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Botanische Exkursionen
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im Golfe von Neapel.
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Von Dr. Hans Bachmann
Professor der Naturgeschichte an der höhern Lehranstalt Luzern.
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. Separatabdruck aus dem Jahresbericht der höhern Lehranstalt in Luzern
pro 1903/04.
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Professor
Von Dr. Hans Bachmann
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‚Es ist kein Mangel an Lehr- und Handbüchern vorhanden, worin sich der
Beebigete Laie über die Pflanzenwelt des Meeres orientieren kann. Wer aber
sitzt, dem wird es meistens schwer ARTEN aus den vielen morphologisch-anato-
en Begriffen und den kurzen systematischen Tabellen das heraus zu greifen,
was zu einem klaren Bilde notwendig ist. Sogar die sogen. populären Schriften
x über die marinen Pflanzen bieten gewöhnlich nur eine allgemeine systematische
"Uebersicht, ohne einen tiefern Einblick in die grossartige Mannigfaltigkeit dieser
iedern Flora“ zu gestatten. Vorliegende Arbeit ist weder für den Pflanzen-
ni eographen, noch für den Berufsbotaniker bestimmt. Sie richtet sich an die zahl-
” reichen Schüler und Freunde des Verfassers, an die Freunde unserer Lehranstalt,
x denen die Naturstudien willkommen sind; sie will ihnen allen in kurzen Zügen
ein Bild des Pflanzenlebens entwerfen, wie es die blauen Fluten des Mittelmeeres
bergen. Beinahe alle mikroskopischen Präparate sind aus frisch gesammeltem
ateriale hergestellt und gezeichnet worden, so dass auch den Fachgenossen einiges
: nteressante geboten werden kann. Herzlichen Dank spreche ich an dieser Stelle
. vorerst, der Leitung des zoologischen Institutes in Neapel, Herrn Prof. Dr. Dohrn
By dann aber auch dem allzeit dienstfertigen Konservator, Dr. Lo Bianco. Dieser
_ Dank gilt aber auch dem tit. Departement des Innern in Bern und der Erzzehungs-
direktion des Kts. Luzern, welche meinen Aufenthalt in Neapel ermöglichten. Meinen
N eben Freunden in Neapel rufe ich ein frohes „a rivederci“ zu.
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I. Die zoologische Station in Neapel.
Das ungewohnte Klopfen der Schiffsmaschine hatte mich den Schlaf in der
engen aber behaglich eingerichteten Kabine nicht voll geniessen lassen. Schon
in der fünften Morgenstunde stand ich oben auf dem Verdeck der „Werra“, der
erste Passagier, der den 31. August 1900 drüben über dem nebelverschleierten Gaöta
emporziehen sah. Ein phantastischer Wolkensaum zeichnete die Küste von Gaäta
bis Procida. Noch leuchtete der Morgenstern auf die dunkeln Meeresfluten, über
welche ein leichter Ostwind die blitzenden Wellenkämme zog. Da begann das
wundervolle Farbenspiel mit einem goldglänzenden Aufleuchten der kleinen Wölk-
chen am Horizonte bis hinter einer blutroten Wolke die Sonnenkugel emporstieg
Fig. 1. Zoologische Station in Neapel. Südwestansicht.
Photogr. Aufnahme von Hrn, Dr. Straub aus Leipzig.
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und die ganze östliche Wasserfläche in einen silberstrahlenden Feuersee ver-
wandelte. Nicht lange dauerte es, und es erschien am Horizonte jener charakte-
ristische Bergkegel mit dem dunkeln Wolkenhütchen; der Vesuv war das erste
Signal, dass wir uns dem Golfe von Neapel näherten. Um die neunte Stunde
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fuhren wir an der Insel Nisida vorbei und mit einem Schlage entfa fr:
ganze Amphitheater der Halbmillionenstadt Neapel, wo. mich. das Studi
Meeresalgen die Monate September und Oktober 1900 fesseln sollte. Lange g
dauert die Einfahrt und der Landungsprozess, so dass man Zeit findet, an.deı
Hand des bekannten roten Führers sich zu orientieren. Die Uebersicht ist unschwer,
und ohne langes Suchen erkennt man inmitten eines gewaltigen Parkes, der sich
dem Ufer entlang zieht, eine weisse Villa als die stazzone zoologica. _ Das ist der
Aufenthaltsort für jeden, welcher die Meeresorganismen studieren will. Da ei
ziehen die Gelehrten aus allen Ländern die ihnen angewiesenen „Freitische*“,
Eine kurze Orientierung über dieses erste wissenschaftliche Institut iu ir
Meeresforschung mag hier am Platze sein. Im Jahre 1875 eröffnete der deutsche Tr
Gelehrte Prof. Dr. Anton Dohrn das zoologische Institut, welches zwei verschiedene n
Zwecken dienen sollte. Das Aquarium sollte allen Freunden der Natur die
lebenden Schätze des Meeres demonstrieren, und dem zoologischen Institut wurde
die Bestimmung übergeben, den Studierenden und Gelehrten Gelegenheit zu bieten,
die Meeresforschungen, nach allen Richtungen hin zu betreiben. Prof. Dr. Dohrn
gebührt in erster Linie die Anerkennung, dass er durch seine Tatkraft, durch seine ö
diplomatische Geschicklichkeit an einem der schönsten Punkte Neapels eine stazione
errichtete, welche allen Anforderungen Genüge leistet. Die stazione besteht aus
zwei') villaähnlichen Gebäuden, welche durch eine eiserne Brücke mit einande
verbunden sind. “ 7% Br
Im Erdgeschoss des grösseren und auch älteren östlichen Gebäudes befindet -
sich das Aquarium, über welches meine Tagebuchnotizen folgenden Aufschlussgeben: _
Keine hochtönenden Reklamen, keine Plakate werden in die Welt hinaus
geschickt, um die vielen Bewunderer von Italiens Schönheit zu einem a
des Aquariums in Neapel zu veranlassen und doch wird niemand Neapel verlassen,
ohne diesem Teile der zoologischen Station einige Stunden gewidmet zu haben.
Der neapolitanischen Sitten gewohnt, achten wir ebenso wenig auf die zahlreiche: N
herumlungernden Korallenverkäufer als auf die Postkartenjungen. Haben wir von der
Kassierin die Eintrittskarte erhalten, dann sind wir jeglicher Belästigung los und
können ungestört in dem kühlen, halbdunkeln Parterre-Raume des Meeres reiche
Lebewelt kennen lernen. Keine architektonischen Kunstgriffe, keine unnatürlichen r
Verzierungen oder gar künstlerische Nachbildungen täuschen uns falsche Vor-
stellungen vor. In die schmucklosen Wände sind 20 Gemälde eingesetzt, die zu
studieren man Wochen und Monate verwenden könnte. Diese Gemälde sind die “a
Aquarien, lebende Bilder des Meeresstrandes oder der lichtarmen Tiefen der
Salzflut. Hinter den gewaltigen Glasscheiben entfaltet sich der Reichtum des Fr
Mittelmeeres und zaubert oft Bilder hervor, wie sie schöner auch die kühnste 7
Phantasie nicht auszumalen gewagt hätte. Jedes Aquarium bildet hinter der Sr
Glasscheibe ein viereckiges, geräumiges Pasin, welches nach oben ‚offen ist, mit R-
') Im Jahre 1903 ist die zoologische Station um ein Gebäude vergrössert worden. Folgende Dar-
stellung gilt für das Jahr 1900,
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Meerwasser gespeist und von oben beleuchtet wird. Infolge der Totalreflexion
sieht der Beobachter nicht nach aufwärts durch die oberste Wasserschicht hin-
durch; das Aquarium scheint wie durch eine (Juecksilberschicht nach oben be-
GR grenzt. Von all den verschiedenen Reklameinstituten, welche sich auch Aquarien
„ nennen, zeichnet sich das Neapler Aquarium dadurch besonders vorteilhaft aus,
dass in ihm nur das Tier, der Meeresbewohner die Aufmerksamkeit auf sich zieht.-
Das hat Herr Dr. Dohrn sehr gut gemacht; denn verstehen wir diese ungewohnten
Tiergestalten zu beobachten, dann ist unser Geist vollauf beschäftigt.
F Ein vortrefflicher Führer, ein kleines Büchlein mit einfachen Bildern und in
x deutscher Sprache abgefasst, begleitet uns auf der Wanderung an den seltsamen
Erscheinungen vorbei. Wir beginnen mit Nr. ı. Wer noch nie einen Seestern
x gesehen hat, der wird dieses Aquarium wie ein Märchen anstaunen. Und wer
RN die Seeigel, Schlangensterne u. s. w. nur aus Büchern und durch Weingeistpräparate
3 kennen gelernt, der wird einen Ausruf der Verwunderung nicht unterdrücken
Dr können. Ein Blumengarten von leuchtenden Farben, geziert mit Gebilden einer
Zi E ‚ungezügelten südländischen Phantasie, scheint es eher zu sein, als eine Tier-
genossenschaft, In der Mitte ragt ein Korallenstrauch empor. Seine Aeste sind
mit mehr als einem Dutzend rosagefärbter Blumenkelche geschmückt, deren Blätter
als feingefiederte Strahlen in der Fünfzahl sich emporwölben. Doch nein, es sind
keine Blumenkelche; denn eben lüftet der eine Kelch die feinen Klammern, welche
um den Korallenast geschlungen waren und bewegt sich ein wackeres Stück vor-
wärts. Der Blumengarten hat sich als Tierfamilie entpuppt; diese Tiere heissen
Haarsterne. An der Scheibe klebt ein zinnoberroter Stern mit fünf zylindrischen
Armen. Wozu hat man dieses Ding hier befestigt? Wohl um auch mit kurz-
sichtigen Augen es bewundern zu können? Wieder eine Täuschung. Nur 5
Minuten habe ich meinen Blick den prächtigen Astropecten, diesen orangeroten
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* ‚Seesternen auf dem sandigen Boden des Bassins zugewendet. Da ist es mir auf-
a gefallen, wie diese typischen Meeresgestalten auf dem Boden einherschweben,
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Pa Gebilde ist ein Tier. Ich suche wieder den Zinnoberstern an der Glasscheibe
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und jeder Zweifel an der tierischen Natur ist verschwunden. Auch dieser Echenaster
schreitet vorwärts. Auf der Unterseite des Sternes treten aus fünf Armspalten
hunderte kleiner Schläuche, von denen jeder wie ein Wurm sich ausstrecken, sich
ansaugen und sich zusammenziehen kann. Dadurch wir der ganze Körper vor-
wärts geschoben, nach allen Richtungen mit dem gleichen Erfolge; denn der See-
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Ve stern kennt weder „vorn“ noch „hinten“, weder „links“ noch „rechts“. Ein
Er: Astropecten ist auf seiner Wanderung auf einen grossen Stein gestossen; was
RR ; nun? In diesem Falle demonstriert er uns die grosse Beweglichkeit seiner Arme.
= Diese können, dem Steine sich anschmiegend, Krümmungen ausführen, wie wir sie
Be vom hartgepanzerten Tiere nicht erwartet hatten.-: Noch fesselt uns der Anblick
K dieses grellfarbigen Seesterngeschlechtes, da erscheint aus einer Höhle der mitt-
Er leren Steingruppe eih merkwürdiges Geschöpf. Es macht den Eindruck, als ob
Wa an einer fünfseitigen Scheibe fünf dünne Schlangen angewachsen wären und jede
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sich zu flüchten suchte. In allen eräeahE Steltahseh dhasen dee
Scheibe vorwärts. Bald erklettern sie die Felsengruppe, bald suchen at
steck, bald purzeln sie über ihre Stammesgenossen, welche den Weg vers
bald umfassen sie sich in zärtlicher Umarmung, als wollten sie sich all Fe Ge-
heimnisse zuflüstern, deren Zeuge sie im verborgenen Winkel gewesen. Diese
Schlangensterne sind die Clowns in diesem Aquarium. Ob sie wohl eine Ahnu r
haben von den buntgeschmückten Zuschauern, die an allen Wänden und in allen
Ecken ihr Ruheplätzchen gewählt haben? Unter den Bewohnern dieses wu R
ländchens fesselt uns eine purpurrote Stachelkugel. Sie hat ebenfalls an der
Glasscheibe sich festgesetzt. Auch von ihrem Körper strahlen hunderte wur ne
förmige Saugfüsschen aus, welche, länger als die Stacheln, den ganzen Organismus
vorwärts ziehen. Man kann sich des Eindruckes nicht verwehren, als ob tausende i ee
zarter Wurmgestalten auf einem kugeligen, aber toten Häuschen Platz gegriffen u
hätten, so spielen diese zarten Gebilde im Wasser. Auf einmal kommt Aufregung
in dieses Heer von Saugfüsschen. Es ist nämlich einem gelungen, ein Krebschen
zu erhaschen. Sofort umschlingen ein ganzes Dutzend das sich sträubende Opfer.
In lebendiger Umarmung von immer mehr sich herandrängenden Saugfüsschen,
während andere sich lösen, wandert der arme Krebs auf die Unterseite des Seeögels.
Dort werden fünfscharfe Kiefer hervorgestreckt. Der Krebs verschwindet im Rachen.
Nicht nur die Saugfüsschen leben, auch im nr Schalengehäuse lebt Ar
arbeitet ein Tier. Bevor wir das Aquarium Nr. ı verlassen, da hat das dem
Wunderbaren angewöhnte Auge den letzten EEE des Stachelhäutergeschlechtes
entdeckt, die Srewalsen. So langweilig diese wurstförmigen Bewohner des Meeres ”
dem neugierigen Auge erscheinen, so interessant werden sie für denjenigen, welcher
statt Minuten Stunden dem Studium zu schenken hat. er
Das dritte Aquarium führt uns zu den Verwandten unserer Schnecken und Lin
Muscheln. Eben hat der Wärter die frischgrünen Blätter der Salatalgen (Ulva e .
Lactuca) hineingeworfen. Auf einmal kriechen aus allen Ecken dunkle oder. ur
schwarze Gestalten heran, welche auf ihrer breiten Muskelplatte eine solche Ge- ee
schwindigkeit entfalten, dass sie die sprichwörtliche Schnöckengeschwindigkeit Bi.
Lügen strafen. Mit einer unersättlichen Gier machen sich diese Seehasen über
die Algen her. In kurzer Zeit ist alles vertilgt. Eine Schnecke ohne Häuschen,
ihre Fühler wie zwei Hasenohren aufrecht gestellt, ist diese Aplysia ein merk-
würdiges Geschöpf. Der Muskelfuss ist zu zwei breiten Lappen ausgewachsen. ıe
Mit diesen „Flügeln“ schwingen sie in wellenförmigen Bewegungen durch das In
Wasser, heben sich vom Boden und schweben, einem Fische vergleichbar, durch
die ganze Länge des verfügbaren Raumes. Nun regt es sich unter dem Tritonshorn ur
und unter der hochgewölbten Schale der Aassschnecke. Beide bemühen sich, eine. = / ade
kleine Produktion auch ihrer Bewegungsfähigkeit zu liefern. Doch nicht lange ver
mögen diese unbehilflichen Schalenträger uns zu fesseln, denn von dem Hinter-
grunde nähert sich uns eine Aalmarengesellschaft von ca. 10 Individuen. Ein
zylindrischer Körper von vornehmem Weiss trägt vorn zwei dunkle Glotzaugen *
und ua acht fleischige Fangarme einem Schifiskiele ee a nach vorn’ Ei
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ckt. Zwei breite Hautlappen schlagen den Flügeln eines Vogels vergleichbar,
ri. egelmässigem Takte das Wasser und bewegen das Tier beständig vor- und
_ "rückwärts, ohne dass dabei eine Schwenkung des Körpers notwendig ist. Von
oben fällt ein Sonnenstrahl in das Aquarium. Wie auf einen geheimnisvollen
Kommandoruf wirft sich ein ganzes.Dutzend von S7. Fakobsmuscheln in die Höhe,
_ — ein ungewohntes und ergötzliches Schauspiel zugleich. Die beiden Schalen
_ werden in rasche, kläppernde Bewegung versetzt. Dadurch schwimmen diese
r nach aufwärts. Dann lassen sich die Tiere wieder fallen, um im nächsten Moment
das nämliche Schauspiel zu produzieren.
Farbenpracht und Farbenschmelz glaubt man gewöhnlich nur unter dem wirk-
samen Sonnenstrahl entstehen und nur dem Landleben eigen annehmen zu müssen.
Die Aquarien 5 und 26 belehren uns eines andern. Wer kennt nicht von der
ER _ wohlbestellten Tafel eines italienischen Gasthauses her die Goldbrasse als eine der
__ delikatesten Fischspeisen? Sie und ihre Familienglieder gehören zu den farben-
rBnzes auf dem Gewande, eine hellrote Binde zwischen den Augen, ist die Gold-
brasse der vornehme Anführer der im schönsten Blau geschmückten Rotbrasse.
2. $ In wunderbarer Eleganz rudern sie mit dem scharf geschnittenen Schwalben-
b: „ schwanze durch das klare Wasser und spielen mit dem durchsichtigen Fächer ihrer
Rückenflosse. Mit lebhaften Stössen eilen die merkwürdigen Zzpffische herbei, um
_ dem neugierigen Besucher ihr Farbenkleid zu zeigen. Von Zeit zu Zeit strecken
sie ihre Lippen einem Rüssel vergleichbar aus, die Nahrung erhaschend. Ich habe
keine Ausdrücke, das kleine, freche Gesindel der Corzs, Fulıs, Schermesserfische
zu schildern, welche oft zu hunderten das Bassin Nr. 26 bevölkern. Wie auf einem
Maskenballe eine Farbe die andere ablöst, eine kokette Form das Auge berauscht,
um im nächsten Momente durch einen neuen glänzenden Stern der Vergessenheit
überliefert zu werden, so bewundert man hier bald dieses, bald jenes dreiste Ge-
- schöpfchen, und nachher hat keine der farbenprächtigen Schönen die Sympathie
. allein erworben; letztere galt der Gesamtheit.
Doch die Natur versteht nicht nur in den schönsten und grossartigsten
Farbentönen Parade zu geben; sie treibt auch ein Maskenspiel im strengsten Sinne
des Wortes. Warum ist heute das Bassin Nr. 24 unbevölkert, ist doch das Wasser
so klar und der sandige Boden so rein? Mein lieber Freund! nur die Geduld
nicht verloren und lass deine Gucker ein Viertelstündchen den schwarz und weiss
gesprenkelten Sandboden absuchen. Endlich erblickst du ein kleines Köpfchen
mit zwei grossen Glotzaugen. Seine taktmässige Atembewegung verrät die Fisch-
natur, dessen Körper wegen der täuschenden Sandfarbe unbeachtet blieb. Der
_ aufmerksame Wärter hat uns vor diesem merkwürdigen Bassin erblickt. Rasch
geht er hin und stöbert mit einem Stabe im sandigen Boden. Ueber ein Dutzend
der verschiedensten Fische, Sieznbutt, P etermännchen, Seezunge, junge Rochen etc.
schwimmen erschreckt umher. Doch wie der Ruhestörer vorbei, legen sie ihren
platten Körper auf den Boden. Wie ein Schatten huscht ihre dunkle Farbe weg
"Muscheln, den Schalenrand voran gewendet, mehrere Meter in schiefer Richtung -
_ prächtigsten Bewohnern der Neapler Aquarien. Den Silberschmelz vornehmsten
er
und macht der täuschenden Sandfarbe Platz. Der Fisch ist dadurch
geworden. Diese Anpassung an die Umgebung zeigt noch ein andere
Bassin Nr. 6, der Drachenkopf. Man kann sich des Lachens kaum enthalten,
man endlich nach langem Suchen den ungeförmten, grossmauligen Schädel
Scorpzena herausgefunden hat. Auf breiten, nach auswärts gestellten Brustflosse
liegt der steinfarbene Faulenzer da, ein lebendiges Felsstück unter den viele
herumliegenden, algenbewachsenen Steinen. Eigentümliche Verzierungen - um-
säumen die gläsernen Augen und die Stirne ziert, einem Papierschnitzel vergleich”
bar, ein Hautläppchen. Wir blicken ihn lange unverwandten Auges an. Da öffne to
er den weiten Rachen, dass man durch seinen Kiemenkorb bequem hindu ch- L>
blicken kann, und holt zu einem kräftigen Gähnen aus, als wollte er uns ?
Zeichen der Verachtung geben. Schöner und intelligenter hätte die Natur die
Räuber nicht maskieren können, um ihn zwischen den Felsen zu verbergen.
Unser Rundgang führt uns weiter zu den Ärebsen. Da begegnet uns in erste a
Linie der Hummer, ein Flusskrebs im vergrösserten Massstabe. Seine gewaltigen
Scheeren sind imstande, den schwächern Bewohnern des Meeres Respekt einzu-
flössen. Ihnen verdankt die sonst so langweilige Gesellschaft der Krustenträger
manche Stunde der Unterhaltung, wenn zwei hitzige Gesellen aneinander geraten
und sich nicht voneinander trennen, bis einer der peitschenförmigen Fühler ab-
gezwickt ist. Während im Mittelmeer der Hummer seltener vorkommt, wird. 3
Languste überall am Ufer häufig getroffen. Oft sieht man im Aquarium mehr 3 Fr
zehn Stück dieser schön gelb gefärbten Krebse. Es liegt ein gewisser "Zug de
Noblesse in dem Auftreten dieser ı0füssigen Krebstiere. Wie auf Stelzen tragen >
sie ihren Körper auf ihrem hohen Beingerüste, damit er ja nicht vom Sande ie
schmutzt werde. Nach allen Seiten spielen die langen, blau geringelten Fühler
und in steter zuckender Bewegung spüren die vordersten Geruchstaster die al
Beute auf. Ist sie erreicht, dann setzt sich ein ganzer Mechanismus in Beweguı
bis die Nahrung verschlungen ist. In steter zitternder Schwingung strudeln d
Kieferfüsse das Atmungswasser zum Rückenschilde oder sie erfassen die Taster, X
um sie zu reinigen. Sie verstehen es auch, durch geschickte Gruppierung zu
imponieren. In diesem Falle steht das ganze Dutzend dieser stummen Gesellen
in der Mitte des Bassins. Statt der artikulierten Laute geben ihre Fühlerpeitsche 1
ihre Zeichensprache, die für uns so unverständlich ist, wie für sie das Kichern ı u u Ben
Lachen des Publikums, welches neben der Languste nach langer, Betrachtung
einen jener lebendigen Steine beobachtet hat, wie sie das Mittelmeer so hä g “
besitzt. Diesmals ist es der Bärenkrebs. Stundenlang sitzt er an derselben Stelle,
die breiten, tafelförmigen Fühler niedergedrückt und nur mit den ecke a
hin und her spähend. Er lässt es ruhig geschehen, dass die Languste, über ihn Tan
stolpert, oder die Meerspinne ihn als Schemel benützt, um auf die benachbarte
Felsengruppe zu steigen. Bietet das Langustenbassin die Patriziergesellschaft dieser
Schalentiere, so findet man in der Abteilung der Arabben .die Plebs und das
maskierte Narrengeschlecht. Hunderte von flinken Taschenkrebsen, in das gewöhn-
liche Felsengrau gekleidet, beleben diesen Raum. Alle Krabben verdanken hre
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kurze gedrängte Gestalt dem Umstande, dass ihr Hinterleib unter das Kopfbrust-
stück geschlagen ist. Komisch sieht es aus, wenn sie in wohlgezielter Richtung
seitwärts der Ufermauer zu dem ins Auge gefassten Schlupfwinkel eilen. Sie tun
dies mit so grosser Behendigkeit, dass nur ein geübtes und ausgezeichnet gezieltes
Fangnetz den Flüchtling erhaschen kann. Alle erdenklichen Kostüme haben die
Krabben ersonnen, damit sie ihren Feinden unauffällig bleiben. Die eine bedeckt.
_ das Rückenschild im Ruhezustand mit Sand, die andere kultiviert auf dem ganzen
‚Körper eine dichte, braungelbe Algendecke und eine dritte trägt als schützendes
Dach einen rotglänzenden Schwammkörper.
Doch alles das bleibt noch weit zurück hinter der Maskengarderobe des Zin-
'siedlerkrebses. Dieser Krebs besitzt ausser an den Vorderbeinen keine Schalen-
kleidung des Körpers. Daher sucht er ein Schneckenhäuschen auf, steckt seinen
weichhäutigen Körper hinein und wackelt mit diesem fremden Hause der Nahrung
nach. An der mauerähnlichen Bassinwand sehe ich zwei herrliche Anemonen ihre
mit Nesselzellen bewaffneten Fangarme einer Blüte vergleichbar ausbreiten. Plötzlich
lösen sich diese sonst festgewachsenen Blumentiere und fallen herunter. Nicht
lange währt es, so erheben sie sich und wandern eiligen Schrittes davon. Wer
ist da der geheimnisvolle Träger? Die nähere Betrachtung findet als Unterlage
der genannten Anemonen ein Schneckenhaus. Aus dem Schneckenhäuschen streckt
ein Einsiedlerkrebs seine rotgelben Extremitäten; er müht sich ab; es gelingt ihm,
mit der schweren Last vorwärts zu spazieren. Ein Fastnachtsscherz im Tierreiche!
Des Wunderbaren wird in diesen dunkeln Räumen so viel geboten, dass ich
mich darauf beschränken muss, zwei der interessantesten Becken noch zu er-
wähnen. „Glastzere“ lautet die Ueberschrift des Aquariums Nr. 20. Und diesen
Namen verdienen alle Insassen voll und ganz, ist doch ihr Körper so durchsichtig
wie das klarste Kristallglas. Da zeigt die Natur, in welchen mannigfachen Formen
der Begriff „Tier“ zum Ausdrucke gebracht wird. Wir sehen feierlich einher-
schweben eine „Glasglocke“, am Rande mit zahlreichen Fäden geziert und in der
Mitte mit einem biegsamen Rohre ausgestattet, welches einem Klöpel vergleichbar
herunterhängt. Die Glocke pulsiert in langsamen Kontraktionen, und durch das
Mundrohr wird Nahrung aufgenommen; die Carmarina hastata lebt, es ist eine der
vielen Medusen, welche man auf hoher See oft in gewaltigen Schwärmen antrifft.
Dort schwebt ein dünnes, durchsichtiges Band durch das klare Wasser und in
den verschiedensten Regenbogenfarben leuchten seine Ränder auf; es ist der
Venusgürtel, ein Vertreter der Rippenquallen. Zu einer langen Kette vereinigt
ziehen die Sa/pen einher, in regelmässigem Takte das Wasser einschlürfend und
wieder ausstossend. Kaum kann man sich satt sehen an ihrem wunderbaren
Gefüge, da senkt sich in der Nähe eine Röhrenqualle in ihrer ganzen Majestät
. nieder, das Grossartigste und Ungewohnteste, was die Organisation der niedern
PR _ wirbellosen Tiere geleistet hat.
In nächster Nähe, im Becken Nr. 22, ist ein unterseeischer „Palmengarten“
aufgebaut. Auf geraden und gebogenen weissen und braunen Stämmen wiegen
sich Büschel buntgefärbter Fäden, einem feinen Blätterdache vergleichbar. Der
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anwesende Wärter hat unsere Bewiniienide RE DH ‘Er berührt mit €
Stocke den vermeintlichen Blumengarten. Plötzlich verschwindet der ganze Z:
und verrät sich durch diese Bewegung als festsitzende Tiergesellschaft.
beobachtet man, dass diese Stämmchen Kalk oder aus Schlamm gekittete Röh j
sind. In jeder Röhre lebt ein Röhrenwurm, welcher nach wenigen Minuteı
wieder sein buntgefärbtes Kiemenbüschel ausbreitet. Diese Röhren bilden will-
kommene Anhaltspunkte für den flossenlosen Klammerschwanz des Seepferdchens,
eines ungemein häufigen Fischchens des Neapolitanergolfes.. „Beim Schwimnne
ziehen sie mit graziösen Geberden und beständig flimmernder Rückenflosse ihres
Weges, schweben auf und nieder, krümmen und neigen sich, verfolgen einander
oder schwimmen paarweise, wobei sie sich umschlingen und allerlei anmutig
Kurzweil treiben.“ . n;
Es ist hier nicht der Ort, diesem reichhaltigen Museum der lebenden Meeres
schätze noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich verweise noch auf die
einschlägigen illustrierten Arbeiten: a
Leitfaden für das Aquarium der zoologischen Station zu Neapel. Be Auf-
lage, 1899. E8.:
Keller. Das Leben des Meeres. ; Pr
Von dem Eingange in dieses Aquarium führt uns eine Marmortreppe in 18;
zweite Abteilung, zum zoologischen Institut. Da treffen wir die Arbeits-
plätze der Gelehrten. So besitzt z. B. der nördliche Saal in zwei übereinander
liegenden Reihen je sechs kleinen Zimmerchen vergleichbare Arbeitsräume. Jeder
Arbeitsraum enthält einen Tisch mit all den notwendigen mikroskopischen
Reagentien, auf der einen Seite ein Büchergestell und auf der andern ein Gestell
für die Sammelgläser. Den mittleren Raum des Saales nehmen über 30 Aquarien
ein. Dieselben werden mit fliessendem Meerwasser gespeist und enthalten die
Versuchstiere der arbeitenden Zoologen. Ein anderer Saal ist für lie AApszologzischrs 7
Versuche eingerichtet. Um dieses wichtige Gebiet der Meeresforschung noch me ar
pflegen zu können, soll nun noch ein drittes Gebäude aufgeführt werden '). Einen bie
wichtigen Bestandteil der wissenschaftlichen Ausrüstung macht die Bibliothek aus.
Der Bibliotheksaal liegt gerade hinter den südlichen Loggien, von wo aus man
einen prächtigen Ausblick auf den Golf besitzt. Was der Zoologe zum Studium
der Meeresorganismen verlangt, das wird ihm hier geboten. Aber auch, der
Botaniker findet hier seine Wünsche befriedigt. Jeder Inhaber eines Arbeitstisches
erhält zwei Dutzend Kartonstreifen mit einer bestimmten Nummer. Hat man im E,
Zeddelkatalog sein gewünschtes Buch ausgesucht und dasselbe in der bezeichneten
Bücherreihe gefunden, so nimmt man es zur Hand und stellt an dessen Platz einen ie:
Kartonstreifen. Dabei hat man den Bibliothekar weder zu beraten, noch zu fragen.
Diese grossartige Bibliothek bildet die Hauptzierde der Station. LER}
Das westliche Gebäude besitzt im Erdgeschoss die Arbeitsräume für dn
Konservator und die mechanische Werkstätte. Es darf nämlich nicht vergessen j
“
7. *) Ist bereits erstellt.
Ta werden, dass die zoologische Station tadellose Präparate von Meerestieren für
Sammlungen und Schulen liefert. Ueber den Präparationsräumen liegen eine An-
zahl von Arbeitszimmern, unter welchen drei für die Botaniker bestimmt sind.
Welch grosses Arbeitsfeld dieses Institut zu besorgen hat, das zeigt uns die
Beamtenliste :
Prof. Dr. Dohrn, Leiter des Ganzen;
Prof. Dr. Eisig, Leiter der Laboratorien;
Prof. Dr. Mayer, 2. Leiter der Laboratorien, Redaktor der Zeitschriften ;
Dr. Giesbrecht, 2. Redaktor, Verwalter der Zeichnungen;
Dr. Schöbel, Bibliothekar;
Linden, Sekretär und kaufmännischer Mitarbeiter;
Dr. Lo Bianco, Konservator, Leiter der Fischerei und der Aquarien.
Dazu kommen noch zirka 30 untere Beamte und Angestellte.
Zur Beschaffung des lebenden Materials stehen der Station zahlreiche Boote
zur Verfügung. Da ist in erster Linie der 14 m lange Dampfer „Joh. Müller“ zu
erwähnen, welcher für grössere Exkursionen und Dredscharbeiten ausgezeichnete
Dienste leistet. Die kleine Dampfbarkasse „Frank Balfour“ gestattet den einzelnen
} Gelehrten, möglichst rasch eine Fangstelle am Posilipo oder bei Nisida zu be-
“ suchen. Die Fischerbarken sind für die botanischen Exkursionen die unentbehr-
lichsten Fahrzeuge. Unsere regelmässige Ausrüstung bestand in drei Holzzubern
_ und einem Korbe mit den zylindrischen Sammelgläsern. Eine ca. 3 m lange
Stange trug an ihrem gabeligen Ende das Fangnetz und eine zweite Stange mit
scharfem Meissel bewaffnet diente zum Loslösen der auf Felsen festsitzenden
Organismen.
Wer nur einen Tag das Getriebe dieser Station verfolgt, dem wird es klar,
dass.es des finanziellen Zusammenwirkens zahlreicher Interessenten bedurfte, bis
das ganze Werk in Gang gesetzt werden konnte, und dass es des fortgesetzten
Zusammenwirkens aller Kulturstaaten und wissenschaftlichen Korporationen bedarf,
damit den gesteigerten Anforderungen Rechnung getragen werden kann. Einen
‘grossen Teil der Hülfsmittel schöpft die zoologische Station aus (dem Vermieten
der sog. Freitische. Zur Erläuterung sei hier folgendes Vertragsformular publiziert:
“ „Zwischen der Regierung ....... und dem Dr. Anton Dohrn zu Neapel ist
nachfolgender Vertrag geschlossen worden:
IN
Der Dr. A. D. stellt der ........ Regierung in den Laboratorien der von
ihm gegründeten zoologischen Station zu Neapel einen Arbeitstisch für die Zeit
vom....... bis....... unter den nachfolgenden nähern Bestimmungen und gegen
die in $ 2 angegebene Mietentschädigung zur Verfügung:
AR a) Die Arbeitstische müssen nach achttägig vorangegangener Anmeldung eines
von der...... Regierung zur Benutzung desselben nach Neapel gesandten Ge-
lehrten vollständig ausgerüstet diesem Gelehrten zur Disposition gestellt werden,
Zur Ausrüstung gehören:
1. Die 'hauptsächlichsten Reagentien;
2. Die zur anatomischen wie mikroskopischen er gehörigen
mente und Glaswaren; {
3. Zeichen- und Tuschutensilien.
Eine Reihe seltener notwendig werdender Instrumente und Einrichtungen
werden in der Station vorrätig sein, aber nicht jedem Arbeitstisch einzeln zuge- ib
teilt, sondern in zwei oder drei Exemplaren für alle Arbeitstische gemeihsa BR)
gehalten werden.
Optische Instrumente liefert die Station nicht, da vorausgesetzt wird, d
diejenigen, welche in der Station zu arbeiten gesonnen sind, sich im Bes
eigener Instrumente befinden, an deren Gebrauch sie gewöhnt sind. r
b) Jedem Arbeitstisch wird eine Anzahl von Arbeits- und Versuchsaquarien m t-
strömendem Seewasser zugeteilt, welche von dem jeweiligen Inhaber. des
Tisches zu Beobachtungen und Züchtungen benutzt werden können. Fehr
c) Das zu den Studien erforderliche Material an Seetieren wird von der Ver- r
waltung der Station beschafft und während der Untersuchung nach Möglich-
keit fortdauernd ersetzt, sowie auch dafür Sorge getragen werden wird, da ss
den Inhabern der Tische zur Fortsetzung angefangener Untersuchungen wohl
konservierte Exemplare in die Heimat mitgegeben” werden können, nach“ >
Massgabe der Seltenheit und der gleichberechtigten Ansprüche anderer. RB‘
d) Das grosse Aquarium der Station steht den Inhabern der Arbeitstische gratis
zur Besichtigung, resp. zum Studium der Lebensgewohnheiten der Tiere offen. A
e) Die Bibliothek ist jedem Inhaber der Arbeitstische zugänglich etc. p
f) Die Laboratorien werden im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr
morgens geöffnet etc. er i
g) Es steht den Inhabern der Arbeitstische frei, die Boote der Station bei de Re
Fischen zu begleiten und sich persönlich daran zu beteiligen, sowie die Hand-
habung der dabei zur Anwendung kommenden Instrumente sich lehren zu lassen.
h) Beschädigungen von Utensilien und Instrumenten trägt, wenn ihr von ein
>
und demselben Gelehrten verursachter Gesamtbetrag nicht 20 Fr. überschreitet,
die Station. Die Ueberschreitungssumme fällt dem Beschädiger zur Decku
zur Last.
S 2. { F
Die NR} . Regierung verpflichtet sich dem Dr. A. D. für die Zeit ER
yom.'y, 1 Ip zum ...... für den Arbeitstisch 2500 Fr. pro Jahr, und
zwar ährlich WERE © zu zahlen.“ 2% G 2
Während meines Aufenthaltes in Neapel konnte ich zu meiner Freude kon
statieren, dass die Station ihre Versprechungen tadellos gehalten hat. Hier hatte
ich Gelegenheit, die Hauptvertreter der Meeresalgen lebend zu untersuchen und
die Spezies, welche während der Monate September und Oktober zu finden ee BE
zu conservieren. Dabei erwies sich folgende Konservierungsflüssigkeit als sehr
günstig: 30°/o Alkohol, 3% Yabach, 2*/s°/o Chlornatrium. In dieser Flüssigkeit
s
_ Arten leidlich. Für spätere eine Studien war das Material sehr brauch-
bar. Die Versendung des Materials wurde von der Station aus prompt besorgt.
Il. Das Exkursionsgebiet.
* Der Golf von Neapel ist ein von drei Seiten abgeschlossener Meeresbezirk.
Im Nordwesten flankieren die vulkanischen Inseln Ischia, Vivara, Procida die enge
Rs - Schiffsstrasse der von Genua herkommenden Dampfer. Gegenüber der Insel Procida
FR a ‘erhebt sich eine 92 m hohe Tuffmasse, das Capo Miseno, aus dem tiefblauen
b _ Meere, die süd-
westliche roman-
tische Umrahmung
| 42 des Golfes von Pus-
Fahr A rt zuoli. Letzterer ist
eine Ausbuchtung
es Golfes von
re N - Neapel in die reich
n DR gegliederte vulka- >: A
nische Gegend der Ders |
Vu Dhlegräischen 2 REN \
F Felder, aus denen
sich ihr neustes
Bildungsprodukt, ERS. Ya ; N
‚der Monte Nuovo lu u id
bi 38 entstanden) Fig. 2. Skizze des Golfes von Neapel.
erhebt. Den öst-
lichen Abschluss des Golfes von Puzzuoli bildet die Tuffinsel Nisida, durch eine
schmale Meeresstrasse vom benachbarten Posilipo getrennt. Dieser hübsche Berg-
rücken, von wo aus man einen prachtvollen Ueberblick über den ganzen Golf
erhält, scheidet den Golf von Puzzuoli von dem Golfe von Neapel i.e.S. Die
Nordostecke des Gesamtgolfes nimmt der Vesuv ein (Küste von Portici bis Torre
dell’ Annunziata bildend). Auf dieser ganzen Strecke von Ischia bis Torre dell’
_ Annunziata bespühlt das Meer den charakteristischen gelben bis grauen Tufffelsen.
Einen gänz andern geologischen Eindruck macht der südöstliche Abschluss des
” Golfes, die Halbinsel Sorrent und die Insel Capri. Es ist dies das Kalkgebirge
des Apennin, welches mit seinen schroff abfallenden Küsten, den Hunderten von
kleinen Buchten und einsamen Grotten ein Landschaftsbild geschaffen, das wohl
seinesgleichen sucht.
u
&ollo di Salerno |
Een
Mit der offenen See steht der Golf von a Verbind
Bocca grande, zwischen Ischia und Capri und die Bocca piccola, zwi ch
und der Punta Campanella der sorrentinischen Halbinsel. Die Breite dexıt
grande beträgt ca. 30 km, diejenige der Bocca piecola ca. 5 km. Die Entfe
von Neapel bis Capri macht ca. 30 km aus, diejenige des Capo Negro an ( de:
Südküste von Ischia bis Castellamare ca. 50 km. ee
Was die Tiefenverhältnisse anbetrifit, so kann der Golf durch eine Tide
welche vom südlichsten Punkte des Posilipo nach dem Monte Solaro auf Capri
gezogen wird, in eine östliche und eine westliche Hälfte geteilt werden. Iı
östlichen Becken fällt der Meeresboden ziemlich gleichmässig bis zu einer m fi
von 200 m. Die westliche Häfte dagegen zeigt in ca. 7 km nordwestlicher E
fernung von Capri einen Trichter von 900 m Tiefe. Das ganze Gebiet nördlich.
der Linie Ischia-Castellamare senkt sich nicht unter 200 m Tiefe. B
In der Nähe der Küste trifft man felsige Erhebungen des Messcetrhehe von.
geringer Ausdehnung, Seechken genannt. Nach Berthold sind die wichtigsten: we. “
Die Secca di Chiaia, unmittelbar vor Neapel. te
E »„ della Gajola, dem Posilip gegenüber.
= „ d’Ischia, südwestlich von Ischia. a
= „ di Benta Palumno, südöstlich von Ischia. ? he
R „ di Fario, westlich von Ischia. 5 En
? „ di Vivara, zwischen Vivara und Ischia.
Il. Die Ausbeute der Exkursionen. Be,
Ein zweimonatlicher Aufenthalt in Neapel reicht nicht aus, ein abgeschlos enes
Bild über die Vegetation des Golfes von Neapel zu erhalten, zählt doch die Liste: ee
41 Spezies Chlorophyceen, * *
75 » Phäophyceen, Bin
187 »„ Florideen. Ueber diese Klone rich zwei wichtige 8
ae nämlich:
. P. Falkenberg. Die Meeresalgen des Golfes von Miesbeh, ED e!
zool. Stat. I. Bd., 1878. ER
2. G. Berthold. Ueber die Verteilung der Algen im Golf von Neapel n ne
einem Verzeichnis der bisher daselbst beobachteten Arten. Mitteilung:
der zool. Stat. II. Bd. |
Es ist nicht meine Absicht, diese Artenliste in systematischer Reihe
vorzuführen, sondern ich möchte an der Hand von Exkursionen und in Anlehnung Nr
der mikroskopischen Beobachtung den Leser in die eigenartige Welt ne Meeres
pflanzen einführen. Pr
Abends 6 Uhr erschien in meinem Arbeitszimmer der freundliche und ausser-
ordentlich dienstfertige Dr. Lo Bianco und fragte mich: „Signore, wie steht es it
Hr L
rem Matärlalie‘ Meine Antwort war der unbescheidene Wunsch, morgen selber
; iinauszufahren, um die seit 14 Tagen untersuchten und bestinımten Algen an
Br ihrem Wohnorte aufzusuchen. Es war ein wolkenloser Tag herangebrochen, als ich
um 6 Uhr die enge strada di Giovanni Bausan hinunter auf die zoologische
Station lossteuerte.
Wie oft hatte ich auf diesem meinem „Schulwege* Gulegenheit, das bunte
‚Neapler Strassenleben zu studieren und mein I'rommelfell an die unverständlichen,
beinahe tierischen Laute der Strassenverkäufer zu gewöhnen — heute war alles
? _ totenstill; denn der Neapolitanertag beginnt erst um 8 Uhr. In der Nähe der
zoologischen Station liegt die Badeanstalt „Risorgimento“. Hier erwartete mich
die kleine Fischerbarke der Station. Die Neapolitaner Fischer haben ein so ein-
heitliches und charakteristisches Gepräge, dass mein alter. ireuer Begleiter Giovanni
am Meeresstrande noch mehr als einen Doppelgänger be-ass. \ 0: ilım nahm sein
gesundheitsstrotzender Sohn Agnello Platz und aul dem Hinterteil postierte ich
_ mich mit den zahlreichen Sammelgefässen. Mit kurzen aber raschen Ruder-
_ schlägen gings 200 Meter hinaus; dann lenkte das Boot gegen die romantischen
Villen des Posilippo hin. Es war ein wundervoller Morgen. Draussen auf dem
‚silberfeuernden Meere tanzten die unzähligen Fischerboote, rege beschäftigt, ein
h dolce far niente für den heissen Nachmittag zu verdienen. Unter dem dunkel-
blauen Himmel, von den unsagbar schönen Pinien umkränzt, breitete sich die
_ amphitheatralische Halbmillionenstadt aus, und unser Boot furchte sich durch eine
reinblaue Tinte, an deren Farbe das Auge lange sich nicht gewöhnen kann. Zu
"uns hinüber grüsst der Palazzo di Donna Anna, eine Palastruine von ausserordentlich
malerischem Anblicke. Von hier schliesst sich Villa an Villa auf eine Strecke
von mehr als 4 km, alles Bilder von Böcklinscher Farbenpracht. Längs dieses
Villengürtels beherbergt das Meer ein Eldorado der üppigsten Algenvegetation.
_ Wir machten an einer Mauer Halt, welche zum Schutze eines Miniaturhafens ge-
baut wurde. Der Fischer träufelte einige Oeltropfen aut den Wasserspiegel. Mir
war es das erste Mal zu Mute, wie wenn ein unsichtbarer Schleier von den Augen
. genommen worden wäre; denn plötzlich entfaltete sich eine weite und dicht
besetzte unterseeische Wiese. Da lagen auf dem gelblichen Grunde die kraus
gefalteten Ulva-Blätter, wahre Prachtsexemplare dieser dunkelgrünen Alge. ‚Schon
oft hatten mir die Fischer der Station Exemplare dieses
/
Meerlattichs (Ulva Lactuca L.)
eingebracht, welche ein respektables Tischtuch abgegeben hätten. Der Kontinental-
algologe kann sich gar nicht an den Gedanken gewöhnen, dass diese „Salatblätter*
zu den einfachsten Grünalgen gehören sollen. Und doch ist das mikroskopische
Bild ein höchst einfaches (Fig. 3). Kurzezylindrische Zellen bilden einen zwei-
schichtigen Mosaik in der Weise, dass die Längsseiten der Zellen zur Blattfläche
senkrecht stehen. Ihre intensive grüne Farbe erhalten sie nicht sowohl durch die
Menge, als vielmehr durch die Stellung der Chromatophoren. Letztere, kleine
grüne Körperchen, sind an der Aussenwand der Zellen angesammelt, als ob sie
2
fabrizieren. Brennt die italienische Sonne zu stark auf diese grünen, Chen
dann haben sie Platz genug, sich längs der Zellwände zurückzuziehen und
hinter Mann Schatten zu spenden und Schatten zu suchen. In ihren Lebens-
funktionen sind die einzelnen Zellen noch sehr selbständig. Die Arbeitsteilung
existiert bloss in der Ausbildung eigener Haftzellen, welche das Ganze befestigen.
Alle übrigen Zellen besorgen die Ernährung und die Fortpflanzung. Ihre Teilung,
welche überall, also auch innerhalb des Zellverbandes stattfinden kann, bewirkt
das Wachstum der ganzen Genossenschaft; das Wachstum beruht also auf inter- %
kalarer Zellteilung. Trotz dieser geringen Arbeitsteilung sind. die Zellen durch ;.
eine gemeinsame dicke äussere Gallertmembran ;
RL zu einem einheitlichen Zellenstaate verbunden.
Rear a | RER. ex Er” > müheloseste
BUUUUURUGE g dieser Alge besteht, das lehrte N
m. = AnmN mich der 2ı. Oktober. Ein solch gewaltige: Aa
BORRRLIEL 1758 ü ee.”
bel MER uU h turm war über Neapel hereingebrochen, dass.
man die Strasse am Meeresstrande nicht passieren
konnte. Das Klappern der Fensterscheiben,
das Niederprasseln der wolkenbruchartigen
Regenschauer und das Brüllen der anstürmenden Ze
Meereswogen hatten an diesem Tage die Militär-
musik des giardino publico abgelöst. Wieich
den folgenden Morgen meinen gewöhnlichen
Spaziergang machte, fand ich den Strand ganz
0, übersät mit den Fetzen der Ulva Lactuca. Was
Fig. 3. Ulva Lactuca L. 1. Querschnitt: Von diesen Blättern nicht ans Land getrieben n“ 2
a) Aussenwand; b) Einzelzelle. 2. An- war, bildete die natürliche Verjüngung und
sicht von oben: a) Aussenmembran;, Vermehrung dieser Pflanze. — Ein vornehmes
a ae a Teilung begriffen. Kind der Flora ist unsere Ulva nicht, liebt sie
220 : 1. 5 a; 2
doch den schmutzigen, zu stürmischen Zeiten
Di
eine braune Brühe bergenden Binnenhafen Neapels. 2
Dicht neben den Meerlattichblättern ragten, einem Astgewirr verschlungen er. se
Geweihe vergleichbar, die drehrunden oder etwas abgeflachten Zweige der Codaı Ar
Arten ca. 30 bis 40 cm über dem Boden empor. Dunkelgrüne Kugeln, von ler
Grösse eines stattlichen Apfels, lassen schon beim Befühlen ihre Zugehörigkeit Ye [>
dieser Gattung erkennen. Als drittes ungewohntes Glied im Bunde drängte sich
in ihrer strauchförmigen Ueppigkeit Cystoseera auf und täuschte dem Kontinenta-
botaniker versunkene Ericagebüsche vor. Noch wurden rasch die wachsarig
durchsichtigen Laurencia-Sträuchlein losgelöst und damit waren mir innerhalb
weniger Minuten die drei Hauptklassen des Algenreiches vorgestellt: Die Chloro- 2
phyceen mit grünem Gewande, die Phäophyceen wit braunen Farbentönen und de
Rhodophyceen mit rotem Farbenkleide. j
Das Een wird nun zu den gelben Tußffelsen des Posilippo gelenkt.
nello steht am Kiele mit einer Meisselstange und einem kleinen Netzchen,
elches an einer Gabel befestigt ist, bewaffnet. In dem mir unverständlichen
5 _ Neapolitanerdialekt gibt er seinem Vater die Befehle zu den wohl abgemessenen
_ Ruderschlägen. Seinen jugendlichen Uebermut kühlt der geübte Fischer dadurch
_ ab, dass er die komisch dahinfliehenden Krabben durch einen wohlgezielten Wurf
zum Falle bringt. Uns aber interessiert der reiche Algenflor, der in einer üppigen
Wiese die ganze Oberfläche überzieht, grüne und rote Matten, aus welchen die
Ar zinnoberroten Asteroiden wie kleine Blümchen herausleuchten. Jetzt erst begreife
ich, warum man den festsitzenden Korallen den Namen „Blumentiere“ geben
konnte. Es wird nun stundenlang das Ufer nach Algen abgesucht. Ich wusste
dabei nicht, was ich mehr bewundern sollte: die alles durchdringenden Argus-
‚augen meines Begleiters oder seine vortreflliche Handfertigkeit im Erfassen und
Fangen der Beute. Die Gläser waren gefüllt, ein
Bild des reichsten Pflanzenlebens war in den
_ wunderbarsten aber noch unverständlichen Farben
aufgenommen; nun sollte es verarbeitet und ver-
Be: e3 standen werden. Darum ritorniamo! und zurück
geht es zur weissschimmernden Villa. Die vier
Ü; mit fliessendem Meerwasser gespeisten Aquarien
ie) ‚nehmen die gesammelten Schätze auf.
" Unter allen grünen Algenbüscheln erkennt
“ der Süsswasserbotaniker am leichtesten die dunkel-
grünen, feinen Algenfäden der Gattung
$ Cladophora
(xAddos = Ast und peperv = tragen). Diese Alget bildet
bekanntermassen fadenförmige Zellreihen mit aus-
gesprochenem Spitzenwachstum. Die oberste Zelle Jeuen Astzelle. b) Durch Schwärm-
teilt sich jedesmal, wenn sie eine bestimmte Grösse sporenbildung entleerte Zelle.
erreicht hat in zwei Zellen, wovon die vorderste
_ wiederum sich verlängert, um den nämlichen Teilungsprozess zu wiederholen. An
dieser Vegetationszelle sieht man auch durch seitliche Vegetationspunkte Astzellen
herauswachsen. Allein auch die ältern Zellen sind imstande, unmittelbar vor der
Querwand der folgenden Zelle Astzellen in der Ein- oder Mehrzahl zu erzeugen
(Fig. 4, a). Bei dieser Verzweigung sieht man das beginnende Aestchen als seit-
liche Zellausstülpung. Ist die Astzelle grösser geworden, dann hat sie die weitere
Stammzelle so stark auf die Seite gedrängt, dass es den Eindruck macht, diese
Zellen seien gleichaltrig, d. h. durch Dichotomie aus dem Vegetationspunkte her-
Pe vorgegangen. In der Ausbildung der Seitenäste ist gewöhnlich keine Gesetz-
NE: ‚mässigkeit ausgedrückt, so dass z. B. die Zahl und Stellung der Zweige nicht fixiert
ist. Dagegen deutet das häufige ernseitige Auftreten aufeinanderfolgender Astzellen
daraufhin, dass äussere Einwirkungen es sind, welche das Ausspriessen dieser
Fig. 4. Verzweigung einer Cladophora.
Vergr. 20:1. a) Entstehung einer -
u Gun
Seitenzellen bewirken. Die Astzellen verzweigen sich ihrerseits wieder.
setzt die Verzweigung in einigem Abstande über der Unterlage sehr energisch
ein und erzeugt durch fortgesetzte Verzweigung Aeste von ı0 und höheren Gra
i und dadurch einen dichten, fast unentwirrbar
Fig 8. Gekeimte Zoospore, Busch, ein wahres Eldorado der verschiedensten
220: 1. tierischen und pflanzlichen Einmieter. Die untersten
Aeste zeichnen sich sehr häufig dadurch aus, das
sie am Grunde mit der Membran der Stammzelle (2
verwachsen. Nicht selten findet bei einer Zelle,
nachdem an ihrem Ende schon eine Astzelle an u
gelegt ist, noch ein nachträgliches Längenwachstum ve
statt, so dass es dann den Eindruck macht, die
Astzelle sei aus der Mitte der Stammzelle hervor
gesprosst. Die Dimensionen der Zellen Pr
100— 200 r, Breite 20—35 1) sind derart, dass ER
geringe Vergrösserung genügt, den ganzen Aufbau
klar und deutlich zu übersehen. Für die meister n
Meerescladophoreen charakteristisch ist die dick
gallertartige, geschichtete Membran. Sie zeigt bei
Fig. 5. Korallenartiges Rhizoid einer [mmersionsvergrösserung ein rechtwinklig sich
Cladophora pellucida Ktz. 70:1. schneidendes Liniensystem von äusserst feinen
»: Streifen. Die unregelmässigen Chromatophoren-
platten sind je mit einem grossen Pyrenoide ausgestattet. In dem wabena ig
1
ausgebildeten Protoplasma liegen die zahlreichen, winzigen Zellkerne. Er,
Die Cladophorafäden sind an die Unterlage -durdi ha,
eigenartig ausgebildete Zellen befestigt, welche aa En
Rhizoiden nennt (Fig. 5 und 6). Ich bemerkte be
zwei Typen. Die einen waren kurzzellig und korallen- > “a
artig verzweigt (Fig. 5), die andern bildeten lange Zell- i
schläuche (Fig. 6), welche die normale Zelllänge bei
weitem übertrafen. Solche Wurzelzellen sind geeignet,
tief in die Spalten und Ritzen des Gesteins einzudringe u
und vermöge ihrer gewellten, elastischen und stark ve ‚
dickten Zellmembran wie ein Tau zu wirken. Diese
Seilstruktur wird noch vollständiger, indem mehr als ein Kr
Dutzend solcher Rhizoiden zu einem Strange sich ver- Br
flechten, welcher allen Anforderungen der Zugfestigkeit Br
Genüge leistet. Wenn man diese Wurzelzellen be nr
Fig.6. Tauartige Rhizoide tTachtet, dann begreift man, wie z. B. an den kleinen er
v.CladophoraproliferaKtz. pittoresken Tuftinselchen der Gajola die Oberfläche unter-
20:1. getauchter Felsblöcke, wo beständig der weisse Schaum
der Brandungswogen aufleuchtet, mit einer üppigen Cladophorawiese gekrönt
sein kann. | Be ..
er,
Kaum einige Stunden hatten die Cladophorabüsche in den Aquarien zu-
/ gebracht, da fiel es mir besonders auf, dass einzelne dunkelgrüne, dichte Rasen
der Cladophora pellucida und albida mit grauen Endästchen wie mit feinen Pin-
selchen geziert waren (Fig. 4b). Die mikroskopische Untersuchung ergab sofort
die Erscheinung der Zoosporenbildung, denn unter dem Deckgläschen wimmelte
es von kleinen, schwärmenden Zellen. Die letzten Astzellen hatten sich in eine
Unmenge von ovalen oder kugeligen grünen Zellen gesondert. Diese traten, mit
zwei Cilien versehen, durch ein seitliches rundes Loch heraus (Fig. 7) und
schwärmten im Wasser umher. Einige kopulierten zu einer einzigen Zelle; andere
setzten sich nach einer kurzen Schwärmperiode fest und wuchsen zu einer jungen
Pflanze heran. Wie hübsch das Prinzip der Arbeitsteilung schon in dem jungen
Pflänzchen wirkte, das konnte man schon am zweiten Tage beob-
achten (Fig. 8, S. 20). Die dreizelligen, millimetergrossen Pflänzchen
hatten schon eine Fusszelle, das zukünftige Rhizoid, angelegt.
Berthold macht darauf aufmerksam, dass die einzelnen Clado-
phora-Arten schwierig voneinander zu unterscheiden sind. Ziem-
lich leicht zu erkennen sind die drei hauptsächlich ausgebildeten
Arten:
Cl. prolifera Kütz.
Cl. pellueida (Huds) Ktz.
Cl. albida (Huds) Ktz. — Cl. refracta Ktz.
Die ersten zwei Arten sind von der dritten durch die dicken
Zellen der Hauptäste unterschieden, deren Durchmesser bis 500 u
erreichen können, während die Zellen der Cl. albida 30—60 u
messen. Die robuste Cl. prolifera, mit ihrer dunkelgrünen Farbe,
bildet Rasen von 2—30 cm Höhe, welche steif und starr sich
erheben und häufig auf den zu einem gedrehten Bündel ver-
wachsenen, ungegliederten Wurzelfäden schaukeln. Nicht umsonst Fig. 7. Schwärm-
nannte Kützing diese Art auch Cl. scoparia, denn ihr mikrosko- sporenbildung v.
pischer Habitus ist demjenigen von Stypocaulon scoparium Kütz. sehr Cladophora albida
ähnlich. Charakteristisch sind für diese Art auch die paarigen End- as
zweige, welche fast an jedem Aestchen vorletzter Ordnung entstehen.
Durch die büschelig gehäuften Endästchen ausgezeichnet ist die Cl. pellucida.
Sie ist viel schmiegsamer .als die vorige Art, obschon sie in den Zellen der
Hauptäste die Dicke der Cl. prolifera erreicht. Ihre Wurzelzellen sind die vorhin
erwähnten, korallenartig verzweigten Rhizoiden, welche sich innig der Unterlage
anschmiegen, in deren Ritzen eindringen und das dicht verzweigte Rasenbüschel
selbst bei stürmischer Brandung festhalten.
Neben diesen Cladophorabüschen und mit denselben untermischt flutete noch
eine zweite interessante Grünalge. Ihr grünes Kleid übertraf an dunklem Kolorite
alle Mitschwestern und in ihrem eleganten Baue schien sie mit den Moosen des
Waldes konkurrieren zu wollen. Der französische Botaniker Lamouroux nannte
sie mit Recht
die „Moosähnliche*. Von einem Stämmchen entspringen in tadelloser a
mässigkeit zweiseitige AÄestchen, in ihrer Grösse sich so richtend, als ob a
regelmässige Fahnenbau einer Vogelfeder als Modell gedient hätte. Gar. häufig.
entwickelt sich ein Aestchen selber wieder zu einem eigenen RER ‘
das Pflänzchen wird doppelt gefiedert. So stehen Stämmchen an Stämmchen
zu einem dichten Rasen vereinigt und schaukeln im endlosen Wellenspiele, bis 3
der wutentbrannte Orkan die ganze Herrlichkeit entwurzelt und unter dröhnend: 4.
Donner über Bord wirft. Doch so leicht gelingt dieses Zerstörungswerk nicht. nz
Wohl bildet dasBryopsis-Pflänzchen eine eenzige Zelle, deren zellsaftreiches Proto-
plasma nur mit einem dünnen Häutchen umkleidet ist. Allein dennoch erze 5 ’
diese eine Zelle auf der
Unterlage eine korallen- 4
: förmige Rhizoidenbildung, 7
ER ‚an Reichhaltigkei
„ mit derjenigen von Clado-
phora pellucida wetteifern 2
kann und ebenso geeigı
ist, das solide Befestigen
mittel zu bilden (Fig. 9, 2 rh). ©
Wenn man ein solches Rhi- EN
zoid betrachtet, so macht R;
es den Eindruck, als obhier
das Protoplasma von keiner a
Formdominante mehr in be- en
stimmte Fesseln gezwungen
Fig. 9. Bryopsis plumosa Huds. 1. Spitze eines Stämmchens. wäre, sondern einer Amöbe
chr — Angehäufte Chromatophoren. v = Vegetationspunkt. gleich sich in alle Ritzen Ko
2. Rhizoidenteil. 3. Astzelle (a) mit Chromatophoren (ch. und Lücken hineinzwingen
1 und 2 = 20:1. 3 = 300:1.
2 Ya
würde, überall eine Men wi
ausscheidend, das bindende Kleid des gesamten Organismus. Die Arbeitsteilu
innerhalb dieser einzelligen Alge zeigt sich auch in der Anordnung der Chlorophyll- 5, 5
körper. Diese spindelförmigen oder länglich eiförmigen dunkelgrünen Chromato- =
phoren (Fig. 9, 3 ch) sind zum grössten Teil an der Spitze des Stämmchens und.
der Aeste angesammelt, so dass die intensive Färbung auf die peripheren Teile E;
der federartig verzweigten Zelle beschränkt ist (Fig. 9, ı v). Jedes Chromatophor
enthält ein Pyrenoid. RS
Infolge der zarten Membranbeschaffenheit sind die Bryopsis-Pflänzchen
häufigen Verwundungen ausgesetzt. Bei einem einzelligen Organismus ist eine
Verwundung mit der Gefahr verbunden, dass der Protoplast austrete und zu
Grunde gehe. Bryopsis hat mit vielen einzelligen Algen die Eigenschaft gemein,
Wunden der Membran zu verstopfen. Mehrere Male konnte ich die Beobachtu ing Sa Ri F
L
RER.
x
2 1 Sr — 23, —
2 “> +
ut an 14 m hi \
RE
tätigen, dass Sphärokrystalle mit desorganisiertem Plasma als Stopfen ver-
ıdet werden.
> Berthold führt aus dem Golfe von Neapel neun Arten an, welche sämtlich die
IR ‚obersten Regionen bevorzugen. Die häufigsten sind wohl: Bryopsis plumosa
ER Huds.; Br. cupressoides Lam. und Br. muscosa Lam.
wi Se Viel unbeständiger in der äussern Form ist eine andere einzellige Grünalge,
Welche man hie und da mit Brycpsis vergesellschaftet findet, die Gattung
Derbesia (Alphons Derbes, Professor in Marseille).
-
Die langen, schlauchförmigen Zellen haben,
wie Bryopsis, ihre Chromatophoren an den
Vegetationsspitzen angehäuft (Fig. ı0 v.),
während die beschatteten Teile des Zell-
_ fadens nur sehr wenig Chromatophoren
. = enthalten und also durchsichtig, farblos
erscheinen. Die Verzweigung ist eine
sehrärmliche und regellose. Bald steigen
f die Derbesiazellen als einfache Stämmchen
2 von 100 — 700 it Durchmesser in die Höhe,
Kr. ‚bald entwickelt dieses Stämmchen an ver-
schiedenen Stellen in der Nähe der Unter-
lage ein dichtes Astgewirre von wurzeln-
den Rhizoiden (Fig. ı0 rh) und aufstreben-
Da den Assimilationszellen. In der Erzeugung
der Wurzelzellen erinnert Derbesia viel
Et an die Phycomyceten unter den Pilzen und
> speziell an Mortzerella. Es werden nämlich
Bes“ hier wie dort neben den keulenförmigen,
5% "2 aufstrebenden Zellen noch viel schmälere
x er; kriechende Zellen gebildet, welcheungefähr
Fig. 10. Derbesia Lamourouxii Sol. v = Vege-
tationspunkt; rh — Rhizoid; as —= Ausläufer-
läufer der höhern Pflanzen. Diese Aus-
läuferzellen (Fig. ı0 as) setzen sich dann in einiger Entfernung/vom Ausgangspunkte
- fest und erzeugen an ihrem Ende eine neue Pflanzenkolonie. Infolge des schmalen
Durchmessers sind diese kriechenden Zellen ausgezeichnete Befestigungstaue. Die
Befestigung der Derbesia geschieht durch haftscheibenartige Anschwellungen der
Hauptstämme und durch die erwähnten schmalen Rhizoiden. Für starke Bran-
dungswellen ist Derbesia nicht geeignet, sie bewohnt daher vorzugsweise ruhige
“ und schattige Orte. Das Verzeichnis von Berthold nennt die Arten: D. marina’
: Er Sol., D. neglecta Zerth., D. Lamourouxii Sol.
. Haben schon diese einzelligen Grünalgen Derbesia und Bryopsis uns den
Zellenbegriff in einem andern Lichte gezeigt, als es die Morphologie der Phanero-
gamen zu tun imstande ist, so wirft die Betrachtung der Gattung
die gleiche Funktion haben wie die Aus- zelle. 10:1. x
> 24 27
Codium ir 2a
Ne
den gewöhnlichen Zellbegriff ganz über den Haufen. Betrachten wir z. B. Codium 2
tomentosum oder C. elongatum. Aus einer scheibenförmigen Anhäufung von Be- "WW
festigungszellen steigt ein dichtes Astgewirre eines dunkelgrünen, geweihartig
verzweigten Algenkörpers bis 50 cm in die Höhe. Die ca. '/; cm dicken Aeste y; e
haben eine sammetweiche Oberfläche und daher der Pflanze den Namen z@drov ar Fr
(Schafspelz) eingetragen. Die leiseste Bewegung des Wassers vermag diesen auf- Be
strebenden Busch spielend hin und her zu treiben. Nehmen wir ein solches
stattliches Codiumexemplar aus dem Wasser, dann fällt die ganze herrliche Gestalt Ei I %
haltlos zusammen. Das schwebende Aufstreben dieser Codiumäste muss also ng
seine Ursache
ineinerandern =
Einrichtung br
als in einem
mechanischn
Stützgewebe])
haben. Sehen
wir uns das
anatomische
Bild eines Co-
diumastes an.
Der ganze @
Algenkörper BEN <
besteht aus 1
einem dichten
Geflechte RR
von schmalen,
schlauchför-
migen Zellen,
j dee. jet ; welche quer-
BTL Tr Tune wandlos die =
ES Fig. 11. Codium elongatum. Photographie. 1:3. Aeste einer
einzigen Zelle
darstellen. Dieses Astgeflecht weist nur wenig Chromatophoren auf. Die peri-
pheren Zellfäden dieses Scheingewebestranges erzeugen in senkrechter Anordnung
zu ihrem Längsverlaufe dünnwandige keulenförmige Seitenäste (Fig. 12 a). Der
dünne Protoplasmabeleg dieser Zellen enthält die zahlreichen Chlorophylikörper.
Letztere sind auch bei dieser Alge namentlich an den Spitzen der Zellen an-
gehäuft. Man versteht diese Anordnung, wenn man bedenkt, dass "diese keulen-
förmigen Assimilationszellen dicht gedrängt stehen und den Lichtstrahl mit den
sich berührenden dicken Enden in Anspruch nehmen. Innerhalb des Protoplasma-
beleges befindet sich der Zellsaft in weit vorwiegender Menge. Der Turgor, d.h:
23
Hie und da findet man keulenförmige Aeste, welche seitlich kurze, zylin-
drische oder ovale Zweige erzeugt haben. Der dichte Protoplasmainhalt dieser
Zellen und seine Abgrenzung vom übrigen Protoplasma durch eine Querwand,
deutet darauf hin, dass man es hier mit den Fortpflanzungsorganen zu tun hat.
F AT Diese Seitenäste heissen Gametangien oder Zoosporangien (Fig. ı2 g). Ihr Inhalt
x jr zerfällt in eine Unzahl von zweiciligen Schwärmsporen, welche aus diesen Game-
.tangien entleert, kopulieren sollen und durch die Verschmelzung eine Zelle bilden,
die zu einem neuen Stocke auswächst. An Stelle der Gametangien bemerkt man
ER häufig lange, schlauchförmige vegetative Zellen, von welchen mir nicht bekannt
ist, ob es eigene Bildungen dar-
Er stellen oder vegetativ ausge-
Ye _ wachsene Gametangienanlagen
sind (Fig. ı2 b).
n Ar _ Neben diesen reich ver-
> zweigten Codiumstöcken findet
artige Spezies: Codium Bursa Ag.
vr Ihr mikroskopischer Aufbau: ist
der vorhin geschilderte. Die Unter- _
_ seite dieses sammetglänzenden,
Be dunkelgrünen Algenpolsters ist
durch eine Menge chlorophyll-
freier Ben Beiesger De Fig. 12. Codium elongatum. Ast-
einen dieser Wurzeläste sind nur zejlen (a). Gametangien (g). c und
kurz und schliessen mit einer förm- s = Stammzelle. 70:1.
lichen Haftscheibe oder mit einem
Kranze von Haftästchen und Haftläppchen ab. Die andern sind
lange, einem Pilzfaden nicht unähnliche Zellen, welche in die
_ Unterlage eindringen und sich da mit kurzen Haftästchen be-
festigen.
Sind diese einfach gebauten Grünalgen schon geeignet, dem reichen Formen-
schatz des Meeres unsere Bewunderung zu zollen, so sind es die höhern Algen,
welche uns klar machen, wie schulmeisterlich die Unterscheidung der Pflanzen in
Thallophyten und Kormophyten klingt und wie wenig dieselbe der Wirklichkeit
entspricht.
Betrachten. wir zu diesem Zwecke die Ericaähnliche
De; :
Blasenkette (Cystoseira ericoides Ag.)
_ (@borıc — Blase ; vezpd = Schnur) (Fig. 13). Es giebt viele Achsenpflanzen, welche nicht
so ausgeprägt die Unterscheidung von Wurzelteil und Stamm zulassen, wie dies
bei Cystoseira der Fall ist. Aus einer scheibenförmigen Wurzelscheibe erhebt
. (ei
u \E
r he \
stachligen Kurztrieben besetzt sind. Die mikroskopische Untersuchung zeigt uns
bei dieser Alge eine Arbeitsteilung in der Ausgestaltung der Zellen, welche viele
höhere Blütenpflanzen beschämen würde. Da finden wir die Oberfläche von kleinen,
isodiametrischen oder kurzzylindrischen Zellen eingenommen. Letztere sind mit
Fig. 13. Cystoseira ericoides Ag. Photogr. 2:7.
ihrer äussern verdickten Zellmembran nicht nur ein schützendes Hautgewebe,
sondern als ausschliessliche Träger der Chromatophoren repräsentieren sie das ein-
zige Assimilationsgewebe (Fig. 14c). Die kleinen,runden Chromatophoren gestatten
insofern nicht sofort eine klare Unterscheidung, ob hier eine Rotalge oder ein
Brauntang vorliege, als der Farbstoff von Cystoseira ericoides entschieden rote
Töne besitzt und bei den Rotalgen häufig Fälle vorkommen, wo der Farbstoff
Ri
sich ein ganzer Busch dicht verworrener, bis federkieldicker Stengel, welche ihrer-
seits in Langtriebe verzweigt und über und über mit spiralig angeordneten
= /
R, a
je en roten auch braune Nüancen zeigt. Das Innere dieser Alge besteht aus
N zweierlei Zellen. Dünnwandige, weitlumige Zellen (Fig. 14a) bilden ein Leitungs-
setzt, ein Zeichen, dass auch hier wie bei den Gefässpflanzen die einzelnen Zellen
mit ihren Lebensvorgängen korrespondieren. Zwischen den Leitungsgewebezellen
eingebettet trifft man englumige Zellen, das mechanische Gewebeelement bildend
(Fig. ı4b). Sie wirken nicht durch dicke Zellwände, sondern durch ihren geringen
Durchmesser und die grosse Zahl. Sie und das feste Hautgewebe sind ein so
u bedeutendes mechanisches System, dass ein Cystoseirabusch, aus dem Wasser ge-
nommen, fast vollständig aufrecht steht. Sind das nicht komische Launen der
Natur: die Wasserpflanzen der |
e Phanerogamen zeichnen - sich
durch eine starke Reduktion der
mechanischen Zellen aus, und die
höchst entwickelten Algen mühen
sich dafür ab, was jene als selbst-
= verständlich aufgegeben haben.
Es Eigenartige Organe dieser
_ Cystoseira sind auch noch die
Er Luftblasen.
gr Auch die Fortpflanzungs-
organe gehorchen dem allgewal-
_ tigen Gesetze der Arbeitsteilung.
In grubenförmigen Einsenkungen
des Rindengewebes werden die
Oogonien oder weiblichen Ge-
schlechtsorgane mit den ruhenden
i in & Fig. 14. Cystoseira. Querschnitt. a = Leitungszellen.
PR N. Eizellen gebildet. Daneben stehen b — Mechanische Zellen. c — Assimilationszellen. d =
lange Gliederfäden, aus welchen Fasergrübchen. 220: 1.
j) bye’ die zweiciligen Spermatozöen (be-
, wegliche männliche Zellen) hervorgehen. Zwischen diesen Geschlechtszellen ragen
_ haarförmige Zellen, die Paraphysen hervor. Neben diesen Geschlechtsräumen
B (Scaphiden) beobachtet man häufig kleine Grübchen, aus welchen Zellfäden hervor-
i ragen, die mit den Paraphysen die grösste Aehnlichkeit besitzen. Sie werden als
Fasergrübchen bezeichnet und stellen verkümmerte Geschlechtsräume dar (Fig. 14. d).
Von den acht Spezies, welche für den Golf von Neapel angegeben werden,
begegnete mir hauptsächlich noch C'ystoserra abrotanzfolia Ag. Diese hat es sogar
durch Verflachung der Seitensprosse zu Andeutungen der Blattorgane gebracht;
das mechanische Gewebe tritt dabei als Blattnerv hervor.
Unter den kleinen Brauntangen sind in erster Linie die besenartigen
Stypocaulon-
stämmchen zu erwähnen (Fig. 15, I. An dem zweizeilig ERENN steif-
ästigen Habitus erkennt man Siypocaulon scoparium schon. makroskopisch. Die
=)
j'+
#
gewebe. Wo die Zellwand dick ist, da wird sie von Tüpfel- und Siebporen durch- .
Sommerform soll grösser und schlaffer gebaut sein. Ich fand nur Winterformen
mit höchstens 10 cm Länge. Der Stamm von Stypocaulon zeigt in erster Linie
Te —
| .
— —— in nnn
FR
|
j
\
Fig. 15. Stypocaulon scoparium. I. Photographie.
Il. Vegetationspunkt. v = Scheitelzelle. IIl. Quer-
schnitt durch das Stämmchen und einen Wurzel-
strang (w). m = Markzellen. r = Rindenzellen.
IV. Querschnitt durch ein Stämmchen und die
umhüllenden Wurzelfäden. 1=-2:3. I u. III =
220:1. IV =70:1.
gg sehr hübsch, wie aus
! einer Scheitelzelle
| und nachheriger
interkalarer Zelltei-
lung ein Gewebe-
körper einfachster
Art entstehen kann.
Die grosse Scheitel-
teilt beständig durch
Querwände Seg-
mente ab, welche
noch später deutlich
hervortreten. Jedes
abgetrennte Seg-
ment teilt sich nun
er fortgesetzt durch
es; | Quer- und Längs-
wände so, dass in
Reihen angeordnete
grosslumige Markzellen (Fig. 15, III m)
und eine Schicht kleinlumiger Rinden-
zellen (Fig. ı5, III r) gebildet werden.
UndnunbestehtdasmechanischeMoment
darin, dass die Zellwände der Mark-
zellen an den Ecken verdicken, also
ein regelrechtes Collenchym bilden und
die Rindenzellen eine gemeinsame,
stark verdickte Aussenmembran erhalten.
Doch nicht genug! Aus den untern
Stengelpartien sind eine Menge schlauch-
förmiger Zellen heruntergewachsen,
welche als Wurzelfäden aufgefasst
werden können. Oft sind mehrere mit-
einander zu einem Strange verwachsen,
welcher auf dem Querschnitte ein paren-
chymatisches Bild darstellt. . Ich habe
über 40 solcher Stränge gezählt, die
wie eine Hülle den Stengel umschlossen
und sicher nicht wenig zur Festigkeit
des gesamten Pflänzchens beitragen
zelle (Fig, ı5,, Iv)
an
<
E-
{
e
236 ’—
-,
#
4
ER (Fig. 15, II w, IVw.) In allen Alters- und Grössenstadien wurden von den Ufer-
'felsen die tadellos gabelig geteilten braungrünen Blättchen des
5 Netztang (Dictyota dichotoma Lamour.)
(Fig. »16) losgelöst. Mochten m
es nur 3 cm hohe Pflänzchen
sein, die aus dem schmalen
Fussstück zu einer 5; mm breiten
Lamina heranwuchsen oder war
En es ein dichtbuschiger, weich-
— flutender Rasen — immer
drängte sich die regelmässige
Gabelteilung des Thallus als
beherrschender Bauplan in den
Vordergrund. Nur drei Zell-
‚schichten setzen das zierliche
Pflänzchen zusammen. Aber
trotzdem haben sie ihre Ar-
beiten weise geteilt. Die kleinen
Rindenzellen (Fig. 17 A e),einen
dichten schützenden Mosaik
bildend, bieten dem Sonnen-
strahl die braungrünen Chro-
Fig. 17. A Dictyota dichotoma Lam. Quer-
| schnitt. e-Epidermis. sp — Markzellen.
| 00-Oogonien. Ban—Antheridienzellen.
| © Antheridium v.oben. D Dictyopteris
polypodioides Lam. Querschnitt. chr —
Chromatophoren führende Zellen. t—
Tetrasporen. A=70: 1. Bbis D = 220: 1.
matophoren zu dem wundervollen chemischen Schöpfungswerke der ersten orga-
nischen Verbindungen. Eine Schicht grosser kubischer Mittelzellen (Fig. 17 A sp),
sr
mit Tüpfelverbindungen ausgerüstet, nehmen aus dem Asien di
zubereiteten Substanzen entgegen, leiten sie zu den streng beschäftigten
brauchsstellen der Vegetationspunkte oder speichern sie auf für spätere Zeiten. -
Die geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane waren bei den meisten Individuen‘
zu finden. Eine Gruppe von über 30 Schläuchen entsteht aus Rindenzellen m
wird von einer gemeinsamen Membran zu einem Sorus zusammengehalten (Fig. 5
17 Ban undC). Die Schläuche waren halb entleert. Das ausgetretene Protoplasma (ob
unbewegliche Spermatien oder eincilige Spermatozöen?) war als männliche Zellen
zur Befruchtung der Eizellen verwendet. Wie diese Antheridiensori, so sind auch
die weiblichen Zellen als kleine ‚schwarze Pünktchen schon mit blossem Auge zu
erkennen. Diese
schwarzen
Flecken lösen
sich unter Fe -
Mikroskop in ei
mehr als zehn
Ar *
grosse, dicht pro 3
toplasmatische,
kugelige oder af
ovale Zellen auf
(Oogonien,
welche ebenfalls
durch eine gr
meinsame Mem- RS
bran umschlossen
sind (Fig. 17. Aoo)..
Eine zweite > vn
Spezies dieses
ae
u
Netztanges (Die- E
3 tyota linearis Ag)
| übertrifft ihre be- . u
a,
Fig. 18. Dictyopteris polypodioides Lam. Photographie. 1:4. rühmte Schwes-
ter sowohl an
Ueppigkeit des Rasens als auch an Feinheit des gabelig geschnittenen Thallus.
Ganz analog gebaut wie Dictyota ist i
Dictyopteris polypodioides
Lamour. (Fig. 18) (Haliseris polypodioides Ag.). Aus einem schmalen Stengel,
welcher mit einer eigenen Wurzelscheibe befestigt ist, entwickelt sich ein gabelig
verzweigter Thallus zu blattartigen Gebilden. Mit ihren Mittelrippen ähneln sie
in der Tat einem im Meere versunkenen Farngeschlechte. Auch bei dieser Alge
ist wieder die Unterscheidung von Assimilations- und Leitungsgewebe zu machen. Br E
Nur tritt zu dem chromatophorenlosen zwei- bis mehrschichtigen Leitungsgewebe
Ford
noch das mechanische System in Form eines Bündels englumiger Zellen, den
ittelnervbildend. Bei vielen Exemplaren sieht man die „Blattfläche“ mit schwarzen
Pünktchen übersät. Die mikroskopische Untersuchung ergiebt grosse, protoplasma-
reiche Zellen, welche aus der Epidermis herausgewachsen sind. Jede Zelle teilt
sich in vier Zellen, deren tetraedrische Anordnung ihnen den Namen Tetrasporen
eingetragen hat (Fig. 17 Dt.). Diese Zellen lösen sich los und wachsen unter,
fortgesetzter Zellteilung zu einer neuen Pflanze heran. Diese beiden Fortpflanzungs-
arten: ı. geschlechtlich durch Oosporen und Antheridien und 2. ungeschlechtlich
durch Tetrasporen sind das Hauptmerkmal der merkwürdigen Brauntangordnung
der Dictyotaceen.
Einen Ver-
treter dieser | En, Ne |
Dictyotaceen Pr Part.
darf ich nicht
unerwähnt
‚sein lassen.
Padina
$ Pavonia
> „ (Fig. 19). Seine
BaWäussere Ge-
‚stalt ist total
verschieden
vonderjenigen
der vorhin be-
schriebenen
Gattungen,ob-
schon der mi-
; ‚kroskopische
- Bauplan der
_ nämliche ist. Aus einemkriechenden Thallus, den man füglich als Rhizom bezeichnen
könnte, entspringen Dutzende fächerförmig ausgebreitete Blattkörper. Ihr kreisrunder,
mannigfach eingeschnittener Rand ist nicht etwa langweilig in einer Ebene gezeichnet,
sondern mannigfach gefaltet und verbogen. In konzentrischen Zonen zieren weiss-
schimmernde Kalklinien die glänzende Oberfläche und einem Adiantumblatte ähn-
liche divergierende Linien durchziehen das merkwürdige Gebilde. Wenn die
- grellen Lichtstrahlen, von den fein gekräuselten Wellen mannigfach gebrochen,
diesen Faltenwurf eines üppigen Blattrasens treffen, dann blitzt es auf in der ganzen
Skala eines farbenprächtigen Spektrums und dann verstehen wir den Namen
„Pfauenalge“ (Padina Pavonia Gaillon).
Die Ausbeute dieser ersten Exkursion liefert uns aber auch einige Vertreter
jener Algengruppe, die von ihrem roten Gewande den Namen Rhodophyceen, von
den intensiven Farben die Bezeichnung Alorzdeen (loridus — blumenreich) erhalten
N ee en;
Fig. 19. Padina Pavonia Gaillon. Photographie. 2:3. 7
Me zrün* * mn
Zi Er WER a a, Be BO u sah, HE
“L. Be TERN, ’ U Then ’
haben. Schon an Ort und Stelle vermochte ein sparriges Sträuchlein unsere N
Diese SER
Z— in uno zum.
merksamkeit zu fesseln.
u De DE Bi 2 s BR N RA |
Fig. 20. Läurencia obtusa. Photographie. 2:3.
ER |
Fig. 21. Laurencia obtusa. I. Querschnitt, 46:1.
C = Centralzelle. p = Perizentralzellen. a—Rinden-
zellen. Il. Rindenzellen von oben, 150:1. III. Vege-
tationspunkte, 10.1. IV. Tetrasporen, 150:1.
sträuchleins ist das Resultat einer dreiseitigen, in beständiger Zellteilung begriffenen
Auf eine hübschere Weise hätte diese Alge ihren Vegetationspunkt
Scheitelzelle.
7
2
vice
ER
Laurencia an ii R
(deren Namen die englische Rosen- -
r.
zeichnerin Mary Lawrance, f 1799,
verewigt), zeigt eine gelblich-rötliche Ta
Farbe und streckt ihre wachsartig
durchscheinenden, keulenförmigen 3
AestchennachallenRichtungenrecht-
winklig auswärts (Fig. 20. Das
Mikroskop belehrt uns, dass auch Br
dieses Pflänzchen dem Gesetze der rs
Arbeitsteilung gehorcht. An den
jüngeren Teilen beobachtet man im % >
Zentrum eine kleine Zentralzelle
(Fig. 20 la), um welche die grossen
Leitungs-und Reservezellen scheinbar
ordnungslos gruppiert sind. Gegen
die Peripherie werden die Zellen
kleiner, das Festigkeits- und das mit
Chromatophoren ausgerüstete Assi- a er
milationsgewebe bildend (Fig. 21 Ia).
Auf der Flächenansicht nehmen sich
diese polyedrischen Rindenzellen wie
ein wohl gefügter Mosaik aus (Fig. N
20 II. r). In jeder Zelle glänzt ein
grosser, farbloser Körper, welcher
durch Jodkali gelb gefärbt wird.
Diese glänzenden Körper sind offen-
bar die Assimilationsprodukte der
Chromatophoren, welche neben dem
Chlorophyll noch das rote Phyco-
erythrin enthalten. Es kommt nun
bei den Rotalgen ganz darauf an,
in welchem Verhältnis Chlorophyll
und Phyceroerythrin vertreten sind, 2 i
wodurch die Farbennüance resultiert,
die ganz und gar nicht immer ein
ausgesprochenes Rot ist. . | ‘
Das ganze komplizierte Zel-
gebäude dieses reizenden Florideen-
er. & N =
> _
x eine noch verzweigte Federbüschel, die sog. Haarblätter, en (Fig.2ı III. v).
Die häufigste Spezies der Gattung Laurencia, die mir begegnete, war
Laurencia obtusa Ag. Fast alle Exemplare waren in reger Tetrasporenbildung
| begriffen. Zu diesem Zwecke entstehen unter dem Assimilationsgewebe grosse,
_ mit dichtem Protoplasma gefüllte Zellen. Jede dieser Zellen teilt sich in vier,
tetraedrisch angeordnete Sporen, welche, aus dem Zellverbande losgelöst, sich
- ya zur neuen Pflanze entwickeln können (Fig. 2ı IV). .
Bi Ein Prachtswerk hat die zoologische Station in Neapel im Jahre 1901 publi-
_ ziert, worin über diese Florideengruppe, zu der Laurencia gehört, eingehender
= i Aufschluss erteilt wird; es ist dies die 26. Monographie der „Fauna und Flora
des Golfes von Neapel“, handelnd von den „Rhodomelaceen“ und bearbeitet von
or. Dr. Falkenberg (Folioband von 754 Seiten und 24 Tafeln). Von diesen
_ Rhodomelaceen ist besonders die Gattung
Polysiphonia
ER im Golf von Neapel sehr artenreich vertreten (13 Spezies). Ich habe sie nur in
b ‚geringer Entwicklung getroffen. Diese tiefrot gefärbten Fäden, die in büscheligen
_ Rasen wie die Cladophora unter den Grünalgen vorkommen, zeigen uns so recht
_ deutlich, dass die Rotalgen auch bei fadenförmigen Individuen eine weit höhere
e _ Organisation erreicht haben als die Chlorophyceen. So zeigt uns Polysiphonia
variegata Zan.reich verzweigte Fäden, welche einen Gewebebau aufweisen. In der
Längsansicht sieht man kurzzylindrische Zellen in Zonen angeordnet. Die Stamm-
und -Astspitzen werden von einer einzigen Zelle eingenommen, die man Scheztel-
zelle nennt. Der (Querschnitt lässt in der Mitte eine Zelle erkennen, die von acht
Zellen umgeben ist. Erstere nennt man die Zentralselle, letztere die Perisentral-
zellen (Fig. 22 I. c. p. IV). Alle diese Zellen entstehen aus der Scheitelzelle auf
folgende Weise: Die Scheitelzelle teilt sich durch eine (Querwand in zwei Zellen,
a von denen die obere wieder zur normalen Scheitelzelle heranwächst, während die
_ untere durch Scheidewände, welche der Längsachse parallel laufen, sich so teilt,
dass eine Zentralzelle und eine bestimmte Zahl von Perizentralzellen resultieren
. (Fig. 22, II). Die einzelnen Zellen sind gegenseitig noch durch 7üpfel verbunden,
24 wodurch die Lebensvorgänge der einzelnen Zellen miteinander im Zusammenhang
- stehen. Die Anordnung der’ primären Tüpfel, die Entstehungsweise der Peri-
- zentralzellen haben Falkenberg bestimmt, den Polysiphoniakörper als eine wirtelige
15% _ Verzweigung einer Achsenzellreihe (Zentralzelle) aufzufassen, wobei freilich diese
Zellen zu einem festen Gewebekörper vereinigt bleiben. Die Polysiphonia zeigt
ns auch sehr hübsch, wie sich die Pflanze bei Verwundungen wieder regeneriert
eFlRig. 22, III). Sehr oft kommt es vor, dass durch starken Wellenschlag oder
durch Tierfrass Algenfäden abgerissen werden. Unter diesen Umständen wäre
also dem Weiterwachstum infolge Decapitierens der Scheitelzelle Einhalt geboten.
Doch nein! Die Pflanze kennt einen Ausweg. An der Abrissstelle übernimmt
z
5
i
Bf: r K Me R ri PB}
A un
ME = ’ “
a 4 X; ıe 2 EL.
i SER
jetzt die Zentralzelle die Funktionen einer Scheitelzelle. Sie teilt sich
durch Querwände, so dass aus der Wundstelle ein vielzelliger, schmaler
spross hervorwächst, welcher sich zum normalen Pflanzenkörper entwickelt
durch fortgesetzte Zellteilung wieder die nämliche Dicke erhält, wie das abgeriss
Stück besass.. Wir sehen daraus, dass das Auftreten einer Scheitelzelle wohl eine
Arbeitsteilung ist, welche aber nicht so strikte durchgeführt ist, dass nur eine bestimm te”
Zentralzelle die Funktionen ausüben könnte. Jede Zentralzelle ist unter gewissen Be-
dingungen fähig, die Leistungen Be.)
einer Scheitelzelle zu über
nehmen. Die Perizentralzell
können sich ihrerseits wied
teilen und dadurch einem klein-
zelligen Rindengewebe den Ur-
sprung geben. Es kann die
zonenartigeAnordnungd.Zel en. je
gestört werden und der Gewebeaufbau dem-
jenigen der höhern Pflanzen ähneln, die Ent-
stehungsweise ist und bleibt eine nur den
Florideen eigentümliche. Aber das biola
gische Resultat ist kein anderes als bei den
höhern Pflanzen: es wird die Lebensarbeit _
unter verschiedene Zellgruppen geteilt, und
diese Zellgruppen nennt man hier wie do: w
„Gewebe“. So sind die verschiedenen Gewebe-
formen der Laurencia in ihrer Entstehu
weise auf der gleichen Stufe stehend, wie
es bei dem Gewebebildungsprozess der Pol y-.
siphonia der Fall ist, in der Arbeitsteilung
stehen sie nicht zurück vor den höhe n N
Pflanzen. Aber auch in der Ausbildung der
Seitenorgane zeigen diese Pflanzen einen be-
EV
Fig. 22. Polysiphonia. I. Querschnitt. II. Ent-
stehungsweise der Perizentralzellen (nach
Falkenberg). Ill. Regeneration des Vege-- deutenden Fortschritt in der Organisatio
tationspunktes. IV. Stück eines Stämmchens Die Seitenorgane werden hier in spiraliger
und eines Astes, schematisch. V. Tetra- Anordnung nach Gesetzen angelegt, welche. ?
ae mit den Blattstellungsgesetzen der höhern % 2%
Pflanzen verglichen werden können. Und
über diese Sprossfolge entscheidet hier in den meisten Fällen schon die
Scheitelzelle. BT a
Bei vielen Exemplaren der Polysiphonia habe ich auch die Tetrasporen
bildung beobachtet (Fig. 22, V). Eine Perizentralzelle‘ erzeugt nach aussen die
sog. Deckzellen. Unter diesen gestaltet sich dann eine protoplasmareiche Zelle
aus, welche sich tetraedrisch teilt. Die vier so entstandenen Zellen nehmen ar
Volumen stark zu, so dass am Spross oft eine starke Vorwölbung ‚entsteht,
s
_ c a \
Ber
welcher schon bei schwacher Vergrösserung die Sporen beobachtet werden können.
Die weitaus ‘häufigste Gattung der Florideen, welche mir auf diesen Sep-
temberexkursionen begegnete, war
Centroceras.
Wo nur ein feiner, braunroter Fadenbusch von den Ufermauern losgelöst wurde,
da fanden sich die hakig nach einwärts gekrümmten Gabeläste des Centroceras
cinnabarınum Ag. Zwischen seinen eleganten Fäden, die beim leisesten Wellen-
spiele hin- und herschaukeln, wächst noch ein anderer Vertreter dieser Familie
der Ceramiaceen, die Spyrıdıa fillamentosa Harv. Schon bei. schwacher Vergrösserung
"lässt Centroceras eine deutliche Gliederung des gabelästigen Sprosses erkennen.
‘Diese Gliederung ist der äussere Ausdruck der grosslumigen, kurzzylindrischen
Gliederzellen, welche gleichsam das
Zentralgerüste bilden, auf welchem
die kleinen Rindenzellen als ein ge-
schlossenes Mosaik sich anlagern und
von woausrhizoidenähnliche Glieder--
fäden und stachelartige Verzierungen
entspringen. Diese Rindenzellen
_ „nehmen ihren Ursprung auf ge- E
setzmässig geregelte Weise von
den Zentralzellen an den Quer-
“_ wänden. Da entstehen sie vorerst
als schmaler Gürtel. Auf diesem
Stadium verharren mehrere Arten ©.
der Gattung Ceramium. Bei Centro-
ceras und vielen andern Gattungen 7
teilen sich diese Rindenzellen fort-
gesetzt so weit, bis die Oberfläche
der Zentralzellen lückenlos mit dem Rindengewebe überkleidet ist. Dieses Auf-
treten des Rindengewebes ist insofern von der Arbeitsteilung begleitet, als die
Chromatophoren ihren Platz in dem Rindenparenchym nehmen. Andererseits sind
die Rindenzellen sicherlich auch ein mechanisches Gewebe, welches dem ganzen
Pflänzchen Zug- und Biegungsfestigkeit verleiht. Ob und in wiefern die stachel-
artigen Auswüchse als Tierschutz dienen, ist mir nicht bekannt.
Die meisten Bestimmungsbücher der Algen benützen als Einteilungsprinzip
die Fortpflanzungserscheinungen. Liegen die geschlechtlichen und ungeschlecht-
‚lichen Organe vor, dann hält es nicht schwer, all diese aufgezählten Gattungen
schnell zu bestimmen. Aber in seltenen Fällen wird man beim kürzern Studium
dieser Flora diese systematischen Punkte prüfen können, weil häufig ganze Algen-
“rasen wohl sehr üppig aber steril sind. Ein viel bequemeres Mittel könnte die
vergleichende Anatomie liefern; denn mit Leichtigkeit kann der anatomische Bau
Fig. 23. Centroceras cinnabarinum Ag. Photographie.
3:4.
ee
kontrolliert werden, wenn auch wenig Material zur Verfügung steht. Ich könnte
als Beweis auf die bisher besprochenen Algen zurückweisen, will aber lieber auf
drei andere Gattungen hindeuten, die mir auf den Exkursionen häufig begegneten:
Hypnaea, Gigartina und Gracilaria.
Jeder Besucher der‘neapolitanischen Algengärten wird Hypnaea an den spiralig
eingekrümmten Astspitzchen, die sich wie zum Schlafe (#rvoz) neigen, bald er-
kennen (Fig. 24). Hfnea musciformis Ag. trägt ihre Speziesbezeichnung nicht
umsonst. Ihre verworrenen Rasen, die unregelmässig wechselständigen Aeste und
die feinen, kaum ' mm dicken und.bloss 2—4 mm langen AÄestchen würden
den ungeübten Pflanzensammler eher einen Moosbusch als eine Florideengattung
vermuten lassen, zumal «las Florideenrot gar bescheiden zum Ausdrucke kommt.
Aeltere Stammteile zeigen auf dem Querschnitte um eine Zentralzelle ein gross-
Fig. 24. Hypnaa musciformis Ag. Photographie. 1:2.
zelliges Parenchym, dessen Zellen nach der Peripherie kleiner werden (Fig. 25 I).
Kleine Rindenzellen, wieder als einziges Assimilationsgewebe funktionierend, bilden
das mechanische Schutzsystem. Einzelne (uerschnitte lieferten mir das Demon-
strationsobjekt der Tetrasporenbildung. Unter dem Rindengewebe wird eine Zelle
sehr protoplasmäreich und teilt sich durch drei parallele, mit der Längsachse gleich-
laufende Wände in vier Tetrasporen (Fig. 25 1).
Ein ebenso üppiges Astgewirre wie die erwähnte Hypnza bildet Gigartina,
welche durch ihre dunkelrote Farbe sich sofort als Rotalge zu erkennen giebt
(Fig. 26.) Ist das Parenchym der Hypnza, wie noch vieler anderer Florideen
mit dem Zellgewebe höherer Pflanzen vergleichbar, so weist Gigartina wieder
deutlich auf die niedere Stufe des Gewebebaues hin (Fig. 27.) Wohl unterscheidet
man auch hier Mark- und Rindenschicht. Allein die Markschicht wird von einem
lockern Scheingewebe mannigfach verschlungener Fadenzellen mit kurzzylindrischen
Br u Eee SB EN
7 E ER J D a Then ü ia .
>?» nz Are 67 h 2
% } Be al 7 ke
ind unregelmässigen grosslumigen Zellen gebildet. Ja sogar die kleinzelligen,
assimilierenden Rindenzellen sind bloss als Mosaik von abgeschnürten Astzellen
E "des Markgewebes aufzufassen. Wie sehr aber auch hier das Bestreben vorwiegt,
dr E: die einzelnen Zellen zu
einer geschlossenen Ge- er Br RE ER,
sellschaft zu vereinigen, I Ir, TR
das zeigen die vielen Ana-
x stomosen, wodurch die "7
Zellen miteinander in Ver-
| > bindung getreten sind.
4 2 Auch die Graczlarien
- sindverworreneFlorideen-
>; EN sträucher, Büsche von 20 FR 2 Sy
I bis 30 cm Höhe (Fig.22). Wen Ba NET Be
Der Anfänger wird Mühe Bi, Fe. ” N F eo
haben, an dem äussern
3 Habitus diese Gattungen
zu unterscheiden. Das
‚mikroskopische Bild giebt 2 t
r 5 > sofort die Aufklärung, 22 REN
er. un dass Gracilaria mit Hyp- Fig. 26. Gigartina Teedi Ag. Photographie. 4:7.
nza verwandt und von
Gigartina scharf und leicht zu unterscheiden ist. Mir lagen Graczlaria dura Ag.
und Gr. confervoides Ag. vor. Ihr Querschnitt (Fig. 25 III) zeigt wie bei Hypnaza
if
2
+ IN
Fig. 25. I. Hypnza musciformis Ag. Querschnitt. C = Zentral-
zelle. II. Tetrasporenbildung derselben Pflanze. III. Quer-
schnitt durch Gracilaria. 150:1.
auch eine Differenzierung in eine grosszellige Mark-
und eine kleinzellige Rindenschicht. Die grossen
- Markzellen sind durch ihre dicken kolloiden Wände
so innig vereinigt, als ob es ein Gewebe einer
_ höhern Achsenpflanze wäre. Zahlreiche Tüpfel setzen 7
a Plasmakörper der einzelnen Zellen miteinander in Verbindung. Das yISREeDe
_ Rindengewebe enthält eine ausserordentlich grosse Zahl von Chromatophoren, wo-
‚durch die dunkeln Farbentöne dieser Florideengattung entstehen,
Fig. 27. Gigartina. Querschnitt.
15921:
Diese anatomischen Verhältnisse geben uns noch einen weitern Wegweiser
bei den Bestimmungsarbeiten der Meeresalgen. Die zweite Exkursion hatte uns
eine ungemein reich verzweigte Floridee von tiefroter Farbe geliefert. In ihrem
Habitus weist sie auch wieder zu den vorerwähnten Gattungen hin. Die Be-
stimmungsbücher verwenden auch da wieder die Fertpflanzungsorgane, welche
nur selten bei den Bestimmungsarbeiten untersucht werden können. Der Quer-
schnitt gibt wieder ein sehr charakteristisches Bild. Im Zentrum begegnet uns ein
Bündel kleiner Zellen, eine durchschnittene Fadensäule, um eine zentrale Achse
Far ine 2 BIIITRTT Fey" FTIR TEE NE Et
gi f i
Fig. 28. Gracilaria armata. Photographie. 3:5.
gruppiert (Fig. 29 Ic, f). Um diesen Zentralstrang gruppiert sich das weitlumige
Markgewebe (Fig. 29 Im, II m), welches vom Zentrum aus von Fadenzellen durch-
zogen wird. In dichotomer Folge und zu deutlichen Reihen angeordnet werden
kleine Zellen, mit Chromatophoren reichlich ausgerüstet, zu einem festen Rinden-
gewebe zusammengefügt (Fig. 28 Ir). Das ist das Querschnittsbild von SpA@ro-
coccus coronopifolius Ag.
Unsere, zweite Exkursion führt uns ein gutes Stück weiter. Im raschen
Tempo greifengdiesRuder in die schwachbewegte Salzflut und wir passierten ohne
Anhalten die,ganze Strecke des Posilippo bis zur VzJa Manzi. Von hier an bis zu
Sonnenstrahle schonungslos preisgegeben; ein weisser Schaumstrich, unzählige
Nischen und Höhlen sprechen deutlich genug von dem freien Spiel der nie ver-
siegenden Brandung. Die Neugierde lässt unser Boot an einem gewaltigen Fels-
blocke Halt machen, welcher nur einige Centimeter über die Oberfläche empor-
ragte und jeden Augenblick von den Wellen überspühlt wurde. In dieser Spritz-
zone im schlimmsten Sinne des Wortes war das Pflanzenleben keine Unmöglich-
keit. Die ganze auftauchende Oberfläche schimmerte im dunkeln Grün der
Bryopsıs-Cladophora-Rasen. An den stärksten Brandungsstellen dieser Tufffelsen
Fig. 29. Spharococcus coronopifolius Ag.
Querschnitt. I. Zentraler Teil. C = Zentral-
zelle.e m = Markzelle. Il. Peripherer Teil.
r = Rindenzellen. 220: 1.
harren nur noch jene Florideen aus,
die selber zum harten Stein geworden
sind, jene weissen und roten Krusten, Fig. 30. Lithophyllum. 5:6.
Blätter und Sträucher, welche nicht
umsonst den Namen
Corallineen
führen, sind sie doch ihrem äussern Habitus nach den Steinkorallen nicht unähn-
lich. Da bildet Zzthophyllum ausgedehnte Lager mäandrisch gewundener Kalk-
lamellen (Fig. 30). An einer andern Stelle formiert es dachziegelartig übereinander
liegende Krusten. Anderwärts breitet Zzthothamnzon seinen krustenförmigen Thallus
aus, aus welchem bizarr geformte ‘Aeste und höckerig knorrige Stöcke hervor-
wachsen (Fig. 31). Die Pflanzennatur dieser wunderlich starren Gebilde ist nicht
. AD
sehr leicht zu erkennen. Wenn die Kalksubstanz teilweise entfernt wird, so zeigt
sich, dass beide Gattungen aus einem einfachen Zellgewebe aufgebaut sind.
Letzteres vergrössert sich an der Peripherie durch fortgesetzte Zellteilung, worauf
in die Zellwand durch die Lebenstätigkeit des Protoplasmas Kalk eingelagert wird.
Zu einem reizenden fiederförmigen oder dicho-
tomen Sträuchlein ausgebildet ist Corallina.
Ihre fadenförmigen Stengelchen und Aestchen
bestehen ebenfalls aus einem verkalkten Zell-
körper von roter oder weisser Farbe. Allein
die Verkalkung lässt in regelmässigen Ab-
ständen unverkalkte Zonen frei, wo auch die
Rindenschicht unterbrochen ist. Auf diese
Weise entsteht eine Segmentierung, welche
sogar für die Speziesunterscheidung verwertet
werden kann. Es ist einleuchtend, dass diese
biegsame Segmentierung ein wirksames Mittel
ist, den Kampf gegen die alles zerstörenden
Brandungswellen siegreich zu bestehen.
(Ueber die Corallineen des Golfes von Neapel
handelt die 4. Monographie der Flora und |
Fauna von Neapel, verfasst vom Grafen 'zu
Solms-Laubach). -
Durchmustert man mit schwacher Ver-
grösserung die bizarren Corallineensträuch-
lein, so begegnet uns noch eine sehr inter-
essante Gattung dieser verkalkten Algen, die
Melobesia. Ist sie ein Parasit oder sucht sie
bloss eine schützende Unterlage für ihren
scheibchenförmigen Körper, der kaum einige
Millimeter im Durchmesser hat? Man findet
sie auf dem strauchförmigen Gelidium cor-
neum, wie auf dem blattartigen Thallus der
Phyllophora nervosa, auf den Grasblättern der
Posidonia und auf Hydroidpolypenstöcken.
Zwischen diesen weissen Corallinen-
stöcken heraus guckt ein dunkelrotes Fieder-
chen. Die kaum einige Centimeter hohen,
Fig. 31. Lithothamnion. Photographie. zusammengedrückten Stämmchen dieser
Nat.-Gr. Gattung
Gelidium
(Fig. 32) bilden mit ihren kurzen, fiederförmig angeordneten Seitenästchen und
in dichten Rasen zusammengeschmiegt eine von Mut und Lebenslust strotzende-
> EN
Sr
Gesellschaft. Ihr schaden die gewaltigen Wellenstösse nichts; sie sind ihr geradezu
_ zum Existenzbedürfnis geworden. Unter meinen Funden bestimmte ich die beiden
Arten: Gekdium corneum Ag. und Gel. crinale Ag. Der anatomische Aufbau
illustriert wieder in sprechendster Weise die Anpassung an das bewegte Leben
in stürmender See. Sowohl das chromatophorenreiche Rindengewebe als auch
das Markgewebe zeigen auf dem (Juerschnitte Zellen von äusserst kleinem Durch-
messer. Der Längsschnitt lässt erkennen, dass dieses Markgewebe auch wieder
ein Scheingewebe ist von -pilzhyphenartigen, innig verschlungenen Fadenzellen.
Die Englumigkeit der Zellen und ihre zäh knorpeligen Membranen stellen das
mechanische Element in den vorerwähnten Lebensstürmen dar.
' Fig. 32. Gelidium corneum Ag. Photographie. 4:5.
Endlich kam die Insel Nisida in Sicht, deren
Nordseite auf Blumentiere abgesucht werden musste.
Die ruhige geschützte Nordseite dieser Insel ist ein
_ wahrer Wundergarten von grell leuchtenden Antho- Fig. 33. Anadyomene. 20:1.
zöen und dichtbuschigen Meeresalgen. Aus den
untergetauchten Blumenbeeten fliehen die leichtfüssigen Taschenkrebse und durch
die stille Wasserstrasse, welche das geschmückte Ufer bespühlt, ziehen mit maje-
stätischem Pulsieren die bunt gefärbten Medusen. Wahrlich, ein berückendes Bild
ungeahnter Schönheit und Fremdartigkeit. Von diesen Tuffmauern wurden zwei
interessante Grünalgen losgelöst, welche mit den -früher erwähnten Bryopsis und
Codium in Zusammenhang gebracht werden können:
Valonia und Anadyomene.
Valonia bildet einfache oder verzweigte Blasen, deren dünne Zellwand einen
schwachen Protoplasmabeleg und ausserordentlich reichen Zellsaft umschliesst. Wir
haben in dieser Gattung wieder eine Alge vor uns, deren Einzelzellen die
u loan ’
respektable Grösse von 3 cm erreichen können. Warum Anadyomene ihren stolzen
Namen von keiner Geringern als von Aphrodite borgen durfte, das ist bei ihrem
makroskopischen Anblicke unverständlich. Ihre rundlichen, nierenförmigen, rötlich-
grünen Blätter von kaum 3 cm Durchmesser scheinen keiner besondern Beachtung
wert, obschon sie oft in üppigen dachziegelförmigen Rasen Steine und Uferwände
überziehen. Geradezu grossartig- gestaltet sich das mikroskopische Bild. Das Blatt
besteht aus langen, keulenförmigen Zellen, welche gegen das Substat hin in
Rhizoiden auslaufen. Jede keulenförmige Zelle trägt dann einen Fächerkranz von
kürzern Zellen, von denen diejenige die längste ist, welche die direkte Verlängerung
der Stammzelle
darstellt. Die seit-
lichen Astzellen
sind kürzer. Die
Astzellen setzen
die nämliche Ver-
zweigungsform
weiter fort, und
sobildetdieganze
Fläche einen
kuntsvollen Mo-
saik von langen
und kurzen .
Zellen, die alle
mit den grünen
Chromatophoren
ausgestattet sind.
Ein göttlicher
Uebermut spricht
aus der ganzen
morphologischen
Gestaltung dieser
reizendenMeeres-
alge (Fig. 33).
Fig. 34. Udotea DesfontainiiiDene. Photographie. 5:8. Nicht weniger
interessant sind
die beiden Gattungen (Fig. 34)
Udotea und Halimeda
(Fig. 35), deren Thallus eine treffliche Illustration für die Tatsache ist, dass die
Natur sich nicht an die schablonenhaften Definitionen des Zellbegriffes kehrt.
Udotea Desfontainii Dene. stellt fahnenartige dunkelgrüne Blätter dar, welche von
einem dünnen, mit Rhizoiden befestigten Stiele ausgehen (Fig. 34 und Fig. 36). Das
Ganze ist eine komplizierte Verflechtung der Aeste einer einzigen Zelle. Halimeda ist
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einer untergetauchten kleinen Opuntia täuschend ähnlich. Auch sie stellt das
Werk einer einzigen, aber reich verzweigter, und gegliederten Zelle dar. Beides
sind die noblern Verwandten der früher schon erwähnten Gattung Codium.
EN Bevor die Insel Nisida verlassen wurde, lenkte mein Gehülfe den Kahn noch
in eine lange dunkle Grotte, welche sich unter dem östlichen Naturdamme hinein-
zieht, auf dem der Spital steht. Hier wuchsen trotz des spärlichen Lichtes neben
den rot funkelnden Gorgonienstöcken (Korallentiere) die zarten Rasen der Derbesia
Lamourouxit, sowie die krausen Blätter der Phyllophora nervosa Ag., welche
_ durch ihre dunkelrote Farbe sich sofort als Floridee verrät. Neben diesen Spezies
_ _beförderte der scharfe Meissel noch ZLithothamnion und Lithophyllum in das Fang-
netz. Diese Corallineen sind also nicht nur die letzten Pioniere des Pflanzenlebens
im Kampfe gegen die stürmische Brandung, sie schrecken auch vor den lichtlosen
Grotten nicht zurück. Berthold giebt uns in seiner früher schon erwähnten Arbeit
er es
E
DE x >
Fig. 35. Halimeda. Photographie. 5:7. Fig. 36. Udotea Desfontainii Haftrhizoiden. 220: 1.
einigen Aufschluss, welche Algen in Tiefen von 100-130 m noch gefunden
werden, also in Tiefen, deren Lichtintensität ungefähr der in obgenannter Grotte
gleichkommt. Das Verzeichnis nennt: Cladophora pellucida, Valonia macrophysa,
Udotea Desfontainii, Halimeda platydisca, Zanardinia collaris, Laurencia obtusa,
Chrysimenia uvaria, Phyllophora Heredii, Lithophyllum, Lithothamnion.
Vor unserer Heimfahrt zeigte mir der äusserst zuvorkommende Fischer noch
den üppigsten Algengarten, der romantisch in seiner Uferzeichnung und gross-
artig im Reichtum der Arten ist, welche fast das ganze Jahr gefunden werden.
Ich will nur noch auf einige interessante Organismen eingehen. Da habe ich in
erster Linie eine Seltenheit unter den Florideen zu erwähnen: die
Bonnemaisonia asparagoides.
Dieser Speziesnamen: die, Asparagusähnliche“, ist vortrefflich gewählt, denn dem
feinsten Spargel gleich baut diese Bonnemaisonia ihren prächtig verzweigten,
— M —
rosenroten Thallus auf (Fig. 37). Die Zangtriebe, an den dicksten Stellen kaum
ein Millimeter breit, sind mit feinen Aestchen von '»—ı cm Länge als Kurs-
iriebe besetzt. Der anatomische Bau zeigt in der Mitte eine Fadenzelle (Fig. 38,
Ic), welche von grosslumigen polyedrischen Rindenzellen umgeben ist (Fig. 38,
Ir). Jede dieser Rindenzellen wird von einem Kranze kleiner Rindenzellen um-
säumt, welche, wie die grossen, die roten Chromatophoren führen (Fig. 38, I P@R
Alle diese Zellen entstehen aus einer einzigen Scheitelzelle.
Es lohnt sich,
an der Hand der
schönen Unter-
suchungen von
Cramer und ge-
stützt auf mein
günstiges Alko-
holmaterial den
Zellenaufbau
dieser Floridee
etwas näher an-
zusehen. Wir
Bonnemaisonia-
körfer Lang- und
Kurztriebe. Die
gleichsam den
Stamm und die
sich von neuem
verzweigenden
Aeste. Die Kurz-
triebe sind die
kurzen, einfachen
Seitenästchender
Fig. 37. Bonnemaisonia asparagoides. Photographie. 5:8. Langtriebe. Die
Kurztriebestehen
alternierend an den Langtrieben. Dem Kurztrieb (Fig. 38, III.) gegenüber steht
entweder ein Langtrieb oder ein Geschlechtsorgan oder nichts. Sowohl Kurz-
wie Langtriebe wachsen mit einer Scheitelzelle folgendermassen.
ch Langtriebe. ü
Die Scheitelzelle erzeugt durch horizontale Querwände nur ca. fünf hinter-
einander liegende Zellen. Von da an teilt sich die Scheitelzelle durch stark
geneigte, alternierend nach rechts und links gerichtete Wände. Nennen wir die
so aus der Scheitelzelle entstehende neue Zelle eine Glederzelle. Bei der letztern
" unterscheidenam
ersteren bilden. b
ılso ein Teil etwas höher als der andere. Nun wird dieser höhere Teil
h eine excentrisch liegende Längswand abgeschnitten. Diese äussere, höher
egene Zelle bildet die neue Scheitelzelle eines Kurztriebes. Ihre Schwester-
teilt sich wieder durch eine excentrische Längswand in eine äussere Zelle
Fig. 383. Bonnemaisonia asparagoides. |.
Optischer Längsschnitt, 220:1. c— Zentral-
zelle. r—= Rindenzellen. Il. Oberflächen-
ansicht der Stammzellen, 220: 1. III. Habitus-
Mr: bild der Kurztriebe k, 25: 1. c Geschlechts-
organ. IV. Kurztrieb nach _Behandlung mit Schulzeschem Gemisch. c — Zentralzelle, 400: 1
_ a=äussere Zelle. b — Rindenzelle durch Längswände gebildet. V. Schematische Darstellung
- der Rindenbildung bei Kurztrieben nach Cramer. VI. Zentralzellen nach Behandlung mit
Schulzeschem Gemisch, 25:1. VII. Vegetationspunkt, 400: 1.
“und eine innere. Letztere teilt sich nicht mehr, sondern wird Dauerzelle. Sie
heisst Zentralselle. Die dem sich entwickelnden Kurztriebe gegenüberliegende
Schwesterzelle der Zentralzelle teilt sich dann durch eine Ebene, welche auf der
Längsachse der Zentralzelle senkrecht steht, in eine grössere obere und eine
Er kleine untere Zelle. Erstere bildet nun wieder die Scheitelzelle „entweder eines
e m
oe
es
38V ı—3zäu). Die vier Eckzellen teilen sich weiter und vervollständigen so die =
neuen Langtriebes oder eines Geschlechtsorganes. Meistens dauert es lar t,
bis diese Weiterentwicklung stattfindet. Aus denjenigen Zellen, welche der Zent ral
zelle beidseitig anliegen, gehen die Rindenzellen hervor, welche den wundervollen
Mosaik bilden in der Umgebung der Zentralaxe. Verfolgen wir denselben bei den
Kurztrieben. ER
Die Kurztriebe werden durch fortlaufende Querwandbildung der Scheitelzelle er Br
zeugt. Auf diese Weise entsteht eine Zellreihe von oft mehr als 20. Gliedern, a
Bevor aber diese Zellreihe fertig gebildet ist, beginnt die unterste Zelle durch eine vo
etwas excentrische, auf der Verzweigungsebene senkrecht stehende re
wand sich zu teilen. So entsteht eine etwas grössere innere (Fig. 38IV c) ber
eine kleine äussere Zelle (Fig. 38IV a). Die nämliche Erscheinung tritt bei de en
folgenden Zellen in acropetaler Weise auf. Darauf teilt sich die grössere innere
Zelle so, dass daraus 3 Zellen entstehen; zwei sich deckende peripher® Zellen
und eine Zentralzelle (Fig. 38 V cr), welche zwischen diesen zwei Zellen undderam
äussern Rand gelegenen Zelle sich befindet (Fig. 381Vb). Die Zentralzelle eilt
sich nicht weiter, sondern sie wird zur Dauerzelle und wächst noch in die Länge
und in die Dicke, Dagegen teilt sich jede der zwei aufeinander liegenden Zellen.
so, dass die vier Ecken abgeschnitten werden und zwischen diesen vier Zeilen 3
noch eine fünfte liegt (Fig. 33 V ı—5). Diese letztere ist wieder eine Dauerzelle,
während die vier andern Zellen sich auf analoge Weise teilen können. So ent- a
steht auf dieser innern Seite ein Rindengewebe. — Verfolgen wir das Schicksa 15 “
der kleinern äussern Zelle: Es treten da Verschiedenheiten zwischen derjenig
der 2—5 untersten Glieder und derjenigen der höhern Glieder auf. Die PR
Zelle der untern Glieder teilt sich so, dass die vier Ecken als Zellen abgeschnitten
werden und in der Mitte eine fünfte Zelle als neue Zentralzelle umschliessen Fig.
Rinde der äussern Seite. An den höhern Gliedern bildet diese erwähnte äussere Br
Zelle ausser den fünf Rindenzellen noch am obern äussern Rande zwei Zellen
analog einer Kurztriebanlage. j : NR
Das Studium dieses komplizierten Entwicklungsganges wird durch die Tat--
sache unterstützt, dass bei jedem Zellteilungsprozess die Schwesterzellen ums
einen Tüpfel mit einander verbunden bleiben. Diese Tüpfel sind oflenbar @ Gr
Kommunikationswege des gesamten Zellenstaates aufzufassen. Zerdrücken wir ein $>
Präparat nach Behandlung mit Schulzeschem Gemisch und darauf Tales: &
Färbung mit Hämatoxylin, so zeigen sich folgende Tüpfel: a,
je
. Die Zentralzellen der untern Langtriebglieder besitzen fünf Tüpfel: einen.
ES: einen unten nach den korrespondierenden Zentralzellen, einen "nach der a
äussern und zwei nach der innern Seite hin (Fig. 38 vn. BE.
2. Die Zentralzellen der obern Langtriebglieder besitzen vier Tüpfel: einen
nach oben, einen nach unten an die benachbarten Zentralzellen, einen nach. der %
innern und einen nach der äussern Seite. ee 3
2 Baer
Bed,
2. An >
; * hm
ee ?
3; > Bi‘ \
ee 7
PLN nn EEE
e3. Die Zentralzellen der Kurztriebe besitzen ebenfalls fünf Tüpfel ähnlich der
. Ni ni genannten.
Obschon also der biologische Zweck dieser Rindenbildung ein ähnlicher ist
wie derjenige der Gewebebildung höherer Pflanzen, so ist die Bildungsweise dieses
Pseudogewebes der Bonnemaisonia gänzlich verschieden.
Die Bonnemaisonia-Exemplare, welche mir übergeben wurden, zeigten in
hübscher Ausbildung männliche und weibliche Geschlechtsorgane.
1. Die Antheridien
(Fig. 39). Schon der Umstand, dass
die Antheridien stets Kurztrieben gegen-
En über stehen, beweist uns, dass sie um-
gewandelte Langtriebe darstellen. Im
ausgewachsenen Zustande stellen sie
Gebilde vor, welche mit einem Weiden-
RR ‚kätzchen verglichen werden könnten.
‚ Ihre, Länge beträgt bloss 140 r. An
En _ einem kurzen Stielchen von kaum drei
x Bergen erhebt sich das kolbenförmig
* ‚angeschwollene Ende, welches auf der
e* ‚ganzen Oberfläche mit langgestreckten,
kegelförmigen Zellen bedeckt ist. Eine
dicke Colloide (Fig. 39, 1 c) umhüllt
3 es das ganze Antheridium. Hin und wieder
sieht man noch in der Gallertumhüllung
- kleine runde Protoplasmakügelchen
stecken; es sind dies die Spermatien.
er Verfolgen Ar ae Entwicklungsge- a 39. Bonnemaisonia asparagoides. I. Antheri-
H ium,220:1..c Colloide. sp Spermatien. Il. Quetsch-
© schichte eines Antheridiums, so schen präparat eines jungen Antheridiums, 400::1. II.
u “wir, dass zunächst ein Aestchen von ca. Quetschpräparat von Spermatienbildenden Zellen a.
10 Gliederzellen ganz nach dem I'ypus b Durchwachsungen entleerter Spermatienzellen.
der Langtriebe angelegt wird. Durch ?
_ irgend eine äussere Bedingung werden nun die äussersten Rindenzellen zur Bildung
A von allseitig abstehenden Kurztrieben von nur wenigen Gliedern angeregt
(Fig.39U). Die letzten oder zweitletzten Zellen dieser kleinen Kurztriebe werden
_ lang gestreckt, kegelförmig. Und da die Kurztriebchen allseitig, also wirtelig
Bus wachsen, so geben die Endzellen dem ganzen Antheridium das kätzchen-
artige Aussehen. Die kegelförmigen Zellen sind die eigentlichen männlichen Ge-
. nknzeiien (Fig. 39llla). Sie öffnen sich an der Spitze und entleeren ihren
Inhalt in Form eines kugeligen Protoplasmaklümpchens, welches Spermatzum ge-
ar nannt wird. Es scheint, dass diese entleerten Antheridienzellen wieder Durch-
wachsungen erhalten, also Regenerationen von Spermatien bildenden Zellen; denn
in einem Quetschpräparate konnte ich alte Membranen von Antheridienzellen
“
A Bsp a le
Vo
wahrnehmen, welche die jüngern Zellen umgaben (Fig. 39 III b). Die \ ntl 1
sind nicht streng an die acropetale Entstehung gebunden, d. h. man trifft an ga
alten Partien des Thallus junge Antheridien und nicht etwa blos an der Spitze do
Vegetationskörpers.
2. Die weiblichen Organe
a
(Fig. 40). Dieselben sind schon bei schwacher Vergrösserung als kaum !,; mm
lange Keulen, den Kurztrieben gegenüberstehend, zu beobachten. Ein ausge-
wachsenes Organ stellt einen kurzgestielten Becher dar, in dessem Grunde grosse Ti
ovale Sporen entwickelt sind (Fig. 40]). iR
Ueber die Ausbildung des weiblichen Geschlechtsorganes der den Bonne-
maisoniaceen verwandten Rhodomelaceen orientiert uns wiederum die schon früher & R
erwähnte Arbeitvon Falkenberg. Bei den Rhodomelaceen entsteht der weibliche Ge Br N
schlechtsapparatausderjüngsten Perizentralzelle desfertilen Sprosses(Fig.40IXf). Diese Ad
Perizentralzelle teilt nach aussen eine Zelle ab. Letztere teilt sich so, dass eine obere and} E
eine untere Zelle entstehen. Die obere teilt sich wiederum und die neue Scheitelzele
noch einmal, so dass eine Reihe von vier Zellen entsteht. Die oberste dieser vier
Zellen heisst Carpogonzum und erzeugt den fadenförmigen Auswuchs, die 7rzchogyne(t).
Das Carpogonium liegt stets so, dass sie der Spitze der vorerwähnten, zum Aus-
gangspunkt genommenen Perizentralzelle benachbart ist. Letztere Zelle wollen
wir jetzt schon die Aurzlzarzelle nennen (a). Schon zu dieser Zeit, als kaum die
vier Zellen des Carpogonästchens gebildet sind, haben meistens andere Perizentral- a % {
zellen eine Umhüllung dieses Carpogoniums gebildet. Werden nun durch Wasser-
strömung oder durch die Strudelbewegung von festsitzenden Infusorien, wie dies
Dodel angiebt, die Spermatien an die Trichogyne geführt, so bleiben sie dort a
kleben. Nun wandert der Spermatiumkern in die Trichogyne und gelangt so Pr
zum Zellkern des Carpogons und verschmilzt mit demselben. Dadurch ist die
Befruchtung vollzogen. Nun wird die Trichogyne durch eine Membran von der
befruchteten Carpogonzelle abgetrennt und geht zu Grunde. Das Interessanteste
an dem ganzen Fortpflanzungsprozess ist nun die Tatsache, dass die Carpogonzelle 5
in direkte Tüpfelverbindung tritt mit dem obern Ende der Auxuliarzelle. Schmitz
hat diesen Vorgang als zweiten Befruchtungsprozess aufgefasst zwischen Carpogon-
zelle und Auxiliarzelle, eine Erscheinung, welche in dieser Auffassung in der
Tat nichts mit dem allgemeinen Wesen der geschlechtlichen Befruchtung gemein
gehabt hätte. Oltmanns griff diese Untersuchungen von neuem auf und Be
folgenden Vorgang: Die Befruchtung der Carpogonzelle durch das Spermatium
wirkt reizend auf die Auxiliarzelle ein, so dass sie sich in eine untere und eine
obere Zelle teilt. Von diesen nennen wir die untere Basalzelle und die obere
Auxiliarzelle. Von _der Carpogonzelle wird nun eine kleine seitliche Zelle abgetrennt
mit einem Zellkerne, dem sporogenen Kern. Diese Nebenzelle fusioniert mit der
Auxiliarzelle. Der sporogene Kern tritt hinüber, teilt sich in zwei Kerne, von denen c“
einer nach- oben, der andere nach unten wandert. Aber niemals findet eine Ver- >
schmelsung dieser sporogenen Kerne mit dem Kerne der Auxiliarsellen statt. Drr
sporogene Kern, welcher nach oben gegangen ist, veranlasst dann die Abtrennung D
%
er
EA \
F e r #
bildet. Der Zweig, an welchem die Carposporen entstehen, heisst in der
_ Florideenlitteratur Gonzmoblast. Sehr hübsch ist die Auffassung, welche neuer-
dings Oltmanns, gestützt auf die Zellkernstudien über diesen Gonimoblasten ver-
Br tritt. Bezeichnen wir die Pflanze bis zur Entwicklung der Geschlechtsorgane und
B- zur Befruchtung als eine Generation (Gamophyt), so können wir den Gonimoblasten,
_ welcher Sporen erzeugt, als zweite Generation benennen (Sporophyt). In diesem
R Falle wäre der Sporophyt ein Schmarotzerpflänzchen auf dem Gamophyt, eine
ER Erscheinung, die uns lebhaft an die Moose erinnern würde, wo das sporenbildende
flänzchen auch auf der Geschlechtsgeneration parasitiert.
Su 2 _ Gewöhnlich entsteht schon vor der Befruchtung eine Fruchthülle, welche
Br das sich entwickelnde Carpogon umschliesst. Diese Florideenfrucht erhält dann
i an der Spitze eine Mündung, aus welcher die reifen Carposporen entleert werden.
Vergleichen wir nun damit die Bildung der. Carposporen bei Bonnemaisonia.
_ Wie das Antheridium ist auch das Carpogonium ein umgewandelter Langtrieb.
_ Die Vegetationszelle, welche diesen Langtrieb erzeugt, teilt sich auch hier zunächst
durch Querwände und erzeugt dadurch meistens fünf Gliederzellen (Fig. 40 II). Die
% “fünfte Teilung der Scheitelzelle findet durch eine geneigte und zwar von aussen
2 oben nach unten innen gerichtete Zellwand statt (Fig.401lllab). Sobald diese
schiefe Querwand der Scheitelzelle entstanden ist, beginnt die Längsteilung und
vier Glieder, wie bei den Langtrieben. Verfolgen wir jedoch die Scheitelzelle.
: Dieselbe hat also durch eine geneigte Wand eine obere innere und eine untere
_ äussere Zelle gebildet, von denen die obere die weitere Scheitelzelle darstellt.
_ Die untere Zelle teilt wieder durch eine geneigte Zellwand eine äussere kleinere
_ (e) und eine grössere Zelle ab (d II), welche mit der vorhergehenden Gliederzelle
in Verbindung steht. Aber auch die Scheitelzelle hat durch eine geneigte Zell-
S wand eine neue Scheitelzelle (s) abgegrenzt. Letztere kann dann auf nämliche
Weise noch einige wenige Glieder weiter wachsen. Uns interessiert aber die
erste durch schiefe Wandbildung entstandene innere Zelle (x). Dieselbe erzeugt
_ wiederum, wie die vorhergehende Zelle eine äussere kleine Zelle, welche durch
Querwände sich zu einem kleinen Kurztriebe entwickelt (Fig. 401Vb, bı). Die
_ andere Zelle teilt sich durch zwei Längswände so, dass eine Zentralzelle und zwei
Perizentralzellen entstehen (Fig. 40 1IIlc,p, pc). Die eine dieser Perizentralzellen
#
bt schiefe Wand eine innere Zelle ab (g), so dass drei Zellen entstehen, deren Tüpfel-
_ verbindungen auf einander senkrecht stehen. Die letzte dieser Zelle wird zur
Garpogonselle und erhält einen fadenförmigen Auswuchs (t), die Trychogyne. An
r S der Ursprungsstelle schwillt die Trichogyne etwas an (Fig.40 V tr). Ihre Länge
. kann fast diejenige des ganzen Carpogons erreichen. Gewöhnlich ist ihr Ende
spiralförmig eingerollt. Schon während der Ausbildung der Trichogyne haben
= 4
_ damit die Rindenbildung und die Herausformierung der Zentralzellen der ersten
teilt sich durch Querwände zu einem Kurztriebchen. Die andere Perizentralzelle.
= teilt durch eine schiefe Wand eine äussere Zelle ab (s); letztere trennt durch eine
‘ folgen ist.
die Haupt- und die sekundären Scheitelzellen "ie Bensng: ı neuer Glie,
eingestellt; der gesamte Spross erfährt also nur eine geringe Verlängerur E
diversen primären und sekundären Perizentralzellen zeigen dagegen eine reg
teilung, eine Menge von Kurztrieben erzeugend, welche das die Cr
tragende Aestchen einschliessen, so dass die Weiterentwicklung schwer zu
Fig. 40. Bonnemaisonia asparagoides. WeiblicheOrgane.
I. Carposporenfrucht, 70:1. Il. Jugendliches Stadiun m
des zum Carpogon sich entwickelnden Langtriebes %
400:1. II. Die erste (ab) und zweite Schiefteilung der
Scheitelzelle ist eingetreten, 400:1. IV. Anlage der
Carpogonzelle g mit der Trichogyne tr, 600:1. V.
Quetschpräparat. Die Trichogyne ist fertig gebilde tt,
400:1. VI. Quetschpräparat. Carpogonzelle cp. und
Trichogyne tr sind zusammengeschrumpft, die Auili
zeile (a) ist protoplasmareich, 400:1. VI. Gonimobla
a — Auxiliarzelle, 400 : 1. VIII. Carpospore, 400:1. IX.
Entwicklung des weiblichen Organs der Rhodomelaceen
nachFalkenberg. g = Zentralzelle. f = Perizentralze 3
a —= Auxiliarzelle. t = Trichogyne.
Y
beobachtet. Ist es ein® aktive Bewegung? Ist es ein Aufsteigen infolge
ringern spezifischen Gewichtes? Sind es die Strudelbewegungen, durch
Wimpern festsitzender Infusorien hervorgebracht ? Be
Tatsache ist, dass die Spermatien an die Trichogyne gelangen ER > er
Befruchtung herbeiführen. Auch hier geht die Trichogyne bald zu Grunde, nach- 2
dem sie sich von der Carpogonzelle abgetrennt hat (Fig.4o VI). Nach einiger. <4
Zeit schrumpft aber auch die Carpogonzelle zusammen. An ihrer Stelle hat aber
eine andere Zelle die weitere Entwicklung übernommen — die Auxiliarselle. Aus
zahlreichen (Juetschpräparaten konnte deutlich nachgewiesen werden, dass als
u
—
FD Fe
iliarzelle stets diejenige Perizentralzelle funktioniert, welche durch die oben
wähnte doppelte Schiefteilung die Carpogonzelle erzeugte (Fig. 40 IV p VIa).
Aus dieser äusserst protoplasmareichen Auxiliarzelle wächst dann der reich ver-
ästelte Gonimoblast hervor (VII), dessen Endzellen die plasmareichen, keulen-
_ förmigen Sporen (VIII) bilden, welche die stattliche Grösse von 100 4 erreichen.
DB ‚man junge Carposporenfrüchte zerdrückt und sieht, wie schon ein leiser
_ Druck genügt, den Gonimoblast zu lösen und herauszudrängen, dann wird man
R Br Be kürlich dazu gedrängt, den Ideen Olimanns folgend, den Gonimoblasten als
S eigenes Pflänzchen mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung (Sporen) aufzufassen. In
N der Jugend umschliessen die vielen Kurztriebe als eigene Hülle den Gonimoblasten.
.* Bei der Sporenreife dagegen treten sie auseinander, so dass eine Oefinung zum
Austritt der Sporen entsteht.
Ta Sehr gut entwickelte Cystocarpien fand ich auch auf den schon oben (Seite
37) besprochenen Gattung Gracilaria. Aus dem tiefrot gefärbten Thallus ragen
_ warzenförmig die halbkugeligen Sporenfrüchte hervor. Wie beim Thallus,
3 ‚so lässt sich auch hier die Mark- und Rindenschicht unterscheiden. Aus der Mark-
- schicht wächst eine Papille heraus, die Plagenta. Auf dieser erheben sich allseitig
ir ausstrahlend in zahlreiche Zellen gegliederte Fäden, deren Zellen in basipetaler
Folge sich zu protoplasma- und chromatophorenreichen Sporen abgliedern. Die
Rindenzellen aber bilden um den ganzen. sporentragenden Apparat einen Wall,
Br. Gehäuse, welches durch eine schmale Oeffnung die Sporen entlässt.
r Eine eigenartige Ausbildung der schon früher erwähnten Teirasporen zeigte
> mir eine andere zarte Florideengattung, die an Eleganz mit dem Thallus von
? _ Bonnemaisonia wetteifert,
F 7 | Dasya arbuscula
E, (Fig. 4), Der Thallus dieser Rotalge besteht aus einem polysiphonen Stämmchen,
er welches eine Menge mehrfach und nach verschiedenen Richtungen „gabelig“ ver-
r ästelter Zweige trägt (Fig.41,4). Die polysiphone Axe, aus einer Zentralzelle und
% aus fünf Perizentralzellen bestehend, lässt deutlich die Zusammengehörigkeit zu den
_ Rhodomelaceen erkennen. Nur ist hier der Verzweigungsmodus ein ganz eigen-
Ben 2 artiger. Die Axe wächst auch hier durch eine Scheitelzelle in die Länge. Diese
_ _ Scheitelzelle teilt sich durch eine geneigte Zellwand in eine vordere (2s) und eine
7 hintere Zelle. Die hintere Zelle wächst nun seitlich so stark heraus, dass die
65 vordere Zelle auf die Seite gedrängt wird und die Scheitelzelle des Seitenzweiges
bildet, während die hintere Zelle die Scheitelzelle des Hauptsprosses wird. Der
e* ausgewachsene Scheitel dieser hintern Zelle grenzt sich durch eine Querwand von
der Stammzelle (2sı) ab und bildet darauf nach einem bestimmten Längenwachs-
Ben, nach einer andern Richtung eine geneigte Zellwand, welche wiederum den
_ _nämlichen Vorgang hervorruft. Da also nicht dieselbe Scheitelzelle die Ver-
se. längerung des Sprosses bewirkt, sondern eine Zelle hinter der Scheitelzelle ge-
legen als Vegetationspunkt figuriert, so bezeichnet man diesen Verzweigungsmodus
als Sympodium (3). Nicht nur die Verzweigung des Hauptsprosses ist ein aus-
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gesprochenes Sympodium, sondern auch die scheinbar gegabelte Ae ste si
sympodial verzweigt. Auch da wird der Ast jedesmal dann”angelegt, wenn
Fig. 41. Dasya arbuscula. 1 = Thallusspitze. 2= Scheitelzelles. 3 — Sympodiale Verzv
1. Teilung zwischen a und b; 2. Teilung zwischen a und c; 3. Teilung zwischen c 24 IR
4. Teilung zwischen cı und d; 5. Teilung zwischen c, und e etc. 180:1. 4 = Stamm und „Gab hf.
ast“. 5 und 6 = Astzellen mit Rhizoiden Rh, 180:1. 7 = Stichidien. 8 = Entstehung der Tetra
sporen bei Dasya ocellata nach Falkenberg. ns % uk: .
Scheitelzelle sich durch eine schiefe Zellwand teilt. Dies geschieht’ "gewöhnlich
nach einer bestimmten Zahl (2-5) von Querwänden. Die letzten Gabeläste be-
stehen gewöhnlich aus mehr als fünf Zellen. Bei diesen letzten Gabelästen entstehen
eh er
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. das famose Kletterorgane,
- eiasträuchleinzuüberspinnen
die Querwände sehr rasch nach einander und erst nach ihrer Bildung strecken
- sich die Zellen in die Länge. Während nun die Aeste einfache Zellreihen bleiben,
teilen sich die Stammzellen durch Längswände in die Zentralzelle und die
Perizentralzellen.
Aeusserst interessant ist die Befestigung dieses zarten Pflänzchens. Mir lagen
Exemplare vor, wo Dasya arbuscula an der schon früher erwähnten Laurencia
_ emporwuchsen. Wahrscheinlich durch den Berührungsreiz veranlasst, entwickelten
‚sich eine Menge von Aestchen letzter Ordnung. zu dickwandigen, vielzelligen
Rhizoiden aus mit lappenartigen garen, fingerförmigen Auswüchsen oder
zu langen, dünnen, hyphen-
artigen Hafttauen. Es sind
ErEEEEEEEEEEETTEEREE Pan
welche demzarten Geschöpfe
erlauben, das ganze Lauren-
(Fig. 41, 5; 6Rh.).
Ein „Gabelast“ letzter
Ordnung kann unter Um-
ständen T7eirasporen bilden.
Zu diesem Zwecke entstehen
aus den einzelnen Glieder-
zellen Perizentralzellen. Jede
Perizentralzelle teiltsichdann
in zwei Zellen, von denen die
vordere durch tetraedrische
Zellteilung zu Tetrasporen,
die: hintere zu Deckzellen
sich umgestaltet. Einesolche 2 Pa
Vereinigung von Tetra EL
sporen nennt man Stzchzdien
(Fig. 41, 7 und 8).
Cystoseira, welche hier ebenfalls eine beträchtliche Ueppigkeit erreichte, fand
an dieser Stelle noch einen andern Gefährten der nämlichen Familie,
Fig. 42. Sargassum Hornschuchii. Photographie. 3:10.
Sargassum Hornschuchii
(Fig. 42). Wenn man die beiden Phanerogamen: Posidonia und Phucagrostis mit -
diesen stattlichen Sargassumbüschen verglich, so musste man wiederum alle Hoch-
achtung diesen Fucaceen zollen, welche in diesen blatttragenden Pflanzen den Höhe-
punkt der Algenstufenleiter erklommen hatten. Aus einem dicken Stamme entfalteten
sich die breitlinealen krausen Blätter mit den feinen Zähnchen und der deutlich
ausgeprägten Nervatur. An kurzen Stielchen erglänzen, Beerenfrüchtchen ver-
gleichbar, die kugeligen Schwimmblasen. Es ist eine Gefässpflanze dem äussern
Habitus nach, und der Gewebedifferenzierung einer Gefässpflanze ebenbürtig
ist der komplizierte Gewebebau ihres Thallus.. Mein unermüdlicher Agnello
lässt mich aus der Verwunderung nicht herauskommen, denn nun reicht er mir
noch das schönste, was die Schöpfungsreihe der Grünalgen in ihreri süd-
ländischen Uebermute bieten kann. Mit nachdenklicher_Miene hat er das erste
Stück von den Tufflelsen gelöst und reicht es mir und ist erstaunt, nicht dasselbe
Verwundern auf meiner Stirne zu lesen. Es waren kaum 3 cm grosse, grüne
Schwänzchen, dem Borstenteile eines dichten, ca. ı cm dicken. Flaschenputzers
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Fig. 43. Caulerpa prolifera.
Photographie. 3:10.
vergleichbar. Hätte ich das mikroskopische Bild dieses
Dasycladus clavaformis
schon vorher studiert, dann hätte ich diesem Funde verständnisvoller zugelächelt.
Eine einzige, grösse Schlauchzelle, unten durch Hapteren befestigt, bildet die
Zentralachse dieser Zylinderbürste. Von dieser Zelle aus gehen radiär ein
Dutzend Wirteläste, von welchen selber wieder verzweigte Wirtelästchen ent-
springen. Es werden also Wirtelästchen dritter Ordnung gebildet, welche mit
einem kugelförmigen Spitzchen enden. Das ist ein Schulobjekt zur Demonstration
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arakters der verticillierten Siphoneen. — Das zweite Objekt reichte Agnello
gelblichen Ufersande aus einer Tiefe von ca. 2 Meter. Eine stattliche
inze ist diese
Caulerpa prolifera
Wie 43). Auf und in dem feinen Meeressande oder -Schlamme kriecht ein rundes
izom von der Dicke eines Vogelfederkieles. Mit Leichtigkeit lösen sich die
ee die in einigen Abständen die Pflanze im Boden befestigen
und im prächtig grünen Kleide erglänzen die lanzettförmigen Blätter. Ist es nicht
ein verirrter Angehöriger des Potamogeton-Geschlechtes? Nein, diese Wurzel,
Stengel und Blätter sind nur Täuschungen eines hochmütig gewordenen Algen-
allus. Doch an solche Extravaganzen des Algenreiches sind wir ja gewöhnt;
Be daran sind wir nicht gewöhnt, dass eine einzige Zelle solche morphologische
istungen sich erlauben könnte, und eine einzige Zelle ist diese Caulerpa prolifera. <
Mein Agnello war nachdenklicher und stiller geworden. Eifrig spritzte er
Itropfen auf die leicht gekräuselte Wasserfläche, denn vollständige Ruhe sollte
herrschen, um das letzte Kleinod zu fischen. Freudestrahlend reichte er mir dieses
scheinbare Hutschwämmcehen und gab sich alle erdenkliche Mühe, an diesem
ırten Geschöpfchen nichts zu verletzen. Ecco la splendida ombrella di Napoli!
war die treffende Bezeichnung für diese
er Acetabularia mediterranea.
A 2 "Auf einem mit Kalk inkrustierten Stielchen schaukelt ein zierlicher Schirm. Der-
‚selbe ist nichts anderes als eine Vereinigung der radiär ausstrahlenden Astzellen
einer verticillierten Siphonee, also auch wieder das Werk einer einzigen Zelle.
Neben diesen schirmförmig verwachsenen Zellen erzeugt diese Grünalge noch
_ haarförmige Aestchen, Zellen_mit mehrfacher wirteliger Verzweigung. Diese Aest-
chen fallen sehr leicht ab und lassen dann eigenartige, kreisrunde Blattnarben
_ zurück, in deren Mitte die Verbindung mit der Zentralzelle noch als zartes Tüpfel-
chen wahrgenommen wird. Eine Kalkkruste liegt auch auf dem Schirmchen und :
vollendet die täuschende Aechnlichkeit mit einem Hutpilze noch gänzlich. Das
_ war die letzte Perle, welche mein unermüdlicher und gewandter Fischer meiner
Sammlung zufügte und so hiess es auch dann wieder „ritorniamo !“
* *
*
Der Rahmen dieser Programmbeilage würde viel zu weit überschritten, wenn
ich noch mehr Exkursionen, z. B. solche an die felsigen Ufer von Capri oder in
die stille Bucht von Baiä einbezogen hätte. Mein Zweck war, dem Leser einen
schwachen Begriff zu geben, welche grossartige Mannigfaltigkeit die Pflanzenwelt
des Meeres darbietet. Die besprochenen Pflanzen repräsentgeren folgende Gruppen:
= Klasse: Chlorophycex. Familie: Ulvacee: Ulva., S.17.
» Cladophoracee: KCladophora. S. 19.
5 Bryopsidacee: Bryopsis. S. 22.
Ki
-
Klasse: Phzophycex.
Klasse: Rhodophycez.
Die! biologische Darstellungsweise der Blütenpflanzen hat in den BER
erstaunliche Fortschritte zu verzeichnen. Ich hoffe, durch diese kurze Ee-
Klasse: Chlorophyce». Familie: Derbesi da es:
Caulerpace@:
Codiacee:
Valoniacee:
Dasycladacee: ee =
Sphacelariace@:
_Fucacee:
. Dictyotace@:
Gelidiacee:
Gigartinacee :
Spherococcace®:
Bonnemaisoniacee:
Rhodomelacee:
Ceramiacee:
Corallinacee:
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Halimeda. S. 42. =
-Codium. .S. 24: ee
. Valenia, S.41. = I
Anadyomene. S.41. Re
Stypocaulon. = 27.
Cystoseira. = 2 5.
Sargassum. gr 53.
Dictyota. S.29.
Dictyopteris. S. 30.
Padina. S. 31.
Gelidium. S. 40.
Gigartina. 5.36.
Spherococcus. S.38.
Gracilaria. S.36.
Hypnza. 5:36. Me
Bonnemaisonia. S. 2.) Wa
Laurencia. S. 32.
Polysıphonia. S. 33.
Dasya. S. 51.
Centroceras. S. 35.
Corallina. S. 39.
Lithothamnion. S- 40.
Lithophylium.
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