November 1811, besuchte die Universität zu Berlin und wurde daselbst 1836
Doctor mit der Diss. : „De methodo antiphloaütica remedüsque guae illa am-
plectüur. Commentatio crüico-hütorica, a jacvUaJte medica Univera. Berolin.
praemio aureo orn&ta^. Er ist seit 1837 Arzt in Berlin, gegenwärtig mit dem
Charakter als Geh. Sanitätsrath. Er gab noch heraus: „Die Pest in Odessa im
Jahre 1837 ^ nach dem russischen Berichte des Dr. von Andrej ewsky*^
(Berlin 1839), übersetzte Civiale: „Ueber die medidnische Behandlung und
Verhütung des Steins und Orieses^ (Berlin 1840) und verfasste „Gompendium der
Anatomie des Menschen, mit 160 eingedruckten Abbildungen, nach Erasmus
Wilson's anatomischem Vademecum^ (Ebenda 1845; spätere Auflagen, z. B.
5. Aufl. 1873 u. d. T. : „Lehrbuch der Anatomie des Menschen u. s. w,** ;
auch in einige fremde Sprachen übersetzt, so in's Russische von Birschenkeb,
Petersburg 1858). ü^A.
*Holni, Rasmus Anton H. , ist geboren in Svaneke (Insel Bomholm)
am 2. August 1836, studirte auf der Kopenhagener Universität, absolvirte das
Staatsexamen 1861 , promovirte 1873. Von 1867 — 78 war er erster Assistenzarzt
am Spitale für Geisteskranke in Aarhus (Jütland), von 1878 wirkt er als Director
desselben. Ausser seiner Dissertation über automatische Bewegungen bei Greistea-
kranken hat er mehrere Abhandlungen auf dem Gebiete seiner Specialität in den
Zeitschriften publicirt. Petersen.
*Holni, Nicolai H. , ist geboren in Kopenhagen am 10. October 1842,
studirte hier, besonders als Schüler Engelsted's, absolvirte das Staatsexamen
1868, promovirte 1878. Wirkt in Kopenhagen als visitirender Polizeiarzt und
als Specialist und Privatdocent für Syphilis und Hautkrankheiten. Ausser seiner
Dissertation über das Verhältniss des Lupus zur Scrophulosis publicirte er Special-
Abhandlungen über Hautkrankheiten und Syphilis in den Zeitschriften.
Petersen.
Holmboe, Jens Andreas H. , zu Bergen in Norwegen, war daselbst
am 18. Januar 1827 geboren, war von 1853 an Districtsarzt an verschiedenen
Orten, wurde 1858 zum Arzt des Pflegestiftes Nr. I für Aussätzige zu Bergen
ernannt und zum Unterarzt am Lungegaardshospital und dem damit verbundenen
St. Joergens Hosp. Von 1858 — 1867 war er auch Arzt bei der Strafanstalt in
Bergenhus Festung. 1861 wurde er zum Stadtarzt in Bergen und 1863 zum
Oberarzt des dortigen Krankenhauses ernannt , indem er seine anderen Stellungen
aufgab. Er war wiederholt Mitglied von Control-Oommissionen für Irrenanstalten.
1859 hielt er sich ein halbes Jahr in Berlin zu wissenschaftlichen Zwecken auf
und wurde 1863 von der norwegischen Regierung nach Nord- Amerika zu Unter-
suchungen über die Spedalskhed unter den dortigen Norwegern gesandt. Er bereist«
die westlichen Staaten , hielt sich aber grösstentheils in Chicago und New York
auf und hatte auch Gelegenheit, während des Krieges Feldlazarethe zu besuchen.
1866 und 67 war er kürzere Zeit in Paris und London, um das dortige Hospital-
wesen und seine Verwaltung näher kennen zu lernen. Er schrieb im Norsk
Mag. f. Laegevid. (2. R., XIX; 3. R., HI): „Den spedalske Sygdom blandt de
Norske i Amerika^ — „En begraendset Tyfusepiaemi** ; im Nord. med. Arkiv
(II): „Fraciura cruris i den tidlige Bar7iealdir^ (m. 1 PI.). In den Tabellen
über die Aussätzigen in Norwegen für 1858 — 1862 finden sich von ihm Berichte
für dieselben Jahre aus dem Bergener Pflegestifte. Er starb am 26. Juli 1876.
Kiaer, pag. 195, 493, 563. G.
Holmer, Yaldemar H. , war am 5. September 1833 in Kopenhagen
geboren, studirte hier, absolvirte das Staatsexamen 1859 und promovirte 1866.
Er war ursprünglich Militärarzt, übernahm aber 1867 die Leitung der grossen
chirurgischen Abtheilung im Communehospital in Kopenhagen und erwarb sich in
• HOLMER. — H0LM6REK. 261
dieser benrorragenden chirorgiseben Stellnng, die er bia zu seinem Tode bekleidete,
dne grosse Celebrität , niebt nur dnrob sein Talent nnd seine gründliche cbirurgisohe
Einsiebt, sondern aneb nnd ganz besonders dar<)b seine immer gleieb unermüd-
liebe nnd aufopfernde Oewissenbaftigkeit, seine pers^nlicbe Liebenswürdigkeit nnd
Noblesse« Neben dem Spital nabm aneb ein privates consnltatives Wirken in
immer böberem Grade seine Kräfte in Ansprncb nnd die fortdauernde lieber-
anstrengung, der er sieb nicht, trotz eines schwächlichen Körpers, entziehen wollte,
verursachte Minen frühzeitigen Tod den 8. Jnli 1884. Ausser seiner Dissertation
über Laryngoskopie besitzen wir aus seiner Feder zahlreiche werthvoUe, haupt-
sächlich in der „Hospitals Tidende^ gedruckte Abhandlungen (über Resectionen,
über Laparatomie nnd Enterotomie, über orthopädische Osteotomieen etc.).
. Petersen.
* Holmes y Timothy H. , zu London, stndirte im St. George's Hosp.
daselbst, ist seit 1853 Fellow des Roy. Coli, of Surg. und zur Zeit Hitglied des
Council desselben , war auch Professor der Chirurgie und pathologischen Anatomie
bei demselben und Surgeon des Kinder-Hospitals. Er ist gegenwärtig Chef Chirurg
der hauptstädtischen Polizei und Surgeon des St. George's Hosp. Schriften: „A system
of gurgeryy theorelical and practioal^ in treattses hy various authors** (4 voll.,
London 1860 — 64; 2. edit. 5 voll., 1869 — 71 u. s» w.). Er bearbeitete darin selbst^
die Artikel: „Bums andvcalds" — „Dtslocations** — „Aneuriam^ — „Diseases
of bone^ — „Excision of bones and jcints^ — „Surgical diseases of childhood^
— „Surgical diagnosts, and regional surgery^. Er schrieb femer: ;, The surgical
treatment of the diseases of in fancy and chitdhood" (Ebenda 1868) — „A treatise
on surgery^ its principles and practice'^.- Zusammen mit Bbi$towe verfasste er:
ffReport on hospitals^ (Sixth Annual Report of the Med. Offieers to the Privy
Goiincil}, veranstaltete eine neue Ausgabe von GBAv'a Anatomie und schrieb eine
Anzahl von Aufsätzen ftlr ^le Med.-Chir^ Patholog. Transact. , St. George's Hosp.'
Reports und verschiedene Zeitschriften.
Medical Directory. » Red.
* Holmes» Edward Lorenzo H. , Augen- und Ohrenarzt in Chicago,
geboren zu Dedbam in Massachusetts am 28. Januar 1828, stndirte im Harward-
College in Chicago und Hess sich daselbst 1854 nieder. Er ist Professor am Rush'
Med. Coli, zu Chicago und einer der Gründer der Illinois Cbaritable Eye and
Ear Infirmary. Eine grosse Reihe casuistischer Mittheilungen, welche theils im
KNlPP'scben Archiv , theils in verschiedenen amerikanischen Zeitschriften erschienen
sind, rühren von ihm her. Er gründete mit Hotz und Anderen 1884 das American
Journal of Ophthalmology. H o r s t m a n n.
* Holmes» W. Gordon H. , zu London, ist ein Zögling der Ledwich
School in Dublin , wurde 1882 Doctor in Brüssel, war Assistent im Hosp. for
Diseases of the Throat, gab , zusammen mit Morell Mackenzie, Jahresberichte,
über dasselbe für 1876/77 heraus, und ist zur Zeit Physician der Municipal
Throat and Ear Infirmary. Er schrieb femer: „Principles of health; or a
populär shetch of hygiene** (1873) — „A treatise on vocal physiology and
nygiene, etc.^ (2. edit. 1880) — „A guide to the use of the laryngoscope in
general practice" (1881). Von seinen Aufsätzen in der Lancet (1881, 82, 83)
lind anzufahren : „Description of an oxygenated air lamp for laryngoscopic
or other purposes" — „Ctinical observations oh the treatment of enlarged tonsils
hy excision and cattstics*^ — j^A clinical and pathological study of laryngeal
fhthisis*' u. s. w."
Uedical Directory. Red.
^Holmgren, Alarik Frithiof H., zu Upsala, ist am 22. October
1831 zu Äsen im Linköpings Stift geboren, studirte von 1850 an in Upsala,
war Lehrer der Naturwissenschaften an einer Schule in Norrköping, Choleraarzt,
262 H0LM6BEN. .-^ HO^iSBEEK;
Unterarzt in einer Wasserheilanstalt zu Söderköping u. s. w. , wurde 1861 in
Upsala Doctor und in demselben Jahre zum Adjuneten der theoretischen und
praktischen Medicin an der dortigen Universität ernannt. Er erhielt 1862 den
Auftrag , sich weiter fQr experimentelle Physiologie im Auslände auszubilden und
ein physiologisches Laboratorium , das erste in Schweden , zu errichten. Er arbeitete
zu diesem Zweck 1861, 62, 63, 64 bei Brücke, Ludwig, du Bois-Reymond,
1869 bei Helmboltz und besuchte später auch Italien, Paris, London. 1864
war er zum Professor der Physiologie an der Universität ernannt worden, in
welcher Stellung er sich noch befindet. Von seinen sehr zahlreichen Arbeiten sind
anzuführen: „Om den hvita hlodcellen" (Upsala universitets ärsskrift, 1861) —
„ Veher den Mechanismus des Gasaustausches bei der Respiration'^ (Sitzungs-
berichte der Akad. der Wissensch. in Wien, 1862) — „Ueber die negative
Schwankung des Muskelstromes im nervenfreien Muskelgewebe^ (Centralblatt
f. d. med. Wissensch., 1864) — ^ „Ueber die elektrische Stromschuxinkung am
thätigen Muskel" (Ebenda) — „Die Farbenblindheit in ihren Beziehungen zu
den Eisenbahnen und der Marine** (Leipzig 1878); ferner in den Upsala Läkare-
fören. fdrhandl. (Bd. I — VII u. s. w.) zahlreiche Mittheilungen, darunter Aber die
Wirkung von Calabar, Atropin, Chloroform, Curare: „Metod att objehtivera
effekten af Ijusintryck pä retina** — „Om den verkliga naturen af den „posi-
tiva strömfiuktuationen'* vid en tnkel muskelryckning" — „Om „nercprincapen**
cch nervströmmens negativa fiuktuation** , über den Taubenmagen und fleisch-
fressende Tauben (wiederholt) — „Om fysiologien, de fgsiologiska instittUionerna
och fysiologema i vära dagar*^ — „Om det fysiologiska studiet** ^— „Forsok
öfver dietens inflytelse pä magen** — „Om hjertats och blodkärlens inner-
vation^ — „ür muskelfysiologiens senaste utverklings historia** — „Om
oftalmometrar** — „Om retwaströmmen** — „Om färgblindhet och den Young-
Helmholtz^dce färgteorien** — „Om Förster^ s perimeter och färgsinnets
topografi*^ u. s. w., u. s. w.
Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 333. 6.
""Holmsen, Holm H. , zu Sarpsborg in Norwegen, ist am 7. Mai 1812
zu Enebak geboren, studirte in Ghristiana , wurde 1837 Compagniechirurg, 1839
Corpsarzt beim Drontheim'schen Jägercorps , war ein Jahr lang im District Tromsoe,
wurde 1840 Districtsarzt in dem damals grössten District des Landes Fosen^
1854 in Midthordland, mit dem Wohnsitz in Bergen, und 1869 in Sarpsborg.
1851 hatte er von dem Departement des Innern 4en Auftrag erhalten, Unter-
suchungen über die Verbreitung des Aussatzes unter der oesterdalschen Bevölke-
rung in Maalselvdalen anzustellen. Fast seine sämmtlichen Publicationen sind dieser
Krankheit gewidmet; so in der Ugeskr. for Medicin og Pharm. (III, IV): „Nagle
Tifaelde af Spedalskfied, der synes as hentyde paa Sygdommens Smüsomhed*'
— „Om Speaalskheden i Fosen** ; im Norsk Magaz. f. Laegevid. (2. R. V, XI,
XII): „Inaberetning til Departem. f. d, Indre ang. Spedalskheden % Fosenf^ —
„Nogle Jagttagelser og Betragtninger om Spedalskhedens Aarsager og Virk-
ninger** u. s. w. ; femer in Beretn. om Sundhedstilstanden m. m. i Norge i 1855:
„Bemaerkn. om de hygiaeniske Forhold i Midthordland s Bistrikt og Beretning
om de der opreltede Sundhedscommissioner*^ u. s. w.
Kiaer, pag 198. G.
Hplsbeek, Henri van H., zu Brüssel, war daselbst 1829 geboren^
machte auch dort seine Studien, wurde 1863 Doctor mit der Diss. : „Voua ne
tuerez-pas. — De Vavortement provoqud**, war Armenarzt , Chirurg des Hospice
Sainte-Gertrude, Arzt der Maison de santö von Evere, verfasste ein: „Gompendium
d'dectriciti mddicaW (Brüssel 1860, av. 3 pl.; 2. 6dit. 1860; 3. 6dit. 1868) —
^Le midecin de la famille^ (1860, av, ö pl.) — „Traiti d^anatomie descriptice,
physiologique et pittoresque ; . . . ä Vusage des artistes** (1861, av. 10 pl. coL) —
„Zü? midecin de Vouvrier** (1860; 2. 6dit. 1862) — „Prdcis d!hyg%hie et de
HOLSBEBK. — HOLSCHEB. 263
midecine navcUes ä Vusage des gens de mer^ (1861) — j^U Industrie dentellüre.
^tude sur la condüian physique et morale des ouvrüres en dentelles^ (1862) —
„Code midical beige aaprhs les documents oßtciels" (1863) — „Lettres sur
h magnetüme animal*^ (1863) — „La danse des tahles et les esprtts" (1863) —
„Des paralystes et de leur traüement par VUectrtcitd localisSe^ (1863) —
„Histoire de Vhospice des vieillards de Sainte-Oertrude de Bruxelles ....
suivie de quelques rdfiexions sur les maladies de la vieälesse*' (1864) —
„La guSrison de la gautte" (1865) — „La Ugislation beige relative aux aliSnSs.
Vade-mecum des midecins et des jurisconsultes^ (1867) — „De Vinfiuence du
choldra dans la production de la folie" (1868) — „Un mot sur le canoer
du sein** (1868) — „Etüde sur la folie au point de vue mSdical et juridique*^
(1869) — „Souvenir de la guerre franco-cdlemande, ConsidSrations au point
de vue hospitalier et chirurgical" (1872, av, pl.) — „Traiti pratique des
maladies du larynx et de la poitrine chez les enfans^ (1873). Auch gab er
heraus: „Annales de V4lectricit4inddicale, Revue internationale de V ilectricit^y etc.^
Er gehörte zn den Mitstiftem (1864) des belgischen Vereins zur Pflege erkrankter
und Ycrwnndeter EJrieger, war dessen General-Secretär (bis 1878) und Redacteur
der von demselben herausgegebenen Zeitschrift: „Xa charitd sur les champs de
bataille" (1865 — 72), welche von da an den Titel: „La Groix rouge. Revue
d'hygüne publique etprivde** führte und bis zu seinem im September 1879 erfolgten
Tode von ihm redigirt wurde, selbst nachdem er aus jenem Verein ausgeschieden
war und 1876 einen anderen unter dem Namen: „Soci6t6 nationale beige de la
Croix rouge" gebildet hatte. Seine Verdienste um die in einem zu Brüssel während
des dentsch-franzOsischen Krieges errichteten Baracken-Lazareth verpflegten Ver-
wundeten waren aller Anerkennung werth.
Lorenz, IV, pag. 563; VI, pag. 655. G.
Holscber, Georg Philipp H. , zu Hannover, war am 10. November
1792 zu Münder im Fürstenthum Calenberg (Hannover) geboren, studirte von
1810 — 13 in Oöttingen, trat als Militärarzt in die Armee ein und kehrte erst
nach mehrjährigem Aufenthalte in Frankreich und England zurück, um sich in
der Stadt Hannover als Arzt, namentlich als Chirurg und Augenarzt, niederzulasseni.
Diesen Entschluss hatte er in England gefasst, wo er ein Schüler von Astlby
COOPEB gewesen war und in freundschaftlichem Verkehr mit den jüngeren Chirurgen,
wie Bransbt Coopeb, Tyrrell, £L£y, gestanden hatte. 1819 errichtete er, mit
geringer staatlicher Beihilfe, ein Institut zur Heilung armer Augenkranker, über
das er 1821 den ersten öffentlichen Bericht (Hanno ver'sches Magazin) erstattete.
In dasselbe Jahr fällt die Herausgabe seiner Uebersetzung von B. C. Brodie's:
„Pathologische und chirurgische Krankheiten der Gelenke*^ (Hannover, m. 6 Epfrt.).
Inzwischen war er bereits zum königlichen Hof-Chirurgus ernannt worden. Bei der
chirurgischen Schule war er von 1821 bis zu deren Auflösung einer der Lehrer,
und zwar der Chirurgie und Augenheilkunde, jedoch war, nach dem Urtheile
Stromeyer's, seine chirurgische Thätigkeit nicht erspriesslich, weil es ihm dazu
an allen nothwendigen Eigenschaften, Vorsicht, Ruhe und Kaltblütigkeit fehlte.
1830 wurde er auch, als Nachfolger Wedemeyer's, königlicher Leib-Chirurgus,
machte 1831, wie andere Aerzte, im Auftrage einer königl. Immediat-Commission
gegen die Cholera eine Reise in gesunde und inficirte Provinzen Preussens und
erstattete darüber einen durch den Druck veröffentlichten Bericht. 1826 war er
aueh zum Arzte des Stadtlazareths, eines sehr beschränkten Ej-ankenhauses, ernannt
worden; seiner Anregung hauptsächlich ist die Errichtung des neuen, zweck-
entsprechenden städtischen Krankenhauses zu danken, dem er seit seiner Eröffnung
1833 bis zu seinem Tode vorstand. Auch um die Errichtung einer Blindenanstalt,
die 1843 zu Hameln gegründet und 1845 nach Hannover in ein geeignetes neues
Gebäude verlegt wurde, hat sich H. grosse Verdienste erworben. Er gehörte femer
von 1833 bis zu seinem Tode der Medicinalbehörde fllr die Armee, welche dem
264 HOLSCHER. — HOLST.
EriegBministerium beratheud zur Seite stand, als eines der drei Mitglieder an«
1836 begründete er die : „Hannoverschen Annalen für die gesammte Heilkunde*'
und redigirte sie 11 Jahre lang, bis 1846, in den letzten Jahren mit der Unter-
stützung von Ad. Mühbt. Nachdem er 1843 bereits den Hofrathstitel erhalten,
wurde er 1847 auch zum Dirigenten des damals errichteten Obermedicinal-Colleglams
ernannt. Das Jahr 1848 sah ihn als Bürgerwehr-General; jedoch verwickelte die
politische Rolle , die er dabei spielte , ihn in viele Unannehmlichkeiten. Sein Tod
erfolgte am 30. August 1852 zu Wildbad in Württemberg. — Er war äusserst thfttig,
jedoch mangelte ihm die Müsse und auch die Exactheit im Studium , um den Fort-
schritten der Medicin folgen zu können , so dass er keinesweges seinen üoUegen als
Autorität galt; auch im Obermedicinal-CoUegium war er, der Oründlichkeit eines
Eeaose gegenüber, nicht immer im Stande, seiner Ansicht Geltung zu verschaffen.
Seine literarischen Leistungen, ausser den schon angeführten und ausser einigen Auf-
sätzen in Graefe's und Walthek's Journal der Chirurgie (1820, 1824), wie: „Fall
eines Aneurysma der Carotis^ — „Beschreibung der völligen Ausrottung einer
nicht vorgefallenen carcinomatösen Gebärmutter^ finden sich, die verschiedensten
'Gegenstände aus der inneren Medicin, der Chirurgie und der Augenheilkunde
betreffend, fast ausschliesslich in seinen Hannoverschen Annalen, so namentlieh:
j^Medicinische, chirurgische und ophthälmologische Wahrnehmungen**, Decade
I— VIII (1837—45).
E. Gurlt in Allgem. Deutsche Biographie. XII, pag. 774. — Callisen, IX,
pag. 70; XXIX, pag. 35. Gurlt.
Holst, Frederik H., zu Christiania, war zu Holmestrand am 14. Augast
1791 geboren, studirte von 1810 an auf der Universität zu Kopenhagen und
war 1817 der erste Doctor , welcher auf der Universität zu Christiania mit der Diss.:
„Radesyge quinam sit morbus, quanamque ratione e Scandinavia töllendus f*
(deutsch in Hüfelakd's Journal, 1819) promovirt wurde. Um sich mit dem
schwedischen medieinischen Unterrichts- und Verwaltungswesen bekannt zu machen,
reiste er 1817 nach Stockholm und Upsala, wurde 1818 zum StadtphTsicus in
Christiania ernannt und machte auf Staatskosten von 1819 — 21 eine Reise nach
Dänemark, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Irland, um das dortige
Gesundheitswesen, die Armen-, Kranken- und Irrenpflege kennen zu lernen.
Nachdem er bereits 1818 einige Vorlesungen als Privatdocent gehalten, wurde er
1824 zum Professor der Medicin ernannt und hat als solcher bis zu seiner Ver-
abschiedung im Jahre 1865 Vorlesungen über Pharmakologie, Toxikologie und
Hygiene gehalten ; auch legte er die pharmakologische Sammlung der Universität an.
Seine ersten Schriften waren : „Betragtninger over de nyere britishe Faengseler etc.**
(Christiania 1823, m. 2 tav.) — „Historisk ünderretning om Migshospitalet i
Christiania indtil Udg. af Aaret 1826" (Ebenda 1827, m. 1 tav.) — „Berei"
ning, Betaenkning og Indstillina fra en til at undersoege de Sindssvages Kaar
i Norge og gjoere Forslag til deres Forbedring i Aaret 1825 nedsat kgl.
Commission^ (Ebenda 1828). In dieselbe Zeit fallen mehrere Aufsätze von ihm
im Mag. f. Naturvidensk. (I, IV, V), z. B. über den Zustand der Medicin in Paris,
namentlich aber über Pocken. Ebenso findet sich in den 11 Bänden der medi-
einischen Zeitschrift „Eyr^ (1826 — 37), von welcher er die ersten 5 Bände
zusammen mit M. Sejeldebüp, die späteren allein redigirte, eine Anzahl von Auf-
sätzen von ihm über neue Heilmittel, neue medicinische Systeme, Berichte über
verschiedene Hospitäler , über Cholera u. s. w. Besondere Verdienste erwarb er
sich um die Verbesserung des Sanitätswesens in den Gefängnissen, das er im
Auslande studirt und über das er verschiedentlich geschrieben hatte; so ausser
der bereits angegebenen Schrift, noch: „Om de sanitaire Forholde i Faengaler
efter nyere Systemer ^ (Christiania 1840) — „Om Sygepleien i Straf anstalteme
i Norge** (Ebenda 1841); als Mitglied der 1837 eingesetzten Strafanstalte-Oom-
mission hatte er auch einen bedeutenden Antheil an dem von derselben (1844)
erstatteten Bericht. Ein nicht geringerer Antheil kam ihm an den von der Medicinal-
HOLST. 265
6«Betzgebiuig8*Coinini88ion (1844, 47) veröffentlichten Arbeiten zu und war er ebenso
Mitglied der 1820 eingesetzten Pharmacopoe-Gommission, welche die Pharmacopoea
Norvegica 1854 herausgab. Er gehörte femer den Gholera-Commissionen von 1831
und 1847 an, war Mitstifter der ärztlichen Oesellsehaft in Christiania (1833) und
wiederholt Vorsitzender derselben, Mit-Herausgeber der 1. Reihe des Norsk Magazin
for LaegCTidenskaben (10 Bde., 1840 — 45), in welchen sich eine Anzahl von Auf-
sitzen von ihm findet , Aber Sanitfttswesen und Krankenpflege in den Gef&ngnissen,
Aber (Geisteskranke, Blinde und Taubstumme in Norwegen, fortgesetzt in der
2. Beihe der genannten Zeitschrift, in der noch über Pest-Quarantainen , Cholera
n. 8. w. Mittheilungen von ihm enthalten sind. Rechnet man dazu einige Vorträge,
die er auf den skandinavischen Naturforscher-Versammlungen (1839, 1842) hielt,
eine Anzahl von Aufsätzen in anderen als den angegebenen Zeitschriften, wie
in der Wochenschrift „Budstikken^' (1820—26), der „Departements-Tidende"
(1830) und in politischen Zeitungen, so bildet das Alles zusammen eine überaus
reiche literarische Thätigkeit. 1865 erhielt er, unter Anerkennung seiner „ver-
dienstlichen und uneigennützigen Wirksamkeit im öffentlichen Dienst^, seinen Abschied
Hb Universitätslehrer und starb am 4. Juni 1871. — Er gehört unzweifelhaft zu
denjenigen Personen, welchen der junge Staat Norwegen bei seiner Neuorgani-
sation Viel zu danken hat, indem er bei allen das Medicinalwesen u. s. w.
betreffenden Einrichtungen thätig mitgewirkt hat.
Kiaer, pag. 201. — Callisen, IX, pag. 71; XXIX, pag. 35. 6.
Holst, Axel H. , als Sohn des Vorigen am 6. März 1826 zu Christiania
geboren, studirte daselbst, that 1850 im Lazareth zu Gottorp Dienste als Unter-
ant der dänischen Armee, machte von 1851 — 53 eine wissenschaftliche Reise
nach dem Continent und nach den britischen Inseln, war 1853 während der
Cholera-Epidemie Arzt im Piperviken Lazareth, von 1857 — 60 Reservearzt auf der
Hantkranken- Abtheilung des Reichshospitals und von 1860 — 62 Stadtarzt in
Christiania. Er hatte bis dahin, ausser Recensionen, Auszügen und üebersetzungen,
veröffentlicht: „Zur Statistik der Irren, Taubstummen und Blinden in Nor-
wegen" (Zeitsdu". f. Psychiatrie, 1851) ; im Norsk Magaz. f. Laegev. (2. R., VUI,
X, XIII, XV, XVn): „Notitser om det britishe Sindssygesystem** — „Notitser
fra Wien og Paris" — „Beretning om Pipervikens Lazaret under Cholera-
Epidemien i Christiania 1853" — „Beretning om Behandlingen paa Rigs-
hosp, Hudsygeafdeling fra . . . 1856 tu . . . 1880" u. s. w. 1862 wurde er
zum Corpsarzt der Brigade von Drontheim, 1864 deljenigen von Christiania
ernannt und hielt sich während des deutsch-französischen Kriegs, im Auftrage der
Bogierung, eine Anzahl von Monaten bei der deutschen Armee in Frankreich auf,
um sieh mit dem Militär-Sanitätswesen derselben näher bekannt zu machen. Er
publieirte darüber, als Beiheft der „Norsk militairt Tidskrift^ (1871): „Uddrag
af Indberetning tu Armeecommandoen om en Vinteren 1870 — 71 med ofent-
ligt Stipendium foretagen Reise tu Tydskland og Frankrig" (m. Abbild.) Er
starb am 10. März 1880.
Xiaer, pag. 199. O.
* Holst, Johan Collett H., zu Drammen in Norwegen, ist zu Holme-
strand am 30. September 1832 geboren, war während der Cholera-Epidemie in
Christiania 1853 Unterarzt im Piperviken Lazareth, Hess sich 1858 in Drammen
nieder und ist seit 1861 Vorsitzender der Gesundheits-Commissionen von Skouger
und Sande. 1859 , 60 machte er eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland
und Oesterreich. Er schrieb im Norsk Magaz. f. Laegevid. (2. R. , XIX, XXUI,
XXIV): „Et Tüfaelde af Hemia diaphragmatica" — „Statistiske Under-
soMdser om Typhusepidemien i Drammen og Omegen 1866 — 68" — „Et
Tüfaelde af Nitrogtycerinforgiftning" — „TAdt om Typhussmittens Af-
haengighed af ydre Forholde" u. s. w.
Kiaer. pag. 207. O.
266 HOLST. — HOLTROP.
* Holst, Johannes von H., geboren zu Fellin am 23« Februar 1823,
stndirte in Dorpat bis 1846 , dem Jahre seiner Promotion. Seit 1859 an dieser
Universität als Professor ftir Oeburtshilfe , Frauen- und Kinderkrankheiten in
Thätigkeit, leitete er die dortige Entbindungsanstalt und sehrieb : ^ üeber JPlacerUa
praevia*^ (Berlin 1854) — „Beiträge zur Gynäkologie und Oeburtskunde^
(2 Hfte., Tübingen 1865, 67) ; ausserdem mehrere faehwissenschaftliehe JoumalartikeL
Wernich.
*Holst, Valentin von H., geboren am 14. März 1839, machte seine
Studien an der Universität Dorpat als Schüler Biddeb's, Buchhbih's, Böttcheb's,
Adklmann's, Weybich's und gelangte 1863 zur Promotion. Von 1864—1868
wirkte er zunächst als Landarzt in Livland , dann als Arzt in Biga und
endlich als Specialist für Nervenkrankheiten und Leiter der neuropathologischen
Abtheilung am dortigen städtischen Erankenhause. Neben verschiedenen fach-
wissenschaftlichen Artikeln in Journalen, veröffentlichte er monographisch : „ Ueber
die Bedeutung der Behandlung von Nervenkranken in besonderen Anstalten^ —
„Die Behandlung der Hysterie und Neurasthenie^, 1884 gründete er in Riga
eine besondere Heilanstalt für Nervenkranke. Wernich.
""Holst, Erik H. , ist geboren in Jütland (Insel Mors) am 12. October
1828, studirte an der Eopenhagener Universität, absolvirte das Staatsexamen
1854, promovirte 1859, wirkt seit 1858 als Physicus in Jütland (Bingkjöbing Amt).
Ausser seiner Dissertation („Om koleraepidemien i Korsör 1857^) schrieb er
Abhandlungen hygienischen und medico-legalen Inhalts. Petersen.
""Holt, Barnard H., zu London, studirte im Westminster Hosp., wurde
1847 Fellow des Roy. Coli, of Surg. und ist Mitglied des Council desselben,
Surgeon und Consult. Surgeon verschiedener Associationen. Schriften: „On the
immediate treaiment of stricture of uretha by the employment of the stricture
dilator^ (London 1861; 2. edit. 1863) — „Opinions and statistics of the
immediate treatment of stricture of the Urethra" (1865). In periodischen Schriften
finden sich von ihm u. A. folgende Aufsätze: „New method of reducing dislo-
cations of the lower jaw" (Westminster Hosp. Reports) — „Errors in dtagnosis
and treatment of retention of urine not connected tvith stricture*^ (Lancet) —
„Observations and ca^es on a new winged india-rubber catheter for retention
in the bladder" (Ibid. 1870).
Medical Directory, Red.
""Holthonse, Carsten H., zu London, ist daselbst am 2. October 1810
geboren, war vier Jahre lang Lehrling eines Chirurgen in Yorkshire, studirte
dann im St. Bartholom. Hosp. in London und 1834 ein Jahr lang in Paris,
prakticirt seit 1836 als Surgeon in London, wurde 1843 Fellow des Roy. ColL
of Surg., war von 1840 — 1870 hauptsächlich als Docent der Anatomie, Physiologie
und Chirurgie bei der ehemaligen medicinischen Schule von Aldersgate Street und
der medicinischen Schule des Westminster Hosp. thätig, war auch Chirurg in
den Civil-Hospitälem in Smyrna u. s. w.' Er verfasste: „Six lectures on the
pathology of Strabismus^ and its treatment by Operation etc." (London 1854) —
„Oh squinting, paralytic affections of the eye, and certain forms of impaired
Vision" (Ebenda 1858) — „On hernial and other tumours of the groin and
its neigbourhood ; with practical remarks on the radical eure of ruptures"
(Ebenda 1870). Für Holmes' System of surgery lieferte er den Abschnitt „Lower
extremity" und für Zeitschriften u. A. folgende Aufsätze: „On some of the
more remediable forms of deafness" (Association Joum. , 1855) — „On the
treatment of recent trreducible hernia" (Lancet 1870). Red.
Holtrop, Leonard Steven August H., am 10. Juli 1810 in
Amsterdam geboren, promovirte in Leyden 1835 zum Dr. med. mit einer Diss. :
„De tetano". Er etablirte sich als Arzt im Haag und gründete 1838 mit
HOLTBOP. — HOMANN. 267
P. Hbnd&iksz die Zeitschrift: „Boerhaave^ Tydschriß voor genees-, heel-,
verlos- en artsenymengkunde** , von der er bis 1848 (in den letzten Jahren mit
C. 6. VAN DER Kasteele Und J. C. O. EvBBs) Hanpt-Redacteur blieb. 1842 yer-
öffentliehte er seine: „Bibliotheca medico-chtrurgica ei pharmacentico-medica,
sive ccUalogus alphabeticus omnium librorum, düsertationum etc., in Belgto ab
anno 1790 ad annum 1840 editorum^ (Haag 1842), eine noch jetzt werthvolle
bibliographische Arbeit. Er starb am 29. MÄrz 1859. q g Daniels.
Holtzendorff, Ernst Konrad H., war 1688 zn Berlin geboren, wurde
als prenssischer Kegiments-Feldscherer 1716 zum Director der Chirurgie und zum
Mitgliede der Akademie, sowie zum Leibchirurgen des Königs uod Oeneral-Ghirurgen
des preussischen Heeres ernannt. Seine Verdienste beziehen sich namentlich auf
die Heeres-Sanitfttsverfassung. Auf seinen Rath wurde 1713 das Berliner Theatr um
anatomicum errichtet, welches 1724 durch Hinzufdgnng anderer Lehrfächer zum
Colleginm medico-chirurgicum, einer Anstalt zur Ausbildung von Aerzten fflr das
platte Land und das Heer, erweitert wurde. Zur ünterstfitzung dieser Ausbildung
wurde durch den König Friedrich Wilhelm unter dem 18. November 1726
das Charit^ Krankenhaus bestimmt. H. starb im Jahre 1751 auf seinem Ritter-
gute Golbitz.
Allgem. Deutsche Biogr. XIII. — J. D. E. Prenss, Das köntgl. preuss. med.-
chir. Friedlich Wilhelm-Institut etc. Berlin 1819. — Gurlt, Die Eriegs-Chirargie der letzten
150 Jahre in Prenssen. Rede etc. Berlin 1875. H. Frölich.
Holtzheim (Holtzemius) , Fi et er H., am Ende des 16. Jahrhunderts in
Deventer geboren, studirte in Köln und war da Professor der Medicin und Leib-
arzt des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm L Er starb am 30. October 1659 und
sehrieb hauptsächlich: „Prognosticon vüae ei mortis** (1605) — „Essentia helle-
bort extrada** (1616, 1623) — „Descriptio fantis medtcati 8. Antonit, vulgo
Ttllebom dicti, prope Andemacum^ (1620) — „Pkarmacopaea , sive, Dis-
pensatorium Coloniense** (1627). C. E. Daniels.
Holyoke, Edward AugustusH., zu Salem in Massachusetts, war
am 12. August 1727 geboreu, wurde Mitglied der American Academy und schrieb:
„A hill of moTtality for the toum of Salem, for the years 1782 and 83^ (Mem.
of the Americ. 8oc. for Arts and Sciences, 1785) — „An estimate of the
excess of heat and cold of the American atmosphere beyond the European,
in the same parallel of latitude ; etc,** (Ebenda 1793) — „On the mercurial
practice in the vicinity of Boston, Mass.^ (New York Med. Reposit., 1798) —
j^A case of diseased os innomincUum succesfully treated^ (Ibid. 1799) und
andere Aufsätze. Er starb im 102. Jahre am 31. März 1829.
Callisen, XXIX, pag. 36. Gt.
♦Homann, Christian Horrebow H., zu Krageroe in Norwegen, ist
daselbst als Sohn des gleichnamigen Districtsarztes am 16. August 1826 geboren,
studirte in Christiania, that 1848 freiwillig Dienste im Feldlazareth zu Augusten-
barg, Hess sich dann in Krageroe nieder und übernahm nach dem Tode seines
Vaters 1860 dessen Amt als Districtsarzt. Von 1856 an machte er verschiedene
wissenschaftliche Reisen nach dem Continent. Er publicirte im Norsk Magaz. for
Laegevid. (2. R., XIV, XIX, XXI; 3. R., II) zusammen mit C. Hartwig: „Om
Dysenteri-Epidemien i Krageroe LaegedistrUct i 1859^ — „Meddelelser om
Nervefeberen i Krageroe Laegedistrikt i Aarene 1864 — 66" — „Om Lunge-
tuberculosens Arvelighed stoettet til egne Jagttagelser" — „Oversigt over
Vdbredningen af Tuberculosen i Norge" — „Om en i Krageroe Laegedistrikt
herskende smitsom Febersygdom" ; im Morgenbladet (1866) : „Bemaerkninger
om Quarantaenevaesenet" ; in den Forhandl. ved de skandinaviske Naturforskeres
Voede i Christiania i 1868: „Kan man i Norge af Nervefebrenes Hyppighed
drage nogen Slutning om Tilstedevaereleen af en adynamisk Sygdomskonsti-
268 HOMANN. — HOME.
tutionf* 1873 war er Vertreter der norwegischen Regierung auf dem inter-
nationalen Aerzte-Congress in Wien. Seine auf Veranlassung des Departements
des Inneren gedruckte Schrift: „üdkast tu Lov om F&ranstaltninger for at
hindre soevaerts IndbringeUe af smitsomme Sygdomme med Motiver ^ (Christiania
1873) wurde von Amts wegen vertheilt.
Kiaer. pag 209, 494. G.
Homberg, Wilhelm H., berühmter Arzt und Chemiker des 17. Jahr-
hunderts, war als Sohn eines Q.uedlinburgers , der auf Java in holländischen
Diensten stand und Commandant des Arsenals von Batavia war, aber später mit
seiner Familie nach Europa zurückkehrte, am 8. Januar 1652 in Batavia geboren.
Er studirte die Rechte zu Jena und Leipzig und ward 1674 Advocat zu Magde-
burg. Dort durch Otto v. Güeeicke für das Naturstudium gewonnen, entsagte
H. bald dem Advocatenstande, widmete sich medicinisehen und chemischen Studien,
machte mehrjährige Reisen nach Italien, Frankreich, England, Holland, zurück
nach Deutschland (wo er in Wittenberg Dr. med. wurde), Ungarn, Schweden (zu
Hjaeene) und wieder nach Frankreich. Nachdem er hier schon 1682 zum
Katholicismus übergetreten war, wurde er 1691 Mitglied der Akademie der Wissen-
Schäften zu Paris, 1702 Lehrer der Chemie und 1705 Leibarzt des Herzogs von
Orleans, als welcher er am 24. September 1715 starb. H. hat zahlreiche Arbeiten
aus dem Gebiete der Chemie veröffentlicht. Bekannt ist er als Entdecker plios-
phorescirender Körper, wie des sogenannten „Hombergschen Phosphors^S ^' ^* ^^
Chlorcalciums (die betreffende Arbeit ist u. d. T. : „Nouv. pkospliore^ 1693 in den
Ancien. M6m. Paris, T. II, erschienen) und besonders des „sei volatil narootique
du vitriol^^ später allgemein „sal Sedativum Hombergi^' genannt, d. i. der Bor-
säure (Ibid. 1702). Fast alle Arbeiten H.'s, die hier aufzuzählen zu weit führen
würde, sind in dem Recueil de TAcad. des sciences veröffentlicht.
Biogr. m6d. V, pag. 276. — Poggendorff, I, pag. 1134. Pgl.
Homberg, JohannDavidH., geboren zu Breslau 1752, war Hospital-.
Wundarzt daselbst und starb 1785. Er verfasste: „Ghirurgücke Krankheüs'
geschichten, welche die vorzügliche Heilkraft der äusserlic/i gebrauchten
peruanischen Rinde in allerhand Schäden bestätigen'^ (Frankfurt a. 0. 1773) —
y, Anatomische und chirurgische Fragen und Antioorten zum Nutzen und Ge-
brauch derer, welche sich der Heilungskunst beßeissigen wollen*^ (Breslau 1774).
Biogr. m6d. V, pag. 278. Pgl.
Hombron, Jacques-Bernard H., französischer Marine-Chirurg I. Clasae .
und Naturforscher, war zu Paris geboren, wurde daselbst 1824 mit der These:
„Rdftexions sur la fihvre jdune*' Doctor und hat namentlich in den Annales
marit. et colon. (1842 — 47) eine Anzahl von Aufsätzen geographischen, topogra-
phischen, ethnographischen, naturwissenschaftlichen, medicinischen Inhalts ver-
öffentlicht, unter denen wir nur einige der letzteren hervorheben : ;, Les „nauvelles
recherches sur Vempoisonnement par l'acide arsSnieux^ datent de 1835 ; faits
historiques sur ce sujet, premiers essais pour dclaircir cette irtiportante questton
de m^decine ligale" (1844) — ^Topographie medicale. Hes Äntilles, ile-s de
la Sonde, Batavia et sa rade** (Ibid.) — „Rdßexions et obsersations sur les
fövres &pid4miqiies reput^ tour h tour contagieuses et non - contagieuses"
(Comptes redus de TAcad. des sc, 1845) — „Etudes et observations sur les
causes des maladies 4pidSmiques, classifications Mologiques*^ (Annal. marit. et
Colon., 1846). Zusammen mit Jacquinot gab er eine Anzahl zoologischer Arbeiten
(1841 — 45) und mit SouLiE: „Nouvelles recherches sur Vempoisonnement par
Vacide arsSnieux" (Brest 1837) heraus. Er starb 1852.
Berger et Key, pag. 129. (x.
Home, Sir Everard H., Bart., ausgezeichneter englischer Chirurg ana
besonders verdienstvoll als vergleichend -anatomischer Forscher, war zu Edinbnrg
HOME. 269
1763 als Sohn eines Wundarztes geboren. Er stndirte and erlangte die akade-
mischen Grade in seiner Vaterstadt imd prakticirte Anfangs als Militärarzt in
London. Bereits im Jahre 1788 veröffentlichte er seine erste grössere Arbeit:
jfA dissertatian on the proprieties of pus** , welche in der wissenschaftlichen
Welt Aufsehen erregte, auf Kosten der Med. Society gedruckt wurde und dem
Verfasser den von FO£DTCS und John Huntbr gegründeten Preis des Lyceum
Londinense einbrachte. Nachdem er sich dann mit seinem Schwager John Hunteb
vergesellschaftet und begonnen hatte, an dessen wissenschaftlichen Arbeiten Theil
zu nehmen, erlangte er bald grösseres Ansehen. Er wurde nach und nach erster
Wundarzt des Königs (1803), Honorarprofessor des College of Surgeons und Sargeon
des St. Oeorge's und des Chelsea - Hospitals , Mitglied der Royal Society in
London. Im Jahre 1813 erhielt er die Baronetwürde. Er starb am 31. August
1832 in seiner Amtswohnung im Invalidenhause zu Chelsea, nachdem er sich seit
mehreren Jahren von öffentlichen Geschäften zurückgezogen hatte. Ausser der
schon oben, genannten tüchtigen Arbeit über den Eiter, die auch in*8 Deutsche
flbersetzt worden ist (Quedlinburg 1789; Duisburg 1789) hat H. noch eine ganze
Reihe von inhaltsreichen Werken verfasst, und zwar über chirurgische, wie ver-
gleichend-anatomische Themata. Zu den wichtigsten der ersteren Gruppe gehören
folgende: fyPractical obaervations of the treatment of stricture in the Urethra^
(London 1795; 1797; 1803, 2 voll.; 1805; 1821; 1822, 3 voll.; die späteren
Ausgaben mehrfach, namentlich durch einen Abschnitt über Stricturen des Oesophagus,
erweitert) — „Practical observattons on the treatment of ulcers on the legs,
considered as a branch of military surgery^ (Ebenda 1797; deutsch Weimar
1799) — „Observattona on Cancer connected vnth histories of the diseasea^
(Ebenda 1805; 1822) — „Practical observations on the treament of the
diseases of the prostate gland" (London 1811, mit 13 Abbild.; Supplement;
2. Aufl. Ebenda 1818, 2 voll.; 3. Aufl. Ebenda 1822; deutsch Leipzig 1817;
franz. Paris 1820; ital. Mailand 1821) — „A short tract on the formattons
of tumours on the peculiarities that are met with in the structure of those that
have become cancerous, vnth their mode of treatment" (Ebenda 1830). Femer
gab H. aus dem Nachlass John Huntsr's, in einer grossen Anzahl handschrift-
licher Abhandlungen und Notizen bestehend — bekanntlich war H. von seinem
Schwager auch zum Mitverwalter des HuNTBB'schen Museums testamentarisch
eingesetzt — die beiden folgenden Abhandlungen heraus: „Ä treatise on the
blood, inßammation and gunshot-wonnds" (mit einem kurzen Lebensabriss Hunteb's,
London 1794) und „A treatise on the venereal disease*' (Ebenda 1809; 1818).
(Näheres s. Haeseb, Geschichte der Med., U, pag. 553, 554, 676.) Von eigenen
Tergleichend-anatomischeu Arbeiten H.'s sind zu neonen : „Lectures on comparative
anatomy, in which are explained the preparations in the Hunterian collection"
(London 1814 — 1822, 4 voll.); femer sehe zahlreiche, seit 1795 in den Philos.
Transact. unter H.'s Namen erschienene Abhandlungen ; das Dict. bist, zählt deren
etwa 116 auf; doch bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten, ob diese alle
von H. selbst verfasst sind, oder ob nicht vielmehr ein grosser Theil derselben zu
denen gehört, die von John Hunter verfasst, später aus dessen schriftlichem
Nachlass von H. unter eigenem Namen herausgegeben sind.
Biogr. m6d. V, pag. 278—283. — Dict. bist. lU, pag. 228—236. — Callisen, IX,
pag. 79—101; XXIX, pag. 37—40. p j^
Home, Francis H., schottischer Arzt des vorigen Jahrhunderts, promo-
movirte 1750 mit der „Diss, de febre remittente" zum Dr. med. an der Universität
ZQ Edinburg und war hier später Professor der Materia medica. Am bekanntesten
ist er durch seine berühmte Schrift über Croup, betitelt: „An inquiry into the
nature, cattse, and eure of croup" (Edinburg 1765 ; deutsehe üebersetzung von
F. D. Mohr, Bremen 1809). (Näheres darüber s. Hiesch, Handb. der histor.-
g^ogr. Pathologie, II, pag. 115 ff.) Wie diese, so zeugen auch die übrigen Schriften
870 HOME. — HOMOLLE.
H.'b von einer guten Beobachtungsgabe und reicher praktischer Erfahrung. Die Titel
derselben sind: „An esaay on the contents and virtues of Dunse-^-spaio" (Edinburg
1761) — ff Experiments on hleaching^ (Ebenda 1756) — „Princtpia medicinat*^
(Ebenda 1758; 3. Aufl. 1770; weitere bis 1783; franz. Paris 1773; Basel 1792;
deutsche üebers. von J. Fä. Ehrmann, Nürnberg 1772, 1778) — „Medical facti
and expertments*^ (Edinburg und London 1789 ; deutsche Uebers. Altenburg 1768) —
„Clinical experiments, historiea and dissections^ (Edinburg 1780; London 1782)
— „Methodus matertae medicae" (Edinburg 1781) — „Experiments on fish
and flesh preserved in Urne water" (Philos. Transact., 1753, T. X, pag. 258).
Biogr. in6d. V, pag. 283. — Dict. bist. IH, pag. 227. Pgl.
Homolicki, Michael H., geboren am 22. November 1791 in Bialowicze
bei Slonim (Lithauen), studirte von 1808 — 1815 in Wilna Medicin, wurde 1816
Secretär der medicinischen FacultAt in Wilna, lehrte kurze Zeit hindurch
Chirurgie, wurde dann Docent und seit 1824 ausserordentlicher Professor der
Physiologie, doch schon 1827 musste er aus Gesundheitsrllcksichten seine Stellung
verlassen und widmete sich nun mit Vorliebe philologischen und historischen
Forschungen. Er starb in Wilna am 21. Januar 1861. Seine medicinischen Schriften
sind ohne Bedeutung. K. & P.
Homolle, Vater und Sohn, zu Paris. — Der Erstere, Augustin-Eug^ne H.
wurde 1834 daselbst Doctor mit der These: „Gonsidirations gSndrales sur
la thirapeutiqite, en particulier sur la sp^cificitS*^ , Ausser anderen chemisch-
pharmaceutischen Arbeiten ist er namentlich durch die von ihm zusammen mit
QuEVENNE bewirkte Darstellung eines von ihnen Digitalin genannten Präparates
bekannt geworden. Auch wurde von ihm und Joret das Apiol dringend gegen
Wechselfieber empfohlen. Er war ausserdem ein sehr beliebter und erfahrener Arzt
nnd starb, 75 Jahre alt, am 18. August 1883.
Georges Homolle, der Sohn, 1845 in Paris geboren, widmete sich
unter Leitung seines Vaters der medicinischen Laufbahn , wurde 1869 Interne,
blieb es 5 Jahre, indem er neben seiner Hospitalthätigkeit Mitarbeiter seines
Vaters bei dessen wichtiger Arbeit über das Digitalin war, wurde 1875 Chef de
clinique der Facultät und hatte, da er während seiner Dienstzeit im Rinder-
Hospital selbst von Diphtherie befallen worden war, von 1873 an eine Reihe von
Infectionsversuchen in der Absicht unternommen, das infectiöse Agens jener
Krankheit aufzufinden und zu isoliren. Wenn er dabei auch zu keiner Entscheidung
kam, so waren die erlangten Resultate doch von Wichtigkeit. 1875 wurde er
Doctor mit der These: „Sur les scrofulides graves de la muqtietise bucco-
pharyngienne (angines scrofuleuses graves, lupus de la gorge)". Er machte der
8oci6t6 anatom. zahlreiche Mittheilnngen über die pathologische Anatomie der
Kinderkrankheiten, berichtete (Union m6d., 1875) über eine Epidemie von acutem
Pemphigus der Neugeborenen, wurde einer der Ilauptredacteure der neugegrfludeten
„Revue des sciences mMicales" , wobei ihm seine Sprach kenntnisse besonders zu
statten kamen und verfasste , neben seiner referirenden Thätigkeit in jenem
Journal, Revuen über wichtige Zeit fragen, wie über Diphtherie (1876), Typhoid-
fieber (1878), sowie eine wichtige Arbeit über Pleuritis. Ausserdem hatte er
1875 einen Aufsatz über die Anwendung einer liegenbleibenden Doppelröhre bei
der Behandlung des Empyems und zusammen mit Potain in demselben Jahre
Uütersuchungen über die intra-thoracische Spannung bei Pleuraergüssen veröflent-
licht. Er gehörte auch zu den Hauptredacteuren des „Dictionnaire de mödecine
et de Chirurgie pratique" , in welchem seine bedeutendsten Artikel die über
„Rhumatisme^S „Sciatique", „Syphilis" sind; einen solchen über Typhoidfieber
hatte er zur Zeit seines am 24. November 1883, im Alter von 38 Jahren, ein-
getretenen Todes nahezu vollendet. Ein an fruchtbarer Arbeit reiches Leben kam
damit vorzeitig zum Abschluss.
Ren du in Union mMicale. 1884. Nr. 39. G.
HONEIN. — HOORN. 271
Honein Ben Ishak, s. Araber, Bd. I, pag. 166, Nr. IV.
Honestis, Ghristophorns Georgias deH., in Florenz geboren, im x\^
14., vielleicht auch erst im 15. Jahrhundert lebend, ist Verfasser eines seiner-
zeit hochgeschätzten, als Erläuterung zu dem von MesüE verfassten Antidotarium
bearbeiteten Apothekerbuches, das unter dem Titel: „Expoaitto antidotarü"
zaerst in Venedig 1562 im Druck erschienen ist; ttbrigens finden sich diese
Expositionen in den meisten Ausgaben des Mbsüe angeführt. lieber die Lebens-
verhältnisse des Autors ist nichts Weiteres bekannt geworden. A . . t.
Hoogstraten, David van H., geboren zu Rotterdam am 14. März 1658,
stadirte die schönen Wissenschafken und Medicin in Leyden, wo er auch den
Doctortitel erwarb. Er liess sich dann zuerst in Dordrecht (Holland) nieder
und blieb hier bis zu seiner Berufung als Lehrer an das Gymnasium zu Amsterdam.
1722 hatte er das Unglflck, in Folge des Verlustes seines Gehörs dieses Amt
aufgeben zu müssen. Er zog sich in's Privatleben zurück und starb zwei Jahre
später, am 21. November 1724, an den Folgen eines unglttcklichen Sturzes in
einen der Canäle Amsterdams, in einer sehr stürmischen Nacht. H. hat nur eine
piedicinische Schrift verfasst, betitelt: „De hodiemo medicinae statu ad Nicolaum
van der Kappen** (Dordrecht 1683).
Biogr. mW. V, pag. 284. Pgl.
Hooper, Robert H., zu London, war daselbst geboren, machte dort
auch seine Studien, wurde Apotheker der Parochial-Infirmerie von Marylebone,
trat bald darauf in das Pembroke College zu Oxford, erwarb daselbst mehrere
6rade, den Doctorgrad aber 1805 zu St. Andrews und begann in London als
Physician zu prakticiren, sowie Vorlesungen, vor sehr zahlreichen Zuhörern zu
halten. Er war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, der sich mit besonderem Geschick
und Glück auf die Abfassung von Lehrbüchern gelegt hatte, von denen einige,
wie das „Physicians Vade-Mecum" und sein „Medical Dictionary" noch heutigen
Tages gangbar sind. Er war Physician der Marylebone Infirmary, zog sich jedoch
nach einer lucrativen Praxis 1829 aus derselben zurück und starb am 6. Mai 1835.
Seine hauptsächlichsten Schriften sind: „ObservcUions on the structure and
economy of plante, To which is added the analogy between the animal and
vegetable kingdoms** (Oxford 1797; new ed. 1798) — „The anatomist'a vade-
mecum; etc.** (London 1797; 1800; 1802 etc.; 9. edit. 1820 etc.) — Ueber-
setzmig von J. J. Plenck's y^Hygrology , or chemico-physiological doctrine of
theßutds ofthe human body*^ (1797) — „A compendious medical dictionary ; etc,^
(London 1798; 7. edit. 1838) — „Anatomical plates of the bones and muScles;
dxminühed from Albinus; etc." (1802; 1814; 1822) — „Observations on
Ae epidemtcal diseases now prevailing in Londoii; etc," (1803) — „Ana-
tomical engravings of the viscera of the thorax" (1803; 1814) — „A diagram
of the human eye; with Observation^" (1804) — „The London dissector"
(1804)— „Examinations on anatomy etc." (2 voll., 1807; 1810; 1814; 1820;
1827) — „The physicians vade-mecum; etc." (1809; 1812; new edit. by
Mich. Ryan, 1833; new edit. 1837; new edit. by W. A. Guy, 1857 etc.), von
dem in wenigen Jahren 22.000 Exemplare verkauft sein sollen — „ The surgeon's
vade-mecum] etc," (2. edit. 1814; 3. edit. 1824; deutsche Uebersetzung von
G.W. Becker, Leipzig 1821) — „The morbid anatomy of the human brain etc,"
(1826, 4., w. 15 pl.) — „The morbid anatomy of the human Uterus and its
appendages etc,** (1832, 4., w. 21 pl.). Auch gab er heraus: John Quincy,
„Lexicon medicum or medical dictionary: etc," (3. edit. 1805; 1811; 7. edit.
1839; Amer. edit. 1826; 1835 etc.), das zuerst 1730 in London erschienen war.
Munk, m, pag. 29. — Callisen, IX, pag. 106; XXIX, pag. 43. G.
Hoorn (Hoorne, van der Hoorn, Hörn), Johann van, ein seiner
Zeit berühmter schwedischer Geburtshelfer, von niederländischen Eltern abstammend,
272 HOOEN. — HOPE,
am 16. Februar 1661 in Stockholm geboren, lag seinen medicinisehen Studien
in Leyden und Amsterdam, späterhin (1687) in Paris ob. In letzterer Stadt zog
ihn namentlich Paül Portal an. 1689 hielt er sich in England auf, das nächst-
folgende Jahr in Holland, wo er sich zu Leyden nach einer öffentlichen Dispu-
tation: „De praetematurali partu*^ die Doctorwürde erwarb. Nach zwölQähriger
Abwesenheit kehrte er am 27. August 1692 in seine Vaterstadt zurück. Er wurde
sofort in das königliche Collegium der Aerzte aufgenommen und übte seine Kunst
aus. Gleichzeitig hielt er Vorlesungen über Anatomie. Vor Allem aber liess er
sich die Geburtshilfe angelegen sein , welche er nicht allein emsig ausübte, sondern
in der er auch die Hebeammen am Phantome in seinem Amte als Stadtphysicus
unterrichtete. Im Jahre 1720 wurde er zum ersten Leibarzte des Königs F r i e d-
rieh ernannt. Er starb am 11. Juni 1721 im Alter von 62 Jahren. H. erwarb
sich grosse Verdienste um den Unterricht der Hebeammen und die Regelung des
Hebeammenwesens in Schweden. Durch ihn wurde Schweden mit der französischen
und holländischen Geburtshilfe, die bekanntlich damals in voller Blflthe stand,
bekannt. Seine geburtshilflichen Lehren sind daher in^ Allgemeinen die gleichen,
wie wir sie bei Maueiceaü, Paul Portal und Deventer finden. In mancher
Beziehung aber ist er seiner Zeit bedeutend vorgeeilt. So hat er z. B. ganz
richtige Ansichten über die anatomischen Verhältnisse der Placenta praevia, extrahirt
die Frucht nach der Wendung nur an einem Beine. Ganz richtig beurtheüt
er die Gesichtslagen, von denen er sagt, es sei am besten, wenn man ihren
Verlauf einfach der Natur überlasse. H. war auch literarisch thätig. Zuerst schrieb
er ein schwedisches Hebeammenbuch (Stockholm 1697; 1715, auch in das
Deutsche übertragen Stockholm 1721; 1765). Im Jahre 1723 gab er einen zweiten
Theil dazu heraus, der Paul Portales 80 Beobachtungen aus dem Französischen
übersetzt enthält (Upsala und Stockholm 1725 — 1729). Sein zweites Hauptwerk:
„Die zwo um ihre Gottesfurcht und Treue wohl belohnten Wehemütter Siphra
und Pua etc.", erschien 1715 schwedisch (spätere Auflagen 1719 und 1777)
und deutsch — vom Verfasser selbst übersetzt — 1726 (spätere Auflagen 1737;
1743; 1754; 1771). Auch eine holländische Uebersetzung erschien im Jahre 1753.
Ausserdem hinterliess H. zwei Abhandlungen über das Untersinken und Schwimmen
der Lungen einer todtgeborenen Frucht (in schwedischer Sprache geschrieben,
erschienen 1718 und 1720).
Act. f. liter. Suec. Upsala etc. 1725—1729. Vol. I, 4., pag. 19. — Sacklen, I,
pag. 69; IV, pag. 10. — Banga, H, pag. 735. — Bibl. nnivers. XX, pag. 372. — Biogr.
m6d. V, pag. 286. — v. Siebold's Geschichte der Geburtshilfe. II, pag. 231
Kleinwächter.
Hope, James H., zu London, war um 1801 geboren, begann 1820 in
Edinburg zu studiren, wurde daselbst 1825 Doctor mit der Diss. : „De aortae
aneurysmate" f stndirte von 1826 in London unter Abebnettt und Lawrenge
Chirurgie, besuchte darauf Paris, kehrte 1828 nach England zurück, liess sieb in
London nieder, setzte seine Studien eifrigst im St. GeoFge's Hosp. fort , um zwei
lange geplante grosse Werke zu publiciren, nämlich : „A treatiae on disectaes of
the heart and great vessels , comprising a new view of the physiology of the
heart^s action, according to which the physical signs are explained" (London
1832, 1833; 2. edit. 1835; 3. edit. 1839; 2. Amer. from the 3. Lond. edit.
by C. W. Pennock, Philad. 1846 ; deutsche Uebers. mit Anmerkungen von Fbrd.
WHiH. Becker, Berlin 1833) und „Principles and illustrations of morhid
anatomy, adapted to the elements of M. Ändral and to the Gyclopaedia of
practical medicine, being a complete series of coloured and lithogr, dravnngs,
from Originals by the author etc,*^ (Ebenda 1834, w. 47 col. pl. ; 1. Amer. edit.
von L. M. Lawson, Philad. 1845; deutsche Uebers. von M. S. Krüger, Berlin
1836; russische Uebers. von P. Naeanowitsch , St. Petersburg 1837; mehrere
amerikanische Ausgaben). Nach der Publication dieser Werke vermehrte sich sein
Ruf als Arzt beträchtlich und wurde er, der bis dahin Physician der Marylebone
HOPE. — HOPPE. 273
•
Infbrmaty gewesen war, zum Assistant Physician beim St. George's Hosp, und
1839 zum Pbysieian desselben ernannt. Ausser diesen beiden verdienstvollen
Werken, die seinen Namen in der ganzen Welt bekannt gemacht haben, hat er
nur Au&ätze nnd Artikel in der Cyclopaedia of pract. medic, in der Lond. Med.
Graz, und in Johnson's Med.-Cliir. Review veröffentlicht, denn seine Lebensdauer
war eine sehr kurz bemessene, indem er bereits mit 40 Jahren, am 13. Mai 1841,
an der Schwindsucht verstarb. %
Mrs. Hope, Memoirof the late James Hope etc. Edited by Klein Grant,
London 1842; 3. edit. 1844 (nicht zngänglich). — London Hed. Oaz. Nev Ser. 1841—42,
Yol. II, pag. 692. — Calliaen, IX. pag. 110; XXIX, pag. 44. ö.
Hopf, Christian Gottlob H., geboren zu Bahlingen am 15. Juli 1766,
Bruder des berühmten Professors der Physik, Philipp Heinrich H. , studirte
Medicin und Naturwissenschaften zu Tflbingen und promovirte daselbst 1790 zum
Dr. phil. mit der „Diss. qua tnstruendae meteorologiae medicae consilta vnsti'
tuuntur" und 1794 zum Dr. med. mit der „Diss, theoriae de principio, fehres
inflammatorias epidemicaa gignente, rudimenta^. Eine Zeit lang war H. ausser-
ordentlicher Professor der Medicin in Tübingen, dann Hess er sich als Arzt zu
Kirchheim unter Teck nieder, erhielt dort 1806 die Ernennung zum Oberamtsarzt
unter Verleihung des Titels „Hofrath^ seit 1812. Er schrieb: „Gommentarien
der neueren Ärzneyhunde^ (Tübingen 1793 — 1800, 6 voll.) — „üebersickt der
wichtigeren Vorfälle in dem Clinicum ambulatorium" (Ebenda 1796 — 1800) —
„Grundries einer systematischen Abtheilung der einfax^hen und zusammen-
gesetzten ArzneykÖrper^ (Ebenda 1803) — ;, Versuch eines Umrisses der
Eauptgattungen des Schlagflusses und ihrer Behandlung" (Stuttgart 1816) —
„Geschichte einer operirten Parotis" (Hüfklaxd's Joum. der prakt. Heilk.,
1798, Bd. V, pag. 397 — 411) — „Beitrag zur Geschichte physiologischer Heü-
arten" (Ebenda 1800, ßd. IX, pag. 100 — 14) — „Beobachtungen und Bemer-
kungen über die sogen, schwarze Blattemkrankheit (Anthrax), nebst der Angabe
einer Präservativ- und Heilmethode gegen solche Wechselfieber, die von den
Ausdünstungen der Sümpfe entstehen" (Allg. med. Annalen der Heilk., 1812),
sowie zahlreiche kleinere Aufsfttze in verschiedenen Zeitschriften, hauptsächlich
Aber (regenstände aus dem Gebiete der Staatsarzneikunde und gerichtlichen Medicin.
£r starb zu Stuttgart am 12. Juli 1842.
Gradmann, nag. 246. — Biogr. m6d. V, pag. 286. — Neuer Nekrolog der
Deutschen. 1842, Jahrg. 2b, pag. 1093. — Callisen, IX, pag. 111—116; XXIX, pag. 46.
Pgl.
Hopfengaertner, PhilippFriedrichH., Arzt und Chemiker, geboren
1771 in Stuttgart, war daselbst seit 1794 Stadt- und Amtsphysicus und seit 1795
wflrttembergischer Leibmedicus; doch endete er bereits am 1. December 1807
durch Selbstmord mittelst Erschiessens , den er in einem Anfalle von Melancholie
über den Tod seiner Frau beging. Er schrieb: „Einige Bemerkungen über die
menschlichen JEmiwicklungen und die mit denselben in Verbindung stehenden
Krankheiten" (Stuttgart 1792) — „Bey träge zur allgemeinen und besonderen
Theorie der epidemischen Krankheiten" (Ebenda 1794) — „Beobachtungen und
Untersuchungen über die Pockenkrankheit" (Ebenda 1799) — „Untersuchungen
über die Natur und Behandlung der verschiedenen Arten der Oehirnvxisser sucht"
(Ebenda 1802)^ sowie einige chemische Aufsätze, z. B. „Observationes circa
nercurii cum acido muriatico connubium" (Ebenda 1792). Mit Jaeger gab er
heraus: „Pharmacopoea Wirtembergica" (Ebenda 1786).
Biogr. ni6d. V, pag. 286. - Dict. hist. III, pag. 237. — Poggendorff, I, pag. 1139.
Pgl.
* Hoppe, Johann Ignaz H., wurde zu Grossbartloff (Reg.-Bez. Erfurt)
am 14. Januar 1811 geboren, studirte theils Philosophie, theils Medicin in Berlin^
wo er dem Friedrich Wilhelms-Institut angehörte, und wurde Dr. med. im Jahre
1834. Nach längerer Militflrdienstzeit absolvirte er 1840 das Staatsexamen,
Biogr. Lexikon. III. 18
274 HOPPE. — HOBKEL.
habilitirte sich 1846 in Bonn und ging 1852 nach Basel als Extraordinarius.
Seine Arbeiten sind grösstentheils physiologisehen und psychologischen Inhaltes
(Gegenreiz, Scheinbewegungen, Vorgänge im Gehirn bei Wahrnehmungen etc.).
Wem ich.
'^'Hoppe-Seyler, Ernst Felix Immanuel H., zu Strassbnrg im Elsass,
ist geboren zu Freiburg an der ünstrut, Provinz Sachsen, am 26. December 1825,
besuchte die Universitäten Halle, Leipzig, Berlin, Prag, Wien als Schflier von
E. H, und Ed. Weber, Oppolzbb, Erdmann, Marchand, Joh. Müller, Leh-
HANN, wurde in Berlin 1850 Doctor, war Arzt am dortigen Arbeitshause 1852 — 54,
Prosector und Docent in Greifs wald 1854 — 56, Assistent am pathologischen Institut
in Berlin 1856 — 64 unter Virchow, als Prof. extraord. von 1860 an, war dann
ord. Prof. der angewandten Chemie in Tttbingen 1861 — 72 und ist Professor der
physiologischen Chemie in Strassburg seit 1872. Schriften: „Handbuch der
physiologisch- und pathologisch-chemischen Analyse*' (Berlin 1858 — 83, 5 Aufl.) —
„Physiologische Chemie^ (Ebenda 1877 — 81) — „Medicinisch-chemische Unter-
suchungen** (4 Hefte, 1866 — 71); auch redigirt er die „Zeitschrift für physio-
logische Chemie** (Bd. I — IX, 1877 bis jetzt). Ausserdem Arbeiten über die
Eigenschaften der Blutfarbstoffe, der Eiweissstoffe, über Gährungen, Activirung des
Sauerstoffs, Bestandtheile der Protoplasmen etc. in Virchow*s Archiv und E^lüger's
Archiv und in der oben genannten Zeitschrift. ^^^
Horatils, CosmoMaria deH., zu Neapel, war daselbst 1779 geboren,
studirte dort und seit 1802 zu Pavia, war in Neapel Militärarzt, Mitglied des
militärischen Gesundheitsrathes, Oberchirurg am Militärlazareth della Trinita, Pro-
fessor der chirurgischen Universitätsklinik und seit 1824 Chirurg des Erbprinzen.
H. hat sich literarisch namentlich durch Uebersetzungen von Desaült: „Opere
ckirurgiche*' — Marcard: „Della natura e delV uso dei hagni** (Pavia 1802)
und durch die Redaetion der „Effemer, di med, omiopatica** , die er seit 1831
leitete, bekannt gemacht.
Callisen, XXIX, pag. 50. H. Frölich.
Horch, Christoph H. , geboren 1667 als Sohn eines prenssiscben
Militärchirurgen, erhielt von seinem Vater den ersten Unterricht in der Medicin
und wurde von diesem 1684 auf die Universität nach Königsberg geschickt, wo
er drei Jahre studirte und während dieser Zeit eine philosophische Abhandlung
über den Cartesianismus veröffentlichte. 1687 in seine Vaterstadt zurückgekehrt,
begab er sich bald darauf nach Breslau, wohin ihn der Ruf des berühmten Wund-
arztes Purmann zog. Nach Verlauf einiger Zeit ging H. nach Bern, nahm Dienste
als Arzt in der Schweizer Armee in Italien ; später ging er als Arzt des Herzogs
nach Württemberg. 1692 promovirte er zum Dr. med. in Pavia unter Vorsitz
von Patin, kehrte nach dem Tode seines Vaters nach Preussen zurück, nahm an
einem Feldzuge in Flandern unter Befehl des Grafen von Flemming Theil und
wurde etwa 1694 Ohefwundarzt und Inspector des wundärztlichen Dienstes der
prenssiscben Armee. 1703 wurde er Leibarzt des Königs von Preussen, als welcher
er am 20. April 1754 starb. Ausser verschiedenen, in den Acta der Leopold.
Akad. der Naturf. zerstreut veröffentlichten Aufsätzen und einigen unbedeutenden
akademischen Abhandlungen hat H. noch eine deutsche Uebersetzung der „Praxis
medico-chirurgica rationalis cum decadUms observationum quatuor** des Holländers
Johannes Muys verfasst.
Biogr. m6d. V, pag. 288. — Hall er, Biblioth. chirurg. I, pag. 5*23. — Boerner,
n, pag. 313. PgL
Horkel, Johann H., zu Berün, war am 8. September 1769 zu Bur^
auf der Insel Fehmam geboren, wurde in Halle 1799 Privatdocent, 1802 Prof. e. o.,
1804 ord. der Medicin, 1810 ord. Prof. der Medicin an der Universität Berlin
und 1830 Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst. £r gab heraas:
HOBKEL. — HOBN. 275
„Archiv für die thiertsche Chemie'' (2 Hefte, Halle 1801^ 1802) und war Mit-
redacteor von Mbckel's Deatschem Archiv fflr Physiologie seit 1815. Er starb
am 16. November 1846.
Alberti, I, pag. 372. 0.
Hern , Bartholomäus H. , als Sohn eines Bürgermeisters in Greifen-
berg i. P. am 24. Jnni 1614 geboren, besuchte das Oymnasium in Danzig und
gtadirte Medicin in Königsberg. Nachdem er seine Stadien in Leyden beendigt
hatte, Hess er sich Anfangs als Arzt in seiner Vaterstadt nieder, promovirte dann
1641 in Greifswald zum Dr. med. und ging als Arzt nach Stralsund, wo er
1694 starb. Seine wenigen Schriften sind: „Bedenken vom Podagra, darinnen
kürzlich berichtet toird: 1, was das Podagra sei; 2, wovon es entstehe, 3. nxie
es zu euriren*' (Stralsund 1642) — „Vates medicus Hippocraticus , seu pro-
gnosticorum Über commentariis illustratus" (Ebenda 1654).
Biogr. mM. V, pag. 288. P g 1.
Horn, JohannPhilippH., zu Wien , war zu Hadamar im Nassauischen
am 25. März 1774 geboren, stndirte in Bonn und trat nach Auflösung dieser
Hochschule 1799 als Feld- Unterarzt in österreichische Dienste, wurde 1802
Feldarzt und zum Triester Gamisonspital versetzt. 1803 entlassen, wurde er
1804 Assistent der allgemeinen Versorgungsanstalten in Graz, 1806 Primararzt
und Geburtshelfer derselben, 1811 Professor der theoretischen und praktischen
Geburtshilfe am Lyceum daselbst und 1822 Professor derselben an der Univer-
sität zu Wien. 1818 hatte er von der med. Facultät in Marburg die Doctor-
wflrde erhalten. Von seinen Schriften sind anzuführen : ;, Beschreibung eines zu
Unterbindungen (Ligaturae) sehr zweckmässigen Instrumentes u, s. w.^ (Graz
1811, m. 3 Kpft.) — „Theoretisch-praktisches Lehrbuch der Geburtshilfe u,s. w."
(2 Thle., Ebenda 1814; 2. Aufl. u. d. T. ; „Theoretisch-praktisches Lehrbuch
der Geburtshilfe ßir angehende Geburtshelfer^ (Wien 1825) — „Lehrbuch
der Geburtshilfe, zum Unterricht ftir Hebeammen^ (2. Aufl. Wien 1825 ; 1831 ;
1838; 1839) — „Bemerkungen und Erfahrungen über einige Gegenstände
der praktischen Geburtshilfe, als weserUlicher Anhang ztc seinem Lehrbuch u. s, w.**
(Wien 1826 , m. 2 Kpft.) — ;, Geschichte einer Superfötation , oder gleich-
zeitig bestehenden Bauchhöhlen- und Gebärmutterschicangerschaft u, s, w.**
(v. Siebold's Journal, 1828) — „Gesammelte Aufsätze über einige der wich-
tigsten und am häufigsten vorkommenden geburtshilflichen Operationen; als
ein Anhang zur S.Auflage des Lehrbuches der Geburtshilfe u. s, w." (2. Aufl.
1838). Er war auch Mitredacteur der Jahrbb. des k. k. österr. Staates seit 1832
und besass als Geburtshelfer einen ausgezeichneten Ruf. Als emeritirter Professor
starb er am 23. December 1845.
V. Wurzbach, IX, pag. 291. — Callisen, IX, pag. 149; XXIX, pag. 54. g.
Horn, Ernst H. , zu Berlin, war am 24. August 1774 in Braunschweig
geboren. Er stndirte Medicin in Göttingen, wo er 1797 für seine Arbeit: „Ueber
die Wirkungen des Lichts auf den lebenden menscJdichen Körper mit Aus-
nahme des Sehens" (Königsberg 1799) von der medicinischen Facultät das Accessit
erhielt. Am 10. April 1797 erlangte er die medicinische Doctorwttrde mit der Diss. :
„De mutatione atque transitu catarrhi in phthisin pulmonalem ejusque prohibi-
tione**. 1798 Hess er sich als zweiter Garnisonarzt in seiner Vaterstadt nieder,
vo er 1800 Professor der Klinik für Militärwundärzte wurde. Ostern 1804 folgte
er einem Rufe als ord. Prof. der Medicin nach Wittenberg mit dem Titel eines
Hofraths. Schon im Herbst desselben Jahres vertauschte er diese Stellung mit
emer Professur in Erlangen, blieb aber auch hier nur kurze Zeit und ging 1806
nach Berlin , wo er zum Professor an der medicinisch-chirurgischen Militärakademie
ernannt und bis 1818 zweiter Arzt am Charit6-Krankenhause war. 1813 — 14
fnngirte er auch als Generalarzt in den Militärlazarethen zwischen Elbe und
18*
276 HÖRN.
Oder. 1811 war er Mitglied der wissensehaftliehen Deputation fOr das Medicinal'
wesen geworden und blieb es 27 Jahre hindurch, ohne kaum je in einer
Sitzung zu fehlen. 1821 wurde er zum ordentlichen Professor der Heilkunde
an der Universität und zum Geh. Medicinalrath ernannt. Nachdem er noch 1847
sein öOjähriges Doctorjubiläum gefeiert, starb er am 27. September 1848. —
H. gehörte, nachdem er sich aus den Banden des BBOWN'schen Systems, in die er
.anfänglich gerathen war, befreit hatte, zu denjenigen bedeutenden Aerzten im Beginne
dieses Jahrhunderts , welche als Eklektiker das Brauchbare möglichst aus ver-
schiedenen Systemen am Krankenbett verwertheten und im Uebrigen jeder Meinung
ihr Recht gönnten. Ein wesentliches Verdienst hat er speciell um die wissenschAft-
liehe und praktische Psychiatrie sich dadurch erworben, dass er als Lehrer dieses
Faches an der betreffenden Abtheilung in der Charit6 wesentlich in Reil's Fuss-
stapfen trat, aus dessen Schule er hervorgegangen war und die erfahrungsmässige
Bearbeitung dieser Wissenschaft in hohem Masse förderte, Ein auf jener Abtheilung
vorgekommener Todesfall zog ihm, als Folge einer Denunciation des Geh. Medicinal-
Eaths Dr. KohlraüSCH, eine Criminaluntersuchung zu, aus der er ehrenvoll
gerechtfertigt hervorging. Er veröffentlichte darüber: „BechtferttgendesErkenntniss
des kgl, preusaischen Kammergerichtes u. s, w.^ (Berlin 1812) und gab, als er
1818 aus seiner Hospitalstellung austrat: „Oeffentliche Rechenschaß über meine
zwölfjährige Dienstführung als zweiter Arzt des kgl, Charitd- Krankenhauses
zu Berlin, Nebst Erfahrungen über Krankenhäuser und Irrenanstalten*^ (Berlin
1818) heraus. Auch nach seinem Austritt aus der Charitö war seine Lehr- und
praktische Thätigkeit grossentheils der Psychiatrie gewidmet, obgleich er auch
andere Vorlesungen hielt und als Arzt auch bei anderen Erkrankungen consnltirt
wurde. H.'s Hauptwerke sind : „Beiträge zur medicinischen Klinik, gesammelt
auf meinen Reisen durch Deutschland, die Schweitz und Frankreich^ (Braun-
schweig 1800, 8., 2 Bde.) — „Nachlese zu meinen Beiträgen zur medicinischen
Klinik^ (auch u. d. T. : „ Versuch einer praktischen Nosologie der Fieber^,
Ebenda 1800, 8.), später umgearbeitet erschienen als: „Anfangsgiiinde der
medicinischen Klinik'' (2 Thle. , Erfurt 1807, 1808, 4 Bde.; holländisch,
Amsterdam 1809; italienisch, Florenz 1803) — „Ueber die JErkenntniss und
Heilung der Pneumonie^ (FrsLokfuxt a. M. 1802, gr. 8.) — „Klinisches 2'aschen-
buch für Aerzte und Wundärzte^ (Berlin 1803, 8., nebst Hüfeland's Porträt) —
„Handbuch der praktischen Arzneimittellehre für Aerzte und Wundärzte**
(Ebenda 1803; 2. Aufl. Ebenda 1805) — „De opii abusu"" (Wittenberg
1804) — „Handbuch der medicinischen Chirurgie" (Berlin 1804 — 1806,
2 Thle.) — „Grundriss der medicinisch - chirurgischen Arzneimittellehre"
(Ebenda 1804) — ;, Versuch über die Natur und Heilung der Ruhr" (Erfurt
1806) — „lieber den Werth der medicinischen Erfahrung etc," (Vorlesung
bei Eröffnung seines medicinisch - klinischen Unterrichts in der Charitö, Berlin
1804); dann seine classische Schrift: „Erfahrungen über die Heilung des an-
steckenden Nerven- und Lazarethfiebers u, s, w." (Berlin 1814; 2. Aufl. Ebenda
1814). In seinem: „Archiv für medicinische Erfahrung" (Berlin 1800— 1808,
6 Bde.) , fortgesetzt als : ;, Neues Archiv für medicinische Erfahrung im,
Gebiete der praktischen Medicin etc", herausgegeben von E. HORN, F. Nasse,
A. Henke und J. Wagnär (Ebenda 1807—1836, 64 Bde.), das 36 Jahre bestand,
hat H. ausserdem eine Unzahl von kleineren Aufsätzen und Abhandlungen ge-
schrieben , so : „Erfahrungen über da^ sogenannte Kindbetterinfieber" (1. c.
Bd. I, 1801) — „Ueber eine einfache und glückliche Behandlungsart der
gewöhnlichen remittirenden Fieber" (Ebenda, Bd. I, 1801) — „Beiträge zur
Klinik der Fieber von Schwäche mit Pneumonie" (Ebenda, Bd. I und H, 1801) —
„Klinische Bemerkungen über die Gelbsucht" (Ebenda, Bd. lU, 1803j —
„Leber einige merkwürdige Nei*venfieber-Curen" (Ebenda, Bd. IV, 1804) —
„ Ueber die vortrefflichen Wirkungen der warmen aromati^ch-spirituösen Kräuter-
umschläge über den Kopf beim Sopor und anderen Formen asthenischer Loc(d-
HÖRN. 277
affectümen des Hirns" (Ebenda, Bd. V, 1804) — „Erfahrungen iibm* die
Natur und Behandlung der Phthisis puerperalis" (Ebenda, Bd. VI, 1804) —
„Klinische Aphorismen über die Hämorrhoidalkrankheit" (Ebenda, Bd. VII,
1805) — „Fragmente für die praktische Heilkunde" (Ebenda, Bd. VIII, 1805
ü. ff.) — „Klinische Aphorismen über den sogenannten Bluthusten" (Ebenda,
H. 2) — „lieber die Intermissionen der Si/philis" (N. Arohiv für med. Erf.,
Bd. VI, 1807) — „Klinische Aphorismen über das Blutbrechen" (Ebenda, Bd. VII,
1808) — „Bemerkungen und Beobachtungen über die Bleichsucht und Meno-,
ftasie" (Ebenda, Bd. VIII, 1808) — „Ueber die Herbstruhr des Jahres 1808
nebsf^ Erfahrungen über die Wirkungen des Mohnsaftes, der Krähenaugen etc,"
(Ebenda, Bd. IX, 1809) — „Ueber den hitzigen Rheumatismus" (Ebenda,
Bd. XI) — „Ueber die Verhärtung des Zellgewebes neugeborener Kinder"
(Ebenda, Bd. XIII, 1810) — „Ueber die Wasseransammlung in den Hirn-
holden" (Ebenda) — „Ueber die Nux vomica" (Ebenda, Bd. XIV, 1810) —
„Erfahrungen über die Wirksamkeit der kalten Sturzbäder, Ueber giessungen
und Wasdiungen in typhösen Fiebern" (Ebenda) — „Diagnostische Bemer^
Jcungen über die Himentzündung und über den Typhus" (Ebenda 1812) —
nUeber eine neue und schnellheilende Krätzsalbe" (Ebenda 1813) — „Ueber
die Bauer des Beifungs- Zeitraumes der Typhus-Ansteckung" (Ebenda) — ;
^Beobachtung eines Falles von Gesichtsrose und Schlagßuss nach einer Des-
organisation der Ovarien*^ (Ebenda) — „Glückliche Heilung bösartiger Nerven^
fieberkranken mit Brand der Füsse" ((Ebenda) — „Geschichte einer merk-
würdigen organischen Krankheit des Herzens und der grossen Schlagadern".
(Ebenda 1815), verschiedene forensisch-psychiatrische Gatachten und Artikel für
das Berliner encyclopädische Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften , in
den Analekten der Einderkrankheiten, Hufeland's Journal der Heilkunde, Braun-
schweig. Magazin , Frobiep's Notizen aus der Natur- und Heilkunde und Preuss.
m^d. Vereinszeitung — „Aphorismen des Dr. Ernst Hörn. Eine Denk-
schrift" schrieb Dr. Hauck (Dresden und Leipzig 1849), welche besonders H.*s
Leistungen als Psychiater würdigen.
Gelehrtes Berlin, 1825, pag. 112. — J. H. Schmidt, Ebenda. 1848, pag. 1-14.—
Ifed. Centralzeitung. 1848, pag. 88, 89. — Gedike, Preuss. Vereins-Ztg. 1849, pag. 41—43. —
Haeser, Gesch. d. Med., II, pag. 908. — Callisen, IX, pag. 126—147 ; XXIX, pag. 51—53.
Falk. — Pagel.
Horn, Wilhelm von H. , zu Berlin, war als Sohn des Vorigen am
17. Februar 1803 in Braunschweig geboren, studirte von 1822 — 27 zu Erlangen,
Heidelberg und Berlin, schrieb in dieser Zeit : „ Ueber den Geschmackssinn des
Menschen^ ein Beitrag zur Pathologie desselben" (Heidelberg 1825), wurde mit
der Diss. : „De tabe dorsali" (Berlin 1827, 4.) Doctor und erhielt für die Ab-
handlung: „De veneno in botulis" 1828 einen Preis von der Berliner medicinischen
Facultät. 1828 trat er eine mehr als zweijährige wissenschaftliche Reise durch
Deutschland, Holland, England, Frankreich, Italien an und veröffentlichte seine auf
derselben gemachten Beobachtungen, theils in einer Habilitationsschrift, mit der
er sich 1830 als Privatdocent bei der Berliner medicinischen Facultät habilitirte:
„Italiae morocomiorum descriptio, etc." (Berlin 1830, 4.), theils in einem um-
fusenden Reisewerke u. d. T. : „Reise durch DeiUschland, Ungarn, Holland . / .
in Rücksicht auf medicinische und naturwissenschaftliche Institute, Armen-
pflege u, s. w." (4 Bde., Berlin 1831 — 33). Er verliess jedoch sehr bald die
akademische Laufbahn und übernahm bereits 1831 die Stelle eines ELreis-Physicus
2u Halberstadt , wo er eine : „ Actenmässige Geschichte der Pest zu Halber-
stadt in den Jahren 1681 und 1682" (Hoen's Archiv, 1836), und, in Verbindung
mit Augustin , im Namen der Halberstädter med. Gesellschaft , eine Oratulations-
schrift zum 50jährigen Doctor- Jubiläum von Christ. Fr. Heineke: „De medids,
guos Halber stadiensis, Quedlinburgensis, Wernigerodensis ditio vel genuit vel
oluit, etc." (Halberstadt 1840) verfasste. 1840 wurde er Medicinalrath J[)ei der
278 HÖRN. — HÖRNE.
kgl. Regierung in Erfurt nnd gab daselbst heraus: „Zur Charakterisirung der
Stadt Erfurt. Ein medidnisch-statistücher Beitrag" (Erfurt 1843). 1847
wurde er in gleicher Eigenschaft an das Polizei-Präsidium in Berlin versetzt und
zum Mitgliede des Medicinal • Collegiums der Provinz Brandenburg, 1849 der
wissenschaftlichen Deputation fflr das Medicinalwesen und als vortragender Ralji
im Ministerium der Medicinal-Angelegenheiten zum Geh. Medicinalrath enüannt
1851 wurde ihm zugleich die ärztliche Direction des Chatit^-Erankenhauses, 1856
die Leitung der pharmaceutischen Ober-Examinationscommission übertragen und
er 1859 zum Geh. Ober-Medicinalrath ernannt. 1860 übernahm er bis auf Weiteres
die Leitung der Irrenabtheilung der Charit^. Sein Hauptwerk aus dieser Zeit ist:
„Das preussiache Medicinalwesen atis amtlichen Quellen dargestellt*^ (2 Bde.,
Berlin 1857, 58; 2. Aufl. 1863; 3. Aufl. von Eulenberg, 1874) und: „Das
preussische Veterinär-Medicinalwesen" (Berlin 1858; Supplementband, 1863).
Er hatte femer verschiedene Artikel für das Berliner encyclopädische Wörterbuch
der medicinischen Wissenschaften, die Medic. Zeitung des Vereins für Heilkunde
und mehrere Aufsätze in Horn's Archiv (seit 1835) verfasst. 1864, nach dem Tode
von Casper, übernahm er die Redaction der von Diesem gegründeten : „ Viertel-
Jahrsschrift für gerichtliche und öffentliche Medicin*^, Ende 1865 wurde er
zusammen mit seinem Bruder, dem Ober-Präsidenten der Provinz Posen, geadelt
Er starb am 19. Januar 1871. — Bei einem ungewöhnlichen Grade von allge-
meiner Bildung und Gewandtheit verstand er es, alle seine verschiedenen amt*
liehen Stellungen in glänzender Weise zu repräsentiren und lag demnach, da er
während seiner Laufbahn als Medicinal-Beamter zu einer streng wissenschaftlichen
Thätigkeit keine Zeit fand, darin auch der Schwerpunkt seiner Bedeutung nnd
seines Wirkens.
Andre ae, II, pag. 81. — Berliner klinische Wochenschrift. 1871, pag. 95. —
Vierteljahrschr. f. gerichtl. Med. N. F., XIV, 1871, pag. 185. — Callisen, IX, pag. 151;
XXIX, pag. 54. (5^
*Horn, Franz Xaver Hermann H., zu München, ist am 22. Mai 1815
in Würzburg geboren, war von 1845 — 1859 Privatdocent bei der medicinischen
Facultät der Münchener Universität. Er schrieb: „Reperta quaedam circa nervi
sympaihici anatomiam, tabulis IVillustrata*' (Würzburg 1839, 4.) — ;, Oangliorum
capitis glandulas ornantium expositio anat^-phys. Tahb. 111 illustr.'^ (Ebenda
1840, 4.) — „Das Leben des Blutes und die Gesetze des Kreisläufe» ^ nach
neuen Untersuchungen bearbeitet*^ (Augsburg 1842 ; 2. Aufl. 1844) — Pkysio-
logisch-pathologische Darstellung des Schleimfiebers u. s, w.** (Ebenda 1844;
2. Aufl. 1846) — „Das Wirken der Elektridtät in den Organismen physi-
kalisch dargestellt** (Heft 1—17, München 1858—60; Heft 1—9, 2. Aufl. 1856)
— „ Ueber den icichtigen Einfluss der atmosphärischen Luft auf die lebenden
Organismen u, s. «?." (München 1855) — „Ueber die Ursache und Entstehung
der individuellen Disposition zur Cholera u, s, tc.** (Ebenda 1855) — „Ueber
Krankheitserzeugung durch erdmagnetische, elektrische und atmosphärnscke
Einflüsse** (Ebenda 1863).
Prantl, II, pag. 545, Nr. 446. — Engelmann, pag. 265; Suppl., pag. 115.
Home, D. R. d e H. , ein besonders als Syphildograph verdienter franzö-
sischer Arzt des vorigen Jahrhunderts, war erster Arzt des Höpital royal et
militaire in Metz, später M6decin des camps et armöes du roi und Leibarzt des
Herzogs von Orleans und der Gräfin von A r t o i s. Seine reichen Kenntnisse in
der Chemie setzten de H. in den Stand, die damals von verschiedenen Charla-
tanen angeprieseneu Heilmittel gegen Syphilis, z. B. die KAYSEE'schen Pastillen
und den Syrup von Bellet, zu analysiren und die Werthlosigkeit dieser Mittel
durch Bekanntmachung ihrer Bestandtheile darzuthun. de H. ist Gründer des „Journal
de medecine militaire" (Paris 1783 u. flf., 7 voll.) und Verfasser folgender Schriften:
„Examen des principales mSthodes d! administrer le mercure pour la guSrison
HOBNE. — HOBNER. 279
maladies v^driennes*' (Paris 1770; neue Ausgabe u. d. T. : „Exposüton
raüonnie des diffirentes manih'es d^ administrer le mercure dans les maladiea
vinSrienneSy pr^cSd^e de Pexamen des priservcUifs^ , Ebenda 1774) , ein seiner
Zeit sehr gesehätztes und sehätzenswerthes Buch — „Observations faües et
publües par ordre du gouvememefU sur les dtffSrentes mithodes d^ administrer
U mercure dans les mdUidtes vSndrtennes** (Ebenda 1779, 2 voll.) — • f,MSm.
mr Padminütration trop g4n4rale du suhlimi corrosif" (journ. de m6d. 1776,
T. XLVI, pag. 413).
Dict. bist, n, pag. 238. Pgl.
•
Hörne, Johannes van H. , 1621 in Amsterdam geboren, studirte
in Leyden, Utrecht, Padua, Neapel, Basel (wo er honoris causa zum Dr. med.
promovirt wurde), Montpellier und London. Anf seine Bitte wurde ihm 1661
erlaubt, anatomische Demonstrationen in Leyden zu halten und bald darnach
wurde er zum Prof. extraord. ernannt. Im folgenden Jahre als Professor der
Anatomie und Chirurgie nach Amsterdam berufen, schlug er diese Professmr aus
und wurde 1663, nach dem Tode Heurnius', zum ord. Prof. der Anatomie und
Chirurgie ernannt. Er starb schon am 6. Januar 1670. H. war ein ausgezeichneter
Docent, dessen Schule sehr viele berühmte Männer geliefert hat (C. Bontekoe,
Fred. Dbckbbs , Fred. Rutsch , Jan Swamuebdam, Nicol. Stenonis) und hat
sich auch als Schriftsteller sehr verdient gemacht. Da man in Halleb's Biblioth.
anat. (I, pag. 432) und bei Portal (ÜI, pag. 10) eine vollständige Liste seiner
Werke findet, erwähnen wir hier nur als die wichtigsten: „Microcosmoa sive
manuductio ad historiam corporis humani" (Leyden 16 60; 1661; 1662; 1666;
Leipzig 1676 ; 1707 ; französisch Genf 1676 ; deutsch Halberstadt 1679 ; holländisch
Amsterdam 1684; commentirt durch Hoffmann, Altdorf 1685) — „Microtechne,
id est brevtsstma chirurgiae methodus^ (Leyden 1663; 1668; Leipzig 1676;
1707) „un tableau concis, mais exact, des notions qu*un Chirurgien doit avoir^
sagt Portal darüber — „Observationes anatomicomedicae^ (Amsterdam 1664).
C. E. Danigls.
Home, van, s. Heürniüs.
*Homeniann, Claus Jacob Emil H., ist geboren in Kopenhagen als
Sohn des Professors der Botanik H. am 19. April 1810, studirte hier und später
im Auslande, besonders in Paris, promovirte 1839. Er wirkt als praktischer Arzt
in Kopenhagen , von 1842 auch als Arzt an der königlichen Lebensversicherungs-
Anstalt. Von 1866 — 80 war er ein wirksames Mitglied des königlichen Sanitäts-
Oollegiums, Nachdem er als stethoskopischer Schriftsteller aufgetreten war („Haand-
bog i Stetkosccpi" , 1843), richtete er bald seine grosse Arbeitskraft und sein
hervorragendes Talent hauptsächlich auf die Förderung der Hygiene und hat sich
hier in theoretischer und praktischer Beziehung grosse Verdienste erworben. AUe
wichtigen Fragen der öffentlichen und privaten Hygiene sind von ihm in gründ-
licher und energischer Weise ventilirt worden, theils in verschiedenen öffentlichen
Berichten und Gutachten, theils und besonders in der von ihm 1866 gegründeten
bedeutungsvollen Zeitschrift: „Hygieintske Meddelelser og Betro gtninger*^ , Eine
Reihe „Hygienische Abhandlungen^ , in Uebersetzung von Eu6. LiEBiG, ist 1681
erschienen. Auch durch meisterhafte populäre Vorträge hat er Vieles für die För-
derung der Hygiene geleistet und er ist fortwährend, trotz seines hohen Alters, der
unermüdliche und rege Hauptträger aller hygienischen Bestrebungen in Dänemark.
Petersen.
Homer, William EdmondsH., zu Philadelphia, war am 3. Juni
1793 zu Warrenton, Fauquier County, Virginia, geboren, begann 1809 seine
medicinische Laufbahn bei Dr. John Spence in Dumfries, studirte von 1812 an
in Philadelphia, trat 1813 als Surgeon*s-mate in die Marine, vollendete dann seine
Studien in Philadelphia, wo er 1814 Doctor wurde. Er machte darauf den Feld-
zug gegen Canada mit, nahm Ende 1816 seinen Abschied und liess sich zunächst
280 HOBNEB.
in Warrenton nieder, ging aber 1816 nach Philadelphia, wurde Prosector bei
dem Professor der Anatomie Wistab und naeh dessen Tode 1818 aueh bei seinem
Nachfolger Dobsey, der ebenfalls bald starb, und an dessen Stelle Physigk
trat, welcher seine Professur der Chirurgie mit der der Anatomie yertauschte.
H. wurde nun zum Adjunct-Professor der Anatomie ernannt. Den grössten Theil
des Jahres 1821 brachte er in Europa zu und gab darauf heraus: „Lessons in
practical anatomy for the tise of dissectors" (Philadephia 1823). Den von ihm
entdeckten Muse, tensor tarsi, nach ihm auch „Musculus Horneri^ benannt, beschrieb
er in folgenden Abhandlungen: „A description of a mtiscle connected with the
eye, latdy discovered by htm" (London Medic. Repository, 1822) — „De-
scription of a small mtiscle of the internal commissure of the -eyelids^ —
(Philad. Joum. of Med. and Phys. Sc, 1824) — „An inquiry into the dis-
covery of the tensor tarsi muscle , being an anstoer to the objections of Sig.
Oaetano Flajani of Roma^ (Ebenda). Das von ihm herausgegebene Hand-
buch der speciellen Anatomie und Histologie: „A treatise on the descriptive
anatomy of the human body"" (2 voll., Philadelphia 1826; 1830; 1836; 7. edit.
1846), wurde ein in den medicinischen Schulen allgemein eiugefdhrtes Handbuch.
Das von ihm und seinem Vorgänger bei der Universität von Pennsylvania errichtete
,,Homer and Wistar Museum^^ (von dem er auch einen Katalog herausgab, 2. edit.
1832) ist eine der werthvollsten anatomischen Sammlungen der Welt. Er ver-
öffentlichte weiter: „A treatise on pathological anatomy^ (Philadelphia 1829)
und von Casp. Wistab: „A system of anatomy for the use of students of
medicine" (2 voll., 5. edit 1830; 7. edit. by Pancoast, 1839). 1831, als Physick
seine Professur der Anatomie niederlegte, wurde er dessen Nachfolger. Bei der
Cholera-Epidemie von 1832, während welcher er die Leitung von Hospitälern
übernommen hatte, machte er sich nicht nur als Arzt verdient, sondern anch
durch seine bei dieser Gelegenheit angestellten pathologisch-anatomischen Unter-
suchungen: „On the anatomical characters of asiatic cholera; with remarks on
the structure ofthe mucous coat ofthe alimentary canal" (Philadelphia 1835). Von
kleineren Arbeiten, meistens vor dieser Zeit im Philad. Joum. of Med. and Phys. Sc.
(1820 — 26), North Amer. Med. and Surg. Journ. (1826), American Joum. ofthe Med.
Sc. (von 1827 an) publicirt, führen wir an: üeber Lumbarabscess mit künstlichem
After, Experimente über das Nervensystem und die Pathologie desselben, über
Dammfisteln, Ruptur der Achillessehne, über j£S. Lüken's Steinbrecher (Litho-
konion), ein Instrument zur Trennung des Steraum, femer: „Inquiries into the
heaUhy and diseased appearances of the mucous membrane of the stomach
and intestines^ (1827) — „An inquiry into the anatomical characters of
infantile follicvlar injlammaiion of the ga^tro- intestinal mucous membrane, and
into its probable identity iDÜh cholera infantum*^ (1829); ausserdem über acute
Gastritis, Encephalocele u. s. w. In der späteren Zeit seines Lebens, nachdem
er 1839 zum Katholicismus übergetreten war und viel über theologische Gegen-
stände geschrieben hatte , interessirte er sich ftlr die Gründung eines katholischen
Hospitals, des St. Joseph's Hosp., besuchte 1848 von Neuem Europa und starb,
bis an sein Lebensende in seiner Lehrthätigkeit ausharrend , am 23. Januar 1853.
William Horner bei Gross, American physicians and snrgeons, pag. 697. —
Callisen, IX, pag. 157; XXIX, pag. 56. G.
♦Homer, Johann Friedrich H. , am 27. März 1831 zu Zürich
geboren, bildete sich dort unter Karl Ludwig und E. Hasse medicinisch aus
und trat später als Assistent Albrecht v. Graefb^s ein. Seine Promotion datirt
von 1854, seit 1856 wirkte er als Docent, seit 1862 als Professor der Augen-
. heilkunde in Zürich. — üeber Hydrophthalmus , Hypopyon-Keratitis , Herpes
corneae, Kapselkatarakt, Schichtstaar , Staarextraction und Olaucom-Iridektomie
handeln die von seinen Schülern verfassten Dissertationen. Unter seinem Namen
publicirte er (neben Joumalaufsätzen) in Gerhardt's Handbuch: „Die Krank-
heiten des Auges im Kindesalter^ , Wernich.
HOROZCO. — HOBST. 281
Horozoo, Gristobal de H. , spaniseher Arzt des 16. Jahrhunderts
und Professor der Medioin in Salamanca, ist bemerkenswerth durch seine ans-
geieichneten Forsehnngen und Kenntnisse in der alten Medicin, wovon seine
Schriften zeugen:* „Castigationea in tnterpretes Pauli Aeginetae^ (Venedig
1536) — ^Annotatione» in interpretes Aetii rnedici praeclariseimi ^ nempe
Baptistam Montanum Veranensem, et Janum-Gomarium Zuiccaviensem medicoa^
(Basel 1536).
Biogr. m^d. V, pag. 290. Pgl.
'''Horr, Oren Alphon so H. , am 8. October 1835 in Waterford, Me.,
geboren, studirte Medicin in New York und erhielt 1861 seine akademischen
6rade. Nachdem er einige Zeit in Norway und Minot practicirt hatte, Hess er
sieb 1870 in Lewiston nieder, wo er seit März 1814 die Stellung eines Stadt-
arztes inne hat und zugleich Lehrer der praktischen Medicin an der dortigen
Sebool for Medical Instruction ist. Publicirt hat H. verschiedene Jonmalartikel,
8o: „On Croup** (Transact. of Maine Med. Assoc. , 1872) — „On embolism"
(1875) — „Report on necrology** (1876) — „On criminal abortion*' — „Sub-
invdution of Uterus" — ^ Pleuritis*^ — „Cerebro-spinal Meningitis'^ (letztere vier
Aufsätze geschrieben in den Transactions of Androscoggin Co. Medic. Association).
Atkinson, pag. 112. Pgl.
Horscll, Philipp Joseph H., zuWflrzburg, war dort am 24. August
1772 geboren, wurde 1796 daselbst Doctor^ war auch Dr. phil. , wurde Professor
der Medicin, Physicus der Residenzstadt, Arzt der Gefängnisse, grossherzoglich
Wflrzburgischer Medicinalrath. Er schrieb : „ Versuch einer Topographie der
Stadt WüTzburg in Beziehung auf den allgemeinen Gesundheitszustand und
die dahin zielenden Anstalten" (Arnstadt und Rudolstadt 1805) — „Belehrung
und Beruhigungsgründe- in Hinsicht der Oefahr des gelben Fiebers in Teutsch-
land" (Ebenda 1805) — „Kritische Blätter für die Geschichte der Epidemien
und pestartigen Krankheiten . . . Eine Zeitschrift für praktische Aerzte und
Gesundheitsbeamte" (Ebenda 1805) — j, Programm über die Bildung des Arztes
als Klinikers und Staatsdieners" (Würzburg 1807) — „Beobachtungen über
die Witterung und die Krankheiten in Würzburg im Jahre 1807 ; nebst einer
ausführlichen Nachricht von der klinisch - technischen Bildungsanstalt der
Aerzte als Kliniker und als Staatsdiener" (Rudolstadt 1808). Zusammen mit
J. J. DÖMLINO hatte er herausgeben: „Archiv für die Theorie der Heilkunde"
(1803) und gab später allein heraus: „Annalen der klinisch-technischen Schule
zur Bildung des Arztes als Kliniker und Staatsdiener" (Heft 1 — 3, Rudolstadt
1809 — 12). Weiterhin verfasste er noch: „Einleitung in die Klinik und die
damü zu verbindenden Untersuchungen über die herrschende Constitution, als
Leitfaden seiner klinischen Vorlesungen" (Würzburg 1817) — „Handbuch
der besonderen Krankheitslehren und Heilkunde" (Bd. I, Frankfurt a. M. 1819)
— „Handbuch der allgemeinen Therapie, als Leitfaden zu seinen Vorlesungen"
(Würzburg). Er starb am 22. Januar 1820.
Mensel, XIV, pag. 189; XVm, pag. 215. — Kayaer, HI, pag. 196. G.
Horst, Jakob H., Onkel von Gregor H., geboren am 1. Mai 1537,
studirte Philosophie und Medicin in Frankfurt a. 0. , wo er alle seine akademischen
Orade erlangte. Nachdem er kurze Zeit in Sagan, Schweidnitz und Iglau prakticirt
hatte, erhielt er die Stelle eines Physicus in Niederösterreich. 1584 ging er als
Professor der Medicin nach Helmstädt und starb daselbst am 21. Mai 1600.
H. hat sich ein unverdientes Andenken in der Geschichte der Medicin durch seine
Sehrift: „De aureo dente maxillari pueri silesii, utrum ejus generaiio natu-
ralis fuerit" (Leipzig 1595; deutsch: Ebenda 1596) gesichert, worin er die
Oesehiehte von einem Kinde erzählt , das angeblich einen goldenen Zahn bekommen
haben sollte, und dieses Phänomen in seltsamer Weise auf astrologische Einflüsse
282 HORST.
zurückzuführen sucht. Von anderen Schriften H.'s sind, ausser einigen unbedeutenden
Dissertationen, zu nennen : „ Ordnung der Ärzneyen und Apotheken in der Stadt
Metzerüsch in Meissen** (1578) — „Herbarium Horstianum^ seu de selectis
plantis et radicibus libri duo** (Helmstädt 1787) — „Von den vmnderbaren
Gekeimnissen der Natur und deren fruchtbaren Betrachtung" (Leipzig 1588) —
„De dispositione corporis humani et ejus partium** (Rostock 1589) — „De
sanitate et ejus causis" (Ebenda 1589) — „Enarratio libri Hippocratici de
cordey una cum explfcatione quaestionis an intra pericardium vivi hominis vd
ad alendum, vel ad reficiendum tor natus humor invematur" (Frankfurt 1653).
Biogr. m6d. V, pag. 291. — Henschel, latrologia Silesiae, pag. 16. Pgl.
Horst, Gregor H., geboren am 5. November 1578 zu Torgau, studirte
die Humaniora in Wittenberg und Helmstädt, machte eine Reise durch Deutach-
land bis nach Basel, wo er Medicin studirte und 1606 den Doetortitel erwarb.
Im selben Jahre wurde er als Professor der Medicin nach Wittenberg berufen,
verliess aber nach einigen Monaten diese Stadt, um als Physicus nach Saizwedel
zu gehen. 1608 übertrug ihm der Landgraf von Hessen eine Professur der Medicin
an der Universität zu Giessen und ernannte ihn zu seinem Leibarzt. 1622 gab
jedoch H. auch diese Professur auf und nahm das Stadtphysicat in Ulm an, wo
er am 9. August 1636 starb. H. war ein zu seiner Zeit berühmter Praktiker;
die Zeitgenossen nannten ihn den „deutschen Aeskulap^^ Auch als Schriftsteller
ist H. fruchtbar gewesen. Zahlreiche Dissertationen und folgende grössere Schriften
liefern davon den Beweis : „Nobilium exerdtationum de corpore et anima liber**
(Wittenberg 1604; 1607) — „De naturali conservatione et cruentaiione cada-
verum" (Ebenda 1606; 1608) — j^Scepsis an corpus humanum post mortem
durare possit colore floridum et incorruptum et an fluxus sanguinis cadaveris
humani occisi praesentiam interfectoris indicet" (Ebenda 1606) — „De natura
humana libri duo" (Ebenda 1607) — „Tractatus de acorbuto, sive de magni
Hippocratis lienilus, Pliniique stomacace et scelotyrbe" (Giessen 1609 ; 1615) —
„Medicarum institutionum compendium" (Wittenberg 1609) — „Genturia pro-
bltmatum medicorum" (Ebenda 1610; Nürnberg 1635) — „Decas pharma-
ceuticarum exerdtationum" (Giessen 1611; Ulm 1618; 1628) — „De morbis
eorumque causis liber" (Giessen 1612 ; Marburg 1629) — „De tuenda sanitate
Studiosorum et litteratorum libri duo" (Giessen 1615; 1617; Marburg 1628;
1648) — „Febrium continuarum et malignarum prognosis" (Giessen 1622) —
„Observationum medicarum singularium libri quatuor priorea etc." (Ulm 1625;
Nürnberg 1652) — „Observationum .... libri posteriores" (Nürnberg 1637;
Ulm 1628; Frankfurt 1661) — „Genturia problem^itum medicarum, Accedit
consultationum et epistolarum medicinalium liber tertius" (Ulm 1636) — ^Institu-
tionum physicarum libri duo" (Nürnberg 1637). — Am wichtigsten, wenn auch
am wenigsten bekannt, ist seine Schrift: „Kurtze nothwendige Berichte. Erstens
von den Urschlechten oder Kindsblattem, wie auch Masern, Bötein, Botesucht
oder Kifidsßecken. Zum Anderen auch von der Boten Buhr , zum Dritten
von der in anno 1622 etc, einreissenden neuen Hauptschcachheit. Zum Vierdten,
une man sich in einreissenden Pestzeiten zu verhalten habe" (Giessen 1624).
Der grösste Theil von H.'s Werken erschien vereinigt als: „Opera medica"
(Nürnberg 1660; Fol.; Gouda in Holland 1661; 2 voll., 4.\
Biogr. med. V, pag. 290. — Dict. hist. III, pag. 24<\ Pgl.
Horst, ärztliche Familie in Giessen und Frankfurt. — Johann Daniel H.,
geboren zu Giessen am 14. October 1616 (nicht 1620, wie Häser und Baas angeben),
promovirte 1636 zu Tübingen, wurde 1637 Professor in Giessen und landgräflicher Leib-
medicus, nach dem Tode des Landgrafen Georg II. 1661 Arzt in Frankfurt a. M.,
1665 Physicus daselbst, gestorben am 27. Januar 1685. Er gab heraus 1656:
„Decas observationum anatomicar um" und beschrieb die Heilquellen von Ems,
Tönnisstein , Sehwalbach und Selters. Seine Beschreibung von Schwalbach, zuerst
I
I
I'
HOBST. — HORTELOUP. 28S
Frankfurt 1655, zuletzt Mainz 1714, erschien 1669 zn Oiessen in schwedisoher
üebenetzong.
Georg, Sohn des Vorigen, promovirte zu Basel 1665, wurde 1684
Phydeus in Frankfurt und starb hier am 3. November 1688.
Johann Otto, Bruder des Vorigen, geboren in Giessen, kam als Kind
mit seinem Vater nach Frankfurt, promovirte 1673 zu Giessen, wurde Prof. in
Jena, Schwiegersohn des W£RN£& Rolfinck, fttrstl. sächsischer Rath und kur-
mainzischer und forstlich eisenach'scher Leibmedicus; er starb zu Jena am
20. M&rz 1711.
Stricker, Gesch. der Heilkonde in Frankfurt, pag. 285. — Ad. Genth, Cultnr-
geschichte Ton Scbwalbach. 1858, pag. 64. W. Stricker.
Horstmaim, Heinrich Nicolaus H. , geboren am 2. Juli 1817 zn
Kassel, studirte in Marburg, Göttingen, Heidelberg (Himlt, Gonbadi, v. Heusingkb)
und begab sich nach seiner 1839 erfolgten Promotion nach Paris und Wien. Seine
eigentliche praktische Thätigkeit begann er 1842 als Leibarzt der Hessen-
Philippsthal-Barchfeld'schen FUrstenfamilie, wurde 1848 Amtsphysicus in
Scbmalkalden, 1854 in Marburg Docent, 1868 dort Kreisphysicus und gleichzeitig
Extraordinarius für gerichtliche Medicin und Staatsarzneikunde. An yielen l^edi-
einisehen Zeitschriften Mitarbeiter, hat er seine Veröflfentlichungen nur in Form
von Joumalartikeln erscheinen lassen. Er starb am 7. September 1884.
Wernich.
* Horstmann, Karl H., Privatdocent der Augenheilkunde an der Univer-
sitftt zu Berlin, geboren zu Dillenburg (Nassau) am 14. Juni 1847, studirte in
Wflrzburg, Göttingen und Berlin, promovirte im Juli 1871 an letzterer Universität
nnd absolvirte 1872 daselbst sein Staatsexamen. Darauf functionirte er fünf Jahre
lang als Assistent an der Universitäts- Augenklinik unter der Leitung von Schweiggkb.
Nach einer wissenschaftlichen Reise nach Utrecht, London und Paris habilitirte
er fflch im Jahre 1879 als Privatdocent für Ophthalmologie an der Universität zu
Berlin. Von seinen Arbeiten sind folgende erwähnenswerth : „üeber die l'iefe
der vorderen Augenkammer*' (v. G&aefe's Archiv für Ophthal., XXV) — „üeber
Sehstörungen nach BliUverltist*' (Zehsnder's KUn. Monatbl. für Augenheilk.,
XVI und Archiv für klin. Medicin, V) — „lieber Myopie** (Archiv für Augen-
heilk., IX) — „Beiträge zur Entuncldung der Eefractionsverhältnisse des
menschlichen Auges während der ersten fünf Lebensjahre" (Ibid. XIV) — »Die
Anaesthesia retinae" (Deutsche medic. Wochenschr., 1855). Ued.
Horteloup, Benjamin-Jean-Fulgence H., zn Paris, war 1801 zu
Dieppe geboren, wurde 1828 in Paris Doctor mit der These: „Operations de
Croup chez Vadulte", 1831 durch Concurs Hospitalarzt, war Arzt der Institution
de Sainte-P^rine und M6decin par quartier du Roi. Von seinen Arbeiten sind
anzufahren : „Obs. sur un aas de renversement de tutSrus apr^ Vaccouche-
ment; etc." (Rupert. g6n. d'anat. et de physiol. , 1826) — „Dissert. sur la
non-rSgSn^ation des nerfs de la vie animale" (Joum. des connaiss. m6d.-chir.,
1835) — „Note sur la Vaccine d^veloppie chez des personnes inocul^" (Ibid.).
1843 hatte er den jährlich von den Hospitalärzten an den Conseil g6n6ral des
hospices zu erstattenden Bericht zu redigirec. Er starb im September 1872.
Sachaile, pag. 364. — Callisen, IX, pag. 168; XXIX, pag. 59. G.
*Horteloup, Paul H. , zu Paris, geboren daselbst 1837, wurde 1865
Doctor mit der These: „De la sclerodermie" . Er ist Hospital-Chirurg, zur Zeit
im Hop. du Midi, und schrieb für die Agregation folgende Concursthesen : „Plaies
du larynXy de la trachde et de Voesophage, etc" (1869) — n^es tumeurs du
sein chez Vhomme" (1872).
Lorenz, II, pag. 615 ; V, pag. 657. G.
S64 HOBTIS. — HOSACK.
Hortis ab, s. Augustinus, Bd. I, pag. 229.
Horv&tll, Jo s ep h H., ungarischer Arzt, war am 1. Febraar 1794 zn Lukaes-
kasa im Eisenburger Comitat geboren, trat mit 17 Jahren in den Orden der
Barmherzigen Brüder, in dem er bis 1814 verblieb, studirte dann in Pest Philosophie
und Medicin, wurde 1819 Dr. phil. , 1822 Dr. med., prakticirte zuerst in Pest,
dann in Eöszeg, wurde 1824 Honorararzt zu Bugganz, 1825 dasselbe im Honter
Comitate und 1829 Comitats-Physicus daselbst. Seine wissenschaftlichen Arbeiten
sind grösstentheils Uebersetzungen deutscher medicinischer Schriften in's ungarische,
so von GOELis , Die physische Erziehung der Kinder ; Hahnemann's Organen ;
LuDW. Fbane's Aerztlicher Hausfreund; Bbcker's Rathgeber bei Todesflülen;
Friede. Richter, Goldene Ader ; Floyeb, Wirkung des kalten Wassers, kleinere
Abhandlungen aus seiner Feder finden sich im „Orvosi T4r^ und im „Pesti
TÄrsalkodö'^ . Als Mitglied der ungarischen Akademie arbeitete er an einer Er-
klärung der ungarischen Eunstausdrttcke in der Medicin, mit Einschluss der in
verschiedenen ungarischen Dialekten vorkommenden. Bis an sein Lebensende, das
1850 eintrat, war er mit einer Uebersetzung der Naturgeschichte des Plinius d. Ae.
in's Ungarische, die aber ungedruckt geblieben ist, beschäftigt.
V. Wurzbach, IX, pag. 318. G.
Hosack, David H., zu New York, war daselbst am 31. August 1769
geboren, wurde 1788 ein Privat-Zögling von Dr. Richard Bayley, studirte später
auch in Philadelphia, wurde 1791 daselbst mit der Diss. : „On cholera morbus*'
Doctor, Hess sich, nach kurzem Aufenthalte in Alexandria, Va. , in New York
nieder, ging aber, um sich weiter zu vervollkommnen, 1792, obgleich er bereits
Frau und Kind hatte, nach Europa und kehrte erst 1794, nachdem er in Edin-
bürg und London seine Studien fortgesetzt hatte, in die Heimath zurück. Br
erhielt 1795 die Professur der Botanik im Columbia College, machte sich bei den
von jener Zeit an wiederholt die Stadt heimsuchenden Gelbfieber-Epidemien durch
seine Erfolge bei der Behandlung derselben besonders bekannt, obgleich er selbst
befallen wurde, erhielt 1797 noch den Lehrstuhl der Materia medica zu dem der
Botanik, wurde 1807 bei der Oründung des College of Physicians and Surgeons
für den Staat New York zum Professor der Chirurgie und Geburtshilfe ernannt,
vertauschte diese Fächer jedoch bald mit denen der theoretischen, praktischen und
klinischen Medicin. Seine Antrittsvorlesung bei der erstgenannten Professur war
„On surgery of the ancients** betitelt gewesen; auch hatte er bereits 1795 in
Amerika das Verfahren der Injection bei der Hydrocele eingeführt, 1808, als
Chirurg des Almshouse Hosp., verschiedene Aneurysmen- Operationen ausgeftihrt und
über chirurgische Gegenstände folgende Abhandlungen verfasst: „Observations on
gloasitis*^ — „Gases of tetanus, cured by wine, spirtts and brandy^ — „Obser-
vations on ttC'douloureux" — „Gases of anthrax'^ — „Observations on kemor-
rhage and the removal of scirrhous tumors from the breast*'. Obgleich er alle
Eigenschaften eines guten Chirurgen besass, wendete er sich doch mehr der inneren
Medicin zu, wurde bald einer der gesuchtesten Äerzte der Stadt und dab^
ein sehr gefeierter Lehrer. Er betheiligte sich an vielen, gemeinnützigen Unter-
suchungen, errichtete 1801 einen botanischen Garten, war der Mitstifter einer
^Humane Society^' zur Errettung von Menschen aus Lebensgefahr, errichtete eine
Suppenanstalt, widmete seine Sorge namentlich auch dem City Dispensary und
der Medicinal-Polizei der Stadt, veranlasste die Errichtung eines Typhus-Hospitals
und wirkte auf eine Verbesserung der Quarantaine- Gesetzgebung Mn. Dabei war
er ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, der zusammen mit John Will. Francis
(1810 — 14) das ^American Medical and Philosophical Register** herausgab
und ausser einer Anzahl von Addresses und Introductory Lectures u. A. verfasste:
„Observations on croup or hives; etc.** (New York 1811) — „Observations on,
the establishment of the Gollege of Physicians and Surgeons in the City of
New York" (Ebenda 1811) — „Observations on the laws governing the commu-
HOSACK. — HOTTON. 285
nication of contagious diseases , and the means of arresting their progress"
(Ebenda 1815) — „A system of practical nosology, etc.*' (Ebenda 1818 ; 2. edit.
1821) — „Observattons ort febrile contagion and on the means impromng the
medical police of the Oity of New York** (1820) — „Essays on various sub-
jects of medical science** (2 yoll., 1824). Er hatte ferner mit Zusätzen heraus-
gegeben: R. Thomas, .;, 7%6 modern practice of physic eto^" (4. American, from
the 5. London edit. 1817), verfasste die Biographieen vonBsNJ. RUSH (1816, 23)
und HUGH WiLUAMSON (1820), war von 1827 Mitredacteur des Amer. Joum.
of the Med. Sc. und schrieb eine beträchtliche Zahl von Aufsätzen in Zeitschriften.
Nach fast öOjähriger Praxis zog er sich auf seinen Landsitz Hyde Park, Duchess
Coanty, an den Ufern des Hudson zurück, wo er sich ganz der Laudwirthschaft
widmete und aus seiner Besatzung eine Muster-Farm machte. Er starb zu New
York am 22. December 1835.
Alexander Eddy Hosack Sohn bei Gross, Amer. physic. and sarg., pag. 289. —
Callisen, IX, pag. 169; XXIX, pag. 59. G.
*Ho8c1l, Friedrich H., Privatdocent der Augenheilkunde an der Uni-
versität zu Basel, geboren am 13. October 1847 daselbst, studirte in Basel,
Tfibingen und Utrecht, functionirte von 1870 an als Assistent der Universitäts-
Augenklinik in Basel und habilitirte sich im Jahre 1874 daselbst fttr Ophthalmologie.
Ausser einer Reihe casuistischer Mittheilungen rtlhrt von ihm eine Arbeit: „Das
Epithel der vorderen Linsenkapsel** (v. Graefe's Archiv für Ophthal.. XX) her.
y Horstmnnn.
Hosemann (Cnemiand£B) , Peter H., zu Cottbus, war zu Laubau am
17. Februar 1527, wurde 1568 zu Wittenberg Doctor, legte 1568 in Cottbus eine
Apotheke an und wurde daselbst Churbrandenburgischer Medicus, Mathematiker
und Stadtphysicus. Zu seiner Zeit kamen die Kalender auf, in welchen aus den
Gestirnen die guten Tage zum Purgireu , Aderlässen , Einderentwöhnen u. s. w.
angegeben wurden. Auch er soll solche Kalender zum Druck befördert haben und
stellte den Markgrafen Georg Friedrich (1580) und Johann jährlich, sowie
dem Erzbischof Sigismund zu Magdeburg (1561) die Nativität. Auch war er
bei den Churfflrsten J o a c h im. II. und Johann Oeorg Medicus und Astrologus.
Er schrieb : „Anweisung, wie man sich in der Pest zu verhalten habe** (Witten-
berg 1568, 4.) und verschiedene lateiuische Epigramme und Elegieen. H. starb
am 14. August 1591.
Otto, n, Abth. 1, pag. 190; Supplementband, pag. 184. G.
Hoser, Joseph Karl Eduard H., mehr als Geograph, Ethnograph
und Kunstsammler, wie als Arzt bekannt, war am 30. Juni 1770 zu Ploschkowitz
bei Leitmeritz in Böhmen geboren, studirte zuerst die Rechte, dann Medicin in
Prag, wurde 1798 Doctor, 1800 Leibarzt des Erzherzogs Karl, in welcher
Stellung er bis 1844 verblieb, indem er den Prinzen auf allen seinen Heereszügen,
Reisen u. s. w. begleitete. Die Müsse, welche ihm seine ärztliche Thätigkeit
gewährte, benutzte er zu geologisch-, ethno- und geographischen Studien und
schrieb, ausser einer Anzahl von Aufsätzen über verschiedene Gegenden von Böhmen
und deren Mineralschätze und drei Schriften über die Bäder Karlsbad (1797),
Teplitz (1799) und Franzensbad bei Eger (1799), Monographieen über Baden bei
Wien (1803), das Riesengebirge (1803 und 1841); ferner Schriften über Thier-
gchutzvereine (1844), über Einrichtung von Gemäldegalerien (1855) und einen
Katalog seiner Gemäldesammlung (1846), die er noch bei Lebzeiten der Stadt
Prag geschenkt hatte u. s. w. Als Jubilar-Doctor der Hochschule von Prag starb
er daselbst am 22. August 1848.
Biogr. m^d. V, pag. 293. — v. Wurzbach, IX, pag. 3H7. — Calliflen, IX,
pag. 175; XXIX, pag. 59. G.
HottoUi Petrus H., am 18. Juni 1648 in Amsterdam geboren, studirte
und promovirte 1672 in Leyden, war praktischer Arzt in Amsterdam und dann
286 HOTTON. — HOUEL.
Praefectas secaDdarins horti botanici Amstel. 1679 — 80 fungirte er als Professor
der Botanik in Leyden und wurde 1695, nach dem Tode von P. Hermann, zum
Professor der Botanik in Leyden ernannt (eine gleichzeitige Ernennung als solcher
in Groningen schlug er aus), welches Amt er antrat mit einer ,^0 ratio qua rei
herbartae historia et faJta adumbrantur^ , Er starb am 10. Januar 1709 und
soll nach der Biogr. . m^dic. ein unvollendetes Werk hinterlassen haben, das mir
jedoch unbekannt geblieben ist. q jj Daniels.
'*'Hotz, Ferdinand Karl H., Augenarzt in Chicago, geboren in Wert-
heim in Baden am 12. Juli 1843, studirte 1861—62 m Jena, von 1863—66
Medicin in Heidelberg unter Helmholtz, Simon und Knapp, wo er 1865 pro-
movirte und von 1866 — 67 in Berlin als Schüler von v. Graefe, Viechow und
V. Langbnbeck. Später besuchte H. Wien , Paris , London , Edinburg , Glasgow,
Dublin etc. und liess sich 1869 in Chicago, seinem jetzigen Aufenthaltsorte, nieder.
Seit 1876 ist er Augenoperateur am 111. Eye and Ear Infirmary. Er schrieb:
ffEin Fall von Strabismus deorsum vergens in Folge von congenitaler Para-
lyse des ßect. sup., geheilt durch Vorlage rung desselben" (Archiv ftlr Augen-
und Ohrenheilk., 1876, Bd. V, Abth. 2, pag. 379) — „Tuoo cases of death reml-
ting from aural diseases*^ (Transact. of Illinois State Med. Soc , 1876) — „Notes
on intra-ocular lesions produced by sunstroke" (Amer. Joum. of Med. Sc. , July
1879) — tfTtoo cases of clonic blepharospasmits as traumatic reflex neurosis**
(Ibid., Oct. 1879) — „Traumaiic aneurism in the eyelid, Jollounng an Opera-
tion for trichiasis" (New York Med. Record, Juni 1879) — „Klinische Beobach-
tungen*' (Archiv fttr Augenheilk. , X) — „Eine neiU Operation für Entropium
und Trichiasis** (Ibidem) — „Die Ectropium-Operation am unteren Augenlid,
besonders bei alten Leuten" (Klin. Monatsblätter für Augenheilk., 1880) —
„lieber das Wesen und die Operation der sog. Ptosis atonica" (Archiv für
Augenheilk., 1880, Bd. I) — „Die frühzeitige Perforation des Warzenfortsatzes
iei Otitis media purulenta, complicirt durch acute Entzündung der Warzen-
zellen" (Zeitschr. für Ohrenheilk., IX) — „Schlimme Folgen einer Calamel-
einstäubung in's Auge" (Archiv für Augenheilk., 1882, IX) etc.
Atkinson, pag. 473. Pgl.
"" Houckgeest , Jacques Pierre van Braam H. , am 19. November
1838 in Amsterdam geboren, studirte in Utrecht an der militärärztlichen Schule,
hörte Fles, Hartino und Dondebs und wurde 1859 zum Militärarzt ernannt.
Danach in verschiedenen Garnisonen als solcher wirksam, wurde er 1865 Lehrer
der Anatomie an der militärärztlichen Schule und t)lieb dies bis 1877, wo er zum
Professor der Anatomie an der Universität Groningen ernannt wurde. 1872 war
er in Utrecht auch zum Dr. med. promovirt worden. Ausser einigen Artikeln in
„Pflüger*s Archiv" und „Tydschrift voor Geneeskunde", lieferte er eine neue
Bearbeitung von Fles' „Handboek van de stelselmatig beschryvende ontleedkunde
van den mensch" ^ welche noch nicht völlig erschienen ist. C. E Daniöls
Houel, Charles-Nicolas H., zu Paris, war 1815 zu Saint-Aubin-du
yieil-£vreux (Eure) geboren, begann mit 20 Jahren seine medicinischen Studien in
Paris, war nacheinander Interne, Aide d'anatomie, wurde 1848 Doctor mit der
These: „Des luxations traumatiques des cinq dernihres verthbres cervicales" j
1860 Agr^g6 der Facultät in der Section fttr Chirurgie und vertrat als solober
in der Regel Nelaton in dessen Klinik. Seine beiden Concurstheeen fttr die
Agregation (1857, 60) waren: „Des plaies et des ruptures de la vessie" und
„Des tumeurs du corps thyrdide" , Ueber Monstrositäten trug er 9 Abhand-
lungen in der Soc. de biologie und Soc. anatomique vor, veröffentlichte 1854 in
den Bulletins de la Soc. anat. seine „Rapports sur les kystes hydatiques
du poumon" und studirte im folgenden Jahre den Sitz der „EncSphahcHe
congSnitale" . Die Akademie der Wissenschaften erkannte ihm einen Preis für seine
HOUEL. — HOÜGHTON. 287
„Mdmaires sur les ndvroaea^ zu und die Akademie der Mediein für seine Unter-
fluehungen ^^De V Stranglement interne** (1860). Der Soc. de ehir., deren Präsident
^ spftter einmal war, machte er Mittheilnngen Aber „Les frctctures en V** und
„Sur Vahsence de consolidation dans les fractures Imiatres des os plats , et
les fissures dans les os längs**. Von GfiüVEiLHlEB endlich wurde er gewürdigt,
den V. Band von dessen „Tratte d'anatamie pathologique** zu vollenden. Sein
„Manuel d'anatamie patkologique, g^nirale et appliquSe, cantenant la descrip-
tton et le catalogue du musie Dupuytren^ (Paris 1857; 2. ödit. 1862), das in
eine ungflnstige Üebergangszeit fiel und im Wesentlichen eine Beschreibung der
Präparate des Mus6e Dupuytren ist, fand nur massigen Beifall. Im Uebrigen war
die Organisation dieses Museums, mit dem er sich häufig identificirte , das Werk
sdnes Lebens. Als Aide d'anatomie zum Conservator ernannt, wurde er 1868
Director desselben. Zu dieser Zeit enthielt das Museum nur 1200 nicht classifi-
cirte Präparate; er brachte es auf 6000, die mit der grössten Sorgfalt in dem
mit einem photographischen Atlas verbundenen „Catalogue des pi^ces du musde
Dupuytren** (5 voll., Paris 1877 — 80) beschrieben sind. Auch von dem Museum
der medicinischeu Facultät, von welchem er 1876 Director geworden war, gab er
den „Catalogue du mus^ Orfila publid sous les auspices de la Facult4 de
mSd. de Paris** (1881) heraus. Er war eines der eifrigsten Mitglieder der Soc.
anatomique, in der er sich sehr häufig an der Discussion, besonders bei Gegen-
ständen aus der Chirurgie, betheiligte. Sein Tod erfolgte am 19. October 1881.
Gaz. des höp. 1881, 25. Oct. — Beclus in Bulletins de la Sociötö anatomiqne de
Paris. 4. S6rie, 1882, VH, pag. 35. G,
*Hough, Jacob B. H. , geboren in Camargo, Lancaster Co., Pa , am
23. Juni 1829, besuchte die Universität von Michigan und promovirte 1865.
Nach zweijähriger Thätigkeit als Lehrer der analytischen und medicinischeu
Chemie an derselben Universität, diente er kurze Zeit bei der Armee und prakti-
cirte mehrere Jahre in kleineren Städten, bis er 1873 nach Cincinnati ging and
dort sehr bald zum Professor der Chemie und Toxikologie am Miami Medical
College ernannt wurde. Er veröffentlichte 1873 : „New methods of experi-
meTttation in the problem of spontaneous generation ** und schrieb ein praktisches
Handbuch zum Gebrauch im chemischen Laboratorium: „A guide to chemical
testing**. Von seinen zahlreichen Joumalaufsätzen , die theils chemische und
physikalische, theils medicinische Oegenstände behandeln, sind zu erwähnen:
„Cklorinated anaesthetics** — „Report on medical chemistry** — „First phases
of living forms** (Vortrag in der Ohio State Med. Soc.) — „ Therapeutic pro-
perttes of sulpkur and its Compounds** (Vortrag in der Miami Valley Med. Soc.) —
„Melanoidin a new Compound** (in den Proceedings of the Amer. Med. Assoc.) —
„On reduction of dislocations** — „Oriqin ofanimal heat** (Cincinn. Med. Soc.) —
„Practical medical chemistry** — „internal tcse of carbolic add** (Cincinn.
Laneet and Observer) — „Detection of poisons** (Clinic) — „Platinized lead
batteries** (Boston Joum. of Chemistry) — „Report on analysis of school-room
atmospheres** (Tenth Annual Report of the Cincinnati Health Depart., 1876).
Atkinson, pag. 449. Pgl.
*Houghton, Richard E. H. , geboren am 8. December 1827 in Fayette
Co., Ind., studirte Mediein am Cleveland Coli, und am Jefferson Coli, in Philadelphia.
Am ersteren College erlangte er seine Grade 1852, am letzteren 1862. 1852 begann
er in Knightstown in Ind. zu prakticiren, verzog dann nach Richmond, Ind., und
lebt seit 1875 in Indianapolis als beschäftigter Arzt. Vorübergehend (1872 u. 73)
bekleidete H. die Professur für descriptive und chirurgische Anatomie am Ind. Med.
Coli, und von 1873 — 77 die Professur für Physiologie (physiologische Anatomie)
am Coli, of Phys. and Surg. in Indianapolis. Unter H.'s literarischen Leistungen
dtiren wir Aufsätze über „Lithotomy** — „Thrombosis** — „Homologeous and
heterogeneous tumors** — ;, The structure and functions ofthe nervous sy stein** —
288 HOUGHTON. — HOÜSSELLE.
„Hip-joint dislocatiofi and methods of reduction** — „Sudden deaths in
the duerpet'al State" — „Cfiange of type in diseaae** (Amer. Jonm.) — „An
effort to the physiological interpretaiion of düatation and contraction of blood-
vessels" etc.
Atkinson, pag. 536. Pgl.
^ Honliier (Holleriüs), J a c q u e s H., philologischer Mediciner des 16. Jahr-
hunderts, stammt aus Etampes (Baace). Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Er
machte seine medicinischen Studien in Paris und erwarb dort den Doctortitel am
7. November 1536, und zwar unter Vorsitz yon Jean Tagault. Sein ausgezeichnetes
Talent wurde durch Verleihung einer Professur der Medicin an der Pariser Faonlt&t
im Jahre 1538 anerkannt und 1546 wurde er bereits Decan der med. Facultät.
Doch musste er zwei Jahre später sowohl Decanat, wie Professur aus äusserlicben
Gründen, die mit den damaligen KriegscalamitAten in Zusammenhang standen,
niederlegen. H. prakticirte erfolgreich als Arzt und Wundarzt, trat energisch gegen die
Pfuscher auf, deren gesetzliche Bestrafung er, veranlasst durch vier Stunden nach
dem (Gebrauch von Pillen erfolgte fahrlässige Tödtung eines Kranken Seitens eines
solchen, beantragte und eiTeichte. Nebenbei beschäftigte er sich mit dem Studium
der medicinischen Classiker der Alten. Seinen Forschungen auf diesem Gebiete
verdankt H. seine Berühmtheit. Als Resultate derselben sind zu bemerken die erst
nach seinem Tode erschienene Schrift : „Magni Hippocratis coaca praesagia" (Lyon
1576, fol.) und die berühmten „In aphorismoa Hippocratia commentarü septein^
(Paris 1579; 1583; Leipzig 1597 ; Frankfurt 1597 ; 1604; Lyon 1620; Genf
1646; 1675). Femer verfasste H. : „Ad libros Galeni de compositione medtca-
mentorum secundum locos, periochae octo*' (Paris 1543 ; Frankfurt 1589 ; 1603) —
„De materia chirurgica Ubri tres" (Paris 1544, fol.; Lyon 1547; Paris 1552,
1571; Lyon 1588; Frankfurt 1589; 1603; Paris 1610 fol.) — „De morborum
curatione; de fehribus; de peste" (Paris 1565) — „De morbis intemia Ubri
duo, authoris acholiis et observationibits illustrativ (Paris 1571; Venedig 1572;
Lyon 1578; Frankfurt 1589; 1603; Paris 1611). Diese Schriften erschienen mit
Ausnahme der beiden berühmten erstgenannten vereinigt als „Opera practica"
(Paris 1612; Genf 1623; 1635; Paris 1674, fol.). Gestorben ist H. 1562.
Biogr. iii6d. V, pag. 295. — Dict. hiat. HI, pag. 242. Pgl.
HoüSSelle, Karl H., in Berlin, war am 12. Juni 1799 zu Elbing als
Sohn des dortigen Arztes Karl Ludwig H. geboren, studirte von 1818 an in
Königsberg i. Pr. und in Berlin und wurde 1822 bei letztgenannter Universität
mit der Diss.: „Descriptio duorum craniorum rainorum e gente Puriana**
(4. c. 2 tabb.) DoctoF, war seit 1823 Arzt in Elbing, wo er 1845 zum Kreis-
physicus ernannt wurde. Zur Zeit der Cholera-Invasion hatte er ein „OtUachten
über die Häusersperre bei der herrschenden Cholera" (angefügt an Lbviseub's
Vorläufige Nachrichten u. s. w.) abgegeben und „ Ueber die Cholera in Elbing"
(v. Gbaefe's und v. Walthee's Joum. , 1831) geschrieben. 1853 — 54 war er
Abgeordneter zur preussischen ersten Kammer, wurde 1854 zum Regierungs-
Hedicinalrath in Stralsund ernannt, 1856 als vortragender Rath in das Cnltns-
ministerium nach Berlin berufen, einige Monate später zum Director der medicinischen
Ober-Examinations-Commission, 1857 zum ordentlichen Mitgliede der wissen-
schaftlichen Deputation für das Medicinalwesen und 1863 zum Director des
pharmaceutischen Studiums an der Universität Berlin ernannt. 1863 nahm er als
Vertreter der Regierung an der constituirenden Versammlung der Vereine zur
Pflege im Felde verwundeter Krieger (rothes Kreuz) in Genf Thfeil und war seit
jener Zeit Mitglied des preussischen und deutschen Central-Comit6s jener Vereine.
1861 zum Geh. Ober-Medicinalrath und 1882 zum wirkl. Geh. Ober-Medioinalrath
ernannt, trat er 1882 in den Ruhestand, das Andenken eines thätigen und pflicht-
getreuen Medicinalbeamten hinterlassend, und starb zu Berlin am 18. März 1885.
G.
HOUSSET. — HOUSTON. 289
HoiLSset, £tieniie-Jean-Pierre H. , hervorragender französischer
Arzt, lehte zu Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts als Arzt in
Aaxerre, wo er geboren war. Er studirte und promovirte in Montpellier, Hess
aieh dann in seiner Vaterstadt nieder, wo er an den Hospitälern Anstellung
erlangte. Später wurde er Arzt der Oön^ralitö de Bourgogne pour les ^pid^mies,
Bibliothekar und erster Director der Soci^tö des sciences et belles-lettres seiner
Vaterstadt und correspondlrendes Mitglied der gleichnamigen Sociöt^ von Mont-
pellier. H. ist am 11. November 1810 in Auxerre gestorben und hat Folgendes
veröffentlicht: „Dissert, sur les parties sensibles du corps animal^ (Lausanne
1770) — „Observationa kistortques sur quelques Scarts ou jeux de natura*'
(Neachätel 1785) — „M4moires physiologiques et d'histotre naturelle** fAuxerre
und Paris 1787; enthält zehn kleinere Aufsätze über verschiedene Gebiete der
inneren Mediein) — „Bandage symStrique on corset hernier" (Joom. de m6d.
chir. pharm., 1768, Vol. VIII) — „Observation sur uneß^vre continue periodique
produüe par une fausse plAkare" (Ebenda 1767 , Vol. XXVI) — „MSm, sur
un tcth'e particulier, occasionni par la suppression du ftux kSmorrhoidal"
(Ebenda 1765, Vol. XXIII) — „Histoire des fih}res catarrhales-putrides qui ont
rigne ä Auaeerre depuis Vannie 1756 jusqu'en 1759'' (Ebenda 1766, Vol. XXIV).
Dict. hist. UI, pag. 241. — Callisen, XXIX, pag. 62. Pgl.
Honstet, Fran^ois H. , zu Paris, war am 4. October 1690 zu Viols-
le-Forest bei Montpellier geboren, wurde in Montpellier der Schfller und Freund von
DE LA Peyronie, der, nachdem er nach Paris berufen war, 1717 H. ebendahin
kommen Hess. Letzterer wurde der Gehilfe des Ersteren sowohl in seinem Hospital
(Charit6), als bei seinen Vorlesungen und in der Privatpraxis. 1724 wurde H.
Chirurgien- major gagnant maitrise im königl. Invaliden-Hötel , wo er sich die
Freundschaft von Morand dem Vater erwarb, 1733 Leibchirurg des Königs
Stanislaus von Polen, mit dem er 1734 in dem belagerten Danzig war. Nach
Frankreich zurückgekehrt, musste er wegen eingetretener Schwäche eines Armes
der Chirurgie entsagen, war aber ein eifriges Mitglied der Acad. de Chirurgie,
f&r deren M^moires er mehrere werthvolle Abhandlungen: lieber Lähmungen in
Folge von Syphilis, über eingesackte und adhärente Blasensteine, über Exostosen
der cylindrischen Knochen, lieferte. Nach einigen Reisen in Deutschland, wo er
sieh an den Höfen von München und Bonn (1748) aufhielt, wurde er bei der
1751 erfolgten Errichtung der £cole pratiquo in Paris zum Inspecteur des ^coles
ernannt und machte sich in dieser Stellung um das Unterrichtswesen sehr verdient.
Er starb, 92 Jahre alt, am 23. Juni 1782, indem er sein Vermögen zur Errichtung
nnd Dotirung einer ebensolchen £cole pratique in Montpellier hinterliess.
Louis, pag. 306. ö.
Houston, John H. , zu Dublin, war 1802 im Norden von Irland geboren,
war von lSl9 — 24 ein Schüler des Anatomen Shekleton in Dublin und wurde
in demselben Jahre, nach dem Tode dieses seines Lehrers und Freundes, Curator
des Museums des College of Surgeons, eine Stellung, in der er bis 1841 verblieb
und in welcher er zwei , auch wissenschaftlich se&r werthvolle Kataloge dieser
bedeutenden anatomischen, pathologisch- und vergleichend-anatomischen Sammlung
1834 und 1840 publicirte. Bald nach seiner Erwählung zum Curator wurde er
aneh zum anatomischen Prosector bei der medicinischen Schule des College ernannt,
promovirte 1826 zu Edinburg, wurde 1829 zum Mitgliede der Royal Irish
Academy, und bei Errichtung des City of Dublin Hosp. 1832 zu einem der Chirurgen
desselben ernannt. Er hatte bis dahin publicirt: „Account of an unusual variety
in (he femoral artery" (Dublin Hosp. Reports, 1827) — „Pathological obser-
vations" (Ebenda 1828) — „Injury to the neck by Suspension" (Ibid.) —
r, Case in which a large spoon v:as swallowed^ and produced ulceration of the
duodenum and fatal peritonitis" (Ibid.), besonders aber eine mit sehr schönen
Abbildungen versehene Arbeit über die räthselhafte Zunge des Chamäleon: „An
Biogr. Lexikon. IIT. 19
290 HOUSTON. — HOVEN.
essay on ihe structure and mechanism of ihe tongue of the chameleon" (TraDsact.
of the Eoyal Irish Academy, 1828) und: „An account of two newly discovered
muscles for compreshing ihe dorsal vein of the penis, in man and other
antmah , and also on a similar provision for compressing the veina of ihe
chameleon's tongue" (1830). Ferner fielen in diese Zeit: „Observations on
natural phymosis , tn'th a new Operation adapted to its removal^ (Edinb. Med.
and Surg. Journ., 1832) — „Observations on the form of the rectum*^ (Dublin
Joum. of Med. and Chem. 8c., 1833) — „A case in which a large molar tooth
entered and passed through the larynx during the Operation of extraction*^
(Ibid. 1834); femer ein Fall ven complicirter schwerer Beckenfractnr (1835) und
über Fracturen im Allgemeinen. Dazu einige Arbeiten aus der vergleichenden
Anatomie und Physiologie, z. B. tiber die Circulationsorgane tauchender Thiere.
H. war nicht nur ein vortrefflicher Anatom, sondern auch ein scharfer Beobachter
am Krankenbett, ein ausgezeichneter Operateur und klinischer Lehrer. 1837
wurde er Docent der Chirurgie bei der Park-street medicinischen Schule, zusammen
mit CüSACK und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode. Auch hier machte
er sich durch die Veröffentlichung eines beschreibenden Katalogs (1843) der
überaus reichen und werthvollen anatomischen und pathologisch - anatomischen
Sammlung dieses Instituts verdient. Von seinen weiteren zahlreichen Publicationen
sind noch anzuführen, publicirt im Dublin Joum. of Med. Sc. (Vol. X— XXIV):
„An account of a human foetus without brain^ heart, or lungs; etc,^ — „On
the circulation of blood in acardiac foetuses" — „An essay on the use of
nitric add as an escharotic in certain forms of haemorrhoidal affections, etcJ^
— „A case illustrative of the means adopted by nature for the spontaneous
suppression of haemorrhage from laceration of the large arteries^ u. s. w. ;
femer: „Microscopic pathology of Cancer** (Dublin Med. Press, 1844) —
„A lecture on the modern improvements of surgery^ (Lancet, 1844), endlich:
„A new fracture of the humerus^ (Dublin Hosp. Gaz., 1845) — „New mode
of stopping leech bites" (Ibid.). Ausserdem Mittheilungen an die Dubliner Patho-
logical Society und im Dublin Philos. Journal eine Abhandlung über das Auge
des Chamäleon. Das thätige Leben dieses Mannes fand am 30. Juli 1845 seinen
Abschluss.
Dublin Quart. Joum. of Med Sc. Vol. II, 1846, pag. 294. — Callisen, IX,
pag. 181; XXIX, pag. 62. Gurlt.
Houze de TAulnoit, Alf., zu Lille, Professor der chirurgischen Klinik
an der dortigen gemischten Facultät der Medicin und Pharmaoie , wurde zu Paris
1854 Doctot mit der These: „Recherches anatomiques et physiologiques sur
les valvides des veines", gab heraus : „Note sur les avantages et la descriptian
d'un nouveau proc4d4 opdratoire applicable h toutes les amputations des membres
et ayant pour but de rdcouvrier Vos sectionn4 avec une lame de pSrioste conservee
ä la face interne des lambaux^ (Paris 1872) — „Recherches sur une tumeur
hSmato-kystique de VextrSmitd infSrieure de la cuisse, etc.** (Ebenda 1872) —
„Chirurgie expMmentale. Müde historique et clinique sur les amputations sous-
pdriost6es et de leur traitement par Vimmobilisation du membre et du moignon"
(Ebenda 1873, av. 4 pl. ; auch in M6moires de la Soc. des sciences etc. de Lille) —
„Chirurgie €xp4rimentale. ExpMences sur la force Slastique des bandes et
des tuhes en caoutchouc par la mdthode des poids" (Ebenda 1875) — „Des
pansements ä la periode ischdmique h Vaide de Valvation verticale du membre
chez les grands opires et chet les blessds atteints d^himorrhagies artirielles et
veineuses*^ (Paris 1881). Er starb im November 1882. ^
Hoven, Friedrich Wilhelm von H., geboren zu Ludwigsburg 1760,
war Zögling der Karls- Akademie zu Stuttgart, wo er 1785 mit der „Diss. de
origine puris" promovirte. Dann war er in seiner Vaterstadt wttrttembergiseber
Hofmedicus, Stadt- und Amtsmedicus, bis er 1803 zu Wflrzburg ordentlicher
HOVEN. — HOVIÜS. 291
Profesaor der Heilkunde wurde, wo er 1805 zum kurpfalz-bayerischen Medieinal-
rath und ersten Arzt am Juliuehospitale ernannt wurde. 1806 ging H. nach
Ansbach, 1807 als königlich bayerischer Medioinalrath und Director aller Hospitäler
nach Nflmberg, später mit dem Titel Ober-Medicinalrath. Er starb zu Nördlingea
am 6. Februar 1838. H. war Anfangs ein Anhänger Stahl's ; doch gehörte er
zu denjenigen Aerzten, die seine Lehren in mehr oder weniger selbstständiger
Weise umzugestalten suchten. Später wurde er ein Anhänger des Brownianismus.
Von Schriften H.'s sind zu nennen : „ Versuch über das Wechselfieber und seine
Heilung, besonders durch die Chinarinde'* (Winterthur, Bd. I, 1789 ; H, 1790) —
„Geschichte eines epidemischen Fiebers, welches in den Jahren 1792 und 1793
in dem württembergischen Marktflecken Asperg geherrscht hatj nebst Bemer-
kungen über die Natur dieses Fiebers" (Jena 1795) — „Versuch über die
gegenwärtig herrschende Rindviehseuche" (Tübingen 1797) — ;, Vertheidigung
der Erregungstheorie gegen einige hauptsächliche Einwürfe" (Ludwigsburg
1802) — h^'^^ Vorzüge der Broicnischen Praxis vor der Nicht- Brownischen"
(Ebenda 1803) — „Handbuch der praktischen Heilkunde" (Heilbronn und
Rothenburg 1805, 2 voll.; Ebenda 1808) — „Grundsätze der Heilkunde"
(Rothenburg 1807) — „Praktittche Fieherlehre" (Nürnberg 1810) — „Versuch
über die Nervenkrankheiten" (Nürnberg 1813). Eine von H. selbst verfasste
Biographie erschien Nürnberg 1840.
Gradroann, pag, 250. — Biogr. med. V, pag. 294. — Neuer Nekrolog der
Deutschen. Jahrg. IH, 1838, II, pag. 1086. — Calliaen, IX, pag. 185; XXIX, pag. 64
und die Autobiographie von Hoven. p .
* g*.
Hovius, JacobusH. , in Enkhuizen geboren, wurde in Utrecht zum
Phil. Dr. et art. lib. mag. und am 13. Juni 1702 zum Dr. med. promovirt mit
einer Diss. : „De circulari humorum ocularium motu", welche durch seinen
Proraotor Prof. J. Münniks mit einer speciellen Anempfehlung („Ita perge artem
medicam et anatomicam novis observationibus atque inventis porro illustrare")
versehen wurde, und 1716 und 1740 in Leyden zwei neue Ausgaben erlebte. Die
in dieser Abhandlung mitgetheilten Untersuchungen gaben ihm 1715 Anlass zur
Veröffentlichung einer „Epistola apologeticor in Vir. GL DD, Fredericum
Ruyschium", worin er in sehr scharfem Tone Rüysch verschiedene Vorwürfe
macht über dessen „Circulus arteriosus^ im Auge, imd sich selbst auf lächerliche
Weise preist („Quod [sie] juvenis, quod studiosus detexit ea, quae, mi Ruyschi
quasi alter Aescnlapius nova tua methodo neque videre, neque curiosis ostendere
potnisti, etc."), obgleich H. doch sicher die Priorität zukommt, die erste genaue
Beschreibung des Circulus venosus, welche durch die Venae vorticosae gebildet
wird , und wohl vier Jahre vor Rüysch veröffentlicht zu haben. Trotz der
genauesten Untersuchungen ist es mir nicht gelungen zu finden, wo er gewirkt
hat oder wann er gestorben ist. q E Daniels.
Hovlus, Jacobus H. , bisher manchmal für identisch mit dem Vorigen
gehalten, wurde am 11. März 1710 in Amsterdam geboren und promovirte 1736
in Leyden zum Dr. med. Bald darauf etablirte er sich in Amsterdam und scheint
er sich viel mit der pathologischen Anatomie beschäftigt zu haben. 1752 erbat
er und bekam von der Stadtregierung die Erlaubniss, die Leichen der im Kranken-
hause Verstorbekien Patienten zu seciren. Auf diese Weise erwarb er sich eine
ausgezeichnete Sammlung krankhaft entarteter Knochen, welche er 1772 dem
CoDegium chirurgicnm schenkte („ea tamen lege, ut loco vitris perlucido, sed
ohservato reconderetur , ita, ut exposita ante oculos curiosorum conspici possit,
sed pieeatis manibus attrectari nequeat^). Im folgenden Jahre wurde sie dureh
A. Bonn auafahrlich besohrieben und sie ist noch heutzutage im anatomischen
Museum der Universität aufbewahrt. H. starb am 6. April 1786. Er schrieb:
„Aanmerkingen over de geneesmiddelen" (1762) und „Aanmerkingen over de
inenting der Kinderpokjes" (1767). q g Danißls
19^
292 HOWARD.
Howard, John H., berühmter Philanthrop und Reformator des englischen
GeHingnisswesens , ist am 2. September 1726 zu Hackney bei London geboren.
Er widmete sich ursprünglich dem Kaufmannsstande; doch setzte ihn der frühe *
Tod des Vaters in den Besitz eines grossen Vermögens, das er zu ausgedehnten
Reisen benutzte. Auf einer solchen nach Lissabon, zur Besichtigung der durch
das berühmte Erdbeben dort entstandenen Schäden begriffen, gerieth H. 1756 in
französische Gefangenschaft und kam nach Brest. Das Elend, welches er dort
in den Kerkern der Kriegsgefangenen wahrnahm , bestimmte ihn nach seiner Frei-
lassung sein Leben der Erleichterung des Zustandes der Sträflinge zu widmen.
1775 zum Ober-Sheriff der Grafschaft Bedford ernannt, hatte er Gelegenheit,
ausgedehnte Erfahrungen und Beobachtungen über den Zustand der englischen
Gefängnisse und deren Einrichtungen etc. zu machen. Das Resultat derselben
veröffentlichte er in einer Aufsehen erregenden Schrift : „ The State of the prisons
in England and Wales , vrith preliminary observattons and account of some
foretgn prisons^ (London 1777; Appendix dazu 1780), welche zur Folge hatte,
dass zwei Bills erlassen wurden, betreffeQd die Erhaltung der Gesundheit der
Gefangenen und ihre Loslassung bei nachgewiesenem Unvermögen zur Bezahlung
der Gefängnissgebühren. 1775 — 1787 machte H. weitere Reisen, viermal nach
Deutschland , fünfmal nach Holland , nach Frankreich dreimal , nach Italien zwei-
mal , nach Spanien und Portugal je einmal , besuchte zahllose Hospitäler und
Gefängnisse daselbst und bewirkte theils durch pei*sönliche Vorstellungen, theils
durch Schriften u. A. durch die Abhandlung: „Account of the principal lazarettos
in JEurope, vnth various papers relative to the plague, together with further
observattons on some foreign prisons and hospitals; toith additional remarks
on the present, of those in Great Britain and Ireland^ (London 1789 ; fran-
zösisch Paris 1801; deutsch Leipzig 1791, 2 Bde.) in mehreren Staaten eine
Reformation dieser Anstalten. In gleicher Absicht unternahm H. 1789 eine Reise
nach Asien , wurde aber zu Cherson in der Krim von der Pest ergriffen und
starb dort am 20. Januar 1790. Dort, sowie in der Paulskirche zu London sind
ihm Denkmäler errichtet. Seine Biographie schrieben: H. DixON (London 1854)
und FiELD (Ebenda 1856). H. verdient wegen seiner Erfolge auf dem Gebiete
des Gefängniss- und Lazarethwesens eine ehrenvolle Erwähnung in der Geschichte
der Medicin. Ausser den genannten epochemachenden Schriften rUhrea von ihm
noch drei Aufsätze von geringerer Bedeutung über meteorologische Themata in den
Philosophical Transact. her.
Biogr. m6d. V, pag. 296— 303. Pgl.
Howard, John H. , verdienstvoller Chirurg, geboren um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts, Schüler von Percival Pott und etwa um 1810 oder 1811
gestorben, veröffentlichte: „A treatise on the medical proper ties of mercury"
(London 1782) — „Observation^ on the method of cuHng the hydrocele hy
nieans of a seton^ (ib. 1783) — „Practical observattons on the natural history
and eure of the venereal disease" (ib. 1787; Vol. III, 1794; ib. 1797, 3 voll.),
nebst einem Supplement: „A Supplement to practical observattons etc," (ib. 1801 ;
1806, 2 voll.) — „I7ie plan adopted by the governors of the Middlesex Hospital,
for the relief of persons afftcted loith Cancer, with notes and observations*^
(ib. 1792) — „Practical observations on cancer" (ib. 1811 nach dem Tode
des Verfassers erschienen).
Dict. hist. III, pag. 243. Pgl.
* Howard, Benjamin H. , Arzt in New York, wo er 1858 vom Coli,
of Phys. and Surg. die akademischen Grade erhielt, gewann 1870 den von der
Amer. Med. Assoc. ausgesetzten Preis für die beste Bearbeitung der Aufgabe : „On
the treatment of aneurism vnth experiments for the closure of arteries by cl
new method^ und veröffentlichte ausserdem u. A. : „On the radical eure of
hernia" (New York Med. Record., 1868) — „Ovariotomy" (ib. 1869) — „A case
HOWARD. — HOWSHIP. 293
of trephinvng and removal of a MinU bullet which had passed into the hrain
through a trap-door fracture of the os frontis , followed by recovery" (Amer.
Jonrn. ofMed. Sc, 1871) — „An extemportzed canula for tracheotomy" (New
York Med. Record, 1871) — „Jodtne tnjections of the hypertrophted prostata"
(ib. 1876) — n'^f^^ more usucd metkods of artißcial respiration" (Lancet 1877).
Im Jahre 1878 verweilte H. in Europa.
Atkinson.^ag. 675. Pgl.
^Howe, Joseph William H., geboren am 80. September 1843, trat
im 14. Lebensjahre bei einer Zeitungsdruckerei ein, wurde später Parlaments-
Reporter und begann im Jahre 1863 in New York Medicin zu studiren, wo er
im März 1866 seine akademischen Grade erhielt. Bis 1867 Hospital-Assistenzarzt,
Hess er sich dann selbstständig in New York* nieder und wurde 1868 Professor
der Chirurgie an der medicinischen Facultät der Universität zu New York. £r
sehrieb : „An new method for the transfimon of btood" (New York Med. Record,
1874) — „Gase of cystitia by dilatatton of the neck of the bladder^ (ib. 1875)
— „Transfusion of mük versus transfusion of blood" (ib. 1878) — „lAgation
of the lingual arteries between the external carotid and posterior border of
the hyo-glossus, Extirpation of the tongue for epithelioma^ (ib. 1878) —
f,Ecision of the head of the femur in ununited intra-capsular fracture"
(ib. 1879) etc.
Atkinson, pag. 573. Pgl.
Howitz, Frantz Gotthardt H., war am 25. December 1789 in
Kopenhagen geboren, studirte hier, absolvirte das medicinische Examen 1812,
promovirte 1815. Er erweiterte seine Studien durch sechsjährigen Aufenthalt auf
fremden Universitäten, richtete danach als Professor der Medicina forensis (und der
Pharmakologie) an der Kopenhagener Universität und als Mitglied des Gesundheits-
CoUegiums seine Hauptaufmerksamkeit auf die difficile Zurechnungsfrage und ver-
trat in einer sehr bemerkenswerthen Schrift: „Om Afsindighed og Tilregnelse,
ä Bidrag tu Psychologien og Retalären" (1824) — im Gegensatze zu der
herrsehenden, von Kant stammenden Freiheitstheorie — den entschiedenen Stand-
punkt eines psychologischen Determinismus, sich auf die Data der Physiologie und
Psychiatrie wie auf die Philosophie Hüme's und Spinoza*s stützend. Die Folge
dieser Schrift war eine umfassende und sehr interessante Polemik zwischen ihm
und mehreren hervorragenden dänischen Denkern, welche die alte idealistische Auf-
fassung vertheidigten , während H. in seinem Naturalismus damals uoch ziemlich
allein stand. Er starb schon 1826. Petersen.
*Howltz, Frantz Johannes August Carl H., Neffe des Vorigen,
ist am 7. December 1828 auf der Insel Möen geboren, absolvirte das Staats-
examen an der Kopenhagener Universität 1853, promovirte 1857 („Om Ventila-
tionen af Hospitäler" )y wandte sich danach der Gynäkologie zu und ist als
Privatdocent, als Gründer einer grossen Specialklinik und hervorragender Special-
kliniker und Ovariotomist der namhafteste Hauptträger dieser Specialität in Dänemark.
Die Zeitschrift : „ Oynaecologiske Meddelelser" ist von ihm — in Verbindung mit
mehreren skandinavischen Specialisten und Zöglingen seiner eigenen Schule —
in's Leben gerufen. Er hat zahlreiche grössere und kleinere gynäkologische
Abhandlungen in seiner und in anderen Zeitschriften publicirt. Petersen.
Howshiip , John H. , zu London , verdienter Chirurg und pathologischer
Anatom, der namentlich in den folgenden Arbeiten die Bildung, die Structur,
die Krankheiten und Verletzungen der Knochen näher erforscht hat: „Experi-
ments and obseroations in order to ascertain the means employed by the
animal economy, in the formation ofbone" (Lond. Med.-Chir. Transact., 1815) — '-
„Microscopic observations on the structur e of bone" (Ibid. 1816) — „Obser-
vations on the morbid structure of bones, and an attempt at an arrangement
294 HOWSHIP. - HOYER.
of iheir diseases^ (Ibid. 1819) — „On the formation of newjointa*' (Ibid.) —
„Experiments and observations on the union of fractured bones^ (Ibid. 1818) ;
diese Abhandlungen sind zusammengefasst in der Schrift: „On the natural and
diseased State ofthe bones^ (London 1820 ; deutsche Uebers. von LüDWiö Cebütti,
Leipzig 1823); femer: „Ä case of molUties ossium, with the appearances on
dissection" (Edinb. Med.-Chir. Transact. , 1826). Er war Assistant Surgeon bei
der St. George's Infirmary und verfasste in derselben Zeit, wie die angegebenen
Aufsätze, noch folgende bedeutende Schriften : „Practtcal observations in surgery
and morbid anatomy ; illustrated by cases, toith dissections and engravings**
(London 1816, w. 8 pl. ; deutsche Uebers. von J.E.F. Schulze, Halberstadt 1819) —
„Practical observations on the diseases ofthe urinary organs, etc,^ (Ibid. 1816;
2. edit. 1823 u. d. T.: „A practical trecUise on the Symptoms, cattses, dis-
crimination and treatment of some of the moat important complaints , that
affect the secretion and (xcretion of the urine etc," ; deutsch von H. F. Ktltan,
Leipzig und Pest, 1819) — „Practical observations on the Symptoms, dis-
crimination and treatment of some of the most important diseases ofthe lower
intestines and anus, etc," (Ebenda 1820; 2. edit. 1821; 3. edit. 1824; deutsche
Uebers. von Elias Wolf, Frankfurt a. M. 1824; hoUänd. Uebers. von J. de Braun,
Gorinchem 1828) — „Practical remarks upon indigestion; etc.** (Ebenda 1825) —
„Practical remarks on the discrimination and successful treatment of spasmodic
stricture in the colon^ etc.^ (London 1830). Nachdem er Docent an der Schule
des St. George's Hosp. gewesen war, ging er zu der des Charing-Cross Hosp.
über und hielt 1833 die HuNTER'sche Rede beim College of Surgeons. Ausser
verschiedenen Aufsätzen im Edinb. Med. and Surg. Journal (von 1812 an) in den
Dublin Hosp. Reports (1822), der London Med. 6az. , der Med. Quart. Review
u. s. w. , war seine letzte Schrift: „Practical remarks on the discrimination
and appearance of surgical disease, with an appendix containina the descriptive
catalogue of the author^s collection in palholog, anatomy j and the Hunterian
lecture for 1833** (London 1840). Zur Zeit seines am 22. Januar 1841 an
einer Blutung aus einem Wadenabscess in Folge langwieriger Erkrankung der
Tibia eingetretenen Todes war er Mitglied des Council des College of Surgeons,
gehörte somit zu den angesehensten Chirurgen seiner Zeit.
Callisen, IX, pag. 191; XXIX, pag. 65. G.
Hoyer , Johann Georg H. , war als Spross einer deutschen Patricier-
familie in Mflhlhausen am 23. August 1663 geboren. ^1684 begab er sich zum
Studium der Mediciu nach Jena, von wo er nach dreijährigem Aufenthalt in seine
Vaterstadt zurückgekehrt sich hier als praktischer Arzt niederliess. Doch hatte
er zunächst nur einen geringen Erfolg. Er verliess Mühlhausen, ging 1689 nach
Kopenhagen, von da nach Holland und England. Die Nachricht von dem Verlust
seines gesammten väterlichen Vermögens durch eine Feuersbrunst zwang H. zur
Rückkehr nach Deutschland (1693). Er promovirte 1694 in Halle mit der
„Diss, de saliva et ejus morbis^ zum Dr. med. , liess sich dann abermals in
seiner Vaterstadt nieder , wo er zum Amtsphysicus gewählt wurde und am 4. April
1737 starb. H. war seit 1695 Mitglied der K. Leopold. Akademie der Natur-
forscher. Er schrieb u. A. : „Diss, epistolica de Mulhusina territorii ßniti-
morumque locorum constitutione epidemica anno 1700 observata ad Luc am
Schroeckhium** (Halle 1701) — „Beschreibung und Gebrauch des Theriaci
coelestis" (Ib. 1702) — „Ausführliche Untersuchung der ansteckenden pestilen-
tiali sehen Seuche, welche etliche Jahre her in Europa grassiret" (Gotha 1714) —
„Erneuerte und verbesserte Medicinal- Apotheker- Chirurgorum und andere Ord-
nungen, sammt bey gefügt er Taxe derer Apotheker -Waaren, Arzneyen, und
ertheilten Privilegien in der k. freyen und des heil, Reichs Stadt MiOdhausen*^
(Mühlhausen 1714) — „L. Blumentrosis Haus- und Reise- Apothek oder Be-
schreibung der auserlesensten und bewährtesten Arzneyen, nach ihrer Zubereitung,
HOYEB. — HRABANUS. 295
Kraft, Gebrauch und Vorsichten'^ (Leipzig 1716) — „Erklärung des von
JurisconsuÜia et Medicis sogenannten Poculi abortivi, anstatt einer Apologie
entgegen die einfältige Beschuldigung eines unbesonnenen, verkehrten Critici
wider die sogenannte balsamische Bewahrungs-Tinctur*^ (Frankfurt und Leipzig
1728), ausserdem kleinere naturhistorische Aufsätze in den Ephemerid. Acad.
Nat. Cur.
Biogr. m6d. V, pag. 304. — Poggendorff, I, pag. 1150. Pgl.
*Hoyer, Hein rieh H. , geboren am 26. April 1834 zu Inowraclav
(Provinz Posen), wo sein Vater Apotheker war, studirte in Breslau (1853 — 1856)
und Berlin 1867. Schon als Student widmete er sich auf das Eifrigste dem Studium
der Histologie und Embryologie und veröffentlichte in Müller's Archiv (1856)
seine Arbeit: „Ueber die Eifollikel der Vögel, namentlich der Tauben und
Hühner'' ; auch seine Inaug. - Diss. : „De tunicae mucosae narium structura"
(Berlin 1857) bezeugte schon seine Befähigung zu histologischen Untersuchungen.
1858 wurde er in Breslau Kbichert's Assistent, doch verblieb er nur kurze Zeit
in dieser Stellung, denn schon 1859 wurde er nach Warschau berufen. Hier
lehrte er zuerst als Adjunct Physiologie und Histologie, 1860 wurde er ausser-
ordentlicher und 1862 ordentlicher Professor der Histologie, Embryologie und
vergleichenden Anatomie, in welcher Stellung er bis heute auf das Fruchtbringendste
thätig ist. Seinen unermüdlichen Bemühungen verdankt die Warschauer Universität
ihr schönes und musterhaft geleitetes histologisches Laboratorium, aus welchem von
1867 bis 1883 42 von jüngeren Aerzten und Studenten verfasste und unter H.'s
persönlicher Leitung durchgeführte histologische Arbeiten hervorgegangen sind.
Von seinen Entdeckungen sind anzuführen die des unmittelbaren Ueberganges
kleinster Arterien in Venen, der Nervenendigungen in der Hornhaut , seine Unter-
snchungen über den Bau de3 Knochenmarkes, der Blutgefässe und d^s Bindegewebes,
Kowie seine neuesten, noch nicht veröffentlichten Studien über Mikroorganismen.
£r ist eines der thätigsten Mitglieder der Warschauer ärztlichen Gesellschaft und
nimmt seit 1881 den eifrigsten Antheil an der Redaction der von einem Kreise
jüngerer Aerzte in Warschau herausgegebenen „Gazeta lekarska'' (Aerztliche
Zeitung). Die Zahl seiner Arbeiten ist eine bedeutende; dieselben sind meistens
zoerst in polnischer, dann in deutscher Sprache veröffentlicht worden ; die wichtigsten
sind: „Histologia ciala Ludzkiego" (Histologie des menschlichen Körpers, Warschau
1862) — „Mikroskopische Untersuchungen über die Zunge des Frosches"*
(Reichert's Archiv, 1859) — „Ueber die mikroskopischen Verhältnisse der
Nasefischleim haut verschiedener Thiere und des Menschen** (Ebenda 1860) —
„Ein Beitrag zur Histologie bindegewebiger Gebilde^ (Ebenda 1865) —
^Ein Beitrag zur Histologie der Pacinischen Körperchen** (Ebenda 1864) —
^Ueber unmittelbare Einmündung kleinster Arterien in Gefässäste venöseii
Charakters*' (Archiv für mikrosk. Anat. , Bd. XIII) — »^w^ Histologie des
Knochenmarkes*' (Centralbl. für die med. Wissensch. , 1869) — „Ud>er den
Austritt von Nervenfasern in das Epithel der Hornhaut** (Rbichbet's Archiv,
1866) — „ Ueber die Nerven der Hornhaut** (M. Schultzens Archiv, 1873). —
Ausserdem ist H. Mitarbeiter der Hoffmann und ScHWALBE'schen Jahresberichte
aber die Fortschritte der Anatomie und Physiologie, des Biologischen Centralblattes,
der Internationalen Monatschrift für Anatomie und Histologie, der Gazeta lekarska ;
in den Jahren 1867 und 1868 war er Mitredacteur des in Warschau damals
erscheinenden Tygodnik lekarski (Aerztliches Wochenblatt).
Ein genaaes Verzeichniss sämmtlicher Arbeiten H.*s, sowie der unter seiner Leitung
verfa&sten findet sich in Gazeta lekarska. 1884, Nr. 51. J. P.
Hrabanas (Rh abanus, Raban), mit dem Beinamen MagnentiusMaurus,
ist 774 (oder 776) in Mainz geboren; er gehörte dem Geschlechte der Magnentier an,
war frühzeitig (in einem Alter von 9 Jahren) als Novize in dem Benedictiner-Kloster
zu Fulda eingetreten und ging später zu seiner weiteren Ausbildung nach Tours
296 HEABANÜS. — HUBBARD.
zu Alkuin, der ihn hochschätzte und ihm den Namen Mau ms beilegte. Im
Jahre 804 kehrte H. nach Fulda zurück, begründete hier eine Klosterbibliothek
und eine Elosterschule , die erste in Deutschland, aus welcher mehrere ausge-
zeichnete Gelehrte jener Zeit hervorgegangen sind. Im Jahre 822 wurde er zum
Abte des Klosters ernannt, legte diese Stelle 20 Jahre später nieder, übernahm
847 aber auf Wunsch des Königs Ludwig das Erzbisthum von Mainz und ist
am 4. Februar 856 auf seiner (noch jetzt bestehenden) Villa zu Winkel (im
Rheingan) gestorben. H. war einer der gelehrtesten Männer seinerzeit; er um
fasste mit seiner Gelehrsamkeit fast das ganze Gebiet des damaligen Wissens,
namentlich hatte er sich eine ausgezeichnete philologische Bildung angeeignet;
auch hat er sich durch Förderung der deutschen Sprache und Einführung des
Schulunterrichtes ein hervorragendes Verdienst um Deutschland erworben. Von
seinen, wie Tbithem sagt, fast unzähligen Schriften sind viele nur im Manuscripte
vorhanden ; andere sind in einer von Colvenebtus besorgten Sammlung (Oöln am
Rhein 1626, 6 voll., Fol.) in Druck erschienen, unter diesen eine: ^Physica
sive de vniverso^ (auch u. d. T. : „Ldber etymologiarum") ^ eine auf die
Darstellung des Inhaltes alles menschlichen Wissens hingerichtete, übrigens durch
Klarheit und Einfachheit im Ausdrucke ausgezeichnete Encyklopädie , welche im
6. Buche (de homine et partibus ejus) eine Aufzähluug der einzelnen Theile des
Körpers iu lateinischer und deutscher Benennung giebt und im 18. Buche (de
medicina et morbis) eine Reihe von Krankheiten aufftihrt , welche die Folge gewisser
Vergehen sind; von pflanzlichen Heilmitteln finden sich nur wenige Andeutungen.
Uebrigens geht aus der Schrift hervor, dass die botanischen und medicinischen
Kenntnisse H.'s äussert mangelhaft gewesen sind.
Bach, HrabantiB Maurus, der Schöpfer des deutschen Schulwesens. Fulda
1835. — Fr. Eunstmann, Krabanus Maguentius Maurus, eine historische Monographie.
Mainz 1841. — Spengler im Janus. 1846, I, pag. 15. — Schneider, Ebenda. 1847,
II, pag. 125. A. Hirsch.
Huart, C. J., belgischer Geburtshelfer, geboren zu Tirlemont um 1740,
gestorben zu Ende des 18. Jahrhunderts, hat ein sehr gutes Handbuch der
Geburtshilfe: „Enchtridion artts obstetricandi" (Mecheln 1770) hinterlassen. Es
ist ihm auch ein Handbuch der gerichtlichen Medicin u. d. T. : „Körte verkande-
ling over. de heelkundige bertgten etc," (Ebenda 1774) nebst: „Supplement op
de heelkundige ben'gten^ (Löwen 1171 ^ beide erschienen zusammen auch später
noch einmal, Gent 1794, 2 voll.) zu danken. Er ist der Stammvater einer ganzen
Familie von Praktikern , von denen ein Mitglied gegenwärtig Lehrer der Geburts-
hilfe an der Hebeammenschule zu Nivelles ist.
Broeckx, Essai sur l'histoire etc., pag. 286. van den Corput.
^ Hu arte, Juan H., berühmter spanischer Arzt, von dessen Lebensschick-
salen nur bekannt ist, dass er zu St.-Jean-Pied-de-Port (Basses-Pyr^nöes) geboren
wurde und in Spanien starb. Sein Hauptwerk führt den Titel: „Examen de
ingeniös para las sciencias^ (Baeza 1575; 1580; französische üebersetzungcn
von Gabriel Chapuis 1580, von Vion-Dalibray 1661 und von Savinien d'Alqcie,
Amsterdam 1672) und ist eine vorzugsweise methodologische Schrift.
ReveilU-Parise in Gaz. m6dic. de Paris. 1842, pag. L — Morejon, III,
pag. 230. Q
*Hubbard, JohnColemanH., geboren in Trenton, Oneida Co., N. Y.,
am 22. Juli 1820, studirte am New York Coli, of Phys. und wurde von dem-
selben im März 1845 graduirt. Darauf Hess er sich in Ashtabula, 0., nieder, wo
er jetzt noch, besonders als Augen- und Frauenoperateur, praktisch thätig ist. 1874
hielt sich H. zu Studienzwecken in London auf. 1876 wohnte er dem internationalen
medicinischen Congress in Philadelphia bei. Er hat bisher Folgendes geschrieben :
„On Stomatitis matema** (Amer. Journ.) — „Borate of soda injections into ihe
rectum an aphrodisiac^ (ib.) — „Gase of fibroid hypertrophy of an und es-
HUBBARD. — HÜCHEB. 297
eended testicle vrith double hydrocele*^ (ib.) — „Case ofasymmetry in a hoy
nine years old** (ib.) — „Ä systematic meihod of compre»sing the Uterus in
fost partum kaemorrhage^ (ib.) — „Case of athetosis*^ (der zweite näöhst dem
Ton Hakmond beobaehteten, veröffentlicht in des Letzteren Lehrbuch der Nerven-
krankheiten, 1871) und: ,fOn the treaiment of divided small arteries by com-
pression, adstringents and ligation^ (Ohio Med. Record, 1877).
Atkinson, pag. 30. Pgl.'
Hnber , Johann Jacob H., Anatom und Botaniker , geboren zu Basel
am 11. September 1707 , gestorben zu Cassel am 6. Juli 1778. Aus einer Baseler
Patrieierfamilie stammend, Sohn des gleichnamigen Apothekers, studirte er in
seiner Vaterstadt, wo er 1726 Magister der Philosophie wurde, bis 1730, dann
in Bern unter Halleb, dem er sehr befreundet ward, und in Strassburg unter
Nicolai, kehrte dann nach Basel zurück, wo er 1733 die medicinische Doctor-
wttrde erhielt , verliess jedoch seine Vaterstadt wieder , nachdem ihm die dortige
erledigte Professur der Anatomie und Botanik nicht zu Theil geworden war, behufs
einer wissenschaftlichen Reise nach Paris. Nach seiner Rückkehr wurde er Baden-
Dnrlach'scher Leibmedicus und erhielt dann 1736 auf Hallkb's Betrieb die Stelle
eines Prosectors und 1739 eine ausserordentliche Professur an der Universität
Gdttingen. Auf Halleb's Einfiuss ist auch die 1742 erfolgte Berufung H.'s als
Professor der Anatomie und praktischen Chirurgie an das CoUegium Carolinum zu
Cassel und seine Ernennung zum Leibarzte und Hofrath des Landgrafen zu danken,
in welcher Stellung er bis zu seinem Tode blieb ; doch wurde das Verhältniss zu
Halleb, den H. sogar öflfentlich der unrechtlichen Benutzung seiner Arbeiten
zieh, später ein feindliches. Durch mehrere botanische Reisen und namentlich
eine grössere in den höheren Alpen der östlichen und Mittelschweiz trug er viel
zu Halleb's Enumeratio plantarum Helvetiae bei. Auch im ersten Fascikel von
Haller's Icones anatom. sind zwei Tafeln (Uterus, Medulla spinalis) mit Be-
schreibung von H. .Weitere anatomische Arbeiten des Letzteren betreffen nament-
lich die Neurologie (Spinalnerven, in specie die Intercostales und die letzten
Himnerven).
Pütt er, I, pag. 97; II, pag. 61. — Boerner, Jetztlebende bertihmte Aerzte
I, pag. 619. — Rotermund, II, pag. 423. — Dict. hist. VII, pag. 245.
Th. Hnsemann.
Hubert- Valleroux , Marcellin-EmileH. , zu Paris, Ohrenarzt, war
daselbst 1812 geboren, wurde 1838 Doctor und publicirte: „Mem. sur Vabu^s
et leg dangers de la perforaiion de la membrane du tympan, etc.^ (1843) —
„Mim. sur le catarrhe de Voreille moyenne et la surditS qui en est la suite, etc,*'
(1843; 2. 6dit. 1846) — „Essai th^orique et pratique sur les maladies de
Voreille** (1846) — „Mhn. et observations pratiques sur les Scoulements de
Voreille*' (1847) — „Des sovrds-muets. Introduction h Vdtude mSdicale et
pMlosophique de la surdi-mutitd** (1853) — „Des sourds-muets, Etudes critiques
nur la surdi-mutitd" (1853) — „Des sourds-muets et des aveugles, M4fm, sur
Vitot actuel des institutions h leur itsage et sur les r^formes ä y apporter"
(1853) — „De Venseignement, Ce qu'ü a Hd, ce qvüil est, ce quHl devrait
ttre," (1859). Er starb im März 1884.
Vapereau, 5. 6dit., pag. 958. G.
Hucher, Jean H. , geboren um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu
Beauvais (Picardie), studirte Medicin in Montpellier, wo er 1566 Baccalaureus
unter Laurent Joübert's und 1567 Dr. med. unter Fran(;'Ois Feynes' Vorsitz
wurde. H. blieb dann in Montpellier als Arzt, erhielt 1570 einen Lehrstuhl an
der medicinischen Facultät, deren Decan er 1578, und deren Kanzler er 1583
wurde. Nach Einigen soll H. auch 1598 zum Leibarzt des Königs Heinrich IV.
ernannt worden sein , doch fehlen für diese Annahme sichere Beweise. Der Tod
H.'s erfolgte 1 603. Als Schriften desselben sind zu nennen : „De febrium differentiis,
298 HUCHER. — HUEBBENET.
signis et curatione libri IV ^ (Lyon 1601) — „De prognosi medica" (Ebenda
1602) — „De aterilitate libri IV. Accedit liber de diaeta et therapeia
puerorum'^ (Genf 1609 — 1610); ferner finden sich in den gesammelten Werken
von Laurent Joübert (Lyon 1582, Fol.) einige Concorsthesen H.*s bei der
Bewerbung um die Professur, so: „An febrium piitridarum duo sint praecipua
rera^dia, venae Sectio et frigidae jpotus?" — „An ad curationem febris hecticae
frigerantia et humectantia sunt ex usu?" — „An febrium intermiUentium et
continuarum eadem sit curatio?^ u. A.
Biogr. med. V, pag. 307. Pgl.
Huckelius, s. Hugkel.
Hudson, Alfred H. , zu Dublin, war 1808 zu West Bromwich in
Staffordshire geboren, war fünf Jahre lang bei einem dortigen Chirurgen in der
Lehre , studirte dann in Dublin unter Gravbs und Stokes im Meath Hosp., auch
eine Zeit lang in Edinburg und später in Paris. Schon frühzeitig interessirte er
sich für pathologische Anatomie, machte 1834 seine Examina in Dublin, liess sich
in Navan, County Meath, nieder, wo er Physician des Fever Hosp. wurde. Er
verfasste im Dublin Journ. of Med. Sc. eine Anzahl von bezüglichen Aufsätzen,
wie : „On typhoid pneumoniae (1835) — „On certain remedies in typhus fever^
(1837) — ^On the use of nitrate of silver in affections of mucous membranes**
(1840) — „On the connection between delirium and certain states of the heari
in fever^ (1842) — „On the signs of accumulation in thoracic diseases" (1856)
und: „On cerebral complications in fever" (1857); auch schrieb er in der
Medico-Chirurg. Review eine werth volle Abhandlung: „On the origin and mode
of diffusion of the fever-poison" und ausserdem einen gediegenen Bericht über die
Epidemie von Febris recurrens 1847 — 48. 1854 siedelte er nach Dublin über
und gewann daselbst bald eine angesehene Stellung. Er wurde Licentiat und drei
Jahre später Fellow des King and Queen's College of Physicians , 1858 Physician
des Adelaide Hosp., 1861 aber des Meath Hosp., wo er der College seines Freundes
und ehemaligen Lehrers Stokes war; 1861 endlich erlangte er bei der Univer-
sität den Doctorgrad. In die folgende Zeit fallen seine sich grosser Anerkennung
erfreuenden: „Lectures on the study of fever" (1867; Philadelphia 1869 u. s. w.).
Nachdem er zehn Jahre im Meath Hosp. gewesen, gab er diese Stellung auf,
wurde 1871 zum Präsidenten des College of Physicians gewählt und trat, als
Stokes 1877 seinen Sitz im General Medical Council aufgab, an dessen Stelle
als Vertreter der Krone für Irland, ebenso wie er nach Stokes' Tode, 1878, zu
dessen Nachfolger sowohl als Physician in Ordinary der Königin in Irland, als
zum Regius Professor of Physic bei der Universität zu Dublin ernannt wurde.
Auch war er Consulting Physician einer Anzahl von Dubliner Hospitälern. Als
erster Präsident des Dubliner Zweiges der British Medical Association hielt er
(1878, 79) einige mit grossem Beifall aufgenommene Festreden. Zur Zeit semes
am 19. November 1880 erfolgten Todes war er beschäftigt für die New Sydenham
Society Stokes' „Diseases of the ehest" von Neuem herauszugeben. Seine wissen-
schaftlichen Verdienste bestehen in der Klarstellung verschiedener auscultatoriseher
Phänomene und der mehr und mehr zu allgemeiner Erkenntniss gelangten Unter-
scheidung von Typhus und Typhoid. Als Consulent besass er das grösste Ver-
trauen seiner Collegen *und theilte er denselben ohne alle Prätensionen von den
Schätzen seiner Erfahrung mit ; er war ausgezeichnet durch seine Fähigkeit, schnell
eine Diagnose zu stellen, ohne dass er sich jemals Zeit und Mühe verdriessen
liess, dieselbe mit der grössten Genauigkeit zu ermitteln; auch zu der Wirkung
von Medicamenten besass er grosses Zutrauen.
British Med. Journ. 1880, II, pag. 866. — Med. Times and Gaz. 1880, II, pag 66a
G.
Huebbenet, Anton Christian August von H., wurde am 15./27. Mai
1822 auf dem väterlichen Gute Ulpich in Livland geboren 5 bezog 1839 die
r
HÜEBBENET. — HUEBENTHAL. 299
Universität zu Dorpat zum Stadium der Medicin, wurde als Arzt erster Ordnung
von der Universität entlassen und sofort im Staatsdienst in Kasan angestellt Hier
begann er, auf Anregung des Prof. Blosfeld, sich mit gerichtlich-medicinisohen
Arbeiten , speciell mit dem Nachweis . von Arsenik in Leichen , zu beschäftigen ;
dann kehrte er nach Dorpat zurück und erwarb sich da 1847 mit der Diss. :
^De Qcido arsenicoso maximeque ejus cum toxicologia et medicina publica
ratxone*' die Doctorwürde. Unmittelbar darauf wurde er zum Adjunct-Professor
für Staatsarzneikunde an der Wladimir-Universität in Kiew ernannt, wo er als
Lehrer und Arzt von 1847 — 70 thätig war. Bis 1860 las er Staatsarzneikunde,
dann wurde er Professor der Chirurgie und Director der chirurgischen Abtheilung
der Hospitalklinik, beschäftigte sich dabei vorzugsweise mit Augenkrankheiten und
Syphilis. Auch war er 1854 und 1855 während des Krimkrieges in Sebastopol
äusserst thätig. Seit dieser Zeit gewann H. ein besonderes Interesse an der Müitär-
hygiene, speciell an den Fragen der Verpflegung der verwundeten und kranken
Soldaten, nahm aq allen bezüglichen Congressen Theil und war mehrmals in Deutsch-
land. Nachdem er 1870 seine Lehrthätigkeit in Kiew aufgegeben hatte, zog er
als Glied des gelehrten Comitös des Kriegsministeriums nach St. Petersburg und
besuchte während des deutsch-französischen Krieges den Kriegsschauplatz und die
Kriegslazarethe. Er ging später von St. Petersburg nach Wilna, erkrankte daselbst
und starb am 3./ 15. Juli 1873. H war ein fleissiger Schriftsteller und ein thätiger
Arzt ; sein Hauptverdienst besteht aber für Russland in seiner energischen Thätig-
keit innerhalb der Russischen Gesellschaft für Pflege der verwundeten und kranken
Soldaten. Von seinen Schriften seien hier nur einige in deutscher Sprache ver-
fasste genannt: „Die Cholera- Epidemie in Kiew" (Leipzig 1850) — - „Bericht
über die im Kiev/ sehen Militärhospital im Jahre 1848 ^beobachtete Cholera-
Epidemie^ (Riga 1850) — ,,Die Beobachtung und das Experiment in der
Syphilis** (Leipzig 1859, m. 5 Taff.) — „Die Sanitätsverhältnisse der russischen
Verwundeten während des Krimkrieges in den Jahren 1854 — 56" (Berlin 1871).
Die weitaus grösste Anzahl von H.'s Schriften ist in russischer Sprache in
russischen Zeitschidften veröffentlicht.
Biogr. Lexikon dei Professoren und Lehrer der Wladimir-Universität za Kiew
(1834—1884). Kiew 1884, pag. H2— 147. Daselbst auch ein Verzeichniss aller Schriften H. 's.
L. Stieda.
Huebener, Ernst August Ludwig H., zu Heide (Norder-Dithmarschen)
war, daselbst, als Sohn des Arztes Friedrich Adam H. zu Marne und jüngerer
Bruder des Arztes Heinrich Wilhelm H. zu Itzehoe, am 10. Juli 1796 geboren,
studirte von 1817 an in Berlin, Kiel, Halle, wurde 1821 in Kiel mit der Diss. :
„De morbi Dithmarsici natura et indole" Doctor, liess sich in demselben Jahre
als Arzt in Heide nieder und verfasste im Laufe der Jahre folgende Schriften:
jfKritische Bemerkungen über Erkenntniss und Cur der dithmarsischen Kranke
heit" (Altena 1835) — „Die Lehre von der Ansteckung mit besonderer Be-
ziehung auf die sanitätspolizeiliche Seite derselben^ (Leipzig 1842) — „Die
gastrischen Krankheiten monographisch dargestellt^ (2 Bde., Ebenda 1844) —
„Die Kindestödtung in gerichtsärztlicher Beziehung*' (Erlangen 1846) —
„Spedelle Pathologie und Therapie** (2 Bde., Leipzig 1850, 52) — „Patho-
logie und Therapie der Scropheln" (Wien 1866). Ausserdem eine Anzahl von Auf-
sätzen, darunter : ;, üeber die in Norderdithmarschen im SoJiimer und Herbst 1826
herrschenden Epidemien'^ (Horn's Archiv, 1827), ferner in Pfaff's Mittheilungen
(Bd. V), der Medic. Zeitung des Vereines f. Heilk. in Preussen (1841) u. s. w.
Lühker und Schröder, pag. 265. — Alberti, I, pag. 376. — Callisen,
IX, pag. 206; XXIX, pag. 69. G.
Huebener, s. a. Huebner.
Hnebentbal, C. J. F. W. von H. , zu Witebsk, vorher in Twer, kaiser-
lieh russischer Btaatsrath und MedicinaMnspcctor des Gouvernements Witebsk, war
einer der Ersten in Europa, der von dem Gypsguss bei der Behandlung von
300 HUEBENTHAL. — HUECK.
Knochenbrüehen Gebranch machte. Er schrieb darüber: „Neue Behandlung der
Knochenbrüche" (RusBische Samml. für Naturw. u. Heilk., 1816) und verfasste
noch folgende Aufsätze: „Osteoplastik oder die Kunst, verlorene Knochenstilcke
künstlich zu ersetzen^ (Hüfeland's Journal, 1825), betreffend Thierversuche,
Enochenstücke von lebenden Thieren in einen Enochendefect einzuheilen ; femer :
^Darstellung und Behandlung der orientalischen Cholera; von der persischen
Chrenze mitgetheilt" (Ebenda 1831 ; hoUänd. üebers. von P. J. van Wagkninge,
Rotterdam 1831) — „Ueber einige neu angegebene und modifidrte Ämputations-
Instrumente*^ (Graefe's und Walther*s Journal, 1825) — „Beschreibung zweier
neuer Trepanations Instrumente" (RüSt's Magazin, 1827), Craniotom und Hebel;
„Abbildung und Beschreibung einiger neuer Instrumente" (Ebenda 1830), darunter
ein Instrument zur Beseitigung des Blasensteins ohne blutige Operation.
Callisen, IX-, pag. 207; XXIX, pag. 70. G.
HuebertZy Jens Rasmussen H., war geboren in Aalborg (Jütland) aui
5. September 1794, studirte in Kopenhagen, absolvirte das medicinische Staats-
Examen 1824, promovirte in Kiel 1828 („De rationibus causalibus dysenteriae
epidemicae" ) y machte sich nacher namentlich bekannt als statistischer , topo-
graphischer und geschichtlicher Schriftsteller (in medicinischer Beziehung hervor-
zuheben ist: „Beretning om Ckoleraepidemien i Kjöbenhavn 1853"), wie auch
als energischer Agitator für eine bessere und rationellere Behandlung der Idioten;
einen Ausdruck dieses Wirkens giebt seine Schrift: „Soagsindighed eller Idiotisme
og dens Helbredelighed" (1855). Er war der eigentliche Gründer einer Erziehungs-
anstalt für Idioten in der Nähe von Kopenhagen und eine kurze Zeit Director
derselben bis er 1855 starb.
Smith und C. Bladt, pag. 43. Petersen.
*Huebner, Felix von H. , welcher zu Reval am 23. Juni (5. Juli)
1835 geboren und auf der Dorpater Universität mediciniscb ausgebildet wurde,
Hess sich nach seiner Promotion, 1861, als Landarzt in Livland nieder. Nach
13jährigem Wirken als solcher begab er sich 1874 nach Deutschland, um besonders
bei WiNCKEL in Dresden und in Wien, Prag und München sich zu vervoll-
kommnen. Während dieser Periode publicirte er eine grössere Arbeit über die
„Puerperalen Erkrankungen der Brüste" (Deutsche Zeitschr. f. prakt. Med.,
1875); früher eine: „Biostatik der Stadt Dorpat" (Daselbst 1861) und Hess
sich 1876 als Gynäkologe in Riga nieder. Wem ich
Huebner, s. a. Huebener.
Hueck, Alexander Friedrich H., wurde in Reval am 7./19. December
1802 geboren, bezog dann die Universität Dorpat, wurde daselbst 1826 Doctor
der Medicin (Diss, inaug, physioL-med. de mutationibus oculi interni respectu
distantiae rerum"). Nachdem er auf deutschen Universitäten, Berlin, München,
Göttingen, sowie in Paris noch specielle anatomisch-physiologische Studien gemacht
hatte, wurde er 1830 zum Prosector des anatomischen Instituts der Universität
Dorpat gewählt. 1833 zum ordentlichen Professor der Anatomie ernannt, lehrte
und forschte er mit Eifer bis ein früher Tod am 28. Juli 1842 ihn dem Leben
entriss. Unter seinen anatomischen Schriften sind zu nennen: „Lehrbuch der
Anatomie des Menschen" (Dorpat 1833 — 1835) — „Ueber das Studium der
Anatomie" (Riga-Dorpat 1833, 4.) — „Gerüste der Anatomie. Eine UebersichJt
der vorzüglichsten Theile des inenschlichen Körpers" (Ebenda 1833) — „De
craniis Estonum commentatio anthropologica" (Dorpat 1838). Unter seinen
physiologischen Schriften: „Das Sehen, seinem äusseren Process nach entwickelt"
(Dorpat und Göttingen 1830) — „Die Axendrehung des Auges" (Dorpat 1838) —
„Die Bewegung der Krystalllinse" (mit 4. Taf. , Leipzig 1840). Neben ana-
tomisch-physiologischen Studien befasste H. sich mit Paläontologie, Archäologie
und hat auch nach dieser Richtung hin eine grosse Anzahl von Abhandlungen
HÜECK/ — HÜENEFELD. 301
aufzuweisen. H. war Mitstifter und eine Zeit lang Präsident der gelehrten estnischen
Gesellschaft in Dorpat.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 354. — Beise, I, pag. 257. — Inland. 1842,
Nr. 32 Nekrolog. j^ Stieda.
Hnegel, Franz Seraph. H. , beliebter Einderarzt in Wien, von 1848
bis 1863 Director des Eander-Krankeninstituts im Bezirk Wieden, verfasste folgende
Schriften: „Beschreibung sämrrulicher Kinderheilanstalten in Europa, Nebst
einer Anleitung zur zweckmässigen Organisation von Kinder- Kr ankeninstitvten
und Kinderspitälern u. s. w," (Wien 1849, m. 1 Taf.) — „Ueber die socialen
Humanitätsanstalten für Kinder der unteren Volkscla^sen^ (Ebenda 1851) —
„Die Findelhäuser und das Findelwesen Europas , ihre Geschichte , Gesetz-
gebung, Verwaltung, Statistik und Reform^ (Ebenda 1863) — „Zur Geschichte,
Statistik und Regelung der Prostitution. Social-mediciniscne Studien . . . (Nnch
amtlichen Quellen)" (Ebenda 1865). Auch rührt von ihm eine Schrift: „Der
Wiener Dialect. Lexikon der Wiener Volkssprache" (1873) her. Er starb am
26. Januar 1876. ^ ^
*Huelpher8, Herman Wilhelm H , zu Stockholm, ist am 6. Mai 1822
zu Elfvik, Kirchspiel Gillberga in Wermland, geboren, studirte von 1840 an in
üpsala, trat 1845 in das feldärztliche Corps, wurde 1851 Bataillonsarzt, 1860
Hofmedicus der Königin- Wittwe Desideria, 1870 Regimentsarzt, nachdem er
1856 in Upsala zum Dr. med. ernannt worden war. Er machte verschiedene
längere wissenschaftliche Reisen in's Ausland. Zur Zeit ist er Regimentsarzt und
Arzt des Freimaurer-Krankenhauses. Ausser der akademischen Abhandlung: „Om
ganglier" (Upsala 1847) hat er eine grosse Anzahl von Aufsätzen für die Hygiaea
(von Bd. XVIII an) geliefert, der Mehrzahl nach Referate, aber auch Original-
arbeiten, z. B. : „Annu nagra ord om en genera^fältläkares anställande för
inseendet öfver svenska armSns läkarevärd" ; ebenso in den Svenska Läkare-
sällsk. fl5rhandl. (von 1853 an): „Ett fall af blodutgjutning in en Graaßansk
bläsa, jemte obduktionsberättelse" — „Ett fall af syfilis inoculerad med
saliv" u. s. w.
Wistrand, pag. 180; Neue Folge, I. pag. 353. Red.
*Hueiiefeld, Friedrich Ludwig H., zu Greifswald, ist am 30. März
1799 zu Müncheberg in der Mark bei Berlin geboren , wurde 1822 in Breslau
mit der Diss. : „2?c vera chemiae organicae notione , ejusque in medicina usu,
additis de vi arsenici in corpora organica mortua experimentis" Dr. med.,
war Privatdocent in Breslau , schrieb : „Physiologische Chemie des menschlichen
Organismus, zur Beförderung der Physiologie und Medicin u. s. w." (2 Thle.,
Breslau 1826—27), wurde 1826 zum Prof. e. o., 1833 zum Prof. ord. der Chemie
und Mineralogie bei der Universität Greifs wald und 1831 zum Oberaufseher des
dortigen Mineralien-Cabinets ernannt. 1827 hatte er sich ein Jahr lang zu Stock-
holm bei BER2ELIÜS aufgehalten. Er gab heraus: „Die Radesyge, oder da^s
Scandinavische Syphiloid; aus scandinavischen Quellen dargestellt" (Leipzig
1828) — „Die Chemie der Rechtspflege, oder Lehrbuch der polizeilich- gericht-
lichen Chemie" (Berlin 1832, m. 1 Kpft.) — fyDer Chemismus in der thierischen
Organisation. Physiologisch- chemische Untersuchungen der materiellen Ver-
änderungen oder des Bildungslebens im, thierischen Organismus Ein
Beitrag zur Physiologie und Heilmittellehre. Gekrönte Preisschrift" (Leipzig
1840, m. 1 Taf.) — „Chemie und Medicin in ihrem engeren Zusaminenwirken,
oder Bedeutung der neueren Fortschritte der organischen Chemie für erfahrungs-
mässige und speculative ärztliche Forschung , u. s. w," (Berlin 1841). Dazu,
ausser rein chemischen Arbeiten, eine Anzahl toxikologischer, gerichtlich-chemischer
Aufeätze (Horn's Archiv, 1826 — 36 u. s. w. ; Rüst's und Caspee*s Repertor.
1826; Schweigger's Joum. für Chemie und PhysioL, von 1827 an; Oken's
302 HÜENEFELD. — HÜETER.
Isis; Pierkr's Med. Zeitung; Salzburger med.-chir. Zeitung; Eedmann's Joum.j,
betreffend die Ermittlung einer Vergiftung durch Kupfer, Käse, Arsenik, Blausäore,
Morphium, Strychnin u. s. w.
Callisen, IX, pag. 214; XXIX, pag. 73. — Poggendorff, I, pag. 1154. G.
Hnenerwolf, Jakob August H., geboren zu Arnstadt in Thüringen,
wo er in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Stadtphysicus fungirte, war
seit 1685 Mitglied der kaiserl. Leopold. Akademie der Naturforscher, zu deren
Ephemeriden er verschiedene Beiträge lieferte. Ausserdem schrieb er: „Diss. de
variolis" (Giessen 1669) — „Anatomia pdeoniae^ (Arnstadt 1680) — „Fecundt
gynoecei myateria oder sonderbare Frauenzimmergeheimniase^ (Prankfurt und
Leipzig 1690).
Biogr. in6d. V, pag. 308. Pgl.
*Huet, Guillaume-Daniel-Louis H., am 29. August 1831 in
Amsterdam geboren, studirte daselbst und promovirte 1856 in Leyden zum Dr. med.
mit einer „Dies, continens varia de morbo syphüttico in nosocomio Amstelo-
damensi suburbano observata". Er etablirte sich in Amsterdam und war da
auch als Assistenzarzt am „Buiten-Gasthuis" wirksam bis 1862, wo er zum
Primararzt am genannten Eraukenhause ernannt wurde. 1872 wurde er nach
Leyden berufen als Professor der klinischen Medicin und Pharmakologie (Antritts-
rede: „Over de noodzdkelykheid om de geneeskunde als natuunoetenschap op
te vatten^j. Er ist seit 1862 Mitarbeiter am „Nederlandsch Tydschrift voor genees-
kunde", worin er sehr geschätzte Beiträge liefert. Er schrieb auch : „ Ueber syphi-
litüche Affectionen des Mastdarmes^ (Bkhrend's ^rchiv für Syphilidologie,
1858) — „De hutdf wat zy^ ts, tcat zy doet en toat wy voor haar doen moeten^
(1860) — „Verslag over de ziehten, die in 1859 in Amsterdam geheerscht
hebben^ (1860) — „ Verdeeling van den Arbeid in betrekking tot wetenschap en
onderwys*^ y eine Rede, welche er als Rector magnificus am 8. Februar 1885
hielt zur Feier der Dies natalis der Leydener Universität. ^ j« Daniels
Hueter, Karl Christoph H., zu Marburg, war am 6. März 1803 zu
Melsungen in Nieder-Hessen geboren, studirte von 1820 — 24 in Marburg ab
Schüler von Bartels, üllmann, Busch, wurde 1824 mit der „Diss. inaug.,
duos sectionis caesareae casus relatos exhibens*^ Doctor, besuchte dann noch die
klinischen Anstalten in Wien, Berlin und an anderen Orten Nord- und Süddeutsch-
lands und Oesterreichs , wurde 1825 Gehilfsarzt an der chirurgischen Klinik in
Marburg, habilitirte sich auch daselbst als Privatdocent und las über sehr ver-
schiedene Gegenstände der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe. Seine ersten
grösseren Schriften waren: „Die Pathologie und Therapie der fünften Geburts-
periode^ (Marburg 1828) und „Die dynamischen Oeburtstörungen, Ein Verbuch
zur rationellen Begründung der dynamischen Geburtshilfe^ (2 Bde., Berlin 1830).
Um dieselbe Zeit erschienen von ihm folgende Aufsätze aus dem Gebiete der Geburts-
hilfe: „Beobachtungen und Bemerkungen über die Kopfblutgeschwülste der Neu-
geborenen" (Gemeins. Deutsch. Zeitschr. für Geburtsk., IV) — „Ueber den Vorfall
der Nabelschnur'' (Ebenda) — „Uebersicht der Vorfälle der Geburtshilfe zu
Marburg im Jahre 1828*' (T. H. B. Bauer's Minerva medica, 1829); femer aus
dem GebietQ der Augenheilkunde und Chirurgie in v. Gra&fb's und v. Walther's
Journal (Bd. XII, XIII) : ^ Ueber Ophthalmia intermittens in Hinsicht auf ihr
Vorkommen und den Zusammenhang mit dem Wechselfieber u. s. w " — n^^
Fall von Ophthalmia intermittens mit achttägigem Typus" — „Beobachtungen
und Bemerkungen über den Wasserkrebs'' ; femer: „Die katarrhalischen Augen-
etitzündungen" (Heidelberger klin. Annalen, Bd. V,VI). 1831 wurde er zum
Prof. e. 0. und 1833 zum Prof. ord. und Director der Entbindungsanstalt ernannt,
in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Es fallen in diese Zeit seines
Lebens noch folgende Schriften: „Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebeammen*'
(Marburg 1838; 2. Aufl. 1844) — „Die Embryothlasis oder Zusammendrückung
HUETEU. 303
und Ausziehung der todfen Leibesfrucht^ (Leipzig 1844, ni. 3 TafF.) — „Die Lehre
von der Lup im menschlichen Ei^ (Marburg 1856, ra. 3 color. Abbild.); ferner die
Gratulationsscbriften zu den 50jährigen Doctorjubiläen von David Busch: „Ueber
die Lehre von dem Wöchnerinnenßeber, Eine pathologisch, -therapeut. Abhand-
lung" (1832), von Würzer: „Eine Geburtszange nebst Abbildungen^ (1838),
von üllmann: „Der einfache Mutterkuchen der Zwillinge" (1845); endlich
die Prorectorats-Programme : „Disputatio de singulari exemplo pelvis formae
infantilis in adulta reperio** (1837) und „Conspectus eorum, quae in xeno-
dochio obstetricio Mnrburgensi a . \ . . 1833, usque ad . , , . 1843 evenerunt"
(1843). Ausserdem zahlreiche Artikel im Berliner encyklopäd. Wörterbuch der
med. Wissenschaften und in der Neuen Zeitschrift, nachherigen Monatsschrift für Ge-
bnrtskunde und in der Deutschen Klinik. Er starb, während der Ausübung seines
Berufes vom Schlage getroflTen, am 18. August 1857. Er gehörte zu denjenigen
deutschen Geburtshelfern, die sich um die Förderung ihrer Wissenschaft wohl
Terdieut gemacht haben.
Juati, pag. 270 — 77, 832. — Gerland, pag. 227. — Heck er in Allgemein.
Deutsch. Biogr. XIII, pag. 460. — Callisen, IX, pag. 219; XXIX, pag. 75. q
Hueter, Karl H., wurde als Sohn des Vorigen am 27. November 1838
in Marburg geboren. Erst 16 Jahre alt, widmete er sich daselbst dem Studium
der Medicin. Im Jahre 1858 bestand er das Facultätsexamen und kurz nachher
das Staatsexamen in Kassel. Darauf begab er sich mehrere Jahre auf Reisen.
Er besuchte zunächst Berlin und Wien, im Jahre 1860 England und verbrachte
die folgenden zwei Jahre in Paris. Daselbst widmete er sich, neben dem Besuche
der Kliniken, im Amphitb^atre Clamart mit besonderem Eifer der chirurgischen
Anatomie und erschienen in der Folge seiije „Anatomische Studien an den Ge-
l^ken Neugeborener und Erwachsener" (ViRCHOW*s Archiv, Bd. XXV, XXVIII),
welche fiir viele seiner späteren Arbeiten über Gelenkdefonnitäten und Gelenk-
erkrankungen grundlegend wurden. 1863 kehrte er nach Marburg zurück und
trat bei seinem früheren Lehrer RosKR als Assistenzarzt der chirurgischen Klinik
ein, blieb jedoch nicht ganz ein Jahr daselbst, sondern ging Ende 1863 nach
Berlin. Hier war er zunächst ein halbes Jahr Assistent am pathologisch-anatomischen
Institute bei Virchow, nahm dann 1864 am Schleswig-Holsteinischen Kriege als
Arzt eines Johanniter-Lazarethes Theil, trat 1865 als Assistenzarzt v. Langen-
becr's in die chirurgische Universitätsklinik zu Berlin ein und habilitirte sich als
Privatdocent für Chirurgie an der dortigen Universität. Während seines Berliner
Aufenthaltes zeichnete er sich sowohl durch seine Docententhätigkeit , wie durch
eine Reihe tüchtiger Arbeiten auf verschiedenen Gebieten der Chirurgie derart
aus, dass er schon im Jahre 1868, als in Rostock die Professur für Chirurgie
durch G. Simonis Abgang frei wurde, als Professor und Director der chirurgischen
Klinik dorthin berufen wurde. Auch hier sollte er nur kurze Zeit thätig sein.
Sehen im Jahre 1869 leistete er einem Rufe nach Greifswald Folge, um dort als
Nachfolger Bardeleben's die Professur für Chirurgie zu übernehmen. Dort wirkte
er mit der seinem Wesen eigenthümlichen Frische und Vollkraft bis zu seinem am
12. Mai 1882 erfolgten Tode, nachdem er in der letzten Zeit seines Lebens auch
noch Abgeordneter zum deutschen Reichstage gewesen war. Unter der grossen Zahl
feiner Pnblicationen , die mit seiner 1860 verfassten Dissertation beginnen, bis
1881 reichen und nach einem von König gegebenen Verzeichniss 74 Nummern
umfassen, führen wir zunächst die selbstständigen Schriften an: „Die Forment-
leicklung am Skelet des menschlichen Thorax" (Leipzig 1865 , m. 3 Taff.) —
„Die septicämischen uftd pyämischen Fieber" (1868) und „Die Tracheotomie
und Laryngotomie" (1871), Beides in Pitha-Billroth's Handb. der allgem. und
spec. Chir. — „Klinik der Gelenkkrankheiten mit Einschluss der Orthopädie"
(2 Bde., Leipzig 1870, 71; 2. Aufl. , 3 Bde., 1876, 78) — „Die allgemeine
Chirurgie, eine Einleitung in das Studium der chirurgischen Wissenschafi^n"
(Ebenda 1873) — „Krttisch-antikritische Wanderungen auf dem, Gebiete der
304 HÜETER. — VAN HÜEVEL.
jüngsten chirurgischen Tagesliteratur, Vortrag" (Ebenda 1876) — pDer Arzt in
seinen Beziehungen zur Naturforschung und den Naturwissenschaften, Vortrag'*
(1878) — „Orundriss der Chirurgie" (2 Bde., Allgemeine, specielle Chir.,
Leipzig 1881; 2. umgearb. Aufl. von LossEN, 1883, 84; 3. Aufl. 1884, 85); ferner
die von ihm zuBammen mit Lücke 1872 begründete „Deutsche Zeitschrift ßir
Chirurgie". Dazu kommen noeh einige Abhandlungen in Volkmann's Sammlung
klinischer Vorträge (Nr. 9, 22): „üeber das PanariUum, seine Folgen und seine
Behandlung" und ;, lieber die chirurgische Behandlung des Wundfiebers hei
Schusswunaen" , Die meisten der obigen Schriften H.'s fanden volle Anerkennung;
am meisten wohl sein Werk über Gelenkkrankheiten , über welche er die meisten
und gründlichsten Vorstudien gemacht hatte, wenn auch der in der zweiten Auf-
lage desselben neu hinzugefügte Theil über die Gelenkkrankheiten am Rumpfe und
Kopfe in Betreff der Erklärung der Wirbelsäulen- Verkrümmungen sich keinesweges
allgemeiner Zustimmung erfreuen konnte. Eine ziemlich allgemeine Opposition aber
erregte H., als er in seiner Allgemeinen Chirurgie die gesammte Entzündungs- und
Fieberlehre von dem Gesichtspunkte der „monadischen Theorie" betrachtete und
aus spärlichen thatsächlichen , erst für wenige Krankheiten beigebrachten Beweis-
mitteln für fast alle chirurgischen Krankheiten alle anderen , ausser den belebten
Krankheitsursachen, auszuschliessen und damit der Durchführung der Bacterien-
lehre im weitesten Umfange Vorschub zu leisten versuchte. Er hatte sich eben
durch seine feucrige Natur und seine lebhafte Phantasie hinreissen lassen. Nichts-
destoweniger sind jene für seine Zeit als Verirrungen zu betrachtenden Anschauungen
der Aufnahme der neuesten, auf wirkliche experimentelle Forschung basirten Er-
werbungen der Wissenschaft förderlich gewesen. Wenn j^rir weiter seine Leistungen
und Bestrebungen in der journalistischen Literatur darchmustern , so finden wir^
dass er neben den Fusswurzel-Contracturen , mehrfach sich mit den Resectionen
und deren Technik (namentlich im Knie-, Ellenbogen- und Fussgelenk), der
Operation der Tracheotomie und dem Verhalten der Schilddrüse dabei, ferner mit
der Ergründung der Diphtherie beschäftigt hat, der Neurectomie, der arteriellen
Transfusion, der Exstirpation des Mastdarmes mit Bildung eines musculo-cutanen
Lappens, den parenchymatösen Carbolinjectionen, der Aetiologie der Entzündungs-
lehre, der von ihm erfundenen, als Cheilo-Angioskopie bezeichneten Beobachtung
des Kreislaufes bei lebenden Warmblütern und vielen anderen Dingen seine besondere
Aufmerksamkeit gewidmet hat. Die meisten dieser Publicationen finden sich im
Archiv für kUnisehe Chirurgie (Bd. II, IV, V, VII, VUI, D^, XI, XU, XXUI,
XXVI) und nach der Begründung der Deutschen Zeitschrift für Chir. in dieser. —
Begreiflicherweise gehörte er, da er seine ganze Thätigkeit der Klinik und wissen-
schaftlichen Arbeit widmete und in hohem Grade die Gabe der Rede besass, zu
den anregendsten klinischen Lehrern und als Beweis dafür, dass er seine Schüler
zu Specialarbeiten zu veranlassen verstand, liegt eine Reihe von Disseilationen vor.
Ausser seinen fachwissenschaftlichen Arbeiten und seiner ziemlich umfangreichen
referirenden , später mehr kritisirenden publicistischen Thätigkeit, hat er seine
Aufmerksamkeit auch verschiedenen Fragen von allgemeinerem Interesse gewidmet
und darüber eine Anzahl von Aufsätzen geschrieben, wie: „Zur Frage der
Promotionsreform", „lieber Theilung der Arbeit im wissenschaftlichen Lehren und
Lernen auf der Universität", „Ueber Bildung im Allgemeinen und die Vorbildung
des Arztes im Besonderen", „Sollen Realschulabiturienten zum medicinischen Studium
zugelassen werden?" Nach allem Diesen gehörte II. zu den vielseitigsten, thätigsten
jungen Chirurgen , von dem die Wissenschaft , bei längerem Leben , noch eine
erhebliche Förderung zu erwarten berechtigt war.
König in Deutsch. Zeitschr. für Cliir. XVII, 1882, pag. 421. — Max Schüller
in Deutsch, med. Wochenschr. 1883, pag. 697, 714. Gurlt.
Van Huevel, Jean-Baptiste Van H., zu Brüssel, war daselbst am
24. September 1802 geboren, war Professor der Geburtshilfe bei der freien Univer-
sität zu Brüssel von 1837 — 47 und Chirurg der Maternitö bis 1860. Ausser einer
VAN HUEVEL. — HIJFELAND. 305
grrossen Zahl von praktischen und wissenschaftlichen Beobachtungen und Discussionen
in Zeitschriften sind von H. , der sich durch ein besonderes Erfindungstalent aus-
zeichnete, die folgenden Arbeiten aus dem Gebiete der Geburtshilfe anzuführen:
„Mem, concemant la pelvimitrie et un nouveau rnode de menmiration pelvienne**
(Soc. des Sciences med. et natur. de Bruxelles 1840) — „Second m4m. sur le
meine sujet" (Gent 1841) — „MSnu sur les divers moyens propres h ddlivrer
la femme en cas de rdtrdcissement du bassin et sur le forceps-sciej ou nouveau
cephalotome, suivi d'un appendice camprenant la descriptton abrdg^.e du
pelvimHre gSomdtrique" (Brüssel 1842) — „Descriptton du pelvimltre geomStrique
et du forcepS'Scie modifii, ou nouveau cephalotome" (Annales d*obst6trique de
Paris 1843) — „Dernüres modifications au forceps-scie" (Brüssel 1848 und
1851) — „Pelmm^tre universeL No^ivelle modification du pelvimetre gdomitrique**
/^Ebenda 1855) — „Lettre sur un procid^ nouveau de dSlmrance dan^ le cas
d^hydrocSphalie" (Presse m6dic»le beige 1849) — „Considirattons sur V etnbryo-
tonne et VopSration cisarienne suimes d* observattons nouvelles d^ appUcation
du forceps- scie'* (Ibid. 1850) — j^De Vavortement provoquS et de Vemhryo-
tomte" (Ibid. 1852). Auch gab er heraus: „TraitS th^orique et pratique des
accouchements de P, CazeauXy considerablement annotS" (fidit. beige, 1844) —
„Pince h jr>iW.s, Substitute au lacs" Cm Cazeaüx's Mit. beige, 1844) —
y,Pince porte-lacs" (in Hyernaüx' Manuel d*accouchements , Brüssel 1857). —
Hauptsächlich die oben erwähnten Erfindungen des Beckenmessers und der mit
der Geburtszange in Verbindung gebrachten Kettensäge zur üurchsägung des
Kindskopfes sichern ihm einen ehrenvollen Platz unter den neueren Geburtshelfern.
Er starb zu Paris im October 1883. ^^^^ den Corput
Hufeland, 0 h r i s t o p h W i 1 h e 1 m H., in Berlin, einer der berühmtesten
und verehriesten Aerzte seiner Zeit, war am 12. August 1762 zu Langensalza in
Thüringen geboren ; sein Vater und sein Gross vater waren Leibärzte am Weimar 'sehen
Hofe, auch ein Oheim übte die ärztliche Kunst aus. H. lebte von seinem dritten
Jahre an in Weimar, studirte von 1780 an in Jena und Göttingen und wurde
hier 1783 Doctor mit der „Diss. inaug. sistens usum vis electricae in asphyxia
experimentis Jllu Stratum ^ . Nach Weimar zurückgekehrt, rausste er sofort die
weit ausgedehnte Praxis des fast erblindeten Vaters übernehmen und lag derselben,
die sehr mühevoll war, mit vielem Glücke zehn Jahre lang (bis 1793) ob. Mit
den Weimar damals zierenden grossen Geistern, wie Wieland, Herder, Goethe,
Schiller hatte er nicht nur Umgang, sondern hatte Gelegenheit, sie als ijir Arzt
noch genauer .kennen zu lernen. Sein erster literarischer Versuch war ein Aufsatz :
^Jffesmer und sein Magnetismus" (Deutscher Mercur, 1785), in welchem er das
Ungründliche und Unphysische der Sache aufzudecken und Alles auf Sinnestäuschung
und selbst Sinnlichkeit zurückzuführen sich bemühte. Sein erstes, 1787 erschienenes
Buch war eine Abhandlung „Ueber die Ausrottung der Pocken" y in welcher er
nach seinen in einer äusserst bösartigen Pockenepidemie zu Weimar gemachten
Erfahrungen, die Absonderung,» damals das einzig denkbare Schutzmittel, vorschlug ;
auch war seiner Anregung die Errichtung des ersten Leichenhauses in Weimar zu
danken. Gleich in seinen ersten literarischen Arbeiten zeigte sich das Streben
H.*s, seine Erfahrungen nicht bloss den Fachkreisen, sondern dem grossen Publicum
nutzbar zu machen und gehört H. zu den hervorragendsten Aerzten Deutschlands,
deren Arbeiten auch unter dem Laien-Publicum die weiteste Verbreitung gefunden
haben. 1793 wurde er vom Herzog von Weimar nach Jena als Prof. ord. honor.
berufen, wo seine Vorlesungen den verdienten Beifall fanden, besonders die Makro-
biotik, die er in dem grossen Auditorium vor bis zu 500 Zuhörern öffentlich
vortrug. Nachdem er schon im Jahre 1794 durch eine Schrift: yj Erinnerungen
an alle Mütter , denen die Gesundheit ihrer Kinder am Herzen liegt" , die
später, 1799, eine Erweiterung erfuhr: j, Guter Bath an Mütter über die unchfigsten
Punkte der physische?} Erziehung der Kinder in den ersten Jahren" j auf die
BiogT. Lexikon. III. 2Q
306 HÜFELAND.
physische Erziehung seine gemeinnützigen Belehrungen ausgedehnt hatte, erschienen
im Jahre 1795 seine „Ideen über PcUhogenie^, 1796 die „Kunst, das mensch-
liche Leben zu verlängern*^ , von der 3. Auflage (1805) an unter dem Titel:
„Makrobiotik" , eine Schiift, die zahlreiche Auflagen erlebt (8. Aufl. 1860) und,
in alle europäischen Sprachen übersetzt, eine Verbreitung in der ganzen Welt
gefunden hat. Auch der Journalistik sich zuwendend, gab er von 1791 an (bis 1800)
die „Neuesten Ännalen der französischen Arzneikunde und Wundarzneikunde^
heraus, setzte dieselben im Vex*ein mit B. N. O. Schbegeb und J. Chr. F. Harless
als „Journal der ausländischen medicinischen Literatur^ bis 1803 fort, nach-
dem er 1795 bereits das „Journal der praktischen Arzneikunde und Wund-
arzneikunst*^ begonnen hatte, das bis zu seinem Tode, 1836, in 82 Bänden
(1809—14 mit K. Himlt, 1815—18 mit J. Chr. F. Hablbss , seit 1821 mit
E. OSANN zusammen herausgegeben) erschien, zu den angesehensten, reichhaltigsten,
lehrreichsten medicinischen Zeitschriften in deutscher Sprache gehörte und auch
naoh seinem Tode noch ^ bis 1844 fortgesetzt wurde. Mit dem Journal yerband er
seit 1799 eine kritische Zeitschrift: „Bibliothek der praktischen Heilkunde'*,
an die sich seit 1803 eine von Fr. L. Aügüstin herausgegebene alljährliche,
wissenschaftliche Uebersicht der gesammten medicinischen Literatur und der
Leistungen in allen Fächern der Heilkunde schloss. Durch seine Bekämpfung des
BROWN'schen Systems (1799), von dem selbst bedeutende Männer, wie JOH. Peteb
Frank, sein Sohn Joseph Frank, Ernst Hörn u. A., sich hatten einnehmen lassra,
wurde er in eine (hauptsächlich von Weikard undROESCHLAüB veranlasste) literarische
Fehde verwickelt, die, 10 Jahre lang dauernd , von Seiten der Gregner zum Theil
auf das Pöbelhafteste geführt, H. , dem friedliebendsten Menschen, nicht wenig
Kummer und Verdruss verursachte. Kaum hatte Edward Jenner (1796) .seine
segensreiche Entdeckung der Schutz- (Kuh-) Pockenimpfung gemacht, so nahm H.,
als einer der Ersten, den grössten Antheil daran, erklärte die Vaccination als eine
der allerwichtigsten Entdeckungen auf dem Gebiete der praktischen Heilkunde,
suchte ihr Eingang in Deutschland zu verschaffen, sprach aber zugleich die voll-
kommen gerechtfertigte Besorgniss aus, dass das Vacciniren nur auf eine Zdt
lang den gewünschten Vortheil bringe. — Nachdem er früher mehrere glänzende
Berufungen abgelehnt hatte, nahm er einen Ruf nach Berlin, an die Stelle des
zu Ende des Jahres 1800 verstorbenen Dr. 0. 6. Selle, als königl. Leibarzt,
Director des CoUegium medico-chirurgicum, erster Arzt der Charit^ zu treten, mit
dem Prädicate eines Oeh. Rathes an und begann mit Eifer im Frühjahr 1801
seine medicinischen Vorlesungen und die klinischen Uebungen im Charit6kranken>
hause. Allein auch hier wurde er vom Brownianismus verfolgt; denn sein ihm
coordinirter College Fritze war ein wttthender Brownianer, und wurde Demselben
später, in der Person des Dr. Ernst Horn, eines der heftigsten jungen Brownianer,
ein Gehilfe und Nachfolger gegeben. H. gab von 1802 — 1806 jährliche klinische
Berichte über den Zustand des Charitökrankenhauses heraus; auch vollendete er
in dieser Zeit sein „System der praktischen Heilkunde" (2 Bde., 1800 — 1805).
Er empfahl femer dringend den allgemeinen Gebrauch lauwarmer Bäder (1801),
warnte vor dem verderblichen Missbrauche des Branntweins (1802), gab (1802)
Nachricht von dem in Berlin errichteten Impf-Institute, zu dessen Begründung und
Förderung durch zweckmässige Verordnungen und Aufmunterungen er wesentlich
mitgewirkt hatte, wie er auch (1801) eine „Anforderung an alle Aerzte Deutsch-
lands in Betreff' der Kuhpocken" gerichtet hatte. Er machte weiterhin „Vor-
schläge zur Einführung bestimmter Medidnahnaasse in allen Haushaltungen"
(1801), richtete eine „Aufforderung an die Brunnenärzte Deutschlands^ besonders
Schlesiens" (1802), ^on Zeit zu Zeit die wichtigsten Erfahrungen über die Wirkung
ihrer Brunnen öffentlich mitzutheilen u. s. w. Auch der GALL'schen Schädellebre
widmete er eine eingehende Darstellung und Beurtheilung (1805) , erklärte sich
in demselben Jahre gegen Reil's Schrift über die Nothwendigkeit der Ausbildung
ärztlicher Routiniers und sprach sich in einer Abhandlung (1806) über die Eigen-
HUFELAND. 307
sehaften und Pflichten eines gnten Arztes, wie er sie auffasste, aus. Nach der
Sehlaoht bei Jena begleitete er die vor den Franzosen flüchtende königliche Familie,
bei der er sich des ausgezeichnetsten Vertrauens erfreute, nach der Provinz Preussen
und blieb bei derselben in Königsberg , Memel und Tilsit volle drei Jahre, bis zu
ihrer Rflokkehr nach Berlin, zu Weihnachten 1809. Eine verheerende Typhus-
epidemie, welche in Folge der Eriegsdrangsale die Provinz tiberzog und selbst
einige Mitglieder der königlichen Familie nicht verschonte, konnte von ihm ein-
gehend studirt und beschrieben werden (1807). Einen Hauptgegenstand der Be-
schäftigung ftir ihn während seines Aufenthaltes in Königsberg bildete die mit der
neuen Organisation des Staates vorzunehmende Veränderung im Medicinalwesen
und die Errichtung der neuen Universität zu Berlin, bei welchen Vorbereitungen
er kräftig mitwirkte. Zur Zeit der Rttckkehr nach Berlin wollte H. , der sich, in
Folge trauriger Familienverhältnisse und seiner zunehmenden Augenschwäche, in
der trfibsten Stimmung befand, seinen Abschied nehmen, allein der König genehmigte
diesen nicht, sondern stellte ihn so, dass er als Staatsrath beim Medicinal Depar-
tement und Leibarzt sich nur der klinischen und consultativen Praxis zu widmen
hatte. 1810 wurde er zum Professor der speciellen Pathologie und Therapie an
der neuen Universität ernannt und eröffnete die bei derselben errichtete medicinische
Poliklinik, das erste Institut der Art für arme Kranke in Berlin, von welchem
von 1811 an bis 1835 regelmässig Jahresberichte veröffentlicht worden sind, die
letzten von dem Mitdirector des Instituts, Prof. Dr. E. Osann. H.*s wohlthätiger
and menschenfreundlicher Sinn bethätigte sich auch durcb seine Theilnahme an
den Geschäften der Berliner Armendirection ; er machte Vorschläge zur zweck-
mässigen Fürsorge für die bedürftigen Kranken, er entwarf eine Armen-Pharma-
eopoe (1810), die später in allen Armen- und Krankenanstalten des preussischen
Staates und anderer Staaten eingeführt wurde. 1811 endlich fand auch der
Friedensschluss in dem Kriege wegen des Brownianismus mit Roeschlaub statt
und H. gab in einem Aufsatze dem Publicum Rechenschaft über sein Verhältniss
zu jener Lehre und seiner Theorie der Medicin. 1814 veröffentlichte er in einer
Schrift : „ üeber die Krtegspest alter und neuerer Zeiten, mit besonderer Rück-
sicht auf die Epidemie im Jahre 1813^ seine nur zu reichlichen, in dieser Zeit
über den Kriegstyphus gemachten Erfahrungen. Ein Werk von F. J. Stieglitz über
und gegen den thierischen Magnetismus gab H. neue Gelegenheit (1816), sich
Aber denselben auszusprechen, weiterhin auch noch in den folgenden Jahren
(1817, 18, 22), wie auch über die „Medicina magica" und die „Rhabdoraantie".
Die nun folgenden Jahre flössen für H. in grösstentheils ungestörter Ruhe dahin.
Unter seinen auch in dieser Zeit sehr zahlreichen literarischen Arbeiten heben wir
hervor seinen für die Anthropologie und Statistik wichtigen Vortrag in der Aka-
demie: „lieber die Oleichzahl beider Oeschlechter im Menschengeschlecht"
(1820, 21) und als Nachtrag dazu: „Prädestination des Geschlechts" (1826);
ferner: „Von dem Rechte des Arztes über Leben und Tod" (1823), sodann
die von ihm mit aufmerksamem Blicke verfolgte und signalisirte „Ankunft der
orientalischen Cholera an der Grenze von Europa" (1823). Im Jahre 1822,
wo H. auch eine neue Sanmilung seiner kleinen Schriften (Bd. I — IV, 1822 — 28.
Neue Auswahl Bd. I, 1834) besorgte, begann er den 54. Band seines Journals
mit einem „Blick auf die Lage der Heilkunst beim Antritt des Jahres 1822",
gab 1823 eine ;, Vergleichende lieber sieht der epidemischen und contagiösen
Krankheiten des Jahres 1822 in der ganzen preussischen Monarchie" , 1824
eine „ lieber sieht der binnen 10 Jahren in der preussischen Monarchie an der
Wasserscheu Verstorbenen" heraus, sprach sich wiederholt (1826, 28, 30, 34)
über die Homöopathie und deren Differenz von der Allopathie aus, handelte (1827)
j, Von den Krankheiten der Üngeborenen U7id Vorsorge für das Leben und
die Gesundheit des Menschen vor der Geburt", suchte in seiner „latrognomik"
(1829) die Grundbegriffe für die gesammte Therapie fester zu begründen und in
einem in einer juristischen Zeitschrift (1828) erschienenen Artikel „ Ueber Mono-
20*
308 HÜFELAND.
mante , Unfreiheit und Zurechnungsfähigkeit^ nähere Aufklärung über diese
Zustände zu geben. Als die asiatische Cholera 1830 bis in das Innere Russlands
vordrang und dann weiter ihren Weg durch Europa nahm, sah ein Mann wie H.
sich verpflichtet, auch seine Meinung über diesen neuen unheimlichen Gast abzu-
geben und so finden sich denn (1830, 31) auch von ihm zahlreiche Abhandlungen
über jene Krankheit. Bereits 1829 hatte H! einen Plan zu einem Hilfsverein für
nothleidende Aerzte entworfen, der als Hufeland'schc Stiftung in*s Leben trat und
noch heute segensreich wirkt; daran schloss sich im Jahre 1836 eine zweite, gleich
wohlthätige, zur Unterstützung der Wittwen yon Aerzten, die von H. nicht bloss
begründet, sondern auch ausgestattet wurde. Bei der rastlosen Thätigkeit H.'s
war die im Herbst 1830 erfolgte bedeutende Zunahme seiner Blindheit für ihn
sehr traurig; der 24. Juli 1833, der Tag, an welchem er vor 50 Jahren die med.
Doctorwürde erworben , brachte ihm hohe Ehren , obgleich er der Bezeigung der-
selben sich durch Abwesenheit von Berlin entzogen hatte. Auch als Jubilar fuhr H.
noch für die ihm zugemessene Lebenszeit fort, für Staat und Wissenschaft segens-
reich zu wirken, trotz mancher sich mehr und mehr geltend machender körperlicher
Beschwerden; noch aus den letzten Lebensjahren findet sich eine Reihe von Auf-
sätzen in seinem Journal, und noch wenige Wochen vor seinem Lebensende Hess
der bis zum letzten Athemzuge unermüdlich thätige Greis ein umfangreiches Werk,
„Encheiridion medicum, oder Anleitung zur medicinischen Praxis, Vermacht-
niss einer 60jährigen Erfahrung^ erscheinen und bestimmte dessen ganzen Ertrag
für die Hufeland'sche Stiftung. Gleich nach dem Erscheinen der Schrift war sie
schon vergriffen. H. ging sofort an eine verbesserte zweite Auflage und war noch,
trotz aller Leiden , im Stande , dieselbe acht Tage vor seinem Tode , der am
25. August 1836 erfolgte, druckfertig zu machen (eine 10. Aufl. erschien noch
1857). — Nur der Ergründung der Wahrheit ergeben, hielt er sich frei von allen
einseitigen Systemen seiner Zeit, ohne Das, was sie Gutes und Brauchbares boten,
zu verkennen. Ausgezeichnet war insbesondere die durchweg edele, anziehende und
geistvolle Sprache in seinen Schriften , sein Talent , strenge Wissenschaftlichkeit
mit allgemeiner Verständlichkeit zu verbinden. Hierdurch gewann er schon früh
eine ausgedehnte Popularität und einen weit reichenden Einfluss und gehörte er
zu den fruchtbarsten medicinischen Schriftstellern aller Zeiten; ein Verzeichniss
seiner Arbeiten bei Callisen weist weit über 400 Nummern nach. Als Arzt war
er ein Vorbild umsichtiger, liebevoller Sorgfalt und freundlicher Theiluahme, die
er bis in sein hohes Alter auch dem Geringsten angedeihen Hess; nicht minder
war er ein Muster rühmlicher Collegialität, echt christlicher Religiosität und wahrer
Frömmigkeit, einer der edelsten Männer seiner Zeit.
Vgl. J. J. Sachs, Chr. Wilh. Hufeland. Ein Rückblick auf sein TOjäbriges Leben
nnd Wirken, beim 12. August 18'32. Berlin 1832. — Derselbe, Medio. Almanach für das
Jahr IS*^?, pag. 39. — Fr. L. Augustin, Ohr. Wilh. Hufeland's Leben und Wirken für
Wissenschaft, Staat und Menschheit (mit Portrait), Potsdam 1837. — A. deStourdza,
C. W. Hnfeland, Esquissc de sa vie et de sa niort chr6tiennes. Berlin 1837. — E Osann
in Encvclop. Wörterb. der med. Wissenschaft. 1838, XVII, pag. 127. — A. Göschen, Chr.
Wilh. Hufeland. Eine Selbstbiographie in Deutsche Klinik. 18S3, Nr. 13—31 (auch als Sep.-
Abdruck). - E. Gurlt in Allgem. Deutsch. Biogr. XIII, pag. 286. — Callisen, IX, pag. 221:
XXIX, pag. 76. Gurlt.
Hufeland, Friedrieh H., Professor der Mediein an der Berliner Uni-
versität, war als ein jfingerer Bruder des Vorhergehenden am 18. Juli 1774
zu Weimar geboren. Er studirte Mediein in Jena, wo er 1797 mit der: „Diss.
inaug, sistens pathologiae atque thei-apiae haemorrhagiarwn adambrationem'"
die Doctorwürde erlangte. Darauf Hess er sich in seiner Vaterstadt als Arzt
nie^ler, wurde daselbst 1810 zum herzoglich Sachsen Weimar'schen Hofmedicus,
sowie zum Stadtphysicus und Garnisonsarzt ernannt. 1811 habilitirte er sich in
Jena als Privatdocent , wurde 1812 daselbst ausserordentlicher Professor, folgte
aber schon in demselben Jahre einem Rufe in gleicher Eigenschaft nach Berlin,
wo er zugleich Lehrer an der medicinisch-chirurgischen Akademie wurde. Er
HUFELAND. — HüGKEL. 309
Starb am 21. April 1839. Seine Schriften sind unbedeutend. Er veröffentlichte :
„Ueber Sympathie*^ (Weimar 1811), worin der animalische Magnetismus und
die Wechselwirkung der organischen Körper unter sich und mit der allgemeinen
Natur ausführlich abgehandelt wird; ferner in Rbil's Archiv für Physiologie
(Bd. VI, 1805) einen Aufsatz: ^Ausserordentliche Erhöhung der Sensibilität;
ein Beitrag zu den Erfahrungen über Somnambulismus und thier (sehen
Magnetismus", sowie in Hdfeland's Journal der Heilk. (Bd. XXIII, 1806) einen :
^Versuch einer Erörterung des Begriffs von örtlichen Krankheiten", ferner
Ebenda (Bd. LXXIV, 1832); „Entscheidung der asiatischen Cholera durch eine
heilsame Metastase, deren Unterbrechung tödtliche Folgen hatte". Ausserdem
lieferte H. für die BerL'Jahrbb. f. wissenschaftliche Kritik, deren Mitredacteur er
seit 1827 war, verschiedene Recensionen.
A. Hirsch in Allgem. Deutsch. Biogr. XIIJ, pag. 296. — Callisen, IX, pag. :<!80;
XXIX, pag. 92. Pgl
*Hugenberger , Ernst August Theodor H. , auf dem Pastorat
Erwählen (Kurland) am 1. (13.) Juni 1821 geboren, studirte in Dorpat von
1842 — 1847 Medicin. Im letzteren Jahre promovirt, war er zuerst als Hebe-
ammenlehrer am St. Petersburger Institut thätig ; 1872 wurde er Director des
Gebär- und Hebeammen-Instituts am kaiserlichen Erziehungshause in Moskau und
in weiterer Folge Mitglied und Ehrenmitglied vieler gynäkologischen Gesellschaften.
Seine Schriften sind theils Anstaltsberichte, theils klinische und casuistische Mit-
theilungen. Wem ich.
Hughes, Henry Marshall H. , zu London, war 1805 zu Ashford in
Kent geboren, trat 1827 als Zögling in das Guy's Hosp. zu London, legte 1829
seine Examina ab, ging dann nach den schottischen Universitäten, wurde 1829
in Glasgow Doctor, kehrte nach London und dem Guy's Hosp. zurück, um sich
noch weiter dem Studium der inneren Medicin zu widmen und wurde 1834 Member
des College of Physicians. Er war von 1836 — 42 als Physician des Surrey
Dispensary thätig, wurde 1840 Assistant Physician und 1854 Physician im Guy's
Hosp., wie er auch 1844 zum Fellow und 1854 zum Censor des College of
Physicians erwählt worden war. Neben einer ausgedehnten Praxis war er auch als
Schriftsteller thätig, indem er 1845 das für Studirende unzweifelhaft beste Hand-
buch über Anscultation : „Clinical introduction to the practice of auscultation,
and other modes of physical diagnosis" (2. edit., 1854) publicirte. In den Guy's
Hosp. Reports finden sich achtzehn werthvolle Aufsätze von ihm, eine weitere
Zahl in der Lancet , Lond. Med. Gaz. , dem Edinb. Monthly Journ. und anderen
Zeitschriften , hauptsächlich über Brustkrankheiten. Dabei war er ein vortrefflicher
Lehrer, der sich mit seinen Schülern grosse Mühe gab. Er starb zu Brighton
am 21. Oetober 1858.
Lancet. 1858, H, pag. 516. G.
'^'Huglison, John Scott H., geboren in Camden, S. C. , am 1. Oetober
1841 , promovirte 1867 an der Universität von Charleston und Hess sich 1869
als Physician in Sumter , S. C. , nieder. — Er schrieb : ;, Whooping cough
with bronchitis" — „Simultaneous collapse of lungs and convulsions" —
Injurious effects of carbolic acid , injudiciously applied locally" — „Gtlse-
minum" — „Puerperal mania" — „Embolism and thrombosis" (Med. and
Surg. Reporter) — „Extended experience toith gelseminum" — „Salicine in
chronic diarrhoea" (Charleston Journ. and Review) — „Sacculated cylindrical
aneurism of the femoral artery" etc.
Atkinson, pag. 159. Pgl.
'^Hngkel (HüGGEL, Hückelius), Johann Jakob H., Arzt und Professor
der griechischen Sprache in Basel um die Mitte des 16. Jahrhunderts, promovirte
daselbst 1550 und starb 1564. Er hinterliess: „Von den heilsamen Bädern in
310 HÜGKEL. — HÜGÜIER.
Deutschland" (Mühlhausen 1559) — „De aemiotica medicinae parte tractatus''
(Basel 1560, Fol.) — „Examen leproser um'' (Ebenda 1560) — „ Von dem Aus-
satz" (Mtilhaüsen 1563, Frankfurt 1566).
Biogr. mW. V, pag. 310. ^gl-
Hugo von Lucoa, vergl. Borgognoni, Bd. I, pag. 529.
Hugo de Siena, Hugo Senensis, s. Benzi, Bd. I, pag. 399.
*Huguenill, Gustav H., geboren am 17. Juli 1841 in Krauchthal
(Canton Bern), besuchte die Universitäten Zürich , Prag , Wien , Berlin (Griesingeb,
Billroth, Biermer) und hörte nach seiner 1867 erfolgten Promotion noch speciell
GüDDEN und Meynert. Von 1871 — 74 fungirte er als Professor der Psychiatrie,
seit 1874 als Leiter der medicinisehen Klinik in Zürich. 1883 abdicirte er aus
Gesundheitsrücksichten und practicirt seither in Ospedaletti (an der Riviera). Neben
ungefähr 20 Abhandlungen im Archiv für Nervenkrankheiten, der Zeitschr. för
wissenschaftliche Zoologie, dem Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte, rühren
von ihm her: „Lehrbuch der Anatomie des Hirns" und die Artikel Encephalitis,
Meningitis etc. in v. Ziemssen's Handbuch (Bd. IX). Wem ich.
Huguier, Pierre-Charles H. , zu Paris, verdienter Anatom und
Chirurg, war am 4. September 1804 zu 86zanne in der Champagne geboren,
machte seine Studien in Paris mit Auszeichnung , wurde 1828 Interne, 1830 Aide
d'anatomie, 1833 Prosector, 1834 Doctor mit der These: „8ur quelques points
d'anatomte^ de physiologie et de pathologie", 1835 Prof. agr6g6 und 1836
Hospital-Chirurg, zunächst des Bureau central, 1840 im Höp. de Lourcine, 1847
im Höp. Beaujon, aus dem er sich, nach Erreichung der gesetzmässigen Alters-
grenze, 1866 als Chirurgien honoraire des höpitaux zurückzog. Seine ersten, vor-
zugsweise anatomisch-physiologischen Arbeiten beschäftigten sich mit Untersuchungen
über das Ohr, die Chorda tympani, die Gehimnerven u. s. w. ; ferner über eine
die V. saphena interna und Y. poplitea mit der V. ischiadica und direct mit der
V. hypogastrica verbindende Vene (1835), über Verdauung u. s. w. ; er hatte
Antheil an der neuen Ausgabe von Bichat*s Anatomie (1834) und schrieb Auf-
sätze in den Arch. g^n^r. de mM., dem Jouiii. hebdom. des progr6s, dem Journ.
compl6ment. , der Revue m6dicale. Später, als er Chirurg des für weibliche
Geschlechtskrankheiten bestimmten Höp. de Lourcine geworden war, widmete er
seine besondere Aufmerksamkeit der Gynäkologie und so entstanden die von ihm
1847 in der von ihm mitgegründelen Soc. de ^Chirurgie vorgetragenen Arbeiten
über die „Polypes utSro-folliculaires" , die „Kystes de la mairice" , die „Kystes
folliculaires du vagin" ; femer das von der Akademie der Medicin, deren Mit-
glied er 1848 geworden war, preisgekrönte: „i{4m, sur Vesthiomene ou dartre
rongeante la rSgion vulvo-anale" (1849, av. 4 pl.), der in derselben Weise aus-
gezeichnete: „TraitS des maladies de la glande vulvo-vaginale et des divers
appareils sicr6teurs de la vulve" (1850); femer: „Traitement des kystes de
Vovaire" (1856) und später: „De la descente ou prdcipüation de la matrice,
confondue avec Vallongement hypertrophique du col de tutirusj leur traüement
par la rtfsectwn ou Vamputation du col utirin" (1859, av. 13 pL). Auf die
letzteren war er besonders durch die von ihm seit 1843 ausgefühj*te innere
Exploration des Uterus, für welchen Zweck er eine „Hyst6rom6tre" genannte
Sonde erfunden hatte, aufmerksam geworden und publicirte er später (unabhängig,
wie es seheint, von den gleichzeitigen Arbeiten Simpson*S und Kiewisch's in
derselben Richtung) darüber eine eigene Schrift: „De Vhyst4rom4tr{e et du cathS-
t^n'sme uterin, etc." (1865, av. 4 pl.). Indessen beschäftigte er sich nicht allein
mit Uterin- Chirurgie ; 1842 hatte er die Concurs-These : „Diagnostic diffSrentiel
des maladies du coude" verfasst; er schrieb ein: „Mdm. sur les luxaticns du
pied considdres en giniral et sur une nouvelle esp^ce de luxattan externe par
rotation du pied en dehors" (1848); 1848 hielt er in der Akademie einen
HÜGÜIEB. — HUIZIKGA. 311
Vortrag über seine Beobaehtungen bei SchuBSwunden. Die Resectionen an den
Kiefern, denen er besondere Aufmerksamkeit widmete, gaben ihm Veranlassung,
ein Verfahren der temporären Oberkiefer-Resection zur Entfernung von Nasen-
Rachenpolypen (1852) zu erfinden; auch verfasste er einen „Rapport et considS-
rattons sur la ddsarttculation ou rabiatton compl^e du maxtUatre infirieur^
(1857). Der überaus thfttige Mann wurde noch, fast 60 Jahre alt, 1863
Professor der Anatomie bei der Akademie der Künste, als Nachfolger seines ehe-
maligen CoUegen im Hop. Beaajon Alph. Robsbt, und widmete sich auch dieser
Stellung mit gewohntem Eifer; auch war er Chirurgien Consultant des Kaisers.
Während der Belagerung von Paris leitete er noch die Ambulaucen des Beaux-
Arts und Saint-Augustin und unter der Commune stand er an der Spitze einer
chirurgischen Abtheilung der Charit^. Sein Tod erfolgte nach langem Leiden an
einem operirten Oberkiefer-Tumor, am 12. Januar 1873, nachdem er in demselben
Jahre noch (in den Archives g6ner. de m^d.) einen Aufsatz: „ConaidSrationa
anatomiques et physiologiques pour servir h la Chirurgie du pouce** veröflTent-
licht hatte. Testamentarisch hatte er sowohl die Akademie der Medicin als die
See. de Chirurgie und die £cole des Beaux-Arts mit Dotationen behufs geeigneter
Verwendung für deren Zwecke bedacht.
Gnyon in Bulletins et m^moires de la Soc. de chimrgie de Paris^ T. I. 1875, pag. 48.
Gnrlt.
Hulin, Otto von, wurde zu Mitau am Ö./17. Juni 1764 geboren,
studirte in Halle Anfangs Theologie, danach Medicin, setzte seine Studien in
Göttingen fort und erwarb sich daselbst den iDoctorgrad 1788 (Diss. inaug.
„Observationum medicarum ac chirurgicaruvi fasciculus^^ c. tab). Nachdem er
noch eine Reise durch Deutschland und Frankreich gemacht hatte, begab er sich
nach St. Petersburg, wurde exarainirt, erhielt das Recht zur Praxis 1789 und
wurde in Riga als Arzt beim Feldhospital angestellt. Bald gab er diese Stelle auf
nnd prakticirte in Riga, woselbst er 1800 die ersten Schutzblattern impfte. Im
Jahre 1804 ging er als Hausarzt zum Grafen Rasumowitsch nach Moskau, war
seit 1807 frei prakticirender Arzt in Moskau, begleitete 1809 den russischen
Gesandten Repnin als Leibarzt nach Kassel und Paris; zog 1811 nach Peters-
burg und 1813 nach Riga, woselbst er Director der Krankenanstalt Alexanders-
Höhe wurde. Er starb in Riga am 20. März 1832. H. hat trotz einer grossen
ausgedehnten Praxis^ trotz seines vielfach wechselnden Aufenthalts sich vielfach mit
Schriftstellerei beschäftigt ; seine in vieler Beziehung bemerkenswerthen Schriften
sind: „Topographische Beschreibung der Stadt Riga mit hinzugefügten ärztlichen
Beobachtungen^' (geschrieben deutsch 1795, gedruckt russisch in St. Petersburg
1804, 2 Thle. m. Kpfrn.) — ^Fltlchtige Bemerkungen auf einer Reise von Moskau
nach ELlein-Russland^' (iloskau, 3 Thle., 1806, m. Kpfrn.) — „Einige Worte
an den Bürger und Bauer über den Nutzen der Kuhpockenimpfung" (Moskau
1807) — „Allgemeine Einführung der Schutzpocken im europäischen und asiatischen
Russland" — „Aufruf an Russlands Kreis- und Landärzte zur schnellen und
allgemeinen Einführung der Schutzpocken in Russland, nebst einer kurzen
Cebersicht der ganzen Lehre von den Schutzpocken*' (mit 11 lUustr. und Kpfrn.,
russisch und deutsch, Moskau 1807) — „Beitrag zur medicinisch - topographischen
Beschreibung von Livland, mit Vaccinations-Tabelle und Kupfern von Bauernhäusern
und Badstuben" (russisch, St. Petersburg 1814).
V. Kecke-Napiersky, II, pag. 357. — B eise I, pag. 295. — Riga'sche
Biographien. II, 1883, pag. 30—36. L. Stieda.
'"Huizlnga, Dirk H. , am 16. October 1840 zu den Hörn geboren,
studirte 1857 — 61 in Amsterdam Theologie, doch darnach in Groningen Medicin,
wo er 1867 zum Dr. med. promovirte (Diss.: „OnderzoeJcingen over Ozon''), Da
er sich schon als Student vorzüglich mit der Physiologie beschäftigt hatte und
auch nach seiner Promotion als Assistent bei Prof. van Deen wirksam blieb, wurde
er nach dem Tode seines Lehrmeisters zu dessen Nachfolger ernannt. Er trat
312 ' HUIZINGA. — HÜLME.
dieses Amt im December 1869 an mit einer Rede: „De ontwikkeling der nieuicere
Physiologie^. Unter seinen Schriften, zahlreichen Beiträgen in dem „Archiv für
Physiologie" , ;,De Gids'* und anderen Zeitschriften , verdient eine vortrefiliche
populäre Physiologie der Ernährung : „Een en ander over voeding^ (1876; 1882)
besondere Erwähnung. C. E. Daniels.
* Hulke , John Whitaker H. , zu London , studirte im King's College
daselbst , war Assistant Surgeon am britischen Hospital zu Smyrna und im General
Hosp. vor Sebastopol , war dann Med. Tutor in King*s College, Assistant Surgeon
in dem Hospital desselben, Arris and Gale Docent der Anatomie beim Roy. Coli.
of Surg. , dessen Fellow er seit 1857 ist, ebenso wie Fellow der Royal Society.
Zur Zeit ist er Surgeon (früher auch Docent der Chirurgie) am Middlesex Hosp.,
Surgeon am Royal London Ophthalmie Hosp. u. s. w. Er verfasste: „A practtcal
treatise on the use of the ophthalmoscope ; heing the essay for which the
Jacksonian pinze was aicarded in 1859^ (London 1861, w. 4 pl.) — „On the
morbid changes in the retina, as seen in the eye of a living person and öfter
removal front the body ^ etc.^ — „Anatomy of the retina in amphibia and
reptiles** (Proceed. of the Roy. Soc, 1865) — „Anatomy of chameleon's retina*^
(Philosoph. Transact., 1866) — „Fovea centralis of human retina" (Ibid. 1867);
ferner in den Med.-Chir. Transact., Med. Times and Gaz. (1858, 1860): „On
the morbid anatomy and pathology and on the surgical treatment of glaucoma"
— „Glaucoma and its surgical treatment by iridectomy" u. s. w.
Medical Directory.' Red.
*
Halme, Nathaniel H., bedeutender englischer Praktiker und besonders
verdienstvoll um die Behandlung der Frauen- und Kinderkrankheiten, war zu Holme-
Torp (Yorkshire) am 7. Juni 1732 geboren. Sein Bruder, Joseph H., ausgezeichneter
Arzt in Halifax, gab ihm den ersten Unterricht in den medicinischen Wissenschaften
und schickte ihn dann zur Vollendung seiner Studien an das Guy 's Hospital in
London. 1755 nahm H. eine Schiffsarztstelle an, promovirte 1765 in Edin-
burg zum Dr. med. mit der: „Diss, de scorbuto^ und liess sich dann in London
nieder, wo er bald einen grossen Ruf als tüchtiger Praktiker und durch seine
schriftstellerischen Arbeiten erlangte. 1768 wurde er Arzt der Entbindungsanstalt
und behielt dieses Amt bis 1790, wo er seine Entlassung nahm. Aus dieser Zeit
stammen die meisten der von ihm herrührenden Veröffentlichungen, namentlich
eines der ersten und besten Werke über Puerperalfieber. 1794 wurde er Mitglied
der Royal Society of London. Er starb am 28. März 1807 an den Folgen eines
vier Wochen vorher erlittenen unglücklichen Sturzes. Die Titel der Schriften H.*s
sind folgende: „Libellus de natura, causa et curatione scorbuti; to which is
annexed a proposal for preventing the scurvy in the British Navy" (London
1768) — y^A safe and easy remedy proposed for the relief of the stone and
gravel, scurvy , gout etc. and for the destruction of worms in the human body
illustrated by cases; taget her with an extemporaneous method of impregnating
water and other liquids with fix'^d air , by simple mixture only etc." (Ebenda
1778) — „Oratio de re medica cognoscenda et promovenda, cui accessit via
tuta et juGunda calculum solvendi in vesica urinaria inhaererUem^ ah historia
cal'Culosi hominis confirmata" (Ebenda, 4.) — „A treatise on puerperal fever ,
wherein the nature and cauhe of that disease so fatal to lying-in toomen are
represented in a new point of view illustrated by dissections and a rational-
method of eure proposed and confirmed by experience^ (Ebenda 1772) —
„Eperiments and observations on the light which is spontaneously emitted
ivith some degree of permanence from various bodies" (Philosoph. Transact.
1801) — „Mf^m. sur V endurcissement du tissu cellulaire des nouveaunds"
(preisgekrönt von der Soc. roy. de m6d. zu Paris und in deren Mömoires 1787 — 88,
T. IX, veröffentlicht).
Biogr. m6d. V, pag. 310. — Dict. hist, III, pag. 246. Pgl.
HÜMBERT. — HUMBOLDT. 313
Hnmbert, Fran^ois H. p6re, zu Morley (Meuse), Orthopäde, verfasste:
^Nouveaux moyens pour re midier les deviations de la colonne vertibrale^
(Arch. g6n6r. de ra6d., 1824); zusammen mit seinem Sohne gab er heraus: „De
VempUn des moyens m^caniques et gymnastiques dans le traitement des diffor-
mitSs du Systeme osseux" (4 voll., Bar-le-Duc 1831 — 37, av. atlas de 174 pL, 4.;
nouv. 6d. Paris 1838 u. d. T. : „Tratte des diffvrmües du Systeme osseux, ou
de Temploi etc.**) — „De VinverUion et de Vemploi de VhybomUre, Instrument
destxni a faire connaitre les divers changements , , . . par suite d^une incur-
vaU'on du rachis etc." (Bar-le-Duc 1834, av. atlas de 13 pl.) und zusammen
mit N. Jacquieb: ^^ Essai et observations sur la manih'e de rSduire les luxa-
tions spontanies ou symptomatiques de V articulation iUo-fSraorale ; etc." (Bar-
le-Duc 1835, av. atlas de 30 pl., 4.). Für diese Schrift erhielt er vom Institut
de France eiuen Preis von 2000 Frcs.
Callisen, IX, pag. 291; XXIX, pag. 94. G.
Humboldt, Friedrich Heinrich Alexander Freiherr von H.,
geboren am 14. September 1769 zu Berlin, erhielt seine erste Erziehung zusammen
mit seinem Bruder Wilhelm auf dem väterlichen Gute Tegel bei Berlin , studirte
seit Herbst 1787 in Frankfurt a. d. 0., seit April 1789 in Göttingen, wo ihn
besonders die Vorlesungen von Blumexbach, Kaestnee, Mürray, Gmelin, Link,
Lichtenberg fesselten, machte dann mit Geobg Forster und van Geüns von
Mainz aus eine grössere Reise an den Rhein, durch Belgien, Holland, England und
Frankreich, bezog 1790 die Handelsakademie von Busch in Hamburg, 1791 die
Bergakademie zu Freiberg, wo er Webner hörte und mit Leopold v. Buch,
Feeiesleben und Andrea del Rio befreundet wurde. Seit 1792 Assessor bei
dem Bergwerks- und Hüttendepartement des General-Directorii zu Berlin, später
kgl. preussischer Oberbergmeister der Fttrstenthümer Ansbach und Bayreuth, stiftete
er die Bergschule zu Stehen, legte aber 1795 seine Stelle nieder, bereiste Italien
und die Schweiz, ging Ostern 1797 nach Paris, wo er mit Aime Bonpland
bekannt wurde, und darauf nach Madrid, wo er im März 1799 vom spanischen
Hof die £rlaubniss erhielt, die Colonien in Amerika zu bereisen. Er schiffte sich
bald darauf mit Bonpland in Coruna ein, langte nach 14tägiger iPahrt am 19. Juni
1799 in Teneriffa an, bestieg dort den Krater des Pic, landete im Juli desselben
Jahres im Hafen von Gumana in Südamerika ; von hier aus besuchte er die Küste
von Paria, die Missionen der Indier und die Provinz Neu-Andalusien , reiste im
Februar 1800 von Caracas nach den Thälern von Aragua, von Portocabello bis
gegen den Aequator , durchwanderte die heissen Ebenen von Calaboza Apura und
die Lanos, fuhr den Rio Apura hinab, durchforschte das Orinoccogebiet und wandte
sich später nach Cuba, nach dem Plateau von Bogota und nach Quito, wo er
mit Bonpland am 23. Juni 1802 den Chimborasso bestieg, die absolut grösste,
bis dahin vom Menschen erreichte Höhe. März 1803 langte H. in Acapnlco an,
verweilte in Mexiko ein Jahr, schiffte von Veracruz nach Havannah und Phila-
delphia und kam im Angust 1804 nach Bordeaux zurück. H. arbeitete dann
einige Zeit in Paris , machte Reisen mit Gay-Lüssac , kehrte 1 805 nach Berlin
zurück, begleitete 1808 den Prinzen Wilhelm nach Paris, besuchte London,
kehrte Ende 1826 wiederum nach Berlin zurück, machte seit April 1829, von
Eurenbeeg und G. Rose begleitet , eine Reise nach Sibirien und dem Caspischen
Meere, von wo er nach Zurücklegung einer Strecke von 2142 Meilen am
13. November 1829 in Petersburg anlangte. Mit kürzeren Unterbrechungen, die
durch politische Missionen nach Paris, zum Theil auch nach anderen Haupt-
städten hervorgerufen waren, blieb in den folgenden Jahren H.'s ständiger Wohn-
sitz Berlin , wo er die letzten Jahrzehnte ziemlich zurückgezogen lebte und am
6. Mai 1859 starb. — H. war einer der universellsten Naturforscher der Neuzeit.
Seine grossartigen , epochemachenden Leistungen in allen Zweigen der Natur-
wissenschaften, der Physik, Chemie, Mineralogie, Geognosie, Zoologie, Botanik,
314 HUMBOLDT. — HÜMEAU.
speciell der von ihm hauptsächlich in's Lehen gerufenen Disciplin, der Pflanzen-
geographie etc. sind einerseits zu umfangreich , andererseits so bekannt , dass hier
auf eine Darstellung derselben verzichtet werden kann. Weniger allgemein bekannt,
aber weit wichtiger für unsere Zwecke und darum besonders erwfthnenswerth sind
H.'s Arbeiten auf dem Gebiet der mit der Medicin in innigerem Zusammenhang
stehenden Disciplinen , nämlich der Nervenphysiologie , deren Begründer H. genannt
werden muss, und der Arzneimittellehre, in der H. zuerst einen wissenschaftlichen
Weg betrat. Sein erstes grösseres Werk war die berühmte Schrift : ,, lieber die
gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermutkurigen über den chemischen
Process des Lebens in der Thier- und JPßamentüelt" (Berlin 1797 — 99, 2 Bde.),
zu der er schon seit 1792 das Material gesammelt hatte. Die Bedeutung dieser
Schrift beruht hauptsächlich auf den entscheidenden Versuchen, welche H. zu
Gunsten der thierischen Elektricität anstellte und durch die er den schwankenden
Streit zwischen Galvani und dessen weit überlegenem Gegner Volta zu Gunsten
des Ersteren entschied. Unter Durchführung einer streng naturwissenschaftlichen
Methodik und durch die exactesten Versuche erforschte H. den Einfluss von Licht,
Wärme, Magnetismus und Elektricität auf das Nervensystem und suchte nach-
zuweisen, dass die Nerventhätigkeit auf dem Galvanismus oder einer ihm analogen
Kraft, die aber mit der sogenannten Lebenskraft nicht identisch sei, beruhe.
Zugleich erklärte er sich gegen die physiologischen Principien der damals herr-
schenden BROWN'schen , resp. RösCHLAüB'schen Erregungstheorie als naturwidrige.
Indem H. ferner bei seinen Versuchen genöthigt war, die Luft, das Wasser, die
verschiedenen Gase, die mannichfaltigsten Arzneimittel der Analyse zu unterwerfen,
war er zugleich der Erste, der die exacten Untersuchungsmethoden auch bei
Forschungen über Arzneimittel anwenden lehrte. In dieser Beziehung hat sich H.
auch um die praktische Medicin ein dauerndes Verdienst erworben. Von anderen
Schriften H.'s citiren wir als die hervorragendsten noch seinem bekannten „Kosmos^
(1845 — 58, 4 Bde.), ferner sein grosses, in 6 Abtheilungen mit 30 Bänden heraus-
gegebenes amerikanisches Reisewerk, das den Gesammttitel führt: „Voyage aux
regions iquinoodales du nouveau continent, fait en 1799 — 1804", dann im
Zusammenhang damit stehend: „Ansichten der Natur" (Stuttgart 1808, 2 Bde.;
in wiederholten vermehrten Auflagen), endlich die die asiatische Reise behandelnden
Werke: „Fragments de giologie et de climatologie asiatiques" (Paris 1832,
2 Bde., 8.; deutsch von Löwenberg, Berlin 1832) — „Asie centrale. Re-
cherches etc." (Paris 1843, 3 Bde., 8.; deutsch von Mahlmann, Berlin 1843—44,
2 Bde.) und: „Reise nach dem Ural, dem Altai und dem JKa^ischen Meere"
mit Ehrenberg und Rose (Ebenda 1837 — 42, 2 Bde.).
C. 0. Weber in Verhandlungen des natnrhist. Vereins der Preuss. Rheinlande und
"Westphalens. Jahrg. 16, 1859. — Meyer's Conversations-Lexikon, 3. Aufl., Bd. IX, pag. 139
bis 143. — Sprengel, Gesch. d. Med., Bd. V. — Haeser, Gesch. der Med., Bd. IL —
Callisen, IX, pag. 291-303; XXIX. pag. 95-100. Pagel.
Humburg, Johann Nepomuk Ritter von H., zu Wien, war in Strass-
burg am 30. Juli 1731 geboren, war Ober wundarzt in Wien, später kaiserliche
Rath und Leibarzt, und wurde 1776 als niederösterreichischer Landbesitzer in d^
Ritterstand aufgenommen. Er schrieb: „Observationes de hydroceles cura radi-
cali" (Wien 1761) — „Diss. ergo haemorrhoidi recenter tumidae sectio non
hirudo" (Ebenda 1766) — „Entwurf zur Auferziehung der Waislein und
Findlings" (Ebenda 1785). Er starb am 21. November 1795.
V. Wurzbach, IX, pag. 418. G.
/Humeau, Franko is IL, geboren zu Poitiers gegen 1530, studirte
Medicin in Montpellier, promovirte daselbst und kehrte dann in seine Vaterstadt
zurück, wo er 1580 eine Professur erhielt. Er war Decan der Facultät, als er
1594 starb. Er schrieb: „TraitS sur le pourpre" (Poitiers 1575) — „Tractatus
de liene" (Paris 1578).
g
HÜMEAU. ^ HUNAULD. 315
Fran^ois Humeau, Neffe des Vorigen, promovirte 1628 in Poitiera
und starb als Deean der Facnltät 1683. Er war Gegner von Habvey's Theorie
vom Blntkreislanf und Yer(^ffentlichte in diesem Sinne: „In circulationem sangumü
Harveianatn exercitcUio ancUomica*' (Poitiers 1659).
Biogr. m6d. V, pag. 311. Pgl.
Hummins, Karl Ferdinand H., wnrde zu Königberg i. Pr. im Jahre
1724 geboren, studirte daselbst Medicin und erwarb sich 1747 den Doctorgrad
(Di3s. de hypoiheseos Stahlianae excellentia*^ 4.). Im Jahre 1752 kam er naoh
Mitan, prakticirte daselbst bis zu seinem Tode, 16. December 1788. Er verfasste eine
grosse Menge von populär-medicinischen Abhandlungen in den Mitau'sohen Kach-
richten von Staats- und Gelehrtensachen, 1765 — 1775, darunter hervorzuheben zwei
„medicinische Anmerkungen auf den angenehmen Frühling 1771^', nämlich tlber die
Schädlichkeit, die Tafeln und Speisen mit Blumen auszuzieren und über den wohl-
thfttigen Bau unserer Nase und Ohren in Ansehung der Insecten, 1774. Ebenso
eine Anzahl Abhandlangen in dem Mitau'schen lettischen Kalender , 1772 — 1780.
V. Recke-Napiersky, II, 361. L. Stieda.
*Huinphry, George Murray H. , zu Cambridge, studirte im St. Bar-
tbolom. Hosp. in London, ist seit 1844 Fellow des Koy. Coli, of Surg., gegen-
wärtig Mitglied des Council desselben, hielt 1879 die HüNTER'sche Rede. Er
ist zur Zeit Professor der Chirurgie (früher der Anatomie) bei der Universität
Cambridge, Surgeon des Addenbrooke Hosp. daselbst, Vicepräsident der Brit. Med.
Association. Er schrieb: „A treattse on the human akeleton (including the
joints)" (Cambridge 1858) — „On the coagulation of the blood in the venous
System during life*^ (Ibid. 1859) — yßhservatione on the limbs of vertebrate
anmals; . . . and the comparison of the fore and hind Ivmbs" (Ibid. 1860) —
„The human foot and the human hand" (deutsche üebers. von C. Hennig,
Leipzig 1862, m. 84 Abbildg.) — „Observations in myology ^ including the
myölogy of Cryptobranch, Lepidosiren, . . . and the disposition of muscles in
vertehraie animaW (Ibid. 1872) — „A course of lectures in surgery^ (Prov.
Med. and Surg. Joum., 1850) — „Gase of high Operation of lithotomy^ (Prov.
Med. and Surg. Transact., Vol. XVII); in den Med.-Chir. Transact., Vol. XXXVI,
XLI, XLIV, XLV): „Case of prolapsus linguae^ — „Cases of exciaion of
the knee" — „On growth of bones^. Er ist der Herausgeber des: „Journal of
Anatomy**y in welchem verschiedene Artikel von ihm enthalten sind; ebenso wie
in anderen Zeitschriften , z. B. : „Lectures on human myology^ (Brit. Med. Journ.,
1872, 73) — „On lithotomy^ (Lancet, 1864) u. s. w.
Medical Directory. Red.
*Httn, Edward Reynolds H. , Professor für Nervenkrankheiten am
Albany Med. Coli., geboren als Sohn eines Arztes zu Albany, N. Y., am 17. April
1842, studirte Medicin in seiner Vaterstadt und in New York. Hier promovirte
er 1866, machte dann weitere Studien in London und Paris und Hess sich nach
seiner Rückkehr aus Europa in Albany nieder, wo er seit 1875 seine jetzige
Stellung inne hat. H. gab eine englische Uebersetzung von Boughard's Schrift über
secundäre Rückenmarks-Degeneration unter dem Titel: „Secondary degenerations
of the spinal cord" (1869) heraus und schrieb über: „Trichina spiralia**
(1869) — „Pulse of the insane*" (1870) — „Haema^oma auris*" (1870) —
„Death from calculus in the Urethra** (Proceedings of the Med. Soc. of the
County of Albany, N. Y., Philad. Med. Times, Febr. 1874) u. A.
Atkinson, pag. 318. Pgl.
Hnnanldi Fran^ois- Joseph H. , geboren am 24. Februar 1701 in
Chäteaubriant , stammte aus einer Aerzte-Familie und war der Sohn von R e n ö H.,
einem Arzt zu Saint-Malo. H. begann seine Studien in Angers, wo er schon nach
Ablauf eines Jahres Mag. art. wurde. Im Alter von 18 Jahren ging er nach
316 HUNAÜLD. — HUNCZOVSKY.
Paris and verblieb daselbst bis zu seiner im 21. Lebensjahre in Reims erfolgenden
Promotion zum Dr. med. Aus Reims nach Paris zurückgekehrt, widmet« er
sich besonders anatomischen Studien unter Winslow und Düverney, welche
1724 seine Aufnahme in die Acad. des soiences empfahlen. Nach dem Tode de^
Letzteren, 1730, wurde H. sein Nachfolger als Lehrer der Anatomie im Jardin du
Roi, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode (den 15. Deeember 1742) ver-
blieb. H. war ein sehr fleissiger Secirer und hat auf dem Gebiet der Osteologie
des Schädels einige Leistungen aufzuweisen. Die Wissenschaft verdankt H. die
Beschreibung einiger interessanter Fälle von Monstrositäten. Seine Arbeiten sind
in den M6moires de TAcademie des sciences veröflfentlicht. Ausserdem existiren
von ihm folgende Schriften: ^Nouveau traiti de physique sur tonte La nature^
(Paris 1742, 2 voll.) — „Dissertation en forme de lettres au sujet des ouvrages
de Vauteur du livre sur les maladies des os" (Ebenda 1726) — „Discours
sur les ßkures qui ont rdgm^ les annees dernih^es" (Ebenda 1696).
Sein Grossoheim väterlicherseits, Pierre H., war Arzt und Professor der
Medicin in Angers. Dieser verfasste: „Diycours physique sur les propriMs de
la sauge, et sur le reste des plantes aromatiques, dans lequel par occasion on
traite de la dissoluiion des corps et de la digestion des alimens dans t'estomac**
(Paris 1698) — „Dissertation sur les fih)res malignes qui r^nent dans les saisons
de l'et^ et de Vavtomne, et en particulier sur celles de Vann^e 1710" (Angers
1710) — „Entretien sur la rage et ses remedes, oh, par occasion, on propose
un nouveau Systeme de la sanguification et de quelques autres mati^res impor-
tantis ä Vart de guirir" ■ Chäteau-Gontier 1714: 1719) — „Projet d'un nouveau
cours de mMecine" (Ebenda 1718).
Biogr. med. V, pag. 3 IL Pgl.
Hunczovsky, Johann NepomukH., zu Wien, war am 15. Mai 1752
zu Czech bei Prossnitz in Mähren geboren und kam im J. 1771, arm an Geld und
Aussichten , nach beendigter zunftmässiger Lehrzeit in der Barbierstube seines
Vaters nach Wien , um sich dem Studium der Chirurgie zu widmen. Zwei edel-
gesinnte Damen sorgten hier für seine Fortbildung , schickten ihn nach einiger
Zeit auf des berühmten Bbambilla Rath nach Mailand, um sich daselbst unter
MoscATi's Leitung in der Chirurgie auszubilden. Er blieb daselbst 2 Jahre und
wurde, nach Wien zurückgekehrt*, an der chirurgisch-praktischen Schule des
spanischen Spitals Assistent des Prof. Steidele, später aber seines Gönners
Brambilla. In diese Zeit fällt sein erster schriftstellerischer Versuch, nämlich
die UebersetzuDg von Bernh. Gexga's: „Erläuterung der chirurgischen Ldir-
sätze des Hippohrates" {Uli), Auf Empfehlung Bbambilla's wurde H. 1777
vom Kaiser Joseph II. auf Reisen geschickt. Er ging zunächst nach Paris und
erwarb sich während seines dortigen zweijährigen Aufenthaltes die Freundschaft
des berühmten Louis, war dann 13 Monate in London, weiter noch in den
zwei grossen Marin ehospitälem zu Plymouth und Portsmouth und in einer An-
zahl von grösseren französischen Provinzialstädten und kam zu Ende des Jahres
1780 über Turin und Mailand nach Wien zurück. Einige Jahre später veröffent-
lichte er: „Medicinisch - chirurgische Beobachtungen auf seinen Reisen durch
England und Frankreich, besonders über die Spitäler" (1783). 1781 wurde
er an der von Brambilla errichteten medicinisch - chirurgischen Schule im
Militärhospitale zu Gumpendorf als Professor angestellt, demonstrirte und lehrte
daselbst Anatomie und Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie, Opera-
tions- und Instrumentenlehre und hielt chirurgische Klinik ab. Als 1784 die Lehr-
anstalt durch drei Professoren erweitert wurde, übernahm H. bloss die chirur-
gische Operationslehre, über welche er ein Compendium verfasste: „Anweisung
zu chirurgischen Operationen" (1785; 4. vermehrte Aufl. 1808), ferner die
Geburtshilfe, gerichtliche Seniiotik und Medicinal - Polizei. 1791 lernte H. , im
Gefolge des Kaisers Leopold IL, auf einer Reise durch ganz Italien, die
HÜNCZOVSKY. — HUNDERTMARK. 317
bertihm testen Aerzte und Heilanstalten Italiens kennen und wurde darauf zum
k. k. Leibchimrgen ernannt. H., der in sich den Wundarzt, Gelehrten und Schrift-
steller vereinigte, suchte als Operateur die ihm in Frankreich und England
anerzogenen Grundsätze eines energischen , namentlich operativen Handelns , selbst
in verzweifelten Fällen , zur Geltung zu bringen , stiess damit aber bei ''.en
einer entgegengesetzten Richtung huldigenden wundärztlichen Veteranen Wiens auf
lebhaften Widerstand, und als einige von ihm gleich in den ersten Jahren,
unter ungünstigen Umständen, unternommene Operationen , sowohl im Militärhospital
als in d^r Stadt , einen unglttcklichen Ausgang nahmen , Hess auch H. sich dadurch
entmuthigen , wurde blutscheu und ängstlich und wich in zweifelhaften Fällen ent-
scheidenden grossen Operationen aus. Beim Antritt seines Öffentlichen Lehramtes
war er rastlos thätig gewesen zum Vortheil der Lehranstalt, an welcher er
wirkte , aber sein Eifer erkaltete, als er mit den Schicksalen der Josephs- Akademie
unzufrieden zu werden anfing und er hörte auf, mit den Fortschritten der Wissen-
schaft gleichen Schritt zu halten , obgleich er für seine Schüler immer noch, ver-
möge seiner reichen Erfahrungen, ein anregender Lehrer blieb, der nicht nur die
angehenden jungen Feldärzte, sondern auch in- und ausländische Aerzte zu seinen
Zuhörern zählte. Eine seiner letzten schriftstellerischen Arbeiten , nachdem er
früher ein thätiger Mitarbeiter an der Jenaer allgemeinen Literaturzeitung und an
der Wiener Realzeitung gewesen war, war eine freie Uebersetzung des Werkes
von ROB. Hamilton: „Ueber die Pflichten des Regiments- Chirurgen u. s, w,"
(1790), welches er, obgleich er nie in der Armee als Feldarzt gedient hatte und
die Eigenthümlichkeiten dieses Dienstes nicht genau kennen konnte, mit Anmer-
kungen in Beziehung auf den feldärztlichen Dienst beim österreichischen Heere
begleitete. 1791 nahm er noch mit Prof. Schmidt Antheil an der Herausgabe
des 2. und 3. Bandes der „Bibliothek der neuesten medicinisch - chirurgischen
Literatur für die k. k. Feldchirurgen" ; seitdem hatte seine literarische Tbätigkeit
ein Ende. Er starb als k. k. Rath und Stabsfeld arzt , erst 47 Jahre alt, am
4, April 1798 an den Folgen einer Fingerverletzung, die er sich, 10 Wochen
vorher, bei einer chirurgischen Operatioh zugezogen hatte.
Joh. Ad. Schmidt, Rede znm Andenken des k. k. Rathes und Prof. Dr. J. N. H.
(jekalten im Hörsäle der k. k. med.-chir. Josephs-Akaderaie , als sie in voller Versammlung
sein Todtengedächtniss feyerte. Wien 179S, 4. — (Salzburger) Med.-chirurg. Zeitung. 1798,
Bd. II, pag. 80; Bd. III, pag. 225. — E. Gurlt in Allgem. Deutseh. Biogr. XIIl, pag. 389.
Gurlt.
Hundertniark, Vater und 8ohn. — Der Erstere, Heinrich Elias H.,
geboren Mitte März 1664 zu Lobenstein im Voigtlande, studirte Medicin in Leipzig,
war ärztlicher Reisebegleiter H e i n r i c h's VIIL , Grafen von Reuss , nach den
Niederlanden , wo H. in Leyden zum Dr. med. promovirte. Nach Deutschland
zurückgekehrt, liess er sich in Zeitz nieder, wo er am 21. November 1739 starb.
Seine Schriften sind: ,, Schmachtende Venus" (Leipzig 1700) — „Medicinisch er
Extract von eineTn Dutzend der grössten und schwersten Krankheiten" (Ibid.
1712). — Von grösserer Bedeutung ist:
Karl Friedrich Hundertmark, Sohn des Vorigen, am 11. April
1715 in Zeitz geboren. Derselbe studirte, nachdem er das Gymnasium seiner
Vaterstadt absolvirt hatte, sechs Jahre in Leipzig Medicin und promovirte 1740
zum Dr. med. mit der: ^Diss. de singulari usu frictionis et unctionis in cura-
tione niorborum" , Acht Jahre später wurde H. ausserordentlicher Professor der
Medicin, dann 1754 ordentlicher Professor der Physiologie, Anatomie und Chirurgie
an der Universität zu Leipzig, wo er am 8. Mai 1762 starb. H. war auch als
Chemiker bedeutend. Er schrieb : „ Commentatio de principibus diis artis medicae
tutelaribus apad oeteres Graecos et Romanos" (Leipzig 1735) — ^/Ilieses ex
omni philosophia decerptae" (ib. 1736) — „Diss. de incrementis artis medicae
per expositionem aegrotorum apud. veteres in vias publicas et templa" (ib. 1730;
1749) — jjProgr. de sacchari Saturni usu interno salutari, in qua simul varia
318 HÜNDERTMARK. — HUNTER.
chemtae capita iUustrantur" (ib. 1741) — „Progr, de aulphuris anodyni spede
ex vini vitrioUque oleis commixtia oriunda^ (ib. 1748) — „Dies, de mercum
viüi et cum salibus varie mixH summa in carptis humanum vi atque efftca-
cüate, ejusque cum sulpkure leucius vel arctrua conjuncti virtute in idem nvlla^
(ib. 1754) — ^Dis8, de enemate uterino" (ib. 1766) — „Dias, de osteosteo-
matis casu variore" (ib. 1757) — „Progr, de Ozaena venerea** (ib. 1758) —
„Diss, de scabie artifidali" (ib. 1758) — „Diss, de urina cretacea** (ib. 1761).
Biogr. m6d. V, pag. 314. — Dict. hist. III, pag. 248. Pgi.
/Hundt (Hund, Canis), Magnus H. , 1449 in Magdeburg geboren, hatte
in Leipzig 'Seit dem Jahre 1482 Philosophie, dann Medicin und schliesslich Theologie
studirt und 1499 den medicinischen Doctorgrad erlangt. Später widmete er sich
ausschliesslich der Theologie , wurde Domherr in Meissen und hier ist er im Jahre
1519 gestorben. — Von seinen literarischen Arbeiten im Grebiete der Heilkunde
sind bekannt geworden: „Anthropologia de hominis dignitate , natura et pro-
prietatilms etc." (Leipzig 1501), dessen letztes Kapitel einen Abriss der Anatomie
des Menschen mit roh ausgefühi*ten Holzschnitten enthält, und: „Nuetzlich Regiment
sammt dem Bericht derArzney wider etliche Krankheit der Brust" (Leipzig 1529),
in welchem sich Nachrichten über einige der damals herrschenden Krankheiten,
besonders über den englischen Schweiss und Syphilis , finden. A . . t.
Hnnnins, Franz Wilhelm Christian H., geboren 1765 zu Gapellen-
dorf bei Weimar, prakücirte in Weimar und war Mitarbeiter von der in Halle
herausgegebenen „AUg. Zeitung fOi: Litteratur^. H. starb zu Weimar am 17. Jani
1807. Er schrieb: „Abhandlung über die Ursachen und Heilung der Ruhr
und deren Cdmplicationen" (Jena 1797) und: „Der Arzt för Schauspieler und
Sänger" (Weimar 1798).
Biogr. mM. V, pag. 315. Pgl.
Hunnus, Martin H. , in Sachsen gegen Ende des 15. Jahrhunderts
geboren, hatte in Erfurt Philosophie und Medicin studirt und hier 1520 eine
Lehrstelle an der medicinischen Facultät bekleidet , aus welcher er jedoch , nach
Aussage seines Freundes EobanüS, durch die CoUegen in hinterlistiger Weise
verdrängt wurde. Er lebte dann einige Zeit in Kärnten, Steiermark, später in
Italien, besonders bei dem ihm befreundeten Manardüs in Ferrara. Im Jahre
1531 erlangte er in Padu« die medicinische Doctorwürde und habilitirte sich
in Graz, wo er schon früher gelebt hatte, lieber seinen Ausgang und seine
schriftstellerische Thätigkeit ist nichts bekannt geworden. ^ ^
Hunter, John H. , einer der bedeutendsten englischen Chirurgen und
Anatomen, geboren am 13. Februar 1728 zu Long Calderwood, Kirchspiel KUbride,
Grafschaft Lanark in Schottland, war das jüngste von zehn Kindern einer geaeh-
teten Familie, der der „Hunters of Hunterstown'^ , denen die kleine Besitzang
Long Calderwood zu eigen gehörte. Bis zu seinem 20. Jahre lebte er hier ohne
ernste Beschäftigung und wuchs ohne sorgfältigen Unterricht und gelehrte Aus-
bildung auf. Im September 1748 kam er zu seinem älteren Bruder W i 1 1 i a m H.,
der damals bereits eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte , nach London . und
wurde von diesem als Assistent bei seinen anatomischen Arbeiten beschäftigt und
unterrichtet. H.'s Biographen erzählen, dass er von vornherein eine ausserordent-
liche Begabung für solche Arbeiten an den Tag gelegt und schon durch sein
erstes Präparat , das eines menschlichen Armes, sich ausgezeichnet habe. Er begann
sich auch mit Chirurgie zu beschäftigen, Anfangs im Hospital zu Chelsea, später
im St. Bartholomew's Hospital; Pebcival Pott und Cheselden waren seine
Lehrer. Von 1755 ab unterstützte und vertrat er seinen Bruder William bei
dessen Vorlesungen und erhielt bereits 1756 die Stelle eines Surgeon am 8t. George'«
Hospital. Von 1760 — 63 diente er als Chirurg in der englischen Marine und
machte die Expeditionen nach Belle-Isle und Portugal mit. Nach seiner Rückkehr,
HUNTER. 319
imimterbrochen in London seinen anatomischen, physiologischen und chirurgischen
Studien und einer ausgedehnten Praxis lebend, gelangte er bald zu hohem Ansehen.
1767 wurde er Mitglied der Royal Society, später Mitglied des College of Surgeons,
General-lnspector der Hospitäler und Surgeon-Master der Armee, sowie Vice-
President des CoUegiums der Londoner Veterinärärzte. Am St. George's Hospital
nahm er nunmehr die Stelle eines ersten Chirurgen ein und behielt dieselbe auch
bis zu seinem Tode, der ganz plötzlich in dem genannten Hospitale selbst, am
16. October 1793, erfolgte, bei. Er war verheirathet mit der Schwester Sir
EvERABD HOMS's, des berühmten Anatomen und Chirurgen, an dessen Ausbildung
er grossen Antheil hatte. Er hinterliess einen einzigen Sohn, John. Die grosse
und von seinen Landsleuten bis auf den heutigen Tag durch öffentliche Vorlesungen
(Hunterian Lectures) geehrte Bedeutung H.'s ruht Yomehmlich darin, dass er der
englischen Chirurgie, die bekanntlich neben der inneren Medicin zu seiner Zeit
eine untergeordnete Stellung einnahm, eine wissenschaftliche Grundlage gab. Er
that dies, ähnlich wie sein Bruder William fttr die Gynäkologie, durch unaus-'
gesetzte Verwerthung der Anatomie, Ph}naiologie und Pathologie im Dienste der
praktischen Chirurgie, femer durch die Gründung seines weltberühmten Museums,
welches nach seinem Tode mit einem Bestände von 14.000, zum grossen Theile
von H.'s eigener Hand hergerichteten Präparaten in den Besitz des College of
Surgeons zu London überging und in der Folge unter Richasd Owen's und zur
Zeit unter William Floweb's ausgezeichneter Leitung eines der ersten Museen
der Welt, namentlich fQr vergleichende Anatomie und Zootomie, geworden ist. Es
zeugt von einer seltenen Arbeitskraft und von unermüdlichem Fleiss, dass H. bei
seiner ausgedehnten praktischen Thätigkeit im Stande war, diese Sammlung zu
begründen. Während sein Bruder William mehr dem Studium der menschlichen
Anatomie oblag, war H.'s Arbeitsfeld weit ausgedehnter; es umfasste neben der
menschlichen vorzugsweise noch die vergleichende Anatomie, die Physiologie,
Embryologie, Geologie, Botanik und die experimentelle Pathologie, als deren Be-
gründer in England man H. wohl ansehen kann. Erst spät begann er zu publi-
eiren (1771, in welchem Jahre die erste Abtheilung seines Werkes über die Zähne
erschien). Seine Schriften haben nicht die Klarheit und Eleganz der Darstellung,
die man denen seines Bruders William nachrühmt; auch standen seine Vorlesungen
nicht in solchem Ansehen. Vielleicht, dass hierin der Mangel an geordnetem
Unterricht in seiner Jugend sich fühlbar machte, den er, wie es scheint, nie völlig
hat überwinden können. Was aber Beobachtungstalent für naturwissenschaftliche
Vorgänge und Objecte, klare, nüchterne Auffassung derselben anlangt, so sind
ihm darin nur Wenige gleich. Er vermied durch diese seine Begabung auch den
Fehler, noch unreife Theorien bei seinem praktischen Handeln als Chirurg zum
Einfluss zu bringen und sich in unfruchtbaren Speculationen zu verirren, wenn-
gleich er, wie zu seiner Zeit natürlich, manche Dinge, z. B. eine besondere
„Lebenskraft^^, annahm, die einer fortgeschritteneren Erkenntniss nicht mehr Stand
halten können. Wir wollen den neueren, namentlich in England zu Tage getretenen
Bestrebungen gegenüber auch nicht unerwähnt lassen, dass die Vivisection imd das
Thierexperiment von H. in ausgedehnter Weise geübt worden sind; wenigstens
erklärte er bei einer gerichtlich-medicinischen Verhandlung, wobei er als Sachver-
ständiger vernommen wurde : „As far as my experience goes, which is not a very
confined one , because I have poisoned some thousands of animals'^ etc. (Life of
Mr. J. H. by Dr. Adams', pag. 239). — Von seinen Bereicherungen der medi-
cinischen Wissenschaft seien noch besonders angeführt, dass er wohl zuerst die
Ansicht in eingehender Weise begründete, das Blut sei ein lebendiger organisirter
Bestandtheil des thierischen Körpers, dass er den Entzündungsvorgängen auch
einen reorganisirenden Einfluss zuschrieb (Inflamm, and gun-shot wounds). Bekannt
sind die nach ihm benannte Unterbindungsmethode bei Aneurysmen, die übrigens
auch Andere, wie Desault, gleichzeitig mit ihm geübt haben, die mit seinem
Namen belegte Form des Schankers, die er unterscheiden lehrte, das Gubemaculum
320 HUNTER.
Hunteri , die von ihm begründete Lehre vom Deflcensus teflticulorum , woran sich
eine klarere Erkenntniss der Herniae inguinales congenitae schloss. Auch rührt
die jetzt wohl allgemein als richtig anerkannte Ansicht, dass die Vesiculae seminales
nicht Sammelstätten für den Samen, sondern drüsige Organe seien, von ihm her.
Bezüglich der Ausbreitung des N. olfactorius auf der Geruchsschleimhaut , der
Injection der Harncanälchen , der Placentararterien , der Entdeckung der Lymph-
gefiisse bei den Vögeln u. A. ist sein Antheil strittig, indem unter Anderen auch
der jüngere MONRO in Edinburg , sowie sein Bruder William darüber mit ihm
in Conflict geriethen ; jedenfalls kann er darin nicht als der Entdecker, beziehungs-
weise erster üntersucher angesehen werden. Von seinen zootomischen Abbildungen
werden noch heute einzelne vielfach zu Grunde gelegt, wie z. B. die DarstelluDg
des BlutgefUsssystems der Tintenfische (Sepia officinalis). Seine Hauptwerke und
Abhandlungen sind: „Natural hütory of the hnman teeth, explaining their
structure , use ^ forination , growth and diseases" (P. I, London 1771; F. II,
1778, 4.; lateinisch von Boddaert, Leipzig 1775; deutsch ebenda 1780, 8.), ein
grundlegendes Werk — „On the venereal diseasf" (London 1786, 4.; deutsch
Leipzig 1787; französisch Paris 1787) — ,,Observations on the diseases of the
armif in Jamaica and on the lest means of preserving the health of Europeans"
London 1788; deutsch Leipzig 1792) — „On the nature of the blood, inßam-
mation and gun-shotwounds" (London 1794, 4., posthum erschienen durch E. Home;
deutsch von Hebenstreit, Leipzig 1797 — 1800, 8., 2 Bde.) — „Obsei^vations on
certain parts of the animal economy" (London 1787; deutsch von Schellek,
Braunschweig 1803), darin die Untersuchungen über die Samenblasen, über die
Placenta, über Verdauung, über die Secretion des Kropfes der Tauben, über das
Augen pigment, über die Function der Musculi obliqui oculi, über die Riechnerven.
Ausserdem findet sich noch eine Reihe von Aufsätzen in den Londoner „Philo-
sophical Transactions", unter Anderem über die Verdauung des Magens nach dem
Tode, über Torpedo und Gymnotus, über die Luftreceptacula der Vögel, über
Wärmeproduction bei Thieren und Pflanzen (zwei Abhandlungen, 1775 und 77),
über das Gehörorgan der Fische, über Cephalopodcn, über die Zusammengehörig-
keit von Hund, Wolf und Schakal, über Walthiere u. A.
Ev. Home, Au account of the life of J H. (mit dem Treatise of blood etc.) 1794. —
J. Foot, The life of J. H London 1794, 8. — Adams, Memoirs of the life and doctrines
Ol the late J. H. Esq. London 1817, 9., mit Bildniss; 2. edit. Ibid. 1818. — Ottley, The
Ufe of J. H. in „The works of . . . . edit. by Palm er, London 1838. — La vie de .... in
Chassaiguac: Oeuvres de J. H — Gross, J. H., Philadelphia 1881, 8. — Biogr. med. V,
pag. 318. — Sir J.Paget, Hunterian oration. The Lancet. 17. Februar 1877, pag. 288.
Waldever.
Hunter, William H. , hochbedeutender englischer Arzt und Anatom,
älterer Bruder von John H. , geboren am 23. Mai 1718 zu Long Calderwood,
gestorben am 30. März 1783 zu London. Er studirte Anfangs Theologie zu
Glasgow, ging aber dann , in der Ausübung der ärztlichen Kunst seinen wahren
Beruf erkennend, zu seinem Landsmanne, dem berühmten Cüllen, damals Arzt
in Hamilton, um sich von ihm in die Medicin einführen zu lassen. Später bezog
er die Universität Edinburg, wo er Schüler Alex. Monro's des A eiteren ward.
Nach London übergesiedelt, war er Anfangs Assistent Smellie's des Gynäkologen,
dann des Anatomen und Gynäkologen James Douglas, in dessen Hause er Auf-
nahme fand und dessen Kinder er unterrichtete. Anatomie trieb er femer in
London unter Frank Nicholls am Ro\'al College of Surgeons, Chirurgie unter
James Walker am St. George's Hospital. Schon 1746 wurde er als SHAitPE's
Nachfolger zum Professor der Anatomie bei der Society of Navy Surgeons (Covent
Garden) ernannt, 1747 zum Mitgliede der Corporation of Surgeons. 1748 unter-
nahm er eine Reise nach Holland und Frankreich und wurde in Leyden mit
B. S. Albinus bekannt. 1749 am British Lying-in Hospital angestellt und von
der Universität Glasgow 1750 mit dem medieiniachen Doctortitel beehrt, gab er
seine chirurgische Praxis auf und beschäftigte sich als nunmehriger Physician vor-
zugsweise mit Geburtshilfe und Gynäkologie. 1756 wurde er Mitglied des Royal
HÜNTER. 321
College of Physicians, 1764 Leibarzt der Königin, 1767 Fellow der Royal Society,
1768 Professor der Anatomie an der nengegründeten Royal Academy of Arts,
deren Präsidentschaft er 1781 übernahm. H. wird von seinen Zeitgenossen und
Biographen als ein ungemein vielseitig und fein gebildeter Mann geschildert, dem
in ausserordentlich hohem Grade Begabung sowohl für die praktische ärztliche
Thätigkeit, als auch für den Unterricht eigen war. Es beweisen dies die raschen
Erfolge, die er erzielte in seiner Beförderung zu immer einflussreicheren Stellen,
wie auch seine grossen materiellen Einnahmen, welche letztere er in der edelsten
und freigebigsten Weise fast ausschliesslich zu wissenschaftlichen Zwecken ver-
wendete. Es wird angegeben , dass er für sein Museum 100.000 Pfd. St. , für
seine Münzsammlung 20.000. Pfd. St. verwendet habe; ausserdem richtete er sich,
auf eigene Kosten anatomische Institute ein, in denen er Vorlesungen hielt und
mit seinen Schülern arbeitete ; so zuerst in Litchfield Street, dann die sehr berühmt
gewordene Anstalt in Windmill Street. H. hielt Vorlesungen über Geburtshilfe,
besonders aber über Anatomie, welcher letzteren er mit leidenschaftlichem Eifer
ergeben war. Man kann wohl sagen, gerade der Umstand, dass er seine praktische
Thätigkeit stets auf eine vorzügliche anatomische Ausbildung stützte und das Eine
durch das Andere förderte, hat ihm vorzugsweise das üebergewicht , welches er
bald über seine CoUegen gewann, gesichert und ihm die ungetheilte Anerkennung
der Mit- und Nachwelt erworben. Charakteristisch für seine Richtung sind die
folgenden Worte, welche Matthew Düncan von ihm mittheilt: „Anatomy is the
only solid foundation of medicine.' It is to the physician and surgeon what
geometry is to the astronomer. It discovers and ascertains truth, overturns
superstition and vulgär error and checks the enthusiasm of theorists and of sects
iu medicine, to whom perhaps more of the human species have fallen a sacrifice
than to the sword itself, or to pestilence". H. war ein sehr sorgfältiger Arbeiter ;
20 Jahre verbrachte er an der Fertigstellung seines Hauptwerkes über die Anatomie
des schwangeren Uterus: „Anatomy of the human gravid vJtems" (Birmingham
1774, fol.), lateinisch und englisch, 34 meisterhaft ausgeführte Tafeln. Er schrieb
den Text zu diesem für alle Zeiten werthvoUen Werke nicht selbst, sondern der-
selbe wurde erst später von seinem Schüler Baillie hinzugegeben. Es ist in
diesem Werke die Grundlage unserer jetzigen Eenntniss von dem anatomischen
Verhalten der Eihäute und der schwangeren Gebärmutter gegeben. Der Name
„Deeidua" und die Unterscheidung einer Decidua vera und reflexa rührt von ihm
her (Decidua Hunteri). Auch wusste er bereits, dass das Nabelbläschen bis zum
Ende der Schwangerschaft bestehen bleiben könne (vergl. die ausführliche geschicht-
liche Darstellung in Valentin's Handb. der Entwicklungsgesch. , Berlin 1835).
Weitere Werke H.'s sind: „Medical commentaries'^ (London 1762) und „Two
introductory lectures to his anatomical courses" (nach seinem Tode herausgegeben
don Bailije, London 1785). Ferner eine Reihe von Abhandlungen in den „London
Philosophical Transactions" und in den „Medical Observations and Inquiries", welche
in M. Düncan's „Life of W. Hunter" zusammengestellt sind. Die wichtigsten
darunter lauten : „On the structure and diseases of the articulating cartilages^
(Philos. Tansact. , 1743), die erste Abhandlung H.'s — „The history of an
aneurtsm ofthe aorta, vnth some remarks on aneurisms in general" (Med. Observ.
and Inq., 1756, Vol. I) — „Remarks on the cellular membrane and some of
its diseases^ (Ibid., Vol. II) — ^Remarks on the Symphysis of the ossa pubis^
(Ibid., Vol. II) — „Further observations on a particular species of aneurism^
(Ibid.) — „Observations on the bones, commonly supposed to be elephants bones,
which have been found, near the mver Ohio , in America** (Philos. Transact.,
1768) — „Remarks on some bones found in the rock of Gibraltar^ (Ibid.
1770) — „An account of the nyl-ghau, an Indian animal not hitherto des-
cribed^ (Ibid. 1771). Diese und die übrigen in den genannten beiden Zeitschriften
herausgegebenen Abhandlungen sind in^s Deutsche übertragen worden durch
C. G. Kühn (Leipzig 1784 — 85, 2 voll., 8.). In seinen „Medical commentaries"
finden sich Untersuchungen über die Lymphgefasse , über den Bau der Hoden,
Biojcr. Lexikon. III. 21
322 HUNTER.
Über die Thränendrüse , über die Absorption durch die Venen u. A. lieber diese
Dinge fahrte er eine lebhafte Polemik und Prioritätsstreitigkeiten mit Alexaiider
MONBO dem Jüngeren in Edinburg. Wie man aus dem Angeführten ersieht, bewegten
sich H.'s Arbeiten auf sehr verschiedenen Gebieten der Biologie. Ausser den in
der „Anatomia uteri gravidi^ niedergelegten Funden hat er indessen neue Ent-
deckungen von dauerndem und bedeutendem Werthe nicht gemacht. Es war mehr
seine Methode der Untersuchung und des Unterrichtes, sowohl in der Gynäkologie,
wie in der Anatomie, in welcher er fOr England geradezu reformatorisch auf-
trat, die ihm seinen Ruhm sicherten. Schon die Namen seiner zahlreichen Sehfiler
sprechen dafür, wie sehr er in dieser Beziehung anregend zu wirken verstand.
Ausser seinem Bruder John, der ihm seine wissenschaftliche Erziehung ganz und
gar verdankt, müssen hier sein Neffe Matthew Baillie, Thom. Demman, Charles
Bell , Will. Hewson , Will. Cruikshank und John Sheldon genannt werden.
Sein berühmtes Museum ging später in den Besitz der Universität Glasgow über.
Simmons, Accomit of the lifo and writings of W. H. London 1783. — Vicq
d'Azyr, äloges. 1783, pag. 1. — M. Dnncan, On the life of William Hnnter, Harveian
Address, 13. April 1876 im Edinbnrgh Med. Jonrn. P. II, 1876, pag. 1061 (mit einem Portrait
nnd Facsimile W. H/s). — Biogr. m6d. V, pag. 315. -ar^xA^ ^«
' *' I r o walcieyer.
Hunter, Alexander H. , war geboren 1733, studirte Medicin und
promovirte zum Dr. med. 1751 in Edinburg mit der: „Diss. de cantharidtbus'^ ,
Er prakticirte in York, war Mitglied der Roy. Soe. of Lond. und starb in York
1809. Er veröffentlichte: „On drtU-sotoing*^ ' (in seinen Georgical essays, V) —
„On top'dreraings" (ibid.) — „On the preparation of carrots for the use of
aeamen on long voyages^ (ibid.. Vol. V) — ^On nutritive Urne" (ibid.) —
„Observations on the nature and method of eure of the phthisis pulmonalis
or consumption of the lungs by the late William White , vnth the origin,
progress and design of the York lunatic asylum^ (ib. 1792) — „Outlines of
agriculture" (ib. 1795) — „Ä new method of raising wheat for a series of years
on the same land" (ib. 1796; 1797) — „An ülustration of the analogy between
vegetable and animal parturition^ (ib. 1787) und andere, mehr auf dem Gebiet
der Agrioultur sich bewegende Joumalaufsätze.
Biogr. m6d V, pag. 321. — Dict. bist. II, pag. 249. PgL
Hunter, William H., berühmter schottischer Wundarzt und Kenner der
orientalischen Sprachen, war in Montrose (Schottland) etwa 1760 geboren. £r
machte seine Studien auf dem College in Aberdeen und erhielt 1777 seine aka-
demisch medicinischen Grade. Nachdem er dann einige Zeit am Bord eines Kriegs-
schiffes beschäftigt war, trat er 1781 als Arzt in den Dienst der englisch-
ostindischen Compagnie in Bengalen. Er wurde successive (von 1784 — 1794)
General-Inspector der englischen Hospitäler auf Java, Professor und Examinator
am College von Calcutta und Secretär der Asiatic Society. 1808 begleitete er
den Major Palm er auf seiner Ebcpedition nach Davulet-RaY-Scindiah als Chirurg
und war bereits im Begriff, zu einem vorübergehenden Aufenthalt nach Aberdeen
abzureisen, als er 1815 in Calcutta einem klimatischen Fieber erlag. H. war
auswärtiges Mitglied der Med. Society of London und hatte hervorragende Kennt-
nisse im Arabischen, Persischen , Sanskrit und Hindostanischen. Er hat zahlreiche
Artikel über indische Literatur und über astronomische und geographisch-medi-
cinische Gegenstände geschrieben. Letztere , die uns hier interessiren, sind betitelt :
„Concise account of the kingdom of Pegu , its climate , produce , trade, govem-
ment, and inhabitants ; vnth an inquiry into the causes of the variety obser-
vable in the fleecea of sheep in different climates. And a description of the
caves Elephanta Ambola and Canara^ (London 1785) — „Account of same
artificial caverns near Bombay" (ib. 1788) — „An essay on the diseases m-
cident to Indian seamen, or lascars, in long voyages" (Calcutta 1804, Fol.) —
„History of an aiieurism of the aorta" (Mem. med., T. V, 1799).
Dict. bist, m, pag. 256. — Poggendorff, I, pag. 116L :Pgl
HUNTEB. — HUPPERT. 323
Hnnter, Jobn H. , zu London, war in Perthshire geboren, wnrde 1775
in Edinburg mit der Diss. : „De hominum varietatibus et harum causts" Doctor,
wurde einige Jabre später Pbysioian in der Armee und beim Ck)llege of Physicians
nacb einander Fellow 1793, Censor 1793, 99, Gulstonian Lecturer 1796, Croonian
Lectnrer 1797, 1799, 1800, 1801. lEr war auch Fellow der Royal Society und
Physician Extraordinary des Prinzen von Wales. Es scheint , als wenn er der
Erste war, der die Erweichung des Oehirns als einen bestimmten pathologischen
Znstand erkannte; es bildete dies den Gegenstand seiner Gulstonian Lectui^s 1796.
Er schrieb die grosse Anerkennung findenden: „Observattons on the diseases of
the army in Jamaica, and on the best means of preserving the health in hot
cUmates*' (London 1788). Er starb am 29. Januar 1809.
Mnnk. H, pag. 425. 6.
Hunter, RobertHopeAlstonH., englischer Militärarzt , in Middlebie
geboren, diente von 1829 an in Barbadoes, kam 1831 zu einem Regiment in
Bombay, blieb bei demselben bis 1843 auf verschiedenen Stationen der Präsident-
schaft und machte mit demselben mehrere Feldzflge mit. Nach kurzem Aufent-
halt in England 1 843 kam er zu einem anderen Regiment in Madras , musste aus
Gesundheitsrücksichten 1845 jedoch Indien verlassen , diente auf St. Vincent in
West-Indien als Stafif-Surgeon I. Gl. bis 1849, war kurze Zeit in derselben Charge
in Bristol und verliess nach 25jähriger Dienstzeit die Armee mit Halbsold, lieber
seine in Indien in 12 Jahren unter den verschiedensten Aussenverhältnissen ge-
wonnenen Erfahrungen hat er eine Reihe von werthvollen Mittheilungen , z. B. in
seiner: „Statistical review of the climates ofthe principal stations for European
troops in the Bombay Presidency^ gemacht, worin er Ansichten ausspricht, zu
denen später auch die Royal Sanitary Commission 1862 gelangte. Das von ihm
beobachtete häufige Vorkommen von Erkrankungen des Herzens und der Aorta
bei den Soldaten in Indien suchte er in seinem Aufsatze: „Gases of cardiao
and pulmonary disease" durch ihre fest anliegende Kleidung zu erklären. Seine
interessanteste , Aber Land und Leute der durchzogenen Länder die wichtigsten
Anfschlttsse gebende Arbeit ist jedoch: „'^'he medical history of the Queen' s
Royal Regiment during the campaign in Afghanistan^, enthalten in seinen:
„HistoriccU reports of H. MJs 2nd or Queen's Royal Regiment for the
years from 1836 to 1842, including the campaign in Afghanistan, Er gab
ferner in den Transact. of the Med. and Phys. Soc. of Bombay (Vol. I — V, VII)
je einen: „Medical report of H. M.*s 57 th Regiment**, später einen: y^Annual
report, with copious statistics , of 8t. Vincent^ s, West Indies^ (Lond. Med. Gaz.,
1849) heraus. Er starb in Schottland am 22. Juni 1867, 62 Jahre alt.
Medic. Times and Gaz. 186T, H, pag. 135. G.
*Hupp, John H. , geboren in Washington am 24. November 1819,
promovirte 1841 in seiner Vaterstadt und Hess sich in Wheeling, West Va., als
General Practitioner nieder, wo er jetzt noch lebt. 1876 nahm er am Inter-
nationalen medicinischen Congress in Philadelphia Theil und war Mitglied des
Executiv-Oomitös der Centennial Medical Commission. Die Zahl der von H. ver-
öffentlichten Joumalaufsätze ist beträchtlich; u. A. schrieb er über: „Placenta
praema'* (1863) — „Salivary calculus^ (1863) — „Vaccination and its
protective powers^ (1870) — „Ohloral in puerperal insanity^ (1870); die
genannten Aufsätze finden sich in den Transactions of the State Med. Soc. Ebenso :
ff Gangenital phimosis and stone in the Urethra*^ (1870) — „Opium poisoning
treated by belladonna^ (1872) — „Ruptured uterus^ (1874) — „Encephaloid
abdominal tumor" (1875) — „Gases of phimosis and adherent prepuce^ (1877).
Atkinson, pag. 292* Pgl.
*Huppert, C. Hugo H. , zu Marienberg (Sachsen) am 29. Januar 1832
geboren , in Leipzig und Jena ausgebildet , war besonders Schüler C. G. Lehmann's
und gelangte 1862 zur Promotion. Im Herbst 1871 wurde er, nachdem er
21*
324 HÜPPERT. — HÜSCHKE.
daselbst während der Zwischenzeit das medicinisch-chemische Laboratorinm geleitet
hatte, in Leipzig zum Extraordinarius ernannt, 1872 aber als ordentlicher Pro-
fessor der medicini sehen Chemie nach Prag berufen. Neben einer längeren Reihe
von eigenen und durch seine Schüler ausgeführten Facharbeiten seien speciell
genannt: der gemeinschaftlich mit C. G. Lehmann von ihm bearbeiteten 8. Band
von Gmelin's Handbuch der Chemie und die 8. Auflage von Neubaueb's Analyse
des Harns. Wem ich.
Hurtado de Mendoza , Don M a n u e 1 H. , zu Madrid , war Chirurgien-major
eines Regiments gewesen, verfasste: „Nueva monografia de la calentura ama-
ri'lla etc.** (Huesca und Madrid 1820, 4.) und. zusammen mit CAVALLEfiO:
„Supplemento al diccionario di medicina" (3 voll., Madrid 1821), übersetzte
F. V. Legoüais; „Nuevos prindpios de cirujia" (Madrid 1820). Ausserdem
schrieb er mehrere auch in französischen Zeitschriften (Annales de la Soc. de
med. de Montpellier, T. XXXIX; Leroüx' Journ. de m6d., T. XXXVII, XL,
1816 — 17) enthaltene Abhandlungen über intermittirende und remittirende Fieber,
Colica gangraenosa, über die Wirkungen der Ratanhiawurzel (in's Deutsche über-
setzt von Leo Lebeecht, Mainz 1817). Er war femer der Redacteur der
„Vecadas medico-quirurgicos*^ (von 1821 an).
Callisen, IX, pag. 319; XXIX, pag. 106. G.
Hurtrel d'Arboval, Louis-Henri- Joseph H. , ein sehr gebildeter
und kenntnissreicher Thierarzt und ausgezeichneter Schriftsteller im Fache der
Thierarzneikunde , war am 7. Juni 1777 zu Montreuil-sur-mer geboren, studirte
in Alfort , schrieb , ausser anderen Abhandlungen , über Schaf- und Kuhpocken
und mehrere Artikel im Dict. abr6g6 des sciences mödicales. Sein Hauptwerk
aber ist das : „Dictionnaire de m^dectne et de Chirurgie vdtSrinaire^ (4 voll.,
Paris 1.827, 28; 2. ^dit., 6 voll., 1837—39, nebst: „Atlas du Dict, de mdd,
et de chir. v4t. etc", 1828, Fol.; belgische Ausgabe 1838; deutsche Uebers. mit
vielen Anmerkungen von Th. Renner, Weimar 1830 — 32, 4 Bde., Atlas 1828;
italienische üebers. von Tommaso Zamberlichi, Forli 1837). Sein nützliches und
uneigennütziges Wirken (da er wohlhabend war, betrieb er die thierärztliche Praxis
stets unentgeltlich) fand allgemeine Anerkennung. Er starb am 20. Juli 1839.
Callisen, IX, pag. 321; XXIX, pag. 106. — Schrader-Hering, pag. 210.
HüSChke, Emil H. , geboren am 14. December 1797 zu Weimar, ge-
storben am 19. Juni 1858 zu Jena, hochverdienter Anatom und Embryolog, war
der zweite Sohn des g^ossherzoglichen Leibarztes H. in Weimar, absolvirte das
Gymnasium seiner Vaterstadt und studirte in Jena Medicin, wo er namentlich
mit Oken und dessen Richtung sich befreundete. Er promovirte 1818 mit seiner
Diss. : „Quaedam de organorum respiratoriorum in animalium serie meta-
morphosi gener atim scripta et de vesica natatoria piscium quaestio*', besuchte
darauf Paris und habilitirte sich später in Jena mit seiner Abhandlung: „lieber
Physiognomik und Mimik", 1824 zum Prof. e. o. ernannt, wurde er nach
LoDER*s Tode 1827 dessen Nachfolger und blieb der Universität Jena auch bis
zu seinem Tode treu. Der naturphilosophischen Schule angehörig, stand er doch
deren Ausschreitungen fem; seine zahlreichen Beobachtungen und zum Theil
hervorragenden Entdeckungen: Entwicklung der Glandula thyreoidea (Isis, 1826
und 1828), Einstülpung der Linse (v. Ammon's Zeitschr. f. Ophthalmol., UI und
IV), die nach ihm benannten „Zähne" in der Gehörschnecke (J. Müller's Archiv,
1835) und Knorpel in der Nase (Bericht der Jenenser Naturf.-Vers. , 1836)^
der Krystallform der sogenannten Otolithen (Frorieps' Notizen, 1832, Nr. 707;
Isis 1833 und 1834) u. A. lassen es leicht vergessen, wenn er einmal in seinen
Speculationen , wie z. B. in seinem grösseren Werke: „Schädel, Hirn und
Seele des Menschen und der Thiere" (Jena 1854, Fol.) auf Abwege geräth.
Uebrigens ist auch dieses Werk reich an neuen Beobachtungen, wie z. B. über
die Hirnwindungen. Ausser den genannten Schriften sind die Hauptwerke H.'s :
HÜSCHKE. — HÜSS. 3^5
„De embrydogia hominis" (Jena 1820) — „ Eingeweidelehre tcnd Sinnesorgane**
in der von R. Waoner herausgegebenen 2. Auflage der Sömmbrring 'sehen Anatomie
(Leipzig 1844), ein durchaus originelles, reichhaltiges Werk — „Ueber die
Umbildung des Darmcanales und der Kiemen bei den Froschquappen** (Jena
1826) — „Ueber die Kiemenbögen und die Kiemengefässe beim bebrüteten
Hähnchen" (Isis, 1827, III und 1828, Heft II) — „Programma de pulmonum
quadruplicitate" (Jena 1823) — „Ueber die Teoctur der Nieren" (Isis, 1828) —
„Ueber die Sinne" (Weimar 1824) — „Graniosklerosis totalis rhachitica"
(Jena 1858), sein letztes Werk.
Rüdinger in Allgem. Deutsch. Biographie, Bd. XIII, pag. 449. — Günther,
pag. 147; Vorwort, pag IV. Waldeyer.
* Husemann» TheodorGottfriedH., geboren zu Detmold am 1 3. Januar
1833, bildete sich medicinisch auf den Universitäten Oöttingen, WUrzburg, Berlin,
Prag aus. Seine bevorzugten Lehrer waren Wöhlkr und Virchow. 1854 pro-
movirt, unternahm er mit A. Husemann die Bearbeitung eines: „Handbuch
der Toxikologie" (Berlin 1862, Supplement 1867) und Hess 1871 ein Werk;
„Die Pßanzenstoffe in chemischer^ pflanzenphysiologischer, pharmakologischer
und toankologischer Hinsicht" (Berlin, in 2. Aufl. 1883) erscheinen. Seit 1873
als ausserordentlicher Professor der Pharmakologie in Göttingen angestellt , wirkt
er dort noch jetzt; 1881 — 83 war er als Mitglied der Commission zur Bearbeitung
der deutschen Pharmakopoe, Ed. II, thätig. In der Deutschen Klinik^ der Zeit-
schrift der Gesellsch. d. Aerzte zu Wien, der Hannoverischen Zeitschr. f. Staats-
arzneikunde, im Archiv für exper. Pathologie und Pharmakologie, der Deutsch,
med. Wochenschr. , dem Archiv der Pharmacie hat H. mehrere hundert Artikel
pharmakologischen, toxikologischen, medicinisch-statistischen , historischen, foren-
sisch-medicinischen und dermatologischen Inhalts publicirt, monographisch noch
neuerdings: ^Handbuch der gesammten Arzneimittellehre" (2. Aufl., Berlin 1883).
Wernich.
/Hnser, Johannes H. , kurfürstlich kölnischer Rath und Arzt, lebte
Ausgangs des 16. und Anfangs des 17. Jahrhunderts, suchte die Lehrsätze des
Paracelsus zu vertheidigen und war der Erste, der auf Befehl des damaligen
Kurfürsten von Köln, Ernesti, sowohl die gedruckten als die ungedmckten
Schriften des Paracelsus ordnete , dieselben mit einer Vorrede begleitete und sie
1589 in 4. (10 Thle.) und 1616 zu Strassburg in fol. herausgab.
Jöcher. Bd. II, pag. 1785. , G.
*Hus8, Magnus H., zu Stockholm, ist am 22. October 1807 zu Torp
in Medelpad geboren, studirte von 1824 an inUpsala, woselbst er 1834 Doctor
wurde, nachdem er als Militär- und Marinearzt Dienste geleistet hatte. 1834
wurde er im Serafimer - Lazareth Unterarzt, 1839 zum stellvertretenden Oberarzt
und Vorstande der daselbst eröfiPneten medicinischen Klinik, 1840 zum wirklichen
Oberarzt und zum Prof. e. o. am Karolinischen Institut , 1 846 aber zum Prof. ord.
eruannt. 1854 wurde er erster Arzt der Kinder- Krankenanstalt der Kronprinzessin
Louise (bis 1856), 1860 Inspector des Karolinischen Instituts, Vorsitzender des
Gesundheits-Collegiums und General-Director der sämmtlichen Hospitäler des Reiches,
welche Stellung er auch gegenwärtig noch einnimmt. Er hatte verschiedene wissen-
schaftliche Reisen in's Ausland gemacht , gehörte einer Anzahl von wissenschaft-
lichen Commissionen an und erhielt die mannichfachsten Ehrenbezeugungen, darunter
1857 den Adel. Seine Schriften sind: „Summariska redogörelser för sjukvärden
d K, Seraf, lasararettets medico-kliniska afdeling" (Stockholm 1839; 1840;
1841; 1842) — „Kliniska analekter" (Ebenda 1843) — „Observations sur la
fihyre typhoide" (Paris 1845) — „Alcoholismus chronicus eller kronisk alkohoU-
8Jukdom"{2 Thle., Stockholm 1849, 51 ; deutsche Uebers. von Gebh. von dem
Bosch, Leipzig 1852); für dieses Werk wurde ihm vom Institut de France ein
MONTHYON-Preis zu Theil ; ferner: ^^Om Sveriges endemiska sjukdomar" (1851;
deutsche Uebers. von G. v. d. Busch, Bremen 1853) — „Kan eller bor Sveriges
326 HÜSS. — HUSSON.
hufvudstad längre undvara en ml ordnad sinnessjukvärdf*^ (1853) — „Om
tyfas och tyfoidfeberns statisttka förhällanden och hehandling*^ (1865; engl.
Uebers. von £. Aberg, Stockholm 1855; französ. Uebers. Gothenburg 1855;
deutsche Uebers. von 6. v. d. Busch, Bremen 1856) — „Sällsyntare sjuledoms-
fall*' (1856) — „Om lunginfiammationens statisttka förhällanden och behand-
ling" (1860; deutsche Uebers. von JOH. Angeb, Leipzig 1861) — „Om haße,
des8 bruk och missbruk" (1865) — „Svensk medicinsk bibliografi för ären
1866 och 1867" (1868); femer in der Hygiea (1868, 70) Recension der
Pharmacopoea suecica , edit. 7. , ökonomische Jahresberichte über das Serafimer-
Lazareth fQr 1849;7-56 und über Eronprinzess Louis e's Einderheilanstalt für
1854 — 63 und: „Ofverstyrelsens öfver hospitalen underdaniga bercUtelser för
ären 1861— 70". Dazu grössere und kleinere Aufsätze in den Läkare-:8ällskapet8
arsberättelser und förhandlingar , in der Tidskrift för Läkare och Farmaceuter,
der Hygiea u. s. w.
Sackl6n, IV, pag. 495. — Wistrand, pag. 175; Neue Folge, I, pag. 842.
Red.
Hnssem, Barend H. , ein sehr bekannter Chirurg, der am Ende des
vorigen Jahrhunderts in Amsterdam wirkte, hat sich bekannt gemacht durch seine
Bemühungen um das Trinkwasser für Seeleute und die Bewohner Amsterdam's,
und publicirte darüber: „Middd om het water, welk tot dagelykschen drank
voor het scheepsvolk aan boord moet strekken, volkomen te zuiveren als het
stinkend en bedorven is" (Amsterdam 1799) — „Memorie over de zuivering
van bedorven water, met proeven gestaafd" (1799) — „Missive betreffende het
drinkwaier in Amsterdam" (1808, 1830). Ausserdem schrieb er: „Aanmer-
hingen over het klieven van de liesspieet en van de Fallopiaxinsche peesband
by de breuksnyding" (1794) — „Beschryving van een verbeterd werktuig tot
de herstelling van den ontwrichten schouder" (1782) und (mit J. Veirac):
„Twee Verhandelingen over de besmettelyke rotkoorts op de uitgaande oost-
indische schepen dezer landen" (Middelb. 1778). C. E. Daniels.
HttSSian, Raphael Ferdinand H., zu Wien, war Magister der
Chirurgie und Geburtshilfe, Operateur und Augenarzt, Supplent des Lehramtes
der theoretischen Gebui-tshilfe an der Universität , ferner Zögling und mehrjähriger
Substitut ViNC. V. Kern's. Er verfasste folgende Schriften: „Anweisung zur
Ernährung neugeborener Kinder" (Wien 1825) — „Handbuch der Oeburts-
hilfö. ^ach den besten Werken ^ . . . mit vorzüglicher Berücksichtigung der
Bo er' sehen Erfahrungen. .. bearbeitet" (3 Thle., Ebenda 1827, 28). Nach
dem 1829 erfolgten Tode Kebk's erschien von ihm dessen: „Handbuch der
Chirurgie, nach dem Tode des Verfassers zusammengestellt und herausgegeben"
(Ebenda, Bd. I, 1830, 31). Er veröffentlichte ferner: „Der Mensch als Kind,
oder Darstellung einer auf naturgemässen Grundsätzen gestützten, physisch-
moralischen Pflege des Kindes u. s, w," (Ebenda 1831; neue Ausg. 1842) —
„Dr. Lucas Boer's Leben und Wirken. Eine biographische Skizze" (Ebenda
1838). Eine lange Reihe von Jahren gehörte er zu den gesuchtesten und beliebtesten
Geburtshelfern Wiens, war Arzt des Hofes, der höchsten Aristokratie und des reichen
Bürgerstandes; er starb jedoch in Noth und Elend am 5. April 1869, 68 Jahre alt
Callisen, IX, pag. 324; XXIX, pag. 110. G.
Husson, Henri-Marie H., am 25. Mai 1772 als Sohn des Stellvertreters
des ersten Wundarztes des Königs in Reims geboren, besuchte das CoL16ge de
Laon und seit 1783 das College Louis-le Grand , studirte dann die Chirurgie in
Paris unter Desaült und erhielt 1792 die Stelle eines Cliirurgien sous-aide bei
der französischen Armee in Holland. Im folgenden Jahre wurde er zum Aide-major
ernannt, gab aber 1794 den Dienst auf, ging nach Paris, begann dort das Stndiam
der inneren Medicin, erhielt 1799 den Doctortitel und das Amt eines Unter-
Bibliothekars an der Ecole de santö, war seit 1 800 Secretär des Comit^ de Vaccine
und Arzt am Höpital de vaccination et des dispensaires und seit 1806 Arzt am
HÜSSON. — HUTCHINSON. 327
Hötel-Dieu, wo er aueh medicinisch-klinische Vorlesungen hielt. 1809 nahm er
auch die Stelle als Arzt am Lyc^ imperial an, vaccinirte 1811 Napoleon's
Sohn und behandelte 1814 gelegentlich einer Typhnsepidemie die daran erkrankten
Soldaten im Höp. de la Piti^. Er starb im Jahre 1853. H. war ein ausgesprochener
Anhilnger der BROUSSAis'schen Lehre und schrieb: „Eanai sur une nouvelle
dodrine des tSmperaments^ (Paris 1799 Inaug.-Diss. ; 1800) „Recher dies ktstoriques
et mddicales sur la Vaccine"^ (Ibid. 1801, 1802, 1803) — „Notice historiques
sur la vie et hs ouvrages de F.-X. Btchat^ (Ibid. 1802) — „Rapports sur
la Vaccine publids chaque annSe par ordre du ministre de l'int^rieur depuis
1803 jusqiCen 1820" (Paris 15 voll.) — „Dissert. sur la nicessitd de ne point
contrarier la mar che des fih^res tierces jusgu*au septi^me acc^" (M6m. de la
Soc. d'^mulat., T. I) ; femer hat H. fftr das Dict. des sciences mödicales mehrere
Artikel gearbeitet.
Biogr. m6d. V, pag. 321. — Callisen, IX, pag. 324—328; XXIX, pag. 110.
Pgl.
Huszty Edler von Raszynya, Zaeharias Gottlieb H., zu Pressburg in
Ungarn, war in Rust am 13. März 1754 (1759) geboren, stndirte von 1771 an
in Wien, erhielt 1774 in Tymau die medicinische Doetorwürde, wurde Arzt zu
Pressbarg und verfasste folgende, sich hauptsächlich auf Medicinal-Polizei und
Pharmacie beziehenden Schriften : „Discurs über die medicinische Polizei" (2 Thle.,
Pressburg 1786) — „Prüfung der Nachricht an das Publicum von dem
8t. Georger Schwefelbade" (Ebeuda 1793) — „Gekrönte Preisschrift über die
Verbesserung der k. k. Feldapotheken und des Studienwesens an der Josephs-
Akademie zu Wien" (Ebenda 1795) — „Ideen zur Verbesserung der öster-
reichischen Provinzialpharmakopoe , besonders im medicinisch-praktischen Ge-
sichtspunkte" (Ebenda 1797) — „Kritischer Commentar über die Österreich.
Provinzialpharmakopoe; mit einem Entwurf zu einem gemeinnützigen verbesserten
Dispensatorium" (Ebenda und Leipzig 1785) u. s. w. Ausserdem finden sich von
ihm in ScHEDiüS' IFngarischen Magazin (Bd. I, IV) folgende Abhandlungen : „ Ver-
such vier den Menschen in Ungarn nach seiner physischen Beschaffenheit" —
„Der eingebildete Tod; ein Beitrag zur experimentellen Seelenlehre" u. s. w.
Er starb am 30. März 1803.
Biogr. m6d. V, pag. 322. — v. Wurzbach, IX, pag. 451. 0.
Hntcbinson, Benjamin H. , zu London, Mitglied der Corporation der
Wundärzte, schrieb die „Biographia medica" (vergl. Bd. I, pag. 18, Nr. 215 ; 2 voll.,
London 1799; new edit. 1809) und „ Experiments of the extemal use of tarta-
rized antimony" (Memoirs of the Med. Soc. of London, 1799, V).
Callisen, IX, pag. 329; XXIX, pag. IH. O.
Hntcbinson, Benjamin H., zu South well in Nottinghamshire, verfasste
folgende Schriften: „Cases oftic douloureux successfully treated" (London 1820;
2. edit. 1822 u. d. T. : „Gases of neuralgia spasmodica, commonly termed tic
douloureux; succesfully treated etc.") — „Observations on prison discipline^
exemplified by the tread-mill and dietary , adopted in the Nottinghamshire
House of Correction at Southwell" (Newark 1824) — „Account of epidemic
disease, commonly called the influenza, which appeared in Nottinghamshire ....
1792" (New London Med. Joum., Vol. II) u. s. w.
Callisen, IX, pag. 329; XXIX, pag. 111. 0.
Hutchinson, John H., der Erfinder des Spirometer, war 1811 zu New-
castle-upon-Tyne geboren, studirte im University College in London, war einige
Jahre lang Assistant Physician des Hosp. for Consumption zu Brompton und einer
der Physicians der Britannia Life Assurance Company. Er machte sich durch
seine Studien über die Physiologie der Respiration sehr verdient, namentlich fand
seine Erklärung der Thätigkeit der Intercostalmuskeln Beifall; durch seinen „Spiro-
meter** konnte die Capacität der Lungen in einer Weise näher ermittelt werden^
328 HUTCHINSON. — HÜTCflISON.
wie nie zuvor. Diese Arbeiten finden sich in seinem Artikel „Thorax** der
Eneyelopaedia of Physiology zusammengefasst. Er hatte mit seinem Instroment
mehr als 3000 Personen aller Classen und aller Berufszweige antersucfat, war auch
sonst ein in der Mechanik sehr erfindungsreicher und mit Talenten für die Kunst
und Wissenschaften hochbegabter Mann, der vielfach unentgeltliche Vorlesungen
über Naturwissenschaften hielt und während seines Aufenthaltes in den Colonieen
eine werthvolle geologische Sammlung zu Stande brachte, die er fttr das British Museum
bestimmte. 1852 verliess er England und lebte bis zum März 1861 in Victoria
und von da auf den Fijee-Inseln, von wo er nach England zurückzukehren beab-
sichtigte, als er im JuU 1861 vom Tode betroffen wurde. Von seinen Schriften
sind anzuführen: ;, Von der Capaciiät der Lungen und von den Athmungs-
functwnen mit Hinblick auf die Begründung einer genauen und leichten
Methode, Krankheiten der I/ungen durch das Spirometer zu entdecken. Aus
dem Engl, übersetzt u, s, w, von Samosch^ (Braunschweig 1849, m. Holzschn.) —
;, The Spirometer , the stethoscope and scale-balance ; their value in life
Offices; etc.^ (London 1852).
. Med. Times and Gaz. 1862, II, pag. 200. G.
* Hutchinson, Jonathan H. , zu London, ist zu Selby, Yorkshire, am
23. Juli 1828 geboren, studirte in York, später im St. Bartholom. Hosp. in London,
prakticirt daselbst als Surgeon seit 1854, war von 1859 — 1883 Surgeon des
London Hospital, wurde 1862 Fellow des Roy. Coli, of Surg. , war in demselben
Professor der Chirurgie von 1879—83, Präsident der Patholog. Soc. 1879, 80,
der Ophthalmological Society of Great Britain 1884, 85, ist zur Zeit Consulting
Surgeon des London Hosp. und des Royal London Ophthalmie Hosp. , Senior
Surgeon des Hosp. for Diseases of the Skin, Blackfriars. Er verfasste: ^On the
form of dyspepsia which usually attends phthisis" — „Clinical memoir an
certain diseases of the eye and ear consequent on inhe^nted syphilis*' (1862),
schrieb für Holmes' System of surgery den Abschnitt: „Surgical diseases of
warnen** und fttr Rbynold's System of medicine: „On constitutional syphilis:
femer : „ Transmission of syphüitic taint from the foehJis to its mother*" —
„The rectangular catheter stafffor lithotomy** ; die Astley COOPKR-Preis- Abhand-
lung fttr 1865: „On injuries of the head**. Er publicirte weiter noch: „Clinical
illustrations of amaurosis" — „Lesions of the eye in connexion with injuries
to the fifth nerve^ — „Illustrations of clinical surgery*^ (in Heften) — » Cli-
nical lectures on rare diseases of the skin^ u. s. w.
Medical Directory. Red.
HutcMson, Alexander Copland H., zu London, war nacheinander
Surgeon des Herzogs von Clarence und am Royal Naval Hospital, Surgeon to
H. M. Dock-yard zu Sheemess, seit 1817 am Westminster General Dispensary, seit
1823 am Millbank General Penitentiary , auch Consulting Surgeon der Royal
Metropolitan Infirmary für Einderkrankheiten. Er verfasste : „A letter , . . , on the
subject of the Operation for popliteal aneurism, lUustrated by cases, and the
description of a new instrumenta* (London 1811) — „Practical observations
in surgery, more particularly as regards the naval and military Service; etc,**
(Ebenda 1816; 2. edit. considerably enlarged; deutsche Uebers. in der Öiirurg.
Handbibl., Weimar 1828, Bd. X) — „Some farther obsenxUions on the subject
of the proper period for amputating in gun shot wounds ; accompanied by the
official reports of the surgeons employed in H, M, ships and vessels , ai the
late battle before Algiers** (Ebenda 1817). Ausserdem finden sich von ihm in
den London Med.-Chir'. Transact. (1813, 14, 18, 20, 29, 30) verschiedene Artikel
über Schädel- und Gehirnverletzung, Erysipelas und „On the comparative infre-
quency of urinary calculi among the sea-faring people" ; dazu: „A furtker
inquiry . . . . ; urith some observations on their frequency in Scotland** —
„Gase of hronchocele or goitre, treated by seton" — „A note to John Dunns
case af amputation of part of the tarsus and metatarsu^^ ; ferner im London
HUTCmSON. — HÜTIN. 329
Med. Repository (1815, 24): „Gase of fracture, prodticed hy the action of the
muades" — „Gase of haemorrhage into the urinary hladder and
requiring .... the high Operation for the removal of the coagula" ; im London *
Med. and Phys. Journ. (1824, 25) : „On simidated, or feigned diseases** n. 8. w.
Er starb am 3. Januar 1840 zu Stonehouse (Devonshire).
Callisen, IX, pag. 332; XXIX, pag. 111. G.
*Hiitollison, Joseph Chrisman H., geboren in Old Franklin, Howard
Co, Mo., am 22. Febmar 1827, studirte und promovirte (1848) in Philadelphia,
prakticirte dann vier Jahre lang in Missouri und liess sich 1853 in Brooklyn, N. Y.,
nieder. Während der Choleraepidemie von 1854 war er daselbst Arzt am Cholera-
Hospital, 1857 wurde er Surgeon am Stadthospital und war zugleich eine Reihe
von Jahren Chefarzt an dem Brooklyner orthopädischen Institut. Von 1854 — 56
las er über Frauenkrankheiten an der New Yorker med. Facultät. Von 1860 — 67
war er Professor der klinischen und operativen Chirurgie am Long Island Coli.
Hosp. Unter seinen Veröffentlichungen sind erwähnenswerth : „Dislocation of
femur into ischiatic notch" — „TVeatise on physiology and hygiene^ for
schools** — „Acupressure** (preisgekrönt von der New York State Med. Soc.) —
„Removal of Upper maxillary and malar bones without extemal incision** —
„Excison of the entire ulna" — „Aneurism of the arch of the aorta and
tnnominate artery** (New York Med. Rec., 1867) — „The case of self-amputation
ofthe leg*' (Ibid. 1867) — „Forceps for the Operation of hare-lip'^ (Ibid. 1867) —
„On the treatment of accidental phimosis by rupturing the mucous membrane
of the prepuce*' (Ibid. 1870) — „Some contributions to operative surgery**
(Amer. Journ. of the Med. Sc, 1876) — „A case of recurrent femoral aneurism
treated ioith etc.** (Ibid. 1880) — „Opening the sac in popliteal aneurism*'
(New York Med. Rec, 1880) — „A case in which division of the femur below
the trochanters was performed simuUaneously on both sides for angular anky-
losis of the hip-joints following coxalgia** (Amer. Journ., 1883).
Atkinson, pag. 21. Pgl.
Hnth, Georg Leonhard H., in Nürnberg am 29. März 1705 geboren,
besuchte von 1724 ab die Universität zu Altdorf, wo er nach vierjährigem Studium
der Medicin promovirte. Unmittelbar nachher machte er eine Reise nach Strass-
hurg und Paris, zur Vervollkommnung seiner Kenntnisse in der Chirurgie und
Anatomie. Dann ging er nach Holland zu Boebhaave, blieb dort zwei Jahre
lang, kehrte 1733 nach Nürnberg zurück, liess sich dort definitiv als Arzt nieder
und lieferte erhebliche Beiträge zu der dort erscheinenden Zeitschrift „Commercium
litterarium". 1749 wurde H. auch als Mitglied in die kaiserl. Leopold. Akademie der
Naturforscher aufgenommen. Er starb 1761. Von Schriften hinterliess er : „Allge-
meiner und nützlicher Zeitvertreib mit Betrachtung curioser Vorstellungen aller-
hand kriechender, fliegender und schunmmender Thiere** (Nürnberg 1748, Fol.) —
„Sammlung verschiedener ausländischer und seltener Vögel** (Ibid. 1749, Fol.).
Biogr. m6d. V, pag. 323. Pgl.
HutlB, Philippe H. , zu Paris, war 1802 zu La Neuville (Meuse)
geboren, studirte in Paris, wurde 1830 daselbst Doctor, war einer der Chef-
Chirurgen der National-Garde. Er schrieb: „Manuel de la physiologie de
Vhomme, etc.*' (1825 ; 2. Mit. 1838) — „Recherches d'anatomie physiologique
et pathologique sur la membrane muqueuse gastro-intestinale (1825) — „Examen
pratique des maladies de la matrice** (1840; 2. Mit. 1844) — „Guide des
baigneurs aux eaux minSrales de Plombitres** (1842; 2. Mit. 1856) —
„Etüde de la sterilitS chez la femme** (1859), mehrere Aufsätze und Artikel in
der Bibliotböque m6dicale und „Recherches pour servir ä Vhistoire anatomique,
physiologique et pathologique du canal digestif et de la moelle Spini^re*' —
„MSm. sur la criminalitd et le regime des prisons**.
Vapereau, 5. 6dit., pag. 970. G.
330 HUTIN. — HUXHAM.
Eutin, Mathurin-F61ix-Jean H. , französischer Militärarzt, war am
22. October 1804 zu Edesheim (im damaligen Döp. Mont-Tonnerre , jetzt Rhein-
Bayern) geboren, trat 1825 als Zögling in das Instmctions-Militär-Hospital zu
Metz, machte 1828 als Aide-major den Feldzng in Griechenland, 1830 den üi
Algier mit, kehrte mehrmals nach Afrika zurück und nahm als Chef-Chirurg an
der ersten Expedition nach Constantine Theil. Von 1845 — 58 war er Chefarzt
im Inyalidenhanse und schrieb in dieser Zeit: „Fragments historiques et midi-
caux sur VMtel national des invalides'^ (1851) und eine von der Akademie
der Medioin gekrönte Arbeit: „MSm, sur la n^essüd d* extraire les corps Strangers
et les esquilleSf dans le trattement des plaies par armes äfeu^ (1851); femer:
„Statistique des hernies ä l'kdtel impMad des invalides^ en 1852*^ (1853) —
„Recherches sur les tatouages" (1853) — „Recherches sur les rSsuÜats dißnitifs
des traitements employSs pour la gv4rison radicale de VhydrocUe vaginale*'
(1853) — „Anatomie pathologique des cicatrices dans les diff4re7Us tissus*^
(1855, 4.) und andere Mittheilungen, die in den M6moires de l'Acad. de möd. u. s. w.
enthalten sind, z. B. „Ahlation complke dv menton par un boulet^ (1851).
Von 1858 an war er Inspecteur des Gesundheitsdienstes der Armee und Mitglied
des Gesundheitsrathes derselben.
Vapereau, 5. 6dit., pag. 970. — Lorenz, II, pag. 634. G.
Hutton, Edward H., zu Dublin, war ein Schüler von RoB. Moore
Peile, wurde 1819 Licentiat des Royal College of Surgeons in Irland und bald
darauf Medical Inspector des House of Industry, des gegenwärtigen North Union
Workhouse, 1822 Chirurg des Richmond Hosp., war auch Docent bei der Schule
desselben, die später den Namen Carmichael School of Medicine erhielt, 1824 Fellow
des College of Surg., dessen Präsident 1852 und dessen Secretär von 1852 — 65
er war. 1842 erwarb er den Doctorgrad auf der Dubliner Universität, auch war er
Mitglied der Royal Irish Academy. Als Arzt ebenso wie als Chirurg gesucht und
ein geschickter Operateur, hat er jedoch, ausser einem Aufsatze über die Behand-
lung der Aneurysmen durch Compression (Dublin Med. Journ., 1843) , ausser Mit-
theilungen an die Dubliner pathologische Gesellschaft, deren Präsident er einmal
war, an die British Association for the Advancement of Science und ausser kleineren
Arbeiten in Dublin Med. Press und Dublin Hosp. Gaz. nur wenige Beiträge zur
medicinischen Literatur geliefert. Er starb am 24. November 1865, 68 Jahre alt.
Med. Times and Gaz. 1865, II, pag. 641. G.
Huwe, Johannes H., ein Dr. med., der im Anfange des 18. Jahr-
hunderts in Haarlem prakticirte, scheint sich mehr der geburtshilflichen als der
ärztlichen Praxis gewidmet zu haben, wie aus seiner verdienstvollen Arbeit: „On-
derwys der vrouwen aangaande het haaren^ (1717; 1735) hervorgeht. Erstarb
1724, als sein Buch fast ganz gedruckt war, wie der Herausgeber mittheilt, lun
sich über die verzögerte Erscheinung zu entschuldigen. In der „Geschichte der
Forschungen über den Geburtsmechanismus^^ theilt F. Schad den Inhalt dieses
Werkes mit, doch so unvollständig, dass daraus nicht hervorgeht, wie H. der
Erste war, welcher die Dimensionen des Beckens angab, den Kopf des Rindes
gemessen hat, die Inclination des Beckens und des Uterus besprochen hat. Haller
sagt: „Multas tradit proprias opiniones", während SUE mittheilt, dass H. durch
die Lage des Weibes die Querlage der Gebärmutter zu verbessern versucht hat.
V. Siebold nennt ihn gar nicht und doch muss H. unter die verdienstlichen
Geburtshelfer des vorigen Jahrhunderts gerechnet werden. q -^ Daniels
Huxham, John H. , einer der angesehensten Praktiker des 18. Jahr-
hunderts und besonders hervorragend als Epidemiograph, war 1694 als Sohn eines
Metzgers zu Halberton (Devonshire) geboren. Er studirte Medicin in Leyden und
Hess sich dann als Arzt in Plymouth nieder, wo er im Alter von 74 Jahren am
12. August 1768 starb. H. war Mitglied der Roy. Soc. of London und gehörte
zu denjenigen Aerzten, deren Schriften an theoretischen Erörterungen arm, dagegen
HUXHAM. — HUZABD. 331
um 80 reicher an wirklich gemachten, nüchternen Beobachtungen and Erfahrungen
waren. H. hat sich namentlich um die Lehre von den epidemischen Krankheiten
grosse Verdienste erworben durch die YerOfüsntlichang seiner die Jahre 1728 — 52
umfassenden Beobachtungen, erschienen u. d. T. : y^Observationea de a'ere et morlia
epidemicia ab anno 1728 ad exitum icsque 1748^Plymuthi factae** (London 1739,
1752, 2 voll. ; Neapel 1765; der zweite Band, welcher die Krankheiten von
1738 — 48 umfasst und ein dritter bis zum Jahre 1752 reichender, erschienen
auch englisch übersetzt von dem Sohne H.'s, London 1771) ebenso durch
seine Untersuchungen ttber die „Febris nervosa lenta^^ („slow fever^'), betitelt:
„Essay an fevers, totth their various kinds, as depending an different consti-
tutions of the blood; with dtssertations on putrid, penstilerUial spotted fevers,
on the small poXy and on penpneumonies'* (London 1739, 50, 57, 64, 67, 69;
deutsch Augsburg 1755; das Werk wurde auf Befehl des Königs von Portugal
auch in's Portugiesische übersetzt). Femer erschienen von H. : „Medical and
chymical observationa upon antimony^ (London 1755; deutsch Bayreuth 1759) —
jfDiss, of the malignant ulceraus sore-throat^ (London 1750, 57) ; femer zahl-
reiche Einzelaufsätze in den Philos. Transact., so : „Partium genüalium in mulier e
structura praeternaturalis^* (1. c. 1723, VI) — „A large Omentum, saliva of
an unusual colour" (Ibid. 1724, VII) — „Account of the anomalous epidemic
small -pox which began at Plymouth, August 1774 and continued to June
1725'* (Ibid. 1725) — „Gase of stone in the Urethra, case of spina bifida*^
(Ibid. 1730) — „Of remarkable diseases of the colon** (Ibid. 1732) — „Ö/' an
extraordinary hernia inguinalis*' (Ibid. 1740, VIII) u. s. w. Eine Gesammt-
ausgabe der Werke H.*s erschien u. d. T. : „Opera physico-medica** (curav.
H. C. Reichel, Leipzig 1764, 3 voll.; 1773; cura A. T. Haenel, Ibid. 1829).
Biogr. m6d. V, pag. 324. — Dict. liist. III, pag. 257. — Haeser, Geschichte der
Medicin. 11, pag. 610 xind III, pag. 561, 577 u. ff. Pgj
*HTixley, Thomas Henry H. , zu London, berühmter Biologe und
vergleichender Anatom, studirte im Charing-Cross Hosp., wurde 1862 Member und
1883 Fellow des Roy. Coli, of Surg., war Präsident der Royal Society, ist Pro-
fessor der Biologie an der Normal School of Sciences und der Royal School of
Mines. Er ist der Verfasser folgender Schriften: „On the oceanic hydrozoa**
(1857) — „Evidence as to man^s place in nature** (London 1863; deutsche
Uebers. von Victor Caeus, Braunschweig 1863) — „On our knowledge of the
causes of the phenomena of organic nature, being six lectures to working men, etc,^
(1863; deutsche üebers. von Kael Vogt, Braunschweig 1865) — „Lectures on
the dements of comparcUive anatomy, etc.** (1864) — „An introduction to the
Classification of animaW (1869) — „A manual of the anatomy of vertebrated
animals^ (1871) — ^Lay sermons, addresses and reviews** (1871) — „More
critidsms on Darvnn, and administrative nihili»m^ (1872) — „Critiques and
addresses** (1873) — „Elementary lessons in physiology** (1866 — 67) —
„ElemerUary biology** (1875) — „Manual of the anatomy of invertebrated
animals^ (1877) — „Physiography** (1878) — nThe crayfish: an introduction
to the study of zoology** (1880) — „Science and culture** (1881) und zahl-
reiche Abhandlungen in den Transactions der Royal, Linnean, Zoolog, und Geolog.
Societies.
Hedical Directory. Red.
Huzard, Jean-ßaptiste H. , zu Paris, Vater und Sohn, verdiente
Thierärzte. — Der Erstere war daselbst am 3. November 1755 geboren, besuchte
mit 13 Jahren die Thierarzneischule in Alfort und wurde mit 17 Jahren Professor
derselben (1772). Bis ein Jahr vor seinem am 30. November 1838 erfolgten Tode
war er General-Inspecteur der Landwirthschafts- und Thierarzneischulen , Mitglied
des von ihm, Pakmentier und Cadet de Gassicourt gegründeten Conseil de
sajubrit^ , Mitglied des Conseil central de vaecin , der Akademieen der Wissen-
schaften, der Medicin u. s. w. Von seinen zahlreichen thierärztlichen Schriften, von
332 HUZARD. — HWASS£R.
denen ein Werk über die Verbesserung der Pferdezucht in 60.000 Exemplaren
durch die Regierung verbreitet wurde, heben wir nur seinen „Essai sur Us
maladies qui affectent les vaches laitihres des faubourgs et environs de Parü"
(Paris 1794) — „Instruction sur Vdpidimie des vaches^ (1796) und, zusammen
mit P. Chabebt, die „Instruction sur la manihre de conduire et de gouvemer
les vaches laitihres*^ (1797; 3. Mit. 1807), ferner das ^MSm, sur la piri-
pneumonie ckronique ou phthisie pulmonaire qui affecte les vaches laiti^res de
Paris et des environs, etc.** (Paris 1800) hervor, weil diese für die Milchver-
sorgung der grossen Stadt in hygienischer Beziehung von sehr grosser Bedeutung
waren. Auch lieferte er für das „EncyclopMie m^thodique^' betitelte medicinische
Wörterbuch mehr als 300 auf die Thierheilkunde bezügliche Artikel. Mit Portal,
FOURCROY und Halle verfasste er einen „Rapport sur Vinoculation de la
Vaccine^ (1803) und mit DöBOis und Hericoübt de Thüry einen „Rapport mr
les fosses mobiles et inodores de MM, Caseneuve et Co.** (1818) und machte
mehrere Mittheilungen (1787, 1814) über verschiedene gegen die Hundswnth bei
Menschen und Thieren empfohlene Mittel. Er war neben seinen praktischen
Kenntnissen einer der gelehrtesten Thierärzte, besass z. B. eine Bibliothek von
40.000 Banden.
Pariset, II, pag. 316. — Rec. de m6d. v6t6r. Dec. 1838 — Schrader-Hering,
pag. 210, — Callisen, IX, pag. 337; XXIX, pag. 112. G.
Der gleichnamige Sohn, am 3. Januar 1793 zu Paris geboren, studirte von
1812 — 14 in Alfort, war Repetent daselbst bis 1818, liess sich darauf in Paris
als Thierarzt nieder, wurde adjungirtes Mitglied des Conseil de salubrit^ und hat
sich neben thierärztlichen, nicht anzufithrenden Schriften besonders durch hygienische
Arbeiten verdient gemacht. Wir führen von denselben an: „De VenUvement des
loues et des immondices de Pans, etc.** (Paris 1826, 4.); mit d'Arcet und
Pabent-DüCHATELET : „Rapport sur la disinfection instantande des matteres
putrides" (Annales d*hyg. publ. , 1833) — „Rapport fait au Conseil de salu-
brite, sur la vente de la chaire provenant des animaux morts des maladies^
(Ibid.) — „Rapport sur Vinsalubriti de la viande des porcs ladres** (Ibid.) —
;, Rapport h M, le prSfet de police , sur la pommeli^re ou phthisie pulmonaire
des vaches laitüres de Paris et environs'^ (Ibid. 1834) — ^yiSi/r Vusage de la
viande des jeunes veaux" (Ibid. 1834).
Schrader-Hering, pag. 212. — Callisen, IX, pag. 339; XXIX, pag. 11.3.
G.
Hwasser, Israel H. , Professor der Medicin in Upsala, geboren am
17. September 1790, studirte in Upsala seit 1804, wurde Licentiat der Medicin
1812 und promovirte als Doctor in Upsala 1813. In den Kriegsjahren 1813 — 14
war er Militärarzt bei der schwedischen Armee in Deutschland und Norwegen.
Während seines Aufenthaltes in Deutschland stand er in naher Verbindung mit
JOH. Chr. Reil, der auf seine wissenschaftliche Entwickelung und ganze Lebens-
anschauung einen entscheidenden Einfluss ausübte. Er wurde Professor in Abo
1817 und siedelte nach der grossen Feuersbrunst im Jahre 1827, welche die
ganze Stadt, die Hochschule, die Bibliothek und alle Sammlungen vernichtete, mit
der Universität nach Helsingfors über. Er legte jedoch seine Professur in Finnland
nieder und kehrte nach Upsala zurück, wo er zum Professor der theoretischen und
praktischen Medicin 1830 ernannt wurde. Unter den vielen Auszeichnungen,
die ihm zufielen, ist zu erwähnen , dass er zum Mitglied der schwedischen Aka-
demie (einer von den 18) 1854 gewählt wurde. 1855 liess er sich emeritiren
und entschlief am 11. Mai 1860. — H. hat lange Zeit einen grossen Einfluss auf
die ärztliche Bildung Finnlands und Schwedens ausgeübt. Die überwältigende
Beredsamkeit, die erhabenen Ideen und die innige Liebe zur Wissenschaft, von
der er sowohl in seiner Lehrthätigkeit als in seinen Beziehungen zu der Jugend
beseelt war, waren seinen Schülern unvergesslicb. Seine edle Persönlichkeit gab
dem ärztlichen Studium eine idealistische Richtung und erweckte bei den jungen
Aerzten eine opferwillige Hingebung an die Wissenschaft und die leidende Menschh
HWASSER. — HYATT . 333
Seine eigene wissenschaftliche Ausbildung hatte unter dem Einflüsse der natur-
philosophischen Schule stattgefunden und sein speculativer Geist beschäftigte
sich gern mit allgemeinen Betrachtungen über biologische Fragen. Seine Ansicht
von dem Leben als die belebende und sich verjüngende Kraft in der organischen
wie moralischen Welt bildet den rothen Faden in seiner Behandlung sowohl all-
gemeiner medieinischer , wie socialer Probleme. Seine Schriften zeichnen sich
zugleich durch eine tiefe psychologische Grundlage aus. Die innige Ueberzeugung
nnd die glühende poetische Sprache wirkt ergreifend auf den Leser. Wenn er
auch ein überwiegend speculativer Geist war, so versäumte er doch nicht die
Forderungen* der praktischen Medicin. Seine Vorlesungen waren ein treuer Aus-
druck der damaligen Erfahrungen in der praktischen Heilkunde und bei dem
herrschenden Mangel an Lehrbüchern seiner Zeit ein zuverlässiger Leitfaden für
die angehenden Aerzte. Mit grosser Vorliebe beschäftigte er sich mit Arbeiten auf
dem Gebiete der Geschichte der Medicin. Die gründliche Kenntniss der medicinischen
Theorien und die geistvolle Darstellung sowohl des individuell Charakteristischen,
wie der allgemeinen culturhistorischen Strömungen der Zeit bewahren seinen
Schriften über Sydenham (1845) und Olof Rcdbeck (1846) einen bedeutenden
Platz in der medicinischen Literatur. Die idealistische Auffassung H.'s von dem
Zusammenhange der Wissenschaften unter sich und ihrer Rückwirkung auf einander
trat besonders in dem Kampfe zwischen dem medico-chirurgischen Institut in
Stockholm und der medicinischen Facnltät zu TJpsala hervor. Von dem Ende der
Zwanziger-Jahre an fand das Streben, den ganzen medicinischen Unterricht in
Schweden und alle dazu nöthigen praktischen Hilfsmittel in einer für sich beste-
henden grossen Untemchtsanstalt zu vereinigen, mächtige Fürsprecher sowohl bei
einflussreichen Männern, wie in den Reichstagen. H. trat an die Spitze Derjenigen,
die für den Zusammenhang der medicinischen mit den anderen akademischen
Studien kämpften und mehrere seiner Schüler setzten mit grosser Energie die
Vertheidigung der Universitäts-Interessen fort. Nach vieljährigen Berathungen wurde
dan Verhältniss zwischen dem Institut (der Specialschule) und den Universitäten
durch die Statuten vom 13. November 1874 geordnet. Die Folgen dieses Kampfes
waren durch die vielseitigen Reformen in dem Unterrichtswesen, die Errichtung
neuer Professuren und Erweiterung der klinischen Anstalten, die dadurch in's Leben
gerufen wurden, beiderseits fruchtbringend. Ein edler Wetteifer für die Entwicke-
lung der medicinischen Wissenschaft in Schweden ist an den Tag getreten. Das
Wiederaufbltthen der medicinischen Facultät zu Upsala muss als ein Werk der
rastlosen Thätigkeit und eifrigen Bemühungen H.'s angesehen werden. Sein Name
wird auch damit für immer verbunden sein. Zu seinem Gedächtniss stiftete der
EOnig Carl XV. das „HwASSER'sche Reisestipendium" für Aerzte (jetzt 1000 schwe-
dische ELronen jährlich). Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen:
„De typho contagioso*^ (Upsala und Abo 1816) — „Srnfiäe skrifter af medi-
cinsJct innehäll" (I, II, Upsala 1839 — 1842; enthaltend praktisch-medicinische
Abhandlungen) — „Läran <yin Feher^ (I, II, Upsala 1839 — 1844) — „Oni
äktenskapet** (Ebenda 1842) — ,,0m vär tids ungdom'' (Ebenda 1842) — „Om
mannens ynglingaälder^ (Ebenda 1842). Mehrere ästhetische und politische
Schriften: „Um Tegner som skald** (1847) — „ Betrakt eiser öfoer arbeten
af Walter Scott och öfoer Shakespeare's Macbeth*' (1851) — „Om
AlltanS'tractaten emellan Sven'ge och Ryasland 1812** (Stockholm 1838; —
„Om ßveriges framtid** (Upsala 1843) — „Ow Norges befriehe och förenmg
med Sverige*" (1857). Prof. P. Hedenius hat „Valda Skrifter af Isr. Hwasser"
(I— IV, Stockholm 1868—1870) herausgegeben. 0. Hjelt.
*Hyatt, Henry Otis H., geboren am 5. Mai 1848, studirte Medicin
in Philadelphia und promovirte daselbst am 13. März 1868, worauf er sich in
Green ville und später, im Februar 1872, in Kinston, N. C. , niederliess. 1872
hielt er vor der N. C. Med. Soc. einen, in deren Verhandlungen später zum
Abdruck gekommenen Vortrag über: „Placenta praevia" : ausserdem veröffent-
L
334 HTATT. — HYEBNAUX.
lichte er Aufsätze über: „Tetanus*' (Virgin. Med. Monthly, 1875) — „Retro-
flexion of the vterua*' (ib. 1874) — „New method of arreating poat partum
hemorrhage*' (Amer. Joum. of Obstetrics, 1875) — „Normal anatomy of the
vulvO'Vaginal prtfice^ (Ibid., 1877) u. A.
Atkinson, pag. 186. Pgl.
* Hyde, Frederick H., geboren in Whitney's Point , N, Y., am 27. Januar
1809, studirte Medicin am Coli, of Phys. and Surg. of the Western District,
Fairfield, N. Y. , und erhielt 1836 von demselben den Grad eines Med. Dr. Seit-
dem war er in Cortland, N. Y., als Praktiker thätig. 1854 wurde er Professor
der Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten am Geneva Med. Coli.; 1855
vertauschte er diese Stellung mit der Professur für Chirurgie. Diese behielt er
bis 1872 und wurde dann E^ofessor der Chirurgie an der Syracuse-Üniversitftt
Unter seinen Schriften sind zu erwähnen: „Surgery of Cordana County*^
(Transactions Cortland Co. Med. Soc, 1851 etc.) — „Fractures of the cranium'*
(Transact. of the N. Y. State Med. Soc, 1863) — „Hernia and üs compli-
cations" (Ibid., 1867) — „Mal\gnant tumors of the abdomen** (Ibid., 1870) —
„The taxü in strangulated hernia" (Ibid., 1875) — „Traumatie arterial
hemorrhage" (Bufialo Med. Joum., Vol. II) — „Psoas, or lumbar abscesses"
(Ib. , Vol. IV) u. s. w.
Atkinson, pag. 208. Pgl.
*Hyernaux, L6on-Joseph-Ghilain H., ist geboren zu Couture-
St.-Germain (Brabant) am 28. December 1829, ist Chirurg der Matemit^ in
Brüssel seit Anfang 1856, war Professor der geburtshilflichen Klinik während
29 Jahren, ist zur Zeit Honorar-Professor der medicinischen Facultät der freien
Universität , Mitglied der belgischen Acad6mie royale de m^decine, der Commission
mödicale provinciale von Brabant u. s. w. Abgesehen von verschiedenen Publiea-
tionen in medicinischen Journalen hat er folgende Arbeiten verfasst: „De Pdclampsie
puerperale" (Sociötö des sciences m^dicales et natur. de Bruxelles, 1861) —
„Manuel pratique de Vart des accouchements" (Brüssel 1857; 2. 6dit. 1866) —
„De la Pelvimetrie instrumentale" (Presse mödicale, 1861) — „M4m. sur le
lacs et nouveau porte-noeud dans la terminaison des accouchements laborteux^
(Acad. de mödec. de Belgique, 1863) — „Nouveau repoussoir en cos de pro-
lapsus du cordon ombilical" (Ibid. 1863) — „Rupture traumatique'et rupture
spontanie du vagin" (Ibid. 1864) — „Fragments d'obstdtrique" (Ibid. 1865) —
„De la laminaria digitata et de Viponge prdparde dans la pratique de
Paccouchement prämatur S artificiel" (Ibid. 1867) — „De V accouchement forcd
sur la femme agonisante ou qui vient de mourir au Heu de l'op4ration
cisarienne post mortem" (Soci6t6 des scienc. m^dioal. et nat. de Bruxelles,
1869) — „D^collation du foetus h Vaide d!une ficelle" (Ibid. 1870) — „NouveL
excitateur utMnpour V accouchement prSmatur^" (Acad. roy. de Belgique, 1870) —
„LatSrO'flexion du col utdrin prise pour une iviperforation de la matrice,
DScollation du foetus" (Ibid. 1875) — „Nouveau crochet mousse articulS"
(Ibid. 1875) — „Le forcepS'Scie, son origine et ses faits ^ au Gongrks inter-
national des sciences midicales" (Brüssel 1875) — „Discours sur La question
des matemit^" (Ibid. 1875) — „Justißcation du pelmm^re universel de Van
Huevel" (Ibid. 1877) — „Discours sur les maternilis, au Congr^ d'hygi^e
et de sauvetage" (Ibid. 1877) — ^^Des droits professionnels des sages-fetnmes"
(Acad. de mödecine de Belg., 1878) — „Observations obstdtricales" (Ibid. 1878) —
„Recherches exp^rimerUales sur Vaction ocytocique du chlorhydrate de Pilo-
carpine" (Ibid.) — „Du chlorhydrate de pilocarpine en obstitrique" (Ibid.
1879) — j,La Pilocarpine en obstitrique devant les faits" (Ibid. 1880) —
„Nouveau compresseur hSmostatique en cas d'hystdrectomie" (Ibid. 1881) —
„Observations relatives h Vapplication du forceps d'apr^ la mSthode du
Dr. Obissier" (Ibid. 1882) — „A. Occlusion vaginale^ grossesse rSgulüre,
accouchement naturel. B, Absence complUe d'organes sexuels externes et
HYEBNAUX. — HYETL. 335
mtemes, chez une peraonne marUe** (Ibid. 1882) — ^Brtdes amntotiques,
accauchement labarieux" (Ibid. 1882) — „Nouveau clamp h points de mUures
marquSs, ablcUion d^une tumeur sangutne" (Ibid. 1883) — „Observations
ei expSriencea relatives h V ilytro-ptiryg&ide du Dr, Ghaasagny , de Lyon^
(Ibid. 1883). ^ ^^^ ^g^ Corput.
^Hyrtl, Josepb, geboren am 7. Deeember 1811 zu Eisenstadt in Ungarn,
gtadirte in Wien und zeichnete sich durch seine Fähigkeiten und Kenntnisse in
der Anatomie so aus, dass er bereits 1833 dort als Prosector angestellt wurde.
1837 flbemahm er die Professur der Anatomie in Prag, 1845 die erste Professur
der Anatomie in Wien; 1847 wurde er Mitglied der k. Akademie der Wissen-
schaften. 1874 sah er sich veranlasst, in Folge zunehmender Schwäche seiner
Augen, zu resigniren und lebt seitdem zurückgezogen , aber noch fortdauernd
wissenschaftlich thätig, in Perchtoldsdorf bei Wien. 1885 feierte er daselbst, unter
grosser BetheOignng seiner zahlreichen Schüler und Verehrer, sein 50jähriges
Doctor-Jubiläum. — !Q. war lange Jahre eine der Zierden der Wiener Universität,
und wohl sämmtliche jetzt im Amte befindliche österreichische Anatomen, nebst
einer ganzen Reihe ausserösterreichischer , wie z. B. Wenzel Gexjbeb in Peters-
burg, zählen zu seinen Schülern. Im Gebiete der descriptiven menschlichen
Anatomie und der Zootomie, sowie in der topographischen Anatomie, welcher
letzteren er durch sein berühmtes Handbuch überhaupt erst Eingang in Deutsch-
land verschaffte, ferner in der anatomischen Technik, namentlich der Gefäss-
injection und Corrosion, muss er unbedingt als einer der Ersten bezeichnet
werden. Seine Präparate, unter denen auch zahlreiche mikroskopische Injections-
stücke, haben Weltruf erlangt und sein Lehrbuch der menschlichen Anatomie,
seit 1846 — 1884 in 17 Auflagen erschienen, ist wohl das verbreitetste und
bekannteste unter allen. Noch 6 Auflagen kamen, seit H. sich vom Lehr-
amte zurückgezogen hat, was wohl besser als jede weitere Auseinandersetzung
für die Vortrefflichkeit des Werkes spricht. Auch als Lehrer, sowohl vom
Katheder herab, als auch im Secirsaale, erfreute sich H. eines grossen und
berechtigten Rufes, wie er denn auch ein Meister klarer Darstellung, sowohl in
deutscher wie lateinischer Sprache , genannt werden kann. Die nachfolgende Auf-
zählung seiner bedeutenderen Werke und Schriften mag ein Bild von der ausser-
ordentlichen und vielseitigen Thätigkeit H.'s geben : „Beweis , dass die Ursprünge
der CoTonar- Arterien, während der Systole der Kammem, von den Semilunar-
klappen nicht bedeckt werden und dass der Eintritt des Blutes in dieselben
nicht während der Diastole stattfindet*^ (Wiener akad. Sitz.-Ber., XIV) — „ Ueber
die Plica nervi laryjigei^ (Ibid. XXV) — „Notiz über das Cavuin praeperi-
toneale Betzii in der vorderen Bauchwand des Menschen und über die Lineae
semicirculares Douglasii" (Ibid. XXIX) — ;, lieber spontane Dehiscem des
Tegmen tympani und der Gellulae mastoideae*^ (Ibid. XXX) — ;, Ueber die
Trochlearfortsätze der menschlichen Knochen^ (Denkschriften der Wiener Akad.,
XVni) — ;, Ueber wahre und falsche Schaltknochen in der Pars orbitaria des
Stirnbeines" (Sitz.-Ber., XLII) : — „ Ueber die Arteria azygos der menschlichen
Zunge** (Ibid. XLIV) — „ Ueber endlose Nervenfasern an der Anastomose des
Obturatorius mit dem Obturatorius accessorius*^ (Ibid. XL VI) — „ Ueber normale
und abnorme Verhältnisse der Schlagadern des Unterschenkels** (Denkschr.,
XXHI) — ;, Ueber endlose Nerven*^ (Sitz.-Ber., LI) — „Ein präcorneales Oefäss-
netz am Menschenauge*' (Ibid. LX) — „Das Nierenbecken der Säugethiere und
des Menschen*' (Denkschr., XXXI) — „Die doppelten Schläfenlinien der
Menschenschädel etc.** (Ibid. XXXII) — ;, Ueber die Selbststeuerung des Herzens**
(Wien 1865) — „Untersuchungen über das innere Gehörorgan des Menschen
und der Säugethiere** (Ebenda 1845, Fol.) — „Cranium cryptae Metellicensis
sive syngnathiae verae et spuriae casus singularis** (Ebenda 1877). — Der
Zootomie und vergleichenden Anatomie gehören an : „Beiträge zur vergleichenden
Angtologie** (Denkschr. d. Wiener Akad., Bd. I) — „Zur vergleichenden Anatomie
336 HYRTL. — HYSERN.
der Trommelköhie^ (Ibid.) — „ Ueber die Carottden des Ai (Bradypus tarq.)
und über die Lymphherzen des Scheltopusfk (Psetidopus Pallasü)*^ (Ibid.) —
„Das uropoettsche System der Knochenfische^ (Ibid., II, 1851) — „Das arterielle
Gefässsy Stern der Monotremen" (Ibid. V) — »Das arterielle Oefässsystem der
Edentaten" (Ibid. VI) — „Chlamydophori truncati cum Dasypode gymnuro
comparatum examen anatomicum" (Ibid. IX) ' — „Ueber den Zusammenhang
der Geschlechts- und Hamwerkzeuge bei den Ganoiden" (Ibid. VIII) — „Bei-
trag zur Anatomie des Heterotis Ehrenbergii" (Ibid., VIII) — „Ueber die
accessorischen Kiemenorgane~ der Clupeaceen nebst Bemerkungen über den
Darmcanal derselben" (Ibid. X) — „Anatomische Mittheilungen über Mormyrus
und Oymnarchus" (Ibid. XII) — „Ueber den Amphibien- Kreislauf , von
Amphipnous und Monopterus" (Ibid. XIV) — „Da^ arterielle Gefässsy stem
der Rochen" (Ibid. XV)- — „Anatomische Untersuchung des Ciarotes Heuglini"
(Ibid. XVI) — f, Ueber Wirbelsynostosen und Wirbelsuturen bei Fischen*^
(Ibid. XX) — ;, Ueber das epigonale Kiemenorgan der Lutodeira" (Ibid.
XXI) „ Ueber anangische Netzhäute" (Sitz. - Ber. , XLIII) — ;, Ueber den
unmittelbaren Uebergang einer grösseren Arterie in eine gleich starke Vene bei
den Cheiropteren" (Ibid. XLIV) — ;, Ueber die sogenannte Nierenpforte der
Amphibien" (Ibid. XLIV) — „ Ueber Injectionen der Wirbelthier-Nieren und
deren Ergebnisse" (Ibid. XL VII) — ;, Ueber Wundernetze und Geflechte bei
Vögeln und Säugethieren" (Denkflchr. , XXII) — „Ueber das Verhalten der
Leberarterie zur Pfortader bei Amphibien und Fischen" (Sitz.-Ber., XLIX) —
„ Ueber Wirbelassimilation bei Amphibien" (Ibid. XLIX) — „ Ueber Ampullen
am Ductus cysticus der Fische" (Denkschr., XXVIII) — „Die Bulbi der Placentar-
Arterien" (Ibid. XXIX) — „Die Kopfarterien der Haifische" (Ibid., XXXII) —
„Lepidosiren paradoxa. Eine Monographie" (Wien 1845) — „Oryptobranchus
Japonicus" (Ebenda 1865 , 4.) — „Das vergleichend anatomische Museum an
der Wiener medicinischen Facultät" . Ferner an grösseren Monographieen Lehr-
bttchem und linguistisch-anatomischen Werken: „Die Blutgefässe der mensch-
lichen Nachgeburt in normalen und abnormen Verhältnissen" (Wien 1870, Fol.)
— „Die Corrosionsanatomie und ihre Ergebnisse" ^Ebenda 1873, 4.) — „Hand-
buch der praktischen Zergliederungskunst" (Ebenda 1860) — „Lehrbuch der
Anatomie des Menschen" (Ebenda 1884, 8., 17. Aufl.) — „Handbuch der
topographischen Anatomie und ihrer praktisch medicinisch- chirurgischen An-
wendungen" (2 Bde., 7. Aufl., Wien 1882) — „Das Arabische und Hebräische
in der Anatomie" (Ebenda 1879) — „Onomatologia anatomica. Geschichte
und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart" (Ebenda 1880) — „Die
alten deutschen Kunstworte der Anatomie" (Ebenda 1884).
V Würz back, IX, pa?. 464; XIV, pag. 487. — AUgem. Wiener med. Ztg. 1880,
pag. 525—28. Waldeyer.
Hysern, Don Joaquin H. , zu Madrid, war am 14. Mai 1804 zu
Banyolas geboren, wurde 1830 Professor am königlichen Collegium von San
Carlos zu Madrid, dann Professor der vergleichenden Physiologie am Ateneo
cientifico, Medice- cirujano der Real Cämara, war später Leibarzt des Infanten
Don Francisco und der Königin und öffentlicher Unterrichts-Rath fconsejero de
Instruccion publica). Schriften: „Articulos de observaciones y reflexiones sobre
la temper atura de Barcelona" — „Diss, de nervo odoratus" — „Tratado de
la blefaro-pldstica ö mitodo de restaurar las destrucciones de los pdrpados" —
„Memoria sobre las alter aciones de la sangre y de los sistemas vasculares
sanguineos en el cölera-morbo asidtico" — „Memoire sur la colique de
Madrid" — „La Filosofia midica reinante , examen critico de sus funda-
mentos teöricos y prindpios generales de sus reformas litiles" .
Ovilo y Otero, I, pag. 276. G.
I.
Ibn Abu Oseibia Muwaffik ed-Din, s. Araber, Bd. I, pag. 179, Nr. XXIV.
Ibn elBeitar, b. Araber, Bd. I, pag. 179, Nr. XXni.
Ibn Botl&ll, s. Abul-Hasan bl Muchtab, s. Araber, Bd. I, pag. 174, Nr. XIY.
/Ibn Dschemi Mnwailik eMsrälli, dem 12. Jahrhundert angehörig, war
in Foftät (Egypten) geboren, hatte unter Ibn bl-Zebby Medicin studirt und lebte
als hoehgeschätzter Arzt und Lehrer in seiner Vaterstadt; aus seiner Schule
sind mehrere bedeutende Aerzte hervorgegangen. Seine grosse Schrift: „Liber
directtonis ad commoda animorum et cor forum*' , in vier Abschnitten (von seinem
Sohne vollendet), ist noch in mehreren Handschriften erhalten; einige pharmako-
logische Abhandlungen hat el-Beitab in sein Werk aufgenommen, andere
Schriften (Commentare zum Canon des Ibn Sina, eine medicinische Topographie
von Alexandrien u.- A.) scheinen verloren gegangen zu sein.
Wüstenfeld, pag. 101. — Leclerc, Hist. de la med. arabe. l^aris 1876, U, pag. 53-
A. H.
Ibn el-Dscbezzär , bekannt unter dem corrumpirten Namen ,,Algizab^,
im Anfange des 10. Jahrhunderts in Keirowan geboren , wo sein Vater und sein
Onkel die Heilkunde ausübten, hatte sich eine hervorragende Bildung zu eigen
gemacht und war als Arzt und Lehrer in seiner Heimath gleich ausgezeichnet.
Er starb im Anfange des 11. Jahrhunderts (1009?) in sehr hohem Alter und hinter-
liess ein bedeutendes Vermögen und eine sehr werthvoUe Bibliothek. Von seinen
zahlreichen Schriften (vergl. das Verzeichniss derselben bei Wüstenfeld, 1. c.)
ist noch ein medicinisches Compendium „ Vtaticum perigrinarUis*' in einigen Hand-
schriften und zum Theil in einer griechischen üebersetzung erhalten, als deren
Verfasser ein übrigens ganz unbekannter Schriftsteller, Stnesius, genannt wird;
die Schrift ist durch J. S. Bebnabd (mit einer lateinischen üebersetzung und mit
Noten versehen) 1749 in Amsterdem und Leyden veröffentlicht worden.
Wflstenfeld, pag. 60. — Leclerc, Hist. de la möd. arabe. Pai'is 1876, 1, pag. 113.
A. H.
Ibn Dscholdschol , lebte gegen Ende des 10. Jahrhunderts als Leibarzt
am Hofe des Kalifen Hi seh am IL in Cordova. Am bekanntesten ist er als
Interpret der pharmakologischen Werke von Dioskobides und somit als der älteste
Pharmakologe unter den arabischen Aerzten. Diese sowie einige andere von ihm
yerfasste medicinische Werke existiren nur in Handschriften.
Wüstenfeld, pag. 57. — Leclerc, Hist. de la m6d. arabe. Paris 1876, 1, pag. 430.
-» A. H.
Ibn Hobel Mnbaddib ed-Din, im März 1117 in Bagdad geboren, hatte
zuerst Jurisprudenz, später Medicin stadirt und wurde einer der bertlhmtesten
Blogr. Lexikon. III. 22
338 IBN HOBAL MUHÄDDIB ED-DIN. — ICARD.
Aerzte seiner Zeit. Er lebte zuerst in Mosul, sodann am Hofe des Fürsten Schah
Armin in Achiät, kehrte später aber nach Mosnl zurück, wo er mediciniscbe
Vorlesungen hielt; im hohen Alter erblindete er in Folge einer Verletzung der
Augen und starb im Juni 1213. Er ist Verfasser von zwei medicinischen Schriften
(„Electus de arte medica*^ und „Liber medicinae") , von welchen jedoch nur
die Titel bekannt sind.
Wüstenfeld, pag. 118. A. H.
/ibu el-Nefis, im Anfange des 13. Jahrhunderts geboren, hatte in Damascns
Medicin und Jurisprudenz studirt und daselbst als Arzt und Lehrer der Heilkunde
bis zu seinem am Ende des genannten Jahrhunderts (1288 oder 1296) erfolgen
Tode im höchsten Ansehen gelebt; seine Zeitgenossen stellten ihn als Gelehrten
neben, als praktischen Arzt selbst über Ibn Sina. Von seinen zahlreichen medici-
nischen Werken ist ein „Compendium medicinae^ in Calcutta 1828 (ob in der
Originalsprache oder in üebersetzung ist nicht gesagt) durch den Druck ver-
öffentlicht worden.
Wüstenfeld, pag 146. A. H.
Ibn Wftfid, s. Abül Motaerif Abd el-Rahman, s. Araber, Bd. I, pag. 174,
Nr. XVI.
Ibn Zein el-Taberi, s. Araber, Bd. I, pag. 168, Nr. VIII.
Ibu Zohr, s. Abu Mbrwan Ibn Zohb, s. Araber, Bd. I, pag 175, Nr. XIX.
Ibsen, Ibr Pedersen I., war nahe Lemvig (Jütland) am 6. Juni 1801
geboren, war anfänglich Seemann, musste sich aber, zufolge einer Läsion an Bord,
der Amputation eines Beines im Friedrichs-Hospital in Kopenhagen anterwerfen.
Dadurch wurde in ihm ein reges Interesse für die Anatomie in's Leben gerufen;
er fing an zu studiren, absolvirte 1826 das chirurgische Examen an der Akademie
und zeichnete sich bald als talentvoller anatomischer Präparator aus. Seine Tiel-
jährige Stellung als Prosector und Conservator an der Akademie fcJrderte die weitere
Ausbildung dieses Talentes und nach und nach wurde er durch seine anatomischen
Präparate weltberühmt. Ganz besonders wurde er von Charles Bell und Owen
geschätzt und benutzt und eine bedeutende Anzahl seiner Präparate fand im
HüNTER'schen Museum ihren Platz. In den Kopenhagener medicinisch-physiologischen
Sammlungen finden sich unter Anderem seine berühmten Präparate des inneren
Ohres, seine zahlreichen feinen Injectionsarbeiten auf dem Gebiete der Lymphgef^sse
und der Capillarnetze. Nach einer siegreichen Concurrenz 1847 für die anatomische
Professur mit Hannover und Bondesen bekleidete er — als Nachfolger Ste[n's —
diesen Lehrstuhl bis zu seinem Tode am 12. Mai 1862. Gedruckt liegt aus seiner
Feder nur — ausser einem Fragment eines grösseren Werkes über das innere Ohr,
mit Tafeln — seine Goncurrenz-Abhandlung vor: „Om de anatomiske Varieteter."
Smith und C. Bladt, pag. 45. — Nekrolog im Hosp. Tid. 1862, Nr. 25.
Petersen.
Ibsen, s. a. Ipsen.
Icardi zu Gastres, war zu Moissac im Jahre 1732 geboren, studirte in
Montpellier, ging als SchlfPschirurg nach Amerika, vervollständigte nach seiner
Rückkehr in Toulouse unter Lafujade seine Kenntnisse und bildete sich zu einem
vortrefflichen, in den hauptsächlichsten Städten des Languedoc und der Gascogue
und selbst in Bordeaux sehr gesuchten Operateur aus. Er wurde Ghef-Chirurg des
Hötel-Dieu zu Gastres, Mitglied der Acad^mie de Chirurgie, Vertreter (Lieutenant)
des ersten Chirurgen des Königs, Oberaufseher der Civil- und Militär-Hospitäler
des Languedoc, Chirurgien-major der Bäder und Mineralquellen von Rennes. Zum
Professor der Geburtshilfe in Toulouse, Garcassonne. Lavaur und Gastres ernannt,
hielt er öfifentliche Vorlesungen, bildete zahlreiche Schüler und schrieb ein Lehr-
buch: „Legons pratiquea sur Vart des accouchemena" . Ausserdem finden sich
ICÄRD. — IDELER. 339
liber seine Operationen nnd die von ihm erfandenen Instrumente Mittheilimgen in
den Journalen von Vandermondib und Roux. Er starb im Vendömiaire des Jahres XII.
Andonard in Actes de la Soc. de m^decine-pratiqae de Montpellier, ann^es 1804
4 1806. Montpellier 1807, pag. 137. ^
Iclier, Pierre I., französischer Physiker, war am 11. Januar 1658 als
Sohn eines Procurators der Reehnungskammer in Montpellier geboren. Er studirte
Anfangs Literatur und Spraehwissensehaften in seiner Vaterstadt, widmete sich
aber später physikalischeii Studien und der Medioin auf der Genfer Akademie.
1680 zum Dr. med. promovirt, begann er die ärztliche Praxis als Anhänger der
Principien Barbetrac's , musste aber bald ans Oesundheitsrfloksichten der prak-
tischen ärstlichen Laufbahn entsagen und nahm mit Eifer seine früheren sprach-
nnd schönwissensohaftliohen Studien wieder auf. Er wurde einer der Gründer der
Soeiöt6 royale des scienoes seiner Vaterstadt, um die er sich grosse Verdienste
erworben hat. Ausser zahlreichen wichtigen Randbemerkungen zu den Werken des
Aristophanbs scheint I., der am 22. Mai 1713 zu Montpellier gestorben ist,
keine Schrift von Bedeutung hinterlassen zu haben.
Biogr. mM. V, pag. 325. P5I.
Ideler, Karl Wilhelm I., ein Neffe des Astronomen und Mathematikers
gleichen Namens, wurde zu Bendwisch bei Perleberg in der Mark Brandenburg
am 25. October 1795 geboren, kam 1810 nach Berlin, wurde nach einem Jahre
mit noch ganz unvollkommener, weil unvollendeter Ausbildung in das Friedrich
Wilhelms-Institut aufgenommen, machte 1815 den Feldzug als Compagnie-Chirurgus
D'.it und kam als solcher nach Paris. Nachdem er dann noch weiter seiner Militär-
pflicht genflgte, kehrte er 1818 nach Berlin zurück, um seine Studien wieder
aufzunehmen und dabei den Abschluss seiner allgemeinen Bildung herbeizuführen,
der früher versäumt worden war. 1820 promovirte er mit der Diss. : „De prin-
cipio nervorum activo imponderahili" , Hess sich 1821 in Bernau als praktischer
Arzt nieder, siedelte aber bald nach Rathenow und dann nach Genthin über. Da
er indessen weder grosse Neigung, noch besonderes Geschick zur Ausübung der
ärztlichen Praxis besass, vielmehr von einem unbesiegbaren Drange zur Lehrthätig-
keit erfüllt war, suchte er diesem mit aller Macht seines Strebens Genüge zu
verschaffen. Er schrieb deshalb 1826 seine „Anthropologie für Aerzte" und
wurde wirklich in Folge davon zum ärztlichen Leiter der Irrenabtheilung an der
kdnigl. Charit^ in Berlin berufen. Hier wurde er mit Langermann näher befreundet
und von Demselben noch mehr in die Psychiatrie eingeführt, als es ihm bis dahin
möglich gewesen war. Im Jahre 1831 habilitirte er sieh als Privatdocent mit der
Abhandlung: „De moxae efficacia in animi morborum medela". In demselben
und folgenden Jahre (1831, 32) erschien seine „Theorie der Heilkunde*^ und
1835 — 38 sein y^Orundrisa der Seelenheilkunde". Im Jahre 1839 wurde er zum
Prof. e. 0. und 1840 zum Director der psychiatrischen Klinik ernannt, als welcher
er schriftstellerisch in hohem Maasse thätig, aber sonst nicht gerade mit grossem
Erfolge wirkend, die letzten Jahre kränkelnd und hypochondrisch verstimmt, am
20. August 1860 auf einer Erholungsreise zu Eumlosen, in seiner heimathlichen
Priegnitz, an den Folgen eines Schlaganfalles verschied. — I. war eine durchaus
ideale Natur und legte dies auch in seiner Auffassung der Psychosen, beziehungs-
weise der Psychiatrie an den Tag. Zwar hielt er das Gehirn für die Werkstätte
des denkenden Geistes und seinen Zustand nicht für gleichglltig für diesen, ja die
Bethätigung desselben geradezu für abhängig von jenem ; dennoch waren ihm die
Geisteskrankheiten gewissermassen nur Verirrungen des Geistes selbst, Ausschrei-
tungen der Leidenschaften , bezüglich deren Folgen , für welche er so gut wie
allein verantwortlich sei. L nimmt damit eine ganz eigene Stellung in der
Psychiatrie ein, doch hat er trotz seiner äusseren Stellung wenig Anklang gefunden
und kaum Schüler und Nachfolger von einiger Bedeutung gehabt. Unter seinen
vielen Schriften sind noch zu nennen: „Allgemeine Diätetik für Gebildete*"
22*
340 IDBLEB. — ILO.
(Berlin 1846) — »Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten.
Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart^ (Halle 1847) —
„Der Wahnsinn in seiner psychologischen und socialen Bedeutung , erläutert
durch Krankengeschichten^ (Bremen 1848) — „ Versuch einer Theorie des
religiösen Wahnsinns" (Halle 1848 und 50) — „Handbuch der Diätetik ßir
Freunde der Gesundheit und des langen Lebens" (Berlin 1855) — „LehrbiLch
der gerichtlichen Bsycholoyie" (1857) und eine Menge kleinerer Arbeiten, die
grÖBStentheils in den Oharitö-Annalen ihre Aufnahme gefunden haben.
Andre ae, pag. 111. — AUgem. Zeitschr. für P^ch. XIX, pag. 352. Arndt.
Idema, Bernardusl. , am Ende des 17. Jahrhunderts in Leeuwarden
geboren, wurde 1716 in Franeker zum Dr. med. promovirt und etablirte sieh in
seinem Geburtsorte, wo er jedoch nicht lange praktisch wirksam war, da er ein
Amt in der Provinzial-Regierung bekam. Er hat sich bekannt gemacht durch
einige medico-forensische Abhandlungen Über die Lungenprobe: „Gedagten over
het dryven en zinken der longen van een nieuwgeboren kind" (Leeuwarden
1789) — „Vervolg der gedagten enz^ (Ebenda 1739) — „Narede acther de
gedagten en het vervolg" (Ebenda 1740) — „Noodige en nuttige byvoeginge over
het dryven en zinken der longen enz" (Ebenda 1741) — „Noodige en afgeperste
tusschen-inspraak over het dryven en zinken enz" (Ebenda 1741) — „ Vervolg
van de noodige en afgeperste tusschen-inspraak enz" (Ebenda 1^743), worin er
auf die Unsicherheit der Lungenprobe hinwies. Auch veröffentlichte er: „Besondere
gedagten over het werk der geneeskunst en waarom het best is, dat een geneesheer
de medicamenten zelf uitkiest" (Leeuwarden 1741), um seine Vorliebe für die
Anwendung der Chinarinde gegen das Fieber zu vertheidigen , und „Brevisaima
sententia de febribus annis 1719 et 1720 grassantibus" (Leeuwarden 1741^
Kd. altera; die erste Ausgabe ist mir unbekannt geblieben). q ^ Danitils.
Idström, Anders Fredrik I. , geboren in Nerike 1787, stndirte in
Upsala, wurde daselbst 1822 zum Doctor der Medicin promovirt und im selben
Jahre zum Adjunctus artis obstetriciae am Karolinischen Institut und der allgemeinen
Entbindungsanstalt ernannt. Nachdem er mehrmals anstatt des Prof. artis obstetr.
vlcariirt hatte, erhielt er 1838 seinen Abschied von der Adjunctur, prakticirte
darauf als Privatgynäkologe in Stockholm und war unermüdlich in dem Dienst der
Leidenden bis zu seinem Tode 1854. Schriften: „Indicationer for förlossnings-
operationer och förteckning pä instrumenter dertill" (Stockholm 1848) — „En
dubbel förlossningstäng*^ (Hygiea, Bd. VII).
Wistrand, Neues Snppl. pag. 187. — Wistrand, Bruzelins, Edling, Nene
Folge, pag. 366. H e d e n i a s.
*Ignat0W8kl, Roman I. , geboren in der Wojewodschaft Lublin 1805^
studirte in Warschau und wurde 1830 promovirt; seit 1837 lebt er in Ciechocinek,
wo , Dank seinen Bemühungen , ein jetzt sehr frequentirtes Soolbad eingerichtet
worden ist, dem er sein ganzes Leben widmete. Von seinen Schriften sind zu
erwähnen: „0 cholerze azyatyckicj" (üeber asiatische Cholera, Warschau 1832) —
„0 wodach viineralnych slonych w Giechocinku" (üeber die salzhaltigen Mineral-
wasser von Ciechocinek, Warschau 1854). Ausserdem veröffentlichte er mehrere
ebenfalls Ciechocinek betreffende längere Aufsätze im „Pami§tnik Towarzystwa
lekarskiego" (1851 — 55) und in der Gazeta lekarska (1869 — 73). ^ ^ p
Ilg, Johann Georg I., zu Prag, war 1771 zu Hütteldorf in Nieder-
Oesterreich geboren. Er diente vom Jahre 1788 — 1804 als Unterarzt und Ober-
feldarzt in der k. k. Armee und fing schon im letztgenannten Jahre an, sich als
Prosector und Lehrer der chirurgischen Zöglinge an der k. k. Josephs- Akademie in
Wien um die Bildung tüchtiger Anatomen ausgezeichnete Verdienste zu erwerben.
1807 wurde er zum Dr. med. promovirt, im Jahre 1808 öffentlich lehrender
Prosector an der Josephs- Akademie in Wien, 1809 an der Prager Universität, endlich
. ILG. ~ IMBEBT-DELONNES. 341
im Jahre 1810 ordentlicher Professor dieses Lehrfaches in Prag. In dieser Stellung
blieb I. etwa 25 Jahre lang, bis er 1835 in den Ruhestand versetzt wurde. Er
starb am 22. Februar 1836 an 4er Schwindsucht. Ausser seinen werthvollon
anatomischen Arbeiten, besonders über den Bau des Gehörorgans, hat I. noch das
Verdienst, verschiedene anatomische Sammlungen Oesterreichs (der Josephs- Akademie,
der Natoralien-Gabinete der Wiener und Prager Universität, das dortige vaterländische
Museum und anatomische Institut) mit bedeutenden Präparaten bereichert zu haben.
Um letzteres Institut machte er sich auch durch dessen zweckmässige Umgestaltung
durch Entwerfnng eines trefflichen Planes und Leitung des Baues höchst verdient.
Die Schriften I.'s führen die Titel: „Chundlinien der Zergliederungskunde des
Menschenkörpers zum Gebrauche seiner Zuhörer^ (Prag 1811, 2 Bde.) —
„Einige anatomische Beobachtungen, enthaltend eine Berichtigung der zeit-
herigen Lehre vom Bau der Schnecke des menschlichen Gehörorgans, nebst
einer anatomischen Beschreibung und Abbildung eines durch ausserordentliche
Knochemoucherung sehr merkwürdigen menschlichen Schädels** (Prag 182J,
nebst 3 Steindr.) — „Anatomische Monographie der SehnenroUen u, s. w."
(Ibid. 1823, 2 Hefte, nebst 5 Steindr.).
Neuer Nekrolog der Deatschen. 1836, Jahrg. 14, I, pag. 173. — Sachs, Almanach
fiir 1837, pag. 15. — Salzburger xned-chir. Zeitschr. 1836. Nr. 33. — v. Würz b ach, X,
pag. 139. — HyrtI, Wiener anatomisches Museum, pag. LXX. — CaüIiseU; IX, pag. 447;
XXIX, pag. 153. Pag Ol.
nisclL, Jakob Johann I. , wurde am 21. September 1789 in Riga,
woselbst sein Vater Apotheker war, geboren, studirte von 1808 — 10 in Dorpat,
dann von 1810 — 11 in Berlin und Jena, wurde 1811 in Jena Dr. phil. , kam
nach Dorpat zurück, wo er 1812 Dr. med. wurde. Er trat dann in den Armee-
dienst, gab darauf den Dienst auf und privatisirte eine Zeit lang in der Schweiz,
zuletzt in Riga, wurde 1815 Stadtphysicus in Pemau, 1822 Kreisarzt in Reval,
dann Arzt bei der Sergiew'schen Mineralquelle. Dann zog er sich auf eine Zeit nach
Nen-Subbath (Kurland) zurück und starb hier am 14. April 1858. Er verfasste
eine Reihe medicinischer Abhandlungen, darunter: „Die natürlichen und falschen
BlcUtem" (Pemau 1817) — „lieber das zweckmässige Benehmen bei dem jetzt
herrschenden Schar lachßeber" (Ebenda 1817) — „Die gewöhnlichen Krankheiten
des menschlichen Körpers, mit besonderer Beziehung auf die Landbewohner
der Ostseeprovinzen** (Riga und Dorpat 1822) — „lieber das Seebad Reval**
(1826) — „lieber das in den Jahren 1812 und 13 im Gouvernement Fleskow
herrschende Nervenfieber** (Russ. Samml. f. Naturwisaensch., Riga 1815, Bd. I, ;
femer einige populär-medicinische Aufsätze in den Neuen inländischen Blättern,
1817, 18.
v. Recke-Napiersky, II, pag. 394— 396. — Beise, I, pag. 296.
L. Stieda.
Dmoni, Immanuel I., in Helsingfors, war am 29. März 1797 geboren,
studirte in Äbo, Stockholm uud Upsala, wurde Licentiat der Medicin 1824, Pro-
sector der Anatomie 1826, besuchte Deutschland, Frankreich und England 1828 bis
1830 und wurde Professor der praktischen Medicin 1834. Er starb am 14. April
1856. Ausser mehreren kleineren Schriften hat I. herausgegeben: „Bidrag tül
Nordens sjukdomshistoria** (I — III, Helsingfors 1846 — 53) — ^Analecta clinica
iconibtis ülustrata** (Tom. I: i fasc. I — II, Ebenda 1851 — 54, zusammen mit
L. H. TÖÄNROTH). 0. Hjelt.
Imbert-Delonnes , A. D. I. , französischer Wundarzt des vorigen Jahr-
hunderts, war in Vaqneiras (Comte d*Avignon) um 1745 geboren, promovirte in
Cagn und wurde Leibwundarzt des Herzogs von Orleans. Während der Revolutions-
wirren lebte I. zurückgezogen in Montgeron bei Paris, bis er im Jahre II der
Republik zur Armee berufen wurde, um bei verschiedenen Corps die Functionen
eines Chirurgien en chef zu versehen. I. starb in Paris 1820. Er verfasste: „Traiti
342 IMBEBT-DELOHNES — IMRAT.
de VhydrocUe , eure radicale de cette maladie et traitement de plusteurs atUres,
qui attaquent les parties de la gdniration de l'homme!* (Paris 1785 ; 2. Aufl. 1791 ;
deutsch Schweinfurt und fiisenach 1786; 2, Aufl. Leipzig 1799). L empfiehlt die
combinirte Methode von Inoision mit Excision. Ferner: „frogris de la chtrurgie
en France ou phincm^nea du rhgne antmai guirU par des Operations noumles
8ur la fin du 18. sücle" (Paris 1801; engl. Uebers. London 1801; ital. Uebars.
Mailand 1802) — y^Opdration de earcocile faxt le 27 fructidor an 5 au. dt.
Charles de la Cioix** (Paris 1797; hölländ. Uebere. 1798) — „NouvdUs
considiraHons sur le caut^re actuel Apologie de ce puissant rem^e compari
avec les cauetiques etc,** (Avignon et Paris 1812) und andwe kleinere Au&fttze
in der Gazette de santö (1788) und Gazette salutaire de Bouillon (1788).
Dict. bist. III, pag. 259. — Kouv. biogr. g6n6r. XXV, pag. 826. — Callisen, V.
pag. 71-7Ö; XXVII, pag. 241. Pgl.
*Iinmermailll, Karl Ferdinand Hermann I., geboren zu Magdeburg
am 2. September 1838, studirte in Halle, Würzburg, Greifswald, Tflbingen, Berlin,
war speeiell Schüler Felix v. Nikmeyer's und wurde 1 860 zu Berlin promovirt.
1864 trat er bei dem genannten Kliniker als Assistent ein, 1866 flbernahm er,
indem er sich gleichzeitig habilitirte, die Erlanger Poliklinik als Secundararzt. Im
Herbst 1871 wurde er als Prof. ord. und Director der medicinischen Klinik an
die Universität Basel berufen. Ausser einer grösseren Reihe von EinzelaufsAtzen
über Themata der allgemeinen und speciellen Pathologie publicirte er namentlich:
^Die Kaltwasserbehandlung bei Typhus abdominalvs^ mit Ziemssbn (Leipzig
1870). In Zie&issen's Handbuch bearbeitete I. die allgemeinen Ernfihrungsstörungeii
(Bd. XXm, 2, 2.Aufl, 1879). Wernich.
Imperiali, GiovanniBattistal., philologischer Mediciner des 1 6. Jahr-
hunderts, aus einer alten genuesischen Gelehrtenfamilie stammend, wurde 1568 zu
Vicenza geboren, machte seine Studien in Verona und Bologna, erwarb in Padoa
die medlciniscbe Doctorwürde und befreundete sich hier mit Piccolomini, durch
dessen Umgang er Geschmack an der lateinischen Poesie fand. Später übte er die
medicinische Praxis in seiner Vaterstadt aus, und zwar mit so grossem Erfolge,
dass mehrfache Berufungen an ihn ergingen, die er alle ablehnte, indem er in
seiner Vaterstadt bis zu seinem Tode am 26. Mai 1623 verblieb. Ausser einer
Apologie der Grundsätze seines Lehrers Massaria gegen die Angriffe von Horazio
AoGENio verfasste I. noch: „Exotericarum exercitatio7ium libri duo" (Vicenza
1602, 4.; Venedig 1603, 4.).
Bedeutender durch seine literarischen Arbeiten ist sein Sohn Giovanni I.,
geboren 1602 zu Vicenza. Derselbe studirte Medicin in Padua, prakticirte dann
gleichfalls mit grossem Erfolge in seiner Vaterstadt und starb daselbst um 1654.
Von ihm rühren her eine gute Pestschrift, betitelt: „Pestis anni 1630 descriptio
hifftorico-medica^ (Vicenza 1631,4); ferner: „Musaeum histuricum et physicum.
In primo illustrium litteris vlrorum imagines ad vivum expressae continentur,
additis elogiis eorum vilas ac mores notantibus. In secundo animorutn ima-
gines, sive ingeniorum naturae perpenduntur** (Venedig 1640 ; wieder abgedruckt
Hamburg 1711, 4. als Anhang zu den „Apes urbanae'^ von Allatius); endlich: „Le
notte Barberine, owero de quisitie discorsißsici, xnedici etc.*^ (Venedig 1663, 4.].
Biogr. in6d. V, pag. 3:^6. — Nouv. biogr. g6ner. XXV, pag. 832. Pgl.
Imray , John I. , Arzt auf St. Domingo , stammte aus dem nördlichen
Theil Schottlands, war am 11. Januar 1811 geboren und machte in Edinburg
seine Studien, wo er 1831 das Diplom vom College of Surgeons erhielt. Er lies«
sich später in St. Domingo nieder, wo bereits sein älterer Bruder. Dr. Eeithl.,
als tüchtiger Practicus tbätig war. I. gelangte hier gleichfalls bald zu einer grossen
Praxis und versah dieselbe bis wenige Jahre vor seinem Tode, wo er sich zur
Ruhe setzte. Er starb in St. Domingo am 22. August 1880 an den Folgen der
IMRAY. — INGEN-HOUSZ. 343
Dysenterie. I. ist wichtig durch seine hervorragenden Arbeiten auf dem Gebiete
der Pathologie und Therapie des gelben Fiebers. Die erste derselben erschien
1838 im Edinburgh Medical Journal, drei Jahre später ein Aufsatz: „On the
nature, causes and treatment of yellow fever^. Später folgte eine ganze Reihe
weiterer Artikel, so: „Characters of endemic fever in the ialand of Dominica**
(Edinb. Med. Joum., 1848) und als letzter in dieser Serie: „Treatment oftetanus
hy opium and Hydrate of chloral in combination" (Ibid.). 1873 veröffentlichte
I. io Gavin Milroy's ,,Report on leprosy and yaws in the West Indies" einen
An&atz u. d. T. : „Memoire on yavoa^ , durch den sich der Verfasser als einer
der ersten und besten Kenner der Framboesia documentirt. Uebrigens war I.
auch ein tüchtiger Botaniker und lieferte auch botanische Aufsätze fdr ver-
schiedene Zeitschriften.
Med. Tim. and Gaz. London 1880, 11, pag. 417. — Lancet. 1880, 11, pag. 559. — British
Med. Jonm. 1880, H, pag. 644. Pgj^
Ingen-housz, Jan J., am 8. December 1730 in Breda geboren, studirte
von 1746 an in Löwen, wurde daselbst 1752 Dr. med., studirte weiter in Leyden,
Paris und Edinburg und war von 1756 bis 1765 als Arzt in seinem Oeburtsorte
wirksam. Darauf zog er nach Londou, wo er mit Hunter, Monro, P&inole und
anderen Gelehrten verkehrte und bald Mitglied der Royal Society wurde , in deren
Annalen viele seiner Abhandlungen aufgenommen sind. In London beschäftigte er
sich hauptsächlich mit der Inoculation und war bald einer der grössten Beförderer
dieser Operation, welche er stets nach Dimsdale's Methode ausführte. Als nun
die Kaiserin Maria Theresia zwei Kinder an den Pocken verloren hatte, liess
sie sich von Prikgle, dem Leibarzte des Königs von England, einen Arzt schicken,
dem sie die Inoculation ihrer Kinder anvertrauen konnte. I. dazu ausersehen, reiste
1760 nach Wien, inoculirte drei ihrer Kinder, nachdem er erst 200 arme Kinder
in einem Dorfe bei Wien zur Probe inoculirt hatte, mit erwünschtem Erfolge und
wurde dafür zum Hofrath und Leibarzte der kaiserlichen Familie ernannt. In den
Jahren 1768 — 72 war er vielfach auf Reisen in Italien, der Schweiz, Holland,
Paris und London, wo er sich an einem ihn sehr quälenden Blasenstein behandeln
liess, ging dann von Wien nach Florenz, wo er auf die Bitte der Kaiserin die
Kinder des Herzogs von Toscana und viele andere Kinder aus vornehmen Häusern
inoculirte. Von einer langen Reise durch Ungarn und Böhmen nach Wien zurück-
gekehrt, vermllhlte er sich mit der Tochter des bekannten Professors N. J. Jäcquin
und widmete sich von da an wieder mehr seinen naturwissenschaftlichen Studien,
welche ihn schon in Breda beschäftigt hatten und damals die Praxis mit der
Studirstube in London hatten vertauschen lassen. Er ging später nach Paris
und nach London, wo er nach einer langen Krankheit am 7. September 1799
starb. I. hat sich um die Naturwissenschaften mehr als um die Medicin verdient
gemacht; es sind ihm verschiedene sehr wichtige Entdeckungen zu danken.
Schon kurz nach seiner Etablirung in Breda, deshalb längere Zeit vor Ra^isoen
sie benutzte, liess er sich giosse gläserne Platten für die Elektrisirmaschine machen,
wie sie noch heute angewendet werden. Ausser einigen Verbesserungen an dem
Endiometer und sehr interessanten Untersuchungen mit Experimenten über die Er-
nährung der Pflanze, entdeckte er, dass die Pflanzen die Kohlensäure aus der
atmosphärischen Luft in der Nacht aufnehmen und dagegen am Tage Sauerstofi"
abgeben und die Gesetze, wonach die Wärme durch die verschiedenen Metalle
fortgepflanzt wird. Er schrieb hauptsächlich: „Lettre a Mr, Chais sur la
nouvelle mdthode d'inoculer la petite vSrole" (Amsterdam 1760) — „Anatomy
of the electric ray or crawp /&A^ (Philos. Transact., 1775) — n^asy methods
of measuring the diminution of balk, iaking place on the mixture of common
and nitrous air" (Ibid. 1776) — „A ready way of lighting candle by a very
small electric sparlc** (Ibid. 1778) — „Account of a new kind of inflamniable
gaz** (Ibid. 1779) — „Improvement on electricity** (Ibid. 1779) — „Experi-
ment upon vegetables, discovering their great power of purifying the common air
344 INGEN-HOÜSZ. — INQOLSTETTER.
in sunshine and of injfaring ü in tke shade and at night*^ (London 1779;
französisch durch den Verfasser, Paris 1780; deutsch Leipzig und Wien 1786,
holländisch Delft 1788) — „Ea^eriments on the dectrophore*^ (holländisch Amster-
dam 1780) — „On the degree of aaltibrity of the common air at sea,
compared with that of the sea^hore and that of places removed from sea*^
(Philos. Transact., 1782) — „Some further considera^ions on the influence of
the vegetable ktngdom on the animal creation'^ (Ibid. 1782); auch lieferte er eine
lateinische Uebersetzung von Hulmb's „Abhandlung Hier die Behandlung txm
Blasenstein, Podagra und Scorbut" (Leyden 1778). Einige seiner Schriften sind
unter dem Titel: „ Vermischte Schriften" (Wien 1784) durch Prof. Molitor und
später auch lateinisch („Miscdlanea medico-physica" , Wien 1795) veröffentlicht.
Dr. M. J. Godefroy, Het leven van Dr. Jan Ingen-hoasz, in Kederl. Tydschrifl;
voor Geneeskunde. Jaarg. 1875. n g Danifile
*Ingersley, Johan Vilhelm Christian L, ist am 22. Januar 1835
in Snesere (Seeland) geboren, absolvirte das Staatsexamen 1859 und wirkt seit
1861 als praktischer Arzt in Prästö (Seeland). Ausser Zeitschriftabhandlungen
allgemein-medicinischen und professionellen Inhalts, schrieb er das umfangreiche
Werk: „Danmarhs Läger og Lägeväsen" , über welches die Nummer 219 des
Quellenverzeichnisses im vorliegenden Lexikon das Nähere enthält. Petersen.
*Inger8lev, Emmerik I., ist am 26. Februar 1844 zu Viborg (Jtttland)
geboren, war 1875 — 78 Secundararzt an der Entbindungsanstalt in Kopenhagen
(Prof. Stadfbldt), promovirte 1879 und wirkte seitdem als Gommunalarzt in
Kopenhagen, von 1881 als Privatdocent an der Universität. Seit 1878 ist er
Mitglied dei* Redaction des „Hospitals Tidende^^ Ausser seiner Diss. : „Bidrag
tu JSklampsiens Aetiologie, Prognose og Behandling^j publicirte er mehrere
umfassende Abhandlungen über die puerperale Sterblichkeit in Dänemark und
die Mittel zu deren Beschränkung, nebst verschiedenen Aufsätzen gynäkolo-
gischen und obstetricischen Inhalts in dänischen und deutschen Zeitschriften.
Petersen.
Ingman, ErikAlexanderL, Professor der Greburtshilfe in Helsin^ors,
war am 14. Februar 1810 im Kirchspiel Lochteä (Nord-Finnland) geboren, studirte
in Helsingfors, wurde Licentiat der Medicin 1838 , Stadtphysicus in Kristinestad
1838, Adjunct der Chirurgie und Oeburtshilfe an der finnischen Universität 1842.
Er besuchte Deutschland, Frankreich und England in den Jahren 1842 — 43 und
1847 — 48, wurde Professor der Geburtshilfe und Kinderkrankheiten in Helsingfors
1858 und starb am 14. Mai 1858. Ausser kleineren Aufsätzen hat er veröffent-
licht: „Diss, excerebraiionis foetus in partu legem examinatura*^ (Helsingfors
1842) — „Om urinf'örgiftning hos hafvande, födande och i bamsäng stadda
guinnor** (Ebenda 1857). q Hielt.
/Ingolstetter, Johannes L, gelehrter Arzt des 16. Jahrhunderts, war
1563 in Nürnberg geboren, studirte zunächst in Altdorf Philologie und erwarb
hier den Titel Mag. art. Dann widmete er sich der Theologie und Medicin, über-
nahm 1588 die Stelle eines Prorectors am Pädagogium zu Amberg und prakticirte
hier gleichzeitig als Arzt. 1601 zum Stadtphysicus ernannt, gab er das Prorectorat
auf, erwarb in Basel die medicinische Doctorwürde und setzte nach seiner Rück-
kehr die ärztliche Thätigkeit in Amberg bis zu seinem am 15. Februar 1619
erfolgten Tode fort. Ausser einigen kleineren Aufsätzen in der „Cista medica"
von HORNUNG hat L verschiedene polemische Schriften veröffentlicht, welche sich
auf die berühmte Geschichte vom goldenen Zahn beziehen und in denen sich der
Autor als ein in dem allgemeinen Aberglauben seiner Zeit befangener Arzt docu-
mentirte (s. Sprengel, Gesch. der Med., 3. Aufl., Bd. III, pag. 403 — 406). Die
Titel der betreffenden Schriften lauten: „Diss. de 7iatura naiurcUium et non
naturalium, opposita demonstrationi judicii Martini Rulandi de aureo
r
INGOLSTETTEB. — IN6RASSIAS. 345
denie*' (Ldpsig 1586, 4.) — „De aureo denJte pueri Säeaü responsio, qua
deiaumsiratur neque dentem, neque ejus generatianem esse naturalem" (Ebenda
1596) — „De natura occuUorum et prodigiosorum dissertatio ad Jacobum
Holstium, qua responditur ipsius Ubello de aureo , qui putabantur, dente**
(Ebenda 1597; 1598).
Adelung, pag. 447. — Kobolt, pag. 359. — Biogr. m6d. V, pag. 328. Pgi.
Ingram, Dale I., tüchtiger englischer Chirurg nnd Geburtshelfer in der
Mitte und zu Ende des vorigen Jahrhunderts, prakticirte zuerst in fieading (Berks),
lebte dann viele Jahre auf der Insel Barbados und zuletzt in London und Epsoni
bei London, wo er 1793 starb. Er zeichnete sich als Wundarzt besonders durch
die Anwendung einfacher Methoden in schweren und verwickelten chirurgischen
Fällen aus. So empfahl er bereits die Radicalcur der Hydrocele durch Einspritzung
von aufgelöstem Höllenstein und ähnlichen Aetzmitteln in seinem Werke: „Prac-
tical cases and observations in surgery, etc." (London 1751). Ausserdem schrieb
er über die Gicht: „Essays on the cause and seat ofthe gout" (Ibid. 1743) —
„The gaut extraordinary cases in the head, stomach etc." (Ibid. 1767), zwei
Schriften, in denen er sonderbare Theorien über die Entstehung jener ELrankheit
entwickelt. In einer epidemiologischen Schrift: „An historical account on the
several plagues that have appeared in the toorld since the year 1346 etc,"
(London 1754, 1755) tritt er für den miasmatischen Charakter der Pest in die
Schranken. Die übrigen Schriften L's sind betitelt: „An inquiry into the origin
and nature of magnesia alba and the properties of Epsom waters" (London
1768) — rfThs blow; or inquiry into the Clark e^s death etc." (Ibid. 1769) —
„A strict and impartial inquify into the cause of the death of the lote
William Scawen, Esq. etc." (Ibid. 1777).
Dict. hist. III. pag. 259. — Sprengel, Gesch. der Med. V, pag. 494, 748, 817. —
Haeser, Gesch. der Med. III, pag 413. Pgl.
Ingrassias, Giovanni Filippo I., berühmter Arzt und Anatom des
16. Jahrhunderts, war 1510 in Recalbuto bei Palermo geboren. Er studirt« Medicin
in Padua und promovirte daselbst 1537. Seine tüchtigen Leistungen verschafften
ihm bald einen Kuf als Professor der theoretischen und praktischen Medicin und
der Anatomie nach Neapel. Er erfreute sich in dieser Stellung eines ungeheuren
Andrangs von Zuhörern und Schülern aus allen Theilen der Welt. 1560 gab er
seine Lehrthätigkeit auf, Hess sich in Palermo nieder und wurde hier 1563 von
Philipp U. zum Archiater von Sicilien und den umliegenden Inseln ernannt.
Während der in Palermo in den Jahren 1575 und 77 herrschenden schweren
Pestepidemie entwickelte I. eine ausserordentlich angestrengte und segensreiche
Thätigkeit, speciell in seiner Eigenschaft als Aufseher über das Medicinalwesen und
als Leiter aller zur Bekämpfung der Epidemie veranstalteten Sperr- und ander-
weitigen sanitären Massregeln. Seine Erfolge als Arzt brachten ihm den Beinamen
eines „sicilianischen Hippokrates'^ ein. Er starb am 6. November 1680. In der
neueren Osteologie, als deren Begründer er betrachtet werden muss und die von ihm
mit grosser Sorgfalt bearbeitet worden ist, ist sein Name vielfach verewigt, so
z. B. durch die Alae parvae Ingrassiae etc. I. ist auch als der wahre Entdecker
des Steigbügels anzusehen , den er bereits 1546 in Neapel gefunden hatte. Die
betreffende Schrift, in der speciell die GAL£N'8che Osteologie eine vollständig
durchgreifende Umänderung eriahren hat und viele Irrthümer Vesal's rectificirt
worden sind, ist erst nach dem Tode L's von seinem Enkel veröffentlicht worden
n. d. T. : „In Galeni librum de ossibus doctissima et expertissima commen-
taria etc." (Palermo 1603, fol. ; Venedig 1604, fol.J. Auch die anderen Werke
I/s , welche sich auf praktische Medicin beziehen , sind von grossem Werthe,
besonders dadurch, dass in einigen wichtige Beiträge zur Oeschichte der Epidemien
enthalten sind; so in der Schrift: „latropologia etc." (Venedig 1544, 1558);
ebenso in. der Schrift : „ Tnformazione del pestifero e contaggioso morbo il quäle
346 . INGEASSIAS. — INZANI.
aßligge et have afflicto la citta dt Palermo nelF anno 1575 e 1576^
(Palermo 1576, 4.; der 5. Theil wieder abgedruckt Ebenda 1624; lat. üeberB.
von Joachim Oamebariüs, Strassborg 1583, zusammen mit anderen Pestscbriften
Nürnberg 1583). Femer citiren wir: „Scholia in iatropologiam** (Neapel 1549) —
„l)e tumoribua praeter naturam, tomus primus" (Ebenda 1553, fol.), ein auch
cbirurgisch nicht unbedeutendes Werk, das eine Art von Commentar zu einigen
Schriften des Avicenna darstellt; „Raggionamento fatto aopra Vinfermith epi-
demica delV anno 1558" (Palermo 1560, 4.) — „Constitutiones et capitula
necnon juriadictiones regii protomedicatus off'icii cum pandectia ejuedem refor-
matis" (Ebenda 1564^ 4.; 1567, 4.) — „Quaestio de purgatione per medtca-
mentum atque obiter etiam de sanguinis missione, an sexta die possit ßeri*^
(Venedig 1573, fol.) — „Galeni ars medica*^ (Ebenda 1573, fol.) — „De
frigido potu post medicamentum purgans epistola" (Ebenda 1575, 4; Mailand
1586) — „Methodiis dandi relationes pro mutilatis torquendis, etc.** (Venedig
1578, fol.; 1637, fol.).
Brambilla, II, pag. 159. — Noav. biogr. g^n^r. XXV, pag. 812. — Spedaliere,
Elogio storico di . . . (Milano 18 1 7). — Biogr. m6d. V, pag. 3:^9. — Dict. bist. lU, pag. l^bO bis
2d2. — Sprengel, Gesch. der Med. III, an verschiedenen Stellen. — Haeser, Gesch. der
Med. II, pag. 51; III, pag. 421. Pagel.
Inosemzew, Fedor I., geboren am 12./ 24. Februar 1802 im Dorfe
Beikino (Oouv. Kaluga, Russland), kam 1819 auf die Universität zu Charkow,
sollte Medicin studiren, musste aber als Stipendiat der Krone wider seinen Willen
sich den philologischen Studien widmen. Nach dreijährigem Studium wurde I. als
Lehrer der Geschichte an eine Kreisschule des Gouvernements Kursk geschickt,
und musste hier Geometrie, Arithmetik und deutsche Sprache lehren. Als er
1825 aus dieser Stellung wegen zerrütteter Gesundheit entlassen war, trat er
abermals in die Universität zu Charkow, studirte Medicin bis 1828, wurde
dann als „Profe^sorstudcnt" nach Dorpat gesandt und beschäftigte sich hier unter
MoiER vorzüglich mit Chirurgie. 1833 zum Dr. med. promovirt (Diss. „De
lithotomiae methodo bilaterali" , m. 1 Taf.), ging er ein Jahr nach Deutschland
und Frankreich, wurde 1835 Privatdocent , im selben Jahre ausserordentlicher
Professor, 1837 ordentlicher Professor der Chirurgie und Director der chirurgischen
Universitätsklinik in Moskau. Er starb daselbst 1869. I. genoss in Moskau den
Ruf emes vortrefflichen Arztes und Menschen, war ein sehr fleissiger Lehrer und
hat (in russischer Sprache) eine Anzahl medicinischer und chirurgischer Abhand-
lungen verfasst; das Verzeichniss derselben im Biogr. Lexikon, ausserdem: „De
scirrhi et cancri genuini fönte et progresau*^ und „Gommentatio phystologüso-
patkologica" (Moskau 1845).
Biogr. Lexikon der ünivers. Moskau. I, pag. 353 — 359. L. Stieda.
*Inzaiii, Giovanni I., geboren zu Parma im Jahre 1827, wurde 1852
zum Doctor an der dortigen Universität promovirt und in demselben Jahre zum
Assistenten der Anatomie ernannt. Die Jahre 1854 und 1855 verbrachte er in
Paris, um sich unter Velpeaü und Nelaton in den chirurgischen und zugleich
anatomischen Studien zu vervollkommnen. Im November 1855 wurde er zum Pro-
fessor der normalen Anatomie an der Universität Parma ernannt und im Jahre
1861 übernahm er die Lehrkanzel der pathologischen Anatomie, welche er noch
innehat. Seine wichtigsten Schriften sind folgende: „Sülle origini e sulV anda-
mento di varii fasci nervosi del cercello" (1861), Untersuchungen in Ge-
meinschaft mit Prof. Leäioine ausgeführt; „Compendio di anatomia descriittca,
con atlante" (1865 — 66) — „Ricerche sulle terminazioni nervöse** (1869) —
„Ricerche sulla terminazione dei nervi nelle mucose dei seni frontali e dti
seni mascellari" (1872) — „Sulla tracheotomia, considerazioni anatomo-pato-
logiche e di chirurgia operatica" (1884). Ausserdem schrieb er anatomisch-
pathologische Bemerkungen über die Cholera des Jahres 1855, Studien über die
Paracentese der Gelenke und über die Schuss wunden. Cantani.
IOWSKY. — ISAMBBET. 347
Iowsky, Alexander J. , Chemiker, geboren am 29. August 1796 in
der Stadt Ostrogosbsk (Gouy. Woronesh , Rassland) , ■ beendete den Lehrcurs im
Seminar zu Woroneeb, war dann zwei Jahre daselbst Zeichenlehrer, trat dann im
August 1816 als Student der Medicin in die Universität zu Moskau und wurde
1822 zum Dr. med. promovirt („Düs, medico-chemia de actdts guae oxygenio
careni^J, Nachdem er drei Jahre lang weitere chemische Studien in der Chemie
und Pharmacie an versehiedenen Anstalten, Freiburg, Paris, London gemacht,
¥mrde er 1827 Adjunct-Professor für analytische Chemie, las daneben andere
ehemische Fächer, auch Pharmacie, Pharmakologie und Toxikologie. Im Jahre. 1843
wurde er pensionirt und starb in Moskau. Er hat in russischer Sprache ver-
öffentlicht: Grundzage der Chemie (2 The., 2. Aufl., Moskau 1822 und 1828) —
Handbuch zur Ermittlung von Giften (Ebenda 1834) — Abriss der Pharmakologie
(1835) — Abriss der Pharmacie (1838). Eine Zeit lang gab er heraus: Bote fttr
Naturwissenschaft und Medicin (1828—32) und ein Journal fflr landwirthschaft-
liehe Chemie etc. 1829.
Biogr. Leiikon der Univers. Moskau. I, pag. 359—364. L. Stieda.
'^'Ipsen, Edward I., ist am 17. April 1844 in Kopenhagen geboren,
war 1874 — 76 Reserve-Chirurg am Friedrichs - Hospital (Prof. Saxtorph) und
ist seit 1875 Hofinedicus des ELronprinzen. Er wurde Doctor 1881 („Bidrag
tu BedömmeLsen af Knäledsresectwnen med aärligt Hensyn tu Enderesul-
tateme"). Seit 1884 ist er Director des DBACfiMANN'schen Institutes fttr medic.
und Orthopäd. Gymnastik. Petersen.
Irvlne, James Pearson I., zu London, war als Sohn des Arztes
gleichen Namens in Galgate, Lancaster, geboren. Er studirte 1861 in der
Liverpool Royal Infirmary School of Medicine und im University College in London,
musste lb64 seine Studien unterbrechen und die Praxis seines' plötzlich ver-
storbenen Vaters übernehmen, konnte aber 1869 nach London zurückkehren und
seine Studien vollenden, um 1871 Dr. med. zu werden. Nach kurzer Tbätig-
keit in Liverpool liess er sich dauernd in London nieder, wurde 1874 Fellow des
College of Physicians, Assistant Physician am Charing-Cross Hospital, las bei der
Medical School daselbst Anfangs über Botanik, später über gerichtliche Medicin
und leitete die Abtheilung fttr Auscultation und Percussion. Zugleich war er Pro-
sector der pathologischen Anatomie. Auch am Victoria- Hospital für Kinder bekleidete
er die Stellung eines Physician. Er starb im 38. Lebensjahre im October 1880.
Von seinen nicht sehr zahlreichen und meist Casuistik der Aneurysmen betreffenden
Arbeiten, zum Theil Vorträge, gehalten in der Pathological Society, ist am bemerkens-
werthesten eine Serie von Artikeln über Typhus-Recidive u. d. T. : „On the
temperature in relapse of typhoid fever" (Med. Times and Gaz., 1879). Dazu
eine Reihe von Mittheilungen in den Pathological Transactions (1877 — 79), femer
Casuistik in der Lancet, Med. Times and Gaz. u. s. w.
Med. Times and Gaz. 18^0, H, pag. 60ö. — Lancet. 1880, II, pag. 676.
Pagel.
Isa Ben Ali, s. Ali Ben Isa, s. Araber, Bd. I, pag. 172, Nr. XIL
Isa Ben All, s. Araber, Bd. I, pag. 175, Nr. XVII.
Isa Ben el-Hakem = Jahja Ben Maseweih, s. Araber, Bd. I, pag. 166,
Nr. XU.
Isaak Judaeus, s. Araber, Bd. I, pag. 167, Nr. VI.
Isambert, fimile L, zu Paris, war 1827 zu Auteuil (Seine) geboren,
begann seine medicinischen Studien erst später, nachdem er in jüngeren Jahren
grosse Reisen gemacht, worüber er ein Reisehandbuch für den Orient (1860;
2. edit. 1873) herausgab, das zu den geschätztesten der Sammlung Joanne gehört.
Er wurde 1856 mit der These: „Stades chimiquesy phybiologiques et cUniques
348 ISAMBEBT. — ISENFLAMM.
9wr Vemploi thSrapeiUique du chlorate de potasse, apSctalemerU dans les affec-
tions diphthSrüiques^ y die eine sehr sorgfältige Arbeit ist, Doetor, wurde 1866
zum Mödicin des hopitaux und zum Prof. agr6g6 mit der These: „ParallUe des
maladies gSnirales et des maladies locales" ernannt und widmete sich der Speeialität
der Eehlkopfkrankheiten. Es findet sich von ihm in verschiedenen Journalen, nament-
lich in der Gaz. hebd. de m6d. et de chir., eine Reihe von interessanten Aufsätzen
über Traeheotomie, den Variola-Rash, die Drüsen-Leucämie, die Manifestationen der
Scrofeln im Pharynx und Larynx. Er nahm thätigen Antheil als Mitarbeiter an
den „Annales d'ophthalmologie et de laryngoscopie^' und hinterliess unvollendet ein ,
Werk' über Kehlkopfkrankheiten. Sein Tod erfolgte unerwartet am 26. October 1876.
Gaz hebd. de möd. et de chir. 1876. pag. 703. — Lorenz, III, pag. 6; VI, pag. 4.
G.
Isenflamm, Jakob Friedrich L, zu Erlangen, war am 21. September
1726 zu Wien geboren, studirte von 1744 an in Erlangen, erlangte 1749 daselbst
die Doctorwürde mit derDiss. : „De congestionum mechaniamo*^ , lebte von 1750
bis 1762 in Wien, wo er die Vorlesungen van Swieten's, de Ha£n's u. A.
besuchte und nebenbei Praxis trieb, verfasste auch 1762 zwei kleine Schriften:
„De apirüu in morbis tentamen*^ und „Versteck von denen Ursachen der gegen-
wärtig allgemeinen Brustkrankheiten^ , machte 1762 eine wissenschaftliche Reise
nach Holland und Frankreich und wurde 1763 mit dem Charakter als Hofrath
zum 3. ordentlichen Professor der Medicin und Anatomie an die Universität Er-
langen berufen, welche Professur er 1764 antrat; noch in demselben Jahre rückte
er zum 2., 1791 zum 1. Professor der Medicin auf. 1778 wurde ihm Seitens der
Erlanger philosophischen Facultät die Doctorwürde verliehen. Er starb am 23. Februar
1793. Seine Schriften sind ziemlich zahlreich, darunter aber keine grösseren
Werke. Ausser einer Anzahl von mehr als 4 Dutzend kleiner Abhandlungen, Ge-
legenheitsschriften, Dissertationen über die allerverschiedensten Gegenstände, hat
er 4 Schriften herausgegeben, die alle die gleiche Anlage und Tendenz haben und
auch analoge Titel führen, nämlich : „ Versuch einiger praktischer Anmerkungen
über die Nerven, zur Erläuterung verschiedener Krankheiten derselben, vor-
nehmlich hypochondrischer und hysterischer Zustände'^ (1774), sowie ähnliche
Schriften über die Muskeln (1778), Knochen (1782), Eingeweide (1784). Seine
grosse Gewandtheit in fremden Sprachen benutzte er theils für eine neue Ausgabe
von Steph. Blak GAUDIS „Lexicon medicum^ (2 voll. , 1776 — 78), welches eine
Erklärung der medicinischen Termini technici giebt, theils fUr die Uebersetzung
mehrerer botanischer und zoologischer Abhandlungen (des Freih. v. Gleichen-
RusswoRM, von J. F. Esper, Schreber) in's Französische u. s. w.
E. G. Baidinger, I, St. 4, pag. 191. — Fikenscher^üniv. Erlangen. Abth. II,
pag. 72. — E. Gnrlt, Allgem. Deutsch. Biogr. XIII, pag. 630. Gurlt.
Isenflamm, Heinrich Friedrich I., war als Sohn des Vorigen zu
Erlangen am 20. Juni 1771 geboren, studirte daselbst und erwarb sich 1791. den
Doctorgrad („Diss, inaug. de absorptione morbosa**). Im Jahre 1795 wurde er
ausserordentlicher Professor der Medicin und Anatomie, 1796 Prosector in Erlangen;
1802 nach Dorpat an die neubegründete Universität berufen, ging er 1803 dahin
als Professor der Anatomie, Physiologie und gerichtlichen Medicin. Schon 1810 aber
erbat er sich seine Entlassung, weil er das Klima nicht vertragen könne, kehrte
in seine Vaterstadt zurück und prakticirte daselbst, war zugleich Gerichtsarzt in
Erlangen; er starb am 23. März 1828. I. gab mit Rosenmüller gemeinschaft-
lich heraus : „Beiträge für die Zergliederungskunst" (2 Bde., Leipzig 1800 — 1803),
schrieb ein Programm: „Descriptio foraminum, fissurarum et canalium
captW« e^c.^ (Erlangen 1795); femer: „Anatomische Untersuchungen*' (Erlangen
1822, m. 2 Taf.) und eine Auzahl anderer Abhandlungen, welche bei v. Reckb-
Napierskt aufgezählt sind.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 4C0. — Beise, pag. 297. — E. Gnrlt in Allgem.
Deutsch. Biogr. XIV, pag. 630. L. Stieda«
ISENSEE. — ISPOBDINE. 349
Isensee, Ludwig Theodor Emil L, zu Berlin, war am 14. September
1807 zu Cöthen in Anhalt geboren, hielt sich in GOttingen, Halle, Wien, Würz-
barg, StrasBburg, Paris, London, Edinburg längere oder kürzere Zeit auf, war
Dr. phil. et med., seit 1838 Braunschweig'scher Hofrath, habilitirte sieh 1833 bei
der Berliner üniversitJlt als Privatdocent. Schriften: „De differentiis quae epi-
lepsiam et edampsiam intercedurU*^ (eine Preisschrift, GOttingen 1829) —
„MemerUa ihanatologtae** (Berlin 1831; 2. edit. 1838) — „Oeneralcharte der
geographischen Verbreitung und des Ganges der Cholera vom Ende des Jahres
1816 bis zum Anfange des Jahres 1837'' (Berlin 1832; 2. Ausg. 1836 ; 3. Ausg.
1837) — „Elementa nova geographiae et statistices medidnalis*' (Berlin 1833)
(Berlin 1833), pro venia docendi — „WeUcharte über die Verbreitung der
Wichtigsten Krankheiten** (Ebenda 1834) — „Neues System zur Uebersicht der
inneren Krankheiten des Menschen** (1836, 1 Taf. fol.) — „Geschichte der
Medidn, Chirurgie, Geburtshilfe, Staatsarzneikunde, Pharmacie und anderer
Naturwissenschaften und ihrer Literatur** (Buch 1 — 6, Berlin 1840 — 46; in's
Holländische übersetzt) — ^Neues praktisches System der in der Haut erschei-
nenden Krankheiten** (Ebenda 1843, 1 Blatt fol.). Ausserdem zwei Reisewerke
(1837, 39) und eine grosse Anzahl kritischer und anderer Aufsätze in Heckbr's
Annalen, Schmidt's Jahrbüchern, der Salzburger med.-chir. Zeitung, Med. Central-
Zeitung, Wildbbbg's Annalen u. s. w. Das Lebensende dieses Mannes, der
noleugbare Fähigkeiten besass, dessen Charakter aber von Charlatanerie nicht
freizusprechen ist, ist nicht näher bekannt. Nach einer Version soll er 1845 im
Genfer See ertrunken (? ?), nach einer anderen als Leibarzt des Kaisers Soulouque
Ton Hayti gestorben sein.
Gelehrtes Berlin. 1845. pag. 173 — Callisen, XXIX, pag. 182. G.
Isfordink Edler von Eostnitz, JohannNepomuk L, zu Wien, war zu
Constanz 1776 geboren, studirte in Freiburg i. B., trat 1802 als Oberarzt in die
österreichische Armee, erwarb 1806 bei der Josephs- Akademie die Doctorwürde,
wurde 1809 Regiments-, 1814 Stabsarzt und zum k. k. Rath und Professor der
allgemeinen Pathologie und Materia medica bei der Josephs- Akademie ernannt. In
demselben Jahre erschien von ihm: ^Naturlehre für angehende Aerzte und
Wundärzte, als Einleitung in das Studium der Heilkunde u. s. w,** (Wien
1814; hoUänd. üebers. von 0. J. van Efsn, Amsterdam 1826). Er blieb bis
1822 in der genannten Stellung und wurde dann zum k. k. Hofrath, obersten
Feldarzt der Armee, Director der Josephs- Akademie, Präses der permanenten Feld-
Sanitäts-Commission und Inspector der Militär-Medicamenten-Regie befördert. Als
ein im Kriege und Frieden gleich erfahrener Militärarzt erwarb er sich um das
Militär-Sanitätswesen Oesterreichs nicht unerhebliche Verdienste, durch zweckmässige
Regelung desselben, Vereinfachung des Dienstganges, sowie den Entwurf der
neuen Statuten der Josephs- Akademie, durch welche diese vom Kaiser 1822 in Bezug
auf das med.-chir. Studium den Universitäten des Reiches gleichgestellt und das
bereits in Verfall begriffene Institut von Neuem belebt wurde. In der Akademie
selbst begründete er das naturhistorische Museum. Als Präses des Pest-Comit6s
entwarf und vollendete er das Regulativ fttr dasselbe, lieferte femer eine Bear-
beitung des Militär-Medicamentenwesens. Bereits 1802 , als Oberarzt im Tiroler
Kaiser-Jäger-Regiment, hatte er sich um die Einführung der Impfung in Tirol
verdient gemacht und eine belehrende Volksschrift darüber herausgegeben. In der
Oesterr. Militär-Zeitschrift (1820) findet sich von ihm ein Aufsatz: ^lieber den
Einfiuss der militärischen Gesundheitspolizei auf den Zustand der Heere** ;
sein Hauptwerk aber war: „Militärische Gesundheitspolizei^ mit besonderer Be-
ziehung auf die k. k. österr. Ä)^ee** (2 Bde., Wien 1825; 2. Aufl. 1828).
1835 wurde er mit dem obigen Prädicate in den erbländischen Adelstand erhoben.
Er starb zu Wien am 5. Juni 1841.
V. Wurzbach, X, pag. 296. — Callisen, X, pag. 25; X'XIX, pag. 183. a
350 ISHAK BEN AMRAN. — ISRAELS.
Isliak Ben Amran, s. Araber, Bd. I, pag. 167, Nr. Y.
* Isliak Ben HonSin, Sohn von Honein Ben Ishak (vergl. Bd. I, pag. 166)
schliesst sich seinem Vater als einer der ältesten und besten üebersetzer griechischer,
medicinischer und philosophischer Schriften in's Syrische und Arabische an; er
lebte in Bagdad am Hofe des Vezirs Kasim Ben Obeidallah, mit welchem
er aufs Innigste befreundet war und ist hier 910 (oder 911) gestorben.
Wflstenfeld, pag. 29. — Leclerc, Eist, dela m^d. arabe. Paris 1876, I, pag. 152.
A. H.
Iskak Ben Soleiman el-Israeli, s. Araber, Bd. I, pag. 167, Nr. VI.
Isidor, nach seiner Eigenschaft als Bischof von Sevilla unter dem Namen
„ISiDORüS HiSPALiENSis^^ bekannt, einer vornehmen (vielleicht gothischen) Familie
aus Cartagena entstammend, war in der Mitte des 6. Jahrhunderts daselbst geboren.
Mit einer gAuz hervorragenden Bildung ausgestattet, war er nach seiner ErneDnung
zum Hischof aufs Eifrigste bemüht, einen heilsamen Einfluss auf die Eirchenzacht
in Spanien auszuüben; gleichzeitig aber bestrebte er sich, durch Abfassung und
Veröffentlichung encyclopädischer Werke, deren Material er griechischen und
lateinischen Werken entnahm, belehrend auf seine Zeitgenossen zu wirken. Diesen
Bestrebungen ist er, trotz körperlicher Schwäche, die sich im höheren Alter bei
ihm einstellte, bis zu seinem am 4. April 636 erfolgten Tode treu geblieben;
seine Schriften haben sich während des ganzen Mittelalters des höchsten Ansehens
erfreut. Am bekanntesten ist das unter dem Titel : „Encyclopaedia^ oder „Ongines'^
veröffentlichte Werk in 20 Büchern, in welchem die ganze Gelehrsamkeit jener
Zeit compilatorisch zusammengefasst , im 4. Buche auch die Medicin (allerdings
äusserst oberflächlich) behandelt ist. Eine andere ähnliche Schrift: „De natura
reruvi" ist vorzugsweise naturwissenschaftlichen und astronomischen Inhaltes. —
Die gesammten Werke I.'s (meist theologischer Natur) sind zuerst in Paris 1580,
am vollständigsten ebenda 1797 — 1803 in 7 I^änden (4.) im Drucke veröffent-
licht worden. Die beste Ausgabe der Encyclopaedia findet sich im 3. Bande von
LiNDEMANN^s „Corpus grammaticorum latinorum veterum" (Leipzig 1833) von
Friedr. Otto herausgegeben.
Spengler in Janns 1848, III, pag. 54— 90. A. H.
''^ Israel» Emil I., ist am 23. September 1861 in Kopenhagen geboren.
Nach mehrjähnger Spitalsanstellung wirkt er jetzt als praktischer Arzt in Kopen-
hagen. Er wurde 1882 promovirt und schrieb ausser seiner Diss. (über Pleuritis
im Kindesalter) Abhandlungen in den Zeitschriften medicinisch -therapeutischen Inhalts.
Petersen.
Israels, Abraham Hartog I., am 27. März 1822 in Groningen
geboren, studirte daselbst und promovirte am 15. März 1845 mit einer vortreff-
lichen „Dissertatio historico - medica exhibens collectanea gynaecologica ex
Talmude Babylontco". Er etablirte sich als praktischer Arzt in Amsterdam,
doch blieb er stets den medicinisch-historischen Studien zugewandt. 1867 wurde
er Lector ftlr Geschichte der Medicin und Hygiene am Athenäum. 1877 zum
Prof. e. 0. der Geschichte der Medicin an der Universität Amsterdam ernannt, war
er der einzige in den Niederlanden und hat er diese Professur mit grosser Vorliebe
bis zu seinem Tode , Januar 1 883 , wahrgenommen. I. war ein ausgezeichneter
Historiker, der viele hochgeschätzte historische Beiträge geliefert hat und auch
wegen seiner tüchtigen bibliographischen und talmndischen Kenntnisse bekannt wsr.
Ausser einer grossen Anzahl von Zeitschriftartikeln und Recensionen schrieb er
hauptsächlich: „Twee epidemten in Nederland^ (1853) — ^^De Salemüaansche
School" (1855) — „De danswoede in de Nederlanden" (1856) — „Bydragen
tot de geschiedenis der Lepra in de noordelyke Nederlanden** (1857) —
„De geschiedenia der Diphtheritis beknopt medegedeeld** (1861) — „Bydragen
tot de geschiedenia der geneeskunde in Nederland" (1873) — „De keizersnede
by levenden, volgens den Babylonischen Talmud" (1882) und mit C. E. DANifiLS:
ISRAELS. -- ITABD. 351
^De Verdiensten der Hollandsche geleer den ten opzichte van Harvey^s leer
van den bloeds-omloop** (1883, gekrönte Preisschrift). 1874 — 76 redigirte er
„Hygieia, Weekblad voor de Oezondheidsleer^ . Auch lieferte er eine üebersetzung
von Idbleb's „Allgemeine Diätetik für Gebildete^ (Amsterdam 1851) und eine
von Habsbb's „Lehrbuch der Geschickte der Medicin** 2. Aufl. (Amsterdam
1855 — 59), wobei er jedoch, wie Haeser selbst sagt, aus dem reichen Schatze
seines Wissens so viel ZusAtze und Verbesserungen hinzugefügt hat, dass die
hollflndische Ausgabe dadurch Vorzüge vor den Originalen erhalten hat. Wie man
aus den Artikeln AlbinüS ersehen kann, war er, leider nur kurze Zeit, auch Mit-
arbeiter am vorliegenden Biographischen Lexikon.
C. E. Daniels, LeveDsschets van Br. A. H. Israels. Amsterdam 1884.
C £. Daniüls.
Itard , Jean-Marc-Oaspard I. , ausgezeichneter französischer Arzt,
besonders im Fache der Ohrenheilkunde, 1775 geboren zu Oraison (Provence),
gestorben zu Paris am 5. Juli 1838, begann seine medicinische Laufbahn in
aussergewöhnlicher Art. Nachdem er seine Schulstudien beendet hatte, trat er in
ein Bankhaus ein. Plötzlich wurde aus ihm ein Mediciner in Folge seiner An-
werbung zum Militär, welcher er sich als angeblicher Mediciner entzog und als
solcher, trotz seiner völligen ünkenntniss der Medicin , als Unterarzt am Militär-
hospital zu Soliers installirt wurde. Mit Begeisterung das heue Fach ergreifend
studirte er Tag und Nacht und vnirde bald ein geschickter Operateur. Als „Chi-
rurgien interne ^^ am Hdpital d^nstrnction in Paris erhielt er 1786 die Ernennung
zum Chirurgien aide-major des Val-de-Oräce und wurde 3 Jahre später zum
Arzt des Pari«ier Taubstummen-Institutes gewählt. Von dieser Zeit und Stellung
stammt eine grosse Anzahl von Studien und Schriften über das Gehörorgan,
welche ihm bald einen europäischen Ruf einbrachten. Nicht minder beachtens-
werth waren seine Arbeiten über andere Zweige der Medicin, so z. B. über das
Stottern^ über die Wassersucht ete. ; auch war er seit 1816 Mitredacteur des
Journ. univers. des scienc. m6d. , seit 1822 der I^evue mM. und seit 1832 des
Dict. de m^d. Sein vorzüglichstes, namentlich wegen der darin niedergelegten
guten Krankengeschichten und Beobachtungen noch heute sehr beachtenswerthes
Werk: „Traiti des maladies de Vareüle et de Vaudition^ (2 Bde., Paris 1821)
war epoehemacheiM und enthält nach einer historischen, anatomischen und physio-
logischen Einleitung wesentlich praktische, auf Grund von 172 prägnanten Kranken-
geschichten niedergelegte Thatsachen über die gesammte Ohrenheilkunde, so dass
es schwer fällt, irgend ein Capitel, z. B. das 1. über die subjectiven Gehör-
empfindungen (du bourdonnement), als vorzugsweise gelungen hervorzuheben. Nicht
minder hervorragend in der Construction von chirurgischen und akustischen Instru-
menten, sowie in der Verbesserung der operativen Technik, beschreibt er in
diesem Buche die Paracentese des Trommelfells, für welche er bereits die noch
heute geltenden Indicationen : Secretanhäufung und unlösbaren Verschluss der Tuba
Eust. , kennt. Freilich steht er in Bezug auf die Diagnose und Therapie der
Mittelohrerkrankungen hinter seinem Landsmanne Deleau jeune bedeutend zurück,
da er sich mit dem VALSALVA'schen Versuch begnügte und an den flüssigen Ein-
spritzungen mit dem Catheter festhielt, obwohl er als guter Beobachter bereits
angiebt, dass dieselben Schwindel und Kopfschmerz verursachen und das Sausen
vermehren. Von seinen akustischen Instrumenten ist besonders hervorzuheben der
„acouomötre" , bestehend aus einem einfachen kupfernen Ringe , der von einem
mit Quadrant versehenen Pendel angeschlagen wird, ein Instrument, welches allen
späteren physiologischen und otiatrischen Hörmessem ähnlicher Art zur Grundlage
gedient hat ; femer seine gehörverstärkenden, durch eine Feder am Ohr und Kopf
zu befestigenden Schallmuscheln für Schwerhörige. Weniger Glück hatte er mit der
angeblichen Heilung von Taubstummen, wie auch mit dem als „Sau vage de
rAveyron" literarisch bekannt gewordenen jungen Idioten , den er nackt von der
Strasse zu sich nahm, ohne dass es ihm gelang, demselben die Sprache beizubringen.
352 ITARD. — IVANCHICH.
Sein Testament spriclit am Besten für seine humanen Bestrebungen. Er vermachte
dem Pariser Taubstummen-Institute 160.000 Fres. und der Acad6mie de mM.,
deren Ehrenmitglied er war, einen alle 3 Jahre für die beste Arbeit im Grebieto
der praktischen Medicin oder angewandten Therapie als Preis auszusetzende Rente
von 1000 Frcs.
Bons qu et in Mömoires de l'Acad. royale de mM. 1840, VIII, pag. 1. — Biogr.
nniv. XXVI, pag 102. A. Lucae.
Ittner, Franz Georg Ignaz I., zu Mainz, wurde hier im Jahre 1720
geboren und erwarb die Doctorwttrde erst in späteren Jahren, nachdem er bereits
den' Professortitel erhalten hatte. Nach einem zweijährigen Aufenthalte in Holland,
wohin er speciell zu seiner vollkommeneren Ausbildung in der Anatomie und
Botanik gegangen war, kehrte er nach Mainz zurück, wurde hier Professor der
Medicin, Arzt des Ourfürsten und der Garnison. Er starb am 16. December 1795
in seiner Vaterstadt. Seine Schriften bestehen aus lauter unbedeutenden Thesen,
resp. Dissertationen.
Biogr. m6d. V, pag. 334. Pgl.
Ittner, Franz von I., zu Freiburg im Breisgau, war am 11. Februar 1787
zu Heitersheim geboren, bezog mit 16 Jahren (1803) die Universität Landshut
und studirte weiter in Würzburg, Göttingen und Freiburg, wo er 1807 mit einer
ausgezeichneten Abhandlung über die Blausäure, mit der sein Name innig ver-
bunden bleiben wird, den Doctorgrad erwarb. Dieselbe erschien später noch u. d. T. :
„Beiträge zur Oeschichte der Blausäure , mit Versuchen über ihre Verbin-
dungen und Wirkungen auf den thierischen Organismus^ (Freiburg 1810).
Nachdem er noch ein Jahr in Paris zu seiner Ausbildung zugebracht hatte, ver-
werthete er seine chemischen Kenntnisse durch Betheiligung an mehreren indu-
striellen Unternehmungen, indem er sich mit Sülzbe und Keller zur Bereitung
künstlicher Mineralwässer verband, auch sich (zur Zeit der Gontinentalsperre) an
einer Fabrik von Zuckersurrogaten betheiligte. 1813 wurde er zum Prof. e. o. der
Arzneikunde und Naturwissenschaften, 1818 zum Prof. ord. ernannt und erhielt
1820, nach Menzinger's Rücktritt vom Lehrstuhle der Chemie, das Lehramt der
allgemeinen und pharmaceutischen Chemie üb^*tragen, nachdem er bis dahin mehr-
fache Abhandlungen naturwissenschaftlichen Inhaltes verfasst hätte. Seine Lehr-
thätigkeit berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, als er am 29. August 1823
einer Gehirnentzündung erlag.
A. Ecker, Biogr. Skizze. Preiburg 1825. — v. Weech, Badische Biographien.
I, pag. 430. — Ladenburg in Allgem. Deutsch. Biogr. XIV, pag. 646. q^
*Ivinchicll, Victor von L, zu Wien, ist am 20. Februar 1812 zu Buda-
pest geboren, studirte daselbst und in Paris, namentlich als Schüler V. Stahly's
und Civiale's, wurde 1834 Doctor und wirkte seit 1836 als Specialist für
Krankheiten der Hamorgane 2 Jahre lang in Budapest , 43 Jahre lang aber in
Wien, seit 1881 aus Gesundheitsrücksichten von aller Praxis zurückgezogen.
Schriften: „Kritische Beleuchtung der Blasensteinzertrümmerungy wie sie heute
dasteht, gestützt auf eine Erfahrung von 23 gelungenen Fällen** (Wien 1842,
m. 4 Taff.) — „Einundzwanzig neue Fälle von Blasensteinzerträmmerung"
(£benda 1846) — „Ueher die organische Verengerung der Harnröhre m. «. w,*^
(1846, m. 1 Taf.) — „Neuer Bericht über 19 Fälle ausgeführter Blasenstein-
Zertrümmerung nebst einem Anhange : üeber den FoHschritt in der Lithotripsie
durch Beiziehung der Aethernarcose^ (1851) — „Sechsundzwanzig neue Fälle
vollführter Blasensteinzertrümmerung , zuweilen mit Beihilfe der Chloroform-
narcose" (1854)/ — „Gemischte urologische Abhandlungen didactiscker, casm-
stischer und kritisch-polemischer Natur^ (1866) — „Sechster Sammelbericht
von weiteren 50 Fällen von Blasensteinzertrümmerung , nebst einem Voricort
über Lithotripsie und Steinschnitt^ (1873) — „63 Fälle von Blasensteinzer-
trümmerung, Siebenter Sammelbericht y nebst einem Anhange: Die Lehre der
IVANCeiCH. — IWANOPF. 353
Lähotripsie in zehn gedrängten Aufsätzen^ (1878) — „Mein Epilog, Achter
Sammelbericht von 33 Fällen von Lithotripeie zur Ergänzung meiner Casuistik
auf die Zahl 300, nebst einem Vor- und Schlusetoort'* (1881). ß^^j
lyernois, Louis dl., zu Paris, geboren zu Orbe im Waadtlande, war
der Neffe des Orthopäden Venel oud brachte, als Wiederhersteller der Orthopädie
in Frankreich, 1813 die Methoden und Maschinen Jenes naeh Paris. Ei* ver-
änderte und verbesserte dieselben mannichfach und beschrieb sie in der Gaz. de
8ant6(i814), in der Schrift: „Essai sur la torsion des pieds (pieds-bots) et swr
U meilleur moyen de les guirir" (Paris 1817) und in den Bulletins de la Fac.
de m6d. (1820); femer in den Artikeln „Orthopödie^^ der Encyclop^die möthodique
und „Pied-bot^^ des Dict. des sciences möd. Auch findet man dieselben in dem
Manuel d'orthop^die von Mbllet (Paris 1835). Er fibte 15 Jahre lang mit grossem
Glflck in Paris die Orthopädie aus, kehrte aber 1830 nach seinen Geburtsorte
zartick. Zusammen mit Brichbteaü hatte er herausgegeben: „Prospectua d'un
itaUissement destinS au traitement des maladies des enfans, et prindpalement
des vices de conformation^ (Paris 1821 , av. pl.). Er starb im April 1844 zu
Verona, von einer Erholungsreise nach Neapel zurückkehrend, 55 Jahre alt, nach-
dem er bis an sein Lebensende ein Gegner der Tenotomie gewesen.
(Hamburger) Zeitschr. f&r die ges. Med. 1844, XXVI, pag 580. — Oallisen, X,
pag. 80; XXIX, pag 196. • ^
^Iversen, Axel I., ist am 20. August 1844 in Helsingör geboren,
abaolvirte das Staatsexamen an der Kopenhagener Universität 1869, bildete sieh
weiter als Chirurg aus, besonders als Reserve-Chirurg am Communehospital in
Kopenhagen, promovirte 1874, war ferner als praktischer Chirurg (am St. Josephs-
Bpital), wie als chirurgischer Privatdocent thätig und hat von 1884 die Leitung
der einen chirurgischen Abtheilung des Communespitals übernommen. Ausser seiner
Diss. ttber Hjpertrophia prostatae und einer gekrönten Preisschrift Aber die normale
Anatomie der Prostata (Nordiskt med. Arkiv, 1874), publicirte er in den Zeit-
schriften zahlreiche Aufsätze auf dem Gebiete der operativen Chirurgie (über
Excisionen von Mures articuli, ttber Lithotomie, besonders Sectio alta, ttber
Kniegelenkresectionen u. s. w.). Petersen
Ives, Ansei W. I., zu New York, war zu Woodbury, Connecticut, am
31. August 1787 geboren, machte seine Studien bei verschiedenen Aerzten,
beendigte dieselben bei Valentine Mott, graduirte 1815 beim College of Physi-
cians and Surgeons zu New York, widmete sich neben der Praxis dem unterrichte
von Schülern und lieferte zahlreiche Beiträge zu den medicinischen Journalen,
darunter am bekanntesten geworden: „An experimental inquiry in the chemical
properties and economical and medidnal virtues of the humulus lupulus or
common hop" (Thomson, Annais of Philos., XIII, 1821). Ergab mit Anmerkungen
und Zusätzen heraus: J. A. Paris, „Pharmacologia^ (1. Americ. edit.) und
J. Bahilton, „Observations on the^ use and abuse of mercurial prepara-
tions;etc.^ (New York 1822); femer: „A description of the epidemic influenza,
which prevailed in the northem and eastem states in the year 1815**, Auch
hatte er Antheil an der Pharmacopoia of the United States of America (Boston 1820).
Seine Journal-Aufsätze finden sich namentlich im American Journ. of the Med. Sc.
Er starb am 2. Februar 1838 an einem die heftigsten neuralgischen Schmerzen
verursachenden Beckentumor.
Amer. Journ. of the Med. Sc. XXII, 1838, pag. 257. — Oallisen, X, pag. 81,
XXIX, pag 196. G.
Iwanoff, Alexander I., Professor der Ophthalmologie an der Universität
Kiew, geboren 1836, studirte in Moskau bis zum Jahre 1859. Wegen eines
Brustleidens ging er nach Montpellier, woselbst er A. Pagenstecheb kennen
lernte, auf dessen Veranlassung er sich der Augenheilkunde widmete. Um sich
BiojO'' Lexikon III 23
354 . IWANOFF.
mit der mikroskopischen und pathologischen Anatomie genau bekannt zn machen,
suchte er darauf Heinbich Müller in Wttrzbnrg auf, unter dessen Anleitung &r
sich eifrig mit den genannten Capiteln beschäftigte. Praktische Augenheilkunde
studirte er zuerst in der ELlinik von Knapp in Heidelberg, darauf bei Pagen-
STECHEB in Wiesbaden und hauptsächlich in Wien bei AsiiT. 1867 kehrte er
nach 8t. Petersburg zurück, um daselbst den Doctorgrad der Medicin zu erwerben.
In den nächsten zwei Jahren hielt er sich auf Kosten der Krone im Auslande
auf, um. seine wissenschaftlichen Studien fortzusetzen, bis er im Jahre 1869 zum
Professor der Augenheilkunde in Kiew ernannt wurde. Durch wiederholte Blut-
stürze wurde er gezwungen, im Winter 1871 — 72 in einem wärmeren Klima zu
yerweilen, konnte darauf aber wieder nach Kiew zurückkehren. 1876 verliess er
seine Heimath von Neuem, da sein Leiden ihn zwang, die letzten Jahres seines
Lebens an der Riviera, meistens in Mentone und theilweise in Nizza, zuzubringen.
In Mentone beschäftigte er sich nicht nur wissenschaftlich, sondern war auch in
praktischer Hinsicht in ausgedehntem Maasse thätig, bis er seinem Lungenleiden am
15. October 1880 erlag. Seine Hauptverdienste beruhen auf Klarstellung der
pathologischen Anatomie des Auges. Seine herrorragendsten Arbeiten sind folgende :
„Zur Anatomie des Olaskörpera*^ (Zehender*s Klin. Monatsbl., 1864) — „üeber
die verschiedenen Entziindungs formen der Retina" (Ibid. 1864) — „Zur
Ablösung der Chorioidea" (v. Graefe's Archiv, XI) — n^^^ normalen und
pathohgischen Anatomie des Glaskörpers*^ (Ibid. XII) — ;, üeber Conjunctivitis
und Keratitis phlyctaenularis*^ (Zehendeb's Klin. Monatsbl., 1868) — „ üeber
Neuritis optica** (Ibid. 1868) — ;, üeber Chorioiditis disseminata** (Ibid. 1869) —
„Zur Pathologie der Retina** (v. Graefe's Arohiv, XII) — „Das Oedem der
Netzhaut** (Ibid. XV) — „Beiträge zur Aimtomie des CUiarmuskels** (Ibid. XV) —
„Beiträge zur Ablösung des Glaskörpers** (Ibid. XVII) — „Mikroskopische
Anatomie des üvealtractus und der Linse** (Handb. der ges. Augenheilk. von
Obaefb und Samisch, Bd. I, Cap. 3, 1874) — „Zur pathologischen Anatomie
des Trachoms" (Ber. der ophthalm. Gesellsch. für 1878).
Zehen de r's Klin. Monatsbl. für Angenheiik. XIX, pag. 218. ir««»*
** '^ .Horst mann.
J.
JaMonowski, Felix J., geboren zu Warschan am 12. Mai 1816, studirte
in Berlin (1833 — 37) und wurde dort 1837 mit der Dias. : „Nonnulla de scirrho
et cancro" proroovirt. Zuerst lebte er als praktischer Arzt in Wolhynien , seit
1841 zog er nach Warschau, wo er sich bald den Raf eines geschickten Chirurgen
und Augenarztes erwarb, 1846 wurde er Abtheilungsarzt des dortigen Kranken-
hauses zum Eandlein Jesus und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem am
20. October 1867 erfolgten Tode. Sein ganzes, 10.000 Silberrubel betragendcB
Vermögen vermachte er der Warschauer Unterstfltzungscasse itlr von Aerzten hinter-
lassene Witwen und Waisen. K & P
Jacckaeus, Gilbert J., zu Leyden, war etwa um 1585 in Aberdeen
(Schottland) geboren, studirte Anfangs in seiner Vaterstadt, später in Helmstädt^
Herbom und zuletzt in Leyden , wo er zum Professor der Beredtsamkeit und nach
seiner Promotion 1611 zum Professor der Physik ernannt wurde, in welcher
Stellung er 17 Jahre lang bis zu seinem 1628 erfolgten Tode verblieb. Er schrieb:
„Instüuti'nea medicae" (Leyden 1624; Ibid. 1631; Ibid. 1654), sowie „Inatüur
twnes physicae*' (Amsterdam 1644).
Biogr. m6d. V, pag. 335. — Poggendorff, I, pag. 1175. Pgl.
/Jaookinus, Lionardo J. , Arzt des 16. Jahrhunderts, stammte aus
Ampnrias in Catalonien. Nachdem er einige Zeit Lehrer der Medicin in Florenz
gewesen war, erhielt er einen Ruf an die Universität zu Pisa und war hier mit
so grossem Erfolge thätig, dass Cardanüs ihn für den grössten Arzt seiner Zeit
erklärte. J. war begeisterter Anhänger der Lehren Oalen's, dessen Schriften:
„De praecognüione" und: „De purgatione*^ er in's Lateinische Übersetzte (Lyon
1540; ibid. 1542) und Gegner der arabischen Medicin. Er verfasste noch:
„Adversus Avtcennam^ Meauen et vulgares medioos omnes tractaiua^ (Venedig
1533, 4.; Lyon 1540, 4.) — „De numero et entitate tndicationum liber*^
(Lyon 1537) — „Oratio apologetica, praecogntttonem ex medidna ut plurimum
certam esse, 8% nihil delinquatur" (Ibid. 1552) — „Opusoula elegantissima,
nempe: praecognoscendi methodus: de rutionali curandi arte; de acutorum
morbarum curatione^ (Basel 1563, 4.; ibid. 1567 ; ibid. 1589; Lyon 1622, 4.) —
„Commentaria eruditiaaima in nonum librum Rkazis de partium morbiff,
opera et indtistrla Hieronimi Donzellini emendata et perpolita** (Basel
1564, 4; Lyon 1577; ibid. 1622, 4.) — „Methodus curandarum fehrium^
(Pisa 1615, 4.; Basel 1625).
Biogr. m^d. V, pag. 335. Pgl.
356 JACCOÜD. — JACKSON.
*Jaccond» Sigismond J. , aus Oenf, geboren im November 1830,
studirte in Paris und gelangte 1860 zur Promotion. Er ist zur Zeit als Pro-
fessor der dortigen Facultät und Mitglied der Akademie der Medicin in Thfltig-
keit und hat folgende grössere Werke publicirt : ^ Clinique medicale^ (2 Bde.) —
„TraiU de pathologie interne^ (3 Bde.) — „CurabilttS et traüement die la
phthisie pulmonaire** (1 Bd.). — Unter seinen zahlreichen weniger umfangreiohen
Schriften seien hervorgehoben: „Des constitutiona paÜiogSniquea de V aUmminurie'*
(Th6se 1860) — „De Vhumorisme ancien compari h Vhumorisme moderne*^
(Thöse 1863\ Im Jahre 1862 gab er eine Uebersetzung von Oraves' Medici-
nischer Klinik (aus dem Englischen) heraus. Wernich.
Jackson, Robert J. , verdienter englischer Militärarzt, war 1750 zu
Stone Byers in Lanarkshire geboren, machte, nachdem er einen Winter in Edin-
burg studirt , eine Expedition nach Grönland mit und gewann dadurch die MitteU
einen zweiten Winter zu studiren und trat dann in die Armee ein. Nachdem er
auf einer Reise nach Jamaica von dem Schiffscapitän aus dessen Erfahrung Aber
die guten Wirkungen des kalten Bades beim Typhus unterrichtet worden war,
versuchte er dasselbe bei den ersten ihm vorkommenden Fällen, machte während
seines Aufenthaltes in Westindien 1774 — 78 auch noch anderweitige wichtige
Beobachtungen und Aufzeichnungen über jene Krankheit , namentlich die kritischen
Tage in .derselben und setzte jene während seines späteren Aufenthaltes in
Nord- Amerika, wo er den Krieg mitmachte, fort. Nach seiner Rtlokkehr von dort,
1782, nahm er seine medicinischen Studien wieder auf, bereiste einen grossen
TheH von Europa, besuchte Paris, wurde in Leyden Doctor, Hess sich in Stockton-
upon Tees als Arzt nieder, publicirte: „A treatise on the fevers of Jamaica^ nntk
observations on the tntermitting fevers of America; etc.*' (1791), trat 1793 wieder
in die Armee ein und ging mit den Trappen 1794 nach Flandern, später nach
St. Domingo, wo er als Chefarzt fungirte, studirte auf einer Reise durch die
Vereinigten Staaten das in Philadelphia und New York wüthende gelbe Fieber,
kehrte 1798 nach England zartick, erwarb sich auch daselbst grosse Verdienste
um die Hospitäler, gerieth aber mit seinen Vorgesetzten in Conflict und nahm
seinen Abschied. Er hatte 1798: „Outlines of the history and eure of fever,
endemtc and contagious . . . toith an explanatton of the princtples of milüary
dtscipline and economy , and a scheme of medical management of armies^
herausgegeben, in welchen er die von ihm in die britischen Militär-Hospitäler
eingeführte Kaltwasserbehandlung des Typhus näher beschrieb. Er publicirte
weiter: „Bemarks on the Constitution of the Medical Department of the British
Army , with a detail of hospüal management; etc." (1803) — „Systematic
view of the discipline, formation, and economy of armies** (1804; 2. ediL
u. d. T. : „A view of the formation, discipline, and economy of armies; etc.**
1824, 4.), Schriften, die, obgleich praktisch bedeutend, sich nicht durch Klarheit
und Eleganz der Schreibart auszeichnen. Dieselben Fehler haften seiner 1808
erschieneneu: „Exposition of the practice of affusing cold water on the sur-
fa4>e of the body , as a remedy for the eure of feoer; etc.** an^ in der er^
ebenso wie in früheren Schriften, Currie's Doctrinen in Betreff der Kaltwasser-
behandlung, wenn auch nicht eben glücklich, angriff. Nachdem er zur Bekämpftmg
des Typhus unter den britischen Truppen auf den westindischen Inseln 1811
dorthin gegangen und 1815 zurückgekehrt war, schrieb er 1817: „A sketch of
the history and eure of febrile diseases, more particularly as they appear in
the West Indies , among the soldiers of the British Army**, eine Zusammen-
fassung aller seiner Erfahrungen, und 1819: „A sketch of the history and eure
of contagious fever**. Nach einer Reise in den Orient, wo er die Pest vergeb-
lich kennen zu lernen suchte, und nach Beobachtungen, die er über Gelbfieber
in Cadiz gemacht hatte, publicirte er 1821: „Remarks on the epidemic ydlow
fever, which has appeared , at intervals, on the south coast of Spain, since
JACKSON. 957
the year 1800^, welche als sein bestes Werk angesefaeo werden. Nachdem er
1823 noch eine phantastische Schrift: „An outline of hints for the polüical
(yrganization and moral training of the human raee*^ herausgegeben hatte, starb
er zn Oarlisle am 6. April 1827 in dem Range eines Inspector of Military Hospitals.
Er hatte, wie ersichtÜch, sein ganzes Leben der Erforschung und Behandlung
zymotischer Erankheitei^ gewidmet , ausserdem aber auch wichtige Verbesserungen,
besonders Ersparungen im britischen Militftr-Hospitalwesen durch eine verstflndige
Beschränkung und Verftnderung der Hospital-Diftt eingeführt.
Thomas Bar« es in Transact. of the Provinc. Med. and Sarg. Association. Vol. III.
1835. pag. 405. G.
Jackson, Seguin Henry J., englischer Praktiker zu Ende des vorigün
und Anfang dieses Jahrhunderts, war Dr. med. der Universität zu Edinburg mit
der Diss. : „De phyawlogica et pathologica dentium eruptione^ seit 1778 und
prakticirte in London, wo er Arzt am Westminster-Krankenhause und St. Georges
Infirmary war. Er schrieb: t^A treattse on aympathy^ (London 1781) —
j,DermaiO'pothologia ; or, practical observations jrom some new thoughts on
the influence of the perspirable fluid in the production of animal heat. etc.*^
(Ibid. 1792, 8.) — „Cctutione to women respecting the State of pregnancy,
the progress of labour and delivery , etc,^ (Ibid. 1798) — „Observations on
the epidemic disease which lately prevailed at Oibraltar** (Ibid. 1806) —
„A Singular affection of respiration, unth appearances on dissection" (Med.
Comment, VI, 1778) — ;, The case of a patient whose stomach , on dissectiony
was faund to contain ttvo pistol bullets" (Ibid. IV).
Dict. bist. III, pag. 267. PgU
Jackson, Samuel J. , zu Philadelphia, Professor der theoretischen und
praktischen Medicin an der Universität von Pennsylvanien , wurde 1808 in Phila-
delphia Doctor mit der Diss.: „An essay on suspended animntion% verfasste
ausser einer grossen Zahl von „Introductory lectures", einigen „Addresses" und
„Annual disconrses" folgende Schriften: „An accovnt of the yellow or malignant
fever y as it occurred in the city of Thiladelphia in 1820^ (Philadelphia 1821);
zusammen mit Meios und RiCH. Harlan : ;, Report of the commission appointed
by the sanitary board of the city Councils , to Visit Canada, for the investi-
gation of epidemic cholera, etc," (Ibid. 1832) — „The principles of medicinCy
founded on the strvcture and functions of the animal organism** (Ibid. 1832).
Von kleineren Schriften sind anzufflhreu: „On the methods of acquiring know-
ledge** (1838) — „On the fundamental latüS of the organic molecular actions
of the animal organism, identical unth those of rational mechanics" (1856).
Dazu GedÄchtnissreden auf Isaac Paerish (1853), William E. Hornkr (1853),
Nathaniel Chapman (1854) und eine Reihe von Aufsätzen im Philad. Journ.
of Med. and Phys. Sc. (von 1821 an), im North American Med. and Surg. Journ.
(1826), American Journ. of the Med. Sc, von dessen Beginn (1827) an über
verschiedene Gegenstände aus der praktischen Medicin.
Oallisen, IX, pag. 34o; XXIX, pag. 117. ö.
Jackson, James J., zu Boston, Professor der theoretischen und praktischen
Medicin an der Harward Universität, Arzt am Massachusetts General Hosp., wurde
1809 Doctor mit der Diss.: „Remarks on the Brunonian system", publicirte
1815 eine Lobrede auf John Warren, 1816 einen „Syllabus" der von ihm im
Massachusetts Medical College gehaltenen Vorlesungen und 1825 ein: „Text-book
of a course of lectures on the theory and practice of physic; etc.^, gab heraus:
„A memair of James Jackson, jr,^ M, D,, unth extracts from his letters
to his fttther; and medtcal cases collected by him" (Boston 1835) — „Report
founded on the cases of typhoid fever, or the common continued fever of
New England, which occurred in de Massachusetts General Hospital, from
358 JAGKSEN.
the opentng of thcU institutton , in Sept. 1821 , to the end of 1836 ; etc.^
(Ebenda 1838) — „Lettera to a young phyaidan just entered upon practice'^
(4* edit. 1856) — „Another letter to a young physician. To vohich are appended
some other medtcal papers*^ (1861) — y^Memoir on the last sickness of General
Washington and its treatment by the attendant physicians*' (1860). Er war
Mitarbeiter an der American Cyclop. of Med. and Surg. und schrieb zu der
Uebersetzung von P. C. A. Louis* „Researches on the effect» of bloodletting ete.*^
durch C. 0. Pdtsnam (Boston 1836) eine Vorrede und einen Anhang.
Callisen, IX, pag. 345; XXIX, pag. 116. 6.
Jackson, Charles T. J., in Boston, der eigentliche Eotdecker der
anästhesirenden Wirkung des Schwefeläthers, war zu Plymouth am 21. Juni 1805
geboren, studirte Medicin in Boston, war von 1827-29 mit Francis Alger bei
der geologischen Aufnahme von Nova Scotia beschäftigt, studirte von 1829-32
in Europa Geologie und Medicin, wurde Dr. med., war Chemiker und Mfinzmeister,
seit 1833 Arzt zu Boston, 1836 Geologe von Maine, hatte 1837 eine Controverse
mit Professor Morse in Betreff der Entdeckung des elektrischen Telegraphea,
auf welche er einige Ansprüche erhob, war von 1839 an Geologe in verschiedenen
Staaten. Angeregt durch die Arbeiten Hümphey Davy*s, machte er bereits vor
dem Winter 1841/42 an sich selbst mit einem Gemisch von Schwefeläther und
atmosphärischer Luft Versuche, die aber erst eine praktische Bedeutung fünf Jahre
später erlangten, als der Zahnarzt William Morton am 1. September auf die
Empfehlung J.'s von dem Verfahren bei einer Zahnoperation Gebrauch machte.
Am 17. October 1846 wendete Warben die Aetherisation zuerst bei einer grösseren
Operation, der Exstirpation einer Geschwulst am Halse, an, am 13. November d. J.
machte J. durch seinen Freund Elib de Beauhont der Akademie der Wissenschaften
iu Paris von den in Amerika damit gemachten günstigen Beobachtungen eine Mit-
tbciluug, jedoch entstand zwischen ihm und Morton ein unerquicklicher Prioritäts-
streit. J. schrieb später: „A manual of etherization : containing directions for
the employment of ether, chloroform and other anaesthetic agents, by inhalation,
.... comprising, also, a brief history of the discovery of anaesthesia^ (Boston
1H61). Er starb zu Somerville, Mass., im August 1880.
New York Medical Record. XVIII. 1880, pag. :^04. — Kappeier, Anaesthetic*
Denlsihe Chirurgie von Billroth und Lücke, Lfg. 20) pag- 6- G.
* Jackson, Abraham Reeves J. , zu Chicago, geboren am 17. Juni
1827 zu Philadelphia, studirte in seiner Vaterstadt Medicin und wurde hier 1848
Dr. med. Nachdem er in verschiedenen kleineren Städten, auch vorübergehend
als Militärwund-, wie als Schiffsarzt prakticirt hatte, liess er sich 1870 in Chicago
nieder und bewirkte hier die Gründung eines ausschliesslich gynäkologischen
Zwecken dienenden Krankenhauses, dessen dirigirender Operateur er seit 1877
ist. Im Winter 1872 hielt er auch Vorlesungen über Gynäkologie am Rush Med.
College. Er ist seit 1874 Herausgeber des Chicago Medical Register und hat
Folgendes in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht: „Successful removal of
lioth ovaries" — ;, Uterine fibroid of posterior wall successfully removed" —
„Fibrous tumor of bladder successfully removed" — „Non-ovarian menstrua-
tion*^ — ;, Vesico- vaginal ßstula with cases^ — „Retroversion of the unimpreg-
nated wcmb" — ;, Unsuccessful attempt to remove ßbrous tumor of anterior
wall of Uterus*' — „On the treatment of fibrous tum ors of the Uterus by hypo-
dermic injection of ergotine** — „Remarks on intrauterine polypi" — yfThe
Ovulation - theory of menstruation, will it stand f*
Atkinson, pag. 20. Pgl-
* Jackson , JohnHughlingsJ. , Augen- und Nervenarzt in London,
geboren den 4. April 1834 in York, besuchte die dortige medicinische Schule
rufl dns St. Bartliolom. Hosp. in London, wurde 1868 zum Assistant Physician
JACKSON — JACOB. 369
und 1874 zum Physician am London Hospital ernannt. Er ist Fellow des Royal
College of Physicians in London seit 1868, in welchem Jahre er bei demselben
auch die Gonlstonian Leeturee hielt , und Doctor der Medicin der Universität zu
St. Andrews^ 1860. Seine Arbeiten betreffen in erster Linie die Beziehungen der
Krankheiten des nervösen Apparates zu denen des Auges, darunter sechs Aufsätze :
„Defects of sight in brain düease*' — „Opkthalmoscopic examination during
sleep" — „Epileptiform amaurosis^j sämmtlich in den Ophthalmie Hosp. Reports;
femer in den London Hosp. Reports, Vol. I: „Lose of speech, taith hemtplegia
of the right side*' ; in RETNOLD'd System of Med., 2. edit., Vol. II die Ajrtikel:
„Convulsion'' und „Apoplexy** ; ausserdem: „Disease of both lobes of the cere-
heüum^ (Medic. Mirror, 1869) — ^ Diseases of nervous System from inherited
Syphilis" (Transact. of the St. Andrews Med. Orad. Assoc.) — „A study of con-
vulsions** (Ibid.) ; sodann in den West Riding Lunat. Asyl. Reports, Vol. Ul, IV, V. :
yfOn the localization ofmovements in the cerebral hemispheres** — „On the investi-
gation of epilepsies** — „On a case of recovery from optic neuritis** — „On
temporary mental disorders öfter epileptic paroxysms*^ — „ Syphilitic afectlons
of the nervous System** (Journ. of Ment. Sc, 1875) — »Eye Symptoms in
locomotor ataxy and in optic neurUis** (Transact. of the Ophthalm. Soc, Vol. I) —
„Epileptiform convulsions from cerebral disease** (Transact. of the Internat.
Med. Congress, 1881) u. s. w.
Medical Directory Horstmann.
Jackson, John Davis J., amerikanischer Arzt, war am 12. December
1834 in Danville, Ey. , geboren und studirte von 1854 auf der Universität in
LouiBville und bei der medicinischen Facultät in Pennsylvania, wo er 1857 mit
der These: „Vis conservatrix et medicatrix vtzturae** promovirt wurde. Er
begann darauf in seiner Vaterstadt zu prakticiren, machte den amerikanischen
Bürgerkrieg als Surgeon in der Armee mit, kehrte dann nach Danville zurück
und nahm daselbst seine Praxis, wie seine wissenschaftlichen Arbeiten wieder mit
Eifer auf, machte 1869/70 noch weitere Studien in New York, bereiste 1872
Europa und übersetzte nach seiner Rückkehr in die Heimath Farab£Uf's:
„Manual on the ligation of arteries** (Philadelphia 1874). In Folge einer
Infection bei einer Section starb er nach längerem Leiden am 8. December 1875.
Von seinen Arbeiten sind anzuführen : „Rhigolene** (Western Journ. of Med., 1866) —
„Trichiniasis** (Amer. Journ. of the Med. Sc, 1867) — „Epistaxis^ (Western
Journ. of Med.) — „ The inoculabüity and transmissibility of tuberculosis**
(Transact. of Kentucky State Med. Soc. , 1868) — „A case of Varicella wüh
some commentaries on the identity of Varicella and Variola** (Richmond and
Louisville Med. Journ., VII, 1869) — „Gunshot wound of bladder and rectum,
recovery of patient under remarkable circumstances** (Amer. Journ. of the Med.
Sciences, 1869) — „The black arts in medicine** (Cincinnati 1870) — „Loose
cartilages in the knee-joint and the Operation for their removal, with a case**
(Cincinnati Lancet and Observer, 1871, Vol. XIV) — „Agoraphobia** (Clinic,
Cincinnati 1872) — „Critique on Lister's germ theory, and the use of car-
bolic acid as an antiseptic in surgery*" (Richmond and Louisville Med. Journ.
1872, Vol. XIII) — „ Biographical sketch of Ep hraim Mc Dowell**
(Ibid. 1873) — ^Tracheotomy in diphtheria and croup with two cases** (Ibid.
1874, Vol. XVII).
Toner & Mar ty, A biogr. sketch. 1876; Transact. of the Amer. Med. Assoc.
Vol. XXIX, 1878. pag. 676. Pgl
Jacob, Arthur J. , zu Dubliu , berühmter Anatom und Augenarzt, war
am 13. Juni 1790 zu Knookfin bei Maryborough, Queen's County, Irland, als
Enkel, Sohn und Bruder von Chirurgen geboren, wurde 1807 ein Schüler von
Abraham Collks im Steevens' Hosp. zu Dublin und erlangte 1814 in Edinburg
mit der Diss. : „De aneurysmate** den Doctorgrad. Er setzte seine Studien in
300 JACOB.
London unter Astley Coopeb und Brodib, sowie in Paris fort, kehrte dann nach
Dublin zurück, wurde Prosector bei Macabtnet , dem damaligen Professor der
Anatomie und begann in dieser Stellung seine anatomischen Untersuchungen, die
er bis zu seiner letzten Lebenszeit fortgesetzt hat. Er trat darauf in Verbindung
mit Gbavbs, Mabsh, CüSACE und Habt and gründete mit ihnen die Park Street
School, die, obgleich sie nur wenige Jahre Bestand hatte, doch einen guten Namen
hinterliess. Er wurde darauf 1826 von dem irischen Royal College of^Surgoons
zum Professor der Anatomie und Physiologie erwählt, in welcher Stellung er eine
grosse Zahl von Schülern anzog und bis 1869 bei jenem Institut einer der haupt-
sächlichsten Leiter , sowohl bei dessen Unterrichtszwecken , wie als OouneiUcr
und dreimaliger Präsident bei dessen Verwaltung war. Seine anatomischen Arbeiten
waren vorzugsweise dem Auge gewidmet. Die erste derselben: „An account of
a membrane in the eye novo first described^ (Philos. Transact., 1819) beschrieb
näher die von Abnold später als Stratum cinereum pigmenti s. Membrana Jacobi be-
zeichnete Pigmentlamelle der Iris; es folgten: „Inquiries reapecting the anatomy
of the eye** (London Med.-Chir. Transact. XII, 1823), bald aber auch Arbeiten
auf dem Gebiete der praktischen Augenheilkunde, wie: „On the form, construction
and use of a cotaract neecUe of a particular descrtption" (Dublin Hosp. Reports,
1827), sowie andere: „Observations reapecting an tdcer of apeculiar charader^
(Ibid.) — „Account of a remarkable production reaembling a tail, wkich toaa
attached to the end of the vertebral column of a man** (Ibid.). Von seinen
Hauptarbeiten auf dem Gebiete der Ophthalmologie ist noch zu erwähnen eine
solche fiber Augenentzündungen nach inneren Erkrankungen (Transact. of the
College of Physic. in Ireland, 1828), über Homhautflecke ^ach Anwendung von
salpetersaurem Silber oder essigsaurem Blei (Dublin Hosp. Reports, 1830), ge-
sammelte Beiträge zur Augenheilkunde (London Med. Gaz., 1831), über Thränen-
fistel (Dublin Joum. of Med. Sc, 1836), über Lähmung der Augenmuskeln (Dublin
Med. Press, 1841), ferner: „A treatiae on the infiammation of the eyeball**
(Dublin 1849). Ausserdem liegen von ihm vor: „Firat lecture of the courae
on comparative anatomy, delivered in the theatre of the R, G. S. in Ireland^
(Dublin 1833) — „Eaaaya, anatomical, zoohgical and miacellaneoua, Reprint ed"
(1839), ferner Aufsätze von ihm in der Cyclopedia of Anatomy und in der Cyclop.
of Pract. Med. , im Dublin Phil. Joum. , Dublin Joum. of Med. and Chem. Sc.
und in der Dublin Medical Press, deren Begründer (1838) zusammen mit Maunsell,
vieljähriger Eigen thümer und Herausgeber er war. 1832 hatte er, in Verbindung
mit Ch. Benson, Rob. Habbison, James Apjohn, Thom. E. Bkatty und Houston,
das City of Dublin Hosp. gegründet , wobei er die Haupttriebfeder gewesen war.
Später gründete er, zusammen mit Eingsley, Cabmtchael und anderen philan-
thropischen Aerzten die Royal Medical Benevolent Fund Society of Ireland und
mit Denselben auch die Irish Medical Association. Erst wenige Jahre vor seinem
im Alter von 85 Jahren am 21. September 1874, zu Barrow-in-Pumess, dem
Wohnsitze seines Sohnes, erfolgten Tode hatte J., der eine der glänzendsten und
verebrtesten Erscheinungen der irischen Schule darstellt, aus der Praxis sich zurück-
gezogen , bis dabin praktisch und wissenschaftlich rastlos thätig.
British Medical Jonraal. 1874, H, pag. 511. — Med. Times and Gaz. 1874, II,
pag. 405. — Callisen, IX, pag. 349; XXIX, pag. 117. — Catalogue of ScientiÜc Papere.
ni, pag. 510. Gurlt.
* Jacob, Archibald Hamilton J., zu Dublin, seit 1R62 Doctor, war
Chefchirurg der Dublin Eye and Ear Infirmary und Ophthalmie Surgeon des City
of Dublin Hosp. Er ist zur Zeit Mitglied des Council des R. C. S. Irel., Präsident
der Irisch Medical Association, Fellow und Mitglied des Council der irischen
Academy of Medicine, Augen- und Ohrenarzt des House of Industry Hosp., Pro-
fessor der Ophthalmologie am R. C. S. Irel. Er ist der Hauptherausgeber und
Eigenthümer der „Medical Preaa and Gircular** und hat darin u. A. folgende
Beiträge geliefert: „On Ophthalmie aurgery" — „Comparative atatiatica of
JACOB. — JACOBI. 361
various methoda of caiaract extraction** — „Anatomy and phyaiological
functions of tke crystalline lens** und andere- Anfsfttze ttber ophthalmologisohe
Gegenstände.
Medical Directory. Red.
Jacobaens, Ol ige ms, s. Jacobsen, Holgeb.
Jaoobi, Karl Wigand Maximilian J., jüngster Sohn des bekannten
Philosophen Friedrieh Heinrieh J. , war zu Düsseldorf am 10. April 1775
geboren, studirte von 1793 an in Jena, wo er mit GtOETHE bekannt wurde, der
ihn häufig zu sich zog und mit ihm seine anatomischen Studien aufzufrischen suchte,
ging 1795 nach Oöttingen und bald darauf nach Edinburg, um, wie es scheint,
den Brownianismus mit an der Quelle zu studiren. 1797 wurde er in Erfurt Dr. med.
nnd Iless sich dann in Aachen als Arzt nieder, verzog aber in Folge der inzwischen
eingetretenen Franzosenherrschaft 1801 nach Eutin. Der Wunsch, sich noch
mehr in der Chirurgie auszubilden, veranlasste ihn, noch einmal nach England zu
gehen ; er hielt sich l^s J&hre in London auf, siedelte 1805 nach München über
und trat in den königlich bayerischen Staatsdienst, in welchem er die Stelle eines
Obermedicinalrathes erhielt. Allein schon 1812 legte er dieselbe, der durch
sie bedingten, vorzugsweise bureaukratischen Thätigkeit müde, nieder, wurde
Oberarzt des St. Johannes Hospitals in dem damals zu Bayern gehörigen Salzburg
und blieb daselbst bis 1816. Dann, vom Glück wieder in seine Heimath geführt,
zog er nach Düsseldorf, wo er zum Reg.- und Med.-Rath ernannt worden war.
Kaum 4 Jahre später wurde er mit der Einrichtung der Irren-Anstalt Siegburg
betraut, wodurch er, bereits 45 Jahre alt, der Psychiatrie entgegengeführt wurde,
in welcher er in kurzer Zeit eine Berühmtheit ersten Ranges werden sollte. Was
f)ir Frankreich Esqfjrol, wurde für Deutschland J. Er kann geradezu als der
deutsche Esqüirol bezeichnet werden, und wenn das nicht in dem Umfange und
der Allgemeinheit geschieht, wie er es verdient, so liegt das weniger an ihm,
als an der Sucht, der Deutschen , das Ausland und die ausländische Art zu be-
wundem und die eigene Heimath und das eigene heimische Wesen mit blasirten
Augen anzusehen. Uebrigens wurde J. doch ein reiches Maass von Anerkennung
zu Theil. Seine Schöpfung Siegburg wurde gewissermassen die hohe Schule für
die ganze jüngere Generation der damaligen Psychiater Deutschlands und von
allen Ecken und Enden des weiten Vaterlandes strömten Wissensdurstige ihm zu,
um an ihr zu hören und zu lernen. Ihrem Schöpfer selbst wurden ausserdem
alle möglichen Ehren zu Theil, darunter die Ernennung zum Geh. Ob.-Med.-Rath
u. 8. w. Frisch bis in sein hohes Alter, starb er am 18. Mai 1858 an den Folgen
einer Gesichtsrose, mehr als Sdjährig. — J. stand als Psychiater durchaus auf
dem Boden der Thatsachen; aber nicht diese an und für sich genügten ihm,
sondern nur in ihrem Zusammenhange, als Ausdruck des Wirkens einer höheren,
einigenden Kraft hatten sie Werth für ihn. Dabei war und blieb «er Sensualist,
Realist, vielleicht sogar Materialist. Die psychischen Erscheinungen waren ihm
nur Aeusserungen körperlicher Vorgänge, die psychischen Störungen daher auch
solche körperliche Störungen und damit S3auptome körperlicher Krankheiten. Von
Geistesstörungen, Geisteskrankheiten als solchen will er deshalb nichts wissen.
Er nennt daher dieselben auch schlechtweg mit Geistes- resp. Seelenstörungen
verbundene ELrankheiten überhaupt. Dieselben sollen nun bald in diesem, bald
in jenem einzelnen Organe oder Organencomplexe des Gesammtorganismus ihren
Sitz haben ^ ohne dass das Gehirn als Seelenorgan gerade immer wesentlich
betheiligt sei ; es kann das sein , aber es kann auch sein , dass die jeweilige
Gehimerkrankung als angeblicher Grund der bezüglichen Geisteskrankheit von
ganz untergeordneter Bedeutung ist, eine Ansicht, welche die Erfahrungen der
Neuzeit mehr und mehr bestätigen zu wollen scheinen. Indem sich J. in diesen
Ansichten mit seinem Freunde, dem bekannten Kliniker NASSß begegnete, wurde
er im Vereine mit diesem Stifter der sogenannten somatischen Schule in der
362 JACOBI.
Psychiatrie, welche durch eine lange Zeit, wenigstens in Deutschland, in BIflthe
stand und auch jetzt wieder, nachdem sie eine Zeit lang unter Einfluss mehr
mystischer Gemttther und solcher, die arm am Geiste sind, zurückgedrängt war,
zu neuer reicher Blttthe sich entfaltet hat. Die schriftstellerische Thätigkeit J.*8
ist für sein langes Leben nicht gerade reich gewesen. Das Wort, sowohl das
lebendige, wie auch das schriftlich abzugebende, stand ihm nicht gerade reich zu
Gebote. Er hatte mit dem Ausdruck zu ringen und äusserte sich darum nur
mühsam und schwerfällig. Das ist wohl auch die Ursache, warum seine Werke
nicht den Erfolg gehabt haben, den sie verdienen und bloss mehr besproehen als
gelesen wurden. Von ihnen verdienen aber besonders hervorgehoben zu werden;
„Beobachtungen über die Pathologie und Therapie der mit Irrsein verbundenen
Krankheiten** (1830) — ;, Ueber Anlegung von Irrenheilanstalten, mit ausführ-
licher Darstellung der Irrenheilanstalt Siegburg" (1834) — „Annalen der
Irrenheilanstalt Siegburg" (1837) — „Die Hauptformen der Seelenstörungen
in ihren Beziehungen zur Heilkunde" (1844), Hauptwerk, auf drei Bände be-
rechnet, aber nur in einem, die Tobsucht, fertig geworden — „Nachrichten über
einige öffentliche Irrenanstalten in England" (Jacobi's und Nasse's Zeitschr.) —
der Artikel: „Irrenanstalt" in Rudolf Wagneb*^ Wörterbuch, Bd. XIX —
„Natur- und Oeistesleben ^ der Sinnesorganismus in seinen Beziehungen zur
Weltstellung de-i Menschen" (1851).
Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie. Bd. XV, pag. 452; Bd XXVIII, 1872 pag 415.
Arndt.
*Jacobi, Abraham J., in New York, geboren am 6. Mai 1830 in
Hartum bei Minden (in Westfalen), studirte seit 1847 Medicin auf den Universi-
täten Greifswald, Göttingen und Bonn, und wurde an letzterer 1851 Dr. med. mit
der „Diss. de vita rerum naturalium". Nachdem er zwei Jahre, von 1851 — 53,
aus politischen Gründen im Gefängniss zugebracht hatte, verliess er Deutschland,
ging nach Manchester und von da nach New York. Hier war er von 1861 — 64
Professor der Kinderheilkunde am New York Med. College, von 1865 — 70 am
University Med. College und seit 1870 bekleidet er den Lehrstuhl ftir Pftdiatrik
am Coli, of Phys. and Surg. und ist Arzt an verschiedenen Hospitälern. Er ver-
öffentlichte u. A. : „Contributions to the pathology and therap*utics of croup"
(Amer. Joum. of Obstetr. , 1868) — „Some unknown cases of constipation"
(Ibid. 1869) — „On congenital sarcoma" (Ibid. 1869) — „On the devetope"
ment of the infant brain" (Ibid.) — „Contributions to the pathology an thera-
peutics of diphtheria" (Ibid. 1875) — „On masturbation and hysteria in young
children" (Ibid. 1876) — »The influence of menstruation on pregnancy and
medicines on lactation" (Ibid. 1877) — „On diphtheria" (Amer. Med. Times,
1860) — „Dentition and its derangements" (New York 1862) — „Report an
infantile pathology and therapeutics" (Amer. Med. Monthly, 1862) — „Clinic
on diseases of children in the New York Med. Coli," (Ibid. 1861 u. 62) —
„ Concerning the neglected causes of infant mortality in the cfty of New York"
(New York Med. Rec, 1868) — „Antiphlogistic treatment of diseases of children'^
(Ibid. 1870) — „On foundlings and foundling institutions** (Ibid. 1872) —
„On acute rheumatism in infancy and childhood" (in E. C. Skgüin's Series of
clinical lectures, Vol. I) — „ Biographical sketch of Ernst Krackowizer"
(1875) — fjThe raising and education of abandoned children in Europe"
(New York 1870) — „Gastrotomy in stncture of Oesophagus" (New York Med.
Joum., 1874) — „Invaginatiim of the colon descendens in an infant" (New
York Journ. ofMed., 1858) — „On the etiological and prognostic importance
of the premature closure of the fontanels and sutures of the cranium" (Ibid.
1858) — „Reports on the progress of infantile pathology and therapeutics^
(Ibid. 1858; 1860) — „Infant diet" (New York 1874; 2. Aufl. 1875) mit
E. NOEGGEBATH : ^Contributions to midwifery and diseases of vxmien and
children etc." (1859). Ferner ist J. Verfasser mehrerer Abhandlungen in dem
JAGOBI. ~ JACOBSEN. 363
grossen „Handbuch der Kinderkrankeiten'^ von Gerhabdt, so: „lieber Pßege und
Ernährung des Kindes*' — „Diphtherie" — „Dysenterie*' u. s. w.
Atkinson, pag. 503. Pgl.
*Ja€Obi, Joseph J. , aus Elbing, geboren am 25. Januar 1840, zu
Berlin und Königsberg medicinisch ausgebildet, wurde 1862 promovirt. Als
praktischer Arzt in Breslau seit 1863, als dortiger Bezirksphysicus seit 1874,
als Privatdocent für Staatsarzneikunde seit 1879 thätig, hat er an grösseren
Arbeiten publicirt : „ Veber die ÄufnaJime der Silberpräparate in den Organis-
mus*' (Archiv f. exper. Path. u. Pharmac, Bd. Vlll) und „Beiträge zur medicini'
sehen Klimatologie und Statistik van Breslau*' (Breslau 1879). Wem ich
Jacobi, s. a. Jacoby.
Jacobs, Jean-Bernard J. , zu Loewen, war in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts in Flandern geboren und starb 1791. Er machte sich einen
Kamen in der Geburtshilfe, die er zuerst in Gent, später als königlicher Professor
der Chirurgie an der Universität Loewen lehrte, und veröffentlichte eine grosse
Henge von Werken in vlämischer Sprache, namentlich einen : „ Kortbandig ander-
wys aengaende de Vroed/cunde** (Gent 1772) — „Nieuwe wyse am de been-
breuken ende ontledingen te behandeln** (Ibid. 1772) — „ Vroedkundige Oeffen-
school*' (Ibid. 1782, 4.; franz. üebers. 1785, 4. ; deutsche üebers. von J.D. Busch,
Marburg 1787; 1797), zu seiner Zeit das vollständigste Handbuch der Geburts-
hilfe, das lange Zeit in Belgien ein classisches blieb. J. war auch einer der
Ersten, der geburtshilfliche Operationen am Phantom üben liess.
van den Corput.
Jacobs, Jean-Corneille J. , zu Brttssel, war am 5. November 1759
zu Mecheln geboren, erwarb die Erlaubniss zur Praxis auf der Universität Loewen,
liess sich 1781 in Brüssel nieder, wo er sich zunächst bei der Bekämpfung einer
Rahr-Epidemie hervorthat und darüber einen: y^Tractatus politico - medicus de
dysenteria** (1784 ; französisch u. d. T.: „ Traitd de la dysentirie en g^n^ral; . . .
Nouv. 4dit. trad. du latin, corrigie et refondue totahment** Brüssel, An VIII,
1800), eine der besten Monographien jener Zeit, schrieb. Während der unglück-
lichen Jahre, während welcher sich Belgien unter dem Joche der französischen
Republik befand, war er einer der Gründer der in Brüssel entstandenen Gesell-
schaft für Medicin, Chirurgie und Pharmacie, welche unter dem Titel ;,Aegro-
tantibus" viel zur Förderung der Medicin beitrug und deren Vorsitzender er
mehrere Jahre lang war. Es sind ihm noch folgende Schriften zu danken': „De
certitadine in mediana, methodoque eam in hac acguirendi** und eine Wider-
legung des BROWN'schen Systems: „Le solidisme icrouU pnr sa faiblesse , ou
rifutation du nouveau systhne de mSdecine de Brown** (Brüssel, An X, 1802) —
„Traitd du scorbut en gdndral** (Ibid.) — nBiga disaertatiunum de morbis
epidemicis, quorum alius prope Valencinas anno 1803, alius prope Bruxellas
regnavit anno 1806** (Paris 1807) — „DSmonstration de Videntitd du virus
de la v&ole et de la gonorrhde^ (Brüssel 1811) u. s. w. Er war einer der
eifrigsten Verbreiter der Vaccination, die er zuerst in Brüssel eingeführt hat.
Hochgeehrt, starb er im Jahre 1826. . ^an den Corput.
Jacobsen, Holger J. (Oligerus Jacob.vrus), war als Sohn eines Bischofs
und einer Tochter von Thomas Bartholin zu Aarhüs 1650 geboren. Nachdem
er Anfnngs Theologie studirt hatte, wandte er sich der Medicin zu, studirte einige
Zeit in Leyden, kam nach Kopenhagen zurück, gleichzeitig mit der Anstellung
NiFLS Steenskn's (Kicolaus Stenonis) als königl. Anatomen, wurde ein
eifriger und begeisterter Schüler dieses genialen Gelehrten und arbeitete unter
seiner Anleitung in Domus anatomica Hafniensis, bis Sternsen sich in 74 von dem
Lehrstuhle der Anatomie zurückzog. Aus dieser Zeit liegt ein interessantes, noch
ungedrucktes, mit Abbildungen versehenes Manuscript J.'s vor (in der Hand-
364 JACOBSEN. ~ JACOBSON.
sohriftsammlüng der grossen königl. Bibliothek zu Kopenhagen) : „Sectiones ana-
tomicae puhlicae et privatae prosectoris incomparahilis N. Stenonii". Im Jahre
1674 ging er wieder nach dem Auslände und hielt sieh lange Zeit in Florenz bei
seinem lieben Lehrer Stebnsen und bei Redi auf, fortwährend mit anatomischen
Thieruntersuchungen beschäftigt. In Paris publicirte er 1676 : „Observatianes de
ranis et lacertis^. 1679 war er wieder in Holland, wo er in Leyden promoTirt
wurde. Schon sehr früh (1674) erhielt er, als ein Mitglied der an der Kopen-
hagener Universität allmächtigen BARTHOLiN'schen Familie, eine Professur, zuerst in
der Geographie. Die Anatomie lehrte er von 1686 bis 1691, als er, wie so viele
hervorragende Kopenhagener Professoren, Assessor des höchsten Gerichtes wurde.
Eine besondere Berühmtheit, auch in der vornehmen Welt, erwarb er sich durch
sein grosses illustrirtes Praohtwerk: „Museum regium seu Gatalogus verum tarn
ncUuralium quam artißcialium, quae in basilica bibltothecae augustüsimi Daniae
Norvegiaeqve Monarchae Frederici Quarti Hauniae asservantur^ (1696), an
dessen Ausarbeitung übrigens sein bescheidener Hauslehrer, ein junger Gelehrter,
Johann Halltno, einen sehr wesentlichen Antheil gehabt haben soll.
Ingerslev, II, pag. 24 — 27. Petersen.
Jacobson y Ludvig Levin J. , war am 10. Januar 1783 zu Kopen-
hagen geborcD, absolvirte 1804 das chirurgische Examen, wurde darnach Reserve-
Chirurg und Lector chemiae an der Akademie, vertiefte sich früh in comparativ-
anatomische Untersuchungen und entdeckte schon 1809 das Jacobson*sche
Organ in der Nasenhöhle der Säugethiere, eine Entdeckung, die bald durch
CüViEB allgemein bekannt und anerkannt warde (Annales du mus. d'hist. nat,
T. XVIII), die sich übrigens der alten Entdeckung des Nasencanals Steno's anschloss.
Von 1811 — 13 studirte er im Auslande, besonders in Paris bei seinem Gönner
CuviEB. Hier publicirte er (in Nouveau bull, des sciences) mehrere anatomische
Beobachtungen über die grosse Nasaldrüse (Glandula nasalis lateralis Stenonis) bei
vielen Vögeln, über die gewundenen röhrenförmigen Gänge der Oberkiefer der
Haien und Rochen, Untersnehungen, die als eine Fortsetzung der alten Entdeckungen
Steno's betrachtet werden müssen. Femer Beobachtungen über ein eigen thüm-
liches Verbältniss des Venensystems bei den drei niedrigeren Classen der Wirbel-
thiere (ausführliche Darstellung in „De syatemate venoso peculiari" , Hafniae 1821,
in Isis, 1822, Journal de physique, 1821 u. s. w.). Auch gab er schon in Paris
(1813) die erste MittheiluDg seiner Entdeckung des Nervus Jacobsonii,
später«» (1818) in seiner Abhandlung „Supplementa ad otoitriam" beschrieben
(Nova acta soc. med. Hafn., Vol. I, Meckel's Archiv, 1818 u. s. w.). In seinem
späteren Leben als vielbeschäftigter Arzt in Kopenhagen betrieb er fortwährend,
mit immer ungeschwächter Energie und Unermüdlichkeit, seine wissenschaftlichen
Untersuchungen, die nicht allein die eigentliche comparative Anatomie (Unter-
suchungen über Thymus, die Nebennieren, das Lymphgefässsystem bei verschiedenen
Thieren u. s. w.), sondern auch die Physiologie (über den Blutdruck der Venen),
die Chemie (über die Anwendung der Chromsäure), die thierischen Parasiten und
die Embryologie umfassten. Unter seinen embryologischen Untersuchungen verdienen
die über die Hamabsonderung beim Fötus, über die WOLFF'schen (OKEN'schen)
Körper und über das Primordialcranium hervorgehoben zu werden. Dieselben sind
sowohl in den Verhandlangen der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften , als
in Uebersetzungen (zum Theil in Zeitschriften, Meceel's Archiv, Isis, Journal de
physique u. s. w.) publicirt worden. Der eifrige theoretische Forscher versäumte
jedoch auch nicht die praktische Seite seines Faches. Schon während seines Auf-
enthaltes bei CuviEB studirte er mit gleichem Eifer die praktische Medicin und
namentlich die Chirurgie, und ein specielles Interesse für die Militärchirurgie be-
wirkte, dass er von Paris zu den französischen Armeen in Deutschland, ku
Larrey und Desgenettes, sich begab und hier, an einem Leipziger Lazareth
fungirend, vom gefährlichen Lazarethfieber ergriffen wurde. Von den Franzosen
JAGOfiSON. 365
nach 4er Schlacht bei Leipzig verlasseii nnd von den Kosaken auBg^Itindert,
wurde er durch die sorgjfältige Pflege Schwäorighen's vom Tode errettßt. Nach
seiner Genesung wurde er auf die Empfehlung Schwägrichbn's und 8ti£GLITZ*s
bis an's Ende des Feldzuges Oberstabsarzt bei der englisch-hannoverischen Legion.
Sein reges chirurgisches Interesse verliess ihn nie, und er hat auch in dieser Be-
ziehung einen ehrenvoUen Namen erworben, namentlich als Erfinder des bekannten
Blasenlithotriptors. Seine „Methodus lithoclastica*^ , die er in den Verhandlungen der
dänischen Gesellschaft der Wissenschaften 1828, im Magazin von Gbbson und Julius
1830 beschrieben hat, wurde vielfach angewendet und verschaffte ihm auch —
zusammen mit Lbbot d'£tiolles — einen MONTHTON'schen Preis. Mitten unter
seinem eifrigen und umfassenden Wirken wurde er am 29. August 1643 vom
Typhus hinweggeraflü;.
SmidtQsdC. BUdt, pag. 44. — D. F. Eschricht in Vidensk. Selsk. Förh. 1844.
Fe terseu.
Jacobson, Vater und zwei Söhne. — Der Vater, Ludwig J., zu Königs-
berg i. Pr., wurde hier am 4. November 1795 geboren, bezog bereits im 15. Lebens-
jahre die Universität seiner Vaterstadt, studirte zunächst Philologie und Mathematik,
späterhin wandte er sich den Naturwissenschaften und der Medicin zu. Er wurde
Assistenzarzt und Amanuensis bei Ungar, dem chirargischen Kliniker, und erhielt
einen Theil seiner Armenpraxis. Daher schreibt sich auch J.'s spätere Vorliebe
fllr Chirurgie. Nach siebenjährigem Studium wurde er Dr. med., 1818, mit der
Diss. : y,De quirUo nervorum pari animalium^, machte dann seine Staatsprüfungen
in Berlin, unternahm wissenschaftliche Reisen durch Deutschland und Frankreich,
studirte in Paris und in Würzburg. Auf Unobr's Veranlassung wollte er sich der
akademischen Carriöre widmen, doch konnte er durch ein aus confessionellen
Gründen ergangenes Verbot des Ministers von der mit der Diss.: yfDe retentione
secundinarum^ 1822 erhaltenen Venia legendi keinen Gebrauch machen, widmete
sich vielmehr ausschliesslich der praktischen Laufbahn und gehörte bald zu den
gesuchtesten Aerzten seiner Vaterstadt. Er gründete ein orthopädisches Institut,
das er 15 Jahre lang leitete, beschäftigte sich namentlich viel mit Chirurgie und
löste zwei von der Administration der MONNTKHOFF'schen Stiftung in Amsterdam
gestellte Preisaufgaben auf dem Gebiete der Hemiologie. Die betreffenden Abhand-
lungen erschienen u. d. T. : „Zur Lehre von den Eingeweidebrücken. Zwei
gekrönte Preisachriften*' (Königsberg 1837; holländ. üebers. Amsterdam 1837).
Um seine Vaterstadt selbst machte sich J. durch Gründung eines israelitischen
Central - Wohlthätigkeitsvereines und einer Armenschule für Knaben und Mädchen
jüdischer Confession verdient. Aus Gram über den Verlust eines älteren Sohnes
während einer Scharlachfieber-Epidemie starb J. am 4. März 1841. Ausser den
genannten Schriften veröffentlichte er noch eine Reihe von Aufsätzen in verschiedenen
Journalen, so : „ Ueber den Mittelßetschbruch" (in Graef£ und Walth£B's Joum.
der Chir. 1826, Bd. IX) — „Habituelle Blutung aus beiden Brüsten'' (RüST's
Magaz. für Heilk., 1828, Bd. XXVI) nnd andere Artikel in Sibbold's Joum. für
Geburtshilfe, Hüfeland's Journal, der Preuss. med. Vereinszeitung und Neuen
ZeitBchr. für Geburtskunde.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 20, 1842, pag. 275. — G al 1 ise n, IX, pag. 365 ;
XXIX, pag. 12:^. Pgl.
'^'Heinrich Jacobson, zu Berlin, als älterer Sohn des Vorigen am
27. October 1826 zu Königsberg geboren, studirte in Halle, Heidelberg, Berlin, Prag
unter Krokenberg, Volkmann sen., Oppolzbb, PFKüFiÄ, wurde 1847 in Halle
mit der Diss.: „Quaestiones de vi nervorum vagorum in cordis motus" Dr. med.,
war darauf m Königsberg Arzt, Privatdocent, Prof. e. o. und ist seit 1872 Prof. e. o.
an der Universität Berlin und dirigirender Arzt der inneren Station des jüdischen
Krankenhauses daselbst. Literarische Arbeiten: „Beiträge zur Hämodynamik"
(Reichert und DU Bois-Reymond's Archiv, 1860; 1862) — „Zur Einleitung in
366 JACOBSON. — JACOßV.
die Hämodynamik^ (Ibid. 1861) — „lieber die Blutbewegung in den Venen*'
(ViRCHOw's Archiv, 1866; Archiv für Anat. und Physiol., 1867) — „Udkr
normale und pathologische Localtemperaturen*' (ViRCHOw's Archiv, 1870) —
„lieber Her zger dusche*^ — „Leber den Blutdruck in comprimirter Luft*^.
Red.
*Julius Jacobson, der jüngere Sohn, wnrde am 18. August 1828
in Königsberg geboren, studirte dort, in Berlin und Prag, promovirte 1853 zu
Königsberg und Hess sich daselbst 1854 als Arzt nieder. 1857 habiiitirte er sieh
als Privatdocent für Augenheilkunde, wurde 1859 zum Prof. e. o. und 1872 zum
Prof. ord. ffir Augenheilkunde ernannt. Besondere Verdienste erwarb er sich um
die Trennung der Augenheilkunde von der Chirurgie, für die er durch Wort und
Schrift wirkte. Von seinen Arbeiten sind folgende in erster Linie bemerkens-
werth: „lieber Retinitis syphilitica; Dipktheritis confunctioae** (KOnigsberger
med. Jahrbb.) — ;>-£"* neues und gefahrloses Operationsverfahren zur Heilung
des grauen Staares** (1863) — „Jahresbericht der Königsberger Augen-
klinik von 1877 — 1879*^ (Berlin 1880)' — „lieber sporadische und epide-
mische Diphtheritis conjunctivae etc,^ (v. Graefb's Archiv, VI) — „Klintsdie
Mittheifungen^ (Ibid. X) — „Gataractextraction mit Lappenschnitt" — „Intra-
oculärer Cysticercus" (Ibid. XI) — „lieber Oraefes neueste Gataractextrac-
tion" (Ibid. XIV) — „Klinische Beiträge zur Lehre vom Olaucom (Ibid. XXIX
und XXX) — „Präparatorische Iridektomie und Antisepsis" (Ibid. XXX) —
„Albrecht v. Oraefe's Bedeutung für unsere Wissenschaft aus seinen
Werken" (Berlin 1885). Horstmann.
* Jacobson , Walter Hamilton Acland J., zu London, studirte zu
Oxford und im Guy's Hosp., wurde 1872 Member und 1875 Fellow des R. C. S. Eogl.
Er ist zur Zeit Assistant Surgeon am Guy*s Hosp., Docent der Chirurgie bei dessen
med. Schule und Surgeon des Royal Hosp. for Children and Women. Er besorgte
die 2. und 3. Aufgabe von Hilton's „Lectures on rest and pain", verfasste ftlr
die 3. Ausgabe von Holmes' „System of surgery" die Artikel: „Fractures" —
„Injuries of the back" — „Injuries of the face" — „Diseases of the male
Organs" nnd schrieb U.A. folgende Aufsätze : „Gase of excision of elbow, unth a
neu) form of splint for antiseptic cases" (Brit. Med. Joum., 1877) — „On the
exploration and radical eure ofhydrocele by antiseptic incision" (Lancet 1877) —
„Supra-condyloid omputation hy fhe Gritti method as modified by Stokea*^
(Guy 's Hosp. Reports, 1878) — „Minute anatomy and angin of the enchon-
dromata of salivary glandtt" Clbid. 1882) — „Memoval of the entire tongue
by the Whitehead method" (Lancet 1833).
Ifedical Directory. Red.
Jacobus Forolivieiisis, s. della Torre.
Jacobus de Partibus, s. Despars, Bd. II, pag. 166.
Jacobus, mit dem Beinamen Psychrestüs, Sohn des berühmten Arztes
Hesyghius , lebte zu Zeiten des Kaisers Leo, des Thrakiers , also in der Mitte
des 5. Jahrhunderts, als Comes Arcbiatrorum in Byzanz und erwarb sich hier
durch seine glücklichen Curen und seine grosse Gelehrsamkeit ein so unbegrenztes
Ansehen, dass er vom Volke als „«rwrijp" bezeichnet und ihm in den Bädern des
Zeuxippus in Byzanz eine Bildsäule gesetzt wurde. Nicht weniger erfreute er sieh
des höchsten Ruhmes bei den Aerzten, so dass Alexander von ihm sagte:
„Miyo^ avijp y-ai ^eo^tX^TaTOc; Trept tIjv t^^^vkjv yev6;jL£vo;". Den Beinamen j^^^XPl'^'"^"
erhielt er wegen der von ihm in der Behandlung chronischer Krankheiten ange-
wandten blanden und wässerigen Diät. . »
Jacoby, Johann I., in Königsborg. i. Pr. , ein besonders als Politiker
bekannt gewordener Arzt, war in genannter Stadt am 1. Mai 1805 geboren.
JACOBY. — JACQÜEMIER, 3<>7
stndirte daselbst zuerst Philosophie, dann seit 1823 Medicin, wurde 1827 mit der
Diss. : „De mUura delirii trementis** Doctor, machte eine grössere wissenschaft-
liche Reise durch Deutschland und Polen und Hess sich 1830 in Königsberg als
Arzt nieder. In Hknk£*s Zeitschrift (1831) schrieb er: „Einige Worte gegen die
ünentbehrlichkeit der medidnisch- chirurgischen Pepiniire zu Berlin** , ging
bei Ausbruch der polnischen Revolution und der Cholera nach Polen, war uner-
mfldlich in den dortigen Choleraspitftlem thfttig, kehrte im Spätsommer 1831 nach
Königsberg als der erste ostpreussische Arzt, der jene Krankheit aus eigener Er-
fahrung kannte, zurück, legte das Ergebniss seiner Beobachtungen in einem daselbst
gehaltenen Vortrage dar und eiferte mit aller Kraft gegen die preussischen Sperr-
maassregeln. Er verfasste eine Oegenschrift gegen eine die Emancipation der Juden
bekämpfende Schrift (1833), nahm an dem von Lorinser 1836 angeregten Schul-
streite Theil durch eine Schrift: „Der Streit der Pädagogen uud Aerzte^ (Königs-
berg 1836), beschäftigte sich von da ab in seinen Schriften vorwiegend mit poli-
tischen Fragen, indem er u. A. die Censur bekämpfte (1838) , schrieb , nach dem
Regierungsantritte des Königs Friedrich Wilhelm IV. anonym die berühmten
„Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreussen" (1841), die in ganz Deutsch-
land einen überwältigenden Eindruck machten und ihm eine Oriminaluntersuchuug
zuzogen. Wir können hier nicht näher auf seine weiteren politischen Schriften und
seine politische Thätigkeit eingehen , die ihn in fast alle parlamentarischen Ver-
sammlungen seit 1848 führte und ihm mehrfach auch wieder Anklagen und Ver-
urtheilungen zuzog. Er starb am 6. März 1877 in Folge einer Steinoperation.
Uiber seinen Charakter sagt einer seiner Biographen: „Er war als Mensch und
Privatmann von fleckenloser Reinheit des Charakt(rs und auch von Oegnem als
fiberzeugungstreu hochgeachtet ; für ein positives Schafifen war ihm aber, als blossen
Idealisten, jeder Erfolg versagt^ mit Ausnahme seiner ersten Schriften, deren Erfolg
ihn betäubt zu haben schien.^'
Wippermann in Allgem. Dentsch. Biogr. XIII, pag. 620. — Oallisen, IX,
pag. 366; XXIX, pag. 122. ^
*Jacoby, Eduard J. , ist in Randers (Jütland) am 7. September 1845
geboren, wurde an der Kopenhagener Universität und besonders als Schüler des
Prof. HowiTZ ausgebildet, studirte später im Auslande und promovirte 1877. Er
ist als praktischer Arzt und gynäkologischer Specialist in Kopenhagen und Fried-
richsberg thätig und publicirte ausser seiner Diss. („Om Hysteromet^ ) verschiedene
Aufsätze in „Hosp. Tid." und in den „Gynäkolog, og obstetric. Meddelelser^^
Petersen.
Jacoby, s. a. Jacobi.
Jacopl, Giuseppe J., Professor der vergleichenden Anatomie und Physio-
logie in Pavia, war 1779 geboren und studirte Medicin speciell unter Scarpa,
dessen chirurgischer Assistent er seit 1811 wurde. 1804 erhielt er die oben
genannte Professur, in der er bis zu seinem im Juni 1813, im 34. Lebensjahre
erfolgten Tode als ein sehr beliebter Lehrer thätig war. J. schrieb: „EsaTne
della dottrina di Darwin sul moto retrogrado dei liquidi nei vasi limfatici^
(Pavia 1804) — „Elementi di ßsiologia e notomia comparaiiva" (Mailand
1808 — 1809, 2 voll.; neue Ausgabe 3 voll., Livomo 1823) — „Proftpetto della
ecuola di chirurgia pratica della regia universita di Pavia per Vanno scofa-
stico 1811 — 1812** (Mailand 1813, 2 voll.), eine Abhandlung, die viele interessante
Beobachtungen enthält.
Corradi, pag. 20 1. — De Tipaldo, IV, pag. 62. — Nouv. biogr. gfen. XXVI,
pag. 203. — Biogr. m6d. V, pag. 337. — Dict. bist. III. pag. 268. Pgl.
Jacquemier, Jean-Marie J., zu Paris, 1806 zu Tutegny (Ain) geboren,
war als Interne besonders in der Matemit^ thätig und wurde 1837 Doctor mit
der These: „De Vauscultation des femmes enceintee, des nouvtlles accouchies
et du foetus, pendant la vie intrauterine et imm^diatement apr^ la naissance".
368 JAGQÜEHIER. — JACQUIN.
Er veröffentlichte weiter: „Recherches d'ancUomie et de physiologie sur le
dSveloppement des itres Organist" (Paris 1837 , 4.) und in den Arch. g6n6r.
de m6d. : „Recherches d^anatomie et de physiologie sur le systhne vasculaire
sanguin de VviSrus humain pendarU la gestation, et pltis spScialement sur les
vaisseaux utSro-placentaires^ (1838) — „Recherches (fanatomie, de physiologie
et de pathologie sur Vut&rus humain pendant la gestation, et sur Fapoplexie
utSrö'placentaire , pour servir h Vhistoire de hSmorrhagies uiMnes, du part
prSmatur^ et abortif^ (1839). Später erschien von ihm ein „Manuel d^obsti-
trique^ basi sur V Observation etc.*' (2 voll., 1845) und ein „Manuel des accau-
chements et des maladies des femmes grosses et accouchdes, etc.** (2 voll., 1846) —
„DSveloppement de Voeuf humain^ (Paris 1851). Seit der Begründung der Gk«.
hebdomad. (1853) hat er für dieselbe zahlreiche Artikel auf dem Gebiete der
Geburtshilfe und Gynäkologie bis 1861 und später eben solche fflr das von
Dechambbb herausgegebene Dict. encyclopedi<g[ue geschrieben. Er starb im Juni 1879.
Sachaile, pag. 371. — Gaz. hebdomad. de m6d. et de chir. 1879. pag. 403- —
Callisen, XXIX, pag. 122. — Qu6rard, IV, pag. 369. ^
Jacques, Fröre J., s. Baulot, Bd. I, pag. 331.
Jacquln, Nicolas Joseph Freiherr von J., berühmter Botaniker, wurde
am 16. Februar 1727 in Leyden geboren, studirte und promovirte daselbst zum
Dr. med. und ging 1852 auf van Swieten's Veranlassung nach Wien, wo er
zunächst als Arzt prakticirte und zugleich sich viel mit dem Studium der Botanik
beschäftigte. Im Auftrage des Kaisers Franz I. war er von 1754—59 in West-
Indien, speciell um neue Pflanzen fflr die kaiserlichen Gärten in Wien und Schön-
brunn zu holen, wurde nach seiner Rückkehr 1759 Professor der Chemie, Metallurgie,
Berg- und Hüttenkunde an der Bergakademie zu Schemnitz und darauf Professor
der Chemie und Botanik an der Universität zu Wien, auch Director des botanischen
Gartens der Universität, später des Schönbrunner Gartens, trat 1797 in den Ruhe-
stand und starb am 24. October 1817 zu Wien, nachdem er 1806 von Franz ü.
in den Freiherrnstand erhoben worden war. Seine Hauptwerke sind botanischen,
theilweise auch chemischen Inhaltes, und müssen hier übergangen werden. Dagegen
erwähnen wir sein „Lehrbuch der allgemeinen und medidnischen Chemie^
(Wien 1783 ; 2. Aufl. 1791) und „Pharmacopoea Austriaca provincialis emendata'*
(Ebenda 1794).
Biogr. m6d. V, pag. 337. — Poggendorff. I, pag. 1185. — Meyer's Convers.-
Lex. 3. Aufl., IX, pag. 462. p j
Jacquln, Joseph Franz Freiherr von J., als Sohn des Vorigen und Neffe
von INGENHODSZ am 7. Februar 1766 in Schemnitz geboren, studirte in Wien,
bereiste von 1788 — 91 das Ausland, wurde nach seiner Rückkehr Adjunct seine»
Vaters und 1797 Nachfolger desselben in der Professur der Chemie und Botanik
an der Universität zu Wien, 1819 zum k. k. wirkl. niederösterr. Regierungsrath
ernannt und starb am 4. December 1839. Er schrieb: „Lehrbuch der allge-
meinen und medidnischen Chemie^ (Wien .1793; 2. — 4. Aufl. 1798 — 1822,
2 Bde., latein. Uebers. Ebenda 1793; holländisch: Leyden 1812); mit Stoebx,
SCHOSüLAN und seinem Vater: „Pharmacopoea Austriaca prooincialis emendata'*
(Wien 1794) — „Beyträge zur Geschichte der Vögel"* (Ebenda 1784) — „Der
Universitätsgarten in Wien*' (Niederösterr. med. Jahrbb., Bd. II, 1824) — „Di^
artesischen Brunnen in und um Wien** (mit P. Bartsch, Wien 1834) —
„Methode, die Vergrösserung an Mikroskopen zu finden** (BaüMGABTBN und
Ettingshausen's Zeitschr. IV, 1828) — „Bemerkungen über Mikroskope'*
(Ibid. V, 1829); mit J. J. Littkow: „Amtlicher Bericht über die Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien im September 1832** (Wien 1832)
und einige chemische und physikalische Abhandlungen.
Biogr. m6d. V, pag. 339. — Poggendorff, I, pag. 1185. — Callisen, IX,
pag. 370; XXIX, pag. 123. Pgl
JACQÜIN. — JADELOT. 369
Jacquin, Charles-Ir^nöe J., zu Valence (Drdme), war am 8. Ootober
1770 zu Lagneux (Ain) geboren, aus einer polnisehen Familie Namens Jakini
stammend, wurde An XII (1804) zu Montpellier Doctor mit der Dise.: „Essai
sur la nScrose des os^, war Arzt der Gkfängnisse zu Valence und schrieb ttber
dieselben: „Constitution mSdtcale des prisons de Valence (Dr&me) pendant les
^inq demiers mois de VanXlI^ (Valence, An XIII, 1805); femer: „Öbservatione
pratiques sur la vertu spicifigue de la Vaccine contre la petite-vSrole ; etc.*'
(ibid. 1822) — nD^s syat^mes en m^dedne^ (Ibid. 1837). Ausserdem finden
sieh von ihm in verschiedenen Journalen Aufsätze, z. B. in Sedillot's Joum.
gön^r. de m6d. : „M4m. sur un nouveau bandage h extension continudle ou
permanente pour la fracture simple du col du fSmur, ainsi que pour les
fraclures obliques du mime os** (T. XXIf, An XIV) — „M4m. et observations
sur les marques ou taches de naissance^ (T. XLIV).
Qu6rard, IV, pag. 199. — Callisen, K, pag. 370; XXIX, pag. 123. O.
Jacubowitsch , Nicolaus Martin J. , zu St. Petersburg, war 1816
geboren, wurde Professor an der dortigen medico-chirurgischen Akademie und hat
sieh besonders durch seine Untersuchungen ttber die feinere Structur des Nerven-
Bystems bekannt und verdient gemacht. Wir führen von diesen Arbeiten an:
„Recherches sur Vhisitologie du systhne nerveux** (Comptes rendus de l'Acad. des
scienc, 1857) — „Mikroskopische Untersuchungen über die Nervenursprilnge
im Rückenmark und verlängerten Mark u. s. w, " (Bullet, de TAcad. des sc. de
St. Peterb. , 1857; eine ähnliche Arbeit erschien ebenda 1855 zusammen mit
OwsJANiKOw) — „Mittheilungen über die feinere Structur des Gehirns und
Rückenmarks*' (Breslau 1857), Fortsetzung der vorigen Arbeit — „Recherches
comparatives sur le systhne nerveux" (Comptes rendus, 1858) — „Nouveau
proc4dd pour Studier les ^liments de la moelle dpinihre et du cerveau h Vitat
frais** (Ibid.) — „Etudes nur la structur e intime du cerveau et de la moelle
epinih'e** (Annales des sc. nat., 1859) — „Terminaisons des nerfs ä la p&riphdrie
et dans les dijf^rents organes, ou terminaisons piriph^iques du Systeme nercevx
en ghuh-al** (Comptes rendus, lö60). Er starb am 19. Januar 1879. Als Professor
und als Mensch genoss er die Sympathie der studirenden Jugend, für die er in
allen schwierigen Fällen mit Energie eintrat. Die letztere scheint auch, als zehn
Jahre vor seinem Tode die Akademie in Folge von Unruhen unter den Studirenden ge-
schlossen wurde, Anlass gegeben zu haben, ihn seines Amtes als Professor zu entheben.
St. Petersburger med. Wochenschr. 1879, pag. 32. — Catalogiie of Scientific Papers.
III. pag. 529. G.
Jadelot, Jean-Nicolas J., französischer Anatom und Physiolog, geboren
in Pont-ä-Mousson 1738, promovirte hier 1759 zum Dr. med. mit derDiss: „De
causis mortis subitaneae** und erlangte bereits im Alter von 25 Jahren im Concurs
den Lehrstuhl fttr Anatomie und Physiologie an der Universität seiner Vaterstadt.
Bei ihrer Verlegung nach Nancy siedelte J. hierher über und verblieb daselbst bis
zu seinem am 25. Juni 1793 erfolgten Tode. Ausser einigen kleineren Arbeiten,
Dissertationen und akademischen Gelegenheitsreden verfasste er: „Thesis physich
de legibus quibus regitur machina vivens, sentiens et movens'' (auch französisch
u. d. T. : ^Tableau de Viconomie animcde*', Nancy 1769 erschienen) — „M<!m,
sur les causes de la pulsation des art^res^ (Ebenda 1771, 4.) — „Cours
complet d*anaiamie" (Ebenda 1773, fol.) — „Physica hominis sani sive expla-
natio functionum corporis humani** (Strassburg 1778; deutsche Uebers. mit
Ann>erkungen von J. F. C. Panzerbieteb , Jena 1783) — „Pharmacopie des
pauvresy ou formules des midicamens les plus usuels dans le traitement des
maladies du peuple etc.^ (Nancy 1784; Nouv. 6dit. Nancy et Paris 1800) —
„Adresse ä nos seigneurs de l'assemblie nationale, sur la nScessitS et les moyens
de perfect'ionner Penseignement de la mddecine** (Paris 1790) u. A.
Biogr. m6d. V, pag. 339. — Dict. hist. m, pag. 268. — Nouvelle biogr. gener.
XXVI, pag. 279. Pgl.
Biogr. LexikoD. III. 24
370 JADELOT. — JAE6EB.
Ja46lot, Jean-Fran^ois-Nicolas J., zu Paris, war als Sohn dee
Yorigeo in Nancy geboren, wurde daselbst 1791 Doctor, war anfilnglich Arzt in
der französischen Armee und gab eine: „Deacription anatomique d'une tite
humaine extraordtnaire ; suivie d^un easai sur Vorigine des nerfa*' (Paris 1799,
An VU ; deutsche üebers. von Eabl Oeo. Hedn , Jena 1805, m. 2 Kpf.) heraus.
Er war dann Arzt am Höp. des enfans malades und am Hospioe des orphdins
und berichtete ttber diese Anstalten in nachstehenden Arbeiten : „Descriptüm topo-
graphique de Vhdpital des enfans malcLdes*^ (Lbboux, Joum. de mM., 1805) —
„De la Constitution de Fair, et des maladies observSes ä Vhdpital des enfans
malades, dans les anndes XIII et XIV" (Ibid. 1806) — „Topographie rnddi-
ccUe de Vhospice des orphelins de Paris*^ (Ibid. 1807), gab auch heraus: „De
Vart d'employer les mSdicaments, . . . dans le traitement des maladies*' (1805).
Ausserdem schrieb er mehrfach über die Behandlung der Kratze „par les bains
de Bulfure de potasse^' und „au moyen des bains sulfureux^ (Leroux' Joum. de
mM., 1813), oder „avec un liniment savonneux hydro-sulfure^^ (Ibid. 1814) und
zusammen mit Helmerick und Dupuytren : ;, Trois proctdds noaveaux pour le
traitement de la gale^ etc." (Ibid.). Es finden sich femer Aufslltze von ihm im
Journal physique, der LauQette frauQaise , Revue mMicale u. s. w. ; auch war er
Mitherausgeber der Bibliothöqne germanique m6dico-chirurgicale , Mitredaoteur des
Dict. de m^decine, Mitglied der Acad. royale de m^decine u. s. w.
Callisen, IX, pag. 372; XXIX, pag. 124. G.
"^ Jaederholm , Axel J. , zu Stockholm, ist geboren in Södermanland,
Schweden, am 9. April 1837, studirte an der Universität in Upsala und am
Earolinischen medico-chirurgischen Institut in Stockholm, wurde 1869 in üpsala
zum Doctor promovirt, 1869 Docent für pathologische Anatomie am Earolinischen
Institut, 1874 a. o. Professor für gerichtliche Medicin daselbst. — Schriften:
„Die graue Degeneration des Rückenmarks" (1869) — »Die gericfdlich-medi-
cinische Diagnose der Kohlenoxydver giftung" (1874) — „ Untersuchungen über
den Blutfarbstoff und seine Derivate" (1877) — „Ueber Methämoglobin"
(1879) — „ Uebei" Zurechnungsfähigkeit" (1882) — „Studien über Methämo-
globin" (1884) — „Om Mikrospektroskop" (Stockholm 1878). ^^^
Jaeger, Johann Christoph J., geboren am 1. März 1740 zu N(im-
berg, Sohn eines Wundarztes (f 1774), seit 1764 dessen Schüler, seit 1769
Wundarzt in Augsburg, dann in Frankfurt, Bremen 1762/3. Von 1764 — 66 war
er in Hamburg und machte von dort aus als Schiffschirurg Reisen nach Grönland und
der Davisstrasse. 1766 kam er nach Frankfurt und wurde 1767 nach bestandenem
Examen als Chirurg aufgenommen. Er starb 1816. Seine Schriften sind: „ Vermischte
chirurgische Cautelen für Wundärzte" (5 Thle., Frankfurt a. M. 1788 — 97) —
„Beiträge zur Kriegs-Arzneiwissenschaft" (3 Thle., Ebenda 1794 — 1796) —
„Grundriss der Wundarzneikunst in den alten Zeiten der Römer" (Ebenda 1789).
W. Stricker, Gesch. der HeUk. in Frankf. 1847, pag. 286. — Pantolphi
(Joh. Chr. Ehrmann). Die Nachtmenschen, pag. 223. — E. Gnrlt in Allgem. Deutsch Biogr.
Xra, pag. 651. .. i,yf Stricker. _
Jaeger, eine württembergische Aerzte- und Naturforscberfamilie in mehreren
Generationen. — Christian Friedrich J., als Sohn eines Arztes am 13. October
1739 in Stuttgart geboren, studirte Anfangs Theologie, widmete sich aber später dem
Studium der Medicin in Tübingen, ging 1764 nach Leyden und kehrte, nachdem ex
eine wissenschaftliche Reise durch Holland und einen Theil Deutschlands gemacht hatte,
nach Tübingen zurück, wo er 1767 mit der „Diss. de antagonismo musculorum"
zum Dr. med. promovirt wurde. Einige Zeit später erhielt er den durch David
Hauchabt's Tod erledigten Lehrstuhl für Pathologie und klinische Medicin mit
dem Titel eines herzoglichen Leibarztes. 1768, nach Gmelin's Tode, wurde er
dessen Nachfolger als Professor der Botanik und Chemie und las später noch
zahlreiche andere medicinische CoUegia. 1780 wurde er vom Herzog Karl zum
I
JAE6EB. 371
LeibmedicuB und 1785 zum Professor der Karls- Aki^demie ernannt, wo er Staats-
arzneiknnde und gerichtliohe Medicin vortmg. Als Leibarzt erfreute er sich des
Vertrauens von vier Regenten Württembergs und starb als königlieber Leibmedicus
1808. J. hat eine ganze Anzahl Schriften hinterlassen; doch bestehen diese
meist nur aus Dissertationen und akademischen Programmen von geringerer wissen-
sebaftlicher Bedeutung. Die bedeutendste ist die von der Lungenprobe handelnde,
wie fiberhaupt mit ihm erst die Periode der gerichtlichen Medicin und öffentlichen
Gesundlieitspflege in . Württemberg begann. Die genannte Schrift ist betitelt :
Düquisüto medtco-forensis , qua casus et annotationes ad vüam foetus neogeni
dijudicandam facientes , proponuntur*^ (Ulm 1780). Von den anderen sind zu
eitiren: ^Düs. aistens observationea de foetibus recena natu, j'am in utero
mortuia putrtdis, cum aubjuncta epicriat" (Tübingen 1767) — „Dias, aiatena
experimenta de aubmeraia cum aubjuncto examine phaenamenorum in iia obser-
wUorum'^ (Ibid. 1769) — „Progr, an in smnmQ cuneatianis capitis gradu
fraeferenda sit methodus Sigaultiana, hactenus usitatoe capitis perforationt
ffd et sectioni Caesareae" (Ibid. 1779) — „Examen rcUionum sectionem ossium
pubis appugnantium vel limitantium** (Ibid. 1780) — „Medicinische Anweisung
wegen der tollen Hundstauth, nebst einer Vorschrift für die Dorfbarbierer^
(Stuttgart 1782) — „üeber die Natur und Behandlung der krankhaften
Schwäche des menschlichen Organismus u, s. w,** (Ibid. 1807), Ausserdem hat
J. 1786 mit HOPFRNGAEBTNER zusammeu die 5. Ausgabe und allein 1798 die
6. Ausgabe der Württembergischen Pharmacopoe veranstaltet.
Gradmann, pag. 263. — Biogr. m6d. V, pag. H39. — Dict. hist. III, pag. 270. —
Moll, Die Karls- Akademie, W&rttemb. Correspondenzbl. 1859, Beilage 1—5, pag. 14. t> i
Jr agei.
Karl Christoph Friedrich vonJaeger, königl. Leibarzt und
Obermedicinalrath in Stuttgart, wurde als Sohn des Vorigen am 2. November 1775
zu Tübingen geboren. Von 1790 — 1793 besuchte er zum Studium der Medicin
die hohe Karlsschule in Stuttgart vom väterlichen Hause aus, wurde 1793 Dr. med.
mit der „Diss, addum phosphoricum tamquam n orborum quointndam causam
proponens'', unternahm 2^2 Jahre lang eine wissenschaftliche Reise mit längerem
Aufenthalt in Würzburg, Erlangen, Göttingen und Wien. 1795 wurde er von
dem damaligen Herzog Friedrich Eugen von Württemberg zum Hofmedicus
und 1797 zugleich zum Aufseher des Naturaliencabinets ernannt; 1812 erhielt
er den Charakter als königl. Leibarzt. 1813 wurde er Hofpflegearzt, Mitglied der
Seetion des Medicinalwesens und bald darauf wirklicher Leibarzt. 1820 wurde ihm
in Verbindung mit dem Hofbaumeister v. Thouret der Entwurf für den Bau und
die innere Einrichtung des Katharinen-Hospitals übertragen, bei dessen Eröffnung
1828 er noch zugegen sein konnte. Nachdem J. schon 1827 zu kränkeln begonnen
hatte, starb er nach 31 jähriger Praxis in Stuttgart am 9. Mai 1828. J.'s erste wissen-
schaftliche Arbeiten betrafen hauptsächlich Gegenstände der Chemie, Mineralogie
und Geognosie , so : „ Ueber das Leuchten des Phosphors in atmosphärischem
Stickgas" (zusammen mit dem in Moskau verstorbenen A. N. Scherer , Weimar
1795), die Abhandlung „ Ueber den krystallisirten Sandstein in Stuttgart^
(Denkschrift der Gesellschaft der Aerzte und Naturforscher Schwabens) — »Be-
träge über das Vorkommen der fossilen Knochen in Württemberg", welche er
CüviEB in Paris zu seinem grossen Werk mittheilte, worüber er auch einzelne
Abhandlungen 1817 und 1818 in Gilbert's Annalen der Physik bekannt machte.
In dieser Zeitschrift veröffentlichte J. auch mehrere Aufsätze über Gegenstände
aus dem Gebiet der Elektricitätslehre. Später folgten die eigentlichen medicinischen
Arbeiten J.'s: „Ueher Magenerweichung bei Kindern" (Hüfeland's Journal
1811 u. 13), ferner über Gegenstände aus der gerichtlichen Arzneikunde mehrere
Aufsätze in Henke's Zeitschr. u. a. ra.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 182^, Jahrg. 6, I, pag. 388. — Athenaeum berühmter
Gelehrtea Württembergs. iS'Z%, 3. Heft, pag. 73. — Biogr. med. V, pag. 3-10. — Dict. hist.
in, pag. 269. — Catalogue of Scientific Papers, III, pag. 525. Pgl.
24*
372 JAEGBIR.
Georg Friedrich von Jaeger, zu Stattgart, war daselbst am
25. December 1785 als jüngster Sohn von Christian Friedrich J. und
jüngster Bruder des Vorigen geboren, studirte von 1803 an in Tttbingen, wo er
sich besonders an Kielmeyer anschloss und 1808 mit der Diss. : „De effecHbus
ursenici in varios oryanismits, etc. ** Doctor wnrde. Eine wissenschaftliche Reise
führte ihn dann nach Gdttingen und Paris, wo ihn Gqviee namentlich fesselte,
lieber Süd-Frankreich und die Schweiz nach Stuttgart zurückkehrend, begann er
daselbst unter sehr günstigen Anspielen die Praxis, indem er gleichzeitig sich
mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigte, unter denen die auf dem
Gebiete der Naturwissenschaften die hervorragendsten waren. Seine ersten Arbeiten
waren: „Ueber die Müsbildungen der Oewächse, u, s. w.^ (Stuttgart 1814, m.
1i Kpf.) — ;, Ueber die Entstehung von Schimmel im Innern des thierischen Körpers*'
(Meckel's Deutsches Archiv f. Psychiatr., 1816) — ;, Vorkommen eines Anhanges
am Krummdarm bei twei Kindern derselben Eltern" (Ebenda 1817) — „Einige
Bemerkungen über die Koth- und Harnausleerung bei neugeborenen Säuge-
thieren" (Ebenda) — „Ueber das Vorkommen von Kohle in menschlichen
Oallensteinenj nebst einigen Bemerkungen über Verkohlung organischer Körper
überhaupt*^ (Ebenda 1820) — „Beobachtungen über Hülsenwärmer im Mensdien
und einigen Säugethieren" (Ebenda) — „Bemerkungen über den Zusammen-
hang des Nahrungs- und Geschlechtstriebes mit einigen körperlichen und
psychischen Erscheinungen bei Thieren und den Menschen" (Ebenda 1822) —
„ Vergleichung einiger durch Fettigkeit und kolossale Bildung ausgezeichneter
Kinder und einiger Zwerge" (Stuttgart 1821). An diese Mittheilnngen schloss
■sich eine Reihe von Aufsätzen in Meckel's Archiv (1826, 28, 29) über thierische
]Sdis8bildungen verschiedener Art und andere pathologische Zustände bei Thieren,
sowie Aufsätze in Hufeland's Journal (1815, 1817), Habless' Neuen Jahrbb.
(1819, 20, 21, 26), den Heidelberger klin. Annalen (1828), Hbnke's Zeitschr.
(1830) über mannigfaltige medicinische Gegenstände. Weit über die Grenzen seines
Vaterlandes hinaus machte er jedoch seinen Namen durch sßine Arbeiten auf dem
Gebiete der Geognosie, besonders aber der Paläontologie bekannt. Nachdem er
bereits 1811 ein kleines Buch: „Anleitung zur Gebirgskunde" herausgegeben,
das bald (1815, 16) zwei neue Auflagen erlebte, wurde er 1817, zu praktischer
VerwerthuDg seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse, als Nachfolger seines Bruders
Karl zum Gustos der königl. Naturaliensammlung ernannt und wirkte seit 1823 eine
Reihe von Jahren hindurch, bis 1845, am Stuttgarter Gymnasium als Lehrer der
Naturgeschichte und der Chemie. Von 1821 an folgten nun rasch aufeinander
mehrere geschätzte Abhandlungen über paläontologische Gegenstände, von denen
wir nur folgende grössere anführen : „De ichthyosauri sive protosauri foseüis
rspecimiiiibus in agro Bollensi in Würtembergia repertis" (Stuttgart 1824,
gr. Fol.) — „ Ueber die fossilen Reptilien , welche in Württemberg gefunden
worden sind" (Ebenda 1828, m. 6 Taff.) — „ Ueber die fossilen Säugetkiere,
desgl." (Ebenda 1835, gr. Fol., m. 20 Taff.), abgesehen von einer sehr grossen
Zahl von Aufsätzen auf dem Gebiete der Geognosie, Paläontologie, Zoologie und
vergleichenden Anatomie. Zahlreiche Arten von Versteinerungen und eine süd-
amerikanische Pflanzengattuog sind nach seinem Namen benannt; 1850 erhielt
er mit dem württembergischen Eronenorden den Adel. Mit seinem alten Lehrer
ElELMEYEB zusammen gab er den „Bericht über die Versammlung deuUchtr
Naturforscher und Aerzte zu Stuttgart" (Ebenda 1835, 4.) heraus und verfasste
später dessen Biographie u. d. T. : „Ehrengedächtniss des k, württembergischen
Staatsraths v. Kielmeyer" (Acta der Leopold.-Karol. Akad., Bd. XXI). Als
Mitglied der obersten Sanitätsbehörde, des Medicinal-Collegiums , in das er 1836
als Assessor eingetreten war, wirkte er, seit 1841 mit dem Titel eines Ober-
Medicinalrathes, bis 1852, und machte sich als Referent über die Bäder, besonders
um Wildbad, sowie auch um die Anstalt für schwachsinnige Kinder in Mariaberg
verdient. Der Tod dieses rastlos thätigen und äusserst vielseitigen Mannes erfolgte,
JAEGEB. 373
naohdem er noch 1858 sein Doctor-Jubiläiim mit seinen Collegen Cless und Zelleil
msammen zn begehen das Olflck gehabt hatte , am 10. September 1 866.
Med. Comspondenzbl. des Wfirttemb. ärztlichen Vereins. 1866, pag. 289, 295. .-r
Oflmbel in AUgem. Dentache Biographie. XIII, pag, 648. — Gallisen, IX, pag. 877;
XXIX, pag. 1*25. — Catalogoe of Scientific Papers. III, pag. 526. p
vT, .
HermannJaeger, zu Stuttgart, als Sohn des Vorigen am 30. November
1814 daselbst geboren, stndirte in Tübingen, Wien und Paris, widmete sieh von
1839 an der Praxis in seiner Vaterstadt, übernahm schon 1840 die Geschäfte
des erkrankten Stadtdirectionsarztes und führte dieselben gegen vier Jahre lang.
1853 trat er als Assessor in das Medioinal-CoUeginm ein und wurde 1858 zum
Rath befördert. Nach jahrlangem Magenleiden verstarb der durch seine gerichts-
ürztliohe Thätigkeit und seine Bemühungen um die Durchführung des armenärzt-
lichen Instituts in Stuttgart verdiente Mann in der Nacht vom 28. zum 29. Pecember
1861, zu grossem Schmerze seines ihn überlebenden greisen Vaters.
Med. Correspondenzbl. des Württemb. ärztlichen Vereins. 1862, p^. 23. ^
Jaeger, Friedrich Ritter von Jaxtthal, in Wien, geboren am
4. September 1784 zu Kirchberg an der Jaxt, im damaligen Fürstenthum Hohenlohe,
stndirte zuerst in Würzburg, dann in Wien und zuletzt in Landshut, woselbst er
zum Doctor der Medicin und Chirurgie promovirt wurde. 1808 kam er nach
Wien und diente 1809 während des Krieges gegen Napoleon als Oberarzt im
^terreichischen Heere. Danach Hess er sich in Wien als Arzt nieder, wurde Magister
der Augenheilkunde und erwarb sich 1812 die Rechte eines an .der Wiener Hoch-
schule graduirten Doctors der Medicin. Seine hervorragende Befähigung lenkte
die Aufmerksamkeit des Ophthalmologen 6. J. Beer auf ihn, welcher ihn zu
seinem Assistenten erwählte und mit dessen einziger Tochter er sich später ver-
mählte. Nach Beeb's Tode 1821 vertrat er dessen Stelle Vj^ Jahre lang. 1825
wurde er zum öffentlichen Professor der Augenheilkunde an der k. k. Josephs-
Akademie ernannt , . nachdem er bereits mehrere Jahre lang einer Privat-Augen-
klinik vorgestanden hatte. Diese Stelle hatte er bis zum Jahre 1848 inne, nach
welcher Zeit er sich von seiner öffentlichen Wirksamkeit zurückzog und nur seiner
Privatpraxis sich widmete. 1865 befiel ihn ein rheumatisch-catarrhalisches Leiden,
von dem er sich nie wieder vollständig erholte und das am 26. December 1871
seinen Tod herbeiführte. Wenn auch die schriftstellerische Thätigkeit von J. eine
verschwindend kleine war, so erwarb er sich durch seine praktische Befähigung
und sein grosses operatives Talent einen über die ganze Welt verbreiteten Ruf.
Ausser seiner Diss. : „De keratonyxide" (Wien 1812) und einer Abhandlung
Aber: „Die ägyptische Äugenentzündvng*' (Wien 1840) existiren keine Schriften
von ihm. Zn seinen zahlreichen Schülern gehören auch Sichel d. Ä. und Albbecht
VON Obaefe.
Zehen de r's klin. Monatsblätter für Augenheilkonde. X, pag. 177.
Horstmann.
Jaeger, Eduard J. Ritter von Jaxtthal, als Sohn des Vorigen und
Enkel O. J. Beer's 1818 zu Wien geboren und daselbst am 5. Juli 1884 ge-
storben, wuchs unter den günstigsten Verhältnissen, unter reichhaltiger geistiger
Anregung im elterlichen Hause heran und wandte sich frühzeitig dem Studium der
Medicin und speciell der Augenheilkunde zu. 1854 habilitirte er sich als Docent
der Ophthalmologie an der Wiener Universität , erhielt später eine eigene Augen-
krankenabtheilung im k. k. Allgemeinen Erankenhause und wurde von der Facultät
mit dem Titel eines Profes':ors geehrt. Sepe Ernennung zum Ordinarius erfolgte
•erst im Herbst 1883 nach dem Rücktritt seines berühmten Zeitgenossen und Special-
Collegen v. Arlt. — J. hat sich auch in den verschiedensten Gebieten der
Ophthalmologie grosse Verdienste um diese Wissenschaft erworben ; sind doch seine
glänzendsten Leistungen unbestritten auf das Innigste mit der Geschichte der
Ophthalmoskopie verwebt, indem er mit seltener Hingebung und staunenswerther
374 JAEGER.
Beharrlichkeit sein ganzes Leben hindurch der praktischen Yerwerthnng dieeer
neuen Untersuchungsmethode widmete. Noch nach einer anderen Richtung verdankt
die Ophthalmoskopie J. eine besonders. werthyoUe Förderung, indem er, wiederum
ganz im Sinne Helmholtz's, die Verwendung des Augenspiegels zur exactea
objectiven Refractionsbestimmung als der Erste in die Praxis einzufahren sich
bemühte. Von seinen übrigen Verdiensten sei noch hervorgehoben die Zusammen-
stellung geeigneter Sehproben zur Prüfung der Sehschftrfe.
Sattler in Fortschr. d. Med. 1884, Nr. 15. Wernick
Jaeger, Hermann Joseph J., zu Neuss, war 1792 zu Uerdingen am
Rhein geboren, studirte auf den Hochschulen zu Strassburg, Montpellier and
Heidelberg, auf welcher letzteren er die Doctorwürde erwarb. 1815 machte er als
preussischer Oberchirurg der 2. rheinischen Legion den Feldzug gegen Frankreich
mit und wurde, in die Heimath zurückgekehrt, Bataillonsarzt des Landweh^
Bataillons Neuss, später mit dem Titel Regimentsarzt. Er verfasste einen „ Tractaius
jphystco-med, de atmosphaera et de aere atmosphaerico, nee non de variia gazUj
vaporibus , efflutnisque in eis contentts , respectu eorum in corpus humanum
efftctuum" (Köln 1816). 1820 wurde er zum Physicus des Kreises Greven-
broich ernannt und war in dieser Stellung 24 Jahre lang unermüdlich als Arzt
sowohl , wie in fast allen Zweigen der Natur- und besonders der Alterthumskunde,
behufs Leitung von Nachgrabungen nach römischen Alterthümern thätig. Unter
dem Titel: „Praktische Miscellen^ veröffentlichte er, theils in Harless' Neuen
Jahrbb. (Bd. III, V; 1821, 22), theils in Graefe's und Walther's Journal
(Bd. XI, XU; 1828, 29) eine Reihe der von ihm gemachten Beobachtangen. Anch
seine „Beleuchtungen y Ansichten und Vorschläge zur bevorstehenden Reform
des Mediainalwesens im Kgl, Preussischen Staate^ (Neuss 1842) fanden die ihnen
gebührende Anerkennung. Sein Tod erfolgte am 3. November 1848.
Med. Zeitung, herausgegeben v. d. Verein f. Heilk. in Preussen. 1848, pag. 23&.
G.
Jaeger, Michael J., zu Erlangen, war am 10. August 1795 zu Wfln-
burg geboren, studirte auch daselbst, erwarb 1819 den Doctorgrad, schrieb 1820
seine Diss. : y^Tractatus anat.-physiol. de arteriarum pulsu^ und trat, zu weiterer
Ausbildung, eine Reise nach Wien, Berlin und Hamburg an. Er habilitirte sich
darauf 1822 in Würzburg als Privatdocent , hielt Vorlesungen über pathologische
Anatomie, besuchte dabei aber stets noch die Kliniken, namentlich die von Kaj.
Textor und die Militärspitäler. 1826 erhielt er die durch den Tod von Schrboer
in Erlangen erledigte Direction der dortigen chirurgisch-augenärztlichen Klinik und
wurde gleichzeitig zum Prof. e. o. ernannt. Daselbst erweiterte und gestaltete er
die Klinik um ; die Zahl der Hilfe suchenden Leidenden vermehrte sich von Jahr
zu Jahr; er wendete allen Fleiss auf die Vermehrung der Sammlungen, erstattete
regelmässige jährliche Berichte über die Klinik und lieferte so den Beweis . dass
mit ihm neues Leben und ein neuer Geist in die Erlanger chirurgische Klinik
eingezogen sei. Daneben begann er eine überaus fruchtbare literarische Thätigkeit,
nämlich seit 1830 für das von der Berliner med. Facultät herausgegebene Ency-
klopädische Wörterbuch, seit 1831 für Rust's Handbuch der Chirurgie und seit
1836 für das von ihm in Gemeinschaft mit Walter und Radius redigirte „Hand-
wörterbuch der Chirurgie und Augenheilkunde" » 1831 wurde er zum Prof. ord.
ernannt und schrieb dazu die Programme: „Operatio resectionis conspectu chrono-
logico adumhrata" und „Commentatio chirurg, de exstirpatione linguae^y nach-
dem er 1831 eine Monographie: „Die Entzündung der Wirbelbeine u, s. tr."
herausgegeben hatte. Das erwähnte Programm über die Resectlonen und die
erweiterte Bearbeitung desselben in den Artikeln: „Decapitatio ossium" — ^Ex-
cisio ossium partialis** — „Exstirpatio ossium^ des RusT*schen Handbuches der
Chirurgie (1831, 32) sind die Grundlagen aller späteren literarischen Arbeiten auf
dem Gebiete dieser Operationen geworden. Sehr gegen seinen Wunsch wurde er
1837 zum Professor der Chirurgie in Würzburg, an Stelle des von dort (zur Strafe
JAB6£B. -- JAFFE. 875
fttr angebliehe staatsgefilhrliehe Umtriebe) naeh Landshut an. die dortige ohirurgische
Schale versetsten Prof. T£XT0B ernannt, jedoch bereits nach 2 Jahren, nach
Tbxto&'s Rehabilitirong, von Wflrzburg, wo er sich nicht wohl geftlhlt hatte, nach
Erlangen, in die früheren Verhältnisse zurackversetzt. Indessen trug er bereits den
Keim des Todes in sich. Ein Kehlkopf- und Brostleiden machte allmälig solche
Fortschritte, dass es ihm nicht mehr möglich war, seine klinischen Vorträge zu
halten und er genöthigt war, dieselben seinem Assistenten und liebsten Schttler
Dr. RiBD (jetzt in Jena) zu übertragen, der von 1836 bis zu J.'s am 2. Februar
1838 erfolgten Tode ihn vertrat und die Direction der Klinik noch bis zum Oetober
1838 weiter führte. In jener Zeit schrieb J. noch die grosse Reihe der im L bis
in. Bande des bereits erwähnten Handwörterbuches der Chirurgie (1836 — 39) ver-
öffentlichten vortrefflichen Artikel ; nach seinem Tode noch fanden sich viele völlig
ausgearbeitete Artikel zu dem Reste des Werkes. Ausserdem erschien in derselben
Zeit noch eine Reihe von Aufsätzen und Recensionen in verschiedenen Journalen. —
J. gehörte, namentlich auf dem Gebiete der Knochen- und Gelenkkrankheiten und
der mit ihnen in innigem Zusammenhange stehenden Resectionen zu den bahn-
brechenden Chirurgen Deutschlands, welche der Chirurgie der Neuzeit die Grund-
lage gegeben haben. Er verband mit allen Eigenschaften eines guten Operateurs
und Therapeuten eine grosse Gelehrsamkeit und bewunderungswürdige Kenntniss
der älteren und neueren Literatur, in Folge eines mit unendlichem Fleisse betriebenen
Studiums derselben.
J. J. Sachs, Med. Almanach f. d. J. 1841, pag. 137. — E. Gurlt in AUgem.
Deutsche Bio?r. XIII, pag. 654. — Callisen, IX, pag. 383; XXIX, pag. 127. Gurlt.
Jaenisch, Gottfried Jakob J., zu Hamburg, war daselbst als Sohn
des gleichnamigen geschätzten Arztes am 17. Oetober 1751 geboren, studirte von
1772 an in Göttingen, wo er 1775 mit der „Diss, inaug, med» siatens phthiseos
ex ulcere curationes antiquas** Dootor wurde. Unter den Augen seines Vaters
unterzog er sich darauf der Praxis, übernahm 1779 mit noch 6 anderen Collegen
unentgeltlich die ärztliche Besorgung der kranken Hausarmen und bearbeitete in
Gremeinschaft mit Jenen eine „Pharmacopoea pauperum, in usum instüiUi clinid
Haniburgensis, edita a soaietnte medica" (Hamburg 1781 ; 2. Aufl. 1785). 1798
wurde er als Arzt des Heil. Geist-Hospitals angestellt und verwaltete dieses Amt
mit redlichem Eifer bis zu «einem am 18. November 1830 erfolgten Tode, nachdem
er unter zahlreichen Ehrenbezeugungen 1825 sein 50jähriges Doctor-Jubiläum
begangen hatte.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 8, 1830, 11, pag. 803. — Callisen, XXIX,
pag. 131. ö.
Jaff<6, Philipp J., zu Berlin, ausgezeichneter Geschichtsforscher, Meister
in mittelalterlicher Philologie, war am 17. Februar 1819 zu Schwersenz bei Posen
geboren, widmete sich, auf Wunsch seines Vaters, von 1838 an dem Handels-
stande, wendete sich nach einigen Jahren aber ganz dem Studium der Geschichte
unter Ranke zu und trat, nach anderen historischen Arbeiten, 1851 mit seinem
Riesenwerke: „Regesta pontificum Romanorum ab condita ecclesia ad annum p.
Chr. n. 1198" an's Licht; allein er sah sich, trotz des hohen wissenschaftlichen
Ranges, den er damit erlangte, da er aus confessionellen Rücksichten auf ein
historisches Lehramt nicht rechnen konnte, genöthigt, zur Erlangung seines Unter-
halte« sich der Medicin zu widmen, die er theils in Berlin, theils in Wien stiidirte.
Bei erstgenannter Universität erlangte er 1853 mit der Diss.: „De arte medica
aaeculi XIl^ die DoctorwUrde. Er war dann von 1854 — 63 bei den Monumenta
Germaniae beschäftigt, wurde 1862 als der erste Jude in Preussen zum Prof. e. o.
der Geschichte an der Berliner Universität befördert und lieferte bis zu seinem
am 3. April 1870 zu Wittenberg durch Selbstmord erfolgten Tode viele bedeu-
tungsvolle historische, hier nicht näher anzuführende Arbeiten.
Deutsche Klinik. 1870, pag. 159. — Alfred Do ve in AUgem. Deutsch. Biogr.
Xin, pag. 636. G.
376 JAFPE. — JAGIELSKI.
* JaflK, Max J., zu Königsberg i. Pr., ist am 25. Juli 1841 sn Grttnbei^g
in Schlesien geboren, stadirte in Berlin, wnrde 1862 daselbst zum Dr. med. pro-
movirt, war von 1865—72 Assistenzarzt an der med. Universitätsklinik zu Königs-
berg, habilitirte sieh als Privatdocent 1867, wurde 1872 Prof. e. o. fflr med. Chemie
und 1883 Prof. ord. der Pharmakologie. Er ist auch Direotor des Laboratoriums
für med. Chemie. Arbeiten: „üeber die Identität des Hämatoidin und Büi-
fulvin" (ViECHOw's Archiv) — „Ueber das Vorkommen zuckerbildender Sub-
stanzen im Oehim" (Ibid.) — „Untersuchung über Gallen- und Hamfarbstojfe'^
(Centralbl. für die med. Wissensch.) — „ Ueber das Urobilin'* (ViRCHOw's Archiv) —
„ Ueber die Entstehung des Indicans im Harn** (Centralbl. für die med. Wissen-
schaft) — ;, Ueber den Ursprung und die pathologische Bedeutung des Indicans"
(ViRCHOw's Archiv) — „ Ueber die quantitative Bestimmung des Indicans im
Harn** (PflüGER*s Archiv) — „Ueber einen neuen Bestandtheil des Hunde-
harns (die Urocaninsäure) " (Berichte der ehem. Gesellsch. zu Berlin) — „ Ueber
das Verhalten der Benzoesäure im Organismus der Vögel (Umwandlung in
Ornithursäure" (Ibid.); femer in Hoppe-Seyler's Archiv für physiol. Chemie:
„Zur Kenntniss der Synthesen im Thierkörper (die Uronitrotoluolsäure)** —
„Ueber das Vorkommen von Mannit im normalen Hundeharn** — „Ueber
eine empfindliche Reaction auf Kynurensäure** — „ Ueber die Tyrosinhydan-
toinsäure** ; ausserdem : „ Ueber die Wirkungen des salpetersauren DiarobenzoU
auf den Thierkörper** (Archiv für exper. Pathologie) und verschiedene kleinere
Mittheilungen . ^ ^ ^
Jagelski, Cassian J. , wurde in Klein-Russland geboren und in der
geistlichen Akademie in Kiew erzogen, kam dann an das St. Petersburger
Hauptspital in die dortige medicinische Schule. Im Jahre 1761 als Chirurg ent-
lassen, wurde er mit einigen Anderen nach Leyden geschickt, studirte hier sechs
Jahre lang Medlcin und erwarb sich 1765 den Doctorgrad („Diss, de passione
hysterica** ) . Im Jahre 1766 kehrte J. nach Moskau zurück, wurde examinirt und
trat in den Staatsdienst; er war Anfangs in Petersburg, später in Moskau an
einem Hospital Lehrer für Physiologie und Pathologie. Während der Pestjahre
1770 und 1771 leistete er bei der in Moskau ausgebrochenen Seuche dem Staate
grosse Dienste. Er schrieb (in russischer Sprache) eine Anleitung zu schützenden
Massregeln gegen die Pest (Moskau 1771). J. starb am 21. December 1774.
Richter, III, pag. 463. — Tschietowitsch, CCCLXIV. L. Stieda,
Jagemann, Johann Michael August J. , geboren 1740 zu Dlngel-
städt, Eichsfeld, war einige Zeit lang Professor der Medicin an der Universität zu
Erfurt und wurde 1775 Stadtphysicus in Duderstadt. Er ist bemerkenswerth wegen
einiger epidemiologischer Schriften: „Programma de iis quae circa morbos epi-
demicosin Eichsfeldia . . . .facta sunt** (Erfurt 1772) — „Circa annos 1770 — 72
liber epidemiorum de acuta passim epidemica febre** (Ebenda 1772) — n^i^'
de nostra et priscorum medicina** (Ebenda 1772).
Biogr. m6d. V, pag. 341. — Chonlant, Bibl. med. hiat. pag. 68. Pgl.
Jagielski, JosefAntonJ. (der Vater), geboren 1792 zu Posen, widmete
äich anfänglich dem Apothekerfache, von 1817 — 20 studirte er in Breslau und
Berlin Medicin und wurde 1820 in Berlin mit der Diss.: „De fistulis urinariis,
adjecta hujus morbi historia** promovirt. Nach Posen zurückgekehrt, wurde er
Lehrer an der dortigen Hebeammenschule und seit 1837 leitete er diese Anstalt
als Director; ausserdem war er Chirurg des Provinzial-Krankenhauses. Unter
Anderem schrieb er: „Drei Fälle von Blutungen aus der nicht schwangeren
Gebärmutter** (Caspee's Wochensch., 1 834) und „Zywot D-ra Karola Marcinkouy
skiego** (Posen 1846).
*Victor Apollinaris J. (der Sohn), geboren zu Posen, studirte
(1854 — 58) in Breslau und Berlin, wo er mit der Diss. : „De luxatione femoris
JA6IELSKI. — JAHN. 377
congenita^ promorirt wurde; gegenwärtig lebt er in London, wo er zuerst den
Rnmis als Heilmittel einführte; er schrieb: „Kumys i jego tutycie w medgcynie"
(Warschau 1871) — ^On treatmerU of chronic diarrhoea by kaumiss" (Brit.
Med. Joum., 1877) — „On Marienbad, 8paa and the diseases curable by its
waters and baihs** (2. edit. 1874) u. s. w. K & P
Jahja Ben Baehtisohua, s. Araber, Bd. I, pag. 165, Nr. I.
Jahja Ben Maseweih, s. Araber, Bd. I, pag. 166, Nr. III.
Jahja Ibn Seraflun, s. Araber, Bd. r, pag. 167, Nr. VII.
Jahn, Christian J., Licentiat der Medicin, prakticirte in Dresden, wo
er um 1766 gestorben ist. Er schrieb: „TeiUsche Physiologia medico-chirurgica,
oder höchst nothwendige Lehre von den Menschen** (Dresden 1756) — ^Norma
dtaetetica oder Diätetik, wodurch man die Gesundheit und das Leben lange
erhallten und beschützen kann^ (Ebenda 1756) — „Cfründlicher Unterricht von
den Fiebern^ dem Publico zum Besten herausgegeben** (Ebenda 1756) —
yfPraacis medica theoretico-clinica. II Partes** (Ebenda und Leipzig 1761, 8.) —
„Sciagraphia medica oder Grundriss der Ärzneykunst** (Dresden 1762).
Dict hist. in, pag. 271. Pgl.
Jahn, Friedrich J., am 25. Februar 1766 in Meiningen geboren,
studirte die Medicin in Jena, wo er im Jahre 1787 durch Vertheidignng seiner
Diss. : „De utero retroverso** den Doctorgrad erlangte. Er wirkte in seiner Vater-
stadt als vielbeschäftigter praktischer Arzt und als Hofmedicus, und starb daselbst
am 19. Decerober 1813 während einer heftig wüthenden Typhusepidemie als
Opfer seines Berufes im kräftigsten Mannesalter. Seit 1811 war er auch Bade-
arzt in Liebenstein gewesen. Ausser einer grossen Anzahl von Aufsätzen über
Gegenstände aus der Geburtshilfe und praktischen Medicin in Starkes Archiv
in Baldingbb's „Neuem Magazin^' und den Acta der k. k. Leopold. Akademie,
hinterliess J. : ;, Versuch eines Handbuches der populären Arzneikunde** (Jena
1790) — „Auswahl der wirksamsten einfachen und zusammengesetzten Heil-
mittel oder praktische Materia medica** (2 Bde., Erfurt 1797—1800; 1807;
1818) — „beytrag zur Berichtigung der Urtheile über das Brown' sehe System**
(Jena 1799) — „Neues System der Kinderkrankheiten, nach Brown' sehen
Grundsätzen ausgearbeitet** (Arnstadt und Rudolstadt 1803; 1807) — „üeber
den Keuchhusten** (Rudolstadt 1805). Nach J.'s Tode erschien unter seinem
Namen: „Klinik der chronischen Krankheiten** (4 Bde. , Erfurt 1815 — 1821),
allein nur der erste Band dieses Werkes ist aus J.'s Nachlass entnommen; die
drei übrigen Bände sind von Heineich August Erhard verfasst.
Elwert, I, pag. 255. — Ersch & Gruber, Art. Jahn. — Nouv. biogr. g^ner.
XXVI, pag. 293. — Biogr. in6d. V, pag. 341. — Dict. bist. III, pag. 271. p^j
Jahn, Johann Georg ArendJ., zu Güstrow in Meeklenburg-Schwerin,
war daselbst am 7. November 1771 geboren, als Sohn des Hof- und Kreischirurgen
Arend J., studirte in Rostock und Jena, wo er 1792 mit der Diss. : „Qtmedam
de cperationibus atque viis medicamentorum externorum stases systemxitis
lymphatici submoventium** promovirte, Hess sich darauf in seiner Vaterstadt nieder,
wurde Domanial-Amtsarzt, 1810 Rreisphysicus und war 39 Jahre hindurch ein sehr
glUeklicher und beliebter Arzt. Von seinen Aufsätzen in Zeitschriften sind anzu-
fahren, zunächst in Hüfbland's Journal : „ Ueber die Syncope anginosa Parry's^
Angina pectoris Heber den's, Asthma spasticum arthriticum inconstans
St oll er* s** (1806) — „Wirkungen einer Luftvergiftung durch den Holz-
schwamm, (Merulius destruens) ; u, s. w.** (1826) — „Geschichte einer bös-
artigen Verhärtung aller Bauchmuskeln der einen Seite und deren schurierigen
Operation** (1826) u. s. w. : femer: „Anzeige der Erfindung eines Zahnhebers**
(Salzb. med.-chir. Ztg. 1812; Allgem. med. AnnaL, 1812) — „Ueber die Notk-
378 JAHN. — JAKSCH.
wendigkeü der Theünahme des Arztes an den gerichtlichen, Gegenstände seines
Faches betreffenden Untersuchungen; u. s» w." (Henke's Zeitschr. , 1825) —
;, Oerichtlich-medicinisches Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit eines Epi-
leptischen u. s, w.^ (Ibid. 1827). Es sind von ihm auch mehrere Aufsätze über
nicht medicinische Oegenstände, allgemeine Angelegenheiten betreffend, bekannt. Er
starb am 31. März 1831.
Nener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 9, 1831, I, pag. 299. — Blanck, pag. 104.—
Callisen, IX, pag. 394; XXIX, pag. 135. q
Jakubowskl, Mathias Leon J., geboren 1747 bei Wodzislaw, wo sein
Vater königlicher Kämmerer war, studirte in Deutsehland und Frankreich Medicin
und wurde 1778 in Erakau promovirt; er that sich als ein sehr tUchtiger Praktiker
hervor und starb am 12. April 1825 in Erakau.
JosefJakubowski, Sohn des Vorhergehenden, geboren zu Pinczow am
25. November 1796, studirte seit 1815 in Erakau Medicin und wurde dort 1821
mit derDiss. : „De hydrophobia*^ promovirt; 1823 wurde er Physiker der Stadt
Erakau und Arzt des Hospitals zum heiligen Geist, 1826 vertrat er die Stelle eines
Professors der Chirurgie, 1832 wurde ihm der Lehrstuhl der allgemeinen Pathologie
und Therapie übergeben, doch verliess er diese Stellung schon 1834, von 1833 — 54
war er Protomedicus von Erakau und starb am 16. März 1866. Seine Schriften
sind nicht von Bedeutung.
^Mathias Leon Jakubowski, Enkel des Erstgenannten und Neffe
Josefs, geboren zu Erakau am 2. März 1838, studirte in Erakau Medicin
(1855 — 60) und wurde 1861 promovirt; längere Zeit weilte er in Wien, Prag
und Paris, wo er sich dem Studium der Einderkrankheiten hingab; 1863 wurde
er Docent, 1873 a. Prof. der Pädiatrie in Erakau, seit dem 1. Mai 1876 ist er
Director des Erakauer Einderhospitals, welches sein Dasein seinen eifrigen Be-
mühungen verdankt. Seit 1862 veröffentlichte er eine Reihe seine Specialit&t
betreffende Arbeiten im Przegl^d lekarski in Erakau. ]^ ^ P,
* Jaksch, Anton J. Ritter von Wartenhorst, k. k. Hofrath und emeritirter
Professor in Prag, ist geboren am 11. April 1810 im Städtchen Wartenberg in
Böhmen , erhielt seine Ausbildung theils in Prag durch Ebombholz , theils in
Wien durch Skoda, Eolletschka und Rokitansky, wurde 1835 promovirt mit
der „Diss. inaug. med, sistens conspectum morborum in clinico ophthalmicUrico
Fragensi anno 1834 tractatorum^. Er wirkte von 1835 — 38 als Assistent der
2. medicinischen Elinik, von 1842,43 bis 1845,46 als Vorstand und Docent
an der neu errichteten Brustkranken-Abtheilung in Prag und fibernahm im letzteren
Jahre die 2. und im Jahre 1849, 50 die 1. medicinische Elinik, welche er bis
zum Jahre 1881 inne hatte. Veröffentlicht hat derselbe: „Abhandlung über das
perforirende Mageng eschvmr in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht*' —
„ üeber Ammoniämie^ — „ lieber die Erscheinungen, welche der Gesichts- und
Tastsinn bei Krankheiten der Lunge und des Herzens liefert*' — „ Ueber die
spontane Heilung der Krankheiten der Herzklappen*' — „Bericht über
Duchenne's de Boulogne Faradisation localis^e und Claude Bernard
nach einem längeren Aufenthalte in Paris 1852**. ge^
*Jak8Ch, Rudolf Ritter von Wartenhorst, zu Wien, ist am 16. Juli
1855 in Prag als Sohn des Vorigen geboren, studirte in Prag und Strassburg,
wurde 1878 Dr. med., war 1878 Assistent bei Prof. Elebs, 1879 — 81 bei seinem
Vater, von 1881 — 82 bei Püibham in Prag und von 1882 bis gegenwärtig bei
Nothnagel in Wien. Seit 1883 ist er Privatdocent für innere Medicin. Arbeiten:
„Studien über den Harnstoffpilz*' — „ Versuche über die therapeutische Wirk-
samkeit des Chinolins** — „ Ueber das Vorkommen von Acetessigsäure im
Harn** — „Ueber pathologische Acetonurie** — „Ueber die klinische Bedeu-
tung der Peptonurie** — „ Ueber die therapeutische Wirkung einiger neuer
JAKSCH. — JÄMAIK. 379
Ohinolinbasen" und eine Monographie: „Ueber Acetonurie und Diaceturie**
(Berlin 1886). Bed.
Jalade-Lafond, 0. p6re, zu Paris, wurde 1805 daselbst Doctor, war Vor«
Steher einer orthopftdischen Anstalt zu Chaillot bei Paris und hat, ausser der
Orthopftdie, sich besonders mit der Behandlung der Hernien beschäftigt. Er schrieb :
„Cofistdiratwns sur les handages hemiaires ttsitis j'uaju' ä ce jour, etc." (Paris
1817; nouv. 6dit. u. d. T. : „ConsidSrationa sur les hemies abdominales, sur
les bandages hemiatres renixigrades, sur de nouveaux moyens de s'opposer h
Ponanisme, et les anus contre nature", 1821, av. 24 pl.) — „Exposd succinct
des moyens mdcaniques osctllatoires , imaglnds et employis pour remddier aux
diüiations de la colonne vertibrale et autres vices de conformation" (Ibid. 1825) —
ffRecherches pratxgues sur les principales difformitds du corps hurnain et sur
les moyens ay remidier" (3 voll., Ibid. 1827) — „Gonsidiration sur de nou-
veaux moyens d!opposer h Fonahisme, ou corset contre les habitudes vicieuses" —
„ItSm. sur une nouvelle esphce de bandage h pelote mSdicamenteuse, pour la '
eure radtcale des hemies" (1839; 15. 6dit. 1839; 24. 6dit. 1845; engl, üebers.
Paris 1841).
Sachaile, pag. 373. — Callisen, IX, pag. 397; XXIX, pag. 136.^^ G.
Jallabert, Louis J., zu Genf, war daselbät am 26. Juli 1712 geboren,
studirte Anfangs Mathematik und Physik, dann, auf Veranlassung eines Freundes,
Theologie bis 1737. Vor Uebemahme eines eigens fflr ihn von der städtischen
Verwaltung zu Genf creirten Lehrstuhls der Experimentalphysik machte J. wissen-
schaftliche Reisen durch die Schweiz, Frankreich, Eogland und Holland, kehrte
1739 nach Genf zurück und eröffnete seine Lehrthätigkeit mit der Vorlesung:
„De philosophiae naturalis necessitate, illiusque et mcUheseos concordia". Mehr-
fach durch Kränklichkeit in seiner Thätigkeit unterbrochen, übernahm J. 1752
die durch Cbameb's Tod erledigte Professur für Mathematik und Philosophie, zog
sich aber später ganz in's Privatleben zurück und starb an den Folgen eines
unglüeklichen Sturzes vom Pferde am 11. März 1768 in Beguin bei Genf. J. hat
ausser mehreren vortrefflichen akademischen Gelegenheitsreden über naturwissen-
schaftliche Gegenstände noch höchst bemerkenswerthe Arbeiten auf dem Gebiete
der Elektricitätslebre produoirt, wie: „ExpMences sur V dlectricitS, avec quelques
conjectures sur la cause de ses effets" (Genf 1748) — „La guirison d'un
paralytique par le moyen de V ilectricit<^" (M^m. Paris 1748) u. a. J.'s literarische
Arbeiten sind theils im „Musaeum Helveticum'^, theils in den „Mömoires de TAcademie
des sciences de Paris^' veröffentlicht. ^
BiogT. in6d. V, pag. 342—344. — Sprengel, Gesch. der Med. V, pag. 637.
Pgl.
Jamain, Jean-Alexandre J., zu Paris, war daselbst am 18. März
1816 geboren, stadirte auch daselbst, wurde 1839 Interne, gab eiu „Manuel de
petite Chirurgie contenant les pansements, les bandages etc," (Paris 1844; 5. 6dit.
1872 par Felix Tebrieb; deutsche Uebers. von Jos. Herzfelder, Quedlioburg
1854) heraus, welches solches Glück machte, dass es in 18.000 Exemplaren verkauft
wurde. 1845 wurde er mit der These: „Sur Vextrophie de la vessie" Doctor und
wurde Assistent von Nelaton sowohl in dessen Hospital- Abtheilung wie in dessen
Privatpraxis. Er verfasste in der folgenden Zeit (1848 — 50) 51 chirurgische
Artikel für das Dictionnaire des dictionnaires de m^decine, hielt gleichzeitig
chirurgische Vorlesungen und Operatiouscurse , schrieb femer: „Nouveau traitä
HSmentaire d'anatomie descriptive et priparations anatomiques ; suivi d'un
Prdcis d'embryologie par A, Verneuil" (1852; 2. 6dit. 1860; 3. 6dit.
1867) und gab von 1863 an zusammen mit Wahu das von diesem 7 Jahre
lang allein redigirte „Annuaire de mSdecine et de Chirurgie praJtiques" , das
seit 1846 bestand, heraus. Seine Concursthese um eine Stelle als Agr6g6
war: „Sur VhdmatocUe du scrotum" (1853). Seit 1853 war er Chefredacteur
380 JAMAIN. — JAMES.
der „Arohives d' Ophthalmologie^ , in denen er ein „Mem. sur Femploi de la
belladone dans les maladiea des yeux** yeröffeutliehte. Auch wurde er 1854
Chefredactenr der ,,6azette des hOpitaux^', für deren chirargischen Theil. 1856
beendigte er ein „Manuel de pathologie et de clintqite chirurgicale" (2 voll.
1856—59; 2. 6dit. 1866—69 ; ital. üebers. Neapel 1856) und gab 1857 und 1859
den 4. und 5. Band von Nelaton*s „El^ents de pathologie chirurgicale*^ und
den 1. Band der 2. Auflage derselben heraus. Bei einem neuen chirurgischen Concurse
hatte er die These: „Des plaies du coeur" (1857) verfasst. 1858 wurde er zum
Chirurgien des höpitaux ernannt, hat jedoch niemals einer Hospital-Abtheilung vor-
gestanden. Er starb ganz plötzlich am 12. December 1862. — J. war ein fleissiger,
gewissenhafter und kenntnissreicher Arbeiter, wie schon aus dem Umstände hervorgeht;
dass NeIjATON ihm die Vollendung seines Handbuches anvertraute. Seine anderen
Schriften waren vorzugsweise für die Stndirenden berechnet und fanden bei den-
selben grossen Beifall, jedoch knüpfen sich an seinen Namen keine grossen Ideen
oder Entdeckungen. Er war Bibliophile, besass eine sehr bedeutende Bibliothek,
beschäftigte sich in seinen Mussestunden mit Botanik und war Archivar der Soci6t6
botanique de France.
A. Despr^s in Ball, de la Soc. anat. de Paris. 38. aim^e 1863, pag. 681. —
Lorenz, III, pag 18; VI, pag. 10. Gurlt
James, Robert J. , englischer Arzt, geboren 1703 in Einverston (Graf-
schaft Stafford), machte seine medicinischen Studien auf dem St. John's College
in Oxford, woselbst er die Licenz zur Praxis erlangte, prakticirte dann in Sheffield,
Litchfield und Birmingham und begab sich zuletzt nach London, wo er sich durch
die Herausgabe seines „Medical dtctionary** (London 1743 — 44, 3 Bde., Fol.;
franz. Uebers. von Diderot, Eidous, Toüssajnt, Paris 1746 — 48, 4. Bde., Fol.)
bekannt machte und noch grösseren Ruf durch die Composition eines angeblich
als Oegenmittel gegen Fieber dienenden Pulvers, des nach ihm benannten „James
Powder^' (eines Antimonpräparates), erlangte. Letztere Erfindung hatte, trotz des
Widerstandes der Facultät, grossen Erfolg und wurde für ihren Urheber eine Quelle
des Reich thums. 1755 erwarb J. die medicinische Doctor würde an der Univer-
sität zu Cambridge und starb zu London am 23. März 1776. Ausser dem oben-
genannten Wörterbuch hat J. eine gute Arbeit über Tollwuth veröffentlicht u. d. T. :
„Method of preventing and curing tke madness caused by the bite of a mad
dog"* (London 1735; 1741; 1760; s. Sprengel, Gesch. d. Med., V, pag. 567),
femer rühren von ihm her: „Treattse on tobacco, tea, cof^ee and chocolate*^
(Ibid. 1745) — „Modern practice of physic , improved by Boerhaave and
Ho ff mann" (Ibid. 1746, 2 Vol.) — „On the presage of life and death
in diseases" (Ibid. 1746) — „English dispensatory" (Ibid. 1747) — „A disser-
tation upon fevers, and a vindication of the fever powder" (Ibid. 1778) —
y^Some experiments made on mad dogs vnth mercury" (Philos. Transact., 1736,
Abridg., T. VIII) — „A short treatise ofihe disorders ofchildren" (London 1780).
Hutchinson, II, pag. 3. — Nouv. biogr. g^n. T. XXVI, pag. 311. — Biogr. mW.
V, pag. 344. — Dict. hist. II, pag. 272. — Munk, II, pag. 269. p |
James, Thomas C. J. , zu Philadelphia, war 1766 daselbst geboren,
machte seine medicinischen Studien unter Adam Kühn auf der Universität von
Pennsylvanien, nahm, nachdem er 1787 den Baccalaureusgrad erworben, eine Stelle
als Schiffschirurg an, wodurch er sich die Mittel erwarb, 1791 London zn be-
suchen und seine Studien unter John Hunteb, zusammen mit seinem Lands-
mann Physick fortzusetzen. Er interessirte sich daneben besonders für Geburts-
hilfe, besuchte auch Edinburg und kehrte 1793 nach Philadelphia zurück, wo er
noch Gelegenheit fand, sich bei der schrecklichen, daselbst wüthenden Gelbfieber-
Epidemie nützlich zu machen. Nach fast lOjähriger geburtshilflicher Praxis begann
J. auch Vorlesungen über Geburtshilfe zu halten, anfänglich in Gemeinschaft mit
Chürch, später mit Nathan. Chapman, indem er gleichzeitig die Errichtung einer
JAMES. 381
Gebftrabtheiluiig in dem HoBpital des City Almshouse betrieb, und wurde auf diese
Weise der Begrflnder einer geburtshilflichen Schule. Nach dem Tode von Shipfen,
weleher den Lehrstuhl der Geburtshilfe mit dem der Anatomie vereinigt hatte,
wurden diese getheilt und J. wurde Professor der ersteren, Ghapman Assistant
Professor; aber erst 1813, nach dem Tode von Bekj. Rush, wurde der neue
Lehrstuhl auf gleichen Foss mit den übrigen gesetzt. Von 1825 an musste J.
wegen Krankheit den Unterricht seinem Assistenten W. P. Dbwebs grossentheils
überlassen und 1834 legte er seine Professur nieder, nachdem er 25 Jahre lang
zuerst als Pbysioian , dann als Geburtshelfer im Pennsylvania Hosp. thätig gewesen
war. Sein Tod erfolgte im Juli 1835. Bis zu demselben leitete er als Präsident
das Philadelphia College of Physicians ; auch gab er in Gemeinschaft mit Hbwson,
Parbish und Otto das „Eclectic Bepertory^ 11 Jahre lang heraus. Als Schriftsteller
hat er sich sonst nur in geringem Grad bekannt gemacht ; er veranstaltete ameri-
kanische, mit Zusätzen und Anmerkungen versehene Ausgaben von Sam. Mebbiman,
„A Synopsis ofthe vartous kinds of difficuU parturition ; etc.^ (Philadelphia
1816} und John Bübns, „The princtples of midwifery^ (Ibid. 1831, w. pl.).
S. D. Gross, Lives of eioinent American physicians and surgeons, pag 338. —
Callisen, IX, pag.40:>; XXIX, pag. Ib8. G.
Jajues, JohnHaddyJ. , zu Exeter, einer der Vice-Präsidenten der
British Medical Association, war 1789 in jener Stadt geboren, wurde mit 16 Jahren
der Lehrling eines Chirurgen daselbst, besuchte zwei Jahre laog das Devon and
Exeter Hosp., unter Rob. Patch und John Sheldon, darauf das St. Bartholom.
Hosp. in London und war ein Jahr lang einer von Abgrnethy's Hauszöglingen.
1811 wurde er Member des College of Surgeons, war bis 1816 Assistant Surgeon
in einem Garde-Regiment, mit welchem er den Feldzug von 1815 mitmachte und
gin^ dann nach Exeter, wo er zum Chirurgen des obeo genannten Hospitals ge-
wählt worden war. Er begann damit eine lange Laufbahn als Chirurg und als
Schriftsteller, auch hielt er viele Jahre lang Vorlesungen Über Anatomie, bildete
viele Schüler und legte durch die von ihm aDgefertigtea zahlreichen anatomischen
Präparate den Grund zu einem Museum, das 1853 auf dem Grundstücke des
Hospitals, ohne Kosten für letzteres, erbaut wurde. Von seinen literarischen Arbeiten
sind anzuführen an erster Stelle sein Hauptwerk: „Observations an some of
ehe general princtples, and on the particular nature and treatment of the
dijfferent species of inflamentation, being, tüith addittonSy the suhstance of an
essay to which the Ja^ksonian prize for the year 1818 , was adjudged by the
R. C. S." (London^ 1821 ; 2. edit. 1832), dann einige Aufsätze, zunächst in den
Medico-Chirurg. Transact. (Vol. VIU, XI, XIH, 1817—25) darunter: „Gase of
aneurism of the external iliac artery, for which the femoral artery and aub-
sequently the aorta were tied^ (Vol. XVI, 1830), es war dies der zweite Fall
von Ligatur der Aorta. 1820 war er Mitglied des Stadtrathes in Exeter, 1826
Sheriff, 1828 Mayor geworden; 1835 schied er aus allen städtischen Aemtern
aas. Bei Begründung der Provincial Med. and Surg. Association 1832 war er
eines der ersten Mitglieder und lieferte für deren Transactions eine Anzahl von
Beiträgen (Vol. I, UI, VU, XH, XVU, XVIII, 1833—1850), darunter: „On liga-
ture of the external iliac in a case of double aneurism (unth remarks on the
hydrostatic principle)" (XII, 1844) — „On the caitses of mortality after
ampiUation for injury** (XVII, 1849) — „On the causes of mortality after
amptUation for disease** (XVllI, 1850) ; ausserdem im British Medical Journal
und der Lancet (186T, 1868) mehrere Aufsätze. 1858 hatte er seine Stellung
als Surgeon am Devon and Exeter Hosp. niedergelegt und war zum Consulting
Surgeon und Honorary Governor ernannt worden. 1864 wurde er von schwerer
Erkrankung des Centralnervensystems befallen, zu der Erblindung hinzutrat; er
starb aber erst am 17. März 1869.
British Med. Journ. 1869, I, pag. 318. — Med. Times and Gaz. 1869, 1, pag. 369. —
Lancet. 1869, 1, pag. 480. — Callisen, IX, pag. 400; XXIX, pag. 137. G.
382 JAMES. — JAMESON.
"'James, Constantin J., französischer Arzt, ist 1813 zu Bayenx
(Calvados) geboren, studirte in Paris und wurde 1840 daselbst Doctor mit der
These: „Observationa de paralyaie complhte de la cinquüme paire, auitde de
consid^ratians thioriqties et pratiques^. Er machte seinen Namen bereits früher
durch die Herausgabe zweier Werke nach den von Magendie im College de France
gehaltenen Vorlesungen : ,,Le9ons sur les phenomönes physiques de la vie'^ (3 voll.,
1836 — 37) und: „Le^ons sur les fonctions du Systeme nervenx'' (2 voll., 1839)
und einen: „Rapport ä VAcad, roy. de mSd, sur V empoüonnement de Soufflard^
(1839) bekannt. Vom Jahre 1841 an hielt er mehrere Jahre lang medicinische Vor-
lesungen im Athön6e, und ttber verschiedene wissenschaftliche Gegenstände im Cercle
agricole und publicirte folgende Schriften: „Les n4vralgies et leur traüement**
(1841) — „Voyage sdentißque h Naples faxt avec M. Magendie en 1843'^
(1844); ferner: „Müdes sur VhydrothSrapie ou traitement par Veau frotde,
faite pendant un voyage en Allemagne** (1846) — „Ouide prattque aux
principales eatuc minirales de France, d'Allemagne, de Sutsse etc." (1850;
5. 6dit. 1861; 9. 6dit. 1876) — „De Vemploi des eaux minirales dans le traite-
ment des accidens consdcutifs de la syphilis" (1863) — „Du choix des eaux
minerales dans le traitement des maladies de poitrine^ (1853). Im Jahre 1863
erhielt er von der Regierung den Auftrag, die Mineralwässer Oorsica's einer Inspection
zu unterziehen. Er erstattete darüber einen: „Rapport sur les eaux minirales
de la Corse^ (1854) und schrieb weiter noch: „De Vemploi des eaux mini-
rales, spicialement de celle de Vichy, dans le traitement de la goutte*^ (1856),
sowie eine archäologisch-medicinische Schrift: „Toilette d^une Romaine au temps
d^ Auguste et cosmitiques d'une Parisienne au XlXe sihcle^ (1864) — „Acddents
et maladies. Premiers soins h donner avant Varrivie du midecin*^ (1868) —
^Des causes de la mort de Vempereur Napolion^ (1873) — „Acne et couperose,
leur traitement par une nouveile mithode. Des cosmitiques de la face, de la
houche et de la chevelure" (1874) — „Le darwinisme et Vhomme-singe** (1877),
abgesehen von zahlreichen Abhandlungen über specielle Gegenstände und politischen
Discursen, z. B. im „Figaro".
Sa ch alle, pag. 374. — Nouv. biogr. g6ii6r. T. XXVI, pag. 312. — Vaperean,
5. 6dit., II. pag. 985. — Bitard, pag. 698. — Lorenz, III, pag. 18; VI, pag. 10.
Red.
* James, M. Prosser J. , zu London, studirte im London Hosp., wurde
1866 Member des R. C. S. Engl., 1857 Dr. med. in 8t. Andrews, 1867 Member
des R. C. Phys. in London , war Docent der gerichtlichen Medicin und gegen-
wärtig der Materia medica und Therapie beim London Hosp. Er war Physician
am N. London Consumption Hosp. und City Dispensary und Metropolitan Dis-
pensary und ist zur Zeit Physician des Hosp. for Diseases of the Throat u. s. w.
Schriften: „On sore throat; its nature, varieties, and treatment, etc.*' (4. edit.
Ib79, with colour. pl.) — „Lessons in laryngoscopy and rhinoscopy** (3. edit.
1879, colour. pl.) — »The climate of San Remo and the Mediterranean,
including Nice , Mentone , Cannes, and Hyh'es^ (1865) — „Vichy, and its
therapeutical resources^ (5. edit. 1883); zusammen mit Tichborne: „The
mineral waters of Europe^ (1883). Dazu noch u. A. folgende Aufsätze: „On
sympathy between the ovaries and tormls^ (Med. Times and Gaz. , 1859) —
„Reports on diseases of the throat" (Ibid. 1872 — 74) — „Stammering of the
vocal cords" (Lancet, 1879) u. s. w.
Medical Directory. Red.
Jameson, Horatio Gates J., zu Baltimore, Chirurg am dortigen Hospital,
prakticirte vorher in Gettysburg, hat eine grosse Reihe chirurgischer Beobach-
tungen und Operationen publicirt, zuerst in Coxe's Philadelphia Med. Museum
(1807, 1808), dann im American Med. Recorder (von 1821 an), z.B. über
Aneurysma, Unterbindung der Art. thyreoid. super, bei einem Blropf, Operationen
am Mastdarm, Bronchotomie, Stricturen der Harnröhre und des Oesophagus, Stein-
JAMESON. — JANIKOWSKI. 383
Behnitt, Hernien. Bei den letzteren machte er sich durch ein Verfahren der
Radicalbehandlnng nnter Anwendung einer Plastik bekannt. Von 1830 an war
er Redactenr des Maryland Med. Recorder und lieferte für denselben eine Anzahl
TOD Aufsätzen.
Callisen, IX, pag. 402; XXIX, pag. 138. G.
'"Janueson, James J., zu Melbourne, Victoria, in Australien, studirte
auf der Universität Glasgow, wurde 1862 daselbst Doctor, ist Docent der Oeburts-
hilfe, Frauen- und Einderkrankheiten an der Univei'sität zu Melbourne und Assistant
Physidan des dortigen Hospitals. Schriften: „How to feed infanta*^ (1871) —
üebersetznng von DI£STSBWEg's : „ünüy of man's being" (1871) — „Gontri-
luHons to the vital statistics of Australta^ (1882). Er ist der Herausgeber des
„Äugtralian Medical Journal'' j in welchem sich folgende Beiträge von ihm
befinden: „Parasitic theory of disease" (1876) — „7'he chief cause of con-
mdsions in cftildren" (1878) — „Puerperal fever, its cauees, prevalence, and
prevention" (1879) ; femer in den Transact. of the Roy. Soc. of Victoria : „Experi-
ments on the comparative power of some disinfectants*' (1877) — „Pkotograpks
an the retina** (1878) — „A new point of resemblance in respiration of plants
and animals^ (1878) — „The perception of colour" (1878) — „Influenae of
light on developement of bacteria** (1882); endlich im Brain : „Nervou^ diseases
in Victoria'' (1880).
Medical Directory. Bed.
Janer, Don Fölix J., zu Madrid, war Professor an der Universität von
Cervera, von wo er 1826 nach Barcelona berufen wurde, um bei dem Real Colegio
de Medicina y Cirurgia die interne Klinik zu übernehmen. 1848 wurde er zum
Mitgliede des Consejo Real de Instruccion publica ernannt und siedelte nach Madrid
über. Schriften: „Idea de una bibliografia critica mddica'^ — „Elogio historico
del Dr. D. Francisco Borr äs*' — „De los viajes mddicos" — „Memoria
sobre el electicismo filosöfico y literario" — „ vindicacion de la filosofta
espanola en el siglo XV P — „Lafamüia de los Salvadores en Tarragona" —
„Elogio historico del Dr. D. Francisco Bahy" — „Preliminares cHticos"
— f, Elementes de moral mSdica, o tratadö de los obligadones del medico y
del cirujano . , , en el ejercicio de su profession'' (Madrid 1832) — „ Tratado
elemental completo de materia mSdica'' (1847) — „Del buen gusto en medi-
cina y de los medios de adquirirlo y perfeccionarlo'' (2. edic. 1855).
Ovilo y Otero, I, pag. 278. — Callisen XXIX, pag. 140. G.'^^
Janikowskiy Andreas J., geboren am 2. November 1799 zu Pilzno in
Galizien, studirte in Krakau, wo er 1821 mit der Diss, : „De arthritide" pro-
movirt wurde. Anfänglich prakticirte er nach einer längeren Studienreise in Opole,
1826 wurde er in Warschau Professor der Chirurgie, 1840 war er einer der
Gründer der Pharmaceutenschule und lehrte in derselben bis 1857; 1859 war er
Secretär und 1861 stellvertretender Präsident der Warschauer medicinischen
Akademie und bis zu seinem am 4. December 1864 erfolgten Tode Professor der
gerichtlichen Medicin und Psychiatrie. Seine sehr zahlreichen, meist die gericht-
lichen Medicin und Hygiene betreffenden Arbeiten sind im „Pami^tnik Towarzystwa
lekarskiego'^ (1843 — 64) publicirt worden; ausserdem gab er heraus: „Skrzy-
tcienia Erqgoslupa'' (Die Verkrümmungen der Wirbelsäule, Warschau 1838) —
„Patologia i terapia choröb umyslowych^ (Pathologie und Therapie der Geistes-
krankheiten, Warschau 1864).
Stanislaus Janikowski, des Vorigen Sohn, geboren in Warschau
am 6. Mai 1833, studirte in Dorpat, wo er 1858 mit der Diss.: „Relaiio de
morbis chirurgicis in nosocomio universitatis literarum Dorpatensis anno 1853
observatis" promovirt wurde. 1860 wurde er Primararzt am Warschauer Kranken-
hause zum Kindlein Jesus, 1866 wurde ihm in Krakau der Lehrstuhl der gerichtlichen
384 JANIKOWSKI. — JANKE.
Medicin und Medicinalpolizei flbertragen, den er bis zu seinem am 21. April
1881 erfolgten Tode inne hatte. 1866 redigirte er in Warschau den „Fam^tnik
Towarzystwa lekarskiego" , von 1869 — 76 war er Mitredacteur des Ejrakauer
„Przeglqd lekarski*', von 1877 — 80 leitete er die Herausgabe des „Dwutygodnik
medycyny publicznej" ; auch als Schriftsteller war er sehr thä^ig und veröffent-
lichte in den so eben genannten drei Fachblättern von 1859 — 81 Aber 140 grössere
uud kleinere, zum Theil sehr werthvoUe Aufsätze aus dem Gebiete der gericht-
lichen Medicin und öffentlichen Gesundheitspflege. ^ ^ P
Jamn de Gombe-Blanche , Jean J., berühmter französischer Augen-
operateur, geboren in Carcassonne am 12. Juni 1731, begann seine ersten medi-
cinischen Studien am Hospital seiner Vaterstadt, ging dann nach Montpellier, wo
er sich speciell mit Augenheilkunde beschäftigte und liess sich darauf etwa 1756
als Arzt in Colmette bei Nimes nieder, er ging dann aber nach Avignon und
erlangte hier durch seine erfolgreichen Operationen an Augenkranken so grossen
Ruf, dass er mehrfach zu Consultationen weithin berufen wurde. Einem an ihn
ergangenen Ruf nach Lyon mit dem Titel eines Oculiste de ville leistete er Folge,
wurde dort Vorsitzender des College de Chirurgie und operirte mehrere hervor-
ragende Persönlichkeiten, so den Cardinal de Rohan und 1777 den Herzog von
Modena (Franz UI. von Este), der ihn aus Dankbarkeit zum Leibarzte ernannte
und ihm eine lebenslängliche Pension von jährlich 2400 Fros. dedicirte. Die
Universität von Modena ernannte ihn zum Professor honoris causa. Neben seinem
Specialfach beschäftigte *er sich vielfach auch mit hygienischen Arbeiten, besonders
mit Experimenten behufs Erforschung der Mittel zur Bekämpfung schädlicher
Bodenausdflnstungen. Nachdem J. 1787 noch nobilitirt war, starb er um 1799.
Ausser verschiedenen Joumalartikeln schrieb er : „ Observations sur une fistule
lacrymale, occastonnS par un coup de feu^ (1765) — „Observations sur
plusieurs maladies des yeux" (Lyon 1768) — „MSmoires et observations ana-
tomiqnes, phyaiologiques et pkysiqices sur Voeil et les maladies qui affectent
cet Organe** (Lyon 1772; deutsch von Selle, Berlin 1776; 1788); in diesem
Werke finden sich die ersten Versuche mit zwei complementär gefärbten Gläser vor
beiden Augen — „R^flexions sur le triste sort des personnes qui sous une
apparence de mort ont iti enter r des Vivantes etc.** (Paris und Haag 1772) —
„L'antimiphitique ou moyen de ditruire les exhalations pemicieuses et mortelles
des fosses d'aisance etc.** (Paris 1781, 82) und einige kleine Schriften Aber
denselben Gegenstand; femer: „Rdponse hM. ff Ryan sur le magndtisme animal**
(Gen6ve et Lyon 1784). Die Arbeiten J.'s tragen alle den Stempel gründlicher
anatomischer und physiologischer Bildung ihres Verfassers. Man schreibt J. auch
die Autorschaft einer kloinen satirischen Schrift gegen Gdebin, den Chirurgien
en chef des Hötel-Dieu in Lyon, der sich auch mit Augenkrankheiten beschäftigte,
zu. In der Pharmacopoe ist J.'s Name verewigt durch zwei Präparate, nämlich
das „Unguent. ophthalmicum Janini^ und das ,)Emplastr. vesicator. Janini'*.
Br^ghot du Lnt et P^ricand, pag. 154. — Nouv. biogr. g^n. XXVI, pag. 831. —
Pict. bist. III, pag. 273. — Ersch et Graber, Enoyclopädie , Art. Janin. — fiaeser,
Gesch. der Med. II, pag. 705. — Poggendorff, I, pag 1190. — Hirsch, Gesch. der
AugenheUk. pag. m u. s. w. Magnus. - Pag.L
Janke, Johann Gottfried J., in Leipzig, war am 16. November 1724
in Bautzen geboren, studirte in Leipzig, promovirte daselbst 1751 mit der bemer^
kenswerthen Arbeit: „Diss. I et II de ossibus mandibularum puerorum septen-
nium** und wurde zum Prosector am anatomischen Theater berufen, 1753 zum
Prof. e. 0. der Anatomie und 1754 zum Prof. ord. der Anatomie uud Chirurgie
ernannt. Doch ging J. bereits nach kurzer Wirksamkeit in dieser Stellung am
20. Januar 1763 an den Folgen eines bösartigen Fiebers zu Grunde. Ausser der
oben genannten Dissertation verfasste J. noch : ;, Commentatio de forcipe et forfice,
ferramentis a Bingio , Hafniensi chirurgo, inventts eorumque usu in partm
r
JANKE. — JANSEN. 386
difficüi** (Leipzig 1760, 4., mit Abbild.) — „Progr, de capaibua tendinum arti-
cularibtts, observationea quctedam anatomicas eäiibens^ (Ebenda 1753, 4.) —
jfProlusio I qua observattones quaedam anatomicae de cavemis quibusdam,
quae ossibua capitis humani continerUur ; etc.'' (Ebenda 1753) — „Progr, de
ratione venas corporis humani augustiores inprimis cutaneas ostendendi**
(Ebenda 1762) — „Diss. de foraminibus calvariae eorumque iisu" (Ebenda
1762). Ansserdem übersetzte er Jon. Jac. Bbühieb's „Abhandlung von der
Ungeunssheit der Kennzeichen des Todes u. s. w.^ (Leipzig und Kopenhagen 1 754).
Otto, pag. 216; Supplem. pag. 190. — Biogr. m6d. V, pag. 345. — Dict. hist. III,
pag. 274. — Hirsch, in Allgem. Deutsch. Biogr. XUI, pag. 703. Pgl^
*Jan0V8ky, Vietor J. , zu Prag am 2. Juli 1847 geboren, studirte
daselbst, später (speeieli unter P£tt£BS) noeh in Wien und gelangte 1870 zur
Promotion. Seit 1871 Privatdocent fflr Oesohichte der Mediein und Epidemio-
graphie, erlangte er 1883 ein Extraordinariat für Syphilis und Dermatologie an
derselben Universität und fungirt als Primararzt des Allgemeinen Krankenhauses.
Seine vornehmlichsten Arbeiten handeln : „ Ueber syphilitisches Eruptionsfieber''
(1872) — „Ueber Menstrualexanthem" (Centralbl. für Gynäkol., 1882) — „Ueber
Lungensyphilis'' (Prag 1881). Ausserdem sehrieb er für Maschka*j3 Handbuch:
pDie Geschichte der gerichtlichen Mediein." Wem ich.
Jansen, Franz Xaver J., in Dasseldorf, war am 27. September 1760
geboren, studirte Mediein in Leyden, wo er mit Sandifobt befreundet wurde und
promovirte daselbst 1784 zum Dr. med. mit einer Diss. : „De pinguedine animali."
Gleich darnach unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach Italien und ver-
öffentlichte die dort gemachten Beobachtungen, namentlich über die in der Lombardei
endemisch herrschende Pellagra, theils in einem selbstständigen Werke : ^Depelagra,
morbo in mediolanensi ducatu endemico" (Leyden 1788), theils in Briefen an
Beinen oben genannten Lehrer und Freund Sandifort. Eine Serie derselben
erschien später u. d. T. : „Brieven over Italien, voornamlijk den tegenwoordigen
Staat der Oeneeskunde in naturlijke Historie betreffende etc." (Ebenda 1790;
deutsche üebers. vom Autor selbst, Düsseldorf 1793, 94). Nach seiner Rückkehr
aus Italien wurde er Stadtphysicus in Düsseldorf, starb aber schon am 29. Juni
1793. Von ihm rühren noch her, zusammen mit Jonas: y^Medicinisches Magazin
der holländischen Litteratur" (1 Stück, Leyden und Marburg 1790) — ^GoÜectio
dissertationum selectarum in variis foederati Belgii academiis editarum, ad
omnem medicinae partem pertinentium" (Leyden 1791, 92, 4.) — „Merk-
würdige Geschichte einer Frau, welche innerhalb 10 Monaten zu drei ver-
schiedenen Zeiten ein Kind zur Welt brachte" (in J. C. Starkes Archiv für die
Geburtshilfe, 1795).
Biogr. m6d. V, pag. 346. — Dict. hist. III, pag. ^76. — Sprengel, Gesch. der
Med. V, pag. 5T3. Pgl
Jansen, Jan Hissink J., am 23. Januar 1816 zu lugen (Gelderland)
geboren, studirte in Delft Chemie und Pharmacie, und, nach abgelegtem Apotheker-
examen, in Utrecht, wo er den akademischen Vorlesungen und den Uebungen im
Militärspitale folgte. 1836 zum Militärarzt ernannt, wurde ihm bald der Unterricht
in der beschreibenden und der vergleichenden Anatomie an der militärärztlichen
Schule aufgetragen, welches Amt er, ausser einem kleinen Zwischenräume, bis
18ÖÜ wahrgenommen hat, wo er nach Groningen als Prof. anat. et chir. berufen
wurde (Antrittsrede: „De physiologie in hären invloed op de heelkunde").
Diese Professur hat er bis 1879 wahrgenommen, wo er seine Entlassung nahm.
Er veröffentlichte verschiedene holländische Uebersetzungen, so von Rosbr: „Hand-
buch der anatomischen Chirurgie und „Allgemeine Chirurgie" (Utrecht 1846) —
„Chirurgisch-anatomisches Vademecum für Studirende und Aerzte" (Ebenda 1848);
Wunderlich, „Handbuch der Pathologie und Therapie" (Ebenda 1847—55);
Günther, „Leitfaden zu den Operationen am menschlichen Körper, nebst Anweisung
Biogr. Lexikon. IIL 25
386 JAKSBN. — JANY.
zur Uebung derselben am Leichnam ^^ (Ebenda 1861) und schliesslioh Wundbrlich's
„Krankheiten der Blase und der männlichen und weiblichen Geschlechtswerkzeuge'^
(Amsterdam 1862). J. starb im Juli 1885.
Jonckbloet, Gedenkboek der Hoogeschool te Groningen. q ^ DaniSls.
Jansonius, Samuel J., dessen Geburtsort und Geburtsjahr unbekannt
sind, soll 1660 das ,Jus practicandi'^ bekommen haben. Nach langen Reisen durch
West-Indien, England und Deutschland scheint er erst in Maestricht wirksam
gewesen zu sein und sich darnach in Rotterdam als praktischer Arzt niedergelassen
zu haben. Er publioirte: „Flagellum veneria, ofte verhad van Venus plaege
ofte vuyle Pocken Met byvoeging van veelderhande uyt-geeochte OeneeS'
middelen*" (Rotterdam 1680, 1681; Amsterdam 1682; Rotterdam 1736; deutsch
Dresden 1703) und „Körte en bondige verhandeling van de voortteeling en
i kinderbaaren met den aenkleven van dien" (Amsterdam 1680, 85, 88, 95,
99, 1706), in welchen beiden Büchern sehr gute, wirklich wissenschaftliche Mit-
theilungen vorkommen, während er in dem letzteren Dr. Paulus Chambbblek,
dessen Vater und zwei Brüder als die „ausgezeichnetsten Geburtshelfer in Irland
und England nennt, welche sich bei Querlagen des Kindes einer Methode bedienen,
womit man viel bessere Resultate bekommt, wie in Frankreich.'^ Wann J. starb
ist mir unbekannt geblieben.
Banga, pag. 637. C. E. Daniels.
Jantke, Johann Jakob J., zu Altdorf, geboren zu Brieg in Schlesieo
am 30. Januar 1687, studirte in Leipzig, Halle und Altdorf, promovirte daselbst
1710 zum Dr. med., machte dann eine wissenschaftliche Reise, von der zurück-
gekehrt er 1713 zum Leibarzt des Herzogs Theodor in Sulzbach und Prof. e. o.
der Physiologie und Pathologie in Altdorf, 1714 aber zum Prof. ord. ernannt
wurde. 1751 war er Kanzler der Universität und starb am 22. März 1768. Er
ist Verfasser einer grossen Reihe von Dissertationen, von denen eine Anzahl vei^
einigt u. d. T. : „Manudiictio ad veram theoriam morborumque praxin clinicam'*
(Altdorf 1737) erschien. Ferner rühren von ihm her: „Kurzer und nothtoendiger
Unterricht, wie sich Jedermann bei der an vielen Orten einreissenden pesti-
lenzialischen Seuche verwahren und davon befreien möge^ (Sulzbaoh 1718) —
„Selectus materiae medicae in gratiam philiatrorum et practicorum juniorum,
LXVl tabulis conscriptus, etc." (Nürnberg und Altdorf 1709 ; 1731 ; 1749) u. a. m.
Börner, I, pag. 555, 922; III, pag. 399. — Will u. Nojpitsch, II, pag. 225.
VI, pag. 145. — Baader, I, pag. 56. — Biogr. med. V, pag. 346. — Dict. hist. III. pag. 275.
Pgl.
Janus Damascenus, s. Araber, Bd. I, pag. 167, Nr. VII.
Januszkiewicz, Ludwig J., geboren am 12. Juli 1835 in Wilna, studirte
in Petersburg, wo er 1859 promovirt wurde, 1856 — 58 brachte er in Berlin,
Wien, Prag, Paris und London zu, wo er sich eifrig dem Studium der Chirurgie
und Augenheilkunde hingab, seit 1859 war er consultirender Arzt des städtischen
Krankenhauses und Primarius am Maximiüan-Institute zu Petersburg , sowie Ober-
Chirurg der Warschau-Petersburger Eisenbahn, 1863 während der polnischen
Insurr ection war er in den Feldspitälem thätig; er ertrank (im Juli 1872) im
Bug bei Brzesc Litewski. Er schrieb: „0 ranach w ogölnosci" (lieber Wunden
im Allgemeinen, Petersburg 1863) — „Mittheilungen aus dem Gebiete der
Galvanochirurgie" und „Mittheilungen über die Operation einer Schenkelhernie"
(St. Petersburger med. Wochenschr., 1869 und 1870). ^ ^ P
*Jany, Ludwig J. , Augenarzt in Breslau, geboren zu Friedrichgrätz,
Kreis Oppeln in Oberschlesien am 5. October 1833, studij^ in Breslau von
1854 — 1858, promovirte daselbst 1858 und machte darauf Studienreisen nach
Berlin, Wien, Paris, London, Utrecht. Nachdem er von 1859 — 64 als Assistent
an der Augenklinik des Prof. Förster gewirkt hatte, gründete er 1865 eine
JANY. - JASIKSKI. 387
Privat- AugeDklinik , welche noch heute vod ihm geleitet wird. Unter den zahl-
reichen Aufsätzen, welche er veröffentlichte, mögen folgende Erwähnung finden:
jfBeüräge zu den diabetischen Erkrankungen desAuges*^ — »^^^ Hemianopsie^ —
f,Zur Therapie des Qlaucoms*' — „üeber die Einwanderung des Cysticercus
cellulosae in's menschliche Äuge.** Horstmann.
Jarjavay, Jean-Fran^ois J. , zu Paris, war zu Savignac-les-^glises
(Dordogne) 1815 geboren, machte seine Studien zu Paris, wo er 1846 Doctor
wurde mit der Theise: „Propositions d'anatomie, de physiologie et de Chirurgie.**
Er wurde 1847 Agr6gö fQr das Fach der Chirurgie, darauf Chef der anatomischen
Arbeiten und 1859 Professor der Anatomie. Er war nacheinander Chirurg am Hospice
des Enfants-Trouvto und der Lourcine. Von seinen Arbeiten sind anzuführen:
„Mim. 9ur les vaisseaux lymphatiques du poumon" (Arch. gönör. , 1847) —
„De Pinßuence des efforts sur la production des maladies chirurgicales** (1847) —
„Des Operations appicables aux corps fibreux de FutSrus** (1860, av. 1 pl.) —
„Des fractures des articulations** (1851) — „Traitd d'anatomie chirurgicale"
(2 voll., 1852-54.) — „ Becher ches anatomiques sur Furore de Vhomme**
(1856, 4., av. 7 pl.). Er starb am 22. April 1 868 auf seinem Besitzthum zu Lajarthe
bei P6rigueux, das Andenken eines geschätzten Lehrers der Anatomie hinterlassend.
Vaperean, 2. 6dit., pag. 932; 5. edit., II, pag. XXXV. G.
Jarrold, Thomas J., zu Manchester, war in Essex geboren, studirte
1804 in Edinburg und schrieb: „Observations on a case of diabetes insipidus ;
unth an account of some experiments on the urine" (Edinb. Annals of Med.
1801) — „Dissertation on man, philosophical and political ; in answer to
Mr. Malt hu 8. Essay on the principle of population" (London 1806) —
„Anthropologia, or dissertations on the form and colour of man; ttc." (Ibid.
1808, 4.; 2. edit. 1811) — „An inquiry into the causes of the curvature of
spine; etc.** (Ibid. 1823) — „Instinct arid reason philosophically investigated;
unth a view to ascertain the pn'nciples of the science of education" (Ibid. 1837).
Callisen, IX, pag. 415; XXIX, pag. 143. G.
*Jarvi8, Edward J., zu Dorchester, Mass., geboren in Concord, Mass.,
am 9. Januar 1803, erhielt seine medicinisehe Bildung seit 1826 auf dem Harward
Coli, und an der Boston Med. School, wo er 1830 gradairt wurde. Nachdem er
in verschiedenen Städten (Nordfield, Concord, Louisville) kürzere Zeit prakticirt
hatte, ist er seit 1843 ständig in Dorchester thätig. Seine literarischen VeröflPent-
liehungen sind ziemlich umfangreich und bestehen aus etwa 80 Artikeln und
Abhandlungen, die theils in verschiedenen Journalen (Philad. Journ. of Med. Sc,
Boston Med. Journ., Journ. of Insanity, North Amer. Review, London Psycholog.
Journ. etc. etc.), theils als Anfang zu zwei Werken: „Physiology and health**
und „ Elementar y physiology** veröffentlicht sind und sich hauptsächlich auf Gegen-
stände aus der Hygiene und Staatsarzneikunde bezieben.
Atkinson, pag. 134. Pgl.
Jasifiski, Jakob J. , geboren in Warschau 1791, studirte daselbst, in
Berlin und Wien; 1816 und 1817 war er Kreisphysicus in Lipno, 1830 und
1831 Primarius am St. Lazarusspital in Warschau, seit 1834 verwaltete er das
Amt eines Physicus der Stadt Warschau und als solcher erwarb er sich durch
seine aufopferungsvolle Energie während der Choleraepidemien von 1836, 37, 48
und 1852 die höchste Anerkennung seiner Mitbürger. 1823 wurde er in den
erblichen Adelstand erhoben; er starb 1855. Er schrieb in polnischer, deutscher
und französischer Sprache, doch sind seine Schriften nicht von Belang; hier sei
nur erwähnt : „2franienie aorty narz^dziem ostrem, ktöre przebüo chrzqstk§ mi^dzy
4 a 8 kr^giem grzbiefowym ; smiere 11-go dnia choroby"" (Pami^tnik Towarzystwa
lekarskiego, warsz. 1837, Bd. I). Es ist dies eine interessante Verwundung der
Brnstaorta, welche erst nach 11 Tagen den Tod herbeiführte. K. & P.
25*
338 JASKIEWICZ — JAUBERT.
Jaskiewioz, Johannes Dominions Peter J., geboren in Lemberg am
ij. Juli 1749, stndirte in Wien Medicin und wurde 1775 mit der „Dias, inaug,
7ned. sistens pharmaca regni vegetabilis^ daselbst promovirt. 1782 übernahm er
in Krakau den Lehrstuhl der Zoologie, Botanik, Mineralogie und Chemie, doeb
verliess er ihn schon 1787 und wurde Leibarzt des Marquis Wielopolski; er
starb am 14. November 1809. Er war der Erste, welcher in Polen im April
1784 Versuche mit dem Luftballon machte, die er auch in zwei zu Krakau
erschienenen Broschüren beschrieb ; ausserdem veröffentlichte er noch einige Arbeiten
thcils geologischen, theils mineralogischen Inhaltes. j^ ^ p
'^Jasolini, Oiulio J., verdienter italienischer Anatom des 16. Jahrhunderts,
war in Santa-Eufemia (in Calabrien) geboren, studirte unter Ingbassfas und wurde
der Nachfolger desselben im Lehramt für Anatomie und Chirurgie an der Univer-
sität zu Neapel. Er schrieb: „Quaestwnea anatomtcae et osteologia parva: de
cordis adtpe, de aqua in pericardio; de pinguedine in genere^ (Neapel 1573) —
„De poris choledochis et vesica fellea** (Ebenda 1677; Hanau 1654; Frank-
furt 1648; 1665) — „JOe' remedii naturali che sono nell isola de Päechtisa,
oggi detta hchia** (Neapel 1689).
Biogr. möd. V, pag. 347. Pgl.
Jasser, preussischer Regiments-Chimrgus , Geburts- und Todesjahr unbe-
kannt, im Ausgange des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts, nach welchem mit
Unrecht lange Zeit die operative Eröffnung des Warzenfortsatzes die jASSEa'sche
Operation genannt wurde, da bereits 9 Jahre früher (1773) J. L. Patit sowohl
die Indicationen zu dieser Operation klar auseinandergesetzt, als auch dieselbe
mit Meissel und Hammer (auf welche, die zweckmftssigsten Instrumente, man heute
wieder zurückgekommen) glücklich vollführt hat, muss in historischer Beziehung
jedoch hervorgehoben werden. Eine von ihm mit lebensrettendem Erfolge unter-
nommene Anbohrung des Warzenfortsatzes bei Mittelohreiterung und Caries wurde
zu einer Zeit publicirt, wo die Operation in Vergessenheit gerathen war, nach
dem J.'schen Falle jedoch in einer ganzen Reihe anderer Fälle selbst zur Heilung
von Schwerhörigkeit blindlings vorgenommen wurde , von denen die eine in dem
berühmten Falle Bbroee's (dänischer Hofarzt), von dem dänischen Hofchirurgen
KÖLPIN vollzogene Operation mit dem Tode endigte. Der J.'sche Fall betraf einen
seit langer Zeit an Otorrhoe leidenden und von wüthenden Schmerzen gepeinigten
Kecruten. J. öffnete einen auf dem linken Warzenfortsatz befindlichen Abscess,
fand den Warzenfortsatz cariös und machte durch die Knochenfistel Einspritzungen,
welche durch die Nase hervordrangen. Seine anatomischen Kenntnisse über das
Ohr scheinen nicht sehr gross gewesen zu sein, da er, wie er selbst sagt, erst
durch diese Erscheinung auf den Zusammenhang zwischen Warzenzellen und Tuba
belehrt wurde. Die Schmerzen hörten auf, der eiterige Ausfluss verlor sich und
wurde Patient völlig hergestellt. Dieser glückliche Erfolg veranlasste ihn, dieselbe
Operation auch auf dem anderen schwer hörenden, jedoch sonst äusserlich gesunden,
nicht eiternden Ohre mit Hilfe eines Troicars mit nachfolgenden Einspritzungen
vorzunehmen, worauf sich angeblich eine Oehörverbesserung auch auf dieser
Seite einstellte.
Lincke's Handb. der Ohrenheilk. II, pag. 81 und die dort citirte Originalabhand-
lung: Schmacker's Vermischte chirarg. Schriften. III, pag. 113— 125 (Berlin 1782). —
W. Meyer im Archiv für Ohrenheilk. XXII, pag. 139. A. Luc*e.
Janberty Nicolas-Antoine J., zu Aix (Provence), war 1741 geboren,
wurde Arzt des Oivil-Hospitals genannter Stadt und Mitglied der dortigen Akademie.
Er hat eine „Dias. med. circa trea quaestionea ab Academia Dimonenai pro-
poaüaa^ (1778) verfasst und tibersetzte aus dem Englischen James Sims': „/)»-
coura aur la meilleure mSthode de pourauivre lea recherchea en mSdedne"
(1778) und Desselben: „Obsercationa aur lea maladiea dpidAmiquea, avec des
remarquea aur lea fih)rea pernicieuaea et malignea" (Avignon 1778), verfasflte
JAÜBBBT. — JAVAL. 389
eine aaeh von der Sociötö royale de m^deeine in Paris gekrönte: „Dissertation
sur la mdthode curatioe dans les fövrea exanth^matiques^ (1778; zwei deutsche
(JebersetzuBgen Wien 1791, Leipzig 1800). Er starb 1823.
Nonvelle biographie g^nör. T. XXVI, pag. 397. — Qn^rard, France litteraire.
IV, pag. 211. G.
Janbert, s. a. Jobbrt.
Jault, Augustin-FranQois J., Sprachgelehrter und um die Medicin
durch gute französische Uebersetzungen der Werke von ausländischen Aerzten
verdient, war in Orgelet (Franche-Comt6) am 1. October 1700 geboren, studirte
Ton 1730 an Medicin und wurde Dr. med. der Facultät von Besannen; doch ist
er als Arzt niemals thätig gewesen. 1746 wurde er Professor der syrischen Sprache
am Collie royal de France und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode am
25. Mai 1757. J. übersetzte folgende Werke: Sbarp^s „TraitS des Operations
de Chirurgie*' (Paris 1741); von Demselben : „Les recherches critiques sur V 4tat
prSaeTU de la ckirurgie^ (1751) — Floyee's: „Le traitd de l'asthme^, ferner
Sydenham's: „Oeuvres de medecine pratique" (Paris 1776; Avignon 1799),
auch die ersten vier Bücher von Astrüc's Abhandlung über die syphilitischen
Krankheiten aus dem Lateinischen (Paris 1740, 4 voll.); endlich gab er heraus
Caubalusieb's : „La pneumato-patkologie ou Traiti des maladies venteuses"
(Paris 1754, 2 voll.). An der Vollendung einer üebersetzung des älteren Pliniüs
wurde J, durch den Tod verhindert.
Biogr. m6d. V, pag. 347. Pgl.
Janmes, Fran^ois-Anselme J., zu Montpellier, war am 1 3. Februar
1804 daselbst als Sohn eines Apothekers geboren, wurde der Schüler von Lord AT,
Anglada, Dblpech u. s. w. , erhielt 1823 die Doctorwürde, wurde 1835 zum
Agr^gö der Facultät und 1850 zum Professor ernannt. Er hielt etwa 15 Jahre lang
Vorlesungen über Materia medica und veröffentlichte einen : „Essai de pharmacologie
thSrapeutique ginirale'* (T. I, Montpellier 1847) und einen : ;, Traue de pharma-
cologie spidale, etc.** C^-h l^^B), die beide unvollendet geblieben sind. Später
erhielt er den Lehrstuhl der allgemeinen Pathologie und Therapie; auch über
diese erschien , jedoch erst nach seinem Tode, ein Lehrbuch : ;, Traitd de patho-
logie et de thirapeutique gdnSrales, Ouvrage publiS par son fils et precddd
d'une notice biographique par M. le prof, Fonssagrives" (Paris 1869).
Von seinen kleineren Arbeiten führen wir noch einen Aufsatz: „Fragments de
pathologie gdndrale. Maladie. Diathhse contagion et infection^ (Montpellier
m^ical 1866) an. Er war Mitglied dar Acad. des sciences et lettres und der
Verwaltnngs-Commission der Hospitäler. Sein Tod erfolgte im Februar 1868.
Düpi-6 in Gaz. m^d. de Paris. 1868, pag. 116, 129. — Lorenz, III, pag. 25;
VI, pag. 14. G.
*Alphon8e Jaumes, zu Montpellier , als Sohn des Vorigen 1834 da-
selbst geboren, wurde 1861 mit der These: „Du glaucome^ Doctor, später Agr6g6
und ist zur Zeit Professor der Facultät für die Fächer der gerichtlichen Medicin
und Toxikologie. Er ist Mitherausgeber der „Annde mddicale et scientifique"
und verfasste: „Pathologie et thdrapeutique de Vaffection calculeuse, considerden
dans leurs ropports avec les diffdrents dges de la vie" (Montpellier 1866).
Lorenz, III, pag. 25; VI, pag. 15. Red.
*Javal, Louis-Emile J. , Augenarzt in Paris, geboren daselbst am
9. Mai 1839, studirte ebenda und promovirte 1868. In demselben Jahre wurde
er zum Directeur du laboratoire d*ophthalmologie de l'ecole des hautes etudcs
ernannt und zum Mitgliede der Acad6mie de m6decine. Seine Arbeiten betreffen
fast ausschliesslich die physiologische Optik und finden sich grösstentheils in den
Annales d'oculistiqne. H o r s t m a n n.
390 JAWANDT. — JEDEZEJEWIOZ.
Jawandt, Georg Heinrich J., als Sohn des Leibmedicns Johano
Zaeharias J. in Meiningen am 27. October 1765 geboren, studirte in Jena
und seit 1784 in Göttingen, promovirte 1787 an letzterer Universität zum Dr.
med. mit der Diss. : „Observationes quaedam practicae*' und liess sieh dann als
Arzt in Meiningen nieder. Zu Anfang des Jahres 1805 wurde er Stadtphysicos
in Bremen, prakticirte hierselbst einige Jahre bis zur französischen Invasion, ye^
liess dann diesen Ort und zog nach Massfeld bei Meiningen, von wo aus er seit
1816 mehrere Jahre zur Stärkung seiner Gesundheit Reisen nach Italien, Griechen-
land etc. machte. Er starb am 4. April 1835. Ausser der oben genannten
Inaugural-Dissertation schrieb J. : „Beobachtung einer gastrischen Suhreptdemie
im JUeining* sehen im Monat September und October 1791 u. s, u?,^ (Riga 1794);
das Werk enthalt verschiedene Bereicherungen ftlr die Semiotik ; femer : „ Olück-
liche Heilung einer cataleptisehen Krankheit*' (Hüfeland's Joum. der Heilk.,
1797, Bd. IV) — „üeber die vermeinte (Hftigkeü der Pastinak- und Peter-
silienvmrzel^ (Ebenda 1798, Bd. V) — „EXn seltener Fall einer Schwanger-
schaft^ (Ebenda) — „Einf'ge Bemerkungen über die Kuhpocken** (Ebenda 1802^
Bd. XIV) u. A.
Biogr. in6d. V, pag. 348. — Callisen, IX, pag. 421; XXIX, pag. 144. Pgi.
JeafEreson, Henry J., zu London, war als Sohn des Chirurgen- Apothekers
John J. in dem benachbarten Islington geboren, studirte im Pembroke College
zu Cambridge und im St. Bartholm. Hosp. zu London, bei dem er zum Assistant
Physician erwählt wurde. Er erwarb 1838 in Cambridge den Doctorgrad, wurde
1839 Fellow des College of Physicians, bei dem er 1849, 50, 57 auch das
Censoramt bekleidete, war femer Physician oder Consulting Physician bei einer
Anzahl von Instituten und wurde 1854 auch Physician am St. Bartholom. Hosp.,
während er einer grossen und lucrativen Praxis und der allgemeinsten Achtung
sich erfreute und ein vortreiflicher klinischer Lehrer war. Er wurde in seinem
57. Lebensjahre am 7. December 1866 vom Typhus dahingerafft.
Lancet. 1866, II, pag. 711. — Saint Bartholomew'sHosp. Reports. Vol. III, 1867, pag. 1.
G.
Jeanroi, Dieudonn^ J., zu Paris, war 1750 in Nancy geboren, studirte
Medicin und wurde etwa 1777 in Paris zum Dr. med. promovirt. Nachdem er
Mitglied der so eben neu organisirten 8oci6t6 royale de m^deoine geworden war,
erhielt er 1778 regierungsseitig den Auftrag, nach Dinan zur Bekämpfung der
dort herrschenden schweren Pestepidemie zu gehen. Er entledigte sich dieses
Auftrages mit solchem Eifer, dass er selbst an der Seuche erkrankte. Nach seiner
Genesung kehrte er nach Paris zurück und prakticirte daselbst bis zu seinem am
27. März 1816 erfolgten Tode. Seine Schriften sind: „Quaestio medica an
remediorum etiam empiricorum adhibitio dogmatica?** (Paris 1777, 4.) —
,^ Premier mSmoire sur les maladies qui ont rSgnS ä Dinan en Bretagne en
1779" — „Observation sur Vobstruction du pylore** — „Exp4riences sur les
effets de la racine de la dentelaire dans le traitement de la gale.** Ausserdem
veröffentlichte er mehrere Artikel in der Encyclop6die möthodique.
Biogr. m6d. V, pag. 348. Pgl.
*J^drzejewlcz, Johannes J. , geboren in Warschau 1835, studirte in
Moskau (1856 — 61) Medicin, seit 1862 lebt er als praktischer Arzt in Plonsk^
wo er mit vieler Mühe und relativ grossem Kostenaufwande sich ein meteorologisches
und astronomisches Observatorium eingerichtet hat, dem er alle seine Mussestunden
widmet ; hauptsächlich befasst er sich mit dem Studium der Sonne und mit spectro-
skopischen Beobachtungen, welche er auch meist in der Vierteljahrschrift der
astronomischen Gesellschaft veröffentlicht. Seine Beobachtungen über Jupiter, Doppel-
steme und Kometen sind in den zu Kiel erscheinenden Astronomischen Nachrichten
gedruckt worden. J. ist bemüht, durch öffentliche Vorträge, wie auch durch gemein-
verständliche Schriften die Astronomie in Polen zu popularisiren. K, & P.
JEPFRAY. — JEITTELES. 391
Jeflray, James J. , zu Glasgow, war Professor der Anatomie nnd
Chinu^ie an der dortigen üniTersität. Sein Name steht in inniger Beziehung
zur (Jeschiohte der Resectionen, theils dadurch, dass er Park's (Liverpool) zuerst
1783 erschienene und, wie es scheint, wenig bekannt gewordene kleine Schrift
Aber die Resection des Ellenbogen- und Kniegelenks, zusammen mit der Ueber-
setKung von P. F. Mob£Aü*s (in Bar-sur-Omain) inzwischen (1803) erschienener
Sefarift von Nenem herausgab, tiieils dass er darin auch die Kettensäge, deren
Erfindung er, wie es scheint, unabhängig von John Aitkbn (oder Aitkin) ge-
macht hatte, beschrieb. Jene Schrift führt den Titel: „Gases of the exdsion
of cartous joints. By H, Park . . , and P. F. Moreau , . . Wtth obser-
vcUtons. Illustrated by engravings" (Olasgow 1806). Es ist sonst von seinen
literarischen Leistungen nur noch Folgendes bekannt : ;; Gase of chronic hydro-
cephalus internus; with notes of the dissection" (London Med. Repository, 1822)
— „Observatwns on the heart and on the peculiarities of the foetus** (Olasgow
1835, w. 17 pl.).
Callisen, IX, pag. 432; XXIX, pag. 147. G.
Jeffreys, Henry J., zu London, war Surgeon am St. George's Hosp.
und am St. George's and St. James' Dispensary daselbst. Er gab heraus : „ Gases
in surgery, selected from the records of the auihors practice at 8t. Oeorge^s
and St. James* Dispensary; etc," (London 1820; new edit. 1822) — „Practical
observations on the use of cubebs or Java pepper in the eure of gonor-
rhoea; etc.** (Ibid. 1821). Ausserdem findet sich eine Reihe von casuistischen
Mittheilungen von ihm im London Med. and Phys. Joum. (1826): „Gases of
fractured spine" — „Gases of injury of the head^ — „Gases of diseased
testicle** — „Gases shounng the constitutional predisposition to the formation
of scirrhus in different parts of the body ab the same time" (1827) — „Account of
a case in which a tumour in the spermatic chord was complicated vnth
Symptoms , , , of incarcerated bubonocele, as to lead to an Operation, by which
the true nature of the disease was ascertained" — „Diseases in the urinary
Organs" — „Extravasation of urine into the corpus spongiosum .... penis^
producing mortification . . . and the death etc." (1827).
Callisen, IX, pag, 432; XXIX, pag. 148. G.
*Jefltie8, B. Joy J., Augen- und Ohrenarzt in Boston, geboren am
26. März 1833 daselbst, studirte und promovirte 1857 ebenda. Nach einem zwei
Jahre langen Studium in Europa Hess er sich in Boston als Specialarzt für Augen-
und Hautkrankheiten nieder. Er bekleidet jetzt die Stellung eines Surgeon am
Massachusetts Charitable Eye and Ear Infirmary, eines Ophthalm. Surgeon am
Camey Hospital und New England Hospital daselbst. Von seinen Arbeiten mögen
folgende hier Erwähnung finden: „The eye in health and disease" (1871) —
„Animal and vegetable parasites of the human hair and skin" (1872) —
„105 cases of cataract Operations" (1879) — „Golourblindness" (1880).
Atkinson, pag. 80. Horstmann.
Jeitteles, Familie von Aerzten, Naturforschern, (Telehrten, Humanisten
in Böhmen und Mähren. — Jonas J. , zu Prag, am 15. Mai 1735 als Sohn
eines Apothekers geboren, war anfänglich Gehilfe seines Vaters, studirte dann
von 1752 an in Leipzig und Halle Medicin und erwarb daselbst 1755 mit der
„Diss. med. sistens theoriam ac therapiam fluxus diabetici" die Doctorwürde.
1756 kehrte er nach Prag zurück, wurde daselbst in die neue Facultät aufge-
nommen, 1763 zum Physicus und Spitalarzt, 1777 zum Präses des ärztlichen
Gremiums ernannt. Von seiner literarischen Thätigkeit sind, ausser einigen in
Baldingeb's Magazin veröflfentlichten Krankheitsgeschichten, anzuführen: „Obser-
vata quaedam medica" (Prag 1783), aus welchen Nootnagbll in seinem „Hand-
buch für praktische Aerzte" (Hamburg 1784) sieben Abschnitte übersetzt hat.
392 JETTTELES.
Nach 51 jähriger Thätigkeit als Arzt überhaupt und 4djähriger als Physicus und
Spitalarzt starb er am 18. April 1806, nachdem er 1805 noch eine Heiratbs-
ausstattungsstiftung für arme Prager israelitische Mädchen gemacht, die sein
Andenken erhält.
Isaac Jeitteles, Sohn des Vorigen, zu Prag im September 1779
geboren, begann 1796 das Studium der Medicin daselbst, setzte es 1798 in
Wien fort und wurde 1800 hier Doctor. Unter der Aegide seines Vaters, der
zu den beliebtesten Aerzten in Prag gehörte, begann er daselbst seine Praxis.
Anfänglich dem Brownianismus zugethan, sagte er sich jedoch bald von demselben
los, wendete sich der unverfälschten Naturbcobachtung am Krankenbett zu, richtete
seine besondere Aufmerksamkeit auf die Eigenthflmlichkeiten der böhmischen Heil-
quellen und machte gründliche Studien über deren Anwendung in geeigneten
Krankheitsfällen. Seine erst nach Söjähriger ausgebreiteter Praxis darüber ge-
machten Veröffentlichungen finden sich in Graefe's und Kalisch's Jahrbflchcm
für Deutschlands Heilquellen und Seebäder (1836), in Hufeland's Journal (1838),
Weitenwebeb's Beiträgen zur ges. Natur- und Heilwissenschaft (1838) und in
den Oesterr. med. Jahrbüchern (1838, 41). 1831 wurde ihm von der Landes-
regierung die ärztliche Oberleitung des Choleraspitals in der Prager Jndenstadt
übertragen und machte er bei dieser Gelegenheit eine Stiftung von 10.000 fl. C.-M.
bei dem Prager med. Doctoren-CoUegium zu Gunsten eines erwerbsunfähig ge-
wordenen Mitgliedes desselben und der Wittwe eines solchen. Von seinen litera-
rischen Leistungen sind noch anzuführen: „Aphoristische Gedanhen über die
heutige Medicin*' (Salzburger med. chir. Zeitung, 1844) — „Mittheilungen aus
den Tagebii ehern des Dr, J onas Jeitteles im Jahre 1783. Mit Ztisätzrn von
dessen Sohn Dr. Isaac «/.* (Prager Vierteljahrsschr., 1849). Nach langjähriger
verdienstvoller und uneigennütziger Thätigkeit, welche mehrfache Anerkennang.
auch durch Verleihung der kaiserlichen Raths würde (1850) fand, starb er am
23. November 1852.
Alois Jeitteles, zu Brunn, einer der Enkel von Jonas J. , war zn
Brunn am 20. Juni 1794 geboren, studirte in Prag und Wien, woselbst er 1819
die Doctorwürde erwarb. Er machte eine wissenschaftliche Reise in's Ausland
und Hess sich 1831 als Arzt in BrUnn nieder, wo er sich namentlich in den
Cholera-Epidemieen von 1831 und 1836 hervorthat und 1848 Mitglied der Ver-
waltung der Stadt wurde. Seine Neigung für die Belletristik , die sich bereit»
seit seiner Studienzeit durch Uebersetzung und Bearbeitung spanischer Dramen
und Lustspiele, lyrische Gedichte und andere Publicationen kundgegeben h.«itte,
bestimmte ihn 1848, auch die Redaction der „Brünner Zeitung^ zu übernehmen,
die er mit vielem Tact und kritischem Geist bis zu seinem am 16. April 1858
erfolgten Tode geführt hat.
Andreas Ludwig Joseph Jeitteles, zu Olmütz , ebenfalls ein
Enkel von Jonas J. , war am 24. November 1799 zu Prag geboren, studirte
vier Jahre in Wien, wo er 1825 mit der Diss. : „De animi adfectibus*' Doctor
wurde, machte eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland, trat 1828 znr
katholischen Kirche über, wurde 1829 Prosector bei der anatomischen Lehrkanzel
in Wien, 1831 Supplent dieses Faches, erhielt 1834 den Auftrag, die eben
erledigte Lehrkanzel der theoretischen Medicin für Wundärzte in Wien, und Ende
1835 die in Olmütz zu suppliren, wo er 1836 bleibend als Professor der Medicin
angestellt wurde. In Wien hatte er herausgegeben: Aloys Michael Mayer,
^Anatomische Beschreibung des ganzen menschlichen Körpers^ (5. Aufl., Wien
1831), später publicirte er: „Elemente der Anthropo-Ihysiologie u.s.w," (2 Bde.,
Olmütz 1838) und verschiedene Aufsätze in den Oesterr. med. Jahrbb. : n^^f'
f orderung zur Begründung einer vergleichenden Physiologie u. s. w." (1832) —
„üeher den Kampher*' (1840) — „Krankheitsursache und Krankheitsioesen*'
(1846), sowie in Rosas' Med. Wochenschr. (1846) : „Zur Lehre von den Corporibut
JEITTELES. — JENNER. 393
alxents inaertia,** Das Jahr 1848 schreckte anch iho aus seinem gelehrten Still-
leben auf, indem er, in den Strudel der politischen Bewegung gezogen, als
Abgeordneter in das deutsche Parlament nach Frankfurt gewählt wurde, zu Ende
des Jahres, in Folge der erlebten mannigfaltigen Aufregungen und Anstrengungen,
in eine schwere Krankheit verfiel , von der er sich nie ganz erholte. Seine medi-
cinischen Arbeiten nach dieser Zeit waren noch folgende: In der Prager Viertel-
jahrsschrift: „Hütorisches über Reflexbewegung** (1858) — „Bericht vier Schiff s
Nerven- und Mi^kelphysiologie^ (1860, 61) — „lieber ein Syphiloid, das im
Jahre 1577 zu Brunn in Mähren geherrscht haf (1863), femer die Mono-
graphie: „Giebt es eine Knochensyphilis, oder sind die in der Syphilis auf-
tretenden Knochenleiden Producte des Quecksilber gebrauchest Ein historisch-
kritischer Excurs^ (OlmUtz 1862). Ausserdem rühren von ihm, namentlich aus
seiner Jagend, zahlreiche Gedichte und Eunstreferate , theils mit, theils ohne
seinen Namen her. Er starb am 17. Juni 1878 zu Oraz.
V. Wnrzbach, X, pag. 117, 119, 124. • G.
Jemina, Marco-Antonio J., zu Mondovi, Piemont, am 10. September
1732 zu Villa Nova bei Mondovi geboren , wurde in Turin Doctor und war Arzt
in Mondovi. Er schrieb: „De febre epidemico'* (Mondovi 1785) — „De pleu-
ritide quae Ormeam, Garessium aliaque oppida in valle Tanari ßuminis siia
populariter infestavit anno 1767'^ (Ebenda 1789). Dieses Werk enthält ausser-
dem: „De corboney sive carbunculo bovülo** — „Ad meum De febre epidemica
opusculum appendix*' — „De gangraenosis lumbar um ulceribics** — „De
müiarium ce^satione vel saltem raritate." Er starb am Typhus am 4. Juli 1794.
Nonvelle biographie generale. T. XXVI, pag. 649. G.
'^ Jendrdssik , Andreas Eugen J., zu Budapest, ist zu Kapnikbänya
(Ungarn) am 15. November 1829 geboren, studirte auf der Wiener Universität,
machte seine physiologischen Studien bei E. Bbücku und C. Ludwig, wurde 1853
zum Dr. med. promovirt, wirkt seit 1860 als o. ö. Professor der Physiologie au
der Rudapester Universität. — Namhaftere Original-Monographieen, theils in deutscher,
theils in magyarischer Sprache, theils in beiden sind : „Anatomische Untersuchungen
über die Thymusdrüse^ (Wiener Akademie) — „Atwood'sches Fallmyo-
graphium" (Cabl's Repertorium) — „Schematischer Apparat der Klanganalyse
durch das Ohr** (Ebenda) — „Erster Beitrag zur Analyse der Zuckungswelle
der quergestreiften Muskelfasern^ (du Bois-Reyäiond's Archiv f. Anat. u.Phys.) —
„Ueber die Ursachen geioisser Strömungserscheinungen an und in den quer-
gestreiften Muskeln** (Archiv f. Anat. u. Phys.) — „Beschreibung des neuen
physiologischen Instituts zu Budapest** — „Mechanik des Brustkorbes und
Wirkung der Intercostalmuskeln** (ungarisch) — „Zwei ophthalmometrische
Methoden zur Bestimmung des Knoten- und des Drehpunktes des Auges**
(Ungar. Akademie der Wissenschaften) — „Selbstregistrirendes Myographium mit
Einrichtung für Doppelreize** (Ebenda) — „Myomechanische Abhandlungen**
(Ebenda) u. s. w. Er construirte eine Anzahl von physiologischen Apparaten u. s. w.
Red.
Jenner, Edward J. (vom 17. Mai 1749 bis 26. Januar 1823), war der
Sohn eines Geistlichen zu Berkeley in Gloucestershire. Er erlernte die Chirurgie
bei einem Wundarzt und Apotheker Ludlow zu Sudbury bei Bristol, begab
sich dann im Jahre 1770 zu seinem Landsmann John Hünter nach London, mit
welchem er als Schüler und Freund in das vertrauteste Verhältniss trat. Zwei
Jahre später kehrte J. in seine Heimath zurück, wo er bald durch seine
ärztliche Tüchtigkeit das allgemeine Vertrauen , durch seinen edlen und liebens-
würdigen Charakter die grösste Verehrung gewann. Aus diesem ländlich ruhigen
Aufenthalte, aus der Hand eines schlichten Wundarztes sollte die Menschheit eine
der grössten Wohlthaten empfangen, die ihr je zu Theil wurden. Der Gedanke,
die Blattern „auszurotten^' , hatte schon seit langer Zeit die Aerzte beschäftigt ;
394 JEl^NEB.
aber die zu diesem Behufe angewendeten Mittel : Queeksilber, Antimon, Campher,
China n. b. w. hatten den Erwartungen nicht entsprochen. Da wurde um das
Jahr 1715 durch £e fiiiifflhrung der Inoculation der Menschenblattem, welehe in
einzelnen Oegenden des Orients, imiieD.Üioh bei den Tscherkessen, seit langer Zeit
bekannt war, eine neue Periode in dieser wiehtig«ii Angelegenheit eingeleitet Die
Gemahlin des englischen Gesandten in Constantinopel, Lady Wortley-Mon tagne,
hatte dort die Inoculation und ihren grossen Nutzen kennen gelernt. Sie verpflanzte
dieselbe im Jahre 1721 nach England, von wo aus sie nach kurzer Zeit, aller
Angriffe von Aerzten und Laien, namentlich fanatischer Theologen, ungeachtet,
grosse Verbreitung erlangte. Indess entsprach auch die Inoculation keinesweges
vollständig den gehegten Erwartungen. Besonders bedenklich erschieß, dass die
Inoculation eine Vermehrung der Blattemherde mit sich führte, noch mehr, dass
dieselbe, obgleich selten, bei den Impflingen einen tödtlichen Ausbruch der Blattern
bewirkte. Inzwischen war auch die Schutzkraft der Vaccine seit längerer Zeit
nicht wenigen Laien, namentlich in Viehzucht treibenden Oegenden — Pergien,
Schottland, Holstein — bekannt. J. wurde schon während seiner Lehrzeit in Sadbair
durch eine Bäuerin mit dem Glauben der Landleute an die Schutzkraft der Kuhpocken
bekannt. „I cannot have that disease (small-pox) for I have had cow-pox." Diese
einfachen, aber inhaltsschweren Worte wurden zum Ausgangspunkte Jahrelanger
unermüdlicher Forschungen, welche ihn schliesslich zu der Ueberzeugung fahrten,
dass die echte, sorgfältig übertragene und normal verlaufende Vaccine einen sichern
Schutz gegen die Blattern gewähre. J. begann seine Untersuchungen schon im
Jahre 1775, aber erst am 14. Mai 1796 unternahm er die erste Impfung, indem
er die Vaccine von der Hand einer Melkerin, Sarah Nelmes, auf einen, acht-
jährigen Knaben, James Phipps, übertrug, welchem er später ein Häuschen
mit Garten schenkte. Aach die Vaccination hatte mit Vorurtheilen und Bedenken
zu kämpfen, aber sie fand doch in verhältnissmässig kurzer Zeit bei allen gebildeten
Völkern Eingang. J. hatte nicht blos das Glück, den vollständigen Sieg seiner
Entdeckung zu erleben, sondern er durfte sich materieller Anerkennungen derselben
erfreuen, wie sie in ähnlicher Weise niemals einem Arzte zu Theil geworden sind.
Das Parlament votirte ihm im Jahre 1802 eine Nationalbelohnung von 10000 Pfd. St.,
im Jahre 1807 eine zweite von 20000 Pfd. St. und errichtete im Jahre 1867 sein
Standbild auf Trafalgar-Square zu London. — Die Darstellung der ferneren Verhand-
lungen über den Werth der Vaccine und der gerade im gegenwärtigen Augenblicke
gegen dieselbe gerichteten Angriffe, welche lediglich aus der Sorglosigkeit vieler Be-
hörden, am meisten aus der fast nirgends anzutreffenden gehörigen Unterweisung der
jungen Aerzte in der Vaccination entspringen, gehört nicht zu unserer Aufgabe. Die
wichtigste von den hierher gehörigen Schriften J.'s, welche selbst in England zu den
Seltenheiten gehört, ist : „An inquiry into the causes and effects of the variolae
vaccinae etc.*^ (London 1798, 4.; 1800, 8.; 1801, 8.; mehrfache üebersetzungeo).
J. Bacon, The life of Edward Jenner etc. London 1827, 8.; 1838, 8., 2 Bde.
H. Haeaer (f).
*Jenuer, Sir William J. , Bart., zu London, wurde 1844 Dr. med.
der Londoner Universität, 1852 Fellow des Roy. College of Physicians, war
Physician des Einder-Hospitals und Professor der klinischen Medicin am üniversity
College Hosp. Zur Zeit ist er Präsident des R. C. P., Physician in Ordinary der
Königin und des Prinzen von Wales, Dr. jur. honor. der Universitäten Oxford
and Cambridge. Schriften: „On the identity or non-identity of typhoid, the
specific cause of typhus , and rdapsing fevera^ (Med.-Chir. Tninsact. , 1850),
die Goulstonian Lectures für 1853 : „Lectures on the acute specific diseases*^ —
„Determinin^ cause of emphyaema of the lung^ (Med.-Chir. Transact., 1857) —
„Gongestion of the heart^ (Ibid. 1860) — ^Diphtheriaj its Symptoms and treat-
ment'' (1860); femer in Med. Times and Gaz. (1870, 60, 61): „Lectures on
diseases of the skin" — „On riclcets^ — „On tuberculosis" u, s. w.
Medical Directory. Eed.
JENNINGS. — JESSEN. 395
JeDlÜngs, Egerton Alcock J., za Leamington , war 1804 zn Bir-
mingham geboren, kam mit 15 Jahren zn einem Chirargen in Tamworth in die
Lehre, stndirte dann im St. Bartholom. Hosp. in London, machte 1825 nnd 1826
seine Examina daselbst, liess sich 1827 in Leamington nieder, widmete sich,
trotzdem er in einem Badeort praktioirte, streng wissenschaftlichen Stadien, nament-
lich Aber die feinere Anatomie des Nervensystems, besonders des Rückenmarkes,
und veröffentlichte folgende Arbeiten: „On tke physiology of the irü^ (London
Med. and Phys. Jonrn. 1828, Vol. LIX) — „Compound poisoning wüh arsenic
and laudanum*' (Ebenda 1830, Vol. LXtV). Er wurde 1832 Assistant Snrgeon
von dem nm diese Zeit erweiterten Hospital zu Leamington, machte sieh ver-
dient um die Wiederbelebung der Leamington Oharitable Bathing Institution und
veröffentlichte in den Transact. of the Provinc. Med. and Surg. Associat. folgende
Arbeiten: Gase of aneurtam of the basilar arter y , auddenly giving way and
occasioning death by pressure on the medulla obfongata*' (Vol. I, 1833) —
„An attempt to ascertain, by experimentj the exact differences between the
changes prodttced in the lungs of atill-bom children , by thetr arttficial in-
flation, and those produced in the lung of new-bom children, by natural
respiration*^ (Vol. II, 1834) — „Report on the chemistry of the blood^ (Vol. III,
1835), ferner in London Med. Gaz. (Vol. XIII, 1833): „The hydrostatic test.*"
Er hatte noch verschiedene wissenschaftliche Arbeiten vorbereitet, als er, erst
31 Jahre alt, im April 1835 vom Tode ereilt wurde.
John Conolly in Transact. of the Provinc. Med. and Sarg. Association. Vol. IV,
1836. pag. 552. — Callisen, IX, pag. 440; XXIX, pag. 150. ^
Jenty, CharlesNicolasJ., war Professor der Anatomie und Chirurgie
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu London, seit 175^ correspondirendes
Mitglied der Acad^mie royale des sciences zu Paris. Seine Schriften waren zu
ihrer Zeit viel gelesen und sind heute noch nicht ganz ohne historische Bedeutung.
Er schrieb: „A course of anatomico-physiological lectures on the human struc-
ture and animal economy, etc.*^ (3 voll., London 1757 — 65) — „Tentamen de
demonstranda structura humana secundum dimidiatam naturae ipsiua propor-
tianem e quatuor tabulia conßatum, etc." (1757) — »The demonatration of a
pregnant uterua" (1758) — „Explicatio demonatrationia uteri pregnantia, cum
fetu ad partem moturo, in tabulia aex ad naturae magnitudinem post diaaec-
tionea depictia etc." (1758) — „A narrative of the trial of Thomaa
• Pierce'a atyptick medicinea" (1767) — „A remarkable caae of coheaiona of
all the inteatinea .... in a man of about 34 yeara of age etc." (Phil. Transact.
Ahridg., T. XI, 1758).
Dict. bist, m, pag. 278. Pgl.
*Jep80ll, Samuel L. J., zu Wheeling, West Va., ist zu St. Clairsville,
Belmont co., Ohio, am 7. April 1842 geboren, studirte im Med. Coil. in Ohio und
erlangte hier 1868 die Doctorwürde, worauf er sich nach einjähriger Thätigkeit als
Assistenzarzt am Cincinnati-Hospital an seinem jetzigen Wohporte niederliess. Er
sehrieb: „Duality on the chancroua virua" (N. Y. Med. Journ., 1871) — „Treat-
merU of buraae" (N. Y. Med. Rec, 1871) — „Sudden death in puerperal caae"
(Am. Journ. of Obstetr., 1872) — „New remediea" (Transact. State Med. Soc.
1873) — „Cholera in Wheeling" (Public Health Papers, Vol. I) — „Epidemica
of Wheeling" (1875) — „Origin and propagation of typhoid fever** (West
Vffginia Med. Student, 1876) — „Relation of Ovulation to menstruation" (Trans-
act. of State Med. Soc, 1877) u. A.
Atkinson, pag. 320. Pgl.
Jessen (Jessenius, Jessinsky), Johann vonJ., geboren 1566 in Breslau,
studirte zuerst in Leipzig, später an verschiedenen italienischen Universitäten und
promovirte 1596 in Wittenberg zum Dr. med. Dann wurde er kurftlrstl. Sachs.
396 JESSEN.
Leibarzt und Professor der Medioin an letzterer Universität, doch verwaltete er
dieses Lehramt nur bis 1601, wo er einem Rufe als ord. Prof. nach Prag folgte.
Hier gewann er die Freundschaft von Tycho de Brahe, wurde Leibarzt der
Kaiser Rudolph II. und Matthias, auch Rector und Kanzler der Universität.
Bei den Zerwürfnissen zwischen der böhmischen Krone und dem österreichischen
Kaiserhause spielte er eine wichtige Rolle. Er stand auf Seiten der böhmischen
Stände, wurde von ihnen nach Ungarn deputirt und auf seiner Rückreise in Wien
gefangen genommen. Aus der Haft entlassen, kehrte er nach Prag zurück, betheiligte
sich abermals an dem Aufstande der Böhmen gegen Kaiser Ferdinand (1619),
gerieth nach der Niederlage seiner Partei in der Schlacht am weissen Berge in
die Hände der Oesterreicher und wurde im Juni 1621 mit einigen Schicksals-
genossen enthauptet. Seine Schriften sind klar und präcise geschrieben und
documentiren ein grosses Maass von Scharfsinn ihres Verfassers, doch sind sie
ohne grössere wissenschaftliche Bedeutung. Wir nennen : ^ Anatomiae Pragae
anno 1600 ab se aolemniter administratae historia etc," (Wittenberg 1601) —
„Vita et mors Tychonia Brak ei" (Ibid.) — „ Institutiones chirurgicae
quibua universa manu medendi ratio ostenditur" (Ibid. 1601) — „Zoroaster^
(Ibid. 1593) — „Adversus pesteni consilium efc.*^ (Giessen 1614) — „STjpLetwTtxijv,
seu novam cognoacendi morbos methodum , ad analyseoa Gapivaccianae
normam, ab Aemilio Gampolongo, profeasore Patavino expreaaam quam
primum recte discentium et medentium tiaui publicavit" (Wittenberg 1601) —
„Andreae Vesalii anatomicarum Oabrielia Fallopii obaervationum
examen in publicum reduxit" (Hannover 1609 , 10) — „De generationia «f
vitae humanae periodis" (Wittenberg 1602; Oppenheim 1610) — ^De aanguine,
Vena aecta, dimiaao, Judicium*' (Prag 1618; Frankfurt 1618; Nürnberg 1668) —
„Hiatorica relatio de ruatfco Bohemo cultri-vora^i" (Hamburg 1628 ; 1655).
Boerner, Memoriae professor ... in Ac^d. Wittembergensi. pag. X. — Hacser.
Gesch. der Med. 11, pag. 379. — Biogr. mei. V, pag. 'i55 — Dict. bist. III, pag. 278. —
A. Hirsch in Allgem. Deutsch. Biogr. XIIT, pag. 785. Pgl.
Jessen, Vater und Sohn, zu Kiel. — Der Vater, Peter Willers J., war
am 13. September 1793 in Flensburg geboren, studirte Medicin zuerst in Berlin, wo
insbesondere seine Lehrer Hörn und Heim auf ihn von grossem Einflüsse waren,
und dann in Kiel, wo er auch im Jahre 1820 mit der Diss. : „De digitalia pur-
pur ea^ viribus usuque medico" doctorirte. Noch ehe er so weit gekommen, war
er bereits zum Director der neu errichteten Irrenanstalt bei Schleswig, die in dem-
selben Jahre eröffnet werden sollte und auch eröffnet ward, ernannt worden.
25 Jahre stand er dieser Anstalt vor, bis er 1845 bei Kiel die Privat-Irren-
anstalt Hornheim , so genannt nach seinen beiden Lehrern Hohn und Heim, in a
Leben rief, zu einer der gesuchtesten ihrer Zeit machte und ihr bis an sein
Lebensende, am 29. September 1875, vorstand. — J. war einer der Ersten,
welche die freie Behandlungsweise der Geisteskranken, das durch Coxolly
endlich zu allgemeiner Anerkennung gebrachte No-restraint erstrebte. Gleich
ESQUiROL schaffte er lange vor Conollt die Zwangsstahle, Drehstahle, Zwangs-
betten u. dergl. m. ab und suchte durch passende Unterbringung, zweckmIUsige
Beschäftigung, möglichste Freiheit die erwünschte Beruhigung der Kranken zu
erzielen. Alle psychische Thätigkeit sah er als Ausfluss der Nerventhätigkeit an,
die nach ihm durch eine Art Kreislauf zu Stande kam — centripetale , centri-
fugale Leitung und vermittelnder Reflex. Die psychischen Störungen waren ihm
daher nur Störungen der Nerventhätigkeit. Er gehört deshalb mit zu den Ver-
tretern der sogenannten somatischen Schule in der Psychiatrie. Unter seinen
literarischen Arbeiten sind vornehmlieh zu nennen: „Beiträge zur Erkenntnüfs
dea paychischen Lebena im gesunden und kranken Menachen" (1831) — ^Ver-
auch einer wisaenackaftlicken Begründung der Psychologie** (1855) und „Psy-
chologie des menschlichen Denkens^ (1871).
Lübker & Schröder, pag. 28L — Alberti, I, pag. 411. Arndt.
JESSEN. — JOANNES. 397
'^Peter Willers Jessen, der Sohn, ist am 5. März 1824 zu Schleswig
geboren, stndirte in Kiel, wo er mit der Diss. : „De melancholia atContta" 1847
Doetor wurde. Er habilitirte sich später als Privatdocent der Psychiatrie und
pajchisch-gerichtlichen Medicin in Kiel, assistirte seinem Vater in der Leitung des
Asyls Hornheim und übernahm letztere selbst nach dem Tode desselben. Er ist
ausserdem Medicinalrath beim Schleswig-Holstein'schen Medicinal-Collegium. Schriften :
„Geisteskrankheä als Ehescheidungsgrund u. s. «?.* (Kiel 1857) — „Die Brand-
stiftungen in Affecten und Oeistesstörungen u. s. w.*' (Ebenda 1860) — „lieber
die Vorbildung der Mediciner*' (Jahrbb. fttr die Landeskunde der Herzogthümer
Schleswig Holstein und Lauenb. , Bd. llj. Ausserdem viele Beiträge und Recen-
sionen in der Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie.
Alberti, I, pag. 412. Bed.
Jesu Ali = Ali Ben Isa, s. Araber, Bd. I, pag. 172, Nr. XIL
*Jewell, James Stewart J., Professor für Nerven- und Geisteskrank-
heiten am Med. College in Chicago, war am 8. September 1837 bei Galena, 111.,
geboren, machte seine medicinischen Studien am Chicago Med. College und wurde
hier 1860 graduirt. Anfangs in Williamson prakticirend , liess er sich 1862 in
Chicago nieder, wo er seitdem als Mitglied der Facultät am Med. College und in
seiner oben bezeichneten Stellung lebt. Er ist Mitbegründer und Herausgeber dos
„Qaarterly Journal of Nervous and Mental Diseases" , zu dem er erhebliche Bei-
lage geliefert hat, die sich auf sein Specialfach beziehen, u. A. : ;, üeber allge-
meine Structur und Wirkungsweise des Nervensystems*' (1876) — „On the
structure and function of the ganglions of the posterior roots of the spinal
nerves etc." (1877) u. A. * "
Atkinson, pag. 409. Pgl.
Joachim, Wilhelm J., ungarischer Arzt, war 1811 zu Pressburg geboren,
erlangte 1838 in Pest die medicinische Doctorwflrde, besuchte darauf die Wiener
Spitäler, trat als Feldarzt in die kaiserliche Armee, bei der er in Italien und
Dalmatien Dienste leistete, begann dann in Sarvär, in der Eisenburger Gespan-
schaft, zu prakticuren, warde 1847 zum zweiten Physicus der letzteren ernannt,
legte jedoch 1853 seine Physicatsstelle nieder und siedelte nach Pest über, um
sich ganz der Privatpraxis und namentlich dem Studium der Balneologie zu widmen,
das er schon früher in Dalmatien und Croatien cultivirt hatte. Er veröffentlichte
in der Balneologischen Zeitschrift und in der Zeitschrift für Natur- und Heilkunde
in Ungarn eine Reihe von Aufsätzen über ungarische Bäder und Curorte, indem
er dabei ganz unparteiisch auf alle Mängel und Gebrechen, die sich in denselben
fanden, hinwies. Von seinen sonstigen Schriften sind anzuführen: „Der Oesund-
heitsfreund der menschlichen Seele** (Stuttgart 1845) — „Kurzgefasste gericht-
liche Medicin für Aerzte und Advocaten** (ungar., Pest 1863) — „Betrachtungen
über Hämorrhoidalzustände und deren Heilung** (Ebenda 1855) — „Die
Bitterwässer Pannoniens in chemischer, physiologischer und besonders in
therapeutischer Beziehung** (Ebenda 1855) — „Zur Diagnostik und Therapie
der Abscesse** (Wetzlar 1856). Er starb am 17. September 1858.
V. Wnrzbach, X, pag. 220. O.
/ Joannes Jacobus (Jean Jaques) lehrte .zur Zeit des Gui de Chaüliac,
von dem er oft in seiner Chirurgie citirt und als Freund und Genosse bezeichnet
wird, in Montpellier (um 1364) die Medicin mit Auszeichnung. Nach dem Tode
von Bernard de Colonfs wurde er zum Kanzler der Facultät ernannt, trotz der
Anfechtung der Wahl Seitens der Facultät. Er hat zwei Schriften hinterlassen, die
eine Aber alle Krankheiten im Besonderen und über alle Arten von Fiebern
u. d. T.: „Thesaurarium medicinae**, die andere ^De peste**.
Astrnc, pag. 191. 6.
398 JOANNICY. — JOBBET.
Joannicy, Gabriel J. (Joanniciüs, eigentlich Hanüszek), geboren zu
Przeworsk, studirte in Erakau Philosophie bis 1589, dann ging er naeh Italien,
wo er Doctor der Medicin wurde ; nach Emkau zurückgekehrt, wurde er daselbst
Professor, während 20 Jahre gehörte er zuerst der philoEophischen, dann (seit 1610)
der medicinischen Facultät an, 1608 wurde er zum Reichstage abgeordnet, um
dort im Interesse der Universität das Wort zu führen, war Leibarzt des Königs
Sigismund III. und der Prinzessin Anna, welche er 1613 bewog, das umfang-
reiche Herbarium des J. Syrbnski auf ihre Kosten drucken am lassen; er starb
am 8. September 1645 in Krakau. J. schrieb: „De peate*' (Krakan 1600) —
„De desipientia^ (Ebenda 1610) — „Plantarum Gracoviensium index" (1616).
K. k P.
Jobert (de Lamballe), Antoine-Joseph J. , berühmter franzOsiselier
Chirurg, war am 17. December 1799 zu Matignon (Cötes-du-Nord) geboren, kam
1819 nach Paris, arbeitete sich aus den dürftigsten Verhältnissen empor, wurde
1827 Aide d'anatomie, 1828 Prosector der Facultät und Doctor, 1829 Chirurgien
des höpitaux, 1830 Agr6g^ der Facultät, 1831 Chirurg des Hdp. Saint-Louis und
consultirender Chirurg des Königs, nachdem er durch seine Schrift über die Krank-
heiten des Intestinalcanals, namentlich die Behandlung der Darmwunden: „Traüd
thSorique et pratiqtte des maladies chirurgicales du canal intestinal" (2 voll.,
Paris 1829) , ein Werk , das von dem Institut mit einem Preise gekrönt worden
war, seinen Namen bekannt gemacht hatte. Dazu gehört auch eine Arbeit: „Swr
Vinvagination et les sutures intestinales," Es folgten die Schriften: „Des plaies
d' armes h feu. JUSm, sur la cavJtirisation , et description d^un spiculum h
bascule" (Paris 1833 , av. 2 pl.) — „Sur les collections de sang et de pws
formies dans V abdoryien" (1836, 4.; deutsche üebers. von C. Molwitz, Que<Üin-
burg und Leipzig 1837) — „Müdes sur le systhne nerveux" (2 voll., 1838);
auch setzte er fort und beendigte Lisfranc^s „Pricis de mddecine opSratoire"
(1847). Weitere grosse Verdienste erwarb er sich um die Verbreitung der plastischen
Chirurgie in Frankreich , die daselbst , im Vergleiche zu den Leistungen Dieffkn-
bach's auf diesem Gebiete, erheblich zurückgeblieben war. Er verfasste darüber
seinen berühmten „Traite de Chirurgie plastique" (2 voll., 1849, av. atlas fol.),
der ganz besonders auch Fisteln, bei denen bisher auf operativem Wege wenig
erreicht worden war, wie die Blasenscheiden- und Blasenmastdarmfisteln n. s. w.,
auf plastischem Wege zum Verschluss zu bringen lehrte (seit 1834), wenn aucb
die dabei benutzte Methode der „Autoplastie par glissement'^ die von seinen
Landsleuten als seine Erfindung und als eine echt französische Methode bezeichnet
wird, ihm keineswegs angebört. lieber die genannten und analoge Fisteln hatte er
bereits früher geschrieben und schrieb weiter noch: „R^flexions sur VanaUymie
pathologique et la tkerapeutique des fistules urinaires uritrales chez Vhomme*'
(Comptes rendus de TAcad. des sc, 1846) — „Sur les fistules recto-vagincdes
et leur traüement autoplastique" (Ibid. 1850) — „Des fistules vSsico-utirines
et visico-utirines vaginales" (Ibid.) — „Traite des fistules visico-tUSrines, vSsico-
utdro vaginales^ entSro-vaginales et recto-vaginales" (1852, av. 10 pl.) — „Gen-
sidirations anatomiques et th^rapeutiques sur les fi^tvles vSsico-vaginales (auto-
plastie par glissement)" (M6moires des savants ^trangers, 1856). Eine andere der
plastischen Chirurgie angehörige, um dieselbe Zeit erschienene Arbeit war das „Mim,
sur les propriites du tissu cicatriciel et Vapplication de VaiUoplastit aux
hrides" (Comptes rendus, 1856). Indessen nicht allein auf dem Gebiete der prak-
tischen Chirurgie war er rastlos thätig, auch auf dem der Anatomie, Physiologie
und Pathologie sind wichtige Arbeiten von ihm zu verzeichnen, so, ausser den
schon erwähnten Studien über das Nervensystem (1838), seine „Recherches sur
la disposition des nerfs de Vutdrvs etc," (Comptes rendus, 1841; Möm. des
savants Strang., 1843) — „De la rigindration des tissus dans P komme et les
animaux" (Comptes rendus, 1848) — „Origine du nerf facial au-dessotis de
V entrecroisement des pyramides ; explication anatomique de la paralysie croisie
JOBEBT. — JOEL. 399
de ce nerf*' (1856) — „De la contrcLCtion rhythmigue mtuculatre involontaire
et de Vaction musculaire volontaire^ (1859); vor Allem aber seine Arbeiten
über die elektriseben Fische: „Becherckes anatomiques nur Vorgane äectrique
de la torpille*^ (Gomptes rendns, 1844) — „Constd^atüme sur les appareila
ätctriquee de la tarpille, du gymnote^ etc." (Ibid. 1851) — „Recherchea ana-
tamiques sur Fappareil äectrique du Malaptdrure Uectrique** (Ibid. 1858) und
das diese Aufsätze zusammenfassende Werk: „Des appareils Slectriques des
poissons Slectriques" (1858, av. atlas). Weitere Arbeiten, die wieder das Ckbiet
der Chirurgie betrafen, waren: „De la cy stocke vaginale op&£e par un procidS
nouveau" (M6m. de l'Acad. de m6d. , 1840) — „Obs. de ligature de Varthre
carotide primitive, pcur obtenir la guSrison d^une tumeur Srectüe de Vorbite*^
(Ibid. 1841) — „De Vexcision de La muqueuse dans les sutures intestinales'*
(Ibid. 1846) — „Becherckes sur les corps Strangers dans les voies adriennes"
(Gomptes rendus, 1851) — „Observation d!un cas de compression de la partie
hupSrieure de la moelle par Vapophyse odonUnde*' (Ibid. 1851) — n^^ corps
itrangers articulaires et en particulier des corps etrangers du genou" (Ibid.
1854) — „De Vinfluence des Operations hur le systhne nerveux" (Ibid. 1854).
1853 nahm er, nach langem Zaudern, die Stelle eines Chirurgen des Hötel-Dieu
an und 1854, nach dem Tode von Roux, wurde er zum Professor in der med.
FacultAt ernannt. Seine letzten Arbeiten waren wieder zum Theil experimenteller
Natur, jedoch haftet den letzteren der Mangel an, dass seine Beobachtungen auf
Makroskopie sich beschränken mussten, da er mikroskopische Untersuchungen zu
machen nicht verstand. Dahin gehören : „De la rSgSnSration des tendons"
(Gomptes rendus, 1861) — „TJsages et propriitS^ des tendons" (Ibid.) — „Des
tkSories relatives ä la rdg4n^ation et h la cicatrisation des tendons" (Ibid.)
„RdgSniration et riparation des tissus" (Ibid. 1868). Den Beschluss machte
sein Werk: „De la rSunion en Chirurgie" (2 voll., 1864, av. 7 pL). Bis 1864
erfreute er sich einer guten Gesundheit, bis er von einer durch eine Fingerver-
letzung entstandenen syphilitischen Gehimaffection befallen wurde, die den drei-
fachen Millionär zu einem langsamen Tode, der am 25. April 1867 eintrat^
vemrtheilte. — Während seines ganzen Lebens machte sich bei ihm der Mangel einer
regelmässigen Erziehung und soliden Bildung geltend ; auch seine Schriften zeugen
häufig von geringer Gewandtheit des Ausdruckes, an der er auch als Redner litt.
Trotzdem hat er, in Folge seiner Energie, seiner rastlosen Thätigkeit und seiner auf
verschiedenen Gebieten bedeutenden wissenschaftlichen und praktischen Leistungen die
höchsten wissenschaftlichen und äusseren Ehrenstellen erreicht. 1840 wurde er Mitglied
der Acad. de m6d., 1852 Chirurg des Kaisers, 1856, an Stelle von Magbndib,
Mitglied der Acad. des sciences ; auch war er Mitglied des Conseil d'hygiöne publique
et de salubrit^, sowie des Conseil gönöral des D^p. der Cötes-du-Nord.
A. Riebet in Union m^d. 3. S6r., VI, 1868, pag. 250, 2b5. — CaUlogne of Scien-
tific Papers. III, pag. 550. Gnrlt.
Jobert, s. a. Jaubert.
f Jobst (JüSTüS), WolfgangJ., Professor der Medicin zu Frankfurt a. d. 0.,
war hier etwa im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts geboren, studirte in seiner
Vaterstadt Medicin und promovirte daselbst zum Dr. med. 1551 trat er sein
akademisches Lehramt an und verwaltete dasselbe bis zu seinem Tode am 31. Mai
1575. J. ist besonders bemerkenswerth als Verfasser einer historischen Arbeit:
„Chronologia , sive temporum supputatio, omnium illustrium medicorum , tarn
veterum, quam recentiorum, in omni linguarum cognitione, a primis artis medicae
inventoribus ac scriptoribus , usque ad nostram aetatem et saeculum" (Frank-
furt a. d. 0. 1556).
Biogr. m6d. V, pag. 356. Pgl.
•^oel, Aerzte in 3 Generationen in Greifswald und Stralsund. — ^Franz J.,
„der Erste" (primus) genannt, war der hervorragendste Lehrer der Medicin an
400 JOEL. — JOERDENS .
der Greifswalder Universität während des 16. Jahrhunderts. Geboren am 1. Sep-
tember 1508 za Szöllös (Soloehium) bei Stain am Anger (Sabaria) in Deutsch-
Ungarn, ging er 1526 zu einem Pharmaceuten in Neustadt in die Lehre, studirte
später, seit 1538, auf den Universitäten zu Leipzig und Wittenberg Mediein and
prakticirte kurze Zeit als Arzt in Berlin. Vom Herzog Albert von Meckleuburg
als Hofapotheker nach Güstrow berufen, gab er diese Stellung nach einigen Jahren
auf und siedelte nach Stralsund ttber, wo er bald eine ausgedehnte Praxis erlangte.
In Folge religiöser Streitigkeiten verliess er diesen Ort und übernahm das Stadt-
physicat in Greifswald, erhielt 1559 an der dortigen Universität eine ord. Pro-
fessur der Mediein und wirkte in dieser Stellung nicht blos als tüchtiger Lehrer,
besonders auch in der Botanik, sondern war auch in ausgedehntem Maasse schrift-
stellerisch thätig. Er starb am 20. October 1579. Seine Werke umfassen das
ganze Gebiet der Heilkunde. Am wichtigsten sind: „De morbia hyperphysicis
et rebus magtcis ^(stv;" (Rostock 1580) und die 1571 gehaltene Disputation: „De
Paracelsicia quctestionilrus^ , worin er gegen Leonhard Thurxeysskr's Treiben
Front machte und ihn der Zauberei und des Bündnisses mit dem Teufel beschuldigte.
Ferner sind zu nennen: „Methodtis medendi*^ (Leyden 1637; 1652) — „Wund-
arzney, in sieben Thede abgetheilet und durch auserlesene Fragen und deut-
liche Auflegungen erkläret*' (Nürnberg 1680) und am allerwichtigsten die grosse
Quartausgabe seiner „Opera medica etc,** (Hamburg 1616 ; Rostock 1630; T. 1 — IV
von Mathias Bacmeisteb, Hamburg 1616—22; T. V u. VI, Rostock 1629—31,
von J.'s Enkel, Franz J. III, veröffentlicht). Andere Arbeiten J.'s beziehen
sich auf verschiedene Arzneimittel, u. A. China und Sassaparilla, auf Bienenzucht,
auf die „Pharmacopoea Lubecensis" etc. — Sein Sohn, Franz J. II, geboren
1564, Anfangs für den Eaufmannsstand bestimmt, studirte seit 1577 in Oreifswald
und Basel Mediein und starb um 1601 als Stadtphysieus und Hofarzt des Herzogs
Philipp Julius in Stralsund. — Dessen Sohn, Franz J. Hl, also ein Enkel
von J. I, gleichfalls wie Dieser in Greifswald, war 1595 in Stralsund geboren,
studirte 1612 — 17 in Greifs wald, Wittenberg und in Marburg und wurde nach
seiner Rückkehr Hofarzt beim Herzog Philipp Julius und nach dessen Tode
1625 bei Bogislav XIV. Bei der Bedrohung von Wolgast mit Zerstörung im
30jährigen Kriege flüchtete J. Anfangs nach Stralsund, nahm aber 1629 in Greifä-
wald eine Professur an. Lange konnte er sich dieser Stellung nicht erfreuen, da
er theiis in Folge der Anstrengungen des Doppelamts als Hofarzt und akademischer
Lehrer, theiis in Folge der Schrecken, die der Krieg mit sich brachte, schon im
Alter von 36 Jahren zu Ostern 1631 starb. Er gab, wie schon oben mitgetheilt,
die Bände V und VI der „Opera medica" seines Gross vaters heraus. Ausserdem
schrieb er selbst: „Praxlt' medica" (Lauenburg 1622). Uebrigens ist J. III der
Erste, der die Arnicawurzel als heilsam bei Beschädigungen vom Fall gerühmt hat.
Scheffel, pag. 30—72, 102. - Kosegarten. I. pag. 203; V, pag. 248. -
Biogr. med. V,' pag. 356. — Dict. hist. Ilf, pag 279. — Sprengel, Gesch der Med. IV,
pag. 546 — Ha es er, Gesch. der Med. 11', pag. 111. — A. Hirsch in Allgem. Deatscb.
Biogr. XIV, pag. 112. Pgl.
Joerdens, Christian Friedrich J., geboren am 24. August 1725
zu Hof im Bayreutischen als Sohn eines Stadtphysieus gleichen Namens, studirte
in Leipzig und Erlangen und promovirte daselbst 1750 mit der Diss. : „De palho
logia dolor um gravidarum y parturientium et pu^rperarum,** Nachdem er dann
noch zu weiterer Vervollkommnung seiner Kenntnisse nach Strassburg gegangen
war, übernahm er nach seiner Rückkehr in die Heimath 1754 das Stadtphysicat
und prakticirte daselbst bis zu seinem Tode am 13. Januar 1791. Von seinen
Schriften sind zu nennen ein ursprünglich von seinem Vater (Hof 1739) heraus-
gegebenes, von ihm gänzlich umgearbeitetes und vermehrtes Werk: „Kern der
Chirurgie, oder gründliche, deutliche und vollständige Anweisung zur Wund-
arzneikunst" (Hof 1786—1789, 4 Bde.), ferner einige Beiträge zu Baldixgeb's
Neuem Magazin für Aerzte (1783, 84) u. s. w. Ausserdem finden sich in einer
JOEBDBNS. — JOBBG. 401
TOD WsiTEBSHArsEN heraiisgegebenen Schrift: ^Ueber die Gesundbruimen zu
Stehen und Langenan^' (1787) einige Bemerkungen von J. über die Eigenschaften,
den Nutzen und Oebrauch jener Mineralquellen.
Bedeutender ist sein Sohn Johann HeinriohJoerdens, geboren am
13. October 1764 zu Hof. Derselbe studirte von 1782 an in Leipzig und Jena, machte
dann eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland und Frankreich, wurde 1787
in Erlangen Doctor mit der „Diss, de vitiis pelct's muliebris ratione partua^ (auch
im 2. Bande von Schlegel's : „Sylloge operum minorum ad artem obstetriciam
speetantium^', Leipzig 1796), Hess sich dann als Arzt in seiner Vaterstadt nieder,
ttbemahm dort den Unterricht für Hebeammen, ftlr die er ein zweckmässiges Lehr-
bnch: „Settatbelehrung für Hebammen , für Schwangere und Mütter u, a. w."
(Berlin 1797) herausgab und verblieb daselbst, nachdem er den Charakter eines
kgl. preussischen Hofrathes erhalten hatte, bis zu seinem am 24. December 1813
erfolgten Tode. Ausser einigen populär medicinischen Werken, wie: „Der Bauaarzt
in gefahrvollen und ackmerzhaften Zufällen u, a. w." (Hof 1789), sowie: „Ueber
die menachliche Natur oder die Mittel, ein kohea Alter zu erreichen u. a. w.**
(2 Bde., Leipzig 1797) schrieb er noch eine: „Entomologie und Helminthologie
dea menachlichen Körpera oder Beachreibung und Abbildung der Bewohner und
Feinde dea menachlichen Körpera unter den Inaecten und Würmern^ (Hof
1801 — 1802, 2 Bde., mit 22 color. Epf.) und lieferte zahlreiche und wichtige
Beiträge zu Hüfeland's Journal (1796 — lb03), darunter: „Verauch einer medi-
cinischen Topographie der Stadt Hof" — „Beobachtung und Abjbildung einer
monströaen Anachwellung der Brüate in der Schwangerachaft" (1801). Ebenso
lieferte er mehrere Aufsätze zu Loder's Journal (1797, 98) und Aenemann's
Magazin (1798).
Ersch & Grnber, Sect. II, part. 23, pag. 27 u. 28. — Pikenscher, Bd. IV,
pag, 397, 401; Bd. XI, pag. 61. — Baader, I, pag. 258. — Biogr. m6d. V, pag. 357. —
Dict liist. III, pag. 280. Pgl.
Joerg, Johann Christian Gottfried J., am 24. December 1779
zu Predel bei Zeitz geboren, bezog 1800 die Universität Leipzig, um Naturwissen-
schaften zu stndiren. Nur in Folge eines Zufalles wandte er sich später der
praktischen Medicin zu. Von seinen Commilitonen erwählt, hielt er am Grabe des
am 10. November 1801 plötzlich verstorbenen ordentlichen Professor der Anatomie,
Dr. Haase, eine ergreifende Rede, in Folge deren er aufgefordert wurde, wie
man sich damals ausdrückte , „bei der Universität zu bleiben^ , d. h. sich der
akademischen Laufbahn zu widmen. Schon im Sommer 1802 erhielt er bei dem
Stadtgeburtshelfer Dr. Menz die Stelle eines Amanuensis, in der ihm reichlich
Gelegenheit geboten wurde, sich in der Geburtshilfe auszubilden. Auf diese Weise
kam er wohl in die Lage, viele geburtshilfliche Operationen auszuführen, aber
keine einzige normale Geburt zu beobachten. Hierdurch und durch das Lesen der
Sebriften des berflhmten Lucas Johann Boeb angeregt, beschloss er an Ort und
Stelle Boeb's dem Operiren abholde Behandlungsweise kennen zu lernen. Er begab
sich nach Wien und verweilte daselbst sechs Monate, sich fleissig dem geburts-
hilflichen Studium widmend. Nach einem Ausfluge in die deutschen Alpen, zu
zoologischen und botanischen Zwecken und Absolvirung der medicinischen Examina,
erwarb er 1804 zu Leipzig die philosophische Doctorwürde, habilitirte sich 1805
als Magister legens und disputirte in demselben Jahre als Doctor der Medicin
und Chirurgie. Von nun an wirkte er durch Wort und Schrift für Erhebung
der Geburtshilfe zur eigentlichen Wissenschaft, wovon seine Lehrbücher der
Physiologie, der Geburtshilfe, der Weiber- und Kinderkrankheiten, sein Hebe-
ammenlehrbuch , sowie seine Schriften zur Beförderung der Kenntniss des Weibes
Zeugniss ablegen. Als in Gemässheit einer Stiftung der am 1. Mai 1806 ver-
storbenen Appellationsräthin Trier die nur durch die Kriegsjahre verzögerte
Erriehtung einer Hebeammenschule und Entbindungsanstalt zum Unterrichte für
Studirende der Medicin in's Leben treten sollte, wurde J., der deshalb einen Ruf
BioRT. Lexikon III. 26
M I
402 JOERG. — JOHANNES.
nach Königsberg abgelehnt hatte, 1810 zum Ordinarius der Geburtshilfe, sowie
zum Vorstände des genannten Institutes ernannt. Seinen Bemühungen ist es za
danken, dass dieses Institut nach üebersiedlung in eine andere Strasse bedeutend
erweitert wurde. Er war nach den verschiedensten Richtungen hin thäiig. Er
wirkte als Lehrer, medicinischer Schriftsteller und praktischer Arzt; so fungirte
er z. B. 1813 nach der Leipziger Schlacht als Dirigent eines grossen Militlr-
hospitales auf dem zur Stadt gehörigen Vorwerke Pfaffendorf. In geburtshilflicher
Beziehung lehnte er sich enge an die Lehren seines früheren Lehrers BOER an und
vertrat energisch die Wirksamkeit der Naturkräfte am Geburtsbette. Diese seine
Orundsätze brachten ihn in scharfe Polemik mit BofiR*s bekanntem Gegner, dem
Göttinger Professor F&ibdbich Brnjamin Osiandeb. Als Kind des XVin. Jahr-
hunderts war seine literarische Thätigkeit nicht blos auf seine Disciplin beschränkt,
sondern eine allgemeinere. Er schrieb über interne Medicin, über das epidemische
Nervenfieber, die Cholera etc., über Chirurgie, über Verkrümmungen und Klnmp-
fUsse, über gerichtliche Medicin, Materia medica u. s. w. und trat selbst als populär-
wissenschaftlicher Schriftsteller auf, indem er mit seinem Freunde Tzschirner,
Domherr und Superintendent, eine Schrift über die Ehe verfasste. Durch Krankheit
und Alter geschwächt, im Begriffe sich in den Ruhestand zurückzuziehen, starb
er am 20. September 1856.
Emil Apollo Meissner, Monatschrift für Gebnrtsk. und Fraaenkrankh. XI,
pag. 439. — Kirsten, Gedächtnissrede anf Joerg in den Mittheil, der Gesellsch. f&r Gebartsh.
in Leipzig pro 1879, pag. 34. — v. Heck er in Allgem. Dentsch. Biogr. XIV, pag. 527.
Kl ein Wächter.
Joerg, Eduard J. , geboren 1808 zu Leipzig als Sohn des Vori^n,
erlangte im Jahre 1832 daselbst die DoctorwUrde, nach Vertheidigung seiner Dm.
„De morbo organico ex respiratione neonatorum imperfecta orto". Er ging
nach einigen Jahren nach Cuba, woselbst er einem Hospitale für Seeleute vorstand,
später nach Oleona in Pennsylvanien und starb daselbst Anfangs der Siebenzige^
Jahre an Diphtheritis. Als von J. veröffentlichte Schriften sind zu nennen: „Die
Fötuslunge im geborenen Ktnde^ (Grimma 1835), eine erweiterte Bearbeitung
des in J.'s Inaug.-Diss. behandelten Gegenstandes — „Darstellung des nack-
theüigen Einflusses des Tropenklvnuis auf Bewohner gemässigter Zonen*^ (Leipzig
1851) — „Anweisung, die Tropenkrankheiten: die asiatische Cholera und dns
gelbe Fieber zu verhüten oder zu heilen*' (Ebenda 1854) — »^«« gänzliche
Unterdrückung der asiatischen Cholera, den europäischen StacUsregierungen ah
ausführbar dargethan; mit Vorwort von Joh. Christ. Gott fr, Joerg^
(Ebenda 1855). Winter.
*Joessel, Johann Georg J., am 27. April 1838 in Wolfisheim bei
Strassburg geboren, hörte an letztgenannter Universität die Professoren der da-
maligen französischen Facnltät und gelangte 1858 zur Promotion. Bei der
Umgestaltung der Verhältnisse übernahm er 1871 die ordentliche Professur der
Anatomie und hat sich mit entsprechenden Arbeiten beschäftigt, unter welchen als
umfangreichste seine topographisch-chirurgische Anatomie, 1. Theil: „Die Extre-
mitäten*' dasteht. Wem ich.
Johannes Anglicus, s. Gaddesden, Bd. II, pag. 468.
Johannes Damascenns, s. Araber, Bd. I, pag. 166, 167, 171, Nr. in, vn, XL
^Johannes a Tornamlra, einer vornehmen französischen Familie ent-
sprossen, dem 14. Jahrhundert angehörig, lebte als Leibarzt des Papstes Gregor XI.
in Avignon, später als Professor der Medicin und Kanzler in Montpellier und ist
hier, nachdem er noch einige Jahre die Stellung eines Leibarztes des Papstes
Clemens VII. in Avignon eingenommen hatte, im Anfange des 15. Jahrhunderts
gestorben. — Sein „Introductorium s. Clariflcatorium juvenum super nono ad
Almansorem" (zuerst Lyon 1490, 1501, später Venedig 1507 und 1521 durch
j
JOHANNES. — JOHNSON. 403
den Draek yerGffentlicht) war eines der gebräachlichsten Lehrbücher der Medicin
im 14. und 15. Jahrbnoderte. ^ g
Johannes» s. a. Joannes.
* Joliannesaen, Axel J., zu Baerum in Norwegen, ist zu Christiania am
29. Mai 1849 geboren, studirte daselbst, war 1874 — 75 Assistent im Christiania
Diaconissen-Krankenhause und ist seit 1876 Arzt des Eisenwerkes in Baerum.
1875, 76 machte er eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland, Oesterreich
und Italien, 1885 mit königl. Stipendium eine Reise in Norwegen, um die Ver-
breitung des Kropfes zu studiren. Er schrieb im Norsk Magaz. for Laegevid.
(3. R. IX, XI, XIV, XV) : „Om Amyloid- Degeneration af Nyreme og Anvendelse
af Pilocarpin*' -^ „Et Par TUfaelde af akut Morbus Brighti u. $. w.^ —
jf Morbus mactUosus Werlhofii hos et 3 Aars gammelt Barn efter Ferloebet af
Maeslinger*' — „Om Droevtygning hos Mennesket*' — „Akut Polyuri hos et
Barn efter Stik af Ixodes Ricinus** (auch deutsch im Archiv für Kinderheil-
kunde, VI, 1885). Im Nord. med. Arkiv (XII, XVI): „Bidrag tu Miltbrandens
Kasuistik og dens Forhold til PuerperaJfehrr** — „Observationer under en
godt afgraendset Skarlagensfeberepidemi 1883 — 84. Epidemiologisk Studie*'
(auch deutsch im Archiv für Kinderheilkunde, VI, 1885). Seine Hauptarbeit aber
ist: „Die epidemische Verbreitung des Scharlachfiebers in Norwegen** (Chri-
stiania 1884, mit 4 Karten und 3 Taff.), eine mit der goldenen Medaille des
Kronprinzen belohnte Preisschrift. Ria er.
Johannitius = Honein Ben Ishak, s. Araber, Bd. I, pag. 166, Nr. IV.
John, Johannes Dionysius J. , zu Teplitz in Böhmen, war hier
1764 geboren und in seiner Jugend Capellenknabe und Sänger bei der Dresdener
Hofe a pelle gewesen. Doch war sein Streben auf Höheres gerichtet. Er studirte
Philosophie und Medicin in Prag, prakticirte daselbst als Arzt bis 1796 und Hess
sieh darauf in seiner Vaterstadt nieder. Hier erwarb er sich das Verdienst, für
unbemittelte Curgäste ein Hospital einzurichten, machte auch im Jahre 1812 noch
Vorschläge zu baulichen Veränderungen an der zu benutzenden Mineralquelle und
regte die Idee zum Bau des noch jetzt bestehenden Kraukenhauses an. Nach
der Schlacht bei Kulm war er allein von allen Teplitzer Aerzten zurfickgeblieben
und sorgte für die in der Stadt angelegten Militari azarethe ; doch wurde er bald
ein Opfer seiner Anstrengungen und starb bereits am 14. März 1814. Von seinen
Werken ist das wichtigste : ;, Lexikon der k, k Medicinalgesetze** (6 Bde., Pra^
1790 — 98). Femer schrieb er: „Die Bäder zu Teplitz in Böhmen in einer
kurzen physisch-medicinischen und politischen Uebersicht*^ (Dresden 1792) —
„Diss. medicae selectiores Pragenses quae in prosequendum inatitutum J. T.
Klinkosch collegxt et edidit" (Dresden 1793) — „Medicinische Polizey und
gerichtliche Ar zney künde in den k. k Erblanden** (2 Bde., Prag 1795 — 1798) —
;, üeber die unverbesserlichen Gebrechen der Ausübung in der Arzneykunde"
(Ibid. 1796) — „Gesundheitskatechismus fiir die Schuljugend*' (Ibid. 1794) —
„ lieber den Einfiuss der Ehe auf die allgemeine Gesundheit und Bevölkerung*'
(Ibid. 1796) — „Arzney wissenschaftliche Aufsätze böhmischer Gelehrten**
(Prag und Dresden 1798).
V. Wurzbach, IX, pag. 244. — Nouv. biogr. g6n6r. T. XXVI, pag. 789. —
Biogr. m6d. V, pag H58. — Biet: hist. III. pag. 282. — Ersch&Gruber, Sect. II, Bd. XXII,
pag. 291. — Callisen, IX,: pag. 474; XXIX, pag. 164. p ,
Jobnsoil, James J., zu London, war im Februar 1777 als Sohn eines
irischen Farmers an den Ufern des Lough Neagh in der Grafschaft Derry geboren,
kam mit 15 Jahren bei einem Chirurgen- Apotheker zu Port Glenone und später
in Belfast in die Lehre, hörte in London einige Vorlesungen, legte 1798 daselbst
in Snrgeon's Hall sein Examen ab und machte in der Marine, als Surgeon's Mate,
später als Surgeon, Reisen nach Newfoundland, Aegypten, 1801 nach Grönland
26*
404 JOHNSON.
und Hudsonsbay , war dann drei Jahre in Indien , China u. s. w. , nachdem er in
der Zwischenzeit auch wieder Studien in den Londoner Borough-Hospitfllem ge-
macht hatte und ein Werk: „The oriental voyager; or descrtptive aketches , , ,
on a totsage to Indta and China, in H. M. ahip Caroline perform^
1803 '6 j etc.^ (London 1807) herausgegeben hatte. Sechs Jahre später erschien
sein erstes und bestes medicinisches Werk : „An easay on the influenae of tropicd
climatea, more especially the climate of India on European constitutions ; etc^
(London 1813; 1818; 1821; 1827; 1836; 6. edit. 1841; holländische Uebers.
von J. M. Daum, Amsterdam 1826). 1814 wurde er auf Halbsold gesetzt nnd
liess sich als Arzt in Portsmouth nieder, siedelte jedoch 1818 nach London ttber,
wurde 1821 Doctor der Universität St. Andrews und Lieentiat des College of
Physicians. Schon in Portsmouth hatte er ein Journal: „Medico-Chirurg. Journal*^
seit 1816 herausgegeben, in London änderte er den Titel desselben in: „Medico-
Chirurgical Review and Quarterly Megiater** und publicirte diese angesehene
Vierteljahrschrift bis 1844. Von seinen weiteren Schriften sind anznfQhren:
„Practical reaearchea on the nature, eure and preoention of the gout** (London
1818; deutsche Uebers. von Ad. F. Bloch, Halberstadt 1820) — „The influence
of civic life, aedentary habita, and intellectual reflnement, on human heaUh
and happineaa; etc,** (1818; deutsche Uebers. von Heinb. Breslau, Weimir
1820) — „The influence of the atmoapherey more eapedally the atmoaphere
of the Britiah ialea , on the health and functiona of the human frame; etc,*'
(1818) — „A treatiae on derangementa of the liver, digeative Organa, and
nervoua ayatem etc.*^ (3. edit. 1822) — „An eaaay on morbid aensibility of
the (itomach and bowela, aa the proximate cauae . . . of indigeation, etc.** (1826;
9. edit. 1837; deutsche üebersetzungen nach der 5. Ausg. von Ludw. Pfeiffer,
Kassel 1830 und von Roth, München 1831). Bei der Thronbesteigung des
Königs William IV., der als Herzog von Clarence 1814 J. an Bord eines SchiffeB
kennen gelernt hatte, wurde dieser zum Physician Extraordinary des Königs ernannt.
Er gab weiterhin noch heraus: „Change of air; or the purauit of health; etc,'^
(1831) — „The receaa; or autumnal relaxation in the Highlanda and Low-
landa^ (1833) — „The economy of health, or the atream of human life; unth
reflectiona on the aeptennial phaaea of human eociatence** (1836; 1837; 3. edit.
1838; deutsche Uebers. von L. Calmaxn, Leipzig 1838) — „Pilgrimagea to
the apaa, with an inquiry into the merita of diflerent mineral watera^ (1841) —
„Excursion to the principal mineral watera of England^ (1843) u. s. w. Ausser-
dem findet sich eine Reihe von Aufsätzen über Gegenstände aus der praktischen
Medicin von ihm im London Med. Repository (seit 1817), den Med.-Chir. Transact.
(seit 1825), der Med.-Chir. Review, London Med. and Phys. Joum., Cyclop. of Pract.
Med., Dublin Journ., Lancet u. s. w. Er starb zu Brighton am 10. October 1845.
Munk, m, pag. 238. — Callisen, IX, pag. 435; XXIX, pag. 166, G.
""Johnson, John Milton J. , Arzt in Atlanta, Ha., geboren in Centre-
ville, Livingston Co., Ky., am 15. Jan aar 1812, besuchte die Ky. SchoolofMed.
seiner Vaterstadt und wurde hier 1837 approbirt. -Nachdem er dann an ver-
schiedenen Orten längere oder kürzere Zeit prakticirt hatte, machte er sich
schliesslich 1862 in seinem jetzigen Wohnorte ansässig. Von 1868 — 1872 war
er hier Lehrer der Physiologie und pathologischen Anatomie am Atlanta Med.
College. Er schrieb über: „Asiatic cholera" — „Milk aickneaa" — „Crypto-
gamic origin of diaeaae"* — „Dy amenorrhoea^ — „Fluor albua" — „Objections
to antidotal power of medicines in opium poiaoning^ — „ Value of blood-
letting in puerperal eclampnia, vrith cla^aiflcation of cauaea , aymptoma and
treatnient^ etc.
Atkinson, pag. 589. Pgl.
* Johnson, George J., zu London, ist im November 1818 zu Gond-
hurst in Kent geboren, wurde 1837 Lehrling bei einem Chirurgen in Cranbrook,
J
JOHNSON. — JOHNSTON, 405
stadirte von 1839 an im King'B College in London, wnrde 1843 der erste Resident
Medical Tntor bei demselben, blieb in dieser Stellung sieben Jahre, während
welcher er zum Assistant Physician des Hospitals ernannt wurde. 1844 erlangte
er bei der Londoner Universität den Doctorgrad, wnrde 1850 Fellow des Roy.
Coli, of Physic., war Censor bei demselben und hielt 1882 die HARVEY'sche Rede.
Er ist zur Zeit Mitglied des Senates der Londoner Universität, Honorary Fellow
des King's College, Physician bei dessen Hospital und Professor der klinischen
Medicin in demselben, nachdem er früher die Professur der Materia medica und
Therapie innegehabt hatte. Schriften: „On diseases of the kidney, their patho-
logy, diagnosis and treatment etc.*' (London 1852) — „On epidemic diarrkoea
and cholera, etc.'' (Ibid. 1855) — »2%« laryngosrope, Directtons far its use^
and practical ülustrattons of its value etc.'' (1864) — „Notes on cholera:
its nature aiid its treatment" (1866) — „Lectures on Bright's disease''
(1878) und zahlreiche weitere Aufsätze , z.B.: „Diseases of the kidney'' (Med.-
Chir. Transact., Vol. XXIX, XXX, XXXUI, XLH, LI, LVI) — „Nervous dis-
Orders^ the resvlt of over-work and anxiety" (Lancet, 1875) — „Pathology
and treatment of diphtheria" (Ibid.), femer die Lumleyan Lectures: „On the
mucular arterioles" (British Med. Joum., 1877).
Medical Directory etc. Red.
* Johnson y John Thaddeus J. , Professor der Anatomie und Lehrer
der syphilitischen Krankheiten am Med. College in Atlanta, Ga. , ist in Morgan
am 25. Juni 1845 geboren. Er studirte in Madison und Washington. An letzterer
Universität wurde er 1868 graduirt. Er Hess sich dann an seinem jetzigen
Wirkungsorte nieder und beschäftigte sich speciell mit Krankheiten der männ-
lichen Harn- und Geschlechtswerkzenge. Er veröffentlichte u. A. folgende Journal-
Abhandlungen: „Rational abortive treatment of Urethritis" — „Treatment of
retentian of urine" — „Narrow meatus (congenital) as cause of stricture of
Urethra" — „Comparative value of dif^erent methods of treatment for stricture
of Urethra" etc.
Atkinson, pag. 582. Pgl.
* Johnson, Joseph TaberJ., Professor der Geburtshilfe in Washington,
geb. am 30. Juni 1846 in Lowell, Mass., studirte Medicin am Georgetown Med.
College und wurde hier 1865 graduirt, worauf er bis 1867 seine Studien am
Bellevue Hosp. Med. College fortsetzte. Seitdem prakticirt er in Washington und
bekleidet seine jetzige Stellung seit 1876. 1870 machte er eine Studienreise
durch Europa mit längerem Aufenthalt in Wien, wo er besonders dem Studium
der Geburtshilfe oblag. Ausser einer Beschreibung des Krankheitsfalles von Senator
Sumner, den er zusammen mit Brown-Seqüard an Angiua pectoris behandelt
hatte, bewegen sich J.'s literarische Arbeiten auf dem Gebiet seines Specialfachs.
Er schrieb: „On some apparent pecularities of parturition in the negro race,
with remarks on rare pelves in general (being a comparison between 2000
white and 2000 colored labor cases)" — „Diet of puerperal women" (Transact.
of the Med. Soc. of the D. of C.) — „Essays on craniotomy" — „Amputation
of cermx uteri" — „Carcinoma uteri etc."
Atkinson, pag. 231. Pgl.
Jobnston (Johnson), Alexander J. , in London, war 1716 geboren,
prakticirte in London und starb daselbst 1799. Er schrieb mehrere Werke ftber
Seheintod und Rettung von Erstickten und Ei-trunkenen: „A short account of a
Society at Amsterdam, instituted in the year 1767 for the recovery of droioned
persons" (London 1773) — „A collection of authentic cases proving the practi-
cability of recovering persons visibly dead by drowning , suffocation , stifling^
swooningy convulsion and other acddents" (Ibid. 1773) — „Relief from acci-
dental death, or summary instructions" (Ibid. 1793) — „On the production
406 JOHNSTON. — JOHEEa^IUS.
and application of myraholana and their use as a Substitute for AUppo
galls^ (Transact. of the Soc. institut. at London for Encouragement of Arts ete.
XIX, 1802)."
Dict. hist. III, pag. 283. Pgl.
Johnstone, Vater nnd zwei Söhne. — James J., geboren in Annand
(Schottland) um 1730, machte seine medicinisehen Studien in Edinbnrg und erlangte
daselbst die Doctorwürde mit der Diss. : „De aeris factitii imperio in corpore
fiumano." Dann prakticirte er eine Zeit lang in Kidderminster and ging später
nach Worcester, wo er am 28. April 1802 starb. Er ist besonders bemerkens-
werth durch seine Arbeiten über den Bau und die Verrichtungen der Ganglien
des Gentralnervensystems , sowie über Croup. Er schrieb: ,,A hiatorical disser-
tation conceming the malignant epidemical fever of 1756 ; unth an account of
the malignant diseases prevailing since the year 1762 in Kidderminster"
(London 1758) — „Essay on the use of the ganglions of the nerves*^
(Strassburg 1771) — „A treatise on the malignant angina, or putrid and
ulcerous sore throat, etc.^ (London 1779) — „8ome account of the WeUon
water near Tewheshury etc." (Ebenda 1787) — „Medical essays and obser-
vations tcith disquisitions relating to the nervous System'* (London 1795);
ausserdem eine Reihe von casuistischen Mittheilungen in den Philos. Transact.
Abridged (XI, XII, XIII, 1758, 64, 70), den Med. Comment. (1785) und Med.
Memoirs (Vol. I— V).
Biogr. md'd. V, pag. 359. — Dict. hist. III, pag. 284. Pgl.
James Johnstone, Sohn des Vorigen, gleichfalls Arzt in Worcester,
aber von geringerer wissenschaftlicher Bedeutung als der Vater, war geboren 1750
und starb am 17. September 1783. Von ihm rührt her: „Dissertatio de angina
maligna*" (Edinburg 1773).
Biogr. mfed. V, pag. 360. Pgl.
John Johnstone, zu Birmingham, war als der vierte Sohn de»
Obigen zu Worcester geboren, studirte im Merton CoUge zu Oxford, wo er von
1789 an verschiedene Grade und 1800 den Doctorgrad erwarb. Im College of
Physicians wurde er 1805 Fellow und hielt 1819 die HARVEv'sche Rede. Er war
von 179J^ — 99 Physician der Infirmary zu Worcester, siedelte dann aber oacb
Birmingham über und wurde 1801 Physician des dortigen General Hospital, in
welcher Stelluug er bis 1833 verblieb. Von seinen Schriften sind anzuführen:
„An essay on minei'al poisons** (publicirt in seines Vaters Medical E^ays and
Observations , Evesham 1795) — „Medical Jurisprudence : On madness, with
strictures on hereditary insanity, lucid intervals, and the confinemeni of maniacs*^
(Birmingham 1800) — „An account of the discovery of the power of mineral acid
vapours to destroy contagion** (1803) — „A reply to Dr. James Car-
michael Smyth and a further account of the discovery of the power
of mineral acids in a state of gas to destroy contagion" (London 1805). Sein
Hauptwerk aber war die Herausgabe der Schriften und des Lebens eines Freundes :
„Life and works of Samuel Parr, LL. D." (8 voll., 1828). Er starb, 68 Jahre
alt, am 28. December 1836, den Ruf eines sehr geschickten und gelehrten Arztes
hinterlassend.
Mnnk, III, pag 22. 0.
Johrenius, Conrad J. , zu Frankfurt a. 0., war 1653 in Gudensberg
in Hessen geboren und studirte Medicin in Giessen, wo er 1675 Dr. med. wurde.
Bald darauf wurde er Professor der Eloquenz und der Medicin in Rinteln. Doch
legte er später die Professur nieder und ging als Leibarzt an den Hof des Grafen
zur Lippe. Nach dessen Tode übernahm J. die durch Versetzung von Berkhabo
Albin US nach Leyden erledigte Professur für Medicin in Frankfurt a. 0. und
wirkte daselbst bis zu seinem Tode, der um 1716 erfolgte. J. besaas ein grosses
JOHBENIÜS. — JOU-Y. 407
Herbarium viviun, welches König August II. von Polen ankaufte und der
Dresdener Bibliothek schenkte. An Schriften hat J. fast nur Dissertationen und
akademische Gelegenheitsredeti hinterlassen. Wir führen nur an: „Praxis chymia-
irica*' (Rinteln 1676 ; eine neue Ausgabe des Werkes von Johann Hartmann) u. b. w.
Ersch et Grnber, XXII, pag. 292. — Löwenstein im Janns. III, pag. 421. —
Biogr. med. Y, pag. 360. Pgl,
Jokliczke, Joseph Paul J., zu Prag, war zu Siboged in Böhmen am
25. März 1792 geboren, wurde bereits 1814 Adjunct an der mathematisch-physischen
Abtheilung der philosophischen Facultät zu Prag und verwaltete interimistisch
das Lehramt der allgemeinen Naturgeschichte. Er widmete sich darauf dem Studium
der Medicin, anfllnglich in Prag, dann in Wien, wo er die Doctorwürde erlangte,
Seenndararzt des Allgemeinen Krankenhauses und Assistent der med. Klinik für
Wundärzte wurde. Er unterzog sich den öffentlichen Concursen um Lehrämter in
Pest, Prag, Pavia, Salzburg, erhielt 1820 das Lehramt der theoretischen Medicin
in Prag, wurde 1823 supplirender und 1824 wirklicher Professor der praktischen
Heilkunde und zugleich Primararzt im Allgemeinen Kranken-, Irren- und Siechenhause.
In dieser einflussreichen Sphäre kam sein Reichthum an vielseitigen Kenntnissen,
Terbunden mit echt praktischer, blos auf das Nützliche gerichteter Gelehrsamkeit
zu voller Geltung und erwarb ihm die Hochachtung aller seiner Schüler im vollsten
Maasse. Er leistete in der ihm vergönnten kurzen Lebenszeit noch Bedeutendes,
wurde aber am 31. December 1825 ein Opfer des Typhus.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 18'^5, II, pag. 1609. G.
Joüy, Paul J., zu Paris, war am 18. Juni 1790 zu La Chau8s6e bei
Vitrj-le-Fran^ais (Marne) geboren, machte seine ersten Studien in Chftlons-sur-
Mame und publicirte über diese Stadt : „Essai sur la statistiqtie et la topo-
graphie mSdicale de Ckdlons-sur-Mame^ (1820), eine von der Sociötö acadömique
jener Stadt preisgekrönte Schrift, vollendete seine Studien in Paris, wo er 1821
mit der These: „Propos itions de physiologie morale, d'hygüne, de pathologie
et de th^apeuttque" die Doctorwürde erlangte. Er wurde 1825 zum General-
Secretär des Ath^nöe de mMecine und 1830 zum Mitgliede der Acad. de mödecine
ernannt. Von seinen hauptsächlich der Hygiene und allgemeinen Pathologie
gewidmeten Schriften sind noch anzuführen : „De lUtat sanitaire et des moyens
<^ assainissement les landes de Bordeaux*^ (Bordeaux 1834) — „De Vimüation,
considMe dans ses rapports avec la philosophie, la morale et la medecine*'
(1846); femer Briefe, Berichte und praktische Bemerkungen über die Cholera
(1832 — 61); ein amtlicher Bericht über die Epidemieen, die während des Jahres
1859 in Frankreich geherrscht haben (1861); ausserdem: „Hygüne publique.
Question des eaux de Paris" (1861) — „Question des eaux potables^ (Bullet,
de TAcad. de möd., 1863) — „£tudes hygi^iques et m^dicales sur le tabac**
(Ibid. 1865) — „Etudes hygiiniques et mldicales sur Valcool et ses composSs"
(1867) — „Le tabao et Vabsinthe, leur inßuence sur la santd publique^ sur
Vordre moral et social^ (1875). Er war Mitherausgeber des Dict. de m6d. et de
chir. pratiques, Hauptredacteur der Nouv. bibl. m6d. seit 1823, Mitredacteur des
Jonm. univ. hebdom. de m6d. seit 1830. Auch finden sich Aufsätze von ihm,
ausser in den genannten Journalen, in der Encyclop6die möthod. u. s. w. Er starb
in hohem Alter am 15. Mai 1879.
Sachaile, pag. S'JS. — Vapereau, 5. 6dit , pag. 1002. — Gaz. hebd. de m6d.
et de chir. 1879, pag. ä40. — Callisen, IX, pag. 500; XXIX, pag. 169. — Lorenz, III,
pag. 3ö; VI, pag. 21. ^
* Jolly, Friedrich J., zu Strassburg, ist als Sohn des Physikers Philipp
Gustav J. (geboren 1809) in München am 24. November 1844 zu Heidelberg
geboren, studirte Medicin in München und Göttingen, habilitirte sich 1871 mit
der Abhandlung : ;, lieber den Gehirndruck und über die Blutbewegung im
408 JOLLY. — JONES.
Schädd^ , wurde 1873 als Prof. e. o. der Psychiatrie und Director der psyehia-
irischen Klinik nach Strassbnrg berufen^ woselbst er 1875 zum Prof. ord. ernannt
wnrde. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: „Bericht vier die Irren-
altheüung des Juliits-Spitals*' (Wflrzbnrg 1873), der Artikel „Hysterie und
Hypochondrie'* in Y. Ziemssen's Handbuch der speciellen Pathol. und Therapie
(Leipzig 1877) — ^ Untersuchungen über den elektrischen Leitungswiderstand
des menschlichen Körpers^ (Strassbnrg 1884).
Brockhans, Convers.-Lexikon. 13. Aufl. . IX, pag. 879. Red.
*Jolyet, F6lix J., in Pierre-de-Boesse (Saöne-et-Loire) 1841 geboren,
studirte in Paris, und zwar besonders unter Anleitung von P. Bert und Vülpian.
Er wurde 1866 promovirt und 1877 auf den Lehrstuhl der experimentelleo
Medicin an die Facultät zu Bordeaux berufen. Von seinen Schriften sind zu nennen :
„Des nerfs qui prSsident aux mouvements de Voesophage^ (Th6se 1866) —
„Recherches sur la respiratüm des animaux aquatiques" — „Travaux du
laboratoire de mäd, expSr. de M. Jolyet^ (jährlich erscheinend), wernich.
*Jonasson, Jonas Thordarson J. , ist am 18. August 1840 zu
Reykjavik geboren, studirte auf der Kopenhagener Universität, promovirte 1862
und wirkt seit 1868 als Distrietsarzt und Professor an dem medicinischen Institute
in Reykjavik für isländische Aerzte. Ausser seiner Diss. („Echinokocksygdommenj
hdyst ved islandske Lag er s Erfaring^) schrieb er in der „Ugeskrift f. Läger"
mehrere Aafsätze ebenfalls über die Echinococcenkrankheit: Petersen.
Jonctys, Daniel J., in Dordrecht im Jahre 1600 geboren, übte die
ärztliche Praxis erst in seinem Geburtsorte und seit 1643 in Rotterdam aus, wo
er bald in die Stadtregierung berufen wurde. Er hat sich auch als sehr verdienst-
licher Dichter bek^^nnt gemacht und starb 1654. Wir kennen von ihm eine
Uebersetzung von Sennert unter dem Titel: ;, V'erhandelingh der Toover-sieckten.
Geschil van de Schoot- en steek-vrye. Oeschil van de wapensalve. Paracelsi vrye
konst^ (Dordrecht 1638), eine Streitschrift gegen J. van Beveewyck's: „De
praecellentia viri ante mulierem" (Rotterdam 1646) und „De torturae aiusu et
necessaria moderatione^ (Rotterdam 1653 , auch holländisch : „De pynbank
wedersproken''), C. E. Daniels.
'Jones, John J. , gelehrter englischer Arzt aus dem 16. Jahrhund^,
stammte aus der Grafschaft Wales, studirte Medicin in Oxford und Cambridge und
promovirte an letzterem Orte zum Dr. med. Er prakticirte in Bath und Lonth
und schrieb: „The dial of agues" (London 1556), worin er die verschiedenen
Arten von Fieber, ihre Namen, Eintheilungen , Ursachen und Zeichen behandelt.
Ferner: „The benefit of the ancient bathes of Buckstone which cured most
grievous sicknesses^ (Ebenda 1572,4.), worin die Beschaffenheit jener Bäder und
ihre Geschichte mitgetheilt ist und zugleich allgemeine Vorschriften über Diät und
Verhalten bei einer Badecur gegeben werden. Eine ähnliche Compilation stellt die
Schrift dar : „ The bathes of Bathes Äyde, wonderfull and most exceUent agaynst
very many sicknesses^ (Ebenda 1572, 4,); femer: „A brief, excellent and
profitable discourse of the na^ral beginning of all growing and living thingSj
heat, generation etc.** (Ebenda 1574); letztere Schrift scheint eine blosse Ueber-
setzung von Galen's 4 Büchern „De elementis^^ zu sein; ferner: „The art and
science of preservihg body and soul in health etc.** (1579, 4.).
Aikin, pag. 156. — Hutchinson, 11, pag. 290. — ■ Nouvelle biographie
g6n6r. XXVI, pag. 904. — Ersch et Gruber, Sect. 2, XXII, pag. 420. -- Biogr mM.
V, pag. 361. Pgl.
Jones, John J. , in Landaff geboren und Mitglied des königlichen
Oollegiums der Aerzte gegen Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts,
veröffentlichte: „Novarum dissertationum de morbis abstrusioribiis tractatus
w
JONES. 409
prhnus, de febribiLS intermütentibua" (London 1683); ferner: „De marbts hiber-
narum et de dyeenteria hibemica^ (Ebenda 1698, 4.) und „The mysteries of
apium revealed*' (Bbenda 1701).
Biogr. mMi Y, pag. 361. — Brsch et Graber, Sect. 2, XXn, pag 421.
Pgl.
Jones, John J., amerikaniacher Chirurg, war zu Jamaica, Long Island,
1729 geboren, studirte unter Thom. Gadwalladbr in Philadelphia, besuchte
Grossbritanuien , Frankreich und Holland, Hess sich dann in New York nieder,
führte daselbst den ersten Steinschnitt aus, machte 1756 den Krieg zwischen
Frankreich und seinen amerikanischen Golonieen mit, wurde bei Errichtung der
medieinischen Schule in dem College zu New York zum Professor der Chirurgie
ernannt und führte daselbst die europflische ünterrichtsweise ein. Er besuchte von
Neuem London und die Vorlesungen seiner alten Lehrer Pott und Will. Hüntbb
und publicurte, nach seiner Rflckkehr in die Heimath, das einzige von ihm verfasste
Werk: „Platn remarka upon waunda and fractures** (1775). Der ausbrechende
Krieg vertrieb ihn aus New York, er ging 1778 nach Philadelphia und wurde
daselbst 1780 zu einem der Physicians des Pennsylvania Hosp. und in demselben
Jahre zum ersten Präsidenten der Humane Society erwählt. Er war nicht nur
ein genauer Freund, sondern auch der Arzt von Franklin, der 1790 an der
Steinkrankheit starb; er selbst starb am 23. Juni 1791. Zu seiner Zeit an der
Spitze der amerikanischen Chirurgie stehend, war die Operation, in welcher er
am meisten excellirte, der Steinschnitt, fflr dessen Ausführung er selten länger
als 3, bisweilen nur 1^/2 Minuten gebrauchte Er war nicht minder ausgezeichnet
als Oeburtshelfer und als innerer Arzt.
Thacher, I, pag. 324. G.
Jones, John Frederick D. J., zu London, war auf Barbadoes geboren,
wurde 1803 in Ediuburg Doctor mit der Diss. : „De arteriae sectae consecutio-
nibus** und gab, in Erweiterung derselben, einige Jahre später heraus : „Ä treatiae
on the process employed by nature in suppresnng the haemorrhage from divided
ar punctured arteries, and on the use of Itgature ; concluding vnth observations
on aecondary haemorrhage, The whole deduced from an extenaive aeriea of
experimenta, and illuatrated by 15 platea" (London 1805; Philadelphia 1811;
deutsche üebers. von O. A. Spangenbbbg, Hannover 1813), eine für ihre Zeit
bedeutungsvolle Arbeit.
Callisen, IX, pag. 508; XXIX, pag. 171. G.
Jones, George Matthew J., auf Jersey, war daselbst als Sohn eine»
Chirurgen geboren, wurde 1826 Licentiat des R. C. S. of Edinburgh, 1837 Surgeon
des (General Hosp. auf Jersey, war bis 1850 kaum über den Bereich der kleinen
Insel, auf welcher er die Praxis ausübte, bekannt, als durch die Ausftlhrung einer
Anzahl von Resectionen, namentlich des Kniegelenks, sein Name auf dem Oebiete der
conservativen Chirurgie überall genannt wurde. Obgleich Fehgüsson die letztgenannte
Operation unzweifelhaft; vor ihm wieder in*s Leben gerufen hatte, so hat J. die-
selbe doch, ohne von Febgusson's Operation zu wissen, einige Wochen später
ebenfalls gemacht und ist ihm namentlich zu danken, dass er Mühe und Kosten
nicht scheute, um seine glücklich geheilten Patienten nach England zu bringen
und den dortigen CoUegen vorzuführen. Er hat dadurch wesentlich beigetragen,
für viele Fälle die Amputation des Oberschenkels zu verdrängen. Die glücklichen
Erfolge seiner Operationen, namentlich auch bei seinen zahlreichen Resectionen im
Hüft-, Knie- und Fussgelenk, Exstirpation der Scapula u. s. w. , verdankte er
übrigens nicht der reinen Luft der Insel, auf der er wirkte, allein, wie Einige
annahmen, sondern vor Allem seiner sorgfältigen Nachbehandlung, denn das
General Hospital zeichnete sich keineswegs durch besonders günstige Verhältnisse
aus. Er starb zu St. Heller am 7. September 1861 am Typhus.
Med. Times and Gaz. 1861, II, pag. 285. — Lancet. 1861, H, pag. 264. G.
410 JONES.
Jones , J a m e s J. , in New Orleans , war in Georgetown , D. G. , am
18. November 1807 geboren und stammte ans einer ärztlichen Familie. Er stadirte
von 1827 an im Medical Gollege des Golumbia-Districts in Beiner Vaterstadt und
anf der Pennsylvania Universität, kehrte nach seiner Gradnimng 1829 in seine
Heimath zurück und siedelte 1831 nach New Orleans über, um den Lehrstuhl f&r
theoretische und praktische Medicin und Geburtshilfe in der med. Facultät der
Universität von Louisiana zu übernehmen. Zugleich hielt er Vorlesungen über
Ohemie. Nachdem er von 1836 — 39 die Professur für Geburtshilfe und Frauen-
krankheiten bekleidet hatte, vertauschte er diese mit dem Lehrstuhl für klinische
Medicin und blieb in diesem Amte bis 1866. Seitdem hatte er wiederum das
Lehramt in der Geburtshilfe und fOr Frauen und -Einderkrankheiten an oben
genannter Facultät übernommen und war in dieser Eigenschaft bis zu seinem am
10. October 1873 erfolgten Tode thätig. Er war von 1857 — 59 Herausgeber
des „New Orleans Medical and Surgical Journal**, ausserdem einer der Mit-
begründer der Louisiana State Medical Society. Während dreier grosser Epidemien
von Cholera, Gelbfieber und Typhus, die in New Orleans von 1832 — 67 herrschten,
war J. in hervorragendem Maasse als Arzt thätig, auch im Uebrigen durch aus-
gedehnte praktische Thätigkeit so beansprucht, dass ihm nur wenig Müsse zn
schriftstellerischen Arbeiten übrig blieb. Wir nennen von diesen: „Remarks
on tmperforate anus^ (New Orleans Med. and Surg. Joum. 1858, XV) —
„Outltnes of lecturea on yellow fever*' (Ibid.) u. s. w.
Transact. of the Amer. Assoc. 1878, Vol. XXIX, pag. 689—696. p j
* Jones y Thomas Wharton J. , bertihmter englischer Ophthalmologe,
ist 1808 zu St. Andrews in Schottland geboren, studirte in Edinburg, besuchte
die hauptsächlichsten Universitäten des Continents, liess sich 1838 in London
nieder, war Professor der Physiologie am Charing-Oross Hosp. und bei der Royal
Institution, zuletzt Ophthalmie Surgeon und Professor der Augenheilkunde am
University College Hosp. Seine Schriften sind theils pharmakologischen, theils
physiologischen, theils ophthalmologischen Inhalts. Zu den ersteren gehört sein:
Manual of pharmacology ; or compendium of materia medica, etc." (Edinborg
1833); auch übersetzte er aus dem Deutschen: W. Erameb's „Treattse on the
diseases of the ear'^ (London 1837) und aus dem Französischen C. G. Martin"-
Saint-Ange's : ;, The circulation of bhod, " Von seinen physiologischen, nament-
lich die Entwicklungsgeschichte, das Blut und die Sinnesorgane betreffenden Unter-
suchungen sind anzuführen: „The organ of hearing" (Oyclop. of Anat. and
Physiol. , 1838) — „On the first changes in the ova of the mammifera %n
consequence of impregnatum j etc.^ (Philos.- Transact. , 1837) — »?%e Uood-
corpuscle constdered in its differenJt pha^es of developement in the animal
series** (Ibid. 1846) u. s. w. Zu seinen ophthalmologischen Schriften gehören:
„Defects of sight: their nature etc.** (London 1HÖ6; 3. edit. 1877; edited taüh
additions, by Laurence Turnbull'' Philadelphia 1859) — „The principles
and practice of Ophthalmie medicine and surgery*' (3. edit. 1866 ; drei
amerikanische Ausgaben ; französ. üebers.) — „Faüure of sight from injuries
of spine and head** (1869). Zahlreiche Aufsätze über Anatomie, Physiologie,
Pathologie in allen medicinischen Journalen, den Philosophical und Med.-Chir.
Transactions. Er lebt zur Zeit als Emeritus zu Ventnor, Insel Wight.
Bitard, pag. 719. — Callisen, XXIX, pag. 171. — Catalogne of Scientific
Papers. III, pag. 57ö; VIII, pag. 36. ^^^
Jones, Henry Bence J. , zu London, berühmter Arzt und Chemiker,
war am 31. December 1813 zu ThoriDgton Hall, Yoxford, Grafschaft Suffblk
geboren, wurde ein Schüler des Trinity College in Cambridge, 1836 des St (Jeorge's
Hosp. in London und Privatschüler von Prof. Graham beim University College,
in dessen Laboratorium er arbeitete. Er ging 1841 nach Giessen, um daselbst
bei Liebig sich mit animalischer Chemie zu beschäftigen, liess sich 1842 als Arzt
JONES. 411
in London nieder, analysirte die Harnsteine im Museum des St. George's Hosp.
md las 1 843 , in Stellvertretung von Fownbs , Chemie beim Middlesez Hospital.
1845 zum Fellow des College of Physicians und zum Dooenten der gerichtlichen
Medicin und Assistant Physician beim St. George's Hosp. ernannt, wurde er 1846
Fellow der Royal Society und Physician jenes Hospiales. 1862 legte er seine
Hospitalstelle wegen eines Herzleidens nieder, kränkelte läogere Zeit, war aber
später doch im Stande als Censorim College of Physicians zu fungiren und bei
demselben 1868 die Croonian Lectures über: „Matter and force" zu halten.
1870 erhielt er von Oxford den juristischen Ehren-Doctorgrad, wurde 1873 von
allgemeiner Wassersucht befallen und starb am 20. April dieses Jahres. Er hatte
dem 1865 gegrflndeten College of Chemistry als Mitglied des Council angehört,
hatte in Verbindung mit Dr. West bei der Errichtung des Kinderhospitals 1850
mitgewirkt, 1851 in der Royal Institution Vorlesungen fiber Thierchemie und
1854 tlber Alkohol, Zucker und Weinsäuren und über Ventilation gehalten.
1860 wurde er Secretär der Royal Institution, behielt diese Stellung bis wenige
Wochen vor seinem Tode bei und war 1865 ein hervorragendes Mitglied der
königlichen Commission für die Rinderpest. Seine Hauptschriften waren die folgenden :
„On gravel, calculus and gotU; chiefly an application ofProf. Lieb ig' 8
fhystology to the prevention and eure of fheae diseases** (London 1842) — „On
animal electricity (Abstract of the discoveries of E. Du Bois-Reymond)"
(1852) — Chemistry of urine** (1857) — „On animal chemistry in its
application to stomach and renal diseases** (1856) — „Lectures on some of
ihe applications of chemistry and mechanics to palhology and therapeutics**
(1867) — „Lectures on matter and tone** (1868) — „The life and letters of
Faraday** (2 voll.). Dazu kommt eine ausserordentlich grosse Zahl von Auf-
sätzen in den angesehensten Zeitschriften , wie den Med.-Chir. Transact. (von
Vol. XXIII, 1840 an), Liebig*s Annalen (von Bd. XL, 1841 an), Phüos.
Magaz. (von Vol. XXVI an), Philos. Transact. (von 1845 an) u. s. w. , u. s. w.,
vorzugsweise über die Chemie des Urins, aber auch andere animalische Producte
und deren Zusammensetzung. Die Vereinigung des Chemikers und Arztes in ihm,
welche seinen Arbeiten einen Weltruf verschafft hatte, führte ihm auch eine sehr
grosse Praxis zu, namentlich in Fällen von Erkrankungen der Harnorgane, von
Rheumatismus und Gicht. Seine Popularität war in stetem Wachsen, als er wegen
seiner geschwächten Gesundheit der Praxis entsagen musste. Als Mann der Wissen-
schaft stand er nicht nur mit allen Celebritäten seines Vaterlandes, sondern auch
mit denen anderer Länder in engen freundschaftlichen Beziehungen.
Medcial Times and Gaz. 1873, I, pag. 505. — Catalogue of Scientific Papers. III,
p»g. 571; VUI, pag. 34. G.
* Jones, Joseph J., in New Orleans, geboren in Liberty Co., La., am
6. September 1833, studirte Medicin an mehreren Anstalten, zuletzt an der Uni-
versität von Philadelphia, von der er 1855 zum Med. Dr. graduirt wurde. Seit-
dem prakticirt er an seinem jetzigen Wohnorte und ist Mitglied vieler medicinischer
Körperschaften. Von seinen Veröffentlichungen führen wir an: „Ghemical and
physiological investigations** (1856) — „Observations on malarial ftver^
(Transact. Amer. Med. Assoc. , 1859) „Albinism in negro race" (1869) —
„Mollities ossium** (1869) — „Observations on hospital gangrene and military
prisons** (1866) — „Observations on yellow fever" (Med. and Surg. Mem., 1876)
„Explorations of the aboriginal remains of Tennessee" (1876) etc.
Atkinso.n, pag. 253. ' Pgl.
* Jones, Sydney J., zu London, studirte im St. Thomas' Hosp., wurde
1853 Member und 1856 Fellow des R. C. S. Engl., war Docent der descriptiven
und chirurgischen Anatomie, Augenheilkunde und vergleichenden Anatomie, sowie
Cnrator des Museums und Prosetor für normale und pathologische Anatomie am
St. Thomas' Hosp., femer Surgeon am Islington and Surrey Dispensary und klinischer
412 JONES. — JONSTON.
«
Assistent im Brompton Hosp. for Consamption. Zur Zeit ist er Mitglied' des
Council des R. C. S., Surgeon und Docent der Chirurgie am St. Thomas' Hosp.,
Consulting Surgeon am Central London Throat and £ar Hosp. u. s. w. Er iit
der Verfasser des: „8t, Thomas^ Hosp. Pathological Oaialogue^ und hat flQr
die St. Thomas' Hosp. Reports folgende Aufsätze geliefert: „Gases of eciopia
Cordts^ — „Tracheotamy and gastrostomy in the same subject^ — „Oblüe-
ration of aorta^ — „Recto-vesical ßstida" — „Syphüüic tumours ofmusde" —
„Excision of scapüla^ — „Polypus of rectum" — „Eoccision of joints" —
„Gase of lymphangeioma" — p^<^^y tumours ofsccdp and glottis** — „Suih
cutaneous injecting needle in bronchus, recovery" ; ausserdem Aufsätze in anderen
Zeitschriften und den Patholog. Transact.
Medical Directory. Red.
* Jones, H. Macnaughton J. , zu London, ist zu Cork in Irland am
9. November 1834 geboren, wurde 1859 ein Zögling des dortigen Queen's College,
1864 anatomischer Prosector bei demselben und blieb in dieser Stellung und der
eines Docenten der chirurgischen Anatomie 10 Jahre lang, wurde 1864 bei der
, Queen's University in Ireland Dr. med., 1870 Fellow des R. C. S. Irel. und 1873
desselben in Edinburg, begann 1865 seine Praxis in Cork, wo er fünf Jahre bei
der Queen's University Professor der Geburtshilfe und Gynäkologie war, 1868
das Cork Ophthalmie, Aural and Throat Hosp. begründete, 1872 einer der
Hauptgründer der Cork Matemity und 1874 des County and City of Cork Hosp.
for Women and Children war. Ausserdem war er Surgeon des Cork County
General Hospital und Physician des dortigen Fever Hosp., auch Präsident der
dortigen med.-chir. Gesellschaft und des südirischen Zweiges der British Med. Assoc.
1882 verliess er, unter allgemeinem Bedauern, das ihm in einer Anzahl von
Adressen ausgedrückt wurde, Cork, um nach London überzusiedeln. Ausser etwa
60 Original-Aufsätzen in verschiedenen Journalen hat er folgende Schriften ver-
fasst: „Medical responsibility in the choice of anaesthetics** (1877) — „Atlas
of diseases of the membrana tympani and auricle" (1878) — „Treatise an
aural surgery" (2. edit. 1881) — „Manual of gynecology and uterine thera-
peutics" (2. edit.) — „On spinal curvatures" u. s. w. "Red.
Jonge, Adriaan de, s. JüNius, Hadrianus.
Jonston, Johannes J. , aus einer schottischen, in Polen seit längerer
Zeit ansässigen Familie stammend, wurde am 3. September 1603 in Szamotuly
geboren, ging 1622 nach Schottland und studirte in St. Andrews die hebräische
Sprache und scholastische Philosophie , später als Erzieher junger vornehmer
Herren, von 1628 an in Frankfurt a. 0., Wittenberg, Leipzig, Franeker und
Leyden, wo er eifrig medicinische Studien trieb; darauf ging er nach London,
wo er längere Zeit verblieb und gleichfalls Medicin weiter studirte ; dabei erlangte
er. durch seine Schriften einen so grossen Ruf, dass ihm verschiedene Stellungen
angeboten wurden. Er übernahm wieder die eines Erziehers, reiste 1632 mit seinem
Zöglinge nach Deutschland und Holland und wurde 1634 zu Leyden mit der „Dies,
de theriaca" promovirt. Nachdem er noch die Universitäten Frankreichs und
Italiens besucht hatte, kehrte er 1636 nach der Heimath zurück und liess sieh
in Leszno nieder, wo er Leibarzt seines ehemaligen Zöglings wurde, verschiedene
ihm angebotene Professuren u. s. w. aber zurückwies. Während der Schweden-
kriege, welche unter König Johann Kasimir Polen verwüsteten, zog er nach
Schlesien , Ruhe suchend ; dort lebte er seinen Studien auf dem Gute Zybendorf
bei Liegnitz, wo er auch am 8. Juni 1675 starb. Von seinen zahlreichen Schriften
seien hier erwähnt: „Enchiridii nosologici generalis et specialis libri VIIl*^
(Amsterdam 1625) — „ Thaumatographia naturalis" (Ebenda 1630) — „Naiturae
constantia" (Ebenda 1634) — „Sceleton historiae universalis civilis et ecclesi-
asticae" (Leyden 1633) — „Idea universae medicinae practicae libris
JONSTON. — JORDAN. 413
VIII absohUa*^ (Amsterdam 1644) — „Theatrum universale historiae naturalis^
(Frankfurt a. M. 1650 — 1653, 6 Bde. in Fol. mit Tafeln, gestochen von M. Merian).
Alle diese Werke wurden vielfach aufgelegt und die meisten in's Deutsche, Französische,
Englische und Hollilndische übersetzt. ^ ^ P
Jordan, Thomas J. , berühmter Epidemiograph des 16. Jahrhunderts,
war 1539 in Klausenburg in Siebenbürgen geboren, studirte Medicin in Paris
nnter Türk£B£ und Charpentieb und in Italien unter Cardanus und wurde
Dr. med. in Wien. Nachdem er 1566 den Kaiser Maximilian II. im Kriege
gegen die Türken als Armee- Arzt begleitet hatte, übernahm er später das Stadt-
physicat von Brunn (in Mähren) und starb daselbst 1585. J. ist berühmt geworden
durch zwei Schriften, nämlich durch seine noch jetzt classischen Werth besitzende
Schrift: „Pestis phaenomena seu de %is quae citrafebrem pestilentem apparenty
exercüatio. Äccedit Bezoar lapidis descriptio et ejusdem auctoris ad Laurentii
Jouherti paradoxon VII decadis II respansio" (Frankfurt 1576), welche eine
Beschreibung der „ungarischen Krankheit '^ (Lues pannonica), d. h. des in Ungarn
un Feldzuge gegen die Türken herrschenden Kriegstyphus des Jahres 1566 ent-
hmt, und durch die Schrift: „Brunno-Oallicus, seu luis novae in Moravia exortae
descriptio" (Ibid. 1577; 1583). In letzterer ist der berühmte Bericht über die
Verbreitung der Syphilis in Brunn bei mehr als 200 Personen durch gemein-
schaftlichen Gebrauch von Schröpfköpfen in einer Baderstube enthalten (Näheres
s. Sprengel, Gesch. d. Med. 3. Aufl., III, pag. 210, 226, 234; Haeser, Gesch.
d. Med., III, pag., 278, 376). Ausserdem verfasste J. die erst nach seinem Tode
herausgegebene Abhandlung: ^De aquis medicatis Moraviae commentariolus"
(Frankfurt 1586).
Biogr. m6d. V, pag. 365. — Dict. hist. III, pag. 285. — v. Wurzbach. X,
pag. 266. — A. Hirsch in Allgem. Deutsche Biogr. XYI, pag. 5:^0. p .
Jordan, Joseph J., zu Manchester, war der erste englische Provinzial-
Chirurg, welcher Vorlesungen über Anatomie und Chirurgie hielt (1819), 1821
die Anerkennung dieses Unten*ichts durch das Londoner College of Surgeons
erlangte, obgleich die Gründung einer eigentlichen medicinischen Schule erst 1824
erfolgte. 1819 gründete er auch das Manchester Lock Hospital und blieb Con-
sulting Surgeon bis zu seinem Tode, während er der erklärteste Gegner der
mercuriellen Behandlung war. 1835 wurde er zum Surgeon der Manchester Infirmary
erwählt, gab diese Stellung aber nach 3 3 jähriger Dienstzeit 1868 mit dem Range
eines Consulting Surgeon auf. Es wurde angenommen, dass er in dieser Zeit von
allen lebenden Chirurgen die meisten Bruchoperationen ausgeführt habe. Von seinen
literarischen Leistungen ist am meisten ein französisch geschriebenes Schriftchen
bekannt geworden: „Traitement des pseuarthroses par Vautoplastiepiriostique"
(Paris 1860, 4., av. 3 pl.), ein Operationsverfahren, das von Nelaton adoptirt
wurde. Er starb, 87 Jahre alt, zu Hampstead am 31. März 1873.
British Medical Jonmal. 1873, I, pag. 521. 6.
* Jordan, Fumeaux J. , zu Birmingham, ist seit 1854 Member, seit
1866 Fellow des R. C. S. Engl, und ist zur Zeit Professor der Chirurgie am
Queen's College, sowie Surgeon bei dessen Hospital, Consulting Surgeon beim
Women's Hosp. , Skin and Lock Hosp. , Dent. Hosp. , W. Bromwich Hosp. und
Kidderminster Hosp. Er war Präsident der Midland Med. Soc. u. s. w. Schriften :
yfOn shock after surgical Operations and injuries" , wofür er die goldene
HASTINGS-Medaille erhielt; femer: ^j Surgical inquiries** (2. edit. 1880) — „An
introduction to clinical surgery , etc." (1858) — „A new mode of relieving
retention of urine and impassable stricture" — „The treatment of surgical
inßammation by a new method, which greatly shortens their duration" (1870) —
„On clinical education: etc." (1872). Ausserdem an Aufsätzen: „A simplified
extra-peritoneal Operation in strangulated hernia" (Med. Times and Gaz., 1864)
414 JOBDAN. — JOS AT.
— „Clintcal lectures on diseases of the rectum" (Brit. Med. Jouni.) — „Aneto
method of removing the tongue" (Lancet) u. s. w.
Medical Directory. Red.
'''Jordan, Heinrich von J. , in Przemysl am 23. Juli 1842 geboren,
besnchte die Krakauer Universität, wo speciell Madurowicz sein Lehrer war,
und gelangte 1870 zur Promotion. Von 1870 — 1875 war er dort Assistent der
geburtshilflichen Klinik, habilitirte sich 1881 und gab verschiedene geburtshilfliche
Arbeiten in polnischer Sprache (theils Elrakau 1873, resp. 1881, theils im Przegli^
lekarski, 1881) heraus. Wernich.
* Jordan, David Starr J., Professor der Naturgeschichte und Arzt in
Indianopolis , geboren in Oainesville, Wyoming Co., N. Y., studirte Medicin und
Naturwissenschaften an der Cornell-Universität in Ithaca , N. Y. , und am India
Med. Coli.; an letzterer erhielt er 1875 den Grad als M. D. Seitdem ist er
an seinem jetzigen Wohnorte ansässig und in oben bezeichneter Eigenschaft an
verschiedenen Lehranstalten thätig. Er beschäftigt sich speciell mit Ichthyologie,
vergleichender Anatomie und Zoologie der Wirbelthiere. Er schrieb fiber die
Klauenseuche bei Schafen: „Treatüe of hoof-rot in sheep" — „Manual of
vertebrate animals'^, femer einige Aufsätze über die Naturgeschichte der Fische etc.
AtkiDson, pag. 380. Pgl.
Jorden, Edward J. , englischer Arzt des 16. Jahrhunderts, geboren
1569 zu High* Halden (Grafschaft Kent), studirte Medicin zum grösseren Theil an
italienischen üniyersitäten und promovirte zum Dr. med. in Padua. Nach seiner
Rückkehr in die Heimath begann er die ärztliche Praxis in London, wurde daselbst
Mitglied des CoUegiums der Aerzte und erwarb sich dort einen grossen Ruf. Bei
der Gründung einer Alaunfabrik büsste J. sein Vermögen ein und zog sich nach
Bath zurück, wo er am 7. Januar 1633 starb. Er ist Verfasser zweier unbe-
deutender Schriften über Hysterie und Mineralquellen: yjA brief discourse of a
disease called the suffocation of the mother^ (London 1603, 4.) und: ^A dis-
course of natural bathes and mineral wat&rs" (Ebenda 1631).
A i k i n , pag. 231. — Hutchinson, II, pag. 20. — Nouv. biogr. gfea., T. XXVI,
pag. 942. — Ersch & Oruber, Sect. II, Bd. XXIII, pag. 26. — Biogr. m6d. V, pag. 366.
Pgl.
Jorritsma, Theodorus Antonius J., 1795 in Sneek geboren, studirte
in Leyden , wo er 1817 zum Dr. med. promovirte. Er etablirte sich in Hoom
und wurde bald Mitarbeiter an der durch das Collegium „Vis unita fortior" daselbst
veröffentlichten „Tydschrift voor genees-, heel-, verlos- en scheikundige weten-
schappen". Er schrieb hauptsächlich: „De bestryding der Vaccine (door Ahr,
CapadoseJ wederlegd** (Amsterdam 1824) — „Beknopt verslag van de ziehten,
iüelke te Hoom zoowel als te Sneek zyn waargenomen" (Ebenda 1825, 27) —
„ Waameming eener tweeling-bevruchting van verschillende ontwikkeling en
daaruit af geleid onderzoek van de mogelykheid der overbevruchting** (Utrecht
1830) — „De beoordeeling van de verloskundig -geregtelyke pleürede van
J. fV. JE, de Man, aangeklaagd en vrygesproken van onwilligen monslag,
toegelicht" (Amsterdam 1830) — „Ben woord vooral ook aan de Oemeenie-
bestren in Nederland, by het heer sehen van den Aziatischen Braakloop^
(Hoorn 1832) und lieferte holländische üebersetzungen von v. Kerckhoff's Arbeit
über die Augeuentzüudung in der holländischen Armee (Hoorn 1825) und von
Girard's Wahrnehmungen über die Therapie der Trunksucht mit Ammoniaksalx
(Amsterdam 1829). Wann er starb, ist mir unbekannt geblieben.
C. E. Daniels.
Josat, Jules-AntoineJ. , zu Paris, geboren 1808 zu Chomagnat
(Pny-de-D6me), war, ehe er Medicin studirte, Professor der Philosophie am College
von Billom, wurde 1840 in Paris Doctor mit einer These, unter deren vier Mit-
r
JOSAT. — JOSEPHI. 415
theilungen sich auch eine: „De la ligature de Varthre ütaque primitive et du
mode de retablissement du cours du sang apr^ ceitte opiration" befindet. Er
lehrte später die Hygiene am Institut historique, war Arzt mehrerer Wohlthätig-
keits-Anstalten nnd der königlichen komischen Oper. Von seinen Schriften sind
uizaführen : „De la tympanite, de ses compltccUume, de son traüement^ (1840) —
„Hüttoire des prScatUions sanitaires adoptdes par les diffirens peuples*^ —
„Origine et htstoire de F Ophthalmie des armies*' — »^«* idiots, de teur Mu-
cabilä^, et de leur 4ducation** — „Hygihne des Pt/thagoriderts , inßuence des
doctrines mSdicales de cette 4cole sur les doctrines m4dicales gut les ont suivies"
— „De la mort et de ses caractlres, Nicessiti d!une rivision de la ligislation
des dicls etc." (1854, av. 7 pl.) — „Recherches historigues sur VSpilepsie**
(1856) — „Guide des famüles dans les soins h donner aux malades en
Tabsence du mddecin" (1858).
Sachaile, pag. 379. — Lorenz, III, pag. 40. G.
* Joseph, Onstay J., wurde in Dyhemfurth (bei Breslau) am 17. December
1828 geboren, studirte unter Purkinje, Barkow, y. Sibbold, Oravrnhorst auf
der Breslauer Universität und wurde 1851 promovirt. Von 1852 ab als Arzt
dort thätigy publicirte er verschiedene medicinische Arbeiten , so : „ Geschichte der
Physiologie der Herztöne vor und nach Laennec** (Janus, 1852, Bd. II) —
„lieber dcLS Cholera-Exanthem*^ (Günsbürg's Zeitschr. für klin. Med., 1856),
sowie einige Aufsätze entomologischen Inhalts. 1873 habilitirte er sich in Breslau
ftr vergleichende Anatomie und Anthropologie und Hess hiemach noch erscheinen :
„Morphologische Studien am Kopf ekelet des Menschen und der Wirbelthiere^
(Breslau 1873) — „lieber Gestaltung der knöchernen Augenhöhle nach Schvmnd
oder Verlust des Augapfels" (ViRCHOw's Archiv, 1877), sowie noch mehrere
vergleichend anatomische Publicationen. Wem ich.
Josephi, Johann Wilhelm J., zu Rostock, war am 8. März 1763
zu I^ raunschweig , als Sohn des erfahrenen und sehr geachteten dortigen Hof-
ehirurgen Rudolph Christian J. geboren, wurde 1781 Schüler des herzog-
liehen Colleginm Carolinum , bezog 1782 die Universität Göttingen und gab in
demselben Jahre bereits eine Schriffc : „ lieber den thierischen Magnetismus, als
ein Beitrag zur Geschichte menschlicher Verirrungen, nebst einer Beleuchtung
des Herrn Comte de Satilier, eines französischen Officiers" (Letzterer wurde
in Folge der Schrift des Landes verwiesen) heraus, sowie bald darauf: „De con-
ceptione abdominali vulgo sie dicta, conscripta et observatione illustrata"
(Oöttingen 1784, c. tabb. ; deutsch in der Samsung für Wundärzte, 1789 und
in Beitr. f. Entbindungsk., 1789). 1784 wurde er, auf Wrisberg's Empfehlung,
noch als Student, als wirklicher Prosector beim anatomischen Theater und als
Gehilfe des Ersteren bei der ebenfalls unter dessen Leitung stehenden Entbindungs-
anstalt angestellt. 1785 gab er diese Stellungen auf und ging nach Helmstädt,
wurde daselbst mit der Diss. : ;, Observationum ad anatomiam et artem obstetri-
ciam spectantium satura*' zum Doctor promovirt, in demselben Jahre aber noch
in seine frühere Stellung nach Göttüigen zurückberufen, wo er 1786 auch Privat-
Docent wurde. 1787 machte er auf einer 12 wöchentlichen Reise durch einen
Theil von Deutschland, namentlich nach Mainz, die ihn besonders interessirende
Bekanntschaft der Anatomen Soemmering und Weidmann und trat mit denselben
in nähere Verbindung. 1788 verliess er, da das Verhältniss zu Wrisberg ein
unangenehmes geworden war, die akademische Laufbahn in Göttingen und seine
Stelle als Prosector, Hess sich zuerst in Braunschweig, dann in Peine als Arzt
nieder, erhielt aber bereits 1789 einen Ruf als Prof. e. o. und Prosector nach
Rostock, wo er 1792, zum Prof. ord. und 1793 zum Hebeammenlehrer ernannt
wurde. Er las Osteologie, Physiologie, Naturgeschichte des Menschen, Chirurgie,
Pathologie , Geburtshilfe u. s. w. Bei Eröfinung des neuen Anatomiegebäudes hielt
er eine Rede : ;, Von den Vorthetlen öffentlicher anatomischer Lehranstalten**
416 JOSEPHI. — JOSSE.
(Bostook 1790, 4. , m. 3 Epft.), jedoch reducirte sich die Zahl seiner Zuhörer,
die in Erwartung der beahsichtigten Hebung der Universität bis auf 17 gestiegen
war, da für die Abhilfe der vorhandenen Mängel wenig oder gar nichts geschah,
bald bis auf 1 und sah er sich deshalb genöthigt, zur medicinisch-chirurgischen
Praxis seine Zuflucht zu nehmen. Nachdem er jedoch 1801 eine chirurgische
Klinik errichtet, stieg die Zahl der Zuhörer wieder auf 20, um nach 3 Jahren,
als aus Mangel an genflgender staatlicher Subvention die Anstalt wieder einging,
von Neuem auf 2 zu sinken. J.'s Einnahmen besserten sich erst, nachdem er
1805 eine Regimentsarztstelle erkauft hatte. 1808 erhielt er den Charakter als
General-Chirurgus , in welcher Eigenschaft er, ausser seinen sonstigen Obli^en-
heiten, während des französischen Kriege seine Thätigkeit den Verwundeten und
Kranken in den Kriegsspitälem widmete. Von seinen Schriften haben wir, ausser
einer Anzahl von Abhandlungen in den Braunschw. gelehrten Beiträgen (1783 bis
1788), über diätetische Gegenstände, in Baldinoee's Neuem Magazin, 1786 (Nasen-
polypenzange u. s. w.), im Taschenbuche für deutsche Wundärzte, 1789 (Geburts-
hilfliches), in Loder's Journal, 1798 (über Oberschenkel- Amputation) noch anzu-
führen: „Anatomie der Säugethiere*' (Bd. I, Göttingen, 1787), die Osteologie
des Affen enthaltend; dazu: „Beitrag zum L Bande . . ^ welcher Camper'schef
Soemmering'sche und eigene Original-Abbildungen enthält*^ (Mainz 178ö;
1792) — „üeber Ehe und physische Erziehung u. s. w.^ (Bd. I, Göttingeo
1788) — „Orundriss der Naturgeschickte des Menschen u. s. w," (Hamburg
1790) — „Lehrbuch der Hebammenkunst^ (Leipzig, Schwerin und Rostock 1797;
2. Aufl. 1812 ; 3. Aufl. 1833) — ;, üeber die Schtoangerschaft ausserhalb der
OebärmtUter, und über eine höchst merkwürdige Harnblasenschtoangerschaft
insbesondere^ (Rostock 1803) — „Bruchstücke einer physisch-mediciniscken
Beschreibung von Rostock** (Programme, Rostock 1805, 1806) — „Anweisung
zur Erhaltung der Gesundheit der Soldaten im Felde** (Ebenda 1814) —
„Chirurgisch-medicinische Beobachtungen*" (1. Lieferung, Ebenda 1820) —
„Orundriss der Militär- Staatsarzneikunde** (Berlin 1829). 1819 leitete er als
zeitiger Rector die 400jährige Jubelfeier der Universität Rostock und wurde 1830
ordentliches Mitglied der neu errichteten Medicinal-Oberbehörde, der grossherzog-
lichen Medicinal Commission. 1835 feierte er sein 50jähriges Doctor- und 1839
sein Professoren-Jubiläum und wurde dabei zum Geh. Med.Rath ernannt. Am
Abend seines langen^ dem Dienste der Humanität und Wissenschaft geweihten
Lebens verfasste er noch eine Schrift : „ üeber die Haltung und Lage der
Gebärenden, als Mittel zur sicheren Leitung der Naturkräfte u. s. w.** (Rostock
1842) und verstarb als Senior der Universität und erster General - Chirui^s am
31. August 1845.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 23, 1845, II, pag. 723. — Blan ck, pag. 94. —
Calliaen, IX, pag. 517; XXIX, pag. 174. G.
Joseph! , Theodor J., zu Parchim in Mecklenburg, jüngerer Bruder
des Vorigen, war zn Braunschweig am 16. October 1770 geboren, studirte in
Göttingen und Helmstädt und wurde bei letztgenannter Universität 1789 zum
Doctor mit der: „Diss, de phosphori usu intemo observationes quasdam pro-
ponens** promovirt. 1794 Hess er sich in Parchim nieder, wurde daselbst 1795
Stadt- und Kreis-Physicus und erhielt 1809 den Charakter eines Sanitätsrathes.
Ausser verschiedenen ästhetischen Journal- Aufsätzen, Gelegenheitsgedichten u. s. w.
ist von. ihm nur die Schrift : „ Verhütung der Ruhr und Selbstheilung derselben
in ihrem Anfange** (1808) bekannt. Er starb am 15. August 1842 zu Mamitz
bei Parchim.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 20, 1842, I, pag. 597. — Blanck, pag. 9ti.
G.
Josse, J.-B.-Fr.-Alex.-And. J. , zu Paris, war 1797 zu Amiens geboren,
wurde 1821 in Paris mit der These: „Les himorrhagies utdrines avant, pendant
et aprls Vaccouchement** Doctor, übte etwa 20 Jahre lang im Somme-Depart.
JOSSE. — JOUBERT. 417
die Praxis aas, war daselbst Epidemieenarzt im Arrondissement Montdidier und
leitete 1832 ein Cholerahospital zu Amiens. Nachdem er sich in Paris nieder-
gelassen hatte, publioirte er im Jonm« de möd. et de chir. pratiques: M&m. sur
Us effets de la catit^rütUion objective dana lea d^viattons de la colonne vertS-
brale^ jpar suüe de le rHrctction des micscles du dos et de V&pine^ (1839) —
„Description d^un spScidum bivalve pour facüüer Vapplication du tampon
dans les cas dHiimorrhagie utirine** (184Ö) — „ConsidSrations pratiques sur
FopSratian du Strabismen ses causes, etc." ; femer in der Exp6rience: „Sur la
pirinioraphie et sur la possibilitd de V accouchemeifU sans une nouvelle dickirure
du pirinle" (1843) — „Notice sur les poireattx ou verrues, et leur traitement*' —
jfSar les avantages de la ponction rSiterSe dans les hydrophthalmies et le
Urabisme en giniral*' ; sodann in der Oaz. m6d. de Paris: „Öbs. d'un foetus
double, nS ä terrae, dans un accauchement tripart" und die in der Acad. de möd.
(1844) vorgetragene Abhandlung: „De la hemie 4trangl4e consid4r6e sous le
rappo7't de la r^cidive de V itranglement apr^ V Operation" u. s. w.
Sachaile, pag. 380. ^.
^Joubert, Laurent J., einer der berühmtesten Vertreter der medicinischen
Facultfit zu Montpellier im 16. Jahrhundert, wurde am 16. Deeember 1529 in
Valence (in der Dauphin^) geboren, studirte in Montpellier, prakticirte eine Zeit
lang zu Aubenas (Yivarais) und dann zu Montbrison, vielleicht auch zu Lyon.
Später besuchte er die Universitäten von Paris, Turin, Padua, Ferrara und
Bologna und wurde erst 1558 zu Montpellier Dr. med. Während der Studienzeit
hatte er sich die Freundschaft und das volle Vertrauen von Professor Rokdelet
erworben, dessen Stelle als Lehrer der Anatomie er von 1567 ab übernahm,
nachdem er vorher schon seit 1559 eine Zeit lang an Stelle des nach Paris be-
rufenen HONORÄ DU CflASTEL Profcssor an der Universität gewesen war. 1569
wurde J., trotzdem er Protestant war, zum Chirurgen der königlichen Armee, die
unter des Herzogs von Anjou Befehl stand, ernannt und machte mit diesem den
Feldzug mit. Vom Hauptquartier des Prinzen aus veröffentlichte er 1570 seinen:
„Traitd contre la blessure ou coups d'arquebuse, et la manih'e d'en gudrir"
(Paris 1570; Lyon 1581). 1573 wurde er an Stelle des verstorbenen Antoine
Sapobta Kanzler der Universität. Veranlasst durch J.*8 Aufsehen erregende Schrift :
„Erreurs populaires au faxt de la m^decine et rigirtie de santS" (Bordeaux
1570; Paris 1580; 1587; Ronen 1601; Lyon 1601; Ibid. 1608; lat. Uebers.
von ISAAC JouBEBT, Paris 1579 und von Borgesius, Antwerpen 1600), worin
auch das schlüpfrige Capitel der Unfruchtbarkeit erörtert war, berief der Herzog
von Anjou, inzwischen König unter dem Namen Heinrich HL geworden,
J. 1579 nach Paris, um ihn wegen der Unfruchtbarkeit der Königin Louise
von Lothringen zu consultiren. Doch hatte J. , angeblich wegen der Impotenz
des Königs, keinen Erfolg. Er kehrte von Paris zu seinem Beruf als akademischer
Lehrer und Arzt nach Montpellier zurück. Auf einer Berufsreise nach Toulouse
starb er in Lombet am 21. October 1583. Seine zahlreichen Schriften bind sowohl
in wissenschaftlicher wie stylistischer Beziehung ausgezeichnet. Halleb rühmt
an ihnen die „dictio Boccacciana et jocularis^^ Am bedeutendsten ist die Schrift:
„Paradoxa medica seu de febribus^ (Lyon 1566), worin er u. A. die Fäulniss-
theorie Gajlen's bekämpft und einen wesentlichen Fortschritt in der Fieberlehre
anbahnt. Sehr wichtig ist auch die Pestschrift : „ De peste, quartana et paralysi^*
(Lyon 1567; franz. Uebers. von Guillaüme des Innocens, Paris 1576; Lyon
und Genf 1581), worin J. die 1564 im Süden Frankreichs herrschende Pest-
epidemie beschreibt) ; ferner: „De aßectibus pilorum et cutis praesertim capitis
et de cephalalgia. De affectibus internarum partium thoracis" (Genf 1572;
Lyon 1577 und 1578) — „TraitS du ris, etc." (Paris 1579) — „Medicinae
practicae libri tres" (Lyon 1577) — „Phamiacopoea a Joanne Paulo
Zaagmaistern edita" (Lyon 1579). Dann sind zu erwähnen seine chirur-
Biogr. Lexikon. III. 27
418 JOUBEET. — JOUEDAIN.
gischen Werke; ausser dem schon oben genannten: „ Traitd corUre la blessure etc.^
die von ihm veranstaltete Ausgabe der Werke G. VON Ghaüliag's, erschienen
u. d. T. : „Chtrurgta magna Chddania de Oatdiaco olim cdeberrimi medici
nunc demum suae primae integrüati restütUa etc.^ (Lyon 1580, 8.; 1585, 4;
franz. Uebers. von* seinem Sohn Isaac J.), femer die Schrift: j^Question des
huües, traute probUmaiiquenierU. La censure, ou sentence de quelqttes opinians
touchant la ddcoction pour lea arqtAebuaadeB^ (Ibid. 1578). Ausserdem ver-
fasste J. noch u. A. : „TrattS des eaux** (Paris 1603). £ine Gresammtausgabe
seiner lateinisch geschriebenen Abhandlungen erschien Lyon 1577 — 78.
Astruc, M6in., pag. 243. — Hntchinson, U, pag. 21. — Ersch & Gruber,
Sect. II, Bd XXin, pag. 224. — Nouv. biogr. g6ii6r., T. XXVn , pag 14. — Biogr. m^ V,
pag. 367—371. — Dict. bist. HI, pag. 285. Pagel
Joulin, D^sir6-Joseph J. , zu Paris, war am 5. Mai 1821 zu Mont
(Loir-et-Cher) geboren, wurde 1851 in Paris Doctor, 1863 Agr6gö der Facultftt,
hielt von 1855 an Vorlesungen über Geburtshilfe und Frauenkrankheiten und war
Mitarbeiter an den hauptsächlichsten medicinischen und einigen politischen Jour-
nalen, wie dem „Figaro'^ und der „Opinion nationale^ und hat theUs unter eigenem
Namen, tbeils unter den Pseudonymen „Dr. Griffus", „Dr. Flavius", „Dr. Hermes"
u. s. w. lebhafte Polemiken gegen die Einmischung der Clericalen in den medi-
cinischen Unterricht verfasst. Von seinen medicinischen Schriften sind anzu-
führen: „Du chol4ra morbus asiatique^, 1851 von dem Institut zu Valencia
gekrönt und in's Spanische übersetzt; ferner: „De Vergot du seigle dans le$
premiers mois de la grossesse*' (1861) — „Etüde bibliographique sur les
maladies des femmes" (1861) — y,8yphtlograpkes et syphtlis. MM, Lang-
lebert, Cullerier et Rollet** (1862) — „Des cas de dystocie apparte-
nant au foetus** (1863), Aggregations-These — „Anatomie et physiologie com-
partes du bassin des mammifhres" (1864) — „M&m, sur les avantages du
forceps et de la Version dans les ca^ de rdtrecissement du bassin" (1865),
mit dem Preise Capüron von der Akademie der Medicin gekrönt; femer:
„Becherckes anatomiques sur la membrane lamineuse, Vdtat du chorion et
la circulation dans le placenta ä terme" (1865) — „Mim. sur Femploi
de la force en obst^rique** (Archiv. g6n6r. , 1867) — „Traite camptet
d^ accouchement*' (1867) — „Les causeries du docteur, science vulgarisie**
(1866; 2. 6d. 1868) — „Äu feu les libres-penseurs ! ! ! Trois lettres ä
Mgr. Dupanloup'^ (3. 6d. 1868) — „Les caravanes d^un Chirurgien
d*ambulances pendant le siege de Paris et sous la Commune** (1871) u. s. w.
Er sterb am 18. März 1874.
Olaeser, pag. 366. — Lorenz, III, pag. 45; VI, pag. 27. G.
Jourdain, Anselme-Louis-Bernard-Berchillet J., zu Paris, hier
am 28. November 1734 geboren, studirte Anfangs Chirurgie unter Leitung von
MOREAU, widmete sich aber nach 6jährigem Studium seit 1755 speciell der Zahn-
heilkunde, einem Gebiete, auf dem er sowohl in theoretischer, wie praktischer
Beziehung Ausgezeichnetes leistete. Erwähnenswerth ist von seinen Schriften in
erster Linie die höchst ausführlich gehaltene Monographie über die Krankheiten
der Highmorshöhle, betitelt: „Traitd des ddpots dans le sinus maxillaire, des
fractures et des caries de Vune et de Vautre mdchoire; suivi de rdflexions ei
d^observations sur toutes les opdrations de Vart du dentiste"* (Paris 1760)^
femer: „Traitd des maladies et des opdrations rdellement chirurgicales de la
bouche et des parties qui y correspondent etc.** (Ebenda 1778, 2 voU-)^
femer: „Nouveau dldmens d* odontalgie"^ (Ebenda 1756) — „Essai sur la
formation des dents , comparde avec Celle des os; etc.** (Ebenda 1766) —
„Le mddecin des dames, ou Vart de les conserver en santd** (Ebenda 1771) —
„Le mddecin des hortimes depuis la pubertd jusqu' ä l' extreme vieffles9e*'
(Ebenda 1771), beide Schriften anonym mit Goülin — „Prdceptes de santd, au
JOÜBDAIN. — JOÜBDAN. 419
tntroduetion au dtcHonnaire de anntd etc.*' (Ebenda 1772). Er starb zu Paris
am 7. Januar 1816.
Dict. liist. III, pag. 286. — Nonv. biogr. g^n. XXVI. Pgl.
Jourdan, Antoine-Jaoqnes-Louis J. , zu Paris, verdienter medici-
niseher Sohriftsteller und Uebersetzer, war zn Paris am 29* Deoember 1788 geboren,
trat 1807 als Chimrg in die kaiserliche Garde ein, war anfänglich Chirurgien
sons-aide, später Aide-major, machte mit jener die Feldzflge in Deutschland mit,
wo er die Sprachkenntnisse erlangte, die ihm später als Uebersetzer so sehr zu
Statten kam, und war darauf den Militärhospitälern Val- de- Orftee und Oros-Caillou
in Paris attachirt. Nach der Entlassung der Armee 1814 widmete er sich mit
dem grasten Eifer der Literatur. Wurde 1819 Doctor mit der „Düsert. sur la
pellagre^ und verfasste folgende Schriften : „ Traüd complet de la maladie vend-
rienne, etc.** (2 voll., Paris 1826), nachdem er früher „Considdrationa htstoriques
et crüiqites sur la syphilis^ (Joum. univers. des sc. m6d. , 1816) geschrieben
hatte; femer: „Pharmakopoe universelle ou conspectus des pharmacopies
d^ Amsterdam , Anvers y Dublin etc.^ (2 voll. , 1828; 1840; deutsche üebers.
Weimar 1829—30; 2. Aufl. 1832; 3. Aufl. 1838; engl, üebers. 1831; Italien.
Uebers. von LüiGi Ohibelli, Rom 1829 u. s. w.), eine Zusammenstellung von
35 Pharmacopoen und 18 anderen geschätzten Formularien — „Esquisse historique
des prindpales Opoques des sciences physiques tt mathdmatiques^ (1832) — „Dict.
raisonndf Stymologique , synonymique et polyglotte des termes usitÖs dans les
sciences naturelles ; etc.** (2 voll., 1834 ; BrOssel 1838). Er war Redacteur des Joum.
compl6ment. du Dict. des sciences med., Mitredaeteur des Joum. univers. des sc.
m^. seit 1816, Mitherausgeber des Dict. des sc. m6d., Dict. abr6g^ des sc. m^d.,
des Dict. des termes de m6decine, des Complement du Dict. de TAcad. fran9aise
und redigirte die 7. Ausgabe des Dict. de m6d. von Nysten. Für die Biographie
m6dieale, deren Director oder Chef-Redacteur er war, hatte er 344 biographische
Notizen geliefert, während im Dict. des sciences mödic. bis zum Buchstaben T sich
von ihm 237 Artikel befinden. In der Zeit von 1808 — 1838 gab er folgende
27 Uebersetzungen von zum Theil voluminösen Werken heraus : F. L. de Lafon-
taine, „Traitd de la plique polonaise, etc.** (1808) — A. F. Heckee, „Traiti
des diffdrentes esphces de gonorrhOes ; etc.** (1812) — K. Sprengel, „Histovre
de la mddedne** (9 voll., 1815 — 20) — J. T. G» Buhle, „Hist, de la philosophie
moc^eme** (1816) — L. ROLANDO, „Inductions physiol. et pathol. sur les diff4r
rentes esp^es d'excitabilitO et d'excitement, etc.** (1822) — „Code pharma-
ceutique** (üebers, des Codex medicamentarius Galliens, 1820; 2. 6d. 1826) —
Gdst. Hugo, „Histoire du droit romain** (1823) — F. Tiedemann, ,, Anatomie
du cerveau dans lefoetus et dans les animaux** (1823, av. 14 pl.) — C. G. Hüfe-
LAND, „La macrobiotique ou Uart de prolonger la vie** (1824); mit G. Breschet:
J- F. Meckel, „Manuel d'anat. g4nir., descript. et pathol.** (3 voll., 1824) —
J. G. Zimmermann, „De la solitude** (1825) — F. Tiedemann et L. Gmelin,
„Recherches sur la digestion** (1826); mit F. G. BoisSEAü: J. Thomson,
„Traitd mid.'chir. de Vinflammation^ (1837) — F. Tiedemann, „TraitO com-
plet de la Physiologie** (2 voll., 1830); mit Eslinger: J. Berzbliüs, „Traite
complet de chimie** (8 voll., 1831) — S. H ahnemann, „Exposition de la doc-
trine mddicale homoeopathique , ou Organon etc.** (1832; 1834; 1845) und
Desselben „Doctrine et traitement homoeopathique des maladies chroniques**
(2 voll., 1832; 1846) und „TraitO de mattere mM, pure** (3 voll. , 1834) —
H. Rose, „Traitdprat. d'analyse chimique** (2 voll., 1832; 1843) — J. L. Haas,
^MSmorial du medecin homoeopathiste** (1834) — C. G. Carüs, „Traite ildment.
d^anat, comparee** (3 voll., 1835) — G. F. Bürdach, „TraitS de physiologie
(9 voll. , 1837 — 41) — C. G. Hufeland, „Manuel de mMecine pratique**
(1838 ; 1848) — J. Liebig, „Manuel pour Vanalyse des substances organiques**
(1838) — Bischoff, Henle, HüSCHKE etc., „Encyclopedie anatomique** (9 voll.,
27*
420 . JOÜKDAN. — JÜÖH.
1843 — 47) — J. MÜLLER, „Manuel de phgstologie^ (2 voll., 1845) — Fe. Habt-
MANN, „TraüS homoeopathique des malaaies atgues etc.^ (1847). Er starb am
2. Januar 1848. — Seine wunderbare Arbeitskraft geht schon aus dem Umstände
hervor , dass die Zahl seiner Publicationen auf wenigstens 100 Bände geschützt
werden kann, darunter 72 an Uebersetzungen, 8 Originalwerke und mehr als 20
auf die verschiedenen Wörterbücher und Sammelwerke kommend, deren Mitarbeiter
er war. Er hat das entschiedene Verdienst, die deutsche medicinische Literatur
seiner Zeit Frankreich zugänglich und bekannt gemacht zu haben und hat auf
diese Weise durch seinen Riesenfleiss beiden Ländern und der Wissenschaft viel genfitzt
B6gin in Balletin de TAcad. roy. de m^d. 1848, XIII, pag. 511. — Gallisen,
X, pag. 5 ; XXrX, pag. 176. ^
Joyllffe, George J., zu London, war inEast Stower, Dorsetshire, geboren,
studirte von 1637 an in Oxford und ist zusammen mit dem Schweden 0. Rüd-
BECK (1651) und dem Dänen Babtholiküs (1651), die ihre Beobachtungen jedoch
erst um 1653 publicirten, einer der Entdecker der Lymphgefösse, indem er im
Frühjahr 1652, als er sich anschickte, in Cambridge den Doctorgrad zu erwerben,
bei Untersuchung der Vasa spermatica dieselben auffand. Er selbst hat nichts
darüber publicirt, aber Glisson, dem er seine Entdeckung mitgetheilt hatte, machte
dieselbe in der 1654 erschienenen Schrift : „De hepate^^ bekannt und ausführlicher
noch Timothy Clabk in den Philosophical Transactions (1668). J. selbst wurde
1658 Fellow des College of Physicians und starb bereits am 11. November 1658.
Mnnk, I, pag. 280. G«
"'Joynes, Levin Smith J., zu Richmond, Va., wurde in Accomac Co.,
Ya. , am 13. Mai 1819 geboren. Er studirte Medicin an der medicinisehen
Facultät der Virginia- Universität und wurde hier 1839 Dr. med. Nach einem
2Vi?jährigen Aufenthalte auf verschiedenen europäischen Universitäten, wie Paria,
Dublin etc., liess er sich 1843 in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, siedelte aber
nach kürzerer praktischer Thätigkeit in verschiedenen Städten — u. A. auch als
Professor der Physiologie und gerichtlichen Medicin am Franklin Med. College in
Philadelphia von 1844 — 46 — im Jahre 1855 definitiv nach Richmond über, wo
er bis zu seiner 1871 erfolgten Emeritirung gerichtliche Medicin am Med. Coli,
of Va. lehrte. Er hat u. A. folgende Abhandlungen veröffentlicht: „Obstetrical
auscultation" (Am. Joum. of Med. Scienc. , 1845) — „Mortaltty of Baltimore"
(Ibid. 1850) — „Emphyaema of cdlular tvisue during labor^ (Ibid. 1852) —
„Obstructton of intestinal canal by worms*' (Sthetoscope 1851) — „Ancient
superstition ; bierright" (Ebenda 1851) — „Colica pictonum from acetcUe of
lead** (Ebenda 1851) — „On the legal relations of the foettis in täero^ (Vir-
ginia Med. Joum., 1856) — „Physiological position of ßbrine^ (Ibid. 1859) —
„Oxalic diathesis" (Richmond Med. Joum., 1866) — „Naevus treated witk
collodion" (Ibid. 1868) — ;, Value of medicinal pepsine" (Ibid. 1869) —
„Haemorrhagic malarial fever ** (Ibid. 1877) — „Consumption in Richmond*^
(Virginia Clinical Rec, 1871) — „Extracts of beef" (Ibid. 1871) — „Bromide
of zinc*^ (Ibid. 1873) — „Curiosittes of med, history^ — n^f^^ Paria Pharma-
copoea of 1758 and ite treasures^ (Virginia Med. Monthly, 1874) — jfPi^^
medical fee-bill in Virginia, compensation 140 years ago^ (Ibid. 1877) etc.
A t k i n s 0 n , pag. 280. P f L
Juch, Hermann Paul J. , zu Erfurt, war daselbst am 30. September
1676 als Sohn des kurfürstl. Mainz'schen und herzogl. Sachsen-Eisenach'sehen
Hofrathes und Leibmedicns und Stadtphysicus von Erfurt Paul Heinrieh J.
geboren, studirte zuerst in Erfurt, dann in Jena und Halle, von 1699 an auch
in Italien, namentlich in Padua und wuide 1703 in Halle Doctor, 1717 auch in
Erfurt Prof. e. o. der Institutiones medicae, 1727 Prof. ord. der Chemie, 1728 der
Anatomie, Chirurgie und Botanik und 1729 der l^athologie und Praxis, damit
JÜCH. — JÜENGKBN. 421
Senior und Assessor primarius der FacultAt, nachdem er frflher schon zum herzogl.
Sachsen- Weimar'schen und -Ootha'schen Hofirath und Leibarzt ernannt worden war.
Er starb am 16. Juli 1736. An grösseren Schriften ist von ihm nichts bekannt,
dagegen werden etwa 1 20 Disputationen als von ihm herrührend angeftthrt, unter
denen wir nur eine: „De ammalculia apermaticis , von den kleinen Thierlein^
welche in dem männlichen Samen der Menschen und Thiere gefunden werden,
secundum principia physiologico-metapht/aica , methodo mathemcUica demon^
straia, resp, Obermann^ citiren wollen.
Boerner, II, pag. 392, 782; HI, pag.431, 698. ö.
Juch, Karl Wilhelm J. , geboren am 30. November 1774 in Mühi-
hausen in Thüringen, war Anfangs Arzt in Würzburg und Nürnberg und wurde
1801 ord. Professor der Medicin in Altdorf. 1806 wurde er als Professor der
Diätetik, Chemie und Naturgeschichte am Lyceum zu München angestellt, woselbst
er aber nur 3 Jahre verblieb , um dann diese Stellung schliesslich mit der eines
Lehrers der Naturgeschichte und Chemie am polytechnischen Institut zu Augsburg
zu vertauschen. Hier verblieb J. bis zu seinem am 9. März 1821 erfolgten Tode.
Seine Schriften sind betitelt: „Europens vorzüglichere Bedürfnisse des Auslandes
und deren Surrogate botanisch und chemisch betrachtet u, s, w,^ (Nürnberg
1800) — „Ideen zu einer Zoochemie, systematisch dargestellt** (Erfurt 1800) —
„Handbuch zu einer pharmaceutischen Botanik** (Nürnberg 1801 — 1804, 17 Hefte
in Fol.) — „System der antiphlogistischen Chemie** (Ebenda 1803); ausserdem
mehrere chemische, botanische und technologische Schriften (1804 — 7). Auch über-
setzte er eine Ausgabe der preussischen Phai*macopoe aus dem Lateinischen in's
Deutsche (Nürnberg 1805).
Biognr. m6d. V, pag. 374. ~ Oallisen, XXII, pag. 229; XXIX, pag. 185.
Pgl.
Jacllius, Paul Florian J. , in Erfurt 1648 geboren, besuchte das
Gymnasium daselbst, studirte seit 1668 Medicin in Jena, Wittenberg und Kiel,
erlangte in Kiel den Doctorgrad („Diss, inaug, med, de moderamine conspi-
rationis** , Kiel 1673). Von 1674 prakticirte er in Stockholm, dann in Riga,
zuletzt in Reval, woselbst er 1679 als Arzt der estländischen Ritterschaft angestellt
wurde. Es starb am 6. Juli 1701. Er gab gemeinschaftlich mit Dr. J. H. Hoppe
heraus: „Der Medicorum in Reval Censur als ausgegangene Apologie** (1693).
Htipel's Nord. Miscel. XXVII, pag. 357. — v. Recke- Napiersky , II, pag. 404.
L. Stieda.
*Judson, Adoniram Brown J., zu New York, ist in Maulmain, Burmah,
am 7. April 1837 geboren , besuchte die Vorlesungen am Jefferson Med. College,
wo er 1865, und am New York Coli, of Phys. and Surg. , bei dem er 1868
graduirt wurde. Er machte sich darauf in New York als Arzt ansässig, wo er
seitdem sich speciell mit orthopädischer Chirurgie beschäftigt und an verschiedenen
medieinischen Unterrichtsanstalten als Lehrer dieses Faches tbätig ist. Von seinen
literarischen Publicationen sind nennenswerth : „History and course of the epi-
zootic among horses upon the American continent in 1872 — 73*^ — „Report
upon the course of cholera through two hundred towns and cities in the
Mississippi Valley in 1873** — „The relations of sanitär y inspectors to the
medical profession** — „The cause of rotation in lateral curvature of the
spine** (Transactions of the New York Acad. of Med., 1876).
Atkinson, pag. 253. Pgl.
Juengken , Johann Helfrich J. , zu Frankfurt a. M. , geboren am
19. December 1648 in Caldern bei Marburg, beerdigt am 7. Januar 172G zu
Frankfurt a. M., studirte zuerst Theologie, dann Medicin zu Marburg und Giessen
und promovirte 1672 zu Heidelberg. Von dieser Zeit an führte er viele Jahre ein
herumziehendes Leben. 167<ß wurde er Arzt zu Murten in der Schweiz, erhielt
1675 den Titel als herzogl. Pfalz-Birkenfeld'scher Hofarzt. 1677 zog J. von
421 JUEN6KEN.
Murten weg und wurde Physicus zu Waiblingen und Leibarzt der Gemahlin des
Pfalzgrafen von Veldenz und des Grafen von Witgenstein. Unter die Frank-
furter Aerzte wurde er 1679 aufgenommen, aber schon 1681 vom Grafen Truch*
sess als Amtsarzt zu Lohr angestellt. 1682 begleitete er als Reisearzt den kaiserl.
Gesandten, Grafen Hohenlohe. 1683 wurde er Stadtarzt zu Speyer und Leibant
des Grafen zu Erbach, 1686 Physicus zu Mosbach. , Erst 1689 zog er dauernd
nach Frankfurt, wurde 1690 Gamisonsarzt , 1693 Hospitalarzt, 1695 Phyaicufu
Er führte den Titel eines Leibarztes des Landgrafen von Hessen-Homburg,
des Grafen Isenburg-Offenbach, des Grafen von Stolberg-Gedern und
als Mitglied der Leopoldinisch-Earolinischen Akademie der Naturforscher den Namen
Apollonius. Seine Schriften sind: „Chymia experimentalia curioaa" (1681;
1682 ; 1701) — „Commentartus de notis Agrtcolae in Poppii chymiam^ (1686) —
„Praxis medica** (1689; 1698) — „Covipendium chirurgiae manualia^ (1691) -
„Inatitutiones seu fundamenta medidnae modernae eclecticae" (1693) — „Lextcon
pharmaceuticum^ (1694; 1709) — „Vademecum modernae praxeos medicae'^
(Ntlrnberg 1694; 1707) — „Corpus pharmacetUico-chemico-medicum" (1697;
1732) — „Sicherer und sorgfältiger Medicus"" (Ebenda 1701; 1725; 1729) —
„Beschreibung der warmen Bäder zu Wiesbaden^ (1715).
W. Stricker in der AUgem. Dentschen Biogr. XIV, pag. 7^6. «r ox • v
Jueugken, Johann Christian J., zu Berlin, war am 12. Juni 1793
zu Burg bei Magdeburg als Sohn des dortigen Physicus, Dr. Johann Christian J.
(t 1814), geboren, studirte von 1812 an in Göttingen, wo er ein eifriger Schtiler
von K. J. M. Lakgenbeck und Uimi.y war. 1815 leistete er als Volontär-Lazareth-
chirurg bei den Reserve-Feldlazarethen, die unter Graefe's Leitung standen, nament-
lich in Brüssel Dienste, wo er nicht nur reiche Erfahrnngen über Kriegsverletzungen
sammelte, sondern auch mit der sogen, ägyptischen Augenentzündung, die unter
den verschiedenen Armeen furchtbare Verheerungen annchtete, nflhere Bekannt-
schaft machte. Er besuchte dann noch die Berliner Kliniken, wurde 1816 Assistent
an der GBAEFE'schen Klinik, 1817 Dr. med. mit der Diss. : „De pupillae artt-
ficialia per coreoncion Graefianum conformatione^ und gab darüber auch noch
die deutsch geschriebene Abhandlung : „Das Coreoncion, Ein Beitrag zur künst-
lichen Pupillenbildung ^ (1818) heraus. 1817 wurde er mit der Habilitations-
schrift : „Nunquam lux clara ophthalmiae neonatorum causa est occasionalis*^
Privatdoccnt an der Berliner Universität für das Fach der Chirurgie und Augen-
heilkunde und machte 1818 eine wissenschaftliche Reise über Wien, Landshut,
München nach Italien, deren wissenschaftliche Ergebnisse er als „Ophthalmia-
trische und chirurgische Bemerkungen" (Graefe und Walthek's Joum., I, 11,
1820) veröffentlichte. Vom Winter 1818/19 war er wieder in seinem Lehrfache
thätig; wurde 1825 zum Prof. e. o. ernannt und 1828 mit der Leitung der neu-
gegründeten Klinik für Augenheilkunde im Charit 6-Kr<ankenhause, der er 40 Jahre
lang vorgestanden hat, betraut. In den nächsten Jahren erschienen von ihm zwei
grössere Schriften: „Die Lehre von den Augenoperationen u. s. w." (1829) und
„Die Lehre von den Augenkrankheiten u. s. w." (1832; 2. Aufl. 1836; 3. Aufl.
1842). Im Jahre 1834 zum Prof. ord. der Chirurgie und Augenheilkunde ernannt,
wurde er vom Könige von Belgien in eine zu Brüssel tagende Conunission von
Augenärzten berufen, deren Aufgabe es war, nähere Untersuchungen anzustellen
und Kathschläge zu ertheilen wegen der epidemisch bei der belgischen Armee
herrschenden und in vielen Fällen zur Erblindung führenden Augenentzündung,
die über das ganze Lf;nd sich weiter zu verbreiten drohte. Nach zweimonatlichem
Aufenthalte in Belgien gab J. den von ibm an den belgischen Kriegsminister
erstatteten Bericht: „Memoire sur V Ophthalmie qui r^gne dans Varmie beige"
(Brüssel 1834), auch deutsch : „ Ueber die Augenkrankheit^ welche in der belgischen
Armee herrscht ; nebst Bemerkungen über die Augenkrankheiten am Bhein,
über Augenblennorrhoeen im Aligemeinen" (1834) heraus. In einer wenige Jahre
JÜENOKEN. — JIJER6ENSEN. 423
später ersohienenen akademiBehen Gelegenheitssehrift: „De blennorrhoeis oculi
humani" (1837) behandelte er einen ähnlichen G^egenstand. 1840, nach dem Tode
Rvst's, der die chirurgische Klinik in der Charit^ geleitet hatte, erhielt J. die
interimiBtiBche und 1841 die definitive Leitung derselben, sowie der ganzen Station
für äusserlich Kranke in der Charit^, so dass er nunmehr die chirurgische und die
Augenklinik yereinigte und das gesammte Material des Krankenhauses fttr klinische
Zwecke zu verwenden in der Lage war. In der Folge war er einer der Ersten, weiche
das erst kflrziich erfundene Betäubungsmittel bei Operationen, das Chloroform, auch
bei Augen-, namentlich Staaroperationen, anwendete und darüber in einer kleinen
Schrift: „Ueber die Anwendung des Chloroforms bei Augenopera^ionen^ (1850)
berichtete. Nachdem ihm 1837 der Charakter als Geh. Medicinalrath und 1861
der als Geh. Ober-Medicinalrath verliehen worden, hatte er das Glück, in voller
geistiger und körperlicher Frische 1867 sein öOjähriges Doctor-Jnbiläum zu begehen.
1868 legte er die Direction der beiden von ihm geleiteten Kliniken nieder und
konnte die wohlverdiente Ruhe noch eine Anzahl von Jahren, in denen er noch
mehrfach schriftstellerisch thätig war, gemessen. £r schrieb in dieser Zeit noch:
„Wiesbilden als Ourort" (1866) — n^^^ Augendiätetik oder die Kunst, das
Sehvermögen zu erhalten und zu verbessern'^ (1870) — »Der Krieg und die
Mittel, seine feindlichen Folgen für Gesundheit und Leben zu bekämpfen.
Ein ^Beitrag zur Kriegsheilkunde. Nebst Beschreibung der Barackenstadt auf
dem Tempelhofer Felde bei Berlin** (1870) und endlich ein „Promemoria, die
medicinischen Studien, medicinischen Prüfungen und die Stellung der Aerzte
unter das neue Oewerbegesetz betreffend" (1872). Auf der Rückreise von Pyrmont,
beschloss zu Hannover am 8. September 1875 der Tod sein thatenreiches Leben. —
Als Augenarzt war J. viele Jahre hindurch für den Norden von Deutschland die
berühmteste Persönlichkeit, seine Klinik war überfüllt von Zuhörern, die durch seine
klinischen Vorträge und durch seine glänzende Geschicklichkeit als Operateur
angezogen wurden ; gleichwohl darf nicht verschwiegen werden , dass er für die
Augenheilkunde wenig Originelles geleistet hat. Als nun mit der Erfindung des
Augenspiegels (1850j eine Revolution in jener eintrat, wurde er von dem
neben ihm auftauchenden Sterne ersten Ranges, dem Sohne seines Lehrers und
seinem Schüler, Albrecht von Gbaefe, vollständig in den Schatten gestellt. Auf
dem Gebiete der Chirurgie bat er kaum irgend welche Spuren von einer durch
ihn bewirkten Förderung hinterlassen und ist als Schriftsteller in derselben nur
sehr vereinzelt in einigen Aufsätzen (in Casper's Wocheuschrift und in der Deutschen
Klinik) aufgetreten. Dagegen wurden die Lauterkeit seines Charakters, seine Liebens-
würdigkeit im Umgange, seine Humanität gegen Kranke und Schüler, seine über
alles Lob erhabene Pflichttreue, sein echt collegialischer Sinn, sein unermüdlicher
Fleiss und seine Gewissenhaftigkeit allgemein anerkannt.
Göschen in Deutsche Klinik. 1867, pag. 157, 173; 1869, pag. 295. — Ei gl er
in Berliner klin. Wochenschr. 1867, pag. 210; 1868, pag. 338; 1875, pag. 512. — E. Gnrlt
in AUgem. Deutsch. Biogr. XIII, pag. 727. Gurlt
* Jnergensen, Theodor von J., wurde zu Flensburg am 11. April 1840
geboreu, studirte in Kiel, Breslau und Tübingen (unter Panüm, Heidenhaix, Lothar
Meyer, Bartels) und wurde 1863 promovirt. Von 1864—69 wirkte er in Kiel
als Privatdoeent, demnächst 4 Jahre als Extraordinarius und Leiter der Poliklinik
und wurde 1873 nach Tübingen als Prof. ord. und Vorstand der Poliklinik berufen.
Sehriften: „Studien über die Behandlung des Abdominaltyphus mittelst des
kalten Wassers"* (Kiel 1866) — „Die Körperwärme des gesunden Menschen^
(1873) — „IXe croupöse Pneumonie. Beobachtungen aus der Tübinger Poli-
klinik** (1883). In Ziemssen's Handbuch der Pathologie (V) hat er die ver-
sehiedenen Pneumonien, in desselben Herausgebers Handbuch der allgemeinen
Therapie die Antiphlogose, Blutentziehung, Transfusion etc. bearbeitet.
Wem ich.
1
424 JÜGLEB. — JULIA DE FONTENELLE.
Jugler, Johann Heinr ich J. , geboren zu Lüneburg am 21. September
1758, studirte seit 1777 in Leipzig und Göttingen und später in Berlin, promo-
virte 1784 in Bützow mit der Diss. : f^De coUyriis veterum variisque eorum
differenttts^ und Hess sieh als praktischer Arzt in Boizenburg nieder. 1788
wurde er Landphysicus in Wittingen; später verzog er in gleicher Eigenschaft
nach Gifhom, 1795 nach Lüchow und siedelte endlich 1809 nach Lüneburg
über, wo er am 27. Mai 1812 starb. Er ist Verfasser folgender Schriften, resp.
Aufsätze und Abhandlungen: „Bibliothecae ophthalmicae specimen primum^
(Hamburg 1783) — „Opitscula bina medico-lüterariai cUterum specimen biblio-
thecae ophthalmicae prtmum, recensens auctorea, qui tisque ad Q. Sereni Sammo-
nici aetatein in medicina oculari unquam claruere etc.^ (Leipzig und Dessau
178Ö) — „Repertortum über das gesammte Medicinalwesen in den Braun-
schweig- Lüneburg' sehen Kurlanden etc.^ (Hannover 1790) — „Kleine Aufsätze
medicinischen Inhalts^ (Stendal 1795) — „Wie können billige Preise der
Apothekerwaaren, besonders der zubereiteten Arzneien, erhalten und gesichert
werden?" (Concurrenzschrift , Stendal 1795) — „Nöthiger Nachtrag zu der
Goncurrenzschrift : Wie können billige Preise etc." (Hannover 1798) — „I^
es nothwendig und ist es möglich, beide Theile der Heilkunst, die Medicin
und die Chirurgie , sowohl in ihrer Erlernung als Au^bung toieder zu ver-
einigen etcf" (Gekrönte Preisschrift, Erfurt 1799) — „iTTTroxpaTOuc itspl vyio::
Hippocratis de visu libellus" (Helmstädt 1792) — „ Hepertorium für das Netteste
aus der Staatsarzneivnssenschaft und inneren praktischen Heilkunde seit 1801"
(Braunschweig 1801), nebst einigen Aufsätzen im Hannoverschen Magazin (1789,
90, 92, 96, 1806), der Monatsschrift von und für Mecklenburg (1791) u. s.w.
El wert, I, pag. 263—76. — Blanck, pag. 93. — Biogr. m6d. V, pag. 374. —
Dict. bist. III. pag. 287. — Callisen, X, pag. 36-HH; XXIX, pag. 188. Pgl.
Julia de Fontenelle, Jean-S^bastien-Eugöne J., war am 29. October
1790 zu Narbonne geboren, war anfänglich Chemiker und Apotheker, wendete
sich aber, auf Bartbez's Rath, der Medicin zu, wurde in Montpellier Doctor der-
selben , kam nach Paris , studirte noch unter Fourcroy und Berthollet , ging
1820 auf eigene Kosten nach Barcelona, um die dortige Gelbfieber-£pidemie näher
kennen zu lernen und gab als Uebersetzung aus dem Spanischen darüber eine:
„Diss. sur la fövre jaune d^Am^ique" (1820) heraus. Während des Krieges
mit Spanien, 1823, war er Chefarzt des Haupt-Reconvalescentenhospitals für die
catalonische Armee. Nach seiner Rückkehr gründete er die Soci6t6 des sciences,
physiques et chimiques und wurde deren Präsident. Um 1833 erhielt er eine
Mission nach Deutschland, um sich über die dortigen Leichenhäuser zu unter-
richten. Von seinen sehr zahlreichen Schriften , abgesehen von der grossen Menge
chemischer Aufsätze, die er verfasst hat , sind anzuführen : ;, Reckerches historiques,
chimiques et mddicales sur Vair maricageax" (Paris 1823), von der Acad. des
Sciences de Lyon preisgekrönt — „Manuel de chimie mddicale" (Ibid. 1824) —
„Manuel portatif des eaux minerales les plus employdes en boissons" (1825j —
eine Uebersetzung aus dem Italienischen : „Des effets de la castration sur le corps
humain^ (1825); ferner eine beträchtliche Anzahl von Schriften über angewandte
Physik und Chemie, namentlich in der Gewerbe - Hygiene ; ausserdem: „Hart
d^embaumerles cadavres chez les peuples anciens et modernes" (1835) — „Nouveau
dictionnaire de botanique mSdicale et pharmaceutique, etc." (2 voll., 1836), von
ihm zusammen mit Barthez und einer Gesellschaft von Aerzten und Pharmacenten
herausgegeben u. s. w. Er hat auch noch andere Handbücher der Sammlung
RORET bearbeitet, übersetzte aus dem Italienischen: Lippi, „ Recher ches sur le
Systeme lymphattco'chylifh'e" (1830) — J. B. Mo JON, „Gonjectures sur la nature
du miasme producteur du cholSra asiatique" — A. A. Goüld, „Guide pour
les recher ches et ohservations microscopiques" (1836), leitete zusammen mit
1 BORY DE Saint-Vincent die „Biblioth^que physico-dconomique" , mit PoüGENS
JULIA DE FONTENELLB. — JULroS. 425
die Zeitschrift ^L* Eclectique y Journal de mddectne hippocratique" und das
„Journal de la SocOtd des sciences physiques, chimigues et arta agricolea et
industrieU^ , Er starb za Paris im Februar 1842.
Nouv. biogr. g6ii6r. T. XXVH, pag. 168. — Callisen, X, pag. 42; XXIX, pag. 189.
G.
Julius, Nikolaus Heinrich (eigentlich Heymann) J., Arzt und
Humanist, war am 3. October 1783 zu Altena geboren, studirte von 1805 an
in Heidelberg und Wflrzbnrg Medicin , wurde daselbst 1809 Doctor und trat zur
römisch-katholischen Kirche über. Nach Hamburg zurückgekehrt, wurde er Districts-
arzt der Öffentlichen Armenanstalt, machte 1813 — 15 mit der hanseatischen Legion
als Stabs- und Brigadearzt die Feldzflge mit, war dann wieder in Hamburg als
Armenarzt und Assistenzarzt am Allgemeinen ELrankenhause thätig. Nachdem er,
Beinen literarischen Neigungen folgend, mehrere Schriften, darunter eine „Biblio-
theea germano-glottica^ (1814) herausgegeben hatte, verband er sich mit O. H. Gbbson
zur Herausgabe des: „Magazin der ausländischen Literatur der gesammten
Beilkunde und Arbeiten des ärztlichen Vereins in Hamburg'^ (Jahrg. 1821 bis
1835), einer weit verbreiteten Zeitschrift, die zahlreiche eigene Aufsätze von J.
enthält, darunter namentlich : „Nachrichten vom gelben Fieber" (1821; 6. Fort-
setzung 1831) — „Ueber sieht der arzneilichen Ergebnisse der vorzüglichsten
Hamburgischen Kranken- und Versorgungshäuser; u, s. w.*^ (1821, 23, 26, 29)
— Mittheilungen über die morgenländische Brechruhr*' (1822 — 31) und viele
andere, wichtige medicinische Vorgänge im Auslande betreffende Mittheilungen.
Ausserdem fallen an besonderen Schriften in jene Zeit: „Kurzer Unterricht von
df-r Hundswuth" (Hamburg 1821) — „An essay on the public carefor thesick
OS produced by christianism** (Ebenda 1825, 4.) — „Beiträge zur ältesten
Geschichte der Hamburgischen Medidnalverfassung u. s, w," (Ebenda 1826) —
und Gko. Cheyne's „Der Weg zur Gesundheit; nach dem Englischen frei
bearbeitet** (Leipzig 1823). Nachdem er eine mehrjährige Reise durch die meisten
enropäischen Länder gemacht hatte, um deren Gefängnisse mit ihren üebelständen
und Vorzügen kennen zu lernen, trat er mit der folgenden Schrift: n^ie weib-
liche Fürsarge für Gefangene und Kranke ihres Geschlechts ; aus den Schriften
der Elizabeth Fry und Anderen** (Berlin 1827) als eine der ersten Autori-
täten auf dem Gebiete der Gefängnisskunde hervor, hielt über letztere in Berlin
1827 eine Reihe von Vorträgen, die in erweiterter Form als: „Vorlesungen
über die Gefängnisskunde, oder über die Verbesserung der Gefängnisse und
sittliche Besserung der Gefangenen u, s, w,** (Berlin 1828, m. 38 Beilagen und
4 Steindr. ; franz. üebers. von H. Lagarmitte, 2 voll., Paris 1831) erschienen
und den damaligen Kronprinzen, welcher ihnen beigewohnt hatte, nach seiner
Thronbesteigung als König Friedrich Wilhelm IV. veranlassten, ihn zur
Reform der Gefängnisse nach Berlin zu berufen. ' Der Schwerpunkt seiner Thätig-
keit lag , nach der Herausgabe seiner Vorlesungen , nach denen bald auch die :
^Jahrbücher der Straf- und Besserungs- Anstalten, Erziehungshäuser u. s w,**
(10 Bde., Berlin 1829 — 33) erschienen, auf diesen Gebieten ; es folgte eine Ueber-
setzung von G. v. Beaümont and A. v. Tocqüeville: „Amerikas Besserungs-
System und dessen Anwendung auf Europa** (Ebenda 1833 , m. 4 Karten),
aber auch wieder ein medicinisches Werk, zusammen mit G. Eichhorn (in New
Orleans) herausgegeben : „Da^ gelbe Fieber, beurtheilt und behandelt nach einer
neuen Ansicht vom Wesen der Fieber im Allgemeinen** (Ebenda 1833, m.
2 Taff.). Im Jahre 1834 unternahm er eine längere Studienreise durch Nord-
Amerika, um die dortigen sittlichen Zustände, das Unterrichts- und Grefängniss-
wesen kennen zu lernen. Er kehrte von da 1836 zurück und veröffentlichte über
die von ihm gemachten Erfahrungen: „Die amerikanischen Besserungs- Systeme,
erörtert in einem Sendschreiben an Hrn. W, Grawford, General- Inspector
der grossbritannischen Gefängnisse** (Leipzig 1837 ; holländ. üebers. Amsterdam
1837; franz. üebers. von Victor Fouchee, Rennes 1837) und: „Nordamerikas
426 JULIUS. — JUNG.
sittliche ZiLstände. Nctch eigenen Änachcmungen in den Jahren 1834 y 1835
und 1836^ (2 Bde., Leipzig 1839). 1840 fand, wie schon erwähnt, seine
Berufong nach Berlin statt; indessen wnrden seine Erwartungen allmftlig sehr
herabgestimmt, da die Ausführimg seiner Vorschläge in den verschiedenen MinisterieQ
grossen Schwierigkeiten begegnete ; wohl aber fanden seine in dieser Zeit erschienenen
Schriften die verdiente Anerkennung, namentlich die von ihm zusammen mit
F&i£DB. NOELLNEB Und Georg Vabbbnt&app herausgegebenen „Jahrbücher der
Gefängnisskunde und Besserungsanstalten*' (6 Bde., Frankfurt a. M., Darmstadt
1842 — 45). Er verfasste femer: „Schleswig-Holsteins künftiges Strafsystentj
u s, w.** (Altena 1840) — „Beiträge zur britischen Irrenheilkunde, aus eigenen
Anschauungen im Jahre 1841^ (Berlin 1844 , m. 2 Taff.) und versah die von
A. V. Treskow Hbersetzte Schrift des Kronprinzen Oscar von Schweden: „IJeher
Strafe und Strafanstalten'^ (Leipzig 1841) mit einer Einleitung und Anmerkungen.
1849 wurde er aus der Zahl der Angestellten des königlichen Cabinets, lediglich
mit dankender Anerkennung seiner bisherigen Wirksamkeit, entlassen und kehrte
nach Hamburg zurü^, wo er die letzten 13 Jahre seines Lebens zubrachte, fort-
während eifrigst mit schriftstellerischen Arbeiten beschäftigt und vielfach von Nah
und Fem in Oeföngniss- und Hospitalbau-Angelegenheiten consultirt. Es föllt in
diese Zeit namentlich seine Uebersetzung von des Amerikaners George Ticki^ob
„Geschichte der schönen Literatur in Spanien" (2 Bde., Leipzig 1852, 53) und
eine Schrift: „Zeugnisse deutscher Irrenärzte für die Nothwendigkeit einer
besonderen Irrenanstalt und gegen einen Anbau an das Allgemeine Kranken-
haus in Hamburg, gesammelt'* (Hamburg 1855). Am Abend seines Lebens (1850)
sah er sich gcnöthigt, da im Laufe desselben sein früher nicht unbeträchtliches, ihm
weniger zum Genuss, als zum Wohlthun dienendes Vermögen zusaromengeschraobEeii
war, seine äusserst werthvolle und umfassende, in 40 Jahren in Europa und Amerika
zusammengebrachte Bibliothek zu versteigern. Dennoch blieb er thätig und
arbeitsfroh bis an sein am 20. August 1862 erfolgtes Lebensende, nachdem er
testamentarisch eine Reihe von Wohlthätigkeitsanstalten im Hamburg mit Legaten
bedacht hatte. — Der in ganz Europa und Nord-Amerika bekannte und berühmte
Mann war, wie ein Nachruf von ihm sagt : „einer der edelsten, reinsten, uneigen-
nützigsten, aufopferndsten Charaktere . . . dabei aber voll unendlicher Milde gegen
alle und jede Personen, gegen jeden ihm nicht geradezu verwerflich dttnkenden
Standpunkte^, dagegen haben: „Mangel an kritischer Schärfe, an praktischem
Yerständniss der Verhältnisse, unbedingtes Vertrauen in den Einzelneu, . . . ihm
in seiner friedfertigen aufopfernden Lebensbahn manche schwere Prüfung, manche
schmerzliche Täuschung verursacht, auch vielfach den Erfolg abgeschnitten oder
doch sehr vermindert."
Hans Schröder, III, pag. 513. — Alberti, I, pag. 426. — Beneke in
AUgem. Deutsch. Biographie. XIV, pa'g. 686. — Callisen, X, pag. 5:^; XXIX, pag. 190.
G.
Jung (Junge, Jüngiüs), Joachim J. , gelehrter Arzt, Philosoph und
Mathematiker des 17. Jahrhunderts, war am 21. October 1587 in Lübeck geboren,
bezog um 1606 die Universität zu Rostock zum Studium der Mathematik und
ging später nach Giessen, wo er den Lehrstuhl der Mathematik erhielt. 1614
gab er diese Stellung auf, ging nach Augsburg zum Studium der Medicin und
promovirte 1618 in Padua zum Dr. med. Nach Rostock zurückgekehrt, erlangte
er hier 1624 die Professur für Mathematik, ging aber, nachdem er ganz vorüber-
gehend Professor der Medicin in Helrastädt gewesen war und eine Zeit lang als
Arzt in Braunschweig prakticirt hatte, 1629 als Rector des Johanneums und
Gymnasiums nach Hamburg, wo er am 23. September 1657 starb. J. war ein
sehr bedeutender Mathematiker und Naturforscher, der von Leibniz in Bezug
auf wissenschaftliche Bedeutung dem Cupernicüs , Galilei , Kepler u. A. als
ebenbürtig zur Seite gestellt wird, üebrigens war J. einer der wichtigsten Ver-
treter des durch Locke begründeten Sensualismus. Er schrieb: „Doxoloscopiae
JUNG. — JONG-STILLING. 427
fky8ic€te minores, aeu iaagoge physica doxoloscopica*^ (Hamburg 1662) — „laagoge
phytoscopica** (Ibid. 1678), beide Sohriften sind später u. d. T. : „Opuscma
botanico'physica"', von J. S. Albrkcht herausgegeben worden (Coburg 1747) —
„Hütoria vermium^ (Hamburg 1692) und viele andere Abhandlungen mathe-
matischen und astronomischen Inhalts. Bemerkt muss noch werden, dass J. der
eigentliche Schöpfer der wissenschaftlichen Botanik ist. Er fasste zuerst den
Gedanken einer besonderen Classification der Pflanzen nach den Unterschieden,
die sie in ihren verschiedenen Theilen darbieten, einen Gedanken , der bekanntlich
später durch LiNN^ zur Ausftthrung gekommen ist.
Biogr. in6d. V, pag. 375. — Poggendorff, I, pag. 1211. — Ha es er, Gesch. d.
Med. II, pag. 238. — Bob. Av6-Lallement, Allgem. Wiener med. Ztg. 1877, Nr. 2, 3, 4.
Pgl.
Jung, Karl Oustav J. , zu Basel, war 1793 in Mannheim geboren,
wurde 1816 in Heidelberg mit der: „Düs, inaug, sistens evoluttonem corporis
humani" Doctor und 1822 Professor der Anatomie in Basel. Er schrieb. „Am-
madversiones quaedam de ossibus generatim et in specie de ossibus rapho-
geminantibusy quae vtdgo ossa suturarum dicuntur*^ (Basel, 4., c. 4 tabb.) —
„ lieber das Verkältniss der Anatomie zu der medicinischen Wissenschafty und
über die Leistungen der Anatomen an der Baseler Hochschule" (Rectoratsrede,
Basel 3829) — „Ueber die seitliche Erhabenheit in dem Lateral- Ventrikel des
menschlichen Gehirnes" (Ebenda 1844, m. 1 Taf.) — „lieber das Oew'olbe
in dem menschlichen Oehime" (Ebenda 1845, 4. , m. 3 Taff.). Er starb am
11. Juni 1864.
Callisen, X, pag. 68; XXIX. pag. 192. — Engelmann, pag 2S8 G.
Jung - Stilling , Johann Heinrich J. , der bekannte, durch seine
wechselnden Lebensscbicksale höchst merkwürdige Schriftsteller und Augenarzt,
interessirt hier nur in letzterer Eigenschaft. Geboren am 12. September 1740
im Dorfe Grund (Fürstenthum Nassau-Siegen), erlernte er das Schneiderhandwerk
und beschäftigte sich nebenher viel mit dem Studium mystischer Schriften, war
später Hauslehrer, bereitete sich dann zum Studium der Medicin vor und wurde
in dieser Absicht von dem Pastor M o i i t o r in Attendorn, der sich empirisch viel
mit Augenheilkunde beschäftigte, ihn mit seinen Heilmitteln und Methoden bekannt
machte und ihm seine Arcana schenkte, bestärkt. J. bezog 1770 die Universität
zu Strassburg zum Studium der Medicin, wurde hier mit Goetub, Herder und
anderen hervorragenden Männern der damaligen Zeit bekannt und befreundet.
Nachdem er Dr. med. geworden, liess er sich bereits 1772 in Elberfeld als Arzt
nieder, widmete sich hier Jahre lang speciell der Behandlung von Augenkranken
und erlangte sehr bald, namentlich durch seine technische Gewandtheit im opera-
tiven Theile der Ophthalmiatrie, einen berechtigten, über die Grenzen seines engeren
Wirkungskreises hinaus verbreiteten Ruf, so dass er als Augenarzt bis nach Süd-
dentschland und selbst nach der Schweiz hin zu Consultationen berufen wurde.
Hauptsächlich beschäftigte er sich mit der Extraction der Cataract, in der er
besondere üebung erlangte und über die er beachtenswerthe Arbeiten veröffentlichte,
so: „ Günstige Erfolge mit dem DavieV sehen Verfahren der Cataract- Egctraction^
Sendschreiben an ßerm Hellmann in Magdeburg u. s, w." (Prankfurt a. M.
1775), in der er das von seinem Lehrer Lobstein in Strassburg erfundene Staar-
messer gegen Hellmann in Schutz nimmt, und: „Methode den grauen Staar
auszuziehen und zu heilen" (Marburg 1791), worin er über die von ihm mit
der Estractionsmethode erzielten, äusserst günstigen Resultate berichtet. J. hat
das Verdienst, die Ausbreitung der Extractionsmetbode zu einer Zeit, wo sie noch
keineswegs allgemein anerkannt war, gefördert und ihre Bedeutung klargelegt
zu haben. Die weiteren Schicksale J.'s nach seiner Elberfelder Thätigkeit als
Arzt interessiren hier weniger. Bekanntlich wandte sich J. , nachdem er der
ärztlichen Praxis vollständig entsagt hatte, dem Verwaltungsfache zu, wurde 1787
zum Professor der Cameralwissenschaften in Marburg ernannt, später in gleicher
428 JUNG-STILLING. - JÜNGMANN.
Eigenschaft nach Heidelberg berufen und ging zuletzt als vortragender Rath nach
Karlsruhe , wo er am 2. April 1817 starb.
Allgem. Deatecho Biogr. XIV, pag. 697. — Brockhaus, 13. Aufl, IX, pag. 922.—
Hirsch, Geschichte der Augenheilkunde, pag. 327, 348. Maenus PaeeJ
* Junge^ Eduard J., Director der Petrowskischen Akademie für Forst- und
Landwirthschaft bei Moskau, ist geboren zu Riga am 12. November 1832, studirte
auf der Universität zu Moskau, bildete sich weiter aus vorzüglich in Deutschland unter
Leitung von Helmholtz, Virchow, H. Müller; für Ophthalmologie war er ein
Schüler A. v. 6raefe*s. Zum Arzt 1856, zum Doctor 1859 creirt, war er von 1860
bis 1882 Prof. ord. für Ophthalmologie, Consultant der Ober-Militär-Medicinalbehörde
und Mitglied des Militär-Medicinalcomitös in St. Petersburg. Schriften, deutsch:
„Zur Histologie der Olaskäute^ — „Die getigerte Netzhaut" — ^Argyrose
der Conjunctivae — „Ueber Netzhautverengerung bei Oirrhose" ; russisch:
„Das mechanische Centrum des Auges^' — ,)Maassregeln gegen bei den Truppen
herrschende Conjunctivitis und Trachom" u. A. 1859 legte er dem Cultusminister
Kowalewsky einen Bericht vor, in welchem er für die Ophthalmologie das
akademische Bürgerrecht beanspruchte und in Folge davon wurde derselben die
beanspruchte Stellung im Lehrplane eingeräumt. Im Verlaufe von ungefähr einem
Decennium wirkte er darauf hin, einem jeden Militärkreise Russlands einen Kreis-
Ophthalmologen zu geben. Dank der aufgeklärten Energie der Ober-Militär-Medicinal-
behörde sind solche Stellungen creirt und besetzt worden. 1882 erbat er seinen
Abschied von sämmtlichen amtlichen Stellungen und übernahm 1883 , auf Antrag
des Domänen-Ministers Ostrowsky, die Reorganisation und Leitung der oben
genannten Akademie als Director derselben und wurde 1884 durch kaiserliches
Decret dem Rathe des Domänen-Ministers beigegeben. B,^^.
Junghuhn, Franz Wilhelm J., am 29. October 1809 zu Manafeld
als Sohn eines Barbiers geboren , gehört im engeren Sinne nicht zu den hervor-
ragendsten Aerzten, doch hat er sich um die Wissenschaft im Allgemeinen so
grosse Verdienste erworben, dass sein Name hier nicht fehlen darf. Nach einem
ausserordentlich bewegen Leben (Barbier, Student, Schauspieler, Selbstmörder,
Militär-Chirurg, zu zehnjähriger Festungshaft Verurtheilter , Wahnsinn-Simulant,
Flüchtling, Zimmermaler, Homöopath, Chirurg bei der Fremdenlegion in Algier)
wurde er im December 1 834 in Utrecht zum Militärarzt ernannt und einer wissen-
schaftlichen Expedition nach Java beigegeben. 1836 — 40 bereiste er die Insel Java
und machte geologische und botanische Untersuchungen, 1840 — 42 Sumatra,
1842 — 48 den noch nicht besuchten Theil Java^s. Nach Europa zurückgekehrt,
zog er 1852 wieder nach Java und arbeitete da an der Geographie Java^s und
seit 1858 auch an den durch den verdienstlichen FIasskarl angelegten Cinchona-
pflanzungen, bis er am 21. April 1864 auf seinem Landsitze zu Rembang an
einem tückischen Klimafieber starb. Das Hauptwerk des „Humboldt's Java's",
wie man J. nannte : „Java, deszelfs gedaante^ bekleeding en inwendige structuur**
(Amsterdam 1849 — 51; deutsch von Hasskarl, Leipzig 1852 — 54) ist eine der
vollendetsten und grossartigsten geographischen Monographien, wie die Literatur
deren nur wenige aufweist.
F. Ratzel in Allgem. Deutsch. Biogr. XIV, pag. 712. C. E. Daniälp.
Jungmann, Anton Johann Ritter von J., zu Prag, war zu Hudlitz bei
Beraun in Böhmen am 19. Mai 1775 geboren, widmete sich von 1800 an in
Prag dem Studium der Medicin, deren Doctor er 1803 wurde. Er war 1805 und
1806 Assistent an der medicinischen Klinik, wurde 1808 mit der Supplinmg der
erledigten Professur der Geburtshilfe beauftragt, und erhielt dieselbe 1811 definitiv mit
der Verbindlichkeit, Vorträge aus der theoretischen und praktischen Geburtshilfe in
deutscher und böhmischer Sprache zu halten. Später wurde er zum Historiographen
der medicinischen Facultät der Prager Hochschule ernannt. Bis 1823 musste er
r
JÜNGMANN, ^ JÜNKEB. 429
die Prager Gebftrklinik ohne Assistenten versehen und bis zum Jahre 1849 waren
in derselben unter seiner Aufsicht über 50.000 Geburten, darunter sehr schwierige,
Torgekommen. Er stiftete, mit nicht unerheblichen Zuschüssen aus eigenen Mitteln,
anf der geburtshilflichen Klinik eine eigene Bibliothek und hielt dieselbe auf der
Hohe der Wissenschaft. Bereits als Student der Medicin hatte er (1804) ein
Lehrbuch für Hebeammen in böhmischer Sprache geschrieben, das 1842 in 4. Auf-*
läge erschien. In letzterer Sprache schrieb er femer zwei thierärztliche Schriften
(1826) und gab eine Uebersetzung von Paulitzky's „Hausarzt^ (2. Aufl. 1850)
heraus. Deutsch erschien von ihm: „Lehrhuch der Oeburtshilfe** (2 Thle., Prag
1812) — „Lehrbuch der Gehurtahüfe für Hebeammen*^ (Ebenda 1824) —
„Das Technische der Geburtshilfe, zum Gebrauche bei Vorlesungen über
Operationen" (Ebenda 1824). Ausserdem verfasste er mehrere Abhandlungen über
Anthropologie, Thierheilkunde und verwandte Gegenstände, betrieb auch Sprach-
studien (Sanscrit , Czechisch) und schrieb als Uistoriograph der Facultät eine
Geschichte ihrer Institute (Oesterr. med. Jahrbb., Bd. XXII). 1841 hatte er den
kaiserl. Rathstitel erhalten; 1850 wurde er auf sein Ansuchen in den Ruhestand
versetzt und in den erbländischen Ritterstand erhoben. Er starb zu Prag am
10. April 1854.
v. Wurzbach, X, pag. 316. — Callisen, X, pag. 74; XXIX, pag. 194. G.
Junius, HadrianusJ., eigentlich Adriaan de Jonge, wurde am 1. Juli
1511 in Hoom geboren, ging nach Löwen, um Medicin und Philosophie zu studiren
und zog zwei Jahre später auf Reisen durch Deutschland und Italien, um 1540
in Bologna zum Dr. med. zu promoviren. Nachdem er darauf nach Paris
gegangen, um unter Febnblius zu studiren, siedelte er 1542 nach London über
und wurde Leibarzt des Herzogs von Norfolk, jedoch hauptsächlich mit der
Absicht, dessen Sohne eine wissenschaftliche Bildung zu geben. Sechs Jahre blieb
er da wirksam, darnach reiste er zwischen Holland und England hin und her und
etablirte sich 1551 in seinem Geburtsorte, wo er jedoch nur kurze Zeit blieb,
um darnach wieder in London und zum Schlüsse in Haarlem zu prakticiren.
Auch dies gefiel ihm nicht und so nahm er 1562 den Vorschlag des Königs von
Dänemark , den Unterricht des Kronprinzen zu übernehmen , an , jedoch kehrte
er schon im folgenden Jahre nach Haarlem zurück, wo er zum Stadtarzte und zum
Rector der lateinischen Schule ernannt wurde, während im folgenden Jahre (1564)
die „Staten van Holland^' (Provinzial-Regierung) ihn zum Historiker ernannten.
Als im Jahre 1573, bei der Belagerung seines Wohnortes durch die Spanier, sein
ganzer Bücherschatz verbrannt war, während er selbst zur Behandlung des Prinzen
Willem I. sich in Delft befand, kehrte er nicht nach Haarlem zurück, doch wurde
er 1574 Stadtarzt zu Middelburg, wo er am 16. Juni 1575 starb. J. soll ein
sehr hervorragender Gelehrter gewesen sein, wie nicht allein aus dem Urtheile
vieler grosser Männer, wie Lipsius u. A., hervorgeht (man nannte ihn „Das Licht
Hollands, die Zierde seines Jahrhunderts^'), sondern noch mehr aus der grossen
Zahl seiner Schriften erhellt, von denen wir hier nur die wenigen medicinischen
erwähnen: „Cassii latrosophistae medicae quaestiones" (Paris 1541) — „Com-
mentarius de coma" (Basel 1556; Rotterdam 1708; holländisch: „Ouden trouwen
raad legen het lang hair*^ , Middelburg) — „Phallus ex fungorum gener e"
(Delft 1564; Leyden 1601), während die anderen literarischen und historischen
sich bei van deb Aa aufgezählt finden.
vanderAa. C. E. Daniels.
Junker (Juncker), Johannes J., zu Halle a. S., war am 23. September
1679 in Lehndorff bei Giessen in ärmlichen Verhältnissen geboren, widmete sich
seit 1697 in Halle dem Studium der Theologie und Philologie und wurde darauf
als Lehrer am königl. Pädagogium in Halle angestellt. Doch gab er diesen Beruf,
beeinflnsst durch die Ausbreitung der STAHL'schen Lehren, auf, begann 1707 das
Studium der Medicin in Erfurt, und nachdem er nebenher, zur Bestreitung seiner
430 JUNKER.
Existenz, verscbiedene Stellungen als Hanslehrer bekleidet hatte, kehrte er 1716
wieder nach Halle zurück, wurde hier 1717 Dr. med., erhielt dann die Stelle als Ant
am Waisenhause in Halle, bis er 1730 auch zum ord. Professor der Medidn ander
dortigen Facultät ernannt wurde. In dieser Eigenschaft erwarb er sich das grosse
Verdienst, zuerst den klinischen Unterricht in Halle eingeführt zu haben, wobei
ihm seine Stellung als Arzt am Waisenhause sehr zu Statten kam. Nach langer,
ausserordentlich eifriger Thätigkeit als Lehrer der medicinischen Klinik starb J.
am 21. October 1759. Er war einer derjenigen Apostel Stahl's, die am meisten
durch ihre. Schriften zur Verbreitung seiner Lehren beigetragen haben. In der
That enthalten J.'s Schriften, die zum gr()sseren Theile aus nach Hunderten
zählenden Dissertationen, Programmen und akademischen Oelegenheitsreden bestehen,
wenig originelle Gedanken, vielmehr lediglich Bearbeitungen der STAHL'schen
Theorien in der Medicin und Chemie. Am bemerkenswerthesten sind seine tabellariseh
angeordneten Compendien über fast alle Zweige der Medicin : „ Üonspectus fJierapiae
specialis tabulis GXXXVIII omnes primarios morbos methodo Stahliana trae-
tandos exhtbens" (Halle 1707; 1724; 1750, 4.) — „Conspectus medicinae
iheoreticO'practicae tabulis GXVI omnes primarios morbos .... exhibens^ (Ebenda
1718; 1724; 1734; 1750, 4.) — „Conspectus chirurgiae tarn medicae methodo
Stahliana conscriptae, quam instrumentalis recentissimorum auctorum ductu
collectaey etc." (Ebenda 1721 ; 3 731; deutsch Ebenda 1722; 1744) — „Conspectus
formularum medicorum, exhibens tabulas XVI" (Ebenda 1723; 1730; 1739;
1753, 4.) — „ Conspectus therapiae generalis cum notis in materiam medicam etc/
(Ebenda 1725; 1736) — „Conspectus chemiae tkeoreticae practicae in forma
tabularum repraesentcUus etc.*^ (Halle 1730 — 1754, Tom. I — UI; deutsch von
Lange, Ebenda 1749—1753, 3 voll.; französ. Paris 1757, 6 voll.) — „Conspectus
physiologiae medicae et hygieines , in forma tabularum repraesentatus etc,*^
(Halle 1735) — „Conspectus pathologiae ad dogmata Stahliana praecipue
adornatae etc." (Ebenda 1735).
Boerner, I, pag. 704, 926; II, pag. 452, 711; III, pag. 405, 699. - Baldinger,
l>ag. 83. — Ersch und Grube r. — Biogr. m6d. V, pag. 379 — 384. — Dict. hist. III,
pag. 288— 293. — Hirsch in Allgemein. Deutech. Biogr. XIV, pag. 692. Pgj.
Junker, Johann Christian Wilhelm J., zu Halle am 30. Juni 1761
geboren, studirte seit 1777 in seiner Vaterstadt und seit 1782 in GOttingen.
Nachdem er 1783 in Halle mit der Diss. tfDe causis aegritudinum therapeutids
iique superstruendo aegritudinum systemate" Dr. med. geworden, nahm er einen
längeren Aufenthalt in Berlin, machte hier noch einen anatomischen Cursus durch
und ging 1788 als Prof. e. o. der Medicin nach Halle, wurde 1791 Prof. ord.
daselbst und las über Pathologie und Therapie und Volksarzneikunde. Da er es sieh
zur Lebensaufgabe gemacht hatte, auf die Ausrottung der Pocken hinzuwirken und
diese Aufgabe alle seine Kräfte in Einspruch nahm, so entsagte er 1794 der ärzt-
lichen Praxis ganz und widmete sich ausschliesslich fast dem genannten Zwecke.
Er gab ein eigenes Journal heraus: „Archiv für Aerzte und Seelsorger wider
die Pockennoth" (Leipzig 1796 ff.); ferner schrieb er; „Gemeinnützige Vorschläge
und Nachrichten übei^ das Verhalten der Menschen in Rücksicht der Pochen-
krankheit u, s. w." (Halle 1792; 1795;* 1796). Mit Freuden acceptirte er die von
Jenner um 1800 publicirte Entdeckung und war unter den Ersten, die von ihr
Gebrauch machten. Doch wurden seine Bestrebangen von einigen persönlichen
Gegnern auf egoistische Motive zurückgeführt. Gram über diese Anfeindungen,
sowie anstrengende Arbeit verkürzten sein Leben; er starb bereits am 27. December
1 öOO auf einer Besuchsreise nach Magdeburg. Von seinen übrigen Schriften sind
noch anzuführen: „Grundsätze der Volksarzneikunde u. s. w?." (Halle 1787) —
„ Versuch einer allgemeinen Heilkunde zum Gehrauch akademischer Vor-
lesungen u. s, w.^ (2 Thle., Ebenda 1788 — 1791) — „Conspectus rerum, quae
in pathologia medicinali pertractantur etc," (2 Thle., Ebenda 1789 — 1790) —
„Diss, qua hemicraniam sie dictam veram nova examini subjecit" (Ebenda
JUNKBR. — JÜEIN. 431
1791, 4.) — „Ettoas über die Weinbergakrankheü des verstorbenen Doctors
Bahr dt u. s.w.*' (1792) u. s. w.
Sehlichtegroll, Jahrg. 11, Bd. U, pag. 254—77. — Ersch und Gräber, Sect.2,
XXIX, pag. 133 fc. — Biogr. mid. V, pag. 384, — Dict. hiat. HI, pag. 296. pgi.
'''Janod, Yictor-Thöodore J., za Paris, ist zu Bonvillars im Waadt-
lande am 5. August 1809 geboren, wurde 1833 in Paris Doctor mit der These:
„Observations cliniques sur le traitement de quelques maladtes chtrurgicales^ ,
Er beschäftigte sich mit den Wirkungen der comprimirten und verdünnten Luft
auf den Körper in der Abhandlung : „Recherches physiologiques et thdrapeutiques
sur les effets de la compression et de la rarSfaciion de Fair, tant sur le
Corps que sur les membres isolis" (Rerue m6dicale, 1834) und hat sich einen
Namen gemacht durch die als „Hftmospasie^ bekannte Anwendung der Luftver-
dflnnung mittelst Riesen-SchrOpfköpfen, wofür er 1836 einen MONTHYON-Preis und
1870 den grossen Preis für Medioin und Chirurgie erhielt. Unter seinen zahl-
reichen PubUcationen ttber diese Methode sind anzuführen: „Mithode h^mosptxstque"
(1843) — „De Fh^mospasie, Beoueil de mSmaires sur les effets thdrapeutiques
de cette mSthode^ (1850) — „OonsidSrcUions^ und „Nouvelles conMärattons
sur les effets thSrapeutiques de Vhimospasie*^ (1868) — „TraüS thdorique et
prettique de rhdmospasie^ (1875). Er schrieb ausserdem: „MSm. sur la salu-
brite relative des diff^rents quartiere dans les villes^ (1855), erhielt auch Seitens
der Regierung Missionen, nach der Haute-Mame (1854), zur Bekämpfung der
Cholera, und nach Algerien (1858), um die Wirkung der Hämospasie bei den
dortigen epidemischen Krankheiten zu erproben. Es ist ihm auch die Entdeckung
und Einführung der ^^chambres k air comprim6^ zu danken.
Sachaile, pag. 384. — Yapereaii, 5. 6dit., II, pag. 1014. — Olaeser, pag. 369.
Bad.
* Jurasz, Anton J., geboren in Splawie bei Posen am 24. November 1847,
studirte in Greifswaid und Würzburg und promovirte in Oreifswald mit der
Dies. : ;, Untersuchunyen über die Eimoirkung der Galle und der Gallensäüren
auf die Blutkörperchen,^ 1872 wurde er Uinischer Assistent in Heidelberg und
widmete sich hauptsächlich den Krankheiten des Kehlkopfes, sowie der Nasen-
und Rachenhöhle, 1877 wurde er Docent, 1881 Prof. e. o. in Heidelberg. Von
seinen Arbeiten sind zu erwähnen: „Da^ systolische Hirngeräusch der Kinder"
(Heidelberg 1877). — „Laryngoskopia i choroby krtani" (Elrakau 1878). —
Ausserdem zahlreiche kleinere Aufsätze in deutschen und polnischen Fachblättem,
meistens Kehlkopfaffectionen betreffend, z. B. : „lieber die Sensibilitätsneurosen
des Backens und des Kehlkopfes** (Volkmann's Samml. klin. Vortr. , Nr. 195).
K. & P.
Jurin, James J. , zu London, geboren 1684, erhielt seine erste Aus-
bildung auf dem Trinity College in Cambridge, wo er 1711 Fellow geworden war.
Später prakticirte er als Arzt in London, wo er zugleich am Guy's Hospital
angestellt und Fellow, Secretär und später Präsident der Royal Society war. Seine
Abhandlungen, in denen er hauptsächlich die Mathematik auf die Physiologie anzu-
wenden versucht, und die u. d. T. : „Physico-mathematical dissertations 1732"
gesammelt erschienen, sind seit 1718 meistens in den Philosophical Transact. zuerst
veröffentlicht worden. Mehrere derselben, besooders diejenigen, die von der Kraft des
Herzens handeln, führten zu einer Polemik mit Keill, Senac, Michblotti u. A.
1738 veröffentlichte J. noch als Anhang zu Smith's „System of optic" die Ab-
handlung „An essay upon distinct and indistinct vision, worin er die Aoeommo-
dation des Auges bespricht. Auf seine Veranlassung veranstaltete die Royal Society
umfangreichere meteorologische Beobachtungen; ferner hat er das Verdienst, dass
er sich für die Inoculation der Pocken lebhaft interessirte und derselben auf alle
Weise Eingang zu verschaffen suchte. Er hat über diesen Gegenstand von 1723
bis 1727 drei Schriften veröffentlicht.
Ersch und G r u b e r , Sect. 2, XXIX, pag. 443. — Nouv. biogr. gen. XXVII, pag. 211. —
Biogr. iii6d. V, pag. 384. Pgl^
432 JUEINE. — JUSSIEÜ.
Jnrine, Louis J., zu Genf, daselbst am 6. Februar 1751 geboren^
studirte in seiner Vaterstadt und in Paris und begann 1773 in Genf die medicinische
und chirurgische Praxis. Er beschäftigte sich dabei mit schwierigen physikalischen
Problemen und gewann den von der Pariser Soci6t6 royale de m6d. ausgesetzten
Preis für Lösung der folgenden Aufgabe: „Memoire sur cette question: dSter-
miner quels avantages la mddecine peut retirer des ddcouvertes modernes aur
Vart de connaitre la jpuretS de Vair par les diff^renU eudiom^es*' (Mem. de
la Soc. roy. de m6d,, 1798), worin er besonders die Veränderungen näher darle^,
welche die Luft während des Respirationsactes sowohl beim Kranken, wie bei Gresunden
erleidet. Ausserdem trieb J. fleissig Naturgeschichte, besonders Entomologie und
Ornithologie. Von der Mad. de Stael während ihrer Krankheit nach Paris zu
einer Oonsultation citirt, hielt er sich hier eine Zeit lang auf, kehrte aber wieder
nach Genf zurück und starb bald nachher am 24. October 1819. Von seinen
Schriften sind noch zu nennen: „M4m. sur VallaitemerU artißciel" (Genf lfc07) —
„Nouvelle mSthode de classer les hymdnopth'es et les dipthres^ (Paris 1807) —
„M4m, sur le Croup, qui a partagi le prix extraordinaire de 12.000 free,,
fondS par le gouvemement impirial^ (Genf 1810) — „M4m, sur V angine
de poürtne*^ (Ebenda 1815, ebenfalls eine Preisschrift, die von der Soc. de med.
in Paris gekrönt wurde). Ausserdem hatte er noch mehrere Aufsätze und Abhand-
lungen für das Journal des mines, die Bibliothöque universelle de Genöve und die
M6m. de la Soci6t6 d'histoire naturelle dieser Stadt verfasst.
Ersch und Gruber, Sect. 2. XXIX. pag. 444. — Biogr. med. V, pag. 385-3^7.
Jussieu, Familie berühmter Botaniker aus Lyon. — AntoinedeJ.,
wurde am 6. Juli 1686 zu Lyon geboren. Eine von frühester Jugend an bei ihm
tief ausgesprochene Neigung zur Botanik veranlasste ihn, sich dem Studium der
Medicin zu widmen, welches er 1704 in Montpellier begann und 1707 mit seiner
Promotion beendete. Er prakticirte zunächst in Trevaux, ging aber schon 1708
nach Paris, um dort Toüen£FORT kennen zu lernen, welcher kurz nach J.'s Ankunft
starb. Er wurde zu Toübnefoet's Nachfolger als Professor am botanischen Garten
ernannt und bald darauf^ 1712, zum Mitgliede der Akademie gewählt. 1716 machte
er eine grössere botanische Reise durch Süd- Frankreich , Spanien und Portugal.
J. war ein eifriger Anhänger des botanischen Systems Tournefoet's , welches
er weiter ausbildete und nach welchem er auch den botanischen Garten ordnete.
Daneben hatte er eine ausgedehnte medicinische Praxis. Er starb am 22. April
1758. Ausser zahlreichen botanischen Schriften in den M6m. de TAcad. des sc.
veröffentlichte er: ^^ Discours sur le progr^s de la botanique au jardin royd
de Paris" (Paris 1718, 4.) und gab Toornefort's „Institutiones rei herbariae''
in zweiter Ausgabe (Paris 1719) mit einem Appendix heraus. Nach seinem Tode
erschien noch: „Traiti des vertus des plantes. Ouvrage posthume de M, Ant
de Jus sieu Mit4 et augnientS par Oandoger deFoigny" (Nancy 1771).
Bernard de Jussieu, Bruder von Antoine, am 17. August 1699
zu Lyon geboren, wurde von seinem Bruder bald nach dessen Anstellung nach
Paris gezogen, wo er seine Vorstudien beendete und seinen Bruder auf der
Reise durch Spanien und Portugal begleitete. Zurückgekehrt, gingBernard nach
Montpellier und wurde 1720 Dr. med. Er versuchte nun zu prakticiren, musste
dies jedoch wegen sich einstellender Herzbeklemmungen aufgeben und wandte sich
wieder nach Paris, wo er 1726 die Stelle eines Unterlehrers am botanischen
Garten erhielt, welchen er zu hoher Blüthe brachte. B e r n a r d ist der eigentliche
Begründer des natürlichen Pflanzensystems, obwohl er nichts darüber publieirte
und erst sein Neffe Antoine-Laurent erweiterte des Onkels Ideen zu einem
fertigen Systeme, doch legte Bernard 1758 schon den Garten von Trianon
nach diesem System an. Er starb am 6. November 1776. Ausser einer zweiten
Ausgabe von Toürnefort's „Histoire des plantes , qui naissent aux envirofis
JUSSIEÜ. — JÜSSY. 433
de Paris** (Paris 1725) und „QtmeHio medica, an eampar antmantium et
vegetantium perspiratio*' (Ebenda 1777), hat Bernard fast nichts veröffentlicht.
Joseph de Jussieu, Bruder von Antoine und Bernard, wurde
am 3. September 1704 zu Lyon geboren, studirte Medicin und Botanik, wandte
sieh aber nach yollendetem Studium der Mathematik zu. 1735 begleitete er als
Botaniker die unter La Condamine nach Peru zur Gradmessung ausgesandte
Expedition, blieb aber nach deren Abreise allein m Amerika zurück, welches er
botanisch erforschte und wo er während 36 Jahren als Arzt und Ingenieur thätig
war. 1771 kehrte er geisteskrank nach Paris zurück und starb dort am 11. April 1779.
Biogr. m6d. V, pag. 387-90. — Nouv. biogr. g6n6r. XXVU, pag. 274—78. V.
Antoine-Laurent de Jussieu, Neffe des Vorigen, wurde am
12. April 1748 zu Lyon geboren, studirte in Paris Medicin und promovirte 1772
auf Omnd der These: „Oeconomiam animalem inter et vegetcdem analogiaf"
Seit 1770 war er Professor der Botanik am botanischen Garten. Durch den Ver-
kehr mit seinem Onkel Bernard, welcher seine Erziehuug geleitet hatte, hatte
er dessen Ideen über ein natürliches Pflanzensystem kennen gelernt; es war die
Arbeit seines Lebens, diese Ideen weiter zu verfolgen und zu einer praktischen
und brauchbaren Classification des Pflanzenreiches auszuarbeiten. Seit seiner Mit-
gliedschaft in der Akademie der Wissenschaften setzte er in zahlreichen, in den
Mömoires de TAcad. erschienenen Monographien die Prineipien für die Bildung
natürlicher Pflanzenfamilien auseinander, zuerst 1773 in einem Memoire sur les
Reuoncules und ordnete den botanischen Garten 1773 — 74 nach diesem neuen
Pflanzensystem um, aber erst 1789 erschien sein Hauptwerk: „Genera plantarum
secundum ordines naturales disposita, juxta methodum in horto regio Parisiensi
exaratam anno 1774** (Paris 1789; wieder abgedruckt von P. üsteri, Zürich
1791). Bis zu seinem Tode war er bemüht, durch eingehende Untersuchungen
und Beobachtungen das neue Pflanzensystem zu verbessern und zu befestigen, doch
erschien von der von ihm geplanten 2. Auflage seiner Genera erst nach seinem
Tode nur: „Introductio in historiam plantarum, Introductionis olim generihus
plantarum praemissae editio altera posthuma aucta et maxima parte nova*
(edit. Adrien DE Jussieu, Paris 1838). Von 1777 — 1785 war Antoine-Laurent
Director des botanischen Gartens, während der Revolution 1790 — 92 Leiter der
Pariser Hospitäler; 1808 wurde er unter Napoleon Titularrath an der kaiserl.
Universität; unter Ludwig XVIII. Professor der Arzneimittellehre in der medi-
cinisehen Facultät und Professor der Botanik am naturwissenschaftlichen Museum,
dessen Mitbegründer und eifriger Beförderer er war. Er starb am 1. Sept. 1836.
A. Fee, Les Jnssien et la methode naturelle. Strasbourg 1837. — Flourens,
Elofe bist Mem. de l'Acad. des sc. Paris 1838, XVII, pag. 1—60. — Biogr. m^d. V, pag. 388. —
Nouv. biogr. g6n6r. XXVII, pag. 277 ff. V.
Adrien de Jussieu, Sohn des Vorigen, wurde am 23. December 1797
zu Paris geboren, studirte Medicin und erhielt auf Grund der These: „De Eaphor-
biaceamm generibus medicinisque earundem viribus tentamen" (Paris 1824) den
Doctorgrad. 1826 wurde er Professor der ökonomischen Botanik am naturwissen-
schaftlichen Museum und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Durch eine
grosse Reihe vortreflflicher botanischer Untersuchungen zeigte er sich als ein
würdiges Mitglied seiner botanischen Familie. Sein „Gours Slementaire de botanique**
(Paris 1843; 10. Aufl. 1879) wurde in fast alle europäischen Sprachen tibersetzt
(deutsch von Schmidt-Gobel und Pfund, Prag 1844; von Kiessling, Stuttgart
1845). Er starb am 29. Juni 1853.
Nouv. biogr. g6ii6r. XXVII, pag. 282 f. — Decaisne in Bull, de la Soc. bot I,
pag. 386 f. V.
Jussy, Jacques-Philippe J., zu Besan^on, war daselbst 1716 geboren,
studirte in Paris und übte in seiner Vaterstadt die Praxis aus. Er war einer der
Ersten, der sich des neuerfundenen Fr^re CoME'schen Lithotoms bediente und
Biogr. Lexikon, TIT. 28
434 JÜSSY. — JÜVET.
gerieth darttber mit Yacher, Chlrargien-major der dortigen Militär- Hospitäler, in
eine literarische, im „Mereure^^ (1754j aosgefochtene Fehde. Einige Jahre später
wnrde er erster Chirurg des Statthalters des Königs in Besan^on und darauf auch
Professor am dortigen College de Chirurgie. Ausser einigen kleinen Schrifiten finden
sich von ihm mehrere bedeutendere Arbeiten im Journ. de m6d.: „Sur Fouverture
d^une artere gudrie aana Itgature*^ (T. XLII, 1772) — »Sur les plaies phii-
trantes du bas-ventre" (T. XIjVIII, 1777). Er starb am 1. April 1798.
Nouv. biogr. g6n6r. XXVII, pag. 286. G.
*Just, Otto J., zu Zittau in Sachsen, geboren daselbst am 7. September
1836, studirte in Leipzig und Wien und promovirte 1859 an ersterem Orte. Seit
1860 wirkt er als Augenarzt und Leiter einer Privataugenklinik in Zittau. Er
veröffentlichte eine Reihe grösstentheils casuistisoher Mittheilungen in verschiedenen
augenärztlichen Zeitschriften. Horstmann.
Justamond, Jean Obadias J., zu London, Surgeon eines Cavallerie-
Regimentes und des Wcstminster Hosp. , Fellow der Royal Society, starb in
vorgerücktem Alter am 27. März 1786. Er hat sich besonders als Uebersetzer
französischer Werke in's Englische verdient gemacht. Selbständig verfasste er
(anonym): „Remarks on Douglas^ treatise on the hydrocele^ (London 1758)
und „Ä defence of the remarks on M, Douglas* treatise on the hydrocde'^
(Ebenda 1758); femer: ffÄn account of the methods purstied in the treatment
of cancerous and scirrhous disorders and other indurations*' (Ebenda 1788),
worin er den Arsenik als eine Panacee gegen den Krebs empfiehlt. Nach seinem
Tode erschien das nicht unbedeutende Werk: „Surgical tracts by the late
J. 0. J ustamond collected etc. by W, Houlston*' (London 1789; deutsch
von Michaelis, Leipzig 1791), eine gute Geschichte der Chirurgie; femer eine
Abhandlung über Entzündung und Abscesse, sowie die bereits erwähnte über den
Krebs enthaltend.
Ersch und Gruber, Sect. 2, XXX, pag. 12. — Dict. hist. Ill, pag. 297.
Justi, Heinrich Ernst J. , zu Annaburg , war zu Rottleberode in der
Grafschaft Stolberg am 4. Januar 1759 geboren, studirte von 1779 an in G^ttingen
und Jena, wo er 1782 Dr. med. wurde mit der Diss. : „De hydrope tunieae
vaginalis testiculi eique medendi viis variis^ (4.), Er war darauf 1^ g Jahre in
Pegau und kam 1784 als Physicns nach Hubertusburg und von da in demselben
Jahre als Arzt an das Soldatetiknaben-Erziehungs-Institut nach Annaburg und wurde
Physicus der Aemter Annaburg und Seyda. Von seinen Aufsätzen em-ähnen wir
aus Baldinger's Neuem Magazin für Aerzte: „Etwas über die Krätze; als Be-
stätigung und Beitrag zu Wichmann's Aetiologie derselben,^ (Bd. X, XI,
1788, 89) — ^ Krankheitgeschichte und Leichenöffnung eines plötzlich ver-
storbenen Knaben^ (Bd. X) — „Kleine Auf Sätze und Beobachtungen*' (Bd. XU);
ferner aus Starkes Archiv für die Geburtshilfe: „Etwas über die sehr noth-
wendige Verbesserung des Hebammenwesens in Saxihsen, nebst einigen dahin
gehörigen Beobachtungen"* (1787) — „Bemerkungen über die BliUßüsse aus
der Gebärmutter und den Nutzen der Cassia lignea dagegen*' (1791) —
„Einige Beobachiungeu aus der praktischen Geburtshilfe*' (1791). Er wurde
später königl. sächsischer Hofrath und starb am 4. März 1821.
E 1 w e r t , pag. 276. — Mensel, X, pag. 46 ; XXIII, pag. 67. G.
Juvet, Hugues-AlexisJ., geboren 1 7 14 zu Chaumont in der Champagne,
war erst Militärarzt, später durch Vermittlung seines Schwiegervaters Jean
B e a u d r y, General-Intendanten der Mineralquellen, Badearzt in Bourbonne-lee-Bains,
woselbst er am 8. Januar 1789 starb. Seine Schriften sind betitelt: „Dissert,
contenant de nouvelles observations sur la fih>re quarte et Veau thermale de
Bourbonne, en Champagne** (Chaumont 1750) — „Mdm, sur les eaux mtnerales
JÜ7ET. — JÜVILLE. 436
dans lequel on s'attache h prouver contre Vopinion opposde que leurs vertus
ne risident pas dans Uur volatil" (Paris 1757) — „RSflexions sur les causes
de Vintemphie de Vair rSgnant sur le climat de la France*^ (Ebenda 1757).
Die ihm flÄlscblich ziigescbriebene Abhandlung : „Essai sur la gangrbne interne*'
(Paris 1763) rührt von einem anderen Juvet her, der Arzt in Chanmont war nnd
noch „De thermis Borhoniensibus apud Campanos etc," (Chaumont 1774)
geschrieben hat.
Ersch und Grnber, Sect. 2, XXX, pag. 247. — Biogr. m6d. V, pag. 391. — Dict.
hist. m, pag. 297. p j
JuYÜle, Jean J., Pariser Wundarzt oder eigentlich vielmehr nur Bandagist,
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert, wenigstens nennt er sich selbst in
seiner Hauptschrift nur Chirurgien hemiaire. J. hat sich besonders um die Ver-
vollkommnung der Bruchbänder wesentliche Verdienste erworben. Die von ihm im
Jahre 1773 der Pariser Akademie vorgelegten drei verschiedenen Arten Bruch-
händer, für den einfachen , den doppelten Leisten- und den Nabelbruch , wurden
von dieser Körperschaft für zweckmässig befunden. 1777 beschrieb er im Journ.
de m^d. ein Reservoir fflr den künstlichen After in der Leistengegend, 1783 einen
Mutterkranz aus Gummi elasticum. Ausserdem veröffentlichte er die heute noch
lesenswerthe Schrift: „Traiti des bandages hemiaires , dans lequel on trouve
indApendamment des bandages ordinaires , des machines propres ä rdmidier
aux chütes de la matrice et du rectum, h servir de r^cipient dans les cos
dCanus artificiel, d'incontinence d^urine etc.*' (Paris 1786, mit 14 Abbild.), sowie
die weniger bedeutende Schrift: „Tratte des maladles et des opiraJtions de la
houche*' (Ebenda 1788).
Ersch und Grober, Sect. 2, XXX, pag. 243. — Dict. hist. III, pag. 298.
Pgl.
28
K.
Eaau-Boerliaave, Hermann E., berühmter Arzt, wurde am 27. September
1705 als Sohn des praktischen Arztes Dr. Jakob Kaan und dessen Ehegattin
Margarethe, geborene Boerhaave, einer Schwester des bekannten Leydener
Professors Boerhaave , im Haag geboren. Während seiner Studienzeit in Leyden
wurde er von seinem berühmten Onkel zu dessen Erben eingesetzt und nahm
dessen Namen an. 1729 wurde er in Leyden zum Doctor der Medicin promovirt
(„Dias, inaug. de argento vivo") und erhielt 1740 eine Berufung als Hofmedicus
nach St. Petersburg. Nachdem er 1742 in Moskau eingetroffen war, wurde er
1744 zum wirklichen Staatsrath ernannt. Da er ohne Nachkommen war, so
übertrug er den Namen Boerhaave auf seinen damals noch im Haag befind-
lichen jüngeren Bruder Abraham K. 1748 wurde er zum ersten Leibarzt der
Kaiserin Elisabeth und zum Director der medicinischen Kanzlei erhoben und
starb am 7. (18.) October 1753 plötzlich in Moskau während einer zuHlIligen
Anwesenheit des Hofes daselbst. Hermann B. war kein Schriftsteller, aber ein
ausgezeichneter Praktiker, hochgeschätzt, geliebt und verehrt. Der Bericht der
St. Petersburger Akademie nennt ihn „omnibus amicus, nomini incisus". Bein
Brustthee (Spec. pectorale B.) und sein Brustzucker (Sacch. B.) sind noch heute
in den Apotheken Russlands bekannt.
Nov. Comment. Ac. Sc. Imp. Petrop., Tom. IV ad 1752 et 1753. Petropol. 1758,
pag. 38 — 44. — Richter*s Geschichte der Medicin, Bd. III, pag 424—427. ▼ g*- ^
Lt. o 1 1 e (1 a.
Eaau-Boerhaave , Abraham, berühmter Arzt, Mitglied der Akademie
der Wissenschaften in St. Petersburg, war ah jüngerer Bruder des Vorigen am
5. Januar 1715 im Haag geboren. Er studirte Medicin in Leyden von 1733 ab, unter
seines Oheims Boerhaave Leitung, verlor im Jahre 1736 plötzlich das Gehör.
Trotz seiner Taubheit hielt er 1737 einen so glänzenden Vortrag: „De gaudns
alchemütarum" , dass die Universität ihm zu Ehren eine goldene Medaille prägen
Hess. Nach Beendigung seiner Studien wurde B. 1738 zum Doctor der Medicin
promovirt. {„Diaa, inaug, de scirrho") und prakticirte im Haag. Die Akademie
der Wissenschaften in Petersburg ernannte ihn 1744 zu ihrem auswärtigen Mit-
gliede. Nachdem er auf Anrathen seines Bruders 1746 nach Petersburg gekommea
und an dem Admiralitätshospitale, speciell als Professor der theoretischen und
praktischen Medicin und Pharmacie, angestellt worden war, wurde er 1747 an
Stelle Weitbrecht's zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften für Anatomie
und Physiologie gewählt. Trotz seiner Taubheit prakticirte B. sehr eifrig, wobei
er sich eines Gehilfen, des Dr. Maült, bediente. Er starb am 14. Juli 1758 und
mit ihm erlosch der Name Boerhaave. Er schrieb seine Werke in vortreff-
lichem Latein. Ausser der genannten Rede ist vor Allem zu nennen : „Perspiratio
KAAÜ-BOEBHAAVE. — KAEMPF. 487
dicta Hippocratia^ (Leyden 1738), worin er von der unmerklichen Wasserver-
dnnstung durch die Haut berichtet, und femer: „Impetum fadena dictum
Htppocratü per corpus conserUtens phüologice et physiologice tllustratum, obser-
vattonibus et experimentis paasim firmatum" (Ebenda 1745), worin er die Theorie
fleines Oheims vom ivopacSv, einer zwischen Qeist und Körper in der Mitte stehenden
Substanz, weiter ausführte und den unterschied zwischen Muskel- und Nervenkraft
genau bestimmte. Ausserdem beschrieb er einige Monstra und einige Muskel-
Varietäten. Ein Yerze'chniss seiner Schriften findet sich bei Richter.
Novi Commentarii Acad. Petropol. Tom. lY ad annam 1752 et 1753, Petropol.
1758, pag. 38—44. — Richter, Gesch. d. Med., III, pag. 428— 436. — Tschistowitsch,
Gesch. der ältesten med. Schulen in Rassland. 1883, pag. CX. j^ Stieda.
Eaczkowski, Karl K., geboren in Warschau 1797, studirte seit 1815
in Wilna Medicin und wurde daselbst 1821 promovirt (Diss. : „De plicae polonicae
in varias praeter pilos, corporis humani partes vi et effectu"). In Erzemieniec,
wo er sich niederliess, erwarb er sich schnell den Ruf eines tüchtigen Praktikers,
seit 1823 lehrte er im dortigen Lyceum Hygiene, 1829 wurde ihm in Warschau
der Lehrstuhl der Therapie anvertraut ; während des polnischen Insurrectionskrleges
1830 — 31 war er Generalstabsarzt der polnischen Armee, 1832 Hess er sich in
Lemberg nieder, doch schon 1835 zog er nach Wolhynien , wo er hintereinander
in Wlodzimierz wolynski, Lubar und seinem Gute Puliny prakticirte, 1842 zog
er nach Zytomierz, wo er eine sehr thätige ärztliche Gesellschaft gründete ; auch als
Oorator des dortigen Gymnasiums hat er sich um die Jugend sehr verdient gemacht.
1860 siedelte er nach Odessa über, von wo er als politisch verdächtig 1863 nach
dem Gouvernement Woronei verbannt wurde; er starb in Cherson am 14. October
1867. Seine Hauptschriften sind: „Lekcye hygieny^ (Vorlesungen über Hygiene,
Warschau 1826, 2 Bde.; dieselben Lemberg 1836) — „Dziennik podrözy do
Krymu odbytej w r. 1825^ (Tagebuch einer Reise nach der Krim, Warschau
1829, 4 Bde.). Seine sehr interessanten Memoiren sind von T. 0. Orzechowski
1876 in 2 Bänden in Lemberg herausgegeben worden. E & P
Eadelbach, ChristianFriedrich K., geboren in Görlitz am 6. Juni
1733, studirte seit 1753 in Leipzig, besonders unter Ludwig. Er promovirte
1754 und wurde 1767 Prof. e. o. der Botanik. Zugleich war er eine Zeit lang
Armenarzt und Assessor der medicinischen Facultät. Doch musste er letztere
Stellung wegen bedeutender Ausdehnung seiner Praxis später aufgeben. Er starb
am 8. März 1797. K. ist bemerkenswerth als langjähriger Redacteur der zu
Leipzig herausgegebenen: „Commentarii de rebus in scientia naturali et medi-
cina gestis^, für die er die Abtheilnng : „Nova physico-medica^ bearbeitete und
Auszüge aus der neuesten Literatur lieferte.
Otto, Bd. II, pag. 248; Suppl., pag. 195. — Biogr. m6d. V, pag. 392. — Dict.
Wst. m, pag. 300. Pgl.
Eaempf, Johann E. , bekannt durch seine Empfehlung der „Visceral-
klystiere", war als Sohn eines Arztes Johann Philipp K. in Zweibrücken am
14. Mai 1726 geboren. Er studirte in Basel und promovirte daselbst 1753 mit
der: „Diss. de infarctu vasorum ventriculi", einer Schrift, in der bereits die
ersten Andentungen über die in einer späteren Abhandlung ausführlicher darge-
legten Grundsätze, betreifend die eigenthümliche Behandlung der Unterleibskrank-
heiten, sich finden. Bald nach seiner Promotion wurde er als Leibarzt an den Hof
de« Landgi'afen von Hessen-Homburg berufen, erhielt 1770 einen Ruf in gleicher
Eigenschaft und als Badearzt von Ems an den Hof des Prinzen von Oranien-
Nassau, wurde 1778 Leibarzt des Fürsten von Hessen- Nassau , gab aber 1787
diese Stellung auf und zog sich mit dem Titel eines Geheimraths nach Homburg
zurück. Auf einer Besuchsreise nach Hanau starb er daselbst am 29. October
1787. K. war ein tüchtiger Praktiker und verdankt seinen Hauptruhm der
Empfehlung der erwähnten Heilmethode, deren Erfinder eigentlich sein Vater war,
438 KAEMPF. — KAHLE.
welcher die während dOjähriger Praxis damit gemachten Beobachtungen seinem
Sohne mittheilte, der sie, ausser in der oben genannten Dissertation, in dar
Schrift: „Für Äerzte und Kranke bestimmte Abhandlung von einer neuen
Methode, die hartnäckigsten Krankheiten, die ihren Sitz im Unterleibe haben,
besonders die Hypochondrie, sicher und gründlich zu heilen** (Dessau 1784;
2. Aufl. Leipzig 1785) zugleich mit der: „Beantwortung der dagegen gemachten
Einwendungen** (Ebenda 1786; Auszug von Müller, Haniau 1788; Augsburg
1790; Ebenda 1791; hoUänd. Uebers. vonKONiNG, Utrecht 1787) veröfl^entlichte.
Es beruhte diese Theorie auf der STAHL'schen Lehre von der Unterleibsplethora
resp. den Unterleibsinfarcten als der Ursache der meisten chronischen Krankheiten,
zu deren Bekämpfung von K. die Application erweichender, aus verschiedenen
Pflanzeninfusen bereiteter, sogenannter „Visceralklystiere'' empfohlen wurde. —
Ausserdem verfasste K. noch: „Kurze Abhandlung von den Temperamenten**
(Schaffhauj^en und Frankfurt 1760) — , „Enchiridium medicum** (Frankfurt und
Leipzig 1778; Frankfurt 1788; Ibid. 1792; deutsch von Dürb, Chemnitz 1794;
von Baebreks, Dortmund und Leipzig 1796), ein beliebtes Lehrbuch, und ver-
schiedene Artikel im „Magazin von Hanau ^' und in „Baldixoer's Magazin ''.
Biogr. m6d. V, pag. 392. — Dict. hist. III, pag. 301. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsche Biogr. XV, pag. 60. Pgl.
*Eaempf, Moritz K., am 25. März 1835 zu Friedeberg (Oesterr.-
Schlesien) geboren, studirte von 1854 bis 1859 auf der k. k. Josephs-Akademie
als Schüler Lüdwig's, Pitha's, Dlchek*s, Stkllwag's und wurde 1860 pro-
movirt. Zwölf Jahre stand er den AugenabtheiluDgen der Wiener grossen Militär-
spitäler vor, babilitirte sich 1872 und veröffentlichte neben kleineren Aufsätzen:
„ lieber die sogenannte ägyptische Augenentzündung*' (Zeitschr. f. prakt. Ileilk.,
1872) — „Regeneration des grössten Theils der Hornhäute** (Ebenda 1868) u. A.
1878 Krankheitshalber pensionirt, zog er sich auf die augenärztliche Praxis nach
Krems an der Donau zurtlck. Wem ich.
Kaempfer, Engelbrecht K. , geboren am 16. September 1651 zu
Lemgo (Grafschaft Lippe), erhielt seine medicinische und naturwissenschaft-
liche Bildung in Hamburg , Danzig , Thorn , Krakau und zuletzt in Königsberg,
wurde 1683 schwedischer Legationssecretär , machte als solcher eine Reise
nach Russland und Persien mit und dehnte diese Reise, von 1685 ab, als Wund-
arzt bei der holländischen Handelseompagnie im Orient angestellt, bis nach Hindostan,
Slam, Sumatra und Japan aus. 1693 nach Holland zurückgekehrt, wurde er
1694 in Leyden Doctor mit der: „Diss. medica inauguralis sistens decadem
observationum exoticarum** , zog sich dann in sein Vaterland zurtlck, wurde
Leibarzt des Grafen zur Lippe und starb zu Lemgo am 2. November 1716. Von
seinen zahlreichen nachgelassenen Arbeiten wurden nur veröffentlicht: „Ainoeni-
tatvm eccoticarum politico-physico-medicarum fasciculi V, etc.** (Lemgo 1712) —
„Geschichte und Beschreibung von Japan und Siam** (herausgegeben von
C. W. DOHM, 2 Bde., Lemgo 1774; cDglisch von Schkccbzer, London 1727,
2 Bde., Fol.; französisch von Desmaisseaüx, Haag 1729; Ibid. 1731), eines
der ersten Werke, dem man eine genauere Kenntniss von Japan verdankt — „Icones
selectae plantarum , quae in Japonia coUegit etc,** (herausgegeben von Jos.
Banks, London 1791, Fol. ra. 9 Abbild.),
Biogr. in6d. V, pag. 393. — Dict. hist. Ilf, pag. 301. — Poggendorff. I,
pag. 1216. Pgl.
'^ Kahle, Christian K. (Calenüs), zu Greifswald, war am 11. October
1529 auf der Insel Fehmarn geboren, studirte von 1547 zu Rostock und Greifs-
wald Philosophie und Mathematik, war nach einander daselbst Cantor, Schulrector,
seit 1552 Lector der Grammatik und seit 1553 Professor der Mathematik, studirte
aber von 1554 an, mit Erlaubniss und einem Stipendium des Herzogs von Pommern,
Mediciu, zuerst in Wittenberg, dann seit 1559 in Padua und wurde in Pisa zum
KAHLE. — KAISER. 439
Dr. med. promovirt. 1561 wurde er zum zweiten Male Professor in Greifswald,
jedoch, da in der medicinischen Facnltät keine Vacanz war, in der philo-
sopliischen, bis er 1572 in die medicinische übertrat und 1574 zum Leibarzt
ernannt wurde. Er war fünfmal Rector und verfasste 1596 mit seinem Gollegen
Jak. Seidel neue Statuten der medicinischen Facnltät, nach dem Muster der
Rostocker. In demselben Jahre fand durch ihn wieder eine Doctorpromotion, die
erste seit 136 Jahren, statt. Seine Schriften bestehen fast nur aus Disputationen,
Rectorats-Programmen, Oden, £legieen u. s. w. ; zusammen mit seinem Collegen
Franz Jo£l gab er jedoch eine Beschreibung des in den Jahren 1579, 80 in
Greifswald und ganz Deutschland herrschenden epidemischen Katarrhs heraus. Er
starb am 24. März 1617, 87 Jahre alt.
Scheffel, pag. 73. G.
Kaiser , Karl Ludwig K. , zu Geisa im Grossherzogthum Sachsen-
Weimar, war daselbst Amtsphysicus , verfasste folgende Schriften: „Ueber Tod
und Scheintod, oder die Gefahr des frühen Begrabene ; u, s. w. ^ (Frankfurt a. M.
1822) — „Die homöopathische Heilkunde im Einklänge mit der zeitherigen
Medicin u. s. w,^ (Erlangen 1829); ausserdem aber eine Reihe von gerichtlich-
medicinischen Aufsätzen in Henke's Zeitschrift (1827 — 31), u. A. über Arsenik-
Vergiftung, Erhängte, Tod durch einen Pfropfschuss, zweifelhafte Gemüthszustände
u. 8. w., femer Aber Vaccination und Revaccination, Lebendigbegrabenwerden u. s. w.
Es finden sich auch Aufsätze von ihm in den Heidelberger klin. Annalen, Hufe-
laxd's Journ. u. s. w. Er starb als S.-Weimarischer Medicinalrath am 21. Januar 1844.
Callisen, X, pag. 91; XXIX, pag. 202. G.
Kaiser, Johann Anton K., zu Chur in der Schweiz, war 1792 zu
Gambs im Canton St. Gallen geboren, studirte von 1811 an zu Freiburg i. Br.,
Wien und Landshut, wo er mit der Diss. : „De medicina populari" 1816 Doctor
wurde. Vom Stifte Pfäffers zum Bade- und Klosterarzt ernannt, nahm er 1818
seinen Sitz in Chur, von wo aus er bis zu seinem am 19. Februar 1853 erfolgten
Tode die Stelle eines Cnrarztes, zuerst in Pföffers, später im Hofe Ragaz versah
und sich um die Errichtung einer Armen-Badeanstalt am ersten Orte verdient
machte. Von seinen Schriften sind anzufdhren: „Die Heilquellen zu Pfäffers"
(St. Gallen 1822; 1833; 1843) — »Die vorzüglichsten Sauerquellen in Grau-
bündien" (Zürich 1826); zusammen mit G. W. Capeller : „Die Mineralquellen
zu St, Moritz'' (Chur 1826) — „Die Heilquellen von Tarasp"" (1847). Von
1827 bis zo seinem Lebensende war er auch Mitglied des bündnerischen Sanitäts-
rathes und wirkte als solcher auf die Verbesserung der Medicinal- Organisation
und des Impfwesens, ebenso wie er fUr das Volksschulwesen und das Cantonal-
Armenwesen thätig war.
Kind in Allgem. Deutsch. Biographie. XV, pag. 9. — Callisen, X, pag. 92;
XXIX, pag. 203. O.
* Kaiser, Hermann K., Medicinalrath, za Dieburg bei Darmstadt, ist
geboren am 20. November 1815 zu Erbach im Odenwalde, studirte in Giessen,"
prakticirt seit 1838, zuerst 6V2 Jahre in Biblis, hierauf von 1845 — 1852 als
Kreisarzt in Ulrichstein, dann in Seligenstadt und seither in Dieburg. Pablicationen
in Graefe-s Archiv (XI, XIII, XV, XIX) : „Die Theorie des Astigmatismus" —
„Em Fall von Anisometropie und allgemeine Beleuchtung dieses Gesichts-
fehlera** — „Zur Lehre vom Horopter" — „Kurzgefa^ste Theorie der par-
tiellen Metamorphopsie" — ^Die Mechanik der Accommodation des Auges"
(Reicheet*s und Du Bois-Reymond's Archiv, 1868) — ^^Der Modus des
Binocularsehens" (Knapp und Moos* Archiv, I) — „Die Mechanik der Gehör-
function" (Ebenda) — „Compendium der physiologischen Optik" (1872) —
„Das Wachsthumsgesetz" (Pflüger's Archiv, XI) — „Association der Worte
mit Farben" (Betz, Memorabilien, 1882) — * ,,Eine rationelle Formel für das
440 KAISER. — KALTSCHXIED.
Mortalitätageaetz mit ihren bioloffischen Ganseqtienaen und ihrer Anwendung
zur Herstellung van Absterbetafeln** (Zeitschr. f. d. geg. Staatswissenschaft, 1884).
1883 wurde er pensionirt und gab die ärztliche Prazifi auf. Rel
Kaiser, s. a. Eatser, Keiseb, Ebtser.
EaUevig» Harald K., zu Ghristiania, war am 15. April 1812 zu Arendal
geboren und fungirte von 1837 bis zu seinem am 18. September 1843 erfolgten
Tode als Reservearzt auf der medicinischen Abtheilung des Reichshospitals. Er
schrieb im Norsk Mag. f. Laegev. (II, V) : „ Paracenthesie af Brystet, foretagen
i to Tilfaelde paa Rigshospitalet" — „Overaigt over de paa Rigshospiicdet i
Aar et 1840 bdiandlede Pneumonier" ; in der Ugeskrift f. Medic. og Pharm. (I):
„Om Skarlagensfeber ' Epidemien i Christiania" — „Om en Beiaendelse %
Rygmarven og dens Binder", u. s. w.
. Kiaer, pag. 23if. 6.
*Ealmer, Paul Emil E., geboren in Hjörring (Jütland) am 2. Mai 1845,
promovirte in Eopenhagen 1882, wirkt seit 1871 als öffentlicher Arzt, seit 1878
als Landphysicus auf der Insel St. Croix (Dänisch-Westindien). Ausser seiner
Dissertation über Acclimatisation mit Rücksicht auf das gelbe Fieber schrieb tit:
„The island of St. Croix regarded as a sanitary place of resort" (1874}
und kleinere Aufsätze. Petersen.
*Ealteilbach, Rudolf E., zu Giessen, ist zu Freiburg im Breisgau am
12. Mai 1842 geboren, studirte in Freiburg, Berlin, Wien, wurde 1865 Doctor, war
1865 — 67 Assistent (Operationszögling) an der chirurgischen Elinik von v. DOM-
EEICHER in Wien, 1867 — 73 Assistent von Hegar in Freiburg, habilitirte sieh
1868 als Privatdocent in Freiburg, wurde 1873 Prof. e. o. und 1883 nach Giessen
als Prof. ord. der Geburtshilfe und Gynäkologie und Director der Entbindungs-
anstalt und Frauenklinik berufen. Schriften: Zusammen mit Hegar: „Die operative
Gynäkologie"^ (Erlangen 1874); ausserdem zahlreiche Monographieen geburts-
hilflichen und gynäkologischen Inhalts (Albuminurie in der Fortpflanzungsperiode,
Myomoperationen etc.). g^^
Kaltenbruiiner , Georg E. , war zu München geboren und erhielt an
dortiger Universität den medicinischen Doctorgrad 1826. Ein Schüler Döllingeb*s,
beschäftigte er sich unter dessen Leitung mit mikroskopischen Untersuchungen
und Versuchen über Blut und Ereislauf und die Veränderung desselben bei der
Entzündung. Die Ergebnisse derselben veröffentlichte er in seiner Doctor-Diss. :
„Experimenta circa statum sanguinis et vasorum in inflaminatione" und in
der: „Commentatio physiologica de vasis lymphcUicis" (München 1829, 4.) —
Mit der letzteren habiliturte er sich 1829 als Privatdocent an der Ludwig- Maxi-
milians-Universität. 1831 beobachtete er die Cholera in Berlin, Breslau, Oppeln
und Prag und legte seine Beobachtungen und Erfahrungen in den Berichten
bayerischer Aerzte über Cholera morbus (I. Abtheilung, München 1832) nieder. Der
kenntnissreiche von seinen Collegen geschätzte Docent wurde aus der glänzenden
Laufbahn, die sich ihm als Leibarzt des herzoglich Leuchtenbergischen Hauses
geöffnet hatte, durch einen frühen Tod abberufen. Er starb im 30. Lebensjahre
1833 zu Rom, wohin er die Prinzessin Theodolinde begleitet hatte.
Prantl, II, pag. 532. F. Seitz.
Ealtschmied, Earl Friedrich E., war am 21. Mai 1706 zu Breslau
|[^eboren , studirte von 1726 an in Jena, Anfangs zwei Jahre lang Jura, dann
Medicin, wurde 1732 Doctor derselben, habilitirte sich 1735 mit der: „Disp. med.
de vulnere hepatis curaio, cum disquisifione in lethalitcUem vulnerum hepatis**
zum Privatdocenten und widmete sich neben der Praxis besonders der gerichtlichen
Medicin, Chirurgie und Anatomie. 1736 wurde er von den Herzogen zu Sachsen
zum Hofrath und Leibarzt und 1738 zum Prof. e. o. ernannt, bei weldier
Gelegenheit er ein Programm über die Verbesserung des Trokars : „Progr. quo ....
KALTSGHJilED. — KANKEGOBSSEB. 441
et emendaH instrumenti chirurgtci Troicar didi, achema cum curatione vtrgtnü
hydropictte praemiuit** (4., c. fig.) sehrieb. 1742, 43 machte er eine wisBensehsft-
liohe Reise naeh St. Petersburg, wurde 1746 zum Prof. ord. ernannt und verfasste
bei dieser Gelegenheit eine: „Disp, de diatinctione inter foetum animatum ex
medidna forensi eliminanda" (4.). Es folgt von jetzt ab in seiner literariseben
Tbfttigkeit eine grosse Reihe von unter seinem Präsidium erschienenen Dissertationen,
von Programmen und Disputationen, die sich in der Zeit von 1747 — 68 Aber
die verschiedenartigsten Gkgenstände aus der Chirurgie, MediW} gerichtlichen
Medicin etc. verbreiteten. 1755 zum Geh. Kammerrath ernannt, erhielt er nach
dem Tode von Hambebgeb in demselben Jahre die Stelle des ersten Lehrers bei der
Facnltftt, wie auch die eines Provinzialphysicus ; er starb am 6. November 1769. —
Obgleich in keinem der von ihm vertretenen Fächer, besonders der Chirurgie und
gerichtliehen Medicb , von epochemachender Bedeutung, hat er doch als Gelehrter,
Lehrer und Arzt bei seinen Zeitgenossen einen guten Namen hinterlassen.
Börner, Bd. II. pag. 377, 731; Bd. III, pag. 4<7, 702. — Baldinger, pag. 84.—
Mensel, Bd. VI, pag. 407. — Haller, BibUoth. chir. 1775, T. H, pag. 184, 626 — Biogr.
med. T, pag. 400. — Biet. bist. III, pag. 303. — E. Gnrlt, in Allgem. Deutsch. Biographie.
XV. pag. 48. Gurlt.
*Eamph, Ehrenfried Jeremias K., geboren in Wermland 1827^
wurde Doctor der Medicin 1855 in Upsala , und nach mehreren zufälligen
Vicariaten als Arzt, 1856 zum Stadtarzt in Wimmerby ernannt, sowie 1857 zum
Bataillonsarzt im Kaimarschen Regiment, von dem er 1864 seinen Abschied erhielt.
Schriften: „Om collaps i lungorna i anatomiskt och aetiologiakt hänaeende^
(Upsala 1855) — „Om den i Wimmerhytrakten är 1856 gängbara menin-
gitis cerebrospinalis** (Stockholm 1858). In der Zeitschrift Hygiea, Bd. XX:
„Jakttagelser vid intermittenta sjukdomar i Wimmerbytrakten är 1856**. •
Wistrand, Brnzelius, Edling, Neue Folge, pag. 378. Hedenins.
Kane, Sir Robert John E. , zu Dublin, war daselbst 1810 geboren,
machte seine Studien im Meath Hosp. und trieb dabei eifrig Chemie im Labora-
torium seines Vaters, der ein Fabrikant von Chemikalien war. 1830 erhielt er
den GBAVES'schen Preis für die beste Abhandlung über das Typhoidfieber, worin
er gegen das BuousSAis'sche System Front machte. Nach Erlangung der ärzt-
lichen Qualification gründete er 1832 das Dublin. Joum. of Med. and Chem. Science,
gab die Leitung, desselben jedoch bereits 1834 wieder auf. Er wurde 1841 Mit-
glied des College of Physicians, hielt chemische Vorlesungen, und 1844 — 47
für die Royal Society Vorlesungen über Physik, war Professor der Chemie an der
pharmaceutischen Schule und übernahm 1 847 den Lehrstuhl der Naturgeschichte,
nacMem er 1846 die Ritterwürde erhalten und an die Spitze des Museums für
irische Industrie gestellt worden war, zu dessen Begründern er gehörte. 1849
wurde er zum Präsidenten des Queen's College in Cork ernannt. Unter seinen
zahlreichen chemischen Arbeiten haben nur wenige auf die Medicin Bezug, z. B. :
„On the composition of the urine and blood in dtabetes mellitus*' (Dublin
Joum., 1832). Er gehörte 1848 der Commission zur Erforschung der Kartoffel-
krankheit an. Sein Hauptwerk sind die: „Elements of chemistry** (1841, 42;
1849). Er starb am 12. Januar 1878.
Nonv. biogr. g6n6r. T. XXVII, pag. 40i. — Vapereau, 5. 6dit., pag. 1016. —
Catalogne of Scientific Papers IIJ, pag. 604. G/
Eaunegiesser, Gottlieb Heinrich K., geboren am 22. Juli 1712 in
Gotha, studirte von. 172 7 — 1730 in Jena, Halle und Kiel, Hess sich daselbst als
Arzt nieder, wurde 1732 Pbysicus in den holsteinischen Aemtern Neumünster und
Bordisholm, erhielt dann 1733 die Erlaubniss akademische Vorlesungen in Kiel
zu halten, wurde hier 1736 ausserordentlicher und 1743 ordentlicher Professor
der Idedicin an der Universität, als welclier er am 26. August 1792 starb, nach-
dem er 1786 vom König von Dänemark zum Etatsrath ernannt worden war.
442 KANNEGIESSEE. — KAPOSI.
Seine Schriften bestehen aus einer Unzahl von Dissertationen, Programmen and
akademischen Gelegenheitsreden (das Dict. hist. zählt deren ca. 63 auf). Ausser-
dem hat er erhebliche Beiträge zu den Acta der k. k. Leopold. Akademie, deren
Mitglied er war, geliefert.
Boerner, I, paj?. 563; II, pag. 444, 768; III, pag. 400, 710. — Baidinger,
pag. 68. — Kordes, pag. 471. — Biogr. m6d. V, pag. 404—406. — Dict. hist. HI, pag.
307 — 310. — A. Hirsch in AUgem Deutsche Biogr. XV, pag. 78. Pagel.
Eanold, Johann K., einer der ersten wissenschaftlichen Bearbeiter der
Epidemiographie, geboren am 15. December 1679 in Breslau, studirte seit 1701
Medicin in Halle und war ein besonders eifriger Schüler und Anhänger von Stahl,
zu dessen Grundsätzen er sich sein ganzes späteres Leben hindurch bekannt hat.
Nachdem er 1704 mit der: yyDisp, de abortu et foetu morttio" Dr. med. ge-
worden, Hess er sich in seiner Heimath als Arzt nieder und blieb hier ohne
Unterbrechung bis zu seinem am 15. November 1729 erfolgten Tode. K. ist
höchst wichtig dadurch, dass er die ersten Beiträge zu einer Geschichte der
Volkskrankheiten geliefert hat. Seine Arbeiten über die von ihm in den Jahren
1700 — 1716 beobachteten Pestepidemieen bilden das Fundament dieses Zweiges
der Geschichte der Heilkunde. Seine berühmte Schrift: „Einiger Medicorum
Sendschreiben von der in Preussen 1708, in Damig 1709, in Rosenberg 1708,
in Frauenstadt 1709 grassirten Pest, von der wßhren Beschafferüieü des
Bubonis , des Sckweisses und der Pestgeschumre, sonderlich der Beulen, vom
ächten Gebrauch der Vomitoriorum et Sudoriferorum^ (Breslau 1711; Ibid.
1713) ist die Frucht mehrjähriger eingehender Forschungen. Er veröffentlichte
noch: „Einiger Marsilianischen Medicorum in französischer Sprache aus-
gefertigte und in's Teutsche übersetzte Sendschreiben von der Pest in Marsilien
und mü einigen reflexionibus sonderlich von dem wahren Ursprung der Pestilenz
aus und im Orient^ (Leipzig 1721). Wichtig für die Epidemiographie jener
Periode ist ferner die von K. zusammen mit Kündmann und Brünschwitz heraus-
gegebene: „Sammlung von Natur- und Medicin- Geschickten , toie auch hierzu
gehörigen Kunst- und Literatur- Geschichten, so sich in Schlesien und anderen
Ländern begaben (gewöhnlich Breslauer Sammlungen genannt) von 1717 — 1727^
(37 Quartalhefte mit 24 Supplementen, Breslau 1718 — 1729), fortgesetzt von
Büchner u. d. T. : „Miscellanea physico-medica^ (Erfurt 1727 — 33, üniversal-
Register, Erfurt 1736). Ausserdem veröffentlichte K. noch: „Historische Rela-
tion von der Pestilenz des Hornviehes, welche a, 1711 und 1712 in Schlesien,
wie nicht weniger im Jahr 1710 in Mähren, Polen, Ungarn, Oesterreich^
Siebenbürgen grassirte" (Breslau 1713) — „Kurze Historie von der Seuche des
Viehes von 1701 bis 1717 , vorzüglich von der grossen Pestilenz unter dem
Hörn- und Fferdevieh von 1709 bis 1717 aus vielerley Correspondenz und
anderen Berichten zusammengetragen^ (Bautzen 1720; Ibid. 1721), sowie ver-
schiedene Beiträge zu den Acta der k. k. Leopold. Akademie.
Biogr. m6d. V, pag. 406. — Dict hist. III, pag. 310. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsche Biogr. XV, pag. 80. — Haeser, Gesch. d. Med. II, pag. 109) n. IlT, pag. 455.
Pagel.
* Kaposi f M 0 r i z K. (MORiz Rohn), aus KaposvAr in Ungarn , geboren
am 23. October 1837, war an der Wiener Universität schon zu seiner Studien-
zeit und nachher Schüler Hkbra's. Promovirt 1861, habilitirte er sich 1866,
wurde 1875 Professor, 1879 Vorstand der Klinik und der Abtheilung für Haut-
kranke in Wien. Seine erste grössere Schrift war: „Die Syphilis der Schleim-
haut der Mund-, Bachen , Nasen- und Kehlkopf höhW (Habil.-Schr. , Erlangen
1866). Dann folgten im Archiv für Dermatologie und Syphilis, in den Wiener
Wochenschriften mehrere casuistische und auch umfassendere dermatologische Mit-
theilungen. 1872 begann das von K. (im Verein mit Hebra) bearbeitete Lehr-
buch der Hautkrankheiten , in welchen zahlreiche Abschnitte von K. bearbeitet
sind, sowie die in Lieferungen erschienene Arbeit: „Die Syphilis der Haut und
i
KAPOSI. — KAPPELEB. 443
der angrenzenden Schleimhäute" (3. Lieferung, Wien 1875). Neben weiteren
Journalanfsätzen , Vorträgen etc. sind dann noch zu nennen: „Pathologie und
Therapie der Hautkrankheüen in Vorlesungen" (Wien 1879, 2. Aufl. 1880,
auch französisch) — „Handbuch der Syphilis" (1. Lieferung, Stuttgart 1880) —
„Gedächtnissrede avf H ehra" (Wiener Med. Wochenschr., 1881) — „Ueber
Xeroderma pigmentosum mihi" (Wiener med. Jahrbb. 1882, m. 5 TaflF.).
Wernich
Kapp, Christian Erhard K. , geboren zu Leipzig am 23. Januar
1739, studirte in seiner Vaterstadt und liess sich daselbst nach seiner Promotion
als Arzt nieder. Eine Zeit lang prakticirte er auch in Dresden. Er starb am
30. September 1824. Er schrieb: „Comparatio humorum in plantis cum motu
humorum in animalibus" (Leipzig 1760) und: „Diss, de exstirpatione tumorum
in mamma" (Ibid. 1768) und hat ausserdem sich durch Veranstaltung von guten
dentschen Uebersetzungen einer Reihe von Werken ausländischer Aerzte ein gewisses
Verdienst erworben. So tibersetzte er Cadogan's „Abhandlung über die Gicht"
(Leipzig 1773); Robert Whytt's Werke (Ebenda 1771); Cüllen's „Elementa
medicinae practicae" (Ebenda 1778—1785, Tom. I— IV; Ebenda 1789, 4 voll.);
Bell's „A System of surgery" (Ebenda 1784—1786, Tom. I — II) u. A. m.
Elwert I. pag. 278. — Neuer Nekrolog der Deutsclien. 1824, Jahrg. 2, II, 2,
pag. 912. — Biogr. m6d. V, pag. 407. pg]
Kapp, Georg Friedrich Christian K. , ein als Anhänger der
Chcmiatrie bekannt gewordener Arzt in Bayreuth, war in Kirchleuss am 1. Februar
1780 geboren, studirte in Erlangen und promovirte daselbst 1801 mit der
„Difip. inaug. de marte phosphorico" , dann liess er sich als Arzt in Bayreuth
nieder , beschäftigte sich aber neben seiner Praxis noch viel mit Studien tiber die
Chemie, deren Principien er in der praktischen Medicin möglichst zur Geltung zu
bringen suchte. In dieser Beziehung ist bemerkenswerth seine Schrift : „Systema-
tische Darstellung der durch die neuere Chemie in der Heilkunde bewirkten
Veränderungen und Verbesserungen, nebst einem Anhange etc." (Hof 1805).
Ausserdem schrieb er: „lieber einige Wirkungen der Lebensluft auf den
thiernschen Körper" (Erlangen 1799) — „Ueber die Schwefelsäure im Allge-
meinen, deren Wirkungsart und Anwendung bey Krankheiten" (Bayreuth 1800).
Eine medicinische Topographie von Bayreuth blieb unvollendet. Er starb am
16. Februar 1806.
Fikenscher, V, pag. 91; XI, pag. 64. — Biogr. mfed. V, pag. -J 07. — Dict. liist.
III, pag. 311. l»gl,
Kapp, Georg Ludwig Karl K., zu Ludwigstadt im Bayreuthischen,
war zu Bayreuth am 24. Februar 1784 als jüngerer Bruder des Vorigen geboren,
wurde 1805 zu Erlangen Doctor und war später Landgerichtsarzt in den Land-
gerichfen Lauenstein und Teuschnitz. Von seinen Schriften , die grossentheils die
Pharmakologie betreffen, sind anzuführen: „Glaubensbekenntniss über den jetzigen
Zustand der Medicin" (Hof 1808) — „Eecepttaschenbuch über den 2. Theil
der Preuss. Landes-Pharmacopoe" (Nürnberg 1809) — „Lehrbuch der Receptir-
kunst nach den vrichtigsten Principien u. s.w." (Ebenda 1810) — „Lehrbuch
der praktischen Arzneimittellehre der Metalle; u. s. w," (Ebenda 1813) —
„ Ueber einige Wirkungen des Moschus in den Krankheiten der Menschen"
(1812) — „Ueber die Wirkungen des Kaffees auf den menschlichen Körper"
(1814); ausserdem Aufsätze in Hüfeland*s Journal (1804, 5), HoßN's Archiv
(1807), Allgem. med. Annalen (1818) — „Ueber die Nothwendigkeit ärztliche
Synoden anzustellen" (Schweiggee's Journ. f. Chemie u. Physik, 1818) u. s. w,
Callisen, X, pag. 101; XXIX, pag. 208. G.
* Kappeier, Otto K, , zu Münsterlingen im Canton Thurgau (Schweiz),
geboren in Frauenfeld am 19. März 1841, studirte in Zürich, war Schüler von
BiLLROTH, wurde 1862 Doctor und ist seit 1865 Arzt und gegenwärtig dirigirender
4.44 KAPPELEB. -r- KAEPINSKl.
Arzt im Thurgauisohen CaDtonsspital zu Münsterlingen. Schriften: „Chirurgische
Beobachtungen aus dem Tkurgauischen Cantonsspüal Münsterlingen während
der Jahre 1865 — 70** (Frauenfeld 1874) und: „Anaesthetica" (Billeoth und
Lücke, Allgemeine Chirurgie. Lfg. 20, Stuttgart 1880); ausserdem zahlreiefae
Aufsätze chirurgischen Inhalts in Wagneb's Archiv der Heilkunde, im Correspon-
denzblatt für schweizer. Aerzte und in der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie.
Red.
* Earamitsas , G e o r g K. , geboren auf der Insel Mytilene im Jahre
1834, ausgebildet in Würzburg unter Vibchow, Bambbrgeb und 1858 promovirt,
wirkt als Professor der internen Pathologie und Leiter der Poliklinik in Athen.
In griechischer Sprache erschienen von ihm ein Handbuch der Physiologie, 1868,
sowie eine üebersetzung von Niemeyeb*s Pathologie (2 Auflagen, 1873 und 1882);
„üeber Hämaturie und Hämiglobinurie in Folge von Chiningebrauch" (1878) —
,, lieber den Ponos (eine endemische Kinderkrankheit) auf Spetza" (1879) u. Aehnl.
In der von ihm redigirten Zeitschrift „Asklepios" hat K. des Weiteren eine Reihe
von klinischen Themen bearbeitet. Wernich.
*Karawajew, Wladimir K. , wurde am 8. Juli 1811 in Wjätka
geboren und daselbst erzogen, studirte Medicin in Kasan von 1829 — 1831. Als
Arzt erster Classe von der Universität entlassen, prakticirte er zuerst in Peters-
burg an einigen Hospitälern, dann betrieb er 1834 und 1835 in Berlin und
Göttingen, 1836 — 1838 in Dorpat Chirurgie. In Dorpat erwarb er sich 1838
den Orad eines Doctors der Medicin („Diss. de phlebetide traumatia**). Nach
kurzem Aufenthalt in Kronstadt wurde K. 1840 zum ausserordentlichen Professor
der Chirurgie in Kiew ernannt, 1842 zum ordentlichen. Er befindet sich noch
gegenwärtig in dieser Stellung. K. hat eine überaus grosse ärztliche Thätigkeit
und erfreut sich eines ausgezeichneten Rufes als Chirurg. Vierzig Jahre hat er
die chirurgische KJinik der Universität geleitet und eine grosse Anzahl Schüler
ausgebildet ; daneben las er operative und theoretische Chirurgie ; gegenwärtig
hält er nur Vorlesungen über operative Chirurgie. K. hat in deutscher Sprache
veröffentlicht: „Chirurgische Krankheitsfälle^ (Oppenheim's Zeitschr. f. d. ges.
Med., XXII), ausserdem eine Reihe casuistischer Mittheilungen in verschiedenen
rassischen Journalen.
Bio^. Lexikon der Professoren der Medicin. Universität Kiew, 1884, pag. 235, 238.
L. Stieda.
Earpff, Anton K., zu Innsbruck, war 1807 zu Raab als Sohn des
gleichnamigen i. Pbysicus und Directors des städtischen bürgerlichen Hospitals
geboren, studirte in Pest und Wien, wurde daselbst 1831 mit der Diss. : „De
enteritide occulta" Doctor, machte sich 1831 bei der Behandlung der Cholera-
lü*anken in Raab verdient, wurde 1832 zam Honorar - Physicus des Comitats
ernannt, unterstützte als solcher seinen Vater im Hospitale und veröffentlichte:
„Descriptio morborum anno 1831 Jaurini epidemicorum , cum adversariü
pathologicO'therapeutids" (Wien 1834). Er wurde darauf zum Prof. ord. der
Medicin und medicinischen Klinik für Wundärzte bei der Universität Innsbrack
und zum Primararzt des Stadtspitals daselbst ernannt, verstarb jedoch schon am
6. Mai 1835 an einem Brustleiden in seiner Vaterstadt, erst 28 Jahre alt.
Sachs, Med. Alinanach für 1837, pag. 13. — v. Wurzbach, XI, pag. 15. —
Callisen, XXIX, pag. 210. G.
* Earpinskiy Otto August Albrecht K., Oberstabs- und Regiments-
arzt in Spandau, ist geboren am 19. September 1838 zu Berlin, war von 1858
bis 1862 Studirender des med.-chir. Friedrich- Wilhelras-Instituts, promovirte 1862,
war seit 1863 Militärarzt in Berlin und Königsberg i. Pr. , machte 1868 — 69
eine wissenschaftliche Reise nach Belgien , England , Frankreich. Literarische
Arbeiten: ^Studien über künstliche Glieder" (Berlin 1881, mit Atlas, 4.) und
kleinere Artikel über Operation von Aneurysmen, Colpocystotomie, Nasen-Rachen-
KABPJNSKJ. -- KAÜBIN. 445
polypen, Verbände für ünterkieferfractnren etc. ia der Berliner klin. Wochenschrift.
Deutschen militärärztlichen Zeitschrift etc. Hed.
Xartheuser, s. Caetheüsee, Bd. I, pag. 674.
'Easteele» Jacob van den E. (Castricus), war zu Ende des 1^. Jahr-
hunderts in Hazebroeck (Flandern) geboren , Hess sich nach Beendigung seiner in
Löwen gemachten Studien zu Antwerpen nieder und beschrieb die berühmte
Epidemie von englischem Schweiss, die zu Anfang des 16. Jahrhunderts den
europäischen Continent heimsuchte. In Antwerpen wurde die Krankheit 1529
durch englische Schiffe eingeschleppt und breitete sich von da nach Holland,
Deutschland, Frankreich, Dänemark und Norwegen aus. Auf eine Bitte, die von
Seiten der Oenter Aerzte an ihn um Auskunft über die schreckliche, schon in den
ersten 24 Stunden eine Menge Opfer fordernde Krankheit gerichtet wurde, schrieb
er: „De sudore eptdemiali quem anglicum vocant. Ad medicos gaudenaes
epistola^ (Antwerpen 1529), worin er die Krankheit für eine pestartige, eine
Blutvergiftung erklärt. Es wird die von K. gegebene Beschreibung der Krank-
heit von den Epideroiographen für eine der besten, die wir besitzen) erklärt. Die
Zeit seines Todes ist unbekannt. van den Corpnt.
^Eanfmann, Constantin K., in Zürich, ist am 5. Juni 1853 in Müm-
liswyl (Canton Solothum, Schweiz) geboren, studirte in Bern, Strassburg, Wien,
Berlin, London , Paris , war besonders Schüler von Prof. Dr. Kocher, Bern, und
wurde 1877 Doctor. Er wirkt seit 1880 als Docent für Chirurgie an der Univer-
sität Zürich. Arbeiten: „Struma maligna" (Deutsche Zeitsch. für Chir., Bd. XI) —
„Das Parotissarcom" (v. Langenbeck's Archiv, Bd.. XXVI) — „Die Struma
retro-pharyngo-oesophagea" (Deutsche Zeitsehr. für Chirurgie). Red.
KanUen, Franz Wilhelm K., am 27. Januar 1750 in Hemmerden
bei Köln geboren, studirte in Bonn, woselbst er 1774 mit der Diss. : „Examen
fontia mineralia aoterii Roiadorßensis prope Bonnam" promovirte. Später wurde
er ord. Professor der Pathologie, klinischen Medicin und Staatsarzneiknnde an
der Universität zu Bonn und Leibarzt des Erzbischofs von Köln. Er starb 1793.
Seine Schriften sind unbedeutend und bestehen fast nur aus Dissertationen und
akademischen Programmen.
Biogr. mfed. V, pag. 408. — Dict. bist. III, pag. 312. Pgl.
*Kaillich, Joseph K., aus Weckelsdorf (Böhmen), geboren am 31. Juli
1830, hörte in Prag Jaksch, Pitha, Arlt, Löschner und gelangte 1856 zur
Promotion. Als Extraordinarius daselbst in Thätigkeit und gleichzeitig Vorstand
d^ pädiatrischen Klinik und des Franz Josefs-Kinderspitals, bearbeitete er klinische
und physio - pathologische Fragen in der Prager Vierteljahrschrift und anderen
Fachorganen. Speciell zu nennen sind seine Forschungen über Acetonbildung im
thierischen Körper. Wem ich.
*Kaurin, Edvard K. , zu Molde in Norwegen, ist zu Christiania am
23. August 1839 geboren, studirte daselbst, Hess sich zuerst in Sigdal nieder,
war 1868 Assistenzarzt in der Irrenanstalt zu Christiania, 1859 — 61 Districtsarzt zu
Grong und wurde 1881 zum Vorsteher und Arzt des Reknaes Pflegestiftes für Aussätzige
bei Molde und Arzt des Romsdal'schen Amtskrankenhauses ernannt. 1874 machte er
eine wissenschaftliche Reise nach Stockholm und Wien. Er schrieb im Norsk Magaz.
f. Laegevid. (3. R., IV, VIII, X): „Om Polyuri" — „Nogle Jagttagelser til
Belysning af Pneumoniens Aetiologi" — „Polquri og Polydipsi" u. s. w. ;
femer in Tidsskrift f. prakt. Med. (I, Vj: „Polydipsie — „Bemaerhninger om
Lungebetaendelsens Aarsagsforhold" — ,jOm Oeienlidelser kos de Spedalske
ved Reknaes Pleiestiftelse" — „Om Difteritens Patogenese og Terapi" (Medic.
Revue 1885) u. s. w. Ausserdem hat er einige populär-medicinische Schriften:
„OmSkab" (Christiania 1871) und „Sygepleiersken" (Ebenda 1879) veröffentlicht.
Kiaer, pag. 233, 495. Kiaer.
1
446 KAÜSCH. — KAYE.
Eanscll , Johann Joseph K. , gelehrter und namentlich durch seine
wissenschaftlichen Kritiken medicinischer Werke, wie durch seine Leistungen aäf
dem Gebiete der gerichtlichen Medicin und Staatsarzneikunde ausgezeichneter Arzt,
war am 16. November 1751 zu Löwenberg in Sohlesien geboren, studirte in Halle
und promovirte daselbst 1773 mit der Diss. : „De remediorum in humoribus
nostris non solubilium efficada**^ machte zwei Jahre lang wissenschaftliche Reisen
in's Ausland, wurde später Kreisphysicus in Militsch (Schlesien), 1792 Mitglied
des Collegium medicum et sanitatis in Gr.-Glogau und endlich Reg.-Med.-Rath
in Liegnitz. Bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Doctorjubilannis,
1823, wurde er durch allerlei Ehrenbezeugungen ausgezeichnet. Er starb am
10. März 1825. Seine Schriften sind zahlreich, ihr Inhalt erstreckt sieh nicht
blos auf Medicin, sondern auch auf andere Gegenstände des Wissens, wie auf
Aesthetik, schöne Literatur, Psychologie etc.; er war auch Mitarbeiter an der
Encyklopädie von.EascH & Grüber, ferner am „Almanach von Gedner" u. s. w.
Von seinen med. Schriften nennen wir : „ Geist und Kritik der medicinischen und
chirurgischen Zeitschriften Teutschlands für Aerzte und Wundärzte" (Leipzig,
Breslau 1798 — 1806, 18 Bde.), eine höchst gediegene und geistvoll redigirte
Zeitschrift — „Medicinische und chirurgische Erfahrungen in Briefen an
Girtanner, Hufeland, Loder, Quarin^ Richter u.s.w. nebst den
eingegangenen Antworten" (Leipzig 1798) — „Sendschreiben an Herrn Hof-
ratli Hufeland in Jena auf Veranlassung seiner Schrift: Bemerkungen
über das Nervenfieber und seine Gomplica^ionen" (Altenburg 1799) — „Die
Heilquellen zu Buchowine für Aerzte und Nichtärzte etc. " (Breslau und Leipzig
1 802) — „ Ueber den Milzbrand des Rindviehes" (preisgekrönt von der Akad.
der Wissensch. zu Berlin , Berlin 1805) — „Fragmente der militärischen Staats-
arzneykunde" (in Kilian's Georgia, Jahrg. 1806) — „Memorabilien der Heil-
kunde, Staatsarzneiioissenschaft und Thierheilkunst" (3 Bde., Züllichau 1813
bis 1819) — „Ueber die neueren Theorien des Grimlnalrechts und der gericht-
lichen Medicin j Vorschläge zur Verbesserung beider Disciplinen" (Ibid. 1818).
Neuer Nekrolog der Dentschen. Jahrg. 3, 1825, I, pag. 338. — A. Hirsch in
AUgem. Deutschen Biographie. XV, pag. 506. Pgl.
Kauzmann , Michael Ehrenreich,, wurde geboren zu Schwabaeh am
25. Juni 1769, studirte in Erlangen Medicin, bekleidete einen Medicinalposten in
der preussischen Armee, prakticirte in Erlangen, wurde 1802 Doctor der Medicin
(„Diss, de novo trepanationis instrumento" , c. tab. aen.). Mit Isenflamm kam
er in der Eigenschaft eines Prosectors an die neubegründete Universität Dorpat,
wurde bereits in nächster Zeit, 1S04, zum ordentlichen Professor der Chirurgie
gewählt, in welcher Stellung er bis zum August 1810 verblieb. Wegen seiner
geschwächten Gesundheit erbat er sich den Abschied vom Amte und lebte als
praktischer Arzt, Anfangs in Dorpat von 1810 — 1813, dann in Riga 1813—1816,
zuletzt in Reval, woselbst er am 16. Juli 1816 starb.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 418. L. Stieda.
'Kaye(KEY), John K. , ein mehr unter seinem latinisirten Namen Cajus
Britannüs bekannter, gelehrter philologischer Mediciner, war am 6. October lölO
in Nor wich (in Norfolk) geboren , begann seine Studien in Cambridge und setzte
sie an verschiedenen italienischen Universitäten, so in Padua zusammen mit Vesal
unter Montanüs und in Bologna fort. Hier wurde er 1541 Dr. med. 1542
hielt K. zusammen mit Colombo in Padua Vorlesungen über Arfstoteles. 1543
bereiste er Italien und kehrte über Frankreich und Deutschland nach England
zurück. Er Hess sich Anfangs in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, prakticirte
später eine Zeit lang in Shrewsbury und wurde schliesslich von Heinrich VIII.
als Lehrer der Anatomie nach London berufen. K. war Leibarzt der Königinnen
Marie und Elisabeth, seit 1547 Präsident des College of Physicians, dessen
Deeau er 1559 war und Redacteur seiner Transactions. Er starb am 29. Juli
«
I
i
KAYE. — KEATE. 447
1573. Sein Hauptverdienst besteht in der Veranstaltung guter Ausgaben, resp.
Textverbesserungen verschiedener alter Classiker der Medicin, so von mehreren
Schriften von Galen, Celsüs, Scäiboxiüs Largus u. A. Er schrieb : „De medendi
methodo ex GL Oaleni et J o. B apt. Mo ntani Veronensis, principum
medicorum sententia , libri duo** (Basel 1544; Löwen 1556; Basel 1558) —
„Gl. Oaleni Pergament, libri aliquot graeci partim hactenus non visi, parti/u
a mendis , quibus scatebant innumeris , ad v^ustiasimos Codices repurgati, et
fuae integritati restitutio annotationibusque illustrativ (Basel 1544) — „Oaleni
liber de sanitate tuenda** (Ibid. 1549) — „De ephemera britannica liber"
(London 1551 ; neue Ausgabe von Heckeb, Berlin 1833) — „A boke or counseül
against tke disease commonly called the sweate or sweating sickness" (London
1552; lateinisch ibid. 1556: 1721); die beiden letztgenannten Schriften handeln
vom englischen Sohweiss und sind in epidemiographischer Beziehung höchst werthvoll.
Aikin, pag. 103—36 — Munk, I, pag. 37—49. — Biogr. m6d. V, pag. 421. —
Dict. bist, m, pag. 323. — L. Lewis, Med. Times and Gaz. 1878, May 18. — Bushell,
Brit. Med. Joum. 1879, June 14, pag. 839. Pagel.
Eayser, Carl Johan Henrik K. , war am 20. December 1811 in
Kopenhagen geboren, absolvirte 1834 zuerat das chirurgische, später das medi-
einische Examen , unternahm iu den folgenden Jahren eine Studienreise, besonders
nach Paris , wo er sich mit Vorliebe mit der Geburtshilfe und — zusammen mit
seinem Freunde C. E. Fenger — mit der medicinischen Statistik beschäftigte.
Nach seiner Rückkehr 1839 gründete er, in Verbindung mit Ahrensen, die Zeit-
schrift: „Ugeskrifi for Laeger*^ , erwarb sich 1840 den medicinischen Licentiaten-
grad, 1841 den Doctorgrad durch Dissertationen über obstetricische Themata,
fungirte darnach als erster Assistent an der Entbindungsanstalt und an der
chirurgischen Abtheilung des Friedrichs-Hospitals, concurrirte 1844 mit Bbicka
und A. BüNTZEN für die Professur der Chirurgie (wo Bdntzen doch den Sieg
davontrug), wirkte darnach als praktischer Arzt in Kopenhagen und als Stifts-
physicus in Odense, bis er 1848 eine Professur der Statistik und Staatsökonomie
an der Kopenhagener Universität übernahm. Schon 1840 war er in der dänischen
Literatur als Statistiker mit einer üebersetzung des Werkes von Gavarret („Den
numeriske Methode") aufgetreten und in den folgenden Jahren pnblicirte er mehrere
Epochemachende medicinisch-statistische Abhandlungen, unter welchen seine Unter-
suchungen über die furchtbaren Epidemien des Puerperalfiebers in der Kopen-
hagener Entbindungsanstalt auch einen hervorragenden praktischen Effect hatten,
indem dadurch die Reorganisation der Anstalt bewirkt wurde. Besonders bedeutungs-
voll sind auch seine in einem statistischen Tabellenwerke (1847) publicirten Unter-
suchungen über Selbstmord und Verbrechen in Dänemark. Später wurde seine
hervorragende Begabung und Einsicht im hohen Grade von der Politik in Anspruch
genommen, bis eine Gehimkrankheit sein umfassendes Wirken lähmte und seinen
Tod am 28. August 1870 herbeiführte.
Smith und C. Bladt, pag. 48—49. — Nekrolog in Bibliothek f. Laeger. 1871, I.
Petersen.
Eeate , Thomas K. , Generalchirurgus der englischen Armee , lebte zu
Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts in London und war ausser-
ordentlicher Wundarzt des Königs von England und Mitglied der Royal Soc. Er
schrieb : „ Gases of hydrocele vnth observations on a peculiar method of treating
that disease^ (London 1788). In dieser Schrift empfiehlt K. die Zertheilung der
Hydrocele durch Umschläge mit Salmiak, Essig und Weingeist; auch empfiehlt
er die locale Anwendung der Kälte bei eingeklemmten Brüchen. Femer verfasste er :
„Observations on the fifth report of the commissioners of military inquiry and
more particularly on ihose parts of it which relate to the Surgeon Oeneral"
(Ibid. 1808) — „Observations on the proceedings and report of the medical board
appointed to examine the State of the depot in the Isle of Wight" (Ibid. 1809).
Biogr. m6d. V, pag. 409 — Dict. hist. in, pag. 314. Pgl.
448 KEATE. - EBEN.
Eeate, Robert E. , zu London, war Surgeon am 8t. G^rge's Hosp.,
auch der Herzogin von Gloncester und des Prinzen Leopold; 1837 wurde er
Serjeant-Surgeon der Königin Victoria und war Mitglied des Council des R. C. S. Engl.
Er schrieb: „History of a case of hony tumor, suocessfully remaved framthe
head of a female^ (Med.-Chir. Transact., 1819), ferner im London Med. and
Phys. Joum. (1828, 30) tiber operative Heilung einer narbigen Strictur der Vagina,
über allgemeinen Blutschwamm; ausserdem Aufsätze in Lond. Med. Gaz., Laneet,
Med.-Chir. Review etc.
Callisen, X, pag. 121; XXIX, pag. 2I& G.
Eeber, Gotthard August Ferdinand K. , in der Geschichte der
Generationslehre berühmter Arzt, war zu Elbing am 6. Februar 1816 geboren,
studirte von 183B an in Königsberg und Berlin, wo er 1837 mit der zootomiseheo
Diss. : „De nervts concharum^ (4.) Doctor wurde. 1838 als Arzt approbirt,
wurde er 1842 zum Kreisphysicus in Insterburg, 1858 zum Regierungs-Medicinal-
rath in Gumbinnen ernannt und in der gleichen Eigenschaft nach Danzig versetzt,
wo er am 4. April 1871 starb. Von seinen Arbeiten sind anzuführen: „Beiträge
zur Anatomie und Physiologie der Weichthiere*' (Königsberg 1851, m. 2 Taff.) —
„Beschreibung des Eingeweide- Nervensystems in der Teichmuschel (Anodonta)"
(MüLLER*s Archiv, 1852) — ;,-^wr Controverse über die Befruchtung des Flusn-
muscheUEies** (Archiv für Anat. und Phys., 1869). Epochemachend für die Physio-
logie der Zeugung aber waren die folgenden Untersuchungen: „De spermatozoorum
introitu in oirula, Additamenta ad physiologiam generationis," Auch u. d. T. :
;, Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei. Ein Beitrag zur Physiologie der
Zeugung" (Königsberg 1853, 4., m. 4 TaflF.) — „Mikroskopische Untersuchungen
über die Porosität der Körper. Nebst einer Abhandlung über den Eintritt
der Samenzellen in da^ Ei. Mit Zusätzen von M. Barry"" (Ebenda 1854,
4., m. 2 Taff.). Auch übersetzte er mit Zusätzen: Mart. Barbt, „Bestätigung
einiger neueren mikroskopischen Beobachtungen" (Ebenda 1855). Er schrieb
endlich noch in Virchow's Archiv (1868) : „ Ueber die mikroskopischen Bestand-
theile der Pockenlymphe" — „ Ueber die mikroskopisch nachweisbare Porosität
der Gefäss- und Schleimhäute". ^
Keck, Johann Erdmann K., zu Coswig, war daselbst am 16. Mai 1753
geboren, studirte von 1770 zu Wittenberg, kehrte 1777 nach Coswig zurück,
promovirte 1783 in Wittenberg mit der „Diss. inaug. super tussi quasdam
animadversiones continens", übernahm 1796 das Amt eines Bürgermeisters seiner
Vaterstadt, welches er aber 1803 niederlegte, wurde 1798 Leibarzt der ver-
wittweten Fürstin von Anhalt-Zerbst , erhielt 1800 den Titel eines Bemburg'schen
Hofmedicus und starb am 12. Februar 1812. Er schrieb noch verschiedene populär
medicinische Werke, sowie mehrere Abhandlungen in Hüfeland's Journal. Ausser-
dem verfasste K. mehrere Romane in den 1780er Jahren.
El wert, I, pag. 286. — Schmidt , Anhalt. Schriftsteller-Lexikon, pag. 170, 510. —
Biogr. m6d. V, pag. 409. — Dict. hist. III, pag. 315 Pgl
*Kedzie, Robert Clark K., geboren in Delhi, N. Y., am 28. Januar
1823, studirte auf der Michigan-Universität, graduirte daselbst 1851 , praktieirte
dann in verschiedenen Städten, bis er sich 1861, nachdem er auch vorübergehend
in der Armee gedient hatte, in Lansing, Mich., niederliess, wo er zur Zeit wirkt
und sich besonders mit öffentlicher Gesundheitspflege beschäftigt, auf die sich der
grössere Theil seiner bisherigen Publicationen bezieht.
Atkinson, pag. 9^. Pgl-
*Keen, William Williams K., geboren am 19. Januar 1837 in
Philadelphia, besuchte die Brown University, sowie das Jefferson Med. Coli, seiner
Vaterstadt und diente während der Jahre 1862 — 64 in der Armee der Vereinigten
Staaten als Assistant Surgeon, besuchte von 1864 — 66 mehrere europäische üni-
KEEN. ^ KEILL. 449
versitftten und Hess sich darauf in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, wo er Jahre
lang Lehrer der pathologischen Anatomie am Jefferson Med. Coli, war und den
anatomischen, resp. chirurgisch-operativen Unterricht an der medicinischen Schule
leitete. Gegenwärtig ist er Professor der Künstler- Anatomie an der dortigen Acad.
of the Fine Arts. Von seinen bisherigen literarischen Arbeiten sind anzuführen :
„On reflex paralysia*' — „Ounahot-wounds and other injuries of nerven** —
y,A sketch of the early hiatory of practical anatomy" — „History of the
Phücuielphia achool of anatomy^ — „ The surgical results of conttnued fevers*' ;
femer eine Ausgabe von Hbath's ^^ Practical anatomy** und Flowee's „Dia-
grams of the nerves of the human body".
Atkinson, pag. 74. Pgl.
* Eehrer, Ferdinand Adolph E., aus Guntersblum (Rheinhessen), am
16. Febr. 1837 geboren, hatte in Giessen, resp. in München und Wien v. Ritgen,
V. Hecker, v. BßAUN-FEENWALD zu Lehrern. Er wurde 1859 promovirt und
liess sich zunächst in Giessen als praktischer Arzt nieder. 1864 habilitirte er
sich und übernahm zunächst das Prosectorat und die Assistenz bei Eckhard.
1868 wurde er Extraordinarius, 1872 Ordinarius der (Geburtshilfe in Giessen,
1881 als solcher nach Heidelberg berufen. Aus früherer Zeit ragen aus seinen
Schriften hervor: „Beiträge zur vergleichenden und experimentellen Oeburta*
htnde'' (2 Bde., im Ganzen 6 Hefte, Giessen) — „ lieber Oetoichtaveränderungen
Neugeborener" — „ Ueber Milchcaaetn" — ;, Ueber Hämophilie*^ — „ Ueber
Operationen an der Portio vaginalia** — ;, Ueber Sectio caeaarea" (sämmtlich
im Archiv für Gynäkol.) — „Ueber reflectoriache Beziehungen dea Vagua zur
Hamblaae*' (Henle und Pfeuffer's Zeitschr. für rationelle Medicin). Später
erschienen: „Ueber erate Kindernahrung** (Volkmann's Samml. klin. Vortr.) —
„ Ueber daa putride Ghift** (Archiv f. exper. PathoL), mehrere Arbeiten im Centralbl.
fttr die med. Wissenschaften, ein „Lehrbuch der Oeburtahüfe für Hebeammen*^
(Giessen 1880) — „Ueber den Soorpilz** (Heidelberg 1883). Wem ich.
Xeil, Andreas von K. (Cunaeus), aus Calbe an der Saale gebürtig,
wurde 1666 zu Wittenberg Lic. med., prakticirte in Westfalen, namentlich zu
Pyrmont, dessen Quellen er wahrscheinlich zuerst einer genaueren Prüfung unter-
zogen hat. Er war Leibarzt verschiedener hoher Herren, namentlich der Grafen
von Waldeck. Um 1688 war er Arzt in Celle und schrieb: „Oxydographia
Pyrmontana , d. «. Beachreibung der Pyrmontischen Sauerbrunnen*^ (Bielefeld
1677; 3. Aufl. 1688) — „Immographia oder Beachreibung der Peat aammt
allen böaen anateckenden Seuchen*^ (Celle 1687) — „Diveraorum morborum
deacriptioj d. i. Beachreibung aller hitzigen und anateckenden Fieber*^
(Ebenda 1688).
Andreae, pag. 116; II, pag. 207. G.
Kelll, James K., zu Northampton, war am. 27. März 1673 in Schottland
geboren, widmete sich besonders der praktischen Anatomie und hielt anatomische
Vorlesungen in Oxford und Cambridge ; bei letzterer Universität wurde er Dr. med.,
nachdem er einige Zeit vorher sein Lehrbuch ^Änatomy of the human body
abridged; etc.*' (London 1698; 1703; 1708; 1710; 1742) publicirt hatte. 1703
liess er sieh in Northampton als Arzt nieder und publicirte in den Philosophical
Transactions (1706) einen Aufsatz: „An account of the death and diaaection
of John Baylea, of that town, reputed to kave been 130 yeara old.** Er war
auch in den mathematischen Wissenschaften bewandert, galt für einen HauptfQhrer
der englischen iatromathematischen Schule, indem sich in seinen Schriften subtile
mathematische Berechnungen, namentlich in Betreff der Blutbewegung, Ernährung
und Absonderung finden. Er verfasste: „An account of animal aecretion, the
quantity of hlood in the human body, and muacular motion** (1708), eine
Schrift, die später lateinisch, unter Hinzufögung einer „Medicina atatistica**
Biogr. Lexikon. Ilt. 2^
450 EEILL. — EELLBEBG.
ersehieh, während der 1777 erschienenen 2. englischen Ausgabe ein Essay
^oancemtng tke force of tke heat in driving the blood through the whoU
body" beigegeben war. Er gerieth über diesen Gegenstand mit Jurin in eine
Controverse, die in verschiedenen Aufsätzen der Philosophical Transactions bis zn
seinem am Hi. Juli 1719 erfolgten Tode ausgefochten wurde.
Hutchinson, II, pag. 27. — Biogr. m4d. Y, pag. 409. — Biet. hist. III, pag. 315.
G.
*Eeiller, Alexander K., zu Edinburg, wurde 1835 in St. Andrews
Doctor, 1849 Fellow des Coli, of Physio. in Edinburg, war auch einmal Präsident
desselben; er war Physician und Docent für Frauenkrankheiten bei der Royal
Infirmary, desgleichen am Einderhospital, Torher auch Docent der gerichtlichen
Medicin bei Surgeon's Hall. Zur Zeit ist er Physician am Royal Matemity Hosp.,
Gonsult. Obstetr. Physic. am Royal Public Dispensary u. s. w. Es finden sich Ton
ihm verschiedene Aufsätze in den Londoner, Edinburger und anderen Journalen.
Medical Directory. Red.
^Eeitll, Thomas E., zu Edinburg, berflhmter Ovariotomist, wurde ia
Edinburg 1848 Doctor, 1854 Fellow des R. 0. S. Edin. ; er ist Physician des
Edinb. Ear Dispensary. Er schrieb : „200 cases of ovariotomy" (Edinb. Med.
Joum., 1867 — 74) — „Suppurating ovarian cysts^ (Ibid. 1876) — „Gases of
removal of the utertis for ßbro-cystic tumour" (Lancet 1875) u. s. w.
Medical Directory. Red.
. Eelch, Wilhelm Gottlieb E. , geboren 1776 (nach Mbusel 1773)
in Eönigsberg, studirte daselbst und promovirte zum Dr. med. 1797 mit der
Diss. : ^Specimen inaugurale de liquore gastrico ciborum menstruo^ , wurde
folgeweise Prosector am anatomischen Theater, Privatdocent und endlich Prof. e. o.
an der Universität zu Eönigsberg. Er starb hier am 2. Februar 1813. E. ist
Verfasser folgender Schriften: „Commentatio med.-obstetr. de symptomattbus et
signis graviditatis verae simplicis uterinae eorumque causis^ (Eönigsberg 1799) —
;, Ueber die Wirkungen der galvanischen Mektricität im menschlichen Körper,
durch Versuche mit dem Körper eines Enthaupteten bestätigt" (Ebenda 1803) —
„lieber den Schädel Kantus, ein Beitrag zu GalVs Hirn- und Schädellehre"
(Ebenda 1804) — „Beyträge zur pathologischen Anatomie'' (Berlin 1813) —
„ Ueber die Brechweinsteinsalbe im Keuchhusten" (Hüfeland's Journal der
Heilkunde, 1809).
Dict. hiet. in, pag. 316. PgL
Eelchen, Johann Heinrich E. , war geboren zu Riga 1722, wurde
erster Leibchirurg der Eaiserin Eatharina H., Director des mediciniseh-chinir-
gischen Instituts in St. Petersburg, starb in Petersburg 1800. Bemerkenawerth ist
er als Verfasser der Abhandlung: „Orundriss der Einrichtung der kaiserlich
medicinisch'chirurgischen Schule und einiger anderer Hospitäler in St. Peters-
burg" (St. Petersburg 1786; auch französisch erschienen).
Baldiuger, Russische physikaL-medicin. Literatur dieses Jahrhunderts. Marburg
1782, Stück I, pag. 40. — Dr. M. Heine, Medicin.-Historisches aus Russland, 3. Beitrag.
St. Petersburg 1856. t 04.- a
'^ Li, Stieda.
Eeldennan, Cornelis E., zu Brügge, war daselbst 1632 geboren und
starb 1711; er studirte in Löwen und war einer der gelehrtesten Aerzte seiner
Zeit. Er publicirte das folgende Hebeammen-Lehrbuch: „Onderwys voor alle
vroedvrouwen raeckende hun ampt ende plicht" (Brfigge 1696).
van den Corput
Eellberg, Sven E., schwedischer Arzt, war am 1. März 1784 zu NSs,
im Eirchspiel Stafnäs, in Wermland, geboren, studirte von 1805 in Upsala, erwarb
mehrere Grade, darunter den des Dr. med. 1810, befand sich in yerschiedenen
Stellungen, bis er 1817 nach Norrte\|e als Stadtphysicus berufen und 1820
J
KELLBEBG. ~ KELLNEB. 451
mm ProTinsialarzt im Calmarschen District, 1827 in Philipstad, 1835 in Udde-
yalla ernannt und 1841 pensionirt wurde. Er war dann noch Stadtarzt in Strömstad,
Badearzt in Marstrand, Qoarantainearzt in Eänsö, Provinzialarzt im Bohuslänschen
Sclie'eren-Distriet und starb am 21. April 1863 zu Strömstad. Er schrieb, ausser
Terschiedenen Aufsätzen, z. B. auch über die Cholera (1834): „Läkekonaten med
hallt vatten i heia dess omfäng etc,** (Uddevalla 1836) — „üpplysningar för
brunns- och badgäster*' (1836) und nachdem er 1838 Gräfenberg besucht und
kennen gelernt hatte: „Om vcUtenkurer % allmänhet och om den nya vatten-
kurmethoden vül Gräfenberg i synnerhet*^ (1839); femer: „Uppmaning tili
menniakoi'ännen att . . , forhindra akendödas begrafning** (1840) — „Mono-
grafi om sockret etc.^ (1845).
Sacklön. II, 1, pag. 636; IV, pag. 351; Wistrand, pag. 193; Neue Folge,
I, pag. 380. G.
Eellie, George E., zu Leith in Schottland, war daselbst als Sohn eines
Wundarztes geboren, diente von 1797 an als Schiffswundarzt und war 1800 Arzt der
englischen Gefangenen zu Yalenciennes. Er hatte zu der Zeit bereits Verschiedenes
geschrieben, wie: „An account of the effects of compression by tke tourniquet,
in stopping the cold fit of intermittentf" (DüCAn's Med. Comment. , 1794) —
„Observations on the medical effects of compression by the toumiquet" (Edin-
barg 1797); femer verschiedene Aufsätze in den Edinb. Annais of Med. (1796,
1798, 1801, 1804), darunter Einiges zur Anatomie des Haifisches, Behandlung
der Syphilis mit Salpetersäure und „Observations and experiments on the elec-
tricity of animals" , nachdem er 1803 in Edinburg mit der Diss. : „De electri-
citate animali^ Doctor geworden war. Eine Reihe fernerer Mittheilungen findet
sieh von ihm im Edinb. Med. and Surg. Joum. (1805, 1806, 1808, 1812, 1816),
darunter: „Bistorical and critical analysis of the functions of the skin" —
„History of a case of impracticable labour^ in which the cesarean section was
performed u.s. to.^ ; ausserdem in den Edinb. Transact. of the Med.-Chir. Soc. (1824) :
„Befiections on the pathology of the brain^, übersetzt von Andr. Gottschalk in
Sammlung zur Eenntniss der Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten (Heft 1, 1837).
Callisen, X, pag. 129; XXIX, pag. 222. G.
Eellner, David E., geboren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
zu Gotha, studirte in Helmstädt, wo er 1673 mit der Diss.: „De empyemate**
Dr. med. wurde. Er Hess sich dann als Arzt in Nordhausen nieder, woselbst er
bis zu seinem Lebensende verblieb und sich neben der Praxis noch viel mit
Chemie beschäftigte. Sein Todesjahr ist unbekannt. Er schrieb : ;, Unterricht von
geschwürigen offenen Schenkeln und alten Beinschäden" (Nordhausen 1668 ; Frank-
furt und Leipzig 1690) — „Synopsis musaei metallici viri incomparabilis Ulissis
Aldrovandi etc " (Leipzig 1702) — n^^9 ^^ Natur zur Verbesserung der
Metalle" (Nordhausen 1704) — „Anweisung , sich vor der Fest zu präser-
viren" (Meiningen 1681) u. A.
Hall er, Bibl. med. pract. III, pag. 502. — Biogr. in6d. V, pag. 411. — Poggea-
dorff. I, pag. 1240. Pgl
Eellner, Wilhelm Andreas E., am 5. December 1694 zu Eisenach
geboren, machte seit 1714 seine Studien in Halle, wo er im Hause von Friedrich
Hoffmann verkehrte und 1718 mit der „Diss. inaug. (praes. Friedr, Hoffmann)
observationes et cautelas circa acidularum et thermarum usum et abusum
exhibens" promovirte. Hierauf prakticirte er in Eisenach bis an sein um 1750
eingetretenes Lebensende, war herzogl. Sachsen- Weimar'scher Rath, Leibarzt und
Bezirksphysicus. Die meisten seiner zahlreichen Schriften sind Artikel und Ab-
handlungen in den damaligen Journalen, in den Annales physico-medicae Vratis-
lavienses, in den Erfurter Miscellanea physico-medica , im Commercium litterarium
Norimbergense und in den Ephemerides der k. k. Leopold. Akademie.
Biogr. m6d. V, pag. 411. — Dict. bist. III, pag. 316. Pgl.
29*
452 KELLNEB. — KEHPSTEB.
Kellner, Friedrich E. , geboren zu Frankfurt a. M. am 26. Januar
1822, studirte Mediein zu Tübingen und Heidelberg, promoyirte zu Heidelberg
1845 mit der Diss. : „De pleuritide infantum,*^ 1846 machte er das Frank-
furter Staatsexamen, war 1848 — 50 Assistenzarzt am Hospital zum hl. 6<Nst,
wurde am 15. December 1851 zum Arzt am Waisenhause ernannt, war auch
Arzt der Armenklinik und starb nach wiederholten Sohlaganfällen schon am
3. März 1863. Er hat in den ersten Jahrgängen des ,.Jahresbericht über die
Verwaltung des Medicinalwesens etc. in Frankfurt a. M.'^ die TodesftUe in der
Stadt wissenschaftlich bearbeitet. ^ Stricker.
EelSi Heinrich Wilhelm K., geboren 1759 zu Liebenau (Grafschaft
Hoya), widmete sich zuerst der Pharmacie in Hannover und Osnabrück und studirte
dann von 1787 — 1791 Mediein in OOttingen und Helmstädt, wo er 1791 mit
der Diss. : „De carbone vegetali*' promoyirte. Er übernahm darauf eine Anstellung
als zweiter Oberwundarzt der holländisch-westindischen Compagnie in Surinam,
starb aber bereits am 15. Juni 1792 in Bellair. Er hinterliess : „Onamatologia
chimico-practica oder vollständig praktisches Handbuch d^r Chemie in alpha-
betischer Ordnung** (Ulm 1791) — ;, J^on einem aus dem Nelkenöl mittelst der
Salpetersäure erhaltenen sauren Salze" (Cebllb's Annalen, 1786) — „Bemer-
kungen über die Bereitung der wesentlichen Weinsteinsäure u. s. lo." (Ibid.
1786) — „Ueber die Bereitung der Bittersaherde'' (Ibid. 1788).
Biogr. m6d. V, pag. 412. — Poggendorff, I, pag. 1240. Pgl.
Eemine, Johann Christian K., geboren zu Halle am 10. September
1738, studirte in seiner Vaterstadt und wurde hier 1760 Dr. med. mit der Diss.:
„De genesi scirrhorum simplicium," 1766 wurde er ordentlicher Professor der
Mediein und Aufseher der königl. Armenschule, 1791 Inspector der medicinischea
Klinik und der geburtshilflichen Anstalt in Halle, wo er am 10. October 1815
starb. Seine Schriften bestehen zum grösseren Theile aus Dissertationen und aka-
demischen Programmen ; doch sind diese nicht ganz ohne jede Bedeutung.
Biogr. m6d. V, pag. 412. — Dict. bist. HI. pag. 318. Pgl
'''Eemp, William M. K., geboren am 21. Februar 1814 in Frederick
Co., Md., wurde 1834 an der Universität zu Philadelphia zum Med. Dr. graduirt
und Hess sich Anfaugs in seiner .Vaterstadt und seit 1839 in Baltimore nieder.
Hier war er von 1855 — 1861 Präsident des Board of Health und in dieser Eigen-
schaft während mehrerer Gelbfieber-Epidemien thätig. Seinen Bemtthungen ist das
Zustandekommen der „National Quarantine and Sanitary Association '^ zu ve^
danken, die 1857 zum ersten Male in Philadelphia und in den folgenden Jahren
bis zum Beginn des Krieges 1860 in Baltimore, New York und Boston tagte.
Ausser mehreren Jouroal - Abhandlungen schrieb er eine Monographie u. d. T.:
„Obstetrical notes based on one thousand^cases of delivery,"
Atk^nson, pag. 295. Pgl.
*Eempsteri Walter E., Arzt in Oskosh, Wis., stammt aus einer Aerzte-
familie, die seit 200 Jahren in jeder Oeneration Aerzte zu ihren Mitgliedern
zählte. Geboren am 25. Mai 1841, studirte er Mediein am Long Island Med. Coli,
in Brooklyn, N. Y., und wurde hier 1864 graduirt, nachdem er bereits seit 1861
als Militärarzt thätig gewesen war. Dann prakticirte er in verschiedenen Städten
und liess sich schliesslich an seinem jetzigen Domicil nieder, wo er sich speeiell
mit Nerven- und Geisteskrankheiten, namentlich mit pathologisch-mikroskopischen
Untersuchungen des Gehirns beschäftigt. Er veröffentlichte mehrere Artikel im
Amer. Journ. of the Med. Sciences, wie in Amer. Journ. of Insanity, dessen Mitheraus-
geber er 5 Jahre lang war, z. B. „Microscopy of the brain" (1876) — „Reporte
of the Northern (Wis.) Hospital for the Insane".
Atkinson, pag. 628. Pgl.
KENNEDY. 453
Eennedy, Peter K., Wundarzt des yorigen Jahrhunderts in London, wo
er sieh, nachdem er ausgedehnte Reisen durch Frankreich, Italien, Holland gemacht
hatte, 1710 niederliess. Er verfasste: „Ophthalmographia^ (London 1713), wozu
gpftter „A Supplement to Kennedy* 8 ophthalmographia or treatise of the eye**
(Ebenda 1739) erschien — „An easay on extemal remedies*^ (Ebenda 1715).
Biet. hist. III, pag. 319. Pgl.
Kennedy, James E. , zu Glasgow, war in Schottland geboren, wurde
1813 in Edinburg Doctor, prakticirte anfänglich zu Dunning und schrieb: „In-
structions to mothers and nurses on the management of chüdren in kealth and
in disease; etc.*' (Glasgow und London 1825); femer veröffentlichte er im London
Med. Repository (1820 — 26) u. d. T.: „Ohseroations in practical pathology",
II Terschiedene Artikel aus der praktischen Medicin. Er starb zu London am
9. Mai 1851.
Callisen, X, pag. 137. G.
* Kennedy, Evory K. , irischer Arzt, studirte in Dublin, London und
Paris, wurde 1827 zu Edinburg mit der Diss. : „De f ehre puerperarum** Doctor,
war Assistent und später Master des Dublin Lying-in Hosp. , darauf Docent der
Geburtshilfe, der Frauen- und Kinderkrankheiten am Richmond Hosp., wurde 1839
Dr. med. honor. in Dublin und Fellow des King and Queen's College of Physi-
cians, dessen Präsident er 1854, 55 war. Er schrieb: „On midmfery , and the
diseases of women and children" — „Observations on obstetric auacultation ;
...,with an appendix, containing legal notes by John Smith** (Dublin 1833} —
„Obsercations on hypertrophy and other affections of the os uteri" (Ebenda
1839) — „Descriptive catalogue of the museum illustratioe of . . . . lectures
on midtcifery and the diseases of wonien and children** (Edinburg 1840) —
„Hospitalism and zymotic diseases, as more especially illustrated by puerperal
fever or metria etc.** (London 1869). Dazu Aufsätze, z. B. : „Utero-plarental
circulation, and placental aouffle*' (Dublin Hosp. Reports, 1830) — „Treatment
and ctire of vesico-vaginal fistula with cases** (Dublin Journ. of Med. and Chem.
Sc., 1833) — „Inflammatory , congestive, and ulcerative aßections of the
Uterus** (Dublin Quart. Journ. , 1847). Er lebt, von der Praxis zurückgezogen,
in Beigard Castle, Clondalkin, Co. Dublin und in London.
Callisen, X, pag. 136; XXIX, pag. 223. — Medical Directory. Red.
* Kennedy, Alfred K., in Philadelphia, am 25. October 1818 geboren,
Btudirte daselbst Medicin und Naturwissenschaften und wurde auch dort 1848
graduirt. Er brachte dann mehrere Semester in den experimental-physiologischen
Laboratorien von Maoendie und Claude Bernard in Paris, ferner im Laboratorium
flBr physiologische und pathologische Chemie von Lehmann in Leipzig und später
wiederum mehrere Semester in Paris zu. 1853 Hess er sich in Philadelphia als
Arzt nieder und wirkte gleichzeitig als Professor der Naturwissenschaften an ver-
schiedenen Lehranstalten. 1865 zog er sich aus seiner praktisclien wie Lehrthätig-
keit zurück und lebt seitdem in Zurllckgezogenheit , wissenschaftlichen Studien
obliegend. Er veröffentlichte U.A.: „Practical chemistry , a branch of medical
edttcation considered in a letter to his cla^s** (Philadelphia 1852).
Atkinson, pag. 118. Pgl.
* Kennedy, Josiab Forrest K., geboren in Landisburg, Perry Co., Pa.,
am 31. Januar 1834, studirte an mehreren Facultäten Medicin, zuletzt am Jefferson
Med. Coli, in Philadelphia und an der New Yorker Universität und promovirte an
letzterer 1858 zum Dr. med. Dann war er in verschiedenen Städten, kürzere
Zeit auch als Militärarzt, sowie ein Jahr lang als Professor der Geburtshilfe an
der Jowa State University thätig, siedelte 1870 nach Des Moines, Ja., über, wo
er noch jetzt prakticirt und zugleich Arzt des Gefängnisses und Armenhauses ist. Er
veröffentlichte bisher: „On herpes zoster** — „On chorea** — „On large doses
454 KENNEDY. -* KEPLER.
of calomd in diarrhoea and dysentery** — „On hurns and scdda" — Tut*
pentine in the treatment of tapeworra^ — „Inebriety and ita treatmevU*' —
„On a case of gunshot wound of the abdomen^ — „On.fracture of the skuü
with lo88 of brain aiibstance, recovery*' - — „On scarlatina" u. A.
Atkinson, pag. 116. Pgl.
Eenüsll, Edward K. , zu Newcastle-upon-Tyne , war Dr. med. und
Surgeon und Bcbrieb : „An essay an bums, especially upon those which happen
to workmen in mines from the explosion of inflammable air; etc." (London,
Edinburg etc. 1798) — „A secona essay on burns, in which an attempt ü
made to refute the opinions of Mr, Earle, on the supposed benefit of the
application of ice in such accidenta ; . . . Also proofa of the Utility of the
stimvlating plan in injuriea caitsed by the eocplosion of gunpowder" (Newcastle
1800) — „Caaes of Cancer; with observations on the use of carboncUe of Urne
in that diaease" (Ibid. 1802) — „Eaaay on warm and vapor batha; etc^
(London 1808; 2. edit. 1809) — „An account of batha, and of a Madeira-
houae at Briatol; with the deacription of a pulmometer^ and caaea ahewing ita
Utility in aacertaining the atate of the lunga in diaeaaea of the ehest** (London
1814) u. 8. w. Er starb zu Bristol (Somersetshire) am 5. December 1832.
Callisen X, pag. 143; XXIX, pag. 225. G.
^Eentmann, Jobann E. , geboren zu Dresden am 21. April 1518,
besuebte mehrere deutsche Universitäten und studirte zuletzt in Padua, wo er
zum Dr. med. promovirte. Nach Deutschland zurtlckgekehrt, war er anfänglich eine
Zeit lang Arzt in Meiningen und übernahm später das Stadtphysicat in Torgan,
wo er sich neben der Praxis viel mit dem Studium der Naturwissenschaften
beschäftigte, speciell mit Mineralogie und Botanik. Er darf als einer der Ersten
genannt werden, welcher eine systematisch geordnete grosse Sammlung von Mine-
ralien anlegte und in dem nachstehend citirten ausgezeichneten Werke eingehend
beschrieb. Er starb am 14. Juni 1574 und ist Verfasser folgender Schriften:
^Calculorum qui in corpore ac membria hominum innaacuntur genera du<h
decim eorumque deacriptio et figura** (Zürich 1565) — „Nomenclatura rerum
foaailium quae in Miania praecipue et aliia in regionibua inveniuntur'*
(Torgau 1565).
Sein Sohn Gottlieb Rentmann, geboren zu MeLssen am 21. Januar
1552, promovirte zum Dr. med. 1578 in Basel, prakticirte zuerst in Torgan,
dann in Halle und starb hier am 12. Juli 1610. Er schrieb: „Tabulae loca ei
tempua quibus colliguntur plantae exhibentes** (Giessen 1609, Fol.; Wittenberg
1620 , 1629 ; Leipzig 1659 ; Kiel 1667 ; Hamburg 1667 ; Frankfurt 1715, Fol.) —
„De cholera et i holer ica paaaione*^ (Basel 1579) u. a. m.
Blogr. m6d. V, pag. 412. — Poggendorff, pag. 1243. — AUgem. Deutsche Biogr.
XV, pag. 603. Pgl,
Kepler, Ludwig E. , Sohn des bekannten Astronomen , geboren am
21. December 1607 in Prag, machte seine ersten Studien in Linz, Später in
Regensburg, wohin er sich 1519 mit seinem Vater begeben hatte, ging 1624
nach Wien, um sich der Philosophie und Poesie zu widmen und wendete sieh
später in Basel und Strassburg dem Studium der Medicin zu. Er prakticirte ein Jahr
lang in Genf, begab sich alsdann nach Königsberg, wo er 1635 Dr. med. wurde
und sich als Arzt dauernd habilitirte und bis zu seinem am 15. September 1663
erfolgten Tode wirkte. Von seinen Schriften fahren wir an: „Z^m. de incubo*'
(Königsberg 1644) — „Liber Galeni de aymptomatum cauaaia aecundia f'n
theaes contractua** (Strassburg 1631) — „Methodi conciliandarum aectarum in
medicina diacrepantium aectio prima"^ (Königsberg 1648, Fol.) — „Febria epi-
demica Begiomontana anni 1649** (Elbing 1650, 4.) — „Somnium, aive opus
EEPLEB. — KEBBEBT. 455
posthumum de aMronomia lunari" (Sagan 1634). Letzte Schrift rtthrt von dem
Astronomen E. her und ist nach dessen Tode von seinem Sohne herausgegeben.
Moller, T. II, pag. 407. — Biogr. mW. V, pag. 413. — Biogr. nnivers. T. XXVII,
pag. 593. — Hirsch in AUgem. Dentsche Biogr. XV, pag. 624. — Poggendorff, I,
pag. 1245. Pgl.
Xiraudreu, Pierre-Fran9ois K., Oeneral-Inspectenr des Gesundheits-
dienstes der französischen Marine, war zu Brest am 15. Mai 1769 geboren,
machte seine Lehrzeit in Quimper und Brest durch , trat dann als Arzt in die
Marine ein , durchlief schnell die unteren Orade, vollendete seine Studien in Paris,
wurde daselbst 1803 mit der These: „Biflexions sommaires sur le scorbut etc,*'
Doctor, 1806 M6decin en chef Consultant im Dienste des Ministers, erhielt wichtige
Missionen nach den französischen, belgischen und holländischen Häfen, stillte 1812
eine schlimme Ruhrepidemie zu Antwerpen, besorgte daselbst die Einrichtung des
grossen Hospitals Saint-Bemard und der neuen £cole de m6decine navale, ebenso
derjenigen in Enkhuizen und wurde 1813 zum 1. Arzt der Flotte und General-
Inspecteur derselben ernannt. Bis zu ihm war diese Stellung beinahe nur eine
nominelle gewesen; mit ihm erlangte dieselbe erst ihre verdiente Wichtigkeit,
indem durch seine erfahrenen Hände das Marine-Sanitätswesen auf die Höhe der
Zeit gehoben wurde. Fast seine sämmtlichen, sehr zahlreichen literarischen Arbeiten
sind dem Sanitätsdienste der Marine und den in demselben gemachten Erfahrungen
gewidmet. Wir ftlhren von denselben zunächst die selbständigen Schriften an:
„Oiservations sur les moyens de meaurer la force phystque de Vhomme et des
animavx, spicialement par le dynamomkre, etc." (Paris 1814) — „Mim. sur
les causes des maladies des marins, et sur les soins ä prendre pour con-
Server leur 8ant4 dans les ports et ä la mer" (Ibid. 1817 ; 2. 6dit. 1824) —
„De la fih>re jaune observie aux Äniilles et sur les vaisseaux du rot; con-
sidMe princfpalement sovs le rapport de la transmission" (Ibid. 1823) —
„Du cholira-morbus de VInde ou mor deckt'* (Ibid. 1824) — „De la nourrtture
des iguipages et de Vam6lioraiion des salaisons dans la marine" (1829). —
Seine zahlreichen Aufsätze, welche vorzugsweise in Leroux' Joum. de m6d. (1805),
im Bullet, de la See. m^d. d'ömulation (1807 — 11), in Corvjsart's Joum. de m6d.;
chir. etc. (1812, 13), den Annales marit. et colon. (1816—41), dem Joum. univers.
des sc. m6d. (1819, 20), im Dict. des sciences mödicales (1812 — 22), den
Ann. d'hyg- P^bl. (1832, 34, 40, 47), endlich den M6m. de TAcad. de mM.
(1846) enthalten sind, betreffen die verschiedensten Gegenstände der Schiffshygiene
und Krankenpflege , sowie epidemische Krankheiten, die durch den Schiffsverkehr
leicht verbreitet werden, wie Gelbfieber, Pest, Cholera, sodann den Typhus in den
Bagnos u. s. w. Es gehören dazu auch Arbeiten über Schiffsverpflegung, Lagerung
der Mannschaft, Aufbewahrnng des Wassers, Trinkbarmachung des Seewassers,
Loftemenerung und Desinfection in den unteren Schiffsräumen, femer Instructionen
zur Behandlung von Ertrunkenen und Schiffbrüchigen, für Reisen in den Tropen
und nach den Polen u. s. w. Er hatte auch verbessert herausgegeben : Fontana,
„Traiti des maladies qui attaquent les Europ^ens dans les pays chauds etc.
trad. de Vitalien par Venissat" (Paris 1818); er war ferner Mitredacteur
der Annales d'hyg. publ. seit 1829. Sein langes thatenreiches Leben fand am
16. August 1857 zu Passy bei Paris seinen Abschluss.
Devergie im BuUet. de l'Acad. de in6d. 1857—58, T. XXin, pag. 1133. —
Callisen, X, pag. 147; XXIX, pag. 226. — Berger et Key, pag. 136, 258. q.
Eerbert , ärztliche Familie von vielen Mitgliedern in Koog aan de Zaan
bei Amsterdam. — Coenraad Eerbert, am Ende des vorigen Jahrhunderts
daselbst prakticirend, schrieb u. A. : „Verhandeling over de aanwyzing by de
behandeling der breuken" (Amsterdam 1800, gekrönte Preisschrift) — „Over de
voor- en nadeelen der aderlating by zwangere en barende vromcen" (Ebenda
1 804) — „ Waameming eener pisopstopping en geneztng door den blaassteek
456 EEBBEBT. — KEBCKBING.
borgen het achaambeen^ (1808) — „Berigt van eene verlossing door de zoo-
genannde keizerlyke snede*^ (1808).
Jacobns Johannes Rerbert, Sohn des Vorigen, auch in Koog
a. d. Zaan praktisch wirksam, starb da 1842 und machte sich bekannt durch
die Veröffentlichung von: „Waamemingen over de croup" (1821) — „Waame-
mingen over de nutttgheid der outlasting van het waterachtig vocht by oogontste-
hingen*' (1821).
Coenraad Eerbert, 1816 geboren, studirte in Leyden, schrieb als
Student eine Preisfrage : „ Commentatio ad qiuiestionem chemicam : TradcOur
acidi carbonicl nativi historia naturalis et cJiemica, ejusque fontes praecipui
indicentur et explicentur*' (Leyden 1836 — 37) und promovirte in der Medicin
mit einem „Specimen chemico-pathologicum de urina albuminosa et albuminuriae
dignitate diagnostica^ (1839). Mit Dr. J. H. Molkenboer publicirte er 1840:
„Flora Leydensis^ etc. und etablirte sich darnach in seinem Creburtsorte, wo er
thätig blieb bis zu seinem Tode 1857.
Jacobus Johannes Kerbert, 1822 in Koog geboren, Bruder des
Vorigen, studirte in Leyden, wo er 1846 mit einer Diss. : „Exhibens hvstoriam
valerianatis Zinci pharmacologicam** zum Med. Doctor promovirte. Er etablirte
sich in seinem Geburtsorte, doch später siedelte er nach Amheim über, wo er
sich mehr der Psychiatrik widmete. 1877 wurde er Primararzt an der Irren-
anstalt in Samarang (Insel Java), doch starb er schon im folgenden Jahre. Ausser
einigen Zeitschriftartikehi (im „KÜniek" 1844 — 49 und der Nederl. Tijdschrift voor
Geneesk.) schrieb er hauptsächlich : „Klinische Memoranda, Practi^ch genees-
kundig Vademecum^ (Amsterdam 1859) — „De woning van den mensch in
ha/re betrekking tot gezondheid en lecen" (1861) — „Aanteekeningen cp de
voorgestelde geneesk. wetsontwerpen^ (1862) — Repertorium voor geneesk.
pruktyk^ (1863 — 67) — „Handleiding tot de kennis der artsenystoffen, alge-
meene geneesmiddeHeer** (1865) — „Nieuwe klinische Memoranda^ (1874) und
lieferte auch eine holländische üebersetzung von H. Neümann's „Lehrbuch der
Psychiatrie", mit Anmerkungen (Amsterdam 1860). >q -g Daniäls
Kerckring, Theodorus K. , 1640 in Hamburg geboren, kam schon
als Kind nach Amsterdam, wo der Dr. med. Fß. van den Enden sein Gönner
war. Durch diesen später nach Leyden geschickt, studirte er da und promovirte
zum Med. Dr. , wonach er sich in Amsterdam als praktischer Arzt etablirte.
Nachdem er die Bekanntschaft von Rüysch gemacht, arbeitete er viel mit Diesem,
so dass Haller erzählt, Ruysch soll die meisten anatomischen Präparate ftlr die
Sammlung K.'s verfertigt haben, während Pechlin ihm seine Feder geliehen haben
soll, Behauptungen, welche mir beide sehr unwahrscheinlich vorkommen aus Gründen,
welche hier nicht näher auseinandergesetzt werden können. 1675 scheint er
Amsterdam verlassen zu haben, vielleicht seines Uebergangs zu der katholiscben
Kirche wegen ; er machte lauge Reisen durch Italien und kam nach Hamburg zurück
(1678) als „Resident des Herzogs von Toscana" und starb 1693. K. hat sich
um die Anatomie , durch die Entdeckung oder wie Andere meinen , erste genane
Beschreibung der nach ihm genannten Yalvulae conniventes im Dünndarm und
wahrscheinlich auch durch die Entdeckung der Vasa vasorum (beim Pferde) und
durch den Nachweis der Valvulae venarum wirklich verdienstlich gemacht. Nicht
weniger ist dies der Fall mit der Entwicklung der menschlichen Frucht und der
dabei stattfindenden Osteogenese, welche beide durch K. genau studirt, beschrieben
und abgebildet sind , obgleich man K. gewöhnlich vorwirft , die Entdeckungen
Anderer für sich ausgebeutet zu haben. Während seines Aufenthaltes in Amsterdam,
der keine zehn Jahre gedauert haben kann, publicirte er: „Spicilegium anato-
micum, continens observationum anatomicarum rariortim centuriam unam, necnon
osteogeniam foetuum, in qua quid cuique ossiculo singulis accedat mensibus,
quidque decedat et in eo per varia immutetur tempora, accuratissime oculis
KSRCEBING. — KEBGEB. 457
9ubjicüur^ (Amsterdam 1670; 1673) — „Antkropogeniae tchnographta , sive,
eonfirmatio foetua ah ovo usgue ad ossificcUionis princtpia in supplementum
osieageniae foetuum*' (Amsterdam 1671 ; Paris 1672). Seine ^Opera omnia*^
orsehienen in Leyden 1717; 1729, als 2. und 3. Ausgabe; wann die 1. Ausgabe
ersehien, habe ich nicht finden können. Ausserdem hat K. sich auch noch mit
der Chemie beschäftigt (Halleb nennt ihn ,,chemicus'' und Boeehaave ^^vir
anatomia pariter et chemia darus^) und hat sowohl durch die Untersuchung des
Trinkwassers in Amsterdam, in dem er eine causa morborum sah, als durch
seine Experimente mit dem Bernstein, welchen er in flüssigem Zustande zur
Präservirung der Leichen benutzte, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auf
diesem (rebiete lieferte er eine lateinische Uebersetzung. unter dem Titel: „Com-
mentarius in currum triumphalem antimonii" (Amsterdam 1671 , Oenf 1671,
Ebenda 1685) von dem bekannten Buche des Benedictiner- Mönches Basilius
Valentinüs.
Biogr. m6d. V, pag. 416. — Biogr. mM. de TEncyclop. des ac. m6d. II, pag. 1 37. —
fianga, pag. 564. — Van der Boon, Geschiedenis der ontdekkiDgen in de ontleedk. vaa
den mensch in de noordelyke Nederlanden. q £^ Daniels.
Eereszturi, Franciscus E., wurde geboren in Patak in der Nähe von
Kaschau in Ungarn am 28. Mai 1735, studirte in Pest, trat 1762 als Zögling
in die Moskauer Hospitalschule, wurde Subchirurgus lt63, Chirurg 1764, 1765
als Operateur und Prosector an der Universität zu Moskau angestellt, 1766 zum
Stabschirurgen, 1771 zum ausserordentlichen, 1778 zum ordentlichen Professor
der Anatomie und Chirurgie ernannt. 1784 erhielt er, auf Grund eines Examens
bei dem Moskauer medicinischen Collegiam, den Titel eines Doctors der Medicin,
docirte bis 1805 und starb am 16. Februar 1811. Er war ein beschäftigter und
angesehener Arzt in Moskau und ausserordentlich geachtet ; besonders thätig war er
während der Pestzeit 1770 und 71. Von Schriften sind nar drei öffentlich ge-
haltene Reden zu nennen: „Oratio de sensationibuff tarn in tuenda sanitate,
quam, in corrigenda adversa valetudine , homini necessaria et amica auxilia
praebentibus^ (1778) — „Diss. de cognoscenda vüa, ut intima corporis humani
indoles clarius elucescat*' (1783) — „Oratio de politia medica ejusque in
Rossia U8u" (1795).
Richter, IIT, pag. 354. — Biog. Lexikon der Professoren der Moskauer Univer-
«itat, Bd. I, 1855, pag. 404 — 406. — Tschistowitsch, CLXXV. -j q.. ,
^ ^ r o ii. otieda.
Eergaradec, Jean-Alexandre Le Jumeau Vicomte de K. , fran-
zösischer Arzt, war 1788 geboren, wurde 1809 mit der These : „De la nSceasitd
et de la digniti de la mddecine et des qualitds nicessaires pour itre m^decvn^
in Paris Doctor, 1823 Mitglied der Acad. de m6decine. Er hatte ein: „MSm, sur
V auscultation, appliquie ä Vitude de la grossesse, etc." (Paris 1822) geschrieben,
brachte jedoch den grössten Theil seines Lebens auf seinen Besitzungen in der
Bretagne zu, verfasste eine „Instruction sur le choUra" (1832) und machte zu
wiederholten Malen Mittheilungen an die Akademie; auch schrieb er eine Anzahl
von Artikeln für das Dict. des sc. m6d. , die Transactions mödicales , die Ency-
clop^die m^tbodique, deren Mitredacteur er war, u. s. w. 1850 übernahm er die
Functionen eines Recteur des D6p. Morbihan. Er starb am 6. Februar 1877.
Vapereau, pag. 1024. — Callisen, X, pag. 156; XXIX, pag 228. g.
Kerger, Martin K., zu Liegnitz in Schlesien während der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, ist bemerkenswerth als eifriger Anhänger des chemia-
triscben Systems. In seiner Hauptsebrift : „De fermentationeUber physico-medicus"
(Wittenberg 1663) suchte er den Nachweis zu führen, dass alle Krankheiten
FoigCB eines Gährungsprocesses seien und behauptete, alle Fieber ohne Aderlass
und andere Mittel, bloss durch chemische Reagentien heilen, zu können.
Biogr. m6d. V, pag. 416. — Sprengel, Gesch. d. Med. 3. Aufl., Bd. IV, pag. 361.
Pgl.
458 KEBN.
Kern, Vincenz Ritter von E. , war am 20. Januar 1760 zn Onus
geboren, erlernte die Chirorgie in Oras nnd Jndenbnrg, conditionirte in Sakbnrg,
Triest und Venedig, erwarb sich durch Beinen Aufenthalt in Italien die Kenntnifls
der italienischen und französischen Sprache, reiste 1793 nach Wien, wo er im
St. Marxer Hospital seine Fähigkeit^i zu entwickeln begann, 1784 zum Magister
der Chirurgie und später auch zum Oeburtshelfer promovirt wurde. Auf Lsbeb's
Empfehlung erhielt er als Leibchirurg des Herzogs von Sachsen^Hildburgbausen
eine Anstellung, bereiste nach dessen Tode Deutschland, Italien und einen Theii
Frankreichs, besuchte die dortigen üniyersitäten und Spitftler, begann, als er
1786 nach Wien zurückkam, ein neues und gründlicheres Studium der Medidn
und Chirurgie und erwarb 1790 die chirurgische Doctorwürde. 1795 wurde er
Wundarzt des Taubstummen- Instituts und erhielt 1797 die Professur der Chirurgie
und Geburtshilfe am k. k. Lyceum zu Laibach, welcher Lehranstalt er 8 Jahre
lang zur Zierde gereichte. Er führte in Erain zuerst die Impfung der natürlichen
und später der Schutzpocken ein und yerfasste, auf Veranlassung der Landstände,
die in grosser Menge vertheilten Schriften : „Erinnerungen über die Einführung
der Blauem n- Einimpfung im Herzogthum Krain" (1798) — „Aufruf an die
Bewohner Krains zur allgemeinen Annahme der Kuhpockeneinimpfung'' (1798;'
2. Aufl. 1804). 1799 hatte er auch die medicinisohe Doctorwürde erlangt, schrieb
später einige kleine Schriften: „Bemerkungen über den Gebrauch der Bäder"
(Laibach 1802) — „Lehrsätze aus dem manuellen Theile der Heilkunde, Zum
Gebrauche bei Vorlesungen^ (1803), reiste 1803 nach Venedig, um von Pajola
dessen Methode des Steinschnittes zu erlernen und besuchte dabei die dortigen
Spitäler, sowie die von Padua und Triest. 1805 wurde er als Professor der
praktischen Chirurgie und Klinik an die Wiener Universität berufen, deren
chirurgische Klinik er zu grossem Glänze gebracht hat. 'Er begründete bei der-
selben eine Büchersammlung, die bei seinem Tode bereits mehrere Tausend Bände
zählte, errichtete 1 807 das noch heute in voller Wirksamkeit stehende chirurgische
Operationsinstitut und gab in demselben Jahre bereits den 1. Band (der 2. folgte
1809) seiner klinischen Berichte u. d. T.: „Annalen der chirurgischen Klinik
an der hohen Schule in Wien" heraus. Die Kämpfe des Jahres 1809, die auch
nach Wien grosse Mengen von Verwundeten führten, gaben ihm Anlass, in einer
französisch geschriebenen und dadurch auch den französischen Militärärzten zugäng-
lichen Brochnre: „Avis aux chirurgiens pour les engager^ ä accepter, ei
d'introduire une mithode plus simple, plus naturelle et moins dispeTidieuse
dans le pansement des blesses" (1809; 2. Mit. 1825, 4.; deutsche üebers. von
J. B. ScHAüL, Stuttgart 1810) in kurzen, prägnanten Sätzen seine seit 10 Jahren
erprobt gefundene, einfache und zarte Behandlungsweise der Wunden zur Behand-
lung der Kriegsverwundeten dringend zu empfehlen. Auch eine 5 Jahre später
geschriebene Schrift über Amputationen : „ Ueber die Handlungsweise bei Absetzung
der Glieder*' (1814; 2. Aufl. 1826) beschreibt das von ihm benutzte einfache Ope-
rationsverfahren, mit Anwendung einfacher, leicht transportabler Instrumente und
einer einfachen Nachbehandlung. Seine Erfahrungen über die Steinkrankheil und ihre
Behandlung legte er in einem grossen Werke : „Die Steinbeschwerden der Harn-
blase, ihre verwandten Uebel und der Bla^enschnitt bei beiden Geschlechtem"
(1828, 4., mit 9 Taff.) nieder, konnte sich aber für die neu entdeckte Lithotripsie,
die damals mittelst eines sehr unhandlichen Instrumentenapparates ausgeübt wurde,
nicht begeistern, wie eine kleine, bereits vorher erschienene Schrift: „Bemerkungen
über die neue, von Civiale und leRoy verübte Methode^ die Steine in der
Harnblase zu zermalmen und auszuziehen" (1826) beweist. Ueberhaupt erschienen
in seinen letzten Lebensjahren, nachdem er 1824 auf sein Verlangen von dem
Lehramte der praktischen Chirurgie zu dem der theoretischen übergetreten war,
Rcine bedeutendsten literarischen Leistungen ; so ausser den eben genannten Scbriften
noch : ;, Ueber die Anwendung des Glüheisens bei verschiedenen Krankheiten"
(1828) — „Die Leistungen der chirurgischen Klinik an der hohen Schule zu
KBBN. 459
Wien vom 18, Aprü 1806 bis dahin 1824*", eine Rückschau auf seine gesammte
künisclie Thfttigkeit und die dabei gemachten Erfahrungen — „Beobachtungen und
Bemerkungen aus dem Oebiete der praktischen Chirurgie*' (1828) — „Abhand-
lungen über die Verletzungen am Kopfe und die Durchbohrung der Hirnschale''
(1829). Nachzutragen ist noch, dass ihm 1815 der Titel eines k. k. Rathes
und 1825 die RitterwUrde verliehen, er auch znm wirklichen Leibwundarzte des
Kaisers und 1829 noch zum Vicedirector des medicinisch-chirurgischen und des
tbierärztlichen Studiums an der Wiener Hochschule ernannt worden war. Am
16. April 1829 erfolgte nach einem Sohlaganfalle sein Tod. — Seine wissenschaft-
liehe Bedeutung ist zu seinen Lebzeiten vielfach unterschätzt worden ; erst allmälig
haben, selbst in Deutschland, die Grundsätze, die er namentlich in der Be-
handlung der Wunden aufstellte, sich Geltung verschafft. Er war einer der
Wenigen, die in einer Zeit, wo phantastische Systeme die ganze Medicin be-
herrschten, sich frei davon zn halten verstand und der in der einzigen richtigen
Quelle der Erkenntniss, der genauen Beobachtung der Natur, allein das Heil der
Wissenschaft suchte.
B. F. Hussian in Hormayr's Neaem Archiv für Geschichte, Staatenknnde,
Literatur nnd Kunst. 1829, Nr. 64 if. , anch in: Yorlesnsgen ans der praktischen Chirurgie
von Y. Bitter v. Kern. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von R. F. Hussian.
Wien 1831, Bd. I, pag. XI. — - Nener Nekrolog der Deutschen. 7. Jahrg., 1829, I, pag. 341. —
E. Gurlt in AUgem. Deutsche Biogr. XV, pag. 636. Qurlt
Kern, Karl Ferdinand E., geboren am 7. Juni 1814 zu Eisenach,
war ursprünglich znm Volksschullehrer bestimmt, widmete sich aber sehr bald
speeiell der Erziehung von geistesschwachen, beziehungsweise blödsinnigen Kindern
nnd besuchte behufs praktischer Ausbildung in diesem Zweige der Pädagogik die
Tanbstummen-Bildungsanstalten zu Weimar und zu Leipzig, an welch' letzterer er
später mehrere Jahre hindurch als Lehrer thätig war. 1839 nach Eisenach zurück-
gekehrt, errichtete er daselbst ein Institut zur Erziehung von Schwach- und Blöd-
sinnigen , in welchem auch Taubstumme unterrichtet wurden, und ertheilte ausser-
dem noch den Schulamtscandidaten Anweisung zur Erziehung taubstummer und
stammelnder Kinder. Die fortwährende Zunahme des Besuches seiner Anstalt und
der Wunsch, seiner Erziehungsmethode eine streng anatomisch-physiologische Grund-
lage zu geben, veranlassten K. 1847 die Anstalt nach Leipzig zu verlegen. Da
er jedoch sehr bald die Ueberzeugung gewann , dass eine vollständige medicinische
Ausbildung für seinen Zweck von hohem Werthe sein würde, widmete er sich
noch dem Studium der Medicin und erwarb 1852 durch Vertheidigung seiner Diss. :
„De faiuitatis cura medica et paedagogica consocianda'^ die Doctorwürde.
Die vorzüglichen Einrichtungen seiner Anstalt verschafften derselben, obschon K.
von Anfang an von jeder Veröffentlichurg über dieselbe, von jeder Reclame
gewissenhaft abgesehen hat, einen immer grösseren Buf, so dass die Zahl der
znm Theil aus weiter Feine (Ostindien) stammenden Zöglinge jährlich wuchs.
K. sah sich daher veranlasst, dieselbe, welche er jetzt „Erziehungs-, Unterrichts-
nnd Pflegeanstalt für Schwach- und Blödsinnige" nannte , wesentlich zu vergrössem
nnd 1854 nach Gohlis, 1859 aber nach Möckem bei Leipzig in ein eigens zu
seinem Zwecke erkauftes und eingerichtetes Grundstück zu verlegen, in welchem
sie auch jetzt noch unter Leitung seines Sohnes besteht und sich des besten Rufes
erfreut. K. starb am 9. December 1868 in FoJge einer fulminanten Apoplexie.
K. war durch die Leitung seiner Anstalt , welcher er mit unermüdlicher Gewissen-
haftigkeit oblag, zu sehr in Anspruch genommen, als dass er eine literarische
Thätigkeit hätte entfalten können. Ausser seiner Inaugural-Dissertation bat er
nnr eine Abhandlung über Gegenwart und Zukunft der Blödsinnigen - Bildung
(Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. 1855, Bd. XII, pag. 521) veröffentlicht, die aber
von bleibendem Werthe ist.
E. A. Meissner in Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. Bd. XXVI, pag. 261 und 869.
Winter.
460 KERKER.
Eerneri Andreas Justinus Christian E., als Dichter und Spiritist
bekannter Arzt, zu Weinsberg in Württemberg, war am 18. September 1786 za
(jndwigsburg geboren, stndirte von 1804 an in Tübingen Medicin, wurde 1808
daselbst Doctor mit der Diss. : „De fanctione singularum partium auris^, machte
1809 — 10 eine längere wissenschaftliche Reise durch Deutschland und Oesterreich
(namentlich nach Hamburg und Wien), Hess sich 1810 in DUrrmenz, 1811 in
Wildbad als Arzt nieder und schrieb über ^ letzteres: ^Das Wildbad im König-
reich WürUemberg*' (Tübingen 1811; 2. Aufl. 1820; 4. Aufl. 1839) und gab in
demselben Jahre (1811) auch sein erstes poetisches Werk „ Reiseschatten ^^ heraus.
1812 ging er nach WeJzheim, 1815 als Oberamtsarzt nach Gaildorf und 1819 in
gleicher Eigenschaft nach Weinsberg, wo er bis zu seinem Tode (von 1851 an im
Ruhestande) gelebt hat. Der roedicinischen Welt machte er sich hauptsächlich durch
die Herausgabe seiner Beobachtungen Über die Vergiftung durch verdorbene Würste
bekannt, zuerst mit JOH. Geobg Steinbach in den Tübinger Blättern (1817),
dann durch verschiedene Aufsätze in Henke's Zeitschrift (1822, 1824) und durch
eigene Schriften: „Neue Beobachtungen über die in Württemberg so häufig
vorfallenden tödtlichen Vergiftungen durch den Oenuss geräucherter Würste"
(Tübingen 1821) — „Das Fett giß oder die Fettsäure und ihre Wirkungen
auf den thierischen Organismus ; u, s w,^ (Stuttgart und Tübingen 1822). Am
bekanntesten aber ist er durch seine spiritistischen Schriften geworden, wie:
„Geschichte zweier Somnambulen u, s, w.^ (Karlsruhe 1824), besonders aber:
„Die Seherin von Prevorst, JEröffnungen über das innere Leben des Menschen
und über das Hereinragen einer Geister weit in die unsere*' (Stuttgart und
Tübingen 1829; 4. Aufl. 1846) (die betreffende Person, aus einem Dorfe nicht
weit von Weinsberg, wohnte 1828 — 29 in seinem Hause) — „Blätter aus Prevorst.
Originalien und Lesefrüchte für Freunde des inneren Lebens*' (1. — 12. Samml.
1831 — 39). Die Fortsetzung davon bildet: ^Magikon. Archiv für Betrachtungen,
aus dem Gebiet der Geisterkunde und des magnetischen und magischen Lebens*'
(Bd. I — V, 1840 — 53) — „Geschichten Besessener neuerer Zeit** (1824; 2. Aufl.
1835) — „Geschichte des l^homas Ignaz Martin, Landmannes zu Gallardon,
über Frankreich und dessen Zukunft** (1835) — „Eine Erscheinung aus dem
Nachtgebiete der Natur** (1836) — „Nachricht von dem Vorkommen des
Besessenseyns*' (1836) — „Die somnambulen Tische*^ (1853) — Fr, A, Mesmer^
der Entdecker des thierischen Magnetismus** (1856). Die Herausgabe der „Seherin"
bildet einen Abschnitt in E.*s Entwickelung und fiel zusammen mit dem Erscheinen
vieler, und zwar der schönsten seiner Gedichte und der Herausgabe seiner
ersten Sammlung derselben. Sein Haus wurde jetzt ein Wallfahrtsort fC^ Dichter,
Gelehrte, Touristen ; unglaublich war der Widerklang, welchen er von allen Seiten
fand; er erhielt Zuschriften aus allen Theilen der Welt; Rath und Hilfe wurde
von ihm erbeten ; er hatte keine Wahl mehr , ob er sich mit diesen Dingen befassen,
wollte, oder nicht. Das unendliche Material, das ihm fortwährend von allen Seiten
zufloss , veranlasste ihn , die oben erwähnte Zeitschrift herauszugeben. Sehr wider
seinen Willen wurde er als Vorkämpfer und Vertreter einer bestimmten Richtung,
als Alliirter der Orthodoxie , Mystik, des Aberglaubens und jedenfalls einer retro-
graden Strömung betrachtet. Das aber wird von unbefangenen Beobachtern anerkannt,
dass er von der Anschuldigung bewusster Fälschung entschieden freizusprechen
ist. Es soll hier nur angedeutet werden, dass er ausserdem durch mehrere Schriften
tlber die Geschichte und Landeskunde Württembergs und namentlich um die Auf-
frischung der localen Traditionen Weinsbergs sich verdient gemacht hat, und dass
seine höchste Begabung und seine dauernde Bedeutung in der Poesie, und zwar
innerhalb derselben wiederum in der Lyrik, zu suchen ist; von 1826 an erschienen
Sammlungen seiner Gedichte. Sein Tod erfolgte am 21. Februar 1862. — Sein
älterer Bruder Johann Georg K., geboren 1770, der 1791 auf der Rarlsscbule
die medicinische Doctorwttrde erlangt hatte , spielte während der französischen
KEBKER. — KERST. 461
Revolution in Paris eine Rolle, ging 1803 aber nach Hamburg, wo er bereits
1812 sUrb.
Wttrttemb. med Correspondenzbl. 1862, Nr. 26 — 31. — Herrn. Fischer in AUgem.
Dentsche Biopr. XV, pag, 643. — Callisen, X, pag. 159; XXIX, pag. 232. o.
♦Kernig, Woldemar K., zu 8t. Petersburg am 16./ 28. Juni 1840
geboren , in Dorpat (vorzugsweise als Schüler A. Wachsmuth's) ausgebildet, wurde
1864 promovirt mit der Diss. : „Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der
Wärmeregulirung beim Menschen*' (Dorpat) und erhielt sofort die Stellung als
Ordinator am Obuchow'schen Hospital in St. Petersburg ^ 1881 die als Lehrer
der inneren E^linik an den dortigen medicinischen Frauenoursen. Neben kleineren
Beiträgen in der St. Petersburger med. Zeitschr., resp. Wochenschr. publicirte er :
„ üeber Milzabscesse nach Febris recurrens*' (St. Petersburger med. Zeitschr. 1867,
XII) — „Ein Fall von Milzruptur mit glücklichem Ausgange'' (Ebenda, 1875,
N. F., V) — „ üeber subfebrile Zustände von erheblicher Dauer** (Deutsches
Archiv för klin. Med. 1879, XXIV). Wemich.
Kerr, Robert K., schottischer Wundarzt, geboren um 1750, war Mit-
glied der Royal Society zu London, Wundarzt am Londoner Hospital und später
in gleicher Eigenschaft am Waisen- Hospital in Edinburg thätig, wo er im Mai
1814 starb. K. war ein tüchtiger Chirurg, lebte aber im Allgemeinen sehr
zurückgezogen und hat sich literarisch nur durch einige historische Schriften, wie :
„A general view of the agriculture of the county of Beriüick** (1809) —
„History of Scotland during the reign of Robert I. sumamed the Bruce"
(2 voll., Edinburg 1811) — „Memoire of the life, vrritings and correspondence
of the late Will. Smellie" (2 voll., London 1811), sowie durch gute englische
Uebersetzungen ausländischer medicinischer oder naturwissenschaftlicher Werke
bekannt gemacht. Er übersetzte z. B. Lavoisier's ,,£iements de chimie" (1789,
1793); Bebthollet's „Essai sur le blanchiment" (1789); Linne's „System der
Zoologie" (1792); Lacepede's „Histoire des serpents et des quadruples ovipares"
(1802) u. A.
Biogr. m6d. V, pag. 417. — Nouv. biogr. g6n6r. T. XXVII. pag. 6*^6. Pgl.
Eerst, Johannes Frederik K., am 18. April 1799 in Edam geboren,
kam 1814 in's Spital im Haag als Schüler und wurde 1815 zum Chirurgen 3. Gl.
am Spital in Amsterdam ernannt, wonach er in verschiedenen Garnisonen wirksam
war. 1824 wurde er zum Lehrer der Anatomie und Physiologie und 1828 zum
Lehrer der Chirurgie und der chirurgischen Klinik am grossen Militär-Spital in
Utrecht ernannt. Im September 1830 nach Antwerpen versetzt, that er sich dort
sehr durch die vortreffliche Weise hervor, in welcher er die Lazarethe und
Ambulanoen einrichtete, so wie durch seine Leistungen als Chefarzt im Spital,
während er im folgenden Jahre an dem Feldzuge in Belgien betheiligt war.
1835, nachdem er inzwischen durch die Universität Groningen honoris causa zum
Dr. med. ernannt worden war, nahm er seine Vorlesungen in Utrecht wieder auf
und wurde 1842 bei der Reorganisation der militärärztlichen Schule zu deren
Chef ernannt, in welcher Stellung er bis 1858 verblieb, wo er seine Entlassung
nahm. Er starb 1874. Von seinen Schriften erwähnen wir als die hauptsächlichsten:
.„Heelkundige mengelingen" (1835) — „Bydroge tot de behandeling der Ophthal-
mia purulenta" (1836) — ;, Waamemingtn in het gebied der pathologie en der
pathologische Anatomie** (1839) — „Eandleiding der byzondere natuurkunde
van den ziekin menich en der heelkundige behandelingswyze der zieken
(Chirurgia)** (Utrecht 1850 — 52, 2 Thle.) — „Gedachten over den militair-
geneeskunjdigen dienst in Nederland** (1854) — „Handleidung by het onder-
uijs in den milit» geneesk, Bureaudienst*' (1855) und eine Abhandlung über
die „Therapie der syphilis zonder kwik**,
Alberdingk Thym, Volks- Almanak yoor Nederl. Katholieken, 1876.
C. E. Daniels.
462 EBBSTEN — KESLEB.
Kerstan, Ferdinand Leopold K. , zu Magdeburg, war daselbst am
11. November 1804 geboren, studirte von 1823 in Berlin, wurde hier 1828
Doctor mit der Diss. : „Nonntdla de dacryolithü seu potiua de rhtnolithü^
(auch in J. Radius, Script, ophthalm. min. III, 1830), Hess sich in seiner Vater-
stadt nieder, wurde Repetent, später klinischer Lehrer an der med.-chir. Lehr-
anstalt daselbst und blieb nach Aufhebung der letzteren Dirigent des städtischen
Krankenhauses. Er war auch Assessor des Provinzial-Medicinal-Collegiums und
wurde später zum Medicinalrath bei demselben ernannt. Er schrieb : „ De fistulü
colli congenitts comment, pathol.-therap,^ (Magdeburg 1835, 4.), zum 50jährigen
Doctor-Jubiläum des Reg.- und Med.-Raths Wbinschenk, übersetzte Bouillaud,
„Neue Untersuchungen über den acuten Bheumattsmus der Gelenke im Allge-
meinen u. s. 10," (Magdeburg 1837), verfasste die Monographie: „lieber die
medicinischen Wirkungen von Rhamnua Frangula und Rhamnus caihartieiis ;
ein pharmacologisch'therapeutischer Versuch" (Berlin 1850) und schrieb för
6ÖSCHEN*S Jahresbericht (1846): „Die Krankheiten der Gircvlaiionsorgane,
Literaturbericht von 1843 — 1845" ; ausserdem: „Kurze Nachricht über die
Oesinde-Krankencasse zu Magdeburg" (1847), endlich einige Aufsätze : „Ueber
Steinerzeugung aus der Thränenflüssigkeit (Dacryolithen)" (Hüfeland's Jonmal,
1843) — ;, Ueber die freiwilligen Blutungen aus den Äugen" (Rüst's Magazin,
1841) u. s. w. 1853 ging er wegen eines Leberleidens nach Karlsbad and starb
daselbst. ,,Ein Mann von echter Redlichkeit und Treue, von gediegenem Wisaeo
und praktischer Tüchtigkeit, dabei liebenswürdig, bescheiden wie Wenige.^
Andreae, pag. 117. — Oallisen, X, pag. 165; XXIX, pag. ^36. O,
Eerstens, Johann Christian K. , Arzt und Chemiker, geboren am
17. December 1713 zu Stade, studirte Anfangs in Halle, dann in Leipzig. In
Halle erwarb er sich 1749 den medicinischen Doctorgrad, nach Yertheidigung
seiner Diss.: „De spissitudine sanguinis" ; in Leipzig setzte er dann sein Studium
fort und Hess hier 1757 drucken: „De maturatione ut causa perfectümis cor-
porum organicorum" (Habilitationsschrift) und: „De maturatione ut causa novae
valetudinis" (Doctordissertation). Von Leipzig aus wurde er als Professor der
Chemie und Mineralogie an die Universität Moskau berufen und trat sein Amt
1758 an, nachdem er 1735, auf Grund eines Ukases der Kaiserin Elisabeth,
das Recht der Praxis in Russland ohne Examen erhalten hatte. Er las Anfangs
Physik und Mineralogie, auch specielle allgemeine Chemie. 1760 wurde er zum
Professor der Diätetik , Chemie und praktischen Medicin ernannt , behielt aber die
Direction des mineralogischen Cabinets bei, las Pharmakologie und Chemie und
war Arzt am kaiserlichen Krankenhaus. Im December 1769 gab er seine Pro-
fessur in Moskau auf und kehrte nach Deutschland zurück, um ordentlicher
Professor der Medicin an der Universität Kiel zu werden. Als solcher starb er
am 13. Juli 1802. Ausser der genannten Dissertation hat K. drucken lassen
eine am 26. November 1762 (Gkburtsfest Katharina*s IL) an der Moskauer Uni-
versität deutsch gehaltene Rede : ;, Dass die Ehre und Wohlfahrt eines Landes
davon abhängig sei, wie man die Wissenschaft pfiege" — „Oratio sistens ad
augendum incolarum in Russia insufficientem numerum pro ruricolis plebejis
monita et praecepta medico-diaetetica therapeutica" (22. April 1769). Diese
Rede wurde wegen ihrer Vortre£flichkeit in*s Russische übersetzt. Femer hat K.
die medicinischen Werke Tissot's in's Deutsche übertragen und in Kiel einige
Programme und Dissertationen drucken lassen. (Seine Schriften s. bei Ko&dks.)
Richter, III, pag. 342 Tschistowitsch, CLXXVIII — Biogr. Lexikon d«r
Moskaaer Professoren, I, pag. 407, 4 10 — Kordes, pag. 186. — L ü b k e r nnd Schroeder,
pag. 291. — Biogr. in6d. V, pag. 418. j^ Stieda^
Kesler (Kessler), KarlGottlobK., geboren zu Landeshut (Schlesien) im
December 1715, studirte in Leipzig, promovirte 1739 in.Erfnrt mit der: „Diss. de
liquido nervoso ejusque eßectu ex harmonia corporis et mentis deducendo" und liess
K£SLER. — KESSUSt. 463
sich dann in seiner Vatentadt als Arzt nieder. Seit 1742 war er königl. Physicas
der Kreise Bolkeohayn nnd Landeshut. Er starb um 1753. E. war Ghemiatriker.
Von seinen Sehriften fähren wir an: „Schediaama anatomen cadaverts ma^culini
et morh ab tdcere verUriculi kistoriam, cum annexa epicrisi, exhibens" (Landeshnt
1744) — „Medictniacher JEntumrf von den Krankheiten de» menschlicken
Körpers und derselben Kuren; etc.** (Ibid. 1744) — „Gompendium artis
obstetricium" (Ibid. 1748) — „De motu materiae eüctrtcae, ut caussa efficiente
motuum et sensuum in corpore animato** (Breslau 1748 ; deutseh 1749) — „Diss.
de viribus medicamentorum electricis*' (Landeshut 1750).
Biogr. m6d. V, pag. 419. — Poggendorff, J, pag. 1250. Pgl.
* Kessel, Johann K. , am 4. Februar 1839 in Selzen (Rheinhessen)
geboren, studirte in Warzburg und in Giessen, wo er 1866 promovirt wurde.
Von Y. Trokltsch erhielt er die Anregung fflr das Specialfach der Otologie
und besuchte behufs weiterer Ausbildung Wien und Prag. 1875 habilitirte er
sich für Ohrenheilkande in Graz. „ Ueber Ohrpolypen** sehrieb er im Archiv fflr
Ohrenheilkunde (1869); später (1873, 1875, 1876, 1877, 1882) ebenda auch
I, Ueber den Einßuss der Binnenmuskeln der Faukenhchle auf das Trommd-
feil*', sowie ;, Ueber die Durchschneidung des Bteigbügelmuskels** u. m. A. Mit
£. Mach bearbeitete er die Accommodation des Ohres, die Function der Trommel-
h(}bie und der Tuba Eustachii, die Mechanik des Mittelohres (sämmtlich in den
Sitzungsberichten der Akad. der Wissensoh. , 1862 und 1874) und in Stbicker's
Handbuch der Gewebelehre: das äussere Ohr. Wem ich.
Eesselring, Johann Heinrich K. , am 13. Januar 1713 in Germau
(Ostpreussen) geboren, studirte und promovirte zum Dr. med. 1738 in Halle mit
der Diss.: „Historia et examen methodi Foubertianae pro extr actione calculi**,
machte dann ausgedehnte wissenschaftliche Reisen nach Dänemark, Holland, Eng-
land und Frankreich und wurde nach seiner Rückkehr zum ausserordentlichen
Professor an der Universität Königsberg ernannt; doch starb er hier bereits am
25. März 1741. Andere Schriften von Bedeutung als die oben genannte Disser-
tation scheint er nicht hinterlassen zu haben.
Arnoldt, pag. 317. — Biogr. m6d. V, pag. 419. Pgl.
Kessler, Friedrich Ludwig K., als Sohn des Landphysicus und
Gamisonsarztes Johann Daniel K. (geboren 1704 zu Halle, gestorben 16. März
1787) in Magdeburg den 20. April 1740 geboren, promovirte 1760 in Halle
£um Dr. med. mit der „Diss. de nonnullis ad variolarum insitionem perti-
nentiims** und Hess sich dann in seiner Vaterstadt nieder, wo er 1764 die Stelle
eines Landphysicus und Gamisonsarztes erhielt. Gleich seinem Vater machte er
sich um die Verbreitung der Pockenimpfung sehr verdient. Er starb als ein sehr
gesuchter und angesehener Arzt am 21. Mai 1808. Ausser der genannten Disser-
tation hat K. noch eine lesenswerthe epidemiologische Arbeit geliefert : „Beobach-
tungen über die epidemischen Faulfi^er in den beiden Wintern 1770 — 1772**
(Halle 1773).
Andrea e, I, pag. 118. — Biogr. iii6d. V, pag. 419. Pgl.
Kessler, August Eduard K. , geboren zu Jena 1784, studirte daselbst
Mediein, promovirte 1805 zum Dr. med. mit der „Diss. inaug. sistens vegeta-
bilitatis et animalitatis differentiam mutuafnque relationem** und habilitirte sich
daselbst als Privatdocent der Mediein. K. ist bemerkenswerth als einer derjenigen
Aerzte , die dazu beigetragen haben, die Lehre vom thierisehen Magnetismus nach
Deutschland zu verpflanzen. In seinen Schriften wurde namentlich ,,die Lehre von
dem polaren Verhalten zwischen Magnetiseur und Somnambulen und von der polaren
Steigerung der Thätigkeit der Ganglien gegenüber der des Gehirns^ ausführlich
dargelegt (s. Haieseb, Gesch. d. Med. II, pag. 788). Doch starb dieser hofEnungs^
volle Gelehrte bereits im jugendlichen Alter am 1. April 1806. Er hinterliess:
464 KESSLEB. ~ KESTNER.
;, Ueher die Natur der Sinne; ein Fragment zur Physik des animalischen
Organismus" (Jena und Leipzig 1805) — „Prüfung des GalVschen Systems
der Hirn- und Schädellehre" (Jena 1805) — „Ueber die innere Form der
Medicin" (nach dem Tode des Verf. herausgegeben, Jena und Leipzig 1807) —
„Orundziige zu einem System der Physiologie des Organismus" (Ibid. 1807).
Biet. hist. in, pag. 322. Pgl.
Kessler, s. a. Kgsleb.
Kestelooti Jacob Lodewyk K., am 9. October 1778 in Nieuwpoort
(Vlaauderen) geboren, studirte in Leyden und promovirte daselbst 1800 mit einer
Diss. : „De dysenteria". Darauf studirte er in Paris und etablirte sich später
in Vlaardingen, doch siedelte er bald über nach s'Gravenhage, wo ihm durch König
Louis die Medicinal-Inspectiou der Gefängnisse, Irrenanstalten und Wohlth&tig-
keits-Einrichtungen ttbertragen wurde. In Rotterdam stiftete er mit seinem (Kollegen
Davids die noch heute blühende Gesellschaft „Ne pestis intret vigiia" zur Gratis-
Vaccination. 1817 wurde er zum Prof. med. an der neu errichteten UniversitAt
zu Gent ernannt, welches Amt er bis 1831 innehatte, wo er seine Entlassung
nahm, um sich weiter der ärztlichen Praxis und seinen literarischen Studien
widmen zu können. Ausser vielen kleineren Zeitschrift-Artikeln und Reeen-
sionen schrieb er hauptsächlich: „Discours sur les progr^ des sciences, lettres
et arts, depuis 1789 en Hollande" (Amsterdam 1809) — „De Koepokinenting
getoetst aan het gezond verstand" (Haag 1812) — „Conspectus materiae medicae^
(Gent 1817) — „Lofrede op Hermanus Boerhaave" (Gekrönte Preis-
schrifk, Leyden 1819; 1825) — „Elementa pathogeniae" (Gent 1825) —
„Fragmenta oetiologica" (Ebenda 1826) — „Hulde aan Oerardus van
Swieten" (Ebenda 1826) — „Fragmenta symptomatologiae" (Ebenda 1826).
Auch besorgte er eine holländische Uebersetzung von Miller's „On yellow fever"
(Haag 1806) und eine mit Zusätzen versehene Ausgabe von J. L. B. DE Qdauik's
„Animadversiones practicae in diverses morbos" (2 Thle., Gent 1818 — 20).
Prndens van Dnyse, Levensschets van J. L. Eesteloot (Gent 1852). —
Br. J. Nolet de Braüwere van Steel and, Levensscliets van J. Kesteloot (Leyden
1853). — Van der Aa in voce. C. E. Daniels.
Kestner, ChristianWilhelm K., einer der fleissigsten Bibliographen
des vorigen Jahrhunderts, als Sohn des Stadtphysicus Nikolaus E. in Kindel-
brück in Thüringen am 18. Juni 1694 geboren, bezog die Universität zu Jena
zum Studium der Theologie, das er bald aus Gesundheitsrücksichten mit dem der
Medicin vertauschte. Nach einem weiteren zweijährigen Studium in Leipzig ging
K. nach Halle, wo er Dr. phil. und 1719 mit der „Diss, inaug, de praejudi-
catis quibusdam in physiologia opinionibus" Dr. med. wurde. Nach seiner
Promotion kehrte er nach Jena zurück, fand aber keinen Geschmack an der
praktischen Laufbahn, sondern beschäftigte sich mit Vorliebe mit bibliographisch-
literarischen und historisch-medicinischen Studien. Von Stolle für die Bearbeitung
des medicinischen Theils seiner allgemeinen Geschichte der Wissenschaften gewonnen,
bearbeitete K. den ganzen speciellen Theil der „Historie der medicinischen Gelahrt
heit^ bis auf die Hauptstücke von der Therapie und Diätetik ganz selbständig.
Ausserdem verfasste E. , der am 13. Mai 1747 starb, als sein Hauptwerk das
berühmte, als Fundgrube für medicinische Biographieen seitdem oft benutzte
„Medicinische Oelehrtenlexion, darin die Leben der berühmtesten Aerste sammt
deren Schriften, sonderbaresten Entdeckungen und merkwürdigsten Streitig-
keiten aus den besten Scribenten in möglichster Kürze nach alphabetischer
Ordnung beschrieben worden" (Jena 1740), femer: „Kurzer Begriff der
Historie der medicinischen Oelahrtheit überhaupt" (Halle 1744; Ibid. 1748),
enthält einen Abriss der medicinischen Bibliographie, der Secten, der Heilkunde
und der Geschichte der eiuzelnen Zweige der Medicin, sowie: „Bibliotheca medica
KBSTNER. - KETLI. 465
opttmorum per singvlaa medicinae partes auctorum delectu circumscripta"
(Jena 1746).
BiogT. mM. V, pag. 419. — - Dict. bist. III , pag. 322. — A. H i r s c h in AUgem.
Deutsche Biogr. XV, pag. 6ö4. Pgl.
Eestner, Theodor Friedrich Arnold K., einer der Söhne der
Charlotte, geb. Buff, war geboren zu Hannover am 15. Mai 1779, pro-
movirte zu Göttingen 1801 mit der Dias. : „De nexu mdtris cum emhryone" und
bereiste auf königliche Kosten Deutschland und Frankreich. In Frankreich wurde
er als grossbritannischer Unterthan gefangen gesetzt, bis ihn der Friede von
Amiens (25. März 1802) befreite. Er habilitirte sich 1802 als Privatdocent in
Göttingen, Hess sich aber 1804 als Arzt in Frankfurt nieder, wurde 1812 Prof.
der Chemie und Pharmakologie an der vom Grossherzog Karl von Frankfurt
errichteten medicinisch- chirurgischen Lehranstalt, 1815 Landphysicus und 1818
Stadtphysicus. Er starb am 28. Mai 1847. Er hat J. F. Lobstein's Schrift
über die Ernährung des Fötus übersetzt (Halle 1804). ^ Stricker.
Ketelaer, Vincenz K , holländischer Arzt des 17. Jahrhunderts und
Rector des Gymnasiums in Zierikzsee, verdient Erwähnung als Verfasser einer guten
Schrift über die Aphthen, das Resultat reicher Erfahrungen, die er über diese
Krankheit in seinem Lande zu sammeln Gelegenheit hatte. Die betrefifende Schrift
ist betitelt: ^^De apkthis nostratibus vulgo de Sprouw** (Middelburg 1669; Leyden
1672; Amsterdam 1715; Ibid. 1749).
Hall er, Bihliothec. med. pract. III, pag. 260. — Biogr. m6d. V, pag. 420. —
Dict. bist. III, pag. 323. Pgl.
Eetbam, Johannes de K., deutscher Arzt des' 15. Jahrhunderts, der in
Venedig lebte und dort ausgezeichneten Ruf genoss. Er ist Verfasser eines zu seiner
Zeit berühmten Werks, betitelt: „Fasciculus medicinae Joannis de Ketham, revisus
per Geor. de Monteferrato, qui insuper apposuit tüulum, auctoritales
et loca plura, cum tabulis Vlign, incis. ih. per Jo, et Oregor.fratres de Forlivo,
Accessit consilium Petri de Tussionane pro peste evitanda" (Venedig
1491. Fol.; Ibid. 1495; Ibid. 1500; Ibid. 1513; Ibid. 1522, Fol.). Es besteht
die« Werk aus einer Reihe einzelner Abhandlungen über verschiedene Gegenstände
der praktischen Medicin, wie: „Indicia urinarum; tractatus de phlebotomia;
de ckirurgia'j de matrice mulierum et impregncUione ; consüia utilissima contra
epidemiam" , femer enthält es in einem 2. Theil die: „Anatomia Mundini."
Das Buch ist übrigens noch dadurch bemerkenswerth, dass sich in ihm die ältesten,
freilich noch roh ausgeführten anatomischen Abbildungen in Holzschnitten vorfinden.
Einige derselben sind colorirt und daher für die Geschichte der Trachten und
Geräthe jener Zeit von Interesse.
Biogr. mfed. V, pag. 421. — Nouv. biogr. g6ii6r. T. XXVII, pag. 650. - A. Hirsch
in Allgetn. Deutsche Biogr. XV, pag. 669. Pgl.
*Ketli, Karl K. , am 14. September 1839 in Csurgö (Ungarn) geboren,
studirte Medicin in Pest und Wien, promovirte 1863 in Pest, war von 1864 — 68
Assistent an der internen Klinik für Chirurgen, hielt sich zu weiterer wissen-
schaftlicher Ausbildung zwei Jahre in Wien, Berlin, Heidelberg auf, arbeitete bei
dem üroskopen Heller, bei Stricker, bei Benedikt, Erb, Helmholtz, wurde
1870 Privatdocent der Elektrotherapie, 1881 a. ö. Professor an der Budapester
Universität, 1877 Primararzt des Pester Rochusspital es , 1884 ausserordentlicher
Sanitütsrath. Er ist einer der Ersten, welche Nervenpathologie und elektrische
Therapie in Ungarn cultivirten. Ein Werk: „Erklärung einiger bei der peripheren
Facialislähmung vorkommenden Krankheits - Symptome", ist unter der Presse,
35 Abhandlungen,, wie das eben genannte Werk, meist in ungarischer Sprache,
zum geringeren Theile in deutscher Sprache verfasst, sind bisher erschienen ; wir
heben folgende hervor: „Wirkung des Digitalins auf die Herzfunction" (1865,
Bioicr* Lexikon. III. 30
466 KETLI. — KEY.
mit Dr. Gustav Lang gemeinschaftlich gearbeitet) — ,,Palsatio epigastrica, Be-
merkungen über den Venenpuls" — „üeber BASBDOw'sche Krankheit" — ^Bei-
trag zur Nosogente der Kinderlähmung'* (Archiv f. Kinderheilkunde, 1871) —
„Elektro-therapeutische experimentelle Studien" (Orv. Betilap, 1870) — „Halbseitige
spinale Lähmung, eine seltenere Form cerebraler Lähmung" (Ebenda 1872) —
„Bettrag zur dtphtkerüischen Lähmung" (Jahrb. f. Kinderheilkunde, 1873) —
„Bilaterale Lähmung des Facialis und Äbducens , TavhheU %n Folge von
Fractur des Felsenbeins" (Wiener Med. Presse. 1875) — „Syphilom im Cere-
bellum, plötzlicher Tod" (Orv. Hetilap, 1876) — „Poliomyelitis anber. acuta ä
chron," (Wiener Med. Wochenschr., 1877) — „Vergiftung mit Sublimai, Tod
in Folge von aufsteigender acuter Paralyse" (Orv. Hetilap und Pester Med.
Presse, 1878) — „üeber Sehnenreflexe" (Orv. Hetilap und Pester Med. Presse,
1879) — ri^^^ diagnostische Werth der in Begleitung von Hemiplegie auftretenden
Facialisparalyse" (Orv. Hetilap, 1884). G. Scheut haner.
Keufner, s. Kuefnke.
Eeup , Johann Bernhard K. , holländischer Arzt des vorigen Jahr-
hunderts, geboren 1755 in Mors, studirte in Duisburg, promovirte daselbst 1773,
prakticirte der Reihe nach in Mühlheim, Solingen, Winterwyk und in Duisburg.
In den letzten fahren seines Lebens hatte er sich dauernd in Deventer nieder-
gelassen, wo er zugleich Hospitalarzt war und am 1. August 1802 starb. Er schrieb:
„Ueber die Kenntniss und die Heilung der Wasserscheu" (Düsseldorf 1788) —
„Libellus pharmaceuticus composita et praeparata prascipua j)raeparandi
modum et encheireses exhibenn" (Duisburg 1789) — „Manuale pharmaceuticum
principiis pkarmaciae probatissimw superstructum^ (Ebenda 1793) u. A. ra,
Biogr. med. V, pag. 421. — Nouv. biogr. gen. XXVII, pag. 654. Pgl.
Key, Charles Aston K., in London, berühmter Chirurg, war daselbst
als Sohn des Arztes Thomas K. geboren, wurde 1810 ein Lehrling seines Vaters,
dann Student beim Royal College of Surgeons und 1815 ein Lehrling von Astlky
CooPKR, dessen Nichte, die Schwester von Bransby Cüoper, er später heirathete.
1821 Mitglied des College of Surg. geworden, begann er seine Praxis, wurde
von ASTLEY COOPER dazu ausersehen, mit ihm zusammen die anatomischen
Vorlesungen im St. Thomas' Hosp. zu halten, wurde 1823 zum Assistant Surgeon
im 6uy*s Hosp. gewählt und ihm zusammen mit Morgan die Vorlesungen über
Chirurgie übertragen. Er machte sich bald einen Namen als ein sehr geschickter
Operateur und gab in dieser Zeit folgende chirurgische Arbeiten heraus : yyA short
treatise on the section of the prostate gland in lithotomy; vnth an explanation
of a safe and easy method of conducting the Operation on the principles of
Cheselden" (London 1824, 4., w. 4 pl.) — „Case of aocillary aneurism
successfully treated by tying the subclavian artery" (Med.-Chir. Transact., 1825) —
„Removal of a tumour ßfty-six pounds in weight, extending from benecUh the
umbilicus to the anterior border of the anus" (Lancet, 1830, 31) — „0»
chronic enlargement of testicle etc." (London Med. Gaz., 1829) — „Aneurism
of the arteria innominata, Operation by tying the carotid: sudden deaih;
Singular pathological appearences^ (Ibid. 1830). Auch hatte er mit Zusätzen
herausgegeben: Sir Astley Cooper, „Of abdomiiial hemia" (2. edit. , London
1827). Besonders bekannt aber machte er sich durch die in der folgenden
Schrift empfohlene Herniotomie ohne Eröffnung des Bruchsackes: „A memoir
on the advantages and practicability of dividing the stricture in strangrulated
hemia on the outside of the sqc. etc." (London 1833, w. 3 pl.). Nachdem er 1833
Senior Surgeon des Guy's Hosp. geworden, nahm er an der von 1836 an statt-
findenden Herausgabe der Guy^s Hosp. Reports einen sehr thätigen Antheil , so
dass sich im I. Bande derselben allein 7 Mittheilungen von ihm befinden. Seine
ausgezeichneten Eigenschaften als Chirurg und Lehrer, verbunden mit einem
imponirenden Aeusseren, verschafften ihm nicht nur die allgemeinste Anerkennung
j
KEY. — KEYSER. 467
Seitens seiner Collegen , die ihn 1845 znm Mitgliede des Council des R. C. S.
ernannten, sondern auch eine grosse Und lucrative Praxis und die Ernennung zum
Snrgeen des Prinzen Albert. Er wurde am 23. August 1849, nach nur ein-
tägiger Krankheit, ein Opfer der Cholera.
Lancet. 1849, 11, pag. 300, 411. — Callisen, X, pag. 174; XXIX, pag. 239.
Gnrlt.
^Eey, Ernst Axel Henrik K. , geboren in Smaland 1832, wurde
Student in Lund 1848, Licentiat der Med. 1857 und Doctor der Medicin 1862; war
1858 — 59 Unterchirurg am Serafimerlazareth in Stockholm, studirte 1860 die
normale Histologie bei Max Schultze in Bonn, 1861 die pathologische Anatomie
bei R. YiRCHOW in Berlin, wurde 1862 zum Professor der pathologischen Anatomie
am Karolinischen Institute ernannt, ist seit dem ersten Erscheinen des „Nördiskt
Medictnskt Arkiv" (1862) dessen Hauptredacteur und seit 1882 Repräsentant
der Stadt Stockholm in der zweiten Kammer des schwedischen Reichstages. Von
seinen hervorragenden literarischen Leistungen sind anzuftlhren: „Om smak-
nervernaa ändningsätt i grodtvngan" (Lund 1861; deutsch in Reichert*s und
DU Bois-Reymond's Archiv/, 1861) — „Zur Anatomie der Milz** (Virchow's
Archiv, 1861) — „Chn de 8, k. tubularafgjutningames olika fonner och bild-
ning vid sjukdomar i njurame** (Nord. Medic. Ark. , 1863) — ^Om zirka-
lationsförhällandena i njurame** (Ebenda 1863) — „Om gvuhtmetastaser
inom centrala nervsystemets serosa banor^ (Ebenda 1879) und endlich sein
grosses, im Verein mit G. RetziüS bearbeitetes, noch nicht vollendetes Werk:
„Studien in der Anatomie des Nervensystems und des Bindegewebes" , ftlr
welches dessen Verfasser von der französischen Akademie der Wissenschaften einen
MoxTHYON'schen Preis erhalten haben. Hedeniua.
Key, 8. a. Käye.
*Keye8, Edward Lawrence K., Dermato- und Syphilidolog in New York,
am 28. August 1843 in Charleston, S. C, geboren, studirte auf der Universität
zu New York Medicin und wurde 1866 Dr. med. Dann ging er zur w^eiteren
Ausbildung nach Europa und beschäftigte sich hier während eines I Vjährigen Auf-
enthaltes, besonders in Paris, mit dem Studium der syphilitischen und Haut-, wie
der Krankheiten des Urogenitalsystems. 1867 kehrte er nach Amerika zurück und
domicilirt seitdem in New York, wo er als Professor der Dermatologie am Bellevue
Hosp. Med. Coli. , sowie als consultirender Arzt für Hautkrankheiten wirkt. Von
seinen literarischen Publicationen führen wir an: „Syphilis ofthe nervous System"
(N. Y. Med. Journ., 1870) — „Galvano-puncture of abdominal aneurism" (Ibid.
1871) — »The internal treatment of syphi/is" (Transact. Internat. Med. Congress,
1876) — „Tonic treatment of syphilis" (New York 1877) — ^Genito-urmary
diseases loith syphilis" (Ebenda 1874) — „An improvement in the jaws of
the lithotrite" (N. Y. Med. Record., 1878) — „ Periarthritic abscess of the
knee in a yffung child treated by the Lister method" (Boston Med. and Surg.
Journ., 1878) — „Rapid lithotrity with evacuation" (Amer. Journ. of Med.
Scienc, 1880), worin er die in Gemeinschaft mit van Büren bei Ausübung der
Litholapaxie gemachten Erfahrungen mittheilt — „ The treatment of syphilis
in its different stages" (Philad. Med. Times, 1882) — „An evacuating straight
tube for use in rapid lithotrify" (Lancet 1883).
Atkinson, pag. 256. Pgl.
*Key8er, Johan Ferdinand Gus^f K., geboren in Stockholm 1813,
wurde Doctor der Medicin in üpsala 1841, Armenarzt in Stockholm 1841 — 54,
war Sachwalter und Fiscal der Medicinalverwaltung 1859 — 63, machte 1839 — 41
wissenschaftliche Reisen in Deutschland und Frankreich und hat lange eine
bedeutende otiatrische Praxis in Stockholm gehabt. Unter seinen Schriften ist
ausser einigen Mittheilungen in der Zeitschrift Hygiea anzuführen : ;, Of versigt af
otiatrikens historia och näwarande tiUständ" (Stockholm 1856). Heden ins.
20*
468 KEYSER. — KIABB.
^Eeyser, Peter K., Augenarzt in Philadelphia, daselbst am 8. Februar
1835 geboren, studirte seit 1852 während zweier Jahre Chemie bei F. A. Genth
in Philadelphia und veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Analysen im Amer. Joum.
of Med. Scienc., die später dem mineralogischen Lehrbuche von Dana einverleibt
wurden. Dann ging er nach Europa, wo er zum Zweck weiterer chemischer
Studien bis 1858 verweilte. Nach Amerika zurückgekehrt, nahm er am Bürger-
kriege Theil, musste aber, mehrfach verwundet, aus Gesundheitsrücksichten bald
seine Betheiligung aufgeben, ging wiederum nach Europa und studirte Medicin m
München und Jena, wo er 1864 Dr. med. wurde, besuchte dann noch die Spitäler
uud andere wissenschaftliche Anstalten in Berlin, Paris und London, war darauf
eine Zeit lang Assistant Surgeon in der Armee der Vereinigten Staaten und Hess
sich dann 1865 definitiv als Arzt in seiner Vaterstadt nieder. Mit dem Special-
studium der Augenkrankheiten beschäftigt, hielt er mehrfach Vorlesungen und
Privatcurse über dieses Fach ab und wurde 1870 zum Augenoperateur an der
roedicinischen Abtheilung der Philadelphia German Society, 1872 zum Operateur
an Wjll's Hospital für Augenkranke, sowie zum dirigirenden Arzt des Augen- und
Ohren-Hospitals in Philadelphia gewählt. Seine literarischen Arbeiten sind zahlreich
und sowohl in amerikanischen, wie in europäischen Zeitschriften zur Veröffent-
lichung gekommen. Er schrieb: „On persistent pupülary membranes** — „On the
measurement of ihe prominence of the eye with a new Instrument iherefor** —
„On an Instrument for msasurtng the face and nose ' for fitting spectade
frames etc," — „Impairment of Vision the resuU of dental irritation** — „On
air as an anaesthetic in ophthalmology^ — „On sympathetic Ophthalmia*' etc,
Atkiuson, pag. 190. Pgl.
*K6zmarszky, Theodor vonK. , 1842 zu Kirchdrauf (Zips) geboren,
trieb die medicinischen Studien in Budapest, wo er 1865 zum Dr. med. et chir.
und zum Magister der Geburtshilfe promovirt wurde. Nachdem er l^/g Jahre im
Spitale gedient, 2 Jahre in Wien, Prag, Berlin, London, Paris sein Fachwissen
bereichert hatte, functionirte er von 1869 — 1872 als Assistent der Geburtshilfe
an der Budapester Universität , ward 1873 als Docent mit Supplirung dieser Lehr-
kanzel betraut, 1876 zum ausserordentlichen, 1879 zum ordentlichen Professor
der Geburtshilfe ernannt. Er führte zuerst den praktisch-klinischen Unterrieht in
diesem Fache zu Budapest ein, erwirkte zweckmässigere Localitäten, Creirung
einer gynäkologischen Abtheilung , Trennung der Hebeammenunterweisung von
dem Unterrichte der Mediciner. Er ist auch ordentliches Mitglied des ungarischen
Sanitätsrathes. Ausser zahlreichen Aufsätzen in ungarischen und deutschen Fach-
blättern (namentlich im Archiv f. Gynäk.) schrieb er in ungarischer und dentsdier
Sprache ein Lehrbuch für Hebeammen und „Klinische Mittheilungen aus der 1.
geburtshilflich- gynäkologischen Universitätsklinik in Budapest^ (Stuttgart 1884).
6. Scheuthaaer.
*Eiaer, Frantz Casper K. , zu Christiania, ist zu Drammen am
13. Juli 1835 geboren, studirte von 1853 an in Christiania, war von 1864 — 1872
Copist im Medicinal-Oomptoir des Departements des Innern, machte 1867 eine
wissenschafkliche Reise in's Ausland, war von 1868 — 81 Arzt des neu errichteten
Diakonissen-Krankenhauses und ist seit 1876 königl. Beamter im Reichs-Gresund-
heitsamte. Er schrieb : „Norges Laeger i det nittende Aarhundrede (1800 — IS 71)'*
(Christiania 1873); ferner im Norsk Magaz. for Laegevid. (2. R. XXIV; 3. R. III):
jjOrersigt over Udbredningen af de kraeftagtige Sygdomme i Norge, nied
1 Kart"* — „Om Behandlingen af nagle Former af Sy novit med Massage** :
in den Verhandlungen der skandinavischen Naturforscher- Versammlung zu Stockholm
1880 findet sich von ihm ein Vortrag über Mikrophotographie und im Journal of
the Royal Microscop. Soc. (Ser. 2, III): „Photomicrography by lamplight.^ In
„Norges officielle Statistik 1884" hat er die Tabellen über die epidemischen Krank-
heiten und Todesfälle in Norwegen von 1868 — 1881 bearbeitet.
Kiaer, pag. 242, 495. Red.
KIEHL. — KIELMETER. 469
Kiehl, William Friedrich Peter K. , am 15. October 1798 auf
Sefaloss Hampton Court bei London geboren, studirte in Berlin unter Hufeland,
Lichtenstein und Hermbstädt und promovirte daselbst 1822 mit* einer Diss.
medica: „In tkeoriam quae de sensu vigent argumentationes," Er etablirte sich
darauf im Haag, wo er eine ausgedehnte Praxis bekam und Präsident des Medicinal-
Oollegiums ftlr die Provinz Süd-Holland wurde. 1865 wurde er MedicinaMnspector
fflr die Provinzen Gelderland und Utrecht und fungirte als solcher bis zu seinem
Tode im Februar 1876. Er schrieb u. A. : „Äanwyzing am aan cholera- ziehen
eene dadelyke en doelmatige hulp te verleenen" (Haag 1831) — „Over leger-
steden en damptoestellen ten behoeve van cholera- ziehen" (Ebenda 1831) — *
„Over staatsgeneeskunde en geneeskundige staatsinstellingen, vooral in betrekking
tot de ontwerpen van Wet voorgeeteld etc." (Ebenda 1852) — „Proeve eener
aamoyzing om de cholera te beperken en zao mogelyk uitteroejen" (Ebenda
1864) — „Ueber den Ursprung und die Verhütung der Seuchen, Erläutert
durch das Beispiel der ansteckenden Cholera, Zugleich ein Handbuch zur
Erkenntniss des Wesens, zur Heilung und Verhütung dieser Seuche" (Berlin
1865). Er machte sich auf literarischem Gebiete bekannt durch Mitredaction einer
nur zwei Jahrgänge zählenden philosophischen Zeitschrift: „Äthenaeum" (Haag
1836 und 37) und trat auch als Dichter auf mit einer poetischen Sammlung;
„Die Liebe und das Leben" (Haag 1831). C E. Daniels
Elelmeyer, Karl Friedrich K. , berühmter Naturforscher, war am
22. October 1765 zu Bebenhausen bei Tübingen geboren, besuchte die Karls-
schule in Stuttgart, woselbst er sich nach Absolvirung des philosophischen Cursus
dem Studium der Naturwissenschaften und Medicin widmete. Während dieser Zeit
befreundete er sich mit seinem damaligen Mitschüler Cüvieb, mit dem er sein
ganzes Leben hindurch freundschaftliche Beziehungen unterhielt. Nachdem K.
1786 Dr. med. mit der „Disquisitin chemica acidularum Bergensium et Goeppin-
gensium" geworden war, machte er mit Hilfe eines Stipendiums weitere Studien
in Göttingen, wissenschaftliche Reisen in Nord-Deutschland und wurde nach seiner
Rückkehr als Professor der Zoologie an der Karls-Akademie angestellt. Seit 171)2
übernahm er auch die Lehrstühle für Botanik und Chemie und war mit besonderem
Eifer als Lehrer der vergleichenden Anatomie und Physiologie thätig. In dieser
EigeuFchaft hat sich K. besonder verdient gemacht. 1794. nach Aufhebung der
Karls-Akademie, unternahm K. grössere wissenschaftliche Reisen an die Ufer der
Nord- und Ostsee behufs zoologischer Forschungen, nahm 1796 einen Ruf als
Professor der Chemie nach Tübingen an, wo ihm 1801 auch noch die Professuren
für Botanik, Pharmacie und Arzneimittellehre übertragen wurden. Er erlangte
als Lehrer nicht blos bei den Studirenden der Medicin, sondern auch bei denen
anderer Facultäten grosse Beliebtheit. 1816 wurde K. mit dem Titt-l eines Staats-
raths als Director aller dort befindlichen Sammlungen und Anstalten für Kunst
und Wissenschaft nach Stuttgart versetzt, wo er am 24. September 1844 starb.
Seinen Hauptruhm verdankt K. dem Umstände, dass er der Erste gewesen v^\,^
„der den Versuch machte, die gesammte Thierwelt nach der organischen Zusammen-
setzung und den verschiedenen Functionen der Thiere zu vergleirhen". K. ist
also eigentlich als der Vater des nachmals zu so grosser Anerkennung iu der De^«-
cendenztheorie gelangten biogenetischen Gesetzes anzusehen. Ausserdem hat K.
einen sehr bedeutenden und maassgebenden Einfluss auf CuviER ausgeübt, von
dessen Epochemachenden zoologischen Forschungen, wie das Dieser selbst mehrfach
ausgesprochen hat, ein wesentlicher Theil K.'s Verdienst ist. Schriftstellerisch ist
K. nur sehr wenig hervorgetreten. Wir besitzen von ihm, ausser seiner Inaugural-
Dissertation , nur folgende Schriften: „Ueber die Verhältnisse der organischen
JSräfte untereinander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Ge-
setze und Folgen dieser Verhältnisse" (eine Festrede, 1793; neuer Abdruck
Tübingen 1814) — „ Ueber die Richtung der PflanzemritvzeJn nach unten und
470 KIELMEYER. — KIESBR.
der Stämme nach oben^ (Rede, gehalten 1834 snif der Naturforscber-Versaiiim-
luDg iD Stuttgart, der K. zugleich als erster Geschäftsführer präsidirte) und endlieh
„Bericht über die Versuche mit animalischer Elektricität" (eine Arbeit, die
ohne sein Wissen und Willen in Gren's Journal der Physik, 1794, Bd. VIII
abgedruckt ist).
Moll im Württemberg, ärztl. Correspondenzbl. 1859, Beil 1 — 5 (Die Karls- Akademie). —
Klüpfel in Allgem. Deutsch. Biogr. XV, pag. 721. — Mayer im Archiv der Heilk., 1864,
V, pag. 353. — C. F. V. Martius, Akademische Denkreden. Leipzig 1866. — Neuer Nekrolog
der Deutschen. Jahrg. 22, 1844, 11, pag. 1029 — Haeser, Gesch. der Med. II, pag. 817. —
Pogpendorff, I, pag. 1253. — Biogr. mW. V, pag. 423. — Callisen, X, pag. 181;
XXIX, pag. 242. Pagel.
Kierulf, Christian ThorvaldK., zu Christiania, hervorragender
norwegischer Arzt und Medicinal-Beamter, war daselbst am 11. Februar 1823 geboren,
studirte von 1840 an, war von 1847 an Districtsarzt an verschiedenen Orten, 1848
Flotten-. 1849 Choleraarzt in Bergen und Militärarzt bei der dänischen Armee, 1850
wieder Flottenarzt, machte 1851 — 52 eine wissenschaftliche Reise nach dem Continent
und schrieb in dieser Zeit: „Einige Versuche über die Harnsecretion" (Mitthei-
lungen der naturforsch. Gesellsch. in Zürich, 1852) und „Ueber die norwegii^cke
Spedalskhed (Elephantiasis OraecorumJ" (ViRCHOw's Archiv, V, 1853), wälirend
im Norsk Mag. for Laegevid. (III, IV, VI, VII, XIV) in derselben und in früherer Zeit
von ihm erschienen waren: „Om Cholera i Bergen og naermeste Omegn" —
„Gm Beform i dtt norske militaere Medicinalvaesen^ — y,En kritisk Frern-
stilliiig af de forskjellige Meninger om Rygradskrumningers Aarsager og
Sehandling" — „Om Identiteten af Been-, Brüsk- og Bindevaeosceller efter
Virchow^ — „Om Anvendelsen af Electriciieten mjod Lamhed^ y sowie ein
Bericht über seine Reiseerfahrungen. Nach seiner Rückkehr war er von 1852
Reservearzt im Oebärhause, 1855 in dem neuerrichteten Eiuderhospital und auf
der medicinischen Abtbeilung des Reichshospitals, während er gleichzeitig auch als
Lehrer , namentlich in der Mikroskopie , thätig war und die Oberärzte Faye und
CONRADI in ihrem klinischen Unterrichte vertrat. 1855 wurde er zum Secretär
des Medicinal-Comit6s und 1857 zum Expeditions-Chef für das Medicinalwesen im
Departement des Innern ernannt, war von 1850 an Mitglied aller zur Auß-
arbeitung von Medicinalgesetzen ernannten Commissionen , nahm an allen in jene
Zeit fallenden Congressen^ zuletzt noch in Wien 1874 am internationalen Cholera-
Congress einen hervorragenden Antheil, war mehrmals Vice-Präsident und Präsident
der medicinischen Gesellschaft in Christiania u. s. w. Er starb am 7. September
1874. Von seinen späteren Arbeiten, zu denen auch verschiedene Anweisungen
für die 1860 errichteten Gesundheits-Commissionen , sowie die „Beretninger om
bundhedstiltitanden og Medicinalforholdene for 185S — 58*^ und sein Antheiil an
„Norges officielle Statistik^ gehören, führen wir noch an: „Oversigt ocer Blodgangs
epidemien i 1859" (Norsk Magaz., XV) — „ Om Diphtherit- Epidemien i de senere
Aar iNorge" (Forhandl. ved de skand. Naturforsk. Moede i Stockholm 1863) u. s. w.
Kiaer, pag. 2:^6. G.
Kierulf, .s. a. Kjerülf.
Kieser, Dietrich Georg K., einer der Haupt-Repräsentanten der natur-
philosophischen Richtung in der Medicin, gehören am 24. August 1779 in Harburg
(Hannovor), studirte in Göttingen und Würzburg und promovirte an ersterer Uni-
versität mit der nach crassen naturphilosophischen Anschauungen geschriehen^i
„Commentatio physiologica de anamorphosi oculi" 1804 zum Dr. med. Er
prakticirte dann von 1804 — 1806 in Winsen a. d. Luhe (Hannover), seit 1806
als Stadt- und Landphysicus in Northeim bei Göttingen. 1812 wurde er Prof. e. o.
der Medicin in Jena und zugleich seit 1813 Brunnenarzt in Berka. 1814 machte
er den Feldzug nach Frankreich mit und besuchte bei dieser Gelegenheit die
Spitäler und wissenschaftlichen Institute in Paris und später in Leyden. 1815
dirigirte er als preussischer Oberstabsarzt nach der Schlacht von Belle-Alh'aiice
KIESER. 471
Rriegsspitäler in Lflttich (mit 2000 Kranken) und Versailles. Nach Jena zurflek-
gekehrt, wnrde er 1815 königl. prenss. Hofrath, 1818 Prof. ord. honor. , 1824
Prof. ord. der Medicin, 1828 grossherzogl. Sachsen- Weimar'scher Qeh. Hofrath
und 1838 Physicus der Universität. Von 1831 — 48 war er Vertreter der üni-
yersität auf dem Weimar'schen Landtage (von 1844 — 48 sogar Vice -Präsident
desselben und als solcher 1 848 Theilnehmer am Frankfurter Parlament), in welcher
Eigenschaft K. besonders zur Verbesserung des Medicinal-, Gefangenen- und Irren-
heilwesens erheblich mitwirkte. 1836 präsidirte er der 14. Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte in Jena. Zugleich war E. als Adjunct und seit 1847
als Director der Ephemeriden der k. k. Leopoldin.-Earolin. Akademie der Natur-
forscher, in Verbindung mit dem (am 16. Mai 1856 verstorbenen) Präsidenten
Nres V. EsBNBBCK um eine zeitgemässe Reorganisation der Gesellschaft bemüht.
Er veröffentlichte zu diesem Zwecke 1861 die Schrift: „Zur Oeschiclite der
k. k. Leopoldin.' Karolin, Akademie der Naturforscher" , worin er auch den
genannten Präsidenten in einer gegen diesen schwebenden gerichtlichen Unter-
suchung vertheidigte. Von 1831 — 47 dirigirte K. eine medicinisch-chirurgische
und ophthalmiatrische Privatklinik. 1846 zum Director der Irrenheil- und Pflege-
anstalt in Jena ernannt, übernahm er 1847 die psychiatrische Klinik, verband
mit dieser Staatsanstalt eine Privatheilanstalt für Geisteskranke („Sophronisterium^)
und widmete von dieser Zeit an seine praktische Thätigkeit vorwiegend den
Geisteskrankheiten. 1854 feierte er sein öOjähriges Doctor-Jubiläum, wobei er von
der Jenaer philosophischen Facultät zum Dr. phil. ernannt wurde. 1858 wurde er
an Stelle von Nees v. Esenbeck zum lebenslänglichen Vorsitzenden der k. k. Leopold.
Akademie gewählt. Er starb am 11. October 1862. Von seiner umfangreichen
schriftstellerischen Thätigkeit, die allerdings mehr in die erste Zeit seines Lebens
fiel, sind am bedeutendsten seine Arbeiten über die Entwicklungsgeschichte und
die Anatomie der Pflanzen: „ Aphorismen aus der Physiologie der Pflanzen"
(Göttingen 1808) — „Elernente der Phytonomie" (Thl. I, Jena 1816) u. s. w. ;
femer: jfDer Ursprung des Darmcanals aus der Vesicula umbilicalis, dar-
gestellt im menschlichen Embryo" (Ebenda 1810), worin er die beim Sängethier
schon gekannte Allantois auch beim mcDschlichen Embryo und damit die Richtig-
keit einer von Oken schon früher ausgesprochenen Vermuthuug über die Ent-
wicklung des Darmcanals aus dem Nabelbläschen nachwies. In den genannten
Schriften documentirte sich K. als ein nüchterner, klarer uod in den crassen
Auswüchsen natnrphilosophischer Specalationen nicht befangener Kopf. Dasselbe
gilt von seinen psychiatrischen Schriften, unter denen zu nennen sind: „Elemente
der Psychiatrik" (Breslau und Bonn 1865), sein letztes literarisches Werk, das
Product einer reichen Erfahrung auf dem Gebiete der Geisteskrankheiten, die er
als somatische auffasste und behandelte. Stark befangen' von naturphilosophischen
Speculationen zeigt sich E. dagegen in seinen ophthalmologischen Schriften, zu
denen seine schon genannte Inaug.-Diss., welche u. d. T. : ,; Ueber die Metamor-
phose des Thierauges" in der ophthalmol. Bibliothek von HiMLY und Schmidt
(1 807 , Bd. III) wieder abgedruckt ist , gehört , ferner die Abhandlung : ^ Ueber
die Natur, Ursachen, Kennzeichen und Heilung des schwarzen Htaares"
(Göttingen 1811) (s. Hirsch, Gesch. der Augenheilk. , pag. 481). Ferner sind
zahlreiche Schriften K.'s über Gegenstände der eigentlichen inneren Medicin durch-
aus naturphilosophisch gehalten, dem Geschmacke der damaligen Aerzte entsprechend,
zum Theil auch von dem Mesmerismus, dessen eifriger Anhänger E. war, handelnd.
Hier sind zu nennen : ;, Ueber das Wesen und die Bedeutung der Exantheme"
(Antrittsprogramm, Jena 1813) — „Vorbauungs- und Verhaltungsmassregeln
bei ansteckenden Faulfieber - Epidemieen" (Ebenda 1813) — „System der
Medicin u. s. w.^ (2 Bde. , Halle 1817) — „System des Tellurismus oder
thierischen Magnetismus u. s, w." (2 Bde. , Leipzig 1821 — 22, 1826) — „De
febris puerperarum indole, varia forhna et medendi ratione" (7 Programme zu
Inaugural-Dissertationen, Jena 1825 — 26), sowie mehrere Aufsätze in Hüfeland's
472 KIESEB. — KIJPER.
Journal (1810, 12, 25), im Archiv fttr thierischen Magnetismus (1817) und zahl-
reiche andere Abhandlungen Aber den Magnetismus; femer: „Analecta ex medtcina
militari" (Jena 1828) — „Oratio de fructibus cttque emolumentis in historia
tum universali tum speciali ex phyaiologia capessendia" (Ebenda 1829) —
„Klinische Beiträge" (Leipzig 1834; fortgesetzt in Weiss' Diss , Jena 1844) —
„Chrundzüge der Pathologie und Therapie des Menschen" (Tbl. I, Ebenda 1812).
Von 1842— 48 redigirte K. die medicinische und naturwissensehaftliche Abtheilung
der Neuen Jenaisohen Allgemeinen Literaturzeitung und mit Oken gab er heraus :
„Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie" (2 Hefte,
Bamberg 1806).
AUgem. Med. Oentral-Zeitung. 1862. Nr. 86 — v. Marti us, Akademische Denk-
reden, pag. 500. — Hirsch in AUgem. Deutsch. Biogr. XV, pag 721. — Leopoldina.
H. 3, 1862, pag. 81; H. 4, pag. 10. — Biogr. m6d. V, pag. 423. — Haeser, Geschichte der
Med. II, pag. 821. — Callisen, X. pag. 183— 192; XXIX, pag. 244— 246. — Hirsch,
Gesch. der Aagenheilk. pag. 486 n. fgd. — Meyer's Convers.-Lexikon. 3. Aufl., IX, pag. 995.
Magnus. — Pagel.
Eiesewetter; Aloys Ferdinand K. , war 1739 zu Neisse (in Ober-
schlesien) geboren und lebte bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts als Arzt
in Hradisch (in Mähren). Er schrieb: y^Novissima de bolo experimenta" (Wien
1766) — „Berichte und Unterricht über die herrschende Homviehseuche'^
(Ebenda 1773) — „Beschreibung des in Ungarn nächst Temschin gelegenen
Töplitzer Bades" (Brflnn 1774) — „Abhandlung über die Ursache und Heilungs-
art der unter dem Landvolke eingerissenen Lustseuche" (Ebenda 1778) — ni^(^
Buchlauer Bad im Hradischen Kreise" (Skalitz 1781) — „Etwas vom soge-
nannten Luhatschovntzer Salz oder Selterwasser" (Ebenda 1792) u. A. m.
Elwert, I, pag. 288. — Biogr. m6d. V, pag. 423. Pgl.
Eieter, Alexander vonK., russischer Chirurg, war in Livland geboren
studirte von 1831 — 36 in Dorpat, wurde 1836 daselbst Doctor mit der Diss.:
„De lithotripsiae methodo percussionis, praesertim de apparatu Heurteloupiano
ad eam commendato" (c. tab.), war darnach Assistent der dortigen chirurgiselien
Klinik, und zwar der erste Assistent Pirogoff's daselbst, machte auf Staatskosten
eine Reise in 's Ausland und publicirte: „De Singular um lithoto/niae methodoram
dignitate" (Riga 1838, 4.). Er war dann Professor in Kasan und zaietzt an
der medico-chirurg. Akademie in St. Petersburg. Von seinen Schriften führen wir
an: „Die Geburtshilfe der neuesten Zeit, oder kritische Ueber sieht der Lei-
stungen in der Geburtshilfe während der letzten 15 JaJtre" (St. Petersburg 1850\
Ausserdem enthält die Med. Zeitung Russlands zahlreiche Mittheilungen von ihm,
namentlich kritische Besprechungen. Referate, Uebersefzungen aus dem Russischen ete.
In der letzten Zeit seines Lebens war er ständiges Mitglied des militär mediciniscben
Comit^s und starb in Zurückgezogenheit nach langem Leiden am 1. September 1884.
St. Petersburger med. Wochenschr. 1879, pag. 122. — Callisen, XXIX, pag. 246.
G.
Eijper, Albert K., zu Königsberg in Preussen geboren, studirte erst
in seinem Geburtsorte und später in Leyden, wo er 1640 zum Dr. med. pro-
movirte mit einer „Diss. de lue venerea". Bald darauf wurde ihm erlaubt, Vor-
lesungen über Physik zu halten, wofür er 1645 seine: „ Institut iones phf/sicae"
veröffentlichte. 1646 wurde er an dem zu Breda neu errichteten Athenaeum illustre
zum Professor in der Physik und Medicin angestellt, welches Amt er am 19. September
antrat mit einer Oratio inauguralis, wonach er auch zum Archiater des Prinzen
Frederik Hendrik ernannt wurde. 1650 wurde er als Prof. med. nach
Leyden gerufen, eine Ernennung, auf welche vielleicht seine schon 1643 veröffent-
lichte „Methodus medicinam rite discendi et excercendi^ (ein wirklich verdienst-
licher Leitfaden der medicinischen Methodologie und Encyklopädie) nicht ohne
Einfluss geblieben ist. Er fuugirte als solcher nur fünf Jahre, da er 1655 an
der Pest starb. Seine Schriften sind : „Anthropologia corporis humani conten-
KIJPER. — KILIAN. 473
tarum et animae naturam et virtutes secundum circularem sanguinis motum
explicans'' (Leyden 1647; 1650; 1660; Amsterdam 1665) — „Institutiones
mtdicae ctd kypothesin de circulari sanguinis motu composüas** (Amsterdam
1654), woran er eine Abhandlung: „Transsumpta medica ea ex pkysicis
repetentia, quibus continentur medicinae fundamenta*' fügte — „Gollegium
medicum, XXVI disputationibus breinter complectens qiute ad institutiones
pertinent" (Leyden 1654; Nymegen 1666) und auch: ^Disputationes politicae
de origine et jure magistratus*^ etc.
G. C. B. Snringar, Bydragen tot de geschiedenis van het geneeskundig onderwys
aan de Leidsche Hoogeschool. C. E. Daniels
Eikin, AI ex ei K. , Professor der Veterinär- Medicin in Moskau, wurde
1810 geboren und trat 1825 in die Moskauer Abtheilung der medioinisch- chirur-
gischen Akademie. 1829 als Chirurg entlassen, wurde er zuerst Prosector an der
Akademie, dann Cholera- Arzt ; 1834 erwarb er den Doctorgrad („Diss, de
scorbuto^), 1835 wurde er Adjunct Professor, 1846 als Professor der Staatsarznei-
kunde an die Universität übergeführt. Er docirte seit 1833 Zootomie, ver-
gleichende Physiologie, epizootische Krankheit und starb am 8. Februar 1852. Er
verfasste eine (russ.) kurze Zootomie und Aoleitung zur Kenntoiss des Baues der
Hausthiere (2 Bde., Moskau 1837 — 1839). Es ist das erste derartige Buch in
rassischer Sprache.
Biogr. Lexikon der Professoren der Moskauer Universität, I, pag. 410 — 412.
L. Stieda.
Eilian, Konrad Joseph K. , geboren in Wflrzburg um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts, widmete sich Anfangs dem geistlichen Stande, begann aber
später das Studium der Medicin und prakticirte in Bamberg, wo er zugleich
I^fessor der Medicin und Medicinal-Rath zwei Jahre lang war, seit 1805 in
WtJrzburg, 1806 in Leipzig und später, seit 1807, wiederum in Bamberg.
1810 ging er nach Petersburg, wo er consultirender Leibarzt des Kaisers
Alexander I. wurde, aber schon 1811 verstarb. K. war Anhänger der Natur-
philosophie und hat verfasst: „Anleitung zur Erhaltung und Verbesserung der
Gesundheit in Leipzig, für die Bewohner, Nachbarn und Freunde dieser Stadt,
nebst etc." (Leipzig 1800) — n^^'' S^^s- und Beisearzt, oder Bathgeber für
Nichtärzte etc " (Ebenda 1800) — „Entwurf eines Systems der gesammten
Medicin , zum Behuf e seiner Vorlesi^ngen und zum Gebrauche für prakticirende
Aerzte" (Jena 1802) — „Klinisches Handbuch zum Gebrauch bei den wichtigsten
gefahrvollsten und schnell tödtlichen Krankheiten , für angehende Aerzte"
(Bamberg und Würzburg 1804 ; 4. Aufl. 1809) — ;, Ueber die innere Organi-
sation der Heükunst. Als Einleitung in meine Zeitschrift für die gesammte
Medicin** (Ebenda 1804) — „Das Scharlachfieber in Leipzig 1805** (Leipzig
1806) — ;, Was soll man in den jetzigen Kriegszeiten thun , um sich gegen
die Gefahren des Nerven- oder Faulfiehers zu schützen f" (Ebenda 1807) —
yfDas Faul' und Nervenfieber , eine klinische Darstellung** (Bamberg und
Wflrzburg 1809) u. A. m.
Biogr. m6d. V, pag. 424. — Dict. bist. III, pag 324. — Callisen, XXIX, pag. 247.
Pgl
Eilian, Hermann Friedrich K. , in Bonn, am 5. Februar 1800
in Leipzig als Sohn des Vorigen geboren, besuchte von 1810 — 16 die deutsche
Hauptschule in Petersburg und studirte von 1816 — 17 in Wilna, wo damals
Joseph Frank lehrte. Das Schuljahr 1817 — 18 brachte K. in Leipzig, das
nächste in Würzburg zu, vom Januar bis März 1820 verweilte er in Göttingen.
Hierauf ging er Aber Holland nach London und Edinburg, wo er sich mit
seiner Inaug.-Diss. : „De nervi glossopharyngei origine** 1820 die Doctorwürde
erwarb. Von England begab er sich nach Paris und im nächstfolgenden Jahre
hielt er sich behufs seiner weiteren Ausbildung noch in Strassburg, München und
474 KILIAN.
Wien auf. Ende 1821 kehrte er nach St. Petersburg zurttck, wo er an der
mediciniBchen Akademie als Professor, Adjanot der Chemie, später der Physio-
logie und Pathologie, sowie als Arzt am Artillerie-Hospital wirkte. 1828
begab er sieh neuerdings nach Deutschland und lebte, mit literarischen Arbeiten
beschäftigt, kurze Zeit in Mannheim, Heidelberg und Berlin. In demselben Jahre
erhielt er einen Ruf als Extraordinarius nach Bonn, den er annahm ; 1834 wurde
er zum Ordinarius ftar Geburtshilfe ernannt. In dieser seiner Stellung erreichte
ihn auch der Tod im Bade Liebenstein am 7. August 1863. Einen im Jahre 1842
an ihn ergangenen Ruf, in St. Petersburg die Direction des unter dem Proteetorate
der Grossfttrstin Helene stehenden Hebeammen-Institutes zu übernehmen, lehnte
K. ab. In seiner Stellung als klinischer Lehrer bemühte sich K. vergeblich, die
Errichtung einer gynäkologischen Klinik, die er ganz richtig für dringend hielt,
durchzusetzen. Er war ein sehr eifriger und tüchtiger Lehrer, der literarisch
ungemein thätig war. Seine wichtigsten Productionen sind folgende: „Die regd'
widrigen Geburten und ihre Behandlung, von Dr, Samuel Meriman, aus
dem Englischen e/c.^ (Mannheim 1826) — „Ueber den Kreislauf des Blutes
im Kinde, welches noch nicht geathmet hat" (Karlsruhe 1826, 4., m. lithogr.
Taf.) — „Beiträge zu einer genaueren Kenntniss der allgemeinen Knochen-
erweichung der Frauen und ihres Einflusses auf das Becken** (Bonn 1829, 4.,
m. lithogr. Taf.) — ;,-Di« Oeburt des Kindeskopfes in derjenigen Scheitelstellung,
die man Hinterhauptslage zu nennen pflegt etc.** (Ebenda 1830, 4.) — „Operations-
lehre für Gebuttshelfer" (Ebenda 1834; 1835; 2. Aufl. 1849—66) — „Z>t>
Geburtslehre von Seiten der Wissenschaft und Kunst dargestellt** (3 Thle.,
Frankfurt a. M. 1839—42) — „Das halisteretische Becken etc.** (Bonn 1857) —
„Geburtshilflicher Atlas** (Düsseldorf 1835 — 49) — „Armamentarium Lucinae
novum** (Bonn 1856). K. war auch Mitredacteur der von 1847 — 51 in Bonn
erscheinenden Zeitschrift : „Rheinische Monatsschrift für praktische Aerzte", in der
er eine Reihe seiner kleineren Arbeiten veröffentlichte.
V. Siebold, Geschichte der Gebartshilfe. II, pag. 699. — v. Hecker in Allgem.
Deutsch. Biogr. XV, pag. 739. Kleinwächter.
EUian, FranzMariaK., zu Mainz, war daselbst am 14. October 1822
geboren, studirte von 1841 an in Giessen, woselbst er 1845 Doctor wurde, war
darauf eine Zeit lang in Paris, Hess sich 1846 in Mainz nieder, wurde 1847 — 48
in Giessen Privatdocent mit der Habilitationsschrift : „ Versuche über die Restitution
der Nervenerregbarkeit nach dem Tode^ und begann in seinem Lieblingsfache,
der Geburtshilfe, Vorlesungen zu halten. Bald entstanden jedoch, in Folge der
Verschiedenheit seiner physiologischen Richtung von der des Vorstehers der dortigen
geburtshilflichen Klinik, Ritgen, Differenzen zwischen Beiden, die ihn veranlassten,
seine Stellung in Giessen aufzugeben und die eines Assistenzarztes an der Ent-
bindungsanstalt in Mainz, die ihm im Winter 1848 — 49 übertragen wurde, anzu-
nehmen. Neben dem Hebeammen unterrichte, den er zu ertheilen hatte, besehftftigte
er sich mit physiologischen Untersuchungen, namentlich über den Einfluss des
Nervensystems auf den schwangeren und nicht schwangeren Uterus und über die
feineren histologischen Veränderungen bei der Umfangszunahme und Verkleinerung
desselben, Arbeiten, die sich, nebst einigen anderen, in He\*le*s und Pfeüfer's
Zeitschrift (Bd. VI — IX) finden. Es sind dies: „Neuralgie des Nervus crurtUis" —
„Pathologische Mittheilungen** — „Ein fibrinöser Polyp des Uterus" — „Die
Endigung sympathischer Fasern** und seine bedeutendste Arbeit „Die Structur
des Uterus bei Thieren**, zwei Artikel. Ausserdem veröffentlichte er mehrere der
praktischen Geburtshilfe angehörige Arbeiten in Bdsch's und v. Siebold's Zeit-
schrift nnd nach seinem Tode erschien noch, von A. Mayer herausgegeben:
„Einfluss der Medulla ohlongata auf die Bewegung des Uterus** (Hbnlb und
Pfeufeh, N. f., Bd. II). Der talentvolle und kenntnissreiche Mann ging an den
Folgen einer syphilitischen Finger-lnfection , die er sich 1849 zugezogen hatte.
KILIAN. — KIHBALL. 475
langsam zu Grunde und starb, kaum 29 Jahre alt, am 6. Juli 1851 in Paris,
wo er noch vergeblich von Ricord behandelt worden war.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, I, pag. 537. O.
Xilianstein , Anton Jonas K., in Wttrzburg geboren, studirte seit
1614 Medicin in Ingolstadt. 1621 begann er als neu ernannter Professor seine
Vorlesungen au dieser Hochschule über Anatomie und Chirurgie. Er nahm in der
medicinischen Facultät derselben, die damals nur drei Professoren zählte, bald
eine hervorragende Stellung ein, so dass er schon 1623 zum Rector gewählt wurde.
Siebenmal bekleidete er später noch diese Wflrde, ein Zeichen der Anerkennung,
welche die ihm in den Annalen der Universität nachgerühmte strenge Pflicht-
erfüllung bei seinen CoUegen fand. Weniger war er wegen derselben bei den
Studenten beliebt, welche dem Hasse gegen den Rector einmal durch eine Katzen-
musik („Heinzelspielen^) Ausdruck gaben. Dagegen pries ihn die Bürgerschaft
Ingolstadt's wegen seiner aufopfernden ärztlichen Thätigkeit in den damaligen
Zeiten des Religionskrieges und bei den während der längeren Belagerung der
Stadt durch die Schweden entstandenen verheerenden typhösen („ungarische"
genannten) Fiebern, als einen vom Himmel gesandten Retter. Er starb am 10.
Juni 1638 und hinterliess nur ein Manuscript: „De dolore capitis seu de hemi-
cranta", die ein späterer Nachfolger im Lehramt, Franz Ignaz Thibrmayb,
herausgab.
F. Grienwaldt, Album Bavariae iatricae monach. 1733, pag. 70. — M e d e r e r,
Annales Ingolstadiensis Academiae, Pars II, pag. 11285. — Prantl, I, pag. 434.
F. Seitz.
*£llpatrick, Andreas Robert K. , geboren in Cheney ville, Rapids^
parish, La., am 24. März 1817, studirte Medicin am Jefferson Med. Coli, und am
Georgia Med. Coli, und erhielt von letzterem den Grad als M. D. im März 1837.
Dann war er als Arzt in verschiedenen Städten thätig, bis er sich 1866 in
Navasota, Texas, seinem jetzigen Wohnorte, niederliess, wo er Mitglied der Texas
Med. Society und Vorsitzender der Abtheilung für öffentliche Gesundheitspflege ist.
Er schrieb: „Hiatory of the epidemto yellow fever in IVoodmlle, Miss., 1844"
(New Orleans Med. Joum., 1844 — 45) — „Cholera in Louisiana 1849 — 50** —
„Yellow fever in Louisiana 1855" (Ebenda 1856) — „Cholera in Texas 1866"
(Texas Med. Joum., 1867) — „Yellow fever in Texas 1867" (Ibid. 1868) —
„Indigenous viedical resources of Texa^^ (Transact. of the Med. Assoc,
1876) u. A. Seit 1877 ist er Mitarbeiter am „Southern Medical Journal" und
am „Texas Medical Journal".
Atkinson, pag. 152. Pgl.
*Einiball, Gillman K., amerikanischer Chirurg und Gynäkolog, in Hill
am 8. December 1804 geboren, studirte an der medicinischen Schule des Dart-
month Coli., wo er 1827 graduirt wurde, besuchte dann einige europäische medi-
cinisebe Anstalten, hauptsächlich die Kliniken von Duputtren und Boyer in Paris,
und Hess sich 1830, nachdem er vorübergehend an einem anderen Orte prakticirt
hatte , in Lowell , seinem jetzigen Wohnsitze , nieder , wo er in seiner bisherigen
Praxis 225 Ovariotomieen mit 96®/o Heilungen, 12 Uterusexstirpationeu mit
5 Heilungen und andere grössere chirurgische, resp. gynäkologische Operationen
vollzogen hat. 1837 wurde er zum M. D. honor. vom Williams Coli, ernannt;
seit 1877 ist er Mitglied der Amer. Gynaecolog. Society und Vice-Präsident der
Mass. Med. Soc. Von seinen literarischen Veröffentlichungen beziehen sich die
wichtigsten auf Gastrotomie, Ovariotomie und Uterusexstirpation, wie z. B. : „Cases
of drainage from the cul de sac of Douglas öfter ovariotomy" (Boston Med.
and Snrg. Journ., 1874) — „Cases of uterine jibroids treated hy electrolysis"
^ibid. 1874) — „Exstirpation of the Uterus in connection with ovariotomy,
followed hy recovery" (Ibid. 1876); mit E. Cutter: „Oti the treatment of
476 KIMBALL. — KING.
vterine ßhroids wiih galvantsm by profound puncture" (Amer. Joum. of Med.
Sciences, 1878) u. A.
Atkinson, pag. 571. Pgl.
'''Xinberg, Johan Gustaf Hjalmar K. , geboren in Schonen 1820,
wurde in Lund Philos. Doctor 1844 und Med. Doctor 1850, war Unterarzt in
der dänischen Armee in Schleswig 1850 und Zoologe und Schiffsarzt auf der
Fregatte „Eugenie" während deren Weltumseglung 1851 — 53, wurde Proseetor am
Earolinischen Institute in Stockholm 1853, stellvertretender zweiter Professor am
Veterinär-Institute in Stockholm 1854, ist seit 1859 ordentlicher Professor daselbst
und seit 1872 der Vorsteher dieses Institutes. K. hat zu Studien Über das Veterin&r-
wesen Reisen in Deutschland , Ungarn , Frankreich , England und anderen I«äadern
gemacht, und ist einer der Grtlnder des schwedischen Veterinärvereines. Von seinen
Schriften sind zu erwähnen: „Monograpkiae zootomiae I^ (Lund und Leipzig
1849) — „Kongl. Sv, fregatten Eugenies reaa 1851 — 53, Ännulater" (1. Heft,
Stockholm 1857) — „Eddas naturhistorfa^ (Ebenda 1880). K. hat ausserdem
eine Menge Aufsätze in der Zeitschrift für Veterinäre 1861 — 73 und mehrere
zoologische Abhandlungen in der Uebersicht über die Verhandlungen der könig-
lichen Akademie der Wissenschaften 1852 — 70 veröffentlicht. Hedenins.
Kind, Karl Friedrich K. , geboren am 25. October 1825 zu Ddben
bei Grimma, war, auf dem Lehrerseminar in der genannten Stadt vorgebildet, bis
184^ an mehreren, namentlich Privatschulen praktisch thätig. Im letztgenannten
Jahre wurde er als Lehrer an der Erziehungsanstalt für Schwach- und Blöd-
sinnige des Dr. Kern zu Leipzig angestellt, in welcher Stellung er bis 1866
verblieb, nachdem er unterdessen in Leipzig das Studium der Medicin absoUirt
und nach Vertheidigung seiner Diss. : ;, De cranio, cerebro , medulla spinali
et nerms in idiotia primaria" die Doctorwürde erworben hatte. Vom April 1866
an war K. als praktischer Arzt in Grimma thätig, im October 1868 aber wurde
er zum Director der Anstalt zur Erziehung schwachsinniger Kinder zu Langeo-
hagen in Hannover ernannt und verwaltete dieses Amt bis zu seinem am 12. October
1884 in Folge einer Apoplexie eingetretenen Tode. Ausser der oben genaDUten,
auch jetzt noch beachtenswerthen Dissertation und jährlichen Berichten über die
unter seiner Leitung stehende Anstalt hat K. folgende Abhandlungen veröfient
licht : „ lieber das Längenwachsthum der Idioten" (Archiv ftlr Psychiatrie und
Nervenkrankheiten, Bd. VI, 1876) — ;, Ueber die geschwisterlichen Verhältnisse
der Idioten" (Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. XXXIII, pag. 595, 1877) —
jf Ueber die Idiotenfrage in legislatorischer Beziehung ; Berief bei der Jahres-
versammlung des Vereins der deutschen Irrenärzte im Jahre 1879 zu Heidel-
berg" (a. a. 0., Bd. XXXVI, pag. 654, 1880).
Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. XLl, 1885, pag. 732. Wiutcr.
el-Eindl, s. Abu Jösuf Jacub el-Kindi, Araber, Bd. I, pag. 165, Nr. II.
King, Edmund K., englischer Arzt des 17. Jahrhunderts, Mitglied der
Royal Society zu London, war einer der geschicktesten Anatomen seiner Zeit.
Speciell bemerkenswerth ist er durch seine mit Thomas Cox zusammen ausgeführten
Arbeiten zur Verbesserung der Transfusions-Operation. Das Resultat der Experi-
mente und Arbeiten der genannten Aerzte auf diesem Gebiete findet sich in den
betreffenden, in den „Philosopbical Transactions" vom Jahre 1667 veröffentliehteo
Abhandlungen. Ausserdem hat K. noch mehrere Aufsätze in der genannten Zeit-
schrift veröffentlicht: Ueber einen Fall von Verknöcherung der ZirbeldrQse (1686».
über die geßlssreiche Struetur der Gewebe des menschlichen Körpers, speciell
des Hodens u. a. m.
Biogr. med. V, pag. 424. — Haeser, Gesch. der Med. II, pag. 418, 420. —
Sprengel, Gesch. der Med. IV, pag. 92, 94, 256. Pgl.
KING. — KIPP. 477
King, Thomas K., zu London, war 1802 zu Norwich geboren, stndirte
in Paris, war Eleve der dortigen Hospitäler, erwarb sich im Hötel-Diea Düpuytrbn's
Zuneigung, wurde in Paris 1828 Doctor, hielt daselbst Vorträge und schrieb
Einiges in französischen Journalen (Kouveau Joum. de mM. , 1821, 22; Rupert,
g^n. d'anat., 1827), Hess sich 1828 als Arzt in London nieder und gab heraus:
y,A new method af treating stone in the bladder^ faunded on the anatomy of
that Organ, and illustrated hy casea^ (London 1829) — „An easay on the
ligaiure of the tnnominata and subclavtnn arteries, the latter between their
origin and the scaleni mttscles" (Lancet, 1830, 31). Er war Arzt der franzö-
sisehen Gesandtschaft in London seit 1831, Docent der Chirurgie an der Blenheim
Street Med. School, Surgeon bei dem dazu gehörigen Dispensary und verfasste:
„Lithotrity and lithotomy compared: etc." (London 1832, w. 3 pl.) und ver-
schiedene Journal-Aufsätze in Lond. Med. Gaz. (1833), Brit. Annais of Med. (1837),
Lancet (1833, 37) über ein neues Instrument zur Excision von Gebärmutterpolypen,
Aber Acupunctur u. s. w. ; auch schrieb er den Artikel „Amputation*^ für
Ck>STBLLO*s Cydop. of pract. surgery (1831) und hatte herausgegeben Borbbman's
„ Arter iology of the human body" (London 1830). K. starb zu Norwich am
10. Januar 1839.
Callisen, X, pag. 201, 202; XXIX, pag. 251. G.
Elnglake, Robert K., zu Taunton in England, war 1765 geboren,
wurde Dr. med., hat sich namentlich durch mehrere Schriften über die Gicht, die
er, trotz mehrfach erhobenen Widerspruches, mit örtlicher Anwendung der Kälte
zu behandeln empfahl, bekannt gemacht, so: „A dissertation on arthritis or
gout; etc." (London 1804; 2. edit. 1807) — „Beply to Mr. A, Edlin's tvx)
ca-ses of gout, said to have termincUed in death, in consequence of the extemal
use of ice and cold water, etc.*^ (Taunton 1804) — „Strictures on Mr. J am,
Parkinson^a on the ncUure and eure of the gout; recenüy published in
Opposition to the theory that proposea the cooling treatment ofthat disease, etc."
(Ebenda 1807). Ausserdem schrieb er noch eine Anzahl von Aufsätzen im Lond.
Med. and Phys. Journ. (1800, 1801, 1802), den Mem. of the Med. Soc. of London
(1805), dem Edinb. Joum. of Med. Sc. (1827) u. s. w. theils über die Wirkung
einzelner Heilmittel, z. B. der Digitalis , der Angusturarinde , des Colchicum , des
salpetersauren Silbers gegen Epilepsie, ferner der Blasenpflaster, der Kälte, der
Purgan tien, theils über Dyspepsie, Influenza und andere Affectionen. Er starb zu
Monckton bei Taunton am 26. September 1842.
Callisen, X, pag. 203; XXIX, pag. 252. O.
^Xinsman, D. N. K., Professor der theoretischen und praktischen Medicin
an der mediciniscben Lehranstalt in Columbus, 0., geboren zu Heath, Mass., am
3. Mai 1834, besuchte das Ohio Med. Coli., wo er 1863 zum Dr. med. promo-
virte. Dann prakticirte er einige Jahre in Circleville, 0., später längere Zeit in
Lancaster und Hess sich 1873 in Columbus nieder, wo er Anfangs am Starling
Med. Coli, die Professur für Frauen- und Kinderkrankheiten bekleidete. Zur Zeit
ist er Mitglied der Central Ohio Med. Soc. und anderer gelehrter Gesellschiiften. Er
veröffentlichte: „Hernia cerelri" (Cincinnati Lancet, 1870) — „Sick headache" —
„Brigh^s disease" — „Tuberculosis folloioing application of plaMer ja^ket" —
„Salicylic acid" — „Synopsis of four hundred obstetric cases" (Columbus
Medical Recorder, 1876 und 1877) etc.
Atkinson, pag. 670. Pgl.
* Kipp, Charles John K., deutsch-amerikanischer Augenarzt in Newark,
Kew York, geboren am 22. October 1838 in Hannover, kam schon früh nach
^ew York und studirte hier Medicin am Coli, of Phys. and Surg. , promovirte
1861 und liess sich 1868 hier, 1869 an seinem jetzigen Wohnorte nieder. In
der Zeit von 1861 — 65 diente K. als Militärarzt in der Armee, von 1866 — 68
478 KIPP. - KIBCHEE.
war er medicinisoher Director des Freedman's Bureaus des Staates Indiana. Er
war Mitarbeiter an der „Medical and aurgical hUtory of the rebeUion" und ver-
fasste selbständig: „On the affection of the eye in smaU-pox*' (Proceedings Med.
Soc. of N. Y. , 1874) — „A caae of sarcoma of iris cured hy excüion^
(Archives of Ophthalmology and Otology, 18761 — ^Gltnical essays etc,*" (Trans-
act. of Am. Ophthalmol. and Otolog. Socs.) etc.
Atkinson, pag. 350. Pgl.
Elrby, John K. , zu Dublin, war Surgeon am Coombe Hosp. und der
Charitable Infirmary und Senior Physician am St. Peter's and Bridgets Hosp.,
welches er 1820 gründete und wo er auch anatomische und chirurgische Vor-
lesungen hielt; auch war er Fellow des R. C. S. of Irel., dessen Präsident er za
einer Zeit war. Er schrieb: „Gases in surgery*^ (London 1816) — j^On the
vyry neck; on the reduction of Itiosatlon etc,** (Ebenda 1819) — „ObservatioM
on the treatment of certain severe forma of hemorrhoidal excrescence etc^
(Dublin und London 1817), dazu: „Additional observations etc. P, 2" (Dublin
1825) — ^jE»«ay on piles; etc." (London 1819). In den Dublin Hosp. Reports
(1818) finden sich einige seltene Beobachtungen von ihm: Erstickung durch in
Oesophagus festsitzende Speise, Monatlanger Sitz einer Kugel im Gehirn ohne
Functionsstörung u. s. w.
Callisen, X, pag. 209; XXIX, pag. 253. G.
Eirclieim , Christian Heinrich K. , Stabsmedicus der polnischen
Armee und Leibarzt des Königs August IL, war der Erste, welcher in polnischer
Sprache ein Handbuch der Anatomie herausgab; dasselbe führt den Titel: „Facies
anatomicae corpoi'is humani dismembrati to Jest krötkie opisanie wszystkich
cz^sci ciala cziowieczego" (Warschau 1722; 2. Aufl. 1731). 1706 gab er schon
in Hamburg ein „ Vademecum anatomicum" heraus. K. & P
Eirclier, Athanasius K. , geboren am 2. Mai 1602 in Geysa (im
Fnldaischen) , trat 1618 in Paderborn in den Jesuitenorden ein, lebte nach Auf-
hebung des Ordenshauses an verschiedenen Orten in Münster , Köln etc. , bis er
1631 in Würzburg eine Professur für Mathematik und Philosophie, sowie fir
orientalische Sprachen übernahm. Die Unruhen des 30jährigen Krieges zwangen
ihn, Deutschland zu verlassen. Er ging nach Avignon und nahm dort zwei Jahre
lang seine Zuflucht bei den Jesuiten, während dieser Zeit 'mit archäologischen
Studien, besonders mit dem Studium der ägyptischen Hieroglyphen beschäftigt.
Später übernahm er am Collegio romano in Rom eine Professur der Mathematik
und hebräischen Sprache die er 8 Jahre lang bekleidete. Dann zog er sich gani
in*s Privatleben zurück und widmete sich ausschliesslich archäologischen Studien.
Er starb am 30. October 1680 in Rom. K. hat durch seine naturwissenschaft-
lichen Arbeiten auch für die Medicin eine gewisse historische Bedeutung. Zwar ist
in seinen Schriften viel mystisches und abergläubisches Zeug enthalten ; doch findet
sich dazwischen auch manches Oute und Brauchbare vor. Zu seinen Erflndungen
gehört u. A. der nach ihm benannte K. 'sehe Brennspiegel , auch der „maltesische
Spiegel^' genannt, weil die ersten Versuche damit auf der Insel Malta stattfanden.
Eine im Vatican zu Rom befindliche, von ihm gestiftete ausgezeichnete archflo-
logische Sammlung trägt noch heute seinen Namen. Von seinen Schriften führen
wir einige der mit Naturwissenschaft und Medicin sich befassenden an : „Ars
magna Itids et umbrae in decem libros digesta" (Rom 1646 ; Amsterdam 1671) —
„Iter exstaticum terrestre sive geocosmi opificium , quo etc.*' (Rom 1654) —
„Scrutinium physico-medicum pestis, origOy causae, prognostica, etc.*' (Ebenda
1658; Leipzig 1679) — „ Mundus subterranetts, in quo etc.'' (Amsterdam 1664,
2 voll., fol.; 1668, 2 voll., fol.; 1678; deutsch Augsburg 1688) — „Physiologia
Kircheriana experimentalis, qua summa argumentorum mtdtitudine et varietaU
naturalium rerum scientia per experimenta physica, mathemattca, mediea,
KIBCHER. — KIRCHNER. 479
chvmicay musica, magnetica, mechanica comprobatur atque stähüitur*^ (Amsterdam
1680, fol.). Einen Auszug seiner Werke gab Johann Stephan Kestlbb heraus.
Biogr. mM. V, pag. 425— 427. — Poggendopff, I, pag. 1258. — Sprengel,
Gesch. der Med. lY, pag. 275, 480. — Heyer*s Convers.-Lexikon. 3. Aafl., IX, pag. 1042
Pagel.
Klrchhoffer, Kaspar E., zu Altona, war am 24. Mai 1812 zu Uetersen
geboren, studirte von 1832 — 34 Medioin in Kopenhagen und von da bis 1836 in
Kiel, woselbst er mit der Diss. : „Hemiplegia et convulsionee epüepticae voltaismt
ape sanatae*' (4.) promovirte. Er war bis 1837 Arzt in Uetersen, machte darauf
eine wissensehaftliche Reise durch Deutschland und die Schweiz, Hess sich 1839
in Altona nieder und wurde Arzt des Kinderhospitals nnd des weiblichen Vereins
daselbst. Er widmete ein besonderes Interesse der Geburtshilfe nnd schrieb darüber :
„Natürliches System der Qeburtslehre" (Kiel 1838; 1842); besonders bekannt
aber ist er durch die „Beschreibung eines durch Fehler der ersten Bildung
quer verengten Beckens** (Neue Zeitschr. für Geburtsk., Bd. XIX) geworden. Von
sonstigen Arbeiten ist noch anzuführen : „Stoff zu weiteren Betrachtungen über
die Medidnalverfassvng der Serzogthümer Schleswig und Holstein^ f Altona
1839) u. s. w. Er starb in der Zeit vom October 1884 bis ebendahin 1885.
Alberti, I, pag. 452. Red.
Eirchmaier, Georg Caspar K., zu Wittenberg, war am 29. Juli 1635
in üffenheim (in Frauken) geboren, studirte seit 1655 in Wittenberg, wurde 1657
Mag. phil., trieb dann Theologie und Jurisprudenz und wnrde 1661 Professor der
Eloquenz in Wittenberg, Hier beschäftigte er sich, durch seinen Freund Kunckel
dazu veranlasst, viel mit Naturwissenschaften, namentlich mit Chemie und Mineralogie.
Er starb am 28. September 1700. K. war ein Polyhistor, kannte alle modernen
enropäischen und die orientalischen Sprachen und ist ausserdem schriftstellerisch
in ausgedehntem Maasse thätig gewesen. Seine Arbeiten über den Bergbau und
den Phosphor sind höchst verdienstvoll. Im Ganzen hat er an 90 Schriften sehr
verschiedenartigen Inhalts veröffentlicht. Dieselben sind von seinem Sohne G. W. K.,
ebenfalls Professor in Wittenberg, gesammelt und 1709 herausgegeben. Uebrigens
ist K. der Erste gewesen, der (1679) die Glasätzung mittelst Flusssäure entdeckte.
Biogr. m6d. V, pag. 427. — Nouv. biogr. g6n6r. XXVII, pag. 779. — Allgem. Deutsch.
Biogr. XVI, pag. lö. Pgl.
Kirchner, Georg Philipp Emil K. , zu Kiel, war am 1. Februar
1811 zu Bremen geboren, studirte von 1829 — 32 in Heidelberg und Würzburg,
promovirte 1832 mit der Diss. „De congestionibus atque haemorrhagiis menstrua-
tionis vicariis^ (1833), war zuerst Badearzt in Ludwigsbad bei Wipfeld in Bayern,
über welches er „Das Ludtoigsbad bei Wipfeld" (Würzburg 1837) schrieb,
wurde 1837 in Kiel Privatdocent , 1853 Prof. e. o, der Medicin, der Heilmittel-
lehre und der pharmaceutischen Wissenschaften und Mitglied des Sanitäts-Collegiums.
Spätere Schriften von ihm waren: „Die Lehre von den Unterleibsbrüchen" (Kiel
1839 , 4.) — „Bandbuch der allgemeinen Therapie^ etc/* (Ebenda 1842) —
„De via et methodo pharmacologiae excolendae commerUatio, etc." (Ebenda
1844, 4.), Gratulationsschrift zum 50jährigen Doctor-Jubiläum von J. H. de
Chaufpie.
Alberti, I, pag. 453. . G.
* Kirchner, Karl K., Ober-Stabsarzt I. Cl. in Breslau, ist am 28. November
1831 zu Frankenstein in Schlesien geboren, studirte in Berlin und Breslau, war
1866 — 69 Privatdocent für Chirurgie in Greifswald, wurde Stabsarzt 1864, Ober-
Stabs- und Regimentsarzt 1869 in Lüben, seit 1882 in Breslau. — Schriften:
„Lehrbuch der Militär- Hygiene" (Stuttgart 1869 ; 2. Aufl. 1878) — „Aerzt-
licher Bericht über das legi, preuss. Feldlazareth im Palast zu Versailles
während der Oemirung von Paris I870i71" (Erlangen 1872) u. s. w.
Red.
480 KIBCHKER. — EIRKBRIDE.
* Kirchner, Wilhelm K. , geboren zu Euerbach (Bez.-Amt Schweinfart)
am 19. Augast 1849, machte seine Studien in Würzbarg, (wo er 1873 promo-
virt wurde) und in Wien — vorzugsweise unter v. Thöltsch, Politzer und
Grüber. Als Docent für Ohrenheilkunde habilitirte er sich 1881 in Wfirzburg
und veröffentlichte viel Oasuistisches im Bayer, ärztl. Intelligenzbl. und im Archiv
für Ohrenheilkunde, an grösseren Arbeiten: „Beitrag zur Topographie der
äusseren Ohrtheile u. s, w.'' (Würzburg 1881) — „lieber die Einroirlcung des
N, trigeminus auf das Oehörorgan^ (Leipzig 1882) — „ Ueber Knochenjuteln
am Warzenfortsatze"^ (Virchow*s Archiv, XCI). Wernicli
Eirckhoff, Josephus Romanus Ludovicus von K., auch genannt
Kerckhoffs, in der Provinz Limburg geboren, promovirte 1811 in Strassburg
zum Dr. med. mit einer „Dissert, sur Vair almosphirique et son infltience mr
Vdconomie animale" , welche er später (Maastricht 1816 und Amsterdam 1824)
noch zweimal herausgab. Er trat darauf in militärärztlichen Dienst und zog m
folgenden Jahre mit der französischen Armee nach Russland, von wo er 1814
zurückkehrte; 1817 — 1822 War er Chefarzt des Militärspitals in Antwerpen, nahm
danach jedoch seine Entlassung, auch als Mitglied der Medicinalbehörde für die
Provinz Antwerpen. Wo er darauf wirkte und wann er starb, habe ich nicht
finden können. Er schrieb hauptsächlich: „Observaiions midicales faites pendaiU
les campagnes de Russie en 1812, et d* Ällemagne en 1813" (Maastricht 1814) —
„Hygiene müitaire, b Vusage des arm4es de terre*^ (Maastricht 1815; Antwerpen
1823; holländisch durch Meestees Milius, Zutphen 1818) — „Observations sur
la fi^ure adynamigue" (Antwerpen 1818) — „ Verhandeling over den müüatren
geneeskundigen dienst*' (ütrecnt 1822) — „ConsidSrations pratiques sur les
fi^ures intermittentes, avec des aois sur les moyens de s^en priserver dans les
localitis humides et marScageuses" (Amsterdam 1825) und eine Abhandlung über
die Ophthalmie, welche bei der holländischen Armee geherrscht hat, welche ans
dem Französischen übersetzt von Swaan und Jorritschma 1825 in Hoom erschien.
Auch soll er 1830 ;, Vlvgtige bedenkingen tegen de geneeskundige icetten" ver-
öffentlicht haben, welche mir jedoch unbekannt geblieben sind. K. war ein sehr
verdienstlicher Mann , der gewiss als einer der besten Hygieniker seiner Zeit zu
betrachten ist. C E Daniela.
Eirkbride, Thomas Story K., amerikanischer Psychiater und Director
einer Irrenanstalt in Philadelphia, geboren am 31. Juli 1809 in der Nähe von
Morrisville, Bucks Co., Pa., studirte zu Philadelphia und wurde hier 1832 zum
Med. Dr. promovirt. Dann war er ein Jahr lang als Anstaltsarzt an Friend's
Asyl für Geisteskranke, seit 1 833 in gleicher Eigenschaft am Philadelphia-Hospital
zwei Jahre lang thätig und liess sich hierauf als praktischer Arzt in Philadelphia
nieder. 1840 erhielt er einen Ruf als dirigirender Arzt der neu zu eröffnenden
städtischen Irrenanstalt von Philadelphia. Er trat diese Stellung 1841 an und
hat seitdem zu der Verbesserung und Reorganisation des von ihm geleiteten
Instituts innerlich und äusserlich viel beigetragen. Er veröffentlichte u. A. folgende
Arbeiten : „ The construction, Organization and general arrangements' of hospüaU
for the insane" (Philadelphia 1856) — „Rules for the government of those
employed in the care of the insane^ (Ibid. 1844); ausserdem 36 „Annual
reports" über die Thätigkeit und Verwaltung des' Hospitals , worin verschiedene
die Irrenpflege betreffende Themata abgehandelt wurden, ferner verschiedene
Abhandlungen und Aufsätze im Amer. Journal of the Med. Scienc. und Amer.
Journ. of Insanity, wie: „A brief account of the Pennsylv, Hosp. for the Insane
at Philadelphia*' (mit Plan, Amer. Journ. of the Med. Scienc, 1871) u. A. m. Er
war überdies Arzt an unzähligen Wohlthätigkeits-Anstalten Philadelphias und starb
am 17. December 1883.
Atkinson, pag. 14. — (New York) Medical Record. 1883, XXIV, pag. 698.
Pgl-
KIBKES. — KIRN. 481
Eirkes, William Senhonse K. , zu London, war 1823 zu Holker
bei Cartinel, Lancashire, geboren, war fünf Jahre bei zwei Chirnrgen in Lancaster
in der Lehre, studirte von 1841 an im St. Bartholom. Hosp., zeichnete sich nament-
lich in seinen physiologischen Stadien aus, wurde 1846 in Berlin Dr. med., 1855
Feliow des Roy. Coli, of Physicians, dessen Oulstonian Lecturer er 1856 war,
nachdem er beim St. Bartholom. Hosp. 1848 Medical Registrar und pathologischer
Prosector, 1854 Assistant Physician geworden; 1864 wurde er zum Physician
ernannt. Sein ff Handbook of phyaiology*' , in Verbindung mit Paget 1848
pnblicirt, ist eines der klarsten, genauesten und populärsten; die 3. bis 5. Auflage
desselben erschien von ihm allein. Unter seinen anderen bedeutenderen Arbeiten
ist anzuführen sein Aufsatz : ;, The detackment of ßhrinous deposüs from the
interior of the heart, and their mixture vnth the circulattng blood" (Med.-Chir.
Transact., 1852), wodurch er sich um die Lehre von der Embolie verdient ge-
macht hat. Er war Mitglied einer vom Kriegs-Ministerium ernannten Commission
zur Erforschung der Natur, Behandlung und Verhütung der venerischen Krankheiten,
und starb in noch jugendlichem Alter am 8. December 1864. Seine Freunde und
Schüler beschlossen nach seinem Tode, einen seinen Namen tragenden Preis,
bestehend in einer goldenen Medaille, zu stiften, der jährlich an denjenigen
Studiren den, welcher das beste Examen gemacht, verliehen werden sollte.
Lancet. 1864, II, pag. 674. — Medical Times and Gaz. 1864, II, pag. 690. Q.
Eirkland, Thomas K. , bedeutender englischer Chirurg des 18. Jahr-
hunderts, war 1721 geboren, studirte zuerst in Edinburg Chirurgie, prakticirte
dann lange Zeit als Wundarzt und promovirte erst 1756 zum Dr. med., worauf
er sich in Ashby (in Leicestershire) niederliess und hier bis zu seinem am 17. Januar
1798 erfolgten Tode verblieb. Er ist besonders bemerken swerth dadurch, dass
er schon zu damaliger Zeit mit grosser Entschiedenheit für die Untren» barkeit der
Medicin und Chirurgie eintrat. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen die Behandlung
des Brandes , der Geschwülste , die Fracturen, arteriellen Blutungen, das Kindbett-
fieber (dessen Entstehung aus Milchversetzung er leugnete) , die Amputation
und die Lähmungen. Die Titel einiger dieser Schriften sind: „A treatise on
gangrenes etc." (Nottingham 1754; deutsch von Hüth , Nürnberg 1761), diese
Schrift behandelt die Heilkraft .'der Chinarinde bei der Gangrän. „An essay
on the method of suppressing haemorrha^es from divided arteries" (London
1763) — f,An essay towards an improvement in the eure of those diseases,
which are the causes of fever s" (Ibid. 1767) — „A treatise of childbedfevers,
and on the method of preventing them, etc." (Ibid. 1774; deutsch von J. C. F.
SCHEBF, Gotha 1778) — „l^houghts on amputation being a Supplement to the
letters on Compound fractures etc." (London 1780) — „An inquiry into the
present State of medical surgery , including the analogy beturixt extemal and
internal düiorders and the inseparability of those branches of the same pro-
fesston" (2 voll., London 1783 — 86; deutsch Leipzig 1785) — „On the use
and abuse of mercury in the eure of the syphilis" (London Med. Joum., VII) —
„Observations on Potfs general remarks on fractures etc." (Ibid. 1770).
Biogr. m6d. V, pag. 428. — Dict. hist. III, pag. 325. — Nouv. biogr. genfer. T. XXVII,
pag. 786. Pagel.
Eirkpatrlck, John K. , gestorben in London am 7. Mai 1770, ist
. bemerkenswerth als Verfasser zweier musterhafter Schriften über die Impfung.
Dieselben sind betitelt: „Essay on inoculatian; occasioned by the small-pox
being brought in South-Carolina 1738" (London 1743) und: „The analysis of
inoculation comprizlng the history, theory and praciice of it, etc." Tlbid. 1754;
1762; französisch Paris 1757).
Dict. hist. III, pag. 326. — Sprengel, Gesch. d. Med. V, pag. 887. Pgl.
*Kim, Ludwig K., geboren am 30. October 1839 in Mannheim,
studirte in Heidelberg, München, Wien bis 1861, dem Jahre seiner Promotion.
Biogr. Lexikon. III. 31
482 KIRN. — KIRSTEN.
Zuerst Arzt an der Irrenheilanstalt Illenau , habilitirte er sieh 1878 an der Univer-
sität Freibnrg i. Br. und wurde 1883 zum Extraordinarius ernannt. Von ihm
rühren her: „Die periodvtchen Psychosen" (Stuttgart 1878) und in Maschka'b
Handbuch (Tübingen 1882): „Die einfachen Psychosen und die durch fort-
schreitende geistige Schwäche charalcterisirten Seelenstörungen, '^ Dazu eine
grössere Anzahl von Aufsätzen in der AUgem. Zeitschr. für Psychiatrie und einzebien
anderen Zeitschriften. Wem ich
Kirsten (Eirstenius), Peter E., zu Upsala, war am 25. December 1577
zu Breslau geboren , studirte auf mehreren deutschen , holländischen und franzö-
sischen Universitäten, wurde mit 24 Jahren Doctor in Basel, bereiste dann Holland,
England, Spanien, Italien, Griechenland und einen Theil von Asien, kam nach
sieben Jahren durch Ungarn nach Breslau zurück, wurde daselbst G3rmnasial-Reetor
und Schul-Inspector, führte dort 1 608 arabischen Druck ein, flüchtete später nach
Preussen, wo er von dem Reichskanzler Grafen Axel Oxenstjerna bewogen
wurde, nach Schweden überzusiedeln. Hier wurde er 1636 zum extraordinären
Leibmedicus der Eönigin Christine und zum Professor der praktischen Medicin
in Upsala ernannt. Er starb jedoch bereits am 4. April 1640. Er war ein sehr
gelehrter und besonders durch seine Eenntniss der orientalischen Sprachen und
des Griechischen berühmter Mann, der zuerst in Schweden den arabischen Druck
einführte. Ausser einer arabischen Grammatik (1608; 1610), dem Leben der vier
Evangelisten (arabisch und lateinisch) und anderen griechischen und arabischen,
nicht medicinischen Schriften gab er heraus: „Libri II canonis Avicennae*^
(Breslau 1609, arabisch und lateinisch) — „Trcictattis de vero usu et abusu
medidnae" (Breslau 1610; Upsala 1636) — „Conradi Peuceri (jnzoGriTco^
seu informatio medicae artis studioso pertUilis, etc," (Breslau 1618; Upsala
1636) — „Oaleni exhortatio ad bona^ artes, prassertim medidnam elc,^
(Upsala 1636, 4.) — „'IxTroxp^cTOu; v6(^o;" (1637, griechisch).
Sacklfen, I, pag. 454; IV, pag. 69. G.
Kirsten (Kirchstein), Georg K., zu Stettin, war hier am 20. Januar
1613 geborep, studirte Philosophie und Medicin in Halle, Jena, Strassburg, Tübingen
und Leyden, machte wissenschaftliche Reisen durch die Niederlande mit längerem
Aufenthalt in Franeker, Groningen und Utrecht, erwarb in Leyden die Doctor-
würde und übernahm auf Veranlassung von Oxenstjerna eine Stelle als Pro-
fessor am Gymnasium zu Stettin mit dem Titel eines Leibarztes des Königs von
Schweden. Er starb am 4. März 1660. Die Titel seiner unbedeutenden Schriften
sind: „Oratio de medicinae dignitate et praestantia contra Platonem et Plinium^
(Stettin 1647) — „ Adver saria et animadversiones in Joannis Agricolae commen-
tarium in Poppium et chirurgiam parvam" (Ibid. 1648) — „Disquisitiones
phytologicae** (Ibid. 1651).
Biogr. med. V, pag. 429. Pgl.
Kirsten, Michael K. , als Sprachkenner und Mathematiker ausgezeich-
neter Arzt, geboren am 25. Januar 1620 zu Beraun in Mähren, bezog 1637 die
Rostocker Universität zum Studium der Philosophie und Medicin, ging 1640 nach
Stettin , wo er Lorenz Eichst ad bei der Redaction seiner Ephemerides astrono-
micae unterstützte und machte 1643 eine Reise nach Dänemark , Schweden and
I^orwegen, mit längerem Aufenthalt in Kopenhagen, wo er mit dem gelehrten
Simon Pauli zusammen eine deutsche Uebersetzung von Kaspar Baktholin's
Institutiones anatomicae anfertigte. 1646 Reisebegleiter des Sohnes von Fabricius,
Leibarztes des Königs von Dänemark, geworden, ging K. 1648 als Assistent you
Dr. Mabquabd Schlegel nach Hamburg und 1650 nach Italien. Hier blieb er
etwa drei Jahre lang, promovirte 1653 in Padua zum Dr. med., kehrte dann nach
Doutschland zurück und übernahm 1655 die Professur für Mathematik, später
(1660) für Physik und Poäsie am Gymnasium zu Hamburg. Gleichzeitig beschäftigte
KIRSTEN. — KISOH. 483
er sieh mit ärztlicher Praxis. Er starb am 2. Ml^rz 1678. Die wichtigsten seiner
medicinischen , resp. naturwissenschaftlichen Werke sind: „In theatrum anato-
micum Hafniense^ (Kopenhagen 1644) — „Nan-erUta chymtca 8. calalogus etc,"
(unter dem Pseadon3nn Utis Udenii, Frankfart 1645 n. 1650 erschienen). Mit
Dbtb ABDING zusammen: „Chymischer Prohier-Ofen*^ (Stettin 1648); — „Gammen'
tatio de motu sanguinis^ (1650) — „Caaaerii tahulae anatomicae" (mit Com-
m^itar, 1650) — „Aletophtltis paradigmatikomenoe etc.^ (Hamburg 1658).
Biosr. in6d. V, pag. 430. — Hamburg. Schriftsteller-Lexikon. III, pag. 590— 95. —
Allgem. Deutsche Biogr. XVI, pag. 33. — Poggendorff, I, pag. 1262. p I
Kirsten, Johann Jakob E., zu Altdorf, war daselbst am 18. Mai 1710
geboren, machte dort auch seine ersten Studien, ging 1735 nach Leyden, um
dort namentlich Boerhaave zu hören , promovirte nach seiner Rückkehr in Altdorf
zum Dr. med., habilitirte sich daselbst als Privatdocent und wurde 1737 Prof. e. o.
der Physiologie und später auch der Chemie. Er starb am 4. Januar 1765.
Ausser einigen Abhandlungen in den Acta der k. k. Leopold. Akademie der Natur-
forscher hat K. nur unbedeutende Dissertationen und Programme, theils medici-
nischen, theils chemischen Inhalts, verfasst.
Börner, II, pag. 465; III, pag. 710. — Baidinger, pag. 89. — Biogr. in6d. V,
pag. 429. -- Poggendorff, I. pag. 1262. p^j
Eirtland, Jared Potter R., Professor der Medicin und Naturforscher
in Cleveland, 0., geboren am 10. November 1793 in Connecticut, besuchte 1811
die Universität Edinbnrg, stadirte hier, sowie später, nach Amerika zurückgekehrt,
mit besonderem Eifer die Naturwissenschaften , theils in verschiedenen öffentlichen
Lehranstalten, theils privatim bei mehreren hervorragenden Fachleuten (IVES,
SiLiJMAN u. A.) und wurde von der medicinischen Schule der Universität zu
Philadelphia 1815 graduirt. Dann prakticirte er zwei Jahre lang in Wallingford,
Conn., beschäftigte sich hier in den Mussestunden mit Geologie, Ornithologie und
Botanik, ging 1818 als Pbysician nach Durham, Conu. , wo er bis 1823 verblieb,
um sich dann in Ohio niederzulassen. 1828 zum Mitglied der gesetzgebenden
Körperschaft gewählt, bemühte er sich in dieser Eigenschaft sehr viel um die
Verbesserung des GefÄngniss- und Strafanstaltswesens, so dass er der Vater des
„New Penitentiary*' allgemein genannt wurde. 1837 erhielt er einen Ruf als
Lehrer der theoretischen und praktischen Medicin am Ohio Med. Coli, in Cincinnati
und war in dieser Stellung bis 1842 thätig. An der ersten geologischen Ver-
messung von Ohio (1848) nahm er als officieller Vertreter des Staates Theil. Er
veröffentlichte die Resultate seiner naturwissenschaftlichen Durchforschung des Landes
und legte grosse Sammlungen an , die später sich in der Cleveland Academy der
Naturwissenschaften befanden. Von 1842 — 43 war K. Lehrer der theoretischen
und klinischen Medicin, sowie der physikalischen Diagnostik an der medicinischen
Lehranstalt zu Willoughby und von 1843 bis 1864 in gleicher Eigenschaft an
der neuen medicinischen Facultät des Western Reserve Coli, in Cleveland, seinem
späteren Wohnsitze, thätig. Seit 1864 hatte sich K. von jeder praktischen Thätig-
keit zurflckgezogen und lebte nur seinen naturwissenschaftlichen Studien. Er starb
am 10. December 1877. Am bemerkenswerthesten ist die von ihm herrührende,
im Amer. Joum. of Art and Science (1834) veröffentlichte und in der wissenschaft-
lichen Welt grosses Aufsehen erregenden Entdeckung von der Existenz besonderer
männlicher und weiblicher Individuen unter den Najaden oder Stlsswassermuscheln,
welche bisher für hermaphroditische Thiere gehalten waren.
Atkinson, pag. 490. Pgl.
*Ki8ch, Enoch Heinrich K. , geboren in Prag am 6. Mai 1841,
studii'te daselbst und gelangte 1862 zur Promotion. Seit 1863 wirkt er als
Brunnenarzt in Marienbad, für welches er durch zahlreiche balneologische Schriften,
sowie als Dirigent des Curhospitals thätig gewesen ist, von 1867 ab auch als
31*
^
1
484 KJSCH. — KI WISCH.
Docent für Balneotherapie in Prag. Ausserhalb der eben genannten schriftstellerischen
Branche hat E. noch gynäkologische Schriften pnblicirt , so : „ lieber den Ein-
fluss der Fettleibigkeit auf die weiblichen Sextialorgane" (Prag 1873) — »-ö<«
climacterische AUer der Frauen etc.** (Erlangen 1874) u. A. Sein „Handback
der allgemeinen und speciellen Balneotherapie" erschien 1864 in Wien, ein
„Grundrisa der klinischen Balneotherapie** daselbst 1883. Seit 1868 redigirte
er eine „Allgem. balneologische Zeitung", später „Jahrbücher für Balneologie etc.**
Wem ich.
* Kitchen, Daniel H. K., in New York, geboren in St. George, Ontario,
Canada, am 7. September 1847, besuchte die medicinischen Lehranstalten in
Toronto und die Universität von New York. An letzterer erhielt er 1869 den
Grad als Med. Dr. Dann war er bis 1871 Hausarzt am Kinderkrankenhause und
der Kiuderpflegeanstalt in New York, von 1871 — 74 Assistenzarzt an der New
York State-Irrenanstalt in ütica, von 1874 — 77 Chefarzt aller Hospitäler der
Insel Blackwell und seit 1877 ist er Arzt am staatlichen Trinkerasyl von New
York in Bringhampton, N. Y., sowie stellvertretender Professor der medicinischen
Psychologie am Bellevue Hosp. Med. Coli. Er veröffentlichte, ausser mehreren
Abhandlungen über Couium, Ergotin, Amylnitrit, über Elektricitätslehre (in dem
Amer. Journ. of Insanity von 1872 — 73) noch folgende Arbeiten : „Insanity and
hysteria** (1876) — „Manual for attendants uponthe sick" (1877) — n^PP^'
tency fuv alcohol** (1877).
Atkinson, pag. 422. Pgl.
Kite , Charles K. , englischer Chirurg , geboren 1768 zu Graveseud
f Grafschaf c Kent), war ein ausserordentlich geschickter Praktiker und hat sich
besonders verdient gemacht durch seine Schrift über den Scheintod, betitelt: „An
essay on the recovery of apparently dead** (eine gelöste Preisarbeit, London
1788; deutsch von Michaelis, Leipzig 1790). Ausserdem veröffentlichte er, neben
verschiedenen Abhandlungen im London Medical Journal, noch: „Essays and
observations physiological and medical on the submersion of animals etc.'*
(London 1795). Er war Mitglied des Royal College of Surgeons und starb in
semer Vaterstadt um 1811.
Biogr. mM. V, pag. 434. — Nouv. biogr. g6n6r. T. XXVII, pag. 802. — Sprengel»
Gesch. d. Med. V, pag. 947. ^ ,
Tgl.
Eiwisch, Franz K.Ritter von Rotterau, der Schöpfer der modernen
deutschen Gynäkologie und seiner Zeit der hervorragendste Lehrer der Geburts-
hilfe und Gynäkologie, war am 30. April 1814 zu Klattau in Böhmen geboren,
studirte in Prag, promovirte daselbst 1837 als Dr. med. mit der Diss.: „Conspectus
morborum in clinico medico Pragensi primo semestri anni 1839 iractatorum** ,
unternahm darauf eine grössere Reise durch Deutschland und Dänemark und wurde
in demselben Jahre Doctor der Chirurgie und Magister der Geburtshilfe. 1838
wurde er Assistent der geburtshilflichen Klinik, blieb auf diesem Posten zwei Jahre
und bereiste danach , gemeinschaftlich mit Pitha, Deutschland , Frankreich , Eng-
land und Dänemark. Nach seiner Rückkehr trat er 1841 in das Sanitätsdepartement
des böhmischen Landesguberniums ein, diente daselbst l^/s Jahre und wurde 1842
als Bydzower, einige Monate später als Berauner Kreisarzt angestellt. Da dieses
Kreisamt seinen Sitz in Prag hatte, so konnte K. in Contact mit der Universität
bleiben. Er wurde 1842 Docent der Gynäkologie und erhielt gleichzeitig die
Leitung der neu errichteten „Abtheilung für Frauenkranke". Drei Jahre hindurch
wirkte er hier , von in- und ausländischen Schülern besucht , in erspriesslichster
Weise als klinischer Lehrer. Nach d'Outrepont's Tode erhielt er 1845 einen
Ruf als Ordinarius der Geburtshilfe und Gynäkologie nach Wtirzburg, und wusste
sich auch in seinem neuen Heim in kürzester Zeit die Liebe und Achtung seiner
Schüler und Collegen zu erwerben. Bald verbreitete sich sein Ruf als hervorragender
Frauenarzt und strömte ihm ein grosses Material von kranken Frauen zu. Eine
J
KIWISOH. — KJELLBERO. 486
besondere Oönnerin fand er an der OroggfÖrstm Helene von Russland, die ihn
nach Petersburg zu ziehen bestrebt war, was er jedoch ablehnte. Schwere Sohicksals-
schlilge, die ihn 1848, 49 in seiner Familie trafen, erschütterten ihn auch physisch
so stark, dass er seitdem moralisch und körperlich gebrochen erschien. Im J. 1850,
nach Jüngmann's Tode, wurde er zum ord. Prof. der Geburtshilfe und Gynäkologie
in Prag ernannt, jedoch war es ihm nicht vergönnt, noch lange daselbst zu wirken,
denn die schweren Prüfungen^ die er erlitten, sowie eine heftige Pleuritis, die er schon
im Sommer 1848 überstanden, hatten in ihm den Todeskeim gelegt. Er erkrankte
an einem tuberculösen Leiden der Lungen und der Wirbelsäule, dem er, erst 37 Jahre
alt, am 24. October 1852 erlag. Mit K. erst beginnt die moderne Geburtskunde. Er
war der Erste, der in dieser Disciplin mit der naturphiiosophischen Richtung, welche
damals als Ausfluss der SCHELLiNG'schen Philosophie die Medicin beherrschte, brach
und sich auf den realen Boden der Beobachtung begab, auf dem er, unbefangen von
philosophischen Theoremen, unterstützt von der eben sich entwickelnden pathologischen
Anatomie, seine Schlussfolgerungen aus den natürlichen und pathologischen Vor-
gängen des Geburtsactes in der nüchternsten Weise zog. Wohl wurde K. in Folge
dessen angefeindet, doch brach sich bald die von ihm eingeschlagene Richtung Bahn.
Seine leider unvollendet gebliebene Geburtskunde (1. Abth. und 2. Abth., 1. Heft,
Erlangen 1851), in der er seine Erfahrungen und Ansichten niederlegte, muss
geradezu als ein epochemachendes Werk bezeichnet werden. Ein Vergleich dieses
Werkes mit anderen, gleichzeitig erschienenen, z. B. jenem Busch's, zeigt den
colossalen Fortschritt, den die Geburtshilfe in kürzester Zeit durch ihn gemacht.
Während die anderen gleichzeitig erschienenen Werke noch immer den Stand der
Wissenschaft im XVIIl. Jahrhundert wiederspiegeln, ist das R.'sche ein bereits voll-
kommen modernes, welches noch immer die Basis aller seitdem erschienenen Hand-
und Lehrbücher bildet. Noch höhere Verdienste erwarb sich K. um die Gynäko-
logie. Das , was vor ihm in Gynäkologie gearbeitet und publicirt wurde , ist
entweder total unbrauchbar oder besitzt nur ein historisches Interesse. Seine
jf Vorträge über specielle Pathologie und Therapie der Krankheiten des weib-
lichen Geschlechtes'' (Prag, 3 Bde., L Bd. 1851, II. Bd. 1853), leider eben-
falls unbeendet (den III. Bd. bearbeitete Scanzoni, 1855), stellen das erste deutFche
wissenschaftliche gynäkologische Werk dar, welches Jahre hindurch das einzige in
seiner Art blieb. Als selbständiges Werk erschienen noch zwei Hefte „ Beiträge zur
OeffUrtskunde" (Würzburg 1846 und 1848). Ausserdem veröffentlichte K. noch zahl-
reiche werthvoUe Aufsätze, die sich zumeist in Österreichischen Fachjournalcn finden.
Scanzoni, Oedächtnissrede in Akad. Monatsschr. Dec. 18M, pag. 576. — Neuer
Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, II, pag. 914. — v. Wurzbach, XI, pag. 343. —
V. Hecker in Allgem. Deutsch, Biogr. XVI, pag. 47. Klein wacht er.
*Kjellberg, Nils Gustaf K. , zu Upsala, ist auf dem Svednäs Hofe,
im Kirchspiel Alsters in Wermland, am 25. Februar 1827 geboren, studirtc von
1816 an in Upsala, war von 1847 — 1856 Militär-, Marine-, Cholera-, Districtsarzt,
wurde 1856 Oberarzt am Central-Hospital zu Upsala, Präfect der dortigen psychia-
trischen Universitäts-Klinik, die 1859 eröffnet wurde, und 1863, in welchem Jahre
er auch den Doctorgrad mit der akademischen Abhandlung: „Om sinnessjukdo-
marnes stadier, vtkast tili en psychiatrisk diagnostik" erwarb, Prof. e. o. der
Psychiatrie. Von 1856 — 59 hatte er grössere Reisen nach dem Continent zu
psychiatrischen, und 1865 — 69 zu histologischen Studien über das Gehirn gemacht.
Von seinen Arbeiten sind noch anzuführen: „Hoilka allmänna principer böra
följas vid anläggning af nya sjukvärdsanstalter, passande for värt land och
värt folk^ (Skandinav. Naturforsk.-mötets förhandl., 1868); ferner in der Upsala
Läkare-fören. Förhandl. (Bd. II — VI) u. A. : „Om behondlingen af paralysie
gen&rale*' — ,,Nägra ord om idioti och om uppfostringsanstalter for sinnesslöa
born^ u. s. w. ; femer : „ Inßuence du rSgime scolaire sur la santS de la jeunesse**
(Paris 1880). Er ist seit 1870 Präsident des Vereins zur Erziehung schwach-
sinniger Kinder und seit 1880 Inspecteur der Idiotenanstalten Schwedens. Auch
486 EJELLB^BG — KLAEKICH.
war er Mitglied der Commission zur Ansarbeitong des sehwedischen Irrengesetzes
von 1883.
Wistrand, firuzelius, Edling, I,. pag. 391. Red.
Ejellberg, Adolf E., Pädiatriker, geboren in Wermland 1828, studirte
in Upsala und erhielt daselbst den Grad eines Doctors der Medicin 1862, aber
wurde schon 1860 zum ersten Arzt an der Anstalt der Kronprinzessin Louise
für kranke Kinder in Stockholm ernannt, wurde 1861 Adjunct und 1882 ord.
Professor der Pädiatrik am Karoliuischen Institut und Oberarzt am allgemeinen
Kinder Krankenhause in Stockholm. K. , welcher am 30. Mai 1884 starb, war
ein sehr gesuchter und beliebter Praktiker. Von seinen, hauptsächlich im Nord.
Med. Arkiv und Hygiea, veröffentlichten Arbeiten mögen hervorgehoben werden:
„Studier t läran om lymfkärlens Ursprung** (1861) — „Om den parenky-
matösa nefritens förekomst i den späda barnaäldem" (1869) — n^fn hat-
maiuri och albumtnun hos äldre barn** (1870) — yfOm contractura ani hos
bam" (1877) — „Om dieten för späda barn** (in den Verhandl. des schwed.
ärztl. Vereins, 1874). Hedenius,
Ejemlf, Karl Johan K., za Uddevalla ia Schweden, war daselbst am
1. August 1812 geboren, studirte von 1828 an in Upsala, wo er, ausser andere
Graden, auch den des Dr. med. 1841 erlangte. Er war von 1833 an Militärarzt,
machte 1839 — 40 eine wissenschaftliche Reise in's Ausland, wurde 1841 Provinzial-
arzt im Göteborgs Län und 1842 Stadt- und Lazaretharzt in seiner Geburtsstadt,
wo er am 14. November 1852 starb. Er ist zu erwähnen wegen der folgenden
Monographie : „ ütkast tili den Bohuslänska Saltflussens eller Radesygens noso-
grafi; efter anteckningar qjorda pä läns-sjukhuset i Uddevalla frän är 1842
tili och med är 1849'' (Hygiea, XII, 1850).
Wistrand, pag. 196. G.
Kjerulf, s. a. Kiemlf.
Kjoelstady Gunder Nielsen K., norwegischer Arzt, war zu Kjoelstad
in Modum am 2. December 1794 geboren, war von 1810 — 15 Wanderlehrer,
dann Gehilfe eines Krämers, Hauslehrer, Bureaubeamter, wurde 1822 Gompagnie-
chirurg, 1828 Corpsarzt, war als solcher von 1829 — 32 in Lillehammer, dann
bis 1835 Stadtarzt in Christiansund, wurde 1836 Districtsarzt in Gudbrandsdalen,
aus welcher Stellung er 1845 ausschied. In Lillehammer gründete er 1838 nach
einem neuen System ein orthopädisches Institut, das 1844 nach Christiania und
1857 nach Eidsvold verlegt wurde. 1848 hatte der Storthing för dasselbe eine
einmalige Unterstützung bewilligt und von 1853 erhielt es eine jährliche Unter-
stützung. K. schrieb: „Orthopaediske Ephemertder Nr. 1" (Christiania 1849);
in den Forhandl. v. Sk. Naturforskeres Moede i Christiania (1844, 1856): „Uddrag
af hans Fremstilling af den af ham anvendte orthopaediske Methode og
Principerne for samme*' — „En naermere Forklaring over Selvretningsmethoden" .
Im Morgenbladet (1845, 1847) findet sich Näheres über seine Behandlung der
Schiefheit und seine sonstige orthopädische Gymnastik als Schutzmittel gegen die
Cholera. Er starb zu Eidsvold am 2. Februar 1860.
Kiaer, pag. 243. G.
Klaerich, Friedrich Wilhelm K. , in Göttingen, geboren 1721 za
Hildesheim, studirte Medicin in Göttingen und promovirte daselbst 1750 zam
Dr. med. mit der „.Diss. ohservationes medico-practicae" unter Haller's Präsidium.
Dann übernahm er das Physicat in Göttingen, wurde 1765 daselbst Hofraedicos
und starb 17öO. K. ist der Erste, welcher in neuerer Zeit vom Magneten zn
Heilzwecken Gebrauch machte, besonders bei Zahnbeschwerden. In 130 Fällen
fand er die Anbringung des künstlichen Magnets äusserst wirksam , um Zahn-
schmerzen zu heilen. Ebenso wandte K. auch die Elektricität zur Heilung von
KLAERICH. — KLEBERG. 487
L&hmiingeii an. Seine hieranf bezüglichen Schriften sind betitelt: „Ausführliche
und richtige Beschreibung eines glücklich gemachten Versuchs der elektrischen
Kraft bei einer Lähmung der Zunge und der Muskeln des Gesichts" (Hannoversche
Nütsd. Samminngen, 1766) — „Versuch der magnetischen Kraft bei Zahn-
schmerzen'' (Hannoversches Magazin, 1766) — „Beantwortung einiger Anmer-
kungen etc. dis Entdeckung, Zahnweh durch künstliche Magnete zu heilen,
betreffend*' (Ebenda 1766) — ;, Versuche über die Wirkungen des Magnets in
Vertreibung der Zahnschmerzen'' (Göttinger Anzeiger, 1766) — „Von dem
medicinischen Gebrauch des Magnets im 5, Jahrhundert^ (Ibid. 1766) etc.
Dict. hist. m, pag. 327. — Poggendorff, I, pag. 1265. — Sprengel, Gesch.
der Med. V, pag. «45. Pagel.
Elannig, Gottfried K. , zu Breslan, daselbst 1676 geboren, machte
seine Studien in Leipzig , besuchte dann noch einige Uuiversitäten Hollands , Eng-
lands und Frankreichs und promovirte 1699 zu Leyden mit der „Diss, de spasmo".
Hierauf Hess er sich als Arzt in seiner Vaterstadt nieder, prakticirte dort mit
grossem Erfolge nnd wurde zum Arzt des Kurfürsten von der Pfalz, bald danach
zum Hof- und Leibarzt des Kaisers ernannt. K. starb am 17. Januar 1731. Er
war Verfasser verschiedener Aufsätze ftir die Acta der k. k. Leopold. Akademie
der Naturforscher, ausserdem Mitarbeiter der Historia morborum Vratislaviensium
nod gab selbständig heraus: „Nosocomium charifatü sive historiae in noso-
comio Sanctissimae Trinitati sacro observatae" (Breslau 1718), eine an inter-
essanten Krankheitsgeschichten reiche Schrift.
Biogr. m6d. V, pag. 435. — Dict. hist. III. pag. 328. — Haller, Bibliotheca med.
pract., pag. k75. . Pgj
Klebe, Friedrich Albert K. , geboren am 21. September 1769 zu
Bernburg, studirte seit 1791 in Halle und promovirte daselbst 1792 mit der
„Diss. de medicamentorum alcalinorum varia indole ac virtutibus" , besuchte
dann 1793 Wien, wurde Physicus und Amtsarzt in Hoym, im Anhalt-Bernburg'schen,
prakticirte 1795 in Gotha und dem in der Nähe liegenden Georgenthal, war
1797 Arzt in Kahla (im Alteoburg'schen) und Festungsarzt auf der Leuchtenburg,
wurde darauf Professor der Medicin in Würzburg, gab aber diese Stelle wieder
auf, um sich als privatisirender Schriftsteller in Frankfurt a. M. niederzulassen,
wo er 1802 Secretär des Minister-Residenten von Schwarzkopf war. Er schrieb :
„Anleitung zu einer schicklichen und angemessenen Behandlung der Blattern^
bei Gelegenheit der jetzigen Pockenepidemie geschrieben" (Halle 1791) —
^Medicinisch topographische Nachrichten von Kahla" (Med. National -Ztg. , 1798) —
„Der Saft der Wolfsmilch (Euphorbia Esula L.) als Mittel wider die Gelb-
sucht" (Ebenda).
Biogr. m6d. V, pag. 435. — Callisen, X, pag. 224; XXIX, pag. 621. Pgl.
Kleberg, Bernhard Gottfried K. , zu Odessa, war zu Riga am
4. März 1840 geboren, bezog 1868 die Universität Dorpat, promovirte daselbst
1866, ging darauf nach Wien, prakticirte dann ein Jahr hindurch theils im
städtischen Krankenhaus in Tiflis, theils auf dem Lande, kam im Winter 1865—66
nach Odessa als Ordinator in's Stadthospital, verliess dasselbe aber 1868 wieder,
um in das neue Krankenhaus zu Tiflis als älterer Ordinator einzutreten, kehrte
indessen zwei Jahre später endgiltig nach Odessa zurück, wohin er nunmehr als
Chirurg des städtischen Krankenhauses berufen worden war; 1875 warde er zum
Oberarzt desselben ernannt. Ein tüchtiger Chirurg und Arzt, wurde er seinen
Collegen und den Bewohnern der Stadt bald ein treuer und zuverlässiger Helfer
in der Noth, dem unbedingtes Vertrauen entgegeugebracht wurde. 1876 zog er
an der Spitze eines in Odessa von der Gesellschaft des rothen Kreuzes ausge-
rüsteten Feldlazareths nach Serbien, kehrte jedoch nach wenigen Monaten wenig
befriedigt zurück. In dem Kriege gegen die Türkei von der gedachten Gesellschaft
488 KLEBER6. — KLEEFELD.
zum Generalarzt sämmtlicher in Odessa errichteten Lazarethe ernannt, erwarb
er sieh um die Tansende von verwundeten und kranken Kriegern, die daselbst
verpflegt wurden, die grössten Verdienste. Indessen seine Tage waren gezahlt;
^enn an einer seit 1872 entstandenen bösartigen Geschwulst der Brust, die mehr-
mals nach den vorgenommenen Operationen recidivirte , ging er allmälig dem Tode
entgegen, der am 27. October 1879 erfolgte. Ausser seiner Diss. (einen FaU
von primärer partieller Osteomalacie betreffend) hat er eine Reihe von Arbeiten
in Zeitschriften (Archiv für klin. Chirurgie, IX, XXI; Deutsche Zeitschrift für
Chirurgie, III, VI, XV; St. Petersburger med. Zeitschrift. 1869, 77, 79; Arbeiten
der Aerzte des Odessaer Stadthospitals 1876) veröffentlicht, die hauptsächlich
Hernien, Ovariotomieen , Laparotomieen und andere chirurgische Beobachtungen
aus seinem Hospital betreffen und ihm ein ehrenvolles Andenken sichern.
W. Wagner in Deutsche Zeitschr für Chirurgie. 1881, XV, pag. 379. — E. Gurlt
in Allgem. Deutsche Biogr XVI, pag. 66. G It
*Elebs, Edwin E., zu Ztlrich, ist zu Königsberg i. Pr. am 6. Februar
1834 geboren, studirte von 1852 an in Königsberg, Würzburg, Jena und Berlin,
promovirte 1857, wurde 1859 Assistent am physiologischen Laboratorium in
Königsberg, 1861 bei Virchow, 1866 Prof. ord. der pathologischen Ana-
tomie in Bern , machte während des deutsch-französischen Krieges pathologisch-
anatomische Stadien fiber Schussverletzungen im Bahnhofslazareth zu Karlsruhe,
war auch beim Uebertritt der B o u r b a k i'schen Armee seh weizerischerseits thätig
und dirigirte ein Typhuslazareth in Bern. 1871 folgte er einem Rufe nach Würz-
burg als Professor der pathologischen Anatomie, 1873 ging er nach Prag und
1882 nach Zürich. Von seinen Schriften führen wir an: „Handbuch der patho-
logischen Anatomie" (2 Bde., Berlin 1868 — 80) — j, Betträge zur pathologischen
Anatomie der Schusswunc/en" (Leipzig 1872, 4.) — ,, Beiträge zur Geschwulst-
lehre" (1. Heft, Leipzig 1877, m. 1 Taf.) — „Studien über die Verbreitung
des Gretinismus in Oesterreich, sowie über die Ursache der Kropfbildung^
(Prag 1877) — „Zur Erinnerung an C, v, Heine" (Ebenda 1878) — „üeher
die Umgestaltung medicinischer Anschauungen in den letzten drei Jahrzehnten.
Vortrag" (Leipzig 1878) — ;, Ueber Cellularpathologie und Infectionskrankheiten,
Vortrag" (Prag 1878) — „Zur Bekämpfung der Rinderpest" (Wien 1881) —
„ Ueber die Aufgaben und die Bedeutung der experimentellen Pathologie.
Antrittsvorlesung" (Zürich 1882). Ausserdem zahlreiche Journal - Aufsätze und
monographische Arbeiten, namentlich in Vircuow*s Archiv (von 1859 an), in den
Mittheilungen der naturforsch. Gesellsch. in Bern (1868j, im Archiv für mikrosk.
Anat. (1869), in den Würzburger Verhandlungen (1872 — 74), über Psorospermiet
in thierischen Zellen, normale und pathologische Anatomie des Auges, die Kier-
Stockseier der Wirbelthiere, die Nerven der organischen Muskelfasern, Kern und
Scheinkern der rothen Blutkörperchen, thierische Wärme und Calorimetrie, Mikro-
coccen, Wirkung des Kohlenoxyds, epidemische Meningitis, u. s. w., u. s. w.
Meyer's Convers.-Lexikon. 3. Aufl., X, pag. 2r». — Catalogue of Scientific Papers
m, pag. 67H; VIIJ. pag. 84. ^^^
Kleefeld, Johann Gottfried K., zu Danzig, war daselbst am 14. November
1763 geboren, wurde 1792 in Jena Doctor, nachdem er zuvor daselbst nnd in
Königsberg Theologie und Philosophie und erst von 1789 an Medicin studirt hatte.
Er prakticirte darauf in Danzig und war ein eifriges Mitglied der dortigen natur-
forschenden GesellHchaft, in deren Schriften er meteorologische Beobachtungen filr
die Zeit von 1807—1830 (1826; 1831) veröffentlichte. Vorher schon hatte
er mehrere gynäkologische Aufsätze in 8tark's Archiv (1794, 98, 99) verfasst,
darunter : „ Geschichte einer vierthalbjährigen Schwangerschaft des linken Eier-
stocks und des Abgangs der Knochen vom Fötus durch den Mastdarm", femer
im Journal der Erfindungen (1796): „Ueber das Periodische der Geburt." Es
folgten noch einige Arbeiten in Hüfeland's Journal (1809, 14, 23), z B. über
J
KLEEFELD. ~ KLEIN. 489
eine Weobselfieber-Epidemie , den innerlichen Gebrauch des Eises u. s. w. , aber
anch physikalische Aufsätze, wie er auch Mitredacteur von Kastner's Archiv fttr
Natarlehre seit 1824 war. 1816 trat er als Regierungs- und Medicinalrath der
Danziger Regierung in den Staatsdienst und wurde 1843, nachdem er 1842 sein
50jähriges Doctor-Jubiläum gefeiert, zum Oeh. Medicinalrath ernannt. Als Medicinal-
beamter erwarb er sich durch bessere Versorgung des ihm anvertrauten Bezirkes
mit Heilpersonal und durch verbesserte Einrichtung der Hebeammen-Lehranstalt
wesentliche Verdienste. Schon seit dem Beginne seiner Praxis hatte er sich in
Danzig einen Namen als geschickter und glücklicher Geburtshelfer gemacht. Seine
gründlichen naturwissenschaftlichen Kenntnisse kamen ebenfalls in mannichfaltiger
Weise zur Geltung. Er starb am 3. Mai 1845.
Neuer Nekrolog der Deatschen. Jahrg. 23, 18 J 5, T, pag. 374. — Callisen, X, pag. 22ö ;
XXIX, pag. 26:^. G.
Klees, Johann Georg K., geboren zu Frankfurt a. M. am 19. November
1770, gestorben daselbst am 4. April 1849, promovirte 1792 zu Jena mit
der Diss. : „De inntrumentia qutbusdam ad perforationem capitis foetus in
partu difßdli aptis^ und wurde 1795 Arzt in Frankfurt. Sein Hauptwerk ist:
„Bemerkungen über die weiblichen Brüste und über die Mittel^ sie gesund
und schön zu erhalten'' (Frankfurt 1795; 1798; 1806; Pirna 1829). Ausserdem
publicirte er Bemerkungen über die MüLDER'sche Zange (1794) und war Mit-
arbeiter an Starkes Archiv für Geburtshilfe (1792 ; 1796), an Hüfeland's Journal
(1797; 1803; 1804) und Loder's Journal fttr Chirurgie (1806).
Stricker, Oescb der Heilk. in Frankfurt, pag. 5^90. W. Stricker.
Klein, Ludwig Gottfried K., geboren zu Anfang des vorigen Jahr-
hunderts in der Grafschaft Hohenlohe, promovirte in Strassburg 1737 zum Dr. med.
mit der „Diss de massae sanguineae viscedine ab imminuta spirituum animalium
quantitate^ und wurde Arzt des Grafen von Erbach zu Erbach (in Franken)
und Physicus der Grafschaft. Er starb am 20. Juni 1756. Sein Hauptwerk:
„Interprts cliiiicus, sive de morborum indole, exitu in sanitatem, metcuschema-
tismo, etc." (Frankfurt a. M. 1753; Paris 1809) wird von Sprrngel (Gesch. d.
Med. y, pag. 632) sehr ungünstig beurtheilt. Er nennt es „unbedeutend, ohne
Kritik und schlecht geschrieben". Ausserdem verfasste K. : „De a'ere, aquis et
locis agri Erbacensis atque Breubergensis ^ largi Odenwaldi tr actus, tentamen
phifsico-niedicum" (Frankfurt a. M. 1754) — „Selectus rationalis medicaminum,
quorum etc." (Ibid. und Leipzig 1756).
Biogr. m6d. V. pag. 437. — Dict.hist. III, pag. 329 — Callisen, XXIX, pag 264.
Pgl.
Klein, Johann K. , geboren am 25. März 1788 zu Deutscbhause in
Mähren, gestorben am 1. April 1856 zu Wien, absolvirte die medicinischen Studien
in Wien, wo er auch die Doctorwürde erhielt. 1815 wurde er klinischer Assistent
der geburtshilflichen Lehrkanzel und 1819 Professor der Geburtshilfe an der
chirurgischen Lehranstalt zu Salzburg. 1822 fand seine Ernennung zum Professor
der praktischen Geburtshilfe an der Universität zu Wien statt, welche Stelle er
bis zu seinem Tode bekleidete. Im Jahre 1833 wurde ein Theil seiner Kliuik
abgetrennt und aus diesem eine zweite geburtshilfliche Klinik errichtet, die Baktsch
erhielt. Literarisch war K. nur insofern thätig, als er Jahresberichte über seine
Klinik in den Oesteri'. med. Jahrbüchern (Neueste Folge, X. Bd., pag. 107 u. s. w.)
veröffentlichte.
V. Heck er in Allgem. Deutsch. Biogr. XVI, pag. 95. — v. Siebold's Gesch. der
Geburtsh. II, pag. 709. Kleinwächter.
Klein, Karl Christian von K., zu Stuttgart, war daselbst als Sohn
des württemb. Leibchirurgus K. am 28. Januar 1772 geboren, trat 1788 in die Karls-
Bchnle, erhielt 1793 mit der „Diss. sistens monstrorum quorundam descriptionem"
da« Doctordiplom und ging dann nach Würzburg und 1794 nach Frankfurt, wo
490 KLEIN. — KLEINEBT.
er in den nnter GtOERcke's Leitung stehenden dortigen preusBischen Feldspitälem
seine Kenntnisse vermehrte. Nach weiteren Studien in Jena^ Halle, Göttingen n. s. w.
wurde er 1796 als herzogl. württemb. Leibehirurgus und darauf auch als Stadt- und
Amts-Chirurgus in Stuttgart angestellt, ihm zugleich die Aufsicht Aber das nllge-
meine Kranken- und Geburtshaus übergeben, auch erhielt er den Titel eines
hersogl. Hofmedious. Sein Ruf als Arzt und Operateur verbreitete sich bald in
weiteren Kreisen. 1817 erschien seine erste Schrift : „Chirurgische Bemerkungen^
(Stuttgart), ebenso eine hier nicht näher anzuführende ästhetische Schrift. Andere
Arbeiten, z. 6. über Kaiserschnitt, Blasenverletzungen, Stein-, Luftröhrenschnitt,
Durchschneidung der Nerven bei Gesichtsschmerz, Heilung des Kropfes, Castration,
Trepanation, Beobachtuugen aui Kopfe und Rumpfe eines Enthaupteten etc. erschienea
in Zeitschriften u. dergl. 1806 erhielt er die Stelle eines köuiglichen Medicinalrathes ;
1814, 15 wirkte er mit grossem Erfolge in den russischen Spitälern in der Umgebung
von Stuttgart, auf der Solitude u. s. w. Ein besonderes Interesse bis in seine letzten
Lebensjahre widmete K. der gerieb tlichen Medicin , namentlich in Betreif em-
schlSgi^er chirurgischer Fälle. So beschäftigte ihn der alte Streit über die Trepa-
nation bei Kopfverletzungen; in seinen „Bemerkungen über die bisher ange-
nommenen Folgen, des Sturzes der Kinder auf den Boden bei schnellen
Geburten" (Tübingen 1817) suchte er festzustellen, was davon zu halten sei.
Auch interessirte er sich für magnetische Curen, die er schon 1790 in Stuttgart
kennen gelernt hatte, und veröffentlichte in 3 Heften (Tübingen 1816; 1819):
„Praktische Ansichten der bedeutendsten chirurgischen Operationen, auf eigene
Erfahrung gegründet'^, darunter die 2. Abtheilung u. d. T. : „Darstellung meiner
unglücklich sich geendigten Blasenschnitte" ; er hatte also den Muth , ausführ-
lich die unter seinen 84 Steinschnitten unglücklich verlaufenen 10 Fälle zu
publiciren. 1819 gab er eine „Kurze Beschreibung einiger seltenen Wasser-
köpfe" (m. 2 Kpf.) lieraus und 1825, nachdem er inzwischen Ober-Medicinalrath
geworden und den persönlichen Adel erhalten hatte, seine „Beiträge zu der
gerichtlichen Arzneiv)issenschaft". Sein Tod erfolgte am 9. Februar 1825. K.'s
wissenschaftliche Bedeutung ist mehr auf dem Gebiete der gerichtlichen Medicin
als der Chirurgie zu suchen ; aber gerade durch seine Vertrautheit mit der letztere
und deren Ausübung war er für die Lösung mancher forensischen Fragen vorzugs-
weise befähigt.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 1825, pag. 1326. — £ Gurlt in AUgem.
Deutsch. Biogr. XVI, pag. 98. — Mensel . VI, pag. 352; XI. pag. Ifiö. Gurlt
*Adolf von Klein, zu Stuttgart , ist daselbst als Sohn des Vorigen
am 30. September 1805 geboren, studirte in Tübingen, wo er 1828 Doctor wurde,
war seit 1829 in Stuttgart als praktischer Arzt, Chirurg und Geburtshelfer thätig,
wurde 1829 Regimentsarzt, 1846 Generalstabsarzt der Württembergischen Armee
und 1874 pensionirt. Literarische Arbeiten: Vergleichend osteologische Aufsätze,
namentlich des Schädels und insbesondere desjenigen der Fische, in den Jahres-
heften des Württemb. naturwissensch. Verein. g^^j
* Klein, Salomon K., geboren zu Miskolcz (Ungarn) im September 1845,
war in Wien vorzugsweise Schüler Arlt's. 1870 promovirt, wirkt er seit 1875
als Augenarzt daselbst und schrieb über die Anwendung des Augenspiegels
(Wien 1876) — „Augenspiegelstudien bei Geisteskranken" (Ebenda 1877) —
„Lehrbuch der Augenheilkunde" (1879) und eine Reihe fachwissenschaftlicher
Aufsätze in v. Graefe's Archiv, der Wiener med. Presse und Eulknburg's Real-
Encyclopädie. Wernich.
Kleinert, Karl Ferdinand K., zu Leipzig, war am 21. December
1795 zu Glogau in Schlesien geboren, wurde zunächst Apotheker in Breslau, kam
als solcher nach Dresden und Leipzig, wo er sich zum Studium der Medicin ent-
schloss und 1825 mit der Diss. : „De arsenici virtutibus chemicis , medicis et
ELEINEBT. — KLENCKE. 491
id investigandi methodts" Doctor derselben wurde. Er habilitirte sich als Dooent
und las über Chemie, später Materia medica und begründete 1827, mit Unter-
stfltznng mehrerer CoUegen, das „Aügem, Repertorium der gesammten deutschen
med.-ckirurg. Journalistik^ (1827 — 39), das seinen Namen besonders bekannt
gemacht hat und auch noch nach seinem am 5. Februar 1839, nach 1 ^/Jährigem
Krankenlager, erfolgten Tode (von Neumsister) fortgesetzt wurde. 1831 war er
auch zum Prof. e. o. ernannt worden.
Nener Nekrolog der Deutschen. 1839, Jahrg. 17, I, pag. 197- — Callisen, X,
pag. 231 ; XXIX, pag. 265. q
'^Kleinwächter, Ludwig K., aus Prag, geboren am 15. November 1839,
wurde auf der Universität seiner Vaterstadt ausgebildet (Seyfeet), 1863 promo-
virt, dann als Secundararzt am dortigen Allgemeinen Krankenhause angestellt.
Von 1868 — 71 war er Assistent der geburtshilflichen Klinik und habilitirte sich
im letztgenannten Jahre. 1875 zum Extraordinarius ernannt, erhielt er 1878
einen Ruf als Ordinarius nach Innsbruck. 1881 gab er, durch clericale Einflüsse
in seiner wissenschaftlichen Thätigkeit behindert, die Stellung auf und siedelte
nach Czemowitz tlber. Schriften: „Die Lehre von den Zwillingen** (Habilitations-
schrift, Prag 1871) — „Orundriss der Geburtshilfe'' (Wien 1877; 2 Aufl. 1881).
Arbeiten aber Beckendeformitäten, Verpflegung im Wochenbett, Puerperalfieber
und Prophylaxe , Uterusmyome , Racenbecken sind von K. in der Prager
Vierteljahrsschr. (1873 ; 1874) im Archiv für Gynäkologie (IX), dem Deutschen
Archiv der Geschichte der Medicin (V) publicirt worden. Sein „Lehrbuch der
Hebeammenkunst" erschien deutsch Innsbruck 1879, italienisch daselbst 1881.
Wernich.
Elencke, Philipp Friedrich Hermann K. , zu Hannover, war
daselbst am 16. J^^nuar 1813 geboren, besuchte die dortige med.-chirurgische
Schule, studirte darauf in Leipzig, Hess sich als Arzt in Hannover nieder, wurde
sodann preuss. Militärarzt in Minden, wandte sich 1837 nach Leipzig, 1839 nach
Braunschweig, wo er naturwissenschaftliche Vorträge hielt und zog sich 1855 nach
Hannover zurück, um sich ganz wissenschaftlichen Arbeiten zu widmeu und die
Errungenschaften der Wissenschaft in einer Reibe populärer Schriften niediciniscben,
diätetischen und naturwissenschaftlichen Inhalts dem gebildeten Publicum zugäng-
lich zu machen, was er bei seiner hervorragenden Darstellungsgabe in meisterhafter
Form zu thun verstand. Er hat daher bei seinem unermüdlichen Fleisse und der
grossen Zahl und Verbreitung seiner Schriften in dieser Richtung der Volks-
bildung einen nicht zu unterschätzenden Dienst geleistet. Zeitweise suchte er auch
Erfolge in der Ausarbeitung einer Reihe viel gelesener culturhistorischer Romane, die
er unter den Pseudonymen H. v. Maltitz und E. v. Kaienberg veröffentlichte.
Die Zahl seiner Werke erreichte die erstaunliche Höhe von gegen 200 Bänden.
Anders dagegen steht es mit seinen eigentlichen medicinischen Schriften, obgleich
es bei ihm sehr schwer ist, eine genaue Scheidung zwischen streng wissenschaft-
lichen und populär-medicinischen Arbeiten vorzunehmen. Die ersteren begegneten
denn auch in der medicinischen Welt, wohl mit Recht, vielen Zweifeln, wie schon
ans der in verhältnissmässig kurzer Zeit massenhaft erfolgten Bearbeitung der
verschiedensten Materien zu entnehmen ist. Wir führen im Folgenden eine
kleine Anzahl seiner literarischen Leistungen an, die den Anspruch machen,
ganz oder grösstentheils dem wissenschaftlichen Gebiete anzugehören : „ Leber
die groi^se Sterblichkeit in stehenden Heeren vnd deren Ursache" (Quedlin-
burg 1839) — „Allgemeine Zeitung für Militärärzte" (1843 — 48) — „Neue
anatomische und physiologische i ntersuchu7igen über Primitivnervenfasern
und das Wesen der Innervation" (Göttingen 1841) — „Physiologie der
B/ntzündung und Regeneration in den organischen Oeweben^ (Leipzig 1842) —
„Der Leberthran als Heilmittel" (Ebenda 1842) — „Untersuchungen und Er-
fahrungen im Gebiete der Anatomie j Physiologie, Mikrologie und unssen-
schaftlichen Medicin" (2 Bde., Ebenda 1843) — „Ueber die Contagiosität der
492 KLENCKE. — KLINGE.
JEingeweideteürmer^ (Jena 1844) — „Die Störungen der menschlichen Stimm-
und Sprachorgane" (Cassel 1844; 2. Aufl. 1851) — „lieber Ansteckung nni
Verbreitung der Scrophelkrankheit bei Menschen durch den Genuss der Kuh-
milch^ (Leipzig 1846) — „Die Verderbniss der Zähne. Gekrönte Preisschrtß^
(Ebenda 1856) u. s. w. Er starb zu Hannover am 11. October 1881.
W. H e s 8 in Allgem. Deutsch. Biogr. XVI, pag. 157.— Callisen, XXIX, pag. 266. —
Engelmann, pag. 300 ; Sapplem. pag. 132. (j.
Kletten, Georg Ernst K. , geboren zu Kitzingen bei Würzburg *ni
13. April 1759, diente seit 1790 als erster Feldmedicus bei der schwedisehen
Armee in Finnland, war seit 1794 ord. Prof. der Heilkunde in Greifswald und
seit 1805 zweiter ord. Prof. der Chirurgie und Geburtshilfe zu Wittenberg. Bei
der Aufhebung der Universität naeh Halle versetzt, nahm er bald seine Entlassung,
wurde 1816 pensionirt und zog sich nach Wien zurück, wo er am 22. October
1827 starb. K. verfasste eine sthr gute deutsche Ausgabe von Stephan Blax-
card's bekanntem „Lexicon medicum graeco-latinum" u. d. T. : .„St, BUs arznet-
missenschaftliches Wörterbuch u. s, w," (3 Bde. , Wien 1788). Ferner gab er
die ;, Wiener medicinische Monatsschriß*^ heraus (4 Bde., Wien 1789). Ausserdem
rühren von ihm her; „Kritische Ideen über den zweckmässigsten Vortrag der
ausübenden Medicin, mit Rücksicht auf die medicinischen Systeme älterer und
neuerer Zeit y u, s. w." (Rostock und Leipzig 1798) — „Ausführliche Nachricht
von der mörderischen Verwundung Gustav* s III,, Königs in Schweden, nebst der
Leichenöffnung" (Med.-chirurg. Zeitung, 1792) — „Beiträge zur Kritik über
die neuesten Meinungen in der Medicin" (Rostock und Leipzig 1801 — 1804),
eine Anzahl von lateinischen Programmen, die in Wittenberg von 1807 — 1812
erschienen, u. s. w.
Kosegarten, I, pag. 312. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 5, H,
pag. 1146. — Biogr. m6d. V, pag. 438. — Dict. bist. III, pag. 329. — Callisen, X,
pag. 233-336; XXIX, pag. 268. Pagel.
Kletzlnsky, Vincenz K., zu Wien, Öhemiker, war am 21. Juni 1826
zu Gutenbrunn geboren , wurde ein Zögling der med.-chirurg. Josephs- Akademie,
entwickelte 1848 in der Studenten-Legion eine hervorragende Thätigkeit, gab
nach vollendeten Studien die Medicin auf, wendete sich der pathologischen Chemie
zu, wurde Assistent von Florian Heller im Allgemeinen Krankenhause, über-
flügelte aber bald seinen Lehrer, hatte in kurzer Zeit eine grosse Anzahl von
Privatschülern und wurde auch zum Landesgerichts-Chemiker ernannt. Seine Gut-
achten galten meistens als mustergiltig , wenn sie auch von mancher Seite als
nicht stichhaltig bezeichnet wurden. Im Jahre 1856 wurde er zum Lehrer der
Chemie an der Wiedener Ober- Realschule ernannt, wo er bei seinen Schülern und
den zahlreichen Zuhörern seiner populären Vorträge über Chemie einen wahren
Enthusiasmus hervorrief. Von 1861 an spielte er wieder eine politische Rolle, wurde
in den Gemeinderath gewählt, wurde aber, bei der Differenz seiner Ansichten von
denen der Majorität, genöthigt, sein Mandat niederzulegen, beschränkte sich von
da an auf sein chemisches Laboratorium und seinen Hörsaal, wurde immer ver-
schlossener , menschenscheuer und apathischer und starb arm , verlassen und ver-
bittert am 18. März 1882 an einem Leberkrebs.
Wiener Medic. Wochenschr. 1882, pag. 345. G.
Klinge, Johann Heinrich Wilhelm K., zu St. Andreasberg im Harz,
war 1762 zu Göttingen geboren, studirte und promovirte daselbst 1787 mit der
Diss. : „De procidentia uteri**, einer Abhandlung, die noch mehrmals erschien,
theils lateinisch (Göttingen 1789), theils deutsch fl789; 1791; 1802). Er prak-
ticirte seit 1787 in Osterode und w^urde 1797 Bergmedicus, Stadt- und Laud-
physicus zu Andreasberg. Weitere Schriften von ihm waren: „Etwas über den
Keuchhusten, als Beitrag zur Geschichte der Epidemieen des Jahres 17 90^
(Göttingen 1792) — „Praktisches Handbuch für Apotheker ^ zur Anachajffitng
KLINGE. — KL119K. 493
der .... Arsneimittd; nach alphabetischer Ordnung^ (Hannover 1796) —
„Anweisung zur Leichenöffnung** (Stendal 1804) — „Fragmente aus dem
'lagebuche eines Arztes am Oberharze** (Ebenda 1812). Dazu einige Aufsätze
in Hufrland's Journal (1797, 98), z. B. über Morbus haemorrhag. maculos.
Werlhofii u. s. w. £r starb am 24. December 1840.
Callisen, X, pag. 240; XXIX, pag. ZlO — Neaer Nekrolog der Deatschen. Jahrg.
18. 1840, II. pag. i;'J93. ^
Klingberg, Henrich Matthias Wilhelm E. , zu Kopenhagen, war
daselbst am 17. August 1774 geboren, studirte von 1789 an, wurde 1794 Reserve-
Chirurg im See-Etat, 1798 Wundarzt beim See-Zeughaus-Corps, 1808 See-Divisions-
Chirurg und Professor der Anatomie bei der königl. Anatomie der schönen Künste.
1817 erlangte er mit der Diss. : y^De exstirpatione uteri" die medicinische Doctor-
würde, wurde 1824 zum Stabschirurgus beim See-Etat und zum Director des See-
Hospitals, auch des Quaest- und Assistenzhauses ernannt. Er war von 1811 — 27
Mitherausgeber der „Bibliothek for Laeger'' und hat in derselben eine Anzahl von
Aufsätzen, ebenso wie in der Bibl. for Physik og Medicin (1801, 2), den Skandinav.
Literatur-Selskabs Skrifter (1813, 14) und den Acta Reg. Soc. med. Hafniensis
(1818, 21, 29) über sehr verschiedenartige Gegenstflude veröffentlicht. Er starb
am 17. April 1835.
Erslew, II, pag. 34; Supplem. IT, pag 55. — Callisen, X, pag. 238; XXIX,
pag. 269. G.
EHnger, Christoph K. , war am 16. December 1825 zu Eltmann in
Uoterfranken , wo sein Vater Gerichtsarzt war , geboren. Er studirte an der
Universität WQrzburg, an der er 1850 den Doctorgrad und darauf eine Assistenten-
stelle im Juliusspital bei dem internen Kliniker desselben, Mabcus, erhielt. Nach
dem Besuche der Spitäler zu Prag, Wien und Paris Hess er sich als praktischer
Arzt in WQrzburg nieder, wo er 1862 zum Bezirksarzt ernannt wurde. Von
dort wurde er 1870 zum Medicinalreferenten im k. Staatsministerium des Innern
berufen und zum Medicinalrath, zwei Jahre später zum Ober-Medicinalrath ernannt.
Leider zeigten sich einige Jahre später die ersten Erscheinungen eines Gehirn-
leidens, welches ihn 1879 veranlasste, in Ruhestand zu treten und am 25. März
1882 aus dem Leben abrief. Dem früher als praktischer, später als beamteter
Arzt viel Beschäftigten blieb wenig Zeit für literarische Thätigkeit. Doch war
er mehrere Jahre (von 1873 — 1882) Herausgeber der Friedrkich 'sehen Blätter
für gerichtliche Medicin und veröffentlichte im ärztlichen Intelligenzblatt (1874)
eine auf vieljährige Beobachtung gegründete umfangreiche Abhandlung : „ Ueber
das Vorkommen der entzündlichen Lungenkrankheiten in Bayern.*^ Sein Haupt-
verdienst ist die weitere Entwickelung des bayerischen Medicinalwesens durch
Bildung von Bezirksvereinen im ganzen Lande und Aerztekammern, die aus den-
selben für die einzelnen Kreise gewählt werden. Mit der Vertretung derselben
im verstärkten Ober-Medicinalausschuss wurde dem bayerischen ärztlichen Stande
die lange angestrebte Autonomie gewährt. * Dieses aus K.'s angestrengten Be-
mühungen hervorgegangene Werk sichert ihm ein dankbares Andenken bei seinen
Berufsgenossen.
Aerztliches Intelligenz-Blatt. Jahrg. 1882, Nr. 14, pag. 157. F. Seitz.
Klink, Eduard K., geboren in Warschau am 13. Juli 1850, studirte
(1867 — 72) in Warschau, von 1874—76 war er Assistent an der Klinik für
Syphilis und Hautkrankheiten, 1875 wurde er Primarius am St. Lazarushospital,
1877 wurde er von der Stadt Warschau nach Petersburg delegirt, um die Ein-
richtung der Hospitäler für Venerische, sowie die üeber wachung der Prostitution
zu Studiren, 1871 — 79 war er Secretär der Warschauer ärztlichen Gesellschaft
und 1880 — 82 Redacteur des Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego. Er starb
am 5. October 1884 in Folge eines Gehirnleidens. Seine meist sehr gründlichen,
Syphilis und Hautkrankheiten betreffenden Arbeiten finden sich in folgenden
494 KLINK. — KLO B.
polnischen Blättern : Medyeyna, Gazeta lekarska, Pami§tnik Towarzystwa lekarskiego;
in deutscher Sprache schrieb er: „Untersuchungen über den Nachweis des
Quecksilbers in der Frauenmilch tcährend einer Einreibungscur mit grauer
Salbe"* (Vierteljahrscbr. für Dermat. und Syphil , 1876 , 2. Heft) — „Beobach-
tungen aus dem St, Lazarushospitale für venerische Kranke in Warschau*'
(Ebenda, 4. Heft). X. & P.
' Elinkosch» JosephThaddänsK., zu Prag, war hier am 24. October
1734 geboren, studirte zuerst die Rechte, vertauschte dies Studium aber später
mit dem der Medicin. Schon als Student hatte er sich so eingehend und erfolg-
reich mit anatomischen Forschungen beschäftigt, dass er die Aufmerksamkeit seiner
Lehrer auf sich lenkte und er bald nach seiner Habilitation 1762 zum Professor
der Anatomie an der Prager Universität ernannt wurde, später auch zum ord.
Prof. der Chirurgie. In dieser Eigenschaft war K. bis zu seinem am 16. April 1778
erfolgten Tode thätig. R. war ein hochbegabter Forscher und hat sich ein
besonderes Verdienst durch seine genialen Untersuchungen über die Structur der
Knochen erworben, deren Entwickelung aus Bindegewebe von ihm gelehrt wurde.
Neben seiner ärztlichen Praxis beschäftigte er sich mit Vorliebe mit physikalischen
Studien und Experimenten. Unter Anderem hat er den ersten Blitzableiter in
Böhmen (1775) errichtet. Er stand in lebhaftem Briefwechsel mit Hallkr, van
SwiETEN} Inoenhoüs, Volta uud anderen gelehrten Zeitgenossen. Seine Schriften
sind im Verhältniss zu der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit relativ zahlreich.
Dieselben sind als gesammelte Abhandlungen in 2 Bänden (1775 und nach dem
Tode des Verf. 1793) erschienen.
Biogr. in6d V, pag 438. — Dict. bist. HI, pag. 330. — v. Würz bach , XI, pag. 101. -
Allgem. Deutsch. Bio^. XYI, pag. 196. p^].
Elob, Julius E., war am 15. Februar 1831 in Olmütz geboren, erlangte
bei der med. Facultät zu Wien 1854 das Doctorat der Med. und Chir. und das
Magist. der Geburtshilfe, wurde Secundararzt im Wiener allgemeinen Kranken-
hause, 1855 Assistent Rokitanskt's , 1859 Docent der pathologischen Anatomie,
1861 Professor der Physiologie und Arzneimittellehre an der Salzburger Ghirurgen-
schule, 1865 Prosector am Wiener Rudolfspitale und a. 5. Prof. der pathologischen
Anatomie zu Wien und starb am 18. August 1879 zu Ischl. K. war ein sehr ge-
wandter Prosector und ein gesuchter Praktiker. Sein Hauptwerk ist 1864 in
Wien erschienen: „Pathologische Anatomie der weiblichen Serualorgane.*' Ob-
wohl die Eintheilung nach Vibchow 'sehen Principien mehr afßchirt als durch-
geführt wird, der histologische Theil nichts Selbständiges enthält, wird dieses
Werk bleibenden Werth behalten durch gute eigene makroskopische Beobachtungen,
Yor Allem aber als die durch fleissige Literaturstudien bereicherte Bearbeitung
der Specialvorträge (Publicum) Rokitansky's über dieses Thema. Von seinen
kleineren Arbeiten , die meist nur casuistischen Werth haben , erschienen in dem
Organe der GcRellschaft der Aerzte zu Wien, 1855: „Unsymmetrische Anomedte
der Armarterien bei unwllkommener Entwicklung des Daumens'* — 1856:
„Zottenkrebs der Gallenblase** — „Ein weiterer Fall von ausgebreiteter
Schwielenbildung im Herzen" — „Fall einer plötzlich entstandenen sehr rasch
verlaufenen Locomotion der Milz** — 1858 : „Mittheilungen aus Rokitan skys
pathologisch- anatomischer Anstalt** — „Neubildung weisser Gehimsubstanz** —
1859: „Thrombus des Ductus Botalli** — »-^w Lehre von der Uebergangs-
fähigkeit pathologischer Neubildungen** — »^«w Fall von Entzündung des
Fancreas** (gemeinschaftlich mit Haller bearbeitet) — „ Ueber die Stellung des
Herzens beim Lungenemphysem** — „Zur Pathologie der Geschwülste** —
1860: „Zur spontanen Zerreissung kleinerer Arterien** — 1866: „Bericht
über die im Auftrage des k. k. Ministeriums von den Professoren Müller
und Kl ob zur Erforschung der Trichinenkrankheit unternommene Reise nach
Norddeutschland** — 1867: „Fall von Abtrennung der Epiglottis durch Selbst-
i
KLOB. — KLOSE. 495
mordüersuchf Heilung durch Wiederanheßen derselben durch Knopfnähte^ —
1868 : „Obdudionsbefund eines Falles von wahrscheinlicher Rotzvergiftung*' —
„Steine in beiden üreteren mit consecutioer Nierenatrophie und Harnblasen-
entzündung*' — 1871: ^Die Lehre von der Menstruation" — 1876: „Vortrag
über innere Incarceration.^ In der Wiener Med. Wochenschrift veröffentlichte
K. 1860: „Beiträge zur Pathologie der constitutionellen Syphilis** (gemein-
schaftlich mit Theod. Plbischl) — 1866: „Sectionsbefund des letzten Falles
von Trichinose in Brunn** — „Myocarditis mit per forir ender Äbscessbildung
an der Herzspitze*' — „Myocarditische Schwielenwucherung in Form runder
Knoten** — 1867: „Cysticercus cellulosae im Gehirn**. In der Oesterr. Zeitschr.
f. prakt. Heilkunde, 1868: „Zur Lehre von der Pylephlebitis.** In den Wiener
med. Blättern schrieb er 1878: „Ueber die Rupturen der Leber** — 1879:
„Lymphgefässthrombosen und Ectasien in den Lungen,** In der Wiener Med.
Presse erschien 1869: „Ueber die sogenannte chronische Entzündung.**
G. Scheuthauer.
Kloeckhot Cornelius Albert K., holländischer Arzt des vorigen Jahr-
hnnderts, hatte unter BOERHAAVfi in Leyden studirt und prakticirte zu Utrecht.
Sfbkxgel sagt von ihm (Gesch. d. Med., V, pag. 631): ,,E. zeigte sich als ein
einsichtsvoller Hippokratiker durch seine Abhan^ungen von den Zeichen der Gefahr
in hitzigen Krankheiten, von dem Zeitpunkte des Aderlasses und von den Krisen
hitziger Krankheiten.^ Am meisten ist er bekannt durch seine Untersuchungen
Aber Himerweichung als Ursache der Geisteskrankheiten. Die betreffende Schrift
ist betitelt: „Diss. de morbis animi ab infirmato tenore meduUae cerebri**
(Utrecht 1753). Ausserdem schrieb K.: „Historia febris epidemicae Galenburgien-
sium anni 1741** (Utrecht 1747 ; Jena und Leipzig 1772; deutsch Leipzig 1796;
auch in Horn's Archiv, 1); ferner eine Reihe anderer Abhandlungen, welche
znsammengefasst in der „Opuscula medica** (Utrecht 1747; Jena 1772; deutsch
von Lbnne, Leipzig 1789 — 90, 2 vol.) erschienen sind.
* Dict. hist. III, pag. 331- Pgl.
Klohss, Karl Ludwig K., zu Zerbst (Anhalt), war daselbst am
30. Januar 1 800 als Sohn des Arztes Johannn Ludwig K. geboren, studirte
seit 1817 in Halle, wurde 1820 daselbst Doctor mit der Diss. : „De myelitide
sive de medullae spinalis inßammatione** (deutsch in Hüfbland's Journal,
Bd. LVI, LVII, 1823), machte eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland und
Oesterreich und wurde 1821 Stadtphysicus in Zerbst. Er schrieb: „Die Eutha-
nasie, oder die Kunst, den Tod zu erleichtem** (Berlin 1835; ein Bruchstück
davon war schon 1832 in Hufeland's Journal erschienen) — „Die Gehirn-
Wassersucht der Kinder** (Ebenda 1837). Ein Aufsatz von ihm aus Hoen's
Archiv (1822), betreffend den gerichtlichen Fall eines im Wasser todt gefundenen
neugeborenen Kindes, wurde in einer eigenen Schrift von J. van dbr Plaats in's
Holländische übersetzt (Amsterdam 1823).
Schmidt, Anhaltisches Schriftsteller-Lexikon, pag. 512. — Cal]isen,X, pag. 246;
XXIX, pag. 273. ^
'''Klopsoh, Karl Immanuel K., wurde zu Ologau am 16. März 1829
geboren, studirte in Halle, Erlangen, Breslau, wo Reichert, Frerichs, A. Middel-
DORFF im engeren Sinne seine Lehrer waren ; bei dem Erstgetiannten war er
auch Assistent. 1855 promovirt, wurde er 1859 Privatdocent, 1866 Professor für
Chirurgie in Breslau, lebt er dort als Professor und Geh. Medicinalrath. Er schrieb
Aber Rippenknorpelbrtiche , über Lithopädion, orthopädische Studien, Prologomena
zur Oeschichte der Physiologie etc. Wem ich.
Klose, Wolfgang Friedrich Wilhelm K. , geboren in Domanze
bei Schweidnitz am 14. Juli 1775, studirte und promovirte in Breslau 1796 mit
der „Diss, de catheterum variis speciebus et eorum usu** , Hess sich dann als
496 KLOSE.
Arzt nieder, wurde Gründer und Leiter des Haasannen -Medicinal- Institutes
und starb am 6. November 1813. Er sehrieb: „Versuch eines systematischen
Handbuches der Pharmakologie** (2 Thle., Breslau 1804 — 1805) — „Be/iand-
hing und Heilung eines Morbus niger^ (Archiv der prakt. Heilk. für Schleien
und SOdpreussen, 1801) — »Die Kuhpocken und ihre Wirkungen in Landes-
hut, oder Nachricht von einer durch die Kuhpockenimpfung daselbst ver-
anlassten Fehde" (Landeshut 1801) — „ Vollständiger Plan des (von einer
königl. Krieijs- und Domänen- Kammer approbirtenj Hausarmen- Medicinal-
Institufs" (Breslau 1802) — „Nothwendige Erklärung, den Zweck des Haus-
armen- Medicinal- Instituts und die Mittel zur Erreichung desselben betreffend*^
(Ebenda 1804) — „Einrichtung der mit dem Breslauer Hausar m^n-Medicinal'
Institute verbundenen klinischen Lehranstalt" (Ebenda 1804) — „Geschichte,
Verfassung und Gesetze des Breslauer Hausarmen-Medicinal- Instituts" (Ebenda
1808) — „Beyträge zur gerichtlichen ArzHeikunde*^ (Breslau und Leipzig 1811) —
„System der gerichtlichen Physik** (Breslau 1814), sowie zahlreiche Artikel und
Aufsätze für verschiedene Journale.
Dict. bist. III, pag. :S31. Pgl.
Klose, Karl Ludwig K., zu Breslau, war daselbst am 21. August 1791
geboren, studirte Medicin in Königsberg und wurde hier 1812 Doctor mit der
„Diss, inaug, historiam. Mesmerismi s magnetismi animtilin cräicam exhibefiy.**
(4.), studirte darauf ein Jahr lang in Wien, machte den Krieg von 1813, 14 als
Oberarzt eines Haupt-Feld-Lazareths mit, Hess sich 1815 in Breslau als Arzt
nieder, habilitirte sich 1816 daselbst als Privatdocent mit der Sehrift: „Syntagma
semioticum exhibens partem prosoposcopiae generalem, cephaloscopiae quondam
edendae prodromum** (4.), wurde 1818 zum Prof. e. o. und 1829 zum Prof. ord.
ernannt. Er las über allgemeine und specielle Pathologie, Encyclopädle und Ge-
schichte der Medicin, gerichtliche Medicin und schrieb in dieser Zeit : „Allgemeine
Aetiologie der Krankheiten des menschlichen Geschlechts, u. s. vo.*' (Leipzig
1822) — „Beiträge zur Klinik und Staatsarzneiunssenschaft** (Ebenda 1823) —
„Medicinisches Taschenbuch für Hypochondristen und Solche, die es zu werden
befürchten" (Breslau 1824) — ;, Ueber Krankheiten als Mittel der Verhütung
und Heilung der Krankheiten^ (Ebenda 1826) — „ Ueber den Einfluss des
Oeschlechtsunterschiedes auf Atisbildung und Heilung von Krankheiten " TStendal
1829). Als akademische Oelegenheitsschriften erschienen von ihm nach der Er-
nennung zum Prof. e. o. : „De medicinae exotericae secundum meliorem, quam
plerumque fit , methodum conditae atque cultae, insigni utilitate comment.^
(1823, 4.) und nach der Ernennung zum Prof. ord.: „De senectutis in officiis
medicis tarn clinids quam forensibus ratione recta habenda conimerUarius"
(1829, 4.). Er übersetzte Vieusseüx, „ Ueber künstliche Blutausleerungen u, s, «?,*
(Breslau 1819) und gab die Fortsetzung von G. H. Masiüs* „Handbuch der
gerichtlichen Arzneiunssenschaft" (Tbl. II, Abth. 2, 3, Stendal 1831, 32) heraus.
Daneben Aufsätze in den meisten deutschen medicinischen Zeitschriften, fast durch-
weg forensischen Inhaltes, aber auch die Geburtshilfe, steigende Bevölkerung,
Uebervölkerung, Lebendigbegraben u. s. w. betreifend. Im J. Iö33 vertauschte er
seine Stellung in Breslau mit der eines Regierungs- und Medicinalrathes bei der
Regierung zu Königsberg und einer ord. Professur bei der dortigen Universität
und verfasste die akademische Schrift: „Sy flöge gravissimorum ad epilepsiam
spectantium critica" (1835, 4.). Auch gab er, in Gemeinschaft mit 0. W. L.RiCHTBai,
heraus : „Zeitschrift für Strafrechtspflege in den Preuss. Staaten^ (Heft 1, 2,
Königsberg 1839 , 40) und ^Sammlung denkwürdiger Straf rechtsfälle , nebst
strafrechtlichen und Staat sarzneilichen Erörterungen derselben** (Danzig), und
lieferte eine beträchtliche Menge von Artikeln für Ersch und Grüber's Encyclopädie,
für das Encyclopäd. Wörterbuch der med. Wissensch., herausg. von der Berliner
med. Facultät, sowie historische und literarische Kleinigkeiten für die schles.
KLOSE. — KLOSS. 497
Provinzialblätter u. b. w. und mehrere historische Werke. 1839 kehrte er wieder
nach Breelan znrttck, war daselbst als Arzt thätig und hielt wieder als Prof. honor.
Voriesangeii bei der Universität, schied jedoch 1853 wieder aus dem Verbände der
Universitftt aus. £r starb zu Dresden am 23. September 1863.
Kowack. 5. Heft, pag. 88. -— Calüseii, X, pag. 249; XXIX, pag. 274. 6.
Eloae, Friedrich August E., zu Radeberg bei Dresden, war am
15. Mai 1795 zu Dresden geboren, wurde 1817 in Göttingen Doctor, war von
1818 — 22 in Dresden Arzt, habilitirte sich 1822 in Oöttingen als Privatdocent
mit der Diss. : „De nonntdlia vüus vitiia*', blieb daselbst bis 1827 and war
dann bis 1831 Arzt in Leipzig. Er hatte bis dahin herausgegeben: „Sammlung
physiologischer y pathologischer und therapeutischer Abhandlungen über die
Sinne** (Heft 1 , Dresden 1821) — „Orundrias zu den Vorlesungen über
Arzneimittellehre** (Oöttingen 1823) — „Encj/clopädie und Methodologie der
Arzneikunde y zu Vorlesungen entu^or/en** (Ebenda 1824); zusammen mit
D. W. H. Busch und L. H. Unger: „Summarium des Neuesten aus der ge-
sammten Medicin** (1828, 31; später von Anderen, zuletzt (1835 — 43) von
Kneschke redigirt). In der Folge erschien noch von ihm : „Die Medicin unserer
Zeity nach ihrem Stillstehen und Vorwärtsschreiten, u. s. w.'* (Leipzig 1835).
Auch gab er eine „Zeitung für Medicinalwesen** (1829 — 31) heraus. Als Arzt und
Besitzer des vielbesuchten Augustusbades bei Radeberg starb er am 4. Januar 1 850.
Nener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 28, 1850, 11, pag. 970. — Callisen, X,
pag. 252 ; XXIX, pag. 275. ö.
Elosner, Cosmas DamianE., geboren zu München, studirte in Ingol-
stadt Medicin, wo er 1749 zum Doctor promovirt wvrde. Nachdem er zuerst in
Strassburg, dann in München ärztliche Praxis geübt hatte, erfolgte 1759 seine
Ernennung als ordentlicher Professor und Kreisphysicus zu Ingolstadt. Er lehrte
dort 35 Jahre Medicina forensis, bis zu seinem am 12. Februar 1794 erfolgten
Tode. Seine Verdienste als Lehrer und Gerichtsarzt wurden von Bcinem Landes-
herm durch Verleihung des Hofrathstitels anerkannt. Seine Collegen ehrten ihn
durch wiederholte Wahl zum Rector. Für schriftstellerische Leistungen fehlte ihm
die Müsse. Es erschien von ihm eine einzige; „Diss. de calculo in genere**
(Ingolstadt 1759, 4.).
Mederer, Annalea Ingolst., Bd. III, pag. 229. — Baader, I, pag. 598.
F. Seitz.
Eloss, Georg Franz Burkhard, geboren am 31. Juli 1787 zu
Frankfurt a. M. , gestorben daselbst am 10. Februar ,1854, war der Sohn eines
Wundarztes , begann seine raedicinischen Studien in Heidelberg und vollendete sie
in Götlingen, wo er 1809 promovirte. 1810 wurde er unter die Aerzte seiner
Vaterstadt aufgenommen und 1812 von dem Grossherzog Karl von Frankfurt
zum Prof. e. o. an der medicinisch-chirurgischen Lehranstalt ernannt, welche schon
im Herbst 1813 aufhörte. Seit 1816 wurde er dem emeritirten Dr. Christian
Shrmann als Adjunct im Rochnsspital (für Behandlung von Syphilis, Erätze und
Blattern bestimmt) beigegeben und nach dessen Tode sein Nachfolger als Hospital-
arzt. Ausser seiner Diss. : „ Commentatio chirurgica de amputatione humeri ex
articulo*' (4.) hat er an raedicinischen Schriften nur in der Deutschen Klinik
(1850) einen ausföhrlichen Bericht über die Leistungen des Rochusspitales und
fieine eigenen therapeutischen Grundsätze geliefert. Desto fruchtbarer war seine
Bchriftstellerische Thätigkeit als Geschichtschreiber der Freimaurerei , worüber ich,
sowie über seine bibliographischen Bestrebungen, in meinem unten angeführten
Artikel näheren Bericht erstattet habe.
W. Stricker in der Allgem. Deutsch. Biographie. XVI, pag. 227.
W. Stricker,
Hermann Kloss, Sohn des Vorigen, geboren zu Frankfurt a. M.
26. Juli 1815, gestorben am 23. Juli 1884, studirte in Heidelberg und pro-
Biogr. Lexikon. I([. 32
498 KLOSS. — KLUG.
movirte daselbst 1838 mit der: yfDisa. ststens casum rariorem ovarit pudlae
novem annorum^ criries, concrementa et dentea continerUis^ . Nach einem Auf-
enthalt in Paris wurde er 1838 unter die Zahl der Frankfurter Aerzte aufgenommen,
1847 Physious und 1863 Physicus primarius. Seine Arbeiten sind: „Qrundzüge
der jetzt herrschenden Ansichten in ^der physiologischen und pathologischen
Chemie*^ (Archiv für physiologische Heilkunde, 1844, III. Bd.) — „Ueber Para-
siten in der Niere vom Helix" (Abhandlungen der Senckenbergischen natur-
forsch. Ges., 1854 — 56, I. Bd.) — »Dßr Parasitismus in der Natur'' (Frank-
furter Museum, 1856) — „ Ueber die Bedeutung der niedrigsten Lebensformen
in dem Haushalte der Natur'' (Bericht der Senckenb. naturf. Ges. f. 1868 — 69).
W. Stricker.
Klotz, Ernst E. , gebor<9n am 13. Februnr 1802 zu Dohna, widmete
sich schon sehr früh der Irrenheilkunde. Mit 24 Jahren bereits war er Assistenz-
arzt an der Privat-Irrenanstalt des Dr. Pibnitz bei Dresden, wurde 1827 zu Leipzig
mit der Diss. „De vesaniae prognosi** Dootor und 3 Jahre darauf Hausarzt und
zweiter Arzt der Irrenanstalt Sonnenstein bei Pirna, als welcher er daselbst bis zu
seinem am 2. Januar 1867 erfolgten Tode verblieb.
Allgem. Zeitschr f&r Psychiatrie. XXIV, pag. 407. Arndt.
* Klotz, Hermann K. , wurde im Ober - Innthale am 4. Juli 1846
geboren, studirte in Innsbruck (zuerst Philosophie), München, Wien, wo er besonders
Billäoth hörte und 1871 zur Promotion gelangte. Bis 1875 — mit Unter-
brechungen durch Reisen — in seinem Heimathsorte Inzing praktisch thfttig,
siedelte er 1875 nach Wien über und wirkte von 1876 — 1880 als Assistent an
Billroth's Klinik. Im letztgenannten Jahre habilitirte er sich in Innsbruck f&r
Gynäkologie. Ausser einer^Monographie : „Gynäkologische Studien" (Wien 1879)
hat er in v. IjAN6£NB£Ck's Archiv (XXIV, XXV) und in der Wiener med. Wochen-
schrift 1878, 1882, 1883 verschiedene Fragen bearbeitet. Wernich.
Klug, Johann Christoph Friedrich K., zu Berlin, ein als Ento-
mologe bedeutender Medicinalbeamter , war daselbst am 5. Mai 1775 geboren,
studirte, nachdem er einen anatomischen Cursus bei dem CoUegium medicum diirch-
gemacht, von 1795 an in Halle und wurde daselbst 1797 Doctor mit der Diss.: „De
historia instrumentorum ad polyporum eccstirpcttionem , eorumque usus chirur-
gicus^'y Hess sich 1798 in Berlin als Arzt nieder und hielt Vorlesungen, nament-
lich über Augenkrankheiten. Er widmete sich aber auch der Entomologie, soweit
es seine Berufsgeschäfte zuliessen , mit grossem Eifer und erschien bereits 1801
eine erste entomologische Arbeit von ihm; er wurde, nachdem er 1806 Assessor des
Ober CoUegium medicum, 1816 Stadtphysicus geworden, 1818 zum Prof. e. o. in
der philosophischen Facultät und zum zweiten Director des zoologischen Museums,
speciell für die entomologische Sammlung, ernannt, während er gleichzeitig auch
als Medicinalbeamter thätig war. Er wurde nämlich 1823 zum Medicinalratb beim
Polizei-Präsidium mit dem Titel als Geh. Medicinalrath , 1828 zum Director der
wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen und bald darauf zum Director
der med. Ober-Examinations-Commission, 1835 aber zum Geh. Ober-Medicinalrath
und vortragenden Rathe in der Medicinal-Abtheilung des Cultus-Ministeriums ernannt.
Es rühren aus jener Zeit von ihm einige medicinische Arbeiten her, wie: „Aus-
wahl medicinisch- gerichtlicher Gutachten der königl. vnssenschaftlichen Depu-
tation u, s. w," (Bd. I, Berlin 1828) u. s. w. ; was er sonst aber auf dem Gebiete
der Entomologie Hervorragendes geleistet hat, entzieht sich der Würdigung an dieser
Stelle. Er starb am 3. Februar 1856. Er war ein Ehrenmann im vollsten Sinne
des Wortes.
G e d i k e in Med. Zeitang des Vereins f. Heilk. in Prenssen. 1856, pag. 56. — W. H e b s
in Allgem. Deutsch. Biogr. XVI, pag. 247. — Callisen, X, pag. 256; XXIX, pag. 277. ^
'^'Klug, Ferdinand K., ist am 18. October 1845 in Eotterbaeh (Ungarn)
geboren, studirte in Budapest und Wien und wurde 1870 zum Dr. med. pro-
KLUG. — KLUGE. 499
movirt, war von 1871 — 77 Assistent an dem physiologischeD Institut in Budapest
mit Ausnahme des Sommersemesters 1876, da^ er in Leipzig bei C. Ludwig zu-
brachte. 1878 wurde er zum a. o. Professor der Physiologie in Budapest, 1879
zum ordentlichen Professor desselben Faches in Klausenburg ernannt. Unter
seinen 27 theils ungarisch, theils deutsch erschienenen Arbeiten heben wir hervor:
„Ueber die Wärmeleüung der Haut** (Zeitschr. f. Biologie, Bd. X) — „Physi-
kalüche Untersuchungen über den tt/mpanütscken und nichttympanitischen
Percussionsschall^ (ViRCHOw's Archiv, Bd. LXI) — „ Ueber Farbenempfindungen
bei indirectem Sehen** (Archiv fttr Ophthalmologie, Bd. XXI) — „Zur Theorie
des Blutstromes in der Art. coron. cordis** (Centralblatt d. med. Wissensch.,
1876) — ;,^«^ tympamtische Percussionsschall und sein Flammenbild ** (Allgem.
med. Gentral-Ztg., 1876) — „Zur Physiologie des Temperatursinnes** (Arbeiten
aus der physich Anstalt zu Leipzig, XI. Jahrg.) — „Zur Physiologie des Raum-
Sinnes der oberen Extremitäten (Archiv für Anatomie und Physiologie, 1877) —
„ Untersuchungen über die Diathermansle der Augenmedien" (Daselbst 1878) —
„ Verhalten des Sehpurpurs gegen dunkle WärmeMrahlen** (Briefl. Mittheil, an
W. KÜHNE in dessen Untersuchungen, Bd. III, 1880). q Scheuthauer.
Kluge, Karl Alexander Ferdinand K., zu Berlin, war am 9. Sep-
tember 1782 zu Straussberg in der Mittelmark, als Sohn des dortigen Stadtchirurgus
Johann GeorgFriedrich K. geboren, wurde 1 800 als Zögling in die med.-
ebirurg. P6pini6re aufgenommen und bei dem Collegium med.-chirurg. inscribirt.
Nach mehr als 4jährigem Studium 1804 als Unter-Chirurgus in Berlin angestellt,
wnrde er 1806 auf der Universität Erfurt mit der Diss. : „De iridis motu** zum
Doctor promovirt und 1807 zum Ober-Chirurgus bei dem Hofstaate des Kronprinzen
(späteren Königs Friedrich Wilhelm IV.) befördert, dem er in Memel und
Königsberg am Krankenbett Dienste leisten konnte. 1801) zum Ober-Chirurgus bei
der med.-chirurg. P6pini6re berufen und 1811 zum Stabs-Chirurgus ernannt, trat
er, nachdem ihm 1812 die Anwartschaft auf die Stelle des bejahrten Professors
der Chirurgie bei der med.-chirurg. Akademie, Mursinna, ertheilt worden war,
eine wissenschaftliche Reise durch Deutschland, Italien etc. an, wurde 1814 zum
Prof. e. 0. bei der genannten Anstalt ernannt und ihm die Stelle als 2. Director
der chirurgischen Station und der Entbindungsanstalt im Charit^- Krankenhause
übertragen, welche Stellungen er bis zu seinem Lebensende innegehabt hat. Seine
erste Schrift : ;, Versuch einer Darstellung des animalischen Magnetismus als
Heilmittel** (1811; 2. Aufl. 1815; 3. Aufl. 1819; in's Holländische, Schwedische,
Dänische , Russische , 1812 — 18, tibersetzt) behandelte den damals alle Welt
interessirenden Gegenstand mit grosser Sorgfalt und mit eingehender Benutzung
der gesammten einschlägigen Literatur. 1821 wurde er zum Prof. ord. bei der
med.-chirurg. Militärakademie und zum Prof. e. o. in der med. Facultät der Berliner
Universität, 1825 zum Medicinalrath bei dem erweiterten Medicinal-CoUegium der
Provinz Brandenburg, 1828 zum Geb. Medicinalrath ernannt und ihm in demselben
Jahre auch die Direction des Charit^ - Krankenhauses übertragen, die er bis zu
seinem Tode geführt hat. 1829 wurde er zum Mitgliede der wissenschaftlichen
Deputation für das Medicinalwesen ernannt und schied damit aus dem Medicinal-
Collegium aus. Seine literarischen Publicationen aus dem Gebiete der Chirurgie
und Geburtshilfe sind weder umfangreich, noch zahlreich und befinden sich
^rösstentheils in Zeitschriften (Hüfeland's, Graefe's und Walther's Journal,
Rüst's Magazin, Froriep's Notizen, Preuss. Vereinszeitung u. s. w.), darunter
auch „Berichte über die Vorgänge in der Berliner Gharitd- Gebäranstalt**
{1824 — 27); einzelne sind aber auch besonders erschienen, z. B. „Apparatus
deligationis** (Edit. 2, 1831, foL) und „Regulativ für die Anfertigung der ein-
flachen chirurgischen Verbände** (2. Aufl. 1831). Ausserdem aber hat er grosse
Verdienste sich um die Herausgabe mehrerer Werke erworben, die er zwar nicht selbst
g'eschrieben hat, aber für welche die Vorarbeiten und die Sammlung des Materials
32*
500 KLUGE. — KLUYSKENS.
ihm grösstentheils zu danken sind ; so bei Ad. Leop. Richteb s Handbuch der Lehre
von den Brüchen und VerrenkuDgen der Knochen (1828), bei H. E. Fritze*s Arthro-
plastik (1842), bei Friedr. Jac. Behrendts Ikonograph. Darstellung der Beinbrflcbe
und Verrenkungen (1845) ; auch um die Herausgabe des preussischen Hebeommenlehr-
buches (1839) hat er sich besonders verdient gemacht. Sein Tod erfolgte am 26. Mai
1844. Sein Nachfolger in mehreren seiner Aemter, Jos. Heem. Schmidt, hat in einem
Nachrufe seinem Charakter und seinen Leistungen ein schönes Denkmal errichtet.
J. H. Schmidt in Med. Zeitung des Vereins f. Heilk. inPrenssen. 184S, pag. 201. —
C a II i s e n , X, pag. 257 ; XXIX , pa^. 278. — E. G n r 1 1 in AUgem. Deutsch. Biogr. XVI, pag 25a
Gnrit.
Elusemanu^ Georg Gustav Wilhelm R., zu Borg, war am 19. Janvar
1811 zu Osterode am Harz geboren, wurde 1837 zu Berlin Doctor, liess sich
zunächst in Gommern nieder, war nacheinander Physicus der Kreise Karthaos
1845, Birnbaum 1847 und des 1. Jerichow'schen Kreises zu Burg 1850. Seine
Arbeiten betrafen lediglich das Gebiet der gerichtlichen Medicin, darunter: „Die
Bedeutung der Verletzungen in forensiacher Hinaiclu und besonders über die
Bedeutung von Sugülationen und vrie weit daraus auf einen Versuch des Er-
hängens zu schliessen ist** (Henke's Zeitschr., 1851); femer in Caspee's Viertel-
jahrsschr. (Bd. I, II, lU, VH, IX, XII) : „ lieber die Bedeutung von Verletzungen
an Lebenden mit Bezug auf das neue Strafgesetz** — „Die Syphilisation in
wissenschaftlicher und sanitätspolizeilicher Beziehung" — „ Wie weit gehen in
geunssen Fällen die Befugnisse der Hebeammen f** — „Hydrostatische Lungen-
probe und Gebären im Stehen** u. s. w. Er starb als Sauitätsrath in der Zeit
vom 1. Oct. 1880 bis ebendahin 1881.
Andreae. pag 12-'5. 6.
Eluyskens, Jean-Fran^ois K., zu Gent, war am 9. December 1771
zu Alost (Ost-Flandern) als Sohn eines Chirurgen geboren, machte von 1788 an
seine Studien in Gent, wurde in österreichischen Diensten in der Champagne bei
Croix-aux-Bois schwer verwundet, verliess nach der Schlacht bei Jemmappes den
Dienst und trat 1794 als Chirurgien-major in die holläudische Armee, zog sich
aber nach der Occupation Hollands durch die Franzosen nach Gent zurück, um
daselbst zu prakticiren, wurde bald darauf zum Chef-Chirurgen des Civilspital»
und zum Professor der Anatomie und Chirurgie bei dem dortigen CoUegium medicum
ernannt. Als ein sehr sprachkundiger Mann gab er seit 1805, zusammen mit
L. H. J. Vrakcken und J. V. P. Dünbar, ein Sammel-Joumal u. d. T. : „Annales
de litterature m^dicale Arang^re** heraus und übersetzte : Th. Denman, „Intro-
duction h la pratique des accouchemens** (2 voll. , Gent 1802) und Erasmk
Darwin, „Zoonomie, ou lots de la vie organique** (4 voll., Gent und Paris I8J)5).
Als 1814 das Haus Oranien wieder Besitz von den vereinigten Niederlanden
ergriff, wurde er zum Generalarzt der holländischen Armee ernannt und entwickelte
in dieser Eigenschaft nach der Schlacht bei Belle-Alliance eine ganz ausserordent-
liche und rühmliche Thätigkeit. Auch in dem folgenden Frieden hatte Belgien ihm
Viel zu danken durch Errichtung eines Gebärhauses, Einführung des Hebeammen-
Unterrichtes, Gründung eines grossen Irrenhauses und grossentheils die Erricfatun,
der Universität Gent, bei welcher er Prof. ord. der med. Facultät wurde, 1832 aber
Leibarzt des Königs der Belgier. Von seinen Schriften sind anzuführen: „M^m.
sur la fihxre inflammatoire typhoide qui r^gne dans la province de la Flandre
Orientale** (Gent 1817; holländ. Uebers. von N. C. Meppen, Amsterdam 1818) —
„Dissert, sur Vophthahnie contagieuse qui r^gne dans quelques bataillons de
VarmSe des Pays-Ba^** (Ibid. 1819) — „Matihre m4dicale pratiqus, contenant
Vhistoire des mddicamens, etc.** (2 voll. , Gent 1824, 26) — „Overztgt van
onderscheidene zwangerheden buiten de baarmoeder ; etc.** (Verhandl. der Berate
Kl. van het Nerderl. Inst., V). Er starb zu Gent am 24. October 1843.
Biogr. med. V, pag. 439. — Piron, pag. 195. — Callisen, X, pag. 261 ; XXIX,
pag. 279. Q
KLÜYSKBNS. — KNAPE. 501
HenriKIuyskens, Sobn des Vorigen, in Gent geboren, war ebenfalls
Professor der Medicin an der dortigen Universität nnd dabei ein gelehrter Numis-
matiker, der als soloher eine Schrift: „MSdaillea frappiea en Vhonneiir de
mMecins^ nnd in der „Revue nnmismatique belge^ die Artikel „Numümattqtte
Visaltenne^ (1874) und „Numismatique Jennerienne" publioirte. Ausserdem hat er
folgende chirurgische Schriften verfasst: „Considdrations sur le mode de pause-
ment le plus prompt et le plus fcLcile pour le transport des bless^s" (Gent
1860) — „Considiratuyns pratiques sur Vamputation des membres^ (Ebenda
1862) — „La Chirurgie en France aux 17, et 18. sihcles". Dazu eine grosse
Zahl von Berichten und Analysen in verschiedenen Journalen. Er starb im Jahre 1885.
van den Corput.
Knackstädt, Christoph Elias Heinrich K. , geboren in Braun-
schweig am 12. December 1749 als Sohn eines Chirurgen, bei dem er die
Chirurgie praktisch erlernte, bestand, nachdem er eine Zeit lang in Brunn
besonders Chirurgie und Geburtshilfe studirt hatte, in Braunschweig 1776 die
zur Praxis nöthige Prüfung. Da es ihm nicht glflckte, eine seiner Neigung eot-
sprechende Stellung in Braunschweig zu erhalten, so ging er 1786 auf Empfehlung
Zihmbbmann's nach St. Petersburg, war Professor der Anatomie und Chirurgie am
Kalinkin - Institute, wurde 1790 nach Einreichung einer Schrift: „Beschreibung
der trockenen Knochen des menschlichen Körpers^ ohne Examen als Doctor
der Medicin anerkannt vom medicinischen Colleg in St. Petersburg. Er starb am
27. März 1799. K. hat drucken lassen: „Erklärung lateinischer Wörter y
welche zur Zergliederungslehre, Physiologie und Oeburtshilfe gehören^ (Braun-
sehweig 1784 und 178H) — „Deutsch-lateinischer Theil derjenigen Wörter^
welche in der Erklärung enthalten sind" (Ebenda 1785) — „Descriptio prae-
paratorum maximam partem osteologicorum rarissimorum" (Ebenda 1785) —
^Anatomische Beschreibung einer Missgeburt, welche ohne Oehirn und Hirn-
schädel lebendig gehören worden" (St. Petersburg 1791, 4.) — „Qrundriss
eon den trockenen Knochen des menschlichen Körpers" (Ebenda 1791).
Tschisto witsch, CLXXX. — Biogr. m6J. V, pag. 440. L. Stieda.
Enape, Christoph K. , zu Berlin, war am 26. December 1747 zu
Wollin an der Randow (Ukermark) geboren, wurde 1773 in Halle Doctor mit
derDiss. „Theoria metamorphosis, chemico-philosophicis rationibus super str acta"
(erschien 1774 als besondere Abhandlung), wurde 1778 Feldstabsmedicus bei der
preussischen Armee, war von 1783 — 1809 zweiter Professor der Anatomie bei
dem Collegium medico-chirurgicum in Berlin, seit 1790 vortragender Rath in dem
1809 aufgehobenen Ober-Sa nitätscoUegium, und erhielt 1810 die Stelle eines Prof.
ord. der Anatomie (neben Rüdolphi) an der Berliner Universität. Er gab
heraus: „Kritische Annalen der Staatsarzneikunde" seit 1804, fortgesetzt mit
A. F. Heckbr als: „Kritische Jahrbb, d. Staatsarzneik, f, d. 19. Jahrhundert"
(2 Bde., 1806; 1809). Es erschienen in denselben von ihm: „Die Verbindungen
des Wasserstoffgases mit Arsenik und die Fortdauer der Empfindung und des
ßeurusstseins der Hingerichteten" (1804) — „TJeber die zweckmässigsten Schutz-
mittel gegen die nachtheiligen Wirkungen des Mutterkorns" (1806) — n^^^
Möglichkeit der Verspätung der Geburt, durch Erfahrung bestätigt" (1806) —
„Beitrag zur Beantwortung der Frage: Kann ein Kind athmen, ehe es geboren
ist?" (1808). Ausserdem Arbeiten in Pyl's Aufsätze und Beobb., in Desselben
Repertorium für öffentl. und gerichtl. Arznei wissensch«, in Moritz' Magazin zur
Erfahrungs-Seelenkunde , in den Schriften der Leopold. Akad. der Naturforscher.
Bis 1817 war er Mitglied, auch fünf Jahre lang Director der wissenschaftlichen
Deputation für das Medicinalwesen, mit dem Titel eines Geh. Ober-Medicinalrathes.
Bei Gelegenheit seines 1823 gefeierten 50jährigen Doctor- Jubiläums wurde seine
marmorne Büste im anatomischen Hörsaale aufgestellt. Er starb am 15. December
1831. — Er war ein sehr sorgfältiger und erfahrener Anatom und in der gericht-
502 KNAPE. — KNAÜTHE
liehen Medicin und Medieinalpolizei gleieh trefflieh bewandert; als Lehrer wurde
er sehr hoch geschätzt.
Nener Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 9, 1831, 11, pag 1041. — Calliaen, XXIX,
pag. 280. G.
* Knapp , Hermann Jakob E. , deutsch - amerikanischer A ugen- und
Ohrenarzt in New York, geboren am 17. März 1832 in Daubom (Hessen-Nassau),
studirte seit 1851 auf den Universitäten zu München, Wfirzburg, Berlin, Leipzig,
Zürich, Wien, Paris, London, Utrecht und Heidelberg, wurde 1854 Dr. med. in
Giessen, war Schüler und Assistent A. v. 6raeF£'s, habilitirte sich 1860 als
Privatdocent in Heidelberg und wurde hier 1865 zum Professor der Augenheilkunde
ernannt. 1868 siedelte er nach New York über, wo er das Ophthalmie and Anral
Institute gründete und seit 1882 Professor der Augenheilkunde am Medical College
der University of the City of New York ist. Von 1869 an gab er mit Moos in
Heidelberg das in deutscher und englischer Sprache erscheinende „Archiv ßir
Augen- und-O/irenkeilkunde^ heraus; 1879 wurden die beiden Abtheilungen des
Archivs getrennt, das „Archiv für Augenheilkunde" erschien unter Redaction von
K. und J. HiKSCHBERG (Berlin), gegenwärtig Schweigger, und das „Archiv für
Ohrenheilkunde" unter Redaction von K. und Moos. Von K.*s sehr zahlreichen
Arbeiten nennen wir zunächst die auf Anregang Helmholtz's entstandenen
Arbeiten über physiologische Optik : „ Die Krümmung der Hornhaut des mensch-
lichen Auges" (Heidelberg 1860) — ;, lieber die Lage und Krümmung der
Oberflächen der menschlichen Krystalllinse und den Einfluss ihrer Veränderungen
bei der Accommodation auf die Dioptrik des Auges" (Geaefe's Archiv, 1860);
ausserdem: „Fall von elfenbeinerner Orbitalexo4ose" (Ibid. 1861) — „üeher
die Asymmetrie des Auges in seinen verschiedenen Meridian- Ebenen" (Ibid.
1862) — „Die genchichtliche Entwicklung der Lehre vom Sehen, sowohl des
gesunden als des kranken Auges. Ein populär - wissenschaftlicher Vortrag*^
(Wiesbaden 1862) — „lieber die Vorzüge des binocularen Augenspiegels"
(Heidelberger Jahrbücher, 1863) — „Erfolgreiche Pupillenbildung bei einer
durch einen Stoss dislocirten Linse" (Zehender's klin. Monatsblätter, 1863) —
„Beiderseitige Linear exlraction eines diabetischen Staars" (Ibid.) — „Exoph-
thalmus durch Orbitalemphysem" (Ibid.) — j^ lieber die Erfolge der tchiel-
Operation" (Ibid.) — „Fall von Retinalveränderung bei Thrombose des Sinus
cavernosus" (Ibid. 1864) — ;, lieber die Diagnose des irregulären Astigma-
tismus" (Ibid.) — „ lieber Sarcom der Chorioidea" (Heidelberger Jahrbb., 1865) —
„lieber einige Oeschumlste" (Zehender's klin. Monatsblätter. III, 1865) —
„lieber die Erzielung grösster Wirkungen bei der Schieloperation" (Ibid.) —
„lieber die verschiedenen Operationsverfahren bei Nachstaar" (Heidelberger
Jahrbb., 1865) — „ lieber die bei der epidemischen Cerebrospinalmeningitis
vorkommende Erkrankung des Augapfels" (Centralblatt f. d. med. Wissensch.,
Berlin 1865) — ^^ Metastatische Chorioiditis klinisch und pathologisch- anatomisch
erläutert" (v. Graefk's Archiv, 1867, XIII) — „Die intraocularen Geschwülste"
(mit 70 Zeichnungen und 1 Farbentaf. , Karlsruhe 1868) etc. Von 1863—65
verfasste K. die Berichte über die Leistungen der Augenheilkunde in Canstatt*s
Jahresberichten. Ausserdem veröffentlichte er mehrere Jahresberichte über eine
von ihm in Heidelberg dirigirte Augenheilanstalt.
Atkinson, pag. 144. Pgl-
*Knautlie, Theodor Hermann K. , in Dresden 1837 geboren, hatte
in Leipzig spcciell zu Lehrern Wagner und Wunderlich, wurde 1863 proniovirt
und assistirte an der Pagen STECHER'schen Augenheilanstalt zu Wiesbaden. Um
in OeKterreich prakticiren zu können, bee^tand er 1873 ein zweites Rigorosum in
Innsbruck und ist seitdem als Curarzt in Meran tbütig. Neben Artikeln balneo-
logischen und klimatologiscben Inhalts publicirte K. ein: „Handbuch der pneuma-
tischeii Therapie" (Leipzig 1876), eine Schrift: „Ueber Weintraubencuren"
KNAÜTHE. — KNEIP. 503
(daselbst 1873) und ist langjähriger Referent über Krankheiten d^r Athmnngs-
organe in Schmidt's Jahrbtlchem. Wernich.
Knebel, Immanuel Gottlieb K., geboren zu Görlitz am 27. Januar
1772, ging 1785 nach Niesky, um dort Chirurgie zu erlernen, stndirte von 1792
an in Jena, Leipzig und Dresden, wurde 1795 in Wittenberg Doctor, hielt sich
dann einige Zeit in Berlin auf und liess sich zuletzt in Görlitz nieder, wo er
Mitglied und Bibliothekar der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften wurde
und am 30. Januar 1809 starb. Seine Schriften waren: „Grundrtas zu einer
Zeichenlehre der gesammten Entbindungsvnssenschaft , zum Gebrauch für an-
gehende Oeburtahelfer** (Breslau 1798) — „Versuch einer chronologischen
Uebersicht der Literaturgeschichte der Arzneiwissenschaft zur Beförderung
und Erleichterung des Studiums derselben*' (Ebenda 1798) — „Materialien zur
theoretischen und praktischen Heilkunde" (Ebenda 1799 — 1800) — „Orundriss
der polizeilich-gerichtlichen Entbindungskunst" (Ebenda 1801 ; 1803) — „Grund-
sätze zur Kenntniss der Wassersucht im Allgemeinen" (Ebenda 1801) —
„ Theoretischer Versuch über den Charakter , einige Erscheinungen und die
Heilart des gelben Fiebers etc." (Ebenda 1805) — „Grundlage zu einem voll-
ständigen Handbuche der Literatur für die gesammte Staatsarzneikunde bis
zu Ende des 18, Jahrhunderts, L Bd,, Abth, Allgemeine Literatur derselben"
(Ebenda 1806). Ausserdem hat er zahlreiche medicinische Journalartikel und
Aufsätze geschrieben.
Otto, Bd. ir, pag, 302; Bd. III, Abth. 2. pag. 745, Snpplem , pag. 208. — Nouv.
biogr. g6n6r. T. XXVIT, pag. 884. — Biogr. m6d. V, pag. 441. — Dict. bist. III, pag. 333.
Pgl.
^Kneeland, Samuel K., geboren in Boston am 1. August 1821,
besuchte die medicinischen Bildungsanstalten seiner Vaterstadt imd wurde hier
1843 mit der „Gontagiousne^s of puerperal fever" betitelten Schrift, welche
ihm den Boylston Preis einbrachte, zum Dr. med. graduirt. Denselben Preis erhielt
er 1844 für »eine Arbeit ^Hydrotherapy" . Beide Schriften sind in dem Amer.
Journ. of the Med. Scienc. erschienen. Nach seiner Promotion verwandte K. zwei
Jahre zu weiteren medicinischen und naturwissenschaftlichen Studien in Paris und
liess sich 1845 in seiner Vaterstadt als Arzt nieder. Zugleich wurde er zum
Prosector der Anatomie an der Harvard Med. School gewählt, in welcher Eigen-
schaft er bis 1876 thätig war. K. machte zahlreiche wissenschaftliche Reisen,
nach Brasilien, an den Lake Superior, nach den Hawai-Inselu, 1874 nach Island etc.
Ausser einer sehr grossen Zahl von Artikeln uod Aufsätzen für verschiedene
medicinische und populär-naturwissenschaftliche Zeitungen, wie „Annais of scientific
discovery", die er von 1866 — 69 herausgab, filr Appleton's „New American
Encyclopaedia" u. A. veröffentlichte er noch eine Uebersetzung von Andey's
„Herzkrankheiten" und von Smith's „Geschichte der menschlichen Species",
femer: „Wonders of the Yosemite Valley and California" — „An American
in Iceland" u. A. Unter seinen eigentlich medicinischen Aufsätzen sind erwähnens-
werth: „Taste not a special sense" — „Leprosy" — „Monstrosities" .
Atkinson, pag. 60. Pgl«
Kneip, Karl Kurt Adolf K., zu Greifswald, war zu Wittgenstein
geboren, wurde 1828 in Greifswald mit der Diss. „Degeneratio et amputatio penis"
Doctor, 1832 Privatdocent und hielt Vorträge bei der Universität und Chirurgen-
schale; 1836 wurde er, nach Mandt's Abgange, zum Prof. e. o. und Director
der chirurgischen und augenärztlichen Klinik ernannt. Als Schriftsteller wenig
bekannt, da er nur Verfasser mehrerer Artikel in Rcst's Handbuch der Chirurgie
war, war er als Lehrer und Operateur sehr ausgezeichnet und allgemein beliebt
lind geachtet. Er starb am 25. Februar 1842.
Berliner Vo.-sische .Zeitung, 184'^, Nr. 68, Beilage — Callisen, X, pag. 266,
XXIX, pag 28^. G.
504 KNEISEL. — KNIGHT.
Kneisel, Johann Friedrich Christoph E. , Zahnarzt zu Berlin,
war zu Bösedaa im Saalkreise am 10. Juni 1797 geboren, machte als Compagnie-
Chirurg den letzten Feldzug des Befreiungskrieges mit, studirte auf der Berliner
Universität Chirurgie und Medicm und absolrirte 1828 seine Staatsprüfung. Er
sehrieb: „Antoeüung zur diätetischen Behandlung der Zähne beim weiblichen
Geschlecht, besonders auch bei Brunnen- und Badecuren^ (Berlin 1830) —
„Der Schiefstand der Zcihne, dessen Ursachen und Abhilfe nach einer neuen,
sicheren tmd schmerzlosen Heilmethode*^ (Ebenda 1836, m. 6 Taff.) — „Das
künstliche Qebiss in seiner Bedeutsamkeit für den Körper und Geist dar-
gestellt'' (Ebenda 1840, mit 2 Taff.).
Gelehrtes Berlin. 1845, pag. 189. G.
* Knie , A d o 1 f K. , bekannter Chirurg in Moskau , wurde geboren am
19. März 1849 zu Libau (Kurland), studirte Medicin in Dorpat, speciell Chirurgie
unter Adelmann und Bergmann, wurde am 24. November 1873 zum Dr. med.
promovirt (Diss. : „ lieber die physiologischen Wirkungen der Blausäure*^) :
prakticirt seit 1874 in Moskau und leitet daselbst eine chirurgische PrivatkliniL
K. hat eine Reihe casuistischer Mittheilungen in der St. Petersburger med. Wochen-
schrift verfasst, darunter: „Langdauemder Ileus ^ Enterolomie, Heilung'^ (1880) —
„ Colotomia iliaca^ (1881) — ^Drei FäUe von Gastrotomie" (1883) — ;, Casuistische
Mittheilung über Neurectomie des II. Trigeminusa^tes^ (1885). Im Centralblatt
fttr Chirurgie (1885): „Zur Technik der Golotomie," Ausserdem Arbeiten in
russischer Sprache in der Medizinskoje Obosrenije (1883) und den Annalen der
chirurgischen Gesellschaft zu Moskau (1880 — 1885). Femer (russisch) Jahres-
bericht über die Thätigkeit seiner Klinik (Moskau 1884). ^ Stieda
Enigge, Thomas K. , geboren 1757 zu Regensburg, promovirte zum
Dr. med. 1780 in Erlangen mit der „Diss. de mentha piperitide** (auch selb-
ständig u. d. T. : „Commentatio botanico-medica de mentha piperitide** erschienen),
Hess sich dann als Arzt in seiner Vaterstadt nieder, starb aber daselbst bereits
im jugendlichen Alter von 30 Jahren um 1787. Seine Schriften sind u. d. T. :
„Medicinische Fragmente aus der Verlassenschaft des Herrn Thomas K. in
Regensburg j nebst dessen Lebenslauf und Schattenriss** von JOH. Jac, Kohlhaas
(Regensburg 1788) herausgegeben. Es handeln diese Fragmente — 4 an der
Zahl — von der Unsicherheit der Todeszeichen und über die (refahr des Lebendig-
begrabenwerdens , über Temperamente und deren Einfluss auf den Verstand, Ver-
theidigung der Aerzte gegen ungerechte Vorwürfe, Prüfung der zur Erklärung
der Naevi gemachten Hypthesen. Ausserdem hat K. an verschiedenen Journalen
mitgearbeitet.
Dict. hist. m, pag. 334. Pgl.
*Knight, James K., zu New York, geboren in Tauey Town, Frederick
Co., Md., am 14. Februar 1810, besuchte das Washington Med. Coli, in Baltimore
und das General Dispensary daselbst sieben Jahre lang und wurde 1832 graduirt
Nachdem er dann kürzere Zeit in Baltimore, Cincinnati und anderen Städten der
Vereinigten Staaten prakticirt batte, liess er sich 1835 in New York nieder, war
hier bis 1840 als Arzt thätig und widmete sich dann, auf den Rath seines Freundes,
Prof. Valentine Mott, speciell der Orthopädie, zu welchem Zwecke er von
1842 — 44 die orthopädische Behandlung der betrefifenden Patienten aus den öffent-
lichen Kliniken New York's übernahm. Er gewann die üeberzeugung, dass für die
zahlreichen verkrüppelten Individuen jener Stadt die Gründung eines besonderen
Instituts nothwendig wäre, und es gelang seinen langjährigen lebhaften Bemühungen,
zunächst 1863 einen Verein zu Stande zu bringen, der sich „New York Society
for the Relief of the Ruptured and Crippled" nannte und der 1870 ein Hospital
bauen Hess, das 7000 Krüppel fassen konnte und der Leitung K.'s unterstellt wurde.
Von seineu literarischen Veröffentlichungen sind zu citiren : „ The improvemnet of
i
KKIGHT. — KNOBLAUCH. 505
ihe health of chüdren and aduUs by natural means** (1868) — „Orthopedia
or a practical treatiae on the aüeration of the human form^ (1874).
Atkinson, pag. 27. Pgl.
*Enlgllt, Aquila Leighton K., Arzt in West-Columbia, West Va.,
geboren am 25. December 1823 in der Gegend von Mason, Va., studirte Medicin
an der mediciniscben Abtheilnng des Western Reserve Coli., 0., wurde bier 1850
zum Med. Dr. graduirt und Hess sieb dann an seinem jetzigen Wobnsitze als Arzt
nieder. Er verOffentlicbte n. A. : „Clay as a therapeutical agent*' (Soutbem
Med. Rec.) — „Ischurta renalis^ (Med. and Burg. Report. Pbiladelpbia) —
„Differential diagnosis of diphtheria^ (Soutbem Med. Rec.) — „Duodenitis"
(Ibid.) — „Medical juriapmdence** (Cincinnati Lancet and Observer) etc.
Atkinson, pag. 330. Pgl.
Knipboff, JobannHieronymusK., zu Erfurt, war bier am 24. Februar
1704 geboren, macbte daselbst und in Jena seine Studien und wurde 1727 Dr. med.
an der Universität seiner Vaterstadt mit der „Dias, exhibens lepram sive elephan-
tiasin obaervatam et curatam** 1737 wurde er Prof. e. o. und bald danacb
ord. der Medicin, 1745 Inspector des Naturalien- und Kunstcabinets , sowie
Bibliotbekar der k. Leopold. Akademie. Er starb am 23. Januar 1765. Seine
Scbriften bestebeii zum grössten Theil aus kleinen , aber interessant gescbriebeuen
Dissertationen und akademiscben Programmen.
Boerner, I, pag. 468. 921; II, pag. 443,767; III, pag. 396, 711. — Baldinger,
pag. 89. — Biogr. mW. V, pag. 442. — Dict. hist. III, pag 334. Pagel.
Enipps-Macoppe , Alexander E. , geboren zu Padua 1662, studirte
in seiner Vaterstadt und in Venedig. Dann macbte er im Gefolge eines Fürsten
Farnese die Feldzflge in Dalmatien und Spanien mit, ging später nacb dem
Tode des Fflrsten zur Wiederaufoabme seiner Studien nacb Holland, wo er in
Leyden 1692 mit der „Diss. de aortae polypo** Dr. med. wurde, nabm längere
Zeit Aufentbalt in Paris und Montpellier und Hess sieb 1695 in seiner Vaterstadt
nieder, wo er 1703 zum Professor der mediciniscben Botanik und zuletzt zum
Lebrer der praktischen Medicin ernannt wurde. Er starb am 10. August 1748.
Nicolas Scagnati bericbtete in einer, Padua 1745, publicirten Schrift tlber K.,
dass derselbe sich viel mit Studien über die arzneiliohe Wirkung des Quecksilbers
und der Mineralwässer von Abomo beschäftigt habe; doch scheint er Schriften
Aber diese Gegenstände nicht hinterlassen^ zu haben. Ausser der oben citirten
Dissertation besitzen wir noch eine Schrift von ihm : „ Pro empirica secta adversus
theoriam medicam praelectio habita in Archilyceo Patavino, etc.^ (1716).
Biogr. m6d. V, pag. 443. — Dict. hist. III, pag. 336. — Sprengel, Gesch. d.
Med. V, pag. 475. Pgl,
Enoblaucll, Joseph Wilhelm K. , geboren am 7. November 1781 zu
Weissenfeis, wurde 1811 Dr. med. in Leipzig mit der „Dias, phaenomenorum
hominis aegroti expositio specimen 1 et II" und einige Zeit nach seiner Pro-
motion ausserordentlicher Professor an der Leipziger Universität; doch starb er
noch jung am 5. December 18 19. Schon als Student hatte er in der „Zeitung
för die elegante Welt" sieben Artikel über die GALb'sche Schädellehre veröffent-
licht ; später schrieb er noch : „ Von den Mitteln und Wegen, die mannigfaltigen
Verfälachungen sämmtlicher Lebensmittel ausserhalb der gesetzlichen Unter-
suchung zu erkennen, . . . gekrönte Preisschrift etc.** (2 Thle., Leipzig 1810) —
„Epidemion oder Annalen der Epidemieen , Contagionen, Constitutionen und
des Genius der Krankheiten" (2 Thle., Ebenda 1814, 15) — „ Von den jähr-
lichen, auf nothwendigen Naturgesetzen beruhenden Involutionen und Evolu-
tionen des Lebens und dem dadurch entstehenden Umlauf der Krankheiten"
(Hüfeland's Journal der prakt. Heilk., XXXV).
Dict. hist III, pag. 337. Pgl.
506 KNOBLAUCH. — KNOEVENAGEL.
* Enoblauoll, Alexander K., geboren zn Frankfurt a. M. am 3. September
1820, promovirte zu Heidelberg 1842 mit der Diss. : „De neuromate et ganglüa
acceasorns veris, adjecto cujuwü generis ca$u novo et insigni" (mit 4 Taff., Fol.),
wurde 1843 Arzt, 1852 medieinisches Mitglied des Pflegeamts des Hospitals zum
heiligen ; Geist, welche Stelle er bis 1876 bekleidete. 1851 wurde er 2., 1852
1. Bibliothekar der Vereinigten Senckenbergischen Bibliothek und legte 1854 diese
Stelle nieder, als er zum Arzte an dem Rochusspital (für Erätze, Blattern und
Syphilis) ernannt wurde, lieber seine Thfttigkeit an dieser Anstalt hat er in den
vom ärztlichen Verein zu Frankfurt herausgegebenen Jahresberichten über das
Medicinalwesen etc. der Stadt Frankfurt seit 1859 Bericht erstattet, über die
syphilitische Abtheilung iusbesondere auch seit 1857 in Behrknd^s Syphilide
logie. (Neue Folge). Im III. Bande dieses Werkes hat er auch eine Abhandlung:
;, lieber den keiUigen Stand der Frage von der Entstehung der erblichen Lttst-
Seuche^ publicirt. 1867 erschien von ihm, als Manuscript gedruckt: „Da^ Rochus-
spital und seine Beziehungen zur Frankfurter Bürger- und Einwohnerschaft^ j
mit wichtigen statistischen Mittheilungen über die Krankeuzahl. Seitdem da« Rochus-
spital beseitigt und 1884 durch das städtische Krankenhaus ersetzt worden ist,
wurde E. zum Chefarzt desselben ernannt. ^ Stricker
Enoer, Ludwig Wilhelm de K., war Dr. med. und praktischer Arzt
zu Leipzig im vorigen Jahrhundert. Er schrieb : „Basilius Valentinus redivivus^
(Leipzig 1716) — „Venus ä la mode, d. i, die anjetzo im Schwang gehende
venerische Modenkrankheit y etc.** (Ebenda 1717) — „Trockene Sauerbrunnen-
cur etc.^ (Ebenda 1719; 1747) — „Der Medicus für Frauenzimmer*' (Ebenda
1747) — n^^^ bei Kinderkrankheiten vernünftig curirende Medicus" (Ebenda
1753) — „Vademecum medicum, darinnen eine kurzgefasste Methode etc/
(Naumburg und Leipzig 1757) — „Pharmacopoea compendiosa" (Naumburg 1765).
Dict. hist. m, pag. 338. Pgl.
^Enoeveoagel, Otto K., Ober-Stabsarzt 1. Cl. zu Schwerin in Mecklen-
burg, geboren am 26. September 1833 zu Pritzwalk i. d. Prignitz, war von 1853
bis 1857 Studirender des med.-chir. Friedrich-Wilhelm-Instituts zu Berlin, wurde 1857
daselbst Dr. med., war dann von 1858 — 62 Assistenzarzt, von 1862 — 71 Stabs-
arzt (während des Krieges Chefarzt eines Feldlazareths), seit 1871 Ober-Stabsant
in den Garnisonen Potsdam , Berlin , Homburg v. d. H. , Cöln , Schwerin , seit
1879 Ober-Stabsarzt 1. Cl. und Divisionsarzt. Von seinen literarischen Leistungen
sind anzufahren: „Fall von geheilter Phosphor Vergiftung mit einer Beobachtungs-
dauer von fast einem halben Jahre** (Berliner klin. Wochenschrift, 1869) —
„Beitrag zur Aetiologie des Typhus abdominalis** (Ebenda) — „ Verletzungen
durch eine Zündschraube** (Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, 1872) — „üeber
chroninche Respirationsleiden, beziehentlich Schwindsuchten bei Soldaten nebst
Bemerkungen über prophy laotische Massregeln** (Ebenda 1878) — „Fall von
angeborener Enge des gesammten Aortensystems mit consecutiver bedeutender
Ver grösser ung des Herzens** (Berliner klin. Wochenschrift, 1878) — „Beiträge
zur localtn Entvncklung phthisischer Zustände in den Lungen*' (Schmidt's
Jahrbücher der ges. Med., 1878, Bd. CLXXVlIIj — „Resultate einer gelegent-
lichen Untersuchung der luftzuführenden und der bierleitenden Röhren, Hohl-
räume etc, an den Bierpumpen** (Deutsche Militärärztliche Zeitschrift, 1879) —
„Beiträge zur Statistik und Aetiologie der Lungenentzündungen im Militär**
(Eibenda 1882) — „Epidemieartiges Auftreten von Lungenentzündung in der
Garnison Schwerin, als Theilerscheinung , resp. in Begleitung anderweiter
Epidemieen^ (Ebenda 1883) — „Dienst und Aufgaben des Divisionsarztes in
Friedenszeiten** (Ebenda 1885) — „Zur Verständigung über gleichmässige
Principien bei Beurtheilung der ßetheiligung meteorologischer Factoren und
der Entwickelung infectiöser Krankheitszustä ude'* (Eülenberg's Vierteljahrschrift
1885; u. s. w. Red.
KNOLL. — XNOLZ. 507
Enoll, Johann Christian Gerhard R., als Sohn des Arztes Johann
Daniel K. (geboren 1699 in Aschersleben, gestorben am 11. Februar 1751) in
Halberstadt am 23. Angnst 1726 geboren, ging 1743 nach Jena, wo er 4 Jahre
stndirte, darauf nach Halle, wo er 1746 mit der „Dtsa. de medicamentis trauma-
ttcü eorumque usu legittmo" Dr. med. wurde; darauf kehrte er in seine Heimath
surflck, um seinen Vater in der Praxis zu unterstützen, übernahm jedoch 1749
das Physicat zu Osterwiek. Nach seines Vaters Tode siedelte er nach Halberstadt
über, wo er bis zu seinem Tode, den 24. Februar 1757, blieb. Er schrieb:
„Abhandlung van der Verdickung des Geblütes in der Lunge" (Halle 1746) —
„Sendschreiben von dem Schaden des beständigen Wassertrinkens" (Wernigerode
1760) — „Sendschreiben von den schädlichen Wirkungen des übermässigen
Branntweintrinkens" (Ebenda 1750) — „Gedanken von den Wirkungen der
Luft im menschlichen Körper überhaupt, aus physikalischen Gründen erläutert"
(Quedlinburg 1752) — „Sendschreiben von den Wirkungen des Kaffeetrinkens"
(Ebenda 1762) — „Abhandlung vom Nachtwandeln" (Ebenda 1763) — Ab-
handlungen aus der Arzneiwissenschaft" (Ebenda 1753) — „Gedanken Hier
einige Materien aus der Arzneiwissenschaft" (Ebenda 1753 ; Forts. 1754) —
„Vermischte Anmerkungen aus der ArzneivAssenschaft" (Halberstadt 1757;
2. Aufl. 1765) u. A. m.
Börner. III, pag. 270. — Baidinger, pag. 90. — Dict. bist. III, pag. 338. --
Aiidreae, II, pag. 93. pgl.
Enolz» Joseph Johann K., zu Wien, war am 2. März 1791 in
Luttenberg (in Steiermark) geboren, studirte in Wien, wo er nach Beendigung
seiner Studien Pensionär am chirurgischen Operations-Institute und Assistent an
der medicinischen Klinik für Wundärzte war. Dann habilitirte er sich in Salzburg,
wurde daselbst 1821 zum Professor der theoretischen und praktischen Medicin am
k. k. Lyceum, sowie zum Primararzt des Jobannisspitals und des Irrenhauses
ernanut. Im Jahre 1831 wurde er als Professor der aligeroeinen Pathologie und
Pharmakologie nach Wien berufen und wurde daselbst 1834 Decan der medici-
nischen Facultät, Protomedicus in Niederösterreich, sowie Regierungsrath und
Sanitätareferent bei der niederösterreichischen Regierung. Nachdem er sich 1861
in das Privatleben zurQckgezogen hatte, starb er am 11. Juni 1862. K. interessirte
sich besonders fflr Medicinalverwaltung, auf die sich auch ein grosser Theil seiner
Schriften bezieht. Femer war er Mitredacteur der „Medicinischen Jahrbtlcher des
Oesterreichiscben Staates" seit 1832, gab gemeinschaftlich mit Schneider und
Sghük>'AYER die „Deutsche Zeitschrift für Staatsarzueikunde" heraus und war
HauptTfdacteur der vom Doctoren-CoUegium der medicinischen Facultät in Wien
seit 1855 herausgegebenen „Oesterreichiscben Zeitschrift für praktische Heilkunde".
Von seinen Schriften citiren wir: „Naturhistorische Abhandlung über die Blut-
egel und ihren medicinischen Gebrauch" (Wien 1820) — „Systematische Ein-
theilung der Fieber als Leitfaden zur Diagnostik derselben am Krankenbette,
tabellarisch zusammengestellt" (Salzburg 1827) — „ Danttellung der Medicinal-
verfassung in den k. k. Staaten Oesterreichs in Beziehung auf den Wirkungs-
kreis der Kreisumndärzte, der Civil-Stadt- und Landurundärzte und der Landes-
Thierärzte etc," (Wien 1830) — „Beobachtung über die Wirkung der Soolen-
häder'' (Beobacht. und Abhandl. österr. Aerzte, 1828, Bd. VI) — „Beitrag zur
Kenntniss des Cretinismus im Salzburgischen" (Med. Jahrbb. des Österr. Staates,
1830) — „Wissenschaftliche Nachrichten, die Cholera in Wien betrefftnd"
(Wien 1831) — „Darstellung der Brechruhr-Epidemie in Wien, wie auch in
Oesterreich unter der Enns 1831 und 32 etc," (Wien 1834) — „Die Cholera-
Epidemie in Nieder-Oesterreich im Jahre 1836" (Med. Jahrbb. des k. k. österr.
Staates, 1839 , Bd. XXVIII) — „Sammlung aller Sanitätsverordnungen im
Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns etc, Bd, VII" (Wien 1834) —
„Tnstitutiones medicae hyglenes, semiotices et therapiae generalis" (Wien 1835) —
^ lieber Cretinismus" (Wiener med. Wochenschr., 1852) — „Ueber die Leistungen
1
508 KNOLZ. — KNOX.
V alentin's von Hildenbrand" (Ebenda 1853) — „üeber das Wesettj
die Entstehungsanlässe, Verhütung und Heilung des Oretintsmus" (DeutBche
Zeitschr. für Staatsarzneikunde, 1853) — „ Vortrag über den dermaligen Zustand
der Staatsarzneikunde in den europäischen Staaten u, s. w,*' (Ebenda 1853) —
;, üeber die Erfordernisse der Gompetenzfähigkeit . . . mit besonderer Beziehung
auf die Zurechnung cretinöser Menschen" (Oesterr. Zeitschr. f. prakt. Heilk.,
1856) — „Tödtlicher Ausgang einer leichten Hatäverletzung bei einem Bluter"
(Ebenda 1857) — „üeber den gesundheitsschädlichen Einßuss des Wienflusses
u. s. w^ (Ebenda 1858).
A. Hirsch in Allgem. Deutsche Biogr. XYI, pag. 323. Pgl.
*Knott, James Jerrold K., geboren in Me Donough, Henry Co., 6a.,
am 16. Juni 1839, studirte Medicin am Med. Coli, in Atlanta von 1858 — 59,
dann in Paris von I8b9 — 60, wo er auch 1859 den Doctortitel erwarb und Hess
sich 1860 in Griffin, und nach dem Kriege 1865 in Atlanta, seinem jetzigeo
Wohnsitze, als Arzt nieder. In Griffin war er Professor der anatomischen und
klinischen Chirurgie am Middle Georgia Med. Coli. , sowie Mitherausgeber des
„Medical and Surgical Repertory" gewesen. Er veröffentlichte : „Oases of excisian
of the elbow'joint" (Atlanta Med. and Surg. Journ. , 1865) — ;, Creosote as a
remedy in diphtheria" (Ibid. 1865) — „Galomel in the treatment of tetanus"
(Ibid. 1867) — pLarge doses of bromide of pota^h as a remedial agent^
(Med. and Surg. Repertory 1867) — „Total excision of wrist-joint" (Ibid.) —
„Creosote as a eure for nurses' sore motUh** (Ibid.) — „Cimicifuga*^ (Med.
and Surg. Repertory) — „Large doses of bromide of potash , calomel, qui-
nine etc. in cerebro-spinal meningitis** (Ibid.) etc.
Atkinson, pag. 339. Pgl-
Enox, R 0 b e rt K., berühmter Anatom zu Edinbarg, war am 4. September
1793 in Edinburg geboren, wurde daselbst 1814 Doctor mit der „Diss. inaug.
experimenta de viribus stimulontium et narcoticorum in corpore sano continens*',
war darauf Staff Assistant Surgeon bei der Armee und als solcher nach der Schlacht
bei Waterloo, später am Cap der guten Hoffnung, von ,1819 — 22 im Eaffemkriege
in Thätigkeit. Er berichtete später tiber das Klima von Süd-Afrika. 1 825 begann
er in Edinburg über Anatomie und Physiologie Vorlesungen zu halten und war
daselbst bis 1844 der gesuchteste und populärste der ausser-akademischen Lehrer der
Anatomie. Nach aussen hin aber wurde seine Stellung erbeblich dadurch verdüstert,
dass zu jener Zeit die „Resurrectionisten" und noch schlimmere Männer, wie Hare
und Burke, bei der Beschaffung von Leichen eine Rolle spielten, worüber die
unten angeführte ausführliche Biographie das Nähere ergiebt. Er schrieb zunächst
eine Anzahl von anatomischen, physiologischen und pathologischen Abhandlungen,
darunter : „On the relation existing between the time of the day, and various
functions of the human body ; and on the manner in which the pulsations of
the heart and arteries are affected by muscular exertion" (Edinb. Med. and
Surg. Journ., 1815) — „Observations and cases illustrative of the pathology
and treatment of necrosis" (Ibid. 1822) — „Observations on the regenerations
ofbone, in cases ofnecrosis and caries^ (Ibid. 1823). Er übersetzte H. CloqüEt's
„A System of human anatomy"* (Edinburg 1828) und P. A. Beclard's „Elements
of general anatomy^, 1836 MiLNE - Edwards* „Manuel of zoology*^ u. s. w.
und gab heraus: „Engravings of the nerces, copied from the works of Scarpa,
Soemm ering etc.** (1829, 4.) — „Series of anatomical printi, unth letter-
pres8 descriptions" (London 1829 — 35, 4.) — „Memoirs, chiefly anatomical
and physiological, read at various times to the Moy. Soc. in Edinb., the Med.-
Chir. and other Sociales etc.*" (1837) — „The Edinburgh Dissector** (1838) —
„IVie anatomist^s instructor** — „A manual of human anatomy** — „On man,
his structure and physiology** — „Great artists and great auatomists** —
„A mamial of artistic anatomy for the use of sculptorSj painters and amateurs** ;
I
J
KNOX. - KOBEa 509
sein bedeutendstes Werk aber war: „The racea of men**, 1846 Verliese K.
Edinburg, ging Dach London, nahm eine Stellung beim Royal Free Hosp. und
als pathologischer Proseetor des Cancer Hosp. an. Neben seinen rastlosen, vor-
zugsweise der vergleichenden Anatomie gewidmeten Untersuchungen, über welche
zahlreiche Publicationen vorliegen, hielt er gelegentlich in den englischen Provinzial-
stftdten Vorlesungen , z. B. über Menschen-Raoen, Künstler- Anatomie u. s. w. Sein
am 20. December 1862 erfolgter Tod machte dem Leben eines der bedeutendsten
und vielseitigsten englischen Anatomen ein Ende.
Lancet. 1863. I, pag. 19. — Henry Lonsdale, A sketch of the life and writings
of Bob. Enox the anatomist. London 1870. — Callisen, X, pag. 280; XXIX, pag. 289. —
Catalogae of Scientiflo Papers. III, pag. 69ö. q
^Enudsen, Peter K., ist in Skjelby (Insel Falster) am 9. December
IS 19 geboren, studirte in Kopenhagen, absolvirte das Staatsexamen 1843, wirkte
von 1846 als praktischer Arzt, später auch als Districtsarzt in Kopenhagen
(Vorstadt Nörrebro) , wurde 1858 promovirt und ist von 1869 als Landphysicus
in Seeland, mit Wohnort in Nästved, thätig. Auf dem Gebiete des Medicinalwesens
und der Öffentlichen Hygiene entfaltet er eine rühmliche Wirksamkeit und seine
Dissertation (über Begräbnissplätze) wie seine Zeitschrift-Pablieationen sind haupt-
sächlich hygienischen Inhalts.
Smith und C. Bladt, 5. Ansg., pag. 105. Petersen.
Kobelt, Georg Ludwig K., zu Freiburg im Breisgau, war als Sohn
eines Amtsarztes zu Kork in Baden am 12. März 1804 geboren, studirte in
Heidelberg, Anfangs die Rechte, später Medicin, als Schüler von Tiedbmann,
wurde 1833 Doctor mit der „Dias, xnaug. med, sistens dtsquisitionem historicam
de Cordts et praecordiorum vitüs orgamcis cura Valsalviana et Albertiana
peraanandis** (4.), darauf Privatdocent und 1835 Prosector seines genannten
Lehrers, machte 1837 eine grössere wissenschaftliche Reise nach Holland, Gross-
britannien und Frankreich und veröffentlichte: „Beiträge zur Anatomie und
Physiologie** (Heidelberg 1840). Prioritätstreitigkeiten, die in demselben Jahre in
Betreff von Beobachtungen bei Trichinen ausbrachen, verleideten ihm den Aufenthalt
in Heidelberg; er trat 1841 als Prosector zu der Freiburger Universität über und
machte sich bald, ausser zwei kleinen Arbeiten, durch die als sehr werthvoU
allgemein anerkannte Schrift: n^'^^ männlichen und weiblichen Wollustorgane
des Menschen und einiger Säugethiere u, s. w," (Freiburg 1844, 4., m. 5 Taff. ;
französ. Uebers. von H. Kaula, Strassburg und Paris 1851) und 1847, in welchem
Jahre er die Professur der Anatomie erhielt, durch die Beschreibung eines von
ihin neu entdeckten Organs : „Der Nebeneierstock des Weibes, das längst ver-
misste Seitenstück des Nebenhodens des Mannes u. s, w." (Heidelberg 1847,
.m. 3 Taff.) bekannt, Arbeiten, die sich durch die grösste Genauigkeit der ünter-
suehungen auszeichnen. Auch als praktischer Anatom hat sich K., dessen Präparate
sieh vollkommen neben die von Ruysch und Htrtl stellen lassen, einen begründeten
Ruf erworben. Nach siebenjährigem Kränkeln verstarb er am 18. Mai 1857.
Rnd. Maier bei v. Weech. I, pag. 471. — Callisen, XXIX, pag. 290. G.
f Kober, Thomas K., geboren zu Görlitz, studirte seit 1590 in Helm-
stedt, wo er 1594 durch seine lateinische Comödie „Hospitia^ als Poöta laureatus
proclamirt und 1595 mit der „Diss. de paralysi in morbosa constitutione et
solutione continui"* Dr. med. wurde. 1596 nahm er ärztliche Dienste bei den
kaiserlichen Truppen, machte unter Rudolph IL, Erzherzog von Oesterreich, die
Türkenkriege in Ungarn mit und Hess sich, nachdem er nach siebenjährigem
Dienst als Militärarzt seinen Abschied genommen hatte, als Physicus im Nieder-
Ungarischen nieder, wo er um 1625 starb. Sein wichtigstes Werk ist betitelt:
^.Observationum medicarum castrensium decades tres^ (Frankfurt 1606; recus.
c. indice et praef. Henric. Meibom, Helmstädt 1658).
Kestner's Med. Gel. -Lex., pag 206. — Otto, Bd. II, pag. 313; Bd. III, Abth. 2,
pag. 476; Suppl., pag. 213. — Biogr. med. V, pag. 443. — Dict. bist. III, pag. 339. pgi.
510 KOBERWEIN. .— KOCH.
Eoberwein, Franz Adolph K., zu Dresden, geboren den 16. December
1779 zu Meissen, stndirteseit 1798 am medicinisch-cbirurgischen Colleginm inDresden^
1802 — 5 in Wtirzburg, machte darauf eine Reise durch die Schweiz nach Strass-
burg i. E., war von lb06 — 1808 in Berlin, wurde, nach Dresden zurttckgekehrt,
1808 zum Prosector am anatomischen Theater ernannt und hielt daselbst Yor-
lesuDgen über Anatomie, Physiologie, gerichtliche Medicin und Augenheilkunde.
1810 wurde er in Wittenberg mit der „Diss, de vasorum decursu abnormi,
ejusque vi in omnem valetudinem varia*^ Dr. med., 1812 Leibchirurgos des
Königs von Sachsen, begleitete als solcher 1813 den König nach Leipzig und
später nach dem Auslande. Nach seiner Rückkehr lebte K. als yielbeschäftigter
praktischer Arzt in Dresden und starb daselbst am 11. October 1838. Schrift-
stellerisch ist K. nur in ganz unbedeutendem Maasse thätig gewesen. £r veran-
staltete eine Sammlung von mehr als 5000 med. Dissertationen, verfertigte dazu
ein Real- und Nominalregister und machte diese Sammlung 1835 der k. Bibliothek
zu Dresden zum Oescheak. Dann verfasste er noch eine deutsche Uebersetznng von
Jos. Hodgson's Werke ;, Ueber die Krankheiten der Arterien und Venen*' (Hannover
1817) und lieferte mehrere Aufsätze und Abhandlungen in Oken's ^Isis'^, in den „Dres-
dener gemeinufltzigen Blättern^^ und für „Callisen's med. Schriftsteller-Lexikon".
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg 16, 1838, II, pag. 855. — Callisen, X,
pag 284; XXIX, pag. 290. Pgl.
Eobylin, Andreas Glabervon K., war am Ende des XV. Jahrhunderts
Lehrer der Grammatik an der St. Johanniskirche in Warschau; 1518 finden wir
ihn in Krakau, wo er 1520 Baccalaureus und 1531 Magister in artibus wurde;
er war Mitglied des Collegium majus und Senior der philosophischen Facultät und
starb um das Jahr 1548. Durch gründliches Wissen, sowie durch klare, seiner
Zeit voraneilende Ansichten ausgezeichnet, that sich K. als fruchtbarer Schrift-
sleller hervor; dem Gelehrtenbrauche seiner Zeit nicht huldigend , schrieb er fast
ausschliesslich in seiner Muttersprache und war auch als Ueberaetzer in dieselbe
thätig. Seine Schriften sind: „Pi^oblemata Aristotelia: Oadki z pisma wielkiego
philosopha Aristotelesa, y tSz innych m^rcöw tak przyrodzoney jako i lekarakiey
nauki z pilnosciq wybrane" (Auserlesene Stücke naturwissenschaftlichen ond
mediciniscben Inhaltes aus Aristoteles' und anderer Weisen Werken, Krakaa,
Fl. Unglerius 1535; ed. princeps, der noch 3 andere folgten) — „Rzqdzenie
bardzo dobre przeciw powietrzu morowemu^ (Ein nützliches Regimen wider
die Pest, Krakau, Unglerius 1542) — „Nauka barzo weyteczna y potrzehna o
puszczanin krwie" (Ueber den Aderlass, Krakau, Unglerius 1542, fol. ; später
vielfach nachgedruckt) — „Nauka poloknic ratowania y leczenia" (Lehre von der
Geburtshilfe, Krakau 1541; 1588; 1618) — „Compendiosa totiiLS logice alias
aerviotionalis philosophiae , quam alii trivium vocant enciclopedia'* (Krakau,
Unglerius 1539) — „ Psalter z albo köscielnd spiewanie krola Dawida*' (Psalmen
David's, Krakau, H. Victor, 1532; 1530). — Ausserdem übersetzte er seines
Landsmannes M. v. MiECHOW Descriptio Sarmatiarum in*s Polnische (Bj-akau,
Unglerius 1535; H. Vietor, 1541; M. Scharffenberg, 1545). ^ ». r,
Koch, Christian Martin K., zu Leipzig, war in Breslau 1752 geboren
und seit 1790 Prof. e. o. der Medicin in Leipzig, zugleich Lehrer am klinischen
Institut und Arzt am St. Jacobs-Hospital. Er starb am 12. Februar 1803. Er
war ein gelehrter und geschickter Praktiker und schrieb: „Disp. anatomico-
physica de bursis tendinum mucosis** (Leipzig 1789) — „Disp, inaug. de
mortis bursarum tendinum mucosarum" (Ebenda 1790) — „Progr. de febre
urticata*' (Ebenda 1792) — „Sammlung auserlesener Abhandlungen zum Ge-
brauch für praktische Aerzte in einen Auszug gebracht** (Ebenda 1791 — 1800,
6 voll.), ein sehr brauchbares Werk, mit Zusätzen und Anmerkungen versehen.
Lindner, 18:^5, pag. 128. — Biog. m6d. V, pag. 443. - Dict.hist. III, pag. 340. -
Callisen, XXV, pag. 368. Pgl.
KOCH. 511
Koch, Andreas K. , geschätzter Praktiker ia München, war 1775 zu
Freysing geboren, promovirte 1801 zum Dr. med. an der Universität in Landshut
mit der Schrift: „lieber die Requlirung der Lebenafunction bei Wunden^ und
liess sieh dann in Mtlnchen nieder, wo er zum Professor der Chirurgie, Director
des Allgemeinen Krankenhauses und Ober-Medicinalrath ernannt wurde und am
7. April 1846 starb. Ausser kleineren Journal-Abhandlungen scheint K. Schriften
von Bedeutung nicht hinterlassen zu haben. Er ist aber bekannt durch die von
ihm bei Amputationen in Anwendung gebrachte Unterlassung der Gefllssligatur,
indem er die Blutstillung durch eine längere Zeit fortgesetzte Compression bewirkte.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 24, 1846. 11, pag. 1052. — Callisen, X,
pag. 285 ; XXIX, pag. 291. Pgl.
*Karl Ludwig Koch, in München, war am 4. März 1806 als Sohn
des Vorigen geboren, studirte in Landshut und Würzburg und wurde 1826 in
Landshut Doctor mit der Diss. : „De praestaniissima ampiUationü methodo^,
welche über das oben erwähnte, von seinem Vater in 20jähriger Erfahrung bewährt
gefundene Verfahren berichtet , das er von Neuem in dem Aufsatze : „ lieber die
Amputation und die Hinweglassung der Ligatur der Gefäsae^ (v. Graefe's
und Walthee's Journ. , 1827) beschrieb. Von 1826 — 29 war er Privatdocent
an der Universität, wurde 1882 königl. Hofmedicus und verfasste noch in dem
letztgenannten Journal (1827, 29, 31): „Beschreibung der Waschanstalt im
Allgemeinen Krankenhause zu München" — ;, Ueher Behandlung mit Wunden
compllcirter Knochenbrüche" — ;, lieber die Eintheilung des Blasenschnittes"
und später: „Systematische Zusammenstellung der chirurgischen Krankheits-
formen" (München 1837, 1 Tab. , fol.); dazu noch Aufsätze im obgenannten
Jonrnal, Feor[Ep's Notizen.
Prantl, II. pag, 533, Nr. 359. — Callisen, X, pag. 291; XXIX, pag. 295.
Red.
Kocb, Karl Friedrich K. , zu Merseburg, war 1802 zu Magdeburg
geboren, studirte in Göttingen und Berlin, wo er mit der Diss.: „De obser-
vationibus nonnullis microspicis sanguinis cursum et inßammationem spectan-
ttbus , atque de suppuratione , adjecta analysi puris chemica" 1825 Doctor
wurde. Er liess sich als Arzt in Magdeburg nieder, wurde daselbst Assessor bei
dem Provinzial-Medicinal-Collegium und schrieb: „Die Gymnastik aus dem Oe-
sichtspunkte der Diätetik und Psychologie, nebst einer Nachrncht von der
gymnastischen Anstalt in Magdeburg"' (Magdeburg 1830) — „Beschreibung
eines einfachen und wohlfeilen Zeltes und Bettes für Dampfbäder in beliebigen
Wärmegraden u. s, w." (Ebenda 1831) — „Vollständige und systematische
Sammlung der preuss, Medicinalgesetze und Verordnungen" (1833; Nachtrag
1842). 1838 wurde er zum Physicus des Kreises Neuhaldensleben und 1841 zum
Regierungs-Medicinalrath zu Merseburg ernannt. Weitere Schriften von ihm betrafen
die Apotheken- Concessionen (1844), den Gesundbrunnen zu Lauchstädt (1844), die
Kevision der Medicinaltaxen (1844) u. s. w. In Zeitschriften schrieb er: „lieber
Seele und Lebenskraft" (Meckel's Archiv, 1828), über Lethalitäts Verhältnisse
(Henke's Zeitsch., 1832), in Rüst's Magazin (1837, 38) über Begutachtung tödt-
licher Verletzungen, über Fahrlässigkeit der Medicinalpersonen u. s. w. Er war
auch Badearzt in Lauchstädt und starb als Geh Medicinalrath in der Zeit vom
October 1870 bis ebendahin 1871.
Andreae, pag. 125. G.
Kocb, Woldemar K., wurde am 10. (22.) October 1817 in Mitau
geboren, bezog die Universität Dorpat, studirte Medicin von 1836 — 1841 und
prakticirte Anfangs auf dem Lande, dann in Petersburg. 1843 wurde er Assistent
der geburtshilflichen Klinik in Dorpat, absolvirte das Doctorexamen und wurde 1846
zum Dr. med. promovirt mit der Diss, nonnulla ad explorationem obstetriciam
pertinentia" . Bald darauf wurde er zum Adjunct-Professor der Geburtshilfe an
512 KOCH.
der Universität Moskau ernannt, 1852 zum ausserordentliehen , 1853 zum ordent-
ichen Professor erwählt. Gleichzeitig war er Oberarzt am Hebeammen-Institiit
Er starb am 26. April (8. Mai) 1884 in Moskau. K. war ein ausgezeichneter
Praktiker und vielbeschäftigter Arzt. Er hat ausser der Dissertation noch ver-
fasst: „Oratio de chloroformii etc.*' (Moskau 1857).
Moskauer Biogr. Univ.-Lexik., I, pag. 4Jil. L. Stieda.
*Eocll, Karl von K., zu Stuttgart, ist zu Gaildorf in Württemberg am
3. Januar 1829 geboren, studirte in Tübingen, wurde Arzt 1851 und 1882
in Tübingen Dr. med. honor. Er war 1851 — 55 Arzt und stellvertretender Ober-
amts-Wundarzt in Gaildorf, 1855 — 71 Oberamtsarzt daselbst und ist seit 1871
Ober-Medicinalrath in Stuttgart und als solcher ord. Mitglied des Medicinal-
Collegiums und der Abtheilung für Staats-Krankenanstalten, seit 1 875 Vorsitzender
der Landes - Prüfungsbehörde für Apothekergehilfen, seit 1876 Mitglied der
Examen-Commission für die Physicatsprüfnng, seit 1880 ausserordentliches Mitglied
des kaiserl. Gesundheitsamtes in Berlin und schon zuvor seit 1874 württembergiseher
Delegirter bei verschiedenen, das Medicinalwesen betreffenden Reichs-Commissionen
(Enquete über die deutsche Apothekerfrage, Reichs-Medicinalstatistik, Controle der
Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände, Pharmacopoea Germanica, Impfwesen)
und zugleich ausübender Arzt. Er ist der Begründer der Medicinalberichte des
Königreichs Württemberg und Verfasser des ersten derselben über das Jahr 1872.
Bed.
'''Koch., Wilhelm K., zu Dorpat, ist zu Danzig am 23. Decomber 1842
geboren, studirte in Breslau, Würzburg, Leipzig, Halle, Berlin, Tübingen, Kiel,
wurde 1866 in Berlin mit der Diss. : „Neue Unterlindungamethode der Art.
anonyma" promovirt und ist seit 1879 an der Universität Dorpat Privatdocent, Hof-
rath, zweiter Chirurg. Schriften : ;, Unterbindungen und Aneurysmen der Art, suh-
clama" (v. Langekbeck's Archiv, X) — „Schussverletzungen vor Metz 1870 — 72*
(Ibid. XIII) — „Ueber Torsionsbrüche*' (Ibid. XV und Berliner klin. Wochenschr.,
Bd. V) — „Hirnerschütterung*' (Ibid. XVII) — „Sehr ausgedehnte Ellenbogen-
resection** (Berliner klin. Wochenschr., Bd. V). Drei Aufsätze: „Zur Lungen-
Chirurgie** (v. Langenbeck's Archiv, Bd. XV 5 Berliner klin. Wochenschr., 1874
Tind Deutsche med. Wochenschr., 1882) — „Chloroform** (Volkmann's Samml.
klin. Vorträge, Nr. 80) — „Schunnden der Sensibilität in der Narcose"
(Centralbl. für Chirurgie, 1875) — „Theorie der Blutcysten*' (Verband!, der
Deutsch. Gesellsch. für Chirurgie, 1876) — „Granulationsgeschwülste der Luft-
röhre*' (Ebenda) — ^Zur Tfieorie der Gelenkneurosen** (Ebenda 1878; VmCHOw's
Archiv , Bd. LXXIII) — „ Ueber Zusammenhang von Gehirn- und Gelenk-
kranlcheiten*' (mit Schrader, Inaug.-Diss., Berlin 1879) — „Mittheilungen über
Fragen der vnssenschaftlichen Medicin, Heft 1 : Spina bifida und verwandte
Zustände*' (Cassel) — ;, Wassersuchten durch Nervenetnflüsse*' (Antrittsrede,
Dorpat 1879) — „Untersuchung der Unterschenkelgefässe*' (Petersb. med.
Wochenschr., 1881) — „Osteotomia subtrochanterica** (Berliner klin. Wochen-
schrift, 1882) — „Botationsluxationen** (Ibid.). In der Deutschen Chirurgie von
Billroth und Lüecke hat er die* Abschnitte: „Milzbrand** — „Rauschh^rand** —
„Botz"* — yfScorbut*' zur Bearbeitung übernommen. j^^^
'^'Eoch, Robert K., in Berlin, ist am 11. December 1843 zu Clausthal
geboren, studirte von 1862 — 66 in Göttingen, war dann Assistent im Allgemeinen
Krankenhause zu Hamburg, Hess sich 1866 in Langenhagen bei Hannover und
bald darauf in Rackwitz, Prov. Posen, als Arzt nieder und war von 1872 — 80
Physicus zu Wollstein im Kreise Bomst. Daselbst begann er seine epochemachenden
bacteriologischen Forschungen über Wundinfection , Septicämie und Milzbrand,
publicirt in den Schriften: „Zur Aetiologie des Milzbrandes^ (1876) — „Unter-
suchungen über die Aetiologie der Wundinfectionskranhheiten*' (Leipzig 1878;
auf Lister's Veranlassung auch in's Englische übersetzt), in Folge deren er 1880
]
KOCH. — KOCKS. 513
als ordentliches Mitglied des Reichs-Oesundheitsamtes nach Berlin berufen wurde.
Daselbst stellte er, ausser Fortsetzung seiner Arbeiten über den Milzbrand, von
denen er in der Schrift : j^ Ueber die Milzbrandimpfung» Eine Entgegnung auf
den von Pasteur in Oenf gehaltenen Vortrag** (Berlin und Oassel 1882)
berichtete, auch Untersuchungen über die Natur und Ursache der Tuberculose an
und entdeckte dabei, als die Krankheitserreger, die Tuberkelbacillen, publicirt in :
„Beitrag zur Aetiologie der Tuberculose** (Berliner klin. Wochenschr., 1882) u. s. w.
Zum Geh. Regierungsrath ernannt, wurde er 1883 als Leiter der Deutschen
Cholera-Commission nach Aegypten und Indien entsendet ; eine Frucht seiner dortigen
Arbeiten war die Entdeckung der Eommabacillen, welche von ihm als die eigentlichen
Träger des Choleragiftes angesehen werden. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland
1884 wurde er durch eine Dotation von 100.000 Mark ausgezeichnet, als Cholera-
Commissar nach Frankreich gesandt und 1885 zum Prof. ord. der medicinischen
FaeultAt, Geh. Medicinalrath und Director des bei der Universität neu errichteten
hygienischen Institutes ernannt. Ausser den obigen Arbeiten linden sich von ihm
zahlreiche Abhandlungen in den „Mittheilungen aus dem kaiserl. Gesundheitsamt^.
Brockhaus, Conversations-Lexikoo, 13. Aafl., X, pag. 387. Red.
Kocbahskl, Victor K. , 1809 zu Wilna geboren, studirte in seiner
Vaterstadt und wurde mit dem „Specimen inaug, physiologicum de voce** 1829
promovirt; kurze Zeit hindurch war er Militärarzt, 1832 wurde er Primarius und
1835 Director des Krankenhauses zum Heiligen Geist in Warschau; in letzterer
Stellung verblieb er bis 1849 , von 1833 — 41 war er überdies Vicedirector der
gebartshilflichen Anstalt, 1836 wurde er Mitglied der Medicinal-Conseils für Polen,
1849 Viceinspector und 1857 Inspector und Chef des Medicinalwesens im König-
reich Polen; dieses Amt bekleidete er bis 1865. Er starb am 19. Januar 1878.
In seiner hohen amtlichen Stellung hat sich K. sowohl als gründlich gebildeter
Arzt, wie als thätiger und energischer Beamter mannichfache Verdienste erworben,
als Schriftsteller war er weniger thätig; seine Hauptwerke sind: „0 srodkach
ochraniajqcych od wnieaienia zarazy ksi^gosuazu w obr§b krölestwa Polshiego"
(Ueber iSrophylaxis gegen die Einschleppung der Rinderpest nach Polen, Warschau
1861) und „0 grzebaniu ciai zmarlych" (Ueber Leichenbestattung, Warschau 1846).
K. & P.
* Kocher, Theodor K., geboren am 25. August 1841 zu Bern, studirte
hier, sowie in Zürich, Berlin, London, Paris (war vorzugsweise Schüler Lükcke's
und V. Langenbeck's) , wurde 1865 promovirt und 1872 auf den Lehrstuhl
der Chirurgie an der Bemer Universität berufen. Seine vomehmlichsten Arbeiten
sind: „Hodenkrankheiten** (für Pitha und Billroth's Handbuch) — „Ueher
Osteomyelitis** (Deutsch. Zeitscbr. für Chirurgie); ebenda auch über Bruchein-
klemmung und mehrere Publicationen über Kropfexstirpation. Wernich
* Kochs, Wilhelm K., geboren in Cleve am 3. August 1852, von
1870 — 75 Officier und im letztgenannten Jahre als Kriegsinvalide pensionirt,
begann alsdann in Wien und in Bonn zu studiren und gelangte 1880 zur Pro-
motion. Vom folgenden Jahre ab Docent für Physiologie in Bonn und Assistent
des physiologischen Laboratoriums, hat er seine Arbeiten an verschiedenen Orten
veröffentlicht. Wernich.
*Kocks, Joseph K., wurde in Vaals am 1. October 1845 geboren und
bildete sich in Bonn medicinisch aus, vorzüglich als Schüler Veit*s. 1871 dort
promovirt, wirkt er seit 1872 als Docent für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe
an der Bonner Universität. „Die normale und pathologische Lage und Gestalt
des Uterus, sowie deren Mechanik** erschien Bonn 1880; die „Totaleocstirpation
de^ Uterus** im Archiv für Gynäkologie, Bd. XIV. Nächstdem noch eine Reihe
praktisch gynäkologischer Aufsätze, theils im obgenannten Organ (Bd. XX), theils
im Centralbl. für Gynäk. (1878, 81). Wernich.
ßiogr. Lexikon. IH. 3H
514 KOEBERL*;. — KOEBNEB.
*Koeberl6, Eugene K., zu Strassburg, ist 1828 za Sehlettstadt geboren,
war Prof. agr6ge der ehemaligen (französisehen) med. Faeultftt in Strassbnrg imd
schrieb: „Des cyaticerquea des tSnias chez Vhomme" (Paris 1861, av. 3 pl.) —
„Essai sur le crStinisme*' (Strassburg 1862) — „Op4ratwns de V ovariotomie** (M6m.
de TAcad. de m6d. 1864, av. 6 pl.) — „Documenta pour servir h Vhiatoire de-
r exttrpatton des tumeurs fibretisea de la matrtce par la mithode sus-pubienne'^
(Paris 1865) — „Risuhais statüttques de Povariotomie. Compte rendu des
Operations pratiqiASes depuis . . . 1862 jusqu^ . . . 1866" (Ebenda 1869); ferner
in P. Taulb: „Manuel op4ratoire de V ovariotomie, Suivi d'observations encore
inedites qui ont prSsent^ des particularitäs exceptionnelles, par le Dr. Koeherli*^
(1870; Auszug aus der französ. Uebers. von West, Maladies des femmes).
Lorenz, III, pag. 77; VI, pag. 46. Red.
'''Eoebner, Heinrich E. , in Berlin, ist zu Breslau am 2. Deeember
1838 geboren, studirte von 1855 — 59 daselbst und in Berlin, und promovirte
1859 zu Breslau mit der Diss. : „Physiologisch-chemische Untersuchungen über
Rohr Zuckerverdauung." Nach Hospitalstudien in Wien und Paris publicirte er:
„Pathologi^ch'histologische Untersuchung eines Falles von Lepra" und „Studien
über Schankervirvs" (auch in der „Deutschen Klinik", 1861); femer: „UeUr
Sycosis und ihre Beziehungen zur Mycosis tonsurans" (ViRCHOw's Archiv, 1861)
und , auf ausgedehnte Thierversuche basirt : „Zur Frage der Uebertragbarkeä
der Syphilis auf Thiere" (Wiener med. Wochenschr. 1883). Nach seiner Nieder-
lassung in Breslau begründete er zu Ende 1861 daselbst die erste Poliklinik fOr
Hautkrankheiten und Syphilis und publicirte aus derselben (Abhandlungen u. Jahres-
berichte der Schles. Gesellsch. für vaterländ. Cultur von 1861 — 1873): „üeber-
tragungen aller pflanzlichen Parasiten der Haut" — „Heilungsmethoden der-
selben" — „Ueber syphilitische Lymphgefässerkrankungen" — „Reiseberick
über die Lepra und die Syphilisation in Norwegen" (1863) — „Subcutane
Sublimatcur gegen Syphilis" — „Herpes zoster genitalis" — „Künstliche
Erzeugung von Psoriasis" u. A., ferner: „Klinische und experimentelle Mft-
theilungen aus der Dermatologie und Syphilidologie" (Erlangen 1864). 1869
habilitirte sich K. an der Universität zu Breslau und wurde 1872 zum Professor
auf dem neu errichteten Lehrstuhl und 1876 zum Director der Universitätsklinik
und -Poliklinik für Hautkrankheiten und Syphilis ernannt, war aber durch seine
angegriffene Gesundheit zu einem längeren Aufenthalte in südliehen Curorten und
zur Niederlegung seines Lehramtes genöthigt. In dieser Zeit publicirte er:
„ Ueber Arznei-Exantheme, insbesondere über Chinin- Eacanthem" (Berliner klin.
Wochenschr., 1877) — „Ueber die Lepra an der Riviera, nebst Bemerkung
zur Pathologie der Lepra überhaupt" (Vierteljahrschr. für Dermat., 1876). 1877
siedelte er nach Berlin über, wo er von Neuem 1884 eine Poliklinik begründete, an
welcher er wieder Lehrcurse für Aerzte abhält. Er hat noch veröffentlicht im Archiv
für Dermat. und Syphilis: „Zur Streitfrage über die Existenz eines Pemphigus
acutum" — „Zur Kenntniss der allgemeinen Sarcomatose und der Hautsarcome
im Besonderen" (1869) — „Die Uebertragung der Syphilis durch die Vacdnation^
(1871) — „Zur Aetiologie der Psoriasis" (1876). In den „Memorabilien" : ^Stein-
bildungen in der Achselhöhle, hervorgegangen aus den Lymphdrüsen derselben" —
„Concrementablagerung in einem Tumor einer kleinen Schamlefze, ausgehend
von der BartholivL sehen Drüse" (1868) — „ Ueber subcutane G/iininify'ectionen^
(1880). In der Berliner klin. Wochenschr. : „Gesichtspunkte über die Entstehung
und Methoden der Heilung der Dermatomycosen" (1867) — ;, Ueber Ghlondnh
Stäbchen" (1870) — „Ueber die Unmöglichkeit der Diagnose der SyphtUs
mittelst der mikroskopischen Blutuntersuchung" — „ Ueber Reinfection mit
constitutioneller Syphilis" (1872) — ;, Ueber provocatorische Aetzung »w
Diagnostik der Syphilis und den sogenannten pseudo-indurirten Schanher^
(1879) — „Beschleunigte Heilung des Liehen ruber durch subcutane Arsen-
KOEBNEB. — KOEHLER. 515
injeetümen^ (1880; ausftthrlich in Deutsche med. Woohenschr., 1881) — „Heilung
van allgemeiner Sarcomatose der HenU durch dieselben** (1882) — „ Ueber
eine sewmere Form von Sclerodermie^ (1885). In VlRCHOw's Arohiv : y, Beiträge
zur Kenntniaa der hereditären Knochenayphüis*' (gemeinschaftlich mit Waldbyer,
1872) — „Uebertragungaversuche von Lepra auf Thiere** (1882) — „Multiple
Neurome, Neurofibrome, Angiome nnd Lymphangiome im Bereiche des Plexus
ir€ichialis sinister** (1883) — „Therapeutische Verwerthtmg der looalen anti-
syphilitischen Quecksilberunrkung*' (Deutsche med. Wochenschr., 1884). j^^^
Eoechlin, Johann Rudolph K., geboren 1783 in Zürich, wurde 1799
zunächst Lehrling bei einem Chirurgus in Goldbach, von wo aus er zugleich die
Anatomie in Zflrieh besuchte, studirte von 1802 auf dem damaligen chirurgisch-
medicinischen Institut in Zürich, dann in Halle, Göttingen und Würzburg, wo er
promovirte, Hess sich darauf 1806 als Arzt auf dem von ihm gepachteten Scbloss
Marthalen (in der Schweiz) nieder, ging 1810 nach Zürich, wo er 1817 Adjunet
des Bezirksarztes und 1818 zum Professor an dem medicinisch-chirurg. Cantonal-
Institut berufen wurde. Nach Aufhebuug des Instituts, bei Gründung der Univer-
sität im Jahre 1833, blieb K. in Zürich, war dort Arzt der Cantonal-Strafanstalt,
1. Seeretflr des Sanitäts-Collegiums, erlangte eine bedeutende Praxis und starb am
16. März 1849. K. hat sieh seiner Zeit besonders bekannt gemacht durch die
nach ihm benannte ;, Tinctura antimiasmatica Koechlini^ , einen von ihm als
Heilmittel gegen venerische Uebel empfohlenen „Kupfersalmiakliquor" (Med.-chirurg.
Zeitung, 1818). Seine Schriften sind: „Beobachtung und Behandlung der
Phagedäna" (Zürich 1814; 2. Aufl. 1816) — „Die Anomalie der Reproduction^
{Ebenda 1817) — „Pathologie oder Lehre von den Krankheiten des üfenschen.
TAI 1: Di^ Krankheiten der Säße und der Faser'' (Ebenda 1822) — „Ueber
das Apothekerwesen und die nothwendige Umgestaltung und Verbesserung
dei' selben im Canton Zürich" (Ebenda 1831) — „Ueber die Cholera oder den
Brechdurchfall und die dagegen gerichteten Schutz- und Hilfsmittel'* (Ebenda
1831) — „Beobachtung und Heilung einer Fallsucht" (Med.-chirurg. Zeitung,
1819) — „Ueber den Scharbok und die Heilung desselben mit Salpeter- Salz-
säure" (Ibid. 1820) — „Von den Säuren als Heilmittel" (Berlin 1833) —
„ Von den Wirkungen der gebräuchlichen Metalle auf den menschlichen Orga-
nismus überhaupt und als Heilmittel und dem Kupfer salmiatcliquor insbesondere"
(Zttrich 1837). Ausserdem verfasste K. die jährlichen Berichte des Sanitätsratbes
des Cantons Zürich, Anfangs allein, später in Verbindung mit Anderen und schrieb
Artikel för Hufeland's Journal, Graefe und Walther's Journal, Salzburger
med.-chirurg. Zeitung u. A.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 1849, Jahrg. 27, II, pag. 1073. — ■ Callisen, X,
pag. 294; XXIX, pag. 29b. p^.
Eoecker , Leonard K. , zu London , ein Deutscher von Geburt , war
Dr. med. und Zahnarzt, hatte sich mehrere Jahre iu Amerika aufgehalten und
daselbst in Chapman's Philad. Journ. of Med. and Phys. Sc. (1821) geschrieben:
„An essay on the devestigation of the gums, and the alveolar processes," Er
verfasste später: „Prindples of dental surgery ; exhibiting a new method of
treating the diseases of the teeth and gum^ ; etc" (London 1826; deutsch:
„Grundsätze der Zahnchirurgie u. s, w,", Weimar 1828) — „An essay on the
disease of the jaws, and their teatment^ etc," (London 1828) — „An essay on
artificial teeth, obturators and palates, etc," (Ibid. 1835, w. 21 pl.).
Callisen, X, pag. 296; XXIX, pag. 298. ö.
Koehler, Johann Valentin Heinrich K., geboren 1764 in Weimar,
war Anfangs Lehrling bei einem Barbier, später gewährte ihm Loder in Jena
die Mittel zum Studium; er wurde dann Assistent Desselben in der Anatomie und
machte mit ihm wissenschaftliehe Reisen durch Frankreich, England und Holland.
. . 33*
516 KOEHLEB.
Nach seiner Rückkehr zum Hofwnndarzt des Herzogs von Sachsen- Weimar ernannt,
liess er sich in Jena nieder, habilitiirte sich daselbst als Privatdocent nnd erhielt
die Stellung alb Unterinspector an der Entbindungsanstalt, starb aber bereits im
33. Lebensjahre am 26. April 1796. Er schrieb: „Beschreibung der physio-
logischen und pathologischen Präparate , welche in der Sammlung des Herrn
Uofrath Loder zu Jena enthalten sind" (Jena 1794) — „Anleitung zum
Verband und zur Kenntniss der nöthigsten Instrumente in der Wundarzneücunst"
(Leipzig 1796) — „ Versuch einer neuen Heilart der Trichiasis" (Ebenda 1796).
Biojjr. m6d. V, pag. 444. — Dict. bist, III, pag. 340. Pgl.
Eoehler, Hermann Johann vonK. , wurde geboren zu Riga am
1.'12. Mai 1792, bezog 1811 die Universität Dorpat , studirte Medicin von 1811
bis 1815, war inzwischen im Winter 1812 — 13 in den Kriegslazarethen Riga's
thätig. Nach seiner 1815 erfolgten Doctorpromotion („Diss. de foeminaram
natura, ut frequente quorundam morborum causa") machte er zum Zwecke seiner
weiteren Ausbildung eine Reise nach Deutschland, kehrte dann nach Dorpat
zurück und habilitirte sich hier 1820 als Privatdocent. 1825 zum etatmässigtin
(d. h. besoldeten) Privatdocenten gewählt, blieb er in dieser Stellung bis zum
Ende des Jahres 1850 , nahm dann seinen Abschied , privatisirte in Dorpat und
starb am 12. November 1860. K. war ein fleissiger Docent und begabter Ldhrer ;
er las abwechselnd sehr verschiedenartige Fächer : Gerichtliche Medicin, öffentliche
Hygiene und vergleichende Anatomie, Geschichte der Medicin und Botanik, medi-
cinische Anthropologie und Encyclopädie. Es scheint , dass diese vielseitige Lehr-
thätigkeit ihm nicht gestattete, sich einem Fache mit besonderer Hingebung zu
widmen. Er verfasste ausser seiner Doctor-Diss. noch: „Aristoteles de mollusds
cephalopodibus commentatio pro venia legendi" (Riga 1820) — „Ordinis medi-
corum in üniversitate 0, Dorpatensi annales ab universitatis exordio ad finern
usque anni 1828" (Dorpat 1830). Daneben schrieb er Recensionen und Anzeigen
in Heckkr's Literarischem Anzeiger der gesammten Heilkunde. Ausserdem ver-
fasste er viele Gelegenheitsgedichte.
Inland, 1860, pag. 853. L. Stieda.
Eoehler, Ludwig K. , geboren in Warschau am 27. November 1799,
Ktudirte zuerst in seiner Vaterstadt, dann in Berlin Medicin, erhielt 1827 in
Warschau den Grad eines Magisters der Medicin, worauf er sich nach Paris begab,
um sich specieil in der Chirurgie auszubilden; er wurde daselbst 1830 mit der
Diss. : „Des ritrdcissements de VurUre et de leur traitenient" zum Doctor pro-
movirt. Nach Warschau zurückgekehrt, wurde er Arzt am Heiligengeist-Hospital,
dann Primarius und seit 1838 Director des jüdischen Krankenhauses; doch verliest
er schon 1840 diese Stellung, um die Direction einer Privatheilanstalt zu über-
nehmen. Um dieselbe Zeit wurde er Mitglied des Medicinal-Conseils. Er starb nach
Jahrelangem Leiden am 20. November 1871; seine schöne Bibliothek vermachte
er der Warschauer ärztlichen Gesellschaft. K. war ein geschickter Operateur
und sehr geschätzter Praktiker; seine zahlreichen und zum Theil sehr interessantes
chirurgischen Beobachtungen finden sich im Warschauer Pami^tnik Towarzystwa
lekarskiego (1828—1865). K & P.
Koehler, Reinhold K., zu Tübingen, war am 14. December 1826 zu
Lauffen a. N. geboren, studirte in Tübingen, Heidelberg, Prag und Wien, lies»
sich 1848 in Stuttgart nieder, wurde 1857 in das Medicinal-Collegium berufen,
machte im Auftrage desselben wiederholt Reisen in Angelegenheiten der Cholera
und des Irren wesens, und wurde später nach Tübingen als Prof. ord. und Vorstand
der Poliklinik, der er 13 Jahre lang seine ganze Kraft gewidmet hat, berufen. Er
las ausserdem über Kinderheilkunde, Heilmittellehre, Staatsarzneikunde, gerichtliehe
Medicin u. s. w. Unter seinen literarischen Leistungen sind anzuführen: „Der
Lungenkrebs" (Stuttgart 1849); die deutsche Bearbeitung von H. Lkbert^s
KOEHLER. — KOELEB. 517
„Lehrbuch der Scrophel- und Tuberkelkrankheäen^ (Leipzig 1851) — „Die
Krebs- und Scheinkrebskrankheiten des Menschen u. s. w." (Ebenda 1853); die
beiden letztgenannten Werke erschienen als Bd. IV nnd VI der Med. Handbibliothek
ftr prakt. Aerzte — „ lieber die Reform der MedicincUgewichte der deutschen
Staaten'' (Erlangen 1858) — „Das gesunde und kranke Leben in der Stadt
Tübingen'' (Tübingen 1860) nnd viele kleine Abhandlungen, meistens im Württemb.
Correspondenz-Bl. veröfTentlicht , und manche werthvolle casuistische Beiträge
enthaltend. Von den unter seiner unmittelbaren Leitung gearbeiteten .Dissertationen
seiner Schiller sind mehrere besonders hervorzuheben ; die erste Stelle unter seinen
Publicationen aber nimmt sein geschätztes „Handbuch der specteilen Therapie,
einschliesslich der Behandlung der Vergiftungen'* (2 Bde., Tübingen 1851 — 55;
21 Aufl. 1859; 3. Aufl. 1867, 68) ein, das mit jeder neuen Auflage immer wieder
in vollständiger Weise dem augenblicklichen Stande der rasch fortschreitenden
Wissenschaft entsprach. Sein Tod erfolgte am 16. Januar 1873. — K. war einer der
gelehrtesten Aerzte, der eine ausgedehnte Kenntniss der neueren medicinischen
in- und ausländischen Literatur besass; er hatte eine ungewöhnliche Arbeitskraft
und unermüdliche Ausdauer im Studium, das er noch auf seinem ihn zum Tode
fahrenden Krankenbette fortsetzte. Durch Sinn und Geschmack für Verwaltungs-
geschäfte, seinen geraden und festen Charakter, seine vielseitige Bildung war er
eine von Collegen und Studirenden anerkannte Zierde der Universität.
Württemb. med. Correspondenz-Blatt. 1873, pag. 61. — A. Hirsch in Allgem. Deutsch.
Biogr. XVI, pag. 44«3. (j,
Eoehler, HermannAdolph K., geboren zu Görlitz am 13. Juli 1834,
fltndirte in Breslau, Berlin und Halle und wurde 1857 in Breslau mit der Diss. :
„ Ueber das Vorkcnnmen des Allantoins im Harn'* Doctor. Er war dann 2 Jahre
hindurch Assistent an Jul. Vooel's Klinik in Halle, war hierauf bis zum Kriege
im J. 1866 als Arzt in Aisleben und Wettin tbätig, habilitirte sich darauf an der
Universität zu Halle mit der Abhandlung: „De myelini, quod vccant , chemica
constitutione'* und hielt zunächst klinische Repetitorien , sowie laryngo&kopische
üebnngen , besonders aber war seine akademische Thätigkeit der Pharmakologie
und Toxikologie gewidmet. Nach der Rückkehr aus dem Kriege von 1870, 71
tkbemahm er nochmals die Stelle des 1. Assistenten an der med. Klinik zu Hallo
unter Th. Weber und wurde 1871 zum Kreis wundarzt, wenige Jahre später zum
Dirigenten des Provinzial-Impfinstituts , 1874 aber zum a. o. Professor ernannt.
Er starb am 5. Februar 1879 an einem organischen Herzleiden. K.'s wispen-
schaftliche Leistungen, die in weiten Kreisen Anerkennung gefunden haben, betreifen
hauptsächlich die Pharmakologie und Toxikologie ; ein vollständiges Verzeichniss der-
selben enthält der unten angeführte Nekrolog. Von selbständigen Schriften sind zu
erwähnen: „Monographie der Meningitis spinalis" (Leipzig 1861) — „Chemische
Untersuchungen über die fälschlich Himfette genannten Substanzen'* (Halle
1868) — „Ueher Werth und Bedeutung des sauerstoffhaltigen Terpentinöls
für die Therapie bei acuter Pho9phorvergiftung'* (Ebenda 1872) — „Die
locale Anästhesirung durch Saponin" (Ebenda 1873) — „Handbuch der physio-
logischen Therapeutika* (Göttingen 1876) — „Qrundriss der Materia medica"
(Leipzig 1878) — „Aerztliches Recepttaschenbuch'* (Ebenda 1879; neue Bear-
beitung des von JüSTüs Radius herausgegebenen) — „ Ueber die Wirkungen
des Chinin" (Halle 1879).
Kohert in Giebel's Zeitschr. f. d. gcs. Naturwissenschaften. 3. Folge, XIV,
pag. 148. Winter. '
Eoehler, s. a. Koeler.
Koeler, Georg Ludwig K., geboren zu Göttingen um 1760, war ein
Neife des berühroten Chirurgen August Gottlob Richter und studirte speciell
unter dessen Leitung in Göttingen, wo er .1786 zum Dr. med. proraovirte. Später
folgte er einem Rufe als Professor der Botanik und Arzneimittellehre nach Mainz,
618 KOELEE. — KO^LPIN.
wo er am 22. April 1807 starb. K. ist in der OeBchichte der Mediein rtüunliohrt
bekannt durch seine vortrefflichen Untersuchungen über Enochenregeneration, deren
Resultate er in seiner Diss. : „Experimenta circa regenerationem ossium, adnexae
sunt tab, 111*^ veröffentlichte. Ausserdem ist er durch eine Polemik bekannt
geworden, die er mit WENDEiiiN Ruf, gleichfalls Professor in Mainz, aus Anlass
eiuer von diesem veröffentlichten Schrift über den To4 einer Wöchnerin an Metritis
führte, deren Entstehung RrF's Instrumentalhilfe zur Last gelegt wurde.
Dien hjst. 111, pag. 341. — Callisen, XXII, pag. 210. Pgl
Eoelle, Johann Ludwig Christian E., geboren am 18. März 1763
in Münchberg (Oberfranken), studirte in Leipzig, Berlin und Erlangen. An letzterer
Universität promovirte er 1787 mit der Diss.: y^Spicüegium oÄservaiionutn de
aconito" (c. tab.). Nachdem er einige Zeit als Militärarzt gediait, Hess er sich
in Bayreuth nieder, wurde dort zweiter Stadtphysicus, Hebeammenlehrer und Pro-
fessor der Entbindungsanstalt. 1793 zum ersten Stadtphysicus und Medicinalrath
ernannt, starb K. bereits am 30. Juli 1797. Ausser seiner vortrefflichen Diss.
verfasste er noch: „Flora des Fürstenthums Bayreuth gesammelt y u. s. to."
(nach seinem Tode herausgegeben von Elbrodt, Bayreuth 1798).
Fiken scher, V, pag 93. — Biogr. mdd. V, pag. 444. — Dict. hist. III, pag. 341.
Pgl
*Koelliker, Vater und Sohn. — Der Erstere, Rudolf Albert von K.,
geboren zu Zürich am 6. Juli 1817, studirte von 1836 an in Zürich, demnächst
aber auch in Bonn und Berlin, war Schüler von Arnold , Jon. Möller und
Henle, und wurde als Dr. phil. in Zürich 1841, als Dr. med. in Heidelberg
1842 promovirt. Von 1843 — 45 war er in Zürich bei Hbnle Prosector, die
folgenden 2 Jahre Extraordinarius daselbst und von Herbst 1847 ordentlicher
Professor der Anatomie in Würzburg. Seine wesentlichsten Monographien sind:
„Die Fntmcklungsgeschichte der Cepkalopoden" (1844) — n^^ normale
Resorption der Knochen** — „Die Schleimpolypen von Messina** — „Icones
histiologicae** (2 Hefte) — ^Gewebelehre** (in 5 Aufl. erschienen) — „Entidcldungs-
geschichte** (2 Aufl.). Ein Verzeichniss seiner Einzelaafsätze enthalten der Gatalogue
of Scientific Papers (III, pag. 720, VIII, pag. 107, bis 1873 bereits 154 Nummern)
und Engelmann.
*Theodor Hans K., der Sohn, geboren zu Würzburg am 28. Mai
1852, betrieb seine Studien in Würzburg, Göttingen, Basel, Halle a. 8. uuter
Linhart, Baum, Süclv, Volkmann und seinem Vater. 1875 promovirt, bildete
er sich in der Chirurgie weiter aus und habilitirte sich für dieses Fach in Leipzig
1881 , nachdem er speciell bei Socin und Volkmann, aber auch an der Klinik
für Dermatologie und Syphilis in Würzburg und vorher am anatomischen Institut
Assistent gewesen war. Von ihm rühren her : „Beiträge zur Kenntniss der Brust-
dr-Use** (Würzburg 1879) und „lieber das Os intermaxillare des Menschen
und die Anatomie der Hasenscharte** (Habilitationsschr., Halle 1882).
Wernich.
Eoelpin, Alexander K. , hervorragender dänischer Chirurg, war 1731
in Uetersen (Holstein) geboren, bildete sich zuerst in Hamburg, später in Kopen-
hagen bei Berger und Wohlert aus, absolvirte 1763 das Examen medico-
chirurgicum practicum, hielt nich darnach mehrere Jahre im Auslande auf, studirte
in Hannover bei Werlhof, in Strassburg bei Pfeffjnger, in London bei Hünteb,
in Frankreich besonders bei Legat in Ronen, wo er sich in SteinoperatiooeD
vervollkommnete. Nach Kopenhagen zurückgekehrt, wurde er 1766 Oberchirurg an
dem neu errichteten Friedrichs-Hospital und erwarb sich in dieser Stellung wesentliche
klinische Verdienste. 1785 wurde er Professor an der chirurgischen Akademie,
an deren Errichtung er neben Hfnxings einen weseutlichen Antheil hatte and
wo er als ein entschiedener Gegner des noch berühmteren Chirurgen H. Callisen
auftrat. Eine nicht glückliche Berühmtheit knüpft sich an seine Trepanation des
KOELPIN. — KOELREUTER. 519
Proc. mast. v. Bbbobb's, wodurch der Tod dieses hervorragenden Arztes ver-
nrsaeht wurde und die zu einer Vertheidigangssohrift K/s: „Die letzte Krankkeit
des Ctmferenzrathee v. Berger** (Kopenhagen 1791) und zu einer umfangreichen
Literatur Veranlassung gab. Seine sonstigen Schriften, zum Theil in Acta. sog.
reg. med. Hafn. publicirt , sind von iNGEBsr.Ev , II , pag. 626 — 27 verzeichnet.
Er sUrb 1801.
Bunt Ken, ChiTurgien iDanmark i forrige aarhandrede (ünivenitätsprogramm 1868),
pag. 36 — 43. Petersen.
Eoelpln, Alexander Bernhard E. , geboren in Garz auf der Insel
Rttgen am 31. August 1739, machte seine Studien in Oreifswald. und wurde
daselbst 1757 mit derDiss. : „De primis cognoscendi principiia eorumque vera
suhordinatione*' Dr. med., habilitirte sich 1764 in Oreifswald als Privatdocent,
wurde 1770 Adjunct der medicinischen Facultät und Direetor des botanischen
Gartens, verliess aber schon 1772 jenen Ort, um eine Berufung als Professor am
akademischen Gymnasium in Stettin anzunehmen, wo er zugleich zum Vorsitzenden
des CoUeg. med. und Stadtphysicus ernannt wurde und am 18. November 1801
starb. Ausser einer grossen Reihe von Journal-Aufsätzen für Hufeland's Joum.,
Baldinger's Magazin, Pyl's Archiv etc. schrieb K. noch einige selbständig
erschienene Abhandlungen, von denen die bemerkenswertheste betitelt ist: „Medi-
cinisck-praktische Bemerkungen über den Gebrauch der sibirücken Schneerose
in Gichtkrankheiten*' (Berlin 1779), eine interessante Schrift, in der K. die
Resultate der Versuche schildert, die er in Betreff der Heilwirkung des ihm von
Pallas zugesandten Rhododendron Chrysanthum bei Gichtkranken angestellt (siehe
Sprexgel's Gesch. d. Med., V, pag. 727).
Biederstedt, pag. 97. — Biogr. mfed. V, pag. 446. — Dict. bist. III, pag. 842.
PrI-
Eoelreuter, Joseph Theophil K. , namhafter Botaniker, geboren am
27. April 1733 (oder 1734?) zu Sulz am Neckar, studirte in Tübingen Medicin,
beschäftigte sich daneben aber mit Vorliebe mit Naturwissenschaften und wurde
1755 Doctor der Medicin („Dies, de insectis coleopteriss nee non de plantis
quibusdam rarioribus** ) . In Folge dieser Arbeit wurde K. als Adjunct für Natur-
geschichte an die Akademie der Wissenschaften nach St. Petersburg berufen. Allein
bereits 1761 verliess er St. Petersburg und kehrte nach Deutschland zur tick, war
von 1768 — 86 Oberaufseher der botanischen Hofgärten in Karlsruhe und starb
daselbst als Professor der Naturgeschichte am 80. October (11. November) 1786.
K. hat eine Reihe von Abhandlungen in den Schriften der St. Petersburger Akademie
veröffentlicht (Nov. Commentar. Acad. Petrop. Tom. VII, VIII, XI u. A.) und darin
sowohl wirbellose Thiere, als Fische und Vögel beschrieben. Wichtiger aber sind
K.'s botanische Schriften, namentlich die, welche die Geschlechts Verhältnisse der
Pflanzen betreffen. Dahin gehören : ;, Vorläufige Nachricht von einigen da^
Geschlecht der Pßanzen betreffenden Versuchen** (1761 — 66, 4 Abtheil.) —
„Untersuchungen über die Fortpflanzung der Mistel** (1763) und Anderes mehr.
Eine Blumengattung der Familie Sapendaceae ist durch Laxmann „Koelreuteria'^
genannt worden.
Richter, Gesch. der Med. III, pag. 468. — Tableau g^neral des matiöres d. puhl.
de l'Acad. de St. Petersburg, I. Part., pag. 242—293 (Verzeichniss der Schriften K.'s, welche
in Petersburg erschienen sind). — E. Wunsch mann in Allgem. Deutsch. Biogr. XVI,
pag. 493. (Der Petersburger Aufenthalt K.'s ist nicht berücksichtigt). |. ^ . . ,
Jj. o T< 1 6 (1 a.
Eoelreuter, Wilhelm Ludwig K., grossherzogl. Badischer Geh.
Hofrath, geboren am 12. Februar 1784 als Sohn des Vorigen, besuchte mehrere
deutsche Universitäten und erhielt 1808 die Licenz zur ärztlichen Praxis. 1809 in
Karlsruhe als Assistenz- und Armenarzt angestellt, wurde er 1815 zum Hofmedicus
ernannt und 1816 mit der temporären Besorgung der Geschäfte des Landamts-
Phygicats in Karlsruhe beauftragt. Für die von ihm erfundene Darstellung des
520 KOELREUTER. - KOENIG.
natürlich-künstlichen Karlsbader Mineralwassers aas dem Wasser der Badener HeQ-
qnelle nnd die damit zusammenhängende Salzbereitnng als Arznei- und Handelswaare
empfing er im Jahre 1821 ein Privilegium zur Ausnutzung dieser seiner Erfindung.
1825 wurde er zum Medicinalrath, 1829 zum Mitglied der Sanitäts-Commission ernannt.
Nachdem er sich in Folge von Kränklichkeit 1842 hatte pensioniren lassen, starb
er am 20. September 1848. K. hat sich durch seine nachstehenden balneologischen
Arbeiten ein specielles Verdienst um den Aufschwung von Baden-Baden erworben :
„Charakteristik der Mineralquellen in physischer und medicinischer Hinsicht
überhaupt und in besonderem Bezüge auf Badens warme Heilquellen und
seine neuen Heilanstalten^ (Leipzig 1818; Pforzheim 1819) — „St/stemcUischer
Qrundriss nnd Classification der Mineralquellen nach physikalisch-chemischen
und medicinischen Hauptcharakteren^ (Leipzig 1820) — »Die Mineralquellen
im Chossherzogthum Baden, deren Heilkräfte und Heilanstalten in einer Samm-
lung medicinisch'theoretischer und praktischer Abhandlungen'' (Karlsruhe und
Baden 1820 — 23, 3 Jahrg.) u. s. w.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 26, 1848, II, pag. 623. — Callisen, X,
pag. 307; XXIX, pag. 303. Pgl.
Koenen, Ludwig Ernst von K., zu Berlin, war daselbst am 13. October
1770 geboren, wurde 1793 zu Frankfurt a. 0. Doctor mit der Diss: „De prae-
cipuis tientium morbis^ , wurde 1797 Prof. e. o. der medicinischen Enevclopädie
am Colleg. med.-chirurg. , 1804 Ober-Medicinal- und Sanitätsrath , 1810 Polizei-
Physicus, 1816 Regierungs-Medicinalrath und war später Geh. Ober-Medicinalrath,
Mitglied ^der wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen u. s. w. Er
schrieb: „Einige Bemerkungen über Kuhpocken" (Berlin 1801) — „Leben und
Turnen, Turnen und Leben, Ein Versuch durch höhere Veranlassung" (Ebenda
1817) — „Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit eines Brandstifters"
(Rust's Magazin, 1818); femer einige Festreden (1804; 1823) und mehrere Auf-
sätze im Gemeinnützigen Anzeiger des Berliner Intelligenzblattes (1802; 1803;
1804 etc.). Er starb am 30. August 1853.
Gelehrtes Berlin. 1825, pag. 140. — Callisen, X, pag. 309; XXIX, pag. :i03. g.
Koenig, EmanuelK., der Aeltere, zu Basel, war daselbst am 1. November
1658 geboren, studirte dort zuerst Philosophie und später Medicin , wurde 1682
Dr. med., unternahm hierauf wissenschaftliche Reisen nach Frankreich und Italien
und wurde nach seiner Rückkehr 1695 zum Professor der griechischen Sprache
ernannt, übernahm 1703 den Lehrstuhl für Physik an der Universität seiner Vater-
stadt, den er bis 1711 behielt, um ihn dann mit der Professur der theoretischen
Medicin zu vertauschen (an Harder^s Stelle) , in der er bis zu seinem am 30. Juli
1731 erfolgten Tode thätig war. Ausser einer grossen Anzahl von Beiträgen zu
den Ephemeriden der k. Akad. der Naturf. , sehrieb K. : „Diss, de adfectibus*'
(Basel 1677) — ^Diss, de regno animali" (Ebenda 1682) — „Regnum vege-
tabue*" (Ebenda 1680 ; 1688; 1696; 1708) — „Regnum animale" (Ebenda 1682;
1708) — „Regnum minerale" (Ebenda 1686; 1708) — „Repa? k\L7.\^ziL%; s,
thesaurus remediorum e triplici regno vegttabili, animali, minerali" (EbendA
1693). Die Bezeichnung Regnum in diesen Schriften hatte K. mit Rücksicht auf
seinen Namsn gewählt.
Sein Sohn , E m a n u e 1 K. jun. genannt, geboren zu Basel am
14. October 1698, widmete sich daselbst dem Studium der Medicin und promo-
virte 1718 zum Dr. med. mit der Diss.: „De stimulis villorum corporü
humani". Dann begab er sich nach Leyden, um Boerhaave zu hören und später
zu seiner besonderen Ausbildung in der Anatomie nach Paris. Erst längere Zeit
nach seiner Rückkehr wurde er 1732 zum Professor der Anatomie und Botanik,
1733 der theoretischen Medicin ernannt. Er starb am 12. September 1752
und hinterliess: „Theses Tnedicae" (Basel 1721) — „Considerationes logicae^
(Ebenda 1722) — „Adcersaria medico-botanica et anatomica" (Ebenda 1724) —
KOENIG. — KOEPPR. 521
„These8 physicde^ (Ebenda 1727) — „Gogitata de jure naturali et morihus
Aomtnum^ (Ebenda 1727).
Athenae Rauricae, pag. 223, 227. — Biogr m6d. V, pag. 445. Pgl
Eoenlg, Johann Gerhard K., eifriger Botaniker, wurde geboren am
29. November 1729 auf dem Beigute Lemenen oder Ungemhof (im ehemal. poln.
Livland, jetzt 6ouv. Witebsk), erlernte in Riga die Apothekerkunst und eonditionirte
Yon 1748 an in verschiedenen Städten Dänemarks und Schwedens. Vom Jahre
1757 an studirte er zuerst in Upsala Medicin und Naturgeschichte unter Ltnne
und Walleeiüs, dann setzte er seine Studien in Kopenhagen fort und wurde hier
znm Dr. med. 1763 promovirt („Dias, inaug, de remedtorum indigenorum ad
morbos cuivis regioni endemios expugnandos efficacia^). Wegen seiner grossen
Vorliebe für die Botanik bereiste er die Insel Boinholm, 1765 Island und wurde
176« Missionsarzt in Tranquebar, wo er in die Dienste des Nabob von Arkot
als Naturforscher trat und gleichzeitig vom Directorium zu Madras eine Gehalts-
zulage erhielt, um seine grossen Forschungspläne auszuführen. Im Begriff eine
Reise nach Tibet anzutreten, starb er in Tranquebar am 31. Juli 1785. Eine von
ihm entdeckte Pflanzengattung ist „Koenigia^^ genannt worden. Er veröffentlichte :
„Beschreibung seiner isländischen Reise** — „Naturgeschichte der weissen
Ameise'* u. s. w.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 479 — 481 (woselbst die gesammte biographische
Literatur über K. angegeben ist). — Biogr. m6d. V, pag. 446. t q ♦ • /i «
xjm o T> 1 6 Q ä.
"^Koenig, Franz K. , geboren zu Rotenburg (Hessen) am 10. Februar
1832, ausgebildet als Schüler Roseb's und v. Langenbeck's in Marburg und m
Berlin, wurde 1855 promovirt. Zunächst praktischer Arzt und Krankenhausarzt
in Hanau, wurde er 1869 als Professor der Chirurgie nach Rostock berufen und
wirkt seit 1875 als solcher und als Director der chirurgischen Klinik in Göttingeu.
Zahlreiche Aufsätze chirurgischen Inhalts finden sich von seiner Feder im Archiv
der Heilkunde , v. Langenbeck's Archiv, der (von ihm mitbegründeten) Deutsehen
Zeitschr. für Chirurgie , der Berliner klin. Wochenschr. , Virchow*s Archiv etc.
Besonders hervorzuheben sind : „Lehrbuch der speciellen Chirurgie^ (2 Bde.,
Berlin 1875 — 77; 4. Aufl., 3 Bde., 1885) — „Lehrbuch der allgemeinen
Chirurgie" (1. Abth. 1883; 2. Abth. 1885), noch unvollendet — „Die Tuberculose
der Knocken und Gelenke" (Berlin 1884). Wernich.
* Koenigstein , Leopold K., zu Wien, ist zu Bisenz in Mähren am
26. April 1850 geboren, studirte in Wien, namentlich unter Arlt, Jägee, Brücke,
wurde 1873 Docfor, ist seit 1882 Docent für Augenheilkunde an der Wiener
Universität und Arzt der Wiener allgemeinen Poliklinik. Literarische Arbeiten :
„Zur Prophylaxe der Blennorrhoea neonat." (Archiv für Kinderheilkunde) —
„Die Anomalien der Refraction und Accommodation" (Wien 1883) — „Das
VerhäÜniss der Nerven zu den Hornhautkörperchen ; Beobachtungen über die
Nerven der Cornea und ihre Ge fasse" (Wiener Akad. der Wissensch.) — „ lieber
die Endigung der Tunica Descemetii" — ;, lieber dsn Ganalis Schlemmii" —
„Histiologische Notizen" (die drei letztgenannten Aufsätze in v. Graefe's Archiv) —
„Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse der Blennorrhoea neonatorum"
(Wiener med. Presse) — „ lieber die Anwendung des Cocain am Auge" (Ebenda) ;
auRserdem zahlreiche Aufsätze in verschiedenen wissenschaftlichen Journalen.
Red.
Koeppe, Johann Moritz K. , geboren am 26. Mai 1832 zu Zörbig,
Prov. Sachsen, studirte in Leipzig und Halle und promovirte 1856 an letzterem
Orte mit der Diss. „De cholerae epidemica e propagationis natura ac ratione",
1857 wurde er Assistent Vogel's an der med. Klinik in Halle, ging aber schon
1858 zur Psychiatrie über und trat zu diesem Zweck als Assistenzarzt in die dortige
Irrenanstalt unter Damerow ein. Nach dem Tode Desselben im Jahre 1866 wurde
522 KOEPPE. — EOEBBEB.
er Direotor dieser Anstalt, habilitirte sich 1869 an der Universität Halle mit d«r
Abhandlung: „De haematomate cartilaginum nasi (rhinhaematamate) ex per-
mutationibua laeeiantbuaqiie telae carHlagineae vel ex perichondrüide rutsediario"
nnd wnrde 1875 Professor. Inzwischen war er mit der Errichtung der neuen
Irrenanstalt „Rittergut Alt-Scherbitz" betraut worden, siedelte 1877 in diese Aber,
aber damit auch gleichsam nur in sein Grab, indem er schon am 30. Januar
1879 eines unvorhergesehenen plötzlichen Todes starb. — E. kann bis zu einem
gewissen Grade der deutsche Conolly genannt werden. Wissenschaftlich, wie
Jener, keineswegs von Bedeutung, hat er praktisch sich dagegen in hohem Maasse
hervorgethan. Wie Jener das No-restraint endlich, nach vielen vergeblichen V^-
suchen Anderer, durchzusetzen und zu allgemeiner Anerkennung zu bringen das
Glück hatte, so hatte auch E. das Glück, die mannichfachen, mehr oder minder
schüchternen Versuche Früherer, z. B. Jessen's, die Griesinger mit zu seinen,
ihrer Zeit vielfach angefeindeten Reformvorschlägen in der Psychiatrie veranlassten,
zur Ausführung und allgemeinen Anerkennung zu bringen. Die alten geschlossenen,
Casemen- oder Gefängnissartigen Irrenanstalten sind seitdem hinfällig geworden.
In anmuthigen Colonieen können sich die Geisteskranken jetzt, wie an jedem anderen
Curorte, je nachdem es gerade ihr Zustand erlaubt, herumbewegen , und wenn das
auch für die eigentliche Psychiatrie , die Heilung der mehr acuten Geisteskranken
nicht von dem Belange ist, wie gemeiniglich, zumal in der Laienwelt, geglaubt
wird , für die Irrenpflege überhaupt, die Behandlung, Abwartung und Verwendung
der dauernd Gestörten, welche verurtbeilt sind, Zeitlebens in einer Irrenanstalt zu
verbleiben, ist es von unendlichem Segen.
Aligem. Zeitschr. für Psychiatrie. XXXVI, pag. 128. — Bandorf, Allgem. Deutsch.
Biogr. XVJ, pag. t)97. ^^^^^
Koerber. Aerzte in drei Generationen. — Peter Friedrich K. sen.,
wurde am 27. März 1732 auf dem Pastorat Tarwast (Livland) geboren, erlernte
in Dorpat die Apothekerkunst und begab sich dann nach Deutschland, um von
1754 ab in Halle, Jena und Erfurt Medicin zu studiren. 1756 erwarb er sich
in Erfurt den Doctorgrad („Dias, inaug. med, de rarioribus quibtisdam tnstonis
vitits^ y 4.). In seine Heimath zurückgekehrt, prakticirte er zuerst auf dem Lande
in Estland, dann in Reval, von 1758 — 66 als Arzt des dortigen Waisenhauses; er
war einer der ersten Aerzte , welche in Estland die Blattern impften. 1783 Hess
er sich in Petersburg beim medic. Collegium examiniren und wurde in demselben
Jahre in Reval Kreisarzt. Er starb daselbst am 17. October 1799. Er verfasste
verschiedene populär-medicinische Schriften für den estnischen Bauer, darunter:
;, Versuch^ die gewöhnlichsten Krankheiten bei dem gemeinen Mann und besonders
dem livländischen Bauer auf eine leichte und wohlfeile Art zu heilen" (Reval
1761). Vor Allem ist K. als der Verfasser der „Abhandlung von der Pest und
anderen hinraßenden Seuchen sammi den dawider dienenden Präservations-
und H eHungamitteln*^ (Ebenda 1783) zu nennen.
V. Recke-Napiersky , II, pag. 491 — 492. — Tschistowitsch, CLXXV.
L. Stieda.
Johann Friedrich Koerber, Sohn des Vorigen, wurde zu Reval
am 13. März 1765 geboren, studirte Medicin in Berlin und Göttingen von 1783
bis 1787, wurde 1787 in Göttingen zum Dr. med. promovirt („Dias, de nausea
ac vomitu gravidarum^), bereiste Frankreich und hielt sich eine Zeit lang in
Paris auf. 1788 wurde er in Petersburg examinirt und als Divisionsarzt bei der
finnischen Armee angestellt; 1798 wurde er Militärarzt in Riga, 1806 Medicinal-
Inspector des Gonv. Livland; im Jahre 1808 musste er das Land der Don'scheo
Kosaken bereisen, um daselbst Quarantaine- Anstalten einzurichten. 1809 wurde er
Medicinal- Inspector des Gouv. Kurland. Er starb am 19. März 1823 in Mitan.
Er ist Verfasser eines für die Geschichte der Medicin in Russland sehr wichtigen
Werkes: „Auszug aus den älteren sowohl als den neueren im russischen Reick
EOERBEB. — KOESTEB. 523
erschienenen allerhöchsten Manifesten, Ukasen, Puhlicationen, wie auch Verord-
nungen und Befdden, welche das gesamnUe Medicinalwesen betreffen^ (Mitaa
1816). Dazu erschien Dach R.'s Tode: „Zusätze und Nachträge, herausg, von
Dr. M. Bidder*" (1. Abtheil., Ebenda 1825).
V. Becke-Napiersky, II, pag. 489. — Tschistowitsch, CLXKY.
L. Stieda.
Johann Georg von Koerber, Sohn des Vorigen, wurde zu Fried-
riehshamm in Finnland am 4. November 1795 geboren, studirte Medicin in Dorpat,
dann in Berlin, machte grosse Reisen nach Wttrzburg, Paris und Wien. Nach
Dorpat zarflckgekehrt , erhielt er hier 1820 den Orad eines Doctors der Medicin
(„Duts, de ebrietate*^) und starb in demselben Jahre am 18. Juli 1820 zu Mitau.
V. Recke-Napiersky, II, pag. 490. L. Stieda.
*Koerber, Bernhard K., auf dem Pastorat Wendau (Dorpater Kreises)
am 20. Mai 1837 geboren, machte seine Studien auf der Universität zu Dorpat
vorzugsweise als Schiller Sauson's von Himmelstikbn und wurde 1861 promovirt.
Von 1864 bis 1879 war K. alsdann in Kronstadt bei der Marine angestellt, im
letz^nannten Jahre erhielt er die Berufung als Professor der Staatsarzneikunde
nach Dorpat. Arbeiten : „Bericht über die Pockenepidemie im lA'onstadter
Marinehospital 1865—1866" (Petersburg, med. Zeitschr. 1867) — „Beexami-
nation von 1400 Seeleuten in Bezug auf Körperlänge, Brustumfang, Gewicht,
Lungencapacität und Kräfte"*" — Biostatik der Kirchspiele Ringen, Baaden,
Niiggen etc. in den Jahren 1834 bis 1859" (Ebenda 1872). Wemich.
Koenier, Moritz K. , zu Graz, geboren 1820 zu Kratzau in Böhmen,
studirte in Prag und Wien, fungirte dann Jahre lang als Assistent von Skoda,
wurde später an die medicinische Klinik zu Innsbruck und von da schon nach
ganz kurzer Zeit nach Graz berufen, wo er als Vorstand der medicinischen Klinik
(nach Rieoler's Tode) und zugleich als Professor der speciellen Pathologie
und Therapie , sowie als Primararzt am allgemeinen Krankeuhause einen erweiterten
Wirkungskreis fand. Gelegentlich der Reorganisation der Sanitätsbehörden wurde
er zum k. k. Landessanitätsrath ernannt. Als Lehrer und consnltirender Arzt
hochgeschätzt, starb er am 12. April 1876. Er war Verfasser zahlreicher Schriften
und Abhandlungen , die theils selbständig , theils in verschiedenen Journalen zer-
streut erschienen sind. Wir nennen : ;, Ueber den Percussionsschall" (Zeitschr. d.
k. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien, 1855) — „Casuistische Beiträge zur Lehre
der Erscheinungen der Verwachsung des Htrzens mit dem Herzbeutel" (Wochen-
blatt d. Zeitschr. d. k. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien, 1855) — „Klinische Studien
über Albuminurie im Verlaufe acuter Krankheiten" (Prager Vierteljahrschr.,
1860) — „Fall von Eclampsia puerperarum" (Ibid. und Memorabilien, 1861) —
„Angeborene Cyanose" (zusammen mit Clar, Sitzungsber. d. Vereins d. Aerzte in
Steiermark, 1867 — 68) — ;, Ueber den Gebrauch der Getränke bei schweren
Krankheiten u, s w." (Ibid. 1869 — 70) — „Beitrag zur Lehre von der Tuber-
culose" (AUgem. Wiener med. Zeitung, 1871) — „Die biliöse Form der fieber-
haften Krankheiten" (Ibid.) — „Befund bei Ghloroformtod" (Sitzungsber. d.
Vereins d. Aerzte in Steiermark, 1871) — „Die Transfusion im Gebiete der
Gapillaren und deren Bedeutung für die organischen Functionen im gesunden
und kranken Organismus" (Allgem. Wiener med. Zeitung, 1873) u. s. w.
Prager med. Wochenschr. I^7Ö, pag. 3>5G. — Wiener med. Presse. 1876, pag. 549.
Pagel.
*Eoester, Karl K. , geboren zu Dürkheim a. d. H. am 2. April 1843,
studirte in München, Tübingen und in Würzburg, wo er v. RecklinghaüSEN's
Schüler und — nach der 1867 erfolgten Promotion — Assistent war. 1869
dortselbst habilitirt, wurde er 1872 als ordentlicher Professor der pathologischen
Anatomie und allgemeinen Pathologie nach Giessen , 1874 in gleicher Eigenschaft
nach Bonn berufen. Hauptarbeiten sind: „Entwicklung der Gorcinome" (Würzburg
524 KOESTER. — KOHLHAAS.
1869) — „ Ueber tuherculöse Oelenkentzündung" (ViECHÖw's Archiv, Bd. XLVIII),
später Mehreres über Tubereulose im Allgemeinen und über Gefässerkrankungeu.
Wcrnicb.
Eoestlin, Karl Heinrich E. , geboren am 23. April 1755 in Bracken-
heim in Württemberg — nach Anderen 1754 in Blaubeuren — , studirte zu Tübingen
und promovirte daselbst 1775 mit der Dias. „De effectibus dectricitatis in quae-
dam Corpora organica'*. Bei der Gründung der Earlsschule in Stuttgart wurde
er als Professor der Naturgeschichte daselbst angesellt und war in dieser Eigen-
schajft bis zu seinem Tode, am 8. September 1783, thätig. Er schrieb: „Lettre
sur Vhiatoire naturelle de Vile d'^Elbe*' (Wien 1780) — „ Von der Methode,
die mineralischen Wässer vermittelst der fixen Luft durch die Kunst ebenso
wirksam j als die natürlichen sind, auf eine wohlfeile Art nachzumachen'*
(Stuttgart 1780) — „Fasciculus animadiersionum physiologid atque miner a-
logicO'chemici argumenti^ (Ibid. 1780). Ausserdem übersetzte er: A. Volta's
Briefe über die entzündbare Sumpfluft" (Strassburg 1778) und P. MosCATfs
„ Versuche über das Blut und die thierische Wärme** (Stuttgart 1781).
Moll, Die Karls-Akademie im Württemb. Correspondenzbl. 1859, Beilage!— 5.—
Biogr. med. V, pag. 448. — Dict. bist. III, pag. 34^ P»!.
Eoestlin, R. .Heinrich Gotth. K., wurde am 20. Juni 1787 m
Nürtingen in Württemberg geboren, bezog mit 16 Jahren die üniFersitÄt Tübingen
und studirte an ihr, besonders von Ktelmever und Autbnrieth beeinflasst,
Medicin. Nach beendetem Studium ging er noch zu seiner weiteren Ausbildung
nach Wien und Hess sich 1809 als praktischer Arzt in Stuttgart nieder. 18 14
wurde er daselbst Stadtdirectionsarzt, 1828 Ober-Mediciualrath. Als solcher hatte
er einen bedeutenden Einfluss auf das württembergische Medicinalwesen und nahm
einen hervorragenden Antheil an seiner Umgestaltung in den Dreissiger- und Vier-
ziger-Jahren unseres Jahrhunderts, namentlich an der Umgestaltung des Irren-
und Apotheken Wesens. K. wurde so der Schöpfer der Irrenanstalt Winnenthal,
der Reformator der Irrenanstalt Zwiefalten, der Organisator der Apothekenordnung
und der Landespharmacopoc von Württemberg. 1853 legte er sein Staatsamt nieder
und 1855 auch die Praxis. Am 18. August 1859 starb er. In seiner Jugend
hatte er, eng befreundet mit Uuland, J. Kerxbr, dem schwäbischen Dichter-
bunde angehört und unter dem Pseudonym Chrysalethes mehrere kleinere
Oedichte lyrischen und epigrammatischen Inhalts veröffentlicht.
Allgem. Zeitschr. für Psychiatrie. Hd XVII, pag. 381. — Dandorf ia Allgem.
Deutsch. Biogr. XVI, pag. 758. Arndt.
Eohlhaas, Johann Jacob E., geboren am 19. October 1747 zu
Marggröningeu in Württemberg, wo sein Vater Wundarzt war, suchte sich nach
dem frühen Tode seiner Eltern durch pharmaceutische Beschäftigung in verschiedenen
Apotheken seines Heimathlandes die Mittel zum Studium der Medicin zu erwerben.
Er begann dasselbe im November 1767 zu Tübingen, wo er auch im Juli 1774
das Doctordiplom erhielt. Im gleichen Jahre eröffnete er seine ärztliche Praxis zu
Regensburg, wo er später erster Stadtphysicus und Arzt im Eatharinenspital
wurde. Die vom ärztlichen Beruf nicht beanspruchte Zeit verwendete er auf das
Studium der Naturwissenschaften, besonders der Botanik, die er mit Vorliebe betrieb,
war Präsident der botanischen Gesellschaft in Regensburg u. s. w. Er starb am
19. Juli 1811. Seine zahlreichen Schriften sind theils naturwissenschaftlichen, theils
medicinischen Inhalts. Unter letzteren sind zu nennen: „De genesi calculi urinarii*^
(Tübingen 1770, 4.) — „Zwölf medicinische Beobachtungen über den äusseren
Nutzen des kalten Wassers in verschiedenen Krankheiten** (Baldinobr's Neues
Magazin für Aerzte, Bd. II, St. 6) — „Anleitung zur Bildung ächter Wundärzte"
(4 Bde., Regensburg 1784, 8.) — „Nachrichten von den Medicinal- Anstalten
in Regensburg** (Ebenda 1787, 8.) — „Medicinisch- praktische Jahrgänge'
(Ebenda 1804, 8.).
Baader, I, pag. 610. F. Seits.
KOHLRAUSCH. — KOHLSCHÜTTER. 685
KoMranscll y Otto Ludwig Bernhard K., zu Hannover, war am
20. März 1811 zu Barmen bei Elberfeld geboren , beschäftigte sich auf der
Universität Bonn von 1829 an vorzugsweise mit Naturwissenschaften, wendete sich
von 1830 an in Oöttingen mehr der Medicin zu, nahm nach vollendeten Studien
1834 einen längeren Aufenthalt in Kopenhagen und London, behufs des Besuches
grösserer Hospitäler, und Hess sich 1835 als Arzt in Hannover nieder, wo Stieglitz
sein Freund und Beschützer wurde. Er wurde als Prosector und Lehrer bei der
dortigen chirurgischen Schule angestellt, machte dabei weitere Studien in der
Physiologie, Mikroskopie und Anatomie und wurde bald auch ein beliebter Arzt.
1841 richtete er im Auftrage der Regierung eine Molkencuranstalt im Bade Reh-
burg mit vollständigstem Erfolge ein, wurde darauf zum königl. Hofchirurgus
ernannt und gab etwas später eine Schrift: „Physiologie und Chemie in ihrer
gegenicärtigen Stellung^ beleuchtet durch eine Kritik von Liebig's Thier-
Chemie*' (Göttingen 1844) heraus, über welche selbst Berzelius seine vollste
Anerkennung aussprach. Ebenso lieferte er für Rüd. Wagner's Handwörterbuch'
der Physiologie (Bd* HI, 1846) den treflFlichen Artikel: „Physiologie in ihrer
Anwendung auf Chirurgie,^ Bei der Errichtung des Ober-MedioinalcoUegiums
1847 erhielt er zunächst .eine provisorische Stelle bei demselben , wurde aber
bereits 1849 wirkliches Mitglied und Medicinalrath und wendete dieser Behörde
einen grossen Theil seiner Thätigkeit und seines unermüdlichen Fleisses zu, so
dass er sogar 1850 der Stelle eines Hofchirurgen entsagte; auch war er von
l^^öO — 53 Mitglied der Medicinalbehörde für die Armee. Er war ein thätiger
Mitarbeiter an dem Göttinger Gelehrten - Anzeiger , schrieb auch manche natur-
historische Aufsätze; sein letztes Werk war: „Zur Anatomie und Physiologie
der Beckenorgane, nebst naturgetreuen Abbildungen de)* Längsdurchschnitte
des männlichen und weiblichen Beckens" (Leipzig 1854, 4., m. 3 Taff.), eine
ausserordentlich grtindliche und geschätzte, vielerlei neue Aufschlüsse gebende
Untersuchung. Nach langem, qualvollen Leiden erfolgte am 14. November 1854
der Tod dieses trefflichen Mannes.
Schneemann im (Hannoverisch.) Medicin. Conversations- und Correspondenzbl.
Jahrg. 5, 1854. Nr. 17.
Ct.
Kohlreif, Gottfried Albert K., geboren zu Lübeck am 22. October
1749, war Professor der medicinischen Elektricität am Stadthospitale und Prof.
der Physik an der chirurgischen Schule zu St. Petersburg, bis er 1795 dieser
Stellung entsetzt wurde. Er starb am 8. Mai 1802. Von seinen Schriften citiren
wir folgende: „Von der wahren Todesart der Ertrunkenen und den hieraus
gefolgerten schicklichsten Mitteln für dergleichen Unglückliche" (Lübeck 1778) —
„Animadversiones criticae in dissertationem de caloris et fngoris mödijfica-
tionibus . . , e schola medico - chirurgica nuper divulgatam" (St. Petersburg
1786) — „Sollte die Elektricität uoirklich die Wärme verursachen und sollte
diese Wärme eine Wirkung der Zersetzung des Elementarfeuers und Phlogiston
seinf" (Weimar 1787) — „Abhandlung von der Beschaffenheit und dem Ein-
fluss der Luft sowohl der freien atmosphärischen als eingeschlossenen Stuben-
luft auf Leben und Gesundheit der Menschen" (Weissenfeis und Leipzig 1796;
2. Aufl. 1800) — „ lieber die Verbesserung der Elektrisirmaschinen" (Licht en-
be&g's Magazin, I, 1782) — „Apparat zur Luftelektricität" (Gren's Journal,
I, 1791).
Biogr. m6d. V, pag. 449. — Dict. bist. IJI, pag. 344. — Poggendorff, I,
pag. 1300. p^j
* Kohlschütter , Ernst Otto Heinrich K. , zu Halle a. d. S. , ist zu
Dresden am 26. December 1837 geboren, studirte in Leipzig und wurde daselbst
1862 Doctor, 1866 Privatdocent in Halle, 1875 Professor e. o. Collegia: Pro-
pädeutische innere Klinik , spec. Pathologie und Therapie u. s. w. Literarische
Arbeiten : „Messungen der Festigkeit des Schlafes" (Henle's Zeitschr., 1865) —
626 KOHLSCHÜTTEE. — KOLBANY.
„De corporis pondere per typhum abdom, mtUato^ (Habilitationsschrift, Halle
1866) — „ Thoraxformation'' — „ Verbreitung der Gholera** (Beides im Correspoa-
denzbl. des Vereins der Aerzte im Reg.-Bez. Merseburg, 1867, 1868) — „Ur-
sachen des Todes; Vortrag'' (Halle 1874) — „Zusammenhang zwischen Diabetes
und Pancreaskrankheiten" — „Messungen der Intensität der Herztöne". _
Eolm, Tobias K., Sohn des Arztes und Mathematikers Moses K. aas
Narol in der Wojewodschaft Beiz und Enkel des Eleasar K. , gleichfalls eines
Arztes, der von Palästina nach Polen eingewandert war und in Kamieniec Podolski
prakticirte. E. wurde 1655 in Metz geboren, wohin seine Eltern, vor dem Kosaken-
aufstande fliehend, 1648 ausgewandert waren, im achten Lebensjahrs kehrte er
nach Polen zurück, studirte Medicin in Frankfurt a. 0. und in Padua, wo er auch
promovirt wurde; nachdem er in Polen lange Jahre hindurch als Arzt th&tig
gewesen war, siedelte er nach Constantinopel über, wo er Leibarzt des Sultans
Achmet HI. wurde. 1707 gab er in Venedig in hebräischer Sprache sein Werk:
„Moose Tohia^j eine medicinische Encydopädie, heraus. (Dasselbe wurde noch in
den Jahren 1715, 1728, 1769 und 1850 von Neuem gedruckt). 1724 zog er
nach Jerusalem, wo er 1729 starb. . K & p
*Eohn, Emanuel K., zu Prag, am 24. April 1836 geboren, studirte
daselbst und in Wien, wo er speciell Schüler v. Sigmunds war und wurde 1861
promovirt. Seit 1866 ist er in Wien als Privatdocent thätig, und schrieb neben
kleineren Arbeiten aus dem Gebiete der Syphilidologie, monographisch: „lieber
Pharynxsyphilis" und: „lieber Nägelsyphüis". Auch übersetzte er FoüRNiEB*3
„Le9ons sur la Syphilis 6tudi6e . . . chez la femme" (Wien 1875). Wernich.
*Eohts, Oswald K., am 31. Januar 1844 in Bereut (Westpreassen)
geboren, medicinisch ausgebildet in Jena , Königsberg i. Pr. , Berlin , schloss sieh
besonders an Leydrn an, bei welchem er 1870 als Assistenzarzt an der Königs-
berger und 1872 Secundararzt an der Strassburger Poliklinik wurde. 1874 habi-
litirte er sich an letztgenannter Universität, wurde 1876 Prof. e. o. und Director
der Kinderklinik, 1878 Leiter der Üniversitäts-Poliklinik in Strassburg. Von ihm
wurden monographisch bearbeitet: Lungengangrän, Echinococcus des Auges,
Meningitis spinalis; die Krankheiten des Pharynx und der Nase in 6eruardt*s
Handbuch. Einzelaufsätze finden sich im Deutsch. Archiv f. klin. Med., Berliner
klin. Wochenschr., ViRCHOw's Archiv, Zeitschr. f. klin. Med. u. s. w. Wernich -
""Eolaczek, Johannes K., zu Breslau, ist zu Gleiwitz in Oberschlesien
am 13. December 1842 geboren, studirte in Breslau, war Arzt seit 1870 , wurde
Doctor 1873, war von 1871 — 73 Assistent am pathologischen Institut unter
Waldeyer und Cohnheim, von 1873 — 81 Assistent an der chirurgischen Klinik
unter Fischer, ist seit 1877 Privatdocent der Chirurgie. — Literarische Arbeiten :
„Orundriss der Chirurgie" (Berlin 1884); ferner eine Reihe von Abhandlungen
im Archiv f. klin. Chirurgie, der Deutsch. Zeitschr. f. Chirurgie, Centralbl. fÄr
Chirurgie, Vjrchow's Archiv, Deutsch, med. Wochenschrift, Breslauer ärztl. Zeit-
schrift etc. Hervorzuheben ist: „lieber das Angio-Sarcom" (Deutsch. Zeitschr.
f. Chirurgie, 1877). * r,^
Eolbany, Paul K. , zu Pressburg in Ungarn, war hier 1757 geboren
und wirkte hier bis zu seinem am 16. April 1876 erfolgten Tode. Er ist besonders
bemerkenswerth durch seine Schriften tlber die Kaltwasserbehandlung bei fieber-
haften Krankheiten: „Beolachtungen über den Nutzen des lauen und kalten
Walsers im Scharlachfieber" (Pressburg 1808) — „Bemerkungen über den
ansteckenden Typhus, der im Jahre 1809 — 1810 in Pressburg herrschte" —
;, Ueber die Wirkung des kalten und warmen Wassers als eines Heilmittels
in fieberhaften und anderen Krankheiten'' (Ebenda 1811). Femer schrieb er
mehrere toxikologische Schriften, wie: „Ungarische Giftpflanzen" (Ebenda 1791) —
KOLBANY. — KOLK. 527
„Giftgeschichte des Thier-, Pßamen- und Mineralreichst (Ebenda 1798; 1807).
Besonders verdient machte sich E. durch Einführung der Yaccination in Ungarn,
die er in einer Schrift: „Abhandlung van den Kuhpocken, des wahren Schutz-
mittels gegen Blattern-Ansteckung*^ (Ebenda 1802) dringend befürwortete.
Eble, Forts, von SprengePs Gesch. d. Med. II, pag. 266; 388, 577. — AUgem.
DeatscK Biogr. XV], pag. 461. p»!
Eolisko, Eugen K., in Wien, geboren am 17. November 1811, wurde
1836 bei der Wiener Universität Doctor, diente von 1837 — 40 bei der nieder-
österreichischen Regierung in der Conceptspraxis, war von 1840 — 44 auf Skoda*s
Abtheilung für Brustkranke 1. Secundararzt und wurde ihm, als Skoda später
zum Professor ernannt wurde, die Leitung dieser Abtheilang als ordinirender und
1857 als Primararzt übertragen. 1847 war er zum akademischen Doeenten für
Auscultation und Percussion ernannt worden, 1849 wirkte er bei der Cholera-
Epidemie als ordinirender Arzt im Aushilfsspital, 1873 übernahm er die Cholera-
Abtheilung des Allgemeinen Krankenhauses. Seit 1876 war er der Senior der
Primarärzte desselben und vertrat als solcher wiederholt den Director. In den
letzten Jahren hatte er nicht mehr docirt, sondern, vom wissenschaftlichen Leben
zurückgezogen, ausschliesslich seiner Abtheilung sich gewidmet , der er mit grosser
Pflichttreue vorstand, bis er am 4. Juli 1884 starb. Von seinen Schriften nennen
wir : „Der tympanitische Percussionsschall" (Wochenbl. d. Zeitschr. d. k. k. Gesell-
schaft d. Aerzte, Wien 1856) — „Ueber das continuirliche Halsgeräusch*'
(Ibid. 1858, Nr. 16) — ;, Ueber amphorischen Widerhall und Metallklang in
der Brusthöhle** (Oesterr. medic. Jahrbb., 1844) — „Ueber das Nonnengeräusch**
(Zeitschr. d. Wiener Aerzte, 1851) — „Fall von Insuffidenz der Pulmonar-
arterienklappe** (Ibid. 1859) — „Beiträge zur Mechanik der fferzaction^
(Oesterr. med. Jahrbb., XX, 1870) — „Ueber das Verhalten der Action des
Herzventrikels zur Pulswellenbildung in der Arterie** (Ibid. 1873).
Wiener med. Wochenschrift. 1884, pag. 882. — Anzeiger der k. k. Gesellsch. der
Aerzte in Wien, 1885, pag 156- p i
X skg e 1
Kolk, JacobusLudovicusConradus Schroeder van der K.,
am 14. März 1797 in Leeuwarden geboren, studirte 1812 — 1820 in Groningen,
wo er erst die Preisfrage : „ Quae sunt emolumenta praecipua, quae ex calorico
latente seu ligato aeris et aquae ad oeconomiam animalem redundant** und
später die Frage: „Sanguinis circulantis historia cum experim^ntts ad eam
Hlustrandam institutis** , mit welch* letzterer er am 17. Juni 1820 zum Dr. med.
promovirt wurde, beantwortete. Nach kurzer praktischer Wirksamkeit in Hoorn
wurde er 1821 Arzt im „Buiten-Gasthuis^^ in Amsterdam, wo er sich eine Samm-
lung pathologisch-anatomischer Präparate erwarb, deren Beschreibung er 1826
(„Observationes anatomico-pathologici et practid argumenti**) veröffentlichte.
Nach dem Tode Bleuland*s (1827) als Prof. anatom. et physiol. nach Utrecht
berufen (Antrittsrede: „De anatomiae pathologicae praecipue subtilioris studio
tUilissimo, et ad morborum naturam intelligendam maxime commendando**),
machte er sich auch um die bessere Einrichtung der dortigen Irrenanstalt sehr
verdient, indem er bis zu seinem Tode, 6. Mai 1862, nicht nur den anatomischen
Wissenschaften, sondern auch dem Irrenwesen, seit 1842 als Inspecteur der Irren-
anstalten, seine ganze Aufmerksamkeit widmete. Schon 1836 in seiner Rectorats-
rede /"„De verwaarloozing der zorg in ons land van hetgeen ten leniging van
kot lot der krankzinnigen behoort te geschieden**) hatte er sich damit beschäftigt.
Als mikroskopischer Anatom hat v. d. R. sich berühmt gemacht durch seine £nt-
de<5kung der elastischen Fasern in dem Sputum von Schwindsüchtigen (1845) und
durch seine Untersuchungen über den Bau der Medulla spinalis und oblongata, als
Zootom durch seine: „Mem. sur l'anatomie et la physiologie du Oastrus equi**
(Amsterdam 1845) und durch zwei mit W. Vrolik bearbeitete Abhandlungen:
„Recherches d!anatomie comparSe sur le genre Stenops d^Illiger** (Ebenda
528 KOLK. - KOLLMANN.
1848) — jyOntleedkundtge nasporingen over de heraenen van den chimpansS*'
(Ebenda 1849). Ausserdem schrieb er hauptsächlich : „Over het verschü tusschen
doode ncUuurkrachten, levenskrachten en ziel*' (Utrecht 1835; deutsch von
Albebs, Bonn 1836; schwedisch 1837) — „Over het verband en de icerking
ttisschen lichaama- en ztelskrachten by mensch en dieren^ (Utrecht 1843; deutsch
Braunschweig 1865) — „Over de aanwezigheid van elastische vezels in de
Sputa van teringlyders als teeken eener vomica** (1845 ; französisch von Plosx,
Aachen 1850; englisch 1857) — „Over den incloed van Sterken drank op het
lichaam*' (1850; 1851) — „De mylpaal, of wat hebt gy als af schaffers van
Sterken drank in 1850 gedaan*' (1851) — „Over den oorsprong en de vor-
ming van tuberkels in de langen** (1852; englisch von MOOBE, 1853) —
„Beknopte uiteemetting der pathologie en therapie der krankzinnigen" (1862;
schwedisch von Grähs; deutsch 1863) — „Over het fynere samenstel en de
werking van het rvggemerg en het verlengde merg" (1855 — 58; deutsch von
Theile, Braunschweig 1859; englisch zweimal) — „Over de allantois en hare
vorming en verandering in den mensch*' (Amsterdam 1860), während er schon
einige Jahre früher (1855) eine Abhandlung: „Over de veranderingen van den
bloeds-omloop by het kind, en byzonder over het moeilyke der verklaring van
de sluiting der aderlyhe buia van Arantius** veröffentlicht hatte.
W. Vrolik, Levensbericht van J. L. C. Schroeder van der Kolk, Jaarboek
KoD. Acad. V. Wetensch., 1862. C. E. Daniels.
KoUetschka, Jakob K. , za Wien, geboren am 4. Juli 1803 zu Biela
(Chrudimer Kreis), studirte Medicin in Wien und promovirte daselbst 1836 mit
der Diss. „De arrosionibus membranae mucosae tubi intestinalis*' , Als Assistent
an der unter Rokitansrt's Leitung stehenden pathologisch-anatomischen Anstalt,
an der er mit kurzen Unterbrechungen 10 Jahre lang, schon vom Jahre 1830
ab, thätig war, begann er bereits im Jahre 1837 regelmässige Privatcurse über
pathologische Anatomie zu halten, die sich eines grossen Zulaufs von Theilnehmern
erfreuten und in denen K. ein glänzendes Lehrtalent entwickelte. 1839 erschien
seine berühmte, gemeinschaftlich mit Skoda verfasste, in den Oesterr. Jahrbfichem
veröffentlichte Arbeit : „ üeber Pericarditis*' , in welcher das Ergebniss der Leiehen-
untersuchung bei dieser Affection mit den Beobachtungen am Krankenbette in
einer bis dahin noch unerreichten Weise in Zusammenhang gebracht und das
Wesen der pathologisch-anatomischen Diagnose ersichtlich gemacht wurde. Uebrigens
blieb diese Meisterarbeit ausser der oben citirten Dissertation die einzige grössere
literarische Leistung K.'s, der mehr durch das lebendige Wort und die schaffende
That als durch die Schrift wirkte. Nach seinem Austritt aus der pathologisch-
anatomischen Anstalt war K. 3 Jahre lang als Primararzt des Filialspitals der
Barmherzigen Schwestern in der Leopoldstadt thätig, bis er im Herbst 1843 znm
Professor der Staatsarzneikunde und gerichtlichen Medicin ernannt wurde. In
dieser Eigenschaft wirkte er etwa 4 Jahre lang. Mit der Herausgabe eines
umfassenden Lehrbuches seiner Wissenschaft beschäftigt, ereilte ihn der Tod in
Folge einer durch eine zufällige Fingerverletzung bei einer Section veranlassten
chronischen Pyämie am 13. März 1847.
Neuer Nekrolog der Deatschen. Jahrg. 25, 1847, I, pag. 205. — v. Wurabach
XII, pag. 352. — Prager Vierteljahrschr. f. d. ges. Heilk. 5. Jahrg., 1848, Bd. II, pag. 162.
Pagel.
*Eollinann, Julius K., zu Holzheim (bei Dillingen a. D., Regbz. Schwaben)
am 24. Februar 1834 geboren , hatte in München resp. Berlin JOH. Müllbb,
Th. L. W. Bischoff, Virchow, v. Hessling, v. Voit vorzugsweise zu Lehrern,
begab sich auf Reisen nach London und Paris und wurde 1859 promovirt. 1862
habilitirte er sich als Docent in München, wurde dort 1870 Extraordinariu«« und
1878 als Ordinarius für Anatomie nach Basel berufen. Schriften: „Studien über
die Entwicklung der Zähne'' — „Studien über die Entwicklung der Binde-
Substanz, besonders bei den Wirbellosen {Mollusken)*" — ^Anatomie der
KOLLMANN. — KOPF. 529
Mollusken'' — „Cramologücke Untersuchungen über die europäischen Varie-
täten des Menschengeschlechts*', Wem ich
*Eooyker, Hendrik Albertus E. , ist am 8. Mai 1832 in Amsterdam
geboren, studirte an der militArärztiicben Schule in Utrecht unter van Hassklt
und Fles und wurde 1864 zum Militärarzt ernannt. Als solcher in Leyden
wirksam , promovirte er daselbst 1861 zum Dr. med. mit einer Diss. : „Beschry-
ving van gierstuitslag - koorts in het algemeen en mededeeling der zieJUe-
geschiedenis van eenen daaraan door den schryver behandelden lyder,** Als
1860 die militärärztliche Schule von Utrecht nach Amsterdam abersiedelt wurde,
war K. als Lehrer daran wirksam, bis er 1873 als Professor der speciellen Patho-
logie und Therapie nach Groningen berufen wurde, wo er noch heute in Thätigkeit
ist. £r schrieb u. A. eine sehr interessante Abhandlung : ^ Waamemingen
hetreßende de temperatuur by cholera asiatioa^ (Nederl. Tydschr. y. Geneesk.,
11567) und: „JEenige opmerkingen nctar aanleiding van Parrois Bruit de souffle
cardtaque symptomatique de l'asystolie*' (Ebenda 1868). C. E. Daniels.
*Kopemicki, Isidor K., geboren am 16. April 1825 in Czyzöwka in
der Ukraine, studirte in Eijew (1844 — 49) Medicin; da er als Student ein
Regierungs-Stipendiam erhielt, war er gezwungen, in den Militärdienst zu treten,
verblieb in demselben bis 1857 und war während des Orientkrieges als Chirurg
in den Feldlazarethen tou Olteuica, Silistria, Inkerman und Sebastopol tbätig.
1857 wurde er Prosector in Kijew und verblieb in dieser Stellung sechs Jahre
hindurch. Während der polnischen Insurrection von 1863 war er als Feldarzt thätig
und musste in Folge dessen nach dem Auslande flüchten; er begab sich zuerst
nach Paris, wo er eifrig anthropologische Studien trieb, reiste im Juli 1864 nach
Serbien mit der Absicht, sich dort als Arzt niederzulassen, doch schon nach vier
Monaten siedelte er nach Bukarest Aber, wo ihm die rumänische Regierung den
Auftrag gab, ein anatomisches Museum während sechs Jahre vollständig einzurichten.
Von 1865 — 71 war er eifrig bemüht, diesem Auftrage nachzukommen, zog im
Sommer 1871 nach Erakau und wurde daselbst 1878 Docent fQr Anthropologie,
welchem Studium er sich schon seit vielen Jahren mit Erfolg hingiebt. Seine
Arbeiten finden sich in den Publicationen der Krakauer Akademie der Wissen-
schaften , im Zbiör wiadomosci do antropologii krajow^j , in den Bulletins de la
Soci6t6 d*anthrop. de Paris, in der Revue d'anthropologie, sowie in den englischen
Zeitschriften: Anthropological Review, Journal of the Anthropological Society und
Journal of the Anthrop. Institute of Great Britain and Ireland; in deutscher
Sprache veröffentlichte er nur eine Abhandlung „ üeber den Bau des Zigeuner-
Schädels" (Archiv für Anthrop., Bd. V, m. 4 Taff.) ^ & p
Kopp, Johann Heinrich K., zu Hanau, war daselbst am 17. September
1777 geboren, studirte seit 1797 in Rinteln, Marburg und Jena, wo er 1800
mit der „Diss. sistens tentamen de causis combustionis spontaneae in corpore
humano factae" promovirte, besuchte dann noch Bamberg und Wttrzburg,
praktioirte 1801 ein halbes Jahr lang in Rödelheim bei Frankfurt a. M. und Hess
sich noch in demselben Jahre in seiner Vaterstadt nieder, wo er 1802 adjungirter
Landphysicus des Amtes Schwarzenfels und 1807 Professor der Chemie, Physik und
Naturgeschichte am Lyceum (Athenaeum) wurde. 1813 wurde er zum Medicinal-
rath, 1814 zum Mitgliede der medicinischen Deputation und Arzt des Hospitals
in der Altstadt, 1815 zum Hofrath und 1816 zum Garnisons-, Waisenhaus- und
Stadtimpfarzt ernannt. 1824 wurde er zum Geh. Ober-Medieinalrath und Jjcibarzt
des Kurfürsten von Hessen ernannt und lebte in Hanau, schriftstellerisch wie
praktisch yielbeschäftigt , bis zu seinem am 28. November 1858 erfolgten Tode.
K.'s schriftstellerische Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf gerichtliche Medicin
und Staatsarzneikunde , doch hat er auch auf anderen Gebieten der Medicin einige
bemerkenswerthe Arbeiten geliefert. Die Titel einiger seiner zahlreichen Schriften
Biof^r. Lexikon. III. 34
530 KOPP. — KORANYI.
und Abhandlungen sind : „ Versuch einer Darstellung des gelben Fiebers u. s. w.*
(Frankfurt a. M. 1805) — ^Medicinische Topographie der Stadt Hanau"
(Ebenda 1807) — ,, üeber körperliche Verletzungen, insoweit sie dcts Verbrechen
der Tödtung bilden^ (Ebenda 1812) — „Aerztliche Bemerkungen, veranlasst
durch eine Heise in Deutschland und Frankreich im Frühjahr und Sammer
1824** (Ebenda 1825) — „Denktcürdigkeiten in der ärztlichen Praxis^ (4 Bde.,
Ebenda 1830 — 1845) — „Jahrbuch der Staatsarzneikunde" (11 Jahrgänge^
1808-1820) — „Darstellung der wichtigsten Beobachtungen über die Selbst-
verbrennung des menschlichen Körpers u, s. w." (Piepbnbring's Arehiv ftr
Pharmacie, 1804, Bd. III) — „ Ueber die Fintheilung der Wunden in Hinsicht
ihrer Tödtlichkeä" (Horn's Archiv f. med. Erf., 1804) ; femer eine Anzahl von
Aufsätzen in dem Jahrbuch für Staatsarzneikunde (1808 — 15), darunter: „üeber-
sicht der neueren Fortschritte, Veränderungen und Entdeckungen in der Staats-
arzneikunde, sowie überhaupt alles dessen^ was für diese Wissenschaften im
Jahre 1807 geschehen ist" (Jahrg. 2 — 9) — „Prüfung der zur Wiederbelebung
Scheintodter bestimmten bekanntesten Vorrichtungen etc," (Jahrg. 3, 1810) —
„Die Gesetze im Code Napoldon, welche mit der Staatsarzneikunde, besonders
mit der gerichtlichen Medicin, in Verbindung stehen" (Ebenda) — „Agende
bei Bearbeitung medicinischer Topographieen" (Jahrg. 4, 1811) — n^^^ Milz-
brand und Carbunkel beim Menschen als Gegenstand der Gesundheitspolizei^
(Jahrg. 5, 1812) — „Die französische Medicin alverfassung*' fJahrg. 6, 1813) —
„Beitrag zur Lehre von der Priorität des Todes" (Jahrg. 7, 1814) — „Eine
die Lungenprobe betreffende Beobachtung" (Jahrg. 9, 1816) — „Beobachtungen
über den ansteckenden Typhus, welcher im Jahre 1813 — 14 in Hanau epi-
demisch war" (HüFELANd's Journal, 1814, Bd. XXXVIII); ferner: „Ueber den
herrschenden ansteckenden Typhus" (Med.-chir. Ztg. 1814, Bd. I) u. s. w. Auch
zahlreiche mineralogische und andere naturwissenschaftliche Aufsätze hat K. ge-
schrieben. In den letzten Jahren seines Lebens neigte er sich den Grundsätzen
der Homöopathie zu.
A. Hirsch in Allgom. Deutsch. Biogr. XVI, pag. 682. — Callisen, X, pag. 333
bis 340; XXIX, pag. 317— 320. Pagel.
Koppenstaetter, Joseph K., zu Mttnohen, kgl. bayerischer BataiUons-
arzt, gab über die von ihm gemachten Erfindungen folgende Schriften heraus:
,, Anleitung zur Anwendung einer verbesserten Maschine für alle Arten Bein-
brüche" (Augsburg 1822, m. 1 Kpf. ; 2. Aufl. u. d. T. : „Beschreibung einer
neu erfundenen Maschine u. s. w," 1825; 3. Aufl.: „Beschreibung und Ab
bildung neuer Maschinen und Verbände für Bein- und besonders fdr com-
plidrte Röhrenknochenbrüche; u. s. w." Wien 1833, m. 1 Taf.) — „NiUzlicke
Erfindung eines Dampf- und Wasser-Heitz-ApparcUs ; . . . JSin zuverlässiges
Heilmittel gegen die orientalische Cholera, u. s. w. (München 1831, m. 7 Taff.) —
„Anleitung zu Rettungsversuchen bei Sckeintodten, Verunglückten . . . .; nebst
Beschreibung eines Rettungs- Etuis , Transportwagens und einer Badevorridk'
tung U.S. w." (Ibid. 1831, m. 2 Tafl\.) — y, Beschreibung eines einfachen, tooU-
feilen und tragbaren Sanitätsofens" (v. Graefe's und V. Walthkr's Journal,
1832) u. 8. w.
Callisen, IX, pag. 341; XXIX, pag. 321. G.
* Koränyi, Friedrichvon K., geboren am 20. December 1828 ia Nagy-
Eällö in Ungarn, studirte in Budapest, promovirte 1851, ward Zögling des
Operations-Institutes in Wien bei Prof. Schuh, prakticirte von 1853 — 1865 in
Nagy-Källö, wurde 1865 Docent für Nervenpathologie, 1866 Professor der mneren
Klinik an der Budapester Universität , in neuerer Zeit Mitglied der k. ungarischen
Akademie der Wissenschaften und zweiter Präsident des Sanitätsrathes. Er schrieb
in ungarischer Sprache in das Orvosi hetilap über Lungenemphysem, Darmkrebs.,
Echinococcus hepatis, eine preisgekrönte Arbeit über Himsyphilis^ ausserdem Vor^
KOEANYI. — KOREN. 531
träge Aber Cholera asiatioa. In deutscher Sprache erschien: „Ueber Milzbrand
und Rotzkrankheü*' (Pitha und Billboth's Handbuch der allgem. und speciellea
Chirurgie) und: „Die Lungenkrankheiten*' in EuLE>fBüRG*s Real-Encyklopädie.
6. Schenthaaer.
*Korczy/i8ld, Eduard Johannes Sas E., geboren am 5. October 1844
in Dobromil, studirte in ßrakau (1862 — 67) Medicin, wurde 1868 zum Doctor
der Medicin und 1869 zum Doetor der Chirurgie promovirt, wurde 1869 Gilewski's
Assistent, 1871 Primarius am St. Lazarushospital und Landesgeriohtsarzt zu
Krakau. In den Jahren 1872 und 1874 machte er längere Studienreisen, welche
ihn nach Wien, Manchen, Zürich, Basel, Freiburg, Heidelberg, Strassburg und
Prag fährten; nach Gilewski's Tode wurde er im December 1874 Professor der
«peciellen Pathologie und Therapie, sowie Director der therapeutischen Klinik in
Krakau, in welcher Stellung er sich noch jetzt befindet. Im März 1875 stiftete er
«ine Oesfllschaft zur Herausgabe medicinischer Werke in polnischer Sprache und
ist deren Vorsitzender. Seine zahlreichen Arbeiten finden sich in Przegl^d lekarski;
Oazeta lekarska, Medycyna und Wiener med. Wochenschrift; ausserdem giebt er
«eit 1875 unter dem Titel: „Z kliniki lekarakidj prof. Korczynskiego'^ zwangs-
lose Hefte heraus, deren bis jetzt 11 erschienen sind und welche theils seine
eigenen, theils seiner Schüler Arbeiten enthalten. yl. & p.
Kordenbuscll von Buschenan, GeorgFriedrich K., am 15. August
1731 zu Prinzersdorf als Sohn eines Pastors geboren, studirte in Altdorf Medicin,
wo er auch 1758 das Doctorat derselben erhielt. Er bildete sich dann in Strass-
burg, Leyden und Utrecht weiter in der Anatomie und Chirurgie aus und wurde
1755 Pbysicus in Nürnberg. 1769 übernahm er neben seiner ärztlichen Praxis
am Egidianischen Auditorium den Lehrstuhl der Mathematik und Physik. Im selben
Jahre war er Mitglied der kaiserlichen Akademie der Naturforscher geworden.
1790 wurde er in den Adelstand erhoben und am 18. August 1796 auf Befehl
des französischen Generals Jourdan mit mehreren Nürnberger Patriciern und
Kaufleuten nach Frankreich als Geissei abgeführt. Er kam am 29. Juli 1797
wieder nach Nürnberg zurück, wo er am 3. April 1802 starb. Er beschäftigte
flieh vorwiegend mit Mathematik und Physik, auf die er auch seine schriftstellerische
Thätigkeit richtete. Der Medicin gehören von seinen zahlreichen Schriften nur
Äwei an: „De polyposiae noxis^ (Diss. inaug., Altdorf 1753, 4.) — „Tabulae
osteologicae ah ilL D, Trew inceptae" (lateinisch und deutsch, Fol.).
Mensel, IV, pag. 230. — Baader, Bd. II, Thl. 1, pag. 136. ij, o •*
f . o 6 1 1 Z.
Eoreff, Johann Ferdinand K., zu Paris, war am 1. Februar 1783
in Breslau geboren, wurde 1803 in Heidelberg Doctor, prakticirte 1807 zu Paris,
wurde, als Prot6g6 des Staatskanzlers Fürsten von Hardenberg, 1816 zum
Prof. ord. in der Berliner med. Facultät ernannt, las über Physiologie, schied
1822 aus jener aus, nachdem er früher zum Geh. Ober-Medicinalrath ernannt
worden war und lebte von da an bis zu seinem Lebensende in Paris, wo er als
Arzt und liebenswürdiger Gesellschafter geschätzt war. Von seinen literarischen
Arbeiten fllhren wir an: „De regionibus Italiae aere pernicioso contaminatia
observationum P. 1^ (Berlin 1817, 4.; deutsch in RüSt's Magazin, 1821) —
„Affection de la moelle dpini^re; suivie de quelques observationa" (Magendie,
Journ. de physiol. expör., 1824) und einige Aufsätze theils in deutschen Journalen
(RüSt's Magazin, 1820), theils in frauzösischen (Journ. complöm. du Dict. des sc.
m^., 1824); ausserdem hat er auch noch andere, nicht medicinische Schriften,
lyrische Gedichte, Schauspiele u. s. w. herausgegeben. Er starb am 15. Mai 1851.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, II, pag. 1235. — CalliseD, X,
pag. 342; XXIX, pag. 3^2. G
* Koren, August Laurentius A., zu Christiania, ist zu Selö in Nor-
wegen am 8. Februar 1833 geboren, fungirte nach seinen Studien in Christiania
34*
532 KOREN. — KOBTUM.
als Militärarzt and Hess sich 1861 in Drontheim nieder, wurde 1867 Districtsarzt
in Nordfjordeidet , 1873 zum Compagniearzt und 1878 zum Corpsarzt ernannt.
1H74 — 75 machte er eine wissenschaftliche Reise nach dem Continent. £r schrieb
im Norsk Mag. f. Laegevid. (2. R. XXIII; 3. R. II, V): „Defectua tUeri'' —
ffNogle Optegnelser fra en UdenlandareUe*^ (Ebenda, IX-XII): „Meddeltlser
orn Skarlagenafeber" (auch gesammelt herausgegeben, Ohristiania lb84), in den
Forhandl. ved de skandinav. Naturforskeres 11. Moede i Kjöbenhavn 1873 (Kopen-
hagen 1874): „Om Tyfussm'tten** ,
Kiaer, pag. 248, 496. Kiaer.
Eormann, Ernst K., geboren am 18. März 1842 zu Leipzig, besuchte von
1860 ab die Universität zu Leipzig und erwarb sich 1864 die medicinische Doctor-
würde durch Vertheidigung seiner Diss. : „ lieber die Uterusruptureu in forensischer
Beziehung", Er war hierauf Assistent an der geburtshilflichen Poliklinik, habi-
litirte sich 1867 als Docent für Gynäkologie und Pädiatrik an der Universität
und war als praktischer Arzt , namentlich in den genannten Fächern , von 1868
bis 1876 in Leipzig, von da ab aber, mit Ausnahme eines einjährigen Aufent-
haltes in Dresden, als solcher in Coburg thätig, woselbst er am 6. September
1884 in Folge eines Schlaganfalles verstorben ist. K. hat ausser zahlreichen
Journal- Artikeln vielfache Referate und Uebersichten (über Kinderernährung,
Diphtherie-Behandlung, Orthopädie, Mammakrebs) in Schmidt's Jahrbüchern ver-
fasst. Von selbständigen Schriften sind zu erwähnen : ;, Gompendium der Kinder-
krankheiten" (Leipzig 1873) — „Gompendium der Orthopädit" (Ebenda 1874)
— „Das Buch von der gesandten und kranken Frau in den ersten Stadien
des ehelichen Lehens" (Erlangen 1877; 2. Aufl. 1883) — „Lehrbuch der
Geburtshilfe für Aerzte und Studirende" (Tübingen 1884) — ;, Ueber Inßuenza^
(in Gkrhardt's Handbuch der Kinderkrankheiten, 1883). Winter
Eortuem, August «Karl Friedrich Ludwig K. , zu Doberan in
Mecklenburg, war am 13. October 1810 zu Penzlin geboren, wurde 1831 in
Würzburg Doctor, war Arzt in Waren von 1832 — 48, seit 1846 als Medicinal-
rath, gab daselbst: „Studien zur Heilkunst" (Waren 1846) heraus, siedelte 1^48
nach Rostock über, wurde in demselben Jahre zum grossherzogl. Badearzt beim
Doberaner Seebade ernannt, habilitirte sich 1849 in Rostock als Privatdocent mit
der Habilitationsschrift: „Von der Gholera" und schrieb weiter noch: „Ueber
Diabetes mellitus" (Casper's Wochenschr., 1860) und, nachdem er I8ö3 nach
Doberan selbst übergesiedelt war: „Die Lebenskraft. Ein Beitrag zur medici-
nischen Biologie" (Berlin 1856) — „Das Doberaner Seebad, der heilige Damm,
seine Gurmittel und ihre Verwendung" (Rostock 1856) — „Fliegende Blätter vom
heiligen Damm" (2. Heft 1864, 65, Separ.-Abdr. aus Betz' Memorabilien) —
„Das Seebad und die Seebadecur" (Rostock 1865) — „Das System der Medicin"
(Berlin 1868).
Blanck, pag. 165. 6.
Kortum, Karl Arnold K., bekannt als Dichter und Sohriflsteller,
speciell als Verfasser der „Jobsiade^, war am 5. Juli 1745 als Sohn eines Apo-
thekers in Mühlheim a. d. Ruhr geboren, bezog 1763 die Universität Duisburg,
promovirte nach 3 Jahren^ Hess sich dann als Arzt in seiner Vaterstadt nieder,
siedelte aber bereits 1770 nach Bochum über, wo er länger als ein halbes Jahr-
hundert, seit 1793 als Bergarzt, schriftstellerisch wie praktisch thätig gewesen ist.
1816 wurde er kgl. Hofrath, 1820 feierte er sein öOjähriges Doctor> Jubiläum
und starb am 15. August 1824. Seine medicinischen Schriften sind zum grösseren
Tbeil populär geschrieben. Die Zahl derselben ist sehr gross. Die wichtigsten
sind: „Anweisung ^ wie man sich gegen ansteckende Krankheiten verwahren
könne, für solche, die nicht selbst Aerzte sind" (Wesel und Leipzig 1776) —
„G. A, Kortum^s vertheidigte Alchymie" (Duisburg 1789) — n^i^ paar
ROBTUM. -* KOBZENIOWSKI. 533
Warte über Alchymie** (Ebenda 1791) — »Von den vornehmsten Mitteln zur
Erreichung eines hohen Alters" — „ Vom diätetischen Nutzen der Salate*^ —
,, Von den besten Getränken in Krankheiten" — „ Vom Urin als ein Zeichen
in Krankheiten und von den Kunstgriffen der Hamärzte" (alle diese Schriften
sind in Duisburg in den Jahren 1769 — 1794 erschienen) — „Ueber Schlafreden,
Nachtwandeln, Hellsehen, Magnetismus und Alp" (1819); femer verfasste er
ein botanisches Werk und zahlreiche andere populäre Schriften über Bienenzucht
u. s. w. Besondere Erwfthuung verdient seine Schrift: „Skizze einer Zeit- und
LüercUurgeschichte der Arzneikunst von ihrem Ursprünge an bis zum Anfange
des 19, Jahrhunderts, für Aerzte und Nichtärzte" (Unna 1809; wohlfeile Aus-
gabe 1819).
Elwert, I, pag. 300. — Neaer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 2, 1824, II,
pag. 632. — Biogr. m6i. Y, pag. 450. — Dict hist. III, pag. 345. — AUgem. Deutsch.
Biogr. XVI. Pgl
Eortnm, Karl Georg Theodor K., zu Stolberg bei Aachen, war
als Sohn eines Apothekers in Dortmund am 29. Mai 1765 geboren, studirte in
Göttingen und promovirte daselbst 1785, Hess sich dann in seiner Vaterstad^
nieder und siedelte, nachdem er daselbst etwa 5 Jahre lang prakticirt hatte,
nach Stolberg bei Aachen über, wo er 1790 das Physicat übernahm. 1835
feierte er sein 50jilhriges Doctor- Jubiläum. Er starb am 9. Februar 1847. Von
seinen zahlreichen Schriften sind die wichtigsten: „Commentarius de tntio scro-
fuloso indeque pendentibus morbts secundariis" (preisgekrönt von der kgl. Gesell-
schaft der Aerzte zu Paris, 2 Thle., Lemgo 1789 — 90; deutsch u. d. T. : „Ab-
handlung von den Sero fein" , 2 Bde., 1793) — „Medicinisch-pr aktische Bibliothek
für Aerzte und Wundärzte" (Münster und Hamm 1789 — 91, 3 Bde., gemein-
schaftlich mit J. E. Schäffee) — „Medicinisch-chirurgisches Handbuch der
Augenkrankheiten" (2 Bde., Lemgo 1791 — 94) — „Jo, Kaempfii M, D,
Enchiridion medicum passim emendat. et auct." (Frankfurt a. M. 1792) —
^Beiträge zur praktischen Arzneiunssenschaft" (Göttingen 1796) — „Voll-
ständig physikalisch-medicinische Abhandlung über die warmen Mineralquellen
und Bäder in Aachen und Burtscheid" (Dortmund 1798; 1818) und zahlreiche
Journal-Aufsätze in Hüfeland's Jonmal (1797—1826).
Elwert, I, pag. 311. — Biogr. m6d. V, pag. 451. — Dict. hist. III, pag 346- —
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 25, 1847, I, pag. 129. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsch. Biogr. Bd. XVI, pag. 730. — Callisen, X, pag. 346—351; XXIX. pag. 323— ;^2I.
Pagel.
Korzeniewski , Josef K., geboren am 19. März 1806 in der Gegend
von Slnck , studirte in Wilna zuerst Naturwissenschaften , dann Medicin , erhielt
1827 den Grad eines Arztes I. Cl. und wurde Prosector-Ädjunct ; 1829 wurde er
nach Vertheidigung der DisR. : „Conspectvs vosologicus exanthematvm** zum Doctor
promovirt. Während der Choleraepidemie 1831 war er in Brzesc und Witebsk
thätig, wurde 1832 in Wilna Professor- Adjunct und trug über Fracturen, Luxa-
tionen und Verbandlehre vor, wurde 1837 ausserordentlicher und 1840 ordent-
licher Professor und Director der chirurgischen Klinik ; in dieser Stellung verblieb
er nur bis 1841; er starb in Wilna am 21. Mai 1870. Ausser Journalartikeln
in polnischer Sprache gab er noch lateinisch heraus: „Desmurgia" (Wilna 1837,
m. ll'Taf.) und „De ossibfis fr actis tractaJbus in discentium usum" (Ebenda
1837, m. 21 Taf.). K. & P.
Korzeniewski, HippolytK., geboren 1827 in Krzemieniec, studirte in
Charkow und Petersburg (1850) Medicin, kam 1851 nach Warschau, wo er
anfänglich im evangelischen Krankenhause, dann im Hospitale zum Kindlein Jesus
die chirurgische Abtheilung flbemahm, lehrte 1858 als Docent descriptive Anatomie
wurde 1859 Adjunct an der chirurgischen Klinik, trug Verbandlehre vor und
hielt 1861 Vorlesungen Über Akiurgie und topographische Anatomie. 1868
ordentlicher Professor und Director der chirurgischen Klinik, wurde er 1871 nach
1
534 EOBZENIOWSEI. — KOSMINSEI.
Petersburg berufen und nahm an der dortigen medicinisch- chirurgischen Akademie
den Lehrstuhl der Chirurgie ein, liess sich 1878 pensioniren und kehrte wieder
nach Warschau zurück. Während des russisch-türkischen Krieges (1877 — 78) war
er Chef des Sanitätswesens bei der Armee des OrossfQrsten Thronfolgers und
atarb 1879 in Petersburg. K. besass eine staunenswerthe Geschicklichkeit im
Operiren, that sich als Lehrer nicht hervor und hat auch als Sifhriftsteller nichts
Bedeutenderes geleistet; seine Arbeiten finden sich meist in Tygodnik lekarski^
Klinika und Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego. K & P.
''^ Eosclakiewicz , Anton K., geboren am 23. Mai 1809 bei Biala in
Podlachien, trat 1830 als junger Student der Medicin in Warschau in die Reiben
der polnischen Armee; im Januar 1831 ei&em Linien - Infanterie - Regiment ein-
Ycrleibt, avancirte er auf dem Schlachtfelde zum Unter-Lieutenant und wnrde
dann Bataillons- Adjutant; nach dem unglücklichen Ausgange der polnischen
Revolution emigrirte er nach Frankreich, wo er 1832 in Montpellier seine
medicinischen Studien wieder aufnahm und daselbst 1836 mit der These: „Essai
sur V hypochondrie^ promovirt wurde. Seit 1840 lebt er als praktischer Arzt
in Rive-de-6ier (Loire), war 1848 Hauptmann der Nationalgarde und im deutsch-
französischen Kriege (1870 — 71) Chinirgien-major. Von seinen Schriften seien
hier genannt : „ Mimoire pratique sur les affectiona typhoides** (Paris 1842) —
„Memoire pratique sur les accouchements artificielles" (Lyon 1845) — „Obser-
vaciones de cirujia practica" (Madrid 1846) — ,fM4moire pratique sur la
pleuro'peripneumonie aigue** (Paris 1848) — „Mdmoires sur les dpiddmies de
a variole et de la varioloide de 1861 et 1871" (Saint-£tienne 1872).
K. & P.
*Kosinski, Julian K. , geboren in Iwoniszki am 16. November 1833,
studirte in Petersburg (bis 1858) und wurde Arzt am Ujazdow'schen Militärhospital
in Warschau, 1862 Prosector, 1869 ausserordentlicher und 1877 ordentlicher
Professor der Chirurgie und Director der chirurgischen Klinik in Warschau. In
den Jahren 1866 — 68 unternahm er eine Studienreise nach Deutschland und
Frankreich, während welcher er sich ausschliesslich der Chirurgie widmete. Als
Schriftsteller ist K. bis jetzt sehr wenig thätig gewesen, seine casuistischen Mit-
theilungen finden sich in den Journalen : Klinika , Gazeta lekarska , Medycyna,
Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego, Wiener med. Wochenschrift und Centralblatt
für Chirurgie. K. & P.
Eosminskl, Stanislaus K., geboren am 22. Mai 1887 zu Warschau,
studirte er in Moskau von 1856 — 1861 Medicin, daneben auch noch Geschichte
und Philologie, begann seine ärztliche Praxis in Warschau, bereiste 1862 als
Leibarzt einer angesehenen lithauischen Familie Deutschland und Frankreich, trat
jedoch beim Ausbruche des polnischen Aufstandes 1863 als Feldarzt in die Reihen
seiner Landsleute. 1864 liess er sich in Zakroczym nieder, wo er Kreisarzt wurde,
siedelte aber schon im folgenden Jahre nach Warschau über und wurde in der
Augenklinik Prof. Szokalski*s Assistent; 1867 und 1868 studirte er in Berlin
unter v. Graefe's Leitung mit Eifer Augenheilkunde. Nach Warschan znrfick-
gekehrt, wurde er Augenarzt am Kinderhospital, am Waisenhause, sowie noch an
zwei anderen philanthropischen Privatanstalten, war von 1871 — 83 Bibliothekar
der Warschauer ärztlichen Gesellschaft und erwarb sich um die Bibliothek der-
selben die grössten Verdienste, indem er sie von etwa 6000 Nummern durch
seine Bemtihungen und seine persönliche Opferwilligkeit bis zu 11.000 Nummeni
vermehrte. Er starb am 14. September 1883. — K. war einer der gebildetsten
polnischen Aerzte, ein gründlicher Kenner der Literatur und Geschichte der
Medicin ; ausser seiner Muttersprache sprach er geläufig russisch, deutsch, französisch
und italienisch u. s. w. Trotzdem er als gesuchter Arzt sehr viel beschäftigt war,
fand er doch noch immer Zeit genug, um sich seinen Privatstudien zu widmen, deren
i
KOäMlNSKI. — KOSTER. 53^
bedeutendstes Ergebniss der „Slovmtk lekarzöw pohhtch*^ (Warschau 1883 — 86)
ist. In diesem biographisch-bibliographischen Lexikon hat er mit unendlichem Fleisse
ein unschätzbares Material für die Geschichte der Medicin in Polen gesammelt,
und zwar ganz allein, ohne Mitarbeiter ; es findet sich darin die gesammte polnische
medieinische Literatur verzeichnet, er Hess es sich angelegen sein, auch den
kleinsten Joumalartikel nicht zu übergehen. Als das Werk zur Hälfte gedruckt
war, raffte ein zu früher Tod den Verfasser dahin ; doch wurde das Ton ihm binter-
lassene reiche Material geordnet, ergänzt und unter J. Pjsszkes' Redaction heraus-
gegeben. Ein zweites, ebenfalls mühsames Werk gab E. 1877 heraus, nämlich:
„ Wykaz rzeczy zawartych w 72 tomach Pami^mka Towarzystwa lekarskiego
toarszawakiego^ ; es ist dies ein systematisches und kritisches Verzeichniss sämmt-
licher in den 72 bis 1876 erschienenen Bänden der Denkwürdigkeiten der
Warschauer ärztlichen Gesellschaft enthaltenen Arbeiteo. In seinen letzten Lebens-
jahren sammelte K. eifrig Materialien zu einer Geschichte der Medicin in Polen,
welche er nach Vollendung des „Slownik^ herauszugeben gesonnen war, sowie zur
Geschichte der medicinischen Facultät der Akademie von Zamosc. Seine kleineren
Arbeiten aus dem Gebiete der Augenheilkunde finden sich im Pami^tnik Towar-
zystwa lekarskiego und in der Wochenschrift Medycyna, ausserdem übersetzte er
in's Polnische W. Zehender's Schrift über Anomalien der Accommodation und
Refraction (Warschau 1867), sowie E. Meyeb's „Traitd pratique des maladiea
des yeux" (Ebenda J875). j p
"^Kessel, Albrecht K. , am 16. September 1853 zu Rostock geboren,
studirte daselbst und in Strassburg, wo er speciell Schüler Hoppk-Seyler's war.
1878 promovirt, Hess er sich als Assistent des physiologisch-ebemiscben Laboratoriums
dort nieder, habilitirte sich 1881 und wurde 1883 — an Stelle von E. Bau-
mann — an die entsprechcLde Abtheilung des physiologischen Laboratoriums zu
Berlin berufen. Seine Arbeiten sind ausschliesslich physiologisch-chemischen Inhalts
und finden sich in den bezüglichen Zeitschriften. Wem ich
Eostecki, Franz K., 1768 zu Tyrawa Woloska bei Sanok geboren,
studirte seit 1772 in Krakau Mathematik, ging 1779 zur Medicin über und wurde
1788 Doctor. 1789 zum Stellvertreter eines Professors der Chirurgie und Geburts-
hilfe , sowie zum Physicus am St. Lazarushospital zu Krakau ernannt ,. erhielt er
in demselben Jahre noch die Direction dieses Hospitals, wurde 1791 Prof. ord.,
liess sich 1803 pensioniren, übernahm jedoch 1809 auf des Fürsten Josef
Poniatowski*8 Veranlassung von Neuem den Lehrstuhl der speciellen Pathologie
und Therapie, sowie die Leitung der Klinik und war eines der rührigsten Mitglieder
des Comit6s, welchem die Reorganisation der Krakauer Hochschule überwiesen
wurde. 1826 — 30 Assessor bei der General-Direction des Unterrichtsweseus der
freien Stadt Krakau und 1830 bis 1833 Mitglied des grossen üniversitätsrathes,
starb er hochbetagt am 13. Mai 1844, nachdem er 1838 sein öOjähriges Doctor-
Jobiläum gefeiert hatte. K & P
* Koster, Willem K., ist am 24. October 1834 in Boskoop geboren,
studirte an der klinischen Schule in Rotterdam und in Leyden, wo er 1859 zum
Dr. med. promovirte. Bald darauf wurde er zum 2. Prosector und später als
Prosector am anatomischen Institute in Leyden ernannt und 1862 als Prof. der
pathologischen Anatomie nach Utrecht berufen, welches Amt er jedoch bald mit
der Professur der beschreibenden Anatomie vertauschte. Ausser einer grossen
Anzahl sehr geschätzter Zeitschrift- Artikel , Referate und Broschüren schrieb er
hauptsächlich: „Einwanderung der Leucocyten in die Intima der Arterien hei
Endocarditis"* (1874) — „Genetische Deutung der Fing er Streckmuskeln" (1879)
— „ Verkalkung der Nierenpyramide*' (1872) — „Das Epithelium des mensch-
lichen Ovariums" (1873) — „Affen- und Menschenhand** (1880) — „Das
mibogengelenk^ (1883). C. E. Daniels.
\
536 KOTELNIZKY. — KOVACS.
Eotelnlzky, Basiliaa K. , Professor der Pharmacie, wurde 1770 in
Moskau geboren, studirte Medioin von 1789 — 1804, wurde daselbst zum Dr. med.
promovirt („Dias, de corporum combustfone vitae animalütm analoga^) und
sofort zum Adjuncten, 1810 zum ausserordentlichen und in demselben Jahre zum
ordentlichen Professor der Pharmacie an der Universität, dann zum SecretSr der
med.chirurg. Akademie ernannt. E. docirte medlo. Chemie, Phannakologle, Fhsa-
macie u. a. m. 1835 wurde er auf seine Bitte aus dem Dienste entlassen und
starb am 11. Januar 1844 in Moskau. Er verfasste eine „Rede" über den Ursprung
und die Erfolge in der allmäligen YervoUkommnung der Chemie (russisch) 1811, Aber-
setzte eine Abhandlung Dblaboche's über die Eigenschaften des Opiums (Moskau
1863) und gab den zweiten Band des Journals der medico-physikalischen Gresell-
sohaft heraus.
Richter, IIl, pag. 897. — Biogr. Lexikon der Professoren der Moskaner Univer-
sität. 1855, I, pag. 430—431. ^ Stieda
''' Eotowschtikoff, Nikolaus K., zu Kasan am 30. August 1846 geboren,
studirte in seiner Vaterstadt, wo er auch 1875 zur Promotion gelangte. Zuerst
als Landbezirksarzt, dann von 1872 als klinischer Assistent thfltig, habilitirte er
sich 1875 und docirt seit 1881 speciell medicinische Diagnostik an der Univer-
sität zu Kasan. Thcils in den „Arbeiten des physiologischen Laboratoriums",
theils im „Journal der Aerzte zu Kasan ^ veröffentlichte er eine Reihe von Unter-
suchungen, welche besonders den Puls, die Herz- und Athmungsgeräusche zum
Gegenstände haben. Monographisch erschienen : „ üeber die Percuasian der Brwt-
und Bauchorgane*' (Kasan 1880) — „ Ueber die Auscultation der Brust- und
Bauchor gane^ (Ebenda 1881) — „Lehrbuch der physikalischen Untersuchung»-
meihoden etc,*" (1883). ,Wernich.
Eottmann, Johann Baptist Karl K., Medicinal-Inspector und Sanitüts-
rath des Cantons Solothurn, Stadt- und Hospitalarzt daselbst, war in Schongao,
einem Dorfe im Canton Luzem, am 16. Juni 1776 geboren, studirte Philosophie
und Physik an den Universitäten Dillingen und Salzburg 1797 und Medicin seit
1797 in Ingolstadt und Jena, machte 1799 eine wissenschaftliche Reise nach Paris
und nach Wien, promovirte unterwegs in Altdorf zum Dr. med. , wohnte in Mai-
land der ersten Vaccination bei, kehrte nach Schongau zurück, begann dort 1801
die ärztliche Praxis, ging 1802 nach Baden im Aargau, wo er einen grossen Raf
gewann und folgte endlich um 1808 einem schon ein Jahr frtther an ihn
ergangenen Rufe als Cantons-Physicus nach Solothurn, wo er 43 Jahre lang
prakticirte und namentlich während mehrerer schwerer Epidemieen und allgemeiner
Calamitäten der Jahre 1813/14 und 1816 17 eine höchst aufopfernde und segens-
reiche Thätigkeit entfaltete. Er starb am 23. August 1851. Von seinen Schriften
sind zu nennen: „Organisation des Medicinalwesens des Cantons Solothurn'*
(Solothurn 1811) — „Denkschrift auf die Hungerjahre 1816 j 17** (Ebenda
1817) — ;, üd>er die warmen Bäder zu Baden im Aargau** (Aargau 1826 ;
2. Aufl. 1842) — n^^ Weissenstein, die Milch- und Molkencuren, auch Molken-
bäder auf dem Jura bei Solothurn** (Solothurn 1829) — „Geschichte des
Medicinalwesens im Canton Solothurn** (Ebenda 1829) — „Notizen aus dem
ärztlichen Tagebuche einer 40jährigen Praxis** (Ebenda 1842). Ausserdem
verfasste K. eine erhebliche Anzahl von Journal- Abhandlungen.
Neuer Nekrolog der Deutschen. 1851; Jahrg. 29, 11, pag. 1106. Pgl.
Eoväcs, Sebastian Andreas K. , zu Pest, war 1815 zu Garam-
Vez^keny im Borser Comitat geboren, erwarb 1841 in Pest die med. Doctorwflrde,
begab sich zu weiterer Ausbildung nach Wien, wo er Dr. chir. wurde, machte
eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland, Belgien, Frankreich, England, kam,
als Balassa von Wien nach Pest als Stahly's Nachfolger berufen wurde, mit
Demselben und wurde sein klinischer Assistent. 1848 wurde er zum klinischen
KOVACS. — KOZÜBOWSKI. 537
UniversiUts-Secretär , 1849 xom Primar-Chirurgen des Rochus-Spitais ernannt.
Er war durch Deeennien der gesuchteste und populärste Arzt in Pest, ja
im ganzen Lande und nach Balassa's Tode der hervorragendste Consiliarius
Ungarns. Dabei war er königl. ungar. Hofrath, Präses des Landes - Sanitäts-
rathes, Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften u. s. w. Er war
ein fleissiger Mitarbeiter des „Orvosi Tär^ und veröfTentlichte zusammen mit
BAiiASSA „Klinische Vorträge^ (ungarisch); auch erschien, aus „Orvosi hetilap^
besonders abgedruckt , von ihm eine „Denkrede auf weiland Dr. Franz Bene^'
(Pest 1858). Er starb am 17. Mai 1878 plötzlich, während eines Krankenbesuches,
in einem Hotel.
V. Wnrzbach, XIII, pag. 39. — Wiener Med. Wochenschr. 1878, pag. 578. g.
*EowaleW8ky, Nikolaus von K., geboren am 8. (20.) Mai 1840 zu
Kasan, bildete sich hierselbst, dann aber in Wien und Leipzig aus und war Schülei
OwsJANNiKOw's , Bruecke's, Ludwig's, Kolbb's. Zu Kasan 1865 promovirt,
wurde er bereits im gleichen Jahre in seine Stellung als Professor der Physiologie
berufen, die er noch inne hat. . Seine erste grössere Arbeit : „ Ueber die Epithelial-
Zellen der Milzvenen** erschien in ViRCHOW*s Archiv (1860); seine Dissertation :
jfStudten über die Lungenatkmung" erschien (1865) russisch; ihr schlössen sich
gleichsinnige weitere Experimente an (Ludwig's Arbeiten, 1866). Mit Adamuek
bearbeitete er den „Nervus depressor^^ (Centralbl. für die med. Wissensch.,
1868); später Mehreres ilber Dyspnoe. Später folgen Arbeiten über das Blut-
gefässsystem in der Leber, über Oalie, über die Speichelbildung in verschiedenen
russischen Sitzungs- Protokollen; „Ueber die Einioirkungen der künstlichen
Athmung auf den Druck im Aortensyatem" (Du Bois-Reymond*s Arohiv); mit
Nawbocky : „ Ueber die sensiblen Nerven der Muskeln*^ (Centralbl. für die
med. Wissensch. , 1877). K. giebt seit mehreren Jahren selbständige „Arbeiten
aus dem physiologischen Laboratorium in Kasan** heraus. Wem ich
Koyter, Volcher, s. Coitee, Bd. II, pag. 51.
Eozak , Johann SophronK. , 1 602 zu Homatzyowitz in Böhmen
geboren, besuchte zuerst die Prager Universität, war 1618 — 19 in Bremen, besuchte
von 1620 ab die Oxforder Universität, kehrte 1623 über Bremen nach Prag
zurück, ging wiederum nach England, dann später nach Holland, wo er 1625,
nachdem er eine Zeit lang Kriegsdienste genommen hatte, in Leyden das
Studium der Medicin begann, das er in Cagn in der Normadie fortsetzte. Hier
promovirte er 1629 zum Dr. med. Im folgenden Jahre als schwedischer Feldarzt
angestellt oahm er 1635 seinen Abschied, liess sich in Bremen als Arzt nieder
und war hier als solcher praktisch wie wissenschaftlich 49 Jahre lang, bis zu
seinem am 30. Januar 1685 erfolgten Tode, thätig. K. hat ausser verschiedenen
theologischen und philosophischen Schriften anch medicinische hinterlassen, die
übrigens zum grösseren Theil Mystisches und Hypothetisches im Sinne der Para-
celsistischen Lehren enthalten : „ Discursus phyaici quatuor, de rerum naturalium
principiis, etc.** (Bremen 1631) — „Avatomia vitalis microcosmi etc,** (Ebenda
1636) — „Fragmentum spagyriae de phlebotomia et fontanellis** (Ebenda
1655) — „Tractatus de sale ejusque in corpore humano resolutionibvs salu-
taribus et noxiis** (Frankfurt 1663) — „Tractatus de haemorrhagia , partt.
duae** (Ulm 1666).
Biogr. m6d. V, pag. 451. — Bremische Aerzte, pag. 99. Pgl.
Eozubowski, Anton K. , geboren am 11. August 1805 zu Brzostowa
in der Wojewodschaft Krakau, begann 1827 das Studium der Medicin in Warschau,
trat 1830 als Freiwilliger in die Armee, bezog nach dem unglticklichen Ausgange
der polnischen Revolution die Universität Krakau und ging dann nach München
und Würzburg, wo er 1833 mit der Diss. : „De ulceribus plicosis" Doctor wurde.
538 KOZÜBOWSKI. — KBACKOWIZEB.
Noch in demBelben Jahre wurde er Adjnnct an der Krakauer chirurgischen Klinik,
1835 Professor der Anatomie und Physiologie. 1848 trat er den physiologischen
Lehrstuhl an Josbf Majeb ab, lehrte 1854 — 61 vergleichende Anatomie, 1861 — 68
wieder descriptive Anatomie des Menschen und Hess sich 1868 pensioniren. Das
anatomische und zootomische Cabinet in Krakau verdanken ihm ihr Dasein, anch
gründete er als Emeritus in Krakau die Gesellschaft für Seidenproduction und
Bienenzucht, sowie den Verein fttr Obstgärtnerei und starb am 3. September
1880. Als medicinischer Schriftsteller leistete K. wenig; 1872 und 1877 veröffent-
lichte er in Krakau zwei populäre Schriften über Zucht und Pflege der Seiden-
raupen, sowie einige kleinere Schriften über Obstcultur und schrieb in deutscher
Sprache nur: „Ueber den männlichen Ajms cancriformis^ (Bonn 1857, Separat-
abdruck). ^ ^ P
Eraak , Johann K. , Professor der Geburtshilfe zu Stockholm , geboren
in Lund 1745, studirte an der Universität daselbst wie auch die Geburtshilfe bei
Prof. David Schultz in Stockholm, wurde 1778 in Lund promovirt und im selben
Jahre zum Professor der Geburtshilfe und Director der allgemeinen Entbindungs-
anstalt zu Stockholm ernannt, erhielt aber Kränklichkeit halber seinen Abschied
1781. Er hielt sich darauf bis 1786 in Deutschland auf und kam in diesem
Jahre zurück nach Schweden. Von Arbeiten aus seiner früheren Zeit sind an-
zuführen: „Handtok för bammorskor** (Stockholm 1782, m. Tabell.), sowie in
der Anfangs von ihm redigirten Zeitschrift: „Läkaren och Naturforskaren^ :
jyOm synchondrotomien" — ^Om elak verkan af hittermandels ätande" — „Om
Prof. Retzil naturalsamlmg^ — „Om lifmodems omstjelpning" , Er starb
in Schonen am 21. März 1810.
SacklSn,''!, pag. 711. Heden ins.
* Krabbe, Harald K. , ist den 13. März 1831 in Kopenhagen geboren,
studirte hier und später auch im Auslande, promovirte 1857, wirkte als Assistent
bei dem Professor Bendz an der königlichen Veterinärschule, beschäftigte sich
besonders mit der Helminthologie und hielt sich lange Zeit in Island auf« um
Echinococcen- und Tänien- Fragen zu lösen. Von 1866 lehrte er die Helmintho-
logie als Privatdöcent an der Universität, seit 1871 ist er Redacteur der
y^Tidskrift f, Veterinärer^, seit 1880 bekleidet er als Nachfolger Bbxdz' die
Professur der Anatomie und . Physiologie an der Veterinärschule und ist seit 1881
Mitglied des Veterinär-Gesundheitsrathes. Unter seinen Schriften sind besonders
hervorzuheben: „ Recher ches helminthologtques en Danemarc et en Islande^
(Paris, London, Kopenhagen 1866) — „Bidrag tu kundskub om Fuglenes
Bändelorme'' (Vidensk. Selsk. Skrifter, Kopenhagen 1869 und 1882).
Smith und C. Bladt, 5. Ausg., pag. 106 — 107. Petersen.
* Krabler, Paul K. , in Crossen an der Oder am 10. Januar 1841
geboren, studirte in Greifswald als Schüler von B abdeleben und Rüehle. Seine
Promotion erfolgte 1862, seine Habilitation 1865 und 1877 wurde er als Extra-
ordinarius für Pädiatrie und Dirigent der Greifswalder Kinderklinik angestellt.
Seine grösste Arbeit handelt ;, lieber Masern** (Greifswalder med. Beitr., I, 1863).
Wernich.
Krackowizer, Ernst K., zu New York, war zu Spital am Pyhm in Ober-
österreich am 31. December 1821 geboren, studirte von 1840 an in Wien und Pavia,
wurde 1846 in Wien Dr. med., bildete sich besonders unter SCHüH, dessen klinischer
Assistent er wurde, in der Chirurgie aus, war aber in Folge seiner Betheilignng
an der Revolution von 1848 genöthigt , Wien zu verlassen, ging zunächst als
Assistent von VICTOR v. Brüns nach Tübingen , und , als Oesterreich seine Aus-
lieferung verlangte, nach Kiew und später, als er auch hier sich nicht sicher
fühlte, nach New York, wo er 1850 anlangte. Er prakticirte mehrere Jahre in
Williamsbury , siedelte 1857 gänzlich nach New York über, wurde Chirurg am
KRACKOWIZEK. — KRAFFT-EBING. 539
Brooklyn City Hospital, am GermaD Dispensary und zuletzt am German Hospital,
gründete (1852) mit Roth und Hercz&a die y,New Yorker medicinüche Monats-
schrift*', die aber schon nach einjährigem Bestehen wieder einging, war Sehrift-
ffthrer, resp. Vorsitzender der Pathological Society, Medical Society of the County
of New York, der Academy of Med. u. A. und starb als hochgeschätzter, besonders
in seinem Specialfach, der Chirurgie, viel beschäftigter Arzt am 23. September
1875. Von seinen Schriften nennen wir: „Maschine für die Heüung des Bruchs
der Clavicula" (Nordamer. Monatsschr., Bd. III, 1851) — „üeber Autoplastik
zur Heilung von Geschwüren des Unterschenkels" (Ibid.) — „An interesting
case of vesico- intestinal ßstula ; discharge of ascaris lumbricoides per urethram"
(New York Med. Record., 1867) — „ Exstirpation of the uterus hy mistake for
ovarian tumour" (Ibid. 1867) — „Abdominal abscess** (Ibid. 1871) — „Perineal
lithotripsy, a paper read before the New York State Med, 8oc." (Ibid. 1874).
Transact. of the American Medical Association. Vol. 27, 1876, pag. 664-
l*agel.
Kraemer, Karl K., war geboren 1798 zu Mainz, machte seine Univer-
sitäts-Studien in Wtlrzburg und nach Vollendung derselben wissenschaftliche Reisen
nach Norddeutschland und nach Paris. Er prakticirte zuerst in Aschaffenburg,
siedelte aber von dort 1 824 als Badearzt nach Kreuth über. Im Winter prakticirte
er von da an immer in München und hielt von 1827 an bis 1837 an der
Universität daselbst Vorlesungen über Heilmittellehre, Bäder und Curorte. Nach
seiner späteren Ernennung zum Gerichtsarzt in Tegemsee, war er am letzteren
Orte im Winter, im Sommer zu Kreuth im ärztlichen Berufe thätig, bis zu seinem
Tode im Jahre 1851. Ein allseitig gebildeter, tüchtiger Arzt , trug er wesentlich
zum Emporblühen des Bades Kreuth bei. Durch seine rastlose Thätigkeit wurden
die Einrichtungen und Curmittel desselben, die Bereitung der Molke und des Kräuter-
saftes, auf einen hohen Grad von Vollkommenheit gebracht. Er machte dieselben
auch durch seine Schrift: „Die Molken- und Badeanstalt Kreuth im bayerischen
Hochgebvrg bei Tegemsee^ (München 1829; 1841) in weiteren Kreisen bekannt.
Ad. T. Schaden, Gelehrtes München. 1834, pag. 49. F. Seitz.
Kraemer, J. C. Albert K., geboren zu Göttingen am 31. März 1816,
stodirte daselbst^ 1836 — 40 Medicin , habilitirte sich nach einem Aufenthalte in
Paris 1843 in seiner Vaterstadt, wo er als Arzt und akademischer Lehrer wirkte,
1847 a. 0. Prof. wurde und am 25. November 1878 in Folge mehrfach repe-
tirender Schlaganfälle starb. Seine wissenschaftliehen Arbeiten sind, wie schon
seine Inaug.-Diss. : „Observationes microscopicae et experimenta de motu sper-
matozoorum" (Göttingen 1842) durchgehends mikroskopische Untersuchungen, mit
eigenen Zeichnungen versehen und vorwaltend dermatologischen und parasitologischen
Inhaltes. Die wichtigsten sind: „Ueber Condylome und Warzen** (1847 zuerst
in den Göttinger Studien, dann als besondere Schrift veröffentlicht) — „Frag-
mentarische Abhandlungen zur Helminthologie und Parasitologie" (lUustr. med.
Zeitung, III) , besonders für die Krätzmilbe von Wichtigkeit, deren Männchen, wie
in der Arbeit überzeugend nachgewiesen ist, K. als. Erster 1846 entdeckte — •
„Heilung eines sehr grossen angeborenen Nabel- oder Nabelschnurbruches*'
(Zeitschr. für rat. Med., 1853) — „Einige Bemerkungen über die Incubations-
zeit des Schankers*' (Hannov. Zeitschr. für Med., 1866) — „Mittheilungen über
eine Trichinenepidemie in Bovenden** (Deutsche Klinik, 1872) und „Beitrag zur
Kenntniss des Leptus autumnalis"* (Archiv für pathol. Anat., LH). Ein sehr
umfangreiches illustrirtes Werk über die Milben des Göttinger Gebietes ist noch
ungedruckt. rpj^ Hu se mann.
Kraemer, s. a. Kremeü.
* Krafft-Ebing, Richard Freiherr von K.-E., geboren in* Mannheim am
14. August 1840 und zu Heidelberg (Friedreich), Ztirich (Griesinger) , Wien
540 . KRAFPT-EBING. — KRÄMER.
und Prag ausgebildet, wurde 1863 promovirt und begann seine psychiatrische
Wirksamkeit 1864 als Assistenzart an der Irrenanstalt Illenau. Von 1869 — 71
war er in Baden-Baden als Neuropatholog thätig und erhielt einen Ruf als
Professor der Psychiatrie nach Strassburg 1872; 1873 übernahm er das Direetorat
der Steierischen Landes-Irrenanstalt zu Graz. Neben zahlreichen Aufsätzen und
Monographieen über Psychiatrie und Neuropathologie hat E. speciell äusserst gang-
bare Lehrbücher der Criminalpsychologie , Psychiatrie und gerichtlichen Psycho-
pathologie verfasst, die zum Theil in mehreren Auflagen erschienen, wemich.
Erafftheim, Crato von, s. Cbato von Krafftheim, Bd. 11, pag. 102.
'^'Krahmer, Friedrich Ludwig R., zu Halle a. S., ist am 13. Sep-
tember 1810 zu Hunnesrück, Landdrostei Hildesheiro, geboren, wurde 1833 Doetor
mit der Diss. : „De nonnullia exemplis vestcae urinariae fissae^, habilitirte siph
in Halle als Privatdocent mit der Schrift;: „Analecta historica de argento nürtco,
pharmaco.^ Er ist zur Zeit Stadtphysicus (seit 1859), Prof. ord. der gericht-
lichen Medicin und Pharmakologie und Oeh. Medicinalrath daselbst. Schriften:
„Das Silber als Arzneimittel betrachtet^ (Halle 1845) — „Handbtich der
gerichtlichen Medicin für Aerzte und Juristen" (Ebenda 1851 ; 2. Aufl. Braun-
schweig 1857) j — „Die Mortalitätsverhältnisse der Stadt Halle in der ersten
Hälfte des 19, Jahrhunderts u. s. w." (Halle 1855, 4.) — „Aerztliche Heil-
mittellehre u. s. w." (Ebenda 1859 — 61; 1864) — „Handbuch der Sta^cUs-
arzneikunde" (3 Bde., Ebenda 1874 — 79; auch u. d. T. : „System der Medicinal-
Ordnung*', 1874) — „Ilygieine" (lB7ß) — „System der gerichtlichen Medicin*'
(1879). Ausserdem eine Anzahl von Journalaufsätzen und Gelegenheitsschriften.
Red.
Erahmer, s. a. Gramer, Eramer.
von Erakau. Von den vielen Aerzten, welche sich von E. (de Cabcovia)
schrieben, seien hier nur folgende erwähnt: Jacob Grzywna von R., seiner Zeit
berühmt als Arzt und Mathematiker, war seit 1511 Professor der Medicin iu
Erakau. — Johannes Ursinus von E. , Doetor der Medicin und Licentiat der
Rechte, erhielt die philosophischen Grade in Krakau 1477 und 1478, wurde
wahrscheinlich in Italien zum Doetor promovirt und war in Erakau Professor,
doch gehörte er der medicinischen Facultät nicht an. Bekannt von ihm ist eine
Schrift: ^ Modus episfolandi" (Erakau, 1496, 4.), worin sich eine Lobrede auf
die Medicin beÜDdet. — Waclaw von E., Doetor der Medicin, studirte anfing-
lieh in Erakau, wo er 1474 und 1479 die philosophischen Grade erhielt und
war Leibarzt des böhmischen Königs Ladislaus. K&P
Eramer, Earl Sigismund K., zu Halberstadt, war am 16. September
1759 zu Harsleben geboren, studirte von 1779 an in Halle und Göttingen und
wurde 1783 in Halle mit der Diss.: „De medicina populari" Doetor. Anfangs
in Ascbersleben prakticirend, kam er 1785 nach Halberstadt, wo er Physicus und
Medicinalrath wurde. Seine Schriften , zum Theil Uebersetzungen aus dem Eng-
lischen, betreffen das schönwissenschaftliche Gebiet in grösserer Zahl als das medi-
cinische. Unter letzteren sind anzuführen die Uebersetzungen : „ Einige Nachrichten
von dem Leben und den Schriften des sei, Dr. med. Joh. Gregory
aus den Verhandl. der lit, u. philos, Oeselhch, zu Manchester übersetzf*
(Baldinger's Jonrn., 1787) — Armstrüng's „Kunst, die Gesundheit zu erhalten''
(Ibid. 1788); die Uebersetzungen: Th. Bbddoes, „lieber die Ursachen „ frühen
Zeichen und die Verhütung der Lungensucht u. s. w.^ (Halberstadt 1802) —
„Bericht des ComitS des brittischen Unterhauses über die Bittschrift des
D. Jenner in Betreff seiner wichtigen Entdeckung der Kuhpockenimpfung"
(Ebenda 1803) u. s. w.. Er starb am 4. Januar 1808.
El wert, pag. 314. — Andreae, II, pag. 96. G^.
KRAMER. — KRAMMER. 541
Erameri Wilhelm K., ausgezeichneter Ohrenarzt, als Sohn des Vorigen
zu Halberstadt am 17. December 1801 geboren, am 7. Deeember 1875 zu Berlin
gestorben, studirte von 1820 an in GOttingen und Berlin, wurde hier 1823 Doctor
und machte nach Beendigung seiner Studienzeit eine grössere wissenschaftliche
Reise nach Wien und Paris, woselbst er sich vorzugsweise der Psychiatrie zuwandte.
Nach Berlin zurflckgekehrt , hatte er als Assistent von HofiN Gelegenheit, sich
durch allseitige Ausübung klinischer Thätigkeit eine allgemeine medicinische Bildung
anzueignen. Darauf erfasste er mit ausserordentlichem Eifer das Studium der
Ohrenheilkunde, welcher er als praktischer Ohrenarzt und fruchtbarer Schriftsteller
fast 50 Jahre lang, bis an sein Ende, treu blieb. £ine Lehrthätigkeit hat E.
nicht ausgeübt , wurde jedoch für seine Verdienste zum Geh. Sanitfttsrath ernannt.
Seine erste Schrift über Ohrenheilkunde : „Erfahrungen über die Kenntnüs und
Heilung der langunerigen Schwerhörigkeit*' (Berlin 1833, m. 2 Abbild; 2. Aufl.
1836 u. d. T. : „Die Erkenntnis» und Heilung der Ohrenkrankheiten** ; gänzlich
umgearbeitete und sehr vermehrte Aufl. 1849) ist auch sein Hauptwerk. K.'s
grosses und bleibendes Verdienst um die praktische Ohrenheilkunde besteht vor
Allem darin, dass er zu einer Zeit, wo die physikalischen Untersuchungsmethoden
von Läennec und Auenbrugger kaum Eingang in die deutsche Medicin gefenden
hatten, dieselben mit grosser Energie und Consequenz auf das Gehörorgan anwandte
und somit den Grund zu einer wissenschaftlichen objectiven Untersuchung des
Ohres legte. Weniger in*s Gewicht fallend ist hierbei die von ihm verbesserte
Untersuchung des äusseren Ohres mittelst des alten gespaltenen Ohrspeculums, als
die methodische Untersuchung des mittleren Ohres vermittelst des Catheters und
der Auscultation, die Einführung der Sonde durch den Catheter und die mit allem
Kachdruck betonte örtliche Behandlung der ohne Perforation des Trommelfells
einhergehenden Ohrenkrankheiten mit Catheter und Luftdouche. Nicht weniger
erfolgreich wirkte er durch seine Schriften, in denen er auf Grund sorgfältiger
historischer Forschung die Ohrenheilkunde schonungslos vom Charlatanismus und
Mysticismus säaberte und hierdurch dieser Disciplin, welcher das ärztliche Publikum
ein nur zu berechtigtes Misstrauen entgegentrug, eine geachtete Stellung ver-
schaflfte. Es fallen in diese Zeit noch die Schriften : „Die Heilbarkeit der Taub-
heit, Zur Beherzigung für Ohrenkranke und deren Äerzte^ (Berlin 1842) —
„Beiträge zur Ohrenheilkunde. Nebst J 9 Statist. Tabellen** (Ebenda 1845) —
„ Ueber den Werth der ohrenärztlichen Erfahrungen , mit besonderer Bezug-
nahme auf Schmal z's Erfahrungen una Beiträge** (Ebenda 1847). In der
zweiten Periode seiner Wirksamkeit (mit dem Ausgange der Fünfziger-Jahre) machte
sich bei K. ein bedeutender Rückschritt bemerkbar, indem er sich gegen die
neueren Fortschritte der modernen Otologie auf dem Gebiete der Physiologie, der
pathologischen Anatomie und der Untersuchungsmethoden ablehnend verhielt und
dabei so weit ging, dass er die Arbeiten eines Hblmholtz und Totnbge bemängelte.
Zeugniss hierfür ist unter den meist polemischen Schriften der letzten Zeit (1851 — 65)
und seinem „Handbuch der Ohrenheilkunde" (Berlin 1867), namentlich: „Die
Ohrenheilkunde der letzten 60 Jahre. Zur Erinnerung an seine med.-chirurg,
Doctor-Promotion im Jahre 1823** (Berlin 1873).
Andreae, II, pag 97. - Magnus, Biographie im Archiv fiir Ohrenheil knnde.
XI, pag. 25. — Auch nach brieflicher Mittheilung des Sohnes, Amtgerichtsralhes 0. Kram er.
Eramer, s. a. Gramer, Kbahmbr. ^' i^^cae.
Erammer, Johann Georg K. , ungarischer Arzt, einem alten Adels-
geschlechte entstammend, war in den Tttrkenkriegen (1715) Militärarzt und später
Pbysicus von Temesvar. Ausser mehreren botanischen Arbeiten schrieb er: „Diss,
de scorbvto militari** (Nürnberg 1731) — „Medicina castrensis^ d. i. bewährte
Aiztney wider diu im Feld und Guamisons unter Soldaten grassirende Krank-
heiten** (Wien 1739) — „Medicina chirurgica castrensis oder Pars secunda
von allen äusserlichen Leibesgebrechen , die den Soldaten .... zu befallen
pflegen** (Nürnberg 1740). Er starb 1742.
V. Wurzbach, XIII, pag. 127. G.
642 KRA.MP. — KBANICHFELD.
Kramp, Christian K., zu Strassburg, war daselbst am 10. Jaii 1760
geboren, studirte dort Medicin, prakticirte Anfangs auch dort, siedelte aber schon
im Alter von 28 Jahren nach Paris als Arzt über. 1794 als Physicus und Lehrer
der Geburtshilfe fUr das Fürstenthum Zweibrttcken nach Meisenheim versetzt, blieb
er hier bis zu seiner Ernennung zum zweiten Physicus in Speyer (1796). Später
gab er, da er sich mit besonderer Vorliebe mit mathematischen und physikalischen
Studien beschäftigte, seinen ärztlichen Beruf auf, ging als Professor der Chemie
und Physik an der Centralschule des Roer-Departements nach Cöln und zuletzt
als Professor der Mathematik an die Universität in Strassburg, wo er am 13. Mai
1826 starb. K. gehört zu denjenigen Aerzten, welche in der Mediein möglichst
die exact mathematischen, resp. physikalischen Methoden zur (xeltung zu bringen
suchten. Ausser seiner Diss. : „Devi vitali arteriarum dtatribe. Addita nova
de febrium tndole generali conjectura^ (Strassburg 1786) schrieb er noch:
„ Versuch , die Sterblichkeitstafeln durch einfache Gleichungen zu bestimmen
(Leipziger Magaz. , 1787) — ff Geschichte der Aerostatik, historisch , physisch
und mathematisch ausgeführt** (Strassburg 1783, 2 voll.) — ,f Anhang zu der
Geschichte der Aerostatik** (Ebenda 1786) — ffFiebeidehre nach mechanischen
Grundsätzen** (Heidelberg 1794) — ,, Kritik der praktischen Arzneykunde mit
Rücksicht auf die Geschichte derselben vnd ihre neueren Lehrgebäude*' (Leipzig
1795), sowie zahlreiche mathematische und physikalische Aufsätze. Ausserdem
verfasste er eine deutsche Uebersetzung von Sacombb's Lehrbuch der Geburtshilfe
(Mannheim 1796).
Biogr. med. V, pag. 452, — Nouv. biogr. g6n. T. XXVIII, pag. 191. — Allgcni.
Deutsch Biogr. XVII, pag. 31. p I
Eranichfeld, Friedrich Wilhelm Georg K., zu Berlin, war am
30. August 1789 zu Hohenfelden in Thüringen geboren, prakticirte 1816 zq
Wien, war 181 8 — 21 Arzt der österreichischen Gesandtschaft zu Constantinopel,
wurde 1822 kaiserl. russ. Hofmedicus und Collegien- Assessor, darauf Prof. e. o.
bei der med. Facultät in Berlin, wobei er die Diss. pro facultate: ffDe dignitate
medicaminibus nonnullis restituenda** (1827) schrieb. Er errichtete 1828 ein
ophthalmiatriscb-poliklinisches Privat-Institnt im Universitätsgebäude, wurde 1831
Stadtarmen-Augenarzt und gründete 1834 ein „Hygiocomium" genanntes Privat-
Krankenhaus. Seine ersten Arbeiten, pharmakologische Gegenstände, Witterungs-
beobachtungen in Constantinopel, psychiatrische Heilanstalten betreffend, finden sich
von '1816 an in Tromsdorff*^ Journ. der Pharmacie, Hüfeland's Joum. u. s. w.
Er schrieb dann : „ Ueber die Nothwendigkeit gründlicher pharmakologischer
Kenntnisse zum Ueben einer glücklichen Praxis in der Medicin u. s, w."
(Berlin 1833). Als Vorsteher des in den Jahren 1837 — 39 gegründeten Vereins
gegen die Alkohol-(Branntwein-j Vergiftung, einer Sache, der er sein ganzes späteres
Leben gewidmet hatte und durch die sein Name am bekanntesten geworden ist,
schrieb er : ^ Ueber den Unterschied des Geistigen im Weine und Brannt-
weine u. s. w ** (1838), welcher Schrift mehrere Berichte über die Wirksamkeit
jenes Vereines (1839, 42, 44 u. s. w.) folgten. Auch gab er heraus: „Das Hygio-
comium, oder Beschreibung eines med, Instituts für die Pflege des heilenden
Gesunden' im Kranken u. s. w.** (1839) — f^ Nachrichten über das Berliner
Hygiocomium u, s, w,** (1842). Es erschien ferner von ihm: „Anthropologische
Üebersicht der gesammten Ophthalmiatrie u. s, w.** (1841) — „Conspectas
publicus morborum ophthalmicorum qui .... instituto policlinico ophthalm,'
private suo , .... ab a, 1830 u^que ad a, 1842 tractati et sanati, etc.**
(1842), Endlich gab er noch heraus: „Der ärztliche Volksfreund oder der Arzt
in Dir, Eine Zeitschrift für die Gesundheitspflege** (Jahrg. 1 — 4, 1842 — 45).
1868 legte er seine Professur nieder und verliess, so viel bekannt, Berlin. Heber
sein Lebensende vermögen wir nichts Näheres anzugeben. Den Aufgaben, die K.
sich nach seiner Niederlassung in Berlin gestellt hatte, sich der Augen- und Irren-
KRANICHFELD. — KRATSCHMER. 543
heilkunde zu widmeD, igt er in nur geringem Maaese gerecht geworden, wenigstens
ist absolut Nichts aus diesen Gebieten bekannt, worin er die Wissenschaft gefördert
hätte. Seine sonst anerkennungswerthen Bestrebungen, der Trunksucht entgegen-
zuarbeiten, hatten ebenfalls einen nur geringen Erfolg, weil sein excentrisches,
mit Pietismus Hand in Hand gehendes Verfahre^ dabei der Lächerlichkeit anheim-
gefallen war.
Gelehrtes Berlin. 1845, pag. 194. — Callisen, X, pag. 368; XXIX, pag. 333.
G.
Krapt Franz joseph K. , grossherzoglich badischer Hofrath und Stadt-
und Amtsphysicus in Baden, war im Januar 1754 zu Kenzingen an der Eltz
geboren. Er studirte Medicin zu Freiburg im Breisgau und später zu Strassburg i. E.
Nach Vollendung seiner Studien trat er zunächst als Physicus in verschiedene
Dienste, seit 1797 in markgräflich badische, in denen er bis zu seinem Tode
yerblieb. Er schrieb: „Beschreibung der warmen Bäder zu Baden in der
Markgraf achaft Baden*' (Tübingen 1794) und andere kleinere, auf Balneologie
bezügliche Schriften. K. hat das Verdienst, die Quellen Badens genauer und
gründlicher, als das vor ihm geschehen war, geprüft und untersucht zu haben.
Grad mann, pag. 316. — Biogr. m6d. V, pag. 463. Pgl.
*Krasinski, Graf Hubert Korwin K., geboren am 30. October 1833
anf seinem Erbgute Reimentarzöwka in der Ukraine, studirte 1850 — 54 in Peters-
burg Medicin und wurde 1857 Doctor der Medicin, worauf er nach Paris ging
und sich dort längere Zeit mit dem Studium der Hygiene abgab; gegenwärtig
lebt er in Krakau. Mit der praktischen Ausübung der Medicin hat er sich nie
befasst; seine die Epidemiologie und öffentliche Gesundheitspflege betreffenden
Arbeiten flnden sich in Gazeta lekarska (Warschan); ausserdem trat er in der
polnischen Tagespresse als politischer Schriftsteller auf. K & p
'''Eraske, Paul K., in Berg bei Mnskau, Ober-Lausitz, am 2. Juni 1851
geboren, bildete sich in Halle a. S. als Schüler R. v. Volkmann^s aus, promovirte
1874, war in der Zwischenzeit in Halle Assistent und wirkt seit 1883 als
Professor der Chirurgie in Freiburg i. Br. Von seinen Arbeiten führen wir an, in
V. Langenbeck's Archiv (Bd. XX, XXIV, XXV, XXXIII): „Zur Gasutsttk der
rHardirten intrauterinen Verschmelzung von Oesichtsspalten** — „lieber anti-
septische Behandlung von Schicssverletzungen^ — „ Üeber eine wahrscheinlich
mykotische Affection der Kieferknochen^ — „Zur Exstirpation hochsitzender
Atastdarmkrebse^ ; ferner Ton R. Volkmann und K. dem Chirurgen-Congress
1877 als Manuscript vorgelegt: „Vorläufiger Bericht über die RestiUate der
antiseptischen Behandlung auf der Klinik in Halle von 1874 — 1877" ^ die
Habilitationsschrift: „Experimentelle Untersuchungen über die Regeneration der
quergestreiften Muskeln" (Halle 1878); endlich über ein Dutzend casuistischer
und operativer Mittheilungen im Centralblatt für Chirurgie (1879 — 1885).
Wernich.
* Erassowski , Eduard Anton K. , studirte in Petersburg und wurde
daselbst 1852 mit der Diss. : „Meletemata quaedam de uteri ruptura" zum
Doctor promovirt ; gegenwärtig ist er Prof. ord. der Geburtshilfe an der Petersburger
medicinisch- chirurgischen Akademie, gehört zu den gefeiertsten Praktikern der
russischen Hauptstadt und erlangte besonderen Ruhm durch viele glücklich aus-
geführte Ovariotomien. Seine die Geburtshilfe und Gynäkologie betreffenden
Arbeiten finden sich zum grössten Theil seit 1853 im russischen Wojenno-medi-
cinskij Journal; in Warschau gab er 1879 seine „Operacye akuszeryjne" (Geburts-
hilfliche Operationen) heraus. Deutsch schrieb K. Einiges in der Petersburger
med. Zeitschrift. K & P
* Kratschmer, Florian K., aus Giebau in Mähren, am 20. April 1843
geboren, ausgebildet auf der Josephs-Akademie in Wien (Schneider, Hering,
544 EBATSCHMEB. — KBAÜEL.
Duchek), wirkte nach seiner 1869 erfolgten Promotion zunächst als Assistent für
Physiologie, von 1871 als solcher für innere Klinik an der genannten Akademie.
1876 habilitirte er sich als Docent für medicinische Chemie an der Wiener Univer-
sität und fungirt zur Zeit als Vorstand des Laboratoriums des Militär-Sanitflts-
Comit^s. Seine früheren (klinischen) Arbeiten finden sich in den Sitzungsberichten
der Akademie der Wissenschaften. Später publicirte er (mit Seegenj Unter-
suchungen Hber Zucker- und Glykogenbildung in Pflüegbr's Archiv ; neuerdiogs
in Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie Mehreres über Tiinkwässer,
Chlomatriumsublimat . u. Aehnl. W e r n i c h.
Eratzenstein , Christian (iottlieb E., war 1723 in Wernigerode
geboren , studirte in Göttingen unter Alb. v. Hallbr und an anderen deatschea
Universitäten, promovirte in Halle und war eine kurze Zeit Professor der Physik
an der Universität in St. Petersburg, bis er 1753 einem Rufe nach Kopenhagen
folgte und an der Universität daselbst 42 Jahre lang, bis zu seinem Tode 1795,
als Professor der Experimentalphysik und später der Medicin mit unermttdlichem
Fieiss und Eifer wirkte und das Studium der Naturwissenscnaften förderte. Prof.
ord. wurde er nach dem Tode Balthasar de Büchwald's 1763. Sein Haupt-
interesse conoentrirte sich freilich um die Physik und die daran geknüpfte Chemie
(die sich zum ersten Mal durch ihn an der Ropenhagener Universität geltend
machte), aber auch für das Studium der eigentlichen Medicin wirkte er ausser-
ordentlich fleissig und suchte so viel als möglich den damaligen grossen Mängeln
des med. Unterrichts abzuhelfen. Noch während er nur Professor designatus
medicinae war, hielt er in seiner Privatwohnung anatomische Demonstrationen
und lehrte — gleichfalls privatim — Physiologie, Pathologie, Materia mediea,
Chirurgie und Praxis mediea „cursu compendioso^'. Diesen umfassenden Unterricht
setzte er^ — neben seinen Vorlesungen über Physik und Chemie — als Professor
Ordinarius medicinae ununterbrochen fort und wenigstens bis 1778 las er vier
Stunden täglich. Auch in die medicinische Studienordnung griff er energisch ein
un 1 brachte verschiedene alte Unsitten zum Aufhören ; die Einführung einer
öffentlichen Prüfung der medicioischen Candidaten war hauptsächlich sein
Work. An der Ausarbeitung einer Pharmacopoea Danica (1772) hatte er einen
hervorragenden Antheil. Seine vielleicht etwas zu rücksichtslose Energie verschafite
ihm aber viele Feinde und nur wenige Freunde und seine unstreitig bedeutenden
Verdienste um die Wissenschaft wurden weder von den Zeitgenossen , noch von
den Nachlebenden besonders geschätzt, bis Panom ihn in seiner interessanten
Universitäts-Festschrift (1880) „Bidrag til kundskab om vort medicinske Facultets
Historie'', pag. 72 — 100, durch eine eingehende Charakteristik zu rehabilitiren
suchte. Panüm giebt auch ein vollständiges Verzeichniss seiner zahlreichen Schriften,
welche, theils in lateinischer, theils in deutscher und dänischer Sprache geschrieben,
sich vornehmlich auf dem Gebiete der Physik, Astronomie und Chemie bewegen.
Petersen.
Eratzmann, Emil K., zu Marienbad in Böhmen, war 1814 in Kratzan
geboren, wurde 1835 in Prag Dr. med. mit einer botanischen Dissertation, ver-
fasste auch noch eine botanische Schrift (1839), war dann Badearzt in Marienbad
und schrieb über diesen Curort eine Reihe von Schriften: „Der Führer in
Marienbad'' (2. Aufl. Karlsbad 1853 ; 3. Aufl. Leipzig 1855 ; 5. Aufl. Prag 1862) —
„Notice mSdiccUe sur lea eaux minirales tran$portSe8 et sur le sei Ictxatif de
Marienbad'' (1862) u. s. w. Er starb am 12. Februar 1867. — Er war der
jüngere Bruder von Eduard K. , Arzt in Teplitz, geboren in Eratzau 1814,
gestorben in Teplitz am 28. April 1865.
V. Wurzbach, XIII, pag. 146. — Callisen, XXIX, pag. 335. — Pritzel,
pag. 169. Q
Krauel, Christian K., zu Rostock, war daselbst am 6. Januar 1800
als Sohn des Arztes H. C. F. K. geboren, promovirte 1824 zu Göttingen , wurde
J
r^
KRAUEL. — KEAUS. 545
1828 Privatdocent, sodann Stadtphysicns , 1838 Prof. e. o. und 1848 Prof. ord.,
Mitglied der Medicinal-Commission, Director der geburtshilflichen Klinik und Uebe-
ammenlehrOT. Schriften: ^Commentatio de folliculorum aebaceorum morbts^
(Rostock 1828) — »-^wr Lehre von der Zangenoperation" (Ebenda 1839) —
„Einiges über die Conglutination des Muttermundes bei Gebärenden, u, s. w."
(Mecklenb. med. Conversatlonsbl., 1842); zusammen mit H. Spitta gab er heraus:
„Die asiatische Cholera in Mecklenburg- Schwerin*^ (Rostock und Schwerin 1833).
Er starb am 17. April 1854.
Blanck, pag. 153. — Callisfin, XXIX, pag. 335. G.
Kraus, Eberhard Ludwig August K., zu Helmstädt am 12. December
1777 geboren, gestorben als Arzt und Docent in Oöttingen am 5. Oetober 1845,
erhielt in seiner Vaterstadt und im Collegium Carolinum und anatomico-chirurgieum
zu Brannschweig die Vorbildung zu seinen 1802 — 06 in Helmstädt und Göttingen
betriebenen medicinischen Studien, wurde 1808 in Göttingen Dr. med. und erhielt
1809 von der Universität Helmstädt die philosophische Doctorwttrde. Von 1808
an wirkte er in Göttingen als Privatdocent, als welcher er besonders Vorlesungen
fiber interne Mediciu und Arzneimittellehre, vorübergehend auch als Vertreter
Langbnbeck's, während des Feldzuges von 1815, über Anatomie uud Chirurgie
hielt. Ausserdem entfaltete er eine grosse literarische Thätigkeit, als deren wichtigstes
Product sein zuerst 1821 erschienenes, 1844 in dritter Auflage herausgegebenes
werthvolles „Kritisch- etymologisches medicinisches Lexikon^ erscheint, welches
in den weitesten Kreisen Verbreitung fand und die umfassenden philologischen
und medicinischen Kenntnisse des gelehrten Verfassers documentirt. Weniger Glück
machten die von ihm 1836 herausgegebenen „Freihefte zur wissenschaftlichen
Kritik und Antikritik in der Natur- und Heilkunde" , von denen nur wenige
Nummern erschienen. Auch ein 1834 geplantes „Allgemein umfassendes medi-
cinisches Handlexikon für Aerzte, Wundärzte, Apotheker und Gebildete jeden
Standen" ist kaum über die erste Hälfte des Buchstaben A hinausgekommen. Eine
^ Wissenschaftliche üeber sieht der gesammten Heilmittellehre** (1831) diente
wohl vorzüglich als Gnmdlage seiner Vorlesungen. Ausserdem erschienen von ihm
mehrere Ausgaben der ARNEMANN'schen Arzneimittellehre, ferner: „Da^ kunst-
gemässe HeilmiUelverordnen** (1834J, eine zweibändige „Allgemeine Nosologie
und Therapie^ (1839) und eine „Praktische Anweisung zu gerichtlichen Leichen-
untersuchungen, mit einem Schlussworte über Leichenhäuser und verwandte
Gegenstände*" (2. Aufl. 1837).
Schriften verzeichnisB bei Saalfeld, pag. 300. — Oesterley, pag. 487. —
Eingelmann. pag. 313 Xh. Hußemann.
Kraus, Felix Ritter von K., Generalstabsarzt der k. k. österreichischen
Armee, war 1805 zu Hennersdorf in Schlesien geboren, wurde 1825 Unterarzt,
in demselben Jahre zum höheren Curse in der Josephs-Akademie einberufen, daselbst
1831 zum Dr. med. graduirt und zum Oberarzt befördert. 1832 wurde er
Regiments-, 1850 wirklicher Stabsarzt, 1854 zum Leiter der Sanitäts-Direction
bei der dritten Armee, 1855 zum Ober-Stabsarzt I. Gl., 1865 zum Chef der
14- AbtheUuog im Kriega-Ministerium mit dem erwähnten Titel eimannt, schied
jedoch aus dieser Stellung 1867, nach der aufreibenden Thätigkeit des Feldzuges
1866, freiwillig aus. Von seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen: „Ueber
Darmgeschwüre bei nervösen Fiebern*" (1836) — „Eigenthiimlichkeiten und
Krankheiten der Armee" (1841) — „Anleitung zum praktischen Militär-
Sartitätsdienst im Felde** (1858) — „Die systematische Darstellung des Militär-
ScLTiitäXsdienstes in der k. k, Armee u. s, w,** (1858); vor Allem ist er aber,
auch im Auslande, bekannt geworden durch seine Schrift: „Das Kranken-
z^rstreuungssystem*" (1861). Geistig hochbegabt, von äusserst rascher Auffassung,
klarem ürtheil, mit einer reichen Fülle von Wissen in ärztlicher und administrativer
Richtung, war er in der Neuzeit der hervorragendste Leiter des österreichischen
Biogr. Lexikon. III. 35
546 KRAUS. — KRAUSE.
Militär-Sanitätswesens. Sein dauerndes Verdienst ist, die einheitliche Ausbildung der
Militärärzte angebahnt, der Krankenbehandlung unter Zelten und der Kranken-
Zerstreuung energisch das Wort geredet zu haben. Er starb zu Wien am
28. Februar 1875.
Fr öl ich in AUgem. Deatsch. Biogr. XVII, pag. 68. G.
Kraus, s. a. Kraoss.
Krause, Karl Christian K. ,zu Leipzig, war 1716 in Delitzsch (in
Sachsen) geboren, erlernte Anfangs die Chirurgie in Halle und Hamburg, begann
aber 1742 das Studium der Philosophie und Medicin in Leipzig, wurde hier 1753
Dr. med., erhielt 1762 die Professur der Anatomie und Chirurgie an der Univer-
sität zu Leipzig und wurde zugleich Assessor der med. Facultät. Nach 31jähriger
Wirksamkeit starb er am 26. April 1793. Er hat sich ein besonderes Verdienst
um die Medicin durch Veranstaltung einer guten Gesammtausgabe der Werke des
C£LSUS (Leipzig 1767) erworben. Ausserdem übersetzte er Hallee's Abhandlung:
„ Von den empfindlichen und reizbaren Theüen des menschlichen Körpers*' in's
Deutsche (Ebenda 1756); femer Alexander Mon&o's „Knochenlehre . . . nd>^
der Nervenlehre eben dieses Verfassers, vrie auch einer Erklärung van der
abwechselnden Bewegung des Herzens und einer Beschreibung des menschlichen
Milchsaftbehälters u. s. w," (Ebenda 1761). Selbständig verfasste K. eine grosse
Reihe von Dissertationen, akademischen Programmen u. dergl. Die Titel der
wichtigeren sind : „Diss. de homine non machina" (Leipzig 1752) — „Prüfung
der Preisfrage des Herrn Le Gat von der Muskelbewegung" (Ebenda 1755) —
„Diss. quaenam sit causm proxima mutans corpus foetuSy non meUris gramdae*^
(Petersburg 1756; deutsch von Wichmann, Leipzig 1758) — „Diss. de varia-
larum eacstirpatione insitioni substituenda" (Ebenda 1762) — „Diss. semiotices
medicae generalis" (Ebenda 1780) — „De pelvi feminea metienda** (Ebenda
1785) — „Von der Wirkung und dem Einflüsse der Einbildungskraft der
Mutter auf die Frucht aus Gründen und häufigen Erfahrungen erunesen*'
(Ebenda 1787) etc. K. war tlbrigens latrophysiker und Gegner der HALLER'sehen
Irritabilitätslehre. Die meisten seiner Schriften erschienen gesammelt, herausgegeben
von C. G. KüEHN als „Opuscula medico- practica" (1787).
Biogr. ni6d. V, pag. 454. — Dict. bist. III, pag. 349. Pagel
Krause, Karl Friedrich Theodor K. , bedeutend als Anatom,
praktischer Arzt und Medicinalbeamter, wurde geboren am 15. December 1797 zu
Hannover und starb daselbst am 8. Juni 1868. Er besuchte Anfangs — unter
dem Leibchirurgus Wedemeyer — die anatomische Schule in Hannover und machte
als Unterwundarzt der Hannoverischen Armee den Feldzug von 1815 in Belgien
mit. Von 1816 ab studirte er in Göttingen und promovirte 1818 mit der „Diss.
inaug. physioL sistens opinionum de thymi functione breve examen". 1820 —
nach einer Reise in Italien — liess er sich in Hannover als praktischer Arzt
nieder, als welcher er bald zu grösstem Ansehen gelangte. Nicht lange darnach
wurde er mit der Professur der Anatomie an der reorganisirten chirurgischen
Schule daselbst, sowie mit amtlichen Stellungen betraut, bis er später, 1852,
die höchste Stelle dieser Art in Hannover , die eines Directors des Ober-Medieinal-
Collegiums erhielt. Seine anatomische Professur verwaltete er bis 1851, wo die
chirurgische Schule aufgehoben wurde ; er hatte jedoch seine Lehrthätigkeit bereits
einige Jahre früher, als er in das Ober-MedicinalcoUegium berufen wurde, ein-
schränken müssen. Ungeachtet K. somit frühzeitig der anatomischen Wirksamkeit
entzogen wurde, stellen ihn seine Leistungen mit unter die besten Anatomeo
unserer Zeit. Namentlich muss allen seinen Arbeiten die grösste Gediegenheit
und Treue, bei schlichter, einfacher, klarer Darstellung nachgerühmt werdoL
Abgesehen von seinem vortrefflichen „Handbuch der menschlichen Anatomie''
(Hannover 1833 — 38; 2. Aufl. 1841 — 43), welches seiner Zeit zu den hervor-
ragendsten Werken seiner Art gehörte und seinen Werth nicht verlieren wird^
I
KRAUSE. 547
lieferte er folgende Arbeiten: „lieber das Äher der Menschenpocken und
omderer exanthematücher Krankheiten*' (Hannover 1825) — ;, Ueber die Wirkung
der Musculi ischiocavemosi" (Stieglitz' Pathologische Untersnohungen, Hannover
1832), dann die ansgezeiohnete Abhandlung: „Einige Bemerkungen über die
Gestalt und die Dimensionen des menschlichen Auges** (Meckel's Archiv für
Anatomie und Physiologie, 1832 ; Poggendorff's Annalen der Physik, Bd. XXXVI,
XXXIX, 1833, 1836), deren Methodik und Resultate bis auf den heutigen Tag
als mustergiltig anerkannt werden; ferner: „Anatomische Bemerkungen" (Heckbr's
Annalen, 1834) — „Einige Bemerkungen über die feinsten Nervenfasern**
(Poggendorff's Annalen, 1834, Bd. XXXI, XXXII) — „Mikroskopische Unter-
suchung des Markschwamms** (Holscher's Hannoverische Annalen, 1836) —
„Beobachtungen und Bemerkungen anatomischen Inhalts** (MÜLLEE*s Archiv,
1837) — „Jahresbericht über die Fortschritte der Anatomie ßlr 1838** (Ebenda
1839), mit zahlreichen eigenen Beobachtungen — „ Synopsis icone illustrata ner-
vor um systematis gangliosiin capite hominis** (Hannover 1839), eine Darstellung des
Kopfsyrapathicus, gänzlich auf eigene vortreffliche Präparate gestützt, die den meisten
neueren Darstellungen zu Grunde gelegt wurde — Artikel „Haut** in R. Wagner's
Handwörterbuch, einer der inhaltreichsten und besten Artikel dieses bekannten Sammel-
werkes; endlich die Abhandlung: „Ueber den feineren Bau der Leber** (Möller's
Archiv, 1845), Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass K. einer
der . Ersten war , welche in consequenter und erfolgreicher Weise das Mikroskop
bei ihren anatomischen Forschungen verwendeten. Von den zahlreichen neuen
Thatsachen, welche er namentlich in seinem Handbuche, in seiner Abhandlung
über das menschliche Auge, über den Kopfsympathicus und über die Haut nieder-
gelegt hfct, seien erwähnt: Die Entdeckung der Bindegewebsfibrillen , der Nach-
weis der Querstreifung der Herzmuskelfasern, der Anfänge der Lymphgefässe in
den Darmzotten (gleichzeitig mit Henlg), der nach ihm benannten acinösen Drüsen
der Conjunctiva, der Keilbein- und Siebbeinhöhlen , die Entdeckung der Ganglien-
zellenschicht der Retina und der Nervenzellen des Orbiculus ciliaris, des Muse,
eoraco-cervicalis ; ferner die Unterscheidung des Foramen (resp. Incisura) aupra-
orbitale und frontale am Margo supraorbitaiis u. A.
K. F. Krause, ein Lebensabriss, als Vorwort zu W. Krause: „Die motorischen
£ndp1atten." Hannover 1869. T«r , j
^ Waldeyer.
* Krause, Wilhelm K., zu Hannover am 12. Juli 1833 als Sohn des
Vorigen geboren , genoss seioe medicinische Ausbildung (vornehmlich als Schüler
LuDWiG*s) in Göttingen, demnächst in Berlin, Wien und Zürich. 1854 wurde
«r promovirt, 1860 als ausserordentlicher Professor nach Göttingen berufen. K.'s
Arbeitsthätigkeit ist auf verschiedenen Gebieten eine höchst fruchtbare gewesen.
Neben über 100 kleineren Arbeiten in Journalen etc. sind besonders hervorzuheben :
jfDie Brechungsindices der durchsichtigen Medien des Auges** (Hannover 1855) —
„Die f-erminalen Körperchen der einfach sensiblen Nerven** (KRAüSE'sche Körper-
«hen, Daselbst 1860) — „Anatomische Untersuchungen** (Daselbst 1861) — „Das
pcUhologische Institut zu Göttingen** (Braunschweig 1862) — r,^^^ Trichinen-
krankheit und ihre Verhütung** (Göttingen 1863) — „Beiträge zur Neurologie
der oberen Extremität** (Leipzig und Heidelberg 1865) — „Varietäten der
Arterien und Venen** (Braunschweig 1868 ; 2. Aufl. 1876) — „Die Membrana
fenestrata der Retina** (Leipzig 1868) — y^Die Anatomie des Kaninchens**
(Daselbst 1868; 2. Aufl. 1883) — „Die Nervenvarietäten beim Menschen**
(mit Pelzmann ; Daselbst 1868). — K.'s „Handbuch der menschlichen Anatomie**
«rschien in 3 Bänden (Hannover 1876, 1879, 1880; ungarisch 1881—1882).
W e r n 1 c h.
Krause, Ernst K., wurde am 7. Mai 1824 zu Wolmar (Livland) geboren,
studirte in Dorpat Medicin von 1846 — 18o3, wurde zum Dr. med. promovirt
(Dias. : ;, De rigore post mortem) , prakticirte in Essern (Kurland) und war später,
35*
548 KKAUSE. — KREBEL.
in Riga seit 1854 als Arzt am Eriegshospital , gleichzeitig als Armenarzt thfttig.
Im Februar 1857 übernahm er die medicisische Leitung der Anstalten in Ale-
xandershöhe bei Riga (Irren- und Erankeohäuser). Durch ein beginnendes Leiden
vielfach an der Ausübung seines Amtes behindert, suchte er Heilung in Dentseh-
land und benutzte den Aufenthalt daselbst, um sich mit der Irrenpflege zu befreunden.
Eia zunehmendes Lungenleiden zwang ihn, nach Meran zu gehen, wo er am
17. December 1860 starb. Er hat sich um Riga's Krankenanstalten verdient gemacht.
K. veröffentlichte: „Äerztlicher Jahresbericht über die weibliche Äbtheüung ßkr
Syphilis in der Krankenanstalt zu Alexandersh'öhe vom 1. August 1857 bis
1. August 1858^ — y^Zur Gasuisiik der Knochenbrüche an der Basis cranii^
(Bd. IV der Beiträge zur Heilkunde, 1840).
Beiträge zur Heilk. herausg. von der Ges. prakt. Aerzte za Riga. V, pag. 193- 197.
L. Stieda.
* Krause, Hermann K. , in Berlin, zu Sohneidemtthl am 28. November
1848 geboren, studirle in Breslau und Berlin, wurde J872 daselbst Doctor, ist
seit 1874 praktischer Arzt, nahm 1880—1881 einen li/Jährigen Aufenthalt in
Wien zum Stadium besonders der Laryngologie, unter Schröttek und Störk, und
der pathologischeu Anatomie unter H. Chiari, führte seit 1881 fast drei Jahre lang
physiologische Arbeiten im Laboratorium von H. Münk in Berlin aus und ist seit
1881 Specialarzt für Hals- und Nasenkrankheiten, seit 1885 Privatdocent für
dasselbe Fach in Berlin. Literarische Arbeiten : „Zwei Sectionsbefundf von reiner
Ozaena"^ (ViRCHOw's Archiv, Bd. LXXXV) ^— „Ueber die Beziehungen der
Grosshimrinde zu Kehlkopf und Bachen** (Achiv für Physiologie und Anatomie,
1884) — „Experimentelle Untersuchungen und Studien über Gontracturen der
Stimmbandmuskeln" (ViRCHOw's Archiv, Bd. XCVIU) — ;, Ueber die Adductoren-
Contractur der Stimmbänder" (Ebenda, Bd. CIl), sowie verschiedene kleinere
Mittheilungen , z. B. über die' „Milchsäure gegen Larynxtuberculose" (Berliner
klin. Wochenschrift, 1885). ^^j
Krause, s. a. Crattse, Bd. II, pag. 102.
Krause, Georg Friedrich K., zu Düsseldorf, war am 4. Februar
1772 zu Kitzingen am Main geboren, studirte von 1792 — 97 in Würzburg,
Erlangen, Jena, Wien und Berlin, nachdem er 1796 in Erlangen Doctor ge-
worden, Hess sich 1799 in Ansbach nieder, machte aber 1801 eine fast einjährige
wissenschaftliche Reise nach Strassburg und Paris, übersetzte Phil. Pinel ;, Praktische
Heilkunde u, s. w." (Bayreuth 1803), wurde 1802 Medicinal- Assessor und 1804
Mediciualrath bei dem preuss. Medicinal-Collegium in Ansbach und blieb, als letzteres
1807 an Bayern übergegangen war, in dem gleichen Dienstverhältniss. Er war
einer der ersten Aerzte in Deutschland, die sich die Einführung der Schutzpocken-
Impfung mit grossem Eifer angelegen sein Hessen. Eine Reihe von Jahren später
erschien das Hauptwerk seines Lebens: „Die Schutzpockenimpfung in ihrer
endlichen Enf Scheidung als Angelegenheit des Staates, der Familien und des
Einzelnen" (Nürnberg 1820), welches seine von ihm von 1801 — 18 im ehemaligen
Fürstenthum Ansbach gewonnenen Resultate enthält und für die Geschichte der
Einführung der Vaccination in Deutschland von Wichtigkeit ist. 1827 wurde er
als RegierungsMedicinalrath nach Düsseldorf berufen und wirkte hier bis zu seiner
1843 erfolgten Pensionirung segensreich weiter, indem er seine Sorge vorzüglich
der Verbesserung des Geßlngniss- und Hospitalwesens zuwendete. 1845 wurde
CT mit Erfolg an einer beiderseitigen Cataract operirt, beging 1846 sein 50jähriges
Doctoren-Jubiläum und starb am 23. Januar 1856.
Neumann, in Med. Ztg. des Vereins für Heilk. in Preussen. 1856, pag. 61. —
Callisen, X, pag. 378; XXIX, pag. 342. G.
Erebel, Rudolph K. , zu St. Petersburg, wurde 1823 in Halle mit
der Diss. „De anatomia pathologica ossium capitis" Doctor, war später Stabs-
arzt am Seehospital zu Kronstadt und schrieb: „Ueber den Scorbut; nach
KREfiEL. — KREMISR. 519
Beobachtungen zu Kronstadt im Seehospüale und auf den tuasischen Schiffen"
(Hbcker's Annalen der Heilk., 1834) — „ Ueher die Erkenntniss und Heilung
des Scorbtits. Eine praktische Abhandlung mit besonderer Rücksicht auf die
kaiserl. russ, Marine" (Leipzig 1838). Vou 1844 an gab er zusammen mit
M. Heine und H. Thielmann die „Medicinische Zeitung Russlands" herauH
und verfasste in der Folge noch: y, Russlands naturhistorische und medicinische
Literatur, Schriften und Abhandlungen in nicht-russischer Sprache" (Jena
1844) — „Geschichte und chronologische Uebersicht der Oesammtliteratur des
Scorbuts" (St. Petersburg 1849) — „ Volksmedicin und Volksmittel verschiedener
Völkerstämme Russlands. Skizzen" (Leipzig 1866) — n^^^ Scorbut in geschicht-
lich-literarischer, pathologischer, prophylactiacher , . . Beziehung" (Ebenda 1862;
1866). Ausserdem sehr zahlreiche Mittheilungen von ihm in der Med. Zeitung
Russlands.
Callisen, X, pag. 381; XXIX, pag. 343. — Engelmann, pag. 314; Supplem.
pag. 139. G.
KrebSi Friedrich Christian Karl K., geboren 1757 in Osterwiek
bei Halberstadt, studirte in Helmstädt und promovirte hier 1780 zum Dr. med.
mit der „I)iss. de apoplexia peripneuwoniam ind>cante" . Er liess sich darauf
in Quedlinburg nieder und wurde hier Leibarzt der Prinzessin Amalie von
Preussen, Aebtissin von Quedlinburg. Später siedelte er nach Blankenburg über,
verwaltete daselbst das Amt eines Stadt- und Landphysicus und starb am 10. Mai
1793. Er schrieb: ,t Medicinische Kleinigkeiten" (Leipzig 1781) — „Beitrag
zur arzneilichen Hufe auf dem Lande" (Quedlinburg 1782) — „Medicinische
Beobachtungen" (Ebenda, Bd. I, 1782—83 ; H, 1785—91) — ^ Vom Friesel"
(Baldingeb^s Neues Magazin für Aerzte, 1783) — „Kurze Beantwortung der
Krankheitsgeschichte einer Epilepsie und Anfrage" (Ebenda 1785) — „Apho-
rism.en über Pockenkauf en und Blatterneinimpfen" (Ebenda 1790) — '„Etwas
über die Mode in der Medicin" (Halberstädter Gemeinnütz. Blätter, 1787) —
„ Von den Ursachen der immer allgemeiner werdenden Nervenschwäche" (Ebenda
1788) u. A. m.
Biogr. m6d. V, pag. 455. — Dict. bist. III, pag. 351. Pgl.
Krebs, Frederik Christian K., war am 15. Oetober 1814 in Kopen-
hagen geboren, studirte an der Universität daselbst und absolvirte das Staats-
examen 1841, bekleidete die Stellung als Districtsarzt auf Läsö und später in
Skjelskör (Seeland) und war von 1871 bis zu seinem Tode, 14. Mai 1881, Stifts-
phjsicus in Odense. Er wandte sich früh den sociologischen Forschungen zu, und
fortwährend mit denselben, nebst den daran sich knüpfenden Fragen der öffent-
lichen Hygiene und des Medicinalwesens beschäftigt , publicirte er mehrere bezfi.er-
liche werthvolle Abhandlungen, wie er auch einige Jahre eine sociologischc Zeit-
schrift „Samfundet^ herausgab. Die Anerkennung seiner Verdienste gab die
Kopenhagener Universität durch die ihm gelegentlieh der Jubiläumsfeier, 1871),
conferirte medicinische Ehrendoctorwürde. Petersen
Eremer, Alexander K., geboren in Krakau am 11. November 1813,
studirte in seiner Vaterstadt zuerst Philosophie, dann Medicin und wurde 1837
mit der Diss. : „Rasorii doctrinae principia" Doctor. Nach einer zwei Jahre
langen Studienreise begab er sich nach Moskau , wo er sich von Neuem dem
Examen unterwarf, liess sich 1841 in Kamieniec podolski nieder, wurde dort
1859 einer der Gründer der podolischen ärztlichen Gesellschaft und war ihr
Präsident bis 1865. In diesem Jahre sah er sich gezwungen, Podolien zu ver-
lassen und siedelte nach Erakau über, wo, Dank seinen Bemühungen, die Erakauer
ärztliche Gesellschaft entstand, zu deren rührigsten Mitgliedern er gehörte und
deren Vorsitzender er zwei Jahre hindurch war. Später wurde er Secretär der
physiographischen Commission der Erakauer Akademie der Wissenschaften und
550 KREMER. — KREUSER.
starb am 17. Februar 1880. Ausser* vielen medicinischen und naturwissenschaft-
lichen Aufsätzen, welche die polnischen Blätter abdruckten, gab er unter Anderem
noch heraus: „0 zastosowaniu sluchu do rozpoznawania charöb^ (Das Gehör als
diagnostisches Hilfsmittel, Krakau 1841); zusammen mit F. Skobel : „Siownik
lactnsko-polski wyrazdw lekarskich" (Lateinisch - polnisches Lexikon der medi-
cinischen Eunstausdrücke , Krakau 1868); mit Bblkie übersetzte er Oüvibr*s
Naturgeschichte (Wilna 1854 und 1855); ausserdem war er noch als Biograph
und politischer Schriftsteller thätig. K. & P.
Eremer, s. a. Kraemer.
Erenchel, Valdemar K. , war am 18. März 1844 in Kopenhagen
geboren, absolvirte das Staatäexamen an der Universität daselbst 1868, widmete
sich als Schtller von Edm. Hansen Grut in Eopenhagen und Donders in Utrecht
der Ophthalmologie, wurde 1876 Doctor und wirkte als erster Assistent der
GRUx'schen Elinik und als Privatdocent an der Universität. Von 1877 bis za
seinem Tode, 19. März 1885, war er Mitdirector der Elinik, Ausser seiner Diss.:
„Amblyopia centralis'* und einer Monographie: „Om Crrundfarver" (Kopen-
hagen 1880) publicirte er sowohl in dänischen als in ausländischen ZeitschrifteD
(namentlich in v. Graefe's Archiv, XIX, XX, XXVI, und Zehender's klinischen
Monatsblättern) werthvolle ophthalmologische Abhandlungen. Petersen
Eretschmar, Friedrich Samuel K., Anhalt-Dessauischer Hofrath und
Leibarzt, Stadt- und Landphysicus in Dessau, geboren 1730 zu Reichenbaeh bei
Chemnitz, studirte in Tübingen, wo er 1764 promovirte. Dann Hess er sich in
Dessau nieder und war hier in den oben bezeichneten Stellungen bis zu seinem
am 17. April 1793 erfolgten Ende thätig. Seine Schriften sind: „Irrthümer,
Warnungen und Lehren, welche das Publicum in Ansehung der praktischen
Arznetkunst betreffen*^ (Dessau 1768; Würzburg 1770), femer eine im Dessau*schen
Ealender 1769 und 1770 bekannt gemachte Nachricht und Abhandlung: „Vom
Einpfropfen der Kinderpocken" und von 1761 — 1771 Abhandlungen über Ampu-
tation, Trepanation, Fissuren und Contrafissuren, Feldlazarethe, Hypochondrie etc.,
endlich eine diätetische Schrift: „Medicinische Unterweisungen" (Dessau 1772).
Schmidt, Auhalt. Seh rlff steller-Lexikon , pag. 190. — Biogr. mM. V, pag. 455.
Pgl.
Eretschmar, Johann Friedrich K., war 1772 zu Wörlitz bei Dessau
geboren, wurde 1792 zu Göttingen Doctor, war seit 1794 Stadt- und Land-
wundarzt zu Schlitz an der Altfall (in Hessen), prakticirte seit 1798 zu Sanders-
leben im Anhalt'schen als Stadt- uud Amtsphysicus , später zu Zerbst, war seit
1807 Stabschirurgus beim herzogl. Anhaltischen Contingent, prakticirte 1813 in
Dessau, Hess sich 1828 zu Aschersleben nieder, zog aber 1830 nach Berlin.
Seine Schriften waren : „ Verhaltungsregeln , Verhütungs- und Heilmittel für
den Landmann bei der Ruhr" (1794) — „Versuch einer theoretisch-praktischen
Darstellung der Wirkungen der Arzneien" (2 Thle. , Halle 1800, 1801) —
« Tabellarische Üebersicht der Mineralwässer Deutschlands ; nach ihren wirk-
samsten Bestandtheilen classificirt u, s. w." (Dessau 1817) — „Orundriss der
Physik des Lebens u. s. w" (2 Bde. ^ Leipzig 1821) — „Arznei-Manual für
die ärztliche, wundärztliche und pharmaceutische Praxis u. s. w." (Zerbst 1826).
An einzelnen Aufsätzen finden sich von ihm in Horn's Arohiv (1801): „Ver-
mischte medicinische Erfahrungen", in Hüfeland's Journal (1804, 13, 16, 27)
über Dampf- , Wasser- , Sumpfgasbäder u. s. w. Auch hat er noch anderweitige,
nicht medicinische, namentlich technische Schriften und Aufsätze, z. B. über Ver-
kohlungsöfen und Gasbeleuchtung (1805), über die Thermolampe u. s. w. verfasst.
Sckmidt, Anhalt Schriftsteller-Lexikon, pag. 191. — Andreae, II, pag. 100. —
Callisen, X, pag. 385; XXIX, pag. 347. G.
Kreuser, Albert Heinrich K. , zu Stuttgart, war am 22. Januar
1S19 daselbst geboren, studirte von 1836 an in Tübingen und Heidelberg,
KREUSER. — KREYSIG. 551
besuchte dann noch einige andere deutsche und österreichische Universitäten,
wurde 1842 Assistenzarzt der medicinischen Poliklinik und 1845 der chirurgischen
Klinik in Tflbingen und hielt von 1842 — 48 ununterbrochen daselbst Vorlesungen
Aber Pharmakognosie, Kinderkrankheiten, chirurgische Arzneimittel, Verbandlehre
u. s. w. 1848 wurde er zum Regimentsarzt ernannt, nahm 1850 seinen Abschied,
liess sich in Stuttgart als Arzt nieder, erhielt die Stelle als Arzt am Männer-
zuehthause und wurde 1862 zum ärztlichen Vorstande des Katharinenhospitals
ernannt. Eine Reihe von Aufsätzen im Archiv f. physiol. Heilk. und im Wttrttemb.
Med. Correspondenzbl. , sowie die in diesem veröffentlichten Jahresberichte des
Katharinenhospitals sind Zeugnisse seiner wissenschaftlichen Thätigkeit und seines
selbständigen Denkens und Handelns. Thatkraft und klarer Verstand zeigten
sich überall, auch in seinem ärztlichen Wirken, dem ein ausgedehntes Aorten-
Aneurysma, an dem er nach langen Qualen am 24. November 1869 zu Grunde
ging, ein Ende machte.
Wttrttemb. Med. Correspondenzblatt. 1869, pag. 314. G.
Ereutzwald, Friedrich Reinhold K., estnischer Abkunft, wurde am
14., 26. December 1803 in Estland auf dem Gute Tömper bei NVesenberg geboren,
bildete sich zum Elementarlehrer in Reval aus, wirkte als solcher daselbst, war
eine Zeit lang Hauslehrer in St. Petersburg, studirte dann von 1 826 an in Dorpat
Medicin, liess sich 1833 in der Stadt Werro (Livland) nieder und wirkte hier
41 Jahre lang, bis 1874; dann zog er nach Dorpat und privatisirte daselbst bis
zu seinem Tode im August 1882. Die Bedeutung K.'s ist nicht auf mediciniachem
Gebiet zu suchen, obgleich er ein treuer, redlicher Arzt, seinen Kranken ein freund-
licher Helfer war. Seine Freistunden aber gehörten dem Gebiete der Sprache und
der Sage. K. war ein ausgezeichneter Kenner der estnischen Sprache und hat in
dieser eine Reihe von Schriften für das estnische Volk verfasst. Er sammelte die
Lieder und Märchen seines Volkes, zeichnete alte Gebräuche auf. Ein ganz
besonderes Verdienst erwarb sich er uro das Sammeln und Ordnen der im Volke
zerstreuten Gesänge der altestnischen Heldensage „Kalewtpoeg** (herausgeg. estnisch
mit deutscher Uebersetzung in den Verhandlungen der gelehrten estnischen Gesell-
schaft, 1857 — 62). Von seinen anderen Schriften seien hier genannt: „Mythische
und magische Lieder der Ebten*', herausgeg. in Gemeinschaft mit Neus, 1854.
„Der Esten abergläubische Gebräuche^ Weisen und Gewohnheiten'' , von Boecker
herausgeg. mit Anmerkungen, St. Petersburg 1854 ; 2 Bändchen estnische Märchen,
deutsch von F. Löwe — j^Br, FaehlmanWs Leben^^ (Dorpater Verhandl. der
gel. estn. Gesellsch. II) u. A. m. L. Stieda.
Kreysig, Friedrich Ludwig K. , zu Dresden, war als Sohn eines
Arztes in Eilenburg am 7. Juli 1770 geboren, studirte von 1788 in Leipzig und
Pavia, wurde in Leipzig Doctor und habilitirte sich dort als Privatdocent. 1796
wurde er Professor der Pathologie und Chirurgie in Wittenberg, vertauschte jedoch
1801 diese Fächer mit denen der Anatomie und Botanik und verfasste: „Neue
Darstellung der physiologischen und pathologischen Grundlehren u. s. w.**
(2 Thle., Leipzig 1798 — 1800), eine Schrift, in der er die Neigung zeigt, Patho-
logie auf Physiologie zu grtlnden, um der Medicin eine wissenschaftliche Grundlage
zu geben. In Wittenberg richtete K. die erste ambulatorische Klinik ein , wurde
aber schon 1803 zum Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen, mit dem Charakter
als wirklicher Hofrath, ernannt und siedelte nach Dresden über. Die ihm von
1813 — 15 durch den unfreiwilligen Aufenthalt des Königs in Berlin gewordene
Müsse benutzte er zur Ausarbeitung seines berühmten Werkes, das er sich
gewissermassen zur Lebensaufgabe gemacht hatte: „Die Krankheiten des Herzens
systematisch bearbeitet und durch eigene Beobachtungen erläutert^* (3 Thle. in
4 Bdn., Berlin 1814 — 17), einer auch heute noch für die Kenntniss des damaligen
Zustandes der Lehre von den Herzkrankheiten nicht unwichtigen Schrift, die
mehrfach in fremde Sprachen übersetzt wurde. Später schrieb er: „System der
552 KREYSIG. — KBIEGEB.
praktischen Heilkunde auf Erfahrung und daraus hergeleitete Gesetze der
thierischen Natur begründet^ (2 Bde., Leipzig und Altenborg 1818- 1819;
lateinisob 1818), ein leider unvollständig gebliebenes Werk. Durch die Umgestaltung
des CoUeg. medico- ohirurg. zu einer chirurgisch-medieinisohen Akademie, an der er
die Professur der speciellen Pathologie und Therapie, sowie 4^8 Directorium der
medicinisohen Klinik übernahm, erweiterte sieh die Thätigkeit E.'s^ der überdies noch
eine ausgedehnte, namentlich consultative Praxis erlangte. 1822 gab er in Folge
vou Kränklichkeit seine Lehrthätigkeit , 1827 auch zum Theil die Stellung als
Leibarzt auf. Er beschäftigte sich dann noch viel mit Botanik, machte wiederholte
wissenschaftliche Reisen und starb am 4. Juni 1839. — K. gehörte zu den
medicinischen Eklektikern und suchte die Wissenschaft durch selbständige po8iti?e
Forschungen zu bereichern. Von seinen zahlreichen Schriften verdienen noch
folgende Erwähnung: „De peripneumonia nervosa s, maligna,, commentatio*'
(Leipzig 1796) — „Abhandlung über das Scharlachßeber nebst Beschreibung
einer sehr bösar tigert epidemischen Frieselkrankheit , welche im Februar 1801
in Wittenberg herrschte** (Leipzig 1 802) — ;, Ueber den Gebrauch der natür-
lichen und künstlichen Mineralwässer von Carlsbad, Ems, Marienbad, Eger,
Pyrmont und Spaa^ (Ebenda 1825) — ;, Ueber den eigenthümlichen Geist
meines Systems der praktischen Heilkunde und das Verhältniss demselben zu
der Naturphilosophie^ (Hüfeland's Joum., 1820, Bd. L) — „Geschichte einer
Brustbräune (Angina pectoris) nebst Leichenöffnung** (Horn's Archiv f. med. Erf.,
1803, Bd. III) — „Beobachtungen über die Wirksamkeit einiger ehiheimischer
Stärkungsmittel etc. bei nachlassenden und Wechselßebem" (Ebenda 1803,
Bd. IV) — „Ueber das Scharlachßeber^ (Heckee's literarische Annalen der
Heilk., 1826 , Bd. IV) — „ Ueber das eigentliche Verhältniss contagiöser und
epidemischer Krankheiten zu einander^ (Hdfeland's Joum., 1837, Bd. LXXXV) —
„Die Physiologie des Kreislaufs etc., nebst einer Untersuchung der Thätigkeit
der Bewegungsorgane überhaupt" (Ebenda 1838, Bd. LXXXVII) etc.
Biogr. m6d. V, pag. 456. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 17, 1839,
I, pag. 549. — Sachs, Medicinischer Almanach. 1840, pag. 412 — 419. — A. Hirsch,
in AUgem. Deutsch. Biogr. XVII, i.ag. 153. -- Callisen, X, pag. H88— 395; XXIX,
pag. 349—351. „ ,
'^ ° Paget.
*Krich, Georg K. , geboren am 31. August 1 2. September 1830 in
Keval, studirte iu Dorpat 1850 — 54, wurde 1857 zum Dr. med. promovirt. Hierauf
Hess er sich in St. Petersburg als Geburtshelfer nieder und diente eine Reihe von
Jahren an dem Helenen-Hebeammeoinstitut. K. ist in der Literatur als Redacteur
der „St, Petersburger med Zeitschrift" bekannt, welche er von ihrer Gründung,
1861, bis zu ihrer Umwandlung in die „St. Petersburger med. Wochenschrift"
redigirt hat. 0. Petersen (Ptsbg).
Krieger, Frederik Willem K. , war am 23. November 1805 in
Rotterdam geboren, studirte in Groningen 1822 — 1825 Medicin; doch da er sich
mehr mit Literatur als mit der Medicin beschäftigte, wurde er von seinem Vater
in eine Buchhandlung gebracht. Hier war er 3 Jahre thätig, ging darauf nach
Berlin, um auf's Neue Medicin zu studiren, blieb daselbst 2^/2 Jahre und kehrte
nach Groningen zurück, wo er 1834 zum Dr. med. mit einer „Diss, de gravid itate
tubaria" promovirte. In Rotterdam etablirt, wurde er schon 1836 zum Lector der
Chirurgie an der klinischen Schule daselbst ernannt und 1848 als Professor • der
Chirurgie nach Leyden berufen (Antrittsrede: „De progressibus quos nostra
praesertini aetete per anatomiam pathologicam fedt chirurgia"). Hier wirkte er
mit sehr grossem Eifer bis 1869, wo er, einer schweren Erkrankung (Melancholie)
wegen, seine Entlassung nehmen musste. Er starb 1881. Er schrieb hauptsächlich :
„De bewiettelyke entsteh ing der pishuis" (Gorkum 1847) — „Practisch Hand-
boek der klinische Heelkunde" (Gorkum 1847 — 51, 1. Theil); diese beiden
verfasste er mit seinem damaligen Collegen Dr. M. Polano zu Rotterdam —
KRIEGER. — KRIMER. 553
„Bydrage tot de diagnoatiek en operatieve behandeling der parotideaal gezwellen^
(1852) — „Oratio academica de artis chirurgicae nostro tempore ratione et
fine" (Annal. academ., 1854 — 55), während er in den letzten Jahren seines Lebens
eine ausftthrliche Arbeit: „De geschiedents der ateensnydmg^ verfasste, welche
handschriftlich auf der Universitftts-Bibliothek aufbewahrt wird.
T. Zaaijer, Levensschets van Dr. F. W. Krieger. C. E. Daniels.
Krieger, Georg Sigismnnd Eduard E. , zu Berlin, war am
24. November 1816 in Danzig geboren, studirte von 1836 an in Königsberg und
Berlin, wo er 1840 mit der sehr sorgfältigen vergleichend-anatomischen Diss.
^De otolükis*^ Doctor wurde. 1841 unternahm er eine längere wissenschaftliche
Reise nach Dänemark, Schweden, England und Frankreich und Hess sich 1842
in Berlin als Arzt nieder, war 12 Jahre hindurch Armenarzt, wurde 1853 chirur-
gischer Assessor beim Provinzial-Medicinalcollegium , 1859 Medicinalrath , 1866
Geh. Medicinalrath. Daneben versah er 10 Jahre lang, bis 1867, das Amt eines
Kreisphysicus des Niederbarnim^schen Kreises. Bei seinem besonderen Interesse
für Cliirurgie, Augenheilkunde und Geburtshilfe waren seine Publicationen haupt-
sächlich aus diesen Gebieten : „ Ueber den Oebrauch der OvUapercha zum
Verband von Knochenbriichen*^ (Med. Ztg. des Vereins f. Heilk. in Pr., 1848) —
„Der geburtshilfliche Luftzieher^ (Ebenda 1849) — „Ophthalmologiscke Studien:
Ueber Licht- und Farbensehen, Ueber einige Formen von Iritis" (Deutsche
Klinik. 1850) — „Ueber die Kellerwohnungen in Berlin" (Mitth. des Central-
vereins f. d. Wohl der arbeit. Classen, 1856) — „Ueber den Zusammenhang
zwischen Venenthrombose und hämorrhagischem Lungeninfarct" (Berliner klin.
Wochenschr., 1865) — „Einige Notizen über Haematocele retroiUerina" (Ebenda
1866). Unter seinen Arbeiten in den Verhandlungen der Gesellschaft für Geburts-
hilfe in Berlin (Jahrg. 1, 3, 7, 8, 9, 17), deren eifriges Mitglied er war, finden
sieh solche über Uebelkeit , Erbrechen , Stuhlverstopfung der Schwangeren , An-
wendung des Aethers und Chloroforms in der Geburtshilfe, über Graviditas extra-
uterina, Atresia ani und Uteras bicomis , Hyperplasie der Placenta, die sogenannte
scrophulöse Augenentzündung. Auch verfasste er eine geschätzte Monographie:
„Die Menstruation, Eine gynäkologische Studie" (Berlin 1869) und bearbeitete
die 7. Aufl. von Hklfft's Balneotherapie. Er erlag am 18. December 1870
einem mehrjährigen Brustleiden. — K. war ein sehr sorgfilltiger und geschätzter
Arzt , der unter den Sorgen und Mühen der Praxis ein lebhaftes Interesse für die
Wissenschaft nicht nur bewahrte, sondern auch bethätigte, indem er überall
Beobachtungsmaterial zu weiterer Verwerthung sammelte.
Quincke in Beiträge zur Geburtshilfe und Gynäkologie. 1872, Bd. I, pag. XXXI.
G.
Krimer, Johann Franz Wenzel K. , zu Aachen, war 1795 zu
Datschitz bei Iglau in Mähren geboren, widmete sich von 1809 ah der Chirurgie
unter Leitung eines Oheims, der Chefarzt eines Kriegshospitals zu Neubaus war,
diente als Unterarzt in mehreren Hospitälern und studirte von 1810 an in Wien,
war zijgleich Assistent des Professors der Anatomie, Scherkr, diente von 1813
bei der Armee, wurde 1814 Oberarzt, 1818 in Halle Doctor mit der Diss. „De
vi musculorum in partibus a reliquo corpore sejunctis" (c. tab.), 1820 Privat-
docent in Bonn, zog 1822 aber nach Aachen. Er war ein sehr fruchtbarer Schrift-
steller , der über sehr verschiedene Dinge aus der Physiologie, Medicin, Chirurgie,
Pharmakologie u. s. w. schrieb. Von seinen Schriften sind anzuführen : „ Unter-
suchungen über die nächste Ursache des Hustens, mit Beziehung auf die Lehre
vom Äthemholen und vom Croup, Herausgegeben von F, Nasse" (Leipzig
1819) — „Physiologische Untersuchungen" (Ebenda 1820) — „ Versuch einer
Physiologie des Blutes" (Tbl. I, 1823) — „Anleitung zu einer zweckmässigen
und sicheren Hilfsleistung hei Vergiftungen u. s. w." (Cöln 1824) — „Ueber
die radicale Heilu7ig der Harnröhrenverengerungen und deren Folgen u. s. v),"
1
554 KRIMEB. >-^ KROMBHOLZ.
(AacheD 1828 ; 2. Aufl. 1835). Unter seinen Journal-Aufsätzen, die sich in Horn's
Archiv (1816—18, 21, 26), Haeless* N. Jahrbb. (1821, 22), Hüfeland's Journ.
(1820, 21, 27), V. Graefe's und v. Waltheb's Journ. (1827, 28, 29, 30) u.b.w.
befinden , sind namentlich einige in dem letzteren besonders bemerkenswerth, z. B.
seine Mittheilungen über die Oaumennaht, Exarticulation des Oberschenkels, Aeu-
punctur als Belebungsmittel und „Bericht über einige Versuche, welche in der
Absicht angesfellt wurden, um besondere Fälle von Lungenschwindsucht durch
chirurgische Kunsthilfe zu heilen*' — „Bruch des Steissbeins ah Ursache
langjähriger Nervenleiden" ; ferner verschiedene Sammlungen von seltenen Krank-
heitsfällen und Beobachtungen (Hohnbaum und Jahn, Med. Gonversationsbl., 1831;
HüFELANd's Journ., 1834) und „Welchen wissenschaftlichen und legalen Werth
hat die Lungenprobe u, s, w, f" (Wildberg, Jahrb. der Staatsarzneikunde) u. 8. w.
Er starb am 22. November 1834.
Callisen. X, pag. 399; XXIX, pag. 354. 0.
Erishaber, Maurice K. , zu Paris, war am 3. April 1836 zu Fekete*
hegy in Ungarn geboren, studirte in Wien, Prag und Paris, wo er 1864 mit
der These: „Du d^eloppement de VencSphale, Etüde d^ embryog^nie" Doctor
wurde. Er Hess sich in Paris nieder und wurde 1872 in Frankreich naturalisirt.
Von seinen Schriften siud anzuführen: „Maladies des chantsurs" (1873) — „/)€
la n^vropathie cMbro-cardiaque" (1873). Für das Diot. encjclop6dique des sc.
möd. lieferte er die Artikel „Maladies du larynx*' (zusammen mit Peter, 1868;
und „Cerveau" (in Gemeinschaft mit Ball, 1873). Ausserdem findet sich von
ihm in den Bulletins et mömoires de la Soc. de biologie (1866 — 74) eine Reihe
von Arbeiten aus dem Gebiete der Physiologie, und in den Bulletins et memoires
de la Soc. de Chirurgie (1868 — 74) mehrere Abhandlungen über „Tumeurs laryn-
gSes" — „Trach(fotomie" — „Thyrotomie" u. s. w. Er starb am 10. April 1883.
Glaeser, pag. 376. — Annales des maladies de l'oreille et du larynx. 1883,
IX, pag. 6H (nicht zugänglich). G.
*Eroenlein, Rudolph Ulrich K., aus Stein am Rhein (Canton Schaff-
hausen), geboren am 19. Februar 1847, bildete sich in Zürich (E. Rosk), Bonn
und Berlin (B. v. Langenbeck) aus. In Zürich, wo er 1872 die Promotion
absolvirte, war er von 1870 — 73 erster Assistent der chirurgischen Klinik. Bei
V. Lakgenbeck trat er zuerst 1874,* dann noch einmal 1879 ein, nachdem er
1878 — 79 stellvertretungsweise die chirurgische Professur in Giessen versehen
hatte. 1879 — 81 war er in Berlin Extraordinarius, 1881 erhielt er die Berufung
als ordentlicher Professor und Director der chirurgischen Klinik nach Zürich.
Neben zahlreichen Journalaufsätzen in v. Langenbeck's Archiv, der Deutschen
Zeitschr. ftlr Chirurgie, der Berliner klin. Wochenschr., dem Correspondenzbl. ftlr
Schweizer Aerzte sind von seinen Schriften zu nennen: „Die offene Wundbehand-
lung" (Zürich 1872) — „Beiträge zur Geschichte und Statistik der offenen
und antiseptischen Wundbehandlung" (Berlin 1875) — »Die v. Langen-
beck''sehe Klinik und Poliklinik" (Daselbst 1877) und: „Die Lehre von den
Luxationen^ (in der Deutschen Chirurgie, Stuttgart 1882). Weriich.
Eronibholz, Julius Vincenz Edler von K., zu Prag, war am
19. December 1782 zu Politz im Leitraeritzer Kreise geboren, begann 1803 in
Prag den niederen Cursus der Chirurgie zu studiren, ging darauf nach Wien*
wurde 1805 Magister der Geburtshilfe, widmete sich jetzt den medicinischen
Wissenschaften in ihrem ganzen Umfange, erhielt 1808 die erledigte Prosector-
stelle, wurde definitiv aber erst 1812 angestellt, nachdem er (1809 — 1811) Reisen
nach verschiedeneu deutschen Universitäten und Krankenanstalten gemacht und
1811 zu Erfurt zum Doctor proraovirt worden war. 1814 erhielt er den Lehrstuhl
der theoretischen Chirurgie, Instrumenten- und Bandagenlehre, unterzog sich mit
Hingebung der Behandlung dvr vielen Hunderte verwundeter, in Prag 1813, 14
KBOMBHOLZ — KBONECKER. 555
befindlicher öBterreichischer , prenssischer , nissiseher Krieger, erhielt 1820 die
Professur der Staatsarzneikunde und begann seine Vorlesungen mit der Herausgabe
der folgenden Uebersetznng : „Leben und Studien des Dr, J. B, Monteggia.
Eine Qedächtnisarede, gehalten von Dr. Acerbi. Als Programm mitgetheilt".
Viele durch Pilze herbeigeführte, von ihm beobachtete Vergiftungsfälle gaben
ihm Anlass zu seinem: „Conspectus fungorum esculentorum , gut 1820 Pragae
vendebantur" , einer Schrift , die später zu dem grossen Werke: „Naturgetreue
Abbildungen und Beachreibun'jen der esabaren y schädlichen und verdächtigen
Schwämme'' (10 Hefte, Prag 1831— 1847, Fol., die letzten Hefte noch nach
seinem Tode erschienen) erweitert wurde. Ausserdem hatte er herausgegeben:
„Beschreibung und Prüfung der Tober' sehen Maschinen für Chirurgie, Kranken-
pflege und Hippoiatrie^ (Prag 1821) — „Abhandlungen aus dem Gebiete der
Akologie'' (Bd. I, 1825; Bd. II, Abth. 1, 1834). 1828 wurde ihm die Professur
der speciellen Pathologie und Therapie (die dritte, die er nacheinander einnahm)
sammt der damit verbundenen Stelle eines Primararztes des Allgemeinen Kranken-
hauses ttbertragen, und 1831 wurde er von der Landesregierung zum Director der
Bftmmtlichen Cholerahospitäler der Hauptstadt ernannt. Eine seinen persönlichen
Opfern zu dankende und seinen Namen tragende Stiftung, welche den Zweck hat,
unbemittelte Studirende in Erkrankungsfällen in ihrer Behausung oder im Allgemeinen
Krankenhause ärztlich zu behandeln, trat 1832 in's Leben, sowie 1836 eine andere
von ihm angeregte Stiftung eines Reisestipendiums an der Prager Universität, für
junge Aerzte. Auch legte er den Grund zu einer klinischen Bibliothek, die bald
einen erheblichen Umfang gewann. Von seinen Publicationen sind noch anzuführen :
„Anatomische Beschreibung eines sehr merkwürdigen Anencephalus" (1830, m.
3 Kpft.) — „Fragmente einer Geschichte der medicinisch-praktischen Schule
an der Karl Ferdinands - Universität** (1831) — „Auswahl gerichtlich-
medicinischer Untersuchungen nebst Gutachten, geführt und abgegeben an die
resp. Behörden'' (3 Hefte, 1831, 1835, 1841, Fol.). Im J. 1836 wechselte K.
zum 4. Male seine Professur an der Prager Universität , indem ihm auf seinen
Wunsch die erledigte Professur der Physiologie übertragen wurde, die er noch
vier Jahre lang versah, nachdem ihm 1836, bei Gelegenheit der Krönung des
Kaisers Ferdinand, der Adel verliehen worden war. Die Stadt Prag ernannte
ihn 1838 zu ihrem Ehrenbürger, vom Kaiser erhielt er 1839 den Titel eines
k. k. Gubemialrathes. Im Jahre 1836 noch gab er einen ^ Generalrapport über
die asiatische Cholera zu Prag im Jahre 1831 und 1832 . . ., nebst Bemer-
kungen über Abweichungen dieser Krankheit bei ihrem Wieder au ftrett7i daselbst
im September 1836" heraus; 1837 schrieb er für die Versammlung der deutschen
Naturforscher und Aerzte in Prag , als einer der Geschäftsführer , ein : ;, Topo-
graphisches Taschenbuch von Prag, zunächst für Naturforscher und Aerzte** und
„Beobachtung zweier Fälle von inneren Brüchen**^ und gab in Gemeinschaft
mit seinem Mitgeschäftsführer den 1838 erschienenen Beriebt über die Versammlung
heraus. Nach wiederholten SchlaganfUllen verstarb er am 2. November 1843. —
Den neuen Erscheinungen seiner Zeit Rechnung tragend , ohne sich von ihnen
blenden zu lassen , scheute er kein Opfer an Zeit und Mühe für seine Kranken,
war seinen Schülern ein väterlicher Freund und Helfer in jeder Noth; über alles
Lob erhaben war seine Wohlthätigkeit. Seine Verdienste um die Wissenschaft
liegen indessen vorzugsweise auf dem Gebiete der gerichtlichen Medicin, Medicinal-
polizei und Botanik; sein grosses Werk über die Pilze ist für alle diese Wissen-
schaften von Bedeutung.
Bernard Bolzano, Dr. V. J. Edler v. K. nach seinem Lehen nnd Wirken. Prag
1845 (Abhandlungen der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 5 Folge, Bd. IV). —
£. Gurlt in Allgem. Deutsch. Biographie. XVI pag. l84. — Callisen, X, pag. 4''7; XXIX,
pag. ^•'>7 Gurlt.
* Kronecker, Hugo K., zu Bern, ist am 27. Januar 1839 zu Liegnitz
in Schlesien geboren, studirte in Heidelberg und Berlin. Seine physiologischen
556 KRONECEER. — KRÜE6ELSTEIN.
üntersachungen Aber Muskelennüdung begann er in Heidelberg unter Leitung von
Helmholtz und Wdndt und veröffentlichte die Resultate in seiner Diss. : „De
ratione qua mtiscularum defatigaiio ex labore eorum pendeat** (Berlin 1863).
Als Privat-Assistent von Traube, 1865, machte er zugleich physiologisch-chemische
Untersuchungen im Laboratorium von W. Kuehne, setzte in der physiologischen
Anstalt zu Leipzig 18ö8 unter Leitung von C. Ludwig seine myologischen
Arbeiten fort, wurde 1871 Assistent am genannten Institute und habilitirte sich
1872 als Docent an der Universität Leipzig mit seiner Abhandlung: „Ueber die
Ermüdung und Erholung quergestreijier Muskeln.*' 1875 wurde er zum
Prof. e. 0. an der Universität Leipzig ernannt, 1877 als Prof. e. o. der Universität
und Abtheilungsvorsteher am physiologischen Institute nach Berlin berufen. 1881
übernahm er mit Senator die Redaction des „Centralblattes fdr die med. Wissen-
schaften^', welche er 1885 niederlegte, nachdem er einem Rufe als Prof. ord. der
Physiologie an die Universität Bern gefolgt war. Mit seinen zahlreichen Schttlem
untersuchte K. vornehmlich die Reizbarkeit und Leistungsfähigkeit des Herzens,
die willkflrliche Maskelbewegung, die Grundgesetze der Reflexerregung, die Inner-
vation der Athmung, die Vertheilung der Gefässnervencentreu , die Quellen der
thierischen Wärme, den Schluckmechanismus, die Wirkungen von Herzgiften,
lebensrettenden Infusionen, Assimilation von Ciweisskörpern, Bewegungen von Uterus
und Vagina, fand ein Coordinationscentrum fttr den Schlag der Herzkammern und
regte neue Behandlung der Physiologie des Geruchs an. Die Ergebnisse dieser
Untersuchungen sind vornehmlich in den Arbeiten aus der physiologischen Anstalt
zu Leipzig 1871 — 76, in den „Beiträgen zur Anatomie und Physiologie, als Fest-
gabe Carl Ludwig gewidmet" (Leipzig 1874) und in Du Bois-Rkymond's Archiv
für Physiologie, sowie in den Monatsberichten der Berliner Akademie der Wissen-
schaften und den Proceedings of the Royal Society in London veröffentlicht. Mit
Vorliebe behandelte K. die Methodik der Experimente und gab im Auftrage des
preussischen Unterrichts-Ministeriums einen Bericht über die physischen Apparate
auf der Ausstellung wissenschaftlicher Apparate zu London 1876 heraus; auch
ist er an der „Zeitschrift fttr Instrumenten kunde^' betb eiligt. Red.
* Krowczynski , Zegota K., geboren zu Lemberg am 17. Juli 1848,
studirte in Krakau, wurde dort 1873 promovirt, war eine Zeit lang im Krakauer
Heiligengeist-Hospital Arzt, ist seit 1874 Primarius im allgemeinen Krankenhause
zu Lemberg, leitet dort die Abtheilung für Syphilis und Hautkrankheiten und ist
seit 1879 k. k. Sanitätsrath und Mitglied des galizischen Gesundheitsamtes. Seine
meisten, die Syphilis betreffenden Arbeiten finden sich im Krakauer Przeglad lekarski;
in deutscher Sprache veröffentlichte er Einiges in der Vierteljahrschrift für Derma-
tologie und Syphilis ; sein Hauptwerk ist ein sehr brauchbares und gut geschriebenes
Handbuch der Syphilidologie , welches er unter dem Titel „Syfilidologia** 1883
in Krakau herausgab. K. & P
Kruegelstein, Franz Christian Karl K., zu Ohrdruff bei Gotha, war
daselbst 1779 als Sohn des Physicus Johann Friedrich K. geboren, studirte
in Jena und Wtirzburg und wurde bei erstgenannter Universität 1803 Doctor mit
der „Diss, inaug. chir, obstetr. qua probatur forcipem in paragompkosi partu$
duplicati praestare uncis" (4.;. Er war zuerst adjungirter Physicus, dann
herzogl. Amts- und Stadtpbysicus und dabei ein sehr fruchtbarer Schriftsteller.
Von seinen Schriften führen wir an: „Bandbuch de)' allgemeinen Kranken-
pflege^ (Erfurt und Gotha 1807) — n^^ vtedicinische Stellvertreter, oder
Musterung mehrerer inländischer Mittel, und das VerhäÜniss ihrer Brauch-
barkeit gegen ausländische" (Gotha 1809) — „Die Schule der Wundarznei-
kunst. Ein Leitfaden .... für Lehrlinge"* (3 Thle., 1820—23) — „Promp-
tuarium medicinae forensis, .... Ein Hilfsbuch für gerichtliche Aerzte u. s. er.'*
(3 Thle., 1822—29; 2. Aufl. 1828; neue Aufl. 1847) — „Die Geschichte der
Hundsicuth und der Wasserscheue und deren Behandlung u. s» w," (1826) —
KBUE6ELSTEIN. — KRUE6ER. 557
„Die Kunst^ die Krankheiten der Schilddrüse und den Kropf zu heilen; u, a. w.^
(1827) — „Die Kunst, die Oeschwüre zu heilen*' (1828); (die 3 letztgeDannten
Schriften bilden den 9., 10. nnd 11. Theil eines von einem Verein prakt. Aerzte
und Wundärzte, 1817 — 28, herausgegebenen Werkes: ,,Die Knnst, die änsserl.
und Chirurg. Krankheiten zu heilen") — „Erfahrung über die Verstellungs-
kunst in Krankheiten" (Leipzig 1828) — „lieber die von Seiten des Staates
zur Zeit von Viehseuchen n'öthige Aufsicht auf den Fleischverkauf u. s. w."
(Henke's Zeitschr. , 1839), sowie eine Anzahl von Aufsätzen in Schlegel's
Materialien für Staatearzneiw. (1804), Hüfkland's Journal (1804, 10, 14, 16, 27),
Pie&er's Annalen (1827, 28), Rüst's Magazin u. s. w.
Cal Ilsen, X, pag.410; XXIX, pag. 360. 0.
Kmeger, Berthold K., aus Braunschweig, wurde 1683 zu Jena Doctor;
er bezeichnet sich in seiner Dissert. als Provinzialarzt des Fttrstenthums Halber-
stndt und Arzt zu Osterwiek. Um das Jahr 1700 war er Leibarzt des Herzogs
August Wilhelm von Braunschweig. Er schrieb : „ Handbnchlein vieler Singu-
lar en und in der Vemunftprobe bestandenen Experimenten" (Wolfenbüttel
1692, 4.) — „Beschreibung der einheimischen Krankheiten, toie durch dieselben
durch himmlische Influenz aus der Luft die Menschen a. 1692 inficirt toorden*'
(Braunschweig 1692, 4.) — „Philiater curiosus avtodidactos , s. diagram ma
demonstrans methodum analyticam discendi veram medicinam" (Ebenda
1692, 4.) — „Änatomicus curiosus öeoXiSajcTo;. Hoc est methodus secandi
cadavera Hippocratica Democritea" (Ibid. 1700, 4.), eine Anweisung zum
Seciren vom theosophischen Standpunkte. In einer Schrift: „Historia curiosa.
Genealogia calculorum macrocosmi et microcosmi per analogismum naturalem"
(Ebenda 1714, 4.) lässt er die Steine, ebenso wie Pflanzen und Thiere, aus
Samen entstehen.
Andreae, pag. 101. G.
Erneger, Simon K., ist bekannt durch seine grossen Verdienste um die
Förderung der Chirurgie in Dänemark. Er war 1687 von deutschen Eltern in
Kopenhagen (?) geboren und wurde nach der gewöhnlichen Ausbildung als Barbier-
geselle Inhaber eines Barbieramtes in Kopenhagen und Militärchirurg. Der ältere
Buch WALD scheint ihn weiter ausgebildet zu haben und 1727 erwarb er sich die
angesehene Stellung als Kammerdiener und Leibchirurg des Königs Friedrich IV. ;
durch die Ungnade der Königin musste er aber bald nachher den Hof wieder
verlassen und nach Paris ziehen , wo er Anatomie bei seinem berühmten Lands-
mann Jac. Benignus Winslow , Chirurgie bei la Peyronie und Petit studirte.
Die neu errichtete Acad6mie de Chirurgie und die eben stattfindende glänzende
Blüthe der französischen Chirurgie machte einen solchen Eindruck auf den dänischen
Chirurgen, dass er, als er vom König Christian VI. zurückgerufen und wieder
als Hofchirurg angestellt wurde, augenblicklich anfing, in energischer Weise
für die Hebung der zurückgebliebenen dänischen Chirurgie zu wirken. Schon 1736
gelang es ihm, das Analogon der französischen Akademie, das Theatrum anatomico-
chirurgicum als eine ganz selbständige, von der Universität unabhängige und
nur für die Ausbildung der unstudirten Chirurgen bestimmte Anstalt in 's Leben zu
rufen. Gleichzeitig übernahm er die neu errichtete Stellung des Generaldirectors der
Chirurgie und wurde als solcher mit fast souveräner Macht in allen chirurgischen
Angelegenheiten ausgestattet. In den folgenden 24 Jahren, bis zu seinem Tode,
1760, sorgte er an seinem Theatrum für die Ausbildung und Anstellung von circa
500 Chirurgen, hielt die Vorlesungen und das chirurgische Examen persönlich oder
mit Beihilfe einiger von ihm ernannten Chirurgen und Assessoren ab und wehrte
rücksichtslos alle Anfeindungen und Anfälle von Seiten der medicinischen Facultät
und des eben neu errichteten gelehrten Collegium medicum ab. An der Errichtung
des königlichen Friedrich -Hospitals hatte er auch einen hervorragenden Antheil
und die prädominirende Stellung der Chirurgie am Spital , wie überhaupt die
1
558 KRÜBGER. — KRÜEGER-HANSEN.
ganze ursprüngliche Fundation des Spitals war hauptsächlich sein Werk. Er war
kein gelehrter Mann und in der Literatur ist er nur mit einigen : „ GeTieral-
tabellen von den Gebeinen des menschlichen Körpers*^ (Kopenhagen 1721) und:
„Anatomische Präparate^ (Ebenda 1736) aufgetreten.
Bnntzen, Chirurgien i Danznark, pag. 8—26. — Panum, Bidrag til knndskab
om vort medicinske Facultets historie, pag. 57 — 66. Petersen.
Emeger, Johann Gottlob K., zu Halle a. S., war am 15. Juni 1715
daselbst geboren, bezog bereits im 15. Lebensjahre die dortige UniTersität, wurde
1742 Dr. med. und 1743 Prof. e. o. der Medicin in Halle. 1751 folgte er einem
Rufe als Professor der Medicin und Philosophie zu Helmstädt, starb aber bereits
am 6. October 1759 in Braunschweig. Er war ein ausserordentlich fruchtbarer
Schriftsteller, dessen Schriften sich grosser Beliebtheit erfreuten. Am bedeutendsten
davon ist seine „Naturlehre" (mit einer Vorrede Fbiedrich Hoffmann's, Halle
1740—49, 3Thle.; 2. Aufl. 1744—48; 3. Aufl. 1780; lateinisch von Krüll
u. d. T. : „Pkilosophia naturalis experimentis confirmata", (Ebenda 1753).
Von den anderen sind zu nennen: „Orundriss eines neuen Lehrgebäudes der
Arzneikunst" (Ebenda 1745) — „Diät oder Lebensordnung" (Ebenda 1751;
1763) — ;, Unterricht, wie ein Soldat ohne Arzneyen seine Öesundheit erhalten
und sich curiren koenne" (1759; 1763); femer eine erhebliche Anzahl von
Dissertationen. Ausserdem hat K. eine Reihe kleinerer Aufsätze naturwissenschaft-
lichen Inhalts verfasst: „Abhandlung von den Steinkohlen"" (Halle 1741 ; 1746) —
„Vom Kaffee, Thee und Tabak" (Ebenda 1744; 1746) — „Gedanken von der
Elektricität" (Ebenda 1744 ; 1745) — „ Von den Ursachen des Erdbebens" TEbenda
1756) und zahlreiche Abhandlungen in verschiedenen periodischen Zeitschriften.
Boerner. I, pag. 72, 394, 910; II, pag. 423,743; III, pag. 374, 713. — Bald inger,
pag. 91. — Biogr. m6d. V, pag. 457. — Dict. bist. III, pag. 351—354. Pagel.
Kmeger, s. a. Krieger.
Krueger-Hansen, Bogislav Konrad K., zu Güstrow in Mecklenburg,
war in Malchin am 4. August 1776 geboren, als Sohn des Arztes Konrad
Friedrich Krueger, wurde 1797 in Halle Doctor, prakticirte seit 1800 in
Teterow, sodann in Rostock und seit 1821 in Güstrow. Er führte den Namen
Krueger-Hansen seit üebernahme eines fideicommissarischen Majorats von
dem Senator Dr. jur. Hansen. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller, jedoch
erst in der späteren Zeit seines Lebens, und schrieb in Grasfe und Waltheb's
Journal (1822, 30, 31): „Medicinisch- chirurgische Beobachtungen" — „i?e-
schreibung einer Pflasterwalze" — „Praktische Reminiscenzen" — „Patho-
logisch-therapeutische Abhandlung über die Krätze" — „Amputation eines Riesen-
fusses" u. s. w. ; ferner in Rust*s Magazin (1823) : ;, Gewöhnung an Opium" u. s. w.;
sodann verschiedene Schriften über die Cholera seit 1831, 32 — „Normen für dit
Behandlung dps Group" (1832) — „Die Homöopathie und Allopathie auf der
Waage" (1833; 2. Aufl. 1837, 1840) — „Hdl- und Unheilmaximen der Leib-
Walter beleuchtet" (1834; 2. Aufl. 1837) — „Ueber die Therapeutik der Wund-
ärzte" (v. Graefe's und v. Walther's Journal, 1835) — „Brillenlose Reflexionen
über das jetzige Heilwesen, u, s. w." (1835) — „Entschleierung des bisherigen
Heilverfahrens bei der ägyptischen Augenentzündung" (1836 ; 2. Aufl. 1840) —
„Prüfung einiger neuen Ourmethoden des Typhus und verwandter Uehel*^
(1838) — „Zeitgemässe Betrachtungen über das Verfahren bei Pneumonieen^
(1841) — rjDes Herzogs von Orleans letzte Stunden" (1842) — „Medicinisch-
kritische Miscellen" (1843) — „Praktische Fragmente" (Coblenz 1845). Ausser
diesen selbständigen Schriften, die grossen theils kritischer Art sind, liegt von ihm
noch eine beträchtliche Zahl von Aufsätzen, grösstentheils der Praxis und medi-
cinisch-chirurgischen Casuistik entnommen, vor, namentlich in Rüst's Magazin
(Bd. VIII— XIII) , V. Graefe's und v. Walther's (Bd. HI— XXVI) und Hüpe-
land's Journ. (Bd. XIII, LXX) u. s. w. Er starb am 17. August 1850.
Blanck, pag. 114. - Callisen, X, pag. 414, 419; XXIX, pag. 361, 464. g.
RRÜENITZ. ~ KRUKENBEBG. 559
Kruenitz, Johann Georg K., berühmt als Verfasser mehrerer grosser
encyclopftdischer Sammelwerke, war in Berlin am 28. Mftrz 1728 geboren. Er
machte seine Studien in Oöttingen, Halle, Frankfurt a. 0. und wurde an letzterer
Uniyersitftt 1749 Dr. med. mit der „Diss, de matrtmonto muüorum morborum
remedio*^. Nachdem er einige Zeit in Frankfurt a. 0. als Arzt prakticirt, auch
als Privatdocent Vorlesungen über Osteologie gehalten hatte, gab er diese Lauf-
bahn auf, kehrte 1769 nach Berlin zurück und beschäftigte sich von da ab bis
zu seinem am 20. December 1796 erfolgten Tode ausschliesslich mit literarischen
Arbeiten. Am bekanntesten von ihnen ist die grosse „Oekonomisch-tecknologtache
Encydopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Land-
votTthschaft^ (die ersten 73 Bände von 1793 — 1798 von K. selbst verfasst).
Für die Medicin wichtig sind folgende Schriften: „Gemeinniltziger Vorrath
auserlesener Aufsätze zur Beförderuna der HaushaUungswissenschaft , tote
auch der Arzney gelahrtheit und Naturlehre" (3Bde. , Leipzig 1767 — 68) —
;, Verzeichniss der vornehmsten Schriften von der Bindviehseuche" (Ebenda
1767) — „ Verzeichniss der vornehmsten Schriften von den Kinderpocken und
deren Einpfropfung*^ (Ebenda 1768) — „ Verzeichniss der vornehmsten Schriften
von der ElektHcität und den elektrischen Curen" (Leipzig 1769) — „Characteres
professorum in regia Viadrina" (Frankfurt a. 0. 17ÖH, 4.). Ausserdem übersetzte
er Tissot's Abhandlung von der Epilepsie (Benin 1771), Priestley's Geschichte
der Elektricität (Ebenda 1772) und Sue's des Jüngeren „Chirurgisches Lexikon,
welches alle sowohl theoretischen wie praktischen Kenntnisse der Wundarzneikunst
darstellt" (Berlin und Stralsund 1773).
Mehring, Gelehrtes Berlin. 1795, I, pag. 256. — Biogr. m6d. V, pag. 459. —
Biet. bist. III, pag. 354 — A. Hirsch, in Allgem. Deutsch-. Biogr. XVII, pag. 253.
Erukenberg, Peter K. , berühmter Hallenser Kliniker, geboren am
12. Februar 1788 in Königslutter, besuchte das Collegium Carolinum und das
anatomische Institut in Braunschweig, studirte von 1808 an in Göttingen, wurde
1810 mit der Diss. : „De cancro bulbi octdi humani'* Dr. med., setzte seine
Studien in Berlin fort, machte die Feldzüge von 1813/14 im Lützow'schen Corps als
Jäger, später als Arzt mit, wurde 1814, nachdem er wegen Kränklichkeit seinen
Abschied hatte nehmen müssen, trotz noch nicht einmal absolvirten Staatsexamens,
als Prof. e. o. nach Halle mit dem Auftrage berufen, die medicinische Klinik zu
leiten, und übernahm dieses Amt definitiv 1815. 1816, nach Nasse's Ernennung
zum Director der stationären Klinik, richtete K. die berühmte Poliklinik ein, der
er künftig seine beste Kraft widmete. Nachdem Nasse 1821 nach Bonn über-
gesiedelt war, wurde er dessen Nachfolger als Prof. ord. und Director des klinischen
Instituts. Er wirkte in dieser Stellung, nachdem er 1837 zum Geh. Medicinalrath
ernannt war, 34 Jahre lang, bis 1856, wo er seine klinische Thätigkeit aufgab;
1861 erlitt er einen apoplectischen Anfall, der ihn zwang, die Praxis aufzugeben;
ein erneuter Anfall , sowie ein Oarcinom des Gaumens führten seinen Tod am
13. December 1 865 herbei. — K. war einer der bedeutendsten Kliniker der neueren
Zeit und ein ausserordentlich beliebter Lehrer. Der erfreuliche Aufschwung, den
der klinische Unterricht in Halle in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nahm,
ist lediglich seiner Person zu verdanken. Als Schüler Heims und Reil's gehörte
er, seiner medicinischen Richtung nach, zu den Eklektikern im besten Sinne des
Wortes. Er huldigte nur dem Systeme der „klinischen Erfahrung" und suchte nur
mit Hilfe der modernen exacten üntersuchungsmethoden , die er besonders eifrig
verehrte und übte, femer gestützt auf Physiologie, Chemie, pathologische Anatomie
und Mikroskopie , deren Entdeckungen er am Krankenbette richtig zu verwerthen
verstand, Thatsachen zu beobachten und positive Erfahrungen zu sammeln. Dabei
galt ihm die Therapie als das höchste Ziel und der Endzweck alles Forschens und
Wissens. Auch für die Zusammengehörigkeit der inneren Medicin mit der Chirurgie
trat er lebhaft ein und bekämpfte die Trennung dieser beiden Disciplinen als eine
1
560 KRÜKENBERG. — KRUSE.
unnatürliche. Schriftstellerisch war er nur in geringem Maasse thätig. Wir besitsen von
ihm nur : „Jahrbücher der ambulatorischen Klinik zu Halle^ (Halle 1820 — 24,
2 Bde.), die von seinen wissenschaftlichen Anschauungen und seinem therapeutischen
Verfahren ein treues Bild gewähren; ferner einige kleinere Aufsätze in Hobn's
Archiv für med. Erfahrung, in Rdst's Magazin fQr Heilkunde, in Radius' Cholera-
Zeitung, Schmidt's Jahrbb. der Med. und anderen Zeitschriften. Ausserdem veran-
staltete er eine Ausgabe von Reil's „Entwurf einer allgemeinen Therapie" (Halle
1816) und eine deutsche Uebersetzung von Thomson's Werk über die Entzflndong
(Ebenda 1840, 2 Bde.).
Braun, Deutsche Klinik. 1866, Nr. 6. — C. Barries, P. Krukenberg's bio-
graphische Skizze und Charakteristik. Halle 1866. — A. Hirsch in Allgem. Deutsch.
Biogr. XYII, pag. 237. — Heinr. Rohlfs, Geschichte der Deutschen Medicin. Die medi-
cioischen Classiker. n i
PageL
Erukenberg, Adolph K., zu Braunschweig, war am 11. April 1816 in
Königslutter als Sohn eines Apothekers und Neffe des Vorigen geboren, besuchte
von 1833 an das Collegium Carolinum zu Braunschweig und die dortige anatomisch-
chirurgische Lehranstalt und von 1835 an, unter den Auspicien eines berühmten
Oheims, die Universität Halle, wo er 1839 mit der Diss. : tjDe signis ex linyaa'^
Doctor wurde. Er absolvirte nach einander 1840 und 1841 die Staatsprüfungen
in Braunschweig und in Preussen und war in der Zeit von 1841 — 44 theils
Assistenzarzt der medicinischen Klinik in Halle, theils befand er sich auf wissen-
schaftlichen Reisen in Deutschland und Frankreich. Er schrieb in dieser Zeit
auch seine von J. Mdellbr belobten „ Untersuchungen über den feineren Bau
der n>^nschlichen Leber" (Mueller's Archiv, 1843, 44), liess sich 1844 in
Braunschweig als Arzt nieder, beschäftigte sich auch weiterhin noch fortdauernd
nqit Mikroskopie, und erschienen als Ergebnisse seiner Untersuchungen (Mdeller's
Archiv, 1849): „Beitrag zur Lehre von dem Röhrensystem der Zähne und
Knochen** — ;, lieber eine sehr vortheilhaße Methode der Zubereitung von
Zahn- und Knochendurchschnitten für die mikroskopische Beobachtung*' . Von
1848 an war er Lehrer der Anatomie an der anat.-chirarg. Lehranstalt, wurde
1H54 zum ProfessoB, 1855 zum Mitgliede des Directoriums des herzogl. Kranken-
hauses und Vorstande der med. Abtheilung desselben, 1863 zum Medicinalrath und
Mitgliede des herzogl. Ober-Sanitäts-Collegiums ernannt. Nachdem er sich noch
1870/71 während des Krieges in dem Reserve-Lazareth zu Braunschweig verdient
gemacht hatte, starb er am 14. October 1877. — Vermöge seiner chemischen und
anatomischen Kenntnisse und seiner sonstigen ärztlichen Eigenschaften war er ein
ausgezeichneter Diagnostiker, der den Fortschritten der Medicin mit subtilster
Skepsis folgte, dabei ein vortreflFlicher Mensch und College.
Uhde in Braunschweig. Anzeiger. 1877. 6.
Ernpii^ski, Andreas K., studirte in Wien Medicin, wurde daselbst 1772
promovirt, lehrte seit 1774 in Lemberg Anatomie und wurde später Protomedicus
von Galizien. Sein Hauptwerk ist ein weitläufiges, aus vier Bänden bestehendes
Lehrbuch der Anatomie, welches er 1774 — 77 in Lemberg in polnischer Sprache
herausgab. ' K. 4- P
Kruse, Karl Friedrich K., wurde in Kiel geboren, studirte in Leyden
und erhielt hier 1749 die medicinische Doctorwürde („Diss, de causis acidi in
primis viis"). Durch seinen Schwiegervater Hermann Kaaü-Boerhäave nach
Petersburg berufen, wurde er 1750 älterer Arzt am Admiralitäts-Hospital und Arzt
bei der kaiserl. Leibgarde. 1760 behandelte er die Kaiserin Elisabeth während
ihrer letzten Krankheit, wurde 1762 verabschiedet, aber 1770 wiederum als zweiter
Leibmedicus bei der Kaiserin Katharina II. angestellt, auch in die Akademie
der Wissenschaft aufgenommen und starb in Petersburg im Juli 1799. K. gab
die Untersuchungen H. Kaau - Boerhaave's ttber das Quecksilber heraus:
KRUSE. — KUBY. 561
nAd observationes et expmmenta de mer curia ex scriptis Hermani Boerhaavii
supplementum" (Nov. Comment. Acad. Soc. Petrop., Tom. IX). K.'s Manuscripte
und Bttchersammlung (wohl auch die Boebhaave's darunter) wurden für die Sumnie
von 63.000 Mark von der russischen Regierung angekauft und Anfangs dem med.
Collegiüm, dann der medico-chirurgischen Akademie übergeben.
Bichter, III, pag. 446. — Tschistowitsch, CLXXXIX. L. Stieda.
Emttge) Johann Friedrich Michael E., zu Breslau, wurde als
Sohn und Nefife eines Arztes am 22. Juni 1771 in Breslau geboren und bereitete
sich bei seinem Oheim, dem bekannten Medicinalrathe Dr. Moroenbesser , zum
Studium der Medicin vor, dem er sich bis zum Jahre 1794 in Königsberg widmete.
Nach erfolgter Promotion, 1797, prakticirte er in seiner Vaterstadt, wurde als
Arzt des Hospitals Allerheiligen angestellt und erwarb sich um dessen Reform
wesentliche Verdienste. Aus dieser Stelle trat er in die des zweiten und 1804 des
ersten Stadtphysicus. Als solcher übernahm er mit Friese die Leitung des königl.
Kuhpockenimpfungs-Instituts zu Breslau. Während der Jahre 1812 — 15 war er
besonders in den Breslauei Kriegshospitälem thätig. 1808 wurde er Medicinalrath
und Mitglied der technischen Medicinal - Commission der königl. Regierung in
Breslau. Er starb am 12. Januar 1843. Seine in Breslau zuerst und mit grossem
Glück ausgeübte MercuriaMnunctionscur zur Verhütung der Wasserscheu ist durch
J. Wendt in dessen 1824 veröffentlichter Schrift weiteren Kreisen bekannt geworden.
Er schrieb: „Berichtigung einiger Stellen in der letzten Schrift, des Dr. Wendt"
(Breslau 1803). Ausserdem gab er eine deutsche Uebersetzung von Astley
Coofer's Werk: „Die Anatomie und chirurgische Behandlung der Leistenbrüche
und der angeborenen Brüche^ heraus und mit Friese zusammen eine Schrift:
„lieber das Impfen" (Breslau 1804).
Neuer Nekrolog der Deutschen. 1843, Jahrg. 21, I, pag. 53. — Calliseu, X,
pag. 428; XXIX, pag. 371. Pgl.
Erysiäski, Ildefons K. , am 11. Februar 1795 in Jedlinsk geboren,
studirte von 1811 — 14 in Warschau und begab sich, nachdem er Magister geworden
war, auf eine längere Studienreise, von welcher zurückgekehrt, er in Warschau
1817 mit der Diss. : „De frigoris in typho usu et virtute" Doctor wurde. 1818
wurde er Kreisphysicus in Kaiisch und kurze Zeit darauf Physicus der Wojewod-
schaft Sandomierz, 1824 Stellvertreter und 1826 wirklicher Physicus der Haupt-
stadt Warschau, fungirte 1830 als Arzt im Corps des Generals Dwernicki,
emigrirte 1831 und lebte bis 1845 in Paris. Nach der Heimath zurückgekehrt,
wurde er 1846 Primarius im Warschauer Irrenhospital zum heil. Johannes von
Gott, übernahm 1848 die Oberleitung dieser Anstalt, blieb bis 1866 in dieser
Stellung und starb am 11. October 1870. Seine wenigen Schriften finden sich
im Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego. ^ ^ P
Etesias, ein jüngerer Zeitgenosse des Hippokbates, war in der knidischen
Schule ärztlich gebildet worden und lebte seit dem Jahre 416 als Gefangener und
Arzt am persischen Hofe, von wo er später als Gesandter nach Griechenland
geschickt wurde ; auch ist er, als einer der ersten Griechen, nach Indien gekommen.
Literarisch bekannt ist er durch seine (verloren gegangenen) Commentare zu einigen
Schriften des Hippokrates und durch eine Arbeit über Helleborus, von welcher
sich ein Fragment bei OßiBASiüS findet. ^ 2
*Kuby, Wilhelm K. , zu Augsburg, ist am 24. April 1829 in Zwei-
brücken geboren, studirte in Erlangen und Würzburg, wurde 1851 Doctor, war
von 1852 — 74 als praktischer und als Bezirksarzt in der Rheinpfalz thätig, von
1874 — 84 Landgerichtsarzt und von 1885 an Regierungs- und Kreis-Medicinal-
rath in Augsburg ; er ist zugleich Oberstabsarzt I. Gl. ä la suite des Sanitäts-Corps.
Er machte den Krieg von 1866 als Arzt der freiwilligen Krankenpflege mit,
wurde dann Regimentsarzt auf Kriegsdauer, war Anfangs des Krieges 1870/71
Biogr. Lexikon. III. 3ti
1
562 KÜBY. — KÜECHLER.
Chefarzt des Reservelazarethes in Speyer and machte später die Belagerung von
Paris als Regimentsarzt k ia suite mit, als welcher er eine Zeit lang die Evacnation
ans den bayerischen Feldspitälern zu leiten hatte. Später war er bei der Organisation
der freiwilligen Sanitäts-Colonnen thätig und ist jetzt noch Instructor bei der Oolonne
Augsburg. Schriften: „Das Volksschulkaua*^ — „Die Medicmalgeaetzgebung im
Königreich Bayern** — „Bericht eines Arztes der freiwilligen Krankenpflege
im Kriege 187017^ (2. Aufl. Göllheim, Pfalz 1871). r^^j
^Euechenmeister, Gottlob Friedrich Heinrich K. , zu Dresden,
ist am 22. Januar 1821 zu Buchheim bei Lausigk im Königreich Sachsen geboren,
studirte seit 1840 in Leipzig und Prag, wurde 1846 Doctor und liess sich in
demselben Jahre in Zittau als Arzt nieder. Er hat sich besondere Verdienste nm
die Natur- und Entwicklungsgeschichte der Eingeweidewürmer des Menschen
erworben und namentlich znerst den experimentellen Nachweis der Entwickelung
des Bandwurmes aus der Finne des Schweinefleisches und der Finnen aus der
Bandwurmbrut geliefert. Er schrieb darüber : „ Versuche über die Metamorphose
der Finnen in Bandvmrmer*^ (Zittau 1852) — „Entdeckung über die Umioand-
hing der sechshakigen Brttt getoisser Bandwürmer in Blasenbandwürmer*^
(Ebenda 1853) — „lieber Cestoden im Allgemeinen und die des Menschen
insbesondere** (Ebenda 1853, 4., m. 3 Taff.) — „Die in und an dem Körper
des lebenden Menschen vorkommenden Parasiten^ (Leipzig 1855, 56, m. 14 Taff.;
3. Aufl. mit ZÜRN, 1878, 79; engl. Uebers. 1857). Auch beschrieb er 1853 das
Männchen der Krätzmilbe, betheiligte sich lebhaft .an der Trichinenfrage und prüfte
die Wirksamkeit der Wurmmittel. Seit 1859 lebt er als Arzt, mit dem Titel Medicinal-
rath, in Dresden. Er schrieb noch ; „ üeber da^ Nonnengeräusch in der Jugularis
interna und seinen Werth bei Recrutirungenj u. s. w,** (Zittau 1850) — „Ueber
die hothwendigkeit und allgemeine Durchßihrung einer mikroskopischen Fleisch-
schau** (Dresden 1864) — „Mikroskopische Fleischschau"* (Ebenda 1866) —
„Die wandernde Milz, ihre Diagnose und Behandlung durch Torsion und
FJxstirpation" (Leipzig 1865) — »Die therapeutische Anwendung des kalten
Walsers bei fieberhaften Krankheiten^ (Berlin 1869) — „Handbuch der Lehre
von der Verbreitung der Cholera u. s. w.** (Erlangen 1872) — nl^^» Martin
Luther^ s Krankengeschichte u. s. w.^ (Leipzig 1881) u. s. w. ; ausserdem
Schriften über Feuerbestattung, deren eifriger Anhänger er ist, über Veredelung
der Obstbäume u. s. w. Auch übersetzte er Spencer Wells' „Die Krankheiten
der Ovarien*^ (Bd. I, Leipzig 1866) und gab zusammen mit H. Ploss die Fort-
setzung der „Zeitschrift für Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe*' (von 1862
an) heraus.
Brockhaus, Convers. - Lexikon. 13. Aufl., X, pag. 649. — Meyer*8 Convers,-
Lexikon. 3. Aufl., XYJI, Jahres-Supplem. pag. 514. Red.
Euechler, Heinrich K., zu Darmstadt, war daselbst am 23. April 1811
geboren, studirte von 1828 an in Giessen, später in Paris, kehrte 1834 nach
Darmstadt zurück, wurde daselbst rasch als Augenarzt bekannt, eröflfhete 1835
eine Angenheilanstalt und schrieb in den Heidelberger Med. Annalen seine erste
Arbeit: „Tödtliche Arsenikvergiftung, erzeugt durch äusserliche Anwendung
des Arseniks." Seine 1836 erfolgte Verhaftung, in Folge seiner BetheUigung an
den Bewegungen der Burschenschaft in Oiessen, unterbrach jedoch fast volle drei
Jahre laug, während deren er in elender, feuchter Einzelzelle in Haft gehalten
T^Tirde und daselbst den Grund zu seinem Lebenslang ihn quälenden nervösen Hüft-
weh legte, seine ärztliche Thätigkeit. Nach seiner Entlassung 1839 eröffnete er
sofort wieder seine Augenheilanstalt und folgten einem Jahresbericht über dieselbe
(1840) in den Heidelberger Annalen (1841 — 43): „Der Messergebrauch gegen
den Milzbrandcarbunkel des Menschen" — ^Ueber die diagnostischen Zetchen
des Typhus" ; femer eine erste selbständige Schrift: „Schriftnummerprobe für
Gesichtsleidende" (Darmstadt 1843) und weiterhin: „Die Homgeschwülste des
\
KÜECHLEB. — KÜEHLEWEIN. 563
Augapfels*^ — „Bemerkungen über die Erkenntniaa der Krankheiten, nebst
einer Anleitung zur Führung einer geordneten Krankencontrole^ (Darmstadt
1844). Jn dasselbe Jahr fällt die ihm allein zu dankende Gründung des später
ttber 100 Betten verfügenden Mathilden-Landkrankenhauses, einer Anstalt, welcher
er sein ganzes Leben in uneigennützigster Weise geopfert hat. Als Erweiterung
einer früheren (1845) Pnblication erschien : „Eine neue operative Heilmetkode
der sämmtlichen wahren Hornhautstaphylonie etc." (Brauuschweig 1853); dabei
Jahresberichte aus dem Landkrankenhause und der Augenheilanstalt, und endlich
1855, grosses Aufsehen in der ärztlichen Welt erregend: „Exstirpation eines
Milztumors. Wissenschaftliche Beleuchtung der Frage über Facstirpation der
Milz bei dem Menschen, ihre Ausführbarkeit, wie ihre Zulässigkeit" , welche
Schrift eine nach den heutigen Anschauungen nicht gerechtfertigte, sehr lebhafte
Polemik gegen den Operateur von Seiten einiger Darmstädter Collegen, darunter
namentlich Gustav Simox, hervorrief, dessen Schrift (1857) eine Gegenschrift K.'s:
„Kurze Zergliederung der Schrift des Dr^ O. Simon etc.*^ (Darmstadt 1858)
veranlasste. Trotz vieler körperlicher Leiden war K. fortgesetzt rastlos thätig
und gab, ausser kleineren Arbeiten grösntentheils ophthalmologischen, aber auch
chirurgischen Inhaltes, die in der Deutschen Klinik (1854 — 66) erschienen, heraus :
„Die Doppelnaht zur Damm- Scham-Scheidennaht etc." (Erlangen 1863, m. 12 Taff.
in Farbendr.) — „Die Querextraction des grauen Staares der Erwachsenen"
(1868) — „Sanitätsdienst im Grossherzogthum Hessen" (1868). Er wurde
1862 Ober-Medicinalrath, später Geh. Ober-Medicinalrath. Wie die Kriege von
1849 und 1866, war der von 1870 — 71 für ihn eine noch in höherem Grade
anstrengende Zeit, indem er freiwillig noch die Direction eines Resei'velazareths
und zweier Baracken übernommen hatte. Nach 1 ^/.jährigem , furchtbar schmerz-
haftem Blasenleiden verstarb er am 29. März 1873. Seine letzten Arbeiten finden
sich in den „Memorabilien", deren Mitarbeiter er S3it 1867 war. Auch hinterliess
er, ausser den Journalen der beiden von ihm geleiteten Krankenanstalten, an
30.000 selbst geführte vollständige Krankengeschichten von Privatkranken. —
K. zeichnete sich, neben grosser Energie, durch ein erstaunliches Organisations-
talent und grosse Thätigkeit als Arzt aus. Seine wissenschaftlichen Arbeiten zeigen
Hberall den Praktiker, der mit nüchternem Verstände sein Material sammelt und
sichtet; einige derselben stellen entschiedene Fortschritte dar und werden in der
Geschichte der Chirurgie und Augenheilkunde unvergessen bleiben.
F. Betz's Memorabilien. Jahrg. 18, 1873, pag, 33^. — E. Gurlt in AUgem.
Deutscb. Biogr. XVI , pag. 286. ^ , .
'Knefner (Keufner), Johann K. , auch unter dem lateinischen Namen
T&OCHORKüS bekannt, Arzt des 16. Jahrhunderts, stammte aus Tirol und prak-
tieirte den grössten Theil seines Lebens in Strassburg, wo er einen grossen Ruf
genoss. Er schrieb: „Pharmacopoliterion, saluberrima synthetorum pharmacontm
in officinis etc " (Ingolstadt 1542) — „Tabula curativa adversus pestilentem
cephalaeam locis pluribus exitialiter grassantem^ (Ebenda 1543) — „De peste
Itbellus ex antiquissimis medicis excerptus" (Ebenda 1544) — „De vita longa
et profliganda epidemica contagione etc." (Ebenda 1J45).
Haller, Bibl. med. pract. II, pag. 63. — Biogr. med. V, pag. 421. Pgl.
Euehlewein , Jakob Heinrich von K. , wurde zu Riga geboren,
erwarb sich in Qöttingen 1786 den Doctorgrad („Diss. inaug. de diureticorum
medicamentorum temer e adhibitorum noxa in hydrope", Göttingen 4.), erhielt
in Petersburg nach bestandenem Examen 1784 das Recht zur Praxis, war nach-
einander Arzt in Nowgorod, Militärarzt in Smolensk, Wologda, dann kaiserlicher
Leibarzt und Oberarzt des Findelhauses in Petersburg. Er entwarf eine „Anwei-
sung zur Impfung der Schutzblatt em" , welche iu's Lettische und Estnische
libersetzt wurde (1825).
36*
564 KUEHLEWEIN. — KUEHN.
Paul Eduard Kuehlewein, Neffe des Vorhergehenden, wurde zu
Reval am 7. Mai 1798 geboren und studirte von 1818 in Berlin und Gdttiogen
Medicin. In Göttingen wurde er zum Dr. med. promovirt (Diss. de pseudo-ery-
sipelate^J , machte Reisen in Holland und Frankreich und wurde 1824 als Ant
beim Findelhause in Petersburg angestellt. Im Jahre 1826 erwarb er sich an
der med.-chirg. Akademie das Diplom eines Doctors der Medicin, gab seine Stellung
im Staatsdienst auf und zog nach Rostock, woselbst er bis zu seinem im Sommer
1870 erfolgten Tode privatisirte. E. beschäftigte sich mit Vorliebe mit Botanik^
sein grosses, wohl eingerichtetes Herbarium, sowie seine ansehnliche botanisehe
Bibliothek vermachte er der Universität Dorpat.
V. Recke-Napiersky, H, pag. 573— 574. — Techistowitsch, CXCV.
L. Stieda.
Enehn, Karl Gottlob K., geboren 1754 zu Spergau bei Merseburg,
erwarb sich in Leipzig 1783 nach Vertheidigung seiner Diss. : „De forcipiöiu
obatetriciis nuper mventis^ die medicinische Doctorwürde. 1785 wurde er zum
a. 0. Professor der Medicin ernannt, 1802 erhielt er eine ordentliche Professur d^
Heilkunde, 1820 die der Physik und Pathologie und bekleidete seit 1823 bis zu
seinem 1840 erfolgten Tode die Stelle eines ersten Professors der Medicin. —
K.'s ausserordentlich grosse literarische Thätigkeit — als praktischer Arzt ist er
nie in nennenswerthem Maasse thätig gewesen — war ebenso vielseitig , vorwiegend
aber der Geschichte der Medicin gewidmet. In dieser Hinsicht sind namentlich
zu erwähnen mehrfache Abhandlungen über griechische Aerzte, die Alexandrinische
Schule, die arabische Medicin , zur Geschichte der Augenheilkunde und der Geburts-
zange, der medicinischen und physikalischen Elektricität. Femer gehören hierher
die Abhandlung über die Militär-Medicin bei den Griechen und Römern, über
Philosophen als Beförderer der Medicin vor Hippokkat£S. Als bibliographische
Werke von hervorragender Bedeutung verdienen Erwähnung die: „Btbliotheca
medica continens scripta medicorum amnts aevt etc,^ (1794), die: „Addita-
menta^ zu dem Verzeichnisse alter Aerzte in Fabbicius' Bibl. graeca, die Kritik
neuerer medicinischer Wörterbücher, endlich aber die unter dem Titel: „Medi-
corum graecorum opera quae exstant** herausgegebene Sammlung der Werke
von HiPPOKRATES, Galenos, Aretaeos und Diskorides, die Herausgabe der Werke
von Sydbnham, Huxham, Baqlivi und eine sehr vermehrte Ausgabe von Blancard's
Lexicon medicum. Ein vollständiges Verzeichniss von E.'s Werken, welche zum
grossen Theile als akademische Gelegenheitsschriften veröffentlicht worden sind,
findet sich bei Callisen. Unter denselben seien nur noch hervorgehoben E.'s Ver-
theidigung und Empfehlung der Vaccination (1800), sowie mehrfache Abhandlungen
über die sogenannte Combustio spontanea.
A. Hirsch in AUgem. Deutsch. Biographie, Bd. XVII, pag. 312. — Calliseo,
Bd. X, pag. 431—42; XXIX, pag. 373—80. Winter.
Euehn, Otto Bernhard K. , als Sohn des Vorigen 1799 zu Leipzig
geboren, besuchte die Universitäten zu Leipzig und Göttingen. Seit 1827 war
er als Docent für Chemie an der Universität zu Leipzig thätig, erwarb 1828
durch Vertheidigung einer Abhandlung: „De cholestearine , eiqtie simtlxbus
pinguedinis corporis kumani formis^ die medicinische Doctorwürde, wurde 1829
ausserordentlicher, 1830 ordentlicher Professor der Chemie und Mitglied der
medicinischen Facultät, welche Stelle er bis zu seinem 1863 erfolgten Tode ver-
waltet hat. K.*8 Thätigkeit war ausschliesslich der Chemie gewidmet. Vom ärzt-
lichen Standpunkte aus verdienen folgende Arbeiten Erwähnung, welche sämmtlieh
in Leipzig erschienen sind: „De utilitate quae ex arte eocperimenta chemica
institutndi profluit^ (1829) — „Praktische Chemie für Staatsärzte** Cein
einziger Band, 1829) — „De ratione qua medicamenta chemice parata in
pharmacopoea publica tractari debeant** (^1835) — „Ueber die Bildung der
Pharmaceuten ".
Callisen, X, pag. 444; XXIX, pag. 381. Winter.
KÜEHN. — KUEHNHOLTZ. 565
Eaehn, Jnlins Eduard E. , geboren am 13. Juni 1831 als Sohn
eines praktischen Arztes zu Leipzig , bezog 1850 die Universität zu Leipzig, wo-
selbst er 1854 nach Vertheidigung seiner Diss. : „Nonnullä de nervorum sectione
ad tetanum traumeUtoum sanandum tnatituta^ die medicinische Doctorwürde
erwarb. E. war sodann von 1855 ab als Assistent an der chirurgischen Elinik
in Leipzig angestellt, von 1862 ab aber als praktischer Arzt daselbst thätig,
namentlich fttr syphilitische und Erankheiten der Harnorgane, über welche er,
seit 1868 als Docent an der Universität habilitirt, auch sehr besuchte Vorträge
hielt. Er starb 1884 in einer Irrenanstalt an Gehirnerweichung. Ausser mehreren
chirurgischen Journal -Artikeln hat E. veröffentlicht: „Die künstliche Eröffnung
der obersten Luftwege** (Sep.-Abdr. aus 6. B. Günther's Operationslehre, Leipzig
1864) — »-D«'<^ blennorrhoischen Krankheiten des männlichen und weiblichen
Geschlechts*" (Ebenda 1869). Winter
*Kueline, Willy E. , zu Heidelberg, ist zu Hamburg am 28. März
1837 geboren, studirte in Göttingen, Jena, Berlin, Paris, Wien, unter Woehler,
R. Wagnee, Weber, Hbnle, Lehmann, Virchow, Claude Bernard, Lüdwkj,
Brüecke, Du Bois-Reymond, wurde 1856 Dr. phil. , 1862 Dr. med. hon., war
1861 chemischer Assistent im pathologischen Institute zu Berlin, wurde 1868
ord. Prof. der Physiologie in Amsterdam, 1871 ord. Prof. derselben in Heidel-
berg und Director des physiologischen Instituts. Von seinen Schriften sind anzu-
fahren: „Myologische Untersuchungen** (Leipzig 1860, m. 1 Taf.) — „Ueb&r
die peripherischen Endorgane der motorischen Nerven** (Ebenda 1862, mit
5 Epft.) — „ Untersuchungen über das Protoplasma und die Contractilität**
(Ebenda 1864, m. 8 Epft.) — „Lehrbuch der physiologischen Chemie** (Ebenda
1866 — 68). Znsammen mit A. FiCK und E. Hering bearbeitete er für L. Hkrmann's
Handbuch der Physiologie die „Physiologie des Gesichtssinns**' (1879). Dazu zahl-
reiche Abhandlungen in den Compt. rend., Mueller's Archiv, Virchow's Archiv,
Schultze's Archiv etc. , in den „ Untersuchungen aus dem physiologischen Institut
zu Heidelberg** (4 Bde., Heidelberg 1877 — 82), deren Herausgeber und in der
Zeitschrift für Biologie, deren Mitherausgeber er ist.
Catalogue of Scientific Papers. III, pag. 798; VIII, pag. 133. Red.
Euehnholtz, Henri-Marcel E. (auch Euehnholtz-Lordat genannt),
zu Montpellier, war am 28. Januar 1794 zu Cette (Herault) geboren, studirte in
Montpellier und wurde daselbst 1817 mit der These: „Gonsiddrations physio-
logiques et pathologiques sur le cal** Doctor. Seine nächsten Arbeiten waren;
„ConsidSrations sur les fausses articulations** (Paris 181(i) — „Observation^
et riflexions sur les affections vermineuses** (Montpellier 1827) — „Observations
et reflexions sur les vers engehdrSs dans nos ti^sus** (Ebenda 1828). Er wurde
in demselben Jahre mit der Vertretung des Prof. Lordat beauftragt und bald
darauf zum Bibliothekar der med. Facultät ernannt. Von seinen weiteren Schriften
fahren wir an: „Id4e d^un cours de physiologie appliquSe h la pathologie**
(Ebenda 1829) — „Aristote et PI ine, Fragmens pour servir ä Vhi'itoire
de la Facultd de mSd. de Montpellier** (1832) — „MSmoires sur la diath^se
osseuse en gSnSral, et la th^rie de Vankylose vraie des auteurs y en partl-
culier** (1834) — „Coup d!oeil sur Vensemble systSmatique de la medecine
judiciair e etc.** (1834) — „Cours dChistoire de la mMecine et de bibliogrnphie
midicale fait dans la Fac, de mdd. de Montp,, en 1836** (1837) — ,yElo(je
de Celse** (1838) — „Considdrations gdnSrales sur la rSgdnSration des parties
molles du corps humain** (1841) — „Paris et Montpellier fous le ropport de
la Philosophie midicale** (1841) u. s. w. Ausser zahlreichen Aufsätzen und Artikeln
in den medicinischen Zeitschriften Montpellier's, wie den Annales de m6d. clinique,
der Gaz. m6d. , den Eph^merides m6d. und Joum. de la Soc. pratique de Montp.,
hat er als Gelehrter, Philolog und Antiquar noch viele in diese Gebiete ein-
566 KUEHNHOLTZ. — KÜENEKE.
schlilgfge, hier nicht anzuführende wichtige Arbeiten geliefert. Er starb am
8. März 1878.
Vaperean, 5. W. pag. 1(43. — Glaeser, pag. 377. — Calliflen, X, pag. 457;
XXIX, pag. 390. . Q
* Elielz , Rudolph Eduard K. , zu Marburg , ist zu Deetz (Anhalt)
am 17. April 1845 geboren, studirte auf den Universitäten Berlin, Marburg,
Würzburg und Giessen , wurde 1871 Dr. phil., 1872 Dr. med., war 1870 und
1871 Assistenzarzt an der medicinischen Klinik zu Marburg, habilitirte sich 1872
für Physiologie an der dortigen Universität, wurde 1877 zum Prof. e. o. und
1879 zum Prof. ord. der Medicin und Director des physiologischen Institutes
daselbst ernannt. Schriften : ,y Beiträge zur Pathologie und Therapie des Diabetes
mellitus" (Marburg 1874) — „Beiträge zur Pathologie und Therapie des Dia-
betes mellitus und insipidus" (2. Bd., Ebenda 1876) — »-ö^ Diabetes mellitus
und insipidus der Kinder** (in Gerhaedt's Handb. der Kinderkrankh.). Ausser-
dem zahlreiche Arbeiten physiologischen , chemischen , klinischen und pharmako-
logischen Inhaltes in Reichert*s und Du Bois - Reymond*s Archiv, Eckhard's
Beiträgen zur Anat. und Physich, Pfldeger*s Archiv, im Archiv für experiment.
Path. und Pharmak., in der Zeitschr. für Biologie, in den Berichten der deutsch,
ehem. Gesellsch. zu Berlin, im Deutsch. Archiv für klin. Med., in der Berliner
klio. Wochenschr., in der Deutsch. Zeitschr. für prakt. Med. und in den Sitzungs-
berichten der Gesellsch. zur Beförderung der gesammten Naturwissensch. zu Marburg.
Bed.
"^Euemmell, Hermann K., zu Hamburg, ist zu Corbach (Fürstenthum
Waldcck) am 22. Mai 1852 geboren, wurde 1875 Doctor, war Assistent am
städt. Krankenhause in Friedrichshain zu Berlin und im Allgem. Krankenhause zu
Hamburg, unter Schede, und ist seit 1883 dirigirender Arzt der chirurg. Abthei-
lung des Marien - Krankenhauses in Hamburg. Literarische Arbeiten: „Ueber
Punctio pericardit" — y, Gliome des Pons und der Medulla oblongata'* —
„Zur Lehre von der acuten aufsteigenden Spinalparalyse*' — „Die Behand-
lung der Oberschenkelf racturen im Kindesalter" — „ Ueber Dehnung des
Nervus opticus" — »Die Wirksamkeit und die Gefahren der intraarteriellen
Infusion alkalischer Kochsalzlösung bei acuter Anämie" — „Zur Behandlung
des Angioma arteriale racemosum" — „ Ueber eine neue Verhandmetkode und
die Anwendung des Sublimats in der Chirurgie" — „Zur Behandlung des
Bubo inguinalis" — „Zur Myositis ossificans progressiva" — ^-D^e Unter-
bindung der Alter ia iliaca communis" — »^«ö Waldwolle als antiseptisches
Verlandmaterial" — »-Die Bedeutung der Luft- und Contactinfection für
die praktische Chirurgie" — „l eber hochgelegene Stricturen des Mastdarms^.
Bed.
Kueneke, Ludwig W i 1 h e l.m K., Geburtshelfer, geboren zu Göttingen am
17. Januar 1831, studirte 1852 — 56 Medicin in Göttiugen, dann, besonders unter
C. Braun, in Wien Geburtshilfe, wurde 1858 Assistent an der Entbindungsanstalt
zu Göttingen, die er 1861 nach dem Tode v. Siebold*s und nach erfolgter Habili-
tation an der Universität provisorisch leitete und ging 1868 als Director der
Entbindungs- und Htbeammenlehranstalt nach Celle, welche Stellung er 1879 mit
der gleichen in Hannover vertauschte. Seine Hauptschrift ist : „Die vier Factoren
der Geburt, Versuch einer Physik der Geburt" (Berlin 1869). Ausser dieser
und seiner Habilitationsschrift : „ Ueler das Erkennen der Zwillingsschwanger-
schaft'* publicirte er in den Jahren 1861 — 67, theils allein, theils in Gemein-
schaft mit verschiedenen Schülern, mehrere geburtshilfliche Abhandlungen im
Anscbluss an Vorkommnisse Feiner Praxis, von denen eine über Expression der
Placenta in der Hannov. Zeitschr. itir Medicin , die übrigen , über Kaiserschnitt,
Decapitation nach Braün u. s. w. in der Monatsschrift für Geburtskünde erschienen.
Er starb am 30. April 1883 in Hannover. »jj, Husemann
KUESS. — KÜESSNER. 567
Eness, £mile K. , zu Strassbarg, war daselbst am 1. Febraar 1815
geboren, studirte auch dort und theilweise in Paris, machte sich, der deutschen
Sprache kundig, alsbald mit den Leistungen der MuELLEB'schen physiologischen
Schule bekannt, concurrirte um die Stellen eines Chef des travaux anatomiques
(1843) und Agr6g6 (1844), schrieb eine seine Ideen über Physiologie und ver-
gleichende Histologie zusammenfassende Brochure: „De la vascularitS de Vin-
ßammcUion^ (1846), die von einem seiner Biographen als ein Vorläufer der
Cellular-Pathologie bezeichnet wird, und erhielt 1846, nach glänzendem Concurse,
als Nachfolger von Laüth, den Lehrstuhl der Physiologie. Er war auf demselben
25 Jahre lang der originellste und charakteristischste Lehrer der Strassburger
Faeultät, der in jedem seiner Zuhörer einen fanatischen Anhänger besass. Literarisch
war er aber, ausser in seinen Doctorats- und Concursthesen und der obigen
Brochure , nicht thätig und finden sich deshalb von seinen Lehren nur Spuren in
einzelnen Artikeln der Gaz. m^d. de Strasbourg, in den Thesen der Faeultät und
den Arbeiten seiner Schüler ; auch ist sein Name nicht mit einer Epochemachenden
Entdeckung verknüpft. Dabei war er einer der bekanntesten Aerzte in Strassburg,
ohne indessen daraus einen nennenswerthen pecuniären Vortheil zu erlangen. Von
1846 an leitete er auch die Klinik für Hautkrankheiten und Syphilis, jedoch ist
auch über seine auf diesen Gebieten gemachten Erfahrungen nichts Authentisches
bekannt geworden. Auch als Politiker hat er zweimal eine Rolle gespielt; einmal
1848, wo er zum Führer der republikanischen Partei in Strassburg ernannt wurde,
wodurch er sich nach dem 2. December Gefängniss und Anklage zuzog, und dann
1870, wo er als Präsident der Municipal-Commission , trotz seiner schwer ange-
griffenen Gesundheit, während der Belagerung von Strassburg die ihm angetragene
Stelle eines Maire (15. Sept.) übernahm. Nach der Uebergabe (27. Sept.) an der
Spitze der elsässischen Deputation nach Bordeaux gesandt, erlag er am 1. März 1871,
dem Tage, an welchem von der National- Versammlung die Abtretung von Elsass-
Lothringen ratificirt wurde, seinem Brustleiden.
H. Beaunis in Gaz. mhd. do Paris. 1871, pag. 261. O.
^Kuessner, Bernhard K. , zu Halle a. d. Saale, ist am 10. Juli 1852
zu Schippenbeil in Ostpreussen geboren, studirte in Königsberg, promovirte 1874,
war Assistent an der medicinischen Klinik in Königsberg, unter Naunyn, bis 1876,
dann Assistent an der psychiatrischen Klinik in Berlin, unter Westphal, bis 1877,
darauf an der medicinischen Klinik in Halle, unter Weber, bis 1878, habililirte
sich 1878 in Halle als Docent, wurde 1884 Prof. e. o. daselbst. Literarische Arbeiten :
„ßeitrag zur Kenntniss der accidentellen Herzgeräusche" — „Eigenthümliche
Concretionen in den Nieren hei Scarlatina- Nephritis" (Beides im Deutsch. Archiv
f. klin. Med., 1875) — „Zwei Fälle von Leukämie" — „Leptofhriosurucherungen
in der Harnblase" (Berliner klin. Wochenschr. , 1876) — ;, leber eine eigen-
thümliche Form tuberculöser Zungenerkrankung" (Deutsche Zeitschr. f. prakt.
Med., 1876) — „lieber einen bisher nicht bekannten Augenspiegelbefund"
(zusammen mit G. Wernicke, Berliner klin. Wochenschr., 1877) — ^Neuropatho-
logische Beobachtungen" — „ lieber vasomotorische Centren in der Grosshirn-
rinde des Kaninchens" (Archiv für Psychiatrie, Bd. VHI) — „lieber Leber-
cirrhose" (Volkmann's Samml. klin. Vortr. , Nr. 141) — „lieber die physio-
logischen und therapeutischen Wirkungen des Thymols" (Habilitations-Schrift, Halle
IH 78) — „Ein Fall von periodischer Hämoglobinurie" (zusammen mit R. Kobert,
Berliner klin. Wochenschr., 1878) — „Paroxysmale Hämoglobinurie" (Deutsche
med. Wochenschr., 1879) — yjZwei Fälle von angeborener Enge der Aorta"
(Ibid.) — „lieber prim,äre Tuberculose des weichen Gaumens" (Ibid. 1881) —
„ lieber die Bedeutung des Jodoforms für die Behandlung tuberculöser Äff tctionen"
(Ibid. 1882) . — „ lieber Bewegungsstörungen des Kehldeckels" (Berliner klin.
Wochenschr., 1882) — „Die experimentellen Wirkungen der Oxalsäure" (ge-
meinsam mit R. Kobert; Virchow's Archiv, Bd. LXXVIII) — „Beitrag zur
568 KÜESSNER. ~ KÜH.
Impftuberculose" (Deutsche med. Wochenachr., 1883) — „Beitrag zur Keniünm
der uoandemden Pneumonie^ (Ibid. 1884) — „üeber Darreichung von Brom-
präparaten bei Neurosen^ (Ibid.) — „Kurzes Lehrbuch der acuten Infections-
krankheiten^ (gemeinsam mit R. Pott; Braunschweig 1882). g^^j
*Kuester, Ernst K., am 2. November 1839 zu Kalkofen (Kreis Usedom-
Wollin) geboren, genoss seine medicinische Ausbildung in Bonn, Würzburg, Berlin,
Wien, Prag und Paris. 1863 promovirt, fungirte er zunächst am Berliner Hedwigs-
Krankenhause, dann in Bethanien (unter Wilhs) als Assistent. Von 1871 über-
nahm er als dirigirender Arzt die Chirurg. Abtheilung im Augusta-Hospital zu Berlin,
habilitirte sich 1875 und wurde Extraordinarius 1879. K. ist der Verfasser sehr
zahlreicher und eingehender Artikel operationstechnischen Inhalts in den chirurgischen
Fachzeitschriften, in der Berliner klin. Wochenschr. u. A. Von grösseren Mono-
graphieen sind zu erwähnen: „Fünf Jahre im Augusta- Hospital" (Berlin 1877)
und : ;, Bjvn chirurgisches Triennium " (Kassel 1881). Wemich
* Kueslner, Otto Ernst K., geboren in Trossin bei Torgau am 26. August
1850, studirte in Leipzig und Berlin und bildete sich in Halle a. d. S. weiter aus,
wo er bei Weber und Olshaüsen Assistent war. Später begab er sich in gleicher
Eigenschaft zu Schültze nach Jena, habilitirte sich dort 1877 und wurde 1880
Extraordinarius. Die Gegenstände seiner Untersuchungen waren Eihautlösnng,
Beokenmessung, Hydramnios u. Aehnl., in Journalen und Vorträgen publicirt. In
monographischer Form erschienen: „Die typischen Verletzungen der Extremi-
tätenknochen durch den Geburtshelfer" (Halle 1877) — „Die Steiss- und Fuss-
lagen etc." (Leipzig 1878) — n^^ Einfluss der Körperstellung auf die Lage
des Uterus" (Daselbst 1879) — f,Die Häufigkeit des angeborenen Plattfusses"
(Berlin 1880) — „Das untere Uterinftegment und die Decidua cerviccdü'^
(Jena 1882). Wernich.
Küttlinger , Johann Friedrich K. , zu Erlangen , war geboren zu
Neustadt a. d. Aisch in Bayern am 17. Mai 1778, bezog 1794 die Universität
zu Erlangen, wurde 1797 Doctor, ging 1798 zu weiterer Ausbildung nach Berlin
und hörte hier Walter, Zenker und Fritze. 1800 kehrte er nach der Heimath
zurück, war hier 41/2 Jahre als Arzt thätig, ging 1805 wiederum nach Berlin
zurück und machte, nachdem er hier den anatomischen Cursus durchgemacht,
eine wissenschaftliche Reise nach Wien. Dann nahm er seine Praxis in seiner
Vaterstadt wieder auf und betrieb hier speciell die Einführung der Schutzblattern-
impfung und Augenheilkunde. Um 1806 als Verwalter des Kreisphysicats nach
Erlangen berufen, wurde ihm zugleich die Direction der Militärspitäler daselbst
tibertragen. In dieser Eigenschaft 1814 von Bayern mit übernommen, war er
hier als Landgerichts- Physicus und Medicinalrath bis 1848 unausgesetzt thätig,
trat dann in den Ruhestand, nachdem er 1847 sein 50jähriges Doctor-Jubiläum
gefeiert hatte, und starb am 16. Juni 1851. K. hatte sich in seinen Mussestunden
viel mit Botanik beschäftigt. Ausserdem hatte er sich besonders der Augenheil-
kunde gewidmet, die ihm die Einführung des Hornhautstiches verdankt. Auch
der Dichter Jean Paul suchte bei ihm seiner Zeit wegen eines Augenleidens
Hilfe. Ausser einer deutsehen üebersetzung von „Pearson^s Geschichte der Kuh-
pocken" aus dem Englischen (Nürnberg 1809) hat er nur kleinere Arbeiten in
den Abhandlungen der phys.-med. Societät zu Erlangen (1810, 12), in Hexke's
Zeitschr. (1821, 29, 36) u. s. w. geschrieben.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. ^9, 1851, pag. 481. — Calliaen, X, pag. 452;
XXIX, pag. 386. pgl.
Kuh , Johann Karl Christian K. , zu Breslau , war daselbst am
24. Juni 1804 geboren, studirte von 1823 an daselbst und von 1825 in Berlin, wo
er mit der mineralogischen Diss. „De hydrosüicite, nova fossilium specie"" Do^or
wurde , prakticirte Anfangs zu Ratibor , schrieb : „ Bemerkungen über die zum
i
KUH. — KÜHN. 569
Caiheterismua der Eustachischen Röhre erforderlichen Instrumente und Hand-
griffe^ (RUST*S Magazin, 1832), wurde 1837 Professor der Chirurgie, Augenheil-
kunde und chirurgischen Klinik bei der med.-chir. Lehranstalt zu Breslau und war
Yon 1841 bis 1857 Privatdocent bei der dortigen üniversit&t. Er yerfasste noch:
„Die Heilung der Blutadereriveiterungen durch Acupunctur^ (Breslau 1839) —
„De inßammatione auris mediae dissert. Ps. I" (Breslau 1842, c. 2 tabb.). Er
gründete die Taubstummenanstalt zu Ratibor , war Grubenbesitzer in Oberschlesien,
und machte sich auch um dessen Eisenbahnwesen verdient. Sein Tod erfolgte zu
Breslau am 21. December 1872.
Callisen. XXIX, pag. 387. G.
Enhl, Karl August K., zu Leipzig, war am 31. Juli 1774 zu Baals-
dorf geboren, studirte von 1792 an in Leipzig Medicin und wurde 1796 Dr. phil.
Auf einer im Jahre 1800 unternommenen wissenschaftlichen Reise nach Kopen-
hagen hatte er, nach der Seeschlacht auf der Rhede, zahlreiche Verwundete zu
beobachten Gelegenheit. 1801 nach Leipzig zurückgekehrt, wurde er 1803 auch
Dr. med., hielt sich 1808 und 1811 längere Zeit in Wien auf, um bei Bbkb
Studien in der Augenheilkunde zu machen, lernte daselbst den berühmten Litho-
tomisten Pajola kennen und gab später über dessen Verfahren eine „Lithotomiae
Pajolianae expositio" (1825) heraus. In der Zeit der Befreiungskriege, von 1812
an, leistete er als dirigirender Oivilarzt in den Militärhospitälern den Verwundeten
Hilfe, wurde zum chirurgischen Demonstrator bei dem klinischen Institute des
Jakobs-Hospitales ernannt, und übernahm auch die Geschäfte eines gerichtlichen
Stadtwundarztes. Nach einem längerem Aufenthalt in London und Paris 1816,
wurde er 1817 zum Prof. e. o. ernannt und begann Vorträge über Chirurgie imd
Augenheilkunde zu halten; 1824 wurde er Prof. ord. , bei welcher Gelegenheit
er eine „Diss. de potioribus arteriae aneurysmaticae ligandae methodis, prae-
missis diwrum aneurysmatum felidter sancUorum historiin, Acc. IV tabb. aen."
vertheidigte. Er widmete überhaupt während seiner langen klinischen Thätigkeit
der Unterbindung der grossen Arterienstämme seine besondere Aufmerksamkeit,
unterband in der Zeit von 1834 — 37 die Art. anonyma, beide Oarotiden, die
Art. subclavia, brachte ein Aneurysma der Art. anonyma durch Ligatur der Carotis
zur Heilung u. s. w. ; über alle diese Ergebnisse hat er in Gelegenheitsschriften
Bericht erstattet. Ausserdem haben diese kleinen, als Programme, oder bei Gelegen-
heit von Gedächtnissreden verfassten Schriften (grössere liegen von ihm nicht vor),
die unter der Bezeichnung „Quaestiones chirurgicae" bis zu Pars XXX gehen
und den gleichen Gegenstand oftmals fortgesetzt behandeln, zum Inhalt: „De
prognosi in morbis chirurgicis cautissime sistenda" — „Medita^iones de vul-
neribus sdopetariis" — „De idiosyncrasia haemorrhagica^ — „De vitiligine
ulceroso-serpiginosa integumentorum faciei atque colli" etc. Seinem Charakter
nach war K. von der vollendetsten Integrität, Wahrhaftigkeit und Bescheidenheit ;
seine Wohlthätigkeit gegen alle Nothleidende, namentlich gegen arme Studirende,
war rühmlich bekannt; er war bis zu seinem Lebensende, 21. August 1840, zum
Wohle seiner Kranken rastlos thätig.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 18, 1840, II, pag. 898. — Jo. Ohr. Aug.
Claras, CA. Kuhlii , etc. etc. Opnscula academica. Praefationis loco praemissa est b.
anctoris memoria. Acced. YIII. tabb. Lipsiae 1842. — E. Gurlt in Allgem. Deutsch. Biogr.
XVI. pag. 318. 6^^,,
•
Kuhn, Jean K., zu Niederbronn bei Weissenburg imElsass, war 1802
zu Gunstett (Bas-Rhin) als Sohn eines Arztes geboren, dem er bereits während
der Invasion 1815 — 16 in den Militärspitälero zu Hagenau zur Hand geben musste.
Er studirte darauf von 1822 — 26 bei der medicinischen Facultät in Stra^^sburg
und wurde 1827 bei derselben Doctor mit der „Diss, sur les propridtds medicales
des colchicacies" . Eine Arbeit unter ähnlichem Titel, die bei einem Coneurse des
Ath^n^e de m6d. in Paris die erste ehrenvolle Erwähnung erhalten hatte: ^DiC
1
570 KÜHN. — KÜHNT.
colchique d'aiUomne, considird comme agent thdrapeutique^ (Revue m6d. fran^.
et Strang., 1830), erschien später. Im Jahre 1827 ging er nach Paris, wnrde
bei dem Bulletin universel des sciences des Baron Fäbüssac Kedacteur für die
zoologische Abtheilung und nahm gleichzeitig an Breschet's anatomischen Unter-
suchungen Theil. In' Folge dessen erschienen zahlreiche naturwissenschaftliche nnd
biologische Artikel von ihm in jener Zeitschrift ; auch machte er daselbst die
Vorarbeiten zu der folgenden Schrift: „Becherches sur lea ac^halocystea et sur
la manih'e dont ces productions parnsües peuvent donner lieu h des tttbercules"
(Strassburg 1832, av. pL). Er lieferte femer andere Arbeiten, z.B. über den
Krebs, war Mitarbeiter der Clinlque des höpitaux, Gaz. de santö und der ans
dieser hervorgegangenen Gaz. m6d. de Paris. 1831 nahm er seinen Wohnsitz in
Niederbronn und warf sich jetzt mit Eifer auf das Studium der Hydrologie. Seine
Monographie: „Descrtption de Niederbronn et de ses eaux mtnSrales, etc.^
(Paris und Strassburg 1836) ist eine durch Originalität und Gelehrsamkeit ans-
gezeichnete Schrift; seine Arbeiten über Absorption, Endosmose, Exosmose haben
viel Licht über die physiologische und therapeutische Wirkung der Mineralquellen
verbreitet. Er war 25 Jahre lang Inspecteur der genannten Quellen, weit nnd
breit der gesuchteste, liebenswürdigste und bescheidenste Arzt, eine lebende
Encyclopädie in Land- und Gartencultur, Musik, Literatur, Politik u. s. w., ebenso
wie in der Medicin und Chirurgie erfahren, ein geschickter Operateur. Er starb
im Jahre 1868.
Gaz. mW. de Paris. 1868, pag. 401. — Callisen.X. pag. 455; XXIX, pag. 389.
G.
*Kuhn, Caspar Hendrik K., am 27. October 1848 in Amsterdam
geboren, studirte 1866 — 1875 in seinem Geburtsorte, wo er zum Dr. med. pro-
movirte mit einer als vollständige Monographie gelobten Diss. : „ Over de respi-
rotte - schommelingen der alagaderlyke öloeds - drukktng^ Danach studirte er
in Berlin und in Strassburg unter Virchow und von Rbcklinghausen. Bald
nach seiner Rückkehr (1876) wurde er zum Lector der gerichtlichen Medicin am
Athenaeum illustre zu Amsterdam und im folgenden Jahre, als dieses in eine
Universität umgewandelt wurde, zum Professor der pathologischeu Anatomie und
gerichtlichen Medicin ernannt. Ausser verschiedenen Zeitschrift- Artikeln im „Maand-
blad voor natuurwetenschappen" schrieb er: „Pathologisch-anatomische bydrage
tot de kennis der motorische centra der hersenschors" (Nederl. Tijdschrift voor
Geneeskunde, 1877). C. E. Daniels.
'^Euhn, Abraham K. , aus Bissei*sheim in der Pfalz, am 28. Januar
1838 geboren, als Schüler von Politzer, resp. v. Troeltsch in Würzburg,
München und später in Strassburg ausgebildet, warde 1863 in Würzburg, 1865
in Strassburg promovirt. Seit 1873 wirkt er als Prof. e. o. und Director der
otiatrischen Klinik an letztgenannter Universität und schrieb — neben der Disser-
tation : ,, Ueber das Lungenepühel^ (Würzburg 1863) — „Des tumeurs du larynx*^
(Strassburg 1869), eine ^Anatomie des inneren Ohres der Knochenfische'' (Bonn
1878), eine solche der Amphibien (Daselbst 1880) und der Reptilien (Daselbst
1882). Als üebersetzer trat K. mit dem „Traiti des maladies de Voreille par
Troeltsch'' (Paris 1870) auf. Wem ich.
*Kuhnt, Hermann K., Professor der Augenheilkunde zu Jena, geboren
den 14. April 1850 zu Senftenberg, studirte in Bonn, Berlin und Würzburg.
Nach Absolvirung seiner Examina war er zuerst Proseetor am anatomischen
Institute zu Rostock unter Merkel. Nach einiger Zeit nahm er eine Assistenten-
steile an der von 0. Becker geleiteten üniversitäts Augenklinik in Heidelberg an.
Dort habilitirte er sich 1879. 1880 siedelte er nach Jena über , woselbst er im
Jahre 1881 die neiigegrtindete Professur der Augenheilkunde erhielt. Folgende
Arbeiten von ihm sind besonders bemerkenswerth : „Zur Kenntniss der Sehnerven
und der Netzhaut" (Gkaefe*s Archiv für Ophthalmologie, XXV) — ^ Ueber
KÜHNT. — KÜNDMANN. 571
farbige Lichtinduction** (Ibid. XXVI) — „Beiträge zur operativen Augenheil-
kunde^ (Jena 1883). Horst mann.
*Eu}ak0W8ki, Heinrich K., geboren 1808, immatriculirte sich 1825
in Wilna, wo er zuerst Mathematik und Jura, dann Medicin studirte, wurde 1837
Assistent der therapeutischen Klinik, war gleichzeitig als Prosector thätig, promovirte
erst 1842 mit der Diss. : ^De cheiloplastice et stomatopoiesi*^ , ging in demselben
Jahre nach Petersburg, wo er Adjunct an Mianowski's Klinik wurde und gleich-
zeitig tiber Hautkrankheiten las. 1849 ausserordentlicher, 1852 ordentlicher Professor
der Pharmakologie geworden, setzte er dabei seine früheren dermatologischen Vor-
lesungen fort und richtete die erste Anstalt für Hautkranke in Russland ein.
Nachdem er als Professor pensionirt worden war, übernahm er die Stellung eines
Oberarztes und Gesundheitschefs bei der russischen General-Eisenbahn-Qesellschaft
und ist als solcher bis heute thätig. ^ ^ P
Eullberg, Anders Fredrik K. , geboren in Schonen 1832, wurde in
Lund 1853 Dr. philos. und 1861 Licentiatus med. Nach verschiedenen ärzt-
lichen Vicariaten in Gothenburg wurde K. zuerst zum Medicinalrath und dann
zum ersten Stadtarzt in Gothenburg ernannt, woselbst er 1882 starb. Seine
Schriften sjnd: „Chi proatitutionen och de verksammaste medlen tili de veneriska
sjukdomajnes hämmande , med särskildt afseende fästadt pä förhällandena
i Stockholm^ (1872 , gekrönte Preisschrift). Er sammelte und veröffentlichte
auch: „Författningar angäende medicinalväsendet i Sverige , omfattande tiden
1860-76*' (2 Theile, Stockholm 1877). Hedenins.
Eulmus, Johann Adam K., zu Danzig, war am 18. März 1689 in
Breslau geboren, studirte seit 1711 an den Universitäten zu Halle, Leipzig,
Strassburg und Basel , promovirte an letzterer 1719 mit der „Diss, de harmonia
morum et morborvm*' , Dann machte er wissenschaftliche Reisen durch Holland,
kehrte nach Danzig zurück und erhielt hier 1725 eine Stellung als Lehrer der
Medicin und Physik am Gymnasium zu Danzig. Er starb am 29. Mai 1745.
Von seinen Schriften sind zu nennen die zur Zeit sehr beliebt gewesenen : „Ana-
tomischen Tabellen"* (Danzig 1722; 1725; 1728; Amsterdam 1733; Leipzig
1742; 1759; Augsburg 1745; 1766; Rom 1748; Utrecht 1755; ganz umge-
arbeitet und mit 27 Kupfertafeln versehen von Karl Gottlob Küehn, Leipzig
1789; französisch Amsterdam 1736); ferner: „Elementa philosophiae naturalis,
observationibusy necessariis experimentis et sana ratione suffuUa, cfig.** (Gotha
1722; Göttingen 1727) — „Diss. de vapoAbus, nebula et nubibus" (Danzig
1726) — „De lapidibvs^ (Ibid. 1727), an die sich eine ganze Reihe von unbe-
deutenden Dissertationen physikalischen und medicinischen Inhalts anschliesst.
Biogr. in6d. V, pag. 462. — Dict. hist. III, pag. 355. — Nouv. biogr. g6n. T. XXVIII,
pag. 271. — Allgem. Deutsch. Biogr. XVII, pag. 364. p ,
^g '•
Eundmann, Johann Christian K., zu Breslau, war hier am 26. October
1684 geboren, studirte Medicin und Mathematik an den Universitäten zu Frank-
furt a. 0. und Halle, machte dann wissenschaftliche Reisen durch Deutschland uud
Holland, promovirte 1708 in Halle zum Dr. med. und Hess sich darauf als Arzt
in seiner Vaterstadt nieder, wo er bis zu seinem am 12. Mai 1751 erfolgten Tode
wissenschaftlich wie praktisch in ausgedehntem Maasse thätig war. K. war seiner
wissenschaftlichen Richtung nach Anhänger Stahl's. In schriftstellerischer Be-
ziehung ist er erwähnenswerth durch seine Mitarbeiterschaft an den von ihm mit
Kakold und BrüNSCHWitz herausgegebenen sogenannten „Breslauiachen Samm-
lungen'*, zu denen er ebeuRo, wie zu den Acta der k. Leopold. Akademie zahl-
lose Beiträge geliefert hat. Von selbständig erschienenen Schriften sind anzuftlbren :
^Promytuarium, rerum naturalium et arttficialium Vratislaviense, praecipue
quas collegit, etc** (Breslau 1726) — „Numini singulares oder sonderbare
572 KUNDMANN. — KUNST.
Thaler und Münzen'' (Ibid. 1731; 1734; 1781) — „Nummi jubäaei, oder Juhel
Schaustücke^ (Ibid. 1735) — „Bariora naturae et artia item in re medica,
oder Seltenheiten der Natur und Kunst des Kundmannischen Naturalien-
Cabinets, wie auch in der Arzneywissenschaft u, s w." (Breslau und Leipzig
1737) — „Silesii in nummis, oder berühmte Scklesier in Münzen'' (Breslau
1738) — „Academiae et scholae Oermaniae, praecipue ducatus Silesiae, cum
bibliothecis in nummis, oder die hohen und niederen Schulen Teutschlands''
(Breslau 1741). Er hat das Verdienst, der Medieinal-Statistik in Breslau und
in anderen Städten als einer der Ersten eingehende Aufmerksamkeit zugewendet
zu haben.
Boerner, I, pag. 222, 316; il. pag. 433, 761; HI, pag. 387, 718. — Biogr.
in6d. V, pag. 464. — Dict. bist. III, pag. 356. pgl
* Kundrat, Hans K. , ist am 6. October 1845 in Wien geboren, studirte
daselbst Medicin, wurde 1868 Doctor derselben und Assistent Rokitansky's, im
Wintersemester des Schuljahres 1875/76 a. o., 1877 ord. Professor der pathologischen
Anatomie in Graz, 1882 in Wien. Er bereicherte das Grazer und Wiener patho-
logisch-anatomische Museum mit zahlreichen schönen Prüparaten, hatte wesentlichen
Antheil an dem zweckmässigen Umbau der pathologisch-anatomischen Anstalt zu
Wien , schrieb ausser kleineren Joumalartikeln , unter denen wir den Nachweis
des Favuspilzes in der Darmschleimhaut, die in den Wiener med. Jahrbüchern
erschienenen krankhaften Yerändernngen der Endothelien, die Neubildung der
Uterusschleimhaut nach der Geburt hervorheben: „Die Selbstverdauungsprocesse
der Magenschleimhaut" (Graz 1877) — „Arhinencephalie, als typische Art
von Missbildung" (Ebenda 1882) — „Die Porencepkalie^ (Ebenda 1882).
G. Scheuthaner.
* Kunkel, Adam Joseph K., zu Wtirzburg, geboren zu Lohr am Main
am 27. November 1848, studirte in München, Würzburg, Göttingen, Leipzig,
war Schüler, besonders von A. FiCK und C. Ludwig, promovirte 1872, war
Privatdocent in Würzburg von 1876 — 81 und ist Professor e. o. uod Vorstand de«
pharmakologischen Institutes daselbst seit 1883. Seine Arbeiten (physiologischen
Inhalts) befinden sich in Pflükger's Archiv f. d. ges. Physiologie, den Würzburger
Sitzungsberichten und Verhandlungen, der Zeitschrift für physiologische Chemie.
Red
Eunrat von Megenberg, wahrscheiolich 1307 zu Megenberg (Franken)
geboren, hatte in Erfurt und Paris studirt, wurde später Canonicus in Regens-
burg und ist daselbst im Jahre 1374 gestorben. Er ist der Verfasser einer Schrift:
„Buch der Natur", welches als der erste Versuch einer systematischen Natur-
geschichte in deutscher Sprache interessant, nicht weniger aber auch durch einen
reichen Inhalt an Sagen, historischen Notizen (die Schrift ist in den Jahren 1349
bis 1351, also zur Zeit des schwarzen Todes, geschrieben und giebt manche An-
deutungen über diese Seuche) und anderen Mittheilungen aus jener Zeit wichtig
ist. Die Schrift, ihrer Grundlage nach die Uebersetzung eines, neuerlichst von
Pfeiffer entdeckten lateinischen Werkes, das eine Bearbeitung des von Thomas
VON Cai^timprk verfassten Werkes „De naturis rerum" darstellt, enthält auch
vieles dem Verfasser Eigene und erfreute sich, wie schon die grosse Zahl der
Auflagen beweist, einer sehr grossen Verbreitung. Die erste Veröffentlichung
erschien 1475 , dann folgten 6 Auflagen bis zum Jahre 1499 ; die neueste An*)-
gabe hat Fr. Pfeiffer (Stuttgart 1861) besorgt.
Chonlant, Graphische Incanabeln. pag. 99 ff. A. H.
* Kunst , Albert Henry K. , Arzt und Director des W. Va.-Hospital
for the Insane in Weston, geboren am 19. Februar 1845 in Pruntytown, West Va.,
bildete sich zum Mediciner am Starling Med. Coli. , wo er 1867 seine Grade
erhielt. Hierauf blieb er zunächst in seiner Vaterstadt als Arzt , bis er 1868
seine jetzifi:e Stellung an der Irrenheilanstalt in Weston erhielt. Er ist Mitglied
KUNST. — KUPFER. 573
versehiedener gelehrter OesellBohaften und yeröffentlichte n. A. : „The use of
chloralhydrate in insanity** (Med. and Sarg. Reporter, 1870) — „On chloral-
hydrate, its use in orbital neuralgia as an anaesthetic in the removal of the
atheromatovs iumor; on subcutaneous injections for convulsions in consumption"
(Ibid. 1871) — „On sich headache*^ (Ibid. 1872) — „Synopsis of insanity*^
(Transact. of Med. Soc. of W. Va. , 1867) — „ Treatment of typhoid fever"
(gelesen in der Lewis Co. Med. Society, 1871) — „On the epidemic influenza"
(Med. and Snrg. Reporter, 1873).
Atkinson, pag. 296. Pagel.
Kunze, Gustav K., zu Leipzig, war daselbst am 4. October 179 B
geboren, studirte dort auch von 1813 an und wurde 1819 Dootor mit der Diss. „De
dysphagia, inprimis oesophagea a caussis organids*' (c. 2 tabb.); im folgenden
Jahre erschien von ihm noch eine „Comment. pathol. de dysphagia" {ni. 4 tabb.).
Er wurde Privatdocent , 1822 Prof. e. o. der Medicin und Botanik, Gustos der
GßHLER'schen med. Bibliothek (bis 1848) und 1837 Director des botanischen
Gartens, nachdem er 1835 zum Prof. e. o. der Botanik ernannt worden war;
1845 erhielt er die ord. Professur derselben. Er setzte fort : Goebel's ;,PAarma-
ceutische Waarenkunde" (2 Bde., 1830, 31) und gab heraus zusammen mit
G. f. Kuumeb: A. Ricbakd's „Medicinische Botanik u. «. w,*^ (2 Thle. , Berlin
1824, 26) — F. Magendie's „ Vorschriften zur Bereitung und Anwendung
einiger neuen Arzneimittel" (Leipzig 1822; 6. Aufl. 1831) und übersetzte
F. W. Raspail „Naturgeschichte des Insects der Krätze^ (Ebenda 1835). Ausser-
dem finden sich Aufsätze von ihm im Pharmac. Centralbl., Radius' Cholera-Ztg.,
Pierer's Med. Ztg., Schmidt's Jahrbb. der Med. und anderweitige naturhistorische
Schriften. Seine Leistungen auf dem Gebiete der Botanik sind hier nicht näher zu
erörtern. Er starb am 30. April 1851.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, I, pag. 341. — Callisen, X,
pag. 464; XXIX, pag 394. — Pritzel, pag. 17:2. q
*Elinze, Karl Ferdinand E., zu Halle a. d. Saale, ist am 10. April
1826 in Dobis bei Wettin geboren, studirte in Berlin und wurde 1852 daselbst
Doctor. Seit 1866 wirkt er als prakt. Arzt und Sanitätsrath in Halle. Schriften:
„Der Kindermord» Historisch und kritisch dargestellt" (Leipzig 1860) —
„Compendium der praktischen Medicin" (Erlangen 1863; 8. Aufl.) — „Orund-
riss der praktischen Medicin" (Leipzig 1875; 3. Aufl. erscheint demnächst) —
„ Lehrbuch der praktischen Medicin" (2 Bde., Leipzig 1 870 ; 3 Aufl.) — „Populäre
Heilkunde" (Halle 1882; 2. Aufl. erscheint demnächst) — „Halle in sanitärer
Beziehung" (im Druck). "R^^.
Knpfer (Kupffer), Martin Jakob K., wurde zu Goldingen (Kurland)
geboren, studirte Medicin in Jena und Königsberg , wurde daselbst zum Dr. med.
promovirt {„Diss. med. elixir proprietatis" , Jena 1719), kehrte nach Goldingen
zurück, prakticirte da«elbst und wurde erschossen.
Friedrich Wilhelm Kupfer, wurde in Zabeln am 2. Februar 1762
als Sohn des Vorigen geboren, studirte in Göttingen Medicin und wurde 1784
Dr. med. {„De notione et diagnosi febris", 4.). Nach seiner Heimkehr prakti-
cirte er in Talsen.
Ernst August Kupfer, Neffe des Vojigen , wurde in Zabeln am
24. November 1797 geboren, studirte Medicin von 1816 — 20 in Jena, Göttingen,
Berlin und Dorpat, wurde am letzteren Orte 1822 zum Dr. med. promovirt („Diss.
de graviditate ovarii"). Er war von 1824 ab Kreisarzt in Goldingen.
Woldemar Karl Kupfer wurde zu Friedrichstadt in Kurland am
20- August 1803 geboren, studirte in Dorpat und erwarb sich den Doetorgrad
1826 („De solutione morbosa membranarum intestinorum") , war Kreisarzt zu
574 KÜPPER. — KÜRTZWIG.
Tagarilzow im Gouv. Tschernigow, dann Arzt und Director der Kinderbewahr-
anstalt in Zarskqje Selo,
Gustav Kupfer, geboren in Kurland, Bruder des Professors Karl K.,
in Mflnehen, studirte in Dorpat Medicin von 1854 — 58, wurde 1859 Dr. med.
(„Diss. de cornu Ammonia structura disquisitiones in cuniculis instüutae*^,
acc. tab. lith. II) , war Landarzt in Kurland , später in Mitau und starb 1870.
L. Stieda.
*Kupffer, Karl Wilhelm K., zu München, ist am 14. November 1829
zu Lesten in Kurland geboren, studirte in Dorpat, war namentlich Schiller von
Fr. Bidder und wurde 1854 Doctor. Von 1858 — 66 war er Prosector und
Prof. e. 0. in Dorpat, von 1866 — 76 Prof. ord. der Anatomie in Kiel, von 1876
bis 1880 in Königsberg, seit 1880 ist er erster Professor der Anatomie in München.
Schriften: „Untersuchungen über die Textur des Rückenmarkes und die Ent-
wicklung seiner Formelemente** (Leipzig 1857; mit Bidder) — „Stamm Verwandt-
schaft zwischen Ascidien und Wirbelthieren^ (Bonn 1870) — „Laichen und
Entwicklung des Ostsee-Herings'' (Berlin 1878), u. s. w. ^^^
Kurella, Ernst Gottfried K. , Arzt zu Berlin und Rath des Ober-
Collegium medicum, sowie des Ober-Collegium sanitatis, geboren zu Neideuburg in
Ostpreussen am 12. März 1725, studirte Medicin in Königsberg in Ostpr. und
promovirte daselbst 1746 mit der „Diss. de vitüs propagationem hominis impe-
dientibus** zum Dr. med. Er Hess sich später als Arzt in Berlin nieder und
gelangte hier zu den oben bezeichneten Aerotern , die er bis zu seinem am 28. Juli
1799 erfolgten Tode verwaltete. Am bekanntesten ist K. durch das von ihm
componirte und seinen Namen führende Brustpulver oder Pulv. Liquirit. compos.
geworden. Von seinen schriftstellerischen Leistungen verdienen Erwähnung die
u. d. T. : „lasciculus dissertationum ad historiam medicam, speciatim anatomes
spectantium, quem ob raritatem non minus ac utilitatem prodire curavit** (Berlin
1754) herausgegebene Hartmann und ScHüLZE*sche Dissertationen -Sammlung,
ferner die Ausgabe von Schaarschmidt s „Theoretischer und praktischer Abhand-
lung von den venerischen Krankheiten" (Ebenda 1750; 2 Aufl. 1759), sowie von
Dessen „Abhandlung von den Feldkrankheiten" (1758 — 59, 2Thle.) u. A. Selbständig
verfasste er: „Das Leben des Menschen philosophisch und medicinisch betrachtet*'
(Königsberg 1747) — „De salivae secretione vera" (Halle 1748) — ^^^
deckung der Maximen, ohie Zeitverlust und Mühe ein berühmter und reicher
Arzt zu werden** (Berlin 1750) — „Chemische Versuche und Erfahrungen*'
(Ebenda 1756) — „Anatomisch-chirurgisches Lexikon, oder Wörterbuch, mit
Hei Sterns Vorrede** (anonym. Ebenda 1753).
Mehring, Gelehrtes Berlin. 1795, I, pag. 290. — Biogr. m6d. V, pag. 465. —
Dict. bist. III, pag. 357. p i
Knrtzwig, David Georg K. , wurde in Riga am 4. October 1764
geboren, studirte von 1784 — 86 in Jena, dann in Erlangen. Nachdem er 1788
in Jena zum Dr. med. promovirt worden {„Diss. de morbis palpebrarum*^ , 4.),
kehrte er in seine Heimath zurück , erhielt nach bestandenem Examen in Peters-
burg 1789 das Recht zur Praxis in Russland und trat in Staatsdienste. K. war
Militärarzt beim Hospital in Riga, dann Stadtarzt in Pemau 1791 — 97^ darauf
abermals in Riga zuerst Kreisarzt 1798, dann Medicinal-Inspector des Gouv. Liv-
land 1804. Im Jahre 1829 • aus dem Dienst entlassen, starb er nach schwerem
Leiden am 27. Juni 1834. Ein Mann von reicher Bildung und Lebendigkeit des
Geistes, voll Sinn für die Freude an der Natur, der Musik und Malerei, verfasste
er: „Heilverfahren bei den jetzt herrschenden Krankheiten im livländischen
Gouvernement** (Riga 1808) — „Geschichte einer geheilten Halswunde mit
gänzlicher Durchschneidung der Kehlröhre und Verletzung des Schlundes*" —
„Geschichte eines glücklich verlaufenen Kaiserschnittes** (Loder's Journal fdr
KÜRTZWIG. — KYBER. 575
Chirurgie, Bd. II) — „Beschreibung des Star loschen Beckenmessers mit der
Verbesserung** (Mabtens' Jahrbücher, Bd. I, Leipzig 1802) — „Chemische Be-
schaffenheit des PI ittenhof sehen Brunnens" (Tbühaet's Fauna fttr Deutsch-
Russland, 1807).
V. Becke-Napiersky , II, pag. 585. — Beise, I, pag. 352. — Tschisto-
witsch, CXCV. — Riga'sche Biogr. II, pag. 45— 48. L. Stieda.
* Kussmaul, Adolf K. , zu Strassburg, ist am 22. Februar 1822 zu
Graben bei Karlsruhe geboren, stadirte in Heidelberg, machte 1848 als badischer
Militärarzt den Feldzug in Schleswig-Holstein mit, prakticirte von 1850 — 53 als
Arzt in Kandem , setzte darauf seine Studien in Würzburg fort, habilitirte sich
1855 in Heidelberg, wo er 1857 Prof. e. o. wurde. 1859 übernahm er als Prof.
ord. die Leitung der medicinischen Klinik in Erlangen, 1863 derselben zu Frei-
burg i. Br., woselbst er zum badischen Geh. Rath ernannt wurde, und trat 1876
in die gleiche klinische Stellung in Strassburg. Ausser zahlreichen Aufsätzen in Zeit-
schriften veröffentlichte er: „Die Farbenerscheinungen im Orunde des menschlichen
Auges" (Heidelberg 1845) und zusammen mit Ad. Tennbb: „Untersuchungen
über Ursprung und Wesen der fallsuchtartigen Zuckungen bei der Verblutung j
sowie der Fallsucht überhaupt" (Frankfurt a. M. 1857); femer: n^on dem
Mangel, der Verkümmerung und der Verdoppelung der Oebärmutter^ von der
Nachempfängniss und der Ueberwanderung des Eies" (Würzburg 1859) —
„ Untersuchungen über das Seelenleben des neugeborenen Menschen, Programm
u, s. w." (Leipzig 1859) — „Untersuchungen über den constitutionellen Mercu-
rialismus und sein Verhältniss zur constitutionellen Syphilis" (Würzburg 1861) —
;, Ueber die Behandlung der Magenerweiterung durch eine neue Methode"
(Freiburg i. Br. 1869); er führte damit die Magenpumpe in die Behandlung der
Magenkrankheiten ein — „Zwanzig Briefe über Menschenpocken- und Kuh-
pockenimpfung" (Freiburg 1870) — „Ueber die fortschreitende Bulbärparalyse
und ihr Verhältniss zur progressiven Muskelatrophie" (Leipzig 1873) — „Die
Störungen der Sprache, Versuch einer Pathologie der Sprache" (v. Ziemssbn's
Handb. d. PathoL, 1877; 2. Aufl. 1881) — „Dr, Benedict Stilling. Eine
Gedächtnissrede" (Strassburg 1879), u. s. w.
BrockhauB, Gonvers.-Lexikon. 13. Aufl., X, pag. 705. Red.
Ewasuiewski, Josef Theophil K. , geboren 1792 in Staszöw, war
1809 — 11 Intendanturbeamter, kam in letzterem Jahre nach Krakau, wo er
vier Jahre hindurch Philosophie und Medicin gtudirte, ging 1816 nach Wien
und später nach Landshut, wo er 1818 mit der Diss. : „De functione partus"
Doctor wurde, prakticirte seit 1819 in Krzeszowice, sicherte sich dort schnell eine
geachtete Stellung, wurde 1825 Ereisphysicus in Krakau und 1835 daselbst
Professor der Geburtshilfe, Gynäkologie und Pädiatrie und starb in Warschau am
11. December 1867. Als Schriftsteller war er wenig thätig und hat darin nichts
Bedeutendes geleistet. K. & P
Kyber, August Erich K., wurde im Erlaa-Pastorat (Livland) geboren,
studirte Medicin von 1813 ab in Dorpat, Berlin und Göttingen und wurde in
Dorpat 1820 zum Dr. med. promovirt („Diss, inaug, med, meletemata quaedam
de inßammatione"). In demselben Jahre begleitete er den Baron Wrangel auf
der berühmten Expedition in das nordöstliche Asien und kehrte erst im Sommer
1824 zurück (Reise des k. russ. Flotte-Lieutenants Frd. v. Wrangel längs
der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeere in den Jahren 1820 — 24,
2 Thle., Berlin 1839). Von 1825—27 begleitete er abermals den Baron Wrangel,
unter Admiral Lazarew, auf einer Reise lun die Welt. Nachdem K. eine Zeit
lang in Petersburg und Kronstadt gewesen, war er zuletzt Generalstabsarzt der
Flotte des Schwarzen Meeres und starb in Nicola jew am 29. März 1855. Auszüge
aus seinen Briefen und Tagebüchern sind veröflfentlicht im Ostseeprovinzen-Blatt,
576 KYBEB.
1823 und 1824, im SibirischeD Boten (rassisch), 1823 und 1824, sowie in der
Med. Zeitung Russlands.
V. Becke-Napiersky, II, pag. 587. — Heise, I, pag. 352. L. Stieda.
*Eyber, Eduard K. , zu Nicolajew (Süd - Russland) , ist zu Zttriebtlud
bei Theodosia in der Krim am 27. Oetober 1845 geboren, studirte in Dorpat,
wo er 1871 mit der Diss. : „Untersuchungen über die amyloide Degeneration'^
Doctor wurde. Seit 1872 ist er Arzt der kaiserl. russischen Marine (gegenwärtig
Chefarzt der 2. Flotten-Equipage des Schwarzen Meeres) in Nicolajew. Literarische
Arbeiten : „ Weitere Lntersicchungen über die amyloide Degeneration*^ (Vibchow's
Archiv, Bd. LXXXI) — ;, Untersuchungen über den lymphatischen Apparat in
der Milz^ (M. Schültze's Archiv, Bd. VI und VIII) — „Eine Untersuchung
über das universelle diffuse congenitale Keratom der menschlichen Haut'^
(Wiener med. Jahrbb. , 1880). Ferner in der Beilage zur Russischen Marine-
Zeitung „Morskoy Sbomik" (Bd. XIX und XX) über den Tod im Wasser, über
die Wiederbelebung im Wasser Verunglückter und einige kleinere Arbeiten auf
dem Gebiete der Pathologie und pathologischen Anatomie. ^^^
L.
*Laaclie, Soeren Bloch L., zu Christiania, geboren in Fet bei Christiania
am 31. Januar 1854, wurde 1877 als Arzt approbirt, war 1881 — 83 Assistent
am pathologischen Institut, dann Reservearzt einer med. Abtheilung des Reichs-
hospitals, ist seit 1884 Secretär der Norweg. med. Gesellschaft und Redacteur des
„Norsk Magazin for Laegevidenskaben^, in welchem er (3. R. X, 1880, XI, XIV,
XV) schrieb: „Lunaekonkrement med eiendommelige kliniske aymptomer*' —
„Chn TaelUng af Blodlegemer" — „Anthracosis pulmonum og dens foelger" —
„Kliniske MeddeUlser fra Bigskospitalets medicinske Äfdeling A" (I — IV) —
„£k Tilfaelde af Tumor cerebri med epikritiske Bemaerkninger^ (Tidskr. f. prakt.
Med., 1882) — „Molluscum contagiosum giganteum" (Nord. Medic. Arkiv, 1882).
Ausserdem hat er publicirt: „Die Anämie" (üniversitätsprogramm , 1883) —
„Urinanalyse f OH' Laeger" (Christiania 1883; deutsche üebers. 1885; franz.,
ital. üebers.) — „Die Bedeutung der neueren Untersuchungen der Blutkörpereken
in Bezug auf die anämischen und leukämischen Krankheitsförmen" (Vortrag
auf dem Eopenhagener Congresse 1884; in Deutsch, med. Wochenschr., 1884).
Kiaer.
Labarraque, Antoine-Germain L. , Chemiker; geboren zu Oloron
am 29. Mai 1777, gestorben in der Umgegend von Paris am 9. December 1850,
ist wegen seiner hygienischen Arbeiten hier anzuführen. Für einen 1820 aus-
gesetzten Preis , die Darmsaitenfabrication in hygienischer Beziehung zu verbessern,
wurde er auf die Anwendung der Eau de Javelle geführt. Er erhielt 1823 von
der Aoad. des sc. einen MONTHTON-Preis, wurde Mitglied des Conseil de salubrit^ und
der Aead. de m^d. Seine Chlorüre und Chloride des Eiilks und des Natrons kamen
iu täglichen Gebrauch, auch zur Desinfection von Canälen, Markthallen, Sehlacht-
häosem, Anatomiesälen, wurden femer angewendet in Hospitälern , Geifängnissen,
aaf Schiffen , in Ställen , beim Begraben , Einbalsamiren, bei epidemischen Krank-
heiten u. s. w. Von seinen Schriften führen wir nur an: „De Vemploi des
chlorures d^oxyde de sodium et de chaux** (Paris 1825) — „Mani&e de se
servir du chlorüre d'oxyde de sodium, soit pour panier les plaies de mau-
vaise nature, soit comme moyen d'assainissement ... et de disinfection etc."
(1825, 4.) u. s. w.
Nouvelle biogr. gfen6r. XXVIII, pag. 323. G.
Labat ,Pierre-Auguste-L6onL., französischer A rzt und Reisender,
war 1803 zu Agde (H6rault) geboren, wurde 1824 in Montpellier Doctor, besass
eine unbezähmbare Reiselust und bereiste nacheinander beide Amerika, das fran-
Biogr. Lexikon. III. 37
678 LABAT. — LABORIE.
zöBische Afrika, Tunis, Tripolis, GriechenlaDd , die Türkei, Palästina, Aegypten,
wo er Leibchirnrg des Vicekönigs von Aegypten wurde; er war auch Oberarzt
des Hospitals Abu-Zabel in Cairo seit 1824, später Arzt der Armee von Kamka
und Lehrer der Chirurgie der ägyptischen Zöglinge. Er verfasste in wenigen
Jahren eine Reihe von Schriften: „Essai histortque de la lithotrüte" (Paris
1833) — „ConsidSrattons pratiques sur la Chlorose, vulgatrement appd4e
päles Couleurs^ (1833) — „De la cyanose ou des affections diverses, dans
lesquelles la peau prdsente une coloration bleue** (1833) — „Histoire mSd,-
chir. de la maladie produite par la ckique, insecte parasite tr^-commun
dans les contrSes mMdionales de VAmirique** (1833) — „De Vinfluence du
rigime alimentaire dans les pays chauds, et de la sohriitd des Arabes du
dSsert^ (1833) — „Des bons effets d'un atmosphhre froide dans le traitemenJt
de la ßhvre jaune^ (1833) — „De la rhinoplastie . . . au moyen d*un lambeau
de peau empruntd h dijfirentes parties du corps. Dddzd au vice-roi d'ßgypUj
et suivi d'un essai d'autoplastie g4n4rale, art de r^ddier h un grand nombre
de difformitSs par le greffement d'un lambeau cutanA^ (Ibid. 1834, av. 8 pl.) —
„De la rhinoplastie, etc," (Annales de la mM. physiol., 1835) — „De Cirri-
tabilitd des plantes, de Vanalogie quelle prdsente avec la sensibilitS organique
des animaux; etc.** (Paris 1834, av. 1 pl.) — „Tratte de la pupille arti-
ficielle, etc.** (1834) — „De la fissure h Vanus et de sa eure radicale par
le moyen du sphinctSrotome, etc.** (1834); zusammen mit F. J. V. Bboussais
gab er heraus: „Parallele du choldra-morbtis sporadique et du cholSra-morbus
asiatique** (1834; italienisch Mailand 1840) — „De Vhöpital Abou-Zabel et de
son Organisation mddicale etc.** (1834) — „Nouveau mode de prehension des
pierres vdsicales , au moyen des instruments lithotrüeurs ä percussion et h
presston** (1834) — ^^ Application des principes de la mddecine physiologique au
traitement des affections syphüitiques en Egypte** (1834) — „Extirpation d^une
tumeur squirrheuse . . . occupant tout le cdtd gauche du cou . . . qui a nScessit^
la ligature de Vartkre carotide, de la veine jugulaire interne et de la 8e paire
de nerfs, profondiment altdr^s par la maladie*' (1834), eine erfolgreiche Operation.
Er war vom Jahre 1834 an auch Mitredacteur der Annales de la m6d. physioL,
in welchen er viele Aufsätze lieferte. Kaum 1^/g Jahre in Frankreich zurück,
wurde er von Neuem durch das Reisefieber ergriffen, bereiste den Norden von
Europa, besuchte Deutschland, Dänemark, Russland, Circassien und von da, auf
Andringen des persischen Gesandten, auch Persien. In Teheran befreite er den
Schah von einer seit zehn Jahren bestehenden Krankheit und erhielt von Dem-
selben Ftirstenrang unter dem Namen Mirza-Labat-Ehan. Er gab (1839)
auch ein Reisewerk heraus und starb 1847 zu Nizza.
Sachaile, pag. 388. — Nouv. biogr. g6n6r. XXVIII, pag. 336. — Callisen,
XXIX, pag. 399. — Qu6rard, La litt6rature franQaise. IV, pag. 484. g
Laborie, J.-B.-P. L., zu Montpellier, war daselbst 1797 geboren, wurde
dort nach 1820 Doctor mit der „Diss. sur le tdtanos traumatique** und begann
alsbald Vorlesungen über Physiologie, die er bis zu seinem bereits am 23. November
1823 erfolgten Tode fortführte. Er übersetzte aus dem Spanischen A. Piqukr,
„Les pronostics d'Hip poerate . . . augmentS, d'une notice biograp/nque*"
(Paris 1822) und schrieb : „ Eclair cissements analytiques sur la doctrine physto-
logique de Barthez** (NouveUes annales oliniques de la Soc. de mM. prat. de
Montpellier 1822).
Nonvelle biogr. g6n6r. XXVIII, pag. 392. — Callisen, XXIX, pag. 403. G.
Laborie, Jean-Edouard L., zu Paris, war daselbst am 4. September
1813 als Sohn eines Arztes geboren, studirte von 1830 an, wurde Doctor 1839,
befreundete sich mit Jobert (de Lamballe), der, in Schrift und Sprache wenig
gewandt, ihm die Redaction einiger seiner Abhandlungen und die Publication ver-
schiedener Beobachtungen aus seiner Klinik in der Gaz. des höpit. und den Annales
LABORIE. — LACAüCHIE. 579
de la chirargie übertrug. Angeregt durch eine von Jobbrt unbeabsichtigte, mit
sehr günstigem Erfolge ausgeführte neue Art von partieller Fuss-Amputation (Fort-
nähme aller Ossa metatarsi und der drei Ossa cuneiformia) legte L. 1843 der
Akademie der Medicin eine Denkschrift: „Quelques considdrationa aur la valeur
relative des amputations partielles du pied" vor. In demselben Jahre zum Chef
de clinique von Paul Dubois ernannt, widmete er sich jetzt der Geburtshilfe und
veröffentlichte mehrere dahin gehörige Abhandlungen in den Annales de la Chirurgie
(1844, 1845): „La persistance de la vie et m&me des cris aprhs la cSphalo-
tripsie** — „Hydro-rachis lombo-sacr^; nouveau procddd opSratoire tnis en
pratique par M, Dubois ,, . Valeur relative des divers procSdSs op4ratoirs^
und in der 6az. möd.: „Ddbridement du col de Vutdrus dans le casy oü V^at
de contraction de cet organe dement un obstacle h Vaccouchement.*^ Nachdem
er 1846 die Leitung des geburtshilflichen Theiles der „Union mödicale^ über-
nommen hatte, publicirte er darin mehrere einschlägige Beobachtungen, darunter
die bedeutendste: „Dans quelles circonstances, en faisant abstraction des vices
de conformation du bassin, est-il indiquS de provoquer raccouckement quelle
que sait du reste Vdpoque de la grossesse?^ Von 1848 an wendete sich L.
wieder mehr der Chirurgie zu und las in der Soc. de chir. 1852 , veranlasst
durch einen zweifelhaften Fall von Extrauterinschwangerschaft , bei dem indessen
später eine normale Entbindung erfolgte, eine die Gastrotomie empfehlende Ab-
handlung: „Des indications pratiques h suivre dans le cas de grossesse extra-
uterine abdominale ayant dipass^ le 7e mois , avec persistance de la vie de
Venfant, " Er leistete, in der Folge viermal zum Secrtär und zum Vicepräsidenten
and Präsidenten (1861) der Soc. de chir. ernannt, dankbar von derselben aner-
kannte Dienste. In der Akademie der Medicin las er in derselben Zeit die Ab-
handlungen : „ Histoire des thrombus de la vulve et du vagin, spScialement aprhs
V accouchement** — „Du röle des symphyses pendant P accouchement" . 1857
wurde er zum Chefarzt des neu errichteten Reconvalescenten-Hospitals in Vincennes
ernannt, das er bis zu seinem Tode zu einer Mnsteranstalt zu machen verstand
und das ihm eine reiche Quelle der Forschung wurde, von der er zahlreiche
Proben in der Soc. de chir. vorbrachte, beispielsweise über die Vorzüge der tiefen
Unterschenkel-Amputation mit einem langen hinteren Lappen u. s. w. Eine weitere
Verwerthung seiner Beobachtungen wurde durch seinen frühen Tod, am 6. Januar
1868, abgeschnitten.
U. Tr6lat in Union m6dicale. 3. S6rie, IX, pag. 81, 93 und Gajc, des höpitaux.
1870, pag. 21. G. '
*Laboulböne, Jean -Joseph -Alexandre L., zu Paris, ist am 23. August
1825 zu Agen (Lot-et-Garonne) geboren, wurde 1854 in Paris Doctor'mit der
These: „Sur le naevus en gdnSral et sur une modification particuli^re et non
dScrite, etc", 1860 Agreg6 mit der These: „Des nevralgies viscerales," Als
M^decin des höpitaux war er nacheinander im Hötel-Dieu, Höp. Necker und in
der Charit6 thätig, las über pathologische Anatomie bei der Facultät, wurde 1873
Mitglied der Acad. de m6d. und 1879 zum Professor der Geschichte der Medicin
bei der Facultät ernannt. Von seinen Schriften sind noch anzuführen : ^ Reckerches
cliniques et anatomiques sur les affections pseudo-membraneuses etc." (1861,
av. ])1.) — nDes corps Strangers fixes dans le larynx, et de leur extraction"
(1872) — „Nouveaux ^Uments d'anatomie pathologique" (1878, av. figg.). Er
hat auch entomologische Schriften publicirt, darunter eine Fauna der Insecten
Frankreichs (1856).
Vapereau, II, pag. 1051. — Glaeser, pag. 380. — Lorenz, III, pag. 93;
VI, pag. 55. Red.
Lacaucbie, Adolphe-Euclide L., geboren zu Paris am 28. Februar
1806, Anfangs Student, dann Docent an der Thierarzneischule zu Alf ort, widmete
8ich später dem militärärztlichen Berufe, wurde Aide-major in Metz, bewarb sich
37*
680 LACAUCHIE. — LACHAPELLE.
einige Male nm die Mitgliedschaft der med. Facultät, resp. den chirorgisehen
Lehrstuhl zu Strasshurg mit den Coneursthesen : „Apprdciations des mdthodes de
trattement dana les retentions d'urine" (Strasshurg 1834) — »Des secoura que
la Chirurgie emprunte aux sciences accessoires" (Ehenda 1836) und: „Diagnostic
des calculs vSsicaux, appr^ciation des diverses mdthodes relatives h Fop^ration
de la taille^ (Ehenda 1839), wurde 1839 der Facultät zu Strasshurg aggregirt,
darauf Professor am Höpital d'instruetion in Metz und Demonstrator der Anatomie
am Val-de-Gräce. Von 1849 — 51 hegleitete er als Chefwundarzt die Armee auf
ihren römischen Expeditionen, nahm, nach Frankreich zurückgekehrt, seine frühere
Stellung wieder auf und starh 1853. L. ist hemerkenswerth als Wiederentdeeker
der Hydrotomie, d. h. einer hesonderen Injectionsmethode am Cadaver, hei der
Wässer unter möglichst hohem Druck in die Blutgefässe injieirt wird. Mit Hilfe
dieser Methode entdeckte er u. A. eine Drüse in der Zungenschleimhaut und die
Existenz von Muskelfasern an Stellen , wo sie bisher nur vermuthet waren. Die
hezüglichen Forschungen finden sich in: „Müdes hydrotomiques et micrographiques*'
(Paris 1844). Ausserdem ist erwähnenswerth die Schrift üher die Krankheiten
der Armee in Algier: „Rdfiexions sur les maladies de rannte d^occup<Uion
d^Älger et sp^cialement sur leurs causes" (Rec. de m6m. de m6d. milit. 1833,
1. S6rie, XXXV).
Bechambre, 2. S^rie, J, pag. 17. Pgl.
Lacaze, Louis de L. , gehören zu Lemheye (im B6am), studirte in
Montpellier und promovirte daselbst 1724. 1730 Hess er sich in Paris nieder,
wo er bald darauf Leibarzt Ludwig's XV. wurde und 1765 stai*b. de L. war
ein Verwandter und Freund BordEü's und ein eifriger Anhänger seines „Vitalis-
mus". Im Zwerchfell und den Gehirnhäuten, sowie überhaupt in den zellgewebigen
Gebilden, denen Bobdeu „Tonus" zuschrieb , fand de L. den Hauptsitz der Lebens-
thätigkeit und im Samen nahm er noch von Adam her das Urbild des Menschen
an. Als seine Hauptschriften sind anzuführen: „Specimen novi medicinae con-
spectus" (Paris 1749; 1751) — y^Insiitutiones medicae ex novo medicinae
conspectu" (Ibid. 1755) — „Id^ de V komme physique et moral, pour servir
d'introduction h un traitd de medecine** (Ibid. 1755).
Biogr. m6d. V, pag. 467. — Dict. bist. HI, pag. 369. PgL
Lachaise, Claude L., zu Paris, 1797 zu Mäcon (Saöne-et-Loire) geboren,
war 1813, 15 Militärchirurg unter dem ersten Kaiserreiche, wurde 1820 in
Paris Doctor und verfasste: „Topographie midicaU de Paris, etc." (1822) —
„Eygihne physiologique de lafemme etc.** (1825) — „Pr^cis physiologique sur
les courbures de la colonne vert^brale, ou expoad . . . de privenir et de corriger
les difformitSs de la taille . - . , sans le secours des lits mecaniques ä extension*^
(1827; deutsch von F. J. Siebenhaar, Leipzig 1829) — „Nouvelles preuves
du danger des lits micaniques, etc." (1828); femer gab er unter dem Anagramm
Sachaile heraus: „^^ mSdecins de Paris jug^ sur leurs oeuvres" (1845),
Als Schüler von Esquirol verfasste er für das Dict. de mM. von Fabrb die
Artikel: „Epilepsie", „Hysterie", „Hypocondrie" , „Nivralgie" u. s. w. ; femer
Artikel für die Biographie des mödecins c61öbres, Revue mM. , Gaz. des hdpit.y
Arch. g6n6r. u. s. w.
Sachaile, pag. 390. — Nonvelle biogr. g6n6r. XX VIII, pag. 495. — Callisen,
X, pag. 481; XXIX, pag. 404. G.
Lachapelle, Marie-Louise L., geb. Duges, berühmte französische
Hebeamme, geboren am 1. Januar 1769 zu Paris, gestorben ebendaselbst am
4. October 1822. Ihr Vater, Louis Dugös, war Officier de santö, ihre Mutter
geschworene Uebeamme am Chatelet und seit 1775 Ober-Hebeamme am Hdtel-
Dieu. Im Jahre 1792 verehelichte sie sich mit dem am Höpital Saint-Loois
bediensteten Chirurgen Lachapelle, der aber nach 2jähriger kinderloser Ehe
LACHAPELLK — LACHOWICZ. 581
starb. Da sie sich schon von früher Jugend an, unter Leitung ihrer Mutter,
mit der praktischen Oeburtshilfe beschäftigt hatte, so gab sie sich, Wittwe
geworden, ganz diesem Fache hin und wurde schon 1795 zur Gehilfin und Stell-
Vertreterin ihrer Mutter ernannt. Der schlechte Zustand, in dem sich die im Hdtel-
Dien untergebrachte Entbindungsanstalt befand, veranlasste die damalige französische
Regierung, zwei selbständige, vom Hdtel-Dieu getrennte Institute zu errichten,
eines für die Findlinge und eines für die Gebärenden, zugleich als Lehranstalt
fär die Hebeammen bestimmt. An letzterem, welches im Jahre 1797 als „Hospice
de la maternitö^ eröffnet wurde (späterhin führte es den Namen ,,Maison d'accou-
chement"), wurde die L. als Ober-Hebeamme und Leiterin des praktischen Unter-
richtes angestellt. Baudelocqüe hatte die Oberaufsicht über das gesammte Institut
und hielt die theoretischen Vorlesungen, während der L. der innere Dienst und
die praktische Ausbildung der Schülerinnen oblag. Sie zeichnete sich nicht nur
durch eine grosse Geschicklichkeit im Operiren aus, sondern war auch eine gute
Beobachterin, die das grosse Material, welches ihr zu Gebote stand, möglichst
praktisch zu verwerthen verstand. Da ihr begreiflicher Weise die allgemeine
wissenschaftliche Bildung fehlte, so konnte sie ihre Aufmerksamkeit nur der opera-
tiven Seite des Faches und den mechanischen Vorgängen bei der Geburt zuwenden.
Nach dieser Richtung hin leistete sie denn in der That ganz Vorzügliches. An-
empfehlenswerth sind ihre Rathschläge, die sie über die Behandlung der Gesichts-,
Fuss-, Knie-, Steiss- und Querlagen giebt und ebenso erweist sie sich als eine
erfahrene und geschickte Operateurin. Sie notirte mit der grössten Genauigkeit
alle ihr vorgekommenen Fälle, und diese Notizen bildeten die Grundlage ihrer
Memoiren, welche nach ihrem Tode ihr Neffe, Dr. Antoine Duges (geboren 1800,
gestorben 1838, früher Prosector an der med. Facnltät zu Paris, von 1824 an
Professor der Geburtshilfe in Montpellier) in 3 Bänden herausgab: „Pratique
des accouchemens, ou mimoirea et observations chxnsies sur les pointa les plus
importans de Vart par M, Lachapelle ... puhliSs par Ant. Dughs^
(T. I, Paris 1821; T. II, III nach dem Tode der L. erschienen 1825; deutsche
Üebers. des I. Bandes, Weimar 1825).
Biogr. m6d. V, pag. 469. — Fr. C. Naegelö, „üeber der Frau L. Pratique des
accouchemens **. Heidelberger Jahrbb. der Lit. 1823. Heft 5. — v. Siebold's Geschichte der
Geburtsh., II, pag. 727. ^, . .. , ^
' *^ ^ Kleinwachter.
Lacharrlere, Joseph de L., französischer Chirurg, der aus Annecy in
Savoyen gebürtig war und um die Mitte des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts
lebte, ist Verfasser eines seiner Zeit beliebten, jetzt nur noch historischen Werth
besitzenden Lehrbuchs der chirurgischen Operationen, betitelt: „Traite des
opSrations de la Chirurgie y dans lequel on explique mdcantquement les causes
des maladtes etc.'' (Paris 1690; 1693; Lyon 1699; Paris 1706; 1716; 1721;
1727), sowie einer: „Anatomie de la tete de Vhomme et de ses ddpendances''
(Paris 1703).
Biogr. med. III, pag. 224. — Dict. hist. III, pag. 371. Pgl.
Lachendorph, Jens Rahn L., Provinzialarzt in Ohristianstad , geboren
am 3. December 1795 in Ribe (Dänemark), studirte Anfangs in Kopenhagen, machte
dort 1823 sein erstes Examen, vollendete aber seine medicinischen Studien in
Upsala, promovirte 1824, wurde 1830 Bataillonsarzt, 1834 stellvertretender Bezirks-
arzt in Ohristianstad und starb 1846. L. hat einige kleinere Schriften über
Cholera (1834) und Pocken (1838) veröffentlicht und ebenso „Nägra betraktelser
öjver döden** (1839) geschrieben. q gielt
Laohowicz, Ludwig L., geboren am 21. Mai 1811 in Wilna, studirte
seit 1830 in seiner Vaterstadt Medicin , wurde 1837 Militärarzt, dann Primarius
im Wilnaer Militärhospital und Director des jüdischen Krankenhauses. 1852 über-
nahm er die Direction des städtischen Krankenhauses in Wilna, wurde 1870
582 LACHOWICZ. -- LAENNEC.
Yice-Inepector des Medicinalwesens im GouvernemeDt Wilna und 1872 consul-
tirendes Mitglied des Medicinal-Conseils im Ministerium des Innern. Er starb am
23. Mai 1880. Sein an 60.000 Silbermbel betragendes Vermögen vermachte er
für öffentliche Zwecke, 1000 Rubel von den Zinsen bestimmte er zu Stipendien
für Studirende der Medicin polnischer Nationalität, den Rest der Einkünfte Qber-
wies er dem Wilnaer Wohlthätigkeitsvereine. Er war in ganz Lithauen als
geschickter und gltlcklicher Operateur bekannt und geschätzt; er war es, der
daselbst am 10. März 1847 sich zuerst der Narcose beim Operiren bediente.
Seine zahlreichen casuistischen Mittheilungen finden sich in den Beilagen zu den
Protokollen der Wilnaer ärztlichen Gesellschaft. K & P.
Lachowicz, Anton L., 1831 zu Tarnöw in Galizien geboren, studirte in
Erakau Medicin und wurde 1855 daselbst promovirt, war 2 Jahre hindorcb
Prosector und gleichzeitig Primarius am Militärhospital in Krakau. Nachdem er
1857 in Kiew das russische Staatsexamen bestanden hatte, Hess er sich in Berdyczöw
als praktischer Arzt nieder; eine ihm 1859 angetragene Professur in Warschau
lehnte er ab. 1878 kam er nach Warschau, verliess es aber bald und siedelte
nach Lemberg über; er starb in Jaworowo am 20. März 1882. Sein ganzes,
über 300.000 Mark betragendes Vermögen vermachte er ftlr öffentliche Zwecke.
Seine Arbeiten finden sich alle im Krakauer Przeglqd lekarski. b- «, t»
*Laehr, Heinrich L., Geh. Sanitätsrath, Director des Asyles Schweizerhof,
Station Zehlendorf bei Berlin, ist geboren am 10. März 1820 zu Sagan in Schlesien^
studirte in Berlin und Halle, war Assistent an der chirurgischen Klinik von Blasius
in Halle, wurde in Halle 1843 promovirt, trat 1848 als Assistent in die Provinzial-
Irrenanstalt bei Halle unter Da^erow, war von 1850 an 2. Arzt dieser Anstalt
ist seit 1853 Begründer und Vorstand des Privatasyles Schweizerhof für weibliche
Nerven- und Gemüthskranke. Schriften : ;, Ueber Irrsein und Irrenanstalten, Für
Aerzte und Laien, Nebst einer Ueber sieht über Deutschlands Irrenwesen und
Irrenanstalten, erläutert durch eine colorirte Karte*' (Halle 1852) — „Joseph
Guislain's klinische Vorträge über Geisteskrankheiten. Nebst 6 TaffJ^
(Berlin 1854) — „Zusammenstellung der Irrenanstalten Deutschlands im Jahre
1861. Mit 61 Holzschnitten*' (Ebenda 1862) — „Die Heil- und Fßegeanstalten
für Psychisch' Kranke in Deutschiandy der Schweiz und den benachbarten
deutschen Ländern*' (Ebenda 1875) — n^syl Schweizerhof. Privat- Heilanstalt
für Psychisch' Kranke weiblichen Geschlechtes. Nach 26jähriger Wirksamkeit,
Mit 21 Taff,** (Ebenda 1878, 4.) — „Die Heil- und Pßegeanstalten für
Psychisch-Kranke des deutschen Sprachgebietes. Mit geogr, Karte** (1882) —
„Gedenktage der Psychiatrie aller Länder*' (1885). Er ist Ohef-Redactenr der
„Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch- gerichtliche Medicin*'
seit 1858, worin eine grössere Zahl Mittheilungen von ihm niedergelegt sind, war
Referent über die Psychiatrie in Canstatt^s Jahresberichten, ist Mitbegründer
und Vorstandsmitglied des „Vereins der deutschen Irrenärzte ^^ seit 1860 und Mit-
begründer und Vorsitzender des psychiatrischen Vereines in Berlin seit 1867.
Als ärztlicher Experte war er mitbetheiligt bei dem Bau der öffentlichen Irren-
anstalten zu Lengerich i. W. , Berlin , Eberswalde , Owinsk , Grafenberg , Bonn,
Düren, Andernach, Merzig, der Idiotenanstalt zu Schwerin, des Wilhelmsstiftea
und der Anstalt für Epileptische in Potsdam. ^^^
Laennec, Guillaume-Fran^oisL., zu Nantes , war am 1 1. November
1748 zu Quimper geboren, studirte in Paris, wurde 1773 in Montpellier Doctor,
brachte zwei Jahre in England zu, kehrte nach Quimper zurück, erhielt 1775
den Titel Conseiller-medecin ordinaire du roi und wurde 1779 nach Brest als
M^decin auxiliaire der Marine berufen. Um sich aber in Nantes niederlassen zu
können, musste er bei der dortigen kleinen Universität nicht nur eine (ausgezeichnete)
These: „Tentamen medicO'forense sistens quaestionem a facultate Nannetensi
LAENNEC. 583
prapositam : utrum in jure, citra erroris pertculum, medictnae legalis auctori-
tati ßdes adhtbendaf*' (Nantes 1782) vertheidigen , sondern gegen jene anch
noch vor dem Parlament einen Process führen and schliesslich eine zweite These :
„Posttiones ex omnibus medictnae partilms collectaneae etc.** (1786) vertheidigen,
worauf allerdings die Universität ihn 1787 zu ihrem Procureurg6n6ral und im
folgenden Jahre sogar zum Rector wählte. Während der Revolutionszeit, von 1789
an, war er einige Jahre lang Mitglied der Municipalität von Nantes , verliess aber
1792 die Politik und wurde Chefarzt des dortigen H6tel-Dleu, in welcher Stellung
er bis an sein Lebensende verblieb. Er war einer der ersten Professoren der
daselbst 1808 errichteten medicinischen Secundärschule, hielt bei dieser Gelegenheit
die Einweihungsrede und übernahm die innere Klinik und Materia medica. 1815
erstattete er einen: „Gompte-rendu des cours d'instrucU'on mSdicale et du Service
de »antd h VHdtel-Dieu de Nantes", der sehr eingehend ist und u. A. auch
die Errichtung einer vollständigen med. Facultät in Nantes verlangte. Nach dem
Sturze N a p 0 1 e 0 n's wurde er , als kaiserlich gesinnt, seiner Lehrstelle enthoben,
blieb aber bis zu seinem Tode, am 8. Februar 1822, der gesuchteste Arzt in
Nantes, war ausserdem Mitglied der ärztlichen Jury des Dep. Loirerlnfferieure und
einer der Gründer der Soc. acad^mique desselben Döpartements.
Leyot, II, pag. 85. O.
Laennee, Ren^-Thöophile-Hyacinthe L., der berühmte Begründer
der Auscultationslehre, war im bretagnischen Städteben Quimper am 17. Februar
1781 geboren, studirte zu Nantes unter der Leitung seines Oheims (s. den
Vorigen) und war später eine Zeit lang als Assistent an einem Militärhospital,
sowie als Feldarzt in dem von der Regierung gegen den aufrührerischen Bezirk
Morbihan geführten Kriege thätig. 1799 bezog er die £cole de mödecine zu Paris
und promovirte 1804 mit der These: „Propositions sur la doctrine midicale
dHippocraie^ relativement ä la m^decine p)attque", die schon L.*s umfassende
wissenschaftliche Bildung und seinen auf die allgemeinsten Verhältnisse der Krank-
heiten gerichteten Blick erkennen lässt. Nach beendigter Studienzeit veranstal-
tete er Vorlesungen über pathologische Anatomie, erhielt 1806 eine Stelle
als Arzt am Hop. Beaujon und veröffentlichte in dieser Stellung eine Reihe
höchst wichtiger Arbeiten über pathologisch - anatomische Gegenstände , so : über
Peritonitis , Aneurysmen , Tuberkel , Entozoen etc. ; ferner mit Leroux , Bayle
und FiZEAU den bedeutenden Aufsatz: „Constitution mSdicale, observie ä Paris
pendant les six premiers mois de VannSe 1807" (Joum. de möd., chir. et pharm.,
T. XIV) und später selbständig: „Constitution de Vannie 1813" (Ibid. 1813).
1816 wurde L. Arzt am Hdp. Necker, 1822 trat er an Halle's Stelle als Lehrer
bei dem College de France ein, 1823 erhielt er die Professur der medicinischen
Klinik an der med. Facultät und wurde Titularmitglied der Acadömie royale de
m^decine. In Folge seiner angegriffenen Gesundheit war er genöthigt, seine
Lehrthätigkeit wiederholentlich und lange zu unterbrechen. Nachdem schon 1820
die ersten Zeichen der Tuberculose bei ihm aufgetreten waren, unterlag er dieser
Kränkelt am 13. August 1826 während eines Aufenthaltes zu Kerlouanec bei
Douamenez in der Bretagne. — Wie bekannt, verdankt L. seinen Hauptruhm
der von ihm herrührenden Erfindung des Stethoskops, durch die es ihm möglich
wurde, an Herz- und Lungenkranken eine Reihe von Beobachtungen zu machen,
die er in seinem unsterblichen Werk: „De V auscultation midiate ou Trait4 du
diagnostic des maladies des poumons et du coeur, fondS principalement sur ce
nouveau moyen d'exploration" (2 voll., Paris 1819; 1826; 1831, par Meriadec
Laennec; 1837, 3 voll., parAxDRAL; 1808: deutsch Weimar 1822; 1823 und
von Meissner u. d. T. : „Die Krankheiten der Lunge und des Herzens", Leipzig
1832) zuerst veröffentlichte, nachdem er schon 1815 die ersten Versuche mit dem
Stethoskop in der Societe de Tßcole demonstrirt hatte. Neben Auenbrugger, dem
Entdecker der Percussion, hat L. dadurch das ausserordentliche Verdienst um die
584 LAENNEC. — LAPAYE.
med. Wissenschaft, den Grund zu der ezaoten physikalischen Diagnostik der
Krankheiten der Brustorgane gelegt und so die Fortschritte der neueren Medicin
auf diesem Gebiete angebahnt zu haben. Seit 15. August 1868 befindet sich ein
Denkmal L.'s in seinem Geburtsort.
Biogr. m6d. V, pag. 471. — Arch. g6n6r. de in6d. Paris, II, pag. 51—68, — Dict. hi«t
III, pag. 371. — Pariset, II, pag. 240 bis 275. — Dechambre, 2. S6rie, I, ptg. 120.
Pagel.
Laeskowskl, Nicolas, geboren den 12. April 1816 zu Marienburg in
Preussen, erlernte in Moskau die Apothekerkunst praktisch und trat dann 1836
als Student in die med. Facultät der Universität zu Moskau. Nach Absolvirung
der medicinischen Curse als Arzt erster Abtheilung entlassen, wurde er in*s Aus-
land geschickt, um sich in Berliu, Giessen, Paris speciell mit Chemie zu beschäftigen ;
in Giessen arbeitete er unter Liebig. Im Sommer 1843 kehrte er nach Moskau
zurück und wurde als ^.gelehrter Apotheker^' an der Universität angestellt mit
der Verpfiichtung Pharmakognosie und Pharmacie zu lesen. Nach Yertheidigung
einer Diss. „De cholerae epidemicae nonnullia causis atmosphaericis^ wurde L.
1849 zum Dr. med. promovirt. L. hat eine Reihe chemischer Arbeiten veröffent-
licht in Libbig's Annalen der Chemie und Pharmacie, im Pharmac. Centralblatt,
im Annuaire de chimie. Er starb zu Moskau am 28. April 1871.
Biogr. Lexikon der Professoren der Moskauer Universität, Bd. I, pag. 375^ — 429.
^ L. Stieda.
Laet, Gaspar L. , war zu Looz bei Lüttich zu Ende des 15. Jahr-
hunderts geboren, studirte auf letztgenannter Universität und wurde daselbst 1512
Doctor. Er blieb dort bis 1 540, wo er nach Antwerpen ttbersiedelte und sich haupt-
sächlich mit Astrologie beschäftigte. Von Einigen wird angenommen, dass er die
letzte Zeit seines Lebens in Frankreich zugebracht habe, weil in Ronen 1551 ein
angeblich von ihm verfasstes Prognosticon für jenes Jahr erschien ; es ist dasselbe
jedoch wahrscheinlich nur die Reproduction desselben, von L. in Antwerpen publi-
cirten Jahrbuches, wie sich aus dem wahrscheinlich einzig nur noch vorhandenen
Exemplar eines „Älmanach ou Journal pour Van de nostre Seigneur 1595,
calcidd par Mr, Gaspar Laet, fila de feu Gaspar La et, docteur en
mSdecine de la tr^ renommSe ville d^Anvers^ (1595) hervorzugehen scheint.
Gaspar L. , der Vater, starb 1552. Man kennt von den beiden Gaspar Laet
nur jenes Prognosticon, welches die Tage angiebt , an denen man Aderlassen oder
Medicin nehmen soll. van den Cor put.
Laet, Jean L. , Sohn des jüngeren Gaspar L., geboren zu Antwerpen
zu Ende des 16. Jahrhunderts, liess sich, nachdem er in Löwen seine Studien
und lange Reisen, namentlich in Amerika, gemacht, in seiner Vaterstadt nieder und
publicirte eine grosse Zahl von Werken, die sich mit Naturgeschichte beschäftigen,
darunter: „Novus orhis , sive , descripttoms Indiae occidentalis libri XVIII^
novis tabulis geographicis et varns animantium, plantarum, fructuum tconibus
illiLstrati" (Leyden 1633, Fol.; französisch Ebenda 1640, Fol.) — „De gemmts
et lapidibus libri duo, etc." (Ibid. 1647) — „In Georgit Marggravii
historiam verum naturalium octavo libro comprekensarum , Brasiliae anno-
tationes etc." (Ibid.). Er starb 1649. ^^^ ^^^ Corput.
Lafaye, George de L., französischer Wund- und Augenarzt des vorigen
Jahrhunderts, geboren zu Paris und daselbst in hohem Alter am 17. August 1781
verstorben, war Mitglied der Acadömie de Chirurgie und veröffentlichte in deren
Mömoires eine Reihe werthvoller Abhandlungen über Hasenscharte, Exarticulation
des Oberarms , für die er den le DRAN'schen Schnitt modificirte, Lappenamputation,
Cataract etc. Sein Hauptwerk ist betitelt: „Principes de Chirurgie" (Paris 1739;
1744; 1747; 1757; 1761; 11. Ausgabe von MOüTON, Ibid. 1811). Ausserdem
veranstaltete L. eine Ausgabe von DiONis' „Cours d'op^ations de Chirurgie etc.*^
Biogr. m6d. III, pag. 121. — Dict. hist. III, pag. 373. Pgl.
LAFLIZB. — LAFORGUE. 585
Laflize, Dominique L., geboren zu Nancy 1736, praktioirte in seiner
Vaterstadt und war hier folgeweise Präsident des College de Chirurgie, dirigirender
Wundarzt der Charit^, Professor der chirurgischen Pathologie und Operationslehre,
sowie Mitglied der Municipalit6. Auch war L. , der am 23. Januar 1793 starb,
Mitglied der Pariser Acadömie royale de Chirurgie. Von seinen Schriften sind
anzufahren eine französische üebersetzung der Abhandlung von Plrnk über Syphilis-
behandlung mit Quecksilber (Nancy 1768), femer: ^Dtss. phyalologica ststens
ramm 'placentae aupra caput adhaesionem^ (Ebenda 1769) — „Quelle est, dana
le traüemefU des mcUadtes chtrurgicales , Vinfluence des choses nomTodes non
naturelles f** (preisgekrOnt von der Pariser Acad. de chir., 1775) — „Escposüion
des rlgUs dUtitiques relatives aux alimens, dans les maladies ckirurgicales*^
(ebenfalls preisgekrönt von derselben Academie, 1779).
Dict. hist. III, pag. 374. — Dechambre, 2. S6rie, I, pag. 122. — Nouv. biogr.
g6n6r. XXVIII. pag. 751. P g 1.
Lafontaine, Leopold L., 1756 in Schwaben geboren, studirte in Strass-
burg, kam 1772 nach Wien, wurde Militärarzt und kam im folgenden Jahre als
solcher nach Tamöw in Oalizien. Nachdem er seinen Abschied genommen, siedelte
er nach Erakau über, wo er bald zu einer bedeutenden chirurgischen Praxis
gelangte. In dieser Zeit befasste er sich auch mit der Hebung und Neueinrichtung
des Bades Erzeszowice bei Krakau, über welches er 1789 eine ausführliche Schrift
in polnischer Sprache erscheinen liess. 1787 wurde er Chirurg und Leibarzt des
Königs Stanislaus August und blieb in dieser Stellung bis 1795. 1807 ver-
traute ihm der Fürst Joseph Poniatowski die Einrichtung des Sanitätsdienstes
in der polnischen Armee an und ernannte ihn zum General-Protochirurg derselben,
1812 wurde er während des russischen Feldzuges gefangen genommen und starb
zu Mohilew am 12. December dieses Jahres. 1801 und 1802 gab er in Warschau
eine Monatsschrift: „Dziennik zdrowia" heraus, in welcher er seine medicinischen
Arbeiten veröffentlichte; deutsch gab er heraus: „Ghtrurgisch-medicinische Ab-
handlungen verschiedenen Inhalts Polen betreffend'^ (Breslau und Leipzig 1792),
daraus wurde die Abhandlung über den Weichselzopf von A. J. L. JoüRDAN in's
Französische übertragen (Paris 1808). Von seinen handschriftlich hinterlassenen
Arbeiten gab J. R. Ltchtenstaedt einen Theil heraus u. d. T. : „ Hinterlassene
vermischte medicinische Schrißen etc.^ (Breslau 1824). K. & P.
Laforest (La Forest), d e L., französischer Wundarzt des vorigen Jahr-
hunderts, lebte zu Paris und ist erwähnenswerth als Autor einer besonderen
Operationsmethode der Thränenfistel. Die bezügliche Schrift ist veröffentlicht in
den Mömoires de T Academie de Chirurgie, deren Mitglied L. war, (T. II) u. d. T. :
yjNouvelle mdthode de traiter les maladies du sac lacrymal, nommies cummund-
ment fistules lacrymales^.
Hall er, Bibliothec. chirurg. 11, pag. 383. — Biogr. m6d. V, pag. 473- Pgi.
Laforgue, Louis L., berühmter Zahnarzt zu Paris, Mitglied des College
de Chirurgie, Zahnarzt der Armen des Seine-D6part., verfasste folgende Schriften:
y, Effets des nerfs et du fluide des nerfs" (Paris 1788) — „Diss. sur Vart de
conserver les dents^ (1788; 2. 6d. 1790) — „Dix-sept articles relatifs aux
maladies des denis; etc." (An VIII, 1800; nouv. 6d. u. d. T. : „Thdorie mise
en pratique pour le traitement des dents, etc." 1802) — „Vart du dentiste,
au manuel des Operations de Chirurgie qui se pratiquent sur les dents, etc."
(An X, 1802; av. 16 pL; 2 voll. 1806; nouv. 6d. u. d. T.: „Th^rie et
pratique de Vart du dentiste etc." (1810, av. 20 pl. ; deutsch von J. E. Abonsson,
Berlin 1803; desgl. von C. F. Angermann, 2 Thle., Leipzig 1803) — „De la
sSmSiologie buccale, ou exposS des signes qu^on trouve h la bouche, etc." (1806;
1810; 1814 u. d. T. : „Simdiologie buccale et buccomancie" — „Diss, sur la
premih'e dentition" (1809) u. s. w.
Biogr. m6d. V, pag. 473. — Callisen, X, pag. 501; XXIX, pag. 410. G.
586 LAFOSSE. — LAGNEAü.
Lafosse, Jean L. , geboren am 13. November 1742 in Montpellier,
studirte und promovirte daselbst 1764 und besehäftigte sich noch nach beendigter
Stadienzeit viel mit Anatomie, Physiologie nnd Arzneimittellehre. 1768 wurde er
Mitglied der Soci6t6 royale des sciences seiner Vaterstadt, in deren Mömoires er
Abhandlungen über Verknöcherung des Sohwertfortsatzes ^ ttber Contrecoup, Aber
Anastomosen der Blutgefässe u. A. m. verö£fentlichte. Aufsehen erregte L. durch
seine abfällige Kritik der gerichtsärztlichen Outachten, welche in der Affaire eines
gewissen C a 1 a s , eines wegen angeblicher Erwürgung seines Sohnes in Folge der
Aussagen der Gerichtsärzte zum Tode verurtheilten und trotz lebhafter Betheuerung
seiner Unschuld hingerichteten protestantischen Greises , erstattet waren. L. wies
den betreffenden Gerichtsärzten schwere Fehler nach und erklärte Ca las' Hin-
richtung für einen Justizmord. Diese Angelegenheit, welche L. übrigens auch die
Freundschaft V o 1 1 a i r e's erwarb, wurde für ihn eine Anregung zu eingehenderen
gerichtlich - medicinischen Studien, als deren Product er ein Handbuch dieser
Disciplin plante, dessen Vollendung aber durch seinen am 22. Januar 1775 erfolgten
Tod verhindert wurde. Fragmente dieses Werkes finden sich in dem Supplement
zur Encyclopödie des sciences mödicales.
Biogr. m6d. V, pag. 475. — Dict. hist. III, pag. 375. — Dechambre,2. S6rie,
I. pag. 122. p^j
La Framboisiöre, s. Feamboisiere, Bd. II, pag. 422.
Lagberg, Johan Olof L., Begrtlnder der Hydrotherapie in Schweden,
war geboren am 19. November 1789, studirte in Upsala und Lund, promovirte
hier 1822, wurde 1823 Vorstand der St. Ragnhilds Quelle in SöderkOping und
zugleich 1827 Stadtarzt; er starb am 14. August 1856. In der Wasserheilanstalt
bei Söderköping führte L. seit 1841 die PBiESSNiTz'sche Heilmethode ein und
wirkte mit gutem Erfolge als praktischer Hydropath. Durch mehrere Schriften bat
er zugleich die Eenntniss der Wasserheilmethode in Schweden befördert. Unter
denselben ist zu erwä)inen: „Handbok i Hydrotherapie*' (1, 2, Söderköping
1853; 2. Aufl. 1854—55). 0 Hjelt.
Lagerträd, Johan Abraham L. , geboren in Grefle 1817 und in
Upsala 1848 promovirt, Districtsarzt in Gestrikland 1849, Vorsteher einer Wasser-
heilanstalt in Sundswall 1854, gestorben 1864. Schriften: „Wattenbehandlingen
vid Sundavalls kuranstalt och desa resultater ären 1856 — 57** (Sundsvall 1858) —
Ueberset Zungen populärer medicinischer Schriften von H. Stbüdel und John
FORfiES — „Sundsvalh vattenkuranstalt ären 1854 och 1856*' (Hygiea, XVIII).
Wistrand, Bruzelins, Edling, pag. 413. Hedenins.
Lagneau, Louis-Vivant L. , ausgezeichneter Syphilidolog in Paris,
geboren am 8. November 1781 in Chälon-sur-Saöne , studirte seit 1798 in Paris,
wurde hier 1803 Dr. med;, war während der Napoleonischen Feldzflge Chimrgien-
major bei der kaiserl. Garde, quittirte nach der Schlacht von Waterloo den miÜtftr-
ärztlichen Dienst und widmete sich seitdem der Praxis in Paris, insbesondere der
Behandlung syphilitischer Krankheiten. 1823 wurde er zum Mitgliede der Akademie
(in der Section für operative Medicin) ernannt. In den letzten Lebensjahren hatte
er sich ganz von der Praxis zurückgezogen und starb im Januar 1868. Seinen
Hauptruhm verdankt er der Schrift: „ExpoaS des symptomes de la maladie
vSnSrienne , des diverses m4thodes de traitement qui lui sont applicables,
et des modifications qu'on dot't leur faire subir*' , eine Erweiterung seiner
Dissertation „Sur le traitement de la maladie vSnSrienne*' (erlebte suocessive
vermehrt von 1808 — 26 6 Auflagen, die letzte in 2 voll.). Ausserdem lieferte L.
zum Dict. des scienc. mödic. viele Artikel über syphilitische Krankheiten nnd
Militärchirurgie.
Biogr. m6d. V, pag. 480. — Gaz. hebd. 1867, pag. 52. — Dechambre, 2. Ser.,
I. pag. 124. — Callisen, X, pag. 607; XXIX, pag. 412. Pgl.
LAGOMABSINO. ~ LALLBMAND. 587
Lagomarsino (Lacdmarcinus), Oiacomo L., zu Oenua, wo er um 1484
Mitglied des Colleginm medicum war, während über seine weiteren Lebensverhält-
nisse nichts Näheres bekannt ist, ist einer der ersten Schriftsteller über die Syphilis
und Zeitgenosse des Gian de Vigo. Seine Abhandlung „De morbo gallico*'
erschien 1505. AusfQhrlich werden darin die zur Behandlung benutzten Mercurial-
Einreibungen beschrieben. Er starb 1521.
Pescetto, pag. 65. G.
^Laguna (Lacuna), Andres a L., als Sohn eines Arztes 1490 in
Segovia in Alt-Castilieu geboren, studirte in Salamanca, Paris, Alcala de Henares
und Toledo, promovirte an letzterer Universität und trat bald darauf als Leibarzt
in den Dienst Kaiser KarTs V. 1540 verweilte er in Metz, wo er während einer
dort herrschenden Pestepidemie eine aufopfernde Thätigkeit entfaltete. Später
ging er nach Italien, befreundete sich mit Realdo Oolombo in Padua, wurde der
med. Facultät zu Bologna aggregirt und in Rom zum Comes palatinus und päpst-
lichen Archiater ernannt. Darauf reiste L. Itber Deutschland und Belgien nach
Holland, nahm seinen Aufenthalt eine Zeit lang in Antwerpen und kehrte zuletzt
nach Spanien zurück, wo er zu Anfang des Jahres 1560 starb. — L., auch als
Philosoph und Staatsmann bekannt, hat sich besonders verdient gemacht durch
Veranstaltung eines grossen Auszuges aus Galen's Werken, der u. d.'T. : „Epttome
operum Galeni etc." (Basel 1551; Lyon 1653; Basel 1571; Strassburg 1604)
erschien ; femer durch seine Schrift über Hamröhrenstricturen und deren Behand-
lung mit Bougies, betitelt: „Mefhodus cognoscendi exstirpandique excrescentes
in collo vesicae carunculas" (Rom 1551; Alcala 1555; Lissabon 1560), sowie
durch eine gute Pestschrift: „Compendium curationis et praecautionis morbi
passim . . . grasaantis , hoc est febria pestilentialis" (Strassburg 1542;
spanisch u. d. T. : „Discurso breve sohre la cura y preservacion de la pesti-
lencia", Salamanca 1566, 8.). Erwähnenswerth ist noch die Schrift: „De arti-
culari morbo ct/mmentarius etc." (Rom 1551; ital. Ebenda 1580).
Biogr. med. V, pag. 481. — Nouv. biogr. g6n. XXVIII, pag. 813. Pgl.
Lagaslo, s. Hasenoehrl, Bd. III, pag. 76.
LaHemand, Claude-Fran^oisL., zu Montpellier, berühmter Arzt und
Chirurg, war am 26. Januar 1790 zu Metz geboren, wurde Eleve des dortigen
Militär-Hospitals, ging als Militärarzt nach Spanien, widmete sich, als er später,
1810, von dort zurückkehrte, jetzt mit Eifer in Paris dem med. Studium, wurde
Dupüytren's Prosector und Interne, benutzte die ihm bei den Autopsien gegebene
Gelegenheit zu physiologischen und pathologischen Studien über das Gehirn, wurde
1819 mit einer ausgezeichneten Diss. : „Proposütons de pathologie , tendant ä
^lairer plusieurs points de pliyaiologie" (4., av. 1 pl. ; 2. 6dit. u. d. T.: „Oöser-
vationa pathologiquea proprea h iclairer etc."y 1825, av. 1 pl.) Doctor uud gab
darauf, nachdem er in demselben Jahre in Folge eines besonderen Glückszufalles
zum Professor der chirurgischen Klinik in Montpellier und zum Chef - Chirurgen
des dortigen Civil- und Militär- Hospitals Saint-£loi, neben Delfech, ernannt
worden war, während einer Reihe von Jahren, nach dem Vorbilde von Morgagni
Id Form von Briefen, seine werthvollen „Recherchea anatomico'pathologiquea aur
VencSphale et aea d^pendancea" (Lettre 1. — 9 , 3 voll, Paris 1820 — 34; 3 belgische
Nachdrücke, Brüssel 1837; deutsche Uebers. von Karl Weese, 2 Thle., Leipzig
1825) heraus. Er beschäftigte sich übeihaupt zunächst, neben dem Unterricht in
der Chirurgie und der Praxis, mit pathologisch-anatomischen Untersuchungea und
den durch dieselben für die Pathologie zu gewinnenden Aufklärungen. Es gehören
dahin mehrere Aufsätze, wie: „De Vinfluence de Vinflammation aigue aur la
coheaton de toua lea tiaaua" (Ann. cliniques de la Soc. de m6d. de Montp. 1822) —
„8ur le ramolliaaement dea tiaaua organiquea conaiderd comme effet de Vin-
ßammatton" (Joum. univ. des sc. m6d., 1822). Kurze Zeit danach (1823) wurde
588 LALLEMAND.
er, in Folge einer dericalen Intrigue, seines Amtes entsetzt, musste zeitweise Mont-
pellier verlassen, wnrde aber nach 10 Monaten wieder durch den Conseil royal
de Tinstruction publique in Paris rehabilitirt. Eine 1824 von ihm herausgegebene
Schrift bezieht sich auf diese Suspension. Ausser verschiedenen Aufsätzen im Joum.
univ. des sc. m6d. (1822), den Archives gönör. (1824) über die Goldpräparate,
den widernatürlichen After, Congestionsabscesse , einen Fall von Amputation des
Unterkiefers, künstliche PupillenbildDug, Gesichtsplastik u. s. w. erschienen seine:
„Observattona sur les maladiei des organes gSnito-urinaires*' (2 Thle. , Paria
und Montpellier 1825, 27; deutsche (Jebcrs. von A. W. Pestel, 2 Thle., Leipzig
1825, 28); ferner: „RSflexions sur le traüement des ßstules v^co-vaginales,
nouveau moyen etc." (Arch. g6n6r., 1825), eine der ersten Untersuchungen üh&
die Heilung dieser Zustände — „Remarques sur Vinflammation ckrontque du
col de la vessie et Vincontinence d'urine chez les enfants" (Ibid. 1827) —
„Obs. sur une tumeur an4vrysmale ayant son sidge dans les arthres du
tibia etc." (Rupert, d'anat. et de phys. , 1826) u. s. w. Nach dem gewaltsamen
Tode von Delfech (1832) gelangte das Scepter der Chirurgie im südlichen Frank-
reich in seine Hände allein und wurde er vielfach von Italienern, Spaniern,
Amerikanern consultirt, zum Theil auch wegen Gehimkrankheiten , mit denen er
sich so viel beschäftigt hatte. Abgesehen von einer Schrift: „Cltntque midico-
chirurgicale , 'rec. et puhl. par E. Verdi er et A. Marcus" (Montp. 1834)
war sein Name ganz besonders durch die folgende: „Des pertes sSminales involon-
taires" (3 voll., Paris 1835—45 ; 3 belg. Nachdrücke, Brüssel 1 837, 39 ; 2 deutsche
UebersetzuDgen, von C, J. A. Venus, Weimar 1837 ; 1841 ; von C. A. Ofterdinger,
Stuttgart 1840, 41) in Aller Munde, sowie durch die in derselben gegen die von
ihm vielleicht als etwas zu häufig geschilderte Spermatorrhoe , ebenso wie gegen
Hamröhrenstricturen, empfohlene Cauterisation mittelst eines besonderen Aetzmittel-
trägers. Nachdem er noch über „Le hachych" zuerst (1843) pseudonym (als
Germanos), in der 2. und 3. Aufl. (1847, 48) aber unter seinem Namen geschrieben
und Mittheilungen aus seiner „Clinigue chirurgicale, r^igde par H. Kaula*'
(2 part., Paris 1845; deutsche Uebers. von N. Davis, Nürnberg 1846) erschienen
waren, verliess er, als die Pariser Akademie der Wissenschaften ihn 1845 zum
Mitgliede ernannt hatte, definitiv Montpellier und lebte bis an sein am 23. Juli 1853
eingetretenes Lebensende in Paris, mit philosophischen Studien beschäftigt, als deren
Frucht noch ein Werk: „Education publique" (2 part., Paris 1848, 52) erschien.
Dechambre, 2. Serie, I, pag. 185. — Callisen, X, pag. 1 : XXIX, pag. 415.
Gnrit.
Lallemand, Ludger L. (Ludger-Lallemand), französischer Militärarzt,
war 1820 zu Maubert-Fontaine (Ardennes) geboren, trat mit 18 Jahren in den
Militär - Sanitätsdienst , wurde 1843 in Paris mit der These: „Quelques mots
sur la mdtkode endermtque" Doctor, 1857 zum Prof. agr6g6 am Val-de- Gräce,
und bei Gelegenheit der mexicanischen Expedition zum Chefarzt ernannt. Kaum
in Vera-Cruz ausgeschifft, erlag er als eines der ersten Opfer dem gelben Fieber
am 7. April 1862. Er hatte sich experimentell viel mit der Einwirkung der
Anästhetica und des Alkohols auf den Organismus beschäftigt und darüber Folgendes
geschrieben : „ Recher ches expSrimentales sur les moyens de combattre les accideats
ditermines par les ivhalations du chloroforme" (Union m6d. , 1855) — „Du
rSle de Valcool et des anesthSsiques dans Vorganisme. Recherches expMmen^
tales" (zusammen mit Maur. Pebbin und J. L. P. Durot, Paris 1860). Nach seinem
Tode erschien noch von ihm und M. Perrin bearbeitet: „Traxtd d! anesthdsie
chirurgicale" (1863). Auch hatte er der Soc. m6d. d'6mulation mehrere Berichte
erstattet, darunter: „&ur Videntiti et la non-identitd du typhus et de la fikvre
typhoide" , auf Grund von Beobachtungen, die er in den Hospitälern von Con-
stantinopel gemacht hatte.
T. Gallard in Union med. Nouv. Serie, XIV, 1862, pag. 510. — Dechambre,
2. S6rie, IH, pag. 172. G.
LALLEMANT-AVä. — LA MARTINläRE. 589
Lalleniaiit-Av6, s. AveLallemant, Bd. I, pag. 236.
LaUement, Andr^-MarieL., geboren 1750, studirte Chirurgie in Paris
unter Desault, funglrte dann am Militär -Hospitale zu Calais und succedirte
BOYEB als Chir.-adjoint an der Clinique de perfeetionnemeut .in Paris. Später
wnrde er an der Salpetriöre mit dem Titel eines Chii'urgien en chef angestellt und
ungleich Professor der Chirurgie an der med. Facultät, wo er Vorlesungen über
Knoehenkrankheiten halten sollte; doch hat L. in Folge seiner Schüchternheit
niemals sich entschliessen können, die Vorlesungen wirklich abzuhalten. An der
Stiftung der £cole de sant6 und der Beorganisation der med. Facultät betheiligte
er sich nach Kräften, schied aber 1823 mit dem Titel eines Ehrenprofessors aus
letzterer aus und starb etwa 1830 (nach Anderen erst 1834). L. war ein ausser-
ordentlich gelehrter Kenner der Alten ; im Uebrigen beschränken sich seine Schriften
anf einige kleinere Aufsätze: „Fropositions chirurgtcalea" (Paris 1803, Thfese
de concours) — „Observ, sur quelques maladies de VutSrua" (M6m« de la Soc.
m6d. d'6mulat., T. III) — „Observ, cPune gastro-ent^roc^le^ (Joum. de COEVISABT,
1801, T. I) — „Obs. sur une tumeur d'apparence stSomateuse placde dans la
poitrine" (Ibid. T. II) — „Sur une kernte crurale droüe, contenarU V'utirus,
les trompes de Fallope^ les ovatres, une partie du vagin et une portion con-
sid&rable d'Sptploon'' (Ibid. 1816, T. XXXV) — „Obs, sur une jeune ßle de
22 ans qut portaü audessus de la protubSrance ocdpüale externe une tumeur
du volume d*un gros oeuf* (Bull, de la Fac. de m6d., 1813).
Dict. bist. III, pag. 376. — Dechambre, 2. S6rie, I, pag. 187. — Callisen, XI,
pag. 5; XXIX, pag. 417. p ,
tgl.
Lalluyeaui d'Ormay, Marie-Jules-filie L.> Chefarzt bei der franzö-
sischen Marine, gebürtig aus Argenton-le-Chäteau (Deux-Sövres) , wurde 1858 in
Paris Doctor und hat eine Beihe yod Aufsätzen in Zeitschriften verfasst, von denen
wir folgende als besonders bemerkenswerth anführen : „Obs. d!un cas d'hydatide
externe de la vessie" (Bullet, de TAcad. de m6d., 1857 — 58) — „Notice sur les
poissons v4n4neux des Saintes^ (Acad. de m6d., 1858) — „Note sur les brülures
produites par VeAplosion de la chaudüre du Roland (24. sept. 1858) , et
traitSes ä Vhdp. principal de la marine ä Toulon, etc.^ (Oaz. m6d. de Paris,
1859) — „Note sur la rage en Cockinckine^ (Arch. de m6d. nav., 1871) u. s. w.
Elr starb am 16. Juni 1878.
Berger et Key, pag. 141. Qt.
Lalonette, Pierre L., geboren 1711, wurde 1742 Dr. r6gent der med.
Facultät zu Paris und war hier etwa 50 Jahre lang als Arzt thätig. In seinen
letzten Lebensjahren war er blind und starb am 14. August 1792. Seine Schriften
sind : „Nouvelle mSthode de traiter les maladies vSn^riennes par la fumigation^
(Paris 1776) und „Traiti de scrophules, vulgairement appeldes icrouelles ou
humeurs froides"" (Ebenda 1780—82, 2 vol.).
Lalonette, Jean-Fran9oi8-AchilleL., in Paris, geboren etwa 1742,
Dr. r6gent der alten med. Facultät zu Paris, trat erst im Alter von etwa 70 Jahren
sehriftstellerisch hervor, und zwar mit einem „Essai sur la rage, dans lequel
an indique un traitement etc.** (Paris 1812), worin er als ein Mittel gegen
die Tollwuth empfiehlt, den grössten Theil des Körpers mit Blasenpflastem zu
bedecken. Später erschien noch von ihm: „Reflexions sur la noture de la
goutte etc.** (Ebenda 1815).
Dict. bist. III, pag. 377. — Callisen, XI. pag. 6; XXIX, pag. 418. Pgl.
La Hartinlöre, Germain-PichautdeL., während mehr als 36 Jahren
Präsident und die Seele der Acad. roy. de Chirurgie zu Paris, war 1696 geboren,
kam vor dem Alter ^on 24 Jahren nach Paris und wurde daselbst 1728 in der
Charge als „Chirurgien du roi servant par quartier" Mitglied der dortigen Chirurgen-
590 LA MARTINI&RE. ~ LAMBERGEN.
GenoBsenscbaft, machte als Aide-major von 1733 an die Feldzttge in Italien und
am Rhein, 1741 als Chirurgien-major in Böhmen, dann in Flandern und Belgien
mit und ernannte ihn 1747 in Brüssel der König Louis XV. zu seinem ersten
Chirurgen. In dieser Stellung, die sehr einflussreich war, Hess er sich angelegen sein,
den scandalösen Streit, der zwischen den Chirurgen und Aerzten in Paris geffihrt
wurde, zu beendigen und die Chirurgen von der Tyrannei der Pariser med. Facult&t
zu befreien. Er errichtete chirurgische Schulen in den hauptsächlichsten Stfldten
des Landes, stellte neue Professoren in den Pariser Schulen an, errichtete daselbst
die £cole pratique, veranlasste den König Louis XVI. zur Gründung eines Hospices,
in dem er selbst 10 Betten stiftete, erwies sich überhaupt als ein Wohlthftter der
Armen. Er starb zu Biövres bei Paris am 17. October 1783. Er hat keine
grösseren Schriften hinterlassen; von seinen Arbeiten in den M^moires de TAcad.
roy. de chir. (T. I, IV, V) betrafen mehrere casuistische Mittheilungen über Schuss-
verletzungen des Schädels und Gehirns, einen Fall von Ileus, Fremdkörper in der
Trachea, femer ein ^Mhn sur le trattement des playes d/ armes h feu" und
ein „MSm. sur VopSratton du trdpan au sternum^.
Louis, Eloges, . pag. 296. — Dechambre, 2. S6r., V, pag. 165. Gurlt.
La Martlnlöre, de, s. a. Martiniere, de la.
Lamauve, Louis-C6sar L. , geboren 1762 zu Vittefleur im Pays de
Caux, studirte Anfangs zu Ronen, dann 3 Jahre in Paris. Chirurgie, wo er Prevot
der Anatomie an der £cole pratique war und wurde 1791 Wundarzt der Militär-
Hospitäler in Ronen. Später wurde er Chef- Wundarzt am Hospice g6n6ral zu Rouen,
nachdem er die militärärztliche Carri^re fallen gelassen hatte und verblieb in dieser
Stellung bis zu seinem am 3. August 1821 erfolgten Tode. Ausser einigen Journal-
aufsätzen über chirurgische Themata verfasste er noch als Anhang zu Mahon's
„Histoire de la m^ecine clinique" die Schrift: „Manüre de traiter les maladies
syphilitiques dans les femmes enceintes , dans les enfans nouveau-nds et dans
les nourrices" (Paris 1804) und veranstaltete die Herausgabe von Mahox*s
„Trait6 de mödecine legale" (1802).
Dict. hist. III, pag. 378- — Lebreton, II, pag. 351. — Callisen, XI, pag. 8;
XXIX, pag. 423. Pgl.
Lambe, William L., zu London, war am 26. Februar 1765 zu Warwiek
geboren, studirte in Cambridge, wo er 1802 Doctor wurde, praktieirte dann in
Warwiek und ftlhrte daselbst eine „Analysis of the Leamington water** (Transaet
of the Philosoph. Soc. of Manchester, V, 1790) aus. Er siedelte später nach
London über und war beim College of Physicians Fellow, Censor, Croonian Lectnrer,
Harveian Orator, Elect, Consiliarius. Er war ein excentrischer Vegetarianer , der
fast alle Krankheiten , namentlich die Entstehung von Krebs , auf den Genuss
animalischer Diät und auf das unreine Trinkwasser von London zurückführte.
Daher empfahl er seinen Patienten, nur vegetabilische Nahrung und blos filtrirtes
Wasser zu sich zu nehmen. Dabei war er aber ein sehr wohlthätiger Arzt. Seine
Schriften waren : „Researches into the proper lies of spring water, with medtcal
cautions agatnst the use of lead in water-pipes, pumps, cisterns, etc,** (London
1803) — „A medtcal and experimental inquiry into the origin of constitutioncd
diseases, particularly scrofula, consumption, Cancer, and g out" (Ebenda 1805) —
„Reports of the effects of a pecvliar regimen on scirrhous tuinours and can-
cerous ulcers" (1809) — „Additional reports on the effects of ä peculiar
regimen in cases of Cancer, scrofula, consumption, asthma, and other chronic
diseases" (1815) — „An investigation of the properties ofThames water" (1828).
Er starb zu Dilwyn, wohin er sich zurückgezogen hatte, am 11. Juni 1847.
Munk, III, pag. 17. — Callisen, XI, pag. 9; XXIX, pag. 423. G.
Lambergen, TiberiusL., 1717 in Reitsum (Friesland) geboren, studirte
in Franeker, wo er 1740 zum Dr. med. promovirte und später in Leyden.
LAMBERGEN. — LA METTRIE. 591
1742 — 47 war er praktisch wirksam in Leeuwarden und darnach wurde er Prof.
med. in Franeker (Antrittsrede: ^De amico hiatoriae naturalis cum medicina
connubio"), 1753 als Prof. med.^ chemiae et botanices nach Groningen berufen
(Antrittsrede: „Oratio exhibens encomio botanices ejusque in re medica utili-
tatem sinaularem'* ) y hielt er im September 1754 seine erste Vorlesung : „Sistens
ephemeriaem persanati carcinomatis,** L. scheint sich sehr viel mit der Botanik
beschäftigt zu haben, da durch seine Bemühungen der botanische Garten viel ver-
grOssert und mit besseren Hilfsmitteln für die Cultur der Pflanzen versehen wurde,
obgleich seine Vorlesungen über Chemie und Pharmakologie, praktische Medicin
und Pathologie doch auch sehr gerühmt werden. Er starb am 9. Juni 1763,
ohne, soviel mir bekannt ist, literarische Arbeiten zu hinterlassen.
Vriemoet, Athenae Frisiacae, pag. 868. C. E. Daniels.
'Lambert, Nicolas L., Licentiat der Pariser med. Facultät seit 1574,
promovirte 1575 und verfasste die Thesen: „An homo perfectus ab utero f*'
(1574) und „An diaeta naturam inmutatf^
Antoine Lambert, geboren in Luc (Provence), kam noch jung zum
Studium der Medicin nach Marseille und war hier später während des grössten
Theiles des 17. Jahrhunderts als Chicurg thätig. Er schrieb: „Commentaires sur
la carie et corruption des os^ (Marseille 1656 , später mit seinen Werken,
Ebenda 1662, Lyon 1671, Marseille 1677, erschienen).
Fran^oisLambert, Arzt in Toulouse, veröffentlichte einen interessanten
Fall von Osteomalacie u. d. T. : „Relation de la maladie de Bernard
d'Armagnac, dont les Corps apr^ la mort se trouvait tout ramolli
avec la rechercke de^ cauaes d'accidents si extraordinaires*' (Toulouse 1700).
Biogr. m6d. V, pag. 490. — Biet. bist. III, pag. 397. — Bechambre, 2. S6rie,
I, pag. 200. Pgj^
Lambert, s. a. Lembert,
*Lambl, Wilhelm Dusan L. , zu Charkow, ist im Jahre 1824 zu
Letina im PDsener Kreise (Böhmen) geboren, wurde in Prag Dr. med., interessirte
sich besonders ffir slavische, namentlich südslavische Sprachen, begab sich 1848
nach Croatien, Serbien, Dalmatien, Montenegro und veröffentlichte seine daselbst
gemachten sprachlichen, naturwissenschaftlichen und culturhistorischen Studien in
der böhmischen MuseumsZeitschrift (Casopis, 1848 — 54) und anderen böhmischen
Zeitschriften. Nach Prag zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung in Loeschner's
Kinderspital und blieb in derselben bis 1860, wo er, nachdem er sich eingehend
auch mit dem Kussischen beschäftigt , eine Berufung an die Universität Charkow
annahm. Gemeinschaftlich mit Loeschner hatte er herausgegeben: „Aus dem
Fr am- Josefs- Kinder- Spitale in Prag, 1. Theil: Beobachtungen und Studien
aus dem Gebiete der pathologischen Anatomie und Histologie" (Prag 1860).
Von seinen Abhandlungen in der Prager Vierteljahrsschrift führen wir an: „Ein
neues querverengtes Becken" (Bd. XXXVIII) — ;, Ueber die Synostosis sacro-
iliaca bei querverengtem Becken" (Bd. XLIV) — „Ueber Kiliarts Stachel-
hecken" (Bd. XLV) — „ Ueber Harnbla^enkrebs" (Bd. XLIX) — „Reisebericht
1856" (Bd. LV — LXI) — ;, Ueber exencephalitische Protuberamen" — „Mikro^
skopische Untersuchungen der Darmexcrete" (Bd. LXI), u. s. w. 1863 unter-
nahm er eine Reise nach dem Kaukasus zum Studium der dortigen Mineralquellen.
v. Wurzbach, XIV, pag. 52. Red.
La Mettrie, Julien-Offray de L., bekannter Philosoph und Vertreter
des Materialismus im vorigen Jahrhundert, geboren am 25. December 1709 zu
Saint Malo in der Bretagne, war zuerst Theolog, studirte später Medicin unter
BOEBHAAVE in Leydeu und wurde Arzt im Regiment des Herzogs von Grammont,
mit dem er der Schlacht bei Dettingen und der Belagerung von Freiburg
592 LA METTRIE. — LA MOTTE,
beiwohnte. Die BeobachtuDg, welche er hier während einer Erkrankung raaehte,
dass nämlich die geistige Kraft, welche wir Seele nennen, mit dem Körper schwinde,
veranlasste ihn zur Abfassung seiner Schrift: „Histoire naturelle de l'dme*'
(Haag 1745; 1748), welche, ebenso wie die später veröffentlichte Schrift: „La
politique du m^ecin Machiavel** (Amsterdam 1746), eine Polemik gegen die
Aerzte, speciell gegen Astrüc und die med. Facultät zu Paris, dem Verfasser
viele Anfeindungen und Verfolgungen zuzog, die ihn veranlassten, nach Holland
zu gehen. Hier verfasste er sein bekanntestes Werk: „Vkomme-machine*^ (Leyden
1748 ; neue Ausgabe Paris 1865; deutsch Leipzig 1876), welches anonym erschien
und in Folge der darin enthaltenen materialistischen und atheistischen Lehren
öffentlich verbrannt wurde. Da sich L. auch in Holland nicht halten konnte,
nahm er eine ihm von Friedrich H. angebotene Stelle als Vorleser an. Von diesem
zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften ernannt, starb er zu Berlin am
11. November 1751. L. ist auch Verfasser einiger medioinischer Abhandlangen,
von denen erwähnenswerth sind : „ Traitd du vertige avec la descripiion cCunt
catalepsie hyatSrique^ (Rennes 1737; Paris 1738) — „Nouveau traüd des
maladiea v^Sriennea^ (Ebenda 1739) — „Tratte de la petüe vSrole eic."
(Ebenda 1740) — „Observations de mSdectne pratique^ (Ebenda 1743) —
„Traue de Pasthme et de la dysenterie" (Ebenda 1750). Dieselben erschienen
gesammelt Berlin 1755, 4.
Biogr. m6d. VI, pag. 266. — Dict. hist. III, pag. 379. — Dn Bois-Beymond,
de L. M., Rede in der öffentlichen Sitzung der Akad. der Wissensch., Berlin 1875.
Paget.
*LaiIim, Axel L., geboren in Stockholm 1819, studirte in Upsala unter
HVASSEB, wurde daselbst Dr. med. 1846 und ist seitdem prakt. Arzt in Stockholm.
Schriften : „Om uterinsondens inträdande i Tuba Fallopii^ (Stockholm 1869) —
„Om fängeise vid vatten och bröd säsom en särskild straff art*^ (Ebenda 1869) —
„Om hudtransplantatten säsom läkemedel för kronisJca sär" (Ebenda 1870).
Ausserdem mehrere Aufsätze in der Zeitschrift Hygiea. He den ins.
Lamoniöre, Jean de L. , lebte im 17. Jahrhundert in Lyon, wo er
seit 1656 ordinirender Arzt am Hötel-Dieu und seit 1666 Chefarzt dieses Hospitals
bis zu seinem etwa um 1671 erfolgten Tode war. Wir besitzen von ihm eine
von Haller (Bibl. med. pract. , II, pag. 543) sehr günstig recensirte Schrift
über die Ruhrepidemie zu Lyon im Jahre 1625, betitelt: „Observatio ßuxus
dysenterici, Lugduni Oallorum populariter grassantis a, D, 1625 et remedtorum
tili utiliuiny etc.^ (Lyon .1626; Amsterdam 1629).
Biogr. m6d. V. pag. 490. — Dict. hist. III, pag. 381. Pgl.
Lamorier, Louis L. , geboren 1696 in Montpellier, studirte von 1718
bis 1720 Chirurgie unter MkRY im Hötel-Dieu zu Paris, kehrte dann nach seiner
Vaterstadt zurück, wo er Professor an der £cole de Chirurgie, einer der Wund-
ärzte am Hdp. 8aint-£loi, sowie Mitglied der Soci^tö royale des sciences wurde
und 1777 starb. L. , der auch Mitglied der Acad. royale de Chirurg, zu Paris
war, ist Verfasser einer Reihe kleinerer, chirurgischer Abhandlungen in den
M6moiren der genannten Körperschaften.
Des Genettes, pag. V23. — Biogr. m6d. V, pag. 491. Pgl-
La Motte, Ouillaume-Mauquest de LaM., zu Valognes (Manche),
war daselbst am 27. Juni 1655 geboren, studirte in Paris und war namentlich
5 Jahre im dortigen Hotel Dien thätig. Nachdem er sich in seinem Gleburtsorte
niedergelassen, übte er daselbst mehr als 50 Jahre lang mit Auszeichnung die
Chirurgie und Geburtshilfe in grossem Umfange aus. Sein „Troitd des accou-
chemens naturels, non naturels et contre nature, etc," (Paris 1715, 4.; zahlreiche
Ausgaben; die von 1722 war vermehrt und mit Anmerkungen durch J. Devacx
versehen; Haag und Leyden 1726; 1729; deutsche Uebers. Strassburg 1732)
LA MOTTE. — LAMZWEEBDE. 693
das Ergebniss einer 30jährigeii Erfahrang, enthaltend 400 Beobaehtungen mit
daran geknüpften Bemerkungen, warde als eines der besten geburtshilflichen
Werke betrachtet und von Lev&bt als ein „digne modöle k suivre^ bezeichnet.
La M. war übrigens einer derjenigen Oeburtshelfer , welche die Natur so weit
als irgend möglich walten Hessen. Eine nicht minder günstige Beurtheiiüng
erfuhr sein „TraitS complet de Chirurgie, contenant des observations et des
rSflexions etc.** (3 voll., Paris 1722; 2. 6dit. heraüsgeg. von Devaux, 1732;
3. ^it. revue, corrigöe et augment^ . . . par M. Sabatieb, Paris 1771, 2 voll.;
deutsche üebers. von O. L. Huth, Nürnberg 1762, 63, 4 Thle.), obgleich derselbe
nicht über alle Gegenstände der Chirurgie sich erstreckt und von etwas geringerem
Werthe ist, als das erstgenannte Werk. Es rührt von La M. noch eine „Diss.
sur la g^Sration et sur la super f Station y et rSponse au livre intitulS: De
Vinddcence aux kommes d^accoucher {es femmes, etc.^ (Paris 1718) her. Er
starb am 27. Juni 1737.
Biogr. m6d. Y, pag. 492. — Biet. bist. HI, pag. 381. Gurlt.
Lamnrei FrauQois Bourguignon de Bussiöre de L., geboren
am 11. Juni 1717 in Saint-Pierre auf Martinique, ging gegen den Willen seines
Vaters zum Studium der Medicin 1737 nach Montpellier, promovirte hier 1740
und wirkte eine Zeit lang als Privatdocent der Medicin. Nachdem seine Bewerbung
am den 1748 durch den Tod von Fitz-Oeeald erledigten Lehrstuhl an dem
Widerspruch der Facultät gescheitert war, ging L. nach Paris, kehrte aber schon
nach zweijährigem Aufenthalte 1751 wieder nach MontpelUer zur Uebemahme der
durch Rideux's Tod erledigten Professur zurück, wurde Mitglied der Soci^tö
rojale des sciences und bekleidete eine Zeit lang das Decanat der Facultät. Er
starb am 18. März 1787. L. beschäftigte sich viel mit physiologischen Experi-
menten, resp. vivisectorischen Forschungen. Auf solchen beruhte sein wichtigstes
Werk: „Recherches sur la pulsation des arth'es, sur le mouvement du cerveau
dans les tripanes, et sur la couenne du sang" (Montpellier 1769), in dem er
zu denselben Ergebnissen wie Hallee gelangte, ohne des Letzteren Untersuchungen
zu kennen. Ausserdem schrieb er: „Diss. de vero mechanismo secretionum in
corpore humano" (Montpellier 1743) — „Gonspectus physiologicus** (Ebenda
17Ö1J — „Positiones ex physiologia generali corporis humani depromptae"
(Ebenda 1761) u. a. m.
Vicq d'Azyr, 6. Cah., 1787, pag. 147. — Biogr. m6d. V, pag. 496. — Dict.
bist. III, pag. öS'd' Pgl.
Lamy, Guillaume L. , geboren in Coutances in der Nieder-Normandie,
studirte und promovirte um 1672 in Paris. Er gehörte zu den Gegnern der
Transfusion und veröffentlichte hierüber u. A. : „Lettre ä M, Moreau contre
les prStendues utilitSs de la transfusion*^ (Paris 1668). Ausserdem schrieb er
noch: „Discours anatomiques" (Ebenda 1676; Brüssel 1679; Paris 1686), sowie:
^£xplication michanique des .fonctions de Vame sensitive etc,*' (Paris 1677;
1681; 1687).
Biogr. mM. V, pag. 498. — Röveill^-Parisein Gaz. m6d. de Paris 1851, pag. 497.
Pgl.
Lamzweerde, Johannes Baptista vanL., wahrscheinlich in Brabant
geboren, etablirte sich ungefähr 1657 in Amsterdam als praktischer Arzt und
soll da wirksam gewesen sein bis 1683, als er nach Köln übersiedelte, wo er als
ausserord. Prof. der Anatomie auftrat. Wie lange er als solcher fungirte, oder
wann er starb, ist mir unbekannt geblieben. Er schrieb: „NaedencJdnge op
jpleuris-genezinge van Ja alt oh Hadden" (Amsterdam 1659) — „Vervolgen
der naedenckinge ofte naerder berickt op Dr. J, Hadden's vaster gestelde
pleuris-geneesinge sonder ader-laaten" (Ebenda 1670) — „Chirurgiae veteris ac
tnodemae promptuarium , tabb^ XXIX exom. instrumenta varia eorumque
US um exhibentibus , necnon observationum med.-chir. centuria illustratum^
Biogr. Lexikon. III. 38
594 LAMZWEERDE. — LANCISI.
(Ebenda 1672) — ;, Bespiratianis 8w ammer dämmt an ae exspiratio, Una cum
anatomia neologices Jo. de Jtaei etc,^ (Ebenda 1674), ein schändliches Libell,
worin die Aristotelische und scholastische Auffassung des Athmens vertheidigt, die
Cartesiscbe bestritten wird — „Oeluckwenachingh aan de Leden van N, V. A,
gedaen, over kun credüeurschap van den desolaten boedel der medicynen deses
tydta" (Ebenda 1677) — „Oconomia aniTnalis ad ctrculationem sanguinis
hremter delineata^ (Gouda 1682) — „Monita salutoria de magno thermarum
et acidulorum abusu etc." (Köln 1684; 1686) — „Oratio de podagra" (1685) —
„HistOTia naturalis molarum vteri'^ (Leyden 1686) — „Examen eucharisticum
durioris Harderianae apologiae super fraternas admxmitiones in caput XXIV
tractatus sui de molis uteri contentas" (Frankfurt 1689). Ausserdem lieferte er
eine holländische Uebersetzung von Willis' „Liber de motu musculari^ und eine
Ausgabe von Scultetüs' ,,Armamentarium'Chirurgicum^^, woran er 103 medioo-ehir.
Wahrnehmungen von P. DE Marchetti, als durch ihn selbst beobachtet fttgte.
G £ Daniels.
''^ Lanceraux , £tienne L. , zu Paris, ist zu Br^cy Briöres (Ardennes)
geboren, studirte in Paris, war Schüler von Claude Bernabd und Bazin, wurde
1862 Doctor und ist zur Zeit MMecin des H6p. de la Piti6, Prof. agrög6 und
Mitglied der Akademie der Medicin. Schriften: „Des affections nerveuses syphi-
litiques" (1861, zusammen mit Leon Oros), von der Acad. de m6d. preisgekrönt —
„De la thromhose et de Vemholie cSr4brales, etc.*' (1862), von der Acad. des sc.
gekrönt — »D^ h^morrhagies mSning^ , etc.** (1863) — „Mimoires cTana-
tomie pathologique** (1863) — „De la diginSrescence secondaire des nerfs
optiques** (1864) — „TMtd historique et pratique de la sypkilis** (1866;
2. 6dit. av. pl. 1873), von der Acad. des sc. mit einem MONTHYON-Preise gekrönt —
„De la Polyurie (diabUe insipide)** (1869) — „De la maladie expSrimeniale
comparSe ä la maladie spontanie** (1872) — „Atlas d'anatomie pathologique**
(1871), vom Institut de France mit einem MONTHYON-Preise gekrönt — „Distri-
bution gSographique de la pkthisie pulmonaire** (1877) — „TraitSd^ anatonne
pathologique*" (3 voll., 1875—77, 79—81, 85) — „Traitd de Vherpäisme*"
(1883) — „Paralysies toxiques et syphilis c^ibrale** (1883) — „Legons de
clinique mSdicale** (1883) u. s. w. ^RedE
Lancisi, Giovanni Maria L., geboren zu Rom am 26. October 1654,
studirte Anfangs Theologie, später Medicin am Collegio di Sapienza und wurde
bereits mit 18 Jahren 1672 Dr. med. und 1676 Assistent am Hospital San Spirito.
Zwei Jahre später in das Collegio San Salvatore aufgenommen, beschäftigte er
sich hier während eines fün^ährigen Aufenthaltes mit dem Studium der medicinischen
Classiker, aus deren Werken er umfangreiche Excerpte anlegte. 1684 erhielt er
nach einem glänzenden Concurse die Professur für Anatomie am Coli, di Sapienza,
die er 13 Jahre lang verwaltete, wobei Malpighi und Tozzi nicht selten seine
Zuhörer waren. Zugleich wurde er Leibarzt des Papstes Innocenz XL mit dem
Titel eines Archiater und später bei dessen Nachfolger , Innocenz XII. , sowie
nach des Letzteren 1699 erfolgtem Ableben auch bei Clemens XL in gleicher
Eigenschaft angestellt. In dieser Stellung verblieb L. bis zu seinem Tode am
21. Januar 1720. Er gehört zu den verdienstvollsten italienischen Praktikern;
die Anatomie, praktische Medicin und Hygiene verdanken ihm erhebliehe Be*
reicherungen. In erster Linie ist zu nennen die Schrift: „De subitaneis morttbus
libri II** (Rom 1707, 4.; Lucca 1707, 4.; Livorno 1707, 4.; Venedig 1708, 4.;
Leipzig 1709; Genf 1718, 4.; deutsch von Fahnee, Leipzig 1790), welche
wichtige Aufschlüsse über die Krankheiten des Gkhims und des Herzens enthfth.
Letztere werden eingehender in dem Epochemachenden Werke, das erst 7 Jahre naeh
seinem Tode erschien: „De motu cordis et aneurysmatibus** (Rom 1728; 1735, 4.;
Neapel 1738, 4; Leyden 1740, 4.; Rom 1745) behandelt, worin sich die
Gründzüge der pathologischen Anatomie der Herzkrankheiten in daasisdier Weise
LANCISI. — LANDI. 595
dargestellt findeo, unter Anderem auch zum ersten Mal die Unterscheidung zwischen
wahrem und falschem Aneurysma, sowie eine Andeutung ttber Percussion des Sternum
gegeben wird. L. war es auch, der sehr wesentlich Morgagni zur Veröffentlichung
seines berühmtem Werkes : „De sedibus et causis morborum^ veranlasst hat. Nicht
geringere Verdienste erwarb er sich um die Lehre von den Krankheiten und Seuchen
der Hausthiere und üb^ das Klima von Rom durch seine Schriften: „Dias, de
nattvis et adventttiis a'&ria Eomani qualüatibus*^ (Rom 1711) — „Historia
epidemiae rheumcUtcae (Influentiae) , quae per kiemem anni 1709 vagata est"
(Genf 1713) — „De noxits pallidum effiumts eorumque remedtis Ubri duo"
(Rom 1717) — „Dis8. hütorica de bovilla peste ex Campaniae finibia anno
1713 Latto importata ^tc." (Rom 1716). Auf seine Veranlassung wurde 1715
in Rom eine klinische Lehranstalt begründet, sowie eine neue Ausgabe' der anato-
mischen Tafeln des Barth. EuSTACHio (Rom 1714, fol.; Genf 1717) veranstaltet.
Sein Vermögen , unter Anderem auch seine bedeutende Bibliothek , vermachte er
dem Hospital San Spirito unter der Bedingung der Erbauung eines zweiten für
kranke Frauen bestimmten Hospitals.
Crescembini, Vita di L., Roma 1721, 4. — Biogr. m6d. V, pag. 499—508. —
Dict hifit. m, pag. 385—388. — de Tipaldo, VIII, pag. 481. — Janus, II, pag. 580;
m, pag. 316. p^g^l
^LandaUi Leopold L., zu Berlin, ist in Warschau am 16. Juli 1848
geboren, studirte in Breslau, Würzburg, Berlin, war namentlich Schiller von
Spiegblbbro, wurde 1873 Doctor mit der Diss. : „Zur Physiologie der Bauch-
Speichelabsonderung" f war seit 1872 in Breslau Assistent der königl. gynäkol.
Klinik und Docent an der Universität von 1872 — 1876,; in Berlin ist er seit
1870 Dooent der Gynäkologie an der dortigen Universität. Schriften: „lieber
Malaena der Neugeborenen und Obliteration der fötalen Wege" (Breslau 1874) —
„Die Wanderniere der Frauen" (Berlin 1881) — „Die Wanderleber und der
Hängebauch der Frauen" (Ebenda 1885). Aufsätze: „Zur Behandlung und
Aetiologie der Hamleiterscheiden fisteln" (Archiv für Oynäk. , IX) — yjZur Be-
handlung der Echinococcen der Bauchhöhle^" (Archiv für klin. Chiurg., XXVIII) —
„ Ueber Indication und Werth der künstlichen Frühgeburt bei engem Becken"
(Archiv fftr Oynäk., XI) -^ ,fZur Lehre von der JSierstocksschwangerschaft"
(Ibid. XVI) — „Ein Fall von Ovariotomie bei hysterischer Hemianästhesie"
(zusammen mit Rbmak) (Zeitschrift für klin. Med., VI) — „ Ueber Erweiterungs-
mittel der Gebärmutter" (Samml. klin. Vorträge von Volkmann, Nr. 187) —
„Zur operativen Behandlung der Echinococcen in der Bauchhöhle" (Berliner
klin. Wochenschr., 1880) — y^Zur Casuistik der Echinococcen an und in der
toeiblichen Brust" (Archiv für Gyn., VIII) — „Zur Aetiologie der Wundkrank-
heilen, nebst Versuchen über die Beziehungen der Fäulnissbacterien zu den-
selben" (VerhandL des III. Congresses der Deutsch. Ges. für Chir.) u. s. w.
Red.
//Landi, Bassiano L., geboren in Piacenza, studirte in Padna, promovirte
daselbst 1554 und prakticirte in seiner Vaterstadt mit grossem Erfolge bis zu
seinem am 24. October 1563 (von Mördershand) erfolgten Tode. L. ist Verfasser
zweier unbedeutender Schriften: „Anatomia corporis humani"* (Basel 1642;
Frankfurt 1 605) und : „ lairologia sive dialogi duo in quibus de universae artis
medicae , . . methodo disseritur" (Basel 1543).
Brambilla, T. II, P. 1, pag. 121. — Biogr. in6d. V, pag. 50?. Pgl.
*Landi, Pasquale L. , geboren am 14. November 1817 in Porrona,
studirte Medicin in Siena, wo er 1841 zum Doctor promovirt wurde, um dann
unter Anbreini, Zannetti, Burgi und Bufalini andere 2 Jahre in Florenz zu
studiren und dort 1843 das Recht der med.-chir. Praxis zu erwerben. 1849 trat
er als Chirurg in das Arcispedale von Florenz ein, 1854 war er Director des
Choleralazareths in Quaracchi bei Florenz, 1857 Assistent der chir. Klinik in
38 ♦
596 LANDI. — LANDOLT.
Florenz unter Professor Ranzi, 1859 sapplirender Professor der ehir. Etinik
daselbst und 1860 ord. Professor und Director der ehir. Klinik in Siena, von
wo er in derselben Stellung 1865 nach Bologna und 1868 naeh Pisa flbersiedelte,
woselbst er gegenwärtig noch die ehir. Klinik leitet. Von seinen zahlreichen
Schriften, fast sämmtlich chirurgischen Inhalts, sind besonders zu erwähnen:
„DelU ottalmia catarrcUe epidemica nelle milizie austriaehe stamiate in Firenze"
(Florenz 1851, m. 2 Taff.) — „Gli spedali e gli osjpizi di Parigi e di Londra
visitati nella primavera del 1852^ (Ibid. 1853) — y^La clinica chirurgica neUo
spedale di Santa Maria della Scala di Siena" (2 voll., Siena 1862, 1864) —
„Conferenze cliniche sopra i restringimenti delV uretra** (Bologna 1866) —
„Lezioni di chirurgia operatoria*^ (2 voll.. Ibid. 1866, 1867) — ^ZW alcune
malattie delV apparecchio urinario masckile e femminile** (Pisa 1886).
Cantani.
*Landis, Henry Gardner L., geboren am 4. Juni 1848 in Philadelphia,
studirte Medicin am Jefferson Med. Coli., wo er 1870 zum Dr. med. promovirte.
Nachdem er 1871 sich in Niles, Trumbull Co., 0., niedergelassen hatte, siedelte
er 1877 nach Columbus, 0., seinem jetzigen Wohnorte, über, wo er sich speciell
mit Geburtshilfe befasst und Professor der Geburtshilfe am Starling Med. Coli. ist.
Er veröffentlichte bisher : ;, Two cases- qf malarial diarrhoea*^ (Philad. Med. Times,
1872) — ffThe actum of quinine on ihe uterua^ (Ibid. 1873) — „Gase of
primary excision of the ankle-jaint" (Amer. Joum. , 1874) — „Analysis of
one hundred and tioenty five consecutive cases of labor at füll tertn" (Philad.
Med. Times, 1874) — „A case of rupture of the Uterus"* (Ibid. 1874) —
„A complicated twin labor" (Ibid. 1875) — „A study of the femaU pelms^
(Amer. Joum. of Med. Scienc, 1876) — »The short forceps at the brim^ (Philad.
Med. Times, 1876) — „A case of strychnia poisoning unth recovery*' (Ibid.
1877) — „On the mechanism of occipito-posterior positions of the vertex^
(Amer. Joum. of Med. Scienc, 1877) — „The prevention of laceration of the
Perineum** (New York Med. Rec, 1881) u. A.
Atkinson, pag. 413. Pgl.
*Landoi8, Leonard L., wurde zu Münster in Westfalen am 1. December
1837 geboren und studirte Medicin in Greifs wald, wo er auch 1861 zur Promo-
tion gelangte. Nachdem er sich hier 1863 habilitirt hatte, wurde er 1868 zum
Extraordinarius, 1872 zum ordentlichen Professor und Director des physiologischen
Laboratoriums zu Greifswald emannt. Seine wesentlichen Schriften sind: „Die
Lehre vom Arterienpuls** (Berlin 1872) — „Die Transfusion des Blutes**
(Leipzig 1875; gleichsinnige „Beiträge", Daselbst 1878) — „Graphische Unter-
suchungen über den Herzschlag** (Berlin 1876) — „Lehrbuch der Physiologie
des Menschen etc,** (Wien 1880; 3. Aufl. 1883; russisch Moskau 1882). Mit
A. EüLENBüRG bearbeitete er die Angioneurosen und Hemmungsneurosen, ausserdem
die Anatomie folgender Parasiten : Demodex, Pulex canis , Oimex lectularius , die
menschlichen Pediculinen und (mit Sommeb) den Bothriocephalus latus.
Wernich.
* Landolt, E d m u n d L., Augenarzt in Paris, geboren 1846 zu Aarau in der
Schweiz , studirte in Heidelberg, Zürich, Wien, Berlin und Utrecht und promovirte
1869 in Zürich. Danach wirkte er mehrere Jahre als Assistenzarzt Horneb'b in
der Universitäts-Augenklinik in Zürich. Nach längeren wissenschaftlichen Reisen
Hess er sich 1874 als Augenarzt in Paris nieder, wo er die früher LiEBRBiCH'sehe
Klinik übemahm. Von 1881 an gab er im Verein mit Panas, Gayet und Badal
die „Archives d' Ophthalmologie** heraus. Er hat eine grosse Anzahl von Arbeiten
aus allen Gebieten der Ophthalmologie veröffentlicht. Besonders hervorzuheben
sind folgende: „Ophthalmometrologie** (im Verein mit Snellen, Thl. 1 von Bd. III
des Handb. d. Augenheilk. von A. Graefe u. Th. Saemisch bildend) — „Ana-
tomie der Retina** (Max Schultzens Archiv, VII) — „Le diagnostic des maladies
LANDOLT. — LANDBÄ-BEAÜVAIS. 597
des yeux" (Paris 1877) — „Manuel d^ophthalmoscopie^ (Ibid. 1878); zuBaromen
mit DE Wecker: „Traitd complet d' Ophthalmologie** (4 volL, Ibid. 1878—86).
Horstmann.
Landonzy, Marc-Heotor L.^ zu Reims, war 1812 in Epernay als
Sohn eines Arztes geboren, wurde, naohdem er bereits zahlreiche Arbeiten verfasst
hatte, unter denen wir nur anführen wollen : „ ConsidSrat. anat. et phyaioL sur
un cas d'hermaphrodisme masculin** (Joum. des conn. m6d.-prat., 1837) — „Du
varicocUey et en parttculier de la eure radicale de cette aßection*' (Paris 1838 ;
deutsche Uebersetzungen Quedlinburg 1839; von Hbrzberg, Berlin 1839), 1839
mit der These: „Essai sur Vh^ipUgie faciale chez les enfants nouveau-nds^
in Paris Doctor, liess sich darauf in Reims nieder und trat in die dortige Secundär-
schule, nach welcher er zahlreiche SchQler hinzog. Von seinen weiteren zahlreichen,
sehr werthrollen Produotionen führen wir an: „Mdm, sur les procSdds acoustiqaes
de V auscuUation, etc,** (Reims u. Paris, 1841) — „Mdm, sur une 4piddmie de
typhus carciral qui a rignd h Reims, etc.** (Archives g6n6r. , 1842) — „Sur
les productions polypiformes de la langue*" (Ibid. 1846), namentlich aber seinen
von der Acad. de m6d. gekrönten: „Traiti complet de VhystSrie** (Paris 1847)
und die Schriften: „De Vaffaiblissement de la vue comme Symptome initial de
la niphrtte albuminetise** (Reims 1849 ; 2. Möm. etc., Paris 1850). Er schrieb
fernerhin noch u. A. : „De V hyperacousie dans le cas de paralysie du nerf
facial** (Archives g6nör, , 1851) und zur Diagnostik der Brustkrankheiten:
„Nouvelles donnSes sur le dtagnostic de la pleurisie et les indlcations de la
thoracocent^e** (Ibid. 1856) — „De la valeur de V Ägophonie dans la pleur^ie**
(Ibid. 1861). Seine sehr sorgfältigen Studien, die er über die Pellagra in Süd-
Frankreich, Italien, Spanien gemacht hatte und die er in den Arch. g6n6r. (1860)
und der 6az. des höp. (1860 — 63) veröffentlichte, führten ihn, entgegen der sehr
verbreiteten Annahme, zu der Ansicht, dass die Krankheit nicht allein durch die
Einwirkung von verdorbenem Mais entstehe. An einem Gehirnleiden ging er am
1. März 1864 zu Grunde.
Ballet, de la Soc. anat. de Paris. 1864, 6. Sör., III, pag. 509. — Dechambre,
2. S6ri6, II, pag. 316. — Callisen, XXIX, pag. 433. G.
Landowski, Eduard L. , geboren am 14. October 1839 in Wilna,
begann seine medicinischen Studien in Breslau, kam dann nach Warschau, wo er
weiter studirte. Politisch compromittirt , musste er 1863 auswandern und bezog
die Universität Zürich, ging darauf nach Montpellier, wo er 1867 mit der Diss.
„Essai sur la blennorrhagie urethrale chez V komme** Doctor wurde. Anfäng-
lich lebte er in Sumöne, dann in Paris ; während des deutsch-französischen Krieges
(1870 — 71) war er als Militärarzt in den französischen Feldspitälern und im belagerten
Paris thätig, wofür ihm das französische Staatsbürgerrecht zuerkannt wurde. Um
das Jahr 1879 siedelte er nach Algerien über, wo er einen klimatischen Curort
in Mustapha supörieur anlegte und ihn musterhaft einrichtete; dort starb er am
7. November 1882. Seine meisten, die Anwendung des Kumys und Klimatotherapie
betreffenden Abhandlungen finden sich seit 1874 im Journal de th6rapeutique ;
ausserdem war er auch als Anthropolog thätig und schrieb über Craniometrie.
*Paul L., Bruder des Vorhergehenden, geboren in L^czyca am 4. Juni
1844, studirte seit 1859 in Warschau Medicin, wurde 1864 als politisch com-
promittirt nach Sibirien verbannt; 1874 gelang es ihm, von dort zu entkommen,
UDd nach vielen Mühen und Gefahren endlich in Paris einen sicheren Zufluchtsort
zu finden. Dort widmete er sich von Neuem dem Studium der Medicin und
beendete dasselbe in Montpellier. Gegenwärtig lebt er als praktischer Arzt in
Paris ist auch Mitredacteur des Journal de th^rapeutique, in welchem er auch seit
1880 ausschliesslich seine literarischen Arbeiten veröffentlicht. ]g ^ P
Landre-Beauvals, Augustin-Jacob L., zu Paris, am 4. April 1772
in Orleans geboren, war Schüler von Desaült (1790 — 92), dann von Makc-
1
598 LANDRE-BEAÜVAIS. — LANE:
Ant. Petit in Lyon, wirkte in den Hospitälern von Chälon-sor-Saöne bei den
Verwundeten von den Weissenburger Linien, wurde 1795 Internem der Salp^tri^
unter Pjnel, 1800 Doctor und MMecin-adjoint in des Letzteren Abtheilung. Die
von ihm gehaltenen Vorlesungen über Semiotik und innere Mediein gab er später
umgearbeitet als: „SSmSiotique ou traitd des aignes des maladtes*' (Paris 1809;
2. 6d. 1813; 3. M. 1818; ital. Uebers. Palermo 1819) heraus, nachdem er
seine Lehrthätigkeit bereits 1807 wegen wiederholter Hämoptyse hatte aufgeben
müssen. Er gelangte jedoch zur Praxis in den höchsten Ständen und war, neben
seiner Stellung in der Salp6tri6re, die er 1821 aufgab, Arzt der polytechnischen
Schule und M6decin Consultant des Königs ; auch wurde er, nach der durch einen
Staatsstreich erfolgten Auflösung der Facultät und Reorganisation derselben dnreh
die Clericalen, Decan derselben und Professor der Klinik. In Folge seiner Mässigung
und Gerechtigkeit erwarb er sich jedoch die Achtung aller Parteien; 1830 trat
er in das Privatleben zurück und starb am 26. December 1840, nur einige
Tage nach seinem Mitschüler und Freunde ESQUIROL. Von seinen Arbeiten
ist noch eine Reihe von Artikeln im Dict. des sc. mM. und im Dict. en 21 voll.
anzuführen.
Biogr. mhd, V, pag. 508. — Dechambre, 2. S6r., U, pag. 317. — Gal Ilsen,
XI, pag. 26; XXIX, pag. 434. ^
Landry, Jean-Baptiste-Octave L., zu Paris, war am 10. October
1826 zu Limoges geboren, begann noch während seiner Studienzeit in Paris sieh
mit Nervenkrankheiten zu beschäftigen und publicirte darüber: „Recherches physioL
et pathol, sur les sensattons tactiles" (Arch. g6u6r., 1852) — „Recherches sur
les causes et les indüations curatives des maladies nercevses" (Monit. des hdp.,
1855), eine Arbeit, aus welcher die These, mit der er 1854 Doctor wurde:
„ConstdSr. gdnSrales sur la pathogSnie et les indications curatives des maladies
nerveitses^ einen Auszug bildete. Indem er seine Untersuchungen über Nerven-
krankheiten und namentlich die Paralysen , wozu ihm seine Stellung als Arzt der
Wasserheilanstalt in Auteuil eine reichliche Gelegenheit bot^ fortsetzte, publicirte
er weiter noch : „M^m. sur la paralysie du sentiment d^ activus muscrdaire^
(Gaz. des höp. , 1855) — „De Vemploi du chloroforme et des narcottques
comme agents thirapeutiques" (Monit. des höp., 1857) — „TraüS coniplet des
paralysies^ (T. I, Paris 1859) u. s. w. Bereits von einer Gehimkrankheit befallen,
wurde er im Oct. 1865 von der Cholera schnell dahingerafft.
Dechambre, 2. S^rie, II, pag. 317. G.
* Landsberg, Marcus L. , Augenarzt in Görlitz, geboren am 8. Mai
1884 zu Rawitsch, Prov. Posen^ studirte zu Berlin und widmete sich nach mehr-
jähriger Thätigkeit als prakt. Arzt und eingehenden ophthalmologischen Studien,
theils bei Jacobson in Königsberg, theils bei Schneller in Danzig, ausschb'ess-
lieh der Augenheilkunde. Seit 1865 wirkt er als Augenarzt in Görlitz. Von
seinen Arbeiten, welche grösstentheils oasuistischer Natur sind, mögen folgende
Erwähnung finden : „Zur Casuistik der Tumoren*^ (v. GrA£F£*s Archiv, XI) —
„Zur Therapie der musculären Asthenopie'' (Ibid. XI) — „Beitrag zur Actio-
logie des OlaucoTns" (Ibid. XXI) — ;, lieber Reflex- Amaurose" (Ibid. XXIV).
Horst mann.
*Lane, James Robert L., zu London, studirte in der med. Schule
von Grosvenor Place und in St. George's Hosp., wurde 1847 Member und 1850
Fellow des R. C. S. Engl., war Docent der Chirurgie beim St. Mary's Hosp.,
Surgeou beim Lock Hosp. und St. Mark's Hosp. for Fistula. Er gab heraus die
Harveian Lectures: „On syphilis** (1876), revidirte eine Anzahl von Artikeln in
der neuen Ausgabe von S. Coofer's Surgical Dictionary und verfasste fOr die
Lancet (1863, 65) die Aufsätze: „lAthotomy in thefemale*^ — „DisecLses of
rectum** — „Lithotomy with the straight staff^ u. s. w.
Medical Directory. Bod.
J
LANFRANCHI. -^ LA17GE. 599
/ Lanfranchi , auch unter dem Namen Lanfbasc de Milan bekannt,
stammte ans Mailand, vennnthlieh aus einer alten Pisanischen Familie dieses
Namens, war ein Sohfller Wilhblm's von Saliceto und g^ilt bis zu Out de
Chauliac ftlr den grössten Chirurgen des Mittelalters. Als Anhänger der la Torre
in einem Streite dieser gegen Matthias Visconti von Letzterem aus seiner
Heimath zu entfliehen gezwungen, ging L. nach Lyon und von da 1295 nach Paris,
wo er, von seinem Freunde Wilhelm von Brescia unterstützt, in das College de
St. Cöme aufgenommen wurde. Er lehrte Chirurgie und gewann bald einen grossen
Kreis von Schülern, mit denen er sowohl Kranke besuchte, wie Operationen aus-
führte. Sein Tod erfolgte etwa 1306. Er ist Verfasser der berühmten „Ghirurgia
magna", welche er als eine Erweiterung seines bereits 1270 verfassten kleineren
Handbuchs der Chirurgie in den Jahren 1295 und 96 während seines Aufenthalts
in Lyon und Paris schrieb und die für die französische Chirurgie des Mittelalters
eine gewisse historische Bedeutung beansprucht. Die Schrift erschien später in
verschiedenen Ausgaben (Venedig 1490; 1519; 1546; Lyon 1553; französisch
von YvoiRE, Lyon 1490, deutsch von Beunfbls, Frankfurt 1566).
Brambilla, I, pag. 62. — ßiogr. m6d. V, pag. 509. — Dict bist. III, pag. 388. —
JanuB, Bd. II, pag. 144. Pagel.
Lang, Gustav L., geboren 1839 zu Pressburg in Ungarn, wurde 1868
an Stelle des nach Pest versetzten Professors Balogh an die med.-chir. Akademie
zu Klausenburg in Siebenbürgen berufen. Doch erkrankte L. sehr bald an
Tuberculose und starb bereits am 5. Febraar 1869 in Pressburg. Er veröffent-
lichte u. A. : „Ein Fall von Ftlaria medinensis" (Wiener med. Wochensohr.,
1864) — „AUoxan im Harne des Menschen*' (Ebenda 1866) — „ lieber die
Entstehungsweise der sogenannten Wurmknoten der Leber** (ViRCH0W*s Archiv
Bd. XLIV).
Wiener med. Wochenschr., 1869. Pgl.
*Lang, Eduard L. , geboren 1841 in Clacsau (Trencsiner Comitat),
studirte vornehmlich in Wien als Schüler Bbueckb's und Billroth's bis 1865,
dem Jahre seiner Promotion. Seit October 1873 wirkt er als Professor für Derma-
tologie und Syphilodologie in Innsbruck. Neben einer Reihe specialistischer Artikel
in den Wiener med. Jahrbb. , der Vierteljahrschr. für Dermatologie und Syphilis,
den Wiener Wochenblättern, Volkmann's Samml. klin. Vorträge und den Jahres-
berichten des natarwissensch.-med. Vereines in Inusbruck, bearbeitete er die
„Pathologie und Therapie der Syphilis*' (1884). Wem ich.
/ Lange , Johann L. , zu Heidelberg, einer der ausgezeichnetsten Aerzte
im Anfange des 16. Jahrhunderts, war 1485 zu Löwenberg in Schlesien geboren,
studirte in Leipzig, Ferrara, Bologna und Pisa, wo er 1522 Doctor wurde. Nach
Deutschland zurückgekehrt, wurde er bald zum Leibarzt des Kurfürsten von der
Pfalz ernannt und nahm diese Stellung bei diesem und 4 seiner Nachfolger, im
Ganzen über 40 Jahre lang, ein. Er begleitete dieselben auch vielfach auf weiten
Reisen und stand zweimal mit einem derselben gegen den Sultan Soliman im
Felde. 1556 wurde er zum Minister und Geh. Rath ernannt; sein Tod erfolgte
am -21. Juni 1565. Das Hauptwerk seines Lebens, welches er, ausser einigen
kleinen Schriften, herausgab, sind die von ihm nach dem Vorbilde der Italiener
Terfassten „Medicinalium epistolaram miscellanea** (die 1. Samml. Basel 1554, 4.;
2. Samml. 1560; Frankfurt 1589, 4; Hanau 1605, Fol.; Frankfurt 1605, 8.;
1689, 8.). Von L. wurde die in Deutschland fast ausser Gebrauch gekommene
Trepanation des Schädels wieder eingeführt und mit ihr das schon von Galbnus
erwähnte Abaptiston. Im Uebrigen erfreuten sich die Epistolae medicinales bei
seinen Zeitgenossen grosser Anerkennung. Auch gegen den Aberglauben, wie er
namentlich durch die damaligen Kalender gefi^rdert wurde, gegen die Hambeschauer
und die herumziehenden zahlreichen Pseudoärzte zog er zu Felde.
Biogr. m6d. V, pag. 511. — Dict. hist. III, pag. 390. — E. Gurlt in AUgem.
Deutsche Biogr. XVII, pag. ö37. Gurlt.
600 LANGE.
Lange, Christian L. , geboren am 9. Mai 1619 zu Luekan, studirte
in Wittenberg und Leipzig, machte Reifien nach Italien , Frankreich, Holland und
England, promovirte 1644 in Leipzig und erhielt 1645 die Professur ftlr Physio-
logie. Er bekleidete dann successive die Lehrstühle für Anatomie, Chirurgie und
Patholgie und starb als Decan der med. Facult&t am 14. März 1662. L. ist
einer der Begründer der Lehre von der Pathologia animata (zusammen mit Haupt-
mann), wonach die meisten Krankheiten auf Anwesenheit kleiner lebender Orga-
nismen im Körper zurückzuführen sind. Sein wichtigstes Werk ist betitelt: „Mü-
cellanea medica curioaa: annexa dispvtatione de morbillis, quam prodromum
esse voluit novae suae pathologiae animatae etc." (nach L.*s Tode herausgegeben
von MacasiüS, Leipzig 1666 ; 1669). Ausserdem verfasste er noch einige kleinere,
unerhebliche Dissertationen.
Biogr. m6d. V, pag. 510. — Dict. hist. lU, pag. 389. — Dechambre, 2. S6rie,
I, pag. 340. Pgl.
Lange, Christian J.ohann L., Neflfe des Vorigen, geboren zu Pegau
in Sachsen am 5. Juni 1655, studirte in Leipzig, besonders Anatomie unter Bohn
und promovirte 1681. Bald darauf erhielt er eine Professur und bekleidete diese
bis zu seinem am 29. April 1701 erfolgten Tode. Er war befreundet mit Christian
Thomasius und ist bekannt durch die interessanten Versuche , die er zur Be-
stätigung der Lehre Habv£Y*s mit Glefässinjectionen vornahm und in seiner „Diss,
de circuLatione sanguinis" (Leipzig 1680) veröfltentlichte. Seine übrigen Schriften
sind ebenfalls nur kleine Dissertationen.
Biogr. mW. V, pag. 511. — Dict. hist. III, pag. 389. — Dechambro, 2. S6rie.
I, pag. 340. Pgl.
Lange, Johann Christian L., zu Kopenhagen, war am 6. December
1717 zu Lübeck als Sohn eines Chirurgen geboren, wurde zuerst Apotheker,
studirte dann von 1738 an in Königsberg und Berlin Medicin, war 1742 Provisor
in einer Leipziger Apotheke und ging von da, nach seines Vaters Tode, nach
Lübeck zurück, wo er sich im dortigen Hospital mit Medicin beschäftigte. Br
war dann wieder Provisor in Gothenburg, Anclam, Berlin, Kopenhagen, woselbst
er seine unterbrochenen medicinischen Studien fortsetzte, 1754 Doctor wurde und
bis zu seinem am 27. Mai 1776 erfolgten Tode . prakticirte. Er schrieb: „Laere
om de naturlige Vande" (Kopenhagen 1756) — „Mittel, die Schiff-Leute der
königl, Flotte gesund zu erhalten" (Ebenda 1766) — „Boeme- Vennen, om
Boemenes physiske Opdragelse fra Foedselen af indtil det 15de Aar" (Ebenda
1773) u. s. w.
Ingerslev, II, pag. 424. ' 6-
Lange, Christian Gottfried L. , geboren am 20. Januar 1732 in
Bautzen, studirte und promovirte 1755 in Jena und prakticirte in seiner Vater-
stadt, wo er am 28. October 1780 starb. Er veranstaltete eine deutsche üebersetzung
von Faselius' : „Elementa medicinae forensis accommodata" (Leipzig 1768).
Biogr. in6d. V, pag. 512. — Dechambre, 2. S6rie, l, pag. 340. Pgl.
Lange, Johann Heinrich L., geboren 1733 in Gotha, war Dr. faed^
und Assessor der med. Facultät in Kiel, dann Stadtphysicus in Helmatftdt und
zuletzt in Lüneburg, wo er am 10. November 1779 starb. Ausser einigen kleineren
Dissertationen schrieb er : „ Tentamen medico-physicum de remediis Brunsmcen-
sium domesticis" (Braunschweig 1765) — „Kritischer Versuch einer Teutschen
üebersetzung von Celsus acht Büchern von der Ärzneykunst" (Lüneburg
1768) — „Die Chirurgie für angehende Wundärzte" (Ebenda 1776) U.A.
Dict. hist. III, pag. 391. Pgl.
Lange, Martin L., geboren um 1754, studirte in Wien und war Stadt-
arzt in Kronstadt in Siebenbürgen. Sein Todesjahr ist unbekannt, L. war ein
j
LANGE. — LANGELL. 601
beirorragender Epidemiograph. Er schrieb: „Budimenta doctrinae de peste"
(Wien 1784; Offonbaoh 1791) — „Ueber die Lebenaordnung zur Zeit epidemisch
graesirender Faulfieber und besonders der Pest" (Hermannstadt 1786) — ;, Ueber
die häufigen Viehseuchen in Siebenbürgen und die vorzüglichsten Mittel, solchen
abzuhelfen" (Ebenda 1790), femer verschiedene kleinere praktisch-medicinische
Beiträge in Richteb's chir. Bibliothek und Blümenbach's med. Bibliothek und
zn den Acta der k. k. Leopold. Akademie.
Biogr. mW. V, pag. 512. — Dict. bist. III, pag. 391. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsch Biogr XVII, pag. 648. p 1
•
Lange, Wilhelm L. , geboren zu Wilhelmshöhe, vormals Klein-Iser, in
Böhmen am 8. Februar 1813, promovirte 1839 in Prag, wurde 1840 zum Internen
der Lehrkanzel der Greburtshilfe ebendaselbst, 1842 zum Assistenten ernannt. 1845
wurde er Prlvatdocent für Frauenkrankheiten und Vorstand der gynäkologischen
Klinik in Prag, 1847 Professor der Geburtshilfe in Innsbruck, 1850 in Prag und
1851 als ord. Prof. der Geburtshilfe und Nachfolger von Nasgelä nach Heidel-
berg berufen , wo er zugleich als Kreis-Oberhebearzt fttr den Unterrheinkreis bis
zu seiner ajn 2. December 1880 erfolgten Pensionirung thätig war. Von den
Arbeiten L.'s, der am 25. Februar 1881 in Heidelberg starb, sind zu erwähnen:
„De convulsionibus puerperalibus** (Heidelberg 1858, 4.) — y^Lehrhuch der
Qeburtshüfe mit Berücksichtigung der gerichtsärztlichen Seite des Fachs
bearbeitet** (Erlangen 1868, m. 43 Holzschnitten) — „Lehrbuch der Geburts-
hilfe für Hebeammen" (2. Aufl. Heidelberg 1865; 3. Aufl. Leipzig 1880),
offleielles Lehrbuch der Hebeammen des Grossherzogthums Baden.
y. Heck er in Allgem. Deutscli. Biogr. XVII, pag 653. Pgl.
* Lange, Karl Georg L. , ist am 4. December 1834 in Vordingborg
(Seeland) geboren, studirte an der Kopenhagener Universität, absolvirte das Staats-
examen 1859, wirkte danach in verschiedenen Spitalstellungen in Kopenhagen,
studirte im Auslande Nervenpathologie, welches Fach er später als Prlvatdocent
lehrte und errichtete eine Klinik ftlr Nervenkrankheiten und Elektrotherapie in
Kopenhagen. Von 1877 bekleidet er die Professur der pathologischen Anatomie
und allgemeinen Pathologie an der Kopenhagener Universität und ist Haupt-
redacteur der „Hospitals Tidende^. Auf dem internationalen Congresse zu Kopen-
hagen im Sommer 1884 fungirte er als General-Secretär und ist seit der Zeit
dänisches Mitglied des Comit6s fttr gemeine internationale Krankheitsuntersuchung.
Ausser zahlreichen Journalartikeln publicirte er: „Bidrag til Kundskab om den
chroniske Bygmarvsbetändelse" (1874) — „Fordäsninger over Bygmarvens
Pathologie" (1871 — 76) — „Erindringsord til Foreläsninger over alm. pathol,
Anatomie" (1878—83).
Smith and C. Bladt, 5. Ausg., pag. 113. Petersen.
""Lange, Victor L., ist am 13. Februar 1847 in Kopenhagen geboren,
bildete sich al^ Schüler W. Meteb's als Specialarzt für Ohren-, Nasen- und Kehl-
kopfkrankheiten aus und ist seit 1877 in dieser Beziehung selbständig thätig.
Er schrieb: „Otitis media suppurativa acuta" (Dissert. , 1884) und ausserdem
Joumalaufsätze auf dem Gebiete seiner Specialität in dänischen und fremden Zeit-
schriften (Monatsschr. für Ohrenheilk. und Annales des maladies de roreille).
Petersen.
Langeil, Alexander Albert L. in Gothenburg, war am 10. November
1815 geboren, studirte in Upsala und promovirte 1841, wurde Lazaretharzt in
Oerebro 1849, Bataillonsarzt 1851 und 1858 Oberarzt an der med. Abtheilung
des Sahlgren'schen Krankenhauses in Gothenburg. Während einer wissenschaft-
lichen Reise 1856 — 1857 in Deutschland, Frankreich und England besuchte er
den französischen Kriegsschauplatz in Afrika. Er starb am 22. November 1870.
1
602 LANGELL. — LANGENBECK.
Er hat einige Abhandlungen in Hygiea 1852, 1857, 1858, 1860 und in den
neuen Abhandlungen der Geeellsehafk der sehwedischen Aerzte 1 866 yerOffentlieht
0. Hjelt,
Langenbeck, Rudolph Adolph L., ein älterer Bruder des Nachstehenden,
wurde zu Homeburg im Herzogthum Bremen am 23. Februar 1772 geboren,
studirte in Jena von 1792 an, wurde 1796 zu Erfurt Dr. med., kam 1798 als
Hauslehrer und Hausarzt nach Sunzel in Livland. Nachdem er sich in St. Peters-
burg hatte examiniren lassen, war er 5 Jahre Arzt in Lemsal, zog dann 1804
nach Riga, woselbst er von 1807 — 1823 Kreisarzt war. Er starb in Riga im
September 1835. Er yerfasste: „Krankheitsgeschichte einer Steinkrankheä'^
(Langenbeck's Bibliothek für Chirurgie, Bd. H, 1809) — „Tagebuch über eine
durch den thierischen Magnetismus bewirkte Heilung*' (Russ. Sanunlnng ftr
Naturw. u. Heilk. , Bd. II, 1819) — „Beobachtung über die Wirkung des
Liquor cupri ammoniato-muriotici cum, et sine mer curia'' (Grindel*s med.-pharm.
Blätter, 1813), ferner eine Anzahl Aufsätze in den Rigaer Stadtblättern, 1810
bis 1821.
V. Becke-Napiersky, IXT, pag. 17 — 18. — Personalien in dem „Andenken an
Dr. Dyrsen". Riga 1835. — Beise, II, pag. 2. L Stieda.
Langenbeck, Konrad Johann Martin L., zu Oöttingen, berflhmter
Chirurg und Anatom, war am 5. December 1776 zu Homeburg geboren, studirte
Yon 1794 an in Jena, erlangte daselbst 1798 mit der „Dies, inaug, sistens
paradoxa medica seculi XVIII, paene affecti^ die Doctorwürde, ging darauf
8 Monate lang nach Wien, prakticirte dann in seiner Vaterstadt ein Jahr lang
als Arzt und lenkte namentlich durch seine zahlreich verrichteten glflckliehen
Augenoperationen die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich , so dass ihm
Behufs weiterer Ausbildung auf Reisen eine königliche Unterstützung zu Theil
wurde. Er ging daher 1799 für mehrere Jahre noch nach Würzburg und Wien
und erschien 1802 seine erste chirurgische, mit einer Vorrede von Johann Babthel
VON Siebold versehene Schrift „üeber eine einfache und sichere Methode des
Steinschnittes^ (1806 in*s Holländische übersetzt). In demselben Jahre wurde er
in Göttingen als Privatdocent und Wundarzt des akademischen Hospitals neben
Hdilt, welcher daselbst eine med.-chir. Klinik und eine Abtheilung für Augen-
kranke hatte, angestellt. Von 1803 — 4 begann er auch anatomische Vorlesungen
zu halten und Hess sich dazu ein Amphitheater bauen , wurde 1 804 Prof. e. o.
^pit dem Antritts-Programm : ;, Tra^atus anatomico-chirurgicus de nervis cerebri
in dolore faciei consideratis*' (1805) und gab ein: „Anatomisches Handbuch,
tabellarisch entworfen^ (1806; 1817; 1818; auch in*s Schwedische übersetzt) heraus,
die Skizze eines ausführlichen Handbuchs. Da das gleichzeitige Wirken von HmLT
und L. in dem akademischen Hospital seine Unzuträglichkeiten hatte, verliess der
Letztere 1807 dasselbe und gründete ein eigenes klinisches Institut für Chirurgie
und Augenheilkunde in einem neu errichteten chirurgischen Hospital, das 1809
und 1821 noch vergrössert wurde. Mit der Errichtung eines eigenen Hospitals
begann er die Herausgabe der „Bibliothek für die Chirurgie*' (4 Bde., 1806 bis
1813) (als Fortsetzung von A. G. Richters Chirurg. Bibliothek) und der „Neuen
Bibliothek für die Chirurgie und Ophthalmologie*' (4 Bde., Ebenda 1818 — 28), in
welcher die meisten seiner kleineren Abhandlungen aus der Chirurgie und Augen-
heilkunde (gegen 60) enthalten sind. Zu den kleineren Arbeiten gehört anch:
„Prüfung der KercUonyxis, einer neuen Methode den grauen Staar durch die
Hornhaut zu recliniren oder zu zerstückeln*' (1811). 1814 wurde L. zum
Prof. ord. der Anatomie und Chirurgie ernannt, auch zum Oeneral-Chirurgas der
Hannoverischen Armee, in welcher Eigenschaft er bei den Verwundeten aus der
Schlacht von Belle- Alliance 1815 zu Antwerpen und Brüssel in Thätigkeit war;
1816 wurde er Hofrath. Seine nächsten grösseren Arbeiten waren: „Comtnen-
tarius de siructura peritonei, testiculorum tunicis, eorumque ex abdomtne in
scrotum descensu, ad illustrandam herniarum indolem** (1817) — „Abhandlung
j
LANGENBEOK. 603
von den Leisten- und Schenkelbrüchen^ (^^^1? ™* ^^ TafP.); auch begann er sein
grosses Werk: „Nosologie und Therapie der chirurgischen Krankheiten^ in Ver-
bindung mit der Beschreibung der chirurgischen Operationen** (Bd. I, 1822; V,
1850), femer ein noch grossartiger angelegtes Werk, die: „Icones anatomicae"
(abtheilungsweise die Neurologie, Angiologie etc. betreffend, in mehr als 170 Jaff.
Fol., von 1826 — 1841 erschienen) und ein: „Handbuch der Anatomie mit Hin-
toeisung auf die Icones anatomicae^ (3 Abth. 1831 — 42). Nach der Gründung
eines eigenen klinischen Institutes machte er sich noch weiter durch die Erbauung
eines anatomischen Institutes verdient und beschrieb dasselbe in der Schrift:
„Novum theatrum anatomicum quod Oottingae est a rege Oeorgio IV con-
ditum etc.** (ljB29). Fast ein halbes Jahrhundert lang lebte L. seinem doppelten
Berufe als Chirurg und Anatom mit seltenster Treue und Hingebung. Seine Thätig-
keit war geradezu eine wunderbare, seine Unterrichtsmethode eine vortreffliche,
indem er, ausgehend von der Ansicht, dass die Anatomie die Grundlage alles
medicinischen Wissens sei, dieselbe sehr ausführlich, mit steter Rücksicht auf die
Physiologie, Pathologie und Therapie als „Anatomia applicata" vortrug. Dieselbe
Anschauungsweise zieht sich wie ein rother Faden durch seine sämmtlichen chirur-
gischen und augenärztlichen Schriften hindurch. Am Abend seines Lebens fühlte
er noch das BedUrfniss, sich auch mit der feineren Anatomie vertraut zu machen
und so entstanden seine „Mikroskopisch-anatomischen Abbildungen zur Erläu-
terung seines anatomischen Handbuches** (1847 — 50, m. 17 Taff.). Wie er ein
vollendeter praktischer Anatom war, so war er nicht minder bedeutend als Chirurg
und Operateur. Er machte sich um die Technik der Amputationen, der Arterien-
unterbindungen, des Steinschnittes etc. verdient , führte mehrmals die Total-Exstir-
pation des Uterus aus ; auch in der Augenheilkunde hat er sich Verdienste um die
Technik der Staaroperation, die künstliche Pupillenbildung und um die Eenntuiss
verschiedener Erkrankungen des Auges und seiner Schutzapparate erworben. Nachdem
er 1840 zum Ober-Medicinalrath ernannt worden war, wurde ihm, in Folge der
Strömungen des Jahres 1848, seine chirurgische Professur genommen und er auf die
anatomische beschränkt, trotz seiner noch im 72. Lebensjahre bewahrten Frische
des Geistes und Rüstigkeit des Körpers. Die ihm widerfahrene Kränkung und die
dadurch hervorgerufene Verbitterung seines Lebens trug wohl nicht wenig zu seinem
am 24. Januar 1851 erfolgten Tode bei.
Pütter u. Saalfeld, ÜI, pag. 320; IV, pag. 424. — Göschen in Deutsche
Klinik. 1851, pag. 55. — Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 29, 1851, I, pag. 126. —
E. Gnrlt in AUgem. Deutsch. Biogr. XVII, pag. 664. — Callisen, XI, pag. 37; XXIX,
pag- 438. Gurlt.
Langenbeok, Maximilian Adolf L. , zu Hannover, als Sohn des
Vorigen am 11. Januar 1818 zu Göttingen geboren, studirte von 1835 — 40 zu
Göttingen, Paris, Wien und Berlin, wurde 1842 in Gröttingen mit der Diss. : „De
totius uteri exstirpatione** (4., c. 5 tabb.) Doctor, habilitirte sich 1843 an der
dortigen Universität und hielt Vorlesungen über Anatomie, Chirurgie und Augen-
heilkunde. 1846 zum Prof. e. o. ernannt, legte er 1848 freiwillig sein Lehramt
nieder und siedelte 1851, nach dem Tode seines Vaters, nach Hannover Aber,
wo er von da an als prakt. Arzt thätig war. 1865 wurde er in das Ober-Medicinal-
Collegium berufen, gab diese Stellung aber bald wieder auf und starb am 2. Mai
1877. Von seinen literarischen Arbeiten ist anzuführen: „Ueber die Wirksam-
keit der medicinischen Polizei*" (1847) — „Untersuchungen über die Allantois**
(1847, 4., m. 4 Kpfm.) — „Klinische Beiträge aus dem Gebiet der Chirurgie
und Ophthalmologie** (1849, 50, 4., m. Abb.), Abhandlungen über sehr ver-
Bchiedenartige Gegenstände aus der Chirurgie enthaltend. Er schrieb femer (Hannov.
Correspondenzblatt , 1851) über: „Die Mängel der gangbaren orthopädischen
Behandlung der Rückgratsverkrümmungen** — „Heilung der Contracturen
und Ankylosen des Kniegelenkes** (1852), in welcher Arbeit er sich die Priorität
der von ihm 1847 in der Aether-Narcose ausgeführten Streckung verkrümmter
1
604 LANGENBEOK.
Kniegelenke, seinem Vetter B. Langbnbeck in Berlin gegenüber, vindioirte. Denselben
Gegenstand behandelte: ffDie gewaltsame Streckung der Kniecontracturen mit
besonderer Berücksichtigung ihrer Gegenanzeigen*^ (1858). Zn seinen bedeatangs-
vollsten Arbeiten gehört die Schrift: „Die Impfung der Arzneikörper" (1856),
durch welche er der Vorläufer der in der Folge so allgemein gewordenen sub-
cutanen medicamentösen Injectionen wurde; 5 Jahre später folgten: „Beiträge
zur Einimpfung der Arzneimittel^ (Memorabilien , 1861). Vielfach hat er sich
auch mit Augenkrankheiten beschäftigt; er schrieb über: „Die Insolation des
menschlichen Auges ^ der OlaskÖrperstich und die Accomm^dationsfasern" (1859)
— „Lehre von der Accommodation und deren Störungen" (Memorabilien, 1870).
Von 1862 an beschäftigte ihn lebhaft die „subcutane Herniotomie", der er in
die Chirurgie Eingang zu verschaffen suchte. Aus der späteren Zeit sind noch
anzufahren: „Prophylaxis der Trichinenkrankheit" (AUgem. Wiener med. Ztg.,
1864) und „Mcstirpation des Uterus bei gänzlichem Vorfall desselben" (Memora-
biUen, 1868). — Wie ersichtlich, war L. auf dem literarischen Gebiete in mannich-
faltiger Weise thätig, jedoch mit seinen Entdeckungen nicht besonders glücklich,
indem dieselben bald durch andere Arbeiten und Entdeckungen (in der Ophthalmo-
logie, bei den hypodermatischen Injectionen) überholt wurden.
£. Gurlt in Allgem. Deutsch. Biogr. XVII, pag. 668. Ourlt.
*Langenbeck, Bernhard Rudolph Konrad von L., der berühmteste
lebende deutsche Chirurg, ist am 9. November 1810 zu Homeburg, als Neffe
von Konrad Johann Martin L., geboren, studirte in Göttingen, wurde daselbst
1835 Doctor mit der Diss. ^De retinae structura penitiore"* (4.), -machte eine
wissenschaftliche Reise nach Frankreich und England, habilitirte sich in Göttingen
als Privatdocent , schrieb: „De retina observationes anatomico-pathologicae"
(Göttingen 1836, 4., c. 4 tabb.) und weiterhin: „lieber Entstehung des Venen-
krebses und die Möglichkeit, Carcinome von Menschen auf Thiere zu über-
tragen" (Schmidt's Jahrbb., Bd. XXV, 1840). Nachdem er in Göttingen zum
Prof. e. 0. ernannt worden , verfaöste er folgende Aufsätze : „ Ceber habituelle
Fingerkrämpfe und die Anwendung der Muskel- und Sehnendurchschneidung
gegen dieselben" (Med. Correspondenzbl. bayerischer Aerzte, 1840), femer in den
Hannov. Annalen (1841) : „ Veber das Stottern und die Anwendung der Myo-
tomie gegen Sprachfehler krampfhafter Art" — ;, üeber die unmittelbare
Heilung der Wunden durch Abschluss derselben von der atmosphärischen
Zfuft u. s. w." — „Confervenbildung in dem Nasenausßuss eines rotzkranken
Pferdes" (Froeikp's Notizen, 1841). 1842 wurde er nach Kiel als Prof. ord. der
Chirurgie und Director des Friedrichs-Hospitals berufen. Er leitete 1848 in dem
Kriege der Herzogthümer gegen Dänemark als General-Stabsarzt der Armee den
chirurgischen Dienst in den Lazarethen, wurde aber noch in demselben Jahre nach
Berlin, auf den durch Dieffenbach's Tod (1847) erledigten Lehrstuhl berufen und
zum Director des klinischen Instituts für Chirurgie und Augenheilkunde ernannt.
Behufs Antritts der Professur schrieb er die akademische Abhandlung: y^CommenteUio
de contractura et ancylosi genu nova m£t.hodo violantae extensionis ope sanandis"
(Berlin 1850, 4.) und machte in John Hunter's Abhandlung Über Blut-Entzündiing
und Schusswunden (deutsche üebers. von Fr. Bbaniss, Berlin 1850) Bemerkungen
zu den letzteren. Abgesehen von zahlreichen Veröffentlichungen aus seiner Klinik
durch Assistenten und Schüler in der „Deutschen Klinik^ seit deren Begründung
(1849) finden sich von ihm selbst darin u. A. folgende Aufsätze : „Die subcutane
Osteotomie" (1854) — „Chiloplastik durch Ablösung und Verziehung des
Lippnsaumes" (1855) — „Das permanente warme Wasserbad zur Behandlung
grösserer Wunden, insbesondere der Amputationsstümpfe" (1855) — „Ueber
die Exstirpation der interstitiellen üterusfibroide" (1859) — „Die osteoplastische
Resection des Oberkiefers" (1861); femer in der Med. Central-Zeitung : „Die
Geschwülste der Fossa spheno-maxiUaris und die Exstirpation derselben mittelst
j
LANGENBECK. — LANGERMANN. 605
Resectüm.des Jochbogens" (1860) ; in der Berliner klin. Wochenschr. : „Neue Metkode
derRhinoplasttk*' (1864). In dem seit 1860 von ihm herausgegebenen, von Bill-
roth und GuRLT redigirten „Archiv für klinische Chirurgie" sind von ihm folgende
grössere Aufsätze enthalten: „Beiträge zur chirurgischen Pathologie der Venen"
(I, 1860) — „Angeborene Kleinheit des Unterkiefers mit Kiefersperre verbunden,
geheilt durch Besection der Procc. coronoidei" (I) — ;>-Die Uranoplastik
mittelst Ablösung des mucös - periostalen Oaumenüberzuges" (II, 1862) —
„ Weitere Erfahrungen im Gebiete der Uranoplastik u. s. w " (V , 1864).
Bei Gelegenheit des Feldzuges gegen Dänemark (1864) wurde er zum Generalarzt
und consultirenden Chirurgen ernannt und in demselben Jahre in den Adelstand
erhoben. Auch an den folgenden Feldzügen (1866, 70, 71) nahm er in gleicher
Eigenschaft einen hervorragenden Antheil und finden sich von 1864 seine in den
Feldzügen gemachten Erfahrungen mehrfach in seinen Arbeiten niedergelegt; so:
„ Ueber Besectionen im Fussgelenk wegen Schussfracturen" (Berliner klin.
Wochenschr. 1865) — ;, Ueber die Schussfracturen der Oelenke vnd ihre Be-
handlung. Bede u, s. w." (Berlin 1868) — „Ueber Schussverletzungen des
Hüftgelenks^ (Archiv, XVI, 1874) — „Ueber die Endresultate der Gelenk-
resectionen im Kriege" (Ebenda). Wir f (Ihren femer von seinen Arbeiten noch an :
„Ueber JExstirpation des Pharynx" (Ebenda XXIV, 1879) — „Ueber Gummi-
geschwülste (Granulome, Syphilome)*' (Ebenda XXVI, 1881) — „Ueber Zungen-
amputation mittelst des Thermocauters" (Ebenda XX Vit, 1882). Zahlreiche
kleinere Mittheiluugen von ihm finden sich auch in den „Verhandlungen der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie'', welche 1872 durch ihn gegründet und seither von
ihm geleitet worden ist. Nachdem er früher den Charakter als Geh. Med.-Rath
und als Geh. Ober-Med.-Rath erhalten hatte, wurde ihm bei Niederlegung sejner
Professur 1882 der als wirklicher Geh. Rath verliehen. Seit jener Zeit hat er
seinen Wohnsitz in Wiesbaden. ^^^
'''Langenbucll, Karl Johann August L., ist zu Kiel am 20. August
1846 geboren, studirte in seiner Vaterstadt und in Berlin (Esmarch, resp. Wilms)
und wurde 1869 promovirt. Nach dem Feldzuge trat er 1871 als Assistent in
Bethanien zu Berlin ein und dirigirt seit 1 873 das dortige Lazarus-Krankenhaus.
Seine grösstentheils Operationstechnik betreffenden Publicationen finden sich im
Archiv flir klin. Chirurgie, in der Berliner klin. Wochenschr., in der Zeitschrift
für Geburtshilfe und Gynäkologie. Umfangreichere Studien hat er über Nerveu-
dehnung veröffentlicht (Berliner klin. Wochenschr., 1881 und 1882, Volkmaxn's
Samml. klin. Vorträge, Nr. 129). Wem ich.
* Langer, Karl L. , geboren am 15. April 1819 in Wien, daselbst bis
znr Promotion, 1842, ausserdem noch in Prag medicinisch ausgebildet, war
bis 1850 Assistent und Prosector in Wien, dann Professor der Zoologie an der
Universität zu Pest, von 1856 — 1870 Professor für Anatomie an der Josephs-
Akademie, von da ab an der Universität in Wien. Sein Hauptwerk ist sein
„Lehrbuch der systematischen und topographischen Anatomie" ; — daneben
„Sechs Beiträge zur Lehre von den Gelenken" . Ausserdem hat er zahlreiche
Untersuchungen über den Haarwechsel, die Capillareo und den Ciliarmuskel der
Cephalopoden , über das Wachsthum des Skelets, die Beckeneingeweide, die
Lymphgefässe der Amphibien etc. publicirt. Wem ich
Langermann, Johann Gottfried L., zu Berlin, war am 8. August
1768 zu Maxen bei Dresden geboren, studirte von 1789 an in Leipzig die Rechte,
später, von 1794 an, in Jena Medicin und wurde daselbst 1797 mit der Diss. :
„De methodo cognoscendi curandique animi morbos stabilienda" Doctor. Er
trat daselbst in nahe Beziehungen zu Goethe und Schiller und nahm tbätigen
Antheil an der Redaction der Jenaer Literatur-Zeitung. Der Einladung des Ministers
V. Hardenberg folgend, Hess er sich in Bayreuth als Arzt nieder, wurde 1797
606 LANGEEMANN. - LANGGÜTH.
Assessor bei dem fränkischen Medioinal-Collegiam, Hebeammenlehrer, 1802 Medicinal-
rath und 1805 Director der Entbindungs- und Irrenaustalt daselbst. Das grösste
Verdienst aber und einen europäischen Ruf erwarb er sich um die nach einem
grossartigen Plane (1805) bewirkte Umwandlung des in der Verfassung der
damaligein Narren- und Tollhäuser befindlichen Irrenhauses St. Georgen bei
Bayreuth in eine „psychische Heilanstalt für Geisteskranke^^ Die wenigen
Schriften , die er in dieser Epoche seines Lebens herausgab , waren : j^ Ueber die
Lösung der Nachgeburt u, s. w,** (Hof und Bayreuth 1804) — „Ueber das
gelbe Fieber; was Deutschland davon zu besorgen hat" (Hof 1805;
2. Aufl. 1805) — „Ueber den gegenwärtigen Zustand der psychischen Heü-
methoden der Oeisteskrankheiten und über die erste zu Bayreuth errichtete
psychische Heilanstalt" (Med.-chirurg. Zeitung, 1805); auch gab er heraus:
A. F. SCHWEIGGBR, „lieber Kranken- und Armenanstalten zu Paris; mit Zu-
sätzen und Anhang über die französischen Feldhospitäler" (Bayreuth 1809;
2. Aufl. 1813). 1810 wurde er nach Berlin als Staatsrath, zur Antheilnahme au
der obersten Leitung der Medicinalangelegenheitcn berufen, eine Stellung, fta
welche er, vermöge seiner juristischen und medicinischen Kenntnisse und seines
administrativen, in manchen verschiedenen Verhältnissen bewährten Talentes ganz
besonders geeignet war. 1819 wurde er Mitglied des neu errichteten Ober-Censur-
Collegiums und mit der Reorganisation der Berliner Thierarzneischule betraut. Als
Geh. Ober-Medicinalrath und vortragender Rath in der Medicinalabtheilung des
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten starb er am
5. September 1832. — L. hat sich in dreifacher Richtung Verdienste erworben:
zunächst um die Psychiatrie, indem er, den in Frankreich und England bereits
eingeschlagenen neuen Bahnen folgend, durch die Umwandlung von St. Georgen
auch praktisch in Deutschland jene Wissenschaft zu neuem Leben zu erwecken
verstand und später durch seine Wirksamkeit im Ministerium einen maassgebenden
Einfluss auf das preussische Irrenwesen und die Gründung der ersten Heilanstalten
zu Siegburg und Leubus auszuüben vermochte. Dass er bei seiner hohen wissen-
schaftlichen Bildung, seiner humanen Gesinnung und imponirenden PersönUehkeit
auch auf andere Zweige des preussischen Medicinalwesens wohlthätig einwirken
musste, ist selbstverständlich; endlich ist die wissenschaftliche Bedeutung der
Berliner Thierarzneischule und die Organisation des thierärztlichen Dienstes in
Preussen hauptsächlich sein Werk.
I de 1er in Med. Zeitang des Vereins für Heiltr. in Preussen. 1832, pag; 67. —
Neuer Nekrolog der Deutscheu. Jahrg. 10, 1832, II, pag. 654. — Schrader-Hering,
pag 240. — Bandorf iD Allgem. Deutsch. Biogr. XVII, pag. 6S2. — Callisen, XT.
pag. 48; XXIX, pag. 441. G.
Langguth, Georg August L. , geboren in Leipzig am 7. Juni 1711,
studirte in seiner Vaterstadt und in Berlin, promovirte 1738 in Leipzig und
erhielt die Veuia legendi in der Philosophie, las von 1742 — 1746 an Stelle
von Heucher, der durch seine Eigenschaft als königl. Leibarzt in Dresden
zurückgehalten und am Lesen gehindert war, in Wittenberg Anatomie ond
Botanik und wurde nach Heucher's Tode 1746 ordentlicher Professor dieses
Lehrstuhls, auf dem er bis zu seinem 1782 erfolgten Tode verblieb. L. ist
Verfasser einer grossen Anzahl kleinerer unbedeutender Abhandlungen, Disser-
tationen, akademischer Progamme und Gelegenheitsschriften. Das Dict. bist, zählt
deren ca. 70 auf.
Boerner, I, pag. 79, 395, 911; II, pag. 425, 74H; III, pag. 375, 718. — Bai ding er,
pag. 94. — Biogr. m6d. V, pag. 513—516. — Dict. hist. III, pag. 393—396. p j
ChristianAugustLangguth, als Sohn des Vorigen am 26. December
1754 in Wittenberg geboren, studirte und promovirte 1779 in seiner Vaterstadt.
1782 wurde er daselbst Prof. e. o. der Medicin und 1784 Prof. ord. der Natur-
geschichte und starb am 9. Februar 1814. Seine nur unbedeutenden Schriften
LANGGÜTH. - LANGEISH, 607
beziehen sich zum Theil auf aaturwissenschaftliohe , zum Theil auf eigentlich
medicinisehe Gegenstände.
Dict. hißt, in, pag. 396. Pgl.
LanghanSy Daniel L., geboren in Bern 1728, studirte und promovirte
1748 in Göttingen und prakticirte dann als Stadtphysicus zu Bern bis zu seinem
am 21. Juli 1813 erfolgten Tode. Er ist Verfasser einiger seiner Zeit beliebter
populär-medioinischer Lehrbfleber, wie : „ Anweisung^ wie man sich im Noihfalle
selbst von den gefährlichsten und meisten Krankheiten befreyen könne** (4 Thle.,
Berlin 1762 — 64; französ. Paris 1768, 2 vol.) — „Von den Krankheiten des
Hofes und der Weltleute^ (Berlin 1770; französ. Lausanne 1771) u. A. Nicht
unwichtig ist auch seine „Diss, de consensu partium" (G^ttingen 1748), worin
er sich als Anhänger von Hoffmann's mechanisch-dynamischem System zeigt.
Biogr. mM. V, pag. 516. — Dict. bist. III, pag. 396. Pgl.
'"Langhaus, Theodor L., zu Usingen (Nassau) am 28. September 1639
geboren , unter Henle , v. Recklinghausen , H. Müklleb zu Göttingen , Berlin
und Wflrzburg ausgebildet, 1864 promovirt, faabilitirte sich 1868 in Marburg,
wurde alsdann als ordentlicher Professor der pathologischen Anatomie nach Giessen
und 1872 nach Bern berufen, wo er zur Zeit unter Ausführung mannichfacher
bezüglicher Untersuchungen (Virchow's Archiv) in Wirksamkeit ist. ^ernich.
Langli, Willem L. , von welchem ich nichts Anderes mitzutheilen weiss,
als dass er 1614 in Dordrecht geboren war, seit 1634 in Leyden studirte und
in seinem Geburtsorte die medicinisehe Praxis ausgeübt hat , verdient hier erwähnt
zu werden, weil ihm, nach der Mittheilung Schradee's („Observationes et
historicae omnes et singulae e O. Harvaei libello de generatione anim^-
lium excerptae", Amsterdam 1674) die Ehre zukommt, siebzehn Jahre früher
wie Steno und van Hörne, deshalb im Jahre 1650, die „Testes muliebres" der
Säugethiere als Ovaria, d. h. Ovula enthaltende Organe, anerkannt zu haben.
Selbst wenn man annimmt, wie Mürat (Dict. des sciences mödicales, Tom. XXXIX,
pag. 9) angibt, dass Matthieü de Gradibüs, als er 1479 sagt: es sind „duo
ova^ bedeckt mit kleinen drüsenartigen Körperchen, die Ovaria als solche nach-
gewiesen haben soll, meine ich doch die Priorität in diesem für L. zu vindiciren
müssen, obwohl L. seine Entdeckung nicht bekannt machte („cujus rei testes,
Chartas manuscriptas possidet Gl. Dr. Melderus, posthac fortassis in lucem emitten-
das^^). Es ist klar, dass dadurch die Verdienste des Gradibüs nicht leiden, obgleich
man zugestehen muss, dass, wenn Beide wirklich dieselbe Entdeckung gemacht
haben, der Erste (Gradibüs) ihren Werth nicht in genügender Weise zu schätzen
gewusst hat.
A. van der Boon, Nederl. Lancetflll, 3, 1853-1854. C. E. Daniels.
/ Langner , Andreas L., war zu Magdeburg 1548 geboren , wurde
Dr. phil. et med. und prakticirte zu Suhl im Hennebergischen. Er verfasste 'die
folgenden beiden Schriften: „Promptuarium, Wie zur Zeit der Pestilentz ein
jeder Gesunder und Kranker , Jungk oder Alt, Man und Weibsperson, sich
mit allem praeserviren und curiren sol" (Leipzig 1575, 4. ; 2. Aufl. 1576), eine
Schrift voll von Widersinnigkeiten und abenteuerlichen Rathschlägen — ;,^^e-
viarium medicum von allen und jeden Krankheiten und Gebrechen des Menschen,
nebst einem Unterricht von der abscheulichen Seuche der Pestilentz" (Frank-
furt 1575, 4.).
Andreae, pag. 131. G.
Langrisb, Browne L., englischer Physiolog und Wundarzt zu London,
wo er Mitglied der Royal Society war und am 29. November 1759 starb, war
ein tüchtiger Chirurg und ist auch als physiologischer Forscher von Bedeutung.
608 LANGRISH. — LANGTON.
Er beschäftigte sich viel mit Thierexperimenten , machte die ersten chemiseheD
Analysen des Blutes, Analysen des Harns, stellte mit dem EJrschlorbeerwasser die
ersten Versuche an und fand, dass es bei Thieren in kleineren Gaben als auf-
lösendes Mittel wirkt. In theoretischer Beziehung war er ein Anhänger Hoffhanm's
und vertheidigte dessen Vorstellung von den Lebensgeistein , besonders weil sie
mit Nbwton's Theorie vom Aether übereinstimmte. Auch schrieb L. eine recht
verständige Anleitung zur Behandlung der Pocken nach Mead's und Huxham's
Grundsätzen. Die wichtigsten der bezüglichen Schriften sind betitelt: „Physical
eacperiments upon brutes , chiefly mth a view to discover a method of dtssol-
ving the stone^ (London 1746) — „Piain directiona in regard to tke sTnallpox"
(Ebenda 1758; 1759).
Biogr. mfed. V, pag. 5 '6. — Dict. liist. III, pag. 397. Pgl.
Langsdorff, Georg Heinrich von L. , Arzt und Naturforscher, war
am 18. April 1774 zu Wöllstein in Rheinhessen geboren, studirte in Göttingen,
wurde 1797 daselbst Doctor mit der Diss.: „Gammentatio med.-obstet. siHeuB
phantctsmatum sive Tnachinarum ad artis obstetriciae exercitia facientium
vulgo Fantome dictarum brevem hiatoriam^ (4.) und dann Leibarzt bei dem
Prinzen Christian von Waldeck, der als Generalissimus zur portugiesischen
Armee nach Lissabon ging Er trat nach dem Tode Desselben bei den damals in
Portugal stehenden englischen Hilfstruppen ein, schrieb : „Nachrichten aus Lissabon
über das weibliche Geschlecht, die Geburten und Entbindungskunst in Portugal**
(OsiANBEB, Die Denkwürdigkeiten, 1799) und „Observacöes sobre o melhoramento
dos hospitaes en gerat** (Lissabon 1800), machte 1801 den Feldzug gegen
Spanien mit, führte in Lissabon die Kuhpockenunpfung ein, kehrte 1803 nach
Deutschland zurück und begleitete in demselben Jahre als Naturforscher den russischen
Capitän V. Erüsenstebn auf seine Reise um die Erde bis Kamtschatka, und kehrte
durch Sibirien 1808 nach St. Petersburg mit reichen naturwissenschaftlichen
Sammlungen zurück. Er war dann, nachdem er mehrere Reisewerke (1810, 1812)
herausgegeben hatte, von 1812 — 19 russischer Staatsrath und General-Consnl in
Brasilien, leitete 1821 eine deutsche Auswanderer-Golonie , die sich indessen bald
auflöste, dorthin, machte von 1825 an eine Reise durch unbekannte Gegenden
Brasiliens, kehrte 1830 nach Europa zurück und nahm seinen Wohnsitz zu FVei-
bürg im Breisgau. Von seinen meistentheils naturwissenschaftlichen Arbeiten sei
nur angeführt: „Kurze Bemerkungen über die Anwendung und Wirkung der
Caincawurzel" (Rio de Janeiro 1827, 4.). Er starb am 3. Juli 1852.
Cajet. Jaeger, pag. 86. — Oallisen, XI, pag. 52; XXIX, pag. 444. G.
Langsvert , Wenzel Johann Nepomuk L. , zu Prag , war daselbst
am 31. October 1738 geboren, wurde dort 1762 Doctor und verfasste: „Theoria
medica de arteriarum et venarum in corpore humano adfectionibus** (P. I, U,
1763, 64, 4.). Spfiter schrieb er eine auch von den Epidemiographen als werthvoÜ
anerkannte Schrift über den 1771 — 73 in Böhmen, Mähren und den angrenzenden
Ländern herrschenden Hungertyphus: „Historia msdica morbi epidemid sive
febris ptUridae anni 1771 et 1772" (Prag 1775). Er übersetzte auch noch
T. Keate's „Fälle des Wasserbruchs** (Prag und Wien 1794). Ueber seine
sonstigen Lebensschicksale und die Zeit seines Todes ist nichts Näheres bekannt.
Dict. hist. in, pag. 898. — v. Wurzbach, XIV, pag. 124. G.
"^^ Langton, John L., zu London, studirte im St. Bartholom. Hosp. daselbst,
wurde 1861 Member, 1865 Fellow des R. C. S. Engl., ist Surgeon an gedachtem
Hosp. und Docent der descriptiven und chirurgischeu Anatomie bei dessen medi-
cinischer Schule, Surgeon der City of London Truss Soc, Consult. Surg. des City
of London Lying-iu Hosp. Er ist der Herausgeber der „St, Bartholom. Hosp.
Reports**, war der Mitherausgeber der 4. edit. von Holdbn's „Manual of dt»-
sections of the human body** . Er schrieb in den St. Bartholom. Hosp. Rep.
/
LANGTON. — LANZA. 609
(II, XVII, XVIII): „On hydrocele of sao of femoral hernia*^ — „Treatment
acute purulerU catarrh of the tympanum^ — „Nerve stretching^ — „Hemia
ofihe ovary: ancUyeia of 67 ccLeea*^ ; femer in den Clin. Soe. Transact. (1870, 77):
^Cancer of the soft palate^ — „Bare eruption of foTe-arm^ result of infec-
tum fir<m a horse" u. 8. w.
Medical Directory. Bed.
Langwedel, Bernhard L., zu Hamburg, war daselbst am 10. September
1596 geboren, studirte von 1614 an in Oiessen, Strassburg und Padua, wo er
1621 Doctor wurde, kehrte 1623 in die Heimat zurück und wurde 1639 vom
Herzog Julius Heinrich von Sachsen, dem er seine Schrift: „Garolus
Piso enucleatus, seu obaervattonea Gar, Piaonia, certia concltiaionibua phyatco-
ptUhologtcia comprekenaae, rationibua formia iUuatratae^ et in epitomen redactae**
(Hamburg 1639) gewidmet hatte, zum Leibarzt und Rath ernannt. Er schrieb
weiter: „Theaaurua Hippocraticua , aive aphortami Hippocratia^ in claaaea et
certoa tituloa ordine diapoaiti, ac auccinctia rationibua üluatrcUa^ (Ebenda 1639)
und eine „Defenaio Hippocraiia, contra quaama ejua obtrectatorea et calumnia'
tarea^ (Leyden 1647) — „Golloquium Romano- Hippocraticum, inter Marforium
et Paaquinum, patritioa Romanoa" (Ebenda 1648) — „Ghirurgiacher Wund-
bericht , in zvoey Bücher abgetheilet w. a. w,^ (Hamburg 1644). Von seinen
Tielfachen Streitigkeiten mit anderen CoUegen geben namentlich die gegen GEOBa
Fri£DR. Laurrntiüs gerichteten Schmähschriften (1647, 49) Zeugniss. Er starb
am 10. Februar 1656.
Moller, I, pag. 332. O.
*Lanng, Mathias Christian Peder Otto L., dänischer Arzt, geboren
am 27. September 1810 zu Fredericia, studirte von 1829 in Kopenhagen, machte
1846 mit öffentlicher Unterstützung eine Reise nach Frankreich und Algier, um
sich mit dem dortigen Hospital- und Ambulanzwesen bekannt zu machen und
beriehtete darüber in der Ugeskr. f. Laeger (2. R. VHI) : „Gm Ambidancer og
am müitair ' medicinale Forhold i Frankriq og i Danmark, Et Foralag til
en Reform af Danmarka müitaire Medicinalvaeaen, Med I lith. Tav.", In der-
selben Zeitschrift finden sich von ihm (VII, X): „Nogle Bemaerkninger om
Joumaliatikena Ängreb paa Fravaerende" — „Nogle Bemaerkninger om Sund-
hedatjenaten i Feiten" ; ferner in der Bibliothek for Laeger (XXK ; XLIV ;
3. R. n): „Om Anvendelaen og Nytten af apeculum vaginae" — „En Atreaia
ani completa, iagttagen" — „Om Militairhoapitalerne i Algerien*^. Er war
1840 Bataillons-Chirurg geworden, war in den Kriegen von 1848 — 50 Oberarzt,
stand als Militärarzt in verschiedener Garnison, nahm 1878 seinen Abschied, prak-
tieirte in Nyborg und seit 1881 in Kopenhagen.
Erslew, II, pag. 103; Snpplem. II, pag 145. — Smith nnd Bladt, 5. Ausg.,
pag. 115. R,d
Lanza, Vater und Sohn. — Der Erstere, Carlo L., war zu Roccasecca
in Italien geboren, studirte Medicin in Neapel, wurde in Mailand bei Moscati,
als dieser zum Senator des Königreichs Italien und zum Staatsrath ernannt warde,
Privat-Secretär and schrieb: „SulV azione dei remedj nell corpo umano, oaaia
saggio di un nuovo ayatema di medtcina" (Mailand 1804). Er nahm darauf
eine Stelle als Oberarzt bei den französischen Truppen an, mit denen er nach
X>almatien kam. In Spalato, wo er sich niederliess und um das Jahr 1830 starb,
machte er archäologische Studien, sammelte mit dem grössten Eifer Alterthümer
und stiftete daselbst 1818 ein Museum, dessen Director er wurde, und leitete die
v^on ihm angeregten Ausgrabungen von Salona.
Francesco Lanza, der Sohn, war in Spalato geboren, studirte Medicin,
luim als Kreisphysicus nach Fort Opus an der Narenta und einigen anderen Orten,
^v^dmete sich aber, wie sein Vater, vorzugsweise der Alterthumswissenschaft, erhielt
Biof^. Lexikon. III. 39
610 LANZA. — LAPEYRONIE.
später eine Professur in Zara, wurde dort auch Director des National-Museums;
1852 kam er als Professor nach Spalato. Von seinen medicinischen Schriflien
sind anzuführen: „In cyanuretum rubruTn, inquisüiones chemtco-pkarmacolofficae^
(Pavia 1831) — „Relazione nosografico-ataiisttca sulla epidemia colerosa cht
invase la Dalmazia nelV anno 1836^ (Triest 1838) — „Saggio storico-stati-
stico-medico sopra Vantica cittä dt Narona etc.^ (Bologna 1842). Ausserdem
exlstiren von ihm zahlreiche naturwissenschaftliche und archäologische Schriften
und Aufsätze.
V. Wurzbach, XIV, pag. 149 ff. G.
Lanza ^VincenzioL. , zu Neapel , war Professor der mediemisehea
ELlinik am Ospitale della pace, femer Medico dl camera des Königs, Mitglied der
med.-chirurg. Akademie. Er schrieb: „Istituzione clinica secondo li pHncimi
della medicina antica, Browniana e contrastimolante^ (Neapel 1811) — »-Eife-
menti di medicina prattica analitica** (Vol. I, Ebenda 1825) — „Novum
organon medicorum" (in's Engl, übers, von C. Stobmont, London 1826) —
„Sulla natura delV infiaimaazione e della febhre. Lettera pcUoL-clm. a Oiac
Tomassini*' (Neapel 1821) — „Delle nuove ed antiche terme di Torre
Annunziata" (Ebenda 1836) — „Provvedimenti curativi nella colera^ (1. bis
3. edit., 1836).
Callisen, XI, pag. 59; XXIX, pag. 446. G.
Lanzoni, Giuseppe L. , geboren am 29. October 1665 in Ferrara,
studirte und promovirte daselbst 1683 und wurde 1681: Professor an der Univer-
sität seiner Vaterstadt, in welcher Stellung er bis zu seinem am 1. Februar 1730
erfolgten Ableben verblieb. L. war Wiederhersteller und lange Zeit Schriftftlhrer
der Akademie von Ferrara und ist bemerkenswerth durch seine chirurgischen
Beobachtungen über Schuss- und Kopfwunden, Arteriotomie etc., sowie durch
pathologisch-anatomische Arbeiten. Dieselben sind niedergelegt in seinem Haupt-
werk: „Änimadversiones variae ad medicinam, anatomiam et ckirurgiam, maasüne
facientes** (Ferrara 1688). Ferner schrieb er: „De halsamatione cadaverum"
(Ebenda 1693; Genf 1696; Ferrara 1704; Genf 1707), einige kleinere Düaer-
tationen und zahlreiche Beiträge zu den Epbemeriden der k. k. Leopold. Akademie.
Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien Lausanne 1738 in 3 voll.
Biogr. m6d. V, pag. 517. — Dict. bist. III, pag. 398. — de Tipaldo, I, pag. 310- —
Pgl.
Lauzonl, Niccolo L., italienischer Arzt des 18. Jahrhunderts, schrieb:
„In pseudo-galenicos , sive in eos qui phlebotomiam , cathartica et veaicantia
remedia praescribunt actiones tres^ (Neapel 1703) — „Vero methodo di ser-
vier si delVaqua fredda nelle febbri ed in altri mali" (Ebenda 1715) — »Opus
medicum, guadripartitum complectens characterum chymicorum ippiijvetxv, etc.''
(Ebenda 1721, 4.).
Biogr. mM. V, pag. 518. • Pgl.
Lapeyronie, F r a n 9 o i s de L., der berühmte Gründer der Acadömie de
Chirurgie, war am 15. Januar 1678 zu Montpellier geboren, widmete sich zeitig
der Chirurgie, erlangte schon mit 17 Jahren die Maitrise in derselben, begab m^
dann nach Paris und wurde ein Pensionär von Mareschal. Nach Montpellier
zurückgekehrt, ertheilte er mit glänzendem Erfolge Privatunterricht in d«
Anatomie und Chirurgie und wurde zum Chirurgien-major des Hötel-Dien oder
Höp. Saint-Eloy, sowie zum Demonstrator der Anatomie in den Schulen der med.
Facultät ernannt. 1704 wurde er Chirurgien-major bei der C6vennen-Armee und
1714 nach Paris berufen, das er von da an nicht mehr verliess. Er erhielt ver-
schiedene Anstellungen, darunter auch als Chirurgien-major der Charit^, ^w^nrde
1717 zum Nachfolger Mareschal's, des ersten Chirurgen des Königs Louis XV.
bestimmt (trat jedoch erst nach dessen Tode, 1736, in diese Stellung) und 1721
L APEYRONIE. — LABBEE. 611
geadelt. In Verbindung mit Mareschal setzte er es durch, dass für die in starken
Verfall gerathenen Cbirurgenschulen 1724 fünf neue Demonstratoren angestellt
wurden und 1731 gelang es ihm, die später so berühmt gewordene Acadömie
royale de ehirurgie zu gründen; 1743 konnte er dem König den ersten Band
ihrer Denkschriften vorlegen. Auch war er in den erbitterten Kämpfen zwischen
den Pariser Aerzten und Chirurgen eine kräftige Stütze der Letzteren, für welche
er die Gunst des Königs und eine ihre Verhältnisse regelnde Declaration (1743)
zu erlangen verstand. 1731 war er auch zum Mitgliede der Acad. roy. des sciences
ernannt worden. Von seinen Arbeiten sind anzuführen : „ Mim, contenant plusieurs
observaiiona sur les maladies du cerveau etc.^ (Journal de Trevoux, 1709;
M6m. de l'Acad. des sc., 1741; Möm. de la Soe. roy. de Montpellier, 1766) —
„Obs. 8ur une excroüaance de la Tnatrice" (M6m. de TAcad. des sc. de Montpellier,
T. I) — „Obs. sur la demi^e phalange du pauce, arrachSe avec tout le tendan
de 8on muscle ß^chisseur, etc,^ (Ibid.) — „Obs, sur une grande Operation de
Chirurgie^ (Ibid.), es handelt sich dabei um eine Sehädelnecrose mit Abstossung
eines ganzen Scheitelbeines — „Sur les petüs oeufs de poule sans jaune, que
Von appelle vulgairement oeufs de coq" (Ibid.) — „Description anatomique
d^un antmal connu sous le nom de musc^ (M6m. de TAcad. des sc. de Paris,
1731); endlich in den M6m. de TAcad. roy. de Chirurgie (T. I): „Observattons
avec des riflexions sur la eure des hemies avec gangrhie*^ — „M6m, sur
quelques obstacles qui s^opposent h Udjaculatian naturelle de la simence" —
„Obs, sur un dtranglement de Vintestin, causS intSrieurement par Vadhirence
de V4piploon au-dessus de Vanneau" , dazu noch eine Anzahl weiterer, in dem-
selben Bande enthaltener Beobachtungen. Wie er bereits während seines Lebens
wohlthätige Stiftungen gemacht hatte, so wendete er vor seinem am 25. April 1747
erfolgten Tode durch sein Testament sein ganzes immenses Vermögen den von
ihm in's Leben gerufenen Institutionen und den von ihm eingerichteten, der Vervoll-
kommnung der Chirurgie gewidmeten Unterrichtszweigen zu. — Die neueste Zeit
hat ihren Tribut der Dankbarkeit für die ausserordentlichen Dienste, welche L.
der Hebung der Chirurgie und ihrer Stellung nach aussen hin geleistet hat, durch
Errichtung eines ehernen Standbildes in Montpellier (1864), zugleich mit einem
«olchen für Barthez, gezollt.
Biogr. in6d. V, pag. 518. — Biet. hist. lU, pag. 399. Gurlt.
""Laqueur, LudwigL., geboren zu Festenberg in Schlesien am 25. Juli
1839, studirte in Breslau und bildete sich in Berlin unter A. v. Graefe, in Paris
unter Liebreich für Ophthalmologie weiter aus. Promo virt zu Berlin 1860, zu
Paris 1869 , wirkte er seit 1872 als Extraordinarius für Augenheilkunde und
Director der üniversitäts- Augenklinik in Strassburg, wo er 1877 auch zum Ordinarius
ernannt wurde. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: „Etudes sur les
affections sympathiques de Voeil^ (Paris 1869) — „Etudes climques sur le
glaucome etc," — „Sur les changements brusques de la refraction etc,^
(beide in Ann. d'oculistiques , 1869) — „Ueber Atropin und Physostigmin^
(Graefe*s Archiv, XXIII) — „Das Prodromalstadium des Olaucoms^ (Ibid. XXVI).
Wernich,
Larber, Vater und Sohn, zu Bassano im Venetianischen. — Der Erstere,
Giovanni L., zu BaBsano, war 1703 in der Nähe dieser Stadt zu Crespano als
Sohn eines Arztes geboren , studirte in Padua, wo er 1720 Doetor wurde, ging
dann nach Rom, that im Osped. S. Spirito Dienst, wurde nach 3 Jahren Mitglied
der med. Facultät in Rom und war von 1726 an 8 Jahre lang Stadtarzt in
Frascati. Ueber eine daselbst beobachtete Epidemie schrieb er: „De epidemia
Tusculana anno 1720 — 1727^ ; ferner einige andere kleine Schriften. Durch
den 1737 erfolgten Tod seines Vaters wurde er in die Heimath zurückgerufen und
in Bassano zum Protomedicus gewählt, welche Stelle er über 24 Jahre, bis zu
seinem am 14. Mai 1761 erfolgten Tode innehatte. Er gab hier, ausser mehreren
39*
612 LARBER. — LABISON.
natorwissengohaftlichen Schriften, eine yermehrte Bearbeitung von 6iov. Poffino's
„An(Uomia chirurgica^ etc,*^ (3 voll. , Venedig 1758) heraoB und übersetzte La
Fate's „Principii di chirurgia^ (Ibid. 1755, 4 Auflagen) und „La chirurgia
completa secondo il siatema de' moderni" (2 voll., 1758, 5 Auflagen). Wie als
Arzt, war er auch als Archäologe bedeutend.
Antonio NicoloAlvaroLarb er, der Sohn, war am 12. März 1739
zu Bassano geboren, studirte in Padua, wurde daselbst 1758 Dr. phil. et med.,
erfreute sich des Wohlwollens Mobgagki's, rettete dessen bereits von ihm zum Fener-
tode bestimmtes berühmtes Werk : „De sedibus et oausis morborum eto.^ vor der
Vernichtung und gab 1763 diese Arbeit seines grossen Lehrers selbst heraus. Der
Tod seines Vaters rief ihn nach Bassano, wo er sofort, erst 22 Jahre alt, zu
dessen Nachfolger als Protomedicus ernannt wurde. Er rechtfertigte die in ihn
gesetzten Erwartungen vollkommen durch seine ärztliche, sehr gesuchte Thätigkeit
und duroh seine wissenschaftlichen Arbeiten, die tbeils in ärztlichen Outaehten
und casuistischen Mittheilungen in Fachzeitschriften, theils in der Herausgabe der
sämmtlichen Werke Moegagni's, denen er eine ausfOhrliche Vorrede voranschickte,
theils in Uebersetzungen bestanden, darunter G. Grant's „Rfcercke sopra le
febbri etc."^ (3 voll., Bassano 1784) und Fbanc. Gil's Abhandlung über die
Euhpocken (Ebenda 1789). Er starb am 15. Februar 1813.
de Tipaldo, V, pag. 132—38; 140—46. — v. Wurzbach, XIV, pag. 154, 156.
G.
Larcher, Joseph-Fran9oisL., vergleichender Anatom in Paris, geboren
zu Brüssel am 2. November 1802, studirte in Paris und wurde 1824 Interne,
nachdem er schon 1823 in der Acad6mie de mödecine ein Memoire verlesen
hatte, worin er zuerst nachwies, dass das Periost nicht immer bei einer Knoehen-
fractur mit eingerissen sei. 1827 erhielt er von der genannten Körperschaft für
die bereits 1825 überreichte Arbeit: „Histotre des tubercules sous le rappori
de leur origine et de leur atmcture dans les diffirents organes et appareils^
eine ehrenvolle Erwähnung. 1832 vertheidigte er vor der Facultät seine These:
„Sur le dSveloppement des tubercules dans les centres rierveux*' und siedelte
nach dem Stadttheil Passy von Paris über, wo er während der damaligen Cholera-
epidemie in aufopfernder Weise thätig war und bis zu seinem am 24. März 1884
erfolgten Tode wohnen blieb. Er ist Verfasser einer Reihe von bedeutenden
Arbeiten auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie, praktischen Medicin und
Teratologie. Ein Theil derselben erschien zuerst im Journal de Tanatomie et
Physiologie. Wir citiren : „L'ki/pertrophie tiormale du coeur pendant la grossesse*^
(1859 preisgekrönt von der Pariser Acad. des sc.) — „^tude sur Vhypertrophie
normale et temporatre du coeur , lt4e ä la gestation** (1868) — „Etüden sur
la Physiologie et Vost4og4nie de Vappareil stemal dans Vesphce kumaine^ —
„Contributions ä Vhistoire de Vatrophie sSnile du Systeme osseux" (Paris 1868) —
„Etüde sur le pigmentum de la peau dans les races humaines et en particulier
dans la race n^gre^ — „BhinocSphalie et les os intermaxülaires dans l'espkee
hwmaine^ — „Ph^nomhtes cadavSriques dtudiis au point de vue de la
Physiologie et de la mddecine Ugale^ — „Uimbibition cadav4rique du glohe
de Voeil et la rigiditi musculaire comme signea de la mort rielle*^ (letztere
2 Abhandlungen preisgekrönt von der Acad. des sc, resp. de mMecine). Ein Theil
der Arbeiten L.'s erschien gesammelt u. d. T. : „Müdes physiologiques et midicales
sur quelques lois de Vorganisme avec applications ä la medecine ISgcde**.
Gaz. des hop. 1884. Nr. 39, pag. 310. Pgl.
Largelata, s. Argellata, Pietro d', Bd. I, pag. 187.
*Larison, Cornelius Wilson L., geboren zu Sandy Ridge, N.J., am
10. Januar 1837, studirte Medicin uifd Naturwissenschaften am Pa. Coli, of Med.,
ferner in Flemington, N.J. und an der Universität zu Lewisburg, Pa. 1863 am
Med. Coli, of Geneva, N. Y. , zum Dr. med. graduirt, liess er sich in Rin^oes
LABISOK. — LARBET. 613
Hantordon co., N. J., nieder, wnrde 1874 Professor der NaturwisBenscliaften an
der üniyersitflt zn Lewisbnrg, gab aber 1876 diese Stellung anf nnd kehrte nach
Kingoee znrflck, wo er Professor der Zoologie an der üniversitftt wurde und eine
Akademie der Wissensohaften und Kttuste gründete. L. schrieb bisher u. A.:
„Nürofis miboxide in pulmonic affection*' (1873) und „The use of alcohol in
membranous croup^ (1871).
Atkinson, pag. 106. Pgl.
■
Larrey, Alexis L., Oheim und Lehrer des berflhmten Jean Dominique L.,
geboren 1750 zu Beaud6an bei Bagoöres de Bigorre, studirte am allgemeinen
Krankenhause in Toulouse unter Bonnbt, wurde dann dessen Nachfolger und
Schwiegersohn, flbemahm später die Direction der neugebildeten £cole secondaire
de mMecine in Toulouse und starb hier 1827. L. war ein tüchtiger Chirurg,
aber mehr als Praktiker von Bedeutung. Seine schriftstellerischen Leistungen
beschränken sich auf einige casuistische Beiträge zu den Verhandlungen der Acad.
roy. de chir.
Biogr. m^. V, pag. 523. — Dechambre, 2. Serie, I, pag. 464. Pgi.
Larrey, Claude-Fran9ois-Hilaire L. , als Landsmann und Neffe
des Vorigen 1774 geboren, studirte unter seinem Oheim Chirurgie in Toulouse
und machte bereits 1793 als Chirurgien-major in einem neu gebildeten Linien-
Regiment die Feldztige mit. Später zum Chirurgien en chef am Militär- und Civil-
hospital in Nhnes ernannt, promovirte er 1803 in Montpellier mit der „Dias, sur
Vapplication du trSpan h la suite de quelques Usions du crdne etc.^^j wurde
Mitglied der Jury m6dical und des Institut du d6partement du Gard, hielt Vor-
lesungen über Anatomie und chirurgische Klinik an dem von ihm dirigirten
Hospital und erlangte als Operateur, besonders auch durch einen mit Erfolg aus-
geführten Kaiserschnitt, grossen Ruf. Er starb im October 1819. Ausser der
genannten Dissertation citiren wir von seinen unbedeutenden Schriften : y,RSflexions
particulih'es sur Vart des accouchemens^ (Nimes 1799) — „Discours sur la
prd&minence et la certitude de la midedne opSratoire" (Ebenda 1802).
Biogr. iii6d. V, pag. 523. — Dechambre, 2. Sferie, I, pag. 467. Pgl.
Larrey, Dominique-Jean Baron L. , der berühmteste Feldarzt der
Neuzeit, war, als Neffe von Alexis L., ebenfalls zu Beaudöan am 8. Juli 1766
geboren, machte seine ersten med. Studien unter der Obhut seines Oheims zu
Toulouse, später in Paris, wurde 1787 zum Chirurgen bei der königl. Marine
ernannt, nahm an einer Kreuzungstour in den nordamerikanischen Gewässern
Theil, setzte in Paris seine Studien fort und wurde 1792 als Chirurgien aide-major
der Khein-Armee zugetheilt. Hier lernte er die grossen Mängel des damaligen
Verwundeten-Transportsystems kennen und brachte die Einrichtung der „Ambulances
Yolantes" in Vorschlag, die, 1793 eingeführt, sich von da an stets bei der Avant-
garde der Armee befanden. 1796 wurde er Professor bei der im Val-de-Gräce
errichteten militärärztlichen Schule, bald darauf aber behufs Einrichtung der
leichten Feldlazarethe zur italienischen Armee berufen und 1798, zusammen mit
Dbsgenettes, als Officier de sant6 en chef der ägyptischen Expedition zugetheilt.
Hier, wie bei der Aufhebung der Belagerung von Saint-Jean-d'Acre, leistete er die
nnschätzbarsten Dienste und über seine daselbst gemachten Erfahrungen erschienen :
„Mdm. sur V Ophthalmie regnante en Egypte" (Cairo An IX, 1801) — „Relation
historique et chirurgicale de l'expMition de VarmSe d^Orient en Egypte et en
Syrie" (Paris An XI, 1801), vermehrt in „Description de V Egypte" (Ebenda
T, I, 1809). Nach Paris 1802 zurückgekehrt, wurde er zum Chef-Chirurgen des
Hospitals der Consular-Garde ernannt, erlangte 1803 auch die Doctorwürde mit
der bereits 1797 geschriebenen „Dissert, sur les amputations des memhres a la
suite des coups de feu, StaySe de pliisieurs observations" (Nouv. 6dit., 1808),
wurde 1805 Inspecteur-g6n6ral du service de sant^ des armees und machte als
614 LABEEY.
solcher alle Feldzüge in Deatschland , Oesterreieh, Spanien und 1812 aueh in
Buflsland mit und wurde bei Belle- Alliance verwundet und gefangen. Nach dem Sturze
des Kaiserreiches wurde er zum Chef- Chirurgen der königl. Garde und zum Ehren-
Mitgliede des Conseil de santö des arm6es ernannt, wurde Mitglied der Acad. de
m6d. und 1829 auch des Institut. Trotz der angestrengtesten Thätigkeit in
den furchtbarsten Feldzügen war L. unausgesetzt bemüht, neue Beobaehtungen
zu sammeln und zu verzeichnen und theils in Zeit- und Gesellschaftsschriften, theils
in besonderen Werken zu veröffentlichen. Zu den ersteren gehören Aufsätze über
Anwendung der Moxa, über Bisse wuthkranker Thiere, über Hodenatrophie, Ele-
phantiasis scroti und Augenentzündungen in Aegypten, über den Weichselzopf,
merkwürdige Verwundungen verschiedenster Art, traumatische Aneurysmen, Tetanus,
Exarticulation im Hüftgelenk u. s. w. Die besonderen Schriften, in welchen sieh
die eben angeführten Beobachtungen grösstentheils wiederfinden, sind folgende:
„MSmoires de mSdecine müitaire et campagnes" (4 voll., Paris 1812 — 17 ; deutsche
üebers., 2Bde. , Leipzig 1813, 19) — „Recueil de mdmoires de Chirurgie*^
(Paris 1821; engl. Uebers. von John Revebe, Boston 1823; deutsche üebers.
von H. ROBBI, Leipzig 1824) — „Gonsid^rcUiona sur la fihvre jaune^ (Paris
1822) — „Mim. sur une nouvelle manüre de redutre ou de traiter les frac-
tures des membres compliqv^es de plaies^ (Ebenda 1825) — „Glinique chirur-
gicale exercie particulürement dans les camps et les höpttaux müüaires depuis
1792 jusqu'en 1829" (5 voll., 1829—36, av. atlas; 2 deutsche üebersetzungen
von F. Amelung, 2Bde. , Leipzig und Darmstadt 1831 und von Alb. Sachs,
3 Thle., Berlin 1830, 31). Noch ein Jahr vor seinem auf einer Inspectionsreise
nach Algier, die er trotz seines hohen Alters noch unternommen hatte, am
1. August 1842 zu Lyon erfolgten Tode erschien eine „Relation midicale des
campagnes et voyages de 1816 ä 1840, sutvie de notices sur les fractures des
membres pelviens, sur la constitutum physigue des Arabes etc," (Paris 1841,
av. pl.). Sein Andenken für die Nachwelt wurde durch die Errichtung von zwei
Standbildern, eines auf dem Hofe des Val-de-6räce zu Paris (1850) und eines zu
Tarbes (1864) geehrt. Der Kaiser Napoleon I. setzte ihm in seinem Testamente,
bei Verleihung eines Legates von 100.000 Frcs., ein Denkmal, indem er ihn als
„L'homme le plus vertueux que j'ai rencontrö: il a laissö dans mon esprit rid6e
du veritable homme de bien" bezeichuete. — L. ist der Schöpfer der neueren Eri^s-
chirargie, indem er sich nicht nur um die möglichst schnelle Besorgung der Ver-
wundeten auf dem Schlachtfelde durch Errichtung der fliegenden Feldlazarethe und
die Leitung des Sanitätsdienstes bei jenen verdient gemacht hat, sondern auch
richtigere Grundsätze für die Behandlung der Schussverletzungen, namentlich in
den Fällen, wo ein operatives Verfahren erforderlich ist, durch allgemeine Anwen-
dung der primären Gliedabsetzung aufgestellt, die Technik derselben verbessert
und auch bereits von den conservativen Operationen (Gelenkresectionen) Gebrauch
gemacht hat. Ausserdem aber hat er bei vielen anderen Theilen der Chirurgie
und Medicin mancherlei neue pathologische und therapeutische Anschauungen zur
Geltung gebracht und auch damit sich weitere Verdienste erworben.
Biogr. mM. V, pag. 524. — Dechambre, 2. S6rie, I, pag. 464. — Callisen,
XI, pag. 72; XXIX, pag. 452. Gnrlt.
*Felix-Hippolyte Baron Larrey, ist am 18. September 1808 zu
Paris als Sohn des Vorigen geboren, war von 1828 an Eleve des Val-de-Gr&ce, wurde
1829 zum Chirurgien sous-aide im Militär-Hospital zu Strassburg ernannt, 1829
dem Hosp. der königl. Garde im Gros-Caillou beigegeben, fungirte 1830 als einer
der Assistenten des Chef-Chirurgen bei den Verwundeten der Armee und der Be-
völkerung und schrieb darüber : „Relation chirur gicale des SvSnements de.JutUet
1830, ä Vhop, milit. du Gros-Caillou'' (Paris 1831). 1832 wurde er bei der
Pariser med. Facultät Doctor, fungirte als Aide-major während der Belagernng
der Citadelle von Antwerpen und verfasste darüber eine „Histoire chirur g. du
siige de la citadelle d'Anvers'' (lS3S)j wurde 1835 mit der These: „Traitement
LARREY. — LARSEN. 615
des fracturea du col du fimur^ Prof. agr6g6 bei der med. Facultät , hielt in
der £cole pratiqne VorlesuDgen Aber Militär-Cbirargie, war später 3 Jahre lang
mit der Abhaltung der chirurgischen Klinik im Hospital der Facultät beauftragt
und erhielt 1841 im Yal-de-Gräce den Lehrstuhl der Chirurgie. Er war nacheinander
zum Chirnrgien-major, Ch. principal, Ch. en chef ernannt worden und fungirte von
1845 — 50 im Höp. du Gros-Gaillou und 1852 im Yal-de-Gräce. In der Zwischen-
zeit begleitete er wiederholt seinen Vater auf dessen Inspections- und anderen
Reisen, namentlich auch nach Algier. 1852 wurde er zum Chirurgien Consultant
des kaiserlichen Hauses und der Ehren-Legion und zum Chirurgien ordinaire des
Kaisers ernannt, 1858 im Lager zu Chälons mit der Leitung des Sanitätsdienstes
bei der kaiserlichen Garde betraut, zum Range eines Inspecteur und zum
Mitgliede des Conseil de sant^ des arm^es ernannt. Er gab in dieser Zeit einen
„Rapport suT le camp de Chälons^ (1858) heraus. Während des italienischen
Krieges 1859 war er Chefarzt der Armee und befand sich fast fortwährend in
der Umgebung des Kaisers. Seit 1850 ist er Mitglied der Acad. de m6d., deren
Präsident er 1863 war; 1867 wurde er zum Associ6 libre des Institut ernannt;
seit 1860 ist er auch Mitglied des Conseil g6n6ral der Hautes-Pyr6n6es ; zur
Zeit ist er M6deein en chef, Inspecteur und Präsident des Conseil de sant6 des
arm6es. Ausser den genannten Schriften hat er eine grosse Menge von Auf-
sätzen ans allen Theilen der Chirurgie verfasst und an die gelehrten Körper-
schaften, denen er angehört, eine beträchtliche Zahl von Berichten erstattet.
Glaeser, pag. 403. — Bitard, pag. 774, 1178. — Vapereau, II, pag. 1087. —
NoBv. biogr. g6ii. XXIX, pag. 694. Red.
Larroque, Joseph Brice deL. , geboren 1783 in Salies (Basses-
Pyrön^es), studirte und promovirte 1810 in Paris mit der Schrift: „Sur les hSmor-
rhoidea^, war anfangs an dem Dispensaire der Soci^tö philanthropique und
seit 1831 am HOp. Necker angestellt. Letztere Stellung bekleidete er 15 Jahre
lang. Er starb zu Paris am 15. Februar 1858. L. war ein guter Beobachter
und ist besonders bemerkenswerth durch seine Schriften: „M4m, sur la fi^e
typhoide et sur les diverses forTnes, etc,^ (von der Soc. de möd. in Toulouse
preisgekrönt) und besonders: „Tratte de la fövre typhoide** (2 voll., Paris 1847),
worin er die Anwendung der Evacuantia beim Typhus empfiehlt. Ausserdem ver-
öffentlichte er noch einige kleinere Joumalaufsätze über Fälle von fi^vre infiam-
matoire, fi^vre intermittente ataxique etc.
Dechambre, 2. Serie, I, pag. 467. Pgl.
^Larseu, Sören Eskildsen L., ist am 16. Februar 1802 zu Kjerte-
minde (Fünen) geboren, studirte in Kopenhagen, zeigte frtth hervorragende Begabung
für die Chirurgie und fungirte mehrere Jahre als Docent und Reserve-Chirurg an
der Chirurg. Akademie. Als Ober-Chirurg an der grossen Chirurg. Abtheilung des
„Almindelig Hospital" in Kopenhagen wirkte er 20 Jahre, von 1843 — 63, und
erwarb sich in dieser Stellung einen grossen Namen als Operateur; ein Haupt-
interesse widmete er den plastischen Operationen, die er mit glänzendem Erfolge
aasfnhrte. Unter den ausländischen grossen Chirurgen ist Dieffenbach zunächst
sein Vorbild gewesen. Er war Mitherausgeber der klinischen Zeitschrift „Hospitals-
Meddelelser" von 1848 — 53 und hat in diesem Journal in zahlreichen Aufsätzen,
casuistischen Mittheilungen und Spitalsberichten seine umfassenden chirurgischen
Erfahrungen und maassgebenden Gesichtspunkte niedergelegt. Gelegentlich der
Jabiläumsfeier der Universität in Lund 1868 erhielt der hochverdiente Chirurg
die Ehrendoctorwürde.
Erslew, H, pag. 111; Supplem. II, pag. 157. — Smith u. Bladt, 5. Ausg.,
pag. 117. Petersen.
*Larseil, KarlFredrikL., zu Christiania, ist daselbst am 19. September
1830 geboren, studirte dort, war Assistenz^, Reserve-, Oberarzt im Eeichshospital
(1870 — 80), auch Militär- und Schiffsarzt, machte Studienreisen in's Ausland, über
616 LABSEN. -- LAS^GÜE.
die er im Norsk Mag. f. Laegev. (2. R., XXIII) einen Berieht erstattete; in dem-
selben Journal (XYIII, XX, XXI, XiQV, 3. R. III) erschienen von ihm verschiedene
Aufsätze, wie: „Om FedtdegenertUton af JSjertet** — „Om Udbredningen af
Svtndsot % Norge*^ — „Tilfaelde af Äphast^ — „Ondartet Endokardü^,
femer ein Bericht Aber die von ihm geleitete med. Abtheilung für 1864 — 66;
im Nord med. Ark. (II): „FremstilUng af Sygdomsforholdene i Chri^iania
Decenntet 1860 — 69** (med 4 Tavler). Auch hatte er die von der Gesellschaft
für Volksaufklärung herausgegebene, vom Könige mit einem Preise gekrönte Schrift
Dr. N. J. Beblim's „Naturlaere for Almuen'' (1853) in norwegischer Sprache
bearbeitet. Von seinen späteren Arbeiten führen wir noch an: „Om ForelcomA
af Tyfoidfeber i Norge indtil 1876^ — „Statistiske Undersoegelser ved-
Icommende Udbredmnger t Norge af Pneumoni, Ledrheumatüme og katarrhalske
Sygdamme^ — „Om hygiaenisk Behandling af Lungtttberkulose^ — „Akut
JRheumatisrne (Kliniak Jagttageher fra Rtgshosp. med. Afd. B. 1870 — 80)" —
„Exantematiak Tyfus [ei% klinisk Studie fra Epidemien i Chriatiania 1865)*' —
„Om ResuUateme af Statistiken for Chriatiania vedk, Lungetuberkidoae** (Nord,
med. Arkiv, 1870) — „Frematilling af Sygdoma Forholdene i Chriatiania
Decenniet 1860—69** (Tidskr. f. prakt. Med., 1885) — „Febrile Sygdomme
under og eßer Puerperiet** u. s. w.
Kiaer, pag. 260, 497. Kiaer.
* Lartlgue, Jean-Baptiste-Albert L., französischer Marinearzt , aus
Toulon (Var) gebürtig, wurde mit der These: „ConsidSrationa aur la dSsarti-
culation du genou** in Montpellier 1872 Doctor, nachdem er in den Arch. de
m^d. nav. (1870 — 71) u. A. folgende Aufsätze verfasst hatte : „Arrachement de
l'avarU'braa, Plaiea du thorax et de la jambe, produitea par dea moraurea de
calman^ — „Note aur la fihyre bilieuae hSmaturique, diagnoatic diffdrenüd
avec la fi^vre jaune** — „ Öontrtbutiona h la gdographie mSdicale, La lagune
de Fernand- Vax et de delta de VOgo-Wi*^ — „Relation midicale du ooup
de vent eaauyS par la fr4gate la Provence lea 11 et 12 janvier 1871**.
Berg er et Hey, pag. 143. Red.
* Lasarewitsch (Lazaeewitsch), J. L. , wurde am 17. März 1829 in
Mogilew am Dnjepr geboren, studirte Medicin in ELiew von 1848 — 1853 und
wurde mit dem Grade eines Arztes entlassen; den Grad eines Dr. med. erwarb
er erst 1857. Er war nacheinander von 1853 ab Assistent der geburtshilflichen
Klinik in Kiew, 1854 Lehrer der Botanik und Arzt am Cadetten-Corps , 1856
bis 1860 Gehilfe des Directors der Klinik. Nachdem er sich 1857 als Privat-
docent habilitirt hatte, wurde er bereits 1859 zum Docenten für Geburtshilfe
ernannt und 1862 als ausserordentlicher Professor der Geburtshilfe, der Fraueo-
und Kinderkrankheiten nach Charkow übersetzt, woselbst er seit jener Zeit als
Ordinarius und Director der Frauenklinik ausserordentlich thätig ist. £r hat sidi
um die Universität in Charkow durch Erweiterung der Räume der Klinik,
durch Einrichtung eines Hebeammen-Instituts, sowie durch Heranbildung einer
Reihe von Schülern sehr verdient gemacht. Seine äusserst zahlreichen Arbeiten
sind in deutschen, russischen, französischen und englischen Zeitschriften niedar-
gelegt. Es seien genannt: „Diaa. de pelvia feminae metiendae raiionibus**
(Kiew 1857) — „Einige Bemerkungen über die Uterininjectionen** (Allgem.
Wiener med. Ztg., 1861) — „Ueber daa Einfähren dea Mutterapiegela** (Ebenda
1867) — „Pelmmeter zur inneren und äuaaeren Beckenmeaaung mit Bestimmung
der Beckennfigung** (Monatsschr. für Geburtskunde, 1868) u. s. w.
Biogr. Lexikon der Professoren der Wladimir-Universität. Kiew 1884, pag. 351 — 356;
daselbst anch ein Verzeichniss aller Schriften. L^ Stieda.
Lasegue, Emest-OharlesL. , zu Paris , war daselbst am 5. September
1816 geboren, studirte hier, promovirte 1847 mit meiner These: „De Stahl
et aa doctrine mddicale**, unternahm 1848 im Auftrage der französischen ß^e-
LASEGÜE. — LASKOWSKI. 617
ruDg eine Reise nach Rassland zur Erforschung der Cholera und veröffentlichte
darüber: „De la marche du choUra dans la Buasie mMdionale** (Arohivee
gönörales de mM., 1848), wurde 1853 Director der letztgenannten Zeitschrift fttr
den medicinischen Theil, sowie in demselben Jahre mit der These: „8ur la paror
lyste gdnirale et progressive** Prof. agr.^6, hielt 1862, 1865 und 1866 Vor-
lesungen über Oehim- und Nervenkrankheiten und wurde 1869 zum Professor
der med. Klinik am Höp. Necker ernannt, in welcher Stellung er bis zu seinem
am 20. März 1883 erfolgten Tode verblieb. L. war ein ausserordentlich beliebter
Lehrer und fruchtbarer med. Schriftsteller. Seine Arbeiten, deren Zahl nach einer
in den Archives gönörales gegebenen Uebersicht etwa 115 beträgt, darunter
18 zusammen mit Troüsseaü veröffentlichte, bewegen sich auf den verschiedensten
Gebieten der Medicin. In erster Linie sind zu nennen, die historischen, resp.
epidemiologischen, wie seine Inaugural - These , die Abhandlungen: „Müdes
htstortques sur ValiSnation, mentale** (Annales med.-psych. 1844 , 45), über den
Typhus in Schlesien (Archives g^nörales, 1856), Materialien zur Greschichte des
epidemischen convulsiven Ergotismus (Ibid. 1857), Richard Bbight, sein Leben
und seine Werke (Ibid. 1859), der Yitalismus in Amerika (Ibid. 1860), Bio-
graphien von R. 6&AV£S, S. Brbtonneau, Follin, Louis, Morel, Trousseau etc.,
Ilber die Halle'sche Schule; dann seine Arbeiten auf dem Gebiet der Psychiatrie
und Nervenkrankheiten, „Du traitement moral** (Anuales m6d.-p8ychol., 1846 — 47),
über einige Irrenanstalten in Westrussland , über pathologische Anatomie des
Cretinismus (Archives g6n6rale8, 1851), über Verfolgungswahnsinn (Ibid. 1852),
über eine Form der partiellen Atrophie, Romberg's l>ophoneurose (Ibid. 1852),
über Himzufälle im Verlauf der BRiGHT'schen Krankheit (Ibid. 1852), über die
gesetzliche Voran twortungsföhigkeit der Geisteskranken (Ibid. 1864), über hysterische
Anästhesie und Ataxie (Ibid. 1854), über hysterischen Husten (Ibid. 1854), über
partielle und vorübergehende Katalepsie (Ibid. 1855) etc. etc. ; femer die eigent-
lich therapeutischen und pharmakologischen Aufsätze : lieber therapeutische Wirkung
des Broms und seiner Coroposita, über hypodermatische Medication, über med.
Gymnastik, Hydrotherapie im Allgemeinen, über warme Bäder, Behandlung des
Diabetes , über den „Rhumatisme noueux^^ (Arthritis nodosa) und seine Behand-
lung mit Jod, über Rationalismus in der Therapie; endlich die pathologisch-ana-
tomischen, allgemein pathologischen und eigentlich klinischen Arbeiten , wie: „Des
coliques h^orrkoidales" (Journ. de m6d., 1845) — „De Vemploi du sal marin
dans quelques affections gastro-intestinales** (Ibid. 1846), über Schädelerweichung
bei Kindern (Archives göu^r. , 1850), über Natur und Behandlung der acuten
Alkohol-Intoxication (Ibid. 1850), über chronischen Alkoholismus (Ibid. 1853),
Untersuchungen über BRiGHT'sche Krankheit (Ebenda 1853), neue Untersuchungen
über Taenia (Ibid. 1855), über die Krankheiten der Nebennieren^^ (Ibid. 1856),
Nosologische Studie über Typhus und typhoides Fieber (Ibid. 1857), über Throm-
bose imd Embolie (Ibid. 1857), über das Contagion der secundären Syphilis (Ibid.
1858), über die Zellen theorie in ihren Beziehungen zur allgemeinen Pathologie
(Ibid. 1859), über Trichinenkrankheit (Ibid. 1864) etc. etc. Die meisten, etwa
80 der von L. geschriebenen Aufsätze, sind zuerst in den von ihm dirigirten
Archives g^ner. de m6d. erschienen, die übrigen zerstreut in verschiedenen, schon
oben citirten Zeitschriften.
Hanoi in Archives gener. CLII, 1883, II, pag. 5 — Bronchin in Gaz. deshopitaux.
1883. pag 273 u 1058. — Potain in Bull, de l'Acad. de med. 1883, XII, pag. 385. pgi,
*La8k0W8kl, Sigmund L., geboren am 19. Januar 1841 in Warschau,
studirte daselbst von 1858 an; die politischen Wirren von 1863 zwangen ihn
jedoch, das Vaterland zu verlassen und setzte er seine unterbrochenen Studien in
Cambridge, London und Paris fort, wo er 1867 mit der Diss. „ßtude sur
Vhydropisie enkystde de Vovaire et son traitement chirurgical** promovirt wurde.
Unter Hümphey in Cambridge und Sappey in Paris gab er sich mit grossem
Eifer der Anatomie hin; 1869 begann er in der Pariser ficole de m^diecine als
618 LASKOWSKI. — LASSONE.
Professeur libre seine Vorlesungen über descriptive und topographische Anatomie,
sowie über Operationslehre und erhielt 1871 für die während des Krieges geleisteten
Dienste das französische Bürgerrecht. 1875 wurde er nach Genf berufen, wo
ihm die Einrichtung einer medicinischen Facultät aufgetragen wurde; nachdem er
dies vollftlhrt, wurde er dort Prof. ord. der Anatomie. Von seinen Schriften sei
hier erwähnt: ^Procidd de conservation des cadavres et des prSparcUions aiuUo-
miques'' (Genf 1878). K. & P.
Lasnier, Römi L. , Pariser Wundarzt des 17. Jahrhunderts, gestorben
etwa 1690, beschäftigte sich besonders mit der Operation des Steinschnitts und
mit Behandlung von Augenkrankheiten. Nach den Berichten von Gassend,
Palfyn u. A. war es L., der zuerst die wahre Natur des grauen Staars erkannte
und denselben auf eine Verdunkelung der Krystalllinse zurückführte; doch konnte
er damals für diese Behauptung keine sicheren Beweise beibringen.
Biogr. m6d. V, pag. 529. PgL
Lassis, S. L. , geboren zu Chätillon-sur- Loire am 21. October 1772,
promovirte 1803 in Paris mit der „Diss. sur les avantages de la paracenilse
pratiquie d^s le commencement de Vhydropisie abdominale* , diente anfangs
als Militärarzt und wurde später dirig. Arzt des Hospitals seiner Vaterstadt.
Er beschäftigte sich besonders mit epidemiologischen Forschungen, wozu ihm die
verschiedenen Epidemien während der Jahre 1815 — 30 reichliche Gelegenheit
boten. Anhänger der Lehre von der Nichtcontagiosität , veröffentlichte er 1819
seine bedeutende Schrift: „Becherches sur les virüables causes des medadies
appeUes typhtis ou de la non-contagion des maladies typhoides" (Paris, auch
u. d. T. : ;, Gauses des maladies epiddmiques eto, avec quelques rSflexions sur
la maladie d'Espagne*', Ebenda 1822 erschienen), gerieth später wegen seines
schroffen Leugnens der Gontagiosität in einen wissenschaftlichen Streit mit Chervin
und starb als Opfer seines Berufs 1835 in Marseille, wohin er sich zum Studium
der dort grassirenden Cholera- Epidemie begeben hatte. Ausser den genannten
Arbeiten schrieb er noch: „Etat de la science relativement aux maladies ^pide-
miques, ou nouvelles recher ches etc." (Paris 1831) — „Descriptton d^un nouveau
bandage propre ä maintemr rSduite la luxation de VextrSmüS scapulaire de
la clavicule" (Bullet, des sc. m6d. , T. VII, pag. 242) — „Appareil pour les
fractures avec contusion" (Archives g6n6r. de m6d., T. XXTV, 1830) u. A.
Dict. hist. III, pag. 401. — Dechambre, 2. Serie, II, pag. 7. — Caliisen,
XI, pag. 105; XXIX, pag 458. p^L
Lassone, Joseph-Marie-Fran^ois de L., als Sohn eines königlichen
Leibarztes am 3. Juli 1717 in Oarpentras geboren, begann zunächst das Studium
der Chirurgie an der Charit^ unter Moband und gewann, 21 Jahre alt , zusammen
mit Legat den Preis der Acad. royale de chir. fttr seine Arbeit über die Behand-
lung des Brustkrebses. Einen Ruf als Professor nach Padua lehnte er ab, liess
sich in die med. Facultät zu Paris aufnehmen und wurde schon im Alter von
25 Jahren Mitglied der Acad. des sc. 1751 ernannte ihn die Königin Maria
Leszczynska, Gemahlin Ludwig's XV., zu ihrem Leibarzt und nach deren
Tode war er in gleicher Eigenschaft bei der Königin Marie Antoinette und
Ludwig XVI. angestellt. Besonders verdient machte sich L., der am 8. December
1788 starb, durch Gründung der Soci6t6 royale de m6d. in Paris. Seine hinter-
lassenen Arbeiten bestehen in zahlreichen kleineren Mömoires in den Verhand-
lungen der Acad. des sc, Acad. de chir. und der von ihm gestifteten medicinischen
Gesellschaft. 8ie betreffen Untersuchungen über den Bau der Knochensubstanz^
der Nebennieren, der Milz, ferner über verschiedene Arzneimittel, Analysen von
Mineralwässern, Resultate der Impfung u. A. m.
Biogr. med. V, pag. 529. — Dict. hist. III, pag. 402- — Dechambre, 2. Serie,
II, pag. 8, PgL
LASSÜS. — LATHAM. 61»
Lassns, Pierre L. , als Sohn eines Wundarztes 1741 in Paris geboren,
widmete sieh gleichfalls der Chirurgie, wurde 1765 Magister derselben, Mitglied
und Demonstrator in der Acad. royale de chir., 1770 Leibwundarzt der Töchter
Lndwig's XV., 1779 Stellvertreter des Leibwundarztes des Königs undlnspector
der chirurgischen Lehranstalten. Später war er successive Professor der Geschichte
der Medicin an den £cole8 de sant6, Mitglied' des Institut, Professor der Chirurgie
und zuletzt consultirender Wundarzt Napoleon*s, als welcher er am 7. März
1807 starb. L. war ein ausserordentlich gelehrter Wundarzt und verfasste ausser
einem guten Werke über Geschichte der Anatomie, betitelt: „Essai ou discours
kistorique et critique sur les dScouvertes faites en anatomie par les anciens
et modernes^ (Paris 1783, 8. ; deutsch von J. H. Ceevblt, Frankfurt a. M. 1787,
1788, 2 Bde.) noch einen brauchbaren : „Traüi ^lementatre de midectne opSra-
toire" (2 voll., Paris 1794) und einen: „Tratte de patAologte chtrurgtcale"
Ebenda 2 voU., 1805—1806).
Biogr. in6d. V, pag. 530. — Dict. bist. III, pag. 404. — Nouv. biogr. g6n6r. XXIX,
pag. 782. Pgl
Latanö, Petrus L. , am 2. Februar 1658 in Mucidon (Frankreich)
geboren, studirte in Montpellier und promovirte 1679 zu Valence in der Medicin.
Danach kehrte er nach Montpellier zurück, um unter Charles Babbeyrag
praktisch wirksam zu sein, zog nach Paris, um unter Lemery Chemie zu studiren
und kehrte nach seinem Geburtsorte zurück, von wo er jedoch 1685 um des
Glaubens Willen nach Holland flüchtete und sich in Leeuwarden als Arzt etablirte.
Schon 1689 wurde er zum Lector der Medicin in Franeker ernannt und 1691
zum Prof. e. o., 1693 zum Ordinarius befördert, bei welcher Gelegenheit er eine
Rede hielt: „De officio medici*'. L. war ein tüchtiger Kliniker und sehr guter
Docent, der von seinen Schülern sehr geliebt wurde und auch in Versen gelobt
ist. £r starb 1726 und hat keine schriftstellerischen Arbeiten hinterlassen.
Mr. Boeles, Friesland's Hoogeschool. II, pag. 330. C. E. DaniÖls.
Latham, John L., zu London, war am 29. December 1761 zu Gaws-
worth, Grafschaft Chester, geboren, studirte von 1778 an in Oxford, wo er
1788 Dr. med. wurde, prakticirte zuerst in Manchester, woselbst er von 1784 — 86
Physician der Infirmary war, wurde 1787 Physician der Radcliffe lofirmary zu
Oxford und Hess sich im folgenden Jahre in London nieder, wo er 1789 zum
Physician des Middlesex und Magdalen Hosp., 1793 aber des St. Bartholom. Hosp.
ernannt wurde. Im College of Physicians spielte er gleich von Anfang an eine
bedeutende Rolle, war fünfmal Censor, ferner Gulstonian Lecturer, Harveian Orator,
Croonian Lecturer, von 1813 — 14 Präsident u. s. w. 1795 war er Physician
Extraordinary des Prinzen von Wales geworden und blieb nach dessen Thron-
besteigung, 1820, in derselben Stellung. Abgesehen von einigen Aufsätzen in den
Medical Transactions, verfasste er: „On rheumatism and goiU^ (London 1796) —
„A plan of a charitable institution to be estailisked on the sea-coast^ (Ibid.
1791) — „Facts and opinions conceming diabetes" (1811). 1829 gab er die
Praxis auf und lebte auf seinem Landsitze Bradwall - hall , Cheshire, wo er am
20. April 1843 starb. Während der Zeit, wo er in London eine glänzende Praxis
besass, hatte er sich allseitiger Liebe und Verehrung erfreut.
Munk, II, pag. 393. — Callisen, Xl, pag. 108; XXIX, pag. 459. G.
Latham, Peter Mere L. , zu London, war daselbst als Sohn des
Vorigen am 1. Juli 1789 geboren, studirte in Oxford, wurde dort 1816
Doetor und setzte seine Studien im St. Bartholom. Hosp. zu London und im
Public Dispensary unter Bateman fort. Im College of Physicians war er von
1817 an Fellow, Censor, Gulstonian und Lumleian Lecturer, Harveian Orator u. s. w.
1815 wurde er zum Physician des Middlesex Hosp. erwählt und erhielt 1823,
zusammen mit ROGET, den Auftrag, über den im Millbank Gefängnisse epidemisch
1
620 LATHAM. — LATOS.
herrschenden Scorbut und Ruhr Untersuchungen anzustellen. Er berichtete darfiber
in: „An account of tke disease lately prevcdent at tke general penitentiary*'
(London 1825). 1824 wurde er an das St. Bartholom. Hosp. und dessen medi-
cinische Schule, die er in grossen Flor zu bringen verstand, berufen. Seine u. d. T. :
„Lectures an subjects connected ipüh clintcal medicine etc.*" (London 1836,
deutsch von L. F&aenkel in F. J. Behbend, Bibliothek von Vorlesungen n. s. w.,
Bd. VII, Leipzig 1837) herausgegebenen Vorlesungen waren epochemachend,
ebenso wie seine „Lectures on diseases ofthe heart*^ (2 voll.. Ibid. 1845), welche
3 Bände zusammen auf einem kleinen Räume nach Inhalt un4 Form gleich hervor-
ragend sind. Als er sich aus der Praxis zurückzog, publicirte er unter der Be-
zeichnung: „General remarks on tke practice of medicine^ (British Med. Joum.,
1861, I; 1862, I, II; 1863, I) eine Reihe von vortrefflichen Essays, welche in
die von der New Sydenham Society durch Martin herausgegebenen „Collected
works of Dr. P, M. Latham** mit aufgenommen sind. Wegen angegriffener
Gesundheit legte L. 1841 seine Stellung beim St. Bartbolom. Hosp. nieder, ver-
Hess 1865 London ganz und zog sich nach Torquay zurück, wo er am 20. Juli
1875 starb. Seit dem Regierungsantritt der Königin Victoria war er bis zu
seinem Tode Physician Extraordinary derselben. Von unscheinbarem Aeussem, war
er als Arzt und klinischer Lehrer gleich ausgezeichnet, im Griechischen und
Lateinischen sehr bewandert, sein Wahlspruch: „Nunquam ad vana aut sordida
deflectendum^.
Sir Thomas Watson in St Bartholom. Hosp. Reports. XI. — Kunk, lU,
pag. 185. — Callisen, XI, pag. 111; XXIX, pag. 460. ^
*Latham, Peter Wallwork L., zu Cambridge, erwarb daselbst von
1858 an mehrere Grade, darunter den des Dr. med. 1864, war Assist. Physic.
am Westminster Hosp. in London und ist zur Zeit Downing Professor der Med.
an der Universität und Physician am Addenbrooke*s Hosp. Er verfasste: „On
tke early Symptoms of pkthisis^ (1864) — „On nervous ar stak headache*^
(1873), übersetzte Niemeyer's „On tke symptomatic treatment of cholera" (1872)
und lieferte u. A. folgende Aufsätze : „Etiology of typkoid fever" (Lancet, 1871) —
„Dtagnosis of typhoid fever in its early stages" (Ibid. 1872) — „Same of
tke Symptoms produced hy uraemic poisoning in ckronic Brigkt^s disease*"
(Brit. Med. Joum., 1872) u. s. w.
Medical Directory. Bed.
*LatÜner, Thomas Sargent L., Professor der Anatomie am Institut
fflr Zahnheilkunde und Professor der Physiologie und Kinderkrankheiten am Coli,
of Phys. and Surg. in Baltimore, ist in Savannah, Ha., am 1 7. Juni 1839 geboren,
machte seine medicinischen Studien in Baltimore, wo er 1861 gradnlrt wurde
und sich als praktischer Arzt niederliess. 1870 — 71 war er Herausgeber des
„Baltimore Med. Journal'^ 1873 des „Physician and Surgeon*'. Seine jetzige
Stellung bekleidet L. seit einigen Jahren. Er veröffentlichte eine Ausgabe von
Harris' „Principles and practice of dentistry, part I: anatomy and pkysiology^ .
Atkinson, pag. 424. PgL
Latos, Johannes L. (auch Latosius, Latosinius, Latosi^ski und
Latoszyis'Ski genannt), geboren 1539 in Krakau, war Arzt, Mathematiker und
Astrolog. Seinen Studien ging er in Krakau und in Padua nach, wurde 1583
Mitglied der Facultät und 1584 Professor der Medicin in Krakau. Er trat als
heftiger Gegner der Gregorianischen Kalenderreform auf, was ihn in literarische
Streitigkeiten verwickelte und mit sich brachte, dass man ihm 1602 die Professur
entzog. Nun ging er nach Wolbynien , wo ihn der mächtige Fürst Con staut in
Ostrogski in Schutz nahm; dort setzte er noch eine Zeit lang seinen Kampf
gegen die Gregorianer fort, Hess sich aber endlich von seinem Irrthum tiberzeugen,
kehrte nach Krakau zurück und starb im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts.
LATOS. — LATOUR. 621
Ausser zahlreichen Streitschriften gab er noch Kalender und astrologische Bro-
schüren meist in polnischer Sprache heraas. K & P
Latonr, Dominique de L. , geboren in Ancizan (Hautes-Pyrön^es) 1749,
ging als Dr. med. nach Paris, wurde Schüler Ant. Petit's, liess sich zuerst in
Neuville bei Orleans, dann in Orleans selbst .als Arzt nieder, musste während
der Schreckensherrschaft fQr einige Zeit nach Paris flüchten, wurde nach seiner
Rückkehr dirigirender Arzt des Hötel-Dieu in Orleans, gab aber diese Stellung
auf, um 8 Jahre lang als Leibarzt des Königs Louis Bonaparte von Holland zu
fangiren und kehrte dann wieder nach Orleans zurück, wo er 1820 starb. Ausser
einem vortrefflichen Werk über Hämorrhagien , betitelt: „Histoire phüosophique
et mddicale des causes essentielles immddiates ou prochatnes des hSmorrhagies"
(2 voll., Orleans 1815; 1828), hinterliess er noch kleinere Joumalaufsätze , über
Tetanus, Katalepsie, Lähmung der unteren Extremitäten durch Krümmung der
Wirbelsäule etc. im Journ. gönör. de m6d. (T. XL VIII, LIl), im M6m. de la Soc.
m6d. d*6mulation (T. VI) u. A.
Nouv. biogr. g6n6r. XXIX, pag. 826. — DechainbreS6rie, 2. , II, pag. 13.
Pgl.
Latour ) Jean-Fran^ois-Louis-Dominique L. , als Sohn des
Vorigen am 23. December 1783 zu Neuville bei Orleans geboren, studlrte in
Paris besonders unter Ant. Ddbois, promovirte 1803 mit dem „Essai sur le
rkumattsme" , einer Monographie, die durch ausgezeichnete historische Unter-
suchungen bemerkenswerth ist, begann darauf in Orleans als Assistent seines
Yaters zu prakticiren, wurde 1808 Arzt am Hötel-Dieu und am Lyceum und war
besonders mit der Behandlung der epidemischen Krankheiten betraut. Er starb
am 24. Februar 1814 am Kriegstyphus, den er sich durch Ansteckung bei Behand-
lung der zahlreichen verwundeten und kranken französischen Soldaten, die in den
Lazarethen zu Orlöans lagen, zugezogen hatte. Er verfasste, ausser der obigen
Arbeit, noch: „Manuel sur le croup" (Orl6ans 1803) — „Nosographie synoptique^
(Ibid. 1810, Fol.) — „Obs. d!un llpre etc.^ (Möm. de la Soc. m6d. d'6mulation,
T. VI) u. A.
Dcchambre, 2. S6rie, II, pag, 17. Pgl.
Latour, Arzt am Ende des vorigen und Anfangs dieses Jahrhunderts,
diente Anfangs in der französischen Armee und liess sich später in Toulouse
nieder, wo er für die Impfung eifrig Propaganda machte. Er schrieb : „Rapport . . .
sur un grand nombre de vaccinations pratiqu6es daris V arrondissement de
Saint' CHrons etc.^ (Toulouse 1804) — „Notice historique sur quelques maladies
dont la guSrison a M op6r6e par les fumigations sulfureuses'^ (Ebenda 1818) —
„RSfiUation de quelques prdjugds qui se sont rdpandus contre la Vaccine**
(Ebenda 1822; 2. 6d. 1823).
Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 13. Pgl.
Latour I Robert L., zu Paris, war 1801 zu Bayonne (Basses-Pyr6n6es)
geboren, wurde 1824 in Paris Doctor und schrieb folgende, fast nur von der Ent-
zündung handelnde Abhandlungen : „M6m, sur Vinflammation en gin^ral** (Revue
iD6d., 1834) — „Du mdcanisme de Vinflammation et de la fövre" (Ibid.) —
„Qu'est'Ce que Vinflammation? Qu'est-ce que la ß^vre?** — „Une visite ä
Marienberg, Examen pratique et phüosophique de VhydrosudothSrapie ou
hydroihirapie** (1842) — „ExpSriences servant ä dSmontrer que la pathologie
des animaux h sang blanc et exempte de V4tat morbide qui, dans les animaux
h sang chaud, a regu le nom d'inßammation** (1843) — „De la chaleur ani-
male comme principe de Vinflammation, et de Vemploi des enduits imperm^bles
comme application du dogme*^ (1853).
Sachaile, pag. 401. — Callisen, XXIX, pag. 461. — Lorenz, III, pag. 169.
G.
622 LATOUR. — LAÜBMEYER.
Latour, Jean-Raimond-Jacqiies-Am6d^e, geboren zu Toulouse
am 12. Juni 1805, studirte und promovirte 1834 in Paris, war sueeessive Chef-
redacteur des Journal hebdomadaire de mödecine (1836), der Presse m6dleale
(1837) und der Gazette des m^decins praticiens (1839), gab von 1841 — 47 die
unter dem Pseudonym Jean-Raimond erschienenen geistreichen Feuilletons in
der Gazette des höpitaux heraus und schuf 1845 den Gongr^s m6dieal, dessen
General-Secretär er wurde. 1847 gründete er die Zeitschrift: „TJunion midicals'^,
deren beständiger Ghefredacteur er bis zu seinem 1882 erfolgten Tode blieb.
L. hat um den ärztlichen Stand in Frankreich das Verdienst, die Associalion
g6n6rale de pr^voyance et de secours mutuels des medecins de France in's
Leben gerufen zu haben, die durch kaiserliches Decret 1858 bestätigt wurde.
Von seinen sonstigen schriftstellerischen Leistungen sind erwähnenswerth :
„Cours de pathologie interne^ (Legons de M. Andral, Paris 1836, 3 voll.,
2. Aufl. 1847) — „Traitement prdservatif et curatxf de la phthisie pul-
monaire.''
Sachaile, pag. 309. — Gaillard In Union m6d. 1882, pag. 25—30; 1883,
pag. 629—38. — Bnll. de l'Acad. de m6d. 2- S6rie, XI, 1882, pag. 763. p j
*Latri8, GeorgesL., in Smyrna 1829 geboren, studirte in Montpellier
und Paris, woselbst er 1852 promovirt wurde. Andral, Bouillaüd, Troüsseaü,
NiiLATON waren seine Lehrer. Er begab sich nach seiner Vaterstadt zurück, wo
er lange als Arzt des griechischen Hospitals und des Waisenhauses, später als
Arzt wirkte. Daneben hat er eine ntltzlicbe literarische Thätigkeit in seinen
Berichten über die epidemiologischen Verhältnisse Kleinasiens entfaltet und eine
Monographie: y,Sur les eaux mtnSrales de VAsie mineure" (1883) publieirt.
Auch gründete L. das Museum zu Smyrna. Wernich
Latta, James L., zu Edinburg, war von 1778 — 85 House Surgeon der
Royal Infirmary daselbst gewesen und schrieb später das folgende gut renommirte und
durch die angeführte Gasuistik sich vor anderen auszeichnende Handbuch : „A prac-
tical System of surgery ; illustrated toith cases on many of the subjects and
with copper plates** (3 voll., Edinburg 1794, 95; deutsch von Fbdr. Lfdw.
AuGüSTiN, 2 Bde., Berlin 1801, 03 ; 2. Ausg. 1822).
Callisen, XI, pag. 117; XXIX, pag. 462. G.
Laubender, Bernhard L., zu München, war 1764 zu Neustadt a. d. Saale
(Franken) geboren, studirte in Würzburg zuerst Theologie, dann in Leipzig Medioin
und erwarb daselbst die Doctorwürde. Er prakticirte darauf in Würzen, beobachtete
dort 1796 die Rinderpest und schrieb über dieselbe eine von der kais. mas.
ökonomischen Gesellschaft zn St. Petersburg mit dem 1. Preise gekrönte Abhand-
lung (1801) und darauf, ausser einer Anzahl landwirthschaftlicher und thierärzt-
licher Schriften, während er 1803 nach Rothenburg a. d. Tauber übergesiedelt
war, auch : „NaturgescMchfliche Darstellung aller ansteckenden Krankheiten bey
Menschen und Thieren" (Leipzig 1803). Bei der Reorganisation der Münchener
Thierarzneischule 1810 wurde er als 2. Professor angestellt und verfasste, ausser
weiteren thierärztlichen Schriften, eine „ Miasma tologie oder naturgeschichüiche
Darstellung aller ansteckenden Krankheiten bei Menschen und Thieren, nebst
deren Cur und Behandlung. l,Bd,: Ansteckende Krankheiten bei Menschen*^
(Leipzig 1811). Er starb am 26. März 1815. Der Werth seiner Schriften ist
mehr ein literarischer als ein praktischer.
Dict. bist. III, pag. 407. — Schrader-Hering, pag. 243. G.
Laubmeyer, Johann Christian L. , geboren am 18. April 1718 zn
Gross-Möllen (bei Cöslin in Hinter-Pommern) , studirte zu Königsberg in Pr.
und wurde 1762 ordentlicher Professor daselbst. Er starb am 13. November 1765,
unter Hinterlassung dreier unbedeutender Dissertationen: „De modo operandi
LAÜBMEYEB. — LAÜGIER. 623
medicamerUorum furgantium" (Halle 1743) — „De deTUtbua" (Eönigsl^erg 1745) —
„De mtiis propagationem hominis impedient^ma" (Ebenda 1745).
Boerner, III, pag. 188. — Baidinger, pag. 94. — Biogr. m6d. V, pag. 540.
Pgl.
^Lanenstein, Karl L., zu Hamburg, ist zu Fallersleben (Hannover) am
4. Juli 1850 geboren, studirte in Oöttingen, machte den deutsch - französischen
Krieg als Einjährig-Freiwilliger mit und wurde in Oöttingen 1874 Doctor mit der
Diss. : „ Ueber Echinococcus in der Mamma*'. In Hamburg setzte er seine Studien
fort unter den Oberärzten des AUgem. Krankenhauses Buelaü, Knobre und
Martini, war speciell der chirurgische Schüler des Letzteren. Er ist seit 1879
Arzt am Diakonissenhause Bethesda zu Hamburg und ausserdem seit 1880 staatlich
angestellter Oberarzt des Seemanns-Krankenhauses daselbst. Er lieferte als Assistent
mehrfache Arbeiten für das Deutsche Archiv fQr klin. Medicin, u. A. über Stenose
des Ck)nus arteriös, aortae, über Emboiie der Aorta, zur Pathologie der Leukämie,
zur Lehre von der acuten Myelitis, zur Lehre von der HAMMOND'schen Athetose etc.
Später wandte er sich vorwiegend der Chirurgie zu und verfasste verschiedene
Arbeiten über Nierenexstirpation , Magenresection , Lungenchirurgie, Fracturen,
Chirurgie der Extremitäten in v. Langbnbeck's Archiv, den Verhandlungen der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, im Centralbl. för Chinirgie (1880 — 85).
Red.
*Lauer, Gustav Adolph von L. , zu Berlin, ist zu Wetzlar am
10. October 1808 geboren, trat 1825 als Zögling in das med.-chir. Friedrich-
Wilhelms-Institut in Berlin, wurde 1830 bei der Berliner Universität Dr. med. mit
der Diss. : „De sanguinis differentia in morhis*^ , welche auch in deutscher Bear-
beitung in Hecker's Annalen erschien. Er machte die verschiedenen Stufen als
Charit^Chirurg (1828), Compagnie-Chirurg (1830), Pensionärarzt des Friedrich-
Wilhelm- nstitnts durch und versah als solcher, nach Hamburg beurlaubt, 1836 — 37
eine Assistentenstelle beim dortigen Allgem. Krankenhause. 1839 wurde er zum
Stabs- , 1843 zum Regimentsarzt befördert und 1844 vom damaligen Prinzen
Wilhelm, dem jetzigen Könige von Preussen und Deutschen Kaiser, zum Leibarzt
ernannt und begleitete als solcher den Prinzen, König und Kaiser auf allen seinen
Reisen und Feldzügen. Im Jahre 1845 habilitirte er sich als Privatdocent an der
Berliner Universität, wurde 1854 Prof. e. o. für Semiotik und allgemeine Therapie
bei der med.-chir. Akademie, 1861 zum Generalarzt, 1864 zum Corpsarzt des
Garde-Corps befördert und 1866 in den Adelstand erhoben. 1877 erhielt er den
Rang als General-Major, 1881 als General-Lieutenant, wurde bei Gelegenheit seines
50jähr. Dienst-Jubiläums von der Universität zum ord. Honorar-Professor und
1879, als Nachfolger von Gbimm, zum General-Stabsarzt der Armee, Chef des
Militär -Medicinalwesens und der Medicina'l - Abtheilung des Kriegsministeriums,
Director der militärärztlichen Bildungsanstalten und zum wirkl. Geh. Ober-Medicinal-
rath ernannt. Er hat, ausser seiner Dissertation und einigen Aufsätzen in Zeit-
schriften, veröffentlicht : „ Ueber den vorherrschenden Charakter der Krankheiten
der jetzigen Generation*' (Berlin 1862) — „Gesundheit, Krankheit, Tod**
(Ebenda 1865).
Brockhaus, Convers.-Lexikon. 13« Aufl., X, pag. 847. — Mever's Convers.-
Lexikon. X VIII, pag. 609« " ^^^
Laugler, Stanislas L., zu Paris, bekannter Chirurg, war daselbst am
28. Januar 1799 geboren, war 4 Jahre lang ein Schüler Dupüytben's, wurde 1828
Doctor, 1829 Agr6g6 der Facultät, 1831 Chirurg des Bureau central und einige
Zeit darauf zum Chirurgien Consultant des Königs Louis Philippe ernannt.
Er war dann von 1832 an Chirurg im Hop. Necker, von 1836 an im Hop.
Beaujon und von 1848 — 54 in der Piti6 und von da bis zu seinem Tode im
Hötel-Dieu, nachdem er 1848 zum Professor der chirurgischen Klinik der Facultät
ernannt worden war. 1844 hatte sich ihm die Akademie der Medicin erschlossen,
624 LAUGIER. — LAUNAY.
1858 war er ihr Präsident; 1848 wurde er auch zum Mitgliede der Akademie der
Wissenschaften ernannt. Ein Theil seiner Arbeiten befindet sich in dem von
ihm herausgegebenen „Bulletin chirurgicai^ (2 voll.). Von denselben ttberhaupt
sind anzuführen: „Mim, aur la physiologie pathologique du ckoldra asiatigue^
(1832) — „Appareil ä extension permanente pour les fracturea obliques du
Corps et du col du femur" (1833) — „Nouveau signe des fractures du cräne
pinifrant dans la caisse du tympan" (1839) — „Mim. sur Vamputation des
membres dans les cas de fractures communitives et de plaies des articulatüms*^ —
„Mim, sur la compression des parties osseuses dans les tumevrs blanches" —
„Comparaison des avantages et des inconvinients respectifs de la disarticu-
laiion du bras et de son amputatüm h la partie supirieure*^ (1840) — „Notice
sur un nouveau procidi d'amputation circulaire de Favant-bras^ — „Ampu-
tation de la cicisse dans V articuUuion coxo-fimorale^ (1841). Von seinen
Concurs-Thesen erwähnen wir: „Des ritricissements de Vuritre et de leur trai-
tement" (1836) — „Des cals difformes et des opirations qu'ils riclamenl^
(1841) — „Des varices, de leur traitment^ (1842) — »Des Usions de la
mo'elle ipinüre^ (1848). Er schrieb ferner noch: „Nouvelle aiguüle h lance
mobile pour Vabaissement de la cataracte^ (1852) — »Des perfectionnements
apportis au traitement des ritricissements de VurUre^ (1859). Auch gab er
zusammen mit Richelot eine mit Anmerkungen versehene Üebersetzung von
Macebnzie's „Traiti des maladies des yeux^ (1845) heraus und rfihrt von ihm
eine Anzahl classischer Artikel im Rupert, des sc. m6d. en 30 voll, und im Nouveau
Dict. de m^d. et de chir. pratiques her. Von den durch ihn erfundenen Verfahren
oder von originellen Anschauungen sind anzuführen: Ein neues operatives Ver-
fahren die Thränenfistel zu heilen (1830), mittelst Durchbohrung des Sinus
maxillaris; über eine nach ihm benannte seltene Varietät der Hemia crnralis
(mitten durch das Lig. Gimbemati hindurch) (1833), über das Ausfliessen von
seröser Flüssigkeit aus dem Ohre als Symptom eines Schädelbruches (1839), über
ein Zeichen, woran der Darm bei der Brucheinklemmung zu erkennen ist (1840),
über die Structur der Oranulationen und ihre Erkrankungen (1854 — 55) , über
einen neuen Wundverband aus Ooldschlägerhäutchen und Gummilösung fl844),
über die Behandlung der Gangrän mit Sauerstoff, über Ursprung und Wachsthum
der Haematocele retro-uterina , über Localisation der Commotio cerebri u. s. w.
In die chirurgische Therapie führte er folgende Neuerungen ein: Die Operation
der Cataract durch Aspiration, die locale Blutentziehung bei entzündeten E^nochen
und Synovial-Fungositäten , die Anwendung der Knochennaht bei Schrägbrüchen;
er gab eine zierliche plastische Operationsmethode für das Symblepharon an und
eine Applicationsweise des Cauteriums zur Heilung eines Nabelafters u. s. w.
Im Jahre 1870 zum Mitgliede der Assistance publique ernannt, versah er neben
seiner Hospital- Abtheilung auch noch eine Anzahl Lazarethe in der Stadt. Sein
Tod erfolgte ziemlich unerwartet am 15. Februar 1872. — Neben seiner wissen-
schaftlichen Bedeutung war er ein Muster von Geradheit, Rechtschaffenheit und
Liebenswürdigkeit.
Sachaile, pag. 401. — Vapereau, 2. 6dit., pag. 1036. — Verneuil in Gaa.
hebdom. de mM. et de chir. 1872, pag. 125. ;— Nölaton in Graz, des höp. 1872, pag. 181.
Gnrlt,
Launay, Jean-Piochon deL., geboren 1649 zu Dijon, Anfangs MOnch,
gab er den geistlichen Beruf aus Gesundheitsrücksichten auf, widmete sich der Chirurgie
unter Nicolas de Blegny, den er bald übertraf und wurde in das College de
Saint-Cöme aufgenommen. Er starb am 17. Juni 1701. Er beschäftigte sich
besonders mit Lithotomie und Behandlung von Brüchen, gegen die er Bruchbänder
mit Stahlfedern in seiner Schrift; „Instructions nicessaires pour ceux qui sont
incommodis de descentes etc," (Paris 1690; 1730) empfahl.
H aller, Bibl. chir. I, pag. 501. — Biogr. m6d. V, pag. 542. V%\,
J
LAUNAT. ~ LAUREMBEBG. 626
Lannay, Gharles-DenysdeL., Chirargiea-major bei dem französischeii
Heere zu Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, sehrieb: „Nouveau
systhne concemant la gMircUtan, les maladiea vin^nennes et le mercure"
(Paris 1698; 1726; 1755) — „Diaaertationa phynquea et pratiquea aur lea
maladiea et lea opdrationa de la pierre" (Ebenda 1701).
Biogr. mM. Y, pag. 542. Pgl.
Launay, Jean-Louis-Maurice L., zu Toulon, war daselbst am
8. Juni 1788 geboren, wurde Chirurg in der französischen Marine, 1823 in Paris
Doctor mit der These: „Propoattion ginSrale de phyaiologie et de thirapexUique*' ,
war später Professor an der medioinischen Schule im Hafen von Toulon und
gab heraus: „Atlaa d^anatomie phyaiologtque etc.** (Paris 1826 sqq., fol.) —
„Memoire explicatif dea Tableaux J^ anatomie phyaiologique'' (1826 sqq., fol.) —
„Eaaai aur lea tiaatia iloAtiquea et contractilea*' (Annales de la m^d. physiolog.,
1827). Er verfasste auch noch zoologische und vergleichend-anatomische Arbeiten,
namentlich über Weichthiere des Meeres u. s. w., und starb um 1851.
Nonv. biogr. gkn, XXIX, pag. 909. G.
*Laure, Jules-Auguste-Edouard-Joachim L., Chefarzt bei der
französischen Marine, gebttrtig aus Hy^res, wurde 1849 in Montpellier mit der
These: „Du typhua am^cain" Doctor und schrieb: „Lettrea aur Vexercice
illigal de la midedne h la Ouyane fran^iae** (Feuille de la Ouyane fran^.,
1851) — „Note aur le mal-coeur, mal d'eatamac, gaatro-ent^rtte dea n^grea
(Segond)** (Revue colpn., 1852) — „Conaid^ationa pratiquea aur lea maladies
de la Ouyane et dea paya marScageux aituda entre lea tropiquea" (Paris 1859) —
„TJeau SAUevard et lea atatuma d^hiver au point de vue dea maladiea dea
poumana" (Ibid. 1869; 2. 6dit. 1861), u. s. w.
Berger & Bey, pag, 144. Bed.
'*'Laure, Jean-FrauQois L. , Chirurgien principal der französischen
Marine, gebürtig aus Toulon, wurde 1850 in Montpellier Doctor mit der These:
„De Famputation dea membrea dana la continuitS du mal, et particuli^rement
dana lea caa de gangr^ne traumatique^ . Er schrieb weiter noch: „Note aur la
revaccifuttion dea marina dea Squipagea de la flotte de Toulon, pendant lea
anndea 1857 et 1858" (Union m6d., 1859) — „Hiatoire mddicale de la marine
frangaiae pendant lea expdditiona de Chine et de Cochinchine de 1859 h 1862"
(Paris 1864) u. s. w.
Berger & Bey, pag. 144. Bed«
Lauremberg, Wilhelm L. , der Aeltere (zum Unterschiede von seinem
gleichnamigen Sohne, prakt. Arzt in Kopenhagen) genannt, geboren 1547 zu
Solingen, promovirte 1587 in Rostock, war Professor der Mathematik und Medicin
dJMelbst und starb hier am 2. Februar 1612. Er schrieb u. A. : „Diaaert. de
febria 'maligna^ petechialia eaaentia, cauaia et aignia" (Rostock 1605) — „Diaaert,
epiatolaria de curatione calculi" (Leyden 1619; Wittenberg 1623).
Biogr. m6d. V, pag. 542. — Blanck, pag. 15. Pgl.
Lauremberg, Peter L., als Sohn des Vorigen am 26. August 1585 in
Rostock geboren, studirte in seiner Vaterstadt, sowie seit 1608 in Leyden, machte
eine Reise nach Frankreich, wo er 1611 Professor der Philosophie in Montanban
wurde, erhielt 1614 den Ruf als Professor der Medicin in Montpellier, ging aber
als Professor der Physik und Mathematik nach Hamburg und 1624 als Professor
der Poesie nach Rostock, wo er am 13. Mai 1639 starb. Ausser verschiedenen
Scfariften mathematischen, physikalischen und astronomischen Inhalts yerOffentlichte
er u. A. als eigentlich medicinische Schriften: „Anatomia corporia humani etc."
(Rostock 1636; Frankfurt 1665) — „laagogea anatomica^ graecae interprefatio"
(Hamburg 1616, 4.; Leyden 1618, 4.; 1744, 4.) — „Laurua Delphica aeu
Biogr. Lexikon. III. 40
626 LAÜREMBERG. — LAURENTIÜS.
consütum quo describttur methodus perf acuta ad medtcinam^ (Leyden 1621;
Wittenberg 1623).
MolleT, II, pag. 455 — 60. — Biogr. m6d. V, pag. 543. — Blanck, pag. 25.
f Laurens, Andr6 du L. (Dülaürens, Laürentiüs), geboren zu Arles in
der Provence um die Mitte des 16. Jahrhunderts, studirte seit 1588 in Mont-
pellier, wo er bald promovirte und (nach den von den Berichten Goi Patin's
abweichenden Angaben Astrüc's) 1586 den durch den Tod Laurent Joubkbt's
erledigten Lehrstuhl erhielt. In dieser Eigenschaft hielt er Vorlesungen in fran-
zösischer Sprache über Gicht, Aussatz, Pocken etc. 1600 an den Hof des Königs
Henri IV. nach Paris berufen, wurde er 1603 zum Kanzler der Universität von
Montpellier, trotz seiner Abwesenheit, erwählt und 1606 erster Leibarzt des Königs,
an Stelle des verstorbenen Ribbits de la Riviere. Er starb am 16. August 1609.
L. war ein sehr mittelmässiger anatomischer Schriftsteller. Sein wichtigstes Werk:
„Historia anotomica humani corporis et singulaTrum ejus partium etc.** (Eirfnit
1595; Paris 1600, fol. ; Frankfurt 1600, foL; Hanau 1601; Frankfurt 1602;
Lyon 1605; Frankfurt 1616; 1627; französ. Paris 1639; 1741) enthält ein
Gewebe von Aberglauben, halb verdauten, unrecht verstandenen und schief
vorgetragenen Grundsätzen, ohne dass dabei die grossen Entdeckungen seiner
Vorgänger und Zeitverwandten gehörig benutzt worden wären. Bemerkenswerth
ist noch L.'s Schrift: „De Tnirabüi strumas sanandi vi soUs Galliae regibut
concessa etc." (Paris 1609). Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien
Frankfurt 1627, fol.; Paris 1628, 2 voll.; französ. Ronen 1613; 1621; 1660;
Paris 1646, fol.
Astruc, M6m.. pag. 247. — Biogr. in6d. III, pag. 542. — Dict. bist. IT, pag. 15«X —
Ch^reau in ü^ion m6d., 1861, 49, 97, 113. — Gaz. hebd. de in6d. Paris 1880. XVU.
pag. 329, 381, 3^0, 413. Pgl.
Laurent, Jean-Louis-Maurice L., tüchtiger Anatom, geboren 1 784
zu Toulon , trat 15 Jahre alt als Lehrling der Chirurgie bei der Marine ein
und machte mehrere Expeditionen mit. Mit 25 Jahren au der damals noch fran-
zösischen Universität Pisa Doctor geworden, musste er 1823 in Paris von Neu^n
promoviren, wurde 1825 Professor der Anatomie an der Schule fftr SchiffsmediciB
zu Toulon, ging 1832 nach Paris, um sich dort ausschliesslich dem Studiom
der vergleichenden Anatomie und Physiologie zu widmen, wurde 1837 Doctor der
naturwissenschaftlichen Facultät und vertrat dann häufig Blainville in geiner
Eigenschaft als Lehrer der Anatomie und Zoologie. L., der am 30. Januar 1854
statb, beschäftigte sich besonders mit Histologie und vergleichender Anatomie und
veröffentlichte über mehrere Gegenstände aus diesen Disciplinen bemerkenswerthe
Aufsätze, so: „Essai sur les tissus elastiques contractiles" (Annal. de la m^d.
physioL, T. XI, 1827) — „De la texture et du developpement de Vappareä
urinaire" (Th^se de concours, Paris 1836) — „Prodromea d'anatomte et de
Physiologie comparSes** (Paris 1837) — „Zoophytologie" (Ebenda 1844) —
„Lettre h M. Blainville sur des sujets d^anatomie compar^e" (Bulletin des
sciences m6d., T. XI, 1827). Auch gab er heraus; „Atlas d'anatomie phystohh
giqu€j ou tableavx synoptiques d'anatomie etc." (Paris 1826, fol.).
Le Bret in Gaz. med. de Paris, 1854. — Quoy in Union m6d., 1854, pag. 84. —
Dechambre, 2. S^rie, II, pag. 2H. PgL
Laurentius, Georg Friedrich L., war am 11. März 1594 zu Lttbben
in der Nieder-Lausitz als Sohn eines Arztes geboren, studirte in Wittenberg und
Padua, wo er 1620 Doctor wurde. Er prakticirte darauf in Danzig, flüchtete aber
wegen der Kriegsunruhen 1624 nach Leipzig, ging 1632 nach Hamburg, hatte
mit Bernh. Lan(tWEDEL einen langwierigen erbitterten Streit, in welchem tob
ihm mehrere Schutzachrifteu (1647, 48, 51) herausgegeben wurden; auch mit
Benedict a Castro war er in Streit gerathen. 1647 oder 48 wurde er Leibarst
LAÜRENTIÜS. — LAÜTH. 627
der Prinzessin Magdalene Sibylle in Nykjoebing, folgte derselben, als sie
sich 1652 nach Meissen verheirathete, dorthin, kam aber nach Dänemark zurück,
wurde Leibarzt des Königs, nahm 1663 seinen Abschied und ging nach Lübeck,
wo er 1673 starb. Von seinen Schriften sind noch anzuführen: „Defensio venae-
secttonis in febre acuto^ continua et maligna" (Hamburg 1647, 4.) — „Exer-
citationes in nonnullos, minus absolute veros Hippocratis aphorismos" (Ebenda
1647, 4.) — „Defensio exercitationum medicarum" (Lübeck 1666, 4.) — „Trac-
tatus de notis Hippocratis in kistoriis epidemids repertis" (Ebenda 1666, 4.) —
„Erörterung der Scorbutischen Kranckheit einer Dame** (1668, 4.) u. s. w.
Moller, II, pag. 460. — Ingerslev, I, pag. 506. G.
Laurer, Johann Friedrich L. , Pharmakolog, geboren am 26. Sep-
tember 1798 in Bindlach bei Bayreuth, war anfangs Pharmaceut, studirte von
1824 an in Oreifswald Medicin, wurde Assistent bei dem Anatomen Rosenthal,
promovirte 1830 mit der Diss. : „Disguisitiones anat. de Amphistomo conico",
wurde Prosector und harrte in dieser Stellung 24 Jahre lang aus, obwohl er sich
gleichzeitig 1830 als Docent für Anatomie, Physiologie und später 1849 für
Pharmakologie habilitirt hatte. 1836 zum Prof. e. o. befördert, wurde er erst 1863
Prof. ord. der Arzneimittellehre. Er starb am 23. November 1873. L. ist besonders
bedeutend als Forscher auf dem Gebiete der Lichenologie. Seine bezüglichen
Schriften sind meistens als Beiträge zu anderen Abhandlungen, resp. in Journalen
erschienen, so die y^Lichenen-Flora Rügens" (Regensburger botan. Zeit., 1827),
ferner die Bearbeitung der Lichenen-Flora in der KRATZMANN^schen Schrift : ,,Der
Curort Marienbad^' u. A. m. Viele neue Pflanzengattungen sind nach L. benannt
worden. Ausserdem veranstaltete er eine vollständige Umarbeitung des SEiFEBx'schen
„Lehrbuchs der Arzneimittellehre" (Greifswald 1856) und lieferte viele werthvoUe
anatomische Präparate' für das Greifswalder anatomische Museum. Seine mit grossen
Geld- und Zeitopfern gesammelten lichenologischen Herbarien hat L. testamentarisch
dem grossen Staats-Herbarium in Berlin vermacht.
Leopoldina, Hft. 9, 1873, 4, pag. 51. — Haeckermann in Allgem« Deutsch.
Biogr. XVIII, pag. 66. Pgl.
Lautenbach, Joseph L. , geboren im Elsass 1569, wurde 1596 Stadt-
medicus in Frankfurt a. M., 1607 erster Professor der Medicin in Giessen, starb
am 17. August 1614. Schriften: „Consilia medicinalia cum mixtura praestan-
ttssimorum Italiae medicorum^ seorsim A, M, Venusta, cum utilibus tractatibus
J, C. Glaudini" (Frankfurt 1605, 4.) — „Disputationes theriacae binae de
hydrophobia" (Giessen 1610, 4.) W. Stricker.
Lanth, Thomas L., Anatom in Strassburg i. E. , hier am 29. August
1758 geboren, studirte in seiner Vaterstadt, promovirte 1781 mit der yyDiss, de
ancdys^i urinae et acido phosphoreo" , studirte noch in Paris bei Desault , in
London bei Hünteb, hielt sich auch in den bedeutendsten Universitätsstädten
Deutschlands auf, kehrte 1782 nach Strassburg zurück, wurde Adjunct von Roedereb
und OsTKBTAG, nach dem Tode von Lobstein sen. (1784) Demonstrator der
Anatomie und schliesslich 1785 Prof. ord. der Anatomie und Chirurgie. Zugleich
war er dirigirender Arzt am grossen Hospital von Strassburg. Zur Wiederherstellung
seiner angegriflfenen Gesundheit reiste er 1826 nach Deutschland, starb aber bald
nach seiner Rückkehr am 19. September dieses Jahres. Von L.*s Schriften ist
bemerkenswerth seine gründliche, aber nur bis auf Habvey reichende „Histoire de
ranatomie" (Strassburg 1815, 4.); ferner sein „Handbuch der Myologie und
Syndebmologie" (aus dem Französ. von J. S. Klüpsch, Halle 1 805), die verdienst-
liche „Collectio scriptorum latinorum de aneurysmafibus" (Strassburg 1785, 4.)
und endlich: „Nosologia chirurgica. Accedit notitia auctorum recentiorum
Platnero" (Ebenda 1788).
Biogr. in6d. V, pag. 545. — Dict. bist. HI, pag. 409. — Hirsch in Allgem.
Deutsch. Biogr. XVin, pag. 80. Pagel.
40*
628 LAUTE. — LAVACHEEIE.
Gustave Lauth, Sohn des Vorigen, war zu Strassbarg am 9. Mai
1793 geboren, wurde daselbst 1815 mit derThe^e: „Spicttegtum de vena cava
supenore** Doctor, war Prosector der medioisischen Facultät, starb aber bereits
am 13. April 1817. Er hatte 1812 auch eine botanische Schrift verfasst
Noav. biogr. g6n. XXIX. pag. 961. G.
Ernest-Alexandre Lauth, zweiter Sohn von T h o m a s L., geboren
zu Strassburg am 14. März 1803, studirte hier besonders Anatomie und Physio-
logie unter Eh&mann, promovirte 1824 mit einem „Essai sur les vaisseaux lym-
pkatiques", machte Reisen in Frankreich, England und Deutschland, beschäftigte
sich nach seiner Rückkehr in seine Vaterstadt ausschliesslich mit wissenschaft-
lichen Arbeiten, wurde Agr6gö der Facultät und 1836 Professor der Physiologie,
nach zweimaligem Concurse, mit den Schriften: „Du m^canisme par lequd les
matih'es alimentaires parcourenJt leur trajef. de la bottche h Vanus" (1833) und
„Exposition et apprdciation des sourees des connaissances physiologiques*' (1836).
Doch starb er bereits im März 1837 an der Phthisis. Ausser den genannten und
noch einigen anderen kleineren Schriften hinterliess er noch ein vortreffliches
grösseres „Manuel de Vanatomie** (Strassburg 1829 ; 1 835 ; deutsch vom Verfasser,
Stuttgart 1835, 36, 2 Bde.).
NoQV. biogr. g6n. XXIX, pag. 951. — Dechambre, "Z, S6rie, II, pag. 46. Pgl.
Lauvergne, Hubert L., französischer Marinearzt, geboren am 20. Januar
1797 in Toulon, trat 1819 als Officier de sant6 3. Classe in die Marine ein,
machte in derselben mehrere Expeditionen ^nach der Levante und Südamerika
mit, promovirte 1829 in Montpellier mit der These: „Geographie botanique du
port de Toulon et des iles d^Hylres^, wohnte 1830 der Belagerung von Algier
als Chirurgien-major bei, wurde 1832, nachdem er den Dienst quittirt hatte,
Prof. der Materia med. in Toulon, später successive in Cherbourg und Brest und
schliesslich 1858 Director des Sanitätsdienstes in Toulon, wo er am 24. Deeember
1859 starb. Unter seinen zahlreichen Arbeiten ist die verdienstvollste betitelt:
„Les for^ats consid4ris sous le rapport physiologique , moral, inlellectuel,
observSs etc,^ (Paris 1841). Erwähnenswerth sind ausserdem noch: „Le ckoUra-
morbus en Provence, suioi de la biographie de Fleury^ (Toulon 1836) — ^/>«
Vagonie et de la mort dans toutes les classes de la soci^d sous le rapport etc,"
(2 voll, Paris 1841; deutsch Leipzig 1843 und von E. Willmann 1845';
ausserdem verschiedene Abhandungen Ober die Functionen des Gehirns , die Ur-
sachen der Tuberculisation (1846) u. s. w.
Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 46 — Berger et Bey, pag. 148. Pgl.
Lauverjat, Th6odore-£tienneL. , Pariser Geburtshelfer zu Ende
des vorigen Jahrhunderts, wurde 1774 Magister chir., war Mitglied des College
des chirurgiens und Professor der Geburtshilfe. Er ist bekannt durch seine Oppo-
sition gegen die von Sioaült empfohlene Symphyseotomie. L. war ein besonderer
Vertheidigeir des Kaiserschnitts, für den er auch eine neue SchnittfÜhrung
angegeben hat. Die bezüglichen Schriften sind betitelt: „Examen d^une brochure,
gut a pour titre: Proc^-verbaux et rSßexions ä Poccasion de la section de la
Symphyse, etc." (Amsterdam 1779) — „Nouvelle m^thode de prcUiquer
VopSration cSsarienne, et parallele de ceite opSration et de la section des
OS pubis*' (Paris 1788; deutsche Uebers. Leipzig 1790). Er starb im Jahre 1800.
Dict. bist. III, pag. 411. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 47. Pgl.
Lavacherie, Valentin de L., zu Lüttich, war 1798 zu Eysden im
Herzogthum Limburg geboren , war zur Zeit seines 1848 erfolgten Todes Professor
der externen Klinik und operativen Chirurgie an der Universität Lüttich and war
als geschickter Operateur und erfahrener Praktiker bekannt. Er schrieb : „ De la
eompression contre les tumeurs blanches des parties dures" (Lttttich 1839) —
„MSmoires et obsertations sur quelques maladies des os maxillaires'' (Brüssel
i
LAVACHBRIE. — LAVAUGUION. . 629
1843) — f,De la t^notomie appliqaie au traitement des luxattons et des
fractures^ (Ibid. 1843) — „De la gangrine de la bouche, avec nScrose des
OS Tnaxillaires** (Paris). Mehrere seiner Abhandlangen befinden sich in den Denk-
schriften der Belgischen Akademie der Medicin, deren Mitglied er war.
Biographie g^n^rale des Beiges, pag. 125. — Quörard, La littöratare franvaise.
IV, pag. 648. (j
Lavagna, Francesco L., zu Porto-Maurizio , war am 23. Januar 1785
zu Caneto in der piemontesischen Provinz Oneglia als Sohn eines Arztes geboren,
studirte von 1804 an in Genua und wurde 1808 mit der Diss. „De meUica
electricüate^ Doctor. Nachdem er in Pavia die Theorie und Praxis des „Con-
trostimolo" stndirt hatte, publieirte er: „Annotazioni critiche sopra i rimedi
controsttmolanti" (Genua 1809; 1818; auch in „CoUezione dl memorie di medi-
cina" der Societa filomatica zu Neapel, 1819), in welcher Schrift Prof. Fattoäi
die Basis eines neuen medicinischen Systems erblicken wollte. 1810 kehrte er zu
weiteren Studien nach Pavia zurück und begann an seinen ^Espertenze e riflessioni
sopra la carte dm derUi umani, colC aggiunta dt un ntwvo saggio sulla ripro-
duzione dei denti negli animali rosicanti" (Genua 1812) zu arbeiten, trat 1813
als Arzt in die französische Armee ein, machte die Feldzüge in Deutschland mit,
besuchte 1814 Paris, Hess sich 1815 als Arzt in Porto-Maurizio nieder und
publieirte in Beügnatelli's Giornale di fisica (1817): „ Es ^jer ienze e riflessioni
sopra il sangue menstruo** und weiterhin: „Sulla cura delle puerpere letargiche^
(Repertorio med.-chir, 1821) — „Osservazioni pratiche sulV ejficacia delV
ammoniaca neW amenorea" (Annali universali, 1823) und mehrfache easuistische
Mittheilungen in dieser Zeitschrift (1832, 33), sowie im Bulletino della soc. med.-
chir. di Bologna (1835, 39), ferner: „Osservazioni per seroire alla storia del
cholSra etc.** (Genua 1836) und: „Esperienze ed osservazioni per determinare
Vazione^ gli effetti e Puso delV oppio nelV umafio sistema" (Ibid.) u. s. w.
Cantü, pag. 267. — Callisen, XI, pag. 143; XXIX, pag. 472. G.
Lavater, berühmte Züricher Familie , aus der auch mehrere Aerzte hervor-
gegangen sind. — Heinrich L., 1569 in Zürich geboren, studirte Medicin auf
verschiedenen deutschen und italienischen Universitäten, wurde Professor der
Physik und Mathematik in seiner Geburtsstadt, begleitete 1595 als Arzt die
von der Schweiz an Henri IV. geschickte Deputation und starb 1623. Er schrieb
eine: „Defensio medicorum galenicorum adversus calumnias Angeli Sala**
(Zürich 1610, 4.) — „Epitome philosophiae naturalis"* (Ibid. 1621, 4.). —
Sein Sohn Johann Heinrich L. , geboren 1611, gestorben .1691, war auch
der Nachfolger auf seinem Lehrstuhl, veröffentlichte 1667 eine Analyse von Thermal-
wasser, 1668 ein Reglement gegen die Pest und die Schrift: „De hrepoTzzoi-
CToXij, seu intestinorum compressione*^ (Basel 1672, 4.), betreffend einen Scrotal-
bruch mit dem Colon als Inhalt. — Ein anderer Johann Heinrich L. war als
ein Sohn des als Physiognomiker berühmten Pfarrers Johann Kaspar (geboren
1741, gestorben 1801) in Zürich am 21. Mai 1768 geboren, studirte in
Göttingen, wurde daselbst 1789 mit der Diss. „Obseroationes de statu hodiemo
artis medicae** Doctor , prakticirte darauf in Zürich und machte sich besonders
um die Einführung der Vaccination verdient. Er schrieb: „Anleitung zur ana-
tomischen KenrUniss des menschlichen Körpers für Zeichner und Bildhauer**
(Zürich 1796 ; französ. Uebers. von Gauthier de la Peyronie, Paris 1797) —
„Abhandlung über die Milchblattem oder die sogenannten Kuhpocken u, s. w.**
(Ebenda 1800; 1801). Er starb am 20. Mai 1819.
Biogr. med. V, pag. 545. — Diet. hist. III, pag. 411. — Dechambre, 2. S6rie
II , pag. 55. Q
Lavauguion, de L., Arzt in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts,
ist nur bemerkenswerth als Verfasser eines zur Zeit beliebten, übrigens, wie
D£Z£iH£Ris (s. unten) gezeigt hat, nach den berühmten, von DiONis im Jardin du
630 LAVAÜGÜION. — LAVOISIEN.
Boi von 1670 — 1682 gehaltenen, aber erst. 1707 veröffentlichten Vorlesungen
compilirten : „TraitS complet des Operations de Chirurgie, corUenant leurs
d^finitions etc.'' (Paris 1696; Ibid. 1697; englisch London 1707).
Dict. bist. III, pag. 412. — Dechambre, 2. S4rie, II, pag. 56. Pgl.
Laveran, L. L. , französischer Militärarzt, war am 30. Mai 1812 zu
Dunker que geboren, war ein Zögling des Instructions-MilitArhospitals zu Lille,
wurde 1840 Mödecin adjoint im Hospital zu Algier , 1841 Professor am Militär-
hospital zu Metz und kehrte nach der 1850 erfolgten Aufhebung der Instructions-
hospitäler und nachdem er längere Zeit wieder in Algerien , namentlich in Blidah,
gewesen, im Jahre 1856 nach dem Yal-de-Gräce zurück, wo er den Lehrstuhl
für Heereskrankheiten erhielt , deren Erforschung er fast sein ganzes Leben gewidmet
hat. Ausserdem dass er Professor und Chefarzt bei genannter Anstalt war,
erhielt er auch deren Directorat, das er bei Ausbruch des deutsch-französischen
Krieges mit der Stelle eines Inspecteur du Service de sant6 des armöes bei der
Nord- Armee vertauschte. Nach dem Tode von Michel Levy (1872) übernahm
er wieder das Directorat der Schule des Val-de-öräce, suchte die nach Montpellier
geflüchteten Trümmer der durch den Krieg aufgehobenen Strassburger Schule zu
erhalten und betheiligte sich mit grossem Eifer an dem fast hundertjährigen
Kampfe der Militär-Medicin gegen die Intendantur. Er ist für Frankreich der
Schöpfer der militärischen Epidemiologie , über die er u. A. folgende Abhandlungen
publicirte: „Documents pour servir h Vhistoire des maladies du nord de
VAfrique^ (Rec. de m6m. de möd. milit., 1. S6rie, T. LII) — „Goiisidh'a^Tts
^r le scorbut*' (Travaux de la Soc. des sc. m6d. de la Moselle, 1848) — „Relation
de r^pidSmie de mSningite cirdbro-spinale ohservie h Metz de 1847 ä 1849**
(Ibid. 1849) — „Note sur la nature de la hSmdralopie" (Rec. de m6m. de m6d.
mil., 1858) — „Anatomie paihologique du tubercule" (Ibid. 1861) — „Recherches
statistiques sur les causes de la mortalit4 de Varmde servant h VirUerieur'^
(Ann. d'hyg. publ. , 1860) — „De la mortaliti des armdes en campagne, au
point de vue de V Ätiologie" (Rec. de m6m. etc., 2. S6rie, T. XIX) — „Des infliiences
nosocomiales sur la marche et la gravitd de la rougeole" (Gaz. hebdom., 1861) —
„Relation d^une petite SpidSmie de fih)re remittente bilieuse, qui s^est didarie
h la caseme de Lourcine, pendant les mois . . . 1865^ (Rec. de m6m. etc., 1866).
Er schrieb ferner eine Anzahl bezüglicher Artikel für das Dict. encyclop. des sc. m6d.
und gab zusammen mit Lustbeman heraus: „Rapport adressd au minist re de
la guerre sur les faits recueillis au Congr^ ophthahnologique de Bruxelles'"
(Ibid., 2. S6rie, T. XX). Seine Vorlesungen sind u. d. T. : „ Traiti des maladies
et des dpidhaies' des armdes** (1875) von seinem Sohne Alph. Laverax ver-
öfi^entlicht worden. Er starb zu Paris am 7. August 1879.
Le progrfes m^dical. 1879, pag. 692. — Bec de mem. de med. etc. militaires,
2. Serie, XXXV, 1879, pag. 547. ^
Lavirotte, Louis-Aim^ L., geboren zu Nolay (Cöte-d'Or) am 15. Juli
1725, studirte in Paris, wurde Licentiat und Dr. med. 1752 mit den Thesen:
„An experimenfa circa vim corporum electricam perficiant medicinae theorinm
et praxim^ und „An morbis cutaneis hydrargyrum et scammonium" , starb aber
bereits am 3. März 1759 zu Paris. L. war Mitarbeiter am Journal des savantü
und hat im Vergleich zu seiner kurzen Lebenszeit eine grosse Anzahl von Schriften
hinterlassen , zum grösseren Theil allerdings nur üebersetzungen ausländischer
Werke. Von selbständig verfassten nennen wir ausser den obigen Thesen noch:
„Dvis, sur la chaleur^ avec les observations sur les thermomkres** (Paris 1751) —
„Obs. sur une Hydrophobie spontande, suivie de la rage" (Ebenda 1757).
Muteau et Garnier, II, pag. 78. — Biogr med. V, pag. 546 Pgl.
Lavoisien, J e a n - F r a n g o i s L., lebte im vorigen Jahrhundert als Wund-
arzt der königl. Militärspitäler in Paris, zog sich aber in seiner späteren Lebenszeit
LAVOISIKN. — LAWRENCE. 631
nach dem Städtchen £u zurück, wo er als Wundarzt prakticirte. Er ist Verfasser
eines vortrefflichen Wörterbuchs der med. Wissenschaften, betitelt: „ Dtctiannaire
des iermes frangais et latins de mSdecine, d^anatomie, de Chirurgie etc.**
(Paris 1764; 2. 6d. u. d. T. : „Dictionnaire portatif de mddedne etc," 2 voll.,
Ibid. 1771; 1793).
Nouv. biogr. g^nir., XXIX, pag. 1024. "— Dechambre, 2. S6ric, II, pag 106.
Pgl.
Lawrence, Thomas L., zu London, war daselbst am 25. Mai 1711
geboren, studirte von 1727 an in Oxford, besuchte in London die anatomischen
Vorlesungen von Frank Nicholls und die Krankensftle des St. Thomas' Hosp.,
wurde 1736 Dr. med. und nach der Resignation von Nicholls „anatomy reader^
bei der Universität Oxford, während er in London wohnte und auch da anatomische
Vorlesungen bis 1750 hielt, von wo an er sich allein der Praxis widmete. Beim
College of Physicians erlangte er von 1743 an nacheinander alle Ehrenstellen,
war Gulstonian Lecturer, hielt die HARVEY'sche Rede, die Croonian Lectures und
war von 1767 an sieben Jahre hintereinander Präsident des College. Trotzdem
er ein in jeder Beziehung ausgezeichneter Mann war , hatte er als Arzt nur geringe
Erfolge aufzuweisen, indem seine Persönlichkeit ihm einige Hindernisse bereitete.
Er war der Verfasser der Biographie Haevey's, welche sich an der Spitze der
von dem College of Physicians veranstalteten Quart-Ausgabe der Werke dieses
berühmten Mannes befindet; er verfasste auch das Leben seines Freundes und
Beschtltzers Nicbolls und folgende im elegantesten Latein geschriebene Werke:
„De hydrope disputatio medica" (London 1756) in Form eines Dialoges zwischen
Harvey, Sir George Ent und Dr. Hamey — „Praelectiones medicae XII de
calvariae et capitis morbis^ (Ibid. 1757) — „De natura musculorum^ (1759).
Von Allen hochgeehrt und bedauert starb er am 6. Juni 1783.
Munk, II, pag. 150. Gr.
Lawrence, Sir William L., Bart., zu London, berühmter Chirurg, war
am 16. Juli 1783 zu Cirencester, Gloucestershire, als Sohn eines Chirurgen geboren,
wurde 1799 ein Schüler von Abernethy, der ihn bereits nach 3 Jahren zum
Prosector am St. Bartholom. Hosp. machte, in welcher Stellung er 12 Jahre ver-
blieb. 1805 wurde er Member des Coli, of Surg. , 1813 Assistant Surgeon am
genannten Hospital^ 1814 Surgeon der Eye Infirmary und erbielt 1815 die lucrative
Stellung eines Surgeon der königlichen Hospitäler von Bridewell und Bethlehem.
In demselben Jahre wurde er zum Professor der Anatomie und' Chirurgie beim
College of Surg. ernannt, bei dem er 4 Jahre lang Vorlesungen hielt. Kurze
Zeit war er auch bei der medicinischen Schule von Aldersgate Street thätig, um
dann Abernethy's Nachfolger als Docent der Chirurgie beim St. Bartholom. Hosp.
zu werden. Seine Vorlesungen werden nach Inhalt, Sprache, Vortragsweise geradezu
als musterhaft geschildert. Auch als Schriftsteller hatte er sich bereits einen
Namen gemacht. Ausser einer Uebersetzung von MüRRay's (üpsala) tabellarischer
„Descriptt'on of the arteries of the human body" (1800) aus dem Lateinischen,
hatte er 1806 den jACKSON'schen Preis des Roy. Coli, of Surg. für seinen „Treatise
on hernia etc,^ (London 1807; 2. ed. u. d. T. : „A' treatise on ruptures etc.**,
1810; 3. ed. 1816; 5. ed. 1838; deutsche Uebers. von Gerh. v. d. Busch,
Bremen 1818; franz. Uebers. von Berard und J. Cloquet, Paris 1818; ital.
Uebers. von Giamb. Caimi, Mailand 1820) erhalten. 1807 erschien von ihm eine
Uebersetzung von J. F. Blümenbach*s „A short system of comparative ana-
tamy etc.**, femer Aufsätze über Fungus testiculi, Steinschnitt u. s. w. 1809 gab
er zusammen mit John James Watt heraus: „Anatomico-chirurgical views of the
nose, mouthf larynx and faucea** (neue Ausgaben 1834, 38) und 1819 erschienen
seine im Coli, of Surg. gehaltenen Vorlesungen: „Lectures on physiology, zoology,
and the natural history of man etc.^ (2. ed. 1822; 9. ed. 1848), durch
welche ein nur mit Mdhe beschwichtigter Sturm heraufbeschworen wurde, indem
man ihn des Materialismus beschuldigte und ihm seine Stellungen bei den obigen
632 LAWRENCE. -- LAWSON.
königlichen Hospitälern zu nehmen drohte. 1826 nahm er lebhaften Antheil an
einer gegen den Conncil des Coli, of Surg. wegen mancherlei MiBsbränehe ge-
richteten Agitation, wnrde 2 Jahre sp&ter aber selbst Mitglied desselben und 1840
auch Examinator bei demselben, welche Stellung er, trotzdem er frtther dagegen
gekämpft, bis an sein Lebensende beibehielt. Zweimal (1846, 1855) war er auch
.Präsident des College und wnrde nach Erlass der Medical Act und Errichtung
des Council of Medical Education and Begistration zu einem Mitgliede desselben
Seitens der ELrone ernannt. Als Nestor der britischen Chirurgen und ältester
Serjeant-Surgeon der Königin starb er am 5. Juli 1867, nachdem er erst 2 Jahre
vor seinem Tode seine Stellung am St. Bartholom. Hosp. aufgegeben hatte und
wenige Monate vor jenem zum Baronet ernannt worden war. Von seinen späteren
Schriften sind noch anzuführen : „A treatise on the venereal disease of the eye*^
(London 1830; deutsche üebers. Weimar 1831) — „Elghty-nine lectures on
surgery, .... delivered in 8t. Bartholom, Hosp," (2 voll., 1831) — „Lectures
on surgery , medical and operative etc.*' (1832; deutsch von F. J. Bshrend,
Leipzig 1833 — 35) — „Observations on tumours, with cases" (London Med.-
Chir. Transact., 1832) — „A treatise on the diseases of the eye*' (1833; 2. ed.
1841 ; Amer. ed. Washington 1834 ; a new edit. . . . with numerous addltions
and illustrations by Isaac Hays, Philadelphia 1854). Dazu kommen noch gegen
20 werth volle Mittheilungen in den Med.-Chir. Transact., sowie die Veröffentlichungen
seiner Vorlesungen in der Lond. Med. Oazette und Lancet, z. B. die in letzterer
1826 enthaltenen über Augenkrankheiten, die von C. Billard als „Traitd prat.
sur les maladies des yeux etc.** (Paris 1830) übersetzt wurden. — L. gehörte fast
ein halbes Jahrhundert lang zu den hervorragendsten Chirurgen und Augenärzten
Englands und hat der Förderung der Chirurgie und Augenheilkunde nicht unwichtige
Dienste geleistet.
Brit. Med. Joum. 1867, H, pag. 36. — Lancet. 1867, II, pag. 44, 49. — Med. Times
and Gaz. 1867. 11, pag. 43, 69, 103. — St. Bartholom. Hosp. Reports. 17, 1868; pag. 1. —
Callisen, XI, pag. 151; XXIX, pag. 475. Gurlt.
Lawrie, James Adair L., zu Glasgow, war zu Loudoun geboren, ging
nach Vollendung seiner medicinischen Studien nach Indien, in die Präsidentschaft
Madras, wo er prakticirte und den Keim zu der Krankheit legte, die ihn später
dahinraffte. Aus Indien zurückgekehrt, wurde er Professor der Andersonian Uni-
versity und nach dem Tode von Bubns, 1850, Professor der Chirurgie an der
Universität zu Glasgow. Ein geschickter und fleissiger Lehrer, ein hochgeschätzter
Praktiker, war er zum Repräsentanten der beiden Universitäten Glasgow und
St. Andrews im Medical Council gewählt worden. Nachdem er wegen Kränklich-
keit seine Stellung niedergelegt, starb er am 22. November 1859 zu Bridge of
Allan, wohin er sich zurückgezogen hatte. Er publicirte: „Essay on choUra,
founded on observations of the disease in various parts of India^ and in
Sunderland, Newcastle etc.** (2. ed. London 1832). Seit 1833 war er dw
Redacteur des Glasgow Medical Journal.
Medical Times. New Ser, XIX. 1859, pag. 566. — Callisen, XXIX, pag. 478.
G.
*Lawson, George L., Augenarzt in London, studirte am King's College
daselbst, wurde 1852 Member, 1857 Fellow des R. C. S. Engl., machte als Assistant
Surg. in der Rifle Brigade den Krimkrieg mit, war Docent der Anatomie an der
neuen Schule von Grosvenor PL, Docent der Chirurgie am Middlesex Hosp. Er
ist zur Zeit Surgeon an diesem Hosp., sowie am Roy. London Ophthalm. Hosp.,
Moorfields. Schriften: „On gunshot wounds of the thorax** (1858) — „(h
sympathetic Ophthalmia** (1865) — „Injuries of the eye, orbit and eyelids;
thetr immediate and remote effects** (1867) — „A manual of diseases and
injuries of the eye*' (4. ed. 1880). Dazu Aufsätze ophthalmologischen und
chirurgischen Inhalts in Lancet, Brit. Med. Joum., Med. Times and Gaz. u. s. w.
Medical Directory. Red.
LAWSON. — LAZERME. 833
'''Lawson, Robert L. , zu Edinborg, stndirte bei der dortigen Univer-
sität und dem R. C. S. Edinb. , erlangte von 1871 an mehrere Grade , den des
Med. Dr. 1881, war 1871—72 Assistent des Prof. der praktischen Medicin und
medicinisehen Psychologie bei der dortigen Universität, pathol. Prosector und
Assist. Med. Offieer (Clin. Clerk, 1874) am West Riding Asylum und ist zur Zeit
Dep. Commissioner in Lnnaey für Schottland. Er schrieb in den West Riding
Asyl. Med. Reports (IV, V, VI): „On the hourly .dütribiUion of mortality in
rekUton to recurrerU changßa in the activity of vital functions*^ — ^^^
physiological action of hyoscyamine** — „Hyoscyamine in the treatment of
diseckses of the insane** — „Clinical notes on conditions incidental to inaanity** ;
femer : „Meningitis, and allied ckangea in the meningea^ (Brit. and For. Med.-
Chir. Rev., 1876) — „Notes on asylum surgery" (Joum. of Psych. Med. 1876) —
„Symptomatology of alcoholic brain disorders^ (Braiii 1878) — „IHseased
conditions of the cerebellum^ (Brit. Med. Joum., 1875, 76) — „Traumatic
epilepsy'' (Laneet, 1876) u. s. w.
Medical Directory. Bed.
Layard, Daniel Peter L. , geboren zu Green wich um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts, proroovirte in Oxford, praktioirte in London in hervorragender
Stellung als Leibarzt und Mitglied der Royal Society und starb am 5. Februar 1802.
L. verfasste u. A. : „Of afracture of the os ilium and its eure*' (Phil. Transact.,
1745) — „Of a toomen who had an extraordinary impostume formed in her
stomach" (Ibid. 1750) — „An essay on the nature, causes and eure of tke
contngious distemper among the horned cattle etc," (London 1757) — „On the
usefulness of inoculation of the horned cattle to prevent etc." (Phil, Transact.,
1758) — „An extraordinary case of diseased eye** (Ibid.) — „Pharmacopoeia
in usum gravidarum, puerperarum etc." (London 1776).
Dict. liist. III, pag. 413. — Dechambre, 2. S6ne. II, pag. 109. Pgl,
* Layet, Alexandre-Eiz^arL., geboren zu Toulon-sur-Mer am 28. April
1840 als Sohn des dortigen obersten Hafen Sanitätsbeamten AndröL. (gestorben
1880), medicinisch ausgebildet in der ficole de medeeine navale, 1872 promovirt,
wurde an dieser Anstalt 1874 Professeur .agreg6 , dann Oberarzt in der Marine
und 1878 Professor der Hygiene in Bordeaux, wo er die Gesellschaft fttr Hygiene
in's Leben rief und als Chef verschiedener Sanitäts-Inspectionen thätig ist. Unter
seinen Schriften sind besonders zu neQuen : „ Hygiene et pa^thologie des ouvriers
des arsenaux maritimes" (Paris lö73) — „Traiti d'hygi^ne des professions
et des industries" (Daselbst 1875; deutsch von Meinel, Erlangen 1877) —
„La vie humaine entre les tropiques" (Arch. de m6d. nav. , 1877, 1878) —
„Dimographie pathologiqae de La ville de Bordeaux" (1882) — „Hygihie et
maladies des paysans" (Paris 1882; preisgekrönt vom Genfer Congress). Femer
eine grosse Reihe von EiozelaufsÄtzen, resp. Versuchsreihen über Blei- und Bleiweiss-
vergiftung, Ventilation, Schulhygiene, Impfung, Arsenik, Vanille-Vergiftung etc.
W e r u i c h.
Lazerme, Jacques L,, geboren 1676 in Pouguet bei Böziers (Languedoc),
studirte und promovirte 1703 in Montpellier, trat hier in das Collegium der
Aerzte ein, wurde Mitglied der Facultät und 1720 Nachfolger von Bezac. Er
starb 1756. L. war ein gelehrter und geschickter Praktiker und Anhänger der
ehemiatrischen Schule. Er schrieb: „Specimen medico - chirurgicum de suppu-
rationis eventibus" (Montpellier 1724) — „Gonspectus mechanicus partium
solidarum corporis humani" (Ibid. 1729) — „De morbis intemis capitis"
(2 voll., Amsterdam 1748) — „Curationes morborum" (2 voll., Montpellier 1750;
franz. von Deidier-Desmarets u. d. T. : „Mähode pour guSrir les maladies",
2 voll., Paris 1754j.
Astruc, Memoires, 1767, pag. 291. — Biogr. m6d. V, pag. 554. Pgl.
634 LAZZARETTI. — LEAKE.
Lazzaretti, Giuseppe L., zu Padua, war 1812 zu San Quirico d*Orcia
sul Senese geboren, hatte sich bereits in Toscana in der gerichtliehen Medicin
einen guten Namen gemacht, als er 1864 nach Padua auf einen Lehrstuhl der-
selben und der Medicinalpolizei berufen wurde. Während er auch dort sich die
verdiente Anerkennung erwarb, erschien als Frucht seiner Studien und seiner
Erfahrung sein: „Corso teorico pratico dt medicina legale** (3. ediz. 1882),
der sich bei Medicinern und Juristen gleich beliebt gemacht hat. L. starb nach
langer Krankheit am 23. August 1882.
Annali universal! di med. e chir. Vol. 261, 1882, pag. 578. G.
Lazzati, Pietro L., zu Mailand, daselbst geboren, wurde 1836 in Payia
Doctor mit der Diss. „Della diagnosi della cataratta e della scelta del metodo
operativo", war von 1834 — 38 Assistent in der geburtshilflichen Klinik von Teod.
LOVATI zu Pavia , war später einer der bekauntesten Geburtshelfer in Mailand,
wurde 1863 der Nachfolger de Billi*s als Primararzt der Entbindungsanstalt
und Professor und Director der königl. Hebeammenschule; er war ausserdem Mit-
glied des Consiglio Ospitaliero, des Consiglio Prorinciale und des ünterrichts-
Ministeriums , Verfasser einer Reihe von Abhandlungeu und Mitarbeiter an dea
Rechenschaftsberichten aus seiner Klinik. Von denselben führen wir an: „DelV
ttso ostetrico della segale cornuta" (Mailand 1862) — „Sul rovesciamento ddP
utero" (Ibid. 1865) — „ün alter o caso di rovesciamento completo delV tUero
depo il parto etc.^ (Ibid.) — „Prospetto clinico della regia scuola di ostetrida
in Milano . . . per Vanno 1864, Compilato dal Dr. G, Gasati'* (Ibid. 1865) —
„Del parto per la spalla'' (Ibid. 1867, c 1 tav.). Jene Entbindungsanstalt wurde
durch ihn ein Muster von Reinlichkeit und in die beste hygienische Verfassung ver-
setzt. Er starb, erst 57 Jahre alt, am 22. März 1871.
Griffini in Annali universali di med. e chir. Vol 215, 1871, pag. 685. G.
Leach, Harry L., geboren zu Wisbech (Cambridgeshire) 1836, studirte
unter Leitung Walker's in Peterborough und später am St. Bartholom. Hosp. ;
1858 approbirt, war er kurze Zeit House Surgeon in der Peterborough Infirmary,
machte eine Reise nach Indien und Hess sich dann in London nieder, wo er 1862
Resident Physician am Dreadnought Hosp. für Seeleute wurde. Hier machte er
sich um die Erforschung der Ursachen des häufigen Auftretens von Scorbut unter
den Matrosen verdient, entdeckte vielfache Verfälschung und nachlässige Auf-
bewahrung der antiscorbutischen Mittel (Weinsteinsäure etc.) und veranlasste 1868
eine entsprechende Amendirung der Merchant Shipping Act im Parlament, durch
welche eine besondere Inspection der Antiscorbutica angeordnet wurde. 1866
war er während der Cholera- Epidemie mit der Inspection des Hospitalschiffes „Belle
Isle" betraut. Zusammen mit Rooke entwarf er ein ausführliches Schema zur
Visitation der Themse-Schiffe, übernahm, nach dem Tode Jenes, 1870 die
Leitung des Green wich-Hospital und bewirkte auch hier eine Beseitigung ver-
schiedener sanitärer Missstände. 1873 wurde ihm die damals eben creirte Stellung
eines Port Medical Officer zu London übertragen, doch trat er lö76 wieder in
seine frühere Stellung am Dreadnought Hosp. zurück. Er starb am 26. November
1879. Er ist Verfasser einiger Publicationen über Scorbut und Dysenterie, sowie
eines 1868 veröffentlichten brauchbaren „Medical guide for captains", welcher
officiell auf jedem englischen Schiff eingeführt ist.
Lancet 1879, 11, pag. 855. — Med. Times and Gaz. 1879, II, pag. 870. Pgl.
Leach, s. a. Leech.
Leake, John L., geboren zu Ainstable bei Kirkoswald in Cumberland,
wurde nach beendeten medicinischen Studien in die Gilde der Londoner Chirurgen
aufgenommen. Bevor er aber noch seine Praxis antrat, unternahm er eine grössere
Reise, die ihn nach Portugal und Italien führte. Nach London zurückgekehrt, wandte
er sich namentlich der Geburtshilfe zu. Da bis zu jener Zeit in London keine
LEAKE. — LEBAS. 635
für Unterrichtszwecke beBtimmte Entbindungsanstalt bestand, so suchte L. diesem
Uebelstande abzuhelfen. In der That gelang es ihm auch, auf dem Wege der
Snbscription die nöthigen Mittel aufzubringen und im Jahre 1765 das West-
minster Lying-in Hospital als Lehranstalt zu eröffnen. In diesem Institute fanden
nicht nur, wie in den anderen Londoner Entbindungsanstalten, arme verheirathete,
sondern auch arme ledige Weiber Aufnahme. Lehrer an dieser Schule war L.
selbst und ausser ihm noch Fobd imd Beickenden. Diese Anstalt prosperirte;
denn nach L.'s eigener Angabe fanden in ihr von 1765 — 1773 800 Geburten
statt. L. starb als angesehener Arzt Londons am 8. August 1792. Er war ein
guter Lehrer der praktischen Geburtshilfe und in diesem Fache auch literarisch
thätig. Er schrieb ein Lehrbuch: „Lecture introductory to the theory and
practice of midwifery^ (London 1773, 4. ; 2. edit. 1787, 8.). In diesem Werke
verwarf er die LEVBET'sche Zange und empfahl seine eigene dreiblätterige. Ein
zweites Werk von ihm war: „Practical observations on the child-bed fever ^
(London 1773). Das Wesen des Puerperalfiebers suchte er in einer Entzflndung
der Därme. L. wendete seine Aufmerksamkeit auch der Gynäkologie zu. Die
Frucht davon ist eine für ihre Zeit sehr gute Schrift: „Medical Instructions
towards the prevention and eure of chronic disense pecuUar to women^ (London,
5. edit. 1777 — 1781). Gegen Syphilis, Scorbut, sowie gegen die Skropheln
wandte L. eine sehr wirksame Lissaboner Ptisane an , über die er die Schrift :
y,A dissertation on the properties and efficacy of the Lisbon diet-drink*'
(London 1757) veröffentlichte.
Gentlemaii'8 Magaz. 1792, LXII, pag. 893. — Biogr. med. V. pag. 555. — v. S i e b ol d's
Geschichte der Gebnrtsh. II, pag. H65. tti • u v x
' *^ ** Kleinwächter.
Lealis, Leale L. , gebürtig aus Verona, lebte zu Ende des 17. und
zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Padua, wo er zuerst als Wundarzt an einem
Hospital angestellt war, später promovirte und 34 Jahre lang successive die Professuren
der Chirurgie, Botanik und praktischen Medicin bis zu seinem am 5. November 1726
erfolgten Tode bekleidete. L. ist Verfasser eines nicht werthlosen Buches über den
Bau der männlichen Zeugungstheile : „Tlepi (?7r8p;i.aTi^oy7rct)v opYavü)v seu de partibus
semen conficienttbus in viro epistola ad D. de Marchettis^ (Padua 1686).
Biogr. med. V, pag. 555. Pgl.
* Leaming, JamesRoseburgh L., emeritirter Professor der praktischen
Medicin am Med. Coli, des Dispensary zu New York, geboren in Groveland,
Livingston Co., N. Y., am 25. Februar 1820, erhielt seine medicinische Bildung
an der New Yorker Universität, wo er 1849 zum Dr. med. graduirt wurde. Seitdem
ist er in New York als praktischer Arzt angesessen, wo er während einiger Jahre in oben
bezeichneter Stellung thätig war. Er schrieb U.A.: „ Cardiac murmurs" (New York
Journal of Med.) — „Respiratory murmurs" (Ibid. 1872) — „Plastic eocsudation
toithin the pleura, dry pleurisy^^ (Brown-Seqüard's Archives, 1873) — „Haeino-
ptysis^ (Med. Rec, 1874) — „Disturbed action and functional murmurs of
the heart^ (Transact. of the New York Acad. of Med., 1876) — „A new Classi-
fication of phthisis" (Boston Med. and Surg. Joum., 1879) — „Growths andforeign
bodies in the air ■- passages ; diagnosis and surgical treatment^ (New York
Med. Rec, 1879) — „Physical signs of interpleural pathological processes^
(Ibid. 1878).
Atkinson. pag. 174. Pgl.
Lebas , Jean L. , zu Paris, gebürtig aus Orleans, wurde in Montpellier
Doctor, war Mitglied des College und der Acad. de chir. , Prof. der Geburtshilfe
und Pathologie an der Schule für Chirurgie und Censeur royal. Er starb, 80 Jahre
alt, 1797. Er ist besonders durch seine Antheilnahme an den Discussionen zwischen
Louis, Boüvart, Petit u. A. über die Frage des Vorkommens von Spätgeburten,
für welches er sich erklärte, bekannt geworden. Abgesehen von mehreren Disser-
636 . LEBAS. — LEBEB.
tationen, yerfaaste er, jene Frage betreffend, folgende Schriften : „ Questum impor-
tante: Peut'On diterminer un terme pr^ßee paur Vaccauchementf** (Paris 1764) —
„Nauvelles ohservationa sur lea naisaanoes tardives etc.*' (1765) — „Refuta-
tion des sentimens de M, Bouvart, . . . sur les naissances tardives'' (1765) —
„Becherchea sur la durie de la grosaesse" (1766) u. s. w. Auch übersetEte er :
6. OouNSELIi, „PrScia de la doctrine aur Vart d'accaucher" (Ibid. 1779).
Recueil period. de la Soc. de in6d. de Paris. II. 1797, pag. 147. — Biet. bist, m,
pag. 414. Q
Löbed^W, Nikifor L., wurde am 13. März 1799 im Dorfe Orlow-
Gorodok (Gouv. Twer) geboren, studirte Medicin in Moskau von 1818 — 25,
wurde Dr. med. 1825 (Dias, de natura imponderabüium in gener e et de viribiia
vüalibua in apecie*'j war Professor - Adjunct für Geschichte und Literatur der
Medicin an der Universität und an der med.-chirurgischen Akademie in Moskau
und versah daneben noch verschiedene andere Aemter. Er gab eine kurze Geschichte
der Medicin heraus und starb in Moskau.
Mosk. Biogr. Lexikon. I, pag. 451 — 452. L. Stieda.
Lebedew, KosmaL., studirte in Moskau Medicin von 1820 — 1824, erhielt
1829 den Grad eines Dr. med. (Diaa, de febri adynamico, vulgo äicta putrida"),
prakticirte eine Zeit lang in Moskau, bis er 1831 an der Universität als Adjunct-
Professor ftlr allgemeine Pathologie und Therapie angestellt wurde. L. hat ausser
seiner Diss. eine Anzahl Werke in russischer Sprache erscheinen lassen, darunter:
„Lehre von den Fiebern" (Moskau 1831), ^Kurzer Grundriss der allgemeinen
Anthropathologie" (1833), „Allgemeine Anthropathologie" (1831), „Versuch einer
kritischen Uebersicht aller nosologischen Systeme" (1840), „Allgemeine Therapie"
(1841), „Allgemeine Pharmakologie" (1842), „Praktische Pharmakologie" (1842),
„Die Lehre von den Arzneimitteln" (1853). Ausserdem hat L. im Jahre 1849
die Vorlesungen seines Lehrers Djädkowski : „Praktische Medicin" herausgegeben.
Er starb in Moskau.
Mosk. Biogr. Lexikon. I, pag. 450—451. L. Stieda.
Lebenheim, Ernst Ludwig Heinrich L. , zu Trebnitz in Schlesien,
war zu Breslau am 6. November 1787 geboren, studirte auf der Leopolds-Uni-
versität daselbst Philosophie, von 1803 an auf dem dortigen Colleg. med. Medicin,
ging 1804 nach Berlin und wurde 1806 in Erfurt Dr. med. 1811 Hess er sich
zu Hermstadt als Arzt nieder, war von 1814 — 24 Arzt in Breslau, wurde in
diesem Jahre Kreisphysicus zu Trebnitz, wo am 18. März 1848 sein Tod erfolgte.
Er schrieb ; „ Verauch einer Phyaiologie des Schlafea" (2 Thle., Leipzig 1824, 29)
— „ Ueber Volkskrankheiten und deren Bekämpfung" (Hamburg 1836) — „ Ueber
die Medicinalverf aasung Preussens" (Hamburg 1846). Unter seinen Aufeätzen
in Hufeland's Journal (1824, 25, 26, 42, 43) ist einer: „Ueber die Pocken-
Epidemie zu Deutschhammer, im Trebnitzer Kreise ; ein Beitrag . . . sotüie über
die Schutzkraft der Vaccine" hervorzuheben ; ferner : „ Ueber die Schutzmittel
gegen die Pocken" (Heidelberger klin. Annalen, 1845).
Nowack, Heft 1, pag. 87. — Janus, IH, pag. 373 — Callisen, XI. pag. 165;
XXIX, pag. 481. Q
Leber, Ferdinand Joseph Edler von L., zu Wien, wurde daselbst
am 31. December 1727 geboren, kam zu einem Wundarzt in die Lehre, stodirt«
später die Chirurgie und erwarb 1751 die Magisterwtirde in derselben, wobei er
sich als so kenntnissreich erwies, dass van Swieten ihm kurze Zeit darauf eine
AnstelluDg als Hospitalarzt zu Breitenfurt in Niederösterreich erwirkte; allein
schon im folgenden Jahre erhielt er, auf die Verwendung seines Gönners de Haen,
einen Ruf an das grosse Stadt-Bürgerspital in Wien, womit zugleich die Aufsicht
über die beiden grössten Vorstadt-Spitäler (Marxer und Bäckenhaus) verbunden
war. Ausserdem war er seit 1757 beauftragt, die Criminal-Inquisiten, denen die
LEBER. — LEBERT. G:^7
sogenannte peinliche Frage (Tortnr) bevorstand , ärztlioh zu untersuchen. Volle
19 Jahre blieb L. in diesem entsetslichen Amte als „Folterarzt^, bis endlich die
Folter 1776 anf immer verschwand, woau nicht wenig seine Vorstellungen bei
Maria Theresia tlber die Widersinnigkeit und Grausamkeit des Verfahrens
beigetragen hatten. Von 1756 an verrichtete er unter DB Ha£n's Aufsicht
mehrere Jahre hindurch alle chirurgischen Operationen auf der damaligen med-
Chirurg. Klinik ; 1761 erhielt er die Lehrkanzel der Anatomie und der theoretischen
Wundarzneikunst, sowie den Titel eines k. k. Rathes. Auch hatte er im Auftrage
der Kaiserin bei allen Criminalfilllen seinen Bericht zu erstatten und verfasste für
den Codex austriacus über die Verletznngsarten nach ihre^ TOdÜichkeit eine gründ-
liche und gediegene Instruction für Wundärzte und Richter. Seine erste Schrift
war: „Abhandlung von der Nutzbarkeit des Schierlinga in der Wundarznei-
kunst" (Wien 1762^, dem als ein für seine Zeit gutes und an vielen Universitfttcu
gebrauchtes Compendlum die „ Vorlesungen über die Zergliederungakunst^
(Wien 1772; 2. Ausg. 1778; lateinisch 1777; umgearbeitet von J. C. RoSEN-
3rüLLBB u. d. T. : ;, Umriss der Zergliederungakunst** , Leipzig 1808) folgten.
1776 wurde er von Maria Theresia zum Leibchirurgus ernannt und 2 Jahre
sp&ter geadelt; die Universität verlieh ihm den Ehren-Doctortitel. 1786 gab er
die anatomischen Vorträge auf und vertauschte sie mit chirurgischen, die er bis
zu seinem am 14. October 1808 erfolgten Tode hielt. — Er war ein guter praktischer
Anatom und bis zur Gründung der Josephs- Akademie (1783) der einzige, viel in
Anspruch genommene Operateur in Wien. Auch hat er in mehreren kleinen Auf-
sätzen in Plenk's Sammlungen chirurgischer Beobachtungen eine Anzahl von
Instrumenten und Apparaten bekannt gemacht, die theils von ihm erfunden, theils
verbessert worden sind.
Salzburger med.-chir. Ztg. 1808, IV, pag. 237. — v. Wurz back, XIV, pag. 266. —
Jos. Hyrtl, Vergangenheit und Gegenwart des Museums fUr menschl. Anat. an der Wiener
Universität. Wien 1869, pag. XXXIV. — E. Gurlt in AUgem. Deutsch. Biogr. XVIII. pag. 93.
Gurlt.
* Leber, Theodor L., in Karlsruhe am 29. Februar 1840 geboren,
als Schüler Hklmholtz', C. Ludwig's, A. v. Graefe's in Heidelberg, Leipzig
und Berlin ausgebildet, wirkt seit 1871 als Professor der Ophthalmologie und
Vorstand der Universitäts-Augenklinik in Göttingen. Neben einer Anzahl von
Arbeiten physiologischen und pathologischen Inhalts veröffentlichte er : „ Anatomische
Untersuchungen über die Blutgefässe des menschlichen Auges^ (Denkschriften der
Wiener Akademie, 1865) — »Bie CirculationS' und JEmährungsverhäÜnisse
des Auges" (Geaefe-Saemisch* Handbuch der ges. Augenheilkunde, 1876) —
„Die Krankheiten der Netzhaut und des Sehnerven" (Ebenda 1877). — Mit
Rottenstein stellte er die „Untersuchungen über die Garies der Zähne" an
(Berlin 1867) und ist seit 1870 Mitherausgeber von Graefe's Archiv. "Wernich
Lebert (ursprünglich Lew y), Hermann L., berühmter Kliniker, geboren
den 9. Juni 1813 in Breslau, wohin seine in Berlin ansässigen Eltern auf kurze
Zeit der Eriegsverhältnisse halber sich begeben hatten, studirte Medicin und mit
besonderer Vorliebe Naturwissenschaften zunächst in Berlin, später in Zürich unter
Schönlein und promovirte hier 1834 mit der „Diss. de Gentianis in Helvetia
sponte nascentibus" . Er machte dann Zwecks botanischer Studien Reisen durch
^e Schweiz, studirte in den nächsten l\/s Jahren in Paris, besonders unter
DüPCTTBEN und Louis, und Hess sich Anfangs 1838 in Bex (Canton Waadt)
nieder, theilte später aber seinen Aufenthalt zwischen Bex und Paris und ver-
brachte hier die Wintersemester 1842 — 45, hauptsächlich mit vergleichend ana-
tomischen Arbeiten beschäftigt, zu denen ihn eine im Auftrage der Regierung mit
Robin unternommene Reise an die Nordküste Frankreichs anregte. Nach einem
Aufenthalte in Berlin während des Winters 1845—46 liess L. sich definitiv in
Paris nieder und lebte dort, sowohl wissenschaftlichen Arbeiten wie der Praxis
sich widmend, folgte 1853 einem Rufe als Prof. der med. Klinik nach Zürich,
638 LEBERT. — LEBLANC.
ging 1859 in gleicher Eigenschaft nach Breslau, zog sich aber 1874 wiederum
nach Bez zurück, wo er (theils auch in Vevey und Nizza) die letzten Lebensjahre
bis zu seinem am 1. August 1878 erfolgten Tode zubrachte. L. war ein Zögling"
Schönlein's und der Schule von Paris und war somit im Stande, die französischen
und deutschen Anschauungen zu vermitteln. Er gehörte zu den Ersten, welche
das Mikroskop für die pathologische Anatomie verwertheten und hat dadurch,
sowie überhaupt durch seine Leistungen zur exacten naturwissenschaftlichen Behand-
lung der Pathologie und klinischen Medicin wesentlich beigetragen. Seine zahl-
reichen Arbeiten — nach der von ihm 1869 publicirten Selbstbiographie 101 Nummern
grösserer Werke und sonstiger wissenschaftlicher Abhandlungen, wozu noch die
nicht kleine Zahl der später veröffentlichten hinzukommt — zerfallen in 3 Ab-
theilungen : In die der biologischen, wozu seine Dissertation, eine Arbeit über die
Mundorgane der Gastcropoden und die interessanten Beobachtungen über die Pilz-
kranklieit der Fliegen gehören, dann die eigentlich medicinischen Werke, unter
denen eine von L.'s frühesten Arbeiten: „Physiologie pathologique" (2 voll.,
Paris 1845, aveo atlas de 22 pl.), ferner sein prachtvoll ausgestattetes grosses
pathologisch-anatomisches Kupferwerk : „ Traüi d!anatomie p<Uhologiqite g^Srale
et spSci'ale^ (2 voll.. Ibid. 1852 — 64) — y^Handbuch der praktischen Medicin**
(2 Bde., Tübingen 1855, 1856) — „Handbuch der allgemeinen Pathologie und
2'herapie etc.^ (Ibid. 1865) — „Grundzüge der ärztlichen Praxis" (3 Liefer.,
1866) — „TraitS pratique des maladies scrofuleuses et tuberculeuses etc,**
(Ouvr. cour. , Paris 1849; deutsch Stuttgart 1851) — „Traitd pratique des
maladies cancSreuses etc," (Paris 1851) — „Klinik der Brustkrankheiten*^
(2 Bde., Tübingen 1874) — „Die Krankheiten des Magens*' (Ibid. 1878) —
„Die Krankheiten der Blut- und Lymphge fasse" iu ViRCHOw's Sammelwerk u. A.m.
Erwähnung verdienen. Endlich kann als dritte Abtheilung die grosse Zahl von
L.'s kleineren Arbeiten unterschieden werden, die sich besonders mit Gegenständen
aus der pathologischen Anatomie und experimentellen Pathologie befassen und
verschiedene casuistische Mittheilungen enthalten. Hierher gehören L.'s Studien
über Impfung der Tuberculose, über Carcinom, Uterusmyome, Aneurysmen. In
den letzten Jahren veröffentlichte L. in der Berliner klinischen Wochenschrift
mehrere Aufsätze über die klimatischen Verhältnisse von Nizza, Vevey, Bex etc.
H. Lebert, Biographische Notizen etc. Breslau 1869. — Berliner klin. Wochenschr,
1878, pag. 501, 589. — A. Hirsch in Allgem. Deutsch. Biogr. XVIII, pag. 94. Pagel.
Leblanc, Louis L. , gebürtig aus Pontoise, lebte in Orleans als Prof,
der Chirurgie, Wundarzt am Hötel-Dieu, Mitglied der Akademie der Wissenschaften
zu Ende des vorigen Jahrhunderts und hat sich u. A. besonders um die Ver-
besserung der Bruchoperation verdient gemacht. Ausser verschiedenen Aufsätzen
in den M6m. de lAcad. de chir. und im Joum. de m6d. veröffentlichteer: „Prtcis
d'op^ations de Chirurgie" (2 voll., Paris 1775) — „Oeuvres chirurgicales con-
tenant un prScis d^operations et une mdthode de traiter les hemies" (2 voll.,
Ibid. 1779) — „Discours sur Vutilitd d'anatomie" (Ibid. 1764) — „Nouvdle
methode d'opSrer les hernies" (Orleans 1766).
Biogr. med. II, pag. 280. — Dict. hist III, pag. 415. Pgl.
Leblanc, Uly sse L., zu Paris, berühmter Thierarzt, war am 26. November
1796 zu La Commanderie bei Bressuire (Denx-Sevres) geboren, hatte 1819 in
Alfort die Thierarzneischule absolvirt und übte anfänglich in Thouars, dann in Paris
die thierärztliche Praxis aus. Eine Preisschrift von ihm über die Augenentzündang
der Hausthiere wurde von Jüst. Radius (1825) in*s Deutsche übersetzt. Mit
TßOUSSEAU gab er anatomische Untersuchungen über die Krankheiten der Gefässe
(1828) und einen chirurgisch-anatomischen Atlas (1839) heraus; mit Rayeb stellte
er Experimente über die Rotz- und Wurmkrankheit an. Er war Mitglied der
Akademie der Medicin und starb Anfangs April 1871. Während seines langen
Lebens war er stets dem Fortschritte zugewandt, hat sich um alle Zweige der
LEBLANC. — LEBRECHT. 639
Thierheilkunde grosse Verdienste erworben und sich dabei der Mitarbeiterschaft
hervorragender Aerzte (wie die Genannten), die er seinerseits bei ihren experi-
mentellen Arbeiten unterstützte, zu erfreuen gehabt und auch auf diese Weise der
Medicin wesentliche Dienste geleistet.
Schrader-Hering, pag. 245. — H. Bonley im Bull, de l'Acad. de m^d. XXXVI,
1871, pag. 369. — Callisen, XI, pag. 167; XXIX, pag. 482. q
*Le Blond, Albert-Waning-Lenfranc L., zu Paris, ist am
17. Februar 1843 zu Rouen geboren, studirte Medicin zu Ronen und Paris von
1862 an, wurde 1870 Doctor mit der These: „Du röle des ligaments larges et
de Vappareil Srectile de PutSrus dans les himorrhagies lUdrines". Er wurde
darauf Mödecin-adjoint der Gefängnisse des Seine-D^p. (1870) und verschiedener
Wohlthätigkeitsvereine , sowie der Nation al-Garde , bei welcher er während der
Kämpfe um das belagerte Paris Dienste that. Er gab die 2. französische Ausgabe
von Chürohill's ^Traiti des maladies des femmes** (1873) heraus, veröffent-
lichte Aufsätze in verschiedenen med. Zeitschriften und wurde 1874 Ohef-Redacteur
der „Annales de gynScologie", in welchen er u. A. schrieb: „8ur Vavortement
spontanS dans les premiers mois de la grossesse, Valeur midico - legal des
membranes" (1875).
Glaeser, pag. 415. G.
^Lb Bon, Jean L., bekannt unter dem Namen Pbobüs Heteropolitanüs,
geboren im Städtchen Autreville (Altera- Villa) bei Chaumoiit in der alten Provinz
Bassigny, lebte im 16. Jahrhundert und war Leibarzt des Königs von Frankreich
und des Cardinais von Guise. Er schrieb: „Therapeia puerperarum** y eine
gynäkologische Abhandlung (Paris 1571; 1577; Basel 1586 in der Bauuin-
SPACH'schen Sammlung; Frankfurt 1586; Genf 1635; Paris 1664 in der Samm-
lung der Werke von HoüLLIER) — „Discours de la vertu et propriSt^ des
bains de Plombih-es" (Paris 1576; 1581; 1616) u. A. m.
Biogr. m6d. II, pag. 359. — A. Benoit, Notice sur Jean Le Bon, Paris 1879
(Rec. von E. Turner, Gaz. hebd. 2. S6rie, XVII, pag 261). p^,
j^ gi«
Lebouvier des Mortiers, Urbain-Ren6-ThomasL., geboren zu Nantes
am 1. März 1739, war Maiire honoraire k la chambre des comtes seiner Vater-
stadt, musste aber in Folge der Revolution, in die er sich stark verwickelte,
dieses Amt aufgeben. Er hat ausser zahlreichen politischen Abhandlungen folgende
medicinische und naturwissenschaftliche Schriften veröffentlicht: „M^moires ou
coiisidSrations sur les sourds-muets de natssance, et sur les moyens de donner
Vouie et la parole ä ceux qui en sont susceptibles**\ (Paris 1800) —
„Hecherches sur la ddcoloration, spontanSe du bleu de Prasse, et sur le
retour de cette couleur^ (Ebenda 1801) — „Examen des principaux systkmes
sur la nature du fluide Slectrique^ (Ebenda 1813). Er starb zu Nantes am
11. März 1827.
Biogr. m6d. V, pag. 556. Pgl.
Lebrecht, Leo L. , zu Mainz, war am 20. October 1798 zu Weisenau
bei Mainz geboren, studirte in Heidelberg, wurde in Mainz 1817 Doctor, Hess
sich daselbst als Arzt nieder und wurde von der israelitischen Gemeinde zum
Physicus ihrer Armen - Vei'pflegsanstalt ernannt. Von seinen Schriften erwähnen
wir: „Examen chemicum pomorum colocynthidum" (Heidelberg 1817) — „Pharma-
copoea eoctemporanea antüyphüüica, oder Auswahl der vorzüglichsten Arznei-
formeln u. s. w." (Mainz 1818) — n^^ Arzt im VerhäUniss zur Natur j zur
Menschheit und zur Kunst" (Ebenda 1821). Er übersetzte: Hürtado, „Die
Batanha Wurzel gegen passive Blutflüsse" (1817); J. Tenon, „Einige Mittel zur
Verlängerung des Lebens im höheren Alter u. s. w." (1818) und schrieb eine
Anzahl von Aufsätzen in Horn's Archiv (1821), den Heidelberger klin. Annalen
640 LE BRECHT. — LECAKU.
(1830), in Rust's Magazin (1831), darunter ttber das Ganglio- Abdominalfieber,
die Influenza u. s. w. Er starb am 1. October 1834.
Kener Nekrolog der Deutschen. 1834, Jahrg. 12, II, pag. 807. — Callisen, XI,
pag. 170; XXIX. pag. 484. G.
Lebreton, Jacques-Alexandre-Exupöre L., als Sohn eines renom-
mirten Geburtshelfers 1784 in Paris geboren, widmete sich hier dem Berufe seines
Vaters, promovirte 1810 mit der These: „Observations et r^ßexions sur V emploi
du forceps^ und praktieirte als Geburtshelfer in Paris bis zu seinem am 18, April
1849 erfolgten Tode. L. , der auch Mitglied der Aoad. de möd. war, yeröffent-
lichte noch: „Obs. aur une pr^tendue pkthisie laryngis et recher ches antUo-
miques ^te.^ (Joum, univ. des sc. m6d., T. XII) — „Recherches sur lee causes
et le traitement de plusieurs maladtes des nouveavrnis*' (Paris 1819; dentseh
von G. Wendt, Leipzig 1820) — „Tableaiuß optomatiques des acccuchements**
(Paris 1821, foL).
Sachaile, pag. 406. — Dechambre, 2. S^rie, II, pag. 118. Pgl*
Le Brun, Alexander Anton Le B., in Warschau am 12. Mai 1803
geboren, studirte in seiner Vaterstadt und erhielt 1824 den Grad eines Mag. der
Med. u. CMr. Die Jahre 1825 — 28 brachte er auf einer Studienreise in Deutschland,
Frankreich und England zu, wurde 1827 in Paris mit der Diss. „Essai mSdical
sur la plique po^onaise^ zum Doctor promovirt. 1829 wurde er Primarius im
Warschauer Haupt Hospital zum Kindlein Jesus und 1840 Director desselben,
sowie Ehrenmitglied des Medicinal - Conseils , übernahm 1860 den Lehrstuhl der
Chirurgie und die Direction der chirurgischen Klinik und starb am 3. Juni 1868.
1833—36 war er Secretär, 1849—54 Vice-Präsident und 1864—56, sowie
1866 Präsident der Warschauer ärztlichen Gesellschaft; 1837 gehörte er zu den
GrOndem des Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego. Le B. war unstreitig der
bedeutendste polnische Chirurg des 19. Jahrhunderts, sowohl in Hinsicht seines
gründlichen theoretischen Wissens, als auch seiner grossen Geschicklichkeit im
Operiren. Während seiner kurzen Lehrthätigkeit hat er sich auch glänzend bewährt ;
als Schriftsteller war er sehr fleissig und veröffentlichte von 1837 — 67 im
Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego und in Tygodnik lekarski weit über 200 Beob-
achtungen und Besprechungen chirurgischen Inhaltes, auch gab er 1841 — 60
Jahresberichte über die Thätigkeit des Hospitals zum Kindlein Jesus heraus. Ee
finden sich darin viele seiner interessanten Beobachtungen beschrieben. Ein voll-
ständiges Verzeichniss seiner Arbeiten findet sich bei Kosminski (pag. 267 — 271).
K. ft P.
Le Camus, Auto ine L., zu Paris, Arzt und Dichter, war daselbst am
12. April 1722 geboren, wurde 1742 Doctor und 1762 Professor der Therapie.
Er erklärte sich gegen den excessiven Gebrauch von Medicamenten und rieth, die
Heilung häufiger der Natur zu überlassen. Er widmete einem neuen, von der
Facultät erbauten Amphitheater ein Gedicht: „Amphitbeatmm medicum, poSma"
(Paris 1745, 4.) und schrieb, ausser schönwissenschaftlichen Schriften, einem Schau-
spiele und ausser einer gegen die Charlatanerie der Cosmetica der Damen gerichteten
Schrift: „Abdekers, ou Vart de conserver la beautd^ (4 voll., 1754 — 56) noch
die folgenden medicinischen : „Mdmoires sur diffSrents sujets de la rnddecine"
(1760) — „M^n. sur V^tat actuel de la pharmacie" (1765) — „Journal
dconomique, partie mddicale" (1753 — 65) — „Midecine pratique, rendue plus
simple, plus süre et plus m^hodique" (2 voll., 1769, 72), darunter der 2. nach
seinem am 2. Januar 1772 erfolgten Tode von Boubrel herausgegeben.
Nouv. biogr. g6n. XXX, pag. 174. G.
Lecanu, Louis-RenöL., zu Paris, war daselbst am 18. November 1800
geboren, wurde 1837 dort auch Doctor mit der These: „Etudes chimiques sur
le sang humain^, war Titular-Professor an der liicole de pharmacie, Mitglied des
LECANÜ. — LE CAT. 641
Conseil de salubrit^ des Seine-Döp., Mitglied der Acad. de m6d. seit 1838, nach«-
dem er frtlher Chef des travaux ehimiqnes beim College de France gewesen. Seine
Arbeiten waren grossentheils der organischen Chemie gewidmet nnd sind von
denselben anzuftlhren : y^De VhSmatosine, ou mcttüre colorante du sang*' (1830) —
„Nouvelles recherches sur le sang" (1831), ftir welche er von der Acad. roy.
de m6d. eine goldene Medaille erhielt; ausserdem publiciite er im Jonrnal de
pharmaoie: „Recherches sur Vurine" (T. XXV) und „Recherches sur les Corps
gras*' (T. XI, XII, XIII, XX); zusammen mit Büssy gab er heraus: „Cours
complet de pharmacie** (2 voll.); dazu eine grosse Menge von Aufsätzen, auch
rein chemischen Inhalts, in den Ann. d'hyg. publ.. Bullet, de th^r. , Journal de
chimie mM., Jonm. de pharm, u. s. w.
Sachaile, pag. 407. — Callisen, XI, pag. 175; XXIX. pag. 485. G.
Le Cat| Claude-Nicolas L., zu Ronen, einer der bekanntesten fran-
zösischen Chirurgen des vorigen Jahrhunderts, war zu Blörancourt (Oise) am
6. September 1700 geboren, stammte aus einer Familie von Chirurgen, machte
seine chirurgischen Studien in Paris, hatte aber dieselben noch nicht beendigt, als
er 1729 von dem Erzbischof von Ronen dorthin berufen wurde. Er wurde 1732
im Reims Doctor, Hess sich 1733 definitiv in Ronen nieder, wurde daselbst 1734
Magister der Chirurgie, später Chirurgien-major des dortigen Hötel-Dieu, begann
Vorträge über Anatomie und Chirurgie zu halten, erhielt 1736 den Titel königL
Professor und Dömonstrateur , gründete 1744 die Acad^mie royale des sciences,
belles-lettres et arts zu Ronen und wurde deren lebenslänglicher Secretär für die
Classe der Wissenschaften und Künste. Von 1732 begann er um die von der
Acad. de Chirurgie aufgestellten Preise sich zu bewerben und trug bis 1738 fast
alle davon, so dass die Akademie ihn ersuchte, fernerhin nicht mehr zu concurriren.
Es finden sich in den Prix de TAcad. roy. de chir. von ihm folgende Abhand-
lungen: jfMSm, sur cette qicestion: Pourquoi certaines tumeurs doivent etre
exstirpies et d'axUres simplemerU ouvertes?, etc,** — „MSm, sur cette question:
Quels sontf selon les diff4rens ca>s, les avantages et les inc<mv4niens de Vicsage
des tentes et autres dilatansf*' — „M&m, sur ce sujet: DSterminer dans chaque
genre de maladies chirurgicales les cos oh il conment de panser frdquefmment,
et ceux &k il convient de panser rarement" — „Mim, sur ce sujet: Diter-
mtner le caract^re distinctif des plaies faites par armes h feu etc. " —
„Mim, sur cette question: si Von dort amputer le carcinome des mamelles,
vulgairement appelS Cancer?*' Weiterhin publicirte er: „Dissert, sur le dissol-
vant de la pierre, et en particulier sur celui de Mlle, StSphens** (Ronen 1739) —
, TraiUdes sens** (Ibid. 1739, av. pl. ; Paris 1740 ; 1742 ; Amsterdam 1744, av. pl.),
ein anatomisch-physiologisches Werk. Besonders cultivirte er den Seitensteinschnitt,
fiftr den er mehrere Instrumente, das „ür6throtome", „Cystitome" und das „Gorgeret-
cystitome" erfand; dazu schrieb er: „Lettre concemant VopSration de la taille,
pnraJtiquie dans les deux sexes** (Rouen 1749) — „Recueil de pi^ces concernant
Vop4raJkion de la taille, et r4ponse h un anonyme" (Ibid. 1749 — 63), eine
Polemik gegen den Fröre Come, die in der unter dem Namen von Alex.-Pierre
Nahüys erschienenen „Parallhle de la taille latSrale avec celle du lithotome
cachS" (Amsterdam 1766) fortgesetzt wurde. Er erfand auch einen Krankenheber
für sehr schwere Personen und verbesserte die Ambe des Hippokrates (Beides
1743). L. war ein sehr geschickter Operateur, dabei aber der Reclame nicht abhold,
femer von einer wunderbaren Thätigkeit und Vielseitigkeit, indem er sich, ausser
der Chirurgie, Anatomie und Physiologie, auch noch mit Mathematik, Kriegsbau-
kunst, Philosophie beschäftigte und darüber schrieb, ohne dass jedoch diese Arbeiten,
die sich zum Theil in Zeitschriften , wie dem Journal de Verdun, de Trevoux,
des Savans, dem Mercure befinden, gerade tief wissenschaftliche, vielmehr oft genug
rein hypothetische sind. Von seinen auf die Medicin bezüglichen Schriften sind
noch anzuführen: „Diss. sur Vexistence et la nature du fluide des nerfs pt son
usage pour le mouvement musculaire" (Berlin 1753, von der dortigen Akademie
Biogr. Lexikon. III. 41
642 LE CAT. — LECLERC.
preisgekrönt) — „TraitS de la couleur de la peau humaine en gSn4ral, de
Celle des n^gres en particulier etc." (1766) — „TraiU des sensations ei des
passions en gSndral, et des sens en parttctdier** (2 voll., Paris 1766) — „Oeuvres
physiologtgties" (3 voll., Ebenda 1767) — „Cours abr4g4 ^ost&ilogie" (Ronen
1768). Er erhielt 1762 den Adel und starb am 20. August 1768.
Dict. bist, m, pag. 416. — Dechambre, 2. S^rie, II, pag. 121. — Loais,
filoges, pag. 129. — Haller, Bibl. chir. II, pag. 174. Gurlt.
Le Cerf, Peter Theodor L. C, aus Caßn in Frankreich, Hofarzt und
Ereisphysicus in Hessen-Darmstadt, Arzt in Frankfurt a. M. seit 1686, sehrieb:
„De febri galUca tractatus^*^ (Frankfurt 1714, 4.).
Christoph Le Cerf, Sohn des Vorigen , geboren zu Frankfurt a. M.
am 21. Januar 1696, erzogen seit 1700 zu Honfleur und Orleans in Jesuiten-
sehulen, studirte zu Paris, Strassburg (seit 1709), Heidelberg und Jena, promo-
virte zu Jena 1615, wurde Arzt in Frankfurt 1717, Physicus e. o. 1735, Land-
physicus 1739, Stadtphysicus 1742, Phys. primarius 1744, Arzt am Hospital zum
heil. Geist 1744, beerdigt am 23. October 1755. Er hatte Theil an dem Streit
zwischen Heister und Woolhousb über die Natur des Cataract genommen und
sich auf die Seite der alten Schule gestellt, welche Woolhousb vertrat. Er hat
des Letzteren Schriften gegen Buisseaü, Antoinb und Heister (französisch zu
Offenbach 1717 und lateiaisch zu Altdorf 1719) herausgegeben. Die Titel der
Schriften in diesem Streit habe ich an der unten angegebenen Stelle citirt; hinzu-
zufügen ist noch seine letzte Schrift: „Am Licht besehene Staar- oder kern
Haarwerthe Pasquillantische Critique, welche letzthin von einem verkappten
Fidelis Sincerus D. vnder Herrn von Wo olhousen, des berühmten Parisischen
Ophthalmiatrie an Tag gegebene Schritten und andere rechtschaffene Leut
auf kurtzen Füssen hervorgeschlichen etc, Eylfertig wieder heimgeschicket**
(Frankfurt 1719).
"W. Stricker, Gesch. der Heilk, in Frankfurt, pag. 293, 5^94. w. Stricker.
Leche, Johan L. , in Abo, war am 22. September 1704 in Schonea
geboren, promovirte in Lund 1740, wurde 1740 Provinzialarzt in Skaraborgs
Lehn, 1745 prakt. Arzt in Gothenburg und 1748 t^rofessor der Medicin in Abo.
Er hat sich Verdienste um die Einrichtung der anatomischen Anstalt zu Abo
erworben, stellte genaue meteorologische und klimatologische Beobachtungen an
und starb am 17. Juni 1764. Unter seinen Schriften befindet sich eine Abhand-
lung über die Bekämpfung von Krankheiten durch die staatliche und ftrztlidie
Fürsorge (1761). In den Abhandlungen der schwed. Akad. der Wissensch. hat
L. verschiedene Aufsätze meteorologischen und naturhistorischen Inhaltes (1744,
1745, 58, 59, 62, 63) veröffentlicht. q gj^^
Ledere, Daniel L., aus einer Gelehrtenfamilie und als Sohn eines Arztes
am 4. Februar 1652 zu Genf geboren, studirte hier, sowie in Montpellier und
Paris und promovirte in Valence. Dann Hess er sich in Genf nieder und verblieb
dort bis zu seinem Lebensende am 17. Juni 1728. Trotz ausgedehnter Praxis fand
L. Zeit zu wissenschaftlichen Arbeiten, als deren Product in erster Linie zu nennen
ist das anerkannte medicinische Geschieh ts werk : „Histoire de la mSdecine etcJ"
(Genf 1696; 8.; 1699; Amsterdam 1702, 4.; 1723, 4.; Haag 1729; enghsdi
London 1699), das allerdings nur bis auf Galenos einschliesslich reicht, aber
sich durch Einfachheit und Vollständigkeit auszeichnet.. Ferner edirte er zusammen
mit Manget die „Bibliotheca anatoniica" (Genf 1685, foL, 2 voll.). Von anderen
Schriften ist noch erwähnenswerth : ;; ilistoria naturalis et medica lat<yrum lum-
bricorum intra hominem et animalia nascentium etc,** (Ebenda 1715, 4.). Söt
1704 hatte er sich von der Praxis zurückgezogen und das Amt eines Staatsrathea
in seiner Vaterstadt bekleidet.
Biogr. m6d. III, pag. 285. — Dict. bist. III, pag. 4ia Paget
LECLERC. — LECOCQ. 643
LeclerCi Charles-Gabriel L., Zeitgenosse des Vorigen, stammte nach
Haller ans Montpellier nnd war Leibarzt des Königs von Frankreich. Er schrieb:
„La Chirurgie compUte par demandes et par rSponaes etc.^ (Paris 1694, in
mehreren Auflagen ; T. 11 enthftlt: „Ostdclogie exacte et complUte*^ , Paris 1706) —
f^La mSdedne ais^e oü ran donne ä cannaitre les catises des maladies internes etc.
avec une petite pharmacie commode etc." (Ebenda 161i6 nnd weitere Aufl.) —
„L'icoU du Chirurgien ou les principes de la Chirurgie fran^ise*' (Ebenda
1684) — „La nMecine des riches et despauvres" (Ebenda 1696) — „Appareil
commode en faveur des jeunes chirurgiens" (Ebenda 1700) — „Catalogue des
drogues*" (Ebenda 1701).
Dechambre, 2. Sirie, II, pag. 127. — Nouv. biogr. in6d. g6ii. XXX, pag. 203.
PgL
''^ Ledere I Lucien L. , früherer französischer Militärarzt, geboren zu
Ville-sur-IUon (Vosges) 1816, hat sich, vermöge seiner Eenntniss des Arabischen,
um die arabische Medicin verdient gemacht, aus der verschiedene Publicationen
von ihm vorliegen. Als M^decin aide-major schrieb er: „De la mSdecine arabe
et particuUhrement de la mSdecine arabe en Algirie" (Montpellier 1854) —
„Les oasis de la province d'Oran, 'ou les OtHad-Sidi-Cheikh** (Gaz. m6d.
d'Alg^rie, 1858). Er übersetzte: „La Chirurgie d'Abulkasis etc,** (Algier 1861,
av. 3 pl.) und schrieb: ;, Une mission mMicale en Kabylie** (1864, av. 1 carte) —
„Abulcasis ; son oeuvre pour la premi^re ßns reconstitud" (Paris 1874) —
„Abdurrezzak, Kachef-er - roumoüz (rdvAation des 4nigmes) ou
traiti de matih-e mddicale arabe d'Abd-er'Eezzaq V Algerien, Traduit et annotS^
(Ibid. 1874) — „Histoire de la mSdecine ara}>e*^ (2 voll.. Ibid. 1876). Auch
hat er einzelne Theile der Werke von Rhazes und Ebn-el-Beithae übersetzt.
Lorenz, UI, pag. 202; VI, pag. 115. . G. c\
Leclerc, s. Clerc, Nicolas, Bd. II, pag. 37.]
Licluse, geschickter Zahnarzt des vorigen Jahrhunderts, anfangs Schau-
spieler an der komischen Oper in Paris, widmete sich nach seinem unglücklichen
Debüt 1737 der Zahnheilkunde und Hess sich in das CoUöge de Saint- Cöme auf-
nehmen. Später trat er in die Dienste des Königs Stanislaus von Polen und
erhielt von der Stadt Nancy den Titel eines „pensionnaire'^. 1777 ging L. nach
Paris zurück, verlor sein ganzes Vermögen und starb arm als Possenreisser eines
kleinen Vaudeville-Theaters 1792. Er hat sich nicht unbedeutende Verdienste um
die Zahnheilkunde, speciell um die Vervollkommnung der künstlichen Gebisse
erworben. Er gedenkt u. A. zuerst des englischen Zahnschlüssels. Seine bezüg-
lichen Schriften sind betitelt : „ Traiti viüe au public ou Von enseigne la mithode
de remddier aux douleurs et accidens qui prdchdent et accompagnent la sortie
des premih'es dents" (Paris 1750) — „Anatomie de la bauche" (Ebenda 1762) —
„Eclaircissemens essentiels pour parvenir ä prSserver les dents de la carie"
(Ebenda 1755).
Biogr. mM. V, pag. 556. — Nouv. biogr. g6n. XXX, pag. 221. Pgl.
/Lecocq (Gallus), Antoine L. , in Paris, daselbst am 28. März 1550
gestorben, war zweimal (1538 und 1539) Decan der Facultät und ein renonmiirter
Arzt. Von Franz I. bei dessen syphilitischer Erkrankung consultirt, plaidirte er
lebhaft fOr Anwendung einer Schmiercur (gegen Fesnel, der davon nichts wissen
wollte). L. hinterliess nur: „De ligno sancto non permiscendo" (Paris 1540)
und „Consilia de arthritide" (Frankfurt 1592).
/Lecocq, Pascal L., ebenfalls unter dem Namen Gallus bekannt, geboren
1567 im Poitou, promovirte 1597 in Poitiers und starb hier am 18. August 1632.
Er ist Verfasser eines alphabetischen Aerzte-Lexikons mit den hauptsächlichsten
Lebensdaten und Notizen über ihre Schriften u. d. T. : „Bibliotheca medica^
41*
644 LECOCQ. — LE CONTE.
stve catalogtis eorum qui ex profeaso artem medtcam in hunc usque annum
1589 acriptis illustrarunt^ (Basel 1690).
Biogr. m6d. V, pag. 557. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 128. Pgl.
Lecocq, s. a. Legoq.
Lecoeur, Jules L., am 26. September 1808 zn Caen geboren, stadirte
hier und in Paris, wo er 1833 mit einem „Essai sur Veclampsie" promovirte,
Hess sieh dann in seiner Vaterstadt nieder, war successive Professor der Arznei-
mittellehre, Chirurgie an der ficole de mödeeine, Wundarzt der Hospitäler, Sehrift-
führer des Central- Oesundheitsrathes von Calvados, Seuchenarzt etc. und starb im
einem organischen Herzleiden am 25. Februar 1866. Er hat eine sehr gute Ab-
handlung über Seebäder: „Des bains de mer, Quide midical et hygidnique du
baigneur" (Caen 1846, 2 voll.), femer interessante Untersuchungen flber dieToU-
wuth u. d. T. : „&udes sur la rage^ (Ibid. 1857), femer folgende Abhandlungen
unter Anderem veröffentlicht: „Pr4cis sommaire sur le cholSra-morbits epidd-
mique^ (Paris 1832) — „Secours aux noyds et considSrations sur les accidents
ditermin^s par la submersion^ (Caen 1856) — „Du danger des eaux mal-
saines" (Ebenda 1860) — „Stades sur Vintoocication alcoolique^ (Ebenda 1860) —
„Des pansements h Vaide de Valcool et des teintures alcooliques etc.** (1864).
Ball, de th^rap. 1866, LXX, pag. 240. — Dechambre, 2. S6rie, H, pag. 127.
Pgl.
*Le Gonte, John L. , amerikanischer Arzt und Naturforscher, geboren
am 4. December 1818 in Liberty, co., Ga., erhielt seine ärztliche Ausbildung am
Coli, of Phys. and Surg. in Ne.w York, von dem er 1841 mit dem Grad als
M. D. entlassen wurde. Er Hess sich 1842 in Savannah nieder, wurde hier 1846
Professor der Physik und Chemie am Franklin Coli., ging 1855 als Professor der
Chemie nach New York, 1856 in gleicher Eigenschaft nach Süd-Carolina und
1868 als Professor der Physik an die Universität von Califomien, wo er bis
1876 verblieb, um dann seinen Wohnsitz in Alameda co., Cal., zu nehmen. Von
seinen literarischen Arbeiten beziehen sich folgende Abhandlungen auf Gegenstände
der Medicin .• „Mechanism of vomiting^ (1842) — „Explanation of dijference
in size of male and female urinary bladder^ (1842) — „Essay on origin of
Syphilis^ (1844) — „Observations on geophagy*^ (1845) — „Statistical resear-
ches on Cancer" (1846) — „Philosophy of medicine" (1849) — „Vital
statistics, illustrated by laws of mortality from Cancer" (1872); die anderen
Schriften L.'s betreffen naturwissenschaftliche Themata.
Atkinson, pag. 17. Pgl.
*Le Conte, Joseph L., Professor der Geologie und Naturwissenschaften
und Ar^t in Oakland, Cal., geboren am 26. Februar 1823 in Liberty co. , Ga.,
empfing seine medicinische Ausbildung an verschiedenen Lehranstalten, wurde
1845 am Coli, of Phys. and Surg. in New York zum M. D. graduirt, prakticirte
Anfangs in Macon, Ga. , studirte dann noch ein Jahr lang (1850 — 51) Natur-
wissenschaften unter Leitung von Agassiz, wurde 1852 Professor der Natur-
wissenschaften und Geologie der Universität von Georgia, 1857 Professor der
Chemie an der South Carolina-Universität und erlangte 1869 seine jetzige Stellung.
Von seinen literarischen Veröffentlichungen citiren wir: „On science of medicine
and Hhe causes which have retarded its progress" (Southern Med. and Surg.
Joura. , 1850) — „Law of sexes review of M. Thury" (Nashville Joum. of
Med. and Surg., 1866) — „Correlation of physical, chemical and vital forces^
(Amer. Joum., 1859) — „A volume on science and religion" (1874) —
„Relation of instinct to intelligence" (Populär Science Monthly 1875), eine
Reihe von Artikeln über „Binocular vision" (im Amer. Joum., Philosoph. Magaz.
und Archives des scienc.) u. s. w.
Atkinson^ pag. 150. Pgl*
LECOQ. — LEJDEBMÜELLER. 615
Leooq[, Jnles L., Chirurgien priDcipal der französischen Marine, war zu
Ooncameau (Finistöre) geboren, wurde 1855 in Paris mit der These: „ConsldS-
rations 8UT la colique nerveuse (colique ahche^ colique vigitale, colique de
Madrid etc.)*' Dr. med. und veröffentliehte eine Reihe von Aufsätzen, von denen wir
nachstehend einige anführen: „Inßuence de V ilectrüation 8ur la menstruation"
(flectricitö m6d., 1857 ; Gaz. des höp. , 1857) — „Souvenirs d^un voyage en
Chine** (Gaz. des höp., 1857) — „Du strongle giant dans les voies urinaires
de r komme" (Arch. g6n6r. de möd., 1859) — „Accidenta graues survenues ä
la suite de Vinoculation de la Vaccine*^ (Gaz. des höp., 1859) — „Trans-
mission de la Syphilis par la vctccination** (Congr^s scientifique de France, k Cher-
bourg 1860) — „Empoisonnement par le campkre** (Joum. de chimie mM.,
1859) u. s. w. Er starb zu Paris am 1. März 1865.
Berger et Key, pag. 153. Gr.
Lecoq, s. a. Lecocq.
*L6oorclli, Ernest L., zu Paris, ist am 30. März 1830 zu Saint-Mards-
en-Othe (Aube) geboren, studirte in Paris, London (1862) und Berlin (1867 — 69),
wurde 1858 in Paris Doctor, 1869 Prof. agr6gö, 1872 M6decin des höpitaux.
Er pnblioirte : „ TraitS des maladies des reins et des altSrations pathologiques
de Vurine'' (Paris 1875) — „Traite du diahUe" (Ebenda 1877) — „Etudes
mSdicales** (1881, zusammen mit Ch. Talamon) — „Traitd thiorique etpratique
de la goutte** (1884) — „Du diabUe sucr4 chez la femme** (1881). Ausserdem
verschiedene Mittheilungen über die durch Diabetes veranlasste Oataract, Amblyopie,
Cirrhose, Endocarditis, über Behandlung der BRiGHT^schen Krankheit, Amblyopie
bei Albuminurie, Arterien- Atherom , über Vergiftung durch Phosphor und Blau-
säure U. S. W. ßg^j
Lecorchö-Colombe, s. Colombe, Bd. II, pag. 59.
*Ledeboer, Adrianus Marinus L., am 31. März 1797 in Rotterdam
geboren, studirte in Leyden, wo er 1822 mit einer „Dissertatio medica de usu
Cantharidum interno** zum Dr. med. promovirte. In seinem Geburtsorte als
prakt. Arzt wirksam, wurde er 1830 Lector der Anatomie und Physiologie an
der klinischen Schule, als welcher er den Bau eines neuen Theatrum anatomicum
beförderte. 1850 zog er sich auf das Land zurück, doch siedelte er 1854 nach
Deventer über, wo er sieh seitdem mit literarischen Studien, hauptsächlich mit
der Bibliographie beschäftigte und grossen Eiufluss auf die verbesserte Einrichtung
der städtischen Bibliothek ausübte. Ausser vielen kleineren Schriften verdanken
wir ihm : „Het geslacht van Waesberghe, Eene bydrage tot de geschiedenis
der boekdrukkunst en van den boekkandel in Nederlavd" (Rotterdam 1859,
Haag und Utrecht 1869) — „Bernardus Ledeboer. Eene levenschets etc.*'
(Deventer 1865) — „Notices bibliographiques des livres imprimes avant 1525,
conservSs dans la biblioth^que publique de Deventer** (Ibid.. 1867) — „De
boekdrukkers, boekverkoopers en uitgevers in Noord-Nederlandy sedert de uit-
vinding van de boekdrukkunst tot den aanvang der 19 !l eeuw.** (Ibid. 1872).
Biographisch Woordenboek der Noord- en Znld-Nederlandsche Letterkande.
C. E Daniels.
Ledermueller, Martin Frobenius L., geboren am 20. August 1719
zu Nürnberg, war anfangs gegen seine Neigung Kaufmann, dann Schreiber bei
einem Notar, Fourier, resp. gemeiner Soldat im österreichischen, später im fran-
zösischen Heere und wurde nach mancherlei Schicksalen 1749 Sollicitator beim
Bürgermeisteramt in Nürnberg. Von 1756 — 59 Procurator beim Stadt- und Ehe-
gericht daselbst, dann 1760 markgräfl. Brandenburg-Culmbach'scher Justizrath und
Assistent beim Naturaliencabinet in Bayreuth, zog er sich schliesslich nach Nürn-
berg wieder zurück , lebte dort von einer kleinen Pension und starb am 16. Mai
1769. L. ist besonders als guter Mikrosko piker , resp. al? Verfasser mehrerer
t46 LEDEBMÜELLEB. — LE DRAN.
naturwissenBchaftlicher Werke bemerkenswerth. Besonders wiohtig sind: „Physi-
kalische Beobachtungen der Samenthierchen, durch die allerbesten Vergrösserunffs-
gläserund bequemlichsten Mikroskope betrachtet*^ (Nflrnberg 1756, 4., m. 8 Epft.)
und ;, Versuch zu einer gründlichen Vertheidigung der Samenthierchen , nebst
einer Beschreibung der Leeutoenhoekischen Mikroskopen und einem Entururf
zu einer vollständigen Geschickte des Sonnenmikroskops etc. * (Ebenda 1 758) n. s. w.
Biogr. m6d. V, pag. 559. — Dechambre, II, pag. 131. PgL
* Lediard, HenryAmbroseL., zu Carlisle, ist zu Cirencester, Gloucester-
shire, am 12, November 1847 geboren, studirte in Edinburg und London, befand
sich 9 Jahre lang in Hospitalstellungen zu Edinburg, Manchester und London,
begann Privatpraxis 1880 in Oarlisle, woselbst er Surgeon der Cumberland
Infirmary ist ; auch ist er seit 1876 Fellow der R. C. S. Engl. Literarische Arbeiten:
„Aneurisms of the aorta" (Transact. of the Pathol. Soc. 1877, 79) — „Excision
of the hip in an aduU** (Transact. of the Clin. Soc, 1880) — „Necrosis and
spontaneous Separation of large ivory exostosis of orbit*' (Transact. Ophth. Soc.,
1883) — „Cases of ovariotomy and colotomy*^ (Med. Timesand Gaz., 1877) —
„Ligature of carotid and subclavian arteries for aneurism of arch of aorta^
(Brit. Med. Joum. , 1880); ausserdem weitere Mittheilungen in den genannten
drei Transactions und in den medicinischen Zeitschriften. "R^d.
Le Dran, Vater und zwei Söhne zu Paris. — Der Erstgenannte, Hen ri L.,
zu Saint-Cloud am 24. December 1656 geboren, war ein sehr angesehener Chiimg.
Er brachte die in Frankreich ganz vemachlAssigte Exstirpatio mammae wieder zur
Geltung und war der Erste, welcher die Exarticulation im Schultergelenk (fälsehlich
meistentheils seinem berühmten Sohne zugeschrieben) ausführte. Nach der Schlacht
bei Malplaquet (1709) heilte er den Marschall de Villars von seiner Schoss-
wunde und wurde auch an das Todtenbett des an Gangraena senilis sterbenden
Louis XIV. gerufen. Er selbst starb am 1. Februar 1720. Von sein«!
16 Kindern war der älteste Sohn
Henri-Fran^ois Le Dran, am 13. October 1685 geboren, eine
chirurgische Celebrität. Er wurde bereits 1707 Magister der Chirurgie, war in
den Kriegshospitälern in Flandern thätig, kehrte 1713 nach Paris zurück, war
Chirurgien jur6 de Saint-C6me, Pr6vot seiner Genossenschaft, Chirurgien-major der
Charit6, D6monstrateur der Anatomie in derselben, Chirurgien Consultant des camps et
armöes du roi, Mitglied der Acad. roy. de chirg. Er errichtete in der Charite eine
anatomische Schule, die vide treffliche Schüler hatte, darunter z. B. Häller, erwarb
sich um die Chirurgie grosse Verdienste, bezeichnete zuerst die charakteristischea
Zeichen des Empyems, gab für die Behandlung des Krebses gediegene Voi^
Schriften, ebenso über die der Zufälle nach Kopfwunden imd verbesserte die
Operation des Seiten- Stein Schnittes. Seine auf eine lange Erfahrung basirten und
viele bemerkenswerthe Beobachtungen enthaltenden Schriften sind: „ParallUe des
dißdrentes mani^res de tirer la pierre hors de la vessie*' (Paris 1730 ; 1740 ;
„SupplSment au parallUe etc,**, 1756; Beides zusammen 1757 ; deutsche üebers«
Berlin 1733; engl, üebers. 1738; holländ. üebers. von E. J. SWAGKRMAir,
Amsterdam 1765) — „Obseroations de Chirurgie avec des rdfiexions** (1731;
deutsche üebers. von Ch. J. Treu, Nürnberg 1740; engl, üebers. 1739) —
„Traiti ou rdflexions tirdes de la pratique sur les playes d^ armes hfeu"
(1737; 1759; Amsterdam 1741; deutsche üebers. Nürnberg 1740) — „TraüS
des Operations de Chirurgie*' (Paris 1742; Brüssel 1745; engl, üebers. voa
Gataker mit Anmerkungen von Cheselden, 1749) — „Consultations sur la
plupart des maladies gui sont du ressort de la Chirurgie" (1763; deutsch von
E. Platner , Leipzig 1773) — „Äbrdgd dconomique de Vanatomie du corps
humain" (1768). Die M6m. de TAcad^mie roy. de chir. enthalten ausserdem
viele Beobachtungen von ihm. Er starb am 17. October 1770. In der Aead.
LE DRAN. — LEE. 647
de obirorgie war er seit deren Gründung im Jahre 1731 Correspondenz-Secretär
und wurde 1751 Director.
Dict. hißt. III, pag. 419. — Dechambre,2. S6rie, II, pag. 138. — Louis, Eloges,
pag. 160. — Hall er, Bibliotheca chirnrg. n, pag. 123.
Fran^ois-Antoine Le Dran, jüngerer Bruder des Vorigen, am
5. April 1690 geboren, wurde 1714 Dr. med. der Pariser Facultät, ging, zum
kOniglieben Arzt auf Martinique (1716) ernannt, dorthin und kehrte 1721 zurück.
Von Neuem nach Peru gesandt, starb er unterwegs zu Cadix am 7. Februar 1724.
Es sind von ihm nur zwei von der Facultät (1713, 14) vertheidigte Thesen bekannt.
Gurlt.
Ledwichy zwei Brüder in Dublin. — Thomas Hawkesworth L.
war 1823 zn Pembroke, Süd- Wales, geboren, trat 1841 als Zögling in die
med. Schule von Peter Street zu Dublin, erhielt daselbst, nachdem er 1844
Lic. des Coli, of Surg. geworden, die Stelle als Prosector, wurde 1847 einer der
Principals dieser Schule und gehörte bald zu den populärsten und erfolgreichsten
Lehrern der Anatomie, Physiologie und Chirurgie ; auch war er Surgeon des Meath
Hosp. und der County of Dublin Infirmary. Die hauptsächlichsten seiner eminent
praktischen literarischen Arbeiten sind folgende: Im Dublin Quart. Journal of
Med. Sc: „On adult patency of foramen ovale*^ — „On the pathology and
trtatment of anihrax and ita modifications^ — ^On sribacute inflammation of
the prostate gland^ — „On ihe pathology and treatment of acute and chronic
abscess by drainage tubes (Chassaignac), with the rationale oftheir action"
(auch im British Med. Journal) — „On the pathology and connexion subaisting
between goiU and gangrene" ; auch hat er sich einen guten Namen durch "^eine
Kritiken und kritischen Essays gemacht. Zusammen mit seinem Bruder Edward L.
gab er ein geschätztes Lehrbuch der menschlichen Anatomie heraus. Erst 39 Jahre
alt, schied er 1859 aus dem Leben.
Dublin Quart. Jouni. of Med. Sc. XXVII, 1859, pag. 455» G.
Edward Ledwich war zusammen mit seinem Bruder Thomas L.
bis zu dessen Tode der Leiter der ursprünglich von Kirby gegründeten medici-
nischen Schule in Peter Street, die später den Namen Ledwich School annahm.
Obgleich 18 Jahre lang Chirurg am Mercer's Hosp., hatte er seine Hauptbedeutung
nicht als Praktiker, sondern als Lehrer der Anatomie und Physiologie, als welcher
er bei den Studirenden sehr beliebt nnd erfolgreich war. Auch war er Mitglied
des Council des R. C. S. Irel. Er starb am 13. Februar 1879.
British Med, Journ. 1879, I, pag. 394. G.
Lee, Robert L. , zu London, ein als Anatom und Physiolog berühmter
Geburtshelfer, war 1793 zu Melrose, Co. Roxburgh, geboren, wurde 1814 in
Edinburg Dr. med., war mehrere Jahre Assistent in der Royal Infirmary daselbst,
kam 1817 nach London, studirte in Paris, bereiste mit einer vornehmen Familie
Sfld-Franhreich und Italien, begann 1823 in London eine Praxis als Geburts-
helfer, ging aber 1824 mit einem russischen Fürsten nach Odessa und 1825 nach
der Krim, kehrte 1826 nach London zurück, wurde 1827 Physician des British
Lying-in Hosp. und begann über Geburtshilfe, zn lesen Es fallen in diese Zeit
einige geburtshilfliche Publicationen von ihm, wie Entbindung bei Armvorfall, wo
die Wendung unmöglich ist (Edinb. Med. and Surg. Journ., 1828), über die
Functionen des Darmcanales und der Leber des menschlichen Fötus (Philos.
Transact,, 1829), über Entzündung der Üterin-Venen und Phlegmasia alba dolens
(Med.-Chir. Transact., 1829, 31) u. s. w. Die Seitens der Krone ihm 1834 über-
tragene Stelle als Regius Prof. der Geburtshilfe bei der Universität Glasgow legte
er, unmittelbar nachdem er sie angetreten, wieder nieder und erhielt bald darauf
den Lehrstuhl der Geburtshilfe beim St. George's Hosp. in London , den er bis
1866 inne hatte. Er wurde Fellow des Coli, of Physic. 1841 , hielt bei dem-
648 LEE.
Beiben die Lumleian (1856, 57) uod Croonian Leciures (1862) und war Hanreian
Orator (1864). Von seinen Arbeiten sind anzuführen: „Descn'ptian of the
appearances observed in a caae of double Uterus, in tohich impregnatüm had
taken place etc,** (Med.-Chir. Transaet., 1832) — y,Be8earches on the patkology
and treatment of some of the most important diseases ofioomen'^ (London 1833 ;
deutsch von C. Schneemann, Hannover 1834) — „Elements of midwifery
including the history and treatment of diseases of toomen and children"
(1837) — n^ß morbid anatomy of the Uterus and its appendages^ (1838, FoL)
und: „Pathological observations on the diseases of the Uterus etc.*' (2 partB.,
1840 — 49, Fol.). Um die Anatomie und Physiologie des Uterus und des Herzena
machte er sich durch folgende Schriften, deren Inhalt Übrigens zu lebhaften Contro-
versen, namentlich im Schoosse der Royal Society (1849 — 51), Anlass gab, ver-
dient: „The anatomy of the nerves of the utei'us^ (l^^lj Fol.) — „Memoirs
on the ganglia and nerves of the tUerus^ (1849 , 4.) — „JUemoir on the
ganglia and nerves of the heart" (1851, 4.). Die Geburtshilfe und Frauen-
krankheiten betrafen : „ Clinical midwifery, vrith the histories of the 400 cases
of difficuU labour*' (1842) — „Lectures on the theory and practice of mid-
vnfery ddivered in the theatre of St. Oeorge's Hosp.** (1844) — ^A treatise
on hysteria** (1871). Ausserdem lieferte er weitere Arbeiten in den Med.-Chir.
Transact. (1839 etc.), Philos. Transact., Cyclop. of pract. med., Cyclop- of praet.
surg. und den verschieden Zeitschriften. 1875 legte er die Praxis nieder, verlieas
London und starb zu Surbiton-hill am 6. Februar 1877 in hohem Alter. —
Ausdauer und unermüdliche Arbeitskraft bildeten seine hauptsächlichsten Charakter-
ztlge; wenn er Widerspruch gegen seine Ansichten auch nur schwer ertrug, so
war seine Ehrenhaftigkeit doch unbezweifelt.
Munk, m, pag. 266. — Callisen, XI, pag. 186; XXIX, pag. 492. G.
Lee , E d w i n L. , englischer Arzt , erhielt sein Diplom vom College of
Surgeons 1829, lebte viel ausserhalb seines Geburtslandes, nämlich als Con-
sulting Physician an verschiedenen Badeorten sowohl des Continents, als Englands
und verfasste, ausser anderen Schriften über verschiedene Gegenstände, eine
Reihe von Werken über jene und deren Gebrauch. Von seinen zahlreichen
Schriften führen wir nur an: „Ä ireatise on the nervous disorders etc.'' (London
1833; 2. ed. 1838) — „Observations on the principal medical instüulions
and practice of France, Italy and Germany; ... to which is added, an
appendix on animal magnetism and homoeopathy" (Ibid. 1836; Philadelphia
1837) — „Coup d^oeil sur les höpitaux de Londres et sur V^tat actuel de la
mddedne et de la Chirurgie en Angleterre** (Paris und Loifdon 1838) — „An
account of the most frequerU watering places on the continent etc.^ (1836) —
„Two lectures on lithotrity and the bilateral Operation'' (London Med. Gaz.,
1837) — der jACXSON'sche Prize-Essay: „On the comparative advantages of
lithotomy and lithotrity" — „A treatise on some nervous disorders" — „Ejfect
of climate on tuberculous disease" (Prize Essay) — „Hydropathy and homoeo-
paihy ivipartially appreciated^ (1851) — „The medical profession in Great
Brttain and Ireland" — „Animal magnetism and magnetic lucid somnam-
bulism" (Prize Essay). Ausserdem Schriften, zum Theil in mehreren Auflagen, über
die verschiedensten Badeorte von England, Frankreich, Deutschland, der Schweiz,
femer über das Klima der Kiviera, Süd-Frankreichs und Spaniens u. s. w. &
starb am 4. Juni 1870.
British Med. Journ. 1870, I, pag. 615. — Lancet. 1870, I, pag. 891. — Callisen.
XXIX, pag. 491. G.
*Lee, Henry L. , zu London, wurde 1844 Fellow des R. C. S. Engl,
war Surgeon am Eing's College Hosp. und Prosector bei demselben, Consnlt.
Surgeon beim Lock Hosp., Mitglied des Council und Lector der pathol. Anatomie
und Chirurgie beim R. C. S. ; er ist zur Zeit Consult. Surgeon beim St. George*8
LEE. — LEECH. 649
Hosp. und Queen Charlotte's Lying^in Hosp. Er ist der Verfasser des Jacksonian
Prize Essay: „On the origin of the inflammation of tke vefns, and on the
cattseSy consequences^ and treatment of purulent depoaits^ (London 1850) und
sehrieb weiter: „Phlebitis** (1850) — „On diseases of the veins, haemorrkoidal
tumours, and other affections of the rectum*' (1846; 2. ed. 1866) — „On
the radical eure of varicocele by subcutaneous incision** (1860). Für Cooper's
Snrg. Dict. verfasste er die Artikel „Phlebitis** und „Diseases of the veins** und
für Holmes' Surgery die über „Syphilis** und „Oonorrhoeß*'. Von früheren
Arbeiten sind noch anzuführen: „Secondary deposits^ and mortification from
diseases of the arteries** (Med.-Chir. Transaet., 1857) — „Calomel fumigation
in the treatment of syphilis** (Ibid. 1856) — „Lectures on syphüitic ßnd
vacdno-syphilitic inocidations etc.** (2. ed. 1863) — „Lectures on some subjects
connected toith practical pathology and surgery** (3. ed. 1870) u. s. w.
Medical Directory. Bod.
*Lee, Benjamin L., zu Philadelphia, geboren in Norwich, Coun., am
26. September 1833, studirte in Philadelphia etwa seit 1850, besuchte von 1853
ab das Jefferson Med. Coli, und von 1854 — 56 das Med. Coli, in New York;
von letzterem wurde er 1856 zum Dr. med. graduirt und ihm für seine Arbeit:
„The mechanics of medicine** ein Preis zuerkannt. Nach zweijähriger Thätig-
keit an verschiedenen Hospitälern New York's besuchte er Paris und Wien und
wurde an ersterem Orte 1858 Schriffcftlhrer der amerikanischen med. Gesellschaft.
Nach New York zurückgekehrt, widmete er sich speciell der Orthopädie, zu welchem
Zweck er sich mit Ch. F. Taylor verband; 1865 siedelte er nach Philadelphia
über. Hier widmete er sich ebenfalls der Orthopädie und mechanischen Behand-
lung von Difformitäten und Wirbelsäule-Erkrankungen und veröffentlichte auf diesem
Gebiete, ausser verschiedenen Joumalabhandlungen , die selbständig erschienene
Schrift : „ The correct principles of treatment for angular curvature of the
spine** . Von den Joumalaufsätzen citiren wir: „The diagnosis positive and
differential of spinal arthro-chondritis*' (New York Med. Gaz., 1 869) — „On
the dangers of injudicious extension** (Philad. Med. and Surg. Rep., 1869) —
„Idiopathic lateral curvature of the spine** (Ibid. 1870) — „Suspension in
spinal affections** (Philadelphia Med. Times, 1870), sowie andere Arbeiten über
Vaccine, Croup und Diphtherie u. s. w.
Atkinson, I, pag. Mi. Pgl.
*Lee, Charles-Carroll L. , Arzt und Gynäkolog in New York, ist
am 24. März 1838 in Philadelphia geboren, studirte in seiner Vaterstadt Medicia
und wurde hier 1859 Dr. med. Dann war er in mehreren Hospitälern Philadelphia's
als Arzt thätig, wurde 1867 als Mitglied der ärztlichen Musterungs-Commission
für die Armee nach New York gesandt und liess sich hier unmittelbar nach
Beendigung dieser Mission als Arzt nieder. Er ist zur Zeit Operateur am Charity
Hosp. und Arzt des New Yorker Findelhauses. Von seinen Veröffentlichungen
führen wir an: „Cystic tumor of the vagina removed by exstirpation** (Amer.
Joum. of Obstetr., 1878) — „Fibrocystic tumor of the tight ovary** (Ibid. 1879) —
„Diffuse traumatic aneurism of the palmar arch** (New York Med. Rec, 1879) —
„Antiseptic dressing without the spray** (Ibid. 1879).
Atkinson, pag. 361. Pgl.
* Leech , Thomas Franklin L. , amerikanischer Chirurg , geboren in
Fiat Rock, Shelby Co., Ind., am 27. December 1840, studirte am Jefferson Med.
CoU.^ von dem er 1866 mit dem Grade als Dr. med. entlassen wurde, liess sich
dann in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, prakticirte von 1871 — 72 in Columbus,
von 1872 — 75 in West Lebanon und siedelte im letzteren Jahre nach Attica, Ind.,
über, wo er zur Zeit sich speciell mit Chirurgie beschäftigt. Er veröffentlichte
bisher u. A. : „Puerperal fever** (Indiana Jonrn. of Med., 1874) — „Ttoo cases
650 LEECH. — LEEÜW.
of Ittkotamy^ (Transact. of the Ind. State Med. Soc, 1875) — „Lotend Ope-
ration for the removal of urinary calculue*' (Cincinnati Laneet and Obserrer),
Bowie eine Reihe von Artikeln über y, Public hygiene".
Atkinson, pag 575. PgL
Leeoh, s. a. Leagh.
*Leegaard, Christopher Blom L., zu GhrLstiana, ist zu Skien in
Norwegen am 24. Juli 1851 geboren, studirte in Christiania und wurde daselbst
1876 als Arzt approbirt. In den Jahren 1875 — 76 war er Assistent im Reichs-
bospital, machte 1877, 79, 83 — 84 wissenschaftlicbe Reisen nach Deutsehland
und Frankreich, hauptsächlich zu Studien über Neurologie und Elektrotherapie,
war 1883 Reservearzt im Reichshospital, wurde 1884 Dr. med. mit der Dil».:
„Studier i Hjernens ahnindelige Pathologi med saerligt Hensyn paa Lokali-
sationatheorien^ und ist seit 1885 Vorsteher der Abtheilung für Elektrotherapie
im Reichshospital. Er schrieb im Norsk Mag. f. Laegevid. (3. R. XI, 1881, XY):
„Om Nephrit under Forloebet af acut Rkeumatiame" — „Bidrag tu Lokali'
sationslaeren^ — „Om den elektrodiagnostislce SynsfeltunderaoegeUe*' u. s. w. ;
im Nord. Med. Arkiv (XV, 1883): „Nagle Ord om den glatte Form af
Spedalskheden fra et neuropathologisk Standpunkt" u. s. w. — „TJeber die
Entartung sreaction** (Arbeiten aus d. klin. Inst, zu München, 1884) — „Om
Behandling af Tetanus*^ (Klinisk Aarbog, Christiania, 1885). Kiaer.
"'Leent, Frederik Johannes vanL., am 1 5. Januar 1830 in Gouda
geboren, studirte an der militärärztlichen Schule in Utrecht und trat 1850 als
Militärarzt bei der kgl. niederl. Marine in Dienst, in welchem er noch als diri-
girender Arzt 1. Cl. (Oberst) wirksam ist. 1866 proniovirte er an der Universität
Leyden zum Dr. med. Ausser verschiedenen Recensionen und Referaten auf dem
Gebiete der colonialen Medicin schrieb er hauptsächlich: „De pylvergiften der
Dajakeche volksstammen op Borneo" (Geneesk. Tijdschrift voor de Zeemacht,
1864) — „Het onderzoek der oogen" (Ebenda 1866) — „Eene kunstbewerking
aan boord*' (Ebenda 1867) — „Schets eener geneeskundige plaatebeschryving
van de Nederlandsche bezütingen en colonien" (Ebenda 1870) — „Epitheliaal
kanker der tong met goed gevolg weggenomen volgens eene nieuwe methode^
(Ebenda 1871) — „Bydragen uit de chirurgische afdeeling van '« Ryks Marine
Eospitaal te Nieuwe Diep" (Geneesk. Archief voor de Zeemacht, 1872/75) —
„ Verslag van de oogheelkundige polikliniek aan 's Ryks Marine Hospitaal te
Nieuwe Diep" (Ebenda 1873) — „Communication sur le B^i-B4ri** (Compte-
rendu, 6*"* Session du Congrös p6riod. Internat, des sciences möd., Amsterdam 1879;,
„Rapport sur les quarantaines" (Gompte-rendu du Congrös Internat, de medecins
des colonies, Amsterdam 1883, von welchem Congress v. L. G^neral-Secretär
war) — „Moderne scheepsgezondheidsleer" (Nederl. militair-geneesk. Archief, 1885).
C E. Daniels.
Leeuw, Frederik Willem van der L., 1763 in Stevensweert (Lim-
burg) geboren, studirte in Groningen, wo er schon als Studeut eine „Dissert.
chemico - physiologica de bilis indole ejusque in chylificatione utilitatem"
publicirte und 1785 zum Dr. med. promovirte („Diss, cont, positiones anat.-
chirurgicas de ossium vulneratorum et fractorum consolidatione'^ ) . Bald darauf
wurde er als Lector der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe nach Dordreeht
berufen (Antrittsrede: „De tUüitate, quae in intellectum et mores philosophi
anatomes cultoris redundat") und bekam nicht allein als solcher, sondern auch
als praktischer Arzt einen grossen Ruf. Er soll ein ausgezeichneter anatomischer
Präparator und tüchtiger Docent gewesen sein, da er sich nicht allein mit seinen
verpflichteten Vorlesungen, sondern auch mit der Physiologie, worin er einen Privat-
Cursus gab, und der Chemie (LA.vorsiER'sche Theorie, Eudiometrie, Calorimetrie)
beschäftigt hat. Er starb schon 1801. Seine Schriften sind hauptsächlich: „Ocer
LEEUW. — LEFEBÜBE. 651
de vergiften'* (Amsterdam 1785) — ^In hoeverre men by gebrek van de apo*
theek uü kdder en keuken de vereüic/Ue geneeemiddden enz bekomen kan*^
(Amsterdam 1788), beide gekrönte Preisschriften , während er auch eine, naoh
dem Englischen von £. Ooodwyn verfasste Abhandlang „Het verband titschen het
leven en de ademhaling*' (Dordrecht 1790) veröffentlicht hat.
J. Bodel, Bericht aangaande den Dordschen geneesheer en Lector F. W. van
der Leenw. C. E. Daniöls.
Leenwenhoeck , Anton van L. , berühmter Naturforscher, besonders
Mikroskopiker , geboren am 24. October 1632 zu Delft in Holland, war bis zu
seinem 22. Lebensjahre Buchhalter und Cassierer in einer Tuchhandlung und fand
während dieser Zeit Gelegenheit, naturhistorische Sammlungen zu besuchen. Dann
kehrte er in seine Vaterstadt zurück, beschäftigte sich hier mit naturhistorischen
Studien und besonders mit Verfertigung von Mikroskopen , mit Hilfe deren er seit
1670 ausgedehnte Untersuchungen anstellte. Diese betrafen fast alle Gegenstände
der Naturkunde und fährten L. trotz seiner mangelhaften Bildung, trotz der Plan-
losigkeit und des Mangels an wissenschaftlicher Methode in Folge unermüdlichen
Fleisses, grosser Gewissenhaftigkeit und bedeutender Gewandtheit in dem Gebrauch
und der Anfertigung seiner Mikroskope, deren er gegen 200 besass, zu den
staunenswerthesten Entdeckungen. Am meisten erregte Aufsehen die der Infusions-
thierchen (am 8. September 1675); ferner fand er den Kreislauf des Blutes im
Schwanz der Froschlarve und die Blutkörperchen, die von Malpighi als Fett-
kügelchen gedeutet worden waren. Die HABVET'sche Theorie ergänzte er durch
seine Untersuchungen über die Capillargefässe. L. war es auch, der die Sperma-
tozoen bei niederen und höheren Thieren, die Spiralgef^sse , Treppengänge und
Tüpfelgefässe der Pflanzen entdeckte und den Unterschied des Baues beim mono-
kotyledonen und dikotyledonen Stamm zuerst beschrieb. Seine Arbeiten wurden
erst 1673 in weiteren Kreisen bekannt, nachdem sein Freund de Gbaapf einige
seiner Beobachtungen an die Royal Society nach London geschickt hatte. L. lebte
als Privatmann und Inhaber einer städtischen Sinecure bis zu seinem am 26. August
1723 im 91. Lebensjahre erfolgten Tode in Delft. Die meisten seiner in Brief-
form verfassten Abhandlungen sind in den Transactions of Royal Society of London
der Jahre 1673 — 1723 veröffentlicht. Gesammelt erschienen sie u. d. T. : „Alle
zijne natuurkundige werken^ (4 voll. , Delft 1696 ; lateinisch u. d. T. : „Opera
omnia 8, Arcana naturae ope exactiasimorum microscopiorum delecta^ (Leyden
1722). Dazu: „Sendbrieven aan de Heeren van de koningltjke sodeteit te
London en andere geleerde luyden over veracheyde verborgenheaen der natuur"
(5 voll., Leyden und Delft 1687—1718; lateinisch: Delft 1719).
Biogr. m6d. V, pag. 561—563. — Banga, II, pag. 609, 14. — Dechambre,
2. S6rie, II, pag. 405. Pagel.
Lefebure Baron de Saint-Ddefont (Ildephont), Guillaume-Ren6 L.,
französischer Arzt, Militär, Geschichtsschreiber, Literat und politischer Schriftsteller,
intere^^sirt hier nur in der ersten Eigenschaft. Geboren am 25. September 1744 in
Sainte-Croix-sur-Ome, studirte er nach mehrjähriger, bei den Chevauxlegers 1769
begonnener militärischer Carriöre Medicin, promovirte, war 1775 Stadtarzt in Versailles
und Prof. der syphilitischen Krankheiten, sowie der Geburtshilfe und später Leibarzt
bei Ludwig XVIII. 1790 das Vaterland zu verlassen genöthigt, prakticirte er in
Holland, Deutschland und Italien bis 1801 , kehrte für einige Zeit wieder nach
Frankreich zurück, bis er abermals fliehen musste und sich nach Deutschland
begab. Während des französisch-österreichischen Krieges 1809 prakticirte er in
Mflncheu, trat aber, von patriotischen Regungen geleitet , in militärärztliche Dienste
bei der französischen Armee, wurde 1809 Chefarzt der Hospitäler in Augsburg
und starb durch Ansteckung am Typhus den 27. Juli desselben Jahres. Unter
seinen medicinischen Schriften ist wegen der in ihr enthaltenen ausführlichen
Bibliographie die wichtigste: „Le midecin de soi-meme ou mdthode simple et
652 LEFEBÜRE. — LEF^VRE.
aüde pour guMr les maladtes v4n&nennes etc. Nauv, ddit. augmentSe des
analyaea de tous les ouvrages qui ont paru sur le mal vSnSrien depuis 1740
jusqu'ä prSsent etc," (Paris 1775). ErwfthneuBwerth sind noch: „Bernde iprcuvi
pour ffuSrir radtcalement le Cancer occuUe et manifeste au tdc4rS** (Ibid. 1775),
Empfehlung des Arsenik — „Le manuel des femmes enceintes etc" (Ibid. 1777;
1782; 1797) — „M^moires cliniques sur les maladies vSnSriennes'' (Utrecht
1781) — „Histoire anatomique, phystologtque et aptique de Voeil etc.** (Frankfnrt,
Strassburg und Paris 1803) — „Recherches et dScouvertes sur la nature du
fluide nerveux etc.'' (Prankfurt a. M. 1799) u. A. m.
Biogr. m6d. V, pag. 563. — Dict. hiet. UI, pag. 420—422. — Dechambre, 2. Serie,
pag. 1.B7. Pgl.
Leföbure de Villebrune, Jean-Baptiste L., geboren 1732 zu Seaiis,
studirte anfangs Medicin und promovirte zum Dr. med., widmete sich aber später
ausschliesslich der Philologie und veranstaltete in Folge »einer medicinischen und
Sprachkenntnisse eine grosse Zahl von Uebersetzungen englischer, deutscher und
italienischer medicinischer Werke, wie der Abhandlungen Aber Kinderkrankheiten
Ton Rosen und Underwood, über Dysenterie und über die Erfahrung von
Z[HiiEEMAKN, Untersuchungen über das Fieber von Grant, über Beingesehwflre
von Underwood, über die Methode, die Kinder ohne Mutterbrust grosszuziehen
von Baldini , die Abhandlang über periodische Krankheiten von Casimir Medicus
u. s. w., u. s. w. L. starb am 9. October 1809 in Angoulöme, wo er nach Auf-
gabe einer Stellung als Lehrer des Hebräischen, und Syrischen zu Paris, successive
die Lehrstühle für Naturgeschichte und schöne Wissenschaften bekleidet hatte.
Dechambro, 2. S6rie, II, pag. 138. Pgl.
*Lefebvre, Ferdinand J. M. L. , zu Löwen, ist zu Ohey bei Namur
am 21. Mai 1821 geboren, wurde 1846 Doctor und 1854 zum Prof. der opera-
tiven Chirurgie, später zum Prof. der Therapie au der Universität Löwen ernannt.
Von seinen Arbeiten sind anzuführen, zusammen mit Debaisieüx: „Legans de
m4decine opiratoire" (3 voll., 4.) — „Legons de pharmacodynamie 'et de
thirapeutique" ; mehrere Schriften über Aetiologie und Prophylaxe der Cholera
(1848, 1873, 1875, 1885); femer: „Rapport sur les causes de lafövre typhoide
de Bruocelles en 1860'' — y^ Rapport sur les travaux de la Conference inter-
nationale de Vienne" (1874) — „De V avgmentation du nombre des alidnis
h notre fpoque, et des causes de cette augmentation" (1876) — „De la pro-
phylaxie des maladies cantagieuses et infectieuses" (1877) — „La peste
d'Astrakan, Rapport prdsentS ä l'Acad, de mM, de Belgique" (1879) —
„De Vahlation de la vdsicule du fiel" (1885), sowie zahlreiche andere Mitthei-
lungen, namentlich an die belgische Acad. de möd. Er hat sich auch durch ein
Gutachten über LouiseLatean bekannt gemacht, in welchem er diese hysterische
PersoD als ein Wunder bezeichnet. van den Corpnt.
Lefevre , Amed6e L. , ausgezeichneter französischer Marinearzt und
Hygieniker, war am 4. Juni 1798 zu Paris geboren, trat bereits 1812 in die
Marine ein, machte die med. Schule zu Rochefort von 1816 an durch, erhielt
seine erste ärztliche Anstellung als Chirurg 3. Cl. 1818, machte im Laufe seiner
Dienstzeit die Expeditionen nach dem Senegal, Guyana, der Levante und nach
Morea mit, hatte 1835 zu Toulon eine schwere Cholera-Epidemie zu bekämpfen
und wurde 1836 Professor an der med. Schule zu Rochefort. Er hatte in dieser
Zeit eine von der Soc. roy. de m^d. zu Toulouse preisgekrönte Arbeit: „Recherche»
midicales sur la nature et le traitement de Vasthvie" (Paris 1835 ; 5?. 6d. 1846)
verfasst. Ueber eine im Bagno von Rochefort ausgebrochene Epidemie schrieb er:
„Recherches historiques sur la maladie qui a rSgn^ au bagne de Roche fort
(m^ningite cdräfro-spinale) pendant .... ann^e 1839" (Paris 1840), über
einen von ihm beobachteten Fall von Magenperforation: „Recherches mM, pour
LEFEVUE. — LEFFEETS. 653
servir ä Pkistotre des Solutions de continuitd de VestomaCy dites perforations
spontafUes" (Paris 1842) und einige Jahre später: „De Vinfluence des lieux
mar^cageux sur la marche de la pJuhisie pulmonatre et de la fövre typhoide
4tudi4e pltLs parficulürement ä Rochefort^ (Bull, de TAcad. de m6d., 1844 — 45).
1846 zum 2. und 1854 zum Chefarzt ernannt, erhielt er den Lehrstuhl der inneren
Pathologie und der Hygiene, nebst der med. Klinik. Die Ton 1830 — 1855 an
Bord von Dampfschiffen, beim Gebrauch von destillirtem Seewasser in intertropischen
Gegenden von den Marineärzten gemachten Beobachtungen über die „Colique
söche^ fährten ihn zur Abfassung der Schrift: ^ Recker ches sur les causes de la
coltque shihe h bord des bdtiments de gtterre fran^ais particidürement dans
les rdgions SquatoTriales" (Paris 1859), wobei er auch die Möglichkeit der Blei-
vergiftung durch die gebrauchten Apparate mit in Betracht zog in: „M4m. sur
Vtnfluence du plomb dans le d^veloppement de la coltque des pays chauds"
(Gaz. hebd., 1861) — „Relation d'un empoisonnement a^cidentel de l^Squipage
cTun navire etc,** (Gaz. m6d., 1861) — „De Vemploi des cuisines ei appareils
distillatoires dans la marine etc.** (Paris 1862) — „Nouveaux documents con-
cemant V Ätiologie saturnine de la colique s^che des pays chauds etc," (1864).
1856 wurde er zum Director des Gesundheitsdienstes im Hafen zu Brest ernannt,
beschäftigte sich auch jetzt wieder mit Fragen der Hygiene, z. B. über die
Bleiglasur des Töpfergeschirrs: „De la nicessite d'Stablir une surveillance sur
la fahrication des poteries communes vemissies au plomb*' (Annal. d'hyg., 1861)
und schrieb endlich eine Geschichte des Medicinalwesens der Marine: „Histoire
du Service de santS de la marine et des Scoles de mddecine navale en France,
depuis le r^gne de Louis XIV, jusqu' h nos jours {1666 — 18ö7)^ (Arch. de
m^d. navale, 1864 — 67). Ausserdem findet sich von ihm noch eine erhebliche
Zahl von Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften. Er verbrachte die letzten Jahre
seines Lebens im Ruhestande und starb zu Rochefort am 12. December 1869.
Arch. de m6d. nav XIH, 1870, pag. 71 ; XVII, 1872, pag. 128 (Maisonne uve). —
Berger et Rey, pag. 154. * G.
Lefevre, Sir George L., englischer Arzt, war zu Great Berkhamstead,
Herts, geboren, wurde 1819 in Aberdeen Doctor, Hess sich auf Veranlassung
eines russischen Grossen in Petersburg nieder^ wo er auch als Arz^ der englischen
Gesandtschaft viele Jahre thätig war und für seine geleisteten Dienste die Ritter-
würde erhielt. Er schrieb: „Observations on the nature and treatment of the
cholera-morbus, now prevailing epidemically at St. Petersburgh" (London 1831),
gab 1838 einen Abriss der von ihm vor seinen Landsleuten in Petersburg gehaltenen
chemischen Vorlesungen heraus, kehrte nach England zurück, wurde 1842 Fellow
des Coli, of Physic. und war 1845 dessen Lumleian Lecturer. Auch publicirte er
noch : „ Thermal comfort, or hints jor preservation against colds, coughs, and
consumption^ (1843) — „The life of a travelling physidan, including twenty
t/ear's wanderings through Europe" (3 voll., 1843) — „Apology for thenerves;
or their inßuence and importance in health and disease^ (1844). In Folge
häuslichen Unglücks machte er am 12. Februar 1846 durch Blausäure seinem
Leben ein Ende.
Munk, III, pag. 246. — Callisen, XXIX, pag. 495. G.
* Lefferts, GeorgeMorewoodL., zu New York, daselbst am 24. Februar
1847 geboren, studirte in seiner Vaterstadt Medicin und erhielt 1870 vom Coli.
of Phys. and Surg. den Grad als M. D. , studirte dann einige Jahre speciell bei
Stoese in Wien Laryngoskopie und Halskrankheiten und liess sich nach seiner
Rückkehr in seiner Vaterstadt als Specialarzt auf diesem Gebiete nieder. Zur Zeit
bekleidet er die klinische Professur für Laryngoskopie und Halskrankheiten am
Coli, of Phys. and Surg. und ist als Operateur für Kehlkopfskrankheiten an
mehreren Hospitälern angestellt. Von seinen zahlreichen literarischen Arbeiten
citiren wir: „On a new instrument for the insufflation of powders in the
654 LEFFERTS. — * LEGALLOIS.
tarynx" (N. Y. Med. Rec., 1873) — y,Treatment of two cases of ßbroid grawihg
hy excision and evulsion upon the vocal cords" (Ibid. 1874) — „Bemoval of
a brass ring which kad lodged in the larynx hy aubhyaidean laryngotamy^
(Ibid. 1874) — „Intra-laryngeal growth treated by excisian** (Ibid. 1875) —
„Prolapse ofboth ventriclee of larynx, their removal by thyrotomy** (Ibid. 1876) —
„Modem methods of examining airpasaages^ (in Seguin's Amer. Clin. Lect).
Ansserdem übersetzte L. die Abhandlang von B. Fraen&el, „Allgemeine Diagnose
der Krankheiten der Nase, des Pharynx und Larynx^ ans v. Zi£M;:sbn's Handbnefa
der spec. Pathologie und Therapie.
Atkinson, pag. 206. Pgl.
^LeffmanUi Henry L. , Arzt, Chemiker und Toxikolog in Philadelphia,
geboren daselbst am 9. September 1847 und vom Jefferson Med. Coli. 1869 als
M. D. graduirt, prakticirt seitdem in Philadelphia und widmet sich speeiell der
medicinischen Chemie, über welche Disciplin er an verschiedenen Lehranstalten
Vorlesungen hält. Er schrieb u. A. : „Ammonium-amalgam*^ (Amer. Joom. of
Science, 1866) — „On the reaction of chlor al toith urine testa" (Amer. Jonm.
of Med. Scienc, 1875) — „On cerium Oxalate^ (zusammen mit C. K. Mills in
Philad. Med. Times, 1875), sowie verschiedene Artikel über „Food aduUeratum^
(Philadelphia Press) etc.
Atkinson, pag. 278. PgL
Le Fort, s. Le Fort, Leon, Bd. II, pag. 408.
Lefran<;ois , Alexandre L. , lebte in der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts zu Paris, wo er 1708 promovirte und ist Verfasser einiger ver-
ständiger Schriften ttber medicinische Philosophie und Ausbildung, in denen er Ar
zweckmässige Reformen im Studium und in der Ausübung der Heilkunde plaidirt
Die bezilglichen Abhandlungen sind betitelt : „BSßextons critiquea sur la m^decine
oh Von examine etc." (Paris 1714 — 15, 2 voll.; 1723) — „JProjet de la refor-
mation de la m^decine" (Ebenda 1716; 1723) — „Dissertationa contre Puaage
de soutenir dea th^sea en mSdedne avec un mimoire pour la r^fomiation de
la midedne dana la ville de Paris" (Ebenda 1720).
Dict. hist. III, pag. 422. Pfel.
LegaUois, Julien-Jean-C^sar L., zu Paris, geboren am 1 . Febmar
1770 zu Chemeix bei Dol in der Bretagne, studirte in Caen bis 1793 und trat
dann bei der Föderalisten- Armee ein, mosste aber nach der Niederlage derselben eine
Zeit lang sich in Paris verborgen halten, bis er mit einem von der Commission
des poudres et salpetres erhaltenen Auftrage zur Gründung einer Pulverfabrik in
seine Heimat zurückkehrte. Später bezog er die £cole de sant^ in Paris, pro-
movirte 1801 und erhielt 1813 die Stelle als Arzt am Bicetre, starb aber bereits
im Februar 1814. Er verdient Erwähnung als einer der frühesten und geschicktesten
Experimental-Physiologen unseres Jahrhunderts. Das wichtigste Ergebniss seiner
zum Theil rohen und grausamen Versuche war der Nachweis von der Bedeutung
des verlängerten Marks für Athembewegungen , Kreislauf und thierische Wärme.
Die betreffende Schrift ist betitelt: „Exp4riences aur le principe de la vie
notamment sur celui dea mouvemena du coeur etc." (Paris 1812). Ausserdem
hat L. eine grosse Anzahl von Abhandlungen für verschiedene Zeitschriften und
das Dict. des sc. m6d. geliefert. Eine Gresammtausgabe seiner Werke u. d. T. :
„Oeuvrea de C. e/. «/. L. avec dea notea de M. Paria et etc." veranstaltete sein
Sohn Eugene (Paris 1828, 2 voll.). Hier findet sich auch eine kurze Lebens-
beschreibung L.'s.
Dict. hist. II, pag. 422. - Levot, II, pag. 226. — Dechambre, U, pag. 138.
Pgl.
Eugene Legallois, als Sohn des Vorigen 1804 in Paris geboren,
studirte hier besonders unter Laennec, dann unter Esquirol (in Charenton), unter
LEGALLOIS. — LEGOÜAS. 655
desBen Leitung er experimentell-phyBiolo^sche Untersuchungen maehte, promovirte
1828 mit der These: „Edponse expMmentale h cette question: La Vaccine
perd-elle son efficacttS priservative apr^ vingt ans d^insertion** , wurde Arzt
am H6p. Saint-Mand6, reiste zur Erforschung der Cholera 1831 mit Beibeee db
BoiSMONT nach Polen, erkrankte hier am Typhus und starb, in der Reconvalescenz
auf der Heimreist begriffen, in Landsberg a. W. an einer acuten Phthise. Ausser
der obigen These hat L. noch einige Memoiren über Blutveränderungen bei
Thieren in Krankheiten, über Krankheiten durch Eiterresorption, über Impfung etc.
geschrieben.
Dict. bist. III, pag. 423. — S^dillot in Bull, de la Soc. anat. YII, 1881,
pag. 165. — Decbambre, 2. S^rie, II, pag. 139. — Oallisen, XI, pag. 196; XXIX,
pa«- 497. Pgl.
Legendre, Fran^ois-Laurent L., geboren 1812 in Paris, studirte
hier unter Leitung von Biett, promovirte 1841 mit der These: „Nouveüea
recherches sur les syphiUdes" , wurde 1847 Hospitalarzt und starb am 9. Januar 1858.
Er hat eine Reihe schätzenswerther Beobachtungen auf dem Gebiete der Pädiatrie
veröffentlicht (über tuberculöse Meningo-Encephalitis , über Hämorrhagien in der
Arachnoidealhöhle , Über einige Complicatiouen des Scharlachfiebers, über Kinder-
diarrhoe, über den Einfluss der Variola auf chronische Hautkrankheiten etc.),
welche er u. d. T. : „Becherches anatomo-pathologiquea et clmiques sur quelques
maladies de Venfance^ (Paris 1846 ; deutsch von M. W. Oppeämann, Berlin 1847)
znsammenfasste. Ausserdem schrieb er kleinere Aufsätze über, nervöse Symptome
bei Taenia, über Herpes vulvae, über Behandlung von Naevi roaterni durch die
Pockenimpfung — sämmtlich in den Archives g6n6rales de m6d., 1850 — 56.
S ach alle, pag. 410. — Bull, de la Soc. anat. 2. S6rie, II, 1857, pag. 487. —
Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 140. p«i
*Legg, John Wickham L. , zu London, ist 1843 geboren, studirte
von 1861 an im University College unter Sir William Jenner, wurde später
Resident Assistant im Hosp. for Consumption, Bromptou, und hatte darauf dieselbe
Stellung beim University College Hosp. inne. 1866 wurde ihm von der Königin
die ärztliche Ueberwachung ihres Sohnes, des Herzogs von Albany, übertragen.
1867 — 68 studirte er in Berlin unter ViRCHOW, wurde darauf Curator des patho-
logischen Museums des University College, 1870 zum Casualty Physician im
St. Bartholom. Hosp. erwählt, später daselbst zum pathol. Prosector und 1878 zum
Docenten der pathol. Anatomie und Assistant Physician ernannt. Er publicirte:
„A guide to tke examination of the urine^ (1869, 6. Aufl.) — „A treattse on
haemophüia** (1872) — „On the bile, jaundtce, and bilious diseases^ (1880).
1883 hatte er im Roy. College of Physic. die Bradshawe Lecture zu halten und
publicirte dieselbe: „Some account of cardtac aneurysms** (1884). Ausserdem
veröffentlichte er in den St. Bartholom. Hosp. Rep., den Med.-Chir. Transact., den
Transact. of the Pathol. Soc, dem Joum. of Anat. and Phys. eine Anzahl weiterer
Arbeiten. Er hat sich auch mit antiquarischen und liturgischen Studien beschäftigt
und hat auch aus diesen Fächern Publicationen aufzuweisen. "Rq^,
Legouas, Fran^ois-Maurice-Victor L. , geboren 1782 zu Boyne
(bei Pithiviers, Loiret), promovirte 1808 mit dem j^Essai sur les h^orrhagies^ j
verwaltete mit Marjolin und Breschet die Professur an dem 1805 gegründeten
und 1811 wieder aufgehobenen College des 6tudes mödicales, gab aber 1814
den ärztlichen Beruf auf und starb 1862 im Alter von 80 Jahren. Er ist Ver-
fasser eines zur Zeit sehr beliebt gewesenen Lehrbuches der Chirurgie, betitelt:
„Nouveaux principes de Chirurgie rddig6s suivant le plan de Vmivrage de
O, dela Faye etc.'' (Paris 1812, 6. Aufl. 1836; deutsch Leipzig 1821).
Dechambre, 2. Serie, II, pag. 140. — Oallisen, XI. pag. 201^ XXIX, pag. 498.
Pgl.
V
666 LEGOUEST. — LEGROS.
^Legouest, VenaDt-Antoine-L^on L., zu Paris, ist zu -Mete am
1. Mai 1820 geboren, trat 1839 in die militftr-medicinisehe Sohnle zu Straasbiirg,
verliess dieselbe als Aide-major 1843, wurde 1857 Agr^6 der Pariser Facnitftt mit
der These: „Des kystea synomaux du poignet ei de la main^ und witfde zum
Professor der chirurgischen Klinik im Yal-de-Gräce ernannt. 1853 zum Mödeoin-
major befördert, avancirte er 1865 zum M6d. prinoipal I. Cl. , 1873 zum MM.
inspecteur und Präsidenten des Oonseil de 8ant6 des armees. Schriften: „Tratte
de Chirurgie d^armee^ (1863 ; 2. öd. 1875) — „Le service de santS des amUes
amdricaines pendant la guerre des ^tats-Unis, 1861 — 66** (1866) — n^on-
firefnces sur le service de santS en campagne" (1869) — „De la rupture
spontan^ des veines** (Arch. g6n6r., 1867). Zusammen mit Sedillot gab er eine
neue Ausgabe von dessen „ Trait^ de mSdecine opiratoire" (4. edit. , 2 voll.,
1870) heraus.
Vapereau, II, pag. 1127. — Lorenz, III, pag. 223; VI, pag. 1*^7. Bei
Legrand, Alexandre L., geboren 1800 in Amiens, studirte und pro-
movirte 1827 in Paris mit der These: „De Vor dans le traitement des maladies
vSn4riennes primitives et invitdr^es^, erhielt für seine Arbeit : ;, Des analogies et
des Jiff^ences entre les tubercules et les scrofides" (Paris 1849) eine ehren-
volle Erwähnung Seitens der Acad. de med., war Arzt am Bureau de bienfaisance
und Arzt eines Gefängnisses, prakticirte aber ohne sonderliches Glück und starb
in ziemlich dürftigen Verhältnissen am 31. December 1862. Seine übrigen Arbeiten
handeln meist über dasselbe Thema wie die Inauguralthese : Die Anwendung des
Goldes in der Behandlung der Syphilis , Einwirkung der Goldpräparate auf den
menschlichen Körper und speciell auf die Organe der Verdauung und Ernährung,
über das Gold in der Behandlung der scrofulösen Knochenerkrankungen u. s. w.
Vapereau, 2. 6dit., pag. 1038. — Dechambre, 2. S6rie. II, pag. 140.
Pgl.
*Legraild du SauUe, Henri L., ist am 16. April 1830 zu Dijon geboren,
studirte daselbst, wendete seine besondere Aufmerksamkeit den Nerven- und Geisten
krankheiten zu, war Interne in den Irrenanstalten von Dijon, Quatremares bei
Ronen und Charenton und wurde 1856 in Paris mit der These: „De la monomanie
incendiaire" Doctor. Er war von 1854 — 62 Mitarbeiter der Gaz. des höpit. , in
welcher er fast alle klinischen Vorträge von Trousseatt veröffentlichte, war eine
Zeit lang Arzt in Contrex^ville und verfasste über die Wirkungen der Quellen
desselben auf die Krankheiten der Harnorgane einige Schriften. Von 1862 an
widmete er sich ganz der Ausübung der In*enheilkunde , wurde zum Arzte des
Hospice Bicetre ernannt, war 9 Jahre lang R^dacteur-g^rant der „ Annales mSdica-
psychologiques** , gründete 1868, zusammen mit Gallard und Devbrqie, die
„Soci^te de m6decine 16gale^ und darauf mit Ball arger die „Association mutnelle
des medecins alienistes de France'^ Er ist zur Zeit Arzt der Salp^tri^re, der Speeial-
Infirmerie der Geisteskranken auf der Polizei-Präfectur, Experte beim Civil-Tribunal
des Seine-Dep. und hielt in der lilcole pratique sehr besuchte Vorlesungen über die
Krankheiten des Gehirns und des Nervensystems. Er schrieb das vom Institut
gekrönte Werk: „La folie devanf les tribunaux^ (1864); ferner: „Le d&ire des
persdcutions" (1871), Hess eine Reihe von klinischen Studien über „Pronostic et
traitement d!Spüepsie^ (1869; 2. 6dit. 1873) erscheinen und gab heraus: „TraiU
de mSdeeine Ugale et de jurisprudence mSdicale" (1873, 74), u. s. w.
Glaeser, pag. 438. — Bitard, pag. 803. — Lorenz, III, pag. 225 ; VI, pag. 129.
Red.
Legros, F61ix L. , geboren 1799 in Douai, zeichnete sich schon als
Interne in Paris aus, wurde Döpuytren's Chef de clinique, promovirte 1830 mit
der These: „Propositions sur divers points de Vart de gudrir" , entwickelte
w&hrend der Revolution von 1830, sowie in der Choleraepidemie von 1832, eine
angestrengte Thätigkeit, entsagte aber der akademischen Carriöre und widmete
LEGROS. — LEHMANN. 657
sieb aussehiiesslioh der Privatpraxis. Er starb zu Paris am 20. Juni 1850. Seine
Arbeiten — meist kleinere Jonmalaufsätze — bebandeln die Anomalieen und
Krankbeiten des weiblichen Genitalapparates, femer eine besondere Art der
Amputation, welcbe die Vortheile des Cirkel- mit denen des Lappensebnittes ver-
einigt, u. A. m.
Sachaile, pag. 412. — Dechambre, 2. Serie, II, pag. 141. Pgl«
Legros, CbarlesL. , zu Paris, als Neflfe des Vorigen in Saint-Cbef
(Daupbine) am 12. Februar 1834 geboren, studirte in Paris, schrieb noch als
Interne eineii Aufsatz: „Des tr actione conttnues et de leur application en
Chirurgie^ (Archiv. g6n. 1868), der von der Facultät 1866 mit einem Preise
gekrönt wurde, promovirte 1867 mit der These: „Des tisaus drecttles^ , war
dann wissenschaftlich und praktisch thätig und besonders angestrengt während des
KriegHJahres 1870/71. 1873 wurde er Prof. agr6g6 mit der These: „Des nerfs
vcLSO-moteurs^ , starb aber schon gegen Ende December desselben Jahres. L. war
ein tüchtiger Histolog und Experimentalphysiolog ; die im Vergleich zu seiner
kurzen Lebenszeit verhältnissmässig grosse Zahl seiner Arbeiten — ca. 40 —
giebt dafür den Beweis. Ausser den citirten sind noch folgende Arbeiten zu
erwähnen: ^Anatomie des tissus drectiles^ (Journ. de Tanat. et de la phys., 1868,
von der Acad. des sc. mit dem GOD ARD-Preise gekrönt) — „Note sur Idpühdlium
des vaisseaux sanguins*' (Ibid. 1868) — „Recherckes sur Vorigine rielle des
canaux s4cr^eurs de la hile" (Compt. rend. de TAcad. des sc, 1870); ferner
einige Capitel in Robin's „Trait6 du microscope'^ (z. B. Des injections). Bedeutend
ist auch L.'s mit GOUJON zusammen veröffentlichte Arbeit: „Recherckes exp4ri-
mentales sur le cholSra^ (Journ. de Tanat. et de la phys., 1867), das Resultat
der 1866 angestellten Beobachtungen, preisgekrönt von der Acad. des sc. Mit
Onimus zusammen schrieb er u. A. : „Recherckes expSrimentales sur la circu-
lation et la contraction artSrielle** (Journ. de Tanat. de la phys., 1868) — „De
Vemploi des courants Slectrtques Continus pour rdmidier aux accidents causds
par le ckloroforme^ (Compt. rend. , 1868) — „Ohservations sur Veßet des
courants Slectrtques sur les tissus vivants et sur la nutrition^ (Journ. de Tanat.
et de la phys., 1869), sowie eine Anzahl weiterer Artikel in demselben Journal
(1870 — 72) und einen „TraitS de TSlectricttS medicale'^ (1872); ausserdem noch
verschiedene Artikel in der Encyclopedie generale de möd.
Onimns im Joarn. de l'anat. et de la phys. 1874, X, pag. 113. Pagel.
Legroox, J. C. L., geboren . in Maregines (Nord), studirte in Paris, pro-
movirte 1827 mit der These: „Sur les concrdtions sanguines dites polypiformes
dSveloppdes pendant la vie^ , war seit 1835 Agr6g6 der Facultät und Arzt am
Central-Bnreau der Hospitäler. Seine Concursthesen waren: „De la spSdficitd
dans les maladies^ (1840) — „Quelles sont les r^gles ä suwre dans les
appltccUions de la statistique aux faits pa^hologiques" , Ausserdem schrieb L. :
„ Quelques mots sur Vemploi de la ckaleur et du froid dans le ckoldra** (Act.
de la 8oc. de m6d. , 1850) — „Sur diff4rents points de la patkologie et de la
ihdrap, de Vaffection saturnine*' (Archiv. g6n. , 1846) — „De la compression
des nerfs laryngis et pneumogastriques^ (Ibid. 1849) — „Sur les concrdtions
du coeur et sur les oblitSrations vasculaires par des caillots d4ta^k^ du coeur^
(Gaz. hebd., 1856) — „Des polypes veineux on de la coagvlation du sang
dans les veines" (Ibid. 1860) u. A. Er starb im September 1861.
Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 141. Pgl.
Leham, Leo Abarbanel, Leo Medicus, Leo Hebraeüs, s. Abarbanel,
Bd. I, pag. 35.
Lebmani), Wilhelm Friedrich Christoph Ferdinand L. , zu
Torgau, war zu Genthin bei Magdeburg am 25. Juni 1788 geboren, wurde 1812
in Leipzig Doctor, prakticirte in Torgau, wurde 1815 Stabsarzt des preuss.
Biogr. Lexikon. III. 42
658 • LEHMAI^N.
General-Haupt-Lazaretbs Nr. 1 und 1816 Garnisons-Stabsarzt. Er hat sich ganz
besonders durch die Beschreibung der während der Belagerung von Torgau aus-
gebrochenen Eriegstyphus-Epidemie , einer der furchtbarsten, die je existirt hat,
bekannt gemacht, die sich in folgenden zwei Arbeiten findet: „Beobachtung des
im Jahre 1813 in Torgau herrschenden Typhis'* (Allgem. med. Annal., 1814} —
„Beobachtung und Heilverfahren in der Nervenfieber -Epidemie zu TorgaUy
während der Belagerung 1813" (Torgau und Leipzig 1815). Ausserdem erschienen
von ihm : „ Wahrnehmungen bei Behandlung der Augenentzündungen in dem
Feldzuge von 1815" (Leipzig 1816), ferner die Beschreibung einer in Torgau
errichteten Badeanstalt und eine Reihe von casuistischen Mittheilungen verschiedenst
Art in den Allgem. med. Annalen (1818), RüSt's Magazin (1818, 19, 20, 26, 31),
Archiv für thier. Magnet. (1819), Hüfeland's Journal (1821), Graepe's und
Walthee's Journ. (1822, 26, 27), eine Schrift über Cholera (1832) u. s. w. Er
starb am 28. August 1844.
Neuer Nekrolog der Beatschen. Jahrg. 22, 1844, II, pag. 1024. — Callisen, XI,
pag. 206; XXIX, pag. 501. G.
Lehmann, Karl Gotthelf L., geboren 1812 zu Leipzig, studirte von
Michaeli 1830 ab daselbst Medicin und erwarb sich 1835 die Doctoni^ürde dureh
Vertheidigung seiner Abhandlung „De urina diabetica". Er widmete sich jedoeb
sehr bald der Chemie, habilitirte sich 1837, wurde 1843 zum a. o. Prof. der
physiologischen Chemie ernannt und blieb in dieser Stellung bis zum Jahre 1857, m
welchem er als ord. Prof. der Chemie nach Jena übersiedelte. Er starb daselbst am
6. Januar 1863. Von seinen Schriften sind namentlich in erwähnen: „ Vollständiges
Taschenbuch der theoretischen Chemie" (Leipzig 1840 ; 6. Aufl. 1854) — „Lehrbuch
der physiologischen Chemie" (3 Bde., Ebenda 1842 ff.; 2. Aufl. 1853) - „Hand-
buch der physiol, Chemie" (Ebenda 1854; 2. Aufl. 1859) — „Untersuchung des
Marienbader Mineralmoors" (Schmidt's Jahrbb. der ges. Med. LXXXVII).
Ladenbnrg in Allgem. Deutsch. Biogr. XVIII, pag. 147. Winter.
^Lehmann, Georg Karl Heinrich L., ist am 27. October 1815 in
Kopenhagen geboren, studirte daselbst und bildete sich darnach im Auslände unter
SiCBEL, Jaegeb, Ablt und v. Graefe als Ophthalmolog ans. Promovirt 1S46
{„De rationibus physiol. et pathol, humoris aquei oculi hufnani") , errichtete
er die erste Augenklinik in Kopenhagen und ist noch als Arzt der Blinden- und
Taubstummen-Institute daselbst thätig. Er publicirte in dänischen ZeitschrifCen
verschiedene Aufsätze ophthalmologischen Inhaltes ; einzelne sind auch in deutschen
und englischen Journalen erschienen. Petersen
Lehmann, Leopold L. , 1817 in Hildesheim geboren, studirte in
Amsterdam und promovirte 1841 in Utrecht zum Dr. med. mit einer „Diss, de
abscessu haepatis". In Amsterdam etablirt, wurde er bald durch seinen Lehrer
C. B. TiLANüS zum Assistenten für die Geburtshilfe auserwäblt und durch d^sen
Bemühung 1848 zum Docenten der Geburtshilfe an der klinischen Schule und dem
Atheneum ernannt, welchem Amte er von 1864 als ord. Professor (Antrittsrede:
„De trapsgewyze ontidkkeling der verloskunde als zelfstandige wetenschap,
voomamelyk in Nederland") bis zu seinem Tode, im Juli 1880, vorgestanden hat.
L. war ein sehr verdienstvoller Geburtshelfer und Gynäkolog, obgleich es zu
verwundem ist, dass er stets an der Nichtcontagiosität des Puerperalfiebers fest-
hielt und eine antiseptische Behandlung von Wöchnerinnen als völlig ttberftAsng
verwarf. Er schrieb eine grosse Anzahl sehr geschätzter Journal- Artikel , von
welchen wir hier als die bedeutendsten hervorheben: „Beschoumngen over de door
kunst verwehte baring" (1848) — „Bydrage tot de kephalothrypsie" (1850) —
„Verdient de warme uterus-douche , als middel tot het vroegtydig vervoekken
der baring, de voorkeur boven iedere andere methode" (1851) — „Ecdampsie
in de 8'*" maand der zicangerschapj zonder uraemie of albuminurie met doode-
LEHMANN. 659
lyJcen uitgang^ (1862) — „Over de vezelgezweUen der bjaarmoeder voomamelyk
ah kinderpaal der haring" (1854) — „Bydrage tot de strictura uteri^ (1855) —
„Over de vroegtydtge door Icunat verwekte baring volgens de methode van
Schweighäuser 'Cohen*^ (1855) — „Jets over retroflexio uteri^ {l^b^) —
„ Beschouunngen over de febris puerperalts" (1858; französisch von DiEUDONNÄ,
Brüssel 1858) — f,Over de transfasio sangutnü hy hloedvloeying na de ver-
lossing" (1859) — „Denkheelden over het ontstaan van en de behandeling by
retentto placentae" (1860) — „Over het uüeenwyken (diductio, diastasis) der
kraakbeenachtige geledingen van het bekken geaurende de baring" (1861) —
„Bydrage tot de kennis der rupturen, van baarmoeder en scheeae" (1861) —
jfEenige opmerking&n tot de leer 'der decapitatie of detruncatie" (1864) —
„Over de bepaling der dierlyke wärmte by puerperaal-processen" (1865) —
„ Bydrage tot de bloedvloeyingen by placenta praevia en hären invloed op het
afsterven der vrucht" (1868) — „Twee waamemingen van vemauwin^g des
bekkens met doodelyken uitgang voor moeder en kind gedurende den actus der
baring^ (1869) — ^Multüoculair kystengezwel van het rechter ovarium. Misslag
in de diagnose enz, ovariotomie post mortem" (1870) — „Drie uxiamemingen
van Sectio caesarea met gelukkig gevolg voor de hinderen en waaronder eene
met hehaud van de moeder" (1870) ' — „Atresia uteri gedurende de baring"
(1871) — „Over de sterfte der kraamvrauwen gedurende de maanden Ma^rt,
April en Mei 1873 op de kraamzaal te Amsterdam" (1873) — „Over de
keering by een voorliggend hoofd in een naauw bekken" (1873) — „Buptu/ra
tUeri spontanea gedurende den a^ctus der baring, Extractio manualis eener
voldragen doode irucht uit de buikholte, Oenezing" (1877) — „Bydrage tot
de amputatio colli uteri" (1877) — ,iEen nieuwe tampon voor de verloskundige
praktyk" (1878) — „Over prolapsus uteri gedurende de zwangershap en
baring*' (1879) — „Over de behandeling van hydrops gedurende de zwanger-
achap ^en ecclampsia uraemica met subcutane injectien van Murias pilo-
carpini" (1880) — „Eene drielingsgeboorte met hindemissen^ (1880). Ausser-
dem besitzen irir von ihm viele Referate und Recensionen und auch kleinere
eaMiistische Mittheilungen, in denen er sich stets als ein sehr wisaenschaftlioher
Mann von grosser Belesenheit gezeigt hat. q ^ Daniels
"^Lehmann, Louis L., Sanitätsrath und Badearzt zu Oeynhausen (Rehme)
in Westfalen, ist am 29. Februar 1824 in Werne (Reg.-Bez. Münster) geboren,
studirte von 1845 an in Bonn, Würzburg, Prag, Berlin, promovirte 1849, war
seit 1850 Assistent der geburtshilfl. Klinik in Bonn, von 1852 bis 1855 in der
Wasserheilanstalt Rolandseck und ist seit dieser Zeit an seinem jetzigen Wohnorte.
Schriften: „Soolthermen zu Bad Oeynhausen und das gewöhnliche Wasser zur
Anbahnung einer vergleichenden Balneologie^ (Oöttingen 1856) — nJ^<^ Sool-
dunstbad in Oeynhausen und das gewöhnliche Wasserdampfbad" (Ebenda 1857) —
„EinßtMs der bis zur Erschöpf ung fortgesetzten Bewegung auf den Stoffwechsel"
(gekrönte Preisschrift, Ebenda 1859) -r— „Bäder- und Brunnenlehre. Zum
Gebrauche für Aerzte und Studirende^ (Bonn 1877) — „Die chronischen Neu-
rosen als klinische Objecte in Oeynhausens (Bonn 1880); ferner eine Anzahl das
Bad monographisch behandelnder Schriften (1858 — 81). Von 1853 an erschienen
Arbeiten von ihm (Archiv fOr gemeins. Arbeiten von Vogel, Nasse, Benekb, I, II):
Ueber die Wirkung warmer Sitzbäder und über die Aufnahme von Wasser im
Bade durch die Haut. Ausserdem zahlreiche Abhandlungen in Vibchow's Archiv,
Moleschott's Untersuchungen, Frebichs' und Leydbn's Zeitschr. u. A. m. -^^^
Lehr, Georg Philipp L. , geb. 1756 zu Frankfurt a. M., promovirte
1779, wurde Arzt in Frankfurt 1779, Stiftsarzt 1782 bis zu seinem Tode am
Ö. Mai 1807. Er vermachte 14.000 fl. zum Besten des SENCKENBKRo'schen
medicinischen Instituts, davon 9000 fl., um von deren Zinsen unentgeltliche botanische
Vorlesungen zu veranstalten, und erwarb sich Verdienste um Einführung der
42*
1
660 LEHMANN. — LEIBNIZ.
Kuhpocken-ImpfuDg in Frankfurt. Schrift: „Prüfung der Schutz^ oder KuK-
blatteni durch Gegenimpfung mit Kinderhlattem von Hofraih Sömmerring
und Dr. Lehr** (Frankfurt a. M., 1801). W. Stricker
Lehr, s. a. Laehr.
* Lehmann , Julius L., ist am 6. Mai 1836 in Kopenhagen geboreu,
Btudirte daselbst und später in Berlin, Wtirzburg, Paris. Promovirt 1862, wirkt
er in Kopenhagen als Communearzt , als Arzt beim königl. Waisenhause und bei
der pneumatischen Anstalt. Seit 1882 ist er Mitglied des königl. Geaundheits-
CoUegiums, seit 1871 Redactenr der „Bibliothek for Laeger^'. Aus seiner Feder
stammen folgende monographische Arbeiten : ;, Om Perinephritis^ (Dissert., 1862) —
„ Lungesvindsotens Aar sager , Udbredelse og hygieinishe Behandling** (1880;
in's Deutsche übersetzt von Schümachbe : „Die Lungenschwindsucht, ihre ürsaehen,
Verbeitung und ihre hygienische Behandlung", Hamburg 1881) — „Bidrag tu
Belysning af Sygeligheden i Skoleme" (1881) — „ündersögelser om Döddig-
keden af Lungesvindsot i Kföbenhavn" (1882; tibersetzt in der Deutsch. Viertel-
jahrschr. für öflfentl. Gesundheitspflege, Bd. XIV). Petersen.
Leibniz» Gottfried Wilhelm Freiherr von L. , gebore den 6. Juli
1646 zu Leipzig, studirte hier, sowie in Jena Philosophie und die Rechte, pro-
movirte 1666 zum Dr. juris, trat 1667 in die Dienste des Kurfürsten von Mainz
als Rath beim höchsten Gerieht, lebte von 1672 ab vier Jahre lang, theite diplo-
matischer Geschäfte halber, theils zu mathematischen Studien in Paris, wurde luit
HuYGENS, BOYLE Und NEWTON bekannt, ging 1676, als Bibliothekar und Historio-
graph, vom Herzog Johann Friedrich von Braunsohweig-Lüneburg engagirt,
nach Hannover, trat durch diese Stellung in Verbindung mit der Kurftirstin Sophie
und ihrer Tochter Sophie Charlotte, der nachmaligen ersten Königin von
Preussen, und veranlasste bekanntlich 1700 die Stiftung der Berliner Akademie
der Wissenschaften, deren erster Präsident er war, ohne seinen Wohnsitz in
Hannover aufzugeben, wo er am 14. December 1716 starb. L. , einer der viel-
seitigsten Gelehrten und genialsten Köpfe, weltberühmt als Philosoph, Mathematiker
und Staatsmann, beansprucht auch als Naturforscher und Arzt eine gewisse Be-
deutung ; einmal indirect durch den Einfluss, welchen sein bekanntes System , die
Monadenlehre, nicht blos auf den Gang und die Richtung der Studien des 18. Jahr-
hunderts überhaupt , sondern speciell auch auf die Medicin und Naturwissenschaften,
wenn auch nicht in sehr bedeutendem Grade, ausgeübt hat, insofern nämlieh
als zweifellos der STAHL'sche „Animismus", sowie der später auftauchende „Vita-
lismus" in dem L.^schen System wurzelten. Auch die Entdeckung der Irritabilität
durch Hallee schien in gewissem Maasse zur Bestätigung der L. 'sehen Lehren zu
dienen. Dann aber hat L., wie Marx ausführlich nachgewiesen, auch ganz direet
um die Medicin sich verdient gemacht. Er unterhielt einen lebhaften Verkehr mit
den angesehensten Aerzten seiner Zeit und nahm an deren Arbeiten, sowie an
den die Medicin damals bewegenden Tagesfragen regen Antheil. Er versprach
sich viel von einer medicinischen Zeitgeschichte, von einer jährlichen Zusammen-
stellung der wichtigsten meteorologischen Verhältnisse, Naturereignisse und epide-
mischen Krankheiten. Von ihm ging der Vorschlag aus, dass jährlich sämmtliche
Aerzte Preussens an die Berliner Akademie Berichte über alle Zweige der Medicinal-
Statistik einschicken sollten, ein Plan, der erst viel später, in einem Edict von
1750, verwirklicht wurde. L. , der über die Aufgaben der Heilmittellehre, über
die Wirkungen der wichtigsten Arzneien durchaus sachkundig urtheilt, plaidirt
auch für eine Begründung der exacten Methode, für Anwendung der mathematischen,
physikalischen und chemischen Forschungen, sowie für Benutzung des Mikroskops
in der Medicin.
Marx, G. W. L. in seinen Beziehungen zur Arznei Wissenschaft in AbhandL der
kgl. Societät der Wissensch. in Göttingen. 1859, YIU, pag. 103. — Allgem. Deutsch,
Biogr. X7I1L PageL
I
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LEICHNEB. — LKIDEKFEOST. 661
Leiclmer, Eckard L., geboren ia Salzungen (Thüringen) am 15. Janu&r
1612, war Anfangs Theolog, studirte dann seit 1633 in Strassburg, seit 1636
Medicin in Jena bei RolfinK, prakticirte in Weimar, Sondershausen, Nordhausen
und Ohrdruff bei Gotha, promovirte 1643 in Jena und erhielt 1646 eine Professur
in Erfurt, 1658 noch das Stadtphysicat. Er starb hier am 29. August 1690.
L. war Gegner Habvey^s, sowie des Stlviüs und seiner ohemiatrisohen Theorieen.
Von seinen zahlreichen Schriften — meist kleineren Dissertationen und akademischen
Gelegenheitflgohriften , deren die Biogr. m6d. im Ganzen 57 aufzählt — sind die
wichtigerten: ;y2>6 motu sanguinis exercitatio anti-harveiana" (Arnstadt 1645;
Jena 1653; Arnstadt 1665) — „De atomorum mbcoelesHum syndtacrasi exer-
cüaiumea^ (Erfurt 1645) — „De generatione seu propagcUiva animalium,
plantarum et mineralium multiplicatione in genere eic,*^ (Ibid. 1649) — „De
indwisUnU et totdli cujusque anintie in toto euo corpore et singulia efua parttbus
eocigtentia etd'^ (Ibid. 1650) — „Epicrisia medico-analytica euper undecim dispu-
tationibus medicis Francieci de le Bo'e Sylvii" (Ibid. 1676).
Biogr. in6d. V, pag. 567—569. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 145. — Prantl
: in Allgem. Deutsch. Blogr. XVIII, pag. 214. p ,
X g 1.
* Leiobtenstem, Otto L., zu Köln a. Rhein, ist am 14. October 1845
zu Ingolstadt a. d. D. geboren, studirte in München, promovirte daseibat 1869,
besuchte später noch die Universitäten und Hospitäler von Würzburg, Wien, Prag,
London, Edinburg, Dublin, Paris, Lyon u. s. w., war von 1869 — 71 Assistenzarzt
und Docent in München, 1871 — 72 provisorischer Director der med. Klinik in
Tübingen, 1871 — 79 Prof. e. o. der Medicin daselbst und wurde 1879 als Ober-
arzt der med. Abtheilung des Bürgerhospitals nach Köln berufen. Seine haupt-
sächlichsten literarischen Arbeiten sind : „Das Volumen der unter verschiedenen
Umständen ausgeathmeten Luft^ (Zeitschr. f. Biol. , 1871) — „Physikalisch-
diagnostische Bemerkungen zu Luschkc^s Lage der Bauchorgane" (Deutsche
Klinik, 1871) — „ Ueber Darm-Invagination" (Prager Viertel) ahrschr., 1873, 74) —
„Diagnose der Hernia diaphragmat," (Berliner klin. Wochenschr. , 1874) —
„ Ueh^ asthenische Pneumonie" (Volkmann's Samml. klin. Vorträge, 1875, Nr. 82).
Für V. Ziemssen's Handb* d. spec. Path. u. Ther. (VII) lieferte er : „ Verengerungen,
V er Schliessungen , Lageveränderungen des Darmes" — „Klinik des Leber-
krebses", und für Gerhardt's Handb. der Kinderkrankh. (II, III): „Parotitis
epidemica" — „Krankheiten der Pleura". Eine besondere Monographie von
ihm ist : „ Untersuchungen über den Hämoglobingehalt des Blutes in gesunden
und kranken Zuständen" (Leipzig 1878). Von neueren Journal- Aufsätzen führen
wir noch an : ;, Ueber da^ Vorkommen und die Bedeutung supernumerärer Brust-
warzen und Brüste" (Vjbchow*s Archiv, 1878) — „Ueber die Lehre von der
Ansteckungsfähigkeit der Schwindsucht im Alterthum, Mittelalter und Neuzeit"
(Rhein.- Westfäl. Correspondenzbl. , 1883) — „Ueber Anchylostoma duodenale
bei den Ziegelarbeitem der Umgebung Kölns" (Deutsche med. Wochenschr.,
1885). Dazu noch verschiedene Aufsätze in der Zeitschr. f. rat. Med. (1869),
Deutsch. Archiv f. klin. Med. (XII, XXI, XXV), Württemb. Correspondenzbl. (1873),
Berliner klin. Wochenschr. (1881), Deutsch, med. Wochenschr. (1882, 84, 85),
ujid Arbeiten seiner Schüler und Assistenten. 'Re^,
Leidenfrost, Johann Gottlob L. , geboren zu Ortenberg (Grafschaft
Stolberg-Rossla) am 24. November 1715, studirte in Giessen, Leipzig und Halle,
promovirte an letzterer Universität 1741, machte wissenschaftliche Reisen, prakti-
cirte eine Zeit lang in Berlin, nahm während des ersten schlesischen Krieges
militärärztliche Dienste bei der preussischen Armee und wurde 1743 ord. Prof.
der Medicin in Duisburg, in welcher Stellung er bis zu seinem am 2. December
1794 erfolgten Tode verblieb. L. war ein tüchtiger Arzt und guter Beobachter.
Auch als Physiker und Chemiker ist er nicht unbedeutend. Bekannt ist der
„Leidenfrost*sche Versuch", beschrieben in: „De aquae communis nonnullis
662 LEIDENFROST. — LEISBINK.
qualitatüms tractatus" (Duisburg 1756). Die Zahl der von L. hiaterlaaseiien
Schriften ist eine grosse. Die meisten sind Dissertationen und kleinere Abhand-
liingen, im Ganzen, nach dem Dict. bist., etwa 72. Erwähnenswerth sind die
„Dia», de morho convidsivo epidemico Qermanorumy vtdgo die Kriebelkrankheit"
(Duisburg 1771) und: f,De dyeenteria quae anno 1779 lote grassata e9t*^ (Ibid.
17H0). Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien u. d. T. : „Opmcula physico-
ckimica et ntedica, ontehac seorsim edita, nunc post ejus obüum coüecta"
(Vol. I— IV, Lemgo 1797—98, 8.).
Biogr. mW. V. pag. 5G9— 571. — l>ict. hiat. in, pag. 421—427. — AUgom. Devtsoh.
Biogr. XVm. pag. 215. PgL
^Leidesdorf, Max L. , geboren 1819 zu Wien, dort auch aasgebildet
und 1845 promovirt, wirkt als Docent und Professor an der Wiener ünivefrsität
seit 1857 uud wurde zum Vorstände der psychiatrischen Klinik daselbst im Jahre
1875 berufen. Neben kleineren Publicationen sind seine: „Psychiatrischen Studien'^
und sein „Lehrbuch der psychischen Krankheiten'' speciell aufzu^hren.
Wernich
*Leidy, Joseph L., zu Philadelphia, ist daselbst am 9. September 1823
geboren, studirte auch dort Medicin, zunächst unter Leitung von Dr. James Mc
Clintock und Paul B. Goddard, dann an der dortigen medlcinisohen Facultät,
von der er 1844 als Dr. med. graduirt wurde, widmete sich nach beendigen
Studien noch speciell vergleichend - anatomischen Forschungen und wurde 1846
Prosector der Anatomie am Franklin Med. Coli., 1853 Professor der Anatomie
an der Universität, 1871 Professor der Naturwissenschaften am Swarthmore Coli.
seiner Vaterstadt. Seine literarischen Arbeiten beziehen sich nur auf Gegenstände
aus seinen Specialgebietcn und sind theils kleinere Flugschriften, theils mehrbändige
Werke. Als die wichtigeren nennen wir: „Flora and fauna within living
animals" (1853) — „Ancient fauna of Nebraska'' (1853) — „Memoir an
the extinct slotJi trlbe of North- America" (1855) — „Cretaceous reptiles of tJie
United States^ (1865) und andere Schriften über vorweltliche Wirbelthiere n. s. w.
Atkinson, pag. 136. • Pgl-
Lelgh, Charles L. , geboren etwa 1650 in Grange (Laneashire) ^ pro-
movirte in Cambridge, prakticirte zuerst in Lancashire, später in London, wo er
1685 Mitglied der Royal Society wurde und etwa 1710 starb. L. war Chemiatier
und beschäftigte sich viel mit Versuchen tiber die Verdauung. Seine bezflglieliea
Arbeiten sind veröffentlicht in den Phiios. Transact. Ausserdem verfaaste er:
„Phthisiologia Lancastriensis cum tentamine philosophico de mineroUtbus
aquis elc.*^ (London 1694; Genf 1727) — „Exercitationes V de aquis minera-
liöus, thermis calidis, morbis acutis, intermitteniibus, hydrope" (Ibid. 1797) —
„The natural hisiory of Lancashire etc." (Oxford 1700).
Biogr. m6d. V., pag. 570. Pgl.
*Leijer, Jesper Gustaf L., geboren in West-Gothland 1823, studirte
in üpsala unter L*»R. Hvasser und in Stockholm unter Magn. Hüss und le^e
das medicinische Licentiatexamen 1855 in Upsala ab. Er wbkte als Hospitalanst
in Wisby auf der Insel Gothland von' 1858 — 82, und als Regimentsarzt des goth-
ländischen Landsturmes seit 1864 und hat ausserdem mehrere für diese Insel
wichtige Unternehmungen durchgesetzt und als Abgeordneter der Stadt Wisby an
zehn schwedischen Reichstagen Th eil genommen. Seine Schriften sind: „Tre sjuk-
domsbevätteLer" (Hygiea, Bd. XXIX) — »Tre sjukdonisberättelser** (Ebenda,
Bd. XXX) ~ „Fall af ovariotomi" (Ebenda, Bd. XXXI) — „Fall af e^rUero-
tomi vid cancer recti'* (Ebenda, Bd. XXXIV) und Mittheilungen in den Rapporten
an die kgl. Medicinalverwaltung. Hedenia?.
Leisrink, Heinrich Wilhelm Franz L.^ war zu Hamburg, am 24. Juli
1845 geboren, studirte in Göttingen und Kiel, war Assistent an der chirurgischen
LEISBINK. — LELÜT. 663
Abtbeiinng des allgemeinen Krankenhauses zu Hamburg, wurde 1868 Doctor,
▼erliess die Assistentensfelle am Hamburger Erankenhause, um freiwillig als Arkt
den Feldzug von 1870 mitzumachen, Hess sich darauf als Arzt in seiner Vater-
stadt nieder und widmete sich vorwiegend chir. Praxis, grflndete die Poliklinik des
Vaterländischen Frauenhilfsvereins und später die allgemeine Poliklinik, stand
der chir. Abth. derselben zeitweilig vor und wurde Oberarzt der chir. Abth. des
Israelit. Krankenhauses 1879. Von seinen zahlreichen Arbeiten sind anzufahren,
ans dem Archiv f. klin. Chir. (XII, XIV, XXV, XXVI, XXVIII): „Zur Stafütik
der Hüftgelenks- Resection bei Caries und Ankylose" — ^Studien über Fracturen**
— „Bericht der chir. Abtheilung des israelitischen Krankenhauses'* — „Bei-
träge zur Chirurgie" (aus dem letzteren zusammen mit Alsbbbg). Es finden sich
ferner von ihm in der Deutsch. Zeitschr. f. Chir. , dem Centralbl. f. Chir. , der
Berliner klin. Woohenschr. , der Deutsch. Medicinal-Ztg. Berichte aus der poli-
klinischen und Privatpraxis (1873), aus der chir. Poliklinik des Frauen-Hilfs-
vereins zu Hamburg für 1872 — 78, aus dem Israelit. Krankenhause und Mit-
theilungen über Operation der Atresia ani (1872), über die Entzündung der
Mamma bei jungen Männern (1873), Ligatur der Art. femor. bei Elephantiasis cruris,
Bhinoplastik (1877), zur Spray-Frage (1881), Wundbehandlung mit Jodoformgaze
(1882) und (zusammen mit M(ELC£ und Kokagh) über Sphagnum und Torf als
Verbandmaterial ^1882), den Torfmoos- Verband , den Torfmoosfilzplatten- Verband
(1884), den Jodoform-Torfmoos-Verband (1885). Von anderweitigen Abhandlungen
sind anzufiihren: „Die Transfusion des Blutes" (R. Volkmann's Samml. klin.
Vorträge, Nr. 41), nebst neueren Mittheilungen darüber (1873) — „Die moderne
Badical'Operation der UiUerleüsbrüche" (1883). Im besten Mannesalter wurde
L., von dem noch viele gediegene Leistungen auf dem Gebiete der Chirurgie zu
erwarten waren, am 20. März 1885 vom Tode dahingerafft. q
Leithoff, Matthias Ludwig L., zu Lübeck, war daselbst am 22. Mai
1778 geboren, litt als Kind Jahre lang an einer schmerzhaften Verkürzung der
Sehnen des linken Beines, studirte seit 1797 in Jena und Göttingen, verweilte
1800 zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Erfurt und vollzog damals mit
Hilfe von ihm selbst erfundener Vorrichtungen eine orthopädische Selbstcur seines
immer noch schwächlichen Fusses. 1801 nahm er seine Studien in Jena wieder
auf, hörte LoDBa und Frokiep, wurde während einer längeren wissenschaftlichen
Reise des Letzteren zu seinem Vertreter in der Entbindungsanstalt mit dem Titel
^Snbdireetor^^ ernannt, promovirte 1803 mit der Dissertation: „Meletemata quae-
datn obstetricia" , trieb eine Zeit lang Augenheilkunde bei Babr in Wien und
Hess sich 1804 in seiner Heimath nieder, wo er sich besonders mit Chirurgie und
Orthopädie befasste. Er gründete 1818 ein orthopädisches Institut (neben Hblvb's
Anstalt in Würzburg die zweite Deutschlands), in dem bis zum Jahre 1844, wo
ea geschlossen wurde, gegen 300 Kranke behandelt worden sind: Er starb am
20. November 1846.
Allgem. Deutsch. Biogr. XVIII, pag. 2•^^. Pgl.
Le Jumeau de Kergaradec, s. Kergaradbc, Bd. III, pag. 574.
Lelut, Louis-Francisque L., zu Paris, war am 15. April 1804
zu Oty (Haute-Saöne) geboren und stammte aus einer Aerzte -Familie. Er studirte
in Paris, wurde 1827 Doctor und widmete sich besonders der Physiologie in
Verbindung mit der Philosophie und den Geisteskrankheiten, wurde Arzt des Hospice
Bic^tre, später der Salpetriöre und Mitglied der Acad. des sc. morales et politiques
seit 1844, der Acad. de m6d. seit 1852^ sowie des Conseil d'hygiöne publique et
de 8alubrit6. Von seinen Arbeiten sind anzuführen: „Recherches des analogies de
la folie et de la raison" (Gaz. m6d., 1834) — „Quest-ce que la phrdnologie etc."
(Paris 1836; Brüssel 1837) — ^Induction sur la valeur des altdrations de
Venciphale dans le dtlire aigu et dans la folie" (1836) — „Du dSnion de
664 LELÜT. - LEMBKE.
Socrate, etc.** (1836) — „De Vorgane phrinologique de la deHruction chez
les am'mavx, etc.** (1838) — „Rejet de Vorganologie phrinologique*' (1843;
2. 6d. u. d. T. : „ La phrinologie, son histoire, ses aysthnes et sa condamnation^j
1853) — „L'amulette de Pascal** (1846) — „Petit traitd de VSgaliti (1857) —
„Physiologie de la pens^e*" (2 voll., 1862); ausserdem Abhandlungen aus der
Psychologie, Physiologie, Ethnologie u. s. w. , Gedichte und nicht- medidnisebe
Schriften. Er war Mitglied des Conseil g^neral seines Departements und Mitglied
verschiedener gesetzgebender Versammlungen, in denen er namentlich ftlr das
System der Einzelnhaft von Verbrechern auftrat, über welchen Gegenstand er
auch verschiedene Schriften verfasst hat. Er starb am 25. Januar 1877.
Sachaile, pag.413. — Vaporeau, 6. 6d., II, pag. 113:1 — Glaeser , pag. 442.—
Calliaen, XI, pag. 220; XXIX, pag. 508. 6.
Lemalre, Joseph- Jean-Fran^ois L. , Zahnarzt zu Paris, war am
8. März 1782 zu Mayenne geboren, studirte in Paris, wo er mit grossem Erfolge
später die Zahnheilkunde ausübte. Er schrieb: „Le dentiste des dames, etc^
(Paris 1812; 1818; 1833, av. pL; deutsch von G. W. Becker, Leipzig 1820) —
„Traitd sur les dents, etc.** (3 voll., Paris 1822 — 24). Aus dem Englischen
Übersetzte er : Joseph Fox, „ Histoire naturelle des maladies des dents de Vesphce
humaine etc,** (Ibid. 1821, 4., av. 23 pl.); ausserdem verschiedene, die Zahn-
heilkunde betreffende Aufsätze in Zeitschriften. Er starb zu Maisons - Alfort am
22. Februar 1834.
Biographie universelle. XXIV, pag 61. — Callisen, XI, pag. 22*-i; XXIX, pag. 509.
/ Lemaltre, Rodolphe L. , gebürtig ans Tonnerre (Champagne), lebte
gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts und war Arzt von Gaston
d'Orl^ans, dem Bruder Ludwig's XIII. L., der um 1632 starb, verfasste u. A.:
„De temporibus humani partus** (Nfmes 1591) — „Fr^servatif des ßtvres
malignes de ce temps** (Paris 1619; Pont-ä-Mousson 1631) — „Oonseils pri-
servatifs et curatifs contre la peste etc,** (Epinal 1632).
Biogr. m6d. V, pag. 571. — Dechambre, 2. S6rie, 11, pag. 146. PgU
Lembert, Antoine L., geboren zu Nancy am 19. April 1802, stadirie
in Paris und war hier Seuchenarzt für das Seine-Dep. Für seinen „Esaai sur la
mdthode endermique" erhielt er 1828 einen Preis von 5000 Frcs. von der Aead.
des sc. Ausserdem ist er besonders bekannt durch die von ihm empfohlene Darm-
naht: „Nouveau procedS d* ent4roraphie** (Rupert, d'anat., 1826). Er achrieb noeh:
„Exposd sommaire d'une midecine nouvelle par la voie de la peau privee de
son dpiderme** (Archiv. g6n., 1824) — „Propositions sur le systhne nerveux^
(Th^se de Paris, 1828) — „Dans guel cas la doctrine de la d4rxvation et de
la r^vulsion est-elle applicable?** (Ebenda 1835). Er starb 1851.
Dechambre, 2. S6rie, 11, pag. 146. Pgl.
Lembert, J. B. L., geboren zu Verdun am 30. September 1804, studirte
in Paris und promovirte daselbst 1833 mit der Schrift: „Propositions sur quelques
points de m^dtcine et de Chirurgie**, in der 34 Sätze in Gestalt von Aphorismen
aus den verschiedensten Gebieten der Medicin und Chirurgie aufgestellt wareo-
Dann liess er sich in Paris nieder , bekleidete dort 30 Jahre lang die Arztstelle
am Bureau de bienfaisance des 7. Arrondissements und 20 Jahre die Stellung* am
Hop. Saint-Merry. AuFserdem war er in verschiedenen öffentlichen Aemtem thätig.
1863 wurde er Vice-Prflsident , 1864 Präsident der Soc. m^dicale. Er starb am
14. Juni 1865.
Union m6d. 1865, XXVII, Nr. HO, pag 527. PgrK
Lembert, s. a. Lambert.
Lembke, Johann L., zu Greifswald, war am 3. Januar 1686 zu Barth
i n Pommern geboren, begann schon auf dem Gymnasium in Stettin sich mit Medicin
L£UBK£. - L&MBBY. 665
2u besohftftigen, gtudirte dann in Wittenberg und seit 1709 in Oreifswald. Nach-
dem er 2 Jahre lang den als Leibarzt mit nach Schweden gegangenen Prof. Ejlrl
Frieds. Luther in Stettin vertreten hatte, wurde er in Qreifswald 1713 zum
Lic. und 1715 zum Prof. ord. der Mediein ernannt. Das med. Doctordiplom wurde
ihm von Rostock zugesandt. Unter seinen Schriften befindet sich, ausser 18 Disser-
tationen und Programmen, nur ein ^Compendium physicae theoretico-experimen-
talig, in tUum auditorum concinnatum , etc." (Greifs wald 1733). Er starb am
30. April 1746.
Scheffel, pag. S^46. — Biederstedt (II), 4, pag. 108. G.
LemcheBy Johan Magnus L., geboren in Smäland 1811, bekam den
Ehrenplatz bei der medicinischen Doctorprorootion in Upsala 1837, war Arzt am
allgemeinen Garnisonskrankenhause 1839 — 42, wurde später Bataillons- und end-
lich 1852 Regimentsarzt in Stockholm, war ein sehr beliebter und gesuchter
Praktiker bis zu seinem Tode 1877. Von seinen Schriften sind, ausser üeber-
setzungen , zu bemerken : „Sjukförslag fr an allmänna garnisonssjukhuset"
(Hygiea II), sowie verschiedene Krankengeschichten und pathologische Beobachtungen
in den Jahresberichten des schwed. ärztl. Vereines, den neuen Verhandlungen
derselben (Bd. III) und in den Verhandlungen der skandinavischen Naturforscher-
versammlung (1863).
Wistrand, Brnzelins, Edling, pag. 428. Hedenius.
Lemery, Nicolas L., geboren zu Rouen am 17. November 1645, lernte
zuerst die Pharm acie in seiner Vaterstadt, setzte dieses Studium 1666 in Paris bei
Glaser fort, hielt sich dann 3 Jabre lang in Montpellier zum Studium der Mediein
und Naturwissenschaften auf, machte Reisen durch ganz Frankreich und kehrte
1672 nach Paris zurück, wo er Apotheker und zugleich Privatlehrer der Chemie
war. Bei Ausbruch der religiösen Verfolgungen musste er 1683 als Calvinist sein
Vaterland verlassen, begab sich nach England, kehrte aber 1684 wieder zurück,
wurde Prof. und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Hess sich durch
den Widerruf des Edicts von Nantes bewegen, 1686 zum Katholicismus überzu-
gehen, um seine Stellung nicht zu verlieren. Er starb am 19. Juni 1715. L. war
der vorzüglichste Reformator der pharmaceutischen Chemie in Frankreich und hat
sich dadurch ein besonderes Verdienst um diese Wissenschaft erworben, dass er
überall Klarheit zu verbreiten suchte, die barbarische Sprache abschaffte, das Ver-
fahren bei Bereitung der Arzneien aaf das Sorgfältigste beschrieb und nach den
Begriffen seintr Zeit überall die Gründe des Verfahrens angab. Am wichtigsten
sind folgende Schriften: „Gours de ckimie etc." (Paris 1 675 ; Genf, Amsterdam etc.,
im Ganzen in 23 Auflagen, resp. Abdrücken; englisch London 1677; 1686; 1698;
deutsch Dresden 1698; 1754; lateinisch Genf 1681; italienisch Venedig 1700;
1763). Das Buch war lange Zeit hindurch ein beliebter Leitfaden und Wegweiser
fttr Pharmaceuten und Chemiker. Ferner: „Pharmacopie universelle" (Paris 1697;
1706; Amsterdam 1716; Haag 1729; Paris 1754; 1764; italienisch Venedig
1720), sowie: „Dictionnaire universelle des drogues simples" (Paris 1698;
1714; Amsterdam 1716; Rotterdam 1727; Paris 1733; 1759; italienisch Venedig
1751 ; deutsch Leipzig 1721), endlich noch: „TraitS de Vantimoine" (Paris 1707;
deutsch Dresden 1709). Ausserdem veröffentlichte L. verschiedene Aufsätze in den
Verhandlungen der Academie des seiences.
Louis Lemery, Sohn des Vorigen, am 25. Januar 1677 in Paris
geboren, studirte und promovirte hier 1698 mit der These: „Ergo propter canis
exortum difficües aestate purgationes" , wurde um 1700 Mitglied der Acad.
des sc, 1708 mit der Vertretung von Fagon und Berger am Jardin du Roi
beauftragt und 1710 Arzt am Hötel-Dieu. 1722 zum königl. Leibarzt ernannt,
war er seit 1731 (nach dem Tode von Gfoffboy) Demonstrator der Chemie am
Jardin du Roi und starb am 9. Juni 1743. Die meisten seiner Arbeiten bewegen
666 LEMERY. — LE MONNIER.
sich auf dem Gebiete der Chemie und sind in den Verhandlungen der Acad. des sc.
veröffentlicht. Von selbständig erschienenen nennen wir als die wichtigste äea in
klaror Sprache geschriebenen und eine FftUe. von Thatsachen in geordneter Dar-
stellung enthaltenden „Tratte des altmens'* (Paris 1702; 1705; 1709; 1755,
2 voll.; englisch London 1704 und 1745). Brwähnenswerth ist noch die „Diss.
sur la nourriture des oa" (Paris 1704; Leyden 1709; deutsch Dresden 1711).
Biogr. m6d. V, pag. 571—74. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 147. Pgl.
/ Lemmens , L i e v e n s L. , mehr bekannt als LbvinüS Lemniüs , am
20. Mai 1505 in Zierikzee geboren, studirte in Löwen unter Vesa.liö3 Medictn,
doch widmete er sich auch theilweise der Theologie. Darauf zog er nach Italien
und England und etablirte sich 1528 in seinem Geburtsorte als praktischer Arzt.
Nachdem er^ fast 40 Jahre als solcher wirksam gewesen war, wurde er nach dem
Tode seiner Gattin Geistlicher und starb am 1. Juli 1568. Kurse Zeit vor seinem
Tode wurde er durch Erik XIV., König von Schweden, zum Leibarzt ernannt,
nahm jedoch dieses Amt nicht an und empfahl dafür seinen Sohn W i 1 1 e m (s. diesen)
dem Könige. Er schrieb: „De astrologia Über unus^ — „De termino vitae
liber^ — „De honesta animi et corporis oblectamento tto.** (Alle drei Antwerpen
1554; Jena 1587; Frankfurt 1608; 1626; Leyden 1638) — „De occultn
naturae miraculis libri duo** (Antwerpen 1559) — „De habüu et constäutione
corporis, quam Oraeci yfWJiv, triviales complexionem vocant, libri duo*' (Antwerpen
1561; italienisch Venedig 1567; Erfurt 1582; Jena 1584; Frankfurt 1596;
1604; 1619) — „De miraculis occuUis naturae libri quatuor" (Antwerpen
1564; Gent 1571; Köln 1573; deutsch von J. Horscht, Heidelberg, s. a. wahr-
scheinlich 1580 und 1588; französisch von N. Gohbry, Paris 1567) — „De
miraculii etc. acced. De vita cum animi et corporis incolumitate rede instituenda
liberunus*" (Antwerpen 1681; Köln 1581, Frankfurt 1591; 1593; 1598; 1604;
1611; 1655; Leyden 1666). In diesem letzteren Buche giebt L. hygienische
Vorschriften über Wohnungsbau , Speisenbereftung und Nahrungsmittelfillschung,
die Pflicht der Behörden, für gesundes Schlachtvieh und reines Trinkwasser zu
sorgen und durch Gesetze dem zu frühen Beerdigen vorzubeugen. Obgleich seioe
Vorschriften hie und da nicht frei von Aberglauben sind, wie dies deutlich aus
seinen Bemerkungen über den Einflnss der Jahreszeit, der Windrichtung und der
Temperatur auf die Krankheiten erhellt, verdient er dennoch den Namen de^
Hygienikers seines Jahrhunderts. Auch veröffentlichte er noch: „Similitudinum ac
parabolarum quae in Biblia ex herbis atque herboribus desumuntur dilucida
explicatio^ (Antwerpen 1569 und viele andere Auflagen und üebersetzungen) und
„De Zeland'S suis commentariolus" (Leyden 1611).
Banga, I, pag. 40—59. C. E Daniels.
Zemmens, Willem L. , Sohn des Vorigen, 1530 in Zierikzee geboren,
war auch in seinem Geburtsorte als prakt. Arzt wirksam und wurde, statt seine^s
Vaters, durch Erik XIV., König von Schweden, zum Leibarzt ernannt. Nachdem
er einige Jahre als solcher fungirt hatte, wurde er 1568 bei der Entthronung
Erik*8 ermordet. Wir kennen von ihm: „Epistola qua obiter docetur educa-
tionem plus efficere in animis hominum quam aeris amb lentis aut loci quali-
tatem^ (Antwerpen 1554; Leyden 1638), worin er seinem Vater Dank sagt für
die Dedication seines Buches: „De honeslo animi et corporis oblectamento."
Banga, 1. c. C. E. Daniels.
Le Monnier, Louis-Guillaume L., Bruder des Astronomen Pierre-
Charles L. , geboren in Paris am 26. Juni 1717, wurde 1737 Mag. art. und
promovirte 1740 in Paris zum Dr. med., war mit CASSfNi, La. Oatllb, J&an-
Jacques -Rousseau befreundet und beschäftigte sich besonders gern .mit botanischen
Studien. J758 wurde er Prof. der Botanik am Jardin dii Roi und 1770 Leibarzt
von Ludwig XVI. mit der Verpflichtung, in Versailles zu wohnen. In dieser
L£ MONNIBR. — LEKDEB. 667
Stellung maebte er eich dturoh EinfQhraDg einiger Pflanzenarten verdient. Beim
Ausbrach der Revolution 1786 verlor er alle seine Aemter, zog sich naoh Mont-
reuü zurQck und starb dort am 7. September 1799. L. gab die „Pharmakopoe
royaU^ von Ghabas (2 voll., Paris 1753) in verbesserter Gestalt, ferner einige
Aufsfttze in den M^moires de l'Aead. des sc. heraus, so: „Recherches aur la
communfeation de VdleetricUe^ (1746) — ^ „Examen de quelques fontainea
minerales de France etc.^ (1747) — ^fibservationa aur Väeotricüe de Vair^
(1747), ferner: „Lettre aur la cuUure du cafd^ (Paris 1773) u. A. m.
Biogr. m6d. VI, pag. 2. — Cli6reau in Union m6d. 1866, pag. 3. — Dechambre,
2. SÄrie, II, pag. 151. p^,
/
Lemos, Luiz de L. (Ludovicus Lemosius), stammte aus Fronteira in
Portugal und lebte im 1 6. Jahrhundert (um 1&80). Nachdem er Philosophie und
Medicin in Salamanca studlrt und hier auch einige Zeit den Lehrstuhl der Philo-
sophie bekleidet hatte, prakticirte er in Llerena (Prov. Badiyoz). Er galt zu
seiner Zeit für einen geschickten Diagnostiker. Am bekanntesten ist er durch
seine Untersuchungen ttber die Echtheit der Hippokratischen Schriften, resp. die
Bemühungen um Textverbesserung der alten Glassiker. Die bezügliche, sehr seltene
Schrift ist betitelt: „Indtcia operum magni Hippocratia liber unua** (Sala-
manca 1588, foL). Ausserdem schrieb er: „Paradoxarum aeu de erratia dtaleoti-
conim libri duo*^ (Ebenda löö8) — „In librum Ariatotelia de interpretatione
cammerUartua" (Ebenda 1568) — „Co9nmentaria in Oalenum. de facfuUatibua
naturalibua" (Ebenda 1580; 1594) -:- „In libroa XII methodi medendi Oaleni
commentarta^ (Ebenda 1582).
Biogr. m6d. VI, pag. 4. — Dechambre, 2. Serie, II, pag. 152. Pgl.
Lempriere (Lampri^ieb) , William L. , geboren auf der Insel Jersey,
diente noch jung als Wundarzt in Gibraltar, wurde 1789 nach Marocco berufen,
um den Sohn des Kaisers zu behandeln, jedoch mit Undank belohnt und lange in
Afrika zurückgehalten, bis es ihm endlich gelang, nach Spanien zurückzukehren.
Er promovirte dann, Hess sich in Newport auf der Insel Wight nieder und wurde
Deputy Inspector of Array Hospitals, sowie Arzt der englischen Truppen auf
Wight. Er schrieb: „Practical ohservationa on the dtseasea of the army in
Jamaica etc." (2 voll., London 1799) — „Report on the medical effecta of an
alumnioua chalybeate water, lately diacovered at Sand Rocka in the lale of
Wight etc.'' (Ibid. 1812; 1820; Newport 1827) — „A tour from Gibraltar
to Tangier etc." (Ebenda 1791; 1793; französisch Paris 1801; deutsch von
Zimmermann, Berlin 1793), berühmte Reisebeschreibung, sowie: „Populär lec-
turea on the atudy of natural history etc., vegetable phyaiology , zoology , the
animal and vegetable poiaona etc." (London 1827).
Biogr. in6d. VI, pag. 5. — Callisen, XI, pag. 231; XXIX, pag. 513. Pgl.
* Leu der, ConstantinL. , in Berlin und Kissingen, ist geboren am
2. Juni 1828 zu Warendorf in Westfalen, studirte in Greif swald, Göttingen und
Berlin, woselbst er 1852 Doctor wurde, war 1854 Arzt im Bärwalde in der Neu-
inark, 1855 in Soldin und wurde daselbst 1864 Kreisphysicus. Er legte 1866 das
Physicat nieder, um in Berlin Arzt und Assistent von L. Boehm zu werden und
blieb letzteres bis zum Tode Boehm's 1869. Da er wegen eines ünterleibsleidens
und seiner Luftstudien jedes Jahr nach Eissingen ging, so ist er seit 1876 im
Sommer Arzt in Kissingen. Schriften: „Der Raubmord zu Chursdorf u. s. w."
(Cüstrin 1862) — „Die Points douloureux Valleixa und üire üraacheu"
(Leipzig 1869) — „Leben und Wirken Ludwig Boehm! a" (Berlin 1870) —
„Das unreine Blut und aeine Reinigung durch Oxyde" (Ebenda 1870) —
„Saueratoff und Ozonaauersto ff nebst ihrer Anwendung bei Verwundeten" (1870) —
„Zur Behandlung chronischer Herzkranker" (1871) — „Atmosphärisches
Ozon" (2 Thle., 1872, 73) — „Die Spectralanalyse und die Mineralquellen^
6S8 LENDEB. — LBHHOSSEK.
(Oesterr» Badezeitung, 1878) — „Die physiologische' Oxydation und die Atmo-
sphäre und der Rakoczy Kissingens** (Sep.-Abdf.* aus der Iniehiat. balneolog.
Ausstellungs-Zeitung, Frankfurt a. 0.). Seit 1875 ist L. Herausgeber der meteo-
rologisch-medicinischen Monatsberichte des Deutsehen Iteichs-, Preuss. Staats-
anzeigers. — „Zur Bedeutung der Kohlensäure** (1871) — „Die Gase und
ihre Bedeutung für den menschlichen Organismus, mit spectroskopischen ühter^
suchungen** (Berlin), das Hauptwerk L/s. Ausserdem eine Anzahl von Vortrügea
auf verschiedenen Yersamnilungen, wie: „Giftstoff und Arzneücarper der Luft**
(1871) — »^w^ Bedeutung des Sauerstoffs** (1875) — „See- und Grradir-
luß** u. 8. W. Ij^j
Lengsfeld, Joseph L. , in Wien, geboren 1765 und gestorben am
5. December 1798, beschäftigte sich besonders mit dem Studium der damals noch
wenig gekannten Entozoen und veröffentlichte: „Beschreibung der Bandtmirmer
und deren Heilmittel** (Wien 1794) — „Üeber die Krankheiten von Würmern
und deren Kennzeichen** (Ebenda 1796, m. 2 Kpfm.).
Biogr. m6d. VI, pag 5. — v. Wurzbach, XIY, pag. 357. Pgl.
Lenhardt, Joseph L., geboren 1744 zu Rosenau (Rozsnyö) in Ungarn,
war Arzt in Quedlinburg, wo er am 27. April 1811 starb und veröffentlichte ver-
schiedene populär - medicinische Schriften, wie: ^Medicinische Wahrheiten und
Erzählungen zum Unterricht und Vergnügen bei müssigen Stunden** (Dessau
1781—1783) — „Arzneyen ohne Maske*" (2 Bde., Leipzig 1787—88) — „Oe-
sammelte historisch - medicinische Schriften** (Quedlinburg 1790, 3 Thle.) —
„ Ein Wort an die Völker Europas über den plötzlich erfolgten Tod Sr. Maj.
des Kaiser Leopold IL** (Gotha 1792) — „Medicinische Nachrichten für
Schwangere** (Quedlinburg 1808).
Dict. hist. III, pag. 427. — Andreae, II, pag. 105. — v. Wurzbach, XIV,
pag. 357. — Callisen, XXX, pag. Ji. p ,
Lenhossök, Vater und Sohn. — Der Erstere, Michael von L. , war
zu Pressburg am 11. Mai 1773 geboren, studirte in Wien und wurde in Pest
1799 Doctor und darauf Physicus des Graner Comitats, zeichnete sich hier nieht
nur bei der Behandlung bösartiger Typhusepidemieen aus, sondern machte sich
auch als Schriftsteller durch seine ;, Untersuchungen über Leidenschaften und
Oemüthsaffecte , als Ursachen und Heilmittel der Krankheiten** (Pest 1804)
und „Darstellung der menschlichen Leidenschaften u. s, w.** (Ebenda 1808)
bekannt, so dass er 1809 auf die Lehrkanzel der Physiologie und höheren Ana-
tomie bei der Pester Hochschule berufen wurde. In die Zeit seiner lOjäbrigen
Wirksamkeit daselbst fallen folgende, auf die Physiologie bezügliche Schriften:
„Introductio in methodologiam' physiologiae corporis humani** (Pest 1810), vor
Allem aber seine zu jener Zeit hochgeschätzte, gänzlich von der herrschenden
Naturphilosophie abstrahirende und aller aprioristischen Speculationen sich enthaltende
„Physiologia medicinalis** (5 voll., Ibid. 1816 — 18), welchem Werke, nachdem
er 1818, als Nachfolger Prohaska*s, in das gleiche Lehramt an der Wiener
Universität berufen worden war, das kürzere, die neueren Forschungen berück-
sichtigende Lehrbuch : „Institutiones physiologiae organismi humani, ustii aca-
demico accommodatae** (Wien 1822) folgte, sowie einige Jahre später: „Dar-
stellung des menschlichen Oemüths in seinen Beziehungen zum geistigen und
leiblichen Leben** (2 Bde., Ebenda 1824, 25; 2. Aufl. 1834). Im Jahre 1825
wurde er zum königl. Statthaltereirathe , Sanitäts-Referenten, Protomedicus von
Ungarn und Director des med. -Chirurg, Studiums an der Universität zu Pest emaimt
und verblieb in dieser Stellung bis zu seinem am 12. Februar 1840 erfolgten
Tode. Seine Arbeiten aus dieser letzten Periode seines Lebens betrafen, neben der
praktischen Medicin, vorzüglich die gerichtliche Medicin und Medicinalpolizei. Wir
heben von denselben hervor: „Instructio pro mortuorum retnsoribus etc.** (1828,
LEKHOSSEK. — LENOIR. 669
auch deutsch und ungarisch) — ^Instructio circa medico -legalem cadaverum
humanorum inveatigationem^ (1829, ebenso) — „Animadversionea circa curandam
choleram orientalem etc," (Ofen 1832; auch deutsch) — „Die Wutkkranhheü
nach bisherigen Beobachtungen u. s. w,*^ (Pest und Leipzig 1837) u. s. w* —
L. hat sich als Mann der Wissenschaft und als Medieinalbeamter sowohl um die
Bildung ttichtiger Aerzte , als auch um die Regelung der Sanitätsverhältnisse
Ungarns dauernde Verdienste erworben.
Neuer Nekrolog der Dentschen. Jahrg. 8, 1840, I, pag. 201. — v. "Wurzbach,
XIV, pag. 359. — A. Hirsch in Allgem. Detitsch. Biogr. XVIII, pag. 257. — Callisen, XI,
pag. 2.^4 ; XXX, pag. i>. G.
'''Joseph von Lenhoss^k, zu Budapest, ist als Sohn des Vorigen
zu Ofen am 18. März 1818 geboren, studirte von 1836 an in Pest, wurde daselbst
Doctor, ging nach Wien, um sich unter BEßRES noch weiter in der Anatomie
auszubilden, war dann 9 Jahre lang Assistent der Anatomie an der Pester Uni-
versität, wurde Prof. e. o. der topographischen Anatomie, studirte darauf von Neuem
unter Hyrtl und Brubckg in Wien, bei dem er seine Uotersuchangen über das
Central-Nervensystem anstellte. Er veröffentlichte darüber : ;, Ueber den feineren Bau
der sogenannten Medulla sptnalis^ (Sitzungsberichte der Wiener Akad., mathem.-
naturw. Gl., Bd. XIII) — '- „Beiträge zur Erörterung der histologischen Verhält-
nisse des centralen Nervensystems^ (Wien 1858) — „Neue Untersuchungen
über den feineren Bau des centralen Nervensystems des Menschen u, s, w,^
(Ebenda, 2. Aufl. 1858, m. 5 Taff.); auch in den Annales des sc. natur. (1857)
und den Comptes rendus (1857) finden sich ähnliche Mittheilungen von ihm. In
Paris und London, wohin er sich für einige Zeit begab, wurden ihm die Aus-
zeichnungen zu Theil, dass er einen MONTHTON-Preis erhielt und dass seine Prä-
parate für das HuNTER^sche Museum angekauft wurden. Zum Prof. der Anatomie
in Klausenburg ernannt, blieb er 5 Jahre dort und wurde dann Prof. der descrip-
tiven und topographischen Anatomie an der Pester Universität, in welcher Stellung
er sich noch befindet. An neueren Arbeiten sind von ihm noch anzuführen :
„Beiträge zur patkol, Anat. des Rückenmarks" (Beilage zur Oesterr. Zeitschr.
f. prakt. Heilk. 1859); femer in Virchow's Archiv (1874, 76, 77): „Knorpel-
ähnliche und wahre Knochenbildung im männlichen Gliede eines Erwachsenen** —
„Da^ Venensystem der Niere*' — „Ein Polymikroskop*^ , Dazu mehrere Auf-
sätze über Schädelfunde in Ungarn (1878, 80, 81) u. s. w.
V. Wurzbach, XIV, pag. 358. G.
Lenngren, Pehr FredrikL., geboren in Södermanland 1747, studirte
die Chirurgie zuerst bei einem. Stadtfeldscheer in Stockholm und wurde darauf
als Unterchirurg am Serafimerlazareth angestellt, wurde 1783 Regimentsfeldscheer
und endlich Med. Dr. in Greifs wald 1791. Er hatte wegen seiner Kenntnisse
und seiner chirurgischen Erfahrung grosses Ansehen in Stockholm und starb 1805;
Schriften: „Berättelser om soldater, so7n hastigt dött under frossa*' (in den
Verhandl. der schwed. Akad. der Wissenschaften, 1776) — „Treiine medicinska
händelser*' (in Der Arzt und der Naturforscher, Bd. IV) — „Praktiska anmärk-
ningar om sabadillfröets nytta" (£benjda) — „Om ett sär i svalget och halsen
af en af brüten tobakspipa under rökande** (in Acrel's Chirurg. Fälle, pag. 176).
Sackl6n, II, pag. 177. Hedenius.
Lenolr, Adolphe L., zu Paris, bekannter Chirurg, war am 6. August
1802 zu Meaux geboren, begann seine Studien im dortigen Hospital unter
HOüZELOT, kam dann nach Paris, wurde 1831 Aide d'anatomie, 1833 Doctor
mit der These: „Sur quelques points d!anatomie, de physiologie et de paiho-
legte*', in demselben Jahre Prosector und 1835 Prof. agr6g6 mit der These:
^Quels sont les lieux et quels sorvt les cas oh il convient d^amputer la Jambe?*'
Seine anatomischen und akiurgischen Vorträge in der ficole pratique erfreuten sich
grossen Beifalles ; auch vertrat er wiederholt mit glänzendem Erfolge Sanson und
670 LENOIR. — LENT.
J» Cloqüet in ihren Kliniken und war selbst später Chirurg am Höp. Neeker. Von
seinen Arbeiten sind anzufahren: „Lettre au sujet des deux demiers ouvrages de
MM. Giviale et Leroy d'^tiolles etc.*' (1837) — „Note sur une modtfica-
tion de la m4thode circulaire appliquie h Vamputation de la Jambe au-dessus
des mallSoles" (Aroh. g6n6r., 1840), ein Verfahren der Supramalleolar-Amputation
beschreibend, das vielfach, wenn auch mit Unrecht, nach seinem Namen bezeichnet
wird; ferner die Concurs-Theflen: „De la bronchotomie^ (1841) und: „Des Ope-
rations qui se pratiquent sur les muscles de Voeil^ (1850); ausserdem: „Mem.
sur deux cas d' anSarysmes qui ont prSsenti quelque chose d'insolite dans leur
traitement** (Arcb. g^nör. , 1843) — „Fausse articulatian du fifmur traitSe
avee succhi par V acupuncture^ (M6m. de la Soc. de chir. , 1851). Auch gab
er, abgesehen von einer grossen Zahl von Journal - Artikeln , darunter: „Sur
la disarticulation de la cuisse^ (Journ. hebdom. , XIII) — „Sur les boursen
synoviales de Ja plante du pied" (Presse möd.) , mehrere auf die Geburtshilfe
beztigliche Arbeiten heraus, wie: „Sur diffl^ents vices de conformation du
bassin^ (Arch. g^nör., 1851, 52) — „Atlas complSmentaire de tous les traiiis
d'accouchements^ (Paris 1860 — 65; neue Ausgabe 1871, veranstaltet von Maec
See und Tabnier, 105 pl. av. texte). Er hatte femer für die neue Ausgabe von
X. BiCHAT*s Anatomie descriptive (1834) ein: „Manuel des priparaJtions ana-
tomiques^ verfasst, war Mitredacteur des Dict. des ^tndes m6dieales seit 1837,
far welches er (1838, 39) eine Anzahl von Artikeln schrieb, wie auch Zusätze
zu Roche et Sanson, Nouv. 6l6m. de pathol. m6d.-chir. (5 voll., 1844). Ebenso
rührt von ihm eine Reihe von Mittheilungen an die Soc. de chir. her, zu deren
Mitbegründern er gehörte. Er erlag längerem Leiden am 17. Juni 1860. —
L. war ein sehr geschickter Operateur und dabei ein sehr unterrichtet«' Chirurg,
dem die Sicherheit des Handelns über den äusseren Schein ging und der sich nicht
scheute, mit offenem Visir manchem zweifelhaften Verfahren seiner unternehmungs-
lustigen Collegen entgegenzutreten.
Laborie in Archives g6n6r de m6d. 5. S6rie, XVI, 1860, pag. 120. — Trfelat
in l^nlletins de la Soc. anat. de Paris. 1860, pag. 506. — Dechambre, 2. S^r., 11, pag. 153.
Gnrlt
Lens Fontenois, Adrien-Jacques dcL., geboren am 25. April 1786
in Paris, besuchte Anfangs die polytechnische Schule und studirte später auf
Fourcrot's Anregung Medicin und Naturwissenschaften; 1811 promovirte ^ mit
der sehr gelehrten Arbeit: „Corisidirations gSnSraies sur Vapplication de la
chimie aux diverses branches de la mSdecine** , wurde 1820 Titularmitglied der
Acad. de m6d. und 1823 Inspecteur g6nöral der med. Facultäten Frankreichs,
gab aber letzteres Amt bereits 1830 wieder auf. Seit 1833 war er Berichterstatter
der Impfungscommission und starb im Februar 1M6. Er hat eine Reihe von
Aufsätzen im Journal gönöral de m6d. und in der Biblioth^ue mM. veröffontlicht,
etwa 50 Artikel über Gegenstände ans der organischen Chemie zum Dict. des se.
med. geliefert und zusammen mit Mbrat ein schätzenswerthes : „Dictionnaire
universel de maiih'e mSdicale et de thdrapeutique g4n4rcde** (Paris 1829 — 34 :
6 voll. ; der 7. Snpplementband, 1846, rührt von Mbrat allein her) herausgegeben.
Dechambre, 2. S6rie, IJ, pag. 154. Pgl-
*Lent, Eduard L. , Sanitätsrath zu Köln am Rhein, ist zu Wesel am
16. November 1831 geboren, studirte in Heidelberg, Würzburg, Berlin, wurde
1855 in Berlin Doctor und ist seit 1857 Arzt in Köln. Literarische Arbeiten:
;, üeber Entvncklung der Zaknsubstanzen" (v. Siebold's und Köllikbr's Zeitsebr.,
1854) — „üeber Veränderung der Nerven nach Durcfisckneidung und ihre
Wiedervereinigung*^ (Ebenda 1855) — „Bericht über die 2. Gholera- Epidemie
in Köln 1867** (Köln 1868). Er gab heraus: „Oorrespondenzblatt des Nieder-
rheinischen Vereins für öf entliche Oesundheitspflege** (10 Bde., 1871 — 81) und von
1882 ab mit FiNKEiiNBURG „Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege'* , nebst
Ergänzungsheften. In diesen ist eine Anzahl Artikel von ihm enthalten, ^^j
LENTE. — LENTIN 071
Leste, Frederick Divoux L., «merikanisober Arzt, im Winter in
P.nUtka, FU., im Sommer in Saratoga, N. Y., wohnend, geboren in Newbern, N. C,
Jim 23. December 1823, studirte Mediein an der UniTersität zu New York, wurde
hier 1849 zum Dr. med. graduirt und war dann bis 1851 als House Surgeon
am New York Hosp. tbätig. Später liegs er sich als Arzt in New York nieder,
war 1870 Prof. für Frauen- und Kinderkrankheiten an der med. Faoultät der
Universität und wohnte von 1871 — 76 in Gold Spring am Hudson. Von seinen
sehr zahlreichen Arbeiten sind anzuführen , aus dem New York Journ. of Med.
(1 i:$49 — 74) Statistiken von Fractnren, verschiedenen Operationen und Trepanationen
aus dem New York Hosp.; ferner, ausser zahlreichen casuistischen Mittheilungen:
„Medical notes on the ialand of Jamaica" (1868) — „Florida as a health
resort" (1876) — „Contributhna to the pathology of diseases of the encephalon^
(1858) — „New method of ligating arteries" (1869) — „Amaurosis from
waund of supraorbital nerve" (1862) — „Albuminuria in pregnancy and
treatment of puerperal convulsions hy morphine" (New York Med. Record, 1868) —
„Hypodermic use of ergot in haemorrhage" (Ibid.) — „New method for treat-
ment of badly-united fractures" (Ibid.) — „ Treatment of uraemic convulsions
of pregnancy" (1868); sodann: „Effects of alcohol on the nervous System"
(New York Psychological Journ«, 1874) — »The neurotic origin of diseases and
the action of remedies on the nertnius system" (1874) — „Neuralgia and
otker Tieuroses arising from th^ dcatrices of the scafp" (Am. Journ. of Obstetr.,
1876) — „Superficial lacerations of the perineum" (Beard's Achives of Neuro-
logy and Electrology, Vol. I) — „Treatment ofvomiting hy electricity" (Richmond
and Louisville Med. Journ.) u. s. w., u. s. w. Er starb am 11. October 1883 zu
Cold*Spring am. Hudson an Meningitis cerebro-spinalis.
Atkinson, pag. 131. — New York Med. Eec. 1883, XXIV, pag. 445. — Boston
Med. and Surg. Journ. 1883, CIX, pag. 380. Pgl.
Lentillns (Linsenbahrt), Rosinus L. , wurde am 3. Februar (oder
Juni) 1651 zn Waidenburg (Grafschaft Hohenlohe) geboren, studirte Medioin in
Heidelberg und Jena, war dann Hofmeister auf dem Lande bei Leipzig, trat,
nm eine Versorgung zu finden, eine Reise zu Fuss an und kam über Rostock,
Lübeck, Danzig und Königsberg nach Kurland, war Hauslehrer bei einem Prediger
in der Nähe von Mitau, prakticirte daselbst, wurde dann als Physicus nach Greils-
heim, 1680, berufen, erhielt in Altdorf ein Doctordiplom (Diss. med, de febre
tertiana intermittente epidemica praeterito vere septentrionem, subque eo Cur-
landiam infestante" (Altdorf, 1680, 4.). Im Jahre 1685 wurde er Stadtphy^icus
in Nördlingen, 1696 Leibarzt des Markgrafen von Baden-Durlach und herzog-
lich wflrttembergischer Physicus Ordinarius, 1711 Rath und Leibarzt zu Stuttgart
und begleitete den Erbprinzen von Württemberg auf seinen Reisen nach den Nieder-
landen, Frankreich und Spanien 1713 und starb in Stuttgart am 12. Februar 1733.
Er hat eine grosse Menge lateinischer Programme und Abhandlungen, zum Theil
separat, zum Theil in den Ephemerid. der Leopold. Akademie erscheinen lassen.
Gadebusoh, H, pag. 169— 177. — v. Becke-Napiersky, III, pag. 37—38. —
Biogr. m6d. VI, pag. 6. — Allgom, Deatsch. Biogr. XVIII (W. Hess). L. Stieda.
Lentin, Lebrecht Friedrich Benjamin L , war am 11. April 1736
zu. Erfurt geboren, besuchte bereits nach kaum vollendetem 13. Lebensjahre die
dortige Universität, zunächst (1749 — 54) zu classischen Studien, ging 1754 nach
Göttingen, zum Studium der Mediein, wurde daselbst 1756 Doctor, prakticirte
darauf in den Städtchen Diepholz und Dannenberg und publicirte 1764 yßbser-
vationum medicarum Fase, I", dem 1770 der II. folgte. Von 1771 — 74 war
er Physicns und Oamisonsmedicus in Ratzeburg und ging dann als Bergmedicus
und Stadtphysicus nach Clausthal, wo er : „Beobachtungen einiger Krankheiten"
(Oöttingen 1774) und sein bedeutendstes Werk : „Memorabilia circa aerem, vitae
genusy sanüatem et morhos Glau^thaliensium anno 1774 — 1777" (Qöttingen 1770;
1
672 LEKTIN. — LEO.
deutsche Uebers. 1800) veröffentlichte. Von 1778 — 94 besprach er auch die
meisten medicinischen Schriften in den Göttingischen Anzeigen von gel^irten
Sachen kritisch, übej^etzte mehrere Schriften, wie M. Sabcone, ^^Von dea
Kinderpocken" (1782), C. J. Damilano, „Ueber den Friesel im Piemonte-
sisohen" (1782), J. M. della Torre, „Geschichte und Naturbegebenheiten des
Veeuvs" (1783) aus dem Italienischen; ebenso Karl vox Mbutens, „Obser-
vationes medicae de febribus putridis, de peste et aliis morbis^ (1779), aus
dem Lateinischen und publicirte 1783 eine Fortsetzung seiner ^yMemorabilia"
u. d. T. : „Beobachtungen der epidemischen und einiger sporadischer Krank-
heiten am Oberharze vom Jahre 1777 bis incl, 1782^. 1787 übernahm er
das erledigte Physicat in Lüneburg, wo er sich wohl fühlte und bald eine bedeutende
Praxis gewann. Auch verfasste er hier die Preisschrift : ;, De aphthis** (M6m. de
la Soc. roy. de m6d. VIII, 1790) — „Beyträge zur ausübenden Arzneyumsen-
schaft" (Bd. I, 1789) und: „Tentamen vitiis auditus medendi, maximam partem
noviamnis anatomicorum et chirurgorum inventis adstructum^ (Göttinger Commea-
tationen, XI, 1793, übersetzt von C. F. NiCEUS, zugleich mit Kritter's Dissert.,
Leipzig 1794). 1796 siedelte er, zum 2. Leibmedicus in Hannover ernannt, dorthin
über, wo er in kurzer Zeit der Liebling des gebildeten ärztlichen und Laien-
publicums wurde und dabei noch eine fruchtbare literarische Thätigkeit entwickelte,
indem von seinen „Bey trägen zur ausübenden Arzneyvnssenschaft" (1798 und
1804 der 2. und 3. Band, nach seinem Tode noch ein von Wilhelm Sachsb
herausg. Supplementband, 1808) — „Nachricht von Gesundbrunnen und Bädern
in Rehburg ^ (1803) erschienen. Daneben hatte er auch eine Anzahl Journal-
Aufsätze im Hannov. Magazin (1780), Hüfbland's Journ. (IX, XIII, XVII) ver-
fasst. Er starb am 26. December 1804. — So sehr L, die alten Aerzte schätzte^
so verschloss er sich doch durchaus nicht der neueren Medicin; dagegen war er
ein entschiedener Gegner des Brownianismus , erhob überhaupt in allen seinen
Schriften Protest gegen jegliches Schulsystem. Unter den Verdiensten L.'s, der
von ROHLFS sogar als der „deutsche Hippokrates" bezeichnet wird, sind die um
die Epidemiologie besonders hervorzuheben, indem er die von ihm an sehr
verschiedenen Orten beobachteten mannichfaltigen Epidemieen und Endemieen in
treffendster V^eise beschrieben hat. Ebenso hat er sich um die Diagnostik, die
spec. Pathologie und Therapie, um die Chirurgie (er war einer der wenigen Aerzte,
welche damals schon die Chirurgie praktisch ausübten und literarisch in derselben
thätig waren) und Augenheilkunde, sowie um die Staatsarznei- und Kinderheil-
kunde verdient gemacht, wie dies von Rohlfs in umfassendster Weise dargetban
wird ; auch in der Ohrenheilkunde schlug er den einzig richtigen Weg ein, nämlich
enge Anlehnung an die Errungenschaften der Anatomie und Physiologie, und
gehört deshalb zu den ersten Förderern der wissenschaftlichen Ohrenheilkunde in
Deutschland.
El wert, pag. 317. — W. Sachse in L/s Beyträgen zur ansäbenden Arzney-
wissenschaft, Snpplementband, Leipzig 1808, pag. 417. — H. Rohlfs, Geschichte der deutschen
Medicin. 2. Ahth., Stuttgart 1880, pag. 1—65. — E. Gurlt in Allgem. Deutsch. Biogr.
XVra, pag. 262. Gurlt.
Leo, Leopold L. , geboren am 19. April 1792 zu Königsberg in Pr.,
wo er auch Medicin studirte und 1815 mit der Diss. „Observationes de sexuum
praeter genitalia differentia^ Doctor wurde, Hess sich bald darauf in Warschau
nieder und war dort als gesuchter und geschätzter Praktiker über 50 Jahre thätig.
In den Jahren 1831 und 1837 dirigirte er während der Epidemieen die Choiera-
hospitäler, 1838 — 41 war er Primarius im Warschauer ophthalmologisehen Institut.
1828 und 1829 gab er in Warschau in deutscher Sprache eine Jahresschrift
heraus: „Magazin für die Heilkunde und Naturwissenschaft in Fohlen^ , in
welcher er auch seine Arbeiten publicirte ; 1837 war er Mitredacteur der Pami^tnik
Towarzystwa lekarskiego. Er starb am 19. Juni 1868. Von seinefi Sohriften ist
noch zu nennen: „Ideen und Erfahrungen über die Natur und Behandlung
1
LEO. — LEONE. 673
der asiatischen Brechruhr, mit lesonderer Beziehung auf die Anwendung des
Wistmtths gegen dieselbe" (Warschau 1832). K. & P
Leo» Julius L. , zu Berlin, war am 19. April 1794 zu Königsberg i. Fr.
geboren, studirte und promovirte daselbst mit der „Dies, de structura Iwmirici
terrestis" (1820, 4., c. tab.), war seit 1821 Arzt in Berlin, gab heraus: „Instru-
mtntarium chirurgicum , ... in 30 Tafeln, und Beschreibung der gebrauch-
lichsten chirurgischen und geburtshilflichen Instrumente. Mit einer Vorrede
von J, N. Rust*^ (Berlin 1824, 4. u. Fol.) — „Taschenbuch der Arzneipflanzen
oder Beschreibung und Abbildung . . . Mit Vorrede von H, F. Link" (Ebenda
1826, 27, 4 Bde., mit a20 Taff.) — „Anleitung zur allgemeinen und pharma-
ceutischen Kenntniss der Arzneipflanzen" (Ebenda 1826). Er schrieb ferner
eine Anzahl von Aufsätzen, in Küst's Magazin (1827): „Beschreibung eines
neuen Trepanations - Instruments" , in Kusx's Handb. der Chirurgie, der med.
Vereins- Zeitung u. s. w. und starb am 24. September 1855. — Er ist nicht zu
verwechseln mit dem gleichzeitig mit ihm in Berlin lebenden Hofrath und Leib-
wundarzt des Prinzen August von Preussen Leo, welcher nicht Dr. med. war.
Gelehites Berlin. 18;;i5, pag. 150. — Callisen, XI, pag. 246; XXX, pag. 6. ö.
*Leo, Ludwig Friedrich L., zu Bonn, Arzt der inneren Station des
Priedrich-Wilhelms-Hospitals, ist geboren zu Königsberg i. Pr. am 27. Mai 1814
als Vetter des Vorigen, studirte in Berlin, Königsberg und Halle, war Schüler
von Krukenbeeg, promovirte 1837, war Arzt in Treptow a. R. (1838 — 41),
Kegenwalde (1841 — 54), seit 1854 in Bonn, ist seit 1876 Kreisphysicus und seit
1873 Sanitätsrath. — Literarische Arbeiten : „Neue Methode zur Reposition des
verrenkten Unterkiefers" (Deutsche Klinik, 1855) — „ Oesundheitslehre für
gebildete Leser" (Berlin 1866, 68) — „Zur Diagnostik der Sclerose des Gehirns
und Rückenmarks" (Deutsches Archiv f. klin. Med., IV, 1868). -^^^
Leo, Ababbanel, Medicus, Hebraeos, s. Ababbanel, Bd. I, pag. 35.
' Leon, Andres de L., zu Granada , prakticirte lange Zeit daselbst, ging
aber 1530 weg, um den König Philipp II. auf seinem Kriegszuge nach Portugal
zu begleiten. Er schrieb: „Definicion de medidna; . . . con declaracion de los
temper amentos , mor.bos , . . . . y declaracion de polsos y orinos; examen de
drurgia, avisos para sangrios y pur gas" (Valladolid 1590, 4.; 1605) —
„Practica de morbo gallico ... el origen y conoaimiento desta enfermedad,
y el mejor modo de curarla" (Ibid. 1605, 4.).
Biogr. med. VI, pag. Ü. G.
/Leone, AmbrogioL. , zu Neapel, war aus Nola gebürtig, lebte im
16. Jahrhundert, war ein im Griechischen und Lateinischen sehr bewanderter
Philosoph und Arzt, der von Ferdinand I. von Arragonien zum Prof. der
Medicin an der Universität Neapel ernannt wurde , später aber nach Venedig ging,
wo er um 1524 starb. Er schrieb, ausser einer Geschichte seiner Geburtsstadt,
kritische Bemerkungen über Aveeroes, die mit den Werken desselben (Venedig
1532, Fol.) abgedruckt sind, sowie eine lateinische Uebersetzung von des Joh.
ACTüARiüS Schrift über den Urin (Venedig 1519, 4.; Basel 1529; Paris 1548;
Utrecht 1670) und: „Opus quaestionum, tum aliis plerisque in rebus , tum vero
Tnaxime in philosophia et medidna" (Venedig 1523, 4.).
Biogr. in6d. VI, pag. 9. — Riccio, pag. 177. Gr.
/ Leone, Domenico L., aus Luni im Genuesischen, prakticirte zu Bologna
um die Mitte des 16. Jahrhunderts und publicirte die folgenden beiden Compila-
tionen: „Methodus curandi febrea, tumoresque praeter natur am, ex Oraecorum
placitis deprompta" (Bologna 1562, 4.) — ;,-4r5 medendi humanos particularesque
morbos a vertice usque ad pedes" (Ibid. 1583, 4.; Frankfurt 1597; 1627).
. Biogr. m6d. VI, pag. 10. G.
Biogr. Lexikon. IIF. 43
674 LEONE. - LEOPOLD.
Leone, Oiambatista Oarcano, s. GAECAifO, Bd. I, pa^« 662.
Leonhardi, Johann Gottfried L. , geboren am 18. Juni 1746 zn
Leipzig, studirte hier, wurde 1771 Dr. med., habilitirte sich dann als Privat-
docent und las über Medicin und besonders Chemie. Zugleich war er Mitredact«ur
der Leipziger Commentarien. 1781 wurde er Prof. e. o. in Leipzig, 1782 Prof. ord.
in Wittenberg und behielt diese Stellung bis 1791, wo er als kurfurstl. Leibarzt
und Beisitzer des Sanitäts-OoUegiums nach Dresden berufen wurde und sich bis
1814 in seiner Professur vicariiren Hess. Er starb zu Dresden am 11. Januar
1823. Seine Arbeiten sind meist kleineren ümfanges, Dissertationen und akademische
Gelegenheitsreden, vielfach auch über Gegenstände aus der Chemie. Ausserdem
gab er heraus: j^Pharmacopoea Saxonica jussu regio et auctoritate publica
edita^ (Dresden 1820) und Übersetzte Macqüee's technisches Wörterbuch (6 Bde.,
Leipzig 1781 — 83; 1788 — 91 in 7 voll.), sowie andere chemische Werke aus
dem Französischen.
Biogr. m6d., VI, pag. 10. — Dict. hist. III, pag. 431. Pgl.
' Leoniceno, Nicolo L. , auch de Lonigo, geboren 1428 zu Lonigo bei
Vicenza, studirte an letzterem Orte und in Padua, machte dann grössere Reisen,
u. A. auch nach England, wurde nach seiner Rückkehr Prof. der Medicin in
Padua, später in Bologna und zuletzt, seit 1464, in Ferrara, wo er 60 Jahre
lang wirkte und 1524 im Alter von 96 Jahren starb. L. war einer der be-
rühmtesten Aerzte seiner Zeit ; er gehört zu den bedeutendsten Beförderern der
Reformation der Medicin im 16. Jahrhundert. Seine wichtigsten Arbeiten sind
eine Uebersetzung der Aphorismen des Hippokrates, seine Kritik des Pliniüs,
betitelt: „Flinii et aliorum auctorum, qui de simplicibus Tnedicaminibus scrtp-
serunt, errores 7iotati" (Ferrara 1492; Ibid. 1509; Basel 1529; 1530), endlich
seine Arbeiten über die Syphilis, von der er als einer der frühesten und wichtigsten
Schriftsteller anzusehen ist. Die betreffende Schrift ist betitelt: „Libeüus d^
epidemia, quam Itali morbum gallicuyn vocant vulgo brossulas^ (Venedig 1497 ;
Mailand 1497; Pavia 1506; Bologna 1516; Lyon 1529; Basel 1536). L. erwähnt
sogar schon Sectionen Syphilitischer. Eine Gesammtausgabe seiner Werke erschien
Venedig 1530; Basel 1532 in Fol.
Biogr. m6d. VI, pag. 11. — Dict. hist. III, pag. 432. — Purjesz sen. in Virchow's
Archiv. XCV, 1884, pag. 273—293. t,* ,
Leonides, ein in Alexandrien gebildeter griechischer Arzt, lebte gegen
Ende des 2. und im Anfange des 3. Jahrhunderts in Rom, wo er sich vorzugs-
weise mit Chirurgie beschäftigt zu haben scheint und auf diesem Gebiete der
Heilkunde auch nicht ohne Verdienste geblieben ist. £r wird gemeinhin zu den
Episynthetikem gezählt, neigte aber doch entschiedener der methodischen Schule
zu. üeber seine Lebensverhältnisse ist nichts weiter bekannt geworden, auch sind
seine Schriften verloren gegangen. Zahlreiche Fragmente aus denselben über
Amputationen, Operation des Empyems, der Mastdarmfisteln und Hämorrhoidal-
geschwülste, über Hodengeschwülste, Bauchbrüche und andere chirurgische Gegen-
stände finden sich bei Paulus, besonders aber bei Aetius. ^ ^
* Leopold, Christi anGerhardL., in Meerane (Sachsen) am 24. Februar
1846 geboren, studirte Medicin und speciell unter Cbede Geburtshilfe in Leipzig
und gelangte 1870 zur Promotion. Er habilitirte sich daselbst zunächst 1874,
wirkte als Hebeammenlehrer am Leipziger Entbindungsinstitut von 1881 ab und
wurde 1883 Extraordinarius und Director des Dresdener Entbindungsinstituts. Von
ihm erschienen, neben anatomischen und tokologischen Untersuchungen (vorwiegend
im Archiv fär Gynäkologie) : „Studien über die Uterusschleimhattt^ (Berlin 187,6)
und „Das skoliotisch- und hyphoskoliotisch-rachitische Becken^ (Leipzig 1879).
Wernich.
LEPECQ DE LA CLOTÜRB. — LEPOIS. 675
Lepooq de la Gloture, Loais L. , geborea 1736 in Caen, studirte und
promovirte hierselbst, hielt sich kurze Zeit in Paris auf, war dann 5 — 6 Jahre
lang Professor der Chirurgie in seiner Vaterstadt und nahm später eine Stellung
am Hötel-Dleu in Ronen an. Zugleich wurde er Seuchenarzt der Normandie und
1781 geadelt. In der letzten Zeit seines Lebens zog er sich auf sein Landgut
Saint-Pierre- des- Assis zurück und starb dort 1804. L. war ein guter Beobachter
und ist besonders durch seine epidemiologischen Schriften ?on Bedeutung in der
Geschichte der Medioin. Die wichtigste derselben ist : ;, CoUections d^observattona
8ur lea maladies et conatititttons ipiddmiques, ouvrage qui expose une suüe de
quinze annees d'observationa etc." (2 voll., Ronen und Paris 1778; deutsch
Altenburg 1788). Daneben ist zu erwähnen die auf Kosten der Regierung gedruckte
Schrift: „Ohservotions sur lea ^pid^miquea , ouvrage rSdtgS d^apr^'i le tahleau
dea ipid^miea d* Hippocrate*' (Paris 1776; deutsch Leipzig 1785).
Biogr. ni6d. VI. pag. 13. — Dict. bist. III, pag. 433. — Lebreton, II, pag. 520.
Pgl.
Le Pelletier. Almire-Ren^-Jacques L., zu Paris, war zu Le Maus
am 13. November 1790 geboren, wurde 1818 in Paris Doctor, war daselbst Prof.
particulier der Chirurgie und Physiologie, später Oberwundarzt am Hospital zu
Le Mans, seit 1831 Prof. der Physiologie und Pathologie zu Paris, Arzt am
Bureau central. Er schrieb, als Erweiterung seiner Dissertation : „Tratte complet
aur la maladie acrophuleuae et lea diff4rentea varidt4a qu!elle peut offnr etc."
(Paris 1818; nouv. 6dit. 1830; augm. de notes par Van Mons, Brüssel 1836) —
„Eaaaia de mSdecine physiologique , etc." (Lo Mans 1823) — ,, Physiologie
mddicale et paychologique" (Paris 1831); femer die Coucurs-These fiir einen
Lehrstuhl der Physiologie : „Diaa. aur les gdniralüda de la phyaiologie" (1831);
weiterhin: „Dea kSmorrhoidea et de la chute du rectum; etc." (Paris 1834;
deutsch von Ed. M artin y, Weimar 1835) — „De Vemploi du tartre atibU h
haute doae, dana le traitement dea maladiea en gSn^ral, dana celut rhumatiame
et de la pneumonie en particulier" (1835) — ;, TraitS de VerysipUe et dea
diffirerdea vari4tta qu'il peut offrir etc." (1836). Ausserdem eine Anzahl von
Aufsätzen, z. B. über Tetanns traumat., Dislocation bei Fracturen in Revue m^d.,
Archives g6n6r., Ann. d'hyg. publ., Journ. univ. u. s. w.
Desportes, pag. 372. — Callisen, XI, pag. 254; XXX, pag. U. G.
* Lepidi-Chioti , Giulio L.-C. , geboren am 1. Mai 1840 in Popoli
(Abmzzen), promovirte 1866 zu Neapel, wurde 1869 Secundararzt im Syphilicomium
Neapel's, 1872 Privatdocent für spec. Pathologie und med. Klinik, 1876 Arzt im
Hospital degli Incurabili, 1877 Assistent der med. Klinik des Prof. CANTANr, unter
dessen Leitung er mehrere experimentelle Arbeiten ausführte, und wurde 1884 durch
Concurs zum Prof. der med. Klinik in Palermo ernannt. Seine wichtigsten Publi-
cationen sind: „Sifilide congenita con alterazione delle oaaa" (Movimento medico-
cblnirgico, 1869) — „Sulla malaria congenita" (Morgagni 1871) — „Nuova
contribuzione alla diagnoai degli aneurismi intrapericardici'* (Giornale degli
Incurabili, 1880) — „Asceaao epatico e degenerazione amiloide" (Morgagni
1880) — „Fremito preaiatolico alla punta del cuore con dilatazione delP ostio
venoao" (Ibid.) — „Ricerche aperimentali auW aaaorbimento ed eliminazione
della chinina" (Ibid.) — „Ricerche clinico - aperimentali aulV avvelenamento
saturnino" (Ibid.) — „Lezioni di clinica medica" (Neapel 1880) — „Neu-
ralgie da alteraio ricambio materiale" (Morgagni 1881) — „Ricerche aperi-
mentali aulla tiai pulmonale" (Ibid. 1882) — ;, Vitiligo in aeguito d'itterizia"
(Ibid. 1883). Cant.ni
/Lepois (PiSO), Nicolas L. , geboren als Sohn eines Pharmaceuten zu
fancy um 1527, studirte in Paris, besonders unter Stlviüs, wurde 1578 als
Nachfolger seines älteren Bruders Ante ine L. (geb. 1525, f 1580, Verfassers
von „Diacoura aur lea midaillea et graveura antiques", Paris 1579), Leibarzt
43*
1
676 LEPOIS. — LERCHE.
beim Herzog Karl III. von Lothringen und starb 1590. L. war ein sehr gelehrter
and fleissiger Arzt. Hiervon giebt Zeugaiss die von ihm herausgegebene , hanp^
sachlich die Beobachtungen der älteren Aerzte berfloksichtigende Sammlang: „De
cognoscendis et curandia prcieclpae intemis huTnani corporis morbis Itbri tre»,
ex clarissimorum Tnedicorum, tum veterum, tum reoentiorumy monumentta etc.'*
(FVankfart 1580, fol.; 1585; Leyden 1736; Leipzig 1766). — Bedeutender war
sein Sohn OharlesLepois, geboren 1563 zu Nancy, der zuerst in Paris, dann
in Padua Medicin studirte. Nach Nancy zurückgekehrt, wurde er consultirender
Arzt bei Karl III., später bei Heinrich IL, welcher auf seine Yenudassung
1598 eine med. Facaltät an der Universität zu Pont-A^Mousson einrichtete und
ihn zum Decan derselben, sowie zum Prof. der Medicin ernannte, nachdem er
noch vorher in Paris promovirt hatte. L. waltete seines Amtes zusammen mit
ToüSSAiNT FoüRKiBB bls ZU scincm 1633 erfolgten Tode. Seine Schriften sind
deshalb bemerkenswerth , weil in ihnen gebührende Rücksicht auf pathologische
Anatomie genommen wird. In seinem Hauptwerk: „Selecttorum observoUionum
et consiltorum de praeteritis hdctenus morbis, effectibusque praeter ncUuram ab
aqua, seu serosa colluvie et diluvie, ortis etc." (Pont-a-Mousson 1618; Leyden
1639; 1650; Frankfurt und Leipzig 1674; Leyden 1714; 1733; Amsterdam 1768)
erklärt L. die so häufig von ihm bei Sectionen gefundenen serösen Ergüsse, die
„serosa colluvies^', für einen der wichtigsten Krankheitszustände Nicht unwichtig
ist auch seine gediegene Schrift über die Ruhr : „Discours de la nature, causes,
remhdes, . . . des maladies populaires , accompagnSes de dysenterie et autres
ßux de ventre, etc." (Pont-ä-Mousson 1623).
Biogr. m6d. VI, pag. 14—16. — Dict. hist. XII, pag. 434—435. Pagel.
Leporin, Christian Polycarp L. , geboren 1689, wurde 1711 zu
Erfurt Lic. med., war um 1715 Doctor, war Arzt in Aschersleben, darauf in
Quedlinburg, wurde königl. Grossbrit. und Churftirstl. Braunschweig-Lüneburg'scher
„Exercitus medicus primarius" und starb am 30. Nov. 1747. Er gab heraus (anonym):
;, Wohlmeinende Nachricht von etlichen wahren und .... zuverlässigen chj/mifchen
Arzney-Mitteln , u. s, «?." — „ Wahrhaffte Nachricht von einem Handschaden
eines Knaben, so er bei Loss-schiessung einer Flinte bekomm,en u. s «?.*'
(Quedlinburg 1715, 4.) — „Da^ Leben des vortrefflichen Guilelmi Fa b rie ii
von Hilden, u, s. w." (Quedlinburg und Aschersleben 1722, 4.) — „Äusführl.
Bericht vom Leben und Schriften des . . . berühmten Herrn D. Laurentii
Heisteri, u. s, w." (Quedlinburg 1725, 4.) — „Kurtze, doch gründliche
Erörterung einiger die zurückgebliebene Nachgeburth betreffender Fragen u, s. w."
(Ebenda 1728, 4.) — »^^ vemünfftige und vorsichtige Hausarzt, u, s. to/
(Leipzig und Quedlinburg 1730\ Dazu noch mehrere nicht-medicinische biographische
Schriften (1719—26).
Andreae, II, pag. 106. * <7.
Leppentin, ChristophNicolausL., geboren 1 737 in Hamburg, studirte
und promovirte 1771 in Halle mit der Diss. : „De irritabilitate ultimo termino
cognitionis motus animalis", prakticirte in Stockeisdorf bei Lübeck und in Ludwigs-
burg, wo er am 5. October 1809 starb. Er schrieb: „Anmerkungen über die
künstliche Trennung der Schambeine bey schweren Geburten" (^Hamburg 1778) —
„Gedanken über die venerischen Krankheiten" (Ebenda 1778) — „ObservcUionum
medicinam, chirurgiam et artem obstetriciam spectantium decas primxi" (Ebenda
1781), sowie eine Reihe populärer, theils medicinische, theils philosophisch-psycho-
logische Themata behandelnder Schriften.
Dict. hist. m, pag. 436. Pgl.
Lerche, Johann Jacob L. , wurde in Potsdam am 27. December 1708
(so nach Oettinger; Büesching schreibt 1703) geboren, studirte in HaDe und
wurde hier Dr. med. 1730 (Diss, oryctographia Halensis sive fossilium et
LERCHE. — LERBBOÜLLET. 677
ffttneralium in agro Halenst descripiio^ ) , Er maobte dann Reisen nach Holland,
in den Han, nach Ungarn und Wien, in das Erzgebirge und nach Nürnberg.
Auf Empfehlung seines Lehrers, des G^heimrath Hofmann, wurde er 1731 nach
Rnssland berufen, war von 1732 — 1736 Feldarst in Astrachan und wurde 1738
als Generalstabsdoctor zur Armee des Generals Lasey nach Charkow und Asow
commandirt, um durch zweckmässige Anordnung die weitere Ausbreitung der Pest
zu Terhindem. 1741 war er in Petersburg, 1742 abermals unter Lascy bei der
Armee im schwedischen Kriege, reiste 1745 im Gefolge einer russischen Gesandt-
schaft nach Persien, kam bis Rescht und kehrte 1747 zurttck. 1750 wurde er
Stadtphysicus in Moskau und Vorsitzender am Moskauer medioinischen Comptoir;
dann Stadtphysicus in St. Petersburg und 1760, nach dem Tode Gondoidi's mit
der Oberverwaltung der medicinischen Kanzlei betraut. Er starb in St. Petersburg
am 23. März 1780. L. hat die beiden Reisen nach Astrachan und nach Persien in
Bcbschinq's Magazin für die neue Historie und Geographie (HI. Tbl. 1769 ; X. Tbl.
1776) beschrieben. Ausserdem: „Eine kurze Beschreibung von der Lebensart
der Wolga^ sehen Kalmücken** (Müller's Sammlung russischer Geschichte, Bd. IV.
1760) — „Anmerkungen über Schober s Memorabilia Russico-Äsiatica** (Ebenda,
VII. Bd., 1762).
Bueaching's Magazin, Bd. III, pag. 1. — Richter, HI, pag. 292. — Tschisto-
witsch, CG. j^ Stieda.
Lerche, Theodor Heinrich Wilhelm L., wurde am 25. Februar
1791 zu Trautenstein am Harz geboren, kam 1808 nach St. Petersburg, studirte
Medicin an der Universität zu Dorpat von 1809 — 1812 und wurde 1812 zum
Dr. med. promovirt. Er ging sofort als Regimentsarzt bei der russisch-deutschen
Legion in den Krieg. Nach beendigtem Feldzuge bereiste er Deutschland, die
Niederlande, war eine Zeit lang in Paris und Wien, um seine medicinischen
Studien fortzusetzen. Seit 1815 in Petersburg prakticirend , beschäftigte er sich
namentlich mit Augenheilkunde, begründete und leitete das erste Hospital für
Augenkranke in Petersburg und wurde kaiserlicher Leiboculist; auch •die Peters-
burger Gesellschaft praktischer Aerzte verdankt zum Theil ihm ihre Begründung.
Er starb in Petersburg am 9. October 1847. L. nahm Antheil an der Redaction
der „Vermischten Abhandlungen aus dem Gebiete der Heilkunde'^, herausgegeben
von einer Gesellschaft praktischer Aerzte in Peter8bui*g,.l. — 5. Sammlung, 1821 — 35
und hat da eine Reihe ophthalmologischer Mittheilungen veröffentlicht; darunter
beraerkenswerth die Berichte über das Augenkranken-Institut der k. medico-philau-
thropiBchen Gesellschaft.
V. Becke-Napiersky, III, pag. 51. — Beise, I, pag. 11. L. Stieda.
LerebouUet, Dominique-Auguste L. , geboren am 19. September
1804 in Epinal, studirte und promovirte 1832 in Strassburg mit der These:
„ ConsidSrations pratiques sur le choUra morbus observ4 h Paris et dans le
dep. de la Meuse pendant Vann^e 1832", beschäftigte sich während seiner prak-
tischen Thätigkeit viel mit vergleichend - anatomischen Studien , besonders unter
Duvbrnoy's Leitung, nach dessen 1838 erfolgter Berufung nach Paris L. zum Prof.
der Zoologie und vergleichenden Anatomie in Strassburg ernannt wurde, wobei
er die These: „Anatomie cotnpar^e de Vappareü respiraioire dans les animaux
vertdbrSs" veröffentlichte. 1845 erschien sein von der Acad. des sc. preisgekrÖDter
^MSm. hur Vanatomie covipar^e des organes g^nitaux chez les vert^brds**,
1851 die von der Acad. de med. preisgekrönte Arbeit : „Sur la structure intime
du foie et mit la natiire de Valteration connue sous le nom de foie gras" (M6m.
de TAcad. de med., 1853). Seit 1849 widmete sich L. ausserdem noch ver-
gleichend-embryologiscben Studien, als deren Resultat er verschiedene Aufsätze
in den Annal. des sc. nat. (1861 — 63) veröffentlichte, darunter: „Recherches
3! embryologie comparde sur le dffveloppement de la truite" u. s. w. und die
sehr wichtigen Abhandlungen: „Determination des ressemblances et des diffd-
678 LEREBOÜLLET. — LEROÜX DES TILLETS.
rences que prisenterU dans letir dtheloppement lea animaux vert&ris et les
animaux invert^brds*' (Ibid. 1863, T. XIX) — „Recherches sur la forwtaiion
des premihres cellules embryunnairea^ (Ibid. 1864). Ausser den genaiintea
Arbeiten lieferte L., der am 5. October 1865 starb, noeh zahlreiche Artikel und
Referate für die £xp6rience mM. und Gaz. m6d. de Paris, sowi« den Artikel
„Anatomie physiologique^^ im Dict. eneyelop. des sc. m6d.
Arch g6n. b. S6r., VI, 1865, pag, 635. — Caz. m^d. de Parip. 186?>, pag. 51. —
Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 197. p ,
^Lerebonllet, L^on L., zu Paris, ist am 14. December 1842 zu Strass-
bürg als Sohn des Vorigen geboren, wurde 1866 Doctor, war anflbiglich Militär-
arzt, Repetent an der militärärztlichen Schule zu Strassburg, dann Prof. agr^ö
bei der gleichen Schule im Val-de-6räce, prakticirt jedoch seit 1874 als Cinlarzt.
Schriften: „Manuel du mtcroscope*^ , zusammen mit Mathias Düval (2 Aufl.
1872) — „Dictionnaire u&uel des sctences mddicales*^, zusammen mit Dechambrs
und Düval (Paris 1884); ausserdem zahlreiche Artikel in der Gaz. hebdom. de
m^d. et de chir., in D£CHA3!fiBE's Dict. eneyelop. des sc. m^d., kritische Artikel
in verschiedenen Zeitschriften und im Bullet, de la Soc. m6d. des hdpit. de Paris.
Red.
Leroux, Laurent-Charles-Pierre L., geboren 1730 in DijoD,
studirte in Paris, besonders Geburtshilfe unter Levbet und Hess sich später in
seiner Vaterstadt nieder, nachdem er vorher als Wundarzt an den Militärhospi-
tälem der Marine zu Brest und zu Landemeau fungirt hatte. Er wurde Chirurgien-
major am Hospital seiner Vaterstadt, war ein beliebter Geburtshelfer, kannte den
Nutzen der Tampouade bei Metrorrb<igieen und schrieb über letztere ein aach
heute noch in gewisser Beziehung werth volles Buch: „Obs, sur les pertes de sang
des femmes en couches et sur les motjens de les gu^rir" (Dijon 1776; Ebenda
und Paris 1810; Pi.ris 1^20; deutsch Königsberg 1784). Er starb am 23. October
1792 an einer Vergiftung durch eine sehr starke Dosis Opium, dessen er sieh seit
längerer ^eit zur Linderung seiner Steinschmerzen bedient hatte. Von kleineren
Schriften L.'s sind erwähnens werth einige Abhandlungen über Tollwuth (preis-
gekrönt von der Soc. royale de Paris, 1783), locale Behandlung der Tollwuth
und des Schlangenbisses etc.
Biogr. m6d. VI, pag. 16. — Dict. hißt. lil. pag. 437. — Callisen, XI, pag. 2ö7;
XXX. pag. 17. ^ p^^^l
Leroux des TiUets, Je an -Jacques L., geboren zu Sövres (Seine-et-
Oise) am 17. April 1749, wurde zu Paris J776 Baccal. und 1778 Dr. r^gent,
praktieirte daselbst, betheiligte sich an der Redaction des „Journal de m4dec.,
chir., yharm., etc.*", das er 10 Jahre lang als Hauptredacteur und dessen Fort-
setzung er als Eigenthümer unter demselben Titel mit Corvisart und BoYfiS
herausgab. Während der Revolutionszeit bekleidete er einige politische Aemter,
zog sich aber später von allen öffentlichen Geschäften zurück, wurde bei Errich-
tung der ficole de sant6 1795 zum Professor der Therapie und Klinik bei derselben
und nach dem Tode Thoüret's 1810 zum Decan der med. Facultät ernannt.
Letzteres Amt bekleidete er 12 Jahre lang. Bei Aufhebung der med. Facultät
(1823) und der Reorganisation derselben wurde er in die Classe der Ehrenprofetssoren
removirt, jedoch nach der Juli-Revolution 1830 wieder in jenes Amt eingesetzt.
Er starb am 9. April 1832 an der Cholera. Von seinen Schriften nennen wir als
die wichtigsten: „Instruction sur le typhusy fihvre des camps etc.** (Paris
1814) — „Mem. et plan d^ Organisation pour la mMecine et la Chirurgie^
(Ebenda 1816) — „Oours sur les g4n^ralit48 de la m^decine pratique et sur
la Philosophie de la mtdecine^ (Ebenda 1825 — ii6, 8 voll.). Ausserdem ver-
öffentlichte L. zusammen mit Corvisart in dem von ihnen redigirten Journal de
m^d. eine Reihe casuistischer Mittheilungen, sowie zusammen mit Baylb, Fjzbaü
und La£nnec „Constitution mSdicale", Er war ein vorzüglicher Redner und
LEROUX DES TILLETS. — LEBOY. 679
hielt Orabreden bei der Beerdignog von Lbclsbc (1808), Baüdblocqüb (1810),
Thoübbt (1810), COBVISART (1821) niid Halle. (1822). In einer 1783 gehaltenen
AuBpraehe in den £ooleB de m6d. : „De la ndceaaiU de Vunion entre les mddecins
ei lea Mrurgiens, et de Vavantage gut en rSsulte" sprach er eich durchaua fttr
ein Zusammengehen der Aerzte mit den Wnndftrsten aus.
Biogr. med. VI, pag. 17. — Biet. bist, in, pag. 437. — Callisen, XI, pag. 262;
XXX, pag. 17. pgj
Leroy, Charles L., geboren am 12. Januar 1726 in Paris, studirte in
Montpellier, machte eine Reise nach Italien und liess sich aus Gesundheitsrttck-
Biehten dauernd in Montpellier nieder, wo er 1752 promovirte, eine ausgedehnte
Praxis erlangte und später Professor der Chemie wurde. 1777 siedelte er auf den
Wunsch seiner Familie nach Paris über, starb hier aber schon 1779. Er schrieb:
„De aquarum mineraltum natura et usu" (Montpellier 1758) — „Mimoires
et observatüms de mSdecine, Premiere partie contenant deux mdmoires »ur les
fih)res aigues etc." (Ebenda 1766; 1776; 1784) — „Milangea de physigue,
de chimie ei de mSdecine etc." (Paris 1771).
Biogr. in6d. VI, pag. 20. — Biet. bist. III, pag, 440. — Vicq d'Azyr, Eloges
par Moreau. II. pag. 42. — Bes Genettes, pag. 233. p ,
Leroy, Jaeques-Agathange L. , geboren 1734 in Maubeuge, war
Anfangs Militärpharmaceut und machte als solcher die Feldzüge in Deutschland
mit, später widmete er sich der Medicin, betheiligte sich an einer Expedition nach
Cayenne und liess sich nach seiner Rückkehr in Paris nieder. Während der •
Revolution zog er sich zuerst nach Lille und darauf nach Dünkirchen zurück, wo
er Armenarzt war. Nach Beendigung der Revolution nahm L. seine Praxis in
Paris wieder auf und starb daselbst am 11. Februar 1812. Er schrieb: „Essai
sur Vusage et les effets de Vicorce de garou" (Paris 1767; 1774).
Biogr. med. VI, pag. 21. Pgl.
Leroy, Alphonse-Louis-Vincent L., berühmter Geburtshelfer,
geboren zu Ronen am 23. August 1742, studirte zuerst in seiner Vaterstadt unter
Legat, später in Paris, wo er 1778 Dr. r^gent wurde. Hier beschäftigte er sich
besonders mit Geburtshilfe und Kinderkrankheiten und wurde Lehrer dieser Dis-
ciplinen an der Matemit^, neben Baüdelocqüe. In seiner Schrift „Recherches Q
historiques et pratiques sur la section de la Symphyse du puhis" (Paris 17^J) ^
trat L. lebhaft für die Symphyseotomie ein. Nicht un verdienstlich ist seine „Histoire
critique de la doctrine et de la pratique des principaiix accoucheurs qui ont
parii depms Hippocrate jusqu' ä nos jours etc.", als erster Theil seiner nicht
weiter erschienenen „Pratique des accouchemens" (Paris 1776; deutsch Frank-
furt, Leipzig und Memmiogen 1779). Ausserdem verfasste L., der am 15. Januar
1816 von einem entlassenen Bedienten ermordet wurde, noch eine ganze Reihe von
Schriften auf dem Gebiete seines Specialfaches, so u. A. : „Essai sur V histoire
naturelle de la grossesae et de V accouchement" (Genf und Paris 1787) —
„Motifs et plan aUablissement dans Vkopital de la Salpitri^re d'un s4minaire
de m4decine pour V enseignement des maladies des femmes, des accouckemens etc."
(Paris 1789) — „De la conservatton des femmes" (Ebenda 1811) — „Legons
sur les pertes de sang pendant la grosseste etc." (Ebenda 1801 ; 1Ö03; deutsch
von A. Zadig, Breslau 1802 und von J. C. Rexard, Leipzig 1802).
Biogr. med. VI, pag. 18. — Dict. hist. III, pag. 438 — 440. — Lebreton, II,
pag. 545. Pgl
Leroy, Jean-Jacques-Joseph L. d'£tiolles (so genannt nach
dem Dorfe bei Corbeil, wo seine Familie lange gewohnt hat), einer der Erfinder
der Lithotripsie (zusammen mit Civiale, Amussat, Heurtelocp), war am 5. April
1798 zu Paris geboren, hatte schon, ehe er (1824) Doctor wurde, 1822 der
Akademie ein „lithoprione^^ genanntes Instrument für den genannten Zweck vor-
660 ;4EB0Y. ~ LK ROY DB MCRICOUBT.
gelegt, das er aber Belbst verwarf , um an dessen Stelle die von ihm nach dem
Master des Kugelziehers von Alfonso Fbbrc construirte dreiarmige Zange au setzen,
mit der Civiale zuerst beim Lebenden operirte, woduroh die Lithotripsie that-
sächlich in's Leben gerufen war. Damit begann nun ein sein ganzes Leben
andauernder, oft höchst erbitterter Kampf gegen seine mit den Krankheiten des
Urogenitaiapparates sich befassenden Collegen. 1826 und 1831 hatte er Preise
Seitens der Akademie der Wissenschaften ftlr seine Erfindungen erhalten. Wir
führen zunächst seine hauptsächlichsten, auf Harnkrankheiten, Lithotripsie u. s. w.
sich beziehenden Arbeiten an: „ExposA des divers procid^s employds jusqu a
ce Jour pour guSrir la pierre sans avoir recours h Vop6ration de la taille*^
(1825) — „Tableau historique de la lükotritie" (1830) — „Mdm. sur la cysto-
tomie Spipubtenne^ (1837) — „Htstoire de la lithotritie, augment^e d*une
lettre, etc,** (1839) — „Recuetl de lettres et de mimoires adress4s h VÄcad,
des 8C,y etc.** (1844), eine Sammlung froher publicirter Arbeiten — „Urologie.
Traitd des angusties ou rStrScissements de Vurethre, etc." (1845) — „Sur les
avantages des bougies tortilles et crochues , etc.** (1852) — „De la cautSri-
sation d^avant en arrihre, de V^lectricitS et du cauthre ilectrique dans le
traitement des ritr^cissements de VurUhre** (1852) — „De Vextraction des
Corps dtrangers solides atUres que les pierres ou leurs ddbris" (Brüssel 1854).
Er war übrigens nicht ein einseitiger Specialist; vielmehr hatte er sich u. A.
(seit 1826) mit experimentellen Studien über die Muskelcontraction, die Bluttrans-
fusion, den Lufteintritt in die Venen, die Asphyxie, das Luffceinblasen und die
Anwendung des Oalvanismus dabei beschäftigt, empfahl letzteren bei eingeklemmten
Hernien und inneren Einklemmnngen (182G), machte merkwürdige Experimente
über die Regeneration der Linse, so wie in Betreff der Heilung von Aneurysmen,
war fortwährend auf mechanische Verbesserungen in der Chirurgie bedacht, durch
Erfindung von Instrumenten, nicht nur i^r die Anwendung in der Blase und Harn-
röhre, sondern auch für die Operation der Gaumenspalte, der Biasenscheidenfistel,
die Ligatur von Pharynx-Polypen, eines Amygdalotoms u. s. w. ; er war aber auch
sonst ein Erfinder, der sich bis zur Construction von Hinterladungsgeschützen und
durch Percussion explodirenden Bomben verstieg. Er hat eine Unzahl von Abband*
lungen , Brochtiren , Denkschriften , Journalaufsätzen u. s. w. hinterlassen. Sein
Tod erfolgte am 22. August 1860.
Nouv. biogr. gen. XXX, pag 898. — Boys de Loury in Gaz. hebd. de med. et
de chir. 1860, pag. 665. — Dechambre, 2. Serie, II, pag. SiOO. — Callisen, XI,
pag 269; XXX, pag. 18. Gurlt.
*Le Roy de Mericourt, Alfred L., zu Paris, ist am 13. October 1825
zu Abbeville (Sorarae) geboren, trat 1845 als Chirurg 3. Cl. in die Marine ein,
nahm als Chirurgien-major an einer dreijährigen Campagne in den indischen Meeren
Theil und schrieb darüber seine These, mit der er 1853 in Paris Doctor wurde.
1854 machte er den Krira-Fcldzug mit und wurde im folgenden Jahre zum Medecin-
professeur au der Schule für Schiffs - Medicin in Brest, sowie zum Mitgliede der
Commission zur Reorgauisation des Marine-Sanitätscorps ernannt und leitete seit
1863 die „Archives de mSdecine navale" , 1874 wurde er Mitglied der Akademie
der Medicin. Seine überaus zahlreichen Arbeiten, welche sich grossentheils in der
genannten Zeitschrift (von 1857 an), aber auch in der Union med., den Arch.
gen6r., Gaz. des hop., Bull, de TAcad. de m^d., Bull, de la Soc. de chir., Gaz.
hebdom. u. s. w. befinden, betreffen die verschiedensten Gegenstände der Patho-
logie und Klimatologic, namentlich aus überseeischen Ländern, der Hygiene u. s. w.
Es findet sich von ihm eine Reihe von Mittheilungen über Chromhidrose, Chronii-
crinie, sodann über die abyssinisebe Chorea, das Mal-coeur oder Mal d'estomac
der Neger, Verbrühung der Bronchen, Ankylostomum duodenale, AVahum, Beri-
beri , intertropische Hämaturie , Gelbfieber , giftige Fische heisser Zonen (mi*^
FONSSAGRIVES), ferner über Tuberculose und den Einfluss der Seeluft auf dieselbe,
die Desinfection und Ventilation der Schiffsräume, Asphyxie durch Submersion, Hygieiie
i
LB BOT DE MfiBIGOUBT. — LESSEB. 681
der SehwAinnifis^er, TrunkBncht nnd Syphilis bei der Marine u. s. w., a. s. w. ; aneh
für das Diet. encyolop. des so. mtd. hat er Eahlreiche Artikel geliefert und ftlr
Vallrix, „Goide da mMeein pratieien^ (5. ödit. 1866) eine Anzahl derselben.
Vaperean, 11, pag. 1160. — Berger et Bey, pag. 162, 258. Bed.
*Ler8Ch, Bernhard Maximilian L., zu Aachen am 12. October 1817
geboren^ in Bonn Schiller Nassb's, in Berlin VON Graefe^s und Dieffenbach's,
betrieb, 1840 promovirt, seit 1842 in Aachen Praxis und wirkte später als
Badearzt daselbst. Von ihm erschienen u. A. : „ Geschichte der Balneologie und
Fegologie*' (Würzburg 1863) — „Hydrophysik*" , „Hydrochende'' (Bonn 1870) —
„Fundamente der praktischen Balneologie*" (Daselbst 1868; in mehreren Theilen).
Ausserdem naturwissenschaftliche Essays, Jahresberichte nnd Schriften über Aachen.
Wernich.
Lesauvage, Edme L. , za Caen, war daselbst am 23. October 1778
geboren , studirte in Paris und wurde daselbst Doctor, Hess sich in seiner Vater-
stadt nieder, wurde 1831 Chefarzt der Hospitäler , Prof. der Therapie und Klinik
und starb am 10. December 1852. Von seinen Arbeiten sind namentlich hervor-
zuheben: „Aldm. sur les monstruositSs dites par Vinclicsion, etc.^ (Caen 1829) —
„Recherches sur le ddveloppement , C Organisation et les fonctions de la Tnem-
brane caduque*^ (Arch. göner., 1833) und die Fortsetzung davon: „Recherches
sur les annexes du foetus humain, etc,^ (Caeo und Paris, 1836). Ausserdem
sind noch zu erwähnen: „Obs» sur plusieurs kystes hydatiques , contenus dans
le foie et V^iploon*^ (Leeotjx* Joum., 1813) — „Obs, sur le ver nornrnd bicorne
rüde ou ditrochyceros de M, Sultzer, ou diceras , de M, Rudolphi^
(Nouv. Journ. de m6d. , 1818) und andere Aufsätze in den Arch. g^n6r. , Lan^.
£ran9. u. s. w.
Lebreton, pag 549. — Callisen, XI, pag. 276; XXX, pag. 21. G.
Leske, Nathanael Gottfried L., geboren am 22. October 1751
(nach Anderen 1752) zu Muskau in der Nieder - Lausitz , studirte in Leipzig,
besonders unter Ludwig, wurde 1774 Baceal. med., 1775 Prof. e. o. der Natur-
geschichte und 177H Prof. ord. der Oekonomie, sowie Schriftführer der ökono-
mischen Gesellschaft in Leipzig. 1786 ging er als Prof. der Cameral Wissenschaften
nach Marburg, starb aber hier bald danach am 25. oder 26. November dieses
Jahres. L. war ein tüchtiger Naturforscher. Mit Fünck und Hindenbübg gab er
heraus: „Leipziger Magazin zur Naturkunde, Mathematik und Oekonomie**
(5 Jahrgänge, Leipzig 1781 — 85; Jahrgang 1786 allein von L.). Ausserdem
schrieb er: „Ichthyologiae Lipsiensis specimen** (Leipzig 1774) — „Anfangs-
gründe der Naturgeschichte^ (Ebenda 1779; 1784; italienisch Mailand 1785,
2 Bde.; russisch St. Petersburg 1790) — „Von dem Drehen der Schafe und
dem Blasenbandwurm im Gehirne derselben** (Leipzig 1779) u. A. Der Medicin
aber hat er Dienste geleistet durch die Herausgabe von: „Auserlesene Abhand-
lungen praktischen und chirurgischen Inhalts aus den philosophischen Trans-
actionen und Sammlungen der Jahre 1699 — 1765" (5 Thle. m. Kpfr., Lübeck
und Leipzig 1774 — 78).
Weiz, pag. 155. — Otto, II, 2, pag. 44. — Baur, II, pag. 354 — 62. —
Biogr. m6d. VI, pag 22 p j
*Le88er, Wladyslaw Leon Baron von L., geboren in Warschau am
28. Juli 1846, studirte Medicin in Berlin (1864 — 69), wurde dort mit der Diss.
„Peritonitis diffusa und Peritonitis circumscripta"* promovirt, ging darauf nach
Wien, war 1870 — 71 während des Krieges deutscherseits als Militärarzt tbätig,
nnd war 1872 und 1873 Assistent an der chirurgischen Klinik in Greifswald.
Nachdem er eine Studienreise nach Frankreich und England unternommen , lie^s
er sich 1874 in Berlin nieder, zog jedoch schon im folgenden Jahre nach Leipzig,
wo er seit 1877 Docent für Chirurgie ist und eine chirurgische Privatklinik leitet.
682 LESSEB. — LESTER.
Seine AbhaDdlungen finden sieh in der Deatsclien Zeitsohrift fäv Chirurgie, in
ViRCHOw's Archiv, in Du Bois-Rkymond's Archiv, in der Berliner klin, Wochen-
schrift nnd polnisch in Gazeta lekarska und Przegl%d lekarski, besonders gab er
heraus: „Transßision und AtUotransßiaion^ (Volkmann's klin. Vortr., 1874) —
„Die chirurgischen Hilfsleistungen bei dringender Lebensgefahr** (Leipzig
1880) — „Fünf Jahre poliklinischer Thätigkeit 1877—82'' (Ebenda 1883).
K. & P.
*Lesser, Adolf L., zu Berlin, ist am 22. Mai 1851 zu Stargard in
Pommern geboren, studirte in Berlin, wo er 1875 Doctor wurde. Er ist seit
1881 Docent für Staatsarzneikunde, seit 1879 Arzt der Klinsmann'schen Irren-
heilanstalt in Berlin. Literarische Arbeiten: „Experimentelle Untersuchungen
über den Einfluss einiger Arsenverbindungen auf den thierischen Organismus" —
„Zur Würdigung der Chromprobe*' — „ lieber die localen Befunde beim
Selbstmord durch Erhängen" — n^^'^ anatomischen Veränderungen des Ver-
dauungscanals durch Aetzgifte" — ;, Ueber Ly^nphorrhagien in der Umgebung
unmittelbar oder kurze Zeit vor dem Tode erlittener Verletzungen" — „ Ueber
die wichtigsten Sectionsbefunde bei dem Tode durch Ertrinken in dünnflüssigen
Medien" — „ Ueber Verletzungen der Gebärmutter und der Scheide durch
criminelle Provocation des Aborts" — yj Atlas der gerichtlichen Medicin"
(1. Abth. Vergiftungen, Berlin 1884, m. 18 col. Taff., fol.). Red.
Lessing, Michael Benedict L. , zu Berlin, war 15. Juli 1809 zn
Danzig geboren, studirte in Königsberg i. Pr. nnd Berlin, war 1831 während der
ersten Cholera-Epidemie im Auftrage der Königsberger Regierung in den StSdten
Labiau und Osterode als Arzt thätig, wurde 1833 in Berlin Doctor mit der Diss.
„De medicinae in emendationeni gentris humani ethicam afque politicam
auctoritate" j war daselbst seit 1835 Arzt, stand in nahen Beziehungen zu RusT
und schrieb: „Diagnostisch-therapeutische Ueber sieht der ganzen Helkologie,
tabellarisch dargestellt" (Berlin 1835, Fol.; 2. Aufl. 1841; 3. Aufl. u. d. T.:
ff Die Erkenntniss und Heilung der Geschwüre" (1845) — „Ueber die Un-
sicherheit der Erkenntniss des erloschenen Lebens u. s, w," (Berlin 1836 ; schwed.
Uebers. von Wkstergren, Linköping 1837) — „Handbuch der Geschichte der
Medicin^ nach den Quellen bearbeitet* (Bd. I, Berlin 1838) — „Paracelsus,
sein Leben und D(7iken. Drei Bücher" (Ebenda 1839), in Folge welcher Schrift
er von der Stadt Salzburg 1839 zum Ehrenbürger derselben ernannt wurde.
Er verfasste weiter noch: „Chirurgische Diagnostik" (2 Bde., Berlin 1845) und
arbeitete Sobernheim's „Handbuch der praktischen Arzneimittellehre" (Berlin,
4. Aufl. 1855; 8. Aufl. 1863), sowie desselben „Tabulae pharmacologicae" (5. ed.
1859) gänzlich um und vermehrte dieselben; ersteres erschien später unter L.'s
Namen. Auch schrieb er: „Kurzer Abriss der Materia medica" (Leipzig
1859; 2. Aufl. 1866) und betheiligte sich mit F. Graevell durch den „Entwurf
einer Wahlordnung u. s. w." (1848) an der Reform der preussischen Medicinal-
Verfassung. Seit 1864 war er fast nur praktisch thätig, beging 1883 sein
50jäbrige8 Doctor-Jubiläum und starb am 6. December 1884 als Geh. Sanitätsrath.
Gelehrtes Berlin. 1845, pag. )iU. — Callisen, XXX, pag. 24. G.
Lessius, 8. Leys.
*Lester, Thomas Bryan L., Professor der praktischen Mediein am
Coli, of Phys. and Surg. in Kansas City, Mo., ist in Charlotte Co., Va., am
24. Juli 1824 geboren, studirte Mediein unter Dr. Hall in Salem, 111., ferner
an der med. Facultät der Universität von Mo. und wurde von letzterer etwa um
1850 graduirt. Er Hess sich als Arzt in Salem nieder, praktioirte hier bis 1854
und siedelte dann nach Kansas, seinem jetzigen Wohnorte^ über, wo er 1870 in
die oben bezeichnete Stellung berufen wurde. Er veröflentlichte u. A. bisher:
„Points of analogy between typhoid fever and the exanthemata, an aryument
LESTEB. -- LBTH. 683
in favour on its specific nature^ (Kansas City Med. Journ., 1871) — „Bemarks
on the paihology and treatment of intestinal colic" (Ibid. 1872) — „Chronic
pulmonary ccnsolidations of inflammatory origin and their terminations^ (Vor-
trag in der Kansas City Med. Soc. 1875).
Atkinson, pag. 52. Pgl.
Lestocq, Johann Hermann Graf L. , wurde am 29. April 1692
in Celle, woselbst sein Vater LeibcMrurg des Herzogs Georg Wilhelm war,
geboren, kam 1715 nach Russland und trat in den Dienst Peter's L, begleitete
die Gemahlin P e t e r^s 1716 als Chirurg nach Holland, wurde aber wegen seines
widerrechtlichen Benehmens von Peter 1718 nach Kasan verbannt. Katharina I.
rief L. nach Peter's Tode zurück und ernannte ihn zum Leibchirurgen ihrer
Tochter Elisabeth. Als nun Elisabeth den russischen Thron bestieg, ernannte
sie L. 1741 zu ihrem ersten Leibarzt und zugleich zum Direktor der medicinischen
Kanzlei, d. h. der obersten Medicinalbehörde. L. .begnügte sich nicht mit dieser
höchsten ärztlichen Stellung, sondern versuchte auch in politischen Staatsgeschäften
seinen Einfluss wirken zu lassen. 1744 schenkte ihm Kaiser Karl VI. die
Grafenwürde des heil, römischen Reiches. In Folge unbekannter Intriguen fiel L.
in Ungnade und wurde 1748 in die Petersburger Festung gesperrt, in welcher
er bis 1753 gefangen gehalten wurde; dann wurde er nach Weliki-Üstjug (Gouv.
Archangel) verwiesen. Erst nach der Thronbesteigung Peter's III. 1762 erhielt
L. seine Freiheit und einen Theil seines confiscirten Vermögens zurück, aber
blieb ohne Anstellung. Katharina II. bewilligte ihm eine grosse Pension und
verlieh ihm einige Landgüter in Kurland. L. starb am 12. Juni 1767 auf dem
Gute Zernikau in Livland. L. war ein lebhafter Charakter, ein ausgezeichneter
Gesellschafter, mit allen gangbaren europäischen Sprachen bekannt; seine ärzt-
lichen Kenntnisse scheinen gering gewesen zu sein; der eigentliche Leibarzt der
Kaiserin Elisabeth war damals Hebmann Kaa.u-Boekhaave und eigentlicher
Leiter der medicinischen Angelegenheiten in Russland Dr. Condoidi.
Richter, III, pag. 210 und 420-424. — Tschisto witsch , CCII— V. —
Buesching'ß geogr. Magazin, I, pag. 32 u. ff. ; II, pag. 485—440. t c*- j«
Lt. O 1 1 6 U n ,
Lesueur, Octave L , zu Paris, war daselbst am 21. April 1802 geboren,
beschäftigte sich neben dem Studium der Medicin, der Anregung seines Schwagers
Orfila folgend, besonders mit Chemie, wurde Aide pr^parateur im chemischen
Laboratorium der ßcole de m$d., leitete daselbst die Arbeiten der Studirenden, gab
später Privatcurse in der Chemie und Toxikologie und wurde 1828 Doctor mit
der These: „Recherches mdd.-li^gales pouvant ftercii" ä di^terminer, meme long-
teivps aprhs la mort, s'il y a eu empoisonnement , et h faire connaitre la
nature de la substance vinineuse" (auch im Journ. de chimie m6d. , 1828),
welche das Ergebniss seiner, zusammen mit Orfila ausgeführten Untersuchungen
war, veranlasst durch einen berühmten gerichtlichen Fall jener Zeit. Diese Arbeit
war nur der Vorläufer des von ihm zusammen mit Orfila publicirten : „ Tratte
des exhumations juridiques^ (2 voll. 1830; eine 4. Aufl. dieser Schrift befindet
sich in Orfila's Trait^ de m^d. legale), der von dauerndem Werthe bleiben wird.
L. wurde 1830 auch Agr6g6 der Facultät, war Mitarbeiter am Dict. de m6d.
usuelle und am Journal des connaiss. m6d. prat. und erhielt 1837 die Leitung
des genannten Laboratoriums, dem er bis zu seinem am 28. December 1870 zu
Cinq-Mars (Touraine) erfolgten Tode mit Auszeichnung vorstand, indem er sich
vorzugsweise mit Arbeiten, welche das Gebiet der gerichtlichen Medicin betrafen,
beschäftigte, von denen indessen sehr weoig an die Oeffentlichkeit gelangt ist.
A. Foucart m Gaz. des höpit. 1851, pag. 33.. Gr.
Leth, Christian L., dänischer Arzt, war im März 1794 zu Klarskov
auf Fünen geboren, studirte von 1811 an in Kopenhagen, wurde 1816 med.
Gandidat beim kgl. Friedrichs-Hosp., 1818 Districtsarzt für Lyngsby und Umgegend
684 LKTH. — LETTSOM.
auf Seeland und 1825 Landphysicus im südlichen 8eeländi£M)hen Physicat. Er
schrieb in der Bibliothek for Laeger (1823, 32, 36): „En vamüus üeits lykkeUg
helbredet ved Brugen af koldt Vand^ — „Ben epidemiske Feber i det soendre-
sjaellandske Landphyäicat etc,^ — ^Et Misfoster, henved 2 Aar gammdt,
uden Arme og med flere Abnormiteter^ , sowie einige Aufsätze im Jonrn. for
Med. og Chir. (1833) u. s. w. Er starb zu Nestved am 3. Juni 1837.
Eralew, II, pag. 129; Supplem. II, pag. 19^. — Callisen, XI, pag. 290;
XXX, pag. 27. G.
*Letievant, Jean-Joseph-Emile L., zu Lyon, geboren zu Marboz
(Ain) am 29. August 1830, studirte von 1850 an in Lyon, Paris und Montpellier
und wurde 1858 in Paris Doctor mit der These: „Du traumatisme dans
V accouchement compard au traumatisme ordtnaire". Er war von 1860 — 65 Chef
de clinique Chirurg, bei der medicinischen Schule in Lyon und bis 1873 Chef der
anatomischen Arbeiten. 1867 wurde er zum Chirurgien-major des Hotel Dien, 1873
zum Professor der Physiologie ernannt ; zur Zeit ist er Prof. adjoint der externen
Pathologie. Seine neue Theorie über die Motilität und Sensibilität der Nerven
nach deren Durchschneidung (1872) führte er weiter aus in seinem: „Tratte des
sections nerveuses; physiologie^ pathologie , mdicattons , procddes opSratoires^
(1873). Ausser zahlreichen Artikeln im Journal de m6d. de Lyon, im Lyon
m6dical, der Gaz. m6d. de Bordeaux, verfasste er noch folgende Abhandlungen:
„PhSnom^nes physioL et pathoL, consdcutifs aux sections des nerfs du hras^
(1869) — „Nivrotomie dans le tdtanos iraumatique" (1870) — „De Vinter-
vention secondaire dans la gangr^ne des membres" (1871) — „£tude sur les
pansements par occltcsion ouaiSe** (1872).
Glaeser, pag. 452. Red.
Lettow, Mathias Vorbek L. (auch Litt awer genannt), geboren am
12. Februar 1593 in Wilna, wo sein Vater, Mathias L. , Arzt and Archiater
des Königs Sigmund III. war, studirte in Basel, Paris und Löwen anfUnglieh
Jura, von 1612 an Medicin in Padua, wo er 1614 als der erste Evangelische
Doctor wurde. Darauf ging er noch nach Bologna, kehrte 1616 nach Wilna
zurück und wurde 1617 Feldarzt der litbauischen Armee. Während des Moskauisohen
Krieges lenkte er 1634 vorSmolensk die Aufmerksamkeit des Königs'Wladyslaw IV.
auf sich ; derselbe ernannte ihn 1635 zu seinem Leibarzt, verlieh ihm im folgenden
Jahre eine ansehnliche Stellung im Schatzamte von Lithauen und beschenkte ihn
später mit grossen Gütern. Als sein hoher Gönner 1648 gestorben war, verlor
er durch die Kosakenkriege und andere Unglücksfälle sein ganzes bedeutendes
Vermögen und starb 1662 in Wilna. Handschriftlich hinterliess er seine sehr
interessanten, in polnischer Sprache verfassten Memoiren; medicinische Schriften
von ihm sind nicht bekannt.
Gasiorowski, II, pag. 245. K. & P.
Lettsom, John Coakley L., geboren im December 1744 auf der Insel
des atlantischen Oceans Little Van Dvke bei Tortola in Westindien, kam als
6jährigc8 Kind nach England und wurde unter Leitung Fothkrgill's erzogen.
Er studirte nach Landessitte Medicin einige Jahre in einer Londoner Apotheke,
musste dann zur Regulirung des Nachlasses seines verstorbenen Vaters in die
Heimath reisen, setzte später seine Studien in England fort, promovirte 1769 in
Leyden mit der Schrift: „Observationes ad historiam theae pertinenies^, liess
sich nach ein igen wissen scbaftlichen Reisen in London nieder , wo er als Physioian
extraordinary des City of London Lying-in Hosp. am 1. November 1815 starb.
L. beschäftigte sich viel mit Pflanzenkunde, resp. den vegetabilischen Arzneimitteln.
Von seinen zahlreichen Arbeiten sind zu erwähnen: „The natural hvstory of the
teatree and efiects of tea-drinking etc,^ (London 1772; 1784; 1800; fran-
zösisch Paris 1773; deutsch Nürnberg 1802) — „Reflexions an the general
LETTSOM. — LEUCKAET. 685
treatment and eure of fevers^ (London 1772) — „Med, mem. of the Oeneräl
Dispensary in London** (Ebenda 1774; französisch Paris 1787) — „History of
the origin of medidne, etc,^ (London 1778) — »The life and works ofJohn
Fotkergtll*' (3 voll., Ebenda 1784).
BiogT. mM. VI, pag. 26. — Dict. hist. III, pag. 441. — Munk, H, pag. 287.
P&l.
*Leube, Wilhelm Oli vier L., am 14. September 1842 in Ulm geboren,
in Tübingen nnd Zürich ausgebildet, Schüler Niemeteb's und Griesikgeb's und
später bei v. Zibmssen Assistent, wurde 1866 promovirt, wirkte als Assistent und
Privatdocent in Erlangen von 1868 — 72, wo er zum Prof. e. o. ernannt wurde,
darauf als Prof. ord. der med. Klinik in Jena bis 1874, von da an in Erlangen und
seit 1885 in Wflrzburg in gleicher Stellung. Neben zahlreichen Arbeiten klinischen
Inhalts im Deutsch. Archiv f. klin. Med., der Berliner med. Woehenschr. u. A.
erschienen im Buchhandel: „Die Wirkungen des Dünndarmsaftes** (Erlangen
1868, Habilitationsschrift) — n^^^^ Ernährung vom Rectum aus" (Leipzig
1872) — „Die Magensonde^ (Erlangen 1879). Zusammen mit E. Salkowski
bearbeitete er: „Die Lehre vom Harn" (Berlin 1882), sowie in V. Ziemssen's
Handbuch (1876) die Magen- und Darmkrankheiten. Wernich.
Leubascber, Rudolph L., geboren am 12. Dec. 1821 in Breslau, pro<
movirte in Berlin 1844 mit der Diss. „De indole hallucinationum in mania
rdigiosa^, ging 1845 als Assistent an die unter Dambrow's Leitung stehende
Provinzial-Irrenanstalt in Halle, war 1847 vorübergehend in der Charit^, sowie
als Assistent an einem Cholera - Lazareth thätig und arbeitete mit Vibchow und
Reinhabdt zusammen auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie. Nach des
Letzteren Tode sammelte er dessen Schriften und gab sie als: „Pathologisch-
anatomische Untersuchungen^ zusammen mit einer Biographie Reinhabdt's heraus
(Berlin 1852). 1848 habilitirte er sich als Docent in Berlin mit der Schrift:
„Bemerkungen über moral insanity und ähnliche Krankheitszustände** , las u. A.
fll)er psychische Epidemieen und empirische Psychologie und wurde 1850 Oberarzt
am Arbeitshause in Berlin, in dem damals auch die städtischen Geisteskranken
nntergebracht wurden. 1856 nahm L. einen Ruf als Director der med. Klinik nach
Jena an, reichte aber schon 1859 aus äusseren Gründen seine Entlassung ein,
Hess sich wieder in Berlin nieder, war hier Prof. ord. honor. , starb aber bereits
am 22. October 1861. L. war ein eifriger Mitarbeiter an der Allgem. Zeitschr.
für Psychiatrie , sowie an Vjrchow*s Archiv. Er schrieb : ;, Orundzüge der
Pathologie der psychischen Krankheiten" (Berlin 1848), worin er noch ganz auf
psychologischem Boden stand. In seinen späteren Schriften : „ Ueber die Entstehung
der Sinnestäuschungen, Ein Beitrag zur Anthropologie" (Ebenda 1854) und:
„Die Pathologie und Therapie der Oehimkrankheiten" (Ebenda 1854) bekennt
er sich ganz zu der modernen Anschauung von der somatischen Grundlage der
Geisteskrankheiten. Ausserdem gab L. heraus: „Handbuch der medicinischen
Klinik etc." (2 Bde., Leipzig 1859 — 60) — „Die Krankheiten des Nerven-
systems" (Separat-Abdruck aus dem Vorigen, Ebenda 1860).
Günther, pag. 157. — Allgem. Deutsch. Biographie. XVIII, pag. 472. Pgl.
Leuckart, Friedrich Sigismund L., zu Preiburg im Breisgan, war
zn Helmstädt am 26. August 1794 geboren, studirte von 1812 an in Göttingen,
machte als Freiwilliger den Krieg von 1813 mit, promovirte 1816 in Göttingen,
machte grössere wissenschaftliche Reisen durch Deutschland, Oesterreioh und Frank-
reich, wurde 1828 bei der med. Facultät in Heidelberg Privatdocent der Medicin
und Naturgeschichte, 1829 Prof. e. o. nnd lehrte als solcher Naturgeschichte,
Zoologie, vergleichende, pathologische Anatomie und Thierarzneikunde. 1832 wurde
er Prof. ord. in Freiburg für dieselben Fächer und Director der zootomisch-
pbysiologischen Anstalt. Abgesehen von seinen anderen zoologischen, hauptsächlich
die wirbellosen Meeresthiere betreffenden Arbeiten, zu deren Untersuchung er viel-
686 LEÜCKART. — LEUNE.
fache Reisen an die Meereskflsten machte, ftthren wir an : „ Versuch exner natur-
gemässen EhUheilung der Helminthen, u. s, w.^ (Heidelberg und Leipzig 1827)
nnd „Einleitung in die OtrganicUrik und inabesondere die Zoiatrik oder Thier-
arsneikunde; u. s» w ** (Heidelberg 1832). Er starb am 25. August 1843.
Caj. Jae^er, pag. 95. — Callisen, XI, pag. 295; XXX, pag. 31. G.
*LeuGkart, Karl Georg Friedrich Rudolph L., zu Leipzig, ist
am 7. October 1823 zu Helmstädt geboren, studirte in Göttingen, wo er von
RüD. Wagner mit der Vollendung von dessen ,,Lehrbuch der Zootomie" (2 Bde.,
1843 — 47) betraut wurde, erhielt 1845 eine Anstellung am physioL Institut zu
Göttingen, habilitirte sich daselbst 1847 für zoologische DiscipUnen, wurde 1850 '
in Giessen Prof. e. o., 1855 ord. der Zoologie und vergleichenden Anatomie nnd
1870 für die gleichen Fächer nach Leipzig berufen. Unter seinen, vorzugsweise
den wirbellosen Thieren zugewandten Arbeiten heben wir, als für die Medicin
besonders wichtig, hervor: „Die Blasenbandtvürmer und ihre Entwickelung"
(Giessen 1856) — „Untersuchungen über Trichina spiralis^ (Leipzig 1861;
2. Aufl. 1866) — f7Die Parasiten des Menschen nnd die von denselben her-
rührenden Krankheiten^* (2 Bde., Ebenda 1863—72; 2. Aufl. 1879 fi".), in welchen
Schriften seine auf diesen Gebieten gemachten sehr wichtigen Enttieckungen nieder-
gelegt sind. Von seinen sonstigen Arbeiten führen wir, mit Uebergehung aller
streng zoologischen, noch den Artikel „Zeugung^ (RüD. Wagner*s Handwörterbuch
der PhysioL, IV), die gemeinschaftlich mit Bergmann bearbeitete ;, Vergleichende
Anatomie und Physiologie" (Stuttgart 1852) und die Darstellung der vergleichende
Anatomie des Auges in Graefb^s und Saemisch's Handbuch der Ophthalmologie
(Bd. H) an.
Brockhaus, Convers.-Lexikon. IB. Aufl , XI, pag 36. Eed.
Leuk, Franz Xaver Ritter von L. , zu München, General - Stabsarzt
der bayerischen Armee, Chef der Militär-Medicinal Abtheilung des Kriegsministeriuma,
war am 24. November 1816 zu Landshut geboren, studirte in München, wurde
daselbst 1838 Doctor mit der Diss. : „De methodo endermatica^ , wurde 1839
ärztlicher Praktikant in Landau, J842 Unter, 1848 Bataillons-, 1857 Regiments-
arzt 2. GL, 1860 1 Ol. bei der 1. Sanitäts-Compagnie, bei der er schon seit 1850
stand. 1862 wurde er zum 2. Sanitätsreferenten im Kriegsministerium und Ober-
stabsarzt 1. Cl. ernannt, avancirte zum Generalarzt und 1875 zum General-Stabsarst
und Abtheilungs-Chef. Besondere Verdienste hat er sich als Lehrer der naeh
österreichischem Muster errichteten Sanitäts-Oompagnie , bei der Prüfung und Be*
stätigung der Gutachten der Militär-Sanitäts-Commissionen, bei der Errichtung und
zweckmässigen Ausrüstung der Feldlazarethe , besonders in den Kriegen 1866,
1870/71, so wie um die Herstellung von hygienischen Versuchsstationen in den
Militär -Lazarethen und um die Militär -Sanitäts-Statistik erworben. Er starb am
11. Juni 1883.
Bayer. Aerztl. Intelligenzbl. 1883, pag. 264. G.
Leukias, Anastasi us Georgiades L., griechischer Arzt, war 1773
zu Philippopel geboren, studirte in Wien und Jena und wurde 1837 zum Prof.
der allgemeinen Pathologie bei der Universität zu Athen ernannt. Er glänzte nieht
nur als Arzt, sondern auch als Hellenist. Zwei seiner Werke sind in griechischer
Sprache verfasst, nämlich: „'AvTiTravacxsia^ (Wien 1810, grieoh. und lateiniseh)
und „Tluperou Trsp-^iY^Sou; ?| Xotj/.oö 'ayopiTfiLol" (Paris 1832); ein anderes ist in
derselben Zeit französisch erschienen: „M4m. sur la contagian des maladies
exotiques telles que la peste Orientale", in Folge deren er zum correspondirenden
Mitgliede der Acad. de m^d. ernannt wurde. Er starb zu Athen 1860.
AnagnoBtftkis.
Leune, Johann Karl Friedrich L., geboren 1757 zu Sohladebach
bei Merseburg, widmete sich, nachdem er einige Jahre hindurch die niedere Chirurgie
LBUNE. — LKUEET. 687
erlernt hatte, von 1782 ab za Leipsig dem Stttdium der Medioin und erwarb
daselbst 1797 durch Vertheidigang einer in 2 Abtheiiungen veröffentlichten Ab«
handlang: „De corporis humani exeretionibus naturalibua^ sowohl die Venia
legendi, als die Doctorwürde. Seine akademisehe Thätigkeit betraf yorsngsweise
die Physiologie und allgemeine Pathologie, ausserdem aber auch die Augenheil-
kunde. Er wurde im Jahre 1817 zum Assessor der med. Facultät ernannt und
starb zu Leipzig am 23. Jan. 1825. Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen:
„Oesundheitsalmanach zum Oebrauche für die aufgeklärten Stände Deutsch-
lands auf das Jahr 1794" (Leipzig) — „ Versuch eines Beweises , dass die
festen Theile des menschlichen Körpers in einem näheren Zusammenhange mit
dem menschlichen Geiste stehen, als die flüssigen Theile desselben" (Uebersetzung
von Klockhof'b Schriften, Bd. I, Leipzig 1789) — „Entwicklung der OalVschen
Theorie über das Oehirn" (Ebenda 1803) — „De apoplexia" (Ibid. 1817).
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 3, 1825, II, pag. 1302. Winter.
Lenpoldt, Johann Michael L., war geboren am 11. November 1794
zu Weissenstadt bei Bayreuth, machte seine Universitfttsstudien 1814 — 18 in
Erlangen, wo er 1818 zum Dr. med. promovirt wurde. Im gleichen Jahre habi-
liUrte er sich dort als Privatdocent und wurde 1821 a. o. und 1826 ord. Professor.
Er las in seiuer langen Laufbahn als öffentlicher Lehrer der Medicin über fast
alle Fächer der Medicin, nämlich allgemeine Anatomie, Physiologie, Anthropologie,
Psychiatrie, Hygiene, Lebensmagnetismus, allgemeine Pathologie und Therapie,
Encyklopädie und Methodologie und Geschichte der Medicin. Nicht weniger umfang-
reich war seine schriftstellerißche Thätigkeit. Unter sdnen zahlreichen mediei-
nischen Schriften sind zu nennen: „Heilwissenschaft, Seelenheilkunde und Lebens*
magnetismus" (Berlin 1821) — „Orundriss der Physiologie des Menschen"
(Ebenda 1822) — „Orundriss der allgemeinen Pathologie und Therapie"
(Berlin und Leipzig 1826) — „Allgemeine Geschichte der Heilkunde" (Erlangen
1826) — „Paieön oder Popularphilosophie der Heilkunde" (Ebenda 1826) —
„ Eubiotik" (Berlin und Leipzig 1 828) — „ lieber den Entwicklungsgang der
Psychiatrie" (Erlangen 1833) — „Die gesammte Anthropologie" (2 Bde., Ebenda
1834) — „Lehrbuch der Psychiatrie" (1837) — „Geschichte der Gesundheit
und der Krankheiten" (1842) — n^^^ Charakter istik der Medicin der Gegen*
wart" (1846) — y^Lehrbuch der Theorie der Medicin" (1861) — „Ueber
ärztliche Bildung und Bildungsanstalten" (2. Aufl., 1853) — „Geschichte der
Medicin nach ihrer objectiven und subjeotiven Seite" (1863). Ein Epigone der
naturphilosophisch-mystischen Richtung, kämpfte er für die Erhaltung derselben in
der Medicin in den letzten Jahren seines Lebens (er starb am 21. August 1874),
noch der Einzige als Schriftsteller und Lehrer einen vergeblichen Kampf gegen
die herrschend werdende jetzige naturwissenschaftliche, von ihm materialistisch
genannte Methode. Denselben hat er in seiner: „Ein Lebenslauf und sein
Ergebniss für die allgemeine Bildung" (Erlangen 1868) betitelten Autobiographie
ausführlich geschildert. Seitz
Lenret, Fran^ois L. , geboren am 29. December 1797 in Nancy,
atudirte in Paris und widmete sich hier schon früh dem Studium der Psychiatrie
unter EsQumOL an der Salpdtriöre, erhielt eine Stellung in Oharenton, später am
Bio^tre und zuletzt als Dirigent einer Privat-Irrenanstalt, in der er bis zu seinem
Lebens^ide , am 6. Januar 1861 , thätig war. L. steht in seinen Anschauungen
in Bezug auf Ursache und Behandlung der Geisteskrankheiten noch ganz auf dem
psychologischen Boden. Demgemäss suchte er seine Kranken durch ;, moralische^
Mittel zu heilen^ wandte zur .Unterstützung dieser Douchen und kalte Begiessungen
in übertriebener Form an und wich von den durch PiNEL und Esqüibol empfohlenen
philanthropischen Grundsätzen gänzlich ab. Von seinen Arbeiten ist die wichtigste
die unvollendet gebliebene und nach seinem Tode erst von Gbatiolbt beendigte
„Anatomie comparSe du Systeme nerveux dans ses rapports avec Vintelligence,
688 LEÜBET. — LEVAOHBR,
oomprenant la deacription etc." (Paris 1839/58, 2 voU.). AiuBerdem schrieb
er: „Fragments peychologiques sur la folie^ (Ebenda 1834) — „De la fr^*
quence du pouls chez les ali4ais considerie dans ses rapports avec le$
Saisons etc,^ (Ebenda 1832) — „Mäm, sur la structure de la membran«
muqueuse de Vestomac et des intestms" (Noav. blbl. mM., 1826) — „M^m, sur
les afftctions putrides" (Ebenda 1826, zusammen mit HaicoNT) — „Rech, phy-
siologiques et chimiques pour servir ä Vhistoire de la digestion" (mit Lassulignk,
Paris 1825) — „Essai sur Valt^ration du sang" (Thöse de Paris, 1826) —
„MSm, sur le traitement moral de la folie" (M^m. de TAcad. de mM., 1838) —
„M6m, sur Vemploi des douches et des affusions froides dans le traitement
de rali^nation mentale" (Arch. gen., 1839) — „Des indications ä suivre dans
le traitement moral de la folie" (Paris 1846) u. A. m. L. war übrigens Mit-
begründer der „Annales d'hygiöne pnbl.^ , zu denen er ebenfalls versohiedene
Beiträge lieferte.
Dechambre, 2. Serie, II, pag. 403. Pgl-
Leuthner, Johann Nepomuk von L., warde am 20. November 1 740
zu Westerheim in Schwaben geboren und studirte zu Ingolstadt, wo er 1764 das
Doctorat in der Medioin erlangte. Er liess sich darauf zu München als prakt.
Arzt nieder und erlangte dort als solcher grosses Ansehen. Er wurde daselbst zum
Stadtphysicus , Medicinalrath und Leibmedicus des Kurfürsten Maximilian 111.
ernannt, auch in den Adelstand erhoben. Er starb am 27. März 1814. Unter
seinen Schriften sind zwei , die sich auf von ihm beobachtete Epidemieen beziehen,
allein von Bedeutung : „Abhandlung und Beobachtung von der Ruhr unter dem
Volke in der Grafschaft Haag^ (München 176ö) und: „Beobachtung und
General' sowohl als Specialcurmethode der letzthin grassirenden hitzigen Faul-
und Nervenfieber im Ilofkran^nhause zu Giesing gesammelt" (Nürnberg 1776).
Mederer's Annal. Ingolstad. Academ. Pars III, pag. 287. — Baader, Bd. IL
Seitz.
Levacher, Gilles L., geboren am 29. März 1693 auf Schloss Chaleuses
(Bourbonnais) , studirte in Paris an der Charite unter Moeano, DüVfiaNEY und
La P£TaoNiE, ging 1719 nach Besan^on, hielt dort anatomische Vorlesangen,
wurde 1723 Chirurgien-major am Höp. Saint-Jacques und 1740 vom König zum
consultirenden Wundarzt der Armee ernannt. Er war ein sehr geschickter Chirurg,
besonders als Lithotomist und scheint zuerst die Nothwendigkeit der Verknöcherung
des Periosts zur Heilung einer Fractur erkannt zu haben. Ausser zahlreichen
Beiträgen zu den Mömoires verschiedener Akademieen hinterliess L. , der am
8. October 1760 starb, noch drei selbständig erschienene Schriften: „Observations
de Chirurgie sur une esp^ce d!empyhne au bas-ventre^ (Paris 1737) — „Disser-
tation sur le Cancer des mammelles" (Besan^on 1741) — „Histoire de frhre
Jacques , lithotomiste de la Francht-Comte" (Paris 1751).
Biogr. mfed. VI, pag. 3C. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag, 406. Pgl.
Levacher, Fran^ois-GuiUaumeL., gleichfalls Wundarzt des vorigen
Jahrhunderts, ist hinsichtlich seines Lebens wenig gekannt. Er war um 1769
Mitglied des ständigen Comit^s der Aoad. de chir. und 1774 „Conseiller v^teran^.
I Ferner war er Leibwundarzt des Infanten von Parma. In Paris hatte er den
; Titel Magister chir. erworben. L. ist besonders bekannt dadurch, dass er in einem
„M4m> sur quelques particularitSs concemant les plaies failes par armes ä
feu" (M6m. de TAcad. de chir., IV, 1769) zuerst das Vorurtheil, betreffend die
Entstehung der schweren Quetschungen bei Schusswunden (sog. „Luftstreifechdasen'^)
widerlegte und dieselben auf das schiefe Anprallen der Kugel zurückführte. Ausser-
dem beschrieb er einen sehr ingeniösen Apparat zur Oeraderichtung von Wirbel-
säuleverkrümmungen im „Nouveau moyen de prSvtnir et de guh-ir la courbure
de VSpine" (Ibid.).
Dict. bist. III, pag. 445. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 406 Pgl.
1
LBVACHER. — LÄVEILLE. 689
Levaoher de la Fentrie; A. F. Thomas L., za Paris, geboren in
Bretenil (fivreax) am 12. Februar 1738, studirte in Oaen, promovirte daselbst 1766,
gmg dann nach Paris nnd gewann dort den von Jean de Diest gestifteten Preis
zur Erwerbung der medieinischen Grade, wobei er die These: „An fraetia ossibus
in situ post conformcuionem continendis mackinae vincturis antepanendae^
(1768) Yertheidigte. Er liess sich dann dauernd in Paris nieder, war 1779 Decan
der med. Facnltat, später Bchriftftthrer der Soe. möd. d'^mulation^' (1803 und 1804)
und starb in einem sehr vorgerflckten Alter. Der ihm wegen seines Werkes:
„Trait^ du rahitis, ou VaH de redreaser lea enfants corUrefaits" (Paris 1772)
von Dezetmeris (Dict. bist.) u. A. gemachte Vorwurf eines Plagiats des Vorigen
(FBAN9. GuiLL. L.) ist, wie in Dbchambrb's Dict. genau nachgewiesen wird,
durchaus unbegründet. Ausserdem schrieb L. (mit Motsant und DB la Macellbbie)
ein y,Dictionnaire de Chirurgie" (Paris 1767, 2 voll.), sowie selbständig noch:
„JRecherches sur la pellagre, affection cutande enddmigue dans la Lombardie"
(M^m. de la Soc. d'6mulat., VI, 1803).
Biet. hist. III, pag. 445. — Dechambre, 2. S6rie, II, pag. 406. — Lebreton,
n, pag. 566. p j
Levacher, Michel -Gabriel L., zu Paris, war 1802 auf Sainte-Lucie,
einer der französischen Antillen, geboren, wurde 1825 in Paris Doctor, prakticirte
daselbst 4 Jahre, ging dann nach den Antillen zurück, wo er Gelegenheit fand, sich
mit den intertropischen Krankheiten bekannt zu machen. Er schrieb über Gelbfieber,
den Ursprung des Pian framboesia; sein Hauptwerk aber war: „Guide mddical
des Antilles , ou 4tud.es sur les maladies des colonies en gSniral et en parti-
culier sur celles qui sont propres h la race notre" (Paris 1834; 2. 6d. 1840;
3. 6d. 1847). 1841 machte er dem Institut Mittheilung von einer durch ihn ent-
deckten neuen Art von Taenia Solium. Es finden sieh von ihm noch Aufsätze in
den Arch. gön., Gaz. med., Journ. des progr^s. Laue. fran^. u. s. w.
Sachaile, pag. 428. — Callisen, XXX, pag. 36. G.
Leval, Andr^ L., zu Constantinopel, war daselbst 1812 geboren, machte
seine Studien in Paris, wo er Doctor wurde, kehrte nach Constantinopel 1838
zurttck, trat 1839 in die Administration der Pest-Quarantainen, zuerst als Mitglied
des Gesundheitsrathes , später der Intendanz und machte sich in deo 20 Jahren,
während welcher er sich in diesen Aemtem befand, um jene Institution in hoh< m
Orade verdient, indem er der Berichterstatter aller Oommissionen war nnd einige
Male auch wichtige Missionen ausführte, namentlich eine solche im Jahre 1849
nach Aegypten. Indem er sich versagte, Praxis zu treiben, wurde er ausserdem
ein sehr thätiges Mitglied der „Association commerciale artisane de pi6t6'', die ihn
1847 zu ihrem Vice-Präsidenten ernannte, in welcher Stellung er bis zur Er-
schöpfung seiner Kräfte, 1860, verblieb. Es ist ihm grossentheils auch die im
Jahre 1855 erfolgte Begründung der „Soci6t6 imperiale de m^decine" , deren
Secretär er alsbald wurde, zu danken. Nach mehrjährigem Kränkeln verstarb der
um das Medicinalwesen der Türkei , besonders in Constantinopel , sehr verdiente
Mann am 2. Februar 1861.
Fauvel in Gaz. med. d'Orient. 4. annee 1861, pag. 194- G.
Leveill6, Jean-Bapti8te-Fran90is L., zu Paris, geboren zu Ouzouör,
einer kleinen Commune von Nivernois, am 25. August 1769, studirte seit Herbst
1790 in Paris, diente 1792 bei der Rhein- Armee, setzte 1793 seine Studien in
Paris fort, besonders am Hotel -Dien unter Desaült, promovirte 1799 mit der
Schrift: „Sur la nutrition du foetus , considerSe dans les mammifhres et les
oiseaux^, wurde Chirurgien I. Cl. bei der Armee in Italien und dirigirte 1800 das
stehende Hospital in Pavia, wo er sich mit Scabpa befreundete. 1801 liess er
sich in Paris nieder, wurde Armenarzt eines Arrondissements und war kurze Zeit
am Hötel-Dieu angestellt. Zugleich beschäftigte er sich viel mit wissenschaftlichen
Biogr. Lexikon. Iir. 44
690 LEVEILLE. -. LEVELING.
Arbeiten und hielt Vorlesungen über Anatomie, Physiologie und Chirurgie. Später
erlangte er die Stellungen als OeflflngBisBarzt des Seine-D6p. und ala Ant an der
Maison royale de santö. Der Aead. de m^. gehörte er seit ihrer Gründung als
Mitglied an. L. , der am 13. März 1829 starb, war ein grosser Kenner der
italienischen medicinisehen Literatur, aus der er das Lfehrbuoh der Augenkrank-
heiten von SCABPA in'g Französische übersetzte (2 voll., Paris 1802). Mit Letzterem
zusammen veröffentlichte er noch: „MSm, de physiologie et de Chirurgie, etc*^
(Ebenda 1804). Nicht ohne Werth sind auch heute noch die t,N(mvelle docirine
chirurgicale au Traiti complet de paikologie, de thSrapeuHqite et d^opiraUons
chirurgicalea etc,** (Ibid. 1812, 4 voll.), sowie: „Tratte eUmentaire d'anatomie
et de physiologie*^ (Ibid. 1810, 2 voll.). L.'s chirurgisches Lehrbuch ist deshalb
so besonders bemerkenswerth, weil auch auf pathologische Anatomie bei den ein-
zelnen Schilderungen der chirurgischen Krankheiten die gebührende Rücksicht
genommen wird. Endlich war L. noch Verfasser einer ganzen Reihe kleinerer Auf-
sätze im Journ. g6n. de m6d. , Bullet, de la Soc. de la Faculte de m6d. n. a.
Zeitschriften.
Biogr. m6d. VI, pag. 31. — Dict. bist. III, pag. 44^. — Dechambre, 2. Serie,
II, pag. 409. — Callisen, XXX, pag. 37. Pgl.
Leveling, Heinrich Palmatius von L. , zu Trier, wo sein Vater
Professor der Medicin war, 1742 geboren, studirte zu Pont - ^ - Mousson , Trier
und Strassburg, wo er auch den Doctorgrad erlangte. Zuerst in seiner Vaterstadt
Trier ala Professor angestellt, folgte er 1771 von dort einer Berufung auf den
Lehrstuhl für Anatomie, Physiologie und Chirurgie nach Ingolstadt. An dieser
Hochschule entfaltete er, 27 Jahre hindurch, eine an Erfolgen reiche Thätigkeit
Seinen Vorlesungen rühmte man Beherrschung des Stoffes und grosse Klarheit
nach. Neben denselben und einer ausgebreiteten und bis in die höchsten Exelse
reichenden medicinisehen Praxis fand er noch Zeit zu schriftstellerischen Leistungen.
Von denselben sind zu erwähnen die noch in Trier erschienene „Diss. de inda-
ganio ex partium natura motu vitali" und die zur Verherrlichung der 3. Säcular-
feier der Universität Ingolstadt verfasste: „Disguiaitio crustae inflammcUoriae
ejusqus mire variantium phaenomenorum" (Augsburg 1772) — „Observationes ana-
tomicae rariores de valvula Euata^hii et foramine ovali" (Ingolstadt 1780, 4.) —
„Anatomische Erklärung der Originalfiguren des Andr. Vesali sammt
einer Anwendung der Winslowischen Zergliederungslehre, VII, libri c, figuris*'
(Ibid. 1781, Fol.) — „De fracturis, fissuris, contrafissuris cranii" (Ibid. 1784, 4.)
— „Observationes anatomicae rariores, iconibus aere incisis iUustrcUae*'
(Fase. I, Ibid. 1786) — „Historia chirurgico-anatomica facultatis medicae
Ingolstadt ab universitate condita usque ad a. 1788^ (Ibid. 1791, 4.) —
„Medicinische Ortsbeschreibung von Ingolstadt^ (Ibid. 1797, 4.). Er war Mit-
glied der Akademie der Wissenschaften in München und mehrerer anderer gelehrter
Gesellschaften. Seine Verdienste wurden von seinem Landesherm durch Ernennung
zum Hofrath und Erhebung in den Adelstand anerkannt. Die Universität bewies
ihm ihr Vertrauen durch wiederholte Wahl zum Rector , als welcher er am 9. Juli
1798 starb. Er erlebte die Freude, seine beiden Söhne (s. diese) an demselben
Tage (1788) zu Doctoren der Medicin zu promoviren.
Annales univ. L. Hax. Monacensis continuatae a H. Permaneder. Pars V, pag. IL
Seits.
Leveling, Heinrich Maria von L., des Vorigen Sohn, geboren am
22. März 1766 in Trier, ward schon wenige Monate nach seiner Promotion im
Jahre 1788, während er sich mit seinem Bruder Peter Theodor in Paris sur
Fortsetzung seiner medicinisehen Studien aufhielt, zum a. o. Professor der Medioin
in Ingolstadt ernannt. Er hatte Anatomie, Operationslehre, Physiologie und Diätetik
zu lesen und vertauschte später die Anatomie mit Pathologie. Im Jahre 1791
wurde er ord. Prof., als welcher er bis 1824 thätig war. Er trat in diesem Jahre
in den Kuhestand und siedelte nach München über, wo er am 21. Januar 1828
LBVBLINa. -.- LBYI. 691
fliarb. Er war als Sehriftateller in yersohiedeoen mediciniaehen Discipliiien thätig.
Unter seinen VerOffentliohiiagen sind za nennen: „Introductio anatomtca*^ (Ingol-
stadt 1790, 4.) — „Plan öffentlicher Vorlesungen über die allgemeinsten anthro-
pologiseken Kenntnisse und die Quellen der Gesundheit^ (Ebenda 1794, 4.) —
„Anatomie des Menschen^ (2 Thle., Erlangen 1794) — „Albrecht v. Haller's
Qrundriss der Physiologie mit den Verbesserungen von Wriaberg , Sömm er-
ring und Meckel umgearbeitet** (2 Thle., Erlangmi 1795) — „Nutzen, Plan
und Anfang öffentlicher Vorlesungen über Staatsarzneikunst" (Landshnt 1801) —
„ Die ersten Grundsätze der Erregungstheorie für die Naturlehre des gesunden
und kranken Organismus*^ (Ebenda 1802) — »Wie können medicinische Wissen-
schaften auch für andere Staatsdiener auf Akademieen und Universitäten
nützlich und anwendbar gemacht werden?** (Ebenda 1804),
Neuer Nekrolog der Dentsclieii. 1828, Jahrg. 11, pag. 918. — Annales nniv. L. Max.
Monacensis continnatae a IL Permaneder. Pars V, pag. 73 et seq. Seitz.
Leveling, Peter Theodor von L., der jüngere Sohn des Palmatius,
wurde 1788 Doctor und, nachdem er seit 1789 zu Heidelberg als Privatdocent
mit vielem Beifall medicinische Fächer gelesen hatte, bald nach dem Tode seines
Vaters 1798, zum ord. Professor für Pathologie, medicinische Klinik und Literatur-
geschichte in Ingolstadt angestellt. Er siedelte von dort mit der Universität nach
Landshut über, vertauschte aber 1805 den Lehrstuhl mit der Stelle eines Land-
gerichtsphysicus zu Göggingen bei Augsburg. Er starb in der letztgenannten
Stadt im Jahre 1822. Es sind nur zwei literarische Veröffentlichungen von ihm
erschienen: „lieber eine merkwürdige Ersetzung mehrer, sowohl zur Sprache
als zum Schlucken nothwendiger, aber zerstörter Werkzeuge** (Heidelberg 1793)
und: „Geschichtliche Darstellung von Johann Beck's venerischem Nasen-
geschwüre** (Augsburg und Leipzig 1819).
Permaneder, Annales etc., pag. 84. Seitz.
*Levertin, Jacob L. , geboren in Stockholm 1810, studirte Medicin
in üpsala unter ISR. Hvässer, später in Halle bei Krükbnberg und in Zürich
bei SCHOENLEIN , wurde Med. Dr. in üpsala 1835 und Hess sich als prakt. Arzt
in Stockholm 1837 nieder. Er hat herausgegeben: „Om Svenska läkaresäll-
skapets uppkomst och vtveckling** (Stockholm 1858) — „Om stetoskopets an-
vändande tili igenkännande af graviditeteti** (Zeitschr. fttr Aerzte und Phar-
maceuten, IV) — »Om stetoskopets begagnande vid de sjukdomar, som fordra
paracentesis thoracis** (Ebenda, V). Ausserdem mehrere üebersetzungen und
Kritiken in Hygiea, Schmidt*s Jahrbüchern und den Verhandlungen des schwed.
Urztl. Vereines.
Wistrand, Bruzelius, Edling, pag. 431. Hedenius.
L6yi, Mose Giuseppe L., zu Venedig, war 1796 zu Guastalla geboren,
studirte von 1813 an in Padua, wurde 1817 daselbst Doctor, leistete darauf im
Hospital zu Venedig Dienste und schrieb die von der königl. Akademie in Neapel
gekrönte Preisschrift : „Saggio teorico-pratico sugli aneurismi intemi** (Venedig
1822). Er war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller, nicht nur auf medicinischem,
sondern auch auf naturwissenschaftlichem und linguistischem Gebiete; namentlich
hat er sich durch die folgenden umfangreichen med. Encjclopädieen bekannt
gemacht: „Dizionario compendiato delle scienze mediche** (20 voll. , Venedig
1827 — 32), Uebersetzung aus dem Französischen — „Enciclopedia delle scienze
mediche** (Fase. 1 — 118, Ebenda 1834 — 47) — „Dizionario classico di medicina
e chirurgia** (56 voll.. Ebenda 1832 — 40), übers, aus dem Pranzös. — „Enci-
clopedia anatomica** (Fase. 1 — 62, Ebenda 1847, m. Atlas) — „Dizionario
economico delle scienze mediche, compilato sui migliori autori" (Fase. 1 — 96,
1851, noch unvollendet). Er gab eine Uebersetzung des Hippokrates (1838) mit
lateinischem Text heraus, übersetzte Altbert's Hautkrankheiten (1835) und
44*
692 LBVI. — LEVICK.
BüRDagh's Physiologie (1645), verfaflste die biographische Schrift: „Rteordi interna
agV inclüt medict, chirurghi in Venezia dopo il 1740** (Ebenda 1836)
und Lebensbeschreibungen von Aglietti (1836), A. G. Ruggieri (1836), Quo,
Tommasini (1847), Ign. Pjbnolazzi (1866) und schrieb weiter noch eine Reihe
von Abhandlungen über die verschiedenartigsten Gegenstände, darunter auch Aber
die für Venedig so wichtige Wasserfrage (1857). Er hatte sich vom armen,
nothleidenden Studenten durch seine Thätigkeit in eine sehr angesehene Stellon^
emporgearbeitet, als er am 27. Deoember 1859 vom Tode ereilt wurde.
V. Wurzbach, XV, pag. 29. G.
*Levi, Moisfe Raffaele L. , geboren den 9. August 1840 zu Triest,
studirte in Padua und wurde 1862 zum Doctor promovii-t. Der Lehrer, welcher
den grössten Einfluss auf seine praktische Ausbildung in der Medicin hatte, war
Namias, sein mütterlicher Oheim, Primararzt des ßrankenhauses in Venedig , wo
er selbst mehrere Jahre als Arzt thätig war. Von 1868 — 1873 war er mit der
Einrichtung des Seehospizes für arme scrophulöse Kinder am Lido von Venedig
beschäftigt, dessen hauptsächlichster Gründer er war. 1874 wurde er Privatdocent
für klinische Medicin in Padua und 1878 Primararzt im Krankeuhause Venedigs,
wo er bis 1881 Einderkrankheiten docirte; er zog sich jedoch in demselben Jahre
aus Gesundheitsrücksichten von Venedig zurück. 1883 wurde er durch Ckmcars
Prof. der Klinik für Kinderkrankheiten an der med. Facnltflt von Florenz. Was
seine literarische Thätigkeit betrifft, so war er seit 1864 als Mitarbeiter nnd von
1873 — 79 als Director des „Giornale veneto di scienze mediche*' wirksam and
veröffentlichte eine nicht geringe Anzahl von Schriften. Seine Kritik der Cell1l]a^
pathoIogie „La patologia cellulare considerata ne^ suoi fondamenti e ndle sue
applicazioni" (Venedig 1863) hatte das Glück, auf Henle's Veranlassung, in's
Deutsche übersetzt zu werden (Braunschweig 1864). Von den übrigen Arbeiten
verdienen besondere Erwähnung: „Della teoria dell* irritazione e delV inßam-
mazione secondo la patologia cellulare^ (Giom. veneto di scienze mediche^ 1864) —
j^Della certezza nella medicina modema^ (Ibid. 1865) — „Delle injezioni
sottocutanee di morfino ecc. nelle cura delV asma^ apec, nervoso^ (Ibid. 1866) —
„Della frequema della tenia per Vuso medico della carne die manzo cruda ecc.*^
(Ibid. 1865) — „Uoapizio marino veneto al Lido*^ (Relazioni dal 1868 al 1877,
Venedig) — „Bue casi di sifilide cerehrali** (Giorn. veneto ecc., 1879) — „Gura
rapida e felice d^empienia sinistro in bambino di nove mesi" (Sperimentale,
1879) — „Della cura marina nelle affezioni scrofolose degli occhi" (Gazz. med.
italiana, Province venete 1880) — „Della eniiglobinuria ad accessi da freddo,
Rivista bibliografica ed oseervazioni oritiche^ (Sperimentale 1881) u. s. w.
Cantani.
Levi, s, a. Levt.
Levicalre, FranQois L. , Director des Gesundheitsdienstes der franzö-
sischen Marine, war gebürtig aus Granville (Manche), wurde 1827 zu Montpellier
Doctor mit der These: „Propositions sur quelques points d^hygikne nacale^
und schrieb weiterhin: „Domaine giographique de La ßhvre jaune" (Annale«!
marit. et colon., 1831; Laneette fran^., 1831) — „Histoire du scorhut qui a
rSgnd en 1827 j 28 et 29 sur les Squipages des bdtiments aßSctis au blocus
d Alger et de Navarin etc.^ (Gaz. mM. de Paris, 1832) — „MSm. sur la
variole^ (Bullet, de TAcad. de med., 1841 — 42) — „Legons sur V ^thSrisme*^
(Ibid. 1846, 47), sowie mehrere Schriften über Cholera (1832, 37, 65) u. 8. w.
Berger et Key, pag. 173. G.
*Levick, James L., erhielt in Philadelphia, woselbst er geboren wurde,
seine medioinische Ausbildung und 1847 den Grad als Dr. med., machte naeh
seiner Promotion eine Studienreise nach Europa und bekleidete einige Jahre lang
Assistenzarztstellen an verschiedenen Hospitälern, bis er sich 1851 selbständig
LBVICK. — LEVISON. 693
maehte. Seit 1 868 ist er Lehrer fOr Auscultation und Percassion in den Sommer- ,
cnrsen der Universität. Er Teröffeutliehte u. A. : „Spotted fever wtthout cerebro*
spinal menmgitia^ (Amer. Joum. of Med. Sc , Vol. I) — „On spotted feoer
8o ealled^ (1866), worin er die Identität desselben mit der epidemischen Gerebro-
splnal-Meningitis behauptet und fffr die Benennung desselben mit ,,Cerebro-spinal
ferer" plaidirt — „Sunstrohe treated by the use of large piecee of ice^ (Amer.
Jonrn. of Med. Sc., Vol. III) — n^he prolonged use of hypodermic injections
ofmorphia^ (Ibid., Vol. XIV) — „Remarks on epidemic tnßuenza" (Ibid. 1864) —
„On miasmatic typhoid fever" (Med. and Surg. Reporter, 1862) — „Remarks
on sunstroke" (Amer. Med. Joum., 1858) — „Remarks on chorea and allied
disorders** (Ibid., Vol. XIV) — „Sketch of the dance of St. Vitus etc, etc."
(Med. and Surg. Rep., 1861) u. s. w.
Atkinson, pag. 279. Pgl-
*Levin, Per Axel L., geboren in Södermanland 1821, wurde Med. Dr.
in Upsala 1847. Zuerst mehrere Jahre Districtsarzt in Nerike, seit 1854 aber
Vorsteher der Kaltwassercuranstalt zu Bie in Södermanland, hat er mehrere Male
balneologisehe Studienreisen in's Ausland gemacht und hat hauptsächlich balneo-
logische Schriften herausgegeben: „Program vid öfvertagandet af vatfenkur^
anstalten vid Bie" (Örebro 1854) — „Wattenläkaren vid sjuksängen" (Ibid.
1858) — „liegler ait iaktiaga vid alla slags bad" (Ibid. 1860; 2. Aufl. 1864) —
^Om Prostitutionen med särskildt afseende pd förhällandena i Stockholm"
(Preissehrift ; Neue Verhandl. des schwed. ärztl. Vereins. 2. Serie, V). Ausserdem
mehrere Aufsätze in schwedischen medioinischen Zeitschriften, als: „Om ryggbad" —
„Om spritförgiftning och kallvatten»kur" (in der Zeitschrift Eira, 1878) — „Till
4en kroniska bläskotarrens kännedom" (Ibid. 1883). Hodenius.
Levin, s. a. Lewin.
Levinstein, Eduard L., geboren den 24. März 1831 zu Berlin, studirte
seit 1850 in Leipzig, Wflrzburg und Berlin, iie&s sich 1855 in Schöneberg bei
Berlin nieder, eröffnete 1861 eine Brunnen- und Badeanstalt, 1863 eine Maison
de santö für körperlich Kranke und errichtete 1864 in derselben das erste pneu-
matische Cabinet in Deutschland , später ein gleiches in Dobberan. Auf Veran-
lassung Geiesinger^s fügte er seiner Anstalt noch eine Separat-Abtheilung^ för
psychisch Kranke hinzu. 1867 wurde er Sanitätsrath, 1878 Geh. Sauitätsrath und
starb am 7. August 1882. L. hat das Verdienst, in Deutschland zuerst das No-
restraint - System eingeführt, die Verbreitung der Anwendung des Ghloralhydrats
gefördert und grossartige Resultate in der Heilung der Morphiumsucht erzielt zu
haben. In seinen verschiedenen, diesen letzteren Gegenstand behandelnden Vorträgen
und Schriften, wie: „Die Morphiumsucht" (Berliner klin. Wochenschr., 1875) —
„Zvr Morphiumsucht" (Ebenda 1876) — „Weitere Beiträge zur Pathologie der
Morphiumsucht und der acuten Morphiumvergiftungen" (1876) und die Mono-
graphie: „Die Morphiumsucht" (Berlin 1877; 2. Aufl. 1879) hat er hauptsächlich
die Aufmerksamkeit der Aerzte auf den von ihm zuerst beschriebenen Syraptomen-
complex hingelenkt. Ausser den genannten Veröfientlichungen sind noch erwähnens-
werth: „lieber die freie Behandlung der Irren. No-restraint- System" (1868) —
„Zur Üasuistik der Chloratver giftungen" (Berliner klin. Wochenschr., 1876) —
„Zur Pathologie , Therapie , Statistik und gerichtsärztlichen Behandlung der
Morphiumsucht" (1879).
Leyden in Deutsch, med. Wochenschr. 1882, pag. 674. — Berliner klin. Wochenschr.
1882, pag. 519. p^l
Levison, Georg (vor seiner Taufe Gumperz) L., geboren in Berlin,
studirte in England und Schottland, errichtete zu London am Gen. Med. Asylum
ein Armen-Dispensatorium , kam nach Schweden , wo er in Stockholm eine ähn-
liche Anstalt anlegte, wurde charakterisirter Professor und später kgl. schwed.
694 LEVTSON. — LEVRBT.
Oesandtschaftsarzt zu Hamburg, kehrte in den Achtziger* Jahren des vorigen Jahr-
hunderts nach Berlin znrfick und starb zu Hamburg am 10. Februar 1797. Von
seinen Schriften sind folgende erwähnenswerth : ,y Beschreibung der London' sehen
medidnischen Praxis^ (2 voll., Berlin und Stettin 1782) — „An essay on, the
hlood*' (London 1776; deutsch Berlin 1782) — „An aceount of the epidemical
sore-tkroat etc." (London 1778; deutsch Berlin und Stettin 1783) — »Der Mensdi,
moralisch und physisch dargestellt" (Braunschweig 1797). L. war Bedaeteur
von: „Die Aerzte, eine Wochenschrift" (Lübeck 1786) und: „Deutsehe Gesund-
heitszeitung" (Hamburg 1786).
Biogr. in6d. VI, pag. 33. — Dici. hist. IIJ, pag. 448. — Callisen, XI, pag. 321;
XXX, pag. 43. Pgl.
* Levison , Ferdinand Emanuel L. , geboren zu Kopenhagen am
9. November 1843, studirte daselbst und promovirte 1873 mit einer Dissertation
über das Fruchtwasser. Nach mehrjährigen Spitalanstellungen ist er als praktischer
Arzt in Kopenhagen thätig und wirkt daneben in energischer Weise für die Ein-
führung der Leichenverbrennung in Dänemark. Er ist der Verfasser mehrerer
Jahresberichte des von ihm und anderen Hygienikem gestifteten dänischen Vereins
für Leichenverbrennung und schrieb eine grössere bezügliche Abhandlung „Lig-
bränding eller Begravelse" (1881). Petersen
Levittoux, Heinrich L., geboren 1820 in der Wojewodschaft Erakan^
verliess, 1844 politisch compromittirt , Polen und begab sich nach Paris, wo er
Medicin studirte und 1851 mit der Diss. „De la piieumonie aigue" Doctor
wurde. 1858 kehrte er nach der Heimath zurück, Hess sich in Warschau nieder
und gelangte bald als Praktiker zu grossem Rufe, den er jedoch durch sein
sonderbares, unleidliches Wesen bald verlor ; er starb am 31. August 1879. Er
befasste sich viel init Philosophie und gab ausser einigen kleineren Schriften,
„Zarys filozofii natury" (Grundzüge der Naturphilosophie, 1869; 2. Aufl. 1869;
3. Aufl. 1872; franz. Uebers. Paris 1874) heraus; seine medidnischen, meistens
Nervenaffectionen betreflfenden Abhandlungen finden sich im Przyjaciel zdrowia,
Pami^tnik Towarzystwa lekarskiego und Gazeta lekarska (1862 — 74). Er ist
Erfinder einer Methode zur Abnahme von Gypsabgüssen des ganzen Körpers
lebender Menschen. jj^ ^ P
LevratPerroton, J.-F.-B. L., geboren 1790 in Le Bugey als Sohn eines
Arztes, war Anfangs Militärwundarzt, gerieth während der Befreiungskriege bd
Berlin in russische Gefangenschaft und wurde nach Sibirien geschickt. Nach
Beendigung des Krieges kehrte er nach Frankreich zurück und Hess sich nach
seiner Promotion in Neuville-sur-Saone , später in Lyon nieder, wo er besonders
als Geburtshelfer thätig Tvar und am 24. Februar 1855 starb. Von seinen Arbeiten
citiren wir: „Observ. sur Vemploi du tartre antimoni^ de potasse (SmStique)
dans les phlegmasies des organes de la respiration" (Lyon 1828) — „Observ.
sur Vemploi mddical de Vacdtate et du sous-ac^tate de plomh dans quelques
nivroses du coeur et des organes de la gin^ation, prScSdies etc." (Marseille
1829) — „Recherches et observ. sur Vemploi th^rapeutique du seigle ergotS^
(Lyon und Paris 1837; Ibid 1853) — „MSm. sur Vemploi de Valcali volatä
Huor (ammoniaque liquide) dans la coqueluche" (Lyon 1849).
Dechambre, $i. S6rie, II, pag. 447. Pgl.
Levret, A n d r 6 L., der berühmteste französische Geburtshelfer des 18. Jahr-
hunderts, geb. zu Paris im Jahre 1703, gestorben ebendaselbst als Prof. und
Mitglied der Acad. roy. de chir. am 22. Januar 1780, wandte sich nach Ab-
solvirung seiner Chirurg. Studien vollständig der Geburtshilfe zu. Er kam in ein
enges Freundschafts verhältniss mit dem berühmten Chirurgen Loais und wurde
nach Jard's Tode Accoucheur de la cour, als welcher er die Dauphine, die
Mutter Ludwig's XVI., entband. L. war ein ausgezeichneter und mit Beoht seiner
LEVRBT. — LEVY. 695
Zeit bertthmter OebortsheUer; besondere Verdienste erwarb er sich um die Ver-
breitnng, den Gebrauch und die Verbesserung der Geburtszange. Er gab ihr
ein nenes Schloss, das s. g. französische und dadurch, dass er sie mit einer
Beckenkrftmmung versah, lieferte er ein Instrument, mit dem sich seitdem auch
ttber dem Beckenausgange operiren iilsst. Er stellte sichere und feststehende
Indioationen zum Gebrauche dieses Instrumentes auf. Nicht geringere Verdienste,
als um die Zange, erwarb er sieh um die Operation der Wendung und des Eaiser-
sebnittes. Er war der Elrste, der in Frankreich die Aufmerksamkeit auf die
Placenta praevia wandte und die Polypen des Uterus zu operiren wagte (aller-
dings nur mittelst einer angelegten Ligatur). Es strömten ihm, man kann wohl
sagen, von allen Seiten Europas Schüler zu, die seinen Ruhm überall hin trugen;
Der ältere Stein , Boeb , Ösiander und viele Andere , die späterhin selbst ge-
feierte Lehrer wurden, zählten sich zu seinen Schillern. L.*s besondere Vorliebe
für Operationen brachte es mit sich, dass er die natürlichen Schranken über-
schritt, die Kräfte der Natur unterschätzte und viel häufiger operativ einschritt,
als es thatsächlich nothwendig war. Dadurch und in Folge seines grossen Rufes
gründete er, ohne es zu beabsichtigen, eine eigene Schule, welche die wohlthätige
Wirkung der Naturkräfte vollständig unbeachtet Hess und alles Heil, sowie die
ganze Zukunft der Geburtshilfe, nur in der Vervollkommnung der Operationen sah.
Seine hauptsächlichsten Werke sind folgende: „Observations sur les cattses et les
acciderUs de plusteurs accouchements laborieux** (4. Aufl., Paris 1747 — 1770) —
„Suite des observations sur les causes etc,'^ (Ebenda 1751) — „Observations
sur la eure radicale de plusieurs polypes de la matrice etc,*^ (1749) —
„Explication de pltisieurs ßgures sur le micanisme de la grossesse et de
raccouchement^ (1762) — „L'art des accouchemerUs etc,^ (1763; 1761; 1766)
„Essai sur Vabus des r^gles ginirales etc.^ (1766) — „TraitS des accouche-
ments laborieux^ (1770) — „Observations sur P allaitements des enfants" (1781).
Vom erstgenannten Werke und ebenso vom „L'art des accouch.^^ erschienen deutsche
Uebersetzungen und ebenso von anderen seiner Werke.
Biogr, in6d. VI, pag. 34. — Biogr. univers. XXIV, pag. 383. — v. S i e b o 1 d's Ge-
schichte der Geburtsh. II, pag. 310. Kleinwächter.
*Levschin, Leo von L. , geboren in Warschau am 11. März 1842,
ausgebildet auf der medico-chirurgisehen Akademie in St. Petersburg und 1866
promovirt, wurde 1874 ausserordentlicher Professor der chirurgischen Pathologie
und 1879 Director der chirurgischen Klinik an der Universität Kasan. Seine (in
russischer Sprache erschienenen) grösseren Werke und Specialuntersuchungen sind
chirurgischen und pathologischen Inhalts; deutsch erschienen: „Ueber die terminalen
JSltctgefässschlingen- in den Diaphysenenden der langen Knochen der Neu-
geborenen^ (Bullet, der Akad. der Wissensch. in St. Petersburg, 1871) und mehrere
Arbeiten im Centralblatt für die med. Wissensch. (1867; 1873). Wernich.
Levy, David Demetrius L., wurde zu Riga im August 1786 geboren,
trat zuerst in eine Buchhandlung, gab aber diese BeschäftigUDg bald auf, um sich
dem Studium der Medicin zu widmen. Er bezog 1809 die Universität Dorpat,
verliess dieselbe , nachdem er 1812 den Grad eines Dr. med. sich erworben,
prakticirte zuerst im Riga^schen Kriegshospital , dann in einem Hospital zu Krakau,
war Assistenzarzt im Corps des Grafen Woronzow 1815, auf dem Zuge nach Paris,
fungirte 1818 und 1819 als Bezirksarzt der russischen Hospitäler in Deutschland.
Mit dem Woronzo waschen Corps nach Russland zurückgekehrt, erhielt er
1820 die Stelle eines Arztes am Riga'schen Kriegshospital, war 1822 — 24 am
Hospital in Dorpat, 1828 — 38 bei der Armee im Süden Russlands, in Litbauen
und Polen, 1831 wieder in Riga. 1835 wurde er Medicinal-Inspector des Gouv.
Livland und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode am 15. Juli 1855. L. war
ein ausgezeichneter, allgemein geachteter und verehrter Arzt.
Riga'ache Biographien. II, pag. 203 — 205. L. Stieda.
696 LftVY.
Levy, M i c hei L., zu Paris, berühmter Hygieniker, war am 28, September
1809 zu Strassburg geb., trat frühzeitig in den Gesundheitsdienst der Armee, wxr
1831 Aide-major, wurde 1834 in Montpellier Doctor und 2 Jahre spftter dnreh
Concurs Prof. der Hygiene am Yal-de-Grftce. Während der 8 Jahre, innerhalb
welcher er sich io dieser Stellung befand, sammelte er die Materialien zu seinem
h^l^SiTmiQR „Traitd d^hygihne publique et priv4e" (2 voll., Paris 1843 — 46; 5. ed.
1869), dem Hauptwerke seines Lebens. 1845 wurde er nach Metz als 1. Prot
der Pathologie und Chefarzt des Instructions-Hospitals berufen, kehrte aber nach
2 Jahren iu die gleiche Stellung beim Val-de Gräce zurück und wurde 1856 Director
der in demselben befindlichen medic. Schule, der er bis zu seinem am 13. März
1872 erfolgten Tode vorstand, nachdem er während seines Lebens viele wichtige
Missionen erfüllt hatte, die bedeutendste darunter während des Krimkrieges, nach-
dem er in die Stellung eines Inspeeteur gen^ral des Gesundheitsdienstes der Armee
gelangt, sowie zum Mitgliede der Acad. de med. , des Comit6 d'hygiöne publique
von Frankreich und des Cooseil d'byg. et de salubritö des Seine-D6p. ernannt worden
war. Von seinen nicht sehr* zahlreichen anderweitigen Arbeiten sind hervorzuheben :
„Note sur une nouvelle forme d^4tranglement dite par un noeud intesttnal**
(Paris 1845) — „Note sur la rougeole qui a rdgnS dans la gamison de Metz
pendant l'annde 1846*^ (Rec. de mto. de m6d. mil., 1847) — „Htstoire de la
m^ningite cSr6bro-sptnale, observ^e au Val-de-Grdce 1848 et 1849** (Gaz. m6d.,
1849) — „Rapport sur les ^pidSmtes de 1860^ (Mem. de TAcad. de m6d., 1853).
Eine schon von ihm 1849 bei der Cholera-Epidemie erprobte Behandlnngsweise in
einem Isolir-Paviilon, mit fortwährender Luftemeuerung, kam in der Krim in Gestalt
von Zelten zur Anwendung, während der Belagerung von Paris benutzte er
das amerikanische Baracken- System, nach der yyNote svr les höpitaux-baraques du
Luxembourg et du Jardin des plantee*^ (Ann. d'hyg., 1871). Von früheren Arbeiten
sind noch anzuführen: „Bapport sur les vins pldtrds" (Rec. de m^m. de mM.
mil., 1854) — „Recherches sur Vinimersion prolongSe dans Veau de Tner" (Ann.
d*hyg., 1861) — „De la vüalitd de la race juive en Europe^ (Ibid. 1866) —
„Rapport sur les progrhs de Vhygihne müitaire^ (Rapp. de Texposition de 1867\
ferner filoges auf BeoüSSAIS (1839) und Larrey u. s. w.
Alph. Gu6rard in Annales d'hyg. Pttbl.. 2. Serie, XXXVII. 1872, pag. 473. —
Dechambre, 2. Serie, VII, pag. 552. — Lorenz, III, pag. 28Ö; VI. pag. 161. q
Levy, zwei dänische Aerzte, Vater und Sohn. — Der Erstere, Karl
Edvard Marius L. , war 1808 in Kopenhagen geboren. Nach seiner Doctor-
promotion 1833 („De sympodia seu monstrositate sireniformi** ) unternahm er
eine mehrjährige Reise, namentlich obstetricischer Studien wegen, wirkte, zurück-
gekehrt, als Privatdocent und war von 1840 bis zu seinem Tode 1865 Professor
der Geburtshilfe und Director der Entbindungsanstalt in Kopenhagen. Von 1848
bis 53 war er Mitherausgeber der „Hospitalsmeddelelser, von 1862 Mitglied des
Gesundheits-Collegiums. Die Reorganisation der Entbindungsanstalt im Jahre 1845
war hauptsächlich sein Werk. Ausser verschiedenen obstetricischen Abhandlungen
und einem Lehrbuch für Hebeammen besitzen wir aus seiner Feder im üniver-
sitätsprogramm 1856 eine interessante Schilderung des Chr. Johan Bbrgeb.
* Fritz Martin L., ist am 2. Februar 1847 in Kopenhagen geboren,
studirte daselbst und später in Wien , Berlin und Paris. Promovirt 1879 (yfOm
seröse Exsudater in Pleuraliulen^ ) , wirkt er in Kopenhagen als gynäkologischer
und obstetricischer Specialarzt, von 1883 zugleich als Reserven-Accoucheur an der
Entbindungsanstalt. Er schrieb: „Om Salicylsyrens Betydning som Antiseptikum
og Antipyreticum^ (gekrönte Preisschrift, Nord. med. Archiv, 1878) — „Ch^
Keisersnit efter Porros Methode^^ (übersetzt in Wiener Klinik, 1880) und kleinere
Abhandlungen in „Gynäkolog, og obstetric. Meddelelser". Petersen.
Levy, 8. a. Levi.
J
LEWIN. — LEX. 697
*Lewill, Georg Richard L. , zu Sondershausen am 19. April 1820
geboren, in Leipzig, Heidelberg, Halle, Prag, Wien, Paris, Berlin mediciniscb
ausgebildet, 1846 promovirt, seit 1859 Bocent, seit 1863 dirigirender Arzt an
der Ofaarit6 zu Berlin und 1868 zum Extraordinarius (seit 1884 mit dem Titel
als Geb. Medioinalratb) ernannt, bat eine Reihe von Aufsätzen, das Gebiet der
Hautkrankheiten und der Syphilidologie betreffend, publicirt, monographisch :
^Klinik der Krankheiten des Kehlkopfe*' (2. Aufl. 1863) — „Behandlung
der Syphilis mit Sublitnat-lnjectionen^ (2. Aufl. Berlin 1868; auch russisch
und englisch). Wem ich.
* Lewin, Louis L., aus Tuohel in West-Preussen, geboren am 9. November
1850, bildete sich in Berlin (Liebreich) und München (v. Pettenkofer, v. Voit)
medicinisch aus und gelangte 1875 zur Promotion. Seit 1881 wirkt er als Docent
der Pharmakologie an der Berliner Universität und hat folgende grössere Schriften
veröffentlicht: „Die Nebenwirkungen der Arzneimittel^ (Berlin 1881) — „Unter-
suchungen über Wirkung and Verhalten des Tannins im Thierkörper** (Ibid.
1880) — ;, Ueber Natriumsulf antimoniat und die Einwirkung des Schwefel-
wasserstoffes auf das lebende Blut^ (ViBCHOw's Archiv, 1878) — „Das Thymol,
ein Antisepticum und Aniifermentativum" (Ibid. 1875) — ^^ Lehrbuch der Toxi-
kologie u, s. w,^ (Wien und Leipzig 1885). Wem ich
Lewin, s. a. Levik.
Lewis, William L. , Chemiker und Physicus zu Kingston in Surrey,
war Dr. med., Mitglied der Royal Society in London seit 1745 und starb am
19. Januar 1781. Er schrieb: „A course ofpractical chemistry^ (London 1766) —
„Pharmacopoea Edinburgensis cum variis additamentis^ (Ibid. 1748) — „The
new. dispensatory, containing the theory and practice of pharmacy^ (Ibid. 1753;
Edinburg 1781 ; Ibid. 1791) — „Eperimental history ofthe materia medica etc."
London 1761; 1768; vermehrt von Aitke.v, Ibid. 1784; 1791, 2 Bde.; franz.
Paris 1771, 3 Bde.; deutsch von J. H. ZfEGLER, Zürich 1771, 4.), das wichtigste
Werk von L. , über das sich Cüllen sehr beifällig ausspricht — „Commercium
philosophico-technicum, or the phüosophical commerce of the arts etc.^ (London
1763—66, 4 Thle.; franz. Paris 1769, 3 voll.).
Dicf. bist. III, pag. 451. — Dechambre, 2. Serie, II, pag. 499. Pgl.
Lewkowicz, Sixtus L. , am 25. März 1775 zu Szkudy in Samogitien
geboren, studirte bis 1807 in Wilna Medicin, worauf er sich nach Wien begab,
um seine Studien zu vervollständigen, wurde 1809 Militärarzt in der polnischen
Armee und kam mit seinem Regiment nach Spanien, wo er 1811 in Valladolid
zum Prof. honor. causa ernannt wurde; nach Erakau berufen, war er dort von
1815—29 Prof. ord. der Chirurgie und starb am 11. Juni 1838. Er schrieb;
„Novum auxilium expediendi calculi in collo vesicae urinariae detenti, post
sectionem lateralem, ope duarum forcipum novae conformationis" (Valladolid
1811; noch 2 Mal in Krakau 1815 und 1830 gedruckt); ausserdem veröffent-
lichte er noch einige chirurgische Abhandlungen in den Roczniki Towarzystwa
naukowego krakowskiego. K & P.
Lex, Rudolph L.^ geboren am 17. August 1835 zu Attendorn in West-
falen, war von 1853 an Kleve des med. chir. Friedrich-Wilhelms-Instituts zu
Berlin, promovirte 1857 mit der „Diss, de insolatione" , war Unter- und Assistenz-
arzt in Berlin, Münster und Neuss und wurde 1864 Stabsarzt, machte als solcher
die Kriege von 1866 und 1870/71 mit, wurde 1871 Oberstabs- und Garnisonarzt
zu Strassburg i. E. und war hier in so ausgedehnter Weise tbätig uud zugleich
literarisch beschäftigt, dass er in Folge von psychischen Depressiouszuständen in
einem Anfall von Melancholie am 6. August 1876 sich das Leben nahm. L. war ein
fruchtbarer Schriftsteller, speciell auf militärärztlichem Gebiete. Am bekanntesten
698 LEX. — LEYDIG.
ist er duroh sein mit W. Roth zusammen herausgegebenes grosse« „Handbach
der Militär' Oesundheitspßege^ (3 Bde., Berlin 1872 — 77), das aus einer üm^
arbeitung des Werkes von Parkes hervorgegangen ist. In demselben hat L. selbst
die Abschnitte über Wasser, Luft, Ventilation, Nahrung und die Einleitung zu
dem Artikel „Desinfeetion" verfasst und beruhten die Arbeiten Aber die chemisch-
mikroskopischen Wasser- und Luftuntersuchungen fast vollständig, die über die
Verpflegung und das Wesen der Fäulnissprocesse zum grösseren Theile auf seinen
eigenen Untersuchungen. Ausserdem ist er Verfasser mehrerer kleinerer Aufsätze
auf dem Gebiete des militärärztlichen Wirkens in verschiedenen Zeitschriften.
Münnich in Deutsch. Militärärztliche Zeitschrift. 1876, pag. 705. Pgl.
Ley, Hugh L., zu London, war 1790 zu Abingdon (Berkshire) als Sohn
eines Arztes geboren, studirte in London und Edinburg, kehrte 1813 nach London
zurllck und wurde bald darauf Physician am Westminster Lying-in Hosp. und
Docent und Physic.-Aceoucheur am Middlesex Hosp. Er schrieb: „An essay an
ihe laryngisrrms stridulus , or cronp-like inspiration of infants etc,^ (London
1836) imd über dasselbe Thema schon 1834 in London Med. Gaz. ; femer:
„Observations on the pathology of nerves" (Ibid. 1835) — „Observationa on
the prevailing practice offorctbly compressing the abdomen of lying-in warnen*^
(Ibid. 1836) — „Structure of the placenta^ (Lancet 1833) u. s. w. Er starb
am 24. Juni 1837.
London Med. Gaz. XIX, 1837, pag. 752. — Callisen, XXX, pag. 47. G.
^Leyden, Ernst L., geb. zu Danzig am 20. April 1832, studirte in Berlin,
wo er Schiller Schoenlein's und Traübe's war. Am 6. August 1863 promovirt
und Arzt seit Mai 1854, trat er zunächst als Militärarzt in die Armee. 1865 wurde
er aus der Stellung als Stabsarzt zunächst nach Königsberg in Preussen als ordent-
licher Professor der Medicin und Director der inneren Klinik berufen, wo er
mit V. Rkcklinghausen und Spiegelberg der Stifter einer neuen Aera des
klinischen Unterrichts wurde. Vom Jahre 1872 ab wirkte er in entsprechender
Stellung an der neubegi'ündeten Kaiser Wilhelms - Universität in Strassburg, von
October 1876 ab als Nachfolger Traube's in Berlin, um 1885 (nach v. Frerichs'
Tode) dessen ^rste medicin ische Klinik zu übernehmen. Neben einer grossen Reihe
casuistischer und experimenteller Arbeiten auf allen Gebieten der klinischen Forschung
sind als monographisch erschienen zu nennen : „Die graue Degeneration dsr
hinteren Biickenmarksstränge" — „Die Klinik der Rückenmarkskrankkeiten*'
(Berlin 1864, resp. 1874 — 75). Die neueren Arbeiten L.'s sind in der von ihm
mit V. Frerichs 1879 gegründeten „Zeitschrift für klinische Medicin" zur Publi-
cation gelangt. Wem ich.
Leydig, Peter Joseph L., als Sohn eines Wundarztes in Mainz am
6. October 1775 geboren, studirte in Wtirzburg, besonders Chirurgie unter Siebold,
Hess sich 1797, nachdem er die Prüfung als Officier de sant6 bestanden hatte,
in seiner Vaterstadt nieder, wo er als Gehilfe von Peter Weidmann chirurgische
und geburtshilfliche Praxis trieb und Prosector am anatomischen Theater war.
1807 ging er nach Strassburg zur Promotion, wurde dann an Stelle des ver-
storbenen Joseph Wenzel Lehrer der Anatomie und Physiologie, sowie 1815
Director der Entbindungsanstalt zu Mainz, an der er längere Zeit vorher schon
vertretungsweise den Hebeammenunterricht ertheilt hatte. Später kamen die Aemter
als Ober-Impfarzt am D6p6t de Vaccine, sowie als Pi'äsident des Medicinal-CoUegiuma
hinzu. Auch zum Leibwundarzt des Grossherzogs von Hessen-Darmstadt wurde er
ernannt. Ausser seinem „Leitfaden zum Unterricht der Schülerinnen an der
grossherzogl. hessischen Entbindungsanstalt in Mainz^ (Mainz 1818) und zwei
früher erschienenen Abhandlungen : „Doloris faci&i dissedo inßraorbüaii nervo
profligati historia^ (Heidelberg 1808) und; „Der Krankenheber, seine Anwen-
dung und Vortheile, vorzüglich bei Behandlung der Brüche der unteren Olied-
LEYDIO. — LIBAVIUS. 699
tnassen" (Mainz 1813, m. 2 Kpfrt.) hat L., der am 5. September 1828 starb,
niehts yeröfifentlicht.
Diet. bist. III, pag. 452. — Neuer Nekrolog der Deutschen. 1828, Jahrg. 6, II,
pag. 688. — Scriba, n, pag. 445. p^,
* g'»
*Leydlg, Franz von L. , zn Bonn, ist am 21. Mai 1821 zn Rothen-
burg a. d. Tauber geboren, studirte in Würzburg und München Medicin, wurde
1847 Doctor, 1848 Prosector, 1849 Privatdocent in Würzburg, 1855 daselbst
Prof. e. 0., ging 1857 als ord. Prof. nach Tübingen und 1875 nach Bonn in
gleicher Eigenschaft und als Director des anatomischen Instituts, des zoologischen
Museums und Instituts, später mit dem Charakter als Geh. Med.-Rath. Er hat
sich namentlich um die Kenntniss des Baues und der Entwicklung der niederen
Thiere verdient gemacht. Mit Uebergehung der bezüglichen Specialarbeiten führen
wir Yon seinen Schriften blos an : „Lehrbuch der Histologie des Menschen und
der Thiere^ (Frankfurt a. M., 1857) — „ Vom Bau des thierisohen Körpers.
Handbuch der vergleichenden Anatomie^ (Bd. I, Tübingen 1864) — „Unter-
suchuvgen zur Anatomie und Histologie der ITiiere*^ (Bonn 1883, m. Taflf.) u. s. w.
Brockhaas, Convers.-Lexikon. 13. Aufl., XI, pag. 47. Red.
Leys, Leonard L. (Lessiüs), war am 1. October 1554 zu Brecht in
Belgien geboren, studirte Medicin und Theologie in Löwen und widmete sich
besonders dem zu seiner Zeit sehr geschätzten Theile der Hygiene, welcher die
richtige Lebensweise betriffl. Er übersetzte aus dem Italienischen in's Lateinische
die berühmte Abhandlung von L. Oornabo: „Hygiasticon, seu, vera ratio vale-
tudinia bona^ et vitae una cum sensuum^ judidi et memoria-e integritate ad
extremam senectutem conservanda" (Antwerpen 1614; 1623; Cambridge 1634).
L-, welcher dem Jesuiten-Orden angehörte, war, ebenso wie in der Medicin, auch
in der Mathematik , der Jurisprudenz und Theologie bewandert. Er starb am
15. Januar 1623.
Dd vita et moribns Leonardi Lessii. Paris 1644. van den Corpnt.
*Lheritier, Sebastien-DidierL., zu Paris, ist geboren 1809, studirte
in Paris und wurde 1834 Doctor. Er schrieb: „Trait4 complet des muladies
de lafemme^ (1838) — „Traitd de chimie pathologique^ (1842); mitPiORRY:
„TraitS des alter ations du sang^ (1840) — „Elements populaires de la chimie
agricole" (1847) — „Du rhumatisme et de son traitement^ (1853) und mit
OssiAN Henry: „Hydrologie de Plombih'es" (1858), in welchem Badeorte er
Inspecteur adjoint der dortigen Quellen war. Er übersetzte auch Marion Sims'
„Notes cliniques sur la Chirurgie utSrine^ (1866). Zur Zeit lebt er in Paris
als M6decin inspecteur honoraire des eaux de Plombiöres.
Vapereau, 5. edit , pag. 1164. G.
/Libavins, Andreas L., geboren um 1546 in Halle, war von 1588 bis
1591 Professor der Geschichte und Poesie an der Universität zu Jena, dann
Qymnaslarch und Stadtphysicus zu Rothenburg an der Tauber, bis er, 1606 zum
Director des Gymnasiums in Coburg ernannt, diese Stelle 1607 antrat und bis zu
seinem am 25. Juli 1616 erfolgten Tode verwaltete. L. war einer der bedeutendsten.
Chemiker und hat sich um seine Wissenschaft hervorragende Verdienste erworben ;
auch ist ihm die erste Kenntniss der Mineralwässer zu verdanken. Sein Hauptwerk
war die „Alchymia e dispersis passim optimorum auctorum . . . coUecta etc.*^
(Frankfurt 1595), das erste Lehrbuch der Chemie, das viele Auflagen erlebte.
Er war Anhänger der Paracelsistischen Lehren, aber dabei Eklektiker und eiferte
besonders gegen die Geheimmittel und Lebenselixire, deren Natur er durch seine
Untersuchungsmethoden klar zu legen vermochte. Er hat das Verdienst, die Chemie
den Händen der Adepten entrissen zu haben, sie als Wissenschaft für sich gewürdigt
und ihren Einfluss auf die Arzneikunst gelehrt zu haben. Eine Gesammtausgabe
\
700 LIBAVIÜS. — LIOETI.
meiner Werke erschien u. d. T. : „Opera omnta medtco-chimica" (Frankf. 1613^
2 voll., foL; 1616, 3 voll., fol.).
Biogr. ra^d. VI, pag. 37—39. — Dechambre, 2. S*rie, If, pag. 502. — Allgem.
Dentsche Biogr. XVIII. p .
LiberalJ , Sebastiane L. , zu Treviso , wurde in der Nähe davon , zu
Povegliano, um 1786 geboren, studirte in Padua, wo er 1809 Doctor wurde, liess
sieh in Treviso nieder und wurde daselbst Professor der klinisch-medicinischeo
Speeialscbule , Arzt des Civilspitals und der tieföngniflse u. s. w. Er flbersetzte
mit Anmerkungen Sebast! Cera's „ Trattato della febbre nosocomiale, carcerale,
rurale" (Treviso 1822) und schrieb: „Rlßessioni sopra una memoria del dott.
Carminati intomo V {nduramerUo del tessuto cellulare dei neonati*' (Ebenda
1824) — „Sulla condtzione flogistica della mania pellagrosa e della pellagra
in gener e" (Mailand 1831) — „Sulla condizione flogistica della pellagra e
della di lei diffueione sulV osso cerebro - spinale^ (Venedig 1838) — „Ddla
migliara e sopra alcuni quesiti relatim alla medesima^ (Treviso 1843). Ausser-
dem Abhandlungen in den Atti dell' Ateneo di Treviso (1834), den Memoria
seientif. letterar. dell' Ateneo di Treviso (1826), den Annali di med. (1841, 43) n. s. w.
Oantü, pag. 274. G.
Liborius , Johan August L., geboren in Karlshamn 1 802 , wurde
Med. Dr. in Lund 1829 und im selben Jahre zweiter Stadtarzt in seiner Gebart«-
Stadt, woselbst er ein Privat - Krankenhaus für chirurgische Patienten einrichtete.
Nachdem er 1830 — 31 sich chirurgischer Studien halber in Berlin und Paris auf-
gehalten hatte, wurde er zum Oberchirurgen am Sahlgren'schen Rrankenhause io
Gothenburg ernannt, woselbst er bis zu seinem Tode, 1870, wirkte. L. war
gutherzig und wohlthätig und einer der geschicktesten Chirurgen seiner Zeit in
Schweden. Von seinen Schriften mögen genannt werden: „De nuce voniica et
stryoknino"^ (Lund 1829) — „De methodis in ossium fracturis recentiori tempore
adhibitia atque pra^cipue de apparatu permanente amylaceo*' (Ibid. 1844) —
„Om radikalkuren för haemarroidaltaggar^ (Zeitschrift für Aerzte und Pharm.,
Bd. II) — „Bidrag tili hemiotomien^ (Ibid., Bd. IV) — „Om en epidemisk
angina uwilaris^ (Ibid., Bd. V) — „Berättelse om förloppet och behandlingen
af den epidemieka koleran i Karlshamn" (Neue Verhandl. des schwed. ärztl.
Vereins, I).
"Wi Strand, Bruzelius, Edling, pag. 437. He den in?.
Liboschitz, Joseph L., wurde 1783 als Sohn des Gencralstabsdocton»
der lithauischen Armee Jacob L. zu Wilna geboren, studirte Medicin in Wilna
von 1798 — 1805, wurde 1806 zum Magister und in demselben Jahre zum Doetor
der Med. und Chir. in Dorpat promovirt (Diss. de morbis primi paris nervorum^),
war kaiserlicher Leibarzt in St. Petersburg und starb am ö. Januar 1824 zu Karlsruhe
in Baden. L. beschüftigte sich neben seiner medicinischen Praxis mit Botanik. £r
gab gemeinschaftlich mit dem Botaniker Triniüs heraus: „Flore des environs de
St. Päersbourg et de Moscoa'' (St. Petersburg, IIL Gab., 4.) — „Entmeratio
fungorum, quos in nonnullis provinciis Imperii Ruthenici observavit" (Mömoiree
de la Soc. imp. des naturalistes de Moscou, V.).
V. Recke-Napiersky, III, pag. 53. — lieise, II, pag. 12. L. Stieda.
Liceti, Vater und Sohn. -/Giuseppe L., der Vater, gestorben um 1Ö99,
prakticirte Anfangs in Rapallo, später in Recco im Genuesischen und schrieb : nLa
nobilitä de principali membri delV uomo" (Bologna 1590) — „II ceva, oüvero
deW eccelUnza ed uso de genüali" (Ebenda 1598) in Dialogform.
Fortunio Liceti, der Sohn, geboren am 3. October 1577 zu Rapallo
im Genuesischen, studirte in Bologna seit 1595, promovirte 1600, wurde Professor
der Logik und 1609 der Aristotelischen Physik an der Universität zu Pisa, ging
LICETI. — LIOHTENSTEIN. 701
aber noch in demselben Jahre als Prof. e. o. der Philosophie an die Universität
zu Padua, worde hier 1622 Prof. ord. , kam 16<)7 in gleicher Stellung nach
Bologna; doch kehrte er 1645 nach Padua zurflek und starb daselbst am
17. Mai 1657. L. war als Philosoph und Physiker nicht unbedeutend, als
Mediciner nur mittelmässig. In seiner Schrift: ,jDe motu sanguinis origtneque
nervorum etc.^ (Udine 1647) erweist er sich als Gegner der HARVEv'schen Lehren
und sucht an Stelle der^^elben eine von ihm selbst herrührende lächerliche Theorie
zu setzen. Die Zahl seiner Schriften ist eine sehr grosse, etwa 54, doch haben
die meisten heute nur historischen Werth. Auf Medicin bezieht sich nur ein
kleiner Theil derselben; die Mehrzahl beschäftigt sich mit philosophischen und
physikalischen Gegenständen.
Biogr. m6d. VI, pag. 39—42. — Pescetto, pag. 217. Pgl.
LicMenfelSy Rudolph Ritter von L., zu Wien, war Arzt daselbst und
hat sich durch eine Anzahl werthvoller physiologischer Untersuchungen, publicirt
in den Abhandlungen der Wiener Akademie, bekannt gemacht, so: „üeber dcts
Verhalten des Tastsinnes bei Narcosen der Centralorgane , geprüft nach der
Web erwecken Methode^ (Sitzungsberichte u. s. w., 1851) — ^lieber den Puls
als ein Symptom, sotoie als numerisches Maass der physiolog, Arzneiwirkung *^
(Ebenda) und zusammen mit Rüd. Froehlich : „Beobachtungen über die Gesetze
des Ganges der Pulsfrequenz und Körperwärme in den normalen Zuständen,
sowie unter dem Einflüsse bestimmter Ursachen*^ (Denkschriften u. s. w., 1852,
m. 3 Taff.). Er starb bereits 1851.
▼. Wurzbach, XV, pag. 83. G.
Lichten staedt, J er emias Rudolph L., zu St. Petersburg, war zu
Gross-GIogau in Schlesien am 20. Mai 1792 geboren, wurde 1815 in Berlin
Doctor, 1819 in Breslau Privatdoeent , 1823 Prof. e. o. an der Universität und
der chirurgischen Lehranstalt daselbst, liess sich 1830 aber in St. Petersburg
nieder. Er schrieb, ausser kleineren Arbeiten, wie Dissertationen und Festreden,
zwei Schriften (1817, 19) über den thierischen Magnetismus, ferner: „Platon^s
Lehren auf dem Gebiete der Naturforschung und der Heilkunde^ (Leipzig
1826) — „Materiae medicae universae^ secundum characteres naturales et
therapeuticos divisae prospectus" (Breslau 1826); es folgten im Jahre 1831
mehrere Schriften (eine davon zusammen mit Seydlitz) über die Cholera, nament-
lich deren Auftreten in Russland 1829, 30, 31. Auch hatte er F. L. de Lafon-
TAINE*S „Hinterlassene vermischte med. Schriften" (Breslau 1824) herausgegeben,
sowie in der Zeit von 1817 — 30 eine sehr beträchtliche Menge von Aufsätzen
und Recensionen in Zeitschriften verfasst; an ersteren namentlich über thierischen
Magnetismus, Somnambulismus, Gall's Schädellehre, Cholera, aber auch über sehr
verschiedene andere, auch historisch - medicinische Gegenstände. Später schrieb er
noch, ausser zahlreichen Journalaufsätzen : „Ideen zur med, Polizei" (Berlin 1833) —
„ üeber die Ursachen der grossen Sterblichkeit der Kinder des ersten Lebens-
jahres u, s. w," (Leipzig 1837), eine von der kaiserl. ökon. Gesellsch. gekrönte
Preisschrift. Von der Petersburger Akademie der Wissenschaften hatte er 1834 die
DEMiDOw'sche goldene Medaille erhalten. Er starb zu Breslau am 4. December 1849.
C a 1 11 8 e n , XI, pag. 336 ; XXX, pag.[52. G.
Lichtenstein , Georg Rudolph L. , geboren 1745 zu Braunschweig,
stndirte und promovirte in Helmstädt mit der „Diss, de dispositione salium
tmprimis simplicium atque mixtorum" , wurde 1774 Prof. e. o. der Medicin in
Helmstädt und 1804 als Rath und Garnisonsarzt nach Braunschweig berufen, wo
er am 28. Mai 1807 starb. Er ist Verfasser einer ziemlich grossen Reihe von
chemischen und medicinischen Schriften, w^ie: „Abhandlung vom Milchzucker und
den verschiedenen Arten desselben" (Braunschweig 1772) — „Anleitung zur
med. Kräuterkunde für Aerzte und Apotheker" (3 Bde. in 2 Thln. , Helmstädt
702 LIOHTEKSTBIN. — LICHTHBIM.
1782 — 1786) u. A. Auch für Crklle's Annalen der Chemie lieferte L. ver-
schiedene Artikel.
Biogr. m^d. VI. pag. 43. — Dict. hiBt. III, pag. 452. Pgl.
Lichtenstein, Martin Heinrich Karl L., zu Berlin, bekannter Zoolog,
war am 10. Januar 1780 zu Hamburg geboren, studirte Mediein zu Jena und
Helmstädt, wurde 1802 Dr. med., beschäftigte sich dann vorzugsweise mit Natur-
wissenschaften, begleitete 1802 den holländischen Gouverneur der Cap-Colonie
dorthin als Hausarzt und Erzieher eines Sohnes, widmete sich auch dort nament-
lich der Zoologie, wurde aber, als der Krieg gegen England ausbrach, Chirurgien-
majör eines Bataillons hottentottischer leichter Infanterie. Er vei'fasste einige Auf-
sätze in Hüfeland's Journal (1804, 8, 10) über daselbst gemachte medicinische
Beobachtungen, über eine Ruhr-Epidemie unter den holländischen Truppen, eine
Blattemepidemie unter den Wilden Süd- Afrikas und gab nach seiner 1806 erfolgten
Rückkehr nach Deutschland ein naturwissenschaftlich wichtiges Werk: „Reisen
im südlichen Afrika*^ (2 Bde., 1810, 11) heraus. Er verweilte darauf in Braun-
schweig, Helmstädt, Göttingen und Jena, wurde in Berlin 1810 Privatdocent,
1811 ord. Prof. der Naturgeschichte, 1813 Director des zoologischen Museums,
welches 1810 nach seinem Plane gegründet worden war, 1829 G^h. Medicinalrath.
Sein Hauptverdienst ist, die genannte Sammlung, der er bis zu seinem am
3. September 1857, auf dem Postdampfer zwischen Korsoer und Kiel, erfolgten
Tode unermüdlich vorstand, zu einer der bedeutendsten des Continents gemacht zu
haben. Seine zoologischen Arbeiten übergehen wir.
Gelehrtes Berün. 1825, pag. 152; 1845, pag. 212. — Hans Schroeder, IT,
pag. 480. — Sachs, Med. Almanach. 1859, pag. VIII. — W. Hess in AUgem. Dentscli.
Biogr. XVm, pag. 556. — Callisen, XI, pag. 344; XXX, pag. 54. q
Lichtenstein, Johann Nico laus Heinrich L., geb. in Hamburg am
4. März 1787, studirte am Carolinum zu Braunschweig und in Helmstädt, wo ^
1809 Dr. med. wurde („IHaa. inaug. de efficacia telae aranearum ad curandum
f ehr es intermtUentes aliosgue morbos*^, 4.), siedelte dann nach Kurland über,
übernahm die Stelle eines Kinderspitalarztes in Neuenburg, kehrte aber schon
1814 nach Deutschland zurück, betheiligte sich 1815 als Freiwilliger am Feldzoge
gegen Napoleon und ging dann abermals nach Kurland, wo er 1816 in Mitau
als Arzt sich niederliess. Im J. 1825 wurde er Mitglied der med. Verwaltung
des Gouv. Kurland und starb in Mitau am 10. August 1848. L. beschäftigte sich
neben seiner medicinischen Praxis mit Naturwissenschaften; die naturhistorische
Abtheilung des kurländischen Provinzial-Museums verdankt ihm sehr viel. Er hat
veröffentlicht : „ Versuche mit einigen empirischen Mitteln in der Behandlung
der Epilepsie, besonders den Nutzen des Zinks und der Nux vomica bestä-
tigend" (Hufeland's Journ., 1819) — „lieber das Verhältfiiss des Arztes zur
Krankheit'^ (Sendungen der kurl. Ges. für Lit. u. Kunst, U, Mitau 1845) —
„Ideen über das Wesen der Hypochondrie und Hysterie" (Arbeiten der kurl.
Ges., 6. Heft, Mitau 1849); eine Anzahl naturwissenschaftlicher Abhandlungen:
„Übersicht der Vögel Kurlands" (Die Quatember, Bd. I, 1829) — „Ettvas über
die Grasraupe" ( Jahres verhandl. der kurl. Ges. für Lit. u. Kunst, Bd. II) u. A. m.
Dr. J. K. H. Lichtenstein, Ein Lebensbild als Gedächtnissrede von Dr. Burscy
in den Arbeiten der kurl. Ges. för Lit. u. Ennst. 6. Heft, pag. 1 — 21 und 33 — 35 (Verseich-
niss der von L. gehaltenen Vorträge). — v. Recke-Napiersky, III, pag. 54. — Beise,
"' P*S 13. L. Stieda.
^Lichtheim, Ludwig L., in Breslau am 7. December 1845 geboren
und zunächst dortselbst, dann in Zürich und Berlin (Lebert, Biebmer, Frbrighs,
Traube) bis 1867, dem Promotionsjahr, ausgebildet, trat von 1876 als Privat-
docent in Breslau, von 1877 als Extraordinarius für Kinderkrankheiten in Jena,
von 1878 als Professor der medicinischen Klinik in Bern in Thätigkeit. Neben
vielen in Journalen zur Publication gelangten klinischen und bacteriologischen
LICHTHEIM. — LIEBAÜLT. 703
Unitersuobiingen hat er monographiseh veröffentlieht : jy Die Störungen des Lungen-
kreislaufes und ihr Einßuss auf den BliUdruck** {Berlin 1876). Wernicli
Liddel, Ducan L. , war 1561 zu Aberdeen in Schottland geboren,
studirte in Breslau, Frankfurt a. 0., Rostock und Helnmtädt, wo er 1591 einen
Lehrstuhl der Mathematik, Astronomie und Geographie erhielt, 1596 Dr. med.
wurde, wiederholt Decan der philsoph. und med. Faoultät und Proreotor der
Universität und gleichzeitig Leibarzt des Herzogs von Braunschweig war. Er
schrieb: „De facultate vegetante ejusque fundionibus*' (Helmstädt 1592, 4.) —
„DisputcUiones medicinales^ (4 voll., 1605, 4.) — ^üniversae medicinae comr-
pendiuni" (Ebenda 1605, 4.; 1620) — TfÄrs medica., succincte et perspict^e
explicata" (Hamburg 1607; Lyon 1624; Hamburg 1628 ; 1655) — ^Defehrihus
libri tres" (Hamburg 1610). Er blieb aber auf die Dauer nicht in Deutschland,
sondern kehrte um 1607 in sein Vaterland zurück und starb zu Aberdeen am
17. Deoember 1613. Loüis Sbreanüs vereinigte seine Schriften u. d. T. : „Operum
tcUro-galenicorum , ex intimis artis medicae adytis et penetralibtis erutorum,
tomus unicus** (Lyon 1624, 4.).
Biogr. mdd, VI, pag. 43. — Chambers, III, Part 2, pag. 437. G.
^Lie, Lars Johannes L., zu Horten in Norwegen, als Sohn des Arztes
John Andreas L. am 30. März 1831 zu Christiania geboren, studirte daselbst,
wurde 1858 als Arzt approbirt, nachdem er schon 1852 als Prosector in der
Anatomie und Conservator des anatomischen Museums bei der Universität ange-
stellt war; er war femer 1857 — 59 Assistent im Reichshospital und Chebärhause,
machte 1863 — 64 eine wissenschaftliche Reise nach dem Continent und als Marine<
arzt (seit 1859) 13 Seereisen mit. 1875 — 77 hielt er in Christiania Vorlesungen.
Ober Anatomie, wurde 1881 zum Corpsarzt und 1882 zum Oberstabsarzt der
norwegischen Marine ernannt. Er publicirte folgende anatomische und chirurgische
Arbeiten: „Laerebog % descriptiv Änaiomi" (1867) — Om fascieme" (1876,
mit 20 Taff.) — „Perineum , chirurgisk-ancUomisk AfhancUing^ (1879, mit
8 Taflf.) — „Chirurgisch-anatomischer Atlas" (1884, mit 40 autogr. col. Abbild,
in Lebensgrösse).
Kiaer, pag. 266. Kiaer.
Lieb, Johann Vnihelm Friedrich L., zu Lichtenberg am 13. Juli
1730 geb., studirte von 1752 an in Halle Theologie, von 1753 an aber in Rostock
Medicin und wurde hier 1755 oder 1758 Dr. med. („Diss. de justa somni salutaris
quantitate et mensura"), er schrieb auch eine „Diss, hotan,-med, inaug. de
Bryonia, von der heil, Rühe" (1758, 4.). 1759 kam er nach Kurland, wurde
zuerst Hofmeister und Arzt auf dem Lande, dann Hess er sich in Mitau nieder
und wurde 1787 Leibarzt der Herzogin Dorothea von Kurland. Die kurländische
Ritterschaft liess im J. 1 801 seine in Marmor ausgeführte Büste im Bibliotheksaale
des Mitauer Gymnasiums aufstellen. Er starb in Mitau am 15. Januar 1807. Zu den
Lieblingsbeschäftigungen L.'s gehörte die Botanik. Er war ein ausgezeichneter Arzt,
ein vortrefflicher Charakter, der überall half, wo er konnte. Er veröffentlichte ausser
den beiden schon genannten Dissertationen : „Die Eispflamey ah ein fast speci-
ßsches Arzneimittel empfohlen" (Hof 1785; auch Mitau'sche Monatsschrift von
KUETNER, April 1785) — „Erfahrungen im Gebrauche der Kupfermittel"
(Baldingeb's Neues Magazin, Bd. VII, 1785) u. A.
V. Recke-Napiersky, III, pag. 61 u. 62. L. Stieda.
-'Liöbault, Jean L. , geboren in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
in Dijon, studirte in Paris, besonders unter Dueet, promovirte und prakticirte
daselbst mit grossem Erfolge. Er starb am 21. Juni 1596. Ausser der Heraus-
gabe, resp. üebersetzung eines von seinem Schwiegervater Charles Etienne
herrührenden Werkes über Agricultur, das später eine grosse Anzahl von ver-
mehrten und verbesserten Auflagen erlebte, verfasste er noch folgende nennens-
1
704 LIEBAÜLT. — LIEBERMANN.
werthe Schriften : „ Thesaurus sanitatis paratu facilis , selectus «c variü auc-
toribus^ (Paris 1577; Frankfurt 1578) — „De sanitate, foecunditate et morbü
mulierum^ (Paris 1582) — „Le trdsor et remMe de la vraye gu^rison de la
peste etc.^,
Biogr. m6d. VI, pag 44. — Papillon, I, pag. 411. — Mateau et Garnier,
II, pag. 158. p .
Lieber, s. Erastus, Bd. II, pag. 292.
Lieberkuehn, Johann NathanaelL., geboren am 5. September 1711
in Berlin, studirte zuerst in Halle und Jena Theologie, später aber, angeregt durcii
die mathematisch - physikalischen Vorlesungen Ha^jbebger's , Medicin und Natur-
wissenschaften in Jena, sowie unter Boerhaave, Albinüs und Gaüb in Leyden.
Hier promovirte er 1739 mit der Diss. : „De valmda coli et usu processus ver-
micula'ris^ und hielt sich dann einige Zeit in London auf, wo er seine anatomischeQ
Präparate der Royal Society vorlegte und von dieser zum Mitgliede ernannt wurde.
Nach weiterem mehrmonatlichen Aufenthalte in Paris Hess sich L. 1740 in Berlin
nieder, prakticirte dort, war Mitglied des Colleg. medico-chir. und starb am
7. October 1756. L. war einer der bedeutendsten Anatomen Deutschlands in der
HALLEB'schen Periode. Die seinen Namen tragenden Drüsen der Darmschleimhaut
sind beschrieben in der Schrift : „De fabrtca et actione villorum et intestinorum
tenuium" (Leyden 1745, m. 3 Taff.). Berühmt ist L. ferner durch seine Gefilss-
injections-Präparate , zu deren Studium er selbst die nöthigen Sonnenmikroskope
verfertigte, wie er denn überhaupt vermöge seines bedeutenden technischen Talentes
alle zu seinen Studien nöthigen Instrumente und Apparate selbst zu verfertigen
. in der Lage war. Eine ausgebreitete ärztliche Praxis hinderte ihn an schrift-
stellerischer Thätigkeit. Ausser den genannten existiren nur noch kleinere Abhand-
lungen: „Description d'un microscope anatomique** (Berlin 1745), worin das
1738 von ihm erfundene Sonnenmikroskop beschrieben ist u. A. m. Eine Gesararat-
ausgabe seiner Schriften erschien von Sheldon (London 1782). Die Injections-
präparate gelangten nach seinem Tode in den Besitz von Beireis in Helmstädt
und später an die Berliner Universität, wo sie noch jetzt verwahrt werden.
Biogr mfed. VI, pag 44. — Dict. bist. III, pag. 453. — A. Hirsch in Allgem.
Deutsch. Biogr., XVIII, pag. 576. Pgl.
*Lieberkuehn, Nathanael L., geb. zu Barby an der Elbe am S.Juli
1822, war in Berlin Schüler JOH. Muellebl's, wirkte seit 1857 als Proseotor an
der Berliner Anatomie, erhielt 1867 die Berufung als Professor der Anatomie nach
Marburg, wo er noch jetzt wirkt. Die meisten seiner Arbeiten (so über die
Spongillen und Spongien, über Infusorien, über das Knochengewebe, über den
Chordacanai etc.) sind in Fachzeitschriften veröffentlicht Besonders erschienen:
„Veher die Bewegungserscheinungen der Zellen^ (Marburg 1870) — ,, lieber
die Entwicklungsgeschichte des Wirbelthierauges" (Kassel 1872) — „Ueher
Besorptian der Knochensubstanz** (mit Bermann, Frankfurt 1877) — „Leber
die Keimblätter der Säugethiere** (Marburg 1880). Wernich.
*Lleberiliaiin, Leo L. , 1852 in Debreczin (Ungarn) geboren, studirte
Medicin und Chemie in Wien, ward daselbst 1875 Dr. der gea. Heilkunde und
1879, nachdem er in Innsbruck Docent der angewandten med. Chemie und nach
Prof. Maly*s Abgang supplir. Prof. der med. Chemie gewesen, Prof. der physiol.
und pathol. Chemie am k. Thierarznei-Institute in Budapest, 1881 Leiter der
ehem. Staats-Versuchsstation daselbst und wirkt zugleich als Docent der Chemie
an der Budapester Universität. Er schrieb : „ Grundzüge der Chemie des Menschen'"
(Stuttgart 1880) — „Die chemische Praxis auf dem Gebiete der Gesund-
heitspflege und gerichtlichen Medicin" (Ebenda 1883 ; 2. Auflage). Von
seinen kleineren Arbeiten erwähnen wir : „ Ueber den Stickstoff- und Eitceiss-
gehalt der Frauen- und Kuhmilch" (Sitzungsber. der Wiener Akademie, LXXII,
LIEBERMANN. — LIEBIG. 705
2. Abth., 1875) — „ Ueber CholeteUn und Hydrobiliruhin (UrobüinJ'* (PflübGKe's
Archiv, 1875) — „Beitrag zur forensischen Untersuchung auf Alhdoide*^
(Berliner ehem. Ber., 1876) — „ Ueber Mttanitro- und MetamtdobenBacetiflsäure"
(Sitzangsber. der Wiener Akademie, LXXV, 2. Abth. , 1877) — „Ueber die
Einwirkung der Thierkohle auf Salze** (Ebenda 1877) — „ Ueber die bei der
Einwirkung von Baryumoxydhydrat auf Eiweisskörper auftretenden Oase**
(Ebenda, LXXVIII, 2. Abth., 1878) — „Eine neue Methode zur Bestimmung des
Entflammungspunktes von Petroleum^ (Zeitschr. für anal. Ohem., 1882) — „ Volu-
metrische Methode zur Bestimmung des Fettgehaltes der Milch" (Ebenda 1883).
6. Schenthaner.
* Liebermeister, Karl vonL., geboren in Bonsdorf (Rheinpreussen) am
2. Februar 1833, studirte — wesentlich als Schüler Viechow*s und Niemeyer^s —
in Bonn,- Würzburg, Greifswald und Berlin. Im Jahre 1856 promoyirt, wirkte
er zunächst als Arzt, dann Yon 1865 bis 1871 als Professor der Pathologie
und Director der medicinischen Klinik zu Basel , von da ab bis jetzt in gleicher
Stellung zu Tübingen. Grössere Schriften : „Beiträge zur pathologischen Anatomie
und Klinik der Leberkrankheiten" (Tübingen 1864) — „Beobachtungen und
Versuche über die Anwendung des kalten Wassers bei fieberhaften Krankheiten"
(mit Hagenbach, Leipzig 1868) — „Handbuch der Pathologie und Therapie
des Fiebers" (Leipzig 1875). Wernich.
Liebig, Justus Freihen* von L., geboren 8. Mai 1803 zu Darmstadt,
studirte, nachdem er 10 Monate in der Apotheke zu Heppenheim thätig gewesen
war, 1819 — 22 in Bonn und Erlangen Chemie und ging dann nach Paris, wo
er unter Thenard und Dülong und später, durch A. v. Hümboldt's Vermittiung,
unter Gay LüSSac arbeitete. Auf Humboldt*s Veranlassung widmete er sich der
Universitätslaufbahn und wurde 1824 a. o., 1826 ord. Prof. in Giessen, welches
er theils durch seine anregende Thätigkeit als akademischer Lehrer, theils durch
Gründung des ersten grösseren chemischen Laboratoriums zu einem Centralpunkt
für das chemische Studium in Deutschland machte. 1845 wurde er in den erblichen
Freiherrnstand erhoben. 1852 folgte er einem Rufe des Königs Maximilian II.
von Bayern nach München, wo er am 18. April 1873 starb. — Durch L. wurde
die Chemie, welche sich bisher an die Pharmacie angelehnt hatte , zu einer selb-
ständigen Wissenschaft erhoben. Sein Hauptverdienst aber liegt auf dem Gebiete
der organischen Chemie. Er erfand einen sinnreichen Apparat zur Bestimmung
organischer Analysen , mit dessen Hilfe er nun alle wichtigeren Säuren untersuchte
und seine theoretischen Ansichten über dieselben in der berühmten Abhandlung:
„ Ueber die Constitution der organischen Säuren" (Annalen der Pharmacie,
Bd. XXVI, 1838) bekannt machte. Hierdurch gewann er die Grundlage zu dem
weiteren Ausbau seiner Lehre vom Stoffwechsel. Die Resultate seiner Ermitt-
lungen der chemischen Vorgänge bei der Ernährung legte er in den beiden epoche-
machenden und seinen Weltruf begründenden Büchern: „Die organische Chemie
in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Braunschweig 1840;
9- Aufl. 1876) und: „Die Thierchemie oder die organische Chemie in ütrer
Anwendung auf Physiologie und Pathologie" (Braunschweig 1842; 3. Aufl. 1847)
nieder. In derselben Richtung bewegen sich L.'s „Grundsätze der Agricultur-
chemie" (Braunschweig 1855) — „Theorie und Praxis der Landwirthschaft"
(Ibid. 1856) — „Chemische Briefe" (zuerst als Beilage der Augsburger Allgem.
Zeitung 1844 erschienen; 6. Aufl. Heidelberg 1878; Volksausg. Leipzig 1865) —
„Naturwissenschaftliche Briefe über die moderne Landwirthschaft" (Leipzig
1859) — „Suppe für Säuglinge" (2. Aufl. Braunschweig 1866; 3. Aufl. 1877)
und seine letzte grössere Arbeit: „Ueber Lösung und Quelle der Muskelkraft"
(Leipzig 1870). In allen diesen Schriften behandelt L. die Ernährungslehre der
Pflanzen und Thiere, den innigen Zusammenhang, welcher zwischen der Ernährung
der letzteren mit der der ersteren besteht, also den Kreislauf des Stoffes, und
Biogr. Lexikon. III. 45
706 LIEBIG.
2eigt, in welcher Weise der Landwirth nnd der Arzt praktisch diese Theorien za
berücksichtigen hat. Auf Grund dieser Ansichten stellte er den Fleischextract
nnd die Kindersuppe als diätetische Nahrungsmittel dar. Der grösste Theil seiner
chemischen Arbeiten erschien in den von ihm 1832 begründeten „Annalen der
Pharmacie^y von 1840 an „Annalen der Ghemie und Pharmacie".
F. W. Beneke, J. v. L.'s Yerdienste um die Förderung der prakt. Medicin. Bd. X
der Schriften der naturwissensch, Gesellsch. zu Marburg, 1874. — Bischoff, L.'s Einfiass
auf die Entwicklung der Physiologie. München 1874. — Erlenmeyer, L.'s Efnfluss auf die
Entwicklung der reinen Chemie. Stuttgart 1875. — Vogel, L. als Begründer d«r Agrioultar-
chemie. Mönchen 1874. — Eolbe, L. als Lehrer, Gelehrter nnd Reformator in „Unsere ZoiC*.
Leipzig 1874. — Volhard, in Augsb. AUgem. Ztg. 1873. Nr. 129 u, 130. — Neuhanser.
Naturforscher- Versammlung Wiesbaden, 1873 — v. Pettenkofer, L. zum Gedächtnias.
München 1874. — Schrötter, J. v. L. Wien 1873. — P. Mohr in lUustr. Deutsch. Monats-
hefte, 1874. — A. W. Hof mann, L.'s life work. London 1876. y,
* Liebig, Georg Freiherr von L., ist als Sohn des Vorigen am 17. Februar
1827 zu Giessen geboren, studirte daselbst und in Berlin, promovirte in Giessen
1853, machte bald darauf eine 2. Prüfung in London beim Coli, of Surg., trat in
den Dienst der englisch-ostindischen Compagnie in Bombay 1853 und wurde, nach
djähr. Dienstzeit mit englischen und indischen Truppen, 1856 nach Calcutta als
Prof. der Naturgeschichte am Hindu-College berufen. Er kehrte 1858 nach Europa
zurück, wurde nach kurzem Aufenthalte in Berlin , um besonders die neueren
Fortschritte in der Gynäkologie kennen zu lernen, 1859 Bezirks- und Salinenarzt
in Reiohenhall, blieb in dieser Stellung 15 Jahre lang und gab sie 1873 auf.
Er bewohnt seitdem Reichenhall nur während der Sommermonate, zur Ausübung
der Praxis, und lebt im Winter in München, wo er sich 1877 für Elimatologie
und Balneologie habilitirte. Literarische Arbeiten : „ Ueber die Respiration der
MiLskeln" (MüELLEe's Archiv, 1851) — „ lieber die Temperaturunterschiede
des venösen und arteriellen Blutes*' (Inaug.-Diss. , Giessen 1853). Ana Ladien
machte er über eine kleine Choleraepidemie (Archiv für gemeinsch. Arbeiten) eine
kurze Mittheilung, veröffentlichte klimatolog. and meteorolog. Studien im Joum.
of the. Asiatic Society in Calcutta, deutsch z. Th. in Poggendokff^s Annal. (LXXII)
und der Zeitschr. der Deutsch, geolog. Gesellsch. (1858). Ueber die klimatischen
Eigenthümlichkeiten, die Curmittel von Heichenhall und deren Wirkung veröffent-
lichte er Arbeiten im Bayer, ärztl. Intelligenzbl., der Wiener med. Wochenschr., der
Deutschen Klinik und der Deutschen med. Wochenschr., zusammengefasst in der
Badeschrift : „Reichenhall ^ sein Klima und seine Heilmittel** (5. Aufl. Reichen*
hall 1883), darunter: „Beobachtungen über Puls- und Körpertemperatur im
lauen Bade** (Aerztl. Intelligenzbl. 1878). Nach Errichtung ^er pneumatischen
Kammer für die Anwendung des erhöhten Luftdruckes in Reichenhall im Jahre
1866 publicirte er: „Untersuchungen über die Ventilation und Erwärmung
der pneumatischen Kammern etc.'' (München 1869) — y, Ueber das Athmen
unter erhöhtem Luftdrücke** (Zeitschr. für Biologie, 1869) — i,-Die Sauerste ff-
aufnaJime unter erhöhtem und gewöhnlichem Luftdrucke** (Pfluegeb's Arohiv,
1875) — „Ein Apparat zur Erklärung der Wirkung des Luftdruckes auf
die Athmung** (Du Bois-Retmond's Arohiv, 1879) u. s. w. Es folgten noch in
Du Bois-Retkond's Archiv zwei üntersuchongen über „Die Pulscurve*^ (1882^ 83)
nnd „Die Veränderung der Pulscurve in der pneumatiscken Kamsner** (Dentsehe
med. Wochenschr., 1884) — „ Wirkung der saugenden Spamnung im Pleurar
räume auf die Circulation** (Sitzungsber. der Gesellsch. für Moiphologie «nd
Physiologie in München, 1885). Ausser Zusammenhaag mit den seither erwähnten
Arbeiten stehen : ;, Oetüichtsbestimmungen der Organs des menschlichen Körpen*'
(Reichbrt*s und Du Boi&-Reymond*s Archiv, 1874) — „Die Pulscurve bei An^
läge zur Lungenschujindsuckt** (Deutsche med. Wochenschr., 1882), sowie eine
Reihe vergleichender Beobachtungen — „Zur Beurtheilung der Beoaectnation'
(Deutsche Klinik, 1873). Dazu zahlreiche andere Arbeit^i nnd Au&ätze theils
in den bereits genannten Zeitsohriften , theils in der Berliner klin. Wochenschr.
und in dem Deutsch. Archiv für klin. Medioin. 1^^^
LTEBLER. — LIEDBECK. 707
Liebler, Thomas L«, s, Erastus, Thomas, Bd. U, pag. 292.
* Liebreich, Richard L., Augenarzt in London, ist geboren in Königs-
berg i. Pr. am 30. Jnni 1830, stndirte zu Königsberg, Berlin und Halle und
promovirte 1853 an letzterem Orte mit der Diss. : „De ichthyosi intrauterin a*^ ,
Er arbeitete nach zurückgelegtem Staatsexamen mehrere Monate bei Donders in
Utrecht und Brueckb in Berlin und War von 1854 — 1862 Assistenzarzt in der
y. GRAEFE'schen Klinik daselbst. Hier beschäftigte er sich vorzugsweise mit der
Ophthalmo&kopie und gab 1863 den ersten „Atlas der Ophthalmoskopie" (3. Aufl.
Berlin 1885) heraus. 1862 Hess er sich in Paris als Augenarzt nieder, verliess
aber 1870, während des deutsch - französischen Krieges, diese Stadt und siedelte
nach London über, wo er am St. Thomas-Hospital als Lehrer der Augenheilkunde
und Augenarzt wirkte. In den letzten Jahren zog er. sich von der Lehr- und
Hospitalthätigkeit vollständig zurück und beschränkte auch wesentlich seine Privat-
praxis, um sich mit Untersuchungen über Kunstfragen vom naturwissenschaftlichen
Standpunkte, speciell mit einer Arbeit über die Technik der alten Meister, zu
beschäftigen. Folgende literarische Leistungen von ihm sind bemerkenswerth :
„Ophthalmoskopische Notizen" (v. (tRAEFe's Archiv für Ophthalmologie, I, IV, V
und VII) — „Fall von scheinbarer Myopie, bedingt durch Accommodations-
Icrampf" (Ibid. VIII) — „Modification der Schieloperation" (Ibid. XII) —
„Eine neue Methode der Cataractextraction" (Berlin 1872) — „School life in
its influence on sight and ßgure" (London 1877). Hor»tmann.
* Liebreich, Matthias Eugen Oscar L., zu Berlin, jüngerer Bruder
des Vorigen, ist am 14. Februar 1839 zu Königsberg i. Pr. geboren, war anfäng-
lich Seemann, begann seine chemischen Studien bei Fresextus in Wiesbaden und
wurde technischer Chemiker, studirte dann von 1859 an Medicin in Königsberg,
Tübingen und Berlin, wurde daselbst 1865 Doctor, 1867 Assistent am patho-
logischen Institut 7U Berlin, 1868 Privatdocent bei der dortigen Universität,
1871 Prof. e. o., 1872 Prof. ord. der Heilmittellehre und Director des pharma-
kologischen Laboratoriums bei jener. "Er hat das Protagon als die wesentlichste
phosphorhaltige Substanz des Gehirns nachgewiesen, die schlafbringende Wirkung
des Chloralhydrats entdeckt, femer Butylchlcral und das Aethylidenchlorid als
neue Anaesthetica , die Quecksilber - Amide , besonders das Formamid als neues
Mittel gegen Syphilis, das Glycerinpepsin, femer das Lanolin als Salben-Constituens
in den ärztlichen Heilschatz eingeführt. Er schrieb, ausser zahlreichen Joumal-
Aufsätzen, darunter u. A. über Neurin, die Identität des Oxyneurin mit dem Betain,
künstliche Darstelhng des Oxyneurin, über Myelinformen, Cholestearinfett u. s. w. :
„Das Ohloralhydrat , ein neues Hypnoticvm und Anaestheticum und dessen
Anwendung in der Medicin" (Berlin 1869; 3. Aufl. 1871), zusammen mit
Langgard ein Recept-Taschenbuch.
Brockhans, Convers.-Lexikon. 13. Aufl., XI, pag. 66. Red.
Lfedbeck, Per Jacob L., geboren in S5dermanland 1802, wurde Med.
Lic. in üpsala 1828 , während er erst 1835 zum Med. Dr. promovirt wurde.
Nachdem er 1830 zum GefilngnissaTzt auf Längholmen, nahe bei Stockholm,
ernannt worden war und bei dem anatomischen Unterricht am Karolinischen
Institute mitgewirkt hatte, wurde er 1831 zum anatomischen Prosector in Upsala
ernannt) vieariirte daselbst nochmals an Stelle des Professors der Anatomie und
naobdem er durch Reisen in Dentsohland , hauptsächlich anatomischer Studien
halber , die Lehren Hahnbmann's kennen gelernt hatte, Hess er sich in Stockholm
1846 nieder, woselbst er 1876 starb. Hier war er eine Zeit lang Lehrer in der
Anatomie am gymnastisehen Central-Ingtitnt , das von seinem Sehwiegervater,
P. H. LiNO, dem Qrflnder der schwedischen Heilgymnastik, gestiftet war, aber
er beschäftigte sich hauptsächlioh mit Priratpraxis. L. ist bisher der einzige Arzt
in Schweden gewesen, der eine nennenswerthe Aufmerksamkeit erweckt hat durch
45*
708 LIEDBECK. — LIEUTAÜD.
0
die Ausübung der Homöopathie , für die er , obgleich mit geringem Erfolge, durch
fleissige Schriftetellerei kämpfte. Zuerst schrieb er: „Om homöopatiska medtcinen
och dess Itteratur" (üpsala 1832) — „De pipere Cubeba^ (Ebenda 1827) —
„De papavere somnifero^ (Ebenda 1834); er übersetzte darauf Hahnemaxn's
„Organon der rationellen Heilkunde" (1835), schrieb weiterhin: „Oifcea det
läkemedel mot lungsot" (Ebenda 1843) — „Om hräkning och de vanliga hrak-
viedlen" (Ebenda 1843) — „De veneficio phosphoreo acfuto^ (1846) — „Kort
framställning af homöopatiens närvarande ställning i fränvmande länder^
(Stockholm 1«46; 2. Aufl. 1854) — „Koppornas lähiing" (Ebenda 1849) —
„Homöopatiska underrätteher f'ör sven^ka folket^ (Ebenda 1855 — 56) — „Om
nutidens läkarepartier och der ob grundskilnader" (Ebenda 1866) — „A feto
observationa an the influence of highland air in the eure of incipient phthisis*
(1871). Ausserdem lieferte er Beiträge zu mehreren schwedischen literarischen
Journalen und zu englischen, amerikanischen und deutschen homöopathischen Zeit-
schriften. Unter seinen anatomischen Arbeiten sind zu erwähnen : „Om ett nyfunnet
axdbladsligament (Ligamentum propr. scapulae posticum)*^ (Verhandlungen der
skandinav. Naturforscherversammlung, 1842) und „De cerebello humano obser-
vata"" (üpsala 1845). Hedenius.
Liögeois, Th. L. , zu Paris, war Doctor der dortigen med. Facaltftt,
wurde Prof. agr6g6 bei derselben mit der Concurs-These : „Anatomie et physio-
logie des glandes vasculaires sanguines" ; auch war er Hospital-Chirui^, Er
verfasste einen : „ TraiU de physiologie appliquee et a la mddecine h la Chirurgie'^
(2 voll., Paris 1869), der in Folge seines Ende Juni 1871 eingetretenen Tode»
unvollendet blieb. Im Jahre 1870 war er als Chirurg der ersten der von dem
Pariser Hilfsverein ausgerüsteten freiwilligen Ambulanzen in und bei Metz in
Thätigkeit gewesen und hatte darüber einen Bericht (6az. hebdom. de m^d et de
chir., 1871) abgestattet. Sein früher Tod an einer Apoplexie foudroyante wird
den während des Feldzuges erlittenen Strapazen zugeschrieben.
Lorenz, HI, pag. 287; VI, pag. 165. G.
*Lietard, Gustave-Alexandre L., zu Plombiere«, ist zu Domr^my*
la-Pucelle (Vosges) am 4. April 1833 geboren, studirte von 1853 an in Strass-
burg, wo er 1858 Doctor wurde mit der These: „Essai sur Vhistoire dt la
mSdecine chez les Indous", die von der Akademie der Medicin einen Preis erhielt.
Er liess sich in Plombiöres-les-Bains nieder, wurde Inspecteur-adjoint der dortigen
Quellen, 1869 Maire der Stadt und 1871 Conseiller g^n^ral des Vosges. Ausser
Arbeiten, welche sich auf die Anthropologie beziehen , über arische Völker und
Sprachen, über Geschichte der Sprachen, die sich in den Bulletins de la Soc.
d'anthropol. und im Dict. encyclop. des sc. m6d. befinden, sowie ausser Arbeiten
über Klimatologie und medicinische Geographie verschiedener Länder des Orients,
orientalische und indische Medicin (Dict. encyclop., seit 1867) schrieb er: „Lettre»
historiques sur la mSdecine chez les Indous" (Gaz. hebd. demM. etc., 1862, 63) —
„6tude sur la cosmologie et la physiologie d^ns leRig- VSda** (Ibid. 1865) u. s. w.
Er ist zur Zeit Inspecteur der Quellen von Plombiöres, über die er Mehreres, z. B. :
„Etudes cliniques sur les eaux de PI." (1860) — „Tableau sommaire de la
clinique de PI," (1873) herausgegeben hat.
Glaeser, pag. 460. — Bitard, pag. 823. 1180. Red.
Lientand, Joseph L. , am 21. Juni 1703 in Aix (Provence) geboren,
studirte in Montpellier, wurde dann Arzt am Hötel-Dieu seiner Vaterstadt und
widmete sich in dieser Stellung besonders anatomischen Studien, als deren Prodnct
sein berühmtes Werk : „Essais anatomiques contenant Vhistoire exacte des partim
qui composent le corps de Vhomme^ avec la manih'e de dissSquer" (Paris 1742;
Ibid. 1766; Ibid. 1776 — 77 u. d. T. : „Anatomie historique" herausgegeben von
Portal), erschien, das erste gute anatomische Bach nach Winslow. Auf Empfehlong
UEÜTAUD — LIHABZIK. 709
8£NAC*S kam L. 1760 als Arzt an den Hof zn Versailles und rückte nach Senac's
Tode (1770) in dessen Stellung als königl. Leibarzt zuerst bei Ludwig XV.,
später bei Ludwig XVI. ein. Er starb am 11. Deceraber 1780. In der Anatomie
ist sein Name durch das nach ihm benannte Dreieck am Grunde der Harnblase
verewigt. Ausserdem muss L. durch seine Schrift: ^Hiatoria anatomtco-medica,
sistena numerostssima cadaverum humanorum extisptcia etc," (Paris 1767, 2 voll.,
herausgegeben von Pobtal; neue Auflage von Schlegel; Langensalza 1786 bis
1802, 3 voll.), welche auf 1200 Seotionen beruhte, als der Begründer der patho-
logisohen Anatomie in Frankreich angesehen werden. Von grösseren Schriften L/s
nennen wir noch: „Elementa pKysiologiae post solerttora novissimaque physi-
coTum experimenta etc," (Paris 1745; Leipzig 1749) — „Prdcis de la mddecine
prcUique, contenant Vhistoire des maladtes etc." (Paris 1759; Ibid. 1760 ; Ibid.
1765, 2 voll,; Ibid. 1776, 2 voll.) — „Synopsis umversae praxeos medicae etc,"
(Amsterdam 1766; Paris 1770, 2 voll.; Ibid. 1774, 2 voll.; deutsch Leipzig
1777 — 79) — „Fr Sc 18 de la matüre m^dicaJe, contenant etc." (Paris 1766;
1770, 2 voll.; 1781, 2 voll.). Endlich rührt von L. eine grössere Anzahl
kleinerer Abhandlungen , meist anatomische Beobachtungen, in den Memoires de
TAcad. des sciences (1735, 37, 02—54) her.
Biogr. noM. VI, pag. 46. — Diöt. bist. III, pag. 454. — Vicq d'Azyr, Eloges
par Morean, III, pag. 1. Pgl^
Lievin , Albert Karl Ludwig L. , war geboren zu Paderborn am
23. Mai 1810, studirte in Berlin, Heidelberg und Halle, besonders angeregt durch
Krckenberg, Medicin, proraovirte 1834 in Halle mit der Diss. „De Daphnia
jpennata", liess sich 1836 als Arzt in Danzig nieder, wo er bis zum Jahre 1869
als solcher thätig war und am 25. Juni 1881 starb. Er schrieb itber: „Die
JBranchiopoden der Damiger Gegend^ (1848, m. 11 Taff.) — „Branchipus
Oudneyij der Fezzan-Wurm" (1856) — „Die Monsume des indischen Meeres^,
1866 (alle 3 in: Schriften der naturforsch. Gesellsch. zu Danzig). Später beschäftigte
er sich lebhaft mit Schul- und allgem. Hygiene und veröffentlichte darüber : „ Danzig
und die Cholera, Ein sfatist.-topograph. Versuch" (Danzig 1868) und in der
Deutsch. Vierteljahrsschr. f. öff. Gesundheitspfl. : „Die Zählblättchen- Methode als
Silfsmittel ßir Mortalitäts- oder Morbüitäts- Statistik" (II) — „Die Oanalisation
von Frankfurt a. M." (II, offener Brief an Dr. Vaeeentbapp) — „Die Mortalität in
Danzig während der Jahre 1863 bis 69, mit Bezieh, auf die öff. Gesundheitspfl. "
(III) — „Die Pockenepidemie der Jahre 1871 u. 72 in Danzig" (V) — „Be-
Tiierkungen über die Cholera in Danzig im J. 1873" (VI) — ^^Zur Errichtung
örtlicher Gesundheitsämter" (VI) — „ lieber die Sterblichkeit in Danzig in den
Jahren 1863 — 79" (Festschrift der 53. Versamml. deutsch. Naturf. u. Aerzte,
Danzig 1880) — „Einiges zur Behandlung der hygien. Mortalitätsstatistik"
(Tageblatt derselben Versammlung). L. hat sich nicht allein um die Hygiene und
med. Statistik Danzigs, sondern auch um diese Wissenschaften überhaupt anerkannte
Verdienste erworben.
Lissanerin Deutsch. Vierteljahrscbr. f. öffentl. Qesandheitspfl. 1884, XHI, pag. 607.
G.
Liger, Charles-Louis L., geboren zu Auxerre um 1715, studirte in
Paris und promovirte daselbst 1742 mit der Diss.: „An menstruis morantihus
chalybeata", erhielt einige Zeit später den Ehrentitel eines königl. Leibarztes und
liees sieh zuletzt in seiner Vaterstadt nieder, wo er um 1760 starb. Er ist Ver-
fasser eines dnrch gute historische Notizen bemerkenswerthen „Traitd de la goutte"
(Paris 1753).
Biogr. med. VI, pag. 47. — Dict. hist. III, pag. 456. Pgl.
Lihar^ik, Franz L., zu Wien, war am 25. Nov. 1813 zu Walachisch-
Meseritz in Mähren geboren, studirte in Wien von 1833 an Medicin und Natur-
wissenschaften, wurde 1839-40 Doctor, machte 1840 eine wissenschaftliche Rcivse
710 LlHAEilK!. — LIUEVALCH.
durch Deutschland, Frankreich, England, wurde Assistent des sehr gesuchten
Geburtshelfers Hussian, übernahm dann die Leitung der von QoELis gegründeten
Kinderkrankenanstalt und des Impfinstituts , beschäftigte sich, mit Zuhilfenahme
sehr zahlreicher Messungen, mit der Ermittelung der relativen Grössenverhältnlsse
der einzelnen Körpertheile und deren Einfluss auf die körperliche Ttlchägkeit des
Individuums, publicirte die Resultate dieser Forschungen in der Schrift: nD<u
Gesetz des menschlichen Wachsthums und der unter der Norm zurückgebliebene
Brustkorb als die erste und wichtigste Ursache der Rhachitis, Scrophulose
und Tuberculosen (Wien 1858) und begründete auf eine weitere belrächtliebe
Zahl von Messungen eme Proportionslehre des menschlichen Körpers, die u. d. T. :
„Das Gesetz des Wachsthums und der Bau des Menschen. Die Proportions-
lehre aller menschlichen Körpertheile für jedes Alter und für beide Ges<Jdeckter*^
(Wien 1861, gr. fol., m. Taif.) erschien und sich grosser Anerkennung erfreute.
Er fand sein darin aufgestelltes mathematisches Wachsthumsgesetz auch in der
Pflanzenwelt (an Baumfrüchten) bestätigt und schrieb in der Folge noch : „ (Jeher
das Quadrat, die Grundlage aller Proportionalität in der Natur und das
Quadrat aus der Zahl Sieben, die Uridee des menschlichen Körperbaues'^
(Wien 1865, 4.). Er hatte auch eine yj Festrede über das Leben und Wirken
des .... Dr. Leop. Ant, Ooelis u. s. w." (Ebenda 1864, 4.) veröflTent-
licht und starb am 19. September 1866.
V. Wurzbach, XV, pag. 181. G.
Liljeblad, Samuel L., Professor der angewandten (ökonomischen) Natur-
geschichte in Upsala, geboren am 20. December 1761, wurde 1788 Magister der
Philosophie in üpsala, beschäftigte sich sehr eifrig mit der Naturgeschichte, wählte
aber später das Studium der Medicin und promovirte 1793 in Upsala. Er setzte
jedoch seine naturgeschichtlichen Studien fort, machte mehrere Reisen zur Erforschung
der ökonomischen Verhältnisse in Schweden, wurde 1802 Professor in Upeala und
starb am 1. April 1815. L. wollte das botanische System K. v. Linnens verein-
fachen und gab eine schwedische Flora heraus (Upsala 1792; 3. Aufl. 1616), in
welcher er die Pflanzen Schwedens in nur 1 6 Classen ordnete ; der ökonomische
und medic. Nutzen der Pflanzen ist darin genau angegeben. Seine übrigen Schriften
in den Abhandlungen der schwed. Akad. der Witsenscb. (1793) und der Soe. der
Wissensch. zu Upsala (Vol. VI) sind botanischen und seine akademischen Disser-
tationen landwirthschaftlichen Inhalts. q Hf^it.
Liljevalch, Karl Fredrik L. , in Lund, war am 7. September 1770
geboren, studirte in Lund und Kopenhagen und wurde 1794 bei der schwedischen
Universität promovii't. In dem Kriege zwischen Dänemark und England 1801
war er eine Zeit als freiwilliger Militärarzt thätig und besuchte dann die Hospitäler
in Paris 1801—1802. L. wurde 1801 zum Professor der Geburtshilfe in Lund
ernannt, übernahm zugleich 182 L den Unterricht bei der Hebearamenschule, wurde
1843 emeritirt und starb am 12. März folgenden Jahres. Er hat einige akademische
Abhandlungen und Joumalaufsätze medicinischen Inhalts geschrieben.'
Sacklfen, I, pag. 671; IV, pag. 109, 652. — Wistrand, pag. 223; Neue Folge,
I, pag. 445. 0. Hjelt.
Liljevalch , Peter 0 1 o f L. , als Sohn des Vorigen in Lund am
24. Januar 1807 geboren, studirte daselbst, wurde 1829 Dr. phil. , 1836 Lic.
und Dr. med. Er war von 1839 — 72 Militärarzt, zuletzt Oberfeldarzt, wurde
1848 Oberarzt an dem Militär-Krankenhause zu Stockholm und war zugleich von
1864 — 72 als Mcdicinalrath Mitglied des Collegium medicum. 1844 wurde er Arzt
des Hofes und war seit 1847 Leibarzt des Königs. Er starb am ö. Juni 1877.
L. hat sich grosse Verdienste um die Verbesserung des militärärztlichen Standes
und die Entwicklung der militärischen Gesundheitspflege in Schweden erworben.
Unter seinen Schriften sind zu bemerken : „ Upplysningar om sjukligheten inom
LIUEVALCH. — LIMBOÜBG. 711
en armd pä fältfot, med särakildt afseende pä bekofvet af lakare för svenska
arviien och aeas bevärtng^ (1854) — „Krigshtstorüka trUyg om behqfvet af
läkarevärd för svenaka armSen^ (1867) — „Om behofoet af luftvexling i
kas&mer^ (1854), 0. Hj«lt,
Lille, Ohristiaan Everhard deL., 1726 hn Haag geboren, studirte
in Leyden und promovirte daselbst 1752 zum Doetor der Medioin („Disp, de
excessu motus circulaiorii^ ) . In Zwolle praktisoh wirksam, veröffentlichte er:
;, l'ractatus de palpüatione cordis quem praecisa cordis kistoria physiologica etc. **
(Zwolle 1755) und wurde kurz darauf, vielleicht auch darum, zum Prof. der
Anatomie und Chirurgie in Franeker berufen (Antrittsrede: „De mirabüi mutuo
corporis animique commerdo") , während ihm 1762 auch der Unterricht in der
Patiiologie und praktischen Medicin übertragen wurde. 1779 wurde er auch Prof.
in der Botanik, doch lehrte er seitdem die Anatomie und Chirurgie nicht mehr. Er
starb 1795. Ausser zwei Rectorats-Reden : „De commendanda animi tranquilli-
täte uno omnium firmissimo praestantissimoque longae vitae praesidio^ (1763)
und „De morte quomodo viro sapienti sit optanda** (1773) haben wir nur von
ihm: „Physiologicarum animadversionum sec, ordinem elementorum, pkt/sto-
logiae corporis humani Alberti Hall er t Über prtmus" (Franeker 1772).
Boeles, Frieslands Hoogeschool, II, pag. 539. C. E. Daniels.
*LllljebjÖrn, Karl Johan L., geboren in Wermland 1817, wurde Dr. med.
in Upsala 1846, Bataillonsarzt 1851, ist prakt. Arzt und Regimentsarzt in Stock-
hohn seit 1871. Schriften: „Om administrativt-sanitära förhällanden i vinter-
lägret vid Boulogne $ur mer^ (1855) — „Om skyddsmedlen mot smittkoppor"
(1872) — „Om revaccination af rekryter" (1879). Hedenius.
*Liinan, Karl L., zu Berlin, ist daselbst am 16. Februar 1818 geboren,
studirte in Bonn, Heidelberg, Halle, BerUn, wurde 1842 Doetor, wirkt in Berlin
seit 1846 als Arzt, seit 1861 als Privatdocent der gerichtlichen Medicin, seit
1865 als Prof. e. o. und ist zur Zeit Geh. Medicinalrath, gerichtlicher und Stadt-
pbysicus und Director der praktischen Unterrichtsanstalt für die Staatsarzneikunde.
& übersetzte P. Ricord's „Briefe über Syphilis*^ (Berlin 1851), gab seines Oheims,
J. L. Casper's „Handbuch der gerichtlichen Medicin^ in neuer Bearbeitung in
mehreren Auflagen (7. Aufl. Berlin 1881, 82) seit 1864 heraus und schrieb:
„Zweifelhafte Oeiateszustände vor Gericht^ (Berlin 1869) u. s. w. Red.
Limborcll, Limbourg, Gilbert undRemaele deL., s. Füchs, Gil-
bert und Remacle, Bd. II, pag. 458.
Limbourg , Jean-Philippe deL. , zu Spa in Belgien , war in der
Provinz Lüttich zu Anfang des 18. Jahrhunderts geboren, wurde 1736 in Leyden
Doetor mit der „Diss. sur lee eaux de 8pa" und Hess sich darauf in dem eben
genannten Curorte nieder, über den er noch weitere Schriften verfasste, wie:
„ Traitd des eaux minSrales de Spa, attquel on a Joint une carte des environs
de Spa^ (Lüttich 1756) — „Nouveaux amusements des eaux min4rales de
8pa** (Ebenda 1763, av. figg.) — „Recueil d' observations des effets des eaux
min^rales de Spa de 1764 etc.^ (Ebenda 1767). Ausserdem erschienen von ihm:
„Diss, sur les bains d'eau simple, tant par immer sion qu'en douches et en
vapeurs" (Ebenda 1757) — „Diss. sur les affinitSs chimiques^ (Ebenda 1761),
von der Akademie zu Rouen 1758 preisgekrönt — „Caract^res des medecins ou
idde de ce qu^ils sont communSment et de ce quHls devraient itre d'apr^s
Penelope de feu M. De la Mettrie" (Ebenda 1760) — „Diss. sur les
douleurs vagues connues sous les noms de goutte-vague et de rhum^tisme-
goutteux etc." (Ebenda 1763), von den Docteurs regens der med. Facultät in
Lüttich in demselben Jahre preisgekrönt. Er starb zu Ltittieh um 1768.
Robert de Limbourg, Bruder des Vorigen, war zu Theux bei Lüttich
1731 geboren, war ebenfalls Dr. med. und hat mehrere naturwissenschaftliche
712 LIMBOÜRG. — LINCKE.
Abhandlungen in den Möm. de TAcad« des sc. et belles-leltres zu Brüssel verfasst
Er starb am 20. Februar 1792. van den Corpnt
' Linacre, T h 0 m a s L., geboren 1461 zu Canterbury in England, studirte
in Oxford, hielt sich darauf lange am mediceischen Hofe in Florenz auf, kehrte
dann in sein Vaterland zurück und wurde Lehrer des Prinzen Arthur, Sohnes
He in rieh's VII. Später erhielt er die Stellung als Leibarzt bei Heinrich VIII.
und der Prinzessin Maria. L., der zu London am 21. October 1524 starb, ist
der erste englische Arzt, der sich eines echt classischen Lateins bediente. Durch
seine durch Treue und Reinheit der Sprache ausgezeichneten üebersetzungen ver-
schiedener Werke Galen's, sowie durch seine Schrift: „De emendanda structura
latini sermonis libri F/f (Paris 1532 und 1550; Leipzig 1545; Cöln 1555)
erwarb er sich um die Verbesserung des Geschmackes seiner Landsleute in Bear-
beitung der Wissenschaften ein besonderes Verdienst. Er gründete die älteste
medioinische Corporation, nämlich das College of Physicians zu London 1518 und
stiftete zwei Legate zu Oxford und Cambridge, wofür ein Lehrer auf jeder
Universität verpflichtet sein soll, den Hippokrates und Galen zu erklären. Mit
Erasaiüs, Güil. Copus u. A. besorgte L. eine gute Ausgabe von Galen's Werken
(Basel 1529 foL).
Aikiii, pag. 28. — Hutchinson, II, pag. 70. — Biogr. m6d. VI, pag. 48 — 50. —
Munk, I, pag. 12—21. Pgj,
Linas, Aim6-Jean L. , zu Paris, Irrenarzt, war im Januar 1829 zu
Auterire ( Haute- Garonne) geboren, studirte in Paris, wurde Interne bei Calmeil
in Charenton und 1858 mit der These: „Recherches cliniques sur les questions
les plus controversSes de la paralysie genSrale^ Doctor, und war darauf Mit-
arbeiter der Gaz. med. de Paris und der Gaz. hebdomad. , für die er zahlreiche
Revuen, bibliographische und kritische Artikel, sowie wissenschaftliche und humo-
ristische Feuilletons schrieb. Ausserdem verfasste er für Dechambre's Dict.
encyclop. des sc. m6d. einige bedeutende Artikel Über Geisteskrankheiten, nämUch
die Über „Manie^ — „Monomanie" — „Luciditd" — „Medecine ISgale des
ali4nSs (Mstorique^), Dabei war er von einer Anzahl med. Gesellschaften durch
die Aemter, die er in ihnen bekleidete, sehr in Anspruch genommen und wurde
Arzt des Bureau de bienfaisance , des fitat civil und M6decin - inspecteur der
Irrenanstalten des Seine-D6p. Er publicirte noch: „Quelles eaux veut-on faire
boire aux Paristens f Les eaux de Paris Studtees au point de vue de la sanld
publique^ (Paris 1862) — „Le passi , le preserU et Vavenir de la medecine
mentale en France. Les futurs asiles d'atiSnSs de la Seine** (Ebenda 1864)
und hielt sehr besuchte öffentliche Vorträge über Hygiene. Auch bearbeitete er
zusammen mit A. Nonat eine 2. Auflage von Dessen „ Traitd prat. des maladiei^
de VutSrus et de ses annexes" (1869 — 74). Seit fast 10 Jahren mit einem Leiden
behaftet, das zu verbergen er die Willensstärke hatte, ging er allmälig zu Grunde
und starb Anfangs November 1881 zu Versailles.
L'Encephale. 1881, pag. 858. — Gaz. hebdom. 1881, pag. 732 — Lorenz, lU,
pag. 291. G.
Lincke, Karl. Gustav L. , geboren 1804 zu Kosroin in der Provin«
Posen, studirte von 1828 in Leipzig Medicin und erwarb 1833 nach Vertheidigung
einer Abhandlung: „De fungo medullari oculi part. 7." die Doctorwürde. Seine
praktische Thätigkeit wandte er jedoch sehr bald der Ohrenheilkunde fast aus-
schliesslich zu, über welche er auch während der Jahre 1837 — 41 als Docent an
der Universität Vorträge hielt. Er starb am 13. September 1849 zu Leipzig.
Von L.'s Schriften sind zu nennen : „ Tractatus de fungo med. ocult" (Leipzig
1834, eingehendere Ausführung des in der Dissertation behandelten Themas) — ,
„Handbuch der theoretischen und praktischen Ohrenheilkunde^ (Bd. I u. II
Ebenda 1837 flg., Bd. III, bearbeitet von Ph. H. Wolf^, Ebenda 1846) —
„Sammlung auserlesener Abhandlungen wid Beobachtungen aus dein Gebiete
LINCKE. — LIND. 713
der Ohrenheäkunde^ (SammL 1 — 5, Leipzig 1836 — 40) — „Vollständiges
üeceptttuchenbuch in alphabetischer Ordnung** (2 Bde., Ebenda 1840 — 44). —
Um die Ohrenheilkunde hat sich L. durch sein „Handbudi'^ und dureh Herausgabe
„Auserlesener Abhandlungen" besonders verdient gemaeht. Das Handbuch, welches
alle Gebiete der Otologie umfasst^ leidet an einer etwas schwerfälligen Anordnung
des Stoffes. Es verräth auch wenige den erfahrenen praktischen Ohr^arzt, als
den fleissigen, mit gesunder Kritik begabten Sammler und Historiker. Wegen des
letzteren Punktes, und zwar ganz besonders wegen der durchaus zuTcrlftssigen
Quellenangaben, wird dieses Buch stets eine reiche und unentbehrliche Fundgrube
für die Geschichte der Ohrenheilkunde bleiben.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. 27, 1849, II, pag. 1291.
Winter. — A. Lacae.
*LmcoliL, Davis Francis L., zu Boston, woselbst er am 4. Januar
1841 geboren wurde, studirte auch dort und wurde 1864 graduirt. Nach mili-
tärischer Dienstleistung machte er eine Studienreise nach Europa, mit längerem
Aufenthalte in Berlin in Wien, und Hess sich 1867 in Boston nieder, wo er seit
1871 sich speciell der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems widmet.
Er schrieb: „Medtcal notes upon ihe aborigines of Alaska** (Boston Med. and
Surg, Joum., 1870) — „Boston dispensary for diseases of the nervous System**
(Ibid. 1873), Bericht über die behandelten Kranken mit aphoristischen Kranken-
geschieht en — „A case of cerebral congestion with pecuUar reaction of the
supra-orbital nerve** (Ibid. 1873) — „Notes on the climate of the isles of
Shoals and of Nantucket** (Ibid. 1875) — „A case of spinal paralysis in an
cuiult resembling the so-called infantile paralysis** (Ibid. 1875) — „Injury
resulting from electrical treatment** (Ibid. 1877). Ausserdem verfasste L. ein
Lehrbuch über „Mectrotherapeutics** (1874).
Atkinson, pag. 193. Pgl.
Lind, James L. , geboren am 17. Mai 1736, studirte und promovirte
in Edinburg 1748 mit der „Diss. de morbis venereis localibus** , war lange
Zeit Schiffsarzt bei der englischen Marine, dann Arzt am Haslar Hospital und
Mitglied des Royal College of Physicians in Edinburg, später Arzt in Windsor
und Mitglied der Royal Society in London. Er starb am 18. Juli 1794 zu Gosport.
Er hat sich um gewisse Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege durch Abfassung
verschiedener Werke in hohem Grade verdient gemacht. Sein berühmtestes Werk
ist: „A treatise on the scurvy** (Edinburg 1752; London 1756; 1772; französ.
Paris 1756, 2 voll.; 1788, 2 voll.; deutsch Riga 1775). Nicht * weniger verdienst-
voll ist der „Essay on the diseases incident to Europeans in hot climates**
(London 1768; 6. Aufl. 1808; französ. Paris 1785, 2 voll.; deutsch Riga 1773),
worin besonders vom gelben Fieber gehandelt wird. Ferner citiren wir den vor-
zflglichen „Essay on the means of preserving the health of seamen** (London
1757; 1763; 1774; französ. Paris 1758) — „Two papers on fevers and infec-
tions** (Edinburg 1763; London 1774; französ. Montpellier 1780) — „Diss. de
febre intermittente putrida quae in Btiigalia grassabatur*^ (Edinburg 1768 ;
London englisch 1782).
Biogr. m6d. VI, pag. 50. — Dict. hist. IIJ, pag. 45Ö. Pgl.
Lind, Jens Georg L., zu Viborg in Jtttland, war am 17. Januar 1794
zu Nykjoebing auf Seeland, als Sohn des dortigen Districtschirurgen Cornelius L.
geboren, studirte von 1811 an in Kopenhagen, war von 1820 — 22 med. Candidat
im königl. Friedrichs-Hosp., wurde 1822 Landphysicus im Stift Viborg u. s. w.,
1832 wirkl. Justizrath und schrieb, ausser zwei Dissertationen „De delirio tremente**
(1822), in der Bibl. for Laeger (V, IX, X, XXX, XXXII) : „Sygehistorier og practiske
Bemaerkninger** — „Practiske Jagttagelser** — „Sjeldent Sygdomstilfaelde,
fremstillende Induratio glandulae prostatae i Forbindelse med caries ossis
714 LIND. — LINDEN.
Bocfri^ n. s. w. ; in den Aota Reg. Soc. med. Havniens. (Vn, 1829): ^Morbfv»
smgularta a tumore in cerebro ortus^ n. s. w.
Erslew, 11, pag. 142; Sopplem. n, pag. 220. — Oallisen, XI, pag. 364;
XXX, pag. 66. 0
Lindbergsson, August L., geboren 1790 in Stockholm, wurde daselbst
Chir. Mag. 1811, und nachdem er theils civil-, theils militärärztliche Stellungen
bekleidet hatte, in Lund 1819 Dr. med., machte sich als geschickter Arzt und
Chemiker bekannt und starb an Lungenschwindsucht 1824. Schriften: „Änalysü
corticü Ängusturae" (Lund 1818); in den Verhandlungen der schwed. Wissenschafts-
Akademie (1820): „Vegetabiliskt kemtska försök^ (preisgekrönt); in den Annalen
der schwedischen Landwirthschafts - Akademie (1816): „Hvilka äro de ämnen,
8om en härande jord under grödans frösättning f'örlorar?*' (preisgekrönt).
Verschiedene amtliche Berichte und casuistische Aufsätze, theils in den VerhandL
des schwed. ärztl. Vereins (Bd. II, III, IV) , theils in den Jahresberichten desselb^
Vereins (1815).
Sack] 6 n, II, pag. 483. Hedenias.
Lindemann, Hermann Wilhelm L., zu Lowicz in Polen, war 176..
zu Bückeburg geboren, wurde 1790 Dr. med. in Göttingen, prakticirte darauf
in seiner Vaterstadt und wurde 1799 Physicus des Sachaczew'schen und 1800
des Radomsker Kreises in der damaligen Provinz Sttd-Preussen. Er schrieb:
„Taschenbuch für angehende Aerete^ (2 Thle., Leipzig 1792, 93) — „Hand-
buch der praktischen Arzneikunst, frei bearbeitet nach Brendel^ (Berlin 1 797).
Auch hatte er herausgegeben J. 6. Brendbl's „De cognosoendis et ourandis morbis
cum notis** (3 voll., Leipzig 1792 — 94) und Desselben „Praelectiones de Coacis
praenotionibus^' (Berlin 1796) und hatte (ibersetzt: Sir Francis Milk an, ^Ueber
Scorbut und Faulfieber" (1795) — „Prakt. Abhandlung aus den Schriften der
königl. med. Soc. zu Paris von 1776" (2 Bde., 1796,96) — F. E. Fodbbe,
„lieber Kropf und Cretinismus" (1796) — „Magazin auserlesener Abhandlungen
von berühmten französ. Aerzten" (Ebenda 1797) — A. C. Lorry, „üeber das
Fett und dessen Krankheiten" (Ebenda 1797). Er schrieb weiterhin noch: „Eni-
umrfj die vorzüglichsten Krankheiten der Soldaten im Felde schneller und
glücklicher zu heilen^ (Ebenda 1799) — „Ueber die Ruhr und deren Heü-
art u. 8. w." (Breslau 1800). Dazu Aufsätze im N. Hannov. Magazin (1791,
1794, 95) u. 8. w.
Callisen, XI, pag. 366; XXX, pag. 67. G.
Linden, Antonius Antonides van der L. , 1570 in einem Dorfe
in Ost-Friesland geboren, studirte in Franeker Medicin und promovirte daselbst
1608. Er etablirte sich als Arzt in Enkhuizen, wo er auch als Docent an
der lateinischen Schule fungirte. Später nach Amsterdam übergesiedelt, war er
da praktisch wirksam bis zu seinem Tode 1633. Er schrieb hauptsächlich:
„Physiologia ^ explicans res naturales octo libris^ — „Pathologia, explican»
res praetematurales trihus libris" — „Synopsis medicinae practicae" — „Pkar-
macopoea^ — „Aphorismi Hippocratis noia methodo dispositi^ etc. Eine
vollständige Angabe seiner Schriften findet sich bei Mangetus.
Vriemoet, Athen. Frisiacae. C. E. Daniels.
Linden , Johannes Antonius van der L. , Sohn des Vorigen, am
13. Januar 1609 in Enkhuizen geboren, studirte 1625 — 29 in Leyden und
darnach in Franeker, wo er 1630 mit einem „ Universae medicinae compendium,
quinque centuriis sub clypeo M, W insemii, decem disputationibus propositum.
Cui addita est centuria inauguralis positionum medicarum, practicarum de
virulentia venerea^ zum Dr. med. promovirt wurde. Nach einer 2jähr. Wirksamkeit
als Arzt in Amsterdam, wo er auch als Prosector des Colleg. medicum auftrat,
wurde er zum Prof. der Med., Anat. und Botanik in Franeker ernannt (Antritts-
LINDEN. — LINDBBEB. 715
vede: „De msdico futuro neoessarüa^). Sein Untenicht zog viele Fremde nach
Franeker, um als seine Schüler zu promoriren. 1661 als Prof. nach Leyden
berufen, war er da bis zu seinem Tode, im Mftrz 1664, mit grossem Eifer, vor-
zflglieh als Prof. des Colleg. medioo-pract., wirksam. Er schrieb: „De scriptü
medicis Itbri duo" (Amsterdam 1637; 1651; 1662), welchem er eine „Manu-
ductto ad medidnam^ (auch Löwen 1639; Franeker 1642; Halle 1726) hinzu-
ftlgte. Diese bibliograph. Arbeit wurde später von 6. A. Mebcklik umgearbeitet
und verbessert und unter dem Namen „Lindemus renovcUus^ (Nürnberg 1686)
veröffentlicht. — „Medulla medtctnae partibua quatuor comprekensa" (Franeker
1642) — „Medicina physiologica'* (Amsterdam 1653), von Guy Patin „creme
fouett^e'^ und Compilation genannt, jedoch von Halleb als „spissum opus,
anatomicum magis quam physiologicum^ theil weise gelobt — „Dies, de lade"
(Groningen 1655) — „Selecta medica et ad ea excercitationes Batavae" (Leyden
1656) — „Dis8, de chylo vüioso" (Ebenda 1658) — „Excercitationes de
circiUatione sanguinis" (Ebenda 1659 — 1663), worin L. merkwürdigerweise
die Entdeckung des Blutkreislaufes Harvey abspricht und dem Hippokbatbs
zuschreibt — „Meletemata medicinae Hippocraiicae" (Ebenda 1660), in dessen
ersterem Theile eigentlich allein die Physiologie behandelt wird — „De hemicrania
menstrua kistoria et consilium" (Ebenda 1660, 1668), worin der Verf. nach
Halleb „Multa graecae eruditionis, veri consilii parum adfert^. Ausserdem hat L.
sich sehr bekannt gemacht durch die Ausgabe von Hippokratss' „Opera omnia"
(Leyden 1665; Neapel 1754; Venedig 1757), welche, obgleich von Halleb
„Nitida editio^ genannt, von Diesem, von Triller und auch von Littre verworfen
wird. Wir haben von L. auch eine Ausgabe von GelsüS* „De medicina libri
octo" (Leyden 1657; 1665), welche von Morgagni in seiner Epistolae kräftig
getadelt und deren Text dennoch später in den erhaltenen ALMELOVEBN'schen
Ausgaben immer wieder übernommen worden ist ; von Adriaan van der Spieghel's
„Opera omnia" (Amsterdam 1645) und von Hieron. Cardanüs* „De utilitate
ex adver 818 capienda" (Franeker 1640), welche beide letztere mit grosser Genauig-
keit bewirkt sind und wirklich wissenschaftlichen Werth haben.
G. C. B. Surisgar, £et geneeskandig onderwys van A. Kyper en J. A. van
der Linden, 1863. C. E. Daniels.
Linder, Johan L. , geadelt Lindenstolpe ^ geboren in Karlstad 1676,
studirte die Medicin zuerst in Abo und üpsala, später in Leyden und wurde
Doctor in Harderwyk 1707. Er war 1709 — 10 Arzt auf der in der Ostsee
kreuzenden schwedischen Kriegsflotte, auf der die orientalische Bubonenpest damals
herrschte, und liess sich darauf als prakt. Arzt in Stockholm nieder. Hervorragend
durch seine Gelehrsamkeit, seine grosse medicinische Erfahrung und seinen red-
lichen Charakter, wurde er 1719 zum Assessor in der k. Medicinal Verwaltung
ernannt, wurde im selben Jahre in den Adelsstand erhoben und starb 1723. Von
seinen Schriften mögen hier erwähnt werden: „De foeda lue venerea dicta"
(üpsala 1705 ; in*s Sehwedische übersetzt und vermehrt 1713) — „De venenis"
(Leyden 1707, 2. Aufl. „cum notis Stenzelii", 1739) — „Tanhar om penti-
lentien" (Stockholm 1710 — 11) — „Om surbrunnars kraft och verkan" (Ibid.
1712; 2. verm. Aufl. 1718) „Om maskar och skridfä i menniskans kropp"
(Ibid. 1714) — „Om frossan och kinabarken" (Ibid. 1717) — „Om skörbjugg
och Rogfubben" (Ibid. 1721). Ausserdem hat er mehrere medicinische Abhand-
lungen für die Acta litterar. et scientiarum Sueciae und die Philosophical Trans-
actions verfasst.
Sackl^n, I, pag. 86. Hedenius.
Linderer, Vater und Sohn, Zahnärzte in Berlin. — Der Erstere, J. C. L.,
war fürstl. Waldeck'scher Hof-Zahnarzt, Universitäts-Zahnarzt in Göttingen, Lehrer
der Technik der Zahnheilkunde gewesen, war nach dem Jahre 1809 nach Berlin
übergesiedelt und starb daselbst am 23. Februar 1840. Er schrieb: „Die Lehre
716 LINDEREB. — LlNOl^R.
von den geaammten Zahnoperationen, nach den besten Quellen und eigener
40 jähr, Erfahrung dargestellt" (Berlin 1834, m. 12 Taff.) und znaamman mit
seinem Sohne: j, Handbuch der Zahnheilkunde, enthaltend Änat. u. PhystoL,
Mat, medica dentaria und Chir. , nach eigener 43jähr. Erfahrung u. s. w.'*
(Ebenda 1837, m. 18 Taff.; 2. Aufl. von Jos. Lindebeb jun., 1842). Dasselbe
ist wertbvoll, weil es zuerst auf vergleichend- und pathologisch-anatomische Einzel-
heiten eingeht. Auch finden sich Aufsätze von ihm in der Berliner medicinischen
Central-Zeitung.
Joseph Linderer, der Sohn, war zu Oöttingen am 26. Februar 1809
geboren, studirte auf der Berliner Universität, erfreute sich namentlich auch des
Unterrichtes von Johannes Muellkr und gab, ausser dem vorstehenden Werke, noch
heraus: „Die Erhaltung der eigenen Zähne in ihrem gesunden und kranken
Zustande*^ (Berlin 1842) — „Die Zahnheilkunde nach ihrem neuesten Stand-
punkte. Ein Lehrbuch für Zahnärzte und Aerzte" (Erlangen 1851, m. 6 Taff.).
Diese Schriften gehören zu den hervorragendsten ihres Faches in jener Zeit. Er
starb am 20. Juli 1878.
Callisen, XXX, pag 69. — Engelmann, pag. 340; Sapplem. pag. 15.^. &.
Lindern, Franz Balthasar von L., geboren in Buchs weilei: (Elsass)
am 1. März 1682, studirte in Jena, promovirte in Strassburg 1708 mit der
„Diss, qua theoremata quaedam medica miscellanea sistuntur" und prakticirte
hier bis zu seinem am 25. April 1755 erfolgten Tode. L. war auch als Botaniker
nicht unbedeutend. Er schrieb: „Osteologia parva etc." (Strassburg 1710) —
„Tournefortius Alsaticus eis- et transrhenanus, sive opusculum botanicum,
ope cujus plantarum species .... consulere posait etc." (Ebenda 1728), eine
Flora des Elsass, später u. d. T. : „Hortus Alsaticus" (vermehrt Ebenda 1747
erschienen) — „Speculum Vener is . . . oder Beschreibung der meisten Venus-
krankheiten" (Ebenda 1732; 1736; 1743; 1750) — „Medicinischer Passe-
partout oder Hauptschlüssel aller und, jeder Krankheiten des menschlichen
Körpers" (2 Bde. , Ebenda 1739 — 41); ferner verschiedene Abhandlungen im
Commercium litterarium Norimbergense.
Biogr. med. VI, pag. 53. Pgl.
*Llndgren, Hjalmar Ossi an L. , geboren in Wexiö 1837, studirte
in Lund, woselbst er Docent der Anatomie 1867, Dr. med. 1868, Professor der
Anatomie 1882 wurde. Schriften: „Studier öfver lifmodrens byggnad hos men-
niskan" (m. 5 Taff. , Nord. Med. Ark. , III) — „ Heber den Bau der Vogel-
nieren" (Henle's und Pfedfer's Zeitsehr. , R. III, Bd. XXXIII) — „Studier
öfver däggdjursägget" (Lund 1876).
Wistrand, Bruzelius, Edling, I, pag. 458. Heden ins.
^indhout , Henri de L. , war zu Brüssel um die Mitte des 1 6. Jahr-
hunderts geboren, studirte Medicin in Löwen und Hess sich in Hamburg nieder,
wo er um 1620 starb. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die lächerlichen
Ideen, welche zu seiner Zeit in der Astrologie herrschten, zu bekämpfen und ihre
Nichtigkeit darzuthun. Er schrieb dazu die beiden folgenden Schriften: „Speculum
astrologiae , in quo vera astrologiae fundamenta et genethliacae Arabum doc-
frinae vanitates demonstrantur"^ (Hamburg 1597, 4.) — „Tractatus astrologicus^
S(u introductio in physicam judiciariam" (Leipzig 1618, 4.).
van den Corpot.
Lindner, Ehregott Friedrich L., wurde zu Schmolsin bei Stolp im
Jahre 1733 geboren, studirte Medicin in Königsberg und erhielt daselbst 1753
die mediciuische Doctorwörde (Diss: „Comm^ntatio physiologica de fluido nervto
spiritihus animalilms eorundemque in corpore humani functionibus") , kam
nach Mitau, prakticirte daselbst und starb am 14. Mai 1816 auf seinem Land-
gute Alt-Abgulden.
J
LTNDNEB. — LINDROTH. 717
Gottlob Immanuel Lindner, Bruder des Vorigen, geboren 1734,
stndirte Theologie in Königsberg , begleitete J. 6. Hamann auf einer Reise nach
Deutschland , bereiste allein die Schweiz , Italien und Frankreich , studirte in
spateren Jahren Medicin, wurde 1787 in Halle zum Dr. med. promovirt („Dias,
inaug, de lymphaticorum syatemate") y kam nach Kurland und war Arzt im
Hause des Starosten Kor ff auf Brücken; die letzte Zeit seines Lebens verbrachte
er in Strassburg, woselbst er am 15. August 1818 (oder 1808) starb. Er ver-
fasste: „Neue Anstcfiten mehrerer metaphysischer, moralischer und religiöser
Systeme und Lehren, als der Prüßing unterworfene Vorschläge zur Berichtigung
des Wahren und Falschen in jenen Systemen und Lehren^ (Königsberg 1817),
Nach seinem Tode gab sein Neffe, F. 6. L. Lindner, heraus: „Philosophie der
religiösen Ideen, ein hinterlassenes Werk" (Strassburg 1826).
V. Recke-Napiersky, III, pag. 77 u. 80. — Beise, Nachtrag. II, pag. 17.
L. Stieda.
Friedrich Georg Ludwig Lindner, Sohn des Ehregott Fried-
rich L. , bekannter Publicist, wurde am 23. October 1772 zu Mitau geboren,
studirte in Jena von 1791 erst Theologie, dann Medicin in Würzburg und Oöttingen
und wurde 1797 in Jena zum Dr. med. promovirt („Diss. inaug, sistens pro-
dromum censurae de naturae fehris doctrinae*^ ) . 1799 reiste er nach Prag und
den böhmischen Bädern, dann nach Berlin, um sich mit Anatomie zu beschäftigen,
und 1800 nach Wien, von wo ihn Graf Hugo von Salm 1802 nach Brunn
berief, um die Schutzblattemimpfung zu befördern. Von 1804 — 1809 war L.
wieder in Wien, machte dann Reisen, wurde 1812 zum a. o. Prof. der Philosophie
in Jena ernannt, legte dieses Amt aber schon 1814 nieder und begab sieb nach
Kurland, um sein Landgut zu verwalten. 1817 verliess er Kurland, lebte in
Weimar, Mülhausen im Elsass, Stuttgart, nahm in München, als königl. bayr.
Legationsrath an der Redaction der Bayerischen Staatszeitung Theil und starb zu
Stuttgart am 29. April (11. Mai) 1845. Seine zahlreichen Schriften sind Dicht*
medicinischen Inhalts.
V. Recke-Napiersky, III, pag. 78— 80. —Beise, II, pag. 16— 18. — Allgem.
Deutsch. Biogr. XVIII, pag. 703 (Eckardt). L. Stieda.
Constantin Christoph Wilhelm Lindner, jüngerer Bruder des
Vorigen, in Mitau 1778 geboren, studirte in Halle, wurde 1805 Dr. phil. („Diss.
de temperamentis hominum", 4.), in Dorpat 1804 Mag. med. („Diss de comea
ejusque observationibus" , 4.; noch einmal 1806 u. d. T. : „Diss. anatomica de
comea" gedruckt), ging dann nach Petersburg und war zuletzt Arzt in Pawlowsk,
wo er schon 1808 starb. Er schrieb ausser der genannten Diss. : „Kurland in
dem Jahre 1796" (Schroedeb, St. Petersburger Monatsschrift, 1806).
v, Recke-Napiersky, III, pag. 86. — Beise, II, pag 18. L. Stieda.
Lindroth, Peter Gustaf L., schwedischer Chirurg und Ornitholog,
geboren 1768 in Ost-Gothland , wurde 1778 Student in Upsala, aber studirte
darauf die Chirurgie in Stockholm und wurde zum Chirurgen zuerst auf der Flotte
1782, darauf an dem grossen Eisenwerk Söderfors in Upland ernannt, woselbst
er ein bedeutendes omithologisches Museum anlegte. Von der russischen Regierung
und Akademie der Wissenschaften wurde er 1785 nach St. Petersburg berufen, erhielt
das Diplom eines Dr. med. in Äbo 1786, kehre 1787 nach Schweden zurück und
wurde zum Chirurgen im Uplands Regiment ernannt. L. trieb später zoologische
Studien in den Londoner Museen, aber diente wieder als Chirurg in seinem Regi-
ment während des schwedischen Feldzuges in Finland 1788 — 90. Darauf machte
er ornithologischer Studien halber mehrere hundert Meilen lange mühsame Reisen
in den skandinavischen Gebirgsgegenden und den Küsten Norwegens entlang
und starb an Lungenschwindsucht in Upsala 1809. Von seinen Schriften mögen
erwähnt werden: „Museum naturalium Söderforssiense" (Stockholm 1788) —
„ Underrättelse om bästa satt et att bereda och förvara djurs hudar och foglar
\
718 LINDBOTH. — LINDSLEY.
f&r naturalsamlingar'' (1796); in den Verhandlungen der schwed. Akad. der
Wissensch. (1798): „Syngnathus Orülii, upptäckt och beskrifven" ; in Der Artzt
und Naturforseher (Bd. VI): „Beskrifning pä Ftdica Ghloropua, ny scensi
fogel^ — „Om en dysphagia a scirrhis ventrtculi'^ — „Om söttet att upp-
stoppa foglar**.
Sacklön, 11. Hedenins.
Llndsay, William Lander P. , zu Perth, war in Edinburg geboren,
wurde daselbst 1852 Doetor, publicirte eine Arbeit über die Uebertragbarkeit der
Cholera auf Thiere (Edinb. Med. and Surg. Joum., 1854), wurde 1854 Physieian
am Murray's Institution for the Insane zu Perth. Er war aueh ein geschätzter
Botaniker, namentlich im Fache der Lichenen, auch Greologe, und publicirte:
jyA populär hiatory of British lichens" (1856), sowie eine Reihe von natur-
wissenschaftlichen Aufsätzen als Ergebniss seiner weit (bis nach Neu-Seeland) ausge-
dehnten Reisen. Er sehrieb femer: „The superannuatton of officers in British
hospitals for the insane" (1875) und „Mind in the loioer animals in health and
disease*^ (1877), ausserdem eine lange Reihe von Artikeln über Cholera, Irresein,
Toxikologie, Therapie und Hygiene im British Med. Joum. und in Med. Times and
Gaz., auch einen Aufsatz : „ Theory and practice of non-restraint in the trecUment
of the insane" (Edinb. Med. Joum., 1878). Wegen geschwächter Gesundheit gab
er 1879 s^ne Stellung auf und starb zu Edinburg am 24. November 1880, erst
50 Jahre alt. Er war ein gradsinniger, von Excentricitäten nicht ganz freier
Mann, der seine Anstalt zu einer Musteranstalt zu machen verstanden hatte, dem
diese aber, seinen bedeutenden Fähigkeiten gemäss, nicht genügen konnte, obgleich
er nie daran dachte, sich um eine andere Stellung zu bewerben.
Edinb. Med. Joum. 1881, XXVI, 2, pag. 669. — Lancet. 1880, II, pag. 916. G.
'^'Lllidsley, Harvey L., zu Washington, D. C, geboren am 11. Januar
1804 zu Morris co., N. J., studirte Medicin in New York und Washington, pro-
movirte an letzterer Universität 1828 zum Dr. med., machte sich unmittelbar
darauf in Washington als Arzt ansässig und hat hier bis 1872, wo er sich zur
Ruhe setzte, prakticirt. Eine Reihe von Jahren hatte L. auch als Professor der
Geburtshilfe und der theoretischen und praktischen Medicin am National Med.
Coli, des Dominion of Ganada-Staates functionirt. Ausser seiner Diss. hat L. eine
Reihe von Aufsätzen geschrieben , so : „Extirpation of cancerous eye" (Amer.
Joum. of Med. Sc., 1830) — „On cholera infantum" (Ibid. 1839) u. A., die
theils im genannten Journal, theils in der North American Review und im Southern
Literary Messenger etc. veröffentlicht sind.
Atkinson, pag. 119. — Callisen, XI, pag. 373. Pgl.
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Druck von Gottlieb Gistel & Comp., Wien, X., Aagustinerstraase 18.
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CBARGELLEO
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