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Full text of "Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie"

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Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Botanische Ergebnisse der mit Hilfe der Hermann und Elise geb. 
Heckmann-Wentzel-Stiftung ausgeführten Forschungen in Papuasien, 
verbunden mit der Bearbeitung anderer Sammlungen aus diesem Gebiet. 


Herausgegeben mit Unterstiitzung der Stiftung 


von 
Dr. C. Lauterbach, 


unter Mitwirkung von Dr. Schlechter und anderen Botanikern. 


Serie II. 


10. Neue Selaginella-Arten Papuasiens 


nebst allgemeinen Bemerkungen tiber das Vorkommen der 
Selaginellen in Papuasien. 


Von 


G. Hieronymus. 


A. Allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen der Selaginellen 
in Papuasien. 


Von G. Hieronymus. 


Papuasien ist zwar in bezug auf das Vorkommen von Selaginellen 
noch lange nicht genug erforscht und es ist anzunehmen, daß besonders 
noch viele kleinere Arten’ in Zukunft dort aufgefunden werden, aber es 
läßt sich schon jetzt schließen, daß es an Zahl den Sundainseln und Mo- 
lukken kaum nachstehen wird, vielleicht auch den Philippinen wird gleich- 
gestellt werden können. Im ganzen sind bisher, wenn die weiter unten 
und in K. Recuınger, Botanische und Zoologische Ergebnisse einer wissen- 
schaftlichen Forschungsreise nach den Samoa-Inseln, dem Neu-Guinea- 
Archipel und den Salomonsinseln, neuerdings von mir beschriebenen neuen 
Arten Papuasiens hinzugerechnet werden, 43 aus diesem Gebiet bekannt. 
Zu diesen kommen noch einige vorläufig wegen mangelhaften Materials 
zurückgestellte, so daß gut ein halbes Hundert Selaginellen-Arten aus 
Papuasien nach Europa gelangt sein dürfte. 

Die Arten gehören sämtlich hydrophilen Gruppen der Untergattung 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. 1 


RARy 


D C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Heterophyllum und nur deren Sektion I der Pleiomacrosporangiatae und | 
zwar 34 der Reihe der Monostelicae und 9 der Reihe der Pleiostelicae | 
derselben an. In der Reihe der Monostelicae verteilen sich diese 34 Arten 
folgendermaßen: 1 Art gehört der Gruppe der S. arbuscula (Kaulf.) Spring 
an, S. firmula Al. Br., doch ist deren Vorkommen auf Neu-Mecklenburg 
etwas zweifelhaft; 13 Arten der Gruppe der S. involvens (Sw.) Hieron. ! 
(syn. S. caulescens (Wall.) Spring] und zwar S. d’Albertisii Hieron., S. + 
Hieronymiana v. A. v. R. nom. nov. (syn. S. minutifolia Cesati, non 
Spring), S. angustiramea F. v. Müller et Baker, S. Pennula (Desv.) Spring « 
p. p., S. Sonnerati Hieron. n. sp., S. Dahl Hieron. n. sp., S. poperangensis — 
Hieron., S. Hellwigii Hieron. n. sp., S. suffruticosa v. A. v. R., S. albo-\ 
marginata Warburg, S. melanesica Kuhn, 8. Mülleri Baker, S. Novae 
Guineae Hieron.; 5 Arten, eine davon mit Varietät, der Gruppe der S. | 
magnifica Waits und zwar S. similis Kuhn, S. ee Hieron. 
n. Sp, S. Burke Hieron. n. sp. mit Var. lwsiadensis Hieron. n. var., 
S. wariensts Hieron. n. sp. und S. Kerstingei Hieron. n. sp.; 2 weitere 
gehören in die Gruppe der S. myosuroides (Kaulf.) Spring und zwar S. 
' Schefferi: Hieron. n. sp. und S. birarensis Kuhn; nur eine einzige Art, — 
S. Schumanni Hieron., in die Gruppe der S. jungermannioides (Gaud.) 
Spring. Zu der GARDE der S. Belangert (Bory) Spring (syn. S. proni-| 
flora Baker, non Lycopodium proniflorum Lam.) gehéren 4 Arten als 
Bewohner Papuasiens: S. Loriai Hieron. n. sp., S. Weinlandii Hieron. 
n. sp., S. longiciliata Hieron. n. sp. und S. Belangeri (Bory) Spring selbst; 
8 Arten gehören zur Gruppe der S. suberosa Spring und zwar S. Lauter- 
bachw Hieron. n. sp., S. torricelliana v. A. v. R., S. macroblepharis Warb., 
S. Hollrungii Hieron. n. sp., S. Kärnbachii Hieron., S. Zahn Hieron. 
n. sp., S. strobiformis Warb. und S. nana (Desv.) Spring. Was dann die 
Reihe der Plevostelicae betrifft, so ist dieselbe durch bedeutend weniger 
Arten vertreten, 7 derselben gehören der Gruppe der S. Wallichw (Hook. 
et Grev.) Spring p. p. an. Es sind dies S. gracilis Moore, S. Nymanı Hieron. 
n. sp., S. velutina Cesati, S. Schlechteri Hieron. n. sp., S. Hindsii Hieron. 
n. sp., S. Rechingeri Hieron. n. sp. und 8S. d’Urvillei (Bory) Al. Br.; . 
2 Arten gehören in die Gruppe der S. Willdenowii (Desv.) Bak., die weit 
verbreitete S. Walldenowi selbst und ein zweiter ihr nahe verwandter 
Spreitzklimmer, S. muricata Cesati. | 
Auffallend ist, daß nur eine der Gruppe der S. jungermannioides an- 
gehörende Art bisher aufgefunden worden ist. Diese Gruppe wird durch 
dem Boden ziemlich dicht anliegende, kleinere, kriechende, meist nur mit 
kurzen und dünnen Wurzelträgern versehene Arten mit tetrastichen Blüten 
repräsentiert. Vielleicht sind solche Arten selten, weil in den de Ce 
Urwäldern der Boden zu häufig überschwemmt ti vielleicht auch, weil 
unter Kräutern und Gesträuchen, welche das Unterholz bilden, zu wenig — 


Belichtung vorhanden ist, so daß auf dem Boden kriechende Gewächse, } 
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G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 3 


selbst Selaginellen, deren Lichtbedürfnis ja bekanntlich ein sehr geringes 
ist, sich nicht halten können. Es ist jedoch wohl anzunehmen, daß die 
mit wenig Gehölz bewachsenen Hochgrassteppen und vielleicht auch die 
— Gerdllvegetation der höchsten Gipfel noch Selaginellen aus der Gruppe der 
8S. jungermannioides bergen werden, die bei der mangelhaften Erforschung 
dieser Formationen bisher nur noch nicht aufgefunden worden sind. Viel- 
leicht werden hier dann auch xerophytischen Charakter zeigende Repräsen- 
_ tanten der Untergattung Homoeophyllum, sowie solche aus den xero- 
_ phytischen Gruppen der Untergattung Heterophyllum, besonders auch 
solche aus der S. lepidophylla-Gruppe, von der sich ja auch ein Repräsen- 
tant, S. tamariscina (P. B.) Spring, auf Gipfeln der Philippineninsel Luzon 
findet, sich nachweisen lassen. 
Den Gruppen der S. Belangeri und S. suberosa zugehörige kleine 
- “Arten sind zahlreicher vorhanden, doch gehören dieselben wohl kaum den 
% Urwaldgebieten im allgemeinen, sondern nur besonderen Stellen derselben, 
wie Felsenpartien, Flußufern, Wänden von Schluchten usw. an. Diese 
& beiden Gruppen werden durch kleinere, ausläuferlose, mit platystichen 
_ Blüten versehene Arten gebildet, die aus liegender Basis entweder überall 
 wurzelnde, etwas aufsteigende, rasenbildende Sproßsysteme (S. Belangeri- 
_ Gruppe) oder auch mehr oder weniger aufrechte, unbewurzelte Sprosse 
treiben (S. suberosa-Gruppe). Auch aus diesen beiden Gruppen dürften in 
Zukunft noch mehr Arten in Papuasien aufgefunden werden. 
à Die Wuchsformen, bei welchen die dorsiventralen Sprofisysteme aus 
einer mehr oder weniger liegenden oder kriechenden, an gewissen Stellen 
a Wurzelträger und Ausläufer treibenden Basis sich auf unverzweigtem stiel- 
__ artigen Stengelteil aufrichten oder doch aufsteigen, manchmal auch von 
den Bäumen herabhängen, sind durch die monostelischen Gruppen der 
S. arbuscula (sofern deren Repräsentant S. frmula nicht irrtümlich von 
_ Neu-Mecklenburg angegeben ist), der S. involvens und S. magnifica und 
durch die pleiostelische Gruppe der S. Wallichii vertreten. Die meisten Arten 
derselben sind Erdbewohner der feuchten Urwälder besonders niederer Ge- 
birge, einige Arten der S. envolvens-Gruppe jedoch kommen normal als 
Epiphyten auf Bäumen vor, wobei der sonst liegende untere Teil der 
Pflanzen an den Baumstämmen hinaufkriecht und der sonst aufsteigende 
Wedel von diesen absteht oder gar herabhängt. Zu diesen Epiphyten 
gehört die mit S. involvens (Sw.) Hieron. (non Spring) nahe verwandte 
S. d’Albertisii Hieron., die jedoch nach Hrııwıcs Zettelnotiz im Finisterre- 
gebirge auch zwischen Steinen wachsen soll. Die verwandte S. Hiero- 
nymiana scheint sich ähnlich zu verhalten. Beide vertreten hier die auf 
den Sundainseln und Philippinen weit verbreitete S. bellula Cesati. Es 
_ dürfte jedoch wahrscheinlich sein, daß auch von den normal erdbe- 
wohnenden Arten der S. involvens-Gruppe gelegentlich die eine oder die 
andere als Epiphyt auftritt. Dagegen scheinen die hierher gehörenden 
1* 


4 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Arten der pleiostelischen Parallelgruppe der S. Wallichii normalerweise 
nur Bewohner des feuchten Erdbodens der primären Wälder zu sein und 
überziehen dann oft denselben streckenweise ähnlich wie Pteridium aqui- 
linum in den Wäldern Mitteleuropas. Nur von S. gracilis findet sich im 
Kgl. Berliner Herbar zu Dahlem eine Zettelnotiz, nach der sie bisweilen 
an Stämmen der Urwaldbäume vorkommen soll. Die durch ihre Höhe 
von bis 41/, m und durch ihre umfangreichen wedelartigen Sproßsysteme, 
die einen Längendurchmesser von ebenfalls 11/, m und basalen Breiten- 
durchmesser von bis 1 m erreichen können, und durch verhältnismäßig 
breite, dorsiventrale Zweige auffallendste, zur S. Wallichü-Gruppe ge- 
hörende Art ist die von SCHLECHTER in den Wäldern des Kaui-Gebirges 
bei 1000 m ü. M. aufgefundene neue S. Schlechteri Hieron. Weniger auf- 
fallende, wenn auch sonst recht stattliche Repräsentanten der beschriebenen 
Wuchsform sind die der S. magnifica-Gruppe angehérenden Arten, be- 
sonders auch die mit-S. Schlechter? zusammenwachsende S. Kerstingu. 

Während die den S. involvens- und S. magnifica-Gruppen angehörenden 
Arten wohl alle in Gebirgswäldern wachsen und bisweilen, wie S. angusti- 
ramea am Mount Obree in Britisch-Neuguinea, bis über 2000 m hoch 
steigen, findet sich unter den der S. Wallichii-Gruppe angehörenden auch 
eine S. d’Urvillet, welche weit verbreitet mehr in den Wäldern der Ebene, 
in Küstenwaldungen und auf den flachen Koralleninseln vorkommt. Auf 
die weite Verbreitung dieser Art werde ich weiter unten noch eingehen. 

Die der S. involvens-Gruppe nahestehende monostelische Gruppe der 
S. myosurotdes zeigt ähnliche Wuchsform, unterscheidet sich von der 
S. involvens-Gruppe nur durch die deutlicher platystichen Blüten und stets 
deutliche dorsiventrale Ausbildung aller Teile der Sproßsysteme. Die 
papuasischen ihr angehörenden Arten finden sich ebenfalls in den Ur- 
wäldern der Gebirgsgegenden auf Erdboden. S. Schefferi steigt im Fini- 
sterre-Gebirge auf Neu-Guinea bis 1200 m hoch, S. birarensis findet sich 
auf Neu-Pommern in Höhen von 300—500 m und tritt bisweilen auf die 
die Urwaldungen unterbrechenden Grasfelder hinaus. 

Eine sich an die Wuchsform der Gruppen der S. envolvens, S. mag- 
nifica, S. Wallichii und S. myosuroides weiter anschließende ist die der 
spreitzklimmenden Selaginellen aus der Gruppe der S. Welldenowü, welche 
anscheinend stets auf dem Boden wurzeln, vielleicht auch auf demselben 
eine Strecke weit hinkriechen, aber sobald sie niedriges Gebüsch erreichen, 
sich nach Art der Lianen auf diese stützend emporklimmen und weit ver- 
zweigte Sproßsysteme bilden. Angehörige dieser Gruppe, welche in Papu- 
asien vorkommen, sind, wie ich schon erwähnt habe, S. Willdenowiv 
selbst und S. muricata. Beide finden sich nur in geeigneten Waldungen 
mit Unterholz, auf das sie sich stützen können. 8. Walldenow in 
anderen Gegenden nicht selten an Stellen, wo der Wald vor einiger Zeit 
niedergeschlagen wurde, erreicht nach Naumanns Zettelnotiz als Spreitz- 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 5 


klimmer bis 4 m Höhe. S. muricata dürfte sich ähnlich verhalten. Beide 
gehören nicht den Küstenwäldern, sondern den Urwäldern der niederen 
Gebirge an. | 

Was die Verteilung der bisher bekannt gewordenen papuasischen 
Arten auf die einzelnen Inseln anbetrifft, so sind auf Neu-Guinea, als der 
größten, selbstverständlich die meisten gesammelt worden und zwar von 
den 43 im ganzen Gebiet Papuasiens vorkommenden 36 Arten, von diesen 
sind 27 nur in Neu-Guinea bisher gefunden worden, also vorläufig als 
endemisch zu bezeichnen, 9 Arten kommen auch anderwärts vor und zwar: 

1. S. Hieronymiana außer in West- und Süd-Guinea auch auf den 
Molukkeninseln Halmahera und Amboina. 

2. 8. pennula, die auf den Philippinen sehr verbreitet und häufig ist, 
kommt noch auf den Molukkeninseln Amboina, Buru (Boeroe), Halmahera 
und Mare (Pothbakey-Eiland), vermutlich auch anderen Molukkeninseln und 
vielleicht auch auf Celebes vor, doch gehören von den übrigen Sundainseln 
als S. penmula ausgegebene Exemplare, soweit ich solche gesehen habe, 
sowie vermutlich die Perrotrerschen Exemplare von den Nelligheri- oder 
Nilagiri-Bergen in Vorderindien, welche Spring in seiner Monographie zu 
dieser Art zieht, nicht hierher. 

3. S. suffruticosa wird außer aus Neu-Guinea auch als in Java vor- 
kommend angegeben und dürfte, wenn diese Angaben richtig sind, wohl 
auch noch auf zwischen Java und Neu-Guinea liegenden Inseln vorkommen. 

4. S. melanesica Kuhn kommt noch auf Neu-Hannover, Neu-Pommern 
und auf der zur Shortlandsgruppe der Salomonsinseln gehörenden Insel 
Poperang vor, scheint daher eine ziemlich weite Verbreitung in Papuasien 
zu haben. 

5. S. Belangeri kommt außer in Neu-Guinea noch auf Neu-Hannover, 
Neu-Pommern, ferner in Queensland und von da bis Süd-Australien, auf 
den Philippinen, der Molukkeninsel Amboina, auf den Sundainseln Celebes, 
Borneo und Java, auf den Liukiu-, den Andamanen- und Nikobareninseln, 
in Hinterindien, Ceylon und Vorderindien in wenig verschiedenen, schwer 
zu trennenden Formen vor und ist eine der am weitesten verbreiteten 
Arten. 

6. S. gracılis kommt anscheinend in Kaiser-Wilhelmsland sehr häufig 
vor und ist außerdem noch in Neu-Mecklenburg gesammelt worden, dürfte 
aber wohl noch weiter verbreitet sein. 

7. S. velutina, welche im westlichen Neu-Guinea die S. gracilis zu 
vertreten scheint, ist auch auf der der Ternatengruppe angehörenden 
Molukkeninsel Moti gefunden worden. =» 

8. S. d’Urvillei scheint in Papuasien sehr weit verbreitet zu sein, ist 
außer auf Neu-Guinea auf Neu-Mecklenburg, Neu-Pommern, den Salomons- 
inseln, Neu-Hebriden und Fidschiinseln heimisch und findet sich, da sie 
den Wäldern der Ebene und Küsten angehört, noch auf vielen Korallen- 


6 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


inseln, z. B. Mole, Kerawara und Mioko (bei Neu-Lauenburg), Nusa (bei 
Neu-Mecklenburg) und den Hermiteinseln (im Norden von Neu-Guinea). 

9. S. Walldenowt ist ebenfalls weit verbreitet und zwar von Sikkim 
durch ganz Hinterindien und Malacca nach Sumatra, Java und vermutlich 
über Timor und die Aru-(Aroe-)Inseln nach Neu-Guinea. Die Art scheint 
jedoch auf den Philippinen ganz zu fehlen (darauf bezügliche Angaben be- 
ruhen auf Irrtum) und ist auch noch nicht auf Borneo und Celebes meines 
Wissens nach gesammelt worden. | | 

Von Neu-Mecklenburg (Neu-Irland) wird S. firmula, angeblich von 
TurRNER gesarnmelt, angegeben, doch ist der Fundort mir etwas zweifelhaft, 
da die Pflanze sonst nur noch auf den Neu-Hebriden und Fidschiinseln 
gesammelt worden ist. Außerdem kommen hier noch S. birarensis, S. 
gracilis, S. d’Urvillei und S. nana vor. 

S. nana kommt auch, sofern die Bestimmung richtig ist, auf Neu- 
Hannover vor, wo auch S. d’Urvsller, S. melanesica und S. Belangeri ge- 
sammelt wurden. 

Als endemisch für Neu-Pommern muh vorläufig S. macroblepharis 
betrachtet werden, da sie bisher nur hier gesammelt wurde. Außerdem 
sind hier S. melanesica, S. birarensis, S. Belangert und S. d’Urvillei ge- 
funden worden. 

Auf Bougainville, einer der Salomonsinseln, ist S. Rechingeri, eine 
nahe Verwandte von S. d’Urvillet, vorläufig als endemisch zu betrachten. 
Außerdem kommt dort, wie auf der nürdlich von Bougainville gelegenen 
kleinen Insel Buka noch S. d’Urvillei selbst vor. 

Die der Shortlandsgruppe der Salomonsinseln angehörende Insel Poperang 
beherbergt die der Gruppe der S. involvens angehörende S. poperangensis, 
deren nächste Verwandte S. longipinna Warb. aus Queensland ist. 

Schließlich sei noch bemerkt, daß auf der Louisiadeninsel Aignan 
S. d’Albertisiw als Ausstrahlung von Neu-Guinea vorkommt und auf der 
demselben Archipel angehörenden Rosselinsel (Arova) eine der 8. Burker 
aus Neu-Guinea sehr nahe stehende Form, die ich als S. Burke var. 
luisiadensis beschrieben habe, vorhanden ist. 

Daß nur verhältnismäßig wenige Arten, sowohl über Papuasien wie 
auch über dasselbe hinaus, eine weitere Verbreitung haben und die meisten, 
so weit es sich zurzeit beurteilen läßt, endemisch sind, ist nicht auffallend, 
da ja die Selaginellen im allgemeinen sich überall ebenso verhalten. Ich 
habe (in EneLer u. Prantı, Pflanzenfamilien I, 4 p. 668) die geringe Ver- 
breitung der meisten Arten aus dem Vorhandensein der Heterosporie zu 
erklären versucht. Anderseit habe ich (vgl. Hedwigia XLI. 1941, p. 269 u. 
270) darauf aufmerksam gemacht, daß bei manchen Selaginellen, bei 
welchen entweder die Mikrosporangien ganz zu fehlen scheinen (z. B. S. 
rugulosa Cesati, S. longiaristata Hieron., S. intermedia [Bl.] Spring), oder 


doch selten vorhanden sind und dann meist nicht zur Reife gekommene, — 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 7 


auf einem frühen Entwicklungsstadium stehen gebliebene, verkiimmerte 
Mikrosporen enthalten (S. Belangeri [Bory] Spring), oder bei denen Mikro- 
sporangien und Mikrosporen sich anscheinend nur in der Kultur oder 
vielleicht unter besonderen Umständen im Freien entwickeln (S. rupestris 
[L. p. p.] Underw., vgl. F. M. Lyon, Bot. Gazette XXXII. 1904, p. 140), 
wahrscheinlich eine parthenogenetische Entwicklung der Eizellen stattfinde 
und sich dadurch die mehr oder weniger weite Verbreitung dieser Arten 
erklären lasse. 

Diese meine Vermutung hat vor kurzem durch Brucumanns neueste 
klassische Arbeit!) Bestätigung gefunden. Brucumann fand, daß auch bei 
Arten, welche anscheinend normale Mikrosporangien und Mikrosporen neben 
Makrosporangien bilden, eine parthenogenetische Entwicklung der Embryonen 
erfolgt, die Mikrosporen also völlig unnütz werden, so bei S. rubricaulis 
Al. Br. aus Afrika und unserer europäischen S. selaginordes (L.) Link 
(syn. S. spinosa P. B.; S. spinulosa Al. Br.). 

Diese Entdeckung Brucumanns ist nun aber zugleich geeignet, eine Er- 
klärung dafür zu geben, daß auch manche Selaginellen, welche anscheinend 
normale Mikrosporangien und Mikrosporen neben den Makrosporangien und 
Makrosporen aufweisen, eine weite Verbreitung haben erlangen können. 
Als solche sind unter den in Papuasien vorkommenden besonders zu nennen 
S. Pennula, S. d'Urvillei und S. Willdenowii. 

Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, daß S. d’Urvillei, welche den 
Küstenwaldungen und Urwäldern der Ebenen eigentümlich ist, auf vom 
Ufer abgerissenen schwimmenden Inseln durch Flüsse nach dem Meere 
geführt und dann durch Meeresströmungen an anderen Inseln gelandet 
worden sein kann. Es ist zwar anzunehmen, daß die Pflanzen selbst ein 
längeres Verweilen im salzigen Meerwasser nicht aushalten, wohl aber, dab 
dieses den nicht selten mit verkieseltem Exosporium versehenen Makro- 
sporen nichts schadet. Auch ein Transport der Makrosporen im Gefieder 
von Vögeln oder auch im Kropf kleiner, körnerfressender Vögel könnte in 
gleicher Weise bei der Erklärung der weiten Verbreitung mancher dieser 
Selaginellen in Frage kommen. Doch sind das Vermutungen, die erst 
durch genaue Beobachtung und experimentelle Versuche sicher festgestellt 
werden müssen. 


B. Neue Selaginellaceae. 


1. Selaginella Sonneratii2) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sec- 
tione S. pleiomacrosporangiatarum, e serie monostehcarum; e turma S. 
mvolventis (Swartz) Hieron. (non Spring) et ex affinitate S. longipinnae 


4) H. Brucumann, Zur Embryologie der Selaginellen. (Flora N. F. IV (der ganzen 
Reihe 404. Band] 1912, p. 242 u. f.). 

2) Benannt nach Pierre Sonnerat, Verfasser von »Voyage à la Nouvelle Guinee« 
(Paris 4776). 


8 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Warburg. Caules c. 4—5 dm alti, e basi repente rhizophoros 4—2 cm 
longos compresso-teretes vix ultra ‘/, mm!) crassos avellaneos flagellaque 
gerente ascendentes; pars inferior petioliformis simplex caulium subteres, 
a dorso compressa, statu sicco interdum subangulata et irregulariter sulcata, 
castanea vel umbrina, glabra, laevis, subnitens, usque ad 2 mm crassa, 
sparse subtetrastiche foliata, subheterophylla; pars rhachiformis caulium 
magis compressa, manifeste heterophylla, decomposito-quadripinnatim ra- 
mosa; ambitus systemae ramificationis ovatus. Rami ramulique subancipites, 
puberuli (praesertim angulis), ubique heterophylli. Rami primi ordinis 
majores utroque latere pauci (4—6), c. 1—3 cm inter se remoti, tripinna- 
tim ramosi, ambitu lanceolati vel ovati; maximi 2 dm longi. Planum 
partis rhachiformis foliis lateralibus inclusis usque ad 7 mm, ramorum 
primi ordinis usque ad 5 mm, ramulorum ultimorum vix ultra 2 mm 
latum. Folia partis petioliformis caulium similia, sed heteromorpha; late- 
ralia pallescentia, e basi inferiore recta nervo mediano parallela et e basi 
superiore rotundata oblique retrorsum falcata, acuta, parte inferiore inaequi- 
latera (semifacie antica altero tanto quam postica latiore), ad apicem versus 
aequilatera, margine utroque ubique piloso-denticulata (pilis dentiformibus 
vix ultra 0,025 mm altis), nervo mediano ad apicem c. !/), mm longum 
versus evanescente praedita; folia lateralia partis petioliformis caulium 
maxima vix ultra 21/, mm longa, À mm supra basin lata. Folia inter- 
media partis petioliformis caulium e basi inferiore paulo decurrente vix 
auriculata obscure virescente et e basi superiore rotundata oblique ovata, 
in apicem aristiformem acuminata, retrorsum falcata vel subrecta, parte 
inferiore inaequilatera (semifacie interiore altero tanto vel ultra latiore), 
dorso subcarinata, margine interiore similiter ac folia lateralia piloso-denti- 
culata, margine exteriore obsolete piloso-denticulata; folia intermedia partis 
petioliformis maxima c. 21, mm (arista, 0,5 mm longa inclusa) longa, 
11/, mm infra medium lata. Folia lateralia partis rhachiformis caulium 
ramorumque omnium e basi inferiore breviter rotundato-cuneata et su- 
periore rotundata oblique lanceolata, acuta, parte inferiore inaequilatera 
(semifacie antica vix altero tanto latiore), ad-apicem versus aequilatera, 
recta, margine inferiore integerrima, superiore ubique subsparse piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,05 mm longis rigidiusculis) 
et vitta pallescente cellulis prosenchymaticis formata usque ad 0,05 mm 
lata apice excepto ornata, nervo mediano ad apicem versus vix in- 
crassato praedita, nervis falsis fibrisque sparsis omnino carentia; folia 
lateralia partis rhachiformis maxima c. 31/2 mm longa, 41/. mm infra 
medium lata. Folia axillaria ad basin ramorum primi ordinis posita e 
basi utraque rotundato-cuneata ovato-lanceolata, acutiuscula, aequilatera, 


4) MaBangaben in gewôhnlichen Brüchen beziehen sich auf direkt gemachte 
Messungen, solche in Dezimalbrüchen auf mit dem Okularmillimeter gemachte. 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 9 


margine utroque sparse piloso-denticulata et vitta pallescente ornata, quam 
folia lateralia vulgaria minora; folia axillaria maxima ad basin ramorum 
primi ordinis posita c. 3 mm longa, 11/, mm infra medium lata. Folia 
intermedia partis rhachiformis caulium e basi exteriore auriculata (auricula 
deorsum producta ovato-rotundata obtusa viridi) et e basi interiore rotun- 
data oblique ovata, in aristam c. !/, longitudinis laminae aequantem acumi- 
nata, parte superiore marginis exterioris et margine interiore sparse piloso- 
denticulata et basibus exceptis vitta pallescente cellulis prosenchymaticis 
formata vix 0,03 mm lata ornata, nervo mediano ad apicem versus non 
incrassato praedita; folia intermedia partis rhachiformis mdxima c. 21/, mm 
longa, 41/ mm infra medium lata. Folia omnia ramorum ramulorum- 
que iis partis rhachiformis caulis similia, sed sensim decrescentia; late- 
ralia minima ramulorum ultimorum vix 1t/, mm longa, 1/2 mm lata; folia 
intermedia eorum 1mm longa, vix !/, mm lata. Flores in specimine 
2—4 mm longi, 1'/. mm crassi, apice ramulorum ultimorum solitarii. 
Sporophylla subhomomorpha, e basi utraque rotundata ovato-cymbiformia, 
in mucronem brevem acuminata, margine utroque minute et subcrebre 
piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis), dorso carinata 
(carina obscure viridi c. 0,05—0,07 mm alta integra vel ad apicem versus 
obsolete piloso-denticulata); sporophylla dorsalia minora et angustiora, 
semifacie in lumen inclinata parum obscurius viridi alteraque subpalles- 
cente praedita; sporophylla ventralia semifaciebus utrisque subpallescentibus 
praedita, latiora et parum majora; maxima A1/, mm longa, 3/, mm supra 
basin lata. Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, micro- 
sporangia dorsalium posita. Macrosporae c. 0,3 mm crassae, statu sicco 
cremeae, statu humido citrino-cerinae, gibbis rugiformibus flexuosis vel 
literiformibus interdum reticulatim conjunctis latere rotundato, inter cristas 
commissurales et cristam aequatorialem humilem parum perspicuum gibbis 
humilioribus similibus ornatae. Microsporae c. 0,02 mm crassae, acer- 
vatim congregatae aurantiacae, singulae lutescenti-pellucidae, latere rotun- 
dato gibbis capituliformibus breviter stipitatis sparse ornatae. 

Etwa bis 1/g m hohes Kraut mit fast stielrundem, unverzweigten, locker tetrastisch 
mit sehr ähnlichen Seiten- und Mittelblättern besetzten Stengelteil und im Umriß ei- 
rundem, bis vierfach fiedrig verzweigten Wedelteil. Breite des spindelartigen Stengel- 
teils bei Einschluß der Seitenblätter etwa 7 mm, der letzten Zweige kaum 2 mm. 
Seitenblätter des Wedelteils schief lanzettlich, spitz, am ganzen oberen Rande mit 
kurzen Härchen sparsam besetzt und mit aus prosenchymatischen Zellen gebildetem 
Randbande, bis 31/; mm lang, 41/2 mm breit, ohne Scheinnerven. Axillarblätter normal 
gleichseitig, kleiner als die gewöhnlichen Seitenblätter. Mittelblätter an der äußeren 
Basis mit Öhrchen, schief eirund mit etwa 1/; der Spreitenlänge erreichender Grannen- 
spitze, am Rande mit kurzen Haarzähnchen und schmalem Randbande, jbis 21/; mm 
lang und nur 41/; mm breit. Blätter an Größe an den Zweigen nach und nach ab- 
nehmend. Blüten 2—4 mm lang, 41/2 mm dick, einzeln am Ende der Zweige. Sporo- 


phylle fast gleichartig, eirund-kahnförmig mit kurzer Weichspitze, am Rande beiderseits 
mit zahlreichen Haarzähnchen. 


10 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Nordöstl. Neu-Guinea: in den Bergwäldern am Goridjoa 200 m 
ü. M. (SchLecHter n. 19758 — mit nur wenigen Blüten, 9. Juni 1909. — 
Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Die Art ist nahe verwandt mit der in Queensland heimischen $. longipinna 
Warburg, wenn auch derselben im äußeren Ansehen nicht sehr ähnlich. Sie unter- 
scheidet sich von dieser durch schmälere, weniger einander berührende letzte dorsi- 
ventrale Auszweigungen, durch an dem spindelartigen Stengelteil entfernter stehende 
Seiten- und Mittelblätter, an der unteren Basis nicht abgestutzte und nicht in eine ab- 
gerundete grüne Ecke vorgezogene, an den letzten An bedeutend kleinere Seiten- 
blätter und noch andere Kennzeichen. 


2. 8. Dahlii!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum e serie monostelcarum, e turma S. involventis 
(Swartz) Hieron. (non Spring) et ex affinitate S. Sonnerati Hieron. Caules 
c. 3—-4 dm alti, e basi repente rhizophoros usque ad 2 cm longos com- 
presso-teretes usque ad 1/; mm vel parum ultra crassos griseo-olivaceos 
flagellaque gerente ascendentes; pars petioliformis simplex caulium sub- 
anceps, a dorso compressa, statu sicco interdum subangulata et leviter 
sulcata, griseo-straminea vel umbrina, dense puberula, subnitens, usque ad 
2 mm crassa, sparse subtetrastiche foliata, subheterophylla; pars rhachi- 
formis caulium similis parti petioliformi, magis compressa, basi subhetero- 
phylla, ceterum manifeste heterophylla, decomposito-quadripinnatim ra- 
mosa; ambitus totius systemae ramificationis ovatus. Rami ramulique parti 
rhachiformi caulium similes, virescenti-straminei. Rami primi ordinis ma- 
jores utroque latere pauci (4—6), 2—3 cm inter se remoti, decomposito- 
tripinnatim ramosi, ambitu ovati; maximi c. 41/2 dm longi. Planum 
partis rhachiformis foliis lateralibus inclusis c. 7 mm, ramorum primi 
ordinis 6 mm, ramulorum ultimorum 2—3 mm latum. Folia lateralia 
partis petioliformis et baseos partis rhachiformis caulium late adnata, e 
basi inferiore recta nervo mediano parallela et e basi superiore brevissime 
rotundato-cuneata elongato-deltoidea, recta vel leviter retrorsum falcata, 
acuta, aequilatera, nervo mediano vix ad apicem versus incrassato praedita, 
margine inferiore integerrima vel ad apicem versus obsolete piloso-denticu- 
lata (pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis); folia lateralia partis petioli- 
formis caulium maxima vix 4 mm longa, vix 1 mm ima basi lata. Folia 
intermedia partis petioliformibus caulium e basi exteriore decurrente auriculata 
et e basi interiore rotundato-cuneata ovata, in apicem aristiformem sensim 
acuminata, inaequilatera (semifacie interiore vix altero tanto latiore), utroque 
margine subobsolete et subsparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 
0,02 mm altis), dorso subcarinata; folia intermedia partis petioliformis caulium 
maxima c. 4 mm longa, À mm supra basin lata. Folia lateralia superiora 
partis rhachiformis caulium manifeste heteromorpha, e basi inferiore recta 


4) ‚Benannt nach Prof. Dr. Frrepricu Otto Daut, z. Z. Kustos am Kgl. zoologischen 
Museum in Berlin, der 4896—4897 wissenschaftliche Untersuchungen im Bismarck- 
archipel ausführte. 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 11 


et e basi superiore cuneato-rotundata oblique ovato-oblonga, acutiuscula, 
inaequilatera (semifacie superiore vix dimidia parte semifaciei alterius 
latiore semiovata, altera angustiore semioblonga), margine superiore sub- 
sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus basilaribus maximis c. 0,07 mm 
longis, superioribus 0,02—0,03 mm longis), nervis falsis carentia; folia 
lateralia superiora partis rhachiformis maxima c. 31/, mm longa, 11/, mm 
infra medium lata. Folia axillaria ad basin ramorum primi ordinis posita 
e basi utraque cuneato-rotundata oblongo-ovata, acutiuscula, aequilatera, 
margine utroque piloso-denticulata, ceteris notis foliis lateralibus vulgari- 
bus partis rhachiformis caulium similia; maxima c. 21/, mm longa, vix 
3/, mm supra basin lata. Folia intermedia superiora partis rhachiformis 
caulium e basi exteriore auriculata (auricula ovata piloso-denticulata) et e 
basi interiore rotundata oblique ovata, sensim in mucronem acuminata, 
inaequilatera (semifacie interiore altero tanto vel ultra latiore), margine 
exteriore obsolete, interiore manifeste piloso-denticulata (pilis dentiformibus 
vix ultra 0,02 mm altis); folia intermedia superiora partis rhachiformis 
caulium maxima c. 23/, mm longa (auricula et mucrone inclusis) et 4 mm 
infra medium lata. Folia lateralia ramorum iis partis rhachiformis caulium 
similia, sed sensim decrescentia et magis obtusa, solum parte inferiore 
marginis superioris sparse piloso-denticulata et vitta cellulis prosenchyma- 
ticis scleroticis formata usque ad 0,05 mm lata ornata, latere aligulari 
nervis falsis fibris formatis manifestis praedita; minima ramulorum ulti- 
morum c. A!/, mm longa, 0,6 mm infra medium lata. Folia axillaria ra- 
morum etiam sensim decrescentia et magis obtusa; ad basin ramulorum 
ultimorum posita vix 1,1 mm longa, 0,4 mm infra medium lata. Folia 
intermedia ramorum item sensim decrescentia, margine exteriore toto 
et margine interiore ad apicem versus vitta cellulis prosenchymaticis for- 
mata angusta ornata, margine exteriore ad apicem versus et margine 
interiore toto subsparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 
0,03 mm altis); folia intermedia ramulorum ultimorum minima vix 0,9 mm 


longa et 0,35 mm lata. Flores in speciminibus deficiunt. 

Etwa 3—4dm hohes Kraut mit dicht flaumig behaarten, zusammengedrückten 
Stengelteilen, ziemlich gleich großen, aber doch verschiedenen Seiten- und Mittelblättern 
an dem ganzen stielartigen und am unteren rhachisartigen Stengelteil. Seitenblätter 
hier spitz an den Zweigen, nach und nach stumpf werdend, mit deutlichen Schein- 
nerven an der Aligularseite geziert. Durchmesser des dorsiventral gebauten oberen 
spindelartigen Stengelteils 7 mm, der letzten Zweige 2—3 mm. 

Südöstl. Neu-Guinea: an nicht angegebenem Orte (Burke; die 
blütenlosen Exemplare wurden von Gebrüder Verrcu im Jahre 1897 an 
das Herbar des Botanischen Gartens in Kew gesendet, von da an das 
Kgl. Berliner Botanische Museum und von Baker irrtümlich als S. caules- 
cens Spring und S. flabellata Spring bestimmt). 

Die Art ist nahe verwandt mit der oben beschriebenen S. Sonmerate und der- 
selben auch sehr ähnlich. Dieselbe unterscheidet sich von dieser hauptsächlich durch 
die stumpfen, mit Scheinnerven an der Aligularseite versehenen Seitenblätter der Zweige 


12 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, II. 


des Wedelteils. Blüten sind an den Exemplaren nicht vorhanden. Trotzdem dirfte 
die Stellung der Art gesichert sein. 

3. S. Hellwigii’) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie monostehcarum, e turma S. 2nvolventis 
(Swartz) Hieron. (non Spring), juxta S. melanesicam Kuhn inserendum. 
Caules c. 11/;—3 dm alti, e basi ascendente rhizophoros 1—2 cm longos 
compresso-teretes vix ultra 1/, mm crassos fuscescenti-stramineos flagella- 
que longa gerente erecti; pars inferior caulium petioliformis simplex com- 
pressa, plagiotropa, sordide fuscescenti-straminea, infra dense et minute 
pubescens, supra glabra, statu sicco latere superiore manifeste trisulcata, 
latere inferiore magis convexo obsolete trisulcata, usque ad 2 mm crassa, 
sparse foliata, subheterophylla; pars superior frondosa decomposito-quadri- 
pinnatim ramosa, ubique manifeste heterophylla; ambitus partis frondosae 
caulis ovatus vel ovato-rotundatus, c. usque ad 2 dm longus latusque. 
Rami primi ordinis plus minusve densi, c. 1/.—21/. cm distantes; maximi 
vix 12 cm longi, ambitu ovati; ramuli secundi ordinis densi, ambitu lanceo- 
lati vel ovati; rami tertii ordinis ambitu ovati vel oblongi, inferiores 
ramorum secundi ordinis inferiorum pinnatim vel subbipinnatim ramu- 
losi (ramulis inferioribus repetito vel semel furcatis, superioribus sim- 
plicibus, ramulis ultimis saepe apice florigeris) Rami ramulique om- 
nes infra plus minusve dense pubescentes, supra glabrati. Planum 
partis rhachiformis caulis foliis lateralibus inclusis 3—4 mm latum, ramu- 
lorum ultimorum vix ultra 4 mm latum. Folia partis simplicis caulis 
heteromorpha, subsimilia. Folia lateralia e basi utraque auriculato-cordata 
oblique deltoideo-ovata, acuta, inaequilatera, semifacie inferiore angustiore 
et semifacie superiore vix dimidio semifaciei inferioris latiore praedita, 
utroque margine ubique minute et obsolete piloso-denticulata (pilis denti- 
formibus vix ultra 0,01 mm altis), margine superiore vitta angusta vix 
0,03 mm lata fibris scleroticis formata ornata; folia lateralia partis simplicis 
maxima c. 4 mm longa, 11/,;—12/; mm lata. Folia intermedia partis simplicis 
caulis e basi exteriore longius auriculata (auricula hamata incurva) et e 
basi interiore brevius auriculata suboblongo-ovata, longe acuminata, dorso 
leviter complicato-carinata, margine superiore vitta carentia, ceteris notis 
foliis lateralibus partis simplicis caulis similia; maxima 3 mm longa, 1 mm 
lata. Folia lateralia partis frondosae caulis e basi inferiore truncato- 
auriculata in angulum apice plus minusve rotundatum vel acutiusculum 
viridem parce et minute piloso-denticulatum deorsum protracta et e basi 
superiore subcordato-rotundata pallescente suboblique ovata, sensim acuta, 
subinaequilatera (semifacie superiore parum latiore), margine superiore 


4) Benannt nach Dr. Franz Cart Hettwic, welcher auf der von ZôLLER im Auf- 
trage der Kölnischen Zeitung unternommenen Tour ins Finisterre-Gebirge Pflanzen 
sammelte, die von O. WarBurG bearbeitet worden sind (EnsLers Botan. Jahrb. XVII, 
1893— 4894, p. 184— 212). 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 13 


usque ultra medium vitta fibris scleroticis formata usque c. 0,05 mm lata 
ornata et crebre piloso-denticulata (pilis dentiformibus basalibus usque ad 
0,07 mm longis), ad apicem utriusque marginis versus minute et obsolete 
piloso-denticulata, margine inferiore cetero (angulo basali et apice excepto) 
integra, nervo mediano ad apicem versus parum incrassato praedita, nervis 
falsis manifestis carentia; folia lateralia partis rhachiformis caulis maxima 
c. 31/, mm longa, 12/;, mm supra basin lata. Folia axillaria ad basin 
ramorum primi ordinis posita subaequilatera, e basi utraque subcordato- 
rotundata lanceolata, acuta, subrecta, margine utroque vitta fibris scleroticis 
formata ornata et piloso-denticulata. Folia intermedia partis rhachiformis 
caulis e basi exteriore manifeste auriculata (auricula virescente rotundata 
vel subquadrangula dilatata integra) et e basi interiore rotundata suboblongo- 
ovata in aristulam brevissimam acuminata, margine exteriore summo apice 
minute piloso-denticulato excepto integra, parte superiore marginis interi- 
oris sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis); 
maxima (auricula inclusa) parum ultra 2 mm longa, vix ultra 4 mm medio 
lata. Folia omnia ramorum ramulorumque iis partis rhachiformis caulis 
similia, sed sensim decrescentia; lateralia ramulorum ultimorum obtusius- 
cula, e. 0,5—0,75 mm longa, 0,3—0,35 mm lata; axillaria ad basin ramu- 
lorum ultimorum posita ovata, obtusiuscula, c. 0,5 mm longa, 0,25 mm 
lata; intermedia ramulorum ultimorum ovata, obtusiuscula, margine saepe 
ubique integra, c. 0,45 mm longa, 0,25 mm supra basin lata. Flores apice 
ramulorum ultimorum positi, solitarii, c. 4—8 mm longi, fere 2 mm crassi. 
Sporophylla fere homomorpha, tetrasticha, e basi utraque rotundata ovato- 
cymbiformia, in aristulam brevem longe acuminata, viridia, margine utroque 
dense piloso-denticulata (pilis dentiformibus usque c. 0,03 mm altis), dorso 
carinata (carina viridi usque ad 0,08 mm alta ad apicem versus piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus vix 0,015 mm altis) latere aligulari ad 
partem superiorem utriusque marginis versus vitta fibris scleroticis formata 
angusta ornata; sporophylla dorsalia angustiora, laete viridia; ventralia 
parum pallidiora et paulo latiora; maxima 11/, mm longa, c. 3/, mm lata. 
Macrosporangia in axillis sporophyllorum inferiorum paucorum vel sporo- 
phyllorum ventralium omnium, microsporangia in axillis sporophyllorum 
plurimorum superiorum vel dorsalium omnium posita. Macrosporae lutes- 
centi-albidae, c. usque 0,3 mm crassae, latere rotundato gibbis rugiformibus 
flexuosis interdum ramosis literiformibus et reticulatim conjunctis ornatae, 
inter cristas commissurales et cristam aequatorialem humilem undulatam 
laeves. Microsporae c. 0,02—0,025 mm crassae, acervatim congregatae 
miniatae, solitariae rufescenti-pellucidae, latere rotundato statu maturo gibbis 
capituliformibus stipitatis sparsis (statu immaturo gibbis non satis evolutis 
coniformibus) ornatae. 


Art aus der Gruppe der S. wnvolvens (Sw.) Hieron. non Spring, zu der Abteilung 
dieser Gruppe mit deutlich gefurchtem, flachem (plagiotropen) stielartigem unteren 


14 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Stengelteil gehörig. Stielartiger Stengelteil etwa bis 42 cm lang. Wedelartiger Teil im 
Umriß eiförmig-rundlich mit bis 2 dm Durchmesser. Stengel und Zweige sämtlich 
dorsiventral ausgebildet, wenn auch die Lateral- und Mittelblätter des stielartigen Stengel- 
teils sehr ähnlich gestaltet sind. Deutlicher sind die Unterschiede beider Blattarten an 
dem wedelartigen oberen Sproßsystem. Der rhachisartige Stengelteil desselben ist mit 
den Seitenblättern etwa 3—4 mm breit, dabei die mehr nach oben gerichteten nicht 
rechtwinklig abstehenden Seitenblätter etwa 3—31/ mm lang und 41/,—412/3 mm über 
der Basis breit, die länglich-eiförmigen Mittelblätter 2—921/, mm lang und 3/,—1 mm 
breit. Die letzten Auszweigungen sind kaum über 4 mm breit, dabei die Seitenblätter 
derselben 0,5—0,75 mm lang, die meist ganzrandigen Mittelblätter derselben c. 0,45 mm 
lang und 0,25 mm über der Basis breit. Beide Blattarten sind bei diesen stumpfer als 
die entsprechenden des rhachisartigen Stengelteils und auch noch der Zweige erster 
Ordnung. ' | 

Nordöstl. Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland): in den Wäldern von 
Kelel c. 480 m ü. M. (Scureenter n. 16153, — 21. Juni 1907 mit Blüten); 
in den Wäldern des Ibo-Gebirges bei 1000 m ü. M. (ScuLecuter n. 17797; 
— 28. Mai 1908 mit Blüten. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 
— Südöstl. Neu-Guinea: an nicht angegebenem Orte (Burke; wurde 
von Veircu 1897 an das Herbar des K. Gartens in Kew gesendet und von 
dort dem K. Berliner Botan. Museum mitgeteilt. | 

Eine sehr ähnliche Art, mit welcher S. Hellwigii verwechselt werden könnte und 
die sich ebenfalls durch oft dichte Verzweigung der wedelartigen Sproßsysteme aus- 
zeichnet, wurde von Dr. Kart Recuincer auf Poperang, einer Insel der Shortlandsgruppe 
(südlich von der Insel Bougainville) gesammelt und hat von mir den Namen S. poper- 
angensis!) erhalten. Unsere neue Art unterscheidet sich von derselben außer durch 
weniger in die Augen fallende Kennzeichen durch den plagiotropen stielartigen Stengel- 
teil und besonders durch die meist dichte Pubeszenz der ventralen Seite der Stengel 
und Zweige. Diese Pubeszenz der Stengel und Zweige wird auch noch von anderen im 
Papuagebiet vorkommenden Arten aus der gleichen Gruppe geteilt, so besonders von 
S. melanesica Kuhn, die auf Neu-Hannover und Neu-Guinea vorkommt, auch plagiotrope 
stielartige Stengel aufweist und überhaupt sehr nahe verwandt ist. Die Stengel und 
Zweige dieser Art sind aber nicht so dicht und zwar ringsum auf dorsaler und ventraler 
Seite fein flaumig behaart. Diese Art wird auch höher, hat nicht so dichte Verzweigung 
der wedelartigen Sproßsysteme, etwas breitere letzte Auszweigungen, spitzere Seitenblätter 
mit deutlich ausgebildeten Scheinnerven auf der Aligularseite und spitzere Mittelblätter 
an den Zweigen. 

Bemerkt sei noch, daß bei zwei der stärkeren Sproßsysteme von S. Hellwigü 
chlorotische oder doch zum Teil chlorotische, in trockenem Zustande ockergelb er- 
scheinende Zweigteile vorhanden sind, eine Erscheinung, die bei Selaginellen aus dem 
Papuagebiet sehr häufig vorzukommen scheint. 


4. 8. Moszkowskii?) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. magnificae 
Warb. et ex affinitate proxima S. semis Kuhn et juxta eam inserendum. 
Caules verisimiliter !/, m vel ultra alti, erecti (pars basilaris repens rhizo- 


4) Diese Art wird in Recuincers Botanischen und Zoologischen Ergebnissen einer 
wissenschaftlichen Forschungsreise nach den Samoa-Inseln, dem Neu-Guinea-Archipel und 
den Salomonsinseln V. Teil publiziert werden. 

2) Benannt nach dem Sammler dieser Art Dr. Moszkowskt, 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens, 15 


phoros flagellaque gerens in speciminibus deficit), ubique heterophylli. 
Pars simplex inferior petioliformis compressa, plagiotropa, latere dorsali 
(superiore) subbisulcata, latere ventrali (inferiore) subconvexa olivaceo-vel 
umbrino-mellea vel fuscescens, nitens, laevis, glabrata, usque ad 4 mm 
crassa, remote foliata. Pars frondosa caulium subtripinnatim ramosa, 
ambitu ovata. Rami primi ordinis inferiores. usque ad 2 dm longi, subbi- 
pinnatim ramosi, rami secundi ordinis inferiores bis, superiores semel fur- 
cati vel simplices, usque ad 43 cm longi; rami primi ordinis superiores 
pinnatim ramosi; supremi bis vel semel furcati. Planum partis rhachiformis 
caulis foliis lateralibus inclusis 7—8mm latum, planum ramulorum ultimorum 
usque ad 6 mm latum. Folia lateralia partis: simplicis petioliformis caulis 
e basi inferiore breviter subtruncato-rotundata virescente et e basi supe- 
riore late auriculato-cordata pallescente oblique ovata, in apicem ob- 
tusiusculum sensim acuminata, valde inaequilatera, semifacie superiore 
deorsum altero tanto quam semifacies inferior latiore praedita, margine 
inferiore integerrima, superiore a basi auriculata longe ciliata (ciliis 
crebris rectis rigidis usque ad 0,4 mm longis) fere usque ad medium 
ciliis sensim decrescentibus ornata, indeque usque ultra medium piloso- 
denticulata, ad apicem versus integerrima, semifacie superiore a basi usque 
infra medium pallescentia et margine superiore vitta angusta usque ad 0,05 mm 
lata cellulis prosenchymaticis formata sed parum perspicua nervoque recto ad 
apicem versus vix vel parum incrassato praedita, nervis falsis fibrisque 
scleroticis latere aligulari omnino carentia; folia lateralia maxima partis 
simplicis caulis c. 5 mm longa, 21/; mm supra basin lata. Folia inter- 
media caulis simplicis e basi interiore oblique cordata et basi exteriore 
auricula majore praedita utraque longe et parce ciliata (ciliis rectis rigidis 
usque ad 0,45 mm longis) suboblique late falcato-ovata, inaequilatera (semi- 
facie interiore dimidio semifaciei exterioris latiore), in aristulam brevem 
breviter acuminata, margine inferiore utroque ciliata et ciliis sensim decres- 
centibus ad apicem versus piloso-denticulata, basi interiore usque fere ad 
medium vitta pallescente cellulis prosenchymaticis subscleroticis formata 
angusta vix 0,05 mm lata parum perspicua usque ad medium laminae et 
nervo mediano ad apicem versus sensim incrassato ornata; folia intermedia 
partis simplicis caulis maxima auriculis inclusis c. 4 mm longa, 2 mm supra 
basin lata. Folia partis frondosae caulis iis partis simplicis caulis similia, 
ramorum ramulorumque sensim decrescentia, lateralia ramorum ramulorum- 
que angustiora; folia lateralia ramulorum ultimorum maxima c. 4 mm longa, 
14/, mm supra basin lata; folia intermedia ramulorum ultimorum c. 2 mm 
longa, 1 mm vel paulo ultra supra basin lata. Folia axillaria e basi utra- 
que cordato-auriculata albido-pallescente longe ciliata oblongo-ovata, in apicem 
obtusiusculum acuminata, aequilatera, ceteris notis foliis lateralibus vulgaribus 
similia; maxima ad basin ramorum primi ordinis posita c. 3 mm longa, 43/, mm 
supra basin lata; minima ad basin ramulorum ultimorum posita c. 2!/.mm longa, 


” 


16 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, II. 


. vix 1 mm supra basin lata. Flores (in speciminibus rari) ad apicem ramulorum 
ultimorum positi, solitarii vel (saepius ?) bini, c. 5—7 mm longi, 11/.—2 mm 
crassi. Sporophylla subhomomorpha, e basi utraque rotundata ciliata 
(eilis vix ultra 0,15 mm longis) deltoideo-cymbiformia, in aristulam 
brevem sensim acuminata, margine utroque vitta angusta cellulis prosen- 
chymaticis subscleroticis formata parum perspicua ornata et piloso-denti- 
culata; sporophylla ventralia parum latiora et pallidiora; maxima c. 43/, mm 
supra basin lata. Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, 
microsporangia in axillis sporophyllorum dorsalium posita. Macrosporae 
quae adsunt in statum miserum redactae videntur, c. 0,3 mm crassae 
lutescentes, latere rotundato gibbis subcristiformibus flexuosis ramosis vel 
literiformibus interdum reticulatim conjunctis ornatae, inter cristam aequa- 
torialem vix magis insignem quam cristae reliquae et inter cristas commis- 
surales cristulis humilioribus vel rugis ornata. Microsporae in specimine 
jam deciduae a me non repertae sunt. 

Die Pflanze wächst wohl bis 1/2 m und darüber hoch. Leider fehlen an den Exem- 
plaren die unteren Rhizomteile, welche Wurzelträger und Ausläufer treiben. Die vor- 
handenen Teile der Verzweigungssysteme sind überall dorsiventral ausgebildet, auch der 
unverzweigte stielartige Teil, und zeigen demnach verschieden gestaltete Seiten- und 
Mittelblätter. Der obere rhachisartige Stengelteil des wedelartigen Sproßsystems ist mit 
Einschluß der Seitenblätter 7—8 mm, die letzten Zweige nur 5—6 mm breit. Die Seiten- 
blätter des stielartigen Stengelteils sind bis 5 mm lang und 21/2 mm über der Basis breit, 
die der letzten Zweige kaum 4 mm lang und 41/; mm breit. Die Mittelblätter des un- 
verzweigten stielartigen Stengelteils sind 4 mm lang und 2 mm breit. Beide Arten von 
Blättern sind aber an den letzten Zweigen nur etwa halb so lang und breit. Dieselben 
zeichnen sich durch lange Bewimperung an beiden Basen und durch das völlige Fehlen 
von Scheinnerven aus. Blüten sind an den vorliegenden Exemplaren nur wenige vor- 
handen. An anderen mehr fruchtenden Exemplaren werden sie vielleicht mehr als 7 mm 
Länge erreichen. Gut ausgebildete Makrosporen dürften wohl dicker als 0,3 mm werden. 
Die vorhandenen machen den Eindruck als ob sie verkümmert und nicht zur Reife ge- 
langt wären, die reifen ebenso wie alle Mikrosporen sind bei den Exemplaren völlig 
ausgefallen. 

Nordöstl. Neu-Guinea: im hohen Bergwald bei Omeri unweit Tana 
in Höhe bis 100 m ü. M. (Moszkowsky n. 195 mit nur wenigen alten 
Blüten, 41. Juli 1910. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 


Die nächst verwandte Art ist zweifellos S. semilis Kuhn, die von NaumanN zuerst 
4875 an der MacCluer-Bai in Neu-Guinea aufgefunden, dann von D’ALserris 1876 am 
Fly-River und von Professor L. Schutze am Augustafluß wieder gesammelt wurde. Diese 
Art hat sehr große Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber gut von S. Moszkowsköi durch 
das Vorkommen von deutlich ausgebildeten Scheinnerven an der Aligularseite der Seiten- 
blätter, durch viel länger begrannte, meist nur an der äußeren Basis mit wenigen 
kürzeren Wimpern versehene Mittelblätter und noch durch andere weniger auffallende 
Kennzeichen. 


5. S. Burkei !) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleiomacro- 
sporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. magnificae Warb. et ex 


4) Benannt nach dem Sammler der neuen Art. 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. t7 


affinitate proxima S. sims Kuhn et juxta eam inserendum. Caules veri- 
similiter 1/, m vel ultra alti, erecti (pars basilaris repens rhizophoros 
flagellaque gerens et pars petioliformis fragmento brevi infra partem fron- 
dosam excepto in specimine deficit), ubique heterophylli. Pars superior 
caulium petioliformis compressa, plagiotropa, latere dorsali (superiore) statu 
humido subtrigono-convexa, statu sicco leviter bisulcata, latere ventrali 
(inferiore) convexa, fulva vel olivaceo-fulva, nitens, angulis subhirsuto- 
pubescens, usque ad 5 mm (infra partem frondosam systematis ramifica- 
tionis) crassa (lata), remote foliata. Pars frondosa systematis ramifica- 
tionis subtripinnatim ramosa, ambitu late ovata (?). Rami cauli similes, 
angulis subhirsuto-pubescentes. Rami cauli similes, angulis subhirsuto- 
pubescentes. Rami primi ordinis inferiores (in specimine) usque ad 2 dm 
longi, subbipinnatim ramosi, superiores repetito (ter vel bis) furcati, supremi 
semel furcati vel simplices. Planum partis rhachiformis caulis foliis late- 
ralibus inclusis I—1!/, cm Jatum, planum ramorum ultimorum 5/;—1 cm 
Jatum. Folia lateralia partis petioliformis e basi interiore breviter truncata 
in angulum apice rotundatum protracta sparse ciliata (ciliis c. 4—5, 
0,13—0,16 mm longis subrectis vel leviter flexuosis rigidiusculis) viridi et 
e basi superiore cordato-rotundata pallescente parte ima brevius ciliata 
(ciliis vix 0,1 mm longis) indeque pilis sensim decrescentibus piloso-denti- 
culata oblique subfalcato-ovata, in apicem obtusiusculum brevissime piloso- 
denticulatum acuminata, parte superiore aequilatera, inferiore inaequilatera 
(semifacie superiore supra basin c. dimidio semifaciei inferioris latiore), 
margine utroque basibus summoque apice exceplis integerrima, nervo ad 
apicem versus parum incrassato instructa, latere aligulari ad apicem versus 
utraque semifacie inter nervum et marginem nervis falsis fibris paucis 
formatis ornata, vix ultra 5 mm longa, 2'/2 mm supra basin lata. Folia 
intermedia partis petioliformis e basi exteriore manifeste auriculata (auri- 
cula subincurva rotundata viridi ciliis crebris vix usque ad 0,2 mm longis 
patentibus rigidiusculis subrectis ornata) et e basi superiore rotundata 
brevius ciliata vel piloso-denticulata subfalcato-ovata, in aristam brevem 
vix piloso-denticulatam acuminata, subaequilatera, margine utroque vitta 
angusta cellulis prosenchymaticis subscleroticis formata vix usque ad 
0,04 mm lata lutescente ornata, nervo ad apicem versus parum in- 
crassato instructa; folia intermedia partis petioliformis caulis maxima 
auricula aristaque inclusa c. 6 mm longa, c. 21/, mm supra basin lata. 
Folia lateralia partis rhachiformis caulis iis partis pedunculiformis caulis 
similia, sed majora, usque ad 7 mm longa et 3 mm supra basin lata. 
Folia intermedia partis rhachiformis cauliis iis partiis petioliformis caulis 
similia, sed paulo minora. Folia axillaria ad basin ramorum primi ordinis 
posita aequilatera, e basi utraque cordato-rotundata pallescente parte ima 
brevius ciliata indeque piloso-denticulata ovata, recta, minora quam folia 
lateralia vulgaria partis rhachiformis caulis, vix 5 mm longa, 21/, mm supra 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. 2 


18 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


basin lata, ceteris notis foliis lateralibus vulgaribus partis rhachiformis 
caulis similia. Folia ramorum ramulorumque simila foliis partis rhachi- 
formis caulis, sed sensim decrescentia; folia lateralia ramulorum ultimorum 
angustiora, €. 5—5!/, mm longa, vix 2 mm supra basin lata. Folia inter- 
media eorum (arista auriculaque exteriore inclusis) vix ultra 23/, mm longa, 
vix 41/, mm supra basin lata. Flores apice ramulorum positi, solitarii vel 
bini (in specimine rari), 1/.—1 cm longi, 2—2!/, mm crassi. Sporophylla 
tetrasticha, homomorpha), e basi utraque rotundata ovato-deltoideo-cymbi- 
formia, in aristam brevem acuminata, margine utroque creberrime piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus usque ad 0,05 mm altis), dorso carinata 
(carina obscurius viridi integra usque ad 0,05 mm alta); sporophylla maxima 
parum ultra 41/, mm longa, parum ultra À mm supra basin lata. Macro- 
sporangia in specimine desiderantur. Microsporangia in axillis sporo- 
phyllorum omnium posita. Microsporae usque ad 0,02 mm crassae, acer- 
vatim congregatae aurantiacae, solitariae lutescenti-pellucidae, latere rotun- 
dato gibbis coni- vel breviter capituliformibus sessilibus sparse ornatae. 

Die neue Art bildet wohl kaum viel über 1/2; m hohe wedelartige Sproßsysteme 
mit 6 bis kaum 43 mm breiten dorsiventralen Verzweigungen, bis höchstens 7 mm langen 
und 3 mm über der Basis breiten Lateralblättern an der rhachisartigen Hauptachse und 
nicht über 6 mm langen, 21/, mm breiten, größten Mittelblättern am stielartigen Teil 
derselben. Die Seitenblätter zeigen nur an der Spitze auf der Aligularseite sehr kurze 
Scheinnerven, den Mittelblättern fehlen diese ganz. Die Blüten erreichen vielleicht mehr 
als 4 cm Länge. An dem vorliegenden Exemplar sind leider nur sehr wenige vor- 
handen. In den Sporophyllachseln befinden sich nur Mikrosporangien. 

Südöstl. Neu-Guinea: an nicht angegebenem Fundorte (Burke; das 
Exemplar wurde von Veirca 1897 an das Herbar des Kgl. Botanischen 
Gartens in Kew gesendet und von dort dem Kgl. Berliner Museum mit- 
geteilt). 

Auch diese Art ist sehr nahe verwandt mit S. similis Kuhn und daher auch mit 
der oben beschriebenen S. Mosxkowskii Hieron. Von ersterer unterscheidet sie sich 
durch die an der unteren Basis deutlich abgestutzten und nicht abgestutzt-keilförmig 
zulaufenden Lateralblätter, durch das Vorhandensein von nur sehr kurzen Schein- 
nerven an der Spitze auf der Aligularseite derselben, durch schmälere, kurzer begrannte, 
‚mit deutlichem sklerotischen Rande beiderseits versehene Mittelblätter usw., von S. 
Mosz:kowskii unterscheidet sie sich durch die im allgemeinen etwas breitere, dorsi- 
ventrale, rhachisartige Hauptachse und ebensolche Zweige und daher größere Seiten- 
blätter, durch die schmäleren, nur an der Basis bewimperten und gegen die Spitze 
mit Haarzähnchen versehenen, sonst aber ganzrandigen, mit deutlichem sklerotischen 
Rande versehenen und nicht wie bei S. Mosxkowskii durch das Vorhandensein von 
größeren Spaltöffnungen, hyalin punktiert erscheinenden Mittelblätter usw. 

Var. luisiadensis Hieron. n. var. — Differt a forma typica foliis 
lateralibus basi inferiore saepe subexciso-truncatis in angulum apice sub- 
acutiusculum productis, foliis intermediis abrupte in aristam paulo lon- 
giorem acuminatis, ad apicem versus vitta satis perspicua margine non 
ornatis, ceteris notis cum ea omnino congruere videtur. 

Die Varietät unterscheidet sich von der Hauptform durch an der unteren Basis 
oft etwas ausgeschnitten abgestutzte, in einen bisweilen ziemlich spitzen Winkel vor- 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 19 


gezogene Seitenblätter, durch im allgemeinen etwas länger begrannte und in die Granne 
mehr abgebrochen zugespitzte, am oberen Ende beiderseits mit einem deutlichen sklero- 
tischen Rande versehene (es sind bisweilen nur einige prosenchymatische Zellen an den 
Randzellen vorhanden) Mittelblätter, stimmt aber sonst in den übrigen Merkmalen mit 
der Hauptform überein. 


Louisiaden-Archipel: auf der Insel Rossell oder Arova (W. Mac 
Grecor im Jahre 1889; wurde von FERDINAND v. MüLLer an LUERSSEN ge- 


sendet, jetzt im Herbar S. K. H. des Prinzen Rotanp Bonaparte in Paris). 

Die Exemplare dieser Varietät sind leider sehr mangelhaft und bestehen nur aus 
einigen Seitenzweigen mit Blüten, so daß es mir nicht möglich ist, weitere Unterschiede 
von der Hauptform festzustellen. Die Unterschiede, welche vorhanden sind, scheinen 
mir nicht bedeutend genug zu sein, um diese Form als besondere Art zu betrachten, 
dennoch ist es möglich, daß, wenn von dieser Varietät bessere Exemplare vorliegen 
werden, sich vielleicht noch weitere Unterschiede ergeben, so daß sie dann als be- 
sondere Art (S. luisiadensis Hieron.) zu betrachten wäre. 


6. S. wariensis Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. magnificae 
Warb. et ex affinitate S. sömilis Kuhn et praesertim S. Durkei Hieron. et 
juxta eas inserendum. Caules verisimiliter !/;, m vel ultra alli, erecti 
(pars basilaris repens rhizophoros flagellaque gerens in specimine deficit), 
ubique heterophylli. Pars petioliformis caulium compressa, plagiotropa, 
atere dorsali et ventrali convexa, submelleo-fulva, subopaca vel subnitens, 
subdense foliata, angulis subhirsuto-pubescens, in specimine usque ad 4 mm 
crassa, Pars frondosa laxe tri- vel subquadripinnatim ramosa, ambitu 
rotundato-ovata. Rami cauli similes, angulis subhirsuto-pubescentes. Rami 
primi ordinis inferiores in specimine usque ad 21, dm longi, laxe sub- 
tripinnatim ramosi, ramis secundi ordinis inferioribus 2 subbipinnatim ra- 
mosis, ceteris paucis repetito vel semel furcatis, supremis simplicibus, om- 
nibus elongatis. Planum partis petioli- et rhachiformis caulis foliis late- 
ralibus inclusis c. 1—11/, cm latum, planum ramorum primi ordinis €. 
8—10 mm, ramorum secundi et tertii ordinis vix ultra 7 mm, ramulorum 
ultimorum abbreviatorum flores gerentium c. 3—4 mm latum. Folia late- 
ralia partis petioliformis e basi inferiore cordato-rotundata viridi minute 
piloso-denticulata et e basi superiore parum pallescente minute piloso- 
denticulata suboblique falcato-ovata, acuminata, submucronata, parum in- 
aequilatera (semifacie superiore paulo latiore), margine inferiore subintegra 
vel obsolete piloso-denticulata, margine superiore vitta albicante cellulis 
prosenchymaticis subscleroticis formata usque ad 0,06 mm lata ornata et 
ubique minute piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,02 mm 
altis), nervo mediano ad apicem versus incrassato praedita, nervis falsis 
carentia, sed interdum loco nervorum falsorum fibris nonnullis congre- 
gatis ornata; folia lateralia maxima partis petioliformis c. 7 mlm longa 
4 mm supra basin lata. Folia intermedia partis petioliformis cauis e basi 
exteriore manifeste auriculata (auricula incurva ciliis crebris rigidis hamato- 
incurvis vel subrectis vix 0,15 mm longis ornata) et e basi interiore sub- 

2% 


20 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


cordato-rotundata minute piloso-denticulata oblique falcato-ovata, subaequi- 
latera, in aristam vix 4 mm longam acuminata, parte inferiore marginis 
exterioris subintegra vel obsolete piloso-denticulata, parte superiore ejus 
et margine interiore toto piloso-denticulata (pilis dentiformibus maximis 
basi marginis interioris c. 0,05—0,06 mm altis, a basi ad apicem versus 
decrescentibus); folia intermedia partis petioliformis maxima (auricula ex- 
teriore c. 1/. mm longa et arista c. 1 mm longa inclusa) c. 7 mm longa, 
31/, mm supra basin lata. Folia lateralia et intermedia partis rhachiformis 
caulis iis partis pedunculiformis caulis similia; ramorum et ramulorum 
sensim decrescentia; folia lateralia eorum angustiora, acutiuscula, e basi 
inferiore cordato-auriculata ciliata viridi et e basi superiore cordata ciliata 
pallescente oblique falcato-oblonga, inaequilatera (semifacie superiore c. 1/3 
latitudinis semifaciei inferioris latiore), margine inferiore basi ciliata apice- 
que .minute piloso-denticulato exceptis integra, superiore usque ad medium 
piloso-denticulata, cetera parte superiore subintegra, parte inferiore semi- 
faciei superioris ad marginem versus usque ad medium pailescentia et vitta 
cellulis prosenchymaticis formata angusta parum perspicua margine supe- 
riore ornata, inter nervum medianum et marginem utrumque in epidermide 
lateris aligularis nervos falsos fibris formatos saepe parte inferiore inter- 
ruptos quarta parte basilari laminae evanescentes gerentia. Folia axillaria 
e basi utraque rotundata ovata, recta, acuminata, aequilatera, ad partem 
inferiorem marginis utriusque versus parum pallescentia et piloso-denticu- 
lata, ceteris notis foliis lateralibus vulgaribus similia; maxima ad basin 
ramorum primi ordinis posita c. 5 mm longa, 2!/; mm infra medium lata. 
Folia intermedia ramorum ramulorumque angustiora quam ea caulis. Folia 
lateralia ramulorum ultimorum abbreviatorum flores gerentium c. 2!/,— 
3 mm longa, */,—4 mm supra basin lata; folia intermedia eorum c. 11/,— 
2 mm longa, 3/;— vix I mm infra medium lata; folia axillaria ad basin 
ramulorum ultimorum posita vix ultra 21/, mm longa, ?/, mm supra basin 
lata. Flores apice ramulorum ultimorum abbreviatorum solitarii vel ad 
apicem ramorum elongatorum 2—4 sessiles, 1/,—11/, em longi, 2—21/, mm 
crassi. Sporophylla tetrasticha, homomorpha, e basi utraque rotundata 
deltoideo-cymbiformia, in aristam sensim acuminata, margine utroque crebre 
piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 3 mm altis), dorso carinata 
(carina virescente vix 0,05 mm alta sparse et minute piloso-denticulata); 
sporophylla maxima vix 2 mm longa, 41/, mm supra basin lata. Macro- 
sporangia in specimine desiderantur. Microsporangia in axillis sporo- 
phyllorum omnium posita. Microsporae c. 0,025 mm crassae, acervatim 
congregatae aurantiacae, solitariae lutescenti-hyalinae, latere rotundato gibbis 
capituliformibus stipitatis ornatae. 


Vermutlich bis 1/, m und vielleicht darüber hohe wedelartige Sproßsysteme, die 
oben locker drei-, bisweilen bis vierfach fiederig verzweigt sind und überall dorsiventral 
ausgebildet zu sein scheinen, mit Ausnahme vielleicht des unteren rhizomartigen Teiles 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. ot 


des stielartigen Stengels und der Ausläufer, die an dem Exemplar fehlen. Die Breite 
des stielartigen und rhachisartigen Stengelteils beträgt 1—11/4 cm, die der Zweige erster 
Ordnung 8—10 mm, die der Zweige zweiter und dritter Ordnung kaum über 7 mm und 
der blütentragenden letzten Kurzzweige etwa nur 3—4 mm, immer mit Einschluß der 
Seitenblätter. Die Seitenblälter selbst sind an der Hauptachse bis 7 mm lang und 
4 mm über der Basis breit, die Mittelblätter derselben mit dem !/; mm langen Öhrchen 
und der 4 mm langen Grannenspitze bis ca. 7 mm lang und 31/2 mm über der Basis 
breit. Die Seitenblätter der blütentragenden Kurzzweige sind nur 21/—3 mm lang, 
3/4—1 mm über der Basis breit und deren Mittelblätter 11/.—2 mm lang, 3/4 bis kaum 
4 mm unterhalb der Mitte breit. Die entweder einzeln auf ganz kurzen Zweigen oder 
zu 2 bis 4 an den Enden der langen Zweige erster bis dritter Ordnung befindlichen 
Blüten sind 1/2,—41/2 cm lang und 2—921/ mm dick. Die am vorliegenden Exemplare 
vorhandenen Blüten enthalten in den Sporophyllachseln nur Mikrosporangien. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Gomadjidji-Hügels am 
Waria, bei ca. 300 m ti. M. (SchLecHter n. 17474, mit entwickelten, nur 
Mikrosporangien tragenden Blüten, 14. März 1908. — Kgl. Berliner Botan. 
Museum zu Dahlem). 

Die auch in die Verwandtschaft, wenn auch weitere, der S. simalis Kuhn ge- 
hörende Art zeichnet sich vor allen Verwandten durch das nicht seltene Vorhandensein 
von 2—4 Blüten an den Enden der Zweige erster bis dritter Ordnung aus. Von 
S. stmilis Kuhn unterscheidet sie sich noch durch an der unteren Basis abgestutzte, in 
eine grüne, fast öhrchenförmige Ecke oft etwas nach unten vorgezogene Seitenblätter 
durch schmälere, länger in die Granne zugespitzte Mittelblätter der Zweige usw., von 
S. Mosxkowskiz Hieron. ebenfalls durch die andere Beschaffenheit der unteren Basis der 
Seitenblätter, durch das Vorhandensein von gut ausgebildeten Scheinnerven in der Epi- 
dermis der Aligularseite der Seitenblätter des wedelartigen Sproßteils, durch mehr all- 
mählich in eine längere Granne zugespitzte Mittelblätter usw. Am nächsten steht die 
Art noch der S. Burkei Hieron., von der sie sich durch die etwas mehr nach unten 
herabgezogene, grüne untere Ecke der Seitenblätter des wedelartigen Sproßsystems, 
durch viellänger von der Spitze derselben herablaufende, nur an der Blattbasis fehlende 
Scheinnerven derselben, durch kleinere, schmälere, aber mit etwas längerer Granne ver- 
sehene Sporophylle usw. unterscheidet. 


7. 8. Kerstingii!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. magnificae 
Warburg eique proxime affinis. Caules e parte basilari repente rhizo- 
phoros c. 0,6 mm crassos vix ultra 2 cm longos stramineo-griseos et fla- 
gella heterophylla gerente ascendentes vel suberecti, verisimiliter 1/, m vel 
ultra alti, ubique heterophylli; pars simplex petioliformis caulium com- 
pressa, anceps, subplagiotropa, latere dorsali (superiore) statu sicco leviter 
bisulcata, latere ventrali (inferiore) convexa, olivacea vel fuscescens, sub- 
nitens, laevis, glabra, usque ad 4 mm crassa; pars frondosa caulium de- 
composito-subtripinnatim ramosa, ambitu deltoideo-ovata, c. 3—4 dm longa 
lataque. Rami primi ordinis utroque latere c. 6—8, inferiores usque ad 
2 dm longi, subbipinnatim ramosi, rami secundi ordinis inferiores eorum 
pinnatim vel subdichotome ramosi, ramos tertii ordininis utroque latere 


4) Benannt nach dem Sammler der Art Regierungsrat Dr. W. KERSTING. 


33 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


/ 


1—3 simplices elongatos usque ad 1 dm longos gerentes; rami primi et 
secundi ordinis superiores simplices. Planum partis rhachiformis caulis 
foliis lateralibus inclusis c. 1—11/, cm, ramorum primi ordinis c. 12— 
43 mm, ramorum secundi ordinis 10—12 mm, ramorum tertii ordinis 
7—10 mm, ramulorum ultimorum abbreviatorum floriferorum vix ultra 
3mm latum. Folia lateralia partis simplicis petioliformis et rhachiformis 
caulis flagellorumque e basi inferiore sinuata breviter pallescente ima parte 
ciliata (ciliis patentibus usque ad 0,25 mm longis rigidulis) deinde pilosa 
(pilis vix ultra 0,1 mm longis) et e basi superiore late producta late palles- 
cente cordato-rotundata ima parte pauciciliata (ciliis patentibus 0,25 mm 
longis) denique usque ad medium laminae creberrime piloso-denticulata 
(pilis dentiformibus vix 0,1 mm longis) oblique falcato-ovata, acutiuscula 
(superiora partis petioliformis flagellorumque, omnia partis rhachiformis) 
vel obtusiuscula (inferiora partis petioliformis et flagellorum), parte basilari 
valde inaequilatera (semifacie superiore altero tanto latiore), parte apicali 
aequilatera, margine utroque ad apicem versus brevissime piloso-denticu- 
lata, margine superiore summo apice excepto albido-marginata (vitta cellulis 
prosenchymaticis formata ad latus interius non exacte definita usque ad 
0,45 mm parte inferiore marginis lata), nervo mediano a medio sensim 
incrassato et latere aligulari fibris brevibus parum perspicuis ubique sparsis 
ornata; folia lateralia baseos partis petioliformis et partis inferioris flagel- 
lorum minora quam ea partis rhachiformis; maxima partis rhachiformis 
caulis c. 9 mm longa, 5 mm supra basin lata. Folia axillaria ad basin 
ramorum primi ordinis posita subaequilatera vel aequilatera, e basi utra- 
que cordato-rotundata deltoideo-ovata, acutiuscula, margine utroque usque 
ultra medium laminae crebre piloso-denticulata, ceteris notis foliis laterali- 
bus vulgaribus similia; maxima c. 5 mm longa, 3 mm supra basin lata. 
Folia intermedia partis petioliformis et rhachiformis caulis flagellorumque 
e basi exteriore late subauriculato-rotundata deorsum protracta et e basi 
interiore angustius cordato-rotundata late falcato-ovata, in aristam c. 
0,5 mm longam abrupte acuminata, margine utroque ubique crebre pileso- 
denticulata (pilis dentiformibus baseos exterioris maximis usque ad 0,1 mm 
longis, baseos interioris parum brevioribus; pilis a basibus ad apicem 
versus sensim decrescentibus), lamina ubique stomatibus crebris pellucido- 
punctulata; folia intermedia partis petioliformis et rhachiformis maxima 
c. 5 mm longa, 31/, mm supra basin lata. Folia ramorum omnium iis 
caulis petioliformis et rhachiformis similia, sed angustiora et sensim mi- 
nora; folia lateralia ramulorum ultimorum floriferorum abbreviatorum 
minima €. 21/, mm longa, °/, mm supra basin lata; folia intermedia 
eorum manifeste basi exteriore auriculata, auricula lata rotundata inclusa 
vix 2 mm longa, vix 1 mm supra basin lata; folia axillaria ultima ad 
basin ramulorum floriferorum posita c. 21/) mm longa, I mm supra basin 
lata. Flores apice ramulorum omnium plerumque bini sessiles vel infra 


PT 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 93 


apicem eorum in ramulis abbreviatis vix usque ad 5 mm longis solitarii, 
1/,—21/. cm longi, c. 2 mm crassi, tetrastichi. Sporophylla subhomo- 
morpha, e basi utraque rotundata deltoideo-cymbiformia, acuta, mucronata, 
viridia, ad margines versus pallescentia, margine utroque crebre piloso- 


 denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,04 mm altis), dorso carinata 


(carina obscurius viridi vix ultra 0,05 mm alta integra); sporophylla ven- 
tralia parum latiora; maxima c. 2mm longa, 4 mm supra basin lata. 
Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia dor- 
salium posita. Macrosporae c. 0,3 mm crassae, statu sicco cremeae, statu 
humido cremeo-pellucidae, gibbis rugiformibus flexuosis vel subliteriformibus 
ubique etiam inter cristam aequatorialem rugiformem cristasque commissu- 


rales similes ornatae. Microsporae c. 0,02 mm crassae, acervatim congre- 


gatae cremeae, singulae cremeo-pellucidae, latere rotundato gibbis capituli- 
formibus sessilibus sparsis ornatae. 


Etwa 1/2 m hohes Kraut mit locker dreifach, mit den Kurzzweigen vierfach 
verzweigten, im Umriß breit eirunden Wedeln, überall dorsiventral ausgebildet. Stiel- 
und rhachisartige Stengelteile mit Einschluß der Seitenblätter 4—11/ cm breit, Zweige 
an Breite abnehmend, letzte blütentragende Kurzzweige kaum über 3 mm breit mit 
Einschluß der Seitenblätter. Die an der unteren Basis ausgebuchteten, an der oberen 
breit vorgezogenen, an beiden blässer gefärbten und ganz unten mit wenigen bis 
0,25 mm langen Wimpern, sonst nur mit kurzen Haarzähnchen am Rande versehenen 
Seitenblätter sind bis 9 mm lang und 5 mm über der Basis breit, nehmen an den 
Zweigen aber nach und nach an Größe ab und sind an diesen verhältnismäßig schmäler, 
ebenso die an der äußeren Basis mit breitem Öhrchen versehenen sichelförmig eirunden, 
in eine bis 0,5 mm lange Granne kurz zugespitzten, am Rande überall mit kurzen 
Haarzähnchen besetzten Mittelblätter. Die Axillarblätter sind kleiner als die zugehörigen 
gewöhnlichen Seitenblätter, normal gleichseitig. Die Blüten sind bis 21/2 cm lang, etwa 
2 mm dick, genau tetrastisch und stehen vermutlich mehr oder weniger wagrecht ab, 
da die Makrosporangien auf die ventralen, die Mikrosporangien auf die dorsalen Sporo- 
phylle beschränkt zu sein scheinen. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf dem Gipfel des Oertzen-Gebirges bei 
Tajomana im Hochwald bei 1100 m ü. M. (Kerstine n. 2133 — kleine 
Pflanze ohne Blüten, aber mit vollständigem Rhizom, 15. Mai 1869. — 
Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem); in den Wäldern des Kani-Ge- 
birges bei 1000 m ü. M. (Scazecarer n. 17128 — mit zahlreichen Blüten, 
2. Jan. 1908. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 


Die am meisten verwandte Art ist die auf den Philippinen heimische S. magnifica 
Warburg, die habituell sehr ähnlich ist, aber viel stumpfere, am Oberrande mit weniger 
langen, nicht abstehenden, sondern nach oben gerichteten Haarzähnchen versehene 
Seitenblätter, mit kurzer Weichspitze versehene, sonst ähnliche Mittelblätter, dickere 
und längere Blüten und dem entsprechend größere, aber mit weniger langer Spitze 
versehene Sporophylle besitzt und sich auch noch sonst unterscheidet. Von den aus 
dem Papuagebiete bisher bekannt gewordenen, der Gruppe der S. magnifica Warburg 
angehörenden Arten unterscheidet sich S. Kerstingii, abgesehen von anderen, weniger 
auffallenden Unterschieden, durch die viel breiteren dorsiventralen Zweige und kann 
dieselbe daher kaum mit diesen verwechselt werden. 


24 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, Il. 


8. S. Schefferi!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. myosuroides 
(Kaulf.) Spring., ex affinitate S. birarensis Kuhn. Caules c. 2—3 dm 
alti, e basi breviter repente rhizophoros vix ultra 1 cm longos compresso- 
teretes vix ultra 0,6 mm crassos avellaneo-cremeos flagellaque brevia mox 
assurgentia gerente ascendentes vel suberecti, glabri, laeves, straminei vel 
ochroleuci; pars simplex petioliformis caulium basi subtetragono-teres, c. 
1—11/, mm crassa, tetrastiche foliata, ceterum ad apicem versus sensim 
magis compressa, anceps, dorsiventraliter foliata, ubique heterophylla; pars 
rhachiformis caulium parti petioliformi superiori similis, foliis lateralibus 
accrescentibus densius foliata, decomposito-bipinnatim vel rarissime sub- 
tripinnatim ramosa; ambitu systematis ramificationis ovato vel lanceolato. 
Rami primi ordinis inferiores c. 4—8cm longi, 1/—A1/, cm inter se 
remoti, pinnatim, rarissime ramis secundi ordinis vel ramulis infimis vix 
ultra 2'/, cm longis furcatis subbipinnatim ramosi. Planum partis rhachi- 
formis caulium foliis lateralibus inclusis c. 5—6 mm, ramorum primi or- — 
dinis 4—5 mm, ramulorum 2—3 mm latum. Folia postica (lateralibus 
respondentia) baseos partis petioliformis caulium a basi inferiore auriculata 
(auricula viridi decurrente deorsum protracta ovata) deinde cuneato-rotun- 
data et e basi superiore dilatata rotundata oblique ovata, obtusiuscula, 
inaequilatera (semifacie antica altero tanto latiore), parte superiore marginis 
inferioris sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,02 mm 
altis), margine superiore usque ultra medium crebre ciliata (ciliis rigidis 
patentibus; basilaribus maximis usque ad 0,2 mm longis, mox decres- 
centibus), ad apicem versus ut margine altero breviter piloso-denticulata, 
nervo mediano ad apicem versus param incrassato infra apicem laminae 
evanescente praedita, usque c. 2 mm longa, 1'/, mm supra basin lata. 
Folia antica basilaria partis petioliformis caulium (foliis intermediis respon- 
dentia) lateralibus similia, e basi inferiore auriculata deinde cuneato-rotun- 
data et e basi superiore late rotundata in mucronem brevem acuminata, 
parte inferiore inaequilatera (semifacie antica hic dimidia parte latiore), 
utroque margine piloso-denticulata (pilis dentiformibus 0,02—0,03 mm 
altis), vix ultra 2 mm longa, 11/, mm supra basin lata. Folia lateralia 
partis petioliformis superioris et partis rhachiformis caulium foliis posticis 
basilaribus similia, sed longiora et pro conditione parum angustiora, usque 
ad 3 mm longa, 13/, mm supra basin lata. Folia intermedia earum anticis 
basilaribus partis petioliformis inferioris caulium similia, sed in mucronem 
longiorem c. 1/, longitudinis laminae aequantem acuminata, maxima c. 
21/2 mm longa, 11/2 mm supra basin lata. Folia axillaria ad basin ramo- 


4) Benannt nach Dr. Rup. H. C. C. Scnerrer, welcher die von TEysMANN im nord- 
westlichen Neu-Guinea gesammelten Pflanzen veröffentlichte. (Ann. du Jard. Buiten- 
zorg I. 4 [4876} p.4 u. fi). 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 25 


rum primi ordinis posita aequilatera, e basi utraque rotundata ovata, ob- 
tusiuscula, parte inferiore utriusque marginis ciliata et ciliis sensim de- 
crescentibus parte superiore ejus breviter piloso-denticulata, ceteris notis 
foliis lateralibus vulgaribus similia. Folia lateralia ramorum ramulorumque 
decrescentia e basi inferiore truncato-rotundata et superiore rotundata sub- 
faleato-ovato-oblonga, acutiuscula, angustiora, aequilatera, parte inferiore 
marginis superioris vix usque ad medium ciliata (ciliis mox decrescentibus) 
et hic vitta cellulis prosenchymaticis subscleroticis formata usque ad 
0,08 mm lata ornata; minima ramulorum ultimorum c. 41/2 mm longa, 
3/, mm infra medium lata. Folia intermedia ramorum ramulorumque iis 
partis rhachiformis caulium similia; minima arista c. 1/; longitudinis 
aequante inclusa c. 11/, mm longa et !/; mm infra medium lata. Folia 
axillaria ad basin ramulorum posita lis ad basin ramorum primi ordinis 
positis similia, sed minora, c. 2 mm longa, vix À mm medio lata. Flores 
apice ramorum ramulorumque solitarii, valde platystichi, c. 4—8 mm 
longi, c. 2 mm lati. Sporophylla dorsalia e basi utraque breviter rotun- 
data oblique deltoideo-cymbiformia, acuta, semifacie in lumen inclinata 
viridi dimidia parte latiore et semifacie altera angustiore hyalino-palles- 
cente praedita, margine utroque imis basibus exceptis sparse piloso-den- 
ticulata (pilis dentiformibus usque ad 0,03 mm altis), dorso carinata (carina 
parte inferiore c. 0,05 mm, parte superiore usque ad 0,2 mm vel paulo 
ultra alta, parte inferiore marginis integra, parte superiore ejus sparse 
piloso-denticulata, obtusa); sporophylla dorsalia maxima c. 11/5 mm longa, 
0,7 mm supra basin lata. Sporophylla ventralia e basi utraque rotundata 
cucullato - deltoideo- cymbiformia, in aristam c. !/; longitudinis laminae 
aequantem acuminata, aequilatera, semifacie utraque hyalino-pallescente 
praedita, margine utroque imis basibus exceptis crebre pilosa (pilis denti- 
formibus rigidis usque ad 0,06 mm altis), dorso vix vel obsolete carinata; 
sporophylla ventralia maxima c. 1!/, mm longa, 3/, mm supra basin lata. 
Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia dor- 
salium posita. Macrosporae c. 0,25—0,3 mm crassae, statu sicco ebeneae, 
statu humido luteae, latere rotundato gibbis rugiformibus minulis reticu- 
latim conjunctis ornatae. Microsporae c. 0,03 mm crassae, acervatim 


congregatae rubrae, singulae aurantiaco-pellucidae, laeves. 

Eiwa 2—3 dm hohes Kraut mit unverzweigtem, unten tetrastisch mit sehr ähn- 
lichen und’ gleich großen Seiten- und Mittelblättern besetzten, weiter oben dorsiventral 
ausgebildeten, deutlich heterophyllen stielartigen Stengelteil und mit doppelt (selten 
partiell dreifach) fiederig verzweigtem, im Umriß eirunden oder lanzettlichen oberen 
Wedelteil, kurz gewimperten, ungleichseitigen, breit eirunden, stumpfen Seitenblättern 
an den unteren Teilen und kurzgewimperten, schmäleren, gleichseitigen, spitzeren Seiten- 
blättern an den Zweigen und mit an der äußeren Basis mit Öhrchen versehenen, am 
Rande mit Haarzähnchen besetzten, kurz stachelspitzigen an den unteren Teilen und 
ähnlichen, aber mit längerer Stachelspitze versehenen Mittelblättern an den Wedel- 
zweigen, mit 4—8 mm langen, c. 2 mm breiten, sehr platystischen Blüten, mit hohem 
Kiel am oberen Rücken versehenen ungleichseitigen dorsalen und fast ungekielten, 


26 C. Lauterbach, Beitrage zur Flora von Papuasien. II. 


gleichseitigen, hyalinen ventralen Sporophyllen, welche beide an den Rändern kürzere 
Haarzähnchen tragen. 


Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Finisterre-Gebirges 
1200 m ü. M. (Schrecuter n. 19089 — mit wenigen Blüten 14. Jan. 1909. 
— Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Die Art ist nahe verwandt mit S. berarensis Kuhn, welche ich früher unter die 
Gruppe der S. suberosa Spring gestellt habe, neuerdings aber auch in die Gruppe der 
S. myosuroides (Kaulf.) Spring unterbringe, da sie, wenn auch nur sehr kurze, doch 
charakteristische Ausläufer an der Basis der stielartigen Stengelteile aufweist. SS. bz- 
rarensis unterscheidet sich von S. Schefferi durch breitere, aus herzförmigen Basen 
eirund gestaltete Seitenblätter der Wedelzweige, durch nicht in eine Grannenspitze ver- 
längerte, sondern nur zugespitzte Mittelblätter derselben, durch weniger deutlich platystich 
ausgebildete, anscheinend fast aufrechte Blüten, deren dorsale und ventrale Sporophylle, 
wenn auch verschieden, doch sehr ähnlich und gleich groß sind, durch den niedrigeren 
Kiel der auch kleineren dorsalen Sporophylle, durch die Stellung der Makrosporangien 
in den Achseln der meisten sowohl ventralen wie dorsalen Sporophylle und der Mikro- 
sporangien in nur wenigen obersten dorsalen Sporophyllen, durch die angefeuchtet mehr 
zitronen- oder schwefelgelb erscheinenden Makrosporen usw. 


9. S. Schumanni!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. junger- 
mannioides (Gaud.) Spring juxta S. Mederleint Hieron. inserenda. Caules 
decumbentes, repentes, rhizophoros tenues c. 0,15 mm crassos compresso- 
teretes fulvo-virentes vix ultra 4 cm longos gerentes, parte inferiore dicho- 
tome, parte superiore subbipinnatim laxe ramosi, ubique heterophylli. 
Planum caulium foliis lateralibus inclusis c. 5 mm, ramorum ramulorumque 
c. 2—3 mm latum. Folia lateralia e basi inferiore subtruncato-cuneata et 
superiore rotundata suboblique ovata, breviter acuminata, ima basi mar- 
ginis inferioris longius pilosa (pilis usque ad 0,05 mm longis), ad apicem 
versus breviter piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 0,015 mm altis), 


parte inferiore marginis superioris subciliata (ciliis basilaribus 0,1 mm 


longis) et ciliis mox decrescentibus ad apicem versus breviter piloso-den- 
ticulata; folia lateralia caulium maxima c. 21/, mm longa, 11/, mm supra 
basin lata. Folia axillaria e basi utraque cuneata sublanceolata, breviter 
acuminata, obtusiuscula, parte inferiore utriusque marginis longius, ad 
apicem versus breviter piloso-denticulata; folia axillaria maxima ad basin 
ramorum primi ordinis posita c. 1,7 mm longa, vix ultra 0,8 mm lata. 
Folia intermedia e basi exteriore vix auriculata et e basi interiore rotun- 
dato-cuneata ovata, in aristam tertiam usque ultra dimidiam partem (in 
ramulis) longitudinis laminae aequantem breviter acuminata, margine utro- 
que sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,02 mm longis); 
folia intermedia maxima caulium c. 41/, mm (arista 1/2 mm longa inclusa) 
longa, c. 3/, mm infra medium lata. Flores c. 5—6 mm longi, 41/2 mm 
crassi, tetrastichi, ascendentes. Sporophylla subhomomorpha e basi utra- 


4) Benannt nach Prof. Dr. KarL Scuumann, ehemaligem Kustos am Kgl. Berliner 
Botanischen Museum. 


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G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. ae 


que rotundata ovato-cymbiformia, in aristam acuminata, margine utroque 
crebre piloso-denticulata (pilis dentiformibus maximis basilaribus usque ad 
0,07 mm longis), dorso carinata (carina vix 0,04 mm alta, ad apicem versus 
breviter piloso-denticulata); sporophylla dorsalia angustiora, subaequilatera 
(semifacie in lumen inclinata laete viridi, altera pallidiore); sporophylla dor- 
salia maxima c. 4%/, mm vel parum ultra longa, c. 0,6 mm supra basin 
lata; sporophylla ventralia aequilatera, utraque semifacie pallescente prae- 
dita, paulo longiora et laliora quam sporophylla dorsalia; maxima c. 2 mm 
longa et 0,8 mm lata. Macrosporangia praesertim in axillis sporophyl- 
lorum ventralium, microsporangia dorsalium posita. Macrosporae usque 
ad 0,25 mm crassae, statu sicco cremeae, statu humido cremeo-subpellu- 
cidae, latere rotundato gibbis rugiformibus crassiusculis flexuosis ornatae, 
inter cristas commissurales laeves. Microsporae 0,02—0,025 mm crassae, 
acervatim congregatae luteae, singulae lutescenti-pellucidae, latere rotun- 
dato gibbis capituliformibus sessilibus sparsis ornatae. 

Die dicht dem Boden angeschmiegte Art hat bis kaum über 1 cm lange, dünne 

- Wurzelträger, bis 5 mm breite, dorsiventrale Hauptachsen, etwa 2—3 mm breite Seiten- 
_zweige zweiter und erster Ordnung, bis 6 mm lange und A1/; mm dicke, tetrastische 
Blüten. Die Seitenblätter sind schief eirund, kurz zugespitzt, an dem unteren Teile des 
oberen Randes mit bis 0,1 mm langen Wimpern, im übrigen nur mit kurzen Haar- 
zähnchen besetzt. Die Axillarblätter weichen insofern von der sonst üblichen Form ab, 
als sie an beiden Basen keilförmig und nicht abgerundet sind, wie die gewöhnlichen 
Seitenblätter an der oberen Basis. Die Mittelblätter sind an der äußeren Basis kaum 
mit einem Öhrchen versehen, breit eiförmig und endigen in eine grannenartige Spitze, 
die bei den der Zweige länger als an den der Hauptachsen ist und bis über die Hälfte 
der Länge der Spreite erreichen kann. Die Sporophylle sind nicht sehr verschieden, 
die ventralen sind etwas größer und an beiden Halbseiten blaßgrün. 

Südöstl. Neu-Guinea: auf den Mo-roka-Bergen im Distrikt Moresby 
zwischen Moosen (Loria n. 129 u. 157 — Juli, August 1893 mit Blüten. 
— Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem, wurde von Dr. E. Lever an 

mich gesandt). 

| Ist bis jetzt die einzige neuguineische Art aus der Gruppe der S. jungermannior- 

«des (Gaud.) Spring. Dieselbe ist neben die in den argentinischen Missionen und in 
Südbrasilien vorkommende S. Niederleinii Hieron. zu stellen, welche sich durch breitere 
Seitenblätter, breitere mit deutlichem sklerotischem weißen Rande versehene Mittel- 
blätter, viel kürzere Blüten, nur mit kurzer Grannenspitze versehene Sporophylle und 
andere Merkmale, abgesehen vom Vaterlande, vor S. Schumanni Hieron. auszeichnet. 
Eine dieser nahe stehende verwandte Art ist weder von den Sundainseln noch aus 
Polynesien bekannt. 


10. S. Loriai!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. Belangeri 
(Bory) Spring, juxta S. bancanam Warburg inserendum. Caules ubique 
hetorophylli repentes, rhizophoros compresso-teretes c. 0,1 mm crassos 
| 1/1 cm longos tenues flavovirentes gerentes, subtetragono-compressi, 


4) Nach dem Sammler Dr. Lamserto Loria benannt. 


28 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


flavovirentes, usque ad 0,2 mm crassi, parte inferiore parce dichotome, 
parte superiore laxe pinnatim ramosi. Rami superiores vix ultra 1 cm 
longi, simplices vel raro furcati, apice florigeri. Planum caulium foliis 
lateralibus inclusis c. 21/5 mm latum, ramorum c. 11/,—2 mm latum. Folia 
subremota glauco-viridia. Folia lateralia e basi inferiore truncato-auricu- 
lata virente et e basi superiore rotundata parum pallidiore oblique ovata, 
obtusiuscula, inaequilatera (semifacie superiore c. dimidia parte semifaciei 
inferioris latiore), margine inferiore ubique obsolete piloso-denticulata vel 
subintegra, parte inferiore marginis superioris manifeste sparse piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,03 mm altis) parte superiore 
obsolete piloso-denticulata vel subintegra, latere aligulari cellulas prosenchy- 
maticas subscleroticas (fibras) paucas sparsas inter nervum medianum et 
margines gerentia; folia lateralia caulis maxima parum ultra 41/, mm longa, 
parum ultra 3/, mm supra basin lata, ramorum paulo decrescentia. Folia 
axillaria e basi utraque rotundata ovalia, subaequilatera, parte inferiore 
utriusque marginis manifeste piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 
0,03 mm altis), ad apicem versus subintegra vel obsolete piloso-denticulata, 
usque ad 11/, mm longa, %/, mm lata. Folia intermedia e basi exteriore 
breviter auriculata (auricula virente rotundata) et e basi interiore rotundata 
oblique subfalcato-ovata, breviter acuminata, parum inaequilatera vel sub- 
aequilatera (semifacie exteriore paulo angustiore interdum interiorem sub- 
aequante), margine exteriore obsolete, interiore sparse sed manifeste piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis), margine utroque basibus 
exceptis vitta angustissima cellularum prosenchymaticarum subscleroticarum 
serie unica formata ornata; folia intermedia maxima ce. 11/, mm _ longa, 
parum ultra 1/, mm supra basin lata. Flores platystichi apice ramorum 
positi, solitarii, c. 2—3 mm longi, 2 mm lati. Sporophylla valde hetero- 
morpha. Sporophylla dorsalia e basi utraque rotundata oblique oblongo- 
ovato-cymbiformia, valde inaequilatera, semifacie ad lumen inclinata flavo- 
virente semiovato-oblonga acuta altero tanto latiore margine sparse piloso-. 
denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,01 mm longis) et vitta angusta 
cellularum prosenchymaticarum subscleroticarum seriebus 1—2 formata 
ornata et semifacie altera semiovata multo breviore angustiore hyalina 
margine sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus usque ad 0,03 mm 
altis) praedita, dorso late carinata (carina semiobovato-oblonga apice ob- 
tusiuscula, parte superiore dilatata usque ad 0,25 mm vel parum ultra 
lata, ad apicem versus obsolete piloso-denticulata); sporophylla dorsalia 
maxima vix A1/, mm longa, c. 0,6 mm supra basin lata. Sporophylla 
ventralia e basi utraque subtruncato-rotundata deltoideo-subcucculato-cymbi- 
formia, acuta, hyalina, margine utroque sparse piloso-denticulata (pilis 
dentiformibus vix 0,02 mm altis), dorso obsolete carinata; sporophylla 
dorsalia maxima c. À mm longa, c. 0,55—0,6 mm supra basin lata. Macro- : 
sporangia in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia dorsalium 


SS "cs 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 99 


posita. Macrosporae jam delapsae desiderantur. Microsporae 0,02—0,03 mm 
crassae, acervatim congregatae miniatae, singulae aurantiaco-pellucidae, 


laeves, solum cristis commissuralibus humilibus ornatae. 

Die kleine, kriechende, sehr unscheinbare, einem Lebermoose ähnliche Art ist an 
der Basis der Stengel bisweilen dichotomisch, dann aber weiter oben einfach fiederig 
verzweigt mit kurzen, kaum über 1 cm langen, selten gabelig geteilten Seitenzweigen. 
Die überall dorsiventral ausgebildeten Sproßachsen sind mit Einschluß der Seitenblätter 
ca. 21/» mm breit, die Zweige 11/.—2 mm. Die Seitenblätter sind schief eiförmig, 
stumpflich, nur am unteren Teil des Oberrandes mit deutlichen Haarzähnchen besetzt. 
Die Mitteiblätter besitzen kurzes, äußeres Öhrchen und eine kurze Weichspitze und 
zeigen nur am inneren (oberen) Rande einige kurze Haarzähnchen. Die Blüten sind 
nur 2—3 mm lang und bis 2 mm breit, sehr deutlich platystich ausgebildet. Die Sporo- 
phylle sind sehr verschieden. Die dorsalen zeichnen sich durch einen ziemlich hohen 


 Rückenkiel aus und zeigen wie die ventralen an den Rändern nur kurze Haarzähnchen. 


Südöstl. Neu-Guinea: an den Ufern des Sancti Josephi-Flusses im 
Distrikt Moresby (L. Lorra n. 150 — mit wenigen, etwas alten Blüten im 


‘November 1892. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem, wurde von 


E. Levier an mich gesandt). 

Die oben als nächst verwandte Art angegebene S. bankana Warburg hat dichter 
stehende, spitzere Seitenblätter, mit einer kurzen Granne versehene Mittelblätter, etwas 
längere Blüten, nur niedrigen Kiel besitzende dorsale Sporophylle usw. Von der weiter 
unten beschriebenen S. Lauterbachit Hieron. unterscheidet sich S. Loriai durch kürzere, 
breitere Blüten und den hohen Kiel der längeren dorsalen Sporophylle. Nichtblühende 
Exemplare beider Arten dürften nur nach genauer Untersuchung zu unterscheiden sein. 
Auch S. torricelliana v. A. v.R. ist ähnlich, hat aber mit langen Wimpern am Ober- 
rande versehene Seitenblätter, schmälere und mehr aufstrebende und mehr verzweigte 
Seitenzweige der kriechenden Achsen, viel schmälere Blüten mit viel kürzeren, mit 
niedrigem Kiel versehenen dorsalen Sporophyllen usw. 


44. S. Weinlandii‘) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione 
S. pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. Belan- 
ger? (Bory) Spring, affine S. spinulosae Spring. Caules ubique heterophylli 


_ repentes, rhizophoros tenues vix ultra 0,15 mm crassos vix 4 cm longos 
- flavovirentes gerentes, compresso-teretes, usque ad 0,3 mm crassi, flavo- 


virentes, parte inferiore saepe dichotome, parte superiore pinnatim vel 
subbipinnatim ramosi. Rami superiores simplices vel saepe semel furcati, 
vix ultra 2 cm longi. Planum caulium foliis lateralibus inclusis c. 24/. mm 


“latum, ramorum c. 4—411/, mm latum. Folia lateralia e basi utraque sub- 


cordato-rotundata ovata, obtusa, parum inaequilatera, parte inferiore mar- 


ginis superioris ciliis paucis (6—7) usque ad 0,25 mm interdum longis 


ornata, parte superiore ciliis repente valde decrescentibus sparse piloso- 
denticulata (pilis dentiformibus vix ultra 0,02 mm altis), margine inferiore 


_ toto similiter piloso-denticulata, margine utroque vilta parum perspicua 


cellularum prosenchymaticarum subscleroticarum serie unica formata et 


4) Nach Dr. Cart Aucusr Frieprich Werntanp, der als Kolonialarzt der Neu- 
Guinea-Gesellschaft bei Stephansort und Finschhafen 1889—1891 Pflanzen sammelte, 
benannt. 


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30 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


inter margines et nervum medianum cellulis prosenchymaticis subscleroticis 
sparsis parum perspicuis ornata; folia lateralia maxima c. 1,25 mm longa, 
0,8 mm lata. Folia axillaria aequilatera, ovalia, utroque margine longe 
ciliata, minora quam folia lateralia vulgaria, vix ultra À mm longa, 0,6 mm 
lata, ceteris notis lis similia. Folia intermedia e basi exteriore breviter 
auriculata (auricula virente rotundata) et e basi interiore virente rotundata 
subfalcato-ovata, breviter acuminata, in pilum vel ciliam desinentia, sub- 
aequilatera, margine utroque parce ciliata (ciliis usque ad 0,2 mm longis, 
margine exteriore c. 9, interiore c. 6); summo apice breviter piloso-denti- 
culata (pilis dentiformibus utroque margine 1—2 vix ultra 0,02 mm longis); 
maxima vix 4 mm longa et 1/, mm infra medium lata. Flores 2— vix 
21/, mm longi, c. 2 mm lati, manifeste platystichi, apice ramorum ulti- 
morum positi, solitarii. Sporophylla valde heteromorpha. Sporophylla 
dorsalia e basi utraque truncato-rotundata oblique deltoideo-cymbiformia, 
valde inaequilatera (semifacie in lumen inclinata altero tanto latiore, virente, 
margine vitta angustissima cellulis prosenchymaticis subscleroticis formata 
ornata et sparse piloso-denticulata [pilis dentiformibus usque ad 0,05 mm 
altis, sed saepe brevioribus!, latere aligulari inter margines et nervum 
medianum cellulas prosenchymaticas scleroticas paucas sparsas gerente; 
semifacie altera angustiore, hyalina, vittam obsoletam interruptam cellulis 
prosenchymaticis formatam gerente, margine ima basi excepta usque ad 
medium parce ciliata [ciliis c. 4—5 usque ad 0,12 mm longis patentibus 
rectis rigidis], ad apicem versus rare piloso-denticulata [pilis dentiformibus 
1—2 vix 0,02 mm altis]), dorso manifeste carinata (carina viridi, c. 
0,14 mm infra apicem alta, parte inferiore humiliore excepto sparse piloso- 
denticulata, pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis); sporophylla dorsalia 
maxima c. 1,4 mm _ longa, 0,6 mm supra basin lata. Sporophylla ven- 
tralia hyalina, e basi utraque subtruncato-rotundata deltoideo-subcucullato- 
cymbiformia, in aristam brevem acuta, margine utroque imis basibus ex- 
ceptis ciliata (cilis 5—6 usque ad 0,15 mm longis sparsis), apice ciliis 
repente decrescentibus 1—2-piloso-denticulata, dorso obsolete carinata ; 
sporophylla ventralia maxima c. 1,25 mm longa, 0,5 mm lata. Macro- 
sporangia in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia dorsalium 
posita. Macrosporae 0,1—0,15 mm crassae, statu humido citrinae, statu 
sicco ochroleueae, gibbis humillimis verruciformibus parum perspicuis latere 
rotundato ornatae, inter cristas commissurales humiles laeves. Micro’ 
sporae c. 0,02—0,03 mm crassae, acervatim congregatae miniatae, singulae 


aurantiaco-pellucidae, laeves. 

Eine der S. Loriai Hieron. ähnliche, ebenfalls kleine, kriechende, unscheinbare 
Art, die einem Lebermoose ähnlich ist, mit an der Basis häufig dichotomisch, weiter 
oben aber fiederig verzweigten Hauptachsen mit kurzen, kaum 4 cm langen, dünnen 
Wurzelträgern und 1/>—11/ cm langen, oberen Seitenzweigen, welche nicht selten gabelig 
geteilt sind. Der Durchmesser der dorsiventralen Hauptachsen beträgt mit Einschluß 
der Seitenblätter bis 21/9 mm, der der Zweige 14—11/ mm. Die eiförmigen, stumpfen 


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G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 31 


Seitenblätter sind am Rande mit wenigen bisweilen bis 0,25 mm langen Wimpern am 
Oberrande geziert, bis 4,25 mm lang und 0,8 mm breit. Die Mittelblätter sind an der 
äußeren Basis mit sehr kurzen Öhrchen versehen, fast gleichseitig, etwas sichelförmig. 
kurz zugespitzt, tragen an der Spitze ein mehr oder weniger langes Wimperhaar, an 
den Seitenrändern bis 0,2 mm lange Wimpern und sind höchstens 4 mm lang und 
1/) mm unter der Spreitenmitte breit. Die Blüten sind sehr deutlich platystich, kaum 
21/ mm lang, c. 2 mm breit. Die Sporophylle sind sehr verschieden. Die dorsalen am 


Rande der kleineren hyalinen Halbseite, die ventralen an beiden Rändern mit längeren 


Wimpern versehen. Länge der dorsalen Sporophylle 4,4 mm, Breite 0,6 mm; der ven- 
tralen Länge 1,25 mm, Breite 0,5 mm. 


Nordöstl. Neu-Guinea: im Torricelli-Gebirge in Höhe von 500 m 
ü. M., zusammen mit S. torricelliana v. A. v. R. (ScuLecaTer n. 14389 zum 
Teil — mit gut entwickelten Blüten im April 1902. — Kgl. Berliner Botan. 


Museum zu Dahlem). 

Die nächst verwandte Art dürfte, wie oben angegeben wurde, die javanische 
S. spinulosa Spring sein, die noch zarter ist, etwas breitere Seitenblätter, an der 
äußeren Basis nicht mit Öhrchen versehene, aber in gleicher Weise an der Spitze ein 
längeres Haar oder Wimper tragende Mittelblätter, dünnere Blüten, weniger verschieden 
gestaltete Sporophylle, besonders auch kürzere dorsale besitzt. 

Von der mit ihr am gleichen Standorte zusammen wachsenden S. torricelliana 
v. A. v. R. ist S. Weinlandii durch die an der unteren Basis nicht herablaufenden, an 
der Spitze noch stumpferen, am oberen Rande mit noch längeren Wimpern versehenen 
Seitenblätter, die lang bewimperten, in eine Wimper endenden Mittelblätter, die längeren 
und auch länger bewimperten dorsalen und ventralen Sporophylle zu unterscheiden. 
Von 8. Loriat Hieron. unterscheidet sie sich durch die längere Bewimperung der Seiten- 
blätter, Mittelblätter und Sporophylle, breitere kürzere Seitenblätter, mit weniger hohem 
Kiel versehene kleinere dorsale Sporophylle usw. Von S. Kürnbachii Hieron., mit der 
sie wegen der Ähnlichkeit der Sporophylle und der langen Bewimperung aller Blatt- 
organe verwechselt werden könnte, unterscheidet sie sich durch die am Boden hin- 
kriechenden, dem Boden angedrückten Hauptachsen, durch stumpfere und breitere 
Seitenblätter, durch das Vorhandensein einer Wimper am Ende der Mittelblätter, durch 
viel kürzere Blüten und andere Kennzeichen mehr. Von S. macroblepharis Warburg, 
die mit S. Weinlandii Ähnlichkeit hat und daher schließlich auch noch verwechselt 
werden könnte, unterscheidet sich dieselbe durch am Boden angedrückte, überall wur- 
zelnde Hauptachsen, durch breitere aber kürzere und stumpfere Seitenblätter, breitere 
mit längeren Wimpern versehene und am Spitzenende eine Wimper tragende Mittelblätter 
und durch mit weniger hohem Kiel versehene dorsale Sporophylle. 


12. 8. Lauterbachii!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione 
S. pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S, Belangeri 
} vl 
Bory) Spring juxta 8. vitensem Bak. inserenda et S. torricellianae v. A. v. R. 
5 J 
proxime affine. Caules ubique heterophylli repentes, rhizophoros com- 
pressos vix ultra 0,2 mm crassos vix ultra 1/9 cm longos flavovirentes 
gerentes, compresso-teretes, statu sicco dorso subsulcati, c. 0,4 mm crassi, 
basi dichotome ramosi, parte superiore subbipinnatim ramosi. Rami primi 
ordinis c. 1/,—41/, em longi, simplices vel furcati vel rarius inferiores 
2 27 3D") P 


4) Benannt nach Dr. Cart Laurersacx, dem bekannten Erforscher der Floren der 


_ deutschen Schutzgebiete in der Südsee, dem Herausgeber dieser »Beiträge«. 


32 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


pinnatim ramulosi; rami ramulique saepe floriferi. Planum caulium vix 
ultra 21/, mm latum, ramorum ramulorumque 4!/.—2 mm latum. Folia 
subremota glauco-viridia. Folia lateralia e basi inferiore subauriculato- 
cordata et e basi superiore rotundata oblique ovata, obtusiuscula, inaequi- 
latera (semifacie superiore quinta parte latiore), margine inferiore sparse 
et breviter piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 0,02 mm altis), parte 
basali marginis superioris pauciciliata (ciliis rigidis usque ad 0,06 mm 
longis patentibus), ceterisque partibus marginis superioris ciliis sensim 
decrescentibus breviter piloso-denticulata, margine utroque vitta angustissi- 
ma cellularum scleroticarum seriebus 2—3 formata et nervo mediano infra 
apicem evanescente ornata, inter nervum medianum et vittam marginalem 
nervis falsis cellulisque mechanicis sparsis omnino carentia; folia lateralia 
maxima caulium c. 2mm longa, À mm supra basin lata; minima ramu- 
lorum floriferorum c. 1 mm longa, 1/s mm supra basin lata. Folia axillaria 
ad basin ramorum primi ordinis posita e basi utraque rotundata breviter 
ciliata ovalia, aequilatera, ceteris notis foliis lateralibus vulgaribus similia; 
maxima c. 2 mm longa, ?/, mm lata; folia axillaria ad basin ramulorum 
posita saepe folia lateralia cetera notis omnibus aequantia; minima vix 
4 mm longa, 0,55 mm lata. Folia intermedia e basi exteriore breviter 
auriculata (auricula rotundata viridi) et e basi interiore cuneato-rotundata 
ovata, breviter acuminata, aequilatera, margine utroque basi ima excepta 
subsparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus vix 0,03 mm altis) et vitta 
angustissima cellularum prosenchymaticarum scleroticarum seriebus binis 
formata nervoque mediano tenui ad apicem versus vix incrassato ornata; 
folia intermedia maxima partis rhachiformis caulis c. 11/, mm longa, c. 
3/, mm infra medium lata; minima ramulorum floriferorum c. 0,55 mm 
longa, 0,3 mm infra medium lata. Flores apice ramorum ramulorumque 
positi c. 3—6 mm longi, vix ultra 1 mm lati, manifeste platystichi. Sporo- 
phylla heteromorpha parum similia, e basi utraque rotundata ‘deltoideo- 
cucculato-cymbiformia, subaristato-acuta, basi utraque excepta margine 
utroque sparse piloso-denticulata (pilis dentiformibus patentibus rigidiusculis 
usque ad 0,04 mm longis) et vitta cellulis prosenchymaticis scleroticis 
formata angusta vix ultra 0,02 mm lata ornata. Sporophylla dorsalia 
parum inaequilatera, semifacie in lumen inclinata virescente paulo latiore 
et altera pallescente subhyalina angustiore praedita, dorso manifeste cari- 
nata (carina viridi c. 0,1 mm alta ad apicem versus minute piloso-denticu- 
lata); sporophylla dorsalia maxima parum ultra 4 mm longa, vix 0,7 mm 
supra basin lata; minima ramulorum floriferorum vix 4 mm longa, 0,55 mm 
Supra basin lata. Sporophylla ventralia quam dorsalia minora, omnino 
aequilatera, apice brevius acuta, utraque semifacie pallescentia vel sub- 
hyalina, dorso ad apicem versus obsolete carinata; ventralia maxima vix 
4 mm longa, 0,65 mm supra basin lata. Microsporangia in axillis sporo- 
phyllorum ventralium, microsporangia in axillis sporophyllorum dorsalium 


+ 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 33 


posita. Macrosporae usque ad 2 mm crassae, statu humido citrinae, statu 
sicco ochroleucae, opacae, latere rotundato gibbis minutis verruciformibus 
crebris ornatae, inter cristas commissurales laeves. Microsporae 0,03— 
0,035 mm crassae, acervatim congregatae rubrae, singulae subaurantiaco- 
ferrugineae, subpellucidae, laeves, latere verticali solum cristis commissu- 


ralibus ornatae. 

Kleine, niedrige, kriechende, auf kaum über 1/9 cm lange, dünne Wurzelträger 
… gestützte Art, deren Stengel bisweilen an der Basis dichotomisch in gleichwertige Äste 
verzweigt, weiter oben stets einfach bis selten zum Teil doppelt-fiederig verzweigt sind. 
Die Aste erster Ordnung sind meist einfach oder gegabelt, selten die unteren fiederig 
verzweigt. Die überall dorsiventral ausgebildeten Hauptstengel sind mit Einschluß der 
Seitenblätter kaum 21/5 mm breit, die Zweige 11/,—2 mm breit. Die Seitenblätter sind 
wenig ungleichseitig eiförmig, mit ziemlich stumpfer Spitze, die der Hauptstengel bis 
2 mm lang und 4 mm über der Basis breit, die kleinsten an den Blüten tragenden 
Zweigen etwa halb so groß. Die an der Basis der Seitenzweige erster Ordnung be- 
findlichen Axillärblätter sind wie gewöhnlich gleichseitig, die an der Basis der Zweige 
zweiter Ordnung stehenden aber meist ungleichseitig den gewöhnlichen Seitenblättern 
gleich. Die Mittelblätter haben keine Grannenspitze und nur ein sehr kurzes Öhrchen 
an der äußeren Basis. Längere als 0,06 mm lange Wimpern finden sich nicht an den 
Blättern, auch nicht an den Sporophyllen. 


Nordöstl. Neu-Guinea: an Felsen am Nuru-Flusse, 300 m ü.M. 
(LAUTERBACH n. 2292 — mit gut entwickelten Blüten, 8. Juni 1896. — 


Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Mit der oben als verwandte Art genannten S. vitiensis Baker ist die neue Art, ab- 
gesehen vom verschiedenen Vaterlande, durch zarteres Aussehen, schmälere dorsi- 
ventrale Stengel und Zweige, also kleinere Seitenblätter, die kürzere Bewimperung des 
- Oberrandes derselben, die nur mit kurzer Weichspitze versehenen Mittelblätter, die bei 
__ S. vitiensis mit etwa die Hälfte der Blattlänge erreichender Grannenspitze versehen sind, 
durch schmälere Blüten, also kleinere dorsale Sporophylle usw. zu unterscheiden. 
Leichter zu verwechseln ist sie mit der auch in Neu-Guinea heimischen, kürzlich erst 


beschriebenen S, torricelliana v. A. v. R.i). Diese unterscheidet sich jedoch durch 


schmälere dorsiventrale Stengel und Zweige, also kleinere Seitenblätter, welche am 
unteren Teil des oberen Randes mit längeren (bis 0,2 mm langen) Wimpern besetzt sind, 
durch die weniger spitzen und etwas kleineren Sporophylle, durch die Makrosporen, 
welche mit noch kleineren warzenförmigen Erhöhungen zahlreich bedeckt sind, die bei 
schwacher Mikroskopvergrößerung kaum sichtbar sind, wobei dann die Makrosporen 
selbst bei Oberlichtbeleuchtung nur matt erscheinen und noch durch andere weniger 
auffallende Kennzeichen. 

Auch die oben beschriebene S. Weinlandır Hieron. könnte verwechselt werden. 
Diese besitzt jedoch kürzere Seitenblätter, viel längere Wimpern an dem Oberrande 
derselben, sowie auch an den Rändern der Mittelblätter und Sporophylle. | 


13. 8. longiciliata Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. Belangeri 
(Bory) Spring, ex affinitate proxima S. vitiensis Baker. Caules ubique 
heterophylli, repentes, parte inferiore simplici rhizophoros compresso-teretes 
vix ultra 1 cm longos tenues vix 0,2 mm crassos gerentes, parte superiore 


4) Vgl. Bull. du Jardin Botanique de Buitenzorg. 2ème Serie, No. I, p. 45. 
Botanische Jahrbicher. L. Ba. 3 


34 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


decumbentes vel subascendentes rhizophoris carentes, ancipites, latere 
dorsali subbisulcati, ventrali plani, usque ad 0,4 mm lati, flavo-virentes, 
glabri, parte superiore decomposito-subbipinnatim ramosi. Rami primi 
ordinis vix ultra 21/, cm longi, inferiores pinnati (ramulis utroque latere 
{—2) vel repetito furcati, superiores furcati vel simplices. Planum partis 
inferioris radicantis caulium foliis lateralibus inclusis c. 2—3 mm latum, 
angustius quam planum partis superioris rhachiformis, c. 4—6 mm latum; 
planum ramorum ramulorumque c. 3 mm latum. Folia partis superioris 
rhachiformis caulium magis approximata, tenuiter membranacea, glauco- 
viridia. Folia lateralia e basi inferiore breviter rotundata ct e basi supe- 
riore late rotundata oblique subfalcato-ovata, breviter acuminata, parte 
inferiore inaequilatera (semifacie antica dimidia parte latiore), margine 
superiore usque ultra medium laminae subdense longeque ciliata (ciliis c. 
0,2—0,3 mm longis flexuosis patentibus), basi ima marginis inferioris 
pauciciliata (ciliis 1—2) vel ciliis carentia, utroque margine ad apicem 
versus breviter piloso-denticulata (pilis dentiformibus c. 0,01—0,02 mm 
altis), nervo mediano ad apicem versus vix incrassato praedita; folia late- 
ralia partis superioris caulium maxima, c. 3 mm longa et 11/. mm vel 
parum ultra supra basin lata. Folia axillaria e basi utraque rotundata 
ovata, acutiuscula, margine utroque a basi usque ultra medium longe ciliata, 
aequilatera vel subaequilatera, quam folia lateralia vulgaria minora ceteris 
notis iis similia; maxima ad basin ramorum primi ordinis posita c. 21/, mm 
longa, 11/, mm supra basin lata. Folia intermedia e basi exteriore bre- 
viter auriculata (auricula deltoidea et acuta indeque cilia terminata vel 
ovali et obtusa pauciciliata) et interiore rotundata late ovata, in aristam 
1/, longitudinis laminae superantem breviter et parce piloso-denticulatam 
breviter acuminata, margine utroque longe et subsparse ciliata (ciliis utrin- 
que c. 9—12, iis foliorum lateralium conformibus); folia intermedia partis 
rhachiformis maxima auricula aristaque inclusa c. 11/, mm longa, 3/, mm 
infra medium lata. Folia ramorum ramulorumque omnia iis partis rhachi- 
formis caulium similia, sed angustiora et decrescentia, lateralia margine 
inferiore ciliis basilaribus plerumque carentia, margine superiore usque 
ad medium vel vix usque ad medium laminae ciliata (eiliis c. 40—13, vix 
ultra 0,25 mm longis); lateralia ramulorum ultimorum vix 2 mm longa, 
3’,mm supra basin lata; folia intermedia ramulorum ciliis paucioribus 
(4—6) utroque margine ornata, c. 4,2 mm longa, 0,45 mm infra medium 
lata. Flores apice ramorum ramulorumque positi solitarii, e. 2—3 mm 
longi, 11/, mm crassi, platystichi. Sporophylla valde heteromorpha; dor- 
salia e basi utraque rotundata oblique deltoideo-cymbiformia, in aristam 
longam acuminata, inaequilatera (semifacie in lumen inclinata c. parte di- 
midia latiore virescente, altera angustiore pallescente) parte inferiore utrius- 
que marginis longe et parce ciliata (ciliis utroque margine c. 5—6, vix. 
ultra 0,2 mm longis), dorso carinata (carina pro conditione alta usque ad 


CEE “Te” ae Tm 


a 
4.7 


Erz 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 35 


0,25 mm alta in aristam longe protracta, margine parce piloso-denticulata); 
sporophylla dorsalia maxima c. 4,8 mm longa, 0,6 mm supra basin lata. 
Sporophylla ventralia e basi utraque rotundata deltoideo-ovato-cymbiformia 
in aristam laminam longitudine aequantem acuminata, aequilatera, utraque 
semifacie pallescentia, margine utroque subdense ciliata (ciliis utroque latere 
c. 9—12, c. 0,1—0,25 mm longis), dorso carinata (carina vix ultra 0,05 mm 
alta in aristam non protracta margine parce piloso-denticulata); sporo- 
phylla ventralia maxima c. 11/, mm longa, 0,65 mm lata. Macrosporangia 
in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia dorsalium posita. 
Macrosporae 0,2—0,25 mm crassae, sulphureae, gibbis humillimis rugi- 
formi- vel literiformibus parum perspicuis ornatae vel sublaeves. Micro- 
sporae 0,03 mm crassae, laeves, acervatim congregatae luteae, singulae 
lutescenti-pellucidae. 

An Felsen oder felsigen Abhängen herabkriechendes, meist an langem, unverzweigten 
wurzelnden unteren Teil doppelt fiederig verzweigte und nicht wurzelnde, etwas auf- 
warts gebogene Verzweigungssysteme besitzendes Kraut, überall dorsiventral ausgebildet, 
mit bei Einschluf der Seitenblätter 2—3 mm breitem, wurzelnden unterer unver- 
zweigten Teil und 4—6 mm breitem verzweigten Teil der Hauptachsen und etwa 3 mm 
breiten Zweigen an diesem. Die etwas sichelförmig eingebogenen, schief eirunden 
Seitenblätter, die mit äußeren Öhrchen versehenen, in eine lange Grannenspitze endenden 
Mittelblätter und auch die sehr heteromorphen Sporophylle sind am Rande mit sehr 
langen Wimpern besetzt. Kennzeichnend für die Art ist auch der außergewöhnlich 
hohe, in die Grannenspitze verlängerte Kiel der dorsalen Sporophylle. 

Nordöstl. Neu-Guinea: an feuchten Felsen oder felsigen Abhängen 
der Berge von Wobbe herabhängend, bei 300 m ü. M. (Scacecater n. 16264 
— mit Blüten 14. Juli 1907. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Die neue Art, die ich wegen ihrer habituellen und sonstigen ähnlichen Beschaffen- 
heit in die Nähe der S. vitiensis Baker stelle, zeichnet sich vor dieser und allen Arten 
der Gruppe durch die meist langen, kriechenden, unverzweigten unteren Stengelteile 
aus, die wahrscheinlich ein Produkt von Überrieselung durch Wasser sind, ferner aber 
auch durch die lange Bewimperung aller Blattorgane, die sie der S. spinulosa Spring 
nähert, bei der jedoch die Wimpern nur eine Länge von kaum 0,2 mm erreichen, die 
Mittelblätter kein deutliches äußeres Öhrchen besitzen und der Habitus der viel kleineren 
Pflänzchen ein verschiedener ist. 


14. 8. Hollrungii!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e seclione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie monostelicarum, e turma S. suberosae 
Spring, ex affinitate S. Kärnbachi Hieron. Caules ubique heterophylli e 
basi repente rhizophoros 1/,—2 cm longos c. 0,35 mm crassos flavo- 
virentes interdum rufescenti-striatos gerente suberecti vel erecti, flavo- vel 
stramineo-virentes, usque ad 0,6 mm crassi, compresso-teretes, statu sicco 
latere dorsali subbisulcati, ventrali convexi, usque ad 12 cm alti, a bas; 
laxe bipinnatim vel subtripinnatim ramosi; rami primi ordinis inferiores 
usque ad 5 cm longi, pinnatim vel subbipinnatim ramosi; rami secundi 


4) Benannt nach Dr. M. Horirung, welcher 1888 die Flora von Kaiser-Wilhelms- 
Land erforschte. 


3% 


36 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


ordinis simplices vel furcati, rarius pinnatim pauciramulosi; rami ramulique 
omnes saepe apice floriferi. Planum caulis rhachiformis foliis lateralibus 
inclusis c. 21/, mm latum, ramulorum ultimorum vix 41/, mm latum. Folia 
lateralia e basi inferiore viridi decurrente vix auriculata et superiore rotun- 
data pallescente late oblique ovalia, apice obtusa, margine inferiore ad apicem 
versus obsolete piloso-denticulata (dentibus vix 0,04 mm altis), superiore a basi 
usque ad medium laminae sparse ciliata (ciliis subrectis rigidis fragilibus 
usque ad 0,2 mm longis) et ciliis subrepente decrescentibus ad apicem versus 
minute sed manifeste crebrius piloso-denticulata; folia lateralia maxima caulis 
c. 41/, mm longa, 1 mm supra basin lata: minima ramulorum ultimorum 
3/, mm longa, vix 1/, mm lata. Folia axillaria e basi utraque pallescente 
rotundata ovata, obtusa, parte inferiore marginis utriusque ciliata, parte 
superiore piloso-denticulata, aequilatera, ceteris notis foliis lateralibus vul- 
garibus similia; maxima ad basin ramorum primi ordinis posita c. 11/2 mm 
longa, %/, mm supra basin lata; folia axillaria ad basin ramorum ramu- 
orumque posita decrescentia; minima 4 mm longa, !/, mm lata. Folia 
intermedia e basi utraque cordata oblique subfalcato-ovata, breviter in 
mucronem acuminata, inaequilatera (semifacie interiore fere altero tanto 
infra medium latiore praedita), utroque margine vitta usque ad 0,04 mm 
lata cellulis prosenchymaticis scleroticis formata ornata, ad apicem marginis 
exterioris versus obsolete et sparse sed manifeste piloso-denticulata (pilis 
dentiformibus basilaribus usque ad 0,02 mm altis), latere aligulari stomatibus 
optime perspicuis crebris subpellucide punctulata; folia intermedia maxima 
paulo ultra 1 mm longa, c. 0,7 mm infra medium lata. Flores platystichi 
5—8 mm longi, vix 1 mm crassi, ad apicem ramorum ramulorumque 
omnium positi, solitarii. Sporophylla manifeste heteromorpha; dorsalia 
e basi utraque truncato-rotundata oblique late ovato-deltoideo-cymbiformia, 
brevissime acuminata, inaequilatera (semifacie in lumen inclinata supra 
basin altero tanto vel ultra latiore, viridi, margine ima basi excepta vitta 
cellulis prosenchymaticis subscleroticis formala usque ad 0,05 mm lata 
ornata; semifacie altera pallescente, parum breviore, multo angustiore, vitta 
parum angustiore margine ornata), margine utroque piloso-denticulata (pilis 
dentiformibus vix ultra 0,03 mm altis, ad apicem versus decrescentibus), 
dorso manifeste carinata (carina viridi medio usque ad 0,1—0,13 mm alta, 
sparse piloso-denticulata); sporophylla dorsalia maxima c. 0,8—0,9 mm 
lata et 0,8 mm longa; sporophylla ventralia e basi utraque truncato-rotun- 
data deltoideo-cymbiformia, parte basali bifido-cucculata, subaequilatera 
(semifacie exteriore angustiore), margine utroque vitta cellulis prosenchyma- 
ticis subscleroticis formata angusta vix 0,03 mm crassa ornata et in epi- 
dermide lateris aligularis cellulas similes sparsas crebras gerentia, dorso 
obsolete carinata; maxima c. 0,8 mm longa, 0,07 mm supra basin lata. 
Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, microsporangia in 
axillis sporophyllorum dorsalium posita. Macrosporae c. 0,2—0,23 mm 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 37 


crassae, opacae, luteae, latere rotundato minutissime punctulatae (gibbis 
minutissimis verruciformibus ornatae), latere verticali inter cristas commisu- 
rales humiles laeves. Microsporae 0,02—0,35 mm crassae, acervatim 
congregatae miniatae, singulae aurantiaco-pellucidae, laeves, solum cristis 


commissuralibus humilibus latere verticali ornatae. 

Die aus aufsteigender oder kriechender Basis aufgerichtelen SproBsysteme sind 
locker zweifach, bisweilen etwas dreifach fiederig verzweigt und im Umriß länglich oder 
eiförmig. Der rhachisartige Stengelteil ist mit Einschluß der Seitenblätter bis 21/5 mm 
breit, die letzten Zweige kaum über A4!1/a mm. Die ungleichseitigen, schief ovalen, 
stumpfen Seitenblätter zeichnen sich am unteren Teil des Oberrandes durch bis 0,2 mm 
lange Wimpern aus, sind bis höchstens 11/9 mm lang und etwa 1 mm über der Basis 
breit. Die Mittelblätter sind eiförmig, doch etwas sichelartig eingebogen, ungleichseitig, 
bis 4 mm lang und 0,7 mm breit. Die Blüten sind 5—8 mm lang, kaum 41 mm dick 
die dorsalen Sporophylle demnach verhältnismäßig klein, dabei aber doch recht ver- 
schieden von den ventralen. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in Bergwäldern bei Pema 300 m ü. M. 
(SCHLECHTER n. 19408 — mit entwickelten Blüten 11. Mai 1909. — Kel. 
Berliner Botan. Museum in Dahlem). 

Die Art könnte mit S. Kärnbachii Hieron., der sie nahe steht, verwechselt werden. 
Doch unterscheidet sich 8. Kürnbachii durch schmälere, eiförmige, spitzere und weniger 
ungleichseitige Seitenblätter, durch mit weniger deutlichem sklerotischen Rande ver- 
sehene Mittelblätter, längere und breitere Blüten, mit längeren Wimpern versehene 
Sporophylle usw. 


15. S. Zahnii!) Hieron n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum e serie monostelicarum, e turma S. suberosae Spring 
ex affinitate S. Kdrnbachw Hieron. et juxta eam inserenda. Caules e basi 
repente vel subascendente rhizophoros usque ad 2 cm longos compresso- 
teretes c. 0,25 mm crassos stramineos gerente suberecti, c. 0,5—0,6 mm 
crassi, subpentagono-compressi, plagiotropi, latere dorsali statu sicco mani- 
feste bisulcati, straminei, subnitentes, ubique heterophylli, e basi repente 
bipinnatim ramosi. Rami primi ordinis inferiores et medii pinnatim ramu- 
losi, vix ultra 21/, cm longi, ramulis plerisque simplicibus, inferioribus raro 
furcatis 1/,—1 cm longis. Planum partis rhachiformis caulis foliis latera- 
libus inclusis c. 4 mm latum, ramulorum ultimorum vix 2 mm latum. 
Folia glauco-viridia, remotiuscula. Folia lateralia e basi inferiore sub- 
truncato-rotundata lateque producta oblique ovata, obtusiuscula vel acutius- 
cula, breviter mucronata, parte inferiore valde inaequilatera, parte superiore 
subaequilatera (semifacie inferiore usque ad apicem ‘versus aequilatera 
semioblonga; semifacie superiore late semiovata, supra basin altero tanto 
latiore quam semifacies inferior), parte inferiore marginis inferioris sparse 
et obsolete, parte superiore crebrius piloso-denticulata (pilis dentiformibus 
vix ultra 0,01 mm altis), parte inferiore marginis superioris sparse ciliata 
(cils vix ultra 0,12 mm longis rigidis patentibus) et vitta angusta vix 


1) Benannt nach dem Missionar H. Zaun, welcher diese Art saminelte, 


38 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


pallescente cellulis prosenchymaticis formata parum perspicua ornata, parte 
superiore marginis superioris parce piloso-denticulata, nervo ad apicem 
versus vix vel parum incrassato apicem non attingente infra eum evanes- 
cente praedita; folia lateralia maxima partis rhachiformis caulis c. 3 mm 
longa, 1°/, mm supra basin lata, ramulorum ultimorum saepe flores geren- 
tium minima c. 41/, mm longa, */, mm supra basin lata. Folia axillaria 
aequilatera vel interdum subinaequilatera, e basi utraque rotundata late 
producta ovata, parte inferiore marginis utriusque ciliata et vitta angusta 
cellulis prosenchymaticis formata ornata, ceteris notis foliis lateralibus vul- 
garibus similia; folia axillaria maxima ad basin ramorum primi ordinis 
posita vix 21/, mm longa, vix 11/, mm supra basin lata. Folia intermedia 
e basi exteriore breviter decurrente (vix manifeste auriculata) rotundata et 
e basi interiore latius producta rotundata ovato-lanceolata, subrecta, in 
apicem plus minusve longe aristatum sensim acuminata, subinaequilatera, 
semifacie exteriore angustiore semiovato-oblonga et semifacie interiore 
semiovato-lanceolata praedita, margine exteriore sparse piloso-denticulata 
(pilis dentiformibus vix ultra 0,02 mm altis), margine interiore ciliata (ciliis 
rigidis patentibus rectis vix ultra 0,08 mm longis), ad apicem versus ciliis 
sensim decrescentibus piloso-denticulata, utroque margine vitta angusta 
fibrarum seriebus binis formata ornata; folia intermedia maxima partis 
rhachiformis caulis c. 2 mm longa, vix 3/, mm lata, minima ramulorum 
c. 11/, mm longa, 1/2 mm lata. Flores manifeste platystichi 4—-7 mm 
longi, 21/ mm lati, apice ramorum ramulorumque positi. Sporophylla 
valde heteromorpha. Sporophylla dorsalia e basi utraque rotundata valde 
oblique oblongo-cymbiformia (semifacie in lumen inclinata c. k mm supra 
basin lata, multo majore, viridi, margine basi ima excepta vitta angusta 
fibris formata vix 0,02 mm lata ornata, parte inferiore ciliis rigidis paten- 
tibus usque ad 0,12 mm longis sparse ornata, ad apicem versus sparse 
piloso-denticulata; semifacie altera pallescente subhyalina angustiore vix 
semilata et c. quarta parte breviore infra apicem sporophylli evanescente, 
ceterum simili), dorso carinata (carina basi pallide lobulato-gibbosa us- 
que ad 0,2 mm ad apicem versus alta virescente basi subintegra excepta 
sparse piloso-denticulata); sporophylla dorsalia maxima c. 13/, mm longa, 
0,23 mm lata. Sporophylla ventralia minora subhyalina, aequilatera, e 
basi utraque subtruncato-rotundata deltoideo-subcymbiformia, in apicem 
aristiformem piloso-denticulatum sensim acuminata, margine sparse ciliata 
(ciliis rigidis patentibus subrectis vel subflexuosis usque ad 0,45 raro 
0,2 mm longis), dorso vix manifeste carinata, c. 11], mm longa, '/, mm 
supra basin lata. Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium, 
microsporangia in axillis sporophyllorum dorsalium posita. Macrosporae 
c. 0,2—0,25 mm crassae, stramineo-albidae, gibbis humilibus subconi- vel 
verruciformibus etiam inter cristas commissurales humiles (hice minoribus) 
ornatae, Microsporae 0,025 mm crassae, acervatim congregatae auran- 


Ss ee 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens, 39 


tiacae, singulae lutescenti-pellucidae, ubique etiam inter cristas commissu- 


rales laeves. 

Aus auf dem Boden kriechenden, auf etwa 2 cm lange Wurzelträger gestutzten 
Rhizomteilen steigen die Sproßsysteme gleich von diesen an locker doppelt fiederig 
verzweigt auf und bilden bis etwa 4 dm hohe Rasen. Dieselben sind überall dorsi- 
ventral ausgebildet. Die rhachisartigen plagiotropen Stengel sind mit Einschluß der 
Seitenblätter etwa 4 mm breit, die Zweige zweiter Ordnung unterhalb der Blüten kaum 
halb so breit. Die Seitenblätter sind sehr ungleichseitig, mit kurzer Weichspitze ver- 
sehen, die des Hauptstengels bis 3 mm lang und 4%, mm über der Basis breit, die der 
letzten Zweige halb so breit und lang. Die Axillarblätter sind etwas kleiner, meist wie 
alle Axillarblätter gleichseitig, aber bisweilen etwas ungleichseitig. Die Mittelblätter 
sind auch ungleichseitig, schief eiförmig-lanzettlich, zeigen eine etwas herablaufende 
äußere Basis, ohne jedoch deutlich mit Öhrchen versehen zu sein und gehen an der 
Spitze in eine Granne aus. Die Blüten sind kaum 7 mm lang und 21/5 mm breit, sehr 
deutlich platystich. Ihre dorsalen Sporophylle sind sehr ungleichseitig, zeichnen sich 
durch den verhältnismäßig hohen Rückenkiel aus. Die ventralen Sporophylle sind 
gleichseitig, fast hyalin und viel kleiner als die dorsalen. 

Nordöstl. Neu-Guinea: am Sattelberge, vermutlich auf dem Erd- 
boden der Wälder (H. Zaun n. 2 — mit Blüten 1904 gesammelt. — Kgl. 
Berliner Botan. Museum in Dahlem; wurde von J. S. Kırrruss in Nürnberg 
an mich gesandt). 

Am nächsten verwandt ist die Art mit S. Kärnbachir Hieron., die weniger hoch 
(nur etwa bis 6 cm) ist, kürzere, entweder nur einmal gegabelte, oder unverzweigte 
Zweige erster Ordnung aufweist und sich außerdem durch die herablaufende, geöhrte, 
untere Basis der viel kleineren Seitenblätter, die breit-eiförmigen, an beiden Basen 
gleichförmig abgerundeten, nicht außen herablaufenden, kurz zugespitzten Mittelblätter, 
die weniger breiten (also mit kürzeren dorsalen Sporophyllen versehenen), oft aber 
längeren Blüten usw. unterscheidet. 

Die ebenfalls nahe verwandte S. macroblepharis Warburg ist auch niedriger und 
viel zarter. Ihre Seitenblätter stehen weiter auseinander, sind viel kleiner und länger 
noch bewimpert, ihre Mittelblätter nicht so lang begrannt, die Blüten viel kürzer usw. 

Von der oben beschriebenen S. Hollrungit Hieron., mit der S. Zahnii auch ver- 
wechselt werden könnte, unterscheidet sie sich durch längere, schmälere, spitzere 
Seitenblätter, in eine Granne endende ebensolche Mittelblätter, durch viel breitere 
Blüten, also viel längere dorsale Sporophylle und auch viel längere, in eine Granne 
endende, am Rande mit längeren Wimpern versehene ventrale Sporophylle usw. 


16. S. Nymani!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie plevostelicarum, e turma S. Wallkichii (Hook. 
et Grev.) Spring p. p. et ex affinitate S. gracilis Moore (syn. S. aspericauls 
Al. Br. apud Kuhn, non mser.; S. hypacantha Al. Br. mscr.) et S. velu- 
tinae Cesati (syn. S. motiensis Hieron., S. aspericaulis Al. Br. mscr.) et 
juxta eas inserendum. Caules e basi repente flagella caulibus similia et 
rhizophoros compresso-teretes stramineos usque ad A'!/; mm crassos c. 
1—5 cm longos gerente erecti, tristelici, subcompresso-teretes, statu sicco 
irregulariter plurisulcati, statu humido utroque latere convexi, sulphurei 


1) Benannt nach Dr. Erık OLor AuGusr Nyman, welcher in den Jahren 1898—4899 
in Neu-Guinea botanisch sammelte. 


40 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


vel straminei, ubique gibbis crebris asperi, 1/.— verisimiliter 1 m alti; 
pars inferior petioliformis sparse, pars rhachiformis frondis crebrius foliata. 
Frons bipinnatim ramosa, ambitu ovata, usque ad 4 dm longa, 3 dm lata. 
Rami laterales primi ordinis in utroque latere c. 5—7, basi obsolete 
articulati (articulo c. 3 mm longo), elongati, usque ad 2 interdum 2!/, dm 
vel paulo ultra longi, pinnatim multiramulosi, ramulis utroque latere c. 30, 
c. À (supremis) —4, raro 5 cm (inferioribus) longis, plerisque simplicibus, 
raro inferioribus semel furcatis. Folia partis petioliformis et. rhachiformis 
inferioris caulis omnino homomorpha, tetrasticha, valde remota (folia ejus- 
dem serie usque ad 41/, cm interdum parte parte petioliformi inter se 
distantia), e basi utraque auriculato-cordata (auriculis hamato-introrsis, in- 
feriore viridi, superiore pallescente) oblique longe deltoidea, acuta, inaequi- 
latera (semifacie inferiore angustiore, superiore fere altero tanto latiore), 
recta vel saepe subfalcata retrorsum flexa, margine utroque integerrima, 
superiore vitta angusta usque ad 0,05 mm lata cellulis prosenchymaticis 
scleroticis formata ornata, nervo mediano infra apicem folii evanescente 
praedita; folia caulis petioliformis maxima #1/,; mm longa, 11/, mm supra 
basin lata. Folia homomorpha ad apicem partis rhachiformis caulis versus 
sensim in folia heteromorpha transeuntia, ramorum ramulorumque omnium 
ubique manifeste heteromorpha. Folia lateralia ramorum ramulorumque e 
basi inferiore truncata in lobulum viridem rotundatum retrorsum protracta 
et e basi ima auriculata (auricula rotundata pallescente vix 0,1 mm alta) 
deinde subcuneato-rotundata oblique falcato-ovata, in mucronem brevem 
acuminata, ceteris notis foliis partis petioliformis similia. Folia lateralia 
maxima 4 mm longa, vix 2 mm supra basin lata. Folia axillaria ad basin 
ramulorum (ramorum secundi ordinis) posita, e basi utraque cuneata obso- 
lete auriculata falcato-lanceolata, acuta, margine utroque vitta sclerotica 
ornata, c. 3 mm longa, À mm supra basin lata. Folia intermedia sub- 
aequilatera, e basi exteriore decurrente auriculata (auricula adnata, deltoi- 
dea, obtusiuscula, c. t/; mm lata, '/2 mm longa) et e basi superiore bre- 
vissime truncata falcato-sublanceolata, basi subpeltatim affixa, margine 
utroque vitta angusta vix 0,03 mm lata cellulis prosenchymaticis scleroticis 
formata (auriculae margine interiore excepto) ornata, praesertim semifacie 
exteriore stomatibus minute subpellucido-punctulata; folia intermedia maxima 
c. 24/2 mm longa, 0,07 mm supra basin lata. Flores tetrastichi, 41/,.— 
61/, cm longi, c. 2 mm crassi, apice ramulorum ultimorum positi, solitarii, 
interdum apice furcati. Sporophylla homomorpha, e basi utraque rotun- 
data albido-pallescente deltoideo-cymbiformia, longe acuminata, viridi-palles- 
centia, margine utroque integerrima, parte superiore marginis utriusque 
vitta cellulis prosenchymaticis subscleroticis formata usque ad 0,1 mm vel 
parum ultra lata non satis clare terminata ornata et cellulas prosenchyma- 
ticas subscleroticas similes crebras sparsas inter nervum medianum et vittas 
marginales latere aligulari gerentia; sporophylla maxima 21/2 mm longa, 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 41 


vix 11/, mm supra basin lata. Microsporangia in axillis sporophyllorum 
omnium posita; macrosporangia desiderantur. Microsporae 0,02— 0,04 mm 
crassae, acervatim congregatae substramineo-albidae, singulae luce incidente 
hyalino albidae, sed parum pellucidae, latere rotundato gibbis subcapituli- 
formibus sessilibus densissime ornatae, inter cristas commissurales humiles 


laeves. 

Vermutlich bis fast 4 m hohes Kraut. Ein bis 4 dm langer, stielartiger, voll- 
kommen homomorphe Blätter in weiten Abständen tragender, etwas zusammengedrückter, 
rauher Stengelteil stützt den zweifach fiederig verzweigten Laubteil der Wedel. Die 
Seitenzweige zweiter Ordnung sind sehr zahlreich (bis 30 und noch mehr auf jeder 
Seite) und selten gegabelt. Die Breite der dorsiventralen Auszweigungen beträgt bei 
Einschluß der bis 4 mm langen und bis 2 mm breiten Seitenblätter bis 6 mm, doch 
sind bisweilen einzelne Zweige zweiter Ordnung verlängert und dann lang zugespitzt, 
so daß diese Verlängerungen kaum 41/2 mm breit und die Seitenblätter entsprechend 
verkürzt sind, die kleinsten dieser kaum 11/9 mm lang und 3/4 mm breit. Alle Blätter 
sind ganzrandig ohne jede Haarverzierung an den Rändern. Die Seitenblätter ähnlich 
denen aller verwandten Arten schief sichelförmig-eirund, lang zugespitzt, die Mittelblätter 
mit angewachsenem langem Öhrchen an der äußeren Basis versehen, sichelförmig-lan- 
zettlich, bis 21/9 mm lang und 0,07 mm über der Basis breit. Die tetrastischen Blüten 
sind verhältnismäßig lang, bis etwa 61/s cm bei etwa 2 mm Dicke und bisweilen gegen 
die Spitze hin gegabelt. Die gleichartigen Sporophylle enthalten bei den beiden Exem- 
plaren nur Mikrosporangien, so daß man vermuten kann, daß die Pflanze diözisch ist. 

Nordöstl. Neu-Guinea: im primären Urwald des Sattelberges, stellen- 
weise den Boden überziehend (Lavrersaca n. 509 — mit wenigen Blüten 
22. Juli 1890. — Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem); am Sattelberg 
bei 850 m ü. M. (Nyman n. 442 — mit zahlreichen Blüten im Juni 1899. — 
Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Die Art unterscheidet sich von S. gracilis Moore durch breitere, dorsiventrale 
Zweige erster und zweiter Ordnung, durch mit weniger deutlichem Öhrchen an der 
oberen Basis versehene größere Seitenblätter, etwas größere Mittelblätter, viel längere 
und dickere Blüten, größere Sporophylle usw.; von S. velutina Cesati durch spitzere, 
breiter ansitzende, an der unteren Basis mehr vorgezogene, mehr sichelförmig einge- 
bogene Seitenblätter, durch die geraden, nach unten gerichteten (nicht einwärts ge- 
bogenen) äußeren Öhrchen der Mittelblätter, durch längere Blüten, breitere Sporo- 
phylle usw. 


17. S. Schlechteri!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. 
pleiomacrosporangiatarum, e serie pleiostelicarum, e turma S. Wallachia 
(Hook. et Grev.) Spring p. p. et ex affinitate S. veridangulae Spring et 
S. decurrentis Hieron. Caules ex schedula 1—11/, m alti; pars petioli- 
formis et rhachiformis tristelica, compresso-subteres, latere ventrali (in- 
feriore) convexa, latere dorsali planiuscula, usque ad 5 mm vel verisimiliter 
ultra crassa, subumbrino-mellea, laevis, subnitens, folia parum hetero- 
morpha gerens. Pars superior ramosa frondis decomposito-tripinnatim 
ramosa, verisimiliter ambitu ovata, 1 m longa, usque ad 8 dm lata. Rami 
primi ordinis inferiores saepe basi folia parum heteromorpha gerentes, bi- 


4) Benannt nach Dr. Rupotr Scutecutrer, dem bekannten botanischen Reisenden, 


42 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


pinnatim ramosi, ambitu ovati, ramos secundi ordinis inferiores et medios 
pinnatim ramulosos superiores furcatos vel simplices gerentes. Planum 
ramorum primi ordinis foliis lateralibus inclusis usque ad 2 cm latum, 
ramorum secundi ordinis usque ad 11/, cm, ramorum tertii ordinis (ramu- 
lorum) ad apicem versus saepe angustatorum floriferorum parte inferiore 
usque ad 11/, cm latum, .apice valde angustato vix 2 mm latum. Folia 
partis petioliformis et rhachiformis saepeque baseos ramorum primi ordinis 
parum heteromorpha. Folia lateralia eorum: e basi inferiore breviter 
truncata crassiuscula viridi et e basi superiore auriculata (auricula rotundata 
patente pallescente) suboblique deltoideo-ovata, in apicem breviter aristatum 
acuminata, inaequilatera; maxima c. 8—9 mm longa, 31/,—4 mm supra 
basin lata. Folia intermedia partis petioliformis caulis e basi utraque 
auriculata (auricula baseos exterioris crassiuscula viridi rotundata deorsum 
conversa, auricula baseos interioris rotundata pallescente introrsum con- 
versa) deltoideo-lanceolata, in apicem aristiformem c. !/, longitudinis laminae 
aequantem acuminata, marginibus integerrima; maxima arista inclusa ce. À cm 
longa, ec. 3 mm supra basin lata. Folia lateralia ramorum dorsiventralium 
omnium e basi inferiore decurrente breviter subcuneato-truncata vel (mini- 
morum) subcuneato-rotundata viridi et e basi superiore obsolete auriculata 
indeque rotundata parum pallescente subfalcato-oblonga, breviter in apicem 
obtusiusculum acuminata, subaequilatera, nervo mediano ad apicem versus 
parum clavato-incrassato infra apicem evanescente praedita, margine ubique 
integerrima; folia lateralia ramorum primi ordinis maxima c. 4 cm longa, 
3 mm supra basin lata, minima apicis angustati ramulorum ultimorum c. 
3 mm longa, 11/4—11/; mm supra basin lata. Folia axillaria e basi utra- 
que obsolete auriculata indeque rotundato-cuneata (auriculis adnatis deorsum 
conversis subpallescentibus) ovalia, obtusiuscula, aequilatera, multo minora 
quam folia lateralia vulgaria, ceterum similia; maxima ad basin ramulorum 
secundi ordinis c. 31/2 mm longa, vix 2 mm medio lata. Folia inter- 
media e basi exteriore auriculata (auricula ovata obtusa adnata apice 


saepe denticulata c. 0,7 mm longa 0,45 mm lata deorsum conversa) et e 


basi interiore rotundato-cuneata falcato-ovata, sensim in aristam 1/,— ultra 
1/. longitudinis laminae aequantem acuminata, marginibus ubique inte- 
gerrima; maxima ramorum primi ordinis €. 9 mm longa (arista c. 21/2 mm 
longa inclusa), c. 3 mm supra basin lata. Flores tetrastichi 11/.—21/, cm 
longi, ©. 4—5 mm crassi, apice ramulorum ultimorum positi, solitari, ar- 
cuatim nutantes. Sporophylla homomorpha e basi utraque hyalina de- 
currente indeque cuneato-rotundata ovato-cymbiformia, breviter in mucro- 
nem acuminata, dorso ad apicem versus carinata (carina integra vix 
0,4 mm alta virente), pallide virescentia, margine ubique integerrima; 
maxima 41/, mm longa, 21/, mm medio lata. Macrosporangia in axillis 
sporophyllorum ventralium superiorum, microsporangia dorsalium et ven- 
tralium inferiorum posita. Macrosporae non satis maturae c. 0,5 mm 


| 


——— YY 2 2 eee dé 7. 


G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 43 


_crassae, statu sicco lutescenti-cerinae, statu humido sulfureo- vel flavo- 
pellucidae, latere rotundato gibbis crassiusculis rugiformibus undulato-den- 
tatis flexuosis ramosis subliteriformibus saepe reticulatim conjunctis et 
verruciformibus intermixtis ornatae, inter cristas commissurales rugiformes 
erassasque laeves. Microsporae c. 0,05 mm crassae, acervatim congregatae 
flavae, singulae stramineo-subpellucidae, latere rotundato cristis hyalinis 
aliformibus reticulatim conjunctis vel saepe interruptis et crista aequatoriali 


simili ornatae, inter cristas commissurales laeves. 

Eine der schönsten und auffallendsten Arten aus der Gruppe der S. Wallichie 
(Hook. et Grev.) Spring, bis 11/g m hohes Kraut mit bis 5 nm und vermutlich darüber 
dickem, von denSeiten etwas zusammengedrückten, an der Bauchseite (Unterseite)konvexen, 
an der Rückenseite (Oberseite) flachen stielartigen unverzweigten Stengelteil, an dem 
sich, wie auch an der rhachisartigen Verlängerung desselben, Seiten- und Mittelblätter 
von nur wenig verschiedener Form befinden und mit anscheinend weit ausgebreitetem, 
bis dreifach verzweigten oberen Wedelteil. Die dorsiventralen Zweige erster Ordnung 
von diesem letzteren sind mit Einschluß der Seitenblätter bis 2 cm breit, die Zweige 

dritter Ordnung am unteren Teil bis 11/9 cm breit. Die blütentragenden dieser Zweige 

dritter Ordnung nehmen jedoch gegen die Spitze zu bedeutend an Breite ab und sind 
dann die Enden bisweilen nur 2 mm breit. Die etwas herablaufenden, sichelförmig- 
länglichen Seitenblätter sind an den Zweigen erster Ordnung bis 4 cm lang und 3 mm 
über der Basis breit. Die wie gewöhnlich gleichseitigen Axillarblätter sind oval und 
kleiner als die gewöhnlichen Seitenblätter; die größten an der Basis der Zweige zweiter 
Ordnung etwa 31/2 mm lang, 21/ mm breit. Die an der äußeren Basis mit deutlichen 
eirunden Öhrchen versehenen, sichelförmig-eirunden Mittelblätter sind an den Zweigen 
erster Ordnung mit Einschluß einer ein Viertel der Spreitenlänge erreichenden Grannen- 
Spitze c.9 mm lang und 3 mm breit. Die Blüten, am verschmälerten Ende der Zweige 
dritter Ordnung einzeln stehend, sind 41/—21/ cm lang und 4—5 mm dick. Die breit 
eirund-kahnförmigen, kurz zugespitzten, am oberen Rücken mit niedrigem Kiel ver- 
sehenen gleichartigen Sporophylle sind bis 41/ mm lang und 21/4 mm breit. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Kani-Gebirges bei ca. 
1000 m ü. M. (Scatecuter n. 17024 — mit Blüten 23. Dez. 1907. — Kgl. 


Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 

Die Art ist mit den auf den Fidschiinseln einheimischen Formen, welche bis jetzt 
als S. viridangula Spring zusammengefaßt worden sind, aber wahrscheinlich zu 2 oder 
3 verschiedenen Arten gehören, mit der von mir als S. decurrens Hieron. bezeichneten 
Art und vielleicht am nächsten mit der neukaledonischen S. megastachya*Baker ver- 
wandt. Von allen diesen Arten unterscheidet sie sich durch ihren höheren Wuchs, 
durch die viel breiteren dorsiventralen Zweige, damit in Zusammenhang größeren 
Seitenblätter und durch längere mit langer Grannenspitze versehene Mittelblätter, ab- 
gesehen von weiteren Unterschieden von den einzelnen Formen. 


18. S. Hindsii!) Hieron. n. sp. — Heterophyllum e sectione S. pleio- 
macrosporangiatarum, e serie pleiostelicarwm, e turma S. Wallichia 
(Hook. et Grev.) Spring p. p. et ex affinitate proxima S. decurrentis Hieron. 
Caules verisimiliter 4 m vel ultra alti. Pars petioliformis frondis deside- 
ratur. Fragmenta, partis rhachiformis caulium cum ramis plenis solum- 


1) Benannt nach dem Schiffsarzt Rıcuarn Bristey Hınos, welcher auf der Reise des 
>Sulphur« (1836 —1842) außer anderwärts auch im Papua-Gebiet Pflanzen sammelte. 


44 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I.. 


modo adsunt. Fragmenta partis rhachiformis caulium {ristelica, statu 
humido subquadrangulo-teretia, a lateribus compressa, statu sicco angulata, 
lateribus irregulariter sulcata, ochracea vel ochroleuca vel fulva, glabra, 
laevia, subnitentia, usque ad 8 mm crassa, laxe subtetrastiche foliata. Rami 
primi ordinis qui adsunt tenuiores, similes, usque ad 1/, m longi, decom- 
posito-tripinnatim vel interdum subquadripinnatim ramosi, ambitu oblongi. 
Planum partium superiorum ramorum primi ordinis usque ad 42 mm, 
ramorum secundi ordinis 10 mm, ramulorum ultimorum sensim angusta- 


torum 5—2 mm latum. Folia partis rhachiformis caulium partisque in- 


ferioris ramorum primi ordinis heteromorpha, remote subtetrasticha; late- 
ralibus respondentia a basi inferiore auriculato-cordata viridi et superiore 
cordata parum pallescente oblique deltoideo-ovata, in cuspidem brevem 


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apice obtusum breviter acuminata, inaequilatera (semifacie superiore dimidia « 


parte vel altero tanto latiore), margine integerrima, nervo mediano ad 
apicem versus incrassato ornata; maxima c. 8 mm longa, 34/,—4 mm lata. 


Folia axillaria ad basin ramorum primi ordinis posita e basi utraque cor- 


data late deltoidea, brevius cuspidata, aequilatera, c. 6—7 mm longa et 
7 mm supra basin lata, ceteris notis foliis lateralibus vulgaribus similia. 
Folia intermedia partis rhachiformis caulium partisque inferioris ramorum 
primi ordinis e basi exteriore auriculato-cordata et e basi interiore cordata 
elongato-deltoidea, in cuspidem acutum c. 11/, mm longum sensim acumi- 
nata, parum inaequilatera (semifacie interiore paulo latiore), margine utro- 
que integerrima, nervo ad apicem versus incrassato ornata, c. 6—8 mm 
longa, 2'/, mm supra basin lata. Folia lateralia partis superioris ramorum 
primi ordinis ramorumque ceterorum omnium e basi inferiore decurrente 
in lobulum vel auriculam virescentem extrorsum protracta et e basi supe- 
riore rotundata pallescente suboblique falcato-ovata, in cuspidem brevem 


acuminata, ceteris notis foliis lateralibus partis rhachiformis caulium similia; 


maxima (ramorum primi ordinis) c. 6 mm longa, 21/, mm supra basin lata 
(auricula extrorsum protracta inclusa); minima (ramulorum ultimorum) €. 
21/, mm longa, 1 mm supra basin lata. Folia axillaria ad basin ramu- 
lorum omnium posita e basi utraque rotundata ovata, obtusiuscula; minima 
c. 2 mm longa, À mm supra basin lata. Folia intermedia partis superioris 


ramorum primi ordinis ramulorumque omnium e basi exteriore decurrente 


et e basi interiore rotundato-cuneata oblique subfalcato-ovata, in cuspidem 
aristiformem c. 1/, longitudinis laminae aequantem abrupte acuminata, in- 
aequilatera, semifacie interiore vix dimidia parte semifaciei exterioris latiore 
praedita; minima ramulorum ultimorum c. 2 mm (basi decurrente es cus- 
pide aristiformi inclusis) longa et 1/2 mm supra basin lata. Flores apice 
ramorum ramulorumque omnium solitarii, pendentes vel subpendentes, c. 
1/,—1 cm longi, usque ad 3 mm crassi. Sporophylla homomorpha e 


basi utraque rotundata ovata, subplana, vix leviter cymbiformia, in cuspi- 


dem subaristiformem acuminata, pallescentia, margine utroque integerrima, 


| 
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G. Hieronymus, Neue Selaginella-Arten Papuasiens. 45 


parte superiore dorsi leviter carinata (carina subintegra, vix ultra 0,05 mm 
alta). Macrosporangia in axillis sporophyllorum ventralium superiorum, 
microsporangia in axillis sporophyllorum dorsalium omnium et ventralium 
inferiorum posita. Macrosporae quae vidi non satis maturae, sublenti- 
formes, c. 0,5 mm crassae, ochraceae, latere rotundato gibbis verruci- 


formibus vel breviter rugiformibus ornatae, inter cristas commissurales 


crassiusculas laeves. Microsporae c. 0,04 mm crassae, acervatim congre- 
‘gatae ochroleucae, singulae subcremeo-pellucidae, cristis aliformibus hyalinis 
reticulatim conjunctis saepe interruptis et eroso-denticulatis latere rotun- 
dato ornatae. 


Da nur Bruchstücke spindelartiger Stengelteile mit Seitenzweigen erster Ordnung 
vorliegen, so kann eine genaue Angabe über die Höhe des Krautes nicht gemacht 


“werden, doch könnte dieses wohl 4 m und noch mehr erreichen. Die tristelischen, un- 


deutlich vierkantigen, von den Seiten zusammengepreßten spindelartigen Stengelteile 


sind bis 8 mm dick, locker mit heteromorphen Blättern fast tetrastisch besetzt. Die an 


diesen Stengelteilen den Seitenblättern entsprechenden sind den den Mittelblättern ent- 


sprechenden ziemlich ähnlich und gleichgroß, doch sind die letzteren spitzer. Auf- 
fallend sind die großen, deltoidisch-herzförmigen Axillarblätter an der Basis der Seiten- 


zweige erster Ordnung. Die Seitenblätter der oberen Teile der Zweige erster Ordnung 
sind schief sichelförmig-eirund, zugespitzt und zeichnen sich durch herablaufende untere 
Basis aus. Auch die zugehörigen Mittelblätter zeigen herablaufende äußere Basis, sind 
aber länger zugespitzt als die Seitenblälter. Die Zweige erster Ordnung sind bis 42 mm 


mit Einschluß der Seitenblätter breit, die zweiter Ordnung etwa 40 mm, die letzter 


Auszweigungen unten etwa bis 5 mm breit, nach der Spitze zu langsam verschmälert 


und unter den Blüten kaum 2 mm breit. Die Blüten sind etwa bis 1 cm lang und 
3mm dick. Die eiförmigen, lang zugespitzten, gleichartigen Sporophylle sind ziemlich 
flach, kaum wenig kahnförmig eingebogen. 


_  Südôstl. Neu-Guinea: an nicht angegebenem Orte (Burke n. 3000; 


wurde von Veırca an das Herbar des botanischen Gartens in Kew 1897 


gesandt, von da an das Kgl. Berliner Botan. Museum zu Dahlem). 
S. Hindsii ist der S. decurrens Hieron., als deren Vaterland die »Südseeinseln« 


angegeben sind, sehr ähnlich. Doch dürfte letztere ein weniger hohes Kraut sein. Der 


4 
« 


rhachisartige Stengelteil ist bei S. decurrens deutlich dorsiventral gebaut. Die Breite 


der dorsiventralen Auszweigungen ist geringer, die der Seitenzweige erster Ordnung 


kaum 4 cm breit, die Seitenblätter mithin kleiner, dabei aber mehr sichelförmig ein- 


gebogen. Die entsprechenden Mittelblätter sind weniger plötzlich zugespitzt. Die am 
- Grunde der Zweige erster Ordnung sitzenden Axillarblätter sind wie die übrigen Axillar- 


_ blätter weiterer Auszweigungen schmal eiförmig und nicht wie bei S. Hindsii breit 


deltoidisch-herzförmig. Die Blüten von S. decurrens sind etwas kürzer und weniger 


_ dick, die Sporophylle demnach kleiner, zeigen am Rande bisweilen Haarzähnchen und 


sind meist mit kürzerer Spitze versehen. 


46 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


11. Neue Pinaceae Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. 


Mit 2 Figuren im Text. 


A. Allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen der Pinaceen 
in Papuasien. 


Wir kennen bis jetzt aus unserem Gebiet 7 Arten Pinaceen aus den 
Gattungen Agathis, Araucaria und Libocedrus. Von diesen ist eine Art, 
nämlich Araucaria Cunninghamw Ait. in Nordost-Australien, südlich bis 
New-South-Wales verbreitet. Auf Neu-Guinea scheint dieselbe nur ober- 
halb 2000 m vorzukommen, wenn meine Deutung richtig ist. Unterhalb 
2000 m bis hinab zu 800 m und tiefer wird sie durch die in Tracht und 
kürzere Benadelung etwas abweichende Varietät papuana Lauterb. ersetzt. 
Eine zweite Art, nämlich Lebocedrus papuana F.v.M., findet sich nur 
noch auf der Molukkeninsel Batjan, welche, wie die anderen Molukkeninseln, 
mit zu dem papuanischen Gebiet gehören dürfte. Die übrigen Arten sind 
bisher nur von der Hauptinsel Neu-Guinea, und zwar dem gebirgigen 
Norden und Osten nachgewiesen. 

Trotz der geringen Artenzahl spielen die Pinaceen in der Vegetation 
Neu-Guineas eine nicht unbedeutende Rolle. Gewaltige Riesenbäume von 
Araucaria Hunsteinü K.Schum. und A. Klnkit Lauterb. finden sich auf 
den Bergkämmen am Bismarckgebirge, Sattelberg und dem Bergland am 
Waria-Fluß, meist hoch über die andere. Vegetation emporragend und so 
schon aus der Ferne an ihren charakteristischen, pyramidalen Kronen er- 
kennbar. Durch feste, harte Blätter, welche bei A. Klinkii beinahe holz- 
artig sind, trotzen sie den Einflüssen dieser Standorte, welche auf die 
sonstige Baumvegetation meist verkrüppelnd wirkt. Araucaria Cunning- 
ham var. papuana tritt im Südosten von Kaiser-Wilhelmsland Bestands- 
bildend auf. Hierzu dürften die von Hans Meier in seinem Bericht im 
Kolonialblatt 1914, p. 632 ff. als »Fichten« bezeichneten Nadelhölzer ge- 
hören, welche er zwischen Cromwell-Berg und Finisterre-Gebirge am 
Oberlauf des Bulong-Flusses bei ca. 1400 m in grüßeren Beständen antraf. 


C. Lauterbach, Neue Pinaceae Papuasiens. 47 


Kuınk !) schreibt mir über diese Art: »Besonders zahlreich in der oberen 
Waria-Ebene (zwischen 4000 und 2000 m) auf Grasbergen und in hügeligem 
Gelände; gibt der ganzen Gegend ein nordisches Gepräge; sehr ähnliche 
Szenerie, wie ich sie auf Norfolk Island gesehen. Prachtexemplare dürften 
bis zu 60 m hoch sein. Die Zweige stehen wagerecht ab.« Libocedrus 
torricellensis Schltr. erreicht nach ScuLecuter 4 m Stammstärke. 

Die papuasischen Araucaria- und Libocedrus-Arten scheinen an große 
Luftfeuchtigkeit bei guter Drainage des Bodens und nicht zu hoher Tempe- 
. ratur gebunden zu sein und dem Luftzuge ausgesetzte Lokalitäten, wie 
Hügel und Bergrücken, an welchen die Überwucherung durch Moose und 
Epiphyten gering ist, zu bevorzugen. Sie treten daher fast ausschließlich 
erst bei etwa 1000 m Seehöhe auf. Aus diesem Grunde dürften sie auch 
auf den meisten Inseln des Gebietes fehlen; nur auf den hohen Molukken- 
und Salomons-Inseln sind noch weitere Funde zu erwarten. 

Was die regionale Verbreitung anbetrifft, so findet sich Agathis Labil- 
lardieri Warb. im Tiefland bis etwa 300 m in Nordwest- und Nord-Neu-Guinea 
bis zum Finisterre-Gebirge ostwärts. Bei 30 m Seehöhe am Margot-Fluß 
(Huon-Golf) hat Scutecuter eine Araucaria gesammelt, deren Zugehörigkeit 
zu A. Cunninghamu var. papuana noch zweifelhaft ist. Im übrigen tritt 
diese Art erst bei etwa 800 m Seehöhe auf und findet sich bis zu 2000 m 
hinauf auf dem Arfak-Gebirge, ferner landeinwärts der Humboldtbai und 
besonders häufig auf den Gebirgen am Huon-Golf. Über 2000 m Seehöhe 
wird sie scheinbar durch die typische A. Cunninghamii abgelöst. Auf 
den Bergrücken hinter Finschhafen, dem Sattelberg und anschließenden 
Gebirgsstücken begegnen wir bei etwa 1000—1300 m Seehöhe Araucaria 
Hunsteini und A. Schumanniana Warb., denen sich nach Süden zu am 
Waria in über 2000 m Höhe A. Klinkis anschtießl. 

Bisher nur vom Torricelli-Gebirge in 900—1000 m Seehöhe nach- 
gewiesen ist die mächtige Zxbocedrus torricellensis, während die kleinere 
L. papuana im Finisterre-Gebirge bei 1700 m gefunden, im Owen Stanley- 
Gebirge bis 3000 m emporsteigt. 

Das Holz der Araucarien, welches dem Fichtenholz ähnelt, wird in 
Australien hoch geschätzt. Hoffentlich finden die Bestände in Neu-Guinea 
eine rationellere Nutzung als dort, wo sie bereits zum großen Teil ver- 
nichtet sein sollen. 


| Übersicht der Gattungen Papuasiens. 


Große, harzführende Bäume mit senkrechter Hauptachse, meist pyra- 
-midaler Krone und Zapfenfrüchten. 
a. Blätter breit, am Grunde stielförmig zusammengezogen. . . . 4. Agathis 


4) Ich möchte auch an dieser Stelle Herrn Stationschef KLınk in Morobe meinen 
besonderen Dank für, das schöne Araucarien-Material und die dasselbe betreffenden 
Mitteilungen aussprechen. . 


48 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


b. Blatter spitz lineal-lanzettlich oder nadelférmig mit breiter Basis 


siirendt ir, RR eATIE 
ce. Blätter schunpänifr kin an Bi ee PNA. Zweige 
abgeflacht ... . 4.556 Rate bat te ee SOS EEE 


Agathis Salisb. in Trans. Linn. Soc. VIII. 344. t. 15. 


A.? Labillardieri Warb. in Monsunia I. 183. — Dammara alba 
Rumph. ex parte, Beccari in Malesia I. 180. 

Amentum Jg juvenile subsessile, oblongo-cylindricum, erectum, bracteis 
antheriferis arcte imbricatis, sub penta- vel hexagonis, tuberculatis. 

Das an dem vorliegenden Exemplar befindliche, noch nicht völlig reife, männliche 
Kätzchen ist länglich zylindrisch, 25 mm lang, 44 mm dick. Die dicht gedrängten 
Schuppen sind 5- oder 6-eckig, kaum 4 mm breit, rundlich höckerig vorgewölbt. 

Neu-Guinea, a. West: ?Waigiu (La Bittrarpire) — Ramoi (Beccari). 

b. Nord: Insel Jobi, bei Ansus (Beccarı). 

c. Nordost: Sepik, zwischen Regenbivak und Hängebrücke, strom- 
abwärts (SchuuLtze n. 347! — (St November 1910). — In den Wäldern 


des Goromia, ca. 300 m (ScnLecHter n. 17395! — stat. juv. 8. März 1908). 
BeccArr scheint keine Exemplare gesammelt zu haben. Es bleibt daher fraglich, 
ob es sich um vorstehende Art handelt. Ebenso ist das SchLecHtersche jugendliche 
Exemplar unsicher, welches die eigentümliche Abrundung des Blattgrundes nicht zeigt. 
Ich habe zunächst aus pflanzengeographischen Gründen dieselben zusammengestellt. 
Ob eine gute Art oder nur eine Varietät von A. Dammara (Lamb.) Rich. vorliegt, 
wäre erst an vollständigerem Material festzustellen. An dem Schurtzeschen Exemplar 
finden sich außer den charakteristischen, großen, am Blattgrunde gerundeten Blättern 
auch kleinere, am Grunde zugespitzte. Ebenso würde die Wölbung der Kätzchen- 
schuppen für A. Dammara (Lamb.) Rich. in der Fassung PARLATORES sprechen. 


Araucaria Juss. Gen. pl. 443. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blätter 5—10 cm lang. 
a. Mit abgerundeter Spitze ........... 4. A. Klinkü 
b. Mit stechender Spitze. 
a. Zapfen höher wie breit, Fortsätze der Zapfen- 


schuppen zurückgeschlagen. . , . . . . . . 2. A. Schumanniana 
3, Zapfen breiter wie hoch, Fortsätze ate Zapfen- 
schuppen aufrecht ............ . 38) A) Bunte 
B. Blätter 5—15 mm lang, na dis ss + + «+ 4. A Ounningkamn: 
A. (Eutacta) Klinkii Lauterb. n. sp. — Arbor excelsa, coma pyrami- 


dali, ramis ca. 5 crebre verticillatis, horizontalibus, elongatis, partim denu- 
datis. Ramuli in apicibus ramorum conferti corymbosi, cortice fusco. 
Folia imbricata, patentia (praecipue uno latere) lineari-lanceolata, attenuato- 
acuminata, acumine subrotundato, subtus cucullate inflexo, late sessilia, 
atroviridia, in sicco griseo-fusca vel nigrescentia, rigidissima, subtus con- 
cava, supra convexa, indistincte, apicem versus plane carinata. Strobilus 
maturus obovato-cylindricus, apice depresso-conicus, basi applanatus. Squa- 


C. Lauterbach, Neue Pinaceae Papuasiens. 


A Zweig, B Blatt, C Zapfen, D Fruchtblatt 


mit Samen, E Medianschnitt desselben. 


Araucaria Klinkii Lauterb. 


Fig. 4. 


L. Bd. 


Botanische Jahrbücher, 


La 


50 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


mae oblanceolato-cuneatae, cum alis lateralibus semiorbiculares, margine 
infero paulum excavato, apice incrassatae, apophysi late rhomboidea, 
superiore triente crista transversa arcuata, in appendicem longam erectam 
convexam subulatam pungentem, interdum oblitteratam producta; squamulae 


lanceolatae adnatae, apice tantum eroso subulato liberae (Fig. 4). 

Nach den Angaben Krınks ein bis 50 m hoher Baum mit pyramidenförmiger, 
lockerer Krone. Aste, in jedem Quirl etwa 5, horizontal, nur an der Spitze und ver- 
einzelten Stellen Büschel von beblätterten, etwa 50 cm langen Zweigen tragend; Rinde 
bräunlich. Blätter dachig, besonders nach einer Seite (wahrscheinlich oben) aufgerichtet, 
linear-lanzettlich, allmählich in eine abgerundete, nach unten (innen) kappenförmig ein- 
gebogene Spitze auslaufend, breit sitzend, 5—10,5 cm lang, 42—17 mm breit, dunkel- 
grün, trocken graubraun, sehr starr, unten ausgehöhlt, oben gerundet, wenig, nach 
der Spitze zu aber deutlich gekielt. Der reife Zapfen verkehrt-eiförmig, an der Spitze 
schwach kegelförmig, am Grunde abgeplattet, 43 cm hoch, 8,5 cm Durchmesser. Schuppen 
verkehrt-lanzettlich, keilförmig zugespitzt, mit den seitlichen Flügeln halbkreisfirmig, 
am inneren Rande wenig ausgebuchtet, 34 mm lang, 67 mm breit (ohne Flügel 7 mm), 
an der Spitze verdickt; Apophysis breit rhombisch, 45 mm breit, 5—6 mm hoch, im 
oberen Drittel mit einem querlaufenden, in der Mitte in eine Spitze sich fortsetzenden 
Kamm, Fortsatz pfriemlich spitz, seitlich zusammengebogen, 10—13 mm lang, aufrecht, 
später zum Teil abbrechend. Schüppchen lanzettlich, fest angewachsen, nur am Vorder- 
ende, welches am Rande ausgefressen, am Ende zugespitzt ist, etwa 2 mm frei. 

Nordöstl. Neu-Guinea: am oberen Waria-Fluß nach der Inlandseite 
zu an den Abhängen kleiner Seitentäler in über 2000 m Seehöhe (Kink 


unter Araucaria II. -— Fruchtend im November 1910). 

Ich habe lange geschwankt, ob ich die vorstehende Art von A. Hunsteinir K. Schum., 
der sie jedenfalls nahe steht, abtrennen sollte, da in den sehr abweichend gebauten 
Blättern möglicherweise nur das Altersstadium von A. Hunsteinii vorliegt. Hierin 
wurde ich bestärkt durch die Notiz Scuumanns in den Nachträgen zur Flora d. deutsch. 
Schutzgeb. Süds. 51, wo er offenbar dieselben Blätter beschreibt und zu seiner Art 
zieht. Ich habe die daselbst erwähnten Blätter nicht gesehen, unter Bıro n. 43 liegen 
im Berliner Herbar nur zwei junge Pflanzen, welche zu A. Hunsteinii gehören. Da 
Biro keine Zapfen gesammelt hat, wäre auch die Zugehörigkeit der erwähnten Blätter 
unsicher. 

Außer in den Blättern unterscheidet sich die neue Art durch die Eiform der 
Zapfen — der allerdings einzige von A. Hunsteinii vorliegende noch junge Zapfen ist 
breiter als hoch — und die langen, seitlich zusammengebogenen, spitzen Apophysen- 
fortsätze, welche sich zum großen Teil erhalten. 

Sollte vollständigeres Material später die Zusammengehörigkeit beider Arten er- 
weisen, so wird das Vorstehende die Beschreibung Scnumanns in mancher Hinsicht er- 
gänzen Können. 

A. Schumanniana Warb. in Monsunia I. 187, tab. X. Fig. A; Schum. — 
u. Lauterb. Fl. Deutsch. Schutzgeb. 156. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Sattelberg, ca. 1000 m, auf Bergrücken 
(Banmter! — Blühend und fruchtend 23. Juni 1893). 

Die Art steht A. Hunsteinii K. Schum. nahe. Die Unterschiede liegen in den 
längeren Zapfen und den zurückgebogenen, Fortsätzen der Zapfenschuppen. 


A. Hunsteinii K. Schum. Fl. Kaiser-Wilhelmsl. 11; Schum. u. Lauterb. 
Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 156; Nachträge 51; Warb., Monsunia I. 487, 
tab, X B. 


C. Lauterbach, Neue Pinaceae Papuasiens. 51 


4 Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bergen hinter der Stalion Butaueng, 
1300 m (Hunsteın anno 1888!) — Berg pben-pben hinter Simbang (Brro 
n. 43!, junge Pflanzen). 

| Name bei den Eingeborenen: kemisi (?Jabim oder Kai). 

Besonders für die Berggrate charakteristischer Riesenbaum, auf welchen er hoch 
über die übrige Vegetation emporragt. Dagegen soll A. Klinker Lauterb. mehr die 
“Talhänge bevorzugen, was auch für die Verschiedenheit beider Arten sprechen würde. 


= 


A. Cunninghamii Ait. ex Sweet. Hort. brit 475. — F. 
Descript. Not. on Pap. pl. IX. p. 65. 

Südöstl. Neu-Guinea: auf Bergketten nahe Mt. Obree von 2000 m 
an aufwärts (Saver ohne Nummer! — Früchte im Herb. Berlin). 
Verbreitung: New South-Wales bis Nord-Queensland. 

An dem vorliegenden, schr spärlichen Material kann ich eine nennenswerte Ab- 


weichung vom Typus nicht feststellen. Immerhin ist es möglich, daß auch dieses 
Exemplar der nachstehenden Varietät angehört. 


v. Mueller, 


Var. papuana Lauterb. n. var. — A. Cunninghamii Ait., Beccari 
in Malesia I. 180; A. Beccaris Warb. in Malesia I. 187. — ?A. Heineana 
Schlechter ms. in hb. Berol. 

Folia ramulorum florigerorum typo breviora et angustiora, amenta 


“mascula minora: arbor monoica (an semper ?). 

| Die Zweigenden des blühbaren Stadiums, welche dicht gedrängt stehen, tragen 
Blätter von 3—7 mm Länge bei 3/44—1 mm Breite. Die Blätter der Wipfelspitze sowie 
der Zapfen tragenden Zweige sind erheblich größer, 8—10 mm lang und am Grunde 
11/5—5 mm breit. Die männlichen Kätzchen messen etwa 25 mm in der Länge bei 
5—7 mm Durchmesser und scheinen in der Größe sehr zu variieren. Dagegen stimmen 
Zapfenform und Maße mit dem Typus überein. Beccarı scheint sich an die von ParLa- 
ORE für einen unreifen Zapfen gegebenen Maße gehalten zu haben. Die von Scuuttze 
und Krınk gesammelten Exemplare sind beide einhäusig, was bei dem Typus auch 
zum Teil der Fall sein soll. 


Neu-Guinea, a. West: Arfak, 900—1200 m (Beccari). 

— b. Nord: Gebirge, ca. 65 km südlich der Humboldtbai, ca. 1000 m 
(Senurrze n. 41! — Blühend Juni 1910). 

+ c. Nordost: auf Hügeln an der Mündung des Margot-Flusses, ca. 
30 m (Scatecater n. 19961! — steril) — auf Bergrücken und Grashügeln 
in der Waria-Hochebene von 800—2000 m Bestände bildend (Krınk unter 
Araucaria I, steril, ca. 8 m hoch. — November 1910) — Wasserscheide 
zwischen Küste und dem Waria-Inlandtal, Berggrat, 2000 m, Stamm ge- 
messen in Brusthöhe 1,05 m Durchmesser, 62 m lang (Kuink unter Arau- 
caria Il. — Blühend und fruchtend Juni 1944). 


A Die Unterschiede erscheinen mir für die Aufstellung einer neuen Art nicht ge- 
nügend. Die BlattgrôBe ist schon am einzelnen Exemplar außerordentlich wechselnd, 
"Dagegen ist die Zugehörigkeit des Scurecuterschen Exemplares vom Margot-Fluß noch 
\ unsicher. Hierher dürfte vielleicht auch ein von VALeEron in Bull. Départ de l’Agricult. 
nd. Néerland. X. 1 zu A. excelsa R. Br. gezogener steriler Zweig aus Nord-Neu-Guinea, 
6. Pısero (Exped. Wicumann) gehören. Jedenfalls ist eine sichere Bestätigung dieses 


_ Fundes noch abzuwarten. 
Sr 4* 


52 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


Libocedrus Endl. Syn. Conif. 42. 
Ubersicht der Arten Papuasiens. 


A. Seitenblätter 5—7 mm lang, äußere Zapfenschuppen 
stump s/t. RR. EEE teens 4. L. papuana 
B. Seitenblätter 2 mm lang, äußere Zapfenschuppen spitz 2. L. torricellensis. 


L. papuana F. v. Müll. in Trans. Roy. Soc. Victoria I. pt. 2, p. 32. 
— Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. 156. — Warburg, Mon- 
sunia I. 189. (Fig. 2 A—G.) | 

Neu-Guinea, c. Nordost: Finisterre-Gebirge, 1700 m (Herıwıc 
n. 314! — 14. Okt. 1889). 

e. Südost: Owen Stanley-Gebirge, ca. 3000 m (Mac GreGor)! 

Molukken: Batjan, Mt. Sibella, ca. 2000 m (Warsure n. 18 292!). 

L. torricellensis Schltr. ms. in herb. Berol. — L. papuana Lauterb. 
non F. v. Müll. in Nachträge Fl. deutsch. Schutzg. Süds. 51. 

Arbor alta, ? dioica, ramis teretibus, cortice fusco; ramuli oppositi di- 
stichi, compressi, patentes; folia decussatim opposita, quadrifaria imbricata, 
difformia, lateralibus lanceolatis complicato-carinatis, subfaicatis, acutis, 
maxima ex parte adnatis, facialibus squamaeformibus adpressis, triangulari- 
bus vel basin ramulorum versus oblanceolatis acutis; strobili (nondum ma- 
turi) in ramulo brevi erecti, elongato-ovati, squamis 4 sublignosis, 2 ex- 
terioribus lanceolatis acutis, basi bractea ovata acuta adnata munitis, 2 in- 


terioribus lanceolatis vel oblanceolatis subacutis vel rotundatis, infra medium: 


bractea triangulari patula praeditis; nuculae ellipticae subacutae, alatae, 


ala altera rudimentaria, altera lanceolata acuta. (Fig. 2 H—N.) 
Hoher, ?zweihäusiger Baum mit runden Asten und rotbrauner Rinde. Zweigchen 


gegenständig, zweizeilig, zusammengedrückt, abstehend, 4-—2 cm lang, 1,5—2 mm breit. 


Blätter kreuzweise gegenständig,. vierreihig, sich deckend, verschieden gestaltet, die 
seitlichen lanzettlich, zusammengefaltet gekielt, etwas nach innen "gebogen, spitz, 
größtenteils angewachsen, 2 mm lang, 4 mm breit, die vorderen schuppenförmig, an- 
gedrückt, dreieckig oder nach dem Grunde der Zweigchen zu verkehrt-lanzettlich, spitz, 
0,5—1 mm lang. Zapfen (nicht ganz reif) an einem kurzen Zweigchen aufrecht, lang- 
eiförmig, mit 4 holzigen Schuppen, die 2 äußeren spitz-lanzettlich, 5 mm lang, 1 mm 
breit, am Grunde mit einer angewachsenen, eiförmigen, spitzen, 1,5 mm langen Brak- 
tee, die 2 inneren lanzettlich, halb spitz oder gerundet, 9—10 mm lang, 2—4 mm 
breit, unter der Mitte mit einer dreieckigen, abstehenden”Braktee {versehen; Samen 
elliptisch, wenig spitz, 2 mm lang, geflügelt, der eine Flügel rudimentär, der andere 
spitz lanzettlich, ca. 5 mm lang, 2 mm breit. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Torricelli-Gebirge, 900—1000 m, Urwald 
(SCHLECHTER n. 14521! — steril, April 1902; n. 20226! — fruchtend 


17. Sept. 1909). 


Die Art steht L. papuana F. v. M. nahe, unterscheidet sich aber durch die kleineren, 


mit den Spitzen nach innen weisenden Seitenblätter sowie die spitzen äußeren Zapfen- - 
schuppen. Die Maße des Zapfens und Samens dürften sich bei völliger Reife noch. 


etwas vergrößern. 


ew 
1d MG 

Z (fi M1 4 

DEP 


1 


2. 

‘Fig. 2. A—G Libocedrus papuana F. v. M. A Steriler, B fertiler Zweig, C G BI, 
— D Zapfen, E, F Staubbl., G Sa. — H—N L. torricellensis Schltr. H Zweig, J, L Zweig- 
a spitzen, À Zapfen halbgeöffnet, M Zapfen, N Same. 


54 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


12. Die Commelinaceae Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. 


Mit 4 Figur im Text. 


Allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen der Commelinaceae 
in Papuasien. 

In Papuasien finden sich nach unserer heutigen, äuferst liickenhaften 
Kenntnis des Gebietes 20 Arten Commelinaceen, sh den 6 Gattungen 
Pollia, Commelina, Aneilema, Forrestia, Cr ad und Floscopa ange- 
hören. Krautige, häufig etwas sukkulente Stauden von aufrechtem, dann 
bis Meterhöhe und darüber erreichend, oder aber kriechendem Habitus 
bevorzugen sie in der Mehrzahl den Primärwald der Ebene und Vorberge. 
Nur 2 Arten, Pollia sorxogonensis Endl. und P. Zollingere C. B. Clarke 
steigen, erstere im Bismarck-Gebirge bis 1000 m, letztere im Finisterre- 
Gebirge bis 1200 m, empor. Die meisten Arten besiedeln schattige bis 
halbschattige, etwas feuchte Standorte im Walde. Einige finden sich mehr — 
am Waldrand, wie Anerlema vitiense Seem. und A. fasciatum Warb., oder 
gehen auch in den lichteren Sekundärwald über, wie A. papuanum Warb. 
und Pollia macrophylla Benth., letztere bis in das Grasland vordringend. 
Aneilema humile Warb., eine verhältnismäßig großblättrige, kriechende 
Art, welche in ihrer Zugehörigkeit zu der Gattung noch zweifelhaft ist, 
bewohnt die Gebirgswälder in etwa 800 m Meereshöhe. Die bis 4!/, m 
hohe Forrestia hispida Less. et A. Rich. bildet mit ihren rotvioletten, den 
Grund der zottigen Blattscheiden durchbrechenden Blütenköpfen eine auf- 
fallende Erscheinung der feuchten Alluvialwälder längs den großen Flüssen. 
Floscopa scandens Lour. findet sich im Gebirge noch bei 800 m Höhe 
und geht auch in den Galeriewald über. 

Die im Ramu- und Markhamtal an den Abhängen des Finisterre- und 
Bismarck-Gebirges besonders häufige Formation der Galeriewälder weist 
außer der eben erwähnten Floscopa scandens Lour. noch die eigentüm- — 
liche Aneilema multiscaposum Lauterb. auf, bei welcher aus einer Rosette 


C. Lauterbach, Die Commelinaccae Papuasiens. 55 
| wurzelstindiger kraftiger Blatter die mit blattartigen Brakteen versehenen 
 Blütenstände in größerer Anzahl entspringen. 
| Für den Sekundärwald ist außer Aneilema papuanum Warb. be- 
sonders die niedrige, kriechende Cyanotis capitata C. B. Clarke charakte- 
‘ristisch, welche weite Flächen oft rasenartig überzieht. 

Fiir das Grasland, verwildertes Kulturland und Alangformation, sind 
u nennen Aneilema nudiflorum R. Br., A. fasciatum Warb., Cyanotis 
— axillaris Roem. et Schult. und Commelina undulata R. Br., kleinere, mehr 
oder minder kriechende Arten, welche meist feuchtere Stellen bevorzugen, 
sich gegen die Einwirkung längerer Trockenheit aber durch Einrollen der 
Blätter zu schützen wissen. Bei C. undulata R. Br. kann man so je nach 
dem Standort zwei, allerdings ineinander übergehende Formen unterscheiden, 
eine kräftigere, breitblätterige von feuchten und eine schmalblätterige mit 
weiBlicher Blattunterseite von trockeneren Stellen. Zu offensichtlich xero- 
phytischer Ausbildung, wie bei einigen Arten Indiens, scheint es jedoch, 
“soweit unsere heutige Kenntnis reicht, bei den Commelinaceen Papuasiens 
nicht gekommen zu sein. 
Was die geographische Verbreitung anbetrifft, so ist von den 20 Arten 
“eine, nämlich Commelina nudiflora Linn., ein weitverbreitetes Tropen- 
_ unkraut. 7 Arten sind im Monsungebiet mehr oder minder weit verbreitet; 
unter diesen geht Cyanotis capitata C. B. Clarke bis nach Japan nord- 
_wirts. Des weiteren ist Aneilema vitiense Seem. nur noch von den 
Philippinen, Fidji- und Samoa-Inseln bekannt, Forrestia hispida Less. et 
À. Rich. bisher nur von Formosa, wird jedoch auf den Philippinen durch 
die nahe stehende /. phelippinensis Merr. vertreten. 5 Arten strahlen 
nach Nordost-Australien aus; Commelina ensifola R. Br. kommt noch in 
Mittel-Australien vor. 5 Arten endlich sind endemisch und zwar gehören 
sie alle der Gattung Aneilema an. 
In Bezug auf die einzelnen Inselgruppen kennen wir bisher von Neu- 
Pommern 4 Arten: Pollia sorxogonensis Endl., P. macrophylla Benth., 
Commelina undulata R. Br. und Aneilema en Warb. 
Von Neu-Mecklenburg sind ebenfalls 4 Arten nachgewiesen, nämlich 
Pollia macrophylla Benth., Aneilema nudiflorum R. Br., A. papuanum 
—Warb. und Cyanotis uniflora Hassk., welche letztere auf Neu-Guinea selbst 
noch nicht gefunden worden ist. 

Von den Karolinen-Inseln sind erwähnt Anerlema nudiflorum 
- R. Br. und Commelina nudiflora Linn. 
Auf die Key-Inseln beschränkt ist Aneilema imbricatum Warb. 
_ Außer dieser kommen daselbst vor A. vitiense Seem. und Commelina 
undulata R. Br. 
4 Von den Molukken finden sich unter dem mir vorliegenden Material 
und in der Literatur 7 von den oben erwähnten Arten wieder, doch dürfte 
deren Zahl in Wirklichkeit erheblich größer sein. 


\ 


56 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Im Ubrigen verweise ich auf die im Nachfolgenden bei jeder Art ge- 
nau angegebene Verbreitung, bei welcher besonders die Philippinen, an 
deren botanischer Erforschung jetzt eifrig gearbeitet wird, hervorzu- 
heben sind. 


Ubersicht der Gattungen Papuasiens. 


Kräuter mit knotigem, beblattertem Stengel und scheidigen, wechsel- 
“ständigen Laubblattern. 
A. Kapselfrucht nicht aufspringend, glänzend. . . . . . . . . 4. Pollia 
B. Kapselfrucht fachspaltig aufspringend. 
a. 3 fruchtbare Staubblatter. 
a. Blütenstände in der Achsel scheidenartiger Deckblätter. 2. Commelina 
8. Blütenstände ohne scheidenartige Deckblätter . . . . . 3. Aneilema 
b. 6 fruchtbare Staubblatter. 
a. Blumenblätter frei oder fast frei. 
A Fruchtknoten 2-fächerig, jedes Fach mit 4 Samen- 


anlage . en 
AA Fruchtknoten 3-fächerig, jedes Fach mit 2 Samen- 

anlagen . . . „u. le rrr 
3. Blumenblätter mehr oder weniger in eine Röhre ver- 

wachsen . 4. Wise Wi ui 


Pollia Thunbg. Diss. 1. 


Übersicht der Arten Papuasiens!). 


A. 6. fruchtbare, fast gleiche Staubblätter, Rispe gedrungen P. thyrsiflora 
B. 3 fruchtbare, 3 sterile Staubblätter. 
a. Früchte 5 mm groß, in der Reife aufrecht zu mehreren 


auf den wagerechten Rispenästen . . . . . . . . P. sorzogonensis 
b. Früchte nach unten gekrümmt. .........% Pmaeropenia 
c. Früchte 2—3 mm groß, einzeln am Ende der auf- 

strebenden ‘Aste „lu... Rae dahin ner ER 


P. (Eupollia) thyrsiflora Endl. Gen. pl. 125; Scheff. in Ann. Buiten- 
zorg I. 60; Hasskarl, Commelin. Indic. 57; GC. B. Clarke in DC. Suit. au 
prodr. III. 124; Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII, p. 268; Schum. et Lauterb., 
Flora deutsch. Schutzgeb. Südsee 216. — P. lucida Warb. nomen in 
Schum. et Lauterb. |. c. ex parte. 

Neu-Guinea, a. Westl.: Doreh (Teysmann, anno 1871). 

c. Nordöstl.: Sattelberg, 900 m (Warsure n. 21084!) — Ramu-Fluß, 


ca. 450 m (Laurersach n. 2591!) — Wälder am Fuße des Bismarckgeb., 
200 m (SchLecuter n. 18503! — blühend 27. Okt. 1908) — ?Astrolabe- 
Ebene (Lautersach n. 2069! — fruchtend). 


Molukken: Ternate (De Vrıese, Hb. Leyden). 
Name bei den Eingeborenen: nudä (Ramu). 
Verbreitung: Celebes, Philippinen. — Java, Sumatra, Süd-Andamanen. 


4) Die mit einem ! versehenen Nummern haben mir vorgelegen und befinden sich, 
wenn nicht anders angegeben, im Herb. Berlin. 


C. Lauterbach, Die Commelinaceae Papuasiens. 57 


Ich will hierher zunächst auch eine Pflanze stellen, welche WarsurG mit P. lucida 
bezeichnet hat, von welcher jedoch nur Fruchtexemplare (LAUTERBACH n. 2069) und ein 
Fruchtstand (WarsurG n. 17084 von Sumbawa 1000 m), der von dem von mir ge- 
sammelten Exemplare durch Größe usw. nicht unwesentlich abweicht, vorliegen. n. 2069 
zeigt drei endständige Fruchtstände mit dem von Hasskert |. c. für P. éhyrsiflora an- 
gegebenen charakteristischen Merkmal, den an der Spitze verdickten Blütenstielchen. 
Neuerdings hat Exmer in den Leaflets of Philippin. Bot. 275 eine P. philippinensis be- 
schrieben, leider nur nach einem Fruchtexemplar, Etmer n. 9162!, welche mit WarBurG 
n. 47084 identisch sein dürfte. Jedenfalls ist zur Klärung der Frage vollständigeres 
Material notwendig. 

P. (Aclisia) sorzogonensis Endl. Gen. pl. 1029; C. B. Clarke in DC. 
Suit. au prodr. III. 126; Challeng. Rep. Botan. I. 202; K. Schum. in 
Notizbl. Bot. Garten Berlin Il. 99; Schum. et Lauterb., Flora deutsch. 
Schutzgeb. Südsee 216 (partim). 

Neu-Guinea, a. Nordöstl.: Kelana (Herrwis n. 70!; WarBurG 
s. num.!) — Stephansort (Nymann n. 278!) — Finschhafen (Lavrersacn 
n. 769b! Hb. Lauterb.) — Huon-Golf (Laurersacn n. 880! Hb. Lauterb.) — 
Gogol-Fluß (Lautersach n. 1138! Hb. Lauterb.) — Bismarckgeb., 1000 m 
(SchLechter n. 13956!) — Torricelli-Gebirge, 600 u. 800 m (ScHLECHTER 
n. 44424! u. 14516!) — Wälder unterhalb Albo, ca. 150 m (SCHLECHTER 
n. 46699! — blühend 21. Okt. 1907). 

 Bismarck-Archipel, Neu-Pommern: Ralum (Warsure n. 21 0821; 
Dani s. num.! Hb. Berlin). 

Aru- und Key-Inseln: (MoseLey). 

Timorlaut-Inseln: (MoseLry). 

Molukken, Ternate: (Le GuiLLon). 

Amboina: (La BiLLARDIÈRE, Warsure n. 17447!). 

Verbreitung: Philippinen. — Java, Borneo, Hongkong. 

8. rigidior C. B. Clarke |. c. 
Neue Hebriden: Aneiteum (MILNE n. 246). 
6. gigantea C. B. Clarke 1. c. 

Bismarck-Archipel, Neu-Pommern: Gazelle-Halbinsel (LAUTERBACH 
n. 112a! Hb. Lauterb.) = Massawa (SchecHter n. 13736!). 

Verbreitung: Ost-Indien, Hinter-Indien, Hongkong. 

Eine in ihren Größenverhältnissen sehr wechselnde Art. Charakteristisch ist die 
in der Mitte des stets deutlich vorhandenen Blütenstandsstieles sitzende blattartige 


_ Braktee sowie die in der Reife aufrecht stehenden fahlblauen Früchte, welche sich in 
größerer Anzahl an den fast wagerecht stehenden Rispenästen entwickeln. 


P. (Aclisia) Zollingeri C. B. Clarke in DC. Suit. Prodr. III. 127; 
Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII. p. 269; Schum. et Lauterb. 1. c. 216. 

Neu-Guinea, a. Westl.: Waigiou (D’Urvırır). 

c. Nordöstl.: Sattelberg (Warsure n. 24:080!) — Wälder des Kani- 
_ Gebirges, ca. 800 m (Schrecater n. 16912! — blühend und fruchtend 
28. Nov. 1907) — Finisterre-Gebirge, ca. 1200 m (Scueonter n. 19097! 
blühend und fruchtend 15. Jan. 1909). 


58 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IT. 


Bismarck-Archipel: Kerawara (Warpure D. 21081!) 

Verbreitung: Java, Formosa. | 

Von der vorhergehenden ähnlichen Art durch geringere Größe, sitzenden Blüten- 
stand mit aufstrebenden Asten, welche am Ende nur eine kleinere Frucht tragen, und 
meist gekräuselte Blattscheiden verschieden. 

P. (Aclisia) macrophylla Benth. FI. austral. VII. 90; Engler in Engl. 
Bot. Jahrb. VIL 448, Gazelle Exped. Siphonog. 18; C. B. Clarke in DC. 
Suit. Prodr. JIL 128; K. Schumann in Engl. Bot. Jahrb. IX. 193; Warburg 
ebenda XIII. p. 269; Schumann et Lauterbach. I. c. 216. — Aclisia celebica 
Hassk. in Commelin. indicae 40. 

Neu-Guinea, c. Nordöstl.: Sattelberg (Warpure n. 21083!) — 
Passahai, 330 m (Hettwie n. 276!) — Finschhafen (Wemanp n. 91!) — 
Bumifluß (Laurersacn n. 463! Hb. Lauterb.) — Constantinhafen (LAUTERBACH 
n. 1253! Hb. Lauterb.) — Schumannfluß (Laurereacn n. 24671). 

d. Südwestl.: Tritonsbay (Le Guitton n. 17). 

e. Südöstl: Astrolabe-Range (Brown n. 183!). 

Bismarck-Archipel, Neu-Pommern: Gazelle-Halbinsel (LAUTERBACH 
n. 412!; Parkinson n. 90!) — Massawa (Scazecarer n. 137461). 

Neu-Mecklenburg: Muliama (ScaLAGINHAUFEN, anno 1908!) — Nama- 
tanai (PEEKEL n. 4221). 

Gelebes: Tondano (Forsten. Hb. Leyden). 

Salomon-Inseln: (Mitne n. 541) — Bougamville (Naumann, anno 
18751). 

Name bei den Eingeborenen: pipike (Namatanai — Neu-Mecklenburg). 

Verbreitung: Nord-Australien, Philippinen. — New South Wales. 


Die Art ist an den in der Reife nach unten gekrümmten Früchten kenntlich. 


Commelina Linn. Gen. pl. ed. I. 44. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A, Fruchtknotenfächer mit je 2 Samenanlagen. 

‘a. Blütenscheide zusammengefaltet . . . . . . . . . C. nudiflora 
B. Fruchtknotenfächer mit je 4 Samenanlage. 

b. Blütenscheide kappenförmig. 


a. Blütenscheide fast sitzend, Kapsel dreifächerig. . C. undulata 
ß. Blütenscheide gestielt, Kapsel dreifächerig . . . C. paleata 
+. Blütenscheide gestielt, Kapsel zweifächerig. . . . C. ensifolia. 


6. (Eucommelina) nudiflora Linn. Sp. pl. ed. I. 44; Challeng., Rep. 
Bot. I. 202; Guppy, Solom. Isl. 302; Schumann, Notizbl. Bot. Garten 
Berlin I. 47, IL 100; Schum. et Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 
216. — C. cyanea Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XII. p. 268; Schum. in 
Notizbl. II. 99, non R. Br. — C. obtusifolia Vahl, Enum. 2, p. 168. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Finschhafen (Laurersaca n. 806!; WEINLAND 


n. 4!) — Tami-Inseln (Bamter n. 77!) — Stephansort (Lewanpowsky n. 51!) | 


— Ramu-Fluß (Tappenseck n. 71!). 


C. Lauterbach, Die Commelinaceae Papuasiens. 59 


Bismarck-Archipel, Neu-Pommern:Kerawara(Wargure n. 21085!) 
_— Ralum (Dauz n. 112!) — Herbertshühe (Laurersaca n. 3044! Hb. 
 Lauterb.). | 
Neu-Mecklenburg: Namatanai (Perker n. 3321). 

“Timorlaut: (Mosgtey). 

Salomon-Inseln: (Guppy). 

Karolinen, Yap: (Votxens n. 58!). 

Name bei den Eingeborenen: Dschidschili pum (Tami-Inseln). 
Verbreitung: Tropenkosmopolit. 


g C. (Trithyrocarpus) undulata R. Br. Prodr. 270; C. B. Clarke in DC. 
‘Suit. au prodr. III. 179; K.Schumann in Engl. Bot. Jahrb. IX. 193; 

Notizbl. Bot. Gart. Berlin II. 100; Fl. Kaiser-Wilhelmsland 15; Warburg 

in Engl. Bot. Jahrb. XII. 268. — C. ensifolia Benth. Fl. austral. 7, p. 83, 

_ partim. 

| Neu-Guinea, a. Westl.: Waigiou (Gaupicuaup n. 88!) — ?Ramoi 

 (Moszxowski n. 127!). 

c. Nordöstl.: Finschhafen (Horırung n. 37!; Warsure n. 21087!) — 

Sattelberg (WargurG n. 21086!) — Simbang (Nyman n. 864!) — Sialum bei 

Kap König Wilhelm (Neuaauss n. 25!). 

Bismarck-Archipel, Neu-Pommern: (Laurersacn n. 444!; Dane 

n. 411!; Parkinson n. 89!). 

Key-Inseln: Kl. Key (WarBurG). 

Molukken: Amboina (Warsure n. 174451). 

Nord-Australien: Nordküste (R. Brown n. 5735, 5736) — Queensland. 

Philippinen: Sulu-Archipel (WarsurG n. 14 986!). 

Name bei den Eingeborenen: geggam (Finschhafen). 

Verbreitung: Liu kiu-Inseln, China; ß. sefosa Clarke: Ostindien. 

Tritt in zwei Formen auf, von denen die eine kräftigere und breitblättigere auf 

feuchten Standorten vorkommt, während sich die andere, schmalblättrige mit weißlicher 

Blattunterseite auf trockneren Gebieten mit durchlässigem Untergrunde, so dem Steppen- 

gebiet um Finschhafen findet. 

0. (Trithyrocarpus) ?paleata Hassk. in Pl. Jungh. p. 139; Scheff. in 
Ann. Buitenz. I. 60. 

Westl. Neu-Guinea: bei Doreh (Trysmann, anno 1871). 

Verbreitung: Ostindien, Java. 

SCHEFFER |. c. versieht den Namen mit einem Fragezeichen, CLarke hat die frag- 


liche Pflanze’ nicht gesehen und erwähnt das Vorkommen in seiner Monographie gar 
nicht. Die Feststellung der Art bleibt also unsicher. 


C. (Spathodithyros) ensifolia R. Br. Prodr. 269; Clarke in DC. Suit. 
“prodr. III. 188; F. Müller, Pap. pl. 45. 

| Südöstl. Neu-Guinea: Port Moresby, Darnley’s Island (MAGFARLANE, 
GOLDIE). 

—_ Nord-Australien: Nordküste (R. Brown n. 5733). 

Verbreitung: Ost-Indien, Ceylon, Java, Mittel-Australien. 


60 G. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Ich habe die Exemplare nicht gesehen. Es dürfte zweifelhaft sein, ob es sich 
nicht um die habituell sehr ähnliche C. undulata R. Br. handelt. 


Aneilema R. Br. Prodr. 270. 


Übersicht der Arten Papuasiens. 
A. Kapsel dreifächerig. 
a. In jedem Fach eine Reihe Samen. 
a. In jedem Fach 2 Samen. 
A Stengel 10—40 cm lang, niederliegend . . , . A. nudiflorum 
AA Stengel 40 cm—1 m lang, aufrecht . . . . . A. giganteum 
3. In einem Fach 2, in den beiden anderen je 4 Same A. fasciatum 


y. In jedem Fach 6 Samen . . À. papuanum 


b. In jedem Fach 2 Reihen Samen . . . . . . . . . A. multiscaposum 
c. Kapselfächer einsamig. 
a. Kapsel mit Hakenhaaren . . . . . . . . . . . A. viliense 
B. ‚Kapsel glatt ve "4 SE ECS 2 
B: Kapsel zweifächerig . .n. 1. 0.5. , Nan u „lm ee 


A. (Euaneilema) nudiflorum R. Br. Prodr. 274; Clarke in DC. Suit, 
prodr. III. 210; Schum. et Lauterb., Nachträge Fl. deutsch. Schutzgeb. 
Stidsee 63; Volkens in Engl. Bot. Jahrb. XXXI. p. 460. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Finschhafen, Grasland (WeEInLAND n. 66!, 93!) 

Bismarck - Archipel, Neu - Mecklenburg: Namatanai (PEEKEL 
n. 425!). 

Karolinen: Yap (Vorkens n. 230!). 

Palau-Inseln: Korror (Raymunpus n, 312!). 

Verbreitung: Philippinen. — Ostindien, China, Formosa, Malesien. 


A. (Euaneilema) fasciatum Warb. ms. in herb. Berol. — A. acuti- 
folum Lauterb. et K. Schum. in Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 247. — 
Herba ramosa radicibus fibrosis. Caules erecti, foliati, glabri vel minute 
pilosi, internodiis apicem versus plus minus elongatis. Folia infima linearia 
elongata, longe acuta, utrinque glabra, superiora, pro rata minora basi 
rotundata, vaginis pilosulis. Paniculae terminales atque ex axillis folior. 
superior., pauciramosae, capitulatae; pedunculi demum cicatricibus pedi- 
cellorum delaps. notati; pedicelli basi bractea ovata mox decidua suffulta. 
Sepala oblonga, subrotundata, persistentia; petala pallide coerulea, tenuissi- 
ma; stamina 2 perfecta, antheris ellipticis, filamentis glabris?; ovarium 
ellipsoideum glabrum, stylus filiformis acutus glaber. Capsula pedicello 
recurvo, sepalis obtecta, trigona ovata, subacuta, brunnea, sublucida, tri- 
locularis. Semina in uno loculo 2, in aliis singula, irregulariter subtrigona, 
rugosa, brunnea. (Fig. 1 A—E.) 


Ein Kraut mit Faserwurzeln. Stengel aufrecht, beblättert, 17—40 cm lang, glatt 
oder kaum behaart. Untere Blätter linear, 10—48 cm lang, 7—15 mm breit, lang ge- 
spitzt, beiderseits glatt, obere Blätter allmählich kleiner werdend, am Grunde gerundet, 
Scheiden schwach behaart. Rispen endständig und aus den Achseln der oberen. Blätter, 
wenigästig, 5—6 cm lang. Blüten anfangs köpfig gedrängt; Blütenstielchen 3—5 mm 


SENTE Be 
ee en 


B Kapsel, C Querschnitt der 


A Habitus, 


netlema fasciatum Warb. 
selben, D Sa., E Bl. nach Entfernung der Kelch- u. Blumenbl 


A—E A 


Fig. 4. 


ätter. — F—H A. multi- 


2 


F Habitus, G Kapsel, H Same. 


scaposum Lauterb, 


ur 


62 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


lang, durch eine abfällige ovale, 4 mm lange Braktee gestitzt. Kelchblätter oblong, 
abgerundet, bleibend, 3,5 mm lang; Blumenblätter bläulich, sehr vergänglich; 2 frucht- 
bare Staubblätter 4 mm lang, Antheren elliptisch, Filamente glatt?, Fruchtknoten ellip- 
tisch, glatt, 1 mm lang, Griffel fadenförmig, 3,5 mm lang. Kapsel mit nach unten ge- 


krümmtem Stiel, von den Kelchblättern eingehüllt, dreikantig oval, zugespitzt, 6 mm | 


lang, 3,5 mm Durchmesser, bräunlich, etwas glänzend, dreifächerig; in einem Fach 2 
in den beiden anderen je 4 Samen, unregelmäßig, dreikantig, runzlig, braun, 2 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Gogol-Flußgebiet (LaurerBacn n. 1900! — 
blühend und fruchtend 2. Dez. 1890. Hb. Lauterb.) — Ssigauu, Waldrand, 
600 m (Lautersacn n. 2319! — blühend und fruchtend 42. Juni 4896. 
Hb. Lauterb.) — Stephansort (Lewanpowsky n. 43! — blühend 18. Aug. 
1899) — Alangfelder am Kaulo, ca. 180 m (ScutecatEr n. 17541! — 
blühend und fruchtend 12. April 1908). 


Die Art steht etwa in der Mitte zwischen À. nudiflorum R. Br. und A. giganteum 
R. Br., weicht jedoch durch die Ausbildung der Blätter und Anzahl der größeren 
Samen ab. 

A. (Euaneilema) giganteum R. Br. Prodr. 271; Clarke in DC. Prodr.; 
Benth. Fl. austral. VII. 88; Müll. Pap. pl. VI. 18. — A. fasciatum Warb. 
(nomen) in Schum. et Lauterb., Flora 218 partim. 

Neu-Guinea, c. Nordost: Sattelberg (Hettwie n. 502!, Warsure 
n. 21073!, fol. variegatis). 

e. Südost: (CHALMERS). 

Verbreitung: N.-Australien. — Ost-Indien, Geylon, Borneo; Ost-Afrika. 

Ich möchte hierher auch zunächst die von HeELLwic und WarsurG am Sattelberg 
gesammelten unvollständigen Exemplare stellen, da sie durch viel kräftigeren Wuchs 
und die stärker mit verhältnismäßig breiteren Blättern besetzten Stengel von A. fas- 


ciatum Warb. erheblich abweichen. Zudem scheint es sich um eine Kulturform zu 
handeln, welche von den Eingeborenen ihrer bunten Blätter wegen angebaut wird. 


A. (Euaneilema) papuanum Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIIL 269; 
K. Schum. in Notizbl. bot. Gart. Berlin II. 100; K. Schum. et Lauterb. 
L e248: | 

Nordöstl. Neu-Guinea: Sattelberg, 600 m (LaurerBaca n. 598!) — 
Finschhafen (Weıntanp n. 90!) — Sekundärwald am Kaulo, ca. 200 m 
(ScuLecater n. 16985!) — Wälder bei Danip, ca. 100 m (Scnrecurer 
n. 49244! — blühend und fruchtend 16. März 1909). 

Bismarck-Archipel, Neu-Pommern: Ralum (WareurG n. 21075! 
21076!). 

Neu-Mecklenburg: Namatanai (P£gekez n. 489!). 


Die Art ist von dem recht ähnlichen A. acuminalum R. Br. durch die etwas 
längeren, dreifächerigen, je 6 Samen enthaltenden Kapseln verschieden. 


A. (Dichaespermum) multiscaposum Lauterb. n. sp. — Herba sub- 
acaulis glabra, radicibus tuberosis, fasciculatis; folia omnia radicalia, longe 
lanceolata, acuta, basi paulum angustata sessilia, nervis 12 conspicuis, 
margine in sicco undulato; scapi axillares, bracteis foliaceis, lanceolatis 
subacutis subochreatis, cymosi pluriflori, ramulis superis bracteis parvis, 
amplexicaulibus rotundatis vel truncatis, subimbricatis munitis; flores pedi- 


ee ee 


C. Lauterbach, Die Commelinaceae Papuasiens. | 63 


i; sepala elliplica, apice rotundata, persistentia; petala fugacia; sta- 
“mina 3 perfecta filamentis glabris, antheris ellipticis; ovarium glabrum, 
“stylo lineari; capsula terminalis erecta, trigono-ellipsoidea, apice mucro- 
“nata, sepalis obtecta, 3 locularis; semina ca. 8 in unoquoque loculo, 
2 seriata, irregulariter triangulata, rugulosa. (Fig. 1 F—H.) 
Stengelloses glattes Kraut mit knolligen, ca. 3 mm dicken, büscheligen Wurzeln. 
Blatter wurzelständig, lang lanzettförmig, zugespitzt, am Grunde wenig verschmälert, 
‚sitzend, 14—925 cm lang, 12—25 mm breit, mit 12 deutlichen Nerven. Blütenschäfte 
 achselstiindig, 20—30 cm lang, mit blattartigen, 7—25 mm langen, lanzettförmigen, 
spitzen, am Grunde tütenförmigen Brakteen, in deren Achseln die mehrblütigen, ca. 
_ 2—3 cm langen Cymen entspringen. Astchen mit stengelumfassenden, 1—2 mm langen 
_ gerundeten, halb dachförmig deckenden Brakteen versehen. Blütenstielchen 1—5 mm 
“lang; Kelchblätter elliptisch, an’der Spitze gerundet, 2,5 mm lang, 4 mm breit, blei- 
bend; Blumenblätter hinfällig; 3 fruchtbare Staubblätter mit glatter? Staubfäden und 
elliptischen Antheren; Fruchtknoten glatt, Griffel linear. Kapsel endständig, aufrecht, 
_ dreikantig elliptisch, zugespitzt, von den Kelchblättern eingehüllt, 6 mm lang, 3-fächerig; 
Samen ca. 8 in jedem Fach, 2-reihig, unregelmäßig dreieckig, runzlig, ca. 0,5 mm groß. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhmsland, in den Galeriewäldern 
am Keneyia, ca. 150 m (SCHLECHTER n. 18327! — blühend und fruchtend 
4. Okt. 1908). - 
Die Art gehört zur Sektion Dichaespermum Clarke, welche bisher nur aus Indien 
und Java bekannt ist. Von den bekannten Arten dieser Sektion ist sie schon durch 
ihre Stengellosigkeit verschieden. 
| A. (Dictyospermum) Vitiense Seem. Fl. Viti. 314, t. 96; Clarke in 
—DC:, Suit. au Prodr. II. 220; Schum. et Lauterb., Nachträge 63. — A. 
heyense Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII. p. 269. 
| Neu-Guinea, a. Westl: Waigiu, Rawak (Gaupicnaup in Hb. Berlin!) 
c. Nordöstl: Stephansort, Urwald (Nymann n. 477!) — zwischen 
Ramu und Küste (Scutecarer n. 141311). 
Key-Inseln: Pulu ubur (Warsure n. 21 078). 
Timor: (Jacquinor). 
Molukken: Ternate (Le Guitton) — Amboina (Wargurc n. 17443!) 
— Batjan (Warsure n. 18146!). 
Name bei den Eingeborenen: rompü (Molukken). 
Verbreitung: Philippinen. — Fidji-Inseln, Samoa-Inseln. 
Das von Gaupicuaup auf Rawack gesammelte Exemplar, welches nur unentwickelte 
_ Blüten enthält, ist von C. B. Crarke als À. acuminatum R. Br. bestimmt worden. Ich 
ziehe dasselbe mit Warsurc hierher. A. acuminatum R.Br., welches sich von A. 
_ Vitiense Seem. besonders durch glatte Kapseln unterscheidet, ist sonst aus Papuasien 
nicht nachgewiesen. Die Angabe in Scuum. u. Laurers., Flora 248 beruht anscheinend 
auf einer Verwechslung mit A. papuanum Warb., das Daursche Exemplar habe ich 
nicht finden können. 
Unsere Art ist an den eigentümlichen Hakenhaaren der Früchte leicht kenntlich. 
3 ?A. (Dietyospermum) humile Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII. p. 270; 
_ Schum. et Lauterb., Flora 218. 
L' Neu-Guinea, b. Nord: Naumoni-Lichtung (Moszkowskı n. 374! — 
… blühend und fruchtend Oktober 1910). 


64 C. Lauterbach, Beiträge zur‘Flora von Papuasien. H. 


c. Nordost: Hatzfeldhafen (Warsure n. 21077!) — Schumann-Fluß 
(SCHLECHTER n, 13833!) — Bismarck-Gebirge, 800 m (Scazecarer n. 13 945!) 
— im Walde von Abo, ca. 200 m (Scurecnrer n. 16209! — blühend 
27. Juni 1907). 

Das vorliegende Material genügt nicht zum einwandsfreien Nachweis, ob die Art. 
aufspringende oder nicht aufspringende Früchte besitzt, d.h. ob es sich nicht vielleicht 
um eine Pollia, für welche dann eine neue Sektion aufzustellen wäre, handelt. 

A. (Lamprodithyros) imbricatum Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII. 
p: 270. | 


Key-Inseln: Docla (WarsurG n. 21 0741). 


Forrestia A. Rich. et Less. Sert. "Astrol. 1. t. 4. 


F. hispida Less. et A. Rich. Sert. Astrol. 2, t. 4; C. B. Clarke in DC, 
Suit. au prodr. HI. 236; Scheff. in Ann. Buitenz. I. 60; Schum. et Lauterb., 
Flora 218. 

Neu-Guinea, a. Westl: Tritonsbay (Hompron) — Doreh (Lesson; 
TEYSMANN). 

b. Nördl: Kohari-Berge, 800 m, südwärts der Tami-Mündung (SchuLTzE 
n. 43! — blühend August 1910). 

c. Nordöstl: Augusta-Fluß, Bivak 44 (Scuueuter n. 156! — blühend 
September 1910) — Gogol-Unterlauf (Laurersich n. 915!) — Astrolabe- 
Ebene (Laurersacu n. 2068! in hb, Lauterb.) — Oertzen-Gebirge (LAUTERBACH 
n. 2155! in hb. Lauterb.) — Ramu-Fluß, 150 m (Laurersacn n. 2589! in 
hb. Lauterb.) — Schumann-Fluß, 90 m (Laurersacm n. 3192! in hb. 
Lauterb.) — Bismarck-Gebirge (Roparz u. Krınk n. 215!) — in den Wäl- 
dern am Kaulo, ca. 200 m (ScaLecHter n. 17544! — blühend und fruch- 
tend 43. April 4908). 

Name bei den Eingeborenen: Djaidjang (Astrolabe-Ebene) — Pom- 
porung (Bukaua). 

Verbreitung: Formosa. 

Forma glabrescens Lauterb. n. f. — Vaginis petiolisque extus 
parce hirsutis, mox glabratis. 


Scheiden und Blattstiele an der Außenseite mit schwacher, bald schwindender : 
Behaarung versehen. 

' Nordl. Neu-Guinea: Tana, Flußufer, ca. 90 m (Moszkowskı n. 205! 

— blühend 14. Juli 1910) — Naumoni (Moszxowsxr n. 302! — fruchtend 


Oktober 1910). 


Cyanotis Don, Prodr. Fl. nepal. 45. 


Ubersicht der Arten Papuasiens. 
A. Blüten endständig. 
a., einzeln. „7 tare rs a ce le CS ©. uniflora 
b. in ‚wenigblütigen Köpfchen I. WR 2 UNS ©. capilata 
B. Blüten achselständig, in Blattscheiden fast eingeschlossen . C. axillaris. 


C. Lauterbach, Die Commelinaceae Papuasiens. 65 


©. (Dalziella) uniflora Hassk. Commel. Ind. 104 (ex descript.). 
€. B. Clarke in DC., Suit. au prodr. III. 242; Philippine Journ. I. Suppl. 34. 
— Commelina moluccana Roxb. Fl. Ind. I. p. 172. 
Bismarck-Archipel, Neu-Mecklenburg: am Boden kriechend 
_ (Kraewer, anno 19093). 
Molukken: Amboina (VENTENAT, LABILLARDIÈRE) — Buru (Commerson). 
Verbreitung: Philippinen. — Malesia, Java, Borneo. 
C. (Dalziella) capitata C. B. Clarke in DC., Suit. au prodr. III. 243; 
“Journal of botany 1886, p. 14; Warburg in Engl. Bot. Jahrb. XIII. p. 268; 
Schum. et Lauterb. in Flora 218. — C. uniflora K. Schum. in Engl. Bot. 
Jahrb. IX. p. 193, in Schum. et Hollrung, Fl. Kaiser-Wilhelmsland 15, 
non Hassk. 
Neu-Guinea, c. Nordöstl: Finschhafen (HorıLrune n. 1281; Weın- 
asp n. 79!) — Sattelberg (Warsure n. 21079!; Laurersaca n. 482!) — 
Gogolfluß (Laurersaca n. 1075!) — Ssigauu, 600 m (Lautersach n. 2350!) 
 — Schumann-Fluß (ScazecarTer n. 13843!) — lichte Stellen im Sekundär- 

"wald bei der Kaulo-Etappe, ca. 180 m (SchLecHter n. 16707 — blühend 
23. Okt. 1907). 
| e. Südöstl: South Cape (Forges n. 919). 

Verbreitung: Philippinen. — Südostasien, Japan. 
€. Ochreaeflora) axillaris Roem. et Schultes, Syst. 7, p. 1154; 
€. B. Clarke in DC., Suit. au prodr. III. 24%; Benth., Fl. Austral. VII. 82; 
Philippin. Journ. I. 34. 
+ Nordôüstl. Neu-Guinea: Stephansort, in Pflanzungen (Lewanpowsky 
n. 15! — blühend 12. Aug. 4899, in hb. Lauterb.). | 
Verbreitung: Nord-Australien, Philippinen. — Malesien, Ostindien, 
China. 

…. Die Pflanze, welche sonst aus Papuasien nocht nicht bekannt ist, scheint neuer- 
dings, wahrscheinlich durch Vieh, eingeschleppt worden zu sein. 


Floscopa Lour. Fl. Cochinch. 192. 

— F. seandens Lour. Fl. Cochinch. 193; C. B. Clarke in DC., Suit. au 
prodr. Ill. 265; F. Müll., Pap. pl. VIII. 50: Schum. et Lauterb. Flora 219: 
Philippin. Journ. I. 34. — F. paniculata Hassk., Pl. Jungh. 15; Benth., 
fl. Austral. VII. 89. 

Neu-Guinea, c. Nordost: Gogolfluß (Laurersacu n. 1036! in hb. 
Lauterb.) — Ramu-Fluß (Laurersach n. 2704!) — Torricelli-Gebirge, 800 m 
(Scutecuter n. 14377() — in den Galeriewäldern am Keneyia, ca. 150 m 
(SCHLECHTER n. 183241). 

c. Südost: Laloki-Fluß (W. Armir, Argus-Exp.). 

Verbreitung: Nord-Australien, Philippinen. — Malesien, Vorderindien, 
nina. | 


+ 


_ Botanische Jahrbücher. L. Bd. | 5 


66 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. Il. 


13. Eine neue Juglandacee Papuasiens. 


Von 
R. Schlechter. 


Mit 4 Figur im Text. 


Die erste in Neu-Guinea gesammelte Juglandacee wird hiermit in der 
Engelhardtia lepidota Schltr. beschrieben, welche die südöstlichste Art 
der Familie darstellt, die bisher bekannt geworden ist. Das Auftreten der 
Gattung Engelhardtia in Papuasien hat insofern nichts Uberraschendes an 
sich, als die Gattung in den westlicheren Nachbarländern schon in ver- 
schiedenen Arten nachgewiesen worden war. | 

Der Baum ist auf den Gebirgen des mittleren Teiles von Kaiser-Wil- 
helmsland nicht selten, scheint aber nicht unterhalb der Nebelwaldregion 
vorzukommen, woraus wir schließen können, daß er zu seinem Gedeihen 
eine größere Luftfeuchtigkeit benötigt. Gewöhnlich ist die Engelhardtia 
in größerer Anzahl von Exemplaren zusammenwachsend oder kleinere Be- 
stände blldend zu beobachten, nur selten sieht man einzelne Exemplare 
verstreut im Walde eingesprengt. Da die westlicheren Arten alle ein vor- 
zügliches Nutzholz liefern, ist anzunehmen, daß auch A. lepedota Schltr. 
gutes Holz bildet, dessen Ausbeutung sich vielleicht später einmal lohnen 


könnte. 


Engelhardtia lepidota Schltr. n. sp. — Arbor elata, ramosa. Ramuli 
erecto-patentes, teretes, dense lepidoti, bene foliati. Folia petiolata pinnata, 
2-jugata, petiolo et rachi dense lepidota, foliolis elliptieis, obtusiusculis vel 
obtusiuscule acuminatis, margine recurvulis, superne glabratis, subtus dense 
lepidotis, basi cuneatis, subsessilibus. Spicae florum masculorum axillares, 


tenues, laeves, axibus antheriferis abbreviatis, minute lepidoto-puberulis. 


Antherae minutae approximatae, sessiles, late ovales, glabrae. Spicae 
florum feminorum graciliter pedunculatae, nutantes, dense multiflorae. Flores 
feminei sessiles. Perigonium alte et inaequaliter 4-lobatum, lobis oblongis, 


obtusis, reticulato-nervosis, squamis minutis, sparsis donatis, ovarium sub- 
globosum, setoso-villosum, apice sensim in stylum abeuns. Stylus cylindricus 


R. Schlechter, Eine neue Juglandacee Papuasiens, 67 


-usque ad medium fere bifidus, basi glabratus, apicem versus muricato- 


| Dot. 

Ein reichverzweigter Baum mit dickem, bis 75 cm im Durchmesser haltendem 
k Stamm, 20—30 m hoch. Zweige rund, dicht mit sehuppenartigen Haaren besetzt, dicht 
_ beblättert. Blätter zweijochig-fiederteilig, bis 44 cm lang. Blättchen 4,5—9 cm lang, 
in der Mitte 4,7—3,5 cm breit, bei den männlichen Exemplaren etwas mehr zugespitzt 
“als bei den weiblichen, unterseits dicht mit den Schuppenhaaren bedeckt. Männliche 
“Blütentrauben 2,5—3 cm lang, kaum 4 mm breit, mit kurzen, gewöhnlich 6 gedrängte 
Antheren tragenden Blütenachsen. Die weibliche Blütentraube ist schlank gestielt, 
-hängend, mit vielen sitzenden Blüten. Das Perigon der weiblichen Blüte sehr unregel- 
_ mäßig 4-lappig, der äußere (dorsale) Lappen ist der größte und wird bis 2,5 cm lang, 
… die seitlichen Lappen sind etwas kürzer, der dem dorsalen Lappen gegenüber stehende 
“(ventrale Lappen) ist sehr stark reduziert und selten über 3 mm lang. Der Frucht- 
knoten im halbreifen Zustande ist etwa 3 mm im Durchmesser, der Griffel ca. 4 mm lang. 


Fig. 1. Engelhardtia lepidota Schltr. A Manni. Blüte, B Rathore, C Weibl. Blüte, 
D Fruchtknoten. 


Nordöstl. Neu-Guinea: hoher Baum in den Wäldern des Kani- 
Gebirges, ca. 1000 m ü. M. (Scuvecurer n. 18084. — Fruchtend im Juli 
1908); in den Wäldern des Ibo-Gebirges, ca. 1100 m ü. M. (ScuLechTer 
n. 17820. — Blühend im Mai 1908). 

Die Art steht in der Mitte zwischen E. subsimplicifolia Merr. von den Philippinen 
und Z. rigida Bl. von Java, ist von beiden aber leicht kenntlich durch die zweijochigen, 
unterseits stärker schuppenhaarigen Blätter. Sie ist die erste:Art der Gattung, welche 
aus Papuasien beschrieben ist und somit bis jetzt der östlichste Vertreter. 

Außer an den oben angegebenen Standorten sah ich ziemlich ausgedehnte Be- 
stände des Baumes auf den Graten des Finisterre-Gebirges in einer Höhe von 1000— 
4300 m ü. M. Eine von Forges während seiner Sogeri- -Expedition in Englisch Neu- 
Guinea gesammelte Art dürfte ebenfalls wohl zu dieser Art gehören. 


+ 
A] 


68 GC, Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


14. Eine neue Balanophoracee Papuasiens. 
Von 


R. Schlechter. 


Mit 4 Figur im Text. 


In der hier beschriebenen Balanophora liegt die erste Art der Familie 
aus Papuasien vor. Rudimente der Art sind schon im Jahre 1888 von 
WarBurG auf dem Sattelberg gefunden worden und ich selbst hatte sie 
bereits 1902 im Bismarck-Gebirge wiederholt beobachtet, hatte aber kein 
Material eingesammelt. So kam es, daß die Pflanze, welche bisher immer 
für B. fungosa Forst. gehalten wurde, bisher in der Neu-Guinea-Flora 
nicht aufgeführt war. Da die Gattung von Indien bis zu den Neuen 
Hebriden und Neu-Kaledonien nachgewiesen ist, war ihr Auftreten in Neu- 
Guinea wohl zu erwarten. 

B. papuana Schltr. wächst wie die javanischen Arten als Parasit auf 
dünnen Baumwurzeln in der Nebelwaldformation. 


Balanophora Forst. 


B. papuana Schltr. n. sp. — Planta humilis parasitica, carnosa. Rhi- 
zoma carnosum, breve, pluricephalum, extus perdense verruculosum, ver- 
rucis majoribus sparsis interjectis, capitibus apice incrassatis, poculiformi- 
dehiscentibus. Scapus brevis, cylindricus squamis vulgo 4 amplis oblongis 
obtusis obsessus, glaber. Racemus plantae masculae cylindraceus dense 
multiflorus. Pedicelli crassiusculi glabri. Perigonium floris musculi 4-par- 
titum, glabrum, lobis oblongis obtusissimis, apice incurvis, pedicello fere 
aequilongis. Columna staminea perigonio fere aequilonga, stipite brevi, 
antheris 46 erectis, parallelis, connatis, linearibus, utrinque obtusis. Spadix 


plantae femineae oblongoidea vel subclavata, obtusa. Spadiculae minutae 


clavatae dimidio superiore subglobosae obtusissimae, dimidio inferiore atte- 


nuato floribus femineis obsessae. Flores feminei apetali sessiles, ovarion 
oblique ellipsoideo, glabro, stylo subulato glabro spadiculae apicem haud 


attingente. 


R. Schlechter, Eine neue Balanophoracee Papuasiens. 69 


Ein braungelber, fleischiger, bis 14 cm hoher Parasit mit fleischigen, dicht mit 
kleinen Warzen und zerstreuten größeren Warzen bedecktem Rhizom, dessen dickere 
Köpfe wie bei einigen phalloiden Pilzen becherförmig aufspringen. Aus diesem Becher 
erhebt sich der kurze Schaft, welcher wohl stets nur vier längliche, stumpfe, 2—3 cm 
lange Hochblätter trägt. Die männliche Blütentraube ist dicht vielblütig, 3—4 cm lang 
und ca. 2,2 cm breit. Die Segmente des männlichen Perigon sind ca. 3,5 mm lang, von 


gleicher Länge sind etwa die Stiele und die 16 schmale Antheren tragende Antherensäule. 


Der Kolben der weiblichen Pflanze hat etwa dieselben Dimensionen wie die Traube der 
männlichen. Nach Art der Gattung sind die dicht gedrängten Blüten mikroskopisch 
klein und sitzen an winzigen, dicht gedrängten Kölbchen. 


Pas ; PA di = 3 E 


Fig. 1. Balanophora papuana Schltr. A Männl. Blüte, B Androphor, C Kolbenteil 
mit weibl. Blüten, D einzelnes Kölbchen, Æ weibl. Blüte. 


Nordöstl. Neu-Guinea: im Humus der Wälder des Finisterre-Ge- 
birges, ca. 1300 m ti. M. (Scurecater n. 18250. — Blühend im September 
1908 [of Pflanze]); im Humus der Wälder des Bismarck-Gebirges, ca. 
4400 m ü. M. (Scutecater n. 18602. —- Blühend im November 1908 


[© Pflanze)). 


Die Art gehört neben die javanische B. elongata Bl., zeichnet sich aber durch die 
Rhizome, die wenigen Hochblätter und die größere Zahl der linealen Anthere aus. 


70 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


15. Neue Magnoliaceae Papuasiens. 
Von 


R. Schlechter. 


Mit 4 Figur im Text. 


Von dieser Pflanzenfamilie war bisher nur eine einzige Art aus Papu- 
asien bekannt geworden, Drimys hatamensis Becc., welche von O. BeEccArı 
in dem Arfak-Gebirge in Holländisch-Neu-Guinea in einer Höhe von 2000 m 
gefunden wurde. Beecarı erwähnt aber bei dieser Gelegenheit, daß er 
auch unvollständiges Material einer Michelia gefunden habe. Mir liegen 
nun hier zwei weitere neue Magnoliaceen vor, von denen die eine zur 
Gattung Drimys gehört, während die andere wohl am besten bei Talauma 
untergebracht wird. Ob in dieser letzteren die von BeccAarı erwähnte 
zweifelhafte Mechelia wiedergefunden wurde, ist noch zweifelhaft. 

Soweit bis jetzt meine Beobachtungen gehen, sind die Magnoliaceen 
in unserm Gebiete Bewohner der Hügel- und Bergwälder. Drimys oligo- 
carpa Schltr. beginnt schon auf den Hügeln bei etwa 400 m Höhe ü.M. 
und steigt bis zur unteren Grenze der Nebelwaldformation, also etwa bis 
900 m. Höhe, empor. Sie wächst teils als Busch oder kleiner Baum 
ziemlich gesellig. Die Talauma papuana Schltr. dagegen ist als riesiger 
Baum verstreut im Nebelwalde der höheren Gebirge im mittleren Kaiser- 
Wilhelmsland nicht selten anzutreffen. Nur vereinzelt steigen einige Exem- 
plare auch in den unterhalb der Nebelwaldformation gelegenen Bergwälder 
bis auf etwa 600 m Höhe ü. M. hinab. 


Talauma Juss. 


T. papuana Schltr. n. sp. — Arbor ramis validis ramulis gracilioribus 
laxe foliatis, teretibus, primum brunneo-puberulis, mox glabratis. Folia 
petiolata erecto-patentia, oblonga, breviter acuminata, basi rotundata, su- 
perne glabra, subtus molliter puberula, mox glabrata, petiolo primum 
dense pilis brunneis villoso demum glabrato. Flores speciosi in axillis 
foliorum singuli, nivei, fragrantes, pedicello dense rufo-tomentoso crassius- 
culo. Perigonii foliola c. 15, oblanceolato-spathulata, obtusa, glabra, more 
generis caduca. Stamina numerosa perigonii foliolis duplo breviora, glabra, 


‘ ET 


3 


R. Schlechter, Neue Magnoliaceae Papuasiens. 7+ 


filamentis brevibus linearibus, basin versus paulo angustatis, antheris 
linearibus acutis, filamento vix latioribus. Syncarpium cylindraceo-conicum 
dense rufo-puberulum. Carpidia matura extus leviter puberula,. valvis 
Sensim decadentibus. Semina 2—4, paulo compressa, glabra. 

Ein Baum, bis über 30 m hoch, mit starker Verzweigung. Blattstiele 2—3 cm 
lang, braun behaart. Blatter anfangs unterseits leicht bräunlich behaart, später kahl, 
netzaderig, 42—48 cm lang, in der Mitte c. 5—9 cm breit. Die schönen, wohlriechen- 
den Blüten einzeln in den Achseln auf einem kurzen, dicht braun-zottigen Stiel von 
2,5—3 cm Länge, im Durchmesser etwa 7 cm groß. Die Perigonblätter von etwas 
derber Textur nach unten etwas verschmälert, 2,5—3,2 cm lang. Staubgefäße schmal, 
kahl, mit dem kurzen Filament ca. 15 mm lang. Die Karpiden öffnen sich in zwei all- 
mählich abfallenden Klappen. 

Nordöstl. Neu-Guinea: hoher Urwaldbaum in den Wäldern des 
Ibo-Gebirges, ca. 1000 m ii. M. (Scarecurer n. 19004 [typus]. — Blühend 
im Dezember 1908); hoher Urwaldbaum in den Wäldern am oberen Djamu, 
“ca. 600 m ü. M. (Scacecater n. 17334. — Fruchtend im März 1908); 

- hoher Baum in den Wäldern des Kani-Gebirges, ca. 1000 m ü. M: (ScHLECHTER 
n. 17154. — In Knospen im Januar 1908). 

Diese prächtige Art ist die erste der Gattung, welche bisher aus Neu-Guinea be- 
kannt geworden ist. Sie schließt sich am meisten einigen molukkisch-javanischen Arten 
an, ist aber durch die Blätter und die Blütenform mit den verhältnismäßig schmalen 

_ Perigonsegmenten und die dicht braunzottigen Blütenstiele leicht kenntlich. Die Färbung 
der sehr wohlriechenden Blüten ist hellgelb. 

Ich habe einige Zeit geschwankt, in welcher der beiden recht nahe verwandten 
Gattungen Talauma oder Michelia die Pflanze am besten unterzubringen ist, denn der 
untere Teil des Gynophors ist für eine allerdings sehr kurze Zone nackt und kahl, wie 

bei Michelia, doch sprechen Blütenform und Behaarung mehr für Talauma, so daß 
ich mich schließlich bewogen fühlte, sie hierher zu stellen. | 
É Drimys Forst. 

D. oligocarpa Schltr. n. sp. — Frutex vel arbuscula usque ad 15 m 

alta. Rami et ramuli teretes, bene foliati, glabri, cortice leviter ruguloso. 
_ Folia erecto-patentia, obovato-elliptica, obtusiuscula, basi sensim in petiolum 
satis longum angustata, utrinque glabra, subtus minute reticulato-nervosa. 
Inflorescentiae axillares vel apicales, parum ramosae, laxe pluriflorae, foliis 
vulgo fere duplo breviores. Calycis segmenta 3 oblique oblonga, obtusa, 
glabra, quam corolla 3—4-plo breviora. Petala 6 plus minus obliqua, 
_Ovalia obtusa, glabra, basi cuneata. Stamina c. 18 cuneato-ligulata, ob- 
tusa, antherae thecis 2 ellipticis divergentibus. Carpella 2 obliqua, ob- 
Ovoidea, glabra, paululo compressa. Stigmata transversa linearia vel 
_ lineari-oblonga. 

Ein hoher Strauch oder bis 15 m hoher, stark verzweigter Baum mit runzlicher 
Rinde. Zweige gut beblättert, stielrund, kahl. Blätter kurz gestielt, verkehrt eiförmig- 
elliptisch, 20—30 cm lang, oberhalb der Mitte 7—12 cm breit, Stiel 1—3 cm lang, kahl, 
Oberseits leicht gefurcht. Blütenstände in den Achseln der Blätter oder an der Spitze 
der Zweige, einzeln oder bis zu drei beisammen, wenig verzweigt, locker, 10—20-blitig. 
Hochblätter elliptisch, stumpf, klein. Blüten in der Gattung mittelgroß, aufrecht. Kelch- 


12 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


blätter drei, schief länglich, stumpf, kahl, etwa dreimal kürzer als die Petalen. Petalen 6, 
oval, sehr stumpf, kahl, c. 0,6 cm lang, in der Mitte 3,5 mm breit. Staubfäden keil- 
förmig, etwas fleischig, kahl, mit der Anthere 2,25 mm lang, Antherenfächer elliptisch 
auseinander gespreizt, Karpelle verkehrt-eiförmig, leicht zusammengedrückt, kahl, mit 
sitzender, schmaler, querstehender Narbe. 

Neu-Guinea: b. Nord: hoher Baum mit gelber Blüte bei Taua 
(Holl. Neu-Guinea) (M. Moszkowskı n. 281. — Blühend im Juli 1940). 

c. Nordost: Strauch oder Baum in den Bergwäldern von Wobbe, im 
Minjemtale, ca. 400 m ü. M. (Scateenter n. 16470 [typus]. — Blühend im 
September 1907): 


Fig. 1. Drimys oligocarpa Schltr. A Blüte, B, C Petalen, D Staubblatt, Æ Karpell. : 


Die Exemplare von Moszkowskı stimmen mit den von mir gesammelten gut über- 
ein, doch gibt Moszkowskı an, daß die Pflanze hohe Bäume bilde, während die von 
mir beobachteten vielen Exemplare nur Sträucher oder kleine, höchstens 45 m er- 
reichende Bäume darstellten. Die Blütenfärbung ist bei meinen Exemplaren gelblich- 
weiß oder grünlich-weiß gewesen, nach Moszkowskı gelb. 

Die Art ist im Blütenbau vor der einzigen bisher aus Papuasien beschriebenen 
Drimys hatamensis Becc. vollständig verschieden, nähert sich vielmehr einigen neu- 
kaledonischen Arten. Sehr bemerkenswert ist die sehr geringe Zahl der Karpelle, deren 
ich in den untersuchten Blüten stets nur zwei vorfand. 


L. Radlkofer;. Sapindaceae Papuasiens. 75 


16. Sapindaceae Papuasiens. 


Von 


L. Radlkofer 


nebst allgemeinen Bemerkungen über das Vorkommen der 
Sapindaceen in Papuasien von R.Schlechter. 


A. Allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen der Sapindaceen 
in Papuasien. 


Von R. ScHLECHTER. 


In der Zusammensetzung der Urwaldflora von Papuasien spielen die 
Sapindaceen sicher eine größere Rolle, als man nach Durchsicht des zur 
Zeit vorliegenden nicht sehr artenreichen Materiales annehmen sollte. 
Wenn sie auch in diesem Florengebiete prozentualiter nicht so wichtig 
sein dürften, wie auf einigen der Inselgruppen des östlicheren Teiles der 


_ Stidsee, wie z. B. Neu-Kaledonien und Loyalitäts-Inseln, so ist doch mit 


Sicherheit zu erwarten, daß nach besserer Durchforschung der Flora von 
Papuasien die Zahl der dort auftretenden Arten ganz erheblich vergrößert 
sein wird. Stets ist ja die Baumflora der Urwälder diejenige, welche zu- 
letzt der Wissenschaft bekannt wird, da es ja ungleich schwieriger ist, 
von ihr gute Belegstücke zu erhalten als von Kräutern und Sträuchern. 
Da gerade unter den Urwaldbäumen ein verhältnismäßig großer Prozent- 
satz der Familie der Sapindaceen angehört, werden wir also hier noch 
recht viel zu erwarten haben. Dazu kommt, daß ja von der Insel Neu- 
Guinea selbst wie auch von den zu Papuasien gehörigen kleineren Inseln 
nur ein verschwindend kleiner Teil des gesamten Areals überhaupt je von 
botanischen Sammlern betreten worden ist und große, sicher viele Ende- 
mismen enthaltende Gebiete hier noch völlig unbekannt geblieben sind, 
während in anderen nur das gesammelt worden ist, was am Wege oder 
Urwaldrande, wie im Sekundärwalde ohne große Mühe zu erlangen war. 

Ich will nun hier versuchen; eine Skizze über das Vorkommen der 
Familie in unserem Gebiete zu geben, soweit sie nach unserer heutigen 
Kenntnis der Flora und nach meinen Beobachtungen im Gebiete möglich 


74 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


ändern diirfte, wenn erst die Flora besser erforscht sein wird. 

Wie in den meisten Florengebieten in der Monsunzone treten uns in 
Papuasien schon am Strande die ersten Sapindaceen in den Gattungen 
Allophylus und Dodonaea entgegen, welch erstere am Waldrande oder im 
Strandbuschwalde sehr gesellig wachsend als hohe Sträucher oder kleine 
Bäumchen vorkommen und zwar in den Arten Allophylus timorensis Bl., 
A. ternatus Radlk. und dem selteneren A. micrococcus Radlk. Diese drei 
Arten bilden nicht selten einen recht bedeutenden Bestandteil der Küsten- 
gebüsche. Dodonaea viscosa L. dagegen ist an sandigen Stellen . der 
offeneren Küste oder im Geröll an Flußmündungen zu finden, geht aber 
inland längs der Flüsse bis hoch in die Gebirge hinauf. Im Küstenwalde 
spielen eine ganze Reihe von Sapindaceen wegen ihres geselligen Auf- 
tretens eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hier finden wir Pometia 
pinnata Forst., P. coriacea Radlk. und P. tomentosa Teysm. et Binnend., 
Dictyoneura obtusa Bl., Alectryon strigosus Radlk., Sarcopteryx melano- 
phloea Radlk., Toechima hirsutum Radlk., Cupaniopsis stenopetala Radlk. 
u. a. m. Als kleinere Schlinger im Sekundärwald oder an Plantagen- 
rändern ist zuweilen Cardiospermum halicacabum L. zu beobachten. 

Wenn wir weiter in die Niederungswälder eindringen, so begleiten 
uns die schon oben genannten Bäume, doch treten noch einige weitere 
Arten hinzu, die wir bisher noch nicht kennen gelernt haben, z. B. Alec- 
tryon mollis Radlk., Tristiriopsis subangula K. Sch., Lepidopetalum hebe- 
cladum Radlk., L. subdichotomum Radlk. u. a. 

Da die größte Zahl der Sammler in den früheren Jahren fast kaum 
die Küste verlassen konnte, sind selbstverständlich die Gebiete weiter im 
Innern lange nicht so gut durchforscht wie die Küste, dennoch ist die Zahl 
der aus den Wäldern des Hügellandes hekannten Arten der Sapindaceen 
nicht unerheblich. Längs der Bäche besonders finden wir unter den über- 
hängenden Uferbäumen einige interessante Typen, so die verschiedenen 
Harpullia-Arten (H. Weinlandit K. Sch. und A. crustacea Radlk.), welche 
kleinere, sehr charakteristische Bäume bilden. Auch Allophylus mncro- 


coccus Radlk. sehen wir unter ähnlichen Verhältnissen wieder. Die Bäume . 


bildenden Arten sind im großen und ganzen dieselben wie in den Wäldern 
der Ebene, so sind hier noch Pometia pinnata Radlk., Alectryon stri- 
gosus Radlk. und Lepidopetalum hebecladum Radlk. häufig mit ver- 


schiedenen anderen bereits oben genannten anzutreffen, doch als neu treten 
uns z. B. Arytera litoralis Bl., Elatostachys obliquinervis Radlk. und 
ähnliche Arten entgegen, wahre als Strauch oder kleines Bäumchen im ~ 


Unterholz uns Guioa comesperma Radlk. bekannt wird. 

Fast die gleiche bleibt diese Sapindaceenflora in den Wäldern der 
höheren Hügel und Berge; erst wenn wir in die Formation des Nebel- 
waldes gelangen, treffen wir eine Zahl charakteristischerer Arten an, von 


ist, möchte aber betonen, daß sich das Bild vielleicht noch erheblich ‘ 


he L. Radlkofer, Sapindaceae Papuasiens. 75 
denen einige den darunter liegenden Vegetationsformationen fehlen. Als 
alte Freunde begrüßen wir Allophylus micrococcus Radlk. und Dodonaea 
viscosa L., ersteren im Walde als großen Busch oder kleinen Baum, letz- 
tere nun nicht mehr längs der Wasserläufe, sondern an exponierten 
offeneren Steilabfällen. Dieser Formation eigentümlich scheint die als 
kleiner Baum auftretende, erst hier beschriebene neue Gattung Mischo- 
codon mit der Art M. apiculatus Radlk., welche verstreut im Walde vor- 
kommt. Unter gleichen Verhiltnissen wachsen hier Guioa comesperma 
“Radik., G. molliuscula Radlk. und G. contracta Radlk. Als höhere Bäume 
kenne ich von hier zur Zeit nur Pometia tomentosa Teysm. et Binnend., 
_ Cupaniopsis stenopetala Radlk. und Toechima hirsutum Radlk., doch fet 
besonders hier zu betonen, daß die bessere Erforschung der to 
sicher noch viele weitere Arten der Familie zu Tage fördern wird. 
B. Sapindaceae Papuasiens. 
4 


Von L. RADLKOFER. 


Allophylus L. 


| 1. A. timorensis Bl. emend. Radlk. in J. Perkins, Fragm. Fl. Philipp. I 
(1904) 59, in Lauterb. Nachtr. Fl. Süds. (1905) 306, in Sitzungsb. K. 
bayer. Ac. XXXVII (1908) 232. — Schmideha timorensis DC. Prodr. I 
(1824) 611. — Allophylus litoralis Bl. Rumph. III (1847) 124. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg: Namatanai (Missionar PEEKEL 
n. 201. — Strauch oder Baum, blühend). 
| Einheim Name: a rise. 

—… 2. A. mierococeus Radlk. in Lauterb. Nachtr. FL Süds. (1905) 307 

Sitzungsb. K. bayer. Ac. XXXVII (1908) 233. 
* Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, kleiner Baum in den 
"Wäldern des Kani-Gebirges, 1000 m ü. M. ehe n. 16955. — Blü- 
‚hend im Dezember 1907; n. 17179. — Blühend im Januar 1908); am 
Minjem bei Kelel, 180 m ü. M. (Scutecurer n. 16986. — Blühend im 
Dezember 1907). ‘ 

Pometia Forst. 

1. P. coriacea Radlk. n. sp.; arbor (?). Rami — (non suppetebant). 
Folia A tantum visum foliolis infimis stipuliformibus decisis) 8-juga, praeter 
Thachin laxe minutim puberulam glabra; foliola ovato-lanceolata, sensim 
in acumen acutum angustata, basi valde inaequilatera (latere interiore 
latiore), oblique rotundata, breviter petiolulata , DAS, hinc inde 
obsolete sinuata vel subrepando-denticulata, coriacea, nervo mediano”supra 
vix subtus valde prominente, nervis lateralibus remotiusculis (utrinque 
9—11) supra subimpressis subtus retique venarum prominulis, subopaca, 
subfusca, cellulis secretoriis parvis instructa. Paniculae (decerptae) rami 
thyrsoidei, hirtelli, sat dense cincinnos stipitatos paucifloros gerentes : 


: | 


C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


bracteae bracteolaeque subulatae hirtellae. Flores sat pedicellati; calyx i 
hirtellus, intus laxe puberulus; petala ex obovato suborbicularia, quam 
calyx dimidio breviora, in unguem brevissimum angustata, extus glabra, 
intus a tertia inferiore parte adpresse pubescentia; discus glaber; stamina 
basi puberula; germinis rudimentum tomentellum. Fructus — (non suppe- — 
tebat). 

Das einzige vorhandene Blatt ist 40 cm lang. Die obersten Blättchen sind 48 cm 
lang, 6 cm breit, die übrigen der Reihe nach kleiner. Die Rispe ist 45 cm lang. Die 
Blütenstielchen sind 2—3 mm lang, an der Basis’ gegliedert. Der Kelch ist kaum 
4,5 mm lang. Die Blumenblätter haben einen Durchmesser von kaum mehr als 0,5 mm. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, im Walde bei. Bulu 
(SCHLECHTER n. 16438. — Juni 1907, blühend). 

2. P. pinnata Forst. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, hoher Baum in den 
Wäldern von Wobbe, 200 m ü. M. (Scutecater n. 16472. — September 
1907, blühend). | 

3. P. tomentosa Teysm. et Binn. Cat Hort. Bogor. (1866) 244. — 
Irina tom. Bl. Bijdr. (1825) 230 et Rumph. III (1847) 446. | 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, in den Wäldern des 
Finisterre-Gebirges, ca. 1300 m ii. M. (Scnvecnren n. 18166. — September 
1908, blühend). | 


Alectryon Gaertn. 


A. strigosus Radlk. in Sitzungsb. K. bayer. Ac. XX (1890) 495, in 
Lauterb. Nachtr. Fl. Süds. (1905) 308. | 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser - Wilhelmsland, Wald bei Kaliko 
(SCHLECHTER n. 16072. — April 1909, blühend). 


Guioa Cavan. 


1. 6. molliuseula Radlk. n. sp.; frutex? Rami teretes, apice petioli- 
que fulvo-tomentosi. Folia abrupte pinnata; foliola 2—-4, late elliptica, 
utrinque breviter acuminata, vel inferiora ovata, integerrima, breviter pe- 
tiolulata, coriacea, nervis lateralibus arcuato-descendentibus, plana, supra 
praeter nervos hirtellos glabra nitidula, subtus pilis fulvis adpressis molliter 
pubescentia, utrinque laevia (epapillosa), fusca, (subtus derasa) pellucide 
punctata, efoveolata; petiolus rhachisque teretiuscula. Thyrsi axillares, 
perparvi, fasciculati, setulosi. Alabastra pedicellata, praeter sepalorum 
marginem ciliolatum glabra, fusca, disco {quantum alabastrum transversim 
sectum videre licuit) completo glabro, germine triquetro glabro. | 

Die blütentragenden Zweige sind 4 mm dick, mit dunkler Rinde. Die Blatter sind 
einschließlich des 3 cm langen Blattstieles ungefähr 16 cm lang; die oberen Blättchen 
messen mit den 6 mm langen Stielchen 44—44 cm in der Länge, 6—8 cm in der 


Breite, die unteren fast um die Hälfte weniger. Die mit erst wenig entwickelten Blüten- 
knospen besetzten Blütenstände sind sehr kurz, nur 1—4,5 cm lang. 4 


Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, in den Wäldern des 


F « 


x 


L. Radlkofer, Sapindaceae Papuasiens. 77 


Maboro, 1200 m ü. M. (Scnreeater n. 19521. 
Blütenknospen). 


2. G. comesperma Radlk. in Sitzungsb. K. bayer. Ac. XX (1890) 357. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, Baum in den Wäldern 


Mai 1909, mit jungen 


“des Asai-Berglandes, 700 m ü. M. (Scatecuter n. 17710. — Mai 1908, 
, blühend); Strauch an den Ufern des Maijen, 100 m ü. M. (ScHLEcHTER 


‘n. 18052. — Juli 1908, blühend). 


Bismarck-Archipel: Neu - Mecklenburg, Namatanai, Nabutobucht 


{Missionar G. Peeker n. 432. — Mai 1910, mit Früchten). 


Einheim. Name: Rapakir. 
3. G. contracta Radlk. n. sp.; arbor. Rami teretiusculi, striati, gla- 


_ brati, innovationibus adpresse fulvo-pubescentibus. Folia abrupte pinnata; 


foliola ca. 4, larga, late elliptica, apice acuta vel subacuminata (omnia + 


 mutilata), basi (inferiora certe) in petiolulos planiusculos abruptius con- 


aes 


tracta, integerrima, papyracea, nervis lateralibus sat approximatis subtus 
prominulis, utrinque glabrata, subopaca, subfusca, laevia (epapillosa), in- 
conspicue raripunctata, efoveolata; petiolus supra planus, rhachis costa 
mediana notata, pulverulento-puberula. Paniculae parvae, infra partem 
foliatam ad foliorum cicatrices enascentes, pauciramosae, ramis thyrsoideis, 
laxius cincinnos breviter stipitatos 3—4-flöros gerentibus. Flores longius- 


cule pedicellati, majusculi; sepala subcoriacea, fusca, parce ciliolata; petala 


Ovalia, margine squamulaeque intus dense sordide villosae; discus pulvi- 
natus, interruptus, glaber; stamina ultra medium albide pilosa; pistillum 
(floris Z') rudimentarium, triquetro-obovatum, glabriusculum. 


Zweige 3 mm dick, mit brauner Rinde, Die Blätter sind einschließlich des 5—6 cm 
langen Blattstieles ungefähr 25 cm lang, die Blättchen mit den 5—8 mm langen Stiel- 


_ chen bis 45 cm lang, 7—9 cm breit. Die Rispen sind 5—7 cm lang, die Blütenstielchen 


4—5 mm. Die entfalteten Blüten besitzen einen Durchmesser von 4 mm. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, Baum in den Wäldern 


des Kani-Gebirges, 1000 m ü. M. (Scarecurer n. 18269. — September 


1908, blühend). 
Cupaniopsis Radlk. 
in Sitzungsb. K. bayer. Ac. IX (1879) 498, 584, in Engl. u. Prantl, 
Natürl. Pflzfam. II, 5 (1895) 346. 
C. stenopetala Radlk. in Lauterb. Nachtr. Fl. Süds. (1905) 309. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, Baum in den Wäldern 
bei Alexishafen, 30 m ü. M. (Scurecnrer n. 19201. — Dezember 1909, 
blühend). 
Euphorianthus Radlk. 
in Sitzungsb. K. bayer. Ac. IX (4879) 673, in Engl. u. Prantl, Natiirl. 
Pflzfam. III, 5 (4895) 347. 
E. longifolius Radlk. ll. cc. — Sapindus longifolius, non Willd., 
Roxb. FI. Ind. ed. 2, II (1832) 282. 


18 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, Il. 


Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai malmalatauan | 
(Missionar G. Peeker n. 423. — Baum von 15 m Höhe, mit roten Blüten). 


Einheim. Name: Buratamtabai. 


Toechima Radlk. 
in Sitzungsb. K. bayer. Ac. IX (1879) 501, 671, in Engl. u. Prantl, 
Natürl. Pflzfam. TH, 5 (1895) 349. 


T. hirsutum Radlk. in K.Schum. et Hollr., Fl. Kais.-Wilhelmsl. (1889) 67. 


| 


Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, kleiner Baum in den 
Wäldern des Kani-Gebirges, 1000 m ü. M. (Scatecnrer n. 17704. — Mai 


1908, blühend). 
Elattostachys Radlk. 
in Sitzungsb. K. bayer. Ac. IX (1879) 502, 600, in Engl. u. Prantl, 
Natürl. Pflzfam. IL, 5 (1895) 349. 


E. obliquinervis Radlk. n. sp.; frutex? Rami teretiusculi, striati, 
petiolique thyrsique pube pulverulenta sordide fusca induti. Folia abrupte 
pinnata, longiuscule petiolata; foliola 3—6, alterna, superiora oblonga ob- 
tusa vel sensim acutata basi subacuta, inferiora subovata basi inaequilatera 
(latere interiore longiore latioreque), omnia integerrima, chartacea, nervis 
lateralibus approximatis (utrinque 12—16) oblique adscendentibus subtus 
manifeste prominentibus, inter nervos clathrato-venosa, nervis venisque 
utrinque sufferrugineo-puberulis, ceterum glabriuscula, nigro-fusca, utrinque 
opaca, cellulis secretoriis puncta elevata partim pellucida efficientibus in- 
structa, hypodermate nullo, epidermide non mucigera. Thyrsi breviusculi, 
axillares, pauciramosi, cincinnorum loco flores singulos confertos gerentes, 
inde racemiformes, juveniles amentiformes, bracteis brevibus subulatis. 


Flores generis pedicellati, calyce profundius partito puberulo, antheris — 


ochraceo-subfuscis. Fructus — (non suppetebat). 

Die Zweige sind 3mm dick, mit dunkler Rinde. Die Blätter sind einschließlich 
des etwa 6 cm langen Blattstieles 18—30 cm lang, die Blättchen samt den 3--5 mm 
betragenden Stielchen 10—15 cm lang, 3—4 cm breit. Die Blütenstände smd ungefähr 
6cm lang. Die Blüten sind von 2mm Länge und Breite, mit längeren vorgestreckten 
kahlen Staubgefäßen; die dreieckigen, äußerst kurz benagelten Blumenblätter besitzen 
nur die halbe Länge des Kelches und sind an der Basis mit 2 aus eingeschlagenen 


zottigen Blattöhrchen gebildeten Schüppchen versehen; der Diskus ist ziemlich kahl; der 
rudimentäre Fruchtknoten (der & Blüte) ist eiförmig, dreikantig, angedrückt grauhaarig, « 


in einen kurzen Griffel verschmälert. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, in den Bergwäldern 
bei Pema, 400 m ü. M (Scarecarer n. 19424. — Mai 1909, blühend). 


Arytera Bl. 


A. litoralis Bl. Rumph. II (1847) 170. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser- Wilhelmsland, im Buschwalde am 
Kenejia, 150 m ü. M. (SchLecHter n. 18446. — Oktober 1908, blühend); 


L. Radlkofer, Sapindaceae Papuasiens. 79 


“in den Wäldern des Bismarck-Gebirges, 400 m ü. M. (ScHLEcHTER n. 18 667. 
— November 1908, blühend). 


Lepidopetalum Bl. 


L. hebeeladum Radlk. in K.Schum. et Hollr., Fl. Kais.-Wilhelmsl. 
(1889) 67, in Warb., Beitr. pap. Fl., Engl. Bot. Jahrb. XIII (1891) 365, 
in K. Schum. et Lauterb., Fl. deutsch. Schutzg. Süds. (1904) 422. — L. 
micans K. Schum. et Lauterb. ibid. 423. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, hoher Baum in den 
Wäldern am Kaulo, 200 m ü. M. (ScaLecuter n. 16767. — November 1907, 
 blühend); Baum in den Wäldern am Malia, 150 m ü. M. (ScHLECHTER 
….n. 18358. — Oktober 1908, blühend). 


Mischocodon Radlk. n. gen. 


Flores unisexuales, dioici? (masculi tantum visi), apetali, regulares, 
mediocres. Calyx gamosepalus, hemisphaerico-campanulatus, lobato-den- 
tatus, dentibus 4—5 late triangularibus acutis margine subrevolutis, dia- 
phano-membranaceus, basi quodammodo incrassatus, inter nervos sepalorum 
medianos reticulato-venosus, albidus?, siccus pallide subfuscus, pilis bre- 
vibus praesertim basi laxe adspersus, intus glaber, circa pedicelli insertio- 
nem saepius leviter impressus. Petala nulla. Discus regularis, orbicularis 
vel obsolete pentagonus, pulvinatus, calycis fundo impositus, glaber. Sta- 
mina 6—7, in disci centro circa pistilli rudimentum inserta, denique 
longiuscule exserta; filamenta filiformia, rectiuscula, glabra; antherae in- 
trorsae, ellipticae, connectivo dorso paullum dilatato, dorso supra basin 
subemarginatum affıxae, = reclinato-patentes, glabrae; pollinis granula 
trigono-subglobosa, triporosa. Pistillum (floris Z'!) rudimentarium, trigono- 
Ovatum, acutum, apice obsolete 3-denticulatum, 3-loculare, glabrum; gem- 
mulae in loculis solitariae, rudimentariae, angulo centrali infra medium 
insertae, erectae, micropyle, ut videtur, extrorsum infera. 

Arbor parva. Rami teretes, glabrati, apice minutim fulvo-puberuli, 
cortice laevi rubro-fusco. Folia magna, abrupte pinnata, longe petiolata; 
foliola 5—8, alterna vel subopposita, elliptica vel oblonga, acuminata, basi 
paullulum inaequali (latere interiore breviore) subacuta petiolulis longiusculis 
crassiusculis insidentia, integerrima, chartacea, nervis lateralibus remotius- 
culis e basi patula procurvis nervoque mediano valido subtus prominen- 
tibus, reti venarum arcto utrinque prominulo, glabra nec nisi glandulis 
digitiformibus singulis utrinque adspersa, utrinque nitidula, flavescenti- 
viridia, impunctata, attamen cellulis secretoriis leptodermicis utriculiformibus 
abbreviatisque {ut et cortex primarius atque secundarius) persita, epider- 
mide non mucigera, paginae superioris hypodermate e cellulis sexangulari- 
bus majoribus conflato suffulta, paginae inferioris sparsim cellulis crystalla 
Singula gerentibus binis—quaternis consociatis instructa; petiolus rhachisque 


80 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


teretiuscula, glabra. Paniculae in ramorum parte defoliata vel in ramis 
adultioribus supra foliorum cicatrices perparvae, singulae vel fasciculatae, 
a basi ramosae, ramis thyrsoideis laxifloris dichasia in cincinnos abeuntia 
vel superiora ad flores singulos reducta gerentibus puberulis; bracteae 
bracteolaeque lanceolatae, parvae, puberulae; pedicelli longiusculi, infra 
medium articulati, laxius minutim puberuli. 

Genus ob flores femineos fructusque ignotos sedis in subordine primo 
omnino dubiae. 

Species 1, Novo-Guineae incola. 


M. reticulatus Radlk. Character ut supra. 

Die Zweige sind 5—8 mm dick, mit 2—4 cm langen Internodien. Die Blatter be- 
sitzen einschließlich des 10—12 cm langen Blattstieles eine Länge von 40 cm und dar- 
über, mit 6—8 cm langen Abständen der Blättchen, welche samt ihren 4,2 cm langen 
Stielchen 18—25 cm lang und 8—9,5 cm breit sind. Die Blütenstände sind nur 4,5— 
3 cm lang, die Blütenstielchen 5—7 mm lang. Der Kelch ist 3—4 mm lang und breit. 
Die Staubgefäße sind 5—8 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, kleiner Baum in den 
Wäldern des Kani-Gebirges, 900—1000 m ü. M. (Scenrecuter n. 17683, 


17767. — Mai 1908, blühend). 


Dodonaea L. 


D. viscosa Jacq., var. a. vulgaris Benth., forma 2. Schiedeana 
Radlk. in Fl. Bras. XIII, 3 (1900) 646. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, in den Wäldern des 
Finisterre-Gebirges, 1000 m ü. M. (Scazecater n. 17118. — Januar 1909, 
blühend). 

Harpullia Roxb. 


1. H. cauliflora K. Schum. et Lauterb. in Fl. deutsch. Schutzg. Süds. 


(1901) 424. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, Baum längs der Ge- 
birgsbäche von Albo, 300 m ü. M. (Scurecarer n. 16299. — Juli 1907, 
blühend). | 

2. H. crustacea Radlk. in K. Schum. et Hollr. Fl. Kais.-Wilhelmsl. 
(1889) 67. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland, in den Wäldern bei 
der Saugueti-Etappe, 300 m ü. M. (SchtecHhter n. 18881. — November M 


1908, blühend). 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 81 


17. Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 
von 


R. Schlechter. 


Mit .13 Figuren im Text. 


A, Allgemeine Bemerkungen über die Verbreitung der Asclepiadaceen 
Deutsch-Neu-Guineas. 


In der unten folgenden Aufzählung habe ich versucht, alle diejenigen 
Asclepiadaceen zusammenzustellen, welche bisher aus dem deutschen Schutz- 
“gebiete Neu-Guinea bekannt geworden sind. Das dabei berücksichtigte 
Gebiet umfaßt den Teil von Papuasien, welcher heute politisch das deutsche 
Neu-Guinea darstellt, also Kaiser-Wilhelmsland, den Bismarck-Archipel, die 
deutschen Salomons-Inseln, die Karolinen, die Marianen und die Palau- 
Inseln. Diese letzten drei Inselgruppen sind lediglich mit in Aufnahme 
gekommen, weil die Zahl der von dort bekannten Asclepiadaceen so gering 
ist, daß die Arbeit dadurch in keiner Weise vergrößert wurde und durch sie 
auch nach außen hin eine bessere Abrundung des Gebietes gegeben werden 
konnte. 

Nach den Resultaten, welche hier vorliegen, scheint es doch, als ob 
die Asclepiadaceen in der Zusammensetzung der Flora des Schutzgebietes 
eine größere Rolle spielen, als man anfangs geneigt wäre anzunehmen. 
Ich muß hier allerdings betonen, daß ich neben den Orchidaceen auch dieser 
Pflanzenfamilie während meiner letzten Reisen besondere Aufmerksamkeit 
habe zukommen lassen und daher auch die Zahl der mitgebrachten Arten 
im Verhältnis zu anderen Familien eine relativ höhere geworden ist, doch 
ist dabei zu bemerken, daß viele der Arten eine sehr lokale Verbreitung 
zu haben scheinen und daher auch in Zukunft aus neu erschlossenen Ge- 
bieten nicht weniger zu erwarten sein wird als von anderen Familien. 
Unsere Kenntnis der Flora von Neu-Guinea ist zur Zeit noch eine un- 
glaublich lückenhafte, denn wenn wir uns vergegenwärtigen, wie wenig im 
Innern dieses Gebirgslandes gesammelt worden ist, so kann das Resultat 
nur die Erkenntnis sein, daß dieses Florengebiet weniger erforscht ist als 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. 6 


82 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II, 
irgendeines auf der ganzen Erde. Sehen wir ab von den kleinen Inseln, 
welche als Mikronesien zusammengefaßt werden, von denen wohl auch nur 
von den Karolinen noch Bemerkenswertes zu erwarten sein wird, so kom- 
men wir zu den folgenden Resultaten. Diejenigen Teile von dem riesigen 
Gebiete von Kaiser-Wilhelmsland, aus denen bis heute nennenswerte Samm- 
lungen vorliegen, beschränken sich sozusagen auf vier Linien. Im Westen 
ist nur einiges bekannt, das ich auf zwei je knapp einen Monat dauernden 
Zügen über das Torricelli-Gebirge mitgebracht habe. Der ganze Teil ost- 
warts von einer Linie, welche ein wenig östlich von Berlinhafen nach Süden 
geht, bis zur Astrolabe-Bucht, ist botanisch »terra incognita«. Erst in der 
Astrolabe-Bucht kommen wir wieder in erforschtere Gelände. Von hier 
erstreckt sich das botanisch am besten erforschte Gebiet zwischen dem 
westlichen Teil des Finisterre-Gebirges und dem Örtzen-Gebirge nach Süden 
bis zu den Nordabhängen des Bismarck-Gebirges. Der dritte in Betracht 
kommende Teil ist ein kleines kaum einige Kilometer ins Innere reichendes 
Gebiet vom Sattelberg bis nach Finschhafen. Der letzte Teil besteht in 
einem schmalen Streifen, der sich zu beiden Seiten des Waria-Flusses an 
der Ostgrenze des deutschen Gebietes hinzieht. Im Bismarck-Archipel liegen 
die Verhältnisse noch viel schlimmer. Vou Neu-Pommern kennen wir bo- 
tanisch eigentlich nur die nähere Umgebung von Herbertshöhe, d. h. das 
Plantagengebiet, denn das in der Nähe liegende Beining-Gebirge ist noch 
gänzlich unerforscht. Auf der Neu-Lanenburg-Gruppe sind einige kleinere 
Sammlungen angelegt worden, welche jedoch meist weiter verbreitete Arten 
enthielten, dabei ist die Baumflora daselbst noch fast gänzlich unbekannt. 
Neu-Mecklenburg ist sehr wenig bekannt aus meiner mxkursion in das Rössel- 
gebirge und aus Sammlungen des Herrn Pater Psekez an der Küste von 
Namatanai, im übrigen vollständig unbekannt. Von den Admiralitäts-Inseln — 
und den French-Inseln ist auch keine nennenswerte Pflanzensammlung ge- 
kommen. Die deutschen Salomons-Inseln haben bisher auch keine nennens- 
werten Sammlungen geliefert, dabei muß ganz besonders diese Gruppe noch 
unermeßliche botanische Schätze bieten. Aus dieser Darstellung geht wohl 
zur Genüge hervor, wie gering zur Zeit noch unsere Kenntnis der Flora 
von Neu-Guinea sein muß. Erstaunlich ist unzweifelhaft, welche große 
Zahl von endemischen Arten trotzdem schon bekannt ist. Um welche Un- 
mengen weiterer Arten wird die Flora da erst bereichert werden, wenn 
das Gebiet besser erschlossen sein wird. Die kleine Familie der Asclepiada- 
ceen gibt uns schon ein gutes Beispiel. Zum Vergleich will ich das unter” 
wenigstens annähernd ähnlichen klimatischen Verhältnissen liegende Java 
heranziehen, dessen Flora ja bereits besser bekannt ist als die irgend eines 4 
anderen benachbarten Tropengebietes. Es sind bis jetzt von Java nach 
der zurze.t möglichen Übersicht 98 Asclepiadaceen bekannt, die als daselbst 4 
heimisch angesehen werden können. Diese verteilen sich auf 46 Gattungen. — 
In der folgenden Zusammenstellung der Asclepiadaceen von Deutsch Neu- 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu- Guinea. 83 


“Guinea habe ich bereits 108 heimische Arten aufführen künnen, welche 
45 verschiedenen Gattungen angehören. Die Insel Java enthält einen 
Flachenraum von 131 733 qkm, der botanisch verhältnismäßig gut erforscht 
ist, wenn auch angenommen werden kann, daß aus dem östlichen Teile 
der Insel noch eine gewisse Zahl von Novitäten der Familie zu erwarten 
sein werden. Dagegen ist das ca. 250 000 qkm enthaltende Areal von 
Kaiser-Wilhelmsland und den benachbarten Inseln wie oben ausgeführt zum 
allergeringsten Teile bekannt. Wir können also schon jetzt annehmen, dab 
(lie Zahl der Asclepiadaceen in unserem Gebiete eine ungleich größere ist 
als in der Flora von Java, welches bisher als eines der reichsten Asclepiada- 
ceen-Gebiete der Monsun-Region galt. 

Wenn wir die hauptsächlichsten Gattungen unserer Flora mit denen 
der javanischen vergleichen, so sehen wir, daß von den Gattungen, welche in 
Java mit mehr als einer Art vertreten sind, nur eine, Pergularia L., bis- 
her in Neu-Guinea nicht nachgewiesen ist, während der javanischen Flora 
keine Gattung fehlt; welche in unserem Gebiete in mehr als einer Art be- 
kannt ist. Recht verschieden verhält es sich dagegen mit den in den 
beiden Gebieten durch eine Art vertretenen Gattungen. Es fehlen von 
javanischen Gattungen dann noch Raphistemma Wall, Cosmostigma Wight 
und Asterostemma Dene in Neu-Guinea und von papuanischen Gattungen 
in Java Spathidolepis Schltr., Astelma Schltr. und Brachystelma R. Br. 
Die vier größten Gattungen in beiden Floren sind: 


In Neu-Guinea In Java 
Hoya 5” Arten Hoya 26 Arten 
Dischidia 15 > Dischidia AT >» 
Marsdemia 15 » Tylophora 12 » 
Tylophora 6 » Marsdenia 6 » 


Es verschiebt sich also nur die Reihenfolge der beiden letzten Gattungen. 
Dabei ist bemerkenswert die große Artenzahl bei Hoya und Marsdenia 
und die geringe Zahl von Arten der in Polynesien und Australien noch 
irtenreichen Gattung Tylophora sowie der sämtlichen Cynanchinae, welche 
bisher in einer einzigen Cynanchum-Art vertreten sind. Die Brachystel- 
meade erreichen hier die Ostgrenze ihrer Verbreitung, während sie im Süden 
noch bis Nord-Australien vorgedrungen sind. 

An eingeschleppten Asclepiadaceen ist bis jetzt bloß Asclepias curas- 
savica L. aus dem Gebiete bekannt geworden, welche als nicht heimische 
Pflanze in meiner Liste keine Aufnahme gefunden hat. 

Die sämtlichen Asclepiadaceen-Arten des hier behandelten Teiles gehen 
über die Grenzen des papuasischen Florengebietes nicht hinaus. Zwei 
‘monotypische Gattungen, Spathidolepis Schltr. und Astelma Schir. sind 
endemisch, die übrigen sind sämtlich auch in den malayisch-philippinischen 
Florengebieten vertreten. Besonders zu den Philippinen und Nord-Celebes 
+ 6* 


4 
1 

7 
‘ 


84 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. U. 


sind die Beziehungen recht eng. Sie äußern sich nicht nur in der Ver- 
wandtschaft der Arten, sondern auch in der Zusammensetzung der Gattungen. 
Daß sich hier wie auf den Philippinen einige endemische Gattungen ge- 
bildet haben, ist nicht von großem Belang, da diese doch immer deutliche 
Anklänge an andere in den betreffenden Gebieten bereits nachgewiesene 
Gattungen zeigen. 

Wenn wir die Asclepiadaceen-Flora der weiter östlich gelegenen Inseln 
der Südsee mit diesen Befunden vergleichen, so drängt sich uns die Ver- 
mutung auf, daß diese aus dem Westen eingewandert sein muß, denn je 
weiter wir nach Osten vordringen, desto geringer wird die Zahl der en- 
demischen Arten. Die Flora der Neuen Hebriden ist noch gänzlich uner- 
forscht, deshalb können Betrachtungen über ihre Asclepiadaceen-Flora nicht 
angestellt werden, vermutlich wird sie noch eine Reihe von malayisch-pa- 
puanischen Gattungen besitzen, welche hier die Ostgrenze ihrer Verbreitung 
erreichen. Von Neu-Caledonien einschließlich der Loyality-Inseln kennen 
wir noch etwa 15 Arten der Familie, welche sich auf 7 Gattungen ver- 
teilen, nämlich Secamone, Sarcostemma, Gymmema, Hoya, Tylophora 
und Marsdenia. Von diesen ist Marsdenia mit etwa 9 Spezies die 
größte. 

Auf den Viti-Inseln ist die Zahl der Asclepiadaceen schon erheblich 
geringer, denn wir kennen von dort nur fünf Arten, nämlich eine Tylo- 
phora-, zwei Gynema- und zwei Hoya-Spezies, also nur drei verschiedene 
Gattungen. 

Die Samoa-Inseln besitzen ebenfalls nur noch ca. 5 Asclepiadaceen, 
nämlich eine Tylophora und ca. 4 Hoya. Die Zahlen sind hier nicht ganz 
sicher, da einige schlecht bekannte Arten beschrieben worden sind. 

Weiter nach Osten zu ist zurzeit von den polynesischen Inseln keine 
heimische Asclepiadacee bekannt geworden, was um so merkwürdiger ist, 
als z. B. die Societäts-Inseln noch recht nahe Beziehungen zu Samoa an- 
zeigen. Drake DEL CasTiLLO gibt von ihnen nur die eingeschleppte und 
hier wie in den meisten Tropengebieten verwilderte Asclepias curassavica 
L. an. Wenn auch die Möglichkeit vorhanden ist, daß eine oder die andere 
Art hier noch ihrer Entdeckung harrt, so ist es doch bei unserer relativ 
guten Kenntnis der Flora dieser Insel-Gruppe ausgeschlossen, daß es sich 
um mehr als ein bis höchstens zwei Endemismen handeln könnte. Bei 
den Hawaii-Inseln ist wohl jetzt schon ziemlich die Hoffnung aufzugeben, 
von dort noch eine einheimische Asclepiadacee zu erwarten, denn diese 
sind so oft und gründlich von tüchtigen Sammlern besucht worden, daß 
wir ihre Flora vielleicht schon besser kennen als die irgend welcher anderer 
Südsee-Inseln. 

Ich will hier nun noch versuchen, eine Skizze über das Vorkommen 
der Asclepiadaceen in Deutsch Neu-Guinea zu geben, soweit dieses bei 
unserer heutigen Kenntnis der Formen möglich ist. 


| 


4 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 85 


Wenn wir den offenen Strand betreten, so fallen uns zwischen kurzem 
Gestrüpp im Verein mit Cassytha wachsend die Sarcolobus-Arten auf, von 
denen besonders S. apiculatus K. Schum. weit verbreitet ist, während die 
beiden anderen Arten, S. multiflorus K. Schum. und S. submucronatus 
Warbg. nur lokal anzutreffen sind. Am höheren Gebüschrande können wir 

_ dagegen oft weitere Typen feststellen, die hier noch stets terrestrisch 
wachsenden Hoya-Arten, wie H. mucronulata Warbg. und H. papillantha 
K. Schum. mit ihren Dolden weißer, innen am Grunde rotgefleckter wohl- 
riechender Blüten, den gelbblütigen Toxocarpus orientalis Schltr., Tylo- 
phora glabriflora Schltr. und Ceropegra papuana Schltr. Treten wir in 
den Strandwald ein, so begegnen wir den ersten epiphytischen Asclepiada- 
ceen aus den Gattungen Dischidia und Hoya, unter denen ich hier be- 
sonders Dischidia soronensis Becc., D. ltoralis Schltr., D. euryloma Schltr. 
und D. listerophora Schltr. sowie Hoya anulata Schltr. und H. letorals 

“Schltr. erwähnen möchte. Diese Arten sind alle nicht selten derartig von 


gewissen Ameisenarten umschwärmt, daß es nicht immer ganz schmerzlos 
ist, ein gutes Exemplar zu erlangen. Schlimm geht es uns aber, wenn 


wir versuchen, ein Exemplar des Conchophyllum papwanum Schltr. zu 
erlangen, das mit seinen oberseits konvexen Blättern fest der Baumrinde 
angepreßt ist. Sobald wir beginnen, ein solches Exemplar zu lösen, 


“—schwärmen unzählige Ameisen unter den Blättern hervor und wehe dem- 


jenigen, der sich nicht beizeiten zurückzieht. Am Rande der Mangrove- 
formation und auf den Mangroven selbst können wir weitere epiphytische 
Hoya-Arten beobachten, die den trockneren Buschwald zu meiden scheinen, 
so H. rubida Schltr. und A. halophila Schltr., die erstere mit dunkelroten, 


| die zweite mit helleren Blüten. Da wo sich direkt hinter den Mangroven 
im feuchten Boden Gebüsch findet, sehen wir die schöne H. purpurea Bl. 


“init roten in der Mitte gelben Blüten emporklettern. Nicht selten ist der 
Strand mit Kokospalmen und anderen Kulturbäumen bedeckt. Hier ist der 
‘Luft und Sonne mehr Zutritt gestattet und daher hat sich denn auch hier 
wieder eine eigene Asclepiadaceen-Flora eingefunden. An solchen Orten 
wachsen an den freien Stämmen Dischidia dirhiza Schltr., D. Schumannı- 
“ana Schltr. und D. neurophylla K. Schum. und terrestrisch treten auf Tylo- 
phora bukana Schltr. und T. Rechingeri Schltr. 
| Um weiter in das Innere zu gelangen verfolgen wir am besten einen 
“der vielen Flüsse oder Bäche, welche aus dem Innern kommen. Diese sind 
oft bis zu ihrer Mündung beiderseits von Wald begleitet und sind besonders 
gute Fundstellen für viele Arten der Asclepiadaceen. Als kraftige hoch- 
steigende Lianen fallen uns zunächst einige Marsdenza-Arten wie M. mollis 
Schltr. und M. papuana Schltr. auf, die eine mit weißen, die andere mit 
innen braunroten Blüten. Elegante Toxocarpus-Arten, z. B. T. oliganthus 


Schltr. und T. barbatus Schitr. mit gelben Blüten spannen ein Netz über 


| kleinere Bäume. Zwischen hohem Gebüsch und an kleinen überhängenden 


86 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


Bäumen gewahren wir Gymmema suborbiculare K. Schum. und @. rivu- « 


lare Schltr. Besonders reich ist die Zahl der Hoya-Arten, welche zumeist 


als Epiphyten auf den Uferbäumen sich wohl fühlen und an ihren oft lang 


herabhängenden oder zwischen dem Geist emporsteigenden schnurartigen « 
Zweigen ihre oft prächtigen Blütendolden entwickeln. Sehr häufig ist so « 


H. ischnopus Schltr., H. Hellwigiana Warb., H. mucronulata Warbg. und 
H. anulata Schltr. anzutreffen, welche alle weißliche oder hellrosenrote oft 
wohlriechende Blüten in vielblütigen Dolden hervorbringen. Auch H. Holl- 
rungi Warbg., eine Verwandte der oben erwähnten H. purpurea BI, 


zeigt sich nicht selten unter diesen Verhältnissen, aber stets terrestrisch « 


wachsend und bis hoch in die Baumkronen und über Sträucher empor- 
klimmend. Bei näherer Untersuchung der Bäume gewahren wir auch hier 
die interessanten Pischidia-Arten, von denen wir bereits einige von der 
Küste her kennen, doch hier gesellen sich neue Arten dazu, wie D. papuana 
Warbg., deren Blätter sich teilweise zu sackartigen Schläuchen umbilden, 
die von unzähligen kleinen schwarzen Ameisen bewohnt werden, D. sepi- 
kana Schltr., D. aemula Schltr. u. a. 


Eine uns bisher noch nicht bekannte Gattung lernen wir in Helero- | 
stemma collinum Schltr. und FH. membranifolium Schltr. kennen, wel- 


che habituell für eine große gelbblühende Tylophora gehalten werden 
könnte. 

Auch die Galleriewälder längs der größeren Flüsse haben ihre charak- 
teristischen Asclepiadaceen-Arten in Tylophora kenepana Schltr. eine sehr 
zierliche hochsteigende Art mit unscheinbaren Blüten, Heterostemma papu- 
anum Schltr., mit goldgelber Korolle, und einigen epiphytischen Hoya- 


Arten, von denen À. kenejiana Schltr. erwähnt sei. Die Dischidia spielen — 


ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle, es haben sich aber keine eigenen 


Arten hier gebildet, sondern wir treffen nur alte Bekannte wieder, nämlich | 


D. papuana Warbg., D. subpeltigera Schitr., D. striata Schltr. u. a. 
Auch Conchophyllum papuanum Schltr. fehlt nicht und wird hier von 
denselben Ameisen bewohnt wie an der Küste. 


In den Wäldern der Ebene ist die Asclepiadaceen-Flora nicht sehr 
reich, oder wohl besser gesagt noch nicht genügend bekannt, da die meisten — 
Arten hier sich zu sehr langen Lianen entwickeln, deren Blüten erst in 
den Kronen der hohen Urwaldbäume hervorgebracht werden und daher — 
nur selten zu entdecken sind. Immerhin aber kennen wir doch schon ~ 
einige dieser Arten, von denen hier Secamone flavida Schltr., Mars- 


denia gonoloboides Schltr. und M. fulva Schltr. erwähnt werden können. 


Ganz besonders die Gattung Marsdenia wird aus diesem Gebiete noch 
viel des Neuen bieten, denn oft kann man auf dem Urwaldboden von 
ihr Blüten liegen sehen, deren Herkunft in dem Blattgewirr unerkennbar 
bleibt. Doch auch die Gattung Toxocarpus wird hier noch bereichert — 


werden. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 87 


Sobald wir in das hügelige Gelände kommen, ändert sich das Bild 
| wieder insofern, als nun auch im Unterholz und auf den kleineren Bäumen 
“sich Asclepiadaceen zeigen. Besonders einige Dischidia-Arten sind hier 
erwähnenswert, die D. subpeltigera Schltr. mit leuchtend roten und D. 
striata Schltr. mit gelblichen braungestreiften Blüten. D. soronensis Becc. 
zeigt sich als häufiger Epiphyt des Unterholzes und hier und da gesellen 
sich ähnliche Arten ebenfalls mit kleinen weißlichen Blüten zu ihr, wie 
D. beiningiana Schltr. und D. trichostelma Schltr. Auch die Gattung 
Hoya macht sich hier bald wieder durch einige reizende Typen bemerkbar, 
und zwar je weiter wir auf die Hügel hinaufsteigen, in umso größeren 
Arten und Formenfülle. Ich will hier nur einige erwähnen, welche wir 
nicht schon vorher kennen gelernt haben, H.eitapensts Schltr., schon am 
- Fuße der Hügel zu beobachten, H. trigonolobus Schltr. mit großen breiten 
Blättern, H. collina Schitr. mit hell gelblichweißen Blüten, H. reticulata 
 Schitr., eine Art mit dünneren Blättern und H. pachyphylla K. Schum. et 
Lauterb. mit sehr fleischigen Stengeln und Blättern. Steigen wir zunächst 
etwa bis 400 m hinauf, so treffen wir hier die ersten Arten der Sektion 
Physostelma von Hoya in der reizenden hellrosenrot blühenden H. patella 
Schltr. und der prächtigen /7. megalaster Warbg., deren Dolden bis zu 8 
_ dunkelrote schöne Blüten tragen, welche nicht selten einen Durchmesser 
von 4—5 cm haben. Die höchste Entwicklung hat die Gattung aber in 
der riesigen H. gegas Schltr. und der ähnlichen H. Lauterbach K. Schum. 
erfahren, deren rote Blüten über 7 cm breit sind. Hier treffen wir ferner 
die schöne weiße Marsdenia elephantina Schltr. und die eigenartige M. 
 kaniensis Schltr. 
Nur an wenigen Stellen in Neu-Guinea finden wir grasige Hügel mit 
einer eigenen Steppenvegetation. Da wo sie vorhanden sind, sind sie auch 
kein geeignetes Gelände für Asclepiadaceen, da die hohe Grasvegetation in 
Kürze alle andere Vegetation erstickk. Doch im Kenejiatale stieß ich auf 
sterile Hügel, welche nur eine spärliche Grasvegetation aufkommen ließen, 
zwischen welcher so auch Raum für einige Kräuter wie Striga, Buchnera, 
Stackhousia, Polygala, Crotalaria usw. vorhanden war. Hier fand ich 
auch die einzige typische Steppen-Asclepiadacee des Gebietes in der sehr 
schlanken Brachystelma papuanum Schltr., die einerseits mit der nord- 
australischen D. macrostemma Schltr. nahe verwandt ist, andererseits aber 
auch deutliche Beziehungen anzeigt zu B. Merrill Schltr. von den Philip- 
pinen. 

Die Asclepiadaceenflora der Berge beginnt etwa bei 400 m Höhe ü. 
M. Ich rechne hierzu diejenigen Typen, welche zumeist bis zur unteren 
Grenze der Nebelwaldformation emporsteigen. Im großen und ganzen 
bleiben die Gattungen dieselben, welche wir schon unten an den Flußläufen 


kennen gelernt haben, doch sind die Arten verschieden und ein merkliches 


Zurücktreten einiger Gattungen ist zu beobachten, so besonders von Di- 


88 CG, Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


schidia, welche längs der Flußläufe und auf den Hügeln noch oft anzu- 
treffen war. Etwa bis 600 m Höhe steigt noch D. subpeltigera Schltr. 
und bis 700 m Höhe D. trichostelma Schltr. hinauf. Hoya ist hier, wie 
auch höher hinauf, immer noch die artenreichste Gattung. H. ischnopus 
Schltr., H. anulata Schltr. und H. Hellwigiana Warbg. kennen wir be- 
reits von den niedrigeren Geländen, doch stellen sich hier noch eine ganze 
Reihe weiterer Arten ein. Ich nenne hier H. flavescens Schltr., H. mon- 
tana Schltr., H. dischorensis Schltr., H. subglabra Schltr. mit ziemlich 
sroßen dünnledrigen Blättern, die sehr zierliche 7. exelis Schltr. mit sehr 
dünnen Blättern, H. wariana Schltr. und die stark behaarte H. hypolasıa 
Schltr. Die meisten dieser Arten wachsen epiphytisch. Von terrestrischen 
Asclepiadaceen finden wir ebenfalls eine nicht unerhebliche Zahl aus ver- 
schiedenen anderen Gattungen, so Toxocarpus ellipticus Schltr. und T. 
excisus Schltr. mit gelben Blüten, die kleinblütige Gymnema kamiense 
Schltr., das eigenartige Astelma secamonordes Schltr., eine reiche Auswahl 
von Marsdenia-Arten, wie die kleinblütige aberrante M. brachystephana 
Schltr., M. kaniensis Schltr. und M. Kempteriana Schltr. mit elfenbein- 
weißen Blüten. Über kleinere Bäume schlingt Tylophora Hellwigii Warbg. 
und das hübsche Heterostemma kantense Schltr. Die meisten dieser Arten 
sind bis zur unteren Grenze der Nebelwaldformation zu beobachten, welche 
dann zumeist eine sehr scharfe Formationsgrenze bildet; einige Arten, z. B. 
Astelma secamonoides Schltr., Marsdenia kanriensis Schltr. und Heter- 
ostemma kaniense Schltr. sind nur von etwa 600—800 m Höhe i. M. 
an zu finden und gehen wohl zuweilen bis in die Nebelwaldformation 
hinein. 

Die Nebelwaldformation ist, wie schon des öfteren betont wurde, nach 
unten scharf gegen den Bergwald geschieden, so ist denn auch ihre As- 
clepiadaceenflora fast nur aus Arten zusammengesetzt, welche in den 
darunterliegenden Formationen fehlen» Völlig verschwunden sind hier die 
Gattungen Secamone, Toxocarpus, Cynanchum, Conchophyllum, Tylophora 
Sarcolobus, Brachystelma und Ceropegia. Als neu tritt dagegen nur 
Spathidolepis hinzu. Selbstverständlich spielen hier die Epiphyten eine 
große Rolle und so kommt es, daß die Gattung Hoya besonders artenreich 
ist, bemerkenswert ist aber, dab Dischidia bisher aus dieser Formation 
nur in einer Art, D. galactantha K. Schum. bekannt geworden ist. Von 
Hoya machen sich hier besonders die Formen mit weniger fleischigen, 
sondern mehr ledrigen Blättern bemerkbar; so erreicht die Sektion Physo- 
stelma hier eine nie geahnte Entwicklung. Etwa 20 Arten der Gattung 
sind hier zuhause, von denen die Hälfte zu Physostelma gehört. Be- 
sonders zierlich sind auch einige Hu-Hoya mit dünneren Blättern wie H. 
leucorhoda Schltr., H. solaniflora Schltr., H. gracilipes Schltr. und die 
sehr zierliche A. chloroleuca Schltr. mit kleinen grün-weiben Blüten. 
Von Physostelma erfreuen die Arten mit kleinen Blättern und schönen 


aa 


veißen Blüten mit roter Krone besonders das Auge durch ihre eleganten 
formen. Es seien von diesen hier erwähnt 7. microphylla Schltr., H. 
enusta Schltr., H. pulchella Schltr. und A. stenophylla Schltr., während 
in großblättrigen Arten H. papwana Schltr., À. oleoides Schltr., H. torri- 
ellensis Schltr. mit rötlichen, H. epedunculata Schltr. mit rosenroten und 
7. rhodostemma mit weißen Blüten genannt zu werden verdienen. Einen 
veiteren Epiphyten lernen wir sodann in der monotypischen Gattung Spa- 
hidolepis (torricellensis Schltr.) kennen. An höheren Lianen der Familie 
nangelt es ebenfalls nicht. Sie sind vertreten durch die Gattungen Gym- 
vema, Marsdenia und Heterostemma, von denen wir die Arten Gymnema 
aniense Schltr., Marsdenia oculata Schltr., M. Kempteriana Schltr., M. 
arcodantha Schltr. mit elfenbeinweißen fleischigen Blüten, die braungrüne 
W. wariana Schltr., die bizarre M. arachnoidea Schltr., die schönste der 
Stephanotis-Sektion, M. praestans Schltr. mit ihren großen, schneeweißen, 
vohlriechenden Blüten sowie das sehr zierliche und elegante Heterostemma 
nontanum Schltr. aus dieser Formation kennen. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 89 


Diese Nebelwaldformation habe ich bis zu einer Höhe von ca. 2500 m 
lurchforschen können, leider war zu einer weiteren Erforschung der da- 
über liegenden Gebirgsabhänge die Zeit und Gelegenheit nicht günstig. 
hes wird der Zukunft überlassen bleiben müssen. Der höchste mir bisher 
n den Bergen bekannt gewordene Standort ist der der Hoya venusta 
schltr., welche ich bei 2200 m Höhe ü. d. M. fand. Wahrscheinlich wer- 
len aber andere Hoya-Arten noch weiter hinauf vorgedrungen sein. 


B. Aufzählung der Asclepiadaceen Deutsch-Neu-Guineas. 
Secamone R. Br. 


- In der hier beschriebenen liegt die erste Art der Gattung aus Deutsch 
Veu-Guinea vor. Eine Art ist von Holländisch Neu-Guinea als S. papuana 
Warb. erwähnt, aber nicht beschrieben worden. Da sowohl in Australien 
vie in den Molukken die Gattung noch wohl vertreten ist, war ihr Vor- 
commen in Neu-Guinea zu erwarten. Die Pflanze zeigt deutliche Be- 
iehungen zu Arten der Nachbargebiete, ist aber spezifisch gut von diesen 
'erschieden. 

Alle Secamone-Arten sind starkwüchsige Urwald-Lianen und steigen 
mit ihren sehr dünnen Stämmen bis in die Kronen sehr hoher Bäume 
inauf, wo sie sich dann auffallend stark verzweigen und dichte Gewirre 
uf den Baumkronen bilden, da sie zur Entwicklung ihrer Blüten offenbar 
ler direkten Einwirkung der Sonne bedürfen. Gewöhnlich wachsen diese 
Janen in den betreffenden Wäldern in größerer Individuenzahl beisammen. 


1. 8. flavida Schltr. n. sp. — Frutex, alte scandens, ramosissimus. 
tami filiformes, glabri, bene foliati. Folia erecto-patentia, lanceolato- 


90 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


elliptica, acuta vel acuminata, glabra, textura subcoriacea, petiolo brevi, 
superne leviter sulcato. Cymae axillares, ramosae, foliorum dimidium rarius 
excedentes, nunc folia subaequantes, ramis ramulisque divergentibus, mi- « 
nute rufo-puberulis. Pedicelli breves, florum longitudine vel paulo lon- — 
giores, rufo-puberuli. Calycis segmanta late ovalia, obtusa, extus basi spar- 
sim et minute rufo-puberula, margine minute ciliata, quam corolla plus 
duplo breviora. Corolla usque ad quartam partem basilarem 5-fida, rotata, 
lobis oblongis, obtusis, apice leviter obliquis, glabris. Coronae foliola lanceo- 
lato-ligulata, obtuse acuminata, antheris paulo breviora, carnosa. Antherae 
oblongo-quadratae, appendice hyalina suborbiculari, apice incurvula. Stig- | 
matis caput cylindraceum apice truncato-obtusissimum, apices antherarum 
distincte excedens. 

Hochwindende Liane mit sehr schlanken Stämmen und schnurförmigen Zweigen. M 
Blatter 4—6,5 cm lang, in der Mitte 0,8—2 cm breit, am Grunde keilförmig mit 0,4-— — 
0,7 cm langem Stiel. Blütenwickel gewöhnlich die Hälfte der Blattlänge erreichend, « 
selten länger, verzweigt, Blütenstiele bis 0,3 cm lang. Kelchzipfel kaum halb so lang 
als die tief gespaltene Korolle. Korolle ca. 0,2 cm lang. Gynostegium etwa 0,4 cm hoch. — 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Minjem-Thor, 
ca. 100 m ü. d. M. (R. Scavecnrer n. 17367 — blühend im Febr. 1908). 


Die vorliegende Art ist am nächsten verwandt mit S. meerantha Dene. von Timor 
und der neukaledonischen Art, die ich als S. ensulares Schltr. beschrieben habe, welche ° 
aber, da bereits eine S. énsularis Mig. besteht, in S. neo-caledonica Schltr. umzutaufen 
ist. Von beiden ist sie durch längere und breitere Coronaschuppen verschieden. In der 
Länge des Griffelkopfes steht sie in der Mitte zwischen den beiden Arten. 

Die Blüten sind gelbgrün. 


Toxocarpus Wight et Arn. 


Aus dem papuasischen Florengebiete war bisher nur eine Art der 
Gattung, T. orientalis Schltr. bekannt geworden. Auf meiner letzten Ex- 
pedition habe ich nun 4 weitere Arten gefunden, so daß bereits fünf Arten 
dieser verhältnismäßig kleinen Gattung aus Papuasien vorliegen. Die Arten 
wachsen ganz ähnlich wie die verwandten Secamone-Arten, sind aber, wie es 
scheint, stets lokaler verbreitet und treten selten in größerer Individuenzahl 
auf. Der größere Teil der Arten ist in den Wäldern der Niederungen an 
zutreffen, T. orientalis Schltr. wächst sogar im Strandgebiisch; zwei Arten 
aber, T. excisus Schltr. und T. elhpticeus Schltr. sind Bewohner der Hügel- 
walder, .j 

Von Scnumann ist die Gattung mit Secamone R. Br. vereinigt vr 
doch ist danach N. E. Brown mit Recht wieder für ihre Herstellung ein- 
getreten, denn nicht nur schon äußerlich sind die Arten durch den längeren 
und schmäleren Korollalappen vor Secamone zu unterscheiden, sondern 
auch die Corona ist durchaus verschieden und leicht kenntlich are die. 
Disc ir Buy a deutlich sichtbarer Ligula auf der inneren 


~ 


a BR. Br. 


Case 


Ute 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 91 


1. T. elliptieus Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami ramulique filiformes, flexuosi, rufo-puberuli, bene foliati. Folia 
erecto-patentia, petiolata, elliptica, obtusiuscula vel breviter acuminata, 
utrinque glabra, superne lucida; petiolo minute rufo-puberulo. Cymae sub- 
axillares ramosae, petiola vix superantes, ramis ramulisque divergentibus, 


minute rufo-tomentosulis. Flores brevissime pedicellati vel subsessiles in 
_ genere mediocres. Calycis segmenta suborbicularia, extus brevissime rufo- 
_ tomentosula, margine brevissime ciliata, quam corolla fere 4-plo breviora. 
Corolla usque ad quartam partem basilarem 5-fida, utrinque glabra, lobis 


oblique lanceolato-ligulatis, obtusiusculis. Coronae foliola ovato-elliptica, 
obtusa, glabra, intus ligula perbrevi quadrata ornata, antherarum apices’ vix 
excedentia. Antherae quadratae, appendice lata obtuse apiculata. Stig- 
matis caput cylindraceo-conicum, obtusum, apice breviter excisum, an- 


— theras plus duplo superans. 


Hochwindende Liane mit schnurartigen Zweigen. Blätter 6,5—10 cm lang, in der 
Mitte 3,7—5,5 cm breit, Blattstiel 1,5—2 cm lang. Blütenwickel etwa so lang wie die 
Blattstiele, vielblütig. Kelchzipfel 1,5—2 mm lang, sehr kurz, braunfilzig. Korolla z. 
7 mm lang, tief 5-lappig. Korona kaum 4 mm an Höhe überragend mit c. 3 mm 
langem Griffelkopf. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern das Gati-Berges 
(Minjemthal), ca. 500 m ü. M. (R. ScaLeeuter n. 16856. — Blühend im 
November 1907). 

Vor allen anderen des Gebietes ist die vorliegende Art durch die glänzenden, 
beiderseits vollständig kahlen Blätter, die innen kahlen Blüten und die sehr kurze Ligula 
der Coronaschuppen, welche die Mitte der letzteren kaum überragt, ausgezeichnet. 

Die Rlüten sind gelb mit rostbraunem Kelch. 


2. T. oliganthus Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, primum minute rufo-puberuli, mox glabrati, laxe foliati, 
teretes. Folia patentia vel patula, angustiora, elliptica, acuminata, superne 
glabra, subtus nervo medio minute rufo-puberula, textura pro genere te- 
nuiora, petiolo rufo-puberulo, leviter sulcato. Cymae extraaxillares paucira- 
mosae, pauciflorae, fere dimidium foliorum attingentes nunc paulo super- 
antes, rufo-pubescentes. Flores in genere mediocres, erecto-patentes, bre- 
viter pedicellati. Calycis segmenta ovalia, obtusa, rufo-villosula, margine 
dense ciliata, corolla fere 5-plo breviora. Corolla usque infra medium 
ö-fida extus glabra, intus tubo dimidio superiore pilis reversis puberulo, 
lobis oblique oblongo-ligulatis, obtusis, utrinque glabris. Coronae foliola 
suborbicularia, glabra, antheram distincte superantia, intus ligula truncato- 
obtusissima vix longiore donata. Antherae trapezoideo-quadratae, appen- 
dice hyalina obtusa. Stigmatis caput cylindraceum apicem versus pau- 
lulo attenuatum apice ipso breviter excisum, foliola coronae plus duplo 
superans. 


Hochwindende Liane mit fadenförmigen locker beblätterten Zweigen. Blätter 8— 
13 cm lang, in der Mitte 2,7—4,5 cm breit, Blattstiel 2—2,5 cm lang. Blütenwickel 
wenigblütig, leicht verzweigt, die Hälfte des Blattes selten überragend. Blütenstiele ca, 


92 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


3 mm lang. Kelchzipfel kurz braun-zottig 2 mm lang, Blüten 4 cm lang bis über die 
Mitte hinaus 5-lappig. Koronaschuppen kaum 4 mm lang, kahl. Griffelkopf ca. 
3 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Garup, im Be- 
zirke Eitape (Kaiser-Wilhelmsland), ca. 150 m ü. d. M. (ScHLEcHTER n. 20 357. 
— Blühend im September 1909). 

Eine seltenere Art, von welcher ich nur ein einziges Exemplar fand. Sie ist 


leicht kenntlich durch die wenigblütigen Inflorescenzen und die breiten Koronaschuppen. 
Die Blüten sind goldgelb. 


3. T. exeisus Schitr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes laxe foliati, minutissime rufo-tomentosuli, demum glabrati, teretes. 
Folia patentia vel patula, petiolata, oblongo-elliptica, acuminata, utrinque 
glabra, subtus nervo medio basin versus rufo-puberulo, superne lucida, 
petiolo minutissime rufo-tomentosulo. Cymae extraaxillares, valde ramosae, 
laxe multiflorae, dimidium foliorum subattingentes, ramis ramulisque rufo- 
tomentosulis, divaricantibus. Flores breviter pedicellati, in genere inter 
mediocres. Calycis segmenta late ovalia obtusissima, minutissime rufo-tomen- 
tosula, brevissime ciliata, quam corolla fere 5-plo breviora. Corolla usque 
ad quartam partem basilarem 5-fida, extus glabra, intus tubo dimidio 
superiore et basi loborum minutissime rufo-puberulo, lobis oblongo-ligulatis, 
obtusis, obliquis. Coronae foliola rhombea, obtusa, apice distincte excisa, 
intus ligula oblonga obtusissima aequilonga donata. Antherae late trape- 
zoideo-quadratae, appendice hyalina reniformi acute apiculata, glabrae, 
antheras superantes. Stigmatis caput cylindraceum, apicem versus attenua- 
tum, breviter excisum, foliola coronae triplo longius. 

Hochwindende Liane mit fadenförmigen locker beblätterten Zweigen. Blätter ge- 
stielt, 8—42 cm lang, in der Mitte 3—5 cm breit, Stiel 1,4—1,8 cm lang. Blütenwickel 
locker vielblütig, die Hälfte des Blattes kaum überragend, mit sehr kurz braunfilzigen 
Zweigen. Blütenstiele kaum 3 mm lang, Blüten mittelgroß, Kelchzipfel 2 mm lang, 
Korolla 0,9 cm lang, Koronaschuppen kaum 4 mm hoch, Griffelkopf 3 mm lang, kahl. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern bei Panebo, im 
Minjemtale, ca. 400 m ü. M. (R. Scarecarer n. 16939. — Blühend im De- 
zember 1907. 

Äußerlich gleicht diese Art am meisten dem T. orientalis Schltr., hat aber mehr 
rhombische an der Spitze deutlich ausgeschnittene Koronaschuppen und eine viel kürzere 
anders gestaltete Ligula. Der Griffelkopf ist bei beiden Arten ähnlich. Die Blüten der 
vorliegenden Art sind goldgelb. 


4. T. orientalis Schltr., in K. Schum. u. Lauterb., Nachtrag (1905) 
p. 353. 


Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, im Strandgebüsch bei Massawa 
(R. ScaLecuter n. 43726. — Blühend im November 1901. 

Diese offenbar auf die Strandformation beschränkte Art habe ich während meiner 
letzten Expedition nicht wiedergefunden. Die Pflanze ist verwandt mit T. exeisus Schltr. 
hat aber stärker verzweigte und daher dichter blühende Inflorescenzen sowie verschiedene 
Koronaschuppen. Als Blütenfärbung habe ich gelb notiert. 


4 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 93 


5. T. barbatus Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, laxe foliati, minutissime rufo-tomentosuli, demum glabrati, teretes. 
Folia patentia vel patula, petiolata, ovalia vel late ovalia breviter acumi- 
nata, basi rotundata, superne glabra, subtus minute rufo-puberula, demum 
glabrata, petiolo breviter rufo-tomentosulo, leviter sulcato. Cymae extra- 

_axillares breviter pedunculatae, ramosae, petiolum paulo excedentes, pedunculo 
ramulisque rufo-tomentosulis. Flores brevissime pedicellati, in genere vix 
inter mediocres. Calycis segmenta oblonga obtusa, breviter rufo-villosula, 
margine ciliata, quam corolla fere duplo-breviora. Corolla usque ad tertiam 
partem basilarem 5-fida, extus glabra, intus tubo puberula, fauce setis 
tenuibus dense barbata, lobis oblique oblongo-ligulatis, obtusiusculis, glabris. 
Coronae foliola rhombea obtusa, glabra, ligula oblonga, truncato-obtu- 
sissima quam foliolum distincte longiore antherarum apices subattingente 
donata. Antherae quadratae, appendice hyalina quadrata, mucronulato- 
apiculata. Stigmatis caput crassiusculum cylindraceum apicem versus paulo 
attenuatum breviter excisum. 

Hochwindende Liane mit fadenförmigen, lockerblättrigen Zweigen. Blätter 6— 
10 cm lang, in der Mitte 3,3—6.3 cm breit, Blattstiel ı—2 cm lang. Blütenwickel ver- 
zweigt, locker, spreizend, wenig länger als der Blattstiel, Blüten kaum mittelgroß, sehr 
kurz gestielt. Kelchzipfel 2,5 cm lang. Blüten ca. 5,5 mm lang. Koronaschuppen 
0,75 mm kaum erreichend. Griffelkopf ziemlich dick, 2 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Kenejia, ca. 
150 m ü. M. (Scatecuter n. 18453. — Blühend im Oktober 1908). 


Unter den Arten des Gebietes steht diese in der borstigen Behaarung im Schlund 
der Blumenkrone und durch den stark verdickten Griffelknopf allein. Sie ist auch 
sonst durch die unterseits behaarten Blätter kenntlich. Die Blüten sind gelb mit braun- 
haarigem Kelch. 


Cynanchum L. 


Bisher ist von dieser großen Gattung, welche in dem Nachbargebiet 
von Australien noch reichlich vertreten ist, nur eine Art bekannt geworden. 
Diese schließt sich eng an Formentypen des malaiisch-molukkischen Ge- 
bietes an und bildet einen weiteren Beweis für die engen Beziehungen, 
welche zwischen diesen Florengebieten und dem papuasischen herrschen. 
Es ist allerdings zu erwarten, dab bei besserer Erforschung Papuasiens 
noch weitere Arten bekannt werden, sicher ist aber, daß die Gattung wie 
auch in anderen tropischen Urwaldgebieten nur eine geringe Rolle spielt. 


1. C. neo-pommeranicum Schltr. (in sched.). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern. Schlingend auf kleinen Bäumen 
und im Gebüsch am Abhange des Vulkans Kaia, auf der Gazelle-Halbinsel 
(L. et K. RecHinger n. 3659. — Blühend im September 4905). 

Die Art gehört in die Verwandtschaft des ©. physocarpum Schltr. von den Philip- 


pinen. Sie wird in Kürze zusammen mit einigen wenigen Recuincerschen Asclepiadaceen 
an anderer Stelle veröffentlicht werden. 


G4 CG. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Conchophyllum Bl. 


In den letzten Jahren ist die Zahl der Conchophyllum-Arten infolge 
der besseren Erforschung der malaiisch-papuanischen Florengebiete um 
verschiedene vermehrt worden. Von Papuasien wurden so zwei Arten 
bekannt, C. papuanum Schltr. und C. pruinosum Schltr. Von diesen ist 
C. papuanum Schltr. die einzige Art, welche bisher im deutschen Teile 
nachgewiesen ist. | 

Da sich herausgestellt hat, daß die Arten von den Philippinen, welche 
ich anfangs hierzu rechnete, eine eigene Galtung Dischidiopsis bilden, so 
erstreckt sich des Verbreitungsgebiet der Gattung von der malaiischen 
Halbinsel über die Sunda-Inseln, Celebes und die Molukken bis nach 
Papuasien. Die meisten Arten sind typische Ameisenpflanzen vom Habitus 
der Dischidia Collyris Wall., doch treten in Celebes einige aberrante Typen 
auf, welche habituell anderen Dischidia-Arten gleichen. Das oben er- 
wähnte C. pruinosum Schltr. ist aus Englisch-Neu-Guinea bekannt. 


1. C. papuanum Schltr. in K. Schum. et Lauterb., Nachtr. (1905) 
p. 355. 


Dischidia Collyris K. Schum. et Lauterb., Fl. Deutsch. Schutzg. Süds. 


(1904) p. 510 (nec Wall.). 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen am Schibruba (Kanigebirge) 
ca. 300 m ü. M. (ScaLecHTer n. 18948. — Steril im Dezember 1908); auf 
Bäumen in den Wäldern an der Mündung des Waria, ca. 15 müM. 
(SCHLECHTER n. 19938. — Blühend im Juli 1909). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern; ohne nähere Standortsangabe 
(v. Hücer); auf Bäumen bei Herbertshöhe (Gazelle-Halbinsel), ca. 20 m 
ü. M. (Warpung; SCnLEcuTER n. 13685. — Blühend im Oktober 1901); 
bei Ralum (LauTEerBacH n. 232. — Steril im Mai 1890); Neu-Lauenburg; 
Credner-Insel (Dante. — Blühend im August 1896). 

Salomons-Inseln: im Hochwald am Strande, Königin Carola-Hafen 


(Insel Buka) (Karrnspacu n. 14. — Steril im August 1893). 

Wie aus obigem Standortsverzeichnis hervorgeht, ist die Art ziemlich weit ver- 
breitet. Sie ist vor C. pruinosum Schltr. durch das Fehlen der ringförmigen Hautleiste 
im Schlunde der Blütenröhre und durch die innen gleichmäßig behaarten Korollalappen 
zu erkennen. Auch vor den anderen Arten ist sie durch diese Merkmale ausgezeichnet. 
Die Blüten sind gelblich-weiß mit bräunlichen Spitzen. 


Spathidolepis Schltr. 


In Spathidolepis Schltr. liegt eine Gattung vor, welche sich offenbar 
ziemlich eng an Deschidia R. Br. anlehnt, aber sowohl durch ihre Korona- 
schuppen wie durch die Pollinarien gut unterschieden ist. Ich bin zur 
Zeit noch keineswegs mit der heutigen Einteilung der Marsdeniinae zu- 


frieden, vermute vielmehr stark, daß eine weitere Aufleilung in Unter- 


re oe 2" 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 95 


triben durchaus nötig sein wird, denn wie die Gattungen jetzt bei ein- 
under stehen, können sie sicher nicht verbleiben. Es ist selbstverständlich 
jetzt hier nicht die Gelegenheit dazu, sich näher über diese Verhältnisse 
zu äußern, wir müssen dies vielmehr einem Monographen überlassen, der 
fast alle Arten der Familie vorher sorgfältig untersucht hat. Es gibt eine 
Reihe von Gattungen, deren nahe Beziehungen zu Dischidia R. Br. un- 
Jeugbare sind, die aber nach der heutigen Hinteilung auseinander gerissen 
würden. Ich denke hierbei an Conchophyllum BI, Dischidiopsis Schltr., 
Oistonema Schltr. und Spathidolepis Schltr. Diese zeigen uns deutlich, 
daß wir die Hauptcharakter und Verwandischaftsgrade in der Tribus noch 
nicht richtig erkannt haben. 

Die einzige Art der hier vorliegenden Galtung, S. Zorricellensis Schltr., 
ist ein Nebelwald-Epiphyt, wächst also unter den vollständig gleichen Ver- 
hiltnissen wie viele Dischidia-Arten. 


4. 8, torricellensis Schltr. in K. Schum. et Lauterb., Nachtr. (1905) 
P- 396. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 1100 m ii. M. (Scureenter n. 14445. — Blühend im April 
4902). 


L Die Pflanze ist nicht sehr häufig, tritt aber an dem einzigen, mir bekannten 
Standorte gesellig auf. Ich habe sie während meiner letzten Expedition nicht wieder- 
gefunden. Die Blüten sind weißlich gefärbt. 


Dischidia R. Br. 


Als O. Beccarı im Jahre 1886 im zweiten Bande seines berühmten 
"Werkes »Malesia« eine Zusammenstellung der Gattung Dischidia R. Br. 
gab, führte er 46 Arten auf. Seit jener Zeit sind nun über 30 weitere 
Arten veröffentlicht worden, so daß wir schon jetzt etwa 80 Arten kennen, 
welche in drei Sektionen geteilt werden, die sich schon habituell leicht er- 
‚kennen lassen und auch bereits von Beccarı charakterisiert sind. Ich habe 
für diese Sektionen hier die Substantiva angenommen, welche K. Schumann 
angewendet hat, nur möchte ich für die zweite Sektion Conchophyllum 
 verwerfen, da dies zu Irrtiimern Veranlassung geben künnte wegen der 
‚nahe verwandten Gattung Conchophyllum, womit Schumann selbst sie 
‘schon irrtümlich zusammenwarf. Es handelt sich um die folgenden drei 
‚Sektionen. 


Sektion I. Ascidiophora K. Schum. enthält die durch Heterophyllie 
‚ausgezeichneten Arten. Ein Teil der Blätter, meist die unteren, werden 
zu schlauchartigen Gebilden umgeformt, welche stets bestimmten Ameisen- 
arten zur Behausung dienen, die übrigen Blätter sind denen von Eu- 
Dischidia gleichgeformt. Die Blütenstände entwickeln sich stets an dem 
Teile der Pflanze, der die normalen Blätter trägt. 


96 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. | 

Sektion Il. Collyris Schltr. ist eine kleine Gruppe mit sehr dicht be- 
blätterten Stengeln, bei welcher die Blätter unten konkav, oben konvex 
sind und dem Substrat fest aufliegen. Es wird so unter ihnen ein Hohl- 
raum gebildet, der ebenfalls gewissen Ameisenarten, welche wahrscheinlich 
die betreffende Art befruchten, zur Wohnung dient. Die Blätter sind hier 
gewöhnlich äußerst kurz gestielt und sind an allen Teilender Pflanze gleich. 
Sie stehen stets viel dichter als bei Æu-Dischidia. Die Blütenstände er- 
scheinen zerstreut in oder neben den Blattachseln. 

Sektion II. Eu-Dischidia K. Schum., bei weitem die größte Zahl der 
Arten umfassend, hat mehr oder minder locker beblätterte Stengel, deren 
abstehende Blätter stets flach, deutlich gestielt und von länglicher, ellip- 
tischer oder breit-eiförmiger bis kreisrunder Gestalt, aber nie schlauchartig 
umgebildet oder unterseits konkav und dem Substrat angepreßt sind. Die 
Blütenstände erscheinen dicht neben den Blattachseln, stets nur je eine 
Inflorescenz an jedem Internodium. 

Bei allen Arten ist der Blütenstand stark verkürzt mit mehr oder 
minder deutlich verdickter Rhachis, die sehr langsam fortwächst und immer 
an der Spitze neue Blüten entwickelt, soweit es sich um Arten mit viel- 
blütigen Inflorescenzen handelt. 

Ich habe gefunden, daß die Unterscheidung der Arten bedeutend er- 
leichtert wird, wenn man außer auf die Koronaschuppen auch besonders 
auf die Behaarung des Kelches und vor allen Dingen auch auf die Be- 
schaffenheit der Innenseite der Korolla achtet. Es können bei letzterer im 
Schlunde entweder aufrechte oder nach unten gewendete Haare vorhanden 
sein, nicht selten sind auch im Schlunde oder in der Röhre ringförmige 
Leisten oder einzelne Höcker, seltener Haarreihen zu beobachten. Diese 
Merkmale sind für die einzelnen Arten durchaus beständig. 

Sämtliche Arten sind epiphytisch und treten unter den verschiedensten 
Verhältnissen auf. D. soronensis Becc. und einige Arten aus der Ver- 
wandtschaft von D. nummularia KR. Br., z. B. D. dirhixa Schitr. und 
D. Schumanniana Schltr., ferner D. neurophylla K. Schum., D. euryloma 
Schltr., D. listerophora Schitr. und D. ltoralis Schltr. sind in den Küsten- 
formationen oft direkt am Strande anzutrefien, andere Arten sind Epi- 
phyten des Hügellandes, z. B. D. subpeltigera Schltr., D. beiningiana 
Schltr., D. striata Schltr. und D. papuana Warbg. Nur wenige Arten, 
wie z.B. D. galactantha K. Schum. sind Bewohner des Nebelwaldes. 

Außer den hier aufgezählten Arten sind aus den anderen Teilen Papu- 
asiens noch die folgenden Arten bekannt: aus Holländisch-Neu-Guinea 
(einschließlich der Key-Inseln) D. peeta Bl., D. soromensis Becc., D. longi- 
folia Becc. und D. retusa Becc. (Beccart erwähnt außerdem verschiedene 
Formen von D. nummularıa R. Br., doch dürfte es sich hier wohl um 
eigene verwandte Arten handeln. Aus Englisch-Papuasien einschließlich der 
englischen Salomons-Inseln sind beschrieben: D. Melnei Hemsl., D. Co- 


4 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 97 


minsit Hemsl., D. Bauerleni Schltr., D. insularis Schltr. und D. cyclo- 
phylla Schltr. 
S I. Ascidiophora. 


Zu dieser Sektion gehören zur Zeit nur zwei Arten aus Papuasien, 


yon denen nur eine, D. papuana Warbg., in unserem Schutzgebiete be- 


oO 


heimatet ist, während die andere, D. Bauerlenit Schltr., von Thursday- 


Island in der Torres-Straße stammt. 


1. D. papuana Warbg. in Engl. Bot. Jahrb. XVIII (1893) p 205. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen am ersten Hafenbassin von 
Finschhafen (F. C. Herıwis n. 207. — Blühend im Januar 1889); auf 
Bäumen in den Wäldern des Gomadjidj, am Waria, ca. 450 m ü. M. 
(SCHLECHTER n. 19375. — Steril im Mai 1909). 

Die von mir mitgebrachten Exemplare sind leider steril, stimmen aber recht gut 
mit dem Original der Art überein, so daß ich nicht zweifle, daß es sich um diese 
handelt. Die Art ist viel kleiner als D. Rafflesiana Wall, der Typus der Sektion. Ihr 


sehr ähnlich ist D. Bauerlenit Schltr., jedoch verschieden durch kleinere, dickere Blätter 
mit bläulichem Überzug. 


S II. Collyris. 


Nach der Beschreibung müßte D. Milne: Hemsl. von den englischen 
Salomons-Inseln zu dieser Sektion gehören, doch erwähnt der Autor nichts 
von der Korona, so daß ich in Zweifel bin, ob hier nicht ein Concho- 
phyllum vorliegt. Sollte die Korona bei der Art fehlen, so wäre sie na- 
türlich als C. Melnei zu bezeichnen. Da es dann nicht ausgeschlossen, 
wäre, daß die Art mit meinem C. papwanum Schltr. identisch ist, so wäre 


in letzterem Falle diese Art mit obigem Namen zu belegen. 


S IH. Eu-Dischidia. 


Es wird bald nötig werden, diese Sektion zur besseren Übersicht 
weiter in Untergruppen aufzuteilen, da sie nun bereits recht bedeutende 
Dimensionen erreicht hat. Von den aus den nichtdeutschen Gebieten von 
Papuasien oben aufgezählten Arten gehören hierher D. picta Bl., D. soro- 
nensis Becc., D. longifolia Becc., D. retusa Becc., D. Cominsvi Hemsl., 
D. insularis Schltr. und D. cyclophylla Schltr. 


2. D, dirhiza Schltr. in K. Schum. et Lauterb., Nachtr. (1908) p. 357. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen auf der Insel Tamara bei 
Berlinhafen, ca. 10 m ü. M. (Scarecuter n. 13 669. — Blühend im Oktober 
1904). 


Habituell kommt dieser Art D. Cominsii Hemsl. von den Salomons-Inseln nahe. 
Beide sind eng verwandt mit D. Ridleyana Schltr. (D. nummularia Ridl. [nec R. Br.}) 
von Singapore. Die Blüten sind weißlich gefärbt. 


3. D. beiningiana Schitr. in K. Schum. et Lauterb., Nachtr. (1905) 
p. 356. 
Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, auf Bäumen und Sträuchern 
Botanische Jahrbücher. L. Ba. 7 


98 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


in den Wäldern des Beining-Gebirges, ca. 250 m ü. M. (SchLecnter n. 
13686. — Blühend im Oktober 1901). \ 

Ebenfalls eine Art aus der Verwandtschaft der D. nummularia R. Br, und D. 
Ridleyana Schltr., aber mit größeren Blättern und längeren Korollalappen. Die Art ist 
am nächsten verwandt mit D. Schumanniana Schltr. aber vor dieser kenntlich durch 
die oben mehr zusammengeschnürten Blüten mit längeren Abschnitten. Die Blüten- 
färbung ist weiß. 

4. D. Schumanniana Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 
p. 360. 
D. nummularıa K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzg. Süds. 
(4904) p. 510 (nec. R. Br.) 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen bei dem Dorfe Bongu ca. 20 m 


ü. M. (Scarecnter n. 14291. — Blühend im März 1902); auf einzeln- 
stehenden Bäumen bei Finschhafen (C. Lautersacn n. 86. — Im Mai 
1896). 


Bismarck-Archipel: Neu-Lauenburg-Gruppe, an Baumfarnen auf der 
Credner-Insel (F. Danc. — Blühend im August 1896). 

Die Art ist gegen D. beiningiana Schltr. nicht so ganz klar, da sie ihr äußerlich 
auffallend ähnlich ist. Sie hat aber kürzere weniger eingeschnürte Blüten mit kürzeren 
Haaren im Schlunde und einen leicht 40-lappigen Hautring oberhalb der Mitte der Röhre, 
zudem ist hier der Kelch kahl. Die Blüten sind weißlich. 

5. D. sepikana Schltr. n. sp. — Herba ramosa, epiphytica, decumbens 
vel dependens usque ad 100 cm longa. Rami filiformes, bene foliati, 
radicantes, flexuosi, teretes, glabri. Folia patentia, breviter petiolata per- 
late ovalia, minute apiculata, basi cuneata, carnosula, utrinque glabra. In- 
florescentiae brevissimae subsessiles, pauciflorae, petiola vix excedentia. 
Flores in genere inter minores, illis D. Rrdleyanae Schltr. similes. Calycis 
segmenta suborbiculari-ovalia, obtusa, glabra, quam corolla fere 3-plo bre- 
viora. Corolla urceolata, faucem versus vix attenuata, usque supra me- 
dium 5-lobata, lobis erectis, oblongis, subacutis, medio intus longitudinaliter 
carinato-incrassatis, basi medio pilis erectis barbatis. Coronae foliola gyno- 
stegii dimidium superantia e basi dilatata linearia, dimidio superiore bi- 
cruria, cruribus falcato decurvis, lineari-ligulatis, obtusiusculis, obliquis. 
Antherae late trapezoidea-triangulae, appendice hyalina ovata, obtusiuscula. 
Pollinia compressa oblique oblongoidea, translatoribus erectis oblique ob- — 
lanceolatis, quam pollinia paulo longioribus, retinaculo rhomboideo, minuto. 


Stigmatis caput breviler conicum. 

Ein kleiner zierlicher Schlinger, mit fadenförmigen gut beblätterten, herabhängen- 
den Zweigen. Blätter 1,3—1,8 cm lang, in der Mitte 0,9—1,3 cm breit, Blattstiele ge- 
furcht, 1,5—0,3 cm lang. Blütenstände die Blattstiele kaum überragend, wenigblütig. 
Korolla ca. 2,25 mm lang, über dem Grunde etwa 1,25 mm im Durchmesser. Gynostegium 
etwa 4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen am mittleren Kaiserin-Augusta- « 
fluß (Sepik) ca. 20 m ti. M. (Scuiecurer n. 19962. — Blühend im August ~ 


1909). 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 09 


Ich hielt die Pflanze anfangs für D. Schumanniana Schltr., mußte mich aber bald 
davon überzeugen, daß sie von dieser verschieden ist, die Form der Korolla ist eine 
andere; die Barthaare im Schlunde sind länger und stehen nur in der Mitte am Fuße 
de Zipfel; der häutige Ring, den die beiden letzten Arten aufwiesen, fehlt hier. Die 


Blüten sind weiß. 


z 
A 
“à 


Fig. 1. P—V. P Habitus, Q Blüte, À Korollasegment von innen, S Gynostegium mit 
aa Korona, 7 Koronaschuppe, U Anthere, V Pollinarium. 


Serie a pe 


Fi 


|. A—G Dischidia striata Schltr., H—O D. trichostemma Schltr., P—V D. sepikana Schltr. 


100 °C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. Il. 


6. D. aemula Schltr. n. sp. — Herba epiphytica, ramosa, decumbens 
vel dependens, usque ad 40 cm longa. Rami filiformes, flexuosi, bene 
foliati, teretes, radicantes, glabri. Folia patentia, breviter petiolata, late 
elliptica, breviter acuta, basi cuneata, carnosa, utrinque glabra, petiolo superne 
leviter sulcato. Inflorescentiae abbreviatae, 1—-2-florae, peliolum paulo 
superantes, pedunculo brevi, petioli fere longitudine vel subnullo. Flores in 
genere inter minores, illis D. nummulariae R. Br. similes. Calycis foliola 
suborbicularia, obtusissima, glabra, quam corolla fere 4—5-plo breviora. 
Corolla urceolaris, apicem versus sensim paulo attenuata, tertia parte apicali 
5-fida, lobis erectis oblongis, subacutis, intus carinato-incrassatis, basi pilis 
deflexis dense barbatis, tubo fauce anulo hyalino ornato. Coronae foliola e 
basi ovato-ligulata dimidio superiore bicruria cum apiculo brevi interjecto, 
cruribus falcato decurvis linearibus apice oblique obtusiusculis. Gynostegium 
late conicum foliola tertia parle superans. Antherae triangulae, appendice 
hyalina apiculato-acuminata. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus 
erectis oblique obovato-lanceolatis, retinaculo minuto rhomboideo. Stigmatis 
caput breviter conicum. 

Ein kleiner zierlicher Schlinger mit fadenförmigen gut beblätterten Zweigen. Blätter 
4,2—1,8 cm lang, in der Mitte 0,7—1,3 cm breit, Blattstiele 2—3 mm lang, Blütenstände 
1—2-blütig, die Blattstiele wenig überragend. Blüten denen der vorigen Art ähnlich. 
Korolla 0,3 cm lang, über dem Grunde etwa 1,75 mm im Durchmesser. Gynostegium 
1,25 mm hoch. Koronaschuppen ca. 4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Galleriewäldern am 
Kenejia, ca. 150 m ii. M. (Schuecater n. 18428. — Blühend im Oktober 
1908. 


Habituell ist die Art bei oberflächlichem Vergleich von den drei letzten kaum zu 
unterscheiden. An ihren Blüten ist sie aber leicht dadurch kenntlich, daß die Haare im 
Schlunde der Korolla nicht aufwärts stehen wie bei jenen, sondern nach unten gerichtet 
sind. Die Form der Blüten ist derjenigen der D. sepikana Schltr. ähnlich. Vor D. 
Comminsii Hemsl., der nächstverwandten Art, ist D. aemula Schltr. durch das Vor- 
handensein des Hautringes im Schlunde der Korolla kenntlich. Die Blüten sind weiß. 


7. D. soronensis Becc., Malesia II (1886) p. 271. 

D. Lauterbachü K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. 
Schutzg. Süds. (1901) p. 511. — D. Hollrungii Warbg. in Fedde, Re- 
pertor. II. (1907) p. 344. 1 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern bei Peso, im 
Bezirk Eitape ca. 15 m ü. M. (SchtecHter n. 19982. — Blühend im 
August 1909); auf Bäumen am Strande bei Bulu, ca. 10 m ü. M 
(ScaLecHter n. 16434. — Blühend im Mai 1907); Epiphyt im Sekundär- 
walde bei Kelel, im Minjemtale ca. 150 m ü. M. (Scareeuter n. 16230. — 
Blühend im Juli 1907); verbreitet im Hochwalde des Ssigaun-Hochlands 
(C. Laurersacn n. 2858. — Blühend im Sept. 1896); auf Bäumen in den 
Wäldern des Bismarck-Gebirges ca. 500 m ü. M. (ScHLecHter n. 18526. — 
Blühend im Oktober 1908); am Strande bei Finschhafen (M. HoLLRUNG- 
n. 44. — Blühend im Mai 1886); auf Bäumen in den Wäldern an der 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 101 


_ Mündung des Waria ca. 10 m ii. M. (ScuLecater n. 19947. — Blühend 
im Juli 1909). 

Ich habe gar keine Zweifel, daß diese weitverbreitete Art mit D. soronensis Becc. 
identisch ist, von der ich allerdings ein Original bis jetzt nicht gesehen habe. D. Lauter- 
“hachrii K. Schum. und D. Hollrungii Warbg., mit denen ich die Art identifizieren muß, 
‚stimmen beide hiermit vollkommen überein. Die Art ist mit D. litoralis Schltr. nahe 
verwandt und ihr in den Blättern recht ähnlich. Ihre Blüten sind kremeweiß. 

8. D. litoralis Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 
p. 359. 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, Epiphyt auf Bäumen in den 
Strandwäldern bei Massawa, ca. 5m ü. M. (Scazecarer n. 13722. — 
Blühend im November 1901. 


Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man diese Art für D. soronensis Becc. 
halten, doch ist sie durch recht gute Blütencharaktere vor jener leicht kenntlich. Die 
Form der Korolla ist ganz verschieden und die letztere innen vollständig glatt und kahl. 
Die Blüten sind weiß. 


\ 


9. D. striata Schltr. n. sp. — Herba epiphytica, ramosa, scandens. 
_ Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretes, glabri. Folia patentia, late 
ovalia vel suborbicularia, apiculata, carnosa, utrinque glabra, breviter petio- 
lata. Inflorescentiae axillares, abbreviatae, brevissime pedunculatae, 1—3- 
florae, dimidium folii haud excedentes. Flores in genere inter mediocres, 
illis D. neurophyllae K. Schum. similes, perbreviter pedicellati.  Calycis 
«ioliola ovata, obtusa, glabra, quam corolla fere 5—6-plo breviora. Corolla 
urceolaris apice breviter 5-fida, tubo ovoideo fauce attenuato, intus glabro, 
lobis ovatis, obtusis, intus incrassato-carinatis, basi anulo pilorum erectorum 
_barbatis. Coronae foliala e basi quadrata bicruria, medium gynostegii 
stipitati superantia, cruribus falcato incurvis dimidio anteriore oblique ellip- 
 tico-laminatis, oblique obtusis. Antherae triangulae, appendice hyalina ob- 
longa acuta. Pollinia oblique ellipsoidea, translatoribus oblique oblanceolato- 
triangulis, erectis, quam pollinia aequilongis, retinaculo anguste oblongoideo 
translatoribus aequilongo. Stigmatis caput obtuse conicum. 

Ein kleiner sehr zierlicher Schlinger, einige Meter lang, mit fadenförmigen gut be- 
blätterten Zweigen. Blätter 1—2 cm lang, in der Mitte 0,7—1,6 cm breit, Blattstiele 
0,2—0,4 cm lang, Blütenstände wenigblütig, meist sehr kurz gestielt, selten bis 0,7 cm 
lang. Blüten sehr kurz gestielt, denen der D. newrophylla K. Schum. ähnlich. Korolla 


ca. 6,5 mm lang, über der Basis 3,5 mm im Durchmesser mit sehr kleinen Läppchen. 
Gynostegium mit breitem Untergrunde 0,4 cm hoch. Koronaschuppen etwa 0,2 cm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen und Sträuchern in den Wäl- 
dern am Djamu ca. 300 m ü. M. (Scarecuter n. 16567. — Blühend im 
September 1907); auf Sträuchern in den Galleriewäldern am Kenejia, bei 
der Kenejia-Etappe ca. 150 m ü. M. (Scutecuter n. 18301. — Blühend 
im September 1907). 

In ihren Blüten erinnert die Art an D. neurophylla K. Schum., doch hat sie eine 
sanz andere Belaubung und verschiedene Koronaschuppen. Während außerdem D. 


neurophylla K. Schum. eine Strandpflanze ist, tritt D. striata Schltr. nur weiter inland 
auf. Leicht kenntlich ist die Art durch die helle, fast weiße Mittellinie auf den Blättern, 


102 G. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


die selbst im getrockneten Zustande meist noch deutlich kenntlich ist. Die Blüten sind 
hellgelb mit hellbraunen Streifen und lachsfarbenen Spitzen. 


Fig. 4. A—G. A Habitus, B Blüte, C Korollasegment von innen, D Gynostegium 
mit Korona, E Koronaschuppe, F Anthere, G Pollinarium. 


10. D. neurophylla K. Schum. in Notizbl. Bot. Gart. Mus. Berl. II 
(1898) p. 144. 
© D. amphorata Lauterb. u. K. Schum., Fl. deutsch. Schutzg. Süds. 
(1904) p. 514. 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, an Baumstiimmen bei Herberts- 
höhe, auf der Gazelle-Halbinsel. (F. Daur. — Blühend im Juli 1896); Neu- 
Lauenburg-Gruppe, auf der Insel Kerawara (C. LAUTERBACH n. 7 pe 
Blühend im Mai 1890); an Baumstämmen am Strande auf der Insel Mioko, 
bei der Handelsstation. (ScatecnterR n. 13682. — Blühend im Oktober 
1904). 

Ich habe meine Bedenken, ob die Art wirklich von D. peeta Bl. spezifisch ver- 
schieden ist. Sie wird mit dieser noch näher zu vergleichen sein. Auf die Verwandt- 
schaft mit D. striata Schltr. habe ich oben bereits aufmerksam gemacht. Die Blatter 


der vorliegenden Art sind aber mehr als doppelt so groß und die Unterschiede in der 
Form der Koronaschuppen auch nicht unbedeutend. 


41. D. Hahliana Volkens in Engl. Jahrb. XXXI (1904) p. 473. 

Karolinen: an dicken Bäumen bis in die Wipfel hinaufkletternd im 
Kulturland (G. VoLkens n. 351. — Blühend im Januar 1900; n. 468. — 
Blühend im März 1900). 


Die Art ist mit D. newrophylla K. Schum. am nächsten verwandt, aber durch die 
viel größeren Blätter schon bei oberflächlichem Vergleich leicht kenntlich. 


12. D. euryloma Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 
p. 358. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, auf Bäumen am Strande zwi- 
schen Malelum und Loasere, ca. 10 m ü. M. (SchLecater n. 14620. — 
Blühend im Juni 1902.) 

Habituell ähnelt die Art am meisten der oben beschriebenen D. striata Schltr. 
Ihre Blüten sind zwar ebenso groß, doch ist die Form der Koronaschuppen eine ganz 
andere und mehr derjenigen von D. subpeltigera Schltr. ähnlich. Offenbar ist die Art 
auf die Nord-Küste von Neu-Mecklenburg beschränkl. Leider habe ich verabsäumt, mir 
seinerzeit Notizen über die Färbung der Blüten zu machen. 


13. D. subpeltigera Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 
p. 360. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen und Sträuchern in den Wäl- 
dern am Fuße des Torricelli-Gebirges, ca. 100 m ü.M. (Schtecuter n, 14 601. 
— Blühend im April 1902); auf Bäumen in den Bergwäldern von Albo,« 


ca. 400 m ü. M. (Scnuecuter n. 16295. — Blühend im Juli 1907); auf 
Bäumen und Sträuchern in den Wäldern am Fuße des Bismarck-Gebirges, | 
bei der Saugueti-Etappe, ca. 150 m ü. M. (SchLecater n. 18464. — Blü-« 


hend im Oktober 1908). 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 103 


Vielleicht wird diese Art doch später mit D. euryloma Schltr. zu vereinigen sein. 
Die Exemplare von Albo und von der Saugueti-Etappe haben viel mehr herzförmige 
Blatter als das Original vom Fuße des Torricelli-Gebirges. Was mich veranlaßt, beide 
_ Arten noch getrennt zu halten, ist der Umstand, daß D. euryloma Schltr. Blätter von 
_ dünnerer Textur hat, denen auf der Oberseite die eigenartige körnige Epidermis fehlt, 
. welche für D. subpeltigera Schltr. so sehr charakteristisch ist. Außerdem scheinen 
gewisse Unterschiede in den Koronaschuppen vorhanden zu sein. Die Blüten sind rot 
. mit feinen, weißen Punkten. 


| 14. D. galactantha K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 
| p. 398. 

{ Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torri- 
…celli-Gebirges, ca. 800 m ü. M. (Schtecuter n. 20 164, 20202. — Blühend 
“im September 1909); auf Bäumen in den Wäldern des Kani-Gebirges ober- 
_ halb Bolobo, ca. 1000 m ü. M. (Schtecuter n. 16558. — Blühend im 
September 1907); auf Bäumen in den Wäldern des Ibo-Gebirges, ca. 1000 m 
ü. M. (Souzecurer n. 17796. — Blühend im Mai 1908); auf Bäumen in den 
Wäldern des Bismarck-Gebirges, ca. 1100 m ii. M. (ScuLecuter n. 18615. 
— Blühend im November 1908); auf dem Sattelberg (Biro n. 22. — Blü- 
- hend im November 1888); auf Bäumen in den Wäldern des Dischore-Ge- 
mn birges, am Govidjoa, ca. 1200 m ü. M. (ScaLecHter n. 49742. — Blühend 
im Juni 1909). 

Es geschieht mit einigem Zweifel, wenn ich die von mir auf den verschiedenen 
Gebirgen gesammelten Exemplare mit D. galactantha K. Schum. identifiziere. Das Ori- 
- ginal im Berliner Herbar hat nur eine zerschnittene Blüte, bei welcher das ganze Gyno- 
stegium fehlt. Die Pflanze stimmt aber sonst mit meinem Material überein. Die Blüte 
hat innen oberhalb der Mitte einen undeutlich 10-lappigen Hautring, der an lebenden 


Exemplaren kaum sichtbar ist, nach dem Trocknen aber mehr hervortritt‘ Die Blüten- 
färbung ist weiß mit rosenroten Spitzen. 


| 15. D. listerophora Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 

En. 359. | 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, auf Bäumen am Strande bei 

- Kulelimboi (Scarecurer n. 14626. — Blühend im Juni 1902). 

. Offenbar eine Art, deren Vorkommen auf die Strandformationen der Insel Neu- 
_ Mecklenburg beschränkt ist. Sie besitzt große Ähnlichkeit mit der unten beschriebenen 


_ D: trichostemma Schltr., ist aber durch Blütencharaktere gut unterschieden. Ich komme 
auf diese Unterschiede weiter unten näher zurück. Die Blüten sind reinweiß. 


16. D. trichostemma Schltr. n. sp. — Herba perennis, epiphytica, 
_ parum ramosa, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, 
 glabri. Folia patentia, breviter petiolata, anguste oblonga; apiculata, basi 
cuneata, carnosa, glabra, petiolo superne leviter sulcato, glabro. Inflores- 
centiae subsessiles, pauciflorae, petiola vix superantes. Flores breviter 
pedicellati, in genere inter minores. Calycis foliola ovata, obtusa, corolla 
multo breviora. Corolla urceolaris, apice breviter 5-fida, lobis ovatis, sub- 
. acutis, intus medio carinato-incrassatis, infra medium cum apiculo deflexo, 
 fauce setulis deflexis dense barbato. Coronae foliola quam gynostegium 
_ distincte breviora, e ungue ligulato basi sparsim piloso apice in laminam 


104 C Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


semilunatam expansa, apice obtusissima, lunae apicibus subacutis. Antherae 
triangulae, appendice hyalina oblonga subapiculato-acuminata. Pollinia ob- 
lique oblongoidea obtusa, compressa,‘ translatoribus oblique oblanceolatis, 
quam pollinia sublongioribus, retinaculo anguste rhomboideo minuto. Stig- 
matis caput conicum, obtusiusculum. 

Ein sehr schlanker, wenig verzweigter Schlinger mit fadenförmigen Zweigen. 
Blatter abstehend, dickfieischig, 1,2—1,7 cm lang, in der Mitte 0,3—0,6 cm breit, Blatt- 
stiele 2—3 mm lang. Inflorescenzen sehr kurz, wenig-({—3)blitig, kaum die Blattstiele 
überragend. Blütenstiele ca. 1 mm lang, kahl. Korolla etwa 3,5 mm lang, über der 
Basis etwa 1,25 mm im Durchmesser, mit sehr kurzen, kleinen Läppchen. Gynostegium 
etwa 4,5 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern am Djamu, 
ca. 500 m ü. M. (Scazecater n. 17596. — Blühend im April 1908); auf 
Bäumen in den Bergwäldern von Albo, ca. 509 m ü. M. (ScHLEcHTER 
n. 16297. — blühend im Juli 1907). 


Wie schon oben erwähnt, ist die Art nahe verwandt mit D. listerophora Schltr., 
welcher sie vor allen Dingen habituell sehr ähnelt. Die Unterschiede liegen in der 
Blüte. Die Korolla ist bei D. listerophora Schltr. auch in der oberen Hälfte der Röhre 
behaart, hier nur im Schlunde, sonst kahl; die Koronaschuppen sind hier am Grunde 
behaart, bei D. ksterophora Schltr. kahl und von etwas anderer Form, da die Spitzen 
des halbmondförmigen Lappens viel weiter nach unten gebogen sind. Die Blüten der 
hier beschriebenen Art sind hellgelb. 


Fig. 1H—O. H Habitus, J Blüte, X Korollasegment von innen, L Gynostegium 
mit Korona, M Koronaschuppe, N Anthere, O Pollinarium. 


Hoya R. Br. 


Seit der Bearbeitung der Asclepiadaceen in De Canpozzes Prodromus 
im Jahre 1844 durch Decaisne ist keine neue Zusammenstellung der Arten 
der Gattung Hoya R. Br. gegeben worden. Seit jener Zeit ist nun unsere 
Kenntnis der Gattung ganz erheblich erweitert und eine große Zahl von 
neuen Arten beschrieben worden. Während Decaısne nur 44 Arten kannte, 
dürfte ihre Zahl jetzt bereits mit gegen 150 kaum zu hoch angegeben 
werden. Die letzte Einteilung in Sektionen ist die von Scaumann in ENGLER 
u. Prantıs Pflanzenfamilien, wo er die folgenden vier Sektionen annimmt: 
Cyrtoceras Hk. f., Ancistrostemma Hk. f., Pterostemma K. Schum. und 
Eu-Hoya Mig. Hierzu habe ich zu bemerken, daß Cyrtoceras Benn. 
besser als eigene Gattung beibehalten wird, dagegen Physostelma Wight 
als Gattung nicht haltbar und mit Hoya R. Br. zu vereinigen ist. (Viel- 
leicht wird auch Treutlera Hk. f. nicht auf die Dauer bestehen können.) 
Ich will mich hier aber auf die papuanischen Arten beschränken und nach 
dem mir vorliegenden vorziiglichen Material, das ich an Ort und Stelle 
nach den lebenden Bliiten gezeichnet und analysiert habe, eine Aufteilung 
geben, in welcher ich die von Schumann dargelegte nach Möglichkeit be- 
rücksichtige. Ich glaube in Papuasien sieben Sektionen erkennen zu können, 
welche ich in folgender Weise charakterisiere. 


N 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 105 


Sektion I. Otostemma (Bl.) ist eine kieine Sektion nicht immer leicht 
zu unterscheidender Arten, deren Typus H. lacunosa Bl. (Otostemma lacu- 
nosum Bl.) ist. Das Gynostegium ist sehr charakteristisch, da es stets 


mit den Koronaschuppen, welche schief nach oben stehen, einen breiten 


Kegel bildet. Die Koronaschuppen gehen nach außen in zwei stumpfe 


Ohren aus, welche die Schuppen selbst stets deutlich überragen. Die 


Blüten sind stets ziemlich klein, der Kelch winzig. 
Sektion II. Eu-Hoya Mig. enthält bei weitem die größte Zahl der 
Arten. Die Korolla ist radförmig oder meist leicht zurückgebogen. Die 


_ Koronaschuppen stehen von den Antheren mehr oder minder wagerecht 


ab, sind oben flach oder leicht muschelförmig konkav, am hinteren (äußeren) 
Ende abgerundet und unterseits rundlich mit einer Längsfurche. Die 


Blüten sind meist mittelgroß, der Kelch klein. Typus der Sektion ist 


H. carnosa R. Br. 

Sektion II. Plocostemma (Bl.) beherbergt nur wenige Arten mit 
ziemlich stark zurückgeschlagener Korolla und ziemlich aufrechten, seitlich 
zusammengedrückten Koronaschuppen, deren vordere Spitze zur Antheren- 
spitze vorgestreckt ist. Die Blüten sind ziemlich groß und ansehnlich, 
der Kelch klein. Typus der Sektion ist A. lasiantha (Bl.) Korth. (Ploco- 
stemma lasianthum Bl.). 

Sektion IV. Pterostelma (Wight) K. Schum. zeichnet sich durch die 
auf dem Rücken tief eingebogenen Koronaschuppen aus, deren äußerer 
Teil ziemlich steil aufrecht steht, während die vordere Spitze zur Antheren- 


‚spitze emporstrebt. Die Blüten sind, wie bei der vorigen Sektion, ziemlich 


ansehnlich mit zurückgebogener Korolla, nur zeichnet sich der Kelch da- 


durch aus, daß seine Segmente in der Gattung sich durch Größe aus- 


zeichnen. Typus der Sektion ist für die westlicheren Arten À. acuminata 


sé 


Hk. f. (Pterostelma acuminatum Wight); für die östlichen Arten H. albi- 
flora Zipp. (Pterostelma albiflorum Bl.). pins 

Sektion V. Oreostemma ist mir zur Zeit nur in einer hier be- 
schriebenen Art bekannt, welche sich dadurch auszeichnet, daß die fast 
zylindrisch-fleischigen Koronaschuppen mit dem äußeren Teil fast ganz 
senkrecht nach oben gebogen sind, so daß der vordere (sonst obere Teil) 
abrupt zur Antherenspitze abfällt. Die Blüten sind mittelgroß mit kleinem 
Kelch, die Korolla ist stark zurückgeschlagen. Typus der Sektion ist 
H. oreostemma Schltr. 

Sektion VI. Physostelma (Wight) umfaßt die Arten mit breit glocken- 
förmiger Korolla und einer Korona, welche an Hu-Hoya erinnert, seltener 


etwas seitlich zusammengedrückt ist. Vielleicht werden hier später zwei 


Sektionen nötig sein, in welchem Falle der Sektionsname den Arten mit 
seitlich zusammengedrückter, von oben gesehen schmaler Korolla zu- 
kommt. Die Blüten sind stets ziemlich groß, zuweilen sehr groß. Der 
Kelch ist stets klein. Typus der Sektion ist H. campanulata Bl. 


a 


106 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


Sektion VII. Eriostemma zeichnet sich schon äußerlich durch die in allen 
Teilen kurz-weichhaarigen Stämme und Blätter aus, besitzt aber außerdem 
in den Blüten gegen die übrigen Sektionen scharf charakterisierende Merk- 
male. Das Gynostegium steht auf einer in die Blumenkronenröhre einge- 
lassenen Säule, welche dicht zottig-wollig ist. Die Koronaschuppen sind 
verhältnismäßig kurz. Die Blüten sind groß oder sehr groß mit gut ausge- 
bildetem, dicht behaartem Kelch. Typus der Sektion ist A. coronaria Bl. 

Außer den hier aufgeführten Sektionen sind noch einige gut um- 
grenzte auf den Inseln des malayischen Archipels und den Philippinen 
heimisch, welche bisher in Papuasien noch nicht nachgewiesen worden 
sind, von denen aber die eine oder die andere wohl noch in unserem Ge- 
biete nachgewiesen werden mag. 

Auf die Verbreitung der einzelnen Arten werde ich bei Besprechung 
der einzelnen Sektionen näher eingehen, ich will nur einige kurze Be- 
merkungen darüber vorausschicken. Fast alle Arten der Sektion Oto- 
stemma sind Bewohner der Strandformationen, Eu-Hoya findet sich unter 
den verschiedensten Bedingungen vom Meeresstrande bis hoch im Gebirge, 
Plocostemma und Pterostelma sind auf den Bergen zu Hause, aber steigen 
oft auf Tiefen von 300—400 m auf die Hügel hinab. Oreostemma ist auf 
die Nebelwaldformation der Gebirge beschränkt. Physostelma enthält fast 
nur Arten der Gebirge, nur wenige steigen auf niedrigere Höhenlagen 
hinab. Hriostemma kommt von der Meeresküste bis zu Höhenlagen von 
etwa 500 m vor, scheint aber nicht höher zu steigen. Bemerkenswert ist, 
daß, während fast alle anderen Arten typische Epiphyten sind, die Ærio- 
stemma-Arten offenbar alle stets nur terrestrisch auftreten. 

Die Gattung Hoya R.Br. bildet mit Treutlera Hk. f. und Absolmsia 
O. Ktze. eine gegen die übrigen Marsdeniinae gut umgrenzte Untergruppe, 
welche sich durch die kompliziertere Struktur der Koronaschuppen aus- 
zeichnet und in den Pollinien dadurch kenntlich ist, daß diese am äußeren 
Rande eine dünnere, schmale Leiste besitzen, welche ohne Mühe bei allen 
Arten nachweisbar ist. Der Fruchtansatz ist bei allen Arten ein spärlicher, 
daher ist es wohl auch erklärlich, daß bisher keine Bastarde bekannt ge- 
worden sind, selbst von solchen Standorten, wo mehrere Arten untermischt 
wachsen. Die Früchte sind mit Ausnahme der Sektion Ervostemma stets 
‘ sehr schlank und ähnlich wie bei Dischidia R. Br. lang geschnäbelt. Die 
Wurzelgeflechte vieler Arten der Sektion Ha-Hoya werden von bestimmten 
Ameisenarten bewohnt, so besonders bei H. Hellwigri Warb., welche stets 
eine kleine, fast schwarze, stark riechende Ameise beherbergt. 


S 1. Otostemma. 
Diese Sektion enthält nur wenige Arten, welche den malaiisch-papua- 
nischen Florengebieten angehören. Sie ist in der Struktur der Korona 
vor der verwandten Sektion Hu-Hoya stets sehr leicht kenntlich. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 107 


Bisher gab es zwei Arten aus Papuasien, welche hierher gehören, 
HI. litoralis Schltr. aus Deutsch-Neu-Guinea und H. inconspieua Hemsl. 
von den englischen Salomons-Inseln. Eine dritte neue Art habe ich nun 
hier zu beschreiben. Sehr wahrscheinlich ist, daß auch eine Pflanze hier- 
her gehört, welche von Warnung als Dischidia pedunculata Warb. be- 
- schrieben wurde, aber sicher zu Hoya gehört. Da das Original blütenlos 
ist, wird sich erst ihre Zugehörigkeit zur Sektion entscheiden lassen, wenn 
- blühendes Material von demselben Standort vorliegt. 

Die mir bis jetzt bekannten Arten sind sämtlich Epiphyten der Strand- 
_formationen. Sie treten, wie es scheint, alle gesellig wachsend auf. 


| 1. H. halophila Schltr. n. sp. — Suffrutex, epiphyticus, ramosus, 
-volubilis. Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretes, glabri. Folia 


Fig. 2. Hoya halophila Schitr. 


« patentia vel patula, petiolata, late ovata vel suborbiculari-ovata, breviter 
acuminata, basi obtusissima, utrinque glabra, superne lucida, subtus opaca, 
_ carnosa. Cymae longius pedunculatae umbelliformes, folia vulgo distincte 
superantia, 15—25-flora, pedicellis gracilibus glabris. Calycis segmenta 
‚ovata, obtusa, glabra, margine subinconspicue ciliolata, corolla multo bre- 
- viora. Corolla revoluta usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, lobis 
_ ovatis, acuminatis, extus glabris, intus apice glabrato excepto papulis re- 


108 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


versis subulatis cristalinis obtectis. Coronae foliola extus decurva, ob- 
lanceolato-elliptica, antice acuminata, postice obtusa subtus in auriculas 2 
oblongas foliolum superantes extensa, antheris subaequilonga. .Antherae 
parvulae subacutae. Pollinia oblique oblongoideo-subfalcata, translatoribus 
brevibus triangulis, obliquis, retinaculo rhomboideo, minuto. 

Ein zierlicher Schlinger mit fadenförmigen Zweigen. Blätter 3,5—5 cm lang, unter- 
halb der Mitte 2,3—3,4 cm breit, Blattstiele 3—4 mm lang, fleischig. Blütenstände 
doldenartig auf 5—6 cm langen Stielen. Blütenstiele bis 4,3 cm lang. Kelchzipfel ca. 
4,5 mm lang. Korolla ausgebreitet gegen 9 mm im Durchmesser. Koronaschuppen mit 
dem Gynostegium einen breiten Kegel bildend, 3 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern am Strande 
von Eitape, ca. 10 m ü. M. (Scazecnter n. 19968. — Blühend im August 
1909). 

Soweit man sich zur Zeit ein Urteil erlauben kann, ist die Art durch die sehr 
breiten Blätter von H. ktoralis Schltr. sowohl wie auch von H. inconspicua Hemsl. 
verschieden. Ich habe allerdings bei Arten derselben Sektion von den Philippinen die 
Erfahrung gemacht, daß die Blätter in ihrer Größe und Breite stark variieren, doch 
sind hier die Unterschiede doch zu stark hervorspringend. Es scheint mir außerdem, 
daß das Gynostegium bei H. litoralis Schltr. höher ist und die Koronaschuppen 
schmäler sind. Außerdem sind die rötlichen Blüten hier heller. 


Fig. 2. A Habitus, B Blüte, C Korollasegment von innen, D Gynostegium mit 
Korona, E, F Koronaschuppe, @ Pollinarium. 


2?. H. peduneulata (Warb.) Schltr. | 

Dischidia pedunculata Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XVIII (1893) p. 206. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Im Uferwald bei Kelana (F. G. Heııwıs 
n. 455. — Blühend im August 1888). 


Wie ich schon oben bemerkt, ist die Zugehörigkeit der Art zur Sektion nicht 
sicher. Das Original ist im Berliner Herbar vorhanden, aber blütenlos. Offenbar ist 
die Beschreibung nach vollständig unentwickelten Knospen angefertigt worden. Der 
ganze Habitus spricht dafür, daß die Pflanze in diese Verwandtschaft gehört. In der 
Blattform steht sie in der Mitte zwischen A. halophila Schltr. und H. ktoralis Schltr. 


3. H. litoralis Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) p. 363. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen am Strande von Potsdam-Hafen, 
ca. 5m ü.M. (Soncecurer n. 13675. — Blühend im Oktober 1904). 

In der Form der Blätter steht die Art der H. gracilis Schltr. von Celebes am 
nächsten, doch ist sie durch größere Blüten und die mehr papulöse Bedeckung der 
Innenseite der Korolla kenntlich. Vor den beiden oben aufgeführten Arten zeichnet sie 
sich durch die Blattform aus. Die Pflanze ist bei Potsdam-Hafen nicht selten. Die 
Blüten sind schmutzig-braunrot, außen rosenrot. 


$ IL Eu-Hoya. 


Es wird einem späteren Monographen der Gattung überlassen bleiben 
müssen, eine weitere Aufteilung der Sektion Hw-Hoya vorzunehmen, welche 
jetzt bereits wohl 100 Arten enthält. Die Arten der Sektion sind sehr 
schwierig zu unterscheiden, da ihre scharfe Umgrenzung noch mehr da- 
durch erschwert wird, daß einige Arten, wie viele Pflanzen mit fleischigen 


3 


Blättern, zu einer ziemlichen Variation in Form und Größe ihrer Blätter 
neigen. Ich habe während meiner Reisen im Monsungebiete gefunden, daß 
die besten und sichersten Merkmale der Behaarung der Blüten sowie der 
Stellung wie Form der Koronaschuppen zu entnehmen sind. Diese Unter- 
schiede treten aber oft nur deutlich hervor nach sorgfältigster Unter- 
suchung der Blüten und nach Vergleich genauer analytischer Zeichnungen, 
deren ich von der Gattung über 100 angefertigt habe. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 109 


Glücklicherweise ist die Zahl der aus den holländischen und englischen 
Teilen von Papuasien beschriebenen Arten der Sektion noch klein gewesen, 
so daß es möglich war, sie zum Vergleich heranzuziehen, sonst würde ich 
wohl bei meiner jetzigen Bearbeitung auf unüberwindliche Schwierigkeiten 
gestoßen sein. Von Holländisch-Neu-Guinea habe ich bloß drei publizierte 
Arten ausfindig machen können, H. globulifera Bl., H. apiculata Scheff. 
und HZ. pruinosa Mig., von denen ich die letzte, nach den Blättern zu 
urteilen, für eine Dischridia-Art halten möchte. Aus Englisch-Papuasien 
(der Kolonie British-Papua und British-Salomons-Islands) sind bisher aus 
dieser Sektion ebenfalls drei Arten bekannt gegeben, nämlich H. Cominsii 

Hemsl. von den Salomons-Inseln und H. Lamingtoniae Bail. sowie H. 
dimorpha Bail. von Britisch-Papua. Die letztaufgeführte Art habe ich je- 
doch nicht gesehen und bin daher nicht ganz sicher, ob sie hierher gehört. 
Die Zahl der Arten, welche ich nun hier als neu zu beschreiben habe, 

ist recht erheblich, wird aber erklärlich, wenn man berücksichtigt, dab 
Gebiete erschlossen wurden, welche zumeist früher nie von Europäern be- 

_ treten worden waren und daß ich auf meinen Reisen in Neu-Guinea den 
_ Asclepiadaceen besondere Aufmerksamkeit zugewendet habe. Man findet 
- Vertreter der Sektion im Gebiete unter den nur möglichsten Verhältnissen 
von der Meeresküste bis hoch in die Nebelwald-Formation der Gebirge 
hinein. Am zahlreichsten sind sie unstreitig in den Wäldern des Hügel- 
landes. Die Arten mit den dicken fleischigen Blättern sind fast aus- 
schließlich in den niederen Höhenlagen zu Hause, während diejenigen mit 
dünneren Blättern mit wenigen Ausnahmen als Bergpflanzen zu bezeichnen 
sind. Einige von ihnen steigen allerdings, wie wir z. B. bei H. exihs 

Schltr. sehen werden, bis auf etwa 300 m ü.M. hinab, doch sind diese 

Fälle selten. Typische Formen der Küstenformationen und des niederen 

Geländes sind u. a. H. rubida Schltr., H. papillantha K.Schum. und 

H. mueronulata Warb. | 


4. H. eitapensis Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia 
erecto-patentia elliptica, obtusiuscula, basi cuneata, carnosa, glabra, bre- 
vissime petiolata vel subsessilia. Inflorescentiae umbelliformes peduncu- 
latae, folia superantes, 20—35-florae, pedicellis gracilibus, inaequilongis. 
Flores in sectione inter minores. Calycis segmenta ovato-triangula ob- 


110 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


tusiuscula, minutissime et sparsissime puberula et ciliolata, corolla multo 
breviora. Corolla rotata apieibus reflexis, usque ad tertiam partem basi- 
larem 5-fida, lobis ovatis acutis, extus glabris, intus minutissime papilloso- 
puberulis. Coronae foliola horizontalia, oblonga, antice leviter adscendentia, 
acuminata, extus obtusa, lateribus rotundato carinata, antheris vix longiora. 
Pollinia oblique oblongoidea, apice subfalcata, translatoribus quam maxime 
abbreviatis, retinaculo rhomboideo, minuto. 

Ein zierlicher Schlinger mit fadenförmigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
3—5 cm lang, in der Mitte 4,2—2 cm breit, Blattstiele kaum 2 mm überschreitend. 
Blütenstände doldig auf etwa 5cm langen Stielen. Blütenstiele sehr schlank, bis 2 cm 
lang, nach der Spitze zu sehr kurz und spärlich behaart. Kelchzipfel ca. 4,75: mm 
lang, sehr kurz und spärlich behaart. Korolla 0,8 cm im Durchmesser, innen sehr kurz 
papillös. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande etwa 0,2 cm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern in der Um- 
gebung von Eitape, ca. 20 m ü. M. (Schrecnuter n. 19 964. — Blühend im 
August 1909). | 

Diese und die beiden folgenden Arten habe ich an den Anfang der Sektion ge- 
stellt, da sie sowohl im Habitus wie in der geringen Größe ihrer Blüten den Arten der 
Sektion Otostemma am nächsten stehen. Die vorliegende unterscheidet sich von A. 
microstemma Schltr. durch die größeren Blätter und die kürzer behaarte Korolla sowie 
durch schmälere Koronaschuppen. Ihre Blüten sind gelblich-weiß. 

5. H. mierostemma Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia pa- 
tentia vel patula, perbreviter petiolata, elliptica, obtusa, basi cuneata, car- 
nosa, utrinque glabra. Inflorescentiae umbelliformes, pedunculatae, 8—45- 
florae, pedunculo folia duplo vel subduplo superante, glabro, pedicellis 
gracilibus breviter et sparsim puberulis. Flores in genere inter minores, 
illis 7. evtapenses Schltr. similibus, sed paulo minoribus. Calycis segmenta 
ovato-triangula obtusa, sparsim et minute puberula et ciliolata, quam co- 
rolla multo breviora. Corolla rotata, usque infra medium 5-fida, lobis 
ovatis, acutis, margine et apice recurvis, extus glabris, intus minute et 
dense puberulis. Coronae foliola patentia elliptica, apice subacuta, extus 
obtusa, superne plana dimidio anteriore subcarinata, lateribus carinato- 
marginata, pollinia oblique oblongoidea, translatoribus brevissimis, retina- 


culo minuto, rhomboideo. 

Ein zierlicher Schlinger mit schnurförmigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
2—3,3 cm lang, in der Mitte 0,8—1,5 cm breit, Blattstiele kaum 2 mm überragend. 
Blütenstände doldig, 8—15-blütig, auf etwa 4 cm langem Stiel. Blütenstiele bis 0,7 cm 
lang. Kelchzipfel sehr klein, ca. 4 mm lang. Korolla ausgebreitet gegen 0,7 cm im 
Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande etwa 4,5 mm 
lang, an der Spitze kaum kürzer als die Antheren. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 


Gebirges, ca. 800 m ü. M. (ScHhtLecHter n. 20490. — Blühend im Sep- 
tember 1908). 


Diese Art hat stets kleinere Blätter und Blüten als D. eitapensis Schltr., außerdem 


ist die Behaarung auf der Innenseite der Korolla eine andere als bei jener. D. macro- « 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 114 
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i 
= 


emma Schltr. ist die kleinste Art der Sektion in unserem Gebiet und schon als solche 
kenntlich. Ihre Blüten sind fleischfarben mit rosenroter Korona. 

} 6. H. collina Schitr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, scan- 
dens. Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretes, glabris. Folia erecto- 

“patentia vel patula, breviter petiolata, elliptica vel obovato-elliptica, obtusa, 

basi cuneata, carnosa, utrinque glabra, petiolo carnoso, superne leviter 

sulcato. Inflorescentia pedunculata, foliis fere aequilonga, umbelliformis, 
“6 12-flora, pedunculo pedicellisque glabris. Flores in sectione inter mi- 

“nores: illis H. eitapensis Schltr. similes, sed paulo majores. Calycis seg- 
_ menta ovato-triangula, obtusa, glabra, quam corolla multo breviora. Corolla 
a rotata, usque infra medium 5-fida, extus glabra, intus brevissime et dense 
; papillosa, lobis late ovatis obtusiusculis. Coronae foliola patentia, elliptica, 
- antice subporrecta, obtusiuscule acuminata, extus obtusa superne longitudi- 
2 naliter per medium leviter incrassata, lateribus rotundata, antheris vix 
ee Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus au! retinaculo 
rhomboideo, minuto. 

Ein zierlicher Schlinger mit schnurförmigen, gut beblätterten Zweigen. Blätter 
3,5—5,5 cm lang, in der Mitte oder über der Mitte 1,8—2,7 cm breit. Blütenstände 
doldig, 6 —12-blitig, auf etwa 4 cm langen, kahlen Stielen. Blütenstiele sehr schlank, 
kahl, ca. 4 cm lang. Blüten in der Sektion ziemlich klein. Kelchzipfel ca. 1,25 mm 
lang, kahl. Korolla 0,8 cm im Durchmesser. Koronaschuppen von der vorderen Spitze 
bis zum äußeren Rande ca. 1,75 mm lang. 

_ Nordöstl. Neu-Guinea: an Bäumen und auf Sträuchern in den 
Wäldern der Hügel oberhalb des Kambaran, am Fuße des Finisterre-Ge- 
birges, ca. 400 m ü. M. (Scnrecurer n. 18114. — Blühend im August 1908). 

Schon äußerlich ist diese Art vor den beiden oben beschriebenen dadurch kennt- 
lich, daß ihre Zweige erheblich dicker und fleischiger und die Blätter größer sind. In 
den Blüten ist die Papillenbekleidung auf der inneren Seite der Korolla charakteristisch 
und die Spitzen der Koronaschuppen sind mehr wagerecht vorgestreckt. Die Färbung 

der Blüten ist gelblich-weiß. 


7. H. rubida Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) p. 366. 
Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen am Strande bei der Mündung 
des Waria, ca. 10 m ü. M. (Scazecnrer n. 13711. — Blühend im Juli 
4909). 
4 Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, auf Bäumen am Strande zwi- 
- schen Massawa und Kap Lambert (ScuLecuter n. 19948. — Blühend im 
November 1901). 
Eine charakteristische Art der Strandformationen. Mit Vorliebe scheint sie in der 
Mangroveformation zu wachsen oder auf Bäumen am Rande hinter derselben. Die 


Blüten sind hier schon kaum kleiner als etwa bei H. carnosa R. Br. Ihre Färbung ist 
sehr charakteristisch, nämlich weinrot oder dunkel-violettrot mit weinroter Korona. 


8. H. ischnopus Schltr. — Dischidia Hellwigit Warb. in Engl. Bot. 
Jahrb. XVII (1893) p. 205. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern der Umgebung 
von Eitape, ca. 20 m ü. M. (Scarecater n. 19965. — Blühend im August 
1909); auf Bäumen im Strandwalde bei Bulu, ca. 10 m ü. M. (SchLecHTEr 


LR 
[> 
14 


sw. [a 


112 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. If. 


n. 16128. — Blühend im Mai 1907); epiphytisch im Sekundärwalde bei 
Kelel, im Minjemtale, ca. 150 m ü. M. (ScurecuTer n. 16228. — Blühend 
im Juli 1907); auf Bäumen an den Ufern des Maiyen bei Marakum und 


Meireka, ca. 50—100 m ü. M. (Scurecurer n. 17923. -—— Blühend im 


Juli 1908); auf Bäumen am Seestrande bei Kedam, unweit Finschhafen 
(F. C. Hettwie n. 384. — Blühend im März 1889). 


Ich glaube mich nicht zu irren; wenn ich die hier aufgeführten Nummern alle mit 
dem Original der Dischidia Hellwigii Warb. identifiziere. Das Original im Berliner 
Museum zeigt deutlich, daß Warsure die Art nach einem unvollständigen Hoya-Exemplar 
aufgestellt und beschrieben hat. Die vorhandenen Teile stimmen nun alle so gut mit 
den hier aufgeführten Nummern überein, daß ich keine Bedenken trage, meine Pflanzen 
für die Wargurssche Art zu erklären. 

Da bereits eine H. Hellwigii Warb. vorhanden ist, habe ich mich genötigt ge- 
sehen, einen vollständig neuen Namen zu wählen. 

Der Warsurcschen Beschreibung mag nunmehr die folgende Ergänzung hinzugefügt 
werden: »Calycis segmenta ovata, obtusa, glabra, quam corolla multo breviora. Co- 
rolla rotata, usque infra medium 5-fida, c. 1,2 cm diametro, lobis ovatis acutis, dense 
papilloso-puberulis, basi et medio glabratis. Coronae foliola horizontalia, efliptica, 
antice subacuta, extus obtusa, antheris paulo breviora. Pollinia oblique obovato-ob- 
longoidea, translatoribus quam maxime abbreviatis, retinaculo rhomboideo, minutissimo«. 

Durch die am Grunde und in der Mitte kahlen oder fast kahlen Korollaabschnitte, 
deren übriger Teil innen dicht papillös behaart ist, erscheint die Korolla mit einem 
breiten, behaarten Rand umgeben. Ähnliche Erscheinungen kennen wir ja auch schon 
bei anderen Arten, z. B. bei A. margenata Schltr. Die Blüten sind braungelb, zuweilen 
leicht fleischfarben oder lachsfarben mit hellrosa Mitte und gelblicher Korona. 


9. H. marginata Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 
p. 364. 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, auf Bäumen in den Wäldern 
des Beining-Gebirges, bei den Karo-Fällen, ca. 200 m ü. M. (SCHLECHTER 
n. 13688. — Blühend im Oktober 190i). 

Die Art ist nahe verwandt mit G. 2schnopus Schltr. und den folgenden. Sie 


zeichnet sich aus durch die sehr großen und breiten, auf dem Rücken sehr deutlich 
siebennervigen Blätter. Die Blütenfärbung ist weißlich. 


10. H. trigonolobus Schltr. in K. Schum. u. Laue Nachtr. (1905) 
p. 366. 


Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, auf Bäumen in den Wäldern « 
bei Mandres, ca. 50 m ü. M. (Scazecarer n. 13763. — Blühend im No- 


vember 1901). 

Äußerlich hat diese Art eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit H. marginata Schitr., 
doch ist sie gut verschieden von jener durch die kleineren Blüten und die weniger 
scharf-abgesetzte Haarberandung auf den Korollaabschnitten. Die Koronaschuppen sind 
ähnlich wie bei H. marginata Schltr., aber oben flacher und breiter. Die Blüten sind 
weißlich, innen am Grunde mit hellroten Flecken. 


11. H. flavescens Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 


scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia pa- 
tentia vel patula, oblonga vel lanceolato-oblonga, acuminata, basi sub- — 


cuneato-rotundata, carnosula, glabra, petiolo brevi, carnosulo, superne leviter 


2113 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea, 


sulcato. Inflorescentiae graciliter pedunculatae, umbelliformes, 10—20-florae, 


pedunculo pedicellisque gracilibus, glabris. Flores in sectione mediocribus, 


illis H. ischnopus Schitr. similes. Calyeis foliola ovata, obtusa, glabra, quam 
corolla multo breviora. Corolla subrotata, usque infra medium 5-lobata, 


Nes esas ny ist os 
IR TEEN 3 
ET TEN SON Ue ee ESTER 


Fig. 3. A—F Hoya solaniflora Schltr. — G—N H. flavescens Schltr. 


extus glabra, intus dense et minute papillosa, marginibus intus subvilloso- 
puberula, ima basi subbarbellata, lobis ovatis, obtusiuscule acuminatis, mar- 
ginibus subrecurvulis. Coronae foliola horizontalia, patentia, superne ellip- 
tico-oblonga, apice obtusiuscule acuminata, extus obtusa, lateribus incras- 
_ Sato-rotundata, antheris paululo breviora.  Pollinia oblique oblongoidea, 
_ translatoribus perbrevibus, retinaculo rhomboideo, quam pollinia fere 3-plo 


_ minore. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. 


8 


\ 


Ein zierlicher Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
40—16 cm lang, in der Mitte 3,7—4,3 cm breit, Blattstiele 0,5—1,5 cm lang. Blüten- 
stände doldig, 40—20-blütig, auf 5,5—6,5 cm langen Stielen. Blütenstiele sehr fein, 
kahl, bis 1,7 cm lang. Kelchzipfel sehr klein, ca. 4,5 mm lang. Korolla ca. 4,6 cm im 
Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande knapp, 0,3 cm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Kani-Ge- 
birges, ca. 800 m ü. M. (Scatecuter n. 17623. — Blühend im April 
1908). | 

+ Durch die am Rande dicht behaarten Korollaabschnitte ähnelt die Art der H. mar- 
ginata Schltr., doch hat sie viel schmälere und kleinere Blätter, innen dicht papillöse 
Blüten mit bedeutend breiteren Koronaschuppen. 

Fig. 3@—N. G Zweigstück, H Korollasegment von innen, J Gynostegium mit Korona, 
K, L, M Koronaschuppe, N Pollinarium. 

12. H. kenejiana Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia pa- 
tentia vel patula, petiolata, anguste oblonga, obtusiuscula, basi rotundata, 
carnosula, utrinque glabra, petiolo brevi, superne leviter sulcato. Inflores- 
centiae pedunculatae, umbelliformes, 15—25-florae, pedicellis gracillimis, 
glabris. Flores in sectione inter mediocres, illis H. sschnopus Schltr. 
similes. Calycis segmenta ovata, obtusa, glabra, quam corolla multo bre- 
viora. Corolla rotata, usque infra medium 5-fida, lobis ovatis, subacutis, 
margines versus dense papilloso-puberulis, caeterum glabratis. Coronae 
foliola horizontalia patentia, superne obovato-elliptica, medio leviter con- 
cava, apice breviter acuminata, extus obtusa, marginem exteriorem versus 
paulo attenuata, lateribus rotundata, antheris paulo breviora. Pollinia ob- 
lique oblongoidea, basin versus paululo angustata, translatoribus subnullis, 
brevissimis, retinaculo rhomboideo minuto. 

Ein zierlicher Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
6—10 cm lang, in der Mitte 2—2,8 cm breit, Blattstiele 0,5—0,8 cm lang. Blütenstände 
doldenförmig, 15—25-bliitig, auf kahlen, 2—3,5 cm langen Stielen. Blütenstiele sehr 
fein, kahl, bis 2,5 cm lang. Kelchzipfel klein, gegen 1,75 mm lang. Blüten ausgebreitet 
ca. 4,4 cm im Durchmesser. Koronaschuppen 3 mm lang von der Spitze bis zum 
äußeren Rande. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Galeriewäldern am 
Kenejia, ca. 450 m ü. M. (Scutecuter n. 18393. — Blühend im Oktober 
1908). 

Vor den zuletzt oben behandelten Arten zeichnet sich die vorliegende dadurch 
aus, daß die behaarte Zone am Rande der Korollaabschnitte nicht scharf gegen die 
Mitte zu abgesetzt ist, sondern erst ganz allmählich in den kahlen Teil der Lappen 
übergeht. Die Art erinnert auch an H. schnopus Schltr., hat aber kürzere Pedunculi 
und kleinere auch schmälere Blätter. Die Färbung der Blüten ist hellgrünlich-gelb. 

13. H. montana Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum ra- — 
mosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. 
Folia erecto-patentia vel patula, breviter petiolata, oblongo-elliptica, breviter — 
et obtusiuscule acuminata, basi obtusa, carnosula, utrinque glabra, petiolo 
perbrevi superne leviter sulcato, carnoso. Inflorescenliae umbelliformes, 


114 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


R. Sehlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 115 


8—15-florae, breviter et crassius pedunculatae, pedicellis gracilibus, fili- 
formibus, glabris. Flores in sectione inter mediocres, illis H. marginatae 
Schltr. similibus. Calyeis segmenta ovata, obtusa, glabra, quam corolla 


multo breviora. Corolla rotata, usque infra medium 5-fida, extus glabra, 


intus lobis minute et dense papillosa, basin versus glabrata, lobis ovatis 


‘subacutis, margine et apice recurvulis. Coronae foliola patentia subhori- 


zontalia, superne oblonga, medio vix concavula, apice subacuta, extus ob- 
tusa, lateribus incrassato-rotundata, antheris subaequilonga. Pollinia ob- 
lique oblongoidea, translatoribus perbrevibus, retinaculo rhomboideo parvulo. 


Ein zierlicher, wenig verzweigter Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blätter 7,5—14 cm lang, in der Mitte 3,5—5 cm breit, Blattstiele 0,8—1,3 cm 
lang, fleischig. Blütenstände doldig, 8—15-blütig, auf ziemlich dickem, 4,5—3 cm 


_ langem Stiel. Blütenstiele fein, kahl, bis 2 cm lang. Kelchzipfel klein, 2 mm lang. 


Korolla ausgebreitet ca. 1,7 cm im Durchmesser. Koronaschuppen ca. 4 mm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Kani-Ge- 


| birges, ca. 600 m ü. M. (Scazecnter n. 17 859. — Blühend im Juni 1908). 


Die Art ist der H. marginata Schltr. ähnlich, aber von dieser durch schmälere 


| Blätter, mit anderer Nervatur und die innen gleichmäßig papillösen Korollaabschnitte 


kenntlich. Die Koronaschuppen stehen weniger horizontal und sind an den Seiten mehr 
verdickt und die Klemmkörper der Pollinien sind verhältnismäßig größer. Die Blüten 
sind gelblichweiß mit rotem Ring am Grunde der Korolla. 


14. H. reticulata Schltr. n. sp. — Suffrutex volubilis, parum ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia pa- 
tentia vel patula, breviter petiolata, elliptica, obtusiuscula, carnosulo-coria- 
cea, uirinque glabra, subtus reticulato-nervosa, petiolo brevi superne leviter 
sulcato. Inflorescentiae umbellatae, globosae, 20—30-florae, pedunculatae, 
pedunculo pedicellisque glabris. Flores in sectione inter mediocres. Calycis 
segmenta ovalia obtusissima, subverruculoso-punctata, quam corolla multo 
breviora. Corolla rotata, usque infra medium 5-fida, extus glabra, intus 
dense et microscopice papillosa, lobis rhombeo-ovatis, obtusiusculis. Coronae 
foliola patentia, horizontalia, superne rhombeo-ovata, antice apiculata, extus 
subacuta. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus brevissimis, retinaculo 
minutissimo rhomboideo. 


Ein zierlicher, wenig verzweigter Schlinger mit schnurförmigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blätter 6,5—10 cm lang, in der Mitte 3—5 cm breit, Blattstiele 0,6—1 cm 
lang, fleischig. Blütenstände doldig, fast kugelig, 20—30-blütig, auf ca. 2,5 cm langem, 
kahlem Stiel. Blütenstiele sehr fein, gleichlang, ca. 2 cm lang, kahl. Kelchzipfel etwa 
4,5 mm lang. Korolla gegen 4,4 cm im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze 
bis zum äußeren Rande ca. 0,4 cm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern am Fuße des 
Bismarck-Gebirges, bei der Saugueti-Etappe, ca. 300 m ü. M. (ScHLECHTER 
n. 18517. — Blühend im Oktober 1908). 


Bei oberflächlicher Betrachtung erinnert die Art an H.«schnopus Schltr., doch 
sind die Blätter von anderer Form und unterseits mit stark hervortretender Netzaderung 
versehen. Die Blüten haben innen eine kaum sichtbare, dichte Papillenbekleidung auf 


8* 


116 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


der Korolla, die ich in dieser Form bei keiner der verwandten Arten kenne. Die Stiele 
der fast kugeligen Blütendolden sind ziemlich kurz. 

15. H. dischorensis Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum 
ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. 
Folia patentia vel patula, breviter petiolata, oblonga, obtusiuscule acumi- 
nata, basi obtusa, carnosula, utrinque glabra, petiolo brevi, superne leviter 
sulcato. Inflorescentiae umbelliformes 10—15-florae, breviter pedunculatae, 
pedunculo pedicellisque glabris. Flores in sectione inter mediocres, illis 
H. montanae Schltr. similes. Calycis foliola ovata, obtusiuscula, glabra, 
quam corolla multo breviora. Corolla rotata, usque infra medium 5-fida, 
extus glabra, lobis ovatis, acutis, margines versus dense villosulis, medium 
versus sensim papilloso-puberulis, basin versus glabrätis. Coronae foliola 
patentia, subhorizontalia, superne subplana, oblonga, antice apiculata, extus 
obtusa, paulo producta, lateribus incrassato-rotundata, apice antheris paulo 
breviora. Pollinia oblique oblongoideo, basin versus sensim paulo atte- 
nuata, translatoribus brevissimis, retinaculo parvulo rhomboideo. 

Ein zierlicher, wenig verzweigter Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten | 
Zweigen. Blätter 6,5—11,5 cm lang, in der Mitte 2,8—5 cm breit, Blattstiele 0,5—1 cm 
lang, fleischig. Blütenstände doldig, 40—15-blütig, auf 4—1,5 cm langen Stielen. 
Blütenstiele sehr fein, kahl, gegen 2 cm lang. Kelchzipfel klein, 2 mm lang, kahl. 
Korolla 4,6 cm im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren 
Rande etwa 3,5 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Dischore- 


Gebirges oberhalb Dschischungari im Waria-Gebiet, ca. 900 m ü. M. 
(Schecater n. 19834. — Biühend im Juni 1909). 

Die Art ist mit der oben beschriebenen AH. reticulata Schltr. nahe verwandt, doch 
hat sie anders geformte Blätter ohne die charakteristische Nervatur der H. retéculata 
Schltr., sowie eine andere Behaarung der Blüten und viel breitere Koronaschuppen. 
Die Blüten sind kremegelb gefärbt. 

16. H. Hellwigiana Warb. in Fedde, Repertor. III (1907) p. 342. — 
H. Hellwigii Warb. ex K. Schum. u. Lauterb. Fl. deutsch. Schutzgeb. 
Südsee (1901) p. 512 (nomen). 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torri- 
celli-Gebirges, ca. 500 m ii. M. (SchLecater n. 20149. — Blühend im Sep- 
tember 1909); auf Bäumen in den Urwäldern von Wobbe, im Minjemtale, 


ca. 300 m ti. M. (Scheeuter n. 16265. — Blühend im Juli 1907); auf 
Bäumen in den Wäldern des Kani-Gebirges, ca. 600 m ü. M. (SCHLECHTER 
n. 17631. — Blihend im April 1908); auf Bäumen an den Ufern des 


Wabe, ca. 100 m ü. M. (ScHhLecHter n. 18073. — Blühend im Juli 1908); 
auf Bäumen in den Wäldern des Finisterre-Gebirges, ca. 500—700 m ü.M. © 
(ScurecuterR n. 17939, 47995. — Blühend im Juli 1908); am Ramufluß © 
(K. Tarrexsecx n. 37. — Blühend im Mai 1898); auf Bäumen in den Wäl- 
dern am Fuße des Bismarck-Gebirges, ca. 450-—300 m ü. M. (ScHLECHTER 
n. 18447, 18640. — Blühend im Oktober— November 1908); bei Bussum, « 
unweit Finschhafen (O. WarBurG n. 21313); auf Bäumen am Waria bei 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. TY7T 


Dem, ca. 100 m ti. M. (ScurecaTes n. 17457. — Blühend im März 1908); 
auf Bäumen in den Wäldern des Gomadjidji, am Waria, ca. 450 m ü. M. 


a” 


- (Seurecnter n. 19388. — Blühend im Mai 1909). 


Ich halte die sämtlichen hier aufgeführten Exemplare fiir Formen einer etwas 


variablen Art. Möglich ist allerdings, daß weitere Studien an lebendem Material doch 
noch Veranlassung geben werden zu einer weiteren Aufteilung. Zur Zeit ist selbst durch 
das mir vorliegende gute Material nicht ausreichend festzustellen, ob das, was ich hier für 


Formen halte, beständige Arten sind oder nicht. So sehe ich mich denn gezwungen, 
hier die Art ungleich weiter zu fassen als bei den übrigen. Besonders groß sind die 
Veränderungen an den Blättern. Stutzig macht mich aber der Umstand, daß einige 
Exemplare in der Behaarung der Innenseite der Korolla von dem Typus abweichen. 


Diese werden doch wohl noch weiterer Begutachtung bedürfen. Die Blüten sind ge- 


wöhnlich weiß, selten leicht blaß-rosa überlaufen mit weißer Korona. 
47. H. mucronulata Warb. in Fedde, Repertor. III (1907) p. 343. 
Nordöstl. Neu-Guinea: bei Constantinhafen (M. Horrrune n. 493. 
— Blühend im Juli 1886); in den Sekundärwäldern bei Kelel, im Minjem- 
tale, ca 150 m ü. M. (Scurecuter n. 16244. -— Blühend im Juli 1907); auf 
Bäumen in den Galeriewäldern am Kenejia, ca. 150 m ü. M. (SCHLECHTER 
n. 18329. — Blühend im Oktober 1908). 


Mit dieser Art beginnt ein anderer Formenkreis der Sektion Hu-Hoya. Die hierzu 


gehörenden Arten zeichnen sich alle aus durch die dickfleischigen Zweige und breiten 


Blätter von dicker Textur. Sie sind verwandt mit H. diversifolia Bl., welche ich als 
Typus dieses Formenkreises ansehe. Die vorliegende Art steht der H. bandaensis 
Schltr. am nächsten und im Gebiete den drei folgenden. Die wohlriechenden Blüten 
sind weiß mit rotem Fleck innen am Grunde der Korolla. 


18. H. pachyphylla K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Flora 
Deutsch. Schutzgeb. Südsee (1904) p. 513. 

Nordöstl. Neu-Guinea: im Hochwald am Fuße des Oertzen-Ge- 
birges, ca. 80 m ü. M. (C. LaurerBacn n. 2044. — Blühend im Mai 1896); 
im Hochwald am Nuru-Fluß, ca. 80 m ü. M. (C. Laurerpacn n. 2874. — 
Blühend im September 1896); auf Bäumen in den Wäldern von Kelel, am 
Minjem, ca. 200 m ü. M. (Scazecurer n. 16316. — Blühend im Juli 1907). 

Eine sehr charakteristische Art im lebenden Zustande, aber getrocknet schwer vor 
den übrigen kenntlich, Sie ist die einzige in dieser Verwandtschaft im Gebiete, bei 
welcher die Korolla stark zurückgeschlagen ist. Die Blüten sind weiß bis hellrosenrot 
mit weißer Korona. 

19? H. dietyoneura K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. 
(1905) p. 362. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf dem Sattelberg, bei 850 m ü. M. 
(E. O. Nyman n. 720. — Blühend im Juli 1899). 

Das Original dieser Art im Berliner Herbar besteht aus einem sehr dürftigen 
Exemplare mit einer recht schlechten Blüte. Soweit sich danach überhaupt etwas er- 
kennen läßt, möchte ich glauben, daß die Art in diese Verwandtschaft gehört, denn 
sie hat die dicken Zweige und breiten Blätter der beiden oben behandelten Arten. An 
eine Identität mit einer der bereits beschriebenen möchte ich nicht glauben, da .die 
Standortsverhältnisse zu verschieden sind. Außerdem hat A. dictyoneura K. Schum. 
auf der Unterseite fünf stark hervortretende Nerven, welche bei den übrigen fehlen. 


118 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Besseres Material der Art wäre jedenfalls sehr erwünscht. Nach Scuumann sind die 
Blüten weiß. 

20. H. Naumannii Schltr. in Engl. Bot. Jahrb. XL (1908) Beibl. 92, 
p. 15. — H. australis Engl. in Engl. Bot. Jahrb. VII (1886) p. 474 (nec 
tbr: 

Bismarck - Archipel, Salomons - Inseln: im Küstenwalde auf 
Bougainville (Naumann s. n. — Blühend im August 1875). 

Ich halte es nunmehr nicht für ganz ausgeschlossen, daß die Art mit H. Comainsii 
Hemsl. zusammenfallen wird. Es ist aber nötig, beide Arten genau neben einander zu 


vergleichen, ehe diese Frage entschieden werden kann. Leider war ich zurzeit nicht 
in der Lage dazu. Die Blüten der Art sind größer als bei den verwandten Arten. 


21. H. papillantha K. Schum. in Notizbl. Bot. Gart. Mus. Berlin II 
(1898) p. 142. | 

Bismarck-Archipel: Neu-Lauenburg-Gruppe, auf der Credner-Insel 
(F. GC. Daur n. 239. — Blühend im Juli 1896); Neu-Pommern, im Strand- 
gebüsch bei Massawa, auf der Gazelle-Halbinsel (Scurecurer n. 13707. — 
Blühend im November 1907). 

Soweit sich zurzeit übersehen läßt, ist die Art auf die Inseln des Bismarck- 
Archipels beschränkt. Bei äußerlicher Betrachtung gleicht sie stark der H. mucronulata 
Warb., doch sind Unterschiede in den Blüten vorhanden. Die Färbung der Blüten ist 
weif mit einem roten Dreieck am Grunde der Petalen. 

22. H. anulata Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 
D. 362. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Epiphyt auf Bäumen am Minjen-Tor, ca. 
100 m ü. M. (Scatzcater n. 16 223. — Blühend im Juli 1907); auf Bäumen 
am oberen Nuru, auf dem Wege vom Ramu zur Küste, ca. 400 m ü. M. 
(Schtecater n. 14185. — Blühend im Februar 1902); auf Bäumen in den 
Wäldern des Ibo-Gebirges, ca. 1000 m ü. M. (Sentecuter n. 17087. — 
Blühend im Dezember 4907, n. 18278. — Blühend im September 1908); 
auf Bäumen in den Wäldern am Njonge bei Ambo, ca. 600 m ü. M. 
(ScHhLecHTer n. 18123. — Blühend im August 1908); auf Bäumen in den 
Wäldern des Bismarck-Gebirges, ca. 300 m ü. M. (Schtecuter n. 18515. 
— Blühend im Oktober 1908); auf Bäumen in den Wäldern bei Jaduna, 


am Waria, ca. 200 m ü. M. (Schtecuter n. 19324. — Blühend im April 
1909); im Gebüsch windend, in den Wäldern des Mimi, am Waria, ca. 
650 m ü. M. (Schtecuter n. 17412. — Blühend im März 1908); auf 


Bäumen in den Wäldern des Dischore-Gebirges, ca. 1000 m ü. M. (ScHLEcHTER 
n. 19625. — Blühend im Mai 1909). 

Nächst H. Hellwigiana Warb. ist diese Art die verbreitetste im Gebiete. In der 
Form der Blätter ist sie auch einiger Variation unterworfen, die sich aber nicht in so 
weiten Grenzen bewegt wie bei H. Hellwigiana Warb. Die Blütenmerkmale dagegen 
scheinen recht beständige zu sein. Charakteristisch für die Art ist die ringartige Ver- 
dickung auf der Innenseite der Korolla oberhalb der Basis. Diese entsteht dadurch, 
daß die Korolla am Grunde etwas eingepreßt ist. Die Blüten sind weiß mit rosen- 
roter Mitte, 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 119 


23. H. leucorhoda Schltr. n. sp. — Suffrutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati. Folia patentia vel patula, petiolata, 
ovalia, acuminata, basi rotundata, textura coriacea, utrinque glabra. In- 
florescentiae umbelliformes, subglobosae, 20—30-florae, pedunculo petiolis fere 


‘duplo longiore pedicellisque filiformibus glabris. Flores speciosi in sec- 


tione inter majores. Calycis foliola ovata obtusa, glabra, quam corolla 
multo breviora. Corolla subrotata, usque ad tertiam partem basilarem 
5-fida, extus glabra, intus minute et dense papilloso-puberula medium et 
basin versus subglabrata, lobis ovalibus acutis. Coronae foliola patentia 


marginem exteriorem versus leviter adscendentia, superne ovalia, medio 


foveolata, apice obtusiuscule acuminata, extus obtusa, lateribus rotundata, 


antheris paululo breviora. Pollinia oblique obovoideo-oblongoidea, trans- 


latoribus brevibus, retinaculo parvulo rhomboideo. 

Ein eleganter Schlinger mit schnurförmigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
7—41 cm lang, in der Mitte 4,5—6 cm breit, Blattstiele kahl, oberseits leicht gefurcht, 
1,5—2 lang. Blütenstände doldig, 20—30-blütig, fast kugelig, auf schlankem, 3—4,5 cm 
langem Stiel. Blütenstiele kahl, fadenförmig, etwa 2 cm lang. Kelchzipfel sehr klein, 
kaum 2,5 mm lang. Korolla für die Sektion recht ansehnlich, ausgebreitet ca. 2 cm 
im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande etwa 
3,5 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Finisterre-Gebirges, 
ca. 4200 m ü. M. (SchLecHter n. 18212. — Blühend im September 1908). 

Mit dieser Gruppe beginnt die Untergruppe von Eu-Hoya, welche sich durch die 


-lederigen nicht fleischigen Blätter auszeichnet. Die Art ist innerhalb dieser durch die 
‚breiten Blätter und die recht ansehnlichen Blüten in bis 30-blütigen Dolden ausgezeichnet. 


Die Blüten sind reinweiß mit purpurroter Korona. Die Art verdiente in die euro- 
päischen Gärten eingeführt zu werden. 


24. H. subglabra Schltr. n. sp. — Suffrutex ramosus, scandens. Rami 


| filiformes, elongati, laxe foliati, teretes, glabri. Folia patentia vel patula, 


petiolata, elliptica, acuminata, textura tenuiter coriacea, utrinque glabra, 
petiolo glabro, superne leviter sulcato. Inflorescentiae umbelliformes, 10— 
15-florae, gracillime pedunculatae, pedunculo pedicellisque filiformibus glabris. 
Flores speciosi, illis H. lewcorhodae Schltr. similes et fere aequimagni. 
Calycis segmenta lanceolato-ovata, obtusa, glabra, quam corolla multoties 
breviora. Corolla rotata usque ad tertiam partem inferiorem 5-fida, extus 
glabra, intus apices versus subinconspicue papillosa, caeterum glabra, lobis 
Ovatis, acutis. Coronae foliola patentia, superne oblonga, acuminata, medio 
leviter concavula, ante medium gibbo obscuro ornata, extus obtusa, apice 
leviter adscendentia, antheris paulo breviora. Pollinia oblique oblongoidea, 
translatoribus brevibus, retinaculo minuto rhomboideo. 

Ein zierlicher Schlinger mit fadenförmigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
9—13,5 cm lang, in der Mitte 3,5—5,5 cm breit, Blattstiele 0,8—1,5 cm lang. Blüten-. 
stände doldig, 40—45-blütig, auf sehr schlankem, ca. 7—8 cm langem Stiel. Blüten- 
stiele fadenförmig, kahl, 3—3,5 cm lang. Kelchzipfel sehr klein, ca. 2,5 mm lang. 


Korolla radförmig, ca. 2mm im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum 
äußeren Rande ca. 3,5 mm lang. 


120 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern am oberen 
Maijen, am Fuße des Finisterre-Gebirges, ca. 450 m ü. M. (SchLecnter 
n. 18060. — Blühend im Juli 1908). 

In dieser Art liegt offenbar eine nahe Verwandte der H. leucorkoda Schltr. vor. 
Sie ist vor jener gekennzeichnet durch die schmäleren Blätter, die viel schlankeren 
Stiele der Inflorescenz und der Blüten, die geringe Behaarung der Korolla und die ver- 
schiedenen Koronaschuppen. Die Blüten sind ebenfalls weiß mit roter Korona. 


25. H. solaniflora Schltr. n. sp. — Suffrutex gracillimus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia pa- 
tentia vel patula, petiolata, lanceolata, acuminata, textura tenuiter coriacea, 
ulrinque glabra, petiolo glabro, superne leviter sulcato. Inflorescentiae 
umbelliformes, 10—15-florae, pedunculis pedicellisque filiformibus, gracilli- 
mis, glabris. Flores in sectione inter majores, pulchelli. Calycis foliola 
ovato-lanceolata, obtusiuscula, glabra, quam corolla multoties breviora. 
Corolla subrotata usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, extus glabra, 
intus margines versus minutissime papilloso-puberula, medio et basi glabrata, 
lobis ovatis breviter acuminatis, marginibus recurvulis. Coronae foliola 
patentia subhorizontalia, apice vix adscendentia, breviuscula et crassiuscula, 
superne late ovalia, medio concavula, antice acuminata, extus (postice) ob- 
tusissima, lateribus rotundatis, medio leviter implicatis, antheris paululo 
brevioribus. Pollinia obovoideo-oblongoidea, translatoribus perbrevibus, 
retinaculo minuto rhomboideo. 


Ein sehr zierlicher Schlinger mit fadenförmigen, sehr locker beblätterten Zweigen. 
- Blatter 4,5—9 cm lang, unterhalb der Mitte 4,3—2,8 cm breit, Blattstiele 0,4—0,7 cm 
lang. Blütenstände äußerst zierlich, doldig, 40—A5-blütig auf 4—5 cm langem Stiel. 
Blütenstiele sehr fein, fadenförmig, kahl, ca. 2,5 cm ‘lang. Kelch sehr klein, Zipfel 
gegen 1,5 mm lang. Korolla radförmig, ca. 2 cm im Durchmesser. Koronaschuppen 
kurz und breit, 2,5 mm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Finisterre-Gebirges, 
ca. 1200 m ü. M. (Scavecuter n. 18214. — Blühend im September 1908). 


Gewöhnlich wächst diese äußerst zierliche Art in Gemeinschaft mit H. leucorhoda — 


Schltr., mit welcher sie wohl verwandt, aber doch spezifisch gut verschieden ist. Sie 
steht am nächsten dagegen der H. gracilipes Schltr. vom Torricelli-Gebirge. die aber 
weiße Blüten und recht verschiedene Koronaschuppen hat. 
Fig. 3 A—F. A Zweigstück, B Gynostegium mit Korona, ©, D, E Koronaschuppe, 
F Pollinariun. 


26. H. gracilipes Schltr., in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (4905), 


p. 363. 
Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 800—1100 m ü. M. (Schrecuter n. 14478. — Blühend im 


April 1902; n. 20213. — Blühend im September 1909). 

Hier liegt wieder ein typisches Beispiel dafür vor, wie lokal viele der Arten ver- 
breitet sind. Gerade auf dem Torricelli-Gebirge habe ich viele Arten wiedergefunden, 
welche ich früher dort in anderen Gegenden gesammelt hatte, die aber auf den übrigen 
Gebirgen zu fehlen scheinen. H. gracilipes Schltr. schließt sich am nächsten an H. 


spleen aie 5 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 121 


_ solaniflora Schltr., ist aber durch die weißen Blüten und die viel schmäleren, außen 
fast spitzen Koronaschuppen verschieden. 
| 27. H. chloroleuea Schltr. n. sp. — Suffrutex gracillimus, parum 
_ ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. 
_ Folia patentia vel patula, petiolata, lanceolata vel elliptico-lanceolata, acuta 
“vel subacuta, tenuiter coriacea, utrinque glabra, petiolis brevibus, glabris, 
superne leviter sulcatis. Inflorescentiae umbelliformes, c. 10-florae, longi- 
pedunculatae, pedunculo pedicellisque filiformibus, glabris. Flores in sec- 
_ tione inter minores. Calycis foliola ovato-lanceolata, obtusa, glabra, quam 
_ corolla multo breviora. Corolla rotata usque ad tertiam partem basilarem 
_ 5-fida, extus glabra, intus dense et minute papilloso-puberula, lobis ob- 
_ longis, acutis. Coronae foliola patentia, subhorizontalia, antice et postice 
_ yix adscendentia, superne ovato-oblonga, apice triangulo obtusiusculo brevi, — 
postice obtusa, lateribus rotundata, antheris paululo breviora. Pollinia 


_ oblique obovoidea, translatoribus perbrevibus, retinaculo minuto rhomboideo. 
1 Ein äußerst zierlicher Schlinger mit fadenförmigen, locker beblätterten Zweigen. 
Blatter 6—8 cm lang, in der Mitte 2—2,3 cm breit, Blattstiele 0,5—1 cm lang. Blüten- 
stände etwa 10-blütig, doldig, auf 7 cm langen, kahlen Stielen. Blütenstiele 0,7—1 cm 
lang, äußerst fein und kahl. Blüten klein. Kelch sehr klein, Zipfel kaum 4 mm über- 
ragend. Korolla ca. 1,2 cm im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum 
unteren Rande gegen 1,75 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 800 m ü. M. (ScuzecHter n. 20314. — Blühend im Sep- 
tember 1909). 


Eine durch die kleinen Blüten recht gut gekennzeichnete Art. Sie steht sonst den 
letzten der oben beschriebenen Arten viel näher als den beiden folgenden. Die Blüten- 
färbung ist weiß mit grüner Korona. 


28. H. exilis Schltr. n. sp. — Suffrutex gracillimus, exilis, parum 
ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. 
Folia patentia vel patula, elliptico-lanceolata, obtuse longi-acuminata, textura 

pro genere tenuia, utrinque glabra, petiolo glabro, superne leviter sulcato. 
Inflorescentiae umbelliformes, 6—15-florae, pedunculo pedicellisque gra- 
cillimis filiformibus glabris. Flores in sectione inter minores, subglabri. 
Calycis foliola parvula, lanceolato-ovata, subacuta, glabra, quam corolla 
multo breviora. Corolla subrotata, usque ad tertiam partem basilarem 
ö-fida, extus glaberrima, intus basi minute puberula, caeterum glabra, lobis 
recurvis, rhombeo-ovatis, acutis. Coronae foliola patentia, superne ob- 
longa, apice adscendentia, breviter acuminata, extus obtusa, lateribus ro- 
tundato-incrassata. Pollinia oblique ovalia, translatoribus brevissimis, reti- 
naculo rhomboideo, minuto. 

Ein äußerst zierlicher Schlinger mit fadenförmigen, locker beblätterten Zweigen. 
| Blätter sehr dünn von Textur, 5—10 cm lang, in der Mitte 1,5—3,3 cm breit, Blatt- 
_ Stiele 0,4—0,7 cm lang. Blütenstände doldig, 6—15-blütig, auf sehr schlankem, 5—6 cm 

langem Stiel. Blütenstiele sehr fein fadenförmig, 1,5—2 cm lang. Kelch sehr klein, 
Zipfel ca. 4 mm lang. Korolla 4,4 cm im Durchmesser. Koronaschuppen kurz und 
fleischig, von der Spitze bis zum äußeren Rande kaum 2 mm überschreitend, 


“ 
» 


1 


122 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen längs der Gebirgsbäche von 
Albo, ca. 300 m ü. M. (Scutecurer n. 16172. — Blühend im Juni 1907); 
auf Bäumen in den Wäldern des Kani-Gebirges, ca. 700 m ü. M. (ScurecuTer 
n. 17865. — Blühend im Juni 1908). : 


Eine schon äußerlich durch die sehr dünnen Zweige und die auffallend dünne 
Textur der Blätter leicht zu erkennende Art. Die geringe Blütengröße bringt sie neben 
H. chloroleuca Schltr., doch ist sie in den Koronaschuppen sehr verschieden von jener. 


Die Blütenfärbung ist grünlich-weiß, 

29. H. wariana Schltr. n. sp. — Suffrutex parum ramosus, scandens, 
gracillimus. Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretes, glabri. Folia 
patentia vel subpatula, breviter petiolata, ligulato-linearia, acuta vel apicu- 
lata, basi obtusa, textura tenuiter coriacea, utrinque glabra. Inflorescentiae 
umbelliformes, 10—15-florae, gracillime pedunculatae, pedunculo pedicellis- 
que filiformibus, glabris. Flores in sectione inter minores. Calycis foliola 
ovata, obtusa, glabra, quam corolla multo breviora. Corolla rotata, usque 
ad tertiam partem basilarem 5-fida, lobis ovatis acutis, margine dense 
ciliatis, caeterum utrinque glabris. Coronae foliola (in floribus nondum 
omnino evolutis) abbreviata, antice adscendentia, superne rhombeo-obovata 
apice acuta, extus obtusissima, subtus in lamellas 2 decurrentes producta. 
Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus brevissimis, retinaculo anguste 
rhomboideo, minuto. 


Ein sehr zierlicher kleiner Schlinger mit fadenförmigen, gut beblätterten Zweigen, 
bis 3 m hoch. Blätter 2,2—5,5 cm lang, in der Mitte 3,5—5,5 mm breit, Blattstiele 
kurz, oben leicht gefurcht, kaum 2 mm lang. Blütenstände doldig, 40—45-blütig auf 
fadenförmig-schlankem, ca. 6 cm langem Stiel. Blütenstiele fadenförmig, kahl, 4,3— 
1,5 cm lang. Blüten in der Sektion recht klein. Kelch sehr klein, ca. 4,5 mm lang, 
Korolla radförmig, ca. 0,8 cm im Durchmesser. Koronaschuppen offenbar sehr kurz, 
an den noch nicht völlig entwickelten Exemplaren von der Spitze bis zum äußeren 
Rande knapp 1,5 mm überschreitend. 


Nordöstl. Neu-Guinea: zwischen Sträuchern auf dem Dscheregi, 


im Wariatale, ca. 400 m ü. M. (Scurecurer n. 17430. — In Knospe im 
März 1908); zwischen Sträuchern kletternd, in den Bergwäldern bei Pema, 
im Wariatale, ca. 400 m ü. M. (Scntecnuter n. 19410. — In Knospe im 
Mai 1909). 


Die Zugehörigkeit der Art zur Sektion Mw-Hoya ist noch nicht ganz sicher. Das 
von mir gefundene Material befindet sich noch im Knospenzustande. Die Korona- 
schuppen ähneln in diesem Zustande mehr denen der Sektion Ofostemma, doch glaube 
ich, daß sie bei vollständiger Entwicklung sich als echte Hu-Hoya erweisen wird. Falls 
nicht, so ist sie natürlich bei Otostemma unterzubringen, wo sie noch isolierter stehen 
würde als in Hu-Hoya. Ich habe die Art beschrieben, da sie infolge ihrer schmalen 
Blätter charakteristisch ist und selbst in nicht blühendem Zustande mit keiner anderen 
verwechselt werden kann. Die Blüten sind offenbar grünlich-weiß. 


§ II. Plocostemma (BI.) Schltr. 


Die Sektion habe ich als solche schon oben charakterisiert. Sie steht — 
etwa in der Mitte zwischen Zu-Hoya und Pterostelma, ist aber durch diem 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 123 


Struktur der Korona von beiden gut geschieden. Soweit sich bisher über- 
sehen läßt, gehören mit Sicherheit hierher bis heute nur zwei Arten, A. 
lasiantha (Bl.) Korth. und H. Blumeana Schltr. (Plocostemma pallidum 
Bl.), die erstere von Borneo, die letztere von Sumatra, doch ist zu er- 
warten, daß noch einige der weniger bekannten Arten des malayischen 
Archipels hier unterzubringen sein werden. Hier habe ich zwei weitere 
Arten aufzuführen, welche sich beide als neu erwiesen haben. Beide sind 
hochsteigende Lianen, welche in den Hügelwäldern in mittlerer Höhenlage 
auftreten. 


30. H. piestolepis Schltr. n. sp. — Suffrutex parum ramosus, alte 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. [Folia 
patentia vel patula, petiolata, oblonga vel elliptica, acuminata, basi bre- 
viter cordata, textura coriacea, utrinque glaberrima. Inflorescentiae um- 
belliformes, c. 10-florae, graciliter pedunculatae, pedunculo pedicellisque 
filiformibus, glabris. Flores inter majores in sectione. Galycis foliola 
ovato-triangula obtusiuscula, glabra, quam corolla multo breviora. Corolla 
reflexa, usque infra medium 5-fida, extus glabra, intus dense et minute 
papillosa. Coronae foliola patentes, lateraliter valde compressa, a latere 
visa semiovalia, apice brevi, leviter adscendente, superne anguste linearia, 
antheris paululo breviora. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus 
brevissimis, retinaculo parvulo rhomboideo. 

Ein hochkletternder Schlinger mit schnurartigen locker beblätterten Zweigen, 
Blätter 12—15 cm lang, in der Mitte 5,5—7 cm breit, Blattstiele 1—1,5 cm lang. Blüten- 
stände doldig, etwa 10-blütig, auf etwa 6 cm langem Stiel. Blütenstiele sehr schlank, 
kahl, 4—4,5 cm lang. Blüten ziemlich ansehnlich. Kelch sehr klein, Zipfel etwa 2 mm 
lang. Korolla ausgebreitet etwa 2,4 cm im Durchmesser, außen kahl, innen sehr kurz 
papillôs. Koronaschuppe von der Spitze bis zum äußeren Rande 0,5 cm lang, etwa 
4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern auf dem 
Gomadjidji, im Wariatale, ca. 450 m ü. M. (ScatecHter n. 19376. — 
Blühend im Mai 1909). 


Bei der geringen Zahl von Arten, welche wir zurzeit von der Sektion kennen, sind 
die einzelnen leicht charakterisiert. . piestolepis Schltr. unterscheidet sich vor den 
übrigen durch die sehr stark seitlich zusammengedrückten Koronaschuppen. Die Blüten 
sind weinrot, innen sehr kurz, weißpapillös. 


31. H. hypolasia Schltr. n. sp. — Suffrutex parum ramosus, alte 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, primum minute 
et molliter puberuli, mox glabrati, lenticellis verruciformibus numerosis 
obsessi. Folia patentia vel patula, petiolata, lanceolata, acuminata, basi 
subcordata, textura coriacea, superne glabra, lucida, subtus brevissime et 
dense puberula, petiolo superne sulcato, brevissime et molliter puberulo. 
Inflorescentiae umbelliformes, ca. 10-florae, longius pedunculatae, pedun- 
culo puberulo, pedicellis gracillimis glabris. Calycis foliola parvula, ovata, 
Otousa, margine breviter ciliata, quam corolla multo minora. Corolla re- 


124 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


curva usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, extus glabra, intus minu- 
tissime papillosa, lobis late rhombeo-ovatis, acutis. Coronae foliola com- 
pressa superne carinato-incrassata, a latere visa oblique quadrata, apice 
brevi acuta, antheris paululo breviora. Pollinia obovoideo-oblongoidea, 


translatoribus perbrevibus, retinaculo oblongoideo minuto. 

Ein hochkletternder Schlinger mit dünnen schnurartigen locker beblätterten Zwei- 
gen. Blätter 12—20 cm lang, unterhalb der Mitte 3,3—5,3 cm breit, Blattstiel sehr kurz, 
weichhaarig, etwa 4 cm lang. Blütenstände doldig, etwa A0-blütig auf 5 cm langem 
kurz behaartem Stiel. Blütenstiele kahl, etwa 5 cm lang. Blüten denen der vorigen 
Art ähnlich. Kelch klein, ca. 2 mm lang. Korolla ausgebreitet ca. 2,1 cm im Durch- 
messer. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande 3 mm lang, vorn 
3,5 mm hoch. 


Fig. 4. Hoya hypolasia Schltr. 


Nördl. Neu-Guinea:.auf Bäumen in den Wäldern der Hügel am 
Wabe-Fluß, am Fuße des Finisterre-Gebirges ca. 400 m ü. M. (ScHLEcHTER 
n. 48075. — Blühend im Juli 1908). 

Schon äußerlich ist die Art vor H. peestolepis Schltr. durch die behaarten, später 
mit vielen Lenticellen überdeckten Zweige und die langen schmalen, unterseits dicht 
und kurz-weichhaarigen Blätter von dickerer Konsistenz zu unterscheiden. In der Korolla 
sind beide Arten einander ähnlich, doch in den Koronaschuppen durchaus verschieden, 
denn bei der vorliegenden sind diese bei weitem nicht so stark zusammengedrückt und 


viel kleiner als bei H. peestolepis Schltr. Die Blüten sind gelblich-weiß, außen leicht 
rötlich überlaufen. 


Fig. 4. A Blüte, B Kelchzipfel, C Gynostegium mit Korona, D, E, F Koronaschuppe, 
G Pollinarium. 


S IV. Pterostelma (Wight) Hk. f. 


Ähnlich wie bei Plocostemma sind zurzeit von Pterostelma nur wenige 


Arten mit Sicherheit bekannt, doch nehme ich auch hier an, daß bei einer | 


genaueren Durcharbeitung der Gattung sich noch einige der malayischen 
Arten als hierher gehörig erweisen werden. Zurzeit kann ich nur H. 
acuminata Hk. f. von Indien und A. albiflora Zipp. von Holländisch-Neu- 


a 


Guinea hierher verweisen. Auf Unterschiede zwischen dieser Sektion und 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 125 


Plocostemma und auf die Charaktere bin ich schon weiter oben eingegangen. 
Es geniige hier nur zu bemerken, daß ein auffallendes äußeres Merkmal 
das Vorhandensein des großen Kelches ist, das sich nur noch in ähnlicher 
“Weise bei Æriostemma findet. 

H. calycina Schitr. ist die einzige im deutschen Teile von Neu-Guinea 
bis jetzt bekannt gewordene Art der Sektion. Sie ist in den Nebelwäldern 
der Gebirge heimisch und tritt daselbst als eine hochkletternde Liane nur 
vereinzelt auf. 


32. H. calyeina Schltr. n. sp. — Suffrutex parum ramosus, alte 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, elongati, laxe foliati, teretes, brevissi- 
me et molliter tomentosuli. Folia patentia vel patula, petiolata, late ovalia, 
-apiculata, basi subcordata, coriacea, superne sparsim puberula, subtus bre- 
vissime tomentosula, petiolo tomentosulo superne leviter sulcato. Inflores- 
centiae umbelliformes, c. 10-florae, pedunculo pedicellisque puberulis. Flores 
illis H. albiflorae Zipp. paulo minores. Calycis foliola oblonga, obtusa, 
extus puberula, margine minute ciliata, quam corolla paulo breviora. Co- 
rolla subrotata, usque infra medium 5-fida, extus subinconspicue sparsim 
puberula, intus glabra, lobis ovatis, acutis. Coronae foliola superne ovalia, 
apice rostrato-acuminata et dorso altius adscendentia, lateraliter paulo com- 
pressa, basi subtus carinato-marginata, apice antheris paulo breviora. Pollinia 
oblique oblongoidea, translatoribus perbrevibus applanatis, retinaculo par- 


vulo rhomboideo. 

Eine hochkletternde Liane mit schnurförmigen locker beblatterten Zweigen, Blätter 
46—20 cm lang, etwa in der Mitte 9—14 cm breit, Blattstiele 3—3,5 cm lang. Blüten- 
stände etwa A0-blütig duf ca. 5 cm langem Stiel. Blütenstiele fein und kurz behaart, 
ca. 2,5 cm lang. Blüten kleiner als die der H. albiflora Zipp. Kelch für die Gattung 
auffallend groß, Zipfel ca. 0,8 cm lang. Korolla ausgebreitet etwa 2 cm im Durchmesser. 
Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rand etwa 3 mm lang, vorn und 
hinten beinahe 4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Nebelwäldern des Kani-Gebirges, 


ca. 1100 m ü. M. (Scatecater n. 17510. — Blühend im März 1908). 


Eine vorzüglich gekennzeichnete Art, welche unzweifelhaft in H. albiflora Zipp. 
ihre nächste Verwandte hat, aber in den behaarten Blättern, den größeren Kelchblättern 
und den kleineren Blüten leicht zu unterscheiden ist. Leider ist mein Material nicht 
sehr reichlich, da die einzige gefundene Pflanze sich offenbar schon dem Verblühen 
näherte und bei der geringsten Berührung die Blüten abwarf. Die Blütenfärbung ist 
weiß mit rotberandeten Kelchzipfeln. 


§ V. Oreostemma Schltr. 


Ich habe mich gezwungen gesehen, hier eine monotypische neue Sek- 
tion aufzustellen, da eine Pflanze vorliegt, welche in keine der übrigen 
Sektionen hineinpaßt, ohne daß dadurch der Sektionscharakter erheblich 
zu erweitern gewesen wäre und dadurch die Schärfe der Umgrenzung 
gegen andere Sektionen gelitten hätte. Die hier in Frage kommende Pflanze 
schließt sich wohl am besten an Pterostelma an, unterscheidet sich aber 


126 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. Il. 


dadurch, dab sie die sehr kleinen Kelche der anderen Gruppen hat, ferner 
dadurch, daß die Koronaschuppen nach hinten fast säulenförmig aufrecht 
stehen und vorn fast in senkrechter Linie zur Spitze abfallen, welche so 
etwa in halber Höhe des Körpers steht. 

Die einzige bisher bekannte Art der Sektion, H. oreostemma Schltr., 
ist ein Epiphyt auf großen starken Bäumen in der Nebelwaldformation der 
Gebirge des mittleren Teiles von Kaiser-Wilhelmsland. | 


33. H. oreostemma Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia patentia 
vel patula, petiolata, lanceolato-elliptica vel elliptica, acuminata, basi rotun- 
data, textura coriacea, utrinque glabra, superne lucida, subtus opaca, pe- 
tiolo glabro, superne leviter sulcato. Inflorescentiae graciliter pedunculatae, 
umbelliformes, 6—20-florae, pedicellis filiformibus, apicem versus minute 
puberulis. Flores in genere mediocres. Calycis foliola ovata, obtusa, glabra, 
quam corolla multo breviora. Corolla reflexa usque ad quintam partem 
basilarem 5-fida, extus glabra, intus minute et reversim papilloso-puberula, 
lobis oblongis subacuminatis, marginibus recurvis. Coronae foliola dorso 
erecta, cylindracea-columnares, basin versus paululo incrassata, antice ob- 
longa, utrinque obtusata, basi extus bicarinata, gynostegium duplo fere 
superantes. Pollinia oblique oblongoidea basin versus paulo attenuata, trans- 
latoribus applanatis perbrevibus, retinaculo rhomboideo parvulo. 

Ein zierlicher epiphytischer Schlinger mit schnurartigen locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 6,5—17 cm lang, etwa in der Mitte 1,5—4,3 cm breit, Blattstiele 0,3—0,8 cm 
lang, kahl. Blütenstände doldig, 6—20-blitig auf sehr schlankem, kahlem, 4—8 cm 
langem Stiel. Blütenstiele 4,5—2 cm lang, fein und kahl. Blüten für die Gattung mittel- 
groß. Kelch sehr klein, mit kaum 1,5 mm langen Zipfeln. Korolla zurückgeschlagen, 
sehr tief geteilt, außen kahl, innen mit zur Basis gerichteten Haarpapillen dicht besetzt, 


ausgebreitet etwa 4,4cm im Durchmesser. Koronaschuppen vorn von der Spitze bis 
zum äußeren Rande 2,75 mm lang, hinten 4,5 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Kani-Gebirges, 
ca. 1000 m ü. M. (Scazecuter n. 17688, 17778. — Blühend im Mai 1908); 
Auf Bäumen in den Wäldern des Bismarck-Gebirges ca. 1300 m ü. M. 
(SCHLECHTER n. 18887. — Blühend im November 1908). 

Die Merkmale der Art den anderen gegenüber ergeben sich aus den Sektionsmerk- 
malen von selbst. Ich habe die Pflanze nie in einer größeren Anzahl von Exemplaren 
beisammen gesehen, sondern stets nur sehr vereinzelt und immer auf hohen Bäumen, 
wo die Wurzeln dann in den Gabeln der Äste oder in Astlöchern saßen. Die Unter- 
suchung von Knospenmaterial ergab, daß die Streckung und Verlängerung der Korona- 
schuppen erst in den letzten Stadien vor Öffnung der Blüten sich vollzieht. Die Blüten- 
färbung ist hellrosenrot mit weißer Korona. 


§ VI. Physostelma (Wall.) Schltr. 
Von verschiedenen anderen Autoren ist Physostelma als Gattung bei- 
behalten worden, da man der breit glockenförmigen Korolla eine große 
Wichtigkeit beimaß. Meine Untersuchungen an der großen Zahl hierher — 


2 


; | R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 127 
gehöriger Arten, welche ich in Neu-Guinea sammelte, haben nun ergeben, 
daß diese Pflanzen sich doch den echten Hoya-Arten zu sehr nähern, um 
als eigene Gattung angesehen zu werden, denn erstens kommen einige 
Arten vor, welche eine deutliche Annäherung in der Form der Korolla an 
Eu-Hoya zeigen, zweitens aber sind sowohl die Korona wie das Gynostegium 

-und die Pollinien in keiner Weise von denen der Gattung Hoya R. Br. 
verschieden. 


Ich habe nun hier nicht weniger als 12 Arten für Deutsch-Neu-Guinea 
nachweisen können, von denen zehn sich als neu erweisen. Es geht also 
deutlich daraus hervor, daß wir in Papuasien den Ausgangspunkt der 
Sektion gefunden haben. Wenn wir uns die Verbreitung der Sektion an- 
sehen, so wird dies auch erklärlich, denn nach beiden Seiten hin sowohl 
im Westen wie im Osten finden sich einige verstreute Typen. H. Collettiv 
Schltr. (Physostelma carnosa Collett et Hemsl.) aus Burma ist die wesent- 

…lichste Art. H. campanulata Dene kommt auf der malayischen Halbinsel 
“und Java vor und H. cystiantha Schltr. (Cystianthus laurifolius Bl.) 
ist sumatranisch. Im Osten wird die Sektion vertreten durch H. Betchei 
Schltr. (Physostelma Beichei Schltr.) auf Samoa. Nur noch eine weitere 
Art ist von den englischen Salomons-Inseln in H. subcalva Burckill. be- 
kannt, so daß die Sektion zurzeit 17 Arten enthält. 


Die in unserem Gebiete auftretenden Arten sind mit Ausnahme von 
zwei sämtlich Bewohner der Nebelwaldformation. Die beiden dort nicht 
zu findenden Arten sind H. patella Schltr. und FH. megalaster Warbg., 
welche beiden in den Wäldern der Hügel, etwa zwischen 300 und 700 m 
ü. M. anzutreffen sind. Mit Ausnahme der H. megalaster Warbg. scheinen 
alle Arten nur als Epiphyten zu wachsen und zwar stets in vereinzelten 
Exemplaren, so daß es selten gelingt viel Material derselben Art zu er- 
halten. 


34. H. microphylla Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum 
ramosus, gracillimus, scandeus. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, 
sparsim puberuli. Folia erecto-patentia, ovata, obtusiuscula, margine recur- 
vula, reticulato-nervosa, coriacea, utrinque glabra, petiolo puberulo, superne 
leviter sulcato. Inflorescentiae graciliter pedunculatae, umbelliformes, c. 
6-florae, pedunculo puberulo, pedicellis filiformibus, glabris. Flores in sec- 
tione inter minores. Calycis foliola parvula, ovata, obtusiuscula, glabra, 

quam corolla multo breviora. Corolla late campanulata, usque ad medium 
fere 5-fida, extus glabra, intus versus margines loborum minutissime pu- 
berula, caeterum glabra, lobis semiorbicularibus, breviter acuminatis. Co- 
ronae foliola patentia subhorizontalia, superne ovalia apice leviter acuminata, 
“infra medium concavula, subtus leviter marginata, antheris paululo breviora. 
- Pollinia oblongoidea basin versus paulo attenuata, translatoribus brevissimis, 
_ retinaculo rhomboideo minuto. 


128 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


Ein kleiner epiphytischer Schlinger mit fadenförmigen locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 1,2—1,7 cm lang, unterhalb der Mitte 0,7—1,2 cm breit, Blattstiele 2—3 mm 
lang. Blütenstände doldig, etwa 6-blütig auf sehr schlankem, kurz behaartem, etwa 
3 cm langem Stiel. Blütenstiele fadenférmig, kahl, ca. 2 cm lang. Blüten für die Sektion 
ziemlich klein. Kelch sehr klein, Blättchen 1,5 mm lang. Korolla breit glockenförmig, 
ausgebreitet 2 cm im Durchmesser. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren 
Rande kaum 2 mm überragend. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Bismarck- 
Gebirges, ca. 1100 m ti. M. (ScuzecatTer n. 18614. — Blühend im No- 
vember 1908). | 

Eine reizende kleine Art, welche mit den beiden folgenden am nächsten verwandt 
ist. Ihre Blätter gleichen mehr denen einer Dischidia und sind kleiner als bei irgend- 
einer Art der Gattung im Gebiete. Die Blüten sind schneeweiß mit dunkelvioletter 
Korona. 

35. H. venusta Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, sparsim puberuli. 
Folia patentia vel patula, petiolata, lanceolata vel elliptico-lanceolata, obtuse 
acuminata, coriacea, utrinque glabra, reticulato-nervosa, petiolo brevi, spar- 
sim puberulo, superne leviter sulcato. Inflorescentiae umbelliformes, 6— 
{0-florae, pedunculo tereti, puberulo, pedicellis filiformibus, glabris. Flores 
in sectione inter minores, illis H. macrophyllae Schitr. similes et fere aequi- 
magni. Calycis foliola ovata, obtusiuscula, glabra, quam corolla multo 
breviora. Corolla perlate campanulata usque ad medium fere 5-fida, extus 
glabra, intus minute et dense papilloso-puberula, lobis ovato-triangulis, 
acutis. Coronae foliola patentia, horizontalia, superne oblonga, apice trian- 
gulo brevi acuta, extus obtusa, per medium longitudinaliter foveolata cum 
gibbo obscuro ante medium. Pollinia oblique oblongoideo, translatoribus 
brevissimis, retinaculo rhomboideo minuto. iP. 

Ein epiphytischer, sehr zierlicher und eleganter Schlinger mit fadenformigen locker 
beblätterten Zweigen. Blätter 3—5 cm lang, unterhalb der Mitte 0,9—1,7 cm breit, 
Blattstiele 0,2—0,4 cm lang. Blütenstände doldig, 6—10-blütig, auf 4,5—2,7 cm langem, 
leicht behaartem Stiel. Blütenstiele sehr fein und schlank, kahl, 1,7—2,3 cm lang. Blüten 
für die Sektion ziemlich klein, denen der H. microphylla Schltr. ähnlich. Kelchzipfel 
klein, 1,5 mm lang. Korolla, wenn ausgebreitet, gegen 2 cm im Durchmesser. Korona- 
schuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande gegen 3,5 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Bismarck- 
Gebirges, ca. 2200 m ü. M. (Scurecurer n. 18764. — Blühend im No- 
vember 1908). 

Unzweifelhaft ist die Art als eine nahe Verwandte der H. macrophylla Schltr. an- 
zusehen. Außerlich ist sie vor jener aber schon durch die längeren lanzettlichen Blätter 
mit langer stumpfer Träufelspitze zu erkennen. Außerdem ist die ganze Korolla innen 
kurz und dicht papillös behaart und die Koronaschuppen sind ungleich schmäler und 
länger. Die Blüten sind weiß mit purpurroter Korona. 

36. H. pulehella Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum ra- 
mosus, scandens. fami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, minute 
puberuli. Folia erecto-patentia vel patula, petiolata, parvula, ovata, obtusa, 


subcoriacea, utrinque glabra, petiolo minute .puberulo, superne leviter sul- 


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R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 129 


_cato. Inflorescentiae graciliter pedunculatae, umbelliformes, 4—6-florae, 
_ pedunculo minute puberulo, pedicellis filiformibus, glabris. Flores in sectione 
inter mediocres, pulchelli. Calycis foliola parva, anguste ovata, obtusius- 
mn cula, margine ciliata, quam corolla multo breviora. Corolla late campanu- 
lata usque ad medium fere 5-fida, extus glabra, intus lobis margines versus 
dense puberulis, medium et basin versus sensim minute papilloso-puberulis, 

basi glabrata, lobis ovato-triangulis, acutis, marginibus et apice recurvis. 

Coronae foliola patentia, brevia, superne late obovata, apice breviter acu- 


Fig. 5. A Hoya stenophylla Schltr., B—H IT. pulchella Schitr. 


minata, medio rotundato-foveolata, extus obtusissima, dorso leviter bicostata. 
Pollinia oblique et anguste oblongoidea, apicem versus paulo attenuata, 
translatoribus brevissimis, retinaculo rhomboideo, minuto. 


“ Ein sehr zierlicher, äußerst eleganter, epiphytischer Schlinger mit fadenförmigen, 
locker beblätterten Zweigen. Blätter 1,7—2,2 cm lang, unterhalb der Mitte 0,9—1,3 cm 
breit, Blattstiele 0,3—0,5 cm lang, kurz behaart. Blütenstände doldig, 4—6-blütig, auf 
7% sehr schlanken, fein behaarten, 4,5—8 cm langen Stielen. Blütenstiele fadenförmig dünn, 
g kahl, 2—2,7 cm lang. Blüten recht ansehnlich, für die Sektion mittelgroß. Kelchzipfel 


sehr klein, ca. 4,5 mm lang. Korolla breit glockenförmig ausgebreitet, etwa 2,5 cm im 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 9 


' 


130 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Durchmesser. Koronaschuppen abstehend, kurz, von der Spitze bis zum äußeren Rande 
2,5 mm lang. 1 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 900 m ü. M. (Scutecarer n. 20403. — Blühend im Septem- 
ber 1909). 


Unter den kleinblättrigen Physostelma-Arten ist diese Art eine der reizendsten, 
In der Belaubung erinnert sie stark an H. microphylla Schltr. Doch sind ihre Blüten 
bedeutend größer und innen stärker behaart und die Koronaschuppen sind noch breiter. 
Die Blüten sind reinweiß mit dunkel-karminroter Korona. 


Fig. 5 B—H. B Zweigstück, C Korollasegment von innen, D Gynostegium mit Korona, 
E, F, @ Koronaschuppen, H Pollinarium, 


37. H. stenophylla Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, elongati, flexuosi, bene foliati, teretes, minute 
puberuli. Folia patentia vel patula, breviter petiolata, anguste linearia, 
apiculata, basi rotundata, marginibus vulgo recurvulis, coriacea, utrinque 
glabra, petiolo puberulo, brevi, superne leviter sulcato, Inflorescentiae 
graciliter pedunculatae, umbelliformes, c. 10-florae, pedunculo subfiliformi, 
minutissime puberulo, pedicellis filiformibus, glabris. Flores in sectione vix 
inter mediocres, pulchelli. Calyx parvulus, foliolis lanceolatis, obtusiusculis, 
glabris, quam corolla multoties brevioribus. Corolla late campanulata, us- 
que supra medium 5-fida, utrinque glabra, lobis ovato-triangulis, subacumi- 
natis, margine minute ciliatis. Coronae foliola patentia, subhorizontalia, 
superne oblonga, apice triangulo subacuminato brevi, extus obtusa, subtus 
latifoveata. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus brevibus, retinaculo 


rhomboideo parvulo. 

Ein eleganter, zierlicher, epiphytischer Schlinger mit fadenförmigen, gut beblätter- 
ten Zweigen. Blätter schmal linealisch, 6—8 cm lang, in der Mitte 3,5—4,5 mm breit, 
Blattstiele 2—3 mm lang. Blütenstände doldig, ca, 10-blitig, auf sehr dünnem, schlan- 
kem, etwa 6,5 cm langem Stiel. Blütenstiele fadenförmig, kahl, ca. 2cm lang, Kelch 
sehr klein, Blättchen ca. 4,5 mm lang. Korolla ausgebreitet ca. 2,3 cm im Durchmesser. 
Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande kaum 3 ınm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 800 m ü. M. (ScuLecater n. 20066. — Blühend im Septem- 
ber 1909). 

Unter den Arten des Gebietes hat diese neben H. wariana Schltr. die schmälsten 
Blätter. In den Blüten steht sie den drei oben beschriebenen am nächsten, zeichnet 
sich aber durch die nur am Rande sehr kurz bewimperten, sonst kahlen Korollalappen 
aus. Die Blütenfärbung ist hell kreme-gelb, nach der Basis der Korolla hellrosa. 


Fig. 5. A Zweigstück. 


38. H. oligantha Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, 
scandens. Rami filiformes, flexuosi, dense foliati, teretes, minute puberuli. 
Folia erecto-patentia vel patentia, breviter petiolata, anguste lancealata, mi- 
nute apiculata vel subacuta, basi rotundata, textura coriacea, utrinque 
glabra, petiolo superne leviter suleato, glabrato, perbrevi. Inflorescentiae 
subsessiles pauciflorae, 1—-florae, pedunculo subnullo, pedicellis filiformi- 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 131 


_ bus, glabris. Flores in sectione vix inter majores. Calycis foliola parvula, 
… ovato-triangula, obtusa, glabra, quam corolla multoties breviora. Corolla 
… late campanulata, usque ad medium fere 5-fida, utrinque glaberrima, lobis 


ate triangulis acutis. CGoronae foliola patentia, apice et dorso leviter ad- 


scendentia, superne ovalia, infra apicem et supra medium gibbo obscuro 
- donata, apice brevi subapiculata, extus obtusa. Pollinia oblique oblongoidea, 


 translatoribus perbrevibus, retinaculo ellipsoideo minuto. 
Ein epiphytischer, ziemlich gedrungener Schlinger mit dicht beblätterten Zweigen. 
Blätter 2,3—3 cm lang, über dem Grunde 0,5—0,8 cm breit, Blattstiele sehr kurz 1,5— 


À 2,5 mm lang. Blütenstände fast sitzend, stark verkürzt, 1—2-blütig. Blütenstiele faden- 
_ férmig, kahl, ca. 4,5 cm lang. Kelch sehr klein, Blättchen kaum 14 mm überragend. 


Korolla breit glockenförmig, ca. 2,7 cm im Durchmesser, beiderseits kahl. Korona- 
schuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande ca. 3 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 800 m ti. M. (Schtecnter n. 20176. — Blühend im September 
1909). 

Schon habituell ist die Art in der Sektion vor allen anderen durch die sehr dicht 
beblätterten Zweige vollständig verschieden. In der Form der Blätter steht sie in der 
Mitte zwischen A. stenophylla Schltr. und H. venusta Schltr. Sehr bemerkenswert sind 
die stark verkürzten Pedunkuli, die so an Dischidia erinnern, daß man die Pflanze im 
nichtblühenden Zustande wohl für eine Art jener Gattung halten könnte. Die Blüten 
sind kreme-gelb mit rötlich-brauner Korona. 

39. H. papuana Schltr. — Physostelma papuanum Schltr. in K. 
Schum. et Lauterb., Nachtr. (1905) p. 361. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen an Bachrändern in den Wäl- 
dern des Torricelli-Gebirges, ca. 500—600 m ü. M. (Scuecuter n. 14400. 

_— Blühend im April 1902. 

Leider habe ich diese Art während meiner letzten Expedition in Neu-Guinea nicht 
_ wiedergefunden. Sie hat ebenfalls die stark verkürzten Blütenstände wie FH. oligantha 
… Schltr. und ist offenbar mit jener verwandt, besitzt aber ganz anders geformte Blätter 
_ mit langer Träufelspitze. Die Blüten sind bedeutend kleiner und rosenrot. 

s 40. H. oleoides Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum ra- 
- mosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretiusculi, glabri, 
 folia erecto-patentes vel patentes, petiolata, elliptica, obtusiuscule acuminata, 
coriacea, utrinque glabra, petiolo brevi, crassiusculo, superne leviter sulcato. 
Inflorescentiae pedunculatae, umbellatim pauciflorae, pedunculo tereti, glabro, 


… pedicellis filiformibus, glabris. Flores in sectione vix inter mediocres. 
_ Calyx parvulus, foliola ovata, obtusa, glabra, extus sparsim verruculosa, 
_ quam corolla multoties breviora. Corolla late campanulata, usque ad me- 
_ dium fere 5-fida, extus glabra, intus dense papillosa, lobis ovato-triangulis, 


breviter acuminatis, margine papilloso-ciliatis. Coronae foliola carnosa, 
-patentia, subhorizontalia, superne elliptica, antice acuta, extus obtusa, la- 
teribus incrassato-rotundata. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus 


“brevissimis, retinaculo rhomboideo, minuto. 

Ein epiphytischer, wenig verzweigter Schlinger mit schnurartigen, gut beblätterten 
Zweigen. Blätter 5,5—7,5 cm lang, in der Mitte 2,3—3,5 cm breit, Blattstiele kahl, ca. 
1 gt 


132 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II, 


0,5 cm lang. Blütenstände doldig wenigblütig, auf kahlem, ca. 4 cm langem Stiel. 
Blütenstiele falenförmig, kahl, etwa 2,5 cm lang. Blüten in der Sektion kaum mittel- 
groß. Kelch sehr klein, Blättchen ca. 4,5 mm lang. Korolla ca. 1,5 cm im Durchmesser, 
breit-glockig. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande 3,25 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Dischore- 
Gebirges, am Govidjoa, ca. 1300 m ü. M. (ScaLecuter n. 19784. — Blühend 
im Juni 1909. 

In der Form und Textur der Blätter erinnert die Art an einige Olea- und Ligustrum- 
Arten. Ihre Zweige sind dichter beblättert als bei den meisten anderen Arten der Sek- 
tion, denn an dem mitgebrachten Exemplare überragen die Blätter an Länge stets die 
Internodien. Die ziemlich kleinen Blüten sind außen rötlich, innen gelblich-weiß. 

44. H. patella Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, ramosus, gra- 
cillimus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, minute 
et sparsim puberuli. Folia patentia vel patula, breviter petiolata, oblongo- 
elliptica, obtusiuscule acuminata, subtus puberula, petiolo puberulo, superne 
leviter sulcato. Inflorescentiae breviter pedunculatae, umbellatim pauci- 
florae, pedunculo abbreviato, minute puberulo, pedicellis filiformibus, glabris. 
Flores in sectione inter majores. Calyx parvulus, foliola ovato-lanceolata, 
obtusa, glabra, quam corolla multoties breviora. Corolla late companulata, 
patelliformis, extus glabra, intus dimidio superiore minutissime papillosa, 
lobis late triangulis, breviter acuminatis. Coronae foliola patentia, sub- 
horizontalia, apice paulo adscendentia, superne oblonga, apice acuminata, 
extus obtusa, lateribus incrassato-rotundata. Pollinia oblique oblongoidea, 
basin versus paululo attenuata, translatoribus brevissimis, retinaculo rhom- 
boideo minutissimo. 

Ein sehr zierlicher, epiphytischer Schlinger mit fadenförmigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blatter 6,5—9 cm lang, in der Mitte 2,7—3,4 cm breit, Blattstiele 0,5—0,7 cm 
lang. Blütenstände doldig wenigblütig auf kurzen, behaarten, ca. 0,7—4 cm langem 
Stiel. Blütenstiele fadenförmig, kahl, 3 cm lang. Blüten zu den größeren in der Sek- 
tion gehörig. Kelch sehr klein, Blättchen ca. 2 mm lang. Korolla breit glockenförmig, 
ausgebreitet ca. 3,5 cm im Durchmesser. Koronaschuppen sternförmig abstehend, von 
der Spitze bis zum äußeren Rande ca. 6 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern der Berge von 
Wobbe, im Minjemtal, ca. 300 m ü. M. (Scutecuter n. 16375. — Blühend 
im August 1907). 

In dieser liegt eine der wenigen Arten des Gebietes vor, welche außerhalb der 
Nebelwaldformation auftreten. Die Art ist von den verwandten leicht kenntlich durch 
ihre Blütenfärbung und die niedrigen, schmalen Koronaschuppen. Die Blütenfärbung 
ist hell-rosenrot mit karminroter Korona. 

42. H. torricellensis Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, gracilli- 
mus, parum ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, 
teretes, glabri. Folia patentia vel patula, elliptica, acuminata, coriacea, 
glabra, petiolo glabro, leviter sulcato. Inflorescentiae graciliter pedunculatae, 
umbellatim pauciflora, pedunculo glabro, pedicellis filiformis, glabris. Flores 
in sectione inter mediocres, illis H. epedunculatae Schltr. similes, sed bene 
minores. Calycis parvuli foliola ovato-oblonga, obtusa, eciliata, glabra, 


| 4 


“quam corolla multoties breviora. Corolla late campanulato, usque ad me- 
dium fere 5-fida, extus glabra, margine eciliata, intus dense papillosa-pu- 
berula, lobis ovato-triangulis, acutis. Coronae foliola patentia, apice sub- 
erecta, superne oblonga, apice acuta, extus obtusa, lateribus rotundato- 
incrassata. Pollinia oblique oblongoidea, basin versus paululo attenuata, 
- translatoribus brevissimis, retinaculo rhomboideo minuto. 

Ein sehr zierlicher, epiphytischer Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blätter 9—14 cm lang, in der Mitte 4—4,3 cm breit. Blütenstände doldig, 
wenigblütig, auf kahlem, schlankem, ca. 3 cm langem Stiel. Blütenstiele fadenförmig, 
kahl, ca. 2,3 cm lang. Blüten in der Sektion mittelgroß. Kelch sehr klein, Blättchen 
ca. 4,5 mm lang. Korolla breit schüsselförmig, ausgebreitet ca. 2,6 cm im Durchmesser, 
am Rande nicht bewimpert, Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande 
ca. 0,4 cm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 800 m ti. M. (Scarecater n. 20315. — Blühend im Sep- 
tember 1909). 

Ich habe lange geschwankt, ob diese Art neben der folgenden als eigene Art an- 
zusehen ist oder nicht. Habe mich dann aber doch entschließen müssen, sie als ge- 
sonderte Spezies zu betrachten, da doch mehrere Merkmale dafür sprechen, auf welche 
ich bei Beschreibung der H. epedunculata Schltr. näher eingehen werde. Die Blüten- 
färbung der vorliegenden Art ist hell-weinrot, die Koronaschuppen sind gelblich mit 
roten Spitzen. 

43. H. epeduneulata Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum 
ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, bene foliati, teretes, glabri. 
Folia patentia vel patula, petiolata, elliptica, acuminata, subcoriacea, utrinque 
glabra, pedunculo glabro, crassiusculo, superne leviter sulcato. Inflores- 
centiae sessiles, umbelliformes, pauci- vel pluri-(ad 5-)florae pedicellis fili- 

 formibus, glabris. Flores in sectione inter majores, illis H. torricellensis 
Schltr. similes sed multo majores. Calycis parvuli foliola ovata, obtusa, 
margine minute ciliata, extus subverruculosa, quam corolla multoties bre- 
viora. Corolla late campanulata, patelliformis, usque ad medium fere 5-fida, 
extus gtabra, intus papilloso-puberula, marginibus dense ciliolata, lobis tri- 
angulis acuminatis. Coronae foliola patentia antice adscendentia, superne 
obovata, apice acuta, extus obtusissima, lateribus vix incrassata. Pollinia 
oblique oblongoidea, translatoribus brevibus, retinaculo rhomboideo, minuto. 

Ein wenig verzweigter, epiphytischer Schlinger mit schnurartigen, gut beblätterten 
Zweigen. Blätter 44—148,5 cm lang, in der Mitte 4,5—7,5 cm breit, Blattstiele 1—1,3 cm 
lang. Blütenstände doldig, 4—5-blütig ohne gemeinsamen Stiel. Blütenstiele faden- 
förmig, kahl, ca. 3,5 cm lang. Blüten in Sektion ziemlich groß. Kelch sehr klein, Blätt- 
chen ca. 2 mm lang, kurz bewimpert. Korolla ausgebreitet, ca. 4,2 cm im Durchmesser, 


Lappen am Rande dicht bewimpert. Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren 
Rande etwa 3,5 mm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Torricelli- 
Gebirges, ca. 900 m ti. M. (Scutecuter n. 20102. — Blühend im Sep- 
tember 1909). 

Wie schon oben bemerkt wurde, ist die Art nahe verwandt mit H. torricellensis 
Schltr. Die Gründe, welche mich veranlaßten, beide Pflanzen als besondere Arten an- 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 133 


134 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


zusehen, sind folgende: Bei H. epedunculata Schltr. sind die Blatter breiter, die Blüten- 
dolden sitzend, die Korolla sehr groß, der Kelch und die Korollaabschnitte gewimpert 
und die Koronaschuppen kürzer. Bei H. torricellensis Schltr. haben wir kleinere Blüten 
in langgestielten Dolden, nicht gewimperte Kelche und Korolla sowie längere Korona- 
schuppen. Auch die Pollinien sind hier breiter. Die Blüten sind rosenrot mit gelblich- 
weißer Korona. 


44. H. rhodostemma Schltr. n. sp. — Suffrutex epiphyticus, parum 


ramosus, scandens. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. 


Folia erecto-patentia, late elliptica, acuminata, basi cuneata, coriacea, utrinque 
glabra, superne lucida, subtus opaca, petiolo glabro, superne leviter sulcato. 
Inflorescentiae longipedunculatae, umbelliformes, 4—40-flora, pedunculo 
gracili et pedicellis filiformibus glabris. Flores in sectione inter majores, 
illis H. pulchellae Schltr. similes. Calycis parvuli foliola ovato-oblonga, 
obtusa, glabra, quam corolla multoties breviora. Corolla late campanulata, 
patelliformis, usque ad medium fere 5-fida, extus glabra, lobis late trian- 


gulis, breviter acuminatis, intus minutissime papillosis, basin versus glabratis, — 


margine pilis minutis incurvis donatis. Coronae foliola crassiuscula dorso 
et apice leviter adscendentia, superne late ovalia, acuminata, extus obtu- 
sissima, lateraliter subcarinato-plicata. Pollinia oblique oblongoidea, trans- 
latoribus brevissimis, retinaculo minuto, rhomboideo. 

Ein epiphytischer, wenig verzweigter Schlinger mit locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 9—14 cm lang, in der Mitte 4,2—7,3 cm breit, Blattstiele kahl, 4,5—2,2 cm lang, 
Blütenstände doldig 4—10-blütig, auf schlankem, kahlem, 9—14 cm langem Stiel. Blüten- 
stiele fadenförmig, kahl, 3—4,5 cm lang. Kelch sehr klein, Blättchen kaum 2 mm lang. 
Korolla breit glockenförmig oder schüsselförmig, ausgebreitet ca. 2 cm im Durchmesser, 
Koronaschuppen von der Spitze bis zum äußeren Rande ca. 2,75 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern des Dischore- 
Gebirges, im Wariagebiet, ca. 1200 m ü. M. (ScuLecater n. 19627. — 
Blühend im Mai 1909); auf Bäumen in den Wäldern des Maboro-Gebirges, 
im Wariagebiet, ca. 1400 m ü. M. (Scazecarer n. 19857. — Blühend im 
Juni 4909). | 

Diese prächtige Art scheint auf die Gebirge des Wariagebietes beschränkt zu sein. 
Sie ist nahe verwandt mit H. epedunculata Schltr., unterscheidet sich aber durch die 
langgestielten Blütenstände, die Blütenfärbung und die kürzeren Koronaschuppen. Die 
Blüten sind schneeweiß mit kirschroter Korona. 


45. H. megalaster Warbg., in Fedde, Repertor. III. (1907) p. 343. — 
IH. purpurea K. Schum. in Engl. Jahrb. IX (1887) p. 246 (nec. BI.). 

Nordöstl. Neu-Guinea: am Oberlauf des Kaiserin-Augustaflusses 
(M. Horzrung n. 258); in den Wäldern auf dem Wege vom Ramu zur 
Küste, ca. 400 m ti. M. (ScazecaTer n. 14148. — Blühend im Januar 1902); 
in den Wäldern des Ibo-Gebirges, bei Boroai, ca. 700 mt. M. (ScHLECHTER 
n. 18276. — Blühend im September 1908); in den Wäldern am Fuße des 
Bismarck-Gebirges, bei der Saugueti-Etappe, ca. 300 m ü. M. (SchLEcHTER 
n. 18664. — Blühend im November 1908). 


Von dieser prächtigen Pflanze habe ich nun einige recht gute Exemplare mit- 
gebracht. Die Blüten sind an dieser sogar noch etwas größer als an dem nicht sehr 


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R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 135 


vollständigen Original, stimmen aber mit jenem und den von mir im Jahre 1902 auf- 
gelesenen Blüten gut überein. Die Art ist die größtblütige in der Sektion und durch 
die oben scharf gekielten Koronaschuppen leicht vor den anderen kenntlich. Bei einigen 
Exemplaren am Ibo fand ich Blätter von 20 cm Länge bei 8,5 cm Breite. Die Blüten 
erreichen einen Durchmesser von 5cm. Die Blütenfärbung ist dunkel-weinrot. 

Falls die Vermutung Burkırıs zutrifft, daß seine A. subcalva Burkill mit H. mega- 
“laster Warb. identisch ist, so muß der erstere Namen an Stelle des Warsureschen 
treten, da H. megalaster Warb. zwar schon seit langen Jahren in der Literatur be- 
kannt, aber erst im Jahre 1907 mit einer Beschreibung veröffentlicht wurde. 


§ VII. Eriostemma Schltr. 


Die am besten gegen die anderen unterschiedene ist die hier auf- 
gestellte Sektion Hrzostemma. Diese Sektion ist so gut und scharf ge- 
schieden, daß in Erwägung zu ziehen wäre, ob sie nicht besser als eigene 
Untergattung aufzufassen ist. Ich habe zwar schon oben die hauptsäch- 
lichsten Merkmale kurz aufgeführt, will aber diese nun hier nochmals 
ausführlicher angeben. Habituell ist eine starke Übereinstimmung mit 
Eu-Hoya vorhanden, doch sind die Zweige weicher und fleischiger und 
stets mehr oder minder stark weichhaarig. Die Blütenstiele sind auffallend 
dick und weichfleischig, der Kelch wie bei Pterostelma stärker ausgebildet 
und die außen behaarten großen Blüten ebenfalls fleischiger. Das Gyno- 
stegium mit den Koronaschuppen steht auf einer wollig-zottigen von den 
verwachsenen Filamenten gebildeten Säule, welche in die Koronaröhre ein- 
gelassen ist. Die Pollinarien zeichnen sich denen der anderen Hoya- 
Arten gegenüber dadurch aus, daß die Translatoren eine starke Ausbildung 
erfahren haben und eine Drehung aufweisen; auch der Klemmkörper ist 
recht groß. Die Pollinien sind mehr keulenförmig und haben nicht die 
für die übrigen Hoya-Sektionen charakteristische Leiste am äußeren Rande. 

Die Zahl der zu dieser Sektion zu rechnenden Arten ist noch klein, 
doch sicherlich wird durch die weitere Erforschung der malaiisch-papu- 
anischen Florengebiete noch manch eine weitere hierher gehörige Novität 
hinzukommen. 

Als westlichste Art ist H. coronaria Bl. zu betrachten, welche von 
der malaiischen Halbinsel und den Sunda-Inseln bekannt ist. A. Ariadna 
Dene. ist von der Insel Amboina beschrieben. Zwei noch unveröffentlichte 
‚Arten kenne ich von den Philippinen und Celebes, die übrigen sind papu- 
anisch. Von diesen letzteren sind H. purpurea Bl. und H. neo-guineensis 
Engl. von Holländisch Neu-Guinea und H. Guppyi Hemsl. sowie H. affinis 
Hemsl. von den englischen Salomons-Inseln bekannt geworden. Im deutschen 
Teile von Papuasien kenne ich zur Zeit die vier hier aufgeführten Arten, 
‚nämlich H. purpurea Bl., H. Hollrungii Warbg., H. gigas Schltr. und H. 
Lauterbachii K. Schum. Die erste dieser vier Arten kenne ich von Stand- 
orten in unmittelbarer Nähe der Meereskiiste doch dringt sie auch weiter 
inland in die Wälder der Hügel bis zu etwa 300 m ü. M. vor. Die anderen 


136 ’ C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL 


drei Arten sind typische Bewohner der Hügelwälder, in denen sie, wie auch 
die übrigen Spezies der Sektion, nur terrestrisch auftreten, aber mit ihren 
langen Trieben oft ganze Gebüsche und kleinere Bäume überziehen. Be- 
sonders häufig sind sie längs der Bach- und Waldränder anzutreffen. 


46. H. purpurea BI, Rumphia IV (1850) p. 30, t. 182. 

Nordöstl.-Neu-Guinea: an Waldrändern am Ufer der Eware-Lagune 
bei Adolf-Hafen ca. 5m ü. M (Scavecurer n. 19213. — Blühend im April 
1909); Liane an den Ufern des Waube-Baches, im Waria-Gebiet ca. 300 m 
ü. M. (Scutecater n. 17407. — Blühend im März 1908). 


Schon früher war wiederholt » H. purpurea Bl.« von Deutsch-Neu-Guinea angegeben 
worden, doch stellte sich heraus, daß es sich in einem Falle um H. megalaster Warb., 
im anderen um H. Hollrungii Warb. handelte. Die von mir hier aufgeführten Exem- 
plare sind aber wohl ohne Zweifel als H. purpurea Bl. zu bezeichnen, denn sie stimmen 
nicht nur in der Beschreibung mit der letzteren sondern auch in der Blütenfärbung 
ganz vorzüglich. Die Blüten sind rot mit gelber Kolumna. 


47. H. Hollrungii Warb. in Fedde, Repertor. II (1907) p. 342. — 
H. purpurea K. Schum. in K. Schum. u. Hollrung, Fl. Kaiser-Wilhelmsland 
(1889) p. 110 (nec. BI.) 

Nordöstl. Neu-Guinea: bei der ersten Kaiserin-Augustafluß-Station 


(M. Hortrung n. 664. — Blühend im August 1889); zwischen Bäumen 
und Sträuchern windend im Walde bei Konstantinhafen, ca. 20—50 m ü.M. 
(SCHLECHTER n. 14297. — Blühend im März 1902); an Bäumen an Ab- 


hängen des Minjem-Tores, ca. 400 m ü. M. (ScarecaTer n. 16086. — 
Blühend im Mai 1907); Liane an Waldrändern bei der Kaulo-Etappe, 
ca. 250 m ü. M. (Scurecater n. 17530. — Blühend im April 1908.) 

Die Unterschiede zwischen dieser Art und H. purpurea Bl. sind von WARBURG 
richtig auseinandergesetzt worden, ich habe hier nur hinzuzufügen, daß auch die Blüten- 
färbung recht verschieden ist. FH. Gwppyi Hemsl. und H. affinis Hemsl. sind nahe mit 
dieser Art verwandt. Die Blüten sind grünlich gelb, innen nach dem Grunde rötlich, 
die Kronen oben rot. | 

48. H. Lauterbachii K. Schum. in Monatschr. für Kakteenk. v. VI. 
(1996) p. 7. 

Nordöstl.-Neu-Guinea: im Walde am Mittellauf des Gogol-Flusses 
(C. Laurersacu n. 930. — Blühend im November 1890). 

Diese prächtige Art ist neben H. gigas Schltr. die größtblütige in der Sektion, 
ja vielleicht noch größer als H. gigas Schltr. Sie steht der H. neo-gwineensis Engl. 
unter den früher bekannten am nächsten, doch nun liegt in H. gigas Schltr. eine 
noch nähere Verwandte vor, welche sich aber durch die innen nicht sammetig be- 
haarte Korolla auszeichnet. Die Blütenfärbung ist nach Dr. LautTErRBAcH dunkelrot. 


49. H. gigas Schltr. n. sp. — Suffrutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri minute et molliter 
tomentosuli. Folia erecto-patentia vel patula, oblonga vel elliptico-oblonga, 
acuminata, basi rotundata, superne glabra, subtus brevissime tomentosula, 
petiolata, petiolo tomentosulo, superne leviter sulcato. Inflorescentiae 


pedunculatae, umbelliformes, 3—7-florae, pedunculo pedicellisque aequi- 


1 ale 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 137 


longis brevissime tomentosulis. Calycis foliola suborbicularia, imaequi- 
magna, brevissime tomentosula, quam corolla multo breviora. Corolla sub- 
rotata in genere maxima, usque supra medium 5-fida, extus sparsim 
puberula, intus microscopice papillosa, basi intus anulo villoso circumdata, 
lobis triangulis, acutis, margine eciliatis. Coronae foliola suborbiculari-ovalia 
-antice breviter rostrata, medio concava, extus obtusissima. Pollinia falcato- 
clavata, translatoribus curvatis, polliniis subaequilongis, retinaculo rhomboideo 
polliniis paulo minore, 


soe ees 


ARE Te 


Fig. 6. Hoya gigas Schitr. 


Eine prächtige hoch-kletternde Liane, mit schnurartigen locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 9—44 cm lang, in der Mitte 4,2—5,5 cm breit, Blattstiele 1,5—2 cm lang. Blüten- 
stände doldig 3—7-blütig auf 2,5—3 cm langem, sehr kurz filzigem Stiel. Blütenstiele 
2,5—3 cm lang, sehr kurz filzig. Blüten in der Gattung sehr groß, denen der H. Lauter- 
bachii K. Schum. ähnlich und fast gleichgroß. Kelchblätter ungefähr 6—8 mm im 
"Durchmesser. Korolla sehr breit, schüsselförmig, ausgebreitet etwa 8,2 cm im Durch- 
messer. Gynostegiumsäule etwa 1,4 cm hoch. Koronaschuppen breit und kurz, von der 


Spitze bis zum äußeren Rande 7 mm lang. 


138 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Nordöstl. Neu-Guinea: auf Bäumen in den Wäldern auf dem 
Gomadjidji, am Waria, ca. 450 m ü. M. (Scarecater n. 19389. — Blühend 
im Mai 1909). | | 

In dieser Art liegt eine nahe Verwandte der H. Lauterbachii K. Schum. mit etwa 
gleichen Blütendimensionen. Die beiden Arten sind aber unschwer auseinander zu halten, 
denn bei H. Lauterbachii K. Schum. ist die Korolla tiefer schüsselförmig und innen 
besonders nach der Mitte zu dicht sammethaarig. Die Blüten der vorliegenden Art sind 
rot, die Korona gelb mit braunem Band. 


Fig. 6 À Zweigstück, 5 Korollaumriß in nat. Größe, C Gynostegium mit Korona, 
D E Koronaschuppe, F Pollinarium. 


Zweifelhafte Arten. 


50. H. rosea K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 
p- 365. 

Nordöstl. Neuguinea: auf dem Sattelberg (L. Bıro n. 10. — Blühend 
im November 1898). 


Das Original dieser Art habe ich im Berliner Herbar nicht finden können. Aus 
der Beschreibung ist die Art nicht festzustellen. Vielleicht gehört sie zur Sektion 
Otostemma. Nach den kleinen Blättern zu urteilen ist sie vielleicht mit H. pedunculata 


Warb. identisch. 3 
54. H. sororia K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) 
p. 366 in obs. — H. Rumphü Warb. in Engl. Jahrb. v. XIM. (1890) 


_—- ~~ 


p. 409. (nec. BI.). 
Bismark-Archipel: Neu-Pommern, auf Bäumen am Strande bei 
Ralum (F. Dan); Neu-Lauenburg-Gruppe, auf der Insel Ulu (0. Warsure). 


Auch diese Art habe ich im Berliner Herbarium nicht finden können. (Es sollte 
mich nicht wundern, wenn sie sich als identisch erweist mit H. papillantha K. Schum.) 


Astelma Schitr. 


| 

| 

Unter den Asclepiadaceen, welche ich von meiner letzten Expedition — 

aus Neu-Guinea mitgebracht habe, befindet sich eine Pflanze, welche äuBer- 
lich mehr einer wenigblütigen Secamone-Art gleicht als einem Typus der 
Marsdenieae. Allenfalls könnte man wohl auch auf den Gedanken kommen, q 
eine aberrante Gymnema-Art vor sich zu haben. Ich untersuchte damals 
an Ort und Stelle die Pflanze lebend und fertigte eine genaue Analyse der 1 
Blüten an, welche mich zu der Überzeugung brachte, daß hier eine neue 
Gattung vorliege, welche wohl am besten neben Gymmema R. Br. unter- | 
zubringen ist. | 
Die Pflanze ist eine Liane vom Wuchs der Secamone-Arten und steigt 


hoch in die Bäume hinauf. Soweit ich beobachten konnte, tritt sie nur 
in den Gebirgswäldern am unteren Rande der Nebelwaldformation auf. | 


Astelma Schltr. n. gen. 


Calyx alte 5-partitus, segmentis suborbicularibus, minute puberulis. 
Corolla campanulata usque ad quartam partem basilarem 5-fida, utrinque” 


a R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 139 
À glabra, lobis concavis apice subhamato-recurvulis, oblongis. Corona nulla. 
_ Gynostegium columnare cylindricum. Antherae late quadratae, filamentis 
_ connatis tubum columniformem cylindricum glabrum antheris duplo longiorem 
formantibus, appendicibus hyalinis semiorbicularibus. Stigmatis caput 
“antheras paulo superante apice semiglobosum. Pollinia erecta, oblique 
if clavata, translatoribus horizontalibus, brevibus, retinaculo lineari-oblongoideo, 
polliniis fere aequilongo. 
( Frutex ramosus alte scandens, ramis filiformibus, bene foliatis; foliis 
ais lanceolato-ellipticis glabris, textura subcoriaceis; cymis Sie 


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Fig. 7. Astelma secamonotdes Schitr. 


9 pedunculatis, abbreviatis paucifloris; floribus parvulis, illis generis 
_Secamone similibus. 


Species. singula adhuc nota, montium Papuae incola. 


“ Die Gattung gehört in die Gruppe der Marsdeniinae und ist neben 
Gymnema R. Br. unterzubringen. Von jener ist sie verschieden durch die 
Textur der Blätter, durch das Fehlen der schuppenartigen Auswüchse in 
der viel tiefer gespaltenen Blüte und durch das eine ziemlich hohe Säule 
bildende Gynostegium. Dieses Gynostegium ist äußerst charakteristisch 
“und ganz verschieden von dem sämtlicher anderer Marsdenieae, da der 
durch die verwachsenen Filamente gebildete untere Teil sehr lang und 


= 


140 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


walzenförmig ist. Der der Pflanze gegebene Gattungsname soll auf das 
Fehlen der Korona hinweisen. 


A. secamonoides Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes bene foliati, teretes, minutissime puberuli, demum glabrati. _ 
Folia patentia vel patula, lanceolato-elliptica, acuta, utrinque glabra, subtus — 
nervosa, petiolo brevi, minutissime puberulo. Cymae axillares abbreviatae, « 
pauci (1 —5-florae) sensim floriferae, pedunculo nunc petiolo breviore nunc « 
subduplo longiore; bracteis minutis squamiformibus. Flores in ordine inter à 
minimos, breviter pedicellati. Calycis segmenta suborbicularia, minutissime 
puberula et ciliata, quam corolla fere 3-plo breviora. Corolla usque ad « 
quartam partem basilarem 5-fida, utrinque glabra, lobis concavis apice M 
hamato-recurvulis, oblongis subapiculatis. Gynostegium, antherae, polinaria « 
et stigmatis caput generis. 

Ein hochwindender Strauch mit fadenförmigen gut beblätterten Zweigen. Blatter M 
2—3,5 cm lang, in der Mitte 0,7—1,3 cm breit, Blattstiel 3—5 mm lang. Inflorescenzen ~ 
etwa von der Länge des Blattstiels bis doppelt so lang. Blütenstielchen 2—3 mm lang, « 


sehr kurz behaart. Kelchzipfel kaum 0,75 mm lang. Korolla glockenfôrmig, tief 5-spaltig, 
0,3 cm lang. Gynostegium etwa halb so hoch wie die Korolla. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Torricelli- Ge- 3 
birges, ca.600 m ii. M. (Scnecater n. 20054. — Blühend im September 1909). M 


Ich habe über die Pflanze nichts weiter hinzuzufügen, môchte nur noch erwähnen, 
daß die Blüten weiß sind. 


Fig. 7A Zweigstück. B Blüte. C Gynostegium. D E Anthere. F Pollinarum. 


Gymnema R. Br. 


Die Gattung Gymnema R. Br., welche in Australien so artenreich ist, À 
scheint in Neu-Guinea keine sehr große Entwickelung erfahren zu haben. 
Die erste Art, welche aus Papuasien beschrieben wurde, ist G. recurvi-« 
folium Bl., eine Pflanze, die jetzt gewöhnlich als Gongronema recurvi- — 
folium (Bl.) Walp. betrachtet wird und nur aus Holländisch-Neu-Guinea 1 
bekannt ist. Im Jahre 1905 beschrieb dann K. Scaumann die erste Art aus” 
Deutsch-Neu-Guinea in G. suborbiculare K. Schum. und ich fügte im Jahre 
1906 zwei weitere neue Arten, G. tricholepis Schltr. und @. Chalmersü 
Schltr. aus Britisch-Papua, hinzu. Nun liegen noch weitere Arten vor, ~ 
von denen die eine aber vielleicht später abzutrennen sein wird. Für 
Deutsch-Papuasien kennen wir also drei Arten. Von diesen gehören zwei” 
den Wäldern des Hügellandes an und kommen auch in der Nähe der 
Meeresküste vor. Die dritte, abweichende Art, ist in der Nebelwaldforma- 
tion der Gebirge anzutreffen. Alle Arten sind sehr schlanke Lianen, welche” 
hoch in die Bäume hinaufklettern und oft erhebliche Ausdehnung er- 
reichen. | 

Die Gattung wird in drei Sektionen geteilt, Æu-Gymnema, PBidaria 
und Bidariella. Von diesen ist die erste in zwei Arten vertreten, während 
die Gebirgspflanze zu Bidariella zu verweisen sein dürfte, 


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R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 141 


1. G. suborbiculare K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. 
(1905) p. 354. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Asinai-Bach, im 
Minjem-Tal, ca. 180 m ii. M. (Scatecuter n. 17270. — Blühend im Februar 
1908); im Busch an der Bumi-Mündung bei Finschhafen (C. WEINLAND 
n. 40. — Blühend im Oktober 1889). 


Wie schon Schumann hervorhebt, hat die Art eine gewisse Ähnlichkeit mit Mars- 
denia verrucosa Warb., ist aber eine echte Gymnema-Art. Durch die bräunliche weiche 
Behaarung und die Form der viel größeren Blätter ist sie leicht vor den anderen Arten 
kenntlich. Meine Exemplare haben viel mehr eiförmige Blätter als das Original von 
Weıntann. Die Blüten sind kremefarben. 


2. 6. rivulare Schitr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, minutissime puberuli. Folia elliptica, 
acuminata, basi rotundata, glabra, textura pro genere tenuiora, petiolo 
gracili, leviter sulcato, minute puberulo. Cymae subaxillares, umbelli- 
formes, 3—6-florae, petiola longitudine vix aequantes, pedunculo pedi- 
cellisque minutissime puberulis. Flores in genere inter minores, illis G. 
silvestris R. Br. similes. Calycis segmenta ovalia, minute puberula et 
ciliata, tubo corollae aequilonga. Corolla usque ad medium 5-fida utrinque 
glabra, lobis oblique ovalibus, obtusis. Coronae squamae infra sinus 
corollae more generis decurrentes, lineares, apiculatae, lateribus ciliatae, apice 
incurvae. Antherae quadratae, appendice hyalina reniformi, obtusissima. 
Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus horizontalibus, brevibus, retina- 
culo rhomboideo parvulo, quam pollinia multoties minore. Stigmatis caput 


semiglobosum, apice leviter excisum, glabrum, antheras distincte superans. 
Eine hochkletternde Liane mit fadenförmigen locker beblätterten Zweigen. Blätter 
gestielt 4,5—8,5 cm lang, in der Mitte 2,5—4 cm breit, Blattstiel 4,5—3 cm lang. 


—Blütenwickel doldenartig 3—6-blütig, kaum die Blattstiele überragend. Die Blüten klein 


mit ovalen Kelchzipfeln von der Länge der Blütenkronenröhre. Blumenkrone bis zur 
Hälfte 5-spaltig, ca. 2,75 mm lang, mit stumpfen Lappen. Koronaschuppen die Buchten 
der Korolla nicht überragend oben nach vorn gestreckt. Gynostegium ca. 4,5 mm hoch. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane an den Ufern des Minjem, beim 


 Minjemtor ca. 450 m ü. M. (Scureeuter n. 16972. — Blühend im De- 


zember 1907). 


Die Art ist leicht kenntlich durch die dünnen Blätter, welche beiderseits kahl sind. 
Die Blütenwickel erinnern an diejenigen verschiedener Arten aus der Verwandtschaft von 
H. silvestre R. Br., sind aber nur 3—6-blütig. Die Wimpern zu beiden Seiten der 
Koronaschuppen stehen hier nicht so dicht und in einer Reihe wie bei den meisten 
Arten, sondern sind gleichmäßig verstreut. Die Blütenfärbung ist hellgelb. 


Fig.8. J—P. JBlüte. K Korollasegment von innen. JL Korollaschuppe von der Seite. 
M N Anthere. O Gynostegium. P Pollinarium. 

3. 6. kaniense Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, elongati, flexuosi, bene foliati, teretes, primum minutissime 
puberuli, mox glabrati. Folia patentia vel patula, petiolata, elliptico-ob- 
longa, obtusiuscule acuminata, basi rotundata, utrinque glabrata, petiolo 


142 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, II. 


superne leviter sulcato, demum glabrato. Cymae simplices vel parum - 


ramosae, pluriflorae, pedunculo petiolis fere aquilongo, minutissime puberulo. 
Flores perbreviter pedicellati, in genere inter minores, erecto-patentes. 
Calycis segmenta late ovalia sparsim et minute puberula, margine minute 
ciliata, quam corolla duplo breviora. Corolla usque ad tertiam partem 
basilarem 5-fida, lobis oblongis obtusis, oblique subexcisis, dimidio inferi- 
ore intus utrinque carina obscura juxtamarginali donatis. Antherae quadratae, 
appendice hyalina rotundata obtusa. Pollinia oblique clavata, erecta, trans- 
latoribus horizontalibus polliniis subduplo brevioribus, retinaculo lineari polliniis 


Fig. 8. A—H Gymnema kaniense Schltr., J—P G. rivulare Schltr. 


aequilongo. Stigmatis caput subdepresso-obtusissimum, antheras vix ex-. 


cedent. 


Eine hochkletternde Liane mit fadenförmigen gut beblätterten Zweigen. Blätter | 
gestielt, 4—8 cm lang, in der Mitte 2,2—4 cm breit, Blattstiel 1—1,5 cm lang. Blüten-… 
wickel ,4—8-blütig unverzweigt oder mit 1—2 kurzen Zweigen, Stiel dem Blattstiel — 


etwa gleichlang. Blüten klein, sehr kurzgestielt. Kelchzipfel halb so lang als die Blumen- 


krone, sehr kurz spärlich behaart und sehr kurz bewimpert. Blumenkrone 2,75 mm 


lang. Gynostegium ca. 1,75 mm hoch. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, 


ca. 900 m ü. M. (Schltr. n. 16738. — Blühend im Oktober 1907). 


Ich verweise diese Pflanze zunächst in die Sektion Bidartella, obgleich ich be- — 
zweifle, ob jene überhaupt in dieser Form ihre Berechtigung hat. Die Art ist ent- 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 143 


schieden nicht als echte Gymmnema anzusehen, denn die Korolla ist bei ihr tiefer geteilt 


und die fir Gymnema so charakteristischen Koronaschuppen unterhalb der Korolla- 


- ausschnitte sind hier nur rudimentär nachweisbar in Form zweier Leisten am Rande der 


ey 


Age? 


D 1 


Lappen der Blumenkrone. Auch der Griffelkopf ist abweichend, da er mehr von oben 


_ herabgedriickt ist und nicht die Antheren überragt. Die Blüten sind innen grüngelb. 


Fig. 8 A—H. A Zweigstück, B Blüte, © Kelchzipfel, D Korollasegment, 
E Gynostegium, /—G Anthere, A Pollinarium. 


Marsdenia R. Br. 


Die Umgrenzung der Gattung Marsdenia R. Br. ist zurzeit eine recht 
wenig zufriedenstellende. Man hat sich gezwungen gesehen, bei der heutigen 
Auffassung der Gattung recht verschiedene Elemente hier unterzubringen, 
die zur besseren Klärung des Gattungscharakters vielleicht besser aufer- 
halb geblieben wären. Selbst Pflanzen ohne Koronabildung wie Pseudo- 
marsdenia condurango (Rchb. f.) Schltr. hat man hier untergebracht. Auch 


in unserem Gebiete treten verschiedene Arten auf, welche ich mich ge- 


zwungen sehe einstweilen als Marsdenia anzusehen, die aber mit den be- 


"kannten typischen Marsdenien wenig übereinstimmen. Es wird dringend 


nötig sein, daß durch eine Monographie diese Gattungsumgrenzung einmal 


geklärt wird. So wie hier liegen die Verhältnisse auch bei vielen anderen 


Asclepiadaceen-Gattungen. Eine solche Monographie der Familie ist meiner 


"Ansicht nach nur möglich, nachdem alle Arten genau analysiert sind, da 
man sich sonst bei der Bearbeitung der einzelnen weiteren Gattungen stets 


wieder neuen Überraschungen gegenüber sehen würde. 

Ich kenne zurzeit aus unserem Gebiete die 17 hier aufgeführten Arten. 
In dem holländischen und englischen Teile der Insel treten sicher ebenfalls 
endemische Arten auf, doch sind solche bisher noch nicht beschrieben 


worden. Alle hier für uns in Betracht kommenden Arten sind typische 


- Urwald-Lianen, die hoch in die Bäume oder Büsche klettern. Einige Arten 


wie M. papuana Schltr., M. gonoloboides Schltr. und M. mollis Schltr. sind 


in den Niederungswäldern zu finden. M. elephantina Schltr., und M. ocu- 


lata Schltr. sind Bewohner der Hügelwälder, während die übrigen Lianen 
der Bergwälder sind und z. T. bis in die Formation des Nebelwaldes 
emporsteigen, oder auf diese beschränkt sind, wie z.B. M. sarcodantha 
Schltr., M. wariana Schltr., M. rotata Schltr. und M. arachnoidea Schltr. 
M. papuana Schtr. ist häufig an Waldrändern zu beobachten und wächst 
meist gesellig, während die übrigen Arten mehr vereinzelt auftreten. 


1. M. brachystephana Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. 
(1905) p. 367. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane an offeneren Bachrändern im Torri- 
celli-Gebirge, ca. 500 m ü. M. (Scurecuter n. 14386. — Blühend im 


April 1904); Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, ca. 800 m ü. M. 
(Scatecuter n. 17718. — Blühend im Mai 1908). 


144 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IT. 


Ich halte es für wahrscheinlich, daß diese Art später aus der Gattung auszu- 
scheiden sein wird, da sie einen ziemlich abweichenden Typus darstellt. Die Korona- 
schuppen und Pollinien sprechen mehr für eine Tylophora, doch ist der Habitus ganz 
verschieden. Im Schlunde der Blumenkronenröhre findet sich eine ringförmige Verdickung. 
Die Blüten sind weißlichgelb oder hellgelb. 


2. M. papuana Schltr. — M. verrucosa Warb. in Engl. Jahrb. v. XII. : 


(1894) p. 440 (nec Dene). 
Nordöstl. Neu-Guinea: am Nurufluß im Hochwald, ca. 480 m ü.M. 


(C. Lautersach n. 2262. — Blühend im Juni 1896); am Unterlauf des : 


Gogolflusses, in Schilfdickichten (C. Laurersacn n. 891. — Blühend im 
November 1890); an Waldrändern bei der Station Bulu, ca. 45 m ü. M. 
(Scatecater n. 16041. — Blühend im April 1907); im Walde bei Kon- 
stantinhafen (C. Lavrerpaca n. 1313. — Blühend im Dezember 1890); in 
den Wäldern bei der Saugueti-Etappe, ca. 200 m ü. M. (ScrecaTer n. 18 869. 
— Blühend im November 1908); Im Uferwalde des Bumiflusses (C. Laurer- 
BACH n. 437. — Fruchtend im Juli 1890); im Walde bei Finschhafen 
(O. Warsurc — im Jahre 1888) (C. Laurersacn n. 1367, n. 1420. — Blühend 
im Januar 1897). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, auf einer Lichtung des Wald- 
tales bei Ralum im Lowon (Gazelle-Halbinsel) (F. Daat. — Blühend im 
Januar 1897). 

Die Art ist eine sehr nahe Verwandte der M. velutina Dene vom nördlichen 
Australien. In der Größe der Büten ist sie etwas variabel. So sind die Blüten meiner 
Exemplare vom Küstenwalde bei Bulu bedeutend kleiner als die der übrigen. Die 
Blüten sind außen grünlich gefärbt, die Lappen der Korolla innen ziegelrot bis braun. 

3. M. gonoloboides Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosis, teretes, laxe foliati, primum minutissime puberuli, 
mox glabrati. Folia patentia vel patula, petiolata, ovata breviter acumi- 
nata, basi obtusata, utrinque glabra, petiolo glabrato, superne sulcato. 
Cymae pedunculatae subumbellato- abbreviatae, pluriflorae, petiolo aequilongae, 
bracteis minutis. Flores illis M. oculatae Schltr. similes, graciliter pedi- 
cellati. Calycis segmenta ovata obtusa, dimidio inferiore sparsim et 
minute puberula, margine minute ciliata, tubo corollae fere aequilonga. 
Corolla subradiata, usque ad quartam partem basilarem 5-fida, lobis ob- 
longis, oblique apiculatis, margine minutissime ciliatis, basi sparsim puberulis. 
Coronae foliola quadrata, apice truncata cum apiculo obtusiusculo, antheras 
vix excedentia. Antherae trapezoideae, appendice hyalina oblonga, obtusa. 
Pollinia late ellipsoidea, translatoribus brevibus, retinaculo minuto rhomboi- 
deo. Stigmatis caput late conicum, apice biapiculatum, antheras paulo 
superans. 

Eine hochkletternde Liane mit dünnen locker beblätterten Zweigen. Blätter 40—17 cm 


lang, unterhalb der Mitte 5,5—11 cm breit, Blattstiel 3,5—7 cm lang. Inflorescenzen 
fast axillär mit 2—4 cm langem Stiel. Blütenstiele sehr kurz behaart, fadenförmig, bis 


2cm lang. Blüten denen der M. oculata Schltr. sehr ähnlich. Kelchblättchen der 


TT: 


Le. re 


CPE 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 145 


“Blütenrôhre gleichlang. Blüten fast radförmig ca. 1,6 cm im Durchmesser, Gynostegium 
ea. 0,4 cm hoch. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Minjem-Tor. 
ca. 400 m ü. M. (SeazecuTerR n. 17513. — Blühend im April 1907). 
| Die Art ist sehr nahe verwandt mit M. oculata Schlechter, zeichnet sich vor dieser 
aber aus durch die eiförmigen viel größeren Blätter, die ziemlich lang gestielten In- 
_ florescenzen, die etwas größeren innen fast ganz kahlen Blüten und das größere Gyno- 
stegium. Die Pollinarien sind bei beiden Arten erheblich verschieden. Die Blüten der 
M. gonoloboides Schlechter sind hellgrün mit an der Spitze rötlichem Griffelkopf. 
—  %. M. oculata Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) p. 368. 
Nordöstl. Neu-Guinea: an offenen Bachufern an Waldrändern im Torri- 
- celli-Gebirge, ca. 500 m ü.M. (SchLecater n. 14 384. — Blühend im April 1902). 
Auf die Unterschiede zwischen dieser Art und M. gonoloboides Schltr. habe ich 
schon oben aufmerksam gemacht. Bei der vorliegenden Art sind die Blätter länglich- 
elliptisch und kleiner, die Inflorescenzen sitzend oder fast sitzend und das Gynostegium 
kleiner und niedriger. Die Blüten sind grünlich, innen nach der Basis bräunlich, der 
 Griffelkopf purpurviolett. 
5. M. mollis Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
_ filiformes, valde flexuosi, laxe foliati, teretes, molliter tomentosi. Folia patentia 
vel patula, petiolata, late ovato-cordata, breviter acuminata vel spiculata, 
“utrinque molliter tomentosula, superne demum subglabrata, petiolo molliter 
tomentosulo. Cymae subaxillares umbelliformi-abbreviatae, sessiles vel per- 
breviter pedunculatae, molliter tomentosulae. Flores pedicellati, in genere 
vix inter mediocres. Calycis segmenta suborbicularia, obtusa, extus molliter 
“tomentosula, quam corolla 3—4-plo breviora. Corolla carnosula, usque 
“infra medium 5-fida, lobis oblongis oblique obtusis, extus glabris, intus 
: sparsim puberulis. Coronae foliola late rhombeo-ovata, subrostrato-acuminata, 
obtusiuscula, carnosa, antheras distincte superantia. Antherae trapezoideae, 
appendice hyalina rotundata, parvula. Pollinia erecto-patentia oblique ob- 
ovato-oblongoidea, translatoribus perbrevibus cuneatis, retinaculo rhomboideo 
polliniis fere 3-plo minore. Stigmatis caput cylindraceo-oblongoideum, 
apice breviter excisum, coronae foliola bene excedens. 
Eine hochkletternde dicht weichhaarige Liane, mit sehr schlanken locker beblätterten 
Zweigen. Die Blätter 5—40 cm lang, unterhalb der Mitte 4—8,5 cm breit, Blattstiel 
1,5—3,5 cm lang. Inflorescenzen sitzend oder fast sitzend dicht 10—20-blitig. Blüten- 
Stiele 0,5—0,8 cm lang, dicht weichhaarig wie der Kelch. Blüten fleischig, etwa 7,5 cm 


lang. Gynostegium mit Griffelkopf 0,4 em hoch. Koronaschuppen etwa 0,3 cm lang, 
nach unten viel breiter als die Antheren. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern in der Nähe der 
Küste bei Paub, im Bezirke Eitape, ca. 20 m ü. M. (Scutecuter n. 20 003. 
— Blühend im August 1909). 


Eine sehr gut gekennzeichnete Art, welche in der Belaubung am meisten der 
M. papuana Schltr. gleicht, in den Blüten aber den folgenden Arten viel näher steht. 
Die Blüten sind elfenbeinweif. 


6. M. kaniensis Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, rufo-hispiduli. Folia patentia 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. 10 


146 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


vel patula, petiolata, oblonga, breviter acuminata vel apiculata, subtus 


molliter fulvo-tomentosula, superne nervo medio puberulo excepto glabrata, 


4 
; 


L 


petiolo fulvo tomentosulo. Cymae subsessiles, dense pluriflorae, fasciculiformes. — 
Flores breviter pedicellati, in genere inter mediocres. Calycis segmenta sub- 


orbiculari-ovata, obtusa, extus dense fulvo hispidula, quam corolla plus duplo 
breviora. Corolla usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, extus glabra, 
intus fauce puberula, lobis oblongis, apice obliquis, plica obliqua donatis. 
Coronae foliola subquadrata, apice ipso breviter acuminata, antheras super- 


antia, basi truncata. Pollinia oblique obovoidea, translatoribus brevibus, « 
retinaculo oblongoideo, polliniis paulo breviore. Stigmatis caput cylindraceo- 


conicum, apice breviter excisum, coronae foliola bene superans. 

Kine hochkletternde Liane mit sehr schlanken locker beblätterten Zweigen. Blatter 
9,5—49 cm lang, in der Mitte 4,5—7 cm breit, Blattstiel 4,5—2,5 cm lang. Blüten- 
stände fast sitzend. Blitenstiele dicht behaart bis 0,4 cm lang. Blüten mittelgroß, 
ca. 4,1 cm lang. Gynostegium mit Griffelkopf ca. 0,7 cm hoch. Koronaschuppen etwa 
4,5 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, 
ca. 700 m ü. M. (Scutecuter n. 17869. — Blühend im Juni 1908); Liane 


in den Wäldern des Ibo-Gebirges, ca. 4000 m ü. M. (Scazecuter n. 17 789. 


— Blühend im Mai 1908). 

In dieser und den nächsten zwei Arten liegen nahe Verwandte einer Artengruppe 
der Gattung vor, welche auch weiter westlich auf den Molukken vorkommt. M. kanien- 
sis Schltr. ist unter diesen eine kleinere Art und ausgezeichnet durch die abstehend 
behaarten Zweigen, die im Schlunde behaarte Korolla und den längeren Griffelkopf. 
Die Blüten sind elfenbeinweiß, mit braunbehaartem Kelch. 


7. M. Kempteriana Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 


. Rami filiformes, flexuosis, bene foliati, teretes, minutissime brunnescenti- 


tomentosuli. Folia patentia vel patula, petiolata, oblonga, obtusiuscula, basi 
subcordato-retusa, subtus minutissime et mollissime brunnescenti-tomento- 
sula, superne sensim glabrata. Cymae abbreviatae, subsessiles vel brevis- 
sime pedunculatae, pluriflorae. Pedicelli breves brunnescenti-tomentosuli. 


Calycis foliola suborbicularia obtusissima, quam corolla fere 3-plo breviora, — 
minutissime brunnescenti-tomentosula. Corolla usque ad quartam partem 


basilarem 5-fida, subrotata, utrinque glabra. Coronae foliola ovato-triangula, 


obtusiuscula, basi truncata, antheras paulo superantia. Pollinia oblique ; 
obovoidea, translatoribus horizontalibus, polliniis subduplo brevioribus, retina- 
culo ovoideo polliniis paulo minore. Stigmatis caput depressum, apiculo — 


conico obtusiusculo ornatum, coronae foliola paulo superans. 
Eine hochkletternde Liane mit schlanken gut beblätterten Zweigen. Blätter 42 bis 


17 cm lang, in der Mitte 5—6 cm breit, Blattstiele 2,5—3 cm lang. Blütenstände stark _ 
verkürzt, meist fast sitzend, dicht und sehr kurz bräunlich behaart. Blüten ziemlich — 
groß an ca. 4—6 mm langen Stielen. Corolla ca. 3 cm im Durchmesser fast tellerformig ” 


ausgebreitet. Gynostegium ca. 0,7 cm hoch, mit 0,6 cm langen Koronablättchen. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges 


ca. 800 m ü. M. (Scuzenter n. 16751. — Blühend im November 1907). 


Vor M. kaniensis Schlechter ist die vorliegende Art durch die am Grunde leicht 
ausgerandeten Blätter, die größeren Blüten mit vollständig kahler Korolla und die kurz- 
sammetartige Behaarung der Zweige kenntlich. Die Blüten sind elfenbeinweiß mit creme- 
gelber Korona. 

Ich habe die Art meinem Gefährten in Neu-Guinea, Herrn A. Kemprer gewidmet, 
welcher 41/2 Jahre hindurch mit mir die Strapazen und Freuden des Urwaldlebens teilte. 


Fig. 9. O—T. O Blüte. P Gynostegium. ©, R Koronaschuppe. S Griffelkopf. 
T Pollinarium. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 147 


8. M. sarcodantha Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, tenuissime hispidulo -pilosi. 
Folia patentia vel patula, petiolata, elliptico-oblonga, acuminata, basi ob- 
tusissima vel subcordato-retusa, subtus brevissime et molliter tomentosula, 
petiolo subtomentoso-hispidulo superne leviter sulcato. Cymae subsessiles, 
“dense 15—25-florae, fasculiformes. Flores pedicellati, in genere inter 
mediocres. Calycis foliola late ovalia obtusa, extus minute puberula, 
margine minute ciliata, quam corolla 3—4-plo breviora. Corolla carnosa 
usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, tubo intus sparsim puberulo 
excepto glabra, lobis oblongis, obtusis, infra apicem intus plica laterali 
obliqua donatis. Coronae foliola oblonga, quarta parte apicali attenuata, 
apice ipso obtusa, antheras paulo superantes. Antherae oblongoideae, 
appendice hyalina parvula. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus 
perbrevibus subcuneatis, retinaculo oblongoideo polliniis duplo fere minore. 
Stigmatis caput crassiuscule obovoideum, apiculo exciso donatum, coronae 
foliola bene excedens. 

Eine hochkletternde Liane mit sehr schlanken locker beblätterten Zweigen. Blätter 
ea. 45—18cm lang, in der Mitte 7—8,5 cm breit, Blattstiel 2,5—4,5 cm lang. Blüten- 
stande fast sitzend, doldenartig verkürzt, 15—25-blitig. Blüten ziemlich groß, an 
0,5—0,7 cm langen, kurz behaarten Stielen. Korolla ca. 1,7 cm lang, mit schief ab- 
stehenden Lappen. Gynostegium mit Griffelkopf ca. 0,9 cm hoch. Koronaschuppen 
ca. 0,7 cm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, 
ca. 1000 m ti. M. (Scutecurer n. 16956. — Blühend im Dezember 1907). 


Unter den drei verwandten Arten ist diese die großblütigste. Die Behaarung der 
Zweige ist derjenigen von M. kaniensis Schltr. ähnlich, die Koronaschuppen und 
der Griffelkopf erinnern aber mehr an M. Kempteriana Schltr. Die Blütenfärbung ist 
wie bei den beiden anderen Arten elfenbeinweiß, außen aber etwas grünlich. 


9. M. fulva Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes flexuosi, dense fulvo-velutini, teretes, laxe foliati. Folia patentia 
vel patula, graciliter petiolata, ovato- vel suborbiculari-cordata, apiculata, 
subtus-fulvo-velutina, superne demum glabrata, petiolo fulvo-velutino leviter 
Sulcato. Cymae brevissime pedunculatae valde abbreviatae, dense 10—20- 
florae, fulvo-velutinae. Flores in genere inter majores, pedicellati. Calycis 
foliola late ovata, obtusa, fulvo-velutina, corolla fere 3-plo breviora. 
Corolla subrotata, usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, extus glabra, 
intus lobis minutissime puberula, lobis oblique ovalibus, obtusis, carnosulis. 

10* 


G. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IT. 


148 


. 
a 


mm 


tans Schltr., G—N M. glabrata Schltr., 


O—T M. Kempteriana Schltr. 


A—F Marsdenia praes 


Fig. 9. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 149 


L Goronae foliola ovato-lanceolata, obtusa, basi truncata, antheras paulo exce- 
dentia. Antherae anguste trapezoideae, appendice hyalina parvula. Pollinia 
oblique ellipsoidea, translatoribus brevibus, retinaculo ellipsoideo polliniis 
subduplo minore. Stigmatis caput cylindraceo-oblongoideum, obtusum, 
apice breviter excisum, coronae foliola paulo sed distincte superans. 

Eine hochkletternde Liane mit sehr schlanken locker beblätterten Zweigen. Blatter 
“7-13 cm lang, in der Mitte 5,5—40 cm breit, Blattstiel 2,5—6 cm lang. Blütenstände 
sehr kurz gestielt, wie die ganze Pflanze dicht gelbbraun-sammethaarig. Blütenstiele 
4—4,3 cm lang. Korolla 2,7 cm im Durchmesser, innen in der Röhre kahl, an den 
Lappen sehr fein und kurz behaart. Gynostegium breit kugelförmig ca. 0,7 cm hoch. 
Koronaschuppen 5,5 mm lang. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am Fuße des Bis- 

…marck-Gebirges, ca. 300 m ti. M. (Schrecuter n, 18522. — Blühend im 
Oktober 1908). 

In den Blüten kommt die Art den drei letzten oben beschriebenen sehr nahe, doch 

hat sie vollständig verschiedene Blätter. Alle diese vier Arten zeichnen sich außerdem 
dadurch aus, daß sie am Grunde der Blätter auf dem Mittelnerv eine kleine Gruppe 
von warzenartigen Auswüchsen haben, die fast wie kleine Pilzwucherungen aussehen, 
aber in gleicher Weise an allen Blättern schon im ganz jungen Stadium erscheinen. 

Die Blüten sind hellcremefarbig mit gelblicher Korona. 

40. M. wariana Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, minutissime et tenuissime puberuli. 
Folia patentia vel patula, petiolata, oblonga, acuminata, basi cordata, 
utringe glabrata, petiolo glabro, superne leviter sulcato. Cymae umbelli- 
formes, pauci-(2—4-)florae, pedunculo subglabro pedicellisque minute 
puberulis petiolo fere aequilongis. Flores in genere inter majores, erecto- 
patentes. Calycis foliola suborbicularia, obtusissima, margine minute cilio- 
lata, extus sparsim et minute puberula, quam corolla fere 3-plo breviora. 
Corolla usque infra medium 5-fida, utrinque glabra, tubo campanulato, 
lobis patentibus, oblongis, obtusis, oblique subexcisis. Coronae foliola e 
basi quadrata lanceolato-producta, obtusa, infra medium carina transversa 
_ ornata, antheras distincte superantia. Antherae oblongo-quadratae, appen- 
dice hyalina parvula rotundata. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus 
brevissimis, retinaculo quadrato-ellipsoideo, quam pollinia multo minore. 
Stigmatis caput cylindraceum, apice depressum margine 5-gibbum, medio 
gibbo humillimo auctum, apices coronae haud superans. 

Eine hochkletternde Liane mit schnuriörmigen locker beblätten Zweigen. Blätter 
7—10 cm lang, in der Mitte 3—4,5 cm breit, Blattstiele 2—2,5 cm lang. Blütenstände 


wenigblitige kurzgestielt. Blüten ziemlich groß. Korolla ca. 1,3 cm lang. Gynostegium 
0,7 cm hoch. 


Nordöstl. Neuguinea: in den Wäldern des Maboro-Gebirges, im 
Waria-Gebiete, ca. 1100 m ü. M. (Schtecuter n. 19862. — Blühend im 
Juni 1909). 

Mit dieser Art beginnt ein weiterer Formenkreis, zu welchem auch die beiden 
folgenden Spezies gehören. Die Artist durch die Korona sehr gut vor den beiden anderen 
zu unterscheiden. Sehr auffallend ist die ungewöhnliche Form des Griffelkopfes, der 


150 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


eher an einige Cynanchinae erinnert. Die Blüten sind grünlichgelb mit rot-violettem 
Griffelkopf. 


41. M. glabrata Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabrati. Folia patentia vel patula, 
petiolata, elliptica vel oblonga, breviter acuminata, basi rotundata vel sub- 
cordato-retusa, glabra. Cymae umbelliformes, 4—8-florae, pedunculo pedi- 
cellisque glabratis, petiolo aequilongis vel paulo longioribus. Flores illis 
M. warianae Schltr. similes, erecto-patentes. Calycis foliola suborbiculari- 
elliptica, margine minutissime ciliolata, caeterum glabra, quam corolla 
5—6-plo breviora. Corolla subrotata usque ad quartam partem basilarem 
5-fida, lobis patentibus, oblongis, obtusis, glabris. Coronae foliola quadrata 
apice truncata in acumen breve obtusiusculum producta, antheras distincte 
superantia. Antherae trapezoideo-oblongae, appendice hyalina parvula, 
rotundata. Pollinia suborbiculari-ellipsoidea, translatoribus horizontalibus bre- 
vibus, retinaculo rhomboideo polliniis dimidio breviore. Stigmatis caput 


breviter conicum obtusum, foliola coronae paululo superans. 

Kine kletternde Liane, mit schnurartigen lockerblätterigen Zweigen. Blatter 7 bis 
44 cm lang, in der Mitte 4,3—6 cm breit. Blattstiel 4,7—2,7 cm lang. Blütenstände 
doldig verkürzt mit Stielen von der Länge des Blattstieles oder wenig länger, 4—8- 
blütig. Blüten ziemlich groß. Kelchblättchen ca. 0,4 cm lang. Korolla etwa 1,7 cm 
lang. Gynostegium mit Griffelkopf 0,6 cm hoch. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, 
ca. 500 m ü. M. (ScuLecnter n. 47618. — Blühend im April 1908). 


Wie schon oben erwähnt, gehört die Art in die nähere Verwandtschaft der 
M. wariana Schltr. Sie unterscheidet sich vor jener durch die mehrblütigen In- 
florescenzen, die kahlen Blütenstengel und Kelche, die Koronaschuppen, die Pollinien 
und den Narbenkopf. Die Blüten sind grünlich, innen weißlich, mit braunen Kelch- 
blättchen. 


Fig. 9@—N. G Blüte, H Kelchzipfel, J Gynostegium mit Korona, K L Korona- 
schuppe, M Griffelkopf mit Ovarium, N Pollinarium. 

42. M. rotata Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, flexuosi, laxe foliati, glaberrimi. Folia patentia vel patula, 
petiolata, oblonga, acuminata, basi leviter cordata, utrinque glabra, textura 
subcoriacea. Cymae subsessiles, pauci- (1—2-)florae, fasciculiformes. Flores 
breviter pedicellati, in genere inter majores, illis M. warianae Schltr. 
similes. Calycis foliola suborbicularia, minutissime puberula et margine 
brevissime ciliolata, inaequimagua, quam corolla 4—6-plo breviora. Corolla 
usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, utrinque glaberrima, tubo late 
campanulato, lobis patentibus, ovalibus, obtusis, apice oblique excisis. 
Coronae foliola quadrata, apice truncata cum acumine triangulo obtusiusculo, 
antheras distincte superantia. Antherae trapezoideo-oblongae, appendice 
hyalina parvula rotundata. Pollinia oblique ellipsoidea translatoribus brevi- 
bus, retinaculo lineari-oblongoideo longitudine pollinia distincte superante. 
Stigmatis caput e basi cylindrica dimidio superiore conico obtuso, coronae 
foliola superans. 


‘ 
« 


ii 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 151 


x 
à Eine hochkletternde Liane mit schnurförmigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
…,;—8 cm lang, in der Mitte 4,4—3 cm breit, Blattstiele 0,8—4,3 cm, lang. Blütenstände 
4—2-blütig fast sitzend. Blütenstiele etwa 0,5 cm lang, sehr kurz anliegend behaart. 
“Kelchblättchen sehr ungleich groß. Korolla 4,2 cm lang. Gynostegium mit Griffelkopf 
ca. 0,7 cm hoch. Koronaschuppen 0,6 cm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: kleinere Liane in den Wäldern des Torri- 
celli-Gebirges, ca. 900 m ü. M. (Schrecuter n. 20302. — Blühend im Sep- 
tember 1909. 


Eine sehr interessante und gut gekennzeichnete Art aus der Verwandtschaft der 
beiden vorigen. Sie ist leicht kenntlich durch die sehr kurzgestielten Blüten, schmälere 
Blätter, die breiteren Koronaschuppen und die sehr charakteristischen Pollinarien. deren 
Pollinien kürzer sind als die Klemmkörper, die Art ist offenbar selten, denn ich fand 
nur ein einziges Exemplar mit nur wenigen Blüten. Als Blütenfärbung habe ich notiert, 
-gelbgrin, Korolla außen leicht braunrot überlaufen. 
| 43. M. arachnoidea Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, pilosi. Folia patentia vel 


patula, petiolata, lanceolato-ligulata, acuta vel acuminata, basi subhastato- 


Tif 


Fig. 40. Marsdenia arachnoidea Schltr. 


152 G. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


cordata utrinque sparsim et minutissime puberula, superne demum glabrata, 


petiolo puberulo, leviter sulcato. Cymae breviter pedunculatae, umbelli- 
formes, dense 20—30-florae, pedicellis pilosa, pedunculo fere aequilonga. 
Calycis segmenta e basi lanceolata filiformi-elongatis, hispidulo-pilosis, 
corollae lobos distincte superantia. Corolla subrotata usque ad tertiam 
partem basilarem 5-fida, utrinque glabra, lobis lanceolatis elongato-acu- 
minatis. Coronae foliola ligulata, apice truncata, basin versus paulo dila- 
tata, basi truncata, antheras paulo superantia. Pollinia oblique oblongoidea, 
erecto-patentia, translatoribus brevibus cuneatis, retinaculo rhomboideo 
quam pollinia dimidio breviore. Stigmatis caput apice conicum leviter 
excisum, coronae foliola paulo superans. N 

Eine kleinere hochkletternde Liane mit schnurförmigen Zweigen. Blätter 40—17 cm 


lang, in der Mitte 4,4—2,3 cm breit, über der Basis oft etwas breiter. Blütenstände | 
auf 1—1,5cm langem Stiel, dicht 20—30-blütig. Blütenstiele 4—4,5 cm lang, fein und 
kurz behaart. Kelchzipfel abstehend ca. 2,7 cm lang, oft leicht gebogen, Korolla aus- « 
gebreitet ca. 4,5 cm im Durchmesser. Gynostegium kugelförmig, ca. 0,8 cm hoch. Korona- M 


schuppen 0,7 cm lang. 


Nordöstl. Neu-Guinea: kleinere Liane in den Wäldern oberhalb | 
Dschischungari, im Wariagebiet, ca. 1000 m ü. M. (ScuLEcHTerR n. 19845. — — 


Blühend im Juni 1909). 
Eine sehr merkwürdige Pflanze, über deren Zugehörigkeit zu Marsdenia ich anfangs 
sehr im Zweifel war und auch jetzt noch nicht ganz befriedigt bin. Die Blüten erinnern 


eher an ein Brachystelma mit den dünnen, lang abstehenden behaarten Kelchzipfeln. « 
Das Gynostegium und die Korona zeigen aber, soweit ich bis jetzt erkennen konnte, « 
keine Merkmale, welche eine Abtrennung von Marsdenia rechtfertigen würden. Jeden- ~ 
falls steht die Art in der Gattung bisher völlig isoliert da. Die Blüten einschließlich 


des Kelches sind dunkelviolettrot, die Korona grün. . 


Fig. 10. À Zweigstück, B Blüte, C Gynostegium mit Korona, D E F' Koronaschuppe ~ 


mit Anthere, @ Griffel, H Pollinarium. 


14. M. elephantina Schltr. in K. Schum. u. Lauterb., Nachtr. (1905) Ë 


p. 367. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern am oberen Nuru, ; 
auf dem Wege vom Ramu zur Küste, ca. 150 m ti. M. (ScHLEcHTEr n. 14610. 


— Blühend im Februar 1902). 


Leider ist es mir auch während meiner letzten Expedition nicht gelungen, Blätter 4 
der Art zu erhalten, da ich die Pflanze nicht wiederfand. So besteht mein Material 
immer noch nur aus dem abgefallenen Blütenmaterial, welches ich im Februar 1902 — 


am Standort aufsammelte. Die Blütenfärbung ist elfenbeinweif. 


15. M. praestans Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. — 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, glabrati. Folia patentia vel patula, — 
petiolata, ovalia, breviter acuminata, basi obtusata, utrinque glabra, subtus 
pallidiora, petiolo glabro, superne leviter sulcato. Cymae subaxillares, « 
pedunculatae, pauci- (3—5)-florae, pedunculo pedicellisque glabris fere — 
aequilongis. Flores erecto-patentes speciosi, in genere maximi, illis M. 
speciosae Baill. similes, sed majores. Calycis segmenta paulo inaequilonga, « 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 153 


ovalia, obtusa minutissime et brevissime ciliolata, caeterum glabra. Corolla 
e basi paulo ampliata in tubum cylindricum producta, lobis erecto-paten- 
tibus oblique oblongis, obtusis, margine exteriore minutissime ciliatis, tubo 
subaequilongis, tubo intus supra basin sparsim setulis reversis pilosulo- 
Coronae foliola ovato-triangula subulato-acuminata antheras paulo super- 
_antia. Antherae trapezoideo-quadratae, appendice hyalina ovali obtusa, 
glabra. Pollinia oblique oblongoidea, translatoribus horizontalibus, polliniis 
duplo brevioribus, retinaculo obovoideo, pollinis dimidio fere minore. Stigmatis 


caput cylindraceum, conico-apiculatum, apices coronae distincte superans. 

Eine hochkletternde Liane mit sehr schlanken locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 48—20 cm lang, in der Mitte 10—12 cm breit, Blattstiele 4,5—5 cm lang. Blüten- 
stände 3—5-blütig, auf 4—5 cm langem Stiel. Blütenstiele ca. 5 cm lang. Kelch- 
blättchen 5—8 mm lang. Korollaröhre ca. 4 cm lang, über dem Grunde 0,9 cm, 
am Schlunde 0,4 cm im Durchmesser, Korollalappen ca. 4 cm lang. Gynostegium 
ca. 4 cm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Torricelli-Ge- 
birges, am Rin-Tejao, ca. 800 m ü. M. (Scatecuter n. 20126. — Blühend 
im September 1909). 

Die zweite Art der Sektion Stephanotis aus Neu-Guinea. Die Art ist aber infolge 
ihrer langen Blüten recht verschieden von M. elephantina Schltr. zeigt vielmehr 
eine Verwandtschaft an mit M. speciosa Baill. von Neu-Kaledonien. Die sehr wohl- 
riechenden Blüten sind weiß, später leicht rosa. 

Die Pflanze verdiente noch mehr als M. floribunda (R. Br.) Schltr., die all- 
gemein bekannte Stephanotis, in europäischen Gärten in Kultur genommen zu werden. 


Fig. 9 A—F. A Zweigstück, B Blüte, C Gynostegium mit Korona, D, E Korona- 
schuppe mit Anthere, F Pollinarium. 


Tylophora R. Br. 


Eine der schwierigsten Asclepiadaceen-Gattungen der alten Welt liegt 
in Tylophora R. Br. vor, von welcher wir bereits gegen 120 Arten kennen. 
Die Bestimmung dieser Arten wird umsomehr erschwert, als die Literatur 
sehr zerstreut ist und eine neuere Zusammenstellung nur von den afri- 
kanischen und den indischen Arten vorliegt. Der Schwerpunkt der Gattung 
liegt aber hauptsächlich im malaiischen Archipel und auf den Philippinen. 
Nach Osten geht sie bis nach den Samoa-Inseln, nach Westen bis West- 
- Afrika. Einige der Arten entwickeln sich zu kleinen Lianen, doch der 
größere Teil besteht aus kleineren Schlingern, welche mit Vorliebe zwischen 
Gesträuch. und an kleineren Bäumen emporsteigen. Viele erreichen nicht 
einmal eine Länge von einigen Metern. In Indien und in West-Afrika treffen 
wir eine sehr charakteristische Gruppe an, welche aus aufrechten kleinen 
Stauden besteht. 

In unserem Gebiete ist die Zahl der Arten eine recht beschränkte, denn 
einschließlich der hier aufgeführten sind bisher nur 7 Arten bekannt, die 
sechs hier erwähnten und 7’. perlaxa Schltr. von Britisch Papua. Wie es 
scheint, haben die Arten zumeist eine ziemlich lokale Verbreitung. 


154. C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


Die Gattung ist von Francner mit Cynanchum L. vereinigt worden, 
aber sicher zu Unrecht, wie auch neuerdings allgemein anerkannt wird, 
denn beide gehören in völlig zu trennende Triben. | 


4. T. polyantha Volkens in Engl. Bot. Jahrb. XXXI (1902) p. 473. 
Karolinen: in der Kulturregion und in den Berggehölzen der Insel 
Yap (G. Vorkens n. 134. — Blühend im Dez. 1899). 


Die Art erinnert unter den bekannten an T. tenuis Bl., hat aber größere Blätter 


von anderer Form. Die Pflanze, welche ich als T. polyantha Schltr. veröffentlicht 
habe, muß, da die Vorkenssche Art die ältere ist, einen anderen Namen erhalten und 
sei hiermit 7. Wigmaniana Schltr. benannt, nach dem hochverdienten Hasiiuigen 
Inspektor des Botan. Gartens in Buitenzorg, Herrn H. J. Wicman sen. 

2. T. kenejiana Schltr. n. sp. — Fruticulus parum ramosus, alte 
scandens, gracillimus. Rami filiformes, flexuosi, laxe foliatia, teretes, glabri. 
Folia erecto-patentia vel patula, petiolata, ovato-cordata, acuminata, utrinque 
glabra, textura tenuiora. Cymae extraaxillares, ramosae, effusae, folia 
vulgo aequantes, laxe multiflorae, pedunculo petiolis aequilongo pedicellis- 
que filiformibus subglabris. Flores in genere mediocres, erecto-patentes. 
Calycis foliola ovata obtusiuscula, sparsissime pilosa, quam corolla 3—4-plo 
breviora. Corolla subrotata usque ad tertiam partem basilarem 5-fida, 
lobis oblongis, obtusis, glabris, vix obliquis. Coronae squamae late rhom- 
beo-ovatae, obtusiuscule acuminatae, carnosae, basin antherarum attingentes. 
Antherae quadratae parvulae squamis coronae bene angustiores, marginibus 
cartilagineis basi subfalcato-acutatis, appendice hyalina parvula semiorbicu- 
lari. Pollinia oblique oblongoidea, erecta, translatoribus tenuibus, quam 
pollinia subduplo brevioribus, retinaculo anguste oblongoideo polliniis aequi- 
longo. Stigmatis caput subdepresso-obtusissimum, antheras haud superans. 
Folliculi inflati, oblongoidei. 

Eine kleine, wenig verzweigte, sehr schlanke Liane mit fadenförmigen, locker be- 
blätterten Zweigen. Blätter 8—13 cm lang, unterhalb der Mitte 5,5—7 cm breit, Blatt- 
stiele oben leicht gefurcht, kahl, 2,5—4 cm lang. Blütenwickel mit wenigen, spreizen- 
den Astchen, locker vielblütig, etwa von der Länge der Blätter. Blütenstiele fast kahl, 


ca. 4 cm lang. Kelchzipfel etwa 1,25 mm lang. Korolla radförmig, 4,5 mm lang. Gyno- 
stegium am Grunde breit kegelförmig, ca. 4,25 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern bei Kubai, im Kenejiatale, 
ca. 150 m ü. M. (ScaLecHter n. 18930. — Blühend im Dezember 1908). 

Als nächstverwandte der vorliegenden Art möchte ich 7. perlaxa Schltr. ansehen, 
soweit die Arten von Papuasien in Betracht kommen. Sie ist aber gut unterschieden 
durch die Form der Blätter und die viel breiteren Koronaschuppen, sowie durch die 
Pollinarien. Die Früchte sind für eine Art dieser Verwandtschaft stark aufgeblasen und 
deuten auf eine Verwandtschaft mit 7. physocarpa Schltr. hin. 


3. T. Rechingeri Schltr. in sched. 
Salomon-Inseln: Shortlandinsel Paperang, schlingend am Rande der 
Wälder (K. u. L. Recuinaer n. 4424. — Blühend im September 1905). 


Die breiten Koronaschuppen verweisen diese Art in die Nähe von T. kenejiana 
Schltr., jedoch sind die Blüten von bedeutend dickerer Konsistenz und die Pollinarien 


e ape ei. 


4 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 155 


recht verschieden, die Pollinien viel breiter, die Translatoren bedeutend kurzer und der 


Klemmkörper viel kleiner. 
Die Art wird demnächst an anderer Stelle beschrieben werden. 


4. T. glabriflora (Warb.) Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. 
(1905) p. 354. — Gongronema glabriflorum Warb. in Engl. Bot. Jahrb. 
XIII (1890) p. #11. 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, im Gebüsch auf der Gazelle- 
Halbinsel (O. Warsurs n. 21321. — Blühend im Jahre 1889); Häufig im 
Strandwalde bei Massawa, ca. 10 m ii. M. (ScaLecater n. 13702. — Blühend 
im November 1901). 

Wie ich bereits früher betonte, ist die Pflanze eine echte Tylophora und hat nichts 
mit den echten Gongronema-Arten zu tun, wie Warsure annahm. Die Art ist keines- 
wegs selten an Wegrändern und in Gebüschen auf der Gazelle-Halbinsel. 

5. T. bukana Schltr. in sched. 

Salomon-Inseln: an Waldrändern bei dem Eingeborenendorfe Jeta 
auf der Insel Buka (K. u. L. Recuinerer n. 4416. — Blühend im September 


1908). 

Infolge ihrer ziemlich starken, aber sehr kurzen Behaarung auf der Unterseite der 
Blätter habe ich die Art neben 7. Hellwigii Warbg. untergebracht, doch unterscheiden 
sich beide Arten recht gut schon äußerlich durch die Form der Blätter und die bei 
T. Hellwigii Warbg. ungleich dichtere, sammetartige Behaarung. Wie es scheint, ist 
die Art auf den Salomon-Inseln endemisch. - 

6. T. Hellwigii Warb. in Engl. Bot. Jahrb. XIII (1890) p. 440. 

Nordöstl. Neu-Guinea: an Waldrändern auf dem Sattelberg (F. C. 
Herrwis n. 527; O. Warsure n. 24323. — Blühend im April 1889). 

Eine sehr charakteristische Art, welche vollständig mit einer kurzen sammetartigen 
Behaarung bedeckt ist. Schon dadurch ist sie äußerlich vor allen anderen Arten un- 
schwer kenntlich. In der Blattform ähnelt sie der 7. kenejiana Schltr., in den Blüten 
dagegen mehr der 7. glabriflora (Warbg.) Schltr., doch sind bei 7. Hellwigii Warbg. 
auch die Blüten behaart. Über die Färbung der letzteren liegen keine Angaben vor. 


Heterostemma W. et Arn. 


Von der Gattung Heterostemma W. et Arn. waren bisher etwa ein 
Dutzend Arten bekannt gewesen. Diese verteilten sich über ein Gebiet, 
welches sich von Indien über die Sunda-Inseln und Philippinen bis Neu- 
Guinea erstreckt. Die einzige von Neu-Guinea bekannte Art war das von 
mir im Jahre 1905 beschriebene H. papwanwm Schltr., welches ich im 
Überschwemmungswalde der Ramu-Ebene entdeckt hatte. Nun liegen be- 
reits hier fünf verschiedene Arten vor, welche im Gebiete unter recht un- 
gleichen Verhältnissen auftreten. H. papuanum Schltr. ist nur in den 
Galerie- und Überschwemmungswäldern zu finden, andere Arten wie H. 
collimum Schltr. und H. membranifolium (K. Schum.) Schltr. sind im 
Hügellande an Waldrändern und zwischen Gebüsch anzutreffen, während 
Hf. kaniense Schltr. und H. montanum Schltr. Bewohner der Bergwäl- 
der sind. 


156 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Alle Arten sind kleinere Lianen, welche sehr schlanke, selten tiber 
2 cm im Durchmesser erreichende Hauptstämme haben, dazu aber zuweilen 
recht beträchtliche Länge erreichen. 

Die Arten sind äußerlich alle einander sehr ähnlich und oft nur nach 
genauer Analyse zu unterscheiden. So z. B. gleichen einige Arten aus In- 
dien und von den Philippinen vollkommen den hier aufgeführten. Die 
charakteristischsten Merkmale können wir der Korollaform und vor allen 
Dingen den Koronaschuppen entnehmen, welche bei den einzelnen Arten 
in ihrer Form und Struktur ganz beständig sind. Auch die Färbung der 
Blüten ist bei den einzelnen Arten durchaus konstant. 


1. H. papuanum Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 


p- 369. | 
Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Überschwemmungswäldern 
am oberen Ramu, ca. 120 m ü. M. (Scazecarer n. 14410. — Blühend im 


Januar 1902); Liane in den Galeriewäldern am Kenejia und Malia unfern 
der Saugueti-Etappe, ca. 300 m ü. M. (ScaLecnater n. 18877. — Blühend 
im November 1908). 

Unter den übrigen Arten des Gebietes ist H. papuanum Schltr. in den Korona- 
schuppen dem AH. collinum Schltr. am ähnlichsten, doch ist bei letzterem der Mittel- 
lappen der Koronaschuppen länger und die Pollinarien sind verschieden, besonders der 
Klemmkörper hei H. papuanum Schltr. schmäler. Die Blütenfärbung ist goldgelb. 

2. H. collinum Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. Rami 
filiformes, laxe foliati, teretes, unifarium puberuli. Folia patentia vel pa- 
tula, petiolata, ovato-elliptica, acuminata, basi late cuneata, utrinque glabra, 
petiolo superne leviter sulcato, glabrato. Cymae subaxillares pedunculati, 
subumbellatim abbreviati, umbelliformes, pedunculo petiolo fere aequilongo, 
pedicellis filiformibus inaequilongis. Flores in genere inter minores, illis 
H. papuani Schltr. similes, sed paulo minores. Calycis foliola ovata, ob- 
tusa, minutissime puberula et ciliolata, quam corolla multo minora. Corolla 
subrotato-campanulata, usque ad medium fere 5-lobata, extus minute pu- 
berula, intus glabra, lobis late ovato-triangulis, breviter acuminatis. Corona 
stellata, foliolis erecto-patentibus, oblongo-ligulatis, obtusissimis, superne 
callo trilobato ornatis, lobis lateralibus oblongis obtusis, margines folioli 
superantibus, intermedio fere triplo longiore altius adnato apice libero ad- 
scendente. Antherae quadratae, apice angustissime hyalino-marginatae. 
Pollinia suborbiculari-quadrata, apice latere interiore carina triangula ornata, 
translatoribus perbrevibus, retinaculo rhomboideo, minuto. Stigma gereris, 


subdepresso-obtusissimum. 

Eine sehr schlanke Liane mit schnurartigen, locker beblätterten Zweigen. Blätter 
6—10 cm lang, in der Mitte 4,5—5,5 cm breit, Blattstiele 2—3,5 cm lang. Blütenstände 
fast doldig verkürzt, vielblütig. Die Blütenstiele 1,5—2,3 cm lang, sehr fein. Kelch- 
zipfel 1,5 mm lang, ca. 4,4 cm im Durchmesser, sehr breit-glockig, fast radformig. Ko- 
ronaschuppen etwa 1,25 mm lang, der Mittellappen des Kallus etwa 4 mm lang. Gyno- 
stegium ca. 1,5 mm hoch. 


“ 


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R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 157 


Nordöstl. Neu-Guinea: zwischen Gebüsch an Waldrindern bei der 
Kaulo-Etappe, ca. 180 m ü. M. (ScaLecuter n. 17272. — Blühend im Fe- 
bruar 1908). 


Die Art ist sehr nahe verwandt mit H. papuanum Schltr. scheint mir aber ver- 
schieden durch die am Grunde mehr keilförmigen Blätter, etwas kleinere Blüten, die 
stärker behaarten Kelchzipfel und die Unterschiede in den Koronaschuppen. Die letz- 


teren sind bei der vorliegenden Pflanze länger und stumpfer und der dreilappige 


Kallus ist hier ebenfalls länger mit längeren Seitenläppchen. Die Pollinarien zeigen 


Fig. 14. A—K Heterostemma collinum Schlir., L—R H. montanum Schltr. 


ebenfalls Verschiedenheiten, so ist der Kiel an der Innenseite der Pollinarien hier drei- 
eckig und kurz, während er bei H. papuanum Schltr. sich lang über die ganze Innen- 
seite als schmale Leiste erstreckt. Die Klemmkörper sind bei H. papuanum Schltr. 


schmal länglich, bei H. collinum Schltr. rhomboid. Die Blüten sind auch hier goldgelb. 


Fig. 41 A—K. A Zweigstück, B Blüte, C Kelchzipfel, D Korollasegment, Æ Korona, 
F—H Koronaschuppe mit Anthere, J Griffelkopf mit Ovarium, K Pollinarium. 


158 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IL. 


3. H. membranifolium (K. Schum.) Schltr. — Gongronema membrani- 
folium K. Schum. in Notizbl. Bot. Gart. Mus. Berl. II. (1898) p. 140. 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, im Waldtale bei Ralum auf der 
Gazelle-Halbinsel (F. Dant. — Blühend im Januar 1897). 


Die Pflanze gehört keinesfalls zur Gattung Gongronema Dene., sondern ist eine 
ganz typische Heterostemma-Art. Als solche steht sie etwa in der Mitte zwischen 
H. collinum Schltr. und A. kaniense Schltr., da die Koronaschuppen einen Kallus 
besitzen, dessen Seitenlappen über den Rand hinweg ragen, während der Mittellappen 
wie bei H. kaniense Schltr. verkürzt ist. Über die Blütenfärbung liegen keine An- 


re 


var 


gaben vor. à 
4. H. kaniense Schltr. n. sp. — Frutex volubilis, alte scandens. Rami $ 
filiformes, flexuosi, laxe foliati, teretes, glabri. Folia erecto-patentia vel E 
patula, petiolata, elliptica, obtusiuscule acuminata, basi obtusa, glabrata, 
petiolo superne leviter sulcato, glabro. Cymae subaxillares, umbelliformi- } 
abbreviatae, breviter pedunculatae, multiflorae, pedicellis inaequilongis. Ca- « 
lycis foliola ovata, obtusa, minutissime puberula et ciliata, quam corolla a 
multo breviora. Corolla subrotato-campanulata, usque supra medium 5-lo- N 
bata, extus minutissime puberula, intus glabra, lobis triangulis subacutis, f 
minutissime ciliatis. Corona stellata, foliolis subpatentibus, oblongis, obtusis, + 
supra basin callo brevi aequaliter trilobulato, foliolo aequilato ornatis. An- x 
R 


therae rotundato-quadratae, appendice minute hyalino-marginata. Pollinia 
quadrato-orbicularia, apice margine interiore carina triangula donata, trans- 
latoribus brevissimis, retinaculo rhomboideo, minuto. Stigmatis caput sub- 


depresso-obtusissimum, obtuse 5-angulatum. 

Eine sehr schlanke kleinere Liane mit schnurartigen, locker beblätterten Zweigen. 
Blätter 4,5—8 cm lang, in der Mitte 2,5—4 cm breit, Blattstiele 4,3—2,5 cm lang. 
Blütenstände doldenartig verkürzt, vielblütig, auf 0,5—4 cm langem Stiel. Blütenstiele 
sehr fein, 4,5—2 cm lang, sehr fein und kurz behaart. Kelchzipfel 1,5 mm lang. Korolla 
1,5 mm im Durchmesser. Koronaschuppen 3 mm lang. Gynostegium 4,75 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Wäldern des Kani-Gebirges, 
ca. 800 m ü. M. (Scatecuter n. 17213. — Blühend im Januar 1908). 

Eine charakteristische Art, welche kleinere Blätter hat als die übrigen im Ge- 
biete. Die Korona mit ihren verhältnismäßig breiten Schuppen und dem sehr kurzen, 
gleichmäßig dreilappigen Kallus läßt sie leicht erkennen. Die Lappen der Blumenkrone 
sind mehr dreieckig und kürzer als bei H. montanwm Schltr., dem unsere Art am 
nächsten steht. Ihre Blüten sind gelb mit feinen braunen Stricheln. 


| 
| 
| 


5. H. montanum Schltr. n. sp. — Frutex ramosus, alte scandens. 
Rami filiformes, flexuosi, laxe foliati, unifariam puberuli, teretes. Folia 
erecto-patentia vel patula, petiolata, elliptica acuminata, basi rotundata, 
utrinque glabra, petiolo superne leviter sulcato, glabro. Cymae subaxillares, 
breviter pedunculatae, umbelliformi-abbreviatae, multiflorae, pedicellis minute 
puberulis, inaequilongis. Calycis foliola ovalia, minute et sparsim puberula 
et ciliata, quam corolla multo breviora. Corolla subrotato-campanulata, 
extus sparsim et minutissime puberula, intus glabra, usque infra medium 
5-lobata, lobis ovatis, acutis, margine exteriore minutissime ciliatis. Coronae 


foliola horizontaliter patentia, oblongo-ligulata, obtusa, apice breviter tenui- 
marginata, supra basin callo parvulo trilobulato ornata, lobulis latera- 
libus brevibus, intermedio paulo longiore. Antherae rotundato-quadratae, 
appendice anguste hyalino - marginata. Pollinia suborbiculari - quadrata, 
apice margine interiore carina triangula ornata, translatoribus perbrevi- 
bus, retinaculo oblongoideo, minuto. Stigmatis caput subdepresso-obtusissi- 
mum. | 

Eine sehr schlanke, hochkletternde Liane mit schnurartigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blätter 5—10 cm lang, in der Mitte 2,5—6 cm breit, Blattstiele 1,8—3 cm 
lang. Blütenstände denen des H. kaniense Schltr. ähnlich; Blütenstiele 2—3 cm lang. 
Kelchzipfel kaum 4,25 mm überragend. Blumenkrone annähernd 2 cm im Durchmesser. 
Koronaschuppen 0,3 cm lang, Gynostegium 4,5 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Liane in den Nebelwäldern des Finisterre- 
Gebirges, ca. 1300 m ti. M. (Scarecarer n. 19057. — Blühend im Januar 
1907). 

Unter den Arten des Gebietes ist diese die großblütigste. Sie ist mit A. kaniense 
Schltr. am nächsten verwandt, jedoch durch die Koronaschuppen gut unterschieden. 
Die Blüten sind außen hellgelb, innen schmutzig-goldgelb dicht violett gestrichelt, die 
Korona violettbraun. 


Fig. 44 L—R. L Blüte, M Kelchzipfel, N Korollasegment, O Korona, P—@Q Korona- 
griffel mit Anthere, R Pollinarium. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 159 


Sarcolobus R. Br. 


Die kleine Gattung Sarcolobus R. Br. enthält nunmehr knapp ein 
Dutzend’ Arten, deren Verbreitungsgebiet sich von Indien über den malay- 
ischen Archipel bis nach Papuasien ausdehnt. Eine auffallende Tatsache 
im Auftreten dieser Pflanzen ist der Umstand, daß sie sämtlich Bewohner 
der Küstenformationen ihrer Heimatländer sind. Wohl keine einzige Art 
geht weiter inland. Gewöhnlich findet man diese Pflanzen, welche alle 

kleine bis etwa 1,50 m lange Schlinger sind, in der Formation, welche 
direkt hinter den Mangroven beginnt oder in sandigem Boden direkt an 
der Küste. Die Arten sind nahe untereinander verwandt und bedürfen 
zum Teil noch näherer Untersuchung und Vergleichung. 

Die Gattung ist besonders bemerkenswert, weil ihre Samen wie die 
der Periplocaceen-Gattung Finlaysonia Wall., welche ebenfalls am Rande 
der Mangrove-Formation vorkommt, nicht den sonst üblichen Haarschopf 
tragen, sondern völlig kahl sind. Offenbar liegt hier eine Anpassung zum 
Zwecke ihrer Verbreitung durch das Wasser vor. 


1. 8. retusus K. Schum., Fl. Kais. Wilhelmsl. (1889) p. 109; S. sub- 
mucronatus Warbg. in Fedde, Reportor. III (1907) p. 309. 

Nordöstl. Neu-Guinea: am Strande in der Umgebung von Eitape, 
Ca. 5 m ü. M. (Scutecuter n. 19969. — Blühend im August 1909); Küsten- 
pflanze im Strandgebüsch bei Hatzfeldthafen (M. Hottrunc, O. WarBurG 
n. 21320. — Blühend im Jahre 1889); bei Kelana (F. C. Hrrıwic n. 37. 


160 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


— Blühend im Juli 1888); bei Bussum (F. C. Hettwie n. 676a. — Blühend 
im April 1889); bei Finschhafen (M. Horırung n. 2. — Blühend im April 
1886); (F. C. Hettwie n. 247. — Blühend im Januar 1889). 

Bismarck-Archipel: Neu-Lauenburg-Gruppe, auf der Insel Mioko 
(O. Warsure n. 21349. — Blühend im Jahre 1889). 

S. submucronatus Warbg., welcher erst neuerdings veröffentlicht wurde, kann ich 
von der S. retusus K. Schum. nicht trennen, auch hatte schon Schumann selbst die 
offenbar der Warsureschen Beschreibung zugrunde liegenden Exemplare im Berliner 
Herbar bei S. retusus K. Schum. eingereiht. 

Am leichtesten ist die Art durch die Form der Blatter vor den übrigen zu er- 
kennen. Diese sind oft fast kreisrund und an der Spitze nicht selten leicht ausgerandet, 
stets mit einem scharf abgesetzten kleinen Spitzchen (apiculus) versehen. In den Blüten 
ist sie den beiden anderen: Arten ähnlich. Die Blumenkrone ist gelb, fein braun- 
punktiert. 

2. S. sulphureus (Volkens) Schltr. — Tylophora sulphurea Volkens, 
in Engl. Bot. Jahrb. XXXI (1902) p. 473. 

Karolinen: im Strandgebüsch und in den Berggehölzen (G. VoLkens 
n. 434. — Blühend im Januar 1900). 

Diese Pflanze ist ebenfalls ein typischer Sarcolobus, der dem S. multiflorus K. Schum. 
am nächsten steht, sich aber durch die Blattform und die Blütenfärbung von letzterem 
unterscheidet. Die Blätter sind nach den Angaben von Prof. VoLkens etwas sukkulent, 
sie haben ein sehr kurzes Spitzchen, ähnlich wie S. retwsws K. Schum, sind aber meist 
viel größer und mehr länglich. Die Blüten sind schwefelgelb, innen fein braun- 
punktiert. 


3. 8. multiflorus K.Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Süds. « 


(1904) p. 509. 

Nordöstl. Neu-Guinea: an der Mündung und in der Umgebung des 
Bumi-Flusses unweit Finschhafen (C. Lautersacu n. 443. — Blühend im 
Juli 1890). 


Wie schon von Schumann näher ausgeführt worden ist, unterscheidet sich die Art M 


vor S. retusus K. Schum. durch die Blattform. 


Brachystelma R. Br. 


Die plötzliche Entdeckung einer Brachystelma-Art in den Grassavannen 
im Innern von Neu-Guinea war anfangs für mich eine große Überraschung, 
umso mehr, als die östlichste Grenze des Vorkommens der Gattung bisher 
in Hinter-Indien resp. in Siam und Burma angenommen wurde. Dieses 
scheinbare Rätsel habe ich inzwischen jedoch lösen können, denn ich konnte 
feststellen, daß die in Australien beheimatete Gattung Microstemma R. Br. 


ebenfalls mit Brachystelma R. Br. identisch ist und ferner erhielt ich neuer- 
dings auch Material einer neuen Brachystelma-Art von den Philippinen, « 
so daß tatsächlich die Verbindung schon eher erklärlich wird. Beachtens- — 


wert bleibt aber immerhin die Tatsache, daß aus der gesamten malayischen — 


dre ry 4 


Inselwelt bisher noch gar keine Spur der Gattung bekannt geworden ist. 


Die hier beschriebene Bb. papuanum Schltr. zeigt bei näherem Ver- 
gleich am meisten Annäherung an B. mierostemma Schltr. (Microstemma 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu- Guinea. 


tuberosum R. Br.), während die 
zweite australische Art B. gla- 
briflorum (F. v. M.) Schltr. (Me- 
crostemma glabriflorum F. v. M.) 
durch die kahlen Blüten und auch 
in sonstigen Charakteren mehr 
abweicht. 
Nach strengen Nomenklatur- 
_ gesetzen hätte ich der Gattung 
Microstemma R.Br. vor Brachy- 
stelma R. Br. den Vorrang lassen 
miissen, da ersteres im Jahre 
1808, das letztere dagegen erst 
1822 geschaffen wurde. Doch 
 besitzt Microstemma zurzeit 
zwei Arten, während Drachy- 
. stelma deren etwa 50—60 haben 
dürfte. Unter diesen Umständen 
- hielt ich es für angebracht, um 
- nicht so viele neue Namen schaf- 
fen zu müssen, Brachystelma 
_R. Br. beizubehalten und Mecro- 
+ slemma R. Br. einzuziehen. 
Die hier beschriebene Art 
| wächst unter den gleichen Ver- 
hältnissen wie die hinterindischen 
4 Grassavannen. 
: 
ê 


14. Br. papuanum Schltr. 
.n. sp. — Herba perennis, erecta, 
gracilis. Cormus semiglobosus, 
-depressus. Caulis gracilis, sim- 
plex vel subsimplex, basi paulo 
compressus, glaber, sparsim fo- 
_liatus. Folia. anguste linearia, 
acuta, glabra, saepe valde re- 
ducta. Cymae sessiles fasciculi- 
formes, pauciflorae versus api- 
cem caulis, pedicellis filiformibus, 
sparsim puberulis. Flores paten- 
tes vel patuli, illis B. micro- 
_stemma Schltr. similibus, in 
“genere inter minores. Calycis 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. 


Fig. 42. 


Brachystelma papuanum Schitr. 
11 


161 


162 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, II. 


foliola ovata, obtusiuscula, margine breviter ciliata, quam corolla bene 
breviora. Corolla subrotata, usque ad quintam partem basilarem 5-fida, 
lobis patentibus, ovato-lanceolatis, subacutis, extus glabris, intus pilis 
flexuosis satis longis numerosis obsessis, marginibus recurvis. Coronae 
foliola in tubum brevem cupuliformem usque infra apicem connata, tri- 
lobata, lobis lateralibus abbreviatis, obtusissimis, intus et margine ciliatis, 


intermedio incurvo, oblongo, apice tridentato, laterales excendente. An- 


therae oblongae, obtusae, glabrae. Pollinia oblique latiovalia apice mar- 
gine interiore carinata, translatoribus brevissimis, retinaculo rhomboideo, 
polliniis multoties minore. Stigma depresso-obtusissimum. 

Eine schlanke aufrechte Staude, 50—80 cm hoch. Knolle 3—3,5 cm im Durch- 
messer. Blätter bis 4 cm lang, in der Mitte bis 2 mm breit, meist bedeutend kleiner, 
oft (besonders in der unteren Hälfte des Stengels) fast schuppenförmig reduziert. Stengel- 
internodien 8—15 cm lang. Blütenstiele 1,7—2 cm lang. Kelchzipfel 4,25 mm lang. 
Korolla 1,5 cm im Durchmesser mit 0,7 cm langen Lappen. Korona 0,2 cm im Durch- 
messer, ca. 4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: auf grasigen Hügeln am Fuße des Bismarck- 
Gebirges, ca. 200 m ü. M. (Scutecater n. 18470, — Blühend im Oktober 
1908). 

Eine der interessantesten Asclepiadaceen, welche ich von meiner letzten Expedition 
mitgebracht habe. Die Art steht dem B. microstemma Schltr. (Microstemma tuberosum 
R. Br.) von Nord-Australien am nächsten, ist aber leicht zu unterscheiden durch den 
viel höheren Wuchs und die längeren Blütenstiele. Die Blütenfärbung ist dunkel-violett 
mit goldgelben Antheren. 


Fig. 12. A Habitus, B Blüte, ©, D Korollasegment, Æ Kelch, F Kelchzipfel, G, H Korona 
mit Gynostegium, J, K, L Koronaausschnitt mit Anthere, M Pollinarium. 


Ceropegia L. 

In Papuasien und Nord-Australien erreicht die Gattung Ceropegia L. 
die Ostgrenze ihrer Verbreitung. Die zuerst aus jenen Gebieten bekannt 
gewordene Art wurde früher von F. v. Muezzer und von K. Schumann mit 
C. Cumingiana Dene von den Philippinen identifiziert. Ich glaubte dieselbe 
Pflanze später besser mit ©. Horsfieldiana Miq. (C. curviflora Hassk.) ver- 
einigen zu können, komme aber nun zu der Überzeugung, daß sie besser 
als eigene Art zu betrachten ist. Außer dieser in Neu-Guinea offenbar 
weiter verbreiteten Pflanze ist aus Englisch-Papua eine zweite Art C. per- 
forata N. E. Br. veröffentlicht worden, welche ebenfalls in die Verwandt- 
schaft von ©. Cumingiana Dene gehören soll. Danach scheint es, als sei eine 
kleine Gruppe nahe verwandter Arten über die malaiisch-papuanischen Floren- 
gebiete verbreitet, welche als östlichste Ausläufer der Gattung zu betrachten 


sind, die wohl in Afrika den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht hat. — 


Für das deutsche Gebiet kommt, soweit bis jetzt bekannt, nur die 


eine hier beschriebene Art, ©. papuana Schltr. in Betracht. Sie wächst 


mit Vorliebe an Weg- und Waldrändern in niedriger Höhenlage und dürfte 
wohl kaum über 300 m Höhe ü. M. emporsteigen. 


R. Schlechter, Die Asclepiadaceen von Deutsch-Neu-Guinea. 163 


| 1. C. papuana Schltr. n. sp. 
| C. Cumingiana K. Schum. in K. Schum. u. ret FI. Kais.-Wil- 
helmsl. (1889) p. 110 (nec Dene). 


C. Horsfieldiana Schltr. in K. Schum. u. Lauterb. Nachtr. (1905) 
p. 354 (nec Miq.). 

Herba e basi ramosa, alte scandens. Rami filiformes, elongati, flexuosi, 
laxe foliati, teretes, glabri. Folia patentia vel patula, petiolata, elliptica 
vel lanceolato-elliptica, acuminata, basi subcordata, textura tenuiora, mar- 
gine minute ciliolata, caeterum utrinque glabra, petiolo glabro superne leviter 
sulcato. Cymae umbelliformi-abbreviatae, pedunculatae, pluriflorae, pedunculo 
pedicellisque glabris. Flores illis C. curviflorae Hassk. (C. Horsfieldianae 


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1 


«à Fig.13. Ceropegia papuana Schltr. 


Miq.) simillimis et fere aequimagnis. Calycis foliola lanceolata, acuta, gla- 
bra, minuta. Corolla e basi paulo ampliata cylindrica, ostio ampliata, lobis 
oblongis complicatis, obtusis, apice cohaerentibus, tubo brevioribus, extus 
glabra, intus tubo dimidio inferiore pilis deflexis sparsim pilosa. Coronae 
exterioris foliola 5-poculiformi connata tertia parte superiore libera forcipato- 
bilobulata, cum sinu lato, lobis falcato-triangulis, obtusiusculis, pilosis, bre- 
vibus, coronae interioris foliola erecta linaria apicem versus paulo dilatata 
obtusa, glabra, coronam exteriorem subduplo excedentia. Pollinia oblique 


quadrato-ovalia, translatoribus perbrevibus, retinaculo rhomboideo parvulo. 
Ein wenig verzweigter zierlicher Schlinger mit schnurartigen, locker beblätterten 
Zweigen. Blätter 7—13 cm lang, in der Mitte oder unterhalb 2,5—5 cm lang, Blattstiele 


à 


164 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


2—3 cm lang, kahl. Blütenstände auf 4—7 cm langem, schlanken Pedunkulus, bis 
45-blütig, sich allmählich entfaltend. Blütenstiele 4,5—2 cm lang. Blüten denen der 
C. eurviflora Hassk. (C. Horsfieldiana Miq.) sehr ähnlich und etwa gleichgroß. Kelch- 
zipfel, kaum 1,5 mm überragend. Korolla 4,3 cm lang, davon die Röhre 2,6 cm und 
die Lappen 1,7 cm lang, die Röhre über dem Grunde etwa 4,5 mm im Durchmesser, in 
der Mitte 3 mm, am Schlunde 0,7 cm im Durchmesser. Äußere Korona etwa 3 mm 
hoch, innere vom Grunde bis zur Spitze etwa 4 mm hoch. 

Nordöstl. Neu-Guinea: im Strandgebüsch am Bongufluß und in der 
Umgebung von Constantinhafen, ca. 5—20 m ii. M. (M. Hottrune n. 659. — 
Blühend im März 1887; Scarecuter n. 14300. — Blühend im März 1902; 
zwischen Gesträuch hochsteigend im Sekundärwalde am Djamu, ca. 300 m 
ii. M. Scurecuter n. 16969. — Blühend im Dezember 1907). 

Die Art ist sehr nahe verwandt mit C. curviflora Hassk. (C. Horsfieldiana Miq.), wird 
aber besser von ihr getrennt gehalten, da die Segmente der äußeren Korona viel schmäler 
und länger ausgezogen sind und die inneren ebenfalls viel längeren die äußere Korona 
mehr als doppelt überragen, während sie bei der vorliegenden Pflanze kaum mehr als 
11/2mal deren Länge besitzen. ©. Cumingiana Dene zeichnet sich schon durch viel 
stumpfere Knospen aus. C. perforata N. E. Br. kann ebenfalls nicht in Betracht kom- 
men wegen der verschieden gefärbten, nicht gefleckten Blüten und der anders konstru- 
ierten, äußeren Korona. Die Blütenfärbung bei C. papuana Schltr. ist die folgende: 
die Röhre weiß, nach dem Schlunde braun, die Lappen mit gelbem breitem Querband 
und hellbraunen Spitzen. 


Fig. 13. A Zweigstück, B Blüte, C Kelch, D Kelchzipfel, Æ, F Korollasegment, @ Ko- 
rona, H, J Koronaausschnitt mit Anthere, K Pollinarium. 


G. Lindau, Neue Acanthaceae Papuasiens. 165 


18. Neue Acanthaceae Papuasiens. 


Von 


G. Lindau. 


nebst allgemeinen Bemerkungen über das Vorkommen der 
Acanthaceae in Papuasien von C. Lauterbach. 


Mit 4 Figur im Text. 


A. Allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen der Acanthaceae 
in Papuasien. 


Von C. LAUTERBACH. 


Zurzeit kennen wir aus Papuasien etwa 55 Arten Acanthaceen, welche 
sich auf 21 Gattungen verteilen. Von den Arten sind nur zwei bis Afrika 
verbreitet, nämlich Asystasia coromandeliana Nees, im Gebiet auf Kl. Key 
gefunden und Acanthus 1icifolèus Linn., eine Brackwasserpflanze, welche 
an den Flußmündungen stachelige Gebüsche bildet und an Salz gebunden 
ist. So traf ich dasselbe in einem üppigen Bestande tief im Innern Neu- 
Guineas an der Wasserscheide zwischen Gogol und Ramu-Fluß an einer 
_Salzquelle in etwa 700 m Höhe. 

„Hemigraphis angustifolia Hall. (= H. Weinlandii K. Schum.) findet 
sich außer auf Neu-Guinea nur noch auf den Molukken und Celebes, Di- 
cliptera eriantha Dene. und D. spicata Decn. nur noch auf Timor, könnten 
also als endemisch für Papuasien im weiteren Sinne gelten. Dagegen weist, 
“von den weit! verbreiteten Hyprophila salicifolia Nees und Justicia pro- 
cumbens Linn. abgesehen, nur Hypoestes floribunda R. Br. nach Australien, 
an welche sich das nach Neu-Caledonien ausstrahlende Pseuderanthemum 
pacificum Lind. anschließt. 

Nicht weniger als 32, d. h. beinahe 60 °/, aller Arten sind endemisch, 
wovon nach dem heutigen Stande unserer Kenntnis auf Neu-Hannover 
Strobilanthes Naumannii Engl., auf Neu - Mecklenburg: Strobilanthes 
novomegapolitanus Lind., auf Neu-Lauenburg: Pseuderanthemum affine 
K. Schum., auf Neu-Pommern: Ps. Hügelii K. Schum. und Ps. Mülleri 
Ferdinandi Lind., auf die Salomo-Inseln: Ruellia Guppyi Hemsl. und auf 
_ die Key-Inseln: Peristrophe keyensis Warb. entfallen. 


166 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Die übrigen Arten sind im tropischen Asien, dem malayischen Archipel 
und den Philippinen verbreitet. Einige gehen bis Polynesien, so das seiner 
prächtigen röten Blüten wegen vielfach kultivierte Graptophyllum pictum 
Griff., welches sich im Gebiet überall bis zu einer Seehöhe von 800 m 
findet und auf Neu-Guinea seine Heimat haben dürfte. 

Im allgemeinen fallen die Acanthaceen in dem Pflanzenkleide Papu- 
asiens wenig in die Augen. Meist kleine bis 1/2 m hohe Sträucher oder 
Halbsträucher finden sie sich vereinzelt oder in kleinen Trupps an lich- 
teren Stellen im Walde. Die meisten lieben feuchte Standorte und so be- 
gegnen wir ihnen besonders häufig an Fluß- und Bachufern, auf vom 
Wasser bespülten Felsen und in der Nähe von Wasserfällen. An trocke- 
neren Stellen sind sie seltener, ohne gänzlich zu fehlen. So findet sich 
Justicia procumbens L. in SO.- und SW.-Neu-Guinea in niedrigen Gras- 
formationen. 

In Ost-Neu-Guinea ist recht häufig Rungia repens Nees, ein niedriges 
Kraut mit blauen Blüten. Wohl die größten Dimensionen unter den Acan- 
thaceen Papuasiens erreicht die endemische Gattung Calycacanthus mit 
ihrer einzigen Art Magnusianus K. Schum. Als Strauch bis zu 5 m Höhe 
bildet sie mit ihren großen rosa Blüten und roten Kelchen, welche meist 
aus dem alten Holz entspringen, eine Zierde des Unterholzes in Ost-Neu- 
Guinea, Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg. Ebenfalls rote Blüten zeigt 
die endemische strauchartige Justicia Chalmersii Lind., welche am Sattel- 
berg bis 600 m emporsteigt, der einzige Vertreter der Sect. Adhatoda 
außerhalb Afrikas. Im Gebiet überall häufig ist die niedliche Hemzgraphis 
reptans Engl., durch ihre silbernen, dunkel geaderten, unterseits roten 
Blätter ein Schmuck feuchter schattiger Stellen. Ruellia aruensis S. Moore 
und eine Anzahl ihr nahestehender, ähnlicher Arten zieht an felsigen Bach- 
betten, besonders im Bereich des Dunstes von Wasserfällen durch ihre an- 
sehnlichen, lang geröhrten gelben Blüten das Auge auf sich. 

Die größte Mehrzahl der Acanthaceen erreicht nur etwa 200 m See- 
höhe. Eine Anzahl z. T. weiter verbreiteter Arten findet sich jedoch noch 
bis zu 5 oder 600 m. Aus den höheren, in die Nebelzonen reichenden 
Regionen kennen wir bisher nur die endemischen Phlogacanthus novo- 
guineensis Lind. vom Torricelli-Gebirge in 800 m und Oreothyrsus glabro- 
sepalus Lind. vom Bismarck-Gebirge in 1000 m Seehöhe, 


B. Neue Acanthaceae Papuasiens. 
Von G. Linpau. 
Strobilanthes Bl. 


St. novomegapolitanus Lindau n. sp. — Suffrutex, usque ad 60 cm 
altus, ramosus. Rami tetragoni, sparsis pilis obsiti, denique teretes, glabri 
Folia petiolis 1—2,5 cm longis, glabris, lanceolata, utrinque angustata, apice 


G. Lindau, Neue Acanthaceae Papuasiens. 167 


obtusiuscula, margine crenato-serrata, 4—8 cm longa, 2—3 cm lata, glabra 
vel subtus parce pilosa, in vivo atra, in sicco subtus coeruleo-viridia, supra 
subscabra, cystolithis vix conspicuis. Spicae terminales, breves, contractae, 
floribus solitariis, oppositis. Bracteae ad apicem versus magnitudine de- 
crescentes, oblongae, 10 mm longae, 3 mm latae et minores, pilis obsitae. 


Calyx pilosus, usque ad 4 mm connatus, lobis 5, filiformibus, 5 mm longis. 


Corolla alba, glabra, intus inter filamenta sparse pilosa. Tubus cylindricus, 
ad faucem oblique sensim ampliatus, basi 1 mm, apice 3 mm diam., 10 mm 
longus. Lobi 5 subaequales, 2 mm longi, 3 mm lati, rotundati. Filamenta 
postica 2, ca. 4 mm longa, antica 2, ca. 2,5 mm longa, basi connata et 
in membranam sparse pilosam decurrentia. Antherarum loculi obtusi, 
4,5 mm longi. Pollinis granula pro genere typica, 38—42 u longa, 30— 
32 diam. Discus minimus. Ovarium 2,5 mm altum. Stylus 9 mm 
longus, parce pilosus. Fructus deest. 

Halbstrauch von 60 cm Hohe mit reichlicher Verzweigung. Blatter breit lanzettlich 
beidendig verschmälert, gestielt, am Rande gesägt-gekerbt, 4—8 X2—3 cm, oberseits 
rauh und fast schülfrig, frisch schwarz, trocken, unten viel heller und mit blaugrünen 
Flecken (Indigo?) Ähren kurz, mit opponierten, einzeln stehenden Blüten. Brakteen 
oben etwas breiter, allmählich kleiner werdend. Kelch 5zipflig, etwa bis zur Mitte ver- 
wachsen. Blüten etwa 4 cm lang, etwas schief glockig, Lappen gleich, rundlich. Staub- 
blätter 4, je 2 Filamente an der Basis seitlich verwachsen und als Membranfalte herab- 
laufend, vordere länger. Rippenpollen ellipsoidisch, mit zarten, schmalen Rippen. Griffel 
etwas haarig, Narbe wenig verbreitert. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Station Namatanai, Maria- 
num im Gehöft (Peeker n. 731. — Blühend 23. Okt. 1910). 

Einheim. Name: karakap na sino. 

Gehört in CLarkes Abteilung Æustrobilanthes § Bracteatae, mir ist aber keine Art 


bekannt, mit der ich sie eng zusammenstellen könnte. 


Ancylacanthus Lindau n. gen.i) Barleriearum. 


Flores parvi, bilabiati, calyce 5-fido, labio supero 2-fido, infero 3 lobo, 
stamina 2, filamentis brevibus, thecis subaequalibus, obtusis. Pollinis gra- 
nuli subglobosi, minute favosi, poris plus quam 4, parvis. — Flores singuli 
axillares. Folia lanceolata, alternatim magnitudine inaequalia. 


Die Form des Wabenpollens verweist die Gattung zu den Barlerieen, 
wo sie etwa in die Nahe von Lepidagathis zu stellen sein dürfte. Der 


Pollen besitzt deren flache Waben und eine größere Zahl von Keimporen, 


ich vermute 8, obwohl sich die Zahl nur schätzen ließ. Die Poren liegen 
in kleinen, glatten Aussparungen zwischen den Waben und treten nur 
wenig deutlich hervor. Besonders bemerkenswert ist der Habitus. Die 
Aste sind hin und hergebogen und zeigen an den Knickstellen kleine Ver- 
dickungen. Außerdem sind die Blattpaare abwechselnd ungleich, so daß 
das eine Blatt brakteenartig erscheint. 


—_— 


4 


1) Der Name ist von dyzuAdw biegen und acanthus abgeleitet. 


168 G. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


A. eyrtandroides Lindau n. sp. — Frutex parva ramulis puberulis, 
tunc glabris, cystolithigeris, ad nodos flexuosis. Folia petiolis 3—5 mm 
longis, puberulis late lanceolata, utrinque angustata, interdum subobliqua, 
subtus nervis puberula, utrinque cystolithis dense notata, ambobus foliis 
unius paris alternatim longitudine inaequalibus, altero 10—12 cm longo, 
2—3,5 cm lato, altero bracteiformi, usque ad 15><7 mm. Flores axillares, 


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Fig. 1. Ancylacanthus cyrtandroides Lindau. A Habitus, B einzelne Blüte, C Korolla 
geöffnet, D Staubblatt, Æ Pollenkorn, F Fruchtknoten, G Kapsel, H Samen, J im 
Längsschnitt, X im Querschnitt. 


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oppositi, singuli, pedicellis petiolis subbrevioribus. Bracteae 2, filiformes, 
2 mm longae. Calycis lobi lanceolati 5, c. 12 X 1 mm, glabri. Corolla 
alba, mox decidua, Tubus cylindricus, sub medio expansus, 4 mm longus, 
basi 1,5, sub medio 2, apice 1,5 mm diametro, in fauce puberulus. Labium 
superum 3 mm longum, 1,5 mm latum, apice lobis 2, rotundatis, 1/2 mm. 
longis, À mm latis. Labium inferum trilobum, lobis 4 mm longis, 1,5 mm. 


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Jatis, apice minute pilosis. Filamenta */, mm longa, antherae 2 mm longae, 
insertae. Pollinis granula pro genere typica, 50—58 u diam. Ovarium 
4mm altum. Stylus 5 mm longus, pilis paucis obsitus, stigma planum, 
excavatum. Capsula c. 1 mm longa, usque ad medium fere stipitata, 
“extus puberula. Semina 4, subtrapezoidea; basi oblique acuta, rugosa, 
2 mm longa, 1 mm lata. 

Aste hin und her geknickt, Internodien verschieden lang bei den einzelnen Zweigen, 
Knoten mehr oder weniger angeschwollen. Behaarung bald verschwindend. Blatter der 
einzelnen Blattpaare sehr ungleich, das größere etwa 10 mal größer. Blüten einzeln, 
axillär, fast sitzend. Staubblätter eingeschlossen, die Antheren ca. 2 mm lang, Fächer 
fast gleich, stumpflich. Kapsel von den Kelchzipfeln überragt, außen sehr feinhaarig 
‘und mit 4 Samen. Diese sind länglich, flach, an der Basis einseitig zugespitzt. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelms-Land: in den Wäldern am 
Djamu, 350—400 m ü.M. (Scentecnter n. 16896. — 26. Nov. 1907; n. 17614, 
— 26. April 1908). 

In beiden Fällen sind Kapseln von ScHLECHTER gesammelt worden, aber nur bei 
der 2. Nummer liegt eine einzige Korolle bei. Wie viele Acanthaceen des Waldes, so 
blüht auch diese nur nachts und wirft morgens die Korolle ab. Da gewöhnlich nur 


eine Blüte sich öffnet, so ist die Schwierigkeit, eine Korolle zu erlangen, erklärlich. — 
Fig. 1. 


G. Lindau, Neue Acanthaceae Papuasiens. 169 


Jadunia Lindau n. gen. Odontoneminarum. 


Flores tubo cylindraceo ad apicem in faucem campanuliformem ampliato, 
subbilabiati, labiis brevibus. Stamina 2, antherarum loculi subaequialte 
affixi. Pollen pro tribu typicum, sed poris 4. — Herba ramosa. Panicula 
e cymis composita. Folia magna. | 

Die Gattung hat Spangenpollen mit 4 Poren und gehört in die Nähe 
von Calycacanthus, von der sie sich aber durch die Inflorescenzen und 
die Blütenform sofort unterscheidet. Habituell hat sie mit Jacobinia-Arten 
Ähnlichkeit, an die auch der Indigogehalt der Blätter, der sich in der eigen- 
artigen blaugrünen Farbe der trockenen Blätter kundgibt, erinnert. Die 
Rispen sind axillär, sehr lang gestielt und tragen oben einen spärlich ver- 
zweigten Blütenstand, der sich im wesentlichen aus Dichasien zusammen- 
setzt. Die Brakteen werden nach oben hin kleiner. Die Oberlippe ist nur 
dadurch angedeutet, daß die beiden hinteren Kronlappen etwas höher ver- 
wachsen sind, während die Unterlippe aus 3 rundlichen Lappen besteht. 


J. Biroi Lindau. — Strobilanthes Biroi Lindau et K. Schum. in 
K. Schum. u. Lauterb., Nachträge etc. (1905) p. 387. — Herbacea, ramosa, 
caule subquadrangulari, parce pubescente. Folia peliolis c. 1 cm longis 
Supra pilosis, oblongata, basi angustata, apice in acumen longum protracta, 
adulta 20—24 cm longa, 6—7 cm lata, glabra, sed subtus ad nervos pi- 
losa, in sicco coerulescenti-viridia, cystolithis sub lente conspicuis, densis. 
Paniculae pedunculis 1/,—3/, longitudinis foliorum aequantibus, puberulis, 
4—6 cm longae, ramosae, e dichasiis vel cymis breviter pedunculatis com- 
positae. Bracteae lanceolatae ad apicem paniculae longitudine decrescentes, 


170 | C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IT. 


2,5—5 mm longae, pilosae. Calycis lobi 5, parallele nervati, lanceolati, 
10—14 mm longi, 2 mm lati, puberuli. Tubus c. 44—15 mm longus, _ 
extus puberulus, intus inter basin filamentorum pilosus, basi cylindricus, — 
2,5 mm diam., ad apicem sensim suboblique campanuliformiter ampliatus — 
usque ad c. 6 mm diam. Labium superum 5 mm longum, lobis 2 rotun- 
datis, 1,5 mm latis, 4 mm longis, inferum 3 lobum lobis oblongis, ca. 5 mm 
longis, 4 mm latis. Filamenta 2 ad basin amplificationis tubi affixa, 9 mm 
longa, glabra. Antherarum loculi subaequialte affixi, 1,5 mm longi. Polli- 
nis granula subglobosa, 38—42 » diam. Discus 1/, mm, ovarium 2 mm 


alta. Stylus dense pilosus, 16 mm longus. Fructus deest. 

Ästiges Kraut mit fast 4kantigen Stengeln. Blätter kurz gestielt, breit länglich, 
oben fast schwanzförmig zugespitzt, unterseits auf den Nerven behaart, Cystolithen sehr — 
dicht, mit der Lupe sichtbar. Rispen langgestielt, verhältnismäßig kurz und wenigblitig, — 
die Teildichasien kurz gestielt, daher die ganze Rispe dicht. Kelchblätter parallelnervig, 
spitz, außen haarig. Tubus aus kurz zylindrischem Grunde schief, glockig, Lippen un- — 
deutlich. Filamente 2, dünn, 9 mm lang. Antherenfächer 1,5 mm lang, fast gleich hoch — 
angeheftet, abgerundet. Spangenpollen fast kugelig. Griffel lang, bleibend. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiser-Wilhelmsland: in den Wäldern und 


am Gebüschrande bei Jaduna am Uaria in 50—200 m ü. M. auf Granit- 
blöcken (ScutecaTer n. 17377, 19232. — Blühend im März, April). 


Die Art wurde von mir bereits in der Sammlung von Biro gefunden, aber der 
Gattung Strobilanthes mit einigem Bedenken zuerteilt. Dazu verleitete mich das Vor- 
handensein von 2 winzigen Staminodien, die in dem Material von SCHLECHTER nicht VOr= 
handen sind. Der Pollen erhält dadurch, daß er 4 Poren und deshalb mehr Spangen 
besitzt, eine große Ähnlichkeit mit dem Rippenpollen von Strobilanthes. — Ich habe 
die Beschreibung, die in den Nachträgen ]. c. gegeben ist, in manchen Punkten erweitern 
und verbessern können und gebe sie deshalb vorstehend noch einmal. 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 
Von 


k. Pilger. 


Mit 30 Figuren im Text. 


Einleitung. 

In DC. Prodromus XIII. 4. faßte 1852 Decaısne in seiner Bearbeitung 
“der Plantaginaceae einen großen Teil der südamerikanischen und mittel- 
‚amerikanischen Arten von Plantago in die beiden Sektionen 13. Cleiosantha 
(besser Oleistantha, wohl nur ein Druckfehler) und 14. Novorbis zusammen. 
Sie werden wie folgt charakterisiert. Clecosantha: Plantae annuae; flores 
“clausi lobis inaequalibus, exterioribus latioribus; tubus brevis capsulae 
adnatus; stamina inclusa quasi abortiva, antheris parvulis; capsula 
2—3-sperma. — Americae praesertim septentrionalis. Novorbis: Plantae 
perennes, rhizomate fusiformi crasso, vel annuae. — Flores expansi tubo 
ab ovario saepissime libero infundibuliformi; stamina exserta, 
antheris citissime deciduis latis fuscis; capsula 2—3-sperma. — Ame- 
ricae australis. — 

Die in der Charakteristik besonders hervorgehobenen Unterschiede be- 
ziehen sich auf das Vorkommen offener oder geschlossener Blüten; sie sind 
aber vollkommen hinfällig und trennen nicht einmal Arten, viel weniger 
Sektionen; bei beinahe allen Arten kann man Exemplare mit geschlossenen 
Blüten sowie solche mit geöffneten Blüten mit herausragenden Antheren 
auffinden, ja die Blütenformen wechseln nicht selten, an derselben Pflanze 
und in derselben Blütenähre. Die Trennung nach den Blütenformen hat 
es denn mit sich gebracht, daß in der Sektion Cleiosantha P. virginica 
und P. firma aufgeführt werden, in der Sektion Novorbis die entsprechen- 
den offen blühenden Formen als P. purpurascens und P. brachystachys. 
"Überhaupt kann die Bearbeitung von Decaisne nicht als eine sorgfältige be- 
‚zeichnet werden; ohne Einsicht der im Pariser Herbar liegenden Original- 
exemplare ist es durchaus nicht möglich, sich klar zu machen, was der 
Autor unter den Arten verstanden hat; die Beschreibungen sind 7 
und fassen öfters verschiedene Arten zusammen (z. B. P. Guilleminiana, 
2 Botanische Jahrbücher. L. Bd, 12 


Pa 


172 R. Pilger. 


P. affinis). Es war mir vergönnt, in Paris die Originale mit dem Berliner 
Material vergleichen zu können; für ihr freundliches Entgegenkommen 
spreche ich auch hier der Direktion der Botanischen Abteilung des Pariser « 
Museums meinen besten Dank aus; ferner habe ich zu danken der Direktion — 
des Museo nacional in Santiago für die freundliche leihweise Übersendung 
von Originalen Paiciprischer Arten, der Direktion des Kais. Bot. Gartens 
in St. Petersburg ebenso für die Übersendung einiger Originale; endlich 
bin ich besonders verpflichtet den Herren B. Berro (Montevideo), O. Buch- 
TIEN (La Paz), C. Spesazzını (Buenos-Aires) und T. Stuckerr (Cordoba, jetzt 
Genf), die mir das Material der Plantago-Arten ihrer Sammlungen bereit- 
willigst übersandten und Dupla überließen. Ebenso konnte ich das Herbar 
des leider jüngst verstorbenen Prof. Arzcuavaurra (Montevideo) durchsehen. 

In der Bearbeitung der Plantaginaceae in Engler und Prantl, Nat. 
Pflfam. IV. 3b. 372 hat H. Harms aus mehreren Sektionen von DECAISNE « 
die Sektion Neoplantago gebildet und hierzu als § 1 Cleiosantha gestellt: 
»Bl. fast diöcisch oder diöcisch-kleistogam. Blkr. in der fertilen Bl. oder 
an der fertilen Pfl. über der reifenden Kapsel zusammenschließend und eine 
Art von Schnabel über ihr bildend, mit der Kapsel etwas verwachsen. A. 
nicht herausragend.« Hierzu soll dann auch Novorbis gehören. Ich halte 
den Standpunkt für berechtigt, Cleiosantha und Novorbis zusammen mit 
Einschluß einiger anderer Arten als besondere Sektion aufrechtzuerhalten, 
die dann den Namen Novorbis führen soll. Über ihre Charakterisierung 
und Umgrenzung ist unten Näheres zu vergleichen. 

Die so interessanten Blütenverhältnisse legten mir den Wunsch nach 
einer eingehenden Bearbeitung der Sektion nahe. Einige Arten konnten 
im Botanischen Garten in Dahlem kultiviert und lebend beobachtet werden; 
die meisten kenne ich nur aus Herbarmaterial. 


D LU 2: 


I. Die Blütenformen bei den Arten der Sektion Novorbis. 


Über die geschlossenen Blüten der amerikanischen Plantago-Arten 
finden sich in der Literatur nur wenige Bemerkungen, so von Asa GRAY ; 
in der Syn. FL, von Weppett in der Chloris andina etc. F. Lupwie nahm 
P. virginica in Kultur (Kleistogamie von Plantago virginica, in Bot. Cen- 
tralbl. (1880) 862—863). Der Autor berichtet darüber folgendes: » Plan 
tago virginica, dessen Samen ich aus dem botanischen Garten in Göttingen 
bezogen, blüht in meinem Garten nur kleistogamisch. Das fest verschlossene, } 
spitz-kegelförmige Korollenrudiment, welches während der Befruchtung noch 
vom Kelche überragt wird, enthält einen Griffel von nahezu derselben 
Länge wie die Staubgefäße, mit denen er sich gleichzeitig entwickelt. Die 
letzteren erhalten durch das sehr verlängerte Konnektiv ... eine zugespitzte — 
Spatelform und enthalten nur wenige, aber gute Pollenkörner, die direkt 
ihre Schläuche zur Narbe senden. Nach der Befruchtung wächst die 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 173 


Blüte, ohne jedoch von dem sich verlängernden Griffel durchbrochen zu 
werden, nur wenig über den Kelch hinaus... .« 

Die letztere Angabe ist nicht ganz richtig; die Blüte ist schließlich mit 
ihren aufrechten Zipfeln mindestens doppelt so lang als der Kelch. Ferner 


_ konnte ich, wie hier gleich bemerkt werden soll, niemals ein Austreiben 


der Pollenkörner, die Entwickelung eines Pollenschlauches beobachten. Da- 
mit will ich aber die Möglichkeit, daß dies hier und da geschieht, nicht 
bestreiten. 


Fig. 4. Junge Blüte von P. taraxacordes; 
Länge im ganzen etwas über 3 mm. 


U > Fig. 3. a Diagramm von P. taraxacoides; 
Fig. 2, Braktee, schmaleres und breiteres b dieselbe Art, andere Deckung der breiteren 
ek Son Pi Jardaincoides. Kelchblätter; ce Petalen und Fruchtknoten 

von P. virginica. 


A. Beschreibung der geschlossenen Blüten. 


Fig. 1 zeigt eine junge Blüte von P. taraxacoıdes, bei der die aufge- 
richteten Zipfel gerade aus dem Kelch hervorsehen; eine ganz kleine Spitze 
ist auch vom Griffel sichtbar, die sich zwischen den Zipfeln hervordrängt; 
an anderen Blüten desselben Exemplares ist der Griffel völlig eingeschlossen. 
Vorn liegt die Braktee, die kürzer als der Kelch ist, vor dieser die beiden 
schmaleren Kelchblätter, abgewandt die breiten Kelchblätter. Die Form der 
Braktee und der Sepalen zeigt Fig. 2; die Nerven sind sehr breit und dick, 
die Kelchblätter sind stark ungleichseitig; die Paare unterscheiden sich be- 


- deutend in ihrer Form. In Fig. 3a ist die Deckung der Kelchblätter und 


—ihre Stellung zur Braktee diagrammatisch dargestellt, wie sie am häufigsten 


127 


174 R. Pilger. 


vorkommt, auch bei den anderen Arten; doch gibt es von dieser Stellung 
auch vielfach Abweichungen, z. B. wie in Fig. 3b, die auch von P. taraxa- 
coides genommen ist; auch die schmäleren Kelchblätter könmen eine andere 
Deckung zeigen. In der Stellung der Korollenzipfel und der Samenanlagen 
kommen dagegen keine Verschiedenheiten vor, sie ist bei den dreisamigen 


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Fig. 5. P. tarawacoides, junge Blüte, Teil 
Fig. 4. P.taraxacoides, junge Blüte nach der Röhre mit einem Zipfel und zwei 
Entfernung der Braktee und des Kelches. Staubblättern. 


Arten stets so, wie Fig. 3a zeigt; die Stellung bei den zweisamigen gibt 
Fig. 3c von P. virginica wieder. 

Nach Entfernung des Kelches von der jungen Blüte ergibt sich ein Bild 
wie in Fig. 4; der Fruchtknoten ist kurz und breit, die ganz kurze Ko- 
rollenröhre ist hier noch vom Frucht- 
knoten frei; in Fig. 5 ist ein Teil der 
Röhre mit einem Zipfel dargestellt. 
Die Korollenzipfel decken sich nach 
ihrer Breite mit den Rändern mehr 
oder weniger stark; ferner neigen 
sie mit den Spitzen zusammen, so 
daß ein kegelförmiges Gebilde ent- 
steht, das den ganzen Griffel oder 
den größten Teil des Griffels und 
stets die Staubblätter einschließt. Im 


nen Blüten die Zipfel klappig aus- 
Fig. 6. P. hirtella, geschlossene Blüte mit einander. Das Zusammenneigen und 


herausragendem Griffel, mit Braktee (rechts) der Schluß der Zipfel ist bei den 
und Kelch; Länge bis zur Griffelspitze grist p BR) 
5 anim, Arten mehr oder weniger ausgepragt; 


es finden sich auch Übergänge zu 
offenen Bliiten, indem die Zipfel an der Spitze ein wenig sperren und 
ein Teil des Griffels freiliegt. Freilich wird dadurch keine Fremdbe- 
stäubung herbeigeführt, indem der Griffel, wie gleich gezeigt werden soll, 


nur im untern Teil empfängnisfähige Papillen trägt. Auch bei jungen | 


FAD ee ee ee eee MO ee ee ee a eee PT 


Gegensatz dazu breiten sich bei offe- 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 175 


Blüten, wie oben Fig. 4, ist der kleine herausragende Griffelteil schon 
bräunlich verfärbt und mehr oder weniger vertrocknet. Häufig wird der 
Griffel an älteren Blüten noch verlängert und ragt mit vertrocknendem 
Ende mehr heraus (Fig. 6), bei anderen Arten (z. B. P. virginica) bleibt er 


Fig. 7. P.taraxacoides; jüngere Blüte, die Röhre geöffnet; Länge etwa über 3 mm. 


häufig auch an alten Blüten ganz und gar eingeschlossen. Auch bei wei- 
terer Entwickelung der Blüte bleibt die Röhre nur kurz und entwickelt 
sich nicht über den Fruchtknoten heraus, so daß die Zipfel diesem direkt 
aufsitzen. Fig. 7 zeigt eine junge Blüte mit geöffneter Röhre; die Röhre 


Fig.8. P.hirtella, ältere Blüte nach Ent- Fig. 9. P. hirtella, Kapsel mit ansitzendem 

fernung des Kelches; die Röhre mit dem oberen Teil der Röhre und den Zipfeln, 

Fruchtknoten — verwachsen; die Zipfel von der Seite des beiderseits übergreifenden 
setzen über dem Fruchtknoten an. Zipfels gesehen. 


ist hier noch etwas kürzer als der Fruchtknoten, die Zipfel decken sich 
noch ziemlich wenig. Je stärker sich der Fruchtknoten entwickelt, desto 
mehr legt sich ihm die Röhre an; im unteren Teil sind beide verwachsen, 
so daß hier die Röhre bei der Kapselreife zerreißt, im oberen Teil bleiben 
sie zwar voneinander frei, doch liegen sie dicht einander an; die Basis des 
Griffels liegt dann immer ungefähr in der Höhe der Basis der Zipfel (Fig. 8). 


176 R. Pilger. 


Auch bei der Reife bleibt die Korolle mit dem Fruchtknoten verbunden 
und ihr oberer Teil fällt mit dem oberen Teil der Fruchtwandung zusammen 
ab, während bei den offenblühenden Arten die Kapsel meist nach Loslösung 
der Korolle freisteht. Die Kapsel öffnet sich durch einen ringsumlaufenden 
RiB im unteren Teil (Fig. 9). Kapsel und Röhre überragen bei der Reife 
den Kelch mehr oder weniger beträchtlich; vergl. Fig. 10; die konische 
Kapsel ist hier zirka doppelt so lang als der Kelch. Auffallend ist die sehr 
schnelle Entwickelung des Fruchtknotens im Gegensatz zu den durchaus 
offenblühenden Arten der Gattung. Sind an der Spitze einer langen Ähre 
nur Junge Blüten entwickelt, deren Korolle nur so lang oder wenig länger 
als der Kelch ist, so findet man in einer nur wenig darunter gelegenen 
Region der Ähre schon reifende Kapseln, deren oberen durch Ringschnitt 
getrennten Teil man schon abheben kann, und das bleibt sich dann bis zum 
Grunde der Ähre ziemlich gleich, auch dort sind die Kapseln noch nicht 


Fig. 10. P. taraxacoides, die 
entwickelte Kapsel mit anhaf- ; 
tender Röhre überragt den Fig. 41. P. hirtella, Fruchtknoten und 


Kelch bedeutend; ganze Länge Narbe, rechts der untere Teil der Narbe 
51/9 mm. mit anhaftenden Pollenkérnern. 


von selbst ausgefallen; sie stehen also nach ihrer Entwickelung noch ziem- 
lich lange geschlossen. 

Ein Griffel wird in den geschlossenen Blüten nicht ausgebildet, die 
dicke Narbe ist bis zum Fruchtknoten herab mit Papillen besetzt. 

Fig. 11 zeigt links den Fruchtknoten und die Narbe von P. hertella; die 
Papillen sind ganz am Grunde der Narbe kurz, dann folgt eine kurze 
Strecke, an der sie besonders lang und straff sind und dicht stehen; nur 
hier sitzen Pollenkörner, gewöhnlich reichlich, an; der längere obere Teil 
der Narbe ist von mehr locker stehenden, schlafferen Papillen besetzt und 
schon mehr oder weniger vertrocknet. Mit der Struktur der Narbe und 
dem Vorgang des Aufsammelns der Pollenkörner steht der Bau der Staub- 
blätter im engen Zusammenhang. Die Staubblätter sind stets eingeschlossen 


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Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 177 


und sehr klein. Ihre Antheren messen etwa !/,—3/, mm; sie sind nur 
_ dünn und zart, von dreieckig-spateliger Gestalt, das Konnektiv ist über die 
Fächer hinaus verhältnismäßig beträchtlich verlängert. Die Filamente, deren 
Spur man an der Röhre zwischen den Zipfeln verfolgen kann, werden am 
oberen Rand der Röhre frei und sind mehrmals kürzer als die Zipfel, auch 
in der Jugend nicht, wie bei den ofienen Blüten, 
eingefaltet. Trotz ihrer Kleinheit bilden die 
Antheren 2 Theken aus, die sich durch einen 
breiten Spalt öfinen (vergl. Fig. 12) und rund- 
liche Pollenkörner enthalten, die den Pollen- 
körnern der offenblühenden Arten an Durch- 
messer kaum nachstehen (25—30 uw). 

Bei dem Zusammenneigen der Zipfel tiber 
dem Fruchtknoten und der Narhe liegen die ee Mine ey pe 
Antheren gerade der langpapillüsen Stelle der - tella, 1/2—3/, mm lang. 
Narbe mehr oder weniger dicht an und hier 
an dieser kurzen Narbenstrecke werden auch die Pollenkörner aufgefangen 
(Fig. 14). 

Bei P. virginica, einer 2-samigen Art, die ich reichlich 1912 im 
Dahlemer Garten kultivierte, waren an diesen Exemplaren die Griffel überall 
_ eingeschlossen, auch in älteren Blüten nicht über 1,5 mm lang; bei den 
Blüten verschiedensten Alters, die untersucht wurden, konnte kein Aus- 
treten des Pollens aus den Antheren beobachtet werden; die Narben, die 
im übrigen wie oben beschrieben ausgebildet waren, waren stets von Pollen- 
körnern frei. Die Antheren waren. bis 600 y zirka lang und bildeten ein 
Endothecium aus, dessen Zellen mit Verdickungsleisten versehen waren; sie 
enthielten auch eine Anzahl Pollenkörner, die bei Jodfärbung deutlich dunkel- 
gefärbt hervortraten, doch wurden sie nicht geöffnet. Nun liegen allerdings 
die kleinen Antheren dem unteren lang papillösen Teil der Narbe dicht an 
und man könnte an ein Austreiben der Pollenkörner in den Antheren und 
direkten Übergang der Schläuche in den Griffel denken, welcher Vorgang 
bei kleistogamen Blüten beschrieben worden ist. Doch war kein austreiben- 
des Pollenkorn in älteren und jungen Blüten zu beobachten. Wenn wir 
damit die oben angegebenen Bemerkungen von Lupwie vergleichen, so ver- 
hält sich entweder die Art verschieden oder der Autor hat nur nach 
Analogie mit anderen kleistogamen Arten auf einen solchen Vorgaug 
des Austreibens der Pollenkörner geschlossen. Wie man sieht, weisen 
die beschriebenen Blüten alle Kennzeichen kleistogamer Blüten auf. Für 
diese ist es besonders charakteristisch, daß sie sich nicht öffnen und 
daß sie Hemmungsbildungen darstellen (vergl. z. B. Göser, Einleitung 
in die experimentelle Morphologie der Pflanzen p. 132). Bei den ge- 
schlossen blühenden Arten von Plantago bleibt die Korollenröhre in ihrer 
Ausbildung stark zurück, ebenso wird ein eigentlicher Griffel kaum ange- 


178 | R. Pilger. 


legt, dié Narbe sitzt direkt dem Fruchtknoten auf und die Staubblätter, die 
Pollenkörner normaler Größe hervorbringen, sind äußerst reduziert. Die 
Selbstbestäubung ist zwangmäßig, denn entweder ist der Griffel völlig ein- 
geschlossen, oder wenn er etwas herausragt, nur im unteren Teile empfäng- 
nisfähig. Wir haben es also nicht mit der von E. ULE so genannten Kleisto- 
petalie zu tun, bei der die Blütenteile normale Ausbildung erfahren, und 
nur die Öffnung unterbleibt. Doch fehlt bei unseren Arten von Plantago 
die Befruchtung kleistogamer Pflanzen, ein wesentlicher Unterschied, auf 
den weiter unten noch eingegangen wird. 


B. Beschreibung der offenen Blüten. 


Der Hauptunterschied der offenen Blüten gegenüber den geschlossenen 
bei den Arten der Sektion besteht darin, daß die Blumenkronenröhre vom 
Fruchtknoten frei. bleibt und über ihn hinaus verlängert ist. | 

Fig. 13 zeigt eine geöffnete Blüte von P. tomentosa subsp. paralias var. 
glabrescens; der kleine Fruchtknoten sitzt am Grunde der schmalen, zirka 
2 mm langen Röhre; die Narbe ragt nicht sehr weit aus der Mündung 
hervor; sie reicht nicht bis zum Fruchtknoten, sondern ein kurzer papillen- 


Fig. 13. Blüte von P. tomentosa subsp. Fig. 44. Dieselbe Varietät wie Fig, 13; 3 
paralias var. glabrescens nach Entfernung die Röhre einer jungen Blüte mit noch 


des Kelches; rechts der Stempel. eingeschlossenen Antheren geöffnet. 


freier Griffel ist vorhanden, dann nehmen die Papillen allmählich nach oben — 
an Länge zu. Die breit-eiförmigen, gespitzten Korollenzipfel sind zurück- 


geklappt und decken einander wenig oder gar nicht. Die breiten Antheren, 
die I mm oder wenig darüber lang sind, ragen an zierlichen Filamenten 


weit heraus; sie sind hier schon entleert, flach, an den beiden Seiten durch 
einen Längsriß von oben bis unten geöffnet. Fig. 14 ist eine Jüngere, noch | 
geschlossene Blüte derselben Art und Varietät mit noch aufrechten Zipfeln; 
die Röhre ist hier noch kurz, die Narbe zwischen den Zipfeln eingeschlossen. 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 179 


: Die Filamente sind eingebogen (2 Staubblätter sind, um dies zu zeigen, an 


der Figur zurückgeschlagen), die Antheren sind oval; sie öffnen sich durch 


einen Längsriß an der Seitenkante; schon in der geschlossenen Blüte lassen 


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‘sie sich leicht öffnen; sie enthalten reichlich Pollen, die Körner, die durch 


Jod stark braunviolett gefärbt werden, sind anscheinend gut entwickelt, 


-20—23 w im Durchmesser. Fig. 15 zeigt einen Teil der Röhre einer offenen 


_ verhältnismäßig langer Griffel entwickelt, ehe 


2 


Blüte von P. virginica (die Zipfel, die in Wirk- 
lichkeit abstehen, sind in der Zeichnung wieder 
hochgeklappt). Die Antheren entsprechen den 
vorher beschriebenen; die Filamente werden 
ungefähr in der Mitte der Röhre frei, doch 
kann man die Spur ihrer Verwachsung mit der 
Röhre bis zum Grunde verfolgen; es ist ein 


die schwachen Narbenpapillen einsetzen. 
Häufig setzen, worauf gleich noch näher 
eingegangen werden soll, die offenen Blüten in 
der Sektion keine Samen an, während bei 
anderen Arten dies reichlich geschieht, z. B. dS a ee 
eer. Berroi, wie Fig. 16—18 zeigen. Die pnahre einer offenen Blüte: die 
Länge der ganzen Blüte (Fig. 16) beträgt 6,5 mm; Zipfel in der Zeichnung hoch- 
die Röhre ragt aus dem Kelch hervor, die breiten geschlagen. 
Zipfel sind scharf bis auf die Röhre zurückge- 
klappt. In Fig. 47 ist der Kelch und die Braktee entfernt; die Kapsel mit 
der ihr im unteren Teil anhaftenden Röhre ist ziemlich weit unten durch 
einen Rif ringsum geöffnet, die Spitze eines Samens ist sichtbar. Die 


Fig.16. P. Berroi, ältere offene 


Blüte mit zurückgeschlagenen Fig. 47. P. Berroi, der untere 
Zipfeln. Teil der Kapsel abgefallen. 


_Scheidewand in der Kapsel ist derblederig, die Samen sind etwas unter- 
halb der Mitte angeheftet, in dem zweisamigen Fache springt die Leiste 
zwischen den beiden Samen nur wenig, aber scharf vor. In Fig. 18 ist 
ein Längsschnitt durch Röhre und Kapsel dargestellt, wobei die Zipfel 
Wieder hochgeklappt sind. Uber der Kapsel, deren Griffel noch vertrocknet 


180 R. Pilger. 


erhalten ist, ist die Röhre, hier an der Frucht verschrumpft und vertrocknet, 


frei. Auch ein kleiner oberer Teil der Kapsel ist frei, während der größere 
Teil mit der Röhre verwachsen ist. 

Bei den Früchten aus einer geschlossen 
blühenden Ähre von P. Berroi dagegen ist 
keine Röhre entwickelt, die Kapsel reicht bis 


und wegen ihrer breiten Form einander stark 

decken. Sehr kleine Antheren sind einge- 

schlossen, die Narbe ist bis dicht an den 

Fruchtknoten sehr lang papillös; noch haften 

ihr nach der Basis zu eine kurze Strecke lang 

Fig. 18. 7. Berrot, Längs- Juhlreiche Pollenkörner an, deren Durchmesser 

schnitt oe Blütenröhre und 9698 y betrict. Kelch und Brakt ind bei 

apsel. 26—28 u gt. Kelch und Braktee sind be 

den offenen und geschlossenen Blüten nicht 

oder kaum verschieden, jedenfalls nicht in irgendwelchen wesentlichen 
Merkmalen. 


C. Die Verteilung der offenen und geschlossenen Blüten und ihre 
Fruchtbarkeit. 
Der häufigste Fall ist der, daß ein bestimmtes Exemplar einer Art 
mit allen Ähren entweder offen oder geschlossen blüht. Doch kommt es 


zu den Zipfeln, die direkt auf ihr stehen 


auch bei einer Anzahl von Arten nicht selten vor, daß am selben Exem- — 


plar die eine Ähre geschlossen, die andere offen blüht, und sogar an der- 
selben Ähre können die beiden Blütenformen bestimmte Zonen einnehmen. 
Als Beispiel sei ein Exemplar von P. tomentosa subsp. paralias var. saxi- 
cola erwähnt. Dies Exemplar hatte eine ganz geschlossen blühende Ähre 
und 4 andere, die unten offene und oben geschlossene Blüten trugen; die 
offenen Blüten nahmen nur ein Drittel der Ähre ein oder reichten bei an- 
deren Ähren fast bis zur Spitze. Der Übergang ist ganz plötzlich, die beiden 
Formen unterscheiden sich, wie es oben z. B. für P. Derror angegeben 
ist. Es sind oben nicht etwa junge Blüten mit eingeschlossenen großen 
Antheren, die sich dann später öffnen, sondern die Antheren sind ganz 
klein (1/, mm oder etwas darüber) und die Narbe reicht mit langen Pa- 
pillen besetzt bis zum Fruchtknoten; ihr haften im unteren Teil Pollen- 
körner an. | 


Das Verhältnis der Zahl der offen blühenden zu der der geschlossen blü- « 


henden Exemplare ist natürlich auch nicht mit annähernder Sicherheit 


festzustellen, wenn nur ein verhältnismäßig beschränktes Herbarmaterial M 


zur Verfügung steht. Immerhin zeigen sich hierin bei den Arten bedeu- 
tende Unterschiede. Ganz beträchtlich überwiegt die Zahl der geschlossen 
blühenden Exemplare z. B. bei P. virginica, P. myosuros, P. hirtella. Bei 


letzterer Art macht nur die var. Galeottiana eine Ausnahme. Bei P. to- 


iat eh 


4 Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 181 


= 


mentosa dagegen, sowie bei P. truncata sind die offenblühenden Exemplare 
reichlicher vertreten und bei P. argentina z. B. kenne ich nur solche. 

Ebenso ist es mißlich, nach getrocknetem Material etwas über die 
Fruchtbarkeit der beiden Blütenformen auszusagen. In meinen Kulturen 
blühten alle untersuchten Arten geschlossen oder hatten anomale Blüten 
(vergl. weiter unten). Öfters bringen offene Blüten Samen hervor, die an- 
' seheinend, nach der schwärzlichen Farbe und ihrer unregelmäßigen Gestalt 
zu urteilen, kaum keimungsfähig sind, doch konnte eben die Kontrolle der 
Aussaat nicht ausgeführt werden. Bei den von mir kultivierten Arten von 
Plantago bleiben die Samen nur über einen Winter hin keimfähig, so daß 
auch mit den Samen von Arten aus neuesten Sammlungen keine Resultate 
zu erzielen sind. Es muß den Botanikern in den Heimatländern der Arten 
überlassen bleiben, diesen interessanten Fragen nachzugehen. 

Im allgemeinen ist eine verminderte Fruchtbarkeit und Samenbildung 
bei den offenblühenden Pflanzen zu konstatieren. Dies bemerkt schon 
Asa Gray z. B. für P. virginica, indem er die offene Form als »substerile« 
bezeichnet. Sie ist durchschnittlich kleiner als die geschlossenblühende 
Form, die Ähre kurz; Kelch und Braktee sind etwas zarter, die Braktee 
ein wenig breiter und die schmalen Kelchblätter weniger ungleichseitig, die 
Korollenzipfel breiter, breit-eiformig. Der kleine Fruchtknoten bleibt in 
diesen Blüten unentwickelt. Auch bei P. virginica waren Exemplare vor- 
handen, bei denen die Ahren im unteren Teil offene und im oberen Teil 
geschlossene Blüten trugen. Auch bei den offen- 
blühenden Exemplaren von P. gigantea, die 
mir vorlagen, waren die Blüten durchaus un- 
fruchtbar. Fig. 19 zeigt eine jüngere Blüte 
dicht vor dem Aufbrechen; die Blumenkrone 
ragt nur wenig aus dem Kelch hervor, der 
Griffel ist noch eingeschlossen, die Antheren 
sind durchscheinend sichtbar. Die Röhre bleibt 
auch weiterhin sehr kurz, so dab die Zipfel 
gerade über dem Kelch auseinanderklappen; pig.49. P. gigantea, jüngere 
ein kurzer nackter Griffel ist vorhanden, dann Blüte, von der Seite gesehen, 
folgt eine kurze Narbe, die dicht papillös ee Re 
ist, deren Papillen aber + miteinander ver- 
klebt sind und nicht abspreizen. An ihnen wurde kein Pollen ansitzend 
gefunden; der Pollen ist überhaupt wenig reichlich und tritt nicht von 
selber hervor; die Körner sind = verschrumpft, ungefähr 20 » im Durch- 
messer. Die Antheren fallen gleich nach der Öffnung der Blüte ab oder 
bleiben überhaupt in der Röhre stecken. Es liegen also hier ähnliche Ver- 
hältnisse vor, wie bei gewissen Formen von P. lanceolata (vergl. weiter 
unten), nur daß die Pflanzen nicht weiblich sind, sondern überhaupt steril 
bleiben, 


182 | OR. Pilger. 


Ebenso scheinen bei mehreren anderen Arten, wie z. B. P. myosuros, | 
P. hirtella (mit Ausnahme vielleicht von var. Galeottiana) nur die ge 
schlossenen Blüten gute Samen hervorzubringen. Bei P. acerescens erscheint 
dies zweifelhaft; an offen bleibenden Ähren werden Kapseln entwickelt, von 
denen z. T. sogar die Korollen abfallen, so daß die Kapseln nackt stehen; 
trotzdem die Samen leicht ausfallen, i sie kaum normal ausgebildet, von 
unregelmäßiger Gestalt und dünn; einzelne scheinen von besserer Entwicke- 
lung, doch ist ihre Keimfähigkeit fraglich. Entschieden gute Samen, 
wenigstens dem Ansehen nach, fand ich an offenblühenden Ähren z. B. bei 
P. Berroi, P. achalensis, P. ER inea, P. Cumingiana. 


D. Bestäubung, Befruchtung und Embryoentwickelung. 


Bei den von mir untersuchten Arten der Sektion Novorbis konnte nie- 
mals ein Austreiben von Pollenschläuchen beobachtet werden. Von P. pachy- 
neura und P. hirtella wurden Blüten verschiedenen Alters fixiert, eingebettet‘ 
und mit dem Mikrotom geschnitten; es ergab sich das gleiche Resultat, 
daß nirgends an den Narbenpapillen und im Narbengewebe Pollenschläuche 
vorhanden waren. Die Entwickelung des Embryos ist also ungeschlecht- 
lich.. Dabei bilden die Antheren, wie schon oben erwähnt, Pollen aus, der 
auch austritt und den Nine ansitzt. Der Längsschnitt durch 
die kleine Anthere zeigt, daß vier Fächer vorhanden sind, die Wand ist 
zweischichtig, die innere Zellschicht (Endothecium, Faserschicht) ist mit 
Verdickungsleisten versehen. Die Papillen der Narbe sind dicht gestellt, 
langgestreckt, mit einem großen Kern und viel Plasma. Die Samenanlage 
ist anatrop; dies ist aber nur in jungen Stadien deutlich. Das einzige 
Integument ist sehr dick und läßt nur einen ganz schmalen Spalt m | 
Mikropyle; dieser Spalt schließt sich bald ganz und ist nur noch eine 
Zeitlang an der Richtung der Zellen kenntlich; später erscheint die Samens 
anlage als ein einheitlicher ovaler Gewebekörper, in dessen Mitte oder 
oberhalb dessen Mitte der Embryosack liegt. Der Embryosack wird cont 
ausgebildet, auch findet Vereinigung der beiden Polkerne statt. Die Ent- 
wickelung des Embryo geht aber nicht vom Embryosack aus, sondern von 
Zellen des Nucellus in der Chalazagegend; ich bin über die Einzelheiten 
dieses Vorgangs nach den in diesem Jahre untersuchten Blüten der beiden 
Arten noch nicht überall ins klare gekommen und werde das Studium an 
neuem Material im folgenden Jahre fortsetzen. 4 
E. Bildungsabweichungen bei P. hirtella. 


P. hirtella (P. Schiedeana) hatte ich seit 1909 in Kultur, ohne da 
offene Blüten auftraten; dies geschah erst 1912, doch waren dann vielfache 
Anomalien in den Blüten zu konstatieren. Die Samen dieser ganzen Kub 
turen stammten aus Mexiko, Chiapas, S. Christobal; ich erhielt sie durch 
Herrn Dr. Birrer aus Bremen. Über das Verhältnis der offen und ge- 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 183 


schlossen blühenden Pflanzen ist weiter unten die Beschreibung der Kul- 
turen zu vergleichen. 

$ Fig. 20 zeigt eine anomale Blüte mit nur 3 Korollenzipfeln, die auf- 
recht bleiben und nur wenig auseinanderweichen, aber den Griffel und die 
Staubblätter heraustreten lassen. Eine Anthere ist frei, eiförmig-lanzettlich; 
die anderen 3 Antheren sind fest miteinander verwachsen; von ihren drei 
Filamenten sind zwei zu einem schmalen Band verwachsen, das dritte ist 
frei. In den Antheren wird reichlich Pollen entwickelt, der wenigstens 
teilweise gut ausgebildet erscheint und bis 30 u im Durchmesser hält. Die 
vom Fruchtknoten freie Röhre ist kurz. 


2 Besonders auffallend ist die Vermehrung der Samenanlagen; die be- 
schriebene Blüte z. B. enthielt im Fruchtknoten 5 Samenanlagen und zwar 
in einem Fach nur eine, im anderen 
Fach vier, je zwei an einer kurz vor- 
springenden Leiste. In einer anderen 
Blüte waren vier Samenanlagen zu 
finden, in einem Fach eine, im an- 
deren Fach drei nebeneinander. Man 
ware zunächst geneigt, an eine Bastar- 
dierung, vielleicht mit P. major, zu 
denken, doch sind sonst keine An- 
zeichen dafür vorhanden, so dab 
diese Vermehrung als eine Anomalie 
einer reinen Art zu betrachten ist. 
Die Vermehrung der Samenanlagen 
ist die einzige Anomalie, die auch 
schon in Blüten früherer Jahrgänge 
zu finden war. Alle Ähren blühten Fis: 20. P. hirtella, anomale Blüte mit 
3 à 3 Zipfeln und 3 verwachsenen Antheren; 
hier geschlossen, mit etwas heraus- ganze Länge bis zur Antherenspitze 51/amm. 
ragendem Griffel, die Staubblätter 
waren klein und eingeschlossen, die Antheren meist kürzer als 1 mm, nur 
selten fast 1 mm lang. Ein Teil der Blüten hatte normal drei Samenanlagen, 
andere wiederum bis je fiinf Samenanlagen, wobei immer in dem einen 
Fache nur eine entwickelt wurde. 


Fig. 24 ist eine Bliite mit drei zuriickgeschlagenen Korollenzipfeln und 
zwei normalen, an zierlichen Filamenten herausragenden, 2,5 mm langen 
Antheren. Zwei kurze Filamente sind bandförmig verwachsen, während 
ihre Antheren nur an der Basis vereinigt sind; jede dieser beiden An- 
theren hat noch ein akzessorisches, kleines, dem schmalen Konnektiv an- 
liegendes Fach. | 
In Fig. 22 ist die kurze Röhre geöffnet; die beiden freien Filamente 
stehen normal zwischen den Zipfeln und werden ungefähr zur halben Höhe 


ee 


184 R. Pilger. 


der Röhre frei; das bandförmige Doppelfilament steht in der Mitte vor dem 
dritten Zipfel. De 
Ein anderer Blütenstand derselben Kultur mit anscheinend geschlossenen 
Blüten zeigte sich bei näherer Un- 
tersuchung von dem kleistogamen 
Typus ganz verschieden; die Blüten 
wiesen dieselben Anomalien auf. 
Fig. 23 zeigt eine Blüte dieser Ähre 
nach Entfernung des Kelches; die 
kurze Röhre ist = runzelig zu- 
sammengezogen, da überhaupt nur 
zwei Korollenzipfel vorhanden sind. 
Die den Griffel eng umgebenden 
Antheren liegen (wie Figur zeigt) 
daher nach der einen Seite frei 
zutage. Drei Antheren sind mit- 
einander verwachsen, das gemein- 
same bandförmige Filament ist bo- — 
gig eingeschlagen, streckt sich aber 
Fig. 21. P. hirtella, -anomale Blüte mit nicht es a aa Anthem | 
3 Zipfeln, 2 Antheren verwachsen. tiefer als die Spitze der Korollen- 
zipfel sitzen bleiben; sie sind zirka 

1 mm lang. An einer anderen Blüte der Ähre waren vier Zipfel ent… 
wickelt, davon einer nur unvollkommen, und das vierte Staubblatt fiel aus. 


Fig. 22. P. hirtella, dieselbe | 
Blüte wie in Fig. 21, die Röhre Fig. 23. P. hirtella, anomale 
geöffnet. Blüte mit 2 Zipfeln. 


Überhaupt war keine Blüte dieser, sowie anderer Ähren des Exemplares _ 
von normalem Typus der geschlossenen Blüten. | 
An einer anderen Pflanze waren auch bei dem Vorkommen von nur 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 185 


zwei Korollenzipfeln die Antheren stärker ausgebildet. Fig. 24 zeigt die 
geöffnete Röhre einer solchen Blüte. Neben den beiden normalen Zipfeln 
ist ein kleiner Rest eines dritten vorhanden; den übrigen Raum nimmt 
das bandförmige gemeinsame Filament von drei Antheren ein, das wie das 
Einzelfilament bis zur Mitte der Röhre frei ist. Klappt man das breite 
Filament zurück, so sieht man dahinter den oberen Rand der Röhre als 
einen geraden Wulst ohne Andeutung der Entwickelung von Zipfeln ver- 
laufen. Von den drei verwachsenen Antheren sind zwei beinahe normal, 
die dritte ist mit den beiden Theken breit auseinandergezogen und hat in 
der Mitte ein kleines akzessorisches Fach. 

Der Griffel ist bei allen bisher beschriebenen Blüten nicht entwickelt; 
die dicke Narbe, bis zum Grunde papillentragend, sitzt dem Fruchtknoten 
direkt auf; die Papillen sind nach unten zu dicht und straff, nach oben 
zu mehr locker und lang. Es haften + viele Pollenkörner an. 

Neben den anomalen Pflanzen 
blihten viele Exemplare desselben 

Samengutes normal geschlossen. 
Beiderlei Formen bildeten im Herbst 
1912 reichlich anscheinend normale 
Samen aus und zwar waren in den 
untersuchten Kapseln nur drei ent- 
wickelte Samen vorhanden. 

Man kann wohl annehmen, daß 
hier nicht derselbe Gegensatz, wie er 
früher beschrieben wurde, zwischen 
offenen und geschlossenen Blüten 
vorhanden ist, sondern daß diese 
Pflanzen mit geöffneten Blüten zum Typus mit geschlossenen Blüten ge- 
hören und Atavismen darstellen, nachdem die Pflanzen mehrere Jahre nur 
geschlossen blühten. Das Verhältnis sonst zwischen den beiden ver- 
schiedenen Typen muß anders phylogenetisch begründet sein. Hier bei 
unseren Pflanzen ist noch die Narbenform der geschlossenen Blüten fest- 
gehalten, und die mannigfachsten Anomalien im Blütenbau treten auf. 

Interessant ist im Vergleich hierzu die Beobachtung einer Kultur von 
P. hirtella (P. Schiedeana), deren Exemplare ich aus Samen des Peters- 
burger Gartens (1911) 1912 gewann. Eine Anzahl Pflanzen blühten ganz 
geschlossen und zeigten das gewöhnliche Verhalten. An anderen Exem- 
plaren trugen die Ähren offene Blüten, die normal 4-teilig waren; die Fila- 
mente waren dreimal so lang als die Korollenzipfel, die sich öffnenden An- 
theren schmal eiförmig. Vermehrung der Samenanlagen bis fünf kam vor; 
die Narbe reichte bis zum Fruchtknoten herunter, trug aber nur im oberen 
Teil Pollenkörner; die Röhre war etwas runzelig. Nur die letzten Merk- 
male sind etwas anomal, sonst entsprachen die Blüten dem gewöhnlichen 


Fig. 24. P. hirtella, anomale Blüte mit 
2 Zipfeln; die Röhre geöffnet. 


186 R. Pilger. 


Typus der offenen Blüten. An einzelnen Ahren war auch eine Mischung 
geschlossener und offener Blüten zu beobachten. 


F. Über Kultur von Arten aus der Novorbis-Gruppe. 


Seit: 1909 beobachtete ich zwei Arten, P. hirtella (Schiedeana) und 
P. pachyneura. Von der ersteren Art hatte ich Samen von Dr. Birrer- 
Bremen erhalten, die von S. Christobal, Chiapas, Mexiko stammten, die 
letztere wurde im Dahlemer Garten kultiviert. Beide Arten bliihten in zahl- 
reichen Exemplaren nur geschlossen; bei P. hirtella ragte die Narbe etwas 
aus den zusammenneigenden Zipfeln hervor. Die Arten wurden auf dem 
gewöhnlichen lehmigen Boden des Dahlemer Gartens gezogen und blühten 
und fruchteten jedes Jahr reichlich. Es ware ja, besonders bei dem Her- 
vortreten des Griffels bei P. hirtella eine Fremdbestäubung und -befruch- 
tung an sich möglich. Es wurden deshalb von beiden Arten einige Exem- 
plare 4914 in Töpfen gezogen und eine Anzahl von Ähren eingebeutelt, 
alle mit geschlossenen Blüten nur mit den kleinen eingeschlossenen An- 
theren. Gebeutelte wie nicht gebeutelte Ähren setzten gleichmäßig Samen 


an, aus denen 1912 Pflanzen erzogen wurden. Die Samen können schon 


bald nach der Reifung keimen und die Keimung geschieht in wenigen Tagen. 
Am 2. Januar 1912 wurden von den aus gebeutelten Ähren gewonnenen 
Samen eine Anzahl auf feuchtem Torfmull ausgestreut und schon am 6. bis 
8. Januar war die Keimung zu beobachten. Mitte Januar waren die Pflänz- 
chen schon 1—2 cm hoch. 


1912 hatte ich neben meinen beiden alten Arten noch P. verginica, 
(Samen aus Petersburg), P. taraxacoides (Samen aus Stockholm) und P. 
rhodosperma (Samen aus Petersburg) in Kultur. P. hirtella wurde eben- 


falls noch aus Petersburger Samen gezogen. Von den Arten wurden je 


20—-30 Exemplare (von den beiden alten Arten noch mehr) in humusreiche 
Gartenerde ausgepflanzt, wo sie sich sehr üppig entwickelten; bei einem 


Exemplar von P. hertella z. B. zählte ich im Herbst 45 blühende und ver- 


blühte Infloreszenzen; P. verginica war in der hochwüchsigen Form kaum 
wiederzuerkennen. Von der Üppigkeit des Wuchses zeugte auch die ein- 
tretende Verzweigung der Exemplare. 


Bei allen kultivierten Arten fanden sich bei den Pflanzen axilläre Ro- 
setten, öfters in größerer Anzahl; die Zweige mit den seitlichen Rosetten 
blieben aber ganz gestaucht, so daß diese in den Blattachseln sitzen blieben. 
Es resultierte daraus ein sehr dichter Wuchs der Pflanzen, deren zahl- 


reiche Blätter und Blütenstände von einem gemeinsamen Zentrum ausgingen. 


Diese ganz gestauchten Seitenzweige zeigten sich auch sogar zahlreich bei 


den üppigen Exemplaren von P. major, die ebenfalls kultiviert worden 
waren, da ich die Samen unter falschem Namen erhalten hatte. In den 


Kulturen früherer Jahre waren P. hirtella und P. pachyneura stets unver- 


3 
: 
4 
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fe OT NE VU DC Le ee 0 PET D ye er ee 


zweigt geblieben; ebenso konnte ich an den Herbarexemplaren der kulti- 
_yierten Arten keine Verzweigung finden. 

Trotz dieser auferordentlich günstigen Bedingungen, die eine üppige 
vegetative Entwickelung zeitigten, blieben die Bliiten allermeist geschlossen. 
Bei Plantago virginica, P. taraxacoides, P. pachyneura blühten alle Ähren 
an allen Exemplaren nur geschlossen mit eingeschlossenem Griffel; bei 
P. hirtella waren offenblühende und geschlossenblühende Exemplare ge- 
mischt, die ersteren mit den oben beschriebenen Anomalien in der Blüte. 
Die Nachkommen mehrerer Pflanzen von P. hirtella blühten nur geschlossen. 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 187 


Il. Die Blütenformen bei Plantago lanceolata. 


Mannigfache Abweichungen von der normalen Entwickelung der männ- 
lichen und weiblichen Geschlechtsorgane sind auch bei Arten von Plantago 
aus anderen Gruppen bekannt, besonders bei P. lanceolata. Uber die ver- 
schiedenen Blütenformen dieser weit verbreiteten Art existieren vielfache 
Angaben in der Literatur. 

P. lanceolata ist ausgesprochen proterogynisch; aus den jungen, noch 
ganz geschlossenen Blüten mit aufrechten Zipfeln und eingeschlossenen An- 
theren ragen die Narben mit empfängnisfähigen Papillen etwas hervor; öffnet 
sich die Blüte, indem die Antheren an feinen Filamenten beweglich herausragen 
und die Korollenzipfel sich scharf zurückklappen, so ist die Narbe schon 
bräunlich gefärbt und im oberen Teile vertrocknet. Die Antherenfächer 
werden gleich nach dem Hervorbrechen durch einen Längsriß geöffnet und 
entleert; nur eine schmale Zone an der Ähre hat geöffnete Blüten mit An- 
theren, darüber sind die Antheren noch eingeschlossen, darunter abgefallen. 
Der Pollen ist rundlich und glatt, 25—35 u im Durchmesser; die Exine 
zeigt eine Anzahl leicht vorgewölbter Stellen für den Austritt des Pollen- 
schlauches. Nach H. Fiscner!) gehört der Pollen von Plantago zu der 
Kategorie mit vier oder mehr Austrittsstellen, die nicht in einer Ebene 
liegen, sondern regelmäßig über die Oberfläche verteilt sind. Seite 29 heibt 
es: Plantaginaceae: Littorella lacustris, Plantago lanceolata, subulata, 
media, alpina, montana, cynops haben eine anscheinend einfache, runzlige 
Exine, diese zu netzförmiger Zeichnung übergehend bei P. major, mit etwa 
zehn punktierten Austrittsstellen. 

Die reifen herausragenden Antheren sind bei den zweigeschlechtlichen 
Blütenständen weißlich, von breiter, herzförmig-eiförmiger Gestalt oder 
schmaler, schmal oval, mehr oder weniger gelblich. Die Form und Farbe 
pflegt dann für die Blütenstände einer Pflanze gleich zu sein. Unsere 
Fig. 25 zeigt eine Blüte letzterer Art nach Entfernung des Kelches. Sie 
stammt von einer lang zylindrischen Ähre, bei der sich aber das Blühen 


4) H. Fischer: Beiträge zur vergleichenden Morphologie der Pollenkörner. Inaug.- 
Diss, Breslau 1890. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 13 


188 R. Pilger. 


immer nur über eine ganz schmale Zone erstreckt. Die Blütenröhre ist. 


3 mm lang, die Zipfel, die sich nicht mit den Rändern decken, sind 2 mm 


lang, die schmal ovalen Antheren, die ein verhältnismäßig großes, schmal « 
dreieckiges Spitzchen haben, 2,5 mm. Von den vier Zipfeln ist nur einer — 


schon völlig zurückgeklappt, die anderen stehen noch mehr oder weniger 


aufrecht, die dünne, schon im oberen Teile gebräunte Narbe ragt nur wenig 


heraus. Die Antherenfächer, gleich durch einen Langriß von oben bis 
unten geöffnet, entlassen eine große Menge von Pollen. Die Filamente, 
deren Verwachsung mit der Blumenkronenröhre man bis zu deren Grunde 
deutlich verfolgen kann, werden ungefähr an der Mitte der Röhre frei. Der 
Griffel (Fig. 25) ist nur halb so lang wie die Narbe; die Papillen setzen an 
dieser klein und straff ein; erst höher an der Narbe, wo die Papillen der 
Narbe locker und etwas länger sind, haften noch Pollenkörner an; der 
obere Teil der Narbe ist schon braun und vertrocknet. In der Blüte kurz 
vor dem Heraustreten der Antheren sind die Filamente scharf eingebogen 
und werden dann nur aus der Blüte herausgestreckt. Das letzte Wachstum 


Fig. 25. Blüte von P. lanceolata, nach Fig. 26. Blüte von P. lanceo- 


Entfernung des Kelches, mit herausragen- lata, nach Entfernung des Kel- 
den, schmalen Antheren; Länge der Röhre ches; langnarbige weibliche 
3 mm, der Zipfel 2 mm; rechts der Stempel. Form. 


der Röhre erfolgt sehr schnell und nur an der Basis; denn, während die 


Filamente der geöffneten Blüte in der Mitte der Röhre frei werden, werden 
sie in einem kurz vorher gegebenen Stadium schon unterhalb der Mitte 
frei; untersucht man in derselben Ahre dicht darüber stehende jüngere 


Blüten, so entspringen die freien Filamente noch fast am Grunde der Röhre, 
die hier noch kürzer ist als die Zipfel. Diese Blüten stehen schon dicht 


vor dem Öffnen, der herausragende Teil der Narbe ist schon bräunlich ver- 
trocknet und bei leichtem Druck öffnen sich die Antheren und lassen den 


Pollen heraustreten. An jungen Blüten, deren Griffel vielleicht 1 mm her 


| 
| 
| 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 189 


| ausragt, ist dieser Teil reichlich mit Pollenkörnern besetzt, von denen 
_ einige beginnen Schläuche zu treiben. 
à Es ist eine seit langem bekannte Tatsache, daß einzelne Pflanzen von 
& P. lanceolata zu mehr oder weniger ausgeprägler Verkiimmerung der An- 
_theren neigen und somit weiblich werden. Die von uns beschriebene zwei- 
4 - geschlechtliche Form mit ovalen Antheren ist vielleicht der erste Übergang 
“zu den weiblichen Formen. Die Antheren können kleiner sein, weniger 
pr herausragen und nur wenige, z. T. verkümmerte Pollenkörner erzeugen, 
oder gerade noch aus der Röhre heraussehen oder schließlich ganz ein- 
geschlossen bleiben und keinen Pollen mehr hervorbringen. Hand in Hand 
mit dem Sterilwerden der Antheren geht gewöhnlich eine übermäßige Ver- 
 längerung der Narbe. Fig. 26 zeigt die langnarbige weibliche Blüte aus 
einer 5,5 cm langen, zylindrischen Ähre; die Blüte ist halbgeöffnet, die 
4 Antheren sehen gerade aus der Blüte ee sie fallen bald ab und 6ffnen 
Raich nicht, auch bei Druck nicht. Die Filamente werden ungefähr in der 
Mitte der Röhre frei; vor der Öffnung der Blüte ist der freie Teil der 
 Filamente ganz kurz, nicht umgeknickt, die introrsen Antheren sind auf- 
‘recht eingeschlossen. Nach dem baldigen Abfall der Antheren streckt sich 
die Narbe noch bedeutend, so daß der Griffel an unteren Blüten unserer 
“Ahre bis 2 cm lang wird bei einer Röhrenlänge von 4 mm. Von oben ab 
bis zur Röhrenmündung ist die Narbe von langen lockeren Papillen bedeckt, 
dann werden die Papillen kleiner und die Basis stellt den nackten Griffel 
dar. Häufig bleiben auch fast normal entwickelte Antheren in der Korolle 
eingeschlossen. An einem zylindrischen Blütenstand haben wir z. B. gerade 
in der Mitte die blühende Zone; die Filamente ragen um die Länge der 
Röhre aus dieser hervor, Griffel und Narbe sind etwas kürzer. Die An- 
theren sind schmal oval, 2,5 mm lang; sie öffnen sicht nicht von selbst, 
enthalten aber ziemlich ec HIER Pollenkörner bis zu normaler Größe. Dar- 
unter stehen an der Ahre Blüten, die sich nicht geöffnet haben, die An- 
“theren bleiben zwischen den aufrechten Zipfeln eingeschlossen; die Filamente 
sind lang und eingeknickt, die großen Antheren, die nur nicht hervorge- 
kommen sind, enthalten reichlich Pollen, der bei Druck auf die Anthere 
‚austritt; der Fruchtknoten hat zwei schon weiter entwickelte Samenanlagen. 
Eine Selbstbestäubung findet nicht statt, der Griffel ist in der Röhre nackt 
“oder nur mit kurzen Papillen versehen, denen keine Pollenkörner anhaften. 
Die Literaturstellen, an denen wir Berichte über den Gynodiözismus 
und andere Abweichungen von der Norm bei LP. lanceolata finden, sind 
‚nicht selten. Schon Darwin berichtet von dem Vorkommen von weiblichen 
“neben den hermaphroditen Stöcken in England, worüber sich dann auch 
“eine Notiz von C. W. Crocker in The Gard. Chronicle (1864) 294 findet. 
“Ausfübrlicher berichtet F. Lupwie (Uber die Blütenformen von Plantago 
5 lanceolata L. und die Erscheinung der Gynodioecie in Ztschr. fiir die ges. 
Naturw. Bd. LILI (1879) 441—449 Taf. V; Bot. Centralbl. (1880) n. 39). 
= 13* 


190 R. Pilger. 


Ferner A. Scaurz (Beitrage zur Kenntniss der Bestäubungseinrichtungen und 
Geschlechtsvertheilung bei den Pflanzen, Biblioth. Bot. Heft 10 (1888). Wah- 
rend Lupwic nur proterogyne Blüten sah, bemerkt der Autor folgendes 
(S. 90): »In manchen anderen Fallen erfolgt die Entwickelung der Narben 
erst später und diese sind bei der Blüthenöffnung noch vollständig frisch, 
so daß eine spontane Selbstbestäubung unausbleiblich ist.« Auch bei protero- 
gynen Pflanzen kann Bestäubung in derselben Ähre stattfinden, da die Blüten 
im © Stadium dicht über denen in g' Stadium stehen, deren Antheren sich. 
in der Höhe der Narben der darüber stehenden Blüten im © Stadium be- 
finden. Es gibt Blüten mit allen Stadien der Staubblattreduktion: »Auch 
solche Blüten, bei denen die Staubfäden kaum noch wahrzunehmen sind, 
so daß die oft in Blumenblätter umgewandelten Antheren sitzend sind, sind 
zahlreich vorhanden.« Auch Lupwıs beobachtete solche petaloide Formen 
der Antheren, sowie auch gänzliches Schwinden der Staubblätter, Fälle, die 
mir nicht vorgekommen sind. 

In Italien konstatierte Derrıno den Blütendimorphismus bei P. lanceo- 
lata, und auch für verschiedene Gegenden von Amerika liegen Angaben über 
Gynodiözie und andere Abweichungen vor. Schon 1876 macht A. CoLeman 
(Bloomfield, Conn.) in Bot. Gaz. I (oder Botan. Bull.) n. 44 p. 45 Bemer- — 
kungen über eine Form von LP. lanceolata, die er nur in einem Exemplar 
auffand. Die Griffel waren lang. »After a time they began to bend down 
so that the stigma entered the tube of the corolla, and soon the whole 
style was coiled up in the corolla tube, remaining there for a day or more, 
in some instances, when it resumed its erect position.« Keine Spur von 
Filament oder Anthere war zu finden, nur einigemal ein »ligulate appen- 
dage« an Stelle des Staubblattes. Dieser merkwürdige Vorgang ist mir 
niemals vorgekommen und ist auch an sich sehr unwahrscheinlich. Die 
Narbe könnte ja auch nur zum kleinsten Teil in die Röhre eintreten, da 
sie von oben bis zur Korollenmündung mit Papillen besetzt ist. In der 
gleichen Zeitschrift III n. 10 (1878) 86 finden sich einige kurze Notizen 
von C. F. WugeLer (Hubbardston, Michx.) über verschiedene Blütenformen — 
bei der Art, besonders Verschiedenheit der Griffel und Filamente. Aus- 
führlicher sind die Angaben von Harıry Harris BARTLETT (On Gynodioe- 
cism in Plantago lanceolata, in Rhodora XIII (1911) 199—206). Er fand 
in seinem Versuchsgarten in Bethesda, Maryland, drei Typen der Art, die den 
von Lupwie beschriebenen ganz ähnlich sind. Bei der typischen Form sind 
die Filamente viermal so lang als die Narben, die Antheren sind weiß, 
rundlich und enthalten reichlich Pollen. Eine zweite zweigeschlechtliche — 
Form, die nur in einer Pflanze gefunden wurde, hatte gleichlange Filamente ° 
und Griffel; die Antheren waren viermal so lang als breit. Der Pollen ist 
hier nicht reichlich und wird bei dem unregelmäßigen Aufplatzen der An 
theren nicht immer frei; die Pollenkörner sind von gleichmäßiger Größe, 


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nur halb so groß wie die der typischen Form. Die dritte Form ist ‚ii 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 191 


… weiblich; die Filamente sind so kurz, daß die unvollkommenen Antheren 
kaum aus der Röhre heraussehen; auch bei größeren Antheren wird kein 
Pollen entwickelt, öfters sind sie auch bis zu kleinen Schuppen reduziert. 
Oft öffnen sich die Blüten überhaupt nicht, die Korollenzipfel bleiben auf- 
recht, nur die Narben treten hervor. Die zweite und dritte Form variieren 

stark in der Griffellänge. 

Die angeführten Literaturstellen erweisen schon, daß die Neigung zur 
Gynodiözie im ganzen Verbreitungsgebiet der Art vorhanden ist, auch dort, 
wo die Art nicht ursprünglich heimisch ist. Ich selbst konstatierte weib- 
liche Formen in den verschiedensten Gegenden von Deutschland, dann z. B. 
in Istrien,.bei Bozen usw. 

Wie aus dem bisher Gesagten schon hervorgeht, sind die zweigeschlecht- 
lichen Exemplare weitaus die häufigsten; in einem größeren Bestande von 
Plantago lanceolata an einem Wegrain usw. wird man immer abweichende 
Exemplare nur in einem geringen Prozentsatz beobachten. 

Zunächst fallen neben den hermaphroditen die rein weiblichen Pflanzen 
auf, die nur verkümmerte Antheren tragen; dann finden sich aber immer 
Exemplare, die eine Mittelstellung einnehmen, die mehr oder weniger zu 
der hermaphroditen oder weiblichen Form hinneigen und mehr oder weniger 
Pollen produzieren. Correns (Ber. D. Bot. Ges. XXIV (1906) 470) bemerkt 
über die Pflanzen, die er für die Vererbungsversuche benutzte: »Mein Ma- 
terial wurde aus Samen gezogen, die im Herbst 1904 an einem engbe- 
schränkten Standort, einem Wegrain bei Leipzig, gesammelt worden waren, 
und bot trotzdem eine außerordentliche Fülle der verschiedenen Antheren- 
formen, von der normalen bis zu der ganz verkümmerten der weiblichen 
Blüten und darüber hinaus bis zur petaloiden, die schon Lupwıc sah, dazu 
die verschiedensten Kombinationen bei demselben Stock und in derselben 
Ahre«. Correns (I. c. 471) unterscheidet 5 Typen: 4. Pflanzen mit nur 
echten Zwitterblüten, 2. echt weibliche oder gefüllt blühende Pflanzen, 
3. Pflanzen, bei denen echte Zwitterblüten und Blüten mit mehr oder 
weniger verkümmerten Antheren in derselben Ähre vorkommen (auch bei- 
derlei Antheren in derselben Blüte), 4. Pflanzen, die nur Blüten mit mehr 
oder weniger verkümmerten (aber nicht wirklich rudimentären) Antheren 
besitzen, 5. Pflanzen, bei denen zwitterige (oder eventuell mehr oder weniger 
verkümmert zwitterige) Blüten und echt weibliche vorhanden sind. 

Die Tatsache, daß die Blütenform auf derselben Pflanze variieren kann, 
wird auch schon von A. Scuurz bemerkt (I. c. 92): »Alle die verschiedenen 
Grade der Reduktion können auf demselben Stocke (Anm. Lupwie scheint 
dies nicht gesehen zu haben), gewöhnlich dann sogar in derselben Inflores- 
zenz vorkommen. Gar nicht so selten sind auch Exemplare, bei denen in 
der einen Zone der Ähre die Blüten rein weiblich, in einer anderen da- 
gegen hermaphroditisch sind und in einer dritten, mittleren, nur einzelne 

_ Teduzierte Staubblätter besitzen. Die Art ist somit gynomonözisch und 


192 R. Pilger. 


gynodiözisch. Die weibliche Form, sowie die Übergänge zur hermaphrodi- 
tischen sah ich fast an allen Orten neben den hermaphroditischen, doch — 
meist in weit geringerer Zahl. Nur ganz vereinzelt waren mehr als 1/s 
aller Stöcke weiblich«. 

Im allgemeinen kann man sagen, daß die einzelnen Individuen einen 
bestimmten Blütentypus (einen zweigeschlechtlichen, weiblichen oder ver- — 
mittelnden Typus) gut festhalten und in den aufeinanderfolgenden Ähren 
sich gleichbleiben; auch zeigte die Kultur, daß über eine Saison hinaus M 
der Stock seinen Typus bewahrte. (Vergl. weiter unten über die Kultur- 
versuche.) 

Die Jahreszeit kann einen gewissen Einfluß ausüben. WHEELER (I. €. 
86) bemerkt z. B.: »The earlier flowering spikes of each plant where of 
the short styled form, while the later flowering spikes were all long styled«. 

Ich konnte in meinen Kulturen öfters beobachten, daß an weiblichen 
Exemplaren im Herbst Blütenstände mit mehr oder weniger vollkommen 
entwickelten Antheren auftraten. i 

P. lanceolata ist bekanntlich recht variabel; besonders nach den Er- 
nährungsbedingungen kommen mannigfache Modifikationen vor, während 
auch geographische Rassen oder Varietäten gebildet werden wie z. B. P. 
altıssima, P. glauca, P. leiopetala. Unter den Ernährungsmodifikationen 
ist neben der von Lupwic (l. c. 443) als alopecurodes bezeichneten hohen 
Form mit langer zylindrischer Ähre besonders bemerkenswert die forma 
sphaerostachya, die sich von der gewöhnlichen größeren Form der Art mit 
zylindrischer verlängerter Ähre durch kleinen Wuchs, schmale Blätter und 
stark verkürzte, bis kuglige, wenigblütige Ähre auszeichnet. Sie findet sich 
in der Mark an sandigen Böschungen mit lockerer Bewachsung in der Ge- 
sellschaft von Trefolium arvense, Euphorbia cyparissias, Galium verum, 
Artemisia vulgaris, Armeria vulgaris, Poa compressa usw., und zwar meist 
nur in geringerer Anzahl von Exemplaren; wo auf der Höhe der Düne 
Weingärtnerra und Heeracium pilosella herrschen, findet sie keine Existenz- 
bedingungen mehr. Die kleinen Pflanzen sind einjährig, im Winter frieren 
sie im lockeren Boden aus; die gewöhnliche Form perenniert mit starker 
Wurzel, wenn sie auch schon im ersten Jahre zu voller Höhe heranwachst 
und reichlich blüht. Die Form sphaerostachya hat keine Konstanz; Exem- 
plare aus Samen solch kleiner Pflanzen, die ich im Garten unter günstigen 
Standortsbedingungen zog, wuchsen schon im ersten Jahre zu voller Höhe 
der normalen Form heran. Ich nahm drei Pflanzen, von denen zwei weib- 
lich und eine zwitterig blühte, von einem Standort bei Berlin, wie er oben 
erwähnt wurde, und setzte sie 1908 mit einem Ballen in guten Boden in 
den Botanischen Garten in Dahlem. Zwei von ihnen überwinterten hier 
und erhielten sich 1909; sie blieben schwachwüchsig, wenn sie auch etwas 
größer wurden; Stöcke aber, die aus ihrem im Herbst 1908 gewonnenen 
Samen 1909 gezogen wurden, entwickelten sich in einem Sommer zu 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 193 


‘ mächtigen Büschen, die den aus anderen Samen gezogenen Stöcken nichts 
4 nachgaben. 
: Mit einigen Formen von P. lanceolata hat sich auch Béauinor in seinen 
Studien über den Nanismus bei Plantago beschäftigt (Beeumor: Il nanismo 
_ nel genere »Plantago« e le sue cause, in N. Giorn. Bot. Ital. N. S. XV (1908): 
_ »Specie mirabilmente proteiforme, con variazioni non dirado crescenti nella 
à stessa stazione e di ardua delimitazione. Il nanismo ricorre in essa assai 
—frequente.«< Von der var. sphaerostachya gibt er gleichfalls an, daß sie 
eine xerophile Standortsform ist: »E sopratutto comune nelle stazioni xerofile 
specialmente arenarie e non dirado entra nelle fiuriture precoci.« Die 
“Kultur zeigt die Unbeständigkeit ihrer Charaktere: »Semi desunti da una 
forma nana e precoce della var. sphaerostachya crescente nel terreno ris- 
“caldato in prossimita delle sorgenti termo-minerali del Montirone di Abano 
ed altri da pianta completamente evoluta, pure di questa stazione e colti- 
_vati, i primi in piena terra ed i secondi in un piccolo vaso, hanno dato, 
rispettivamente, una forma quasi normale (la spiga alla prima generazione 
è rimasta ancora capitoliforme, ma in prosieguo si é allungata come nel 
tipo) ed una forma rimpicciolita e nana, in seguito alla concorrenza vitale. 
Nel corso, quindi, di una generazione é stato possibile la riduzione quasi 
totale dell’ una forma nell altra.« 

Auch unter Exemplaren der forma sphaerostachya von Standorten, 
“wie sie oben beschrieben sind, konnte ich weibliche Exemplare auffinden. 
Ist also die forma sphaerostachya nichts anderes als eine Ernährungs- 

_ modifikation, so erweist sich, daB das Auftreten der verschiedenen Bliiten- 
typen bei P. lanceolata im Freien nicht wesentlich von Standortsverhält- 
nissen beeinflußt wird. In der Tat wird man dort, wo die Art in reich- 
licher Menge auftritt, bei den verschiedenartigsten Lebensbedingungen und 
dementsprechend verschiedenster habitueller Gestaltung niemals vergeblich 
nach weiblichen Pflanzen suchen. 

Auch Lupwie (1. c. 444) bemerkt, daß er allenthalben in Deutschland, 
wo er danach suchte, und an allen phytographischen Formen drei ge- 
schlechtlich unterschiedene Formen nachweisen konnte, die Zwitterform, die 
rein weibliche und die Übergangsform. 
| Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen stehen nur die Angaben von DELPINO 
über einige Formen aus Italien, über die er an Lupwie berichtete. (Lupwie 
lc. 442); der systematische Wert ist fraglich. DeLrıno bezeichnet sie als: 
4. la varietà pratense o primaverile, 2. la collina o estiva, 3. la montana. 
Letztere ist eine Bergform, die in den ligurischen Apenninen in einer Höhe 
von ca. 1000 m ü. M. vorkommt. Derrıno fand nur die Frühlingsform 
dimorph: »die einen Stöcke haben breite weißliche, vorzüglich pollenbil- 

_dende Antheren, die anderen breite grüngelbe Antheren mit dürftigerem 
Pollen, aber regelmäßiger Dehiszenz — sie scheint DeLrıno zwar noch her- 
maphrodit zu sein, aber auf den gynodiözischen Zustand abzuzielen«. 


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194 | R. Pilger. 


Beide Geschlechtsformen, die weibliche und die hermaphrodite, sind … 


fruchtbar; wie es scheint, überwiegt die Fruchtbarkeit der weiblichen; 
Lupwie bemerkt, daß die weibliche Form besonders reichlich Samen her- 
vorbringt, während die gewöhnlichen zweigeschlechtlichen Ähren öfters 
wenig Samen ansetzen (l. ec. 445: »Die weiblichen Stöcke zeichnen sich 
durch weit größere Fruchtbarkeit aus als die hermaphroditen. So fehlte 


bei einem Stocke mit 24 und einem anderen mit 18 Ähren kaum ein ein- — 


ziges Samenkorn, während die hermaphroditen Ähren besonders von alo- 
pecurodes nicht selten taub waren.«) 
Ein besonderes Interesse beansprucht noch die Frage, wie die ver- 


schiedenen Blütenformen vererbt werden, da ja hiervon wesentlich die Er-, 


haltung und die Ausbreitung der weiblichen Form bedingt sein wird. 

Wie schon erwähnt, beschäftigte sich C. Correns vorzüglich mit diesen 
Untersuchungen (Die Vererbung der Geschlechtsformen bei den gynodiöci- 
schen Pflanzen, Ber. D. Bot. Ges. XXIV (1906) 459—474). Von 10 Pflanzen 
von P. lanceolata mit verschiedenen Blütentypen gewann er eine größere 
Zahl von Nachkommen, deren Beobachtung folgendes Resultat ergibt (p. 471): 


»Es ist ganz deutlich, daß sich die 10 Pflanzen von 1905 nach ihrer ; 


Nachkommenschaft in drei Klassen bringen lassen, wie sie nach ihrem Ge- 
schlechte auch in drei gebracht werden können: eine zwitterige (Versuch 


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1—5), die sich selbst sehr genau reproduziert, eine weibliche (Versuch 


8—10), die das wenigstens annähernd tut, und eine vermittelnde, gyno- 


monöcische bzw. verkümmert-zwitterige, die nicht nur sich selbst, sondern 


auch, und zwar in größeren Mengen, die beiden Extreme, die weibliche 
und die echt zwitterige Form hervorbringt. Die Pflanze 8 (Q) erzeugte 
1 + 8 und 26 © Nachkommen, die Pflanze 9 (Q) 6 + 8 und 379, 


die Pflanze 10 2 + 8 und 5 © Nachkommen. Durch das Verhalten von | 


P. lanceolata werden die schon bei der Untersuchung anderer Gynodiö- 
zisten gewonnenen Gesetze bestätigt, daß jede Geschlechtsform Keimzellen 


mit der ihr eigenen Geschlechtstendenz hervorbringt und daß die Tendenz — 


der phylogenetisch jüngeren, eingeschlechtlich gewordenen Form über die 


Tendenz der phylogenetisch älteren, zwitterig gebliebenen Form dominiert.< 


Danach werden bei gynodiözischen Arten die Zwitter fast nur Zwitter und 


die weiblichen Pflanzen fast nur Weibchen produzieren. Die Zwischenstufen | 
bei P. lanceolata machen anscheinend eine Ausnahme, da sie neben der 
eigenen Form auch die Endstufen in größerer Anzahl hervorbringen. 3 

Auch Bartrert (I. c.) berichtet über die Nachkommen seiner einzigen — 
Pflanze vom 2. Typus, von der alle Samen geerntet wurden. Sie war 
offenbar vom Typus 4 bestäubt, denn die Griffel zeigten sich mit gutem 
Pollen normaler Form versehen. Von 137 Pflanzen reproduzierten 73 die 
Mutterform, während 51 dem normalen Typus angehörten; 43 Pflanzen 
waren wegen schlechter Entwickelung nicht zu klassifizieren. Man kann 


wohl annehmen, daß die 73 Pflanzen Ubergangsformen zwischen dem 8 


. 


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2 
4 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 195 


und © Typus sind; bemerkenswert ist der starke Rückschlag zur & Form, 
während weibliche Pflanzen überhaupt nicht auftreten. 

Ich selbst kultivierte die Nachkommen einiger weiblicher Pflanzen meh- 
rere Jahre hindurch, um zu sehen, ob nicht allmählich Änderungen in dem 
Verhältnis der Geschlechter eintreten. Da die Bestäubung keiner Kontrolle 
unterworfen ist (in der Nähe blühten im Botanischen Garten in Dahlem 
zahlreiche Exemplare von P. lanceolata auf den Rasenflächen), so liegen die 
Bedingungen mit Ausschluß des Kampfes ums Dasein für die © Form ebenso 
wie in der freien Natur. 

Zunächst seien die Nachkommen einer hochwüchsigen © Pflanze 
(n. 50) beschrieben, von der Samen im Herbst 1907 gesammelt wurden; 
der Standort war ein Grabenrand im Grunewald bei Berlin. Es wurden 
1908 im Botanischen Garten 38 Exemplare aus den Samen gezogen, die 
sich sehr kräftig entwickelten und schon im Juni meist in voller Blüte 
standen; es zeigten sich allerlei Verschiedenheiten im Habitus der Pflanzen; 
_ besonders waren neben sehr kräftigen Exemplaren mit == aufrechten 
Blättern und geraden Ährenstielen solche vorhanden, bei denen beide Teile 
+ niederlagen. 

Die weiblichen Exemplare überwogen ganz bedeutend; im August 
wurden unter den 38 Pflanzen nur 3 mit ausgeprägt hermaphroditen Blüten 
mit weißen Antheren bemerkt (besonders n. 51), wenige Exemplare waren 
Übergangsformen, alle anderen zeigten + stark reduzierte Antheren bis zu 
ihrer völligen Verkümmerung. 

Die Blüten der n. 51 hatten meist weiße, breit eiförmig-herzförmige 
oder elliptisch-herzfürmige Antheren, dann fanden sich aber auch in der 
gleichen Ähre öfters Blüten, deren Antheren stecken blieben oder die sich 
nur halb öffneten. Jedenfalls aber waren viele Blüten mit reicher Frucht- 
barkeit normaler Antheren vorhanden. Die weiblichen Exemplare hatten 
meist Blüten mit kleinen schmalen, bräunlich verfärbten Antheren, die sich 
gerade noch aus der Blüte herausdrängen und bald abfallen. 

Auffallend aber ist die entschiedene Zunahme zwitteriger Ähren und 
solcher von Übergangsform, die gegen den Herbst hin zu bemerken ist; 
mehrere Pflanzen, die noch im Anfang August nur verschrumpfte gelbe 
oder braune Antheren produzierten, hatten Ende August Ähren mit heraus- 
ragenden gelben oder weißlichen Antheren, die offenbar guten Pollen ent- 
wickeln (bes. n. 63, 66). 

Von den 38 Stöcken des Jahres 1908 ließ ich zur ATS NTNNETE des 
Verhaltens 1909 eine Anzahl im Freien überwintern, ferner wurden von 
3 Stöcken im Herbst 1908 Samen genommen, nämlich von dem typisch 
Q Exemplar n. 53 und von den am auffälligsten zwitterigen Exemplaren 
54 und 66. 

Was nun zunächst die überwinterten Stöcke angeht (einige waren aus- 
gegangen), so zeigte es sich, daß sie 1909 durchschnittlich ihren Geschlechts- 


196 R. Pilger. 


typus auch in den Ähren des neuen Jahres gewahrt hatten; nur ein Exem- « 
plar (n. 64) zeigte eine ganz entschiedene Anneigung zur Zwittrigkeit; es 
blühte 1908 © mit ganz verkümmerten Antheren, 1909 mit herausragenden « 
Antheren, im Herbst vielfach mit weißlich-gelben breiten Antheren mit — 
reichlich Pollen. Ferner die Exemplare aus den Samen von 54, 53, 66 
(1908) im Jahre 1909: von n. 53 wurden 12 Exemplare gezogen, von 
denen 9 © waren, 1 8 mit weißen Antheren und 2 Ubergangsformen, 
deren Ahren teilweise weiße Antheren hatten, teilweise solche mit + re- 
duzierten Antheren; von n. 51 wurden 11 Exemplare gezogen, davon waren 
nur 3 ausgeprägt ©, 2 © mit herausragenden verkümmerten Antheren, 
6 waren Übergangsformen, die auch in den Ähren verschieden waren, so 
daß auch ausgeprägte 8 Ähren vorkamen; von n. 66 wurden 414 Stöcke 
gezogen, von denen 7 vorwiegend 3 waren, meist mit weißen Antheren, 
nur an wenigen Ähren mit gelblichen Antheren, 4 vorwiegend ©; gegen « 
den Herbst hin war auch hier ein entschiedenes Hinneigen zur Zwittrigkeit — 
zu konstatieren. Es zeigt sich also auch unter den Nachkommen der $ : 
Stöcke, die von einem © Stock stammten, der mehr oder weniger starke 
Rückschlag zur Gynodiözie und Gynomonözie, während auch unter den Nach- « 
kommen des © Exemplares wieder = 3 Stöcke auftraten. ' 

Für 1940 waren dreierlei Stöcke zu beachten, 4. die zweimal über- 
winterten von 1908, 2. die einmal überwinterten von 1909 und 3. junge — 
Stöcke, aus Samen von 1909 gezogen. Was die erste Kategorie anbetrifft, | 
so kamen hier noch 6 Stöcke zur Beobachtung, die den Typus des vorigen 
Jahres im allgemeinen wieder gut bewahrt hatten; n. 61, das im vorigen 
Jahre eine Annäherung zur Zwittrigkeit gezeigt hatte, zeigte 1910 denselben * 
Typus; eine entschiedene Annäherung an den zwittrigen Typus war aber 
auch bei n. 57 zu bemerken, die in den beiden vorigen Jahren © geblüht — 
hatte; jetzt waren Ähren mit gelben —+ unvollkommenen Antheren und 
sogar ganz zwitterig blühende Ähren vorhanden. Über die 2. Kategorie 
ist hier 1910 folgendes zu sagen: Von den Nachkommen von n. 53 waren — 
noch 4 Stöcke überwintert, von denen einer 3 blühte, zwei © blühten 
und einer © und mehr oder weniger 8 Ähren gemischt trug. Von den 
Nachkommen von n. 51 waren noch 3 Stöcke da, von denen zwei 9 und 
einer 3 und mehr oder weniger © blühte. 

Über die 3. Kategorie ist folgendes für 1910 zu bemerken: von einem 
Stock n. 51 von 1909 wurden Samen gewonnen und zwar von einem der 
6 Stöcke der Übergangsform; von 12 Exemplaren, die 1910 gezogen wur- — 
den, waren 5 von der Übergangsform, die anderen mehr oder weniger — 
zwitterig; dann wurden von dem alten Stock n. 53 (von 1908) 1909 Samen 
genommen und 1910 zwölf Exemplare gezogen. Von diesen waren drei 
schlecht entwickelt, sechs waren 3 und drei © mit mehr oder weniger 
herausragenden Antheren. Endlich wurden von einem Stock von n. 53 
von 1909 Samen gewonnen, von denen 4910 sieben Stöcke gezogen wur- 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 197 


den: von diesen waren drei ©, einer 8 und zwei Übergangsformen mit 
_ Hinneigung zur Zwittrigkeit, einer war schlecht entwickelt. 
Überblickt man das Resultat im ganzen, so zeigt sich deutlich, daß 
im Laufe mehrerer Generationen in der Nachkommenschaft, die von einer 
_ © Pflanze ausgeht, eine entschiedene Annäherung an den zwitterigen Typus 
_ stattfindet. 
j Noch auffallender war dies bei den Nachkommen der beiden kleinen 
_ weiblichen Pflanzen, die oben bei der var. sphaerostachya schon erwähnt 
sind (vergl. p. 192); sie wurden als n. 74 und 74 bezeichnet. Von n. 71 
wurden elf Pflanzen gezogen, alle kräftig entwickelt, von denen sieben & 
und vier © waren. Bei den 3 blühenden waren auch einige gelbe An- 
_theren vorhanden, die © neigten z. T. zur Ubergangsform ; von n. 74 
wurden neun Pflanzen gezogen, von denen drei 8, drei © und drei Uber- 
-gangsformen waren. Im Herbste ließ sich bei den Ubergangsformen ein 
“noch stirkeres Hinneigen zum © Typus bemerken. Die beiden alten 
Pflanzen n. 71 und 74 dagegen blühten wiederum rein weiblich; die Griffel 
waren stark verlängert und die Antheren ganz verkümmert. 


II. Phylogenetische Erwägungen. 


Schon früher wurde darauf hingewiesen, daß die geschlossenen Blüten 
unserer Plantago-Arten in ihrer Morphologie den kleistogamen Blüten ent- 
sprechen. Nachdem früher von Blütenbiologen teleologische Erklärungen 
für das Zustandekommen dieser merkwürdigen Blütenformen gegeben wor- 
den waren, griff K. Gorse, das Problem von einer anderen Seite an, indem 
er durch Kulturversuche den engen Zusammenhang zwischen den Ernäh- 
rungsbedingungen und dem Auftreten kleistogamer Blüten nachwies, die 
Hemmungsbildungen darstellen. (K. GozseL: Die kleistogamen Blüten und 
die Anpassungstheorien, in Biol. Centralbl. XXIV (1904) 673, 737, 769, 
ferner Einl. in die exper. Morphologie (1908) 132—135). Bei Impatiens 
noli tangere z. B. können durch ungünstige Ernährungsbedingungen die 
chasmogamen Blüten ganz ausgeschaltet werden. Auch bei Viola ließen 
sich durch verschiedene Kultur kleistogame und chasmogame Blüten will- 
kürlich hervorrufen. Indes ist dies nicht immer möglich. Auch GoEBEL 
muß zugeben, »daß es auch Pflanzenformen gibt, bei denen die Bildung 
kleistogamer Blüten so fest »sitzt«, daß sie nicht leicht durch chasmogame 
ersetzt werden können«. (Morph. p. 135). Der Autor fährt fort: »Es ist 
mir z. B. nicht gelungen, bei Salvia cleistogama chasmogame Blüten mit 
großen Korollen zu erzielen... . Ob dies nicht doch möglich ist, muß die 
Zukunft zeigen. Jedenfalls zeigen die angeführten Tatsachen, daß auch die 
Gestaltung der Blüten, ebenso (wie die der a organe) abhängt von 

. den Bedingungen, unter denen sie angelegt werden, nicht etwa von den 
Bedürfnissene der betreffenden Pflanzen. « 
Dies für die von Gorse. erwähnten Arten zugegeben, mul jedenfalls 


Nye ies 


198 R. Pilger. 


berücksichtigt werden, daß doch immerhin die betreffenden Arten die 
Fähigkeit haben, kleistogame Blüten zu bilden, daß diese Fähigkeit etwas 
ganz Besonderes ist, das nicht durch Kulturbedingungen tangiert wird und 
das eben anderen Arten abgeht. So haben wir doch einen Zusammenhang 
mit den »Bedürfnissen« der Pflanzen, wenn wirklich die Kleistogamie den 
ihnen von den Forschern zugeschriebenen Nutzen hat, besonders weil die 
chasmogamen Blüten nicht regelmäßig Samen ansetzen. Die kleistogamen 
Blüten sind nicht nur eine Hemmungsbildung infolge schlechter Ernährung, 
sondern sie werden auf diesem gehemmten Stadium geschlechtsreif und 
das ist eine ganz besondere Einrichtung, die nur bestimmten Arten zu- 
kommt. 

Sind nun die Arten verschieden, indem sie überhaupt keine kleisto- 
gamen Blüten ausbilden oder in geringerem oder stärkerem Grade zu ihrer 
Bildung neigen, so ist es auch leicht denkbar, daß kleistogame Rassen oder 
Arten entstehen, die ihre Merkmale dauernd und ausschließlich vererben. 
Auf diese Möglichkeit weist auch Goxzser ebenso wie H. Rırzerow hin 
(Herene Rirzerow: Uber Bau und Befruchtung kleistogamer Blüten, in Flora 
98 (1907) 163—212). Es heißt dort (p. 164): »Daß einzelne Rassen die 
Fähigkeit zur Hervorbringung chasmogamer Blüten ganz verloren haben, 
ist also durchaus nicht unwahrscheinlich und scheint sich vielleicht aus 
einigen später zu erwähnenden Beispielen zu ergeben. GoEBEL weist übrigens 
selbst darauf hin, es könnten möglicherweise aus den Samen kleistogamer 
Blüten konstante Rassen erzielt werden, und zieht neben äußeren Bedin- 
gungen als Ursache der Kleistogamie die »innere Konstitution« der Pflanze 
in Betracht, die vielleicht durch kontinuierliche Autogamie der Vorfahren 
geschwächt worden sei.« “Die »spiiter zu erwähnenden Beispiele« beziehen 
sich auf Lythraceen, wie Ammania latifolia, die nach Korune aus- 
schlieBlich kleistogam blühen sollen, und Salvia cleistogama, bei der keine 
chasmogamen Blüten erzielt werden konnten. 

Im übrigen geht die Arbeit von H. Rirzerow ganz von den Gozseschen — 
Gesichtspunkten aus. Bei den einzelnen Familien werden zur Feststellung 
der Hemmungsbildungen die chasmogamen und kleistogamen Blüten ver- 
gleichend untersucht. Dann wird besonders auf die Befruchtungsvorgänge 
eingegangen; es zeigt sich bei den untersuchten Formen, daß normale Be- 
fruchtung durch Vermittelung des Pollenschlauches vorliegt. Davon machen 
eine Ausnahme die anomalen Blüten der Malpighiacee Aspzicarpa. Diese 
geschlossenen Blüten, die in mehreren Merkmalen (z. B. ist nur ein Staub= 
blatt vorhanden) von den chasmogamen abweichen, also nicht nur Hem- 
mungsbildungen sind, entwickeln keine normalen Pollenkörner und fruchten 
trotzdem reichlich. Die Verf. bildet für diese Blütenform den Ausdruck 
kleistoparthenogetisch. a 

Von W. Burck wurde im Gegensatz zu dieser Anschauungsweise ange 
nommen, daß die kleistogamen Rassen durch Mutationen entständen. Er 


4 


unterschied dabei nicht zwischen den kleistogamen und kleistopetalen Blüten. 
Die letzteren sind nicht gehemmt, sondern voll ausgebildet und nur ge- 
schlossen, ohne daß die Selbstbestäubung zwangsmäßig ist. 

Dieser Unterschied wird besonders von E. Lorw in einer Kritik der 
Burexschen Ansichten hervorgehoben (E. Loew: Bemerkungen zu W. Burcks 
Abhandlung über die Mutation als Ursache der Kleistogamie, in Biol. Cen- 
tralbl. XXVI (1906) 129—143, 161—199). Der Autor steht im wesent- 
lichen auf dem Standpunkt von Gosse: »Die Annahme von Burck, die 
kleistogamblühenden Pflanzen als Zwischenrassen im Sinne von DE Vries 
zu betrachten, wird weder durch Versuche noch durch anderweitige Be- 
weismittel unterstützt. Die kleistogame Blütenform ist keine Mutation, son- 
‘dern eine von den äußeren Lebensbedingungen abhängige Variation.« An- 
ders urteilt C. Correns (Ber. Deutsch. Bot. Ges. XXIV (1906) 173); dort 
sagt der Autor in einer Anmerkung: »Ich halte es zwar wohl für möglich, 
daß die Nachkommenschaft der chasmogamen, selbstbestäubten Blüten eines 
Viola-Stockes etwas anders ausfällt, als die der kleistogamen Blüten des- 
selben Individuums. Darin würde ich aber zunächst nur die Folgen sekun- 
därer (äußerer) Einflüsse sehen; den Anlagen nach halte ich die Keim- 
zellen der chasmogamen und der kleistogamen Blüten für gleich. Etwas 
anderes ist es, ob es nicht bei einer kleistogame Blüten tragenden Art 
Sippen gibt, die mehr kleistogame Blüten produzieren, und solche, die es 
weniger tun, unter den gleichen äußeren Bedingungen, und schließlich 
Sippen, die nur kleistogame Blüten entwickeln; ihre von Burck behauptete 
Existenz halte ich für durchaus wahrscheinlich. « 

Betrachten wir nun nach Vorausschickung dieser Ansichten mehrerer 
Autoren die Resultate bei Plantago § Novorbis. 

Zunächst liegt hier keine wirkliche Kleistogamie vor, indem (wenigstens 
bei den untersuchten Arten) die Pollenkörner nicht austreiben, also die Ent- 
wickelung des Embryos ungeschlechtlich ist. H. Rırzerow hatte einen 
ähnlichen Fall bei Aspicarpa beschrieben und von Kleistoparthenogenesis 
(im weitesten Sinne, da die Art der Embryobildung nicht feststand) ge- 
Sprochen. Bei Aspicarpa liegt aber die Sache insofern anders, als dort 
auch bedeutende Bildungsabweichungen in den geschlossenen Blüten vor- 
handen sind, während bei Plantago die geschlossenen Blüten alle Teile, nur 
in gehemmtem Zustand, aufweisen (die Röhre bleibt kurz, die Staubblätter 
klein, eingeschlossen, der Griffel unentwickelt). Ohne Zweifel hat bei den 
Plantago-Arten zunächst ein kleistogames Stadium mit normaler Befruch- 
tung vorgelegen; vielleicht sind auch noch eine Anzahl Arten wirklich echt 
_ kleistogam ; von hier aus ist ein phylogenetischer Fortschritt zur Aus- 
schaltung der Befruchtung und zur ungeschlechtlichen Embryobildung vor 
sich gegangen; die morphologischen Charaktere, die der kleistogamen Blüte 

_ entsprechen, sind aber noch erblich rein fixiert. Wir werden also immer 
auf den Vergleich mit kleistogamen Formen zurückzugehen haben. Auf 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 199 


200 R. Pilger. 


die Möglichkeit der Parthenogenesis weist schon ENGLER in seiner Be- — 
sprechung der Gorpetschen Arbeit hin (Bot. Jahrb. XXXIV Lit. Ber? 77): 
»Auch möchte Ref. es für der Mühe wert halten, daß der Befruchtungs- 
vorgang und die Embryoentwicklung in kleistogamen Bliiten verfolgt wiirde, 
da trotz der Keimung des Pollens in ihren Antheren nicht ausgeschlossen 
ist, daß vielleicht Parthenogenesis oder Nucellarembryonie stattfindet. « 
Die nächste Frage ist die, ob bei den Plantago-Arten der Sektion E 
Novorbis Rassenbildung in der Weise vorliegt, daß die Pflanzen mit ge- 
schlossenen Blüten und die mit offenen Blüten sich selbst immer reprodu- — 
zieren, ob also eine wirkliche Spaltung der Arten in Rassen mit offenen 
und geschlossenen Blüten eingetreten ist. Das ist offenbar nicht der Fall, 
denn, wenigstens bei einer Anzahl von Arten, bilden die offenen Blüten à 
keine Samen, überhaupt ist ihre Samenproduktion sehr unregelmäßig und 
die Arten verhalten sich in dieser Beziehung sehr verschieden; dann kom- 
men auch öfters beide Blütenformen auf derselben Pflanze vor; es geschieht 
dies allerdings selten, meist sind die beiden Formen durchaus rein. E_ 
In der Kultur konnte ich dieser Frage nicht nachgehen, da bei den # 
kultivierten Arten keine offenblühenden Exemplare mit Samenbildung erzielt 
wurden; es konnte also nicht geprüft werden, wieviel Prozent kleistogamer — 
Pflanzen etwa aus solchen Samen sich entwickeln. 
Ebenso bleibt fraglich, welche Momente etwa in der freien Natur mit- 
spielen, um offen oder geschlossen blühende Pflanzen zur Entwickelung zu 
bringen. Jedenfalls zeigte sich in der Kultur der geringe oder fehlende ~ 
Einfluß der Bodenverhältnisse auf die Blütenentwickelung. € 
Sind aber, wie anzunehmen ist, nicht verschiedene Rassen vorhanden, 
so muß in der Eizelle der kleistogamen Pflanze die Anlage zur Bildung 
beider Formen, die allermeist sehr rein auftreten, noch vorhanden sein. 
Denn wenn auch vielleicht bei einer Anzahl Arten der Embryo sich nicht 
ungeschlechtlich entwickelt, so findet wenigstens keine Bestäubung durch 
den Pollen offenblühender Pflanzen statt. Bei P. virginica z. B. zeigten 
die mir vorliegenden Exemplare mit offenen Blüten keine Weiterent- 
wickelung der Samenanlagen (die gleiche Bemerkung macht auch z. B. AS 
Gray); die kleistogame Pflanze, die reichlich fruchtet, muß also noch die 
Fähigkeit haben, beide Formen, und zwar meist rein, hervorzubringen. _ 
Die männliche Pflanze ist dann vüllig bedeutungslos und wird im Laufe — 
der phylogenetischen Entwickelung ausgeschieden werden. Die Entwickelung‘ 
in der Gruppe zielt auf die Entstehung rein kleistogamer und dann apo- 
miktischer Arten ab. Noch ist hier ein weiter Spielraum vorhanden; ein 
zelne, in dieser Richtung noch mehr primäre Arten blühen und fruchten, — 
soweit sich nach dem vorliegenden Material urteilen läßt, noch ganz oder 
vorwiegend mit offenen Blüten, bei anderen verschiebt sich der Schwer- ' 
punkt der Samenbildung immer mehr zu den geschlossenen Blüten hin. È 
Diese reine Scheidung offener und geschlossener Blüten ist nicht bei 


j 


: den oben beschriebenen Mißbildungen von P. hertella vorhanden. Ich halte 
nicht dafür, daß diese Pflanzen dem offen blühenden Typus entsprechen, 
‚daß also hier infolge günstiger Ernährung wieder echt chasmogame Blüten 
reichlicher aufgetreten wären, wie es etwa bei den von GoEBEL untersuchten 
Pflanzen der Fall war; sondern diese Blüten sind Mißbildungen einer Form, 
“die sonst rein kleistogam geblüht hätte; andernfalls wären Pflanzen von 
reinem Typus abgespalten worden. 
Alles in allem ergibt sich, daß hier bei Plantago der Entwickelung 
der Kleistogamie und der folgenden Apomixis eine hohe phylogenetische 
Bedeutung innewohnt; noch sind auf verschiedenen Stadien der Entwicke- 
lung wechselnde Verhältnisse vorhanden, doch zeigt sich ohne Zweifel der 
Weg der Phylogenese in der Richtung zur Fixierung der kleisto-apomikti- 
‘schen Blütenformen. 

Mit dieser stammesgeschichtlichen Entwickelungsrichtung sind die oben 
‚geschilderten Verhältnisse bei Plantago lanceolata zu vergleichen; die Unter- 
schiede sind zunächst auffallend genug, bei $ Novorbes die Bildung kleisto- 
gamer, dann apomiktisch fruchtender Blüten neben den chasmogamen, 
zunächst zwitterig-fruchtenden, dann mehr und mehr physiologisch männ- 
lichen, bei P. lanceolata Gynodiözie, das Auftreten von Pflanzen mit weib- 
lichen und von solchen mit Zwitterblüten nebst Übergängen. 

Bei der Betrachtung der Nachkommenschaft der weiblichen Pflanzen 
ergibt sich bei P. lanceolata, daß ein hoher Prozentsatz wenigstens wieder 
weiblich ist, doch sind auch viele Rückschläge vorhanden und es findet 
wieder im Laufe der Generationen eine Annäherung an den Zwittertypus 
statt. Es folgt daraus mit Sicherheit, daß keine reinen Rassen vorliegen, 
daß der zwitterige Typus die Fähigkeit hat, weibliche Pflanzen oder solche 
von einem Übergangstypus zu erzeugen, ohne daß erkennbare äußere Ur- 
sachen für das Auftreten solcher Geschlechtsformen vorhanden sind. Diese 
Gynodiözie ist aber nicht als ein Übergangstypus zur Diözie zu betrachten. 
Die allmähliche Entwickelung von Monözie und Diözie aus dem zwitterigen 
Typus habe ich früher bei den Gräsern verfolgt (Engl. Jahrb. 34 [190%)); 
es zeigte sich, daß der Ausbildung der Geschlechtsdifferenz eine allmähliche 
morphologische Differenzierung parallel geht, die mit der Funktion der 
männlichen und weiblichen Blüten und Blütenstände im Zusammenhang 
steht. Zweifellos ist bei vielen der heutigen Phanerogamenfamilien eine 
Phylogenetische Tendenz vorhanden, vom Zwittertypus der Blüten zur Mo- 
nözie und Diözie überzugehen; dann aber auch eine Tendenz zur Ausbil- 
dung apomiktischer Fortpflanzungsweise, die in immer zahlreicheren Fällen 
nachgewiesen wird (ebenso wie bei den Kryptogamen, z. B. Parthenogenese 
bei Platoma nach Kuckuck, bei Selaginella nach Brucumann). Ich möchte 
glauben, daß die Apomixis bei P. lanceolata wie bei der Novorbis-Gruppe 

* das Ziel der Entwickelung ist. 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 201 


202 | R. Pilger. 


IV. Entwickelung von Stamm und Wurzel. 


In der Stammentwickelung und in der Ausbildung der Wurzel herrschen | 
bei den Arten beträchtliche Verschiedenheiten; diese werden besonders da- « 
durch bedingt, ob die Wurzel dauernd erhalten bleibt und zu einer mehr 
oder weniger starken Pfahlwurzel heranwächst oder ob sie bald abstirbt 
und von adventiven Wurzeln ersetzt wird, ferner dadurch, ob der Stamm « 
ganz gestaucht bleibt oder sich zu einem größeren Rhizom verlängert; der 
Stamm kann unverzweigt bleiben oder Seitensprosse entwickeln. Auch bei 
unseren heimischen Arten sind solche Verschiedenheiten ausgeprägt; als … 
Beispiel sei die Entwickelung von P. major und P. lanceolata gegeben. 
P. major ist von K. Scnumann (Prakt. morphol. u. system. Botanik (1904) 
275) kurz geschildert worden: »Der große Wegerich ist eine ausdauernde 
Staude, die aber keine verzweigte Grundachse ausbildet, da sich in den ~ 
Achseln der Blätter niemals vegetative Knospen, sondern nur Blütenstände 
entwickeln. Eine neue Pflanze kann also nur aus Samen erzeugt werden, 
eine vegetative Vermehrung findet niemals statt. Die Blätter sitzen an einer 
sehr verkürzten, etwas rüben- — 
förmig angeschwollenen, ver- 
holzten Grundachse dicht ro- — 
seltig zusammengedrängt. An 
der Bildung dieser Grundachse … 
beteiligt sich das angeschwol- — 
lene hypokotyle Glied, d.h. 
das Stück des Keimlings, das — 
unmittelbar unter den Keim-. 
blättern sitzt; dieses geht in 
die kurze, aber dauernd er- 
haltene verzweigte Pfahlwur- 
zel über; außerdem treten 
noch zahlreiche adventive 4 
Wurzeln aus dem hypokotylen — 
Glied und der oberen Achse 
hervor.« Diese Darstellung ist … 
mehrfach nicht ganz richtig. 

Fig. 27. P. major, junge Pflanze. Ich habe die Entwickelung an 
vielenjungen Pflanzen verfolgt, L 

die im Mai im Berliner Botanischen Garten und auf lehmigem Boden in 
Dahlem gesammelt worden waren. Ein Keimling (Fig. 27a) zeigt folgende 
Verhältnisse: Die Keimblätter sind etwas über 5 mm lang, dicklich, spatel- 
förmig, stumpflich, die verwachsenden Scheiden umgreifen das Stämmchen 2 
die beiden ersten Laubblätter sind schon entwickelt. Das dünne hypoko- — 


tyle Glied ist 6 mm lang; die Hauptwurzel ist kürzer und trägt wenige 


u 


Dur 7 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 203 


sehr feine längere Seitenwurzein. An anderen Exemplaren variierte die 
Länge des Hypokotyls von 5—10 mm, die Keimblätter waren gelegentlich 
bis 8 mm lang. Fig. 27b zeigt ein etwas weiter entwickeltes Stadium ; die 
Keimblätter sind dünner und beginnen zu vertrocknen; das erste Laubblatt- 
paar steht gekreuzt zu ihnen. Das an diesem Exemplar 5,5 mm lange 
_ Hypokotyl ist etwas verdickt, die Hauptwurzel ist, wie ersichtlich, nicht 
weiter entwickelt. Fig. 28a wiederum ist eine etwas weiter vorgeschrittene 
Pflanze, wenn auch hier erst drei Laubblätter gebildet worden sind. Die 
Keimblätter sind noch vertrocknet erhalten; das Hypokotyl ist verdickt, 
von bräunlicher Farbe, die Hauptwurzel ist fast ganz abgestorben, es ist 
keine Grenze gegen das Hypokotyl mehr zu erkennen, das ganze Gebilde 
ist 7 mm lang. Aus dem Hypokotyl entspringen nunmehr die ersten dick- 
fadenförmigen Adventivwurzeln bis dicht unterhalb der Kotyledonen; diese 
Wurzeln sind dicker als die ersten zarten Seitenwurzeln. An einer anderen 
ungefähr gleichalterigen Pflanze ist das ganze verdickte Gebilde unter den 
vertrockneten Kotyledonen nur 5 mm lang, so daß die Primärwurzel und 
auch das Ende des Hypokotyls abgestorben sind; dabei sind die Adventiv- 
wurzeln schon bis 4 cm lang. Bald sind von den Keimblättern und den 
ersten Laubblattern nur noch Basalreste zu erkennen. 

Im weiteren Verlauf der Ent- 
wickelung bleibt das Hypokotyl, 
wenigstens zum Teil, erhalten 
und verdickt sich, das untere 
Ende des Stammes ist abgestutzt, 
die Hauptwurzel fehlt ganz, da- 
gegen sind reichlich starkfädige 

Adventivwurzeln vorhanden. 
Da die Laubblätter dicht aufein- 
ander folgen, so bleibt der eigent- 
liche Stamm kurz und dick; an 
nicht zu alten Exemplaren kann 
man erkennen, wo die Reste 
der Blattbasen nach unten zu 
aufhören, wo also das verdickte F8.28. P. major, a jüngere Pflanze, d ein 

älteres Rhizom. 

Hypokotyl anfängt. Eine im Juli 

2. B. gesammelte Pflanze hatte einen im Längsschnitt ovalen Stamm von 15 mm 
Länge und 10 mm Durchmesser; das dichte Büschel von adventiven Wur- 
zeln reicht bis fast zur Hälfte des Stammes hinauf und bis hierher sind 
auch ungefähr von oben her Scheidenreste zu erkennen; die Scheiden um- 
greifen ungefähr die Hälfte des Stammumfanges, Bei noch älteren Exem- 
plaren (Fig. 28b) stirbt der Stamm von unten her ab und verrottet an der 
Basis, so daß zuerst das Hypokotyl vergeht und dann die Scheidenreste 
bis zum Grunde des Stammes reichen; dagegen wird er nach oben ver- 


Botanische Jahrbücher. L, Bd. 14 


204 R. Pilger. 


längert. Solche älteren Stamme sind dann 2—4, ausnahmsweise auch bis 
10 cm lang. Daß eine dauernd erhaltene (gar verzweigte!) Pfahlwurzel — 
vorhanden sei, wie Schumann angibt, ist also nicht richtig. Ferner ist 
meiner Ansicht nach nicht richtig, daß Plantago major eine ausdauernde 
Staude sein soll; man findet darüber in den Floren verschiedene Angaben; $ 
Decaisne bezeichnet im Prodromus P. major zutreffend als einjährig. In 
meinen Kulturen der Art, die allerdings wenig zahlreich waren, hat die 
Art nicht ausgedauert; ferner findet man im Frühjahr an Stellen, wo der 
Wegerich massenhaft auftritt, immer nur junge Exemplare. Ich betrachte 
ihn daher als meist einjährig. Er kann sogar in einem Sommer zwei Genera- e 
tionen ausbilden. Man findet an Wegen nach dem Herbst hin an Stellen, R 
wo P. major reichlich wächst, gelegentlich neben älteren Pflanzen mit reifen 
und entleerten Ähren massenhaft ganz junge Pflanzen. Diese bleiben dann 
gewöhnlich zwerghaft und entwickeln kleine, wenigblütige Ähren. Solche 
Spätlinge können den Winter gelegentlich überdauern und im Frühjahr — 
wieder austreiben. | i 

Uber das Ausdauern der Arten der Novorbis-Gruppe läßt sich wenig — 
sagen. Die von mir kultivierten Arten blühen und fruchten im Freiland — 
im ersten Jahre und sterben natürlich im Herbst ab; solche Arten wie 
P. Candollei usw. werden wohl ebenso wie P. major einjährig sein, ganz 
abgesehen von den kleinen Arten mit Spindelwurzel. Dagegen ist anzu- 
nehmen, daß Arten mit starkem Rhizom (P. accrescens, P. ventanensis, — 
P. Sodiroana usw.) ausdauern. 

Von dem oben beschriebenen Verhalten des Stammes und der Wurzel 
bei P. major kommen hier und da Ausnahmen vor. So ist es nicht richtig, 
wenn Scuumann sagt, daß sich in den Achseln der Blätter niemals vege- — 
tative Knospen ausbilden. Gelegentlich findet man bei kräftigen Exemplaren, : 
daß sich in der Achsel eines späteren Blattes der Rosette ein Seitenzweig 
entwickelt; die Seitenrosette liegt der Hauptrosette dicht an, da der Zweig 
gestaucht ist, kann sich aber mit mehreren Blütenständen ganz kräftig ent 
wickeln. Auffallend war besonders die Verzweigung bei üppigen Exemplaren 
einer Gartenkultur auf gutem Boden; alle Pflanzen hatten einen bis mehrere — 
Seitenzweige. ; 

Ferner kann ganz ausnahmsweise die Hauptwurzel länger erhalten — 
bleiben; ich fand dies bei einigen der (oben erwähnten) Zwergexemplare — 
im Herbst. Eine solche Pflanze z. B. hatte bis nur 4 cm lange Blätter; 
aus dem verdickten Stamm, der Adventivwurzeln entwickelte, verjüngte sich — 
langsam das Hypokotyl und die Hauptwurzel bis zur Länge von 2,5 cm 
An kräftigen Exemplaren habe ich dieses Verhalten nie beobachtet; es ist von 
Interesse, wenn man die Wurzelbildung bei P. Schiedeana damit vergleicht, 

Wesentlich anders ist die Entwickelung des Stammes und der Wurzel 
bei Plantago lamceolata. Ein junger Keimling z. B. mit drei Laubblättern, 
der im Mai gesammelt war (Fig. 29a) hatte linealische, dickliche, unterseits 


= 


a, 


Snr teen, 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 205 


“ konvexe, 17 mm lange Kotyledonen; das Hypokotyl war kurz, nur 3 mm 
lang und ging in eine zarte Hauptwurzel mit langen feinen Seitenwurzeln 
‘über. An anderen Exemplaren variierte die Länge der Kotyledonen von 
- 43—20 mm; an einer Pflanze mit drei Blättern erreichte die Hauptwurzel 
schon eine Länge von 6 cm. 
Fig. 29b zeigt ein etwas älteres Stadium; in der Achsel des ersten 
_ Laubblattes hat sich schon ein kleiner Seitensproß entwickelt, der Sten- 
-gelgrund ist verdickt, so daß die das Stämmchen umgebende gemein- 
“same Scheide der Keimblätter aufgeplatzt ist; die Hauptwurzel ist voll- 
ständig erhalten (in der Figur nicht ganz gezeichnet). Die Keimbiätter 
fallen dann ab; das Hypokotyl wird nicht stärker als die Wurzel verdickt, 
so daß es sich, nachdem die Scheiden der Keimblätter gesprengt sind, 
scharf gegen die Basis des eigentlichen Stammes absetzt, was schon in 
Fig. 29b angedeutet ist. Erst 
spät entwickeln sich adven- 
tive Wurzeln am Hypokotyl 
und an der Stammbasis; die 
 Scheiden der Blätter umgreifen 
‘breit den Stamm, an ihrem 
Grunde stehen lange farb- 
lose, zarte Haare. Die Haupt- 
_wurzel wird verlängert und 
verdickt und trägt lange ver- 
zweigte Seitenwurzeln; der 
Unterschied der Wurzel (das 
ganz kurze Hypokotyl kommt 
Ja dann kaum noch in Be- 
tracht) gegen die Stammbasis 
wird immer mehr ausgeprägt; 
das kurze Stämmchen ist auf 
dem Langsschnitt breit, rund- 
“ich, dicht von den Scheiden 
_ der Blätter umhüllt, in deren 177 
| AM hseln Blütenstände oder Fig. 29. P. lanceolata, junge Pflanze. 
_Seitensprosse stehen; durch 
_ mäßige Verlängerung der Axillarsprosse kann dann ein dicht rasenartiges 
Wachstum zustande kommen. P. lanceolata ist eine ausdauernde Staude. 
Beide Wachstumstypen, das Erhaltenbleiben oder das baldige Absterben 
er Hauptwurzel sind bei Arten der Sektion Novorbis zu finden; durch- 
schnittlich sind es die kleineren und schwächeren Arten, bei denen die 
Wurzel dauernd bleibt (P. virginica, P. myosuros, P. tomentosa usw.). 
Wie die Herbarexemplare zeigen, sind an den natiirlichen Standorten die 
rien beider Typen meist unverzweigt (die Ausnahmen sind unten erwähnt), 
14* 


206 R. Pilger. 


doch bildeten die luxurierenden Exemplare in meinen Kulturen auf guter ; 
Gartenerde meist reichlich, ebenso wie P. major, kurze axilläre Seiten- — 
sprosse, auch solche Arten, bei denen dies an Herbarexemplaren sich nie- 
mals beobachten läßt. 

Einige Arten mit Spindelwurzel, die ich in Kultur hatte, sind die fo- 
senden: P. myosuros hat an jungen Pflanzen mit einigen Laubblättern ein 
Hypokotyl von 3 mm Länge, die Hauptwurzel ist dann schon 2,5—3,5 cm 
lang, teilweise von den feinen Seitenwurzeln an Länge überragt; das Hypo- 
kotyl ist von der plötzlich verbreiterten Stammbasis deutlich abgesetzt; die 
Kotyledonen sind spatelig, 12—15 mm lang und 4,5—5 mm breit, mit 
deutlich bemerkbaren Netznerven. [Auf den Unterschied der Kotyledonen- 
form in der Gattung machen auch Bkauinor und Cosau aufmerksam (A. 
BéGuInorT e R. Gosau: Osservazioni intorno alla biologia della germinazione 
e dello sviluppo nel genere Plantago L., in Atti Ac. Sc. Veneto-Trentino- — 
Istriana N.S. IV (1907) 21—35). Die Autoren unterscheiden einen »tipo 
platifilloe mit breiten, spateligen Keimblättern (P. major, P. virginica, P. 
Candollei usw.) und einen »tipo stenofilloe mit schmalen dicklichen Keim- 
blättern (P. lanceolata usw.).] Die Spindelwurzel von P. myosuros bleibt — 
erhalten, an älteren Exemplaren bis über 5 cm; auch adventive Wurzeln 
treten auf. Prinzipiell das gleiche Verhalten zeigt P. taraxacoides; die 
Spindelwurzel ist verhältnismäßig noch länger und hat oben 2 mm Durch- 
messer; die dem Boden anliegenden Blätter der ringsausgebreiteten Rosette 
sind dicht gedrängt, so daß der Stamm nur wenige Millimeter über den 
Keimblättern entwickelt ist. + 

Bei P. pachyneura ist das Auftreten sehr dicker und langer Adventiv- 
wurzeln bemerkenswert. Ein im September untersuchtes Exemplar der 
Art zeigte eine kräftig entwickelte Hauptwurzel von 13 cm Länge bei 8 mm 
Durchmesser am oberen Ende. Aus der Basis des kurzen und breiten 
Stammes, sowie aus der Basis der kurzen anliegenden Seitentriebe kommen 
starke Adventivwurzeln hervor, von denen einige die Hauptwurzel an Lange 
und Dicke erreichen. Ein anderes Exemplar hatte eine absteigende Haupt- 
wurzel, die sich nach 3 cm Länge in zwei gleichstarke, 13 cm lange Äste 
teilte; die dicken Adventivwurzeln blieben demgegenüber an Länge zurück. 

Dagegen bleibt bei P. hirtella (P. Schiedeana) die Hauptwurzel im 
Wachstum gänzlich zurück. Im Mai untersuchte junge Pflanzen mit den 
ersten 2—3 Laubblättern haben folgende Maße (Fig. 30a): Die spateligen 
Keimblätter sind 11 mm lang, das Hypokotyl 3—6 mm, die feine Haupt- 
wurzel und die Seitenwurzeln übertreffen das Hypokotyl an Länge. Etwas 
ältere Pflanzen verdicken das Hypokotyl, die mehrere Zentimeter lange 
Hauptwurzel entwickelt ein starkes Büschel von Seitenwurzeln; das Hypo- 
kotyl ist noch von Wurzeln frei oder trägt einzelne Adventivwurzeln, die 
bis 42 cm Länge erreichen. Nunmehr bleiben bei weiterem Wachstum die 
Hauptwurzel und das Hypokotyl stehen oder vergrößern sich nur wenig, 


al 
| 


a 
A 
Lo M 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 207 


D ührend der Stamm sich verdickt und lange Adventivwurzeln aus seiner 
Basis hervorkommen. Bei Exemplaren, die im September untersucht wur- 
den (Fig. 30b) hatte der kurze und dicke, von Blattscheiden umbhiillte 
Stamm einen Durchmesser von 4,5 bis selten 2 cm; er verschmälert sich 
_ plötzlich in das Hypokotyl und die Hauptwurzel, die noch oft vorhanden 
“sind, aber dann meist schon bräunlich gefärbt und zusammen nicht über 
“6 cm an Länge erreichend. Die aus der Stammbasis hervorbrechenden 
_ Adventivwurzeln übertreffen dann die ursprüngliche Hauptwurzel mehrfach 
“an Länge und Dicke. Oder aber von Hypokotyl und Hauptwurzel sind 
um diese Zeit nur noch Reste vorhanden, ein stumpfliches kurzes Gebilde, 
in das sich der kurze breite Stamm plötzlich zusammenzieht. Zum Unter- 
"schied von P. major wird also das Hypokotyl nicht so stark verdickt, daß 
es der Stammbasis gleich wird, und die Hauptwurzel bleibt länger erhalten, 
wenn sie auch den Adventivwurzeln gegenüber nur eine nebensächliche 


Rolle spielt. Möglicherweise 
ist dies Erhaltenbleiben der 
"Wurzel auch durch die Garten- 
kultur bedingt, bei Herbar- 
exemplaren konnte ich meist 
nur einen kurzen gestauchten 
Stamm wie bei P. major 
finden. 

Einzelne Arten der Gruppe 

‚strecken den Stamm zu einem 
mehr oder weniger verlänger- 
ten unverzweigten Rhizom mit 
kräftigen adventiven Faden- 
_ wurzeln, an dessen wachsen- 
der Spitze die Rosette steht 
(P. Sodiroana, P. accrescens). 
Wird ein längeres vertikales 
Rhizom entwickelt, so ist eine 
‚starke Verzweigung nicht sel- 
ten (P. Mederleini); durch 
die gedriingten rosettentragen- 


C0. cw 
Fig. 30. P. hirtella. a Keimpflanze; 0b ältere 
Pflanze, die Primärwurzel noch erhalten, die 
Adventivwurzeln bedeutend stärker als diese. 


den Äste kann die Pflanze ein rasiges Wachstum gewinnen. Endlich 
kann sich auch an ein kräftiges Rhizom eine dauernde Pfahlwurzel an- 


‚schließen (P. ventanensis). 


Leider konnte ich von solchen Arten nicht 


die Entwickelung untersuchen; die Grenze von Stamm und Wurzel ist nicht 
leicht festzustellen. Einzelheiten über diese Dinge finden sich genauer in 


den Beschreibungen der Arten im systematischen Teil angegeben. 


208 R. Pilger. 


V. Systematik. 


Plantago Sectio Novorbis (incl. § Cleiosantha Decne.). 


Bractea lanceolata vel ovalis usque ovata, saepissime crassinervata, 
uninervis. Sepala uninervia, nervo crasso vel crassissimo, glabra vel + 
ciliata et pilosa, antica 2 angustiora, plerumque satis inaequilatera, ovalia 
vel obovato-ovalia, postica 2 latiora, + inaequilatera, ovata vel usque ro- 
tundata, superne angustata vel rotundato-obtusa. Flores aperti vel clausi!); M 
corollae tubus in clausis brevis, haud ultra ovarium productus, cum ovario 
== connatus, corollae laciniae erectae, semel ipsas + tegentes, stilus nullus, 
stigma longius papillosum inclusum vel supra lacinias + productum, an- 
therae perparvae inclusae; corollae tubus in apertis ab ovario liberum, 
supra ovarium productum, stilus brevis, stigma exsertum, antherae filamentis 
gracilibus affixae longius exsertae circ. ovatae; corollae laciniae ovatae vel 
late ovatae, acutatae, uninerviae; ovarium biloculare, ovula et semina 2 
vel 3, semina ambitu ovalia, subtiliter impresso-punctata, raro rugulosa, facie 
ventrali plana vel raro concava et sulcata; capsula parte inferiore circum- 
scissa. Plantae annuae vel perennes; radix fusiformis = longa evoluta 
vel nulla, tum rhizoma abbreviatum, rarius longius evolutum. Folia lan- 
ceolata usque ovata, nunquam linealia, sensim in petiolum plerumque haud 
bene distinctum transeuntia, glabra vel villis parce inspersa vel villosa vel 


rarius tomentosa, integra vel distincte dentata. 

Die Sektion ist von den südlichen Vereinigten Staaten bis nach Süd-Chile und dem 
argentinischen Patagonien verbreitet; im ganzen andinen Gebiet sind Arten vertreten, 
dagegen fehlt die Sektion im tropischen Nord- und Nordost-Brasilien sowie in Guyana. 
Besonders reich ist sie in Uruguay und Argentinien entwickelt. Verwandt ist sie be- 
sonders mit der Sektion Leucopsyllium in ihren amerikanischen Vertretern; doch über- 
wiegt in dieser Sektion die linealische Blattform, die Blüten sind stets geöffnet, die 
Kapsel ist immer zweisamig und die breiten Korollenzipfel sind scharf zurückgeklappt. 
Es ist immerhin nicht sicher, ob die Gruppe als monophyletisch zu betrachten ist, wenn 
man mit ihren typischen Vertretern (P. hertella, P. tomentosa, P. myosuros) Arten wie 
P. Hartwegu oder P. argentina vergleicht. Auf die Bildung geschlossener Blüten ist in 
dieser Beziehung kein allzugroßer Wert zu legen. P. argentina neigt entschieden 
ur Sektion Leucopsyllium hin, ist aber dreisamig. Die geringe Zahl der Samen ist 
ohne Zweifel als ein phylogenetischer Fortschritt in der Gattung anzusehen; eine kleine 
Zahl von Arten hat regelmäßig zwei Samen. Hierbei bildet nur eine Varietät von P. 
truncata, die dreisamig ist, eine Ausnahme und bei P. hirtella konnte anomale Ver- 
mehrung der Samenanlagen beobachtet werden. Beide Tatsachen sind Atavismen. 

Für die Einteilung der Sektion sind folgende Merkmale von großer 
oder geringerer Wichtigkeit: 

1. Die Zahl der Samenanlagen und Samen. Sie sind regelmäßig in 
der Zwei- oder Dreizahl vorhanden; hiervon ist nur, wie erwähnt, P. trun- 
cata var. Eschscholtziana ausgenommen; während sonst alle Formen von 


P. truncata 2-samig sind, ist diese Varietät 2—3-samig. 


1) Bei den Standortsangaben der einzelnen Arten sind die offen blühenden Exem- 
plare mit o., die geschlossen blühenden mit g. bezeichnet. 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 209 


2. Die Entwickelung einer längeren Spindelwurzel oder das baldige 
Absterben der Hauptwurzel und ihr Ersatz durch Adventivwurzeln aus der 
Stammbasis. Über diese Unterschiede, die für Artgruppen ganz konstant 
und daher für die Systematik von Wichtigkeit sind, ist das besondere Ka- 
pitel weiter oben zu vergleichen. | 

3. Die Form der Samen und ihre Oberflächenskulptur. In der 2- 

- samigen Kapsel liegen die relativ großen Samen der Scheidewand mit ihrer 
flachen Seite an; sie sind ungefähr in ihrer Mitte oder etwas unterhalb 
derselben angeheftet und das Hilum stellt sich am reifen Samen als ein 
kleiner rundlicher, dunkleren Fleck dar. Der lange Embryo ist am trockenen 
Samen häufig schon äußerlich kenntlich; die ovalen, dicklichen Kotyledonen 
sind im Samen nach oben gewandt, das Würzelchen, nach der Basis der 
Kapsel gerichtet, ist gerade, zylindrisch, ungefähr halb so lang als die Ko- 
tyledonen (nach P. virginica). Bei den 3-samigen Kapseln ist in dem 2- 

samigen Fach zwischen den beiden Samen eine meist nur schmal, aber 
scharf vorspringende Leiste, eine falsche Scheidewand, entwickelt. 

Die Samen sind dicklich, auf der Rückseite = konvex, vorderseits 
flach oder ein wenig konvex. Hiervon macht nur P. virginica eine Aus- 
nahme, bei welcher Art die kleinen Samen vorderseits etwas konkav und 

- ziemlich tief gefurcht sind; an der Samenform ist die Art sofort zu er- 
kennen. Allermeist sind die Samen oberflächlich nur fein eingedrückt 
punktiert; bei P. tomentosa dagegen und bei P. achalensis ist die Ober- 
fläche der trockenen Samen runzelig; P. tomentosa und P. myosuros sind oft 
nicht leicht zu unterscheiden, nach diesem Merkmal aber sicher zu bestimmen. 

Die Samenfarbe und -größe ist von geringerem systematischen Wert. 
Die Farbe wechselt bei den getrockneten Exemplaren nach der mehr oder 

weniger guten Ausbildung der Samen öfters von hellbraun bis schwärzlich ; 
ebenfalls ist die Größe etwas schwankend, da bei den geschlossenen Blüten 
an Herbarexemplaren auch kleinere Samen aus kleinen Kapseln leicht aus- 
fallen, so daß man schwer entscheiden kann, ob diese Samen gut ausge- 
bildet und keimfähig sind. Doch ist immerhin z. B. die Samenfarbe bei 

_P. rhodosperma und ihre Größe bei P. penantha ein gutes Merkmal. 

4. Form und Konsistenz der Blätter ergeben im allgemeinen keine sehr 
wichtigen Merkmale. Die Breite der Blätter kann bei derselben Art in er- 

_heblichen Grenzen schwanken, desgleichen die Größe der Zähne. Doch ist 

die Form der Zähnelung bei Arten wie P. pachyneura und P. taraxacoides 
wichtig genug, um diese Spezies zu charakterisieren. Vielfach sind die 
Blätter ganzrandig oder die Zähnelung ist nur durch kleine knüpfchenartige 

_verdickte Stellen des Blattrandes schwach angedeutet. 

Auch die Länge des Blattstieles ist bei Exemplaren derselben Art recht 

_ verschieden. Ein gut abgesetzter Stiel ist überhaupt nur bei wenigen Arten 

vorhanden; meist geht die Spreite ohne scharfe Grenze in den Siiel über, 
dessen Länge einigermaßen willkürlich angegeben werden muß. Doch muß 


210 R. Pilger. 


man immerhin die Blatter durchschnittlich als gestielt bezeichnen, da ihr 
unterer Teil schmal und spreitenlos ist. Der Stiel erweitert sich an der 
Basis mehr oder weniger scheidenartig und stets ist hier eine Bekleidung 
von langen, gelblichen wergartigen Wollhaaren vorhanden. Bei der Be- 
schreibung der Blatter im systematischen Text ist immer, wenn auch der 
Stiel nicht gut abgesetzt ist, zunächst nur auf die eigentliche Spreite Rück- 
sicht genommen und dann erst der Übergang in den Petiolus beschrieben. 

Etwas wichtiger als der Stiel ist systematisch die Zuspitzung der Blätter. 
Wenn auch mit der Breite der Blätter die Länge der Verschmälerung nach 
der Spitze zu bei derselben Art einigermaßen verschieden sein kann,. so 
unterscheiden sich doch auch Arten und Artgruppen deutlich durch die Art 
der Zuspitzung des Blattes (z. B. P. hertella mit durchschnittlich kurzer 
Zuspitzung der Blätter und P. Candollei mit stets sehr sae Verschmä- 
lerung). 

5. Die Behaarung ist gleichfalls oft charakteristisch genug (z. B. P. 
floccosa), doch variiert sie auch bei einzelnen Arten ziemlich stark (z. B. 
P. hirtella, wo selbst ganz kahle Exemplare vorkommen). Einige Arten 
sind in allen von mir gesehenen Exemplaren gänzlich kahl. Die Form der 
Haare ist in der Gruppe recht gleichmäßig; sie bestehen aus einer Reihe 
von langgestreckten, ziemlich schmalen Zellen, die durch rechtwinklig ge- 
stellte Querwände getrennt sind; die oberste Zelle ist langsam zugespitzt. 
Nach der Beobachtung lebender Exemplare ist es deutlich, daß die Haare 
oft straffer sind und mehr abstehen, als es nach den getrockneten Exem- 
plaren erscheint, wo die Haare immer mehr oder weniger gewundene. 
Zotteln darstellen. Da nun nur verhältnismäßig wenige Arten lebend be- 
obachtet werden konnten und die Behaarung sich auch in der Kultur etwas 
ändert, so ist das Indument bei allen Arten nur so beschrieben worden, 
wie es an den Herbarexemplaren erscheint. 

6. Die Form und Behaarung der Braktee hat geringeren ie 
Wert, ebenso die der schmäleren Kelchblätter. Die Brakteen der unteren — 
Blüte in der Ähre sind oft beträchtlich länger als die der oberen. Dagegen M 
ist die Form der breiteren Kelchblätter von größerer Wichtigkeit, indem 
die breite Abrundung ihrer Spitze für viele Arten charakteristisch ist, 
während sie bei anderen Arten nach oben zu deutlich verschmälert und 
mehr oder weniger zugespitzt sind. 


Der Artbegriff in der Gruppe. 


Die Umgrenzung der Arten gründet sich zunächst auf Decaisnes Be- — 
arbeitung im Prodromus. Es wurde schon erwähnt, daß sie zu manchen M 
Ausstellungen Anlaß gibt, besonders wegen der Trennung der Arten mit 
offenen und geschlossenen Blüten. Dann sind z. B. in P. Guilleminiana 
und in P. affinis je zwei ganz verschiedene Arten vereinigt, P. leptophylla 
ist nach Pflanzen von Bolivien, Rio Grande und Neugranada aufgestellt, M 


a 


a we 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. >11 


wobei also drei Formen der weitverbreiteten P. hörtella herausgerissen sind, 
von P. Cumingiana,. die von Fiscner und Meyer nach Gartenexemplaren 
aus chilenischen Samen beschrieben ist, wird nur ein Standort aus Mexiko 
angegeben usw. Dgcaisxe hat später einmal gelegentlich bemerkt, daß er 
die Arten in der Bearbeitung im Prodromus zu sehr gespalten hätte und 
bei. einer neuen Bearbeitung mancherlei zusammenziehen würde. Das ist 
teilweise der Fall, während andererseits aber auch verschiedene Arten ver- 
einigt worden sind. Nicht anerkennen konnte ich den Artwert von P. 
veratrifolia, P. echioides, P. leptophylla, P. Schiedeana, P. firma, P. Brid- 
gesü, P. affinis, P. paralias, P. valparadisiaca, P. Galeottiana, P. pur- 
purascens, P. brachystachys. Während einige Arten offenbar Synonyme 


sind, kann man bei anderen (P. firma, P. affinis, P. paralias) zweifelhaft 


sein, ob man sie als Arten oder Varietäten betrachten soll. Eine andere 
Auffassung der Art als Decaisne habe ich von P. Candollet, P. hirtella, 


- P. Cumingiana. Betreffs dieser Dinge kann im einzelnen bei den Be- 


schreibungen der Arten nachgelesen werden. Nach der Bearbeitung von 
Deeaisne hat nur noch Paırıppı die Zahl der Arten nach chilenischen 
Exemplaren erheblich vermehrt. Mir scheint keine einzige dieser Arten 
aufrecht erhalten bleiben zu können, wenn einige Spezies auch wegen des 
schlechten Materiales, das nur von ihnen vorliegt, vorläufig zweifelhaft sind. 
Bis ins einzelne konnte ich nach dem mir zugänglichen Material über einige 
chilenische Arten nicht ins klare kommen. Auch die Retcnesche Bearbeitung 
der Gattung in der Flora von Chile konnte hier nicht weiterhelfen, da dem 
Autor die Originale der älteren Arten nicht zur Verfügung standen. 

In P. hirtella, P. tomentosa, P. truncata sind größere Arten von 
reicher Gliederung zusammengefaßt worden. Eine größere Selbständigkeit 
ist besonders den Subspezies von P. tomentosa nicht abzusprechen, deren. 
einige man vielleicht ebensogut als Arten betrachten könnte; doch sind 
sichere trennende Merkmale nicht vorhanden, die Unterarten bilden zu- 
sammen einen guten Formenkreis. Das gleiche gilt von P. truncata. Ge- 
ringer sind die Differenzen bei den Formen von P. hirtella, die dement- 
sprechend als Varietäten betrachtet sind. Doch sind die Varietäten auch 
noch als systematische Kategorien von gewissem Werte anzusehen, die 
meist eine gute geographische Umgrenzung aufweisen. In P. myosuros 


“ist zwar die individuelle Variation bedeutend, doch variiert die verbreitete 


Art viel weniger in systematischem Sinne als die vorgenannten. Formen, 


die offenbar vom Standort bedingt sind, ohne daß sie eine geographische 


Rassenbildung darstellen, sind öfters, da sie vom Typus erheblich abweichen 
können, benannt worden, z. B. die forma supina von P. hurtella. Ebenso 
ist an mehreren Stellen auf den Nanismus bei den Arten hingewiesen wor- 


| den, der das Bild der Art auBerordentlich verändern kann. 


Die meisten Arten und Unterarten haben einen gut geschlossenen, nicht 


_ Sehr ausgedehnten Verbreitungsbezirk. Am weitesten (von Südbrasilien über 


212 R. Pilger. 


Argentinien und Bolivien längs den Anden bis Mexiko) ist P. hirtella ver- 
breitet. Bei manchen Arten mit (soweit bisher bekannt) sehr engem Areal 
kann man zweifelhaft sein, ob sie vielleicht noch als Unterarten zu den 
nächst verwandten größeren Arten gestellt werden sollten; es gilt dies z. B. 
für P. nigritella und P. Rojas bei P. myosuros. Andere Arten dagegen 
von großer Selbständigkeit bewohnen gleichfalls nur einen kleinen Bezirk, 
wie P. argentina, P. achalensis, P. Candollei usw. 


Clavis specierum. 


A. Capsula 2-sperma, corollae tubus in floribus clausis haud 
ultra capsulam productus. 
I. Semina facie ventrali sulcato-concavata parva; sepala 
apice rotundata 0. Ne. SN 
II. Semina facie ventrali vite: 
a. Semina rubra, 2,5—2,75 mm longa; sepala breviter 
acutata . nul dits. als seit), spied ie pe 
b. Semina brunnea. 
a. Bractea brevis, calyce multo brevior, late ovata; 
folia glabra; semina ad 3 mm longa. . . . . . 3. P. penantha 
3. Bractea calyce haud multo brevior. 
4. Folia villis rigidulis supra et subtus instructa. 4. P. truncata 
2. Folia laxe villis albidis longioribus inspersa . 5. P. alismatifolia 
Adn. Exceptio unica in P. truncata subsp. Esch- 
scholtziana adnotanda: capsula 2—3-sperma. 
B. Capsula 3-sperma, corollae tubus in floribus clausis haud 
ultra capsulam productus. 
I, Radix fusiformis evoluta, = elongata; rhizoma nullum; 
plantae saepe minores vel parvae annuae. 
a. Folia longe denseque albido villoso-lanigera. . . . 6. P. hypoleuca 
Adn. Radix mihi in hac specie haud nota, sed sine dubio 
evoluta. 
b. Folia glabra vel + villosa vel villoso-tomentosa. 
a. Folia insigniter dentata. 
4. Dentes pauci obtusi saepe bidenticulati; major; 
radix valde elongata; folia glabra. . . . . . 7. P. pachyneura 
2. Folia valde dentata ad pinnato-dentata, den- 
tibus paucis; parva, folia decumbentia, sub- 
glabra GTA à 8. P. taraxacoides 
3. Folia saepe ab dentate aa sitio: adbrtihi 
parva, folia + erecta, villoso-hirsuto-inspersa. 9. P. pseudomyosuros 
8. Folia integra vel subintegra vel alio modo + 
dentata. 
4. Species perparvae, inflorescentiae parvae ad- 
scendentes. 
X Folia numerosa lineari-lanceolata, sensim 
gnpusteta’.. als biel. costa . 40. P. chubutensis 
XX Folia pauca oblanceolata vel ce 
lata, sensim angustata . . . . . . . . . 44. P humalıs 
XXX Folia lanceolata vel ovali-lanceolata, bre- 
viter arcuato-cuneatim angustata. . . . . 1 


RO 


. P. nigritella 


sn) 


> 4 
« 


er 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 


2. Species majores (in P. myosuroide specimina nana 
observanda). : 
x Folia glaberrima, anguste ovalia, elongata . . 
XX Folia hirsuto- villosa, late ovalia; antherae 
magnae, ad 2,5 mm longae, nervus bracteae 
Reacts. EU AR OK Nl 30 4e 
XXX Folia Æ villosa vel divan tomentosa ER pa- 
rum villis inspersa. 
A Semina corrugato-rugulosa. 
[1 Parvula; folia parce villosula ..... 
UL] Saepius major; folia longe villosa, supra 
demum plerumque parce villis inspersa, 
subtus villosa usque tomentoso-villosa 
AA Semina subtiliter punctata. 
[1 Bractea angusta, valde crassenervata. 
O Folia lanceolata vel oblanceolata, sen- 
sim angustata . . . . oars 
OO Folia obovato-ovalia, Brave sévit 
OL) Bractea ovata vel anguste ovata, nervus 
mediocris. 
O Sepala latiora distincte breviter ciliata 
OO Sepala latiora vix brevissime vel non 
ciliolata. 
| Folia ad 44 cm longa, parce villosula 
I Folia ad 30 cm circ. longa, margine 
ciliato-villosula, subtus inferne den- 
sius villosula . . | 


radix saepius nulla. (Transitum ad has species indicat 
P. accrescens, sub Il. enumerata). 
a. Rhizoma crassum horizontale indivisum. 
a. Bractea lanceolata, sepala latiora ovata. 
6. Bractea ovali-ovata, sepala latiora elliptico- petits 
NN à Us D 
b. Rhizoma verticale elongatum tenue; folia ovata ad 
D on /spica Scm longa. . ... ... 2 seis = 
c. Plantae parvulae, rhizoma crassum validum saepius 
pluries divisum, folia lanceolata ad ovali-lanceolata. 
Seca 5 2—7, cm longa... à: ou cu nenn e 
6. Spica crassa densa 1—3 cm longa . Te 
d. Rhizoma breve, crassum, in radicem transiens, folia 
lanceolato-ovalia ad ovalia, 3—5 cm longa. . 
e. Rhizoma validum + elongatum in radicem transiens; 
folia ovalia usque lanceolata, 44--42 cm longa. 


si diutius conservata, parva a radicibus adventiciis longe 
superata. 

a. Folia floccoso-sericeo-lanigera. . . . pa Zu TBH, 
b. Folia subtus densius ht loss, 

c. Folia parce villosula vel glabra. 


43. 


RL: 


41. 
18. 


at, 


II. Rhizoma = elongatum evolutum, in radicem transiens vel 


213 


P. ecuadorensis 


P. Berrot 


. P. achalensis 


. P. tomentosa 


P. myosuros 
P. Rojasti 


. P. Hartwegii 


. P. catharinea 


P. Buchtienii 


29, P. Sodiroana 


128. 


III. Rhizoma abbreviatum; radix primaria saepissime nulla vel 


993 
. P. Guilleminiana 


. P. oreades 


. P. macropus 


. P. argentina 
. P. Niederleinti 


. P. Arechavaletai 


P, ventanensis 


P. floccosa 


214 | R. Pilger. 


«. Sepala apice obtusa, haud distincte acutata. 
4. Folia apice calloso incrassata et breviter refracta, 
glabriuscula, breviter angustata . . . . . . . . 34. P. refracta 
2. Folia non refracta + longe angustata. 
x Folia longe sensimque angustata, glaberrima. 
A Sepala latiora ovata, 2,5 mm longa. . . . 32. P. Candollei 
AA Sepala latiora late elliptico-rotundata, 2,75— 
8 mm Jones’. „ww i) 398 . 33. P. denudata 
XX Folia brevius angustata, LE os a ER 
A Folia glaberrima; spica angusta. 
Cl Folia arcuato-cuneatim angustata, den- 
tibus paucis magnis instructa . . . . . 34. P. Stuckertit . 
OU) Folia longius anguste vel latius cuneatim 
vel anguste arcuato-cuneatim angustata, . 
subintegra vel breviter dentata. . . . . 34. P. macrostachys 
AA Folia glabra vel villis nonnullis albidis in- 
spersa, ovalia vel obovato-ovalia, subcoria- 
cea; Spica, densa, crassa...) 1e 1) alla 135, es subnuda 
AAA Folia + villosula. 
C1 Folia ovalia, breviter superne angustata, 
ad 20 cm longa; spica densa, bractea 
ovato-ovalis, margine ciliolata . . . . . 36. P. Pflanxü 
OIL) Folia ovali-lanceolata, longius angustata, 
ad 26 cm longa; spica inferne laxa, su- 
perne demum laxiuscula, bractea anguste 
ovata vel triangulari-ovata, margine lon- 
sius subciiata 4. ek eee . 37. P. Cumingiana 
DDC Folia anguste ovalia, brevius beein 
5—10 cm longa; spica densa brevis; brac- 
tea triangulari-ovata, valde crassinervata, 
margine longe ciliata... . . . . . . 38. P. carrenleofuensis — 
3. Sepala apice distincte acutata. 
4. Species maxima, folia ad 70 cm longa, ovalia. . 39. P. gigantea 
2, Species minores. | 
x Folia longe sensimque angustata. 
A Folia lanceolata, longe petiolata, ad 60 cm 
longa, villosula +2.) 24 RP. al 
AA Folia lanceolata, ad 40 cm on ER . 44. P. accrescens 
XX Folia brevius angustata. 
A Species parva, spica brevis, ad 6 cm longa; 
bractea triangulari-ovata, tenuius nervata . 42. P. bicallosa 
AA Species plerumque major, spica longior, brac- 
tea lanceolata, crassinervata . . . . . 43. P. hirtella 
Ad divisionem III. pertinet verosimiliter 44. P. Kurtxat papas 
cuius rhizoma vel radix ignotum; folia crassiuscule 
coriacea, elliptica; spica crassa densa. 
C. Capsula 3-—4-sperma; corollae tubus in floribus clausis supra 
ovarium productus; rhizoma breve, crassum; corollae la- ‘ 
ciniae 4—1,25 mm tantum longae . . . . . . . . . . . . 45. P. Orbignyana 
Species incertae sedis: 
46. P. Pugae, 47. P. laevigata, 48. P. ovata, 49. P. occidentalis, 50. P. Goudotiana. 1 


5 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 215 


1. Plantago virginica L. Spec. Pl. (1753) 143; ed. II (1762) 164; 
Decne. in DC. Prodr. XIII. 4 (1852) 722, n. 140; Asa Gray Syn. Fl. North 
America II. 1 (1878) 392; Michaux, Fl. Bor. Amer. I (1803) 94. 

Plantae minores vel parvae; radix fusiformis tenuis verticalis; folia ple- 
rumque pauca sed nonnunquam satis numerosa rosulata, = erecta, ob- 
lanceolata usque oblanteolato-ovata superne breviter angustata, apice ipso 
obtusiuscula, basin versus sensim cuneatim in petiolum plerumque longiorem 
transeuntia, 5—15 cm longa (in specim. nanis: ad obovata, 2-—5 cm tan- 
tum longa), margine subintegra vel parum undato-repanda vel leviter re- 
mote denticulata, = villis longioribus rigidulis inspersa, juniora densius 
vel dense albido-cinereo-villosa; inflorescentiae paucae usque satis nume- 
rosae folia superantes, pedunculi erecti, + sulcati, = albido-cinereo-villosi, 
ad 12—15 cm alti; spica angusta usque pedunculo aequilonga, Juniores 
superne densae, inferne = laxae, demum ubique laxae (peduneuli in 
specim. nanis plerumque folia parva longe superantes, 6—10 cm alti, 
spicae pauciflorae vel ad 3—-4 cm longae); flores plerumque clausi, bractea 
calycem haud vel fere aequans, lanceolata vel anguste ovalis, crassinervata, 
marginibus angustis, 2 mm vel parum supra longa, pilis rigidulis paten- 
tibus longioribus margine et dorso copiose inspersa; sepala latiora ovata 
vel late ovata, superne distincte angustata, obtusiuscula (apice nervi crassi 
terminata), parum vel vix inaequilatera, crassinervata, margine parce cilio- 
lata, ciliis brevibus vel brevissimis intermixtis nonnullis parum longioribus, 
dorso ad nervum aeque ac bractea pilis inspersa, 2,25—2,5 mm longa, 
sepala angustiora ovalia vel oblanceolato-ovalia, valde inaequilatera, latere 

-altero angustissime marginata, apice aequaliter rotundato-obtusa vel in 
latere latiore obtuse parum protracta, aeque ac latiora pilosa; corollae 
laciniae lanceolato-ovatae vel anguste ovatae, acutatae, acutae, 2,5 mm 
longae, stilus et stamina inclusa; semina 2 parva, facie ventrali sulcato-con- 
cavata; in floribus apertis bractea parum latior, ad anguste ovata, sepala 

_ plerumque tenuiora, latiora late ovata, angustiora anguste obovata, minus 
inaequilatera, corollae laciniae late ovatae, 1,75 mm longae. : 

Die meisten zur Art gehörigen Pflanzen sind klein und zierlich, mit wenig dichter 
Blattrosette; häufig liegt ausgeprägter Nanismus vor. Die Spindelwurzel ist dünn und 
hat nur schwache Nebenwurzeln. Das Blatt hat drei durchlaufende Nerven, deren 
mittelster auf der Unterseite ziemlich kräftig vorspringt, während die seitlichen schwach 

sind; zwei undeutliche Randnerven, die mehr aus den Netznerven sympodial aufgebaut 
sind, kommen hinzu. Die Samen sind rotbraun, im Umriß oval oder etwas mehr 


eiförmig-oval, nur schwach eingedrückt punktiert, auf der Rückseite konvex, vorderseits 
konkav und in der Mitte breit gefurcht, 1,5 bis fast 2 mm lang. 


Nordamerika: New Jersey, Plainfield (Dr. P. Heuser — Juni 1895), 


Fort Lee (Dr. vy. Rasenau — Mai 1889); Pennsylvania, Phoenixville, an 
Wegen (v. Curisrmar), Reading (Dr. Biscnorr — 1830); Missouri, s. von 
St. Louis (ENGELMANN — Juni 1839), St. Louis (Essert — 0. blühend im 


Mai 1874), Independence, verbreitet (Buscn n. 311 — Juni 1895); Florida, 


216 R, Pilger. 


Duval Co. (Curtiss n. 1786), auf Sandboden bei Eustis, Lake County 
(Nas n. 344 — 1894); Texas, Houston (Linpnermer — 0. 1842), Fayette — 
County (Marrmes n. 92 — o. 1855); California, Shasta County, bei Redding « 
(A. A. Hetter n. 7896 — Mai 1905). 

= Asa Gray I. c. bemerkt bei der Art: Small winter-annual or fibrous-rooted peren- 
nial .... substerile flowers widely open, with capillary filaments, style long exserted 
(the style commonly earlier), and large oval anthers. Uber die Zwergform bemerkt er. 
(l. e.): A depauperate form (perpusilla) has a filiform scape an inch high, from an 
annual root, much exceeding the leaves, and 2—5-flowered (spikes): Florida, CHAPMAN. 

Folgende Arten sind mit P. virginica zu vereinigen: P. caroliniana Walt. Fl. 

Carol. (1788) 85 (nach Asa Gray |. c.), P. Ludoviciana und P. accedens Raf, Florul. 
Ludovic. 33, nach Decaisne Prodr. |. c., mir unbekannt; P. connivens Moench, Suppl. 
Meth. Pl. Stam. Sit. Descr. (1802) 174; P. purpurascens Nutt. ex Rapin Mem. Soc. 
Linn. Par. VI (1827) 454 (die offenblühende Form); P. missouriensis Steud. in Flora 
XXXII (4849) 409 (die Art ist beschrieben nach Rieu n. 425, in campis et ad vias 
prope St. Louis civitatis Missouri; eine offenblühende Pflanze). 


Folgende Varietäten sind zu unterscheiden: 


1. Var. longifolia Asa Gray I. c. 392. 

Folia oblongo-spatulata in petiolum marginatum angustata, saepe di- 
stincte dentata, indumento copioso rigidiore; inflorescentiae ad 25 cm 
longae. 

Als Verbreitungsgebiet gibt Asa Gray an: Arkansas to S. Arizona 
(Adjacent Mex.). Der Beschreibung entspricht das mir vorliegende Exem- 
plar: Plants of India Territory, Sapulpa (B. F. Busn n. 1028 — Mai 1895) 

Das von dem Autor angegebene Synonym P. occidentalis Decne. ist nicht zu- 
treffend (vergl. bei dieser Art). 

2. Var. progressa Pilger n. var. 

Folia quam in typo latiora, brevius petiolata, densius villis inspersa, 
3 cm longa et 1,5 cm lata vel ad 7,5 cm longa et 3 cm lata, pedunculi © 
quam in typo plerumque minores et = arcuati. | 

Mexico: Jaral, häufig an feuchten, grasigen Orten (W. SCHUMANNM 
n. 4153 — g. blühend und fruchtend im März 1886); bei Chihuahua, 
1300 m ü. M. (E. Pıımer n. 96 — g. fruchtend im April 1908); Prov. — 
San Luis (Vırrez n’Aoust n. 1788; Herb. Paris — 1851). ; 

O. Kuntze (Rev. Gen. PI. II 4891) 532) führt folgende Varietäten von P. ver- 
ginica auf: ; 

»P. virginica L. «. normalis Costarica. Die normale, mäßig große Form mit 
spatheligen bis lanzettigen, wenig dicken Blättern ohne besondere Blattsticle. + 

Var. longifolia Gray. Costarica: Turrialva. Die größte Form mit gestielten, — 
lanzettlichen Blattern. = 

Var. crassifolia O. Ktze. Folia carnosa anguste lanceolata sessilia pedunculis — 
subaequilonga. San Francisco. 

AuBerdem sind besonders zu erwähnen: 

Var. hirtella O. Ktze. (H.B.K. n. g. IL t. 127) foliis brevibus latis (4: = 14/9) 
sessilibus pedunculis longis, welche von Asa Gray mit schmalen Blättern ed 
und sonst verschieden behandelt ward; ferner die von allen vorstehenden Varietäten, 
welche höchstens kurz gezähnte Blätter haben, abweichende 


BT 6 


M 


i 


3 


+ 
> 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 217 


Var. pectinata O. Ktze. foliis lanceolatis 411/—921/; cm latis sessilibus dentibus 
—1 cm longis pectinato dentatis (pedunculis subaequalongis) aus Mexico etc.« 

Was die ersten beiden Varietäten anbetrifft, so sind es wahrscheinlich Formen 
von P. hirtella, da P. virginica in Costarica, soviel ich gesehen habe, nicht vorkommt; 
die vierte Varietät ist zweifellos P. rhodosperma Decne., bei welcher Art derartige 
Zähnung vorkommt. 


2. Plantago rhodosperma Decne. in DC. Prodr. XIII. 1 (1852) 722. 
— P. virginica L. var. pectinata O. Ktze. Rev. Gen. PI. II (1894) 532. 
Radix tenuis elongata, ad 15 cm longa; folia saepius numerosa rosu- 


lata, anguste ovalia vel ovalia superne breviter arcuatim angustata, apice 
ipso obtusa vel raro parum acutiuscula, basin versus sensim in petiolum 


plerumque brevem, rarius magis elongatum angustata, 5—16 cm longa, 
1— 2,2 cm lata, plerumque insigniter grosse dentata vel lobato-dentata, ad- 
ulta villis longis == copiose inspersa vel demum supra fere glabrescentia, 
margine laxe villoso-ciliata, subtus imprimis ad nervos et basin versus 
densius villis inspersa, juniora densius villoso-tomentosa; pedunculi pauci 
vel satis numerosi recti vel parum arcuati, 2—12 cm longi, hirsuto-villosi 
vel pilis patentibus laxe villosi, spica 2—9 cm longa, satis densa, basi 
laxiuscula; bractea calycem haud vel fere aequans, lanceolato-ovata, 2,5 mm 
ad parum supra 3 mm longa, nervo crasso valido, dorso pilis longis rigi- 


_ dulis inspersa; sepala latiora late vel rotundato-ovata, e nervo valido bre- 


viter obtusiuscule subacutata, parum inaequilatera, margine superne breviter 
parce ciliolata, dorso pilis longioribus rigidulis patentibus inspersa, 2,5—3 mm 
longa, sepala angustiora circ. ovalia vel obovato-ovalia, valde inaequilatera, 
margine altero fere nullo, e nervo crasso breviter apiculato-acutata, mar- 
‘gine parum ciliolata, dorso aeque ac latiora pilosa; flores clausi vel 
aperti, corollae laciniae ovatae vel late ovatae, acutae, 2—3 mm longae; 
semina 2. 3 
Die häufig verhältnismäßig sehr lange Spindelwurzel ist dünn, aber straff und 
steigt senkrecht ab; die dünnen Seitenwurzeln sind spärlich. Die Blätter sind dünn- 
häutig, meist zahlreich in der Rosette gedrängt und = niederliegend; der Stiel ist meist 
nur kurz, man kann auf ihn 2—6 cm rechnen; doch ist er nicht abgesetzt und geht all- 
mählich in die Spreite über; nur selten sind die Blätter schwach gezähnt, meist ist 
die Zähnelung stark und auffallend, wobei immer nur wenige Zähne (oder Lappen) 
vorhanden sind; in manchen Fällen springen vom Blattrand fast senkrecht 4—5 breite 
und stumpfe Lappen vor, die bis 5 mm, ja sogar hier und da bis 40 mm lang sind, in 
anderen Fällen wiederum sind die Lappen teilweise kürzer und mehr spitz, zahnähnlich, 
so daß dann der Übergang zu sehr grober Zähnelung vorhanden ist; die Größe der 
Lappen und Zähne wechselt stark; die Zähne können aus breiter Basis spitz zulaufen 
oder fast gleichschmal vom Grund bis zur Spitze sein, gerade ausgestreckt oder etwas 
nach vorwärts oder rückwärts gebogen, 2—5 mm lang; Nerven 5. Brakteen und Kelch 
sind meist + violett überlaufen; die schmäleren Kelchblätter sind deutlich aus dem 
Nery abgesetzt kurz zugespitzt; die Antheren der offenen Blüten sind elliptisch oder 
eiförmig-elliptisch, 2,25—2,5 mm lang, mit kleinem dreieckigen Apiculus; auffallend 
‘Sind die beiden großen, kräftig rotbraunen bis weinroten Samen; diese im Umriß 
ziemlich unregelmäßig oval bis eiförmig-oval, auf der Innenseite ein wenig konkav oder 
fast flach, zart netzig-punktiert, 2,5—2,75 mm lang. An den jungen Blütenähren mit 


218 R. Pilger. 


noch sehr dicht stehenden jungen Blüten übertreffen die Brakteen die Blüten an Lange; 
die Brakteen lassen dann die Ahren wie bestachelt erscheinen. 


Texas: Comanche Spring, New Braunfels Linie n. 1099 — 
o. blühend im April 1851. Supplementary to »Flora Texana Exsiccata«. 
Distributed by the Missouri Botanical Garden); bei Laredo (J. REVERCHON 
(n. 3946 — g. blühend im März 1903); Millcreek Settlement, Washington 
County (A. SCHLOTTMANN — 1856; Herb. Peterb.); Nueses River (E. PaLmer 
n. 4408 — 4880; Herb. Kew). 

Arizona: Mesas bei Tucson (C. @. PRINGLE — fruchtend im Mai 1884). 

Mexico: San Luis Potosi, auf Sandflächen um die Stadt (J. G. Scuarrner 
n. 310 — g. 1879; n. 656 — 1877; Herb. Kew); in montibus San Migua- 


lito (Scuarrner n. 655 — 1877; Herb. Kew); Jaral, häufig um Jaral an 


feuchten Orten, Triften, an Teichen (W. Scaumann n. 1152 — g. blühend 
und fruchtend im Februar 1886); Canon de la Minas Victoria (KARwINSKY 

1367 — 1841, 1842; Herb. Petersb.); Vera-Cruz, Distr. Ozuluama, bei 
Palaché (Gaec. et En. Serer n. 736 — g. blühend im April 1888); Coa- 
huila, San Lorenzo de Laguna (E. Parmer n. 4409 — 1880; Herb. Kew); 


2 
: 


; 


Coahuila, Canon del venado, Hacienda de la Paila, in der Sierra de la 
Paila, 900 m ii. M. (Enpuicn n. 832 — g. blühend und fruchtend im April — 


1905); Nuevo-Leon, Monterey (E. Parmer n. 1107 — 1880; Herb. Kew). 
Watson (Contrib. Amer. Bot. XI, Proc. Amer. Acad. Arts and Sc. XVIII [1883] 444) 


bezeichnet die Art als P. virginica var.(?) (var. longifolia Gray in part.) (SCHAFFNER — 


n. 656, 655). 
Var. echioides (Decne.) Pilger. — Plantago echioides Decne. in 
DC. Prodr. XII. 4 (1852) 722, no. 144. 


Folia ovali-lanceolata vel obovato-ovalia, sensim in petiolum latum ; 
angustata, ad 15 cm longa, parum dentata, dentibus obtusis, parvis, di- 


stantibus, villis longis rigidulis inspersa; pedunculus (unicus magis evolutus — 
tantum mihi notus) 10 cm longus, spica densa aequilonga; bractea calycem 


aequans lanceolata, crasse nervata, marginibus angustissimis, sparse hir= 


suto-villosa, 4mm vel parum supra longa; calyx aeque pilosus, sepala 1 


latiora ovata, 3 mm vel parum supra longa, angustiora ut in typo; flores 


clausi, corollae laciniae late ovatae vel ovatae, 3—3,5 mm longae; ovula 2. 
Die jungen Blütenstände sind sehr dicht gelblich steif-zottig behaart. Die Brak= 

teen sind lang und schmal, die junge Ähre erscheint wie bestachelt; der Griffel der 

geschlossenen Blüten ist kurz, eingeschlossen, die Antheren sind sehr klein, 


Texas: (Benr 1855). 


Von der Varietät ist mir nur ein Exemplar bekannt, das wie oben im Berliner 


Herbar bezeichnet ist; ich habe es nur nach der Beschreibung von Decaisne 1. c. be- 1 


stimmen können, da ich das Original nicht vergleichen konnte. Im Pariser Herbar — 


finden sich keine Exemplare von P. echioides. ‘ 4 
7 


Var. macrocalyx Pilger n. var. À 

Folia numerosa rosulata, ovalia, breviter superne angustata, sensim 

in petiolum latum angustata, ad 15 cm longa, 3—4 cm lata, grosse den- 
tata, parum pilosa, supra fere glabrescentia, infra imprimis ad nervos et 


ae LR 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 219 


basin versus parum villosula; inflorescentiae folia circ. aequantes, pedunculi 
parum villosi arcuatim adscendentes, spica basi laxa 8—9 cm longa; brac- 
tea quam calyx parum brevior, lanceolata, villis rigidulis brevioribus in- 
spersa, 3,5 mm longa; sepala latiora ovata, subacutata, dorso pilis rigi- 
dulis brevioribus inspersa, 4 mm longa. | 

An dem mir vorliegenden Exemplar ist von der Wurzel nur das obere Ende er- 
halten. Die Blätter haben ungefähr 5 Zähne jederseits; diese sind auch am selben Blatt 
verschieden, gerade oder nach vorn gerichtet, aus breiter Basis verschmälert, stumpf- 
lich, oder durchaus schmal, bis 3 mm lang; Samen 2 (ob völlig ausgebildet?) rötlich 
gelb, unregelmäßig oval im Umriß, 2,5—2,75 mm lang. 


Texas: Columbia (B. F. Busm n. 1292 — April 1902). 


3. Plantago penantha Griseb. Symb. ad Fl. Argent. (Abh. Kgl. Ges. 
Wissensch. Göttingen XXIV) (1879) 220. — P. Kuntzei Pilger in O. Kuntze 
Rev. Gen. IH. II (1898) 263. 

Parvula; radix fusiformis ad 5 cm longa; folia satis numerosa, lanceo- 
lata, superne sensim angustata, acutiuscula, inferne sensim in petiolum an- 
gustum angustata, 6—9, raro ad 12 cm longa, 8S—1 1, raro ad 15—20 mm lata, 
integra vel subintegra vel = denticulata, glabra, raro hic illic pilis brevibus 
albidis margine imprimis parce inspersa; pedunculi plerumque numerosi, 
= arcuati et adscendentes, usque 11 cm, non raro 3 —5 cm tantum longi, villis 
brevibus albidis + adpressis parce obtecti; spica satis laxa ad 9 cm, non 
raro 2—4 cm tantum longa, rhachis aeque ac pedunculus parce villosa; 
bractea et sepala glabra; bractea brevis, 1/2—2/, calycis tantum aequans, 
late ovata, obtusiuscula, 2 mm longa; sepala latiora rotundato-ovata, vix 
angustata, parum inaequilatera, 3 mm longa, sepala angustiora elliptica, 
obtusa, parum inaequilatera; flores semper in speciminibus omnibus clausi, 
corollae laciniae ovatae ad late ovatae, 2,25—2,5 mm longae; ovula 2, 
semina 2 magna, 3 mm vel fere 3 mm longa. 

Die ziemlich derbe Spindelwurzel entwickelt lange und derbe Fadenwurzeln, die 
sie an Linge übertreffen. Die Blätter stehen meist zahlreich in der Rosette, bis gegen 
30, sie sind trocken leicht zerbrechlich; sie sind öfters fast ganzrandig, meist ist aber 
die Zähnelung deutlich ausgeprägt; durchschnittlich stehen 5—6 Zähne an jeder Blatt- 
seite, die auch am selben Blatt von verschiedener Höhe, Gestalt und Richtung sein 
können; zwischen ihnen ist der Blattrand fast gar nicht bogig konkav, sondern die Zähne 
Springen von fast geradem Rande zackenförmig vor, im Durchschnitt 4 mm, manchmal 
auch bis 2 mm lang, meist stumpflich, seltener etwas spitzlich, gerade oder etwas nach 
rückwärts gebogen; die Blätter sind kahl oder wie oben bemerkt sehr schwach behaart, 
nur am Grunde, wie bei allen Arten mit langen gelben Wollzotteln versehen; die Ahre 
ist durchschnittlich ziemlich lockerblütig, doch nicht nach unten zu gegen den oberen 
Teil auffallend lockerer; die Braktee hat einen starken Mittelnerv und dünne Ränder, 
bei den kräftig genervten Kelchblättern sind die Ränder derber; die Blüten sind stets 
mit stark übereinander greifenden Zipfeln geschlossen, der Griffel ist eingeschlossen und 
die Antheren sind ganz rudimentär; der Fruchtknoten ist zweifächerig mit zwei Samen- 
_ anlagen, auch die Anlage einer dritten ist nicht zu bemerken; die Samen sind im Um- 
fang oval bis oval-eiförmig, vorderseits flach, bräunlich-rötlich; der sich mit der Röhre 
abhebende obere Teil der Kapsel ist stark entwickelt, breit, derb, fast so lang wie die 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. 15 


290 R. Pilger. 


Zipfel; die Blütenfarbe ist ganz gelb, nur an den Kapseln etwas violett oder an anderen 
Exemplaren mehr braun, an alten Kapseln bis dunkel braun-violett. 


Uruguay: Concepcion del Uruguay, Puerta de piedras, im Camp am 
Rande der kleinen Lagune (Lorentz n. 339! — junge Frucht im September 
bis Oktober 1875); am Rio Sta. Lucia (0. Kuntze s. n. — fruchtend im 
November 1892); ebenda, an feuchtem Ufer (ARECHAVALETA n. 3122 — blü- 
hend und junge Frucht im Dezember 1877); Salto (M. B. Brrro n. 2900 — 


blühend und fruchtend im November 1902);. Minas (M. B. Berro n. 4359). 


Die Beschreibung von GriseracH bezieht sich auf schlechtentwickelte Exemplare, 
es heißt dort: Folia . . . scapos 4—1-flores duplo superantia. 

4. Plantago truncata Cham. in Linnaea I (1826) 170 sens. ampl. 

Plantae parvae vel majores; radix fusiformis; folia lanceolata vel ovalia 
usque elliptica, pilis satis rigidulis Æ villosa; sepala obtusa, pilis rigidulis 
brevioribus vel longioribus = inspersa; capsula 2-sperma (exc. unic. v. in 
subsp. Eschscholtziana). Hab. in Chile. 

A. Subsp. eutruncata Pilger. — P. truncata Cham. 1. c. sens. str. 

Rhizoma breve crassum in radicem in specim. vix bene conservatum 
transiens; folia numerosiora rosulata, oblanceolato-ovalia vel ovalia vel ellip- 
tica, superne breviter angustata, obtusa, basin versus sensim vel rarius 
breviter lalius cuneatim in petiolum brevem latum vel longiorem et ple- 
rumque angustum angustata, 5 —24 cm longa, 17—40 mm lata, subintegra vel 
obscure denticulata vel rarius distincte dentata, dentibus paucis, + retrorsis, 
obtusis, 4 mm circ. longis, villis longioribus = adpressis vel brevioribus 
rigidulis supra et subtus obtecta, fere villoso-tomentosa, vel minus dense 
villosa vel nonnunquam demum parce inspersa, fere glabrescentia, juniora 
semper viliosa vel villoso-tomentosa; pedunculi pauci, validi, 12—-20 cm 


longi, imprimis superne aeque ac spicae rhachis pilis rigidulis villosi vel 
etiam villoso-tomentosi; spica crassa, densa vel densissima, apice fere trun- 


cata, 6—13 cm longa; bractea calyce parum brevior, triangulari-ovata, dorso 
pilis longis villosa, nervus crassissimus latus, margines angusti; sepala latiora 


late ovata, obtusa, vix parum e nervo crasso obtusiuscule producta, satis 


inaequilatera, dorso ad nervum pilis rigidis brevibus vel longioribus in- 
spersa, in marginibus praeter nervum pilis brevissimis scaberula, 3—3,5 mm 


longa, sepala angustiora aeque pilosa, ovalia, inaequilatera, nervo valde 


crasso instructa, margine angustiore parum breviter ciliata; flores clausi_ 


vel aperti, corollae laciniae ovatae vel late ovatae, hic illic breviter cilio- 


latae, acutae, in floribus clausis 3,5—4 mm, in apertis 3 mm longae; 


capsula 2-sperma. 


Die Bewurzelung ist an den mir vorliegenden Exemplaren nicht gut erhalten, das 
Rhizom ist kurz und dick, über die Länge der Spindelwurzel läßt sich nichts aussagen; 


an den Blattbasen befindet sich dichte braune Wollbehaarung. Die Blätter können bis 


40 und mehr in der Rosette stehen, sie sind dicklich, von derber Konsistenz, in der Form f 


und Behaarung einigermaßen variierend, die Behaarung ist grauweißlich, die Nerven sind 
oberseits schmal eingedrückt, unterseits schmal, etwas vorspringend. Bei den geschlosse- 
nen Blüten ragen die Griffel etwas über die Zipfel heraus; die beiden Samen sind dunkel‘ 


t 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 291 

—rotbraun, im Umriß elliptisch bis eiförmig-elliptisch, vorderseits flach, ziemlich stark ge- 

_ wolbt, 2mm lang; bei den offenen Blüten ist die Röhre so lang wie die Zipfel, der 

‚Griffel bis 6,5 mm lang, die Antheren ragen an langen Filamenten hervor, sie sind 

2,5 mm lang, elliptisch, mit deutlichem, 3-zackigem Apiculus; vor dem Hervorbrechen 
sind die Antheren etwas schmäler, bis 3 mm lang. 

Chile: Bei Talcaguano, dem Hafen von Concepcion (A. v. Caamrsso! 


L g. 1816); ohne nähere Angabe (Escascnozrz; Herb. Ledebour in Herb. 


- Petrop.); (Puitierr); trockene Hügel bei Constitucion (C. Reicht — o. blü- 
hend im Oktober bis Dezember 1892). 
> Mit dem von Caamisso beschriebenen Originalexemplar beschäftigt sich auch VatKe 


in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XVI (1874) 50—54. Cnanmısso (I. c. 474) bemerkt: 
_collum radicis multiceps, quod in altera (d. h. bei der vorher beschriebenen P. tomentosa) 
“nunquam occurrit. Ähnlich bei Varke. Ich kann an diesem Exemplar eine Verzweigung 
“nicht konstatieren, wie sie allerdings gelegentlich vorkommt (vergl. var. Philipp). 
_ Reiche erwähnt auf dem Zettel seiner oben aufgeführten Pflanze: »P. perennierend, mit 
kurzem, mehrköpfigem dickem Stamm und grundständiger Blattrosette<, zwei Bemer- 
kungen, die nicht zusammenpassen. Das Exemplar trägt die Bestimmung von K. Scau- 
MANN: P. tomentosa Lam. Auf diese Determination bezieht sich die Stelle in RrıcHEs 
Flora de Chile 1. c. 415 (bei n. 12, P. tomentosa Lam.): Aca pertenece una especie fre- 
cuente cerca de Constitucion, segun K. Schumann. Bei n. 43 führt er dann noch P, 
truncata Cham. auf (mit den Synonymen P. Berteroniana Steud. und P. Pugae Phil.), 
deren Beschreibung nur von Cuamisso entlehnt ist, dessen Standort auch nur ange- 
geben wird. 

Decaisxe stellt (Prodr. XIII. 4. (4852) 743) die Art zu P. limensis Pers.; wie er 
dazu nach der Beschreibung von Cuamisso kommen konnte, ist unerfindlich. Ob die 
_P. truncata nach Gay, Flora Chilena V. 204 unsere Art ist, ist durchaus zweifelhaft; 
_ ebenso liefert BARNéOUD (Monogr. 14) eine merkwürdige Beschreibung: Minuta radice 
_ truncata. 

Zu P. truncata subsp. eutruncata gehören folgende drei Arten: 

4. P. Bridgesii Decne. in DC. Prodr. XIII. 4. (1852) 725 n. 457. Von der Art sind 

im Pariser Herbar nur schlechte Exemplare vorhanden, die aber offenbar zu unserer 
Unterart zu stellen sind (Brınges n. 352, Valparaiso). Aus dem Herbar Kew erhielt ich 
“mehrere Exemplare, von denen eines mit BripcEs n. 352, die anderen ohne Nummer mit 
Brivees, Valparaiso 1832, bezeichnet waren. Diese Exemplare gehören zur subsp. firma, 
so daß unter der Nummer verschiedenes ausgegeben wurde. 

| Ferner 2 Arten von Parcrepr, von denen ich Originale aus dem Herb. Santiago 
einsehen konnte: 

2. P. amphibola Phil. Anal. Univ. Chile, Santiago XCI. (1895) 253. Das Exemplar 
stammt von Constitucion, Sammler und Jahreszahl sind nicht angegeben. Die Blüten 
_ sind geschlossen. 

3. P. Julieti Phil. 1. c. 262, Das mir vorliegende schlechte Exemplar hat deutlich 
‘gezihnte, kleine (nur 6 cm lange), Blätter, die schließlich fast ganz verkahlen. Über 
den Standort sagt der Autor: In Provincia Llanquihue invenit ornat. CaroLus JuLier, 
prope Corral defunctus Hermannus Krause, Reicue (l. c. 444) zieht folgerichtig, da er 
P. truncata als P. tomentosa beschreibt, P. Julietii zu letzterer Art. 


Subsp. eutruncata var. Philippii Pilger nov. var.; rhizoma breve 
Pluries divisum; folia numerosa angusta, ovali-lanceolata ad lanceolata, 
“5 9 cm longa; pedunculi permulti adscendentes, cum spica 9 cm longi. 


= Das Rhizom geht in eine starke Wurzel aus (am Exemplar 3 cm lang) und ist 
mehrfach verzweigt, doch sind die Zweige ganz kurz und anliegend, so daß ein dicht- 


15* 


« 


= 


222 R. Pilger. 


rasiger Wuchs resultiert; die Blütenstände, die niedrig bogig ansteigen, sind sehr zahl- — 
reich (über 30). 
Chile: Vichuquen (PnaıLıprı 1888). : 


2. Subsp. Eschscholtziana (Fisch. et Mey.) Pilger. — P. Esch- 
scholtziana Fisch. et Mey. in Ind. II. Sem. Hort. Bot. Imp. Petrop. (1837) 
45 (descr. reimprim. in Linnaea XII (1838) Lit. Ber. 105). . 


Radix fusiformis satis elongata, saepe divisa; folia lanceolata vel ovali- : 
lanceolata vel ovata, superne longius anguste cuneatim angustata, apice ipso M 
obtusa, basin versus sensim in petiolum plerumque longiorem angustata, 
10—20 cm longa, 8—22 mm lata, subintegra vel parum dentibus obtusis = 
undulato-denticulata, + villosa, demum saepe parce, in petiolo semper den- 
sius villosa; pedunculi numerosiores, erecti folia parum superantes vel illis 
breviores, 9—12-—15 cm alti, superne aeque ac spicae rhachis pilis patulis 
pilosi; spica laxa vel laxiuscula 4—12 cm longa; bractea late triangulari- 
ovata, duas tertias partes calycis circ. aequans, dorso et margine pilis lon- 
gioribus inspersa, nervus crassissimus; nervus in sepalis quoque valde 
crassus et latus, sepala latiora ovato-elliptica vel rotundato-ovata, inaequi- 
latera, 3—4 mm longa, dorso ad nervum pilis rigidulis brevioribus vel lon- 
gioribus inspersa, sepala angustiora ovalia, inaequilatera, margine angusto; — 
flores clausi vel aperti, corollae laciniae late vel rotundato-ovatae, acutae, — 
hic illic breviter ciliolatae, 3—3,5 mm longae; ovula 2—3. i 


Die Wurzel ist an den vorliegenden Exemplaren bis 5 cm lang, häufig gespalten — 
oder verzweigt oder nach einer Strecke in mehrere Wurzeln aufgelöst, mit derben Faden- 
wurzeln. Die aufrechten, schmalen Blätter stehen bis 10—12 in der Rosette; der Stiel — 
st meist lang und schmal; die Behaarung ist gut ausgeprägt, die Haare sind weißlich, x 
lang, ziemlich straff und abstehend, alte Blätter sind häufig nur noch schwach zottig, — 
doch bleibt immer der Stiel stärker behaart; Nerven 5. Die Blütenstände stehen bis 10 3 
in der Rosette, ihre Behaarung ist gelblich-weiß; die Exemplare blühen entweder ganz 
offen oder ganz geschlossen oder es finden sich an derselben Pflanze mehrere Ähren mit 
geschlossenen Blüten und herausragendem Griffel und mehrere Ähren mit ganz offenen — 
Blüten und herausragenden Antheren, die herzförmig-elliptisch, 2,25—2,5 mm lang sind, 
An den Gartenexemplaren des Petersburger Herbars, auf denen die Beschreibung haupt- 
sächlich basiert, (sowie bei dem Exemplar Berrero 1238) ist die Kapsel 3-samig, ziemlich — 
breit, im Durchmesser 2 mm; Samen braun-oliv, im Umriß oval, vorderseits etwas — 
konvex, 2 mm lang; auch offenblühende Ähren entwickeln reife Samen, die ausfallen, 
ob diese aber keimfähig sind, ist fraglich, sie erscheinen schwärzlich und nicht so regel- \ 
mäßig in ihrer Gestalt, auch werden meist nicht 3, sondern nur 1—2 weiter entwickelt, — 
so daß also Störungen vorliegen; bei den geschlossen blühenden Ähren ist die Dreizahläl 
ganz regelmäßig. Diese Dreizahl der Samen nun ist etwas ganz Auffälliges, sonst ist A 
die Anzahl (ob 2 oder 3) bei den Arten ganz konstant und ein wichliges Merkmal; — 
trotzdem kann ich die Art nicht von P. truncata entfernen, mit dem sie zu viel Merk- 4 
male gemein hat (besonders mit der subsp. obseura) und muß annehmen, daß hier bei 
einigen Exemplaren ein sonst nicht vorkommender Rückschlag vorliegt. Dafür spricht 
auch, daß an einem aus Chile stammenden Exemplar des Herbar Leipzig (Cumine n. 439), 
das ich, obgleich es ziemlich schlecht ist, mit einiger Sicherheit zur subsp. Eschscholtza- 
ana ziehe, 2 Samenanlagen, wenn auch ziemlich jung, zweifellos zu konstatieren waren. — 
Fischer und Meyer geben in der Beschreibung an: »A simillima P. truncata Cham. 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 223 


diagnoscitur capsulo semitriloculari, trisperma<, so daß auch schon die Autoren auf die 
Verwandtschaft hinweisen. 

Chile: Kult. im Petersburger Bot. Garten; das Original tragt die Auf- 
schrift: P. Hschscholtxiana Fisch. Mey. Chile. Cult. C. A. Meyer; andere 
Exemplare: Herb. Fischer 1833 e sem. Cumingianis n. 4 (Chile 1832); Cumine 

“n.439; Herb. Leipzig (2 Samenanlagen); Valparaiso, auf Weiden in Wäldern (in 
“pascuis silvaticis) bei Las Tablas (Berrero n. 1813 — gänzlich verblüht 
im August 1830; Herb. Colla in Herb. Turin; in Blüte im Herb. Streuner 
“im Herb. Drake DEL CasTiLLo); Quillota, auf sonnigen Weiden im Hügel- 
land (Bertero n. 1238; Herb. Streuner im Herb. Drake DEL CasrTiLLo, 
_ Paris). 
Zur Unterart: gehören als Synonyme: 
1. P. obscura Steud. in Flora XXXII (1849) 407. Das Original dieser Art ist BERTERO 
on. 1843. 

2. P. Berteroniana Steud. |. c. 407. Zweifellos dieselbe Art. Das Original ist 
Berrero n. 1238. STEUDEL sagt |. c. 408: Gapsulae loculis monospermis. Eine von mir 
untersuchte Blüte des Originals zeigte dagegen drei große, fast reife Samen. 

3. P. angustifolia Phil. Anal. Univ. de Chile, Santiago XCI (1895) 258. — P. to- 
mentosa Lam. var. angustifolia (Phil.) Reiche Flora de Chile VI. 4. (4944) 445. 

Paıtıppr sagt vom Standort: Habitat in andibus provinciarum Nuble et Valdivia; 
Reiche: Cordilleras de Chillan, de Valdivia; provincia de Llanquihue. 

Ich konnte ein ziemlich dürftiges Exemplar aus dem Herb. Santiago sehen. Die 
Blätter sind schmal, 8—9 mm breit und 10 —12 cm lang; die Ahre ist sehr locker, offen- 
blühend; Samenanlagen 2. 

Subsp. firma (Kunze) Pilger. — P. firma Kunze ex Walpers in Nov. 
Act. Acad. Caesar. Leop.-Carol. Nat. Curios. XVI. Suppl. II (1843) 402. 

Parva, radice fusiformi tenui elongata; folia plerumque pauca rosulata, 
lanceolata, superne sensim angustata, apice ipso obtusiuscula, basin versus 
sensim in petiolum breviorem angustum transeuntia, in specim. majoribus 
6—10 cm longa, 6—11 mm lata, in specim. minoribus et minimis 12— 
50 mm longa, 4—6 mm lata, = pilis longis rigidulis hirsuto-villosa, demum 
nonnumquam magis glabrescentia, margine integra vel subintegra; pedunculi 
pauci, in specim. majoribus 6—7 cm longi (spica 5—7 cm longa), in mino- 
ribus 1—4 cm longi (spica 1—2 cm longa), erecti vel = arcuati, pilis longis 
patulis satis hirsuto villosi, spica inferne laxa, superne densa; bractea calyce 
parum brevior, triangulari-ovata, dorso pilis longioribus rigidulis copiose 
inspersa; sepala latiora late ovata, parum inaequilatera, margine superne 
parce ciliolata, dorso ad nervum pilis brevioribus et longioribus = inspersa, 

2/15—3,25 mm longa, sepala angustiora ovalia, inaequilatera, crasse ner- 
vata, ad marginem latiorem parce breviter ciliolata, apice ciliis nonnullis 
longioribus instructa, dorso aeque ac latiora inspersa; flores clausi vel aperti, 


corollae laciniae ovatae, acutae, 2,25—2,5 mm longae; semina 2. 
Kleine Pflanzen mit dünner und langer Spindelwurzel, die etwa 10 cm Länge er- 
zeichen kann; Zwergexemplare (mit den in der Beschreibung angegebenen geringen 
Maßen) sind bei der Unterart häufig. Die Behaarung der Blätter ist grau, die Haare 
“md wenig gewunden und + abstehend. Die Antheren der offenen Blüten sind ellip- 


tisch, 2 mm lang; Samen im Umriß elliptisch oder eiförmig-elliptisch, ziemlich dick, 
dunkelbraun, vorderseits flach, 1,75 bis fast 2 mm lang. 

Bolivien: Puno (Maven: so ein Exemplar im Herb. Berol. bezeichal 
net; Warrers |. c. bei der Aufzählung der Meyenschen Pflanzen gibt als 
Standort an: Circa Tacnam [d. i. N. Chile]; g. | 

Chile: Copiapo (Meyen; 0.); Valparaiso (Bripces n. 352; Herb. Kew.), 
an Wegen (0. Bucntien — g. blühend und fruchtend 1899); auf trockenen 
Flächen bei Concon (Péprie Coll. pl. Chil. I. n. 44 — g. blühend im Sep- 
tember); Santiago (Paicrpri; g.); Rancagua, auf Weiden auf trockenem, | 
steinigem Boden am Fuß des Berges La Leona bei La Quinta (BErTERO 
n. 549 — o. blühend im September 1828); Colchagua (PnıLıprı 1888; g.); 
Coronel (C. Ocasenius 1860; 0.); auf trockenen Weiden bei Talcahuano 
(Pörrıs Coll. pl. Chil. III. n. 48; 0.); Valdivia (O. Buchrien — g., 1899) 

Die erste Beschreibung der Unterart wurde von Watpers 1. c. bei Gelegenheit der 
Aufzählung der Mevenschen Pflanzen gegeben als: Pl. (Coronopus) firma Kze. in Poepp. 
Coll. pl. Chil. n. 44. Die Behaarung wird merkwürdigerweise beschrieben als: Herba... 
tota araneoso-lanata {!). Decaısne (in DC. Prodr. XIII. 1. (4854) 724 n. 452, beschreibt 
ebenfalls P. firma (Kunze in Poepp. exsicc. n. 44), ohne die Warperssche Diagnose zu 
erwähnen. 

Reiche (Flora de Chile VI. I [1911] 447) bringt P. firma als Varietät zu P. ver- 
ginica: P. virginica L. b. firma Knze. in DC. Prodr. I. c. als Art. 


224 R. Pilger. 1 
“4 


hy 
4 
= 
+ 
> 


mt Synonyme gehören zu der Unterart: 
. P. brachystachys Kunze in Poepp. Coll. pl. Chil. n. 48 ex Wazrers |. c. 102, 
wo Ra als Synonym gegeben ist: P. brachypetala Wallr. Monogr. Plant. inedit. Bei 
DEcAISNE 1. c. 726 n. 168 steht P. brachystachys Kunze unter der Sektion Novorbis; als 
Synonym gibt der Autor: P. truncata Barn. Monogr. p. 44. Es sind unter der Art 
offenblühende Zwergexemplare verstanden. 4 

2. P. Bridgesw Decne p. p. vergl. bei der subsp. ewtruncata. . 

3. P. leonensis Steud. in Flora XXXII (1849) 404. Beschrieben noch BERTERO n. 569 4 
(= P. brachystachys Kunze; offenblühend). 

4. P. clausa Steud. I. c. 407. In arenosis saxosis secus flumen Cachapual prope 
Rancagua (Berrero n. 551). Etwas größere Exemplare, Blätter bis 10 cm lang, lanzett- 
lich, bis 7 mm breit, Blütenstände 45 cm hoch. 

5. P. marginata Steud. l. c. 407. In pascuis declivibus collium prope Valparaiso 
(BERTERO n. 4848). Ich sah das Original dieser (sowie der beiden vorhergehenden) Arten. 
im Herb. SteupeL im Herb. Drake DEL Castitito (Paris). Es sind kleine Pflänzchen mit 
sehr kleinen Blütenständen, deren Stiele nur 7—8 mm lang sind. 

VarkE (Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XVI [4874] 51) vereinigt P. firma (| (ebenso, 
wie P. leonensis Steud.) mit P. truncata Cham. 


5. Plantago alismatifolia Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. 
Dahlem n. 49 (1912) 259; rhizoma verticale in radicem fusiformem tran- 
siens; folia anguste ovalia ad ovalia, superne breviter arcuatim angustata, 
inferne sensim in petiolum longum vel breviorem angustata, ad 17—20 c a 
(cum petiolo ad 7—8 cm longo) longa et ad 3—3,5 cm lata, margine 4 
integra vel remote distincte denticulata, laxe villis albidis longioribus in» 
spersa; pedunculi ad 32 cm alti, patenter laxe villosi; spica laxiflora, ad 


13 cm longa; flores clausi, stilo exserto, rarius flores aperti; bractea tri- 
= 


# 


a 


aah Pa oi 


| : Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis, 225 


angularis, villosa; sepala latiora late ovata, parum inaequilatera, superne 
breviter ciliolata, in nervo breviter pilosa, 3,5 mm longa, sepala angustiora 
a ovalia, 3 mm longa; corollae laciniae ovatae, parum acutatae, 3,5 mm 


longae; semina in capsula 2, circ. 2 mm longa. 
: Die kurze, senkrechte Grundachse geht in eine längere, dickliche Spindelwurzel 
— über, die an den Exemplaren meist nicht vollständig vorhanden ist, etwa bis 5 cm 
lang; Fadenwurzeln sind nur schwach entwickelt. Blätter nur wenige in der Rosette, 
£ aufrecht, nach dem Grunde langsam in einen schmalen und langen Stiel übergehend, 
oder kürzer gestielt und kürzer keilförmig in den Stiel verschmälert; die Blätter sind 
fast ganzrandig, nur stellenweise schwach wellig, oder aber deutlicher gezähnt, auf jeder 
Seite mit 6—7 stumpflichen, wenig vorspringenden Zähnchen; die Behaarung besteht 
aus sehr zerstreuten weißlichen, mehr oder weniger anliegenden längeren Zotteln; Ner- 
… ven 5, schmal. Ährenstiele wenige, aufrecht, locker, mit abstehenden, weißlichen Zotteln 
— bekleidet; nach oben zu wird ebenso wie an der Spindel der Ähre die Behaarung etwas 
dichter; die Ähre ist durchgehend, auch nach oben zu, lockerblütig. Die Braktee er- 
reicht nicht ganz die Länge des Kelches, sie ist im ganzen gebogen, dreieckig, etwas 
+ stumpflich, die Ränder sind jederseits ungefähr so breit wie der dicke Nerv; die Be- 
—haarung besteht aus reichlich zerstreuten, steiflichen, abstehenden längeren Zotteln; der 
_ Nervriicken der Kelchblätter trägt reichlich zerstreute kurze und steife abstehende Haare, 
die Spitze und bei den schmalen Kelchblättern auch der schmälere Rand sind kurz ge- 
wimpert; die Blüten sind meist geschlossen, seltener offen, der Griffel ragt auch aus 
den geschlossenen Blüten + lang heraus; Samenanlagen 2; Samen groß, 2—921/ mm 
lang, hellbraun bis dunkel braunrot, im Umriß oval bis elliptisch-eiförmig, auf der Vor- 
— derseite etwas konkav oder mit einer Furche. 
Mexiko (Scuarrner n. 434!); Tal von Mexiko (E. Bourszau n. 400 
_ — blühend und fruchtend im Juni 1865; Herb. Paris); Federal-District, 
Hügel über Santa-Fé, 2800 m ü. M. (Prıncre n. 9297 — fruchtend im 
3 September 1904). 
Forma supina n. f.; humilior, radice crassa elongata; folia breviter 
_ petiolata, minora, 6 ad 13 cm longa, 12—22 mm lata. 
2 Die starke senkrechte Grundachse geht in eine zunächst gleichbreite, dann sich 
_ verjüngende Wurzel aus, die öfters in zwei gleichstarke Arme gespalten ist; die Länge 
beträgt 5—6 cm, der Durchmesser bis 4 cm. Die Blätter sind keilförmig bis schmal 
3 keilformig in den (bis höchstens 3 cm langen) Stiel verschmälert. Die Schäfte sind bis 
20 cm lang. Die Blüten sind offen oder geschlossen; so blühen von 7 Pflanzen 5 ge- 
_ schlossen, mit + herausragendem Griffel, eine Pflanze hat 2 Ahren mit ganz geöffneten 
Blüten und eine Ähre mit geschlossenen Blüten, eine Pflanze hat eine offenblühende und 
eine geschlossen blühende Ähre. 
Mexiko: Federal District, Serrania de Ajusco, 3000 m ü. M. (PRINGLE 
nn. 6548 — blühend im Ne 1896); Tal von Mexiko (Scuarrner n. 448 
_— 1875; Herb. Paris). 
‘ Watson (Contrib. Amer. Bot. XI, Proc. Amer. Acad. Arts and Sc. XVIII [1883] 144) 
führt die Art als P. hirtella HBK. var. (?) auf (Bourceau n. 400, 4198, Botteri 174). 
a 6. Plantago hypoleuca Pilger nov. spec. — Radix in specim. haud 
Pls D cb; folia ovalia superne breviter arcuato-cuneatim angustata, basin 
_ versus latiuscule cuneatim in petiolum brevem vel parum longiorem transe- 
Pantin, 10—11 cm longa, 2 cm vel parum supra lata, margine integra, indu- 
mento albido vel cinereo-albido nonnihil sericante obtecta, supra demum 


PT 
mire: 


L 


43" tas art 


226 R. Pilger. 


pilis longis parum rigidulis parce pilosa, subtus semper imprimis basin 
versus pilis longissimis villoso-lanigera; pedunculus (unicus in specim. con- 
servatus) 44 cm altus erectus inferne longe villosus, superne aeque ac spicae 
rhachis dense longeque villoso-tomentosus, spica angusta, (imprimis inferne) 
laxiuscula; bractea anguste ovata, margine et dorso villis longis obtecta, 
2,5—3 mm longa; sepala latiora rotundato-ovata, satis inaequilatera, mar- 


” 
= 
i 
£ 


gine superne brevissime ciliolata, dorso ad nervum pilis brevibus vel parum — 


longioribus copiose inspersa, 2,5 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, 
parum inaequilatera, ad marginem parum angustiorem brevius vel longius 
ciliolata, dorso aeque ac latiora pilosa; flores clausi, corollae laciniae ovatae, 
acutatae, 2,5—2,75 mm longae; ovula 3. | 

An dem einen vorhandenen ziemlich schlechten Exemplar fehlt die Wurzel. Die 
Blätter sind von dicklich papierartiger Konsistenz, trocken nicht leicht brüchig, die Be- 
haarung ist etwas seidig glänzend, die sehr langen Zotteln der Unterseite hängen strähnig 
zusammen. Auch die Behaarung des Blütenstandes ist grauweiBlich und schwach glän- 
zend. Die Braktee hat einen sehr dicken und breiten Nerven und zarte Rander, sie ist 
reichlich mit zarten, = verschlungenen Zotteln besetzt, die teilweis länger als die Braktee 
selbst sind; die breiteren Kelchblätter sind nach oben kaum oder wenig verschmälert, 
nur aus dem dicken und kräftigen Nerven etwas stumpflich fortgesetzt, an der Spitze 
stehen einige längere Haare; die schmaleren Kelchblätter haben oben am Rande einige 
Wimperhaare, die fast so lang wie das Kelchblatt werden können; der Griffel ist kurz 
und eingeschlossen. 

NO.-Argentinien: Prov. Corrientes, nahe der Grenze der Prov. Mi- 
siones, am Parana bei Ituzaingo (G. NıeperLeiın! — g. blühend im Februar 
1883). 

7. Plantago pachyneura Steud. in Flora XXXIL (1849) 406. 

Radix valde elongata fusiformis; folia ovalia vel ovali-elliptica, superne 
breviter latius vel late cuneatim vel arcuatim angustata, basin versus sen- 
sim vel brevius cuneatim in petiolum brevem latiusculum angustata, 6—7, 
rarius ad 10, vel nonnunquam 4—5 cm tantum longa, 1,5—3 cm lata, gla- 
berrima vel nonnunquam juniora parce villis brevibus albidulis + adpressis 
parce inspersa, rarius parum latiuscule, plerumque conspicue dentata, den- 
tibus paucis obtusis saepe bidenticulatis; pedunculi complures, arcuatim 
adscendentes vel fere erecti, 6—13 cm alti, inferne glabrescentes, superne 
parum albido-villosi; spica superne densa 3—12 cm longa, rhachis albido- 
villosa; bractea lanceolato-ovalis vel lanceolato-ovata vel anguste ovata, 
margine breviter ciliata, ceterum glabra, 2,5—3 cm longa; calyx glaber, se- 
pala latiora rotundato-ovata, satis inaequilatera, margine parum erosula, 
2,5—2,75 mm longa, sepala angustiora ovalia ad obovato-ovalia, parum 
inaequilatera, superne parum erosula; flores clausi vel rarius aperti, corollae 
laciniae parvae triangulari-ovatae, parum acutatae, 1,5 mm vel parum su- 
pra longae; semina 3. 


Die Art ist durch eine sehr lange und kräftige Spindelwurzel ausgezeichnet, die 
+ gewunden ist und lang dünn ausläuft und trocken oben einen Durchmesser von 


1/ cm erreicht; es sind auch kräftige Adventivwurzeln vorhanden, so daß öfters im 


stars 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 2937 


ganzen fast ein Wurzelbüschel entsteht; die Wurzel ist bis 15 cm lang. Die Blatter 
stehen bis 40 in der Rosette, meist ansteigend und von derber Konsistenz; an den 
meisten Exemplaren sind sie, auch im jungen Zustande, gänzlich kahl, hier und da 
findet sich aber auch an jungen Blättern eine schwache kurze Zottelbehaarung; Nerven 
durchschnittlich 5 oder noch 2 unscheinbare Randnerven, unterseits kräftig, ziemlich 
breit vorspringend, besonders nach dem Stiel zu, auch die lockeren Netznerven zart = 
deutlich; die Zähnelung ist meist kräftig und auffallend, es sind immer nur wenige 
Zähne oder Zacken vorhanden, die auch an Blättern desselben Exemplares verschieden 
sind, häufig sind rückwärts gerichtete, stumpfliche, bis 2 mm lange Zähne vorhanden 
oder 2-spitzige Zacken, die aus breiter Basis bis 2 mm vorspringen; seltener ist dieselbe 
Zähnelung nur schwach entwickelt. Die Braktee hat einen breiten, wenn auch nicht 
dicken Nerven, ebenso ist der Nerv der Kelchblätter verhältnismäßig nicht dick, er ist 
aus mehreren schmalen Nerven zusammengesetzt, die dicht nebeneinander verlaufen; 
die Korollenzipfel sind kurz; der Griffel der geschlossenen Blüten ist kurz, eingeschlossen; 
die Antheren der offenen Blüten sind breit elliptisch, fast rundlich, 4,5 mm lang, mit 
ziemlich großem, dreieckigem Apiculus; die Kapsel ist breit und kurz, öfters löst sich 
von ihr die Kappe der Zipfel und der Röhre von selbst ab; die Samen sind hellbraun 
bis rotbraun, im Umriß oval bis elliptisch, 1,5 bis fast 2 mm lang. 


Chile: Im mittleren Chile in der Gegend von Valparaiso. Ohne nähere 
Angabe (BERTERO n. 552; Herb. Drake del Castillo!); Valparaiso (Bripces 
n 354; Herb. Kew. — g. 1832); Quillota (Pnızıppı — g. März 1854); 
Valparaiso, in Sümpfen (0. Bucnrıen — o. blühend im Oktober 1895); 
Uspallata-PaB, Juncal, 2200 m ü. M. (O. Bucatien — o. blühend im Fe- 
bruar 1903); culta in Hort. Berol. 1831 et in Hort. Petrop. 1835. 


Über die Geschichte der Art ist folgendes zu sagen: Von Fischer und Meyer wurde 
die Art im Ind. Tert. Hort. Bot. Imp. Petrop. (1837) 45 als Varietät von P. Durvillei 
Del. erwähnt: ß. foliorum dentibus profundioribus saepe retrospectantibus et plerumque 
bifidis. — Hab. in Chile 4. Die Beschreibung der Art ist wieder abgedruckt in Linnaea 
XII (1838) Litt. Ber. 405. Im Petersburger Herbar tragen die Exemplare die Aufschrift: 
Plantago Durvillei 8. retrodentata. Chile, Cuming. Cult. in Hort. Bot. Petrop. 1835. In 
Chile von Cunins gesammelte Exemplare sind mir nicht bekannt geworden. Was der 
Typus von P. Durvillei Del. nach Fiscuer und Meyer |. c. ist, ist nicht sicher; er soll 
in Chile und in Nova-California vorkommen. Exemplare vom letzterer Gegend lagen 
mir im Petersburger Herbar nicht vor, einige Exemplare aus Chile waren = P. Can- 
dolle! Rap. Somit kann der Name P, Durvilles für unsere Art nicht angewandt werden, 
da mehrere Arten vermischt sind und nur die Varietät die Art darstellt, es tritt daher 
der nächste Name P. pachyneura Steud. ein. Hierbei ist zu erwähnen, daß nach Unter- 
suchung des Originals die Kapsel im Gegensatz zur Angabe von STEUDEL 3-samig ist. 
Dieselbe Art ist ferner Plantago Berteroi Steinh. ex Decne. Prodr. XIII. 4 (1852) 726 
n. 166. Die Beschreibung ist gegeben nach Bertero n. 553; vielleicht ist die Pflanze 
‚dieselbe Nummer wie die SrEupeLsche, denn STEUDEL sagt in seiner Beschreibung: BERTERO 
hrbr. verosimiliter n. 552 (Schedula autographa est perdita). Decaısne hat die Srev- 
DELSche Publikation, die 1849 in der Flora erschien und eine Reihe neuer Arten von 
Plantago brachte, für seine Bearbeitung im Prodromus nicht berücksichtigt; er gibt 1. €. 
als Synonym zu seiner P. Berteroi: P. hirtella Kth. ex Barnéoud Monogr. Plantag. 
(#845) 9, non Kth. Barnéoup bezog sich dort auf dieselbe Nummer von BERTERO, was 
aus dem Synonym P. major Bertero ined. hervorgeht, unter welchem Namen die Pflanze 
| verteilt worden war. Ebenfalls unter P. hirtella Kunth bringt Reıcze die Art (Flora de 
Chile VI. 4 (4944) 414). 

Was den Namen P. Durvillei Del. anbetrifft, so wurde er zuerst von Fischer und 


228 R. Pilger. 


Meyer publiziert, dann findet sich in Steudel Nom. ed. II. 2. (1844) 348 die Angabe: © 
P. Durvillei Del. 4. Chili. Californ. P. chilensis Desf. H. Paris (ed. 3. 390). Dem letz- “ 
teren Namen liegt folgende Angabe zugrunde: P. chilensts Desf. Cat. Plant. Hort. Reg. — 
Paris. Ed. III (4829) 77; der Name! Die Beschreibung dann S. 390: Plantago chilensis. 
Foliis lanceolatis, glabris, integerrimis, quinquenerviis; scapo foliis longiore, superne 
pubescente. Diese Pflanze ist wahrscheinlich = P. Candollei Rap. Der Name P. chi- 
lensis ist schon hinfallig wegen P. chilensis Rap. (1827) aus der Leucopsyllium-Gruppe. « 
BarnEoup (Monogr. p. 9) hat P. d’Urveller (sic!) Hort. monsp. in cat. Del. bei P. Can- | 
dollei Rap.; desgleichen zieht Decaısne (Prodr. 1. c. ue) P. chilensis Desf. und P. Ur- 
villei Del. (sic!) zu P. Candollei. 

Var. hygrophila (Steud.) Pilger. — P hygrophila Steud. in Flora 
XXXII (1849) 403; P. pachystachys Phil. in Anal. Univers. de Chile. XCI 
(1895) 248; P. hirtella Kunth var. pachystachys (Phil.) Reiche Flora de 
Chile VI. 4. (4944) 444. 

Major, quam typus; folia plerumque tenuiora, saepe tenuia, lanceolato- 
ovalia vel ovalia vel ovali-elliptica, sensim in petiolum breviorem vel =~ 
elongatum basin versus angustata, ad 20—25 nonnumquam et ad 30—36 cm 
longa, 3—5,5 cm lata, saepius insigniter dentata, dentibus recurvis vel 2- 


denticulatis, usque ad 4—-5 mm longis; inflorescentiae ad 45—60 cm altae. 

Die Pflanzen sind viel größer als beim Typus, die Blätter meist dünner und länger 
gestielt, meist stark gezähnt, wenn auch die Zähnelung wie beim Typus unregelmäßig 
ist und variiert; die Ähre ist bis etwa 25 cm lang, nach unten zu häufig locker, nach 
oben zu immer dicht; die Blütenzipfel sind bis 2 mm lang; es finden sich öfters Über- 
gänge von geschlossenen zu offenen Blüten, indem die Staubblätter mit größeren An- 
theren anfangen herauszudrängen, so daß die Zipfel sperren; Samen bis 2 mm lang. _ 

Chile: An Grabenrändern bei Quillota (Berrero n. 1239!; Herb. Drake 
del Castillo); bei Concepcion, S. Vicente (Parmirr1; Herb. Suitiiette Cult. in 
Hort. Petrop: e seminibus Cumingianis (1833; Herb. Petrop.). 


STEUDEL bemerkt bei der Beschreibung von P. hygrophila: 

»In den vom Reiseverein ausgegebenen Herbarien kommt diese Art nicht vor, ins + 
dem nur ein oder zwei Exemplare vorhanden waren.« Ich sah nur ein Exemplar im 
Herb. Steuer (jetzt im Herb. Drake pet Castitio in Paris). Pamper (I. c. 249) führt 
P. hygrophila neben seiner P. pachystachys an, ebenso Reıcaz (l. c. 443 n. 10), es wird — 
von letzteren aber nur die Srevpesche Beschreibung wiederholt. Parippr sagt bei P. 
pachystachys: seminibus duobus und...i las capsulas, que examiné, no me han mo 
strado mas que dos semillas. Im Gegensatz dazu waren alle von mir untersuchten — 
Kapseln 3-samig. 


taraxacoides Spegazz. Nov. Add. ad Fl. Patagon. (1902) 78 (Anal. Socied. 
Cientifica Argentina). 2 

Planta parva; radix fusiformis tenuis, elongata; rosula foliis multis 
decumbentibus formata; folia angusta, lineari-lanceolata, sensim supernen 


multi decumbentes, pilis patentibus laxe villosi, 1—2 vel ad 3,5 cm longi, 
spica laxa 1,5—4,5 cm longa; bractea calycem circ. aequans, anguste trian- 


me Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 299 


gulari-ovata, margine parum pilis brevioribus instructa, dorso parce pilis 
brevibus vel brevissimis inspersa, 2,5—3 mm longa; sepala latiora rotun- 
dato-elliptica, parum inaequilatera, dorso glabra vel vix pilis brevissimis 
inspersa, 2 mm longa; sepala angustiora obovato-ovalia, satis inaequilatera, 
vix breviter margine ciliolata vel haud ciliolata; flores clausi, corollae la- 


ciniae anguste ovatae ad ovatae, acutatae, 2 mm longae; semina 3. 

Kleine Pflanzen mit verlängerter Spindelwurzel und niederliegender, dem Boden an- 
liegender vielblattriger Rosette. Die Blatter sind dicklich, aber trocken etwas gebrech- 
lich, stark gezähnt, Zähne wenige, 3—4 auf jeder Seite, der Rand zwischen ihnen kaum 
buchtig, Zahne aus breitem Grunde kurz dreieckig oder, bei fiederzihnigem Blatte line- 
alisch schmal vorspringend, 1—2, ja auch bis 3 mm vorspringend; ein Stiel ist am Blatt 
nicht abgesetzt, die Spreite verschmälert sich ganz langsam nach der Basis. Die Braktee 
hat einen sehr dicken Nerven, die zarten Ränder sind schmäler als der Nerv; ebenso 
sind die Nerven der Kelchblätter dick; der Griffel der geschlossenen Blüten ist ungefähr 
so lang wie die Zipfel; Samen hell olivbraun, oval im Umriß, fein grubig punktiert, 4,75 


‚ bis 2 mm lang. 


bé 


Süd-Argentinien: Sta. Cruz, auf sandig-tonigem Boden im Tal des 
Baches Arro Chalia bei Yotel-Aik (P. Dustin n. 6126 — blühend und fruch- 
tend im April 1905); Botan. Garten in Dahlem-Berlin, aus Samen von 


Stockholm (als P. myosuros bezeichnet) (blühend im Sommer 1912). 

Die oben bezeichnete Varietät von SPeGazzint ist mir nur aus der Beschreibung 
bekannt, doch wohl zweifellos unsere Pflanze, wie aus der hier folgenden Original-Be- 
schreibung sich ersehen läßt: 

472. Plantago myosurus Lam. var. taraxacoides Speg. 

Hab. In pratis aridis sabulosis prope Carmen de Patagones, Febr. 1898 (C. S.), se- 
cus Rio Chico, aest. 1898—99 (C. A.) nec non secus Rio S. Cruz, Febr. 1900 (F. Sil- 
vestri). 

Obs. Plantae saepius parvulae; folia rosulato-patentissima, oblanceolata vel linearia, 
obsolete 3-nervia, rigidule membranacea, margine utrimque lobulis v. dentibus 1—5 
remotis grossis obtusis rectis v. uncinato-retrorsis callosis, plana v. subcomplicata (10 
—50 mm long. = 2—5 mm lat.) glabra v. sparse patentimque pilosa, pedunculis foliis 
brevioribus in quaque rosula numerosis (3—5) v. numerosissimis (15—20) a basi refracto- 
horizontalibus (5—30 mm long. = 1—1,5 mm diam.) patule longiusculeque pilosis, spicis 


“erectis brevibus cylindraceis confertifloris (10—25 mm long. = 4,5 mm diam.) axi villo- 


sulo, bracteis calycibusque parce patuleque piloso-ciliatis praecipue ad carinam. Cap- 


_ sulis 3-spermis. 


9. Plantago pseudomyosuros Pilger nov. spec. — Perparva, radice 
elongata; folia in rosula satis numerosa, lineari-lanceolata, superne sensim 
angustata, obtusiuscula, sensim in petiolum angustata, 2 cm vel parum supra 
longa, 3 mm lata, fere integra vel distincte dentata, juniora satis copiose 


_ yilloso-hirsuto-inspersa, denique magis glabrescentia; pedunculi pauci vel 
“numerosi, decumbentes, 0,5—1 cm longi, crassiusculi, copiose villis longis 


inspersi, spica satis densa 1—1,5 cm longa; bractea calycem circ. aequans, 
ovali-ovata vel laie triangularis, margine et prope marginem dense pilis 
longis rigidulis, -dorso pilis + brevioribus inspersa, parum supra 2 ad 
3 mm longa, basi valde arcuata; sepala latiora late elliptica ad rotundata, 
vix parum inaequilatera, fere glabra, pilis paucis brevissimis tantum mar- 


230 R. Pilger. 


gine versus apicem et dorso inspersa, 2—2,25 mm longa, sepala angustiora 
anguste vel latius obovato-ovalia, satis inaequilatera, acque parum pilosula; 
flora clausi, corollae laciniae anguste vel latius cordato-ovatae, acutatae, 


2,5 mm longae; ovula 3. 3 
Sehr kleine Pflanzen, aber mit verhältnismäßig langer und straffer, dünner Wurzel, 
die an den Exemplaren bis 9 cm lang wird. Die Blätter sind dicklich, trocken gebrech- 


lich und steif, fast ganzrandig oder stärker gezähnt, indem jederseits 2—3 Zähne schmal . 


und stumpflich, etwas nach vorn gerichtet vorspringen; die Zähne sind bis über 4 mm 
lang, so daß dann das schmale Blatt fiederzähnig erscheint; jüngere Blätter sind reich- 
lich mit längeren steifen Haaren bestreut, ältere verkahlen schließlich mehr oder weniger. 
Die Braktec hat einen sehr dicken und breiten Nerven, die zarten Ränder sind etwas 
schmaler als der Nerv, die Randhaare sind besonders nach dem Grunde der Braktee zu 
lang, dort bis zur Länge der Braktee selbst; die Kelchblätter sind nur kurz und schwach 
behaart, gelegentlich kommen einige etwas längere Härchen an der Spitze vor; die 
Samen (vielleicht noch nicht ganz reif) sind schmal oval, fein grubig-punktiert, olivbraun, 
nicht ganz 2 mm lang. 

Süd-Argentinien: Sta Cruz, am Rio Deseado (Specazzini n. 4184! 


— g. blühend und fruchtend im Dezember 1901). 


10. Plantago chubutensis Pilger n. sp. — Perparva, radice fusi- 
formi, tenui; folia numerosa rosulata, lineari-lanceolata, superne et basin 
versus sensim angustata, apice obtusiuscula, 2 ad parum supra 3 cm longa, 
margine integra, pilis longioribus satis villosa; pedunculi multi, arcuatim 
adscendentes, crassiusculi, 1—2 cm longi, aeque ac spicae rhachis longe 
villosi, spica laxiuscula 1,5—2 cm longa; bractea ovato-lanceolata copiose 
villis longis dorso et margine inspersa, 2,5 mm longa; sepala latiora ovato- 
elliptica, parum inaequilatera, margine brevissime parum ciliolata, dorso ad 
nervum pilis brevioribus vel longioribus rigidulis inspersa, 2,5 mm _ longa, 
sepala angustiora anguste obovato-ovalia, inaequilatera, margine angustiore 
et dorso ad nervum aeque inspersa; flores clausi, corollae laciniae anguste 


ovatae ad ovatae, breviter angustatae, acutae, 2,5 mm longae; semina 3. 

Das einzige mir vorliegende Exemplar der Art ist eine kleine Pflanze, deren dünne 
Spindelwurzel nur zum Teil erhalten ist. Die zahlreichen Blätter sind = aufrecht, 
trocken gebrechlich, von grauweißen längeren Haaren ziemlich stark zottig; sie sind 
langsam nach dem Grunde zu verschmälert, der Stiel ist nicht abgesetzt. Die Braktee 
hat einen sehr dicken Nerven und schmale zarte Ränder, die Haare sind bis halb so lang 
wie die Braktee selbst; auch der Nerv der Kelchblätter ist sehr dick, der Rand ist bei 
den schmäleren Kelchblättern auf der einen Seite nur ganz schmal, auf der anderen 
Seite bogig vorgezogen; Griffel der geschlossenen Bliten eingeschlossen; Samen im Um- 
riß oval, fein grubig-punktiert, 1,75 bis fast 2 mm lang. 

Süd-Argentinien: Chubut, auf Weiden bei Valcheta (SPEGAZzINI 
n. 5902! — g. blühend und fruchtend im Januar 1902). 


11. Plantago humilis Decne. in DC. Prodr. XII. 4. (1852) 724 n. 153. 
Weddell, Chloris andina II (1857) 160. 


Planta minima; radix tenuis pro rata elongata; folia pauca rosulata 


oblanceolata vel ovali-lanceolata, superne sensim anguste cuneatim angustata, 


obtusiuscula, basin versus sensim angustata, 2,4—3 cm longa, 4—5 mm. 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 931 


lata, margine integra, pilis longioribus albidis, == patentibus hirsuto-villoso- 
inspersa; pedunculi pauci, arcuato-adscendentes, 1 cm circ. longi, densius- 
cule hirsuto-villosi, spica densa 0,8—1,5 cm longa; bractea calycem haud 


-aequans ovata vel late ovata, valde crasse nervata, marginibus tenuibus 


angustis, dorso et margine pilis rigidulis longioribus inspersa, 2,25 mm 


_ longa; sepala latiora rotundata, crassinervata, parum inaequilatera, margine 


parce brevissime ciliolata, apice pilis nonnullis parum longioribus instructa, 
dorso pilis brevissimis parce inspersa, 2 mm longa, sepala angustiora obo- 
vato-ovalia ad elliptica, valde crassinervata, valde inaequilatera, margine 
parce brevissime et breviter ciliolata, dorso pilis brevissimis vel brevibus 
parce inspersa; flores clausi, corollae laciniae anguste ovatae vel ovatae, 


acutae, 1,75 mm longae; semina 3. 

Die Beschreibung beruht wesentlich auf dem Exemplar von O. BucuTiEN, das nur 
ältere Blüten bis zur Entwickelung reifer Samen trägt. Die zarte Wurzel ist 3 cm lang, 
reichlich lange dünne Fadenwurzeln tragend. An den schmalen Blättern ist ein Stiel 


nicht abgesetzt; 3 Nerven sind oberseits als feine Linien eingedrückt, der Mittelnerv ist 


unterseits ziemlich kräftig, die Seitennerven schwach. Die Haare der Braktee sind bis 
‚halb so lang wie diese selbst; die Blüten sind ganz geschlossen, die Zipfel stark zusam- 
menneigend; Samen hell oliv bis braun, im Umriß oval bis eiförmig-oval, fein netzig 
punktiert, 4,75—2 mm lang. 

Bolivien: La Paz, 3700 m ti. M. (O. Bucarien s. n. — März 1910); 
Potosi (D’Orsıcny; Herb. Paris). 

Decaısne gibt in der Beschreibung fälschlich an: capsula 2-sperma. 

12. Plantago nigritella Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. 
Dahlem n. 49 (1912) 261. 

Parva, sicca nigricans; radix fusiformis satis elongata; folia lanceolata 
ad ovali-lanceolata, superne breviter arcuato-cuneatim angustata, inferne in 


petiolum longitudine satis variantem sensim angustata, 3—6 cm longa, ad 


13 mm lata, subintegra vel = leviter denticulata, adulta pilis albidis satis 
rigidis villosa, juniora villoso-hirsuta; pedunculi breves, arcuatim adscendentes, 
ad 2 cm longi, hirsuto-villosi; spica 1,5—2 cm longa, rhachis longa villosa; 
bractea latius triangularis, dorso pilis longis inspersa, 2 mm longa; calyx 
glabratus praeter cilias parvas ad marginem superiorem, nonnumquam et 
pilis parvis in dorso inspersus; sepala latiora rotundato-ovata, e nervo vix 
acutata, 2 mm longa, sepala angustiora ovalia parum breviora; flores clausi, 
-corollae laciniae ovatae vel anguste ovatae, 2 mm vel parum supra longae; 


-ovarium 3-ovulatum. | 
Eine kleine Pflanze, die trocken = schwärzlich gefärbt ist, besonders auch der 


Kelch; die Spindelwurzel ist verhältnismäßig kräftig mit ziemlich langen Faserwurzeln, 
Blätter bis 10 in der Rosette, trocken sehr zerbrechlich, fast ganzrandig oder mit 4—5 


schwachen spitzen Zähnchen an der Blattseite, zwischen denen der Rand nur sehr flach 
_hbogig vertieft ist; die Behaarung ist ziemlich kräftig, weißlich, auffallend, nur an alten 
Blättern schließlich schwach; ausgewachsene Blätter von langen, ziemlich steifen, + an- 
liegenden, am Rande auch wimperartig abstehenden Haaren zottig, jüngere noch stärker 
behaart; am Blattgrund sehr dichte gelbe Wolle. Die Ährenstiele sind kurz, mit der 
_ Abre kürzer als die Blätter, dicht mit langen steifen, == abstehenden Haaren bedeckt; 


+ 


die Ahrenspindel ist schwächer langzottig. Die etwas stumpfliche Braktee erreicht nicht 
ganz den Kelch, der Nerv ist kräftig, die Ränder sehr zart, der Rücken ist mit langen, 
abstehenden Haaren bestreut; die breiteren Kelchblätter sind rundlich-eiförmig, die 
schmäleren oval, abgerundet, etwas ungleichseitig, mit sehr starkem keilförmigem Nerven, 
der Kelch ist kahl bis auf kleine steife Wimpern am oberen Rande und hier und da 
kleinen steifen Härchen auf dem Nervrücken, die auch ganz fehlen können; die Blüten 
sind geschlossen, der ganz kurze Griffel ist eingeschlossen; die Samen sind noch nicht 
voll entwickelt, olivgrün mit flacher Vorderseite. 

Argentinien: Cordoba, Rio Primero, Estancia S. Teodoro (STUCKERT 
n. 11884 — Blüte und junge Frucht im Oktober 1902). 

In der Originalbeschreibung ist fälschlich die n. 44844 gegeben. 


232 R. Pilger. 


13. Plantago ecuadorensis Pilger n. sp. — Planta elata, radix crassa 
fusiformis; folia erecta, anguste ovalia, superne sensim cuneatim angustata, 
apice ipso obtusiuscula, basin versus sensim in petiolum longum latiusculum 
transeuntia, 35—40 cm longa, 3,5—4 cm lata, glaberrima, margine sub- 
integra, parum undulata; pedunculi validi, erecti, 40—50 cm alti, inferne 
glabrescentes, superne sensim magis pilis longioribus satis adpressis vestili, 
spica 20—30 cm longa, rhachis laxe cinereo-vel brunneolo-villosa; bractea 
triangulari-lanceolato-ovata, calycem haud aequans, crassinervata, margine… 
pilis brevioribus parce inspersa, 3 mm longa; sepala latiora e basi rotun- 
dato-ovata breviter angustata, satis inaequilatera, glabra praeter marginem 
brevissime ciliolulatum vel erosulo-ciliolulatum, 3 mm longa, sepala angustiora 
anguste ovalia, parum tantum inaequilatera, valde crassinervata, margine 
superne vix brevissime ciliolulata; flores clausi vel aperti, corollae laciniae 
ovatae, acutae, 2,5—2,75 mm longae; ovula 3. 

Die kraftige Pflanze hat eine starke, senkrecht absteigende Wurzel mit derben 
Fadenwurzeln. Blätter 5—8, von derber Konsistenz; auf den von der Spreite nicht 
deutlich abgesetzten Stiel kann man 15—20 cm rechnen. Die Ränder der Braktee sind © 
jederseits etwa so breit wie der Nerv; die schmäleren Kelchblätter sind ein wenig und 


zwar schief gespitzt, indem der schmälere Rand nach der Spitze zu ganz in den Nerven 
verläuft. 


Ecuador: Bei Quito vereinzelt (A. Sopıro n. 127/7b). 
Var. minor Pilger n. var. — Planta minor; folia lanceolata, margine | 
hie illic obscure denticulata, ad 30 cm longa, 995 cm lata; fibres aperti 
vel clausi, sepala latiora 2,5—2,75 mm longa, corollae laciniae in floribus 
apertis 2,25—2,5 mm longae. 
Samen hell bis dunkler olivbraun, im Umriß unregelmäßig oval, 2 mm lang. 
Ecuador: Auf interandinen sterilen Hügeln (A. Sopıro n. 127/7¢). 


44. Plantago Berroi Pilger n. sp. — Rhizoma breve crassum in ra- 
dicem crassam fusiformem transiens; folia multa rosulata ovalia vel ovali- 
ovata vel anguste ovata vel latius ovata, superne breviter arcuato-cuneatim 
vel longius cuneatim vel late cuneatim angustata, apice ipso obtusa, basin 
versus breviter late cuneatim vel arcuato-cuneatim in petiolum brevem 
latum angustata, 7—8 cm longa, 2—3 cm lata, subintegra vel distincte 1 
obtuse dentata, laxe vel parce hirsuto-villosa, juniora densius hirsulo-villosa; 


N 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 933 


pedunculi complures erecti crassiusculi, 3,5—8 cm longi, inferne laxe, su- 


ke 


perne dense, aeque ac spicae rhachis, hirsuto-villosi ad longe tomentoso- 
villosi, spica lata, densa 7,5—14 cm longa; bractea ovato-lanceolata vel 
anguste ovata, nervo crassissimo instructa, marginibus fere nullis, margine 
pilis patulis rigidulis satis Jongis inspersa, dorso parce pilis brevioribus vel 
longioribus inspersa, 3,25—4,5 mm longa; sepala latiora ovata ad rotun- 
dato-ovata, superne parum angustata, parum vel magis inaequilatera, margine 
mprimis superne brevissime vel breviter ciliata, dorso pilis rigidulis brevi- 
bus vel longioribus parce inspersa, 2,75—3,75 mm longa, sepala angustiora 
ovalia vel anguste obovato-ovalia, margine breviter ciliolata, dorso parce 
pilis brevibus inspersa; flores plerumque aperti, corollae laciniae late ad 
otundato-ovatae, breviter acutatae, acutae, 2,5—2,75 mm longae; ovula 3. 
Die Art hat ein kräftiges, kurzes, senkrechtes Rhizom, im Durchmesser bis 1 cm, 
das in eine kraftige Spindelwurzel ausgeht; der Unterschied von beiden ist nicht deutlich 
erkennbar; gelegentlich ist ein kleiner Seitenzweig mit dicht anlicgender Rosette ent- 
wickelt. Die Blatter sind von dicklicher Konsistenz, aber trocken leicht brüchig; die 
Behaarung ist gelblich bis gelblich-weiß, die Haare sind lang, steif und + abstehend; 
auch ältere Blätter sind beiderseits noch reichlich mit diesen Haaren bestreut oder ver- 
kahlen schlieBlich stark, besonders ist der Stiel kahl oder fast kahl; die Zähnelung ist 
öfters auffallend, doch auch bei Blättern desselben Exemplares von wechselnder Stärke, 
Zähne bis 9 an der Blattseite, dreieckig, stumpf, bis 2 mm vorspringend; die Nerven 
springen unterseits stark dicklich vor, oberseits sind sie schmal eingedrückt. Die Braktee 
hat einen außerordentlich breiten Nerven, der nur einen ganz schmalen Rand übrig läßt, 
die Randhaare erreichen die halbe Länge der Braktee; auch die Nerven der Kelchblätter 
sind sehr dick und kräftig; meist blühen die Exemplare offen, nur eine Pflanze mit 3 
Blütenständen hatte eine Ahre mit geschlossenen Blüten, während die zweite geöffnete 
Blüten und die dritte unten offene und oben geschlossene Blüten hatte; fast reife Samen 
ind rotbraun, oval, ein wenig über 2 mm lang; die Antheren der herausragenden 
Staubblätter sind groß, breit herzförmig-elliptisch, mit niedrigem, truncaten Apiculus, 
stwas über 2 mm bis 2,5 mm lang. 

Argentinien: Prov. Buenos-Aires, Sierra de Curamalal (Spreazzini 
D 5394 — o. und g. blühend und fruchtend im Dezember 1899); Prov. 
Buenos-Aires, Partido Tapalqueen (C. Osren n. 170 — Dezember 1886). 

— Uruguay: Montevideo (ARECHAVALETA n. 3121 — o. blühend im Ok- 
tober 1877); (M. B. Berro n. 3054! — o. blühend im Oktober 1898); Cua- 
‘Teim (M. B. Berro n. 2902! — o. blühend im Oktober 1902). 

_ 45. Plantago achalensis Pilger n. sp. — P. hirtella secus Griseb. 
Symb. Fl. Argent. (1879) 221, non P. hirtella Kunth. 

4 Parvula; rhizoma breve in radicem fusiformem crassiusculam elongatam 
transiens; folia ovalia vel ovali-elliptica vel angustiora, usque lanceolata, 
superne plerumque breviter, late cuneatim ad late arcuatim, rarius longius 
“cuneatim angustata, apice ipso obtusa, basin versus brevius late vel an- 
Sustius cuneatim in petiolum brevem latiusculum angustata, 6—10 cm longa, 
{ 1,5—3 em lata, margine integra vel vix dentibus obtusis minutis instructa, 
glabra praeter cilias nonnullas ad marginem vel margine densius villis brun- 
‘Beis ciliata vel juniora supra et subtus villis inspersa, dein imprimis supra 


234 R. Pilger. 


glabrescentia; pedunculi pauci, arcuati, 6—8 cm longi, inferne glabrati vel 
parce villosi, superne = aeque ac spicae rhachis brunneo-villosi, spica 7 
—14 cm longa, imprimis inferne laxa; bractea anguste ovata, 2,5—2,75 mm 
longa vel lanceolata ad 3,5 mm longa, margine et dorso pilis satis longis, 
+ patentibus parce hirsuto-villosa; sepala latiora rotundata-ovata apice 
vix angustata vel parum e nervo producta vel late ovata magis superne 
angustata, 2,25 mm longa, satis inaequilatera, margine imprimis superne 
minute ciliolata, dorso pilis brevissimis inspersa, sepala angustiora ovali- 
elliptica vel ovalia, parum inaequilatera, aeque ac latiora minute pilosa; 
flores aperti vel clausi, corollae laciniae ovatae vel in clausis anguste ovatae 
2,25—2,5 mm longae, semina 3. 

Kleinere Pflanzen mit verlängerter, ziemlich dicker Spindelwurzel, die gegen das 
Rhizom nicht abgesetzt ist; das ganze Gebilde unterhalb der Rosette ist 5—7 cm, selten 
auch bis 42 cm lang; Fadenwurzeln ziemlich spärlich, dünn und lang. Die Blätter stehen 
bis etwa 10 in der Rosette, sie sind öfters schief und etwas ungleichseitig, dünn aber 
etwas biegsam und nicht leicht gebrechlich; Nerven 5, oder noch 2 schwache Rand- 
nerven, oberseits fein und schwach eingedrückt, unterseits schmal, etwas vorspringend, 
nach dem Stiel zu kräftig vorspringend, meist dunkelbraun gefärbf. Die Braktee hat 
einen dicken Nerven und schmale Ränder, an den Kelchblättern ist der Nerv weniger 
stark; an den offenen Blüten ragt der Griffel nur kurz heraus, die Röhre ist 2,5 mm 
lang, ältere Antheren sind breit elliptisch bis fast rundlich, mit dreieckigem Apiculus, 
4,25—1,5 mm lang, an den geschlossenen Blüten ragt der Griffel ein wenig hervor; 


Samen im Umriß oval oder eiförmig-oval, rötlichbraun, locker netzig-grubig, fast 
runzelig, 1,5 mm lang. 


Argentinien: Cordoba, Sierra Achala, Quebrada am Fuß der Gigantes, 
um Esquina (G. Hırronymus s. n.! — o. blühend im Dezember 41878); bei 
Las Ramadas unweit San Miguel (G. Himronymus n. 472 — o. und g. fruch- 
tend im März 1876); Sierra de Tucuman, La Ciénaga (G. Hırronymus et 
Lorentz n. 659 — o. und g. blühend im Januar 1874). 

Forma minor. — P. hirtella Kunth var. leptostachya Des. sec. Griseb. 
PI. Lorentz. (1874) 154. 

Parvula, radice crassa; folia brevia lanceolata ad anguste ovalia, 3— 
4 cm longa, supra praeter marginem glabrescentia, subtus parce villosula; 
pedunculi numerosiores 1,5—3 cm longi valde arcuati; spica 2,5—6 cm 
longa; flores fere semper clausi. | 

Argentinien: Cordoba, Sierra Achala (San Miguel, Quebrada del 
Chorro östlich der Gigantes, Cuesta de Arjel, zwischen San Miguel und 
Puerto de Sevallos) (G. Hırronymus s. n. — 1875—1878); Sierra de Tu- 
cuman, Tafi (Lorentz n. 385 — Januar 1872). 

Var. hirtula Pilger n. var. — Folia lanceolata ad anguste ovalia, 
8—10 cm longa, adulta subglabra, subtus ad nervos tantum parce villo- 
sula; pedunculi cum spica laxa 15—25 cm alti; calyx 2,25—2,5 mm 
longus, sepala pilis quam in typo parum longioribus rigidulis inspersa; 
flores aperti; semina 2 mm vel fere 2 mm longa. 

Argentinien: Catamarca, Yacutula bei Belen (F. SCHICKENDANTZ n. 137 


¥ 
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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 935 


= 1879/1880); Sierra de Belen, Altivallo de las Granadillas (Lorentz s. n. 
« — junge Samen im Februar 1872). 


16. Plantago tomentosa Lam. Illustr. Genr. (1794) 340 sens. ampl. 
Radix fusiformis saepe crassa; folia ovalia, rarius oblanceolata vel 


_ elliptica, superne brevius angustata, margine integra vel parum denticulata, 
longe villosa, supra demum plerumque parce villis inspersa, subtus impri- 
mis inferne densius villosa usque tomentoso-villosa; spica densa vel laxius- 


cula; bractea pilis longis patentibus instructa, sepala pilis brevissimis in- 


spersa, ovula 3; semina (ubi nota) corrugato-rugulosa. 


Die Beschreibung, die der Autor l.c. gegeben hat, ist äußerst dürftig: 1664 Plan- 
tago tomentosa. P. foliis ovatis, tomentosis; scapo sulcato, spica cylindrica. 

E Monte-Video. FI. spiraliter subverticillati. 

8. Eadem foliis ovato-lanceolatis. 

DeEcaisne (im Prodr. XIII. 4 (1852) 725 n. 159) gibt an, daß 2 Samen vorhanden 


sind (Ovario 2-ovulato, capsula 2-sperma). Im Pariser Herbar liegt ein Exemplar: 


Buenos-Aires, Commerson Mai 1767. Zu diesem Exemplar hat Decatsne bemerkt: P. tomen- 
tosa. Ovarium 2-ovulatum, capsula 2-sperma. Ich fand in einer jungen Kapsel des 
Exemplares drei weiter entwickelte Samenanlagen. Ein zweites Exemplar CommeErson 
4767 ist von Lamarck als P. tomentosa bezeichnet. Beides sind kleine und schmal- 
blättrige Pflanzen, die zur Paralias-Gruppe von P. tomentosa gehören (vergl. unten). 

Rapin (Mém. Soc. Linn. Paris (4827) 455 beschreibt bei P. tomentosa eine 8. major: 
»foliis lanceolatis sexpoll. pedunculis villosissimis spica pubescente crassiore longissima«. 
Ein Standort wird nicht angegeben. Es läßt sich nicht ausmachen, was unter dieser 
Varietät zu verstehen ist. 

CHamisso und SCHLECHTENDAL geben in Linnaea I (4826) 469—470 eine Beschreibung 
von P. tomentosa, die aber viel zu umfassend ist; es heißt dort: »Quam pro tali habe- 
mus, planta in America meridionali vulgatissima videtur, in tota Brasilia eam legit 
SELLO, ipsi in insula St. Catharinae Brasiliae inque regno Chilensi prope Talcaguano 
eollegimus.« Ebenso wird die Art von REıcHE gefaßt (Flora de Chile VI. 4. (4944) 444). 


Die Beschreibung in Fl. Brasil. VI. 4. (4878) 472 von J. A. Scumipr gilt auch nur zum 


Teil; es fällt besonders die var. glabrescens Schlechtend. ms. fort (vergl. bei P. lepto- 


phylla). 


Die zur großen Art gehörigen Formen können in zwei Gruppen mit durchschnitt- 
lich lockerer und schmaler Ahre und mit durchschnittlich dichter und breiterer Ahre 
geschieden werden. Zur ersten gehören: subsp. Schlechtendaliana, Selloana, petiolata, 
hypolasia; zur zweiten gehören: subsp. Balansat, paralias, Grisebachti, dasystachys, 
leiocalyx, affinis. 

4. Subspec. Schlechtendaliana Pilger nov. subsp. 

Radix fusiformis satis elongata, 8—9 cm longa; folia pauca vel pluria 
rosulata, erecta, ovali-elliptica, superne breviter vel brevius cuneatim vel 
arcuato-cuneatim angustata, subacuta, basin versus plerumque sensim in 
petiolum longiorem, rarius brevius in petiolum latiorem angustata, 8—20 cm 
longa, 2—5,5 cm lata, margine integra vel remote parum denticulata; pe- 
tiolus villoso-tomentosus, aeque ac folia juniora imprimis subtus, folia 
adulta supra + glabrescentia, margine et subtus villis inspersa vel + vil- 
losa; pedunculi arcuati, 10—20 cm alti, imprimis superne aeque ac spicae 
rhachis densius vel dense villosi; spica angusta 15—16 cm longa, imprimis 


Botanische Jahrbücher, L. Bd. 16 


236 | -R. Pilger. 


inferne laxiuscula; bractea angusta, lanceolato-ovata, obtusiuscula, dorso 
pilis longioribus patentibus inspersa, 2,25 - 2,5 mm longa; sepala latiora 
ovata vel late ovata, apice parum angustata, margine vix ciliolata, dorso 
pilis brevissimis inspersa, 2,25—2,5 mm longa, sepala angustiora ovalia, 
parum inaequilatera, margine angustiore brevissime ciliolata, dorso pilis 
brevissimis inspersa; flores clausi vel aperti, corollae laciniae in clausis an- 
guste. ovatae, angustatae, acutae, 2,75 mm longae, in apertis ovatae, vix 
2mm longae; ovula 3. ; 

Die lange Wurzel hat feine Fadenwurzeln. Blätter mit 5 schmalen Nerven oder 
außerdem 2 schwache Randnerven; die Behaarung ist von graubräunlicher Farbe, an 
jungen Blättern dicht. Die Braktee hat einen dicken Nerven und schmale Ränder, eben- 
falls ist der Nerv besonders der schmalen Kelchblätter stark, breiter als der Rand jeder- 
seits. Die Exemplare blühen entweder geschlossen, oder die Blütenformen sind gemischt; 
so hat z. B. ein Exemplar vier Ahren, von denen drei geschlossen blühen, während die 


vierte im unteren Teil offene, im oberen Teil geschlossene Blüten hat; der Griffel ragt 
bei den geschlossenen Blüten ein wenig heraus. 


Süd-Brasilien: Rio Grande do Sul, Rio Pardo, im Campo (Serro! 
— September 1823). 

Uruguay: Montevideo, an feuchten Plätzen (Gisert; Herb. Arecha- 
valeta), auf Sand des Strandes (Gigerr — 1882). | 


Var. cordobensis Pilger nov. var. 

Radix tenuis filiformis, ad 12 cm longa; folia ovali-elliptica, superne 
breviter arcuatim vel cuneato-arcuatim angustata, inferne breviter in petiolum 
brevem angustata, 8—12 cm longa, ad 3,5 cm lata, supra demum parce 
tantum villosa, subtus densius longe villosa ad tomentoso-villosa, folia 
juniora dense longeque villoso-tomentosa; pedunculi erecti 10—45 cm _ alti, 
superne dense villosi, spica 14—15 cm longa; bractea pilis longis satis 
inspersa. 


Die Behaarung der Blätter ist besonders unterseits stark, die Haare hängen in 
Strähnen zusammen; die Blattrosette wird von den Blütenständen weit überragt; die 


Braktee ist reichlich mit langen und steifen Haaren bestreut, die Kelchblätter schwächer; 


Samen braun-oliv, im Umriß oval, flach furchig-runzelig, 4,75 mm lang. 
Argentinien: Cordoba, bei der Stadt (Hizronymus s. n. — g. November 
und Dezember 1876; fruchtend im Dezember). 


2. Subspec. Selloana Pilger nov. subspec. 
Minor; folia pauca, angusta, ovalia vel ad oblanceolata, sensim in pe- 
tiolum angustum angustata, 3 vel 4 vel ad 40 cm longa, plerumque ad 
43—14 mm, raro ad 20 mm lata, supra villis inspersa, subtus’ imprimis 


inferne ad nervos et ad petiolum longe villosa; pedunculi pauci cum spica 


laxiuscula 10—20 cm alti; flores aperti vel clausi. 
Schwache Pflanzen. Blätter nur mit drei deutlichen Nerven; die Oberseite er- 


wachsener Blätter hat eine ziemlich kurze, steife, zerstreute Behaarung, die Stiele, sowie” 
die Nerven des unteren Teiles der Blattunterseite sind auch an älteren Blättern von 


strähnig verbundenen gelblichen Haaren langzottig; jüngere Blätter sind zottig-filzig 
behaart. | 


bad 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 237 


Brasilien: Minas Geraes, S. Ignacio (Serro II 1402! und B 1402 


ce 4411). 
Die Exemplare tragen obige Nummern; es heißt in der Lebensbeschreibung von 
SeLLo in der Fl, Brasil. I. 4. 440: »Plantarum....itineris III (1848—20) in civit. Rio 


de Janeiro, Minas Geraes, S. Paulo numeri cr. 2500 literas duplices B et c. praebent.« 
Ein Rio S. Ignacio ist für die Reiseroute angegeben. 
3. Subspec. petiolata Pilger nov. subspec. 
Radix crassiuscula, superne ad 8 mm diam.; folia oblanceolata ad 
ovalia, superne breviter arcuato-cuneatim angustata, basin versus sensim 
in petiolum longum angustum angustata, ad 15—17 cm longa, ad 3 cm vel 


“parum supra lata, supra demum fere glabrescentia vel parum villis longis 


inspersa, margine saepius + villoso-ciliata, subtus ad nervos et ad petiolum 
densius villosa; pedunculi erecti vel inferne + arcuati ad 16 cm alti, + 
dense villosi; spica laxa ad 19 cm longa; flores plerumque clausi. 

Meist kräftige Pflanzen mit dicklicher Wurzel und vielblättriger Rosette, Blüten- 
stände bis 40 an einer Pflanze; auffallend ist, daß der Blattrand, während die Oberseite 
mehr oder weniger verkahlt, meist zottig ist, so daß die Blätter Æ zottig gewimpert 
erscheinen; die langen Haare des Stieles und der Blattunterseite hängen meist nicht 
strähnig zusammen. Die Deckspelze ist reichlich lang behaart; die breiteren Kelchblätter 
sind ziemlich stark mit kurzen und etwas längeren Haaren bestreut, die schmäleren 
Kelchblätter sind kurz schwach gewimpert, an der Spitze stehen einige etwas längere 
Haare; der Griffel ragt aus den geschlossenen Blüten verhältnismäßig weit heraus; die 
Samen sind hell oliv-braun, im Umriß oval, 4,5—1,75 mm lang, von flachen gewundenen 
Furchen auf der Oberfläche etwas runzelig. 

Argentinien: Sierra chica de Cordoba, Potrero de Loza (GALANDER!); 
Cordoba, Ascochinga (Spreazzini n..34154 — o. blühend im Mai 1910); bei 
Tucuman, viel auf Weiden (Specazzını n. 15277 — fruchtend im Dezember 
1905); bei Catamarca, auf Weiden (SPeGazzint n. 10980 — Juni 1904); an 
der Grenze von Argentinien und Bolivien; auf Weiden bei Jacuiba (SPEGAz- 
zını n. 7882 — Oktober 1902). 


k. Subspec. hypolasia Pilger. — Plantago hypolasia Pilger in No- 
tizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. Dahlem n. 49 (1942) 260. 

Elata, radice fusiformi, elongata; folia rosulata ovalia, superne breviter 
rotundato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum angustata, ad 
24 cm longa, ad 5 cm lata, margine subintegra vel remote parum denti- 
eulata; folia juniora dense lanato-villosa, folia adulta supra parum villosa, 
subtus et imprimis ad petiolum densius villosa; pedunculi erecti ad 15— 
25 cm longi, villosi; spica inferne laxa, superne densior ad 35 cm longa; 
bractea anguste lanceolato-triangularis, pilis longis patentibus inspersa, 3 mm 
longa; sepala latiora late ovata ad rotundata, margine superne minutissime 
ciliolulata, ad nervum breviter piloso-setosula, parum inaequilatera, 3 mm 
longa, sepala angustiora anguste ovalia, obtusa, parum supra 2,5 mm longa; 
flores aperti vel clausi, corollae laciniae ovatae ad anguste ovatae, 3 mm 
longae; ovula 3 evoluta. 


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Kraftige Pflanzen mit starker, senkrechter Spindelwurzel mit ziemlich langen und 
dünnen Fadenwurzeln. Die großen Blätter stehen zahlreich (bis zu 20) in der Rosette 
und sind aufsteigend oder aufrecht, dünn und trocken leicht zerbrechlich, nach unten 
zu langsam in einen flachen, ziemlich breiten Stiel lang verschmälert; am Rande ist 
eine Zähnelung nur ganz schwach angedeutet oder aber an einzelnen Blättern springen 
die Zähne unregelmäßig deutlich vor, ungefähr 4 cm voneinander entfernt; die jüngeren 
Blätter sind stark graugelblich wollig-zottig behaart, die langen Haare hängen oft in 
Strähnen zusammen; die Blattstiele behalten dauernd eine dichte Behaarung, die Blatt- 
oberseite verkahlt später stark und zeigt nur noch zerstreute kürzere Zellenhaare, die 
Unterseite bleibt, besonders an den Nerven, etwas stärker behaart; Nerven 5, seltener 7, 
unterseits schmal deutlich vorspringend. Die Ähre ist lang, im unteren Teile locker, 
öfters stehen die unteren Blüten ganz entfernt voneinander; die Stiele sind besonders 
nach oben zu von langen gelblichen Haaren stark zottig, ebenso die Ährenspindel; an 
jüngeren Schäften bildet die Behaarung eine dichte, filzige Decke. Die Braktee hat nur 
einen ganz schmalen häutigen Rand, sie ist mit zerstreuten, langen, abstehenden Haaren 
besetzt; breitere Kelchblätter auf dem Rücken neben dem Nerv rauh; der Nerv der 
schmäleren Kelchblätter ist sehr breit und dick, so daß die etwas ungleichbreiten Ränder 
nur schmal sind, der schmälere Rand ist zerstreut kurz gewimpert; die Blüten sind an 
zwei Exemplaren offen und an zwei anderen geschlossen; die geschlossenen haben 
schmälere, schmal eiförmige Korollenzipfel und = herausragende Griffel. 

Argentinien: Entrerios, Concepcion del Uruguay, Quinta de Sagastume 


(Lorentz n. 1124 — September 1877). 


5. Subspec. Balansai Pilger nov. subspec. 

Radix fusiformis satis tenuis; folia erecta ovalia, superne breviter an- 
guste vel late arcuatim angustata, inferne brevius arcuato-cuneatim vel 
cuneatim in petiolum angustata, 7—10 cm longa, 2—3 cm lata, sparse vil- 
losa, versus petiolum densius longe villosa; pedunculi erecti, basi tantum 
hic illic = arcuati, ad 12 cm longi, 'spica densiuscula ad 9 cm longa; 
bractea sparse pilosa, semina 1,75 mm longa. 


Die Spindelwurzel ist dünn und ziemlich kurz, die Blätter sind gut gegen den Stiel 
abgesetzt; die Exemplare blühen geschlossen. 


Paraguay: Guarapi, an Wegrändern (BaLansa n. 3185 — blühend 
und fruchtend im Oktober 1880). 


6. Subspec. paralias (Decne). Pilger. — P. paralias Decne. in DO 
Prodr. XII. 4. (1852) 725 n. 161; P. tomentosa A. Isabelle exs. non Lam. 
nach Decaisne |. c. : 
Radix elongata satis tenuis, 6 ad 44 cm longa; folia ovalia vel ovato- 
ovalia vel angustiora usque oblanceolata, superne breviter latius cuneatim 
vel arcuato-cuneatim, rarius in foliis angustioribus longe cuneatim angustata, 
basin versus aeque breviter vel rarius longius cuneatim in petiolum brevem 
angustata, 6—41 cm longa, 13—25 mm lata, margine integra vel parum 
denticulata, raro conspicue dentata, dentibus anguste triangularibus ad 
3 mm longis, supra brevius, subtus longius hirsuto-villosa vel supra praeter 
marginem fere glabrescentia, -versus petiolum et ad petiolum densius longe 
hirsuto-villosa; pedunculi pauci, + arcuato-adscendentes, 6—12 cm longi, 
ad basin longe villosi, superne densius villosi fere subtomentosi; spica densa 


238 FER Pilger. 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis, 239 


k—13 cm longa, ad rhachim longe villosa; bractea ovato-lanceolata, ob- 
tusiuscula, margine pilis longis obsita, 3 mm longa; sepala latiora ovata 
ad rotundato-ovata, parum inaequilatera, margine superne eroso-ciliolata, 


_ dorso pilis brevibus parum inspersa, 2,5 mm longa; sepala angustiora ovalia 


2 a 


ad obovato-ovalia, margine parum ciliolata; flores aperti, corollae laciniae 


late ovatae, acutatae, 2,25—2,5 mm longae; ovula 3. 
Die meist dünne Spindelwurzel erreicht beträchtliche Lange; Fadenwurzeln lang, 


_meist nur wenige; an einigen Exemplaren ist der gestauchte Stamm geteilt und trägt 
9 Rosetten. Die Blätter sind von dicklicher Konsistenz, öfters schief und etwas ungleich- 


seitig; der Stiel ist nur kurz, man kann auf ihn vielleicht 4—2 cm rechnen; die Be- 
haarung ist ziemlich kräftig und steif, wenn die Oberfläche verkahlt, so bleibt gewöhn- 


lich der Rand noch etwas zottig, so daß er wie gewimpert erscheint; junge Blätter sind 


Pen 


stark behaart. Die dicknervige Braktee erreicht den Kelch nicht ganz; die abstehenden Haare 
des Randes erreichen ungefähr die Hälfte der Länge der Braktee, der Rücken ist nur 
schwach mit kürzeren Haaren besetzt; die breiteren Kelchblätter sind konkav, an der 
Spitze kurz verschmälert und aus dem Mittelnerv etwas gespitzt, der Nerv der Kelch- 
blätter ist kräftig; die herausragenden Antheren der offenen Blüten sind breit elliptisch, 


“mit rundlich stumpfem Apiculus, 2 mm lang. 


Uruguay: Montevideo (ARSENE ISABELLE 1838; Herb. Paris); auf stei- 
nigem Gelände (Giserr); Cerro, zwischen Felsen, dann Carasco (FRUCHARD 
1864, 1874, 1875; Herb. Paris); (ARECHAVALETA). 

Argentinien: Ituziango, am Paranä (Nırperreın 259b — blühend im 
Oktober 1892). Das einzige Exemplar, das ich zu P. paralias rechnen 


möchte, das nicht aus der Nähe von Montevideo stammt. 


Var. mollior Pilger nov. var. 
Folia ovalia ad ovato-lanceolata, 5—13 cm longa, breviter vel longius 


_ petiolata, supra sparse longe hirsuto-villosa, subtus parce pilis longis villoso- 


tomentosa; pedunculi + arcuati, villoso-tomentosi, 3—8 cm longi, spica 


9—10 cm longa. 
| Die Blätter sind oberseits mit langen, ziemlich steifen + anliegenden Zottelhaaren 
bestreut oder verkahlen schließlich stark, die Unterseite, besonders nach dem Stiel zu, 
ist von langen strähnig zusammenhängenden Haaren schwach zottig-filzig, ohne daß eine 
völlig zusammenhängende Haardecke entsteht; die Ähren blühen offen oder geschlossen; 
Samen im Umriß unregelmäßig oval, oliv-braun, auf der Oberfläche flach furchig-run- 
zelig, 2 mm oder ein wenig darüber lang. 
Uruguay: Montevideo (Gisert — g. blühend und fruchtend); Carrasco, 
Sandflächen (ARECHAVALETA n. 3124 — o. junge Blüte im August 1877); 
Buceo (M. B. Berro n. 4784 —— o. blühend im Oktober 1907). 

Var. lasiophylla Pilger nov. var. 

Folia late ovalia, ad 10 cm longa, dentibus saepe conspicuis obtusis 
instructa, subtus et margine villosa; pedunculi satis arcuati, 7—8 cm longi, 
Spica 13—16 cm longa, basi tantum parum laxa; flores aperti vel clausi. 

Eine kraftige Pflanze mit starker Wurzel. Die jungen Blatter sind oberseits nur 
‚schwach behaart, unterseits sehr dicht zottig-filzig; die älteren Blätter verkahlen ober- 
seits stark, bleiben aber unterseits und am Rande noch reich zottig; das Exemplar hat 
fünf Ähren, davon blüht eine offen, drei geschlossen, eine unten offen und oben ge- 
schlossen. Es lag mir nur ein Exemplar vor. 


= 


240 R. Pilger. 


Uruguay: Montevideo, Sandboden des Meeresstrandes (Gipert — blü- 
hend und fruchtend im Oktober 1882). | | 


Var. saxicola Pilger nov. var. 

Folia elliptico-ovalia, superne breviter arcuato-cuneatim ad late arcuatim 
angustata, obtusiuscula, basin versus breviter late cuneatim in petiolum 
brevem angustata, 9—412 cm longa, 3 ad 5,5 cm lata, parum denticulata 
vel insignius dentata, supra villis brevioribus inspersa, subtus parce villosa; 
pedunculi ad 9—410 cm longi, + arcuati, spica ad 14—45 cm longa, basi 


tantum laxiuscula; flores clausi vel aperti. 

Kräftige Pflanzen. Junge Blätter sind reichlich behaart, ältere Blätter tragen ober- 
seits nur zerstreut kürzere anliegende Zotteln, unterseits, besonders nach dem Stiel zu 
ist diese Behaarung etwas reichlicher; schließlich verkahlen die Blätter stark, wobei 
noch Reste der abgefallenen Haare stehen bleiben; die Zähnelung ist nur schwach oder 
aber stärker entwickelt, dabei auch am selben Blatt unregelmäßig; etwa 5—6 Zähne 
stehen auf jeder Blattseite, stumpf oder etwas spitzlich, bis 4 mm vorspringend. Die 
Blüten sind offen oder geschlossen; eine Pflanze z. B. hat 6 ältere und 2 jüngere Ähren 
(die anderen weniger!), davon blüht eine geschlossen, die anderen unten offen und oben 
geschlossen, und zwar sind entweder nur wenige geschlossene Blüten vorhanden oder 
diese reichen bis über die Mitte der Ähre herunter. 

Uruguay: Montevideo, El Cerro, zwischen Felsen (Frucnarp — 1859; 


Herb. Paris); (GiBerr — 1867; Herb. ARECHAYALETA). 


Var. glabrescens Pilger nov. var. 

Radix elongata; folia angusta, anguste ovalia ad oblanceolato-ovalia, 
superne anguste cuneatim angustata, basin versus sensim cuneatim in pe- 
tiolum angustum satis longum transeuntia, ad 18 cm longa, 2—3 cm lata, 
integra vel vix denticulata, supra glabrescentia, subtus parce ad nervos 
villosula. 

Die Wurzel ist bis 16 cm lang, Durchmesser bis 4 mm, Fadenwurzeln kräftig. Die 
Blatter sind dünn und biegsam, die Behaarung ist schwach; auf den Stiel kann man 
etwa 7—8 cm rechnen. Einige Exemplare weichen weniger vom Typus ab, indem ältere 
Blätter auch noch oberseits zerstreute Zotteln tragen und die Verschmälerung in den 
Stiel kürzer ist. Mehrere Exemplare blühen offen, eines geschlossen. 

_ Uruguay: Montevideo, Bois de St. Lucie (Frucaarn — 1874; Herb. 
Paris); Punta Brava (Frucuarn 1876; Herb. Paris). 


7. Subspec. Grisebachii (Hieron.) Pilger. — Plantago Grisebachu 
Hieron., Sertum Sanjuanicum 52, in Bol. Acad. Nac. Argentin. de Ciencias 
IV (1881); P. oreades var. lanuginosa Griseb. Symb. Fl. Argent. (1879) 220. 

Rhizoma breve crassiusculum in radicem fusiformem transiens; folia 
ovalia vel anguste ovalia ad fere lanceolata, superne satis breviter arcuato- 
cuneatim ad cuneatim angustata, apice ipso obtusiuscula, inferne sensim 
vel brevitus in petiolum angustum longiorem vel breviorem angustata, 9— 
15 cm longa, ad 2 cm vel parum supra lata, integra vel obsolete tantum 
denticulata, supra parum villis longis inspersa, subtus et in petiolo densius 
longe villosa, juniora dense villoso-tomentosa; pedunculi ad 5, erecti vel 
adscendentes ad 10 cm longi, inferne villosi, superne dense villosi ad lani- 


À 


‘ Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 241 


gero-tomentosi, spica densa, inferne tantum laxiuscula ad 12—15 cm longa; 
bractea calycem fere aequans, lanceolato-ovalis vel lanceolato-ovata, 2,5 — 
2,75 mm longa, margine longe villosa, dorso villis longis inspersa; sepala 
latiora late ad rotundato-ovata, 2,5 mm longa, satis inaequilatera, margine 
brevissime vel breviter ciliolata, dorso pilis brevibus rigidulis inspersa, se- 

_ pala angustiora ovalia ad obovato-ovalia, aeque pilosa; flores clausi vel 
aperti, corollae laciniae anguste ovatae vel ovatae, 2,5 ad 3 mm longae, 
capsula 3-sperma. 


Die Art entwickelt ein kurzes Rhizom, das oben bis 4 cm im Durchmesser er- 
reichen kann und in eine kräftige, bis über 6 cm lange (meist nicht ganz erhaltene!) 
_ Pfahlwurzel übergeht; der Unterschied von Rhizom und Wurzel ist nicht sicher, an 
manchen Exemplaren scheint das Rhizom so verkürzt, daß die Wurzel dicht unter der 
Rosette beginnt; die Seitenwurzeln sind kurz und schwach. Die dicklichen, aber. trocken 
leicht brüchigen Blätter stehen bis etwa 10 in der Rosette; alte Blätter verkahlen ober- 
seits oder sind nur + mit langen anliegenden Zotteln bestreut, am Rande und unter- 
seits sowie besonders nach dem Stiel zu ist die lange Zottelbehaarung dichter, die Haare 
hängen oft strähnig zusammen; junge Blätter sind lang und dicht strähnig filzig-zottig 
behaart; die Farbe der Haare ist graugelblich, an jungen Blättern besonders von etwas 
seidigem Glanz; 5 Nerven springen unterseits ziemlich deutlich breitlich vor. Die Ähren- 
stiele sind nach unten zu + zottig behaart, nach oben zu, sowie an der Spindel der 
Ähre wird die gelbliche oder gelblich-graue Behaarung dichter, bis zu einer wollhaarig- 
filzigen Decke. Die Braktee hat einen sehr dicken Nerven und zarte schmale Ränder, 
die mit langen, abstehenden, => verworrenen Haaren bedeckt sind, die so lang wie die 
Braktee selbst werden, auf dem Rücken sind dieselben oder "kürzere Haare zerstreut; 
manchmal ist die Braktee länger entwickelt, so daß sie den Kelch etwas überragt; Samen 
hell bis dunkel oliv-braun, im Umriß oval bis schmal eiförmig-oval, flach furchig-run- 
zelig, vorderseits flach oder ein wenig konvex, 1,75—2 mm lang. 


Argentinien: Prov. Cordoba, Dep. de las Minas, Cerro de Orcosu 
(oder de la Yerba Buena) (G. Hieronymus n. 427! — o. verblüht im Fe- 
bruar 1876); Prov. San Juan, Estancia Maradona (Saile Echegaray s. n.! — 
g. blihend und fruchtend im Januar 1876); Cordoba, in der Umgebung 
der Stadt (C. GaLanper — blühend und fruchtend im November 1880); 
Sierra San Luis (C. Gatanper s. n. — o. verblüht im März 1882); Rio 
Primero (T. Stuckert n. 13402 — o. und g. blühend im September 1903); 
Sierra chica de Cordoba, Rio Zeballos (C. GatanpER — g. blühend und 
fruchtend im Januar 1878); Prov. Cordoba, Dep. Punilla, Lafalda (T. Stux- 
KERT n. 3953 — o. blühend im November 1897); Prov. Cordoba, in 
pratis »Rufino« (C. Spesazzını n. 5392 — o. und g. blühend im November 
1900); Prov. Rioja, Sierra Famatina, über Vallecito, bei Pié de la Cuesta 
(G. Hieronymus et G. NIEDERLEIN n. 710 — g. fruchtend im Januar 1879). 


Var. achalensis Pilger nov. var. 
Parva; folia ovalia — late ovalia, 3—4 cm longa, etiam ie satis vil- 
Tosa; pedunculi 3,5—4,5 cm longi, spica ad 4 cm longa. 
Eine kleine Pflanze mit ziemlich kräftiger Wurzel; die Behaarung ist weißlich oder 
etwas bräunlich, die Haare sind nicht ganz so lang wie beim Typus, so daß sie nicht 
“in Strähnen zusammenhängen; auch ältere Blätter sind, besonders unterseits, noch ziem- 


242 R. Pilger. 


lich stark zottig; Blüten geschlossen; Kelchblätter 2 mm lang; die Haare der Braktee 
sind so lang oder etwas langer als diese selbst. 


Argentinien: Sierra Achala de Cordaba, am Fuf der Gigantes und 
östlich der Gigantes, Quebrada del Chorro (G. Hieronymus s. n.! — De- 
zember 1878). 


8. Subspec. dasystachys Pilger nov. subsp. — P. macrostachys f. 
pilosa sec. Pilger in O. Kuntze Rev. III. II (1898) 264, non P. macro- 
stachys Decne. 

Radix crassiuscula, valida; folia (in specim. plerumque haud bene con- 
servata!) anguste ovalia ad elliptico-ovalia, superne breviter arcuato-cuneatim 
angustata, in petiolum brevem sensim vel brevius angustata, ad 13 cm 
longa, ad 3,5 cm lata, margine integra, supra parce vel densius pilis longis 
satis rigidis hirsuto-villoso-inspersa, subtus longe villosa vel hirsuto-villosa; 
pedunculi erecti, validi, 13—14 cm longi, inferne parce vel densius longe 
villosi, superne aeque ac spicae rhachis dense longeque villosi ad lanigero- 
tomentosi; spica ad 20—27 cm longa, basi tantum laxiuscula vel laxa, 
superne densa; bractea lanceolato-ovata, pilis longis patentibus satis inspersa, 
3 mm parum superans; sepala latiora late ovata, parum inaequilatera, mar- 
gine imprimis superne brevissime ciliolata, dorso pilis brevibus inspersa, 
2,5 mm longa, sepala angustiora anguste ovalia, parum inaequilatera, mar- 
gine breviter ciliolata, dorso ad nervum scaberula vel pilis brevissimis in- 
spersa; flores aperti, corollae laciniae anguste ovatae, angustatae et acutae, 
2,5 mm longae; ovula 3. 

Kräftige Pflanzen. Die Blatter sind leicht zerbrechlich, ziemlich dünn; die Be- 
haarung jüngerer Blätter ist dicht, gelblich und etwas glänzend, die langen Haare der 
Blätter sind steif und = anliegend, nur selten bei dichter behaarten Blättern nach dem 
Stiel zu etwas strähnig verbunden; die Rosetten werden von den kräftigen Blütenstän- 
den weit überragt; die Behaarung von langen, + abstehenden Zottelhaaren ist dicht 
und von bräunlicher Farbe. Die Braktee hat einen dicken und breiten Nerven und 
schmale Ränder; die Behaarung der breiten Kelchblätter auf dem Rücken ist etwas ver- 
schieden, kurze und ganz kurze Haare sind gemischt; der Nerv der schmalen Kelch- 
blätter ist sehr dick, der Rand ist etwas ungleichmäßig gewimpert, einige längere 
Härchen stehen besonders nach der Spitze zu; die Antheren der offenen Blüten sind 
eiförmig-elliptisch, 4,5 mm lang. 

Argentinien: Cordoba, bei der Stadt (T. Stuckert n. 10185 — 
blühend im Oktober 1901); Terreno de Formosa (NıEDERLEIN n. 259d — 
November 1891); Misiones, auf Weiden bei »Bompland«  (SPEGAZZINI 


n. 32046 — blühend im November 1909); bei »Sta. Ana« (SPEGAZZINI 

n. 13268 — blühend im Dezember 1904). | 
Paraguay; Rio Tebicuari (0. Kuntze s. n. — blühend im September 

1892). 


Etwas zweifelhafte Exemplare sind: Spesazzını n. 15408 (Cordoba) und 
Spesazzını n. 10042 (Tucuman). F 
9. Subsp. leiocalyx Pilger nov. subsp. 

Radix fusiformis; folia ovalia ad elliptica, superne breviter late arcuato- 


“ 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 243 


7 ad late arcuatim angustata, inferne breviter late cuneatim in pe- 
tiolum brevem planum angustata, 10—11 cm longa, 3 ad fere 4 cm lata, 
 margine integra; folia adulta supra villis longis parce inspersa, margine 
villoso ciliato, subtus imprimis ad nervos et versus petiolum densius longe 
yillosa, folia juniora subtus imprimis inferne dense longeque villoso-tomen- 
‘tosa; pedunculi erecti vel parum arcuati, ad 14 cm alti, inferne laxe superne 
densius ad dense villosi, infra spicam aeque ac spicae rhachis usque villoso- 
tomentosi; spica 13 cm longa, densiuscula, inferne magis laxa; bractea calyce 
brevior, lanceolato-ovata, 2,25—2,5 mm longa, parce villis longioribus in- 
spersa, nervus crassus; sepala latiora late ovata, superne angustata, apice 
‘ipso obtusiuscula, satis inaequilatera, 2,5 mm longa, glaberrima, nervus 
crassus, sepala angustiora anguste obovato-ovalia, parum inaequilatera, 
2,25 mm longa, praeter marginem hic illic minute ciliolatum glaberrima, 
nervus crassus, cuneiformis; flores clausi vel aperti, corollae laciniae an- 
guste ovatae, longe acutatae, 2,5 mm longae vel in floribus clausis ovatae 
ad late ovatae, 2 mm longae; ovula 3. 


Von der Unterart liegt nur ein Exemplar vor; die Wurzel ist nicht ganz erhalten, 
4cm lang, oben 5 mm im Durchmesser, mit langen und dünnen Fadenwurzeln. Die 
Blätter stehen ziemlich dicht in der Rosette; sie sind dünn und trocken leicht zerbrech- 
lich; Nerven 5, oberseits schmal rinnig eingedrückt, unterseits schmal etwas vorspringend; 
die Farbe der Behaarung ist gelblich-grau, die Haare sind an jüngeren Blättern oft 
strähnig verbunden. Die Ährenstiele sind graubraun behaart. Die Blüten sind am unteren 
Teil der Ähre offen, am oberen Teil geschlossen, an den offenen ist die freie Röhre 
etwa 3 mm lang. 


Argentinien: Corrientes, Bella Vista, auf Weiden. (CG. SPEGAZZINI 
n. 12877! — blühend im Oktober 1904). 


10. Subsp. affinis (Decne.) Pilger. — P. affinis Decne. in DC. Prodr. 
XII. 1 (1852) 725 n. 158 p. p. 

Radix crassa ad 9 cm longa, folia lanceolata usque ovalia, apicem 
versus sensim cuneatim raro brevius arcuato-cuneatim angustata, basin 
versus sensim in petiolum brevem angustata, 7—A4 cm longa, 4,2—2,5 
raro ad 3,5 cm lata, integra, adulta supra satis parce villis longis rigidulis 
= adpressis inspersa, margine et subtus densius villosa usque longe villoso 
tomentosa vel etiam subtus villis tantum inspersa et non nisi versus pe- 
tiolum densius villosa, juniora semper dense tomentoso-villosa; pedunculi 
pauci vel usque 9 in rosula, arcuatim adscendentes vel basi tantum parum 
arcuati, tum erecti, 5—15 cm longi, inferne laxe longe villosi, superne 
aeque ac spicae rhachis densius villosi, spica inferne laxa, superne densior, 
5—20 cm longa; bractea triangulari-lanceolato-ovata, crassinervata, dorso 
et margine villis longis rigidulis patentibus inspersa, 2,25—3,25 mm longa; 
sepala latiora elliptico-ovata vel rotundato-ovata, parum inaequilatera, mar- 
gine parum brevissime erosulo-ciliolata, dorso glaberrima vel ad nervum 
parce pilis brevibus rigidulis inspersa, 2,5—3 cm longa, sepala angustiora 
anguste ovalia vel ovalia, parum inaequilatera, margine brevissime vel bre- 


x 


244 R. Pilger. 


viter laxe ciliolata, dorso ad nervum pilis brevissimis vel brevibus inspersa; 
flores aperti vel clausi, corollae laciniae in clausis anguste ovatae, acutatae, 


3 mm longae, in apertis ovatae vel late ovatae, 2,5 mm longae; semina 3. 

Die dicke Pfahlwurzel ist von dem ganz gestauchten Stamm gut abgesetzt und | 
geht senkrecht unverzweigt oder auch hier und da verzweigt in die Erde, die Seiten- 
wurzeln sind dünn und kurz. Da die Unterart feuchten Standort liebt, so sieht man 
gewohnlich Haare am unteren Teil der Blatter mit Erde verfilzt; die Blatter sind derb- 
membranôs, graugelblich behaart. Zwischen offenen und geschlossenen Blüten sind 
öfters Übergänge vorhanden; die Antheren sind oval bis elliptisch, mit sehr kleinem, 
dreieckigem Apiculus, 1,75 mm lang; die Samen sind unregelmäßig oval im Umriß, 
etwas über 4,5 bis fast 2 mm lang, hell bis dunkel olivfarben, auf der Phenflächen run- 
zelig-furchig. 


Bolivien: (p’Orsıcny n. 1179); La Paz, 3300 m ü.M. (Bane n. 87 — 
g. blühend und fruchtend 4889); Palca-La Paz, feuchte Wiese bei 3650 m 
(K. Prranz,n. 445D — g. blühend im Februar 1910); La Paz, 3700 m 
(O. Bucatien n. 2988 — o. und g. blühend und fruchtend im März 1910); 
Cotana am Ilimani 2450 m (O. Bucatien n. 3176 — o. blühend im No 
vember 1911). 


DECAISNE vereinigt (I. c.) unter P. affinis zwei verschiedene Arten. Das Exemplar 
D'OrBiGNY n. 4479 (Umgebung von Chuquisaca, feuchte Plätze) ist die subsp. affinis in 
unserem Sinne. Das Exemplar Gites n. 23 dagegen (Anden von Mendoza) ist Plantago 
argentina Pilger; die Blätter sind bis 7 cm lang, die Blütenstände 15—16 cm lang, da- 
von 6—7 cm auf die etwas lockere Ähre; die Blätter zeigen die für die Art typische 
Behaarung. 


17. Plantago myosuros Lam. Illustr. Genr. I (4791) 342. 

Plantae minores; radix fusiformis tenuis, brevis; folia plerumque 
numerosa lanceolata vel ovali-lanceolata vel oblanceolata vel anguste lan- 
ceolata, superne sensim anguste cuneatim rarius brevius et latius cuneatim 
angustata, basin versus sensim in petiolum longiorem angustum transeuntia, 
4—14, rarius ad 18 cm longa, 4—20 mm lata, margine integra vel minute 
obtuse calloso-denticulata vel conspicue denticulata, dentibus acutiusculis, 
ad 4 mm longis, supra villis longis satis rigidis parce inspersa, margine et 
subtus imprimis versus petiolum densius villosa vel supra et subtus magis 
villosa, juniora densius villosa; pedunculi pauci ad permulti (usque cire: 
25) in rosula, erecti vel arcuato-adscendentes, 4—17.cm alti, ubique laxe 
villosi vel superne aeque ac spicae rhachis densius longe villosi vel hirsuto- 
villosi, spica angusta, densiuscula, inferne tantum laxa 4—16 cm longa; 
bractea calycem fere aequans vel nonnunquam et parum superans, angusta, 
triangulari-lanceolata, fere non nisi nervo valde crasso formata, marginibus 
angustissimis, vel parum latior nonnunquam usque triangulari iota. mag 
ginibus basi nervo aequilatis, pilis rigidulis patentibus satis longis I in 
spersa, 2—3 mm longa; sepala aeque ac bractea pilis rigidulis patentibu 
longioribus et brevioribus + inspersa vel raro praeter marginem fere gla 
brescentia et pilis brevissimis inspersa, sepala latiora late ovata vel rotundato- 
-ovata, parum inaequilatera, margine parum breviter ciliolata, 2—2,5 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 945 


longa, sepala angustiora anguste ovalia vel ovalia, satis inaequilatera, im- 
i primis margine angustiore parce ciliolata, flores clausi vel aperti, corollae 
laciniae anguste ovatae vel ovatae, acutae, 2— fere 3 mm longae, in apertis 
late ovatae, parum breviores; semina 3. 


Durchschnittlich kleine oder ziemlich kleine Pflanzen. Die Spindelwurzel ist dünn 
und nur kurz, kaum über 6 cm lang; die Seitenwurzeln sind verhältnismäßig lang und 
kräftig, manchmal fast so stark wie die Hauptwurzel, so daf das Wurzelsystem fast ein 
büscheliges Ansehen gewinnt. Die Blätter stehen meist in größerer bis großer Anzahl, 
+ aufrecht, selten mehr niederliegend in der Rosette gedrängt (bis etwa 20), nur an 
schwachen Exemplaren ist die Zahl gering, sie sind dünn und zart, trocken leicht 
brüchig; in der Form wechseln sie etwas, doch sind sie durchschnittlich schmal und 
ziemlich lang bis lang nach der Spitze verschmälert, nur selten, besonders bei schwachen 
Exemplaren kurz keilförmig verschmälert; der Rand ist ungezähnt bis deutlich gezähnt, 
es springen dann aus sehr flachen Buchten 5—7 Zähne auf jeder Blattseite mehr oder 
weniger scharf vor, bis zu etwa 4 mm Länge; wie die Form ist auch die Behaarung 
der Blätter etwas wechselnd; in der Jugend ist die Behaarung dicht, zottig von langen 
abstehenden gekräuselten Haaren, die Blattstiele bleiben auch später ziemlich dicht mit 
abstehenden Zotteln bekleidet, während die Spreite mehr verkahlt; besonders die Ober- 
fläche ist gewöhnlich nur noch schwach mit ziemlich steifen, wenig gewundenen Zotteln 
bestreut, welche Behaarung an der Unterseite, besonders an den Nerven etwas dichter 
ist; die Farbe ist graubräunlich oder weißlich; an andern Exemplaren sind die Blätter 
noch beiderseits reichlich steif villos, oder verkahlen oberseits ganz bis auf den schwach 
zotteligen Rand; Nerven 3—5, dünn und zart. Die Ährenstiele sind entweder straff auf- 
recht oder nur wenig gebogen, oder aber, besonders bei + niederliegender Rosette 
(vorzugsweise bei kleineren Exemplaren) stark gebogen ansteigend; ihre Länge und die 
Länge der Ähre wechselt ebenso wie die der Blätter beträchtlich. Die Braktee hat einen 
sehr starken Nerven und ganz schmale oder seltener etwas breitere zarte Ränder, der 
Nerv der Kelchblätter ist ebenfalls stark; Braktee und Kelch sind auffallend behaart; 
die Haare sind steif und abstehend, sie erreichen bei der Braktee eine Länge von über 
der Hälfte der Brakteenlänge, an den Kelchblättern sind sie kürzer, auch sind meist 
kürzere und längere Haare gemischt; nur selten ist die Behaarung des Kelches kurz und 
ganz schwach; die Samen sind im Umriß oval — fast elliptisch, vorderseits flach oder 
etwas konvex, hell bis dunkler braun-oliv, auf der Oberfläche fein eingedrückt punktiert, 
1,25—1,5 mm lang. 

Nicht selten kommt bei der Art ausgesprochener Nanismus vor. Solche Zwerg- 
exemplare lagen mir z. B. aus der Umgebung von Montevideo vor; diese haben eine 
zarte dünne Wurzel von 4,5—3 cm Länge; die Blätter stehen zu 3—9 in der Rosette, 
sie sind oblanceolat bis oval-oblanceolat, nach oben zu ziemlich kurz keilförmig ver- 
schmälert, 2—4 cm lang, 4—9 mm breit, mit längeren und = anliegenden, ziemlich 
steifen Zottelhaaren reichlich bestreut, ganzrandig; diese Exemplare blühen meist offen, 
die Korollenzipfel sind breit ovat, scharf gespitzt, 4,5—1,75 mm lang, ältere Antheren 
sind elliptisch, der Apiculus ist gut entwickelt, dreispitzig, die mittlere Spitze etwas vor- 
‚gezogen. Allerhand Übergänge zu Exemplaren normaler Größe kommen vor. 


_ Uruguay: Montevideo: (Commerson — 1767; Herb.Paris) ; (SELLO d. 50); 
Punta Brava (Frucnarn — g. fruchtend im Dezember 4876; Herb. Paris); 
auf Weiden (Frucuarp — Zwergexemplare, o. blühend im November 1868; 
Herb. Paris); an Mauern der Stadt (Gigerr — g. blühend und mit junger 
Frucht im November 1864); an Gräben in Gehölzen (Gisert — Zwerg- 
xemplare, o. blühend im Oktober 1870); auf Weiden um Las Piedras 


246 R. Pilger. . 


(Giserr — Zwergexemplare, o. blühend im Oktober 1867); Santa Lucia 
(ARECHAVALETA — g., Junge Frucht im November 1877); Cerro de Monte- 
video (M. B. Berro n. 3579 — g., junge Frucht im November 1906); Ca- 
nelon chico (M. B. Berro — g. blühend im November 1908). — Concepcion 
del Uruguay, auf unbeweidetem Camp, Quinta del Colegio (P. G. Lorentz 
n. 340 — o. und g. blühend im November 1875); feuchter Grund südlich 
der Lagune (P. G. Lorentz n. 923 — o. und g. blühend und fruchtend im 
November 1876). | | 
Argentinien: La Plata, zwischen Steinen am Wegrand im Parke 
(R. Pinger n. 420 — fruchtend im Januar 1899); auf Weiden bei La Plata 
(Spesazzını n. 5401 — g. fruchtend im Januar 1904); auf sandigen Weiden 
bei Buenos Aires (Spesazzını 6420 — o. und g. blühend im November 
4902); Prov. Buenos-Aires, auf Weiden der Pampa de Chacabuco (Spe- 
GAZZINI n. 35319 — g. blühend im November 1908); auf Weiden bei Lin- 
coln (SPEGAZZINI n. 9070 — g. fruchtend im Dezember 1902); auf Weiden — 
an Hügeln der Sierra de Curamalal (Spesazzını n. 5393b — g. fruchtend 
im Dezember 1899); San Isidro, auf Wiesen (C. BETTFREUND und IsoLina 
Köster n. 679); auf sandigen Weiden bei Corrientes (SPEGAzzINI n. 27716 — 
g. blühend und fruchtend im Dezember 1906); Entrerios, auf Weiden bei 
Gualeguay (Sresazzını n. 7302 und 9777); Chaco boreal, Formosa (Spe- 
GAZZINI n. 5386 — fruchtend im Februar 1900); Prov. Cordoba, Estancia 
Germania bei Cordoba (P. G. Lorentz n. 169 — g., 1874); im Sande des 
Rio Primero bei Cordoba (P. G. Lorentz n. 125 — 1871); Sierra chica de 
Cordoba, bei Potrero de Moyano im Osten der Penilla (G. Hieronymus | 
n. 575 — g. fruchtend im Dezember 1876); Alta Cordoba (T. Sruckert | 
n. 4808 — Zwergexemplare, g. fruchtend Ende Oktober 1898); ebenda | 
(T. Sruckert n. 4852); bei Cordoba (T. Sruckerr n. 7610 — g. fruchtend | 
im Februar 1899); Sta. Fe—Rufino, Estancia S. Miguel (Specazzini n. 5390 | 
— g., Junge Frucht im November 1900); oberhalb Catamarca, in der Que- | 
brada de la Tala (P. G. Lorentz et G. Hirronymus n. 459 — g., junge | 
Frucht im November 1872). | 
Paraguay: Villa Encarnacion (K. BETTFREUND 207). 
Die ursprüngliche Beschreibung von Lamarcx (l. c.) gibt nur folgende Bemerkungen: | 
P. foliis lineari-lanceolatis, 3-nerviis, glabris; scapo tereti subpiloso; spica cylindracea. | 
E Monte-Video. Planta 4-uncialis, habitu myosuri. Commers. 1 
Die Exemplare im Pariser Herbar, auf die sich die Beschreibungen von LAMARCK | 
und Decaisne beziehen, lassen zu wünschen übrig; im Herb. Lamarck findet sich ein | 
ganz kleines, kahles Exemplar, das wenig typisch ist und sich im Habitus der P. pe | 
nantha nähert, aber eine Form von P. myosuros in obigem Sinne ist. Im Generalherbar | 
Paris findet sich ein stark zerstörtes Exemplar von Commerson (1767), dessen Reste aber | 
darauf schließen lassen, daß es P. myosuros in unserem Sinne ist. Daneben klebt ein | 
Exemplar (wohl ebenfalls von Commerson), das von Lamarck (handschr.) als P. myosuros | 
bezeichnet ist; dieses hat gut gezähnte Blätter. Ein weiteres Exemplar von TWEEDIE) 


(n. 48, Banda Orientale), von Decaisne als P. myosuros bezeichnet, ist die Art in uns} 
serem Sinne; es hat ungezähnte Blätter; darauf bezieht sich die Bemerkung in der Bey 


Biologie und Systematik von-Plantago § Novorbis. 247 


+ 


—schreibung von Decaisne (Prodr. XIII. 4. (4852) 723 n. 154): foliis integris. In der Flora 
Brasil. VI. 4 (1878) 174 steht die Art unter den »Species inquirendae«; es wird nur die 
Decaisnesche Beschreibung abgedruckt. Die Lorentzschen Exemplare wurden von Gnise- 
Bach als P. brachystachys Kunze bestimmt (Pl. Lorentz (1874) 454). 
Var. major Pilger nov. var. 
Elatior; folia numerosa in rosula, angusta, longa, lanceolata, ad 20— 


30 cm longa, ad 47—30 mm lata; iitidrescuiing ad 30— 50 cm altae, spica 
“ad 25 cm longa; flores clausi ie aperti. 

Größere und kräftige Pflanzen, öfters mit dicklicher Spindelwurzel. Die Zähnelung 
der Blätter ist meist deutlich ausgeprägt, aber unregelmäßig; nur wenig Zähne an jeder 
Blattseite, spitzlich oder stumpflich, bis 4 mm vorspringend. Die Braktee ist etwa 3 mm 
“lang, der Kelch 2,5 mm; die Kelchblätter sind meist nur schwach steifhaarig, die schmä- 
leren tragen einige längere Borsten auf dem Nerv nach oben zu, die breiteren sind meist 
nur kurzborstig; die Blüten sind offen oder geschlossen, an den offenen Blüten sind 
die Kronenzipfel eiförmig, 2,25 mm lang, die elliptisch-eiförmigen Antheren 2 mm. 

Uruguay: Dep. Seriano, Paso Arena del Cololö, feuchte Ufer (Corn. 
Osten n. 3242 — g. o. blühend im Oktober 1897); Montevideo, feuchte Ufer 
(ARECHAVALETA S. n. — g. oder o. und g. blühend im Dezember); Frucaarp 
— g. blühend im November 1876; Herb. Paris). 

Argentinien: Puerto de la Plata (Spesazzını n. 16372 — g. fruchtend 
im Dezember 1906); Buenos Aires, Las Conchas (C. Berrrreunp und IsoLına 
Köster — g. blühend im November 1888); San Isidro, an feuchtem Fahr- 
weg (dies. n. 683 — g. blühend im November 1889); auf Weiden bei San 
Juan (Specazzını n. 23655 — g. blühend im Dezember 1907). 


Var. parviflora Pilger nov. var. 

Folia in rosula numerosa, angusta, lanceolata ad anguste lanceolata, 
sensim in petiolum angustata, ad 17—18 cm longa, 7—11 (raro ad 13) mm 
lata, plerumque bene, sed irregulariter dentata, laxe villosa; inflorescentiae 
quam folia breviores vel parum longiores, erectae vel arcuatim adscendentes ; 
bractea 2—2,5 mm longa, pilis saepe longis inspersa, sepala 1,75—2 mm 
longa, plerumque breviter pilosa, flores clausi vel aperti. 

Die Spindelwurzel ist kräftig ausgebildet. Die Zähnelung der Blatter ist deutlich, 
aber unregelmäßig, kleine entfernt stehende Zähne springen stumpflich vor, oder wenige 
schmale Zähne springen ganz unregelmäßig bis 2 mm vor. Ahrenstiele und Ahren sind 
kurz, zusammen nicht über 20 cm lang; die Korollenzipfel der geschlossenen Blüten sind 
eiförmig bis breit eiförmig, kurz spitzlich, 2 mm lang, die der offenen Blüten sind schmal 
eiförmig bis eiförmig, gespitzt, die breit eiförmig-elliptischen Antheren sind 1,5 mm lang. 

Argentinien: Cordoba, Quilino (G. Hırronymus et G. Lorentz n. 510 
— g. blühend im November 1872); Cordoba, am Rio Primero (T. Stuckert 
n. 256 — o. blühend im Oktober 1896); Prov. Buenos-Aires, Sierra de 
Curamalal (Specazzını n. 5394b — g. blühend und fruchtend im Dezember 
1899). 

Von C. Spesazzını (in Nov. Add. ad Fl. Patag. II (4902) p. 77 und p. 78 [aus Anal. 
-Socied. Cientifica Argentina]) wurden zwei Varietäten von P. myosuros beschrieben, von 
denen mir keine Exemplare vorlagen; ich gebe ihre Beschreibungen im Wortlaut des 
Autors wieder. 


948 R. Pilger. I 


a 


‘ 
Jue 


ive. 26, 7: 


470. Plantago myosurus Lam. var. latifolia Speg. 

Hab. In pratis sabulosis circa Carmen de Patagones, Febr. 1898 (C. S.). 

Obs. Varietas a typo distincta foliis anguste lanceolatis (100—150 mm 
long. = 10—15 mm lat.), 5-nervibus glaberrimis (cnfrt. Walp., R. IV. p. 179) 
integerrimis membranaceis, scapis erectis rectis folia non v. vix aequan- 
tibus (80—160 mm long. = 1 mm crass.), triente infero glabratis ceterum 
-Eve pubescentibus, spicis cylindraceis (50—100 mm long. = 4—5 mm 
crass.) basi relaxatis superne subconfertifloris, axi villoso, bracteis sepa- 
lisque glabris viridibus. 

res ta ei 


471. Plantago myosurus Lam. var. hirta Speg. 

Hab. In aridis sabulosis inter S. Julian et Rio Deseado, aest. 1899 (C. A.). 

Obs. Folia linearia (8—20 mm [muß heißen cm!) long. = 3—5 mm 
lat.) utrimque longe attenuata longeque petiolata, 3-nervia, integerrima mem- 
 branacea flaccida, subglabrata v. laxe patentimque longe piloso-hirta, scapis 
erectis rectis foliis brevioribus (5—410 cm long. = 4 mm diam.) longe laxe 
patentissimeque pilosis; spicis subrelaxatis (3—6 cm long. — 4 mm diam.) 
bracteis margine et carina ciliato-villosis, sepalis glabris. 


18. Plantago Rojasii Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. Dahlem 
n. 49 (1912) 262. 

Radix fusiformis tenuis elongata; folia numerosiora rosulata, tenuia, 
anguste obovato-ovalia, superne breviter late arcuato-cuneatim angustata, 
inferne sensim in petiolum brevem latum angustata, 10—12 cm longa, 3— 
3,5 cm lata, acute denticulata, supra adulta pilis longioribus villosis inspersa, 
ad marginem fere ciliata, subtus imprimis ad nervos densius inspersa; pe 
dunculi arcuatim adscendentes, ad 7 cm longi, longius villosuli; spica an- 
gusta inferne parum tantum laxa, ad 10—11 cm longa; bractea anguste 
triangularis, pilis longis patulis inspersa, 2,25 ad 2,5 mm longa; sepala 
latiora late ovata, vix pilis inspersa, 2 mm longa, sepala angustiora an- 
guste ovalia, pilis paucis brevibus inspersa; flores clausi, laciniae corollae 
anguste ovatae vel lanceolato-ovatae, 2,25—2,5 mm longae; semina in cap- 
sula 3. 


Die bis 9 cm lange, dünne Spindelwurzel geht senkrecht herab und hat dünne, 
ziemlich lange Fadenwurzeln. Die Blätter stehen ziemlich zahlreich, bis 42—13, in der 
Rosette und sind dünn, trocken leicht zerbrechlich; an jeder Seite sind 6—8 spitze Zähne, 
die deutlich, wenn auch mit flach konkaven Buchten vorspringen; ältere Blätter sind 
schwach behaart, auf der Oberseite zerstreut mit längeren, etwas gewundenen Haaren 
besetzt, am Rande durch steife, längere abstehende Haare fast gewimpert, auf der Unter- 
seite, besonders an den Nerven etwas stärker behaart; auch junge Blätter sind nur 
schwach behaart, die Behaarung bildet keine zusammenhängende Decke; Nerven 5—T, 
schmal, unterseits etwas vorspringend. Die Ährenstiele sind im Verhältnis zur Ähre nur 
kurz, stark bogig ansteigend, mit grau- bis gelblichweißen langen Zotteln ziemlich reich- 
lich bedeckt. Braktee und Kelchblätter dunkelbraun gefärbt; die breiteren Kelchblätter 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 249 


4 
tragen nur einzelne längere Haare; die schmäleren Kelchblätter sind ot TUE so 
daß auf der einen Seite nur wenig Rand übrig bleibt. 


- 


Paraguay: am unteren Pilcomayo (Comision argentino-paraguaya de 
limites 1906, Tu. Rosas n. 219, 219a! — mit jungen Samen im Juli 1906). 
Anm. Außer diesen Exemplaren befindet sich im Berliner Herbar noch eine etwas 
zweifelhafte Pflanze mit schmäleren, nur 17—418 mm breiten Blättern, die aber wohl zu 
P. Rojasii gehört: Argentinien, Entrerios, Baranqueras (NIEDERLEIN n, 259 — 
August 4892). 
49. Plantage Hartwegii Decne. in DC. Prodr. XII. 1. (1852) 724 
n. 156. 

‘ Radix fusiformis satis elongata; folia lanceolato-ovata, superne sensim 
angustata, basin versus sensim in petiolum satis angustum transeuntia, 
‘7—10 cm longa, ad 2 cm circ. lata, parce villis brevioribus vel longioribus 
inspersa vel demum glabrescentia, juniora pilis albido-cinereis villosa, margine 
grosse irregulariter dentata, dentibus paucis obtusis, rectis vel + curvatis, 
ad 2—3 mm longis, margo parum vel haud inter dentes sinuatus, pedun- 
culi pauci satis tenues, inferne = arcuati, 9—14 cm longi, parce villosuli, 
superne aeque ac spicae rhachis villosi, spica demum utrinque laxa, ad 
40—11 cm longa; bractea calycem haud plane aequans, anguste ovata, 
dorso et margine pilis longis rigidulis, Æ patentibus copiose inspersa, rarius 
pilis brevioribus parce tantum inspersa, 2,5—3 mm longa; sepala latiora 
rotundato-elliptica vel rotundata, parum vel nonnunquam magis inaequi- 
latera, margine breviter ciliolata, superne pilis nonnullis parum longioribus 
interspersis, dorso ad nervum pilis brevibus vel parum longioribus rigidulis 
inspersa, 2,5—2,75 mm longa, sepala angustiora ovalia vel late ovalia vel 
obovato-ovalia, vix inaequilatera, aeque pilosa; flores clausi vel aperti, co- 
rollae laciniae in clausis anguste ovatae, acutatae, 2,5 mm longae, in apertis 
ovatae, 2 mm longae; ovula 3. 

An einigen Exemplaren ist die kräftige, bis 7 cm lange Pfahlwurzel gut erhalten, 
der gestauchte Stamm ist ziemlich stark verdickt; die Blätter stehen nicht zahlreich in 
der Rosette; sie sind 3-nervig, die Nerven sind als feine Riefen kenntlich; die schwache 
Behaarung ist ebenso. wie an den Blütenständen etwas gelblich oder grauweißlich. Die 
Braktee hat einen ziemlich breiten, aber verhältnismäßig schwachen Nerven, der deutlich 
aus mehreren Strängen zusammengesetzt ist, der Rand ist zart, die Haare erreichen bis 
3/4 der Brakteenlänge; an einigen Exemplaren ist die Behaarung durchschnittlich schwächer 


und kürzer; die herausragenden Antheren der offenen Blüten sind breit herzförmig, etwas 
über 4 mm lang; reife Samen nicht bekannt. 


Columbien: Auf Weiden bei Hacienda del Chisinche (Hartwec 
m 1360). 


Ecuador: auf Hochebenen bei Quito (Sopıro n. 127/8 — g., im 
August 4871). 
In BENTHAM, Plantae Hartwegianae n: 1360 als P. hirtella Humb. et Kunth? be- 


zeichnet; der sche Name ist dann unter den Emend. et Corrig. p. 358 (4857) 
aufgenommen worden. 


Im Herbar Paris sah ich ein merkwürdiges, wohl zur Art zu stellendes Exemplar, 
dessen Maße ich in die Beschreibung nicht aufgenommen habe: Quito (River n. 98 — 


250 R. Pilger. 


4 


II. 1902). Dies Exemplar hat eine sehr starke holzige Wurzel, die sich in mehrere — 
kräftige, gerade oder gebogen absteigende Äste teilt, die derbe Seitenwurzeln tragen; — 
der eine Ast ist 44 cm lang. Der oberirdische Teil ist anscheinend nicht normal ent- 
wickelt: Die niederliegende Rosette wird von ovalen, kurz gestielten, ganzrandigen oder 
nur mit einzelnen Zähnen versehenen Blättern gebildet, die bis 7 cm lang sind. Zwei 
kurze Blütenstände steigen bogig an. 


Var. subintegra Pilger nov. var. ' 

Folia lanceolata vel ovali-oblanceolata, superne sensim cuneatim vel 
satis sensim arcuato-cuneatim angustata, basin versus sensim in petiolum 
longiorem vel longum angustata, 14—25 cm longa, 2,5 ad fere 4 cm lata, 
subintegra vel parum margine undulata vel dentibus nonnullis obtusis raro 
ad 1,5 mm longis instructa, supra et subtus villis albidulis satis inspersa 
vel fere glabrescentia, pedunculi pauci 11—37 cm longi, spica laxa 7— 
20 cm longa; bractea copiose villis inspersa; sepala latiora late elliptica, 
distincte ciliolata, 2,75—3 mm longa; flores clausi vel semiaperti, corollae 
laciniae anguste ovatae, 2,75 mm longae. | 
Kräftigere und höhere Es als der Typus, mit schwacher Zähnelung der Blatter; 
Blätter von ziemlich dünner Konsistenz, aber biegsam, Nerven 5 und 2 schwache =£ 
durchlaufende Randnerven, unterseits schmal vorspringend, die grobmaschige Netznervatur 
= deutlich. Samen 3, im Umriß unregelmäßig oval oder eiförmig-oval, hell bis dunkler 


braun, vorderseits flach, etwas über 2—2,5 mm lang; die Oberfläche läßt eine feine 
Zeichnung von kleinen, durch schwache Furchen umrandeten Polygonen erkennen. 


Ecuador: In Gebüschen bei Quito (Sopıro n. 127/7d); (River n. 558 

— blühend und fruchtend im Januar 4904; Herb. Paris). 
Var. bidentula Pilger nov. var. 

Folia erecta, lanceolato-ovalia vel ovalia, superne sensim angustata, 
obtusiuscula, basin versus sensim in petiolum longiorem angustata, ad 35 cm 
longa, villis para inspersa, supra demum glabrescentia, subtus basin versus 
et ad petiolum semper densius albido-villosa, insigniter dentata, dentibus 
paucis, X bidentulis, ad 3 mm longis; pedunculi erecti vel parum arcuati, 
inferne parce, superne densius villosi, 20—29 cm longi, spica laxa 15— 
18 cm longa; bractea copiose villis longioribus inspersa, 3—3,5 mm longa, 
sepala latiora rotundato-elliptica, ciliolata, satis inaequilatera, 3-3 ‚25 mm 


longa, sepala angustiora ovalia; flores clausi vel semiaperti. 

Eine kräftige Pflanze; die Pfahlwurzel, die aus dem dicken, gestauchten Stamm 
hervorgeht, ist 7 cm lang; hier und da ist eine stärkere Seitenwurzel vorhanden, die 
Fadenwurzeln sind kräftig. Auffallend ist die Zähnelung der Blätter; es springen vom 
Rande aus breiter Basis wenige Zähne vor, die Æ scharf 2-spitzig sind und bis 3 mm 
lang werden. 


Ecuador: Quito (River n. 97 — blühend im Februar 1902; Herb. 
Paris). + 
20. Plantago catharinea Decne. in DC. Prodr. XIII. 4. (4852) 726 
n. 165; Schmidt in Fl. Brasil. VI. 4 (4878) 473. 3 

Radix satis elongata et tenuis, ad 12 cm longa; folia ad 9 rosulata, 
_ovalia, raro ovali-lanceolata, superne breviter late cuneato-arcuatim vel 
arcuatim angustata obtusa, basin versus sensim cuneatim in petiolum satis 


% 


wi >. 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 251 


angustum angustata, 3—11 cm longa, ad 2,5 cm lata, margine parum un- 
dulato-dentata vel insignius obtuse dentata, supra villis brevibus parce in- 
spersa, subtus inprimis ad nervos et versus petiolum aeque parce villosa; 
inflorescentiae plerumque paucae, pedunculi = arcuatim adscendentes, ad 
11 cm longi, inferne parce, superne densius villosi, sub spica aeque 
ac. spicae rhachis usque longe villoso-tomentosi; spica satis densa, inferne 
tantum laxiuscula, ad 15 cm longa; bractea quam calyx brevior vel parum 
longior, e basi ovata triangulari-acuta, villis longis dorso et margine in- 
spersa, 2,5—3 mm, nonnunquam ad 4 mm longa, sepala latiora late ovato- 
elliptica, parum inaequilatera, margine superne brevissime ciliolata, ceterum 
glabra vel dorso pilis brevibus et parum longioribus rigidulis inspersa, 3 mm 
longa, sepala angustiora ovalia ad elliptica, satis inaequilatera, margine an- 
gustiore et apice breviter ciliata, dorso pilis paucis brevissimis inspersa ; 
flores aperti vel clausi, corollae laciniae in clausis ovatae acutatae et acutae, 
_ 3,5 mm longae, in apertis ad late ovatae, 2,75 mm longae; ovula 3. 

Die Art hat eine langgestreckte Spindelwurzel mit langen und derben Fadenwurzeln. 
Die Blatter sind aufrecht oder ansteigend; die Zähnelung ist verschieden, ôfters nur 
schwach, während an anderen Blättern 4—5 starke Zähne neben einigen kleineren auf 
jeder Seite vorspringen; diese sind aus breiter Basis geradeaus oder nach oben gerichtet, 
stumpf, bis 2 mm lang; die Haare sind weich, kurz und anliegend; ältere Blätter sind 
schwach behaart, jüngere etwas reichlicher, man kann sie als kurz pubescent bezeichnen; 
Nerven 5, dünn. Die Ahre fällt durch schwärzliche Färbung der Brakteen und Kelch- 
blätter auf; die Braktce hat einen starken Nerven und zarte Ränder, die höchstens so 
breit wie der Nerv werden; die breiteren Kelchblätter sind aus dem kräftigen Nerven 
ganz kurz stumpflich gespitzt; bei den schmalen Kelchblättern bleibt auf der einen Seite 
neben dem dicken Nerven nur ein ganz schmaler Rand; die Röhre der offenen Blüten 
ist fast 4 mm lang, die jungen Antheren sind oval, 2 mm lang, die älteren lang heraus- 
ragenden Antheren sind elliptisch, der Apiculus ist = gezähnelt, mit einem deutlichen 
Mittelspitzchen versehen. Samen? 

Nom. vern.: »Tansagem« (ScuwackeE!). 

Süd-Brasilien: Sta. Catharina (D’UrvıLLe; Herb. Paris et Berol.); 
(GaupicHnaun n. 156—1831—33; Herb. Paris.); auf der Insel Säo Francisco, 
an Wegrändern und im Sande (E. Uze n. 382 — g. blühend und mit jungen 
Samen im Oktober 1889); im Sand an der Itajahy-Mündung (H. Schenck 
n. 1065 — g., unreife Samen im November 1886); Insel Säo Francisco, 
auf Sandboden am Carau-See (Scuwacke n. 13130 — g. blühend im Sep- 
tember 1897); im Sande des Meerestrandes bei Ilha do Alvarenga (ScHWAGKE 
“n. 13056 — o. blühend im Obtober 1897). 


24. Plantage Buchtienii Pilger n. sp. — Radix crassa elongata, ad 
7—8 cm longa; folia ovalia vel late ovalia vel obovato-ovalia, superne 
satis breviter arcuato-cuneatim angustata, basin versus late cuneatim vel 
longius anguste cuneatim in petiolum brevem vel longiorem latiusculum 
"angustata, 143—27 cm longa, 3—6 cm lata (raro in specim. parvis 6— 
cm tantum longa, 1,5—2,5 cm lata), margine subintegra, parum un- 
“dulata vel dentibus nonnullis acutis, recurvis ad 1,5—2 mm longis in- 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. 17 


252 R. Pilger. 


structa, villis albidis longioribus = adpressis inspersa, margine ciliato- 
villosula, subtus ad nervos et versus petiolum densius villosula, juniora 
densius villosa; pedunculi pauci, == adscendentes vel basi tantum ar- 
cuati, tum erecti, 44—28 cm longi, a basi aeque ac spicae rhachis pilis 
longis patentibus albidis laxe villosa, spica inferne laxa vel valde laxa, 13 
—20 cm longa (in specim. parvis pedunculi tantum 5—9 cm longi, spica 
6—8 cm longa); bractea lanceolato-ovata, margine rigidule longius ciliata, 
dorso pilis rigidulis inspersa, 3 mm longa; sepala latiora late ovata vix 
parum acutato-angustata, parum inaequilatera, margine vix parum erosula, 
dorso glabra vel pilis nonnullis brevissimis tantum inspersa, 2,75—3 mm 
longa, sepala angustiora ovalia vel late ovalia, parum magis inaequilatera, 
glabra vel nonnunquam apice parce brevissime ciliolata; flores clausi vel 
aperti, corollae laciniae anguste ovatae vel cordato-ovatae, 3 mm longae; 
ovula 3. GT | 

Die Art hat einen ganz gestauchten, breiten Stamm, der sich plötzlich in eine 
kräftige Pfahlwurzel verschmälert; dünne und lange Fadenwurzeln nicht sehr reichlich, 
Die Rosette enthält meist viele Blätter, die dünn und gebrechlich sind; Nerven dünn, 
5—7, grobmaschige Netznervatur etwas deutlich. Die steifen Wimpern der Braktee sind 
ungefähr 1/4 so lang wie diese selbst. Die Samen (nur bei Mannon n. 436 bekannt) sind 
breit oval im Umriß, braun, fein netzig punktiert, 1,75 mm lang. 

Bolivien: Cotana am Ilimani, 2450 m ü. M. (O. Bucurien n. 3175, 
3174! — g. blühend im November 1944); Prov. Larecaja, am Sorata, 
2600-3200 m ü. M. (Manpon n. 136 — blühend und fruchtend im Fe- 
bruar 1858; Herb. Kew, kleine Exemplare). 

Nur mit Zweifel ziehe ich zu der Art das Exemplar Bane n. 12, La Paz 1889. Die 


Nummer ist im Berliner Herbar nur durch ein schlechtes Exemplar vertreten, dessen 
Wurzel (?) abgeschnitten ist. 


22. Plantago Sodiroana Pilger in Englers Botan. Jahrb. XXV (1898) 
733. — P. oreades Decne. ß. vegeta Wedd. Chloris andina II. (1857) 159. 

Rhizoma crassum horizontale, elongatum; folia ovalia vel ovali-lanceo- 
lata, superne sensim angustata, apice ipso obtusiuscula, basin versus sensim 
in petiolum satis longum latum angustata, 20—28 cm longa, 3—4 cm vel 
parum supra lata (sec. WEDDELL 1. c. 30—40 cm longa, 3—6 cm lata); mar- — 
gine integra, villis albidulis + adpressis, breviusculis supra et subtus parce 
inspersa vel demum glabrescentia; pedunculi numerosi (in specim. 10), va- 
lidi, erecti vel parum tantum arcuati, 25—30 cm longi, prope basin glabri, 
inferne parce pilis longioribus satis adpressis cinereo-albescentibus inspersi, 
superne densius pilosi, infra spicam et ad spicae rhachin tenuiter dense 
tomentosi, spica 15—20 cm longa, densa, crassa; bractea calycem circ. 
aequans vel parum superans, lanceolata, crassinervata, marginibus angustis, 
parce pilis brevioribus rigidulis patentibus inspersa, 3—4 mm longa; sepala 
latiora ovata, obtusiuscula, margine superne brevissime ciliolulata, 2,25— 
2,75 mm longa, sepala angustiora ovalia, margine aeque ciliolulata; flores 
clausi, corollae laciniae ovatae acutae, 2,5—2,75 mm longae; semina 3. 


Le 
ig Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 953 
Das dicke, ziemlich horizontal streichende Rhizom ist an den vorliegenden Exem- 
plaren bis 10 cm lang und hat bis über 2 cm Durchmesser; von ihm gehen verhältnis- 
mäßig kräftig fadenförmige, verlängerte Seitenwurzem aus. Die Blätter haben einen 
kräftig gerippten Stiel, auf den 6—40 cm circa zu rechnen sind; Nerven 7—9, oberseits 
schmal eingedrückt, unterseits ziemlich kräftig vorspringend. Auch junge Ährenstiele 
sind unten kahl und nur nach oben mit dem dünnen und dichten grauweißlichen Filz- 
-überzug versehen; die Ähre ist dick und sehr dicht, die Blüten fallen übereinander, der 
Durchmesser beträgt bis 4 cm, nur an der Basis stehen einige Blüten locker und in Ab- 
ständen; der Griffel sieht etwas aus den geschlossenen Blüten hervor; Samen dunkel- 
braun bis fast schwarz, im Umriß oval, 4,75 mm lang. WeppeLL (I. c. 459) bemerkt: 
capsula frequenter 3-etiamque 2-sperma. Ich habe stets 3 Samenanlagen in den Kapseln 
gesehen. 

Ecuador: im Gebüsch der interandinen Region, 2800—3500 m ü. M. 
(Sopıro n. 127/6! — blühend und fruchtend im April 1887); an feuchten 
Felsen des Valle Vicioso am Fuß des Cotopaxi (J. Remy; Herb. Paris); an 
gleichem Standort am Cotopaxi, 3000 m ü. M. (Jameson n. 568 — Dezember 


1856; Herb. Paris). 


23. Plantago oreades Decne in DC. Prodr. XII. 4. (1852) 699 n. 24; 
Weddell, Chloris andina II (1857) 159. 

Rhizoma validum horizontale; folia lanceolata ad ovali-lanceolata, su- 
perne = sensim cuneatim ad anguste cuneatim angustata, obtusiuscula, 
basin versus sensim angustata, 8—12 cm longa, integra vel parum obtu- 
siuscule denticulata, glabra vel margine breviter ciliata et subtus ad nervos 
breviter parce villosula; pedunculi pauci, erecti vel + arcuati et ad- 
scendentes, 10—17 cm longi, inferne glabrescentes vel pilis longioribus 
parce villosula, superne aeque ac spicae rhachis nonnihil densius vil- 
losa; spica imprimis inferne laxa 8—410 cm longa; bractea ovali-ovata ad 
elliptico-ovata, late insidens, margine breviter vel longius ciliata, dorso pilis 
brevibus vel brevibus et parum longioribus rigidulis parce inspersa, 2,5— 
3 mm longa; sepala latiora elliptico-rotundata ad rotundata, parum in- 
aequilatera, apice parum ciliolulata, ceterum glabra vel dorso pilis paucis 
brevissimis inspersa, 2,5—2,75 mm longa, sepala angustiora elliptica vel 
rarius obovato-elliptica, vix inaequilatera, margine imprimis superne parum 
ciliolulata ; flores aperti, corollae laciniae rotundato-cordatae, breves, apice 
late rotundatae, e nervo brevissime apiculatae, 1,5—4,75 mm longae; ovula 3. 

Neben dem Original ist mir noch ein Exemplar der Art aus Peru bekannt gewor- 
den aus der Sammlung Wesersaver, Die Nummer enthält eine junge und eine ältere 
Pflanze. Die letztere ist mehrjährig, mit dickem, horizontalem Rhizom mit derben Faden- 
wurzeln; dieses ist 9 cm lang und hat über 4 cm im Durchmesser; 2 blühende dies- 
Jährige Inflorescenzen stehen in der Rosette, während auch noch 3 vorjährige vertrocknet 
und ausgefallen erhalten sind. Die junge Pflanze ist einjährig, noch ohne Rhizoment- 
wicklung, mit einem Büschel derber Fadenwurzeln und 2 blühenden Inflorescenzen. Die 
Blätter (bis 40 in der Rosette) sind dicklich, aber trocken ziemlich zerbrechlich; der Stiel 
ist nicht von der Spreite abgesetzt, die Basis scheidig verbreitert; Nerven 5, oberseits 
als feine Linien eingedrückt, unterseits ziemlich kräftig vorspringend. Der Blütenstand 
ist weißlich oder gelblich behaart; die Randbehaarung der Braktee kann bis ein Drittel 
ihrer Länge erreichen; der Rand ist etwas breiter jederseits als der Nerv. 


17* 


254 R. Pilger. 


Columbien: Provinz Pamplona, Paramo de S. Urban (Purvır; Herb. 
Paris). | 

Peru: An der Lima-Oroyo-Bahn, bei Puente de Anchi, an feuchten 
Felsen bei 3500 m ti. M. (WeBERBAUER n. 225 — o. blühend im Dezember 
1901). 

Decatsne (l. c.) gibt an: ovario biloculari, loculis 2-ovulatis, ebenso sagt WEDDELL 
(1. c.) capsula ovoidea, 4-sperma. Ich konnte an Blüten des Pariser Exemplares nur 
drei Samenanlagen konstatieren. WEDnpELL gibt folgende Maße: foliis 40— 30 cm longis, 
4—2 cm latis, spicis 40—15 cm longis. So große Exemplare habe ich nicht gesehen; 
vielleicht beziehen sich diese Angaben mit auf seine var. vegeta (vergl. bei P. Sodiroana). 

24. Plantago macropus Pilger n. sp. — Rhizoma valde elongatum; 
folia crassiuscula, ovalia ad ovali-elliptica, superne late vel angustius cune- 
atim angustata, inferne brevius arcuato-cuneatim in petiolum brevem an- 
gustata, 6,5—8,5 cm longa, 2—3,5 cm lata, glabra, subintegra; pedunculi 
7—9 cm longi, inferne parum villosi, superne aeque ac spicae rhachis brevius 
hirsuto-villosi, spica inferne laxa, superne densior 8 cm longa; bractea 
ovalis, 2,5 mm parum superans, margine breviter ciliolata, dorso pilis 
paucis brevissimis inspersa; sepala latiora late ovato-elliptica, apice rotun- 
data, non nisi e nervo parum obtuse producta, parum inaequilatera, 2,5 mm 
longa, margine parum brevissime ciliolata, dorso ad nervum pilis brevissimis 
scaberula, sepala angustiora anguste ovalia ad obovato-lanceolata, parum 
inaequilatera, margine breviter ciliolata; flores aperti, corollae tubus brevis, 
2 ad fere 3 mm longus, laciniae late ovatae, acutatae, margine parum cilio- 
latae, 2 mm vel parum supra longae; ovula 3. 

Von der Art ist mir nur ein Exemplar bekannt, die Halfte einer durchschnittenen 
Pflanze; das lange (hier bis 71/9 cm lange) Rhizom steigt senkrecht ab und bleibt in der 
ganzen Linge von ungefähr gleichem Durchmesser (6—7 mm); am oberen Ende ent- 
springen starke Fadenwurzeln. Die Blätter sind derb, von lederig-papierartiger Kon- 
sistenz, biegsam; die Zähnelung ist nur hier und da durch stumpflich verdickte Stellen 
am Rande angedeutet; Nerven 7, oberseits schwach sichtbar, unterseits deutlich schmal 
vorspringend, auch die grobmaschige Netznervatur ist unterseits deutlich. Die weifliche 
Behaarung der Ahrenstiele ist nach unten zu schwach, nach oben zu wird sie allmählich 
dichter, bis dicht zottig, die Zotteln sind ziemlich kurz und steif; es sind nur 2 jungere 
Ahren vorhanden, die nach oben zu dicht sind, aber vielleicht bei weiterer Streckung 
noch lockerer werden. Die Braktee erreicht nicht ganz den Kelch, sie ist kahnförmig 
konkav, durch den Nerv kräftig gekielt; der Nerv der Kelchblätter ist verhältnismäßig 


nicht stark; jüngere Antheren sind oval, 2 mm lang, ältere, entleerte breit elliptisch, mit 
kurzem, dreieckigem Apiculus. 


Argentinien: Catamarca, Andalgalä (F. Scuickenpantz n. 73! — blü- 
hend im November 1877). | 

25. Plantago argentina Pilger in O. Kuntze Rev. Gen. Plant. III. 2: 
(1898) 263. \ 

Rhizoma validum, pluries divisum, rosulas plures procreans; folia lan- 
ceolata ad late lanceolata, superne parum angustata, versus apicem breviter 
arcuatim angustata et obtusiuscula, inferne sensim in petiolum brevem la- 
tiusculum transeuntia, 3—6 cm longa, 5—8 mm lata, supra glabra vel pilis 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 255 


nonnullis inspersa, margine et subtus villis albidulis Æ obtecta; pedunculi 
plerumque in rosula singuli, tenues, erecti vel parum arcuati, 4—6 cm longi, 
villosi; spica ubique laxa, 2—7 cm longa; bractea anguste ovata, margine 
 yilloso-ciliata, dorso villis inspersa, 2,75—3 mm longa; sepala latiora ro- 
tundato-ovata, superne vix angustata, satis inaequilatera, margine imprimis 
superne breviter ciliolata, dorso pilis brevibus inspersa, 2,75 mm _ longa, 
sepala angustiora latiuscula, obovata vel elliptica, rarius angustiora ovalia, 
_ parum inaequilatera, dorso pilis brevibus inspersa; flores aperti, corollae 
_ laciniae anguste ovatae ad late ovatae, acutatae, acutae, 2,25—3 mm longae; 


ovula 3, semina plerumque 2 tantum evoluta. 

Die Pflanze hat ein kräftiges Rhizom mit unregelmäfig rissiger Rinde, das senk- 
recht herabgeht; an den vorliegenden Exemplaren ist es bis 6 cm lang erhalten bei einem 
Durchmesser bis zu 4 cm; es teilt sich in mehrere kräftige rosettentragende Aste, die 
entweder nur kurz sind und dicht zusammenstehen oder sich auch etwas verlängern 
(bis etwa 3 cm); es resultiert so ein dichter rasenartiger Wuchs von einer Anzahl von 
Rosetten. Die Blatter sind dicklich, trocken ziemlich leicht brüchig; die Unterseite und 
der Rand sind mit langen, feinen, etwas glänzenden, weißlichen oder gelblichen Zotteln 
= bestreut; die Behaarung ist hier und da etwas dichter oder aber die Blätter verkahlen 
fast ganz; Nerven kaum bemerkbar, oberseits feinriefig, unterseits nur ganz wenig her- 
vorragend. Die Ährenstiele wie die Spindel der Ähre sind mit langen, gelblichweißen 
bis gelben Zotteln bedeckt. Die Braktee erreicht nicht ganz die Länge des Kelches, die 
Zottelhaare ihres Randes sind bis 1/3 so lang wie die Braktee; der Nerv der Kelchblatter 
ist kräftig; die schmaleren Kelchblätter variieren ziemlich in der Breite, die Wimperhaare 
des Randes sind von verschiedener Länge, nach unten zu und an der Spitze etwas länger 
als in der Mitte, an der Spitze selbst stehen einzelne längere Haare; die Korollenzipfel 
sind am Rande kurz gewimpert; von den drei Samenanlagen werden nur zwei weiter 
entwickelt, eine bleibt rudimentär, seltener wird auch nur eine fortgebildet; die heraus- 
ragenden (ausgestäubten) Antheren sind elliptisch, ein wenig über 2 mm lang und haben 
einen verhältnismäßig großen, stumpf dreieckigen Apiculus. 

Argentinien: Sierra chica de Cordoba, zwischen Potrero de Loza 
und San Francisco (H. Hieronymus s. n. — blühend und mit junger = 


im November 1880). 
Anm.: In der ursprünglichen Beschreibung wurde die Art von mir fälschlich der 
Leucopsyllium-Gruppe zugerechnet; sie entwickelt zwar an den vorliegenden Exemplaren 
nur zwei Samen, hat aber drei Samenanlagen. Zu P. argentina gehört als Synonym 
P. affinis Decne. p. p., nämlich soweit das von dem Autor angeführte Exemplar: GiLuies, 
in And. Mendozae in Frage kommt. (P. hirsuta Gillies ex Decne. 1. c.) Vergl. bei P. 
affinis. 
Var. glabra Pilger nov. var. — P. oreades secus Griseb. Symb. Fl. 
Argent. (1879) 220, non P. oreades Decne. 
Folia glabra vel juniora margine tantum villis parum inspersa, lanceo- 
lata ad late lanceolata, 4—6 cm longa, pedunculi parum villis inspersi; 


flores aperti, corollae laciniae anguste ovatae ad ovatae, 2— 2,25 mm longae. 

Kine Gebirgspflanze mit stark entwickeltem, senkrechtem Rhizom, das an den vor- 
liegenden Exemplaren bis 45 cm lang ist und bis 42—13 mm Durchmesser hat, mit 
rissiger Rinde bekleidet; es ist in Aste geteilt, die, wenn sie auch eng aneinandergelegt 
nach oben gehen, doch eine lange Strecke (bis 8—9 cm) getrennt sein können; die Äste 
2 können wieder geteilt sein, so daß eine ganze Anzahl von Rosetten rasenartig zusammen- 


256 R. Pilger. 


stehen; die oberen Teile der Aste sind dicht mit Blattresten und gelblichbrauner Wolle 
bekleidet. Am Blattrande sind hier und da stumpfe Zähnchen, die meist nach rückwärts 
gerichtet sind; das Fruchtexemplar entwickelt durchschnittlich 3-samige Kapseln, nur 
hier und da ist eine Samenanlage nicht weiter entwickelt; die Samen sind hellbraun 
bis dunkler rotbraun, im Umriß schmal oval bis oval, auf der Vorderseite flach oder 
etwas konvex, 2,5—2,75 mm lang, die Netzstruktur der Oberfläche ist kaum fein an- 
gedeutet. 

Argentinien: Cordoba, Sierra Achala, unterhalb der Potrerillos, im 
Tal des Rio del Catre (G. Hırronymus n. 764! — fruchtend im Februar 
1887); ibidem, Las Ramadas de San Miguel (G. Hırronymus s. n. — blühend 
im November 1878). 

26. Plantago Niederleinii Pilger n. sp. — Humilis; rhizoma crassum 
elongatum; folia parva, late lanceolata ad ovali-lanceolata, superne bre- 
viter angustata, obtusiuscula, basin versus sensim in petiolum brevem 
angustata, 3—5, rarius ad 6—7 cm longa, margine irregulariter dentibus 
paucis, obtusis, ad 4 mm longis praedita, glabra praeter marginem parce 
villoso-ciliatum vel villis longioribus flavido-brunneis in facie parce, ver- 
sus marginem et margine densius inspersa; pedunculi adscendentes, ra- 
rius fere erecti, 4—7 cm longi, inferne villis longis canescenti-flavidis 
parce inspersi, superne aeque ac spicae rhachis densius villosi, spica 
crassa densa 1—3 cm longa; bractea calycem saepius aequans, triangulari- 
ovata, margine villis brevioribus ciliata, dorso pilis brevibus paucis inspersa, 
2,75—4 mm longa; sepala latiora rotundato-ovata ad rotundata, vix e nervo 
parum angustata, parum inaequilatera, praeter ciliolis brevissimis prope 
apicem glabra, 2,75—3 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, parum 
inaequilatera, margine parum, imprimis inferne, breviter ciliolata; flores 
aperti, corollae laciniae late ad rotundato-ovatae, breviter acutatae, 1,75 mm 
longae ; semina 3. 

Eine niedrige Gebirgspflanze mit dickem und langem (bis 10 cm langem) senk- 
rechtem Rhizom, das besonders unter der Rosette, mit Blattresten und gelblicher Wolle 
bekleidet, verdickt ist (hier Durchmesser bis 2 cm); oben kann Verzweigung statthaben, - 
doch bleiben die kleinen Rosetten dann dicht zusammen sitzen, Zweige sind nicht zu 
unterscheiden. Die kleinen Blätter sind dicklich, starr und ziemlich zerbrechlich, die 
Zähne, die unregelmäßig am Rande verteilt sind, sind gerade oder nach vorwärts oder 
nach rückwärts gewandt; Nerven 5, oberseits fein und schmal eingedrückt, unterseits 
flach, durch schwärzliche Farbe auffallend. Die Schäfte, & zahlreich in der Rosette, 
steigen meist stark gebogen an. Die konkave Braktee hat einen dicken Nerven, der 
aber deutlich aus mehreren Strängen zusammengesetzt erscheint, die Randzotteln wer- 
den nach dem Grunde der Braktee zu etwas länger, doch nicht über 1/4 der Brakteen- 
länge; die breiten Kelchblätter haben einen breiten, aber nicht dicken Nerven; der 
Griffel ragt lang aus den offenen Blüten heraus; junge Antheren sind oval, herausragende 
ältere sind eiförmig-elliptisch, 2—2,25 mm lang, mit schmal dreieckigem, verhältnismäßig 
langem Apiculus; Samen im Umriß oval, (auch bei anscheinend guter Entwickelung) 
von verschiedener Länge, 2—2,5 mm lang, vorderseits meist etwas konvex, dunkel braun- 
olivfarben, fein netzig punktiert. 

Argentinien: Rioja, Sierra Famatina, bei der Mine Jareta (G. Hırro- 
nymus und G. NIEDERLEIN n. 812! — blühend im Januar 1879); bei der 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis, 257 


Mine El Oro (dies. n. 434 — Januar 1879); La Jucrucijada (dies. n. 475 
— fruchtend im Februar 1879). | 


27. Plantago Arechavaletai Pilger n. sp. — Rhizoma breve, cras- 
sum in radicem fusiformem crassam transiens; folia multa rosulata, lan- 


-ceolato-ovalia ad ovalia, superne breviter anguste arcuatim vel + late 


cuneatim angustata, basin versus sensim in petiolum brevem crassiuscu- 
lum transeuntia, 3—5 cm longa, 8—11 mm lata, dense lanigero-tomen- 
tosa vel demum longe villosa, margine integra; pedunculi ad 5, breves 
sed crassiusculi, erecti vel = arcuati, 3—6 cm longi, usque ad basin 
tomentoso-lanigeri; spica densa, 4—6 cm longa, ad rhachin longe villosa; 
bractea calycem circiter aequans, triangulari-vel late triangulari-ovata, co- 
pilose dorso et margine villis longioribus inspersa, 3—3,5 mm longa; sepala 
latiora angustius vel late elliptico-ovata, superne parum angustata, parum 
inaequilatera, margine parum breviter ciliolata, dorso ad nervum villis co- 
piose inspersa, 3 mm longa, sepala angustiora ovalia, vix inaequilatera, 
apice parum angustata, margine brevissime parum ciliolata, dorso aeque 


ac latiora parce inspersa; flores aperti, corollae laciniae anguste ovatae 


ad ovatae, longe acutatae et acutae, 2,75 — fere 3 mm longae; ovula 3. 

Kleinere Pflanzen; das kurze dicke Rhizom hat oben einen Durchmesser von 4 cm; 
es geht anscheinend in eine dicke Wurzel über, die an den Exemplaren nur kurz er- 
halten ist. Die Blätter sind von dicklicher Konsistenz, trocken ziemlich starr und zer- 
brechlich; die älteren Blätter bleiben am Grunde der Rosette vertrocknend länger er- 
halten, als bei den anderen Arten gewöhnlich; die Behaarung ist stark, grauweißlich, 
etwas glänzend, sehr lange strähnig verfilzte Haare bedecken Oberseite und Unterseite; 


bei alten Blättern ist schließlich das Indument etwas schwächer, als langzottig zu be- 


zeichnen. Die Ränder der Braktee sind zart, unten so breit wie der nicht sehr starke 
Nerv, die Zottelhaare am Rande und am Rücken sind 1/4—3/4 so lang wie die Braktee; 
die Zottelhaare an den Kelchblättern, die = anliegen, werden bis 1/2 so lang wie diese 
selbst; die Röhre der offenblühenden Korolle ist 3 mm lang; der Griffel ragt sehr lang 


aus der Blüte heraus, ältere Antheren sind breit elliptisch bis rundlich, 41/2 mm lang, 


mit kleinem, stumpflich dreieckigem Apiculus; an den vorliegenden Exemplaren wurde 
von den drei Samenanlagen immer nur eine weiter entwickelt, zwei blieben ganz klein. 


Uruguay: Punta Ballena (ARECHAVALETA s. n.!). 


28. Plantago ventanensis Pilger n. sp. — Rhizoma validum + elonga- 
tumin radicem transiens; folia ovalia vel angustiora usque lanceolata, superne 
brevius arcuato-cuneatim usque longe cuneatim angustata, basin versus 
sensim cuneatim in petiolum brevem angustum transeuntia, 11—12 cm longa, 
1,5—2,5 cm circ. lata, margine integra, superne pilis longis parce villosa, 
subtus imprimis versus petiolum densius longe lanigero-villosa; pedunculi 
pauci erecti, cum spica crassiuscula praeter basin laxiorem densa, ad 12 cm 


longa 20 cm alti, villosi, superne densius aeque ac spicae rhachis villoso- 


tomentosi; bractea calycem circ. aequans vel parum brevior, lanceolato- 


—ovata, dorso et margine villis longis inspersa, 3—3,5 mm longa; sepala 
_latiora latius ovata, superne angustata et acutiuscula, satis inaequilatera, 


margine breviter, apice parum longius ciliolata, dorso pilis brevibus inter- 


258 . R. Pilger. 


mixtis villis longioribus inspersa, 3 ad fere 3,5 mm longa, sepala angu- 
stiora ovalia, parum inaequilatera, margine ciliolata, dorso pilis brevibus 
et longioribus inspersa; flores aperti, corollae laciniae anguste ovatae, acu- 
tatae et valde acutae, 2,75—3 mm longae; ovula 3. 

Die Exemplare zeigen verschiedene Entwickelung von Rhizom und Wurzel; an 
einem Exemplar ist ein senkrecht absteigendes Rhizom mit gleichbleibender Dicke in 
einer Länge von 9 cm vorhanden, dann abgerissen, an anderen Exemplaren setzt sich 
an ein kürzeres Rhizom eine sich verjüngende Spindelwurzel an von vielleicht 3—4 cm 
Länge; die Fadenwurzeln sind kräftig und lang; das Rhizom hat einen Durchmesser von 
4 cm, oben auch wohl von 42—43 mm, sein Ende unter der Rosette, von Blattresten 
und Wollhaaren umhüllt, ist noch etwas dicker; an mehreren Exemplaren ist das Rhizom 
oben in zwei kurze und dicke, rosettentragende Äste geteilt, die dicht zusammen bleiben. 
Die Blätter sind dicklich, etwas zerbrechlich; die langen und steifen Zottelhaare auf der 
Blattoberseite sind am Grunde verdickt, die Unterseite zeigt auch an älteren Blättern 
eine dichtere grauweißliche oder graugelbliche Behaarung, besonders nach dem Stiele zu, 
die Haare hängen strähnig zusammen; junge Blätter sind beiderseits dicht behaart. Die 
Braktee hat einen sehr starken und dicken Nerven, die langen Zottelhaare sind teilweise 
fast so lang wie die Braktee selber; auch der Nerv der Kelchblätter ist dick, bei den 
breiteren ist der Rücken mit kürzeren Haaren bestreut, zwischen denen ziemlich lange 
steifliche Zottelhaare stehen; der etwas breitere Rand der schmalen Kelchblätter ist mit 
kurzen Wimperhärchen besetzt, der etwas schmälere Rand mit längeren zerstreuten 
Wimpern, die abgerundete Spitze mit längeren Zottelwimpern, die die halbe Länge des 
Kelchblattes erreichen. | 

Argentinien: Prov. Buenos-Aires, auf Hügeln der Sierra de Cura- 
malal (C. Spesazzını n. 5394! — blühend im Dezember 18991); Sierra Ven- 
tana, zerstreut aber nicht selten im Ventana-Stock bis oben; Botany-hill 


(P. G. Lorentz n. 72! — verblüht im März 1881). 


29. Plantago floccosa Decne in DC. Prodr. XIII. 1. (1852) 723 
n. 148. 

Rhizoma breve crassum (ad 2—3 cm longum); folia ovalia, superne 
breviter arcuatim angustata, basin versus magis sensim in petiolum brevem 
latiusculum angustata, 8—12 cm longa, 2,5 — fere 4 cm lata, subintegra, 
floccoso-sericeo-lanigera; pedunculi pauci, basi arcuati, tum erecti, 10— 
43 cm longi, aeque ac folia lanigeri, spica 8—12 cm longa, inferne laxa, 
rhachis longe lanigero-villosa; bractea lanceolata 3 mm longa, dorso longe 
lanigero-villosa; sepala glabrescentia, ad nervum tantum parum villosula, 
latiora rotundato-ovata, satis inaequilatera, crassinervata, 3 mm longa, 
sepala angustiora ovalia, parum inaequilatera, margines praeter nervum 
valde crassum angusti; flores (in specim. mihi visis) clausi, corollae laciniae 
ovatae, acutae, fere 3 mm longae; ovula 3. 

Das kurze dicke Rhizom trägt eine Anzahl dicklicher Fadenwurzeln. Die Rosette 
ist bis 9-blätterig; Nerven fünf oder noch zwei schwache Randnerven; die Behaarung 


ist weiß und seidig glänzend, die Haare sind lang und ziemlich anliegend, = gekräuselt 
und strähnig zusammenhängend; sie verdecken niemals ganz die Oberfläche; an alten 


4) Die Sierra de Curamalal oder Curumalan ist dieselbe Gegend wie die Sierra 
Ventana n. w. von Bahia Blanca. Ti 


uae 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 959 


"Blättern wird die Behaarung oft schwächer und verliert den Seidenglanz. Die Braktee 
_erreicht nicht ganz den Kelch, der Mittelnerv ist breit, aber nicht stark kielförmig vor- 
“springend; der Griffel ist in den geschlossenen Blüten ganz eingeschlossen; reife Samen 
"nicht gesehen. 

Mexiko: Zwischen Tula und Tampico (BerLanprer n. 2170—1832; 
‘Herb. Paris.); Prov. Huasteca, bei Tantoyuca (L. C. ErvENSBERG — 1858; 
Herb. Paris); Prov. San Luis Potosi, Las Canoas, auf grasigen Hügeln 
Prince n. 3086 — Juli 1890). 

Varke (Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg XVI [1874] 51) bemerkt, daß nach Asa 
Gray (Contrib. I. 185) P. floccosa von P. virginica nicht spezifisch verschieden sein soll. 


30. Plantago Guilleminiana Decne. Prodr. XIII. 1. (1852) 722 n. 145. 
Rhizoma breve truncatum; folia ovalia, superne breviter anguste ar- 
“cuatim vel parum longius arcuato-cuneatim vel cuneatim angustata, basin 
versus breviter vel longius cuneatim in petiolum brevem angustata, 6— 
42 cm longa, 1,7—2,7 cm lata, margine integra vel parum obtusiuscule 
denticulata, supra parum pilis longis inspersa, subtus imprimis ad nervos 
et versus petiolum densius tomentoso-villosa; pedunculi pauci erecti, 12— 
45 cm alti, ad basin usque longe villosi, imprimis apice dense villosi; spica 
densa, basi tantum laxiuscula, 5—8 cm longa; bractea calycem circ. aequans, 
anguste ovata, 2,5 mm longa, margine pilis longis satis rigidis ciliata, dorso 
pilis brevissimis vix inspersa; sepala latiora rotundata, valde inaequilatera, 
glabra, margine parum erosula, 2—2,25 mm longa, sepala angustiora ovalia, 
parum inaequilatera, margine superiore ciliolis parvis nonnullis instructa; 
flores clausi, corollae laciniae anguste ovatae vel ovatae, acutae, 2,5 mm 
Jongae, ovula 3, semina 2 plerumque tantum evoluta. 
Die Art entwickelt ein ganz kurzes gestauchtes Rhizom mit einem Büschel kräftiger 
Fadenwurzeln. Die älteren Blätter der = reichblättrigen Rosette bleiben länger erhalten 
“und sind vertrocknet zurückgebogen, die jüngeren Blätter stehen aufrecht; Nerven fünf, 
‚oberseits als schmale Furchen kenntlich, unterseits breitlich ziemlich kräftig vorspringend; 
die lange Behaarung ist bräunlich, etwas seidig glänzend, besonders an jungen Blättern; 
diese sind dicht behaart, besonders auf der Unterseite, lange, ziemlich steife, + an- 
liegende Haare bilden eine filzig-zottige Decke; ältere Blätter verkahlen mehr oder 
weniger und sind oberseits nur schwach mit cig langen Haaren bekleidet oder diese 
lassen abfallend nur die verdickten Basen stehen, die die Oberseite etwas rauh erscheinen 
lassen; die Stiele bleiben auch an älteren Blättern lang filzig-zottig behaart, ebenso bleibt 
die Unterseite besonders im unteren Teile stärker behaart; die langen Haare sind + 
strähnig verbunden. Die Braktee hat einen breiten und kräftigen Nerven, der zarte 
“Rand ist jederseits etwas schmäler als der Nerv; der kurze Griffel ist eingeschlossen; 
das jüngere Ovar zeigt drei Samenanlagen, doch werden gewöhnlich nur zwei Samen 
voll entwickelt; Samen dunkel rotbraun, ziemlich dick, im Umriß eiförmig-oval, vorder- 
derseits flach, 4,75 mm lang. 
| Süd-Brasilien: Säo Paulo (Guittemin cat. n. 379! — Februar 1839; 
Herb. Paris); (Sezco n. 854). 
| Decaisne führt 1. c. noch ein zweites Exemplar an: Rio Grande, C. GAuDICHAUD 
4833, Herb. Imp. du Brésil n. 396. Diese Pflanze ist aber P. tomentosa Lam. subsp. 
Schlechtendaliana Pilger, so daß die Decatsnesche Originalbeschreibung nur zum Teil 
für die Art gilt. Uber den Standort der SeLLoschen Pflanze kann folgendes gesagt wer- 


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260 R. Pilger. 


den: Ein Zettel an der Pflanze trägt mit roter Schrift die n. 854, dann ist das Datum 
43. IT gegeben. In der FI. Brasil. I. 4. 444 heißt es bei der Lebensbeschreibung von 
SELLO: Plantarum itineris VI in civit. S. Paulo et Minas Geraes (4830—34) numeri cr. 
4450 colore rubro labellis inscripti sunt, quorum 1—800 ad civ. S. Paulo, 800—1450 
ad civ. Minas Geraes pertinent. Das Datum 43. III kann sich nur auf 4834 beziehen, 
da SeLno im März 1830 die Reise noch nicht angetreten hatte. In dieser Zeit war sein 
Aufenthalt: Serra de Capanema, Faz. da Ajuda, S. Bartolomeo, S. Sebastiao, Ouro Preto, 
P. Guilleminiana nach J. A. Scumivr (non Decatsne!) in Fl. Bras. VI. 4 (4878) 474 ist 
P. leptophylla Decne. C. Reicxe, Flora de Chile VI. 4 (1944) 414 gibt P. Guilleminiana 
als Synonym von P. tomentosa Lam. 


31. Plantago refracta Pilger in Notizbl. Kgl. Botan. Gart. u. Mus. 
Dahlem 49 (1912) 261. — P. macrostachys secus Spegazzini in Nov. Add. 
Fl. Patag. II. (1902) 77, non P. macrostachys Decne. in Prodr. 

Rhizoma breve crassum, folia subcoriacea, ovalia vel oblanceolato- 
ovalia, superne breviter, anguste vel latius arcuatim angustata, apice ipso 
obtusa, calloso-incrassata et breviter refracta, inferne sensim in petiolum 
longiorem angustata, integra, glabra, margine tantum hic illic pilis brevibus 
nonnullis obsita, 20—26 cm longa, 3—4 cm lata; pedunculi erecti ad 27 cm 
alti, inferne glabrati, superne villosi; spica densa, basi tantum laxiuscula 
ad 23 cm longa; bractea ovali-ovata, 2,75—3 mm longa, margine parum 
ciliolulata; sepala latiora rotundata vel ovato-rotundata, inaequilatera, 2,5 mm 
longa, margine vix lacerulato-ciliolulata, ad nervum scaberula, sepala an- 
gustiora obovato-ovalia; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, breviter 
acutatae, 2,25 mm longae; ovarium 3-ovulatum. 


Eine kräftige Pflanze mit dicker Grundachse, die aber an dem vorliegenden Exem- 
plar nicht ganz erhalten ist. Blätter 40 in der Rosette, aufrecht, von derber Konsistenz, 
fast lederig, nach oben zu kurz, schmal oder breiter bogig verschmälert, an der Spitze 
selbst stumpf, kallös verdickt und kurz umgeschlagen, die eingekrümmte Spitze mit der 
Spreite verwachsen, 7-nervig, die Nerven unterseits ziemlich breit flach vorspringend, 
auch das lockere Adernetz deutlich; auf den Stiel der Blätter kann man ca. 7—A0 cm 
rechnen. Die Braktee erreicht beinahe den Kelch oder ist nur wenig kürzer, stumpflich, 
mit sehr starkem Nerven, der Rand jederseits etwas schmäler als der Nerv, kurz schwach 
von abstehenden Haaren gewimpert; der Nervrücken der breiteren Kelchblätter ist von 
ganz kurzen Härchen etwas rauh; die schmäleren Kelchblätter haben einen sehr starken 
keilförmigen Nerven; der Griffel ragt kurz aus der Röhre der offenen Blüten hervor; 
die Antheren sind etwas vor dem Ausstäuben elliptisch, 1,75 mm lang, mit sehr kurzem 
Apiculus, nach dem Ausstäuben bis rundlich. 


Patagonien: Golfo de S. Jorge (Spesazzını s. n. — 1899). 


32. Plantage Candollei Rapin in Mem. Soc. Linnéenne de Paris 
(1827) 453. 

Rhizoma breve crassiusculum; folia pauca rosulata, magna, anguste 
ovalia ad lanceolato-ovalia, sensim superne cuneatim angustata, apice ipso 
obtusa, basin versus sensim in petiolum longum angustata, 25—35 cm 
longa, 4 cm vel parum supra lata, glabra, subintegra, vix hic illic minute. 
calloso-denticulata; pedunculi pauci, validi, 23—28 cm alti, inferne glabri, 
superne aeque ac spicae rhachis parce villis inspersi; spica 20—30 cm 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 261 


longa, angusta, inferne laxa, superne densa; flores parvi, bractea ovali- 
ovata, praeter marginem parce breviter ciliatam glabra, 2,5 mm longa; se- 
pala latiora ovata, obtusa, parum inaequilatera, margine superne brevissime 
ciliolata, dorso glabra vel pilis brevissimis parce inspersa, 2,5 mm longa, 
‘sepala angustiora ovalia, satis inaequilatera; flores clausi vel aperti, corollae 
laciniae anguste ovatae, acutae, 2,5 mm longae, stilus in clausis parum vel 
non productus, antherae in apertis late ovales, demum late ellipticae, 2 mm 
fere longae; semina 3. 

Die kräftige Pflanze entwickelt ein kurzes, fast horizontales Rhizom mit vielen 
dicklichen Fadenwurzeln. Die Blätter sind von derber Konsistenz; Nerven 7, schmal, 
aber deutlich. Die Braktee erreicht nicht ganz den Kelch, sie ist durch einen dicken 
Nerven gekielt, die Rander sind schmal und zart; auch die Nerven der Kelchblatter sind 
dick, die Behaarung ist minimal; die Pflanzen blühen geschlossen, ein offenblühendes 
Exemplar lag mir nur aus dem Berliner Botanischen Garten (1835 gesammelt) vor. Die 
Samen sind olivgrün bis olivbraun, im Umriß oval bis eiförmig oval, vorderseits flach 
oder schwach konvex, 1,25 bis fast 2 mm lang. 

Chile: Valparaiso (Paizippr 1888); Quillota, auf feuchten Weiden an 
Grabenrandern, (Sammler? Herb. Paris). 


a Argentinien: Mendoza (Pæizippi); (SPEGAZZINI n. 5397 — Februar 
1901). 

Die Auffassung, die ich hier von der Art habe, ist nicht ganz sicher, da mir Ori- 
ginalexemplare nirgends zugänglich waren. Ich gebe zunächst die Beschreibung von 
Rapin wieder, die in den seltenen M&m. Soc. Linn. Paris (4827) erschienen ist (Rapın 
Esquisse de l’Histoire naturelle des Plantaginées): 46. Plantago candollii (sic!). Foliis 
late lanceolatis acutis glabris, sub-7-nerviis, pedunculis pubescentibus sulcatis subcom- 
pressis, spica gracili 3—4-poll. Floribus basi remotis, bracteis et sepalis lanceolatis 
acutis rigidiusculis corollae lobis lanceolatis acutis rostratim conniventibus, capsula ovo- 
idea loculis dispermis, seminibus dissepimento brevi separatis. 

kab..... Fr. Galt.) 

M. DE CANDOLLE a cueilli cette nouvelle espèce au Jardin de Paris, sans nom, elle 
a quelque ressemblance avec la suivante. (Dies ist P. vérginica!). 

Dieses Exemplar ist im Herbar Paris nicht vorhanden, sondern nur zwei andere 
von Decaisne als P. Candollei bezeichnete Exemplare, eines, oben erwähnt, P. Candollei 
in meinem Sinne, dann ein anderes, das P. Durvillet ist. Die Decarsnesche Beschrei- 
bung (Prodr. XIII. 4. (4852) 722 [P. chilensis Desf. cat. hort. Par. p. 390, 1829, P. Ur- 
villei Del. ind. sem. hort. Monspel. P. media Hook. et Arn. in Beech.]) bezieht sich also 
nur z. T. auf die Art. Die Beschreibung von Gay in Fl. Chilena V. 197 kann sich nicht 
auf unsere Art beziehen, da es heißt: pedunculis adscendentibus, capsula disperma. 
C. Retcue (Fl. de Chile VI. 4 (1944) 148) gibt keine Standorte, sondern erwähnt: En 
localidades humedas desde la provincia de Tarapaca hasta Llanquihue. Ob die Be- 
schreibung sich wirklich auf P. Candollei bezieht, ist nicht ganz sicher. 

33. Plantago denudata Pilger n. sp. — Rhizoma breve crassum; 
folia lanceolata ad anguste ovalia, superne sensim anguste cuneatim an- 
gustata, apice ipso obtusa, basin versus sensim in petiolum longum, an- 
gustum, rarius breviorem vel brevem transeuntia, 15 ad 35 cm et ultra longa 

4,5 — fere 6 cm lata, margine integra vel vix hic illic minute calloso-in- 
crassata, glabra vel vix margine villis brevibus parum hic illic ciliata; pe- 


dunculi erecti 30—45 cm et ultra alti, inferne glabri, superne villis longi- 


262 R, Pilger. 


oribus aeque ac spicae rhachis parce obtecti; spica laxa, 20 cm vel ultra 
longa; bractea calycem aequans vel parum superans, lanceolata vel trian- 
gulari-ovalis, obtusiuscula, margine breviter vel brevissime ciliolata, dorso 
pilis brevibus parce inspersa, 3,5—-4 mm longa; sepala latiora late elliptico- 


rotundata, apice late rotundata, satis inaequilatera, vix parum margine 
ciliolata vel magis conspicue imprimis ad apicem ciliolata, dorso pilis bre 


vissimis inspersa, 2,75—3 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, 
parum inaequilatera, aeque ac latiora pilosa, parum breviora; flores aperti, 
corollae laciniae late ovatae, acutatae, 1,5—1,75 mm longae, plerumque 


minute ciliolatae; ovula 3. 

Dem kurzen dicken Rhizom mit sehr dicken, 2 mm im Durchmesser haltenden 
Fadenwurzeln entspringt eine Rosette von aufrechten, derben, dicklichen Blattern; die 
oben gegebenen Maße sind noch nicht Höchstmaße, da bei einem Exemplar die offenbar 


noch längeren Blätter nur zerbrochen vorliegen; öfters sind die Blätter nur kurz gestielt, 


in anderen Fällen kann man auf den Stiel bis zu ca. 15 cm rechnen; Nerven 5—7, .un- 
terseits ziemlich breit und kräftig vorspringend, auch die Netzadern + deutlich; Braktee 
mit dickem Nerven, Rand jederseits etwas schmäler als der Nerv; der dünne Griffel 


ragt lang aus der kurzen Röhre hervor; Samen noch nicht ganz reif, dunkel oliv-braun, 


oval im Umriß, 2 mm lang. 


Argentinien: Buenos Aires, Barracas al Sur, auf sumpfigen Wiesen 


(G. Spesazzını n. 2944! — verblüht im Februar 1902); ebenda (C. SPEGAZZINI 
n. 7490 — blühend im November 1902); San Isidro, im Walde (K. Berr- 
FREUND und IsoLına Köster n. 409 — Mai 1888). | 


34. Plantago Stuckertii Pilger in Notizbl. Kgl. Botan. Gart. u. Mus. 
Dahlem n. 49 (1912) 262. 

Rhizoma breve crassiusculum, folia ovalia, superne brevius arcuato- 
cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum longiorem angustata, glabra, 
19—20 cm longa, 3,5—6 cm lata, margine dentibus paucis magnis obtusis, 
2—6 mm longis instructa; pedunculi erecti, .24 cm alti inferne glabrescentes, 
superne albido-villosi; spica inferne laxa, superne densiuscula 14 cm longa; 
bractea ovata, obtusa, margine brevissime vix lacerulato-ciliolulata, 2 mm 


longa; sepala latiora rotundata, satis inaequilatera, margine brevissime cilio- 
lulata, dorso pilis nonnullis brevissimis obsita, 2,25 mm longa, sepala an- 


gustiora ovali-elliptica; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, 2 mm 


longae; ovarium 3-ovulatum. 
Die Pflanze hat ein kurzes, dickliches, senkrechtes, bis 2 cm langes Rhizom, das 


| 


von derben Fadenwurzeln büschelig umgeben ist. Die Blätter sind ziemlich dünn, aber 


biegsam, trocken nicht leicht brüchig; sie sind oval, seltener bis elliptisch, bis 6,5 cm 


breit, nach oben zu kurz, bis breit rundlich bogig verschmälert, auf den ziemlich langen 


Stiel sind bis 8 cm zu rechnen; Blätter gänzlich kahl; die Zähnelung ist stark und un- 


regelmäßig, 4—5 Zähne an der Blattseite, gerade oder etwas nach oben gekrümmt 
aus breitem Grunde vorspringend, stumpf, 2—6 mm hoch und am Grunde bis 6 mm 


breit; an einzelnen Blättern ist die Zähnelung schwächer; Nerven 7 oder 9, schmal. Die 
Ährenstiele sind derb, aufrecht, gerieft, nach unten zu verkahlend, nach oben mit längeren 
Zottelhaaren, die Behaarung verstärkt sich allmählich nach oben’zu, die Spindel der 


Ähre ist weißlich zottig. Braktee und Kelch der kleinen Blüten sind fast kahl; die 


AT AE 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 263 


a 
| 


_Braktee ist kürzer als der Kelch, durch Verbreiterung der Nerven am Grunde etwas 
| ausgesackt; die breiteren Kelchblätter sind oben abgerundet, nur ganz wenig aus dem 
_ Nerven vorgezogen, die schmäleren Kelchblätter sind oben abgerundet, schwach ungleich- 
seitig, mit kräftigem keilförmigen Nerven. Der Griffel ragt nur wenig aus der ge- 
schlossenen Blüte heraus, die Antheren sind klein, mit flachem Apiculus, 41/2 mm lang, 
4 bis (später nach dem Ausstäuben) rundlich elliptisch. 
Argentinien: Cordoba, Calera, Dep. Anejos Norte (T. Sruckert n. 3781! 

-— blühend im November 1897); bei Cordoba (T. Sruckerr n. 4963 — 
November 1898). 

Etwas zweifelhaft, aber wahrscheinlich zur Art gehörig, ist folgendes Exemplar: 
Argentinien: San Vincente bei Cordoba (T. Stuckert n. 7548 — blühend im Februar 
4899). Die Blätter sind lang und schmal, oblanceolat, sehr lang in den Stiel verschmilert, 
langsamer keilförmig in die stumpfliche Spitze verschmälert, bis 35 cm lang (wovon bis 
45 cm auf den Stiel) und 2,5 cm breit, schwach gezähnt, Nerven 5. 


Subsp. eatamarcensis Pilger I. c. 263. — Folia minora, 7—18 cm 
longa, cuneatim in petiolum brevem planum angustata; dentes in mar- 
gine folii variantes, parce evoluti vel ad 2—2,5 mm longi; pedunculi ad 
15 cm alti, spica inferne laxa ad 25 cm longa; bractea triangulari-ovata et 


sepala latiora late ovata quam in typo paulo angustiora. 

Die Blätter sind nach oben ziemlich kurz, keilförmig bogig oder bogig verschmälert, 
die Spitze selbst ist stumpflich. Breitere Kelchblätter breit eiförmig; Blüten offen oder 
geschlossen blühend, geschlossene Blüten mit schmal eiförmigen, gespitzten, 2—2,5 mm 
langen, ein wenig gewimperten Korollenzipfeln; diese bei den offenen Blüten etwas breiter, 
2 mm lang; Samen (ob voll entwickelt?) im Umriß oval, dunkel olivfarben, fein netzig 
punktiert, etwas über 4,5 bis fast 2 mm lang, vorderseits flach. 


Argentinien: Gatamarca, Quebrada de la Tala, oberhalb Catamarca 
(G. Hıeronymus et P. G. Lorentz s. n.! — g. blühend und fruchtend im Fe- 
bruar 1872); Catamarca, Quebrada de Villavil bei Fuerte de Andalgalä 
(F. ScHickennantz n. 228 — o. blühend im Februar 1876). 

35. Plantago macrostachys Decne. in DC. Prodr. XIII. 4. (1852) 724 
n. 155. 

Rhizoma breve tenue; folia ovalia vel anguste ovalia, raro fere lan- 
ceolata, superne sensim anguste vel latius cuneatim vel anguste arcuato- 
cuneatim angustata, basin versus sensim arcuato-cuneatim in petiolum 
longum et angustum transeuntia, 21—30, raro ad 45 cm longa, 2,5—4 
raro ad 7,5 cm lata, glabra, margine fere integra vel conspicue breviter 
dentata; pedunculi pauci, ad 30, raro et ad 40 cm alti, erecti, inferne 
glabri, superne aeque ac spicae rhachis parce villis albidulis longioribus 
inspersi, raro superne densius inspersi, subvillosi; spica angusta, inferne 
laxa, superne densiuscula ad 20, raro ad 26 cm longa; bractea basi cur- 
vata, calycem circ. aequans, lanceolato-ovata, rarius fere ovata, margine 
pilis brevissimis rigidulis ciliolata, ceterum glabra, 3 mm longa; sepala la- 
tiora rotundato-ovata, satis inaequilatera, margine parum vix ciliolulata, 
dorso ad nervum pilis brevissimis scaberula, 2,25, raro 2,5 mm longa; 
_Sépala angustiora obovato-ovalia vel ovalia, parum inaequilatera, margine 
parum ciliolulata, dorso scaberula; flores plerumque aperti, corollae laciniae 


264 R. Pilger. 


anguste ovatae vel ovatae, nonnunquam et late ovatae, acutae, 2—2,25, 
raro ad 2,5 mm longae; ovula 3. | 


L 


A 


Die Exemplare zeigen die Rhizombildung oder Bewurzelung meist nur sehr unvoll=M 


kommen; soweit sich beurteilen läßt, wird keine Pfahlwurzel ausgebildet, sondern es ist 
ein ganz kurzes gestauchtes Rhizom oder ein etwas mehr verlängertes, dünnes, 4—3 cm 
langes Rhizom von einem Durchmesser von 3—5 mm vorhanden; die Fadenwurzeln sind 
kräftig entwickelt. Die aufrechten Blätter (ca. 7—11 in der Rosette) sind von dünner, 
papierartiger Konsistenz, dabei biegsam und nicht leicht zerbrechlich; der Stiel ist ziem- 
lich gut von der Spreite abgesetzt, man kann auf ihn ca. 9—14 cm Länge rechnen; 
die älteren sowie auch die jungen Blätter sind völlig’ kahl; die Zähnelung ist meist deut- 
lich, 6—7 spitzliche kleine Zähne springen auf jeder Seite meist nicht über 4 mm vor, 
durch weite und flache, aber doch deutlich bogige Buchten voneinander getrennt; an 
dem größten vorliegenden Exemplar der Art mit 45 cm Blattlänge sind die Zähne 
etwas stumpflich, bis 3 mm lang; Nerven 5 und gewöhnlich 2 schwache Randnerven, 
unterseits deutlich vorspringend, auch die grobmaschige Netznervatur ist unterseits gut 
kenntlich. Die Braktee hat einen kräftigen Nerven, der Rand ist jederseits etwas schmäler 
als der Nerv; die breiteren Kelchblätter sind oben breit gerundet, nur aus dem Nerven 
ein wenig stumpflich vorgezogen; der Nerv ist im Vergleich zu den verwandten Arten 
relativ schwach, bei den schmäleren Kelchblättern dagegen dick keilförmig; die Röhre 
der Blumenkrone ist 2,5 mm lang, die Zipfel tragen hier und da kurze Wimperhärchen, 
ältere Antheren sind breit elliptisch mit schwach 3-spitzigem Apiculus, 1,5 mm oder 
etwas darüber lang; reife Samen wurden nur bei der folgenden Varietät beobachtet. 
Uruguay: Montevideo (Ars&ne IsABELLE n. 50! — 1838; Herb. Paris); 
Ufer des Flusses Pando (Gigerr — o. blühend im Oktober 1869); Monte- 
video (Frucnarn; Herb. Paris, 0.); Canelon chico (B. Berro n. 4785 — 0. 
blühend im November 1907). 
Var. brachypus Pilger nov. var. — Folia anguste ovalia vel ovato- 
lanceolato vel ovalia vel late ovalia vel ovata, superne cuneatim vel late 


cuneatim angustata, basin versus cuneatim vel late arcuato-cuneatim in 


petiolum brevem angustata, ad 11—14 cm longa, 2—3,5 cm lata, subin- 


tegra vel parum denticulata. 

Die Blatter sind meist etwas dicklicher als beim Typus, fast dünn lederig; sie 
stehen bis 20 in der Rosette. Die Ährenstiele sind 13—23 cm hoch, die Ähre erreicht 
47—27 cm Länge; die Stiele sind nach oben zu öfters etwas dichter behaart als beim 
Typus. Samen 3 in der Kapsel, im Umriß oval, rotbraun bis dunkelbraun, vorderseits 
flach, 2 mm oder etwas darüber lang. 


Uruguay: Umgegend von Montevideo (ArECHAYALETA — 0. blühend 
im November); desgl. an feuchten Standorten (o. blühend im Januar); 
(M. Frucaarp — g. fruchtend; Herb. Paris). 


Anm. In Nov. Addend. Fl. Patagon. II. (4902) 77 (aus Anal. Socied. Cientifica 
Argent.) beschreibt C. Sprcazzini eine var. subandina von P. macrostachys, von der mir 
kein Material vorlag. Es kann wohl kaum eine Varietät der Art sein. Ich gebe im 
folgenden die Diagnose des Autors: 


469. Plantago macrostachys Desn. var. subandına Speg. 

Hab. In uliginosis secus Carren-leofü, aest. 1899—900 (N. Ituin). 

Obs. Varietas recedens statura minore, foliis oblanceolatis (8—12 cm 
long. = 1,5—2 cm lat.) magis membranaceis glaberrimis integerrimis ob- 
scure viridibus sed petiolo et margine saepius intense violaceis, 5—7-ner- 


\ 


Ei Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 265 


vibus, scapis folia aequantibus v. parum superantibus (10—14 cm long. = 
4,5 mm crass.) glabris, quarta parte supera excepta purpurascente et cano- 
pubescente, spicis cylindraceis (4—5 cm long. = 5 mm diam.), axi pube- 
scente, bracteis sepalisque obscure atro-purpureis carinatis glaberrimis. 

36. Plantago subnuda Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. 
Dahlem n. 49 (1912) 260. — P. hirtella secus Asa Gray in Syn. Fl. N. 
Americ. II. 4. (1878) 392, non P. hirtella Kunth. 

_ Rhizoma breve crassum; folia crassiuscula, subcoriacea, ovalia vel obo- 
vato-ovalia vel elliptica, superne breviter arcuato-cuneatim vel longius cu- 
neatim angustata, inferne sensim in petiolum longiorem vel breviorem an- 
gustata, 8—19 cm longa, 2,5 ad 4 cm lata, margine leviter remote denti- 
culata, glabra vel villis nonnullis albidis vix inspersa; pedunculi validi ad 
49 cm longi; spica densa, 8 cm longa; bractea ovato-ovalis, praeter mar- 
ginem vix ciliolatum glabra, 3,5 mm longa; sepala latiora rotundato-ovata, 
obtusa, inaequilatera, glabra, 3mm parum superantia, sepala angustiora 
oyalia, 3 mm longa; ovarum 3-ovulatum; flores clausi, stilus = exsertus; 
corollae laciniae anguste ovatae, acutae, 3 mm longae. 

Die Art entwickelt ein kurzes und dickes, abgestutztes Rhizom mit derben gebüschelt 
stehenden Fadenwurzeln. Die aufrechten Blätter sind ziemlich derb, lederig häutig, nach 
oben zu kurz bogig oder länger breit oder schmäler keilförmig verschmälert, an der 
Spitze selbst etwas stumpflich; der Rand zeigt 6—7 kleine Zähne auf jeder Seite, 
zwischen denen kaum Buchten bemerkbar sind, die Zähne sind breit und stumpflich, 
gerade oder etwas nach vorn oder rückwärts gerichtet, höchstens bis 4 mm vorspringend; 
Blätter gänzlich kahl oder kürzere weißliche Zottelhaare schwach verstreut; Nerven 7, 
aber nur 5 deutlicher, unterseits schmal vorspringend, 2 Randnerven schwach. Ähren- 
stiele wenige, etwas bogig ansteigend, kräftig, ziemlich stark gerieft, nach unten zu ver- 
kahlend, nach oben zu mit weißlichen anliegenden, ziemlich straifen Haaren bedeckt, 
auch die Ährenspindel dicht behaart; die dichte, nur nach unten zu etwas lockere Ähre 
hat an den vorhandenen Exemplaren noch nicht ihre volle Länge erreicht. Der Kelch 
ist kahl, die Blüten sind geschlossen. 

Kalifornien: An der Küste, von der San Francisco Bai südwärts 
(nach Asa Gray); Monterey County, Pacific Grove, in Pinuswäldern (HELLER 
n. 6764 — jüngere Blüten im März 1903!); San Francisco (Haypens Surv. 
of U. S. Territ. 1877; coll. J. D. Hooker et A. Gray; Herb. Kew). 

Ich hielt die Art zuerst für P. Durvillec Del. sec. Fisch. et Mey., die p. p. aus 
Kalifornien stammen soll; die Gartenexemplare, die ich im Petersburger Herbar unter 
dieser Bezeichnung fand und die erst 1851 gesammelt waren, sind aber P. Candollei 
Rap.; Originalexemplare von Fiscuer und Meyer waren nicht vorhanden, so daß die 
Bestimmung ganz zweifelhaft bleibt. A. Gray in Syn. Fl. N. America II. 4. (1878) 392 
führt die Art als P. hirtella H. B. K..auf und gibt als Synonym: P. Durvillet var. Ca- 
lifornica Fisch. et Mey. Ind. Sem. Petrop. Letzterer Varietätsname existiert gar nicht; 
es heißt bei der Beschreibung von P. Durvilles Del. 1. c. (vergl. P. pachyneura): Hab. 
in Chile et in Nova California. Ferner ist synonym P. virginica var. maxima A. Gray 
Bot. of California I (4876) 614 (unter P. hirtella 1. c. 392). Ebenso P. hirtella nach 
Jepson, Fl. Western Middle Calif. II. ed. (1944) 394. 


37. Plantago Pflanzii Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. Dahlem 
49 (1912) 261. 


266 RR. Pilger. 


Rhizoma breve indivisum vel etiam breviter ramosum, rosulam sterilem 
lateralem procreans; folia subcoriacea, anguste ovalia vel ovalia, superne 
arcuato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum latum breviorem 
late vaginantem angustata, ad 20 cm longa, 3—4 cm lata, margine subin- 
tegra vel parum obtusiuscule dentata, villis brevioribus = adpressis parum 
inspersa, margine saepius quasi albido-ciliata; pedunculi erecti ad 26 cm 
alti, laxe villis longioribus obsiti; spica densa basi tantum laxiuscula ad 
16 cm longa; bractea ovato-ovalis, 2,5 mm longa, margine ciliolata, dorso 
pilis rigidulis obsita; sepala latiora lata, fere rotundata, 3,25 mm longa, 
margine superne brevissime ciliolata, sepala angustiora ovalia, 2,75 mm 
longa; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, 2 mm vel parum supra 
longae; capsula 3-sperma, semina 2—2,25 mm longa. 

Eine kraftige Pflanze mit kurzer, abgestutzter, senkrechter Grundachse, der ein 
dichtes Büschel starker Fadenwurzeln entspringt; gelegentlich ist die Achse verzweigt, 
doch sind die Zweige ganz kurz, so daß die Nebenrosette mit der Hauptrosette in dichtem 
Zusammenhang bleibt. Die lederig-häutigen Blätter stehen bis 40 in der Rosette, der 
Rand ist ungezähnt, nur hier und da etwas wellig und mit kleinen knöpfchenartigen 
Vorsprüngen, oder jederseits springen 3—4 stumpfliche Zähne mit ganz flachen Buchten 
vor, die bis 11/2 mm hoch werden; die Blätter tragen sehr zerstreut ziemlich anliegende, 
kürzere, weißliche Zottelhaare, die nur am Rande etwas dichter stehen, so daß dieser 
durchschnittlich wie weißlich gewimpert erscheint; von der Blattlange von 13—20 cm 
sind 7—8 cm oder an anderen Exemplaren nur 2—6 cm ungefähr auf den Stiel zu 
rechnen; Nerven 7, unterseits schmal vorspringend, die Netzadern + deutlich. Ähren- 
stiele wenige, kräftig, gerieft, locker, mit langen weißlichen Zottelhaaren besetzt, ebenso 
die Ährenspindel. Die Braktee ist stumpflich, kürzer als der Kelch, der Nerv ist ver- 
hältnismäßig nicht dick, die Ränder zart, jederseits etwas breiter als der Nerv, von 
ziemlich steifen Zotteln gewimpert, der Nervrücken ist mit kürzeren oder längeren steifen 
Haaren schwach bestreut; die breiteren Kelchblätter sind ziemlich stark ungleichseitig, 
der Nervrücken ist mit kurzen steifen Härchen schwach besetzt; die schmäleren Kelch- 
blätter sind ähnlich behaart, nur wenig ungleichseitig, oben abgerundet; die Antheren 
der offenen Blüten sind elliptisch, 43/4—2 mm lang, mit 3-zackigem Apiculus; die Samen 
im Umriß oval, olivgelb—olivbraun, mit flacher Vorderseite. 


Bolivien: Palca-La Paz, Huancapampa an Bachrand bei 3650 mü.M. 
(K. Prranz n. 442 A! und 444 C. — blühend im Februar 1910); an Graben- 
rand bei 3700 m (K. Prranz n. 321 — abgeblüht im Juli 1909). 


Var. chamaeclina Pilger nov. var. — Parva, folia crassiuscula, « 
ovalia vel ovato-elliptica, breviter in petiolum latum brevem angustata, 3— 


3,5 cm longa; pedunculi pauci 5 cm longi, adscendentes, spica 3—4 cm 
longa. 

Die sehr kleine Pflanze hat eine niederliegende Rosette; die Behaarung der Blatter 
von weißlichen Zotteln ist sehr zerstreut, nur auf der Unterseite an den Nerven etwas 
reichlicher; die Zähnelung ist mehr oder weniger ausgeprägt, gelegentlich sind die 
stumpfen niedrigen Zähne stumpf zweispitzig. Die Braktee und der Kelch sind 3 mm 
lang, die Wimpern der Braktee sind kürzer und etwas starrer als beim Typus; die 
Wimperung der Kelchblätter ist kurz, auf dem Rücken sind etwas längere steife Haare 
= verstreut; die Korollenzipfel sind sehr breit eiförmig. 7 


Bolivien: La Paz (O. Bucarien n. 2987). 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 267 


Var. grandidens Pilger nov. var. — P. rectirostris Wallr. ms. ex 
Walpers in Verh. Kais. Leop. Carol. Akad. XIX Suppl. 4 (1843) 401; P. 
tomentosa secus Walpers I. c., non P. tomentosa Lam. 

Folia latiora ad elliptica vel late elliptica, saepius breviter in petiolum 
latum angustata, 5—8, rarius 8 ad 15 cm longa, + villosula vel fere gla- 
brescentia, saepissime prominenter dentata; pedunculi arcuato-adscendentes 
vel basi tantum parum arcuati, 7—19 cm longi, spica inferne + laxa 4— 
19 cm longa; bractea + villosa, saepe villis longioribus copiose inspersa; 
sepala latiora rotundato-ovata vel late ovata, nonnunquam superne parum 
angustata, 23/,—3 mm longa; flores clausi, laciniis corollae anguste ovatis 
vel ovatis, 2,5 mm longis, vel flores aperti, laciniis corollae late ovatis, 
1,75—2 mm longis. 

Die Zähnelung des Blattes ist meist stark entwickelt, aber unregelmäßig, auch am 
selben Blatte in Länge und Form sehr ungleich, Zähne wenige an der Blattseite, nach 
vorwärts gebogen oder gerade, breiter oder schmäler, von breit dreieckiger bis schmal 
linealisch-dreieckiger Form, bis 3—5 mm lang, die Ahrenstiele steigen meist stark ge- 
bogen an. 

Bolivien: La Paz, 3700 m ü. M. (O. Bucarien s.n.); ebenda (MıcuEL 
Bane n. 156 — 1890). 

Peru: Puno (Meyen — 1831); an der Lima-Oroya-Bahn, Tal von Huilla- 
cachi, südwestlich von Matucana, am Rande eines Bewässerungsgrabens, 
2370—3000 m ü. M. (WeperBaver n: 172 — Dezember 1901); Anden von 
Peru (L. Savatier, Exped. de la Magicienne n. 479 — 0. u. g., blühend und 
fruchtend im April 4877; Herb. Paris. 

Endlich liegt noch ein von Prranz (Palca-La Paz, Huancapampa, 3650 m, Wiese) 
unter n. 446E gesammeltes Exemplar vor, das ich zu der var. grandidens stellen möchte, 


das aber durch eine neben dem kräftigen Wurzelbüschel entwickelte Spindelwurzel von 
7 cm Länge ausgezeichnet ist. Der Sammler, dem auch schon der Unterschied seiner 


beiden Arten (P. Pflanxat und P. tomentosa subsp. affinis) in bezug auf die Wurzel- 


bildung auffiel, bemerkt hier: »Vielleicht handelt es sich um eine Hybride.« Ich möchte 


dies dahingestellt sein lassen, unmöglich wäre es bei dem häufigen Vorkommen offen 


blühender Pflanzen nicht. 
Var. Hauthalii Pilger nov. var. — Folia circ. ovalia, breviter in pe- 
tiolum brevem angustata, 4—6 cm longa, villis brevioribus inspersa; pe- 


dunculi = arcuatim adscendentes, 5—7 cm longi, spica densa ad 4 cm 


longa; bractea ovata, 2,5 mm longa, margine breviter tantum ciliata; sepala 
latiora lata, rotundata, saepius brevissime e nervo obtusiuscule producta, 
2—2,5 mm longa, sepala angustiora late elliptica; corollae laciniae late ovatae, 
acutiusculae, 1,5—1,75 mm longae, tubus 2,5 mm longus. 

Eine kleine Hochgebirgsvarietät mit stark entwickeltem, dickem, kurz abgestutztem 
Rhizom mit sehr starken und langen Fadenwurzeln; die Blätter sind an den Exemplaren 
schlecht gepreßt, sie sind anscheinend immer nur kurz in den ganz kurzen Stiel ver- 
schmälert, einige kurze und stumpfe Zähne sind hier und da erkennbar. Die Antheren 
der herausragenden Staubblätter sind breit elliptisch, 1,3 mm lang. 


Bolivien: Uber Chuquiaguillo bei La Paz, 4000—4800 m ü. M. (R. 
Hautmar n. 195 — o. blühend im Dezember 1905 und Januar 1906). 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 18 


268 R. Pilger. 


Var. mollior Pilger nov. var. — Folia numerosa rosulata, ovalia vel 
late ovalia, superne breviter arcuatim angustata, basin versus sensim cune- 
atim in petiolum longum vel brevius late cuneatim vel arcuato-cuneatim in 
petiolum breviorem angustata, ad 19—32 cm longa, 4—5 cm lata, margine 
subintegra vel parum undulato-denticulata vel distincte irregulariter dentata, 
dentibus obtusis vel subacutis ad 2 mm circ. longis, supra et subtus villis 
longis albidis copiose inspersa, subtus ad nervos densius villosa, vel supra 
demum = glabrescentia, juniora copiose villosa; pedunculi 12—20 cm longi, 
superne aeque ac spicae rhachis pilis albidis patentibus villosi, juniores 
dense tomentoso-villosi, spica inferne valde laxa, superne densior 12— 
20 em longa; bractea ovali-ovata, dorso et margine pilis longis rigidulis 
copiose inspersa, 3—3,5 mm longa, sepala latiora rotundato-ovata, obtusius- 
cula, satis inaequilatera, margine superne breviter ciliolata, dorso pilis bre- 
vibus vel parum longioribus rigidulis inspersa, 3,5 mm longa, sepala an- 
gustiora obovato-ovalia, vix inaequilatera, margine pilis brevibus vel parum 
longioribus sparse ciliolata; corollae laciniae anguste ovatae, acutae, 2,5 mm 
longae; semina 3. . 

Kraftige Pflanzen mit etwas verlängertem, schrägem Rhizom, das an den Exem- 
plaren bis 4—5 cm Länge erhalten ist, von Blattbasen und Wolle dick bekleidet. Die 
Blatter sind dünnhäutig, aber ziemlich biegsam, verschieden lang gestielt; bei den bis 
30 cm langen Blättern sind bis 40—15 cm auf den Stiel zu rechnen, bei den kürzeren 
ca. 4—7 cm; Nerven 7, unterseits deutlich vorspringend. Die Braktee erreicht nicht 
ganz den Kelch, ihre Haare sind bis halb so lang wie die Braktee selbst oder sogar 
noch etwas darüber; an der Spitze der breiteren Kelchblätter stehen neben der kurzen 
Wimperung manchmal etwas längere Haare. Die Blüten bilden einen Ubergang von 
der offenen zu der geschlossenen Form; die Zipfel sind zwar aufrecht, aber die Röhre 
ist vom Fruchtknoten frei, 3 mm lang; der Griffel ragt heraus, während die kleinen An- 
theren nicht hervorsehen; die Samen sind olivgrün bis sehr dunkel olivgrün, im Umriß 
unregelmäßig oval, PRET flach oder schwach konvex, fein netzig Dune 2 mm 
oder etwas darüber lang. 


Bolivien: La Paz, 3650 m ü. M. (O0. Bucutien n. 3268! — blühend 
und fruchtend im Februar 1912); La Paz, 3750 m ü. M. (O. Bucurien 
n. 2989 —- blühend im März 1910). 


Während die typischen Exemplare der Varietät vom Typus der Art sich leicht 
unterscheiden, neigen andere Exemplare mehr zu diesem hin und sind besonders nur 
noch durch die Behaarung unterschieden. 


38. Plantago Cumingiana Fisch. et Mey. Ind. III. Sem. Hort. Petropol. 


Animadv. Botan. (1837) 44. — Descr. reimpr. in Linnaea XII (4838) Litt. 
Ber. 104. 

Rhizoma perbreve crassiusculum; folia = erecta, ovali-lanceolata vel 
anguste ovalia vel ovalia superne satis sensim anguste cuneatim vel an- 
guste arcuato-cuneatim angustata, obtusiuscula, basin versus sensim in pe- 
tiolum brevem vel longiorem latiusculum angustata, 10—26 cm longa, 2,2 
—3,5 cm lata, margine subintegra vel parum undulata vel dentibus paucis 
brevibus obtusis instructa, villis brevibus cinereo-albidis satis copiose supra 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 269 


et subtus inspersa, ad petiolum glabrescentia, vel parce tantum praeter 

nervos subtus villosos inspersa; pedunculi pauci erecti, inferne parce villis 

cinereo-albidis longioribus = adpressis inspersa, superne aeque ac spicae 
rhachis densius villosi vel villoso-tomentosi, 10—25 cm alti; spica inferne 
… valde laxa, superne demum laxiuscula, 7—15 cm longa; bractea calycem 
- haud aequans, anguste ovata vel triangulari-ovata, margine pilis rigidulis lon- 
gioribus subciliata, dorso parce villis inspersa, 2,5—3 mm longa, nervus valde 
crassus; sepala latiora late vel etiam rotundato-ovata, vix vel parum in- 
aequilatera, glabra vel dorso pilis rigidulis brevissimis parce inspersa, mar- 
gine nonnunquam parce erosulo-ciliolulata, 2,75—3 mm longa, sepala an- 
gustiora anguste ovalia vel ovalia, glabra praeter marginem saepe superne 
“brevissime vel breviter parce ciliolatum; flores clausi vel aperti, corollae la- 
“ciniae in apertis ovatae vel late ovatae, acutatae, 2,5 mm longae, in clausis 
anguste ovatae vel ovatae, longius acutatae, 3,5 mm longae; ovula 3. 

Der Stamm ist an den vorliegenden Exemplaren ganz verkürzt, mit den Scheiden- 
resten bis 2 cm breit, mit langen braunen Haaren bedeckt; die Fadenwurzeln sind lang 
und kräftig. Die Blätter stehen nur zu wenigen oder bis 20 in der Rosette; sie sind 
“papierartig dunn, ziemlich biegsam, oder von etwas derberer Konsistenz; die Nerven 
sind oberseits fein eingedrückt, unterseits springen sie schmal etwas vor. Die Randhaare 
“der Braktee sind ca. 1/3 so lang wie diese selbst, der Rücken ist schwach mit ebenso 
langen oder kürzeren Haaren besetzt; die Antheren der herausragenden Staubblätter sind 
eiförmig bis breit eiförmig, 1,75 mm lang; Samenanlagen immer drei; gut entwickelte 
Samen waren an den Exemplaren nicht vorhanden. 


Chile: (Cumine, Herb. Petersburg; g.); Concepcion de Chile (D’Urville; 
-0.); bei Talcaguano (A. von Guamisso — 4815; 0.); Valdivia, an Wegen 
(0. Bucatrren — 1898; g.). 

Var. minor Pilger n. var. — Plantae parvulae; folia lanceolata vel 
- lanceolato-ovalia vel ovalia vel elliptico-ovalia, superne breviter late cune- 
atim vel longius anguste cuneatim angustata, basin versus breviter in pe- 
tiolum brevem angustata, 2—7 cm longa, 0,6—fere 2 cm lata, pilis brevio- 
“ribus parce villosula vel glabrescentia usque glabra; pedunculi pauci vel 
usque 40, parvi, arcuatim adscendentes, breviter albidulo-villosuli, 3—7 cm 
longi, spica densiuscula vel densa 1,5—-4 cm longa; bractea 2,75 mm longa, 
sepala latiora 2,5—3 mm longa, late ovata, parce margine ciliolulata, co- 
“rollae laciniae ovatae vel late ovatae 2,5 mm longae. 

| Die kleinen Pflanzen entwickeln einen verhältnismäßig kräftigen kurzen Stamm, 
der von reichlicher Wolle bedeckt ist, die Fadenwurzeln sind stark und lang. Die Samen 
sind dunkel olivgrün, im Umriß breit oval, fein punktiert, 4,75 bis fast 2 mm lang. 
Chile: (Ocasenius, ohne nähere Angaben im Herbar Berlin); Valdivia, 
an Wegen (O. Bucarıen — 1896 und 1899). 


Die Art ist von Fischer und Meyer nach Exemplaren aus dem Petersburger Garten 
beschrieben worden; im Herbar Petersburg fand ich kein Originalexemplar aus dieser 


18* 


270 R. Pilger. 


Ganz unrichtig ist die Auffassung der Art bei Decassne im DC. Prodr. XII. 4 (1852) 
723, der als Vaterland angibt: Mexiko (BERLANDIER 308). Dieses Exemplar fand ich im 
Herbar Paris nicht vor; dagegen eine andere von Decaısne als P. Cumingiana bezeichnete 
Pflanze: Herb. Berlanderianum Texano-Mexicanum n. 2502. Diese ist P. rhodosperma, 
ein großes Exemplar mit starken Zähnen. : 

Zu P. Cumingiana ziehe ich zwei von Puteri beschriebene Arten: 

1. P. Foncki Phil. Anal. Univ. de Chile, Santiago XCI (4895) 259.— P. tomentosa 
Lam. var. Fonckit (Phil) Reiche Flora de Chile VI. 4 (4944) 445. 

Das Originalexemplar, das ich im Herb. Santiago einsehen konnte, ist schlecht, 
ohne Rhizom. Die Blätter sind schmal oval, nach oben schmal bogig verschmälert, an 
der Spitze selbst etwas stumpflich, nach unten zu langsam in einen längeren Stiel ver- 
schmälert, 18—19 cm lang, 3 cm oder etwas darüber breit, ganzrandig oder mit nur 
angedeuteter stumpfer Zähnelung, zerstreut mit kurzen weißlichen Zotteln behaart, unter- 
seits an den Nerven etwas stärker zottig. Der Ahrenstiel ist bis 25 cm hoch, nach unten 
zu verkahlend, nach oben zu allmählich grauweißlich zottig; die Ähre ist am Exemplar 
noch jung. Die Braktee überragt den Kelch und ist bis 4—4,5 mm lang, lanzettlich- _ 
eiförmig, am Rande kräftig gewimpert, auf dem Nervrücken mit längeren abstehenden | 
steifen Haaren bestreut. Die breiteren Kelchblätter sind 3 mm oder etwas darüber lang, 
breit eiförmig, wenig ungleichseitig, am Rande ganz kurz fein gewimpert, auf dem Nerv- 
rücken schwach mit kurzen steifen Haaren bestreut; die schmäleren Kelchblätter sind 
oval, am äußeren Rande fein gewimpert; das Exemplar blüht offen, die Zipfel der Ko- 
rolle sind eiförmig, 2,75 mm lang; Samenanlagen 3 (bei ReicxE |. c. die falsche Angabe, 
daß 4 Samenanlagen vorhanden sind). 

Chile: Prov. Llanquihue, östlich Puerto Montt. 

2. P. calbucana Phil. |. c. 252. Reiche bemerkt bei n. 15 P. virginica (1. c. 448): 
»Observacion. Con alguna duda agrego al tipo polimorfo de P. wrginica la P. calbucana 
Phil.« Ich halte das Typusexemplar der Art, das ich im Herbar Santiago einsehen konnte, 
für ein schlecht entwickeltes Exemplar von P. Cumingiana. Die Pflanze hat einen 
kurzen dicken Stamm mit dicken Fadenwurzeln. Die niederliegende Rosette besteht aus 
vielen kleinen, schlecht erhaltenen schmalen Blättern, die 3—4 cm lang sind und langsam 
in einen kurzen und breiten Stiel sich verschmälern; die Behaarung besteht aus zer- 
streuten kürzeren + anliegenden Zotteln. Die Ährenstiele sind zahlreich, ansteigend, nur M 
ca. 2 cm lang, die Ähre ist etwa ebenso lang. Die Braktee erreicht nicht ganz den % 
Kelch, sie ist etwas über 2 mm lang, schmal eiförmig bis eiförmig, an den Rändern von 
längeren Haaren gewimpert; die breiteren Kelchblätter sind 2,25 mm lang, breit- bis 
rundlich-eiförmig, ziemlich ungleichseitig, am Rand nach oben zu mit einzelnen kurzen FA 
Härchen, auf dem Nervrücken mit zerstreuten kurzen steifen Haaren; die schmäleren 
Kelchblätter sind obovat-oval, nach oben zu mit einzelnen kurzen Wimpern am Rande; 
das Exemplar blüht ganz geschlossen, die Zipfel der Korolle sind schmal eiförmig bis 
eiförmig, kaum gespitzt, 2,25 mm lang, häufig einer der inneren bedeutend kleiner und 
schmäler als die anderen; die Kapsel ist 3-samig (Puaizrppr gibt fälschlich an: ovario — 
quadriovulato), gut entwickelte Samen sind nicht vorhanden. 

Chile: Bei Calbuco (Fr. ALBERT — Februar 1892). 3 

39. Plantago carrenleofuensis Spegazzini, Nov. Addend. ad Fl. Pa- 
tagon. Pars II (1902) (An. de la Sociedad Cientifica Argentina) 78. 

Rhizoma brevissimum crassiusculum ; folia anguste ovalia ad oblanceo- — 
lato-ovalia, cuneato-arcuatim ad arcuatim rarius longius cuneatim superne — $ 
angustata, inferne arcuato-cuneatim vel longius cuneatim in petiolum bre 
vem, angustum angustata, 5—10 cm longa, 10—25 mm lata, integra, gla- 
brescentia, subtus ad nervos tantum parum villosa vel villis brevibus albi- 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 277 


dulis ubique = inspersa; pedunculi erecti vel = arcuati 5—15 cm alti, 
superne villosi; spica densiflora, rarius imprimis inferne laxa, 4—-10 cm 
longa; bractea calycem aequans, triangulari-ovata, 3—3,25 mm longa, nervo 
crassissimo instructa, margine longe ciliata, dorso pilis plerumque minoribus 


 inspersa; sepala latiora elliptica ad rotundata, satis inaequilatera, crassi- 


nervata, 2,5—2,75 mm longa, margine parcissime erosulo-ciliolata, dorso ad 


nervum pilis brevissimis vel longioribus = inspersa vel glabrata, ceterum 


scaberula, sepala angustiora ovalia, parum inaequilatera, margine hic illic 
ciliolata, dorso pilis brevibus inspersa 2,25—2,5 mm longa; flores clausi, 
corollae laciniae ovatae, breviter angustatae, vel anguste ovatae et longius 
angustatae, acutae, 2,75—3 mm longae; semina 3. 


Das sehr kurze Rhizom ist mit starken Fadenwurzeln versehen. Die Blätter stehen 
nicht sehr zahlreich in der Rosette und sind von derber Konsistenz, die Spitze selbst 
ist stumpflich; Blätter ganzrandig oder mit einzelnen stumpflichen, kurzen Zähnen, 
schwach behaart, die jüngeren Blätter sind mit kürzeren steiflichen, weißlichen Zotteln 
bestreut, die älteren sind ebenfälls noch schwach zottelig oder oberseits kahl, nur hier 
und da am Rande und dann unterseits an den Nerven schwach mit Zotteln versehen; 
Nerven 5, unterseits ziemlich breit schwach vorspringend. Die straffen Ährenstiele und 
Ähren überragen meist die Blätter beträchtlich, die Stiele sind gerieft, nach unten zu 
verkahlend, nur mit einzelnen Zotteln, nach oben zu und an der Ährenspindel wird die 
weißliche oder grauweißliche Zottelbehaarung dichter. Die Braktee ist etwas spitzlich, 
roit zartem Rande, der von langen abstehenden, weißlich glasigen, ziemlich steifen — 
Haaren gewimpert ist, auf dem Nervrücken stehen = kürzere Haare; der dicke Nerv 
der breiteren Kelchblätter hebt sich an der Spitze etwas als stumpfliches Spitzchen ab, 
das aber nicht höher als die Braktee ist; die Blüten sind geschlossen, der Griffel ist 
eingeschlossen oder tritt nur kurz hervor; Samen dunkel olivgrün, oval im Umriß, vor- 


= derseits flach oder etwas konvex, fein grubig punktiert, 1,75 bis fast 2 mm lang. 


Süd-Argentinien: Am Carrenleofü auf höher gelegenen Weiden (N. 
IrLın — Januar 1900, v. specim. a cl. Specazzını commissum!); San Carlos 


de Bariloche am Lago de Nahuel Huapu, 770 m ü. M. (Gobernacion del 
Rio Negro (0. Bucatien n. 127 — blühend und fruchtend im Februar 1905). 


40. Plantago gigantea Decne. in DC. Prodr. XIII. 1.(1852) 724 n. 154; 
J. A. Schmidt in Fl. Brasil. VI. 4 (1878) 172. 

Elata; folia maxima, ovalia vel anguste ovalia, superne sensim angu- 
stata, apice ipso obtusa, basin versus sensim in petiolum latum angustata, 
40—67 cm longa, 7,5—10,5 cm lata, margine parum denticulata, glabra; 
pedunculi validi, erecti, distincte striato-sulcati, ad 70 cm alti, inferne gla- 
brescentes, superne aeque ac spicae rhachis laxe canescenti-villosi, juniores 


2 densius villosi, subtomentosi; spica ad 50 cm longa, laxiuscula, basin versus 
_ laxa; bractea lanceolata, obtusiuscula, praeter pilos breves nonnullos ad 
_ marginem glabra, 3,5—-4 mm longa; sepala latiora rotundata, e nervo bre- 
_vissime acutato-producta, margine brevissime parce eroso-ciliolata, dorso 
scaberula vel pilis brevissimis parce inspersa, 3,5 mm longa, sepala angu- 


stiora obovato-elliptica; flores aperti, corollae laciniae late ad rotundato- 
Ovatae, acutae, 2,5 mm longae, tubus 3,5—4 mm longus; ovula 3. 


272 R. Pilger. 


Das Rhizom ist an den vorliegenden Exemplaren nicht voll erhalten, anscheinend 
wird ein kurzes Rhizom entwickelt. Die Blätter sind aufrecht, sehr groß, auf den nicht 
deutlich abgesetzten Stiel, der etwa 42—20 mm breit ist, kann man etwa 41—-20 cm 
rechnen; der Rand zeigt nur schwache Zähnelung oder ist streckenweise, besonders nach 
unten zu ungezähnt, oder aber deutlicher gezähnt; die Zähne springen kurz abgesetzt 
vor, ohne daß der Rand zwischen ihnen merklich konkav ist, und sind kallös, stumpf, 
häufig etwas rückwärts gewandt, sehr klein oder 4--2 mm lang; Nerven 9, oberseits . 
schmal schwach vorspringend, unterseits deutlicher, ziemlich breit, Netzaderung deutlich 
etwas vorspringend. Die Brakteen haben einen sehr starken Nerven und nur schmale 
Ränder; die Antheren sind groß, elliptisch, 2,75 mm lang, mit dreieckigem Apiculus. 

Brasilien: Rio Grande (Herb. Imp. du Brésil n. 397; C. GAuDIcHAUD 
4833; Herb. Paris); (SeLLo n. 2990). 

Über den Standort des Sezroschen Exemplares läßt sich nichts Näheres ausmachen. 
In Fl. Brasil. I. 4. 440 heißt es: Plantarum... itineris V (4821—29) a Montevideo usque 
S. Paulo numeri primarii 1—2993 literam d antepositam ferunt, numeri posteriores 
2994—6049 literis carent. Hier ist n. 2990 schon ohne d, doch kann keine andere 
SELLOsche Reise in Betracht kommen, da sich sonst keine so hohen Nummern finden. 


44. Plantago valida Pilger n. sp. — Rhizoma breve horizontale; 
folia erecta valde elongata, lanceolata, superne sensim cuneatim angustata, 
apice ipso obtusiuscula, basin versus sensim sensimque in petiolum valde 
elongatum satis angustum angustata, ad 60 cm longa, ad 3,5—3,75 cm lata, 
subintegra parum undulata, supra et subtus villis albidulis satis elongatis, 
+ adpressis parce inspersa; pedunculi validi ad 40 cm alti, inferne gla- 
_brescentes, superne aeque ac spicae rhachis pilis longis canescentibus villosi, 
spica laxiuscula, inferne valde laxa ad 35 cm longa; bractea calycem fere 
aequans, triangulari-lanceolato-ovata, margine pilis longioribus et breviori- 
bus parce inspersa, dorso ad nervum crassum parce pilis brevibus inspersa, 
3—3,5 mm longa; sepala latiora e basi rotundato-ovata parum angustata, 
satis inaequilatera, praeter marginem vix brevissime ciliolatum glabra, 3— 
3,25 mm longa; sepala angustiora anguste ovalia, parum inaequilatera, 
margine brevissime ciliolulata; flores clausi, corollae laciniae ovatae, acutatae 


3--3,5 mm longae; ovula 3. 

Von der Art ist nur ein Exemplar, eine halbierte Pflanze vorhanden; das kurze 
Rhizom ist horizontal; es ist aber nicht ganz erhalten und es ist nicht ganz sicher, ob 
nicht eine Wurzel ausgebildet wird. Die Blätter sind von etwas dicklicher Konsistenz, 
aber trocken zerbrechlich; auf den langen, aber nicht abgesetzten Stiel kann man fast 
die Hälfte der Blattlänge rechnen. Die kräftigen Ährenstiele sind drehrund, = gefurcht. 
Die Braktee hat einen derben Nerven, die zarten Ränder sind jederseits etwas breiter; 
die breiteren Kelchblätter sind aus dem breiten Grunde, besonders an der einen Seite, 
etwas verschmälert und aus dem Nerv ein wenig stumpf gespitzt; der Nerv ist nicht 
sehr breit; die schmäleren Kelchblätier sind oben abgerundet oder nur ganz wenig aus 
dem Nerven vorgezogen; reife Samen nicht vorhanden. 

Ecuador: Bei Quito, in Gebüschen (Soprro n. 127/7a). 


42. Plantago acerescens Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Garten u. Mus. 


Dahlem n. 49 (4912) 259. 
Elata, rhizomate valido, crasso, horizontali vel fere verticali; folia 


elongata basi vaginantia, angusta, lanceolata, superne sensim cuneatim an-— 


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Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 973 


gustata, inferne sensim in petiolum longiorem angustata, 25— 40 cm longa, 
25—30 mm lata, glabra, integra; folia in rosula inferiora minora, sensim 
accrescentia; pedunculi adscendentes validi ad 40—45 cm alti inferne gla- 
brescentes, superne villosi; spica ad 45 cm longa laxiuscula; bractea lan- 
_ceolato-ovata, parum margine ciliolata, 2,75—3 mm longa; sepala latiora 
rotundata vel rotundato-ovata, dorso ad nervum parum breviter pilosula, 
3 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, 2,5 mm longa; flores aperti, 


corollae laciniae ovatae, acutae, 2,5 mm longae; ovarium 3-ovulatum. 

Kraftige Pflanzen mit dickem Rhizom mit starken Fadenwurzeln; das Rhizom ist 
an den Exemplaren 4—5 cm lang und erreicht 2 cm im Durchmesser. Die Blätter sind 
aufrecht und umgreifen mit verbreiterten starken Scheiden die Spitze der Grundachse; 
sie sind dicklich, aber trocken ziemlich leicht brüchig; nach oben zu verschmälern sie 
sich sehr langsam keilförmig, die Spitze selbst ist etwas stumpflich; nach dem Grunde 
zu sind sie sehr langsam keilförmig in einen längeren flachen und breiten Stiel ver- 
schmälert, auf den man 40—15 cm Länge rechnen kann; die Blätter nehmen in der Ro- 
sette allmählich an Größe zu, die unteren sind vielleicht nur 8—10 cm lang, kürzer 
gestielt, oval bis oval-lanzettiich, dann folgen allmählich die längeren und schmäleren 
Blätter; der Rand zeigt höchstens die Andeutung einiger stumpflicher Zähnchen; Ner- 
ven 7, oberseits als schmale Riefen kenntlich, unterseits kräftig und ziemlich breit vor-. 
springend; Blätter, wenigstens die erwachsenen, gänzlich kahl, nur an einigen jungen 
Blättern waren gelegentlich kürzere, ziemlich steife Haare schwach verstreut zu finden. 
Die starken Ährenstiele steigen + bogig oder gewunden an; sie sind gerieft, nach unten 
zu kahl, nach oben zu schwach mit grauweißlichen Zotteln bedeckt, die nach der Ähre 
zu und an ihrer Spindel dichter werden; die Ähre ist verhältnismäßig kurz, unten locker 
mit einzelstehenden Blüten, nach oben zu dichter. Die Braktee hat einen kräftigen 
Nerv; der Rand ist jederseits so breit wie der Nerv und von kurzen Zotteln ziemlich 
schwach gewimpert; der Nerv ist schwach mit kurzen steifen Haaren besetzt; die breiteren 
Kelchblätter sind stark konkav, ziemlich stark ungleichseitig, an der Spitze kurz zusam- 
mengezogen und aus dem Mittelnerv kurz stumpf vorgezogen, der Rand ist ein wenig 
eingerissen oder eingerissen-gewimpert; die schmäleren Kelchblätter sind wenig ungleich- 
seitig, an der Spitze kurz verschmälert und aus dem starken Nerven etwas vorgezogen; 
alle Exemplare blühen offen, mit kurzer Röhre über dem Fruchtknoten, die Zipfel sind 
stark zurückgebogen; reife Samen nicht vorhanden. 


Argentinien: Rioja, Sierra Famatina, beim Pié de la Cuesta ober- 
halb Vallecito (Hıeronymus et NIEDERLEIN n. 744! — Januar 1879); Cordoba, 
Sierra Achala, am Fuß der Gigantes (Hırronymus s. n. — Dezember 1878); 
Catamarca, La Banda (Specazzını s. n. — Dezember 1909). 


43. Plantago bicallosa Decne., in DC. Prodr. XII. 4 (1852) 725 n. 160. 
_ Rhizoma brevissimum truncatum; folia ovalia vel oblanceolato-ovalia, 
superne breviter arcuatim vel arcuato-cuneatim angustata, basin versus ar- 
cuato-cuneatim ad cuneatim in petiolum brevem angustata, 5,5—9,5 cm 
longa, 1,5—2 cm lata, margine integra vel vix obtuse calloso-denticulata, 
_ Supra villis albidis longioribus inspersa, subtus imprimis ad nervos densius 
inspersa; pedunculi pauci, arcuati, 9—10 cm longi, inferne villis albidis 
parce inspersi, superne, aeque ac spicae rhachis densius longe villosi; spica 


_ densiuscula, basi laxa 4—6 cm longa; bractea anguste triangulari-ovata, 


acutiuscula, 3,5 mm longa, margine breviter pilis rigidulis ciliata; sepala 


274 R. Pilger. 


latiora late ovata, superne angustata, parum inaequilatera 3 mm fere longa, 
margine brevissime ciliolata, dorso pilis brevissimis inspersa, sepala an- 
gustiora anguste ovalia ad ovalia, parum inaequilatera, 2,5 mm longa, mar- 
gine ciliolata, dorso pilis paucis brevissimis inspersa; flores aperti, corollae 
laciniae ovatae vel late ovatae, acutatae, hic illic ciliolatae, 2,25—2,5 mm 
longae; ovula 3. 

Das Rhizom ist sehr kurz und trägt kräftige Fadenwurzeln. Die Blatter stehen 
bis 12—15 in der Rosette, ihre Zottelhaare sind ziemlich steif, breit, = anliegend und 
erscheinen glasig; auch jüngere Blätter sind, wenn auch reichlicher, doch nicht dicht 
behaart; Nerven 5, unterseits deutlich. Die Braktee hat einen breiten Nerven, der zarte 
Rand ist jederseits etwas schmäler als der Nerv; die Brakteen der unteren Blüten sind 
öfters etwas länger, bis 4—4,5 mm; der Griffel ragt wenig heraus; jüngere Antheren 
oval, Apiculus gut entwickelt, oben etwas ausgerandet, so daß zwei stumpfe Spitzchen 
entstehen, 2,25 mm lang; ältere Antheren waren an dem Exemplar nicht vorhanden, 
alle abgefallen; Samen ?. 


Brasilien: Minas Geraes, Summit of Serra de Piedade (Rudade nach 
Dercaisne) (GARDNER n. 5137; Herb. Paris); Rio de Janeiro, auf Campos der 
Serra dos Orgäos, 1900 m ü. M. (ULE n. 4352 — blühend im Oktober 
1896). 

Anm.: J. A. Scumipt in Fl. Bras. VI. 4 (4878) 174 führt die Art unter den Species 
incertae sedis auf. 

Var. angustifolia Pilger nov. var. — Tenuis, folia lanceolata, su- 
perne sensim anguste cuneatim angustata, apice ipso obtusiuscula, basin 
versus sensim in petiolum angustum angustata, 4—8 cm longa, 7—10 mm 
lata, saepe parum brevissime denticulata, pedunculi cum spica foliis (in 
specim.) breviores. 

Die Pflanze blüht geschlossen, die kleine Ähre ‚hat reife Samen; von den drei Sa- 
menanlagen werden meist nur zwei in der Kapsel entwickelt; sie sind rotbraun, ziem- 


lich unregelmäßig oval bis eiförmig-oval im Umriß, vorderseits flach, 4,5—1,75 mm lang, 
fein grubig punktiert. 


Rio de Janeiro oder Minas: (Grazıou n. 16360 — 1887). 


4%. Plantago hirtella Kunth in Humb. et Bonpl. Nov. Gen. et Spec. Il 
(1817) 187 (vel 229) t. 197. 

Rhizoma breve in radicem brevem tenuem transiens vel radix nulla; 
folia anguste ovalia vel ovalia vel anguste obovato-ovalia, superne breviter 
raro longius arcuatim vel arcuato-cuneatim angustata, apice ipso obtusiuscula, 
inferne sensim cuneatim in petiolum brevem vel elongatum transeuntia, 7,5 
ad 20—25 et (raro) 30-—34 cm longa, 3,5—5,5 cm lata, subintegra vel 
parum undulato-denticulata, fere glabrescentia vel supra villis albidis bre- 
vioribus vel longioribus parce vel satis inspersa, ad petiolum et subtus 
imprimis ad nervos plerumque densius inspersa, juniora densius villosa; 
pedunculi 2—5, erecti, vel inferne arcuati, tum erecti, plerumque cum spica 
folia longius vel longe superantes, raro eis aequales, sulcato-striati vel fere 
laeves, 12—40 cm alti, inferne parce villis longioribus albidis inspersi, su- 
perne densius inspersi vel aeque ac spicae rhachis + dense villosi, spica 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 275 


4 
… saltem inferne vel ubique laxa vel imprimis inferne valde laxa, 13—25 cm 
à longa; bractea satis angusta, triangulari-lanceolata vel ovato-lanceolata, 
& 2,25—2,5 mm longa, pilis brevibus patulis dorso et margine parce inspersa, 
nervus crassus ac margines teneri aequilatus vel latior; sepala latiora late 
_ vel rotundato-ovata, inaequilatera, apice abrupte angustata et e nervo 
» — acutata, 2,25—2,75 mm lata, pilis brevibus dorso ad nervum parce in- 
_ spersa, margine vix vel parce erosulo-ciliolulata, sepala angustiora ovalia, 
= inaequilatera, crassinervata, apice et ad marginem angustiorem minute 
ciliolata; flores clausi vel aperti, corollae laciniae in clausis anguste ovatae, 
… acutatae et acutissimae, 2,75 mm longae; in apertis ovatae vel late ovatae, 
_ 2,25—2,5 mm longae; semina 3. | 
Die relativ dünne Hauptwurzel bleibt oft länger erhalten, ist dann aber nur kurz 

‚und wird von adventiven Wurzeln aus der Stammbasis an Länge übertroffen, häufig 
ist ein starkes Büschel solcher Fadenwurzeln vorhanden; an vielen Exemplaren ist von 
der Hauptwurzel nichts mehr zu erkennen, dagegen ein kurzes, Æ horizontales Rhizom 
entwickelt, das nur dünn ist und ca. 4,5—3 cm lang wird. Die Blätter stehen ca. 
_7—42 in der Rosette; sie sind + aufrecht, dünn und trocken zerbrechlich; die Länge 
des Stieles variiert beträchtlich, an einigen Exemplaren sind die Blätter nur kurz ge- 
stielt, an anderen kann man auf den Stiel ca. 5—40, selbst bis 43 cm rechnen; die 
_ Zähnelung ist pur sehr schwach oder fast gar nicht ausgeprägt, öfters ist der Rand 
— etwas wellig gezähnelt oder stumpfe kleine Zähne stehen entfernt; Nerven 5—7, ober- 
seits wenig deutlich, unterseits schmal vorspringend, Netznerven unterseits Æ deutlich. 
Die Braktee erreicht im allgemeinen nicht ganz die Länge des Kelches, kann aber auch 
“an unteren Blüten den Kelch etwas überragen; die breiteren Kelchblätter sind breit, 
nach der Spitze zu plötzlich verschmälert und zugespitzt, indem der Nerv nur von 
einem schmalen Rand begleitet ist; die Zuspitzung ist bei den Exemplaren in sehr ver- 
schiedenem Grade ausgeprägt; die Antheren der offenen Blüten sind 2 mm lang, vor 
dem Öffnen oval, nachher elliptisch, mit breitem und niedrigem etwas emarginatem 
oder crenulatem Apiculus; die Samen sind im Umriß ziemlich breit, etwa elliptisch, 
“aber öfters recht unregelmäßig, vorderseits flach, meist nicht sehr dick, olivbraun bis 
- dunkelbraun oder fast schwarzbraun, 4,25— höchstens 4,75 mm lang. 
Brasilien: Rio die Janeiro (Rup10; g., 0.); (Luscanatn, im Herb. Berol., 
ohne weitere Angaben; nach I. Ursan in Fl. Bras. sammelte L. in Rio und 
Bahia); Espirito Santo, Engenheiro Reve (A. Roserr, in Exp. PERCY-SLADEN 
— g. fruchtend im Februar 1903); Rio Grande do Sul (M. Isabelle — 
4835; Herb. Kew; Herb. Paris). 
Paraguay: Villa Encarnacion (K. Berrrreunp n. 172; g.). 
Argentinien: Misiones, Yaboti-guazu, Cabeceras del Rio (Pepiri-Mini) 
San Pedro (G. NiEDERLEIN — blühend und fruchtend im Juni 1886); Misiones, 
auf Weiden bei »Campo grande« (Spesazzını n. 18971 — g. fruchtend im 
Februar 1907); Misiones, Layado bonito (Spesazzını n. 17171, ebenso); 
Sierra de Tucuman, Siambon (P. G. Lorentz — g. verblüht im März 1872). 
| Bolivien: Prov. Tomina, Dept. Chuquisaca, feuchte Wiesen bei Poma- 
_ bamba (Weppez n. 3846; Herb. Paris); Süd-Yungas, Sirupaya, bei Yana- 
 eachi im tiefen Waldschatten auf feuchtem Boden (0. Buchten n. 358 — 
8. fruchtend im November 1906); Prov. Larecaja, am Sorata, an Bächen 


276 R. Pilger. 


an schattigen Plätzen, 2300—2900 m (Mannon n. 535 — g., 1857; Herb. 
Kew.; Herb. Petrop.); Sorata (R. S. Wırrıams n. 2425 — g. blühend und 
fruchtend im April 4901; Herb. Bucnrien); Cotana am llimani, 2450 m 
(O. Bucatien — 0. und g. blühend im November 1891); La Paz, 3700 m 
(0. Bucutien -— g. blühend im April 1910). 

Ecuador: Auf grasigem Gelände im interandinen Gebiet (SODIRO 
n. 127/9 — o. und g., 1871). 

Columbien: Turbaco (J. Gounor — 1844; Herb. Paris); an schattigen 
Orten um Popayan, 1600--2000 m (F. C. Lenmann n. 4562; g.). 

Venezuela: Wegrand auf dem Galipan bei Caracas, 1950 m (Preuss 
n. 1924 — g. fruchtend im Oktober 1899). | 

Costarica: Sandelaria (?) (C. Horrmann n. 813 — g. fruchtend im Juli 
1857); Rasen des Parkes des Observatoriums San José, 4130 m (H. PırrıEr 
et Th. Durann n. 8872 — blühend und fruchtend im Juli 1894). 

Guatemala: Dept. Huehuetenango, Jacaltenango, an schattigen Weg- 
rändern (SELER n. 3262 — fruchtend im September 1896); Dept. Verapaz, 
Coban, 1100 m (H. v. Turrexseım n. 94 — g. fruchtend im Juni 1885). 

Mexiko: (Sartorius; 0.); auf Grasland bei Jalapa und S. Andres 
(Scuiede n. 145; g.); Real del Monte (EHRENBERG). 


Forma minor. — Minor et tenuior; folia brevius petiolata, brevius 
inferne angustata, 4—8, rarius ad 15 cm longa, sparse pilosa; pedunculi 
breves, adscendentes, cum spica 8—20 cm longi; flores clausi. 

Mexiko: Veracruz, Umgebung von Jalapa, auf Triften, 1400 m 
(R. Enpiica u. 1659 — blühend und fruchtend im Februar 1907). 

Guatemala: Dept. Jalapa, Laguna de Ayarza, 2600 m (Heype et 
Lux n. 4058 — September 1892). 

Costarica: Vulkan Irazu (C. Horrmann n. 142a — blühend im Februar 
1854); Weiden im Zentralgebiet (Aquacaliente, S. José usw.) (Pirrier et 
Duranp n. 140 — Februar 1888); Cartago (Juan J. Cooper n. 5905 — 
Oktober 1887); Desamparados (Pirrier et Duranp n. 1338 — September 
1889). | 

Columbien: Santa Marta (Purnıe — 1845; Herb. Kew.). 


In der Beschreibung seiner P. hirtella gibt Kuntu an: »In Regno Peruviano? 


— 


Capsula bilocularis? loculis dispermise. In der Tafel sind 4 Samen abgebildet. Das | 


einzige von Kuntu als P. hirtella bezeichnete Exemplar sah ich im Herbar Paris; es ist 
ziemlich schlecht, die größeren Blätter alle unvollkommen; die Zeichnung muß ver- 
bessert worden sein. Die Blätter sind ziemlich kurz und breit gestielt. Die Pflanze ist 


so aufgeklebt, daß man nicht sehen kann, ob eine Spindelwurzel vorhanden ist. Die 


Samen sind allermeist aus den Kapseln ausgefallen, eine Kapsel zeigte aber deutlich 


das Vorhandensein von 3 und nicht von 4 Samen. 


Decaisne (in DC. Prodr. XII. 4. (1852) 723 n. 449) gibt bei P, hertella an: Chile ° 
(Berrero, Gay, Cumine). Das ist alles nicht richtig. Dagegen ist P. leptophylla Decne. 
(l.c. 723 n. 446) = P. hirtella. Die 3 von Decaisne I. c. aufgeführten Exemplare vergl. — 
oben bei P. hirtella. Der Autor bemerkt: ovario 4-ovulato. Das ist nicht richtig; bei — 
dem Exemplar WeppELt 3846 konnte ich 3 Samenanlagen konstatieren. Ferner ziehe | 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 277 


ich zu P.hirtella noch P. Schiedeana Decne. (1. c. 723 n. 447). Decaisne gibt bei P. 
Schiedeana 1. c. an: Orizaba, GazeorTt n. 1420, P. tomentosa Schiede n. 72. Die beiden 
Exemplare GALEoTTI n. 4419 und 4420 im Pariser Herbar sind kleine Exemplare von 
P. hirtella, die nach der f. minor hinneigen; ScHiEnE n. 72 möchte ich zur var. 
Galeottiana rechnen; die Blätter sind kurz und breit gestielt, gänzlich verkahlend, dic 
breiteren Kelchblätter sind gerundet, fast kahl. 

Synonym zu P. hirtella ist dann P. Guilleminiana nach J. M. Scammt in Fl. 
Brasil. VI. 4 (4878) 471, nicht nach Decaisne in Prodromus. 

Endlich ist mit P. hértella noch zu vereinigen P. cantagallensis A. Zahlbr. in Itin. 
Princip. S. Coburgi, Botan. Ausbeute Il. (1888) 56, t. 41, fig. A. Die Art ist mir nur 
nach Beschreibung und Abbildung bekannt, doch zweifle ich nicht an der Übereinstim- 
mung. Das Original (Brasilien, Rio de Janeiro, Cantagallo, in Urwäldern an Straßen- 
rändern coll. II. 288) ist ein sehr großes Exemplar: scapi stricti..... 60—80 cm 
fongi, spicae . . . . . 20—40 longae. 

Ob unter P. virginica L. var. hirtella (Kunth) O. Ktze. Rev. Gen. II (1894) 532 
wirklich unsere Art verstanden ist, ist zweifelhaft. 


Zu P. hirtella sind folgende Varietäten zu rechnen: 


1. Var. janeirensis Pilger n. var. — Folia breviora, ovalia, superne 
breviter arcuatim vel cuneato-arcuatim angustata, inferne sensim in petiolum 
satis angustum et brevem angustata, 12-—18 cm longa, 2,5—4 cm lata; 
pedunculi 20 cm longi, spica laxa 15—-30 cm circ. longa. 

Blätter bis 40 in der Rosette, von den Blütenständen bedeutend überragt; die Be- 
haarung von kürzeren oder längeren Zotteln ist auch an den älteren Blättern, beson- 
ders an den Nerven, noch deutlich ausgeprägt. Die Ähre ist nach unten zu sehr locker, 
die einzelnen Blüten stehen in großen Abständen; die Samen sind hell oder dunkler 
braunrot, im Umfang elliptisch, ziemlich dick, 2 mm oder fast 2 mm lang. 

Die Varietät ist schwach vom Typus verschieden. 

Brasilien: Rio de Janeiro, Tijuca (Grazıou u. 4940! — g. blühend 
und fruchtend im Oktober 1871); Serra da Estrella (Seo n. 87 — o. fruch- 
im Oktober 1814). 


2. Var. denticulata Pilger n. var. — Folia ovalia vel late ovalia, 
superne breviter arcuatim vel late cuneato-arcuatim angustata, basin versus 
sensim in petiolum brevem angustata, ad 20 cm longa, ad 5,5 cm lata, 
distincte irregulariter dentata; pedunculi ad 22 cm longi, spica ad 43 cm 
longa, imprimis inferne laxa. 

Von der Varietät lag nur ein Exemplar vor, das kräftig und hochwüchsig eine 
starke Rosette von — aufrechten Blättern trägt. Diese haben jederseits 6—7 stumpf- 
liche Zähne, die aus breiter Basis 4— 4,5 mm hoch sind; alte Blätter zerstreut zottelig, 
an den Nerven unterseits dicht zottelig. Die Blütenstände sind kräftig, an der Basis 
gebogen, dann aufrecht; die Ähre ist nach unten zu sehr locker mit ganz getrennten 
Blüten. 


Brasilien: Bei Blumenau auf einem Felde (E. Uze n. 1069! — g. blü- 
- hend und fruchtend im Oktober 1888). 

3. Var. glabrescens Pilger n. var. — P. tomentosa Lam. var. gla- 
_ brescens Schlechtd. ms. ex Schmidt in Fl. Brasil. VI. 4 (1878) 172. 

Folia anguste ovalia vel obovato-elliptica vel fere elliptica, superne 
… longius arcuato-cuneatim vel breviter arcuatim vel late arcuatim angustata, 


278 R. Pilger. 


basin versus satis longe vel brevius arcuato-cuneatim in petiolum brevem 
angustata, 15—28 cm longa, ad 6,5 cm lata, demum glabrescentia praeter 
villos breves subtus ad nervos; pedunculi cum spica folia plerumque parum 
superantes; bractea margine parum breviter ciliata, 2—2,5 mm longa; se- 
pala latiora rotundato-ovata, apice brevissime angustata, 2,25 —2,5 mm longa, 
sepala angustiora fere aequilatera vel parum inaequilatera; corollae laciniae 
2—2,5 mm longae. 


Uruguay: Montevideo (Setto d. 51) (das Exemplar trägt nur die Be- 
zeichnung d. 54; nun heißt es bei der Lebensbeschreibung Setios in Fl. 
Bras. I. 140: »Plantarum itineris V (1821—29) a Montevideo usque S. Paulo 
numeri primarii 4—2993 literam d antepositam ferunt.« Unsere n. 54 ist 
also wahrscheinlich bei Montevideo gesammelt); Montevideo, an den Ufern 
des Baches El Pantanoso (Gisert 370 — o. und g. blühend und fruchtend 
im Dezember 1860); Vera (M. B. Berro n. 194 — o. blühend im Oktober 
1898); am Pando (Gisert n. 371 — g. blühend im November 1864); Con- 
cepcion del Uruguay (P. Lorentz n. 341 pp. (mit P. tomentosa) — o. blü- 
hend im Oktober 1875). 


4. Var. platensis Pilger n. var. — Rhizoma breve horizontale vel 
verticale, radix nulla; folia lanceolato-ovalia ad ovalia, superne arcuato- 
cuneatim ad arcuatim vel longius cuneatim angustata, apice ipso obtusius- 
cula, basin versus sensim in petiolum plerumque longiorem, raro brevius 
in petiolum breviorem angustata, 20—34 cm longa, 3—6 cm lata, margine 
integra vel vix hic illic minute calloso-incrassata, glabra; pedunculi validi 
erecti 30—45 cm alti, inferne glabrescentes, superne pilis rigidulis bre- 
vioribus vel longioribus obsita; spica ad 20—25 cm longa, inferne laxa 
vel valde laxa, superne densa, rhachis pilis longis villosula; bractea lan- 
ceolato-ovata ad ovato-ovalis, margine parce breviter ciliata, 3—3,5 mm 
longa; sepala latiora rotundata, satis inaequilatera, parum e nervo medio 
obtuse producta, margine brevissime eroso-ciliolata ceterum glabra vel non- 
nunquam dorso pilis paucis brevissimis inspersa, 3—3,25 mm longa, sepala 
angustiora ovalia parum ad formam obovatam vergentia, parum inaequi- 
latera, margine ut latiora ciliolulata; flores clausi vel aperti, corollae laci- 
niae in clausis anguste ovatae, acutatae, 3 mm longae, in apertis ovatae 
ad late ovatae, acutae, 2,5 mm longae. 

Kräftige Pflanzen mit kurzem, abgestutztem Rhizom .mit derben Fadenwurzeln; 
viel gelbe Wolle am Grunde der Blätter. Die Blätter sind von derber Konsistenz, fast 
lederig, oder etwas dünner und biegsam, aufrecht, = zahlreich in der Rosette, der Stiel 
ist meist wenig von der Spreite abgesetzt, man kann auf ihn 5—10 cm an Länge rech- 
nen; Nerven 7, selten auch 9, unterseits deutlich ziemlich breit hervortretend; die Ver- 
schmälerung nach der Spitze zu ist kürzer oder länger, bei kurzer Verschmälerung ist 
dann die Spitze noch fast caudat vorgezogen. Die kräftigen Ährenstiele sind nach oben 
zu von anliegenden, ziemlich steifen Haaren grauweißlich. Die Braktee erreicht etwa 
den Kelch an Länge und hat einen sehr starken Nerven, der etwas breiter als die zarten 
Ränder ist; der Nerv der Kelchblätter ist gleichfalls stark, die breiteren Sepalen sind 


VON i Gare DR. 


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A 
‘4 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 279 


an der Spitze nur ganz wenig aus dem Nerven stumpflich vorgezogen, die schmäleren 
sind etwas ungleichseitig an der Spitze verschmälert, indem der schmälere Rand ganz 
in dem Nerven verläuft. 


Argentinien: Las Conchas bei Buenos Aires, auf feuchtem Standort 
(C. BETTFREUND und Isorına Köster n. 682! — g. blühend im November 
1889); nicht überall, hauptsächlich nach Isidro, Conchas hin (dies. n. 436, 
680 und 685); Buenos Aires, Barrancas al Sur, auf sumpfigen Wiesen 
(Spesazzını n. 7490a — o. blühend im November 1902). 

Zwergexemplare der Varietät sind: Spreazzini n. 5402, 5403 (Isla Santiago bei La 
Plata). Bei n. 5402 sind die Blätter nur 4—5 cm lang, dieAbhrenstiele nur 2—3 cm lang, 
die Ähre 2—3 cm, oder die Blätter bis 7 cm lang, Stiele und Ahre je 5 cm; bei n. 5403 
sind die Blätter bis 44 cm lang, die Blütenstände ebenso lang, davon bis 8 cm auf - 
die Ahre. 

5. Var. brachypus Pilger n. var. — Folia late ovalia, superne bre- 
viter cuneatim vel arcuato-cuneatim angustata, basin versus breviuscule ar- 
cuato-cuneatim in petiolum brevem latum angustata, 15—20 cm longa, ad 
5 cm lata; pedunculi pauci; bractea 2,75—3 mm longa, margine parce 
ciliata, nervo valde lato; sepala latiora 2,5—2,75 mm longa, dorso ad ner- 
vum pilis brevissimis parce inspersa, sepala angustiora obovato-ovalia, parum 
inaequilatera; corollae apertae laciniae ovatae vel late ovatae, acutatae, 
acutae, 2,5 mm longae. 

Mir sind nur einige Exemplare vom selben Standort bekannt, mittelstarke Pflanzen 
mit 6—7 breiten Blättern in der Rosette. Die Behaarung von zerstreuten Zotteln ist auch 
an älteren Blättern deutlich. Die Blütenstände sind 30 cm hoch, aber noch nicht voll 
entwickelt; die Ähre ist nach unten zu locker; die Blüten sind offen; ältere Antheren sind 
elliptisch, kurz und abgerundet, am Grunde eingeschnitten, mit verhältnismäßig langem 
(0,25 mm) und schmalem, gleichmäßig breitem Apiculus, 2,25 mm lang, jüngere Antheren 
sind schmäler, 2,5 mm lang. 


Uruguay: Cuareim (M. B. Berro n. 2899! — blühend im Oktober 
1902). 


6. Var. longispica Pilger n. var. — Folia ovato-elliptica, superne sen- 
sim late cuneatim angustata, apice ipso obtusiuscula, basin versus late 
arcuato-cuneatim in petiolum brevem latum angustata, 10—12 cm longa, 
4 cm circ. lata, subintegra, vix dentibus minutis nonnullis obtusiusculis 
praedita, supra et subtus villis brevibus albidulis accumbentibus inspersa; 
pedunculi elati, erecti vel basi parum arcuati, 25 cm circ. alti, inferne 
glabrescentes, superne aeque ac spicae rhachis pilis albidulis = accum- 
bentibus hirsuto-villosi; spica ubique laxa 31—34 cm longa; bractea caly- 
cem haud aequans, triangulari-lanceolato-ovata, pilis paucis rigidulis brevi- 
bus margine ciliata, 2,25—2,5 mm longa; sepala latiora ovata vel late 
Ovata, superne angustata, satis inaequilatera, 2,5—2,75 mm longa, brevis- 
sime parum margine ciliolata, dorso pilis brevissimis rigidulis paucis in- 
Spersa, sepala angustiora anguste ovalia, superne parum angustata, sub- 
acuta, parum inaequilatera, margine parum ciliolata; flores clausi, corollae 
laciniae anguste ovatae, acutatae, 2,5—2,75 mm longae; semina 3. 


280 R. Pilger. 


Die Varietät liegt nur in einem Exemplare vor, an dem kein Rhizom oder Wurzel 
erhalten ist, auch die Rosette ist nicht ganz vorhanden. Die Blatter verschmälern sich 
nach der Spitze langsam fast gerade; sie sind etwas biegsam, von dunner, papierartiger Kon- 
sistenz; die schwache Behaarung ist unterseits ein wenig reichlicher als oberseits; 
Nerven 5 und 2 schwache Randnerven, oberseits schmal und fein etwas eingedrückt, 
unterseits etwas vorspringend, die Netzmaschen unterseits deutlich. Die Schäfte über- 
ragen die Rosette weit. Der Nerv der Braktee und der Kelchblatter ist verhältnismäßig 
nicht stark; die breiteren Kelchblätter sind nach oben stark verschmälert, spitz zu- 
laufend; die Ähren des Exemplares sind verblüht, mit fast reifen oder reifen Samen, 
doch sind noch die geschlossenen Korollen mit rudimentären Antheren erhalten; Samen 
im Umfang oval, hell, gelbliéh-braun, auf der Vorderseite flach, fein netzig-grubig 
punktiert, 1,75—2 mm lang. 

Argentinien: Tucuman, auf Hügeln der Sierra de Acufama, 1800 m 
(Spesazzını n. 46180! — fruchtend im Juni 1906). 

7. Var. mollior Pilger n. var. — Folia ovalia vel elliptica, basin ver- 
sus brevius in petiolum brevem latum angustata, 12--17 cm longa, 3—4 cm 
lata, densius quam in typo villosa, et adulta saepe longe albido-villosa, 
margine saepius parum denticulata. 

Die Behaarung ist durchschnittlich bedeutend stärker als im Typus, so daß auch 
noch ältere Blätter weißlich langzottig erscheinen; die kräftigen bis 40 cm hohen Blüten- 
stände überragen die Blätter weit. 

Mexiko: Orizaba, Maltrata (Kerper n. 254! — ganz verblüht im 
Januar 1883); Fortin, an der Eisenbahn (? Veracruz bis Mexiko?) (KERBER 


n. 235a — blühend im März 1893). 


8. Var. veratrifolia (Decne.) Pilger. — P. veratrifoha Decne. in DC. 
Prodr. XIII. 4 (1852) 724 n. 139. 

Folia ovalia, superne satis breviter arcuato-cuneatim angustata, basin 
versus sensim cuneatim in petiolum longum angustum angustata, 18— 
27 cm longa, ad 6 cm lata, subintegra, glabrescentia, subtus ad nervos 
tantum et parce ad marginem villis brevibus inspersa, vel ad nervos sub- 
tus densius villosa , supra villis parce inspersa; bractea angusta, lanceo- 
lata, parce pilosa; sepala latiora late ovata, acutato-angustata, dorso ad 


nervum pilis brevibus inspersa, 3 mm longa, sepala angustiora anguste 


ovalia, fere aequilatera, corollae laciniae anguste ovatae, 3 mm longae, 


ovula 3. 
Die Blätter sind von dünner Konsistenz; 7 Nerven, unterseits deutlich vorspringend, 
auch die grobmaschige Netznervatur > deutlich. Blütenstände wenige; der Stiel ist 


45—30 cm hoch, schwach mit anliegenden langen, weißlichen Zotteln bekleidet, die. 


Ähre ist 43—25 cm lang, nach unten zu locker. Decaısne gibt in der Beschreibung an: 
ovario 4-ovulato; dies ist falsch. 

Mexiko: Orizaba, 2600 m (Gareorrı n. 1422 — g. blühend im Juni 
bis Oktober 1840; Herb. Paris); Orizaba (BourgzAau n. 2564 — g. blühend 
im Juli 4866; Herb. Paris, Kew, Petersburg). 


9. Var. Galeottiana (Decne.) Pilger. — P. Galeottiana Decne. in DC. 
Prodr. XII. 4. (4852) 726 n. 164. 
Rhizoma breve crassiusculum; folia = numerosa rosulata, ovali-ellip- 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 281 


… tica, superne breviter arcuatim vel late cuneatim angustata, basin versus 
…_aequaliter in petiolum brevem latum angustata vel rarius longius cuneatim 
“in petiolum parum longiorem angustata, subintegra vel vix parum denti- 
“culata, 5—17 cm longa, 2,5—4,5 cm lata, glabrescentia vel fere omnino 
glabra vel sparse villis inspersa vel raro laxe villosula; pedunculi pauci 
vel numerosiores, arcuato-adscendentes vel basi arcuati, tum recti, 6—12 cm 
longi, juniores dense villosi, adulti inferne fere glabrescentes, superne, 
—aeque ac spicae rhachis + albido-villosi, spica densiuscula 6—18 cm longa; 
bractea ovali-lanceolata, 2,5—3 mm longa, ad marginem et dorso ad ner- 
vum villis brevioribus inspersa; sepala latiora late vel rotundato-ovata, apice 
“parum angustata, parum e nervo producta, 2,5—fere 3 mm longa, dorso ad 
nervum pilis brevibus vix vel magis copiose inspersa, sepala angustiora ovalia, 
fere aequilatera; flores plerumque aperti, corollae-laciniae in apertis ovatae 
vel rotundato-ovatae, 1,75—2 mm longae, in clausis anguste ovatae, 2— 
2,75 mm longae. 

Die meisten Exemplare der Varietät sind vom Typus (P. Schiedeana = P. hir- 
tella) ziemlich leicht zu unterscheiden, doch sind die Unterschiede alle nur relative und 
“bei einigen Exemplaren nur schwer festzuhalten; die Blätter sind durchschnittlich derber, 
_ kürzer verschmälert, kürzer und breiter gestielt und kahler, die ansteigenden Ahren- 
“stiele sind kürzer, die Ahren blühen meist offen, die breiteren Kelchblätter sind weniger 
nach oben verschmälert. 
| Die Blätter stehen meist zahlreich in der Rosette und sind + niederliegend; 
Nerven 5 (oder noch 2 = deutliche Randnerven) unterseits schmal deutlich vorsprin- 
gend, auch das ziemlich großmaschige Adernnetz etwas hervortretend. Braktee, Kelch 
‘und die herausragenden ca. 2 mm langen Antheren sind meist + blauviolett gefärbt. 
Gelegentlich finden sich Exemplare mit Übergangsformen von geschlossenen zu offenen 
Blüten; die Blütenzipfel sind nicht zurückgeschlagen, klaffen aber etwas auseinander und 
assen die ziemlich großen Antheren ein wenig heraustreten, während die Griffel lang 
“heraustreten; Samen 3, zuerst hell-oliv, dann dunkel-braunoliv, 45 mm lang. 


Mexiko: Real del Monte, 2600 m (Gazrorri n. 1427; Herb. Paris); 


Paris); Puebla, Straße von Mexiko (Arsène n. 433 — o. blühend im 
ugust 1906); Tal von Mexiko, 2400 m (C. G. Prinere n. 6420 — o. blü- 


— g. verblüht und fruchtend im September); Hidalgo, feuchte Stellen 
bei den Trinidad Iron Works, 1800 m (C. G. Prinete n. 13175 — o. blühend 


im Mai 1888); Chihuahua, Sierra Madres bei Colonia Garcia, 2600 m 
(C. H. T. Townsend and M. C. Barser n. 51 — o. blühend im Juni 1899). 
à Decatsne gibt für P. Galeottiana die beiden Exemplare Gazeorri n. 4427 und 4425 
an; im Pariser Herbar fand ich die (oben erwähnte) Nummer GALeorrı 4427, dann ein 


282 R. Pilger. 


Exemplar Gaueort: n. 1424 (Terre froide. Oaxaca, 7—9500), das von Dercarsne als P. 
Galeottiana bezeichnet war. Dieses letztere Exemplar, das recht schlecht ist, halte ich 
für P. hirtella (P. Schiedeana); die Blätter sind schmal oval, in einen dünnen Stiel 


verschmälert, nach der Spitze ziemlich langsam verschmälert, 43—44 cm lang, 2,3—2,6 cm | 


breit. DecaAısne trennte die Exemplare beider Arten wohl hauptsächlich auf Grund der 
offenen und geschlossenen Blüten. 


10. Var. supina Pilger n. var. — Parvula; folia multa rosulata, lan- 
ceolata vel oblanceolata vel anguste ovalia, superne anguste cuneatim an- 
gustata, obtusiuscula, basin versus sensim in petiolum latum brevem an- 


gustata, supra glabra, margine et subtus ad nervos villis brevibus parce » 


inspersa, 3—9 cm longa; pedunculi arcuatim adscendentes, superne pilis rigi- 
dulis villosuli, 4,5—9 cm longi, spica laxa, 1,5 —7 cm longa; bractea mar- 
gine tantum breviter ciliata, ceterum glabra, ad 3 mm longa, sepala latiora 
e basi rotundato-ovata distincte angustata, 2,5 mm longa; flores aperti vel 
clausi; corollae laciniae anguste ovatae vel ovatae, 2—2,5 cm longae. 

Das kurze Rhizom hat oft lange und kräftige Adventivwurzeln. Die Blatter sind 
dicklich, trocken ziemlich zerbrechlich; ihr Stiel ist kaum von der Spreite abgesetzt; 
der Rand zeigt öfters kurze aber deutliche stumpfe Zähnelung; die Nerven sind ober- 
seits als feine Linien eingedrückt, unterseits springen sie ziemlich kräftig hervor. Samen 
4,75 bis fast 2 mm lang. 


Ecuador: Titaicun, 3600 m, auf Weiden (Spruce n. 5768 — g. blü- 
hend und fruchtend im November 1858; Herb. Kew); El Altar, Paramo- 
Region, 3800 m ii. M. (H. Meyer n. 123 — g. blühend und fruchtend im 
Juli 4903); Quito (River — g. und o. blühend und fruchtend im Oktober 
1902; Herb. Paris). 


45. Plantago Kurtzii Pilger in Notizbl. Kgl. Bot. Gart. u. Mus. Dahlem 
n. 49 (1912) 260. 


Folia crassiuscule coriacea, elliptica, breviuscule arcuato-cuneatim in 


petiolum brevem angustata, superne late cuneatim angustata, margine in- 
tegra, glabra, 15—46 cm longa, 4,5—5 cm lata, venis reticulatis bene 


conspicuis instructa; pedunculus unicus tantum in specim. 25 cm altus, 


validus, erectus, inferne glabratus, superne albido-villosus; spica crassa, 
12 cm longa, densa, basi tantum laxa; bractea ovato-ovalis, margine bre- 
viter villosa, 3 mm longa; sepala latiora rotundata, inaequilatera, 3,25— 


3,5 mm longa, margine et apice parum ciliolata, sepala angustiora ovali- 


elliptica 3 mm longa; flores aperti, corollae laciniae (ad capsulam fere ma- 
turam tantum visae) late ovatae, acutae, 2,5 mm longae; capsula 3-sperma 
vel ovulo haud evoluto saepe 2-sperma; semina ad 2,5 mm longa. 


Von der Art lag mir nur ein ziemlich unvollkommenes Exemplar vor; das Rhizom 
war nur ein kurzes Stück erhalten, so daß über Rhizom- oder Wurzelbildung der Art 
nichts ausgesagt werden kann. Die derben, lederigen Blätter sind ganzrandig, nur hier 
und da springen kleine knöpfchenförmige Verdickungen kaum merklich vor; Nerven 7 
oder noch 2 dünne nicht durchlaufende Randnerven; die netzmaschigen Adern springen > 
deutlich dünn vor. Der Ährenstiel ist im unteren Teile kahl, nach oben zu ist er von 
weißlichen langen Zotteln behaart, unter der Ahre und an der Spindel wird dann die 


Behaarung dicht zottelig. Die stumpfliche Braktee ist am Rande mit kürzeren Zottel- 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 283 


haaren, auf dem Nervrücken mit kurzen steifen Haaren besetzt; die breiteren Kelch- 
blätter sind am Rande nach oben zu kurz schwach gewimpert, auf dem Nervrücken 
und an der Spitze mit kurzen steifen Haaren besetzt; die schmäleren Kelchblatter sind 
nur wenig ungleichseitig. Die Samen sind dunkel olivgrün, in der Mitte etwas heller, 
oval oder mehr eiförmig oval, mit flacher oder etwas konvexer Vorderseite; häufig 
werden nur 2 Samen ausgebildet, während eine Samenanlage rudimentär bleibt, und 
zwar kann dies die einzelne oder eine der beiden HpAanser sein; der obere abéalllaside 
Teil der Kapsel ist 21/9 mm lang. 


Argentinien: Mendoza, am oberen Rio Salado, Pantano de la Ciene- 
gita (F. Kurtz n. 7087 — fruchtend im Januar 1892). 

46. Plantago Orbignyana Steinh. ex Decne. in DC. Prodr. XII. A. 
(1852) 704 n. 51. . 

Rhizoma breve crassum; radix crassa satis elongata; folia = nume- 
rosa rosuluta, + decumbentia, ovato-ovalia vel ovalia ad anguste ovalia, 
superne breviter cuneato-arcuatim vel late arcuatim angustata, obtusa, basin 
versus satis sensim vel saepius breviter cuneato-arcuatim vel late arcuatim 
vel truncato-arcuatim in petiolum brevem angustata, 2—4 cm longa, 0,7— 
1,7 cm lata, margine subintegra parum undulata vel distincte irregulariter 
dentata, dentibus paucis brevibus obtusis vel ad 1, raro ad 2 mm longis 
obtusis, rectis vel recurvis, supra glabrescentia, subtus parce villis cinereo- 
albidulis adjacentibus brevibus inspersa, margine + villosulo-ciliata, vel 
et subtus demum = glabrescentia, vel et adulta supra et subtus villis 
rigidulis brevibus satis inspersa; pedunculi breves arcuatim adscendentes, 
ad 6 cm longi, plerumque breviores, inferne parce, superne densius aeque 
ac spicae rhachis villis longioribus vel longis albidulis inspersa, spica ad 
15—17 mm longa, densiflora, in specim. nanis tantum pauciflora parva; 
bractea lata, ovata vel late ovata, demum fere rotundata, obtusa, valde 
concavata, latinervata, margine tantum breviter ciliata, ceterum glabra, 
vel margine longius ciliata, dorso pilis paucis patentibus inspersa, 2,25 ad 
3 mm longa; sepala latiora late ad rotundato-ovata vel rotundata, vix in- 
aequilatera, 2—2,25 mm longa, glabra, sepala angustiora elliptica vel late 
elliptica, vix inaequilatera, glabra; flores clausi vel aperti, corollae tubus 
et in floribus clausis supra ovarium longius productus, angustus, corrollae 
laciniae parvae, anguste ovatae vel ovatae, obtusiusculae vel obtusae, saepe 
apice parum emarginatae et e nervo breviter apiculatae, 1—1,25 mm 
longae; semina 3—4. 

Kleine, dem Boden anliegende Pflanzen; der kurze und gestauchte, bis ca. 1,5 cm 
lange Stamm ist oben ebenso breit wie lang; er ist dicht mit alten Scheiden umhüllt und 
zeigt eine außerordentlich reiche Entwickelung von langen rotbraun glänzenden Haaren 
am Grunde der Blätter; nach Entfernung der Scheiden und Haare ist das Stämmchen 
bis 7—8 mm im Durchmesser dick; der Stamm ist gut abgesetzt gegen eine dicke und 
kräftige absteigende Pfahlwurzel, die sich langsam verjüngt, bis 7 cm lang wird und 
oben bis 0,5 cm im Durchmesser hält (die Wurzel nur beim Exemplar PFLANZ n. 447 F 
vorhanden). Die Blätter stehen an schwachen Pflanzen nur zu wenigen in der Rosette, 


an kräftigeren Exemplaren bis zu 20, nach innen und oben zu allmählich kleiner 
werdend; sie sind von derber, lederiger Konsistenz; die Zähnelung ist auch an ein- 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 19 


284 R. Pilger. 


zelnen Blättern und Blattseiten verschieden. Die Braktee hat einen breiten, aber nicht 
sehr dicken Nerven, der deutlich aus mehreren Strängen zusammengesetzt ist; die 
zarten Ränder sind jederseits so breit oder etwas breiter als der Nerv; die Zipfel der 
Korolle sind entweder aufrecht und fast geschlossen, so daß nur der oft an der Spitze 
ein wenig zweispaltige Griffel etwas hervortritt oder sie sind ausgebreitet; auch in den 
geschlossenen Blüten, in denen die kleinen dicht unter den Zipfeln sitzenden Antheren 
nicht hervortreten, ist eine vom Ovar freie enge Röhre entwickelt, die den Kelch über- 
ragt; an geöffneten Blüten ist die freie Röhre 4,75 mm lang, der Griffel ragt weit her- 
vor, die Antheren ragen dagegen nur wenig aus der Röhre heraus; sie sind oval oder 
eiförmig-oval, mit kleinem, stumpflichem Apiculus, 4—1,25 mm lang. Meist sind 
3 Samenanlagen und Samen entwickelt, bei den Exemplaren Fiepric n. 3372 und 2845 sind 
dagegen 4 Samenanlagen vorhanden; diese sitzen in der Mitte der Scheidewand rechts 
und links vor einer schmal vorspringenden Leiste; öfters werden nicht alle 4 Samen- 
anlagen weiter entwickelt, so daß dann nur 2—3 Samen in der dick eiförmigen Kapsel 
vorhanden sind; Samen dunkel olivfarben bis fast schwarz, oval oder schmal eiförmig- 
oval, fein netzig punktiert, 2—2,5 mm lang. 

Bolivien: Potosi (Orsieny n. 1468; Herb. Paris); Titicaca-See, 3100 m 
(Meyen — g. 1831); Oruro, 4000 m (0. Kuntze — g. blühend und junge 
Frucht im März 1892); Palca-La Paz, Takapaya, 4000—4200 m (K. PrLanz 
n. 447F — o. blühend und in junger Frucht im Februar 1910); Escayache 
bei Tarija, 3600 m, an feuchtem Hang zwischen Gras (K. Fıesrıe n. 2815 
— g. fruchtend im März 1904); Puna Patanca, 3700 m (K. Fresrie n. 3372 
— 0. blühend und fruchtend im Januar 1904); Pazna, 18,5° s. Br., in 
Felsspalten bei 4200 m (O. Bucarien n. 1394 — fruchtend im Mai 1908). 
Peru: Puno (Mrven); Süd-Peru (Weppett n. 4501—1847; Herb. 


Paris). i 
Decaisne (l. c.) gründet auf die Art die Sektion Oreophytum: Herba monticola 
perennis; folia rosulata. — Flores parvuli clausi; stamina inclusa; capsula 3-sperma. 


Es ist allerdings sehr zweifelhaft, ob man P. Orbignyana zu unserer Sektion stellen 
soll. Die Kapsel ist 3—4-samig, die schmale Röhre der Korolle ist immer über den 
Fruchtknoten verlängert, die Zipfel sind klein und stumpf, die Braktee ist sehr breit, 
die Kelchblätter sind wenig ungleichseitig. Dies sind alles Merkmale, die eine Abtren- 
nung wohl berechtigt erscheinen lassen. 

Bei der Beschreibung der Art (Chloris andina II (1857) 159) weist WEDDELL auf die 
Kleistogamie hin: Dans les échantillons, qui ont servi à M. DEcaIsNE pour établir cette 
espèce, les lobes de la corolle sont tous dressés et connivents, et les étamines incluses, 
la fécondation s'étant opérée sans que l’épanouissement de la fleur ait eu lieu. 

Synonym ist: P. major L. 8. runcinata Walp. in Nov. Act. Acad. Caes. Leop.- 
Carol. Nat. Curios. XVI. Suppl. (1843) 404: foliis minoribus runcinato-dentatis, spicis 
multo brevioribus. Peruvia: Laguna de Titicaca. Die Varietät bezieht sich auf die 
Pflanze der Meyenschen Sammlung. Barnéoup (Monogr. (1845) 10) gibt bei P. hértella 
den Namen einer Varietät ohne Beschreibung: C’est le P. Orbignyana Desf. inéd. (V.S. 
in Herb, DECAISNE). 


Var. lasiantha Pilger n. var. — Folia 4—5 cm longa, 13—415 mm 
lata, ovalia, arcuatim superne angustata, parum magis quam in typo villis 
albidis supra et subtus inspersa; pedunculi basi arcuati tum = erecti ad 
9cm longi, spica basi laxa ad fere 3 cm longa; bractea margine villis 
longis patentibus satis rigidulis copiose, dorso parce inspersa, 3,5 mm 


fs - 


Biologie und Systematik von Plantago § Novorbis. 285 


longa; sepala superne margine brevissime ciliolata, 3 mm longa; corollae 
laciniae 1,5 mm longae, tubus supra ovarium parum productus; ovula 3. 
Die Blatter sind Æ aufrecht, die Zähnelung ist schwach, nur hier und da sind 
stumpfliche Zähne vorhanden; die Behaarung der Blätter und besonders auch der 
Braktee ist reichlicher als beim Typus. 
Peru: An der Lima-Oroya-Bahn, an felsigen Matten bei Chicla, 
3720 m (WEBERBAUER 0. 244 — g. blühend im Dezember 1901). 


47. Plantago Pugae Phil. Anal. Un. Chile, Santiago XCI (1895) 250. 

Pl. perennis; foliis erectis oblongis vel lanceolatis, in petiolum atte- 
nuatis, integerrimis, pubescentibus, quinquenerviis, nervis paginae inferioris 
albidis; pedunculis folia parum superantibus dense pubescentibus; spica 
cylindrica basi interrupta, bracteis ovatis carinatis nervo viridi, subglabris, 
calyce parum majoribus; foliolis calycinis bractea simillimis, anguste sca- 
rioso marginatis. (PuairrPPi.) 

Aus der auf die lateinische Diagnose folgenden spanischen Beschreibung seien 
noch folgende Bemerkungen erwähnt: Die Pflanze hat ein kurzes Rhizom von 43 mm 
Durchmesser, das stumpf abgeschnitten erscheint und am oberen Ende nicht wollig ist; 
Blätter 20 cm lang und 3 cm breit; ziemlich kurze Haare sind auf beiden Blattseiten 
zerstreut, der Rand dagegen ist kurz und dicht behaart; Blütenschäfte dicht pubescent, 
42 cm lang, Ähre 8 cm lang; Braktee ca. 3 mm lang, der Kelch ein wenig kürzer. 

In provincia Nuble habitat. Dr. Fr. Puca Borne. 

Retcue (Flora de Chile VI. 4. (1941) 415) zieht die Art zu P. truncata Cham. 
offenbar auch ohne das Original gesehen zu haben, denn er gibt fiir P. truncata nur 
den CuAmissoschen Standort Talcahuano an. Das Original von P. Pugae ist also wohl 
nicht mehr vorhanden. Ich erhielt aus dem Herbar Santiago ein Exemplar, auf das sich 
folgende Bemerkung von PhıLıppr (1 c. 254) bezieht: Un segundo ejemplar hallado cerca 
de Llico por don Luis LANDBECx, tiene las hojas mas angostas, con solo tres nervios, el 
cuello mui velloso, el pedunculo es mucho mas largo que las hojas..... Si 
la vellosidad »stuposa« del cuello fuera de valor, deberian formar una nueva especie. 

Dieses Exemplar ist eine kräftige Form von P. truncata Cham. subsp. firma (Kunze) 
Pilger, einjährig mit Spindelwurzel und 2 Samenanlagen im Fruchtknoten; die Blätter 
werden bis 43 cm lang und 3 cm breit, die Schäfte bis 23 cm hoch bei 41 cm langer 
Ahre. Das Original von P. Pugae gehorte vielleicht auch zum Formenkreis von 
P. truncata. 


48. Plantago laevigata Phil. An. Univ. Chile, Santiago, XCI (1895) 260. 

Auch von dieser Art habe ich kein Exemplar gesehen. PniLıprı gibt 
folgende Diagnose: P. perennis; rhizomate crasso; foliis glaberrimis quinque- 
nerviis, ovato-lanceolatis, in petiolum latum attenuatis, integerrimis; pedun- 
culo basi glabro, ad apicem pubescente, folia aequante; spica cylindrica, 
brevi (tempore florendi); bracteis calycem aequantibus, glaberrimis, basi 
saccatis, navicularibus, lanceolatis, margine late scariosis; foliolis calycinis gla- 


_berrimis, ovatis, anguste marginatis; lobis corollae apertis, late lanceolatis, 


obtusiusculis, linea lata fusca notatis; staminibus..... : seminibus ...... 
Unicum specimen. 

Aus der folgenden spanischen Beschreibung seien folgende Bemerkungen erwahnt: 
Rhizom 10 mm dick, Blätter 45 mm lang und 43 mm breit; die Ahre 21 mm lang und 
5 mm breit; alle Blüten des Exemplars sind geôffnet, die Antheren sind abgefallen. 


19* 


286 R. Pilger. 


Der Autor nähert die Art an P. Berterot DC. Reiche (Flora de Chile VI. 4 (4944) 424), 
führt P. laevigata unter den zweifelhaften Arten auf. Nach ihm hat der Fruchtknoten 
4 Samenanlagen. Er bemerkt: Una sola muestra tal vez raquitica que sera de otra 
especie. En Chile, se ignora la localidad. 

49. Plantago ovata Phil. Anal. Univ. Chile, Santiago, XCI. (1895) 251; 
Rercue I. c. 113. 

Das Originalexemplar, das ich im Herbar von Santiago einsehen konnte, ist schlecht, 
2 Blätter und ein davon getrennter Blütenstand. Die Blätter kommen in dieser Form 
mit der abgerundeten Basis sonst nicht in der Sektion vor; sie stimmen in allen Be- 
ziehungen mit P. major überein, so daß ich nicht daran zweifle, daß die Art ein mix- 
tum ist und daß die Blätter von P. major stammen; den Blütenstand ziehe ich mit 
einigem Zweifel zu P. Cumingiana. Der Ährenstiel ist 13 cm lang, stark gerieft, nach 
unten zu verkahlend, nach oben zu mit weißlichen längeren Zotteln schwach besetzt; 
die Ahrenspindel ist schwach zottig, die Ahre ist 13 cm lang, nach unten zu sehr 
locker, nach oben zu dichter; im Gegensatz zur Angabe Puaiztppis (capsula disperma!) 
finde ich 3 weiter entwickelte Samenanlagen im Fruchtknoten. 

Chile: Bei Copiapé (1884). | 

50. Plantago occidentalis Decne. in DC. Prodr. XIII. 4. (1852) 722 
n. 441. 

Radix fusiformis tenuis; folia lanceolato-spatulata, superne anguste 
cuneatim angustata, basin versus sensim in petiolum angustum transeuntia, 
10—11 cm longa, pilis rigidulis longis albidulis = imprimis in petiolo 
inspersa; pedunculi erecti 45 cm longi, aeque ac spicae rhachis villis 
longis + patentibus inspersi; spica densa angusta 10—12 cm longa; brac- 
tea triangulari-ovato-lanceolata, crassinervata, margine et dorso ad nervum 
pilis paucis rigidulis patentibus inspersa, 2,5 mm longa; sepala latiora late 
elliptica, superne brevissime ciliolata, ciliis longioribus nonnullis intersper- 
sis, dorso ad nervum pilis brevibus rigidulis obsita, 2,25 mm longa, sepala 
angustiora aeque pilosa, anguste ovalia, crassinervata, valde inaequilatera; 
flores clausi; corollae laciniae ovatae, 2,5 mm longae; semina 3. 

Von der Art sah ich nur ein ziemlich schlechtes Exemplar im Pariser Herbar, 
mit einigen schmalen zusammengetrockneten Blättern; es trug 2 verhältnismäßig kräf- 
tige, aufrechte Blütenstände. Die Haare der Braktee erreichen die Hälfte ihrer Länge; 
die schmäleren Kelchblätter sind sehr ungleichseitig, auf der einen Seite bleibt neben 
dem dicken Nerven nur ein ganz schmaler Rand übrig; Samen 3, im Umriß breit oval, 
dicklich, dunkel rotbraun, fein punktiert, vorderseits flach oder etwas konvex, 4,5 mm 
oder ein wenig darüber lang. 

Uber den Standort ist weiter nichts als die Angabe von DecaIsnE be- 
kannt: America sept. (in herb. DC.). 

Aus der Beschreibung ist ersichtlich, daß die Art von P. verginica verschieden 
ist, besonders schon wegen der Zahl und Form der Samen; die Auffassung von Asa 
Gray ist also nicht richtig (vergl. bei P. verginica). 

51. Plantago Goudotiana Decne. in DC. Prodr. XII. 4. (1852) 699 
n. 23. | 

Folia ovalia ad elliptica, superne breviter arcuatim vel late arcuatim an- 
gustata, basin versus breviter late cuneatim in petiolum brevem angustata,. 
8—9 cm longa, 2—3 cm lata, integra vel vix obscure obtuse denticulata, 


* à 


Biologie und Systematik von Plantago $ Novorbis. 287 


glabra; pedunculi 15—16 cm alti, inferne glabrati, superne aeque ac spicae 
rhachis pilis brevioribus flavidulis adpressis inspersa, spica ad 10 cm longa, 
praeter basin laxiusculam densa; bractea et calyx glabri, bractea ovata, 
obtusiuscula, late nervata, calycem haud aequans, 2,5—3 cm longa, sepala 
latiora rotundato-ovata, parum superne angustata, parum inaequilatera; 
2,5—3 mm longa, sepala angustiora elliptica, obtusa, vix inaequilatera; 
flores aperti, corollae tubus 2,5—3 mm longus, laciniae rotundato-ovatae 
_apice late rotundatae, vix parum e nervo mucronulatae, ovula 2. 

Von der Art habe ich nur ein Exemplar im Pariser Herbar gesehen, dessen Rhi- 
zom kurz abgebrochen ist; es hat eine Rosette von 8 Blättern, die trocken schwarz 
sind, von derber Konsistenz; Nerven 5—7, schwach; auf den Stiel der Blatter sind ca. 
3—3,5 cm zu rechnen. Die 4 Blütenstände überragen die kurzen Blätter weit; Braktee 
und Kelch sind trocken schwärzlich gefärbt, die Nerven der Kelchblätter sind nicht sehr 
stark. Decaisne gibt in der Beschreibung an: ovario 2-loculato, loculis 2-ovulatis, cap- 
sula saepius 3-sperma; im Gegensatz dazu fand ich in 2 untersuchten Fruchtknoten 
nur 2 Samenanlagen. 


Columbien: Bogotä (Justin Goupor — 1844; Herb. Paris). 


Berichtigung: In der Bestimmungstabelle S. 2i4 ist die Nr. 34 zweimal ange- 
führt; die Nummern der Arten sind von hier ab zu verändern. 


Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Botanische Ergebnisse der mit Hilfe der Hermann und Elise geb. 
Heckmann-Wentzel-Stiftung ausgefihrten Forschungen in Papuasien, 
verbunden mit der Bearbeitung anderer Sammlungen aus diesem Gebiet. 


Herausgegeben mit Unterstützung der Stiftung 


von 
Dr. C. Lauterbach, 


unter Mitwirkung von Dr. Schlechter und anderen Botanikern. 


Serie III. 


19. Die Flagellariaceen Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. 


Die Flagellariaceen sind in Papuasien mit 3 Arten vertreten, von denen 
nur die weit verbreitete Flagellaria indica L. überall im Gebiet häufig ist. 
Sie bewohnt offene, meist sekundäre Formationen. Am Strande beginnend 
folgt sie den Flüssen, hier die Alluvionen bevorzugend, in das Berg- 
land bis zu einer Höhe von etwa 500 m. Besonders Sekundärgebüsch 
überzieht sie oft in erdrückender Fülle, dann meist reichlich fruchtend. 
Andererseits ist sie aber wohl imstande, auch in hohe Baumkronen hinauf- 
zusteigen. Je nach Bodenfeuchtigkeit und Belichtung sind die Dimensionen, 
d.h. die Längen- und Breitenverhältnisse ihrer Blätter sehr wechselnd. 
Den Eingeborenen liefern die Stengel ein hochgeschätztes Bindematerial, 
welches besonders bei Anfertigung von Fischreusen benutzt wird. 

Die zweite Art der Gattung, F\ gegantea Hook. f., ist auf Neu-Mecklen- 
burg aufgefunden worden; sie ist sonst nur von den Fidji- und Samoa- 
Inseln bekannt. Im nördlichen Neu-Guinea bewohnt das aufrecht wach- 
sende, bisher nur aus Malesien nachgewiesene Susum malayanum Planch. 
sumpfige Flußufer im Mamberamo-Gebiet; auf der Palau-Insel Korror findet 
sich dasselbe in Tarofeldern. 


C. Lauterbach, Die Flagellariaceen Papuasiens. 289 


Ubersicht der Gattungen und Arten Papuasiens. 


Schlanke, meist kletternde Pflanzen mit langen, vielnervigen, 
mit Scheide versehenen Blättern. Blüten klein, in zu- 
sammengesetzten, endständigen Rispen, dreigliederig, 
Fruchtknoten oberständig. 


A. Blüten zwitterig, Stengel kletternd . . . . . . . . . I. Flagellaria 
a. Stengel 5—10 mm dick, Blütenstand 10—15 cm lang 4. F. indica 
b. Stengel 3—4 cm dick, Blütenstand 30—40 cm lang 2. F. gigantea 
B. Blüten eingeschlechtlich, Stengel aufrecht . . . . . . II. Susum. 


Flagellaria Linn. Amoen. acad. I. 122. 


F. indica Linn. Spec. pl. ed. 1. 333; F. v. Mueller Pap. pl. IV. 73; 
Guppy, Solom. Isl. 302; Engl. in Bot. Jahrb. VII. 448, Gaz. Exp. Siphon. 18; 
K. Schum. in Engl. Bot. Jahrb. IX. 194, Fl. Kaiser-Wilhelmsl. 15; War- 
burg in Engl. Bot. Jahrb. XIII. 268; Volkens in Engl. Bot. Jahrb. XXXI. 
459; K. Schum. u. Lauterb. Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 215. 

West-Neu-Guinea: Sigar (WARBURG). 

Nordost-Neu-Guinea: an Flüssen und in sekundären Formationen 
überall häufig, vergl. K. Schaum. u. LAUTERB,. | 

Südost-Neu-Guinea: Port Moresby (GoLDie). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern (Laurtersach); Neu-Hannover 
(Naumann); Neu-Mecklenburg: Namatanai (PerkerL n. 2541). 

Aru-Inseln: (WarBurG). 

Molukken: (WarBurG). 

Salomon-Inseln: (Guppy). 

Karolinen: Yap (Vorkens). 

Name bei den Eingeborenen: mung (Finschhafen), mong gan (Con- 
stantinhafen), laulauat (Namatanai). 

Verbreitung: Tropisch. Afrika, Asien bis Nord-Australien. 

F. gigantea Hook. f. in Icon. Plant. tab. 1429; Lauterbach in Engl. 
Bot. Jahrb. XLV. 358. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai (PEeker n. 230! 
— blühend). 

Name bei den Eingeborenen: a tobatoba. 

Verbreitung: Fidji- und Samoa-Inseln. 


Susum Bl. in Schultes f., Syst. VII. 95 et 1493. 

S. malayanum Planch. ex Hook. f., Fl. Brit. Ind. VI. 391. 

Nördl. Neu-Guinea: Teba am Mamberamo, stark morastige Fluß- 
ufer (Moszkowskı n. 52! — fruchtend 25. Mai 1910). 

Palau-Inseln: Korror, in Tarofeldern (Raymunpus n. 252! — fruch- 
tend anno 1907). 

Name bei den Eingeborenen: choeis (Korror). 

Bisher nur aus Malesien bekannt. 


290 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


20. Die Liliaceen Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. 


Wir kennen bis jetzt aus Papuasien etwa 24 Arten Liliaceen, welche 
11 Gattungen angehören. An der Spitze steht Smilax mit 7 Arten, dann 
folgen Dianella und Cordyline mit je & und Lomandra mit 2 Arten, 
während die übrigen 7 Gattungen nur je 1 Art aufweisen. Unter den im 
ganzen 5 endemischen Arten entfallen 3 auf die Gattung Cordyline, näm- 
lich die durch seitlichen Blütenstand gekennzeichnete C. lateralis Lauterb. 
vom Augusta-Fluß, C. Schlechteri Lauterb. mit verhältnismäßig großen, 
schön rosenroten Blüten und die schmalblättrige ©. angustissima K. Schum., 
letztere beiden aus dem Bergwalde in 450—600 m Höhe. Des weiteren 


stellen Lomandra und Smilax je eine Art; die letztere S. papuana Lauterb. © 


findet sich im Kami- und Bismarck-Gebirge bei 1300 m Höhe. 

Bei der Betrachtung der übrigen 19 Arten ergibt sich das interessante 
Resultat, daß nur 3 von diesen als Vertreter der Monsun-Flora, nämlich 
Iphigenia indica A. Gray, eine Bewohnerin der Hochgrassteppe, Smilax 
leucophylla Bl., welche auch auf den Molukken häufig ist und S. indica 
Vitm. hier ihre Ostgrenze erreichen. Drei weitere Arten des Monsun- 
gebietes, Dianella ensifolia Red., Dracaena angustifolia Roxb. und Cordy- 
line terminalis Kth. finden sich auch noch im tropischen Australien. Die 
letzte Art ist eine im Gebiet äußerst beliebte Zierpflanze, welche in einer 
großen Zahl buntblättriger Abarten kultiviert wird und als Schmuck bei 
Tänzen dient. Die grüne typische Form, welche sehr leicht Wurzel 
schlägt, findet, durchflochten mit wildem Zuckerrohr und ähnlichem, bei 
der Einzäunung der Felder gegen Wildschweine Verwendung, hält sich 
dann im rasch emporwachsenden Sekundärwald noch lange und ist auf 
diese Weise wohl die am häufigsten vorkommende Liliacee Papuasiens. 

Smilax timorensis A. DC. findet sich außer auf Timor noch auf den 
Aru-Inseln und Neu-Lauenburg. Die an ihrem mit glattrandigen Blättern 
besetzten Stengel kenntliche Dzanella austro-caledonica Seem. ist von 
Fidji, Neu-Caledonien und neuerdings auch von den Philippinen nach- 


| 
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C. Lauterbach, Die Liliaceen Papuasiens. 201 


gewiesen. Mit den Fidji-Inseln gemeinsam besitzt unser Gebiet ferner noch 
den der Sektion Plezosmilax (mit mehr als 6 Staubblättern) angehörigen 
Smilax vitiensis A. DC., welcher kürzlich auf Neu-Mecklenburg aufge- 
 funden wurde. 

Die noch restierenden 10 Arten weisen nach Australien, wo einige 
bis nach Tasmanien hinuntergehen. Unter diesen wiederum strahlen Dia- 
nella revoluta R. Br. und Lomandra Banksw Engl. nach Neu-Caledonien, 
Geitonoplesium cymosum Cunn. nach Polynesien aus. Wir sehen also in 
dieser Familie, abweichend von den sonstigen Befunden, ein bedeutendes 
Uberwiegen des australischen Einflusses. Zu erklären wäre derselbe durch 
die Verbreitung der meist beerenartigen Früchte durch australische Vögel, 
welche Neu-Guinea während des Winters aufsuchen, sowie das Vorkommen 
der meisten Liliaceen in offeneren Formationen, welche in ihren Lebens- 
_ bedingungen von denen Australiens nicht allzu bedeutend abweichen. 

Die Liliaceen bewohnen in der überwiegenden Mehrzahl ihrer Arten 
Grasflächen, Gebüschränder, offeneren sekundären Wald, Bach- und Fluß- 
ufer, in nur wenigen Vertretern den Hochwald. Sie spielen im Pflanzen- 
kleide keine besondere Rolle, da sie, meist vereinzelt, infolge ihrer geringen 
Größe wenig hervortreten. Einige Smelax-Arten machen eine Ausnahme, 
so besonders S. australis R. Br., welcher häufig an Flußufern niedere 
Bäume mit seinen anfangs ziegelrote, später schwarz gefärbte Beeren 
tragenden Ranken überzieht. Nur 7 Arten steigen höher in die Berge 
hinauf. So begegnen wir dem bereits erwähnten Smilax leucophylla Bl. 
und Rhipogonum album R. Br. bei 800 m, bei 1300 m dem Smilax pa- 
puana Lauterb., während wir Dianella ensifoha Bed. noch bis 1800 m 
antreffen. Dianella revoluta R. Br. kommt sogar, wenn die Deutung 
richtig ist, noch bis 2500 m vor. Ihr schließt sich eine durch lange 
Träufelspitze ausgezeichnete Varietät montana Lauterb. von Smelax austra- 
hs R. Br. an. Auf dem Gipfel des Mt. Scratchley in über 4000 m Seehöhe 
wurde schließlich die antarktische Astelia alpina R. Br. gefunden. 


Übersicht der Gattungen Papuasiens!). 


Kräuter mit unterirdischer Grundachse, Halbsträucher, Lianen und 
Bäume mit meist sitzenden Blättern. Blüten dreigliederig, Frucht- 
knoten oberständig. 
A. Rhizom, Blätter sitzend. 
a. Stengel verzweigt, Blätter stengelumfassend, lanzettlich, 


Be etandieiineln {wants shi it url an, 4. Schelhammera 
b. Blätter grundständig, Filamente dicht behaart, Kapselfrucht 
ee Samen... ie neldel . 8. Arthropodium 
a. Blatter zweireihig, reitend, Blüte zwitterig, Frucht eine 
BE Drawer terior dai rent end heile bx te wee wee) 4 Dianella 
8. Blätter am Grunde zusammengedrängt, Blattspitze ge- 
zähnt, zweihäusig, Kapselfrucht . . . . . . . . . . . 5. Lomandra 


4) Kulturpflanzen sind in die Ubersicht nicht aufgenommen. 


292 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuaßien. III. 


B. Zwiebelknolle, Stengel einfach, Blätter linealisch . . . . . . 2, Iphigenia 
C. Sträucher oder Baume mit ungezähnten Blättern, Blüte zwitterig. 
a. Fächer des Fruchtknotens mit zahlreichen Samenanlagen, 


Blätter gestielt. . . . . 6. Cordyline 
b. Fächer des Früchten Kart einer PR Blätter 
sitzends faute A. 1418.08 HE . . . 7. Dracaena 
D. Rhizom, zweihäusig, Bich iolschin . .modoera tepid «eh Seen 
E. Kletternde Sträucher (Lianen). 
a. Filamente am Grunde in einen Ring vereinigt. . . . . . 9. Gestonoplesium 
b. Filamente frei. 
a. Blüten zwitterig, Blätter ohne Ranken . . . . . . . . 10. Rhipogonum 
8. Blüten zweihäusig, Blattstiele mit Ranken . . . . . . 44. Smilaw. 


Schelhammera R. Br. Prodr. 273. 
S. multiflora R. Br. Prodr. 274. — F. v. Mueller, Pap. pl. IV. 73. 


Südwest-Neu-Guinea: Fly-Fluß (p’ Axsertis). 
Verbreitung: Nord-Australien. 


Iphigenia Kunth, Enum. pl. IV. 212. 


I. indica A. Gray in Kunth I. c. 243. — F. v. Mueller, Pap. pl. VI. 48. 
Nordost-Neu-Guinea: Alangflächen am Malia, ca. 150 m ü. M. 

(SCHLECHTER n. 48440! — blühend 15. Okt. 1908). 
Südost-Neu-Guinea: Nähe der Astrolabe-Kette (W. Arnır). 
Verbreitung: Ost-Indien. 


Arthropodium R. Br. Prodr. 276. 
A. strictum R. Br. Prodr. 276. — F. v. Mueller, Pap. pl. VI. 17. — 
Dichopogon strictus Bak. 


Südost-Neu-Guinea: nahe Port Moresby (W. G. Lawes). 
Verbreitung: Australien bis Tasmanien. 


Dianella Lam. Encycl. IL 276. 


Ubersicht der Arten Papuasiens. 
A. Blatter fast alle grundständig, Perigonabschnitte 3- und 


5-nervig. 
a. Blatter am Rande eingerollt, Blattscheide breiter als der 

freie Tell. .dyifttesig! .. Saceqetyy ieee “eRe D. revoluta 
b. Blattscheide nicht ee Blattspitze stumpf, stachel- 

Fannie, 4 higaeytss . 1," Dcoerülea 


B. Stengel blättertragend, A ni 5- = ds 

a. Blattränder und Kiel + gezähnt. 
a. Blattscheide kaum abgesetzt, Blätter lang, Re D. ensifolia 
8. Blattscheide scharf abgesetzt, Blätter kurz, steif 


hüfrecht 5 O05 cee He PONT CRE SOM BEE 
b. Blattränder und Kiel glatt STAs dhe HT ‘corte OUR D, austrocaledonica 


C. Lauterbach, Die Liliaceen Papuasiens. 293 


D. revoluta R. Br. Prodr. 280. — D. coerulea K. Schum. et Lauterb. 
in Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 219, non Sims. 

Nordost-Neu-Guinea: Gogol-Oberlauf (Lavrersaca n. 1086!) — 
In den Wäldern des Bismarckgeb., 2500 m (Scutecater n. 18807! — 


blühend 16. Nov. 1908). 


Verbreitung: Australien, Neu-Caledonien. 

D.? coerulea Sims. Bot. Mag. t. 505. — Bentham, Fl. austral. VII. 16. 

Nordost-Neu-Guinea: Torricelli-Geb., 600 m (Scutecuter n. 14 314! 
— Blüten abgefallen, April 1902) — Augusta-Fluß, Sepik-Bivak 48 


(Schutze n. 274! — blühend und fruchtend 2. Nov. 1910). 


er — 


Verbreitung: Nord- und Ost-Australien bis Port Jackson südwärts. 
Das Materiai ist zu mangelhaft, um eine sichere Bestimmung zu gestatten. Cha- 
rakteristisch scheint für die Art auf Neu-Guinea die etwas stumpfe, stachelzähnige Blatt- 


spitze und die verschmälerte Blattscheide zu sein, welche bei der schmalblätterigeren 


D. revoluta R. Br. im Verhältnis zum oberen Blatteil wesentlich breiter ist, während 
_ beide 3- und 5-nervige Perigonabschnitte zeigen. 


Die verbreitetste Art des Gebietes, D. ensifolia Red., besitzt dagegen 5- und 
7-nervige Perigonabschnitte, beblätterten Stengel mit viel größeren und breiteren Blät- 


_ tern als beide vorhergehenden. Die Zähnelung von Blatträndern und Kiel ist bei allen 


sehr wechselnd. 


D. ensifolia Redout. Liliac. t. 4. — F. v. Mueller, Pap. pl. VI. 17. — 


Ridley in Journ. of Bot. 1886 p. 14. — K. Schum. in Engl. Bot. Jahrb. IX. 


193; Fl. Kaiser-Wilhelmsl. 14. — O. Warburg in Engl. Bot. Jahrb. XIII. 271. 


_— K. Schum. u. Lauterb. in Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 219. — D). ne- 
_ morosa Lam., Burkill in Kew Bull. 1899 p. 113. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Sepik (Augusta-Fluß) Bivak 48 (ScHuLTtze 


…n. 248!, 282! — blühend 1./2. Nov. 1910.) — Bismarckgeb. (Roparz u. KLINK 


n. 126!) 250 m (Laurersaca n. 3156!) 1800 m (SchLecater n. 14024!) — 


“Kellana (Hezzwie n. 178!) — Uassa am Bonga (Horzrune n. 228!) — Sim- 


bang (Nyman n. 825!) — Finschhafen (Laurerspacn n. 1347!) — Sattelberg, 


900 m (Hettwie n. 2331). 


Südöstl. Neu-Guinea: Cloudy mountains, Lorne Range (BRIDGE) — 
Sogere, 700 m (H. O. Forges n. 327) — Mt. Scratchley, 1300 m (GiuLia- 


_ NETTI). 


Verbreitung: Süd-Asien bis Australien. 


D. earolinensis Lauterb. n. sp. — D. ensifolia Volkens non Red. in 
Engl. Bot. Jahrb. XXXI. p. 460. — Caulescens, caule erecto, subcompresso, 
foliis delapsis annulato, superiore parte folioso. Folia equitanti-disticha, 
imbricata, rigide erecto-patula, lineari-sublanceolata acuta striato-nervosa, 
carina marginibusque minute spinuloso-dentata, infero triente angustata, 
complicata, vaginantia, marginibus laevibus, subpellucidis, coriacea, in sicco 


rubescentia. Panicula terminalis folia valde superans, pedunculo bracteato, 


bracteis foliaceis amplexicaulibus, complicatis, carina marginibusque scabris, 


Tamis ramulisque subdichotomis patulis, bracteis subtriangularibus acutis 


294 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


suffultis. Ramuli florigeri paulum recurvati, pedicellis bractea ovata acuta 
suffultis. Flores pendentes. Perigonii phylla lanceolata apiculata, exteriora 
7-, interiora 5-nervia, coerulea. Stamina filamentis brevibus apice incras- 
satis, antherae lineares, subacutae. Ovarium globosum glabrum, stylo sta- 
minibus aequilongo, stigmate vix dilatato. 

Stengel aufrecht, ca. 30 cm lang, etwas abgeplattet, im oberen Teile beblättert. 
Blätter zweireihig, reitend, am Grunde sich deckend, steif aufrecht, lineal-lanzettlich, 
spitz, 27 cm lang, 20—25 mm breit, Kiel und Ränder fein stachelzähnig; am Grunde 
in 8—10 cm Länge verschmälert, scheidig zusammengefaltet, mit glatten, etwas durch- 
scheinenden Rändern. Blütenstand endständig, Stiel 24 cm, Rispe 20 cm lang, der Stiel 
mit 2 blattartigen, stengelumfassenden, zusammengefalteten, 2—5 cm langen, an Kiel 
und Rändern scharfen Brakteen besetzt. Rispenäste gegabelt, aufrecht, am Grunde mit 
spitz dreieckigen 3—5 mm langen Brakteen. Blütentragende Ästchen schwach zurück- 
gekrümmt, 20—30 mm lang, Blüten hängend mit 7 mm langen Blütenstielchen, welche 
am Grunde eine spitz eiförmige, stengelumfassende, 2 mm lange Braktee tragen. Perigon- 
abschnitte lanzettlich, ziemlich gleich, 5 mm lang, 2,5 mm breit, die äußeren 7-, die 
inneren 5-nervig, dunkelblau. Staubblätter 4 mm lang, wovon auf die Antheren 2,5 mm, 
auf Verdickung und Filament je 0,7 mm entfallen. Fruchtknoten kuglig, glatt, 41/2 mm 
Durchmesser, Griffel 3 mm mit wenig verdickter Narbe. 

Karolinen: Jap, Röthelberge von Tomill (VoLkens n. 381! — blühend 
22. Jan. 1900). 

Die Art steht D. ensifolia Red. nahe, von der sie durch die verhältnismäßig kurzen, 
steif aufrechten Blätter mit dem scharf abgesetzten, scheidigen Basalteil abweicht. 

D. austro-caledonica Seem. in Fl. Vitiens. 312. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Augusta-Fluß, Sepik Bivak 48 (ScHuLTtze 
n. 282! — blühend November 1910). 

Verbreitung: Fidji-Inseln, Neu-Kaledonien, Philippinen (Ermer n. 9726!). 

Durch die Auffindung in Neu-Guinea und den Philippinen ist das Areal dieser Art 
bedeutend erweitert. 


Lomandra Labill., Nov. Holl. pl. spec. I. 92. 


Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blüten in gedrängten Köpfchen an der Blütenstandsachse, Blatt- 
enden ‘ohne Zähne |. „LE ZW NINE IH 
B. Blütenstände wenigblütig, Blattenden 4—6-zähnig . . . . . . LL. papuana. 


? L. Banksii (R. Br.) Engl. in Nat. Pflzfam. II. 5. p. 50. — Xerotes 
Banksü R. Br. — F. v. Mueller, Pap. pl. III. 45. 

Südöstl. Neu-Guinea: Baxter-Fluß (Jam. Orkney). 

Verbreitung: Nordost-Australien, Neu-Kaledonien. 

Da es sich um sterile Exemplare handelt, habe ich ein ? hinzugefügt. 

L. papuana Lauterb. n. sp. — Caulis subrepens, sublignosus, simplex; 
folia conferta, linearia, apice truncata, 4—6 dentata, basi subvaginantia, 
chartacea, in sicco flexilia, nervis ad 12, in sicco conspicuis; scapus debilis 
anceps, parce ramosus, pauciflorus, basi ramulorum bracteatus, bracteis 


scariosis, lanceolatis acutissimis; flores solitarii vel pauci pedicellati ex « 


axillis bractearum; perigonium campanulatum? (ante anthesin) capsula sub- 


€. Lauterbach, Die Liliaceen Papuasiens. 295 


globosa, minute rugulosa, perigonii segmentis lanceolatis acutis inaequalibus, 
stipata. 

Stengel etwas kriechend, ca. 2 cm hoch, 4 cm dick, einfach. Blätter gedrängt, 
lineal, an der Spitze gestutzt, mit 4—6 Zähnen, am Grunde halbscheidig, derb, trocken 
biegsam, 3 mm breit, 20—40 cm lang, mit 42 Nerven. Blütenschaft schwach, zwei- 
schneidig zusammengedrückt, 15—20 cm lang, wenig verästelt, wenigblütig, an der Ab- 
zweigungsstelle mit trockenhäutigen, spitz lanzettlichen, bis 9 mm langen Brakteen. Blüten 
einzeln oder wenige aus der Achsel etwa 5 mm langer Brakteen; Blütenstielchen 2 mm 
lang; Perigon glockenförmig?, etwa 3 mm messend. Kapsel gerundet, Durchmesser 
7 mm, schwach runzlig, am Grunde von den 3 mm langen Perigonabschnitten umgeben. 

Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Goromia, ca. 250 m 
(Seazecater n. 17396! — blühend und fruchtend 8. März 1908). 

Die Art gehört in die Sektion Hulomandra (Euxerotes Bentham), und zwar wird 
sie in Series III Sparsiflorae BenTHAMS einzureihen sein, welche bisher nur aus Australien 
bekannt ist. Von der bisher aus Englisch-Neu-Guinea bis Neu-Kaledonien bekannten 
iR (Xerotes) Banksii (R. Br.) Engl., sowie der bis Java verbreiteten L. longifolia Labill. 
unterscheidet sie sich durch die wenigblütigen Inflorescenzen und die 4—6-zähnigen Blatt- 
enden. Leider ist das Material so spärlich und unvollständig, daß die Diagnose noch 
der Ergänzung bedarf. 


Cordyline Comm. et Juss. Gen. pl. 41. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blätter oblong-lanzettlich mit deutlichem Blattstiel 
a. Blütenstand endständig 
a. Blüten 44 mm, Blütenstiel 2 mm lang. . . . . . . GC. terminalis 
98 ; > > 2. 84.0? : . +. . « GC, Schlechteri 


b. Blütenstand seitlich, Blüten 44 mm, Blütenstiel 6 mm lang C. lateralis 
B. Blätter schmal lineal, Blattstiel undeutlich abgesetzt, geflügelt ©. angustissima. 


C. terminalis Kth. in Act. acad. berol. 1820 p. 30. — F. v. Mueller, 
Pap. pl. Il. 30. — Ridley in Journ. of Bot. 1886 p. 14. — Engler in For- 
schungsreise Gazelle 19. — Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. 
Südsee 220. — K. Schum. I. c. — Burkill in Kew Bull. 1899 p. 112. — 
C. Jacguimii Burk. in Proc. Cambr. soc. IX. 93. — Warburg in Engl. Bot. 
Jahrb. XIII. 271. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Überall verbreitet und in den buntblätterigen 
Formen von den Eingeborenen kultiviert. Die einzelnen Nummern vgl. 
SCHUM. u. LAUTERB. 

Südwestl. Neu-Guinea: Fly-FluB (S. MAcrARLANE). 

Südöstl. Neu-Guinea: Sogere, 300 m (H. O. Forges n. 18). — Mt. 
Scratchley, 1300 m (GivLIanETTI). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg, überall; 1. c. 

Salomons-Inseln: (Turnwatp anno 1909). 

Name bei den Eingeborenen: kama weiß- und rotgestreift; kama 
lanka rotblättrig (Tami-Ins. teste BammLer) — srigambu (Oertzen-Geb., 
LAuTERB.) — a mangära blaßrot, a toröt ganz rot, a mete klein, grün 
(Neu-Pommern, Turnwatp) — mböta, a tiku, i kukuku grün (Neu- 


— 


296 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Mecklenburg, TurnwaLp) — diri (Salomons-Ins., Turnwatp) — rijem 
(Buka, LAuTERB.). 
Verbreitung: Vorder-Indien bis Südsee, vielfach kultiviert. 


C. angustissima K. Schum. in Nachträge Fl. deutsch. Schutzgeb. Süd- 
see 63. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Torricelli-Geb., 600 m (Scazecurer n. 14547! 


— endemisch). 

C. lateralis Lauterb. n. sp. — C. terminalis Kth. var. pedicellata Warb. 
nomen in Schum. u. Lauterb. Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 220. — ? Ter- 
minaha rubra Rumph. Herb. amboin. VI, 80, Tab. 34 fig. 2: — Frutescens, 
pauceramosus. Folia petiolata vel subsessilia, oblongo-lanceolata, acumi- 
nata, basi acuta decurrentia, striato-nervosa. Panicula sessilis, lateralis, 
bracteis foliaceis, lineari-oblanceolatis vel linearibus acutis, basi spathae- 
formibus suffulta, ramosa bracteata, ramulis florigeris longis. Flores sub- 
laxi singuli, raro bini, longe pedicellati, pedicello basi 3 vel 4 bracteolis 
triangularibus acutis persistentibus praediti. Perigonium tubulosum ad 23 
fissum, laciniis 6 lineari-oblanceolatis subacutis, 3-vel sub-5-nervis. Stamina 
laciniis paulum breviora, antheris sagittatis. Ovarium glabrum, conicum 
triloculare: stylus staminibus aequilongus, filiformis stigmate vix dilatato. 


Fructus subglobosus, semina in loculo 3, irregulariter triangularia, nigra. 

Ein Strauch mit wenigen, aufrecht wachsenden Asten. Das einzige vorliegende, 
abgeschnittene Blatt zeigt einen etwa 6 cm langen Blattstiel, Spreite oblonglanzettlich, 
mit kurzer Spitze, nach unten spitz, am Stiel herablaufend, 60 cm lang, im oberen 
Viertel 40 cm lang, engnervig. Rispe seitlich entspringend (an beiden Exemplaren ist 
die Fortsetzung des Triebes weggeschnitten), sitzend, am Grunde von blattartigen, bis 
48 cm langen, linealen oder lineal-verkehrt-lanzettlichen spitzen, am Grunde scheiden- 
förmigen, 12—25 mm breiten Brakteen umgeben, mit bis 25 cm langen, an den Ab- 
zweigungen mit Brakteen besetzten Asten. Die mit einem 6 mm langen Blütenstiel ver- 
sehenen Blüten stehen locker einzeln, selten zu zweien, am Grunde des Blütenstieles 
3—4 spitz dreieckige 1—2 mm lange, bleibende Brakteen. Perigon röhrig 14 mm lang, 
die 6 Abschnitte messen 6 mm in der Länge bei 4 mm Breite, sie sind linear-verkehrt- 
lanzettlich, wenig spitz, mit 3 oder undeutlich 5 Nerven. Staubblätter 5 mın, die pfeil- 
förmigen Antheren 4,5 mm; der glatte, kegelförmige Fruchtknoten besitzt 3 Fächer, Länge 
2,5 mm; der Griffel mißt 7 mm. Die rundliche Frucht hat 7—8 mm Durchmesser, jedes 
der drei Fächer enthält 3 unregelmäßig triedrische, schwarze, 2—3 mm große Samen. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Augusta-Fluß; Vorland der zweiten Augusta- 
Station (Horrrune n. 731! — fruchtend September 1887) — Sepik Bivak 9 
(Scaurtze n. 430! — blühend September 19140). 

Die Art steht C. terminalis Kunth nahe, ist aber durch den seitlichen, sitzenden 
Blütenstand, die kleineren Brakteen und die langgestielten Blüten gekennzeichnet. Bisher 
ist sie nur am Augusta-Fluß gesammelt. Das in der Flora erwähnte Exemplar HoLLrung 
n. 24 von Finschhafen habe ich nicht gesehen. Die Abbildung bei Rumpnuıus zeigt deut- 
lich die seitlichen Blütenstände sowie nur 6 Perigonabschnitte, im Text werden dagegen 
8 Abschnitte und 6 fächerige Fruchtknoten erwähnt, anderseits die langen Blütenstiele 
richtig beschrieben, so daß es sich wohl um vorstehende Art handelt. 


C. Schlechteri Lauterb. n. sp. — Frutescens, caule gracili. Folia ob- 


lanceolata, acuminata, basi acuta, inaequalia, uno latere decurrentia, striato- 


C. Lauterbach, Die Liliaceen Papuasiens. 297 


nervosa, chartacea, supra subnitida, subtus opaca, in sicco nigrescentia; 
petiolus longus, alte canaliculatus, basi vaginans amplexicaulis. Inflorescentia 
spicata terminalis, pedunculata, bracteis 3 lanceolatis vel subtriangularibus 
acutis. Flores aggregati rosei subpendentes bracteis sparsis triangularibus 
acutis, pedicellis brevibus. Perigonium tubulosum ad 1/, in lacinias 6 trian- 
gulares acutas subcucullatas fissum; stamina basi laciniarum inserta, laciniis 
breviora, filamentis dilatatis glabris, antheris sagittiformibus; ovarium glabrum, 
globoso-conicum, triloculare, loculis pluriovulatis, stylo filiformi, perigonio 
aequilongo, stigmate truncato. 

Strauchig, Stengel 8 mm dick. Blatter verkehrt lanzettlich, mit kurzer Spitze, am 
Grunde zugespitzt, ungleich, an einer Seite am Stiel herablaufend, engnervig, 34 cm 
lang, im oberen Drittel 8 cm breit; Blattstiel 13 cm lang, oben tief ausgehöhlt, am Grunde 
scheidig, stengelumfassend. Blütenstand ährig, endständig, 22 cm lang, wovon auf den 
Stiel 42 cm entfallen, mit 3 lanzettlichen oder dreieckigen, spitzen, 5—30 mm langen 
Brakteen. Blüten in Häufchen, schön rosenrot, halbhängend, Blütenstielchen 2—3 mm, 
am Grunde vereinzelte, spitz dreieckige, 2 mm lange Brakteen. Perigon röhrig, 22 mm 
lang, oben 4—5 mm breit, Perigonabschnitte dreieckig, an der Spitze etwas kapuzen- 
förmig, 5 mm lang, am Grunde 2,5 mm breit; Staubblätter 4 mm lang, wovon auf die 
pfeilförmigen Antheren 1,5 mm entfallen, Staubfäden glatt, verbreitert; Fruchtknoten 
rundlich, 2,5 mm lang, dreifächerig, in jedem Fach mehrere Samenanlagen; Griffel faden- 
förmig, 47 mm lang mit abgestutzter Narbe. - 


Nordöstl. Neu-Guinea: in den Wäldern des Somadjidji, ca. 450 m 
(SCHLECHTER n. 19366! — blühend 4. Mai 1909). 
Durch die lange Blütenröhre etwas abweichende Art, welche in den Blättern C. ter- 


minalis Kunth gleicht. Wegen ihrer großen, schön rosenroten Blüten dürfte die Pflanze 
die Einführung in unsere Kulturen lohnen. 


Dracaena Linn. Mant. I. 63. 

D. angustifolia Roxb. Fl. ind. II. 155. — F. v. Mueller, Pap. pl. IV. 73. — 
Ridley in Journ. of Bot. 1868 p. 14. — K. Schum. Fl. Kais.-Wilhelmsl. 14. — 
Warburg in Engl. Bot. Jahrb. XII. 271. — K. Schum. u. Lauterb. Fl. deutsch. 
Schutzgeb. Südsee 220. — Var. minor Warburg mss. — D. reflexa Engl. 
in Bot. Jahrb. VII. 148, Gaz.-Exp. Siph. 19. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Hatzfeldhafen (Warsure n. 21 124!, Horr- 
RUNG n. 403!) — Gogol-Fluß (Lavrersacu n. 1082!, 1460!) — Nuru-Fluß, 
180 m (Lautersaca n. 2258!) — Schumann-Fluß (Scutecuter n. 13829!) — 
Stephansort (Nyman n. 192!) — Constantinhafen (Horırune n. 500!, Laurer- 
BACH n. 1234*!, ScurecuTer n. 14292!) — am Minjim-Fluß bei Kelel, ca. 
180 m (Scatecater n. 16 780! — blühend 6. Nov. 1907) — Sattelberg (HELLWIG 
n. 502!, Nyman n. 747!) — Finschhafen (Warsore n. 211241). 

Südwestl. Neu-Guinea: Fly-Fluß (p’ALserris). 

Südöstl. Neu-Guinea: ohne Lokalität (H. O. Forges n. 754). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern (LaurerBacH n. 367!) — Neu- 
Mecklenburg, Port Sulphur (Naumann!) — Namatanai (PrexeL n. 480! — 


blühend 1. Juli 4910) — Nusa (Warsure n. 21 122!) — Neu-Hannover (Nav- 
MANN). 


298 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Name bei den Eingeborenen: pinji (Constantinhafen) — suriah (Na- 
matanai). 
Verbreitung: Südasien bis Australien. 


D. Draco Linn. Syst. ed. XII. 246. — Scheffer in Ann. Buitenzorg I. 59. 
— Ridley in Journ. of Bot. 1886 p. 14. 

Nördl. Neu-Guinea: Humboldtbai (Teysmann). 

Verbreitung: Kanarische Inseln. 

Es handelt sich jedenfalls um ein kultiviertes Exemplar. 


Astelia Banks et Soland. ex R. Br. Prodr. 294. 


A. alpina R. Br. Prodr. 291. —— F. v. Mueller in Trans. Roy. Soc. Vic- 
toria I. pt. 2. p. 35. — Burkill in Kew. Bull. 1899 p. 443. 

Südöstl. Neu-Guinea: Mt. Knutsford, ca. 4000 m (MacGregor). — 
Mt. Scratchley, ca. 4000 m (Grurranerri) — Wharton-Kette, 3900 m (Grutta- 
NETTI). 

Verbreitung: Viktoria und Tasmania. 


Geitonoplesium A. Cunningh. in Bot. mag. t. 3434. 


G. cymosum Cunn. |. c. — F. v. Mueller, Pap. pl. VII. 34. — Warburg 
in Engl. Bot. Jahrb. XII. 271. — K. Schum. in Notizbl. Bot. Gart. Berlin 
II. 100. — K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 221. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Kelana (Hettwie n. 157!) — Finschhafen 
(WEINLAND n. 65!). 

Südöstl. Neu-Guinea: ohne Lokalität (J. CaaLmers). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern (Warsure!) — Neu-Mecklenburg, 
Namatanai (PEEKEL!). 

Verbreitung: Australien, Polynesien. 


Sansevieria Thunb., Prodr. pl. capens. 65. 


S. guineensis (L.) Willd. Sp. pl. II. 159. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Lahur bei Namatanai, kult. 
(Perez n. 392! — blühend 1910). 

Verbreitung: Aus dem tropischen Afrika stammend. 


Rhipogonum Forst. Char. Gen. 49. t. 25. 


Rh. album R. Br. Prod. 293. — Heckelia Nyman K. Schum. in Schum. 
u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee, Nachtr. 264. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Sattelberg, ca. 800 m (Nyman n. 533!, 734! 
— blühend Juni, Juli 1899). 


Verbreitung: Australien. 
ScHumAann hatte die Pflanze irrtümlicherweise als neue Menispermaceengattung 
Heckelia aufgestellt, was Diets im Pflanzenreich, Menispermaceae 320, berichtigt. 


C. Lauterbach, Die Liliaceen Papuasiens, 299 


Smilax Linn. Gen. pl. ed. I. n. 751. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


I. In der 53 Blüte 6 Staubblätter 
A. Blütenstände 4-doldig | 
a. Rhachis bei dem 6 Blütenstand kürzer als die Schuppe S. latifolia 


5 b. Rhachis bei dem 4 Blütenstand länger als die Schuppe S. australis 
N B. Blütenstände 4- bis 4-doldig 
J a. Zweige fast rund, Blätter elliptisch oder eiförmig zuge- 
é en and doldig . . 2... 1 . . we . . . S. indica 
i b. Zweige kantig 
x a. Blätter breit eiförmig mit abgesetzter Spitze, Blüten- 
5 older ao Golayelhle itnnlann aldose S. timorensis 
6. Blätter lanzettlich oder elliptisch, die 2 äußeren Nerven 
am Rande verlaufend, netzaderig ......... S. papuana 
| Beer unterseits weiGlich . . à. . .\. . . . . S. leucophylla 
IL In der te mehr als 6 Staubblätter . .. 2.2... S. vitiensis. , 
S. leucophylla Bl. Enum. Pl. Jav. I. 18. — Ridley in Journ. of Bot. 
| 1886 p. 14. 
i Südöstl. Neu-Guinea: Sogere, 800 m (H. O. Forges n. 178, 189). 
k Verbreitung: Molukken, Malesien. 


| S. australis R. Br. Prodr. 293. — K. Schum., Fl. Kais. Wilhelmsl. 13. — 
5 K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 221. 

| Nordöstl. Neu-Guinea: Schumann-Fluß (Laurersacn n. 2413!) — 
“ Ramu-Fluß (Tarpenseck n. 5!) — Hatzfeldhafen (Horırune n. 423!); Wälder 
- am Djamu, ca. 250 m (Scatecuter n. 17570! — © blühend 19. Apr. 1940). 
— Walder am Malia, 150 m (ScHLecHter n. 18359! — gt blühend 9. Okt. 
1908) — Wald von Kelel, ca. 200 m (Scarecuter n. 16413! — Jg! blühend 
; 27. Aug. 1907). 


Var. montana Lauterb. n. var. — Foliis = longe cuspidatis. 
Die Blätter des vorliegenden männlichen Blütenzweiges zeigen eine etwa 4 cm lange 
. Träufelspitze. 


Nordöstl. Neu-Guinea: In den Wäldern des Bismarck-Geb., ca. 2500 m 
(SCHLECHTER n. 18811! — J blühend 16. Nov. 1908). 

Verbreitung: die typische Art in Australien und Neu-Guinea. 

S. latifolia R. Br. Prodr. 293. — K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. 
- Schutzgeb. 221. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Schumann-Fluß (Laurersaca n. 2651 !). 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai (Perxez n. 246! 
— © blühend). 

Name bei den Eingeborenen: tigatige (Neu-Mecklenburg). 

Verbreitung: Nord- und Ost-Australien. 

S. indica Vitm. Summa V. 422. — Schum. u. Lauterb. I. c. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Nuru-Fluß (Laurerracn n. 2244!) — in den 
. Wäldern von Albo, ca. 300 m (Scutecuter n. 16 300! — blühend 17. Juli 1907). 
Verbreitung: Vorderindien bis Java. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 20 


‘ 
‘ ' 


300 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


S. timorensis A. DC. Suit. prodr. I. 189. — Warburg in Engl. Bot. 
Jahrb. XII. 272. — K. Schum. in Notizbl. Bot. Gart. Berlin II. 100. — 
K. Schum. u. Lauterb. 1. c. 221. 

? Westl. Neu-Guinea: Sigar, trockene Abhänge (Warsure n. 21 040!) 
— Material mangelhaft. 

Bismarck-Archipel: Neu-Lauenburg (Warsure!). 

Aru-Inseln: (WarBure!) 

Verbreitung: Timor. 

S. papuana Lauterb. n. sp. — Ramuli inermes subangulati, striati; 
petioli ad 1/; marginibus parallelis angustissime vaginati, vetustiores supra 
alte canaliculati, subtus carinati, lateraliter compressi, marginibus in sicco 
crispis; folia lanceolata vel elliptica, apice rotundato longe cusspidata, basi 
subacuta vel subrotundata, decurrentia, 5 nervia, 2 centrali proximis pau- 
lulum supra basin secedentibus, a nervo centrali ad 2/3; limbi latitudinis 
distantibus, 2 exterioribus marginalibus, basi tantum solutis, coriacea, venis 
in sicco manifeste reticulatis; racemi masculi basi squama ovato-acuta suf- 
fulti, 1—4 umbellati, umbellis 10—20 floris; receptaculum subglobosum 
bracteolis triangularibus acutis minimis; flores pedicellati; alabastra ovoidea; 
sepala et petala subaequalia, lanceolata acuta, reflexa; stamina 6, antheris 
ovatis obtusis, filamentis duplo brevioribus. : 

Zweige stachellos, etwas kantig, 2 mm dick. Blattstiele 10—15 mm lang, im unteren 
Drittel eng scheidig, oben tief ausgehöhlt, unten gekielt, seitlich zusammengedrückt, mit 
gekräuselten Rändern. Blätter lanzettlich oder elliptisch, mit einer 12 mm langen, ge- 
rundeten Spitze, am Grunde gerundet, schwach zugespitzt, herablaufend, 40—17 cm 
lang, 2—5 cm breit, fünfnervig, die beiden mittleren von dem Mittelnerv kurz über dem 
Grunde abbiegend, die zwei äußeren am Rande verlaufend, lederig, trocken deutlich netz- 
adrig. Männliche Blütentrauben am Grunde mit einer eiförmigen, spitzen Schuppe, 
2—3 cm lang, mit 1—4 Dolden mit je 40—20 Blüten. Achse rundlich mit winzigen Brak- 
teolen, Blütenstielchen 6 mm lang. Blätter der Blütenhülle ziemlich gleich, lanzettlich 


zugespitzt, 2 mm lang, 0,7 mm breit, zurückgeschlagen. Staubblätter 4 mm lang, An- 
theren eiförmig abgestumpft. 


Nordöstl. Neu-Guinea: Offene Grate des Kami-Gebirges, ca. 1000 m 


ScHLecHter n. 16954! in Knospe 4. Dez. 1907) — in den Wäldern des 


Bismarck-Gebirges, ca. 1300 m (Scarecater n. 48575! — Cf blühend 1. No- 


vember 1908). 


Die Art dürfte in die Nähe von S. xeylanica L. gehören; sie unterscheidet sich gut — 


durch die eigentümliche Nervatur ihrer Blätter. 


S. (Pleiosmilax) Vitiensis (Seem.) A. DC. in Suit. au prodr. I. 204. 


Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Saliman Halis (bei Namatanai), 
auf rotem Lehm (Prexer n. 395! — © blühend und fruchtend 27. Marz — 


4940) — Fluß Matakan (Psexer n. 275! — fruchtend 15. Jan. 1910). 
Name bei den Eingeborenen: tigatige madilmadil. 
Verbreitung: Bisher nur von den Fidji-Inseln bekannt. 


C. Lauterbach, Die Amaryllidaceae Papuasiens. 301 


21. Die Amaryllidaceae Papuasiens. 


Von 


© €. Lauterbach. 


Die Anzahl der bisher aus Papuasien bekannt gewordenen Amaryllida- 
ceen ist eine recht geringe. Sie umfaßt 8 Arten, welche sich auf die 
Gattungen Crinum, Eurycles, Curculigo und Hypoxis verteilen. Zwei 
derselben sind endemisch, Curculigo erecta Lauterb. vom Augusta-Fluß 
und das im Gebiet verbreitete und häufige Crinum macrantherum Engl. 
Dieser bis meterhohe Pflanze mit weißen, stark duftenden, mit roten Staub- 
blättern gezierten Blüten begegnen wir bereits am Strande, doch kommt 
sie auch im Inland bis 700 m Seehöhe vor, wobei allerdings zu berücksich- 
tigen ist, daß sie mitunter angepflanzt wird. 

Geringe Verbreitung besitzt ferner Hypoxis aurea Lour., ein Bewohner 
der Alangfelder, welche außer auf Neu-Guinea noch auf den Karolinen und 
in Hinter-Indien vorkommt. Vier Arten sind vom Monsungebiet bis Queens- 
land, eine, nämlich Curculigo ensifolia R. Br. bis Neu-Caledonien ver- 
breitet. Unter diesen sind zu erwähnen die ansehnliche, weiße Blüten 
zeigende Hurycles amboinensis Lond., welche manchmal auch angepflanzt 
wird, und die stellenweise recht häufige Curculigo recurvata Aït. ein 
Bewohner des Hochwaldes. Als letzte bleibt Hypoxis hygrometrica Labill., 
eine australische Art, welche bei Port Moresby gefunden wurde. Die 
Amaryllidaceen zeigen also pflanzengeographisch ein anderes Verhalten wie 
die Liliaceen. Sie weisen, wie auch die meisten anderen Familien, nach 
dem Monsungebiet. Ihre Vertreter sind in Papuasien, von dem eingangs 
erwähnten Crinum macrantherum Engl. abgesehen, auf die Ebene oder 
geringe Erhebungen beschränkt. 


Ubersicht der Gattungen Papuasiens. 


Blüten dreigliederig, Fruchtknoten unterständig. 
A. Zwiebelgewächse. 
a. Nebenkrone fehlt, vielblütige Scheindolden, Blätter lineal . 1. Crinum 
b. Nebenkrone vorhanden, Fruchtknoten durch Abort ein- 
emer, Dinter hazklörımie | fw sw. . . Jen. 2. Eurycles 


20* 


302 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


B. Rhizompflanzen, Blätter linealisch oder spitz lanzettlich. 
a. Blätter längsfaltig, Blütenstand traubig oder kopfig, Frucht 


fleischig, nicht aufsprmeend Fr Se ae 3. Curculigo 
b. Blütenstand locker, Frucht eine an der Spitze sich öffnende 
Kapsel . 4... cet i RN RG: HRS. Pt PERS SU OR 4. Hypoxis. 


Zephyranthes Herb. App. 36. 


Z. rosea Lindl. in Bot. Reg. t. 821. 

Nord-Neu-Guinea: Manokuari (Moszkowskı n. 449! — ‘blithend 
Januar A911). 

Nordost-Neu-Guinea: an der Astrolabebai seit etwa 1895 allent- 
halben kultiviert und verwildert. 

Bismarck-Archipel: Namatanai cult. (Peeker n. 200! — blühend 
anno 1908). 

Verbreitung: Heimat Cuba. 

Neigt zum Verwildern in Grasformationen und blüht mehrere Male im Jahre. 


Crinum L. Gen. pl. ed. I. 97. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blütenröhre etwa ebenso lang wie der freie Perigonteil, 


Anthereh, 4 5pm lang <>. sihukk de ae C. asiaticum 
B. Blütenröhre viel kürzer als der freie Perigonteil, Antheren 
30 min ang KH MINE an a C. macrantherum. 


C. asiaticum L. Sp. pl. ed. I. 292; Hemsl. Chall.-Exp. 248; K. Schum. 
u. Lauterb. Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 222. 

Bismarck-Archipel: Admiralitäts-Inseln, Nares-Bai (MoseLey). 

Verbreitung: Trop. Asien, Australien, Polynesien. 


C. macrantherum Engl. in Bot. Jahrb. VII. 44, Gaz.-Exp. Siphon. 49. 
— K. Schum. in Engl. Bot. Jahrb. IX. 194, Fl. Kaiser-Wilhelmsl. 444, 
Notizbl. bot. Gart. Berlin II. 400. — K. Schum. u. Lauterb. 1. c. 

Nord-Neu-Guinea: zwischen Humboldtbai und Tami, Strand (ScHuLTzE 
n. 32! — blühend 31. Juli 1910). 

Nordost-Neu-Guinea: Wälder am Fuß des Bismarckgeb., 350 m 
(SchLecater n. 18657! — blühend 7. Nov. 1908); Hatzfeldhafen (Horı- 
ruNG n. 339!); Ramu-Fluß, 100 m (Laurersaca n. 3194!, 3208!); Gogol- 
Fluß (Lautersach n. 979!); Stephansort (Nyman!); Kelana (HerLwic 
n. A181); Sattelberg, 750 m (Hrrıwıc n.538!, Nyman n.655!); Finschhafen 
(WARBURG!). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, Ralum (Lautersach n. 265!); 
Fuß der Bainingberge (DanL!) — Neu-Hannover (Naumann!). — Neu- 
Mecklenburg. Südküste (Naumann!). 

Endemisch. Auffällig ist, daß diese häufige Pflanze nur aus dem 
deutschen Gebiet vorliegt. 


C. Lauterbach, Die Amaryllidaceae Papuasiens. 303 


C. latifolium L. Sp. PI. 291. — C. ornatum Herb. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Lahur bei Namatanai cult. 
(PeekeL n. 500! — blühend 7. Juli 1910). 

Verbreitung: Indien, trop. Asien, Malesien und Afrika, vielfach kultiviert. 


Hymenocallis Salisb. in Trans. Hort. Soc. I. 338. 


H. litoralis Salisb. 1. c. 338. — H. adnata Herb. — Crinum ma- 
crantherum Volk. in Engl. Bot. Jahrb. XXXI. p. 460, non Engler. 

Karolinen: Yap, in der Nähe des sandigen Seestrandes, insbesondere 
auf Korallenboden (Vorkens n. 506! — blühend 9. April 1900). 

Name bei den Eingeborenen: Giuw. 


6. acutifolia Herb. in Bot. Mag. t. 2621. 
Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Lahur bei Namatanai cult. 
(PEEkeL n. 655! — blühend 3. Okt. 1910). 


Verbreitung: Heimat tropisches Amerika. 
Scheint auf Yap vor langer Zeit eingeführt und verwildert zu sein. 


Eurycles Salisb. in Trans. hort. sor. I. 337. 

E. amboinensis Lond. in Encycl. pl. 242, Illustr. gen. 242. — K. Schum. 
in Engl. Bot. Jahrb. IX. 194, Fl. Kais.-Wilhelmsl. 14. — Warburg in Engl. 
Bot. Jahrb. XIII. 272. — E. sulvestris Salisb., F. v. Mueller Pap. pl. IV. 73. 

Nordöstl.Neu-Guinea: Constantinhafen (HorLLrung n. 246!, SCHLECHTER 
n. 14296!) — Kelana (HezzwiG n. 119!) — Finschhafen (Herıwic n. 401!) 
— im Strandgebüsch bei Pro (Scutecuter n. 19999! — blühend 23. Aug. 
1909). 

Südwestl. Neu-Guinea: Fly-FluB (p’ALserris). 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai (Preker n. 566!). 

Name bei den Eingeborenen: kwokwo (Constantinhafen) — ut na 
pu (Namatanai). 

Verbreitung: Philippinen, Malesien, Molukken, Queensland. 


Hippeastrum Herb. App. 31. 


H. aulicum Herb. 1. c. 31. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Lahur bei Namatanai, kult. 
(PEEKEL n. 653! — blühend 2. Okt. 1910). 

Verbreitung: Heimat Brasilien. 


H. reticulatum Herb. in Bot. Mag. t. 2475. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Kaselsel bei Namatanai, kult. 
(PEEKEL n. 654! — blühend 2. Okt. 1910). 

Verbreitung: Heimat Brasilien. 


304 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Agave Linn. Hort. Ups. 87. 


A. rigida Mill. Gard. Dict. ed VII. n. 8. var. Sisalana. 


Heimat: Mexiko. 
Eine größere Pflanzung findet sich zurzeit in Constantinhafen. 


Fourcroya Spreng. Anleit, ILI, 238. 


F.? gigantea Vent. in Bull. Soc. Philom. I. 65. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Kaselsel bei Namatanai, kult. 
(PeekeL n. 527! — blühend Juli 1910). 

Verbreitung: Heimat tropisches Amerika. 

Es liegt nur der Teil eines Blütenstandes vor. Die Blüten sind etwas kleiner als 
gewöhnlich. 

Curculigo Gaertn. Fr. I. 63. t. 16. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blütenstand kurz gestielt 
a. Blätter bis 4 mm lang, Blütenstand vielblütig, dicht, umgebogen C. recurvata 
b. Blätter bis 25 cm lang, Blütenstand wenigblütig, locker . . . C. ensifolia 
B. Blütenstand langgestielt, aufreeht,.kopfie”.. 1). & sais.) ayes us C. erecta. 


C. ensifolia R. Br. Prodr. 290. — C. stans Labill. 

Nordöstl. Neu-Guinea: Alangflächen am Keneyia, ca. 150 m 
(ScutecuTeR n. 18332! — blühend 6. Okt 1908) — Grasflächen am Suriwa 
bei Cap Rigny (Werner n. 153! — blühend September 1907. In hb. Lauter- 
BACH). | 

Verbreitung: vom tropischen Asien bis Neu-Kaledonien; für Papu- 
asien neu. 

C. recurvata Ait. Hort. Kew. ed. II. 253. — Warburg in Engl. Bot. 
Jahrb. XII. 272. — K. Schum. u. Lauterb. I. c. 

Nördl. Neu-Guinea: Taua, van Rees-Geb., 200 m (Moszkowskı n. 342! 


-— blühend Juli 1910). 
Nordöstl. Neu-Guinea: Ramu-Fluß (Roparz u. Krk n. 971) — 


Gogol-Fluß (Lautersaca n. 982! — Kaulo, 200 m (Scaueenter n. 16842! 
— blühend 16. Nov. 1907) — Sattelberg (Warsure!) — Butaueng (HeLLwie 
n. 456!). 


Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Ruratamtabai (Perez! — 
blühend 13. Aug. 1910). 

Name bei den Eingeborenen: parik (Neu-Mecklenburg). 

Verbreitung: Südasien bis Queensland. 

C. erecta Lauterb. n. sp. — Folia radicalia?, longe petiolata; petiolus ad 
medium vaginatus; lamina lineari-lanceolata, utrinque angustata, longe acumi- 
nata, basi acuta, plicata, 9 nervia; pedunculus erectus, gracilis, applanatus, 
parce villosus; spica brevis pauciflora, bracteis late ovatis subacutis, ciliatis; 
flores sessiles conferti, perianthii tubus villosus, segmenta subaequalia, patentia, 


C. Lauterbach, Die Amaryllidaceae Papuasiens. 305 


flava, lanceolata vel oblanceolata subacuta, extus villosa; filamenta brevia, 
basi segmentorum affixa; antherae anguste lanceolatae, minute apiculatae; 


stylus glaber, stigmatibus appressis. 
Blatter mit 24 cm langem, bis zur Mitte scheidigem Blattstiel, Spreite linear lanzett- 
- lich, beiderseits verschmälert, lang gespitzt, am Grunde keilförmig, gefaltet, 40 cm lang, 
4 cm breit, 9-nervig. Blütenstandsstiel aufrecht, 47 cm lang, schwach, abgeplattet, spärlich 
behaart; Blütenähre wenigblütig, ca. 2 cm lang, mit breit eiförmigen, wenig spitzen, 4 cm 
langen, 7 mm breiten, gewimperten Brakteen. Blüten sitzend, gedrängt; Blütenhüllen- 
röhre behaart, ca. 8 mm lang, 1,5 mm breit, Abschnitte beinahe gleich, spreizend, gelb, 
lanzettlich oder verkehrt lanzettlich, wenig spitz, außen behaart, 8 mm lang, 2,5 mm 
breit; Staubfäden 1 mm lang, dem Grunde der Abschnitte angeheftet; Staubbeutel schmal 
lanzettlich, 4 mm lang, mit kleinem Spitzchen; Griffel 2 mm lang, glatt, Narben an- 
liegend. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Kaiserin Augusta-Fluß (Sepik), Bivak 35 


_ (Seaurzze n. 179! — blühend 18. Okt. 1910). 


Die Art, von der nur ein Blatt und ein Blütenstand vorliegt, gehört wahrscheinlich 
in die Sektion Molinzera und dürfte C. gracilis Wall. nahestehen, doch weicht sie durch 
den aufrechten anders gestalteten Blütenstand ab. 


Hypoxis Linn. Syst. ed. X. 986. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


A. Blätter linealisch, behaart, Kapsel 7—10 mmdick. . . . . . H. aurea 
B. Blätter fadenförmig, bewimpert, Kapsel 5 mm dick . . . . . H. hygrometrica. 


H. aurea Lour. Flor. Cochinch. 200. — Volkens in Engl. Bot. Jahrb. 
XXXI. 460. — K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Nachträge 64. 
Nordöstl. Neu-Guinea: Finschhafen (Weıntanp n. 781). 
Karolinen: Yap (Vorkens n. 216!, 2351. 
Verbreitung: Hinterindien. 
H. hygrometrica Labill. Nov. Holl. pl. sp. I. 82 t. 108. — F. v. Mueller, 
Pap. pl. VI. 17. 
4 Südöstl. Neu-Guinea: nahe Port-Moresby (W. G. Lawes). 


0 Verbreitung: Queensland bis Tasmanien. 


306 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


22. Eine neue Musacee Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. . 


Mit 4 Figur im Text. 


Musa L. Spec. pl. ed. I. 1043. 


M. Peekelii Lauterb. n. sp. — Planta permagna, habitu M. paradi- 
siacae L., an stolonifera?; petiolo non viso; folia oblonga, densissime 
venosa, margine longitudinaliter striata; inflorescentia nutans, bracteis 
lanceolatis subacutis, basi modice angustatis; flores biseriales sessiles, peri- 
gonium striatum, 5-lobum, lobis 3 majoribus triangularibus, longe et tor- 
tuose corniculatis, 2 oblongis tepalum liberum oblongum, basi subacutum, 
apice apiculatum; antherae lineares, subacutae; stylus filiformis stigmate 
subcapitato; fructus baccatus oblongus, statu juvenili trigonus, deinde 
subrotundus, basi angustatus, apice productus truncatus, vix carnosus; 
semina permulta, oblique angulata, brunnea, radialiter subsulcata, margine 


minute erosa. — Fig. 4. 

Eine riesige, bis 10 m hohe Pflanze. Blattstiel lag nicht vor. Blatter oblong, 
etwa 30 cm breit, engnervig, am Rande längsgestreift. Blütenstand 4—2 m lang, über- 
hängend, mit lanzettlichen, wenig spitzen, am Grunde etwas verschmälerten, 17 cm 
langen, 3—4 cm breiten Brakteen. Blüten in zwei Reihen, sitzend, 6 cm lang, Blüten- 
hülle gestreift, fünflappig, 3 Abschnitte 2—3 mm lang, dreieckig, lang und gedreht ge- 
hörnt, 2 kleiner oblong, das freie Kronenblatt 3 cm lang, 44 mm breit, oblong, am 
Grunde etwas zugespitzt, vorn mit einem Spitzchen; Staubfäden 2 cm, Staubbeutel 
2—2,5 cm lang, linear, etwas spitz; Griffel 4,5 cm lang, fadenförmig mit kopfiger Narbe. 
Frucht oblong, 9 cm lang bei 3 cm Durchmesser, jung dreikantig, später beinahe 
rund, am Grunde verschmälert, mit verlängerter gestützter Spitze, kaum fleischig. 
Samen sehr zahlreich, schief, eckig, 7 mm lang, 4 mm breit, bräunlich, von der Mitte 
aus etwas gefurcht, am Rande ganz schwach gezähnelt. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Lahur bei Namatanai, auf 
rotem Lehm (Preker n. 390! — blühend und fruchtend 9. März A940). 


Name bei den Eingeborenen: a uaua. 

Die Art dürfte, falls Stolonen vorhanden sind, in das Subgenus Eumusa Bak. 
gehören und M. textilis Nee nahe stehen. Sie unterscheidet sich durch abweichende 
Struktur der Blätter und viel größere Blüten. Andernfalls scheint sie mit M. Füxzalanii 
F. Müll. aus Queensland verwandt zu sein, deren Original mir nicht zugänglich, wäh- 
rend aus der Beschreibung der Bau der Blüte nicht genügend ersichtlich ist. 

Ich habe selbst am Gogol-Fluß in Kaiser-Wilhelmsland mehrfach riesige wilde 
Bananen ohne Stolonen zu beobachten Gelegenheit gehabt, ohne jedoch Blütenmaterial 
zu finden. Ebenso berichtet neuerdings SCHLECHTER von großen wilden Bananen aus 
dem Hinterlande des Huon-Golfes, die eine gute Faser liefern sollen. 


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308 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


23. Die Ulmaceen Papuasiens 
nebst einer Revision der Trema-Arten des Monsun-Gebietes. 


Von 


C. Lauterbach. 


Mit 4 Karte im Text. 


Wir kennen heute aus Papuasien 12 Arten Ulmaceen, welche den 
Gattungen Celtis, Trema, Parasponia und Gironmera angehören. Von 
diesen ist ein Vertreter der Gattung Parasponia, nämlich die endemische 
P. melastomatifolia J. J. Smith erst in neuester Zeit aufgefunden worden, 
von von Roemer am Noord-Fluß auf Geröllbänken und von SCHLECHTER in 
Kaiser-Wilhelmsland in den Wäldern am Djamu in ca. 350 m Meereshöhe. 
Bei der Verbreitung der Gattung von Java bis zu den Fiji-Inseln war 
dieser Fund zu erwarten. Ganz vereinzelt, meist nur von je einem Stand- 
ort bekannt, begegnen uns zumeist in der Nähe des Strandes oder im 
Küstenwald 3 Vertreter der Gattung Gironniera, die endemische G. rhamni- 
folia Bl. aus Nordwest-Neu-Guinea, die mir in ihrer Zugehörigkeit noch 
etwas zweifelhafte, nur in einem g' Exemplare vorliegende G. subaequalis 
Planch. var. papuana J. J. Smith von der Humboldt-Bai und endlich die 
auf den Philippinen, Fiji- und Samoa-Inseln verbreitete @. celtidifolia Gaud., 
welche von der Challenger-Expedition auf den Admiralitäts- und den 
Salomon-Inseln nachgewiesen wurde. Wichtiger sind die 6 Celtis-Arten 
des Gebietes, Bäume des Strandwaldes oder der Inseln, vereinzelt jedoch 
auch im Primärwalde auftretend, tiefer im Innern aber bisher nicht ge- 
funden. Von diesen erreicht die von Nordost-Australien bis Tahiti ver- 
breitete C. paniculata Planch. im Gebiet auf Timor-laut und Nordwest- 
Neu-Guinea ihren nordwestlichsten Punkt; C. philippinensis Blanco, von 
den Aru-Inseln und Südost-Neu-Guinea nachgewiesen, bewohnt die Philip- 
pinen und Nord-Australien. 

Die übrigen 4 Arten sind endemisch. C. grewioides Warbg. mit aus- 
geschweiften, gezähnten Blättern und ©. Nymanii K. Schum. mit unterseits 
bräunlichen, längs der Nerven behaarten Blättern finden sich im küsten- 
nahen Primärwald von Kaiser-Wilhelmsland, C. Zippelit Planch. mit am 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 309 


“Grunde schmalen Blättern und langen Blütenstandsstielen in Nordwest-Neu- 
Guinea. Im Gebiete verbreitet und stellenweise nicht selten ist C. latifolia 
Planch., ein hoher Baum des Strandwaldes, der außer auf Neu-Guinea 
selbst auch auf Neu-Pommern und den Molukken vorkommt. Irgendwie 
größere Meereshöhen scheinen die Ulmaceen nicht zu erreichen, am höch- 
‚sten steigt Parasponia melastomatifolia J. J. Smith mit 350 m. 

Eine bei weitem wichtigere Rolle wie die bisher betrachteten spieien 
die 2 Trema-Arten im Gebiete. Als schlanke Sträucher und kleinere Bäume 
gehören T. wirgata Bl. und T. orientalis Bl. zu den ersten Besiedlern von 
Neuland, sei es verlassenes Kulturland, angeschwemmtes, meist sandiges 
“Alluvialland der Flüsse oder junge vulkanische Aufschüttungen. Sie bilden 
hier häufig, eine Seltenheit in unserem Gebiete, fast reine Bestände. In 
ihrem Schutze, ihre Lebensdauer scheint keine sehr lange zu sein, wachsen 
dann andere, z. T. dem primären Walde angehörige Bäume heran. So finden 
wir T. virgata Bl. var. scabra Bl. in Ost-Neu-Guinea und dem Bismarck- 
Archipel überall im Sekundär-Gebüsch, auch im Galeriewald am Bismarck- 
Gebirge in 300 m Höhe. Der Typus von 7. orientalis Bl. ist bisher nur 
“on den Shortland-Inseln (Salomonen) nachgewiesen, dagegen ist die var. 
amboinensis Lauterb. im Gebiete am verbreitetsten. Sie scheut nicht vor 
recht trockenen Standorten zurück und findet sich so mit als erste Pflanze 
“auf den jungen Aufschüttungen vulkanischer Asche an def Blanche-Bai. 

Von den 42 Ulmaceen-Arten sind im ganzen 7 endemisch, nur 4, 
C. paniculata Planch., weist nach Südosten, die übrigen 4 nach dem Mon- 
“sun-Gebiete. Die Norm wird also nicht durchbrochen. 


Ubersicht der Gattungen Papuasiens. 


Bäume und Sträucher mit 2 zeiligen, einfachen Blättern und seitlichen Neben- 
blättern. Blüten meist eingeschlechtlich in achselständigen Trugdolden oder © einzeln. 
- Frucht steinfruchtartig, einsamig. 
I. Embryo mit breiten Keimblättern. 

Blätter lederartig, beiderseits glatt, mit Ausnahme von C. Nymanii 

K. Schum. Früchte 4 cm und darüber groß. . . . . . . . Celtis 

I. Embryo mit schmalen Keimblättern. 

A. Fruchtbare Blüten zwitterig. 


a. Blätter der Blütenhülle klappig, Nebenblätter frei. . . . . Trema 
b. Blätter der Blütenhülle dachziegelig, Nebenblätter vor dem 
Be eRmdehsen sl. ea Glo. a. Parasponia 
B. Fruchtbare Blüten eingeschlechtlich . . .......2. . . Gtronmera 


Celtis Linn. Gen. pl. ed. I. 844. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


I. Seitennerven alle gleich stark, nach dem Blattrande zu ver- 
laufend. 
CT DIET SOLS Sldtt ke . . C. paniculata 
B. Blätter oberseits rauh, unterseits längs der Nerven behaart CO. Nymanii 


310 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


II. Die zwei am Blattgrund entspringenden Seitennerven ebenso 

stark wie der Mittelnerv. 

a. Sie verlaufen bogenförmig bis zur Spitze. 
a, Blätter ganzrandig . -.... . . . . . 0 . . 0 nen Open Ses 
8, Blätter gezähnt . . . . . . ©. grewioides 

b. Sie werden im oberen Drittel dés Blattes schwädaee sk 
verbinden sich mit den oberen Seitennerven, 
o. Blatt am Grunde wenig verbreitert, Blütenstandsstiel 


40m Jane +0, . O. Zippelii 
8. Blatt am Grunde VRR "schief, "Blütenstandsstiel ja 2 cm 
lang. N RS ONE EN R 


Subgenus Solenostigma Planch. in Ann. sc. nat. 1848, p. 263. 


C. paniculata Planch. |. c. 305, in DC. Prodr. 47 p. 182; F. v. Muell. 
Pap. pl. 40; — Solenostigma brevinerve Bl. Mus. Lugd. Bat. II. 67; — 
C. brevinervis Planch. DC. Prodr. 17 p. 183; Scheffer in Ann. Buitenz I. 50; 
— Dicera lanceolata Herb. Zipp. 

Nordwest-Neu-Guinea: Merkusoort (Zirrez n. 195/6! — Original 
von Solenostigma brevinerve Bl. in Herb. Leiden und Kew). 

Timor-laut: (Rırper! blühend Juni 1884, in Herb. Kew). 

Verbreitung: Nordost-Australien, Neu-Kaledonien, Insel Norfolk, 
Tahiti. 

Die von BEntHam in der Fl. austral. IV. 457 hierher gezogene Pflanze von Lord 
Howes Island weicht durch derbere, kleinere, vorn abgerundete bis ausgebuchtete Blatter 
und meist einzeln stehende, kleine Früchte so bedeutend ab, daß F. Miter in Frag- 
ment IX. 76 sie mit Recht als ©. amblyphylla F. Müll. abtrennt. Sie dürfte ©. conferta 
Planch. von Neu-Kaledonien recht nahe stehen. Unsere Art zeichnet sich dagegen durch” 
die lanzettlichen, spitzen Blätter aus, deren erstes, am Grunde stehendes Nervenpaar* 
in seiner Stärke den anderen Seitennerven gleicht und in gewöhnlicher Weise unter‘ 
spitzem Winkel nach dem Blattrande zu verläuft. Die aus dem Gebiete vorliegenden 
Exemplare zeigen, soweit festzustellen, nur männliche Blüten mit verkümmertem Frucht= 
knoten und keinerlei Fruchtansatz. 


C.? philippinensis Blanco Fl. Filip. ed. 1.197; F.v. Müll. Pap. pl. VIL 27; 
— C. strychnoides Warb. in Englers Bot. Jahrb. XIII. p. 287, non Planch. 

Südost-Neu-Guinea: Inseln im Papua-Golf (J. MaAcFARLANE). 

Aru-Inseln: Waldbaum (Warsure n. 20812! fruchtend). 

Verbreitung: Nord-Australien, Philippinen. 

Die Pflanze vom Papua-Golf habe ich nicht gesehen. Das Warsuresche Exemplar 
besitzt 12 mm große Früchte, doch sind die Blätter typisch, breit-oval mit wenig schie- 
fem Grunde und etwas schief angesetzter Spitze. Die am Grunde abzweigenden, star- 
ken, oben eingesenkten, unten vortretenden beiden Seitennerven verlaufen bogenförmig 
bis zur Spitze und teilen die Blattspreite mit dem Mittelnerv in 4 ziemlich gleich- 
breite Teile. ; 

C. Zippelii (BL) Planch. in DC. Prodr. 17 p. 185; Scheffer in Ann. 
Buitenz. I. 50; — Solenostigma Zippelii Bl. Mus. Lugd. Bat. II. 67. ; 

Nord 606 Ta Guinea: (Ziprez n. 201/6! — Original von S. Zip- 
pelii Bl. in Herb. Leiden). 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 311 


Nordost-Neu-Guinea: Hatzfeldhafen, Waldbaum (Warsure n. 20814! 
fruchtend). 

Key-Inseln: Pulu ubur (WargurG n. 20807! steril). 

Name bei den Eingeborenen: aiwait (Key-Ins.). 

Ein von Teysmann auf Mysole woigomo gesammeltes, steriles Exemplar im Herb. 
Buitenzorg, welches wohl das von ScHErrrr oben erwähnte ist, gehört nicht hierher, 
sondern einer vermutlich neuen, mit ©. philippinensis Blanco verwandten Art an. 

Außer durch die etwa 4 cm langen Blütenstandsstiele und vierkantigen Früchte ist 
unsere Art dadurch ausgezeichnet, daß die beiden am Grunde der oval-lanzettlichen, 
allmählich zugespitzten Blätter entspringenden starken Seitennerven im oberen Drittel des 
Blattes schwächer werden und sich bogenförmig mit den oberen Seitennerven verbinden. 
Seltener, und dann meist nur auf einer Seite, erreichen sie deutlich verlaufend die Spitze. 

C. latifolia (Bl.) Planch. in DC. Prodr. 17 p. 186; Scheffer in Ann. 
Buitenz.1.50; Warburg in Engl. Bot. Jahrb. XII. p.287; K. Schum. u. Lauterb. 
Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 264. — Solenostigma latifolia Bl. in Mus, 
Lugd. Bat. II. 67. — C. strychnoides K. Schum. et Lauterb. l. c. non Planch. 

Nordwest-Neu-Guinea: Insel Aisuma, arb. 50—60 ped. (ZırprL! — 
Original von S. latefolia in Herb. Leiden). 
| Nordost-Neu-Guinea: Hatzfeldthafen (Hottrune! fruchtend im No- 
vember 1886); Stephansort (Nyman n. 124! steril); Friedrich-Wilhelmshafen 
(Nyman n. 4056! steril); im Strandwalde bei Bulu (Scutecurer n. 16129! 


am 20. Mai 1907). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern, Ralum (Laurersacn n. 172! 
fruchtend am 21. Mai 1890); Batjan (De Vriese! in Herb. Leiden). 
| Molukken: Tidore (De Vriese u. Teysmann! in Herb. Leiden); Halma- 
hera (Unu Utrrat! in Herb. Leiden). 

Diese auf Neu-Guinea häufigste Art ähnelt in der Blattnervatur der vorhergehenden. 
Dagegen sind die Blätter am Grunde schiefer und im unteren Viertel viel breiter, be- 
‚sonders auf der Unterseite deutlich netzaderig. Textur lederartig, oben glänzend, meist 
matigrün. Die Blattgröße ist sehr wechselnd, die Blütenstandsstiele messen A—2 cm, 
die Früchte sind breit-eiférmig. OC. strychnoides Pl., eine xerophytisch ausgebildete 
Strandpflanze mit starrer, verhältnismäßig kleiner Belaubung halte ich entgegen BENTHAM 
für eine gute Art, welche bisher nur von Nord-Australien und den vorliegenden Inseln 
nachgewiesen und für Neu-Guinea zu streichen ist. 
| C. Nymanii K. Schum. in K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. 
Südsee, Nachträge 240. 

à Nordost-Neu-Guinea: Stephansort, im Primärwald (Nyman n. 239! 
fruchtend im März 1899. — Original von ©. Nymanii K. Schum. in Herb. 
Berlin). | 

Durch die rauhen, unterseits bräunlichen, längs der Hauptnerven etwas behaarten 

latter von den anderen Arten des Gebietes abweichend. 

C. grewioides Warbg. in Englers Bot. Jahrb. XIII. p. 287; K. Schum. 
u. Lauterb. 1. c. 264. 

Nordost-Neu-Guinea: Waldbaum bei Hatzfeldthafen (Warsurs). 


Das Exemplar war leider nicht aufzufinden. Es ist die bis jetzt einzige Art Papu- 
iens mit ausgeschweiften, gezähnten Blättern. 


… 


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. 
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312 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IM. 


Trema Lour. Fl. chochinch. 562. — Sponia Commers. 


Bei der Durchsicht der Arten Papuasiens und der angrenzenden Ge- 
biete, von welchen mir durch das liebenswürdige Entgegenkommen der 
Botanischen Museen von Kew, Leiden, Buitenzorg und Berlin, für welches 
ich mir auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen 
erlaube, ein sehr reichhaltiges Material vorlag, so besonders vollständig die 
Brungschen Originale, stellte sich eine große Unsicherheit in der Abgren- 
zung und Bewertung der Arten heraus, wodurch das Bild der geographi- 
schen Verteilung unklar wird. Ich will daher im Nachfolgenden versuchen, 
unter Einbeziehung der Arten Indiens, Malesiens, Australiens und der Süd- 
see die Sachlage zu klären, indem ich nochmals Diagnosen der einzelnen 
Arten gebe und die nach meiner Ansicht kleinen Arten als Varietäten diesen 
beifiige. Eine Kartenskizze soll die auf Grund dieser Revision sich er- 
gebende Verbreitung der Arten oder Varietäten veranschaulichen. 

Im hohem Grade erschwert wird die Abgrenzung der Arten durch die 
vielfach vorhandenen Übergänge, welche vielleicht zum Teil hybriden Ur- 
sprungs sind. Bentuam vergleicht sie in der Flora australiensis sehr tref- 
fend mit den europäischen Rubi. Ferner lassen die Unterscheidungsmerk- 
male der Blüten meistens völlig im Stich, so daß man auf die Blätter und 
die recht wechselnde Bekleidung mit Haaren usw. angewiesen ist. Bei 
deren Ausbildung dürfte wiederum der Standort eine entscheidende Rolle 
spielen, ja es ist nicht ausgeschlossen, daß je nach Alter der Pflanze 
und Stellung der Zweige an derselben sich beträchtliche Unterschiede 
finden. Diese Fragen werden sich nur an lebendem Material an Ort und 
Stelle entscheiden lassen. | 

Was die bisherigen hauptsächlichsten Bearbeitungen des Stoffes an- 
langt, so hat Brume im Mus. Lugd. Batav. I. 58—64 mit scharfem Blick 
und großer Gründlichkeit den größten Teil der in Betracht kommenden Arten 
festgelegt. Nur in der Zerspaltung ist er meiner Ansicht nach etwas zu 
weit gegangen. MıgqueL bringt in der Flora v. Niederl. Indie 1.2 p. 214—218 
nichts Neues; als Sponia virgata Planch. beschreibt er unter Nr. 4 und 6 
zwei anscheinend verschiedene Pflanzen. Die monographische Bearbeitung’ 
Pıancnons in De CanpoLzes Prodromus 17 p. 495—205 fördert uns nur 
wenig, da Pranchon die Brumgschen Originale nicht gesehen hat und dessen 
Beschreibungen einfach überträgt, ohne die Verwandtschaft und den syste- 
matischen Wert der einzelnen Arten näher zu prüfen. Eine treffende 
Charakteristik zeichnet Benraam in der Flora australiensis VI. 157—159, 
wenn ich mich auch im einzelnen ihm nicht ganz anschließen kann. 
J. D. Hooker in der Flora of British India V. 483—485 stellt T. vergata Bl. 
als Synonym unter 7’. timorensis BI, zwei nach Decaisnes und Bruwes 
Originalen durchaus verschiedene Pflanzen, von denen T. timorensis Bl. 
bisher nur von Timor nachgewiesen ist. 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 


313 


Endlich möchte ich noch eine Arbeit, die anatomischen Verhältnisse 


gestalten dürfte. 


I. Blätter am Grunde nicht oder sehr wenig schief. 

Von den 3—4 Seitennerven stehen die zwei am Blattgrund 
entspringenden einander gegenüber und verlaufen bis 
zum oberen Drittel des Blattes. 

A. Blatt beiderseits grün, glatt oder oberseits rauh, unter- 
seits längs der Nerven schwach behaart, kerbig gesägt; 
Blütenstandsstiel dünn, glatt, Blütenstand locker . 

B. Blatt grün oder bräunlich, gesägt, beiderseits, besonders 
unten längs der Nerven striegelhaarig; Blütenstand 
schwach striegelhaarig, fast sitzend, gedrängt. 

a. Blatt oberseits getrocknet schwärzlich, unterseits 
rostbraunfilzig; Blütenstand striegelhaarig, sitzend 
II. Blätter am Grunde deutlich schief. 
4. Die zwei am Blattgrund entspringenden Seitennerven 
stehen nicht genau gegenüber. 
A. Blätter lineal-lanzettlich, 6—7 Seitennerven. 
a. oben dunkel, unten bräunlich a. 
b. grün, oben mitunter hellviolett, starr, beiderseis 
sehr ah 
B. Blätter oval-lanzettlich, fe 5 détéfhersénl 
a. grün, oben rauh, etwas runzlich, PAIE glatt, lang 
gespitzt . 3 
b. oben schwärzlich, ss dreh ee Eher 
zug zwischen en Nervennetz weißlich . 

2. Die zwei untersten Seitennerven gegenständig, Blätter 
breit-oval-lanzettlich; Grund herzförmig, 4—5 Seiten- 
nerven, Behaarung wechselnd . 

a. Behaarung der Unterseite kurz, glatt sein iglin- 
zend, Oberseite grün 
8. Behaarung der Unterseite glatt AR weiß gr 
zend, Oberseite schwärzlich . 
. Behaarung der Unterseite sehr spärlich, One grün 
. Behaarung der Unterseite lang, Oberseite kurz behaart 
oder rauh, beiderseits bréunlich 
e. Blätter starr, oben rauh, weißlich mit schien 
Nerven, unten behaart, unzlich ’ 


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der Laubblätter der Ulmaceen von F. Prremer in Englers Bot. Jahrb. XVII. 
_ §. 447—475 erwähnen, welche die anatomischen Verhältnisse systematisch 
und zur Aufstellung von Schlüsseln verwertet. Auch hier zeigt sich eine 
ziemliche Einförmigkeit der in Betracht kommenden Merkmale, so daß mit 
Hülfe derselben eine sichere Trennung fraglicher Arten sich recht schwierig 


Übersicht der Arten des Monsungebietes. 


T. virgata 


T. aspera 


T. angustifolia 


T. timorensis 


T. politoria 


T. morifolia 


T. discolor 


T. orientalis 
var. typica 


var. argentea 
var. veridıs 


var. amboinensis 


var. regida 


'T.virgata (Planch.) Bl. Mus. Lugd. batav. II. 59; u virgata Planch. in 
DC. Prodr. XVII. 595; 7. timorensis Hook. in Fl. Brit. India V. 483, non Bl.!; 
T. aspera K. Schum. in Fl. Kais.-Wilhelmsl. 41; 7. aspera Warbg. in Engl. 
Bot. Jahrb. XIII. p. 287; 7. aspera K. Schum. et Lauterb. in Fl. deutsch. 


314 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Schutzgeb. Südsee 265; T. aspera Valet. in Bull. Dep. del Agricult. Ind. Néer- 
land X.5. — Arborescens, ramuligraciles, novelli puberuli, demum glabrati, brun- 
nei. Stipulae lineari-lanceolatae acuminatae, pubescentes, mox deciduae. Petioli 
graciles subpubescentes; folia ovato-oblonga vel lanceolata sensim acumi- 
nata, basi rotundata vel subcordata vel cuneata, subaequalia vel aequalia, 
utrinque glabra vel supra subaspera, subtus subpuberula, crenato-serrata, — 
membranacea, in sicco viridia vel pallida, triplinervia, nervis lateralibus 
3—4, rarissime 5, valde obliquis, infimis ad superiorem trientem extensis. 
Cymae axillares petiolo aequilongae, raro superantes, singulae vel gemi- 
natae, parce ramosae, ramis gracillimis. Flores G': laciniae perigonii ob- 
lanceolatae vel obovatae, subacutae, subglabrae, marginibus + involutis, 
antheris lacinias superantibus. Flores © in cymis singuli vel pauci, laciniae 
perigonii ovato-oblongae, acutae, ciliatae, minute puberulae. Drupae ovoidae 
subcompressae, glabrae, rugosae, subvirides, maturae atrae. 

Ein kleines, etwa 3 m hohes Bäumchen mit dünnen, aufstrebenden Zweigen, Enden 
schwach flaumhaarig. Stipeln linear-lanzettlich, 3 mm. Blattstiele 5—8 mm. Blatter 
8—12 mm lang, im unteren Viertel 3—6 cm breit. Blütenstände 5—15 mm, Perigon 
4mm lang. Die Früchte messen 2—2,5 mm. 

West-Neu-Guinea: Sigar (WarBurG n. 20 787!)1) — ohne Lokalität 
(ZıereL n. 90a! in Herb. Leiden), Original der Art! 

Molukken: Ceram-laut (WarBurG n. 20789!); Amboina (ZırpeL! in 
Herb. Leiden); Banda (DE Vrigse et Teysmann! in Herb. Leiden). 

Verbreitung: Malakka, Java, Borneo, Philippinen, ? Zentral-China. 

Var. scabra Bl. Mus. Lugd. batav. II. 59; 7. aspera (Planch.) BI. 
var. viridis Benth. Fl. austral. V. 158; Sponea aspera Planch. partim.; 
Trema cannabina F. Muell. Pap. pl. I. 40 non Loureiro. — Petiola validi- 
ora, folia adulta subcoriacea, utrinque scabra, subrugosa vel rugosa vel 
supra substrigulosa, in sicco saepe flavovirentia, nervis subtus typo magis 
conspicuis, interdum strigulosis. 

Nord-Neu-Guinea: Humboldstbai (Arasrip n. 87! Exped. Wich- 
mann, in Herb. Leiden u. Buitenzorg). 

Nordost-Neu-Guinea: Hatzfeldthafen (Warsure n. 20785!); Bis- 
marck-Geb. 300 m, Galeriewald (Laurersaca n. 27531); Erima (Lavurer- 
paca n. 2013!); Constantinhafen (Scuzecarer n. 14279! Horırung n. 519!) 
— Ohne Lokalität (Hettwie n. 35! 89!); Finschhafen (Hezzwie n. 287! 
WarBurG n. 20784! Weıntann n. 123! 135! Laurersacn n. 835! 13651). 

Südost-Neu-Guinea: Port Moresby (A. Gorvıe! in Herb. Leiden). 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai (PEEKEL n. 236!) 
— Neu-Pommern, Mutter (Nyman n. 904!) — Hermite Insel (Kramer 
n. 66!). 

Molukken: Batjan (Warsure n. 179011). 
Nord-Australien: (Banks et Soranper anno 1770!); Cairns (War- — 


4) Wo nicht angegeben, befinden sich die Exemplare im Herbar Dahlem, 


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C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 315 


Bure n. 18477! 18478!); Cooktown (WarsurG n. 18479!); Port Darwin 
(F. Scnuttz n. 1! 183! n. 783!); Rockingham-Bay (Wiraezmil); Clarence- 
River (Dr. Becuter!). 

Karolinen: Yap (Vorkens-n. 249! n. 371! n. 466!). 

Name bei den Eingeborenen: arün (Erima). — a sihe ana kalop 
(Namatanai) — oninu (Yap.). 

Var. pubigera (Bl.) Lauterb. — 7’. pubigera Bl. Mus. Lugd. batav. II. 60. 
— Innovationes pubescentes, folia in sicco fusca, subserrata, supra scabri- 
uscula subtus puberula. 

Molukken: (Zırrer! in Herb. Leiden), Original von 7. pubigera BI. 

Anscheinend nur in dem einen Exemplare gefunden. 

Die var. microphylla Bl. sowie mayor Planch. (vergl. auch T. morifolia Bl.) sind 
besser zu streichen, da die Blattgröße sehr wechselt, auch das Verhältnis der Länge 
zur Breite variiert. Vom Typus finden sich mannigfache Übergänge zu der Var. scabra, 
welche sich in eine Anzahl von Formen zerlegen läßt, von denen einige, so besonders 
aus Nord-Australien zu 7. aspera BI. überleiten. 

T. angustifolia (Planch.) Bl. Mus. Lugd. batav. II. 58, nomen. — Sponia 
angustifolia Planch. in Ann. sc. nat. 1848 p. 326; in DC. Prodr. 17 p. 202. 
— Frutex, ramuli graciles cum petiolis foliisque subtus rufo-strigosi. Sti- 
pulae lineares acutae. Folia lanceolata vel ovato-lanceolata, sensim acumi- 
nata, basi rotundata vel subcuneata, subaequalia, serrata, chartacea, dis- 
coloria, supra in sicco nigrescentia, tuberculato-strigosa, subtus praecipue 
secus nervos rufo-strigosa, triplinervia, nervis lateralibus 3—4, infimis ad 
superiorem trientem extensis. Cymae rufo-strigosae, subsessiles glomeratae, 
petiolos vix aequantes. Flores 3! subsessiles vel breviter pedicellati; la- 
ciniae perigonii rufo-strigosae, subcarinatae, oblanceolatae, naviculares, apice 
eucullatae; filamenta laciniis aequilonga, glabra, antherae cordatae. Flores ©: 
laciniae perigonii lineari-lanceolatae, acutae. Drupae ovatae, glabrae, stig- 
matibus involutis coronatae. — Fig. 4 D. 

Durch die schwärzliche Färbung der Oberseite und die rostbraune, zwischen den 
Nerven sammetige Unterseite ausgezeichnet. Blattstiel 2—6 mm, Spreite 2,5—7 cm 


lang, 8—26 mm breit, Blütenstände 3—4 mm. & Perigon kaum 4 mm lang, @ 0,7 mm, 
lang, Früchte 2 mm. 


Penang; Malayische Halbinsel: (Wınkter n. 1757! Herb. Breslau) 
— (Jagor!). 


T. aspera (Decaisne) Bl, Mus. Lugd. batav. II. 58, nomen; Bentham in 


Fi. austral. VI. 458. — Sponia aspera Planch. in Ann. sc. nat. 1848 p. 318; 
in DC. Prodr. XVII. 497. — Arborescens, ramuli graciles cum petiolis ap- 


presse strigulosi. Stipulae lineari-lanceolatae acutae. Folia ovato-oblonga vel 

ovato-lanceolata, acuminata, basi subrotundata vel subcordata, vix in- 

aequalia, serrata, in sicco obscura vel nigrescentia, supra pilis strigosis 

aspera, subtus imprimis secus nervos strigosa, fusca, triplinervia, nervis 

lateralibus 4, infimis ad superiorem trientem limbi extensis. Cymae axil- 

lares, glomeratae, minute strigulosae, petiolos vix superantes, bracteis mi- 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. 21 


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Fig. 4. A Trema virgata Bl., a Blatt von unten mit Blütenstand,  Blattunterseite 10}, 

e Blattoberseite 10/,, d & Blüte, e unreife Frucht. — B T. virgata BI. var. scabra Bl. 

~- CT. aspera BI, a—e wie bei A. — D T. angustefolia Bl. — ET. timorensis BI. 
— FT, politaria Bl. — G T. discolor BI. 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 


; 317 


nutis triangularibus acutis. Flores cj subsessiles vel breviter pedicellati, 
laciniae perigonii oblanceolatae, naviculares, extus minute strigillosae. Flores 
©: laciniae perigonii triangulares acutae. Drupae ovoidae, glabrae, lateraliter 
subcompressae, maturae nigrescentes. — Fig. 1 C. 


Blattstiele 3—5 mm lang; Spreite 2,5—5 cm lang, 9—20 mm breit; Blütenstände 
3—5 mm, @ Perigon 0,8 mm lang, © 0,6 mm lang, Früchte 2 mm. 


Australien: Im Norden, Queensland, bei Brisbane!; New-South-Wales 
(Lesson!). 


Die Art steht der folgenden 7. timorensis Bl. nahe, unterscheidet sich jedoch durch 
die am Grunde kaum schiefen Blätter sowie die abweichende Nervatur. 


T. timorensis (Decaisne) Bl. Mus. Lugd. batav. II. 60. — Sponta timo- 
rensis Decaisne in Nouv. Ann. Sc. nat. IIL 498, Planchon in DC. Prodr. XVIL.4 96. 
— Arborescens, ramuli pilis erectis vel reflexis tomentosi. Petioli hirti, 
folia ovato- vel oblongo-lanceolata, sensim acuminata, serrata, basi modice 
inaequalia, rotundata vel subcordata, papyracea, supra punctato aspera, 
subtus praecipue secus nervos hirsuta vel scaberula, discoloria, supra 
nigrescentia, subtus pallida vel rufescentia, nervis lateralibus 6—7, sub- 
arcuato-ascendentibus, infimis non oppositis, ad inferiorem trientem limbi 
extensis. Cymae axillares glomeratae vel in maturitate fructuum elongatae, 
parce ramosae, hirsutae, petiolum aequantes. Flores Z! breviter pedicellati, 
laciniae perigonii oblanceolatae, naviculares, minute strigosae. Flores Q: 
laciniae perigonii triangulares acutae ciliatae. Drupae modice compressae, 
glabrae atrae, stigmatibus conniventibus coronatae. — Fig. IE. 


Blattstiele 5—9 mm lang; Spreite 5—9 cm lang, 16—25 mm breit; Blütenstände 
5—10 mm lang, G Perigon 0,8 mm, © 0,5 mm lang, Früchte 2,5 mm. 


Timor: ex Herb. Paris in Herb. Leiden! Berlin! — Original der 
Art!; (ZırreL! in Herb. Leiden). 


Var. pallida (Bl.) Lauterb. — 7. pallida Bl. in Mus. Lugd. batav. II. 60. 
— Modice puberula, folia pallidiora, basi latiora, forma et nervatura ad 
T. virgatam Bl. accedens. Cymae petiolum superantes. 
Molukken: Amboina (ZıpreL! in Herb. Leiden), Original von 7. pal- 
lida Bl.! 
Die vorliegende Pflanze steht etwa in der Mitte zwischen T. virgata Bl. und T. 
tumorensis Bl. In der Blattform zeigt sie Anklänge an 7. virgata Bl. und doch ähnelt 
sie in der Nervatur vielmehr T. timorensis Bl. Da auch die Blütenstände und Blüten 


T. timorensis Bl. näher stehen, habe ich die Art hierher gestellt. Möglicherweise 
handelt es sich um eine Hybride. 


Var. carinata (Bl.) Lauterb. — T. carinata Bl. in Mus. Lugd. 
batav. II. 59. — Folia minora, nervis lateralibus 4—5. 
Blattstiele 3—4 mm lang; Spreite 3—3,5 cm lang, 9—10 mm breit. 
Molukken: Ohne Lokalität in Herb. Leiden! — Original von T. 
carinata Bl.! 


Im Habitus 7. angustifolia Bl. ähnlich, doch durch Nervatur und Behaarung zu 
T. timorensis gehörend. 


21* 


318 A C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Var. procera Bl. Mus. Lugd. batav. II. 60. — Folia majora, mem- 
branacea, subserrata; cymae pauciflorae. 
Blätter bis 44 cm lang, 4 cm breit. 
Timor: (SpanacuE! in Herb. Leiden. — Original von T. temorensis 
Bl. var. procera Bl.!). 


Timor laut: (RrepeL anno 1883! in Herb. Kew). 
Wohl eine Schattenform. 


T. politoria (Planch.) Bl. Mus. Lugd. batav. II. 58; J. D. Hooker in 
Fl. Brit. India V. 484; — Sponia politoria Planch. in Ann. Sc. Nat. 1848 
p. 326, in DC. Prodr. VII. 202. — Arborescens, ramuli validiores piloso- 
hirsuti. Stipulae lineari-lanceolatae acutissimae, petiolos superantes. Petioli 
crassi hirsuti. Folia anguste ovato-lanceolata, sensim acuminata, basi ob- 
tusa vel subcordata subinaequalia, serrata, coriacea, utrinque puncticulis 
pilisque scaberrima, nervis lateralibus 6—9, obliquis, infimis suboppositis, 
ad inferiorem trientem limbi extensis, in sicco viridia, supra interdum 
violascentia. Cymae masculae sessiles compactae, polygamae multiflorae 
ramosae, hirsutae, petiolum superantes. Perigonii femin. laciniae triangu- 
lares, ciliatae. Drupae ovatae apiculatae, glabrae, maturae atrae. — Fig. 1 F. 

Baum bis 5m hoch, Stipeln 8—9 mm, Blattstiele 4—7 mm, Spreite 6—12 cm 
lang, 4,5—4 cm breit. Blütenstände 15 mm, © Perigonzipfel 0,8 mm, Früchte 2,5 mm, 

Subtrop. Himalaya, Zentral-Indien. 

In der Nervatur schließt sich die Art an T. timorensis Bl. an. 

T. morifolia Bl. Mus. Lugd. batav. II. 59. — Sponia morifolia Planch. 
in DC. Prodr. XVII. 196; — Sponia virgata Planch. 8. major Planch., 
partim. — Ramuli glabri, innovationibus minute puberulis. Petioli graciles. 
Folia ovato-oblonga = longe caudata, basi obtusa, rotundata vel sub- 
cordata subinaequalia, serrulata, utrinque subglabra vel supra scabriuscula 
rugulosa, chartacea, in sicco viridia, nervis supra immersis, subtus promi- 
nentibus, lateralibus 4—6, valde obliquis, infimis suboppositis, ad vel ultra 
medium limbi extensis. Ut videtur dioica. Cymae <j ramosae, multiflorae, 
petiolum superantes, ramulis puberulis, bracteatis, bracteae triangulares 
acutae, glabrae. Perigonii laciniae oblongae subacutae, subnaviculares. 
Cymae © pauciflorae, petiolo breviores, perigonii laciniae subtriangulares, 
ciliatae. Drupae ovatae, subacutae, modice triangulatae, maturae rubrae. 
— Fig. 2 A. 

Blattstiele 7—15 mm, Spreite 6—14 cm lang, 2—5 cm breit. & Blütenstände 


2 cm, Brakteen 1 mm, Perigonzipfel 4 mm lang; © Blütenstände 8—13 mm, Perigon- 
zipfel 0,7 mm, Früchte 3 mm. 


Celebes: Tondano (Forster n. 440! in Herb. Leiden. — Original 
der Art!); Menado (Warsure n. 15654). 

Philippinen: Mindanao (Cumine n. 1614!); Sumar (Revision n. 607! 
in Herb. Leiden); Sibuyan (Eimer n. 12390! in Herb. Leiden). 

Ahnelt etwas 7. virgata Bl., ist aber gut zu unterscheiden durch die schiefe Aus- 


bildung der langgeschwänzten Blätter, abweichende Blütenstände und größere, rote 
Früchte. 


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in sicco nigrescentia, subtus indumento tenui 


Ramuli petiolique minutissime puberuli. 
sensim acuminata basi rotundata, subinaequalia serrata 


seite 10/,, e Blattoberseite 10/4, d & BL, e unreife Frucht. — B T. orientalis Bl., C var. 
argentea Lauterb., a Blattunterseite, b Blattoberseite, D var. viridis Lauterb., E var. 


Fig. 2. A Trema morifolia Bl., a Blatt von unten mit Blütenstand, 5 Blattunter- 


400 = 
= 29 E 
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320 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


arcuato-ascendentibus, infimis non oppositis. Cymae petiolos aequantes vel 
superantes, puberulae, bracteis triangularibus acutis, perigonii laciniae albi- 
cantes. Drupa (teste PLancuon) ovoideo-globosa, glabra vel sparse pilosula. 


— Fig. 1G. 
Blattstiel 6 mm, Spreite 6—7 mm lang, 2,5—3 cm breit, Blütenstände 6—10 mm. 
Tahiti: (p’Urvitte! — Original von Sponia discolor Decsne!). 


T. orientalis (Decsne) Bl. Mus. Lugd. batav. II. 62. — Sponia orien- 
talis Decaisne in Nouv. Ann. Sc. nat. III. 498; Planchon in DC. Prodr. 
XVII. 200. — Arbor, ramuli puberuli, petioli pubescentes, folia ovato- 
lanceolata, sensim acuminata, subcaudata, basi inaequalia, subcordata vel 
cordata, serrata vel crenato-serrulata, supra punctato- vel striguloso-sca- 
brida vel subglabra, subtus indumento subnitido, viridi vel flavicante vel 
subargenteo, + appresso obtecta, venis reticulatis indumento non obsoletis, 
tripli- vel subtriplinervia, nervis lateralibus 4—5 valde obliquis, infimis 
ultra medium extensis, venis subtus conspicue reticulatis. (Cymae pubes- 
centes, Cf ramosissimae multiflorae, petiolos duplo vel triplo superantes, 
perigonii laciniae ovatae subacutae, naviculares, extus pubescentes; poly- 
gamae vel © multo breviores, petiolos subaequantes, == conglomeratae, 
demum laxae; perigonii laciniae triangulares acutae ciliatae, extus strigu- 
losae. Drupae ovoideo-globosae, glabrae, maturae atrae. — Fig. 2 B. 

Blattstiele 8—13 mm, Spreite 6—15 cm lang, 2—5,5 cm breit. & Blütenstände 


2—4 cm, Perigonzipfel 4 mm; © Blütenstände 8—12 mm, Perigonzipfel 0,7 mm, Früchte 
2—3 mm. 


Indien: Vom Fuße des Himalaya bis Travancore, Mysore, Ceylon, 
Hinterindien, Formosa. 

Malesien: Java, Celebes, Philippinen. 

Molukken: Ambon Hitu (WarBurG n. 17636!). 

Salomon-Inseln: Shortland (Guppy n. 285! in Herb. Kew). 

Nord-Australien: Queensland (Dırrrıca n. 757)). 

Name bei den Eingeborenen: kio (Salomon-Inseln). 

Nach genauer Prüfung eines sehr reichhaltigen Materials, darunter die BLumeschen 
Originale, bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß eine ganze Anzahl der BLUME- 
schen und von Prancnon übernommenen Arten als solche nicht aufrecht zu erhalten 
sind. Es finden sich so zahlreiche Übergänge zwischen diesen Arten, daß ich es vor- 
ziehe, die am besten zu kennzeichnenden als Varietäten zu der wandelbaren T. orien- 
talis Bl. zu stellen, zu welcher wiederum die mannigfachsten Übergänge vorhanden sind. 


Var. argentea (Planch.) Lauterb. — Sponia argentea Planch. in 
Ann. des Sc. nat. 1848 p. 323. — Ramuli petiolique argenteo-sericei, folia 
supra flavido-viridia, in sicco nigrescentia, subtus pube appressa argenteo- 
nitentia. — Fig. 2 C. 
Bonin-Inseln: (Art Koraru anno 41903)). 
Marianen: Tinian (VoLkens n. 35!); Saipan (VoLkens n. 557! Fritz 
anno 1902! Scunge anno 1909!). 


Name bei den Eingeborenen: aguanak (Saipan). 
Schließt sich unmittelbar an den Typus an und scheint auf kleinere Inseln be- 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 391 


schränkt zu sein. Guppy n. 285 von den Salomonen (siehe oben unter T. orzentalis Bl.) 
ist eine Übergangsform vom Typus zur Varietät. 

Var. viridis Lauterb. n. var. — ? Trema scaberrima Bl. Mus. Lugd. 
botan. II. 62. — ?T. cannabina Loureiro Cochinch. II. 689. — ? Sponia 
acuminatissima Mig. Sumatra 410. — Spomia Vieillardi Planch. in DC. 
Prodr. XVII. 204, partim. — Folia supra punctato- et strigoso-scabra vel 
scaberrima, subtus seabra, parce strigulosa, viridia, magna, interdum an- 
gustiora + longe caudata. — Fig. 2 D. 

Malesien: Sumatra (Korruazs! in Herb. Breslau); Borneo (WINKLER 
n. 2191! in Herb. Breslau); Philippinen (Cumine n. 1671! in Herb. Leiden); 
Sangir (Warpure n. 16 235!). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern (LaurerBaca n. 284! in Herb. 
Lauterbach); Neu-Mecklenburg, Namatanai (Preker n. 212!). 

Molukken: Ceram (Forster! in Herb. Leiden). 

Australien: Port Darwin (Hozrze n. 195! in Herb. Breslau). 

Neue Hebriden (Axrorp n. 201!). 

Neu-Caledonien: Ngoye (SchLecHter n. 152911). 

Fidji-Inseln (Weser n. 12!, 100!; Gearwann! in Herb. Breslau). 

Samoa-Inseln (Betscne n. 239! in Herb. Leiden; Reinecke n. 102! 
Vauper n. 226! GEHRMAnNN!). 

Hawai-Inseln (HıLLesrann!). 

Name bei den Eingeborenen: a sche tun (Neu-Mecklenburg). 

Man könnte diese Varietät in eine Anzahl Formen zerlegen, doch ist das mir vor- 
liegende Material hierzu nicht genügend. Hervorheben will ich die große und breit- 
blättrige, sehr rauhe Form von Sumatra, Borneo und Sangir, der Beschreibung nach, 
das Original habe ich nicht gesehen, T. scaberrima Bl.; die sich der T. timorensis Bl. 
nähernde Form von Nord-Australien, wahrscheinlich die unvollständig bekannte 7. canna- 
bina Lour. und die schmalblättrige, langgeschwänzte Form von den Fidji- und Samoa- 
Inseln. Die Pflanzen der Hawai-Inseln zeigen trocken zum Teil schwärzliche Färbung. 

Var. amboinensis (BL) Lauterb. — Trema amboinensis (Decsne.) 
Bl., Mus. Lugd. batav. II. 61; K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. 
Südsee 264. — Sponia amboinensis Decaisne, Planchon in DC. Prodr. 
XVII. 198. — Sponia Vierllardi Planch. 1. c. 201, partim. — Trema Bur- 
manni Bl. I. c. 62; T. velutina BI. 1. c. 62; T. imbricata Bl. IL. c. 63. — 
Ramuli hirtello-tomentosi, folia in sicco nigrescentia, supra striguloso- 
asperula, subtus molliter sericeo-tomentosa, venis reticulatis indumento non 
plane conspicuis. Perigonii laciniae fuscae. — Fig. 2 E. 

Indien, Hinterindien, Siam, Singapore, Kanton, Hongkong, 
Formosa. 

Sumatra, Java, Borneo, Celebes, Philippinen (Cuming n. 1232!) 
— Original von Sponia amboinensis Decaisne teste Planchon!; Ermer 
n. 8914! in Herb. Leiden). 

Nordwest-Neu-Guinea: Waigiu (D’UrvILLE). 

Nordost-Neu-Guinea: Huon-Golf (Lautersach n. 676!). 


322 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


Südost-Neu-Guinea: Sogeri (Forses n. 324! in Herb. Leiden et 
Kew). 

Bismarck-Archipel: Neu-Pommern (Dası n. 7!; Ruporr n. 19 
Lautersacn n. 170! 288! in Herb. Lauterbach). 

Molukken: Amboina (WargurG n. 17637!; Forster! in Herb. Leiden). 
— Original von 7. amboinensis Bl.!; Ceram (De Vrıese! in Herb. Leiden!); 
ohne Lokalität in Herb. Leiden, Original von T. imbricata Bl.! 

Timor (Forges n. 3938! 3728! in Herb. Leiden). 

Nord-Australien (Banks u. SoLAnDer anno 17701). 

Neu-Galedonien: Oubatche (SchLecater n. 15570!). 

Oster-Insel (Rıeprey anno 49041). 

Die von Biume als Art unterschiedene 7. imbricata BI. ist eine sehr üppige, groß- 
blättrige Form, deren Blattbasen sich abwechselnd decken, vielleicht von einer jungen, 
auf fettem Boden gewachsenen Pflanze stammend. Im übrigen zeigt gerade unsere 
Varietät vielfache Übergänge zu der Varietät verzdes mihi und argentea mihi einerseits, 
sowie zur folgenden var. rigida mihi andererseits. Gerade durch diese häufigen Uber- 


gänge ist wohl die Zusammengehörigkeit der Varietäten zu einer Art am besten 
erwiesen. 


Var. rigida (Bl.) Lauterb. — Trema rigida (Decsne.) Bl., Mus. Lugd. 

batav. II. 64. — Sponia rigida Decsne in Nouv. Ann. Sc. nat. III. 498; 
Planchon in DC. Prodr. XVII. 199. — Sp. Wightiz Planch. — Ramuli 
hirto-tomentosi, folia rigida, supra = punctato aspera tandem glabrata, 
subtus cinerascenti-tomentosa, venularum reticulatione supra immersa rugu- 
losa, subtus reticulata. — Fig. 2 F° 

Indien: Nilgiri-Berge (Honenacker n. 1329! Herb. Breslau); Birma 

Java: Original von Sponia rigida Decsne. 

Nordost-Neu-Guinea: Finschhafen (Laurtersach n. 1433 |). 

Molukken: Ternate (De Vriese! ULcrras! in Herb. Leiden, inter var. 
ambomensis et rigida mihi). 

Celebes (DE VRIESE u. Teysmann n. 74! in Herb. Leiden). 

Philippinen: Mindanao (Ermer n. 1127! in Herb. Leiden). 

An systematischem Wert hinter der var. amboinensis mihi, zu welcher sie viel- 


fache Übergänge zeigt, zurückstehend, wird diese Varietät durch Untersuchung von 
lebendem Material vielleicht besser als Form zu der vorhergehenden zu stellen sein. 


Die geographische Verbreitung der Trema-Arten des Monsun-Gebietes 
und ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse. 


Dem Versuche, die Areale der einzelnen Arten geographisch abzu- 
grenzen, möchte ich vorausschicken, daß das entworfene Bild nach dem 
Stande unserer Kenntnisse noch recht unvollständig sein muß. So dürfen 
wir erwarten, daß die jetzt noch lückenhaften Standorte von Trema vir- 
gata Bl. und T. orientalıs Bl. nach besserer Erforschung des südlichen 
Chinas, der kleinen Sunda-Inseln und vor allem des westlichen Neu-Guineas 
und der Salomonen noch mehr zusammenschließen werden. 


Ber. 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 323 


Die wichtigste und verbreitetste Art ist Trema orientalis Bl., deren 
Gebiet sich von Ost-Indien bis nach den Samoa- und Hawai-Inseln er- 
streckt. Die typische Form mit auf der Unterseite der Blatter glatt an- 
liegender Bekleidung findet sich in Vorder-Indien, Ceylon und Malakka, 
dann auf Java, Celebes, den Philippinen und Formosa, ferner in Nordost- 
Australien und auf den Salomon-Inseln. Dem Typus sehr nahe stehend, 
aber durch die silberweiß glänzende Unterseite im Kontrast zu der schwärz- 
lichen Oberseite gut zu unterscheiden, ist die var. argentea Lauterb. auf 
die Bonin- und Marianen-Inseln beschränkt, eine Anpassung an die meteoro- 
logischen Verhältnisse dieser kleinen Inseln. Durch mannigfache Übergänge 
mit dem Typus verbunden treffen wir die var. amboinensis Lauterb. im 
südlichen China, Indien, Hinterindien, Formosa, auf Sumatra, Java, Borneo, 
Celebes, Philippinen, Timor, den Molukken und Nordwest-Neu-Guinea, des 
weiteren auf Neu-Pommern, Stidost-Neu-Guinea, Nordost-Australien und Neu- 
Caledonien. Es dürfte sich hier um eine Form handeln, die durch längere 
Behaarung andauernde Trockenheit besser tiberstehen kann. Im Gegensatz 
zu derselben zeigt die var. wwridis Lauterb. nur sehr geringe Haarbeklei- 


‘ dung und dürfte Orte mit größerer Luft- oder Bodenfeuchtigkeit bevor- 


zugen. Aus den Standortsangaben der Sammler ist dies in den wenigsten 
Fällen zu entnehmen. Bei den im allgemeinen ziemlich bedeutenden Nieder- 
schlägen des Monsun-Gebietes finden sich im einzelnen je nach der Lage 
zu den Regen auffangenden Gebirgen und je nach der Durchlässigkeit des 
Bodens in bezug auf die Wasserversorgung der Gewächse jedenfalls be- 
deutende Unterschiede. Bisher ist die var. viridis Lauterb. nachgewiesen 
von Sumatra, Borneo, den Philippinen, Ceram und Amboina, in Nord- 
Australien (Port Darwin), Neu-Mecklenburg, Neu-Caledonien, Neuen-Hebriden, 
Fiji-Samoa- und Hawai-Inseln. Am meisten xerophytisch gebaut ist var. 
rigida Lauterb., gewissermaßen eine Steigerung der var. amboinensis 
Lauterb., mit der sie durch Übergänge verbunden ist. Dieselbe tritt auf 
in Vorder-Indien in dem Nilghirri-Gebirge, Birma, Java, Celebes, Molukken, 
Philippinen und Nordost-Neu-Guinea (Finschhafen), wobei ich nochmals her- 
vorheben möchte, daß eine genaue Grenze zwischen der var. règida und 
amboinensis nicht zu ziehen ist und sich in der Mitte zwischen den beiden 
stehende Formen finden. 

Mit T. orientalis Bl. verwandt, vielleicht aus derselben Wurzel ent- 
sprossen, jedoch seit langem isoliert, ist die durch das eigentümliche, 
intravenöse Indument ausgezeichnete 7’. discolor Bl. auf die Tahiti-Inseln 
beschränkt. Die von PrancHhon für die Marianen angegebene Pflanze ge- 
hört der Beschreibung nach nicht hierher. 

Durch größere Zahl und weniger steil verlaufende Seitennerven und 
verhältnismäßig schmale, lineal-lanzettliche Blätter stehen ziemlich isoliert 
T. timorensis Bl. und T. politoria Bl. Die erstere ist durch den Irrtum 
Hookers mit 7. virgata Bl. zusammengeworfen worden, wodurch sich in 


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C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 325 


pflanzengeographischer Beziehung ein falsches Bild ergibt. 7. timorensis 
Bl. (Sponia timorensis Decne.) ist eine auf Timor beschränkte Art, von 
welcher die var. procera Bl. auch auf Timor-laut vorkommt, während sich 
die in ihrer Zugehörigkeit noch etwas zweifelhaften var. pallida Lauterb. 
und var. carinata Lauterb. auch auf Amboina finden. Mehr auf 7’. orien- 
talis Bl. weist T. pohtaria BI, eine extrem xerophytisch gebaute, an 
trockenen Lokalitäten Indiens, besonders des zentralen Teiles wach- 
sende Art. 

Gewissermaßen den Übergang von T. timorensis Bl. zu der nächst 
T. orientalis BI. wichtigsten Art 7. virgata Bl. bildet T. aspera Bl., deren 
Abgrenzung von der var. scabra Bl. eben dieser Art ziemlich schwierig 
ist. Ich habe nur Exemplare aus Queensland (Brisbane) und Neu-Süd- 
Wales (Blaue Berge) gesehen, doch gibt sie Bentuam noch für weiter nördlich 
an, falls es sich dabei nicht etwa um 7. virgata Bl. var. scabra Bl. 
(T. aspera Bl. var. viridis Benth. handelt. 

An T. orientalis Bl. var. viridis Lauterb. schließt sich T. morifoha 
Bl. an, welche ebenfalls zu 7. virgata Bl. überleitet, zu welcher sie PLANCHON 
als 8. major stellt. Dieselbe vertritt 7’. virgata Bl. auf Celebes, kommt 
aber mit ihr zusammen auf den Philippinen vor. 

Trema virgata Bl. endlich kennen wir heute von Zentral-China (Drets 
schreibt in Englers Bot. Jahrb. XXIX. S. 297 T. tumorensis, doch dürfte 
wohl 7. timorensis Hook., nicht Bl. gemeint sein), dem südlichen Malakka, 
Java, Borneo, den Philippinen, südlichen Molukken und Nordwest-Neu- 
Guinea. Die var. scabra Bl., welche vielfach mit 7’. aspera Bl. verwechselt 
worden ist und auch derselben recht nahe steht, habe ich feststellen 
können von Batjan, Jap, Ost-Neu-Guinea mit Neu-Pommern und Neu- 
Mecklenburg und Nordost-Australien. Es finden sich Übergänge zwischen 
Typus und Varietät. 

An T. virgata Bl. schließt sich eng an die rostbraunfilzige T. angusti- 
folia Bl., welche nur von der Malayischen Halbinsel, etwa von Penang bis 
Singapore bekannt ist. 

Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse befindet sich das Haupt- 
zentrum in den Philippinen, von welchen drei Arten, darunter die beiden 
hauptsächlichsten, nachgewiesen sind, zwei Nebenzentren sind einmal der 
südliche Teil der malayischen Halbinsel, das zweite die mittleren Molukken, 
doch kann die weitere Erforschung noch mannigfache Verschiebungen 
bringen. 


Parasponia Miq. in Pl. Junghuhn. 68. 


P. melastomatifolia J. J. Smith in Nova Guinea VIII. 891, tab. 158. 
Südwest-Neu-Guinea: Noord Fluß auf Geröllbänken (von Roemer 
n. 369! blühend im Oktober 1909; in Herb. Buitenzorg). 


326 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Nordost-Neu-Guinea: Kleiner Baum in den Wäldern am Djamu, 
ca. 350 m (ScHLecHter n. 17607! blühend am 25. April 1908). 


Das SchtecHtersche Exemplar besitzt schmälere Blätter als das von von RoEMER 
gesammelte. 


- 


Gironniera Gaud. Voy. Bonite t. 85. 


Übersicht der Arten Papuasiens. 


I. Blätter ausgeschweift gezähnt, mit langer Spitze. . . . . G. celtidifolia 
II. Blätter ganzrandig, mit kurzer Spitze. 


A. Blätter lederartig, 8—12 cm lang, Seitennerven auf der 


Oberseite nicht sichtbar is ah. ei. WR G. subaequalis var. 
B. Blätter papierartig (bei amboinensis lederartig), 8—22 cm [papuana 

lang, Seitennerven (trocken) auf der Oberseite sichtbar. 

a. Nebenblätter 40—15 mm lang. ......... G. rhamnifolia 


b. Nebenblätter 95 mm lang 4° 704.0207) MERE G. amboinensis 


G. subaequalis Planch. in Ann. sc. nat. IIL sér. X. 399; in DC. 
Prodr. XVII. 206. 
Var. papuana J. J. Smith in Nov. Guinea VIII. 892. 
Nord-Neu-Guinea: Humboldt-Bai bei Bivak Hollandia, 40 m (GJELLE- 
RUP n. 378! of blühend im Dezember 1910). . 
Verbreitung des Typus: China, Malakka, Ceylon, Sumatra, Java, 
Borneo. 


G. rhamnifolia Bl. Mus. Lugd. batav. IL 74, tab. 25; Planchon in 
DC. Prodr. 17, p. 206. — Dicera rhamnifolia Herb. Zipp. 

Nordwest-Neu-Guinea: (Zirrez n. 189a!) — Original der Art 
in Herb. Leiden! 

Bisher nicht wieder aufgefunden. 

G. celtidifolia Gaud. Voy. Bonite t. 85; Hemsl. Chall.-Exped. 246; 
K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. Schutzgeb. Südsee 265. 

Bismarck-Archipel: Admiralitäts-Inseln, Nares-Bay (MoseLey). 

Salomon-Inseln: Georgia. 

Verbreitung: Philippinen, Samoa-, Fiji-Inseln. 


G. amboinensis Lauterb. n. sp. — Arborescens dioica, ramuli teretes, 
novelli complanati, parce strigosi, stipularum cicatricibus annulati. Stipulae 
lineari-lanceolatae acutae, sessiles amplexicaules, subcoriaceae, carinatae 
extus hirsutae, intus glaberrimae, margine pellucidae. Petiolus supra appla- 
natus. Folia ovata vel ovato-lanceolata, acuminata, basi rotundata, in- 
aequalia, coriacea, supra subnitida, subtus opaca subaspera, undulato- 
integra, margine subrevoluto, nervis lateralibus 8—11 obliquis, prope 
marginem conjunctis, venis reticulatis, subtus conspicuis. Racemi solitarii 
vel geminati, vix ramosi, petiolum 3—6-plo superantes, strigulosi, bracteis 
linearibus acutis. Pedicelli perbreves, fructus tempore elongati. Flores ©: 
perigonii laciniae 4, ovati acuti subcarinati, extus pilosi, sub fructu per- 
sistentes et accreti; ovarium ovatum, subcomplanatum, strigosum; stylus 


C. Lauterbach, Die Ulmaceen Papuasiens. 327 


brevis stigmatibus 2, ovarium superantibus, in fructu elongatis. Fructus 
ovatus complanatus strigosus stylo stigmatibusque fructus duplo superan- 


tibus coronati. 

Baumförmig, zweihäusig, Zweige rund, die jüngsten zusammengedrückt, schwach 
striegelhaarig, durch die Narben der Nebenblätter geringelt. Nebenblätter linear-lan- 
zettlich, spitz, sitzend, stengelumfassend, fast lederartig, gekielt, außen behaart, innen 
glatt, am Rande durchscheinend, 25 mm lang, 4 mm breit. Blattstiel 8—10 mm lang, 
oben abgeplattet. Blätter eiförmig oder oval-lanzettlich, mit 15 mm langer Spitze, am 
Grunde gerundet, schief, lederig, oben etwas glänzend, unten matt, etwas rauh, ganz- 
randig, 13—22 cm lang, 6—12 cm breit, 8—11 schräge Seitennerven, welche in der 
Nähe des Randes sich verbinden, netzadrig, Nerven und Aderung auf der Unterseite 
mehr hervortretend. Blütenstände einzeln oder zu zweien, 3 cm, in der Reife bis 7 cm 
lang, selten verzweigt, striegelhaarig, mit linealischen spitzen, 3—4 mm langen Brakteen. 
Blütenstielchen sehr kurz, zur Zeit der Fruchtreife 2—4 mm lang. Die weibliche Blüte 
zeigt vier eiförmige spitze, etwas gekielte, außen haarige, 2 mm lange Perigonzipfel, 
welche bleiben und sich an der Frucht vergrößern; Fruchtknoten oval, etwas zusammen- 
gedrückt, striegelhaarig, 2,5 mm lang; Griffel kurz mit zwei etwa 3,5 mm langen Nar- 
ben. Frucht eiförmig, zusammengedrückt, striegelhaarig, vom Griffel und den beiden, 
je 45 mm langen Narben bekrönt. 

Molukken: Amboina (De Vrıese und Teysmann anno 1859—60!) in 


Herb. Leiden. 

Die Art steht G. rhamnifolia Bl. nahe, unterscheidet sich aber durch größere 
und breitere Blätter von derberer Struktur, abweichende Nebenblätter und größere 
Früchte mit viel längeren Narben. 


328 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


24. Die Proteaceen Papuasiens. 


Von 


C. Lauterbach. 


Mit 2 Figuren im Text. 


Die Proteaceen Papuasiens zeigen einen äuferst ausgeprägten Ende- 
mismus. Von den 5 Gattungen ist Fnschia, welche Helicia und vielleicht 
auch der neu-caledonischen Kermadecia nahe stehen dürfte, endemisch. 
Helicia ist mit 9, sämtlich endemischen Arten vertreten, einem Drittel 
aller bekannten Arten, besitzt also in dem Gebiet ein bedeutendes Ent- 
wicklungszentrum. Die hauptsächlich in Neu-Caledonien, doch auch in 
Nordost-Australien vertretene Gattung Séenocarpus ist mit einer ende- 
mischen Art in Nordwest-Neu-Guinea nachgewiesen. Die australische 
Gattung Grevillea findet sich mit der endemischen, noch mangelhaft be- 
kannten G. Edelfeltii F. v. Müll. in der Astrolabe-Kette, während die 
australische G. gibbosa R. Br. am Strickland-Fluß vorkommt.. In den 
offenen Formationen des Fly- und Baxter-Flusses begegnen wir auch der 
australischen Banksia dentata L. f., wo sie im Verein mit Hucalyptus 
und Acacia ausgedehnten Flächen australisches Gepräge verleiht. 

Von den 44 bisher nachgewiesenen Arten sind demnach zwölf ende- 
misch, zwei sind noch in Australien verbreitet; von den fünf Gattungen 
ist eine endemisch, drei weisen nach Neu-Galedonien und Australien, wäh- 
rend die letzte, bei weitem artenreichste, Helicia, gewissermaßen das 
Gleichgewicht wieder herstellt, indem ihr Hauptverbreitungsareal in das 
Monsungebiet fällt. 

Im Landschaftsbilde treten die Proteaceen, vielleicht mit Ausnahme 
der oben erwähnten Banksia dentata L. f. wenig hervor. Sie finden sich 
sehr vereinzelt, die meisten liegen bisher nur von einem Standort vor, so 
die durch rotfilzige Blattunterseite und Blütenstände ausgezeichnete Frinschra 
rufa Warb., ein schöner Baum im Gipfelwalde des Sattelberges (900 m). 
Am Noord-Fluß begegnen wir Helicia grandifolia Lauterb. mit großen, 
starren Blättern und langen, zierlichen Blütenständen. Sonst bevorzugen 
die Helicien den Bergwald von 400-1200 m Seehöhe. In diesem hat 


C. Lauterbach, Die Proteaceen Papuasiens. 329 


SCHLECHTER die meisten Arten gesammelt. Eine bereits von Mac GREGOR 
am Mt. Knutsford entdeckte H. Cameront F. v. Müll., ein niedriger Strauch 
mit Vaccinium-ähnlichen Blättern und rostfilzigen Blüten, hat ScHLECHTER 
auf dem Bismarck-Gebirge in 2400 m Höhe wiedergefunden. 


Übersicht der Gattungen Papuasiens. 


Sträucher oder Bäume mit spiralig stehenden, meist lederartigen Blättern ohne 
Nebenblätter. Blüten in Trauben, Köpfchen oder Dolden. Blütenhülle unterständig, 
aus vier in der Knospe eine zylindrische Röhre mit eiförmigem, verbreitertem Saumteil 
bildenden Blättern bestehend, die sich beim Aufblühen meist trennen und zurückrollen. 

A. Frucht eine Balgfrucht. 
a. Blüten in Trauben, Frucht rundlich , . . . . . . . . . = Grevillea 
b. Blüten in Dolden, Frucht lang, abgeflacht. . . . . . . . Stenocarpus 
B. Frucht rundlich, kaum aufspringend. 
a. Blüten in Trauben. 


a. Ovar ungestielt, vier hypogyne Drüsen. , . . . . . . Helicia 
8. Ovar gestielt, ringförmiger, einseitiger Diskus. . . . . Finschia 
C. Blüten in dichten, zapfenähnlichen Ahren, welche bei der 
EDEN. . 2... 2... 2000. . » « «Banksia 


A 


Grevillea R. Br. in Trans. Linn. Soc. 10 p. 49 et 168. 


G. Edelfeltii F. v. Mill. in Vict. Natural. Febr. 1885, Pap. pl. VI. 9. 

Südost-Neu-Guinea: Astrolabe range (EDELFELT). 

Zugehörigkeit ist zweifelhaft, da weder Blüten noch Früchte bekannt sind. 

6. gibbosa R. Br. in Trans. Linn. Soc. X. 177; F. v. Müll., Pap. pl. 
VII. 29. 

Südwest-Neu-Guinea: Strickland river (BAEUERLEN). 
- Verbreitung: Nord-Australien, Queensland. 

G. spec. Lauterb. in Nova-Guinea VII. 8411. 

Nord-Neu-Guinea: Bivak Hollandia (Humboldt-Bai) (GyELLERuP n. 82!). 


Siehe Anmerkung bei Stenocarpus papuanus Lauterb. 


Stenocarpus R. Br. in Trans. Soc. Linn. Lond. 10, p. 201. 


St. papuanus Lauterb. n. sp. — Arborescens, ramulis teretibus gra- 
cilibus, glabris. Folia lanceolata vel ovato-lanceolata, acuta, basi cuneata,' 
decurrentia, coriacea, glaberrima, supra nitida, subtus opaca, in sicco fusca, 
quintuplinervia venis obsoletis, nervis supra magis prominulis; petiolus 
gracilis, supra applanatus. Umbellae axillares, ca. 5-florae, foliis breviores; 
pedunculus (in maturitate) subcrassus, subtomentosus, petiolum superans, 
pedicellis aequilongis. Folliculus stipitatus, basi glandula persistenti uni- 
laterali ovoidea, supra excavata praeditus, subteres, lateraliter modice 
compressus, subarcuatus, basi angustatus, apice mucronulatus, glaber, lig- 


nosus. Semina subquadrata tenuissima, basi alata. 


Baumartig mit runden, glatten, 2—3 mm dicken Zweigchen. Blatter lanzettlich 
oder eiförmig-lanzettlich, allmählich zugespitzt, am Grunde keilförmig, herablaufend, 
lederartig, ganz glatt, oben glänzend, unten matt, getrocknet bräunlich, 40—16 cm 


330 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


lang, 25—60 mm breit, fünfnervig, Venen kaum sichtbar, Nerven auf der Oberseite 
mehr hervortretend; Blattstiel 8—15 mm lang, oben abgeplattet. Dolden achselständig, 
ca. 5-blütig, 2,5—3 cm lang; Blütenstandstiel (bei reifen Früchten) 2—2,5 cm lang, 
ziemlich kraftig, schwach filzig, Blütenstielchen 5 mm. Balgfrucht mit 4 mm langem 
Stiel, am Grunde mit einseitiger eiförmiger, oben hohler, 1,5 mm langer Wucherung, 
rundlich, seitlich ein wenig zusammengedrückt, schwach gebogen, am Grunde ver- 
schmälert, oben mit kurzer Spitze, glatt, holzig, 4—5 cm lang, 4—6 mm breit. Samen. 
beinahe quadratisch, 5 mm groß, sehr dünn, geflügelt. 

Nordwest-Neu-Guinea: Ohne Lokalität (Zıreer n. 493b! in Herb. 
Leiden). 

Die Art, welche leider nur in einem Fruchtexemplar vorliegt, schließt sich an St. 
laurinus Brongn. et Gris von Neu-Caledonien an, unterscheidet sich aber durch die 
weniger konsistenten, größeren Blätter und abweichende Aderung. Die Gattung ist für 
Papuasien neu, doch erwähnt BeccArı 4885 in einem Briefe an Hemsrev (im Herb. 
Kew): »J’ai trouvé aussi un Stenocarpus à la Bai de Humboldt«. Vielleicht gehört 
hierher auch noch die von mir in Nova-Guinea VII. 811 als Grevillea spec. be- 
schriebene verschiedenblättrige, junge Pflanze, von GJELLERUP unter n. 82 am Bivak 
Hollandia (nahe Humboldt-Bai gesammelt, welche in ihren einfachen Blättern große 
Ähnlichkeit mit unserer Pflanze zeigt. Auch kommt die Verschiedenblättrigkeit eben- 
falls bei Stenocarpus vor. 


Helicia Lour. Fl. Cochinch. 83. 
Übersicht der Arten Papuasiens. 


I. Junge Triebe und Blütenstände braunfilzig. 
A, ‚Blätter. 2—3 cm ‚langi«:» mas «honte Sadie Sele 
B. Blätter 12—14 cm lang . . . we woes nn u EL dorricellensis 
II. Junge Triebe und Blütenstände lat, 
A. Blätter papierartig oder schwach lederartig. 
a. Blätter lineal-lanzettlich bis oblong-lanzettlich. 
a. Blütenstände länger als die Blätter. x 
4. Blütenröhre über 4 mm dick . . . . . . . . 4. Schlechteri 
2. Blütenröhre 4 mm dick . . . . . . . . . . HA. macrostachya 
8. Blütenstände kürzer als die Blatter. 
4. Blütenröhre unter 4 mm dick, 10 mm lang. . H. Peekelii 
2. Blütenröhre unter 4 mm dick, 45 mm lang. . H. moluccana 
A Blütenröhre über 4 mm ST 25—30 mm 


1864" ZT, H. Forbesiana 
b. Blätter verkehrt-eiförmig, de wie iis Blüten: 
stand .23..cm lang... .r. 4 H. Finisterrae 


B. Blatter starr lederartig, spitz Ianzettlich, bis 30 cm nage 
Blütenstände gleichlang, Blütenröhre 0,5 mm dick . H. grandifolia 


H. Cameronii F. v. Müll. in Trans. Roy. Soc. Vict. I. pt. 2, p. 7. — 
Fig. 1. 

Nordost-Neu-Guinea: ?In den Wäldern des Bismarck - Gebirges, 
2400 m (ScatecaTer n. 18745! blühend am 14. Nov. 1908). 

Südost-Neu-Guinea: Mt. Knutsford (Mac Grecor anno 1889!) — 
Original der Art! 


Die Pflanze vom Bismarck-Gebirge ist, da noch nicht völlig entwickelt, zweifel- 
haft. Sie läßt die Aderung der Blätter etwas deutlicher hervortreten. Die noch nicht 


erschlossenen Blüten sind mit braunrotem Filz bedeckt, der an dem Mac Grecorschen 
Exemplar beim Aufblühen beinahe verschwunden ist. 


C. Lauterbach, Die Proteaceen Papuasiens. 531 


H. torricellensis Lauterb. in K. Schum. u. Lauterb., Fl. deutsch. 
Schutzgeb. Südsee, Nachträge 257. 
| Nordost-Neu-Guinea: Torricelli-Geb., 1000 m (Scarecarer n. 14351!) 
- — Original der Art! 


H. Peekelii Lauterb. in Engl. Bot. Jahrb. XLV. S. 359. 
| Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg, Namatanai (Perez n. 242! 
DE Original der Art!). 


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Fig. 4. Helicia Cameronii F. v. Müll. A Zweig, B Blatt, C Knospe und geöffnete 


Blüte, D Saumteil mit Staubblatt, Æ Staubblatt, 2 Pollenkorn, G Fruchtknoten, 
H Griffel, J Fruchtknoten-Längsschnitt, K Querschnitt. 


A 


H. moluceana Bl. in Ann. sc. nat. IL ser. 4 p. 216; Meisner in DC. 
Prodr. 14 p. 438. 

Nordost-Neu-Guinea: Kleiner Baum in den Wäldern des Kani- 
Gebirges, ca. 600 m (Scazecurer n. 17640! blühend am 2. Mai 1908). 

Molukken: Amboina (De Vrıese u. Teysmann! in Herb. Leiden). 


RER ETF POLE ea eS WERE ta Pe a 


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1 H. Forbesiana F. v. Müll. in Vict. Naturalist II. 63; Pap. pl. IX. 61. 
3 ?Nordost-Neu-Guinea: Hoher Baum in den Wäldern des Kani- 
— Gebirges, ca. 1000 m (Scareenter n. 17119! mit jungen Blütenständen am 
= 2. Jan. 1908). 

3 Südost-Neu-Guinea: Sogeri (Forges n. 343! 387! 678! 723! 
ia Botanische Jahrbücher. L. Bd. 22 


Eu 


332 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


799! in Herb. Berlin, Kew, Leiden. — Original von H. Forbesiana 
F. v. Müll.!) 

Das Scazecarersche Exemplar zeigt noch zu unentwickelte Blüten, um eine sichere 
Bestimmung zu gestatten. 


H. Finis terrae Lauterb. n. sp. — Arborescens, ramulis glabris tere- 
tibus. Folia obovata, obtuse acuminata, basi subcuneata, decurrentia, sub- 
coriacea, supra nitidula, subtus opaca, integerrima, margine subrevoluto, 
nervis lateralibus 9—10 arcuatim adscendentibus cum venis subtus magis 
prominulis; petiolus perbrevis, dorso incrassatus. Racemi ? laterales rha- 
chide crasso, breviter pedunculati, glabri, densiflori. Flores glabri gemi- 
nati, pedicellis ima basi connatis; perianthii tubus subgracilis, limbo ellip- 
tico dilatato; antherae lineari-oblongae, appendiculatae; glandulae hypo- 
gynae liberae, subrotundatae, glabrae. 

Ein kleiner Baum mit runden, glatten Zweigen. Blätter verkehrt-eiförmig mit ab- 
gestumpfter Spitze, am Grunde breit-keilförmig, herablaufend, lederartig, oben etwas 
glänzend, unten matt, ganzrandig, Rand nach unten umgebogen, Seitennerven 9—A0, 
bogenförmig aufsteigend, hauptsächlich unten hervorragend, Spreite 30—36 cm lang, im 
oberen Drittel 43—16 cm breit. Blattstiel 5—7 mm lang, am Rücken verdickt. Blüten- 
stände ? seitlich, 22 cm lang, Spindel 2,5 mm dick, Stiel 40 mm lang, glatt, dichtblütig. 
Blüten (noch nicht völlig entwickelt!) 45 mm lang, glatt, zu je zweien, Blütenstielchen 
3 mm lang, am Grunde verwachsen; Blütenhülle 4 mm dick, Saumteil elliptisch, 3 mm 


lang, 2 mm breit; Antheren linealisch-oblong mit zugespitztem Konnektivanhang; Drüsen 
oben gerundet, frei, glatt. 


Nordost-Neu-Guinea: In den Wäldern des Finisterre-Gebirges 
ca. 1200 m (ScHLecater n. 48162! blühend am 3. Nov. 1908). 


Die Art dürfte H. moluccana Bl. nahe stehen, unterscheidet sich aber durch die 
Blattform, Nervatur und die voll entwickelt jedenfalls bedeutend stärkeren Blütenstände. 


H. grandifolia Lauterb. in Nov. Guinea VIII. 285. 

Südwest-Neu-Guinea: Noord Fluß (Versteee n. 1474! — Ori- 
ginal der Art! 

H. Schlechteri Lauterb. 1. c. 256. — Fig. 2. 

Nordost-Neu-Guinea: Torricelli-Geb., 600 m (SchLecater n. 14511! 
— Original der Art!); ?Bismarck-Geb., Wälder, ca. 1000 m (ScaLECHTER 
n. 18547! in Knospe am 30. Okt. 1908). 


Die Pflanze vom Bismarck-Gebirge ist fraglich, da noch unentwickelt, sie zeigt 
erheblich größere Blätter. 


H. macrostachya Lauterb. n. sp. — Arborescens, ramulis modice va- 
lidis cicatricibus fol. delaps. ornatis. Folia sessilia obovata vel oblonga, 
subacuminata vel rotundata, basi acuta decurrentia, chartacea, utrinque gla- 
bra, supra nitida, subtus opaca, integerrima, nervis lateralibus 7 valde ob- 
liquis, venis reticulatis, in sicco utrinque prominulis. Racemi? laterales 
folia plus duplo superantes, glabri, densiflori, pedunculus brevis, pedicelli 
geminati bractea minuta praediti, ima triente connati. Perianthii tubus in- 
fra limbum paulum angustatus, limbus ellipticus dilatatus. Antherae line- 
ares, conneclivo appendiculato. Glandulae hypogynae glabrae distinctae, 
ovatae; ovarium glabrum ellipsoideum. 


u 
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Br 4 


C. Lauterbach, Die Proteaceen Papuasiens. 999 


Ein kleiner Baum mit etwa 5 mm dicken Zweigchen, welche mit dreieckigen Blatt- 
narben besetzt sind. Blätter sitzend, verkehrt-eiförmig oder oblong, mit stumpfer Spitze 
oder gerundet, am Grunde spitz, herablaufend, 44—17 cm lang, 5—6 cm breit, papier- 
artig, beiderseits glatt, oben glänzend, unten matt, ganzrandig, mit 7 steil aufsteigenden 
Seitennerven, netzadrig. Blütenstand 42 cm lang, glatt, dichtblütig, Blütenstandsstiel 
2 cm lang, Blütenstielchen zu zweien, im unteren Drittel zusammengewachsen, 4—5 mm 
lang, mit einer winzigen Braktee. Blütenröhre glatt, 2 cm lang, 4,2 mm dick, unterhalb 
des elliptischen Saumes etwas verengert. Antheren 3,5 mm lang mit spitzem, 0,3 mm 


Fig.2. Helicia Schlechteri Lauterb. A Zweig, B Blatt, © aufbrechende und geöffnete 
Blüte, D Saumteil mit Staubblatt, Æ Staubblatt, F Pollenkorn, @ Fruchtknoten, 
H Griffel, J Fruchtknoten-Längsschnitt, À Querschnitt. 


22* 


334 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


messendem Konnektivanhang. Drüsen oval, glatt, frei, 0,5 mm lang; Fruchtknoten ellip- 
tisch, glatt, 1 mm lang. 


Nordost-Neu-Guinea: In den Bergwäldern bei Pema, ca. 400 m 
(ScHLECHTER n. 194231). 
Die Art steht H. Forbesiana F. v. Müll. nahe, unterscheidet sich aber durch 


sitzende Blätter mit abweichender Nervatur und viel längere Blütenstände mit etwas 
kleineren Blüten. 


Finschia Warb. in Engl. Botan. Jahrb. XIII. 298. 


F. rufa Warb. |. c. 298; R. Schum. u. Lauterb. in Flora deutsch. 
Schutzgeb. Südsee 297. 

Nordost-Neu-Guinea: Sattelberg (Hettwic n. 534! — Original 
der Gattung und Art!; Warsure n. 20496!). 


Banksia Linn. f. Suppl. 15. 126. 


B. dentata Linn. f. 1. c.; F. v. Müll. Pap. pl. I. 28; C. Lauterbach in 
Nova Guinea VII. 285. 

Südwest-Neu-Guinea: Idoi bei Okaba (Branpernorst n. 93!); 
Delta des Fly-Flusses (Mac Gregor!) 

Südost-Neu-Guinea: Baxter-Fluß (Macrartang); Sogeri (H. O. Forses 
n. 846! in Herb. Leiden). | 

Verbreitung: Nordaustralien, Queensland. 

Im Herbar Kew findet sich noch eine auf der Challenger-Expedition 
von Mosecey auf der Insel Aru an der Mündung des Amberno-Flusses ge- 
sammelte kugelige Frucht von 4,5 cm Durchmesser, welche Beccarr unter- 
sucht, gezeichnet und als Proteacee, vermutlich einer neuen Gattung ange- 
hörig, bestimmt hat. Beccarr gibt hierzu ein Blatt, lanzettlich, an der 
Spitze verbrochen, etwas unregelmäßig kerbig gezähnt, kurz gestielt, 23 cm 
lang, 7 cm breit, welches er selbst am Amberno gesammelt hat, als wahr- 
scheinlich zugehörig an. Die Frucht zeigt ein äußerst dichtes, holziges 
Perikarp von 10—412 mm Dicke und flachen, runden, 4 mm dicken, sowie 
einen verkümmerten Samen; Testa hornig, Kotyledonen flach, Embryo 
doppelkreiselförmig, 0,8 mm messend. Ich möchte die Gattung zunächst in 
die Nähe von Macadamia F. v. Müll. stellen. Jedenfalls ist der Nach- 
weis einer weiteren Proteaceengattung von Neu-Guinea wichtig und inter- 
essant. 


25. Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschlufs 
von Celebes. 


Von 


E. Irmscher. 


Mit 5 Figuren im Text. 


Obwohl schon WarsurG bei Gelegenheit der Herausgabe der Flora 
von Kaiser-Wilhelmsland von Schumann und Lautersach 1901 und 1905 
zahlreiche neue Begoniaceen aus Papuasien bekannt gemacht hatte, zeigte 
doch die Bearbeitung des von Dr. Scutecuter und Herrn LEDERMANN auf 
ihren Reisen gesammelten Materials, daß damit der Reichtum des Gebietes 
an endemischen Degonia-Arten bei weitem noch nicht erschöpft, ja nur 
angedeutet war. 

Die folgenden Seiten enthalten nun die neuen Arten, die sich beim 
Studium der genannten Sammlungen bisher ergeben haben. Beigefiigt sind 
auch die Spezies, die die Bearbeitung des von den Briidern Sarasin auf 
Celebes gesammelten Materials geliefert hat. Während allgemeine An- 
gaben über die Verbreitung der Begonien in Neu-Guinea erst gegeben 
werden sollen, wenn die Aufarbeitung der von v. Rémer usw. gesammelten 
Pflanzen aus Holländisch-Neu-Guinea, deren Bestimmung mich augenblick- 
lich beschäftigt, und des Restes des Lepermannschen Materials erledigt ist, 
mag die Gelegenheit ergiffen werden, einiges über die Standorte der 
Gelebes-Arten mitzuteilen. Wir sind dazu in den Stand gesetzt durch 
die prächtige Schilderung der Gebrüder Sarasin von ihren so erfolgreichen 
Reisen, wo auch an mehreren Stellen Begonien bei Vegetationsschilderungen 
genannt werden. Durch Vergleichung der Daten und Ortsbezeichnungen 
im Reisewerke!) und auf dem Herbaretikett konnte ich teilweise die mir 
vorliegenden Pflanzen mit den im Text genannten Begonien identifizieren, 
wodurch der Wert der Sarasinschen Schilderung bedeutend erhöht wird, 
zumal es sich meist um Gebiete handelt, die vordem von keinem Europäer 
betreten worden waren. 


4) Sarasin, F. und P., Reisen in Celebes, ausgeführt in den Jahren 41893 —1896 
und 1902—1903. 2 Bde. Wiesbaden 1905. 


336 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Ein Beispiel dafür sind die Durchquerungen von Zentral-Celebes, auf 
deren zweiter im Jahre 1902 im Herzen von Celebes im Lande Bada auf 
dem von Nord nach Süd ziehenden Tapapu-Gebirge Begonia imperfecta 
Irmscher gesammelt wurde. Sie wuchs hier in einer Höhe von 1400 m 
im Gebirgswald, der im 2. Bande des genannten Reisewerkes S. 117 fol- 
gendermaßen geschildert wird: »Dieser (der Gebirgswald) ist besonders 
reich mit Pandaneen geschmückt, welche immer, wo sie vorkommen, un- 
gemein zieren; zum Teil sind sie schöne Bäume mit glatter, getigerter 
Rinde oder eine kleine Art mit ausnehmend langen Blättern; weiter oben 
treten gewaltig hohe vielköpfige Pandaneenbäume an Stelle der kleinen, 
einköpfigen; ihre Kronen bilden reiche Kandelaber. Unter den epiphytischen 
Farnen fällt das gemeine Polypodium heracleum durch 1,5 m lange Wedel 
auf, ferner zeigt sich hier und da die Lecanopteris mit ihrem seltsamen, 
Ameisen beherbergenden Rhizom, und Dipteris und Gleichenia bilden 
Rasen. Von den Bäumen herabhängende Usneeenbärte zeigen, daß wir uns 
im höheren Gebirgswald befinden. Es herrscht große Trockenheit, Wasser 
fehlt weithin.« Aus dieser Gegend stammt auch B. sphenocarpa Irmscher. 

Auf derselben Expedition wurde 8 Tage später das Poanäa-Gebirge 
berührt und Begonia celebica Irmscher gesammelt. Sarasin schreibt Bd. II. 
S. 131 über deren Standort: »In der Höhe von 1500 m auf dem Gebirge 
Poanäa erfreute uns eine an seltenen Arten reiche Flora.« Es fanden sich 
hier u. a. 2 m hohe Baumfarren (Decksonia), als Epiphyten Moose und 
Farren, so Hymenophyllum und Trichomanes, Polypodium, ferner Nepen- 
thes, ebenfalls epiphytisch, Pandaneen und mehrere Dichroa-Arten mit 
himmelblauen Blüten. Zwei Tage später wurde Begonia Sarasinorum im 
Takällagebirge im Bergwald um 1600 m entdeckt (II. Bd. S. 133). Hier 
war das Klima schon feuchter, weil man in das meteorologische Gebiet 
des Golfes von Bone eingetreten war. Das in östlicher Richtung gelegene 
auf 3500 m geschätzte Korouwe-Massiv bildet, wie Sarasin vermutet, den 
Brennpunkt für die eigenartige Flora und Fauna, deren Ausstrahlungen hier 
auf den Bergkämmen Poanäa und Takälla gefunden wurden. 

Im Frühjahr 1902 bestiegen die Brüder Sarasin den Bowonglangi, 
einen 2005 m hohen Berg im Südwestzipfel von Celebes. Diese aus 
Eruptivgestein bestehende Kuppe, dessen Gipfel mit Wald bedeckt war, 
hatte vorher noch nie der Fuß eines Weißen, geschweige denn eines Natur- 
forschers betreten. Über die Vegetation erfahren wir in Bd. II, S. 246 
folgendes. » Weiter oben (d. h. über 1700 m) traten unter den Waldbäumen 
wie immer einige Pandaneen und Baumfarren auf. . Viele der Laubbäume 
standen in Jungen Blättern, welche bunt, rot und gelb gefärbt waren, was, 
wie die Physiologen wissen, mit einer konzentrierten Ausnutzung der wegen 
der Bergnebel spärlichen Sonnenwärme im Zusammenhang steht; von 
manchen Bäumen und Sträuchern, namentlich Myrtaceen und Ericaceen, 
konnten wir die Blüten sammeln und einlegen; denn die Vegetation des 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 337 


Gipfels schien in eine Art Frühling getreten zu sein, wohl im Zusammen- 
hang mit irgend einem jährlichen Witterungswechsel. Den Boden bedeckte 
als niedriges Strauchwerk eine Begonze mit rötlichen, großen Blüten und 
ein niedliches /mpatiens; eine dunkelrote Gesneracee wand sich zwischen 
dem Laubwerk«. Die genannte prächtige Begonie habe ich als D. grandi- 
petala weiter unten beschrieben. 

Im allgemeinen zeigt sich also auch hier die Erfahrung bestätigt, daß 
die Begonza-Arten Bewohner der Regenwälder repräsentieren. Sie kommen 
in beträchtlicher Höhe von 1200—1800 m (meist 1400—1700 m) vor, ge- 
wöhnlich im tiefschattigen, feuchten Nebelwald, doch mitunter auch in 
trockenerem Bergwald. 


Begonia L. Gen. ed. 2 (1742) 516. 
S Platycentrum. 


B. Malmquistiana Irmscher n. sp. — Herba gracilis sympodialis erecta 
caule ramosissimo saepe perfolioso flexuoso tota longitudine pilis longius- 
culis fulvis horizontaliter patentibus dense villoso, internodiis brevibus in- 
structo. Foliorum stipulae ovatae, integrae, glabrae, apice in setam lon- 
giusculam sensim angustatae, petiolus brevissimus ut caulis densiuscule vil- 
losus, lamina supra pilis brevibus densiuscule hispida, subtus breviter ferru- 
gineo-crispulo-hirsuta, ambitu oblonga vel oblongo-ovata, triplo vel quadruplo 
(raro 5—6-plo) latitudinis aequilonga apice sensim longe acuminata, basi 
in latere extus spectante in lobum brevissimum ac angustum cordatum 
paulum petiolo adnatum producta, latere interiore rotundata, margine 
duplicato-serrata, serraturis ciliatis, nervis latere exteriore basalibus 2—3 et 
lateralibus 4—5, latere interiore basalibus 1—2 et lateralibus 4—5. Inflores- 
centiae pauciflorae, flores femineos et masculos gerentes, floribus mascu- 
lis terminalibus cicinnum pauciflorum formantibus et femineo axillari laterali 
instructae, vel modo flores masculos vel femineos gerentes, bracteis ob- 
longis glabris apice setosis ac prophyllis oblongo-ovatis etiam sensim lon- 
giuscule setosis instructae. Florum masculorum pedicelli tepalis fere aequi- 
longi, densiuscule crispulo-pilosi, tepala 2 late ovata, extus crispulo-hirsuta, 
obtusa basi non cordata; staminum circ. 60 filamenta basi breviter con- 
nata, inaequalia, extima brevissima, intima antheris aequilonga, antherae 
extrorsae oblongo-obovatae vel obovato-cuneatae, apice profunde emargi- 
natae, connectivo perangusto non producto, rimis semilunaribus conni- 
ventibus sese fere attingentibus brevibus 1/, antherae longis instructae. 
Flores feminei . ... Capsula pedicello 2—21/,-plo capsulae longo crispulo- 
piloso nutans, oblonga, crispulo-pilosa, bi-locularis, placentis bilamellatis, 
tribus alis valde inaequalibus, una ala extus spectante latissima subqua- 
drata, ceteris triangularibus superiore margine truncatis basi angulo acuto 
affixis, omnibus ferrugineo-crispulo-pilosis instructa. — Fig. 4, 


Irmscher, 


Ta 


i 


A forma latifolia Irmscher, Habitus, 
tt, E forma angustifol 


te, C Antheren, D Fruchtquerschn 


a Malmquistiana Irmscher. 


à 
ü 


Begon 
‚nnliche Bl 


4. 


Fig. 
B mi 


Habitus. — Irmscher delin. 


CT eee ee 2 


a se 


Zune? 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 339 


Ein zierliches aufrechtes Kraut mit reich verzweigtem, vielblätterigem, 12—30 cm 
hohem Stengel, dessen Internodien 1—5 cm betragen. Die eiförmigen, ganzrandigen, 
kahlen Nebenblätter sind 5—7 mm lang und 3—4 mm breit; der Blattstiel ist 2—5 mm 
lang. Die oberseits ziemlich dicht rauhhaarige, unterseits kraushaarige längliche oder 
länglich-eiförmige Blattfläche ist 8—415 cm lang und 4,5—3,5 cm breit, oben lang zu- 


_ gespitzt und an der Basis außenseits in einen sehr kurzen herzförmigen, dem Blattstiel 


4—2 mm angewachsenen, 4—5 mm langen und 5—9 mm breiten Lappen vorgezogen. 
Der Blattrand ist doppelt gesägt und gewimpert. Die Außenseite des Blattes führt 
9—3 Grund- und 4—5 Seitennerven, die Innenseite 4—2 Grund- und 4—5 Seitennerven. 
Die wenigblütigen, endständigen männlichen Wickel haben längliche 6 mm lange und 
2 mm breite Deckblätter und langlich-eiformige 5 mm lange und 2 mm breite Vor- 
blätter. Die weiblichen Blüten stehen einzeln endständig oder die Kapsel steht axillär 
am Grunde des männlichen Wickels. Die 17 mm lang gestielten männlichen Blüten 
haben 2 eiförmige, 44 mm lange und 10—12 mm breite Perigonblätter. Die äußersten 
Antheren sind fast sitzend, während die innersten 4,3 mm lange Staubfäden aufweisen. 
Die länglich-verkehrt-eiförmigen, tief ausgerandeten Antheren sind 4—3 mm lang und 
0,4 mm breit. Ihre Pollenrisse betragen ein Viertel der Antherenlänge. Die auf 3,5 cm 
langem Stiele nickende zweifächerige längliche Kapsel ist 43—15 mm lang und 3—5 mm 
breit. Ihre 3 Flügel sind sehr ungleich; der dem Blattstiel abgewandte, an der Basis 
die Kapsel ebenso wie die 2 anderen um 2 mm überragende fast quadratische Flügel 
ist in der Mitte 12—18 mm breit, während die beiden anderen schmal-dreieckigen Flügel 
am oberen 7—45 mm breiten Rande abgestutzt sind und am Grunde mit spitzem Winkel 
an den Stiel herantreten. 

Aus dem Formenkreis dieser in bezug auf Größe der Blattorgane recht 
variablen Art lassen sich 2 Extreme festlegen, die aber durch zahlreiche 
Zwischenformen und Gleichheit in den Proportionen der Organe ihre Zu- 
sammengehörigkeit beweisen. 

Forma latifolia Irmscher. — Folia 9—15 cm longa, 2—3,5 cm lata, 
longe acuminata. 

Forma angustifolia Irmscher. — Folia 6—8 cm longa, modo 1— 
1,5 cm lata. 

Nordost-Neu-Guinea: Oberlauf des Augustaflusses (LEDERMANN n. 9328, 
9363, 8362, 9454 a). 


S Petermannia. 


B. serratipetala Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta caule , vix 
ramoso folioso superne paulum flexuoso inferne sparsissime, superne den- 
sius pilis crispulis ferrugineis obtecto, in siccitate irregulariter striato, inter- 
nodiis brevibus instructo. Foliorum stipulae oblongo-lanceolatae apice 
longiuscule setulosae integrae glaberrimae. Foliorum petiolus brevis, pilis 
erecto-appresis ferrugineis obsitus, lamina supra glaberrima, subtus modo 
nervis sparsim ferrugineo-pilosa, ambitu ovata, in apicem longiusculum — 
angustata, basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cor- 
datum petiolum transgredientem atque ei paulum adnatum producta intus 
spectante rotundata, margine decrescenti-pinnati-fissa, laciniis duplicato- 
dentatis ac ciliatis, in latere exteriore laciniis 7—9, in interiore 5—6, 
extus nervis 4—5 basalibus et 5—6 lateralibus intus nervis basalibus 


340 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


1—2 et lateralibus 3—-4. Inflorescentiae femineae pauciflorae, ut videtur 
terminales monopodium racemosum formantes, brevissime pedunculatae: 
bracteae . ..; prophylla ovato-oblonga, apice setulosa, integra, glabra. 
Flores masculi.... Florum femineorum pedicelli breves, pilis crispulis 
ferrugineis erecto-appresis sparsim obtecti, tepala 5 fere aequalia, ovato- 


elliptica, apice acuta setulosa, margine irregulariter ac sparsim ciliato-ser- 


rata; stili 3 graciles parvi ad 1/, longitudinis in ramulos 2 spiraliter ac 
longiuscule papillosos erecto-patentes fissi; ovarium ovale, apice paulum 
rostratum, duplo longiora ac lata, tribus alis fere aequalibus capsulam basi 
transgredientibus, margine superiore obliquo-truncatis, angulo libero ob- 
tusis, basi rotundatis, glabris instructum. 

Ein schlankes, aufrechtes Kraut mit kaum verzweigtem, reichblätterigem, unten 
sehr spärlich, nach oben zu dichter mit rotbraunen Kräuselhaaren bedecktem, 45—17 cm 
langem und unten 2 mm dickem Stengel, dessen Internodien 2,5—3,5 cm betragen. Die 
länglich-lanzettlichen, an der Spitze ziemlich lang beborsteten, ganzrandigen und kahlen 
Nebenblätter sind 12 mm lang und 2,5 mm breit. Der mit kurzen, aufrecht angedrückten, 
rotbraunen Haaren bedeckte Blattstiel ist 8—43 mm lang. Die eiförmigen, in eine 3—4 cm 
lange Spitze auslaufenden, 40—42 cm langen und 4,5—5 cm breiten Blätter sind an der 
Basis sehr unsymmetrisch, wo außenseits die Blattfläche in einen 4,5—2 cm langen, herz- 
förmigen, dem Blattstiel 2 mm lang angewachsenen Lappen vorgezogen, innen dagegen 
diese gerundet ist. Der Blattrand ist fiederspaltig, doppelt-gezähnt und gewimpert; außen- 
seits befinden sich 7—9, innenseits 5—6 Abschnitte. Die Blattfläche ist kahl, nur unter- 
seits auf den Nerven zerstreut braunhaarig und hat außen 4—5 Grund- und 5—6 Seiten- 
nerven, innen A—2 Grund- und 3—4 Seitennerven. Die wenigblütigen, dem Anschein 
nach endständigen, Trauben bildenden weiblichen Blütenstände sind sehr kurz gestielt. 
Die weiblichen, eiförmig-länglichen, beborsteten, ganzrandigen und kahlen, weiblichen Vor- 
blätter sind 5 mm lang und 2 mm breit. Die Stiele der weiblichen Blüten sind 5 mm lang und 
rotbraun behaart; die 5 fast gleichen eiförmig elliptischen, an der Spitze beborsteten, 
am Rand unregelmäßig wimperig-gesägten Tepalen sind 7—8 mm lang und 3—3,5 mm 
breit. Die 3 zierlichen 2—2,5 mm langen Griffel sind bis zur Hälfte in 2 aufrechte, mit 
ziemlich lang papillösem Spiralband bekleidete Äste geteilt. Der ovale, oben kurz ge- 
schnäbelte, 8 mm lange und 4 mm breite kahle Fruchtknoten weist 3 fast gleiche, die 
. Kapsel an der Basis um 1,5 mm überschreitende, am oberen Rande schräg abgestutzte, 
am freien Winkel und an der Basis gerundete, in der Mitte 2,5—3 mm breite Flügel 
auf, die ebenfalls kahl sind. 

„ Nordost-Neu-Guinea: Im Humus der Wälder bei Danip um 75 m 
(SCHLECHTER n. 19208 — blühend im März 1909). f 

B. Gilgiana Irmscher n. sp. — Herba valida erecta sympodialis caule 
brevi crassiusculo ramoso paucifoliato tota longitudine pilis longissimis su- 
perne crispulis densiuscule grosse villoso, internodiis valde inaequalibus 
instructo. Foliorum stipulae ovatae, apice in setam longiusculam crispulo- 
pilosam productae, integrae dorso nervo medio pilosae, petiolus crassiusculus 
brevissimus ut caulis dense ac grosse villosus, lamina diluto-viridis, irregu- 
lariter atrovirenti-maculata, supra pilis crispulis inaequilongis obsita, subtus 
breviter nervis densius ac longius flavido-pilosa, ambitu late obovata, apice 


breviter acuminata, basi in latere extus spectante in lobum cordatum longi- 


usculum sed angustum petiolum non transgredientem sed ei paulum ad- 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 341 


natum producta, latere interiore rotundata, margine indistincte duplicato- 
serrata vel modo serrulata, serraturis ciliatis, nervis latere exteriore basa- 
libus 3—4, lateralibus 3—4, latere interiore basalibus 1—2, lateralibus 
2—3. Inflorescentiae terminales racemosae monopodiales flores masculos 
et femineos gerentes, superne ramis masculis plurifloris sympodialibus bre- 
viter pedunculatis pilis longis crispulis obsitis, inferne ramo femineo pauci- 
floro subbasilari duas capsulas brevissime pedunculatas gerente intructae; 
bracteae masculae parvae ovatae apice in setam pilosam productae; pro- 
phylla minora etiam setifera. Florum masculorum pedicelli breviter crispulo- 
villosi, tepala 2 late ovata obtusissima, fere orbicularia, extus disperse pilosa; 
staminum circ. 40 filamenta basi breviter connata, inaequilonga, extima an- 
theris aequilonga, intima dimidium earum aequantia, antherae extrorsae 
oblongo-obovatae, apice profunde emarginatae connectivo angustissimo non 
producto, rimis semilunaribus conniventibus fere sese attingentibus flavo- 
limbatis 1/; antherae aequilongis instructae. Flores feminei....; placentae 
bilamellatae. Capsula pedicello fere aequilongo nutans, obovata, latiuscula 
breviter crispulo-pilosa, tribus alis subaequalibus basi ac apice capsulam 
transgredientibus, margine superiore horizontaliter truncatis, angulo libero 
obtusis basi rotundatis instructa. Semina oblonga minuta, brunnea. 

Ein kräftiges, aufrechtes Kraut mit 43—20 cm hohem, 8—15 mm dickem, über 
und über sehr dicht- und langzottigem, wenigblütigem Stengel, dessen Internodien 2— 
6 cm messen. Die eiförmigen, an der Spitze in eine ziemlieh lange behaarte Borste aus- 
laufenden, ganzrandigen Nebenblätter sind 9 mm lang und 5,5 mm breit. Der wie der 
Stengel lang- und grobzottige Blattstiel mißt 1—1,5 cm. Die silberige, ganz unregel- 
mäßig dunkelgrün gefleckte, beiderseits behaarte, breit-verkehrt-eiförmige Blattfläche ist 
18—22 cm lang und A0—A4 cm breit, kurz zugespitzt und an der Basis außenseits in 
einen herzförmigen, dem Blattstiel 4—5 mm angewachsenen 1,5—92,5 cm langen und 
2—3,5 cm breiten Lappen vorgezogen. Der Blattrand ist doppelt bis einfach gesägt 
gewimpert. Die Blütenstände sind endständig und führen an einem fast grundständigen 
sehr kurzen Ast 2 Kapseln, während die oberen Verzweigungen männliche Blüten tragen. 
- Die männlichen Deckblätter sind 7—8 mm lang und 2—2,5 mm breit, während die Vor- 
blätter 2,5 mm lang und 0,8—1 mm breit sind. Die 14—15 mm lang gestielten männ- 
lichen Blüten haben 2 breit-eiförmige sehr stumpfe, 9 mm lange und 40 mm breite Hüll- 
blätter. Die Filamente der äußeren Staubgefäße sind 1,5 mm lang, die der inneren 
0,7 mm, während die länglich-verkehrt-eiförmigen, an der Spitze tief ausgerundeten An- 
theren 4,5 mm messen. Ihre gelb-gesäumten Pollenrisse sind ein Drittel so lang als die 
Anthere. Die auf 2 cm langem Stiele verkehrt-eiförmige nickende Kapsel ist 43 mm lang 
und 7 mm breit. Die 3 fast gleichgroßen, die Kapsel jederseits um 3 mm überragenden 
Flügel sind am oberen abgestutzten Rande 7—8 mm breit, am freien Winkel abgestumpft 
und an der Basis gerundet. Der dem Blattstiel abgewendete Flügel ist in der Mitte 
7 mm breit, während die beiden anderen 5 mm breit sind. 

Nordost-Neu-Guinea: Am Oberlauf des Kaiserin - Augustaflusses 
(LEDERMAnNN n. 7070). 


B. Moszkowskii Irmscher n. sp. — Herba minor erecta sympodialis 
caule a basi ramoso foliato plus minusve flexuoso, pilis ferrugineis crispulis 
horizontaliter patentibus densiuscule villoso, (sicco) tenuiter striato, inter- 


342 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


nodiis fere dimidium folii aequantibus. Foliorum stipulae oblongo-ovatae, 
breves, integrae, margine glabrae, dorso ad nervum medium longiuscule 
ferrugineo-villosae, apice in setam longissimam plumoso-villosam angustatae, 
petiolus brevis pilis horizontaliter patentibus villosus, lamina supra pilis 
crassiusculis sparse, subtus pilis tenuioribus densius et nervis densissime 
obsita, ambitu obovata, apice longiuscule acuminata, basi paulum asym- 
metrica, latere exteriore in lobum rotundatum petiolo adnatum producta, 
latere interiore cuneata, margine duplicato-dentata et ciliata, nervis latere 
exteriore 2—-3 basalibus et lateralibus 4—5, latere interiore basalibus 4—2 
et lateralibus 3—4. Inflorescentiae masculae terminales, brevissimae, pauci- 
florae; bracteae ovatae breves in setam longissimam plumoso-villosam an- 
gustatae; prophylla ovatae minutae glabrae, apice setosae. Inflorescentiae 
femineae, ut videtur, axillares, unam capsulam reliquentes; prophylla ovata 
glabra, apice setulosa. Florum masculorum pedicelli glabri, tepala 2, late 
ovata, basi cordata, extus pilis ferrugineis longis sparsim obsita, ochroleuca; 
staminum circ. 45 filamenta connata extima antheris aequilonga, intima 
duplo longiora, antherae extrorsae obovatae apice emarginatae, connectivo 
angusto, rimis dimidium antherae aequantibus instructae. Capsula breviter 
pedicellata, ovalis, glabra, alis tribus fere aequalibus capsulam modo apice 
transgredientibus, margine superiore truncatis, angulo libero acutiusculis, 
basi rotundatis, pilis longiusculis sparsim obsitis instructa. 


Kleines, aufrechtes, ein Sympodium bildendes Kraut mit 40—42 cm langem, reich- 
blätterigem, mit horizontal abstehenden, rotbraunen Zotten dicht bedecktem Stengel 
dessen Internodien 3—4 cm betragen. Die länglich-eiförmigen, 5 mm langen und 4,5 mm 
breiten, ganzrandigen, nur am Rücken behaarten Nebenblätter laufen in eine 14 mm 
lange, fiedrig behaarte Borste aus. Der ebenso wie der Stengel behaarte Blattstiel ist 
5—8 mm lang. Die verkehrt-eiförmigen, ziemlich lang zugespitzten Blätter sind 7—9 cm 
lang und 3—4 cm breit. An der Basis sind sie außenseits in einen rundlichen, dem Blattstiel 
3—5 mm lang angewachsenen Lappen vorgezogen, während sie innenseits keilförmig 
verlaufen; der Blattrand ist doppelt gezähnt und gewimpert. Die Lamina ist oberseits 
mit ziemlich dichten Haaren spärlich, unterseits mit schwächeren dichter und auf den 
Nerven noch dichter behaart; außen befinden sich 2—3 Grund- und 4—5 Seitennerven 
innen A—2 Grund- und 3—4 Seitennerven. Die sehr kurzen, wenigblütigen, männlichen 
Blütenstände sind endständig, ihre eiförmigen, in eine 6 mm lange, fiederhaarige Borste 
auslaufenden Neckblätter sind 2 mm lang und 4 mm breit, ihre eiförmigen, kahlen, 1 mm 
lang beborsteten Vorblätter 1 mm lang und 1,5 mm breit. Nach den einzelstehenden 
Kapseln zu urteilen, scheinen die weiblichen Blütenstände achselständig zu sein; die ei- 
förmigen, kahlen, 2 mm langen und 4,2 mm breiten Vorblätter haben eine 4 mm lange 
Endborste. Die kahlen Stiele der männlichen Blüten sind 0,6 mm lang, die 2 Perigon- 
blätter 5 mm lang und ebenso breit, von breit-eiförmiger, unten herzförmiger Gestalt; 
ihre Außenseite ist mit 3 mm langen Borsten spärlich besetzt, die Farbe gelb-weiß. Die 
Filamente der ca. 45 Staubblätter sind inmitten der Bündel 4,5 mm lang verwachsen, 
die äußersten 0,7 mm lang, die innersten 1,5 mm lang. Die extrorsen, verkehrt- 
eiförmigen, an der Spitze ausgerundeten, mit sehr schmalem Konnektiv versehenen An- 
theren sind 0,7 mm lang und 0,5 mm breit. Die Pollenrisse sind halb so lang wie die 
Anthere. Die 3 mm lang gestielte, ovale, kahle Kapsel ist 9 mm lang und 4 mm breit. 
Die 3 fast gleichen Flügel überragen sie an der Spitze um 4,5 mm. Ihr oberer 5 mm 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 343 


langer Rand ist schräg aufwärts abgestutzt, der freie Winkel fast spitzlich, ihre Basis 
gerundet; in der Mitte sind sie 2,5 mm breit. 


Nord-Neu-Guinea: Naumoni (Moszkowskı n. 358 — blühend im 
Oktober 1910). 
B. celebica Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta vel adscendens 


caule perramoso dense foliato, tota longitudine pilis brevibus crispulis ferru- 
gineis plus minusve obsito sicco tenuiter striato, internodiis laminae 
fere aequilongis instructo. Foliorum stipulae oblongo-ovatae, subacutae, 
integrae glabrae, caducae, petiolus tenuis nervo medio fere aequilongus 
densissime ferrugineo-crispulo-pilosus, lamina supra sordide, subtus laete 
viridis, supra glabra vel sparsissime breviter pilosa, subtus disperse nervis 
densius breviter ferrugineo-pilosa, ambitu ovata apice acuminata, basi in 
latere extus spectante in lobum cordatum petiolum non transgredientem 
producta, latere exteriore rotundata, margine grosse dentata, dentibus 
iterum dentatis ac ciliatis, nervis latere exteriore basalibus 2—3 et late- 


ralibus 2—4, latere interiore basalibus 1—2 et lateralibus 2—3. Inflores- 


centiae terminales flores masculos vel femineos gerentes; masculae breviter 
pedunculatae pseudumbellatae pluri- (5—8-)florae, bracteis oblongo-ovatis, 
glabris apice subacutis ac minute ciliatis instructae; femineae brevissime 
pedunculatae, pauciflorae, bracteis oblongis glabris setiferis instructae. Flo- 
rum masculorum pedicelli sparse rufescente-pilosi, tepala 2, transverse 
ovalia, latiora quam longa, glabra, alba, staminum circ. 35—40 filamenta 
basi paulum connata inaequilonga, extima antheris breviora, intima fere 
duplo longiora, antherae extrorsae, crassiusculae, oblongo-obovatae, apice 
leviter emarginatae connectivo perangusto non producto, rimis semilunari- 
bus fere sese attingentibus flavo-limbatis tertiam antherae partem aequan- 
tibus instructae. Florum femineorum pedicelli breviusculi, glabri; tepala 5, 
inaequalia, glabra, alba, extima late ovata, intima oblongo-ovata subacuta 
margine crenulato-serrata; stili 3 graciles basi paulum connati, ad 1}, lon- 
gitudinis partis liberae in ramulos 2 erecto-patentes spiraliter papillosos 
fissi, decidui; ovarium oblongum, brevissime ac minute ferrugineo-pilosum, 
tribus alis subaequalibus ovario aequilongis triangularibus ut ovarium pilosis, 
margine superiore horizontaliter truncatis, angulo libero obtusis instructum. 

Schlankes aufrechtes bis aufsteigendes Kraut mit sehr verzweigtem, dicht beblätter- 
tem, 25—30 cm hohem Stengel, der eine rotbraune, kurz-krause Behaarung aufweist. 
Seine Internodien messen 4,5—6 cm. Die länglich-eiförmigen ganzrandigen und kahlen 
Nebenblätter sind 8—10 mm lang und 3—3,5 mm breit. Der dünne, dicht rotbraun 
behaarte Blattstiel ist 3--4 mm lang. Das oben schmutzig-, unten hellgrüne eiförmige 


Blatt ist oberseits kahl oder sehr spärlich kurzhaarig, unterseits zerstreut, auf den Ner- 
ven dichter rotbraun behaart; seine Länge beträgt 5—8 cm, seine Breite 3—4,5 cm. 


An der asymmetrischen Basis ist die Außenseite in einen 0,5—4 cm langen, den Blattstiel 


nicht überragenden Lappen vorgezogen; der Blattrand ist doppelt gezähnt und gewim- 
pert. Die Außenseite führt 2—3 Grund- und 2—4 Seitennerven, die Innenseite 1 —2 
Grund- und 2—3 Seitennerven. Die endständigen Blütenstände sind eingeschlechtlich, 
die männlichen 8 mm lang gestielt, mehrblütig, mit länglich-eiförmigen, kahlen, 7—9 mm 


344 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


langen und 4—5 mm breiten Deckblättern; die weiblichen 5 mm lang gestielt, wenig- 
blütig, mit länglichen, 40 mm langen und 3 mm breiten Deckblättern. Die männlichen 
Blüten sind 45 mm lang gestielt, ihre 2 kahlen Perigonblätter 9 mm lang und 44—42 mm 
breit. Die Filamente der äußeren Staubblätter sind 0,7 mm lang, die der inneren 2 mm, 
die ziemlich dicken, länglich-verkehrt-eiförmigen Antheren messen 4,3 mm. Die weib- 
lichen Blüten sind 5—7 mm lang gestielt, von ihren 5 ungleichen Perigonblättern sind 
die äußersten breit-eiförmigen 42 mm lang und 44 mm breit, die innersten 44 mm lang 
und 6 mm breit. Die drei schlanken 4 mm langen, am Grunde 4 mm lang verwachsenen 
Griffel sind in zwei 1,5 mm lange Äste gespalten. Der längliche Fruchtknoten ist 7—8 mm 
lang und 2 mm breit, seine 3 fast gleichen dreieckigen Flügel sind ebenso lang, ihre 
oberen Ränder messen 3 mm, der freie Winkel ist ahgestumpft. 


Celebes: Zentralcelebes, Poanda-Gebirge (was mit Bohäa des Herbar- 
etiketts identisch ist) um 1500—1700 m (Sarasin n. 2069 — blühend am 
22. Sept. 1902). 

B. Ledermannii Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta monopodialis 
caule tenui folioso simplici vel: sparsim ramoso, flexuoso, inferne glabrius- 
culo, superne pilis crispulis brevibus sparsissime ac irregulariter obsito, 
internodiis 1/3; vel 1/, laminae metientibus instructo. Foliorum stipulae 
glaberrimae, oblongo-lanceolatae, apice acutae, integrae, petiolus brevissimus 
tenuis ut caulis pilosus, lamina membranacea, supra glaberrima, subtus modo 
nervis sparsissime crispulo-pilosa, ambitu oblongo-ovata, apice sensim ac 
longiuscule acuminata, basi in latere extus spectante in lobum valde cor- 
datum petiolum transgredientem ac ei vix adnatum producta, latere interiore 
rotundata. Inflorescentiae, ut videtur, vel flores masculos vel femineos 
gerentes, masculae axillares brevissime pedunculatae pauciflorae regulariter 
dichotomae, femineae pauciflorae axillares; bracteae ...., prophylla.... 
Florum masculorem pedicelli minutissime pilosi tepalo fere aequilongi, te- 
pala 2, extus pilis 7—8 crispulis obsita, late ovata, subacuta; staminum 
circ. 70—80 filamenta basi paulum connata, inaequalia, extima antheris 
aequilonga, intima 11/, antherae longa, antherae obovatae, extrorsae, apice 
profunde emarginatae, connectivo perangusto apice non producto, rimis 
semilunaribus conniventibus 1/,—%/; antherae longis instructae. Florum 
femineorum pedicelli ovario fere aequilongi, tepala 5, inaequalia, glabra, 
acuta, omnia oblongo-elliptica, intima minora; stili 3, basi vix connati, ad 
1/, longitudinis in ramulos 2 erectos spiraliter papillosos fissi; ovarium 
ovale, obtusum, fere duplo longior quam latum, tribus alis fere aequalibus 
subrectangularibus margine superiore horizontaliter truncatis angulo libero 


obtusis basi rotundatis instructum. 

Schlankes aufrechtes Kraut mit über 30 cm hohem, unten kahlem, oben mit kur- 
zen Kraushaaren spärlich bedecktem Stengel, dessen Internodien 3—5 cm messen. Die 
länglich-lanzettlichen, kahlen Nebenblätter sind 20—23 mm lang und 4 mm breit. Der 
kurze, wie der Stengel behaarte Blattstiel ist 8—10 mm lang. Die nur unterseits auf 
den Nerven sehr spärlich behaarte, länglich-eiförmige, ziemlich lang zugespitzte Blatt- 
fläche ist 15—22 cm lang und 4—8 cm breit. An der Basis ist die Außenseite in einen 
2—3 cm langen, herzförmigen, den Blattstiel bedeckenden Lappen vorgezogen. Die 
achselständigen Blütenstände führen entweder männliche oder weibliche Blüten. Die 


L 10 
AR 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 345 


männlichen Blüten sind 8 mm lang gestielt, ihre 2 breit-eiförmigen, außen sehr spärlich 
behaarten Perigonblätter sind 9—10 mm lang und ebenso breit. Die Filamente der 
äußeren Staubblätter sind 0,8 mm lang, die der inneren 1,2 mm. Die verkehrt-eiförmigen, 
extrorsen Antheren sind 0,8 mm lang. Die weiblichen Blüten sind 20—22 mm lang ge- 
stielt, ihre 5 länglich-elliptischen Perigonblätter sind ungleichgroß, die äußersten 12— 
43 mm lang und 6—7 mm breit, die innersten 9—10 mm lang und 4—5 mm breit. Die 
3 kaum verwachsenen 5 mm langen Griffel sind zur Hälfte ihrer Länge gespalten. Der 
ovale Fruchtknoten ist 44 mm lang und 8 mm breit. Seine 3 fast gleichen Flügel, die 
den Fruchtknoten oben und unten um 3 mm überragen, sind an der oberen horizon- 
talen Kante 8—14 mm und in der Mitte 5,5—6,5 mm breit. 


Nordost-Neu-Guinea: Am Oberlauf des Augusta-Flusses (LEDERMANN 
n. 7093). 


B. Kerstingii Irmscher n. sp. — B. spilotophylla F. v. M. in Schu- 
mann u. Lauterbach, F1. d. Deutsch. Schutzgeb. i. d. Südsee (1904) 457. — 

Herba humilis ascendens et scandens sympodialis caule inferne nodis 
radicato ramoso densiuscule foliato vix flexuoso, superne saepe pilis cris- 
pulis sparsissime obsito, internodiis breviusculis instructo. Foliorum stipulae 
glabrae, oblongo-lanceolatae, apice sensim in setam angustatae, integrae, 
petiolus brevissimus pilis solitariis crispulis sparsissime obsitus, lamina saepe 
maculis ovalibus numerosis argenteis instructa, supra glaberrima, subtus 
modo inferne nervis raro et sparsissime crispulo-pilosa, ambitu oblonga 
vel oblongo-obovata, fere quadruplo longior quam lata, apice longiuscule 
sensim acuminata, basi in latere extus spectante in lobum brevem atque 
angustum cordatum petiolo paulum adnatum producta, latere interiore ro- 
tundata, margine duplicato-serrato-dentata ac ciliata, latere exteriore serra- 
turis nonnullis grossis majoribus quam interiore, nervis parte exteriore ba- 
salibus 3—4, lateralibus 3—4, parte interiore basalibus 1—2, lateralibus 
3—4. Inflorescentiae terminales floribus femineis et masculis instructae, 
brevissime pedunculatae, ramo basilari axillari breviore capsulam nutantem, 
ramo terminali longiore plurifloro flores masculos gerentes, glabrae; brac- 
teae....; prophylla.... Florum masculorum pedicelli glabri, tepala 2, 
glabra, alba, late ovata, obtusa basi cordata; staminum filamenta basi pau- 
lum connata, extima antheris aequilonga, intima paulum longiora, antherae 
extrorsae, extimae oblongo-obovatae, intimae breviores obovatae, omnes 
apice profunde emarginatae, connectivo perangusto non producto, rimis 
flavo-limbatis 1/,—1/, antherae aequilongis semilunaribus instructae. Florum 
femineorum ....; placentae bilamellatae. Capsula pedicello glabro nutans, 
Ovalis, duplo vel triplo longior quam lata, tribus alis inaequalibus capsulam 
basi transgredientibus, una ala latiore subrectangulari basi rotundata, ceteris 
angustioribus saepe subtriangularibus, omnibus margine superiore truncatis 
angulo libero obtusis instructa. Semina minuta ambitu subquadrata, ferru- 
ginea. 

Aufsteigendes und kletterndes, ziemlich niedriges Kraut mit 12—20 cm langem, an 


den unteren Knoten bewurzeltem, ziemlich dicht beblättertem Stengel, dessen Internodien 
2—3 cm lang sind. Die kahlen, länglich-lanzettlichen, ganzrandigen Nebenblätter sind 


346 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


8 mm lang und 2—2,5 mm breit. Der sehr kurze, mit vereinzelten Haaren bekleidete 
Blattstiel ist 2—4 mm lang. Die oberseits kahle, unterseits nur auf den Nerven nach 
unten zu sehr zerstreut behaarte, längliche oder länglich-verkehrt-eiförmige Blattfläche 
ist 8—13 cm lang und 2,5—4 cm breit. An der Basis ist die Außenseite in einen 2 bis 
3 mm langen, 4—5 mm breiten, herzförmigen Lappen vorgezogen, der dem Blattstiel 
zur Hälfte angewachsen ist. Der Blattrand ist doppelt-gezähnt und gewimpert, wobei 
außenseits die großen Zähne länger sind als innenseits. Die Blattaußenseite besitzt 3 
bis 4 Grund- und 3—4 Seitennerven, die Innenseite 1—2 Grund- und 3—4 Seitennerven. 
Die endständigen Blütenstände führen an dem achselständigen kürzeren Aste eine Kapsel, 
während der 7—9 cm lange, verzweigte Endtrieb die männlichen Blüten trägt. Die männ- 
lichen Blüten sind 15 mm lang gestielt, ihre zwei breit-eiförmigen Perigonblätter sind 
44 mm lang und 9—10 mm breit. Die äußersten Staubblätter haben 1 mm lange Filamente 
und 4—1,4 mm lange, länglich-verkehrt-eiförmige Antheren, die innersten 4,5 mm lange 
Filamente und 0,8—0,9 mm lange, verkehrt-eiförmige Antheren. Die Plazenten sind ge- 
teilt. Die auf 45—20 mm langem Stiele hängende ovale Kapsel ist 40—42 mm lang und 
4—5 mm breit; die drei ungleich-breiten Flügel überragen die Kapsel am Grunde um 
4,5—2,5 mm. Der dem Stiele abgeneigte größere Flügel ist am oberen Rande 9—10 mm 
und in der Mitte 7 mm breit, die beiden dem Stiele zugewandten Flügel sind oben 6 
bis 9 mm und in der Mitte 4—6 mm breit. Die Samen sind 0,25 mm lang. 
Nordost-Neu-Guinea: Gipfel des Örtzen-Gebirges, Tajomanna um 
1100 m (Kersting n. 2132 — blühend am 15. Mai 1896); Hochwald im 
Ortzen-Gebirge, um 300 m (Laurersacn n. 2454); Bismarck-Gebirge (Roparz 
et Krınk, Ramu- Expedition n. 243 — blühend (91) und fruchtend am 


7. Juli 1899). 


Die aufgeführten Pflanzen sind von Warsure als Begonia spilotophylla F. v. M. - 
bestimmt und unter diesem Namen auch in der Flora von Kaiser-Wilhelmsland aufge- 
führt worden. Jedoch lehrt ein Vergleich der v. Mürrerschen Diagnose mit den be- 
treffenden Exemplaren sofort, daß diese Bestimmung nicht aufrecht erhalten werden 
kann. Vor allem ist die gut beschriebene Frucht der B. spzlotophylla F. v. M. von der 
der B. Kerstingii Irmscher weit verschieden; v. MüLLer schreibt in Descr. Notes on 
Papuan Plants IV (4875) 67: »fruit-wings three, shorter than the axis, not extending 
to the pyramidal summit of the fruite. Und weiter unten noch einmal: >the fruit-wings 
are not surrounding the basis and apex of the capsule«, was aber gerade für die vorlie- 
genden Pflanzen zutrifft. Ich habe daher keinen Anstand genommen, sie als neue Art 
zu beschreiben, die zweite mit weißgefleckten Blättern aus Neu-Guinea. 


B. hirsuticaulis Irmscher n. sp. — Herba majuscula erecta vel ad- 
scendens sympodialis caule ramoso foliato saepe flexuoso pilis longissimis 
crispulis ferrugineis densiuscule piloso, internodiis dimidium laminae fere 
aequantibus instructo. Foliorum stipulae ovato-oblongae extus sparse longe 
crispulo-pilosae, apice in setam longissimam plumoso-pilosam angustatae, 
margine integrae dein caducae, petiolus dimidio laminae fere aequilongus, 
ut caulis longe crispulo-pilosus, lamina supra maculis albis parvis inaequali- 
bus numerosissimis dense obtecta ac pilis brevibus crispulis maculorum 
medio affixis instructa, subtus sparsim nervis densius ac longius pilosa, 
ambitu oblongo-ovata, majuscula, apice breviter acuminata, basi in latere 
extus spectante in lobum cordatum petiolum plerumque transgredientem ac 
ei plus minusve adnatum producta, latere interiore rotundata, margine 
duplicato-dentata ac minute ciliata, nervis latere exteriore basalibus 3—4 


. 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 347 


et lateralibus 3—4, latere interiore basalibus 1--2 et lateralibus 3—4. 


Inflorescentiae terminales, flores masculos et inferioribus ramis lateralibus 


“femineos gerentes, racemosae pluriflorae, internodiis majusculis, sparsim 


, 
~ 


longe crispulo-pilosae; bracteae inferiores lanceolatae vel oblongo-lanceolatae, 


: basi sensim in petiolum angustatae ; bracteae superiores et prophylla oblongo- 
F 


lanceolata, apice setifera, dorso crispulo-pilosa. Florum masculorum pedi- 
celli densiuscule breviter crispulo-pilosi, tepala 2 fere orbicularia extus 
disperse pilosa, apice rotundata, basi cordata, staminum circ. 25—30 fila- 


menta basi breviter connata, inaequilonga, exteriora quam intima longiora, 


antherae extrorsae, oblongo-obovatae, apice profunde emarginatae, connec- 
tivo perangusto non producto, rimis 1/, antherae longis fulvo-marginatis 


conniventibus instructae. Florum femineorum pedicelli ovario fere aequi- 
longi, crispulo-pilosi, tepala 5, rosea, extima extus disperse pilosa, in- 


aequalia, extima ovata, intima oblongo-ovata, stili 3, basi vix connati, ad 
4/3 longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes breves spiraliter papillosos 


fissi; ovarium oblongo-obovatum sparse crispulo-pilosum, trialatum, alis fere 
aequalibus margine longiuscule ciliatis rotundatis ovarium apice ac basi 
paulum transgredientibus instructum; placentae bilamellatae. Capsula pedicello 
aequilongo nutans, oblongo-obovata, tribus alis paulum inaequalibus sub- 


-rectangularibus margine superiore horizontaliter truncatis angulo libero ob- 


tusis vel acutiusculis basi rotundatis sparsim ferrugineo-pilosis instructa. 


Aufrechtes oder aufsteigendes Kraut mit von 3—4 mm langen, horizontal abstehen- 


- den Kraushaaren zottigem, 15—30 cm langem Stengel, dessen Internodien 5—10 cm 


messen. Die eiförmig-länglichen Nebenblätter sind ohne die 6—7 mm lange Borste 
44 mm lang und 4 mm breit. Der 3—8 cm lange Blattstiel ist wie der Stengel behaart. 
Die oberseits von zahlreichen fast kreisrunden, im Durchmesser 1—2,5 mm messenden 
weißen Flecken bedeckte länglich-eiförmige Blattfläche ist 45—19 cm lang und 6—9 cm 
breit. An der Basis ist die Außenseite in einen 1,5—2,5 cm langen, herzförmigen, dem 
Blattsticl 2—5 mm angewachsenen Lappen vorgezogen. Die endständigen, 3—6 cm lang 
gestielten Blütenstände führen entweder an den beiden untersten oder am untersten 
achselständigen Ast weibliche Blüten. Die männlichen Blüten sind 9 mm lang gestielt, 
ihre zwei fast kreisförmigen Hüllblätter sind 42 mm lang und 44 mm breit. Die Fila- 
mente der äußersten Staubblätter sind 1 mm lang, die der innersten 4,6 mm. Die 
länglich-verkehrt-eiförmigen Antheren sind 4,4 mm lang. Die weiblichen Blüten sind 
42—43 mm lang gestielt, von ihren ungleichen Hüllblättern sind die äußersten eiformigen 


40 mm lang und 7 mm breit, die innersten länglich-eiförmigen 8,5 mm lang und 5 mm 


breit. Die 3,5 mm langen Griffel sind in 4,2 mm lange Schenkel gespalten. Der länglich- 
verkehrt-eiförmige Fruchtknoten ist 44—12 mm lang und 3—4 mm breit. Die drei fast 


‚gleichen Flügel sind in der Mitte 3—4 mm breit und überragen die Kapsel oben um 


1,5 mm und unten um 2 mm. Die 15—20 mm lang gestielte gleichgestaltete nickende 


Kapsel ist 42—14 mm lang und 4—5,5 mm breit. Von den drei etwas ungleichen Flügeln 


ist der breiteste an der oberen Kante 8—10 mm, die schmäleren 6—7 mm breit, ersterer 
in der Mitte 5—6 mm, letztere 4—5 mm. Sie überragen die Kapsel oben und unten 
um 2 mm. 


Nordost-Neu-Guinea: Am Oberlauf des Augusta-Flusses (LepEr- 
MANN n. 6666, 6531, 6613). 


Botanische Jahrbücher, L, Bd. . 23 


348 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora yon Papuasien. II. 


B. strictipetiolaris Irmscher n. sp. — Herba coarctata erecta caule 
vix ramoso paucifoliato, non flexuoso, tota longitudine glaberrimo, in sicci- 
tate tenuiter striato, ferrugineo, internodiis inaequilongis breviusculis instructo. 
Foliorum stipulae oblongo-ovatae, majusculae, acutae, integrae, extus pilis 
minutissimis ferrugineis modo microscopio animadvertendis obsitae, petiolus 
glaber tenuis, folii laminae fere aequilongus, lamina supra ac subtus gla- 
berrima, ambitu late ovata, apice breviter, sed distincte acuminata, basi 
valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum longiusculum cor- 
datum producta, in latere interiore brevissime cordato-rotundata, sed, quia 
nervus primarius et petiolus angulum 90° formantes, petiolum paulum trans- 
grediens, margine minime profunde duplicato-dentata, supra aureo-viridis, 
paulum velutina, subtus coccinea nervis rubris, in latere exteriore nervis 
basalibus 5 et lateralibus 2—3, in latere interiore basalibus 2—3 et late- 
ralibus 2—3. Inflorescentiae pauciflorae, ut videtur, terminales, flores mas- 
culos et femineos gerentes, brevissime pedunculatae; bracteae .. . ; pro- 
phylla.... Florum masculorum pedicelli longiusculi, glabri; tepala 2, late 
ovata obtusa, basi rotundata alba, apice rosea; staminum 70—80 valde 
inaequalium filamenta extima antheris breviora, intima fere triplo lon- 
giora, antherae extrorsae zygomorphae extimae oblongo-obovatae, intimae 
fere orbiculares, apice rotundata, connectivo angusto, rimis */,-—4/; antherae 
aequilongis instructae. Florum femineorum pedicelli breviores; tepala 5 
inaequalia alba, extimum maximum oblongum, intimum minimum oblon- 
gum; stili 3 parvi crassiusculi basi connati ad 1/, longitudinis in ramulos 
2 breves spiraliter papillosos fissi; ovarium ovale ut alae pilis minutis 
ferrugineis obsitum, tribus alis angustis paulum inaequalibus modo angulo 
libero paululum dilatatis instructum. Capsula juvenilis ovalis, alis tribus 
perangustis inaequalibus, una ala angulo libero ceteris magis dilatata in- 
structa. | 

Gedrungenes, aufrechtes Kraut mit kaum verzweigtem, wenigblättrigem, völlig kahlem, 
20 cm langem Stengel, dessen Internodien 2—6 cm betragen. Die länglich-eiförmigen, 
spitzen, ganzrandigen und außen mit sehr winzigen rostroten Borsten versehenen Neben- 
blätter sind 20 mm lang und 7 mm breit. Der 2 mm dicke Blattstiel ist 9—12 cm lang. 
Die breit-eiförmigen, deutlich zugespitzten Blätter sind 42—47 cm lang und 40—11 cm 
breit. An der unsymmetrischen Basis ist die Außenseite in einen 4—5,5 cm langen, 
herzförmigen Lappen vorgezogen, während die herzförmig gerundete Innenseite etwas 
über den Blattstiel greift, da die Längsrichtung des Blattes mit dem Blattstiel einen 
Winkel von 90° bildet. Der Blattrand ist seicht doppelt gezähnt, die Blattlamina beider- 
seits kahl, oberseits »goldig grün, leise samtartig«, unterseits »karminrot gewaschen, 
Adern rot«. Außenseits sind 5 Grund- und 2—3 Seitennerven vorhanden, innenseits 
2—3 Grund- und 2—3 Seitennerven. Die wenigblütigen, wie es scheint endständigen, 
männliche und weibliche Blüten führenden Blütenstände sind sehr kurz gestielt. Die 
kahlen Stiele der männlichen Blüten sind 2—2,2 cm lang, die zwei breit-eiförmigen, 
stumpfen, 40 mm langen und 8—9 mm breiten Tepalen sind »weiß mit rötlichen Spitzen«. 
Die äußersten Filamente der 70—80 Staubblätter sind 0,6— 0,7 mm lang, die innersten 
9—22 mm. Von den zygomorphen Antheren sind die äußersten länglich-verkehrt- 
eiförmigen 4 mm lang, die innersten fast kugelrunden 0,6—0,7 mm lang. Die Stiele 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 349 


der weiblichen Blüten sind 7 mm lang. Von den fünf ungleichen Tepalen ist das äußerste 
42 mm lang und 4 mm breit, das innerste 8 mm lang und 2,5 mm breit. Die drei ziem- 
lich dicken 4,5 mm langen, in der Basis 0,7 mm lang verwachsenen Griffel sind zur 
Hälfte in zwei kurze spiralig-papillöse Schenkel geteilt. Der ovale, 7 mm lange und 
4 mm breite, wie die Flügel fein rostrot behaarte Fruchtknoten besitzt drei etwas un- 
gleiche, schmale, nur am freien Winkel etwas erweiterte Flügel. Die noch jugendliche 
ovale, 45 mm lange und 7—8 mm breite Kapsel ist 42 mm lang gestielt. Von ihren 
drei ungleichen, schmalen, in der Mitte 4 mm breiten Flügeln ist einer am freien Winkel 
mehr erweitert als die übrigen und mißt hier 3 mm in der Breite, während die übrigen 
4,5—2 mm breit sind. 


Nordcelebes: Tomohon (Sarasin n. 4004 — blühend am 23. Mai 
1894). 
_ B. Sarasinorum Irmscher n. sp. — Herba majuscula ascendens, caule 


ramoso geniculato pilis brevibus rufescentibus sparsim obsito, in siccitate 
tenuiter striato, rubiginoso, internodiis petiolo aequilongis vel longioribus in- 
structo. Foliorum stipulae deciduae, oblongo-ovatae, apice in setam brevem 
elongatae, integrae, glabrae, petiolus 1/,—?/; laminae aequans, sparse ru- 
fescenti-pilosus, lamina glabra, modo subtus in nervis pilis rufescentibus 
brevibus sparsim instructa, ambitu oblongo-ovata, fere duplo longior quam 
lata, apice longiuscule acuminata, basi valde asymmetrica, in latere extus 
spectante in lobum 1/, laminae aequantem producta, in latere interiore rotun- 
data, margine irregulariter sinuata ac repanda, apicem versus setuloso- 
serrata, in parte exteriore nervis 3—4 basilaribus et 3—4 lateralibus, in 
parte interiore 1—2 basilaribus et 1—3 lateralibus instructa. Inflorescentiae 
femineae terminales pauci- (— 2-) florae, pedunculo brevissimo suffultae; 
bracteae stipulis aequilongae, oblongo-ovatae, apice setiferae, glabrae; pro- 
phylla.... Florum femineorum pedicelli breves, glabri; tepala 5, elliptica, 
inaequilateralia, fere duplum latitudinis aequantia, rosea; stili 3 graciles, 
ad basim paullum connati, ad 2/3 longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes 
spiraliter papillosos fissi, decidui; ovarium perangustum alis 3 triangulari- 
bus fere aequalibus ovarıum longitudine aequantibus, margine superiore 
horizontaliter truncatis instructum. Capsula oblonga, 5-plo longior quam 
lata, alis triangularibus capsulae aequilongis superne truncatis, apice libero 
subobtusis, margine verticali fere rectis instructa. 

Ein aufsteigender Halbstrauch, dessen vorliegende Stengel über 0,3 m lang sind und 
6—8 cm lange Internodien aufweisen. Die bald abfallenden länglich-eiförmigen, an der 
Spitze eine kurze Borste tragenden, ganzrandigen und kahlen Nebenblätter sind 9—10 mm 
lang und 3—4 mm breit. Die spärlich rötlich behaarten Blattstiele messen 4—6 cm an 
Länge. Die länglich-eiförmigen, ziemlich lang zugespitzten Blätter sind 42—15 cm lang und 
in der Mitte 5—6 cm breit. An ihrer Basis ist die äußere Seite in einen ziemlich großen, 
2—3 cm langen Lappen vorgezogen, während an der Innenseite die Lamina allmählich 
abgerundet ist. Am Rande sind die Blätter unregelmäßig geschweift und an der Spitze 
mit Borsten tragenden Zähnen versehen. Die Lamina ist kahl, nur auf der Unterseite 
auf den Nerven spärlich und kurz rötlich behaart, und zeigt außen 3—4 Basal- und 
ebensoviel Seitennerven, innen 1—2 Grund- und 1—3 Seitennerven. Die weiblichen, 
kaum 4 mm lang gestielten Blütenstände weisen nur zwei Blüten auf, ihre Brakteen 
gleichen an Gestalt den Nebenblättern und sind 4 cm lang und 3—4 mm breit. Die 

23* 


350 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, II. 


Blütenstiele sind 5 mm lang, die 5 Perigonblätter ungleichseitig elliptisch, 47 mm lang 
und 8 mm breit, rosa. Die drei zierlichen, kaum 3 mm langen Griffel sind zu 2/3 ihrer 
Länge in zwei aufrechle Äste gespalten, die das spiralige, papillöse Narbenband tragen. 
Der sehr schmale Fruchtknoten ist 9—44 mm lang und 1,5—2 mm breit und trägt drei 
gleichlange dreieckige Flügel, deren obere Kante und vertikale Kanten ziemlich gerad- 
linig verlaufen, Die Kapsel hat ähnliche Gestalt, sie ist 20 mm lang und 4 mm breit; 
die obere Kante der Flügel mißt 40 mm, die seitliche vertikale 22 mm. 


Zentralcelebes: Ostkette südlich von Bada, um 800—1500 m (Sa- 
RASIN n. 2444). 


B. Augustae Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta sympodialis ma- 
juscula caule ramoso folioso vix flexuoso glaberrimo, in siccitate striato, 
internodiis longiusculis instructo. Foliorum stipulae ovato-oblongae majus- 
culae apice in setam longam productae, integrae ac glaberrimae, petiolus 
brevissimus glaber, lamina supra ac subtus glaberrima, ambitu oblongo-ovata 
tertiam partem longitudinis lata, apice acuminata, basi valde asymmetrica, 
in latera extus spectante in lobum cordatum petiolum non transgredientem 
sed ei paulum adnatum producta, in latere interiore rotundata, margine 
duplicato-dentata ac ciliis minutis instructa, in latere exteriore nervis 5—6 
basalibus, quorum infimus marginalis, et 4—-5 lateralibus stricto-erectis, in 
latere interiore 2—3 basalibus et 3—4 lateralibus. Inflorescentiae longius- 
culae terminales, monopodiales racemosae inferioribus ramificationibus flores 
femineos primo florentes, superne flores masculos gerentes, internodiis lon- 
giusculis glabris instructae; bracteae ....; prophylla mascula minuta ovata, 
apice setulosa, glabra. Florum masculorum pedicelli breves glabri; tepala 
2, late ovata subacuta, glabra, rubra; staminum 50—60 filamenta basi 
paulum connata, extima antheris fere aequilonga, intima fere duplo longiora, 
antherae extrorsae obovatae vel subpanduraeformes, duplo longiores ac 
latae, apice emarginatae, connectivo angustissimo, rimis dimidium antherae 
aequantibus instructae. Florum femineorum pedicelli longiusculi glabri, 
tepala 5 glabra oblongo-ovata acuta subaequalia rubra; stili 3 crassiusculi 
vix connati ad !/, longitudinis in ramulos 2 breves erecto-patentes papil- 
lis longissimis anguste spiraliter obsitos fissi; ovarium ovale glabrum 
tribus alis fere aequalibus rectangularibus apice et basi ovarium transgre- 
dientibus glabris instructum ; placentae bilamellosae. Capsula pedicello longo 
nutans ovalis apice paulum attenuata glabra, alis tribus inaequalibus, apice 
et basi capsulam transgredientibus, una ala latiore, omnibus superiore mar- 
gine curvatis, apice libero subacutis vel obtusis, basi rotundatis instructa. 
— Fig. 2. 

Ein schlankes, aufrechtes, ziemlich großes Kraut mit verzweigtem, reichblättrigem, 
ganz kahlem, 30 cm hohem Stengel, dessen ausgewachsene Internodien ungefähr 9 cm 
lang sind. Die eiförmig-länglichen, an der Spitze in eine lange Borste auslaufenden, 
kahlen und ganzrandigen Nebenblätter sind 3 cm lang und 7 mm breit. Der kahle Blatt- 
stiel ist 7—8 mm lang. Die länglich-eiförmigen, 16—20 cm langen und 6—7 cm breiten 


Blätter sind zugespitzt und an der unsymmetrischen Basis außenseits in einen herzför- 
migen, den Blattstiel nicht berührenden Lappen vorgezogen, der dem Stiel 4—5 mm lang 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 351 


angewachsen ist; innenseits ist die Lamina gerundet. Der Blattrand ist doppelt gezähnt 
und fein gewimpert, während die Blattfläche beiderseits kahl ist. Die Außenseite trägt 
5—6 Grundnerven, von denen der äußerste am Rande verläuft, und 4—5 Seitennerven, 
die Innenseite 2—3 Grund- und 3—4 Seitennerven, die ebenso wie die äußeren 
steif aufrecht gerichtet sind. Die 15—18 cm langen, endständigen, traubigen Blüten- 
stände bilden Monopodien, die an ihren unteren Verzweigungen weibliche Blüten 


Fig. 2. Begonia Augustae Irmscher. A Habitus mit zwei älteren Blütenständen, 
B junger Blütenstand, C männliche Blüte, D Anthere, E weibliches Blütenhüllblatt, 
F' Griffel, G Frucht. — IruscHer delin. 


’ 


352 CG. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IN. 


tragen; ihre Internodien sind 4—5 cm lang. Die eiförmigen, an der Spitze be- 
borsteten, kahlen, männlichen Vorblätter sind 4 mm lang und 0,3 mm breit. Die 
männlichen Blüten sind 5 mm lang gestielt; die zwei breit eiförmigen, fast spitzen 
Tepalen sind 9,5 mm lang und 40,5 mm breit und von roter Farbe. Von den 50—60 
Staubblättern haben die äußeren 1 mm lange Filamente, die inneren 1,4 mm lange. Die 
extrorsen, verkehrt-eiförmigen oder fast geigenförmigen Antheren sind 0,8—1 mm 
lang und 0,5 mm breit. Das Konnektiv ist sehr schmal; die Pollenrisse betragen an 
Länge die Hälfte der Anthere. Die weiblichen Blüten haben 2,5 cm lange Stiele, die 
fünf länglich-eiförmigen, spitzen, fast gleichgroßen, roten Tepalen sind 43 mm lang und 
6 mm breit. Die drei ziemlich dicken 3,5—4 mm langen, an der Basis kaum verwach- 
senen Griffel sind in zwei Äste geteilt, die von einem schmalen, sehr lang papillösen 
Spiralband umwunden sind. Der eiförmige kahle Fruchtknoten ist 9 mm lang und 5 mm 
breit und wird von den drei fast gleichen Flügeln oben um 3 mm, unten um 4 mm über- 
ragt. Die fast rechteckigen, am oberen Rande gekrümmten Flügel sind in der Mitte 
4—5 mm breit. Die auf 3,5—4 cm langem Stiel nickende ovale Kapsel ist an der Spitze 
etwas verschmälert und 42—13 mm lang und 7—8 mm breit. Von den drei ungleichen 
die Kapsel oben um 2—4 und unten um etwa 6 mm überragenden Flügeln sind die 
zwei schmäleren 7 mm breit, der größere 9 mm breit; alle sind an der oberen Kante 
gekrümmt, an der freien Ecke etwas spitz oder stumpf und am Grunde gerundet. 


Nordost-Neu-Guinea: Kaiserin-Augusta-Fluß (Sepik) Biwak 42/43 
(Scnuzze n. 226 — blühend am 27. Okt. 19140). 

B. wariana Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta, caule ramoso, 
paullum flexuoso, pilis majusculis crispulis purpureis horizontaliter paten- 
tibus plus minusve laxe obsito in siccitate tenuiter striato, internodiis lon- 
giusculis instructo. Foliorum stipulae lineari-lanceolatae, perangustae, sub- 
tus et margine longiuscule purpureo-crispulo-pilosae, apice in setam longam 
exientes, petiolus brevissimus, ut caulis, sed densius pilosus, lamina supra 
pilis purpureis longiusculis, in nervo medio longioribus disperse, sed regu- 
lariter obsita subtus pilis brevioribus, nervis longioribus raro longissimis 
intermixtis densius obtecta, ambitu ovalis, fere duplo latitudinis aequilonga, 
apice longiuscule acuminata, basi asymmetrica, in latere extus spectante in 
lobum cordatum petiolum vix transgredientem producta, in latere interiore 
cuneato-rotundata, margine duplicato-serrata, dentibus apice in setam purpu- 
ream exeuntibus, in latere exteriore nervis basalibus 4 et lateralibus 4—5, 
in latere interiore basalibus A, lateralibus 4—5. Inflorescentiae terminales 
racemosae, alterae longiuscule pedunculatae ramo infimo flores femineos 
ceteris ramis lateralibus dichasia brevia formantibus flores masculos gerentes, 
internodiis brevibus pilis purpureis horizontaliter patentibus longiusculis dense 
obsitis instructae; bracteae stipulis instructae ovato-lanceolatae apice in setam 
longam productae, extus longiuscule purpureo-pilosae; prophylla minora et 
glabriora; inflorescentiae alterae racemum simplicem formantes circ. cap- 
sulis 4 breviter pedicellatis, bracteis oblongis vel oblongo-lanceolatis crispulo- 
hirsutis instructae. Florum masculorum pedicelli dense crispulo-purpureo- 
pilosi; tepala 2 florum juvenilium late ovata, obtusissima, ad basim nonnullis 
setis longissimis instructa; staminum circ. 30 filamenta extima brevissima, in- 
tima antheris aequilonga, antherae zygomorphae extrorsae obovatae apice 


~~. 7 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 353 


distincte emarginatae, connectivo angustissimo, rimis apice conniventibus 
fere sese contingentibus instructae. Placentae bilamellatae. Capsula in pedicello 
densiuscule purpureo-crispulo-hirsuto nutans, oblongo-obovata, disperse pilis 
longiusculis obsita, tribus alis fere aequalibus triangularibus, apice vix, basi 


Jongius capsulam transgredientibus, margine superiore horizontaliter trun- 


catis angulo libero obtusis, basi rotundatis, superficie ac margine disper- 


sissime purpureo-setulosis instructa. Semina fere orbicularia, reticulata, ob- 


tusa, aurantiaca. 

Ein schlankes, aufrechtes Kraut mit ästigem, von horizontal-abstehenden, 3—4 mm 
langen,, purpurroten, gekräuselten Haaren mehr oder weniger flaumigem Stengel mit 
6—11 cm langen Internodien. Die lineal-lanzettlichen, sehr schmalen, 15 mm langen 
und 4,5—2 mm breiten Nebenblätter sind außen und am Rande ziemlich lang purpurn- 
kraushaarig und laufen in eine lange Borste aus. Der 8—45 mm lange Blattstiel ist 
dem Stengel ähnlich, nur dichter behaart. Die ovalen, 44—23 cm langen und 5—40 cm 
breiten Blätter laufen oben ziemlich plötzlich in eine 1,5—2 cm lange und 3 mm breite 
Spitze aus; an der unsymmetrischen Basis ist die Außenseite in einen 4,3—2 cm langen, 
den Blattstiel kaum erreichenden Lappen vorgezogen, während die keilförmige Innen- 
seite gerundet ist. Der Blattrand ist doppelt gesägt, die Zähne an der Spitze rot-borstig. 
Die Blattfläche ist oben mit 1,5—2 mm langen roten Haaren locker, aber regelmäßig, 
auf dem Mittelnerv mit bis 3 mm langen Haaren bedeckt; die Unterseite weist kürzere, 
auf den Nerven längere Haare auf. Außenseits befinden sich 4 Grund- und 4—5 Seiten- 
nerven, innenseits 4 Grundnerv und 4—5 Seitennerven. Die endständigen, traubigen 
Blütenstände sind zweierlei Art. Die einen bis 10 cm lang gestielten, mit 1—2 cm langen 
Internodien versehenen Blütenstände führen am untersten Seitenast eine kurzgestielte 
Kapsel, während die oberen dichasialen Äste männliche Blüten tragen. Die mit Neben- 


blättern versehenen Deckblätter sind 10—12 mm lang und 3 mm breit, die Vorblätter 


sind 3 mm lang und 0,8 mm breit. Die anderen Blütenstände führen nur weibliche 
Blüten in einfacher Traube, deren Internodien 2—3 cm messen. Die Deckblätter sind 
4—2 cm lang und 4,5—3 mm breit. Die Stiele der noch jugendlichen männlichen Blüten 
sind 3 mm lang; ihre zwei breit-eiförmigen stumpfen, 5 mm langen und ebenso breiten 
Tepalen sind nach der Basis hin mit einigen sehr langen Borsten versehen. Die 30 Staub- 
blätter haben extrorse, verkehrt-eiformige, 1 mm lange Antheren, deren äußerste 


_ fast sitzend sind, während die inneren 4 mm lange Filamente haben. Das Konnektiv 


ist sehr schmal; die Pollenrisse zusammenneigend und sich fast berührend. Die auf 
nickendem, ziemlich dicht kraushaarigem, 8 mm langem Stiele sitzende, länglich-verkehrt- 
eiförmige Kapsel ist 17 mm lang und 8 mm breit, ihre Oberfläche mit ziemlich langen 
Haaren zerstreut bedeckt. Die drei fast gleichen, lang-dreieckigen Flügel überragen die 
Kapsel an der Spitze kaum, an der Basis dagegen um 5 mm. Ihr oberer Rand ist hori- 
zontal abgeschnitten, der freie Winkel stumpf, die Basis gerundet. Ihre Oberfläche und 
der Rand sind mit roten Borsten sehr spärlich bedeckt. Die fast kugeligen, stumpfen 
Samen sind blaß orangefarben. 

Nordost-Neu-Guinea: In den Wäldern bei Jaduna (Wariatal) um 


250 m (Scarecater n. 19240 — blühend am 44. April 1909). 


B. insularum Irmscher n. sp. — Herba brevis erecta caule simpliei 
inflorescentia terminato folioso superne flexuoso, tota longitudine glaberrimo, 
in siccitate striato, internodiis 1/„—1/z folii aequilongis instructo. Foliorum 
Stipulae oblongo-ovatae, acutae, integrae glabrae, deciduae, petiolus 1/;,—1/, 
folii longitudinis aequans, glaber, lamina supra et subtus, etiam in nervis 


354 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, III. 


glaberrima, ambitu ovata vel subovalis, fere duplo longior quam lata, apice 
acuminata, basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cor- 
datum petiolum plerumque transgredientem producta, in latere intus spec- 
tante rotundata, margine superne irregulariter minime profunde dentata, 
inferne fere integra, in latere exteriore nervis basalibus 5—6 et lateralibus 
2—3, in latere interiore basalibus 2—3 et.lateralibus 2—3. Inflorescentiae 
terminales racemosae multiflorae, internodiis longiusculis instructae, flores 
femineos ramo infimo axillari, superne masculos ramis dichasia et apice ci- 
cinnos formantibus gerentes. Bracteae.... Prophylla mascula late ovata, 
glabra. Florum masculorum pedicelli glabri, tepalis non majores; tepala 2 
late ovata obtusa extus pilis brevissimis sparsim obtecta; staminum circ. 
23 filamenta basi vix connata, extima antherae aequilonga, intima duplo 
longiora, antherae zygomorphae extrorsae late obovatae, apice emarginatae, 
connectivo angusto, rimis 2/;—3%/, antherae aequilongis flavo-limbatis in- 
structae. Florum femineorum tepala 5 oblongo-ovata, fere aequalia, extus 
pilis brevissimis disperse obsita. Capsula pedicello subaequilongo nutans 
oblongo-obovata glabra, alis tribus fere aequalibus triangularibus capsulam 
apice ac basi aequaliter transgredientibus, superiore margine obliqua paulum 
rotundatis, angulo libero obtusis, basi rotundatis glabris instructa. 

Kurzes, aufrechtes Kraut mit einfachem, reichblättrigem, völlig kahlem, 44—17 cm 
langem Stengel, dessen Internodien 2,5—4 cm messen. Die länglich-eiförmigen, spitzen, 
ganzrandigen, kahlen Nebenblätter sind 8 mm lang und 3 mm breit und fallen frühzeitig 
ab. Der kahle Blattstiel ist 2—2,5 cm lang. Die im Umriß eiförmigen oder fast ovalen, 
zugespitzten Blätter sind 8—44 cm lang und 4,5—6 cm breit. An der sehr unsymme- 
trischen Basis ist die Außenseite in einen herzförmigen, den Blattstiel gewöhnlich über- 
schreitenden, 2—3 cm langen Lappen vorgezogen, die Innenseite ist gerundet. Der Blatt- 
rand ist nach oben zu unregelmäßig seicht-gezähnt, nach unten zu fast ganzrandig. 
Die Blattfläche ist völlig kahl und weist außen 5—6 Grund- und 2—3 Seitennerven auf, 
innen 2—3 Grund- und 2—3 Seitennerven. Die reichblütigen, endständigen, traubigen 
Blütenstände sind bis 8 cm lang und führen 1—2 cm lange Internodien. Die männlichen 
breit-eiförmigen Vorblätter sind 3 mm lang und 2,3 mm breit. Am Grunde des männ- 
lichen Blütenstandes stehen axillär je zwei auf gemeinsamem 1,5 mm langem Stiele be- 
findliche Kapseln. Die männlichen Blüten sind 4 mm lang gestielt, ihre zwei breit-eiför- 
migen, stumpfen, außen ganz fein kurzhaarigen Tepalen sind 6,5—7 mm lang und 4 mm 
breit. Die etwa 23 Staubblätter sind am Grunde kaum verwachsen, die äußersten Fila- 
mente sind 0,8 mm lang, die innersten 1,5 mm, Die zygomorphen, breit-eiförmigen, an 
der Spitze ausgerandeten, mit schmalem Konnektiv versehenen Antheren sind 0,8 mm 
lang. Die Pollenrisse betragen ?/3—3/4 der Antherenlänge. Die fünf länglich-eiförmigen, fast 
gleichgroßen weiblichen Tepalen sind 8 mm lang und 5 mm breit, ihre Außenseite ist eben- 
falls sehr kurz behaart. Die nickende, 46 mm lang gestielte, länglich-verkehrt-eiförmige, 
kahle Kapsel ist 44 mm lang und 7 mm breit. Die drei fast gleichen Flügel überragen 
die Kapsel an der Spitze und Basis je um 2 mm; der nach oben schiefe etwas gerun- 
dete Oberrand ist 13—14 mm lang, der freie Winkel abgestumpft, die Basis gerundet. 

Sangir-Inseln, ohne nähere Angabe (WarsurG n. 16107). 

B. capituliformis Irmscher n. sp. — Herba, ut videtur majuscula, 
cuius supremae caulis partes adsunt, caule simplici, non flexuoso, pilis 
crispulis ferrugineis brevibus plus minusve obsito, in siceitate striato, 


per 2 
a 


E, Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 355 
internodiis petiolis brevioribus instructo. Foliorum stipulae oblongo-ovatae, 
apice sensim ac longiuscule acuminatae, integrae, subtus et margine 
pilis crispulis brevibus ferrugineis densiuscule obtectae, petiolus tenuis 
2/, vel 3/, laminae longitudinis aequans, pilis brevibus horizontaliter paten- 


tibus crispulis ferrugineis obsitus, lamina supra glaberrima, subtus dis- 


perse, in nervis prominulis densiuscule breviter rufescente-pilosa, ambitu 
late ovata, latitudini aequilonga, apice subito brevissime acuminata, basi 
valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cordatum petiolum 
non contingentem producta, in latere interiore rotundata, margine dupli- 
cato-serrata dentibus minoribus apice breviter setulosis, in latere exteriore 
nervis basalibus 5 et lateralibus 3 in latere interiore basalibus 2 et late- 
ralibus 2—3 instructa. Inflorescentia capituliformis, pluri-flora, flores mascu- 
los et femineos gerentes floribus masculis juvenilibus, pedicello brevissimo 
instructa; bracteae oblongae, obtusae; prophylla minora, lineari-oblonga, ob- 
tusa. Florum masculorum pedicelli breviter crispulo-pilosi, tepala 2 oblongo- 
ovata, extus brevissime ac disperse ferrugineo-hispida; staminum circ. 20 fila- 
menta antheris aequilonga, antherae obovatae zygomorphae extrorsae. Inflores- 
centiae ramus femineus pauci- (—2) florus, pedunculo brevissimo instructus; 
prophylla majuscula obovata, apice cuspidata, extus pilis crispulis brevissimis 
densiuscule obsita. Florum femineorum pedicelli breves, densiuscule ac breviter 
crispulo-pilosi; tepala 6, inaequalia, extimum obliquum, ovatum, apice acutum, 
extus disperse crispulo-hirsutum, intimum oblongum, acutum, glabrum, extimo 
aequilongum, sed dimidio angustius; stili 3 breves, crassiusculi, ad basim 
breviter connati, ad 2/3 longitudinis in ramulos 2 spiraliter papillosos fissi; 
ovarium ovale, breviter ferrugineo-crispulo-pilosum, tribus alis aequalibus 
modo apice ovarium transgredientibus, anguste triangularibus, superficie et 
margine disperse brevissime ferrugineo-pilosis instructum.  Capsula bre- 
vissime pedicellata majuscula, oblongo-ovalis pilis minutis crispulis densius- 
cule obsita, tribus alis fere aequalibus capsulam apice transgredientibus, 
margine superiore horizontaliter truncatis, angulo libero obtusis, basi rotun- 
datis, glabris instructa. Semina fere orbicularia, obtusa, nigrescentia. 


Ein nur in den obersten Stengelteilen vorliegendes Kraut mit einfachem mit rotbraunen, 
krausen, kurzen Haaren bedecktem Stengel, dessen obere Internodien 3—5 cm messen. 
Die länglich-eiförmigen, 10—12 mm langen und 3— mm breiten, allmählich ziemlich lang 
zugespitzten, ganzrandigen Nebenblätter sind unterseits und am Rande von kurzen, rot- 
braunen Kraushaaren ziemlich dicht bedeckt. Der dünne, 5—8 cm lange Blattstiel ist mit 
ebensolchen abstehenden Haaren bekleidet. Die großen, breit-eiförmigen, 10—16 cm 
langen und 7,5—11 cm breiten Blätter sind plötzlich in eine kurze Spitze verschmälert, am 
Grunde sehr unsymmetrisch, außenseits in einen herzförmigen, 3,5—4,5 cm langen, den 
Blattstiel nicht erreichenden Lappen verlängert, innenseits gerundet. Der Blattrand ist 
doppelt gesägt, die kleinen Zähnchen von einer Borste gekrönt. Die oben ganz kahle, 
unten zerstreut, jedoch auf den vorragenden Nerven dichter behaarte Blattfläche hat 
außenseits 5 Basal- und 3 Seitennerven, innenseits 2 Grund- und 2—3 Seitennerven. 
Der reichblütige Blütenstand ist sehr kurz gestielt und führt männliche und weibliche 


‚Blüten. Die Deckblätter der männlichen Blüten sind 5—6 mm lang und 2,5 mm breit, 


356 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien, IM. 


die Vorblätter 3 mm lang und 0,8 mm breit. Die länglich-eiförmigen männlichen Tepalen 
sind außen sehr kurz und zerstreut rotbraun behaart. Die 20 Staubblätter sind zygomorph 
und haben den verkehrteiförmigen Antheren gleichlange Filamente. Der weibliche Ast 
ist 2-blütig und 3 mm lang gestielt. Die ziemlich großen verkehrt-eiförmigen Deckblätter 
sind 42 mm lang und 7,5 mm breit. Die kurz und dicht kraushaarigen Stiele der weib- 
lichen Blüten sind ebenso lang, ihre Tepalen in der 6-Zahl vorhanden und sehr ungleich. 
Das äußerste Tepalum ist schief, eiförmig, 7 mm lang und 4 mm breit, das innerste läng- 
lich, 7 mm lang und 2 mm breit. Die drei kurzen, ziemlich dicken, 2 mm langen Griffel sind 
an der Basis kurz verwachsen und zu ?/3 ihrer Länge in zwei von einem papillösen Spiral- 
band umwundene Äste geteilt. Der ovale 6 mm lange und 2 mm breite Fruchtknoten hat 
drei ziemlich gleiche Flügel, die ihn oben um 2,5 mm überragen. Der obere, horizontal ab- 
gestutzte Flügelrand ist 2 mm breit. Die 7 mm lang gestielte länglich-ovale, 47 mm lange 
und 6 mm breite Kapsel ist mit winzigen Kraushaaren dicht bedeckt. Die drei ziemlich 
gleichen kahlen Flügel überragen die Kapsel an der Spitze um 3 mm. Der obere hori- 
zontal abgestutzte Flügelrand mißt 9 mm. Die fast kugligen, stumpfen Samen sind von 
schwärzlicher Farbe. 


Nordcelebes: Minahassa; Bojong (WargurG n. 15190). 

B. humilicaulis Irmscher n. sp. — Herba humilis, ut videtur inferne 
geniculata adscendens, caule a basi ramoso, paulum flexuoso, medio ac 
superne pilis brevibus ferrugineis paullum crispulis erecto-appressis densius- 
cule obsito, inferne glabriore, ferrugineo, internodiis fere dimidium foliorum 
aequantibus instructo. Foliorum stipulae ovato-oblongae, apice in setam 
excedentes, sparsim ac irregulariter rufescente-pilosae, saepe glabrae, peti- 
olus brevissimus, densissime rufescente-crispulo-hirsutus, lamina sparsim 
subtus in nervis prominulis densius pilis ferrugineis erecto-appresis obsita, 
ambitu ovata, decrescenti-pinnatipartita, laciniis oblongis vel lanceolatis plus 
minusve lobatis ut lobi breviter acutis, basi rotundata, in latere exteriore 
in lobum brevissimum petiolo adnatum producta, margine paullum repanda 
sparsim ac irregulariter breviter setulosa, in latere exteriore nervis latera- 
libus et laciniis 5, in latere interiore 3—4 instructa. Inflorescentiae mas- 
culae terminales, pauciflorae, dichasia brevissima formantes; bracteae ob- 
longo-lanceolatae, glabriusculae, apice in setam excedentes; prophylla brac- 
teis similia, modo paulum minora. Inflorescentiae femineae ut videtur ter- 
minales, perpauciflorae, deinde unam capsulam gerentes. Florum masculorum 
pedicelli tepalis fere aequilongi, glabri; tepala 2 late ovata, paullum latiora 
quam longa basi cordata, glabra; staminum circ. 26—28 filamenta basi 
breviter connata, intima duplo longiora quam extima, antherae obovatae zygo- 
morphae extrorsae filamentis extimis fere aequilongae, apice paulum emar- 
ginatae, connectivo angustissimo et rimis apice conniventibus dimidium antherae 
aequantibus instructae. Flores feminei..... Capsula pedicello dimidio 
capsulae vix aequilongo instructa, ovalis, alis tribus fere aequalibus capsulae 
aequilongis vel basi paullum transgredientibus margine superiore horizon- 
taliter truncatis et capsulae fere aequilatis, apice libera acutis, basi sensim 
rotundatis instructa. 


Ein 7—14 cm hohes Kraut mit von Grund aus ästigem, im oberen Teile mit kurzen, 
rotbraunen, aufrecht angedrückten Haaren bedeckten Stengel, dessen Internodien 4,5 bis 


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E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 357 


3 cm betragen. Die 5—6 mm langen und 1,5 mm breiten, eiförmig-länglichen Neben- 
blätter sind zerstreut und unregelmäßig rotbraun behaart, oft kahl. Der sehr kurze, 
% mm lange Blattstiel ist sehr dicht braunhaarig. Die im Umriß eiförmigen, fiedrig- 
geteilten Blätter sind 5—7 cm lang und in der Mitte 3—4 cm breit, die einzelnen läng- 
lichen oder lanzettlichen 4—3 cm langen Abschnitte sind je nach ihrer Größe 4—4-lappig, 


an der Spitze wie die Lappen kurz zugespitzt. Die Blattbasis ist gerundet, an der Außen- 


seite die Lamina wenig (1—2 mm) über die Innenseite vorgezogen; der Blattrand ist 
wenig geschweift und unregelmäßig und zerstreut kurz borstig. Die Blattfläche ist zer- 
streut, unterseits auf den Nerven dichter aufrecht-angedrückt behaart. Die Außenseite 
weist 5, die Innenseite 3—4 Seitennerven und ebensoviel Blattabschnitte auf. Der männ- 
liche, endständige, wenigblütige Blütenstand stellt ein Dichasium mit sehr kurzen, 2—3 mm 
langen Gliedern dar. Seine Deckblätter sind länglich-lanzettlich, 3 mm lang und 0,8 mm 
breit, die Vorblätter 1,5—2 mm lang und 0,4 mm breit. Die weiblichen Blütenstände 
scheinen, wie aus einzelnen endständigen Kapseln hervorgeht, recht wenigblütig zu 
sein. Die männlichen Blüten sind 0,8—0,9 mm lang gestielt; die breit-eiförmigen, 
7 mm langen und 9 mm breiten, an der Basis herzförmigen, kahlen Kronzipfel sind in 
der Zweizahl vorhanden. Die ungefähr 26—28 Staubblätter haben an der Basis 0,8 mm 
lang verwachsene Filamente; die Länge der äußersten Filamente beträgt 0,5 mm, der 
innersten 1,2 mm. Die verkehrt-eiförmigen, 0,6 mm langen, zygomorphen Antheren sind 
an der Spitze etwas ausgerandet; ihre oben sich fast berührenden Pollenrisse sind halb 
so lang als die Anthere. Die weiblichen Blüten fehlen. Die auf 5 mm langem, kahlem 
Stiel sitzende ovale Kapsel ist 8—10 mm lang und 4 mm breit. Die drei ungefähr 
gleichgroßen Flügel sind der Kapsel gleichlang oder überragen sie an der Basis um 4 mm. 
Ihr oberer horizontal abgestumpfter Rand ist 4—6 mm lang, der freie Winkel zugespitzt, 
die Basis allmählich gerundet. 


Celebes: ohne nähere Angabe (A. B. Mryer.). 

B. Strachwitzii Warb. nomen nudum ex Koorders, S. H. Dritter Nach- 
trag zu meiner Emmeratio spec. Phanerog. Minahassae in Natuurk. Tyd- 
schrift voor Ned.-Indié LXIIT (1903) 90. — Herba gracilis erecto-scandens, 
caule sympodium formante ramoso, inferiore parte nodis radicante, inferne 
Jaxius, superne densius pilis brevissimis erecto-patentibus obsito, internodiis 


. petiolis fere aequilongis instructo. Foliorum stipulae parvae, oblongo-lan- 


ceolatae, glabrae, petiolus laminae fere aequilongus, ut caulis pilosus, lamina 
supra glabra, subtus modo in nervis sparsim breviter appresso-pilosa am- 
bitu late ovata vel suborbicularis, subito longiuscule acuminata basi valde 
asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cordatum petiolum plerum- 
que transgredientem producta, in latere interiore rotundata, margine irre- 
gulariter paucilobata et ciliata, extus lobis 3—4, intus 1—2, in latere ex- 
teriore nervis basalibus 4—5 et lateralibus 2—3, in latere interiore basalibus 
2—3 et lateralibus 2—3. Inflorescentiae terminales, pluriflorae racemosae 
pedunculo et internodiis ferrugineo-pilosis breviusculis instructae infimo ramo 
flores femineos superne flores masculos gerentes; bracteae oblongae glabrae. 
Florum masculorum pedicelli glabri, tepala 2, late ovata, staminum floris 
juvenilis circ. 30 filamenta basi paulum connata, antherae zygomorphae ex- 
trorsae oblongo-obovatae, apice paulum emarginatae. Florum femineorum 
pedicelli glabri, tepala 5 inaequalia oblongo-ovalia, obtusissima, extus sparsim 
brevissime setulosa; stili3, basi paulum connati, ad !/, longitudinis in 2 ramulos 


358 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. HI. 


remotos spiraliter papillosos fissi; ovarium ovale, tribus alis fere aequali- 
bus basi ovarium transgredientibus et pedicello decurrentibus margine supe- 
riore horizontaliter truncatis, sparse ac breviter setulosis instructum. Capsula 
pedicello brevi nutans ovalis, alis tribus subaequalibus, basi capsulam pau- 
lum transgredientibus, ala extus speetante paulum majore, margine superiore 
horizontalibus paulum rotundatis angulo libero obtusis basi abrupte con- 
tractis instructa. 

Ein schlankes, aufrecht kletterndes Kraut mit zusammengesetztem, verzweigtem, im 
unteren Teile an den Knoten wurzelndem, 18—40 cm langem Stengel, der unten ent- 
fernter, oben dichter mit kurzen, aufrecht abstehenden Haaren bedeckt ist. Die .Inter- 
nodien sind an kleineren Exemplaren 2—3 cm, an größeren 5—7 cm lang. Die länglich- 
lanzettlichen, kahlen Nebenblätter sind 7 mm lang und 4,5 mm breit. Der wie der 
Stengel behaarte Blattstiel ist 2-6 cm lang. Die im Umriß breit-eiförmigen oder fast 
kreisförmigen Blätter sind plötzlich 4 cm lang zugespitzt. An der unsymmetrischen Basis 
ist die Außenseite in einen 4—1,5 cm langen herzförmigen, den Blattstiel überschreiten- 
den Lappen vorgezogen, während die Innenseite gerundet ist. Der Blattrand ist unregel- 
mäßig gelappt und gewimpert. Die Blattfläche ist oberseits kahl, unterseits auf den 
Nerven spärlich und kurz angedrückt-behaart. Auf der Außenseite finden sich 4—5 
Grund- und 2—3 Seitennerven, innenseits 2—3 Grund- und 2—3 Seitennerven, Die 
endständigen, wenigblütigen Blütenstände bilden männliche, 2—2,5 cm lang gestielte 
Monopodien mit 1—1,4 cm langen Internodien, die rotbraun behaart sind und an ihrer 
Basis axillär auf gemeinsamem 7 mm langem Stiele zwei Kapseln führen. Die länglichen, 
kahlen Deckblätter sind 3 mm lang und 0,8 mm breit. Die auf kahlem kurzen Stiele 
stehenden männlichen Blüten haben zwei breit-eiförmige Tepalen. Die etwa 30 Staub- 
blätter einer noch jungen Blüte haben etwas verwachsene, ungleiche Filamente und 
extrorse, länglich-verkehrt-eif‘rmige, etwas ausgerandete Antheren. Die weiblichen 
Blüten sind 7 mm lang gestielt. Von ihren fünf länglich-ovalen, ungleichen Tepalen 
ist das äußerste 42 mm lang und 5 mm breit, das innerste 9 mm lang und 3 mm 
breit. Die drei kurz verwachsenen, 2,5 mm langen Griffel sind zur Hälfte in zwei ent- 
fernte spiralig-papillöse Schenkel gespalten. Der ovale 6 mm lange und 3 mm breite 


Fruchtknoten ist mit drei am Grunde das Ovar um 4,5 mm überschreitenden fast gleich- 


großen, oben abgestutzten, am Stiel herablaufenden Flügeln versehen. Die auf 14 mm 
langem, kahlem Stiele nickende ovale Kapsel ist 40—44 mm lang und 5 mm breit. Die 
drei Flügel, von denen einer etwas größer und am ‘oberen Rande 9 mm breit ist, wäh- 
rend die übrigen 8 mm breit sind, überragen am Grunde die Kapsel um 1 mm. Ihr 
oberer horizontaler Rand ist etwas gerundet, der freie Winkel stumpf, die Basis plötz- 
lich gerundet. In der Mitte sind sie 4—3 mm breit. 


Nordcelebes: Minahassa, Bojong (Warsurc n. 15192). 

B. brevirimosa Irmscher n. sp. — Herba coarctata erecta majuscula 
caule valde ramoso, folioso, non flexuoso, inferne glabro, superne pilis ferru- 
gineis crispulis plus minusve sparsim obsito, in siceitate tenuiter striato, 
carnosulo, internodiis petiolo longioribus instructo. Foliorum stipulae ob- 
longo-ovatae, integrae, apice in setam brevem productae, modo dorso ad 
nervum medium pilis ferrugineis crispulis sparse obsitae, petiolus brevius- 
culus, pilis ferrugineo-crispulis irregulariter ac sparsim instructus, lamina 
supra glaberrima, subtus nervis et parte marginali sparsim ac irregulariter 


ferrugineo-pilosa, ambitu ovata vel subovalis, maxima, apice breviter acu- 


minata, basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cor- 


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E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 359 


datum petiolum non transgredientem producta, in latere intus spectante 
rotundata, margine minime profunde dentata ac densiuscule ac breviter 
ciliata, in latere exteriore nervis 5—6 basalibus et 4—5 lateralibus, in in- 
teriore 2—3 basalibus et 3—4 lateralibus instructa. Inflorescentiae ter- 


minales pluriflorae, verisimiliter racemos internodiis longiusculis pilis cris- 


pulis irregulariter obsitis instructos formantes, ramo infimo flores femineos 
duos superne flores masculos gerentes, bracteae...., prophylla mascula 
ovata, glabriuscula, apice longiuscule setulosa. Florum masculorum pedi- 
celli dense crispulo-pilosi; tepala 2 late ovata obtusissima extus irregula- 
riter ferrugineo-tomentosa; staminum circ. 30 filamenta basi non con- 
nata, extima antheris aequilonga, intima 11/,-plo longiora, antherae valde 
zygomorphae extrorsae oblongo-obovatae apice emarginatae, connectivo 
angusto et rimis brevibus 1/, antherae aequilongis semilunaribus instruc- 
tae. Florum femineorum pedicelli longiusculi, pilis crispulis brevibus 
densiuscule instructi; tepala 5, ut videtur subaequalia, ovalia vel ellip- 
tica, apice acuta, extus brevissime ferrugineo-pilosa; stili 3 basi longius- 
cule connati, crassiusculi, ad 1/; longitudinis in ramulos 2 breves spiraliter 
papillosos fissi; ovarium ellipticum sparsim rubro-pilosum tribus alis fere 
aequalibus capsulam basi paulum transgredientibus, superiore margine 
horizontalibus paulum rotundatis, marginibus verticalibus subparallelis angulo 
libero subacutis basi subito rotundatis instructa. 

Gedrungenes, aufrechtes, ziemlich hohes Kraut mit sehr verzweigtem, 30—34 cm 
langem, reichblättrigem, unten 4 cm dickem und kahlem, oben mehr oder weniger spär- 
lich kraushaarigem Stengel von fleischiger Konsistenz, dessen Internodien 5—6 cm be- 
tragen. Die länglich-eiförmigen, an der Spitze mit einer 3 mm langen Borste versehenen, 
ganzrandigen Nebenblätter sind 25 mm lang und 9 mm breit. Der unregelmäßig kraus- 
haarige Blattstiel ist 4—5 cm lang. Die eiförmigen oder fast ovalen 17—23 cm langen 
und 9—43 cm breiten Blätter sind kurz zugespitzt. An der sehr unsymmetrischen Basis 
ist die Außenseite in einen herzförmigen, 2,5—4,5 cm langen, den Blattstiel nicht er- 
reichenden Lappen ausgezogen, die Innenseite gerundet. Der Blattrand ist sehr seicht 
gezähnt und dicht und kurz gewimpert. Die Blattfläche ist oberseits ganz kahl, unter- 


seits auf den Nerven und dem äußeren Teile spärlich und unregelmäßig behaart. Außen- 
seits finden sich 5—6 Grund- und 4—5 Seitennerven, innenseits 2—3 Grund- und 3—4 


 Seitennerven. Die endständigen, mehrblütigen Blütenstände bilden wahrscheinlich eine 


Traube, die 2,5—4 cm lang gestielt ist und 2—5 cm lange Internodien aufweist. Die 
eiförmigen, an der Spitze ziemlich lang beborsteten, fast kahlen Vorblätter sind 4—5 mm 
lang und 2 mm breit. Der unterste axillare Ast der Traube führt je zwei zuerst 
blühende weibliche Blüten auf gemeinsamem sehr kurzen Stiele. Die männlichen Blüten 
sind 40 mm lang gestielt; die zwei eiförmigen, sehr stumpfen, außen unregelmäßig-rot- 
zotligen Tepalen sind 10 mm lang und 7,5 mm breit. Die äußersten Filamente der 
etwa 30 an der Basis nicht verwachsenen Staubblätter sind so lang als die Antheren, 
die innersten 41/2mal so lang. Die zygomorphen, länglich-verkehrt-eiförmigen Antheren 
sind 4 mm lang, an der Spitze ausgerandet und mit schmalem Konnektiv versehen. Die 
Pollenrisse betragen ein Drittel der Antherenlänge. Die weiblichen Blüten sind 3 cm lang 
gestielt. Die 5 fast gleichen, ovalen oder elliptischen, spitzen Tepalen sind 46 mm lang 
und 8 mm breit. Die drei ziemlich dicken, 5,5 mm langen Griffel sind an der Basis 
2 mm lang verwachsen und oben in zwei 4 mm lange spiralig-papillöse Schenkel geteilt. 


360 _ C, Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. IIL. 


Der elliptische, spärlich rothaarige Fruchtknoten ist 15 mm lang und 8 mm breit. Die 
drei fast gleichen Flügel überragen die Kapsel an der Basis um 1,5 mm. Ihr oberer, 
horizontaler, etwas gerundeter Rand ist 10 mm lang, die Vertikalränder fast parallel. 
In der Mitte sind sie 5—6 mm breit, an der Basis plötzlich gerundet. 


Nordost-Neu-Guinea: In Sümpfen in den Wäldern bei Kelel um 200 m 
(SCHLECHTER n. 16240 — blühend am 11. Juli 1907). 


B. Peekelii Irmscher n. sp. — Herba glabra, ut videtur, majuscula 
adscendens, caule modo parte suprema brevissima exstante, glaberrimo, 
in siceitate grosse striato, internodiis supremis brevibus instructo. Foliorum 
stipulae oblongo-ovatae, majusculae subacutae, integrae, glabrae, petiolus 
gracilis, glaber, laminae aequilongus, lamina glaberrima ambitu late ovata 
fere orbicularis, maxima, ?/, longitudinis aequilata, apice sensim acuminata, 
basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum majusculum cor- 
datum petiolum transgredientem producta, in latere interiore abrupte rotun- 
data, margine leviter serrata, in latere exteriore nervis basalibus 6—7 radiatim 
abeuntibus, nervis 3 lateralibus, in latere interiore nervis 2—3 basalibus, 2—3 
lateralibus. Inflorescentia flores masculos et femineos gerens, capituliformis, 
pluri -(6-) flora; bracteae et prophylla ignota. Florum masculorum pedicelli 
glabri; tepala 2, late ovata, fere orbicularia, latitudini aequilonga, glabra, 
rosea vel alba; staminum circ. 40—45 filamenta omnia fere aequilonga, 
basi brevissime connata, duplum antherae aequantia, antherae zygomorphae 
extrorsae griseo-flavidae obovatae, apice in siccitate paullum emarginatae, 
connectivo angustissimo et rimis apice conniventibus fere sese attingenti- 
bus, 2/3 antherae aequantibus instructae. Florum femineorum pedicelli 
glabri, tepala 5, inaequalia glabra, extimum ovale, intimum oblongo-ob- 
ovatum, 2/3 longitudinis extimi ac vix 1/, latitudinis aequans, alba vel rosea; 
stili 3 breves, ad basim vix connati, ad 2/3 longitudinis in ramulos 2 erecto- 
patentes spiraliter papillosos fissi; ovarium late ovale, tri-alatum, alis aequa- 
libus semi-orbicularibus basi transgredientibus pilis minutissimis ferrugineis 
dense obsitis instructum; placentae bilamellatae. 

Ein nur in seinem obersten 8 cm langen Stengelteile vorliegendes, anscheinend 
ziemlich kräftiges, aufsteigendes Kraut mit einfachem, völlig kahlem Stengel, dessen oberste 
Internodien 1,5—5,5 cm betragen. Die länglich-eiförmigen, ziemlich großen, kahlen Neben- 
blätter sind 2,5 cm lang und 4 cm breit. Der schlanke, kahle Blattstiel ist 44 cm lang; 
die sehr großen Blätter sind im Umriß breit-eiförmig, 26 cm lang und 18 cm breit, 
allmählich zugespitzt, an der Basis sehr unsymmetrisch, außenseits in einen großen 
8 cm langen, herzförmigen, den Blattstiel bedeckenden Lappen vorgezogen, innenseits 
plötzlich gerundet; der Blattrand ist seicht-gezähnt. Die ganz kahle Blattfläche hat auf 
der Außenseite 6—7 strahlenförmig ausgehende Grund- und 3 Seitennerven, auf der 
Innenseite 2—3 Grund- und 2—3 Seitennerven. Der einzige vorhandene köpfchenförmige, 
ungefähr sechsblütige Blütenstand trägt männliche und weibliche Blüten. Deck- und 
Vorblätter sind unbekannt. Die kahlen Stiele der männlichen Blüten sind 45 mm lang, 
ihre zwei fast kreisföormigen, 9 mm langen und ebenso breiten Tepalen sind rosa 
oder weiß gefärbt (nach Angabe des Sammlers). Die 40—45 fast gleichlangen Staub- 


blätter sind-an der Basis sehr kurz verwachsen; die Filamente sind 2 mm lang, während 
die zygomorphen, graugelben, verkehrt-eiförmigen Antheren 4 mm lang sind. Die An- 


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E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 361 


theren sind im trockenen Zustande oben etwas ausgerandet, ihr Konnektiv sehr schmal. 
Die sich fast berührenden Pollenrisse messen 2/3 Antherenlänge. Die kahlen Stiele der 
weiblichen Blüten sind 17 mm lang, die Tepalen derselben sind ungleich groß, kahl. 
Das äußerste Tepalum ist oval, 9 mm lang und 6 mm breit, das innerste länglich- 
verkehrt-eiförmig, 6 mm lang und 2,5 mm breit. Ihre Farbe ist ebenfalls weiß oder 
rosa. Die drei kurzen, 2 mm langen, am Grunde kaum verwachsenen Griffel sind 
zu 2/3 ihrer Länge in zwei aufrecht abstehende Äste geteilt, die von einem papil- 
lösen Spiralband umwunden sind. Der ovale Fruchtknoten ist 6 cm lang und 4 cm 
breit. Die drei gleichgroßen Flügel sind halbkreisfürmig und überragen das Ovar 
an der Basis um 3 mm; ihre Oberfläche ist mit ganz feinen rotbraunen Härchen dicht 
bedeckt. 

Bismarck-Archipel: Neu-Mecklenburg: Namatanai, Ralagai, um 150m 
(PEEKEL n. 644 — blühend am 21. Sept. 1910). 


Name bei den Eingeborenen: matakabibien. 


B. filibracteosa Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta sympodialis 
caule pauciramoso vix flexuoso, inferne glabriore, superne pilis horizonta- 
liter patentibus paullum crispulis longiusculis ferrugineis hirsuto, in siccitate 
tenuiter striato, ferrugineo, internodiis longiusculis petiolis permulto longi- 
oribus instructo. Foliorum stipulae angustissimae, lineari-lanceolatae apice 
in setam longam sensim angustatae, pilis longis ferrugineis hirsutae, peti- 
olus brevissimus ut caulis sed densius pilosus; lamina pilis ferrugineis laxe 
instructa, subtus in nervis ferrugineis prominulis longius ac densius pilosa, 
ambitu valde asymmetrica, obovata, circ. 1/3 longitudinis lata, apice in acu- 
men longum sensim angustata, basi in latere extus spectante in lobum bre- 
vem cordatum petiolum transgredientem producta, in latere interiore cuneata 
subito rotundata, margine ciliato-dentata, praeterea superne nonnullis den- 
tibus majoribus, in latere exteriore nervis 3—4 basalibus et 4 lateralibus, 
in interiore À basilari, 4 lateralibus ornata. Inflorescentiae masculae ter- 
minales, pseudlaterales, i. e. folio oppositae, pluri- (15—20-) florae, monopo- 
diales, racemosae ramis pauci-floris cincinnos formantibus et internodiis 
longiusculis ferrugineo-pilosis instructae, ramo infimo flores femineos, ceteris 
masculos vel modo masculos gerentes. Bracteae lineari-lanceolatae, apice fila- 
mentosae, margine pilis rufescentibus crispulis obsitae. Prophylla filiformia, 
irregulariter ac sparsim ferrugineo-hirsuta. Inflorescentiae ramus femineus 
in nostra planta unam capsulam gerens. Florum masculorum pedicelli 
longiusculi tenues circ. duplo tepalis longiores; tepala 2, late ovata, basi 
rotundata, extus praecipue inferiore parte pilis longiusculis crispulis obsita ; 
staminum fuscorum cire. 40 filamenta ad basim non connata ubique an- 
theris aequilonga, antherae valde zygomorphae extrorsae obovatae, apice 
distincte emarginatae, connectivo angustissimo et rimis quartam partem an- 
therae occupantibus apice conniventibus instructae. Flores feminei. . .. Cap- 
sula in pedicello subaequilongo nutans, oblongo-ovalis, tribus alis paullum 
inaequalibus capsulam praecipue ad basim transgredientibus, margine supe- 
riore horizontaliter truncatis, apice libera subacutis basi rotundatis, margine 


362 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


verticali ac superficie irregulariter ac breviter ferrugineo-setuloso-hirsutis 


instructa. Semina fere orbicularia, obtusa, brunnea. 

Kine aufrechte, 0,25 m hohe, wenig verzweigte Pflanze mit unten kahlem, oben mit 
wagerecht abstehenden fuchsbraunen, etwas gekräuselten, 2—3 mm langen Haaren be- 
decktem Stengel, der 4—6 cm lange Internodien trägt. Die sehr schmalen, lineal-lanzett- 
lichen, in eine fadenförmige Spitze ausgezogenen 45—19 mm langen und am Grunde 
4,5—92,5 mm breiten Nebenblätter sind abstehend rotbraun gewimpert. Der 5-9 mm — 
lange Blattstiel ist ebenso wie der Stengel, nur dichter behaart. Die sehr ungleichseitigen, 
verkehrt-eiförmigen, mit Spitze 44—15 cm langen und 4,5—5,5 cm breiten Blätter sind 
in eine 3—4 cm lange Spitze ausgezogen, während an der Basis die Außenseite einen 
4—4,5 cm langen herzförmigen Lappen bildet und innen die Lamina keilförmig herab- 
laufend gerundet ist. Der Blattrand ist wimperig-gezähnt, außerdem treten nach oben 
zu einige größere Zähne auf; die Blattfläche ist mit rötlichen Borsten bedeckt, die unter- 
seits auf den Nerven dichter stehen, und zeigt in der Außenseite 3—4 Grund- und 
4 Seitennerven, innenseits 4 Grund- und 4 Seitennerven. Die 45—20-blütigen, bis 9 cm 
langen Blütenstände sind endständig, jedoch durch Axillartriebe scheinbar seitenständig; 
sie stellen Wickeltrauben dar, die ganz männlich sind oder deren unterster Ast weiblich 
ist. Die ebenso wie die Nebenblätter behaarten lanzettlichen, lang zugespitzten Deck- 
blätter sind 6—7 mm lang und 4,5 mm breit, während die fadenförmigen 6—7 mm langen 
und 0,5 mm breiten Vorblätter ihres und spärlich rotbraun behaart sind. Die 
in Blüten sitzen auf 10—14 mm langen, kurz und dicht rotbraun behaarten 
zarten Stielen, ihre zwei breit-eiformigen 7 mm langen und 5,5 mm breiten, an der 
Basis abgerundeten Hüllblätter sind besonders im unteren Teile außen mit etwa 
4,5 mm langen krausen Haaren besetzt. Die zahlreichen (etwa 40) Staubblätter haben 
4 mm lange, an der Basis nicht verwachsene Staubfäden; die allseitigen, stark zygo- 
morphen, braunen, verkehrt-eiförmigen, 4 mm langen und 0,7 mm breiten Antheren sind 
an der Spitze ausgerandet und haben einen nur den 4. Teil der Anthere einnehmenden 
Pollenriß. Die nickende, 45 mm lang gestielte länglich-ovale Kapsel ist ohne Flügel 
13 m lang und 6 mm breit und mit drei etwas ungleichen, die Kapsel oben um 1,5 mm, 
unten um 3 mm überragenden Flügeln versehen, deren obere Kante horizontal abgestutzt 
und deren freier Zipfel zugespitzt ist; die Flügel- und Kapseloberfläche sowie die verti- 
kalen Flügelkanten sind mit kurzen, braunen Borsten unregelmäßig bedeckt. 0,2 mm 
langen, dunkelbraunen Samen sind fast kuglig. 


Nordost-Neu-Guinea: Feuchte Stellen in den Wäldern bei Jaduna, 
um 400 m (Seuzecuter n. 17380 — blühend am 8. März 1908). 


B. naumoniensis Irmscher n. sp. — Herba sympodium formans erecta 
majuscula, caule ramoso pauci-foliato, non flexuoso, in siccitate tenuiter 
striato, tota longitudine glabro, internodiis longiusculis 2/3 folii longitudinis 
aequilongis instructo. Foliorum stipulae caducae, oblongo-lanceolatae, gla- 
brae, petiolus brevis, 1/; longitudinis folii longus, glaber, lamina supra ac 
subtus glaberrima, ambitu ovata, apice sensim acuminata, basi valde asym- 
metrica, in latere extus spectante in lobum magnum cordatum petiolo bre- 
viter adnatum producta, in latere intus spectante rotundata, margine plus 
minusve distincte duplicato-serrata, in latere exteriore nervis basalibus 4—5, 
quorum infimus marginalis, et 5—6 lateralibus, in latere interiore basalibus 
4—2 et lateralibus 5—6, fere omnibus semel-bis furcatis instructa. Inflores- 
centiae terminales, racemosae flores masculos et femineos gerentes, mono- 
podia valde ramosa internodiis longiusculis instructis formantes, infimis dua- 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 363 


bus ramificationibus flores femineos primum florentes, superne flores mas- 


culos ferentes. Bracteae . . .. 


glabra. Florum masculorum pedicelli breves, 
fere reniformia, basi cordata, glabra, rosea; 
-extus antheris aequilonga, intus duplo longiora, 


¥ 


Prophylla 


minuta, ovata, acuminata, 
glabri; tepala 2, late ovata, 
staminum circ. 70 filamenta 
antherae extrorsae flavofuscae 


— Fig. 3. Begonia nawmoniensis Irmscher. A Habitus, B Blütenstand mit nur männlichen 
‚Blüten, C männliche Blüte, D Antheren, Æ weibliche Blüte, # Frucht, — Irmscher delin, 


Botanische Jahrbücher. 


L. Bd. 


24 


Re N 
D 
| 


364 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


obovatae thecis inflatis instructae, apice emarginatae, connectivo perangusto 
et rimis flavo-limbatis !/, antherae longis instructae. Capsula pedicello aequi- 
longo tenuissimo nutans majuscula elliptica, 2/3 longitudinis lata, glabra, alis 
tribus fere aequalibus fere semiorbiculatis modo basi capsulam transgredien- 
tibus, basi pedicello paullum decurrentibus, margine superiore subrotun- 
datis, apice libera ac basi sensim rotundatis glabris instructa. Semina minuta 


oblonga obtusa, areolis majusculis distincte reticulata, flavo-fusca. — Fig. 3. 

Ein ziemlich großes, sympodial gebautes, aufrechtes Kraut mit verzweigtem, wenig- 
blättrigem, völlig kahlem, 0,33 m langem Stengel, dessen Internodien ungefähr 40 cm 
lang sind. Die sehr früh abfallenden, kahlen, länglich-lanzettlichen Nebenblätter sind 
1,2 cm lang und 3—4 mm breit. Der kahle Blattstiel ist 2—3 cm lang; die eiförmigen 
Blätter sind 13—20 cm lang und 6—9 cm breit, oben allmählich zugespitzt, während an 
der sehr unsymmetrischen Basis die Blattfläche außenseits in einen 3—5 cm langen, 
herzförmigen, dem Blattstiel 5—7 mm lang angewachsenen Lappen vorgezogen und 
innenseits gerundet ist. Der Blattrand ist mehr oder weniger deutlich doppelt gezähnt. 
Die Blattfläche ist völlig kahl und weist außenseits 4—5 Grund- und 5—6 Seitennerven 


auf, wobei der unterste Grundnerv den Blattrand einsäumt, innenseits 1—2 Grund- und ~ 


5—6 Seitennerven, die allesamt 1—2mal sich gabeln. Die endständigen, aber infolge 
Übergipfelung durch den Axillartrieb oft scheinbar seitenständigen Blütenstände bilden 
15—22 cm lange reich verzweigte Trauben, deren Internodien 3—7 cm betragen. Sie 
führen männliche und weibliche Blüten, von denen die weiblichen an den beiden untersten 
Etagen sich befinden und zuerst aufblühen. Die sehr kleinen, eiförmigen, zugespitzten, 
kahlen Vorblätter sind 4 mm lang. Die kahlen Stiele der männlichen Blüten sind 5 mm 
lang. Die zwei fast nierenförmigen, kahlen Tepalen sind 6—7 mm lang und 8 mm breit, 
von rötlicher Farbe. Von den etwa 70 Staubblättern haben die. äußeren 4,2 mm lange 
Filamente, die inneren 0,6 mm lange, während die zygomorphen, verkehrt-eiförmigen, 
in der Mitte abgesetzten Antheren 0,6 mm lang sind. Sie sind an der Spitze ausge- 
randet, mit sehr schmalem Konnektiv und die Hälfte der Anthere messenden, gelb ge- 
säumten Pollenrissen versehen. Die auf 8 cm langem, kahlem, sehr dünnem Stiele 
nickende, elliptische kahle Kapsel ist 44—15 mm lang und 40 mm breit. Die drei fast 
gleichen, kahlen Flügel überragen die Kapsel an der Basis, wo sie am Blattstiel etwas 
herablaufen, um ca. 7 mm. Ihr oberer Rand ist etwas, die freie Spitze und Basis völlig 
gerundet. In der Mitte sind sie 8—9 mm breit. Die länglichen, stumpfen, ziemlich groß 
gefelderten Samen sind von hellbrauner Farbe. 


Nordost-Neu-Guinea: Naumoni, van Rees-Geb. (Moszkowskı n. 300 
— blühend und fruchtend im Oktober 1910), Taua, van Rees-Geb. (Mosz- 
KOWSKI n. 325 — blühend im Juli bis August 1911). 


B. djamuensis Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta, caule vix ra- 
moso, tota longitudine pilis brevibus crispulis rufescentibus dense obtecto, 
rubiginoso, in siccitate distincte striato, internodiis 1/4—1/; laminae aequi- 
longis instructo. Foliorum stipulae majusculae, dein caducae, oblongo- 
ovatae, apice in setam sensim angustatae, integrae, glabrae, petiolus 
brevissimus, pilis rufescentibus crispulis densissime suffultus, lamina glaber- 
rima modo subtus nervis pilis brevissimis rubellis plus minusve dense 
obtecta, ambitu valde asymmetrica, obovata, fere duplo longior quam lata, 
apice longe acuminata, inferne cuneata, in latere extus spectante in lobum 
brevissimum petiolo tota longitudine adnatum producta, latere inferiore 


À 


rotundata margine duplicato-serrata, in parte exteriore uno nervo basali et 
& lateralibus, in parte interiore nervis 3 lateralibus. Inflorescentiae pluri- 
(40—20-) florae, racemosae superne pseud-dichotomae, vel flores masculos 
vel masculos et infimo ramo axillari 2 capsulas breviter pedunculatas ge- 
_ rentes, internodiis pilis irregularibus rufescentibus obsitis instructae. Bracteae 
atque prophylla delapsa. Florum masculorum pedicelli glabri, tepala 2 late 
ovata, fere orbicularia, latitudini aequilonga, staminum circ. 20 fasciculum in 
columnam antherae aequilongam glabram insidentem formantium antherae 
oblongo-obovatae, duplum latitudinis longae, valde zygomorphae extrorsae 
exteriores sessiles, intimae filamentis dimidium antherae metientibus suf- 
fultae, apice emarginatae, rima !/; antherae aequante et connectivo per- 
angusto non producto instructae. Capsula pedicello aequilongo instructa, 
nutans, ovalis, duplum latitudinis longa, 3 alis inaequalibus basi capsulam 
paullum transgredientibus instructa, marginibus verticalibus fere parallelis, 
2 majoribus basi subcordatis instructa. 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 365 


Aufrechtes, kaum verzweigtes Kraut mit ungefähr 0,23 m hohem, an seiner ganzen 
Linge mit kurzen, krausen, rotbraunen Haaren bedecktem Stengel, dessen Internodien 2 
bis 3 cm betragen. Die später abfallenden verkehrt-eiförmigen, 1,7--2 cm langen und 
6—7 mm breiten Nebenblätter verschmälern sich an der Spitze allmählich in eine Borste. 
Der sehr kurze, kaum 2 mm lange Blattstiel ist mit rötlichem Haarfilz dicht bedeckt. 
Die sehr ungleichseitig-ausgebildeten, verkehrt-eiförmigen Blätter sind 43—45 cm lang 
und 5—6,5 cm breit, nach oben in eine 2 cm lange Spitze auslaufend, am Rand doppelt 
gesägt. An dem keilförmigen Grunde ist die Außenseite um 2—3 mm dem Blattstiel 
länger angewachsen als die Innenseite. Die nur unterseits auf den Nerven kurz rötlich 
behaarten Blätter weisen auf der Außenseite einen Basalnerv und vier Seitennerven, 
innen nur drei Seitennerven auf. Die traubigen oben in Wickel übergehenden, 10— 
20-blütigen Blütenstände führen entweder nur männliche Blüten oder am untersten axil- 
lären Ast stehen 2 Kapseln. Die kahlen Blütenstiele der männlichen Blüten sind 10 mm 
lang, während die breit-eiförmigen Perigonabschnitte 7 mm lang und 7,5 mm breit sind. 
Die etwa 20 Staubgefäße stehen zu einem Büschel vereint auf einer nackten, 1 mm 
langen Säule; von den verkehrt-eiförmigen, sehr zygomorphen, 4 mm langen und 0,5 mm 
breiten Antheren sind die äußersten sitzend, die innersten mit 0,5 mm langem Staubfaden 
versehen. Die Pollenritze beträgt 1/3 der Antherenlänge. Die 43 mm lang gestielte 
nickende Kapsel ist 10 mm lang und 4 mm breit, die drei ungleichen Flügel, deren obere 
Kante schräg nach innen gestutzt ist und deren vertikale Kanten ungefähr parallel laufen, 
überragen an der Basis die Kapsel um 4,5 mm, die zwei größeren Flügel sind an der 
Basis herzförmig gelappt. 


Nordost-Neu-Guinea: In den Wäldern am oberen Djamu, um 
500 m (Scatecuter n. 17310 — blühend am 20. Febr. 1908). 


B. strietinervis Irmscher n. sp. — Herba glabra, gracilis erecta, stricta 
caule pauciramoso, non flexuoso, tota longitudine glaberrimo, in siccitate di- 
} stincte striato, internodiis inferne petiolis aequilongis, superne multo minoribus 
_ instructo. Foliorum stipulae majusculae, ovatae vel oblongo-ovatae, superne 
_ abrupte in apicem brevem contractae, glaberrimae, petiolus dimidio la- 
 minae aequilongus vel superne ‘/,—1/, eius metiens, glaber, lamina 
— Stricto-erecta glaberrima ambitu elliptica, apice abrupte ac longiuscule acu- 
1 24* 


366 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


minata, basi cuneato-rotundata, in latere extus spectante in lobum bre- 
vissimum petiolo adnatum producta, margine saepe indistincte ac remote 
repando-serrata, in parte exteriore nervis 3 basalibus, 3 lateralibus strictis, 
in parte interiore nervis 4—-2 basalibus, 3 lateralibus strietis instructa. 
Inflorescentiae multiflorae, inferne racemosae superne pseudo-dichotomae, 
in cincinnos transeuntes, internodiis longiusculis instructae flores masculos 
et ramo infimo axillari capsulas gerentes. Bracteae majusculae ovales, 
apice obtusae, glaberrimae. Prophylla similia, modo minora. Florum 
masculorum pedicelli tenues, glabri; tepala 2 late ovata, latitudini aequi- 
longa, glabra, alba; staminum circ. 20 filamenta basi in columnam antherae 
aequilongam connata, antherae oblongo-ovatae, extrorsae apice paullum 
emarginatae, extimae sessiles, intimae filamentis antheris brevioribus suf- 
fultae connectivo perangusto, rimis apice conniventibus 1/; antherae aequi- 
longis instructae. Florum femineorum pedicelli glabri, tepala numero in- 
certa, 3 mihi visa, tepalum extimum oblongo-obovatum apice obtusum, basi 
cuneatum, ceteris breviora ac latiora; stili 3 majusculi graciles, ad basim 
paullum connati, ad 1/, longitudinis in ramos 2 erecto-patentes spiraliter 
papillosos fissi, decidui, placentae bilamellatae. Capsula pedicello glabro nu- 
tans, ovalis, tribus alis inaequalibus capsulam paullum superantibus in- 
structa, una ala a pedicello remota majore, ceteris aequalibus, omnibus fere 
semiovalibus, superiore margine oblique truncatis, apice libera ac basi ro- 
tundatis instructa. 


Ein steif aufrecht wachsendes Kraut mit wenig verzweigtem 0,3 m hohem, völlig 
kahlem Stengel, dessen Internodien unten 5—6 cm, oben 2—3 cm lang sind. Die ziem- 
lich großen eiförmigen oder länglich-eiförmigen Nebenblätter sind 20 mm lang und 10 mm 
breit, völlig kahl und oben plötzlich in eine 2—3 mm lange Spitze ausgezogen. Der 
kahle, an den unteren Blättern 7 cm lange, an den oberen 2—3 cm lange Blattstiel ist 
steif aufwärts gerichtet. Die elliptischen, 45—18 cm langen und 5,5—6,5 cm breiten 
Blätter sind plötzlich in eine 1—2 cm lange und 1,5—2,5 mm breite Spitze verschmälert, 
während an der keilförmig-gerundeten Basis außen die Lamina 2—4 mm über die Innen- 
seite greift. Der Blattrand ist oft undeutlich geschweift-gezähnt. Die Blattfläche ist oben 
und unten kahl, die Außenseite mit drei steil-aufrechten Basal- und drei Seitennerven, die 
Innenseite mit 4—2 ebensolchen Grund- und 3 Seitennerven versehen. Die männliche 
und weibliche Blüten führenden, vielblütigen 5cm lang gestielten Blütenstände sind unten 
regelmäßig racemös, während sie nach oben zu in Monochasien übergehen. Die ziemlich 
sroßen, ovalen, 14 mm langen und 7 mm breiten Deckblätter sind kahl und an der Spitze 
stumpf, während die Vorblätter von derselben Gestalt, nur kleiner, 40 mm lang und 6 mm 
breit sind. Die männlichen Blüten sitzen auf zarten, kahlen, 9—10 mm langen Stielen, ihre 
zwei breit-eiförmigen Hüllblätter sind 9—40 mm lang und ebenso breit. Die ungefähr 
20 Staubblätter sitzen auf einer 4,3 mm langen Säule; von den länglich-verkehrt-eiför- 
migen, 1,2 mm langen, zygomorphen Antheren, die an der Spitze ein wenig ausgerandet 
sind, sind die äußersten sitzend, die innersten mit 0,7 mm langen Filamenten versehen. 
Das Konnektiv ist sehr schmal, die an der Spitze sich daher fast berührenden Pollen- 
risse messen 1/3 der Antherenlänge. Die weiblichen Blüten sitzen auf 45 mm langen 
Stielen, Hüllblätter konnten sicher nur drei festgestellt werden, deren äußerstes 17 mm 
lang und 6 mm breit war, während die inneren kürzer und breiter waren. Die drei — 
schlanken 4 mm langen Griffel sind an der Basis kurz verwachsen, oben in zwei auf- 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 367 


rechte 2mm lange, von einem spiraligen Papillenband umgebene Schenkel geteilt. Die 
Kapsel ist auf 20 mm langem Stiele nickend, oval, 9 mm lang und 4 mm breit. Die 
drei ungleichen Flügel überragen sie oben und unten um 4 mm. Der breitere an der 
dem Stiel abgeneigten Seite befindliche Flügel ist 6,5 mm breit, die übrigen 4 mm. Sie 
sind meist gleichmäßig gerundet, doch kann der freie Winkel etwas mehr hervortreten. 

Nordost-Neu-Guinea: In den Wäldern des Finisterre-Gebirges, um 


1000 m (ScHhtecater n. 18004 — blühend am 16. Juli 1908). 


B. imperfecta Irmscher n. sp. — Herba, ut videtur majuscula, erecta 
glaberrima, caule ramoso, flexuoso, glabro, plus minusve irregulariter striato, 
fulvo, internodiis breviusculis instructo. Foliorum stipulae oblongo-ovatae, 
apice sensim acuminatae, integrae, glabrae, petiolus saepe laminae aequi- 
longus, glaber, fulvus, lamina glaberrima ambitu ovata, 3/, longitudinis lata, 
apice longiuscule acuminata, basi valde asymmetrica, in latere extus spec- 
tante in lobum majusculum cordatum petiolum transgredientem producta, 
in latere interiore rotundata, margine duplicato-serrata, supra atrovirens 
nervis pallidioribus, subtus fulvo-viridis vel albido-viridis, nervis ferrugineis 
prominulis, in latere exteriore nervis 4 basilaribus et 2—3 lateralibus, in latere 
interiore nervis 2 basilaribus et 2—3 lateralibus instructa. Inflorescentiae mas- 
culae axillares, pedunculo majusculo instructae, pluri- (10—45-) florae inferne 
regulariter dichotomae, superne internodiis brevissimis pseudumbellatae, brac- 
teae...., prophylla glabra parva, oblongo ovata acuminata. Florum 
masculorum pedicelli tepalis aequilongi, glabri; tepala 2, late ovata, apice 
obtusa, basi cordata, paulum latiora quam longa, alba; staminum circ. 30 
inaequalium filamanta basi vix connata extima dimidio antherae aequi- 
longa intima 4-plo antheris longa, antherae sphaericae inflatae extrorsae 
valde zygomorphae, apice truncatae non emarginatae, connectivo perangusto 
non producto et rimis !/, antherae longis superne conniventibus instructae. 
Caetera ignota. 


Nach den vorliegenden 0,2 m langen Zweigen zu urteilen ein reich verästelter 
Halbstrauch, dessen an den Knoten zickzackig gebogene, kahle Stengel 2,5—4 cm lange 
Internodien aufweisen. Die länglich-eiförmigen, an der Spitze allmählich zugespitzten, 
ganzrandigen, kahlen Nebenblätter sind 41 mm lang und 4 mm breit. Die eiförmigen, 
40—16 cm langen und 6—8 cm breiten Blätter sind ziemlich lang zugespitzt und an der 
sehr unsymmetrischen Basis außen in einen 2—4 cm langen, herzförmigen Lappen aus- 
gezogen, während die Innenseite kurz gerundet ist. Am Rande sind sie doppelt gesägt. 
Die kahle, oben dunkelgrüne Blattfläche ist unterseits hellgrün mit rötlichen, vorspringen- 
den Nerven, die Außenseite zeigt 4 Grund- und 2—3 Seitennerven, die Innenseite 
2 Grund- und 2—3 Seitennerven. Die nur vorhandenen männlichen achselbürtigen 
Blütenstände sind 1,8—2 cm lang gestielt, ungefähr 40—45-blütig. Während die unteren 
Verzweigungen rein dichasial sind, sind nach oben zu die Glieder so gestaucht, daß die 
Blüten doldenartig zusammengedrängt erscheinen. Die eiförmigen, zugespitzten und 
kahlen Deckblättchen sind 1,4 mm lang und 0,8 mm breit. Die männlichen Blüten stehen 
auf 1 cm langen Stielen, die zwei Perigonabschnitte sind 7 mm lang und 9 mm breit, 
von weißer Farbe. Die etwa 30, an der Basis kaum verwachsenen Staubblätter sind 
ungleich lang, die äußersten haben 0,3 mm lange Staubfäden, die innersten 3 mm lange. 
Die aufgeblasenen, kugeligen, oben abgestutzten Antheren sind 0,8 mm lang, mit sehr 


368 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. Il. 


schmalem, nicht vorgezogenem Konnektiv versehen, die oben zusammenneigenden Pollen- 
risse sind halb so lang als die Anthere. 


Zentralcelebes: Bada um 1400 m (Sarasin n. 2426 — blühend am 


16. Sept. 1902). 
B. masarangensis Irmscher n. sp. — Herba gracilis humilis erecta, 


caule simplici folioso, plus minusve flexuoso, tota longitudine pilis ferru- 


gineis brevibus erecto-patentibus densissime obsito, internodiis breviusculis 
instructo. Foliorum stipulae oblongo-ovatae, .apice sensim in setam an- 
gustatae, integrae, dorso ad nervum medium ferrugineo-crispulo-pilosae, 
petiolus brevis, ut caulis densissime ferrugineo-pilosus, lamina supra -pilis 
brevibus sed crassiusculis regulariter, subtus minoribus modo in nervis 
densioribus obsita, ambitu oblonga, fere obovata, in apicem subacutum pro- 
ducta, basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in lobum cor- 
datum petiolum transgredientem producta, in latere interiore cuneato- 
rotundata, margine irregulariter grosse serrata, serraturis iterum dupli- 
cato-dentatis ac ciliatis instructa, in latere exteriore nervis basilaribus 
k—5 et lateralibus 2—-3, in interiore basilaribus 2 et lateralibus 2. Inflores- 
_centiae axillares, pauciflorae, breviter pedunculatae, ut videtur modo flori- 
bus unius generis instructae, masculae monochasia formantes; bracteae ob- 
longae, setulosae, margine irregulariter ciliatae. Florum masculorum pedi- 
celli longiusculi, subglabri; tepala 2 magna, late ovata obtusissima, dorso 
medio sparsim ac laxe breviter ferrugineo-pilosa, alba, staminum circ. 40 
filamenta fere aequilonga basi paulum connata, antheris vix aequilonga 
vel minora, antherae extrorsae zygomorphae oblongo-obovatae apice pau- 
lum emarginatae, connectivo angusto et rimis semilunaribus conniventibus 
fulvo-limbatis 1/, antherae aequilongis instructae castaneae. Florum femine- 
orum pedicelli densiuscule ferrugineo-pilosi; tepala 5 ovalia vel oblonga, 
extima intimis latiora, dorso medio sparsim ferrugineo-setulosa; stili 3 basi 
connati ad 1/, longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes spiraliter papillosos 
fissi; ovarium ovale densiuscule crispulo-pilosum alis 3 fere aequalibus 
triangularibus basi ovarium transgredientibus, margine superiore horizon- 
taliter truncatis, angulo libero acutis basi cuneatis, marginibus ciliatis in- 
structum. 

Ein niedriges, schlankes, aufrechtes Kraut mit unverzweigtem, reichblätterigem, in 


seiner ganzen Länge mit rotbraunen, kurzen, aufrecht-abstehenden Haaren dicht bedeck-: 


ten 10—14 cm langem Stengel, dessen Internodien 4,5—2 cm betragen. Die länglich- 
eiförmigen, 1,5 cm lang beborsteten, am Rücken auf dem Nerve kraushaarigen Neben- 
blätter sind 5—6 mm lang und 3 mm breit. Der wie der Stengel dicht rotbraun 
behaarte Blattstiel ist 12—18 mm lang. Die im Umriß länglichen, fast verkehrt-eiför- 
migen, in eine Spitze vorgezogenen Blätter sind 5,5— 6,5 cm lang und 2—3 cm breit. 
An der sehr unsymmetrischen Basis ist die Außenseite in einen herzförmigen, 8—10 mm 
langen, den Blattstiel überschreitenden Lappen vorgezogen, während die Innenseite keil- 
förmig-gerundet ist. Der grob gesägte Blattrand ist außerdem feiner doppelt-gesägt und 
gewimpert. Die oberseits mit kurzen, kräftigen, nach außen gerichteten Haaren regel- 
mäßig besetzte Blattfläche ist unterseits mit kleineren, auf den Nerven dichter stehenden 
Haaren bedeckt. Außen befinden sich 4—5 Grund- und 2—3 Seitennerven, innenseits 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 369 


2 Grund- und 2 Seitennerven. Die achselständigen, wenigblütigen Blütenstände tragen, 
wie es scheint, nur Blüten eines Geschlechts. Die länglichen, beborsteten, am Rande 
gewimperten Deckblätter sind 4 mm lang und 1,5 mm breit. Die männlichen Blüten sind 
46 mm lang gestielt; ihre 2 breit-eiförmigen, sehr stumpfen, außen in der Mitte spärlich 
und entfernt kurz behaarten Tepalen sind 46 mm lang und ebenso breit. Die ca. 40 
gleichlangen, an der Basis etwas verwachsenen Staubblätter haben den Antheren un- 
gefähr gleichlange oder kürzere Filamente. Die zygomorphen, länglich-eiförmigen, etwas 
ausgerandeten, mit schmalem Konnektiv und halb so langen Pollenrissen versehenen 
Antheren sind 4 mm lang. Die 10 mm langen Stiele der weiblichen Blüten sind ziem- 
lich dicht rotbraun behaart. Von den 5 ovalen oder länglichen Tepalen ist das äußerste 
44 mm lang und 8 mm breit, das innerste 12—14 mm lang und 5 mm breit. Die drei 
4—5 mm langen Griffel sind am Grunde 1,5 mm lang verwachsen und sind zur Hälfte 
in 2 spiralig-papillöse Schenkel geteilt. Der ovale kraushaarige Fruchtknoten ist 5— 
6 mm lang und 2,5 mm breit. Die 3 fast gleichen, dreieckigen Flügel überschreiten 
am Grunde die Kapsel um 1 mm. Ihr oberer horizontaler Rand ist 3 mm lang, der 
freie Winkel spitz, die Basis keilformig. Alle Flügel sind am Rande gewimpert. 
Nordcelebes: Masarang (Sarasin n. 269 — blühend am 23. April 1894. 


B. sphenocarpa Irmscher n. sp. — Herba gracilis sympodialis caule 
erecto longiusculo pauci-ramoso foliato non flexuoso, tota longitudine pilis 
brevibus crispulis purpureis densiuscule obsito purpureo, nodis incrassatis 
et internodiis foliorum laminae fere aequilongis instructo. Foliorum stipulae 
oblongo-ovales acutae, integrae, extus dense crispulo-hirsutae, caducae, 
petiolus tenuis laminae fere aequilongus, ut caulis densissime brevissime 
purpureo-crispulo-pilosus, lamina supra sordide, subtus laete viridis in nervis 
cinnamomea, supra glabra, subtus sparsim nervis dense brevissime crispulo- 
pilosa, ambitu late ovata, apice acuminata, basi in latere extus spectante 
in lobum brevem cordatum petiolum non transgredientem producta, latere 
interiore rotundata, margine grosse dentata, latere exteriore dentibus 4—6, 
interiore dentibus minus prominentibus 2—3, praeterea minute ciliato-den- 
tata, nervis in latere exteriore 3—4 basalibus et 2—3 lateralibus, latere in- 
teriore 2 basalibus et 1—2 lateralibus. Inflorescentiae masculae ignotae; 
femineae terminales uni—triflorae sympodiales. Florum femineorum pedi- 
celli ovarii dimidio fere aequilongi, densissime brevissime ferrugineo-cris- 
pulo-pilosi, tepala 5, glabra, rubra, inaequalia, extima late elliptica, intima 
oblonga, omnia apice obtusa; stili 3 graciles basi paulum connati, ad !/, 
longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes spiraliter minute papillosos fissi, 
decidui; ovarium lineari-oblongum, densissime pilis ferrugineis crispulis ob- 
situm, trialata, alis fere aequalibus ovario aequilongis, anguste triangulari- 
bus angulo libero obtusis minus dense ferrugineo-pilosis instructum; pla- 
centae bilamellatae. Capsula erecta, pedicello subaequilongo ferrugineo- 
crispulo-piloso instructa, fusiformis, dense ac breviter crispulo-pilosa, tribus 
alis aequalibus capsulae aequilongis anguste triangularibus margine superiore 
paulum oblique truncatis angulo libero obtusissimis margine verticali usque 


ad basim rectis sparse pilosis instructa. 
Schlankes, aufrechtes Kraut mit wenig verzweigtem, an seiner ganzen Länge mit 
kurzen, rotbraunen Haaren dicht besetztem, über 30 cm langem Stengel, dessen Inter- 


370 CG. Lauterbach Beiträge zur Flora von Papuasien. II. 


nodien 6—14 cm messen. Die länglich-ovalen, ganzrandigen, außen dichtbehaarten 
Nebenblätter sind 10—12 mm lang und 3—4 mm breit. Der ebenfalls rostrot behaarte 
Blattstiel mißt 4—7 cm. Die oberseits kahle, unterseits spärlich, auf den Nerven dichter 
kraushaarige, breit-eiförmige, oben zugespitzte Blattfläche ist 7—10 cm lang und 5—7 cm 
breit; am Grunde ist die Außenseite in einen kurzen herzförmigen, den Blattstiel nicht 
erreichenden Lappen vorgezogen, während die Innenseite gerundet ist. Der Blattrand 


ist mit großen, wiederum feinwimperig-gezähnten Zähnen versehen. Die Blattaußenseite. 


trägt 3—-4 Grund- und 2—3 Seitennerven, die Innenseite. 2 Grund- und 1—2 Seiten- 
nerven. Die weiblichen, endständigen Blütenstände sind ein- bis dreiblütig. Die weib- 
lichen Blüten sind 4—5 mm lang gestielt und haben 5 kahle, rote, ungleiche Perigon- 
blätter, von denen das äußerste breit-elliptische 13—16 mm lang und 40 mm breit, das 
innerste längliche 42—47 mm lang und 7—8 mm breit ist. Die drei zierlichen, am 
Grunde wenig verwachsenen Griffel sind zur Hälfte in 2 spiralig-papillöse Äste geteilt. 
Der lineal-längliche, dicht rotbraun behaarte Fruchtknoten ist 10 mm lang und 2 mm 
breit und besitzt 3 fast gleiche, nur 4 mm breite Flügel, die ebenfalls rotbraun, nur 
weniger dicht, behaart sind. Die Samenleisten sind gespalten. Die aufrechte, 6 mm 
lang gestielte, spindelförmige, dicht und kurz kraushaarige Kapsel’ist 24 mm lang und 
3,5 mm breit. Die 3 gleichen, der Kapsel gleichlangen, schmal-dreieckigen Flügel sind 
am oberen 3,5—6,5 mm breiten Rande etwas schräg nach unten abgestutzt, wäh- 
rend der freie Winkel abgestumpft ist und die Vertikalränder bis zur Basis gerade 
verlaufen. 
Zentralcelebes: Topapugebirge um 1300—1700 m (Sarasin n. 2100 
— blühend am 17. Sept. 1902). 


B. cuneatifolia Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta, caule ramoso 
pilis brevibus rufescentibus crispulis tota longitudine sparsim instructo, sicco 
dense ac tenuiter striato, fusco flavido, internodiis laminae fere 2/3 aequan- 
tibus instructo. Foliorum stipulae oblongo-lanceolatae, acutae in setam bre- 
viusculam elongatae, integrae, glabrae vel extus praecipue ad nervum me- 
dium pilis brevibus rufescentibus parce obsitae, dein deciduae, petiolus bre- 
vissimus densiuscule ac breviter crispulo-hirsutus, lamina membranacea, 
supra glaberrima, subtus pilis brevissimis rufescentibus sparsissime in ner- 
vis densius obtecta, ambitu obovato-cuneata, apice sensim late acuminata, 
triplo longior quam lata, integra, basi valde asymmetrica in latere extus 
spectante in lobum gracilem petiolum transgredientem producta, latere in- 
teriore basi cuneata, subrotundata, latere exteriore nervis 1—3 basalibus, 
4—5 lateralibus, latere interiore modo 3—5 lateralibus instructa. Inflores- 
centiae masculae terminales vel pseudo-laterales atque folio oppositae, ra- 
cemos monopodiales formantes, pauci- (5—8-) florae, brevissime pedunculatae; 
bracteae herbaceae, glabrae, ovato-lanceolatae, apice setiferae; prophylla 


he Ts ange 


lanceolata, glabra. Florum masculorum pedicelli tepalis fere aequilongi, 


tepala 2, glabra, alba, late ovata obtusa, basi cordata, latitudini aequilonga: 
staminum circ. 40 filamenta basi brevissime connata valde inaequilonga, 
extima quam antherae brevioria, intima duplum antherarum transgredientia, 
antherae obovatae, apice leviter emarginatae, vagae extrorsae, connectivo 
perangusto non producto et rimis superne conniventibus dimidium an- 
therae aequantibus instructae. Inflorescentiae femineae prophylla glabra, 


i 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 371 


oblongo-ovata, persistentia; flores feminei ignoti. Capsula ovalis alis ex- 
clusis fere triplo longior quam lata tribus alis angustis fere aequalibus 
apice capsulam paullum transgredientibus, margine superiore truncatis, fere 
1/, longitudinis latis, angulis liberis obtusis basi rotundatis ornatae; placentae 


 bilamellatae. Semina minuta oblonga, obtusa, distincte reticulata. 


(P= ey? eee wae à RAD eee D eS i EE UC". 


Der vorliegende ungefähr 3,5 dm hohe und am Grunde 0,4 cm dicke Stengel ist 
mehrmals verzweigt, in seiner ganzen Länge mit kurzen, rotbraunen Kraushaaren spär- 
lich besetzt und hat ca. 5 cm lange Internodien. Die länglich-lanzettlichen, ganzrandigen 
Nebenblätter sind S—-40 mm lang und 2—3 mm breit und laufen an der Spitze in eine 
kurze Granne aus. Die ganzrandigen, keilformigen, 7—9 cm langen und 2—3 cm breiten 
Blätter besitzen einen kurzen, 0,5 cm langen, mit kurzen, rotbraunen Kräuselhaaren 
dicht bedeckten Blattstiel. Die Blätter sind an der Basis sehr unsymmetrisch, der äußere 
Teil bildet einen zierlichen, über den Blattstiel reichenden, ungefähr 5 mm langen Lappen, 
der innere ist kurz keilförmig gerundet. Die dünnhäutige, oben kahle, unten mit sehr 
kurzen Haaren recht spärlich bedeckte Lamina weist 1—4 Grund- und 7—10 Seitennerven 
auf. Die Inflorescenzen sind endständig oder durch Ubergipfelung scheinbar seitlich; 
die männlichen bilden Monochasien mit 5—8 Blüten. Die eiförmig-lanzettlichen, kahlen, 
an der Spitze beborsteten Brakteen sind 7 mm lang und 2,5 mm breit, während die 
lanzettlichen Deckblättchen 2,5 mm lang und 0,8 mm breit sind. Die 44 mm lang ge- 
stielten & Blüten haben 2 breit-eiförmige, stumpfe, an der Basis herzförmige, 40 mm 
lange und 41 mm breite Perigonblätter. Die ca. 40 Staubgefäße sind mit an der Basis 
sehr kurz verwachsenen Filamenten versehen; die Filamente der äußeren sind 0,5 mm 
lang, die der inneren 2mm. Die verkehrt-eiförmigen, zygomorphen, allseitigen, an der 
Spitze leicht ausgerandeten Antheren sind 0,8 mm lang, die oben zusammenneigenden, 
sich bei dem sehr schmalen Konnektiv fast berührenden Pollenrisse sind halb so lang 
wie die Antheren. Die © Blüten fehlen. Die Plazenten sind 2plattig und die bleibenden» 
länglich-eiförmigen © Deckblättchen 5 mm lang und 2 mm breit. Die alleinstehende, 
auf einem 5 mm langen Stiel sitzende Kapsel ist ohne Flügel 9 mm lang und 3,5—4 mm 
breit und wird von den 3 fast gleichen, schmalen, in der Mitte 3 mm breiten Flügeln an 
der Spitze um 4 mm überragt. Die obere, abgestumpfte Seite der Flügel ist 4 mm 
breit, der freie Zipfel und die Basis abgerundet. Die länglichen, abgestumpften Samen 
sind 0,25 mm lang und deutlich netzförmig geadert. 


Celebes: Tomohon (Sarasin n. 494 — J blühend und fruchtend 
19. Juni 1894). 


B. glabricaulis Irmscher n. sp. — Herba sympodialis erecta majus- 
cula caule tenui pauciramoso pluri-foliato saepe flexuoso glaberrimo inter- 
nodiis breviusculis 1/;—1/, laminae aequantibus instructo. Foliorum stipulae 
oblongo-lanceolatae, majusculae, apice in setam brevem sensim angustatae, 
margine integrae, glaberrimae, caducae, petiolus brevissimus gracilis glaber, 
lamina membranacea glaberrima ambitu oblongo-elliptica vel ovalis, duplo 
vel triplo latitudinis aequilonga, apice sensim longiuscule acuminata, basi 
in latere extus spectante in lobum brevem plus minusve rotundatum 
petiolo adnatum producta, latere interiore rotundata, margine duplicato- 
dentata, nervis latere exteriore basalibus 1—2 et lateralibus 8—9, latere 
interiore basalibus 1 et lateralibus 6—7. Inflorescentiae terminales mono- 
podiales racemos compositos formantes, vel superne flores masculos et in- 
fima ramificatione flores femineos vel modo femineos gerentes, ramis semper 


q 


. 


372 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


dichasia formantibus ac internodiis longiusculis instructae. Florum masculorum 
bracteae oblongae, apice acuminatae, prophylla majuscula orbicularia basi 
rotundata apice breviter acuminata, pedicelli glabri, tepala 2, ut videtur 
alba, late ovata obtusa basi rotundata, staminum circ. 30 filamenta basi 
paulum connata, inaequilonga, extima 1/; antherae longa, intima 3/, an- 
therae longa, antherae extrorsae, oblongo-obovatae, fere cuneatae, apice 
profunde emarginatae, connectivo perangusto. non producto rimis brevibus 
1/4 antherae longis conniventibus instructae. Florum femineorum pedicelli 
glabri, tepala 5, inaequalia ovata, apice subacuta basi rotundata; stili 3 
basi breviter connati ad 1/, longitudinis partis liberae in ramulos 2 breves 
erectos spiraliter papillosos fissi, caduci; ovarium oblongo-obovatum gla- 
brum trialata, alis fere aequalibus subrectangularibus quam capsula paulum 
longioribus apice libera subacutis instructum. Capsula pedicello subaequi- 
longo nutans elliptica vel ovalis, alis inaequilongis subrectangularibus, duo- 
bus alis ad pedicellum spectantibus brevioribus, omnibus capsulam apice 
ac basi transgredientibus, margine superiore truncatis, basi plus quam an- 


gulo libero rotundatis, minutissime ut capsula ferrugineo-pilosis instructa. 

Aufrechtes Kraut mit dünnem, wenig verzweigtem, reichblätterigem, völlig kahlem, 
20—30 cm langem Stengel, dessen Internodien meist 3—4 cm messen. Die länglich- 
lanzettlichen, ganzrandigen und kahlen Nebenblätter sind 20—30 mm lang und 4—6 mm 
breit. Der kahle Blattstiel ist 3—10 mm lang. Die kahle, länglich-elliptische oder ovale 
oben ziemlich lang zugespitzte Blatifläche ist 42—22 cm lang und 5—8 cm breit und 
an der Basis außenseits in einem kurzen, 5—7 mm langen, dem Blattstiel fast völlig 
angewachsenen Lappen vorgezogen. Der Blattrand ist doppelt-gezähnt; die Außenseite 
besitzt 4—2 Grund- und 8—9 Seitennerven, die Innenseite 1 Grund- und 6—7 Seiten- 
nerven. Die endständigen Blütenstände bilden zusammengesetzte 7—12 cm lange Trauben, 
die entweder nur männliche oder am unteren, axillären, 1,5—1,8 mm langen Aste ein 
Paar Kapseln tragen. Die länglichen, zugespitzten Deckblätter der männlichen Blüten 
sind 40—13 mm lang und 5—6 mm breit, die Vorblätter 3 mm lang und ebenso 
breit, plötzlich ganz kurz zugespitzt. Die männlichen Blüten sind 44 mm lang 
gestielt, ihre 2 breit-eiförmigen Perigonblätter 4,5 mm lang und ebenso breit. Die 
äußeren Staubfäden sind 0,4 mm, die inneren 0,7 mm lang, die extrorsen, länglich-ver- 
kehrt-eiförmigen, fast keilförmigen Antheren außen 4,3 mm, innen 1 mm lang. Die 
weiblichen Blüten sind 42 mm lang gestielt, von ihren 5 eiförmigen, ungleichen Peri- 
gonblättern sind die äußersten 9 mm lang und 5,5 mm breit, die innersten 7 mm lang 
und 4 mm breit. Die 3 an der Basis 4,3 mm lang verwachsenen Griffel sind 4 mm 
lang. Der 40—42 mm lange und 8 mm breite Fruchtknoten hat 3 diesen oben um 
4 mm, unten um 4,5 mm überragende Flügel, die in der Mitte 5 mm breit sind. Die 
elliptische oder eiförmige hängende Kapsel ist 44—14 mm lang und 5—6 mm breit. 
Von ihren 3 ungleichen Flügeln sind die beiden dem Stiel zugeneigten schmäler, an 
der oberen Kante 6,5 mm breit und etwas kürzer als der dritte Flügel; dieser ist oben 
bis 9 mm und in der Mitte 6—7 mm breit, welche Breite aber auch die beiden anderen 
erreichen können. 


Die Art zerfällt nach der Blattform in 2 Varietäten: 
1. Var. typiea. — Foliorum lamina oblongo-elliptica inferne plus- 


minusve cuneata triplo latitudinis aequilonga, 18--23 cm longa, 
6—8 cm lata. 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 373 


Die länglich-elliptischen, nach unten mehr oder weniger keilförmigen Blätter sind 
dreimal so lang als breit, 48—23 cm lang und 6—8 cm breit. 


Nordost-Neu-Guinea: Am Oberlauf des Kaiserin-Augusta-Flusses 
(LEDERMANN n. 7754, 6886, 6641). 


2. Var. brachyphylla Irmscher n. var. — Foliorum lamina ovalis, 
inferne late rotundata, duplo latitudinis aequilonga, 12—14 cm longa, 6— 
7 cm lata. 


Die ovalen, nach unten breit gerundeten Blätter sind doppelt so lang als breit, 
42—14 mm lang und 6—7 mm breit. 


Nordost-Neu-Guinea: Am Oberlauf des Kaiserin-Augusta-Flusses 
(LEDERMANN n. 6619). 

Da die Var. brachyphylla in wichtigen Merkmalen, wie der Ausbildung der Blatt- 
basis, der Verzweigung der Inflorescenz, Gestalt der Antheren und Früchte mit der 
typischen Form übereinstimmt, konnte auf die etwas abweichende Blattgestalt hin keine 
: spezifische Trennung vorgenommen werden. 


$ Diploclinium. 

B. kaniensis Irmscher n. sp. — Herba gracilis monopodialis caule 
repente nodis radicato ramoso foliato glaberrimo internodiis breviusculis 
instructo. Foliorum stipulae glabrae, ovatae, apice sensim in setam lon- 
giuseulam productae, petiolus longiusculus tenuis glaberrimus 11/,-plo laminae 
aequilongus, lamina membranacea supra ac subtus glaberrima ambitu ovata, 
apice breviter sensim acuminata, basi ut videtur subsymmetrica, latere 
exteriore et interiore in lobum brevem sed latum cordatum producta, mar- 
gine irregulariter ac leviter duplicato-dentata ac ciliata, nervis basalibus 
6, lateralibus 4. Inflorescentiae axillares glabrae longissime pedunculatae, 
regulariter dichotomae, vel flores femineos vel masculos gerentes, pluriflorae, 
femineae internodiis longiusculis instructae. Florum masculorum pedicelli 
glabri, tepala ut videtur 4, glabra, ovalia, interiora 2 exterioribus minora; 
staminum circ. 30 filamenta basi paulum connata, inaequilonga, extima 
brevissima, intima antheris aequilonga, antherae planae, sed extrorsae, ob- 
longo-obovatae, apice non emarginatae, connectivo thecis multo latiore apice 
in lobum triangularem obtusum producto et rimis parallelis rectis instructae. 
Florum femineorum prophylla late ovalia obtusissima glabra sub flore affixa, 
pedicelli glabri longiusculi, tepala 5 glabra, inaequalia, ovalia, intima exti- 
mis minora; stili 3 basi longiuscule connati ad !/, longitudinis in ramulos 
2 graciles erecto-patentes spiraliter papillosos fissi; ovarium ellipticum gla- 
brum, tribus alis valde inaequalibus capsulam apice ac basi transgredientibus, 
una ala multo latiore apice horizontaliter truncata basi rotundata, ceteris 


semiovalibus apice ac basi rotundatis angustioribus instructa. 

Schlankes Kraut mit kriechendem, an den Knoten wurzelndem, ganz kahlem, 20— 
25 cm langem Stengel, dessen Internodien 3—5 cm messen. Die eiförmigen, kahlen 
Nebenblätter sind 8—10 cm lang und 3,5—4,5 mm breit. Der schlanke Blattstiel ist 
9—14 cm lang. Die völlig kahle, eiförmige, an der Basis fast symmetrisch-herzförmige 
Blattfläche ist 42—17 cm lang. Die achselständigen, 12 —20 cm lang gestielten Blüten- 


374 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


stände führen entweder weibliche oder männliche Blüten. Von den 4 Hüllblättern der 
männlichen Blüte sind die 2 ovalen äußeren 14—15 mm lang und 7 mm breit, die 2 inneren 
kleiner. Die Filamente der äußersten Staubblätter sind 0,2 mm lang, die der innersten 
2,5 mm lang. Die flachen, länglich-verkehrt-eiförmigen, mit breitem, oben 0,5 mm her- 
vorragendem Konnektiv versehenen Antheren sind 2,5 mm lang. Die breit-eiförmigen, 
direkt unter der weiblichen Blüte befindlichen kahlen Vorblätter derselben sind 44 mm 
lang und 9 mm breit. Die weiblichen Blüten sind 20 mm lang gestielt. Von ihren 
5 ungleichgroßen, ovalen Hüllblättern sind die äußersten A2 mm lang und 6,5 mm breit, 
die innersten 8 mm lang und 4 mm breit. Die 3 an der Basis 2 mm lang verwachsenen 
5 mm langen Griffel sind zur Hälfte in 2 schlanke Schenkel gespalten. Der kahle, ellip- 
tische, 10 mm lange und 4 mm breite Fruchtknoten wird von den Flügeln an der.Spitze 
um 1,5 mm, an der Basis um 2 mm überragt. Von den 3 ungleichen Flügeln ist der 
eine größere an seiner oberen Kante 9 mm und in der Mitte 7 mm breit, während die 
beiden anderen halbovalen in der Mitte 4,5 mm breit sind. 

Nordost-Neu-Guinea: In den Wäldern des Kani-Gebirges um 1000 m 
(ScHLECHTER n. 20370), um 900 m (Scurecurer n. 16645). 

B. subeyelophylla Irmscher n. sp. — Herba gracilis repens, caule vix 
ramoso foliato repente nodis radicante glabro vel pilis longiusculis crispulis 
ferrugineis sparsim obsito, ut videtur carnosulo, internodiis breviusculis 
instructo. Foliorum stipulae ovato-oblongae, integrae, glaberrimae, majus- 
culae, apice breviter setosae, petiolus laminae fere aequilongus, crassius- 
culus glaber, lamina supra glaberrima, subtus glaber vel in nervis pilis 
longiusculis crispulis ferrugineis sparsim obsita, ambitu late ovalis, sub- 
orbicularis, majuscula, apice breviter ac subito acuminata, basi valde asym- 
metrica, in latere extus spectante in lobum magnum cordatum petiolum 
non transgredientem producta, in latere intus spectante lobum brevissimum 
petiolum tran sgredientem cordato-rotundatum formans, margine integra den 
siuscule subtiliter ciliata, in latere exteriore nervis basalibus 5 et lateralibus 
2—3, in latere interiore basalibus 2—3 et lateralibus 1—2. Inflorescentiae 
longissime pedunculatae axillares, erectae, pauciflorae; bracteae....; prophylla 
majuscula, fere orbicularia. Florum masculorum pedicelli glabri; sepala 
4, 2 exteriora majora obovata vel subovalia glabra, 2 interiora angustiora 
oblonga obtusa; staminum circ. 60—70 filamenta basi paulum connata, fere 
aequalia, antherae zygomorphae extrorsae compresso-planae, ovales con- 
nectivo perangusto apice lobum dilatatum thecis insidentem dimidio an- 
therae aequilatum tenuem obtusum formante et rimis parallelis thecis aequi- 
longis instructae. 

Ein schlankes Kraut mit kriechendem, kaum verzweigtem, an den Knoten wur- 
zelndem, kahlem, oder mit ziemlich langen, rotbraunen Kraushaaren spärlich bedecktem, 
anscheinend fleischigem, 13—16 cm langem Stengel, dessen Internodien 3—4 cm betragen. 
Die eiförmig-länglichen, ganzrandigen, kahlen, kurz beborsteten Nebenblätter sind 22 — 
25 mm lang und 6—7 mm breit. Der ziemlich dicke, kahle Blattstiel ist 8—10 cm lang. 
Die im Umriß breit-eiförmigen, fast kreisförmigen Blätter sind 44—46 mm lang und 
44—4% cm breit und fast plötzlich in eine 4—4,5 cm lange Spitze verschmälert. An 
der unsymmetrischen Basis ist die Außenseite in einen 3—4 cm langen, herzförmigen, 
den Blattstiel nicht erreichenden Lappen ausgezogen, während die Innenseite sehr kurz 
herzförmig gerundet etwas über den Blattstiel greift. Der Blattrand ist ziemlich dicht 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 375 


gewimpert, ganzrandig, die Blattfläche ist kahl oder unterseits auf den Nerven ziemlich 
lang, aber zerstreut kraushaarig; außenseits befinden sich 5 Grund- und 2—3 Seiten- 


- nerven, innenseits 2—3 Grund- und 4—2 Seitennerven. Die 8—40 cm lang gestielten, 


wenigblütigen, aufrechten Blütenstände stehen in Blattachseln. Die fast kreisförmigen 
männlichen Vorblätter sind 11 mm lang und 8 mm breit. Die 4 cm lang gestielten männlichen 


Blüten haben 4 Tepalen, die zwei äußeren verkehrt-eiförmigen sind 43 mm lang und 


40 mm breit, die inneren, länglichen 12 mm lang und 5 mm breit. Die ca. 60—70 an der 
Basis etwas verwachsenen Staubblätter haben fast alle gleiche 1,2 mm lange Filamente. 
Die flachgedrückten, zygomorphen, ovalen Antheren sind 4 mm lang. Das schmale 
Konnektiv ist oben zu einem stumpfen Lappen erweitert, während die parallelen Pollen- 
risse so lang wie die Theken sind. 

Nordost-Neu-Guinea: Feuchte Felsen am Komlo um 250 m 
(ScHLecHter n. 17041 — blühend am 22. Dez. 1907); in den Wäldern des 
Kani-Gebirges um 1000 m (ScaLecHter n. 20371). 


B. minjemensis Irmscher n. sp. — Herba gracilis acaulis, uno folio 
et scapis floriferis instructa. Foliorum stipulae...., petiolus tenuis lon- 


_ giusculus, pilis crispulis patentibus fulvo-fuscis pubescens fere dimidium 


jaminae aequans, lamina supra et subtus pilis parvis fulvis laxe obsitum, 
ambitu ovata, majuscula, apice sensim acuta, basi vix asymmetrica, 
bilateraliter cordata, margine duplicato-dentata ac fulvo-fusco-ciliata, in 
latere extus spectante et interiore nervis tribus basalibus et circ. 5—6 late- 
ralibus, omnibus bis—terfurcatis instructa. Inflorescentiae basilares pauci- 
florae, longiuscule pedunculatae. Prophylla femineae ovatae, apice setu- 
losae. Florum masculorum pedicelli longiusculi glabri, tepala 4, glabra 
2 exteriora ovata obtusa, 2 interiora minora, obovata, basi cuneata; stami- 
num circ. 35 filamenta fere duplo antherae longiora, extima paulum bre- 
viora, antherae extrorsae obovatae, apice non emarginatae, connectivo an- 
gusto apice inter thecis divergentibus triangulariter ampliato lamelloso et 
rimis dimidium antherae aequantibus instructae. Florum femineorum pedi- 
celli longiusculi, glabri; tepala 4, glabra, 2 exteriora late ovata obtusa, 
2 interiora minora obovata; still 3 basi paulum connati, ad 1/, longi- 
tudinis in ramulos 2 erecto-patentes spiraliter papillosos fissi, decidui; 
ovarium fusiforme, glabrum, tribus alis angustis basi ovarium trans- 
gredientibus instructum; placentae bilamellosae. Capsula longiuscule pedi- 
cellata, cernua, ovalis, duplo longior ac lata, apice in rostrum brevem pro- 
ducta, glabra, alis tribus inaequalibus basi capsulam transgredientibus paullum 
pedicello decurrentibus, una ala majore, omnibus margine superiore oblique 
truncatis, apice libera obtusis, basi sensim rotundatis instructa. — Fig. 4. 

Zierliches, stengelloses Kraut mit einem Blatt und mehreren grundständigen 
Blütenständen. Der dünne, mit gelbbraunen, wagerecht abstehenden Kräuselhaaren be- 
deckte Blattstiel ist 7—9 mm lang. Das eiférmige, lang zugespitzte Blatt ist 16 cm 
lang und 10 cm breit. Die herzförmige Basis ist kaum unsymmetrisch, der Blattrand 
doppelt-gezähnt und mit feinen Wimpern versehen. Die Blattfläche ist oben und unten 
mit kleinen gelben Härchen weniger dicht bedeckt und hat jederseits 3 Grund- und 


5—6 Seitennerven, die sich alle mehrmals gabeln. Die grundständigen, wenigblütigen 
Blütenstände sind 7—9 mm lang gestielt. Die weiblichen Vorblätter sind 3 mm lang 


376 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


und 2 mm breit. Die männlichen Blüten sind 47 mm lang gestielt, das Perigon ist 
4-blätterig, die 2 äußeren eiförmigen Zipfel sind 13 mm lang und 9 mm breit, die 
2 inneren, verkehrt-eiförmigen, 40 mm lang und 6,5 mm breit. Von den ungefähr 
35 Staubblättern haben die äußeren 1,2 mm lange Filamente, während die inneren 
etwas kürzer sind. Die zygomorphen, verkehrt-eiförmigen, 0,7 mm langen Antheren 
sind an der Spitze nicht ausgerandet, sondern das schmale Konnektiv verbreitert sich 
zwischen den auseinandertretenden Theken zu einer dreieckigen, durchsichtigen Fläche. 
Die Pollenrisse sind halb so lang wie die Anthere. Die weiblichen Blüten sind 10 mm 
lang gestielt, das Perigon ist 4-blätterig; die 2 äußeren, breit-eiförmigen Zipfel sind 


Fig. 4. Begonia minjemensis Irmscher. À Habitus, B männliche Blüte, C Anthere, 
D weibliche Blüte, Æ Griffel, #' Frucht. — Irmscher delin, 


| 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 377 


6 mm lang und 7,5 mm breit, die 2 inneren verkehrt-eiförmigen 5 mm lang und 
3,5 mm breit. Die 3 an der Basis ein wenig verwachsenen, 4,5 mm langen Griffel 
sind zur Hälfte in 2 spiralig-papillöse Schenkel gespalten. Der spindelförmige, kahle 
Fruchtknoten ist 5 mm lang und 4,5 mm breit und hat 3 in der Mitte 0,7 mm 
breite, die Kapsel an der Basis um 1 mm überschreitende Flügel. Die Plazenten sind 
2-spaltig. Die 2,5 cm lang gestielte, übergeneigte, ovale Kapsel ist 14 mm lang und 
6 mm breit und läuft oben in einen kurzen Schnabel aus. Die 3 ungleichen Flügel 
überragen an der Basis die Kapsel um 4 mm und laufen etwas am Stiel herab. Der 
srößere Flügel ist in der Mitte 5 mm breit, während die beiden anderen 3 mm breit 
sind. Alle sind am oberen Rande schrägdachig abgestutzt, die freie Ecke ist gerundet, 
ebenso die Basis. | 

Nordost-Neu-Guinea: Feuchte, steile Felsen am Minjem-Tor um 
100 m (Scatecuter n. 17511 — blühend am 27. März 1908). 

B. grandipetala Irmscher n. sp. — Herba parvula humilis erecta vel 
adscendens, caule ramoso flexuoso inferne glabro, superne pilis crispulis 
rubellis densissime tomentoso, in siccate tenuissime striato, rubiginoso, inter- 
nodiis breviusculis fere tertiam partem petiolorum metientibus instructo. 
Foliorum stipulae caducae, oblongo-lanceolatae, acutae, apice in setam bre- 
vem elongatae, integrae, glabrae, petiolus longiusculus foliorum longitudinem 
fere aequans, tenuis, densissime rubello-crispulo-tomentosus, lamina supra 
pilis brevissimis rubellis dense in nervis densius obtecta, subtus ut supra 
pilosa, sed nervis densissime ac brevissime rubello-hirsuta, ambitu late 
ovata, 11/,-plo longior quam lata, inaequaliter 5—6-lobata, lobis acutis 
duplicato-dentatis, dentibus in setam brevem ferrugineam exeuntibus, 
apice acuminata, basi valde asymmetrica, in latere extus spectante in 
lobum cordatum producta, in latere interiore rotundata, nervis in parte 
exteriore basilaribus 3 et lateralibus 1—2, in interiore uno nervo basi- 
lari et lateralibus 1—2 instructa, supra obscure viridis, subtus albescenti- 
viridula. Inflorescentiae laterales axillares; masculae cymas regulariter 
dichotomas formantes, pluri-(5—10-)florae, pedunculo longiusculo 2/, petioli 
metienti instructae, femineae pauciflorae brevius pedunculatae; bracteae...; 
prophylla mascula parva, ovata, apice acuta, margine irregulariter ac bre- 
viter fimbriata. Florum masculorum pedicelli tenuiter pilosi, tepala 4, 
exteriora dua maxima, late ovata, obtusa, basi rotundata, extus pilis mini- 
mis densiuscule obsita, interiora duo ovalia, apice atque basi rotundata, 
minora, dimidio exteriorum fere aequilonga, glabra; staminum circ. 100 fila- 
menta libera valde inaequilonga, intima fere quadruplo extimorum longiora, 
antherae obovatae filamentis extimis aequilongae, apice leviter emarginatae 
vel truncatae, extrorsae valde zygomorphae, connectivo perangusto non pro- 
ducto et rimis dimidium antherae aequilongis apice conniventibus instructae. 
Flores femineae ...., placentae bilamellatae. Capsula pedicello aequilongo 
instructa, ovalis longa ac lata vel paullum longior, tribus alis aequilongis, 
triangularibus, una ala longiore et latiore ut longa, omnibus superiore mar- 
gine horizontaliter truncatis, angulo libero obtusis, basi rotundatis instructae. 
Semina minima oblongo-ovata, obtusa, reticulata. 


378 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


Nach dem vorliegenden Materiale ein gedrungenes, aufrechtes Kraut mit ungefahr 
0,2 m hohem, unten 0,4 mm dickem und mit 2—3 cm langen Internodien versehenem 
Stengel, der im oberen Teile kurz rotfilzig behaart ist. Die abfallenden, länglich-lanzett- 
lichen Nebenblätter sind 40—12 mm lang und in der Mitte 3,5—4 mm breit. Der eben- 
falls rotfilzige Blattstiel mißt 5—7 cm, die breit-eiförmigen Blätter sind 9—13 cm lang 
und 5—7 cm breit, zugespitzt, unregelmäßig 5—6-lappig, die einzelnen Zipfel doppelt- 
gezähnt und borstig-gewimpert. An der asymmetrischen Basis ist die äußere Seite herz- 
förmig, die innere abgerundet. Die Blattfläche ist ober- und unterseits mit sehr kurzen, 
roten Härchen bedeckt, die auf den Nerven dichter stehen, so daß sich diese von der 
unten hellgrünen Lamina scharf abheben. Die blattwinkelständigen Blütenstände sind 
regelmäßige Dichasien, die männlichen 5—7-blütig und 3 cm lang gestielt, die weib- 
lichen 2-blütig, ungefähr 4 cm lang gestielt. Die kleinen, eiförmigen, spitzen Vorblätt- 
chen der männlichen Blüten sind am Rande unregelmäßig gewimpert, 4,5 mm lang und 
4 mm breit. Die fein behaarten Blütenstiele sind 40—42 mm lang; von den 4 Perigon- 
blättchen der männlichen Blüten sind die 2 größten äußeren breit-eiförmig, abgestumpft, 
26 mm lang, in der Mitte 20 mm breit, außen mit feinen Härchen bedeckt, die 2 inneren 
sind oval, an Spitze und Basis abgerundet, 46 mm lang und 9 mm breit. Von den 
zahlreichen Staubblättern haben die äußeren 4,5 mm lange Filamente, die inneren 
3,5 mm lange. Die verkehrt-eiförmige Anthere ist 4 mm lang. Die Samenleisten sind 
gespalten. Die Kapsel sitzt auf 4 cm langem Stiel und ist 40—13 mm lang und 7—10 mm 
breit. Von den 3 der Kapsel gleichlangen Flügeln ist einer breiter, an seiner oberen 
horizontalen Kante 44 mm lang, während die anderen hier 8—9 mm messen; die freie 
Ecke ist stumpf, die Basis gerundet. Die netzförmig geaderten Samen sind 0,3 mm lang. 


Gelebes: Bowonglangi, »in größeren Büschen« (Sarasin n. 2154 — 
blühend und fruchtend am 24. April 1902). 

B. ionophylla Irmscher n. sp. — Herba elegans parva, caule simpliei 
perbrevi rhizomatoideo, paucifoliato, glabro, internodiis brevissimis in- 
structo. Foliorum stipulae ovatae, apice abrupte in setam laminae fere 
aequilongam elongatae, glabrae, integrae; petiolus tenuis laminae fere aequi- 
longus, pilis longiusculis crispulis ferrugineis disperse obsitus; lamina subtus 
ac supra glaberrima, margine modo irregulariter ac remote ferrugineo-ciliata, 
asymmetrica, ambitus late ovata, parva, apice obtusa, basi inaequaliter cor- 
data, in latere extus spectante in lobum triplo lobi interioris longiorem 
producta, margine integerrima, nervis tenuissimis, in latere exteriore 3—4 
basalibus et 1—2 lateralibus, in interiore 2—3 basalibus et 1—2 laterali- 
bus instructa. Inflorescentiae ut videtur axillares, longiuscule pedunculatae 
flores masculos et femineos gerentes, floribus masculis prius florentibus, pluri- 
(4—7-) florae, sympodia monochasialia formantes; bracteae... .; prophylla 
minuta, oblongo-ovata, apice in setam longuisculam producta, glabra, mar- 
gine modo disperse ac irregulariter ciliata. Florum masculorum pedicelli 
tepalis exterioribus longiores, sparsissime ferrugineo-ciliati; tepala 4, alba 
exteriora 2 late ovata fere orbicularia, extus pilis brevissimis sparsissime 
obsita, interiora 2 obovata minora glabra; staminum circ. 50 in columna 
insidentium filamenta extima brevissima, intima antheris aequilonga, an- 
therae albidae paullum zygomorphae, extrorsae planae, panduraeformes, 
apice emarginatae, connectivo angustissimo fusco et rimis dimidio antherae 
aequilongis semilunaribus apice conniventibus instructae. Florum femineorum 


Be ar, a ae 


=") u 


> Pate RS =a, Sr -s 


En TT 
- ee. 


zu. 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 379 


pedicelli ovario fere aequilongi, glabri; tepala 4, alba, exteriora 2 late ovata, 
fere orbicularia, glabra, interiora 2 oblonga obtusa; stili 3 graciles ad basim 
connati, parte libera ad 2/, longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes spira- 
liter ac longissime papillosos fissi, decidui; ovarium rhomboideum glabrum 
alis 3 triangularibus apice libero obtusis capsulam basi transgredientibus 
instructum. Capsula in pedicello glabro nutans, rhomboidea, saepe fere 
orbicularis, alis 3 triangularibus apice libero obtusis capsulam basi trans- 
gredientibus, medio latissimis instructa. 

Ein kleines, zierliches Kraut mit einfachem, sehr kurzem, 4 cm langem, rhizom- 
artigem, wenigblättrigem, kahlem Stengel, der mit sehr kurzen Internodien versehen ist. 
Die eiförmigen, an der Spitze in eine lange Borste ausgehenden kahlen und ganzrandigen 
Nebenblätter sind 6 mm lang und 2 mm breit. Der zarte, mit ziemlich langen, krausen, 
rötlich-braunen Haaren zerstreut bedeckte Blattstiel mißt 4,5—4 cm. Die asymmetrischen, 
breit-eiförmigen, an der Spitze stumpfen Blätter sind 3—4,5 cm lang und 2,5—4 cm 
breit; an der ungleichen Basis ist die Außenseite in einen 0,7—1,5 cm langen Lappen 
vorgezogen, während die Innenseite kurz herzförmig gelappt ist. Die Lamina ist ganz- 
randig, oben und unten kahl, nur am Rande unregelmäßig und entfernt rotbraun ge- 
wimpert. Die Außenseite hat 3—4 Grund- und 1—2 Seitennerven, die Innenseite 2—3 
Grund- und 4—2 Seitennerven. Die wie es scheint achselständigen 3,5—7 cm lang ge- 
stielten Blütenstände führen zuerst blühende männliche und weibliche Blüten und stellen 
4—7-blütige Monochasien dar. Die winzigen, 4,5 mm langen und 0,7 mm breiten, an 
der Spitze beborsteten, kahlen Vorblättchen sind nur am Rand zerstreut und unregel- 
mäßig gewimpert. Die sehr spärlich braun-gewimperten Stiele der männlichen Blüten 
sind 6—8 mm lang. Die vier Tepalen sind von weißer Farbe, die zwei äußeren breit- 
eiförmig, 7 mm lang und 6 mm breit, außen von sehr kurzen Härchen spärlich besetzt; 
die zwei inneren verkehrt-eiförmig, 5—6 mm lang und 2—3 mm breit. Die etwa 50 
Staubblätter sitzen auf einer 1,3 mm langen Säule, die äußeren sind fast sitzend, die 
inneren mit 0,7—0,8 mm langen Filamenten versehen. Die weißlichen, geigenförmigen, 
flachen, ein wenig zygomorphen Antheren sind 0,7—0,8 mm lang, mit sehr schmalem, 
braunem Konnektiv versehen, an der Spitze ausgerandet; die halbmondförmigen Pollen- 
risse sind halb so lang als die Anthere. Die weiblichen Blüten sind 4—5 mm lang ge- 
stielt; ihre vier Tepalen sind von weißer Farbe, die zwei äußeren, breit-eiförmigen sind 
5 mm lang und 5 mm breit, die zwei inneren länglich, 5 mm lang und 2 mm breit. Die 
drei zierlichen Griffel sind an der Basis 4 mm lang verwachsen und der ungefähr 2 mm 
lange freie Teil zu 2/3 in zwei mit lang papillösem Spiralband versehene Schenkel ge- 
teilt. Der rhombische, 4—5 mm lange und 3—4 mm breite, kahle Fruchtknoten ist mit 
drei dreieckigen, die Kapsel an der Basis überragenden, an der freien Spitze stumpfen, 
in der Mitte 1,5—2 mm breiten Flügeln versehen. Die auf 6 mm langem Stiele nickende 
Kapsel ist rhomboidisch, oft fast kreisférmig, 5 mm lang und 4,5 mm breit und hat 
drei gleichschenkligen Dreiecken gleichende 6 mm lange, in der Mitte 3 mm breite, die 
Kapsel der Basis um 4 mm überschreitende Flügel. 

Sumatra: Poeloe Bras (Insel) (Leamann n. 69 — blühend im Dezember 
1889). 


§ Sphenanthera. 


B. renifolia Irmscher n. sp. — Herba gracilis erecta majuscula, caule 
simplici, paucifoliato, non flexuoso, inferne sparsim, superne densius pilis 
brevissimis crispulis ferrugineis obsito, in siccitate plus minusve striato, in- 
ternodiis longiusculis petiolis fere aequilongis instructo. Foliorum stipulae 

Botanische Jahrbücher. L. Ba. | 25 


380 C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. III. 


ovato-lanceolatae, apice acuminatae glabrae, modo margine sparsim ferru- 
gineo-ciliatae, petiolus tenuis, longiusculus, pilis crispulis brevibus ferru- 
gineis densiuscule obsitus, lamina glabra, modo subtus in nervis primariis 
pilis ferrugineis crispulis plus minusve obsita, valde asymmetrica, ambitu 
reniformis, fere longa ac lata, apice indistincto, basi in latere extus spec- 
tante in lobum majusculum dimidio laminae longiorem producta, in latere 
intus spectante sensim rotundata, margine duplicato-dentata inter nervos 
primarios grosse sinuato-dentata, dentibus minoribus ciliis brevibus instructis, 
in latere exteriore nervis basalibus 4—5 et lateralibus 2—3, in latere in- 
teriore basalibus 2—3 et lateralibus 1—2. -Flores..... Inflorescentiae 
axillares, modo capsulas 4—6 gerentes, longiuscule pedunculatae, ramis pe- 
pedunculo multo brevioribus instructae; bracteae ovatae, apice acuminatae, 
glabrae, modo margine sparsim et irregulariter breviter ciliatae; prophylla 
oblongae, glabrae, margine sparsissime ciliata. Stili capsulis adhaerentes 
ad !/, longitudinis in ramulos 2 erecto-patentes spiraliter papillosos fissi. 
Placentae bilamellatae. Capsula breviter pedicellata tri-loculata subpyrami- 
dalis, loculis inflato-globosis, marginibus superioribus obliquis, inferioribus 
horizontalibus, alis subnullis modo volvam perangustam medio loculorum 
saepe in lacinulam productam formantibus instructa, glabra. Semina fere or- 


bicularia, obtusa aurantiaca. 

Schlankes, aufrechtes Kraut mit einfachem, wenigblättrigem, unten zerstreuter, 
nach oben hin dichter mit kurzen, krausen Haaren bedecktem, 3,5 cm hohem Stengel 
dessen Internodien 12—43 cm lang sind. Die eiförmig-lanzettlichen, zugespitzten, kahlen, 
nur am Rande spärlich rotbraun-gewimperten Nebenblätter sind ungefähr 12 mm lang 
und 3—4 mm breit. Der dünne, mit kurzen, rotbraunen Kraushaaren ziemlich dicht be- 
setzte Blattstiel ist 9—14 cm lang und 2 mm dick. Die sehr asymmetrischen, im Umriß 
nierenförmigen Blätter sind 12—14 cm lang und 6—6,5 cm breit. An der Basis ist ihre 
Außenseite in einen großen, 5—5,5 cm langen Lappen vorgezogen, während die Innen- 
seite allmählich gerundet ist. Der Blattrand ist doppelt gezähnt, die kleineren mit kurzen 
Wimpern versehen, die größeren an den Enden der Hauptnerven sich befindend. Die 
sonst kahle Blattfläche ist nur unterseits auf den Hauptnerven mit rotbraunen Kraus- 
haaren bedeckt, die Außenseite hat 4—5 Grund- und 2—3 Seitennerven, die Innenseite 
2—3 Grund- und 4—2 Seitennerven. Die axillären Fruchtstände sind 2—3 cm lang ge- 
stielt und tragen 4—6 Kapseln; die dichasialen Astchen sind 0,5—1 cm lang. Die eiför- 
migen, zugespitzten, kahlen, nur am Rande spärlich und unregelmäßig gewimperten 
Deckblätter sind 4 cm lang und 4 cm breit. Die länglichen, kahlen, am Rande spärlich 
gewimperten Vorblätter sind 3,5 mm lang und 4,5 mm breit. Die den Kapseln noch 
aufsitzenden Griffel sind zur Hälfte in zwei mit papillösem Spiralband versehene, auf- 
recht-abstehende Äste gespalten. Die 4 mm lang gestielte, 3-fächrige Kapsel besitzt 
kuglig-aufgeblasene Fächer, deren oberer Rand schräg herabläuft, während der untere 
horizontal ist. Die Flügel sind nur in Gestalt eines schmalen Streifens vorhanden, der 
oft in der Mitte der Fächer zu einem Zipfel vorgezogen ist. Die fast kugligen, stumpfen 
Samen sind von gelblicher Farbe. 


Nord-Celebes, Minahassa: Bojong (Warsure n. 15488). 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluf von Celebes. 381 
Symbegonia 
#Warb. in Engl. et Prantl, Nat. Pflanzenfam. III 6a (1894) 149, emend. 
Irmscher. 


Florum masculorum tepala 2, libera vel basi ad 1/, longitudinis connata, 
staminum filamenta brevissima in columna crassiuscula insidentia vel lon- 
giora et basi connata. 

S. Mooreana Irmscher n. sp. — S. fulvo-villosa Warb. in Botan. Mag. 
(1944) tab. 8409. — Herba erecta sympodialis caule ramoso densiuscule 
foliato nodis incrassato, tota longitudine pilis crispulis ferrugineis brevius- 
culis dense obtecto, rubro, internodiis brevibus instructo. Foliorum stipulae 
oblongo-ovatae, apice in setam longiusculam productae, integrae, glabrae, 
petiolus brevissimus, ut caulis densissime crispulo-pilosus, lamina pilis soli- 
tariis brevibus sparsim obtecta supra modo inferne nervis sparsim crispulo- 
pilosa subtus tota longitudine ferrugineo-crispulosa, ambitu oblonga, lobis 
exterioribus 2—3 longioribus quam interioribus instructa, margine dupli- 
cato-serrata et ciliata, apice longe acuminata, basi asymmetrica, in latere 
extus spectante in lobum brevem cordatum petiolo paulum adnatum pro- 
ducta, latere interiore rotundata, nervis latere exteriore basalibus 3—4 et 
lateralibus 4—5, latere interiore basalibus 4 et lateralibus 3—4. Inflores- 
centia terminalis flores plures masculos cicinnum formantes et basi flores 
femineos axillares gerens, bracteae masculae oblongo-ovatae, glabrae, nervo 
medio in setam longiusculam productae, prophylla mascula et feminea minima 
ovata, glabra. Florum masculorum pedicelli laxe crispulo-pilosi, tepala 2, 
ovata, valvata, extus pilis crispulis obtecta, apice obtusa, basi cire. ad 1/s 
longitudinis connata; staminum circ. 44—4A3 in columna crassa insidentium 
filamenta brevissima, antherae ovatae extrorsae apice subacutae connectivo 
perangusto non producto et rimis latissimis aequilongis instructae. Florum 
femineorum pedicelli glanduloso-villosi, perianthium campanulatum, extus 
breviter ferrugineo-villosum, superne lobis 5 patulis ovatis subacutis mar- 


- gine irregulariter denticulatis instructum; stili 3 crassiusculi majusculi basi 


breviter connati, ad 3/, longitudinis in ramulos 2 stricto-erectos tortos non 
papillosos fissi, decidui; ovarium oblongum vel ovale sparsim crispulo-pilo- 


«sum, tribus alis fere aequalibus (vel una ala minore) subtriangularibus cap- 


sulam plus minusve transgredientibus angulo libero longe erecto-acuminatis 
et placentis bilamellatis utrinque ovuliferis instructum. Capsula ovario 
similis, paulum latior. — Fig. 5. 

Aufrechtes, verzweigtes Kraut mit ziemlich dichter Beblätterung und 28—32 cm 
hohem Stengel. Die länglich-eiförmigen, in eine lange Borste auslaufenden kahlen Neben- 
blätter sind 42—44 mm lang und 4—5 mm breit. Der wie der Stengel dicht kraus- 
haarige Blattstiel mißt 2—3 mm. Die längliche Blattfläche ist am Rande 2—3-lappig 
und doppelt gezähnt; ihre Länge beträgt 7—14 cm, ihre Breite 2—3 cm. Die Basis ist 
außenseits in einen kurzen, 5—7 mm langen, herzförmigen, dem Blattstiel ein wenig an- 
gewachsenen Lappen vorgezogen. Die Außenseite trägt 3—4 Grund- und 4—5 Seiten- 


25* 


C. Lauterbach, Beiträge zur Flora von Papuasien. I. 


382 


N 
H 
i 
Î 


Fig. 5. Symbegonia Mooreana Irmscher. A Habitus, B männliche Blüte, C Androceum, 
D weibliche Blüte, E Griffel. — Irmscher delin, 


E. Irmscher, Neue Begoniaceen Papuasiens mit Einschluß von Celebes. 383 


Hi nerven, die Innenseite 4 Grund- und 3—4 Seitennerven. Der endständige Blütenstand 
führt die männlichen Blüten in einem den Haupttrieb beendigenden Wickel, während die 
weiblichen Blüten in der Zweizahl, wovon nur eine ausgebildet, am Grunde desselben 
axillär stehen. Die weiblichen eiförmigen Vorblätter sind 3 mm lang und 1,5 mm breit, 
die männlichen 2,5 mm lang und 1,2 mm breit. Die männlichen, länglich-eiförmigen 
_ Deckblätter messen 12 mm in der Länge und 4,5 mm in der Breite. Die männlichen 
Blüten sind 44 mm lang gestielt, ihre zwei eiförmigen 45 mm langen und 40 mm breiten 
Perigonblätter sind am Grunde 6 mm lang verwachsen. Die 0,4 mm langen Filamente 
besitzenden Staubblätter sitzen einer 5 mm langen, fleischigen, 2—2,5 mm dicken Säule 
auf, ihre der ganzen Länge nach aufspringenden Antheren sind 1,2 mm lang. Die weib- 
lichen Blüten sind 3—4 mm lang gestielt, ihre 16—47 mm lange, 10 mm breite, glocken- 
förmige Blütenhülle läuft in fünf 6 mm lange Lappen aus. Die drei 7—8 mm langen 
Griffel sind an der Basis 4,5 mm lang verwachsen und in zwei 6—7 mm lange Schenkel 
gespalten. Der längliche oder ovale Fruchtknoten ist 6—7 mm lang und 4—5 mm breit. 
Die drei fast gleichen Flügel sind in der Mitte 2—3 mm breit, die obere Kante ist 6 bis 
7 mm lang. Die Kapsel ist von ähnlicher Gestalt, nur etwas breiter. 
Nordost-Neu-Guinea: Im Humus der Gebirgswälder von Bololo, 
um etwa 1000 m (Scutecuter n. 16541 — fruchtend am 10. Sept. 1907); 
in den Wäldern des Ibo-Gebirges, um 1000 m (ScaLecuter n. 17800 — 


blühend am 29. Mai 1908). 

Diese neue, jetzt fünfte Art der Gattung Symbegonia ist von mir nach Sir Fre- 
DERIC W. Moore, Vorsteher des Botanischen Gartens in Glasnevin bei Dublin genannt 
worden, der mir mit größter Bereitwilligkeit lebendes Material der schönen Art über- 
sandte. Sie unterscheidet sich von S. fulvo-villosa Warb., mit der sie in Botan. Mag. 
(4944) tab. 8409 irrigerweise identifiziert wird, sofort durch die gelappten und außerdem 
doppelt-gezähnten, oberseits nur mit vereinzelten Haaren bedeckten Blätter, ferner durch 
kürzere Stengelbehaarung. Eine Nachuntersuchung der männlichen Blüten von S. fulvo- 
villosa Warb. ergab, daß auch bei dieser Art die Tepalen am Grunde zu 1/3 ihrer Länge 
verwachsen sind und daß das Andröceum ganz wie bei S. Mooreana Irmscher aus einer 
dick-fleischigen Säule mit kurzen, zerstreut-sitzenden Antheren besteht. Die Abbildung 
in Engl.-Prantl, Natürl. Pflanzenfam. III 6a (1894) 149 fig. 52A entspricht also durch- 
aus nicht der Wirklichkeit. Die Diagnose der Gattung ist daher, wie schon oben an- 
gegeben, nach dieser Richtung hin zu erweitern. 


y 


Bemerkungen zur Systematik der Gattung Myzodendron. 
Von 


Carl Skottsberg. 


Mit 2 Figuren im Text. 


In seiner Flora antarctica hat J. D. Hooker die Gattung Myxodendron 
Banks et Sol. (DC.) in zwei Untergattungen zerlegt, Gymnophyton und 
Eumyxodendron. Diese Einteilung ist eine sehr natürliche und wurde auch 
immer aufrecht erhalten, bis Van Tıecuem sich veranlaßt fand, für Gymno- 
phyton als eigenes Genus den Namen Myxzodendron (sensu strictiore) bei- 
zubehalten, während Humyxodendron auf drei neue Gattungen, Archt- 
phyllum, Telophyllum und Angelopogon (Poepp. mscr.) verteilt wurde 
(Bull. Soc. Bot. de France XLII, 1896). Die Gattung Archiphyllum um- 
faBt nach ihm die Arten brachystachium, oblongifolium und macrophyllum 
und soll sich dadurch auszeichnen, daß das Tragblatt des Teilblütenstandes 
auf die Achse dieses bis zu der Stelle, wo die unterste Blüte entspringt, 
verschoben ist; bei Telophyllum, mit der einzigen Art quadriflorum, ist 
das Tragblatt bis an die Spitze der Blütenstandachse verschoben, so daß 
die Blüten scheinbar auf die Oberseite des Blattstieles zu sitzen kommen. 
Angelopogon, mit der Art Znearifolium, trägt in den Blattachseln zwei un- 
gestielte Blüten und soll ferner zwei verschiedene Typen von Zweigen haben, ~ 
vegetative und florale. Diese letzte Eigenschaft aber kommt ausnahmslos 
allen Myzodendraceen zu. Da also die drei Gattungen nur auf vegetative 
Merkmale gegründet wurden, im Blütenbau aber vollkommen übereinstimmen, 
scheint es mir angebracht, sie, wie es Enger (Natürl. Pflanzenfam., Nachtr. 
S. 440) schon getan hat, wieder einzuziehen. Dabei darf nicht vergessen 
werden, daß, wie Van Tıesuem betont, auch Unterschiede in der inneren 
Morphologie vorhanden sind; meine Untersuchung gab aber zum Resultat, 
daß nur zwei gut getrennte Typen sich finden, Gymnophyton und Eumyx0- 
dendron; die Unterschiede zwischen den Sektionen der letzten Untergattung 
sind recht unbedeutend. 

Daß EnsLer die drei neuen Gattungen Van Trecmew’s als Sektionen be- 
hält, wird man gewiß billigen können; die Konsequenz fordert aber, daß 


Bemerkungen zur Systematik der Gattung Myzodendron. 385 


Gymnophyton in zwei Sektionen zerlegt wird, Heterophyllum mit ganz ver- 
schiedenen fertilen und sterilen Blättern, kätzchenförmigen Blütenständen 
und mehrblütigen Teilblütenständen bei ©, und Æphedranthus mit zapfen- 
formigen Blütenständen, bei © aus 2-, bei of aus einblütigen Teilblüten- 
ständen gebildet. 

Mancher würde vielleicht am liebsten die beiden Untergattungen von 
Hooker als Gattungen auffassen; und es ist sicher, daß man ohne Schwierig- 
keit zahlreiche bestehende Phanerogamengattungen anführen könnte, die 
viel schlechter begrenzt sind. Einerseits haben wir die Gruppe mit gelber, 
warziger Rinde und g'-Blüten mit 2 Staubblättern, anderseits die mit 
brauner, glatter Rinde und G‘-Blüten mit 3 Staubblättern. Wie ich aber 
in einer anderen Arbeit (in K. Svenska Vetenskapsakademiens Handl., Bd. 54, 
im Druck) gezeigt habe, lassen sich mit Rücksicht auf Sproßbau, Natur der 
Blätter und Bau der Blütenstände die Myzodendron-Arten in eine natür- 
liche, kontinuierliche Kette von Typen anordnen. Es gibt z. B. Gymno- 
phyton-Arten, welche zwar in der Ausbildung der Warzen und im Bau der 
Blüten (Gf mit 2 Stb.) vollkommen typisch sind (M. Gayanum, angulatum 
und macrolepis), dagegen im Sproßbau und in dem Vorhandensein von 
nicht-schuppenförmigen Laubblättern ganz mit der anderen Untergattung 
übereinstimmen. 

Bezüglich der Benennung der Untergattungen war ich lange dazu ge- 
neigt, eine Änderung vorzuschlagen. Typus der Gattung ist M. punctu- 
latum, von Banks in seinem Herbar so benannt, und dann von DE CANDOLLE 
in Mém. sur les Loranthacées (1830) veröffentlicht. Nur mit gewissem 
Zögern ließ dieser die in derselben Arbeit beschriebenen M. brachystachium 
und quadriflorum einen Platz in derselben Gattung finden. Es war also 
sehr unzweckmäßig, als Hooker beim Aufstellen der Untergattungen den 
Namen Humyxodendron für die letzterwähnten Arten verwandte. Denn 
mit diesem Namen wird mar ganz unbewußt den punctulatum-Typus, auf 
den die Gattung gegründet wurde, verknüpfen; leider wird man aber in 
den Nomenklaturregeln keine genügende Stütze für eine Namensänderung 
finden können. Es ist zu bedauern, daß Hooker nicht den von Porpprie 
(mscr. und auf Herbarzetteln) gebrauchten Namen Angelopogon aufnahm. 
PogpriG hatte für M. oblongifolium und linearifolium den Gattungsnamen 
Angelopogon vorgeschlagen; in Nova gen. et spec. plant. I (1835) folgt er 
jedoch DE CAnpoLLe, welcher sie unter Myxodendron aufführt. 


Nach dem Erscheinen der Flora antarctica sind mehrere Arten be- 
schrieben oder als nomina nuda aufgeführt worden. Seit längerer Zeit be- 
schäftigen mich die Myxodendron-Arten; ich verfüge jetzt über ein sehr 
umfangreiches Material, und deshalb will ich nun einige Mitteilungen folgen 
lassen und die weniger bekannten, unzureichend beschriebenen oder ohne 
Grund neu aufgestellten Arten darin näher prüfen. 


386 C. Skottsberg. 


I. Myzodendron imbricatum Poepp. et Endl., I. c. S. 2, Taf. 3.. 

Nach der Beschreibung und Abbildung läßt sich diese Art kaum von 
M. punctulatum unterscheiden, einer Art, die Porprıc nicht näher kannte. 
Mir stehen aber die Porprıg’schen Originale zur Verfügung (Nr. 812); mit 
diesen stimmt eine von H. J. Erwxs bei Chillan in 4000’ am 27. Dez. A901 
gesammelte Pflanze völlig überein. Die Art ist also, soweit bekannt, nur 
zweimal gesammelt worden. Offenbar hat man es mit einer guten Art zu 
tun. Die Farbe der jungen Triebe ist graugelb, nicht gelb wie bei M. punctu- 
latum, die der älteren graubraun. Die Warzen sind viel kleiner als bei 
den anderen Arten der punctulatum-Gruppe, im Durchmesser nur etwa 
1/,—1/, so groß. Die Schuppenblätter der Innovationen (Fig. 4e) sind von 
charakteristischer Gestalt, die © Blüten — (jt Pflanze nicht bekannt — 
sehr schlank und etwas anders geformt (Fig. Id). Auf der Tafel von 


Fig. 4. a—c M. Commersonii, Q Blütenstand (X 5) und zwei Schuppenblätter der Inno- 

vationen (X 10); d—f M. imbricatum, d Q Blütenstand (X 5), f zwei Tragblätter (X 10) 

und e zwei Blätter einer Innovation (X 10). Die punktierte Linie deutet die innere 
Abgrenzung des dünneren Randgewebes an. 


Porprie ist nur eine, kopfförmige Narbe, mit langen, stecknadelförmigen 
Papillen gezeichnet. Die Untersuchung der Originalpflanze zeigte, daß, wie 
bei allen Arten, drei Narben vorhanden sind und daß die »Papillen« ein 
schimmelartiger Pilz sind, was ja zu erwarten war. »M. imbricatum« in 
Hooker, |. c. S. 549, hat, wie ich mich durch Untersuchung der Beleg- 
exemplare überzeugen konnte, mit dieser Art nichts zu tun, sondern ist 
mit M. Gayanum van Tiegh. identisch. 

II. M, rioquinoënse O. Ktze. Rev. gen. plant. III. 4 (1893) S. 284 soll 
blattlos sein und unterscheidet sich nach Kuntze von M. punctulatum und 
imbricatum durch viel längere Ovarborsten. Die letztere Art wäre auch 


Bemerkungen zur Systematik der Gattung Myzodendron. 387 


»durch sparsame Epidermishécker und kugelige, mit gestielten Papillen 


besetzte Narben« von M. rioquinoënse verschieden. — Blattlos ist die Art 


ebensowenig wie M. punctulatum. Kuntze hatte offenbar eine recht ober- 
flächliche Kenntnis von der Gattung; er hat sicher nur junge Blüten von 


— M. punctulatum gesehen, denn die Federborsten werden bei dieser Art 


~~, a 
+ 


zur Zeit der Fruchtreife obenso lang wie bei M. rioquinoënse, von welchem 
nur fruchttragende Zweige bekannt sind. Die zitierte Tafel von M. imbri- 


catum stellt ebenfalls das Blütestadium dar. Die »sparsamen Epidermis- 
höcker« stellen nicht, wie Kuntze glaubte, die Warzen dar, sondern 


_ Narben abgefallener Sprosse. Die vermuteten Narbenpapillen bei M. imbri- 


catun wurden schon oben behandelt. An der Originalpflanze von M. rro- 
quinoense sucht man vergebens nach Merkmalen, die nicht ebenso gut auf 
M. punctulatum passen, mit dem es ohne Zweifel ganz identisch ist. 

II. Van Tırsnem hat drei neue Arten (I. c. S. 557) aufgestellt, jedoch 
ohne eigentliche Diagnosen beizufügen. Ich nehme sie hier unter den von 
VAN TiEGHEm gegebenen Namen auf. 

4. M. recurvam: M. punctulato simile sed gracilius; squamae ramo- 


rum sterilium oblongae vel suborbiculatae, plerumque longe et abrupte 


acuminatae, recurvae; bracteae spicularum ovato-triangulatae, acutae; spi- 
culae quam in M. punctulato longiores ad 6—7 mm, bracteis sat remotis. 
— Fig. 2 a—e. 

Die typische Form (z. B. LecaLer, Pl. chil. 580) unterscheidet sich, 
wie aus der Abb. 2 hervorgehen dürfte, beträchtlich von M. punctulatum. 
Zwar ist es nicht immer leicht, die beiden Arten auseinanderzuhalten, nach 
dem Durchmustern von einem recht umfangreichen Material glaube ich 
aber, daß es sich wirklich um zwei verschiedene Formen handelt. Ich 
finde es auch nicht nötig, M. recurvum als Varietät zu M. punctu- . 


_ latum zu stellen, sondern behalte es lieber als Art. Ich habe auch g! 
gesehen. 


2. M. Commersonii soll sich durch seine kleinen Blätter von M. 


_ punctulatum, das »tout à fait aphylle« sei, unterscheiden; dieses hat aber 


bekanntlich ganz dieselben Schuppenblätter, ein blattloses Myzodendron 
existiert ja nicht. Es sind jedoch andere Merkmale vorhanden, die viel- 
leicht genügen: M. punctulato simillimum, squamae ramorum sterilium 
majores (circ. 3X2 mm) late ovatae, apice triangulatae; spiculae femi- 
neae (solum notae) perlongae, usque ad 12 mm, 5—7-jugae bracteis re- 
motis crassis cucullatis suborbiculatis apice apiculatis, circ. 2><2,5 mm. — 
Fig. 1 a—e. 

Diese Art wurde auf eine von Commerson im Oktober 1767 an der 
Magellanstraße gesammelte Pflanze begründet. Es sind nur kleine Stücke 
der © Pflanze vorhanden (Herb. Paris, Kopenhagen). Habituell ist die Art 
M. punctulatum sehr ähnlich, auffallend sind aber die Blütenstände, die 
bei M. punctulatum auch bei der Fruchtreife viel kürzer sind; auch habe 


388 C. Skottsberg. 


ich nie so große Blätter bei den anderen Arten derselben Gruppe gesehen. 
Vielleicht ist die Ähnlichkeit mit M. recurvum etwas größer; diese Art ist 
aber durch andere Form der Schuppen, dünnere Zweige usw. charakteri- 
siert, und ist nicht so weit gegen Süden angetroffen worden. M. Commer- 
sont scheint niemals wiedergefunden worden zu sein. 

Nach der Tafel XI in DC. 1. c. ist sein M. punctulatum a. in 
nıcum, welchem ebenfalls Commerson’s Fänge zugrunde lag, mit M. Com- 
mersonit identisch. 

Ein endgültiges Urteil darf ich nicht aussprechen; es mag sich wohl 
nur um eine Form von M. punctulatum handeln. Solange wir aber keine 
Übergänge kennen, ist es besser, M. Commersonii als »species non satis 
cognita« aufzuführen. 


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Fig. 2. M. recurvum (a—e) und punctulatum (f—i): Schuppenblätter der Innovationen 
(a—d, f—h) und Tragblätter (e, 2). X 40. 


3. M. Gayanum Van Tiegh., die dritte Art, ist ebensowenig mit einer 
Diagnose versehen; denn als solche können wir die Worte »par ses peti- 
tes feuilles étroites et subulées, et aussi par son abondante ramification 
laterale, elle se distingue nettement des deux especes précédentes« (M. 
punctulatum und Commersonti) streng genommen kaum gelten lassen. 
Anderseits kann man aber mit einiger Kenntnis von diesen Pflanzen mit 
Hilfe jener Andeutung die Art sicher erkennen. Ich halte es also für 
richtig, den Namen beizubehalten und den späteren M. patagonicum Spe- 
gazzini in Nova add. ad floram patag. III. S. 163 (Anal. Mus. Nac. Buenos 
Aires VII. 4902), obgleich von einer vollständigen Diagnose begleitet, zu 
verwerfen. Sowohl © als J sind aus vielen Stellen im Regenwaldgebiet 
von Südchile (bis 48°) bekannt. Die Blütenstände und Blüten sind von 
ganz demselben Bau wie bei M. punctulatum, nur bedeutend kleiner. 

IV. M. antarcticum Gandoger in Bull. Soc. Bot. de France 51 (1904) 
S. 144. 

Dank dem Entgegenkommen des Autors dieser Art habe ich Stücke 
der Originalpflanzen, sowohl of als ©, zur Untersuchung bekommen. Die 


Bemerkungen zur Systematik der Gattung Myzodendron. 389 


cf Pflanze, gesammelt bei Port Otway an der Halbinsel Tres Montes (c. 47°) 
von Lester A. Lee, Exp. Albatross, Februar 1888, ist — M. Gayanum 
van Tiegh.; die © Pflanze, gesammelt im Dez. 1887 von demselben Herrn in 
Laredo Bay an der Magellanstraße (c. 53°) dagegen = M. punctulatum 
Banks et Sol. Es lag wohl kein Grund vor, diese beiden als Gf und © 
einer Art aufzufassen. Ohne Kenntnis von der Gattung Myxodendron 
wird man auf diese bequeme Weise ganz wunderbare neue Arten schaffen 
können. 

V. M. brachystachium DC. wurde von De CanDoLe, I. c. und Prodr. IV. 
S. 286 (1830) auf eine blühende © Pflanze hin beschrieben. Ferner wurde 
auf Porprie, Pl. exs. 813 M. oblongifolium DC. Prodr. IV. S. 671, das sich 
nach der Beschreibung durch behaarte Äste und längere Federborsten aus- 
zeichnet, aufgestellt; es wurde von Porrrıs und ENDLIcHER |. c. ausführ- 
licher beschrieben und auch abgebildet. Guizıemin (in De Lessert, Icon. 
select. plant. III. S. 97, Taf. 80, 1837) nimmt nur M. oblongifolium DC. 
an, indem er M. brachystachium für ein jüngeres Stadium derselben Art 
erklärt. Wenn dies auch richtig wäre, würde die Pflanze jedenfalls den 
älteren Namen brachystachium behalten müssen; es zeigt sich aber, daß 
Guittemin, der einen fruchttragenden Zweig von »M. oblongifolium« ab- 
abgebildet hat, nicht in der Lage war, die Frage der Identität der beiden 
Arten zu beurteilen. Er beschreibt nämlich die Pflanze sowohl auf ein 
Blüte- wie ein Fruchtstadium, und führt im ersten Falle an: »epidemide laevi 
atrorubente punctulis albis consperso«; über die ältere Pflanze bemerkt er: 
»rami et folia speciminibus junioribus similia nisi paulo longiora«. Das ab- 
gebildete Exemplar hatte Brınazs gesammelt. 

Seitdem ich Originalexemplare von beiden Arten untersucht habe, bin 
ich zu der Auffassung gekommen, daß sie zwar sehr nahe verwandt sind, 
aber besser nicht vereinigt werden. Das meiste unter dem Namen oblongi- 
folium in den Sammlungen befindliche Material ist brachystachium, das 
anscheinend viel häufiger ist. 

Das von Hooker |. c. abgebildete M. brachystachium ist typisch. Zwar 
… ist der Name sehr unglücklich gewählt und dient nicht zur Charakteristik 
der Art, die sich aber durch andere Merkmale auszeichnet: Zweige, auch 
Innovationen, mit glatter, violettbrauner Rinde, auf der die grauweifien 
Lenticellen. deutlich hervortreten, Rhachis des Blütenstandes etwas behaart, 
Fruchtstände bis 15 cm lang, Früchte eiförmig mit Borsten von bis 35 mm 
Länge. Das Verbreitungsgebiet umfaßt ganz Südchile bis Kap Horn. Von 
dieser unterscheidet sich M. oblongifolium durch dicht behaarte, graufilzige 
_ Rinde; auch an älteren Zweigen ist die Behaarung noch deutlich zu sehen. 
Blühende Stöcke sind nur an der Behaarung mit Sicherheit zu erkennen. 
_ Die Fruchtstände werden bis 22 cm lang, die Früchte sind mehr zylindrisch 
und ihre Borsten erreichen die kolossale Länge von 70—85 mm. Blattform 
_ und Blattgröße sind etwas variabel und lassen sich hier nicht als Arten- 


390 C. Skottsberg. 


merkmale gebrauchen. Es wäre wohl denkbar, die beiden Arten zu ver- 
einen; gegen ein solches Verfahren muß aber angeführt werden, daß Über- 
gänge nicht bekannt sind, und daß zylindrische Früchte mit sehr langen 
Borsten nur bei dem behaarten, eiförmige mit kürzeren Borsten nur bei 
dem glatten Typus vorkommen. Die oben gegebenen Make gelten in beiden 
Fällen nur reifen Früchten mit vollständig entwickelten Federborsten. Ferner 
darf nicht vergessen werden, daß wahres M. oblongifoliwm in Porprics 
Sinne nur aus den Kordilleren von Chillan, Antuco, Valdivia usw. und 
aus dem Territorium Chubut in dem argentinischen Patagonien bekannt 
ist; ich habe kein Exemplar südlich von 441/,° gesehen. Hooker (I. c. 
zitiert M. oblongifolium aus Port Famine an der Magellanstraße (Capt. Kine); 
diese Exemplare gehören aber, wie alle aus Siidpatagonien und dem Feuer- 
lande stammenden, die ich gesehen habe, zu der anderen Art. 

VI. Angelopogon heterophyllus Poepp. in sched. coll. plant. 257 ist 
M. oblongifolium DC. 

VII. Misodendron macrophyllum Philippi in Linnaea 30 (4859) S. 190 
ist M. brachystachium DC. Die © Partialblütenstände sind sehr lang ge- 
streckt, die untersten messen bis 30 mm, trotzdem die Borsten noch ganz 
unentwickelt sind. Sonst ganz typisch. 

VII. M. linearifolium DC. 

Von dieser Art habe ich sehr zahlreiche Exemplare gesehen. Es lassen 
sich zwei Rassen unterscheiden: 41. Die Hauptform, Typus von PorrriG 
n. 800 und IIIf: 256 pp.: rami steriles ad 22 cm longi foliis ad 15—20 
X 1—2 mm, florigeri © ad 25 cm longi, subglabri; ovarium = glabrum. 
Nur auf Nothofagus obliqua (Poepp.) Ble. in den Kordilleren von Maule, 
Linares, Chillan, Valdivia; 2. Var. contractum Skottsb.: rami steriles multo 
breviores, plerumque 5—6, interdum ad 10 cm longi foliis circ. 10X41 mm, 
florigeri © ad 8 cm, magis hirsuti; ovarium + dense pilosum. Von dieser 
Varietät kommt eine forma monotca vor (Dustn bei Lago Argentino n. 5624, 
SKOTTSBERG im Koslowsky-Tal 5. XII. 1908). Durch ihren gedrungenen Wuchs 
ist die Varietät leicht kenntlich. Sie kommt in ganz Südchile bis Süd- 
patagonien vor; innerhalb des Gebiets der Hauptform aber, wie es scheint, 
nur in größerer Meereshöhe; überall wurde sie auf Nothofagus antarctica 
(Forst.) Ble. oder N. pumilio (Poepp.) Ble. gesammelt. 

Die elf bekannten, gültigen Arten lassen sich folgendermaßen gruppieren: 

Subgen. 1. Eumyzodendron Hook. fil. 

Sect. I. Archiphyllum (v. Tiegh.) Engler 
M. brachystachium DC. 
M. oblongifolium DC. 

Sect. I. Angelopogon (Poepp. mser.) Engler 
M. linearifolium DC. 

Sect. II. Telophyllum (v. Tiegh.) Engler 
M. quadriflorum DC. 


en 


Bemerkungen zur Systematik der Gattung Myzodendron. 391 


Subgen. 2. Gymnophyton Hook. fil. 

Sect. IV. Heterophyllum Skottsb. nov. sect. 
M. macrolepis Phil. 
M. angulatum Phil. 

Sect. V. Ephedranthus Skottsb. nov. sect. 
M. Gayanum v. Tiegh. 
M. punctulatum Banks et Sol. 
M. recurvum v. Tiegh. 
M. Commersoniw v. Tiegh. 


Die Wirtspflanzen der Myzodendron-Arten. 
Leider ist den Herbarexemplaren von Myxodendron durchaus nicht 


immer eine Probe der Wirtspflanze beigelegt, und wo diese fehlt, findet man 
meistens keine Angabe, um welche Nothofagus-Art es sich handelt. Unten 
habe ich eine kleine Zusammenstellung gegeben, fiir die jedoch nur sichere 
Angaben oder am liebsten direkte Beobachtungen in der Natur oder an 
Herbarpflanzen berücksichtigt wurden. 


M. brachystachium: Nothofagus antarctica und pumilio, betuloides 
und Dombeyr, außerdem habe ich einige von Puicirrr gesammelte, 
auf der Cunoniacee Caldcluvia paniculata schmarotzende Exem- 
-plare in situ gesehen. 

M. oblongifolium: N. pumilio, nach einer Bemerkung in dem Pariser 
Herbar auch auf Aristolochia maqui, Belegexemplar aber nicht 
vorhanden. 

M. linearifolium typicum: N. obliqua. 

M. linearifolium v. contractum: N. antarctica und pumilio. 

M. quadriflorum: N. pumilo. 

M. macrolepis: N. betulordes. 

M. angulatum: N. betuloides. 

M. Gayanum: N. Dombeyi und nitida. 

M. punctulatum: N. antarctica und pumilio, betuloides und Dombeyi. 

M. recurvum: N. Dombeyi und nitida. 

M. imbricatum: N. Dombeyi. Die Originalexemplare wuchsen nach An- 
gabe von Porrrıs auf »Thuja andina« (= Libocedrus chilensis). Es 
ist, da von der Wirtspflanze nichts zu sehen ist, unmöglich zu wissen, 
ob die Angabe richtig ist. Der einzige sichere Fall, wo die Wirts- 
pflanze nicht der Gattung Nothofagus angehörte, ist oben erwähnt 
(M. brachystachium). 

M. Commersonii: Unbekannt. 

Von den aufgezählten Buchen-Arten sind antarchica, obliqua und 


pumilio laubwechselnd, betuloides, Dombeyi und nitida immergrün. Nur 
zwei Myxodendron-Arten, brachystachium und punctulatum, sind auf so- 
wohl laubwechselnden wie immergrünen Buchen gefunden worden. 


Botan. Institut Upsala, Mai 1913. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 
Von 


Dr. Karl Fritsch 


Graz. . 


Aus dem Berliner Herbarium erhielt ich schon vor Jahren eine grüBere 
Anzahl amerikanischer Gesneriaceen zur Bearbeitung. Aus diesem reich- 
haltigen Material wählte ich seinerzeit nur die aus Brasilien stammenden 
Exemplare aus, da mir die Gesneriaceen-Flora Brasiliens von früheren Ar- 
beiten her!) am besten bekannt war. Die Bearbeitung dieser brasilianischen 
Gesneriaceen erschien 1906 in diesen Jahrbüchern?). 

Das viel umfangreichere Gesneriaceen-Material aus den übrigen Teilen 
Amerikas, meist aus der Andenkette, ordnete ich zunächst nach Gattungen, 
insoweit diese schon aus dem Habitus erkennbar waren, und sonderte ins- 
besondere die Gyrtandroideen von den Gesnerioideen. Da ich fortwährend 
mit anderen Arbeiten überhäuft war, so ging die Bearbeitung sehr langsam 
vor sich. Um nun die Publikation nicht noch länger zu verzögern, entschloß 
ich mich, zunächst nur die Bearbeitung der Gesnerioideen zu veröffentlichen 
und die noch schwierigeren und weniger geklärten Cyrtandroideen vor- 
läufig außer Betracht zu lassen. | 

Dank dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Geheimrates Prof. 
Dr. A. Enerer konnte ich die Gattungen Kohleria und Campanea aus dem 
Berliner Herbarium entlehnen und namentlich die seinerzeit Hansteın, 
OERSTED u. a. vorgelegenen Originalexemplare vergleichen. Herr Kustos 
Dr. A. ZAHLBRUCKNER in Wien stellte mir leihweise Gesneriaceen-Materiale 
aus dem Herbarium des K. K. naturhistorischen Hofmuseums freundlichst 
zur Verfügung. Auch das Herbarium des botanischen Institutes der K. K. 
Universität in Wien (Vorstand: Hofrat v. Werrstem) und jenes des unter 
meiner Leitung stehenden Institutes für systematische Botanik an der K.K. 
Universität in Graz benutzte ich gelegentlich zum Vergleiche. Alle im Her- 


4) Frrrsch, Über einige während der ersten Recnezzschen Expedition gesammelte 
Gamopetalen. Bihang till K. svenska Vet.-Akad. Handlingar, Band 24, Afd. III Nr. 5. — 
Beitrag zur Kenntnis der Gesneriaceen-Flora Brasiliens. Bot. Jahrb. XXIX, Beibl. Nr. 65. 

2) Fritsch, Zweiter Beitrag zur Kenntnis der Gesneriaceen-Flora Brasiliens. Bot. 
Jahrb, XXXVII, S. 481—502. 


ce =. … 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 393 


barium des Wiener Hofmuseums liegenden Exemplare sind in dieser Ab- 
handlung durch »H. V.« (Herbarium Vindobonense) gekennzeichnet, während 
»H. B.« das Berliner Herbar (Herbarium Berolinense) bedeutet. Alle Pflanzen, 
bei welchen eine solche Bezeichnung fehlt und nicht ausdriicklich ein anderes 
Herbarium genannt ist, waren in den mir von Berlin zur Bestimmung ge- 
sandten Kollektionen enthalten. 

Die vorliegende Arbeit enthält die Beschreibung neuer Arten und die 
Angabe neuer Standorte aus folgenden Ländern und von folgenden Sammlern: 

aus Mexiko von BourGrau, EHRENBERG, ENDLICH, GALEOTTI, HARTWEG, 
C. Hezzer, Karwinski, KERBER, Lams, F. MÜLLER, PRINGLE, Sartorius, 
SCHAFFNER, SCHIEDE, SCHMITZ, SELER, WAWRA; 

aus Guatemala von BernouLLı und CARIO, SALVIN, Sever, SMITH, TÜRCK- 
HEIM; 

aus Costa Rica von LEHMANN, SmitH, Tonpuz, WERCKLE; 

aus Columbia von LEHMANN, LINDEN, KARSTEN, STÜBEL, TRIANA; 

aus Venezuela von Grosourpy und von KarsTEN; 

aus Ecuador von EGcers, Jameson, KARSTEN, SODIRO, Spruce; 

aus Peru von Ute und von WEBERBAUER; 

aus Bolivia von Bane, BRIDGES, Pease Kuntze, Manpnon; 

aus Paraguay von Fiesric, HAGENBECK, Hasster. 

Die Nomenklatur habe ich überall nach den neuen Regeln richtig- 
gestellt. Die unangenehmste, aber unausweichliche Folge dieser Regeln ist der 
Ersatz des Gattungsnamens Corytholoma (Benth.) Decn. durch Rechsteineria 
Regel. Bei der Gattung Kohleria benutzte ich die Gelegenheit zu einer 
teilweisen Klärung der recht verworrenen Synonymie. 


Monopyle Moritz. 


4. Monopyle macrocarpa Benth. 
Peru: Dep. Loreto, am Pongo de Chilcayo, Tarapoto (ULE n. 6484. 
— Oktober 1902). »Blüten weiß mit hellblauem Rand.« 


Die Pflanze stimmt mit der von Brentuam’) zitierten Nr. 4454 von Spruce, welche 
ebenfalls bei Tarapoto gesammelt wurde (H. V.), vollkommen überein. Eine etwas ab- 
weichende Form sammelte Sprrce am »Chimborazo, Riv. Chasuan, 2600’« (H. V.). 
Diese Form nähert sich durch viel kürzere Blatt- und Blütenstiele der von BENTHAM 
abgebildeten var. 2sophylla, unterscheidet sich aber von ihr durch die ausgeprägte 
Anisophyllie. Wieder eine andere Form wächst in Costa Rica (Enpres n. 82 und 158, 
H. V.); sie wurde von HeusLeY?) als var. costaricana kurz diagnostiziert, hat aber 
keineswegs immer »folia concolora«. Alle diese Formen sind so ähnlich, daß ihre 
separate Benennung kaum nötig erscheint. 

2. Monopyle subsessilis Benth. 

Peru: Dep. Loreto, am Wasserfall des Cerro de Escaler, 1200 m 


(ULz n. 6807. — Januar 1903). »Blüten hellblaue. 


4) In Hooker, Icones plantarum, bei Pl. 4498. 
2) Biologia Centrali-Americana, Botany II. p. 472. 


394 K. Fritsch. ) 


Die Pflanze stimmt mit der von Spruce bei Tarapoto gesammelten Pflanze n. 4451* 
(H. V.), welche Benruam (l. c.) als Original-Exemplar zitiert, genau überein. 

3. Monopyle Sodiroana Fritsch n. sp. 

Caulis flexuosus minute puberulus. Folia valde inaequalia, e basi 
obliqua ovata acuminata serrata, supra sparse setulosa, subtus in nervis 
puberula, majora breviter petiolata, minora subsessilia. Inflorescentia 
terminalis bracteis foliaceis praedita fasciculis duobus cymosis superpositis. 
Pedicelli breves pubescentes. Receptaculum. breviter villosum.  Calycis 
laciniae latae breviter acuminatae puberulae. Corolla late campanulata 
faucis latitudine longitudinem tubi aequante, tubo extus striguloso, limbo 
glabro (alba?). Genitalia inclusa. 

Folia majora 12 cm longa 6 cm lata, petiolo 7—8 mm longo suffulta; folia minora 
22 mm longa 47 mm lata. Calycis laciniae 6—7 mm longae 2—3 mm latae. Corolla 
25 mm longa. 

Ecuador: In silvis tropicis prope Nanegal et ad fl. Toachi (Sopıro 
n 44 9/4), 

Die neue Art unterscheidet sich von Monopyle macrocarpa Benth. und M. macro- 
phylla Benth. neben anderen Merkmalen durch die breiten Kelchzipfel, von M. sub- 
sessilis Benth. durch deutlich gestielte, am Rande grob gesägte Blätter, von M. pani- 
culata Benth. durch den Blütenstand, von M. leucantha Moritz und racemosa Benth. 
durch die sehr ausgeprägte Anisophyllie. 

4. Monopyle angustifolia Fritsch n. sp. 

Caulis elongatus, simplex, tenuis, flexuosus, apicem versus puberulus. 
Foliorum paria approximata, numerosa, unum cuiusque paris lanceolatum 
longe acuminatum remote serrulatum supra viride glabrum, subtus pur- 
pureum in nervis puberulum, alterum minimum. Flores pauci in inflores- 
centia terminali racemiformi, bracteis parvis angustis suffulti. Pedicelli 
tenues puberuli; receptaculum tomentosum. Calycis laciniae elliptico-lan- 
ceolatae acutae puberulae. Corolla tubulosa apicem versus parum ampliata, 
calycem triplo superans, coerulescente-albida, extus pubescens; lobi breves 
reflexi. Genitalia inclusa. 

Folia majora 6—7 cm longa 9—15 mm lata; minora 2—7 mm longa ca. 1 mm 
lata. Calycis laciniae 7—8 mm longae. Corolla ca. 24 mm longa. 

Peru: Serra de Bonassa, 1250 m, Febr. flor. (ULE n. 33/2). 

Durch die schmalen Blätter von allen bisher bekannten Monopyle-Arten auffallend 
verschieden. 


Anodiscus Benth. 
5. Anodiscus peruvianus Benth. 
Peru: Um Pomachaca im Tale des Urubamba (Dep. Cuzco, Prov. 
Convencion), im Schatten von immergrünem, weichlaubigem Gebüsch an 
felsigen Abhängen, 1100 m (WeBeErBAuEr n. 5053. — Juli 1905). »Halb- 


strauch, 2 m hoch. Blütenfarbe weib.« | 
Stimmt genau mit der von Spruce bei Tarapoto gesammelten Pflanze n. 4400 
(H. V.), welche bei BENTHAM und Hooker!) zitiert ist. 


4) Genera plantarum IL, p. 998. 


[ 


À 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 395 


Gloxinia L’Herit. 


6. Gloxinia perennis (L.) Fritsch. 
Peru: Unterhalb Puntayacu im Chanchamayotal (Dep. Junin, Prov. 


Tarma), Waldränder, 1000 m (WEBERBAUER n. 2324. — 25. Jan. 4903). 


»Blütenfarbe lila.« 

7. Gloxinia reflexa Rusby !). 

Peru: In der Nähe des Tambo Isilluma (Weg von Sandia nach 
Chunchusmayo, Wald, auf der Erde, 1000 m (WEBERBAUER n. 1499. — 
23. Juni 1902). »Blütenfarbe weil. « 


Die Pflanze stimmt mit einem von Bane (n, 1745, Mapiri, H. B.) gesammelten 
Originalexemplar genau überein. 


Achimenes P. Br. 

8. Achimenes Rusbyi Britton). 

Peru: Sandia, freie, steinige Plätze zwischen Gesträuchen, 2100— 
2300 m (WEBERBAUER n. 535. — 415. März 1902, blühend). »Blütenfarbe 
purpurn, innen rosa mit purpurnen Flecken.« 

Bolivia: San Diego bei S. Luis östlich von Tarija, Waldschatten, 
1800 m (Fırsrıc, Plantae austro-bolivienses 4903—1904, n. 2665. — 
28. Jan. 1904, blühend). »Blütenfarbe blaurot, dunkel-hellrot, innen dunk- 
lere Tupfen. « 


Ein mir vorliegendes Originalexemplar (BANG n. 1724 aus Bolivia, H. B.) beweist 
die Identität der Pflanze. Nur finde ich an den von FıEsrıc gesammelten Exemplaren 
die Behaarung etwas schwächer und mehr anliegend, die Kelchzipfel aber sehr lang 
und schmal, während sich die von WEBERBAUER gesammelten Stücke durch auffallend 
niedrigen Wuchs und etwas breitere, kürzere Kelchzipfel auszeichnen. Diese Abweichungen 
dürften aber in den Standortsverhältnissen ihre Ursache haben. 

Da sich Achimenes Rusbyi Britton in keine der bisher unterschiedenen Sektionen 
der Gattung zwanglos einreihen läßt, so veranlaßt sie mich zur Aufstellung einer 
neuen Sektion: 


Achimenes Sect. Tydaeopsis Fritsch. 


Calycis laciniae angustae elongatae, fere lineares. Corollae tubus basi 
obliquus, sed non calcaratus, sensim ventricoso-dilatatus; limbus obliquus, 
lobis sat magnis.inaequalibus reflexis vel patentibus. Discus annularis, 
integer. Stigma stomatomorphum emarginatum. — Species adhuc unica: 
A. Rusbyv Britton. 

Die neue Sektion steht den Sektionen Scheeria (Seem.) Fritsch3) und Guthnickra 
(Reg.) Fritsch?) am nächsten, unterscheidet sich aber von beiden durch die schmalen, 
linealen Kelchzipfel und durch die an Kohleria Sect. Tydaea (Den.) Fritsch‘) oder auch 
an gewisse Digitalis-Arten erinnernde Gestalt der Blumenkrone. Von der Sect. Kohle- 


4) Memoirs of the Torrey Botanical Club VI., p. 94 (1896). 
2) Memoirs of the Torrey Botanical Club VL, p. 95 (1896). 

3) Natürl. Pflanzenfam. IV. 3b, S. 174. 
Ale. 8.478. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 26 


396 K. Fritsch. 


riopsis Fritsch) ist sie namentlich durch viel größere, ungleiche Zipfel der Blumen- 
krone verschieden. Die Grenzen zwischen den Achimenes-Sektionen sind übrigens sehr 
schwache und werden bei weiterer Auffindung neuer Arten vielleicht gar nicht mehr 
haltbar sein. ; 

9. Achimenes lanata (Planch. et Lind.) Hanst. 

Mexiko: Tlacolula, prope el Zapato (EnrenserG n. 1208. — Dezember 
1839). 


40. Achimenes pulchella (L’Herit.) Hitchcock). 

Columbia: Wächst an Felsen zwischen Chipaque und Cäqueza, Ost- 
andes von Bogotä, 1400—1600 m; blüht im Juli (Leumann n. 8854. — 
9. Juli 1897). »Stengel krautig, dünn, bis 15 cm lang. Blätter braungrün, 
behaart. Blüten gliihend-scharlach. « 

Das Vorkommen dieser gemeinen Warmhauspflanze in Columbia war meines 
Wissens bisher nicht bekannt. Hanstein®) kannte sie aus Jamaika und die var. rosea 
(Lindl.) Fritsch4) aus Guatemala, bemerkte aber bereits, daß Warscewicz sie in Mexiko 
und Zentral-Amerika gefunden habe. Trotz der ziemlich weiten Verbreitung variiert 
die Art nur unbedeutend. 


41. Achimenes longiflora Benth. 

Guatemala: Dpt. Huehuetenango, Malacatan, Sandboden im Kiefern- 
wald (Sever n. 2751. — 13. Sept. 1896). »Blüten hellviolett. « 

Costa Rica: Bord du Tiliri 4 la Verbena prés Alajuelita, 1000 m 
(Tonpuz in Prrrier et Duranp, Plantae costaricenses exsiccatae n. 8903. — 
August 1894, bliihend). — Cartago (WerckLE, Herb. Univ. Graz). 


12. Achimenes grandiflora (Schiede) DC. 

Mexiko: Ario (EHRENBERG n. 344). 

Costa Rica: Cartago (WerckLé, Herb. Univ. Graz) [var. encisa 
(Klotzsch) Hanst.]. 


13. Achimenes patens Benth. 
Mexiko: Cuernavaca (As. Scamitz, H. V.). 


14. Achimenes pedunculata Benth. 
Mexiko5): Juehatingo (Garxorrı 1844, H. V.). 


15. Achimenes heterophylla (Mart.) DC. 
Mexiko: Mossy ledges of barranca above Cuernavaca, 6500 ft. 
(PRINGLE, Plantae Mexicanae 1896, n. 6513. — 18. Sept., blühend). 


4) l.c., Nachtrag 1897, S. 300. 

2) Über die Synonymie vgl. Unsan, Symbolae antillanae II., p. 368. 

3) Linnaea XXVII., p. 706 und 740. 

4) Hansteın hatte zuerst (l. c.) im Anschluß an ReseL Achèmenes rosea Lindl. als 
Varietät der Achimenes coccinea Pers. (= A. pulchella) aufgefaßt; später aber (Linnaea _ 
XXXIV., p. 434) unterschied er sie als Art von ihr. Diese letztere Auffassung hatte 
ich in ENGLER u. Prantı, Natürl. Pflanzenfam. IV. 3b, S. 476, wiedergegeben. 

5) Die Art ist in der »Biologia centrali-americana« nur für Guatemala angeführt. 


+ 


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; 
I 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 397 


Fiebrigia Fritsch nov. gen. 
(Gesnerioideae- Gloxinveae). 


Plantae herbaceae plerumque ramosae foliis oppositis saepe inaequa- 
libus. Flores longe pedicellati, nunc in axillis foliorum solitarii, nunc in 
pseudoracemis aphyllis axillaribus dispositi. Calycis laciniae an- 
gustae. Corolla tubuloso-campanulata, fauce obliqua, lobis brevibus aesti- 
vatione imbricatis. Stamina inclusa, filamentis recurvatis, antheris co- 
haerentibus. Discus annularis incrassatus, saepe 10-lobatus, lobis 
quinque latis episepalis, quinque autem parvis epipetalis. Ova- 
rium inferum. Stylus elongatus inclusus; stigma clavatum, bilobum. 


16. Fiebrigia digitaliflora Fritsch n. sp. 

Caulis modo validus elatus ramosus multiflorus modo humilis simplex 
{—2-florus, rubescens, pilis articulatis puberulus, superne strigosus. Folia 
cujusque paris subaequalia vel inaequalia, breviter petiolata, petiolo pilis 
articulatis sparsis pubescente, lamina elliptica vix acuminata, apicem versus 
remote subtiliter crenato-serrata, tenui, sparse et breviter strigulosa, subtus 
pallidiore pilis articulatis in nervis crebrioribus obsita. Pedicelli elongati 
rubri pilis articulatis purpureis subappressis vestiti. Receptaculum turbi- 
natum A0-costatum strigosum. Calycis laciniae saepe rubescentes e basi 
paulo latiore sublineares obtusae, ante anthesin porrectae, dein patentes 
vel leviter reflexae. Corolla ei Digitalıs purpureae L. similis, extus satu- 
rate purpurea, intus in ventre clarior et maculis xerampelinis ornata, 
extus pilis articulatis purpureis vestita, intus verruculosa; loborum partes 


in alabastro tectae glabrae. Stylus et stigma puberula. 

Caulis 1—6 dm altus, (exsiccatus) 2—5 mm crassus. Foliorum petiolus 6—10 
(—20) mm longus, lamina 3—9 cm longa, 2—6 cm lata. Pedicelli 3—6 cm _ longi. 
Calycis laciniae 6—9 mm longae, 1—2 mm latae. Corolla (exsiccata) fere 3 cm longa 
ca. 45 mm ampla. 


Bolivia: Pinos bei Tarija, 2300 m, unter Coniferen, an sehr feuchten, 


- humosen Stellen auf Felsen (Fresric n. 3124. — März 1904, blühend). 


Nicht ohne Zögern entschloß ich mich zur Aufstellung dieser neuen Gattung. An 
der zuerst untersuchten Blüte fiel mir zwar die Gestaltung des Diskus sofort sehr auf: 
ich fand einen ununterbrochenen Diskusring, der aber deutlich in 40 Lappen gegliedert 
war: 5 breite episepale Lappen und 5 dazwischen stehende viel kleinere epipetale 
Lappen. Da die Gestaltung des Diskus bei den Gesnerioideen ein gutes, ja mehrfach 
das einzige sichere Merkmal zur Unterscheidung der Gattungen ist, so würde dieses 


Merkmal zur Abtrennung der Gattung Fvebrigia genügen, wenn es konstant ware. 
_ Die Untersuchung mehrerer Blüten ergab aber, daß diese Lappung des Diskus keines- 
_ wWegs immer so regelmäßig ist, sondern manchmal so undeutlich wird, daß der 


Diskus dann von dem häufig ebenfalls gelappten oder fünfeckigen Diskus anderer 


… Gloxinieen nicht mehr unterscheidbar ist. Wenn ich trotzdem Frebrigia als neue 


Gattung aufstelle, so geschieht es deshalb, weil die neue Art ohne Zwang in keine der 
bestehenden Gattungen eingereiht werden kann, und das in erster Linie wegen des 


- Blütenstandes. Die kleineren Exemplare tragen zwar einzelne Axillärblüten, wie sie bei 


26* 


398 K. Fritsch. 


Gloxinia, Achimenes und Seemannia häufig vorkommen, aber an den größeren Exem- 
plaren zeigen sich in einigen Blattachseln an Stelle der Einzelblüten ganz eigenartige 
Inflorescenzen, wie sie meines Wissens keine andere Gloxiniee besitzt. Es sind deck- 
blattlose, armblütige »Trauben« mit übergipfelter Endblüte, also Blütenstände, die eine 
gewisse Mittelstellung zwischen racemösen und cymösen Inflorescenzen einnehmen. Die 
Trauben von Koellikeria und Smithiantha sind stets terminal, haben (wenn auch sehr 
kleine) Hochblätter am Grunde jedes Blütenstielchens und meines Wissens nie eine : 
Endblüte. 

F'rebrigia steht in ihren Merkmalen zwischen Gloxinia, Achimenes und See- 
mannia, unterscheidet sich aber von allen drei Gattungen durch die Inflorescenz und 
die eigentümliche Lappung des Diskus. Da beide Merkmale nicht an allen Exemplaren 
vorhanden sind, so füge ich noch weitere Unterschiede bei: Gloxinia hat viel kürzer 
glockige Kronen, breitere Kelchzipfel und violette Blüten; die meisten Achimenes-Arten 
haben viel größere Zipfel und eine viel engere Röhre der Blumenkrone; Seemannia 
endlich ist durch die klappige Knospenlage der Blumenkrone verschieden. 


Koellikeria Reg. 


17. Koellikeria argyrostigma (Hook.) Regel. 

Columbia: Excursion ä los Llanos de San Martin (Srüsez n. 187b. 
— August 1868). — Um Dolores, Dep. Tolima und um La Mesa, Dep. 
Condinamarca, an feuchten Erdwänden, 1400—1700 m (Leamann n. 6407). 
»Kraut mit dickkrautigen, braungrünen, weißgefleckten, am Boden an- 
liegenden Blättern. Blüten weiß, im Januar und Februar erscheinend.« 
— Wächst an feuchten, schattigen Orten an den steilen Berghalden bei 
Quetame, 1300—1500 m; blüht im Juni (Leuamann n. 8856. — 10. Juli 
4897). »Blätter krautig, dunkelgrün, oft bräunlich, mit kleinen weißen 
Punkten gefleckt. Blüten rötlich-weiß.« 

Bolivia: Soledad bei Chiquiacä, feuchter Fels, zwischen Moos, 1500 m 
(Fiesrıc n. 2706. — 10. Febr. 1904). »Blüten weiß mit rosa, braunroten 
und gelben Tönen. « 


Ich habe diese Art früher!) für gar nicht variabel gehalten. Das vorliegende 
reichliche Material zeigt mir aber, daß die Pflanze doch variiert, wenn auch zwischen 
relativ engen Grenzen. Das oben zitierte, von Stipe. gesammelte Exemplar ist auf der 
Etikette als »forma minor!« bezeichnet. Es ist nur 4 dm hoch und hat auch auffallend 
kleine Blätter und Blüten. Ein noch kleineres Exemplar sammelte LiNDEN (n. 1443, ~ 
H. V.) in Columbia. Hingegen sind die von FıEesrıs gesammelten Stücke relativ hoch- 
wüchsig, großblättrig und reichblitig. Die Variationen dürften wohl von den Stand- 
ortsverhältnissen abhängen?. Außerdem aber sammelte Fresric noch eine Form, die 
ich wegen der anders gestalteten Blumenkrone als neue Art beschreiben muß, nämlich 


18. Koellikeria major Fritsch n. sp. 

Herba tenera. Propagula vermiformia squamis purpureis minutissime 
glanduloso-puberulis tecta. Caulis pilis articulatis villosus, basi autem et 
sub inflorescentia sparsim puberulus. Folia opposita, saepe in medio caule 


4) Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar, Bd. 24, Afd. III, No. 5, p.19 
(1898). 
2) Vgl. übrigens auch Hanstein in Linnaea XXXIV., p. 431—432. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 399 


conferta, breviter petiolata, petiolo villoso, lamina magna tenera ovata 
obtusa grosse crenata, supra viridi pilis articulatis inaequilongis sparse 
strigillosa, subtus pallidiore sparse pilosa. Racemus terminalis laxiflorus. 
Bracteae parvae lineares. Pedicelli floribus fere duplo longiores sparse 
puberuli. Receptaculum hispidum. Calycis laciniae patentes oblongo- 
lineares acuti pilosi. Corolla albo-rosea fere campanulata extus sparse 
puberula; tubus latus paulo ampliatus; lobi subaequales rotundati hinc 
inde dentibus solitariis instructi. Filamenta basi dilatata, apicem versus 
tenuissima, valde curvata; antherae in medio flore quadratim connexae. 
Stylus hispidulus. Stigma depresso-capitatum antheras superans. Capsula 
rostrata calyce circumdata. 

Caulis ca. 2 dm altus. Lamina foliorum ca. 4 dm longa 7 cm lata vel minor, 


rarius major. Pedicelli fere 2 cm longi. Calycis laciniae 3 mm longae. Corolla 
4 cm longa. 


Bolivia: Chiquiacä, Wald, feucht, schattig, 1000 m (FresriG n. 2680. 
— 34. Jan. 1904). »Blüten matt rosaweiß, außen an der Spitze dunkel- 
rosa. « 


Die neue Art ist der Koellikeria argyrostigma (Hook.) Reg. habituell sehr ähnlich, 
jedoch sind ihre Blätter größer und viel dünner und unterseits nicht gerötet, die 
Trauben mehr lockerblitig und die Blüten etwas größer. Diese Merkmale könnten 
zwar durch einen besonders schattigen Standort erklärt werden; entscheidend für die 
spezifische Verschiedenheit ist aber der Bau der Blumenkrone. Bei Koellikeria argyro- 
stigma sind die zwei oberen Lappen des Saumes der Blumenkrone bedeutend kleiner 
als die drei unteren; dadurch wird der Saum sehr schief und deutlich zweilippig. Hier 
aber, bei K. major, sind die fünf Kronlappen nahezu gleich groß und der Saum ist 
daher gerade und nahezu aktinomorph. 


Smithiantha O. Ktze. 


19. Smithiantha multiflora (Mart. et Gal.) Fritsch. 

Syn.: Gloxinia? multiflora Mart. et Galeotti in Bull. Acad. Brux. IX. 2, 
p. 36 (1842). 

Achimenes (Naegelia) amabils Den. in Fl. de Serres XII, p. 24, 
tab. 1192 (1857). 

Naegeha multiflora Hook. Botan. Magazine tab. 5083 (1858). 

N. secunda Oersted apud Hanstein in Linnaea XXIX., 510—511 (1858). 

N. amabilis Den. in Fl. de Serres XVI, p. 145 (1865)1). 

Smithiantha amabilis O. Ktze., Revisio generum p. 978 (1891). 

S. secunda O. Ktze. 1. c. 

S. multiflora Fritsch in Natürl. Pflanzenfam. IV. 3b, p. 176 (1893). 


Mexiko: ohne nähere Angabe (EHRENBERG n. 325). 

Hanstein beschrieb a. a. O. Naegelia multiflora Hook. und N. secunda Oersted 
als zwei verschiedene Arten. Ich kann die Identität dieser beiden Pflanzen nachweisen, 
da im H. V. sowohl Gareorris n. 4943 als auch Francos n. 463 liegen, welche die 


4) Dieses Zitat nach dem »Index Kewensis«. 


400 K. Fritsch. 


Originalexemplare derselben darstellen. Die von GALEOTTI gesammelte Pflanze ist von 
der vorliegenden Eurensercschen nur durch unterseits rote Blätter verschieden, ein 
Merkmal, dem ich unmöglich spezifischen Wert beimessen kann. Das Exemplar von 
Franco sieht auf den ersten Blick wegen der großen, grobgesägten Blätter etwas anders 
aus, dürfte aber nur eine Schattenform derselben Art sein. 


Heppiella Regel. 

20. Heppiella ulmifolia (H.B.K.) Hanst. | 

Costa Ricat): ohne nähere Angabe (Leamann, H. V.). 

Columbia: Excursion de Popayan al Puracé; en el Camino de Coco- 
nuco 4 Popayan frecuente (Stipe: n. 313i. — April—Mai 1869). — Wächst 
in lichten Buschwäldern um Popayän, 1600—1800 m (Lenmann n. 6426). 
»Kraut mit dünnen, bis 1,3 m hohen Stengeln. Blätter behaart, hellgrün. 
Blüten scharlachrot. Blüht im Oktober.« — Tuquerres, prov. de Pasto, 
3000 m (Triana). — Almaguer, prov. de Pasto, 2200 m (Triana). — 
Foréts du Quindiu, 2300 m (Triana). 

Ecuador: In rupestribus opacis regionis intermediae (Sopıro n. 119/6). 
— Andes Quitenses, Llalla (Spruce n. 6040, 6041). 


Die Art ist ziemlich variabel und daher gegen die verwandten Arten schwer ab- 
zugrenzen. Es hatte aber keinen Zweck, nach Herbarmaterial eine Gliederung in 
Varietäten versuchen zu wollen. Charakteristisch ist das vorspringende Nervennetz an 
der Blattunterseite. 


21. Heppiella rosea Fritsch n. sp. 

Caulis suffruticosus basi lignosus glabrescens, internodiis superioribus 
pilis articulatis glanduliferis dense vestitus. Folia opposita, petiolo brevi 
densissime viscoso-villoso suffulta, ovato-elliptica basi saepe obliqua bre- 
viter acuminata tenuia, margine duplicate serrato-crenata serraturis parvis, 
supra setulis densis asperula, subtus reticulato-venosa et imprimis in nervis 
hispida. Pedicelli in axillis foliorum superiorum nonnulli pilis articulatis 
glanduliferis inaequilongis vestiti. Calycis hispidi saepe rubentis laciniae e 
lata basi angustatae apice callosae. Corolla angusta elongata ima basi 
tumida, dein constricta, faucem versus paulo ampliata et pilis articulatis 
longis sparse obsita; lobi breves obtusi. Discus incrassatus quinquelobus. 
Stamina exserta; antherae oblongae, liberae. Stylus basi hispidus elongatus 
mox exsertus in stigma clavato-incrassatus. Capsula calyce reflexo circum- 


data, saepe rubens, hispida, rostro falcato praedita, bivalvis. 
Folia bene evoluta 5—6 cm longa, 3—4 cm lata. Petioli ca. 4 cm longi. Pedi- 

celli 2—3 cm longi. Calycis laciniae 3—4 mm longae. Corolla 45—18 mm longa. | 
Peru: Weg von Tambo über Osno zum Flusse Apurimac über Ayna 


Dep. Ayacucho, Prov. Huanta); Grassteppe mit eingestreuten Sträuchern 


4) Die Pflanze fehlt in der »Biologia centrali-americana« und dürfte für Zentral- 
amerika neu sein. Bei dem Fehlen einer Originaletikette dürfte aber auch ein Irrtum 
in der Angabe der Provenienz nicht ausgeschlossen sein. Es bedarf also das Vor- 
kommen der Art in Costa Rica noch der Bestätigung! 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 401 


und Strauchgruppen; 2400 m (WEBERBAUER n. 5612. — 14. Juni 1910). 


»Kleiner, bis !/; m hoher Halbstrauch. Blütenfarbe dunkelrosa. « 

Die neue Art steht Hepprella almifolia Hanst. so nahe, daß mir ihre spezifische 
Selbständigkeit anfangs zweifelhaft war. Aber die dünnen, an der Oberseite nur wenig 
rauhen Blätter, die auffallend schmale und relativ lange, außen nur wenig behaarte 
Korolle von dunkelrosenroter (nicht scharlachroter) Farbe, endlich auch der dickliche, 
deutlich fünflappige Diskus lassen doch die Zugehörigkeit zu dieser Art unwahrscheinlich 
erscheinen. Jedenfalls ist die Art mindestens ebenso gut begründet, wie mehrere von 
HANsTEIN aufgestellte Arten dieser Gattung, die habituell nur schwer zu trennen sind. 
Dazu kommt noch, daß Heppiella rosea die einzige bisher in Peru gefundene Heppiella 
ist und die am weitesten nach Süden vorgeschobene Vertreterin der Gattung darstellt. 
Die bisher bekannten Arten (sowie auch die in den folgenden Zeilen neu beschriebenen) 
bewohnen Venezuela, Columbia und Ecuador. 

22. Heppiella Warszewiezii Hanst. 

Ecuador: In locis rupestribus subtropicis, Hualascay (?) (Sopıro 


n. 419/5. — September 1881). 


23. Heppiella parviflora Fritsch n. sp. 

Caulis suffruticosus pilis articulatis hispidus, internodiis superioribus 
elongatis subglabrescentibus. Folia opposita vel propter fascicula foliorum 
axillaria pseudoverticillata, petiolo brevi dense hispido suffulta, elliptica 
acuta rugosa, margine crenulato revoluto, supra setulosa, subtus reticu- 
lato-venosa et imprimis in nervis hispida. Pedicelli in axillis foliorum 
superiorum nonnulli breviter hispidi. Calycis hispidi laciniae triangulari- 
lanceolatae erecto-patentes tertiam corollae partem aequantes. Corollae 
tubus brevis cinnabarino-villosulus faucem versus vix ampliatus; lobi breves 
villosuli. Discus annularis, quinquecrenatus. Stamina inclusa; antherae 
oblongae, liberae. Stylus pilis articulatis brevibus obsitus, inclusus. Cap- 
sula coccinea, pilis articulatis vestita, calyce postremo reflexo circumdata, 
bivalvis, stylo persistente rostrata. 


Folia bene evoluta 3—4 cm longa. Pedicelli fere 4 cm longi. Calycis laciniae 
2mm longae. Corolla 8 mm longa. 


Ecuador: Andes Quitenses, Banos (Spruce n. 4975, H. V.). 

Sehr ähnlich der Heppiella ulmifolia Hanst., aber durch die außerordentlich 
kleinen Blüten mit eingeschlossenen Antheren leicht zu unterscheiden. 

24. Heppiella scandens Fritsch n. sp. 

»Suffrutex 2— 4-pedalis. Caules e basi plures quandoque subscan- 
dentes« (Sopıro in schedula). Caules sublignosi, primum pubescentes, dein 
subglabri, ramulis floriferis brevibus praediti. Internodia inferiora valde 
elongata. Folia opposita subsessilia ovato-lanceolata breviter acuminata 
crenato-serrata (crenaturis hinc inde iterum crenatis), supra setulis brevibus 
obsita, subtus purpurea nervis breviter hispidis reticulata. Pedicelli in 
axillis foliorum vel bractearum singuli vel nonnulli, in apice caulis ramu- 
lorumque aggregati, filiformes, floribus multo longiores, pilis brevissimis 
viscidis vestiti. Calycis pubescentis laciniae lanceolato-lineares acuminatae 
recurvatae, quartam partem corollae vix superantes. Corolla tubo angusto 


402 K. Fritsch. 


elongato extus pilosulo, fauce obliqua. Stamina exserta; antherae liberae. 
Discus annularis. Stylus inclusus. Capsula purpurea rostrato-acuminata 


pilis articulatis vestita bivalvis, cum rostro calycem reflexum multo superans. 


Folia superiora 3—4 cm longa ca. 2 cm lata. Pedicelli ca. 2,5 cm longi. Calycis 
laciniae vix 5 mm longae. Corolla ca. 15 mm longa. 


Ecuador: In vegetationis subtropicae locis asperis (Soprro n. 4119/8). 
Kine durch die langen Internodien, die schwache und namentlich sehr kurze Be- 


haarung, die zu Brakteen verkleinerten Stützblätter der meisten Blütenstiele leicht kennt- 
liche Art. | 


25. Heppiella Trianae Fritsch n. sp. 

Caulis pilis articulatis vestitus. Folia opposita, parva, brevissime 
petiolata, petiolus villoso-tomentosus; lamina elliptica acutiuscula crenata, 
supra densissime setulosa, subtus molliter cano-tomentosa. Pedicelli in 
axillis foliorum singuli vel bini, rarius plures, folio et flore multo longiores, 
pilis articulatis purpureis villosuli. Calycis purpureo-villosuli laciniae lan- 
ceolato-lineares acuminatae, tertiam corollae partem aequantes vel vix 
superantes. Corollae tubus elongatus basi angustus faucem versus sensim, 
sed non multo ampliatus, extus villosulus; lobi breves rotundati. Stamina 
exserta; antherae parallelae, fere rectangulae, angulis obtusis. Stylus 
puberulus, corollam non excedens. 

Foliorum petiolus vix 5 mm longus, lamina 15—35 mm longa, 8—20 mm lata. 
Pedicelli 2—4 cm longi. Calycis laciniae 7—8 mm longae. Corolla 2 cm longa. 

Columbia: Bogota, 2700 m (Triana n. 2528). 

Nach der Inflorescenz gehört die Art in Hansteins »Sectio 3: Flores axillares 
‚singuli v. bini« 1), In diese Sektion stellt Hansteın drei Arten, deren Diagnosen mit der 
vorliegenden Pflanze nicht in Einklang zu bringen sind. Ubrigens lagen mir zwei 
dieser Arten (H. pauciflora Hanst. und H. repens Hanst.) zum Vergleiche vor, von 
ersterer sogar ein Originalexemplar (Linpen n. 793, H. V.). 4. pauciflora Hanst. hat 


viel größere und breitere, grob gesägte Blätter, welche von den Blütenstielen kaum 
überragt werden. R. 
26. Heppiella repens Hanst. 

Ecuador: Andes Quitenses, in silvis supra Penipe (Spruce n. 5312, 


H. V.). — In silvis tropicis et subtropicis Gualeo (Sopıro n. 119/40. — 
Mai 1888). 


Den Diskus fand ich bei dieser Art deutlich 5-kerbig. 

27. Heppiella Karsteniana Fritsch n. sp. 

Caulis pilis articulatis glanduliferis breviter villosus. Folia opposita, 
longe petiolata, petiolo villoso-viscido, lamina anguste elliptica basi oblique 
cuneata apice acuta margine grosse serrata vel serrato-crenata, rugosa, 
supra setulis brevibus crebris valde aspera, subtus nervis reticulata et 
dense hispido-tomentosa. Pedicelli in axillis foliorum singuli vel nonnulli, 
petiolum paulo superantes, pilis articulatis hispidi. Calycis hispidi laciniae 
triangulari-oblongae patulae, quartam corollae partem vix superantes. Co- 
rollae tubus elongatus basi tumidus, dein constrictus et faucem versus 


4) Linnaea XXIX., p. 544. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 403 


paulo ventricoso-inflatus, sub limbo iterum paulo angustior, extus faucem 
versus pilosus; lobi breves rotundati. Stamina exserta. Stylus filiformis, 
pilosulus. 


Foliorum petiolus 45—20 mm longa, lamina 4—5 cm longa, ca. 2 cm lata. Pedi- 
celli vix 2 cm longi. Calycis laciniae vix 5 mm longae. Corolla 46—18 mm longa. 

Columbia: Quindiu (Karsten n. 5373, H. V., sub nomine »Brachy- 
loma rubricaule aff.«). 

Die Pflanze unterscheidet sich von H. repens Hanst. durch länger gestielte, stärker 
behaarte Blätter, kürzere, mehr abstehende Kelchzipfel und die schwächer behaarte 
Korolle. Die mir unbekannte H. ampla Hanst.!) hat nach der Diagnose zwar ähnliche 
Blätter, aber einen Kelch, der halb so lang ist als die Blumenkrone. 


Seemannia Regel 2). 


28. Seemannia silvatica (H.B.K.) Hanst. 

Peru: Sandia; felsige Abhänge, bekleidet mit einer lockeren, aus 
Krautern und zerstreuten Sträuchern gemischten Vegetation, 2200—2300 m 
(WEBERBAUER n. 580. — 24. März 1902, blühend). »Blütenfarbe feuerrot. « 

29. Seemannia cuneata Rusby ?). 

Peru: In der Nähe des tambo Isilluma (Weg von Sandia nach Chun- 
chusmeyo), Geröll in der Nähe eines Flusses, mit lockerem Gesträuch be- 
wachsen, A000 m (WeserBaver n. 1204. — 23. Juni 1902, blühend). 
»Blütenfarbe feuerrot.« — Rechte Talwand des Apurimac gegenüber den 
Mündungen seiner Nebenflüsse Pachachaca und Pampas, geogr. Br. ca. 
13° 20’ S. (Dept. Cuzco, Prov. Convencion); Grassteppe, 2000 m (Weser- 
BAUER n. 5883). »Blütenfarbe außen scharlachrot, innen gelb mit braunen 
Punkten. « 

Mir liegt ein Originalexemplar dieser Art (BANG n. 1212, H. B.) vor. Die Blatt- 
stellung wechselt, wie bei den verwandten Arten, zwischen 2-, 3- und 4-blättrigen 
Wirteln. Übrigens ist die scharfe Unterscheidung dieser Art von der vorigen kaum 
möglich. 

30. Seemannia albescens (Rusby) Fritsch. 

Syn.: Achimenes albescens Rusby in Memoirs of the Torrey Botanical 
Club VI., p. 94 (1896). 

Frischantha silvatica 8. aurea O. Ktze., Revisio generum plan- 
_ tarum II. 2, p. 242 (1898). | 

Bolivia: Vic. Cochabamba (Bane n. 1244). — San Antonio, Ost- 
abhang der Anden, 1750 m (O. Kuntze). 


Die mir vorliegenden, eben zitierten Originalexemplare Ruspys und Kuntzes stimmen 
vollkommen überein. Die Pflanze gehört aber entschieden nicht zur Gattung Achr- 
menes, sondern, wie schon der Habitus auf den ersten Blick zeigt, zur Gattung See- 
mannia, wie Kuntze richtig erkannt hat). Die Korolle ist nach Russy »purplish-white<, 


4) Linnaea XXIX., p. 514—517. | 

2) Über die Nomenklatur der Gattung vergleiche man meine Ausführungen in 
Englers Bot. Jahrb. XXIX., Beiblatt Nr. 65, S. 12—13. 

3) Memoirs of the Torrey Botanical Club VI., p. 96 (1896). 

4) Fritschiantha O. Ktze. = Seemannia Regel. 


404. K. Fritsch. 


nach Kuntze aber »aurea vel sulfurea«. Die Herbarexemplare zeigen beide dieselbe 
blaBgelbliche Blütenfarbe. Kuntze faBte die Pflanze als Farbenspielart der Seemannia 
stlvatica (H.B.K.) Hanst. auf. Wenn man aber Seemannia Benaryi Regel1) und 
Seemannia cuneata Rusby als Arten von Seemannia silvatica unterscheidet, so muß 
man um so mehr die schon durch die Blütenfarbe verschiedene Seemannia albescens 
abtrennen. Bei letzterer sind auch die Filamente am Grunde nicht so stark verbreitert 
als bei S. selvatica. Der Diskus ist ringförmig, äußerst kurz und unregelmäßig aus- 
gebuchtet. Die Korolle ist an der Innenseite gegen den Schlund zu mit dunklen 
Warzen besetzt, die besonders bei den von Banc gesammelten Exemplaren stark ent- 
wickelt sind. Diese Warzen finden sich aber auch bei den anderen eben genannten 
Seemannia-Arten 2). 


34. Seemannia longiflora Fritsch n. sp. 

Squamae propagulorum crassae breviter hirsutae. Caulis elongatus 
gracilis purpureus, pilis articulatis brevibus purpureis vestitus. Folia op- 
posita vel terna, breviter petiolata, elliptico-lanceolata, breviter acuminata, 
vix conspicue denticulata, strigillosa, subtus pallidiora vel purpurascentia. 
Pedicelli in axillis foliorum superiorum singuli, tenues, pilis articulatis 
purpureis subappressis dense vestiti, florem saepe aequantes. Calycis laciniae 
fere lineares erecto-patulae strigillosae, corollae partem basalem angustam 
fere aequantes. Corollae haematinae (»braunrot«) tubus elongatus e basi 
angusta ventricoso-inflatus, dein constrictus, extus pilis brevibus articulatis 
subappressis dense vestitus, lobi breves rotundati. Filamenta basi dilatata; 
antherae quadratim connexae. Staminodium breve, rectum, anthera par- 
vula reducta instructum. Discus annularis, incrassatus, conspicue 5-cre- 
natus. Stigma clavatum (bilobum ?). 

Caulis 35—45 cm longus, (exsiccatus) 2 mm crassus. Foliorum petiolus 3—7 mm 
longus, lamina 25—50 mm longa 42-45 mm lata. Pedicelli 2—3 cm longi. Calycis 
laciniae 7—8 mm longae, ca. 1 mm latae. Corolla (exsiccata) 25 mm longa; tubus 
supra basin 5 mm, medius 4 cm, sub fauce fere 8 mm diam. 

Peru: Sandia, felsige Abhänge (»bekleidet mit einer lockeren,, aus 
Kräutern und zerstreuten Sträuchern gemischten Vegetation«), 2300 m 
(WEBERBAUER n. 596. — März 1902, blühend). 

Die zuerst beschriebene Art der Gattung, Seemannia silvatica (H.B.K.) Hanst.? 
ist durch die kurze, schief glockige Blumenkrone ausgezeichnet. Inzwischen sind aber 
auch Arten mit verlängerter Kronröhre bekannt geworden, deren Gestalt an Kohleria- 
Arten erinnert, so Seemannia major Baillon®, S. purpurascens Rusby5) und die von 
mir beschriebene brasilianische S. Regnelliana®). Diesen Arten schließt sich auch 
S. longiflora an, ohne mit einer derselben identifiziert werden zu können. Schon die 
kleinen, höchstens 5 cm langen Blätter schließen die Identität mit einer der genannten 
Arten aus: die Blätter von S. major Baill. erreichen 10 cm Länge, jene von S. purpu- 


4) Gartenflora 1874, S, 353, Tafel 814. 

2) Schon Hanstein (in Linnaea XXIX., p. 544) beschreibt die »corolla« von See- — 
mannia silvatica als »glandulis fuscis ornata«. 

3) Linnaea XXIX., p. 540—544. 

4) Bulletin mensuel de la société Linnéenne de Paris L, p. 740. 

5) Memoirs of the Torrey Botanical Club IV., p. 237. 

6) Englers Bot. Jahrb. XXIX., Beiblatt Nr. 65, S. 13. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 405 


rascens Rusby sind 6—12 cm, die von S. Regnelliana 5—9 cm lang. Die letztere Art 
hat auch erheblich kleinere Blüten, deren Blumenkrone an der Spitze kaum verengt ist. 


Diastema Benth. 


32. Diastema Eggersianum Fritsch n. sp. 

Herba tenera. Caulis basi excepta dense pubescens. Foliorum paria 
distantia. Petioli pubescentes. Folia tenuia lanceolato-elliptica acuta basi 
breviter cuneata grosse crenato-serrata supra pilis articulatis multis ad- 
spersa, subtus imprimis nervis pilosa. Flores in racemum laxum termi- 
nalem duplicem !) dispositi, rarius terminales solitarii. Pedicelli ex axillis 
bractearum minimarum subglabrarum oblongo-linearium orti, pilis articulatis 
vestiti, post anthesin horizontaliter patentes. Calycis hirsuti laciniae ob- 
longo-triangulares acutae. Corolla calyce quadruplo longior, tubo sub- 
cylindrico in limbum subito dilatato infra glabro supra minute et sparse 
puberulo, lobis rotundatis expansis, alba, supra purpureo-maculata. An- 
therae in medio corollae tubo per paria connexae. Disci glandulae lineares 
valde elongatae fructum subaequantes. Stylus filiformis, corolla multo 
brevior, subglaber, in stigma clavatum bilobatum dilatatus. Capsula caly- 
cem aequans, bivalvis. 

Planta cum floribus 4—2 dm alta. Foliorum petiolus ca. 1 cm longus, lamina 


4—6 cm longa, 2—3 cm lata. Pedicelli ca. 45 mm longi. Calyx sub anthesi vix 3 mm, 
in fructu 4 mm longus. Corolla ca. 12 mm longa. 

Ecuador: Prov. Manabi, prope Hacienda El Recreo (Essers n. 15 021. 
— 22. Aug. 1893, blühend und fruchtend). 

Die neue Art steht offenbar dem mir unbekannten Dzastema racemiferum Benth.2), 
welches gleichfalls in Ecuador wächst, sehr nahe. Da aber dieses sparrig verzweigte 
Stengel, stumpfe, eiförmige Blätter und fast kahle Kelche haben soll, kann ich die von 
EsseErs gefundene Pflanze nicht mit jener Art identifizieren. 

33. Diastema longiflorum Benth.?). 

Columbia: Wächst an triefenden Felsen bei Inga, Cauca, 1400— 
1700 m (Leamann n. 4744). »Stengel weichfleischig. Blätter gelbgrün mit 
rötlichen Adern. Blüten weiß, an der Basis der Segmente braunrot ge- 
fleckt. Blüht immer! « 

Leider liegt mir kein Exemplar der Benruamschen Art zum Vergleiche vor. Nach 
der Originaldiagnose wäre die Pflanze »vix semipedalis«; das vorliegende Exemplar ist 
aber 4 dm hoch! Auch sind die Kelchzipfel nicht »ovatae« und auch nicht »foliaceae«, 
sondern ziemlich schmal; im übrigen stimmt aber die Originaldiagnose so vortrefflich, 
daß ich mich zur Aufstellung einer neuen Art nicht entschließen kann. 


34. Diastema galeopsis Fritsch n. sp. 
Herba elata simplex vel paulo ramosa, habitu Galeopsidis speciem 


1) Unter >racemus duplexe (»Doppeltraube«) verstehe ich eine Traube mit 
gegenständigen Blüten. VELENovsky (Vergl. Morphologie S. 788) nennt sie »gepaarte 
Traube«). 

2) The Botany of the Voyage of H.M.S. Sulphur p. 132. 

3) Plantae Hartwegianae p. 234, 


406 K. Fritsch. 


referens. Caulis tenuis ascendens varie curvatus, pilis articulatis paten- 
tibus imprimis apicem versus vestitus inferne aphyllus. Folia opposita 
petiolata, ad caulis apicem approximata, petiolo pilis articulatis hispido, 
lamina elliptica breviter acuminata serrato-crenata, supra pilis sparsis 
brevibus vel in mediano crebrioribus longioribus obsita, subtus saepe 
rubentia imprimis in nervis pilosa. Flores in axillis foliorum summorum 
pedunculati, pedunculis tenuissimis sparse hispidis. Calycis hispidi laciniae 
foliaceae ellipticae. Corolla rubra calyce duplo longior extus pilis articu- 


latis longis sparse obsita, lobis brevibus rotundatis maculatis. Genitalia 
inclusa. | 


Planta 2—3 dm alta. Foliorum petiolus ca. 4 cm longus, lamina 4—7 cm longa, 
2—4 cm lata. Pedunculi vix 45 mm longi. Corolla ca. 45 mm longa. 

Bolivia: Yungas (Bane n. 544, H.B., H. V.). 

Leider ist das mir vorliegende Material zu spärlich, um eine genauere Unter- 
suchung der Blüten zu ermöglichen. Trotzdem zweifle ich nicht, daß die Pflanze zu 
Diastema gehört, da sie im Habitus mehreren Arten dieser Gattung sehr ähnlich ist. 


Die nächst verwandten Arten sind: 


4) Diastema comiferum (DC.) Benth. 

Syn.: Achimenes comifera DC. Prodr. VII., p. 536 (1839). 

Trevirana discolor Poeppig et Endlicher, Nova genera IIL, p. 8 (1845). 

Trevirana conifera D. Dietrich, Syn. plant. IIL, p. 568 (see »Index Kew.e«). 

Diastema comiferum Benth. in Walpers Repert. VI., p. 403 (4846—47)!). 

Diastema discolor »Benth.« apud Hanstein in Linn. XXVIL, p. 718—749 (1854). 

Mir liegen die Originalexemplare Porprics (n. 1628) aus dem H. V. vor. Die 
Pflanze ist von D. galeopsis vorzugsweise durch stumpfe Blätter und eine andere Ge- 
stalt der Blumenkrone verschieden. 

2) Diastema parviflorum (Rusby) Fritsch. À 

Syn.: Isoloma parviflora Rusby in Mem. of the Torrey Botan. Club VI., p. 97 
(1896). 

Mir liegt ein Originalexemplar (BANG n. 4565) aus dem H.B. vor. Die Pflanze 
wird von Ruspry 1, c. als »very similar to, if not the same as, no. 544 previously?) enume- 
rated, with doubt, as a Besleria« bezeichnet. Bancs n. 544 ist aber die oben be- 
schriebene neue Art Diastema galeopsis. Sie unterscheidet sich von D. parviflorum 
durch viel schwächere und kürzere Behaarung, weniger scharfe Serratur der Blätter 
und bedeutend größere Blüten. 

Ich muß noch kurz begründen, warum ich Isoloma parviflora Rusby zu Dia- 
stema stelle. Eine Nachuntersuchung des Blütenbaues ist ganz unmöglich, weil mir 
nur ein einziges Individuum ohne gut erhaltene Blüten vorliegt. Aber schon der ge- 
samte Habitus verweist auf Drastema, während die Pflanze unter Kohleria ganz isoliert 
stehen würde. Der Diskus besteht nach Russy aus acht kugeligen Drüsen, von welchen 
sechs in drei Paare vereinigt sind; besser ausgedrückt, sind die normalen fünf Drüsen 
vorhanden, von welchen drei zweilappig sind. Die kugelige Gestalt der Drüsen ist 
allerdings bei Diastema ungewöhnlich, bildet aber für sich allein wohl keinen zu- 
reichenden Grund zur Einreihung dieser Art in die Gattung Koehleria. 


4) Dort steht Benth. »l. c.«; aber Benraam hatte in »The botany of ... Sulphur« 
p. 132 es nur als möglich bezeichnet, daß Achimenes comifera DC. zur Gattung 
Diastema gehöre. 

2) Memoirs of the Torrey Botan. Club IV., p. 244 (4895). 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 407 


35. Diastema Sodiroanum Fritsch n. sp. 

Caulis ramosus, minute puberulus, repens et undique radicans. Folia 
ad apices ramorum approximata, petiolata, ovato-oblonga, acuta, grosse 
crenato-serrata, tenuia, supra glabra, subtus pallidiora minute puberula. 
Pedicelli axillares, bracteolati, flore breviores, subglabri. Receptaculum 
sparse minute puberulum, post anthesin turbinato-elongatum. Calycis 
laciniae oblongae obtusae porrectae subglabrae. Corolla angusta subglabra, 
tubo vix ampliato, limbo obliquo, lobis inaequalibus rotundatis brevibus. 
Genitalia inclusa. Disci glandulae elongatae. 


Caules ad 2 dm longi. Foliorum petiolus 1—1,5 cm longus, lamina 4—6 cm 
longa, 2—3,5 cm lata. Calycis laciniae 4 mm longae. Corolla fere 1,5 cm longa. 

Ecuador: In silvis tropicis et subtropicis ad stillicidia (Sopıro 
n. 1419/4). 

Verwandt mit Dzastema latiflorum Rusby (Mem. Torrey Club VI, p.96). Die 
mir vorliegenden Originalexemplaret) weichen durch die stumpfe doppelte Kerbung des 
Blattrandes, zerstreute Behaarung der Blattoberseite, fast vollständige Kahlheit der 
Blattunterseite, breitere, mehr laubige Kelchzipfel usw. deutlich ab. Die Blumenkrone, 
welche mir nicht vorliegt, ist bei Dzastema latiflorum relativ kurz trichterig-glockig, 
bei D. Sodiroanum aber schmalröhrig. 


36. Diastema villosum Fritsch n. sp. 

Caulis basi repens et stolones subfiliformes valde elongatos pubescentes 
foliis minimis squamaeformibus subherbaceis valde distantibus praeditos 
edens, supra rufo-villosus. Folia magna, petiolis longis villosis suffulta, 
oblique ovata acuta grosse crenata, supra albido-maculata sparse hispida, 
subtus purpureo-variegata nervis rufo-hispidis reticulata. Pedicelli elongati 
in axillis foliorum superiorum vel solitarii vel corymbosi (pedunculo com- 
muni brevi insidentes), pilis rufis longis multicellularibus dense vestiti. 
Calycis rufo-villosi laciniae oblongae obtusae. Corolla in calyce obliqua 
rubra sensim ampliata extus sericeo-hispida, lobis inaequalibus elongato- 


rotundatis. Stamina inclusa. Stylus elongatus, vix filiformis, puberulus. 

Foliorum petiolus 1—4 cm longus, lamina 3—9 cm longa, 2—6 cm lata Pedi- 
celli 2—4 cm longi. Calyx ca. 5 mm longus. Corolla ca. 17 mm longa. 

Ecuador: ohne nähere Standortsangabe (Jameson, H. V.); Quito, 
1000° (Karsten, H. V.); in silvis tropicis et subtropicis locis opacis udis 
prope Guotea (Sopıro n. 1419/2); prope Sto. Domingo (Sopiro n. 4119/3); 
ad rupes stillicidiis manantes regionis calidioris, S. Nicol., Napo (Sopıro 
n. 1419/7; eine etwas kompaktere Form). 

Die nächst verwandte Art ist 

Diastema hispidum (DC.) Fritsch. 

Syn.: Episcia hispida DC. Prodr. VIL, p. 547 (1839). 

Trevirana mollis Poepp. et Endl., Nova genera III., p. 9, tab. 207, fig. 40—41 
(1845). 

Diastema molle Benth. in Walpers Repert. VI., p. 403 (1846—47). 


4) Bane n, 1728, H. B. 


408 K. Fritsch. 


Nach den mir vorliegenden Originalexemplaren (Porrpris n. 1034, H. V.) sind bei 
Diastema hispidum die Blüten viel kürzer gestielt, ferner ist die Korolle außen mehr 
zottig, ihre Röhre länger und wenig erweitert, ihre Lappen deutlich zweifarbig (weiß 
und violett), während sie bei Diastema villosum anscheinend einfarbig rot sind. Endlich 
ist bei D. hispidum die ganze Pflanze zarter und kleiner, die Blätter sind dünner und 
oberseits mit längeren, viel weicheren Haaren bekleidet. Bisher ist D. hispidum nur 
aus Peru, D. vellosum aber nur aus Ecuador bekannt. 

37. Diastema anisophyllum Fritsch n. sp. 

Caulis repens, elongatus, flexuosus, ramosus, parte inferiore undique 
radicans, superiore erectus foliosus et florifer, pilis articulatis ferrugineis 
patentibus villoso-hirsutus. Folia opposita, valde inaequalia, brevissime 
petiolata, petiolo ferrugineo-villoso, lamina majorum oblique ovato-elliptica 
acuminata, minorum rotundata, grosse crenata, supra obscure viridis setulis 
numerosis hirto-aspera, subtus purpurea praecipue in nervis pilosa foveo- 
lata. Flores in axillis foliorum majorum solitarii, pedicellis ferrugineo- 
hispidis primum brevibus, dein elongatis lati. Receptaculum ferrugineo- 
hispidissimum. Calycis laciniae ovato-oblongae obtusae serrulatae per- 
sistentes. Corolla flammea, tubo pilis articulatis coccineis dense villoso, 
lobis glabris rotundatis. Disci glandulae 5, quarum 4 latiores. Stigma 
bilobum. Capsula bivalvis, vix rostrata. 

Folia majora 6—9 cm longa, 3—4 cm lata, minora 1—2cm diam. Pedicelli 
fructiferi 4,5—3 cm longi. Capsula ca. 4 cm longa. 

Columbia: An Bäumen in dichten Wäldern über Los Arcos und 
Piedra Ancha, Westgehänge der Westanden von Tuquerres, 1600—2200 m 
(Leamann n. 5843. — Blüht im Juni und Juli). 

Leider liegt keine entwickelte Korolle vor!), sondern nur Knospen und aufge- | 
sprungene Kapseln. Die dicken Diskusdrüsen und die großen Antheren, sowie die 
zottige, glühend rote Blumenkrone erinnern an die Gattung Kohleria; der ganze Habitus 
verweist aber die Pflanze in die Gattung Dzastema, wo sie sich namentlich Diastema 
hispidum (DC.) Fritsch und noch mehr D. villosum Fritsch enge anschließt. Sehr auf- 
fällig ist die in der Gattung Diastema sonst nie so stark ausgeprägte Anisophyllie. 

37a. Diastema anisophyllum Fritsch var. quitense nov. var. 

Differt a typo indumento vix patente, foliis subtus viridibus, minoribus 
acuminatis, calycis laciniis vix serrulatis, corollae tubo extus pilis albidis 
vestito. 

Ecuador: Quito (Jameson, H. V.). 

Die Pflanze, von der nur ein kaum 2 dın langes Stengelstück vorliegt, stimmt im 
Habitus und in den meisten Merkmalen so vollkommen mit der oben beschriebenen 
aus dem benachbarten Kolumbien?) überein, daß ich trotz der oben angeführten ab- 
weichenden Merkmale nicht zweifeln kann, daß sie zu derselben Art oder doch min- 
destens zu demselben Formenkreise gehört. Die einzige entfaltete Korolle ist aus 
kurzer, röhriger Basis rasch glockig erweitert, hat einen kurzen Saum, ist an der Rücken- 
linie gemessen 4,5 cm, an der Bauchlinie gemessen 2 cm lang, während der schiefe 
Saum etwas mehr als 4 cm weit ist. 


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4) Nur von der unten beschriebenen Varietät quitense. 
2) Tuquerres liegt ganz in der Nähe der Nordgrenze von Ecuador. 


Beitrag zur Kenninis der Gesnerioideae. 409 


38. Diastema pictum Regel!). 

Columbia: »Ebene« (Leamann n. 2756. — Juli 1884). — Wächst an 
nassen Felsen um Las Juntas del Dagua, Westanden von Cali, 200—500 m. 
Blüht immer!« (Leamann n. 7900. — Juli 1893). 


Auf der Etikette von n. 7900 bemerkt LEHMANN: »Stengel bis 30 cm lang, dünn, 
leicht behaart. Blätter von weicher, krautiger Textur, oben rötlich-gelbgrün, unten 
rötlich mit stark hervortretenden Nerven, beiderseits behaart. Blüten weiß, in der 
Röhre rot und mit je einem roten Flecken auf den Saumblättchen.« 

Herr Geheimrat A. FiscHER von WALDHEIM hatte die Liebenswürdigkeit, mir die 
Recetschen Originalexemplare von Diastema pietum aus dem St. Petersburger Her- 
barium leihweise zu überlassen. Ich konnte die vollkommene Identität der Pflanze mit 
LEHumanns n. 2756 konstatieren; nur fehlt an dem Reseıschen Exemplar die Rotfärbung 
der Blattunterseite, was leicht erklärlich ist, da es sich um eine kultivierte Pflanze 
handelt. Die Blüten sind bei dem Reserschen Exemplar nur 14—16 mm, bei LEHMANNS 
n. 2756 aber nahezu 2cm lang. Bei der durch gedrungenen Habitus ausgezeichneten 
n. 7900 von LesmMANN sind aber die Blüten nicht größer als jene des Recetschen 
Originalexemplars. 

Aus dem St. Petersburger Herbar erhielt ich auch von einer zweiten von REGEL 
beschriebenen Art, D. Lehmanni?), ein Originalexemplar. Diese Pflanze ist dem 
D. pictum so überaus ähnlich, daß mir ihre spezifische Selbständigkeit sehr zweifelhaft 
ist. Das Originalexemplar von D. Lehmanni unterscheidet sich von jenem des D. pic- 
tum nur durch relativ schwächere und kürzere Behaarung, einzeln stehende Blüten, 
schwächer behaarte Kelche mit am Rande auffallend langwimperigen Zipfeln, kürzere 
und relativ breitere Blätter mit etwas schärferer Serratur. Die Blütenfarbe ist an dem 
Exemplar von D. Lehmanni leider nicht mehr zu erkennen. Merkwürdig ist, daß 
REsEL die beiden Arten kurz hintereinander (1888 und 4889) beschrieb, ohne sie mit- 
einander zu vergleichen. 

Der »Index Kewensis« verzeichnet (p. 747) ein »Diastema pictum Benth. ex Walp. 
Ann. I. 472« aus Guatemala und ein »Diastema pictum Regel in Flora XXXI (1848) 250 
= Isoloma pietum«. Ein »Diastema pictum Benth.« existiert jedoch überhaupt nicht. 
An der zitierten Stelle von Watrers »Annales« findet sich ein Auszug aus REGELS 
»Dispositio generum Gesnerearum<3), wo es heißt: »Dzastema Benth. Corolla obliqua 
adnata, postica vix gibba. — D. ochroleuca et picta (Achimenes Auct.)<. In den Publi- 
kationen von BENTHAM ist nirgends ein D. pictum zu finden. Wohl aber hat Reckr |. c. 
die von Bentuam4) als Achimenes picta beschriebene Pflanze zu Diastema gestellt. 
Nachdem aber diese Pflanze zur Gattung Kohleria gehört — es ist Kohleria bogotensis 
(Nichols.) Fritsch5) — Tydaea picta (Benth.) Den. —, ist ihre Bezeichnung als » Diastema 
pietum Reg.« längst gegenstandslos geworden, so daß Recez das Recht hatte, später 
eine echte Drastema-Art unter demselben Artnamen zu beschreiben. Es liegt somit 
trotz des älteren Homonyms kein Grund vor, den Namen Diastema pictum Reg. vom 
Jahre 1888: nicht anzuerkennen. 

39. Diastema affine Fritsch n. sp. 


Caulis repens, divaricato-ramosus apicem versus villoso-pubescens. 


4) Gartenflora XXXVII. (1888) S. 240. 

2) Acta horti Petropolitani X., p. 695 (4889). 

3) Index semin. in horto Turic. anno 1847 collect. p. 4 adn. Näheres findet man 
in der »Flora« 1848, p. 244 ff. 

4) Botanical Magazine tab. 4126 (1844). 

5) Natürl. Pflanzenfam. IV. 3b, S. 178. Vgl. unten S. 443. 


410 K. Fritsch. 


Foliorum paria distantia. Petioli dense villoso-pubescentes, viscidi. Folia 
ovato-elliptica subacuta basi contracta grosse crenato-serrata serraturis 
hinc inde iterum serrulatis, supra hispida, subtus purpurea et in nervis 
hispidula. ‘ Flores in axillis foliorum solitarii, rarius bini, longe pedicellati. 
Pedicelli sparse hispidi, fructiferi subglabri. Calycis villoso-hispidi laciniae 


lineari-lanceolatae subacutae, fructum bivalvem superantes. |Corolla deest.| 


Disci glandulae lineares. 

Foliorum petiolus ca. 4 cm longus, lamina 2—4 mm longa, 45—925 mm lata. 
Pedicelli vix 4 cm longi. Calyx primum 4 mm, demum 6 mm longus. 

Ecuador: in silvis tropicis opacis udis (Soprro n. 119/42). 

Unter den im Wiener Herbarium vorliegenden Dzastema-Arten ist nur D. divari- 
catum (Poepp. et Endl.) Benth, (Porppig n. 1629) der neuen Art etwas ähnlich. Aber 
die Blätter des D. divaricatum sind viel zarter und dünner, stumpfer gekerbt und 
oberseits dicht kurzhaarig. Auch der Habitus ist (in bezug auf Größe und Verzweigung) 
ein anderer. Da die Diagnosen aller anderen Dzastema-Arten weit verschiedene Merk- 
male angeben, so konnte ich auch ohne Korolle die vorliegende Pflanze als neue Art 
beschreiben. 


Kohleria Regel. 

Da von den englischen und manchen anderen Autoren für diese Gat- 
tung immer noch der Gattungsname Jsoloma (Benth.) Decn. gebraucht 
wird!), so halte ich es für zweckmäßig, die von mir im Jahre 18932) 
vorgenommene Voranstellung des Namens Kohleria Regel noch ausführ- 
licher zu begründen, als ich dies schon bei früherer Gelegenheit?) getan 
habe. Die hierher gehörigen Arten wurden bis 1848 allgemein zu » Ges- 
neria L.«, richtiger Gesnera Mart.4), gerechnet. Brntuam hatte zwar 
schon 18465) innerhalb der Gattung Gesneria zwei Sektionen unter- 
schieden, von welchen die erste mit dem Namen »Jsoloma« sich mit 
unserer Gattung fast genau deckt®), aber Sektionsnamen haben nach dem 
Artikel 49 der Wiener Nomenklaturregeln keine Priorität vor Gattungs- 
namen, wenn die betreffende. Sektion später als eigene Gattung auf- 
gefaßt wird. 

Im Jahre 1848 erschienen nun zwei Arbeiten, welche die Zerlegung 
der Gattung Gesnera im Sinne von Marrius zum Gegenstande hatten, die 
eine von ReseL?), die andere von Decaisne’). Da die Recersche Abhandlung 


4) Bentuam et Hooker, Genera plantarum IL, p. 4004; Russy in Memoirs of the 
Torrey Botanical Club VI., p. 97 u. a. a. O.; »Index Kewensis« samt Supplementen; 
O. Kuntze, Revisio generum III. IL, p. 108. 

2) ENGLER-PRANTL, Die »Natürl. Pflanzenfamiliene IV. 3b, S. 177. 

3) Bihang till K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar, Bd. 24, Afd. III, No. 5, p. 24. 

4) Vgl. O. Kuntze, Revisio generum IL, p. 473—474. 

5) Plantae Hartwegianae, p. 230. 

6) Von der zweiten Sektion BEnTHAns, »Corytholoma«, spreche ich weiter unten 
bei Rechsteineria Regel. 

7) Uber die Gattungen der Gesnereen. Flora XXXI., p. 244—252. Vorläufige 
Mitteilung schon im »Index seminum in horto botanico turicensi anno 1847 collectorum<. 

8) Revue horticole, 3. ser. IL, p. 464 -—469. 


he m» 5; 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 411 


im April 1848, die Decaisnesche aber erst im Dezember 1848 erschien, 
hat Reset unbedingt die Priorität. Reset zerlegte die Gattung Gesnera 
Mart. (non Livni!) in fünf Gattungen, von welchen eine den Namen Ges- 
mera »Linn.« behält, während die vier von REGEL neu aufgestellten Gat- 
tungen Rechsteineria, Moussonia, Naegelia und Kohleria heißen. Für 
uns kommen hier nur die Namen Moussonia und Kohleria in Betracht, 
weil die anderen Reserschen Gattungen durchweg nur Arten enthalten, 
die nicht zu unserer in Rede stehenden Gattung gehören. 

Moussonia Regel wird durch das »stigma capitatum« und einen 
»annulus perigynus« charakterisiert; als Typus der Gattung wird Gesnera 
elongata bezeichnet. Hingegen werden der Gattung Kohleria Regel ein 
»stigma bilobum« und »glandulae hypogynae 5« zugeschrieben; als Typus 
wird Gesneria hirsuta H.B.K. genannt, ferner werden noch Gesneria tri- 
flora Hook. und G. hondensis H.B.K. erwähnt. Da alle diese Arten in 
unsere Gattung gehören, so ist es klar, daß nur einer der beiden Gattungs- 
namen Moussomia und Kohleria gültig sein kann, und es entsteht nun die 
Frage, welcher der beiden gleichzeitig veröffentlichten Namen vorzu- 
ziehen ist. 

Nach Art. 46 der Wiener Nomenklaturregeln trifft die Auswahl zwischen 
Namen gleichen Datums der Autor, welcher die Vereinigung der mit diesen 
Namen bezeichneten Gruppen vornimmt. Wir haben also zu untersuchen, 
wo Moussonia und Kohleria nach der Publikation von ReceL zuerst. als 
Angehörige derselben Gattung betrachtet werden. Da nun Hansteın in 
seinen Arbeiten über Gesneriaceen Moussonea durchweg als eigene Gattung 
behandelt, ebenso auch Örstenp!) und andere Autoren, so finden wir 
meines Wissens die Einziehung der Gattung Moussonia erst im Jahre 1876 
bei Bentuam und Hooker, Genera plantarum (IL, p. 1002). Diese Autoren 
wenden aber weder den Gattungsnamen Moussonia, noch den Gattungs- 
namen Kohleria an, sondern nennen die Gattung »/soloma Benth.«.  Iso- 
loma wurde aber, wie schon oben erwähnt, von Bentnam 1846 nicht als 
Gattung, sondern nur als Sektion von Gesnera aufgestellt und erst im 
Dezember 1848 (also nach der Publikation von ReGer) von Decaisne |. c. 
p- 465 zur Gattung erhoben. 

Der Umstand, daß das überall in erster Linie benützte Werk von 
Bentuam und Hooker den Namen Jsoloma verwendete, bewirkte, daß die 
Gattungsnamen Kohleria und Moussonia von 1876 an zunächst gar nicht 
mehr verwendet wurden, sondern überall nur der Name Jsoloma. So 
registriert beispielsweise Heustey in der »Biologia centrali-americana« die 
von Hansrein unter Moussonia aufgeführten zentralamerikanischen Gesneria- 
ceen unter dem Gattungsnamen Isoloma 2). 


4) Gesneraceae centroamericanae p. 32. 
2) Gopman and Satvin, Biologia centrali-americana. Botany IL, p. 478. 
6 
Botanische Jahrbücher. L, Bd. 27 


412 K. Fritsch. 


So stand die Sachlage, als ich an die Bearbeitung der Gesneriaceen 
für die »Natürl. Pflanzenfamilien« schritt. Damals waren noch die Dr Can- 
potLeschen Nomenklaturregeln vom Jahre 1867 gültig, nach deren Artikel 58 
der Sektionsname Jsoloma Benth. (1846) die Priorität vor den Gattungsnamen 
Moussonia Regel und Kohleria Regel (1848) hatte. Trotzdem verwarf ich 
den Namen Isoloma, weil Surra schon mehrere Jahre früher eine Farngattung 
Isoloma aufgestellt hatte!). Ich hatte daher nur die Wahl zwischen 
den Namen Moussonia und Kohleria. Für Moussonia könnte nur event. 
die sogenannte »Platzpriorität« geltend gemacht werden, weil diese Gattung 
von Recer l. c. S. 245 genannt und S. 248 beschrieben ist, während Koh- 
leria erst S. 246 genannt und S. 250 beschrieben ist. Diese »Platz- 
priorität« ist aber weder in den alten noch in den neuen Nomenklatur- 
regeln begründet und hat wohl auch tatsächlich keinen Sinn, weil ja doch 
der betreffende Druckbogen als Ganzes die Druckerei verläßt und daher 
die einzelnen Seiten derselben Nummer einer Zeitschrift (in diesem 
Falle Nr. 15 der »Flora« vom Jahre 1848) unbedingt als gleichzeitig 
veröffentlicht angesehen werden müssen. 

Die Wahl zwischen den Namen Moussonia und Kohleria konnte mir 
nicht schwer fallen. Die Diagnose von Moussonia ist ungenau, weil der 
»annulus perigynus« derart gelappt ist, daß in der Regel deutlich fünf 
Diskusdrüsen unterscheidbar sind?2). Jedenfalls aber entsprechen die aller- 
meisten Arten der Gattung genau der Angabe bei Kohleria: »glandulae 
perigynae 5<. Ebenso ist die Narbe bei den meisten Arten zweilappig 
und nur bei wenigen (eben bei der Sektion Moussonia) kopfig, so dab 
die Gattungsdiagnose von Kohleria auf die meisten Arten paßt, die von 
Moussonia aber nur auf wenige. Noch gewichtiger erscheint mir der 
Umstand, daß Recet bei der Gattung Moussonia als Typus » Gesnera 
elongata« erwähnt, eine Pflanze, welche der Gattungsdiagnose von Mous- 
sonia gar nicht entspricht. Es lag nämlich eine Verwechslung zwischen 
Gesnera elongata H.B.K. und G. Deppeana Cham. et Schldl. vor, die 
Hansteın später aufgeklärt hat3). Andere Arten führt ReGez bei der Gat- 
tung Moussonia nicht an, während er bei Kohleria drei typische Arten 
unserer Gattung namhaft macht. Es war also wohl selbstverständlich, 
daß ich den Namen Kohleria dem auf eine falsch bestimmte Art begrün- 
deten Namen Moussonia vorzog 4). 


4) Vergl. Preirrer, Nomenclator botanicus I., p. 1769. 

2) In der erwähnten vorläufigen Mitteilung steht allerdings: »Annulus hypogynus 
crassus SINUOSUS«. 

3) Linnaea XXIX., p. 575. 

4) Nebenbei acre entspricht die Wahl des Namens Kohleria auch der Emp- 
fehlung XXVI der neuen Nomenklaturregeln, namentlich deren Punkt 2, der von der 
Artenzahl spricht. Zur Sektion Moussonza gehörten von den 1893 bekannten Kohleria- 
Arten (ungefähr 50) nur 8. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 413 


An die von mir 1893 vorgenommene Entscheidung sind nun nach 
dem schon früher zitierten Artikel 46 der neuen Nomenklaturregeln alle 
späteren Autoren gebunden, so daß jede weitere Erörterung überflüssig wird. 


40. Kohleria bogotensis (Nichols.) Fritsch. 

Syn.: Achimenes picta Benth. in Hook. Bot. Magaz. tab. 4126 (1844); 
non Kohleria picta Hanst.'). 

Diastema picta Regel, Index sem. hort. Turic. 1847 et in Flora 
XXXL, p. 250 (1848), non in Gartenflora XXXVIL (1888) 2). 

Tydaea picta Decaisne in Revue horticole 1848, p. 468. 

Giesleria (picta)*) Regel, Index sem. hort. Turic. 1848 et in Flora 
XXXIL, p. 182 (1849). 

Isoloma bogotense Nicholson, The illustrated dietionary of gardening 
Vol. II (1886). 

Kohleria bogotensis Fritsch in »Natürl. Pflanzenfam.« IV. 3b, S. 178 
(1893). 

Columbia: De Honda 4 Bogotä (Stüser n. 90c. — März 1868). 

Der älteste Speziesname »pictas, welcher in der von DecaısnE gebildeten Kombi- 
nation »Tydaea picta« für diese beliebte Warmhauspflanze allgemein üblich ist, konnte 


nicht beibehalten werden, weil HanstEın die Bezeichnung Kohleria picta für eine Art 
der Sektion Cryptoloma angewendet hat (s. Fußnote A). 


44. Kohleria amabilis (Planch. et Lind.) Fritsch. 

Syn.: Tydaea amabilis Planch. et Lind. in Lind. Cat. hort. 1855 et 
in Flore des Serres X., p. 237, tab. 1070 (1855); Hanst. in Linn. XXVIL, 
-p. 722—723 (1856). 
Columbia: Limbo, 800 m (Triana). 
| Die von TRIANA gesammelte Pflanze war seinerzeit die Veranlassung der Auf- 


‚stellung und Beschreibung von Tydaea amabilis Planch. et Lind. Ich wollte die Ge- 
legenheit nur benützen, die Nomenklatur der Art richtigzustellen. 


42. Kohleria ferruginea Fritsch. 

Syn.: Tydaea Warscewiexü Regel in Gartenflora IIL, p. 793, tab. 79 
(1854); non Kohleria Warscewicxi Hanst. 

‘ Columbia: Prov. de Choco, Juntas del Dayna, 1500 m (Triana 
“n. 2534, H.B. et H.V.). — An Erdabbrüchen bei San Pablo, West- 
-cordilleren der Provinz Pasto, 4400 m (Lenmann n. 120. — 19. Juli 1879, 


4 


x 4) Kohleria picta (Hook.) Hanst. 


Syn.: Gesneria picta Hook. Botan. Magaz. tab. 4431 (1849). 
Isoloma pictum Planchon in Flore des Serres VI., p. 165, tab. 586 (1850—54). 
I. picta Regel in Gartenflora IL, p. 410 (1854). 
Cryptoloma pictum Hanstein in Linnaea XXIX., p. 536 (4857—58). 
Brachyloma pictum Oersted, Gesneraceae centroamericanae p. 30 (4858). 
2 Kohleria picta Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (1865—66). 

2) Vgl. oben S. 409. 

3) Das Binom >» Giesleria picta« kommt bei Recet nicht vor. Er sagt nur, daß 
_Achimenes picta den Typus der Gattung bildet. 


a 


ret 


414 K. Fritsch. 


H. V.). »Blumen glühend dunkelsammetrot mit dunkleren Streifen und 
Flecken.« — In dunklen, feuchten Wäldern um Ricaurte (?) und Pususquer, 
West-Anden von Tuquerres, 1000—1500 m (Leamann n. 5845, H.B.). 
»Stengel bis 50 cm hoch, federkieldick, befilzt; Blätter oberseits rauh, 
bräunlich dunkelgrün, zuweilen mit grauer Zone. Blüten glühend rot mit 
braungeflecktem Saum. Blüht im Juni und Juli.« 

Bei der Untersuchung einer Blüte fand ich zu meiner Überraschung nicht fünf 
freie Diskusdrüsen, sondern nur drei, von welchen die mittlere allein stark entwickelt, 
die beiden seitlichen aber fast bis zur Grenze der Wahrnehmbarkeit verkümmert waren. 
Von den beiden der Gattungsdiagnose nach zu erwartenden Diskusdrüsen der Vorder- 
seite war keine Spur zu entdecken. Es ist interessant, daß diese einseitige Entwicklung 
des Diskus, welche für die Columneae charakteristisch ist und auch bei den Sinningieae 


häufig vorkommt, nun auch bei einer Art aus der Gruppe der Xohlerieae in Er- — 


scheinung tritt. 

Die Art mußte einen neuen Namen erhalten, weil der Speziesname Warscewicxii 
in der Gattung Kohleria schon vergeben ist 1). 

43. Kohleria (§ Sciadocalyx) violacea Fritsch n. sp. 

Caulis altus, crassus, pilis albis vel roseis articulatis villoso-tomentosus. 
Folia terna magna, longe petiolata, petiolo villoso-tomentoso, lamina lanceo- 
lato-elliptica acuminata in petiolum attenuata margine roseo dense crenulata, 
supra obscure rubro-virente setulis densis asperula, subtus canovirente pilis 
longis appressis densissime sericeo-lanata. Pedunculi in axillis foliorum sum- 
morum orti, plerumque corymbose-partiti, pauciflori, villosi. Pedicelli pe- 
dunculis similes. Calycis pilis albis vel roseis villosi laciniae latae, rotun- 


dato-triangulares expansae vel reflexae (marginibus revolutis), hinc inde 


serratae. Corolla calyce multoties longior ex basi angusta glabra valde 
dilatata faucem versus paulo contracta, extus roseo-violacea dense villosa, 


ntus flavovirens maculis brunneis notata; lobi rotundati reflexi. Antherae” 


# 
t 


connexae vix exsertae. Staminodium anthera rudimentaria praeditum. Dis- 
cus duplex externus annularis hinc inde crenatus, internus e glandulis quin-« 
que crassis copstans. Ovarium apice villoso-hispidum; stylus hispidulus; — 


stigma dilatatum, bifidum. 


Caulis usque ad 45 dm altus. Foliorum petiolus 1—4 cm longus, lamina 10—15 cm 


longa, 3—6 cm lata. Calycis laciniae ca. 6 mm longae et latae. Corolla 3 cm excedens, 
Staminodium vix 3 mm longum. 

Columbia: An feuchten, schotterigen Erdwänden, meist an schattigen 
Orten um Popayän, 1700—2500 m, blüht von Januar bis April (LEHMANN 
n. 4495). | 

Die Art ist der zuerst beschriebenen aus dieser Sektion, Kohleria Warscewicxit 
(Reg.) Hanst. nahe verwandt, aber von ihr durch die langen, schmalen, zu 3 stehenden 


4) Kohleria Warscewiezii (Regel) Hanst. 


Syn.: Sciadocalyx Warszewiezii Regel in Gartenflora II., p. 257, tab. 61 (4853). 
Gesneria Regeliana Warscew. mscr. sec. Planchon in Flore des Serres IX., 


p. 213 (1853—54). 
Kohleria Warsxewiexii Hanst. in Linnaea XXXIV., p. 441 (4865—-66). 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 415 


Blätter gut verschieden (abgesehen von der Blitenfarbe). Noch näher steht die neue 
Art der später beschriebenen Kohleria digitaliflora (Linden et André) Fritsch), so daß 
ich nicht vollkommen überzeugt bin, ob sie nicht doch mit dieser habituell jedenfalls 
sehr ähnlichen Pflanze identisch ist. Folgende Gründe bestimmten mich zur Abtrennung: 
4. Bei Kohleria digitaliflora sind die Blätter (laut Originalbeschreibung, Originalabbildung 
und an allen mir vorgelegenen, aus Gärten stammenden Herbarexemplaren) gegenständig, 
bei Kohleria violacea stehen sie an allen Knoten der zwei von LEHMANN gesammelten Stengel 
zu dreien. 2. Nach der Originalabbildung ist die Röhre der Blumenkrone bei Kohleria 
digitaliflora weiß und nur am Rücken rotviolett überlaufen, was auch an den Blüten 
einiger Herbarexemplare deutlich zu sehen ist. Bei Kohleria violacea ist die Blumen- 
krone nach LEHMANN »außen violett oder magentarosa«. 3. Der Diskus wird von LINDEN 
und ANDRÉ |. c. in der Diagnose als »annulus glandulosus 5-crenatus« und in der fran- 
zösischen Beschreibung als >anneau glanduleux bien entier, 5-crenelé« beschrieben). Ich 
fand bei Kohleria violacea einen doppelten Diskus: außen einen etwas gekerbten Ring 
und innen 5 dicke Diskusdrüsen. Diese drei voneinander ganz unabhängigen 2 rienale 
dürften wohl die Abtrennung der Kohleria violacea rechtfertigen. 

Auch manchen Arten der Sektion Isoloma, z. B. Kohleria lanigera Fritsch, ist die 
eben beschriebene neue Art ähnlich, aber durch die für die Sektion Sceadocalyx cha- 
rakteristische Kelchgestalt und auch durch die mehr bauchige Blumenkrone mit größeren 
Zipfeln und deren andere Färbung ist sie von diesen gut zu unterscheiden. 


44. Kohleria spicata (H. B. K.) Oersted. 

Syn. Gesneria spicata H. B. K. Nov. gen, II., p. 393 tab. 188 (1817). 

Isoloma spicata Decaisne in Revue horticole 1848, p. 465. 

Kohleria Wageneri Regel Selectus seminum hort. Turic. 1853 et in 
Gartenflora III, p. 347, tab. 103 (1854). 

Kohleria spicata Oersted Gesn. centroamer. p. 27 (1858). 

Costa Rica: Siquirres, Llanuras de Santa Clara, 200 m (J. D. Suita 
n. 6704), sub nomine »/soloma Wageneri Benth. et Hook.«. 

Columbia: Ibagué’), Prov. de Mariquito, 1400 m (Triana n. 2517). — 
An steilen Berghalden um Popayän, 1600—2300 m; blüht vom Februar 
bis April (Lenmann n. 5839). »Stengel bis 50 cm hoch, federkieldick, filzig 
behaart. Blätter dick, krautig, rötlich-graugrün, oben rauh, unten mit 
weichem Filz bekleidet. Blüten scharlachrot«. 


Die Sektion ÆEukohleria{) umfaßt einen schwer zu entwirrenden Formenkreis. Die 
zuerst beschriebene Art ist Kohleria spicata (H. B. K.) Oersted. Außer dieser führt 


4) Kohleria digitaliflora (Linden et André) Fritsch. 

Syn. Scradocalyx digitalaeflora Linden et André in Illustr. hortic. XVIL, p. 95 
tab. 17 (4870). 

Kohleria digitaliflora Fritsch in Natürl. Pflanzenfam. IV 3b., S. 178 (1893). 

2) Merkwürdigerweise beschreiben die Autoren die Korolle der Kohleria digitali- 
flora als »portant intérieurement une glande unique oblonge à la base«, bezw. 
»basi glandulam unicam intime ferens«, was im Zusammenhalt mit dem »annulus 
glandulosus 5-crenatus« zunächst unverständlich erscheint. Offenbar ist aber diese »glan- 
dula« nichts anderes als das mediane Staminodium! 

3) Locus classicus! 

4) Frrrscx in Natürl. Pflanzenfam. IV 3b, S. 478 (1893). Als Subgenus schon bei 
HANSTEIN in Linnaea XXXIV., p. 444 (1865—66). 


416 K. Fritsch. 


Hansteint) noch 41 Arten (darunter eine »¢certae sedis«) auf, von denen aber kaum 
mehr als 5—6 haltbar sein dürften. Eine Einteilung der Sektion in Untersektionen, wie 
sie HANSTEIN |. c. versucht hat, scheint mir ganz undurchführbar, weil alle Arten unter- 
einander nahe verwandt sind. y 

Auf Grund von Herbarmaterial eine Anzahl von Arten mit Kohleria spicata zu 
vereinigen, möchte ich aber vorläufig doch unterlassen, weil die Arten oft nach leben- 
dem Material beschrieben wurden und nach den vorhandenen Abbildungen?) auch in der 
Färbung und Zeichnung der Blüten Unterschiede aufweisen. Nur Kohleria Wageneri 
Regel glaube ich ohne Bedenken mit Kohleria spicata (H. B. K.) Oersted identifizieren 
zu können und gebe in den folgenden Zeilen die Begründung für diesen Vorgang. 

Vor allem muß betont werden, daß Recer, als er seine Kohleria Wageneri be- 
schrieb, die Kohleria spicata überhaupt nicht kannte. Reece. hatte die von ihm zuerst 
auf Grund des Typus Gesneria hirsuta H. B. K. aufgestellte Gattung Kohleria?) später 
mit Rücksicht auf /soloma (Benth.) Decaisne zurückgezogen und den Namen Kohleria 
einer seiner Meinung nach neuen Gattung beigelegt*), welche mit unserer Sektion Hu- 
kohleria zusammenfallt. Hätte er Gesneria spicata H.B.K. gekannt, so hätte er diese 
zu seiner neuen Gattung Kohlerza stellen müssen; er tat das aber nicht, sondern führte 
sie unter dem Namen Jsoloma spicata Decaisne auf und erklärte die mit ihr sehr nahe 
verwandte Gesneria ignorata Knth. et Bouché als »die einzige bis jetzt bekannte Art«6) 
der neuen Gattung Kohleria. 

4853—1854 beschrieb nun ReseEL seine Kohleria Wageneri. Die im Samenkatalog 
des botanischen Gartens in Zürich publizierte kurze Diagnose, deren Kenntnis ich der 
Güte des Herrn Prof. Dr. Hans Scuinz verdanke, enthält kein einziges Wort, welches 
nicht auch auf Kohleria spicata passen würde. Recet führt neben der neuen Art noch 
Kohleria ignorata (Kunth et Bouché) Regel, Kohleria guaxwmaefolia (Benth.) Regel), 
und Kohleria Seemanni (Hook.) Hanst.6) als Arten der Gattung an, ohne Gesneria spi- 
cata H.B.K. auch nur mit einem Wort zu erwähnen. 

Vergleicht man die Originalabbildungen der beiden angeblich verschiedenen Arten, 
so wird man allerdings einige Unterschiede finden. In der Originalabbildung der Ges- 
neria spicata H. B. K. sind die Blätter zu dreien wirtelig angeordnet, in jener der Kohleria 
Wageneri Regel gegenständig. Die Blütenstiele sind bei letzterer erheblich länger und 
die Korollen mehr gebogen. Die Stellung der Blätter ist aber sehr veränderlich”), die 
längeren Blütenstiele erklären sich durch die Kultur und die Korollen sind auf dem 
HumsoLpr-BonpLanndschen Bild ungenau dargestellt. 

HANSTEIN, der überhaupt in seiner Gesneriaceen-Bearbeitung einen sehr engen 
Speziesbegriff vertritt, gibt selbst zu, daß Kohleria Wageneri der Kohleria spicata 
sehr nahe steht. Als auffallendsten Unterschied führt er »die lange, seidenartige, prächtig 
rote Behaarung« an, ferner breitere Blätter mit etwas längeren Blattstielen und etwas 


4) Linnaea XXIX., p. 548—525. 

2) Man vergleiche z. B. Gartenflora I., Taf. I., Gartenflora III, Taf. 103, Botanical 
Magazine Taf. 4452 und 4504. 

3) Vgl. oben Seite 411. 

4) Botanische Zeitung IX., S. 893—894 (4854). 

5) Gesneria guazumaefolia Bentham Plantae Hartweg. p. 147 (1844). Ich kenne 
diese Art nicht. Hansteın führt sie (Linnaea XXXIV., p. 277) unter den »Species non 
satis notae« auf. 

6) Gesneria Seemanni Hook. wurde 1853 von Hansteın (Linnaea XXVI, p. 203) 
zu Kohleria gestellt, 1854 (Gartenflora III., p. 348) dann auch von ReceL (im Samen- 
katalog von Zürich 1853 nur als »nomen nudum« ohne Zitat). 

7) Vgl. ReseL in Gartenflora Ill, S. 347, Fußnote. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 417 


spitzere Kelchzipfel. Er fügt dann hinzu: »Dem allgemeinen Ansehen nach scheint es 
demnach eine eigene Art zu sein<«‘!), Manche Herbarexemplare, wie z. B. das von Han- 
STEIN?) zitierte aus Merida (Morıtz n, 1130, H.B.), sind allerdings durch die prächtige 
rote Behaarung der Inflorescenz und der Nerven an der Blattunterseite sehr auffällig, 
Nachdem aber Recet selbst in der Originalbeschreibung seiner Kohleria Wageneri die 
Blätter »unterhalb dünn weiß- oder rot-filzige nennt und in der Originaldiagnose der 
Gesneria spicata H. B. K. steht: »caulis ... piloso-hirsutus, pilis purpurascentibus«, 
während ein aus dem Herbar Humsotpt stammendes Exemplar des Berliner Herbariums 
durchweg weißliche Behaarung aufweist, so kann man wohl das Merkmal der Haar- 
farbe als ein durch den Standort beeinflußtes variables auffassen. Es steht übrigens 
nichts im Wege, die auffallend rothaarigen Formen der Kohleria spicata als Kohleria 
spicata var. Wageneri (Regel) zu bezeichnen. Die außer der Behaarungsfarbe noch an- 
geführten Merkmale (Blattbreite usw.) sind nur relativ und überhaupt ganz unbedeutend. 

Auch die von Orrstep beschriebene Kohleria tetragona?) vermag ich nach den im 


‚Berliner Herbarium liegenden, zum Teil von OersteEp selbst (n. 29, 30), zum Teil von 


PorAkowsky (n. 213, 477) in Costa Rica gesammelten Exemplaren absolut nicht von 
Kohleria spicata zu unterscheiden. Unter den von OERsTED a. a. O. als Unterschiede gegen- 
über Kohleria spicata angeführten Merkmalen sind einige sehr veränderlich (so die Blatt- 
form und die Zahl der Blüten eines Scheinwirtels), andere an Herbarexemplaren nicht. 
deutlich genug zu sehen (so die Querschnittform des Stengels und die Form der Korolle). 
Die Länge des Griffels hängt sicherlich vom Entwicklungsstadium der Blüte ab. Wenn 
ich trotzdem davon absehe, Kohleria tetragona endgültig als Synonym zu Kohlera spi- 
cata zu stellen, so liegt der Grund hierfür darin, das Orrstep beide Arten lebend an 
demselben Standort nebeneinander gesammelt hat (bei Aguacaliente) und doch kaum 
angenommen werden kann, daß er zwei wirklich identische Pflanzen getrennt anfgeführt 
und beschrieben hätte. 

44a. Kohleria spieata (H. B. K.) Oersted var. hispida Fritsch n. var. 

Differt a typo caule pilis rubris patentibus vel deflexis hispido, foliis 
saepe quaternis, internodiis inflorescentiae valde elongatis. 

Ecuador: In locis asperis regionis temperatae (Sopiro n. 149/44. — 


August 1871). 


Die Behaarung aller mir vorliegenden Exemplare der Kohleria spicata (mit Ein- 


schluß von K. tetragona Oersted) ist wenigstens an den unteren Teilen des Stengels 


durchaus anliegend oder höchstens aufrecht-abstehend, so daß die Spitzen der Haare 
immer nach oben gerichtet sind. Nur in den jüngsten Teilen der Inflorescenz kommt 
auch abstehende Behaarung vor. Bei der hier vorliegenden Pflanze ist aber die Be- 
haarung des ganzen Stengels wagrecht abstehend oder sogar nach unten gerichtet. 
Weniger Wert lege ich auf die zu 4 wirteligen Blätter und noch weniger auf die sehr 


locker gebaute Inflorescenz, denn dieses letzte Merkmal findet sich bei Kohleria spicata 


gar nicht selten. Da mir nur ein Herbarexemplar vorliegt, bin ich nicht in der Lage, 
zu beurteilen, ob nur eine individuelle Abänderung (Standortsform?) der Kohleria spi- 
cata oder etwa eine eigene Art vorliegt. Unter diesen Umständen schien die Abtrennung 
als Varietät am ratsamsten. 


45. Kohleria (§ Eukohleria) Stuebeliana Fritsch n. sp. 
Caulis tenuis, gracilis, pilis articulatis appressis purpureis vestitus. Folia 


4) Linnaea XXIX., p. 562. 

2) Linnaea XXIX., p. 564, 

3) Kohleria tetragona Oersted, Gesneraceae centroamericanae p. 27 (1858). 
Isoloma tetragonum Hemsley in Biol. centr. amer. II., p. 480 (1882). 


418 K. Fritsch. 


opposita, petiolata vel subsessilia; petiolus pilis articulatis vestitus; lamina 
elliptica acuta, crenato-serrata, supra pilis appressis strigosa, subtus molliter 
tomentella. Inflorescentia ei Kohleriae spicatae similis, sed laxa et pauci- 
flora. Pedicelli calyce breviores lanati. Calycis lanati laciniae apicem 
versus purpureae ovato-lanceolatae margine revolutae. Corolla coccinea fere 
duplo longior quam lata; tubus extus dense pilis articulatis cinnabarinis 
villosus; laciniae breves rotundatae reflexae, intus maculatae et barbatae. 
Genitalia inclusa. 


Folia 3—8 cm longa, 15—35 mm lata. Pedicelli 3—4 mm longi. Calyx 5—6 mm 
longus. Corolla 45 mm longa fauce 8—9 mm lata. 


Columbia: Excursion 4 los Llanos de San Martin, »Toquisa« VIIL, 
1868 (Stipe. n. 178 f). 


Die Art gehört in die Verwandtschaft der K. spicata (H. B. K.) Oersted, von der 
sie sich durch die zarten, dünnen Stengel!) und Blätter, die viel weichere Behaarung 
der Blattoberseite, die kurzen Blütenstiele, die innen gebärteten und dunkel gefleckten 
Zipfel der Blumenkrone usw. unterscheidet. 


46. Kohleria Schiedeana (DC.) Hanst. 

Syn. Gesneria spicata 3. Schiedeana DC. Prodr. VIL, p. 531 (1839). 

Gesneria Schiedeana Hook. in Bot. Magaz. tab. 4152 (1845). 

Kohleria Schiedeana Hanst. in Linnaea XXIX., p. 518 (1858). 

Isoloma schiedeanum Hemsley in Biolog. centr. amer. Bot. IL, p. 479 
(1881 — 82). 

Mexiko: Atoyac (E. Kerser, Plantae Mexicanae, n. 173, H. B., H.V. und 
im Herbarium des botan. Institutes d. Univ. Wien). — EHRrENBERG n. 324 
(H. B., ohne nähere Standortsangabe), gemengt mit Kohleria Deppeana 
(Schldl. et Cham.) Fritsch. 

Ich habe das im Berliner Herbarium liegende Originalexemplar von ScHIEDE {n. 185) 
verglichen und keinen wesentlichen Unterschied gefunden, obschon die Blätter bei den 
von KERBER und EHRENBERG gesammelten Exemplaren nicht zu 4, sondern zu 3 stehen. 
Auch diese Art steht der Kohleria spicata sehr nahe. 

47. Kohleria longifolia (Lindl.) Hanst. 

Syn. Gesneria longifolia Lindl. Bot. Reg. 1841, Misc. p. 92, 1842, 
tab. 40. 

Gesneria Linkiana Kunth et Bouché Index sem. hort. bot. Berol. 1848, 
p. 132). 

Isoloma longifolia Decaisne in Revue horticole 1848, p. 465. 

Kohleria Linkvana Oersted Gesner. centroamer. p. 28 (1858) et Han- 
stein in Linnaea XXIX., p. 522 (1858)3). 


4) Es ist allerdings nicht ganz ausgeschlossen, daß es sich um Seitenzweige von 
vielleicht dekapitierten Exemplaren handelt! 

2) Nach Warrers, Annales IL, p. 1064. 

3) Schon in Linnaea XXVL, p. 160 (4853) erwähnt HanstEin, daß Gesneria » Lin- 
kiana Hort. Ber.« in die Gattung Kohleria gehöre. Ebendaselbst p. 243 nennt er sie in 
der Erklärung der Figur 18 auf Tafel I » Kohleria Linkiana«. Die Rechtsgültigkeit dieser 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 419 


Brachyloma longifolium Oersted I. c., p. 30 (1858). 

Kohleria incana Kl. et Hanst. in Linnaea XXIX., p. 522 (1858). 

Kohleria longifolia Hanst. 1. c., p. 524 (1858). 

Isoloma incanum Hemsley in Biol. centr. amer. II., p. 478 (1881—82). 

Isoloma linkianum Hemsley J. c. (1881—82). 

Guatemala: Barranco Honda, 3800’, Vol. de Fuego (Satvin); Barranca 
del Samalä, Depart. Retalhuleu, 1700 pp. (J. D. Smira n. 2684); Retalhuleu 
(BERNOULLI und Cario). 

Im Berliner Herbarium liegen außer diesen Exemplaren die seinerzeit von HANSTFIN 
revidierten Bogen als Belege für die von Hansteın unterschiedenen Arten: Kohleria 
incana (Warscewicz n. 29), Linkiana und longifolia. Alle diese Pflanzen sind voll- 
kommen identisch, so daß ich schlechterdings nicht begreife, wie HANSTEIN drei Arten 
unterscheiden konnte. Die Art variiert nach dem vorliegenden Material nur ganz wenig 
in der Gestalt der Blätter und in der Dichte der Behaarung, so daß sich meines Er- 
achtens nicht einmal Varietäten unterscheiden lassen. 

Bei diesem Sachverhalt ist es sehr auffällig, daß Oxrsrep a. a. 0. Gesneria longi- 
folia Lindl. und Gesneria Linkiana Kunth et Bouché sogar in zwei verschiedene Gat- 
tungen (!) stellt, die erstgenannte Art zu Brachyloma, die zweite zu Kohleria. Offenbar 
hat OERSTED weder die eine noch die andere Pflanze selbst gesehen, denn sonst wäre 
eine solche Auffassung wohl absolut unmöglich. 

Das von Sarvın, gesammelte Exemplar zeichnet sich durch besonders dichte Be- 
haarung und starke Rötung des Stengels, der Blattstiele und Blattränder aus. Es wuchs 
offenbar an einem sehr sonnigen Standort, während das Exemplar von Situ den Ein- 
druck einer Schattenpflanze macht. 

48. Kohleria (§ Isoloma) Lehmannii Fritsch n. sp. 

Caulis sublignosus strictus apicem versus appresse strigosus. Folia 
opposita, petiolata, petiolo strigoso-tomentoso, lamina oblongo-lanceolata 
vel anguste elliptica acuminata basi cuneata fere duplicato-crenata, supra 
verrucis punctiformibus asperula, subtus in nervis strigoso-tomentosa. 
Pedunculi axillares solitarii vel bini erecti corymboso-ramosi; pedicelli 
erecti pedunculis similes. Calycis strigosi lobi oblongo-elliptici patentes corolla 
multoties breviores. Corollae tubus extus pilis articulatis purpureis hirsu- 
tus supra basin tumidam constrictus, dein infundibuliformi-dilatatus et paulo 
decurvatus, laciniae sat magnae rotundatae recurvatae. Stamina antheris 
parallelis subexserta. Disci glandulae quinque crassae liberae, duae dor- 
sales approximatae. Stylus elongatus pubescens; stigma exacte bifidum. 

Foliorum petiolus ca. 2 cm longus, lamina 7—15 cm longa 3—5 cm lata. Pedun- 
culi communes (sine pedicellis) 2—6 cm longi; pedicelli A—2 cm longi. Calycis lobi 
3 mm longi. Corolla 2 cm longa. 

Columbia: Westcordillere von Cali, 2000 m (Leumann n. 3762). 

Eine interessante Art, deren Korollenform sehr an die Sect. Eukohleria erinnert, 
welche ich aber des Blütenstandes wegen doch zur Sect. Jsoloma rechnen möchte. 


Publikation ist aber mangels einer Diagnose und mangels eines deutlichen Hinweises 
auf eine frühere Beschreibung (>Hort. Ber.« genügt wohl nicht!) zu bestreiten. Die oben 
zitierte Stelle in Linnaea XXIX erschien aber nach Oerstep, weil dieser dort schon wie- 
derholt zitiert wird. 


420 K. Fritsch. 


Auch die schwache, anliegende Behaarung und die bei flüchtiger Betrachtung ganz kahl 
erscheinenden Blatter sind in diesem Verwandtschaftskreise eigentümlich. 


49. Kohleria (§ Isoloma) scabrida Fritsch n. sp. 

Caulis sublignosus flexuosus apicem versus dense strigosus. Folia 
opposita vel hinc inde alterna (!), longiuscule petiolata, petiolo strigoso, 
lamina oblongo-elliptica breviter acuminata basi vix cuneata crenata rugosa, 
supra verrucis hinc inde setuliferis asperrima, subtus nervulis strigillosis 
reticulata, ceterum punctis densis aspera. Pedunculi axillares appresse 
strigosi corymboso-partiti; pedicelli pedunculis similes. Calycis strigosi 
laciniae oblongae patentes corolla multoties breviores. Corollae tubus extus 
pilis articulatis purpureis vestitus sursum paulo ampliatus, lobi breves 
rotundati. Antherae paulo exsertae. Disci glandulae quinque. Stylus 
pubescens, apicem versus glabrescens; stigma latum breviter bilobum. 

Foliorum petiolus 4—3 cm longus, lamina 5—9 cm longa, 2—4 cm lata. Pedun- 
culi communes (sine pedicellis) 2—4 cm longi; pedicelli plerumque 2—3 cm longi. Calycis 
laciniae 3 mm longae. Corolla ca. 45 mm longa. 

Columbia: El Roble dans le Quindio, 2000—2200 m (Triana n. 2523, 
2531,. BB. m. MEY.) 

Die Art ist ohne Zweifel mit Kohleria Lehmannii Fritsch zunächst verwandt, aber 
durch die viel rauheren und kürzeren Blätter und die Gestalt der Korolle deutlich ver- 
schieden. Bei einem der Exemplare ist die Behaarung, namentlich an der Korolle, 
schwächer, aber sonst finde ich keinen Unterschied. 

50. Kohleria leucomallos Hanst. 

Syn. Brachyloma leucomallon Hanst. in Linnaea XXIX., p. 528 (1857 
—1858). | 

Kohleria leucomallos Hanst. in Linnaea XXXIV., p. 444 (1865—1866). 

Columbia: Prov. de Anapoima, 1000 m (Triana n. 2522, H.B., H.V.). 
— Auf Schotterboden auf Bergsavannen, Rio Paéz, Tolima, 4000—1500 m. 
Blüht im März und April (Lenmann n. 5837). »Stengel federkieldick, bis 
60 cm hoch, weich behaart. Blätter sammetartig-weichfilzig, ziemlich 
dick, rötlich-graugrün. Blüten scharlachrot, mit gelbem, braungeflecktem 
Saum«. 

HANsTEIN beschrieb diese Art nach einem von H. Karsten in Bogota gesammelten 
Exemplar, welches im H.V, liegt. Es stimmt namentlich mit den von LEHMANN gesam- 
melten Stücken vollkommen überein. Die Art ist von der ihr nahestehenden Kohleria 
hirsuta (H.B.K.) Regel!) namentlich durch die Korolle zu unterscheiden, deren Be- 
haarung durchweg weißlich (nicht rot) ist und deren Zipfel auch im getrockneten Zu- 
stande noch sehr deutlich gefleckt erscheinen. 

In diesen Formenkreis gehören außerdem noch folgende drei Arten, deren spezi- 
fische Selbständigkeit mehr oder weniger zweifelhaft ist: 

4. Kohleria rhodomallos Hanst. 

Syn. Brachyloma rhodomallon Hanst. in Linnaea XXIX., p. 526 (1857—58). 

Kohleria rhodomallos Hanst. in Linnaea XXXIV., p. 444 (1865—66). 


4) Die Synonymie dieser Art hat UrBax in Symbolae Antillanae Vol. IL, Fase, Ill. 
p. 369 zusammengestellt. 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 491 


2. Kohleria rubricaulis (Kth. et Bouché) Hassk. 

Syn. Gesneria rubricaulis Kunth et Bouché Ind. sem. hort. Berol. 1847 p. 12. 

Kohleria rubricaulis (Regel Ind. sem. hort. Turic. 1849, nomen nudum) 1) Hasskarl 
in Bonplandia VIII., p. 97 (4860). 

Isoloma rubricaulis Regel in Botan. Zeitg. IX., p. 893 (1854) et in Gartenflora L., 
p. 67, tab. 7 (4852). 

Brachyloma rubricaule Hanst. in Linnaea XXIX., p. 526 (4857—58). 

3. Kohleria Moritziana (Bouché et Hanst.) Hanst. 

Syn. Brachyloma Morittxzanum Bouché et Hanst. in Linnaea XXIX., p. 524 
(4857—38). 

Kohleria Moritziana Hanst. in Linnaea XXXIV., p. 444 (1865—66). 

Da Hansteın die beiden letzteren Formen sowie auch Kohleria hirsuta (H.B.K.) Regel 
lebend gesehen hat und ihre Unterschiede darlegt (Linnaea XXIX., p. 568 ff.), so können 
sie nicht ganz identisch sein; jedoch ist der Speziesbegriff Hansteins bei den Gesneriaceen 
oft ein sehr enger. Im H.B. liegen alle diese Arten; jedoch konnte ich an den getrock- 
neten Exemplaren scharf definierbare Unterschiede kaum finden. 


51. Kohleria eriantha (Benth.) Hanst. 

Syn. Gesneria eriantha Benth. Plantae Hartweg. p. 228 (1846). 

Isoloma ervantha Decaisne in Revue horticole 1848, p. 465. 

Brachyloma ervanthum Hanst. in Linn. XXIX., p. 530 (4857—58). 

Kohleria eriantha Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (1865—66). 

Columbia: Prov. de Bogota, 2400 m (Triana n. 2520). 

52. Kohleria Karsteniana Hanst. 

Syn. Brachyloma Karstenianum Hanst. in Linn. XXIX., p. 532 (1857 
— 58). 

Kohleria Karsteniana Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (1865—66). 

Venezuela: Nirgua (H. Karsten in H.V., konfundiert mit Colummnea 
scandens L.). 

Die Art ist von der vorhergehenden nur sehr wenig verschieden, obwohl sie Han- 
STEIN in eine andere Sektion seiner Gattung Brachyloma stellt. Die mehr anliegende 
Behaarung, die längeren Inflorescenzstiele und die schmäleren, spitzeren Kelchzipfel ver- 
bieten allerdings die Identifizierung beider. Die Abbildung und Beschreibung in KARSTENS 
»Flora Columb.<?) stimmt sehr gut mit der vorliegenden Pflanze. 

53. Kohleria (§ Isoloma) peruviana Fritsch n. sp. 

Caulis crassus, suffruticosus, 1 m altus, pilis longis multicellularibus 
dense lanato-villosus. Folia magna, oblongo-elliptica acuminata in petiolum 
angustata crenata, supra dense hirsuta, subtus densissime molliter lanato- 
villosa. Pedunculi axillares lanato-villosi corymbose ramosi, rarius uniflori. 
Calycis dense lanati lobi lanceolati acuminati, tertiam corollae partem vix 
aequantes. Corollae scarlatinae tubus basi excepta pilis articulatis longis 
cinnabarinis dense lanatus, supra basin tumidam contractus, dein sensim 


4) Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Scuinz ohne Diagnose und wohl auch 
ohne Hinweis auf die Beschreibung von Kunru und Boucaé; ebenso im »Hauptverzeichnis 
der Pflanzen« d. botan. Gartens in Zürich 1850, p. 40. 

2) Florae Columbiae terrarumque adjacentium specimina selecta I., p. 104, tab. 50 
(1858—61). 


422 K. Fritsch. 


ampliatus, fauce vix contractus, laciniae magnae oblongo-rotundatae reflexae 
margine excepto intus pubescentes. Antherae loculis parallelis connexae vix 
exsertae. Disci glandulae quinque crassae, duae dorsales approximatae. 
Ovarium hirsutum. Stylus elongatus hirtulus inclusus in stigma bifidum 
dilatatus. 


Foliorum petiolus 1—3 cm longus, lamina 1—2 dm longa, 5—7 cm lata. Pedun- 
culi communes 3— 4 cm longi; pedicelli 2—3 cm longi. Calycis lobi ca. 4 cm longi. Corolla 
4 cm longa. 


Peruvia: La Mercea im Chanchamayo-Tal, Dep. Junin, Prov. Tarma, 
Waldränder, 800—1000 m (WEBERBAUER n. 1869, im Dezember blühend). 

Von den bisher bekannten Arten dürfte Kohleria Karsteniana Hanst. der neuen 
Art am nächsten stehen. Die langzottige Behaarung und die gegen den Schlund stark 
erweiterte Korolle mit ihren großen, zurückgeschlagenen Zipfeln schließen aber jede 
Verwechslung aus. 

53a. Kohleria peruviana Fritsch var. pallida nov. var. 

Differt a typo corolla lutescente vel pallide lateritia pilis pallidis lanata 
laciniis intus punctis sanguineis notatis. 

Peruvia: Unterhalb Huacapistana, Dep. Junin, Prov. Tarma, Felsen, 
auch zwischen Gesträuch, 1600—1800 m (WEBERBAUER n. 2328, im Januar 
blühend). 

* > Wohl nur eine Farbenspielart der Kohleria peruviana, der sie vollständig gleicht. 


Der Farbenunterschied der Korolle ist aber auch an den getrockneten Exemplaren noch 
sehr auffällig. 


54. Kohleria Trianae (Regel) Hanst. 

Syn. Gesneria elongata H.B.K. Nov. gen. IL p. 396, tab. 192 (1817). 

Isoloma Trianaei Regel in Gartenflora IL, p. 107, tab. 82 (1854). 

Brachyloma elongatum Hanst. in Linn. XXIX., p. 532 (1857—58). 

Brachyloma Trianae Hanst. in Linn. XXIX., p. 532 (1857—58). 

Kohleria elongata Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (1865—66), non 
Regel 1). 

Kohleria Trianae Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (1855—66). 

Columbia: La Palmilla, Prov. de Mariquita, 2200 m (Triana n. 2518, 
H.B., HV.) — An Erdwällen um Aguadas, Antioquia, 1800—2200 m, Marz 
(LEHMANN n. 4618). 


ReseL beschrieb Isoloma Trianaei, ohne es mit Gesnera elongata H.B.K. zu ver- 
gleichen. Er zog nur Gesnera longiflora H.B.K.2) und Isoloma longipes (Benth.) Dene.?) 


4) Kohleria elongata Regel in Gartenflora IV., p. 4 (1855!) ist eine ungenau be- 
kannte Art der Sektion Eukohleria (K. Regelii Hanst. 1. c.). 
2) Kohleria longiflora (H.B.K.) Hanst. 
Syn. Gesneria longiflora H.B.K. Nov. gen. IL, p. 396 (4847). 
Isoloma longiflora Regel in Gartenflora IIL, S. 408 (4854). 
Brachyloma longiflorum Hanst. in Linn. XXIX., p. 530 (1857—58). 
Kohleria longiflora Hanst. in Linn. XXXIV., p. 442 (4865—66). 
3) Kohleria longipes (Benth.) Hanst. 
Syn. Gesneria longipes Benth. Pl. Hartweg., p. 229 (1846). 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 493 


zum Vergleich heran, die sich aber beide durch die Inflorescenz sofort unterscheiden, 
Hanstein fiel die große Ähnlichkeit zwischen Kohleria elongata (H.B.K.) Hanst. und 
Kohleria Trianae auf; er schreibt in Linnaea XXIX., p. 577—578 über letztere: »Man 
könnte fast versucht sein, diese Art für völlig übereinstimmend mit der vorigen zu 
halten, und zwar um so mehr, als die sichere Unterscheidung beider dadurch nicht wenig 
erschwert wird, daß jene nur in alten getrockneten Exemplaren vorliegt; jedoch scheinen 
die angegebenen Kennzeichen eine Selbständigkeit dieser Art einstweilen zu rechtfertigen, 
bis man beide lebendig vergleichen kann.< Diese »angegebenen Kennzeichen« sind aber 
zum größten Teile gerade dadurch zu erklären, daß es sich um kultivierte Exemplare 
handelt, so die »im Ganzen schwächere, mehr seidenartige als filzige Behaarung«, die 
»im Verhältnis« etwas breiteren und länger gestielten Blätter und der lockerere Blüten- 
stand. Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß man diese beiden Arten so lange für 
identisch halten soll, bis jemand deren tatsächliche Verschiedenheit nachzuweisen in der 
Lage ist. 

Im H.B. liegt nur ein von Hanstein als Kohleria Trianae bezeichnetes kultiviertes 
Exemplar, welches allerdings durch breitere, kürzere, länger gestielte Blätter und relativ 
kürzer gestielte Inflorescenzen von den mir vorliegenden Exemplaren der Kohleria 
elongata (H.B.K.) Hanst. abweicht. Aber die Originalabbildung RecEts zeigt viel längere 
Blätter und in der Beschreibung heißt es: »Blatt bis 5” lang und bis 21/9” breit. All- 
gemeiner Blütenstiel sehr lang (bis 6” lang) .... auf seiner Spitze drei Blumen mit 
41/5 Zoll langen Stielchen in einer Dolde tragend, die das Blatt überragte. Auf 
alle Fälle sind das ganz unwesentliche Unterscheidungsmerkmale. 

Der Name Kohleria elongata, den ich früher!) verwendete, muß wegen des älteren 
Homonyms von Rzcet durch den Namen Kohleria Trianae?) ersetzt werden. Denn obwohl 
die spezifische Selbständigkeit der Kohleria elongata Regel keineswegs feststeht, steht 
doch der Nachweis bisher aus, daß diese mit einer anderen Kohleria (vielleicht K. 
spicata?) zusammenfalle. 


55. Kohleria (§ Isoloma) lanigera Fritsch n. sp. 

Caulis firmus, usque ad 4 m altus, dense lanato-tomentosus, florens 
basin versus aphyllus, superne foliosus. Folia opposita breviter petiolata, 
petiolo dense lanato-tomentoso, lamina cinereo-viridi margine purpurea, 
oblongo-lanceolata breviter acuminata basi cuneata minute crenulata, supra 
setulis brevibus densis aspero-tomentosa, subtus villis densis molliter 
tomentosa. Pedunculi axillares lanato-tomentosi corymboso-ramosi; pedi- 
celli floribus multo breviores. Calycis lanato-tomentosi lobi triangulares 
corolla multoties breviores. Corollae tubus extus scarlatinus pilis articulatis 
purpureis hirsutus, intus luteus, supra basin constrictus, dein ampliatus 
et faucem versus iterum constrictus, laciniae rotundatae expansae, duae 
superiores sanguineae, tres inferiores luteae sanguineo-pictae. Antherae 
connexae paulo exsertae. Stylus glanduloso-puberulus inclusus. 


Isoloma longipes Decaisne in Revue horticole 1848, p. 465 (eigentlich ungültig, 
weil ohne Diagnose und ohne Zitat!). . 
Brachyloma longipes Hanst. in Linn. XXIX., p. 530 (1857—58). 
Kohleria longipes Hanst. in’ Linn, XXXIV., p. 442 (4865—66). 
4) Natürl. Pflanzenfamilien IV., 3b., S. 178. 
2) Die Verbesserung der Reserschen Schreibweise » Trianaeie in »Trianae«, welche 


HANSTEIN vornahm, dürfte wohl trotz des Artikels 57 der Nomenklatur-Regeln als er- 
laubt gelten. 


494 K. Fritsch. 


1 

Foliorum petiolus fere 4 cm longus, lamina usque ad 4 dm longa ca. 3 cm lata. 
Calycis lobi 3 mm longi. Corolla ca. 3 cm longa. 

Columbia: »Wächst an Erdwällen um Aguadas, Antioquia, 1800— 
2300 m.« (LenmanN n. 4620, im März blühend). 

Verwandt mit Kohleria Trianae, aber durch die noch stärkere, weißwollige Be- 
haarung und viel kürzere Inflorescenzstiele verschieden. Zur Zeit des Öffnens der ersten 
Blüten überragen die ganzen Inflorescenzen (einschließlich der Blüten) ihr Stützblatt nicht, 
während bei Kohleria Trianae meist schon der Inflorescenzstiel allein das Stützblatt 
erheblich überragt. 


56. Kohleria ($ Isoloma) brachycalyx Fritsch n. sp. 

Caulis pilis articulatis elongatis villoso-tomentosus. Folia magna, 
opposita, longe petiolata, petiolo villoso-tomentoso, lamina oblongo-ovata 
breviter acuminata basi valde oblique cordata, grosse crenata (crenaturis 
minute apiculatis), supra dense pubescente, subtus molliter tomentosa. 
Pedunculi axillares villoso-tomentosi corymboso-ramosi. Pedicelli bracteis 
lineari-filiformibus villosis suffulti, valde elongati. Calycis villoso-tomen- 
tosi lobi breves lineari-triangulares apice paulo recurvati corolla multoties 
breviores. Corollae tubus valde elongatus curvato-clavaeformis extus pilis 
articulatis purpureis brevibus et longis intermixtis dense vestitus, laciniae 
breves rotundatae reflexae. Stamina inclusa. Stylus pubescens apice stigma 
bilobum ferente exsertus. 


Folia 40—14 cm longa 6 cm lata. Pedunculi ca. 2 cm, pedicelli 3—4 cm longi. 
Calycis laciniae 4 mm longae. Corolla 40—45 mm longa! 


Columbia: Ibagué, Prov. de Mariquita, 1300 m (Triana n. 2519. 
HUB, av 


Durch die langen, gekrümmt-keulenförmigen Blüten mit relativ sehr kurzen Kelch- 
zipfeln sehr ausgezeichnet. Erinnert im Habitus an manche Rechsteineria-Arten, kann 
aber — obschon die Stengelbasis nicht vorliegt und daher das Vorhandensein von 
Knollen nicht ausgeschlossen ist — wegen der 2-lappigen Narbe nicht dorthin gehören. 
Auch mit einigen Arten der Sektion Cryptoloma besteht eine gewisse Ähnlichkeit; jedoch 
haben diese eine andere Gestalt der Blumenkrone. 


57. Kohleria Deppeana (Schidl. et Cham.) Fritsch. 

Syn. Gesneria Deppeana Schldl. et Cham. in Linn. V., p. 140 (1830). 

Gesneria elongata Martens et Galeotti in Bull. Acad. Brux. IX., 2. p. 32 
(1842), non H.B.K. 

Moussonia elongata Regel, Index sem. hort. bot. Turic. 1847 (et in 
Flora 1848, p. 248). 

Moussonia Deppeana Klotzsch apud Hanst. in Linn. XXXIV., p. 284 
(1865—66). 

Isoloma deppeanum Hemsley in Godman and Salvin, Biologia centr.- 
amer., Botany IL, p. 478 (1882). | 

Kohleria Deppeana Fritsch in Engler u. Prantl, Die natürl. Pflanzen- 
fam. IV., 3b, S. 179 (1893). 


Bei der Durchsicht eines reichen Herbarmateriales dieser Pflanze fiel mir auf, daß 
sich nach der Art der Behaarung des Stengels zwei Formen unterscheiden lassen, eine 


sacs ae à dE 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 495 


mit aufwärts anliegender oder hôchstens aufrecht abstehender Behaarung und eine 
zweite mit abstehender oder sogar nach unten gerichteter Behaarung. Da beide Be- 
haarungslypen sowohl an wildwachsenden wie auch an kultivierten Exemplaren vor- 
kommen, so scheint es sich nicht um den Einfluß des Standortes zu handeln. Da ich 
mich aber vergebens bemühte, zwischen diesen beiden annähernd gleich häufigen Typen 
andere Unterscheidungsmerkmale aufzufinden (beide variieren gleichsinnig), da außerdem 
manchmal von demselben Standort beide vorliegen und auch keine geographische Ab- 
grenzung nachweisbar ist, so können die beiden Formen nur als unbedeutende Varietäten 
bezeichnet werden. Ubergangsformen kommen insofern vor, als namentlich die 
Blütenstiele und Kelche oft auch bei der sonst anliegend behaarten Form abstehend be- 
haart sind. Die meisten Exemplare lassen sich aber auf den ersten Blick als der einen 
oder der anderen Form zugehörig erkennen. 

In der Original-Diagnose der Gesneria Deppeana Schldl. et Cham. heißt es aus- 
drücklich: »tomento caulis et pedunculorum patentissimo«. Es muß somit die abstehend 
behaarte Form als die typische Kohleria Deppeana aufgefaßt werden. Diese typische 
Form liegt mir von folgenden Standorten vor: 

Mexiko: Ohne nähere Standortsangabe (EureEnBERG n. 324 1), 4328, H. B.; 
Karwinski2), H. V.). Prope el Banco (EsrensperG n. 945, H.B.). In silvis 
Jalapensibus®) (ScHiepe n. 186, H.B.); Jalapa (GaLeorrı n. 19034), H. V.). 
Tanetze (Gareorrı n. 19484), H.V.). S. Cornelio (Hartwee n. 354, H. B., 
H. V.). Orizaba (F. MüLzer n. 307, H. V.). Staat Veracruz, in monte Pacho 
zwischen Jalapa und Coatepec®) (Enpiica n. 4432, H. B.). Nom. vern. »Ter- 
ciopelo« oder »Negritos« oder »Yerba del negro«, »gilt als Heilmittel 
für Muskelrheumatismus« (EnpLich). 

Guatemala: In montanis apricis prope Coban5) (Türckneım, H. B., 
H. V.). 

57a. Kohleria Deppeana (Schldl. et Cham.) Fritsch var. lasiantha 
(Zucc.) Fritsch. 

Syn. Gesnera lasiantha Zuccar. in Abhandl. d. math. phys. Cl. d. 
bayer. Akad. d. Wiss. I, p. 300 (1832). 

Moussonia formosa Van Houtte apud Regel in Gartenflora IIL, p. 310, 
tab. 104 (1854). 


Differt a typo indumento caulis appresso, rarius erecto-patente. 

Zuccarini beschrieb seine Gesnera lasiantha nach : kultivierten Exemplaren des 
Münchener botanischen Gartens, die aus von Karwinski in Mexiko gesammelten Samen 
gezogen worden waren. In der Diagnose heißt es ausdrücklich: »caulibus . . . pilis ad- 
pressis canescenti-hirtis«. Im H. V. liegen zwei ganz verschiedene Exemplare mit der 
Bezeichnung: »Mexiko, Karwinski«, beide aus dem Herbarjum Enpuicuer stammend: 
das eine ist ein typisches Exemplar der wildwachsenden Kohleria Deppeana und trägt 
die Bezeichnung: » Gesneria (Conradia) lasiantha Zucc.«6), das andere macht den Ein- 
druck eines kultivierten Exemplares und gehört der var. lasiantha an. 


4) Gemengt mit Kohleria Schiedeana Hanst.; vgl, oben p. 418. 
2) Bezeichnet als Gesnera lasiantha Zucc. (vgl. unter var. lasiantha). 

3) Originalstandort der Gesneria Deppeana Schldl. et Cham.! 

4) Originalexemplare der Gesneria elongata Martens et Galeotti; vgl. unter var. 
lasiantha. 

5) Gemischt mit der var. lasiantha (s. unten). 

6) S. oben. 


426 K. Fritsch. 


Moussonia formosa Van Houtte wurde von HanstEin!) nicht ganz ohne Zweifel als 
eigene Art aufgeführt, von Heustev?) aber mit ? als Synonym zu Isoloma elegans Hemsley 
(= Moussonia elegans Dene., s. unten) gezogen. Ich finde in der von REcEt a. a. O. 
gegebenen Beschreibung und Abbildung nur ein Merkmal, welches Zweifel erregen könnte, 
das ist die Gestalt der Kelchzipfel. Sie werden als »linien-lanzettliche beschrieben und 
auch in der Abbildung etwas länger dargestellt, als sie an den meisten Exemplaren der 


Kohleria Deppeana sind. Dieser Unterschied hat aber um so weniger zu bedeuten, als, - 


wie die Durchsicht reichlicheren Herbarmateriales beweist, die Gestalt der Kelchzipfel 
bei Kohleria Deppeana zwischen kurz-dreieckig und verlängert lanzettlich schwankt. In- 
folgedessen ist auch die Grenze gegenüber Kohleria elegans (Den.) Lösener kaum ganz 
scharf zu ziehen. In der Beschreibung der Moussonia formosa nennt Recez die Be- 
haarung der Zweige »dicht, kurz und weich«; in der Abbildung sind aber die Haare 
wenigstens am Stengel deutlich aufrecht abstehend dargestellt, so daß ich berechtigt 
zu sein glaube, Moussonia formosa als Synonym zur var. lasiantha zu stellen. Die Be- 
hauptung REGELs, daß »Moussonia elongata« (i.e. Kohleria Deppeana) »ganz regel- 
mäßige Blumen<, Moussonia formosa dagegen »einen undeutlich 2-lippigen Saum« habe, 
kann ich nicht bestätigen. Hansrein3) bezeichnet die Korolle der Moussonia Deppeana 
ganz richtig als »subcurvata« und ihren Limbus als »subbilabiatus<. Vollkommen 
aktinomorphe Blüten hat überhaupt keine Kohleria. 


Ich sah Kohleria Deppeana var. lasiantha von folgenden Standorten: 


Mexiko: Ohne nähere Standortsangabe (Karwınskı?), H. V.; ScHAFFNER, 
Pl. mexicanae n. 2, H. V.). Cuesta de Pinolco (EHRENBERG n. 424 6,.HoB.). 
Jalapa (GaLeorti n. 19035), H. V.). In monte Pacho zwischen Jalapa und 
Coatepec5) (EnnpLicn n. 1432, H. B.). Mirador, 3—4000’, in kleinen Ge- 
büschen (C. Herter n. 92, H. V.); Mirador, 3000—3800’, an Waldrändern 
(Sartorius, H. V.); Mirador und Umgebung (Wawra n. 966, H. V.). Vallée 
de Cordova (Bourszau n. 1517, H. B., Herb. der Univ. Wien)®). Orizaba 
(F. Mürter n. 1440, H. V.); Shaded banks near Orizaba, 4000’ (PRINGLE, 
Plantae Mexicanae n. 6095, H. B., H. V.). Fortin (Kerper n. 324, H. B., 
Herb. d. Univ. Wien, mit der Bemerkung: nom. vern. »Arete de la India«). 
Estado de Puebla, Distr. de Tecinthan, zwischen La Ventilla und La Gorita 
am Wegrand, Regenwald, 900 m (Secer n. 3634, H. B.; »flor de arete«). 
Puebla, Huanhihinango, zwischen Jalapilla und Jicotepec, 1250 m, im Ge- 
büsch am Wege (Serer n. 3769, H. B.). 

Guatemala: In montanis apricis prope Coban’) (TürckHeım, Dez. 1877, 


4) Linnaea XXXIV., p. 287. 
2) Biologia centr.-amer., Botany IL, p. 478. 
3) Linnaea XXXIV., p. 285. 

4) Das Exemplar zeichnet sich durch etwas längere Kelchzipfel aus und entspricht 
ausgezeichnet der Recezschen Originalabbildung von Moussonia formosa Van Houtte. 
Andererseits kann es wohl als Originalexemplar der Gesnera lasiantha Zucc. angesehen 
werden. 

5) Gemengt mit der typischen Form (s. oben). 

6) Dieses Exemplar ist besonders typisch durch die vollkommen angedrückte Be- 
haarung des Stengels und sehr dünne, unterseits seidig schimmernde Blatter. — 

7) Dort auch die typische Kohleria Deppeana (s. oben). 


„a bi ee ee ee ee a,» ow i. a” foe 


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Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 427 


H. V.); Coban 1350 m (Türckseım n. Il., 662, Nov. 1906, H. V.); Coban, 
Depart. Alta Verapaz, 4300’!) Tirckaem n. 10, Aug. 1885, H. B.); Santa 
Cruz bei Coban (Serer n. 2439, Dez. 1896, H. B.). 

58. Kohleria elegans (Den.) Lösener. 

Syn. Moussonia elegans Decaisne in Flore des serres V., tab. 489 
(1849). 

Moussonia costaricensis Klotzsch apud Oersted, Gesner. centroamer. 
p. 33 (1858) et apud Hansrem in Linn. XXXIV., p. 286 (1865—66). 

Isoloma costaricensis Hemsley in Godman and Salvin, Biologia centr.- 
amer., Botany IL, p. 478 (1882). 

Isoloma elegans Hemsley |. c. 

Kohleria elegans Lösener in Bull. herb. Boissier VII., p. 574 (1899). 

Guatemala: Pinula, Dept. Guatemala, 4300’ (J. D. Smita n. 1867, als 
Isoloma Deppeanum Hemsl.). Frajanes, Depart. Santa Rosa, 3000’ (Heyne et 
Lux in J. D. Smita, Pl. Guatemal. n. 6210, als Lsoloma Deppeanum Hemsl.). 

Diese Pflanze, deren Verbreitung vom südöstlichsten Teile Mexikos?) bis Costa 
Rica reicht, ist am sichersten an den langen, schmalen Kelchzipfeln zu erkennen. In 
Guatemala wächst die Art mit Kohleria Deppeana zusammen; hier kommen auch inter- 
mediäre Exemplare vor. Ob diese wirkliche Übergangsformen oder Bastarde sind, ist 
an Herbarmaterial nicht zu entscheiden. Moussonia elegans und Moussonia costari- 
censis wurden sowohl von OERSTED |. c. als auch von Hansrtenn I. c. (von letzterem allerdings 
nicht ohne Zweifel) als eigene Arten nebeneinander verzeichnet. Die von diesen Autoren 
angegebenen Unterscheidungsmerkmale sind aber durchweg unbedeutend und gestatten 
auf keinen Fall eine scharfe Abgrenzung. Da mir die Originalexemplare der Moussonra 
costaricensis aus dem H.B. einerseits, die Originalabbildung der Moussonia elegans 
andererseits vorliegen, glaube ich zur Vereinigung dieser beiden Arten berechtigt zu sein. Am 
ehesten ließen sich die beiden Formen noch nach der Behaarung unterscheiden. Ab- 
stehend behaart sind zwar beide; aber bei den Originalexemplaren der Moussonia costart- 
censis ist die Behaarung kurz und weißlich, bei typischer Moussonia elegans länger, 
mehr ungleichmäßig und oft purpurrot. Nach dieser Abgrenzung müßte ich aber auch 


einen Teil der Exemplare aus Guatemala zur ersteren Form ziehen. 


59. Kohleria papillosa (Oersted) Fritsch. 

Syn. Moussonia papillosa Oersted apud Hanstein in Linnaea XXXIV., 
p- 288 (1865—66). 

Isoloma jaliscanum Watson in Proceedings of the American Academy 
of Arts and Sciences XXV., p. 159 (1890). 

Mexiko: Tepic (Lamp n. 596, Februar 1895). Falls of Tzararacua, 
State of Michoacan (Prınse, Plantae Mexicanae n. 40359, Januar 1907, 
H. B., H. V., als Kohleria elegans). 


Die Art steht der vorhergehenden sehr nahe, unterscheidet sich aber deutlich durch 
die Gestalt der Blumenkrone, welche gegen den Schlund zu mehr verengt ist und be- 
deutend kleinere Zipfel hat, so daß sie einigermaßen an die Sektion Cryptoloma er- 
innert. Außer den oben genannten liegen mir auch die von Warson 1. c. erwähnten 
Exemplare (PRINGLE n. 1828, H. B.; Parmer n. 577, Herb. Univ. Wien) vor. Ein Original- 


4) Dort auch die typische Kohleria Deppeana (s. oben S. 425). 
2) Provinz Chiapas (vgl. Lôsener |. c.). Die Exemplare lagen mir vor. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. 28 


428 K. Fritsch. 


exemplar der Moussonta papillosa Oersted habe ich zwar nicht gesehen, aber die von 
HANSTEIN gegebene Beschreibung stimmt so ausgezeichnet zu den Originalexemplaren des 
Isoloma Jaliscanum Watson, daß ich an der Identität nicht zweifeln kann. Kohleria 
papillosa vertritt Kohleria elegans im mittleren Mexiko; der Isthmus von Tehuantepec 
dürfte die Verbreitungsgebiete der beiden Arten voneinander scheiden. 

59a. Kohleria papillosa (Oerst.) Fritsch var. sericea Fritsch n. var. 

Differt a typo indumento caulis et inflorescentiae appresso vel sub- — 
appresso (pilis erectis vel suberectis). | 

Mexiko: Staat Colima, Weg nach S. Antonio (Kerger n. 160; Oktober 
1880). Auf der Etikette steht: »Vulgärname Monasillo amameyado. Bäum- 
chen. Zierpflanze, Krone scharlachrot«. | 

Die Form ist vollkommen analog der var. lasiantha von Kohleria Deppeana. Ich 
glaube nicht, daß ihr ein höherer Wert zukommt als der einer schwachen Varietät. 
Unter den von Paıner (n. 577) gesammelten Stücken der Kohleria papillosa befindet 
sich eines, welches sich einigermaßen der var. sericea nähert. Sonst sind aber alle mir 
vorliegenden Exemplare dieser Art überall abstehend behaart (mit Ausnahme der Blätter), 
wie es auch der Originaldiagnose entspricht). 

60. Kohleria Martensii Fritsch. 

Syn. Gesneria triflora Martens et Galeotti in Bull. Acad. Brux. IX. 2, 
p. 33 (1842), non Hooker. | 

Moussonia triflora Hanst. in Linnaea XXXIV., p. 286 (1865—66). 

Mexiko: Im feuchten Walde, Cerro de Chocaman hinter Cordoba 
(SELER n. 5182, 12. Mai 1907). 

Die Pflanze stimmt so ausgezeichnet zu der von MARTENS und GALEOTTI gegebenen 
Diagnose ihrer Gesneria triflora, daß ich auch ohne Vorliegen von Originalexemplaren 
an der Identität nicht zweifeln kann. Die Art scheint seit GALEoTTI nicht mehr gesam- 
melt worden zu sein und fehlt auffallenderweise in der »Biologia centrali-americana«. 
Sie ist durch den ausgesprochen strauchigen, reich verzweigten Wuchs, die langen 
Blütenstiele und die schwache Behaarung der Blätter sehr ausgezeichnet und mit den 
anderen Arten gar nicht zu verwechseln. 

Der Artname mußte geändert werden, weil in der Gattung Kohleria schon eine 
Art namens »irzflora« existiert, nämlich in der Sektion Cryptoloma 2). 

61. Kohleria ($ Moussonia) reticulata Fritsch n. sp. 

Caulis cum petiolis pedunculisque densissime strigoso-tomentosus. Folia 
petiolata anguste elliptica utrinque angustata serrata serraturis parvis in- 
aequalibus, supra pilis setiformibus brevibus asperula, subtus pallida vel 
rubentia nervis elevatis reticulata imprimis in nervis strigoso-tomentosa. 
Flores in pedunculis strigoso-tomentosis valde elongatis, sed foliis brevioribus 
fasciculati, pedicellis floribus demum longioribus bracteis parvis foliaceis 


4) HANsTEIN schreibt (Linnaea XXXIV., p. 288): »Caulis suffruticosus, albido-hirto - 
villosus«. 
2) Kohleria triflora (Hook.) Regel. 
Syn. Gesneria triflora Hook. in Bot. Mag. tab. 4342 (1847). 
Kohleria triflora Regel in Flora XXXI., p. 250 (1848). 
Isoloma triflora Decaisne in Revue horticole 1848, p. 465. 
Cryptoloma triflorum Hanst. in Linnaea XXIX., p. 534 (1857—58). 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 499 


à 

1 sericeo-villoso-tomentosis suffultis. Calycis sericeo-villoso-tomentosi lobi tubo 
_ breviores elongato-triangulares margine purpurei paulo revoluti. Corollae 
_ tubus paulo decurvus cinnabarino-strigoso-villosus, lobi brevissimi vix ex- 


- pansi. Stylus pilis articulatis imprimis basin versus obsitus; stigma latum. 
: Petioli 2—3 cm longi. Foliorum lamina 11—17 cm longa, 4—7 cm lata: Pedun- 
. culi ca. 40 cm, pedicelli ca. 2 cm longi. Corolla vix 2 cm longa, vix 1 cm lata. 

| Ecuador: Andes Quintenses, Bannos (Spruce n. 5841, H. V.). 

Nach Rusey!) wäre die von Spruce unter n. 5841 gesammelte Pflanze mit Bancs 

n.4544 aus Mapiri in Bolivien identisch. Obwohl mir diese Banesche Pflanze nur in 
- zwei mangelhaften Exemplaren (ohne Korolle!) aus dem Berliner Herbar vorliegt, glaube 
ich doch behaupten zu können, daß die beiden Pflanzen spezifisch verschieden sind. 
Abgesehen davon, daß die bolivianische Pflanze entschieden zarter gebaut ist und erheb- 
lich dünnere, an der Unterseite purpurne und weniger behaarte Blätter hat, sind bei ihr 
die gemeinsamen Blütenstiele viel kürzer (2—3 cm), die Kelchzipfel ganz zurückgeschlagen 
und die Korolle (nach der Diagnose von Brırron?) glockig und deutlich kleiner (1,25 bis 
1,5 cm lang, 7 mm breit). Nahe verwandt sind die beiden Arten allerdings ohne Zweifel. 
Die Pflanze aus Bolivien ist Kohleria Sprucei (Britton) Fritsch = Isoloma Sprucei 
Britton. 


62. Kohleria ($ Moussonia) Jamesoniana Fritsch n. sp. 

Caulis suffrutescens, appresse strigosus, internodiis brevibus. Folia 
- opposita, brevissime petiolata: petiolus appresse strigosus; lamina elliptico- 
lanceolata acuta, subtiliter serrata, supra setulis brevibus conicis aspera, 
subtus imprimis in nervis appresse strigoso-tomentosa. Pedicelli complures 
elongati graciles sericeo-strigosi, e pedunculis brevibus in axillis foliorum 
summorum approximatorum sitis orientes, fasciculum terminalem multiflorum 
formantes. Calycis sericeo-lanati laciniae e lata basi acuminatae reflexae. 
Corolla rubra in calyce obliqua, ex angusta basi faucem versus ampliata, 
» lobis rotundatis patentibus, extus strigosa. Antherae liberae subexsertae. 
Stigma parvum non bilobum. Disci glandulae quinque breves rotundatae. 


Folia 4—9 cm longa, 15—25 mm lata. Pedicelli 2—3 cm longi. Calycis laciniae 
- 3 mm longae. Corolla 12--45 mm longa, fauce 8— 10 mm lata. 

Ecuador: »Crescit in silvis prope Archidoname, Martio 1857 floren- 
tem legit W. Jameson (n. 236). 

Auch diese Art ist Kohleria Sprucei (Britton) Fritsch ähnlich. Sie unterscheidet 
sich durch folgende Merkmale: Bei Kohleria Sprucei sind die Blätter größer und relativ 
- breiter, ferner an ihrer Unterseite purpurn und nur an den Nerven anliegend behaart, 
während sie bei Kohleria Jamesoniana unterseits ziemlich dicht filzig sind. Ferner 
sind die gemeinsamen Blütenstiele (bezw. Cymenstiele) bei Kohleria Sprucer länger als 
die einzelnen Blütenstielchen, wodurch die Gesamt-Inflorescenz viel lockerer ist, während 
bei Kohleria Jamesoniana diese gemeinsamen Blütenstiele und zugleich auch die obersten 
… Stengelinternodien so kurz sind, daß alle Blüten zu einem doldenähnlichen Büschel ver- 
_ einigt erscheinen. 
> Vom Typus der Sektion Moussonia, der die neue Art wegen der ungeteilten Narbe 

und wohl auch wegen des anscheinend halbstrauchigen Wuchses zugeteilt werden muß, 


4) Bulletin of the Torrey Botanical Club XXVIL, p. 28 (4900). 
4 2) Isoloma Sprucei Britton apud Russy, An Enumeration of the Plants Collected 
in Bolivia by Micuez Banc, Memoirs of the Torrey Botan. Club VI., p. 97 (1896). 


28* 


430 K. Fritsch. 


weicht Kohleria Jamesoniana durch die zurückgebogenen Kelchzipfel und die kleine, 
schief inserierte Blumenkrone erheblich ab. Diese letzteren Merkmale erinnern sehr an 
die Sektion Hukohleria. Übrigens haben weder die typischen Arten dieser letztgenannten 
Sektion, noch die der Sektion Moussonta einen so stark erweiterten, ganz offenen Saum 
der Blumenkrone. Ich hatte deshalb an die Aufstellung einer neuen Sektion gedacht, 
ließ aber ‘den Gedanken wieder fallen, weil ich die Blumenkrone der nahe verwandten 
Kohleria Sprucei, die ebenfalls zurückgebogene Kelchzipfel hat, nicht gesehen habe und. 
weil die gleichfalls entschieden verwandte Kohleria reticulata als eine typische Ver- 
treterin der Sektion Moussonia bezeichnet werden kann. 

63. Kohleria ($ Moussonia) Weberbaueri Fritsch n. sp. 

Suffrutex ca. 5 dm altus. Caulis imprimis apicem versus pilis articu- 
latis rubris patentibus molliter hispidus, internodiis brevibus. Folia oppo- 
sita, longiuscule petiolata; petiolus hispidus; lamina magna oblongo-ovata — 
acuminata basi contracta vel in petiolum attenuata crenato-serrata, supra 
dense striguloso-setulosa, subtus molliter velutino-tomentosa. Pedunculi ex 
axillis foliorum summorum orti, inflorescentiam corymbosam folia vix supe- 
rantem formantes, pilis patentibus purpureis hispidi. Calycis dense hispidi 
lobi oblongi patentes. Corollae sanguineae tubus ex angusta basi infundi- 
buliformi-ampliatus, laciniae breves rotundatae intus lutescentes punctis fuscis 
notatae. Antherae connexae exsertae. Stigma parvum, non bilobum. Disci 
slandulae nonnullae inaequales. 

Foliorum petiolus 2—5 cm longus, lamina 8—45 cm longa, 4—6 cm lata. Calycis 
lobi 4—5 mm longi. Corolla 42—13 mm longa. 

Peruvia: Berge von Yanangu, östlich von Huacapistana, Dep. Junin, 
Prov. Tarma, lichter Wald, 2100—2200 m (WEBERBAUER n. 2109, im Januar 
blühend). 

Auch diese Art hat die zurückgebogenen Kelchzipfel und die kleine, stark erweiterte 
Blumenkrone der Kohleria Jamesoniana, unterscheidet sich aber von ihr auf den ersten 
Blick durch die abstehende rote Behaarung des Stengels und der Bliitenstiele. Die mir 
unbekannte Kohleria urticifolia (Rusby sub Isolomate)1) aus Bolivia scheint nach der 
Diagnose der Kohleria Weberbauert sehr ähnlich zu sein. Jedoch erwähnt Russy nichts 
von der roten Farbe der Behaarung (nennt im Gegenteil den Stengel »päle«), beschreibt 
die Korolle als »cylindraceous, lightly dilated about the middle< und gibt nur drei kleine 
Diskusdrüsen an. Bei der einen Blüte von Kohleria Weberbauerz, welche ich aufkochte, 
fand ich zu meiner Überraschung eine größere Anzahl ungleicher Diskusdrüsen, von 
welchen allerdings drei erheblich größer waren als die übrigen. 


Campanea Decaisne. 


64. Campanea grandiflora (H.B.K.) Den. 

Columbia: Bogota et Tenasuca, 2600 m (Trıana n. 2535). — An 
Bäumen in dichten, feuchten Wäldern über Pacho und Fusagasugä, West- 
gehänge des Hochlandes von Bogotä, 2200—2500 m (Leamann n. 7577, Marz 
1892). »Stengel selten über federkieldick, bis 2 m lang. Blätter sammet- 
artig, bräunlichgelbgrün. Blüten blaßgrünlichgelb, braun gefleckt«. 


4) Bulletin of the Torrey Botanical Club XXVII., p. 28 (4900). 


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Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 431 


Dieser typischen Art der Gattung schließen sich die drei anderen bisher beschrie- 
benen Arten, Campanea Oerstedii (Klotzsch) Oersted, Campanea Humboldt (Klotzsch) 
Oerstedi) und Campanea picturata J. D. Suira?), die mir durchweg in Originalexem- 
plaren aus dem Berliner Herbar vorliegen, enge an. Sie haben alle eine gegen den ' 
Schlund zu glockig erweiterte Korolle, wie sie auch der Originaldiagnose der Gattung?) 


und dem Namen »Campanea< entspricht. Außerdem gehören aber, wie schon BENTHAM 


und Hooker 4) erkannten, zur Gattung Campanea noch mehrere Arten mit gegen den 
Schlund zu verengter Korolle, die als Ubergangsglieder zwischen Kohleria (Sect. 
Moussonia) und den typischen Campanea-Arten aufgefaBt werden müssen. Ich sehe 
mich deshalb veranlaßt, die Gattung Campanea in zwei Sektionen zu teilen. Die Sektion 
Eucampanea umfaßt die oben genannten Arten mit gegen den Schlund zu erweiterter 
Blumenkrone. Hingegen bilden die unten beschriebenen neuen Arten, deren Blumen- 
krone gegen den Schlund zu verengt ist, die Sektion Stenocampanea. 

Sectio I. Hucampanea Fritsch. Corolla campanulata, in faucem latissi- 
mam sensim ampliata. 

Species quatuor: Campanea grandiflora (H.B.K.) Den., C. Oerstedvi 
(Klotzsch) Oersted, ©. Hamboldtw (Klotzsch) Oersted, ©. pecturata J. D. Smith. 

Sectio II. Stenocampanea Fritsch. Corolla urceolata, sub fauce angusta 
contracta. 

Species sequentes (adhuc indescriptae): 

65. Campanea andina Fritsch n. sp. 

Caulis herbaceus usque ad 4 m longus, pilis articulatis saepe purpureis 
villosulus. Folia opposita inaequalia, petiolata, petiolo villosulo, lamina fere 
elliptica saepe obliqua, acuminata, basi cuneata, serrato-crenata, supra flavo- 
virente pilis brevibus scabrida, subtus imprimis in nervis villosula cana vel 
purpurascente. Pedunculi axillares elongati purpureo-villosi pauciflori, rarius 
uniflori; pedicelli pedunculi similes, sed tenuiores et breviores. Calycis hir- 
suti laciniae triangulares patulae vel reflexae, corolla multoties breviores. 
Corollae magnae tubus scarlatinus villosus e basi tumida paulo constrictus, 
dein clavato-ampliatus et faucem versus iterum constrictus, limbus auran- 
tiacus badio-punctatus obliquus, lobis brevibus inaequalibus. Antherae qua- 
dratim connexae. Disci glandulae quinque separatae latae erosae. Stylus 
hispidulus; stigma stomatomorphum. Capsula villosa bivalvis. Semina ca- 
pillaceo-fusiformia. 

Foliorum petiolus 5—20 mm longus, lamina 5—13 cm longa, 25—55 mm lata. 
Calycis laciniae 7 mm longae. Corolla fere 5 cm longa, tubo medio vix 45 mm amplo. 

Columbia: »Wächst meist an Bäumen in dichten, sehr feuchten Wäl- 
dern am Alto de las Cebollas bei Pasto, 3000 m. Juli-September« (LEHMANN 
n. 4869). — »An Bäumen, zuweilen an steilen Erdwänden in dichten Wäl- 
dern an den Südgehängen des Alto de las Cebollas bei Pasto, 2700 bis 
3200 m. BI. Julie. (LEHMANN n. 6154). 


4) OERSTED, Gesneraceae centro-americanae p. 34. 

2) Botanical Gazette XV., p. 28, tab. 3 (1890). 

3) Flore des serres V., tab. 499—500 (1849). Dort steht »Capanea«, ebenso bei 
OERsTED; aber in der Revue horticole 1849 steht im Text p. 241 richtig » Campaneac, 

4) Genera plantarum II, p. 1003. 


432 K. Fritsch. 


Ecuador: Andes Quitenses, Tunguragua (Spruce n. 5178, H. V., als 
» Columnea« [| Ortholoma)). 

Unter allen bisher bekannten Arten der Gattung Campanea steht C. andina der 
Gattung Kohleria am nächsten. Ich hatte sie selbst im H. V. seinerzeit als Kohleria 
andina bezeichnet, bin aber nun durch Vergleichung reichlicheren Materiales zu dem 
Resultat gekommen, daß sie doch besser bei Campanea einzureihen ist. Die folgenden 
Arten stehen ihr übrigens sehr nahe. 


66. Campanea Hansteinii Fritsch n. sp. 

Caulis herbaceus usque 1 m longus, pilis articulatis villosulus. Folia 
opposita saepe inaequalia, petiolata, petiolo villosulo, lamina fere elliptica 
saepe obliqua, acuminata, basi cuneata, inaequaliter crenata vel subserrata, 
supra flavescente-olivacea, pilis brevibus saepe purpureis densis velutino- 
scabrida, subtus velutino-tomentosa saepe purpurascente. Pedunculi axil- 
lares elongati breviter villosuli pauciflori; pedicelli pedunculis breviores. 
Calycis imprimis basi villosuli laciniae multo latiores quam longae vix acu- 
minatae. Corollae calycem multoties superantis tubus villosus elongato-ur- 
ceolatus, ex lata basi ampliatus et sub fauce iterum constrictus, laete coc- 
cineus, limbus flavovirens, olivaceo-punctatus, lobis brevibus rotundatis, 
partim villosis, partim (i. e. partibus in alabastro inclusis) glabris margine 
ciliatis. Antherae exsertae, quadratim connexae. Staminodium brevissimum 
lanceolatum. Glandulae disci quatuor, subaequales. Ovarium basi tantum 
immersum. Stylus subglaber; stigma stomatomorphum. Capsula breviter 
rostrata, pilis scabra. 


Foliorum petiolus 1—2 cm longus, lamina 5—18 cm longa, 2—7 cm lata. Corolla 
5 cm longa, tubo medio 2 cm amplo. 


Columbia: »An Bäumen und Erdwällen auf dem Alto de Motilones, 
Westgehänge des Vulcan de Sotarä bei Popayän, 3000—3200 m. Blüht 
Juni—Juli.« (Leamann n. 6182.) 

Ecuador: Quito, Woods western side of Pichincha (Jameson n. 700) 
im Herb. St. Petersburg. — Quito, Madrangara (Karsten, H. V.). — In 
silvis m. Cocos et Chimborazo (Sopiro n. 149/45). — Ohne nähere Stand- 
ortsangabe (Jameson in H. V.; Sopiro n. 449/14 in H. B.). 

Das im Petersburger Herbar liegende Exemplar hatte seinerzeit (1863) HANSTEIN 
in der Hand. Er untersuchte es, zeichnete Analysen (die ich auch teilweise zu obiger 
Diagnose benutzte) und schrieb dazu: » Kohleria oder Campanea<. Die Pflanze unter- 
scheidet sich von Campanea andina durch bedeutend größere und namentlich weiter 
bauchige, nach Lenmann heller gefärbte Blüten, deren Saum eine grünlichgelbe Grund- 
farbe hat. Auch die Gestalt der Kelchzipfel ist verschieden. 

66a. Campanea Hansteinii Fritsch var. intermedia Fritsch n. var. 

Differt a typo indumento magis appresso, inflorescentia pluriflora, co- 
rolla minore (35 mm longa, 15 mm lata). 

Columbia: »An Bäumen in dichten Wäldern um Corrales, mittlere 
Ostgehänge des Paramo de Guanacas, 2500—2800 m, Auguste (LEHMANN 
n. 4870). »Stengel bis 1 m lang. Blätter samtartig, gelb-dunkelgrün. Blüten 
leuchtend hellrot mit grünlichem Saum«. 


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Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 433 


Die Form nähert sich im Habitus und in der Blütengröße etwas Campanea affinis, 
dürfte aber doch nur eine kleinblütige Form der Campanea Hansteind sein. 


67. Campanea urceolata Fritsch n. sp. 

Caulis pendulus, usque 15 dm longus, pilis articulatis breviter villosulus. 
Folia opposita, petiolata, petiolo dense hirsuto-villoso, lamina fere elliptica 
acuta, basi vix cuneata, inaequaliter grosse crenata, herbacea, flavovirente, 
utrinque tomento brevi aspera. Pedunculi axillares folia aequantes vel supe- 
rantes, breviter villosuli, pauciflori vel uniflori; pedicelli pedunculis multo 
breviores et tenuiores. Calyx alte partitus, pilis articulatis tomentoso-hirtus, 
lobis latis acutis. Corolla calycem multoties superans, extus pilis multi- 
cellularibus villosula, ventricoso-cylindrica, sub fauce valde constricta, laete 
rosea, limbo flavovirente, dense brunneo-maculato, latitudine tubi, lobis rotun- 
datis. Antherae inclusae. Stylus exsertus, imprimis basin versus pilis arti- 
culatis hispidus. Stigma latum stomatomorphum. 

Foliorum petiolus ca. 1 cm longus, lamina 5—7 cm longa, 3—4 cm lata. Corolla 
4 cm longa, tubo medio 12—15 mm amplo. 

Columbia: »An Bäumen und steilen Schotterhalden in dichten Wäl- 
dern, an den oberen Westgehängen der West-Andes von Popayän, 2300 
bis 2800 m. Blüht vom März bis Juni« (Leumann n. 5842). 

Die Pflanze unterscheidet sich von der ihr nahestehenden Campanea Hansteinii 
insbesondere durch die Gestalt der Korolle, welche vor dem Saume sehr auffallend ver- 
engt ist und sich dann wieder verbreitert. Auch sind Blätter und Blüten kleiner und 
im allgemeinen schwächer und kürzer behaart, die Kelche tiefer geteilt und die Antheren 
in der Korolle eingeschlossen. 

68. Campanea quitensis Fritsch n. sp. 

Caulis villoso-tomentosus. Folia magna, oblongo-elliptica acuminata, basi 
cuneata, opposita inaequalia, serrato-crenata, supra setulis brevibus aspera, 
subtus imprimis in nervis tomentosa, petiolo brevi tomentello suffulta. Pe- 
dunculi axillares elongati pluriflori, pilis articulatis hirto-tomentosi; pedi- 
celli pedunculis multo breviores. Calycis hispidi laciniae triangulares acutae, 
corollae multoties breviores. Corollae tubus ex angusta basi ventricoso- 
ampliatus, dein iterum constrictus, limbus brevissimus vix expansus interne 
maculatus, indumentum brevissimum, pilis articulatis. Antherae exsertae 
stellatim connexae vel subliberae. Stylus sparse hispidulus; stigma stoma- 
tomorphum. Capsula villosa, bivalvis, calyce reflexo circumdata. 

Foliorum petiolus 1—2 cm longus, lamina 8—23 cm longa, 45—75 mm lata. Co- 
rolla 4 cm longa, tubo medio 14—17 mm amplo. 

Ecuador: Andes Quitenses, Tunguragua (Spruce n. 5090, H. V.). »In 
silvis subandinis montis Pich. et Coraz« (Soniro n. 419/16). 

Die Gestalt der Korolle erinnert an Campanea urceolata, aber ihre Behaarung ist 
viel schwächer, die Blätter sind bedeutend größer und länger zugespitzt und die An- 
theren ragen aus der Korolle heraus). 


4) An Herbarexemplaren läßt sich natürlich nicht entscheiden, ob das Herausragen 
der Antheren nicht vom Stadium der Anthese abhängt, wie es bei anderen Gattungen 
der Gesneriaceen, die proterandrisch sind, der Fall ist. 


434 K. Fritsch. 


69. Campanea affinis n. sp. 

Caulis pendulus usque ad 2 m longus, apicem versus strigillosus. Folia 
opposita saepe inaequalia, petiolata, petiolo strigilloso, lamina herbacea 
elliptica vel lanceolata, basi cuneata et nonnumquam obliqua, serrata, supra 
obscure viridi dense strigillosa, subtus nervulis reticulata et appressissime 
tomentosa. Pedunculi axillares valde elongati curvati, divaricato-ramosi, 
strigillosi; pedicelli elongati flexuosi fere cirrosi strigilloso-hirti. Calycis 
breviter tomentoso-hirtuli laciniae late triangulares patulae, corolla multoties 
breviores. Corollae magnae tubus roseus villis articulatis longis mollibus 
dense vestitus obclavatus, limbus breviter quinquelobus maculatus. Antherae 
connexae paulo exsertae. 

Foliorum petiolus 1—3 cm longus, lamina 4—10 cm longa, 2—4 cm lata. Calycis 
aciniae vix 5 mm longae. Corolla ca. 45 mm longa. 

Columbia: »An Bäumen in dichten, feuchten Wäldern an den mitt- 
leren Westgehängen der West-Anden von Popayän, 1200—1800 m. Blüht 
März.« (Leumann n. 6064). — Manigales, Antioquia, 2200 m (Trıana n. 2538, 
H. B., H. V.). — EI Colegio et San Fortunato, Prov. de Bogota, 2000 m 
(Triana n. 2536, H. V.). 

Auch diese Art gehôrt zum Formenkreise der Campanea andina, ist aber durch 
die kurze, anliegende Behaarung (besonders an der Blattunterseite!), die hängenden 
Stengel und die ausgespreizt-ästigen Blütenstände mit rankenartig gebogenen Blüten- 
stielen genügend gekennzeichnet. Die Korolle ist viel zottiger als bei Campanea qui- 
tensıs. 

Die eben beschriebenen fünf neuen Arten der Gattung Campanea stehen sich so 
nahe, daß ihre sichere Abgrenzung an Herbarmaterial kaum möglich ist. Ich glaubte 
aber doch besser zu tun, die unterscheidbaren Formen auseinanderzuhalten, als sie alle 
zu einer höchst veränderlichen Art zu rechnen. Ob ich die Grenzen zwischen den Arten 
richtig herausgefunden habe, können nur Beobachtungen an den natürlichen Standorten 
der Pflanzen lehren. 


Rechsteineria Regel. 
(Corytholoma [Benth.] Den.) 


Nach dem Artikel 49 der Wiener Nomenklaturregeln muß der von mir 
seit 18931) gebrauchte und nun schon einigermaßen eingebürgerte Gattungs- 
name Corytholoma (Benth.) Den. leider dem Namen ÆRechsteineria Regel 
weichen. Denn Corytholoma war bei Bentuam?) nur Sektionsname und 
wurde als Gattungsname erst von Decaisne im Dezember 18483) verwendet, 
nachdem ReGeLz schon im April 18484) die Gattung Rechsteineria aufge- 
stellt hatte. Neben Rechsteineria führte Reece. zwar auch die Gattung 


4) EnsLer und PrAnTL, Natürl. Pflanzenfamilien IV. 3b, S. 480. 
2) Plantae Hartwegianae p. 230 (April 1846). 
3) Revue horticole, 3. serie, II., p. 466. 

4) Flora XXXI., p. 247. Vorläufig mitgeteilt schon im »Index seminum in horto 
botan. Turicensi anno 4847 collectorum«. 


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Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 435 


_ Gesnera »L.« (richtiger Martius!!) an, welche nach der heutigen Auffas- 
sung von Rechsteineria nicht zu trennen ist; aber das ist kein Hindernis, 
den Namen Rechsteineria Regel nun für die ganze Gattung zu verwenden, 
wie das schon früher BaıLLon?) und O. Kuntze®) getan haben. 

Die Umbenennung der Gattung bedingt auch eine teilweise Umbenen- 
nung der Sektionen. Ich unterschied 1893: Sect. I. Rechsteineria Regel 
(als Gattung); Sect. II. Cryptocawla Hanst., Sect. II. Thamnocaula Hanst. ; 
Sect. IV. Eucorytholoma Fritsch; Sect. V. Dorcaea Den. (als Gattung). Für 
Sect. I muß der neue Name Æurechsteineria Fritsch geschaffen werden. 
Hingegen tritt für die Sekt. IV wieder die Bezeichnung Corytholoma Benth. 
in Kraft. Die Sektionsnamen Cryptocaula, Thamnocaula und Dircaea 
können beibehalten werden. 


70. Rechsteineria allagophylla (Mart.) Regel. 

Paraguay: Cordillera de Altos, Cerro Ghochi, feuchte Senkung, 
… zwischen Gräsern, auch Loma. »Blüten hellzitronengelb.« (Fresrig n. 471). — 
… Gran Chaco: Santa Elisa (Hassrer n. 2657). (Eine schmalblättrige Form.) 


71. Rechsteineria pendulina (Lindl.) O. Ktze. 
Paraguay: In regione cursus superiores fluminis Y-acä (HassLer 
_n. 6659). — Cerros de Tobati, Cerro Penitente, an schwer zugänglichen, 
steilen Felswänden (Fırsrıc n. 763 als »Gesnera rutila L.« »Blüte knall- 
… rot; Stamina gelblich-grünlichweiß; Griffel mit etwas karminrotem Anflug; 
Narbe sepia. Faustgroße Rhizomknollen auf purem Stein haftend. Stengel 
. und Blätter kleben. «) | 
72. Rechsteineria Selloi (Mart.) O. Ktze. 

ı Bolivia: From 1500—2000 Miles in the Interior, lat. 15—18° South 
; (BripGes n. 150, Hb. St. Petersburg). 
$ HANSTEIN notierte seinerzeit zu diesem Exemplar: »Gesnerae Selloi affinis videtur«. 
: Ich kann einen wesentlichen Unterschied von den brasilianischen Exemplaren dieser Art 
nicht finden. 

73. Rechsteineria (§ Thamnocaula) Weberbaueri Fritsch n. sp. 

Caulis divaricato-ramosus, brevissime tomentellus. Folia opposita vel 
subopposita, petiolata; petiolus glanduloso-tomentellus; lamina rhombeo- 
elliptica acuta in petiolum attenuata, crenata, supra setulis brevissimis as- 
pera, subtus tomentosa. Flores in axillis bractearum lineari-lanceolatarum 
. setulis asperarum singuli, pedicellati, racemum terminalem longum formantes. 
Pedicelli arcuato-adscendentes, basi prophyllis duobus minutis angustissime 
linearibus praediti, glanduloso-pubescentes. Calycis tubus brevis, imprimis 


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4) Man vergleiche meine Ausführungen in »Bihang till k. svenska Vet.-Akad. Hand- 
“lingar<, Band 24, Afd. II., No. 5, p. 20—22. 

* 2) Bull. soc. Linn. Paris I., Nr. 90, p. 747 ff. (4888). 

u 3) Revisio generum II., p. 474 (4894). Dort sind auch für die damals bekannten 
_ Arten die Namenskombinationen mit Rechsteineria bezw. »Rechsteinera<, wie KuNTzE 
schreibt, gebildet. 


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; 


436 K. Fritsch. 


basi glandulosus; laciniae acuminatae setulosae. Corolla ex basi supra _ 
tumescentiam angusta sensim ampliata, apicem versus vix constricta, glan- 4 
duloso-pubescens, rubiginosa; laciniae breves rotundatae subaequales. An- 
therae paulo exsertae, arcte connexae. Disci glandulae quinque liberae, 3 


dorsales multo majores emarginatae basi connatae. Stylus elongatus in 


stigma dilatatus. Capsula rostrata calycem valde superans, puberula. Se- 


mina brunnea, fusiformia. 


Foliorum petiolus 2—10 mm longus, lamina 34 cm longa, 1—2 cm lata, Pedi- 


celli 45—25 mm longi. Calyx vix 4 cm, corolla 3 cm longa, 
Peru: Tal des Maranon zwischen Tupen und Rambran, Dep. Caja- 


marca, Prov. Celendin; steinige Abhänge mit sehr dürftiger, durchaus offener 


Vegetation, 1400 m (WEBERBAUER n. 4800). 


Den Merkmalen nach, namentlich wegen der fünf Diskusdrüsen, wäre diese neue 


Art am ehesten an Rechsteineria Sellot (Mart.) O. Ktze. anzuschließen, welche aber habi- 


tuell sehr verschieden ist, ® 


74. Rechsteineria suleata (Rusby ‘)) Fritsch. 


Bolivia: Prov. Larecaja, viciniis Sorata, inter Chianaya et Challa- 


pampa, in petrosis, 2700 m (Manpon n. 500, H. V.). 


Russy kannte die Blüten dieser Art nicht und verglich sie deshalb mit der in die 


Sektion Corytholoma gehörigen Rechsteineria Lindleyi (Hook.)?) Fritsch. Die Korolle 


ist 45—20 mm lang, etwas gekrümmt, aber nur sehr wenig bauchig; die Zipfel des 


Saumes sind annähernd gleich groß, so daß die Art in die Sektion Thamnocaula ge- 


stellt werden muß. Die nächst verwandte Art ist wohl Rechsteineria Marchii (Wailes 
apud Hook.3) O. Ktze. Eine scharfe Abgrenzung der Sektionen Thamnocaula und Cory- 


tholoma ist allerdings nicht möglich. Zur Sektion Thamnocaula rechne ich außer den 
schon von Hanstein beschriebenen Arten noch Rechsteineria pusilla Fritsch4), Rech- 
steineria striata Fritsch5) und Rechsteineria Uleana Fritsch®). Alle diese Arten wachsen ~ 
in Brasilien, nur Rechsteineria Weberbauert in Peru und Rechsteineria sulcata in 


Bolivien. 
75. Rechsteineria ignea (Mart.) Fritsch”). 


Columbia: Llano de St. Martin, am Rio Meta (Karsten, H. V., sehr 


schwächliche Exemplare). 


Peru: Dep. Loreto, Berge nördlich von Moyobamba, offene Grassteppe, 


1000—1100 m (WEBERBAUER n. 4661). »Blütenfarbe braunrot.« 


Paraguay: Gran Chaco (Hacenseck, H.B.). Eine sehr hochwüchsige, 
kräftige Form mit dicht zottiger Behaarung des Stengels und großen unteren : 


1) Gesnera sulcata Rusby in Mem. Torrey Botan. Club. IV., p. 237 (4895). 
2) Gesneria Lindleyi Hook. Bot. Magaz. tab. 3602 (1837) = Rechsteinera atro- 
sanguinea O. Ktze. Rev. gen. IL, p. 474 (1891). Die letztere Bezeichnung ist auf einen 


LinpLEyschen Varietätnamen begründet und nach den neuen Nomenklaturregeln ungültig. - 


3) Gesnera Marchi Wailes apud Hook. Bot. Magaz. tab. 3744 (1840). 


4) Corytholoma pusillum Fritsch in Bot. Jahrb. XXIX., Beibl. Nr. 65 p. 20 (4900). 


5) Corytholoma striatum Fritsch 1. c. p. 24 (1900). 
6) Corytholoma Uleanum Fritsch 1. c. p. 22 (4900). 


7) Corytholoma igneum (Mart.) Fritsch in Bihang till K. svenska Vet.-Akad.- 


Handlingar. XXIV. IIL Nr. 5, p. 23 (1898). 


J 


11 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 437 


Blättern, welche sich einerseits der var. vellosa Fritsch!), andererseits der 
Rechsteineria stricta (Hook. et Arn.) O. Ktze. nähert. — Cordillera de 
Altos, an sumpfigem Wasserlauf (FresriG n. 504). »Blüte ziegelrot. « 


76. Rechsteineria Lindleyi (Hook.) Fritsch). 

Paraguay: Gran Chaco, Santa Elisa, lat. s. 23° 10’ (HassLer 
n. 2636). 

Mir liegen auch kultivierte Exemplare aus dem Berliner botanischen Garten vor, 
welche mit der Originalabbildung (Bot. Mag. tab. 3602) sehr gut übereinstimmen. Das 
vorliegende wildwachsende Exemplar unterscheidet sich nur durch kleinere Blätter und 
viel kürzere Blattstiele, welche Merkmale durch die ganz anderen Lebensbedingungen 
leicht zu erklären sind. 

77. Rechsteineria (§ Corytholoma) stenantha Fritsch n. sp. 

Caulis elongatus, ramis brevibus foliatis praeditus, dense pubescens. 
Folia parva, elliptica, obtusiuscula, in petiolum brevem tomentosum breviter 
attenuata, crenata, supra setulis brevibus dense adspersa, subtus appresse 


tomentosa. Inflorescentia terminalis elongata laxiflora. Bracteae pedicellis 


breviores, angustae, setulosae. Pedicelli tomentoso-hirtelli, calyce vix longi- 
ores. Calycis setulosi laciniae tubo longiores tenuiter acuminatae. Corolla 
valde elongata anguste cylindrica vix ventricosa, faucem versus 
paulo ampliata, extus trichomatibus minimis brevissimis sparsis adspersa, 
lobis brevibus rotundatis. Antherae inclusae. Disci glandula dorsalis 
magna crassa, ventrales multo minores. Stylus valde elongatus tenuis, 
basi minute puberulus, vix exsertus. Capsula setuloso-pubescens, breviter 


rostrata, calyce vix breviore saepe rubescente circumdata. 

Caulis ca. 6 dm altus. Folia 30—35(—40) mm longa, 13—18 mm lata. Pedicelli 
floriferi 8—12 mm longi, fructiferi paulo longiores. Calyx 10—42 mm longus. Corolla 
(3—)4 cm longa, basin versus 2—3 mm, faucem versus 5—6 mm ampla. 


Bolivia: Bermejo, sonniger Hang, 1400 m (Freprie n. 2109). »Blüte 
matt ziegelrot. « 

Die Pflanze steht Rechsteineria Lindleyi (Hook.) Fritsch außerordentlich nahe. 
Wegen der außerordentlich engen, fast gar nicht bauchig erweiterten Blumenkrone konnte 
ich mich aber nicht entschließen, sie der genannten Art zuzurechnen. 

78. Rechsteineria (§ Corytholoma) multiflora Fritsch n. sp. 

Tuber magnum, crassum. Caulis elatus, ramosus, basi glabrescens, apicem 
versus pubescens. Folia opposita vel terna, brevissime petiolata ; petiolus villoso- 
tomentosus; lamina lanceolato-elliptica obtusiuscula in petiolum attenuata, 
crenata, supra setulis brevibus aspersa, subtus tomentella. Flores valde nume- 
rosi, thyrsum terminalem elongatum e verticillis multifloris (inferioribus remotis) 
numerosis constantem formantes, breviter pedicellati. Bracteae minutae 
setulosae. Pedicelli vix calycis longitudine, conferti, setulosi. Calycis tubus 
brevis, imprimis basi hirsutus; laciniae triangulares breviter acuminatae, 
pilis articulatis adspersae. Corolla valde elongata angusta paulo inflata, 


4) Corytholoma igneum var. villosum Fritsch 1. c. p. 24. 
2) Vgl. Note 2 auf S. 436. 


1 
= 
4 


438 K. Fritsch. 


pilis articulatis obsita, obscure lateritia; laciniae breves inaequales. Antherae 
paulo exsertae, arcte connexae. Disci glandulae dorsales connatae, ceterae 
multo minores. Stylus filiformis elongatus corollam aequans, puberulus, 
in stigma dilatatus. Capsula breviter rostrata calycem paulo superans, 
setulosa. 


Caulis ca. 1 m altus. Folia 4—6 cm longa, 1—2 cm lata. Pedicelli ca. 6 mm longi, 


Calyx ca. 7 mm longus. Corolla 35 mm longa, 6—7 mm ampla. 

Paraguay: Bei Tobati, Cerro, Fels, dünne Erdschicht (Fiesrig 
n. 825). 

Auch diese Art gehört in den um Æechsteineria Lindleyt (Hook.) Fritsch sich 
gruppierenden Formenkreis, ist aber durch den hohen Wuchs, den reichblütigen, an ge- 
wisse Verbascum-Arten erinnernden Blütenstand mit sehr kurzen Blütenstielen sehr aus- 
gezeichnet. Von den vorliegenden zwei Exemplaren hat jedoch eines eine ganz abnorme, 
mehr doldenförmige Gesamtinflorescenz mit verlängerten Ästen, die durch Dekapitierung 
des Hauptsprosses entstanden sein dürfte. 

79. Rechsteineria elliptica (Hook.) O. Ktze. 

Columbia: Ibagué, Prov. Mariquita (Linnen als » Gesneria spicata 
Humb.«, H. V.). — An Berglehnen auf dem wellenfürmigen Bergland um 
Popayän, 1700 m (Leamann n. 6072). »Stengel bis 60 cm hoch. Blätter 
fleischig, dicht behaart, dunkelgriin. Bliiten hochrot.« — Auf Bergsavannen 
um El Tambo, auf dem Hochlande von Popayän, 1300—1400 m (Leman 


n. 7903). »Stengel bis 75 cm hoch. Blätter oben dunkelgelbgrün, unten ~ 


rostgrau. Blüten scharlachrot, im Schlunde orange. « 

Venezuela: Ohne nähere Standortsangabe (Grosourpy, H. V.) 

Die Pflanze stimmt genau mit der Original-Diagnose; gegenüber der Beschreibung 
von Hanstein!) sind die Dimensionen (namentlich jene des Kelches und der Blätter) 
kleiner. HANSTEIN nennt die »corolla . . . sulphurea«; Hooker aber unterscheidet eine 
var. >a. corollis rubris vel lateritiis« und eine var. lutea (»8. corollis flavis<). Die var. 
lutea ist im Bot. Magazine tab. 4242 abgebildet; sie dürfte nur eine seltener vor- 
kommende Farbenspielart sein. | 


Sinningia Nees. 


80. Sinningia tubiflora (Hook.) Fritsch. 
Paraguay: Gran Chaco, Santa Elisa, lat. S. 23° 40° (HassLer 
n. 2662). 


Nachtrag. 


Von Herrn Dr. E. Hasster erhielt ich während des Druckes dieser 
Arbeit zwei Gesnerioideen aus Paraguay zur Bestimmung, deren Standorte 
ich hier noch mitteilen will. 

81. Seemannia Regnelliana Fritsch?) 

Paraguay: Ad ripas rivuli in regione calcarea cursus superioris 
fluminis Apa (Hasscer n. 11 237, Mai blühend). 


4) Linnaea XXXIV., p. 266—267. 
2) Vgl. oben S. 404. 


ré TR eee lf? rn 


- 


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Va 


Beitrag zur Kenntnis der Gesnerioideae. 439 


Die Pflanze ist niedriger, die Blätter sind breiter und die Kelchzipfel länger als 
bei den Originalexemplaren aus Brasilien. 

Ad 71. Rechsteineria pendulina (Lindl.) O. Ktze. 

| Paraguay: Inter rupes denudatas in regione calcarea cursus superioris 
fluminis Apa (Hassrer n. 11218, Mai). 

Zwergexemplare, die sich durch kleinere Blüten und etwas schmälere Kelchzipfel 
der Rechsteineria aggregata (Ker) O. Ktze. nähern!). 


4) Vgl. meine Ausführungen in Engl. Bot. Jahrb. XXIX., Beibl. 65, S. 20—24, und 
in Engl. Bot. Jahrb. XXXVIL, S. 499— 500. 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 
Von 


H. Nakano. 


Mit 2 Figuren im Text und Taf. I—III. 


Inhalt: 4. Einleitung und Literatur. — 2. Vergleichende Untersuchung der Keimungs- 
vorgänge. — 3. Variation der Blattorgane. — 4. Entwicklung und Variation 
der Früchte. — 5. Anthocyanbildung. — 6. Uber die Systematik und Ver- 
breitung der Trapa-Typen in Japan. 


7 


4. Einleitung und Literatur. 


Nach Jackson (3) soll es im ganzen sieben Arten von Trapa geben, 
nämlich: 


1. Trapa natans L. 5. Trapa verbanensis Dnt. 
2. T. bispinosa Roxb. 6. 7. colchica Alb. 
3. T. mesa S. et Z. 7. T. Maximowicn Korsh. 


4. T. cochinchinensis Lour. 

Dann gibt es noch eine weitere Art, Trapa bicornis L. f., die Jackson 
für gleichartig mit 7’. natans L. hält; diese Meinung kann ich aber nicht 
mit ihm teilen. 

Für Japan hat Maxino drei Varietäten und eine Form von T. natans L. 
beschrieben (4), nämlich: 

Trapa natans L. forma quadrispinosa (Roxb.) Mak. 


> » » var. bispinosa (Roxb.) Mak. 
» » » var. ®ncisa (S. et Z.) Mak. 
x » » var. bicornis (L. f.) Mak. 


Die zuletzt genannte Varietät ist bisher nur im südlichen Teil von 
Formosa (Umgebung von Takao) gefunden worden. 


Die Fossilien der Trapa-Früchte kommen vom unteren Oligocän 
bis zum Pliocän und öfters bis zum Quartär in verschiedenen Ländern, 
die von Blättern nur im Tertiär Nordamerikas vor (5). In Japan sind 
vierhörnige Trapa-Früchte, Trapa yokoyamae Nath. im Tertiär von Ogoya, 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 44] 


- Provinz Kaga aufgefunden worden(6). Nach Naraorsr ist diese Art mit 
der rezenten Form Schwedens, Trapa natans L. var. conocarpa Aresch., 
nahe verwandt. Er fand auch die Frucht von Trapa borealis Heer var. 
major Nath. in Tuffablagerung an der obigen Lokalität (7). 

Die Trapa-Arten sind schon in verschiedenen Gegenden ausgestorben, 
so konnte z. B. Narnorsr noch viele Trapa-Früchte in den sechs Seen von 
Smaland sammeln, wo man jetzt keine lebende Trapa mehr finden kann (8). 
Vielleicht kann ich hier zwei Beispiele eines neueren Rückganges von Trapa 
in Japan mitteilen. In dem Tega-See gedeiht jetzt Trapa bispinosa nur 
im östlichen Teile desselben. Ich kam nach langjährigen Untersuchungen 
zum Schlusse, daß der Rückgang durch Überflutung des Flusses Toné in 
den See im Jahre 1882 verursacht wurde (9). Ich beobachtete auch den 
- Rückgang von T. bispinosa im Suwa-See, in der Provinz Shinano. Die 
‚Ursache. davon scheint auf die Abnahme der litoralen Region zurückzu- 
führen zu sein. 


Im Oktober 1909 sammelte ich drei Typen von Früchten der bespinosa 
im Tega-See, die Früchte von quadrispinosa im Schibasaki-Teich und die 
von ?ncisa in einem Teiche neben dem mittleren Laufe des Flusses Tone. 
Diese drei Standorte liegen etwa 2—6 km voneinander entfernt, und ge- 
hören alle drei zur Provinz Shimosa. 

Um die Variations- und Vererbungsgrenzen der erwähnten fünf Typen, 
insbesondere von deren Früchten klar kennen zu lernen und dadurch einige. 
Anhaltspunkte für die Phylogenie der Gattung zu gewinnen, unternahm ich 
vorliegende physiologisch-morphologische Untersuchungen. 

Zu diesem Zwecke kultivierte ich die fünf Typen von Trapa unter 
verschiedenen Lebensbedingungen und untersuchte zwei Jahre hindurch (1909 
—1911) die Entwicklung und Variation derselben. Außer diesen fünf Typen 
zog ich einen Typus aus China zu meiner Untersuchung heran, den Herr 
- Marsupa auf dem Markt in Shanghai gekauft und mir gütigst zur Ver- 
fügung gestellt hatte. 

Bei den vorliegenden Untersuchungen wurden mehrere systematische 
Arbeiten berücksichtigt; namentlich die von TaunserG (10), BRoxgurcn (11), 
_ SIEBOLD et Zuccarini (12), FRANCHET et SAVATIER (13), Hooker (14), Iwasaki (15) 
und von Jinuma (16). Bezüglich der Anatomie und Entwicklung von Trapa 
möchte ich auf die Arbeiten von Sanıo (17), Wirrrock (18), GIBELLI e 
Ferrero (19), Ernst (20), und Queva (21) hinweisen. 

Die Angaben über die Variation, Reservestoffe der Früchte und einige 
andere physiologische Probleme kann man in den Arbeiten von Kryz (22), 
ScHinz (23), Zeca und Knez (24) und von Frank (25) finden. Die Unter- 
- suchungen der oben genannten Autoren wurden aber hauptsächlich mit 
É Trapa natans L. ausgeführt. 
| Die vorliegenden Untersuchungen wurden im Tokyoer botanischen 


442 H. Nakano. 


Garten unter der Leitung von Prof. Mıyossı ausgeführt. Ich muß dem- 
selben hier meinen besonderen Dank abstatten. Es ist mir eine angenehme 
Pflicht, an dieser Stelle auch allen anderen Herren meinen herzlichsten 
Dank auszusprechen, welche meine Arbeit nach den verschiedensten Seiten hin 
gefördert haben; nämlich den Herren Prof. J. Marsumura, Prof. K. Sarpata, 
T. Makino, M. Matsupa, und vielen anderen, die mir das Material von Trapa 
freundlich zur Verfügung stellten, namentlich Herrn Y. Tanaka, Mitglied des 
Oberhauses. | 


2. Vergleichende Untersuchung der Keimungsvorgange. 


Die Keimung der Trapa-Frucht ist bekanntlich sehr eigentümlich. Zu- 
nächst ragt das hypokotyle Glied aus dem Fruchtscheitel und dann der 
Kotyledonstiel mit einem verkümmerten Kotyledon hervor (vgl. Fig. 16, 
Tafel I). Die Linge des Kotyledonstieles variiert nach der Wassertiefe des 
Standortes; ich fand nämlich, daB sie bei den in einer Tiefe von 30 cm 
gekeimten Früchten der var. Zwasaki (von bispinosa)t) 11 cm maf, 
während dieselbe in einer Tiefe von 12 cm nur 155 cm erreichte. Diese 
Einrichtung scheint zur Emporhebung des hypokotylen Gliedes zu dienen, 
das nach Gösßzı (26) als das Organ der Sauerstoffaufnahme fungiert. Viele 
Wurzeln entwickeln sich anfangs nur an der unteren Seite des hypokotylen 
Gliedes, aber diese Anordnung wird später durch Krümmung des letzteren 
undeutlich. Das hypokotyle Glied und die daran entwickelten Wurzeln 
gehen frühzeitig zugrunde, und nur diejenigen Wurzeln, welche am basalen 
Teile des hypokotylen Gliedes sitzen, bleiben am Leben und wachsen tief 
in den Boden hinein. 

Der Kotyledonstiel und das hypokotyle Glied von quadrispinosa ist — 
dicker als bei ?ncısa und bispinosa. Die betreffenden Teile der beiden 
letzteren Typen weisen fast dieselbe Dimension auf. | 

Einige Stengel entwickeln sich an der Seite des verkümmerten Koty- 
ledons am Ende des Kotyledonstieles. Ich beobachtete, daß die Zahl der 
Stengel nach den Kulturbedingungen variabel ist. Ich fand nämlich, daß die 
drei Typen von bispinosa auf Ackerboden reichlicher Stengel als auf Sand- 
boden entwickeln, während quadrispinosa und wncısa viel schwächere Ent- — 
wicklung auf dem ersteren als auf dem letzteren aufweisen. Aus dieser 
Tatsache erkennt man, daß quadrispinosa und incisa in stärkerem Grade 
als bispinosa dem Sandboden angepaßt sind. 

Am Knoten des Stengels entwickeln sich zahlreiche grüne zerschlitzte 
Wurzeln, welche früher fälschlich als Blätter betrachtet wurden. Wenn 
der Stengel horizontal auf dem Boden liegt, ragen ungeteilte Wurzeln an 
der Seite der zerschlitzten hervor und treten in den Boden hinein. 


4) Hinsichtlich der Benennung der Trapa-Typen vergleiche man das Kapitel über 
die Systematik in dieser Arbeit. 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 443 


3. Variation der Blattorgane. 


Ich untersuchte einerseits bei verschiedenen 7Trapa-Typen die Blatt- 
formen in aufeinanderfolgenden Entwicklungsstadien, andererseits verglich 
ich die Blattformen derselben Entwicklungsstufe bei variierten Kultur- 
bedingungen. Nach diesen Untersuchungen vermag ich drei Entwicklungs- 
stufen der Blätter zu unterscheiden (vgl. Fig. 1): 

1. Stadium, wo die Blätter eine lineale Form darstellen (vgl. Fig. 12). 

2. Stadium, wo Blattstiele und -spreite sich unterscheiden lassen, aber 
Blasen am Blattstiel noch nicht vorkommen (vgl. Fig. 3—8). 

3. Stadium, wo die mit Blasen versehene rautenförmige Blattspreite 
vorhanden ist (vgl. Fig. 9—21). 

Ich konnte ferner vier Unterstadien im dritten Stadium unterscheiden. 

3a. Grobgezähnte Blätter (vgl. Fig. 9—11). 

3b. Scharfgezähnte Blätter (vgl. Fig. 12—-19). 

3c. Feingezähnte Blätter (Fig. 20—21). 

3d. Nochmal auftretende scharfgezähnte Blätter. 

Die Blätter sind im 3c-Stadium am größten. Dieses Stadium ist 
von 3a dadurch zu unterscheiden, daß sowohl die Blattzähne als auch 
die Zahl der Blattzähne bei 3c größer als bei 3a ist. 

Während des 3d-Stadiums verkleinern sich die Blätter immer mehr, 
und schließlich stirbt die ganze Pflanze ab. 

Nun möchten wir fragen, welche physiologischen Zustände der Pflanze 
diese Aufeinanderfolge der verschiedenen Blattformen bedingen? 

Die grobgezähnten Blätter scheinen nur auf Kosten der Reservenahrung 
gebildet zu werden. In der Tat beobachtete ich, daß die mit Leitungs- 
wasser kultivierte Keimpflanze von var. Jwasakw sich nicht weiter als bis 
zum 3a-Stadium entwickeln konnte. | 

Es ist klar, daß die Entwicklung der Blätter unter ungünstigen Außen- 
bedingungen im embryonalen Zustande stehen bleibt, wie GüBeL (28, 29), 
Wicurer (27), Burns (30) und GLücx (31) bei den Bandblättern der Wasser- 
pflanzen konstatierten. So glaube ich, daß die Blätter vom A., 2. und 3a- 
Stadium zu den Jugendformen und die darauf folgenden Entwicklungs- 
formen der Blätter zur fertigen Form gehören. 

Das erste Auftreten der scharfgezähnten Blätter im dritten Stadium 
findet in der Zeit des lebhaften Längenwachstums des Stengels statt, wobei 
ein Mangel des Baumaterials einzutreten scheint. Die darauf folgende Blatt- 
form mit feingezähntem Rande erscheint aber in der Periode der maxi- 
malen Vegetationskraft, wo die Pflanzen lebhaft blühen. 

Wenn die Frucht reift, wird die Vegetation wieder schwach und die 
Pflanze bildet kleine, scharfgezähnte Blätter. Dieses Stadium ist dann das 
Anzeichen des Absterbens der Pflanzen. 

Die oben erwähnte Reihenfolge des Blattwechsels ist bei den fünf 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. 29 


~ 


444 H. Nakano. 


Trapa-Typen fast dieselbe. Vergleichen wir nun die Dentation der Blatter 
bei verschiedenen Typen von Trapa, so erkennen wir, daß sie im allge- 
meinen keinen deutlichen Unterschied zeigt. Wenn aber die Blätter des- 
selben Entwicklungsstadiums auf demselben Standorte sorgfältig verglichen 
werden, so ist dabei ein kleiner Unterschied zu bemerken, d.i., die Den- 


tation bei éncisa ist die schärfstgezähnte, und daran schließt sich die Den- 


dd 


eo, 


19. | 20, 21. 


Fig. 4. Blattfolge bei Trapa. Alle Figuren in 4}; nat. GrôBe. Nur die Blattoberseite 
gezeigt. Am Blatte von Fig. 14 entwickelten sich zum ersten Male die Haare. 


tation von var. Lwasakun, Jinumar und Makinoa von bispinosa, sowie 
von quadrispinosa. Die Blatter der zuletzt erwähnten Varietät scheinen am 
gröbsten gezähnt zu sein. Diese Merkmale sind aber nicht immer konstant, 
und daher kann man sie für die Systematik nicht verwenden. Sie variieren 
ziemlich bedeutend je nach den Entwicklungsstadien und Standortverhält- 


~ 


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Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 445 


nissen; so produzierten z. B. die Blätter der quadrispinosa, die in einem 
sehr nahrungsarmen Teich mit üppiger Chara-Vegetation wuchsen, fast die- 
selbe Dentation, wie die der im Topfe gut gedüngten kultivierten ncisa. 
Trapa-Typen bei schlechtem Zustande des Standortes mangelt es an fein- 
gezihnten Blättern; sie sind immer mit scharf gezähnten Blättern ver- 
sehen. | 

Die Größe und Gestalt der Blätter und Blasen in demselben Entwick- 
lungsstadium sind bei den fünf Trapa-Typen fast dieselben. 


Fig. 2. Behaarung der Blätter von Trapa. — Alle Figuren in %/, nat. Größe. 


Die Struktur der Blätter der fünf Trapa-Typen stimmt gut mit der 
von Trapa natans L. überein. 

Aus dem oben Gesagten geht deutlich hervor, daß wir die Größe und 
Dentation der Blätter zur Systematisierung der Trapa-Arten nicht verwenden 
können. 

Nun gehe ich zur Besprechung der Entwicklung der Blatthaare 
über (vgl. Fig. 2). Sie stehen an der unteren Fläche der Blätter und am 
Blattstiele (stärker an dessen unterer Seite). 

Bei var. Makinoa von bispinosa entwickeln sich die Haare früh am 
Ende des zweiten Stadiums, während sie bei den anderen Typen erst im 


- dritten Stadium zum Vorschein kommen. Var. Makinoa ist am stärksten 


29* 


446 H. Nakano, 


behaart (vgl. Fig. 1), dann kommt quadrispinosa (Fig. 2), Jinumai (Fig. 3), 
incisa (Fig. 4) und /wasakw (Fig. 5). Die Behaarung des Roxsurcuschen 
Typus ist fast ebenso stark wie die Behaarung von var. Iwasaki. 
Die Behaarung ist am stärksten am Mittelnery und nimmt an den 
kleineren Nerven und am Ende jedes Nerves ab. | 
Die Haare sind vielzellig. Die Zahl der ein Haar bildenden Zellen bei 
den verschiedenen Trapa-Typen ist durchschnittlich wie folgt: 


Trapa natans L. forma quadrispinosa Mak. 10. 102 


> » » var. 2ncisa Mak. 5. 458 
T. bispinosa Rox. var. Jinumai auct. 7. 544 
» » » var. Makinoa auct. 5. 978 
» » » var. Iwasakw auct. 5. 463. 


Da die Liinge einer Zelle bei allen fast dieselbe ist, muf die Haar- 
länge von quadrispinosa die größte sein. 

Was die Nebenblätter der Trapa-Typen anbetrifft, so konnte ich bei allen 
je zwei an der Basis des Blattstieles finden. In ihrer Größe und Form sind 
die Nebenblätter der verschiedenen Typen nicht voneinander unterscheidbar. 


4. Entwicklung und Variation der Früchte, 


Die Form und Größe der verschiedenen Blütenorgane bei den sechs 
Trapa-Typen sind immer dieselben, und ich konnte keine Unterscheidungs- 
merkmale darin finden. Es ist aber hervorzuheben, daß die Blütenknospen 
nur bei var. Jwasakii schwach rot gefärbt sind. Wenn aber die Entwicklung 
der Frucht beginnt, so tritt ein merkwürdiger Unterschied ein. 

Bei T. bispinosa übertrifft die Länge der beiden Längskelchzipfel 1) die 
der beiden Querkelchzipfel, und die letzteren fallen frühzeitig ab. Der Unter- 
schied der Länge beider Kelchzipfel wird sehr deutlich im Verlauf einer 
Woche nach der Befruchtung. Bei jungen Früchten sind vier Kelchzipfel 
schräg nach oben gerichtet. Während des Wachstums krümmen sie sich 
mehr oder weniger nach unten. Bei bespinosa ist diese Abwärtskrümmung 
der Kelchzipfel nicht so auffallend, während bei den Kelchzipfeln, bzw. 
bei den Querkelchzipfeln von quadrispinosa und 2ncisa die Krümmung 
sehr deutlich ist. Diese Krümmung der Kelchzipfel verursacht die charakte- 
ristische Anordnung der Fruchtdornen bei jedem Typus. 

Nach dem Gesagten können wir die Früchte von quadrispinosa und — 
incisa von denen der bispinosa schon in ihrem embryonalen Zustande 
unterscheiden. Die Früchte der quadrispinosa und incisa lassen sich da- 
gegen nicht leicht im embryonalen, sondern deutlich erst im fertigen Zu- 
stande unterscheiden. Auch die Varietäten von bespenosa sind erst in 
späteren Stadien voneinander zu unterscheiden. 


i) Ich benenne diejenigen Kelchzipfel als Längskelchzipfel, welche sich später zu 
Längsdornen umbilden. 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 447 


Wie oben erwähnt, lassen sich die von mir untersuchten T’rapa-Typen 
am sichersten durch ihre Fruchtformen voneinander unterscheiden. Ich 
überzeugte mich von dieser Tatsache dadurch, daß ich die Pflanzen drei 
Generationen hindurch kultivierte und infolgedessen die Vererbbarkeit der 
Fruchtform konstatierte. 

Die Fruchtformen wurden im großen und ganzen vererbt und die an 
demselben Standorte produzierten Früchte lassen sich nicht miteinander 
verwechseln. Im folgenden werde ich die Vererbung und Variation der 
Dornstellungen schildern. 


a. Variation der Früchte von T. quadrispinosa. 


Im April 4910 wurden zehn Keimpflanzen von T. quadrispinosa 
in einen großen Topf mit gedüngter Gartenerde gepflanzt. Im September 
desselben Jahres erntete ich davon 25 Früchte. Die Variation ist folgende: 

17 Fr. (Früchte): 2 L (Längsdorne) hor. (horizontal) oder etwas n. u. 
(nach unten) ger. (gerichtet). D. Q. (dorsaler Querdorn)') hor., V. Q. (ven- 
traler Querdorn) n. u. ger. y 

3 Fr.: L. wie oben, beide Q. n. u. ger. 

2 Fr.: L. wie oben, beide Q. hor. 

4 Fr.: beide L. hor., aber nicht gerade; D. Q. n. o., V. ©. n. u. ger., 
. aber beide Q. nicht gerade. : 

Daraus erkennen wir, daß die dominante Form von quadrispinosa zwei 
horizontale Längsdornen, einen horizontalen Dorsalquerdorn und einen ab- 
wärts gerichteten Ventralquerdorn trägt. Die Früchte der Ausgangsgene- 
ration, die ich im Freien sammelte, zeigten auch dieselbe dominante Form. 
So war die Dornstellung und Fruchtform der zweiten Generation ganz der- 
jenigen der ersten ähnlich. 

Im April 4911 wurden 6 dominante Früchte der zweiten Generation 
in Töpfe gesät. Im September erntete ich davon 11 Früchte. Die Variation 
hiervon ist wie folgt: 


ob nor. Oder n) 0: ger.; D.'O!’hor., V. Q'‘n. u. ger. 
3 Fr. = 2 L. etwas n. u. ger., 2 Q. n. u. ger., aber V. Q. im stärkeren 
Grade als D. Q. | 

2 Fr. — 2 L. und Q etwas n. o. g., D. Q. etwas hor. 

4 Fr, = 2 L. wurden künstlich beraubt. D. Q. hor., V. Q. n. u. ger. 

Die Früchte der dritten Generation haben also fast dieselbe Dorn- 
stellung wie diejenigen der ersten Generation. 

Aus diesen Tatsachen können wir die Dornstellung der dominanten 
Früchte von guadrispinosa wie folgt bestimmen. 

Be or, D). fast hor.; V.'Q. n. u. ger. 


4) Ich nenne denjenigen Querdorn dorsal, welcher bei der geotropischen Krümmung 
der Früchte auf der oberen Seite sitzt. 


448 H. Nakano. 


Vergleichen wir diese Dornstellung mit der von Trapa natans L., 
so ersehen wir, dal die beiden Wassernüsse im großen und ganzen ähn- 
lich sind. Obwohl die Beschreibung von Kryz!) etwas anders als die 
meinige ist, kann ich aus den dort gegebenen Figuren auf die nahe Ver- 
wandtschaft beider Wassernüsse schließen. 


b. Variation der Früchte von T. incisa. 


Im April 1910 wurden 10 Pflanzen von incisa kultiviert und im Sep- 
tember desselben Jahres wurden 19 Früchte geerntet. Die Variation dieser 
Früchte ist die folgende: 


17 Fr. —=E.n. 0. ger, D, 0. Hor. oder an u. een 

Lee. 2.0.2 0. 2.0. Bor. 

1 Pr, — L.'n. 0.2 0. nicht zerage. 

437 von wildwachsenden Pflanzen gesammelte Früchte zeigten auch 
dieselbe dominante Form, d. i., 

428 Fr. — 2 L. n. o., D. Q. hor. oder etwas n. u. ger., V. Q. schräg 
fy Weer, | 

5 Fr. = 2 bn. 05) D Oona ae 

2 Fr. — 2 L. n. o., 2 Q. verschwindend. 

À Fr. = 1 L. n. o0., V. Q. n. u., AL. und D. Q. verschwindend. 

À Fr. = 1 L. n. 0; D. ©. n. u, 4 L. und V. Q. versehwimdend: 

Im Jahre 1911 wurden 6 dominante Früchte zweiter Generation kulti- 
viert und 20 Früchte davon geerntet. Ihre Variation ist die folgende: 

45 Fr. — 2 L. n. o., D. Q. etwas n. u., D. Q. schräg nur ger. 

7 Er. =2 L. und D. Q. 2.0, VW. Venen ae 


Daher war die dominante Fruchtform der dritten Generation ganz wie 
die der zweiten. Man sieht aus den obigen Resultaten, daß die Stellung 
der Längsdornen von ?ncısa stärker schräg nach oben gerichtet ist als die 
von quadrispinosa. | 

Die Früchte von #ncisa und quadrispinosa an demselben Standorte sin 
durch die folgenden Unterschiede charakterisiert: die Früchte von quadri- 
spinosa sind gewöhnlich größer als die von éncisa, und erstere haben 
stumpfe Dornen im Gegensatze zu den scharfen Dornen der letzteren. 

Die Umrißlinie von éncisa ist deutlicher als die von quadrispinosa, 
und daher stellt die Frucht von ?ncısa ein schlankes Gebilde dar. Diese 
Unterscheidungsmerkmale der beiden Wassernüsse sind nicht immer kon- 
stant und oft werden sie undeutlich. Bei schlechtem Zustande des Stand- 
ortes produziert quadrispinosa kleine Früchte wie die gewöhnlichen Früchte 
von incisa, und die Gestalt der Dornen und die Umrißlinie der beiden 
Wassernüsse werden einander sehr ähnlich. Ich konnte diese Tatsache 


4) a. O. p: 487. 


Beitrage zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 449 


dadurch konstatieren, daß ich quadrispinosa auf Sandkulturen oder im 
sehr nahrungsarmen Teich mit der gut gedüngten kultivierten encisa verglich. 


c. Variation der Früchte von T. bispinosa. 


Die Früchte von Iwasaki besitzen eine glatte Oberfläche, und die 
Narbe des Discus am Scheitel ist etwas vertieft. Die Längsdornen sind 
etwas nach oben gerichtet. Diese Merkmale wurden drei Generationen hin- 
durch vererbt. 

Die Frucht von Jinumai ist durch einen großen Hocker am Ansatz 
des Querdorns und durch noch zwei weitere kleinere Höcker an beiden 
Seiten oberhalb des ersteren charakterisiert. Der Fruchtscheitel, gekrönt 
mit der Narbe des Discus, ist ziemlich hoch. Zwei Längsdornen sind nach 
oben gerichtet. Der große Höcker und die Dornstellung wurden immer 
gut vererbt, während die Scheitelform und die beiden kleineren Höcker 
keine konstanten Charaktere waren. 

Die Fruchtform von Makinoa ist durch zwei stark nach oben, oft 
senkrecht nach oben gebogene Längsdornen und durch je drei knollige 
Vorwölbungen (eine große am Ansatz des Querdorns, zwei kleinere an 
beiden Seiten des Fruchtscheitels) an jeder Seite der Frucht gekennzeichnet. 
Ich vermutete zuerst, daß diese Wassernuß einen selbständigen Typus bilde. 
Der Kulturversuch aber ergab ein negatives Resultat. Im September 1910 
wurden 35 Früchte von zehn in Töpfen kultivierten Pflanzen gesammelt. 
Es war die folgende Variation zu bemerken: 

Ba BE. 9% L: stark ın.'o. ‘ger. 

BEL. fast. hor. 

4 Fr. = 2 L. senkrecht n. o. gebogen. 

Es wurde die senkrecht nach oben gebogene Dornstellung nicht gut 
vererbt, und nur eine Frucht wurde der Mutterfrucht ähnlich. 

Im Jahre 1944 wurden 25 Früchte von sechs kultivierten Pflanzen 
geerntet, die von dominanten Früchten zweiter Generation stammten. Es 
ergab folgende Resultate: 

24 Br 21.) stark in. 0. ger. 

4 Fr. = 2 L. etwas n. 0. ger. 

Im Gegensatze zur Dornstellung wurden knollige Vorwülbungen (eine 
größere Vorwülbung wurde aber immer kleiner) und dicke Form der 
Dornen im wesentlichen vererbt, und so ließ dieser Typus sich ‘von den zwei 
anderen Typen von bispinosa unterscheiden. 

Hier ist es sehr beachtenswert, daß var. Makinoa eine schwächere 
Widerstandsfähigkeit gegen ein ungünstiges Medium als die beiden anderen 
Typen von bispinosa besitzt. Sie konnte weder in Sandkulturen, noch in 
einem mit Chara bewachsenen nahrungsarmen Teich eine fertige Frucht 
bilden, während die beiden anderen Varietäten diese schlechten Standort- 
verhältnisse gut vertrugen und ziemlich große Früchte produzierten. 


450 H. Nakano. 


Die Früchte des Roxsurauschen Typus sind durch ihre dicke Form und 
stark ungleiche Größe der beiden Seiten charakterisiert. Ich kultivierte 
zwei Generationen (1910—1911) von diesem Typus und sah die Vererbbar- 
keit der obigen Charaktere. Auch die Purpurfarbe der Frucht ist für diesen 
Typus charakteristisch und auch vererbbar. 


Zuletzt möchte ich den Symmetrieverhältnissen der Frucht einige 
Zeilen widmen. 

Wenn man eine Trapa-Frucht durch eine Längsdornen enthaltende 
Fläche in eine ventrale und eine dorsale Hälfte teilt, so sieht man, dab 
die letztere immer größer als die erstere ist. Bei den japanischen Trapa- 
Typen ist die dorsale Hälfte konvex und die ventrale konkav oder eben, 
während bei der Roxsursuschen Form die ventrale Hälfte konvex und die 
dorsale beinahe eben ist. Diese Asymmetrie ist sehr deutlich bei der Rox- 
surchschen Form und var. Jwasakii zu beobachten, weil diese Wasser- 
nüsse eine glatte Oberfläche haben. 

Dieses Symmetrieverhältnis ist sowohl bei anderen Varietäten von 
bispinosa, als auch bei der vierdornigen in der Seitenansicht klar zu er- 
kennen. Bei den vierdornigen Trapa-Typen kommt noch ein Asymmetrie- 
verhältnis in Betracht, weil der Ventraldorn stärker schräg nach unten ge- 
richtet ist als der dorsale. 

Aus diesen Gründen sieht man, daß bei der Trapa-Frucht nur eine 
Längsdornen enthaltende Symmetrieebene existiert. Diese Asymmetrie der 
ventralen und dorsalen Hälfte wird sehr wahrscheinlich durch die geotro- 
pische Krümmung der Früchte nach ihrer Befruchtung verursacht. 

Meine oben angegebenen Kulturversuche lehren uns, daß die Trapa- 
Frucht in ihrer Form fast immer konstant bleibt. In sehr ungünstigen 
Medien werden nur die Früchte von quadrispinosa denjenigen von incisa 
ähnlich. Wegen dieser Tatsachen konnte ich die Trapa-Typen Japans nur 
durch ihre Fruchtformen voneinander unterscheiden. 

Hier möchte ich noch eine Bemerkung über die Befruchtung oder 
Kreuzung von Trapa hinzufügen. Meine Kulturtöpfe standen immer neben- 
einander. Ungeachtet!) dessen schien keine Bastardierung zwischen ihnen 
stattzufinden und alle kultivierten Wassernüsse blieben zwei Jahre hindurch 
in ihren Merkmalen ganz beständig. 

Aus obigem wird es ganz klar, daß die von mir untersuchten Wasser- 
nüsse, selbst die drei Varietäten von bespinosa, nicht als Bastarde im MeEn- 
peLschen Sinne betrachtet werden können. Auch im Freien wachsen die 


4) Die Blütezeit von var. Iwasaki ist später als die der anderen Trapa-Typen; 
daraus geht klar hervor, daß die Bastardierung mit anderen Typen von vornherein aus- 
geschlossen ist. 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 451 


drei Varietäten von bispinosa nebeneinander gemischt, und es scheint keine 
Zwischenform zwischen ihnen vorzukommen. 
Die Fruchtformen der Trapa-Typen sind sicherlich konstante Eigen- 
schaften. Sie sind keine Anpassungsformen, sondern phylogenetische !). 
Aus diesem Grunde glaube ich, daß die drei Typen von 7’. bispinosa 
als elementare Arten betrachtet werden müssen (vergl. 32, 33). 


5. Anthocyanbildung. 


Die Oberfläche der Blätter von var. Jwasakw sieht sehr schön rötlich 
aus. Diese Erscheinung wird durch die Anthocyanbildung in den Zellen 
der Epidermis verursacht. Bei den jungen Blättern ist Anthocyan in fast 
allen Epidermiszellen vorhanden. Bei den alten aber ist es nur an schmalen 
Stellen entlang des Randes und als ein rundlicher Fleck am Grunde der 
Blattspreite vorzufinden. 

Auf der Oberseite der Blätter der Roxpurcuschen Form wird auch sehr 
merkwürdigerweise Anthocyan gebildet. Bei dieser Form ist Anthocyan 
auch an der Unterseite in großer Menge zu finden und erzeugt dort eine 
Purpurfarbe. Bei anderen Trapa-Typen beobachtete ich die Anthocyan- 
bildung auf der Unterseite des Blattes kaum oder nur spurweise (z. B. bei 
Twasakii). Auf der Oberseite der fertigen Blätter hingegen befindet sich 
ein matter Anthocyanfleck auch bei Jinumai, Makinoa und incisa, während 
er bei quadrispinosa fehlt. 

Anthocyanbildung zeigt sich auch am Blattstiele, namentlich an den 
Blasen. Sie ist bei der Roxsuresschen Form am stärksten und etwas 
schwächer bei Makinoa. Auch bei den absterbenden Blasen von Iwasakii 
und quadrispinosa wird Anthocyan gebildet, doch nie bei 2ncisa. 

Untersucht man den (uerschnitt der Blasen, so beobachtet man die 
Anthocyan enthaltenden Zellen sowohl in der äußeren Rinde, als auch in 
den Luftgangzellen und Markzellen. 

Am Stengel sieht man makroskopisch die stärkste Anthocyanbildung 
bei Makinoa und demnächst bei der Roxsureuschen Form. Bei den vier 
anderen Wassernüssen findet man keinen Unterschied in bezug auf die An- 
thocyanmenge. Am Querschnitte des Stengels finden wir die Anthocyan 
. führenden Zellen größtenteils in der Umgebung der Luftgänge der Rinde. 

Anthocyanbildung geht auch merkwürdigerweise an der Oberfläche der 
Frucht der Roxsurénschen Form vor sich, während das niemals bei den 
Früchten der anderen Wassernüsse geschieht. 

Bei den absterbenden Blättern von Jwasaki und der Roxsureaschen 
Form findet eine stärkere Rotfärbung als bei den gesunden statt. Besonders 
fand ich.eine schöne herbstliche Rotfärbung bei Jwasakır. 


4) Auch im Jahre 4912 bestätigte sich die Vererbbarkeit der Fruchtformen bei 
den anderen Trapa-Typen, ausschließlich zncısa. Der letzte Typus ging wegen Nach- 
lässigkeit zugrunde. 


452 H. Nakano. 


Die Anthocyanbildung wird bekanntlich durch Licht stark gefürdert, 
während einige Pflanzenorgane auch unter Lichtabschluß Anthocyan zu bil- 
den vermögen (34). Ich beobachtete auch bei den Trapa-Typen, daß An- 
thocyanbildung vom Sonnenlicht stark beeinflußt wird. Bei den im Dunkeln 
kultivierten Exemplaren von Jeasaki blieben die ausgewachsenen Blätter 
ganz gelblich, und die kleine Blattrosette erhob sich nur wenig über die 
Wasseroberfläche. Wird die Kultur wieder ans Licht gebracht, so färbt 
sich die Blattrosette schön rötlich, gleichzeitig nimmt sie in ihrer Größe 
zu und beginnt auf der Wasseroberfläche zu schwimmen. Die horizontale 
Lage der Rosettenblätter scheint, wie Frank meinte, durch Heliotropismus 
bestimmt zu sein. 

Im Freien finden wir auch, daß im Schatten von überwuchernden 
Sumpfpflanzen vegetierend die Varietät Jwasakw schwächer rot gefärbte 
Blätter hat als in offenen Gewässern. Immerhin bleibt in den verschiedenen 
Lokalitäten die rötliche Blattrosette von Jwasaki sehr auffallend, so daß man 
diese Pflanze sehr leicht von anderen Trapa-Typen unterscheiden kann. 


6. Über die Systematik und Verbreitung der Trapa-Typen in Japan. 


Wie in den vorigen Kapiteln vielfach erwähnt, konnte ich bei Trapa 
kein anderes sicheres Unterscheidungsmerkmal als die Fruchtform finden. 
Blatt- und Blütenorgane sind bei den verschiedenen Typen fast dieselben. 
Die Zähne und Größe der Blätter sind sehr variabel, so daß man sie zur 
Systematik von Trapa nicht verwenden kann. Die anatomische Struktur 
der verschiedenen Organe (Blatt, Stengel, Wurzel, Kotyledonstiel, hypoko- 
tyles Glied u. a.) bietet auch immer dasselbe Bild dar. 

Nach meinen eigenen Untersuchungen unterscheiden sich am besten die 
zweidornigen T’rapa-Typen von den vierdornigen. Dieses Merkmal dient zur 
Erkennung jeder Trapa-Gruppe, schon bei Individuen mit junger Frucht, 
weil bei der zweidornigen Trapa-Gruppe der Unterschied der Länge vom 
Längskelchzipfel und Querkelchzipfel deutlich ist, während bei der vier- 
dornigen Gruppe die Kelchzipfel immer dieselbe Länge haben. Allerdings 
wird bei der vierdornigen Trapa natans L. zuweilen eine nur zwei Längs- 
dornen tragende Frucht gebildet; Kryz fand aber nur zwei solche Früchte 
unter 1000. Daher ist dieser Fall sehr selten und nur ausnahmsweise zu 
beobachten. Ich vermute, daß diese Variation durch mechanische Ursachen 
(z. B. durch Insektenfraß, oder andere mechanische Störungen) hervorge- 
bracht wird und nicht als echte Variation betrachtet werden kann. | 

Aus Obigem sieht man also, daß die vierdornigen Trapa-Typen sich 
von den zweihörnigen am deutlichsten unterscheiden lassen. 

Nun will ich zum Vergleich der Trapa natans L. mit var. incısa Ma- 
kino und forma quadrispinosa Makino übergehen und die Verwandtschaft 
zwischen ihnen aufklären. 

Nach Vergleichung der Beschreibungen, Figuren und Herbarexemplare 


À Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 453 


denke ich, daß forma quadrispinosa ein Synonym von T. natans L. ist. 
Nach Makino scheint der Unterschied zwischen beiden nur in dem der Ver- 
breitungsbezirke zu liegen. Dagegen ist der Unterschied zwischen var. incısa 
und forma quadrispinosa ziemlich deutlich (wenn nicht absolut). Daher 
scheint es ganz richtig, die erstere als eine Varietät von 7. natans L. zu 
betrachten. 

Was speziell die zweidornigen Trapa-Typen anbelangt, so sind da 
auch viele Irrtümer zu finden. 

Nach meinen eigenen Untersuchungen sind bei der zweidornigen Trapa- 
Gruppe wenigstens vier erbkonstante Typen vorhanden. Die von mir unter- 
suchte bispinosa aus China läßt sich mit der Beschreibung (Hooker: Fl. 
Indica Vol. 4, p. 428, 1832) und den Figuren (RoxpurGa: Plants of Coro- 
mandel vol. II. Tab. 234) mit Trapa bispinosa Roxb. identifizieren. Eine — 
in dem botanischen Garten zu Calcutta als 7. bispinosa Roxb. kultivierte 
Form!) schien aber mit meiner Varietät Jenumar identisch zu sein. 

Die Beschreibungen der japanischen bespinosa beschränkten sich auch 
auf eine einzelne Form, und es existierte keine Untersuchung über die Va- 
riationen. Die bispinosa von Iwasaxi war nicht identisch mit der von 
Jınuma und Makıno. x 

Unter den vererbbaren Merkmalen der Frucht können wir Dornenzahl, 
Dornrichtung, Vorwölbung, Größe, Umrißlinie u. a. nennen. Da ich die 
Dornenzahl darunter als den wichtigsten Gharakter betrachte, trenne ich 
die zwei- und vierdornige Trapa-Gruppe als zwei Arten voneinander. Der 
Bequemlichkeit halber lasse ich zunächst die von Roxsursna entdeckte Form 
als Typus von bispinosa und die japanischen Bispinosa-Typen als deren 
Varietäten gelten. 

Phylogenetisch betrachtet, ist es sehr wahrscheinlich, daß 7’. bispinosa 
durch das Verschwinden der Querdornen aus T. natans L. hervorgegangen 
ist. Da aber die zwei- und vierdornige Trapa-Gruppe beide viele Typen in 
sich einschließen, ist man berechtigt, jede von beiden als eine selbständige 
Art zu betrachten. 

Im folgenden werde ich nun die systematische Gruppierung und die 
‚geographische Verbreitung der Trapa-Typen in Japan zeigen. Bei der 
Systematik von bzspinosa lieferte die Beschaffenheit des Epikarps der Frucht 
ein sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Zur Feststellung der geogra- 
phischen Verbreitung benutzte ich die folgenden Materialien: 


1. Die Frucht tragenden Herbarexemplare des hiesigen Institutes (Be- 
zeichnung »a«). 

2. Die von mir selbst gesammelten Exemplare (b). 

3. Von vielen Seiten an mich gesandte Exemplare (c). 


4) Herr H. Taxepa schickte mir sehr freundlich von Kew einige Handzeichnungen 
… von Früchten aus Calcutta, 


454 H. Nakano. 


Diagnostik und Verbreitung. 
Familie Oenotheraceae, Gattung Trapa. 
I. Die vierdornige Trapa-Gruppe: 

Diagnose: Fast immer vier, bisweilen drei, sehr selten zwei Dornen 
auf je einer Frucht. Bei jungen Friichten ist die Linge von 
Langs- und Querkelchzipfel dieselbe. 

a) Frucht groß, Dornen stumpf, Umrahmungslinie 
nicht deutlich... . Trapa natans L. 

Synonym: T. quadrispinosa Roxb. 
T. natans L. forma quadrispinosa Mak. 
Nom. Jap.: Onibishi!, Obishi. 
Heimat: Tokyo (Shinobadzu-Teich) (b), Yamato (Ogura- 
Teich) (ec), Shimosa (Shibasaki-Teich) (b), China 
(Nanking) (c). 
b) Frucht klein, Dornen schlank, Umrahmungslinie 
ganz deutlich... . T. natans L. var. incisa Mak. 
Synonym: T. incisa S. et Z. 
Nom. Jap.: Himebishi (für kleine enczsa) 1), 
Ko-onibishi (für große »ncısa). 

Heimat: Formosa (Suisha-See) (c), Buzen (a), Chikuzen 
(a), Tosa (a), Yamato (c), Echigo (c), Tokyo (b), 
Shimosa (b), Kazusa (c). 

Il. Die zweidornige Trapa-Gruppe: 

Diagnose: Nur zwei Längsdornen auf den reifen Früchten. Bei den 
jungen Früchten ist der Längskelchzipfel länger als der Quer- 
kelchzipfel. 

a) Frucht groß, Oberfläche sehr glatt und purpurfarbig; 
Fruchtscheitel stark vertieft, Umrahmungslinie sehr un- 
deutlich. Größen-Unterschied der dorsalen und ventralen 
Seite der Frucht sehr stark. Unterseite der Blätter pur- 
purn, Oberseite blutrot. Behaarung der Blattunter- 


seite gering. . . . . T. bispinosa Roxb. 
Heimat: China (Shanghai, Nanking) (c). 
Indien? 


Die Frucht kleiner als die vorige; nur die Oberseite der 
Blatter blutrot; die Oberfläche der Frucht glatt; die Um- 
rahmungslinie deutlich; der Fruchtscheitel etwas vertieft; 
die Blütenknospe schwach rötlich. Behaarung der Unter- 
seite der Blätter ist am geringsten von allen Bispinosa- 
Typen .... T. bispinosa Roxb. var. Iwasakii nov. var. 


4) »Koonibishi«e und »Himebishi« gehören aber zweifellos zu ein und derselben 
Varietät. 


iy 


Beitrige zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 455 


Synonym: Bispinosa in Iwasakıs Icones. 
Nom. Jap.: Akababishi (zuerst von mir benannt). 
Heimat: Tokyo (Shinobadzu-Teich) (b) Shimosa (Tega-See) 
(b), Kadsusa (c). 
Die Größe der Frucht wie oben; der Fruchtscheitel hoch. 
Am Ansatz der Querkelchzipfel eine größere Vorwölbung 
und rechts und links oberhalb derselben je eine kleine Vor- 
wölbung. Häufig werden die Vorwölbungen sehr groß 
(forma »Otafukubishi«), aber ihre flache Form ist von den 
knolligen Vorwölbungen folgender Varietät deutlich unter- 
scheidbar..... T. bispinosa var. Jinumai nov. var. 
Synonym: Pispinosa in Jinumas Icones. 
T. natans L. var. bispinosa Mak. 
Nom. Jap: Hishi forma Otafukubishi. 
Heimat: Iburi (a), Mutsu (a), Iwashiro (a), Echigo (c) 
Shinano (b), Shimosa (b), Sagami (a), Ise (a), 
Yamato (c), [yo (c), Suwo (c), Tango (c), Hizen 
(a), Formosa (a), China (Nanking) (c). 
Die Größe der Frucht wie oben. Der Fruchtscheitel ist 
der größte von den vier Typen von bispinosa. Je zwei 
knollige Massen unterhalb der Fruchtscheitel an beiden 
Seiten, noch eine größere knollige Masse am Ansatz der 
Querkelchzipfel. Zwei Längsdornen stark nach oben ge- 
richtet, häufig senkrecht nach oben gebogen. Die Haare 
an den Blättern, an der Blütenachse und am Kelchzipfel 
sind am stärksten von den vier Typen von bzspenosa. Die 
Umrahmungslinie ist ziemlich deutlich. 
T. bispinosa var. Makinoa nov. var. 
Nom. Jap.: Ibobishi, forma Kattaibishi. 
Heimat: Tokyo (c), Shimosa (b), Rikuzen (c). 


oO 
—— 


? 


= 


Es ist sehr wahrscheinlich, daß »Kattaibishi« eine stark variierte Form 
von »Ibobishi« ist. Die Frucht von »Kattaibishi« hat je drei große knollige 
Massen auf jeder Seite. Beide Längsdornen werden sehr dick und stellen 
sich öfters in knolliger Form dar; dann erscheint die ganze Frucht als eine 
Gruppe knolliger Massen. 


Außer den oben erwähnten Bispinosa-Typen finden wir dann noch 
eine weitere zweidornige Form (7. bicornis L. = T. natans L. var. becornis 
Mak.); während die Dornen der Bispinosa-Typen scharf und gerade oder 
nach oben gerichtet sind (oft nach innen gebogen), sind sie bei dieser b2- 
corms stumpf und nach außen gebogen. Daraus geht deutlich hervor, dab 
dieser Typus zu einer besonderen Sippe der zweidornigen Trapa-Gruppe 


456 H. Nakano. 


gehört. Nach meiner Ansicht scheint es ganz richtig, sie als eine Varietat 
von bispinosa zu betrachten. 


Zusammenfassung der Resultate. 


4. Bei der vorliegenden Untersuchung kamen sechs Trapa-Typen in 
Betracht, wovon fünf in Japan einheimisch sind. Sie wurden drei Gene- 
rationen hindurch in Kultur gehalten, während eine chinesische Form nur 
zwei Generationen hindurch kultiviert wurde. Als Resultat dieser Studien 
konnte ich zwei neue Varietäten von Trapa bispinosa Roxb. der japanischen 
Flora hinzufügen. Ich lasse also die Trapa Japans wie folgt benannt sein: 

1. Trapa natans L. 


a, » var. 2ncisa Makino. 
T. bispinosa Roxb. (Typus aus China). 
3. » var. Lwasakw nov. var. 
h, » var. Jinumai auct. 
5, » var. Makinoa nov. var. 


2. Die Entwicklung der Blatter der fiinf in Japan einheimischen Wasser- 
nuß-Typen läßt sich in drei Hauptstadien einteilen, d. h. 
1. Stadium: Lineale Blätter, 
2. Stadium: Blatter differenziert in Blattstiel und Blattspreite; die 
Blasen fehlen noch. 
3. Stadium: Blattstiel mit Blasen versehen. 
Im dritten Stadium wurden noch vier Unterstufen unterschieden: 
3a. Grobgezähnte Blatter. 
3b. Scharfgezähnte Blätter. 
3c. Feingezähnte Blätter. 
3d. Nochmalige scharfgezähnte Blätter. | 
3. Die anatomische Struktur bei den verschiedenen Trapa-Typen ist 
immer ganz dieselbe. Die Form der Blätter ist je nach den Lokalitäten 
sehr variabel, so daß man z. B. nicht imstande ist, sie nach dem Vorgang 
von SIEBOLD et Zuccarint bloß durch die Dentation voneinander zu unter- 
scheiden. Dagegen sind die Fruchtformen von Trapa ziemlich kon- 
stant: daher kann man nur dieses Merkmal für die Systematik der Trapen 
Japans benutzen. Die Fruchtformen von encısa und quadrispinosa lassen 
sich nicht immer scharf voneinander unterscheiden, während die der vier 
Typen von bespenosa im großen und ganzen erblich konstante Merkmale 
darstellen. 
Nov. 1912. Bot. Instit. Kais. Univ. Tokyo. 


Übersicht der Literatur. 
1. Kart Linnazus, Gen. pl. 1737. 
2. EnsLer, Syllabus der Pflanzenfamilien 1909. 
3. JAckson, Index Kewensis und Supplementum. 


ano Di m 


Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 457 


. Maxıno, Bot. Mag. Tokyo 4908, p. 174. 

. Zırtet, Handbuch der Paleontologie, p. 63. 

. Natuorst, Zur fossilen Flora Japans, p. 21. 

. LEVEILLE, Bull. de l’académie internationale de géographie botanique, 1900, p. 212. 
. Natuorst, Das frühere Vorkommen der Wassernüsse. Bot. Centralb. Bd. 27, p. 271, 


1886. 


. Nakano, Vegetation of Lakes and Swamps in Japan. First report. »Teganumac. Bot. 


Mag. Tokyo, No. 2, 1944. 


. TauNBERG, Flora Jap. 1784. 

. Roxpures, Fl. ind. vol. I, p. 428, 4832. 

. SIEBOLD et Zuccarini, Fl. Jap., p. 133, 4845—6. 

. FRANCHET et Savatier, Enum. pl. Jap., vol. L, p. 170, 4875. 

. Hooker, Fl. of Brit. Ind., vol. II, p. 590, 4879. 

. Iwasaki, »>Honzo-zufuc, 1829. 

. JINUMA, »Somoku-Zusetsuc, 1832. 

. Sanıo, Einige Bemerkungen in betreff meiner über Gefäßbündelbildung geäußerten 


Ansichten. Bot. Ztg. S. 193, 1865. 


. Wittrock, Einige Beiträge zur Kenntnis der Trapa natans L. Bot. Centralb. Bd. 27, 


S. 352, 387, 1886. 


. GIBELLI e FERRERO, Ricerche di anatomia e morphologia intorno allo sviluppo del 


fiore e del frutto della Trapa natans L., nach Just, Bot. Jahresber. 4891, Bd. I, 
S. 606, 1895, Bd. IL, S. 342. 


. Ernst, Beiträge zur vergl. Anatomie der Onagraceen. 1895. Dissertation. 
. Queva, C., Observation anatomique sur le Trapa natans L. Compt. Rend. Assoc. 


Fran. Av. Sci. 1909. Congrès de Lille. Zitiert nach Referat in Bot. Gazette 1940, 
Bd. 50, H. 5. 


. Kryz, Ein Beitrag zur Kenntnis der Variation der Frucht von T. natans L. Oester- 


reich. Bot. Zeitschr. 1907, Bd. 57, S. 185. 


. ScHinz, Trapa natans L. in der Schweiz und in Oberitalien. Vierteljahrsschrift der 


Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 4907, S. 474. 


. Zeca und Knez, nach Just, Bot. Jahresb. 4904, Bd. II. S. 143. 
. Frank, Uber die Lage und die Richtung schwimmender und submerser Pflanzenteile. 


Couns Beiträge z. Biologie I. Heft 2, S. 67, 1875. 


. GôBeL, Pflanzenbiologische Schilderungen. 1893, S. 268—269. 

. Wächter, Beiträge zur Kenntnis einiger Wasserpflanzen. Flora Bd. 83, 1897, S. 367. 
. GöBEL, Vergl. Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane 1883, S. 256. 

. Göser, Einleitung in die experimentelle Morphologie der Pflanzen. 1908, S. 51. 

. Burns, Heterophyliy in Proserpinaca palustris. Ann. of Bot. vol. 18, 1904. 

. Grück, Die Lebensgeschichte der europäischen Alismaceen 1905, S. 234. 

. Jost, Vorlesungen über Pflanzenphysiologie 1908, S. 464. 

. DE Vrıes, Mutationstheorie, Bd. I, 1904, S. 120. 


PFEFFER, Pflanzenphysiologie, Bd. I, S. 497. 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel I. 
Alle Figuren sind fast in natürlicher Größe. 


Fig. 4—5. Entwicklung der Frucht von var. Makinoa. 
Fig. 6—10. Entwicklung der Frucht von var. Jinumat. 
Fig. 44—15. Entwicklung der Frucht von var. lwasakw. 


> 


458 


Fig. 16. 

Fig. 47—24. 
Fig. 22—26. 
Fig. 1—9. 
Fig. 1—3. 
Fig. 10—43. 
Fig. 44—22. 
Fig. 23—26, 
Fig. 27—29. 
Fig. 30—34. 
Fig. 30—32. 
Fig. 33—34. 
Fig. 33, 

Fig. 1—9. 
Fig. 10—48. 
Fig. 49—27. 
Fig. 28—33. 


H. Nakano, Beiträge zur Kenntnis der Variationen von Trapa in Japan. 


Keimung der Frucht von var. Iwasaki. 
K = verkümmertes Kotyledon. 
Hp = Hypokotyles Stengelglied mit Wurzeln. 
KSt = Kotyledonstiel. 
Sp = Sproß. 
Entwicklung der Frucht von var. incisa. 
Entwicklung der Frucht von T. natans L. 


Tafel II. 


Die Figuren sind mit einer cm- oder mm-Skala versehen. 


Durch drei Generationen vererbte Fruchtform von 7. natans L. 
Erste Generation (4909), 4—6 zweite G., 7—9 dritte G. (4944).- 
Dornstellung der Früchte von 7. natans L. 
Fig. 44, 43. Längsdornen fast horizontal. 
Fig. 40, 42. Dorsalquerdorn fast horizontal. 
Fig. 40, 42. Ventralquerdorn nach unten gerichtet. 
Durch drei Generationen vererbte Fruchtform von T. natans L. var. 
incisa. 
144—16 erste Generation (4909), 17—19 zweite G., 20—22 dritte G. 
Dornstellung von 2ncisa-Früchten. 
Fig. 24, 26. Längsdornen nach oben gerichtet. 
Fig. 23, 25. Dorsalquerdorn fast horizontal. 
Fig. 23, 25. Ventralquerdorn nach unten gerichtet. 
Verschiedene Fruchtformen von var. Makinoa. 
Fig. 27. Aus dem Tega-See. 
Fig. 28. Aus dem Shinobazu-Teich. 
Fig. 29. Wahrscheinlich aus Tokyo. 
Man nennt diese Form »Kattaibishie«, 
Verschiedene Fruchtformen von 2ncisa. 
Von »Himebishi« ‚kleine Formen). 
Von »Koonibishi« (große Formen). 
Junge Frucht von »Koonibishi». Man sieht, daß diese Form den 
Früchten von 30 and 34 von »Himebishi« sehr ähnlich ist. 


Tafel III. 


Die Figuren sind mit einer cm- oder mm-Skala versehen. 


Drei Generationen hindurch vererbte Fruchtform von var. Iwasaki. 
1—3 erste Generation (1909), 4—6 zweite G., 7—9 dritte G. 

Drei Generationen hindurch vererbte Fruchtform von var. Jenumat. 
10—12 erste G. (1909), 13—45 zweite G., 46—48 dritte G. (1941). 


Drei Generationen hindurch vererbte Fruchtform von var. Makinoa. — 


49—24 erste G. (4909), 22—24 zweite G., 25—27 dritte G. 

Seitliches Aussehen von den drei Varietäten von T. bespinosa Roxb. 

Dorsale (rechte) Seite mehr oder weniger konvex; ventrale (linke) 
Seite eben oder konkav. 

Fig. 28—29, von var. Makinoa. 

Fig. 30—34, von var. Jinumai. 

Fig. 32—33, von var. Zwasakii. 


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Le 


Engler-Fest-Band 


der 


Botanischen Jahrbiicher 
fiir Systematik, Pflanzengeschichte 
und Pflanzengeographie 


zum 


25. März 1914 


Herausgegeben von 


F. Pax, E. Gilg, L. Diels 


Mit 81 Figuren und 1 Karte im Text und 11 Tafeln 


Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig und Berlin 
1914 


Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung, vorbehalten. 


Copyright by Wilhelm Engelmann 1914. 


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ADOLF ENGLER 
zu seinem siebzigsten Geburtstag 
in Verehrung dargebracht 


von Schülern, Freunden und Fachgenossen. 


er 


Inhalt. 


Hermann Dingler, Zur ökologischen Bedeutung der Flügel der Diptero- 
carpaceen-Früchte. Mit Taf. I. 

F. Höck, Die Beschränkung pflanzlicher nv von i wanored 
Ramee als Gattungen auf einzelne Lebensreiche und Pflanzengebiete . 

H. Graf zu Solms-Laubach, Uber Dichorisandra undata Linden . 

Friedrich Fedde, Uber die ee Staubfädenbildung bei peat 
dimidiatum Delile. Mit 4 Fig. im Text : MEME 

F. Pax, Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes . 

S. Kohönland, Über die Gattung Augea Thunb. Mit 9 Fig. im Text 

H. Paul, Zur D righie der deutschen Laubmoose. 

R. ges. Über Plantago Sectio Plantaginella Decne. 

A. Weberbauer, Die Vegetationsgliederung des nördlichen pane um n 5° südl. Br. 

G. Tischler, Über latente Krankheitsphasen nach Re Se bei 
Alerte Cyparissias. Mit 6 Fig. im Text . 

R. Chodat, Die geographische Gliederung der Paste Arien in ‘Afrika, 

Hans Péouf, Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreufens. 
nn ,  . 

É. De Wildeman, À propos Be Bi chovaiphie : 

Gustav Schellenberg, Revision der Gattung Eien % uh ; 

F. Niedenzu, Uber die Fortentwicklung in der Familie der ee: : 

Otto E. ls, Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten, Mit 
1 Fig. im Text a; RS TEN Yo ha 

Hubert Winkler, Die Ba da wrihacide iganoaunseieas Mit Taf. IH u, IV. . 

P. Graebner, Dickenwachstum und Stockfäule 

R. Knuth, Ein Beitrag zur Systematik und MURS arena jur 
aldiceen, Bm Im Text „0.0206: UP TRE VENEN 

Eduard Rübel, Die Kalmückensteppe bei Sarepta. Mit Taf. V. . 

H. Brockmann-Jerosch, Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie . 

M.Rikli, Über Cassiope tetragona (L.) D. Don. Mit 2 Fig. im Text und 
LE re 

S.H. Koorders, Floristischer Überblick über die D onpfkinzen des Gewaliles 
von Tjibodas auf dem Vulkan Gede in West-Java nebst einer Nummer- 
liste und einer systematischen Ubersicht der dort für botanische Unter- 
suchungen von mir numerierten Waldbäume .......... 

L. Diels, Diapensiaceen-Studien. Mit 8 Fig. und 4 Karte im Text und Taf, VII 

Reno Muschler, Monographische Übersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 
Mit 4 Fig. Eh Tart. nu à à: ey i 

K. Krause, Englerophytum, eine neue Pithicansche Gating, ad Sapotaceen. 
Mit A Fig. im Text 


15-24 
25-28 


29-34 
32-40 
41-46 
47-60 
64-71 
72-94 


95-140 
444-123 


124-140 
144-151 
152-4 61 
162-175 


176-187 
188-208 
209-214 


215-237 
238-248 


. 249-267 


268-277 


278-303 
304-330 


331-342 


343-348 


VIII Inhalt 

R. Kolkwitz, Uber Wasserblüten. wi te isi Bb as gio gow ee ae 

E. Ulbrich, (her einige Malvaceen- aan aus en Verwandt von 
im L;\. 3” 

W.Ruhland, Zur one des Verbrditune! bis Ecke 

C. Otto Bosch A revision of the genus Mitella with a da of 
geographical distubution and relationships. With 9 = and 4 chart. 
(Table VII). ER 

F. Tobler, Die Mangrove de a) De tech -Ostafrika), Mit Taf. IX. 

Max HAT Übersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea 
Aubl. 

R. Schlechter, Die ne Pre Eckl. 3; EN 

Ernst Gilg, Zi Frage der Verwandtschaft der Salicaceae am wien Fla- 
courtiaceae . 

John Briquet, Sur a a ies affinités a Cape nl à Bulls 
vésiculeux. Avec 4 figures . 

H. Schenck, Die myrmekophilen PAL 

Hubert Winkler, Neue Revision der Gattung Carpinus. 

0. Stapf, The Southern Element in the British Flora. 

M. Büsgen, Kieselpflanzen auf Kalkboden. Mit Taf.X u. XI 

L. Wittmack, Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. Mit 
3 Fig. im Text . 

E. Irmscher, Die Néons ar es in es io dees de Be- 
BERN unter RT der morphologischen Verhältnisse. Mit 
4 Pie, am: Lext, u wre RN 

H. Solereder, Zwei Beiträge zur a TEN 
Text . 

À. Berger u. C. Dinter: Succulenta A AE ‘ 

F. Pax u. Kathe oe Alte Kulturpflanzen aus ee 
im Text 

A. Lingelsheim, Ein Fall von Blasthedsrune ‘he a Avellana = Mit 
2 Fig. im ‘Text . ; 

Boris Fedtschenko, Vorläufiges Vo hee es they: CAS ra 

H. Hauri u. C. Schröter, Versuch einer Übersicht der Ba Polster- 

| pflanzen. Mit 4 Fig. im Text. N > 

Luigi Buscalioni, Ricerche sulla ee a sh, in rapporto 
specialmente alla presenza dei lipoidi ed alla funzione fotosintetica dei 
cloroplasti + 


Mit 44 Fig. im Tex zz 
Mit 7 Fig. im Text 


Mit a Fe a 


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Seite 
349-356 


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611-617 


648-656 


657-672 


Zur ökologischen Bedeutung der Flügel 
der Dipterocarpaceen-Früchte. 


Von 


Hermann Dingler. 


Mit Taf. I. 


| Die mächtigen häutigen Anhängsel oder »Fliigel« der meisten Diptero- 
“arpaceenfrüchte dürften ökologisch wohl nicht bedeutungslos sein. Die 
Bildung ist zu auffallend und wird mit nicht unbedeutendem Material- und 
Wachstumsaufwand erzeugt. Sie hat sich bei einem großen Teil der Fa- 
milie jedenfalls seit tertiären Zeiten konserviert. In der Regel dienen 
»Flügel« als Flugapparate, doch könnten auch andere Funktionen in Frage 
kommen. 

Außer einzelnen gelegentlichen Bemerkungen, welche in der Literatur 
zerstreut sich finden, war mir bis in die neueste Zeit nichts bekannt ge- 
worden über ihre Funktion. Leider war mir auch der Inhalt einer hüb- 
schen Abhandlung vom Jahre 1902 von G. E. MartEı »Aeronautica vegetale« 
lurch einen unglücklichen Zufall unbekannt geblieben!,. Der Autor be- 
spricht darin neben den hauptsächlichsten sonstigen pflanzlichen Flugaus- 
rüstungen und ihren Wirkungen auch die der 2-flügeligen Früchte von 
Dipterocarpus und Gyrocarpus in origineller Weise. Ob er eigene Ver- 
suche damit gemacht hat, geht aus der Schrift nicht hervor. 

Als ich mich in den Jahren 1886—1889 mit Versuchen über die Art 
der Bewegung der pflanzlichen Flugorgane und ihre Leistungen beschäftigte, 
hatte ich mich vergebens bemüht, brauchbare Exemplare von Diptero- 
carpaceenfrüchten zu erlangen. Infolgedessen erwähnte ich sie in meiner 
Arbeit nur ganz kurz. Das mir damals bekannt gewordene Material, zwei- 


4) Estratto del »Bulletino dell’ Orto Botanico«, Tomo I, Fasc. 3, Napoli 1902, 
22 S. 80 mit 25 Fig. im Text. Die 2-flügeligen Früchte werden auf 8. 47—49 unter 
dem Titel »Megalopteri<« (Tipo Dipterocarpico) abgehandelt und eine verkleinerte Ab- 
bildung einer Dipterocarpus-Frucht gegeben. Leider ist mir erst jetzt Gelegenheit ge- 
geben, dem geehrten Verfasser für die freundliche Übersendung seiner Arbeit allzusehr 
verspätet zu danken. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 1 


2 H. Dingler. 


flügelige Formen, näherte sich in Umriß, Flächen- und Gewichtsverteilung 
einigermaßen den betreffenden Verhältnissen bei den Eschenfrüchten, welche 
ich eingehender studiert hatte und welche den XI. Haupttypus (»der 
Schraubendrehflieger«) meiner Einteilung bilden. So vermutete ich eine 
ähnliche Funktionsweise). 

Auf einer Tropenreise im Jahre 1909 stand auf meinem Arbeitspro- 
gramm auch die möglichste Klarstellung der Bedeutung der Dipterocarpa- 
ceenflügel. Verschiedene Umstände ließen mich leider nicht dazu kommen, 
meine Absichten auszuführen. Die Zeit eines Aufenthaltes in dem an 
Dipterocarpaceen reichen Ceylon fiel zunächst nicht in die Reifezeit der bei 
weitem meisten und gerade der charakteristischsten Früchte. Auch war 
mir unbekannt geblieben, daß die Dipterocarpaceen zum Teil nur periodisch, 
mit Intervallen von bis zu sechs Jahren Frucht tragen. Im übrigen war 
Material, welches nur einigermaßen genügt hätte, auch in Ceylon nicht 
vorhanden. So zahlreich Dipterocarpaceen im Garten von Peradeniya 
kultiviert werden, so wurden im Herbst 1909 doch überhaupt nur zweierlei 
Früchte reif: solche von Vaterta acuminata Hayne und von Doona cey- 
lanica Thw. Erstere sind, eine der wenigen Ausnahmen, sehr große, 
schwere, flügellose »Nüsse«2) und letztere sind leichte Früchte mit drei 
bogig nach außen gekrümmten und ein wenig (gleichsinnig) gedrehten 
Flügeln, welche einem weit verbreiteten Typus, dem der Schirmflieger 
(VII. Haupttypus meiner Einteilung) angehören, deren Funktion und Leistungs- 
fähigkeit als Flugorgane nichts besonders Bemerkenswertes boten. Die 
reifen Früchte hingen in Massen am Baum. Es wurden einige Fallversuche 
an einem windstillen Septemberabend von dem Dache des Rasthauses in 
Peradeniya aus einer Fallhöhe von 3,6 m gemacht. Die Fallzeit schwankte 
bei zehn Versuchsorganen zwischen 1,8 und 2 Sekunden. Die von den 
Flügeln befreiten Nüsse durchfielen dagegen in 1,1 Sek. die gleiche Strecke, 
was also einer durch die Flügel bedingten Fallverlangsamung um 0,7— 
0,9 Sek. entsprach. Wenn auch bei höheren Fallräumen (die nicht zur 
Verfügung standen) wohl noch eine geringe Zunahme der Fallgeschwindig- 
keit eingetreten wäre, so genügten die Versuche doch zum Beweis der 
Funktionsfähigkeit der Flügel. Der Fall vollzog sich unter mäßig raschen 
horizontalen Drehungen der sich bei freiem Fall sofort mit ihrer Median- 
achse lotrecht mit der länglichen Nuß nach unten einstellenden Früchte. 
Die Horizontaldrehungen um die mediane Längsachse werden durch die 


4) »Die Bewegung der pflanzlichen Flugorgane«. München 1889, S. 228. 

3) Im Sinne der üblichen botanischen Terminologie. Ich benutze in diesen Zeilen 
im übrigen das Wort Nuß ähnlich wie in meinem zitierten Buche als kurzen Ausdruck 
für die beim Flug transportierte Last im Gegensatz zu dem Flugapparat, den Flügeln. 
Der Kelchteil, welcher die eigentliche Frucht umhüllt (sei es der untere Teil der Kelch- 
zipfel oder eine Kelchröhre) um das verhältnismäßig schwache Perikarp verstärkt, ge- 
hört zur Nuß. Die Flügel sind ausgewachsene Kelchzipfel. 2 


Zur ökologischen Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. 3 


- schwache gleichsinnige Drehung der Flügel bedingt, welche horizontale 
- Drehkräfte des Luftwiderstandes auslösen, indessen haben sie keinen Ein- 

fluß auf die Fallgeschwindigkeit. Minimale kaum fühlbare Luftströmungen, 

welche zeitweilig auftraten, genügten, die Früchte bis zu 150 cm von der 
- Jotrechten Bahnrichtung abzutreiben, wogegen die flügellosen Nüsse um 

höchstens 8—10 cm abgetrieben wurden. Es geht daraus hervor, daß die 
“ Früchte von Doona xeylanica durch den Wind leicht auf größere Ent- 
fernungen vertragen werden können, um so mehr, da sie an hochwüch- 
sigen Bäumen reifen. 

Damit war das Material, welches ich an Ort und Stelle prüfen konnte, 
erschöpft. Meinem Ersuchen um Dipterocarpaceenfrüchte kam aber Herr 
Direktor Wırrıs im Mai des folgenden Jahres in freundlichster Weise nach, 
indem er mir unter anderem Früchte von vier Arten übersenden ließ, und 
zwar von zwei Shorea-Arten, einer Hopea und einem Dipterocarpus. Ich 
prüfte sie sofort nach Empfang auf ihre Fallgeschwindigkeit und ihr 
Verhalten und wiederholte die Versuche in neuerer Zeit nochmals zur 
Kontrolle. 

Von den vier Fruchtformen schied eine, Shorea stipularıs Thw., in- 
folge ungenügenden Materials nach einigen Versuchen aus. Die Früchte 
haben eine schwere Nuß und fünf verhältnißmäßig kurze Flügel. Ob sie 
den Fall so weit zu verlangsamen vermögen, daß sie, abgesehen von stür- 
mischen Winden, auch von kräftigen mittelstarken Luftströmungen vertragen 
werden können, erscheint nicht sicher. Vielleicht liegt hier der später 
etwas näher zu erörternde Fall vor, daß die Flügel mehr als Schutzhülle 
für den Keimling wie als Flugapparat zu dienen geeignet sind. Die zweite 
Shoreat) schließt sich im Verhalten am nächsten an die in Ceylon ge- 
prüfte Doona ceylanica an. Sie ist, wie diese, von geringem Gewicht und 
- besitzt, wie alle Arten der Gattung Shorea, drei größere (ca. 6 cm lang 
und À cm breit), ziemlich stark und zwar (bei vorliegenden Exemplaren) 
meist alle nach einer Seite gebogene, und zwei kleinere (ca. 3 cm lang 
- und 0,3—0,4 cm breit) schwach gebogene Flügel. Zwei Exemplare a u. b 
wogen 0,374 und 0,431 gr und durchfielen bei ruhiger Luft einen Fall- 
raum von 6 m: @ in 3,13 Sek. und 5 in 2,76 und 2,57 Sek.?). Der an- 
. sehnlich verlangsamte Fall, welchem eine Fallgeschwindigkeit einer 0,291 gr. 
- wiegenden entflügelten Nuß mit 1,29 Sek. gegenübersteht, ging unter ziem- 
lich raschen Horizontaldrehungen und zwar unter Schiefstellung der Längs- 
achse um ca. 25° vor sich. Keines der geprüften Organe nahm die Be- 
- wegungsform des Eschentypus an. Achsenstabilität war nicht vorhanden. 
Die Bewegung näherte sich, abgesehen von der Horizontaldrehung, welche 


EEE EE Sn ee ee ee ee Se | ee ee SSD) 


— 


% 4) Deren Etikette fehlte. Vielleicht ist es Sh. oblongifolia Thw. 
€ 2) Zur Methode der Messung und dem Wert der Sekundenbruchteile Näheres 
_ später im Text. 


4 . H. Dingler. 


durch etwas schiefe Flügelstellung bedingt ist, ebenfalls der des Schirm- 
fliegertypus. Uber die Bedeutung der Flügel als Flugapparate konnte auch 
in diesem Falle kein Zweifel sein. 

Die Früchte der »Hopea faginea«!) besitzen nur zwei Flügel. Drei 
der Kelchzipfel vergrößern sich überhaupt nicht und bleiben dauernd an 
die leichte und kleine rundliche Nuß angedrückt. Die Flügel sind ca. 4 cm 
lang und etwas über der Mitte ca. 1 cm breit, meist mit ihren oberen 
Flächen nahe aneinander gerückt, so daß sie gewissermaßen nur einen 
einzigen Flügel darstellen. In anderen Fällen sind sie aber auch etwas 
nach außen gebogen, so daß sie einen Fallschirmausschnitt bilden. Wieder 
andere zeigen ihre Flügelbasis bis zur Berührung zueinander gebogen und 
den ganzen übrigen Teil flach und gewissermaßen in einer Ebene liegend, 
aber in dieser Ebene etwas spreizend. Ein Exemplar der letzteren Form 
wog 4,444 gr. und ergab auf 6 m Fallhöhe 3,13; 3,31 und 3,5 Sek. Fall- 
zeit. Ein zweites Versuchsorgan, welches etwas auswärts gebogene Flügel 
besaß, ergab Fallzeiten, welche zwischen 3,5 und 3,66 Sek. schwankten. 
Die Früchte drehten sich beim Fall ziemlich rasch, doch konnte ich mich 
mit spezielleren Versuchen über die Art der Bewegung nicht abgeben. Die 
Fallverlangsamung durch die Funktion der Flügel war so bedeutend, daß 
auch hier keine Zweifel an dem Charakter der Früchte als Flugorgane 
entstehen konnten. 

Früchte der gleichen Art konnten sich aber auch anders verhalten. 
Sie taten es bei ganz geraden, einander anliegenden oder genähert paral- 
lelen Flügeln. So ging ein Exemplar beim Fallenlassen meist rasch in die 
sehr komplizierte Bewegungsform des XI. Typus der Schraubendrehflieger, 
wozu die Eschenfrüchte gehören, über und zeigte dann regelmäßig die 
Fallzeit von 2,21 Sek. für 6 m Fallhöhe, wogegen es aus lotrechter Stellung 
mit der Nuß nach unten manchmal auch wie ein Pfeil in 1,29 Sek. senk- 
recht ohne Drehung abwärts schoß. Es fiel dann mit der gleichen Ge- 
schwindigkeit wie eine von den Flügeln befreite Nuß. Ein zweites Exem- 
plar von ähnlicher Form, aber mit sich nicht berührenden, sondern ca. 
21/,—-3 mm voneinander abstehenden Flügeln schwankte in seinen Leistun- 
sen auffallend und gab Fallzeiten von 1,47; 1,84 und 2,58 Sek. Die 
letzten beiden Zeiten wurden erreicht unter Drehungen nach dem XI. Typus. 
Die Unterschiede beruhten auf verschieden rascher Einstellung in die Dreh- 
lage infolge der nicht immer genau gleichen Ausgangsstellung beim Fallen- 
lassen und auch wohl durch kleinere Unterschiede in der Stellung oder 
Biegung der sehr schwachen Flügel. Auch diese Früchte sind ausge- 
sprochene Flugorgane. 

Alle bis jetzt geprüften Früchte gehörten zu den kleinen und leichten. 
Wir wenden uns nun zu der vierten übersandten Form, einer schwerfrüch- 


4) Der Name, unter welchem ich die Früchte erhielt. 


Zur ökologischen Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. B: 


tigen Dipterocarpus-Art, dem in Ceylon häufigen D. xeylanicus Thw. Die 
Friichte waren leider noch nicht ganz ausgewachsen, wenn auch der Reife 
sehr nahe. Wie bei Shorea vergrößern sich auch hier alle Kelchzipfel 
nach der Blüte, aber nur zwei, der erste und der dritte wachsen bedeutend !). 
. Die übrigen drei erreichen nur geringe Größe. Die stärksten der annähernd 
kugeligen Nüsse, welche von der Kelchröhre dicht umschlossen sind, hatten 
mit dieser 2,4 cm Durchmesser. Die zwei großen Flügel von linealer, an 
den Enden abgerundeter Gestalt maßen je 15—16 cm in der Länge und 
2,5—3 cm in der Breite. Die drei kleinen Flügel waren ca. 2,2—2,5 cm 
lang und ca. 1,5—1,7 cm breit und von etwa eiförmig-elliptischem Umriß. 
Alle fünf Flügel stehen senkrecht oder annähernd senkrecht auf dem Kugel- 
kreis, welchen ihre Insertionslinie im oberen Nußteil einschließt. Die drei 
kleinen schließen die Lücken zwischen den Rändern der beiden großen Flügel 


- und umhüllen so, zusammen mit der Basis der großen Flügel, den obersten 


zugespitzten Teil der eigentlichen Frucht, aus welcher der Keimling hervor- 
tritt. Diese Einrichtung legt den Gedanken nahe, daß die Flügel eine 
Schutzhülle für die ersten Keimungsstadien bilden könnten. Freilich wäre 
damit allein die ungeheure Verlängerung der großen Flügel kaum zu begreifen. 

Auffallend ist an den mir vorliegenden Früchten des Dipterocarpus 
aeylanicus die, soweit mir bekannt,. sonst nicht angegebene, ca. 0,6—1,0 cm 
lange, eine aufgesetzte Spitze darstellende schlank-kegelförmige Verlängerung 
der Basis, welche bei beschleunigtem senkrechten Fall ein Eindringen der 
fallenden schweren Nuß in weichen Boden begünstigen muß. Die Vorstel- 
lung einer möglichen Kombination der beiden letztgenannten Funktionen 
dürfte wohl keinem Widerspruch begegnen. 

Anders steht es aber mit der im Grunde nächstliegenden Annahme 
einer Funktion der beiden riesigen Flügel als Flugapparat. Zum Eindringen 
in die Erde gehört beschleunigter senkrechter oder annähernd senkrechter 
- Fall in aufrechter Stellung. Ein Flugapparat aber müßte den Fall ab- 
schwächen. Die nicht selten dicht genäherte Stellung der in vielen Fällen 
- ebenen Flügel, welche auch öfter, wie bei Hopea, ihre Flächen aneinander- 
legen und gewissermaßen in ein- und derselben Ebene etwas spreizen, führt 
so in Verbindung mit der Ausbildung der verlängerten Nußspitze unwill- 
_ kürlich zu dem Gedanken, daß der mächtige Flügelapparat vielleicht auch 
dazu dienen könnte, die Nußspitze in ihrer beim lotrechten Fall voraus- 
. schreitenden Stellung zu sichern. Der Vergleich mit der beiderseitigen 
Fiederung des hinteren Endes eines Pfeiles liegt nahe. 

In anderen Fallen waren die beiden groBen Flügel aber etwas — mehr 
oder weniger — gebogen und zwar senkrecht zu ihrer Fläche, bald in 
_ entgegengesetzter Richtung, bald aber auch in gleicher. Auch abnorme, offen- 
bar pathologische Verkrümmungen infolge ungleichen Wachstums kommen 


4) Nach Eıchter, »Blütendiagrammec II, S. 262, die zwei genetisch ersten. 


6 H. Dingler. 


vor, doch berühren sie uns hier nicht. In manchen Fällen sind auch sicht- 
lich am Baume schon vorhanden gewesene, ziemlich bedeutende Krüm- 
mungen in fallschirmartiger Auswärtsbiegung gegeben. 

Was die Verteilung des Gewichtes auf Nuß und Flügel angeht, so wog 
z. B. eine gut ausgebildete Frucht mit Flügeln 4,221 gr, wovon auf die 
Nuß 3,012 und auf die großen Flügel 1,209 kamen. Das Gewicht der 
drei kleinen Flügel ist dabei der Nuß zugerechnet. Die schwerste gewogene 
Frucht ergab mit Flügeln 5,12 gr. 

Um das Verhalten der Organe im Fall und zugleich ihre Fallgeschwin- 
digkeit zu prüfen, wurde eine Reihe von Versuchen angestellt. Die Art — 
des Fallens ist sehr verschieden. Im ganzen ist sie ähnlich wie bei den 
2-flügeligen Früchten von »Hopea fagineac. Die Früchte können sowohl 
ohne Drehung in lotrechter Stellung, mit der schweren Nuß nach abwärts 
gerichtet, fallen, als auch verschiedene Stellungen und Bewegungen an- 
nehmen, insbesondere beschleunigte Drehungen und mehr oder weniger spi- 
ralige Bahnen. Letzteres geschieht am raschesten beim Fall aus umgekehrter - 
Fallstellung, mit den Flügeln nach unten und der Nuß nach-oben gerichtet, 
oder aus Schieflagen. Solche Stellungen sind auch die natürlichen im reifen 
Fruchtstand. Beim Fall aus solchen Stellungen tritt nach anfangs be- 
schleunigter Fallgeschwindigkeit in der Regel am raschesten Verzögerung 
ein. Auf die Art der Bewegung kann ich hier nicht weiter eingehen, es 
soll nur die prinzipielle Frage zu beantworten versucht werden, ob die 
Flügel imstande sind, für beträchtlichere Fallverzögerung und damit Aus- 
nützung horizontaler Luftströme etwas zu leisten. 

Die Fallversuche wurden in ähnlicher Weise wie bei meinen früheren 
Versuchen angestellt. Die Zeitmessungen geschahen mit einer gut gehenden 
Uhr, deren Tickschläge laut und deutlich vernehmbar waren. Eingehende 
Kontrollversuche, welche auf Grund früherer Erfahrungen unter Vergleich 
mit einer zweiten zuverlässigen Uhr gemacht wurden, ergaben 164 Tick- 
schläge auf eine halbe Minute, also, da mit 1 die Zählung begonnen wurde, 
163 kleine Zeitintervalle und demnach für je 4 Sekunde 5,43 Intervalle. 
Das Versuchsobjekt wurde auf den Tickschlag 1 fallen gelassen und die 
folgenden Tickschläge (immer bis 8, dann wieder von vorn an) laut mit- 
gezählt bis zum Auftreffen des Objektes auf den Boden. Zur Kontrolle 
gegen Irrtümer zählte eine zweite assistierende Person, welche unten in der 
Nähe der Aufschlagstelle beobachtete, um den Moment des Aufschlages ge- 
nau festzustellen, mit. Die Zahl der Tickschläge minus 4, geteilt durch 5,43, 
ergab die Fallzeit in Sekunden. Diese Methode genügt für den vorliegenden 
Zweck. Meine Frau, welche mich auch bei meinen früheren Studien an — 
Flugorganen unterstützt hatte, übernahm die Kontrolle. 

Die zweiten Dezimalstellen in den Fallzeiten ergaben sich aus “der 
Reduktion der beobachteten Tickschlagzahlen auf Sekunden. Sie machen — 
natürlich keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit. Doch führe ich sie, 


7 


Zur ökologischen Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. 


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8 H. Dingler. 


um Willkür zu vermeiden, an. Die Resultate der Versuche mit Doona 
xeylanica, welche ich ohne kontrollierende Assistenz in Ceylon ausführte, 
sind annähernd richtig. Sie wurden oft genug wiederholt, um gröbere 
Fehler auszuschließen. 

Ein geeigneter Raum für 6 m Fallhöhe fand sich in einem höheren 
Saal. Außerdem wurden bei windstillem Wetter Fallversuche von dem 
Balkon (6 m) und einem Fenster des Mansardenstockes eines Privathauses 
(9 m) im Freien gemacht. Die Resultate finden sich in der folgenden 
Tabelle. Die neun bestentwickelten Früchte wurden benutzt und unter 
Nr. 10 und 44 wurden zum Vergleich ein paar Fallversuche mit zwei 
Nüssen angeführt. Nr. 10 war die ganz flügellose Nuß des Versuchsorgans 
Nr. 4, dessen fünf Flügel an der verschmälerten Stelle ihrer Basis abge- 
brochen waren. Bei Nr. 11, der Nuß des Versuchsorgans Nr. 3, waren 
nur die beiden großen Flügel abgebrochen, während die drei kleinen noch 
festsaßen. Letztere zeigten bei diesen Versuchen für sich allein einen sehr 
geringen Einfluß auf die Fallgeschwindigkeit, so daß der Unterschied bei 
6 m Fallhöhe noch nicht zur Erscheinung kam und erst bei 9 m sich be- 
merklich machte. 

Die Zahl der für die Messung der Fallzeit genau beobachteten Fall- 
versuche für jede Frucht betrug, abgesehen von zahlreichen Vorversuchen, 
zwischen 4 und 41. Sie war ungleich, weil einige Früchte bei wieder- 
holtem schweren Auffallen auf zu hartem Boden Schaden nahmen, in- 
dem ein oder auch gleichzeitig beide großen Flügel an ihrer Basis ab- 
brachen. 

Die z. T. sehr ungleichen Fallzeiten sind für die einzelnen Objekte 
nach zunehmender Größe angeordnet. Zwei auffallend hohe, von den 
übrigen des betreffenden Versuchsorgans (Nr. 4) stark abweichende Zahlen 
wurden zwar — weil anscheinend einwandfrei erhalten — in die Tabelle 
eingefügt, aber mit Fragezeichen versehen und für die das Hauptresultat 
anzeigenden Differenzen nicht benutzt. Die angewendete Art der letzteren 
rechtfertigt sich wohl von selbst ohne weitere Erklärung. Sie genügt jeden- 
falls für vorliegenden Zweck. | 

Es ist zunächst überraschend, welche enormen Unterschiede in den 
Fallgeschwindigkeiten sich ergaben, nicht nur bei verschiedenen Früchten, 
sondern auch bei der gleichen Frucht in verschiedenen Versuchen. Das 
wesentliche Resultat ist, daß sich häufig sehr ansehnliche Fallverzögerungen 
herausstellten. Im einzelnen ist namentlich folgendes zu bemerken: Bei 
6 m Fallhöhe sieht man in vier Fällen (1, 3, 4, 7) beschleunigte Fall- 
geschwindigkeiten von 1,1 Sek. Fallzeit. Diese größte beobachtete Ge- 
schwindigkeit entsprach dem beschleunigten Fall in lotrechter Richtung mit 
abwärts gekehrter Nußspitze ohne oder höchstens mit langsamen Horizon- 
tal-Drehungen um die lotrechte Medianachse. Die am Schlusse der Tabelle 
unter Nr. 40 und 11 angegebenen Fallzeiten der flügellosen Nüsse waren 


Zur ökologischen Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. 9 


in allen Fällen genau die gleichen. Für die Fallhöhe von 6 m hat also 
der Besitz der Flügel in diesen Fällen keine Verzögerung bewirkt. 

In anderen Fällen entstehen dagegen innerhalb des gleichen Fallraumes, 
manchmal sogar bei dem gleichen Objekt, ansehnliche Verzögerungen, welche 


bei Nr. 1 0,55 Sekunden betragen. Dieser Fall tritt ein, wenn die Frucht 


in verkehrter oder schiefer Lage fallen gelassen wird. Freilich auch manch- 
mal aus »aufrechter Fallstellung«, und zwar aus verschiedenen nicht im- 


_ mer ganz sicherzustellenden Gründen. Es kommen namentlich in Betracht 


unbeabsichtigte, nicht bemerkte geringe Schiefstellungen, kleine während 
der Versuche eintretende Veränderungen an den Flügeln, besonders auch 
in ihrer Elastizität, momentaner, kaum zu bemerkender lokaler Luftzug usw. 
Manche Früchte durchfallen die 6 m auch aus aufrechter Stellung, ohne 
sroße Beschleunigung zu erlangen, mit sehr rasch sich mindernder Ge- 
schwindigkeit. So verhielten sich 5, 8 und 9. Es sind das Früchte, welche 
infolge etwas spreizender und dadurch ihre Fläche vergrößernder Flügel- 


stellungen oder infolge von Flügelkrümmungen, beim Fall drehende Kräfte 


des Luftwiderstandes zur Wirkung kommen lassen. Diese nötigen ihnen 
aber Lagen auf, welche weitere stärkere Drehkräfte erzeugen, die fallver- 


zögernd wirken. 


Bei der Fallbewegung durch höhere Fallräume, also hier bei Zunahme 
der Fallhöhe von 6 m auf 9 m und somit nur um die Hälfte der früheren 
Höhe, zeigt sich das wichtige Resultat, daß die Fallzeiten für die letzten 
3 m meist unverhältnismäßig wachsen. 

Für die Nummern 2, 4 und 7 wechselt die Differenz bei den ver- 
schiedenen Versuchen zwischen beschleunigter, gleichbleibender und be- 


- deutend verlangsamter Fallgeschwindigkeit. Bei Nr. 4 z. B. beträgt sie in 


7. A TE RG re hee 


: ES 


einem Fall (I. Reihe) 0,48, also rund !/, Sekunde. Die Geschwindigkeit 
blieb also in den letzten 3 m Fallraum nahezu gleich. In einem anderen 
Falle (II. Reihe) betrug sie 0,74, also rund °/, Sekunde, und zeigt hier schon 
eine wesentliche Geschwindigkeitsabnahme. In allen folgenden Versuchen 


(UL. bis VII. Reihe) war die Fallzeit für die letzten 3 m nahezu ebenso 


groß bis weit größer als die Fallzeit für die ersten 6 m. Mit der Differenz 


von 1,49 Sek. (VI. und VII. Versuch) erreichte das Versuchsobjekt sogar 
eine um rund die Hälfte höhere Fallzeit, was für 6 m Höhe rund 3 Sekunden, 


also der dreifachen Fallzeit entsprechen würde. 
Bei den Versuchsobjekten Nr. 4 und 5 übertraf die Differenz jedesmal 


oder zumeist die Fallzeit für die ersten 6 m, und bei allen übrigen (Nr. 3, 


6, 8, 9) ist in den letzten 3 m mit wenigen Ausnahmen die Fallgeschwindig- 
keit mindestens gleich und meist wesentlich geringer. Ich verzichte aber 


“darauf, alle einzelnen Angaben der Tabelle hier zu behandeln. Das all- 
gemeine Verhalten entspricht der alten Erfahrung, daß verhältnismäßig 


schwere Früchte einen hohen Fallraum beanspruchen, um ihren Flugapparat 


überhaupt zur Wirkung kommen zu lassen. 


10 H. Dingler. 


Andererseits behielt ein kleiner Teil der Friichte bei einigen Versuchen 
mit Fallenlassen in aufrechter Stellung auch durch den höheren Fallraum 
die gleiche Geschwindigkeit bei, bzw. beschleunigte sie noch weiter. Die 
Frage, ob bei noch hüheren Fallräumen nicht schlieBlich doch ein Uber- 
gang zur Verlangsamung der Fallgeschwindigkeit stattfinden wiirde, wie mir 
wahrscheinlich erscheint, kann ich leider zurzeit nicht beantworten. Höhere 
kontrollierbare Fallräume standen mir nicht zur Verfügung. 

In alten urwaldartigen Beständen zwischen Galle und Hiniduma in Süd- 
ceylon, wo Dipterocarpaceen zahlreich vorhanden sind, schätzte ich die 
Höhen starker Bäume, welche mein sachkundiger Begleiter als zu dieser 
Familie gehörig bezeichnete, auf 30—40 m. Ob sie freilich gerade zu 
Dipterocarpus zeylanicus gehörten, wußte mein Gewährsmann nicht. Die 
enorm hoch angesetzten Kronen, welche hoch und frei über das dichte 
niedrige Unterholz und niedrigere Bäume hervorragten, waren unerreichbar. 
Es paßte auf sie die Charakteristik, welche Trimen in seiner Flora von 
Ceylon für die genannte Art gibt: »a very tall tree with straight erect 
trunk, branching mostly near the top«!). Beim Fall aus solchen Höhen 
von 25 bis vielleicht 40 m kann ein Flügelapparat schon hoch über dem 
Unterholz in Tätigkeit treten und längst ausgenützt werden, bis dieses er- 
reicht wird. Hier ist seine Tätigkeit zu Ende und es kommt nur noch 
darauf an, das niedrigere Holz und das Gestrüpp von dornigen, kletternden 
Stämmchen, von niedrigen Baumfarnen usw. zu durchschlagen, um in den 
weichen, morastig-humosen Boden einzudringen. 

Nach dem Ergebnis meiner Versuche dürften Dipterocarpus xeylanicus- 
Früchte von gleicher oder ähnlicher Ausbildung und ähnlichem oder auch 
noch wesentlich höherem Gewicht, beim freien Fall aus größeren Höhen, 
wie sie die eben angeführten Waldbäume bieten, wohl befähigt sein, von 
einigermaßen kräftigen Winden mehrmals soweit vertragen zu werden, wie 
sich ihre Ursprungsstätte über dem Boden befindet. In dieser Befähigung 
liegt aber, wenn kein anderer Ferntransport möglich ist, zweifellos ein Vor- 
teil für die Artverbreitung, und eine Bemerkung eines englischen Autors, 
welche etwa lautete, daß die Dipterocarpus-Flügel keine praktische Be- 
deutung hätten ?), dürfte wenigstens im vorliegenden Falle nicht begründet 
sein. Übrigens ergaben einige Fallversuche bei schwächerer Luftbewegung 
auf 9 m Fallraum bereits Abweichungen bis zu 31/, m vom Lot. 

Es lag nicht in meiner Absicht, hier spezielle Leistungsgrößen in der 
Ausnutzung des Luftwiderstandes zu berechnen, wie ich es früher für Bei- 
spiele der Haupttypen der pflanzlichen Flugorgane versucht habe. Zum | 


4) »Handbook of the Flora of Ceylon«. London 4893, Bd. I. S. 444. — In ENGLER « 
u. PRANTL I. c., S. 257, gibt Branpıs für D. turbinatus Gärtn. f. Höhen bis zu 60 m (Ab- 
bild. Fig. 419, K) an. Sogar noch bedeutendere Höhen werden für manche Arten an- ~ 
gegeben. 3 
2) Leider kann ich die einmal gelesene Angabe in der Literatur nicht mehr auffinden. — 


Zur ökologischen’ Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte, 11 


Vergleich der beobachteten Fallgeschwindigkeiten mit früher gefundenen 
will ich aber doch ein Beispiel anführen. Die zu meinem VII: Typus der 
»Schirmflieger« gehörige Asterocephalus-Achäne, deren Charakter als Flug- 
organ nie bezweifelt wurde, durchfiel z. B. einen Fallraum von 6 m in 
2,2 Sek., hiervon die letzten 3 m in 0,8 Sek., so daß auf 1 m Fallraum 
0,26 Sek. treffen. Demgegenüber, beträgt die Fallzeit beispielsweise des 
zweiten Versuchsorgans der Tabelle beim Fall durch die letzten 3 m, näm- 
lich mit dem 7. bis durch den 9. m, mindestens 3,5 — 1,38 = 2,12 Sek., 
was für jeden Meter 0,7 Sekunden ergibt. Dabei wird letztere Fallzeit 
unter allmählicher Zunahme erreicht und stellt wahrscheinlich noch nicht 
einmal die höchstmögliche dar. Die Fallzeit von Asterocephalus dagegen 
beträgt nur 1/; hiervon und kommt unter zunehmender Beschleunigung zu- 
stande als endgültige oder nahezu endgültige. Eine neuerliche Verzögerung 
der Fallgeschwindigkeit ist nach dem Bau der Organe und ihrem Verhalten 
beim Fall ausgeschlossen, abgesehen von der theoretisch wahrscheinlichen, 
aber praktisch bedeutungslosen, minimalen und momentanen Verminderung 
ihrer infolge der lebendigen Kraft erlangten zeitweiligen Übergeschwindigkeit. 

Ich komme zu einem Endüberblick über das Gesamtresultat vorstehen- 
der Versuche und Erwägungen und will dabei zugleich einige für die ganze 
Frage nicht unwesentliche Punkte wenigstens berühren. Die geflügelten 
Dipterocarpaceenfrüchte sind, soweit nach dem zu Versuchen zur Verfügung 
stehenden Material gefolgert werden kann, Flugorgane von größerer oder 
geringerer Leistungsfähigkeit. Die dreierlei geprüften Formen von geringem 
Gewicht aus den Gattungen Doona, Shorea und Hopea funktionieren recht 
gut und sind befähigt, auch bei mäßigen Windstärken auf größere Ent- 
fernungen vertragen zu werden. Die Bewegungsformen der mehrflügeligen 
Früchte sind die der Schirmflieger (VII. Haupttypus). Die der 2-flügeligen 
sind verschieden, je nach der Stellung und der Krümmung der Flügel. Sie 
schließen sich z. T. dem VII. Haupttypus an, zum Teil dem XI. und unter 
gewissen Umständen scheinen auch Bewegungen vorzukommen, welche sich 
dem XII. Haupttypus (»Schraubenflieger«) nähern. 

Was die gewichtigeren Formen mit Nüssen von mindestens mehreren 
Gramm Gewicht angeht, so ist wenigstens für Dipterocarpus xeylanicus 
gezeigt, daß die Wirkung der zwei großen Flügel meist schon beim Fall 
aus einer über 6 m betragenden Höhe eine hinreichende Verzögerung be- 
wirkt, daß kräftigere Winde sie in horizontaler Richtung eine gewisse Strecke 
transportieren können. Die zurücklegbaren horizontalen Entfernungen dürften . 
leicht mehrmals so groß sein als die Höhe ihrer Geburtsstätte über dem 
Boden beträgt. Damit erwächst ökologisch der Art ansehnlicher Nutzen. 

Daß sehr starke Winde von 20 Sekundenmetern und mehr oder gar 
Stürme (Orkane, Zyklone) von 40 Sekundenmetern und noch größerer Ge- 
schwindigkeit auch weit schwerere, in bedeutender Höhe über dem Boden 
gereifte Früchte vertragen können, ist nicht zu bezweifeln, wenn auch 


12 H. Dingler. 


direkte Beobachtungen meines Wissens nicht vorliegen. Zweifelhaft ist es 
vielleicht für D. grandiflorus Blanco mit nach Branpis 6 cm Durchmesser 
haltenden Früchten und Flügeln, welche nicht wesentlich größer zu sein 
scheinen als bei D. xeylanicus. Hier dürfte Transportfähigkeit nur auf 
sehr kurze Entfernungen möglich sein. 

Wichtig wäre, zu wissen, ob die Reifezeiten mit regelmäßig eintreten- 
dem stürmischem Wetter zusammenfallen. Aus dem offiziellen Report der 
Wetterwarte in Colombo!) für 1908 entnehme ich folgendes: Im Südwesten 
Ceylons, welchem die tiefgelegenen, feuchten Wälder mit zahlreichen Dip- 
terocarpaceen, besonders auch mit großfrüchtigen Dipterocarpus-Arten 
angehören, fallen nach den Beobachtungen in Puttalam, Ratnapura und 
Galle die durchschnittlichen größten täglichen Windgeschwindigkeiten auf 
den Juni. In Colombo selbst wird der Juni vom September übertroffen. 
Auch der Mai gehört zu den Monaten mit starken Winden. Die Zeit der 
Fruchtreife ist leider in Trımens Flora für keine der fünf ceylonesischen 
Arten angegeben. Für die Blütezeit werden die Monate Februar bis April 
genannt, der Februar aber nur für D. zeylanicus. Für Arten des indischen 
Festlandes finde ich folgende Branpisschen Angaben: D. alatus Roxb., D. 
puosus Roxb., D. tuberculatus Roxb. und D. turbinatus Gartn. blühen im 
April und reifen ihre Früchte im Mai, z. T. im April und Mai?) Danach 
beansprucht die Fruchtreife etwa 4 Monat und es könnte die Fruchtablösung 
wohl in den Mai und Juni fallen. Das könnte auch für Ceylon gelten, 
denn ich erhielt die frischen, noch nicht ganz reifen Früchte von D. 
xeylanicus um Mitte Mai, so daß die Angabe der Blütezeit im Februar viel- 
leicht auf einem Irrtum oder einer Ausnahme beruht. Genauere Feststel- 
lungen wären besonders auch für die zahlreichen und z. T. besonders groß- 
früchtigen Arten Malesiens notwendig. 

Die Bedeutung der drei kleinen Flügel ist wahrscheinlich sowohl die 
einer Verstärkung der Basis der großen Flügel, bzw. eine Sicherung gegen 
Abbrechen, als auch zugleich ein Abschluß der basalen Lücken zwischen 
denselben, so daß mit dem zwischen ihnen befindlichen, mit relativ unbe- 
weglicher Luft erfüllten Raum gewissermaßen eine Verminderung des spe- 
zifischen Gewichtes der Nuß beim Fall im Luftraum gegeben ist. Ob dazu 
nicht auch vielleicht die infolge Besonnung stärkere Erwärmung der im 
vorliegenden Fall dunkelfarbigen (dunkelroten) Flügel und damit der ein- 
geschlossenen Luft ein wenig beitragen könnte, entzieht sich zurzeit der 
Beurteilung3). Ebenso bleibt, wie noch manches andere, zu prüfen, ob 


4) »Report on the Colombo Observatory and the Meteorology of Ceylon for 1908<, 
Appendix, Table XII. Reihen für »Average Diurnal Velocityc<. 

2) Branpis in »Indian trees«, S. 65 u. 66 u. in B. u. Gilg » Dipterocarpaceae« in ENGLER 
u. PRANTL »Nat. Pflzfam.e IL 6, S. 257. D. tuberculatus reift seine Früchte im Mai, »bei 
Beginn der Regenzeit«, wo das Wetter bekanntlich besonders stürmisch zu sein pflegt. 

3) Branpis gibt die Farbe der Flügel als meist rot oder braun an. 


Lo af Serna! REY ae 


N ES 


Zur ükologischen Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. 13 


nicht auch schon die öfter dauernd sich erhaltende Stellung der zwei groben 
annähernd längsparallelen Flügel zueinander im Winkel von 36°, welcher 
durch ihre Entstehung aus dem 1. und 3. der 5 Kelchzipfel gegeben ist, 
eine Bedeutung für die Ausnutzung des Luftwiderstandes haben könnte. 
Mein Material reichte nicht aus, um zu erkennen, ob es sich botanisch 
lohnt, an die Beantwortung verschiedener solcher Einzelfragen näher heran- 
zutreten. 

Ob nicht die beiden mächtigen Flügel unter Umständen auch als 
»Richtorgane« für lotrechten Fall mit vorausgehender Nußspitze dienen 
»sollen«, um ein Eindringen in den weichen Boden zu erleichtern, worauf 
die auffallende Ausbildung dieser Spitze zu deuten scheint, kann natürlich 
nur in der Heimat der Art entschieden werden. Ebenso steht es mit der 
Frage, ob die Flügel möglicherweise auch zum Schutz des Keimlings dienen. 

Zur Frage eines Richt- oder Steuerorgans wäre zu bemerken, daß die 
Idee einer gleichzeitigen Befähigung, zwei so verschiedenen und im Grunde 
entgegengesetzten Funktionen zu dienen, einmal dem beschleunigten und ein 
andermal dem verzögerten Fall, doch vielleicht bei näherer Überlegung nicht 
ganz so widersinnig erscheint, wie man im ersten Augenblick denken möchte!). 

Zum Schluß darf ich einen schon mehrfach ausgesprochenen Gedanken 
nicht ganz unerwähnt lassen, welcher für schwere, aus großer Höhe herab- 
fallende Früchte nicht der Berechtigung entbehrt: daß Flügel in manchen 
Fällen vielleicht eher eine Hemmungsvorrichtung gegen zu wuchtiges und 
schädigendes Aufschlagen auf harten Boden als einen Verbreitungs- bezügl. 
Fernflugapparat darstellen könnten. Natürlich könnte der Apparat bei den 
schwerfrüchtigen Arten auch solchem Zweck dienen. Andererseits erscheint 
die Notwendigkeit eines solchen Schutzes für Bäume, welche, wie es scheint, 
allgemein auf relativ weichem, feuchten Boden wachsen, nicht allzu groß. 

Trotz ihrer so auffälligen und äußerst selten vorkommenden Ausrüstung 
stellen die 2-flügeligen Früchte, wie sie sich bei einigen Dipterocarpaceen- 
Gattungen und bei der Hernandiacee Gyrocarpus Jacquini Roxb. aus- 
gebildet finden, nur in morphologischem Sinn einen besonderen Typus unter 
den pflanzlichen Flugorganen dar. Funktionell schließen sie sich bei ver- 
hältnismäßig geringen Unterschieden in der Größe, Stellung und Krümmung 
der Flügel verschiedenen »Haupttypen« an und zwar besonders dem XI. 
und VII. Die mehrflügeligen Dipterocarpaceenfrüchte dürften wohl meist 
sich dem VII. Typus anschließen, manche vielleicht auch dem erstgenannten. 


4) Für die Keimlingsschutzhypothese spricht die Angabe von Branpis (Engl. u. Pr. 
l. c., S. 252 u. Fig. 119E), daß »die Frucht mit den zwei langen Flügeln noch lange an- 
scheinend unverändert bleibt, nachdem die ersten Blätter sich schon entwickelt haben«, 
und die zitierte Abbildung einer keimenden Frucht von D. retusus Bl. — Daß in manchen 
Fällen ein Teil der reifen Früchte direkt um den Mutterbaum zur Keimung gelangt, be- 
weist die Angabe des gleichen Autors, daß bei D. tuberculatus »Dickichte junger Pflanzen 
unter ihm aufwachsen«., 


14 


H. Dingler, Zur ökol. Bedeutung der Flügel der Dipterocarpaceen-Früchte. 


Erklärung der Tafel. 
Photographische Gesamtaufnahme. Verkleinerung auf 1/2,2. 


4. Reife Frucht von Shorea spec. (ohne Namen erhalten; vielleicht Sh. oblongifolia 
Thw.?). Die Farbe ist blaß gelbbraun (lederfarbig). Vom Botanischen Garten 
in Peradeniya erhalten wie alle folgenden. 

2. Eine gleiche Frucht, noch am Fruchtzweig haftend. 

3., 4., 5. Reife Früchte von Hopea spec. (unter dem Namen Hopea faginea er- 
halten; vielleicht H. discolor Thw.?). Farbe wie bei voriger. 

6.—11, Früchte von Depterocarpus xeylanicus Thw. Die Farbe ist dunkelrot. Die 
Früchte standen, wie auf dem Zettel bemerkt, kurz vor der Reife. 

Die Früchte Nr. 7, 8, 9 und 10 dienten als Versuchsorgane und entsprechen 
den Nummern 4, 5, 6 und 2 der auf ihre Fallzeiten geprüften Exemplare der 
Tabelle im Text. — Bei Nr. 6 war die auffallende basale Spitze, welche bei 
allen übersandten Früchten vorhanden war, von mir zu Untersuchungszwecken 
abgeschnitten worden. — Nr. 44 ist ein schwach ausgebildetes Exemplar, welches 
noch an seinem Fruchtstandszweig festsitzt. 


Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen von 
höherem Range als Gattungen auf einzelne Lebensreiche 
und Pflanzengebiete, 


Von 


F. Hock. 


In meinem ersten Studienhalbjahr hörte ich bei Herrn Prof. Dr. ENGLER 
eine Vorlesung über »Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie«. Er war 
damals mit der Abfassung seiner »Entwicklungsgeschichte der Florengebiete« 
beschäftigt, dem Werke, das mehr als irgend ein anderes die Abhängigkeit 
der heutigen Pflanzenverbreitung von der Entwicklungsgeschichte der Länder- 
gebiete der Erde gelehrt hat. Es wirkte die Vorlesung daher im höchsten 
Grade anregend. Mich hat sie so für pflanzengeographische Fragen be- 
geistert, daß ich seitdem, d. h. in mehr als 30 Jahren, die Verfolgung 
solcher Untersuchungen als das bezeichnen muß, welches mir die höchste, 
- Befriedigung gewährt hat. Leider habe ich selbst zum Ausbau dieses 
Wissensgebietes nur ganz spärliche Bruchstücke beitragen können, da meine 
Vermögens- und Berufsverhältnisse, besonders in jüngerem Alter, mir weder 
große Reisen noch dauernden Aufenthalt an Orten großer Sammlungen ge- 
statteten. Daher kann ich auch für diese Festschrift nur einen Beitrag 
liefern, der sich auf den Arbeiten anderer aufbaut. Ich habe einen solchen 
gewählt, der vorwiegend auf Untersuchungen begründet ist, die mein ein- 
gangs erwähnter hochverehrter Lehrer, unser heutiger Jubilar, teils selbst 
ausgeführt, teils angeregt hat. 

Da die Funde von Pflanzen früherer Erdzeitalter uns zu spärlich er- 
‚halten sind, zeigte er, daß unsere Erkenntnis der Entwicklungsgeschichte 
der Pflanzengruppen in erster Linie auf Untersuchungen über ihre Ver- 
-wandtschaftsverhiltnisse aufbauen müßte. Er rief mit PRANTL gemeinsam 
das wichtige Werk »Die natürlichen Pflanzenfamilien« ins Leben, als deren 
Fortsetzung und Vertiefung »Das Pflanzenreich« jetzt erscheint, während 
er auf den Untersuchungen dieser grundlegenden Werke seinen »Syllabus 
der Pflanzenfamilien« aufbaute. Diese drei Werke haben den Hauptstoff zur 
vorliegenden Arbeit geliefert, sind aber natürlich nicht allein herangezogen. 


16 F. Hock. 


In der Mozsıus-Festschrift (Zoolog. Jahrbücher, Supplement VIII, 1905) 
zeigte ich, daß viele der größeren, von Drupe als »Florenreiche« bezeich- 
neten pflanzengeographischen Ländergebiete nahezu mit den von Moesıus 
unterschiedenen »Tiergebieten« zusammenfielen, und bezeichnete diese als 
»Lebensreiche«. Hier möchte ich nun, da für diese Arbeit nur geringer 
Raum zur Verfügung steht, ganz kurz zeigen, wie weit die in jener Arbeit 
und einer späteren »Die Lebensreiche als Erzeugnisse der Entwicklungs- 
geschichte und des Klimas der Erde« (Zeitschr. f. d. Ausbau d. Entwick- 
lungslehre II, 1908, S. 12—29) aufgestellten »Lebensreiche« durch Ver- 
wandtschaftsgruppen gekennzeichnet sind, denen man einen hdheren Rang 
als den von Gattungen zuschreibt, wenn sie auch z. T. nur eine Gattung 
umfassen. Dabei habe ich mich ganz besonders eng an die eben genannten 
Werke angeschlossen und beschränke mich meist auf die Angabe der Namen, 
weil durch gleichmäßige Endung der Rang der Gruppen zu erkennen ist. 
Die als Reihen (vielleicht besser Ordnungen) zu bezeichnenden hüchsten 
Gruppen (mit der Endung -ales) sowie die (auf -aceae endigenden) Fa- 
miliennamen sind der stärkeren Hervorhebung wegen gesperrt gedruckt, 
die ersten als die wichtigsten noch mit * versehen, wie von den Gruppen 
von geringerem Rang wieder die (auch schon an der Endung -oideae zu 
erkennenden) Unterfamilien. Hinter jeder Gruppe zeigt die Zahl (die, wenn 
über 10, meist nach oben abgerundet wurde) die etwaige Artenzahl an. 
Die annähernd auf ein Gebiet beschränkten Gruppen sind eingeklammert; 
wenn es sich nur um wenige Überschreitungen handelt, ist ein + hinzu- 
gefügt, sonst sind oft die Gebiete genannt, wo sich einzelne Arten finden. 


Übersicht über die wichtigsten den einzelnen Lebensreichen des Landes 
ganz oder fast eigentümlichen Pflanzengruppen'). 


1. Neuseeländisches Reich (im Umfang wie Excrers neuseeländisches 
Gebiet): * Dactylanthoideae 1, Corynocarpaceae 1 = 22). 

2. Australisches Reich (Festland und Tasmanien): Pherosphaereae 2 
(Philydraceae 4 +), Johnsonieae 20 (Lomandreae 40 +), (Conostylideae 
50, nur Lophiola aurea: N. Amerika), (*Casuarinales 25 + bis Mada- 


4) Wenn auch der Rang der einzelnen Gruppen bis zu gewissem Grade Ansichts- 
sache der Forscher ist, in dieser Beziehung große Schwankungen herrschen, so werden 
doch die Gruppen, welche einen höheren Rang als Gattungen einnehmen, sicher als 
natürliche Gruppen aufgefaßt werden müssen, nur insofern werden die Ansichten der 
Forscher auseinandergehen, ob man sie als Familien, höhere oder niedere Gruppen be- 
trachten soll. Daher sind alle Gruppen als gleichwertig nebeneinander gestellt, ist ihr 
verschiedener Wert nur durch * oder Druck bezeichnet. In der Reihenfolge schließe 
ich mich an ENGLER an. 

2) Die sehr vereinzelt stehende, am nächsten sich den Lippenblütern anschließende 


Gattung Tetrachondra, die wohl eine Familie für sich bildet, weist jetzt neben der neu- 


seeländischen eine patagonische Art auf (Skorrssers in Engl. Bot. Jahrbuch. XLVIH, 
Beibl. Nr. 107, S. 17 ff.). 


Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.-Bd. Darf. T. 


Dingler. Phot.n.d. Nat. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


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Engler, Bot. Jahrb. Bd. L. Suppl.-Bd. 


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Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.- Bd. Top LEE 


Macrotropis sumatrana Miq. mit Früchten. S. O. Borneo. 


Winkler. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


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Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.-Ba. 


Winkler. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


»Heidewald« bei Djihi. S. O. Borneo. 


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In, am Rande e 


S. O. Borneo. 


Myrtacee mit mangroveartigen Kniewurze 
Danaus. 


Engler, Botan. Jahrbiicher. Ba. L. Suppl.-Bd. Taf.V. 


1. Wermutsteppe auf dem Plateau der Jergenihügel bei Sarepta. Herbstaspekt mit 
der dominierenden Artemisia maritima var. incana in voller Blüte. 


Phot. E. Paravicini. 15. Sept. 1912. 


2. Wermutsteppe am Abhang der Jergenihügel bei Sarepta. In der wasserreichen 

Schlucht Wald von Quercus Robur, Ulmus campestris; an mittelfeuchtem Standort 

Spiraea hypericifolia-Sibljak. In der Ferne nasse Salzsteppe und die Wolga. 
Phot. E. Rübel. 15. Sept. 1912. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


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Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.-Bd. 


Verbreitungskarte von Cass 
und den übrigen Art 


M reed Cassiope tetragona (L.) D. Don AA C. selaginoic 
: É + C. Redowskii G. Don MM GC: ericoides 
00 C. fastigiata D. Don > C. lycopodio 


Die eingeklammerten Zahlen entsprechen der Anzahl der 
Verlag von Wilhelm En 


Tara 


e tetragona (L.) G. Don 


des Genus Cassiope. 


Ik. ——> C. Mertensiana G. Don 
EL C. Stelleriana DC. 
Don re, C. hypnoides (L.) D. Don 


Pen betreffenden Gebieten vorkommenden Cassiope-Arten. 


tin Leipzig und Berlin. 


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Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen usw. #7 


gaskar), Franklandieae 2, Conospermeae 40, Banksieae 100, Gyrostemo- 
neae 15, Billardiereae 15, Boronieae 180, Tremandraceae 20, * Poran- 
theroideae 15, Ricinocarpoideae 50, (Stackhousiaceae 20 [je 1 Neu- 
seeland, Philippinen]), (Dodonaeeae 40 +), Lasiopetaleae 65, Chamaelau- 
cieae 140, (Séyphelieae 170), (Chloantheae 10 +), * Prostantheroideae 90, 
* Byblidioideae 2, (Goodeniaceae 300 +), Brunontaceae A, (Stylidia- 
ceae 120+)=— 1700 (+ 700); dazu (noch beschränkter): Tasmanien: *Cam- 
pynematoideae 2; 0.-Australien?): Mitteniaceae 2, * Baueroideae3=5; 
W.-Australien: Dasypogoneae 2, Calectasieae 3, Nuytsieae A, * Emblingioti- 
deae 1, Cephalotaceae 1 — 8; insgesamt 715 (+ 700). 

3. Madagassisches Reich (EnsLers Madagassisches Gebiet): Barbeninae 
1; Chlaenaceae 22, * Foetidioideae 3 — 26; dazu Seychellen: Protareae 
A; insgesamt 27. 

4. Südländisch-andines Reich (Enerers Andines und austral-antark- 
tisches Gebiet nebst einigen sich anschließenden Inselgebieten): * Francor- 
deae 3, Wendtieae 10, (Vivianeae 30 +), (Tropaeolaceae 50 +), Males- 
herbiaceae 30, Nolanaceae 40, (Calyceraceae 25 +) = 83 (+ 100); 
dazu Antarktisches Gebiet: Myzodendraceae 9, Gomortegaceae 
4402; Andines Gebiet: Gullesteae 8, Eustephünae 10, (Brunel- 
liaceae 10 +), Rusbyantheae 1, Cantueae 7, (Perilomieae 8 +), Nican- 
dreae 1, Columelliaceae*) 2 — 29 (+ 18); Juan Fernandez: Thyrso- 
pterideae 1, Lactoridaceae À (Dendrosideridinae 7, À Tahiti) == 2 (+ 7); 
insgesamt 130 (+ 130). 

5. Heißamerikanisches Reich (etwa Encrers Zentral- und südameri- 
kanisches Florenreich): Danaeeae 14, Mauritieae 9, (Iriartinae 20 +), (At- 
taleinae 60 +), Bactridinae 120, * Phytelephantordeae 41, Cyclanthaceae 
45, (Anthurieae 500 +), Montrichardieae 3, Syngonieae 15, (Staurostigma- 


4) Bis vor kurzem mußten auch die Hupomatoideae hierher gerechnet werden; 
neuerdings ist Eupomatia und die ihr nahestehende Gattung Himatandra auf Neu- 
Guinea gefunden. Diese letzte Gattung weist noch ursprünglicheres Verhalten auf, so 
daß Diets (EnsLers Bot. Jahrbüch. XXXXVIII. Beibl. Nr. 407) vorschlägt, aus den beiden 
Gattungen eine Familie Hupomatiaceae zu bilden, die zwischen Calycanthaceen und 
Anonaceen vermittelt und jedenfalls phylogenetisch niedrig steht; es wäre hiermit also 
wieder eine alte Gruppe gerade bei Australien erhalten (Akania nur in O.-Australien). 

2) Als Vertreterin einer eigenen Gruppe ist auch sicher Berberidopsis aus Wäldern 
bei Valdivia’ zu betrachten (vgl. Nat. Pflanzenfam. III, 2. S. 274). Hazzrer betrachtet sie 
in seiner Julania-Arbeit als Zwischenglied zwischen Lardizabalaceae und Berberidaceae, 
was auch mit ihrer Stellung in den Natürlichen Pflanzenfamilien übereinstimmt. Werden 


- die Lardizxabalaceae mit diözischen Blüten auch als besondere Gruppe betrachtet, so ist 


auch diese auf Chile beschränkt. 

3) Den Columelliaceen nahe steht nach Hauuier (in seiner Arbeit über Juhkania; 
vgl. auch Bot. Jahresber. XXXVI. 4908, 3, S. 222 Anm. **)) die jedenfalls etwas ver- 
einsamt stehende Gattung Desfontainea, welche EnsLer im Syllabus (6. Aufl.) als un- 
sicher zu den Buddlezoideae stellte; auch sie ist auf die Anden beschränkt; KRANZLIN 
beschreibt die vierte Art von ihr in Ensrers Bot. Jahrbüch. XL S. 312. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd Supplementband. 2 


18 F. Hôck. 


teae 15 +), (Zomicarpeae 5, 1 Neu-Guinea), (Rapateaceae 20, A W.-Afrika), 
(Bromeliaceae 1000 +), Heliconieae 30, (Cannaceae 50 +), Laelieae 
500, Cataseteae 60, (Lycasteae 40 +), (Gongoreae 85 +), Zygopetaleae 20, 
Lacistemaceae 15, (* Lophophytoideae 5, 2 subandin), Triplarideae 30, 
Anomospermeae 20, Hyperbaeneae 10, Tovariaceae 2, (Podostemo- 
naceae 150 +), Sclerolobieae 25, (Humiriaceae 18, 2 Afrika), Cus- 
parieae 100, (* Picramnioideae 1) 13 +), Trigontaceae 7, (1 trop. Asien), 
Vochysiaceae 100, (Hurinae 12, A andin), (Cyrillaceae 8 +), (Mati- 
sieae 24 +), Elvasieae 4, (Olusieae 140 +), (Caricaceae 30, 2 Afrika), 
(Theophrastaceae 70 +), Cobaeeae 10, * Catopheroideae 3, Columneae 
200, Gloxinieae 50, Solenophoreae 4, Gesnerieae 45, Trichanthereae 13, 
Henriquexieae 5, (Guettardeae 40 +), Coussareeae 160 = 1700 (+ 2300); 
dazu’): SO.-Brasilien: *Herrerioideae 3; Guyana: Thurniaceae 2, 
Voyrieae 3 — 5; Mittelamerika: * Sfegnospermatoideae 1, Louteridieae 

= 2; Westindien: * Spathehoideae 2, Biovularieae 2 — 4; Mexiko: 
* Pterostemonordeae 2, * Chitomiordeae 3, Fouquieraceae 3 = 83); ins- 
gesamt 1720 (+ 2300). 

6. Nordamerikanisches Reich (etwa Eneters Gebiete des pazifischen 
und atlantischen N.-Amerika): (* Garryales 16, 1 Westindien), Sarcobati- 
deae A, (Sarracentaceae 8 + 1 Guiana), Limnanthaceae 51, Dode- 
catheoninae 30, (Hydrophylleae 20), Monardeae 20 = 102 (+ 44); dazu: 
AtlantischesN.-Amerika: Peltandreae 2; Pazifisches N.-Amerika: 
Romneyeae 5, (Eschscholtzieae 150 +), Crossosomataceae 2, Koeber- 
linteae+) 1, Cercocarpeae 11 = 19 (+ 150); insgesamt 110 (+ 200). 

7. Ostasiatisches Reich) (etwa Excrers Zentralasiatisches Gebiet und 


4) Diese (einschl. Alvaradoa und Piorodendron) bringt Hatter (Beihefte z. Bot. 
Centralbl. XXIII. 1908, 2, S. 82 ff.) mit der auch in warmen Ländern Amerikas (Mexiko 
und Peru) allein auftretenden Gruppe der Julianeae (nach ENGLEr: Julianiales) zu den 
Therebinthaceen; jedenfalls bilden sie besondere Gruppen. 

2) Gite fügt in diesen Jahrbüchern, Beibl. Nr. 93, S. 76ff,, noch 2 besondere Fa- 
milien hinzu, die nach unserer jetzigen Kenntnis nur aus Brasilien bekannt sind und 
aus je einer Gattung gebildet werden, welche früher den Styracaceen zugerechnet wurden, 
nämlich Deelidanthera (mit 2 Arten) und Lissocarpa (mit 4 Art); die letzte möchte HALLIER 
(Mededeelingen van ’s Rijks Herbarium 4940) den Alangieen anschließen, welche rein 
paläotropisch sind, um sie gleich diesen den auch in Amerika vertretenen Olacaceen zu- 
zurechnen; jedenfalls stehen sie wohl etwas vereinsamt auch dort. 

3) Lennoaceae 4, im Ubergangsgebiet zum nordamerikanischen Reich. 

4) Nach Gime (EnGzers Bot. Jahrb. Beibl. Nr. 93, S. 83) als Koeberlinioideae eine 
Unterfamilie der Capparidaceae bildend; übrigens in Mexiko vielleicht ins heißameri- 
kanische Reich hineinreichend. Falls die Plectritideae Suksdorf wirklich als Gruppe auf- 
recht zu erhalten sind, können diese auch hier gruppiert werden, da sie, bis auf eine auch 
in Chile vertretene Art, auf das pazifische N.-Amerika beschränkt sind. 

5) Hat bekanntlich viele Gruppen nur mit dem vorigen gemein, z. B. Symplocarpeae, 
Helenieae, Saururaceae, * Hydrastioideae, * Podophylloideae, Schixandreae, Caly- 
canthaceae (neuerdings auch aus Australien), Hydrangeae, Kerrieae, Galacineae, 


Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen usw. 19 


temperiertes Ostasien): *Ginkgoales 1, Aspidistrinae 8, Trochodendra- 
ceae') 6, Cercidiphyllaceae 2, (Bucklandieae 4), Eucommiaceae 1, 
(Biebersteinieae 5 +), Dobineeae 2, Stachyuraceae 5, * Davidioideae 1), 
Trapelleae 2, Hemiboeeae 3, (Triplostegieae 3 +) = 31 (4-12); dazu?) 
Hongkong: Pentaphylacaceae 1; insgesamt 32 (+ 12). | 
8. Indopolynesisches Reich (etwa Excrers Vorderindisches Gebiet, 
Monsungebiet und die Sandwichinseln; das ostchinesisch-südjapanische Gebiet 
bezeichnet EnsLer selbst als Übergangsgebiet zu dem temperierten Asien 
ohne scharfe Grenzen): (Spiridentaceae 10+), Kaulfussiaceae 1, 
Caryotinae 30, Aglaonemateae 20, Ariopsideae A, Stenomerideae 5, * Lowi- 
oideae 3, Globbeae 70, (Apostasieae 14 +), Coelogyneae 200, (Strebleae 5 +), 
Apameae 10, Rafflesieae 10, Barclayeae 3, Anamirteae 10, (Nepentha- 
ceae 60-+), Axadirachteae 1, (Semecarpeae 50), Gonystilaceae 7, (Du- 
- rioneae 20 +), Eriolaeneae 8, Euthemideae 4, (Dipterocarpaceae 300, 
wenige trop. Afrika), Pangieae- Hydnocarpeae 35, (Alangiaceae 20+), 
* Astronioideae 50, * Mastixioideae 20, Erycibeae 50, Symphoremeae 20, 
(* Prasioideae 50, 1 mittelländ. Reich), Championieae 14, Cyrtandreae 180, 
Pentaphragmateae k = 8004) (+ 510); dazu Borneo und Malakka5): 
Matoniaceae 2; Neukaledonien‘): Cyrtopodaceae A, (* Balano- 
psidales 7, À Australien), Trisyngyninae 2, (Mackinlayeae 3, 1 Queens- 
land) = 3 (+ 10); ingesamt 800 (+ 520). 
9. Afrikanisches Pflanzenreich (Enerers Gebiet der südatlantischen 


Pr 


Phrymaceae; ihre Zahl ließe sich noch wesentlich erhöhen, wenn man auch Gruppen 
_ *hineinzöge, die in die südlichen angrenzenden Tropenländer stärker hineinreichen oder 
andererseits nach Westen in die Mittelmeerländer. 

4) Die Trochodendraceae und Cercidiphyllaceae bilden nach Eneuer allein die 
Unterreihe Trochodendrineae. 

2) Torricellieae 3 und Helwingieae 3 im Übergangsgebiet zum indopolynesischen 
Reich. 

3) Auch die Gruppe Idesteae aus der Familie Flacourtiaceae, zu der HALLIER (Me- 
dedeelingen van’s Rijks Herbarium 4940) 5 Gattungen rechnet, scheint auf Ostasien be- 
schränkt zu sein; ebenso die ihrer Stellung nach sehr zweifelhafte Circaeaster. 

4) Eine diesem Reich wahrscheinlich ursprünglich eigentümliche Gruppe bilden auch 
die Oxalidaceae mit beererfartigen Früchten, denen neuerdings von Hazzrer (Mededeelingen 

van’s Rijks Herbarium 4910) Sarcotheca aus dem gleichen Gebiet zugerechnet wird; 
_Averrhoa ist allerdings durch Kultur jetzt weiter verbreitet. 

5) Die von Van Tırsuem neu aufgestellte Familie Lepidariaceae ist auf die ma- 
layischen Inseln beschränkt (vgl. Bot. Centralbl. XIX. 4942, S. 508—509). Die von 
SCHLECHTER (EnGLers Bot. Jahrb. 49, S. 409) neu aufgestellte Fam. der Corsiaceae hat 
5 Corsia-Arten auf Neu-Guinea, außerdem aber 1 Arachnites in Chile. Sicher sind 
“noch weitere der früher genannten Gruppen rein malayisch, doch kann ich dies mit 
N Hilfe der mir zur Verfügung stehenden Literatur nicht immer unbedingt feststellen. 
| 6) Die zu den Euphorbiaceen gehörigen Codiinae sind, wie Pax (in EnsLers Pflanzen- 
reich XV. 447,11, S. 5) hervorhebt, auffallend reich entwickelt in Neu-Kaledonien, wo 


neben Codiaewm noch 3 der Insel eigentümliche Gattungen vorkommen, darunter eine 
mit 9 Arten. 


; x 


RETTET 


PONS 


je 


20 F. Hock. 


Inseln, Gebiet des südwestlichen Kaplandes, afrikanisches Wald- und Steppen- 
gebiet, und als Ubergang zum folgenden Reich noch das nordafrikanisch- 
indische Wüstengebiet, vielleicht mit Ausnahme des indischen Teiles, der 
einen Ubergang zum vorigen Reich bildet): Culcasieae 15, Nephthytideae 
15, Stylochitoneae AT, Callopsideae 1, Cyanastraceae 4, Eriosperminae 
30, (Aloëneae 300 +), Agapantheae 12, (Haemanthinae 90, wenige Brasilien), 
(Amaryllidinae 20), * Sarcophytoideae 1, Melianthaceae 30, Olinia- 
ceae 6, * Napoleonoideae 7, Telfairiinae 2, (Arctotideae 200) —140 (+ 600); 
dazu!) S.-Afrika: Tumboideae 1, Ixieae 90, Grubbiaceae 3, * Mystro- 
petaloideae 2, Hehophilinae 65, Bruniaceae 50, * Augeoideae 1, Dios- 
meae 180, Achariaceae 3, Geissolomataceae A, Penaeaceae 20, 
* Curtisioideae 1, Salaxideae 100, Stilbeae 7 = 5002); Socotra: Dirach- 
meae À; Trop. W.-Afrika: Anubiadeae 3, Couleae 1, Peniantheae 3, 
Octoknemataceae 2, Amphimanteae 4, Scytopetalaceae 10, Lophi- 
rege À = 24; insgesamt 660 (+ 600). 

10. Mittelländisches Reich (etwa Ensers Makaronesisches Übergangs- 
gebiet und Mediterrangebiet): Aphyllantheae 1, (Galanthinae 16 +-), (Cyno- 
crambaceae 1 + 1 in Mittelasien), (Pterantheae 4), Vellinae 20, Cneo- 
raceae 12, Cynomoriaceae 1, Corideae 2, Rosmarineae 1, Scolyminae 

= 40 (+ 20); dazu Vorderasien: Ixioliriinae 2; Sahara: (Über- 
gangsgebiet zum vorigen Reich): * Drpterygiordeae 5; ingesamt 47 (+ 20). 

44. Nordisches Reich?) (Eneters Arktisches, subarktisches und mittel- 

europäisches Gebiet): Stratiotordeae 1, (Calleae À +) = 1 (+1). 


4) Hoplestigma, welche Gite (diese Jahrb. Beibl. 93, S. 77ff.) als Vertreter einer 
eigenen Familie aufstellt, Hattrer (Mededeelingen van’s Rijk’s Herbarium) den Borragina- 
ceen zuweist, bildet mit seinen zwei trop.-afr. Arten jedenfalls eine eigenartige Gruppe. 

2) Auf das Kapland beschränkt ist auch die Gattung Roridula mit 2 Arten, welche 
ihrer Stellung nach jedenfalls zweifelhaft ist; sie wurde in den »Natürl. Pflanzenfamilien« 
zu den Droseraceen gerechnet, von Diets in EncLers Pflanzenreich aber hier ausgeschaltet, 
in der 6. und 7. Aufl. von Ensrers Syllabus unter Zweifel zu den Luxemburgieae ge- 
stellt, während Hatuier ihr (in seiner Juliania-Arbeit) eine Stelle bei den Clethraceen 
zuweist. Würde, wie HALLIER annimmt, dieser die gleich ihr früher zu den Droseraceen 
gerechnete Gattung Byblis wirklich verwandt sein, so wäre dadurch eine Beziehung 
S.-Afrikas in verwandtschaftlicher ‘Hinsicht angedeutet, die "vielfach betont, aber nach 
Drets (ENGLER-DRUDE, Vegetation der Erde VII. S. 368ff.) stark übertrieben ist wegen 
der vielfachen geographischen Analogien beider Länder; in den meisten Fällen handelt 
es sich um Parallelbildungen oder um Gruppen von allgemein südländischer Verbreitung. 
So zeigen z. B. aus der Gattung Drosera die Rossolis-Arten des Kaplandes nähere Be- 
ziehungen zu solchen anderer Teile Afrikas oder zu amerikanischen als zu australischen, 
aber in der Untergattung Péycnostigma, die auf das Kapland beschränkt ist, zeigt sich 
eine Beziehung zu der Untergattung Hrgalezwm, die auch in Australien vorkommt (DıeLs — 
im Pflanzenreich). 

3) Das ozeanische Reich, welches alle Meere umfaßt, hat sicher verschiedene 
Gruppen der Algen eigentümlich, außerdem die * Thalassioideae, sowie Posidonieae, 
Zostereae und Cymodoceae, wenn nicht einige von ihnen durch Brackwasser selbst ins 
Süßwasser hineingehen wie die Zannichellieae. 


A 


Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen usw. 21 


Hauptergebnisse vorstehender Übersicht. 


Als Hauptergebnis der vorstehenden Untersuchung fällt zunächst die 
geringe Zahl eigentümlicher Gruppen in dem letztgenannten nordischen 
Reich auf. Auch wenn wir die Untersuchung auf eigentümliche Gattungen 
ausdehnen, die nicht selbständige Gruppen bilden, bleibt die Zahl sehr 
gering. Eine der wichtigsten, ursprünglich wohl fast dem nordischen Reiche 
eigentümlichen Gattungen ist Calluna, die in die Mittelmeerländer nur auf 
Gebirgen eingewandert ist, also an Orten, die allgemein nordisches Gepräge 
zeigen, und Amerika wahrscheinlich nur durch menschlichen Einfluß er- 
reichte. Solche Vordringlinge in andere Reiche verwischen wahrscheinlich 
in vielen anderen Fällen die Eigentümlichkeit nordischer Gruppen, nament- 
lich da dieses Reich nächst dem mittelländischen am meisten dem Verkehr 
seit Jahrtausenden ausgesetzt war, mit dem manche Pflanze sich so ein- 
bürgerte, daß sie auf ursprünglich ihr fremdem Boden jetzt wie urwüchsig 
aussieht. Eine selbständige Wanderung längs Gebirgen südwärts, ähnlich 
wie Calluna, zeigen auch Arten der gleich ihr zu den Ericaceen gehörigen 
Gattung Cassiope, die sonst vorwiegend hochnordische Verbreitung zeigt, 
ebenso die Diapensieae, deren eine Gattung rein nordamerikanisch ist. 
Nur hochnordische Formen konnten hier ihr eigentümliches Gepräge einiger- 
maßen bewahren, da die Eiszeit die anderen vernichtete oder in südwärts 
gelegene Länder führte, die seitdem verflossene Zeit aber nicht ausreichte, 
ganz neue Gruppen zu bilden, höchstens schwache Abänderungen (meist 
nur Kleinarten, Formen usw.) neu entstehen ließ. Das Hauptkennzeichen 
unseres Reiches besteht daher in Fehlmerkmalen!). Solche unterscheiden 
es, so z. B. das Fehlen der Palmen, sogar von allen anderen Reichen. 

In letzter Beziehung steht es ähnlich mit dem nächst diesem an eigen- 
tümlichen Gruppen ärmsten neuseeländischen Reiche, doch fällt hier die 
geringe Zahl an Gruppen weniger auf, weil dieses Reich wenig ausgedehnt 


4) Von geographischer Seite aus ist namentlich durch einen der besten Kenner 
der Mittelmeerländer, den unlängst verstorbenen TueogBALD Fischer (gleichfalls meinen 
hochgeschätzten Lehrer), die Polargrenze des Ölbaums als Grenze gegen Mitteleuropa, 
also gegen das nordische Reich betrachtet. Dies ist wesentlich eine Vegetationsgrenze, 
weniger eine floristische. Zwar fehlt die Gattung Olea im nordischen Reich ganz, aber 
keineswegs die Familie Oleaceae. Nicht nur die Esche, ein bezeichnender Baum Mittel- 
europas, reicht weit über die Ölbaumgrenze nordwärts, sondern selbst die Gruppe der 
Oleeae ist in Mitteleuropa vertreten durch die bis Mitteldeutschland nordwärts wild, 
weiter nördlich wohl nur in Folge vom Anbau verbreitete Gattung Ligustrwm. Doch 
finden sich auch wichtige floristische Fehlmerkmale im nordischen Reich. So hat neuer- 
dings Pax (in EncLers Pflanzenreich, Heft 57) darauf hingewiesen, daß die N.-Grenze der 
Chroxophorinae mit der Grenze der Mittelmeerländer gegen Mitteleuropa zusammenfalle. 
Vielleicht haben Juglandaceae, Vitaceae u. a. durch Anbau einzelner ihrer Glieder jetzt 
auch in Mitteleuropa längst vertretene Familien einst ähnliche Nordgrenzen ihrer Ver- 
 breitung besessen. 


22 ; F. Hock. 


ist. Auch steht ihr eine große Zahl eigentümlicher Arten gegenüber, so 
daß die Artenumbildung jedenfalls schon weit länger wirkte als bei uns, 
während ursprünglich eine Einwanderung sowohl von Norden, vom indisch- 
polynesischen Reich, als von anderen südländischen Reichen her wirkte. 
Aber seit der Kreide ist (nach Arıor, »Die Entwicklung der Kontinente und 
ihrer Lebewelt«, S. 322) Neuseeland schon vollkommen isoliert. Daher fehlen 
auch von australischen Gruppen z. B. Akazien und Kasuarinen ganz, wäh- 
rend die für Australien gleichfalls bezeichnenden Proteaceen und Restiona- 
ceen auf Neu-Seeland wenig entwickelt sind. Es läßt sich aus dem Grunde 
nicht gut Neu-Seeland etwa mit Australien zu einem Reiche vereinigen, . be- 
sonders dann nicht, wenn man auch auf die Tierwelt Rücksicht nimmt, 
wie bei der Aufstellung meiner Lebensreiche geschah. 


Diese Rücksichtnahme hat vor allem auch dazu geführt, Madagascar 
mit seinen Nachbarinseln als selbständiges Reich abzutrennen, obwohl wie 
bei Neu-Seeland wenig eigentümliche Pflanzengruppen, doch auch wie da 
wieder viele eigentümliche Arten vorkommen; die Hauptinsel soll nach 
ARLDT (a. a. 0.) seit dem Miozän, mehrere Nachbargruppen schon seit dem 
Eozän vom Festland getrennt sein. 


Daß die größte formenbildende Kraft in den Tropen wirksam war, 
zeigen die zugefügten Artenzahlen. Das tropische Reich, das am meisten 
Artenreichtum in eigentümlichen Gruppen zeigt, das heißamerikanische, ist 
zugleich das, welches heute von den anderen Tropenreichen ganz getrennt 
liegt und früher lange auch von anderen Gebieten getrennt war, wenigstens 
hinsichtlich seines größten Teiles1). Die anderen beiden großen, den Tropen 
wenigstens großenteils angehörigen Reiche?), das afrikanische und indo- 
polynesische, unterscheiden sich hinsichtlich ihres Reichtums an Besonder- 
heiten nicht mehr, als daß der Unterschied durch die Verschiedenheit der 
Durchforschung bedingt sein könnte. Dabei ist der größere Reichtum des 
afrikanischen Teiles gerade durch Hinzurechnung des außertropischen S.- 
Afrikas bedingt, das bekanntlich eins der an Eigentümlichkeiten reichsten 
Gebiete der Erde ist. Die eigenartigen Gewächse des südwestlichen Kap- 
landes sind nur in geringer Zahl weiter nordwärts vorgedrungen, da ihnen 
weder das Steppenklima der Nachbarländer noch das echttropische anderer 
Teile Afrikas zusagte. So spielt dieses kleine Gebiet eine so wichtige Rolle 
in der Pflanzengeographie, daß Drupe aus ihm und: einigen Nachbargebieten 
ein eigenes Reich bildete. Ich habe es wesentlich aus tiergeographischen 
Gründen nicht als selbständiges Lebensreich aufgestellt. 

Ganz ähnlichen Reichtum an eigentümlichen Formen zeigt bekanntlich 


4) Vgl. Iserıng, Archhelenis und Archinotis, Leipzig 1907. 

2) Daß Polynesien nicht, wie ich es in meinen Grundzügen der Pflanzengeographie 
tat, als Reich vom indomalayischen zu trennen ist, bestätigt neuerdings namentlich « 
HALLIErR in »ELBERT, Die Sunda-Expedition« Bd. II. S. 275ff. | 


Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen usw. 23 


das von dem übrigen Festland wieder durch wüstenähnliche Steppen ge- 
schiedene W.-Australien, und dies bedingt denn auch fiir den ganzen Erd- 
teil stärker den Artenreichtum in eigentümlichen Gruppen als das Hinein- 
reichen in die Tropen, da N.-Australien gerade vielfach Beziehungen zu 
dem hier dem indopolynesischen Reiche zugerechneten Melanesien zeigt und 
diesem gegeniiber die Grenze unklar macht. 


Die übrigen Reiche sind meist teils durch Steppen- oder Wiistengebiete, 
teils durch Meere oder Gebirge getrennt. Wo solche fiir Pflanzen schwer 
überschreitbare Scheiden fehlen, ist auch die Abgrenzung kaum möglich, 
wie zwischen Hinterindien und China (s. 0.) oder zwischen dem nordischen 
und nordamerikanischen Reiche. Innerhalb des letzten würde, namentlich 
wenn man von einzelnen Überläufern absieht und auch auf Arten Rück- 
sicht nimmt, wieder der Unterschied zwischen dem pazifischen und atlan- 
tischen Teil groß sein. Es ist dies nicht nur durch die Steppen oder 
Wüsten ähnlichen Präriengebiete bedingt, sondern, wie namentlich aus den 
Darlegungen HaARSHBERGERS (in ENGLER-DRUDE, Vegetation der Erde, Bd. 13) 
hervorgeht, durch die geschichtliche Entwicklung, die Trennung in früherer 
Zeit, hervorgerufen. 


Dagegen hat die heutige Trennung zwischen Asien und Amerika und 
ihre nächste Annäherung nur in Gebieten mit rauhem, den meisten Pflan- 
zen nicht zusagendem Klima den Gegensatz von Ostasien und Nordame- 
rika bedingt; denn daß die dem ostasiatischen und nordamerikanischen 
Reich gemeinsamen Gruppen aus einem dereinst verbindenden Gebiet mit 
günstigerem Klima einwanderten, ist höchstwahrscheinlich. Dieser »An- 
garakontinent« soll nach Arıpr noch während der Tertiärzeit bestanden 
haben. 


Andererseits ist Ostasien mit den Mittelmeerländern, wenn man diesen 
Vorderasien zurechnet, durch Steppenländer verbunden, die wohl einige 
eigentümliche Formen zeigen, so daß Drupe den gleichzeitig durch Gebirge 
getrennten Teil als mittelasiatisches Reich abtrennte. Aber die Eigentüm- 
lichkeiten sind kaum größer als in der Sahara, die auch bei ihm ein Über- 
gangsgebiet vom mittelländischen zum afrikanischen Reich bildet. 


Die anderen einige Eigentümlichkeiten aufweisenden Gebiete sind meist 
Inselgebiete, die wohl eine gewisse Selbständigkeit in ihrer Entwicklung 


zeigen, wie das (nach Arıor) seit der Kreidezeit geschiedene Juan Fernandez 


und das seit dem Eozän abgetrennte Neu-Kaledonien, aber ihr Raum war 


Zu gering, um eine genügende Anzahl eigenartiger Formen auszubilden. 
Wenigstens für Schulverhältnisse, für die meine Einteilung in Lebens- 


reiche in erster Linie bestimmt war, konnten sie nicht als selbständige 


“ Reiche aufgefaßt werden. Aber auch vom rein wissenschaftlichen Stand- 


punkte scheint mir kein Zwang vorzuliegen, sie zu selbständigen Reichen 


zu erheben, zumal da sie an höheren Tieren äußerst arm sind, sich auch, 


—_ 


24 F. Hôck, Die Beschränkung pflanzlicher Verwandtschaftsgruppen usw. 


von den eigentiimlichen Gruppen abgesehen, den Nachbargebieten enger 
anschließen als beispielsweise Neuseeland. 

So zwingt die vorstehende Übersicht nicht unbedingt zu Änderungen 
in bezug auf die Einteilung in Lebensreiche, wenn sie auch zeigt, daß 
die Ausstattung mit eigenartigen Pflanzengruppen innerhalb dieser eine sehr 
verschiedene ist. Es mag daher jene aus dem Bedürfnis des Schulunter- 
richts hervorgegangene Einteilung, die sich hinsichtlich der Pflanzengruppen 
zunächst eng an Drunpe anschloß, auch für die Wissenschaft vielleicht nicht 
ganz wertlos sein. 


= 


Hee hie 


— 
= 
Res 


4 


Über Dichorisandra undata Linden. 


Von 


H. Graf zu Solms-Laubach. 


Dichorisandra undata Linden wurde von Watts aus dem Gebiet des 
oberen Amazonenstroms eingeführt, wo sie nach seiner Angabe in Fels- 
spalten und am Eingang von Grotten längs der Stromläufe wuchs, die von 
der hohen peruanischen Cordillere zum Maranon niedergehen. Sie wurde 
zuerst von Linpen sehr gut abgebildet (Fl. des Serres t. 1763—1764, 
4867—68). Aber man kannte ihre Blüte nicht und es heißt im Text aus- 
drücklich »nous ne sommes pas des moins empressés a en attendre les 
fleurs«. Auch späterhin ist, soviel ich sehe, die Blüte nicht beobachtet 
worden. | 

CLARKE in seiner Monographie der Commelinaceen (DC. Mon. Phan. 
III. 1881, p. 280) hat sie ohne weiteres als Synonym zu der D. mosaica 
Linden in Belgique horticole XVII (1867) p. 103 gezogen, welche dann in 
ReGezs Gartenflora 1868 p. 290 t. 593 sowie in Flore des Serres XVI 
(1865—67) durch eine schöne farbige Abbildung der blühenden Pflanze 
illustriert wurde. Und später ist die Pflanze Fl. des Serres n. 18 (1889 — 
1870) p. 52 nochmals in einem Holzschnitt reproduziert worden, ohne daß 
jedoch eine botanisch brauchbare Diagnose derselben gegeben worden wäre. 
Aber CLarke hat die Pflanze, die er so identifizierte, überhaupt nicht gesehen, 
er gibt ausdrücklich an, »mihi tabulis citatis tantum nota«. Indessen hätte 
ihn schon eine einigermaßen genaue Betrachtung der Tafeln von solcher 
Identifikation abhalten müssen. Denn selbst wenn wir von der Blüte, die 
nur für eine der betreffenden Pflanzen bekannt war, absehen, ist der Ha- 
bitus derselben ein durchaus verschiedener. D. mosaica hat aufrechte ortho- 
trope Sprosse von ansehnlicher Dicke, die im allgemeinen dunkel gefärbt, 
mit hellgrünen Tupfen versehen sind; bei D. undata sind die Sprosse 
schmächtig schräg aufstrebend plagiotrop von gleichmäßig rötlicher Färbung. 
Die Blätter sind in beiden Fällen unterseits rot gefärbt, oberwärts bei D. 
mosaica dunkelgrün und mit unregelmäßigen unterbrochenen, hellgrünen 


26 H. Graf zu Solms-Laubach. 


Querbinden gezeichnet. Bei D). undata dagegen verlaufen zur Seite der diver- 
gierenden Hauptnerven hellere, mattgrüne Streifen und dazu kommt eine 
wellige Beschaffenheit der Blattfliche zwischen den Rippen, die eine von 
LinpEN mit einem Dambrett verglichene eigentümliche Felderung hervortreten 
läßt. Außerdem sind bei D. mosaica die Blattspreiten aus scheidiger Basis 
sitzend, bei D. undata dagegen in einen bis 2 cm langen, tiefrinnigen 
Stiel zusammengezogen, der seitlich etliche Borstenhaare trägt. 

Aus dem Berliner Garten bezogen, wurde D. undata durch eine Reihe 
von Jahren in Strasburg kultiviert. Sie bildete ziemlich dichte breite Rasen, 
die sich durch neu austreibende plagiotrope Sprosse vergrößerten. Die end- 
liche Aufrichtung der Sprosse kam durch ungleich gefördertes Wachstum 
in den Knotengelenken zustande. An den unteren Knoten entspringen zahl- 
reiche Seitenwurzeln. Auch hier in Strasburg hat man immer vergebens 
auf Blüten gewartet. Da fand ich denn endlich ganz zufällig im Mai 1900 
dicht am Erdboden eines Topfes, vollkommen zwischen den Blättern ver- 
steckt, einen sehr unscheinbaren, wenigblütigen Blütenstand mit einer er- 
öffneten hellblauen Blume, die aber am nächsten Tag schon wieder ge- 
schlossen und kollabiert war. Als dann eine zweite erschien, wurde diese 
sofort in Alkohol konserviert. Die Blütenstände kamen von da an alljähr- 
lich, wennschon in sehr geringer Anzahl zur Entwickelung und zweifle ich 
nicht, daß sie vorher bloß übersehen worden waren. Aber mehrere Jahre 
hindurch brachten sie es nicht zu voller Ausbildung, ihre Knospen faulten 
ab, bevor sie zum Aufblühen gelangten. Von 1900—1907 konnten keine 
weiteren Blumen gewonnen werden, erst am 16. Mai dieses Jahres ergab 
sich wieder eine solche. Zur Untersuchung lagen also nur 2 Blumen vor, 
es konnten indes noch ein paar dem Aufblühen nahe Knospen zur Er- 
gänzung herangezogen werden, die abgenommen worden waren, weil ihre 
Stiele matt wurden und zu faulen begannen. 

In ihrer unteren, mit scheidigen Niederblättern besetzten Region ent- 
wickeln sich nun Seitensprosse zweierlei Art, einmal vegetative, die mit 
Niederblättern beginnend, bald zur Bildung von Laubblättern mit gerollter 
Knospenlage übergehen, und ferner Inflorescenzen, die der Laubblätter 
völlig ermangeln und nur eine Anzahl häutiger, eiförmiger, flach-gespitzter 
Niederblätter produzieren, zwischen denen die wenigen vorhandenen Blüten 
hervortreten. Mehr wie 3 Blüten habe ich in keinem Fall in einer Inflo- 
rescenz beobachtet und diese schienen ebensoviele beblätterte Inflorescenz- 
zweige abzuschließen. Sie stehen auf bis 2 cm langen, geraden, steifen 
Blütenstielen, die mit spitzen, bräunlichen Haaren besetzt sind. Eine solche 
differente Ausbildung von Blüten- und Laubsprossen finden wir ja in der 
Gattung mehrfach realisiert, man vergleiche D. radicalis, rhixophora u. a. 
in Crarkes Monographie, aber bei diesen sind doch immer reichblütige In- 
florescenzen vorhanden und es tritt sonst nirgends eine derartige Ver- 
armung des Blütenstandes auf. Und die von CLarke mit D. undata ver- 


Uber Dichorisandra undata Linden. 27 


einigte D. mosaica gehört gerade nicht zu den hierdurch ausgezeichneten 
Artengruppen, sie trägt vielmehr, gerade wie die gewöhnliche D. thyrsiflora 
unserer Gärten, eine terminale reichblütige Rispe. 

Die Blüte selbst besteht aus einem 3-gliedrigen farblosen, äußeren Pe- 
rigon, dessen Glieder an Größe etwas ungleich ausfallen und außen mit 
spitzen bräunlichen Haaren besetzt sind. Der innere Wirtel wird von 3 
eirundlichen, gleichartigen freien, gleichmäßig hellblauen Blättern von sehr 
zarter Substanz zusammengesetzt, die am vorderen Rand und an der äußer- 
sten Spitze auch auf der Fläche mit fransenartigen Haaren besetzt sind, 
die, ganz nach Art von Tradescantia aus rosenkranzfirmig verbundenen 
Zellen bestehen. 

Im Androeceum sind, wie das bei Dichorisandra vielfach der Fall, 
von den 6 Stamina nur 5 entwickelt, sie sind alle fertil. Drei davon, die 
nach der einen Seite fallen, sind aufrecht, mit kürzeren Filamenten ver- 
sehen, die oberwärts ähnlich denen von Tradescantia mit blauen Glieder- 
haaren besetzt erscheinen, während die längeren und übergebogenen der 
beiden andern ganz haarlos ausfallen. Die Antherenhälften beider Sorten 
von Staubgefäßen hängen dem Filament nur mittelst eines kurzen Connectivs 
an, sie eröffnen sich aber im Gegensatz zu den übrigen Dichorisandra-Arten 
nicht mit porus apicalis, sondern mit einer ganz normalen Längsspalte. 

Über den eiförmigen Fruchtknoten erhebt sich der säulenförmige, die 
Stamina bei weitem nicht erreichende Griffel mit seiner punktförmigen 
Narbe. Seine 3 Fächer enthalten mehrere Samenknospen. Es konnten in 
einem untersuchten Fruchtknoten in toto 14 anatrope Ovula gezählt wer- 
den, so daß deren also etwa 5 auf jedes Fach entfallen. 

Vergleichen wir damit dasjenige, was Lınpen über die Blüten seiner 
D. mosaica sagt, so sehen wir diese sich wiederum absolut anders ver- 
halten. Denn die ziemlich großen Blumen dieser Art bieten ein milchweißes 
Außenperigon, während das innere, an der Basis gleichfalls weiß, nur an 
den Spitzen seiner Glieder blau gefärbt ist. Uber die Zahl der Stamina läßt 
sich aus der Abbildung nichts entnehmen. Früchte werden wohl in unsern 
Gärten überhaupt nicht zu erzielen sein, sowenig wie bei D. thyrsiflora. 

_ Ob diese Species wirklich zu Dichorisandra gehört, ob sie nicht viel- 
leicht den Typus eines neuen Genus bildet, muß ich in suspenso lassen, 
weil ich bei dem geringen mir zu Gebote stehenden Material viele Punkte 
der Blütenmorphologie nicht aufzuklären imstande war. Es spricht gegen 
die Zugehörigkeit zu Dechorisandra jedenfalls die Eröffnungsweise der An- 
theren. Auch von den Gliederhaaren des inneren Perigons und der Sta- 
mina ist in der Gattung anderwärts nichts bekannt. Und wenn ich es 
nichtsdestoweniger nicht unterlassen habe, diese unvollkommene Notiz zusam- 
menzustellen, so ist das nur deshalb geschehen, um andere Beobachter auf 
die Pflanze aufmerksam zu machen, die gewiß noch in vielen Gärten in 
Kultur sein und, bisher nur übersehene, Blütenstände produzieren wird. 


28 H. Graf zu Solms-Laubach, Über Dichorisandra undata Linden. 


Vielleicht gelingt es an einem oder dem anderen Ort ein reichlicheres und 
vollkommeneres Untersuchungsmaterial zusammenzutragen. 


Nach dem Druck dieser Notiz ist mir eine eben erschienene kurze 
Mitteilung von MiLpsraED und Strauss (in Fenpe, Repertorium 19413) zu 
Gesicht gekommen, die von der hier besprochenen Pflanze handelt. Es 
wird darin dargetan, daß sie bereits von O. Ute (Verh. des bot. Vereins 
der Mark Brandenburg) als Chamaeanthus Wittianus beschrieben war, 
was ich nicht wußte. Die Autoren verwerfen als schon verwendet den 
Namen Chamaeanthus und ersetzen ihn durch Geogenanthus. danach 
müßte also die Pflanze als Geogenanthus undatus Mildbr. et Strauß be- 
zeichnet werden. 


are” CROSS Cee SET 


Un. 


Über die merkwürdige Staubfädenbildung bei Hypecoum 
dimidiatum Delile. 


Von 


Friedrich Fedde. 


Mit A Figur im Text. 


»Filamenta 4 basi abrupte membranacea (membrana duorum bilaterali 
suborbiculata duorumque unilaterali semiorbiculata).« So lautet meine 
Beschreibung in Papaveraceae I (EnetEr, Pflanzenreich IV. 104. (1909. p. 93); 
im allgemeinen Teile (p. 33) steht dazu: » Bemerkenswert ist es, dab bei Hype- 
coum dimidiatum aus Arabia petraea die Filamente des einen Kreises 
mit ihren beiderseitigen Flügeln fast kreisf6rmig im Umrisse sind, während 
die des anderen Kreises wie halbiert erscheinen, indem nur an der 
einen Seite der Flügel ausgebildet ist, und zwar so, daß die beiden 
entwickelten Halbkreise sich zu einem vollen Kreisbogen ergänzen. Leider 
konnte ich nicht feststellen, welchem Kreise diese halbierten Filamente an- 
gehören; jedoch schien es mir, als wäre es der äußere. Uber die Bedeutung 
dieser merkwiirdigen Erscheinung in phylogenetischer Beziehung bin ich 
mir indessen nicht klar geworden.« Weiterhin weise ich dann darauf hin, 
daß die Antheren auch der Staubgefäße mit den halben Staubfäden dithe- 
cisch sind. Wären sie nämlich monothecisch, so spräche dies gegen die 
Richtigkeit der Ercaterschen Beobachtungen von der Entstehung des An- 
dröceums der Fumarioideae und von Hypecoum aus zwei einfachen, seit- 
lichen Primordien, aus denen sich dann erst die einzelnen Glieder heraus- 
bilden. 

So aber blieb hier nur eine höchst merkwürdige, oder wie Mursecx!) 
in seinen neuesten »Untersuchungen über den Blütenbau der Papaveraceae« 
sagt, »nahezu unbegreifliche« Erscheinung bestehen, die sich weder ent- 
wicklungsgeschichtlich erklären läßt, noch zu der ich einen entsprechenden 
ähnlichen Fall kenne. 

Zur näheren Untersuchung dieser merkwürdigen Verhältnisse wurde 
ich zunächst angetrieben durch eine kleine Zeichnung des Andröceums und 


4) Kgl. Sv. Vetensk. Handl. L. 4 (1912) p. 130. 


30 F. Fedde. 


und Gynäceums in LaBorpe et Linant, Voyage dans l’Arabie pétrée (1830) 
t. 64 Fig. 6, die ebenso elementar wie deutlich die eigenartigen halbierten 
Filamente des einen Staubblattkreises zeigte. Die Analyse einer der spär- 
lichen Blüten des von Léon DELABORDE gesammelten Originalexemplars 
DeLites im Herbier DELESSERT, sowie eines weiteren in den »Deserts of 
Mount Sinai and Akkaba« von WELLsTED gesammelten Exemplares zeigte 
nach dem Aufkochen in verbliiffender Deutlichkeit die oben geschilderten 
Verhältnisse. Trotzdem Ascuerson und SCHWEINFURTH in Illustration de la 
Flore d’Egyte Suppl. 1889 p. 746 ohne weiteres zu Hyp. dimidiatum Delile 
als Synonym Hyp, parviflorum C. et W. Barbey) aus dem Flugsande der 
ägyptisch-syrischen Wiiste rechnen, dachte ich 
an keinen Irrtum meinerseits, um so mehr als 
auch die Zeichnerin der Abbildung fiir das Pflan- 
zenreich die Sache ebenso sah wie ich. Da 
wurde ich durch die oben erwähnte Arbeit Mur- 
BEcxs stutzig und beschloß eine neue Unter- 
suchung vorzunehmen. 

Murgecx hatte nämlich festgestellt, daß bei 
Hypecoum grandiflorum, bei der wie bei an- 
deren Arten die Filamente im unteren Teile stark 
verbreitert sind, diese Verbreiterungen verschieden 
ausgebildet sind. Er sagt: »An den medianen 
Staubblattern ist diese Basalpartie flach, an den 
transversalen hingegen an der äußeren Seite stark 
rinnenförmig vertieft, so daß ein Querschnitt durch 
den unteren Teil des Andröceums einer Blüte 
ungefähr das in Fig. 33 C angegebene Aussehen 
Staubgefäße von Hypecoum erhält.« MurBeek sucht gerade diesen Umstand 
grandiflorum. A von vorn, zur Erklärung der merkwürdigen Verhältnisse von 
B von der Seite; man kann Hp. dimidiatum zu benutzen und vermutet 
deutlich erkennen, wie durch { j / ‘ 
den Druck des Pressens die einen Beobachtungsfehler meinerseits, indem er 
beiden Flügel seitlich auf- annimmt, daß durch den Druck beim Pressen in 
einander gedrückt wurden, medianer Richtung der Blüte eben die bei- 
C Staubgefäß-Diagramm. a 4 be ih 

(Nach Mureeck.) den Flügel der äußeren Staubblätter seitlich 

aufeinandergedrückt werden und sich dadurch 
decken; tatsächlich besitzt die Murseexsche Zeichnung eine große Ähnlich- 
keit mit der von Detite, wenn man auch bei ersterer deutlich erkennen 
kann, daß es sich um eine Zusammenklappung handelt. Da Murseck am 
Schlusse seiner Betrachtung »es für mehr als wahrscheinlich« hält, daß 
sich also infolge einer optischen Täuschung die Sache auf diese Weise er- 


1) Hyp. deuteroparviflorum Fedde I. c. p. 30, non Hyp. parviflorum Kar. et Kir. — 


aus der Dsungarei. 


op CP 


AT: bats 


Über die merkwiirdige Staubfädenbildung bei Hypecoum dimidiatum Delile. 31 
è 


klären lasse, war ich natürlich sehr begierig, festzustellen, ob sowohl ich 
wie auch die beiden anderen Beobachter sich getäuscht hatten, denn Mur- 
BECK stand zur Aufklärung des Irrtums das Material nicht zur Verfiigung. 
Glücklicherweise fanden sich im Berliner Herbar noch einige dürftige Frag- 
mente meiner Analyse aus dem Jahre 1902, und es gelang mir in der Tat, 
das einzige Filament mit einem halbierten Flügel, das ich in den traurigen 
Resten noch auffinden konnte, aufzuklappen und somit festzustellen, daß 
Murseck mit seiner scharfsinnigen Vermutung recht gehabt hatte. 

Leider kann ich aus Mangel an Vergleichsmaterial keine weiteren 
Folgerungen ziehen: ob nun nämlich nicht Hyp. dimidiatum Delile mit 
Hyp. deuteroparviflorum Fedde (= Hyp. parviflorum Barbey) zu vereinigen 
sei und unter welchem Namen dies zu geschehen habe; nach den Gesetzen 
der Priorität müßte nämlich der erste genommen werden, trotzdem es sich 
herausgestellt hat, daß es eine Pflanze, auf die die Originalbeschreibung 
paßt, nicht gibt; gegen den logisch richtigen zweiten aber würden wohl 
die Prioritätsfanatiker Widerspruch erheben. Da ich leider aber gegen- 
wärtig kein genügendes Vergleichsmaterial besitze und da das einzige hier 
vorhandene Blattfragment von H. dimidiatum doch sehr von den Blättern 
der mir zu Gebote stehenden Exemplare von H. deuteroparviflorum ab- 
weicht, muß ich diese Fragen noch offen lassen. 


Die Flora des Siebenbiirgischen Hochlandes. 
Von 


F. Pax. 


Die Gliederung der Karpathenflora in pflanzengeographische Bezirke 
faite das zentrale Hochland Siebenbiirgens als einheitliches Florengebiet 
auf; die von mir gegebene kurze Charakteristik!) seiner Vegetation läßt 
jedoch bereits erkennen, daß recht verschiedenartige Elemente das sonst 
einheitliche Bild der Pflanzendecke hier und da modifizieren. In der Tat 
läßt sich unschwer zeigen, daß innerhalb des Bezirks mehrere Gebiete 
durch die Eigenart ihrer Vegetation sich abheben, gegen ihre Grenzen hin 
aber mit den Nachbarfloren in innigsten Zusammenhang treten. 


1. Die Grenzen des siebenbürgischen Hochlandes. 


Die geographische Abgrenzung des siebenbürgischen Hoch- 
landes von den Randgebirgen läßt sich nicht überall scharf durch- 
führen, weil seine Bodenwellen stellenweise auf das innigste mit den Rand- 
gebirgen verwachsen. Vor allem wird seine östliche Grenzlinie eine mehr 
oder weniger willkürliche bleiben; sie verläuft am Fuße der Hargita entlang 
etwa von Borgo Prund im Bistritztale südöstlich bis Héviz im Tale des Alt. 

Von hier ermöglicht ein System von Flußtälern die Trennung von den 
Randgebirgen im Süden, Westen und Norden. Das Tal des Alt von Heviz 
bis zur Mündung des Cibin bedeutet die Nordgrenze der Fogaraser Alpen; 
der Lauf des Cibin bis oberhalb Hermannstadt (Nagy Szeben) trennt das 
Hochland vom Mihlbachgebirge. Von hier wird man wieder zur Umgren- 
zung eine Linie ziehen müssen, die am Fuß des Mühlbachgebirges aus dem 
Cibintal in die Talfurche des Szekas führt, dem man dann bis zur Ein- 
mündung in den Maros folgt. Die weitere Abgrenzung schließt an den 
Lauf des Maros und Aränyos bis aufwärts nach Torda an. Der Straßenzug 
von Torda nach Klausenburg kann weiter als Grenzlinie benutzt werden, 
von hier die Täler der Szamos und der Bistritz über Deés, Betlen, Bistritz 
nach Borgo Prund. 

In dieser Umgrenzung entfaltet das siebenbürgische Hochland 
den Hauptcharakter seiner Vegetation; dazu kommen aber noch weitere 
Gebiete, die dem Bezirke pflanzengeographisch anzugliedern sind, obwohl 


4) F. Pax, Grundzüge Pflanzenverbreitung Karpathen IL (1908) 260. 


| 
| 


Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes. 33 


ihre Flora nicht unwesentlich abweicht. Im Süden erweitert sich die Strell- 
bucht (Sztrigy) am Fuße des Retyezät zwischen den Bergen der Pojana 
Ruszka und den westlichen Abhängen des Mühlbachgebirges zu dem Neo- 
genbecken des Hatszeger-Tales, und im Osten Siebenbiirgens kommt 


_ zwischen der Flyschzone des Außenrandes und der vulkanischen Hargita 


und deren südlicher Fortsetzung, dem Persäny-Gebirge, ein System hoch- 
gelegener Talbecken zustande, die voneinander durch niedrige Sättel oder 
Talsperren geschieden werden. Im Norden liegt die vom Maros entwässerte 
Gyergyö; jenseits des Passes von Geréczes breitet sich die Csik aus, die 
der Oberlauf des Alt durchfließt, und die an der Talenge von Tusnäd 
endet, und noch weiter im Süden umkränzen die ostsiebenbürgischen 
Flyschkarpathen, die Burzenländer Alpen und das Persäny-Gebirge die 
Hochebene des Burzenlandes mit der Haromszék. Burzenbach 
und Fekete Ugy vereinigen sich hier mit dem Alt, der seinen bis dahin 
nordsüdlichen Lauf ändert, um zwischen Hargita und Persäny-Gebirge durch 
die Schlucht von Räkos das zentrale Hochland zu gewinnen, das er von 
Héviz bis zu seinem Eintritt in den Roten Turm-Paß belebt. Alle diese 
Hochflächen wird man, wie auch das Hatszeger Tal, pflanzengeographisch 
dem Bezirke des zentralen Siebenbiirgens anzuschließen haben. 


2. Die Entwicklung der Flora. 


Im ganzen Umkreise des Siebenbürgischen Hochlandes, gegen die Rand- 
gebirge hin, bilden alttertiäre (eozäne) Schichten eine wenigstens im Norden 
des Marostales ziemlich zusammenhängende Zone, die im Süden vielfach 
unterbrochen ist, aber doch ihre Reste unzweifelhaft erhalten hat. Inner- 
halb dieser Ablagerungen entfaltet sich das Jungtertiär, vielfach überdeckt 
von Löß und diluvialen Schichten. Diese Tatsachen liefern uns einen An- 
halt für die Vorstellung von der Verteilung von Wasser und Land im 
jüngeren Tertiär. Ganz Zentralsiebenbürgen war ein Meer, das nur an 
wenigen Stellen mit dem ehemaligen Meere des ungarischen Tieflandes in 
Verbindung stand. Schmale Buchten drangen längs des Szamos- und Maros- 
tales ostwärts vor, wahrscheinlich noch an anderen Stellen, so vielleicht 
auch aus dem Hätszeger Becken über die Höhe des Eisernen Torpasses. 

Immerhin wird das Tertiärmeer Siebenbürgens den Charakter eines 


_ Binnenmeeres besessen haben, einer Wasseransammlung mit hohem Salz- 


x 


gehalt; denn das durch Verdunstung verlorene Wasser konnten die Zuflüsse 
des schmalen Gebirgssaumes sicher nicht ersetzen. Als aber die westlichen 
Verbindungen aufhörten, begann die Ablagerung von Steinsalz, dessen Auf- 
treten in Siebenbürgen überall an die jüngeren Tertiärschichten gebunden 
erscheint. Steinsalz ist in Siebenbürgen sehr verbreitet. Nach den Studien 
von D. Czexetius, die ich auf der von mir entworfenen Karte If meines 
Buches verwertet habe, tritt Steinsalz an 40 Stellen anstehend auf: ÜzEkE- 
Lıus kennt ferner 192 Salzbrunnen und 593 Salzquellen. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 3 


34 F. Pax. 


Mit den obigen Darlegungen steht auch die Verbreitung des Steinsalzes 
in Siebenbürgen im besten Einklange. Es ist kein Zufall, daß im Gebiet 
des Marostales und des Szamosbeckens, die ‘offene Buchten des ungarischen 
Meeres bildeten, Steinsalz fehlt, daß dagegen die Ablagerungen von Chlor- 
natrium vorzugsweise der Randzone des Hochlandes angehören, wenn sie 
auch im Mittellande nicht fehlen. 

So war das siebenbürgische Neogenmeer ein salziges Wasser, und erst 
im jüngsten Tertiär, zu einer Zeit, zu der die vulkanische Tätigkeit am 
Ostrande Siebenbürgens kräftig eingesetzt hatte, und dadurch die orogra- 
phische Beschaffenheit des Landes sich wesentlich änderte, entstanden hier 
und da Ansammlungen mit brackischem oder süßem Wasser, in denen die 
vielerorts nachgewiesene Congerienfauna lebte. 

Die Hebung der Hargita, deren vulkanische Tätigkeit, wenigstens in 
ihrem südlichen Teile, bis an die Schwelle des Pleistozäns gereicht hat, 
schuf auch die Möglichkeit der Entstehung der drei östlichen Talbecken. 
Der Ostrand Siebenbürgens war jetzt ein doppelter. Parallel mit der Flysch- 
zone zieht die Hargita, und das Längstal zwischen beiden Gebirgen ent- 
wässern jetzt Maros und Alt. So entstanden ehedem die Becken der Gyer- 
gyö, der Csik und des Burzenlandes mit der Häromszék. Ihren Talboden 
bilden Süßwasserablagerungen, die erst nach der Erhebung der Hargita aus 
Süßwasserseen abgesetzt wurden. 

Der Bezirk des siebenbürgischen Hochlandes besteht demnach aus drei 
entwicklungsgeschichtlich verschiedenen Teilen, nämlich 

4. aus dem zentralen Hochlande im engeren Sinne, einem alten 
Meeresboden, der auch heute noch stellenweise stark salz- 
haltig ist; 

2. aus den isolierten Becken des Ostrandes (Gyergyö, Csik, 
Burzenland), ehemals Süßwasseransammlungen, die erst 
relativ spät trocken gelegt wurden, und | 

3. aus der Hätszeger Bucht, einem ehemaligen Meerbusen des un- 
garischen Tertiärmeeres, der aus dem Marostale südwärts reichte über 
den Baniczapaß hinweg bis in die Gegend des heutigen Petrozsény. 

Halten wir an dieser auf der Entwicklungsgeschichte beruhenden Drei- 
teilung des Gebietes fest, so knüpft sich daran die Frage, ob in der 
Gliederung der heutigen Vegetationsdecke eine Analogie sich findet. Von 


vornherein wäre das zu erwarten; denn es handelt sich in Zentralsieben- « 
bürgen ohne Zweifel um eine junge Flora, die erst am Ende der 


Tertiärzeit den jungfräulichen Boden besiedelte, und die im 


wesentlichen erst während der Diluvialperiode sich herausbil- — 
den konnte; alle Wandlungen, die sie erfuhr, fallen in das Posttertiär. M 

Zwei Tatsachen sind hierbei nicht zu übersehen. Die Klimaschwan- 
kungen der Diluvialzeit bewirkten einmal eine Ansiedlung von d 
montanen Sippen oder von Hügelpflanzen im Hochlande und 


¥ 


Be 


| 


Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes. 35 


zweitens eine Einwanderung von Steppenelementen von Süd- 
osten her. Daß Sippen aus montanen Formationen an geeigneven Stand- 
orten im zentralen Hochlande sich ansiedeln konnten, wird kaum bezweifelt 
werden. Noch heute erinnern Carex digitata, Lilium Martagon, Poly- 
gonum Bistorta, Thalictrum aquilegifolium, Helleborus purpurascens, Hy- 
pericum hirsutum, Phyteuma tetramerum, Telekia speciosa, Aposeris foe- 
tida u. a. im Hochlande an die Vegetationsbilder aus der montanen Region 
der Randgebirge; sie erscheinen vielfach als Fremdlinge im Pflanzenkleide 
des Waldes. Daß zur Zeit intensiver Vergletscherung der Berge die Baum- 
grenze tiefer lag und damit eine Depression der Regionen verbunden war, 
freilich nur innerhalb bescheidener Grenzen, läßt sich nicht von der Hand 
weisen. Die Untersuchung der Schieferkohlen von Freck!) zeigt diese Ver- 
hältnisse in klarem Lichte. 

Das gewaltige nordische Inlandeis zusammen mit der Vergletscherung 
der Alpen bedingte schon zur Glazialzeit ein steppenartiges Klima von Ost- 
europa, das auch für Siebenbürgen angenommen werden kann. Noch 
mehr steigerten sich diese Verhältnisse während der Trockenperioden des 
Interglazials. Dadurch waren die Bedingungen geschaffen für die Besiedlung 
des Landes durch Steppenpflanzen von Südosten oder Süden her. Dabei 
erwies sich der stark salzhaltige Boden des zentralen Siebenbürgens von 
nicht zu unterschätzender Bedeutung. 

In den interglazialen Tuffen von Kronstadt liegen neben Knochenresten 
auch die Früchte von Celtis australis L. eingebettet. Ziemlich gut erhaltene 
Reste dieser Art verdanke ich der Freundlichkeit eines begabten jungen For- 


_ schers, den ich auf einer der letzten Reisen in seiner Vaterstadt (Brass6) per- 


sönlich kennen lernte, des Stud. phil. Enix, nachdem ich schon vorher einzelne 
Belegstücke von minder guter Erhaltung in Händen gehabt hatte. Diese 
Funde lehren, daß manche der wärmeliebenden Arten des Interglazials seit- 


dem in Siebenbürgen ausgestorben sind; denn gegenwärtig findet sich Celtis 


erst wieder an den warmen Kalkfelsen des Kazanpasses oberhalb Orsova. 


4 


* 


In dem Widerstreit der Anschauungen zwischen y. DEGEN und Tuzson, 


“der die südrussische Steppenflora von der ungarischen ableiten möchte, 


“wird man den von großer Sachkenntnis getragenen Ausführungen v. DEGENS ?) 


beipflichten müssen, der in Übereinstimmung mit der üblichen Ansicht an 
einer Besiedlung Ungarns und Siebenbürgens durch Steppenelemente von 


Südosten her festhält, wie ich selbst ausgeführt habe. Auch darin wird 


x 


"ihm jeder recht geben, daß die angebliche »Pruth-Linie« Tuzsons als 
pflanzengeographische Grenze gar nicht existiert. v. Degen hat aber auch 
das Verdienst, darauf hingewiesen zu haben, welche große Rolle die ver- 
karsteten Gebiete der Mittelmeerländer für die Besiedlung Ungarns durch 
xerophile Sippen besitzen. 

move. PAX lc. II. 43. 
2) v. Degen, in Magyar Bot. Lapok (1912) 81. 


3* 


. 


36 F. Pax. 


Nur in großen Umrissen läßt sich zurzeit die geschichtliche Entwick- 
lung der Flora des zentralen Siebenbürgens erschließen. Einzelheiten der 
Pflanzenwanderung bleiben uns verborgen, nicht zum wenigsten auch des- 
halb, weil der Einfluß des Menschen auf den Charakter der Flora so über- 
aus stark modifizierend einwirkte. Die Gebirgsflora entzog sich überall da, 
wo nicht Weidewirtschaft oder Entwaldung eine Verarmung des Artbe- 
standes herbeiführte, dem schädigenden Einfluß menschlicher Kultur. In 
den tieferen Regionen aber liegen die Siedlungen des Menschen; die Urbar- 
machung des Landes für Ackerbau, die Entwaldung und Entwässerung 
weiter Strecken verändern in kurzer Zeit die Vegetation mehr als klima- 
tische Faktoren während langer geologischer Epochen. | 

Die Vegetation des siebenbürgischen Hochlandes besteht 
somitim wesentlichen aus zwei Elementen: aus Sippen der Berg- 
region, die von geeigneten Standorten des Hochlandes Besitz 
ergriffen, und aus einer von Osten her eingewanderten Step- 
penflora. Den ursprünglichen Charakter der Pflanzendecke hat 
der Einfluß menschlicher Kultur stark verändert. 


3. Die Gliederung der Flora. 


Faßt man zunächst das große zentrale Hochland im Westen der Har- 
gita ins Auge, so ergibt sich von selbst eine Zweiteilung des Gebietes durch 
den alten Talzug des Marosflusses. Er trennt zwei durchaus verschiedene 
Landschaften voneinander. Im Süden liegt 

a) der Unterbezirk des zentralsiebenbürgischen Hügellandes. 
Ein ehemaliges Tafelland ist durch Flüsse stark zerschnitten, die alle von 
Nordost nach Südwest eilen, nach der schon im Tertiär offenen Austritts- 
stelle des Marostales. Kleine und große Kokel kommen von der Hargita 
und vereinigen sich bei Blasendorf (Baläzsfalva), um wenig unterhalb in 
den Maros sich zu ergießen. Der im östlichen Teile des Hügellandes ent- 
springende Harbach mündet bei Moichen (Moh) unterhalb Hermannstadt in 
den Cibin. Die Richtung der Täler bedeutet die Abdachung des Landes; 
die Höhe der Berge nimmt gegen Osten hin zu. Die höchsten Erhebungen 
haben im Westen eine Höhe von 400—450 m, erreichen im mittleren Teile 
eine solche von 550—650 m und steigen im Osten bis zu 750—850 m 
empor. Hier erfolgt auch ein inniges Verschmelzen mit den Vorbergen der — 
Hargita. Tertiäre Sande, Sandsteine und Mergel werden vielfach verdeckt 
durch diluviale Schotter, die längs der Flußläufe Terrassen bilden, sowie 
durch Löß. 

Die Hügel dieses Unterbezirks sind teils bewaldet, teils entwaldet und 
dann stark denudiert und zerrissen. Eichenwald mit seinen Begleitpflanzen 
charakterisiert die Waldbestände. Unter den Kulturpflanzen verleihen Mais 
und Wein der Landschaft das Gepräge. In die Waldflora mischen sich in’ 
nicht geringer Zahl montane Sippen, deren Bedeutung für das Pflanzen- 


Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes. 37 


kleid mit zunehmender Höhe der Berge ostwärts steigt. In den Fluß- 
niederungen kommen prächtige Talwiesen zur Entwicklung, wiederum aus- 
gezeichnet durch Arten des Berglandes, während an den sonnigen Abhängen 


… Matten mit sonnenliebenden Sippen sich entfalten, die vielfach schon den 


oo 


aa 


Charakter einer Steppenflora annehmen. Während die Cibinebene bei 


Hermannstadt in der Zusammensetzung ihrer ursprünglichen Flora jenen 


Matten gleicht, neigt die Ebene des Alt vielfach zur Versumpfung. Eine 
Halophytenflora entwickelt sich in der Nähe der Salzstöcke, so um Vizakna, 
Maros Ujvär dicht am Maros, um Parajd schon im Randbezirk gegen die 
Hargita. 

Von einer Aufzählung der Charakterpflanzen der verschiedenen For- 


_mationen kann hier abgesehen werden, da die wichtigsten Typen von mir!) 


À 


- anderwärts schon genannt wurden. 


b) Der Unterbezirk der Mezüség. Das Hügelland Zentralsieben- 


3 pren zwischen Maros und Alt zeigt überall den gleichen Charakter; 


wenn auch hier und da einmal der Artbestand sich ändert, sind aie 
Grundziige der Zusammensetzung der Pflanzendecke allerwärts die gleichen. 


_ Aber im Norden des Marostales enthüllt sich uns ein anderes Bild; hier 
liegt die Mezéség, deren Ausdehnung auf Karte II meines Buches dargestellt 
_ wurde. Ein niedriges Hügelland, von breiten, fast horizontalen Tälern zer- 


schnitten, liegt vor uns; die träge fließenden Gewässer neigen zur Ver- 
sumpfung oder bilden stellenweise kleine Teiche. Die Hügel liefern treff- 


lichen Ackergrund, dagegen fehlen Wälder. Der sehr verbreitete Löß- 
_ boden zeigt, daß hier schon lange die Steppe herrscht. Der Salzgehalt des 
Bodens um Torda, Kolozs, Szék, um Deés gestattet die Entwicklung einer 
_ Halophytenflora. 


Die Mezüség ist die zentralsiebenbürgische Steppe mit einer blumen- 


reichen, vielgestaltigen, xerophilen Vegetation, deren Haupttypen früher schon 


genannt wurden?). Viele von ihnen sind große Seltenheiten in der euro- 
päischen Flora. 
Jedem, der die Verbreitungsverhältnisse der Pflanzen im siebenbür- 


gischen Hochlande studiert, wird die Lokalisierung bestimmter Steppen- 
_ bewohner auf das Gebiet der Mezüség nicht entgehen. Das war mir selbst 


früher bereits aufgefallen, als ich auf Karte I die gelb gezeichnete Vege- 


tationslinie e zog. Sie fällt mit der Südgrenze der Mezüség zusammen. 


In den Grenzbezirken gegen Norden und Osten geht durch das Auf- 


treten von Waldbeständen der Charakter der Steppe allmählich verloren, 
ebenso wie im Süden gegen das Hügelland scharfe Linien als Scheide- 


‚grenze verschwinden. Hier schalten sich zwischen die Steppe und die 


sonnige Matte Übergangsformen ein. 


Br Er Pax, 1. c. I. 261. 
BEE. Pax, L'c. IL 263. 


38 F. Pax. 


c) Der Unterbezirk der ostsiebenbirgischen Talbecken. Hier- 
her gehören die beiden breiten Talbecken der Gyergy6 und Csik am Ost- 
rande Siebenbiirgens, voneinander getrennt durch den Sattel von Geréczes. 
Die Gyergyö entwässert der MarosfluB, die Csik der Alt. Ehemalige See- 
becken werden bedeckt von Alluvialablagerungen, die selbst von Tuffen 
vulkanischen Gesteins und Konglomeraten umgeben werden. Ein relativ 
junges Land wurde besiedelt von Arten montaner Wiesen und Matten und 
gestattete nur in untergeordneter Bedeutung der Steppenflora den Eintritt. 
Gyergyö und Csik liegen ungefähr 700 m hoch, und die Höhendifferenz 
gegenüber dem unteren Alttal 400 m oder der Cibinebene, die etwa 400 m 
hoch liegt, macht es ohne weiteres erklärlich, daß die extremen Formen 
des warmen Hügellandes hier ihr Gedeihen nicht mehr finden können. Für 
die Entfaltung einer reicheren Waldflora mangelt es an Raum; aber schon 
am Fuße des Gebirges entwickeln sich die den Ostkarpathen eigentümlichen 
Buchenwälder, die Gyergyö und Csik umsäumen. Der Weinbau fehlt und 
der Mais verliert als Feldfrucht an Bedeutung. 

d) Der Unterbezirk des Burzenlandes. Man könnte wohl auch 
den eben besprochenen Talbecken am östlichen Gebirgsrande Selbständig- 
keit absprechen und sie als unterste Stufe der Berglandschaften auffassen, 
an deren Fuße sie liegen. Allein die Breitenentwicklung des Tales, die bei 
Gyergyö Szt. Miklös annähernd 20 km erreicht, läßt diese Landschaft doch 
als ein eigenes Gebiet erscheinen; freilich bleibt die Csik an Flächenent- 
wicklung zurück. Keinem Zweifel aber kann es unterliegen, daß das 
Burzenland als selbständiger Unterbezirk aufzufassen ist. 

Eine Hochebene, deren Erhebung etwa 600 m über dem Meeresspiegel 
liegt, treibt drei Äste gegen Norden in das Gebirge, gegen Barôth, Sepsi 
Szt. György und gegen Kézdi Väsärhely; der letztere ist die Niederung des 
Fekete Ügy, die Häromszek. Gegen Osten, Süden und Westen schließen 
höhere Gebirge die Hochebene vollständig ab; im Norden führt der Paß 
von Tusnäd durch das enge Alttal in die Csik, und zwischen Hargita und 
Persänygebirge nimmt der Alt durch enge Talniederungen seinen Weg aus 
dem Burzenlande in das westliche Hügelland, von Földvär zunächst im 
nördlichen Lauf. 

Ein größerer Raum gewährt im Burzenlande der Entfaltung waldloser 
Formationen die Möglichkeit; der Wald selbst ist durch intensiv betriebenen 
Ackerbau stark beeinträchtigt. Trotz dessen trägt die Flora nur andeu- 
tungsweise die Züge einer Steppe. Die Anklänge an montane Flora, die 
die Nähe deshöheren Gebirges bedingt, verleihen der Vegetation einen engeren 
Anschluß an die Gyergyö und Csik als an das Hügelland des Westens, um 
so mehr als auch hier die Weinkultur fehlt. Primula farinosa und Aldro- 
vanda vesiculosa sind diesem Gebiet eigentümlich!). 


4) Vgl. auch Pax, ,l. c. II. 266. 


is 


Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes. 39 


e) Der Unterbezirk des Hätszeger Beckens. Die tiefe Neogen- 
bucht, die der Strell entwässert, mündet zwischen Déva und Broos in die 
Marosniederung; mit breiter Basis beginnend reicht sie zwischen Pojana 
Ruszka und Mühlbachgebirge südwärts bis an den Fuß des Retyezät, sen- 
det einen Ausläufer westwärts über Värhely gegen den Eisernen Torpaf 
und verliert sich südwärts zwischen den Vorbergen des Baniczapasses bei 
Krivadia. Die Hügel dieses Talbeckens gehören dem Tertiär an, den 
Talboden selbst bilden diluviale und alluviale Ablagerungen. Auf den 
Hügeln finden sich Mischwälder, in denen Quercus conferta mit Q. Cerris 
sich vereinigen; längs der Bäche und Flüsse kommen Talwiesen zur Ent- 
wicklung, auf denen in Gebüschen Inula Helenium auffallend häufig ist, 
während an heißen Abhängen und auf felsigem Untergrund ein Buschwerk 
und baumlose Formationen sonnenliebender Arten sich einstellen. Besitzen 
die Hügel eine Waldflora, so macht sich an den exponierten Stellen der 
Steppencharakter der Vegetation stark bemerkbar, doch verschwindet dieser 
Zug in der Vegetationsdecke bei der Annäherung an das Gebirge immer 
mehr. Eine Halophytenflora fehlt dem Hätszeger Becken ebenso wie den 
Talbecken am Ostrande Siebenbürgens. 


4. Die Beziehungen der Unterbezirke zueinander. 

Faßt man nur das Wesentlichste aus den Unterschieden zwischen den 
einzelnen Unterbezirken zusammen, so nimmt der Gegensatz der Flora jener 
Gebiete folgende Form an: | 

Das zentralsiebenbürgische Hochland. Montane Vegetation stark 
gemischt mit Steppenelementen. Halophytenflora entwickelt. 

Die Mezüség. -Steppenflora. Vielfache Halophytenvegetation. 

Die Gyergyö und Csik. Montane Vegetation. Kaum Anklänge einer 
Steppenflora. Halophytenflora fehlt. 

Das Burzenland. Montane Vegetation mit etwas Steppenflora. Halo- 
phytenflora fehlt. 

Das Hätszeger Becken. Montane Vegetation mit Steppenflora. Halo- 
phytenflora fehlt. 


Ein Blick auf diese Zusammenstellung lehrt, daß außer der räumlichen 


_ Trennung gewisse Charakterzüge die Selbständigkeit der Unterbezirke ge- 


währleisten. 

Die Besiedlung des siebenbürgischen Hochlandes geschah der Haupt- 
sache nach gegen das Ende der Tertiärzeit durch Florenelemente, unter 
denen die östlicher Herkunft eine wichtige Rolle spielen‘). Noch heute 
lassen sich die Etappen dieser Wanderung deutlich wahrnehmen. Ich er- 
innere nur an Polygala sibirica, die im Hochlande ihren einzigen Stand- 
ort innerhalb Europas besitzt. Auf eine Tatsache aber muß hier hinge- 


4) Näheres siehe Pax, 1. c. I. 217. 


40 * F, Pax, Die Flora des Siebenbürgischen Hochlandes. 


wiesen werden. Die Besiedlung erfolgte in verschiedener Weise und zu 
verschiedenen Zeiten. Relativ Alter ist die Flora des siebenbir- 
gischen Hügellandes und der Mezéség, wohl auch des Hätszeger 
Beckens, jünger die Vegetation der ostsiebenbirgischen Tal- 
becken und des Burzenlandes, die erst nach Hebung der Hargita als 
Binnenseen sich ausbilden konnten. 

Im zentralen Siebenbürgen westlich der Hargita trat der 
Gegensatz zweier Gebiete bald hervor. Die Landschaften, die hüher 
und dem Gebirge näher lagen, konnten Typen des Gebirgslandes aufnehmen, 
die niedrigeren Teile nürdlich des Maros wurden von Steppenpflanzen er- 
obert; in der Grenzregion entschied der Kampf zwischen den Floren beiderlei 
Herkunft, | 
Noch heute geben uns die klimatischen Verhältnisse Zentralsieben- 
bürgens den Schlüssel für das Verständnis des Gegensatzes zwischen Hügel- 
land und Mezüség. Die Mezöseg liegt im Windschatten des westlichen 
Randgebirges, ist daher trockener, und die Niederschlagsmenge nimmt mit 
der Annäherung an die Hargita entschieden zu, also in derselben Richtung, 
in der das Land auch ansteigt. Wenige Zahlen können zur Erläuterung 
dienen. Die Regenmenge beträgt für Klausenburg (Kolozsvär) 55 cm, Her- 
mannstadt (Nagy Szeben) 68 cm, Mediasch (Medgyes) 69 cm, Schässburg 
(Segesvär) 71 cm, Bistritz 71 cm. Es ist auch kein Zufall, daß das Haupt- 
gebiet des Löß in Siebenbürgen im Regenschatten des westlichen Rand- 
gebirges zu finden ist. 

Im Hätszeger Becken liegen die Verhältnisse ähnlich wie im zen- 
tralen Siebenbürgen, nur daß der Kampf um den Erwerb des Bodens inner- 
halb engerer Grenzen sich abspielte. 

Die ostsiebenbürgischen Talbecken wurden vorzugsweise von 
den Randgebirgen her besiedelt. Sie besitzen auch heute noch das rauheste 
Klima des Landes. Dazu kommt ihre höhere Lage über dem Meere und 
ihr scharfer Abschluß nach außen. Nur eine Entfernung von etwa 60 km 
trennt sie von der Tiefebene der Moldau, über die sie 600 m sich erheben. 
Trotz des trockenen Klimas — die Regenmenge für Csik Somlyö beträgt 
nur 59 cm — hat die Steppenflora nur wenig an Boden gewonnen. Es 
sind junge Floren, die uns hier entgegentreten, auf die der Klimawechsel 
der Diluvialzeit nicht in dem Maße einwirken konnte, als auf ältere Floren. 
Auf die gleiche Weise erklärt sich überhaupt, wenigstens zum Teil, die 
Armut der relativ jungen Hargita gegenüber anderen Gliedern der Rand- 
gebirge. 

Eine Halophytenflora konnte nur dort sich ausbilden, wo ehedem 
Meeresflächen lagen mit höherem Salzgehalt, den der Zufluß von Berg- 
wassern nicht auszusüßen vermochte. 


Uber die Gattung Augea Thunb. 
Von 
S. Schonland. 


Mit 9 Figuren im Text. 


Diese Gattung wurde von Tuunsere in Prod. PI. Cap. p. 80 (1794) 
und Nov. Gen. 132 (1798) aufgestellt und in der Flora Capensis (ed. SchuL- 
TEs, 1823, p. 389) kurz folgendermaßen beschrieben: »Calyx 5-partitus. 
Cor. 0. Nectarium 10-dentatum. Capsula 10-locularis«. Sie wurde zu 
Ehren des Sammlers Jonannes ANDREAS Auge benannt!). In der Beschrei- 
bung der einzigen Art, A. capensis, gibt Tuunser« keine weiteren Blüten- 
oder Fruchtcharaktere an. 

SPRENGEL (Gen. n. 1875, ex Harvey »The genera of South African plantse, 
1838, p. 409) ging ein wenig näher auf die Blütenstruktur ein, aber auch 
seine Beschreibung ist sehr kurz und ungenau. Harvey in dem erwähnten 
Werke meint, daß die Gattung vielleicht zu den Ficoideae gehört. LinpLEY 
- in »The Vegetable Kingdom« (2. Aufl. 1847) hält die Gattung für so un- 
genügend bekannt, daß er sie nirgends unterbringen kann. Sonper in 
»Harvey and Sonper, Flora Capensis« Vol. I, p. 355, gibt eine ziemlich aus- 
führliche Beschreibung, die in die 2. Auflage von Harveys »Genera of South 
African plants« übernommen worden ist und auch mit geringen Verände- 
rungen in Bentuam and Hookers »Genera plantarum«, I (1867), p. 265, 
… lateinisch erschienen ist. Endlich ist die Gattung von ENGLER in den »Na- 
 türlichen Pflanzenfamilien« III, 4, p. 92, 354, behandelt worden. 

Die Gattung ist wohl zuerst von Sonper unter die Zygophyllaceae ge- 
stellt worden. Die späteren Autoren sind ihm darin gefolgt, jedoch hat 
— Eneter sie zu einer Unterfamilie derselben, Augeoideae (I. c. p. 354), 
_ gemacht. 

| Ich habe durch die Freundlichkeit von Mrs. T. V. Paterson und Mrs. 
_ Kirkman mehrere Male Gelegenheit gehabt, lebende Exemplare von Nash- 


4) Näheres über Auce bei Lichtenstein »Travels in Southern Africa« (Englische 
Ausgabe) Vol. Il (4815) p. 133 und MacOwan in »Presidential addresse Trans. S. Afr. Phil. 


— Soc. Vol. IV, p. XXXIV. 


42 S. Schonland. 


vale bei Steytlerville zu untersuchen. Dabei hat sich herausgestellt, daß 
auch die neuesten Beschreibungen der Gattung noch in manchen Punkten 
ungenau sind, was bei der Schwierigkeit der Untersuchung getrockneten 
Materials nicht zu verwundern ist; außerdem habe ich einige Punkte unter- 
suchen können, über die bisher keine Angaben vorliegen. 

Die Vegetationsorgane. Die Pflanze ist ein sehr sukkulentes ein- 
jähriges Kraut, in allen Teilen stark salzhaltig. Sie hat eine etwa 7 cm 
lange Pfahlwurzel. Der Stengel (im Durchmesser etwa 4 cm) ist vom Grunde 
aus stark verzweigt und niederliegend oder schwach aufsteigend, 20—40 cm 
lang. Er ist, wie auch die Zweige, stielrund mit glatter Epidermis. Der 
stark entwickelte Rindenteil ist aus zartwandigem Parenchym gebildet (Fig. 9) 
und hellgrün. Im Perizykel finden sich Gruppen von Hartbast. Die Mark- 
strahlen sind schmal. Das Mark ähnelt der Rinde und bildet wie diese ein 
Wasserreservoir, es ist jedoch dunkelgrün. Das Vorkommen von tiefliegen- 
dem Chlorophyll bei dieser und vielen anderen südafrikanischen Pflanzen 
ist weiterer Untersuchung wert, da wohl nur wenig Licht bis zum Mark 
dringen kann. — Die Internodien sind 2—2,5 cm lang. 

Die Blätter sind, entgegen bisherigen Angaben, ohne Nebenblatter. Am 
Grunde sind die Paare schwach verbunden. Die Blätter sind etwa 3 cm 
lang und etwa 4 cm breit, fast stielrund, innen abgeflacht, etwas weniger 
außen, ein wenig nach oben gebogen, meergrün mit blasserem, etwas zu- 
gespitztem Ende. Am Grunde sind sie etwas zusammengeschnürt, einen sehr 
kurzen Stiel bildend. Der größte Teil des Innern besteht aus einem farb- 
losen Wassergewebe, in der Mitte der Länge nach von einem Gefäßbündel 
durchzogen, das wenige aufsteigende Zweige abgibt, welche sich wieder 
nahe beim peripheren Chlorophyligewebe verzweigen. 

Der Blütenstand ist terminal. Die Blüten erscheinen am Ende des 
zweiten oder dritten Internodiums über den Cotyledonen und beschließen 
dann jedes weitere Internodium. Entweder nur 4 oder beide opponierten 
Blätter haben axilläre Sprosse. Im ersteren Falle stellt er sich in die Fort- 
setzung des Muttersprosses und im letzteren Falle tut dies einer von den 
beiden, so daß ein Sympodium entsteht. Die Blüten werden dabei zur 
Seite gedrängt, so daß sie anscheinend seitlich stehen. Sie bilden kleine 
Büschel, meistens zu dreien, manchmal stehen vier zusammen. Schon in 
den jüngsten Stadien, die ich gesehen habe, sind die Blätter und Blüten 
so stark verschoben, um die eventuelle mehr oder weniger dorsiventrale 
Struktur der Schosse zustande zu bringen, daß es sehr schwer ist, eine 
klare Idee über die gegenseitige Stellung der Blüten zu bekommen. Es 
scheint mir jedoch über allen Zweifel erhaben zu sein, daß sie in kleinen 
Wickeln stehen. Ein Vorblatt der ersten Blüte ist gewöhnlich gut in der 
Form einer deltoiden Schuppe entwickelt, die Vorblätter der anderen sind 
ganz undeutlich. | 

Die Blüte. Die Blütenstiele sind sehr kurz. Auch in den ältesten 


| 
: 


Uber die Gattung Augea Thunb. 43 


Blüten ist von außen weiter nichts als der Kelch zu sehen (Fig. 4) Der- 
selbe ist 12 mm lang. Diese Länge verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf 
die urnenförmige Röhre und die Lappen. Die letzteren sind imbrikat in 
der Knospe (Fig. 6). Die äußeren sind etwas breiter als die inneren. Sie 
bestehen aus einem saftigen, grünen, mittleren Teile, der in eine seitlich 
zusammengedrückte farblose Spitze endet, und einem dünnen, farblosen 
Rand, der sich auch unter der Spitze nach innen fortsetzt. 

Nimmt man den Kelch ab, so sieht man dicht an den urnenförmigen 
Teil angedrückt den Diskus, der 3 mm hoch ist und 10 gleichmäßig ver- 
teilte Zähne, 5 Blumenblätter und 10 Staubblätter trägt. Dieselben sind 
obdiplostemon, wie ich mich an Serienschnitten überzeugen ‚konnte. Die 


© 


Fig. 4. Längsschnitt 
durch eine Samen- 
anlage (vergrößert). 


Fig. 4. Blüte (2/4). 


Fig. 3. Ein Teil des Diskus 

mit 3 Staubblättern (4 ohne 

Anthere dargestellt), 4 Dis- 

kuszähnen und 1 Blumen- 

Fig. 2 Gynöceum blatt, welches in der Natur 
(2/4). aufrecht steht. 


Fig. 5. 
Eine »Scheidewand« 
einer Frucht mit zwei 
Samen (nat. Größe). 


40 Zähne (je 2 mm lang) des Diskus, obgleich in gleichen Abständen stehend, 
sind in Paaren nach den inneren Staubblättern geneigt (Fig. 3). Die Blumen- 
blätter sind sehr zart, aufrecht stehend und den epipetalen Staubblättern 
angepreßt. Sie sind linealisch und an der Spitze in drei Teile geteilt, von 
denen der mittlere viel kürzer und schmäler ist als die seitlichen. Die 
Länge der Blumenblätter beträgt 6 mm. Die epipetalen Staubblätter sind 
3,5 mm lang, die anderen 6 mm. Die Antheren sind oblong und haben 
alle eine kleine, rundliche Spitze. Sie sind am Rücken unterhalb der Mitte 
angeheftet. Die Filamente sind pfriemenförmig, haben aber bis etwas über 
die Hälfte unten einen breiten, sehr dünnen Saum, der zu beiden Seiten in 
eine lange dünne Spitze ausgeht (Fig. 3). Ich sehe keinen Grund, diese 
seitlichen Anhängsel der Filamente als Nebenblätter zu bezeichnen, wie dieses 
üblich ist. Der Fruchtknoten schließt sich eng an den Diskus an, ist je- 
doch von ihm ganz distinkt. Er ist breit oblong, schwach gerieft, 3 mm 


44 S. Schonland. 


lang und geht in den sehr kurzen Griffel über, der die kleine, kopfförmige 
Narbe trägt (Fig. 2). Soweit ich es beurteilen konnte, ist die Blüte auf 
Selbstbestäubung eingerichtet. Der Querschnitt durch den Fruchtknoten 
zeigt, daß er zehn Fächer hat. Diese sind so gleichmäßig entwickelt, auch 
bei den jüngsten Knospen, die ich gesehen habe, daß es aussieht, als ob 
10 Carpelle vorhanden sind. Dagegen spricht nur, daß die Samenanlagen 


Fig. 6. Blütendiagramm. s = Kelchblatt; p = 

Blumenblatt; d = Diskus; x = Diskuszahn; 

ast = äußeres Staubblatt; zs¢ = inneres Staub- 
blatt; o = Fruchtknoten. 


Fig. 7. Querschnitt durch Fig. 8. Querschnitt durch Fig, 9. Segment eines Stengel- 
cine Junge Frucht (?/), sche- eine reife Frucht (?/;), sche- querschnittes. — (Nach einer 
matisch dargestellt. matisch dargestellt. Skizze von Miss A. WHITESIDE). 


streng einreihig sind (2—3 in jedem Fache), so dab wohl ‚möglicherweise 
nur 5 Carpelle gebildet werden, von denen jedoch jedes zwei Fächer des 
Fruchtknotens bildet. Die Samenanlagen sind schwach kampylotrop mit 
der Mikropyle nach außen und oben (Fig. 4). | | 

Die Frucht ist sowohl in der Entwicklung wie auch in ihrer defini- 


Uber die Gattung Augea Thunb. | 45 


tiven Ausbildung recht eigentümlich und dürfte wohl kaum mit einem der 
gebrauchlichen Namen zu bezeichnen sein. Nach der Befruchtung fällt der 
Diskus mit den darauf stehenden Organen ab, während der Kelch stehen 
bleibt, aber nach und nach vertrocknet. Der Fruchtknoten wächst be- 
deutend, bis die Frucht eine Länge von etwa 2—3 cm und eine Breite von 
etwa 1—1,5 cm erreicht. Die Frucht bleibt grünlich, solange sie saftig ist, 
und sieht dann den Blättern recht ähnlich. Schließlich entsteht eine hell- 
braune Trockenfrucht, die sich leicht am Grunde ablöst. Man sieht dann 
von dem sehr dünnen Perikarp 10 Scheidewände ins Innere strahlen, die 
jedoch von der zentralen Achse losgelöst sind (Fig. 8). Häufig ist auch 
das Perikarp wenigstens an einer Stelle zwischen den Scheidewänden auf- 
gesprungen. Nun stellt sich heraus, daß die Samen in den durchsichtigen, 
sehr dünnen Scheidewänden eingebettet sind. Wenn nur ein Same sich 
in einer solchen Scheidewand befindet, dann hat man ein Gebilde, das genau 
wie ein »geflügelter« Same so mancher Liliaceen oder Bignoniaceen aussieht. 
Meistens sind jedoch deren zwei oder drei in jeder Scheidewand. Die Ent- 
wicklungsgeschichte zeigt sehr leicht, wie diese merkwürdige Struktur zustande 
kommt. Während die Frucht wächst, verbreitern sich nämlich die ur- 
sprünglichen Scheidewände sehr bedeutend und sind fast ganz von dünn- 
wandigem Gewebe gebildet; die Fächer des Fruchtknotens bleiben schmal. 
Schließlich verschwindet nach und nach dieses dünnwandige Gewebe, und 
von den ursprünglichen Scheidewänden bleibt nur je eine Reihe von Zellen 
auf jeder Seite, so daß schließlich die anscheinenden Scheidewände der 
reifen Frucht aus zwei Zellreihen bestehen, die jedoch von zwei anliegenden, 
ursprünglichen Scheidewänden des Fruchtknotens herrühren und daher im 
wesentlichen die Wände der Fächer darstellen. Die bezüglichen Vorgänge 
sind sofort zu ersehen, wenn man den Querschnitt des Fruchtknotens in 
der Figur 6 mit den etwas schematischen Figuren 7 und 8 vergleicht. 
Mit Bezug auf die letzteren muß ich jedoch bemerken, daß, wenn sich die 
Frucht entwickelt, die Samen, deren Anlagen ursprünglich ziemlich gleich- 
mäßig in drei übereinander liegenden Ebenen gestellt waren, in verschiedene 
Ebenen zu liegen kommen, so daß man auf einem Querschnitt einer schon 
ziemlich reifen Frucht gewöhnlich nur einen Samen zu sehen bekommt. 
Darüber und darunter schließen sich die Wände der Fächer eng zusammen. 
Die Frucht kann leicht vom Winde weggeführt werden und dabei löst sie 
sich häufig septicid in eine Anzahl Teilfrüchte, manchmal lösen sich die 
einzelnen »Scheidewände« mit den eingeschlossenen Samen los. Dieselben 
sind dann auch noch recht gut zur Verbreitung durch den Wind befähigt. 
Häufig auch springt die Frucht nur an einer Stelle auf und breitet sich 
dann fast in einer Ebene aus. Die Samen selbst sind flach linsenförmige 
endospermfrei. Die Kotyledonen sind flach und werden bei der Keimung 
zu runden, ziemlich flachen Laubblittern. Das nächste Paar der Laub- 
blätter ist den diesen folgenden gleich. 


46 S. Schönland, Uber die Gattung Augea Thunb. 


Stellung der Gattung. Daß die Gattung mit den Zygophylla- 
ceen recht nahe verwandt ist, ist wohl nicht zu bestreiten. Meine Unter- 
suchungen haben jedoch gezeigt, daß noch mehr Gründe vorliegen, sie zu 
einer eigenen Unterfamilie zu erheben, als dieses bisher der Fall war. 

Ich möchte die Augeordeae Engl., gegenüber den anderen Zygophylla- 
ceen, folgendermaßen charakterisieren: 

»Blätter ohne Nebenblatter. Mechanisches Gewebe im Stamme unter- 
brochen, keinen Zylindermantel bildend. Diskus urnenförmig die Blumen- 
blätter und Staublätter tragend. Fruchtknoten A0-fächerig. Frucht mit zar- 
tem, trockenem Perikarp, sich häufig mehr oder weniger septicid öffnend. 
Samen in den Wänden der Fächer eingeschlossen, die letzteren eine Art 
Flügel bildend.« Schließlich möchte ich noch bemerken, daß sich die eigen- 
artige Fruchtbildung wohl an die Coccenbildung, wie sie sich bei einer 
Anzahl anderer Zygophyllaceen findet, anschließen läßt. 

Diagnose der Gattung Auges Thunb. (charact. emend.): Calyx 
basi obconicus 5-fidus segmentis mucronatis membranaceo-marginatis imbri- 
catis, persistens. Petala 5 3-fida staminibus exterioribus oppositis et cum 
is inserta. Discus urceolatus membranaceus, dentibus 10 lanceolatis acutis. 
Stamina 10, ad marginem disci inserta cum dentibus ejus alternantia, ex- 
teriora quam interiora breviora, filamenta subulata membranaceo-marginata, 
membrana utrisque partibus apice libera lanceolata acuta, antherae dorsi- 
fixae introrsae oblongae apice obtuse mucronatae. Ovarium fundo disci 
sessile oblongum A0-loculare, stylus brevis stigmate parvo subcapitato; 
ovula in loculis 2—3, epitropa. Capsula oblonga irregulariter septicida, 
decidua, semina in loculis membranaceis inclusa oblique ovata complanata, 
testa crassiuscula, albumini 0; cotyledones planae crassiusculae. — Herba 
annua carnosa glaberrima, habitu Mesembrianthemt, radice fusiformi, caule 
sympodiali ramis teretibus. Folia exstipulata, opposita, subconnata, sim- 
plicia subteretia, subpetiolata, obtusa vel subacuta. Flores pauci ad nodos 
caulis breviter pedicellati. 

Species 1 capensis, salsuginosa. 


Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 


H. Paul. 


Wie die Gefäßpflanzen so lassen sich auch die Laubmoose nach ihrer 
Verbreitung einer Anzahl von Florenelementen zuteilen. Die überwiegende 
Zahl der in Deutschland vorkommenden Arten gehört natürlich dem Wald- 
gebiet der nördlich-gemäßigten Zone an. Einige von ihnen, wie Sphagnum 
medium Limpr., Grimmia pulvinata Sm., G. leucophaea Grev., Schistidium 
apocarpum Br. eur., Tortula muralis Hedw., Hedwigza albicans Lindb., Fu- - 
naria hygrometrica Sibth., Ceratodon purpureus Brid., Bryum argenteum 
L., Mnium rostratum Schrad., Polytrichum piliferwm Schreb., P. juni- 
perinum Willd., P. commune L., Pohha nutans Lindb., P. cruda Lindb., 
Leptobryum piriforme Schimp., Brachythecium plumosum Br. eur. und 
Stereodon cupressiformis Brid., haben den Weg über die ganze Erde ge- 
funden. Bemerkenswert ist der Umstand, daß von den verhältnismäßig 
wenigen Polytrichaceen der deutschen Flora allein drei Arten Kosmopoliten 
sind, was wohl ein weiterer Beweis für das hohe Alter dieser Gruppe ist. 

Neben diesen echten Kosmopoliten gibt es nun eine nicht geringe Zahl 
von Laubmoosen der nördlich-gemäßigten Zone, die mit Überspringung der 
eigentlichen Äquatorialzone auf der südlichen Halbkugel, besonders in 
Australien wiederkehren. Hierher gehören u. a. Dicranella Schreberi 
Schimp., Didymodon rubellus Br. eur., Tortula papillosa Wils., T. ruralis 
Ehrh., Mniobryum albicans Limpr., Bryum bimum Schreb., B. interme- 
dium Brid., BD. caespiticium L., Aulacomnium palustre Schwägr., Bar- 
tramia pomiformis Hedw., Thuidium delicatulum Mitt., Brachythecium 
salebrosum Br. eur., B. rutabulum Br. eur., B. rivulare Br. eur., Eurhyn- 
chium praelongum Br. eur., Amblystegium filicinum De Not., A. serpens 
Br. eur., Drepanocladus Sendtneri Warnst., D. Kneiffii Warnst., D. flui- 
tans Warnst., Calliergon cordifolium Kindb. und Acrocladium cuspidatum 
Lindb. Manche haben auch vereinzelte Standorte in den Tropengebieten, 
z. B. Hylocomium Schreberi De Not., Bryum turbinatum Br. eur. und 
B. erythrocarpum Schwägr. Die angeführten Beispiele stellen häufige bis 
sehr gemeine Arten dar. Ihre große Verbreitung nimmt daher nicht wunder. 


48 H. Paul. 


Außer diesen allgemein verbreiteten Vertretern der deutschen Moos- 
flora gibt es aber auch viele, die im Gebiete auf gewisse Regionen be- 
schränkt sind. Manche gehüren den Gebirgszügen an und kommen in der 
Ebene nur in geringerer Zahl oder in einzelnen .Standorten vor, andere 
sind nördlicher oder südlicher und westlicher Herkunft und berühren unser 
Gebiet nur in schmalen Strichen oder einzelnen Punkten. Mit einigen dieser 
Vorkommnisse von Moosen außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes 
wollen wir uns im folgenden näher beschäftigen. 


Die Moose der erratischen Blöcke in der Tiefebene. 


Eine eifrige floristische Tätigkeit hat auf den vom Nordlandeis in die 
norddeutsche Tiefebene transportierten Urgesteinsblöcken der ausgedehnten 
Moränengebiete eine beträchtliche Zahl von Moosen konstatiert, die von 
jeher das Interesse der Pflanzengeographen erregen mußten. Sind es z. T. 
doch Vertreter von Genossenschaften, die der Tiefebene sonst fremd. sind. 
Es haben sich mancherlei Vorstellungen von der Herkunft dieser Moose ge- 
bildet, man hielt sie teils für alte Ankömmlinge, die ihren Weg zu uns auf 
den Gesteinsblöcken selbst während der Eiszeit gefunden haben, teils für 
neue Ansiedler, die bei der leichten Verbreitungsmöglichkeit durch die 
Sporen erst in jüngerer Zeit nicht allein von Norden, sondern eher sogar 
von den südlich davon gelegenen Gebirgszügen her Besitz von den Blöcken 
genommen haben. 

Um diese Frage entscheiden oder auch nur diskutieren zu können, 
müssen wir sehen, welche Moose überhaupt an erratischen Blöcken ge- 
funden worden sind. Es sind folgende Arten, deren Verbreitungsgebiet in 
Klammern angeführt sei: 


Andreaea petrophila Ehr. (In vereinzelten kleinen Polstern in der ganzen Tiefebene.) 
A. Rothii Web. u. Mohr. (Oldenburg, Pommern, Preußen.) 

Dieranoweisia cirrata Lindb. (Hier und da im ganzen Gebiet.) 

D. erispula Lindb. (Pommern: Friedrichshorst.) 

Cynodontium strumiferum De Not. (Mecklenburg, Pommern, Ostpreußen.) 
Dichodontium pellucidum Schimp. (Ostprignitz, Pommern.) 

Dicranum viride Lindb. (Selten, z. B. Ostpreußen.) 

D. montanum Hedw. (Hier und da.) 

Dieranum fulvum Hook. (Ostpreußen.) 

D. longifolium Ehrh. (Im ganzen Gebiet zerstreut.) 

Ceratodon purpureus Brid. (Gemein.) 

Trichostomum eylindricum Br. eur. (Nur Brandenburg: Chorin und Pommern: Tarmen.) 
Barbula sinuosa Braithw. (Ostprignitz: Lütkendorf; Schleswig: Flensburg.) 

B. vinealis Brid. (Brandenburg, Pommern, Schleswig-Holstein.) 

B. rigidula Mitt. (Ostprignitz, Neumark.) 

Tortula papillosa Wils. (Sehr selten.) 

T. latifolia Bruch. (Selten.) 

T. pulvinata Limpr. (Seltener.) 

T. ruralis Ehrh. (Hier und da.) 

Schistidium apocarpum Br. eur. (Häufig im ganzen Gebiet.) 


Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 49 


_ S. confertum Br. eur. (Selten z. B. Neumark.) 
Grimmia pulvinata Sm. (Gemein.) 
. Doniana Sm. (Selten Mecklenburg, Pommern, Brandenburg, Nieder-Schlesien.) 
. leucophaea Grev. (Selten Ostpreußen, Brandenburg.) 
. commutata Hüben. (Selten Schleswig-Holstein, Brandenburg, Ostpreußen, Pommern.) 
. ovata Web. u. Mohr. (Ostpreußen, Schlesien, Brandenburg.) 
. decipiens Lindb. (Schleswig, Lauenburg, Ostfriesland, Oldenburg, Bremen, Pom- 
mern, Brandenburg, Schlesien.) 
. trichophylla Grev. (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Brandenburg, Hamburg, 
Schleswig-Holstein.) 
. Mühlenbeckii Schimp. (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Brandenburg, Schles- 
wig-Holstein, Schlesien.) 
. montana Br. eur. (Pommern: Tarmen.) 
Dryptodon patens Brid. (Sehr selten Pommern, Brandenburg, Ostpreußen.) 
D. Hartmani Limpr. (Ostpreußen, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Ham- 
burg, Oldenburg, Brandenburg, Schlesien.) 
Rhacomitrium protensum A. Braun. (Hannover, Hamburg, Brandenburg, Pommern.) 
Rh. aciculare Brid. (Mecklenburg, Schleswig, Hamburg, Pommern.) 
Rh. fasciculare Brid. (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schleswig, Hamburg, 
Brandenburg.) 
Rh. sudeticum Br. eur. (Pommern, Brandenburg, Hamburg.) 
Rh. affine Lindb. (Lüneburg !).) 
Rh. heterostichum Brid. (Zerstreut im ganzen Gebiet.) 
Rh. hypnoides Lindb. (Zerstreut im ganzen Gebiet.) 
Rh. microcarpum Brid. (Pommern: Friedrichshorst; West- und Ostpreußen, nach 
LimpricHT fraglich.) 
Brachysteleum polyphyllum Hornsch. (Schleswig-Holstein: Trittau.) 
Hedwigia albicans Hedw. (Häufig.) 
Ulota americana Mitt. (Pommern: Friedrichshorst; ob an Felsen oder Bäumen?) 
U. crispa Brid. (Selten an Blöcken.) 
U. erispula Bruch. (Selten z. B. Brandenburg: Brüsenwalde.) 
U. Bruchii Hornsch. (Selten.) 
Orthotrichum Lyellii Hook u. Tayl. (Seltener.) 
. leiocarpum Br. eur. (Seltener.) 
. rupestre Schleich. (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien, Brandenburg, 
Schleswig, Bremen, Westfalen.) 
. speciosum Nees. (Verbreitet.) 
. affine Schrad. (Seltener an Blöcken.) 
. anomalum Hedw. (Häufig.) 
. cupulatum Hofim. (Im ganzen Gebiet.) 
. pallens Bruch. (Selten.) 
Plagiopus Oedert Limpr. (Westpreußen: Graudenz.) 
Leucodon sciuroides Schwägr. (Verbreitet.) 
Antitrichia curtipendula Brid. (Verbreitet.) 
Neckera crispa Hedw. (Selten z. B. Neumark.) 
N. pumila Hedw. (Selten.) 
N. complanata Hüben. (Hier und da.) 
_ Homalia trichomanoides Br. eur. (Seltener.) 


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: 4) R. Timm, Einige Moosexkursionen ins Lüneburger Gebiet. Naturwiss. Ver. Lüne- 
burg 1941. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 4 


50 | H. Paul. 


Leskea polycarpa Ehrh. (Verbreitet.) 

Anomodon viticulosus Hook u. Tayl. (Hier und da.) 

A. longifolius Bruch. (Selten z. B. Brandenburg: Bärwalde.) 
Pterigynandrum filiforme Hedw. (Selten.) 

Pseudoleskea atrovirens Br. eur. (Ostpreußen: Lyck.) 

Thuidium delicatulum Mitt. (Selten.) 

Isothecium myurum Brid. (Häufig.) 

I. myosuroides Brid. (Selten, im ganzen Gebiet.) 
Homalothecium sericeum Br. eur. (Gemein.) 

H. Philippeanum Br. eur. (Ostpreußen: Königsberg.) 
Brachythecium populeum Br. eur. (Häufig.) 

Br. plumosum Br. eur. (Selten, im ganzen Gebiet.) 
Eurhynchium Stokesii Br. eur. (Hier und da.) 

E. velutinoides Br. eur. (Ostpreußen: Apken.) 

E. crassinervium Br. eur. (Pommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hamburg.) 
Ichynchostegiella algiriana Warnst. (Pommern: Friedrichshorst.) 
Isopterygium depressum Mitt. (Ostpreußen, Schleswig.) 
Amblystegiella subtilis Lske. (Selten.) 

Fehytidiadelphus loreus Warnst. (Selten.) 

Hylocomium umbratum Br. eur. (Pommern: Friedrichshorst; Ostpreußen: Osterode.) 
H. brevirostre Br. eur. (Zerstreut.) 

Ptilium crista castrensis De Not. (Selten.) 

Homomallium incurvatum Lske. (Selten.) 

Stereodon cupressiformis Brid. (Gemein.) 

Drepanocladus uncinatus Warnst. (Ziemlich selten.) 

Thammium alopecurum Br. eur. (Selten, im ganzen Gebiet.) 


Die angeführten Verbreitungsangaben sind größtenteils den Werken 
von Limpricat, Laubmoose Bd. IV von Rasennorsts Kryptogamenflora, und 
WARNSTORF, Laubmoose aus Kryptogamenflora der Mark Brandenburg, ent- 
nommen; sie beziehen sich nur auf das Vorkommen an erratischen Blöcken. 

Von den aufgezählten Moosen sind Ceratodon purpureus Brid., Tor- 


tula ruralis Ehrh., Schistidium apocarpum Br. eur., Grimmia pulvinata — 


Br. eur., Hedwigia albicans Hedw., Orthotrichum anomalum Hedw. und 


Stereodon cupressiformis Brid. gemeine Ubiquisten oder sonst recht ver- 


breitete Moose; sie können also über die Herkunft der Moose auf erra- 
tischen Blöcken keine Auskunft geben. 

Auch Dieranoweisia cirrata Lindb., Dicranum viride Lindb., D. mon- 
tanum Hedw., Tortula papillosa Wils., T. latifolia Bruch, T. pulvinata 
Limpr., Ulota crispa Brid., U. crispula Bruch, Orthotrichum Lyellit Hook. 
u. Tayl., Orthotrichum leiocarpum Br. eur., O. speciosum Nees, O. affine 
Schrad., O. pallens Bruch, Leucodon sciuroides Schwägr., Antitrichia cur- 
tipendula Brid., Neckera erispa Hedw., N. pumila Hedw., N. complanata 
Hüben., Homalia trichomanoides Br. eur., Leskea polycarpa Ehrh., Ano- 


modon viticulosus Hook. u. Tayl., Pterigynandrum filiforme Hedw., Thu- 


idium delicatulum Mitt., Isothecium myurum Brid., Homalothecium seri- 


ceum Br. eur., Brachythecium populeum Br. eur., Eurhynehium Stokesw — 
Br. eur., Amblystegiella subtilis Lske., Rhytidiadelphus loreus Warnst., — 


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Zur Geographie der deutschen Laubmoose. |. 51 


Hylocomium brevirostre Br. eur. und Ptiliwm erista castrensis De Not. sind 
ebensowenig dazu imstande; sie kommen fast alle häufiger auf anderen 
Substraten, die meisten an Bäumen, einige auf der Erde, in der Nachbar- 
schaft erratischer Blöcke vor. Daher ist es kein Wunder, wenn sie von 
dort auch auf diese übergehen. 

Ferner scheiden für die Beurteilung der Frage aus: Cynodontium. 
strumiferum De Not., Dichodontium pellucidum Schimp., Dieranum lon- 
gifolium Ehrh., Barbula vinealis Brid., Barbula rigidula Mitt. und Drepa- 
nocladus uncinatus Warnst.; obwohl gern Felsbewohner, sind sie doch 
auch von anderen Substraten im Gebiet bekannt und können von dort die 
Urgesteinsblöcke erst nachträglich besiedelt haben, wenngleich nicht von 
der Hand zu weisen ist, daß es auch umgekehrt sein kann. Sie sind außer- 
dem sowohl südlich als auch nördlich vom Gebiet verbreitet; daher können 
aus ihrem Vorkommen keine Schlüsse gezogen werden. 

Die übrig bleibenden Arten sind fast ausschließliche Gesteinsbewohner. 
Von ihnen gehören folgende der Berg-, z. T. auch der alpinen Region der 
skandinavischen und mitteldeutschen Gebirge an: Andreaea petrophila 
Ehrh., Andreaea Roth Web. u. Mohr., Dieranoweisia crispula Lindb., 
Trichostomum cylindricum Br. eur., Schistedium confertum Br. eur., Grim- 
- mia Doniana Sm., G. leucophaea Grev., G. commutata Hüben., G. ovata 
> Web. u. Mohr, G. decipiens Lindb., @. trichophylla Grev., G. Mühlen- 
beckit Schimp., G. montana Br. eur., Dryptodon patens Brid., D. Hart- 
mani Limpr., Rhacomitrium protensum A. Br., Rh. aciculare Brid., Rh. 
fasciculare Brid., Rh. sudeticum Br. eur., Rh. affine Lindb., Rh. hete- 
rostichum Brid., Rh. hypnordes Lindb., Rh. microcarpum Brid., Ulota 
americana Mitt., Orthotrichum rupestre Schleich., O. cupulatum Hoffm., 
Plagiopus Oederi Limpr., Pseudoleskea atrovirens Br. eur., Isothecium 
myosuroides Brid., Drachythecium plumosum Br. eur., Hurhynchium cras- 
sinervium Br. eur., Isopterygium depressum Mitt., Homomallium incur- 
vatum Lske. und Thamnium alopecurum Br. eur. Sie können also sowohl 
von Norden wie von Süden gekommen sein; daher wird auch durch ihr 
Vorkommen auf Urgesteinsblöcken in der Tiefebene die Frage, ob es »er- 
ratische Moose« gibt, nicht gelöst. Ebenso ist nach diesen Gesichtspunkten 
der vereinzelte Fund von Pseudaleskea atrovirens Br. eur. in Ostpreußen 
kein so großes »bryogeographisches Rätsel«, wie LimpricuT{) gemeint hat. 

Die schließlich noch übrigbleibenden Moose unserer Liste beanspruchen 
größeres Interesse und müssen daher einzeln besprochen werden. 

Dicranum fulvum Hook. ist nach Brornerus?) an beschatteten Felsen 
durch das mittel- und süddeutsche Bergland ziemlich verbreitet, vereinzelt 
‘in der norddeutschen Tiefebene und in Schweden, in Nordamerika weit 


4) Limpricur, 1. c. II. Bd. p. 841. 
2) Brotuerus, Laubmoose in EnGLer-PranTz, Nat. Pflzfam. 


4* 


52 H. Paul. 


verbreitet. Es ist daher wohl viel wahrscheinlicher, daß das Vorkommen 
an erratischen Blöcken in der Ebene auf Neuansiedlung von den mittel- 
deutschen Bergen her als von Schweden zurückzuführen ist. Vielleicht ist 
es sogar von hier aus nach Skandinavien durch Sporenverwehung gelangt. 

Barbula sinuosa Braithw. ist eine westliche Art, die in den Küsten- 
ländern Westeuropas von Frankreich bis Dänemark gefunden wurde. Der 
Fundort bei Flensburg fällt also in das eigentliche Verbreitungsgebiet des 
Mooses, der Ostprignitzer stellt einen versprengten Punkt dar wie der von 
GeueeB konstatierte in der Rhön. Die Pflanze ist also von Westen her 
gekommen. 

Brachysteleum polyphyllum Hornsch. ist ebenfalls eine westliche Form, 
von Nordspanien bis Norwegen verbreitet und in Süddeutschland bis zum 
Fichtelgebirge hereinreichend. Der Fundort in Schleswig-Holstein fällt also 
in das Verbreitungsgebiet. 

Homalothecium Philippeanum Br. eur. kann deswegen kein erratisches 
Moos sein, weil es in Skandinavien überhaupt nicht wächst, sondern nur 
in den Berg- und Alpenländern von Mitteleuropa, Pyrenäen und Norditalien. 
Dieser Umstand bewog Limpricur bei der Erwähnung des Königsberger 
Fundortes sich gegen die Existenz erratischer Moose auszusprechen. In 
der Tat ist keine andere Möglichkeit vorhanden, als daß dieses Moos von 
Süden her in postglazialer Zeit auf den erratischen Block in Ostpreußen 
gelangt ist. 

Eurhynchium velutinoides Br. eur. ist wohl ebenfalls von Süden her 
nach Ostpreußen gelangt, da es im Norden nur in Norwegen, also räum- 
lich weit vom Fundort Apken vorkommt. 

Rhynchostegrella algiriana Warnst., ein südliches Moos, welches auch 
im Westen häufiger ist, hat in Schweden nur geringe Verbreitung, weshalb 
die Ansiedlung von den Gebieten seiner größeren Häufigkeit wahrschein- 
licher ist; es kommt übrigens im Gebiet auch an Mauern vor. 

Hylocomium umbratum Br. eur. endlich kann noch fast den meisten 
Anspruch darauf erheben mit den vom Gletschereis transportierten Blöcken 
nach Pommern und Ostpreußen gelangt zu sein, weil es im Gebiete der 
norddeutschen Tiefebene bisher nicht anders als auf erratischem Gestein 
gefunden wurde, während es im Gebirge häufiger auf Waldboden wächst. 
Wenn es sich um Neuansiedlung handeln würde, die ja an und für sich 
nicht ausgeschlossen ist, so wäre doch merkwürdig, daß die Sporen des 
Mooses gerade nur auf die erratischen Blöcke gefallen sein sollen, wo es 
sicherlich auf Waldboden mindestens ebenso geeignete Plätze gefunden hätte. 

Dieser Umstand läßt auch die nördliche Herkunft durch Gletscher- 
transport für manche der erwähnten Gebirgsmoose immerhin plausibel er- 
scheinen, bewiesen kann sie aber keineswegs dadurch werden, denn es 
bleibt daneben immer noch die Möglichkeit offen, daß alle erwähnten Vor- 
kommnisse als Neuansiedlungen durch Sporenverwehung in postglazialer — 


Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 53 


Zeit gedeutet werden können. Sicher ist das wohl der Fall für die west- 
lichen und südlichen Arten, die Ubiquisten und ebenfalls für die Moose, 
welche im Gebiet auch auf anderen Substraten gefunden wurden. 
Daß Limpricut sich gegen die Theorie von der glazialen Herkunft der 
Moose auf den erratischen Blöcken ausgesprochen hat, wurde bereits 
_ erwähnt. Auch Warnstorr ist derselben Meinung. Früher schon hatte 
J. Amann!) durch seine Untersuchungen über die Laubmoose der erratischen 
Blöcke der schweizerischen Hochebene und des Jura festgestellt, daß sich 
keine eigentlichen alpinen Arten, die für die Umgebung der Gletscher cha- 
rakteristisch sind, darunter befinden. Er schloß daraus und aus ähnlichen 
Gründen, wie”wir sie oben anführten: »Die Moose der erratischen Blöcke 
der Schweiz können nicht als Beweis dienen für einen Transport alpiner 
Pflanzen in die Ebene durch die Gletscher der Eiszeit. Die Annahme, daß 
sie sich nachträglich und im Laufe der jetzigen geologischen Periode auf 
dem erratischen Gesteine des Tieflandes angesiedelt haben, liegt näher und 
erscheint wahrscheinlicher. « 

Mutatis mutandis können wir dasselbe auch für die erratischen Blöcke 
der norddeutschen Tiefebene sagen. Es ist auf ihnen kein einziges Moos 
gefunden worden, das entweder ausschließlich hochalpin wäre oder nur in 
Schweden, nicht aber auch südlich davon vorkäme. Deshalb ist es nicht 
möglich, die glaziale Herkunft der Moose auf den erratischen Blöcken zu 
beweisen. Ebenso kann sie aber auch nicht völlig geleugnet werden. Die 
Möglichkeit liegt immerhin vor, denn es können ja ursprünglich auch Glet- 
scherrandmoose an den Blöcken vorgekommen sein, sich aber nicht in der 
_ Ebene gehalten haben, weil ihnen die klimatischen Bedingungen nicht zu- 
sagten. So sind dann schließlich nur die weniger empfindlichen montanen 
und subalpinen als Bewohner der erratischen Gesteine übriggeblieben und 
solche der Ebene haben sich zu ihnen gesellt. 


Arktische, subarktische, subalpine und alpine Moose in der 
norddeutschen Tiefebene. 


Einzelne Funde alpiner oder hochnordischer Moose sind schon vor 
‚geraumer Zeit in der norddeutschen Tiefebene gemacht worden. Da sie 
sich aber lange nicht wiederholten, wurden Zweifel an der Richtigkeit der 
_ Bestimmung erhoben oder Verwechslungen der Herbarzettel usw. vermutet. 
“In neuerer Zeit sind aber manche dieser Beobachtungen bestätigt worden, 
| “auch sind weitere Arten gefunden worden, so daß diesen alten Angaben 
- Glauben geschenkt werden muß. Bisher wurden folgende hierher gehörige 
Moose konstatiert?): 


4) J. Amann, Woher stammen die Laubmoose der erratischen Blöcke der schweize- 
rischen Hochebene und des Jura? Ber. d. schweiz. bot. Ges. Heft IV. Bern 1894. 

f 2) Die Angaben über Sphagna sind Warnstorrs Sphagnologia universalis in ENGLER, 
_ Das Pflanzenreich, Sphagnales-Sphagnaceae, Leipzig 1944, die über die meisten übrigen 


54 H. Paul. 


Sphagnum Wulfianum Girgens. Westpreußen: Marienwerder; Ostpreußen: 
Lyck. Ist mehr im subarktischen Gebiet verbreitet, im arktischen in 
Grönland, sonst in den russischen Ostseeprovinzen und von Moskau 
nördlich nicht selten. Südlich dieses Gebietes nur in der Bukowina 
und angeblich im Böhmerwalde. 

S. Lindbergu Schimp. Pommern: Moor am Polacksee bei Tarmen; Schle- 
sien: Breslau. Im arktischen und subarktischen Gebiet verbreitet; 
Schottland, Shetlandsinseln; Esthland; atlantisches Nordamerika; Japan. 
In Mitteleuropa nur noch Harz: Brocken, 1140 m; Riesengebirge 
4400—1400 m; Alpen: an der Grenze von Salzburg und Steiermark 
im Salzriegelmoor bei Stadl am Lasaberg 1870 m. | 

S. Jensenit Lindb. Ostpreußen: Angerburg. Subarktisches Europa und 
Asien; russische Ostseeländer; Mittelrußland; Japan. 

S. balticum Russ. Pommern, Ost- und Westpreußen, Brandenburg, in ein- 
zelnen Fundorten. Arktisches und subarktisches Gebiet; England, 
Schottland; russische Ostseeländer, Mittelrußland; atlantisches Nord- 
amerika. In Mitteleuropa nur noch: Thüringen, Erzgebirge, Argau und 
Oberbayern, in ganz vereinzelten Fundorten. 

Distichium inclinatum Br. eur. Brandenburg: In einem Moor bei Anger- 
münde. Auf der nördl. Hemisphäre subarktisch-subalpin. In den 
Alpen verbreitet; in den Mittelgebirgen selten. 

Dicranum congestum Brid. Pommern: Gr. Linichen. Subarktisch-subalpin. 
Nord- und Mitteleuropa, in den Alpen häufiger als im Mittelgebirge; 
Kaukasus, Japan, Sibirien, Nordamerika. 

Tortella inclinata Limpr. Pommern: Misdroy, auf Dünen; Vogelsang und 
Ufer der Madü bei Stettin. Subarktisch-montan bis subalpin. Europa; 


Kaukasus. 
T. fragilis Limpr. Brandenburg: Arnswalde, am Ostufer des Stawinsees. 
Montan bis hochalpin — subarktisch bis arktisch; in den Alpen ver- 


breitet, viel seltener in den Mittelgebirgen, nur Rhön und Schwarz- 
wald; auch auf Dünen in Holland; Kaukasus, Himalaya, Sibirien, 
Zentralasien, Ostchina, nördlichste Teile von Nordamerika. 

Tayloria serrata Br. eur. Brandenburg: Havelufer zwischen Potsdam und 


Templin. Subalpine bis alpine Region der Gebirge Mitteleuropas; nörd- 


lichste Teile von Nordamerika. 

Tetraplodon mnioides Br. eur. Oldenburg: Ipsweger Moor bei Oldenburg, 
bei Ibenbrock (Oldenbrock); Westfalen: am Uffler Moor im Münster- 
lande; Hannover: im Herbergerfelde bei Osnabrück, Geestemünde; Ham- 
burg: Pinneberger Harksheide!). Höhere Berg- bis Hochalpenregion 


Moose den erwähnten Werken von WARrnsToRF und Limpricut und die Verbreitungs- 
angaben dem zitierten Werke von BROTHERUS entnommen. 


4) R. Tımm, Beiträge zu unserer Moosflora. Abh. aus dem Gebiete der Naturw. 


herausg. vom Naturw. Ver. in Hamburg. XIX. Bd. 2. Heft, 4907. 


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Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 55 


der Gebirge Zentraleuropas; Belgien, Großbritannien; Skandinavien, 
Finnland und Kola verbreitet; Spitzbergen; Sikkim und Yunnan; Si- 
birien; Japan; nördl. Nordamerika; Hochgebirge Neuseelands. 

T. angustatus Br. eur. Unter dem Namen 7. balticus beschreibt Warn- 
storrt) ein in Ostpreußen: Gr. Moosbruch bei Lauknen von H. Gross 
1911 gefundenes Moos, das nach der Diagnose dem T. angustatus 
Br. eur. nahe steht und wohl nur eine Varietät davon darstellt. Letz- 
tere Artist in Skandinavien und Finnland verbreitet, geht in Norwegen 
bis 70°45’ nördl. Br., in den Gebirgen Mitteleuropas von der oberen 
Berg- bis zur Alpenregion, in Norditalien und Schottland selten; in 
den nördlichsten Teilen von Nordamerika. 

Splachnum sphaericum Sw. Oldenburg: um Jever. Höhere Berg- und 
Alpenregion von Nord- und Zentraleuropa, Norwegen bis 70° 30’; Nord- 
italien, Großbritannien, Sibirien, nördlichste Teile von Nordamerika. 

Pohlia gracilis Lindb. Brandenburg: Bahnausstich bei Buch und Bahnaus- 
stiche bei Hirschgarten und Sadowa in der Umgebung von Berlin. 
Hamburg: Sandbaggergrube bei Boberg?). Alpin bis hochalpin in Zen- 
tral- und Nordeuropa; Kola, Nordfinnland; Färör, Schottland selten; 
Pyrenäen; Kaukasus; Sibirien, Oregon, Ostgrünland. 

Pohlia pulchella Lindb. Hamburg: Ausstiche bei Bergedorf und bei Wands- 
beck in einem Fahrwege zwischen Jenfeld und Schiffbeck; Pommern: 
auf Waldwegen in Forst Herzberg bei Friedrichshorst; Ostpreußen: 
Preuß.-Eylau: Waldweg im Warschkeiter Forst bei Zesen. Skandi- 
navien und Finnland zerstreut (Norwegen bis 70° 43’), Halbinsel Kola, 
‘Esthland; östl. und mittl. Teile von Nordamerika. | 

Bryum elegans Nees. Brandenburg: in der var. Ferchelit Breid. bei Bär- 
walde an der Chaussee nach Güstebiese auf Sand. Berg- und Alpen- 
region von Zentraleuropa; Spitzbergen, Südfinnland, Skandinavien, 
Färör, Großbritannien, Frankreich, Pyrenäen, nördl. Teile von Nord- 
amerika. 

Philonotis seriata Mitt. Brandenburg: Eisenbahnausstich bei Buch; auf 

Tonboden bei Boitzenburg. Obere Berg- und Alpenregion der Mittel- 

gebirge und Alpen selten, Transsilvanische Alpen, Karpathen; Petschora- 

land, Kola, Grönland, Gebirge Skandinaviens ziemlich verbreitet; Färör, 

Schottland, Frankreich sehr selten. 


Oligotrichum hercynicum Lam. u. De Cand. Rosengarten bei Harburg in 


einem lehmigen Waldwege°). Obere Berg- bis Alpenregion der zentral- 


4) C. Warnstorr, Tetraplodon balticus Warnst. n. sp. in H. Gross, Ostpreußens 
Moore, Schriften der Physik.-ökonom. Ges. zu Königsberg in Preußen. LII/LIV. Jahrg. 
4912/13. 

2) R. Timm, Beiträge zu unserer Moosflora usw. 

3) R. Timm, Einige Moosexkursionen ins Lüneburger Gebiet, |. c. p. 74. 


56 H. Paul. 


+ 


europäischen Mittel- und Hochgebirge; Kola, Nordfinnland, Skandina- 
vien, Färör, Großbritannien, Mt-Dore, Pyrenäen, Apenninen, Norditalien, 
Grönland, Alaska. 

Polytrichum alpinum L. Westpreußen: auf Torf bei Ostrow-Lewark nächst 
Stuhm. Höhere Berg- und Alpenregion durch die Mittel- und Hoch- 
gebirge von Europa bis in die Arktis; Kaukasus, Nord- und Zentral- 
asien, Sachalin; nördl. und westl. Nordamerika; Kerguelen, Ostaustralien, 
Tasmanien, Neuseeland, Südgeorgien, an der Gerlachstraße. 

Fontinalis dalecarlica Schimp. Westpreußen: an mehreren Stellen der nord- 
westlichen Seenplatte. Nordrußland, Finnland, Skandinavien, nördliche 
Teile von Nordamerika. 

Dichelyma falcatum Myrin. Westpreußen: Gossentinbach bei Pretoschin, 
Kreis Neustadt, und Wiszniewo bei Löbau. Halbinsel Kola, Finnland, 
Skandinavien verbreitet, Island, Sibirien, Bergregion der östl. Teile von 
Nordamerika. Südlich von unserem Gebiet nur im Iser- und Riesen- 
gebirge und Siebenbürgen, in je einem Fundorte bekannt. 

Heterocladium squarrosulum Lindb. Brandenburg: Bärwalde; Lieberose; 
Schlesien: Grünberg. Montan bis hochalpin in ganz Europa, Kaukasus, 
nördl. Teile von Nordamerika, Ecuador. 

Brachythecium Starkei Br. eur. Pommern: Friedrichshorst. Montane bis 
alpine Regionen der Gebirge Europas mit Ausnahme der südlichen 
Teile; in Norwegen bis 70° 25’ n. Br.; Kaukasus, Jeniseigebiet, Amur- 
gebiet, Japan, nördlichere Teile von Nordamerika. 

Plagiothecium striatellum Lindb. Mecklenburg: Ratzeburg; Hamburg, Sach- 
senwald. Auch von Jütland, Bornholm und Bredelar in Westfalen: be- 
kannt. Hauptverbreitung oberhalb der Baumgrenze in den Sudeten 
und in Skandinavien; mitteldeutsche Gebirge und Alpen mehr spora- 
disch; Finnland, Kola; Schottland sehr selten; Pyrenäen; östl. und 
nördl. Teile von Nordamerika. 

Campylium Halleri Lindb. Hamburg: Granitmauer des Isebeck-Kanales. 
Obere Berg- und Alpenregion der Tatra und Alpenkette häufig, mittel- 
deutsches Bergland selten; Skandinavien; Schottland sehr selten; Frank- 
reich, Norditalien; Westhimalaya; Labrador, Newfoundland, Kanada. 

Calliergon Richardsoni Kindb. Schleswig-Holstein: Beekmoor bei Tangstedt 
(Kreis Stormarn!)). Voralpen- bis Alpenzone der österreichischen Alpen- 
länder ziemlich verbreitet, Finnland und Skandinavien zerstreut, häufig 
im nördlichen Nordamerika und in den Tundren Sibiriens. 


Hierher gehören auch einige der im vorigen Abschnitte genannten 
Moose auf erratischen Blöcken, ferner Distichium capillaceum Br. eur. und 
Bryum pallescens Schleich., beide besonders in der alpinen Region häufig 
und weit nach Norden gehend, in der Tiefebene von einer größeren Zahl 


4) R. Timm, Beiträge zur Kenntnis unserer Moosflora, l. c. p. 47. 


BAT eG 


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Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 57 


von Fundorten bekannt. Endlich schließen sich die borealen Moose Mnium 
cinchdioides Hüben., Cinclidiwm stygium Sw., Meesea trichodes Spruce und 
Drepanocladus revolvens Warnst. an, deren Hauptverbreitung im Norden Eu- 
ropas liegt, die aber mit zahlreichen Fundorten bis weit nach Mitteleuropa 
dringen und auch in der ganzen Tiefebene von einzelnen Stellen bekannt 
sind. Sie vermitteln den Übergang zur allgemeiner verbreiteten Gruppe 
der mitteleuropäischen Moose. 

Wie sind nun diese versprengten Fundorte zu deuten? Sind sie als 
Neuansiedlungen oder als Reste ehemaliger weiterer Verbreitung aufzufassen ? 
Limpricur erschienen einzelne der damals bekannten Fundorte alpiner Moose 
in der Tiefebene so merkwürdig und unerklärlich, daß er sie ohne Kom- 
mentar anführte und, wo er keine Belegexemplare erhalten konnte, neuer- 
liche Bestätigung verlangte. Angesichts der vielen oben angeführten Funde 
ist nun an diesen Vorkommnissen heute nichts Wunderbares mehr, beson- 
ders da wir wissen, daß auch unter den Gefäßpflanzen Vertreter der boreal- 
alpinen Assoziation in der norddeutschen Tiefebene vorhanden sind. Ich 
erinnere an Betula nana, Salix myrtilloides, Juncus stygius, Carex vagi- 
nata, C. magellanica, Saxifraga Hirculus u.a.m. Die meisten Autoren 
haben die Fundorte dieser Pflanzen als Glazialrelikte aufgefaßt, obwohl es 
nicht an gegenteiligen Meinungen gefehlt hat. So hat besonders Weser!) 
an zwei Standorten der Detula nana nachgewiesen, daß es sich hier nur 
um ganz junge Ansiedlungen handeln könne. Und die heute auf Flach- 
mooren wachsenden Pflanzen dieser Gesellschaft hätten sich erst ansiedeln 
können, als durch Beseitigung der ursprünglichen Vegetation und durch 
Entwässerung die ihnen zusagenden Bedingungen geschaffen wurden. WEBER 
ist daher der Meinung, »daß die betreffenden Pflanzen erst in verhältnis- 
mäßig jüngeren Abschnitten des postglazialen Zeitalters von Skandinavien 
zu uns übergesiedelt sind und nicht als Relikte der Eiszeit betrachtet wer- 
den dürfen, wenigstens nicht ohne weiteres bloß deshalb, weil sie der 
borealen Assoziation angehören«. 

Neuerdings hat sich H. Preuss?) wieder für den Reliktencharakter aus- 
gesprochen, weil die boreal-alpinen Pflanzen in Ost- und Westpreußen be- 
sonders an Ufern von Erosionsseen wachsen, weil sich ferner die Vertreter 
dieser Assoziation an den Standorten häufen und endlich, weil sie beson- 
ders auf Mooren wachsen. Diese kälteliebenden Pflanzen finden hier ihre 
günstigsten Wachstumsbedingungen und verschwinden zum größten Teil 
nach Austrocknung des Standortes. 


4) C. A. WEBER, Die Geschichte der Pflanzenwelt des norddeutschen Tieflandes seit 
der Tertiärzeit. Abdr. aus den Résult, scientif. du Congrès intern. de Botanique Wien 
1905. Jena 4906. p. 98. 

2) Hans Preuss, Uber die boreal-alpinen und pontischen Assoziationen der Flora in 
Ost- und Westpreußen. Ber. Deutsch. Bot. Ges. XXVII. 4909. p. 255. 


58 H. Paul. 


Was nun die oben angeführten Moose betrifft, so kénnte man sie also, 
soweit sie Moorbewohner sind, als Glazialrelikte auffassen. Dat wire also 
besonders bei den vier Sphagnum-Arten der Fall, für S. Lindbergis Schimp. 
ist dies schon von WARNSTORF!) ausgesprochen worden. Die drei übrigen 
haben in den benachbarten russischen Ostseeländern reichliche Verbreitung, 
daher kann das Vorkommen im nordöstlichen deutschen Tieflande nicht 
wundernehmen; sie befinden sich hier am Rande ihrer allgemeineren Ver- 
breitung. Ebenso können möglicherweise auch die anderen in Mooren ge- 
fundenen Moose, wie Distichium inclinatum Br. eur., Polytrichum alpinum 
L. und Calliergon Richardsoni Kindb. Glazialrelikte sein. | 

Eigentümlicherweise finden sich unter den in Rede stehenden Moosen 
vier Splachnaceen, obwohl die deutsche Flora sonst durchaus nicht reich 
daran ist. Für drei von ihnen, Splachnum sphaericum Sw. und die beiden 
Tetraplodon-Arten, welche auf tierischen Resten wachsen, ist durch Bryan?) 
die Verbreitung der Sporen durch Fliegen nachgewiesen worden. Wenn 
wir sie nicht als Relikte auffassen, mtissen wir einen Transport der Sporen 
durch die Insekten von den nächsten Standorten in den Mittelgebirgen, 
etwa im Harz, annehmen. Das liegt in der Tat im Bereich der Möglich- 
keit, denn es ist bekannt, dal Insekten oft in großen Schwärmen weit ver- 
schlagen werden. Außerdem werden einzelne Exemplare durch die modernen 
Verkehrsmittel auf große Strecken verschleppt. Timm’) ist jedoch anderer 
Meinung; er sagt von Tetraplodon mmiordes Br. eur.: »Dieses saprophy- 
tische ‚Gebirgsmoos‘ ist von Geestemünde, Hamburg und Magdeburg in 
der Tiefebene bekannt geworden. Als der Magdeburger Standort entdeckt 
worden war, wurde für die Herkunft der Sporen der Brocken beschuldigt, 
obgleich das Moos dort nur von einem Fundort und aus dem Harz sonst 
überhaupt nicht bekannt ist. Da nun in diesem Falle die Sporen durch 
schmeißfliegen verbreitet werden, so wäre eine Reise dieser Tiere vom 
Brocken nach Magdeburg im Interesse der Moosfreunde ja denkbar, ob- 
gleich Fliegen gern an demselben Fundorte festhalten; für Geestemünde 
und Hamburg ist diese Erklärung aber zu weit hergeholt. Viel näher liegt 
es, zu denken, daß in der nordwestdeutschen Heide zerstreut noch zahl- 
reiche bisher unentdeckte Fundorte von Tetraplodon schlummern; denn die 
Wahrscheinlichkeit, ein solches Moos auf einem kleinen Fleck selbst inner- 
halb eines engeren Lokalgebietes anzutreffen, ist doch sehr gering.« Danach 
wären also diese Standorte als neuerliche Besiedlungen von ursprünglichen 
Glazialrelikten in der Ebene aufzufassen. 

Für Tayloria serrata Br. eur. kann natürlich diese Erklärung nicht 
gelten; sie ist kein glaziales Moos, da sie in Nordeuropa fehlt. Verbreitung 


4) WarnstorF, Torfmoose in Kryptogamenflora der M. Brandenburg. 
2) Vergl. WARNSTORF, IL. c. p. 404. 
3) R. Timm, Beiträge etc., l. c. p. 5. 


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Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 59 


der Sporen durch Insekten scheint für sie auch nicht nachgewiesen zu sein, 
auch wohl wegen der schwach entwickelten Apophyse, des Anlockungs- 
mittels der Splachneen, nicht gut denkbar, daher bleibt nur eine Ver- 
wehung der Sporen von den südlich gelegenen Gebirgen übrig und nur 
darauf ist das Vorkommen bei Potsdam zurückzuführen. 


Ganz undenkbar als Glazialrelikte sind diejenigen boreal-alpinen Moose, 
die in der Tiefebene nur in Ausstichen und sonst nirgends an natürlichen 
Lokalitäten gefunden wurden. Sie müssen als Neuansiedlungen angesehen 
werden und es steht dieser Anschauung nichts im Wege, denn die außer- 
ordentlich kleinen und leichten Sporen werden leicht vom Winde mitgeführt. 
Es ist ja bekannt, daß weit schwerere Objekte, wie Gesteinssplitter, oft 
über weite Landstriche vom Winde getragen werden. Solche nur in Aus- 
stichen konstatierten boreal-alpinen Moose sind Pohlia gracilis Lindb. und 
Philonotis seriata Mitt.; sie finden auf dem unbesiedelten Boden der Aus- 
stiche mangels der Konkurrenz anderer Pflanzen ebenso ihr Gedeihen wie 
im Gebirge, verschwinden aber, wenn ihnen der Platz streitig gemacht 
wird. Daher werden sie stets ephemere Erscheinungen in der Tiefebene 
darstellen. 


Auch Pohlia pulchella Lindb. ist in Ausstichen gefunden worden, aber 
auch in Waldwegen. Sind diese letzteren Stellen als natürliche Standorte 
zu betrachten? Jedenfalls wohl nicht. Trotzdem ist vielleicht das Moos als 
Relikt früherer weiterer Verbreitung aufzufassen, wenn es jetzt auch nicht 
mehr an den ursprünglichen Lokalitäten gefunden wird. Jedenfalls ist die 
heutige Ansiedlung von letzteren erfolgt. Außerdem befinden sich die Stand- 
orte in der norddeutschen Tiefebene am Rande des Areales allgemeinerer 
Verbreitung. 


Die Wassermoose Fontinalis dalecarlica Schimp. und Dichelyma fal- 
catum Myrin können durch Wasservögel von den nächsten Standorten in 
den russischen Ostseeprovinzen in die preußische Seenplatte gelangt sein 
und dort von Gewässer zu Gewässer verschleppt worden sein. Ebenso 
möglich ist aber auch, beide als Relikte aus der Glazialperiode aufzufassen, 
da die Fundorte gleichfalls am Rande des Verbreitungsareales liegen. 


Gesonderte Besprechung erfordert Tortella fragilis Limpr., weil diese 
Art nur sehr selten Früchte trägt und eine Verwehung von Sporen für die 
Erklärung des Vorkommens in Brandenburg aus diesem Grunde nicht gut 
herangezogen werden kann. Aber das Moos hat in seinen außerordentlich 
brüchigen Blättern, deren Teilstücke als Stecklinge fungieren und, besonders 
wenn sie trocken sind, leicht vom Winde verweht werden können, einen 
Ersatz für die mangelnde Ausbreitung durch Sporen, und daher ist es auch 
nicht unmöglich, daß das Vorkommen bei Arnswalde darauf zurückzuführen 
ist. Allerdings kommt das Moos auch auf Dünen in Holland vor und die 
Auffassung als Glazialrelikt ist nach analogem Vorkommen von Empetrum 


60 H. Paul, Zur Geographie der deutschen Laubmoose. 


nigrum nicht ganz zurückzuweisen, ebenso für Tortella anclinata Limpr. 
auf den Diinen von Misdroy. 

Für die noch übrig bleibenden Moose ist es ebenso zweifelhaft; es 
können beide Auffassungen geltend gemacht werden. 

Wir müssen also am Schlusse unserer Ausführungen gestehen, daß ein 
sicherer Beweis für die Deutung der Funde boreal-alpiner Moose in der 
norddeutschen Tiefebene als Glazialrelikte nicht erbracht werden kann. Für 
manche ist diese nach analogem Vorkommen von: Gefäßpflanzen wahrschein- 
lich, wenn auch in Hinsicht auf die große Ausbreitungsmöglichkeit durch 
die Sporen auch eine Neuansiedlung in Betracht gezogen werden muß. Für 
einige Moose endlich ist sicher nachzuweisen, daß sie keine Relikte, son- 
dern Ansiediungen allerjüngsten Datums darstellen. 


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Uber Plantago Sectio Plantaginella Decne. 
Von 


R. Pilger. 


Zu den in biologischer und morphologischer Hinsicht interessantesten 
Gruppen der Gattung Plantago gehort die Sektion Plantaginella Decne. (1. 
p. 727), die in beschrankter Artenzahl besonders im andinen und siidlich- 
sten Siidamerika, sowie auf Neu-Seeland und Tasmanien verbreitet ist. 

Ihre Arten sind kleine Pflanzen, deren Blatter, meist niederliegend aus- 
gebreitet, in dicht gedrängten Rosetten stehen; der gestauchte Stamm ist 
einfach oder mehr oder weniger reich veristelt, wobei die Aste immer ganz 
kurz bleiben, so daß große, aus vielen Rosetten zusammengesetzte dichte 
Rasen oder Polster entstehen; der Stiel der Ahre ist kurz, öfters nur wenige 
mm lang und die Ähre selbst nur wenigblütig, öfters auf eine einzige Blüte 
reduziert; der Fruchtknoten enthält mindestens vier Samenanlagen, meist ' 
noch mehr, doch werden gewöhnlich nicht alle zu Samen entwickelt. 

Zuerst wies auf die Zusammengehörigkeit der Arten J. D. Hooker hin 
(2. I. p. 66) bei Gelegenheit der Besprechung von P. carnosa: »The species 
naturally allied to P. carnosa are the P. rigida and nubigena, H.B.K., P. 
monanthos D’Urv., P. andicola Gill., P. pauciflora Lam. and P. barbata 
Forst., all natives of the southern regions of the globe and of the western 
hemisphere, whose only representative in the old world is the present 
plant.« Von diesen Arten ist nur P. nubigena abzuziehen. 

BarnéouD (13. p. 17) führt drei Arten unter Sekt. IIL Oliganthos auf. 

Decaisne stellt zu Plantaginella neun Arten, zu denen neuerdings noch 
einige hinzugekommen sind. 


A. Verbreitung der Sektion und Wuchsform ihrer Arten. 


Die nördlichste Grenze der Verbreitung der Sektion erreicht die erst 
jüngst beschriebene P. Purpusi Brandegee, die am Iztaccihuatl in Mexiko 
auf feuchten Weiden in der Nähe von Gletschern gesammelt wurde (3). 

Dann folgt nach Süden die altbekannte P. rigeda Kunih (4), die aus 
der Huusozprschen Sammlung vom Antisana in Ecuador beschrieben wurde; 
später ist sie mehrfach in Ecuador gefunden worden (Sopiko n. 127/A, 


62 R. Pilger. 


ferner Srüsez n. 185°, F. C. LenmanN n. 4681, 5421, 5122). Weppes (5. 
p. 162) gibt sie noch an von Tolima in Columbien (Goupor). Die südlichsten 
Standorte, die mir bekannt sind, sind in Bolivien die Cuesta de Patancos 
bei Tarija (Hieronymus et Lorentz n. 830) und Aguila an der Cordillera 
Real, 17°s., 67° w., bei 5200 m (Epita Knocne n. 47 und 56). Hier ge- 
hört also die Art zu den am höchsten steigenden Phanerogamen, in Ecuador 


kommt sie zwischen 3500 und 4200 m vor. Die Feuchtigkeit aller Stand- | 


orte wird hervorgehoben: bei Aguila lebt sie »an feuchten Stellen, in Tüm- 
peln«, in Ecuador auf nassen Gebirgsmooren der Paramos (nach Leamann). 
P. rigida ist eine ausgezeichnete Polsterbildnerin. Die Blätter, die bis über 
2 cm lang werden, sind lanzettlich, dick, starr und glänzend und gehen in 
eine breit-dreieckige Scheide am Grunde über, an deren Basis sich eine 
reichliche Behaarung von wergartigen Zotteln findet; auffallend sind die 
über die Oberfläche zerstreuten eingedrückten Drüsenpunkte, die sehr 
charakteristisch sind, aber bisher nirgends erwähnt wurden; die Blätter 
schließen eng gedrängt in großer Zahl zu dichten kleinen Rosetten zusam- 
men; sehr zahlreiche Rosetten, an kurzen Ästen endständig, bilden dichte 
und große Polster; alle Äste sind unterhalb der Rosetten von alten Blatt- 
scheiden oder deren Resten dicht umhüllt und tragen viele bindfadenstarke 
Adventivwurzeln. 

In Peru hat die Art zwei Varietäten auf trockenerem Boden entwickelt: 
var. pusilla Wedd. (5. p. 162) und var. angustior Pilger (6). Die var. 
pusilla ist von WEBERBAUER mehrfach in Peru auf hochandinen offenen 
Matten gesammelt worden (n. 1050, 3292, 5591); sie kommt in 3700— 


4300 m Höhe vor und »breitet an vielen Stellen ihre flachen, saftig-grünen ~ 


Polster aus, die, 1/, m horizontalen Durchmesser erreichend und aus 
zierlichen, sternförmigen Rosetten zusammengesetzt, an Axorella erinnern« 
(WEBERBAUER 7, p. 109). Das Polster ist flach, nicht hochgewölbt, seine 
Höhe beträgt nach Exemplaren von WEBERBAUER etwa 5—6 cm; ein durch- 
sängiger Zusammenhang der Äste kann im späteren Stadium nicht mehr 
nachgewiesen werden; das Polster besteht dann aus vielen selbständig 
wachsenden Individuen. 

Die var. angustior, die durch schmal-linealische Blätter ausgezeichnet 
ist, kommt in der Provinz Huari in der Büschelgrasformation an offenen 
Stellen bei 4200—4300 m Höhe vor und bildet gleichfalls bis halbmeter- 
große geschlossene Polster. 

Eine beschränktere Verbreitung als P. rigida hat P. tubulosa Decne. 
(1. p. 728; 5. p. 161, T. 64B). Sie kommt vor an feuchten Standorten 
im südlichen Peru in den höchsten Teilen der Cordillere von Carabaya 
(Wenperr), in Bolivien am Sorata und in der Cordillere von La Paz bei 
5000 m (WeppeLt); bei 3800 m in Sümpfen (Bucutren), dann in Argentinien 
auf der Sierra Famatina in der Provinz Rioja (Hırronymus und NIEDERLEIN 


n. 552 und 563), ferner in der Provinz Jujuy bei 3500—3800 m (R. E. 


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Uber Plantago Sectio Plantaginella Decne. 63 


Fries 8. p. 402). Das Wachstum der Art ist von dem von P. rigida ganz 
verschieden. Die dicklichen, starren, flach ausgebreiteten Blatter, die grob 
gezähnt oder gelappt gezähnt sind, sind bis 21/, cm lang und stehen in 
dichten Rosetten. Das Stämmchen ist ganz verkürzt, auch wird keine ver- 
längerte Pfahlwurzel entwickelt, so daß Stamm und Wurzel nicht über 
4 cm lang sind; dafür sind lange und kräftige Adventiv-Wurzeln viel vor- 
handen; die unteren Blätter vergehen nur langsam und bleiben abgestorben 
noch länger am Stamm stehen. Der Stamm ist unverzweigt, von einer 
Rosette beendigt oder trägt, nur wenig verzweigt, einige dicht aneinander- 
gedrängte Rosetten. Auf diese Weise kann kein Polster entstehen. Die 
einzelnen Pflanzen wachsen aber in großer Zahl nebeneinander und ihre 
Wurzeln sind durch kleine kriechende Gramineen usw. verbunden und ver- 
filzt, so daß ein dichter Rasen gebildet wird, der der Hauptsache nach aus 
den Plantago-Rosetten besteht. 

Auf den Hochgebirgen Chiles finden sich wiederum zwei Arten unserer 
Gruppe: P. uniglumis Wallr. und P. barbata Forst. in zwei besonderen 
Varietäten. P. uniglumis Wallr. (9. p. 402; 4. p. 727; 5. p. 161 t. 64 A) 
hat, soweit mir bekannt geworden ist, eine sehr beschränkte Verbreitung 
auf den Hochcordilleren von etwa 35°—37° s., besonders in den Provinzen 
von Colchagua und Talca; WeppeLL bemerkt, daß sie wächst »dans les 
points les plus élevés de la Cordillèree. Sie ist mehrfach mit P. uncialis 
Decne., die nur eine Varietät von P. barbata darstellt, zusammengeworfen 
worden. Das senkrecht absteigende Rhizom der kleinen Pflanze ist kräftig, 
nach unten zu nackt, nach oben zu aber dicht mit den Resten der Scheiden 
und dann auch der Spreiten bedeckt und geht in eine kräftige Haupt- 
wurzel aus; an der Spitze ist der Stamm verzweigt, die kurzen Äste liegen 
so dicht zusammen, daß sie nicht unterscheidbar sind, und bilden ein 
kleines Polster von mehreren Zentimeter Durchmesser; die schmalen Blätter 
sind gespitzt, bis etwa 11/, cm lang und mehr oder weniger seidig behaart. 

Einen viel weiteren Verbreitungsbezirk nimmt P. barbata ein, bei der 
unter den verschiedenen Lebensbedingungen sich mehrere Varietäten heraus- 
gebildet haben; würde man nur einzelne Exemplare dieser Varietäten mit- 
einander vergleichen, so würde man sie für gut getrennte Arten halten; es 
existieren aber überall Übergänge und die Charaktere der Ähre und Blüte 
zeigen große Gleichmäßigkeit. P. barbata ist die älteste Art der Sektion; 
sie wurde von Forster 1789 beschrieben (10). Das Rhizom ist mehr oder 
weniger von Scheidenresten bekleidet und geht in eine längere Pfahlwurzel 
aus; es ist entweder unverzweigt oder verzweigt bis rasenbildend; die dick- 
lichen Blätter sind linealisch bis spatelig-lanzettlich, ganzrandig oder mit 
stumpfen Zähnen versehen. 

Die var. eubarbata Pilger (P. barbata Forst. sens. str., P. imberbis 
Hoof. f. (2. I. p. 66), P. polymorpha Banks et Sol. ex Hook. f. (2. II. 


mp. 339), P. pauciflora Lam. (12), Barnéoud (13. p. 17 exkl. var. A); P. 


64 R. Pilger. 


monanthos nach Madoskie (14. p. 736, t. 25B)) hat kleine und dichte Ro- 
setten von straffen Blättern, die Stämmchen sind wenig verzweigt, nur 
wenige Rosetten schließen am Ende dicht zusammen. Forster bemerkt 
in seiner vortrefflichen Beschreibung: »Caudex iste quotannis prolongatur, 
inferne foliis emortuis spadicei coloris squamatus, apice foliorum laete 
virentium novam progeniem, saepe in plures fasciculos collectam emittens«. 
Der untere, stehenbleibende Teil der Kapsel ist linger als der obere ab- 
fallende. Die Varietät ist im Feuerland verbreitet; Forster gibt als Fund- 
ort an: »circa portum Nativitatis Christie (Christmas Sd. im s.-w. Feuer- 
land etwa 55° s. Br.?); mir lagen ferner Exemplare vor. von der Magel- 
häes-Straße aus den Sammlungen von Retcae und Spesazzını (Gente Grande 
Bay), von Ushuwaia (in scopulis maritimis, Spesazzını n. 21204); der nörd- 
jichste mir bekannte Standort ist auf Felsen am Lago Argentino in Süd- 
Patagonien (Spesazzını n. 9390). 

Die Var. monanthos (D’Urv.) Pilger ist habituell recht verschieden. 
(P. monanthos D'Urv. (11); J. D. Hooker (2. IL p. 340. t. 124); Decne. (1. 
p. 728)). Die Pflanzen sind rasenbildend, die Blätter schmal und schlaff, mit 
jangen Scheiden, oft schmal linealisch, bis 5 cm lang. Der von Hooker 
hervorgehobene Unterschied gegen P. barbata, daß der untere Teil der 
Kapsel bedeutend länger als der obere ist, ist nicht zutreffend; allerdings 
ist es meist der Fall, doch hat z. B. ein mir vorliegendes Original der Art 
ungefähr gleich geteilte Kapseln. 

Die Verbreitung der Varietät geht nach den mir bekannten Exemplaren 
von der Magelhäes-Straße (Sandy Point, Lecacer n. 960) nach Feuerland, 
Staten Island (Spesazzını n. 12012, 42044) und Gap Horn, Hermite Island 
(J. D. Hooker), sowie Falkland-Inseln (D’Urvitie). Spesazzını gibt noch einen 
bedeutend weiter nördlich in Patagonien, Santa Cruz, gelegenen Standort 
an: in uliginosis subsalsis scopulosis inter S. Julian et Rio Deseado. 

Hooger beschreibt 1. c. zwei abweichende Varietäten, ß. abbreviata 
und y. muscoides, von denen besonders die letztere auffallend ist. Sie 
bildet sehr dichtgeschlossene Rasen mit fast gleichhoher Oberfläche, die 
aus vielen winzig kleinen Rosetten zusammengesetzt sind; die etwas dick- 
lichen, oval oder eiförmig-lanzettlichen Blattspreiten sind nur 1,5—2 mm 
lang und verschmälern sich kaum nach der Basis zu. Alle drei Formen 
von P. monanthos sind aber durch Übergänge verbunden und auch die 
var. muscotdes ist nur als eine extreme Standortsform anzusehen; sie kommt 
auf der Hermite-Insel in Spalten stark exponierter Felsen vor. 

Zur dritten Varietät, var. pauciflorà (Hook. ex Gay) Pilger (non P. 
pauciflora Lam., P. pauciflora Hook. ex Gay (15. p. 204, excl. Syn. P. 
Gayana Decne. ex Barn.), Spesazzını (16. p. 74 incl. var. taraxacovdes, 
P. barbata Forst. a. caespitosa pp. und 8. elongata Wedd. (5. p. 160), 
P. barbata Forst. nach Macloskie (14. p. 732. t. 25 A)), gehören kräftigere 
Pflanzen, deren Rhizom öfters gänzlich unverzweigt ist und nur eine Ro- 


. Uber Plantago Sectio Plantaginella Decne. 65 


sette trägt, die dicklichen Blätter sind lanzettlich-spatelig, bis 7 cm lang, 
ganzrandig oder deutlich gezähnelt; die Ahrenstiele sind straff und erreichen 
oder übertreffen die Blätter an Länge, der obere Teil der Kapsel ist immer 
beträchtlich länger als der untere stehenbleibende. Die Verbreitung der 
Varietät erstreckt sich längs der höheren Anden von Mendoza bei ungefähr 
33° s. Br. bis zu den Anden von Valdivia bei 40°s. Br. und geht dann 
nach Osten auf die ebeneren Gebiete von S. Patagonien, Santa Cruz, über, 
wo sie von etwa 48—50° vorkommt. In der Ebene sind die Exemplare 
wenig oder gar nicht verzweigt und größer, besonders auffallend bei der 
f. elongata, deren schlaffere und schmälere Blätter bis 10 cm lang werden 
bei einer Breite von 3—5 mm (Patagonien, Rio Sta. Cruz (SPEGAZZINI 
n. 5456)). 

Eine Untervarietät kann noch weiterhin bei der var. pauciflora unter- 
schieden werden. 4) subvar. uncialıs (Decne.) Pilger (P. barbata var. un- 
cialis (Decne.) Wedd. (5. p. 160); P. uncialis Decne. (1. p. 727; Barnéoud 
(13. p. 42) pp.). Kleine Pflanzen, die dichte Rasen bilden; die Blatter sind 
schwach gezähnt oder ganzrandig, unterseits mit kurzen weichen Haaren 
schwach bedeckt oder verkahlend. Die Untervarietät ist hochandin, ver- 
breitet vom Valle Hermoso, Mendoza, nach dem mittleren Chile, Cordilleren 
von Linares. WEppELL gibt an: Cordillère de Dona Ana et dans celle de 
Los Patos, h. 3600 m, ou il forme des masses bien compactes a la proxi- 
mité des ruissaux. 

Die vierte Varietät von P. barbata ist endlich var. caespitosa (Phil.) 

Pilger (P. caespitosa Phil. (17), non P. barbata var. caespitosa Wedd. = P. 
barbata var. pauciflora). Diese Varietät bildet nach Paizippr sehr dichte 
Polster, die 1—2 Fuß im Durchmesser erreichen und an Axorella-Polster 
erinnern. Die Blätter, die in dichten Rosetten stehen, sind schmal, line- 

_alisch, 7—411 mm lang und mit kurzen, weichen, anliegenden Haaren 

_ schwach bekleidet oder fast kahl. Die var. caespitosa findet sich in den 

Hochanden bei Santiago an der Grenze des ewigen Schnees. 

Die Zusammengehörigkeit der von mir unter Plantago barbata zusam- 
mengefaßten Formen ist auch von anderen Autoren schon teilweise erkannt 
worden; so faßt Dusén (18. p. 126) die Art sehr weit, ohne sie überhaupt 
; zu gliedern, desgl. A. Gray (19), der den älteren Namen P. barbata als 
…inapplicables verwirft und P. pauciflora Lam. voranstellt. Neuerdings sind 
Einige Arten aus dem südlichen Südamerika zu den bisher beschriebenen 
3 hinzugekommen: 
| P. coelorhixa Morris et Macloskie (14. p. 734, t. 25 f. G.), in Süd-Pata- 
 gonien bei Rio Coy gesammelt. Eine kleine Pflanze mit längerem, dickem, 

hohlem Rhizom; die linealischen, 6—8 mm langen, starren Blätter gehen 
in eine Sttichelspitze aus und tragen auch auf der Fläche anliegende weiß- 
gehe Stachelhaare. Kein Exemplar gesehen. 

P. pulvinata Speg. (16. p. 75); die Art ist habituell P. monanthos 


£ 

- Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 5 
= 

1 


66 R. Pilger. 


var. muscoides sehr ähnlich; sie hat ein starkes Rhizom und eine starke 
Wurzel (»radix palaris lignosa (10—20 cm long. = 10—15 mm crass, apic.) 
ligno fusco, ... apice abrupte subumbellatim 5—15 ramulosa«); die Blätter 
der dichten Rosetten sind fleischig, klein, oblanzeolat, 5—15 mm lang. P. 
pulvinata kommt an feuchten Felsen der zentralen Hochebene des argen- 
tinischen Südpatagoniens vor. Kein Exemplar gesehen. 

P. oxyphylla Speg. (20. p. 565) und P. tehwelcha Speg. (20. p. 565), 
zwei Arten mit kleinen dichten Rosetten, die mit langen Rhizomen und 
Wurzeln in salzhaltigem Schlammboden eingesenkt sind; sie kommen nach 
SPEGAZZINI bei Salinas am Rio Santa Cruz vor. 

Endlich noch P. semperviroides Dus. (21), eine Art, die am Rio Fösiles 
bei 850—1100 m vorkommt; sie hat ein längeres unverzweigtes oder später 
kurz verzweigtes Rhizom und außerordentlich dichte Rosetten kleiner und 
scharf gespitzter Blätter. 

Von Südamerika geht die Sektion herüber nach Neu-Seeland, Tas- 
manien und Siidaustralien. Am verbreitetsten ist P. Brown Rap. (22) 
(P. carnosa R. Br. non Lam.); die Art kommt auf Tasmanien, Neu-Seeland 
und den Auckland-Inseln vor. J. D. Hooker (2. I. p. 65, t. 43 unter P. 
carnosa) beschreibt ausführlich die Form von den Auckland-Inseln, die 
dort reichlich an Felsen nahe der See, gewöhnlich unmittelbar über der 
Flutgrenze wächst. Die kleine Pflanze ist mit einer kurzen Spindelwurzel 
befestigt; zahlreiche Blätter bilden die niederliegende Rosette, sie sind 
fleischig, kahl, spatelig, ganzrandig bis eingeschnitten gezähnt. In Tasma- 
nien findet sich die Art unter ähnlichen Bedingungen; in Neu-Seeland, wo 
sie auf der Nord- und Südinsel sowie auf Stewart-Island vorkommt, steigt 
sie von der See bis zu 5500 Fuß an (Cnseseman 23. p. 572). Die Berg- 
pflanze von der Nord- und Südinsel unterscheidet sich etwas von der Strand- 
pflanze, die fleischigere und stärker gezähnte Blätter hat. »It may be 
distinct from the North and South Island mountain plant, but both forms 
require a careful study in the field« (Cnzeseman |. c.). Mit P. Brown 
vereinigt CHEESEMAN P. pecta Colenso (24). 

Verwandt mit P. Browniü ist P. lanigera Hook. f. (25. p. 227), aus- 
gezeichnet durch die wollige Behaarung der Blätter; die kleine Pflanze be- 
wohnt die Berge der Südinsel bei 4000—6000 Fuß. Cnerseman (23. p. 572) — 
beschreibt noch eine var. Petriei, die etwas größer als der Typus ist. 

Mit P. Brownw vereinigt Bentuam (26. p. 142) zu Unrecht die P. 
stellaris F. Muell (27. p. 23). Mit dieser Art erreicht die Sektion das Fest- 
land von Australien: sie kommt an der Grenze von Victoria und N.S.-Wales — 
auf den Australian Alps vor; so lagen mir Exemplare vom Mt. Kosciusko vor « 
(Tree line to 7000 ft. J. H. Maiden and W. Forsyra). Die dicklichen, « 
lederigen, lanzettlichen bis fast eiförmigen bis über 4 cm langen Blatter — 
bilden dichte niederliegende Rosetten; der Stamm ist dicklich, kurz und 
stirbt nach unten ab, so daß auch keine Hauptwurzel erhalten ist, dagegen — 


| Über Plantago Sectio Plantaginella Decne. 67 


brechen lange und kräftige (10 cm lang und darüber) Adventivwurzeln aus 
dem Stamm hervor. 

Endlich hat Hooker noch zwei Arten von Tasmanien beschrieben: P. 
paradoxa und P. Gunnü. P. paradoxa Hook. f. (28. VI (1847) p. 277) ist 
mit P. Browniti nahe verwandt oder wohl nur eine kleine Form der Art. 
P. Gunni (28. V (4846) p. 446 t. 13; Decne. 4. p. 177) ist eine auBerordent- 
lich kleinwiichsige Art, die auf den hüchsten Stellen der westlichen Gebirge 
vorkommt. Sie sieht, nur wenige Zentimeter hoch, wie ein Moos aus, die 
dünnen mit den Blatt- und Scheidenresten bedeckten Aste schlieBen, reich- 
lich verzweigt, dicht zusammen; die Blatter, die von eiférmig-ovaler bis 
lanzettlicher Form variieren, bleiben unter 1 cm Linge. 

Aus der Sektion auszuschließen ist eine neuseeländische Art, die wegen 
des Habitus und der 4- bis 2-blütigen Ahren an unsere Sektion erinnert: 
P. triandra Berger. (29; Cursseman 23. p. 572). Sie bildet eine eigene 
Sektion, die durch die vielsamige Kapsel mit den kleinen rötlichen Samen 
(ich zählte bis 47—49 Samen in den Kapseln) und durch den kleinen Kelch 
ausgezeichnet ist; in den Blüten tritt häufig die Anomalie auf, daß ein 
Zipfel und ein Staubblatt nicht ausgebildet ist. Wahrscheinlich mit P. 
triandra verwandt ist die unvollkommen bekannte Art P. uniflora Hook., 
die nur einmal auf der Nordinsel von Neu-Seeland (Ruahine Range) ge- 
sammelt wurde (vgl. CHEESEMAN 23. p. 573). 


B. Die Morphologie der Blüte. 


Für die ganze Sektion ist es charakteristisch, daß die Ähren sehr 
wenigblütig sind, ja nicht selten ist die Ähre auf eine einzige Blüte redu- 
ziert. Die Blütenstände sind meist zahlreich in der Rosette, einzeln in den 
Blattachseln, am Grunde von der Wergwolle der Blattbasis umgeben; nur 
selten übertreffen ihre Stiele die Blätter an Länge, oft (P. rigida, tubulosa, 
stellaris usw.) sind sie nur wenige Millimeter lang und so die Blüten durch- 
aus in der Blattrosette versteckt. 

Zwei Typen der Blüten sind zunächst zu unterscheiden, nämlich die 
hermaphroditen und die eingeschlechtlichen (wie es scheint dann immer 
diözischen). Als Beispiel der ersteren Gruppe sei P. barbata var. pauciflora 

kurz beschrieben, von der mir auch frische kultivierte Exemplare vorlagen. 
_ Die ansteigenden, ziemlich straffen Ährenstiele erreichen ungefähr die Länge 
der Blatter; die Ähre ist 1- oder mehrblütig; die höchste Zahl der Blüten, 


k 


|: 
î die beobachtet wurde, ist 9; sie wird bei den anderen Arten nicht erreicht. 
_ Auch bei den 1-blütigen Ahren sind immer (auch oft bei anderen Arten) 
— zwei Brakteen ausgebildet, die sich dann in gleicher Höhe gegenüberstehen; 
von einer Fortsetzung der Achse über die Blüte hinaus ist öfters nicht eine 
_ Andeutung zu erkennen. Die untere Braktee umfaßt die obere am Grunde; 
“die Brakteen sind stark konkav, am Rücken dick und stumpf gekielt, an 
der Spitze etwas helmförmig eingebogen, von ziemlich weicher Konsistenz, 


5* 


TE 


68 R. Pilger. 


ausgebreitet breit-rundlich, noch etwas breiter als lang, 3 mm lang; der 
eigentliche Gefäßbündelstrang des Mittelnerven ist schmal, doch geht von 
ihm aus dickeres Gewebe langsam in den breiten Rand der Braktee über. 
Die Braktee ist kahl mit Ausnahme einiger kurzer Harchen an der Spitze. 

Die Kelchblätter, die von der Braktee zum Teil umfaßt und zusammen- 
gehalten, sich stark decken, sind gleich oder fast gleich in Form und Größe, 
dicklich, elliptisch, wenig konkav, 3,5 mm lang, mit kräftigem Nerven, 
dessen Mittelstreifen besonders hervortritt; auch sie sind mit Ausnahme 
einiger Härchen an der Spitze kahl. 

Die schmale Blütenröhre ist 3 mm lang, die Zipfel sind 41/; mm lang, 
eiförmig, kaum spitzlich, an der Basis etwas zusammengezogen und mit 
einer Schwiele stark nach außen zurückgebogen; die Staubfäden werden 
nicht weit über dem Grunde der Röhre frei; ihre ganze Länge beträgt etwa 
8 mm, so daß sie beträchtlich aus der Röhre herausragen; die Narbe ist 
lang, herausragend, mit dünnen und zarten, dicht gestellten Papillen bedeckt, 
der Griffel ist ganz kurz, schon dicht über dem Fruchtknoten setzen kurze 
Papillen ein, die allmählich länger werden; Narbe und Griffel sind zusam- 
men 11—15 mm lang. 

Die Blüten sind proterogynisch; in Blüten, die noch bei eingeschlossenen 
Staubblättern aufrechte Zipfel haben, sieht die Narbe schon 8 mm aus der 
Blüte hervor. An solcher Blüte sind die Filamente noch ganz am Grunde 
der Röhre befestigt, so daß hier zuletzt vor der Öffnung der Blüte eine 
Streckung stattfinden muß. Die Filamente sind gekniet eingebogen, die 
dicklichen, ovalen Antheren erreichen schon fast die Höhe der aufrechten 
Zipfel; auf leichten Druck öffnen sie sich schon intrors mit Längsspalten; 
entleerte herausragende Antheren sind elliptisch bis eiförmig-elliptisch, 
21/, mm lang, bei ihnen verlaufen die Längsrisse mehr am Rande. 

Der Fruchtknoten ist 2-fächerig, im Fach sind 3—4 Samenanlagen 
vorhanden, die übereinander und nebeneinander an der Plazenta der Scheide- 
wand stehen. Wenn sich die Kapsel entwickelt, so zerreißt die Blütenröhre 
und ihr oberer Teil fällt schließlich ab, so daß die Kapsel dann nackt ist. 
Sie ist breit eiförmig und öffnet sich durch einen Ringschnitt in ihrem 
unteren Teil; der untere stehenbleibende Teil ist weichhäutiger als der 


obere. Die Samen sind dunkel rotbraun bis fast schwarz, trocken, an der 


Oberfläche etwas runzelig, ziemlich stark zusammengedrückt, von großer 


Unregelmäßigkeit in der Gestalt, 43/,—2 mm lang; ihr Umriß ist drei- ‘ 


oder viereckig, die Vorderseite flach oder ein wenig konvex, der Nabel 
zentral gelegen oder exzentrisch. 


Auffallend ist bei der var. monanthos und eubarbata die häufige starke « 
Verlängerung des unteren Kapselteiles, der dann schmal tubaförmig gestaltet 
ist und den Kelch überragend 4 mm an Länge erreicht; doch ist dieses 
Merkmal nicht konstant und somit nicht von systematischem Wert. Bei 


den Varietäten von P. barbata, die im Blütenbau im allgemeinen mit der 


er eS 


Uber Plantago Sectio Plantaginella Decne. 69 


oben geschilderten Form übereinstimmen, sind öfters die Ährenstiele sehr 
verkürzt, so bei var. eubarbata, bei der f. muscoides von var. monanthos, 
so daß sie öfters mit der Ähre kürzer als die Blätter bleiben. 

Die größere Zahl der Samenanlagen im Fruchtknoten ist ein gutes 
. Merkmal für die Sektion; doch ist die Anzahl oft schwer festzustellen und 
die Zahl der Samen entspricht nicht der der Samenanlagen, da einige von 
ihnen sich oft nicht weiter entwickeln. Die häufigere Zahl ist 6—8 (z. B. 
. P. Purpusi, P. Brownü, P. tubulosa); für P. lanigera gibt CurEseman 
an (23. p. 572): capsule 2-celled. Seeds 6 or 7 in each cell; bei den © 
Exemplaren von P. rigida fand ich 4 Samenanlagen, die sich aber öfters 
nicht alle zu Samen entwickelten, selbst einsamige Kapseln kamen vor, 
die Samen sitzen nur im unteren Teil der Kapsel, im oberen ist die Scheide- 
wand sehr stark verdickt und füllt hier die Höhlung der Kapsel ganz aus; 
ebenso sind nach Spesazzını P. oxyphylla und P. tehuelcha 4-samig oder 
zeigen Reduktion einzelner Samen; in der Beschreibung von P. coelorrhixa 
(14) wird angegeben: semina pauca, forsitan saepius bina; P. Gunn hat 
nach Drcaisne (4. p. 728) 2 Samen, doch bemerkt Bentuam (26. p. 142): 
ovary 2-celled with 2 superposed pairs of ovules in each cell, but usually 
only one appears to ripen. 

Mit dem oben beschriebenen Blütentypus stimmen die meisten Arten 
der Sektion im großen und ganzen überein mit mannigfacher Variation 
der Länge der Ährenstiele und Form der Brakteen und Kelchblätter; wesent- 
licher verschieden sind aber die eingeschlechtlichen Arten P. rigeda und 
P. tubulosa. Merkwürdigerweise bemerken weder Kuntu noch WEDDELL 
in ihren Beschreibungen etwas über die Eingeschlechtlichkeit der Arten. 
| In den dichten Rosetten dieser Arten sind die reduzierten, ganz kurz 
— gestielten axillären Blütenähren zwischen den Blättern versteckt, doch sieht 
man die Staubblätter oder die Narben der zahlreichen Blüten lang heraus- 
_ ragen, und zwar sind die Blüten einer Rosette entweder nur weiblich oder 
nur männlich. 

Die männlichen Ähren (nach Exemplaren von WEBERBAUER und LEH- 
_ mann) besitzen einen kurzen, oft nur 1—2 mm langen Stiel und sind ein- 

blütig; an der Spitze des Stieles steht eine einzelne Braktee, die den Kelch 
 scheidig umfaßt, indem sich die Ränder der Braktee am Grunde noch 
gegenseitig umgreifen; erst in seinem oberen Teil tritt der Kelch auf der 
einen Seite hervor; am Grunde der Braktee stehen innen reichlich lange, 
- zarte braunrote Haare, die fast ihre Länge (51/,—7 mm) erreichen; aus- 
_ gebreitet ist die Braktee aus breitem Grunde ungefähr halbkreisförmig oder 
noch etwas breiter als lang, nach oben zu plötzlich in eine kurze oder 
_ längere, etwas eingebogene Spitze verschmälert; ihre Konsistenz ist zart- 
_ häutig, der Mittelnerv ist wenig deutlich, mehrere einzelne Gefäßbündel 
sind zu unterscheiden. 


Die Kelchblätter sind schmal, lanzettlich oval, nach oben zu langsam 


70 R. Pilger. 


verschmälert, dünnhäutig, kahl, mit diinnem, ziemlich breitem Mittelnerven, — 


—71/, mm lang, sie decken sich mit ihren Rändern innerhalb der Brak- 
tee stark. | 

Die sehr schmale Blütenröhre ist 6—8 mm lang, ihre eiförmigen Zipfel 
2—3 mm. Die kräftigen, verhältnismäßig breiten Filamente werden am 
unteren Drittel der Röhre frei und ragen noch 1 cm aus der Röhre heraus, 


die an ihrer Spitze leicht beweglichen Antheren sind schmal oval. Der 


Fruchtknoten ist rudimentär, Griffel und Narbe bleiben ganz in der Röhre 


eingeschlossen und sind nur 2 mm lang, die Narbe ist ganz kurz und ° 


schwach papillös. | 

Bei den weiblichen Blüten ist die Korollenröhre durchschnittlich etwas 
kürzer; es sind vier Staminodien vorhanden, die im unteren Teile der Röhre 
angeheftet, ganz kurze Filamente haben; die pollenlosen linealischen An- 
theren sind 2mm lang; der Griffel ist ganz kurz, die Narbe dagegen 
außerordentlich verlängert; sie ragt, mit lockeren Papillen besetzt, bis über 
2 cm (bis 23 mm beobachtet) aus der Röhre heraus. 

Kann so durch die lang herausragenden Antheren und Griffel leicht 
eine Bestäubung erfolgen, so ist auch durch eine eigentümliche Einrichtung 
dafür gesorgt, daß die Kapseln nicht gänzlich in den Rosetten stecken 
bleiben; sie werden nämlich durch ein dickliches, säulenartiges Karpophor 
in die Höhe gehoben, das sich erst nach der Befruchtung bildet; es hebt 
nur die Kapsel empor, läßt also Braktee und Kelch an der Basis stehen. 
Das Karpophor kann bis 2 cm lang werden, bleibt aber oft viel kürzer. 
Die Kapsel an seiner Spitze ist konisch-eiförmig, 3 mm lang und öffnet 
sich ganz nahe der Basis durch einen Ringsschnitt. 

Die Entwicklung eines Karpophors findet noch statt bei P. tubulosa 
und P. Purpusi, dann bei der oben erwähnten P. triandra, wo seine Aus- 
bildung eine sehr wechselnde ist. 

Die zweite eingeschlechtliche Art der Sektion ist P. tubulosa pie 
deren Unterschiede von P. rigida in Hinsicht auf das Wachstum oben be- 
rührt wurden. Die männlichen Ähren stehen zahlreich in der kleinen 
Rosette an kurzen, nach oben zu lang behaarten Stielen und sind 2- bis 
3-blütig. Bei der 2-blütigen Ähre umfaßt die untere Braktee breit die 
Basis der ganzen Ähre, es folgt ein kurzes Achsenglied mit der zweiten 
Blüte (Stiel der 2. Blüte nach den Diagnosen!), um die die obere Braktee 
herumgeschlagen ist; meist ist dann die Ährenachse über die zweite Blüte 
noch fortgesetzt mit einer rudimentären Braktee ohne Blüte. Bei einer 
3-blütigen Ähre stehen sich die beiden unteren Blüten ohne Höhenunter- 
schied gegenüber, die untere Braktee umfaßt die andere mit; die dritte 
Blüte ist durch ein kurzes Achsenglied getrennt und von ihrer Braktee um- 
geben; oft ist dann noch ein kurzer Achsenfortsatz mit dem Rudiment 
einer vierten Blüte vorhanden. 


Auffallend ist bei P. tubulosa, daß die Kelchblätter bis zu 1/3 ihrer 


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Uber Plantago Sectio Plantaginella Decne. ot 


Länge von der Basis ab verwachsen sind, die freien Zipfel sind lanzettlich, 
lang verschmälert; der Kelch ist 7—10 mm lang. Die Blütenröhre ist sehr 
schmal, 14—20 mm lang, die Filamente ragen noch 1—2 cm aus der Röhre 
hervor; die schmalen beweglichen Antheren sind 4 mm lang. Der rudi- 
mentäre Griffel und Fruchtknoten ist eingeschlossen. Jiingere weibliche 
Exemplare lagen mir nicht vor, nur Fruchtexemplare mit entwickeltem 
Karpophor. 


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Literatur : 


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Scient. Upsal. Ser. IV. I. n. 4 (4905). 


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Exp. nach den Magellansländern unter Leitung von O. NORDENSKJÖLD). 


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Die Vegetationsgliederung des nérdlichen Peru 


um 5° südl. Br. 
(Departamento Piura und Provincia Jaén des Departamento Cajamarca.) 


Von 


A. Weberbauer. 


Im Kiistenland und an den Westhängen der Anden den Ubergang des 
peruanischen Vegetationstypus in den ecuadorianischen zu untersuchen und 
ferner im Marañontal die Xerophytenvegetation zu studieren an einer Stelle, 
die nicht weit entfernt ist von jener Gegend, wo der Fluß in die Hylaea 
eintritt — das waren die beiden Hauptzwecke der Reise, tiber welche diese 
Abhandlung berichtet. 


Reisebeschreibung, nebst Angaben über die wichtigsten 
Kulturpflanzen. 

Am 15. März 1912 landete ich im Hafen Payta und fuhr bald darauf 
mit der Eisenbahn nach Piura. Am unteren Teil des Rio de la Chira, den 
die Bahn berührt, sowie bei Piura wird Baumwolle von vorzüglicher Qua- 
lität gebaut. Häufig sieht man hier den Tamarindenbaum und die Cocos- 
palme angepflanzt, die im mittleren und südlichen Küstenlande Perus nicht 
gedeihen. Um von Piura nach der Gebirgsstadt Huancabamba zu gelangen, 
durchreitet man zunächst eine weite, wasserlose, sandige, durch Dünen- 
bildung leicht gewellte Ebene, die, abgesehen von einer Rasthütte, dem 
»tambo de la cruz de cafa«, völlig unbewohnt ist. Am Nachmittag des 
21. März begab ch mich nach dieser Rasthütte und am folgenden Tage 
nach der Hacienda Nomala, die an dem schlammigen Rio de Piura liegt 
und vor allem zur Viehzucht bestimmt ist. Die Hülsen des Algarrobo- 
Baumes (Prosopis juliflora) bilden die hauptsächliche Nahrung der Pferde, 
Maultiere, Esel, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, die alle vortrefflich 
dabei gedeihen. Zwischen der Hacienda Nomala und der Ortschaft Chulu- 
canas mußte der Piura-Fluß überschritten werden. Reiter und Gepäck 
gelangten in Canoas, die Tiere schwimmend an das jenseitige Ufer. Dieser 
im Hochsommer so stattliche Fluß trocknet später aus, von seiner Mün- 
dung bis zum Fuß der Anden. Ich ritt dann, im Schatten prächtiger 


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Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 73 


Algarrabo-Haine dem Piura-Flusse aufwärts folgend, durch die Ortschaften 
Chulucanas, Morropon und Salitral, in denen Viehzucht und Reiskultur die 
wichtigsten Erwerbszweige darstellen, sah bei der Hacienda Chanro um 
300 m die letzten Reisfelder und erreichte (29. März) die Hacienda San 
Antonio, die etwas abseits vom Hauptwege bei etwa 1100 m auf einem 
Berggipfel liegt. Hier nötigten anhaltende Regengüsse zu dreitägigem Aufent- 
halt. Von dem Weiler Palambla (etwa 1200 m) an wurde wiederum der 
Hauptweg verfolgt. Um San Antonio und Palambla wird neben Zuckerrohr 
und Mais viel Kaffee gepflanzt. Daß im äußersten Norden Perus die Kaffee- 
kultur, die sonst nur an der Ostseite der peruanischen Anden sich hat ent- 
wickeln können, auf die Westhänge des Gebirges übergreift, ist eine für 
die landwirtschaftliche Geographie wichtige Tatsache. Bei Palambla begann 
der Weg stark zu steigen. Die Regenfälle hielten an, und erst nachdem 
um 3200—3300 m der höchste Punkt des Weges zwischen Piura und 
Huancabamba gewonnen war, wurde die Witterung günstiger. Nach steilem 
Abstieg erfolgte am 3. April die Ankunft in Huancabamba (1953 m). Im 
Huancabamba-Tale gedeihen Bananen und Zuckerrohr bis zur Meereshöhe 
von 2100 m, Anona Cherimola bis 2400 m; die Maiskultur erreicht ihre 
obere Grenze bei 2600 bis 2700 m, die Weizenkultur bei 2700 bis 2800 m; 
zwischen 2900 und 3200 m endet der Ackerbau: Vicia Haba, Oca und 
Kartoffel sind die letzten Kulturpflanzen. Ein viertägiger Ausflug führte 
über die östliche von den beiden Ketten, die den Fiuß Huancabamba ein- 
schließen, in das Tal eines Quellflusses des Rio Tabaconas und erforderte 
einen Aufstieg bis zu etwa 3550 m. 

Am 48. April begann die Reise nach der Provinz Jaön und dem Ma- 


ramon. Der Weg folgte dem Huancabamba südwärts, stieg bei dem Weiler 


Shumaya durch ein linkes Seitental zu einer Meereshöhe von 2600—2700 m 
und senkte sich dann in das Tal des Flusses Tabaconas. Der Kaffeebaum 
und das Zuckerrohr gedeihen hier vortrefflich. Eine weit wichtigere Kultur- 
pflanze aber ist für diese Gegend der Tabak. Der größte Teil des in Peru 
verbrauchten Tabaks wird im Tabaconastale sowie am mittleren Chinchipe, 
im San Ignacio und Chirinos, gewonnen. Der Cocastrauch wächst angeb- 
lich wild in diesen Tälern, wird aber wenig beachtet und nicht angebaut. 
Ein zur Teebereitung vielbenutztes Reizmittel ist die Guayusa. Leider war 
es mir nicht möglich, diesen Strauch, der offenbar zur einheimischen Flora 
gehört, und den man in der Nähe der Häuser schont oder pflanzt, bota- 
nisch zu bestimmen, da ich weder Blüten noch Früchte fand. Vielleicht 
ist er eine Jlex oder Vxllaresiat). Das Reisen in den Tälern des Tabaconas 
und Chinchipe erschweren in hohem Grade die heftigen Regengüsse, die 
hier während des ganzen Jahres fallen. Stundenlang müssen die Reit- und 


4) Vgl. die Angaben von R. Spruce, der die Pflanze ebenfalls nur steril antraf, in 
»Notes of a botanist on the Amazon and Andes« (London 4908. Bd. II. p. 453). 


74 A. Weberbauer. 


Lasttiere, bis tiber die Knie versinkend, in dem aufgeweichten Lehm waten. 
Dazu kommt noch die Zerstérung der Wege durch die schwerfälligen Ochsen, 
die den in Ballen zusammengepreßten und in Haute eingenähten Tabak 
nach Huancabamba tragen. Ich folgte dem Flusse Tabaconas bis zu einer 
Meereshöhe von 900 m, gelangte dann, südöstliche Richtung einschlagend, 
über Berggipfel von 1500—1600 m in den flachen, ungeheuer breiten Tal- 
boden des Maranon und betrat daselbst am 25. April das armselige Dörfchen 
Jaén (etwa 800 m). Die von HumsoLpr besuchte Ortschaft Jaén befand sich 
an ganz anderer Stelle, auf der linken Seite des Chinchipe, unweit seiner 
Mündung in den Maranon. Heute liegen die Trümmer des alten Jaén schwer 
zugänglich im Buschwerk verborgen; nur wenige wissen den Weg zu dieser 
sagenumwobenen Stätte zu finden. Von Jaön aus begab ich mich nach 
Bellavista am Maranon. Zwei Tage wurden dann zu einem Ausflug nach 
der Mündung des Chinchipe verwendet. Ich übernachtete dort in einer 
einsamen Hütte, dicht bei den nahezu verschwundenen Ruinen des Dorfes 
Tomependa, woselbst im Jahre 1802 HumsoLor Pflanzen sammelte und geo- 
graphische Messungen ausführte. Neben etwas Viehzucht bildet Kakao- 
kultur die Hauptbeschäftigung der Einwohner von Jaön und Bellavista. 
Gegenüber der in manchen Büchern?) vertretenen Ansicht, daß der Kakao- 
baum eines gleichzeitig heißen und feuchten Klimas bedürfe, möchte ich 
bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, daß ich auf meinen peruanischen 
Reisen die Kakaokultur hauptsächlich in trocken-heißen Tälern, z. B. am 
Marafion und Urubamba, angetroffen habe, in Gebieten mit kurzen, aber 
regelmäßigen Regenfällen und langer Dürre. Der Boden allerdings muß 
andauernd feucht bleiben. Daher werden die Kakaopflanzungen in der Nähe 
der Flüsse angelegt und überdies oft durch Gräben bewässert. Auch bei. 
Bellavista und Jaén erhalten die Kakaobäume künstliche Bewässerung; ge- 
waltig und beständig ist hier der Wasserreichtum der Ströme, und man 
wundert sich über die außerordentlich spärliche Besiedlung dieser frucht- 
baren Ländereien. Ohne Jaén nochmals zu berühren, aber im übrigen den 
vorher begangenen Weg benutzend, kehrte ich zurück nach Huancabamba, 
woselbst ich am 8. Mai ankam. 

Am 12. Mai wurde die Reise in der Richtung nach Ayavaca fortgesetzt. 
Der Pfad führte, eine Höhe von 3200—3300 m erreichend, über Gebirge, 
die eine Wasserscheide zwischen den Flüssen Huancabamba und Quirös 
bilden (Humsorprs »Päramo de Guamani« und »Päramo de Chulucanas<), 
dann steil hinab in das an Zuckerrohrfeldern reiche Quirös-Tal, hierauf eine 
Zeitlang in diesem abwärts zwischen 1600 und 1200 m und an der Furt 
von Santa Rosa nach einem rechten Seitental, wo bei 1400—41500 m die 
Zuckerrohr-Hacienda Olleros liegt. Von Olleros stieg ich (16. Mai) an stellen 
Hängen, deren Lehmboden bei Regenwetter sehr glatt und hierdurch dem ~ 


4) Z. B, SEmLER, Tropische Agricultur, Bd. I. p. 366. 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 75 


Reiter gefährlich wird, hinauf zu dem nebelreichen Ayavaca (2724 m). 
Zwei Tage später wurde die Strecke zwischen Ayavaca und der Brücke 
zurückgelegt, die bei 860 m (nach meiner Messung; 720 m nach Rarmonpis 
Karte) über den Quirös führt. Durch ein linkes Seitental gelangte ich zur 
Hacienda Lagunas und über dieser auf ein welliges Hochland, wo der Weg 
mehrere Stunden hindurch in Höhen von 2900—3400 m blieb, bis plötz- 
lich an den Westhängen der Anden der steile Abstieg nach der Ortschaft 
Frias begann. Um Frias (etwa 1700 m) wird hauptsächlich Mais, daneben 
auch Zuckerrohr gepflanzt. Über Chulucanas und die Hacienda Nomala 
erreichte ich (23. Mai) wiederum Piura. Am 31. Mai begann die Seefahrt 
von Payta nach Callao. 


Orographische und hydrographische Notizen. | 
Das Küstenland ist zwischen 5° und 6° S eine ungeheure, sandige 
Ebene. Sonst findet man in Peru wohl nur noch um Ica eine Küstenebene 
von derartiger Breite. Bei Payta, dicht am Meere und weit entfernt von 


der Andenkette, erhebt sich über das Flachland die felsige, aus Schiefer- 


gestein aufgebaute Berggruppe der Silla, und auch weiter im Süden, beim 
Cap Punta de aguja, stehen isolierte Berge in der Nähe des Strandes. 

Die Westcordillere zeigt an ihren Westhängen in der oberen Hälfte 
einen sehr steilen, in der unteren einen sanften Abfall. Wir vermissen tiefe 
steilwandige Erosionstäler, wie sie der Huancabamba und Quirös ausgefurcht 
haben, und wie sie im zentralen und südlichen Peru auch an der pazi- 
fischen Abdachung auftreten. Vielmehr hat die untere Hälfte der West- 
flanke weite, beckenartige Talbildungen, z. B. um 5° 20’S bei Palambla 
(etwa 4200 m) und um 5°S bei Frias (etwa 4700 m). Vor der eigentlichen 
Westcordillere streichen niedrige Bergketten, die auf Rarmonpis Karte nicht 
eingetragen sind, zwischen 5° 40’ und 5°30’S längs der linken Seite des 
Rio de Piura. An Stelle der vulkanischen Gesteine, aus denen im zentralen 
und südlichen Peru fast der ganze westliche Teil der Anden sich aufbaut, 
sah ich unterhalb Palambla Schiefer. Aus dem gleichen Gestein bestehen 
vielleicht die spitzen, scharfzackigen Berggipfel, die man in dieser Gegend 
so häufig antrifft. Der Rio Huancabamba zerlegt die Westcordillere in zwei 
Abschnitte, einen westlichen und einen östlichen. Diese Teilung beginnt 
etwas oberhalb der Stadt Huancabamba und reicht südwärts ungefähr bis 
zu der Stelle, wo der Fluß sich mit dem Rio Chotano zum Chamaya ver- 
einigt. Ich gewann den Eindruck, daß ursprünglich nur ein weites, becken- 


_ förmiges Tal vorhanden gewesen wäre, und dann auf dessen Boden der 


Huancabamba einen Schnitt gezogen hätte; diese Erosionsfurche hat bei 
der Stadt Huancabamba noch ziemlich niedrige Wände; aber eine halbe 
Tagereise weiter südlich rauscht der Fluß schon in einer tiefen, engen, 
schwer zugänglichen Schlucht. Im Quellgebiet des Huancabamba zweigen | 
sich von der Hauptkette der Anden mehrere Gebirgszüge ab, die nach 


76 A. Weberbauer. 


Westnordwesten hin verlaufen und durch tiefe, steilwandige Tiler getrennt 
werden. Hier eilen die Flüsse Macarä (auch Espindula genannt) und Quirös 
zum Rio de la Chira. Im Norden des Rio de la Chira streicht, von den An- 
den sich abzweigend, der Zug der Amotape-Berge südwestwärts bis an das 
Meer. Bekannt ist die relativ geringe Höhe der Westcordillere, deren west- 
licher Abschnitt zwischen 5° 30’ und 5° 40’ S nur 2200 m erreicht. Be- 


züglich des von mir bereisten Gebietes verweise ich auf die in meiner 


Reisebeschreibung erwähnten Höhenmessungen und hebe nur hervor, daß 
ich beim Überschreiten der Kette nirgends höher als bis 3550 m zu steigen 
brauchte. Wenn man von dem Gebirgszug, der die Täler der Flüsse Huan- 
cabamba und Tabaconas trennt, zum letzteren hinabsteigt, so gelangt man 
in ein weit nach Osten reichendes Gewirr von Bergen und Tälern. In diesem 
überaus regenreichen, durch die Erosionswirkungen zerstückelten Teil der 
Westcordillere die orographische Gliederung klar zu erkennen, ist mir nicht 
gelungen. Es schienen mehrere der Hauptkette parallel streichende Ketten 
vorhanden zu sein. Die Höhe des Gebirges wird nach Osten hin geringer. 


Zwischen 5° 30’ und 5°A40'S verlieren sich die letzten Ausläufer der 


Westcordillere in einem breiten, ebenen bis hügeligen Flachland, das vom 
Maranon und unteren Utcubamba durchzogen wird und eine deutliche 
Trennung zwischen der Westcordillere und der Zentralcordillere herstellt. 
Unmittelbar nach der Aufnahme des Chinchipe durchbricht der Maranon 
die Zentralcordillere, und diese verschmilzt auf der linken Seite des Mara- 
non mit der Westcordillere. Die Durchbruchsstelle heißt Pongo de Rentema. 
Bei Jaén bieten die mit der Westcordillere zusammenhängenden Berge in 
einer Meereshöhe von 1600—1700 m einen schönen und lehrreichen Aus- 
blick auf das Tal des Marañon. Im Nordosten zeigt sich als scharfer Ein- 
schnitt der Pongo de Rentema. Davor liegt das Flachland, das sich um 


Bellavista ausbreitet; in ihm erblicken wir den Maraüon, jenseits desselben 


als dunklen Streifen die Ufervegetation des Utcubamba und dahinter die 
Zentralcordillere, die hier sicher weit über 2000 m hoch ist. Im Südsüd- 
osten läßt sich die Stelle erkennen, wo das Tal des Chamaya mit dem Tal 
des Maranon zusammentrifft; die Vereinigung der beiden Flüsse allerdings 
entzieht sich dem Auge. Jenseits der Mündung des Chamaya treten die 
Vorberge der Zentral- und der Westcordillere dicht an den Maranon heran; 
ihre Höhe ist gering, und ihre Hänge neigen sich sehr sanft zum Flusse 
hinab. Weiter im Südsüdosten sieht man dann auch die höheren Berge 
der beiden Cordilleren einander näher rücken und das Tal des Maranon 
sehr eng werden. 


Die Verteilung der Niederschläge. 


An einigen wenigen Stellen der Küste, wo Berge oder Hügel in un- 
mittelbarer Nähe des Meeres sich erheben, bilden sich im Winter und Früh- 


“jahr Nebel. Unter ihrem Einfluß entsteht eine Vegetation, die vielleicht den | 


EEE aye ie nn 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 77 


Lomas des zentralen und südlichen Peru eng verwandt ist. Ein Gutsbesitzer 
aus Sechura erzählte mir, daß südlich von diesem Hafen, am Cap Punta 
de Aguja (5° 50’—6° S), während der Monate Oktober und November sich 
der Nebel in feinen Tröpfchen (»garua«) niederschlägt, und der Boden sich 
mit Kräuterfluren bedeckt, auf denen man Vieh weiden läßt. Seltener dürfte 
diese Erscheinung bei Payta, auf der Berggruppe der Silla, sein. Man be- 
richtete mir in Payta, daß die Silla alle 5 oder 6 Jahre, wenn »große 


 Kälte< herrscht und dort dichte Nebel lagern, grün wird. Die Nebel bleiben 


aber auf jene Höhen beschränkt, und solche Tage, an denen man die Sonne 
nicht sieht, sind in Payta sehr selten. Was ich in meiner »Pflanzenwelt 
der peruanischen Anden« über die Verbreitung der Lomavegetation an der 
peruanischen Küste angegeben habe, läßt sich nach vorstehenden Ausfüh- 
rungen nicht mehr vollständig aufrecht erhalten. Aber Winternebel und 
Lomas sind im Departamento Piura und im nördlichen Küstenlande über- 
haupt so unregelmäßige und auf so wenige Stellen beschränkte Erschei- 
nungen, daß die von mir vorgeschlagene Einteilung in einen südlichen, 
durch die Lomavegetation ausgezeichneten und einen nördlichen Küsten- 
abschnitt ihre Berechtigung nicht einbüßt. — Abgesehen von jenen ver- 
einzelten Ausnahmen erweist sich die breite Küstenebene, die zwischen dem 
pazifischen Ozean und dem Westfuß der Anden liegt, als ein Gebiet von 
Sommerregen, die in der Nähe des Meeres spärlich sind und jahrelang 
völlig ausbleiben, je weiter nach Osten aber desto reichlicher und regel- 
mäßiger fallen. Nach den an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen 
glaube ich behaupten zu dürfen, daß in den meisten Jahren vom Gebirge 
her bis zu 20 km östlich von Piura Regen auftreten und zwischen den 
zerstreuten Holzgewächsen, deren Wurzeln das Grundwasser erreichen, eine 
Kräutervegetation ins Leben rufen. Die Ebene hat dort eine Meereshöhe 
von etwa 250 m. Im März 1912 sah ich, aus Piura kommend, schon 
10 km östlich von dieser Stadt vereinzelte Kräuter der Regenflora. Sehr 
selten sind solche Jahre, in.denen die Wüste bis nach Payta hin sich mit 
grünen Fluren bedeckt (z. B. 1884, 1891) und die Bewohner von Piura, 
Payta und andern Ortschaften auf dem für gewöhnlich unbenutzbaren Erd- 
reich Baumwolle, Mais, Bohnen, Melonen, Wassermelonen, Kürbisse usw. 
sien. Andrerseits aber kommt es in manchen Jahren vor, daß die Regen 
auf dem ganzen Küstenland, bis an den Fuß des Gebirges, ausbleiben. 
Vom 15.—20. März 4942 herrschte in Piura vormittags ruhiges, sonniges - 
Wetter, nachmittags vollkommene Bewölkung und starker Wind; während 
des Tages und während der Nacht war die Lufttemperatur sehr hoch. 
Vom 24.—29. Mai sah ich in Piura den Himmel nur am frühen Morgen 
bewölkt, sonst frei; die Tage waren mäßig warm, die Nächte kühl. 

Auf den Westhängen der Anden emporsteigend, kommen wir zu- 
nächst durch eine Region der Sommerregen, in der die Länge der Regen- 
zeit nach oben hin zunimmt. Dann folgt eine Region, die sich durch 


78 A, Weberbauer. 


hiufige Nebelbildung auszeichnet; natürlich erscheinen die Nebel hauptsäch- 
lich während des Sommers, sie sind aber wahrscheinlich auch im Winter 
nicht selten. In der Nebelregion befinden sich auch die Gipfel der Cor- 
dillere. Die Grenze zwischen Regen- und Nebelregion läßt sich ohne längere 
Beobachtungen nicht bestimmen. 

Eine ähnliche Niederschlagsverteilung wie die Westhänge der Anden 


zeigen die tief eingeschnittenen Flußtäler des Huancabamba, des Qui- 


rös und wohl auch des Macarä. Doch sind diese, abgesehen von den 
höheren Lagen, trockener als die Westhänge; die Nebel scheinen weniger 
weit hinabzureichen als an der pazifischen Abdachung des Gebirges. 
Auch die östliche Seite der Westcordillere, die ich im Gebiet 
des Flusses Tabaconas kennen lernte, wird in ihrem oberen Teil von Nebeln 
befeuchtet. Wahrscheinlich ist die Nebelbildung hier noch reichlicher und 
noch weniger auf den Sommer beschränkt als an der Westflanke. Weiter 
unten, am mittleren Tabaconas, liegt eine Region, die während des ganzen 


Jahres starke Regengüsse empfängt; eine Unterscheidung von Regenzeit und — 


Trockenzeit läßt sich hier nicht durchführen. 


Das Tal des Maranon endlich, das den Raum zwischen Westcordillere 
und Zentralcordillere einnimmt, hat auf seiner breiten Sohle regelmäßige, 
aber auf eine kurze Periode beschränkte Sommerregen. 


Die natürliche Pflanzendecke. 


4. Küstenland und Westhänge der Anden. 


Wir unterscheiden drei Regionen: die Region der Algarrobo - Haine, 
zerstreuten Grundwasserhölzer und kurzlebigen Kräuterbestände, die Region 
der regengrünen Gehölze und die Region der immergrünen Gehölze. 


I. Die Region der Algarrobo-Haine, zerstreuten Grundwasserhölzer und 
kurzlebigen Kräuterbestände. 


Dieser Abschnitt umfaßt das, Küstenland vom Meeresstrande bis zum 
Fuß der Anden und reicht bis zu einer Meereshöhe von 250 m. 


a. Die Vegetation der Flußufer. 


Die Flußufer besetzt die Formation des Algarrobo-Haines. Die 
- Charakterpflanze ist der Algarrobo, Prosopis juliflora (Legum.), ein knor- 
riger Baum, nützlich durch seine Hülsen, die dem Vieh zur Nahrung dienen, 
durch sein hartes Holz, das zu Zäunen, Häuserbauten, als Brennmaterial 
usw. Verwendung findet, und durch seinen Schatten. Er blüht im August 
und September und bringt von November bis Januar seine Früchte zur 
Reife. Stets ist seine Krone belaubt, im Sommer allerdings dichter als im 
Winter. Sehr zerstreut wachsen zwischen den Algarrobos einige andere 
Bäume, wie Salix Humboldtiana, die in unmittelbarer Nähe der Flüsse 


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Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 79 


bleibt, eine Caesalpinia (Legum.; n. 59721), von den Einwohnern charän 
genannt und durch ihren eigentümlich gefleckten Stamm auffallend, dessen 
graubraune äußere Rinde sich in Fetzen loslöst und so die gelblich-weiße 
innere Rinde freilegt, eine Celizs (Ulmac.; n. 5970), dem Volke als »palo 
blanco« bekannt, ein Zixyphus (Rhamnac.; n. 5962), Muntingia Calabura 
(Elaeocarp.). Dicht an den Flußbetten begegnet uns hin und wieder das 
Rohrgras Gynerium sagittatum und die strauchige Tessaria integrifolia 
(Compos.). Als Schattenstrauch, bald ohne Stütze wachsend, bald spreiz- 
klimmend, tritt Vallesia dichotoma (Apocyn.; n. 5947), der »cuncun«, sehr 
häufig auf und bildet stellenweise geradezu Unterholz-Bestände Zu den 
Sträuchern des Algarrobo-Haines gehören auch Capparis scabrida, Cap- 
_ paris crotonoides, Cordia rotundifolka (Borrag.) und der spreizklimmende 
Cryptocarpus pyriformis (Nyctag.). Die spärlichen Regen des Sommers 
reichen aus, um den Boden unter einer tippig wuchernden Decke von Halb- 
sträuchern und Kräutern vüllig zu verbergen. Diese Pflanzen sind meist 
weit verbreitete Arten, die anderwärts auch Ruderalplätze besiedeln. Zu 
den Halbsträuchern gehören Alternanthera sp. (Amarant.; n. 5930) und 
Abutilon sp. (Malvac.; n. 5967). Unter den Kräutern, die wohl fast alle 
einjährig sind, bemerken wir Amarantus-Arten, Heliotropium synzysta- 
chum od. verw., Nicandra physaloides (Solan.), Datura (Solan.) —, Phy- 
salis (Solan.; n. 5940 und 5941) —, Solanum-Arten, Sicyos sp. (Gucurb.; 
n. 5974), Schixoptera trichotoma (Compos.; n. 5969). Die Gräser fehlen 
oder kommen nur sehr zerstreut vor. Im März sah ich diese Schattenflora 
von Halbsträuchern und Kräutern in schönster Entwicklung und vollster 
Lebenskraft, im Mai war sie fast gänzlich verschwunden und der Boden 
des Algarrobo-Haines kahl und staubig. Beachtenswert ist das Fehlen von 
Schinus Molle (Anacard.) und Caesalpinia tinctoria in der Vegetation der 
Flußufer. | 


b. Die Vegetation außerhalb der Flußufer. 


Südlich und südöstlich von Sechura soll die Küstenebene eine voll- 
ständige Wüste sein, der selbst die genügsamen, zähen Holzgewächse fehlen, 
die wir auf den dürren Sandfeldern bei Payta finden. Zweifellos erklärt 
sich jene Vegetationslosigkeit dadurch, daß außer dem Regen auch das 
Grundwasser fehlt; liegt doch dort ein flußloses Gebiet von ungeheurer 
Ausdehnung. Auf der sandigen Ebene bei Payta wachsen weit zerstreut 
Prosopis juliflora, Capparis scabrida (einheim. Name: sapote), Capparıs 
avicennifolia (einheim. Name: bichayo) und eine dornige Acacia (Legum.; 
einheim. Name: faique) aus der Verwandtschaft von A. macracantha. Diese 
Pflanzen haben strauchigen Wuchs mit Ausnahme einiger baumförmigen 
Individuen von Prosopis juliflora. Sie bleiben alle viel kleiner und dürf- 


4) Die bei den Pflanzennamen angeführten Nummern beziehen sich auf meine 
Sammlung. 


80 A. Weberbauer. 


tiger als im Inneren des Küstenlandes. Ihre Existenz ist hier, wo 20 Jahre 
vergehen können, ohne dafi Regen fällt, nur durch das Vorhandensein von 
Grundwasser verständlich, das die Flüsse Rio de la Chira und Rio de Piura 
liefern. In den seltenen Regenjahren bedeckt sich, wie bereits erwähnt 
wurde, der Boden für kurze Zeit mit einer Kräutervegetation, und nur 
dann bietet sich wohl die Gelegenheit zur Entwicklung von Keimpflanzen 
jener Holzgewächse. Von Payta landeinwärts wandernd, sehen wir die 
Arten- und Individuenzahl der Holzgewächse zunehmen, und schließlich ge- 
langen wir in Gegenden, wo fast alljährlich einige Regengüsse fallen und 
unter ihrer Einwirkung Kräuter sprießen. Etwa halbwegs zwischen Piura 
Chulucanas hatte ich Gelegenheit, die Formation der zerstreuten Grund- 
wasserhölzer und kurzlebigen Kräuterbestände zu studieren, erst 
während der Vegetationszeit, im März, dann während der Ruhezeit, Ende 
Mai. Der Boden ist ein lockerer Sand, der zu flachen Dünenwellen sich 
anhäuft. Die Holzgewächse, teils Sträucher, teils kleine Bäume, stehen ge- 
trennt voneinander, lassen weite.Zwischenräume frei. Corda rotundi- 
foha, Bursera graveolens und Grabowskia boerhaavifolia (letztere vielleicht 
nicht überall) verlieren in der Trockenzeit ihre Blätter. Bei den übrigen 
Holzgewächsen wird in der Trockenzeit das Laub nicht vollständig abge- 
worfen, sondern nur etwas gelichtet und ferner die Neubildung von Blättern 
vermindert oder eingestellt. Auffällig ist die große Zahl abgestorbener 
Holzgewächse; in der Regenzeit lassen sie sich am deutlichsten von den 
lebenden unterscheiden. Sie zeigen uns, daß oft die Grundwasservorräte 
zu knapp sind oder die Wurzeln nicht rasch genug in die Tiefe wachsen 
können. Die Kräuterdecke, die den vom Regen befeuchteten Boden be- 
kleidet, ist locker gefügt, ein Schleier, der den Sand hindurchschimmern 
läßt, matt gefärbt, stellenweise grau durch das massenhafte Auftreten einer 
haarigen Froelichia (Amarant.). Die große Mehrzahl der Kräuter ist ein- 
Jährig. Ihre Entwicklung vollzieht sich sehr rasch, früh erscheinen die 
Blüten. Das ist bei der Ungunst des Klimas auch nötig: droht doch dem von 
einem Regenguß hervorgezauberten Leben die Gefahr, alsbald wieder den 
sengenden Sonnenstrahlen zu erliegen; wahrscheinlich können diese Fluren 
innerhalb einiger Wochen mehrmals entstehen und vergehen. Von Gräsern 
sind mehrere Arten vorhanden, die aber keineswegs gegenüber andern 
Kräutern vorherrschen. Einige Kräuter sind Knollengewächse. Zwiebel- 
pflanzen habe ich nicht angetroffen. Zur Regenflora gehören auch mehrere 
Halbsträucher. Zwei halbstrauchige Alternanthera-Arten (n. 5930 und 5957) 
wachsen hauptsächlich im Schatten höherer Sträucher und bilden unter 
denselben charakteristische kleine Bestände. Die Cacteen treten nur sehr 
vereinzelt auf und wahrscheinlich nur mit einer Art, einem hohen, säulen- 
förmigen Cereus; vermutlich bietet der lockere Sandboden diesen Pflanzen 
keine geeignete Unterlage, sei es, weil sie Gefahr laufen verschüttet zu wer- 
den, sei es, weil ihr Wurzelwerk sich nicht hinreichend befestigen kann. 


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Die Vegetationsgliederung des nôrdlichen Peru um 5° südl. Br. 81 


Die Epiphyten, sogar die anspruchslosen grauen Tillandsien, fehlen. Da- 
gegen herrscht kein Mangel an parasitischen Loranthaceen. 

Es mag nicht überflüssig sein, zu betonen, daß jene Kräuterfluren, die ihr Dasein 
geringen und auf einen kurzen Zeitraum beschränkten Niederschlagsmengen verdanken, 
durchaus verschieden sind von den Lomas des zentralen und südlichen Peru, verschie- 
den sowohl ökologisch als auch floristisch. Die Gewächse der Lomas sind Nebelpflanzen, 
man könnte fast sagen Schattenpflanzen; sie leben bei nahezu andauernd bedecktem 
Himmel, in feuchter, kühler Luft. Hier aber, im Küstenland des Nordens, fallen die 
Niederschläge als heftige Regengüsse an wenigen Tagen und während weniger Stunden; 
tagtäglich muß greller Sonnenschein, wenigstens vormittags, ertragen werden auf dem 
so leicht austrocknenden Sandboden; während der Vegetationszeit herrschen beständig 
hohe Temperaturen. Daher fehlen hier die hygrophilen und temperiert-andinen Ele- 
mente der Lomas, die Farne, Poa, Cerastium, Lupinus, Astragalus, Vicia, Geranium, 
Tropaeolum, Begonia, Bowlesia, Calceolaria, Plantago, Valeriana usw., ferner diejenigen 
Verwandtschaftskreise, die in Peru auf das Küstenland beschränkt bleiben und dabei 
deutliche Beziehungen zur chilenischen Flora erkennen lassen, wie Tetragonia, Palaua, 
Cristaria, Nolanaceae. Makrotherme xerophile Sonnenpflanzen sind cs, aus denen sich 
die Sommerregenflora des nordperuanischen Küstenlandes zusammensetzt. 


Genauere Auskunft tiber die Bestandteile der soeben besprochenen 
Formation der zerstreuten Grundwasserhölzer und kurzlebigen 
Kräuterbestände erteilt nachstehende Liste. 


Bäume: 
Bursera graveolens od. verw. (Nr. 6904; einh. Name: palo santo; sehr zerstreut). 


Holzgewächse, die bald Baum- baid Strauchform annehmen: 


Capparis scabrida (einh. Name: sapote). Prosopis juliflora. 
Straucher: 
Capparis erotonoides (einh. Name: satuyo). Scypharia sp. (Rhamnac.; einh. Name: lipe; 
Capparis avicennufolia (einh. Name: bi- zerstreut). 
chayo; weniger häufig als weiter im  Cordia rotundifolia (Nr. 5955; einh. Name: 
Westen). oberal 1)). 
Acacia sp., verw. A. macracantha (einh. Grabowskiaboerhaavifolia(Solan.; Nr. 5945; 
Name: faique). einh. Name: palo negro), 
Halbstraucher: 
Alternanthera-Arten (Amarant.; Nr. 5930 Croton lobatus od. verw. (Euphorb.; Nr. 
und 5957). 5948). 


Einjährige Kräuter: 


Eragrostis sp. (Gramin.; Nr. 5929). Amarantus sp. (Nr. 5960). 

Aristida sp. (Gramin.; Nr. 5938). Froelichia sp. (Amarant.; Nr, 5954). 
Bouteloua sp. (Gramin.; Nr. 5939). Boerhavia-Arten (Nyctag.; Nr. 5933 und 
Anthephora sp. (Gramin.; Nr. 5950). 5954). 

Gramin. Nr. 5952, | Tephrosia sp. (Legum.; Nr. 5935). 


4) In meiner »Pflanzenwelt der peruanischen Anden« habe ich, ebenso wie früher 
in »Grundzüge von Klima und Pflanzenverteilung usw.«, durch falsche Angaben eines 


Reisebegleiters irregeführt, den Volksnamen »oberale auf Capparis crotonoides an- 
gewendet. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 6 


82 A. Weberbauer. 


Stylosanthes sp. (Legum.; Nr. 5936). Coldenia paronychioides od. verw. (Bor- 

Desmodium sp. (Legum.; Nr. 5937). rag.; Nr. 5932; mitunter halbstrauchig 

Oxalis sp. (Nr. 5956). werdend). 

Tribulus sp. (Zygophyll.; Nr. 5943; einh. Cacabus sp. (Solan.; Nr. 5934; einh. Name: 
Name: abrojo). suravilla). 

Euphorbia sp. (Nr. 5953). Browallea sp. (Solan.; Nr. 5942). 

Sida sp. (Malvac.; Nr. 5959). Solanum § Lycopersicum sp. (Nr. 5928). 

Turnera sp. (Nr. 5946). Pectis sp. (Compos.; Nr. 5926). 


Verbesina sp. (Compos.; Nr. 5934). 


Knollen bildende Kräuter: 


Proboscidea altheaefolia (Martyn.; Nr.5949; Cucurbitacee Nr. 5944 (einh. Name: yuca 
einh. Name: yuca de caballo). del monte). 


Krauter, deren Lebensweise nicht genauer bekannt ist: 


Convolv. Nr. 5927. Ipomoea oder Pharbitis sp. (Convolv. Nr. 
5958). 


Große Ähnlichkeit mit der Formation der zerstreuten Grundwasser- 
hölzer und kurzlebigen Kräuterbestände hat die Savanne. Sie unterscheidet 
sich von jener Formation hauptsächlich dadurch, daß die Gräser gegen- 
über andern Kräutern vorherrschen. An der niedrigen, etwa fußhohen 
Grasflur, die nur kurze Zeit grünt, und deren Bestandteile größtenteils 
einjährig sind, beteiligen sich Hragrostis sp., Bouteloua sp. (Nr. 5961), 
Aristida sp. (Nr. 5963), Chloris sp. (Nr. 5964), Anthephora sp. (Nr. 5950). 
Zerstreut stehende Holzgewächse, unter denen viele während der Trocken- 
zeit das Laub abwerfen, und hohe säulenfürmige Cereus ragen aus dem 
Grasbestand empor. Zu den ersteren gehören die Bäume Loxopterygium 
Huasango (Anacard.), Caesalpinia sp. (Nr. 5972), Capparis mollis od. 
verw., Bursera graveolens, die bald baumförmige, bald strauchige Capparis 
scabrida und die Sträucher Cordia rotundıfolia, Cercidium praecox 
(Legum.), Mimosa sp. (Legum.; Nr. 5965), Pithecolobium |?] sp. (Legum.; 
Nr. 5968). Die Savanne scheint etwas reichlicherer und regelmäßigerer 
Regen zu bedürfen als die vorher behandelte Formation und weniger 
große Flächen einzunehmen. Hauptsächlich bewohnt sie den lehmigen bis 
steinigen Boden der Hügel und niedrigen Vorberge, die den Übergang 
zwischen der Küstenebene und der Andenkette vermitteln; oft sieht man 
die Gipfel dieser Berge mit regengrünem Gebüsch bedeckt, während weiter 
unten sich die Savanne ausbreitet. Auf Sandboden in der Nähe des Ge- 
birges bemerken wir in der Übergangszone zwischen dem Algarrobo-Hain 
und der Formation der zerstreuten Grundwasserhölzer und kurzlebigen 
Kräuterbestände ebenfalls ein Vorherrschen der Gräser gegenüber andern 
Kräutern. Diese Übergangsformation, in der Prosopis juliflora sehr häufig 
ist, soll als Algarrobo-Savanne bezeichnet werden. 


ee 22 Pe a a NN GP €, ll 


LT 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 83 


II. Die Region der regengrinen Gehölze 


reicht vom Fuß der Anden bis 900 m aufwärts. 

Die herrschende Formation ist das regengrüne Gebüsch, zu- 
sammengesetzt aus Bäumen und Sträuchern. 

In tieferen Lagen, etwa zwischen 250 und 400 m, stehen die Holz- 
gewächse noch ziemlich entfernt und lassen Raum für eine Vegetation aus 
Kräutern und Halbsträuchern, die viele einjährige Formen enthält, und in 
der auch die Gräser durch mehrere Arten vertreten sind, ohne jedoch eine 
vorherrschende Stellung einzunehmen. Auch hohe säulenförmige Cereus 
gehören zu den charakteristischen Typen dieser Bestände. 


Über floristische Einzelheiten belehrt nachstehende Tabelle: 


Bäume: 
Caesalpinia sp. (Nr. 5972). Loxopterygium Huasango. 
Erythrina sp. (Legum.). Bombax discolor (häufig). 


Bursera graveolens. 


Holzgewächse, die bald strauchig bald baumförmig auftreten: 


Capparis mollis (vereinzelt). Capparis scabrida (vereinzelt). 
Straucher: 
Coccoloba oder Miihlenbeckia sp. (Polygon.; Mimosa sp. (Nr. 5965). 
Nr. 6435). Pithecolobium |?) sp. (Nr. 5968). 
Bougainvillea peruviana (Nyctag.; (Nr.6432) Cordia rotundifolia (häufig). 
Cercidium praecox. Ipomoea sp. (Nr. 6356; aufrecht wachsend!). 
Halbsträucher: 
Alternanthera sp. (Nr. 5977). Pharbitis sp. (Convolv.; Nr. 6434; windend). 
Zornia sp. (Legum.; Nr. 5976; einjdhrig). Jacquemontia sp. (Convolv.; Nr. 6434; win- 
Desmodium sp. (Nr. 5988; einjährig). dend; sehr häufig und durch ihren 
Cassia sp. (Legum.; Nr. 5992; einjährig). reichen Schmuck blauer Blüten ein 
Polygala sp. (Nr. 5982), stark hervortretendes Formationsele- 
Ayenia sp. (Stercul.; Nr. 5990). ment). 
Plumbago sp. Ruellia sp. (Acanth.; Nr. 5985 u. 6430; 
— Evolvulus sp. (Convolv.; Nr. 5980; einjährig). sehr häufig). 


Kräuter (alle hier genannten einjährig): 


Corchorus sp. (Tiliac.; Nr. 5991). Tagetes sp. (Gompos.; Nr. 5973). 

Sida sp. (Nr. 5984). Lagascea mollis (Compos.; Nr. 5974). 
Turnera sp. (Nr. 5986). Bidens sp. (Compos.; Nr. 5975). 
Evolvulus sp. (Nr. 5983). Acanthospermum sp. (Compos.; 5978). 
Hyptis sp. (Labiat.; Nr. 5981). Pectis sp. (Nr. 5989). 

Diodia-Arten (Rubiac.; Nr. 5979 u. 5987). Elvira sp. (Compos.; Nr. 5993). 


Säulenförmige Cacteen: 
Cereus sp. 


In den höheren Lagen rücken die Holzgewächse dichter zusammen, 
das regengrüne Gebüsch wird geschlossen. Der Baum Lombax discolor 
6* 


84 A. Weberbauer. 


ist die wichtigste Charakterpflanze. Außerdem zeigen sich häufig die 
Sträucher Cordia rotundifolia und Mimosa sp. (Nr. 5965). Auch die 
übrigen Holzgewächse der tieferen Lagen dieser Region sind noch vor- 
handen, erreichen aber jetzt größtenteils ihre oberen Grenzen. Ferner 
verdienen Erwähnung die Sträucher Stenolobiwm sp. (Bignon.; Nr. 6005), 
Carica sp. (Nr. 6004 u. 6009) und eine Bauhinia. Von Kräutern sei die 
kletternde Tourrettia lappacea (Bignon.) genannt. Cereus wird seltener. 
Hier und da wachsen die riesigen Rosetten einer Fourcroya. Graue, epi- 
phytische Tillandsien, darunter Téllandsia usneoides, haften an den Baum- 
zweigen. 

Bei den bisherigen Angaben, denen die an den Bergeshängen ge- 
machten Beobachtungen zugrunde liegen, blieben die Flußufer unberück- 
sichtigt. Hier ist das Gehölz zwar hinsichtlich seiner floristischen Zu- 
sammensetzung nicht sonderlich verschieden von dem Gehölz der Abhänge, 
aber infolge der besseren Bewässerung des Bodens höher, stellenweise als 
Buschwald ausgebildet. Zu den stattlichsten Bäumen gehören Salix 
Humboldtiana, Celtis sp. (Nr. 6000), Erythrina sp. und eine etwa 30 m 
hohe Bombacacee, deren bestachelter, in der Mitte oft angeschwollener 
Stamm an seinem Grunde mächtige Flügelleisten ausbildet. Prosopis juli- 
flora ist nur noch vereinzelt anzutreffen und verschwindet um 700 m. 
Als Kletterpflanzen wuchern Cryptocarpus pyriformis, Gronovia sp. (Loas.; 
Nr. 5995) usw. 


IT. Die Region der immergrünen Gehölze. 
a. Untere Stufe (900—1800 oder 2000 m). 


Die herrschende Formation ist einimmergrünes, ausBäumen und Sträu- 
chern zusammengesetztes Gebüsch. Bezüglich der Flora, die verhältsnismäßig 
arm zu sein scheint, konnte ich infolge ungünstiger Witterungsverhältnisse 
nur fiüchtige Beobachtungen anstellen; dazu kam, daß gerade in den von 
mir besuchten Gegenden der Ackerbau das ursprüngliche Vegetationsbild 
stark verändert hatte. Daher bleibt auch noch zu prüfen, ob ich diese 
Vegetationsstufe nach oben hin richtig begrenzt habe. Die Flora mischt 
sich aus makrothermen und mesothermen Formenkreisen, wobei die letzteren 
vorwiegen dürften und zum Teil auffällig weit abwärts reichen, z. B. Colig- 
nonia und Astrephia bis 1200 m, Fuchsia bis 1100 m, Calceolarza bis 1000 m. 
In den Gebüschen dieser Vegetationsstufe soll auch Cunchona wachsen, ob 
als Strauch oder als Baum, ist mir nicht bekannt. Bei 1000—1100 m, 
hart an der Grenze der regengrünen Region, erregt unsere Aufmerksam- 
keit eine anmutige Cobaea (Polemon.; Nr. 6425 u. 6397), ein rasch wach- 
sendes, vielleicht einjähriges Kraut, das bis in die Baumwipfel emporrankt 
und von Ast zu Ast das Geflecht seiner zarten, zerbrechlichen Stengel” 
spinnt, aus deren zierlich gefiedertem Laubwerk die gelblichweißen Blüten- 
glocken, von schlanken Stielen getragen, hervorleuchten. Die Zahl der 


(= ae A) USSR 


ro 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 85 


Epiphyten (Farne, Araceen, Bromeliaceen, Orchidaceen) ist erheblich größer 
als in den regengrünen Gebüschen. Unter den parasitischen Loranthaceen 
hat wohl Nr. 6030 die schönsten Blüten, lange, rosafarbene Röhren. 

Ich gebe im folgenden eine Zusammenstellung der beobachteten Arten. 


Sträucher: 


Chusquea-Arten (Gramin.; spreizklimmend). 

Piper-Arten. 

Myriocarpa sp. (Urtic.; Nr. 6014). 

Colignonia sp. (Nyetag.; spreizklimmend). 

Anona Cherimolia. 

Siparuna sp. (Monim.; Nr. 6034). 

Escallonia sp. (Saxifrag.; Nr. 6440). 

Pachyrhizus (?) sp. (Legum.; Nr, 6416; win- 
dend). 

Amicia sp. (Legum.; Nr. 6406; spreizklim- 
mend; durch die ansehnlichen und 
reichlich auftretenden gelben Bliten 
auffallend). 

Monnina sp. (Polygal., Nr. 6028). 

Phyllanthus sp. (Euphorb.; Nr. 6019). 

Serjania sp. (Sapind.; Nr. 6014; rankend). 

Allophylus sp. (Sapind.; Nr. 6417). 

Vitacee Nr. 6029 (rankend). 


Biitinerta sp.; (Stercul.; Nr. 6448; spreiz- 
klimmend). 

Clusia sp. (Guttif.). 

Loasa sp. (Nr. 6424). 

Fuchsia sp. (Oenother.; Nr. 6423). 

Tibouchina cymosa (Nr. 6339) und einige 
andere Melastomataceen. 

Cordia sp. (Nr. 6015; spreizklimmend). 

Lantana sp. (Verben.; Nr. 6043). 

Salvia sp. (Labiat., Nr. 6042). 

Perilomia sp. (Labiat.). 

Streptosolen Jamesoni (Solan.). 

Calceolaria-Arten (Scroph.). 

Acanthacee Nr. 6421. 

Chiococea sp. (Rubiac.; Nr. 6048; spreiz- 
klimmend). 


Polymnia sp. (Compos.; Nr. 6016). 


Kräuter: 


Xanthosoma (?) sp. (Arac.; Knollen bildend; 
Nr. 6007). 

Bomarea sp. (Amaryll.; windend). 

Tropaeolum sp. (Nr. 6419; rankend). 


Cobaea sp. (Polemon.; Nr. 6425 u. 6397; 
rankend). 

Astrephia chaerophyllordes (Valerian.). 

Sicyos sp. (Cucurb.; Nr. 6420). 


Parasiten: 
(Loranthaceen, z. B. Nr. 6030). 


b. Obere Stufe 
(von 1800 oder 2000 m aufwärts, die Cordillerengipfel einschließend und 
somit bis gegen 3500 m Seehöhe reichend). 


Die wichtigsten Unterschiede gegenüber der unteren Stufe liegen in 
dem weit häufigeren Vorkommen derber, mehr oder weniger lederartiger 
Blätter bei den Holzgewächsen, in dem stärkeren Hervortreten der epiphy- 
tischen Flechten, Moose und Phanerogamen sowie der parasitischen Loran- 


. thaceen, endlich in der ausgeprägt mesotherm-andinen Flora. 


Als wichtigste Formationen treten uns entgegen Hartlaubgehölze, 
die teils Gesträuche, teils aus Bäumen und Sträuchern gemischte Gebüsche 
oder Buschwälder sind, und ferner Grassteppen mit eingestreuten 
kleineren, immergrünen Sträuchern, die meist der Flora jener Ge- 
hölze angehören. Oft sieht man diese Formationen derartig verteilt, daß 
das Gehölz die Einsenkungen auskleidet, gleichviel ob diese von Wasser- 
läufen durchflossen werden oder nicht, während die Grassteppe steile, 


86 A. Weberbauer. 


namentlich felsige Hänge bedeckt, wo vielleicht der Boden nicht tiefgründig 
genug ist, um eine kräftige Entwicklung der Holzgewächse zuzulassen. Auf 
den Kämmen und Gipfeln der Cordillere, selbst da, wo sie in der relativ 
unbedeutenden Höhe von 3200—3300 m bleiben, überwiegt entschieden 
die Grassteppe mit zerstreuten Sträuchern gegenüber dem Gehölz, das nur 
kleine Flecken bildet. 

Die Flora setzt sich großenteils aus jenen Elementen zusammen, die 
ich in meiner »Pflanzenwelt der peruanischen Anden« als charakteristisch 
für die »Geja de la Montana« bezeichnet habe, und die im zentralen und 
südlichen Peru auf die mittleren Lagen der östlichen Andenhänge beschränkt 
bleiben, im Norden hingegen auf die Westhänge übergreifen. Es bedarf 
daher keiner genaueren Angaben über die hier beobachteten und ge- 
sammelten Arten. Doch sei erwähnt, dab ein Polylepis (Rosac.) in den 
höheren Lagen häufig ist und zwischen 2900 und 3300 m, bald strauchig, 
bald als Bäumchen entwickelt, kleine Bestände bildet, ferner, dal der 
nadelblättrige Strauch Hyperium laricifolium (Guttif.) und eine meterhohe 
strauchige Duddlera (Logan.; Nr. 6046) mit wolligen Blättern bei 3200 bis 
3300 m massenhaft auftreten, bald in den Gesträuchflecken, bald in der 
Grassteppe. 


2. Interandines Tal des Flusses Quiros. 


Bei der Beurteiluug der pflanzengeographischen Verhältnisse ist zu 
beachten, daß der Quirös zunächst, durch hohe Gebirge von der Küsten- 
ebene getrennt, in einem tiefen und engen Tale durch das Innere der 
Anden fließt, schließlich aber in das Küstenland hinaustritt und sich mit 
dem Flußsystem des Rio de la Chira vereinigt. Der Vegetationscharakter hält 
etwa die Mitte zwischen dem der Westhänge und dem des später zu be- 
sprechenden Huancabamba-Tales, dessen Gewässer dem Marañon zufließen. 
Wiederum begegnet uns die Gliederung in eine untere regengrüne und eine 
obere immergrüne Region. Die Grenze liegt um 2000 m, also weit 
höher als an den Westhängen, wo sie bei 900 m verläuft. Die 
Gehölze, die, wie dort, in der regengrünen Region eine wichtige Rolle 
spielen, sind nur selten so dicht wie die regengrünen Gebüsche der West- 
hinge. Im oberen Teil des Quirds-Tales erlangen sie die weiteste Ausdeh- 
nung. Es wird nicht überraschen, daß innerhalb dieses langen Tales sich 
Verschiedenheiten geltend machen, insofern, als — bei gleichen Meeres- 
höhen — die Talwände am oberen Teil des Flusses etwas andere For- 
mationsbilder darbieten als am unteren; dazu kommt, daß vom Westflusse 
der Anden und vom Küstenlande her mehrere Charakterpflanzen jener Ge- 
biete, wie Capparis scabrida, Capparis mollis, Bursera graveolens, Loxo- 
pterygium Huasango, Cordia rotundifolia, Caesalpinia sp. (Nr. 5972), in 
das Gebirge eindringen und dabei allmählich seltener werden. 


ws 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 87 


I. Die regengrüne Region. 
a. Die Vegetation außerhalb der Flußufer. 


Im oberen Teil des Quirös-Tales, den ich innerhalb einer Zone unter- 
suchte, wo das Flußbett zwischen 1200 und 1500 m Seehöhe liegt, ist die 
herrschende Formation ein lockeres, aus Bäumen und Sträuchern gemischtes, 
von Gräsern und anderen Kräutern durchsetztes regengrünes Gebüsch, 
das auch Cacteen (Cereus,teils aufrechtwachsend, teils kletternd, und Opuntha) 
sowie Fourcroya enthält; an den Zweigen der Holzgewächse wuchern graue 
Tillandsien, namentlich 7’. wsneordes. Die Bäume bleiben meist mittelhoch, 
doch erreichen manche eine Höhe von 20 m. Von ihnen fällt am meisten 
auf eine stattliche Chorisia (Bombac.; Nr. 6349) mit spindelförmigem, be- 
stacheltem Stamm, die im Anfang der Trockenzeit (Mai) das Laub abwirft 
und sich dann mit großen, weißen Blüten schmückt. 

Häufige Holzgewächse dieser Formation sind: 


Bäume: 
Capparis scabrida (wohl auch strauchig; Leucaena sp. 
nur bis 4300 m aufwärts). Cassia fistula. 
Capparis mollis. Bursera graveolens. 
Acacia sp. (verw. A. macracantha; auch Loxopterygium Huasango. 
strauchig). Chorisia sp. (Bombac.; Nr. 6349). 
Straucher: 
Cercidium praecox (nur bis 1300 m auf- Dodonaea viscosa (Sapind.). 
warts). Carica sp. (Nr. 6004, 6009). 
Dalea sp. (Legum.; Nr. 6350). Ipomoea sp. (Nr. 6356; aufrecht wachsend!), 
Elutheria microphylla (Meliac.). Duranta sp. (Verben.; Nr. 6342). 
Malpighiacee Nr. 6353 (windend). Verbena sp. (Nr. 6343). 
Jatropha sp. (Euphorb.; Nr. 6355). Acanthacee Nr. 6354. 


Croton-Arten (häufig). 


Mitunter stehen die Bäume in dieser Gebüschformation sehr zerstreut, 
oder sie fehlen sogar gänzlich, so daß regengrünes Gesträuch an 
die Stelle des regengrünen Gebüsches tritt. Ferner kommt es vor, daß 
kleine Flecken von regengrüner Grassteppe, die jedoch gewöhnlich ein- 
gestreute Sträucher enthält, das Gehölz unterbrechen. Auf sterilem, steinigem 
oder felsigem Untergrund wird die Vegetation durch nackte Bodenflecke 
zersplittert. 

Am unteren Quirös sah ich die regengrüne Grassteppe größere und 
das regengrüne Gehölz kleinere Flächen einnehmen als am oberen. Ich 
konnte dies namentlich zwischen 40°40’ und 40°50’S in zwei Seiten- 
tälern beobachten, einem rechten bei Olleros (südöstlich von Ayavaca) und 
einem linken unterhalb der Hacienda Lagunas (südwestlich von Ayavaca). 
Auf dem Wege von Ayavaca nach Frias, bei 700—1900 m Seehöhe und 
wohl auch an anderen Stellen des unteren Quirds-Tales trifft man regen- 


88 A. Weberbauer. 


grüne Formationen, die an die tieferen Lagen der Westhänge erinnern: 
Bäume, Sträucher und Cacteen (Opuntia, Cereus, Cephalocereus) in 
weiten Abstanden und zwischen ihnen üppig wuchernde Kräuter, 
unter denen die Gräser fehlen oder sehr zurücktreten; die 
Kräuter sind kurzlebig und zum großen Teil weit verbreitete Arten; unter 
1200 m ist eine der wichtigsten Charakterpflanzen eine Ipomoea, die sehr 
große, weiße Blüten trägt und stets aufrecht wächst, als Strauch, ja sogar 
als Baum von 8 m Höhe. 


b. Die Vegetation der Flußufer. 


Gebüsch, aus Bäumen und Sträuchern zusammengesetzt, begleitet die 
Flüsse. Die Holzgewächse sind zum Teil dieselben wie an den Abhängen, 
bleiben aber dank der andauernden Befeuchtung länger, wenn nicht be- 
ständig belaubt. Dazu kommen aber noch andere, typisch immergriine 
Holzgewächse. Das krautige Dryophyllum calycinum (Crassul.) breitet 
sich auf dem Boden aus. Epiphytische Tillandsien, besonders 7’. usneordes, 
bewohnen das Gezweig der Holzgewächse. Zu den letzteren gehören: 


Bäume: 

Salix Humboldtiana. Caesalpinia tinctoria. 
Ficus sp. Caesalpinia sp. (Nr. 5972; bis 1300 m auf- 
Celtis sp. wärts). 
Lauracee Nr. 6348 u. 6352. Loxopterygium Huasango. 
Capparis mollis. Schinus Molle. 
Cassia fistula. Sapindus Saponaria. 

Straucher: 
Anona Cherimolia. Thevetia nervifolia (Apocyn.) 


II. Die immergrüne Region 


hat über 2200 m etwa dasselbe Aussehen wie an den Westhängen über 
1800 m. Zwischen 2000 und 2200 m sind die hartlaubigen Typen weniger 
zahlreich vertreten als weiter oben, und gesellen sich zu den immergrünen 
Holzgewächsen schon einige regengrüne. Unter den letzteren wird im Mai 
ein kleiner Baum der Gattung Mayepea (Oleac.; Nr. 6347) sehr auffällig 
durch die weithin leuchtenden, rosafarbenen Blüten, die das entblätterte 
Gezweig völlig verhüllen. An der Grenze von immergrüner und regen- 
grüner Region zeigt sich in den Gehölzen sehr häufig Caesalpinia tine- 
toria, baumförmig ausgebildet und mit einer erstaunlichen Menge von 
Epiphyten beladen. 

Sobald man, auf dem Wege von Ayavaca nach Frias, an der linken 
Wand des Quiröstales emporgestiegen ist, betritt man ein weites, welliges 
Hochland, das zwischen 2900 und 3400 m Seehöhe liegt: das Quellgebiet 
des Flusses Suipird. Auf meiner Reise beobachtete ich, daß die Nebel, 
die an den Westhängen einerseits und an der linken Wand des Quirös- 


ro 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 89 


tales andererseits die höheren Regionen verhüllten, nicht in das Hochland 
hineinreichten und daß hier das Erdreich sehr trocken war. Daß dies oft 
vorkommt, läßt die Beschaffenheit der Pflanzendecke vermuten: die Flora 
des Hochlandes ist sehr arm und die herrschende Formation eine Gras- 
steppe mit eingestreuten, in der Regel sehr entfernt stehenden Sträuchern. 
Nur selten treten die Sträucher zu lockeren, kleinen Beständen zusammen. 
Bäume sucht man vergebens. 


3. Interandines Tal des Flusses Huancabamba. 


Auch hier sehen wir die Gliederung in eine untere, regengrüne und 
eine obere, immergrüne Vegetationsregion. Bei 2500 m liegt die Grenze 
zwischen beiden, somit nicht nur höher alsan den Westhängen, 
wo regengrüne und immergrüne Region bei 900 m zusammen- 
treffen, sondern auch höher als im Quiröstale, wo die Scheide- 
linie bei 2000 m verläuft. Demgemäß trifft man an den Westhängen 
nur makrotherme Xerophyten, dagegen außer diesen eine mesotherme 
Xerophytenflora im Quiröstale und mit weit größerer Vertikalausbreitung 
im Huancabambatale. 


I. Die regengrüne Region 
habe ich nur über 1700 m kennen gelernt. 


a. Die Vegetation der Flußufer. 

An vielen Stellen haben Kulturbestände die ursprüngliche Vegetation 
verdrängt. Diese ist ein Gebüsch, das nur aus Bäumen und Sträuchern 
besteht und während der Trockenzeit seine Belaubung nur teilweise ver- 
liert. An dieser Formation beteiligen sich: 


Bäume: 
Salix Humboldtiana. Phytolacca dioica od. verw. 
Alnus jorullensis (Betul.). Inga Feuillei od. verw. (Legum.) 


Ficus sp. (Morac.). 


Holzgewächse, die bald strauchig, bald baumförmig auftreten: 


Escallonia pendula. Jaccaranda acutifolia (Bignon.; nur bei 
Acacia sp. verw. A. macracantha. 4700 m gesehen). 
Schinus Molle. 
| Sträucher : | 
Piper-Arten. Leucaena sp. (Legum.). 
Clematis sp. (rankend). Caesalpinia tinctoria. 
Anona Cherimolia. Rapanea sp. (Myrsin.). 
Bodenkrauter : 
Bryophyllum calycinum. 
Epiphyten: 


Graue Tillandsia-Arten, namentlich T. usneoides. 


90 A. Weberbauer. 


b. Die Vegetation außerhalb der Flußufer 


ist ein lockeres, offenes Xerophytengemisch aus regengrünen 
Kräutern (unter denen sich ziemlich viele Gräser befinden, ohne indes 
vorzuherrschen), regengrünen Sträuchern, Cacteen (Opuntia, Cereus, 
Cephalocereus), Fourcroya und verwilderter Agave. Letztere hat den 
Volksnamen »Mejico«, was deutlich zeigt, daß der fremdländische Ursprung 
der Pflanze den Einwohnern wohlbekannt ist. . Zu den Sträuchern dieser 


Formation gehören: 


Mimosa sp. (Nr. 6067). 

Krameria sp. (Legum.; Nr. 6070; nieder- 
liegend). 

Aeschynomene sp. (Legum.; Nr. 6074). 

Cassia sp. (Nr. 6285; niederliegend). 

Caesalpinia tinctoria. 

Acacia sp. verw. A. macracantha. 

Dalea sp. (Legum.). 

Porlieria sp. (Zygoph.; Nr. 6286; P. Lo- 
rentzii? Häufig). 

Malpighiacee Nr. 6063 
Bachränder). 

Elutheria microphylla. 

Croton sp. 

Schinus Molle (sehr vereinzelt). 

Dodonaea viscosa (Sapind.; sehr haufig). 

Cardiospermum sp. (Sapind.; rankend). 

Mentzelia cordifolia (Loasac.). 


(windend; felsige 


Cantua quercifolia (Polemon.; Nr. 6074). 

Asclepiadaceen Nr. 6277 u. 6278 (beide 
kriechend bis windend). 

Evolvulus-Arten (Nr. 6283 u. 6284, beide 
niederliegend, klein). 

Jacquemontia sp. (Nr. 6058; windend). 

Lippia sp. (Verben.; Nr. 6066). 

Lantana-Arten (Verben.; Nr. 6065 [nieder- 
liegend] und 6068). 

Salvia sp. (Nr. 6069; Blüten schwarz vio- 
lett bis schwarz; häufig). 

Solanacee Nr. 6059 (Brachistus sp.?). 

Stenolobium sp. (Bignon.; Nr. 6279). 

Acanthacee Nr. 6282 (niederliegend). 

Onoseris sp. (Compos.; Nr. 6281; Halb- 
strauch). 

Verbesina sp.? (Compos.; Nr. 6072; sehr 
häufig). 


Stellenweise rücken die Sträucher so nahe zusammen, daß lockere 
Strauchbestände zustande kommen. Im oberen Teil der regengrünen Region 
sieht man die Gräser allmählich häufiger werden und schließlich nahe der 
Grenze der immergrünen Region eine Grassteppe auftreten, der regengrüne 
Sträucher eingestreut sind. 

Wie sich die Vegetation unterhalb 1700 m gestaltet, ist mir nicht be- 
kannt. Zunächst scheinen die Cacteen häufiger zu werden und auch sonst 
der xerophile Charakter sich zu verstärken. Dann wird wahrscheinlich 
die Pflanzendecke einen ähnlichen Bau annehmen, wie ich ihn am Maranon 
zwischen 6° 35’ und 6° 50’ S. bei Tupen und Balsas feststellte (vgl. meine 
»Pflanzenwelt der peruanischen Anden«, S. 154—156). Schließlich dürfte 
im Chamayatale der Übergang zu jenen regengrünen Gebüschen stattfinden, 
die den Maranon bei Bellavista begleiten und die später genauer betrachtet 
werden sollen. 


Il. Die immergrüne Region 


bietet im wesentlichen dasselbe Bild wie an den Westhängen über 2000 m. 
Östlich von der Ortschaft Huancabamba, wo die Cordillere bis zu der 
relativ beträchtlichen Höhe von 3550 m ansteigt, gewinnt zwischen 3000 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 91 


und 3400 m die Grassteppe die Oberhand gegenüber dem Gehölz, das in 
den Einsenkungen mit schmalen, zungenförmigen Ausläufern bis 3300 m 
hinaufreicht und dann verschwindet. Der Grassteppe sind immergrüne 
Sträucher eingestreut, deren Zahl nach oben hin abnimmt. Aber auch bei 
3550 m fehlen diese Sträucher nicht völlig. Der Typus der strauchfreien 
Grassteppe oder Jalca, die zwischen 6° und 7° S. so große Ausdehnung 
erlangt (vgl. meine »Pflanzenwelt der peruanischen Andene, S. 268 ff.), ist 
hier nicht ausgebildet, höchstens angedeutet. 


4, Osthange der Westcordillere. 


Die Vegetation gliedert sich in zwei Regionen, die beide immergrün 
sind und bei 1800 —2000 m zusammentreffen: eine obere mesotherme und 
eine untere makrotherme. 


I. Die mesotherme Region 


hat das Aussehen der von mir (»Pflanzenwelt der peruanischen Anden«, 
S. 120 und 227 ff.) bereits ausführlich beschriebenen »Ceja de la Montana«. 
Ich darf mich daher mit einigen kurzen Angaben begnügen. Über 3300 m 
bedeckt den Boden eine Grassteppe mit eingestreuten immergrünen, hart- 
laubigen Sträuchern. Zwischen 3300 und 2850 m überzieht diese Gras- 
steppe auch noch geräumige Flächen, aber es dringen bereits von unten 
her in den Einsenkungen Hartlaubgehölzstreifen ein. Unter 2850 m endlich 
dominiert das Hartlaubgehölz, bald als Gesträuch, bald als Gebüsch, bald 
als Buschwald entwickelt, während die Grassteppe fast ganz fehlt und, wo 
sie vorhanden ist, viele Sträucher enthält und nur unbedeutende Fleckchen 
felsigen Bodens einnimmt. Die charakteristische Ceja-Flora tritt hier viel 
reiner und artenreicher auf als an den westlichen Andenhängen des De- 
partamento Piura, von denen oben die Rede war. 


IT. Die makrotherme Region 


könnte man auch »Montana« nennen. Sie bietet uns ebenfalls Vegetations- 
bilder, die im östlichen Peru häufig wiederkehren. Grassteppen wechseln 
mit derblaubigen Gebüschen, die aus hohen Sträuchern und kleinen 
Bäumen bestehen; seltener tritt Gesträuch an die Stelle des Gebüsches. 
Hier und da bekleidet die Hänge das Adlerfarngestrüpp des Pferidium 
aquilinum, durch sein frisches Grün von der fahlen Grassteppe abstechend 
und weithin kenntlich. (Über den Bau dieser Formationen vgl. »Pflanzen- 
welt der peruanischen Anden« S. 276 und 291.) Die Flüsse begleitet 
höheres Gebüsch mit vielen weichlaubigen Formen, mitunter 
auch Buschwald; diese Gehölze beherbergen einige Typen des tropischen 
Regenwaldes (z. B. hochwüchsige Palmen der Gattung Bactris), haben aber 
sonst mit dieser Formation nur geringe Ähnlichkeit. 


99 A. Weberbauer. 


Daß in den tieferen Gebirgsregionen Ostperus trotz des feuchtwarmen, den Ge- 
hölzen günstigen Klimas so oft Grassteppen auftreten, ist eine merkwürdige Erscheinung, 
die mich namentlich im Tabaconastale befremdete, wo, wie oben erwähnt wurde, wäh- 
rend des ganzen Jahres heftige Regen den Boden durchnässen, eine Trockenzeit einfach 
nicht existiert. GRAEBNER betont in seiner »Pflanzengeographie« (Leipzig 1910, S. 277) 
den bedeutenden Einfluß, welchen der Nährstoffgehalt des Bodens auf die Gestaltung 
der Pflanzendecke ausübt. Vielleicht ist dieser Faktor auch hier wirksam und rührt es 
von Nahrungsarmut im Boden her, da letzterer nicht Gehölz trägt, sondern Gras- 
steppe. Hierfür spricht in erster Linie die überraschend niedrige Artenziffer der makro- 
thermen Grassteppe Ostperus. Ferner sieht man, daß die Bevölkerung bei der Anlage 
von Pflanzungen stets Gehölz rodet, die Grassteppe hingegen unbenutzt läßt, obwohl 
sie mit weit geringerer Mühe urbar zu machen wäre. Endlich wachsen die Gehölze, 
welche die Grassteppe begleiten, zwar nicht stets, aber doch auffällig oft in Einsenkungen 
und an Flüssen; dies läßt sich in einem so regenreichen Klima nicht auf die bessere 
Bewässerung zurückführen, wohl aber auf die Anhäufung von Nährstoffen, auf die fort- 
gesetzte natürliche Düngung. 


5. Interandines Tal des Maranon. 


Das zu besprechende Gebiet liegt in der Höhenstufe von 400 bis 
900 m. 

Die ausgedehnteste Formation ist wohl das regengrüne Gehölz, 
das zumeist als Gebüsch, bestehend aus hohen Sträuchern und kleinen 
Bäumen, seltener als reines Gesträuch auftritt. Auch die regengrüne 
Grassteppe besetzt geräumige Flächen; stets aber enthält sie eingestreute 
Sträucher und wechselt sie mit kleinen Gehölzflecken. Endlich säumt die 
Flüsse ein hohes Gehölz (Gebüsch oder Buschwald), in dem sich 
regengrüne und immergrüne Holzgewächse mischen. 

Das regengrüne Gehölz, offenbar den Caatingas Brasiliens nahe 
verwandt, enthält als Nebenbestandteile Sukkulenten (Cacteen, Fourcroya), 
einige Epiphyten und einige Bodenkräuter. Bei einer geringen Zahl von 
Holzgewächsen scheint das Laub ausdauernd zu sein. Ich beobachtete in 
dieser Formation: 


Bäume: 

Capparis scabrida. Chorisia sp. (Nr. 6195; mit spindelförmi- 
Capparis mollis. gem, bestacheltem Stamm). 
Legum.-Mimosoidee Nr. 6207. Bombax discolor od. verw. 
Acacia sp. (Nr. 6209). Jacquinia sp. (Theophrastac.; Nr. 6212; 
Acacia sp., verw. A. macracantha (auch häufig, durch die roten Blüten auf- 

strauchig). fallend; einh. Name: llisha). ; 
Prosopis juliflora od. verw. (Nr. 6172). Cordia sp. (Nr. 6213; einh. Name: igua- 
Cassia fistula. guana). 
Hura erepitans (Euphorb.; Nr. 6232; einh.  Saccellium lanceolatum (Borrag.: Nr. 6217, 

Name: catagua). 6226). 

Sträucher: 


Bougainvillea peruviana (bald aufrecht, FPithecolobium sp.? (Nr. 6174). 
bald kletternd). Acacia sp. (Nr. 6190). 
Mimosa sp. (Nr. 6474). Bauhinia sp. (Nr. 6224). 


Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru um 5° südl. Br. 93 


Cercidium praecox (auch als Bäumchen). 

Caesalpinia sp. (Nr. 6183). 

Cassia sp. (Nr. 6173). 

Swartxia sp. (Legum.; Nr. 6204; auch als 
Bäumchen; häufig). 

Desmodium sp. (Nr. 6180; niederliegend). 

Dalea sp. (Nr. 6191). 

Oxalis sp. 

Malpighiacee Nr. 6230. 

Malpighiacee Nr. 6216 (windend). 

Croton-Arten (Nr. 6475 und 6248). 

Ditaxis sp. (Euphorb.; Nr. 6222). 

Jatropha peltata (Nr. 6211). 

Jatropha sp. (Nr. 6223). 


Jatropha sp. (Nr. 6234; häufig). 

Dalechampia sp. (Euphorb.; 
windend). 

Malvacee Nr. 6208. 

Prestonia sp.? (Apocyn.; Nr. 6231; win- 
dend; häufig). 

Convolvulacee Nr. 6488 (aufrecht wachsend). 

Jacquemontia sp. (Nr. 6229; aufrecht 
wachsend). 

Cordia rotundifolia (Nr. 6193). 

Heliotropium sp. (Nr. 6184). 

Lantana sp. (Nr. 6181). 

Zexmenia sp. (Compos.; Nr. 6185). 


Nr. 6192 


Sukkulenten: 


Peireskia horrida (Cactac.; Nr. 6233; bald 
aufrecht, bald spreizklimmend). 


. Cereus-, Pilocereus-, Opuntia- und Melo- 


cactus-Arten. 
Fourcroya sp. 


Epiphyten: 


Graublättrige Tellandsia-Arten. 


Rhipsalis sp. (Cactac.). 


Bodenkrauter: 


Selaginella sp. (wohl S. Mildei od. verw.; 
sehr häufig). 
Deuterocohnia sp. (Bromel.). 


Pitcairnia sp. (Bromel.). 
Amaryllidacee Nr. 6225 (Stenomesson sp.? 
Zwiebelpflanze; häufig). 


In der regengrünen Grassteppe gehören die großen, gesellig 
wachsenden und mitunter zu reinen Beständen vereinten Büschel der 


Graminee Nr. 6186 zu den augenfälligsten Elementen. 


Erwähnung: 


Ferner verdienen 


Kräuter: 


Amaryllidacee Nr, 6228 (Stenomesson sp.? 


Zwiebelpfl.). 


Melochia sp. (Stercul.; Nr. 6220; kriechend). 
Onoseris sp. (Compos.; Nr. 6163). 


Kleine Halbstraucher und Straucher: 


Krameria sp. (Nr. 6221). 
Stylosanthes sp. (Nr. 6215; häufig). 
Aeschynomene sp. (Nr. 6176). 

Sida sp. (Nr. 6189). 


Cienfuegosia sp. (Malvac.; Nr. 6182 und 


6244), 


Mentzelia cordifolia. 

Evolvulus sp. (Nr. 6187). 

Verbena sp. (Nr. 6178). 

Siphonoglossa peruviana 
Nr. 6249). 


(Acanth.; 


Das Gehölz der Flußufer (Gebüsch oder Buschwald) beherbergt 


verschiedene Holzgewächse, die auch in den regengrünen Gehölzen leben 
(z. B. Jacquinia Nr. 6212, Cordia Nr. 6213, Hura crepitans, Bougain- 
villea peruviana). Diese werden aber an den Flüssen weit höher und 
stattlicher; ferner bleibt ihre Entlaubung unvollkommen und auf einen 
kurzen Zeitraum beschränkt. Wo der Boden reichliche Wasserzufuhr er- 
hält, gedeihen auch die Bäume Salix Humboldtiana, Sapindus Saponaria, 


94 A. Weberbauer, Die Vegetationsgliederung des nördlichen Peru. 


Ochroma lagopus (Bombac.), der Strauch Tessaria integrifolia und das 
Rohrgras Gynerium sagittatum. Die Cacteen spielen im Flußufergehölz, 
von den trockeneren Randpartien abgesehen, eine sehr untergeordnete 
Rolle. Beachtung verdient das Fehlen der Palmen, Cyclanthaceen und Sci- 
tamineen, tiberhaupt der Mangel engerer Beziehungen zur Hylaea-Flora. 

An der Zentralcordillere, die ich nur aus der Ferne gesehen habe, 
scheint die Abstufung der Vegetation zum Maranon-Tale hinab die gleiche 
zu sein wie an der Westcordillere. 


Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung über die 
Vegetationsgliederung der peruanischen Anden um 5° S. lassen sich in 
folgenden Sätzen zusammenfassen: 


1. Die regelmäßigen Sommerregen reichen weit in die Küstenebene 
hinein und bis zu einer Seehöhe von 250 m abwärts. 

. Auf der Küstenebene gedeihen, selbst in beträchtlicher Entfernung 
von den Flußläufen, zahlreiche kräftige Holzgewächse, darunter auch 
Bäume. Diese Holzgewächse decken ihren ganzen Wasserbedarf oder 
den größten Teil desselben aus Grundwasser. 

3. Der Westabhang der Anden trägt vom Kamm, soweit dieser unter 
3300 m bleibt, bis zum Fuß Gehölzformationen, die viele Bäume 
enthalten und unabhängig von den Wasserliufen auftreten. Diese 
Gehölze sind unter 900 m regengrün, über 900 m immergrün. 

4. Zur »Nordperuanischen Wüstenzone« (vgl. Pflanzenw. d. peruan. And. 
S. 149 ff.), die ich jetzt »Nordperuanische Wüsten- und 
Trockenbuschzone« nennen möchte, gehören das Küstenland, die 
regengrüne Region der Westhänge, der untere Teil der regengrünen 
Region des Quiröstales und die regengrüne Region des Marañontales. 

5. Die mesotherme Xerophytenflora beschränkt sich auf das inter- 
andine Gebiet (Tal des Quirös und namentlich das des Huancabamba) 
— im Gegensatz zum übrigen Peru (wo auch die Westhänge eine 
mesotherme Xerophytenflora besitzen) und wohl in Übereinstimmung 
mit Ecuador. 

6. Dementsprechend habe ich die Begrenzung der »Nordperuanischen 
Sierrazone« (vgl. Pflanzenw. d. peruan. And. S. 186 ff.) folgender- 
maßen zu ergänzen: Die Nordperuanische Sierrazone wird zwischen 
6° und 5°S. auf einen schmalen, interandinen Streifen (Täler des 
Huancabamba und Quirös) eingeengt und erreicht im oberen Teil 
dieser Täler um 5° S. ihre Nordgrenze. 

7. Die Region der »Jalca«, d.h. der mikrothermen strauchfreien 
Grassteppe (vgl. Pflanzenw. d. peruan. And. S. 268 ff.) fehlt. 


19 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion 
bei Euphorbia Cyparissias. 


Von 


G. Tischler. 


Mit 6 Figuren im Text. 


In einer früheren Arbeit (11) haben wir gezeigt, daß es durch Ver- 
änderung der Außenbedingungen möglich ist, einzelne Sprosse von Æuphor- 
bia Cyparissias, die bereits vom Mycel des Uromyces Pisi durchzogen 
waren, äußerlich »gesunden« zu lassen. Wir konnten das allmähliche Zu- 
rückweichen der Pilzhyphen von den Zellen des wachsenden Vegetations- 
punktes verfolgen und konstatierten, daß die neuangelegten Blätter auf 
irgendeine Weise »unangreifbar« geworden waren. Ferner beobachteten 
wir, wie die von den infizierten Achsen jetzt austreibenden Achselknospen 
mycelfrei blieben und demnach gegen den Schluß der Vegetationsperiode 
eine derartig erkrankte Wolfsmilchpflanze kaum von einer gesunden zu 
unterscheiden war. 

Demgegenüber ist es eine altbekannte Tatsache, daß die nach einer 
Ruheperiode auswachsenden Winterknospen mit den typischen pilzdefor- 
mierten Blättern aussprossen. Das Mycel muß sich in der Zwischenzeit in 
irgendeiner Weise so »erholt« haben, daß es nun wieder sämtliche Neu- 
anlagen der Vegetationspunkte erfolgreich infizieren kann. 

Um eventuell zu einem Verständnis dieser sonderbaren Differenz im 
Verhalten des Pilzes und der Wirtspflanze gelangen zu können, versuchte 
ich zunächst auch die Winterknospen der Euphorbia in einen Zustand zu 
versetzen, in dem sämtliche Blätter vom Pilz geschont werden. Das gelang 
unerwartet leicht dadurch, daß ich die Euphorbia dauernd vegetativ tätig 
sein ließ. Æwphorbia Cyparissias braucht nämlich keine besondere Winter- 
ruhe; durch Abschneiden der Sprosse habe ich jederzeit die Knospen, die 
normal erst im Frühjahr austreiben, bereits im Herbst zum Auswachsen ge- 
bracht. Die Behandlung nahm ich im Warmhause des Heidelberger bota- 
nischen Instituts vor. 


96 G. Tischler. 


So sehnitt ich auch von zwei Stöcken, die im Sommer vorher stark 
pilzinfizierte Zweige gehabt hatten und die dann, wie wir das seinerzeit 
schilderten, äußerlich gesund gemacht waren, am 27 Oktober 1914 sämt- 
liche ausgetriebenen Sprosse ab. Die am Erdboden befindlichen Winter- 
knospen wuchsen unmittelbar aus — aber kein einziger von allen Trieben 
zeigte während der Gesamtentwicklung auch nur ein krankes Blatt. Unser 
Bild (Fig. 1) wurde von der einen am 26. Januar 1912 aufgenommen. 
Wir sehen da eine stattliche Staude, an der gegen die Norm nur der 
Habitus etwas verändert ist. Das Verbringen unter die feucht-warmen 


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Fig. 4. Æuphorbia Cyparissias ursprünglich pilzinfiziert. Sprosse durch vorzeitiges 
Austreiben der Winterknospen äußerlich pilzfrei geworden. (26. Jan. 4912.) (2/3 nat. Gr.) 


Bedingungen unseres Gewächshauses mit seinem ungenügenden Licht hatte 
die Pflanze insoweit verändert, als die Zweige sich nicht von selbst auf- 
recht erhalten konnten. Sie mußten an einem Stäbchen aufgebunden werden. 

Wenn ich nun im Januar sämtliche oberirdischen Triebe wieder fort- 
schnitt und die wenigen Winterknospen, die sich jetzt über der Erdober- « 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 97 


fläche befanden, dadurch zum Weiterwachsen brachte, so entsprach offen- 
bar dieser Versuch ganz unseren früher geschilderten, in denen wir im 
Januar bereits typische, pilzdeformierte Sprosse und Blätter erhielten, 
was die Jahreszeit anlangt. Der einzige Unterschied war der, daß damals 
die Huphorbia inzwischen »geruht« hatte, jetzt dagegen dauernd vegetativ 
tätig gewesen war. Durch diese erneute Amputation wurden die beiden 
Pflanzen natürlich sehr geschwächt, aber eine Kontrolle am 2. März zeigte, 
daß jedes der beiden Versuchsexemplare noch zwei schöne und völlig pilz- 


Fig.2. Euphorbia Cyparissias. Die gleiche Pflanze photographiert am 29. Aug. 1912 
(2/9 nat, Gr.). 


freie Sprosse getrieben hatte. Das eine dieser Individuen wurde anfangs 

April zur mikroskopischen Untersuchung seiner Vegetationspunkte abgetötet, 

das andere kräftigere weiter wachsen gelassen. Ich brachte es inzwischen 

unter völlig normale Außenbedingungen. Aber den ganzen Sommer über 

zeigte keine der zahlreichen austreibenden Knospen, die sich während’ der 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 7 


98 G. Tischler. 


Vegetationsperiode 1912 anlegten, äußerlich auch nur eine Spur des Uro- 
myces. In Fig. 2 sehen wir das nämliche Individuum nach einer Photo- 
graphie am 29. August (verkleinert auf 2/, nat. Gr.). Jeder wird sich dabei 
überzeugen können, daß die Pflanze völlig gesund aussieht. 

Bei meiner Übersiedlung nach Braunschweig, Anfang Oktober, wurden 
meine Kulturen in den hiesigen botanischen Garten übergeführt. Die ober- 
irdischen Sprosse starben während des Transports ab, die an der Basis 
befindlichen Winterknospen blieben dagegen ganz intakt. Jetzt stellte ich 


Fig. 3. Euphorbia Cyparissias. Die gleiche Pflanze wie in Fig. 4 u. 2, photographiert 
am 7. Febr. 4943. An allen Sprossen besitzen die obersten Blätter massenhaft Rost- 
pusteln. (2/3 nat. Gr.) 


das »experimentum crucis« an, um zu sehen, ob evtl. die Pflanze inzwischen 
tatsächlich ganz gesundet war oder nur durch das fortwährende Wachstum 
der Æuphorbia der Pilz zurückgehalten wurde. Ich ließ die Euphorbıa 
also vom Oktober bis zum Januar im »kalten Kasten« ihre Winterruhe durch- 
machen. Bei dem milden Winter war diese nicht einmal eine absolute, 
denn bei der Besichtigung im Januar hatte eine ganze Anzahl Blätter be- 
reits ausgetrieben. Diese waren äußerlich wieder ganz pilzfrei. 

Das Bild veränderte sich nun sehr bald total, als ich die Pflanze am 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 99 


24. Januar ins Warmhaus stellte. Im ganzen trieben tiber 50 Sprosse aus, 
die Pflanze mußte sich also ganz außerordentlich gekräftigt haben — und 
außerdem blieb noch eine größere Zahl von Knospen unentwickelt. An 
den ersten Tagen wurden nur normale Blätter gebildet, am 27. Januar schon 
zeigte der größte Teil der Sprosse die obersten Blätter leicht gelblich und 
verdickt, am 28. Januar waren bei etwa der Hälfte die typischen Pykniden- 
pusteln ausgetrieben, denen in den nächsten Tagen der Rest folgte. Nicht 
ein einziger aller dieser Sprosse blieb rostfrei! Am 7. Februar photogra- 
phierte ich die Euphorbia wieder: in Fig. 3 können wir den Rostigkeitsgrad 
zu dieser Zeit erkennen. Die sämtlichen an der Spitze eines jeden Sprosses 
stehenden Laubblätter sind »typisch« pilzdeformiert und tragen auf ihrer Unter- 
seite zahlreiche Pusteln. Fast interessanter aber sind noch die nächstunteren 
Blätter. In wechselnder Zahl bei den verschiedenen Trieben waren sie nur 
teilweise äußerlich verändert, dabei kaum in der Form, und nur stellen- 
weise in der Dicke, wobei der infizierte Teil durch die etwas schwielige 
Anschwellung und die sehr blasse Farbe von dem übrigen Teil des Blattes 
abstach. Bei näherem Zusehen zeigten sich auch nur hier die Pykniden- 
pusteln. Besonders gern befanden sich diese Schwielen an den Seiten der 
Blatter, durchaus nicht immer lückenlos von dem Blattgrunde ausgehend. 

Aus der Existenz dieser Blätter folgt jedenfalls, daß zwischen einer 
völligen Unangreifbarkeit der Blätter und ihrer typischen Deformation in 
Dicke und Form sich Zwischenstadien befinden müssen. Cytologisch konnte 
nachträglich die Ontogenese dieser Blätter nicht mehr kontrolliert werden. 
Nach meinen sonstigen Erfahrungen ist es mir wahrscheinlich, daß ein Teil 
eines jeden Blattes, meist an der Spitze, schon in seiner Differenzierung zu weit 
vorgeschritten war, als daß der Pilz durch Haustorienentsendung die Zellen 
wieder formativ verändern konnte. Wir müssen uns ja daran erinnern, 
daß die Winterknospen in diesem Herbst und in der ersten Hälfte des 
Winters wegen der abnormen Wärme bereits auszutreiben begonnen hatten, 
also für sie die Ruhe keine völlige war. Die längliche Form der Blätter 
wurde dabei schon determiniert, ihre Verdickung dagegen konnte noch 
nachträglich beeinflußt werden! — 

Unser jetzt so eingehend beschriebenes Exemplar der Huphorbia war 
also die ganze Zeit vom Frühling 1911 bis zum Januar 1913 »latent« krank 
gewesen, es hatte in dieser Zeit viele Knospen und Triebe gebildet, war 
genau so’ gewachsen wie ein ganz gesundes und doch hatte es einen 
Krankheitskeim in sich getragen, der bei der ersten günstigen Gelegenheit 
zum Ausbruch kam. 

Eine Neuinfektion war ausgeschlossen. Teleutosporen von Uromyces 
waren sicher in der ganzen Zwischenzeit nicht zu der Pflanze herange- 
kommen, und wir werden gleich bei der Besprechung unserer mikro- 
skopischen Funde sehen, daß in der Tat stets in der Zwischenzeit Pilzmycel 
vorhanden gewesen war. 


100 G. Tischler. 


Das Nichtaustreiben des Mycels bei Aufhebung der Ruheperiode konnte 
ein »Zufall« sein und keine allgemeine Bedeutung haben. Ich setzte daher 
in etwas weiterem Umfange bereits am 9. März 4912 neue Versuche an. 
Von dem gleichen Standort wie im Vorjahr sammelte ich eine größere An- 
zahl total rostkranker Euphorbien mit ihren Rhizomen und pflanzte sie in 
Töpfe. Berücksichtigt wurden nur solche Exemplare, die nahezu in allen 
oberen Trieben äußerlich rostinfiziert waren. Die Töpfe wurden dann ins 
Warmhaus gesetzt und alle Pflanzen gesundeten so wie das früher ge- 


Fig. 4. Euphorbia Cyparissias. Ein anderes 1912 eingepflanztes rostkrankes und 
äußerlich gesundetes Exemplar, photogr. am 29. Aug. 49142. (2/9 nat. Gr.) 


schildert ist. Eine kleinere Zahl schwächerer Exemplare vertrug die Ver- 
setzung nicht und starb ab. Am 8. Mai brachte ich darauf acht Individuen 
aus dem Warmhause ins Freie. Hier wuchsen alle zu stattlichen Stauden 
heran und — da die Gesundung besonders frühzeitig erfolgt war — 
konnte man hier in kurzem bei kaum einer einzigen irgendwelche Spuren 
der eben »überwundenen« Krankheit sehen. Durch das Austreiben zahl- 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 101 


reicher Achselknospen bekamen die Pflanzen auch bald ein buschiges Aus- 
sehen. Als ein Beispiel fiir die Gesamtheit sei auf Fig. 4 verwiesen. 

Die mir noch verbliebenen 7 anderen »gesundeten« Euphorbien ließ 
ich den ganzen Sommer über im Warmhaus, hielt sie somit unter mög- 
lichst gleichmäßigen Außenbedingungen wie am Anfange, nur wurden sie 
in eine etwas kühlere Abteilung unseres Hauses übertragen. Die Pflanzen 
befanden sich da aber nicht sehr wohl, sie litten auch leider etwas durch 
Schneckenfraß und zwei der Exemplare gingen im Laufe der Vegetations- 
periode ein. Die 5 restierenden Individuen brachte ich nun Anfang Ok- 
tober 1912 in das Warmhaus des botanischen Gartens zu Braunschweig. 
Die oberirdischen Sprosse starben sämtlich ab, alle Winterknospen trieben 
aus und genau wie wir es erwarteten, erwiesen sich alle Sprosse äußer- 
lich pilzfrei. Im ganzen waren es gegen 50, wohl eine genügende Zahl, 
um jeden Zufall auszuschließen. Dagegen machten die acht vorhin er- 
wähnten, Sommer 1912 im Freien gehaltenen Pflanzen wieder eine Winter- 
ruhe im »kalten Kastene vom Oktober bis zum 24. Januar durch, kamen 
dann ins Warmhaus und wurden sämtlich rostig. Das erste Auftreten der 
Pusteln war schon am 24. Januar zu bemerken. Am 28. waren alle bis 
auf eine rostig und auch dieses letzte Exemplar folgte nach einigen Tagen. 
Weit über hundert Triebe zählte ich im ganzen, da alle Pflanzen recht kräf- 
tig geworden waren. 

Die gleiche Erscheinung wie vorhin fiel auch hier auf, daß immer 
erst eine größere oder geringere Zahl von Blättern ganz rostfrei geblieben 
war. Ja in einem Falle war erst das 40. Blatt rostig geworden. Es hing 
das wieder damit zusammen, daß die Winterknospen auch hier während 
ihrer »Ruhezeit« ein wenig ausgetrieben und jedenfalls jedesmal einige 
Blätter zu einer Zeit gebildet hatten, in der der Pilz noch nicht die Kraft 
besaß, sie zu infizieren. In Fig. 5 können wir das gleiche Individuum der 
Huphorbia sehen, das auch in Fig. 4 photographiert war. Die obersten 
ganz pilzdeformierten Blätter heben sich ziemlich scharf von den an- 
deren ab. | 

Das Ergebnis unserer Versuche ist also ganz eindeutig. Wir haben 
in der Tat ein Mittel gefunden, um die Krankheit »latent« zu halten und 
eine sichtbare Pilzeinwirkung auf die Euphorbien für beliebig gewünschte 
Zeit auszuschließen. Eine Erklärung freilich besitzen wir zunächst noch 
nicht dafür, und sie ist, wie wir unten sehen werden, auch wohl erst von 
der Zukunft zu erhoffen. 

In der Literatur ist ein solch planmäßiges Experimentieren mit be- 
stimmten Pflanzen für länger als eine Vegetationsperiode meines Wissens 
noch nicht beschrieben. 

Für die Ustilagineen liegen aber manche Anhaltspunkte vor, aus 
denen hervorgeht, daß hier prinzipiell das gleiche gelten wird. So erwähnt, 
um nur ein charakteristisches Beispiel zu zitieren, BrereLp (1. S. 86) für 


102 G. Tischler. 


die perennierenden Brandpilze: »Fast bei allen waren die Triebe im ersten 
Jahr nach der Verpflanzung oder wenigstens die ersten Triebe des ersten 
Jahres pilzfrei, so daß man hätte glauben sollen, die Brandpilze seien ver- 
schwunden. Die Triebe des zweiten Jahres ... waren dagegen meist sehr 
stark bis ausnahmslos befallen, ebenso in den späteren Jahren. Nur in 
den Fällen, wo die ersten Austriebe im günstigen warmen Frühjahre sehr 
schnell und üppig wuchsen, erschienen diese wieder ohne Brand, um aber 
nachträglich wiederum brandigen Trieben Platz zu machen, und dasselbe ge- 
schah bei einer abermaligen Umpflanzung der Versuchspflanzen, — ein 
Wechsel der Erscheinungen, der leicht verständlich wird, wenn wir erwägen, 


Fig. 5. Euphorbia Cyparissias. Die gleiche Pflanze wie in Fig. 4, photographiert am 
7. Febr. 4943. Inzwischen auch äußerlich krank geworden. (2/3 nat. Gr.) 


wie leicht die Triebe durch zu sehr geförderte Entwicklung den Pilzkeimen 
entwachsen und diese dann von den Stellen ihrer alleinigen wirksamen Ent- 
wicklung ausschließen künnen.« — Bei dieser von BrereLn geschilderten 
Sachlage geht aber vorläufig noch nicht hervor, ob der Experimentator 
hier es gleichfalls in der Hand hat, nach Belieben auch länger als eine 
Saison den Pilz »latent« bleiben zu lassen, wie wir das eben für Euphorbia 
und Uromyces auseinandersetzten. Jedenfalls können aber die äußeren Ver- 
hältnisse auch zuweilen in der Natur so sein, wie bei uns im Warmhause, 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 103 


daß der Pilz ständig an der normalen bis zur Sporenreife gehenden Ent- 
wicklung gehindert wird. Wenn dann auch ein ungenügendes Wachsen 
der vegetativen Hyphen zusammen mit einem starken Wachstum der nicht 
mehr infizierten Teile der Wirtspflanze und einem Absterben der infizierten 
Hand in Hand ginge, so müßte eventuell die infizierte Pflanze total ge- 
sunden können. Außer einigen nicht sehr beweiskräftigen Angaben von 
Hennines (4), die wir in unserer früheren Arbeit zitierten, liegen da neuer- 
dings recht bemerkenswerte Daten von BrereLp (2) vor, die sich aber wieder 
ausschließlich auf Ustilagineen beziehen. Absolut exakt sind sie aller- 
dings auch noch nicht, da eine genaue mikroskopische Kontrolle der frag- 
lichen Teile nicht vorgenommen wurde. Breretp berichtet (S. 66), dab 
Rumex Acetosa (infiziert von Ustilago Kühneana), Viola odorata (infiziert 
von Urocystis Violae1)), Anemone nemorosa (infiziert von Urocystis Ra- 
nunculi), Carex vesicaria (infiziert von Anthracoidea subinclusa) und 
einige andere in einigen Jahren ganz brandfrei werden können. Andere 
Spezies blieben dagegen dauernd krank, so Helleborus viridis (infiziert 
von Urocystis Ranunculi), Melandryum album (infiziert von Ustilago 
antherarum), Primula officinalis (infiziert von Urocystis Primulae). Bei 
sehr langsam wachsenden Nährpflanzen ist eben die Fortdauer des Pilzes 
nahezu gesichert, während schnell austreibende Wirtspflanzen unter Um- 
ständen dauernd dem Mycel entwachsen können. 

Es soll aber nicht verkannt werden, daß sich die Ustilagineen, welche 
BrereLd studierte, auch prinzipiell von unserem Uromyces Pisi unter- 
scheiden. So wird erwähnt, daß jene in den Knoten der Gramineen (z. B. 
von Sorghum saccharatum) lebendig blieben, während in den Internodien 
nur Reste in Form von Haustorien sich erhalten und diese Hyphen aus 
den Knoten nun jederzeit zur Aktivität gebracht werden können. Man 
braucht nach BrereLd nur die infizierte Pflanze zu beschneiden und sie 
hierdurch (2, S. 61) »zur Anlage von extraaxillären Sprossen« zu ver- 
anlassen. Denn in diese dringen die Mycelien sofort ein, »und ganz so, 
als ob sie am Keimling eingedrungen wären«, machen sie jetzt die sekun- 
dären Triebe brandig. 

Darin verhält sich Uromyces anders; denn wir dürfen hervorheben, 
daß in die Achselknospen, die sich in reicher Fülle bei Æwphorbia aus- 
bilden können, das Mycel nicht mehr so eintritt, daß äußerlich jemals 
etwas an den Sprossen zu sehen wäre. Ja wir können sogar bestimmt 
behaupten, daß die von uns mit dem Mikrotom geschnittenen Vegetations- 
punkte dieser Knospen auch innerlich pilzfrei geworden waren. Damit 
kommen wir zu der Frage, ob diese feine Distinktion, die wir eben vor- 
nahmen, überhaupt berechtigt ist, oder ob nicht vielmehr immer, wenn 


4) Über diese Pflanze weiß schon HENNINGS anzugeben, daß ein Gesundungsprozeß 
an bestimmt markierten Pflanzen erfolgen kann. BrEFELD ist diese Angabe wohl ent- 
gangen. 


104 G. Tischler. 


die Blatter keine Pilzdeformation aufweisen, auch der Vegetationspunkt 
und der Stamm ohne den Parasiten sind. Dies letztere nahm ich zunächst 
als selbstverständlich an, bis das Mikroskop mir meinen Irrtum zeigte. 
Erst im Februar 1913 kam ich nämlich dazu, die Vegetationspunkte der 
scheinbar »gesundeten« Sprosse mit dem Mikrotom in Schnittserien zu zer- 
legen. Das Resultat sei gleich vorweggenommen: ich habe überhaupt 
keinen Sproß angetroffen, der nicht im Inneren Mycel gehabt hätte. So 
habe ich z. B. die sämtlichen Vegetationspunkte der Sprosse, welche 
wir in Fig. 4 abgebildet sehen, geschnitten und in allen in bestimmter Ent- 
fernung von den rein meristematischen Zellen Pilzmycel gefunden. Es war 
aber nirgends weiter als bis in die 6. oder 7. Periklinalreihe gedrungen. 
Damit waren die jüngsten Blattanlagen selbst dem Pilz entrückt und bei 
ihrer Bildung konnte die formative Wirkung des Mycels nicht mitsprechen. 
Das Eigentümliche bei Uromyces Pisi ist nun das, daß ein nachträg- 
liches Eindringen in die Blätter, wie es z. B. für Puccimia Menthae oder 
Albugo candida angegeben wird (s. Literatur Tiscuter 14 S. 18), hier aus 
irgendeinem Grunde nicht möglich erscheint, denn die mikroskopische 
Kontrolle zeigte mir in allen Blättern totale Pilzfreiheit. 

Die vorzeitige Sistierung der »Winterruhe« bei Uromyces hatte somit 
nicht ein Wachsen des Mycels überhaupt unmöglich gemacht, im Gegen- 
teil, es fiel mir mehrfach auf, wie kräftig es im Huphorbia-SproB wucherte 
und seine Haustorien in die älteren Zellen entsandte, aber es hatte aus 
irgendeinem Grunde nicht die Kraft gehabt, bis in die jungen Blatt- 
anlagen vorzudringen. Der Sproß war dem Pilz hier » entwachsen «. 

Längsschnitte durch ältere Stengelpartien zeigten mir das von früher 
bekannte insofern, als die intercellular wachsenden Pilzmycelien meist ver- 
schwunden und nur noch die Haustorienknäuel übrig geblieben waren. 
Aber diese Präparate waren mir doch noch besonders wichtig, weil sie mir 
die Totalinfektion der oberirdischen Sprosse auch hier bewiesen, die — in 
ihren sichtbaren Wirkungen — latent geblieben war. 

Von vornherein schienen mir zwei Möglichkeiten vorhanden zu sein, 
die sich zur Erklärung. heranziehen ließen. Erstens war der Fall denkbar, 
daß der Pilz von dem Rhizom aus, in dem er ja den Krankheitskeim 
»überwintern« soll, nicht rechtzeitig in die jungen Winterknospen eindringt 
und so die eigentlich embryonale Region hier gegen die Regel frei von 
Mycel bleibt, auch frei von rein intercellularen Hyphen. Oder zweitens war 
zu erwägen, ob das Wachstum der beiden »Symbionten« in den vorzeitig 
ausgetriebenen Æuphorbia-Knospen ein unharmonisches wird. Die erstere 
Alternative war durch das Mikroskop leicht auszuschließen, denn es zeigte 
sich, daß selbst schon im September, also geraume Zeit vor der normalen 
Winterruhe, auch weiter vom Infektionsherde entfernte Winterknospen 
nicht nur total pilzinfiziert sein konnten, sondern auch der Pilz bis zwischen 


die äußersten Periklinen vorging. Im übrigen waren gerade die Knospen ~ 


= 


Über latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 105 


während des Sommers von besonderem Interesse. Ich untersuchte an 
einem Individuum, das nur vüllig rostkranke Sprosse an einem Ende des 
Rhizoms hatte austreiben lassen, sowohl die, welche hier an der Basis der 
alten Triebe neugebildet als auch solche, die in weiter Entfernung von 
diesem »Infektionszentrum« gewachsen waren. Die Huphorbia war in der 
üblichen Weise durch meine Behandlung äußerlich gesundet und hatte nur 
ihren latenten Krankheitskeim in sich behalten. Während dieser Zeit hatte 
sie kräftig assimiliert und den Sommer über mehr als 100 Knospen am 
Rhizom entstehen lassen. Es ergaben sich bis jetzt noch keine ganz ein- 
deutigen Beziehungen zwischen dem Ort der Knospenanlage und ihrer In- 
fektion. Jedenfalls darf ich mit Bestimmtheit behaupten, daß von den 
weit entfernten Knospen ein größerer Teil am 20. September noch durch- 
aus mycelfrei war. Hätte ich die Ewphorbia normal zu Anfang des näch- 
sten Jahres ausgetrieben, so wären aber alle, oder doch fast alle 
Triebe rostig geworden. Daraus scheint mir die Folgerung unabweislich, 
daß während der scheinbaren Ruheperiode von Pilz und Huphorbia 
die Krankeit weiter fortschreitet, das Mycel sich also im Rhizom immer 


weiter verbreitet und neue Knospen infiziert. Die an der Basis der 


Sprosse angelegten Winterknospen waren zur gleichen Zeit sämtlich — 
und zwar meist außerordentlich reich — von Pilzmycel infiziert. An 
diesen konnte ich auch die Hyphen ins Rhizom zurück verfolgen und so 
den Weg, den sie in diesem nehmen, weiter feststellen. In unserer ersten 
Abhandlung über Æuphorbia und Uromyces haben wir (11, S. 51) aus- 
geführt, daß wir das intercellular verlaufende Mycel im Rhizom nicht auf- 
decken konnten und nur Haustorienreste antrafen. Jetzt habe ich nun diese 
Lücke ausfüllen können. Es ergab sich dabei, daß der Pilz nicht nur 
nahe und in den Gefäßbündeln, und zwar den parenchymatisch gebliebenen 
Holzfaserzellen, wie wir das seinerzeit angaben, wuchert, sondern ebenso 
sich zwischen den Parenchymzellen des Markes findet. Oft genug sah ich 
hier in die zum großen Teil mit Stärke vollgestopften Rhizomzellen die 
Haustorien dringen. Das zugehörige intercellulare Mycel sah desto »normaler« 
aus, je mehr man sich der Basis der Winterknospe näherte. Aber selbst 
in weiterer Entfernung von diesen findet man hier und da gesund aus- 
sehende Hyphen und diese müssen es sein, die die Krankheit auch in ent- 
ferntere Teile des Rhizoms übertragen. Der Pilz benutzt die »Ruheperiode« 
der Huphorbia, um weiter vorzudringen. Eine »Erholung« oder Ruhe 
irgendwelcher Art für den Paräsiten scheint demnach hier im Rhizom 
nicht zu bestehen. 

Damit bleibt wohl nur unsere zweite Alternative übrig, Zu Beginn 
des Austreibens kann in den Winterknospen der Pilz ȟberalle zwischen 
den Zellen vordringen, dagegen »entwächst« bei den vorzeitig ausgetriebenen _ 
Turionen die Euphorbia dem Pilz bezüglich ihrer eigentlichen meriste- 
matischen Zellen. Das interessanteste Problem beginnt hier also erst: Wie 


106 G. Tischler. 


kommt dieser Unterschied gegen die Norm zustande? Eine Lösung kann 
ich noch nicht geben, aber sie wird sich vielleicht in der Richtung der 
Gedankengänge Nous (9, S. 415) bewegen müssen. Ob freilich sämt- 
liche zum genügenden Weiterwachstum des Pilzes nötigen Nährstoffe von 
den Zellen des Vegetationspunktes verbraucht werden, scheint mir fraglich, 
denn warum ist das nicht immer der Fall? Warum bleiben bei den zu 
normaler Zeit austreibenden Knospen jedesmal genügend Nährstoffe für 
den Pilz übrig? 

Wenn wir unser Problem richtig klassifizieren, so rührt dies an das 
allgemeine Problem: Wie kann, vorausgesetzt, daß überhaupt das Substrat 
in chemischer Hinsicht es gestattet, eine Pflanze in einer anderen parasi- 
tisch wachsen ? Der Pilz vermag bei unserem Beispiel ja seinen sonst 
immer vorhandenen Parasitismus zwischen den meristematischen Zellen 
des Vegetationspunktes der Æuphorbia nicht mehr fortzusetzen. Da den- 
ken wir wohl zuerst an die Erfahrungen Mac Douaars und Cannons (5, 6), 
wonach nur ein Individuum, dessen Zellen höheren osmotischen Druck 
haben als ein anderes, auf letzterem parasilieren kann. Wir lesen (6, 
S. 247): »The ruling factor was in all cases the osmotic ratio between 
the sap of the two plants; one plant may not become parasitic upon 
another except by the aid of a superior osmotic pressure which with- 
draws solutions from the tissues of the enforced host.« Bei einer Ver- 
schiebung der »seasonal cycles« (5, S. 58) ist es also möglich, daß eine 
nicht harmonische Regulierung des osmotischen Druckes in den beiden 
Symbionten erfolgt. 

Wenigstens hätten wir da doch eine Arbeitshypothese, die an die von 
den Phanerogamen her untersuchten Fälle von Parasitismus anknüpft. 
Eine genaue Entscheidung wird bei den dünnen und im Leben nicht immer 
leicht auffindbaren Hyphen des Uromyces sicher schwierig sein. Auch 
wären noch entsprechende Studien anzustellen, um herauszubekommen, 
ob die Kräfte, welche die meristematischen Zellen der wachsenden Vege- 
tationspunkte bei Æuphorbia auseinanderzuschieben nötig sind, wie dies 
ja der Pilz sonst vermag, das ganze Jahr über sich gleich bleiben. 

Zum Schluß sei auf eine interessante Beobachtung hingewiesen, die 
ich in vorigem Jahre an einigen infizierten Euphorbien machen konnte, 
welche trotz des Pilzes noch Inflorescenzen ausbildeten. Durch Versetzen 
ins Warmhaus hatte ich die betreffenden Sprosse äußerlich gesunden 
lassen und der Vegetationspunkt hatte bereits einige Blätter gebildet, in 
die der Pilz nicht mehr eindringen konnte. Nun wurde der Blütenstand 
angelegt, und da vermochten die Hyphen wieder bis zwischen die äußersten 
Periklinen vorzugehen und die von hier aus ihren Ursprung nehmenden 

Blattgebilde auch formativ zu verändern. Man möchte versucht sein, hier 
“eher an eine Erniedrigung des osmotischen Druckes in den Zellen der 
Wirtspflanze als an eine Erhöhung in denen des Parasiten zu denken. 


107 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 


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108 G. Tischler. 


Fig. 6a und b zeigen uns nun des weiteren, wie sonderbar die Euphorbia- 
Cyathien hier aussehen. Einmal sind die großen gelben Hüllblätter ganz 
oder fast ganz unterdrückt, ferner ist die Cyathienhülle nicht mehr unter- 
einander verwachsen, wie das normal der Fall ist, sondern sie besteht 
aus getrennten Blättern (Fig. 6a) oder fehlt ganz (Fig. 6b) und es ist nur 
ein einziges Cyathium entwickelt. Ferner sind die männlichen Blüten, 
die sonst an der Achse 1. Ordnung allein ausgebildet zu sein pflegen, 
ganz verändert, die Staubblätter eigentümlich laubblattartig verbildet. Und 
nur die weibliche Blüte hat sich hier annähernd normal ausgestaltet, 
wenn auch der Fruchtknoten auf kurzem geraden Stiel sitzt. Normale 
Samenanlagen fehlen aber und eine Parthenokarpie war trotz Vorhanden- 
seins der Hyphen nicht möglich. Die Fruchtknoten verfärbten sich bald 
und fielen dann ab. 

Diese formativen Wirkungen sind im übrigen nicht neu. Macnın (7) 
sagt schon ganz allgemein, daß der Pilz eine »castration parasitaire« aus- 
übe, wobei sich »l’action abortive du parasite... principalement sur l’or- 
gane mäle« bezöge. MorLıarp (8) macht darauf genauer für Uromyces 
prominens und U. scutellatus auf die Geschlechtsverschiebung aufmerksam, 
die auch wir für U. Past beobachteten, und schildert die Umbildung der 
Staubblätter ausführlicher (S. 123).. Und schließlich beschreibt Rura StimprLı 
(10, S. 248) einen Fall, der offenbar dem von uns beobachteten zur Seite 
zu stellen ist: »Ein anderer häufiger Fall ist der, daß zwei große Hüll- 
blätter ausgebildet sind. Dann erheben sich auf einem Stiel fünf Hüll- 
blättchen, zwei größere und verkümmerte, und daraus ragt eine weibliche 
Blüte hervor, aber ohne Hülle; am Grunde sind einige ganz verkümmerte 
männliche Blüten. « 

Im einzelnen mögen da die formativen Beeinflussungen differieren: 
Ein kausales Verständnis des Einzelfalles haben wir ja noch nicht. Und 
wir dürfen allein daran festhalten, daß die Umbildungen nur durch die 
unmittelbare Nähe des Pilzes hervorgerufen werden können. Ich glaubte 
anfangs, hier einen Fall realisiert zu sehen, wo der Pilz nur durch »Fern- 
wirkungen« irgendwelcher Art die Veränderung der Inflorescenz hervor- 
rufen konnte, bis mich das Mikroskop von dem Vorhandensein zahlreicher 
Hyphen, ja selbst winziger Pykniden an den »Staubblättern« bezw. ihren 
Ersatzbildungen überzeugte. Der Unterschied gegenüber gewissen tierischen 
Gallenerregern mit ihrer Weiterleitung des Reizes über die unmittelbare 
Infektionsstelle hinaus, auf den wir früher (11, S. 2) aufmerksam machten, 
und den auch Ducs (3, S. 215, 216) neuerdings besonders hervorhebt, 
besteht also — wenigstens für die Beeinflussung der Vegetationspunkte 
— nach wie vor zu Recht. | 


Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 109 


Résumé. 

1. Bei Ausschließung der Winterruhe für Euphorbia Cyparissias ist 
es möglich, den in den Winterknospen enthaltenen Uromyces Pisi 
an jeder formativen Wirkung auf die gebildeten Blätter und Sprosse 
der Wirtspflanze zu verhindern. Die Krankheit bleibt in derartigen 
Individuen »latent«, kann aber bei Einschaltung der normalen Ruhe- 
periode sofort zum Wiederausbrechen gebracht werden. 
In den »latent kranken« Æuphorbia-Pflanzen vermag aus irgendeinem 
uns unbekannten Grunde das Pilzmycel niemals mehr zwischen die 
eigentlichen meristematischen Zellen des Vegetationspunktes zu drin- 
sen, obwohl es sonst zwischen den mit Vakuolen versehenen Zellen 
des Sproßendes in Menge vorhanden sein kann und in diese auch 
typische Haustorien entsendet. 

3. Als Arbeitshypothese wird im Anschluß an Mac Doucars Versuche 
die Vermutung ausgesprochen, daß Schwankungen im osmotischen 
Druck bei den Zellen der beiden Symbionten dies abnorme Verhalten 
des Pilzes erklären könnten. 

4. Auch wenn äußerlich ein Sproß schon so weit gesundet erschien, 
daß der Pilz nicht mehr bis zu den vom Vegetationspunkt gebildeten 
Laubblättern vordringen konnte, wurden die erst später angelegten 
Blattorgane der Inflorescenz infiziert und in charakteristischer Weise 
deformiert. 


19 


Braunschweig, Botanisches Institut der Technischen Hochschule, 
den 26. Februar 1913. 


Zitierte Literatur. 


. BREFELD, O., Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie. Fortsetzung 
der Schimmel- und Hefenpilze. XI. Heft. Die Brandpilze II. Die Brand- 
krankheiten des Getreides, S. i—98, 5 Taf. Münster 1895. 

. — Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie. XV.Bd. Die Brand- 
pilze und die Brandkrankheiten V. mit anschließenden Untersuchungen 
der niederen und der höheren Pilze, 154 S., 7 Taf. Münster 1942. 

. Diets, L., Der Formbildungsprozeß bei der Blütencecidie von Lonzcera, Untergatt. 
Periclymenum. »Flora« Bd. 405, S. 184—223, Taf. VII—VIII, 26 Fig. 
1913. 

. Hennines, P., Einige Beobachtungen über das Gesunden pilzkranker Pflanzen bei 
veränderten Kulturbedingungen. Zeitschr. für Pflanzenkrankh. Bd. 43, 
S. 44—45. 4903. 

. Mac Doucar, D. T., u. W. A. Cannon, The conditions of parasitism in plants, 
Washington, Carnegie Institut. publ. no. 429, 60 pp., 10 pl., 2 Fig. 1940. 
. Mac Doveat, D. T., An attempted analysis of parasitism. Bot. Gaz. vol. 52, p. 249 
—260, 6 Fig. 1944. 


110 G. Tischler, Uber latente Krankheitsphasen nach Uromyces-Infektion usw. 


7. Maenin, A., Sur la castration androgène du Muscari comosum Mill. par l’Ustilago 
Vaillant Tul., et quelques phénomènes remarquables accompagnant la 
castration parasitaire des Æuphorbes. C. R. Ac. Sc. Paris t. 440, p. 4149 
—1152. 1890. 

8. Mozcrarr, M., Recherches sur les Cécidies florales. Ann. d. scienc. natur. 8 ser, 
Botan. t. 4, p. 67—245. pl. 3—14. 41895. 

9. Nott, F., Beobachtungen und Betrachtungen über embryonale Substanz. Biol. 
Centralbl. Bd. 23, S. 281— 297, 324—337, 401—427. 4903. 

40. StAmprui, Frl. R., Untersuchungen über die Deformationen, welche bei einigen 
Pflanzen durch Uredineen hervorgerufen werden. Hedwigia Bd. 49, S. 230 
— 267, 27 Fig. 4940. 

44, TiscHLER, G., Untersuchungen über die Beeinflussung der Euphorbia Cyparissias 
durch Uromyces Pisi. »Flora« Bd. 404, S.4—64, 26 Fig. 41944. 


Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 


Ein Beitrag zur Pflanzengeschichte Afrikas. 


Von 


R. Chodat. 


Es wird heute kaum jemand bestreiten wollen, daf die geographische 
Verbreitungsgeschichte der Pflanzen und Tiere sowohl der historischen 
Geologie wie der Entwicklungsgeschichte zum wertvollen Hilfsmittel werden 
kann, wenn nur die systematischen Einheiten gut begrenzt und richtig be- 
stimmt sind. Insbesondere würde die exakte, vergleichende Verbreitung 
elementarer Spezies uns sowohl über die Wanderungsfähigkeiten wie auch 
über die Abhängigkeit der geographischen Lage zum Substratum und zu 
den meteorologischen Faktoren unterrichten. Leider sind diese elemen- 
taren Spezies nur in wenigen Fällen bekannt, und dies nur aus Versuchen 
in Gärten. Die Kenntnis dieser Einheiten, welche für den Phylogenetiker 
die eigentlichen Spezies darstellen, ist nicht Sache der Herbar-Systematik !). 
Eine solche Frage kann nur durch das Experiment gelöst werden. Es 
glauben aber noch viele Systematiker, durch genaue Vergleichung und grobe 
Erfahrung, an Hand des Herbarmaterials diese reinen Linien oder elemen- 
taren Spezies erkennen zu können. Nach der Ansicht des Verfassers ist 
es nicht erlaubt, die Erfahrungen, die uns die experimentelle Entwicklungs- 
lehre in letzter Zeit geliefert hat, insbesondere die Erkenntnis, daß Linné- 
sche Spezies aus vielen elementaren Einheiten zusammengesetzt sind, ja 
zum Teil aus vielen, wissenschaftlich unterscheidbaren »reinen Linien«, 
ohne weiteres in die vergleichende Systematik hineinzuziehen und aus 
diesen Erfahrungen die Berechtigung zur Aufstellung so mancher schlecht 
definierten, kleinen Spezies zu erblicken. 

Die vergleichende systematische Botanik kann nur mit größeren Ein- 
heiten arbeiten, deren Unterscheidungsmerkmale ohne Experimentieren ver- 
wertet werden können und die nicht stufenweise ineinander übergehen. 
Die mutmaßlichen niederen Einheiten können doch immer noch nach dem 
alten, richtigen Brauch als Varietäten beschrieben werden, auch dann, wenn 


4) H. Trow, Inheritance in the Groundsel, Journ. of Genetics, 2 (1912) 269. 


112 R. Chodat. 


Übergänge gefunden werden, wenn nur von diesem inna wen 
genommen wird. 

Der Verfasser ist sich also somit wohl bewußt, daß in der hier 
gegebenen Arbeit nur von Spezies höheren Ranges die Rede sein kann; es 
sind sicherlich unter denselben Kollektivarten. Aber aus allen guten Mono- 
graphien und aus dem Experiment läßt sich schließen, daß niedere syste- 
matische Einheiten sich in der gleichen Weise geographisch gruppieren, 
wie die Kollektivarten. 

Diese Ansicht, die ich schon 1891 teilte‘), führte mich zu der An- 
nahme, daß wenigstens bei den Polygalaceen der monophyletische Ursprung 
der Gruppen und Spezies fast zur wissenschaftlichen Sicherheit wird. Das 
jetzige Thema wird uns zum gleichen Schluß führen. 

Auch kann die Pflanzengeographie einer Familie zur Aufklärung ihrer 
Geschichte und ihres Ursprungs führen. Die folgenden Zeilen sollen einen 
Versuch in dieser Richtung darstellen. Dem Leser bleibt es .überlassen, 
zu beurteilen, inwieweit dies geglückt ist. 

Seit der Publikation der Monographia Polygalacearum Iu. II und der 
Polygalaceen in EnsLer-PrAnTL »Natürliche Pflanzenfamilien« ist Afrika, ins- 
besondere durch die Bemühungen eines Ap. EnsLer, botanisch so viel als 
möglich war, gründlich erforscht worden. Viele neue Spezies von Polygala sind 
von GürkE und dem Verfasser erkannt und beschrieben worden. Es war 
nun die Frage, inwieweit die systematische Gliederung dieses Genus durch 
die vielen Neuheiten modifiziert würde. In der Tat war aber keine Um- 
änderung der Sektionen oder Subsektionen nötig. Jede neue Art fand so- 
gleich ihren Platz in dem Rahmen der dort angenommenen Klassifikation. 
Es war auch nicht nötig, neue Gruppen aufzustellen; es scheint daraus 
zu folgen, daß die in der Monographie angenommene Einteilung sich als 
natürlich und zweckmäßig erwiesen hat. Nur in einem Falle ist es an- 
gezeigt, zwei Gruppen, die früher als selbständig galten, miteinander zu 
verketten, da die neuen Funde Übergänge von der einen zur andern 
zeigen. 

Diese Auseinandersetzung schien mir nicht überflüssig, um dem Leser 
zu zeigen, daß die Grundlagen, auf denen wir nun bauen wollen, festen 
und geprüften Tatsachen entsprechen. 

Von den Sektionen der Gattung Polygala besitzt Afrika nur zwei: 
Orthopolygala Chod. und Chamaebuxus DC. In Asien sind es drei (von 
denen zwei auch afrikanisch sind), in Amerika finden wir die größte Zahl (8), 
wovon zwei mit Afrika gemeinsam sind. Europa hat deren zwei (eine 
gemeinsam mit Afrika). 

Sowohl für die Gattungen wie für die Untergattungen und Sektionen 


4) R. Cuopat, Sur l’origine et la distribution des groupes et des espèces, in Archives 
des Sciences phys. et nat. (1891). 


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Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 113 


liegt der Schwerpunkt der Familie in den Tropen oder in den Subtropen. 
Von den Gattungen sind Muraltia Neck., Mundia Mundt und Carpolobia 
Don ausschließlich afrikanisch. Securidaca L. ist durch den alten brasi- 
lianisch-indischen Kontinent verbreitet, besitzt aber keine einzige Spezies, 
die zugleich Afrika und einem anderen Kontinent gemeinsam wäre. Die- 
selbe ist übrigens in der alten Welt nur durch ganz wenige Arten ver- 
treten. Ihre große schwere Flügelfrucht läßt kaum eine große Wanderungs- 
möglichkeit vermuten. Diese Gattung gehört gewiß einer sehr alten Gruppe 
mit zirkumtropischer schrittweiser Verbreitung an, da ihr Areal von den Anden 
durch Brasilien und Afrika sich bis nach den Philippinen hinzieht. 

Sehr alten Ursprungs ist gewiß auch die Untergattung Chamaebuxus 
DC. Das beweist schon ihr zerstückeltes Areal (Kalifornien — Alleghanies 
— W.-Europa und NW.-Afrika — Trop.-Afrika — Indo-Malay. — China 

Die drei nordafrikanischen Spezies sind Atlaspflanzen, die dornige P. 
Balansae Coss. ist im großen Atlas, die zwei anderen (P. Webbiana Coss. und 
P. Munbyana Boiss. et Reut.) von Tetuan bis nach Oran verbreitet. Sie 
bilden mit der P. Vayredae Costa (ein einziger Standort in den östl. Pyre- 
näen) und der alpinen P. Chamaebuxus L. eine kleine natürliche Gruppe, 
die gewiß in der alten Tyrrhenis früher verbreitet war und deren Areal 
durch die Dislokationen im W.-Mittelmeer zerstückelt wurde. H. Gurıst!) war 
der Ansicht, daß P. Chamaebuxus L. in Europa ein afrikanisches Element 
sei und hat diese Art mit den kapländischen Floren-Elementen verglichen. 
Dem ist aber nicht so, denn die Chamaebuxus-Arten aus Zentral- und 
S.-Afrika zeigen keine direkte Verwandtschaft mit dieser kleinen, tyrrhenischen 
Gruppe. Bis jetzt sind aus C.-Afrika vier Arten bekannt: P. Manni Oliv. 
(Sierra del Cristal, Gabon), P. Cabrae Chod. (Kamerun und unterer Kongo). 
P. Englert Chod. (Zwischenseenland, Rugegewald) und P. Galpini H. f. 
(Zwaziland). Durch die Makrophyllie, den ringförmigen Diskus usw. erinnern 
diese Spezies ja vielmehr an die asiatischen "Arten (P. arıllata Ham., P. 
venenosa Juss. usw.), als an die westeuropäischen und westnordafrikanischen 
Arten. Die zwei ersteren sind einander sehr ähnlich und bilden eine kleine 
natürliche Untergruppe, sind aber von den zwei anderen und diese unter 
sich so verschieden, daß jede Spezies eigentlich ebenfalls einer speziellen 
Untergruppe entspricht. Diese nicht variablen und nicht ausbreitungsfähigen, 
seltenen Arten, sowie das disjunkte Areal erwecken den Eindruck einer 
sehr alten, im Rückgang begriffenen Gruppe (Relikten). 

Es sei hier zur Orientierung auf die Einteilung der Untergattung Ortho- 
polygala hingewiesen, wie sie in den Pflanzenfamilien dargestellt ist, und auf 
die Namen der Sektionen und Untersektionen. Die hier gebrauchten Ausdrücke 
sind dort entnommen und brauchen deshalb keine weitere Erklärung?). 


4) H. Curist, Über afrikanische Bestandteile in der Schweizer Flora. Ber. .d. schw. 
bot. Ges. VI (1896) 35. 
2) R. Cuovatr, Polygalaceen in ENGLER-PrRanTL, Nat. Pflzfam. III. 4 (4890) S. 333. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 8 


114 R. Chodat. 


Die » Rupestres«1) (1. c.336) sind in NW.-Afrika durch P. rupestris Pourr. 
u. P. oxycoccoides Desf. vertreten. In Europa ist erstgenannte Spezies von 
Marseille bis nach Portugal, P. exidlis DC. von Venetien bis Murcia ver- 
breitet; es ist also ein ausgesprochenes tyrrhenisches Areal. 

Von den »Vulgares«?); die in Europa zahlreiche und polymorpbe 
Arten besitzen, sind es nur wenige, die in N.-Afrika, von Tunis bis nach 
Marokko, am äußersten Rande, eine schmale Zone bewohnen: P. baetica 
WK. zu beiden Seiten der Meerenge von Gibraltar, P. rosea Desf., ver- 
wandt mit P. nicaeensis Risso. und ihre Abarten, P. nemorivaga Pomel in 
O.-Algier und Tunis von ähnlicher Verwandtschaft, lauter Spezies, die ein 
so inniges Verhältnis zu den in S.-Europa verbreiteten Polygala-Arten 
zeigen, daß ihre Sonderung vom Gesamtareal leicht durch die in relativ 
modernen Zeiten stattgefundene Trennung Andalusiens sowie Siziliens von 
N.-Afrika erklärt wird. 

Von den » Vulgares« lassen sich die » Venulosae« als Untergruppe 
III. Ranges unterscheiden; sie sind durch die P. Aschersoniana Chod. in 
der Cyrenaika vertreten. Der geographische Zusammenhang ist folgender: 
P. venulosa Sibth., griechische Inseln inkl. Cypern und Creta, Pelopones, 
P. Preslii Spr., Sizilien und Süd-Kalabrien, P. sardoa Chod. in Sardinien. 
Dies alles spricht für einen früheren Zusammenhang der Cyrenaika mit 
den obgenannten Ländern, was auch aus der Pollo der Verte- 
braten herausgelesen wird. 

Die anderen afrikanischen Gruppen sind entweder ausschlieBlich afrika- 
nisch oder zeigen eine mehr oder weniger ausgepragte Verwandtschaft mit 
asiatischen Typen. 

Eine Ausnahme bildet die Sippe der kleinsten und unansehnlichsten 
Arten dieses Subgenus, welche zur Subsect. I » Apterocarpae«*) (Glochtidiatae, 
Tenues |. c. 335) gehören. Alle sind in Afrika einjährige Pflänzchen; ihre 
Samen sind die kleinsten, öfters mit hakenförmig gekrümmten Haaren ver- 
sehen. Diese Gruppe »Apterocarpae« ist eine große in 12 Serien geteilte 
Sippe, welche in Amerika nicht weniger als 150 Arten zählt. Von den 
14 afrikanischen ist nur P. paludosa St. Hil. var. amaniensis Chod. mit 
einer in der Neuen Welt weitverbreiteten Art eng verwandt. Sie scheint 
durch den Schiffsverkehr, ähnlich wie P. paniculata L. nach Java, bis nach 
O.-Afrika gelangt zu sein. Die 10 übrigen Arten sind eigene Typen. Wenn 
es auch sehr wahrscheinlich ist, daß im Laufe langer, geologischer Zeit- 
räume ihre Vorfahren von jenseits des Atlantischen Ozeans gelegentlich 
durch Meeresvögel oder durch sonstige Erratica nach der Westküste von 
Afrika gelangt sind, so ist es dennoch sicher, daß sie in ihrer neuen 
Heimat sich zu neuen Typen ausgebildet haben. Es sei unter anderem 


4) Subsect. 5. Rupestres Chod., L c. 335. 
2) Subsect. 44. Europaeae, $ 1. Vulgares Chod., 1. c. 337. 
3) Subsect. 4. Apterocarpae Chod. A—L., 1. c. 335. 


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Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 115 


hervorgehoben, daB bei keiner amerikanischen Art ähnliche wollige Samen 
gefunden werden, wie sie bei P. capillaris Drege und P. spicata Chod. 
vorkommen. Auch hat die kleine Gruppe der P. Lecardi Chod. (Senegal), 
P. Clarkeana Chod. (Sierra-Leone), P. Chevalieri Chod. (Chari-Region) nicht 
ihresgleichen auf der anderen Seite des Ozeans'!). Die geographische Son- 
derung hat auch in diesem Falle die Mutation begünstigt. Mit amerika- 
nischen näher verwandt sind P. africana Chod., P. micrantha Guill. et 
Perrott. (Senegambien [Angola|—Kamerun), P. sansibarensis Gürke, P. buko- 
bensis Gürke und P. filicaulis Baill. (Madagaskar). Sie scheinen in ihrer 
Wanderung von der Westkiiste bis nach Madagaskar und Süd-Afrika keinen 
besonderen Weg bevorzugt zu haben. Ihre kurze Vegetationszeit und ihre 
kleinen Samen befähigten sie zu einer raschen Ausbreitung. Dennoch be- 
wohnen sie geographisch distinkte Provinzen, sei es, daß durch die Wan- 
derung einer Kollektivart die elementaren Spezies herausgesondert worden 
wären oder daß sie unter dem Einflusse des Standortes variiert hätten. 

Nicht minder bemerkenswert ist das Vorkommen in Kamerun von 
einer mit P. oligophylla DC.2) von Indien und Nepal und P. leptalea Wall. 
(Süd-Asien) verwandten Pflanze, der P. myriantha Chod. Zu dieser ge- 
sellt sich neuerdings eine zweite Spezies aus dem Unterkongo, P. kisantu- 
ensis Chod. Wie bei den vorhin genannten könnte die Einjährigkeit und 
die Kleinheit der Samen auf Verschleppung hinweisen. Aber auch hier sind 
die afrikanischen Formen habituell und sonst so verschieden, daß dieses 
disjunkte Areal auf eine Zerstückelung der früheren zusammenhängenden 
Verbreitung zurückgeführt werden muß. Es läßt sich zurzeit aber nicht 
wahrscheinlich machen, ob die asiatischen Spezies von den afrikanischen 
abstammen oder umgekehrt. Wie aber weiter unten auseinandergesetzt 
werden wird, ist für den Grundstock der Polygala-Arten der Alten Welt 
die afrikanische Herkunft die wahrscheinlichste. 

Wie gesagt, bekommt man bei näherer Untersuchung der geographi- 
schen Distribution der afrikanischen Subsektionen und Serien (außer der 
vorhin genannten) den klaren Eindruck, daß für keine derselben eine 
außerafrikanische Heimat wahrscheinlich ist. Es gibt nämlich keine Sub- 
sektion oder Artgruppe von Orthopolygala in Asien), die nicht auch in 
Afrika vertreten wäre. Keine ist auch zugleich amerikanisch. Wir werden 
später sehen, daß bei den Artgruppen, die auch in Asien vorkommen, die 
Mehrzahl der Arten afrikanisch ist, oder daß die Zahl asiatischer und 
afrikanischer Arten sich beinahe gleichkommt. Von den 14 im Folgenden 
besprochenen Phyla ist nur eine echt asiatisch, 7 fehlen in Asien. Des- 


und Amerika usw in Sitzungsbericht. d. K. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin (1905) 480—230. 
2) Subsect. 9 Leptaleae Chod. I. c. 336. | 
3) Es bleiben jedoch noch die Buaiformes Chod. l.c. 335, deren Affinität noch 
ziemlich dunkel ist, und über welche ich später zu diskutieren gedenke. 
8* 


4) Vide en: Über floristische Verwandtschaft zwischen dem tropischen Afrika 


116 R. Chodat. 


halb glaube ich, daß man nicht weit von der Wirklichkeit sein wird, wenn 
man Afrika als die Heimat fast sämtlicher Orthopolygala-Arten der alten 
Welt bezeichnet. 

Wie es schon seit langer Zeit bekannt ist, sind gewöhnlich die eigent- 
lichen kapländischen Pflanzen in ihrer Verbreitung scharf begrenzt. So 
ist es auch mit den Subsekt. 14 u. 14 » Virgatae« und »Formosae«. Aber 
die Isolierung ist eine mehr geographische als verwandtschaftliche, denn 
zwischen diesen echten Kappflanzen und den Arten dieses Genus, die 
weiter im Norden ihren Wohnsitz haben, läßt sich eine morphologische 
Ähnlichkeit nicht verkennen. 

Die » Formosae« mit ihren ungleichmäßig gekerbten, oberen Petalen 
und meist schönen großen Blüten (P. oppositifolia L., P. myrtifolia L. 
usw. usw.) erreichen mit P. Zeretifolia Thunb. im N. die große Karroo, im O. 
die Natalgegend. Desgleichen die » Vargatae« mit ihren zwei Serien: die 
» Integrae« mit gestutzten oberen Blumenblättern und die » Hmarginatae« 
mit symmetrisch gekerbten Petalen. Von den ersteren sind die krautigen 
Arten, P. Ohlendorfiana Eckl., P. confusa Mac Ow. und P. hispida DC., 
auf die klassische Kapregion beschränkt, die rutenförmigen Arten (> Vergatae 
propriae« gehen bis ‘nach Natal und Transvaal (P. hottentotta Harv., 
P. houtboshiana Chod.). Im W. geht P. leucocarpa Chod. und P. lepto- 
phylla DC. bis zum Namaqua. Von dieser Gruppe sondern sich im W. 
einige xerophytische und mehr oder weniger ginsterartige Spezies (P. 
Gürichiana Engl., P. xerophytica Chod.), während P. virgata Thunb. 
mit ihren zahlreichen Varietäten und Variationen die Kaplandschaft sowohl 
nach W. wie nach O. umsäumend, hier foliose Varietäten, dort Ephedra- 
artige Formen bildend, und diese mit den zuletzt genannten Pflanzen 
verschmilzt. Die eigentümliche P. wrolopha Chod. mit ihrer gestielten 
Crista geht aber weiter nach N. und spielt in der mittleren Mozambique die 
Rolle der kapländischen P. virgata Thunb. (Gorongoza). 

Ich hatte früher die P. abyssinica R.Br. und P. rupicola Hochstt. 
(Monogr. II, 390) zu einer selbständigen Gruppe erhoben. Nach den neuen 
Funden sehe ich aber jetzt keinen Grund mehr, dieselben von den süd- 
afrikanischen » Vergatae« zu trennen, denn P. alata Chod. (Ruwenzori- u. 
Lomgidi-Berge D. O. Af.) verbindet beide Areale. Auch ist die P. armata 
Chod., ein kleiner Dornstrauch vom Klein-Karos in D.S.W.-Afr., die nächst 
verwandte Art der P. Decaisnei Steud. (P. spinescens Decne.) der Sinai- 
halbinsel. Wie man sieht, ist die südliche Herkunft dieser abyssinischen und 
sinaitischen Arten wahrscheinlich, da sowohl die größte Zahl der Arten 
dort vorkommt, als auch im Süden mehrere nächst vertyandte Gruppen 


4) Cfr. Enser, Pflanzenwelt Afrikas. I. 1007, wo das Gebiet anders aufgefaßt ist: 
Südwestliches Kapland (Gebiet der echten Muraltia z. B.). 


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Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 217 


zu Hause sind, deren Arten aber, wie gesagt, nicht über die pflanzen- 
geographischen Grenzen der Kapgegend hinauskommen. 

Ebenfalls von Südafrika stammen die Polygala-Arten, welche in die 
Subsektion der.» Deltovdeae« gehören. In der Monographie ist diese Gruppe 
in zwei geteilt, « Tetrasepalae, 8 Chloropterae. Ich will zuerst von den 
letzteren sprechen. Diese haben ihre nächsten Verwandten unter den 
» Virgatae« und speziell bei den krautigen Arten, mit welchen sie in der 
Form der Narbe und der oberen Blumenblätter übereinstimmen. 

Im SO.-afrikanischen Küstenland und weiter im 8.1) zählt diese Gruppe 
folgende Spezies: P. serpentaria E.Z., P. illepida E.M., P. amatymbica E.Z., 
P. transvaalensis Chod., P. natalensis Chod., P. chloroptera Chod., P. 
ophiura Chod., P. praticola Chod., P. lysimachaefolia Chod., welche 
von Sommerset und Grahamstown bis nach Natal, wo sie am zahlreichsten 
vorkommen, verbreitet sind. 

Die P. Goetxei Chod. verlängert an der Ostküste dieses -Areal, und 
ihre Verbreitung erstreckt sich von Delagoa-Bay bis nach Uhehe (D.-O.-Afr.). 
Weiter im N., auf dem Massai-Hochland, scheinen Arten dieser Gruppe zu 
fehlen. Ich muß aber mit Nachdruck hervorheben, daß diese Provinz 
zwischen Mombassa bis zum Galla-Hochland eine scheinbar Polygala-leere 
Gegend ist, wahrscheinlich wegen ungenügender Durchforschung. Aber im 
Galla-Hochland kommt wieder eine Art zum Vorschein, die P. meonantha 
Chod. In Madagaskar wurde bis jetzt von diesen » Chloropterae« nur die 
einzige P. mucronata Baker, die im Habitus keiner andern ähnlich ist, 
gefunden. 

Diese » Chloropterae« haben in S.-Asien von Ceylon bis nach N.-Austra- 
lien eine zusammenhängende Verbreitung. Mehrere Arten in Ceylon sind 
den südafrikanischen täuschend ähnlich. P. chinensis L. mit vielen Abarten 
ist im ganzen Gebiet gemein. Drei Arten bewohnen das nördliche Austra- 
lien. Hier könnte zur Erklärung eine alte, durch die supponierte »Le- 
muria« sich hinziehende Wanderungszone angenommen werden. Die Tat- 
sache, daß die asiatischen » Chloropterae« in ihrem speziellen Areal keine 
näheren Verwandten haben, spricht klar für deren afrikanische Herkunft 
und, wie schon gesagt, aus SO.-Afrika. 

Die » Tetrasepalae« teilen mit den vorhergehenden die gefärbten, breit 
flügelförmigen und dreieckigen oberen Blumenblätter. Dieses Merkmal ist 
in der ganzen Familie in dieser Ausprägung nur bei den »Tetrasepalae« 
und den »Chloropterae« zu finden. Die Narbe ist auch in beiden ähnlich 
(wiewohl sehr variabel). Die » Tetrasepalae« haben aber zwei verwachsene 
Kelchblätter und eine aufsitzende, nicht reitende Caruncula. Die » Chloro- 
pterae« bilden also eine Art Mittelding zwischen den » Virgatae« und den 
»Tetrasepalaex. Wie wir nun sehen werden, ist dies auch pflanzen- 


4) Cfr. A. EnGzer IL. c. ostafrikanische und südafrikanische Steppenprovinz, S. 4006. 


118 R. Chodat. 


geographisch richtig. Diese »Tetrasepalae« lassen sich nun sehr natürlich 
in zwei Serien teilen, die »Octantherae« mit 8 wohlentwickelten Staub- 
beuteln, und die »Hexantherae« mit nur 6 fertilen Staubblättern. Erstere 
zeigen eine mehr südliche Verbreitung. Sie sind auch morphologisch 
weniger von der supponierten südlichen Ahnengruppe entfernt, denn die 
Staubblattzahlreduktion kann am wahrscheinlichsten als eine weiter vor- 
geschrittene Abänderung betrachtet werden. 

Die nördliche Grenzlinie der » Octantherae« folgt ziemlich genau der 
26° Isotherme!). Sie bewohnen eine weniger ausgeprägt heiße, also auch 
mehr trockene Region als die » Hexantherae«. Nur eine Art geht hinunter bis 
in die eigentliche Kapregion: P. rigens DC.; dieselbe hat jedoch die weiteste 
Verbreitung. Ihr schließt sich im Transvaal die P. Rehmanni Chod., im 
Kalahari die P. Kalaxariensis Chod., im W. die P. desertorum Burch., 
P. Schinxiana Chod., P. benguellensis Gürke, P. viminalis Oliver und 
P. huillensis Welw. (Benguela), P. rwularıs Gürke (Kongoregion) an. 

Von den vorhergehenden lassen sich drei oder vier Arten ableiten, 
die ein zusammenhängendes Areal von wenig differenzierten Typen erobert 
haben. Die verbreitetste ist die dünne, graminoide P. nilotica Chod., 
(P. Volkensw Gürke), welche von Transvaal bis nach dem Bahr-el-Ghazal 
und Gondokoro verbreitet ist, somit das Hauptareal mit dem der abyssi- 
nischen P. Petitiana Rich. verbindend. 

Im oberen Kongo ist eine weitere Spezies, P. xanthina Chod., entdeckt 
worden. Bei allen ist das charakteristische Anhängsel des Kieles, die be- 
kannte Crista, welche sonst keiner Orthopolygala fehlt, hier spurlos ver- 
loren. Diese Mutation hat aber die übrige Blütenmorphologie nicht durch- 
greifend korrelativ geändert, denn sie stimmt genau mit der der anderen 
» Octantherae«. 

Von den eigentlichen »Octantherae« sind zwei Arten aus Madagaskar 
bekannt, P. leptocaulis Baker und P. arvicola Bojer. 

Wie schon erörtert worden ist, fängt die Verbreitung der » Hexan- 
therae« mit dem Kongogebiet?) oder der nördlichen Sambesigegend an, 
und dieselbe erweitert sich bis nach dem Niger und dem Senegal (P. acı- 
cularıs Oliv.). Aus Sierra-Leone ist P. rarıfolia DC, bekannt. Im Osten 
haben wir P. kiniflora Chod. (P. aphrodisiaca Gürke), P. luteo-viridis Chod. 
(Bukoba), weiter südlich P. congoensis Gürke, P. Poggei G., P. robusta G., 
P. arenicola G., P. kubangensis G., P. Baumü G. 

Durch eine seltsame Mutation entstand aus diesem Typus die P. cono- 


4) Vide A. EnsLer, Meteorologische Karten von Afrika, in Pflanzenwelt Afrikas. I. 
(1940) 876, Taf. LI. | 

Unterprovinz des Kongolandes, Unterprovinz des Sofala-Gasa-Landes, Unterprovinz 
des südostafrikanischen Hochlandes Transvaal-Kalahari: nach Ener. 1. c. I. I. XVII. 

2) Bezirk des Kongo-Beckens von A. ENGLER, 


DT I ee eee 


Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika, 119 


sperma Boj. (P. amboniensis Giirke) aus dem Ukambagebiet. Diese ist 
durch konische, zugespitzte Samen ausgezeichnet. 

Diese Verschiebung nach Norden ist noch deutlicher bei den Arten 
der Subsekt. VII (» Mégratores«) 1). 

Mit Ausnahme der kleinen Gruppe der P. asbestina Burch. berührt 
keine Art die Kapgegend. Diese Gruppe ist also ausgeprägt zentralafrika- 
nisch, d. h. ihr Schwerpunkt ist sicherlich zwischen dem nördlichen Angola 
und Zansibar gelegen. Es wurde von mir die Subsektion in sechs parallele 
Serien geteilt. Diese Einteilung ist zum Teil willkürlich, da zwischen den 
» Arenariae« und den » Asiaticae«, sowie den » Persicariaefoliae«, Übergänge 
existieren. Ich habe jedoch nichts Wesentliches an dieser Gruppierung zu 
ändern, worüber weiter die Rede sein wird. Die Narbe ist sehr charak- 
teristisch. Zwei Arten haben eine sehr große Verbreitung. P. persicariae- 
folia DC. wandert vom Senegal und Zentralafrika durch Vorder-Indien, das 
südliche Asien bis nach den Philippinen. Merkwürdigerweise scheint sie 
Madagaskar zu fehlen. Mir will es scheinen, als ob diese Verbreitung 
durch den Menschen entstanden sei. Sie ist, soviel ich beurteilen kann, 
eine Ruderal- und Kultur-Begleitpflanze. Das Fehlen einer jeden nennens- 
werten Varietät im ganzen Gebiet läßt kaum an ein im Kampfe ums Da- 
sein schrittweise erobertes Areal denken! 

P. arenaria Willd., der Typus einer anderen Sippe, ist eine Sumpf- 
pflanze und hat auch ein weites Areal. Hier ist aber die Polymorphie sehr 
stark, die Varietäten sind äußerst schwer zu trennen. Diesen schließen 
sich an P. Stanleyana Chod., P. Schweinfurthii Chod., P. albida Schinz, P. 
modesta Girke, P. pygmaea Gürke, P. melilotoides Chod., das ganze tro- 
pische Afrika erobernd vom Senegal bis zum Transvaal, vom Chari zur 
Mozambique. Eine Art (P. peplis Baill.) kommt in Madagaskar vor. 

Die eigentlichen » Persicariaefoliae« fangen im Sudan mit P. senegam- 
bica Chod. an, dann folgen P. butyracea (Senegal-Kamerun), eine kulti- 
vierte Ölpflanze, P. multiflora Poir. (Sierra-Leone), P. Baikiesi Chod. (Nigeria 
und Kamerun), P. angolensis Gürke, P. sparsiflora Oliv. (Angola) und die 
zentralafrikanischen Arten: P. tenwicaulis H.f., P. Ukirensis Gürke, P. 
usafuensis Gürke, P. Bakeriana Chod., P. Verdickw Gürke, P. riparia 
Chod., P. Claessensi Chod., P. nambalensis Gürke, P. Gürkei Chod. (P. 
psammophila Gürke non Chod.). Bei all diesen Spezies ist der Same zylin- 
drisch. : P. paludicola Gürke (Sambesi) hat rundliche Samen. 

Die ganze Gruppe macht den Eindruck einer ziemlich jungen Aus- 
sprossung, bei welcher die Differenzierung der Arten noch nicht sehr weit 
vorgeschritten ist. Alle sind äußerlich sehr ähnlich. Madagaskar beher- 
bergt keine Spezies aus dieser Sippe. 

1) Subsekt. 7. Migratores: § 1. Tinctoriae, § 2. Sphenopterae, § 3. Persicariae- 


foliae, § 4. Arenariae, § 5. Briopterae, § 6. Asiaticae. — Cfr. Eneı., Pflzfam. III. 4. 
(1896) 336. | | 


120 R. Chodat. 


Die schönsten Arten sind die mit P. Gomesiana Welw. (Angola-West- 
Senga) verwandten, wie P. Elhotii Chod. (Tanganika-Ruwenzori), P. Brit- 
toniana Chod. (Stevenson Road und Kassanga). Es sind hohe, großblütige 
Formen. 

Die »Sphenopterae« können ebenfalls von den »Persicariaefoliaex ab- 
geleitet werden. Es sind zum Teil ausdauernde, zum Teil einjährige 
Pflanzen: P. Ukambica Chod., P. usambarensis Gürke, P. Lentiana G., 
P. Fischeri G., P. Kaessneri G., P. ruderalis Chod., welche sich so sehr im 
Habitus ähnlich und so variabel sind, daß die spezifische Unterscheidung 
manche Schwierigkeiten bietet. Die Gruppe ist typisch ostafrikanisch, um- 
geht jedoch im W. das Kongo-Becken und gelangt nach Angola. In 
Äthiopien sind diese Arten durch P. Quartiniana Rich. und P. aethiopica 
Chod. ersetzt. Auch für diese Gruppe fehlt es an Angaben über die Ver- 
breitung in der Zwischenregion. 

Einen mehr ausgeprägten xerophytischen Habitus zeigen die » Tinc- 
toriae« mit ihren ausdauernden Stengeln und filzhaarigen Blättern. Der 
P. persicariaefolia DC. entsprechend ist auch P. javana DC., eine in S.- 
Asien sehr verbreitete Pflanze (Indien—Java). Aber diese Art ist durch 
Übergangsspezies mit den Verwandten von Afrika verbunden: in Maskat 
P. mascatensis Chod., in S.-Arabien P. tinctoria L., im Yemen P. yeme- 
mica Chod., im Somaliland (Meid) P. calcicola Chod., im Galla-Hochland 
P. Kllenbecku Gürke u. Chod., P. Erlangeri Gürke u. Chod. Hier wiederum 
die schon signalisierte Lücke bis zum Kilimandscharo (P. kılimandjarica Chod.). 
Weiter nach Süden P. wadibomica Chod. (Kwai), P. Gagnebiniana Chod. 
(Zansibar), P. senensis Chod. (Sena, Mozambique) und endlich die zwergige 
P. Henningu Chod. Es ist hier klar, daß von NO.-Afrika eine schritt- 
weise fortschreitende Wanderung nach S.-Asien und Java stattgefunden 
hat, während welcher die lokalen Spezies entstanden sind. Das Hauptareal 
ist also ausgeprägt afrikanisch mit Bevorzugung der trocken-heißen Ge- 
biete von CO. und NO.-Afrika. 

Die » Eriopterae« werden mit den » Tinctoriae« durch die P. Erlangerv 
Gürke u. Chod. verbunden; diese Art hält genau die Mitte zwischen beiden 
Sippen. An diesen läßt sich wieder das Gesetz der Verschiebung nach 
Norden beobachten. Ihr Ausbreitungszentrum liegt in Abessinien. P. erioptera 
DC. ist eine charakteristische, durch die ganze Sahara von den Kapverdi- 
schen Inseln bis zum Roten Meer und von hier durch Arabien nach Ben- 
gal wandernde, einjährige Wiistenpflanze. Auch nach Süden läßt sie sich 
bis nach Angola einesteils, andernteils bis zur Seenregion verfolgen. In 
Ukamba ist sie durch die ausdauernde P. petraea-Chod. und auf den Felsen 
von Aden durch die zerbrechliche, xerophytische P. Thurmanniana Chod. 
ersetzt. 

Ich hatte seinerzeit, und zwar mit Recht, die P. seberica L. mit etlichen 
' anderen verbunden, die in Abessinien zu Hause sind, unter dem Namen 


Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 121 


» Asiaticae«. Die Zahl der neuentdeckten Arten hat sich seitdem so ver- 
mehrt, daB es angebracht ist, diese Gruppe anders zu benennen und 
dieselbe in zwei Untergruppen zu teilen. Die erstere umfaßt die P. Schim- 
pert Vatke (Abessinien), P. Sadebeckiana Gürke, P. maxima Gürke, P. 
polygoniflora Chod., P. Stuhlmannı Gürke aus CO.-Afrika, also eine ähn- 
liche Verbreitung wie bei den »Z%nctorvae« in NO.-Afrika. (». Polygoni- 
florae«). 

Es erübrigt, den Zusammenhang der » Asbestinae« einer kleinen, in meiner 
Bearbeitung nicht berücksichtigten südafrikanischen Gruppe,. mit den eigent- 
lichen » Asiaticae«, durch P. sibirica L. hauptsächlich vertreten, zu vergleichen. 
Es sind dies wenige niedrige andauernde Arten aus der Kapflora und der 
östlichen südlichen Küstenzone: P. asbestina Burch., P. Gerrardı Chod. 
(Natal), P. arcuata Chod., die sowohl im Habitus wie in der Blütenmor- 
phologie sich eng an die P. sebirica L. und an die » Polygoniflorae« an- 
schließen. Man könnte fast mit gleichem Recht letztere mit P. erio- 
ptera DC. oder mit den » Polygoniflorae« vergleichen, aber die Annäherung 
an die kapländische » Asbestinae« ist gewiß glücklicher. Somit wurzeln 
auch die im entfernten Asien so weit verbreiteten Spezies, die mit P. sibirica 
(P. elegans Wall., P. crotalarioides Ham.) die Serie der » Asiaticae« bilden 
und sogar die »Forficataec mit P. japonica Hassk., P. khasiana Hassk., 
P. veronicaefolia F. Muell (N.-Austr.), welche als Mutation der P. sibirica 
aufgefaßt werden können (durch die Verkürzung der Antherenfilamente), 
durch Vermittlung der » Polygonifloraex im südlichen Afrika. 

Es bleiben noch die » Vulgares«, von denen schon anfangs die Rede war. 
Daß auch diese von Süden stammen und weder von Osten noch von Norden 
etwa von einem tertiären, circumpolaren Areal abzuleiten sind, ist sicher. 
Die nordamerikanischen P.-Arten sowie die des östlichen Sibiriens und 
Japans haben mit den europäischen nicht die geringste nähere, morpho- 
logische Verwandtschaft. Die nordamerikanischen Polygala-Arten sind nur 
Vorposten einer zusammenhängenden Gruppe, die ihre größte Differen- 
zierung in Brasilien zeigt. 

Nun läßt sich plausibel machen, daß die monospezifische Untergattung 
Brachytropis DC. (Spanien), die von den » Vulgares« [mit denen sie die 
Samenschalenstruktur gemein hat (diese ist nach den Sektionen verschieden)], 
eigentlich hauptsächlich nur durch den Mangel einer Crista sich unter- 
scheidet, zu dem Phylum gehört, aus dem sie entstanden ist. Die gerade 
Form des Stempels und die auf der Staminalröhre sitzenden Antheren sind 
untrügliche Ähnlichkeiten. 

Solche ungestielte Antheren finden sich in der Alten Welt nur noch 
bei den madagassischen »Macropterae«, welche ohne nähere Verwandt- 
schaft mit afrikanischen Gruppen dort isoliert unter den aus verschiedenen 
Gruppen und zu verschiedenen Zeiten aus dem Kontinent herstammenden Spe- 
zies stehen und nur als sehr alte Relikten angesehen werden können. 


122 | R. Chodat. 


In der Kapregion bilden drei seltene Arten!) eine ebenfalls isolierte Serie 
(P. Gareini DC., P. pseudo-Garcini Chod., P. orthostigma Chod.). Wären 
nicht die gestielten Antheren, so ließe sich ein Vergleich machen mit der 
Untergattung Brachytropis und durch sie mit den » Vulgares« von Europa. 
Es sind dies aber entfernte Ähnlichkeiten, und es wäre gewagt, einen be- 
stimmten Schluß zu ziehen. Es bleibt jedoch die Tatsache, daß die » Vul- 
gares« mit diesen zwei südafrikanischen Subsektionen mehr morphologische 
Verwandtschaft zeigen als mit irgend einer altweltlichen Gruppe. 

Aus den vorangehenden Erörterungen ließe sich folgende Entwicklungs- 
geschichte konstruieren 2): 

Während der sekundären geologischen Periode haben sich in dem 
damals bestehenden brasilianisch-afrikanisch-indischen Kontinent die Poly-_ 
galaceen-Gattungen differenziert. Die Gattung Securidaca hat am Ende 
dieser Periode ihr pantropisches Areal gewonnen und in jeder Provinz 
ihre Arten differenziert. Zur selben Zeit waren schon die Chamaebuxus- 
Arten über die ganze tropische und subtropische Welt verbreitet. Es hatten 
sich auch sicher damals die Grundtypen von Polygala herausgesondert; 
von Orthopolygala waren damals sowohl im brasilianischen Teil wie im 
Süden des afrikanischen Kontinents die Grundlinien entworfen und das zu 
einer Zeit, wo die Verbindung mit Asien größtenteils unterbrochen und als 
zwischen Brasilien und dem afrikanischem Norden noch Verbindung war. 
Die Differenzierung in Subsektionen muß in eine Zeit versetzt werden, da 
die Verbindung mit Amerika aufgehoben war. 

Aus allen neueren geologischen Arbeiten?) kann man den ziemlich 
sicheren Schluß ziehen, daß Madagaskar schon frühzeitig vom Kontinent 
sich loslöste, aber später und mit Unterbrechungen bis in die allerletzten 
Perioden Anschluß mit Afrika wieder knüpfte. Auch ist man ziemlich 
einig darüber, daß die vollständige Dislokation und Abtrennung in der 
zwischen S.-Afrika und S.-Asien supponierten »Lemuria« nicht sehr alt 
sein kann. 

Aus der ältesten Zeit stammen die » Macropterae« in Madagaskar, die 
dort isoliert stehen. Aber seitdem hat die Insel zu verschiedenen Zeiten 
Beiträge erhalten, und durch die Brücke der Lemuria sind die »Chloro- 
pterae« nach S.-Asien gewandert und zwar bis nach N.-Australien. 

Sicher ist es, daß Afrika mit seinen jetzigen Konturen schon aus der 
sekundären Zeit und wahrscheinlich aus noch früheren Epochen stammt, 
und daß überhaupt marine Transgressionen nicht stattgefunden haben. Die 


4) Subsect. 45. Orthostigmae Chod. ined. 
2) Cfr. A. EneLer, Kurzer Abriß der Entwicklung der Pflanzenwelt in Afrika, 
l. c.1. 2, 1007 et seq. 
3) Cfr. LAPPARENT, Traité de Geologie. — Id. Géographie physique. Paris (1907). 
Les plateformes indo-africaines. 
DE Martonne, Géographie physique, La paléogéographie (1909) 586. 


Die geographische Gliederung der Polygala-Arten in Afrika. 123 


großartige Dislokation, die zur Bildung der Seen geführt hat, ließ denroch 
den terrestrischen Konturen ihre Eigenheit. 

So erklärt sich, daß wir annehmen durften, daß von Süden her eine 
kontinuierliche und stufenweise Entwicklung der Orthopolygala-Arten habe 
stattfinden können; daß wir auch annehmen konnten, daß die regelmäßige 
Verschiebung der Gruppen nach Norden auf eine stufenweise stattgefundene 
Entwicklung, verbunden mit Migration, zurückzuführen ist. 

Auch folgt daraus, daß die Ausstrahlung der »Tinctoriaes und der 
Asiaticae nach Asien in einem relativ jüngeren Zeitabschnitt stattfand als 
die der »Chloropterae« und auf einem anderen Wege. 

Um ins Einzelne diese Wanderungen in den geologischen Zeiten zu 
verfolgen, müßten die Resultate, die aus der Pflanzengeographie einzelner 
Familien und reichhaltiger Genera hervorgehen, verglichen werden. Manches 
ist schon klar geworden; es bleiben aber noch mehr Rätsel zu lösen als 
bis jetzt gelöst wurden. 

Das Hypothetische aus unseren letzten Darlegungen kann bestritten 
werden. Die Tatsache bleibt jedoch: die asiatischen und die afrikanischen Arten 
der Untergattung Orthopolygala (es sind dies die meisten Arten) haben 
ihre phylogenetische Wurzel in Afrika, und zwar in S.-Afrika. 


Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung 
Westpreußens. 


Von 


Hans Preuß. 


Mit Tafel II. 


Es ist ein mißliches Ding, ein mehr oder weniger willkürlich abge- 
grenztes Gebiet pflanzengeographisch zu gliedern. Bestehen doch natur- 
gemäß immer enge Beziehungen zwischen der Flora des betreffenden Landes 
und den Floren der Nachbarländer. Wirklich fruchtbar wird eine solche 
Gliederung nur dann sein, wenn das zu gliedernde Gebiet Pflanzenassozia- 
tions-Grenzen aufweist. Baumgrenzen im Flachlande haben für kleinere 
Gebiete nur relative Werte, weil bekanntlich die sogenannte Begleitflora 
einer Baumart, abgesehen von ganz vereinzelten Ausnahmen, sich verhält- 
nismäßig weit über die absolute Grenze des betreffenden Leitbaumes aus- 
dehnt (z. B. die Buchenwaldflora in Ostpreußen) oder auch vor dieser 
Grenze zurückbleibt. 

Wenn nun auch Westpreußen, besonders im Nordwesten, gut ausge- 
prägte Assoziationsgrenzen aufweist, wenn auch ein oder das andere Teil- 
gebiet mit manchen Pflanzenarealen zusammenfällt, so gestaltet sich doch 
eine scharfe Gliederung ebenso wie in Ostpreußen!) »wegen der vielen 
Übergänge und aus Mangel an natürlichen Grenzen« sehr schwierig. Ich 
werde deshalb, dem Vorbilde Asromeïrs?) und Drupes?®) folgend, die Provinz 
in »Landschaften« einteilen, die durch das Hervortreten bestimmter Asso- 
ziationen und Pflanzenarten charakterisiert werden. 

Vorerst sei der Faktoren gedacht, die mit der Verbreitung mancher 
Assoziationen im Zusammenhang stehen: Ohne Zweifel weisen die klima- 
tischen Verhältnisse der Provinz zahlreiche, wenn auch wenig umfangreiche 


4) G. AsromeiT, Die Vegetationsverhältnisse von Ostpreußen unter Berücksichtigung 
der benachbarten Gebiete. (EnsLers Bot. Jahrbücher, Bd. 46, Heft 5). 

2) Ibid. 

3) Drupe, Mitteilungen über botanische Reisen 4899 und 4903 in Ostpreußen (Abh. 
der naturw. Gesellschaft Isis in Dresden, 1903, Heft Il). 


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Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 125 


Schwankungen auf. Liegt doch die mittlere Jahrestemperatur zwischen 
—+6° und +8°, die des Januar zwischen —2° und —5° und die des Juli 
zwischen 16° und 18°. Dementsprechend ist auch die Zahl der heißen 
Sommer-, der Frost- und Eistage schwankend. Einfluß auf die klimatischen 
Verschiedenheiten übt ohne Frage die Höhenlage einzelner Gebiete aus, 
wenn auch die durch sie gegebenen Verhältnisse keine festliegenden For- 
meln schaffen. Wohl aber steht der Süden Westpreußens unter kontinen- 
talen, der an der Küste gelegene Strich unter ozeanischen Einflüssen, die 
mittleren Teile dagegen wechselnd unter kontinentalen und ozeanischen Ein- 
wirkungen. Dementsprechend zeigen die nördlichen und besonders die 
nordwestlichen Gebiete die atlantische Flora in starker Vertretung, die süd- 
lichen geschlossene Verbände von pontischem Charakter. Überall sind die 
Temperaturgegensätze nicht so scharf ausgeprägt, daß daneben nicht boreale 
und borealalpine Arten bestehen können. So gedeihen im Kreise Culm in- 
mitten fast rein pontischer Assoziationen Pflanzengesellschaften mit Betula 
nana und Salixz myrtilloides; im Kreise Putzig sieht man unfern von 
Myrica gale und Erica tetralix Assoziationen mit Stellaria crassifolia, 
Saxifraga hirculus und Pedicularis sceptrum Carolinum. Die Physio- 
gnomie der gesamten Pflanzendecke zeigt aber unstreitig den EinfluB der 
klimatischen Verschiedenheiten. —- Die wechselnden Niederschlagsverhältnisse 
der Provinz, die u. a. oft von der Höhenlage abhängig sind, spiegeln sich 
zum Teil in der Verbreitung der pontischen !) und atlantischen?) Elemente 
und der Buchenwaldflora wider. Der äußerste Nord- und der mittlere 
Südwesten der Provinz mit einer mittleren jährlichen Niederschlagshöhe 
von 600—700 mm?) sind sehr arm an südosteuropäischen Arten, dagegen 
relativ reich an atlantischen Typen; das nur im jährlichen Durchschnitt 
450—500 mm Niederschläge aufweisende Weichselgebiet (bis Dirschau) birgt 
die bezeichnendsten Vertreter der pontischen Assoziation und wird anderer- 
seits durch den völligen Mangel an typischen atlantischen Arten gekenn- 
zeichnet. Wie weit nun betreffs der Ausbreitung der pontischen Arten die 
frühzeitige Entwicklung des Waldes in jenen niederschlagsreichen Gebieten 
mitgewirkt hat, sei dahingestellt. Jedenfalls gelang es manchen Tieren 
(z. B. der Apide Prosopis leptocephala im Kreise Karthaus), dieses Hindernis 
zu überwinden. — Die schönsten Buchenwälder besitzen die Gebiete mit 
einer Niederschlagshöhe von 550—750 mm in den Kreisen Danzig, Neu- 
stadt, Karthaus, Deutsch-Krone, Elbing. Auch die Buchenwälder der Kreise 


4) H. Preuss, Die pontischen Pflanzenbestände des Weichselgebiets vom Standpunkt 
der Naturdenkmalpflege aus geschildert. Berlin 1942. 

2) H. Preuss, Die Vegetationsverhältnisse der deutschen Ostseeküste (Dissertation). 
Königsberg 4911. 

3) Der schmale Küstenstrich westlich von Danzig mit einer mittleren jährlichen 


Niederschlagshöhe von 500—550 mm ist verhältnismäßig reich an atlantischen Typen; 
hier spricht die Meeresnähe mit, 


126 H. Preuß. 


Tuchel, Flatow und Rosenberg gehören Landstrichen an, deren mittlere 
Niederschlagshöhe noch 550 —600 mm beträgt. 

Auffällig ist es, daß wir aus Westpreußen weder typische aan 
noch Seeklimahochmoore kennen: Im Süden der Provinz herrschen die 
Grün- und im Norden die Übergangsmoore vor. Wie weit hierbei klima- 
tische Ursachen mitsprechen, harrt noch der Klärung. 

Bemerkenswert ist es, daß wir die bezeichnendsten Arten 
der boreal-alpinen Assoziation im Gebiet der südlichen End- 
moränenzüge antreffen, in den Kreisen Löbau, Strasburg, Briesen, 
Culm, Tuchel und Konitz. Das Relief der Landschaft läßt deutlich erkennen, 
daß hier der Eisrand lange ruhte und sich nur in kurz bemessenen Etappen 
nach dem Norden zurückzog, oft Gletscherzungen vorschiebend. Unstreitig 
wirkten diese Verhältnisse in hohem Maße auf die Bodengestaltung ein: 
Eis und Eiswasser schufen zahlreiche Wasserbecken mannigfaltiger Art, 
deren Vertorfung wahrscheinlich schon frühzeitig begann. Frühzeitig be- 
setzten eiszeitliche Arten die neugeschaffenen Standorte, hier im Wechsel 
der Jahrtausende ihre Plätze oft ändernd. — Moore, deren Bildung schon 
ausgangs der Glazialzeit begann (z. B. die Entstehung des von mir paläo- 
phytologisch untersuchten Abrauer Moores im Kreise Tuchel) scheinen sich 
nur im Gebiete des südlichen Endmoränenbogens oder südlich davon zu 
befinden. In den Bezirken der nördlichen Endmoräne herrschen nach 
meinen Wahrnehmungen nur jüngere Moorbildungen, meist Übergangsmoore, 
vor. Für diese auffälligen Vorkommnisse habe ich einstweilen nur ganz 
hypothetische Erklärungen. Vielleicht gehen Geologen vom Fach diesem 
interessanten Problem nach. Ich habe Gründe dafür, daß im angrenzen- 
den Ostpreußen die Verhältnisse ähnlich liegen. 

In postglazialer Zeit haben ohne Frage die Urstromtäler und das Fluß- _ 
system der Weichsel in der Einwanderung mancher südosteuropäischer 
Arten eine hervorragende Rolle gespielt. Näheres habe ich darüber in 
meiner Abhandlung über »Die pontischen Pflanzenbestände des Weichsel- 
tals« (p. 450—457)1) mitgeteilt. — Daß relative Pflanzengrenzen u. a. viel- 
fach auf das Fehlen geeigneter Standorte zurückzuführen sind, lehrt uns 
die Verbreitung mancher Küstengewächse in Westpreußen. »Östlich der 
Weichsel zeigt sich ein auffälliger Mangel an Strandwiesen, die für manche 
Pflanzen ein Lebensbedürfnis sind (z. B. für Scirpus rufus); äußerst selten 
begegnen wir ferner Rohrsumpfformationen, zwischen denen und den Dünen 
oder Steilufern oft ein salzgeschwängerter Sandstrand liegt. Und gerade 
diese Plätze werden von einer großen Zahl Halophyten bevorzugt.« (H. 
Preuss, Vegetationsverhältnisse der deutschen Ostseeküste.) Selbst Arten, 
wie Atropis maritima, die bei uns absulute Ostgrenzen finden, sind in 


4) H. Conwentz, Beiträge zur Naturdenkmalpflege, Bd. II, p. 350—547. Berlin 
1912. 


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Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung WestpreuB ens. 197 


dieser Verbreitung von den geomorphologischen Verhältnissen ihrer Stand- 
orte abhängig. 

Ebenso wie in Ostpreußen !) erreichen auch in Westpreußen eine ver-. 
hältnismäßig große Zahl von Arten Verbreitungsgrenzen. Die eigentümliche 
Stellung, die Schonen, die westschwedische Küste, Öland, Gotland in der 
Verbreitung gewisser atlantischer und pontischer Arten einnehmen, und 
vor allen Dingen der Umstand, daß eine Anzahl Arten, meist nordwest- 
licher Herkunft, unter Überspringung weiter deutscher Gebiete im russischen 
Baltikum wieder auftauchen, bedingen eine Anzahl relativer Grenzen. Ver- 
gleichen wir die Verbreitungsgrenzen Westpreußens mit denen Ostpreußens, 
so fällt uns zunächst in unserer Provinz das starke Hervortreten der Ost- 
und Nordostgrenzen auf, die aber vielfach westlich der Weichsel liegen; 
mit Ostpreußen gemein hat unser Gebiet eine immerhin beträchtliche Zahl 
von Nordgrenzen. 

Nordgrenzen erreichen z. B. in Westpreußen: Salvinia natans, Gagea arven- 
sis, Galanthus nivalis, Gladiolus paluster, Anacamptis pyramidalis (relativ), Cephalan- 
thera alba, Thesium intermedium, Cerastium brachypetalum, Aconitum variegatum, 
Adonis vernalis (aber noch auf Öland und Gotland), Rubus Koehlert, Rosa micrantha, 
R. elliptica (relativ), Thymelaea passerina, Eryngium planum, Chaerophyllum hirsutum, 
Peucedanum cervaria, Omphalodes scorpioides, Melittis melissophyllum, Orobanche pur- 
purea, O. alsatica, Dipsacus pilosa, D. laciniatus, Campanula sibirica, Cirsium canum. 

Beispiele fir Nordwestgrenzen bieten: Rumex Ucranicus, Isopyrum thalictro- 
ides, Cimaicifuga foetida, Geum strictum, Prunus fruticosa, Cytisus ratisbonensis 
var. beflorus, Trifolium lupinaster, Lathyrus pisiformis, Euonymus verrucosus, Pleu- 
rospermum austriacum, Asperula aparine (isolierter Standort im Kreise Pr. Stargard), 
Adenophora lilufolia, Artemisia scoparia. 

An Ostgrenzen befinden sich: Osmunda regalis, Palularia globulifera, Pota- 
mogeton polygoniufolius, Ruppia rostellata, Zostera nana, Scirpus setaceus, Juncus ob- 
tusiflorus, Spergularia media, Nasturtium officinale, Rubus thyrsoideus, R. Sprengelii, 


° À. radula, Potentilla Tabernaemontani, Euphorbia exigua, Acer campestre, Lonicera 


periclymenum, Scorxonera purpurea. 

Nordostgrenzen besitzen bei uns: Aspidium montanum, Caldesia parnasst- 
folia, Stupa capillata, Wolffia arrhixa, Juncus tenagea, Populus alba, Pirus tormi- 
nalis, Astragalus cicer, Euphorbia platyphylla, Bupleurum longifolium, Silaus pra- 
tensis, Stachys germanica, Verbascum lychnites, Scrofularia Scopolii, Veronica 
austriaca, Galium silvaticum, Scabiosa canescens, Campanula sibirica. 

Westgrenzen erreichen: Picea excelsa (relativ), Gladiolus imbricatus (der 
westliche Standort gehört zum Teil dem pommerschen Kreise Lauenburg an), Salix 
depressa, Salix myrtilloides (in der Ebene), Corispermum intermedium, Stellaria Frie- 
seana (Kreis Rosenberg, nicht Kreis Tuchel), Cerastium silvaticum (Kreis Briesen, ob 
noch?), Ranunculus cassubicus, Galium Schultesir. 

Südgrenzen finden: Naas flexilis, Juncus balticus, Ammophila baltica, Po- 
lygonum Raji, Montia lamprosperma, Pirus suecica. 

An ihren südöstlichsten Standorten gedeihen bei uns: Atropis maritima?) 
und Carex punctata. 


4) ABROMEIT ibid, 
2) Wenn man das sehr fragliche Vorkommen dieser Art in der Krim ScHMAL- 
HAUSEN II, 640) unberücksichtigt läßt. 


128 H. Preuß. 


Diese Liste, die bei weitem nicht erschöpfend ist, zeigt uns, wie sich 
in Westpreußen nord-, ost-, west- und südosteuropäische Arten treffen. 
Diese Tatsache bekundet schon an und für sich die zahlreichen floristischen 
Beziehungen unseres Gebietes zu den Nachbarländern. Diese Beziehungen 
unter Berücksichtigung der klimatischen, geologischen, hydrographischen, 
orographischen u. a. Faktoren und unter Berücksichtigung der paläophy- 
tologischen Befunde richtig gedeutet, vermögen uns wichtige Anhaltspunkte 
für die Rekonstruktion einer Entwicklungsgeschichte unserer Flora zu bieten. 
Da diese Beziehungen auch mitbestimmend für die pflanzengeographische 
Gliederung unseres Gebietes sind, seien sie mit wenigen Strichen skizziert: 

Der Südosten der Provinz hat vieles gemein mit dem benachbarten 
ostpreußischen Landrücken. Nur hier treten in Westpreußen auf: Cytisus 
ratisbonensis, Melittis melissophyllum, Arnica montana. — In dem Kreise 
Rosenberg, in den die relative Westgrenze von Picea excelsa hineinreicht, 
haben ihre einzigen Standorte in WestpreuBen Carex heleonastes und Stel- 
laria Frieseana, die westlichsten Ausläufer ihres ostpreußischen Verbrei- 
tungsgebietes. Die Flora des Kreises Stuhm erinnert in vieler Beziehung an die 
des benachbarten ostpreußischen Oberlandes, nicht allein durch das Auftreten 
mancher gemeinsamer bezeichnender Arten (z. B. Isopyrum thalietroides), 
sondern auch durch die gleiche Physiognomie mancher Formationen (z. B. 
die Prunus spinosa-Dickichte der Schluchten). (Der Kr. Pr. Holland ist von 
allen ostpreußischen Kreisen am stärksten durch die Weichseltalflora beein- 
fluBt worden.) Mannigfache Wechselbeziehungen bekunden auch das El- 
binger Hochland und der ostpreußische Kreis Braunsberg. Erinnert sei 
nur an Pleurospermum austriacum und Petasites albus, die nach Ost- 
preußen sicher über Westpreußen eingewandert sind. 

Ostpreußen, die durch die nordosteuropäische Flora so stark beein- 
flußte Provinz, entsendet östliche Typen nach Westpreußen, während an- 
dererseits die ostpreußische Vegetation der Grenzgebiete und die des ost- 
preußischen Landrückens durch das Weichselgebiet beeinflußt worden sind, 
entweder durch das rechtsseitige Nebenflußsystem auf westpreußischem 
Boden oder durch das Urstromtal des Narew!), das, abgesehen von zahl- 
reichen ostpreußischen Zuflüssen, zwei starke Einbuchtungen nach Ost- 
preußen entsendet. 

Die pontische Flora des Weichselgebietes läßt in der Hauptsache zwei 
Einwanderungsstraßen erkennen, eine auf Polen hinweisende, jedenfalls die 
augenfälligste, und eine zweite aus dem Westen, die durch die Züge der 
Urstromtäler auf das Elbgebiet hinzielt. Auf Grund gewisser pflanzen- 
geographischer Tatsachen wäre z. B. der Einwanderungsweg von Stupa 
pennata, St. capillata, Carex supina und Adonis vernalis in der zuletzt 


4) H. Preuss, Die boreal-alpinen und pontischen Assoziationen der Flora von Ost- 
und Westpreußen. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellschaft, Bd. XXVII, Heft 6. Berlin 1909. 


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Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 129 


angedeuteten Linie zu sehen, der von Crmicifuga foetida, Prunus fruti- 
cosa, Campanula sibirica u. a. im polnischen Weichseltale zu suchen !). 
Das Netzegebiet in Posen und das südliche Weichseltal in Westpreußen bil- 
den eine pflanzengeographische und formationsbiologische Einheit. 

Vom Kreise Deutsch-Krone bis in die Tuchler Heide hinein zeigt sich 
vielfach schon märkischer Einfluß. Aus Brandenburg haben wir z. B. er- 
halten: Ælisma natans, Nasturtium officinale, Potentilla Tabernaemontani. 

In dem mittleren und besonders dem nördlichen Teile der Westgrenze 
machen sich schon vielfach atlantische Einflüsse bemerkbar — ebenso wie 


im benachbarten Hinterpommern. Geschlossene Formationen vom atlan- 


tischen Typus kennzeichnen die Kreise Neustadt und Putzig in Küstennähe, 
meist Bestände von Myrica gale und Erica tetralix. Das sowohl Pom- 
mern als auch Westpreußen angehörige Gebiet des pommerschen Land- 
rückens gestaltet die floristischen und formationsbiologischen Beziehungen 
beider Provinzen innig, Beziehungen, die besonders durch die an Jsoétes la- 
custre, Myriophyllum alterniflorum, Lobehia Dortmanna, Litorella lacustris 
u. a. reichen Seen und durch die Buchenwaldflora zum Ausdruck kommen. 

Scnorz?) war schon früher die Ähnlichkeit der Flora unserer Küsten- 
wälder mit der Südschwedens aufgefallen. Diese Ähnlichkeit kommt noch 
mehr in der Zusammensetzung der atlantischen Assoziationen beider Ge- 
biete zum Austrag. Wenn auch manche der von Scuorz erwähnten Pflanzen 
wahrscheinlich anderer Herkunft sein mögen, so können wir uns nicht der 
Annahme verschließen, daß sich auf der in der Ancyluszeit bestehenden 
Landbrücke ein lebhafter Pflanzenaustausch zwischen Schweden und den 
deutschen Ostseeländern vollzogen hat. Daneben kann auch die von mir 
in der bereits zitierten Arbeit über die » Vegetationsverhältnisse der deutschen 
Ostseeküste« gegebene Erklärung (p. 409) bestehen: »Viel Ähnlichkeit besitzt 
die Flora der deutsch-baltischen Küste mit derjenigen Südschwedens. Auch 
hier tritt eine auffällige Mischung atlantischer und borealalpiner Arten zu- 
tage. Wie sich bei uns diese beiden Gruppen auf ihren Wanderungen aus 
dem Westen und Osten begegneten, so trafen sie sich in Schweden auf 
südöstlichen und nördlichen Wanderungen.« Denn ein Teil der boreal- 


alpinen Gewächse unseres Küstengebietes entstammt ebenso wie die eurasi- 


atische Betula humilis im Kreise Putzig dem Osten. 

Schon einmal versuchte ich Westpreußen pflanzengeographisch zu glie- 
dern und zwar in einem Referat über einen von Professor Dr. Kumm auf 
der neunten Zusammenkunft der »Freien Vereinigung« gehaltenen Vortrageÿ). 


4) H. Preuss, Die pontischen Pflanzenbestände des Weichseltals. 

2) Scuorz, Die Pflanzengenossenschaften Westpreußens (Schr. der Naturf. Ges. 
zu Danzig) 4905. 

3) Bericht über die neunte Zusammenkunft der Freien Vereinigung für Pflanzen- 
geographie und systematische Botanik zu Danzig, p. 14—12. (Englers Bot. Jahrbücher, 
Bd, 46, Heft 5). Leipzig 1912. 


Botanische Jahrbücher, L. Bd. Supplementband. 9 


130 H. Preuß. 


Jene Gliederung war nur als vorläufige Mitteilung gedacht und soll hier 
weiter ausgeführt, ergänzt und auch berichtigt werden. | 

4. Das Weichseltal bis Marienburg ist, wie bereits betont, reich 
an pontischen Arten, die nach Norden zu an Art- und Individuenzahl zu- 
sehends abnehmen und besonders an den Systemen der rechtsseitigen Neben- 
flüsse weit in das Innere der Provinz vordringen. Nur auf das engere 
Weichseltal bleiben beschränkt: Stupa capillata, Carex supina, Allium 
montanum, Galanthus nivalis, Thesium intermedium, Adonis vernalis, 
Alyssum montanum, Trifolium lupinaster, Lathyrus pisiformis, Lavatera 
thuringiaca, Thymelaea passerina, Stachys germanica, Veronica au- 
striaca, Asperula cynanchica, Adenophora liliifolia, Hieracium setigerum. 
— Stupa pennata besitzt ostwärts noch einen Standort im Kreise Briesen 
und einen zweiten, den nordöstlichsten, im Kreise Marienwerder; Prunus 
fruticosa ist bis in die Tuchler Heide (Cisbusch, Kr. Schwetz) vorgedrungen. 
Nicht selten gesellen sich den pontischen Formationen Rosen bei; Rosa 
mollis und R. elliptica besitzen hier ihre Hauptverbreitung in Westpreußen. 

2. Die Weichselniederungen von Thorn bis Danzig stehen unter 
dem Einfluß der Stromtalflora. Ihre bezeichnendsten Vertreter sind Cala- 
magrostis pseudophragmites, Rumex ucranicus, Silene tatarica, Erysi- 
mum. hieraciifolium var. strictum, Nasturtium armoracioides, N. anceps, 
Euphorbia lucida, Cuscuta lupuhformis, Verbascum blattaria, Serofularia 
Scopolii (nur bei Thorn), Dipsacus laciniatus, Petasites tomentosus, Xan- 
thium italicum, Artemisia scoparia, Senecio fluviatilis, Achillea cartila- 
ginea. Manche von ihnen mischen sich ebenso wie Falcaria Rivini und 
Eryngium planum gern in pontische Formationen. — Zu den Charakter- 
hölzern des Gebietes gehören neben verbreiteteren Arten: Salix dasyclados, 
Populus alba (in Nordostdeutschland nur hier spontan), P. nigra, Alnus 
incana, Acer campestre (nördlich bis zur Montauer Spitze) !). 

3. Das Culmer- und Löbauer Land, den Südosten Westpreußens 
umfassend, wird, worauf schon hingewiesen wurde, an seiner Ostgrenze 
stark durch die Flora des preußischen Landrückens beeinflußt: Oytisus 
ratisbonensis var. biflorus, Melittis melissophyllum, Arnica montana. 
Mit Masuren hat das Gebiet das verhältnismäßig starke Hervortreten mancher 
arktisch-alpiner Arten gemein. Vor Masuren hat es aber voraus: Betula 
nana im Westen (Kr. Culm) und Sedum villosum im Osten (Kr. Stras- 
burg). Salix myrtilloides besitzt hier in den Kreisen Löbau, Strasburg, 
Briesen und Culm acht Standorte. Betula humihs tritt bis zur Culmer 
Kreisgrenze sporadisch auf, oft in Gesellschaft von Salix depressa. Die « 
arktisch-alpine Saxifraga hirculus ist hier ebenso wie in dem Gebiete nord- « 
und südwärts des Endmoränenzuges links der Weichsel nicht selten. Die « 


4) Bei Graudenz und Danzig gehört die eurasiatisch-amerikanische Scolochloa festu- « 
cacea der Rohrsumpfformation zweier Altwässer an. 


Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreuf ens. 131 


nordeuropäischen Carex chordorrhiza, Malaxis paludosa und Pedicularis 
sceptrum Carolinum sind anscheinend infolge von Meliorationen sehr selten 
geworden; das gleiche gilt von den montanen Tofieldia calyculata (ein 
Standort), Sweertia perennis (ein Standort) und Polemonium coeruleum. 

In den Strasburger Wäldern ist neben der Kiefer Carpinus betulus 
nicht selten Charakterbaum. In den gemischten Beständen sind in Fülle 
vorhanden: Thesium ebracteatum, Cimicifuga foetida, Pulsatilla patens 
(sehr verbreitet), Potentilla alba, P. rubens, Geranium sanguineum, Euo- 
nymus verrucosus, Peucedanum cervaria, Lasermitium latifolium, L. 
pruthenicum, Vincetoxicum officinale, Pulmonaria officinalis, Brunella 
grandiflora, Veronica spicata, Crepis praemorsa, Carlina acaulis u. a., 
seltener Cephalanthera rubra, Anemone silvestris, Oxytropis pilosa, Cytisus 
ratisbonensis var. biflorus, Dracocephalum Ruyschiana, Asperula tinc- 
torva, Inula hirta, etwas häufiger Melittis melissophyllum und Arnica 
montana, die beide bis in den Kreis Lübau hineinreichen. Auch in den 
Wäldern des Kreises Culm macht sich der pontische Einschlag bemerkbar. 
In den Kreis Löbau reicht von nordwärts Fagus silvatica hinein, allerdings 
keine nennenswerten Bestände bildend. Mit ihr zusammen kommt einmal 
Aconitum variegatum vor, hier seinen südöstlichsten Standort im 
nordostdeutschen Flachlande einnehmend. Die Wälder um Briesen 
bergen die südlichsten Fundorte von Pirus torminalıs. Das Forstrevier 
Neulinum, das bekanntlich das Zwergbirkenmoor umschließt, besitzt auch 
den einzigen Fundort von Lathyrus heterophyllus in Westpreußen. Für 
manche Culmer Wälder ist Genista germanica charakteristisch. 

Sehr auffällig ist das ganz vereinzelte Vorkommen der atlantischen 
Erica tetralix bei Lautenburg im Kreise Strasburg. Dieser isolierte Stand- 
ort findet ein Analogon in dem ebenfalls ganz beschränkten Vorkommen 
von Juncus obtusiflorus im Kreise Löbau. 

Aus den Kreisen Briesen und Culm sind zwei Wasserpflanzen pflanzen- 
geographisch wichtig: Aldrovandia vesiculosa bei Briesen und Caldesia 
parnassifohia bei Lissewo, Kreis Culm, von denen die letztere auch links 
der Weichsel (im Kreise Schwetz) einmal beobachtet wurde t). 

4. Pomesanien mit Ausschluß der Werder. Bestimmend für 
die Flora dieses Bezirkes sind der Einfluß der Weichsel, das, Auftreten der 
Rotbuche und die erwähnte Fichtengrenze im Osten (Stellaria Frieseana) 
gewesen. Hier besitzt Pirus torminalis ihr größtes zusammenhängendes 
Verbreitungsgebiet in der Provinz, an der absoluten Nordostgrenze 
ihres Vorkommens. 

Die boreale und boreal-alpine Assoziation nimmt nach Norden schnel] 
ab; Salix myrtilloides fehlt schon völlig. — Die nordeuropäische Salix 


4) In Gesellschaft von Omphalodes scorpiodes (auch im Kreise Briesen) gedeiht an 
der Landschaftsgrenze im Kreise Thorn Huphorbia dulcis. 


O* 


132 H. Preuß. 


depressa und die eurasiatische Betula humilis besitzen nur je einen Stand- 
ort; Saxifraga hireulus, die im Südosten des Kreises Rosenberg noch 
häufiger ist, tritt nur noch im äußersten Nordosten ganz vereinzelt auf — 
unfern des Standorts von Carex heleonastes. 

Die pontische Waldpflanze Crmicifuga foetida ist nur stellenweise 
noch etwas häufiger. Zsopyrum thalictroides bevorzugt den Norden des 
Gebietes, kommt aber auch recht zahlreich im Ossatal des Kreises Grau- 
denz vor. Pleurospermum austriacum, das südwärts bis in den Kreis 
Löbau geht, besitzt im Gebiet ganz vereinzelte Standorte. Die montane 
Carex pilosa gesellt sich bei Graudenz (Roggenhausen) der pontischen Wa!d- 
formation bei. Pulsatilla vernalis gedeiht im Rehhöfer Forst unfern von 
Marienburg an ihrem nordöstlichsten Fundort in Deutschland, eine an und 
für sich pflanzengeographisch nicht besonders bemerkenswerte Tatsache, 
weil die Art noch den (zwar südlicher gelegenen) ostpreußischen Kreisen 
Mohrungen und Osterode eigentümlich ist. Die im Süden so häufige Pul- 
satılla patens ist sehr selten. Die Mehrzahl der bezeichnendsten pontischen 


Arten fehlt ganz — nur der Süden des Kreises Rosenberg, der Westen 
des Kreises Graudenz und die Umgegend von Marienwerder machen hierin 
eine Ausnahme. — Das Gebiet besitzt in Hydrocotyle vulgaris, der vom 


Süden des Kreises Rosenberg bis in den Kreis Stuhm hineinreicht, ein be- 
zeichnendes atlantisches Element. 

Mit dem Auftreten der Buche im Gebiet hängt vielleicht das meist sehr 
vereinzelte Vorkommen von Festuca silvatica, Poa remota, Polygonatum 
verticillatum, Epipogon aphyllus, Ranunculus cassubicus, Cardamine 
impatiens, Vinca minor und Veronica montana zusammen, wenn die 
Areale mancher von ihnen bekanntlich auch nicht mit dem Verbreitungs- 
gebiet des Leitbaumes zusammenfallen. Auch das montane Aconitum va- 
riegatum, das in Westpreußen unstreitig Beziehungen zur Buchenwaldflora 
bekundet, ist hier vorhanden. Taxus baccata, auf deren Beziehung zur 
Buche schon Horck!) aufmerksam gemacht hat, kam ehedem im Gebiet 
vor (Peterkau, Kreis Rosenberg) und gedeiht heute noch unfern der Grenze 
in Ostpreußen. Oft kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß 
die Kiefer durch menschliche Einflüsse an die Stelle der Buche getreten 
ist 2). Nicht selten nimmt Pinus silvestris auch die Flächen » verflossener« 
Eichen- und Mischwälder ein. Eine Folge der rationellen Waldwirtschaft! 
Diesem Umstande ist es auch zuzuschreiben, daß die Kiefernwaldflora so 
wenig charakteristisch ist. 

5. Das Elbinger Hochland zeigt uns die Buchenwaldflora in ihrer 
Vollendung. Pontische Arten fehlen so gut wie ganz.%) Das gleiche gilt « 


4) Hoecx, Nadelwaldflora Norddeutschlands. Stuttgart 1893. 

2) Nachweislich im Kreise Rosenberg (Stenkendorfer Wald). 

3) Von bezeichnenden pontischen Arten sind nur etwas häufiger: Potentilla are- « 
naria, Trifolium montanum, Vicia cassubica, Peucedanum oreoselinum; seltener bis 


PATES 


Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung WestpreuBens. 133 


von den atlantischen Arten, die nur durch das hier sporadisch vorkom- 
mende, sonst in Westpreußen verbreitete Sparganium minimum ver- 
treten sind. 

Erhebliche Abweichungen von den südlich gelegenen Gebieten West- 
preußens zeigt auch die Flora der Moore. Arktisch-alpine Elemente fehlen 
ganz; die nordeuropäischen Arten werden nur durch Aspidium cristatum 
und Malaxis paludosa (an der Westgrenze) vertreten; nur die eurasiatisch- 
amerikanische Gruppe (z. B. Aspidium thelypteris, Juncus filiformis, Le- 
dum palustre) und die eurasiatische Gruppe besitzen eine größere Zahl, in 
WestpreuBen meist verbreiteter Vertreter; die europäische montane Unter- - 
gruppe und die atlantisch-baltischen Elemente scheiden ganz aus. 

Die spontanen Picea excelsa-Wälder bergen keine charakteristischen 
Arten. — Ganz anders steht die Buchenwaldflora da. Sie besitzt hier die 
vollkommenste Vertretung in Westpreußen: Poa remota, Hordeum euro- 
paeum, (Carex pilosa), Luxula nemorosa, Allium ursinum, Gagea spathacea, 
Cypripedium calceolus, Aconitum variegatum, Cardamine hirsuta, C. 
silvatica, Lunaria rediviva, Dentaria bulbifera, Vinca minor, Veronica 
montana, Petasites albus, Lappa nemorosa!) u. a. Das östliche Gallium 
Schultesii ist hier verbreitet. Ungemein reichhaltig an subalpinen und 
boreal-alpinen Arten ist die Moosflora: Jungermannia riparia, Lophoxia 
socia, Madotheca laevigata, Racomitrium sudeticum, Schistostega osmun- 
dacea, Timmia megapolitana, Brachythecium vagans, B. reflecum, Isopte- 
rygium depressum, ƣlagiothecium Schimpert u. a. 

Westpreußen östlich der Weichsel wird im Süden durch das Auf- 
treten einer Anzahl hervorragender arktisch-alpiner Arten in dem Gebiet 
des östlichen Endmoränenzuges und durch das starke Hervortreten der 
pontischen Elemente in der Waldflora gekennzeichnet. Pomesanien 
bildet ein typisches Übergangsgebiet, in dem die arktisch-alpinen Moor- 
pflanzen sehr selten, die pontischen Arten seltener werden; hier zeigt 
sich schon der Einfluß der Buchenwaldflora. Das Elbinger Höhen- 
land wird durch die Buchenwaldflora, in der die montanen Arten be- 
sonders hervortreten, charakterisiert. 

Dieselbe meridionale Stufenfolge lernen wir westlich der Weichsel 
kennen. Allerdings fehlen hier manche östlichen Arten und andererseits 
treten eine Anzahl (zum Teil atlantische) Typen auf, für die die Weichsel 
eine Ostgrenze, allerdings oft nur eine relative, bildet. Die Weichsel über- 


sehr selten sind: Dianthus armeria, Pulsatilla pratensis, Veronica teuerium, Scabiosa 
ochroleuca, Chondrilla juncea und Hieraciwm cymosum. Die pontischen Quellbach- 
bestände sind vertreten durch: Isopyrum thalictroides (sehr selten). Pleurospermum 
austriacum (sehr zerstreut; bemerkenswert als montane pontische Waldpflanze), Myosotis 
sparsiflora (um Elbing häufiger). 

4) In den Bereich der Buchenwälder fallen auch die Standorte von Onoclea stru- 
thopteris. 


134 H. PreuB. 


schreiten in Westpreußen nicht: Aspidium montanum, Blechnum spicant, 
Sparganium affine, Potamogeton polygontfolius, Elisma natans, Schoe- 
nus ferrugineus, Rhynchospora fusca, Scirpus setaceus, Carex pulicaris, 
Carex Buxbaumü, C. tomentosa, C. humilis, C. punctata, J. silvaticus, 
Luzula silvatica, Anacamptis pyramidalis, Montia lamprosperma, Sagina 
apetala, Ranunculus Petivert, R. confervoides, R. confusus, Drosera in- 
termedia, Rubus radula, Pirus suecica, Lathyrus pisiformis, Elatine 
hexandra, Myriophyllum alterniflorum, Bupleurum longifolium, Gentiana 
baltica, Pedicularis silvatica, Melampyrum silvaticum, Pinguicula vul- 
garis, Orobanche alsatica, Litorella uniflora, Galium silvaticum, Sca- 
biosa canescens (überschreitet die Weichsel nur bei Thorn), Lobelia Dort- 
manna. Dazu kommen noch verschiedene Halophyten und eine Anzahl 
solcher Arten, die in Westpreußen östlich der Weichsel fehlen, wohl aber 
nicht allzufern von der Grenze in Ostpreußen Standorte besitzen (z. B. 
Chaerophyllum hirsutum, Lysimachia nemorum). 

6. Südwestpommerellen und das Deutsch-Kroner Land um- 
fassen die Kreise Deutsch-Krone, Flatow, Schlochau und den südwestlichen 
Teil des Kreises Konitz. — Carex chordorrhiza, Malaxıs paludosa, Be- 
tula humilis, Stellaria crassifolia, Pedicularis sceptrum Carolinum sind, 
wenn auch recht selten, der Moorflora eigentiimlich. In den Kreisen 
Schlochau und Deutsch-Krone kommt der in Westpreußen sonst im nord- 
westlichen Küstengebiet gedeihende Scirpus caespitosus var. austriacus 
hinzu. Nur einen Standort besitzt Carex Buxbaumu, öfters ist Iris si- 
birica anzutreffen.: Saxefraga hirculus ist stellenweise recht häufig, nimmt 
aber nach Südwesten schnell ab. An einigen Seen des Kreises Schlochau 
ist die eurasiatisch-amerikanische Scolochloa festucacea vorhanden. Be- 
zeichnend für den pflanzengeographischen Charakter mancher Gebietsteile 
sind einige atlantische baltische Arten: Rhynchospora fusca (Kr. Schlochau), 
Juncus obtusiflorus, Drosera intermedia, Hydrocotyle vulgaris (fast jeden 
Tümpel umsäumend), Pedicularis silvatica u. a. Im Kreise Schlochau ge- 
sellt sich ihnen Carex pulicaris bei. Je einen Standort besitzen Osmunda 
regalis, Phegopteris Robertiana (bei Schloppe), Juncus selvatieus, der noch 
einmal im Kreise Putzig an der pommerschen Grenze vorkommt, und Cor- 
rigiola litoralis. Auffällig ist die starke Verbreitung des arktisch-alpinen 
Empetrum nigrum innerhalb Formationen mit atlantischem Einschlage. 

Eine eigentümliche Stellung nimmt die Gewässerflora mancher Gebiets- 
teile ein, besonders die des Kreises Schlochau. Es treten uns hier fast 
sämtliche Charakterpflanzen der nordpommerellischen Seen entgegen: Fon- 
tinalhıs gracilis, F. hypnoides, F. dalecarlica, F. microphylla, Isoëtes la- 
custre, Nuphar pumilum, Myriophyllum alterniflorum, Litorella lacustris, — 
Lobelia Dortmanna. Ein boreal-atlantisches Gemisch!: Hierzu kommt « 
noch die eigentliche Charakterpflanze jenes Gebietes: ÆElisma natans, ein 
atlantisch-baltischer Typus. | 


Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 135 


Recht verbreitet sind auf heideartigen Flächen und Mooren: Lycopo- 
dium inundatum, Juncus filiformis, J. supinus, J. capitatus, Cyperus 
flavescens, Sparganium minimum, Alsine viscosa, Potentilla procumbens, 
P. norvegica, Hypericum humifusum, Epilobium obscurum und in moo- 
rigen Gewässern Utricularia intermedia. Auf lehmigen bis heideartigen 
Triften erscheint bereits die im Norden verbreitetere Gentiana baltica. — 
Im Kreise Deutsch-Krone ist an Quellen, Bächen und nassen Gräben Na- 
sturtium officinale sehr häufig, das sich hier und im Kreise Putzig an 
seiner absoluten Ostgrenze befindet. 

Besonders der Deutsch-Kroner Kreis und das Küddowgebiet sind von 
der pontischen Flora des Netzegebietes stark beeinflußt. Carex humilis 
besitzt im Kreise Deutsch-Krone südlich von Schloppe ihren einzigen west- 
preußischen Standort; Æuonymus verrucosus gedeiht bei Vandsburg an 
der Südwestgrenze seines Verbreitungsgebietes. Thesium intermedium, 
Silene chlorantha, Cimicifuga foetida (Kr. Flatow), Pulsathlla patens, 
Potentilla Wiemanniana, Oxytropis pilosa, Astragalus cicer, Bupleurum 
longifolium (Kr. Flatow), Peucedanum cervaria, Verbascum lychnites (stel- 
lenweise Charakterpflanze), Melampyrum cristatum u. a. sind hier vor- 
handen. Im Zusammenhange mit ihnen wäre das Vorkommen der seltenen 
Orchideen Orchis coriophora und O. ustulata zu erwähnen. Nur auf den 
Kreis Deutsch-Krone bleibt Potentilla Tabernaemontani beschränkt. 

Der Hauptwaldbaum ist die Kiefer. Ihre Waldungen tragen fast durch- 
weg einen pontischen Charakter und bergen die Mehrzahl der vorhin ge- 
nannten Pflanzen, besonders zahlreich Pulsatilla vernalis. Auf geeigneten 
Böden bildet die Rotbuche namhafte Bestände; oft mischt sie sich auch 
mit der Eiche (vorzugsweise Quercus pedunculata), Tila cordata, Acer 
platanoides u. a. Ihrer Flora gehört bei Deutsch-Krone die seltene Cepha- 
lanthera alba an. Auf die Buchenwaldflora Nordpommerellens weisen fu- 
bus Bellardii und die stellenweise sehr verbreitete Ajuga pyramidalis hin. 
[Ebenso wie dort findet sich in Alneta des öftern Glyceria nemorals.] 
Pflanzengeographisch interessante Bestandteile der Laubwaldflora sind Poa 
remota, Polygonatum verticillatum (stellenweise nicht selten) und vor allen 


_ Dingen Galium silvaticum, das sich hier mit dem östlichen @. Schultesti 


berührt. Taxus baccata kommt in der Oberfürsterei Hammerstein in mehr 
denn 600 Exemplaren vor. Das Indigenat für la platyphyllos von Zehn- 
ruten bei Bärenwalde (Kr. Schlochau) wäre noch nachzuprüfen. [Das gleiche 
gilt von dem Vorkommen der Art im Brahetal (Kr. Tuchel)]. 

Uberschauen wir die Landschaft noch einmal, so fallen uns besonders 
zwei pflanzengeographische Tatsachen, die sich in den Assoziationsverhält- 
nissen widerspiegeln, auf, die stark atlantische Anklänge zeigende Flora 
des Nordens und die durch das Netzegebiet beeinflußte pontische Flora des 
Südens. Überall sind Übergänge auf weiten Flächen vorhanden. 

7. Die Tuchler Heide, die das größte zusammenhängende Wald- 


136 H. PreuB. 


gebiet WestpreuBens aufweist, umfaBt den Süden des Kreises Pr. Stargard, 
den Südwesten des Kreises Berent und die Kreise Konitz (mit Ausschluf 
der an die Kreise Flatow und Schlochau stoßenden Gebiete), Tuchel und 
Schwetz (mit AusschluB des Weichselgebietes). 

Für die arktisch-alpine Assoziation des Endmoränengebietes von Schwetz 
bis Tuchel ist zuweilen Salix myrtilloides charakteristisch, nach ihrer 
heutigen Verbreitung zu urteilen, ein typisches Glacialrelikt. Auch ihr 
Standort bei Neuenburg steht mit einer Endmoräne in Beziehung. Als 
charakteristische Glieder der Moorflora wären ferner zu nennen: Hypnum 
trifarium, Drepanocladus serratus, Cinclidium stygium, Equisetum va- 
reegatum, Carex chordorrhixa, Tofieldia calyculata, Malaxis paludosa, 
Salix depressa, Betula humilis, Stellaria crassifolia, Saxifraga hirculus, 
Sweertia perennis, Polemonium coeruleum, Pedicularis sceptrum Caro- 
linum, von denen die Mehrzahl allerdings recht selten ist!). — Von Nord- 
west und West schiebt sich die atlantisch-baltische Flora ein: Holcus mollis 
(sehr häufig), Cladium mariscus (bis in den Kreis Pr. Stargard), Juncus 
supinus, Drosera intermedia, Potentlla procumbens, Ornithopus perpu- 
sillus, Hydrocotyle vulgaris (sehr häufig, nach Süden zu seltener werdend) 
u. a. Auch die Gewässerflora des Westens und Nordwestens ist von diesen 
Einflüssen nicht frei: Jsoétes lacustre (im Nordwesten), Spargamium mint- 
mum, Potamogeton nitens, Elisma natans, Callitriche autumnalis, Myrio- 
phyllum alterniflorum, Lobelia Dortmanna. Ebenso wie im Deutsch- 
Kroner Land, in Südwest- und Nordpommerellen gesellt sich zu ihnen gern 
das eurasiatische Nuphar pumilum’). 

Mit dem angrenzenden Gebiet östlich der Weichsel hat die Landschaft 
gemein: Caldesia parnassifolia (ein Fundort im Kreise Schwetz), Juncus 
tenagea |in den Kreisen Tuchel und Schwetz (auch noch im Deutsch-Kroner 
Land)], Elatine alsinastrum |Kreis Schwetz (außerdem noch im Kreise 
Flatow). — Elatine hexandra gehört in Westpreußen nur dem Kreise 
Tuchel an?). 

Die pontischen Elemente beeinflussen das Gesamtgebiet und kommen 
in besonders starker Vertretung in der Umgebung der Hauptflüsse des 
Heidegebietes, der Brahe und des Schwarzwassers, vor. An ihnen sind 
wahrscheinlich stromaufwärts vorgedrungen: Silene chlorantha, Cimicifuga 
foetida, Oxytropis pilosa, Bupleurum longifolium, Campanula sıbirica, 
Scorxonera purpurea u. a. Das sporadische Auftreten von Prunus fru- 
ticosa im Cisbusch (Kr. Schwetz) wird wohl am treffendsten auf Verbrei- 
tung durch Vögel zurückgeführt werden müssen. In noch weit höherem 
Maße als im Deutsch-Kroner Kreise und in Südwestpommerellen setzt sich 


4) Anacamptis pyramidalis und Astrantia major pflegen im Kreise Tuchel Be- 
ziehungen zur boreal-alpinen Assoziation. 

2) In der Moosflora tritt stellenweise das atlantische Sphagnum crassicladum stark 
hervor. 


ne 


Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 137 


die Kiefernwaldflora der Heide aus pontischen Elementen zusammen: Koe- 
leria glauca, Anthericum ramosum, Gysophila fastigiata, Dianthus are- 
narius, Pulsatilla vernalis, P. patens (hier sehr verbreitet im Gegensatz 
zum Deutsch-Kroner Land), Æuphorbia cyparissias, Geranium sanguineum, 
Peucedanum oreoselinum, Veronica spicata, Carlina acaulis u. a. sind 
nicht selten Charakterpflanzen. Ihnen gesellt sich sehr oft Scabiosa cane- 
scens bei, die auch im Nordwesten der vorigen Landschaft nicht selten ist. 

Die Rotbuche spielt in der Heide nur eine bescheidene Rolle, und dem- 
entsprechend sind Vertreter der Buchenwaldflora nur ganz sporadisch vor- 
handen: Melica uniflora, Festuca silvatica, Bromus Benekenii, Polygo- 
natum verticillatum, Cardamine impatiens, Dentaria bulbifera. Galium 
Schultestz hält Beziehungen zur Weißbuche aufrecht, die nicht selten be- 
standbildend auftritt. Acer pseudoplatanus ist recht selten. Pirus tormi- 
nalıs gedeiht sehr zerstreut, stellenweise aber sehr zahlreich. Taxus baccata 
kommt in solchen Gebieten vor, in denen die Rotbuche früher sicher ver- 
breiteter gewesen ist, z. B. im Cisbusch. In den Mischwäldern herrscht 
die pontische Waldflora. Im Norden der Landschaft tritt an ganz isoliertem 
Standort die östliche Asperula aparıne (fr. stricta) auf. 

Haben die Tuchler Heide und Südwestpommerellen auch manche 
floristischen und formationsbiologischen Ähnlichkeiten, so sind sie in ihrem 
Gesamtcharakter doch grundverschieden; es sind Verschiedenheiten, die 
sich nicht allein auf dasFehlen oder Vorhandensein mancher Arten beziehen: 
Hier das überaus starke Hervortreten der pontischen Elemente, dort das 
Anftreten des atlantisch-baltischen Typus. Diese Unterschiede kommen 
sowohl in der Wald- als auch in der Moorflora zur Geltung. Der Name 
Tuchler Heide ist nicht in formationsbiologischem Sinne zu gebrauchen. 

8. Nordpomerellen zeigt in Westpreußen die vollendetste Ausbil- 
dung der atlantisch-baltischen Assoziation: Myrica gale und Erica tetralix 
bilden, besonders im Nordwesten, ausgedehnte Bestände, je einmal in Be- 


gleitung von viel Rhynchospora fusca und der nordatlantischen Carex 


punctata. In die atlantischen Assoziationen mischen sich gern solche Arten 
anderer Herkunft, die sich auch im Ostbaltikum hauptsächlich in Gebieten 


mit verhältnismäßig umfangreicher Niederschlagshöhe vorfinden, z. B. die 


eurasiatisch-amerikanischen Juncus filiformis, Pinguicula vulgaris, die 
europäisch-montanen Scirpus caespitosus und Schoenus ferrugineus (erst 
wieder im russischen Baltikum), der nordeuropäische Rubus chamaemorus 
und vor allen Dingen das arktisch-alpine Empetrum nigrum, von dem 
auch Horck!) sagt, daß es sich bei uns gern der baltisch-atlantischen 
Assoziation anschlieBe. Oft ist Carex pulicaris in ihrer Gesellschaft. 

Die typischen Moorpflanzen des Binnenlandes sind selten und treten 


4) Hoeck, Gefäßpflanzen der deutschen Moore. Beihefte zum Bot, Centralblatt, 
Bd. XXVIII (49144) Abt. II. 


138 H. Preuß. 


zudem an ihren Standorten oft in geringer Individuenzahl auf, z.B. Carex 
chordorrhixa, Malaxis paludosa, Betula humils (4 Standort), Stellaria 
crassifolia, Saxifraga hirculus und Pedicularis sceptrum Carolinum 
(1 Standort in Kiistennihe, noch einmal im Kreise Berent). Auf einem 
Ubergangsmoor im Kreise Karthaus gedeiht Carex pauciflora, ihrem ein- 
zigen Standort in Westpreußen. Etwas häufiger ist stellenweise Pole- 
monium coerulerum. Im äußersten Nordwesten gehören der Grünmoor- 
flora an Carex Hornschuchiana, C. ess Juncus silvaticus, Iris 
sibirica und Gladiolus imbricatus. 

Daß auch in der Gewässerflora der atlantisch-baltische Charakter zum 
Ausdruck kommt, darauf wurde schon hingewiesen. Zu den schon ge- 
nannten !) Pflanzen kommen noch: Pilularia globulifera, Isoetes echino- 
sporum, Sparganium affine, Potamogeton polygoniifolius. 

Unter allen Landschaften WestpreuBens steht nur Südpommerellen 
(besonders der Kreis Schlochau) diesem Gebiet formationsbiologisch nahe. 

Nach Süden und Osten hin nehmen die seltensten Vertreter der bal- 
tisch-atlantischen Assoziation rasch ab, aber Myrica gale und Erica 
tetralix überschreiten noch die Weichsel, und die zuletzt Genannte reicht 
verhältnismäßig tief in den Kreis Karthaus hinein. Der äußerste Süd- 
osten der Provinz weist von bedeutsameren Assoziationsgliedern nur 
Hydrocotyle vulgaris auf. 

Die pontische Assoziation fehlt dem Gebiete fast ganz, wenn wir von 
der Umgebung Danzigs, den Radaune- und Kladautälern absehen. — In den 
Kiefernwäldern sind u. a. Lycopodium chamaecypariscus und Arctosta- 
phylos uva ursi häufige Erscheinungen; öfters ist auch stellenweise Pulsa- 
tilla vernalis anzutreffen, seltener die im Binnenland überhaupt seltene 
Linnaea borealis. Goodyera repens lugt in feuchteren Wäldern aus dem 
geschlossenen Moosteppich hervor. Feuchte Standorte liebt auch Blech- 
num spicant.?). | 

Weit interessanter ist die Laubwaldflora. Fagus silvatica bildet auf 
weite Strecken schöne Bestände. Aus ihrer Begleitflora im Gebiet seien 
namhaft gemacht: Aspediwm montanum, Aspidium lobatum (nur bei Kart- 
haus), Onoclea struthopteris (nur an den Ufern von Waldbächen in den 
Kreisen Neustadt, Karthaus und Danzig), Hierochloa australis (gern in 
Mischwäldern), Melica uniflora (selten), Poa remota, Festuca silvatica, 
Carex pilosa (Kr. Danziger Höhe), Luxula nemorosa (anscheinend nur bei 
Danzig), Luxula silvatica (einziger Standort in der Provinz bei Karthaus), 
Cephalantera xiphophyllum (Danziger Höhe), Æpipogon aphyllus (im 


4) Zu den dort genannten Moosen kommen in Nordpommerellen noch hinzu: 
Fontinalis baltica, Dichelyma capillacea und Conomitrium Julianum. — Elisma 
natans reicht von Süden her nur bis in den Kreis Berent. | | 

2) Blechnum spicant. besitzt im Süden der Provinz einen ganz isolierten Stand- 
ort im Kreise Tuchel. 


' Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 139 


Nordosten), Rumex sanguineus, Ranunculus cassubieus (oft in Misch- 
wildern), Cardamine silvatica, C. hirsuta, Dentaria bulbifera‘), Prunus 
avium (spontan im Kreise Putzig), Rubus Koehleri (Kr. Putzig), Pirola 
media (oft in Mischwäldern), Lysimachia nemorum, Vinca minor, Vero- 
nica montana und Petasites albus aus dem Kreise Neustadt. Taxus bac- 
cata kennen wir aus den Kreisen Berent, Karthaus und Danziger Höhe. 
Eine große Zahl der genannten Arten kommt auch in Mischwäldern vor, 
an deren Zusammensetzung sich außer Fagus silvatica Carpinus betulus, 
Tilia cordata, Quercus pedunculata, Q. sessiliflora (hauptsächlich bei 
Danzig), Kiefer u. a. beteiligen. Pirus suecica beschränkt sich auf 
die Kreise Putzig, Neustadt und Karthaus. Pflanzengeographisch besonders 
interessant sind die Mischwälder an der Radaune: Buplewrum longifolium, 
Pleurospermum austriacum und Myosotis sparsiflora, Glieder der pon- 
tischen Quellbachformation, vereinigen sich mit den subalpinen Aconitum 
variegatum, Chaerophyllum hirsutum, Melampyrum silvaticum zu einem 
sehr auffälligen Vegetationsbilde. (An anderen Stellen treten, wie schon 
eingangs angedeutet wurde, pontische Waldpflanzen in den Vordergrund.) 
In dem Gesamtgebiet ist die Zahl der Pflanzen verhältnismäßig 

groß, die nur hier in Westpreußen vorkommen, und dieses bedingt der 

baltisch-atlantische Charakter weiter Strecken. 

9. Die Küstenlandschaft wird durch die Weichsel in zwei mor- 
phologisch und geologisch heterogene Gebiete gegliedert. Östlich des Strom- 
laufs dehnt sich ein dem alluvialen Schwemmland vorgelagerter Dünen- 
streifen, der am Frischen Haff in die Nehrung übergeht; westlich der Mün- 
dung wechseln Diluvium (Steilküste) und Alluvium (Strandwiesen und Heiden) 
ab, im Nordwesten gliedert sich die Hakenbildung der Halbinsel Hela an. 
Diese Gliederung spiegelt sich auch in der Pflanzenverbreitung wider. 

Auf das Gebiet westlich der Weichsel beschränken sich in West- 
preußen: Ruppia rostellata, Atropis maritima, Scirpus parvulus, Samolus 
Valerandi, Odontites hitoralis; Scirpus rufus, Ranunculus Baudoti und 
Plantago maritima finden östlich der Weichsel bald relative Ostgrenzen. 
Spergularia media gedeiht nur an einer Stelle in Nähe der Weichselmiin- 
dung, desgleichen Alopecurus ventricosus. 

Von den maritimen Psammophyten des Ostens erreicht Corispermum 
intermedium seine absolute Ostgrenze vor der Weichselmiindung, während 
Linaria. odora bis nach Hinterpommern geht. 

Die Dünenwälder der Frischen Nehrung und der Halbinsel Hela wer- 
den an feuchten Stellen durch häufigere Arten der atlantisch-baltischen 
Assoziation gekennzeichnet. Lonicera periclymenum erreicht hier ihre 
Ostgrenze. Ostgrenzen finden auf der Frischen Nehrung auch zwei Brom- 


4) Lunaria rediviva gehört der Buchenwaldflora an der südöstlichen Landschafts- 
grenze an (Kr. Pr. Stargard). 


140 H. Preuß, Versuch einer pflanzengeographischen Gliederung Westpreußens. 


beeren: Rubus macrophyllus und R. Sprengelii. Stellenweise sind nicht 
selten Listera cordata, Goodyera repens, Linaea borealis’), — Die Ufer 
des Frischen Haffs sind durch das Vorkommen von Scirpus Americanus 
und Sc. Kalmussw bedeutungsvoll. 


Westpreußens Flora zeigt uns, daß die klimatischen Verhältnisse einen 
großen Einfluß auf die Zusammensetzung der Vegetation ausgeübt haben 
und ausüben, wenn sie auch nicht die alleinigen Faktoren in der Entwick- 
lung der heimischen Pflanzenwelt waren und ‘sind; sie zeigt, daß die 
klimatischen Übergangsgebiete Glieder der verschiedensten Assoziationen 
auf verhältnismäßig beschränkten Räumen bergen. Westpreußens Flora 
zeigt uns aber auch die hohe Akkomodationsfähigkeit mancher Arten, und 
diese bedingt zum Teil den Mischcharakter mancher Formationen, der sich 
in der Flora weiter Strecken widerspiegelt. 


4) Auffällig bleibt das Vorkommen von Viscum album var. microphyllum, das 
sonst auf das südliche Westpreußen beschränkt ist, auf Kiefern der Frischen Nehrung 
(Vogelzugstrafe ?). 


A propos de phytographie 
par - 


FE. De Wildeman. 


Quand on a la chance de pouvoir étudier des matériaux d’herbier 
provenant d’une région encore peu visitée au point de vue botanique, on 
est en général étonné du grand nombre d'espèces nouvelles que l’on ren- 
contre dans ces documents. 

Ce cas, général, a été pour nous particulièrement frappant dans les 
études que nous avons pu poursuivre sur la flore du Katanga, grâce à 
l'envoi en Belgique, par quelques-uns de nos concitoyens, d’herbiers déjà 
assez conséquents, et grâce aussi à l’hospitalité que nous avons reçue à 
différentes reprises au Jardin botanique de Berlin (Dahlem), ou M. le prof. 
Enccer et son Etat-major nous ont donné toute latitude pour comparer 
nos documents avec les riches matériaux conservés dans les Herbiers du 
Jardin botanique. 

Déjà en 1902—1903, quand les récoltes du Commandant Verpickx, faites 
surtout dans la région de Lukafu, soit dans le nord du Sud-Katanga, nous 
permirent de publier notre premier volume d'Études sur la flore du Ka- 
_ tanga, nous fümes amené à créer de très nombreux types spécifiques dont 
la plus. grande partie a pu être conservée jusqu’à ce jour. Depuis, des 
matériaux récents, dont nous poursuivons l'étude depuis 4911, nous ont, 
à leur tour, forcé de décrire des espèces nouvelles. 

Dans le Repertorium XI, 4943, du Dr. Fenne, 70 diagnoses d’espèces 
nouvelles appartenant à divers genres et peut-être surtout aux Légumi- 
neuses, ont vu le jour); une quarantaine de diagnoses nouvelles paraitront 
prochainement dans le même recueil et de nombreuses autres nouveautés 
se trouvent en manuscrit dans nos notes. 

Le grand nombre de plantes nouvelles ne forme pas une exception, 
pour le Katanga, dans le domaine des sciences naturelles; les choses neuves 


1) Decades novarum specierum florae Katangensis I— VII in Fzope, Repertorium 
XI (4943) p. 504—524. 


142 E. De Wildeman. 


sont tout aussi nombreuses dans le régne animal, et les insectes nouveaux, 
par exemple, sont légion. 

Les botanistes qui ne s’occupent pas de phytographie considérent her- 
biers et descriptions spécifiques comme de valeur secondaire, reprochant 
aux systématiciens et aux descripteurs de créer trop d’espéces, de morceler 
les types et d’empécher, par cela méme, de juger sainement de la filiation 
des étres. 

Il n’y a pas ici en jeu la seule question de l’espéce, question qui, 
elle, est vraiment insoluble, car la définition des limites de l’espèce, sera, 
quoi qu’on fasse, toujours soumise à l’appréciation personnelle et ne sera 
jamais immuable, mais il y a une autre question à envisager. Il faut que 
le phytographe s’éléve contre l’opinion de certains de ses confrères en 
botanique. 

Les botanistes anatomistes, physiologistes et biologistes sont portés à 
ne donner aucune valeur à lherbier. 

Pour les premiers, en général, les caractères anatomiques sont seuls 
capables de permettre des conclusions de haute science; pour les seconds, 
la vie intime de l'organisme permet, mieux que tous les autres caractères, 
d'arriver à des conclusions sur la filiation des êtres. Pour le biologiste, 
enfin, la seule étude de valeur est l’appréciation de la vie, car, en se 
basant bien entendu sur les données de l’anatomie et de la physiologie, il 
considère le travail du phytographe comme celui d’un simple manœuvre 
destiné à comparer entre elles des plantes, et comme un collectionneur de 
foin séché. 

Ils ne songent pas suffisamment que toutes leurs études sont vouées à 
la dépréciation si elles ne portent sur des documents soigneusement définis. 
Or, comment pourraient-ils déterminer leurs matériaux d’études si des 
descriptions soigneuses n’ont pas été faites, et si les documents authen- 
tiqués ne se trouvent conservés avec soin dans un herbier ? 

Trop souvent, malheureusement, les études anatomiques et biologiques 
sont faites sans examen spécifique préalable, et beaucoup d’entre elles sont 
ainsi, dès la base entachées d’erreur. 

Mais, diront certains botanistes, les flores suffisent pour déterminer 
les espèces. (C’est là une appréciation erronnée. Tous ceux qui se sont 
occupés de Ja détermination d'échantillons ont pu se rendre compte très 
souvent quil est, dans bien des cas, difficile et même impossible de déter- 
miner, sans le moindre doute, un type végétal si l'on n’a pu le comparer 
à un échantillon d’herbier type ou authentiqué. 

La description, même minutieusement faite, peut induire un observa- 
teur en erreur, car elle est loin d’étre capable, sauf si des caracteres par- 
ticulierement saillants existent, de présenter une peinture complete d’un 
végétal. 

Tous les phytographes savent aussi que méme des planches fort bien 


re An 


A propos de phytographie. 143 


faites, ce qui est loin d’étre commun, ne peuvent, dans la plupart des cas, 
remplacer un échantillon d’herbier, fut-il méme en mauvais état, pourvu 
qu’il ait été authentiqué par un botaniste ayant fait ses preuves. 

Mais dira-t-on, le phytographe a de tout temps cherché a multiplier les 
espèces nouvelles, souvent pour avoir le plaisir de faire suivre un binome 
nouveau par les abbréviations fatidiques: nov. spec. 

Cet argument, s’il n’a pas été présenté de façon aussi brutale, n’en 
a pas moins été suggéré! Certes, des phytographes ont eu peut-être la 
manie de denommer spécifiquement des variétés secondaires; mais était-ce là un 
si grand crime? Ce travail, soi-disant sans valeur aux yeux de beaucoup de 
botanistes n’a-t-il pas eu de l'influence sur la marche en avant de la science, 
et la création d'espèces Jordaniennes n’a-t-elle pas ouvert les yeux sur le 
problème de la variation spécifique et sur la fixité de certains caractères dans 
les descendants d’une même plante? Il est indiscutable que l’on a décrit 
assez fréquemment sous des noms différents une même plante, parfois dans 
le même pays; cela devait arriver, cela arrive encore, et cela arrivera 
dans l’avenir! Ce désagrément, que les phytographes sont les premiers à 
déplorer, est inhérent à la nature même des études, il est dû à la dis- 
persion des types végétaux, à leur description parfois très sommaire, au 
manque de figures, et à la difficulté de trouver aisément, à sa disposition, 
les très nombreuses publications qui paraissent journellement. Si la multi- 
plication des noms complique les études phytographiques, et écarte souvent 
d’elles ceux qui ne se sentent pas le courage de rester parfois pendant 
des jours arrêtés par l’étude de textes et de leur comparaison avec des 
plantes sèches ou vivantes, elle est, en elle-même, plutôt un bien, car 
chaque description insiste sur des caractères particuliers; ce qu’un auteur 
avait négligé, un autre lui donne de l’importance, de sorte que cette multi- 
plicité de créations spécifiques, qui engendre la complexité de la synonymie, 
contribue dans une large part au progrès de la connaissance des végétaux. 

Mais, si dans certains cas le phytographe est, par la nature de 
son esprit, porté à la recherche des petits caractères, dans d’autres cas 
il cherche à fusionner genres et espèces, à faire de la synthèse. Il est 
bien difficile de rester dans un juste milieu et aussi de rester dans di- 
verses familles et dans divers genres, concordant avec soi-même. 

Quelle place choisir dans ces situations extrêmes? Nous n’hésitons 
pas à déclarer que nous préférons décrire quelques espèces de trop, que 
des études ultérieures feront rentrer dans la synonymie, que de fusionner 
des espèces. 

Pour réunir des espèces anciennement décrites, ou considérér comme 
identiques spécifiquement des matériaux plus ou moins différents, en affir- 
mant qu'il s’agit de variations d’un même type, il faudrait avoir observé 
la plante à l’état vivant, en général, pendant une longue période de temps 
et dans des conditions variées de milieu; il faudrait en outre être persuadé 


144 E. De Wildeman. 


qu'il ne se trouve pas, parmi les plantes que l’on considère comme des 
intermédiaires reliant entre elles les soi-disant formes d’une même espèce, 
des hybrides. | 

On me répondra qu'il n'existe guère d’hybrides naturels, que ceux-ci 
constituent une exception? Pure assertion, nullement prouvée? Qui 
pourra dire l’origine de nos plantes sauvages? Nous sommes profondément 
persuadé que l’hybridité a joué, et joue encore, dans la nature un rôle bien 
plus grand qu'on le croit généralement, et c’est même pour nous à l’hybri- 
dation qu'il faut attribuer certaines de ces variations qui nous rendent, 
dans bien des cas, la détermination spécifique si ardue, et laissent souvent 
dans le doute les monographes les plus expérimentés. 

Comme un des exemples de ce dernier cas nous croyons pouvoir 
citer les formes intermédiaires que l’on trouve dans certaines régions du 
Congo belge entre le Funtumia elastica (Preuss) Stapf et le Funtumia 
latifoha Stapf. WT 

Si le phytographe pouvait, pour la différenciation des espèces, employer 
toujours les mêmes caractères et leur accorder une valeur constante, la 
science de la détermination des plantes serait grandement facilitée; mal- 
heureusement, nous voyons dans la pratique que tel caractère, de première 
valeur pour distinguer entre elles les espèces d’un genre, est inutilisable 
dans un autre genre. Il n’y a à celà, quand on y songe, rien d’étonnant; 
une espèce ne peut être définie par un seul caractère, mais par un en- 
semble de caractères, et, de même que dans la chimie des élements sem- 
blables différemment disposés produisent des corps distincts, en botanique, 
les mêmes caractères répartis différemment sur les organes communiquent 
à ceux-ci, et à l’ensemble du végétal, un facies tellement différent qu'il est 
nécessaire de considérer ces végétaux comme des types spécifiques. 

Celui qui, dans un genre déterminé, parvient à disjoindre les carac- 
teres spécifiques, pourra arriver à donner à l’avance la diagnose des 
espèces qui pourront être trouvées dans ce genre; il suffirait en effet de 
rechercher quels sont les caractères possibles pour tel ou tel organe, 
pour, les combinant entre eux, créer des diagnoses de plantes existant ou 
pouvant exister. 

Cette opinion, nous ne sommes pas le premier à la présenter, ni à 
la défendre, et sans entrer dans l’exposé détaillé de cette manière de con- 
cevoir la constilution des genres et des espèces, nous nous rapellerons que 
en 1896, le prof. Saccarpo n’a pas hésité à écrire que les nouvelles formes 
végétales: »résultent plutôt de nouvelles combinaisons d’organes que de 
types radicalement et totalement nouveaux+« 1), et il déclare que »la nature 
avec des éléments relativement peu nombreux, produit des complications 


4) P. A. Saccarpo, I prevedibili Funghi futuri secondo la legge d’analogia in Atti. 
R. Istituto Veneto d. Sc. lett. ed Arti VIII. serie VII. 4896, p. 45. 


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Be 


A propos de phytographie. 145 


morphologiques variées et que la théorie mathématique des combinaisons 
intervient dans la constitution des espéces«. Il nous démontre nettement 
le parallélisme des genres de Champignons en se basant sur la forme, la 
couleur des spores; et lui également fait voir qu’il est possible de prévoir 
les genres que les recherches futures feront découvrir. Le tout naturelle- 
ment est de définir la valeur des variations parallèles; si les caractères 
sur lesquels elles sont fondées sont peu importants, nous n’aurons pas 
affaire à des espèces, mais à de simples variétés ou variations qui se- 
raient à rapporter à des types spécifiques. 

Comme l’a très bien fait ressortir notre maître Francois CRÉPIN, dans 
une étude sur »Les variations paralléles«‘), il peut se faire que »ce 
parallélisme dans les modifications d’espèces voisines est une preuve que 
ces modifications ne sont que des variétés qui ne peuvent jamais être con- 
sidérées comme espèces distinctes«. 

Si, comme le veut M. le prof. Saccarpo, le parallélisme peut servir 
de base à la création de genres, si l’on doit reconnaître de l’importance à 
l'étude des variations parallèles dans le but de réduire les espèces d’un 
genre, il n'y a pas l’ombre d’un doute qu’elles peuvent être de valeur 
dans la définition d’espèces. 

Ces variations considérées comme espèces, si même elles devaient 
être rapportées ultérieurement au rang de variétés ou de formes, auront 
le grand mérite de servir, au début des connaissances systématiques à 
débrouiller les formes du même genre; aussi Francois CRÉPIN n’a-t-il pas 
hésité à dire: »mais pour produire tout son effet, le parallélisme devrait 
devenir l’objet de la constante préoccupation de tous les descripteurs. Il 
ne devrait jamais être perdu de vue, car il est appelé à jouer un rôle 
important dans les travaux de systématique en ramenant au rang de va- 
riations une multitude de créations spécifiques dues à des recherches et à 
des observations mal dirigées +. 

Nous ne pouvons cependant, pour ce qui a rapport à l'étude des 
flores exotiques admettre dans son entièreté la fin de la citation de Francois 
Crépin. Pour progresser dans la connaissance des flores exotiques il faut 
d’abord faire de l’analyse et avant d’arriver à une conclusion aussi for- 
melle, Francois CRÉPIN avait lui-même versé dans le travers qu’il a si for- 
tement combattu à la fin de sa carrière, la multiplication des espèces. 

Nous pensons que, bien comprise, l’étude des variations parallèles est, 
comme François CRÉPIN l’a dit lui-même, appelée: »à rendre d’importants 
services à la systématique, en aidant les genres à se débarrasser des ex- 
croissances parasitaires au milieu desquelles leurs espèces sont comme 
étouffées, »et nous ajouterions même que cette étude permettra de mieux 
classer les nombreuses formes que nous observons dans la nature, de 


1) In Bull. Soc. roy. de Bot. de Belgique XXXVI (1897) pars I, p. 204 et suiv. 
Botanische Jahrbicher. L. Bd. Supplementband. 10 


146 E. De Wildeman. 


mieux ture saisir les liens qui les unissent et, par conséquent, de mieux 
arriver à la connaissance du monde végétal. 

Les cas de variations parallèles ont été observés actuellement dans 
un très grand nombre de genres de la Phanérogamie. Nous avons fait 
encore ressortir leur présence chez des Caféiers, du moins pour des va- 
riations. Nous pourrons en citer un cas qui se rapporte à des plantes 
que nous considérons, pour le moment, comme des espèces dans le pere 
Geissaspis semblant très polymorphe. 

Ce cas peut être mis en évidence par un tableau que nous produisons 
plus loin et dans lequel nous pouvons insérer 10 espèces du Katanga. 

Un premier caractère différentiel est basé sur le nombre des folioles, 
de la feuille composée paripennée. D'un côté nous plaçons les plantes à 
une paire de folioles, de l’autre à 2—3 paires de folioles. 

Dans les deux subdivisions ainsi formées nous avons pu reprendre 
un caractère tel que le suivant: nervure médiane en bordure de la foliole, 
nervure médiane à l’intérieur du limbe. 

Sans insister sur les autres caractères que nous employons, rappelons 
ici la clef analytique de ces espèces: 

Feuilles à une paire de folioles. 
Nervure principale de la foliole en bordure interne 


se terminant par un mucron vers le milieu de 
la hauteur de la foliole . . .,. . . G. bifoliolata M. Mich. 
Folioles à nervure principale à l’intérieur ae RDS | 
Lobe interne des folioles réduit, atteignant au maxi- 
mum 3—4 mm de diamètre. 
Folioles peu échancrées au sommet. . . . . . G. Homblei De Wild. 
Folioles fortement échancrées au sommet . . . G. Ringoeti De Wild.i) 
Lobe interne des folioles atteignant dans les feuilles 
adultes au moins 6 mm de diamètre . . . . G. elisabethvilleana De Wild. 
Feuilles à 2 ou 3 paires de folioles. 


Stipules non auriculées à la base. . . . . . . . . G. Bequaerti De Wild. 
Stipules auriculées à la base. 
Nervure médiane en bordure de la foliole . . . . G. Descampsii De Wild, et 
Nervure médiane insérée vers le milieu du limbe. [Th. Dur. 
Folioles cordées au sommet, ciliées, denticulées 
sur les bords, . .. . . . + . + oe «.« + G. tpm 


4) Geissaspis Ringoeti De Wild. n. sp. — Ramis erectis, plus minus ramosis, us- 
que 40 cm altis, velutinis, pilis brunneis; foliis uni-jugis, stipulatis; stipulis basi cor- 
datis, auriculatis, auriculis leviter divergentibus, apice rotundatis vel obtuse cuneatis, 
44—18 mm longis et 6—12 mm latis, nervis divergentibus; rachide 4—7 mm longa, 
sparse velutina; foliolis obovatis, inaequilateralibus, apice forte emarginatis, 10—17 mm 
longis et 7—11 mm latis, pars interior circ. 3—4 mm lata; inflorescentiis recurvatis, 
axillaribus, usque 3 cm longis breviter pedunculatis, pedunculo plus minus velutino; 
bracteolis circ. 42 mm longis et 10-—44 mm latis, margine integris, profunde emargi- 
natis, lobis apice apiculatis; floribus pedicellatis; pedicello circ. 2 mm longo; apice brac- 
teolato, bracteolis circ. 2 mm longis, calyce bilabiato 6—7 mm longo. 

Congo, Haut-Katanga: Shinsenda, mars 1912 (RINGoET, coll. HoMBLÉ, n. 488). 


A propos de phytographie. 147 


Folioles arrondies ou trés légérement cordées 
au sommet, glabres sur les bords. 
Plante à tiges glabres. . . . x . G. Corbisieri De Wild. 
Plante à tiges plus ou moins tbe Sabres, 
Folioles de 6—49 mm de long et 3—7 mm 


Ge large. 22, . G. incognita De Wild. 
Folioles de 49—29 mm de il et its 6 mm 
delire alialüuh- eucol.anrh. x1@rosea De Wild.’ 


Si nous essayons de grouper ces espèces pour montrer leur parallé- 
lisme, en nous basant sur la forme des folioles, nous obtenons le tableau 
ci-contre qui nous montre certains caractères représentés dans une des 
séries et non représentés dans l’autre, et certains caractères occupés dans 
les deux séries; il est donc possible que l’on trouvera d’autres espèces en- 
core qui pourraient répondre à l’une ou l’autre des diagnoses des espèces 
communes, mais avec une variante dans le caractère que nous avons inscrit 
en tête: À ou 2—3 paires de folioles: 


4 paire de folioles gales de 
folioles 
Nervure principale rejetée sur le bord de | 
la foliole . : G. bifoliolata G. Descampsii 
Nervure principale vers le milieu de la 
foliole. 
4. Foliole non échancrée au sommet . — G. Bequaerti 
— G. incognita 
2. Foliole peu échancrée au sommet . = G. Corbisieri 
— G. rosea 
+ G. Homblei G. lupulina 
3. Foliole nettement échancrée, cordée 
oS GE MSN, Fin à G. elisabethvilleana _ 


G. Ringoeti — 


On pourra nous objecter que le point de départ de notre classification 
est de peu de valeur, que le nombre de folioles d’une feuille n’est pas un 
caractère stabile. Cela peut être vrai, mais il est cependant certain que 
dans les échantillons qui nous sont passés entre les mains le nombre de 
folioles s’est montré constant dans un même échantillon. 

On trouvera naturellement dans les diagnoses de ces espéces!), et dans 
les descriptions que nous publierons ultérieurement?) d’autres caractères 
différentiels, et, au lieu de nous baser sur le nombre de folioles des feuilles 
nous aurions pu prendre comme caractère initial la forme des stipules, 


4) Les descriptions des espèces ici citées sauf celle du G. Ringoeti ont paru in 
FeppE loc. cit. p. 522 nS 65—70. 
2) In Etudes sur la Flore du Katanga vol. II (Annales du Musée du Congo) sous 
presse. 
10* 


148 E. De Wildeman. 


auriculées ou non à la base, ce qui n’aurait changé en rien la présence, 
dans les deux groupes constitués de cette maniére, de types possédant 
certains caractéres semblables, par exemple la disposition de la nervure 
principale par rapport au limbe foliaire. 

Si nous avons choisi le caractère du nombre des folioles, c’est qu'il 
est facile à saisir et que le but idéal à poursuivre est d’arriver à con- 
naître de mieux en mieux dans leurs détails morphologiques les plantes 
sauvages et cultivées, afin de rechercher en même temps que leurs carac- 
tères communs, leurs caractères différentiels. 

Un de ces derniers pourra souvent à lui seul suffire pour séparer 
spécifiquement une plante, pour la reconnaître parmi celles du même groupe, 
tout en pouvant appartenir également à une espèce d’un autre groupe du 
même genre. 

Nous venons de rappeler la valeur que peut avoir le nombre de 
folioles pour la définition de certaines espèces de Légumineuses; ajoutons 
bien vite que pour d’autres plantes de cette même famille, la marge entre 
le minimum et le maximum de folioles d’une même plante est plus éten- 
due, et, dès lors, le caractère perd de son importance. Mais on peut 
trouver, par exemple dans la disposition des folioles un charactère de 
valeur et nous citerons à cet appui le genre Craibia que MM. Harms et 
Dunn ont séparé, avec raison, des Lonchocarpus !). 

Chez les nombreux représentants de ce dernier genre, les folioles sont 
opposées, elles sont alternes chez les Craibia. Mais ce caractère peut 
présenter des variantes qui doivent faire réfléchir le phytographe; en effet, 
si la plupart des folioles sont alternes dans les feuilles des Crazbza, il se 
fait parfois qu’une méme feuille porte des folioles opposées et des folioles 
alternes. Dela, à considérer ces plantes comme des transitions entre les 
deux assemblages génériques et à refuser aux Crazbia la valeur de genre, 
il y a, à notre avis, fort loin. | 

Dans ce genre Crazbia on trouve d’ailleurs encore une autre particu- 
larité, c’est, pour une espèce, des feuilles unifoliolées. (Comme on le voit 
donc, de façon très nette, un caractère ne peut suffire pour la définition 
d’un genre ou d’une espèce; mais, il peut avoir une grande valeur comme 
indication, pour faciliter la reconnaissance de la plante, et il ne faut pas 
que les opposants de la botanique descriptive considèrent le caractère que 
le phytographe met en vedette, comme autre chose qu’un moyen pour 
arriver plus facilement à donner à la plante son état-civil. Nous voudrions 
encore ajouter, à propos du genre Crazbia, affine des Lonchocarpus et 
Millettia, très polymorphes, les quelques remarques suivantes relatives à 
l'extension de sa distribution. 


4) Cf. Harms in MitpsraEp, Wiss. Ergebn. D. Zentral-Afrika-Exped. 1907—1908, 
Bd. II (4944) p. 257. 


A propos de phytographie. 149 


Récemment, M. Harms y considérait 12 espéces, en comptant nos Loncho- 
carpus affinis et dubius (= Craibia affine De Wild. et Craibia dubia 
De Wild.) du Katanga comme distincts, ce que seuls des documents nom- 
breux pourront certifier; il faudra, à cette liste, ajouter le Craibia Lau- 
rentit (= Lonchocarpus Laurent De Wild.) qui, étant donné la création 
du nouveau genre, doit être extrait des Lonchocarpus, par suite, entre 
autres, des folioles alternes de ses feuilles composées. 

Nous rappelions plus haut qu’il pouvait être, à notre avis, mauvais 
pour le progrès des connaissances botaniques de réunir de nombreuses 
espèces avant d'avoir pu prouver, par des faits, leur similitude; nous 
pourrions citer à ce propos de nombreux exemples. Un d’entre eux nous 
est encore récemment tombé sous les yeux.. Dans la révision des Bignonia- 
cées de l’Afrique tropicale, M. SpraGuE propose pour le Stereospermum 
Kunthianum la synonymie suivante: 


S. dentatum A. Rich. S. discolor K. Schum. 

S. integrifolium A. Rich. S. cinereo-viride K. Schum. 
S. Arguexanum A. Rich. S. molle K. Schum. 

S. senegalense Miq. S. Arnoldianum De Wild.i) 


L’auteur se voit ainsi forcé de donner aux organes de l’espèce com- 
posite des caractères tels que: 

| Branchlets striate or rugose. Leaves 6 to 14 inch long, glabrous, 
pubescent or tomentose. Leaflets conspicuously stalked or subsessile, 
ovate or elliptic-oblong, more rarely suborbicular, obtuse (more rarely 
subacute), and usually shortly acuminate at the apex, obtusely cuneate 
or rounded at the base, entire or more or less serrate. Calyx cam- 
panulate, truncate or more or less 4—5 lobed, glabrous, pubescent or 
tomentose outside, often glandular. 

L’espéce comprise de façon aussi large est tellement variable qu’il 
devient vraiment difficile de la reconnaître. Les seuls caractères que 
possèdent toutes les plantes réunies sous ce nom, sont, l’un positif, l’autre 
négatif: calice campanulé; bractées non foliacées. 

Dans le groupe ainsi formé l’auteur ne reconnaît donc plus aucune 
valeur à l’indument, alors que dans l’autre groupe caractérisé par: »calice 
tubuleux, bractées foliacéese, il classe à part les formes à calice et folioles 
glabres et celles à calice et folioles velues. Pourquoi ce qui est de valeur 
dans un cas n’en a-t-il plus dans l’autre, et cela dans un même genre? 
Nous devons avouer qu’il nous est impossible de considérer notre S. Ar- 
noldianum du Katanga, à feuilles densément velues, comme identique au 
S. dentatum, d'autant plus qu’une forme de cette dernière espèce existe 
dans la zone Katangienne et que nous trouverons probablement côte à 
côte des plantes si différentes les unes des autres que, dans l'intérêt 


4) Cf, SpracuE in Flora of trop. Africa IV, 2 p. 517 et suiv. 


150 E. De Wildeman. 


méme de la connaissance de la flore nous serons amenés a admettre leur 
spécificité. | 

Ce cas n’est pas unique, et au lieu de conduire au résultat si dési- 
rable, celui de diminuer le nombres des espèces vraies, d’empécher la 
création d'espèces nouvelles et par suite de faciliter les études phyto- 
graphiques, il amène en général au résultat tout opposé. Celui qui se 
trouve en présence d’une description aussi touffue, sera porté souvent à 
créer une espèce nouvelle qui pourra être identique à une des plantes 
rejetées en synonymie. | 

Les biologistes nous objecteront que les caractères sur lesquels nous 
avons insisté, par hasard, à propos des Stereospermum ne sont pas des 
caractères spécifiques, qu'ils sont simplement la résultante des conditions 
de milieu. Le Haut-Katanga est, aux points de vue orögraphique, géologique, 
climatérique, si différent des régions qui l’environnent au sud, à l’ouest, à 
l'est et au nord qu’il n’est certes pas étonnant que les plantes y aient pris 
un aspect particulier! Admettons un moment que cela soit exact, que des 
espèces se soient transformées, là-bas, sous l’action du milieu. Ces formes 
locales ne méritent-elles pas une appellation particulière? Cela ne vaut-il 
pas mieux que de les considérer comme identiques à des espèces centro- 
africaines, par exemple, ce qui ne mettrait pas en évidence ces caractères 
soi-disant purement biologiques et rendrait du même coup les études bio- 
logiques et phytogéographiques fort peu précises ? 

Mais pour admettre cette théorie, plausible du reste, il faudrait qu’il soit 
prouvé que les plantes du Katanga et les plantes affines de l’est, de l’ouest, 
du nord et du sud de cette région botanique particulière puissent se trans- 
former les unes dans les autres lorsqu'elles sont mises dans les mêmes 
conditions de développement! 

Cette preuve a-t-elle été donnée? Nous pouvons certifier que non, 
et nous pensons, tout en reconnaissant que le milieu agit fortement pour 
la plante, qu’il est en général téméraire de considérer comme identiques 
deux plantes provenant de régions très distinctes, aussi longtemps que 
de régions intermédiaires on n’a pas obtenu des documents comparables, 
surtout s’il existe entre elles, ne fut-ce que de minimes différences. 

Bien que l'étude de la flore très riche du Katanga, 4 laquelle nous 
venons de faire allusion dans ces observations, soit 4 peine ébauchée, nous 
sommes naturellement amenés a envisager son origine. 

Pour le moment, elle parait riche en espéces endémiques, mais elle 
est plutôt pauvre en genres particuliers. Ceux que l’on y rencontre se 
retrouvent au sud, à l’est, à l’ouest et même au nord, et en particulier 
dans la zone étroite qui entoure la cuvette congolaise centrale et relie le 
Katanga par le »Graben« des Grands lacs à la région du Nil. La ressem- 
blance de certains de ses éléments avec ceux de la flore nilienne et de 
la flore des Grands lacs nous a amené à considérer la flore Katangienne 


4 


A propos de phytographie. 151 


comme une flore originelle de l’Afrique, une de celles dont sont issues, au 
moins partiellement, les flores du centre africain. Il est certain en effet, 
que les rivières nombreuses descendant des hauts plateaux du Katanga, 
ont, par suite de leur nature méme, amené vers le centre du Congo et 
méme jusque dans le Bas-Congo, des plantes qui primitivement ne devaient 
pas exister dans cette région. 

Que cette flore ait avec celle de Angola des ressemblances, cela est 
indiscutable, car vers l’ouest et vers le sud la zone du Katanga se perd 
petit à petit dans les plateaux du Haut-Kasai et du Haut-Angola. 

Certains genres de cette derniére région trouvent probablement dans 
le Katanga la limite occidentale de leur distribution. Un de ceux-ci semble 
être le Paivaeusa, décrit par Wetwirscu, dont nos collecteurs belges ont 
retrouvé des échantillons au Katanga. 

Mais il est aussi notoire qu'il est encore impossible de donner sur 
l'origine de cette flore, intéressante à plus d’un titre, des indications dé- 
finitives. Il nous faudra de nombreuses explorations botaniques pour- 
suivies méthodiquement, des études phytographiques détaillées, afin de 
dresser un inventaire des richesses végétales qui pourra être comparé aux 
données accumulées sur les régions voisines, qui, elles aussi, demandent à 
être plus soigneusement étudiées. 

Ce but ne peut être obtenu que par l'étude simultanée, sur place et 
en Europe, des espèces et de leurs variations. Les phytographes parvien- 
dront alors à définir ceux des éléments de cette flore franchement indi- 
gènes, et ceux qui y ont été amenés par l’homme qui depuis des siècles 
s’est rué sur le centre de l'Afrique, y pénétrant du Sud et de l'Est, comme 
de l’Ouest et du Nord. 

C’est, pensons-nous, un des grands mérites du Prof. ENGLER d’avoir 
remis en honneur en Allemagne les études phytographiques, d’avoir réussi 
à réunir autour de lui une Ecole. 

Le Prof. Eneter a bien compris que ces études peuvent seules per- 
mettre d'arriver à une connaissance approfondie de la filiation des êtres, 
à faire de la géobotanique rationnelle et définitive, qui a pour l'avenir 
économique des pays neufs une importance considérable, car elle permet, 
comme l’a dit un jour le prof. Franautt, de connaître la place de chaque 
chose et de mettre chaque chose à sa place. 


Revision der Gattung Limeum L. 
Von 


Gustav Schellenberg. 


In den umfangreichen Sammlungen aus Deutsch-Südwest-Afrika, die 
in den letzten Jahren im kgl. botanischen Museum zu Berlin-Dahlem ein- 
trafen, fanden sich regelmäßig Arten der Gattung Limeum vor, die sich 
nicht unter die bisher bekannten Arten ohne Zwang einreihen ließen, aber 
doch auch scheinbar nur sehr wenig von bekannten Arten verschieden waren. 
Es ließ diese Tatsache eine Bearbeitung der Materialien des Herbariums 
als wünschenswert erscheinen, und sie wurde mir seinerzeit von der Direk- 
tion übertragen. Die Untersuchung des Materials führte mich zur Auf- 
stellung einer ganzen Anzahl neuer Arten, die ich vor einiger Zeit ver- 
öffentlichte (Engl. Bot. Jahrb. XLII, 1912, 491). 

Damals hatte ich keine Gelegenheit, auf andere interessante Ergebnisse 
der durchgeführten Untersuchungen einzugehen, handelte es sich doch allein 
um die Beschreibung der neuen Arten. So kamen namentlich die pflanzen- 
geographischen Ergebnisse meiner Untersuchungen zu kurz, aber ebenso 
Resultate rein systematischer Natur. Auch ist die Zahl der Arten der 
Gattung nunmehr so angeschwollen und sind die Unterschiede der einzel- 
nen Arten teilweise so geringfügige und versteckte, daß eine Bestimmungs- 
tabelle zur leichteren Erkennung der Arten wohl notwendig geworden ist. 
Im folgenden soll daher eine solche Tabelle der Arten der Gattung gegeben 
werden. Es sollen aber auch alle Arten einzeln in der durch die Tabelle 
gegebenen Reihenfolge aufgezählt werden und dabei die allgemeine Ver- 
breitung der Art angegeben und die einzelnen Materialien mit den Sammel- 
nummern in den von mir gesehenen Sammlungen, dem kgl. Herbare Berlin- 
Dahlem, dem Herb. ScuLecater und einiger Materialien aus Kew, als Be- 
lege zitiert werden. 

Einleitend seien mir einige historische Bemerkungen gestattet. Die 
Gattung Limeum wurde von Linné in Syst. Nat. Ed. X, 1759, 895 mit der 
Art L. africanum Burm. aufgestellt. Jussieu rechnet die Gattung (in Gen. 
Plant., 1789, 314) zu den Ficoideae, in der von Usteri besorgten zweiten 
Auflage dieses Werkes (1791, 314) findet sich die Gattung unter den Por- 


Revision der Gattung Limeum L. 153 


tulacaceae. Alle folgenden Autoren, Enpzicaer (Gen., 1840, 976; Ench., 
4844, 508), Moguin (in DC., Prodr. XIII, 2, 1849, 20), Sonper (in Harvey 
et Sonder, Fl. Cap. I, 1859/60, 152), Baırron (in Hist. Plant. IV, 1873, 51) 
rechnen unsere Gattung zu den Phytolaccaceae, BaıLLon vereinigt zum 
ersten Male Semonvillea mit Limewm. Benraam et Hooker zählen die 
Gattung jedoch zu den Ficordeae (in Gen. PI. I, 1867, 859). Sie trennen 
die beiden Gattungen. Hetmert, der die Phytolaccaceae in ENGLER und 
PrantL, Nat. Pflanz.-Fam. II, Ab, 1889, bearbeitete, rechnet zu dieser 
Familie auch Zimeum und vereinigt nach dem Vorbilde BaırrLons hiermit 
Semonvillea. Der letzte Bearbeiter der Phytolaccaceae, H. Watrer (in 
EnsLer, Pflanzenreich IV, 83 [Heft 39], 1909, 24) scheidet die Gattung 
wieder aus der Familie aus und stellt sie zu den Arxoaceae (wie die Fcov- 
deae bekanntlich zu heißen haben). Da Water auch die diagrammatischen 
Verhältnisse der Familie genau untersucht hat (in Ener. Jahrb. XXXVII, 
Beiblatt 85, 1906, 46 ff.), so ist ihm entschieden in seiner Meinung Folge 
zu leisten. Die Gattung Limeum ist also endgültig als zu den Arxoaceae 
gehörig zu betrachten. 

Eine Gruppierung der Arten der Gattung Limeum findet sich zuerst 
bei Sonper (I. c.); Er verteilt die Arten auf zwei Untergattungen, die er Lime- 
astrum und Dicarpeae nennt. Zur ersten Untergattung zählt er jene 
Limeum-Arten, deren Blüten Petalen haben, während er zu den Dicarpeae 
die Arten ohne Blumenblätter rechnet. Daß diese Einteilung unnatürlich 
ist, soll weiter unten gezeigt werden, wobei gleichzeitig ein neuer Vor- 
schlag zur Einteilung der Gattung gegeben werden soll. 

Das unterscheidende Merkmal zwischen Limeum und Semonvillea, die 
Flügelbildung an der Frucht bei letzterer Gattung, erscheint auch mir zu 
gering, um die Abtrennung der betreffenden Arten in eine eigene Gattung 
zu rechtfertigen. An schwachen Exemplaren von Semonvillea, es handelt 
sich wohl meist um junge Individuen, finden sich fast gänzlich flügellose 
Früchte vor, wie auch die zuerst in der Vegetationsperiode entwickelten 
Früchte anscheinend immer schwache oder fast fehlende Flügelbildung 
zeigen. Es weist dies doch wohl zur Genüge darauf hin, daß es sich bei 
den betreffenden Arten nicht um Vertreter einer eigenen Gattung handelt. 
Als Merkmal zur Unterscheidung einer Untergattung erscheint mir die 
Flügelbildung jedoch sehr wohl verwertbar. 

Ehe ich eine neue Einteilung der Gattung gebe und auf die Abgren- 
zung der Arten eingehe, möchte ich noch eine rein morphologische Be- 
merkung einflechten. Es ist morphologisch nicht richtig, wenn in Diagnosen 
von Limeum-Arten von »lateralen« Blütenständen im Gegensatz zu »ter- 
minalen« gesprochen wird. Die Inflorescenzen von Limeum sind immer 
terminal. Allerdings werden sie bei einer ganzen Reihe von Arten, bei 
einigen deutlicher als bei anderen, übergipfelt, so daß allerdings schein- 
bar laterale, axilläre Blütenstände in Erscheinung treten. Es kann sich 


154 G. Schellenberg. 


diese Ubergipfelung des terminalen Bliitenstandes an einer SproBfolge, an 
einem Sympodium, mehrfach wiederholen, so daß ganz der Eindruck von 
axillären Blütenständen erweckt wird. Konstant scheint mir jedoch die 
Entfernung des letzten Blattes am Hauptsprosse unter dem Blütenstand 
von dessen erster Verzweigung zu sein. Entweder es steht dicht unter 
der ersten Verzweigung der Inflorescenz, so daß der Anschein sitzender 
Blütenstände erweckt wird, oder es steht in einiger Entfernung unter der 
ersten Verzweigung der Inflorescenz, was den Eindruck gestielter Blüten- 
stände erweckt. 

Ich komme nun zur Besprechung meiner systematischen Ergebnisse. 
Bezüglich des Baues der Blüte verweise ich auf die zitierte Arbeit WaLTERs. 
Dieser Autor beschreibt das Diagramm einer einzelnen Blüte von L. afri- 
canum Burm. mit abnormen Verhältnissen, die er zu phylogenetischen 
Spekulationen ausnützt. Wie ich weiter unten angebe, habe ich niemals 
eine solche abnorme Blüte gefunden, auch Water fand nur diese eine. Es 
bleiben durch diese Befunde natürlich die Deduktionen Wazrers unberührt. 

Von der Untergattung Semonvillea, um diese vorwegzunehmen, sind 
drei Arten beschrieben worden. Es sind dies Limeum pterocarpum (Gay) 
Heimerl, L. fenestratum (Fenzl) Heimerl und Semonvillea sol H. WALTER. 
L. pterocarpum ist ausgezeichnet durch nicht durchsichtige, opake Flügel- 
bildung an den Teilfrüchten. Von dieser Art, die zuerst aus Senegambien 
bekannt wurde, liegen zahlreiche Materialien aus Südwest-Afrika vor, ebenso 
Pflanzen aus Kordofan. Unterschiede zwischen den Pflanzen aus diesen 
drei Gebieten konnte ich nicht feststellen. Die Verbreitung dieser Pflanze 
ist also eine recht ausgedehnte und merkwürdige, obwohl nicht ohne Analoga 
bei Arten anderer Familien und Gattungen. JL. fenestratum ist gekenn- 
zeichnet durch durchsichtige Flügel der Teilfriichte. Die Pflanze ist auf 
Südwest- und Südafrika in ihrer Verbreitung beschränkt. Meiner Auffassung 
nach gehört Semonvillea sol hierher. Warrer gibt nicht an, wodurch sich 
seine Art von den bekannten Arten unterscheiden soll. Aus der Diagnose 
und aus dem Epitheton »sol« entnehme ich, daß er den sehr großen 
Flügel seines Materials als das Entscheidende annimmt. Ich kann ihm 
darin nicht folgen. Das Original Fenzıs ist ziemlich dürftig, seine Früchte 
sind nicht recht entwickelt. Die Flügelgröße wechselt sehr bei den einzelnen 
Materialien, ja an ein und derselben Pflanze. Es scheinen die zuerst ent- 
wickelten Früchte keine oder nur verschwindend kleine Flügel zu ent- 
wickeln, die späteren Früchte aber mit immer größeren Flügeln versehen 
zu sein. Ich fasse daher die Wazrersche Semonvillea sol als Synonym 
zu L. fenestratum auf. Ein weiteres Synonym zu dieser Art ist L. glaber- 
rimum Pax msc. ex O. Kuntze Rev. Gen. III, 2, 1898, 108 (Name mit deut- 
scher Beschreibung). Das Exemplar ist in Blüte, Früchte fehlen, wodurch 
es sich zwanglos erklärt, daß seine Zugehörigkeit zur Sektion Semonvillea 
nicht erkannt worden ist. 


Revision der Gattung Limeum L. 155 


Innerhalb der Untergattung Æulimeum wurden, wie oben erwähnt, 
die Arten nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Petalen in zwei Grup- 
pen verteilt, Limeastrum und Dicarpeae. Es scheint mir diese Gruppierung 
wenig glücklich zu sein. Einmal stellt sie äußerlich sehr ähnliche und 
sicher nahe verwandte Arten in verschiedene Gruppen, dann ist das 
Merkmal, welches zur Unterscheidung der Gruppen verwendet wird, nach 
der bisherigen Auffassung kein konstantes. So wird Z. viscosum Fenzl 
zu Limeastrum gestellt, obwohl es 3—0 Petalen haben soll; L. glomera- 
tum Eckl. et Zeyh. dagegen wird zu den petalenlosen Dicarpeae gerechnet, 
obwohl es in der Diagnose heißt: petala 3 aut nulla. Diese Angaben der 
Anzahl der Petalen sind allerdings irrige. Das Fehlen oder Vorhandensein 
von Petalen ist ein konstantes Merkmal der einzelnen Arten, alle Angaben 
über wechselnde Petalenzahl beruhen auf ungenauer Analyse. Die Petalen 
sind sehr zart und entgehen bei geringer Sorgfalt im Präparieren der Blüte 
leicht der Beobachtung, zumal sie bei starkem Aufkochen der Blüten zu- 
sammenfallen und zum Teil wohl auch zerfallen. Ich konnte bei genauer 
Untersuchung immer feststellen, daß, wenn Petalen vorkommen, diese 
immer in der 5-Zahl vorhanden sind. Bei einer Reihe Arten fehlen sie 
aber konstant. Es wäre also das Petalenmerkmal ein recht durchgreifendes 
zur Unterscheidung von Gruppen innerhalb der Sektion Hulimeum, wenn 
nicht durch eine solche Gruppierung nahe verwandte Arten in die ver- 
schiedenen Gruppen zu stellen wären. Ein weit natürlicheres Merkmal 
scheint mir in der Behaarung der Pflanzen zu liegen. Der eine Teil der 
Arten ist völlig kahl oder doch wenigstens nicht drüsig behaart. Ich schlage 
vor, diese Arten, die auch habituell gut zueinander passen, zu einer 
Gruppe zusammenzufassen unter dem Namen Subsekt. Glabrae Schellenb. 
Die andere Artengruppe ist drüsig behaart. Ich fasse sie daher unter dem 
Namen Subsekt. Vescosae Schellenb. zusammen. 

Ebenso wie das Vorhandensein oder Fehlen der Petalen ist auch deren 
Form und deren Größe für die einzelnen Arten konstant. Weitere Merk- 
male zur Unterscheidung der Arten sind die Behaarung der Staubblätter, die 
Form und Skulptur der Früchte, die Ausbildung des Kelches, die Vegetations- 
dauer der ganzen Pflanze (ein- oder mehrjährig). Unter Berücksichtigung 
aller dieser Merkmale kam ich zur Unterscheidung einer ganzen Reihe 
neuer Arten, die, wie oben erwähnt, kürzlich publiziert wurden. Es zeigte 
sich aber: auch, daß die einzelnen Arten ein relativ engbegrenztes Areal 
bewohnen, eine Tatsache, die mich unter anderem veranlaßte, diese Zu- 
sammenstellung zu geben. 

Unter Berücksichtigung der Blütenmerkmale läßt sich nun folgende 
Tabelle zur Bestimmung der einzelnen Arten der Gattung Limeum zu- 
sammenstellen: 


A. Fructus exalatus, calyce paullo longior vel aequi- 
VIN. ne . . , . . Sect. Eulimeum Pax 


156 G. Schellenberg. 


a. Plantae glabrae, haud viscosae . 
a. Petala 5. 
I. Sepala non carinato-alata ; 
saepius pedunculatae. 
4. Sepala enervia. 
X Flores majores, ad 5 mm longi . 


inflorescentiae 
Plantae perennes. 


XX Flores minores, vix 3 mm longi. 2. 
2. Sepala uninervia. 
X Folia oblongo-ovalia 
+ Folia obtusa 3. 
++ Folia mucronata 4. 
XX Folia linearia. 
+ Stamina non ciliato-hirsuta. 
O Fructus calyce aequilongus, ru- 
gulosus . 4 
OO Fructus calyce nes pu Er 
tulus. 
A Herba perennis suffruticosa 6 
AA Fruticulus squarrosus . 7 
++ Stamina dense ciliato-hirsuta 8 
II. Sepala conspicue carinato-alata, inflores- 
centiae sessiles. Planta annua . 9 
ß. Petala nulla. 
I. Fructus rugulosus. . 140: 
II. Fructus echinatus . u 


b. Plantae viscosae . 
a. Petala 5. 
I. Petala calyci aequilonga vel eum super- 
antia. 
4, Perennis. Folia ovalia, inflorescentiae 
laxae, minute glanduloso-puberulae . 
2. Annuus. 
X Folia lanceolata. Planta erecta, his- 
pido-glandulosa . ae: 
XX Folia suborbicularia vel oh 
Planta decumbens, minute-glandu- 
losa . : - 
IL. fay calyci nier dimidio near 
. Inflorescentia subsessilis. Planta humilis, 
repens. Hab. Senegambia . 
2. Inflorescentia conspicue pedunculata. 
X Annuus Hab. Sudania (Cordofan) 
XX Perennis. 


+ Inflorescentia pauciflora. Petala 
spathulata OS 

++ Inflorescentia ALES REN 
subreniformia . 18 


8. Petala nulla. 
I. Folia rhomboidea, apice acuta. 
4. Folia parvula (majora vix 8 mm lata); 
fructus perlaevis . 


Subsect. Glabrae Schellenb. 


1. L. africanum Burm. 


Me. 


NER 


96: 


„4 


L. canescens E. Mey. 


L. capense Thunb. 
L. Schlechteri Schellenb. 


. L. aethiopicum Burm. 


. L. mossambicense Schellenb. 
. L. deserticolum Dinter et 
[Schellenb. 
. L. suffruticosum Schellenb. 


. L. argute-carinatum Wawra 


L. diffusum (Gay) Schinz 
L. echinatum H. Walt. 


. Subsect. Vescosae Schellenb. 


L. Dinteri Schellenb. 


L. myosotis H. Walt. 


. L. pseudo-myosotis Schellenb. 


. L. viscosum Fenzl. 


L. Kotschyi (Moq.) Schellenb. 


L. pauciflorum Moq. 


. L. natalense Schellenb. 


L. indicum Stocks 


u eS ee de nt à à 


a 


da a ee 


Revision der Gattung Limeum L. 157 


2. Folia majora (majora 40 mm lata); 
fructus linea depressa secus marginem 


Gerreitia HOIAUS. . . . . yy . . . 20, L. rhombifolium Schellenb. 
II. Folia apice rotundata. 
Por oln lmnceolaia? Mara. a, 21. L. glomeratum Eckl. et Zeyh. 


2. Folia + orbicularia. 
+ Mericarpium truncatum, eleganter 


striolulatum. Planta humifusa . . . 22. L. arenicolum Schellenb. 
XX Mericarpium hemisphaericum, areo- 
latum. 
+ Folia obovata. Planta glandulose 
ee DL TG 23. L. orientale Schellenb. 
++ Folia suborbicularia. Planta minute 
EE 1. 0. . | . 24. L. nummulifolium H. Walt. 
B. Fructus alatus, calyci valde longior . . . . . . Sect. II. Semonvillea 
a. Alae fructus pellucidae . . . . . . . . . . 25. L. fenestratum (Fenzl) Heimer! 
gene One . ren .l. .:. .. . . . 26. L. pterocarpum (Gay) Heimer] 


4. L. africanum Burm. in Prodr. Fl. Cap. 1768, 11. 

Syn.: L. litorale Eckl. et Zeyh. n. 1837. 

Verbreitet von Kapstadt längs der Westküste bis nördlich nach Klein- 
Namaqualand. 

Kapland: Ohne nähere Angabe (Eckron; Hb. Linx; Hb. SPRENGEL); 
Lions Rump (Bersıus, SCHLECHTER n. 1373); Warmwaterberg (Munpr et 
Maire); Great Britain Bock bei Paarl (Wırns n. 3195); Piquetberg, Nieuwe 
Kloof (Diets n. 175); Hope field (Bacumann n. 1269); Mooresburg (BacH- 
MANN n. 4268); Darling (Bacumann n. 415; 664); Nieuwe Rust (SCHLECATER 
n. 44010). 

Klein-Namaqualand: Klipfontain (Botus n. 625). 

2. L. canescens E. Mey. in Harv. et Sond. Fl. Cap. I, 1859/60, 153. 

Kapland: Kap der guten Hoffnung (Bereıus); ohne Angabe (ZEYHER 
n, 631; Hb. Kew). 

3. L. capense Thunb. in Prodr. 1794, 1800, 168. 

Syn.: L. telephioides E. Mey. in DC. Prodr. XIII. 2, 1849, 22. 

Häufig im Kapland vom Distrikt Uitenhage östlich bis Kaffraria. 

Kapland: Adow (Zevner n. 2505); Uitenhage (Drice n. 224); Somer- 
set (ATHORSTONE, Hb. Kew); Fisch River (R. Baur n. 1060, Hb. Kew); Beau- 
fort (Cooper n. 573); Craddock (Cooper n. 1306; BurcneLz n. 6000); Queens- 
town (Garrin n. 1793); Kaffraria (Cooper n. 1948). 

k. L. Schlechteri Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLIII. 1912, 493. 

Ost-Griqualand: Umsimvubu (Scarecuter n. 6421). 

Es sei hier gleich ein Druckfehler berichtigt. In der Anmerkung nach der 
Diagnose (I. c.) soll es heißen: »Durch dasselbe Merkmal ist sie gut unterscheidbar 
von L. suffruticosum Schellenb.< und nicht L. fruticosum. 

5. L. aethiopicum Burm. in Prodr. Fl. Cap. 1768, 41. 

Syn.: L. fluviale Eckl. et Zeyh. n. 1839. DC. Prodr. XII. 2, 1849, 22. 


158 G. Schellenberg. 


Verbreitet südlich und westlich einer Linie, die von Lüderitzbucht über 
Kuruman in Betschuanaland, dem Modder River bis nach, Uitenhage geht. 

Groß-Namaqualand: Aus (Rance n. 134); Doorns (Range n. 254); 
Kubub (Dr. Scaurtze n. 124); Inachab (Dinter Il. n. 1009). 

Kalahari: Kuruman (Marrora n. 1424). 

Oranje-Kolonie: Modder River (0. Kuntze). 

Kapland: Gauritz River (Eckton n. 1840); Uitenhage (Eckron n. 4071 
— 1839; SCHLECHTER n. 2487); Springbockkeel (Zeyuer n. 2506b); Hantam- 
Gebirge (Dr. Meyer); Naroep (ScHLEcHTErR n. 29). 


6. L. mossambicense Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLII. 1912, 4914 

Mossambik-Küstenland: Rio de Sena (Dr. Peters); Arei da fraia 
(PRELADO n. 34); Sambese-Ufer (CARVALHO). 

Sofala-Gazaland: Laurenzo-Marques (Quinras n. 18); Ressano Garcia 
(SCHECHTER n. 11824). 


7. L. deserticolum Dinter et Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLIII. 
1912, 492. 

Groß-Namaqualand: Rote Kuppe (Rance n. 166; Dinter II. n. 1254). 

8. L. suffruticosum Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLII, 1912, 492. 

Groß-Namaqualand: Bullsporter Fläche (Dinrer II. n. 2443). 


\ 


9. L. argute-carinatum Wawra ex Wawra et Peyr., in Sitz. Akad. 
Wiss. Wien XXXVIII. 1859, 563. 

Verbreitet von Mossamedes bis etwa zum Hantam-Gebirge, an feuch- 
teren Stellen. 

Shella-Huilla-Bezirk: Mossamedes, Fluß Bero bei Cavalheiros 
(Werwırsch n. 2424); Monino (B. Fritsche n. 150). 

Damaraland: Epata (Seiner III. n. 276b); Otjimbingue (I. Fischer 
n. 36); Windhuk (Bonr n. 8); Naobes (Dınter II. n. 34); Karibib (Hartmann 
i. 49). | 

Groß-Namaqualand: Fischfluß und dessen Nebenflüsse, Packriver, 
Leberfluß u. a. (v. Tror#a); Gawachab (Dr. Scaärer); Inachab (Dinrer IL. 
n. 1012); Kubub-Fläche (Rance n. 248). 

Kalahari: Chanseveld, Pfanne Kuke (Seiner II. n. 336). 

West-Griqualand: Kimberley (Franacan n. 1430). 

Klein-Namaqualand: Ramonds Drift (SCHLECHTER s. n.). 

Kapland: Hantam-Gebirge (Dr. Meyer); Bitterfontain (Zevner n. 630). 


40. L. diffusum (Gay) Schinz in Bull. Herb. Boiss. Ser. I, V. 1897, 
App. III. 69. 

Syn.: Gaudinia diffusa Gay in Bull. Sc. Nat. (Bull. Feruss. Sect. II) 
XVIII. 1829, 412. 

Limeum linifolium Fenzl in Ann. Wien. Mus. I. 1836, 342. 

Senegambien: Ouallo-Cayor (?) (Prieur); Richard Toll (LELIÈVRE). 


Alles was aus Süd- und Südwestafrika zu L. diffusum gezogen wor- « 


ne 


Revision der Gattung Limeum L. 159 


den ist, verteilt sich meiner Meinung nach auf die beiden Arten L. argute- 
carinatum Wawra, L. echinatum H. Walter. 


44. L. echinatum H. Walter in Fedde, Rep. spec. nov. VII. 1940, 55. 

Die Pflanze ist mir bekannt aus Amboland und Hereroland. In je 
einem Exemplar liegt sie ferner vor vom Caledon-Fluß, vom Modder-River 
und aus Vaalboschfontein; vielleicht handelt es sich bei diesen östlichen 
Materialien um eine neue Art der Gattung. Die Früchte sind bei diesen 
Pflanzen etwas kurzstacheliger, als bei den südwestafrikanischen Materialien. 

Angola: Gacula-Fluß (Newron). 

Amboland: Olukonda (Scnrınz n. 807); Unkuanjama, Omupanda (Wurr- 
HORST). | 

Damaraland: Zwischen Walfischbay und Otijtambi (Lüderitz n. 204); 
Otjosondju (Sener Ill. n. 475); Epata (Seiner Ill. n. 276); Windhuk (Forrmer 
n. 28a 5); Nungusbais (Dinter IL n. 1403); Okahandja (Dintrr IL. n. 494). 

Oranje- und Transvaal-Kolonie: Caledon River (Burke n. 309); 
Modder River (0. Kuntze); Vaalboschfontein (SCHLECHTER n. 4233). 


12. L. Dinteri Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIII. 1942, 493. 
Damaraland: Walfischbay bis Otyitambi (Lünerırz n. 161). 
GroB-Namaqualand: Inachab (Dinter II. n. 998). 


43. L. myosotis H. Walter in Fedde, Rep. spec. nov. VIII, 1910, 56. 

Verbreitet von Angola bis Groß-Namaqualand, östlich in Betschuana 
Protectorate. 

Angola: Benguela (Wawra n. 254) {ich sah die Pflanze nicht, zitiere 
sie nach Walter]; Huilla (NEWTON). 

Amboland: Olukonda (Scuinz n. 888; Rautanen n. 445). 

Kalahari: Chanse Veld, Pfanne Klein-Kchantsa (Seiner IL. n. 361). 

Damaraland: Otjimbingue (I. Fischer n. 93); Okahandja (Dinter IL. 
n. 535); Okonjatu (Serer III. n. 498). 

Groß-Namaqualand: Inachab (Dinrer Il. n. 896). 


44. L. pseudo-myosotis Schellenb. in Engl. Bot. Jahr. XLVIII. 
1912, 494. 

Damaraland: Walfischbay bis Odyitambi (Lüperırz n. 161). 

Groß-Namaqualand: Kuibis (Dinter IL. n. 1480); Inachab (Dinter II. 
n. 896); Ausis (Range n. 340); Sandverhaar (Scuirer n. 308; Range n. 825). 

Klein- Namaqualand: Caams (ScHLEcHTER n. 66). 

Kalahari: Kuruman (Martora n. 1062). 


45. L. viscosum Fenzl in Nov. Stirp. Dec., 1839, 87. 

Senegambien: (SIEBER n. 62; LEPRIEUR et PERROTTET). 

Die Pflanze kommt nur in Senegambien vor. Die Materialien aus dem 
Sudan gehören zur folgenden Art, jene aus Ostafrika zu L. orventale, jene 
aus Südwestafrika zu L. Dinteri, L. myosotis, L. pseudo-myosotis und 
L. nummulifolium, jene aus Natal zu L. natalense. 


160 G. Schellenberg. 


16. L. Kotschyi (Moq.) Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIIL 1942, 
n. 497 nota. | 

Syn.: L. viscosum Fenzl var. Kotschyi Mog. in DC., Prodr. XII. 2, 
1849, 23. 

Kordofan: Abu-Gerad (Korscny n. 20); Djika (Prunp n. 836); Takari 
am Ruad (Prunp n. 839); Obeijad (Exped. Corsron n. 264). 

17. L. pauciflorum Mog. in DC., Prodr. XIII. 2, 1849, 23. 

Oranje-Kolonie: Modder River (0. Kuntze). 

Transvaal: Lydenburg (Wis n. 504). 

18. L. natalense Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIIL 1942, 495. 

Natal: Clairmont (0. Kuntze); Umlazi (Woop n. 9697); Isipingo 
(SCHLECHTER n. 2997). 

Gasaland: Laurenzo-Marques (SCHLECHTER n. 11679). 

49. L. indicum Stocks ex T. Anders. in Journ. Linn. Soc. V. Suppl. I. 
1860, 30. 

Indische Wüste: Scinde (Stocks). 


Nubien: Dongola (Enrengere); Ambucole (EHRENBERG); Ssagadi(ScHwEIN- — 


FURTH D. 818). 

20. L. rhombifolium Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIIL. 4 94 2, 496. 

Groß-Namaqualand: Keetmannshoop (Dinrer IL n. 114249). 

21. L. glomeratum Eckl. et Zeyh. Enum. n. 1841. 

n.: L. Meyeri Fenzl in DC. Prodr. XIII. 2, 1849, 24. 

Kapland: Ohne Standortsangabe (Eckron n. 1841, DRrÈGe). 

Transvaal: Middelburg (Witms n. 505); Lydenburg (Wizus n. 503). 

22. L. arenicolum Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIII. 1912, 496. 

Damaraland: Okahandja, Barmen (Dinter II. n. 545). 

23. L. orientale Schellenb. in Engl. Bot. Jahrb. XLVIH. 1912, 497, 
früher mit DL. viscosum verwechselt. 

Taitagebiet: Ndara (Hınoesranpt n. 2400); Makindu River bd 
n. 584. 

Deutsch-Ostafrika: Ohne Standortsangabe (Fiscner n. 74). 

24. L. nummulifolium H. Walter in Fedde, Rep. spec. nov. VIII. 
1910, 55. 

Mossamedes: Am Bero-Fluf und bei Praia an der Seeküste (WEL- 
WITSCH n. 2419). 

Groß-Namaqualand: Kubub (Rance n. 249); Kuibis (Dinter IL. 
n. 4185). 
' 25. L. fenestratum (Fenzl) Heimerl in Engl. et Prantl, Nat. Pfl.- 
Fam. III, Ab, 9. 

Syn.: Semonvillea fenestrata Fenzl in Nov. stirp. dec. V. 1893, 42. 

S. sol. H. Walter in Fedde, Rep. spec. nov. VIIL 1910, 57. 

Limeum glaberrimum Pax ex O. Kuntze Rev. Gen. Ill. 2, 1898, 108. 

Mossamedes: Kunene, am Quiriri (Baum n. 688). 


are te 


Revision der Gattung Limeum L. 161 


Amboland: Olukonda (Scuinz n. 781). 

Damaraland: Otjimbingue (Martorn n. 1292); Usakos (Martoru 
n. 1292); Ababis (Dinter II. n. 170); Barmen (Dinrer IL n. 500); Owinaua- 
naua Omaheke (Serer III. n. 445); Epata (Seiner III. n. 236); Kuisib bei 
Walfischbay (Gürıca n. 124). 

Groß-Namaqualand: Giftkopje (Dinrer II. n. 1434); Klein-Karras- 
Geb. (Dr. Scuärer n. 410); Seeheim Kalkfontein (Dr. Scuirer in Koll. 
Dinter II. n. 1319); Schakalskuppe (Range n. 884). 

Klein-Namaqualand: (Burcuezz n. 2656). 

Kapland (?): Ohne Angabe (DrÈGe n. 3157). 

Griqualand-West: Kimberley (Martora n. 826). 

Oranje-Kolonie: Modder River (0. Kuntze). 

Transvaal: Boshveld (Renmann n. 5271). 

Gasaland: Delagoa-Bay (0. Kuntze, Witms n. 1248); Laurenzo-Mar- 
ques (Borus n. 1162, Scurecurer n. 11577). 

26. L. pterocarpum (Gay) Heimerl in Engl. u. Prantl, Nat. Pfl.- 
Fam. Il. 1b, 9. 

Syn.: EEE pterocarpa ney in Bull. Sc. Nat. (Bull. Feruss. Sect. II) 
XVIIL 1829, 412. 

Senegambien: Richard Toll (Lelievre); ohne Angaben {KunTH, PERROTTET 
n. 710). 

Kordofan: Obeid bei Mulhes (Prunp n. 754). 

Damaraland: Windhuk (Forrmer n. 27); Okahandja (Dinter II. n. 832): 
Otjosondjou, Omaheke (Seiner III. n. 463); Brackwater (Dinter II. n. 1555). 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 2 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 
Von 


F. Niedenzu. 


Schon in den »Natürl. Pflanzenfamilien« versuchte ich die Malpighia- 
ceen-Gattungen, ja auch die Gruppen nach Möglichkeit unter dem Gesichts- 
punkte einer phylogenetischen Entwicklung derart zu ordnen, daß die 
phylogenetisch älteren voranstehen, die jüngsten den Schluß bilden. Noch 
schärfer habe ich nach demselben Grundsatz die Anordnung der Arten in 
meinen Monographien von Malpighiaceen-Gattungen durchgeführt. Ein Bei- 
spiel möge dieses Bestreben erläutern. | 

Der Hauptwert für die Unterscheidung der Malpighiaceen-Gattungen 
wird seit Jussieu auf die Fruchtbildung, insbesondere bei den so zahl- 
reichen Flügelfrüchtigen auf die Ausbildung des oder der Flügel gelegt. 
In der Gruppe der Htraeeae herrscht der Randflügelapparat vor, bei den 
Ausgangsgattungen Mascagnia (§ Eumascagnia) und Aspidopterys ein 
einziger zusammenhängender Randflügel, bei Triopterys und Tritomopterys 
und ebenso bei der altweltlichen Heptage 3, bei Tetrapterys 4 Seitenflügel. 
Bei Tetrapterys liegt nun die Herausentwicklung dieser 4 Seitenflügel aus 
dem ursprünglich einfachen von Mascagnia und die Weiterentwicklung 
dieses Flugapparates innerhalb der großen Gattung und damit die Fort- 
entwicklung der Gattung selbst recht klar vor Augen. 

Die erste Mascagnia-Untergattung Mesogynixa zerfällt in die 3 Sek- 
tionen: 1. Eumascagnia mit (wenigstens unterhalb des Nüßchens) zu- 
sammenhängendem Randflügel, 2. Plewropterys mit 2 völlig (d. h. bis 
hinab zum Nüßchen) voneinander getrennten Randflügeln und kleinem 
Rückenkamm, 3. Notopterys mit 3 ziemlich gleichgroßen Flügeln (2 seitlichen 
und einem Riickenfliigel). An diese dritte Mascagnia-Sektion Notopterys 
schließt sich nun die Tetrapterys-Sektion Macrophyllaris so eng an, daß ~ 
eigentlich (wie ich u. a. in der Abhandlung »De genere Tetrapteryge« auf 
S. 5, Anmerk. 4 ausgeführt habe) die Entscheidung darüber, ob gewisse 
Arten zu Mascagnia $ Notopterys oder zu Tetrapterys § Macrophyllaris zu 
rechnen seien, nicht ganz ohne Willkür getroffen wird. Stände nicht der « 
Name Tetrapterys im Wege, so würde ich es für das richtigste halten, « 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 163 


die ganze Sektion Notopterys zur Gattung Tetrapterys § Macrophyllaris 
zu ziehen. Vielleicht tue ich das schließlich noch, eingedenk dessen, daß 
man ja auch z. B. Ledum zu den »Sympetalen« rechnet. 

Aus dem Randflügelapparat von $ Notopterys (2 rundlichen Flügeln) 
entwickelt sich nun der von Tetrapterys § Macrophyllaris in der Weise, 
daß jeder der beiden Seitenflügel durch einen etwa in der Mitte des Außen- 
randes nach und nach tiefer hinabgehenden Einschnitt in 2 zunächst rund- 
liche Teile zerspaltet, die, oft gebuchtet oder zackig ausgeschnitten, mehr 
und mehr sich in der Richtung vom Nüßchen weg strecken und damit 
elchgeweihartig gestaltet (Subsect. Leptoclona) erscheinen, schließlich aber 
(Subsect. Stauropterys) durch Schwinden der Zacken immer mehr ganz- 
randig und länglich werden. Dieser Werdegang kann manchmal (wenig- 
stens teilweise) ganz deutlich innerhalb einer Art beobachtet werden, so 
z. B. bei T. microphylla und bei T. racemulosa, von welch letzterer ich 
1. c. S. 8 schrieb: »Alae laterales nunc tantum binae suborbiculares 
4 cm diametro subintegrae vel leviter sinuatae, nunc = profunde, sicut 
Alcis cornua, incisae, nunc utraque disrepta in binas subaequales inter se 
_ continuas. « 

Einen anderen, selbständigen Anschluß an die Gattung Mascagnia 
nimmt die 2. Sektion von Tetrapterys, § Microphyllaris, zu welcher die 
Grisesacasche Schixopterys zählt, aus Arten gebildet, die von Jussieu (so- 
weit sie ihm überhaupt bekannt waren) zu seiner Heraea-Sektion Masca- 
gnia gestellt worden waren. Auch z.B. bei den hierher gehörigen Arten 
Tetrapterys Warmingiana und T. Poeppigiana sind die beiden »alae la- 
terales flabellato-obovatae profunde bi- vel trilobae« bezw. »lacero-bi- vel 
trilobae«, schließen sich also eng an die Mascagnia-Sektion Pleuropterys 
an. Und in ganz gleicher Weise finden sich die zwischen Rückenkamm 
und Seitenflügeln auftretenden Höcker, Stacheln, Kämme oder Flügelchen 
in der einen wie in der anderen Gattung bald vor (z. B. bei Mascagnia 
lasıandra [Juss.| Ndz. und M. metallicolor Ndz.), bald fehlen sie; letzteres 
freilich bei Mascagnia häufiger, bei Tetrapterys seltener. — Wie in der 
Tetrapterys-Sektion Macrophyllaris, so sind auch bei der beigeordneten 
Sektion Microphyllaris die 4 Randflügel anfänglich kurz und breit (+ 
verkehrt-eiförmig) und + gezähnt oder buchtig; allmählich werden sie 
auch hier länglich und ganzrandig. 

Die 4 Randflügel von Tetrapterys sind zunächst sowohl bei Macro- 
phyllarıs als auch bei Microphyllaris alle 4 gleichgroß. In der ersteren 
werden bei der Subsektion Pentapterys die oberen allmählich kleiner; 
dasselbe gilt für die Gattung Mionandra, die sich augenscheinlich aus 
Pentapterys entwickelt hat. Bei der Tetrapterys-Untergattung Caulo- 
lepis aber, die wohl als Fortentwicklung von Mecrophyllarıs anzusehen 
ist, überragen allmählich die beiden oberen Flügel die unteren mehr und 
mehr, bis sie schließlich fast 3mal so groß als die letzteren werden. 

iL 


164 F. Niedenzu. 


Gleichzeitig schwinden bei der fortgeschrittensten Subsektion Leiocarya 
die Zwischengebilde zwischen dem Rückenkamm und den Randflügeln voll- 
ständig. 

Während so die Fruchtform von Tetrapterys einer systematisch vor- 
trefflich verwendbaren Vielgestaltigkeit unterworfen ist, unterliegt bei ihr 
— ganz im Gegensatz zu so vielen anderen Malpighiaceen-Gattungen — 
das Andröceum nur sehr geringen Veränderungen; es bleibt eigentlich 
durchgehends strahlig, nur nimmt es bei 7’. crebriflora einen schwachen, 
bei der nächstfolgenden 7’. mucronata einen etwas deutlicheren Anlauf zur 
Zygomorphie unter Förderung der Vorderseite. 

Dagegen geht Hand in Hand mit der Fortentwicklung in der Frucht- 
bildung eine Abänderung der Narben (wenigstens innerhalb der 2. Unter- 
gattung Caulolepis) vor sich, ebenso ein Übergang von echten (einfachen 
oder zusammengesetzten) Trauben in Dolden (wenigstens in den Teilblüten- 
ständen) und von blattstielständigen »interpetiolaren« Nebenblättchen zu 
stengelständigen, die dann sehr bald »intrapetiolar« werden und = mit- 
einander zu einer einzigen »ungeteilten Intrapetiolarstipel« verwachsen. 

Derartige Formverschiedenheiten fasse ich nun als Fortentwicklung 
auf und will nachfolgend die wichtigsten kurz (mit Rücksicht auf den 
verfügbaren Raum) behandeln. Die angezogenen Beispiele entstammen 
größtenteils dem tropischen Amerika, wo ja die Familie ihre Hauptvertre- 
tung hat. | 

A. Blütenachse. 


Es ist den Systematikern geläufig, in einem Formenkreise die Formen 
mit erhabener Blütenachse als die ursprünglicheren, die mit flacher oder 
gar ausgehöhlter als die jüngeren anzusehen. Diese Auffassung erscheint 
auch bei den Malpighiaceae als zutreffend. Dementsprechend habe ich 
schon in den »Natürl. Pflanzenfam.« die Familie in 1. Pyramidotorae, 
2. Planitorae eingeteilt. Der erstere Name ist dadurch begründet, daß in 
jener Unterfamilie zumeist 3 untereinander freie Fruchtblätter vorkommen, 
so daß dementsprechend die Blütenachse, soweit an ihr die 3 Fruchtblätter 
sitzen, eben eine 3seitige Pyramide bildet. Ausnabmsweise habe ich bei 
den untersuchten vielen Hunderten von Blüten aus den verschiedensten 
Arten auch wohl — allerdings außerordentlich selten — in der einen oder 
anderen Blüte 4 (meines Wissens nur ein einziges Mal sogar 5) Frucht- 
blätter gefunden, was man wohl als Atavismus auffassen darf. Typisch 
2 Fruchtblätter finden sich bei Diaspis; demgemäß ist hier die Blüten- 
achse 2schneidig. In den »abnormen« Blüten von Janusia, Camarea, 
Aspicarpa und Tritomopterys diandra kommen typisch auch nur 2 Frucht- 
blätter vor, von denen das eine häufig auch noch verkümmert; hier ist 
aber die Blütenachse schon beinahe flach. 

Bei den fortgeschrittensten Gattungen der Malpighieae (der fortgeschrit- 


tensten Planitorae-Gruppe) höhlt sich die Blütenachse schon einigermaßen — 


VEREINTEN end cn nee 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 165 


aus, während gleichzeitig die Kelchblätter am Grunde miteinander zu ver- 
wachsen beginnen. 

Das sogenannte »Carpophor« von Lophanthera ist nicht als Achsen- 
gebilde, sondern als der unterste Teil des Gynäceums anzusprechen. 


B. Gynäceum, Frucht. 


4. Wie schon unter A. erwähnt, zeigt das typische Gynäceum der Mal- 
pighiaceae 3 Fruchtblätter; lediglich bei der sonst primitiven Gattung 
Diaspis kommen typisch nur 2 Fruchtblätter vor. Hingegen dürfte in den 
übrigen Fällen das Fehlen des vorderen Fruchtblattes auf neuerlichen Abort 
zurückzuführen sein; so in den abnormen Blüten von Tritomopterys, Janu- 
sia, Camarea und Aspicarpa, bei Spachea § Euspachea, bei manchen 
Bunchosia-Arten, bei Dicella und Diacıdıa. Es zählen nämlich alle diese 
zu den fortgeschrittensten Formen. Und ein Abort des unpaaren (vorderen) 
Fruchtblattes bereitet sich auch sonst vielfach vor (z. B. bei manchen 
Mascagnia-, Hiraea- und Stigmatophyllum-Arten) oder ist schon ziemlich 
weit gediehen in der Verkümmerung des Fruchtknotens und Griffels (z. B. 
auch bei der altweltlichen Gattung Acridocarpus). 

2. Die Griffel und Narben sind in den Urtypen (z. B. bei Aspido- 
pterys, bei den ersten 6 Mascagnia-Arten, bei sehr vielen Tetrapterys-, 
Heteropterys-, Banisteria-, ziemlich bei allen Byrsonima-Arten usw.) unter 
sich gleich, sonach das Gynäceum 3strahlig. Bei den fortgeschritteneren 
Arten dieser Gattungen, ferner so ziemlich bei allen Heraea-, Stigmato- 
phyllum- und Malpighia-Arten und bei vielen anderen Gattungen ist es insofern 
2seitig-symmetrisch, als der vordere (unpaare) Griffel in der Regel kleiner, 
dünner usw. wird, als die beiden unter sich (wenigstens spiegelbildlich) 
kongruenten hinteren. Dagegen gehört in den eingriffeligen Blüten von 
Gaudichaudia, Tritomopterys, Schwanma, Janusia, Camarea und Aspr- 
carpa und gleicherweise auch bei der paläotropischen Hiptage der einzige 
kräftig entwickelte Griffel gerade dem vorderen, unpaaren Fruchtblatt an; 
und man kann die stufenweise fortschreitende Verkümmerung der übrigen 
Griffel bei Gaudichaudia und Tritomopterys geradezu verfolgen. — Bei 
den Grundtypen sind die Griffel gerade; bei den fortgeschritteneren nehmen 
sie (namentlich die beiden größeren, hinteren) gern mehr und mehr die 
Form eines ¢, bezw. von Steinbockshörnern an; so bei Mascagnia, 
Hiraea, Banisteria, Malpighia usw. — Bei den allermeisten Gattungen 
sind die Griffel endständig, rücken aber manchmal mehr und mehr an der 
Bauchseite der Fruchtknoten hinab. — Bei fast allen Gattungen sind die 
Griffel frei; nur bei vielen Bunchosia-Arten verwachsen sie miteinander 
= hoch hinauf (selbst bis zur Narbe) und bei Echinopterys bis unter die 
getrennt bleibenden, die Narben tragenden Enden. — Der Narbenfleck be- 
findet sich bei den ursprünglichen Typen entweder genau auf dem Scheitel 
des Griffelendes und hat dann Kreisform, oder er liegt an der Innenecke 


166 F. Niedenzu. 


des abgestutzten Griffelendes und ist dann bald kreisförmig, bald elliptisch 
getreckt in der Medianebene oder quer zu ihr. Die Fortentwicklung er- 
folgt nun gewöhnlich so: Das Griffelende verbreitert sich; so am deutlich- 
sten bei Stegmatophyllum, aber auch schon bei Mascagnia, Tetrapterys, 
Hiraea, Heteropterys, Thryallis, Spachea, Malpighia, Dicella u. a.; dabei 
liegt der Narbenfleck meist an der Innenecke; bei der Mascagria-Unter- 
gattung Plagiogynixa und der Tetrapterys-Subsektion Brachygynixa bildet 
er einen Querstrich, der sich bei der Subsektion Distietis in 2 seitliche 
Punkte trennt und bei der Sektion Lophogynita zu einem schräg, verlau- 
fenden, helmraupenartigen Gebilde wird. — Auch diese Umformungen bezw. 
Verwachsungen der Griffel und Narben schreiten innerhalb der Gattungen 
in der Weise fort, wie das aus der Anordnung der Arten in meinen ver- 
schiedenen Monographien im einzelnen ersichtlich ist. 

3. Die Frucht ist in der Unterfamilie der Pyramidotorae eine Sammel- 
frucht aus meist 3 gewöhnlich mit irgend einem Flugapparat versehenen 
Nüßchen. Die weiter fortgeschrittenen Planitorae haben einheitliche Früchte 
und zwar die Galphimieae trockene Spalt- und Springfrüchte, die Mal- 
pigheae (die am weitesten fortgeschrittenen Malpighiaceae) aber Stein- 
früchte mit zunächst (Malpighia und Bunchosia) getrennten, einfächerigen 
Steinen und endlich (Byrsonima, Alcoceratothrix) einem mehrfächerigen 
Stein — oder (Diacidia) eine 3- bis 2-fächerige und schließlich (Dicella, 
Glandonia und Burdachia) eine durch Abort 4 facherig-4 samige Nuß. 

Eine gemeinsame Ausgangsform für die Früchte der 3 Gruppen der 
Pyramidotorae (Hiraeeae, Banisterieae und Tricomarieae) ist nicht vor- 
handen (weder lebend, noch auch — soweit mir bekannt — vorweltlich). 
Es bleibt aber bemerkenswert, daß gerade die ursprünglichen Typen der 
Ausgangsgattungen der Banisterieae (Heteropterys und Banisteria), näm- 
lich in Heteropterys die 1. Grex Plerygopleura und in Banısteria die 
1. Sektion Monoctenia außer dem Rückenflügel auch noch jederseits einen 
Nebenkamm besitzen, der bei allen anderen Heteropterys-Arten und bei 
der 2. Banisteria-Sektion Leiococca in Wegfall kommt. Hingegen sind 
die seitlichen Höcker, Stacheln, Kämme und Flügelchen bei der 2. Unter- 
gattung Hubanisteria, bei Peixotoa und Stigmatophyllum und ebenso die 
reihenweise auftretenden seitlichen Kämme oder Flügel bei der 3. Banı- 
steria-Untergattung Pleiopterys als nachträgliche Zusatz-Bildungen anzu- 
sehen. — Eigenartig ist die Auflösung der Kammflügel von Camarea und 
Aspicarpa in Stachel- oder Höckerreihen. Vielleicht hat sich derselbe 
Vorgang schon frühzeitig bei den Vorfahren der Tricomarieae abgespielt. 
Mit Camarea und Aspicarpa selbst haben aber die Tricomarveae keinen 
näheren Zusammenhang. - 

Auf die Weiterentwicklung des Randflügelapparates von Tetrapterys 
bin ich schon oben ausführlich eingegangen. Eine weitgehende Fortent- 


wicklung des Flugapparates erfolgt aber namentlich schon bei Mascagnia. 


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EBENEN AB (a ee ee né ah 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 167 


Während bei der altweltlichen Ausgangsgattung Aspedopterys lediglich - der 
stets ringsum zusammenhängende Randschild ausgebildet ist, welcher (etwa 
wie in der Ulmenfrucht) das Nüßchen ungefähr in der Mitte trägt, fehlt 
der Rückenkamm unter den ursprünglicheren Arten der neuweltlichen Aus- 
gangsgattung Mascagnia nur den beiden Arten M. vaccinifolia Ndz. (aus 
Zentralamerika) und M. parvıfolıa (Juss.) Ndz. (aus Mexiko), die aber durch 
die beginnende Zygomorphie des Andröceums sich doch nicht mehr als 
die ursprünglichsten Arten von Mascagnia (Unterg. Mesogynixa, Sect. Hu- 
mascagnia, Subsect. Pselopetahs, Ser. Zygandra) erweisen; bei allen 
anderen Mascagnia-Arten, insbesondere auch schon bei der vorausgehenden 
Psilopetalis, Ser. Actinandra, kommt ein solcher Rückenkamm vor, der 
überdies gewöhnlich auch + auf die Bauchseite übergreift. Er hält sich 
dann bei Mascagnia, Hiraea, Triopterys, Tetrapterys, Mionandra, Dine- 
mandra, Diplopterys, Gaudichaudia und Tritomopterys und verschwindet 
erst wieder bei relativ weit fortgeschrittenen Typen (Heraea transiens Ndz., 
H. affinis Miq., Tetrapterys magnifola Ruiz). Andererseits findet sich 
dieser Rückenkamm auch bei den fortgeschrittensten Aspidopteryginae, 
bald ungeteilt (Heptage), bald in eine Reihe zungen- oder stachelförmiger 
Teile aufgelöst (Trzstellateia). 

Eine fernere, später auftretende, bei den noch weiter fortgeschrittenen 
Typen aber auch zuerst wieder verschwindende Zusatzbildung sind die 
zwischen Rückenkamm und Seitenflügel (ja auch auf der Bauchseite des 
Randflügels auftretenden) Kämme, Stacheln und dergleichen Auswüchse; so 
bei manchen Arten von Mascagnia § Pleuropterys (M. lasiandra [Juss.] 
Ndz., M. metallicolor Ndz.), $ Notopterys (M. ambigua [Juss.| Gris.) und 
Untergattung Plagiogynixa (M. macroptera {DC.| Ndz.), bei vielen Tetra- 
pterys-Arten aus verschiedenen Sektionen (jedoch schon wieder verschwun- 
den bei der fortgeschrittensten Sektion Levocarya), ferner bei Diplopterys 
und Dinemandra, nicht aber bei den doch sonst fortgeschrittensten Gat- 
tungen Gaudichaudia und Tritomopterys, die sich anscheinend aus der 
Eumascagnia-Subsektion Psilopetalis herausentwickelt haben. Auch bei 
der aus Tetrapterys fortentwickelten Gattung Meonandra sowie bei allen 
altweltlichen Heraeeae (d. i. den Asprdopteryginae) fehlt eine solche Zu- 
satzbildung. 

In meiner 1912 als »Arbeiten aus d. bot. Inst. d. Lyc. Hos. IV« er- 
schienenen Abhandlung » Malp. americ. Le S. 12 habe ich die kurz vorher 
(»De gen. Mascagnia« S. 18 und »De gen. Tetrapteryge« S. 31) aufgestellte 
»Gattung« Malpighiodes als Subsektion der Tetrapterys-Sektion Microphyl- 
laris zugeteilt. Freilich nehmen sich die Früchte der beiden Arten (7. 
Benthamiana Gris. und T. ligustrifolia Ndz. mit ihren kurzen, dicken 
Emergenzen, die, wie überhaupt die gesamte Fruchtwandung, fleischig oder 
doch krustenartig sind, neben den richtigen Flügelfrüchten mit lederigen 
oder häutigen Flügeln der sonstigen Tetrapterys-Arten recht sonderbar 


168 F, Niedenzu. 


aus. Indes ist die Blütenachse deutlich 3seitig-pyramidal, auch die ganze 
Form der Teilfrüchte derjenigen der kurzflügeligen und an Zwischen-Emer- 
genzen reichen Samarae z. B. von Tetrapterys chalcophylla Juss. (vergl. 
»De gen. Tetrapteryge« S. 31, Anmerk. 13) so ähnlich, daß es doch wohl 
besser ist, obige beiden Arten nicht davon zu trennen. Malpighiodes stellt 
einen erst im Gattungwerden begriffenen Formenkreis vor, gewissermaßen 
eine noch unfertige Gattung. Große Ähnlichkeit mit ihren Teilfrüchten 
haben die Teile der Früchte von Malpighia mexicana Juss.; auch bei 
dieser findet sich im Fruchtfleisch ein »putamen 3cristatum cristis tenui- 
bus usque 5 mm latis cristulisque altis transversis seriatim muricatum« 
(»De gen. Malpighia« S. 4). Damit soll nicht behauptet werden, daß Mal- 
pighia von den jetzt lebenden Tetrapterys-Arten abstamme; wohl aber 
mag uns durch Malpighiodes der Vorgang vor Augen gestellt werden, 
durch welchen Malpighia (und zwar zunächst die Sektion Pélothrix) der- 
einst aus Tetrapterys-ähnlichen Stammeltern sich entwickelt haben mag. 

Wie die altweltlichen Feraeeae, so zeigen auch unter den Banisterieae 
die paläotropischen Sphedamnocarpinae eine viel weniger gegliederte Frucht- 
wandung; ihr Nüßchen wächst lediglich in den Rückenflügel aus, bleibt 
aber an den Seiten glatt. Unter den neotropischen Banistertinae ent- 
wickeln aber, wie oben erwähnt, gerade die ältesten Formen außer dem 
großen Rückenflügel einen — freilich bald schwindenden — Seitenkamm, 
der also doch auch wohl nur als eine kurzlebige Durchgangsbildung (vgl. 
oben S. 166) zu gelten hat, bei fortgeschritteneren Typen (Stigmatophylium, 
Peixotoa) auch vorkommt und bei den fortgeschrittensten (Camarea und 
Aspicarpa) besonders deutlich auftritt. Der Rückenflügel selbst neigt in 
den fortgeschrittensten Typen (Heteropterys-Sekt. Pachypterys und daran 
anschließend Lophopterys, ferner Stigmatophyllum, Janusia und mehr noch 
Camarea und Aspicarpa) wieder zum Verschwinden, bis er schließlich 
nur noch durch einen schmalen Kamm angedeutet wird. — Wie bei Tetra- 
pterys, so tritt auch bei den fortgeschrittensten Banisterieae eine Änderung 
in der Konsistenz der Fruchtwandung ein; der sonst häutig-lederige Flügel 
wird dicklederig, kurz und breit bei Stigmatophyllum § Eurypterys und 
Heteropterys § Pachypterys. 

Eigentümlich sind die schizogenen Hohlräume in der Fruchtwandung 
bei Caucanthus, Diplopterys und Stigmatophyllum $ Eurypterys. 

4. Bei der paläotropischen Ausgangsgattung Aspidopterys ist der Keim- 
ling ganz gerade mit ganz gleichen, flachen, länglichen Keimblattern. Bei 
den allermeisten M. sind aber die Keimblätter notorrhiz umgeschlagen und 
dabei das äußere, umfassende + größer, kräftiger als das innere; ja das 
letztere bleibt manchmal (z. B. bei der weit fortgeschrittenen Gattung 
Hiraea) fast bis zum Verschwinden zurück. Seltener umfaßt das größere 
Keimblatt das kleinere auch mit den Seitenrändern; in wenigen, weit fort- 
geschrittenen Gattungen (Dinemandra, Pterandra, Acmanthera, Byrso- 


hi PT) EP CET Zul 


Bei. + ua A» ls 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 169 


nima) sind die linear-länglichen Keimblätter notorrhiz uhrfederartig zu- 
sammengerollt. 
C. Andréceum. 


Die Ausbildung des typisch obdiplostemonen Andröceums gibt eine 
vortreffliche Grundlage für die Unterscheidung und Gruppierung der Arten 
so mancher grofen Gattung. Bei den Ausgangstypen (sowohl der ganzen 
Familie, wie der Gruppen, ja auch einzelner größerer Gattungen, z. B. 
Mascagnia, Heteropterys, selbst auch PBanisteria) ist das Andröceum 
streng aktinomorph, 5strahlig. Dabei sind häufiger die äußeren (epipetalen) 
Staubblätter kleiner als die inneren (alternipetalen = episepalen); etwas weniger 
häufig stimmen beide Kreise an Größe miteinander überein, wie z. B. bei 
Tetrapterys, Galphimia, Byrsonima, Heteropterys zum größten Teil, auch 
bei fast allen paläotropischen Gattungen. Verhältnismäßig oft entwickelt 
sich (wie in Kelch, Krone und Gynäceum, so auch im Andröceum ) 
Schräg-Zygomorphie nach dem 3. (d. i. seitlich vorn gelegenen) Kelchblatt. 
Dem bequemeren und kürzeren Ausdruck zuliebe habe ich in meinen Ar- 
beiten die Stelle dieses 3. Kelchblattes kurzweg als Vorderseite, die des auf 
der Gegenseite stehenden innersten (5.) Kronblattes als Hinterseite bezeich- 
net — entsprechend der nicht seltenen schwachen Drehung der Blüte. Bei 
der vorerwähnten Zygomorphie des Andröceums ist nun bald die Gegend 
vor den beiden (hinteren) Seitengriffeln, bald die vor dem vorderen Griffel, 
bald beide + gefördert, hingegen die Hinterseite (d. i. zwischen den beiden 
hinteren Griffeln) geschwächt. Besonders häufig sind die beiden seitlich- 
hinteren epipetalen Staubblätter gefördert, oft genug sehr viel kräftiger als 
selbst die episepalen (z. B. bei der Mascagnia-Series Zygandra, M. multi- 
glandulosa, Malpighia § Digigantostema, Heteropterys § Macroprosopis). 
Viel seltener sind die beiden vor den hinteren seitlichen Kelchblättern 
bezw. vor den hinteren Griffeln stehenden Staubblätter die besonders ge- 
fürderten, wie bei Mascagnia hippocrateoides und M. jamaicensis und bei 
den fortgeschritteneren Heraea-Arten. 

Die eigenartigen Verhältnisse im Andröceum von Banisteria und 
Stigmatophyllum sind in meinen Monographien ausführlich dargelegt, — 
sowohl an sich, als auch in ihrer Fortentwicklung ersichtlich; sie laufen 
in der Hauptsache auf eine Förderung der Vorderseite und der Stellen 
vor den Griffeln, auf eine Schwächung der Hinterseite und auf Krüm- 
mungen nach Maßgabe der Symmetrieebene hinaus. Die die Förderung 
ausdrückende Anschwellung des Konnektivs und eine gleichzeitige Verküm- 
merung der Fächer führt zu den 5 bekannten episepalen Staminodien von 
Peixotoa, wie das in »Malpigh. amer. IL.« deutlich zu ersehen ist. Die 
Fortentwicklung von Pezxotoa führt in fast völligem Abort dieser epi- 
sepalen Staminodien zu Cordobia. Gerade so führt der Abort der Kelch- 
staubblätter von Tetrapterys zu Mionandra, der allmähliche Schwund von 
Staubblättern zu Dinemagonum, wo die beiden hinteren episepalen An- 


170 F. Niedenzu. 


theren verkümmern. Während so bei Dinemagonum, Stigmatophyllum, 
Peixotoa und Cordobia die episepalen Staubblätter der Verkümmerung 
verfallen, bleiben diese bei Schwannia und == auch bei Janusia, Cama- 
rea und Aspicarpa gerade erhalten, und es verkümmern hier die epi- 
petalen; nur das vor dem 5. (innersten) Kronblatt stehende Staubblatt, das 
doch sonst meist am kümmerlichsten bedacht ist, erhält sich noch be’ 
Schwannia und Camarea. Dabei waltet eine ausgeprägte Zygomorphie 
nach der bekannten Symmetrieebene, und zwar bei der Schwannia-Unter- 
gattung Wannschia bald mit Förderung der Vorder-, bald der Rückseite 
und dabei immer auch der Griffelstellen, bei Janusia, Camarea und Aspi- 
carpa mit deutlicher Fürderung der Hinterseite. 

Ähnliche Vorgänge spielen sich (vgl. » Malp. amer. Le, S. 4 u. 22 
—34) auch bei den zur Untergruppe der Mascagniinae gehörigen meio- 
stemonen Gattungen Mionandra, Dinemandra, Gaudichaudia und Trito- 
mopterys ab. 

Während fast alle anderen paläotropischen M. ein strahliges Andrö- 
ceum mit ziemlich gleichen Staubblättern der beiden Kreise enthalten, 
zeigt sich Heptage (wie im Gynäceum mit dem einzigen Griffel, so auch 
im Andröceum) sehr stark zygomorph mit sehr kräftiger Förderung der 
Vorderseite (ähnlich wie bei Caesalpinia). 


D. Krone. 


Die Knospendeckung der Kronblätter der M. ist wohl allgemein 
als cochlear in der Weise zu bezeichnen, daß gewöhnlich das zwischen 
dem 4. und 3. Kelchblatt gelegene Kronblatt als äußerstes und jedenfalls 
das auf der Hinterseite liegende 5. Kronblatt als das innerste auftritt. 

Durch dieses 5. (innerste, hintere, unpaare) Kronblatt geht allemal 
die Symmetrieebene der Krone, sie fällt also mit der des Andröceums 
und Gynäceums (sowie des Kelches) zusammen. Es darf nämlich nur in 
den primitivsten Gattungen, ganz besonders bei Aspedopterys, die Krone 
noch als strahlig bezeichnet werden; allermeist ist sie zweiseitig-symme- 
trisch. Diese Symmetrie drückt sich allerdings anfänglich nur erst durch 
die Haltung der Kronblätter aus, indem (während bei Aspzdopterys alle 5 
gleichmäßig schräg-aufrecht stehen), hier das 5. = aufrecht bleibt, die 
übrigen 4 aber sich zurückkrümmen und zwar sehr oft g-förmig, d. i. der 
Nagel rückwärts und die Platte wieder aufwärts gebogen. Später aber 
und meistens unterscheidet sich dieses 5. auch durch seine ganze Ausbil- 
dung von den anderen: der Nagel ist dicker, breiter, fleischiger (manchmal 
unter der Platte gliederig-eingekerbt), die Platte kleiner, kürzer, oft flei- 
schiger, am Rande mehr drüsig-gezähnt, meist dunkler-gefärbt und in der 


Knospenlage knitterig. — In der Regel nehmen die Kronblätter vom äußer- 


sten (als größtem) bis zum innersten (5. als kleinstem) an Größe ab; ein 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. #71 


Beispiel für das (sehr seltene) umgekehrte Verhalten gibt die Malpighia- 
Subsekt. Opisanthis. 

In den primitivsten Formen (z. B. Aspidopterys) sind die Kronblätter 
ungenagelt, länglich, schwach ausgehöhlt, ganzrandig. In der Weiter- 
entwicklung treten dann Randwimperhaare, Zähne, Kerbzähne, endlich 
Fransen auf, — ferner ein zunächst kurzer, gerader, dann nach und nach 
verlängerter und (meist allerdings abgesehen von dem gerade bleibenden 
oder sogar emporgekrümmten 5.) zurückgekrümmter Nagel; dabei verbreitert 
sich die Platte und höhlt sich tiefer aus zur Form einer Schöpfkelle oder 
sogar eines Helmes. Die Randfransen treten zuerst und hauptsächlich in 
der Nachbarschaft des Nagels, zuweilen sogar an diesem selbst auf und 
enden nicht selten (besonders am 5. Kronblatt) mit einer Drüse. Beson- 
ders lang und zahlreich sind diese Fransen unter den altweltlichen M. bei 
der fortgeschrittensten Gattung Hiptage, viel mehr aber unter den neu- 
weltlichen bei Banisteria, Stigmatophyllum, Peixotoa und namentlich 
Schwannia, welcher darum Jussieu den (später allerdings wieder ein- 
gezogenen) Namen Frimbriarıa gab. Merkwürdigerweise nimmt diese Rand- 
zerfaserung der Kronblattplatte bei den über Schwannia hinaus entwickelten 
Zwergsträuchern Janusia, Camarea und Aspicarpa wieder ab, ja geht 
bei Janusia gracılıs Gray wieder ganz verloren. Wir begegnen hier also 
einer ähnlichen Rückbildung, wie bei den Griffeln von Stigmatophyllum 
§ Brachypterys bezw. bei dem Rückenflügel von Stugmatophyllum puberum 
(Rich.) Juss. und § Drachypterys, Heteropterys § Pachypterys und daran 
anschließend von Lophopterys sowie von den eben erwähnten Zwerg- 
sträuchern. 


E. Kelch. 


Der (in der Knospendeckung quincunciale) Kelch ist bei den ursprüng- 
licheren M. gleichfalls 5strahlig, bei den späteren zweiseitig-symmetrisch, 
— besonders wenn die Achse der Blüte unter einem Winkel gegen den 
Stiel steht. Diese Zygomorphie zeigt sich aber viel weniger in der ver- 
schiedenen Größe oder Form der Kelchblätter, als vielmehr in der Zahl, 
Größe und Verteilung der Kelchdrüsen, die eben den ursprünglicheren 
Typen fehlen. 

Diese Kelchdrüsen gehören ja (zusammen mit den »Malpighiaceen- 
haaren«) zu den charakteristischsten und bekanntesten Merkmalen der Fa- 
milie. Die Annahme aber, daß sie auch innerhalb der Familie ein beson- 
ders gutes systematisches Merkmal abgäben, erfüllt sich nur in bescheidenem 
Maße. Allerdings sind manche besondere Formen von Kelchdrüsen auch für 
bestimmte Gattungen charakteristisch. Indes ist es schon bedenklich, daß 
manchmal nicht bloß innerhalb derselben Gattung, sondern auch bei derselben 
Art oder einem noch geringwertigeren systematischen Formenkreise bald Drü- 
sen in verschieden-starker Ausbildung vorkommen, bald fehlen, z. B. bei 
Heteropterys trigoniifoha Juss., H. confertiflora Juss., H. rufula Juss., 


172 F. Niedenzu. 


H. cochleosperma Juss., H. megaptera Juss., H. aceroides Gris., H. pauci- 
flora Juss., H. crenulata Gris., H. Leschenaultiana Juss. usw. usw., ferner 
Byrsonima sericea DC., B. lancıfolia Juss., B. chrysophylla (Spr.) H.B.K. usw. 

Allermeist trägt ein Kelchblatt zwei Drüsen nebeneinander, in gewissen 
Fällen aber nur I, niemals mehr als 2. Eine absolute (d. h. in den vielen 
Hunderten der von mir untersuchten Blüten ausnahmslos befundene) 
Gesetzmäßigkeit liegt darin, daß die Versorgung mit Kelchdrüsen sowohl 
ihrer Zahl als auch ihrer Größe nach vom vorn (oder unten) stehenden 
3. Kelchblatt aus nach hinten (oben) zu allmählich zunimmt. So trägt der 
Kelch von Hiptage überhaupt nur 4 vor das 5. Kronblatt treffende (also 
an der Grenze zwischen den beiden hinteren Kelchblättern stehende) große 
Drüse. Wenn, wie z. B. bei sehr vielen Malpighia-Arten, bei Dinemago- 
num und Dinemandra, nur 6 Kelchdrüsen entwickelt sind, tragen deren 
die beiden hintersten Kelchblätter je 2 und die beiden anstoßenden je A 
am hinteren (oberen) Rande. Hier sowohl wie beim Vorkommen von 
(7—)8 Kelchdrüsen bleibt das vorn (unten) stehende Kelchblatt drüsenlos, 
bei im ganzen 9 Drüsen trägt es nur 1 und zwar die kleinste; ja selbst 
wenn 10 Drüsen auftreten, sind die beiden des 3. Kelchblattes noch sehr 
oft kleiner als die anderen; einzig und allein, soweit mir erinnerlich, bei 
Banisteria dispar (Gris.) Ndz. hat es den Anschein, als ob die dem 3. Kelch- 
blatt anhaftenden Drüsen am kräftigsten seien und am weitesten auf den 
Blütenstiel sich hinabziehen. 

Meist bleiben die Kelchdrüsen untereinander getrennt oder doch deut- 
lich unterscheidbar. Bei Bunchosia verschmelzen des öfteren die beiden 
anstoßenden von 2 verschiedenen Kelchblättern, bei Diplopterys == weit- 
gehend die beiden desselben Kelchblattes. Bei Lophopterys tragt jedes 
der 5 Kelchblätter über seiner Mittellinie eine einzige kreisförmige, die man 
wohl für eine vollkommene Verwachsung der beiden (sonst getrennten) 
Drüsen halten darf. — Auffällig ist das neuerliche Verschwinden der Kelch- 
drüsen bei der fortgeschrittensten Banisteria-Subsekt. Anadenia. 

Nicht unerwähnt bleiben darf die nachträgliche Vergrößerung der 
Kelchblätter von Thryallis als eigenartige Fortentwicklungserscheinung. 


F. Blütenstand. 


Die Blütenstände der M., und zwar sowohl die Teil- wie die Ge- 
samtblütenstände gehören dem traubigen Typus an und sind ursprüng- 
lich echte, endständige Trauben an der Spitze beblätterter Zweige. Bei 
manchen Gattungen (z. B. bei Mascagnia, Tetrapterys, Banisteria, einiger- 
maßen auch bei Stigmatophyllum und Malpighia) liegt der allmählich 
fortschreitende Übergang der Teilblütenstände aus gewöhnlichen Trau- 
ben in schirmartige Trauben und dieser in echte Dolden sowie eine Ver- 
minderung der Blütenzahl dieser Dolden zumeist auf 4 (bei Malpighia bis 
auf 2, ja sogar 14) klar vor Augen. Hingegen bei der 2. Heteropterys- 


Uber die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 173 


Untergattung Æuheteropterys (und daran anschließend Lophopterys) voll- 
zieht sich der Fortschritt im entgegengesetzten Sinne, indem die Trauben 
an Blütenzahl zunehmen und dabei die Blütenstiele an Länge abnehmen, 
so daß die langen Trauben fast das Aussehen von Ähren gewinnen. 

In den zusammengesetzten Blütenständen bleibt auch bei schirmartigen 
oder doldigen Teilblütenständen der Hauptblütenstand zumeist echt ge- 
streckt-rispenartig; bei Tetrapterys, Diplopterys, Banisteria und Peixotoa 
neigt derselbe zu mehr schirmartiger Ausbildung, noch mehr bei Stzgmato- 
phyllum, und bei manchen Hiraea-Arten wird er schließlich zu einer zu- 
sammengetzten Dolde mit 3 Hauptstrahlen. 

Der Blütenstiel ist typisch in einen unteren »pedunculus« und oberen 
»pedicellus« gegliedert. Vielfach (z. B. bei Tetrapterys, Heteropterys und 
Banisteria) läßt sich verfolgen, wie sich innerhalb einer Gattung — gleich- 
zeitig mit der Fortentwicklung aller sonstigen Blüten- und Fruchtmerkmale 
— der »pedunculus« allmählich fortschreitend verkürzt und der »pedi- 
cellus« entsprechend verlängert. Selten nehmen die beiden Teile die um- 
gekehrte Entwicklung, daß nämlich der »pedunculus« sich verlängert und 
der »pedicellus« sich verkürzt, so bei Mascagnia § Pleuropterys, Diplo- 
pterys Arawer (Schwacke) Ndz., Gaudichaudia, Tritomopterys, Janusia, 
Camarea und Aspicarpa. 

Die beiden Vorblatter stehen bei ursprünglichen Typen von Mascagnia 
und Z'etrapterys tief unterhalb der Gliederung und wohl auch voneinander 
entfernt, in den allermeisten Fallen aber einander gegenüber an der Spitze 
des »pedunculus«, also an der Gliederung. — Zuweilen (z. B. bei Mascagnia 
§ Eumascagnia und § Notopterys, Spachea, Bunchosia) entwickeln sie 
fortschreitend 1 Driise an ihrer Unterseite (hier auch wohl 2) oder Spitze. 
— Bei Diplopterys Araujei (Schwacke) Ndz. verwachsen die beiden un- 
mittelbar unter der Blüte stehenden, kahnförmigen Vorblätter zu einer die 
Blüte verhüllenden, hülsenartigen und hülsenartig sich öffnenden Tasche. 
— Eine ganz ähnliche Hülle umschließt die 4strahligen Dolden von Peixotoa; 
nur wird sie hier gebildet von den sehr großen, jederzeit zu je 2 ver- 
wachsen bleibenden Nebenblättern der beiden unmittelbar unter der Dolde 
stehenden Laubblätter, deren Spreiten selbst auf schmale Zungen etwa 
von der Länge der Nebenblätter reduziert sind. 


G. Blätter. 


Die Spreite der M.-Blätter ist allermeist einfach und absolut ganz- 
randig und durchläuft dabei fast alle Formen vom runden bis zum fast 
nadelförmig-linearen (Camarea ericordes St. Hil.) Blatt. Sehr selten ist der 
Rand etwas gekerbt mit Drüsen in den Einkerbungen (z. B. Heteropterys 
crenulata Gris.) oder geschweift mit Stieldrüsen (Stgmatophyllum-Arten) 
oder steifen Nadelhaaren (Malpighia-Subsekt. Odontochaete) als Abschluß 
der Zähne. Nur in der Gattung Stigmatophyllum tritt (und zwar in jeder 


174 F. Niedenzu. 


der 4 ersten Sektionen fiir sich) die Tendenz zur Ausgliederung der Spreite 
auf. Jede dieser 4 Sektionen beginnt mit eiförmigen, am Grunde ab- 
gerundeten, durchaus ganzrandigen Blättern; in der Fortentwicklung einer 
jeden Sektion werden dann die Blätter drüsig-geschweift, am Grunde herz- 
nierenförmig, ferner epheuartig eckig oder gelappt, schließlich weinblatt- 
ähnlich gespalten, geteilt und schnittig. 

In den Ausgangsformen und überhaupt sehr oft ist der Blattstiel 
mittellang und mittelstark. Mehrfach werden nun im weiteren Fortschritt 
die Blätter kurz- und dickgestielt und schließlich sitzend. Am deutlichsten 
erkennbar ist diese Fortentwicklung des Blattstieles in der Byrsonima- 
Series Æriodes, deren Schlußarten B. crassa Ndz. und B. basiloba Juss. 
halbstengelumfassende Blatter besitzen. Andererseits werden aber bei Stig- 
matophyllum die Blattstiele vielfach immer länger und dünner und ge- 
krümmt, bis sie schließlich z. B. bei S. catrophifolium Juss. schon stark 
denjenigen von Tropaealum gleichen und, wenn sie auch jetzt noch nicht 
dazu dienen, so doch bestimmt zu sein scheinen, später einmal zur Unter- 
stützung des Kletterns zu dienen. 

Die Nebenblätter stehen bei den Pyramidotorae allermeist als un- 
scheinbare Spitzchen an den beiden Seiten des Grundes des Blattstieles 
und neigen meist zur Verkümmerung, zuweilen zu unscheinbaren Drüsen 
werdend. Eine besondere Entwicklung nehmen sie einmal bei Hiraea, 
wo sie als pfriemelige, bis 1/, cm lange Spitzen am Blattstiel emporrücken 
und schließlich (z. B. bei H. fagifoha |DC.] Juss., H. demerarensis [Juss.] 
Ndz., H. faginea [Sw.] Ndz. und H. chrysophylla Juss.) unmittelbar unter der 
Spreite stehen, — andererseits bei Tetrapterys, worüber ich schon eingangs 
sprach, und bei Banisteria, Peixotoa und Cordobia. Bei Banisteria sind die 
Nebenblätter immer klein und stehen meist rechts und links am Grunde 
des Blattstieles; nur bei mehreren Arten der Series Psilothece (z.B. B. 
oxyclada Juss., B. metalhcolor Juss., B. sahcifolia DC., B. argentea Spr.) 
verwachsen sie zu einem interpetiolaren Ringe; in den Gattungen Pexxotoa, 
die auch in ihren anderen Merkmalen bei den erwähnten Banisteria-Arten 
ihren Anschluß findet, sowie bei der aus Perxotoa entwickelten Cordobia 
werden diese Interpetiolarstipeln sehr große, kräftige Gebilde, deren Rolle 
im Blütenstande von Perxotoa schon oben berührt wurde. — Auch die 
gewöhnlich einzeln median in der Achsel der Blätter stehenden Intrape- 
tiolarstipeln sind erst durch Verwachsung entstanden; so findet man noch 
in der großen Gattung Byrsonima z. B. bei den 3 Arten der Subseries 
Eurylepis (B. gaultherioides Gris., B. rigida Juss. und B. triopterifolia 
Juss.) je 2 getrennte Intrapetiolarstipeln; desgleichen auch bei Tetrapterys, 
wie eingangs (S. 164) erwähnt. 

Viel bemerkt und in ihrer biologischen Bedeutung bekannt sind die 
Blattdrüsen. Hier sei zunächst darauf hingewiesen, daß dieselben in 
den Ausgangstypen der Familie nicht vorhanden, also erst in der Ent- 


“SR ger Ey Cm 


Über die Fortentwicklung in der Familie der Malpighiaceae. 175 


wicklung der Familie erworben sind. Es scheint, daß dieselben zunächst in 
größerer Zahl auf der Unterseite der Blattspreite auftreten, dann des öfteren 
auf den Blattrand rücken bezw. nach dem Grunde der Blattspreite und 
dann (meist in der Zweizahl) sich am Blattstiel hinabziehen. Interessenten 


empfehle ich diesbezüglich das Studium von Heteropterys und Stigmato- 


phyllum. 
Schluß. 


Vermutlich läßt sich eine Fortentwicklung in ähnlicher Weise auch 
in anderen Pflanzenfamilien verfolgen. Je mehr das geschehen wird, desto 
richtiger wird man die Einzelheiten erfassen und bewerten. Jedenfalls er- 
höht eine solche Betrachtungsweise den (sonst etwas mageren) Reiz syste- 
matischer Untersuchungen und ergibt manchen Anhaltspunkt für die Er- 
kenntnis der näheren oder entfernteren Verwandtschaft verschiedener 
Pflanzenformen. Man muß sich dabei nur immer streng und vorurteilslos 
selbst kontrollieren und darf sich nicht der irrigen Annahme hingeben, 
daß die Fortentwicklung in einem Formenkreise immer in derselben Rich- 
tung erfolge. Ich habe oben Beispiele dafür beigebracht, daß diese Ent- 
wicklung manchmal bei derselben Gattung nach zwei genau entgegen- 
gesetzten Richtungen hinneigt. Andererseits erwies sich aber Tetrapterys 
als ein Beispiel einer diphyletischen Gattung, indem in zwei getrennten 
Formenkreisen (ausgehend von Mascagnia) unabhängig voneinander dieselbe 
Entwicklungstendenz obwaltete und zu ähnlichen Resultaten führte. 


Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 
Von 


Otto E. Schulz. 


Mit 4 Figur im Text. 


Zu den in den wärmeren Gegenden beider Erdhälften weit verbreiteten 
Unkräutern gehört .Didens pilosus L., eine Pflanze, welche ihren Namen 
keineswegs verdient, da eine auffällige, dichte Behaarung nur selten bei ihr 
zu finden ist. Wie viele gemeine Pflanzen variiert sie in verschiedenen 
Organen. Die Autoren haben zahlreiche Abweichungen vom Typus bald 
als Varietäten, bald als besondere Arten angesprochen. Die am meisten 
ins Auge fallende Abänderung wird dadurch hervorgerufen, daß sich große 
sterile Strahlblüten entwickeln, deren blendend weiße Lamina von violetten 
Adern durchzogen wird, mitunter auch gänzlich einen violetten Anstrich 
zeigt. Von WiLLpenow ist diese Varietät als Bidens leucanthus beschrieben 
worden. Doch habe ich bei der Bearbeitung der westindischen Bidens- 
Arten (vgl. Ursan, Symbol. Antill. VIL, S. 136) durch die Zusammenstellung 
der Synonyme nachgewiesen, daß der ältere Name Bidens pilosus L. var. 
albus (L.) anzuwenden ist. Einige Autoren wollen auch jetzt noch die Abart 
als selbständige Art betrachten. Dieser Ansicht kann ich aber nicht bei- 
pflichten, weil ich oft direkte Übergangsformen gesehen habe. An man- 
chen Exemplaren entwickeln sich nämlich kurze, wenig sichtbare Strahl- 
blüten. Ihre mehr oder weniger konkave Ligula ist unregelmäßig drei- bis 
fünfspaltig und wird nach der Basis zu bald röhrenförmig. Hin und wieder 
sind etliche Stamina ausgebildet; ferner tritt manchmal ein kurzer Stylus 
mit ungleichlangen Ästen auf. Solche Blüten erinnern auch oft durch ihre 
gelbliche Färbung an die Diskusblüten. Es handelt sich also um Rand- 
blüten, welche unzweifelhaft den Übergang von echten röhrigen Scheiben- 
blüten zu den auffallenden zungenförmigen Strahlblüten der var. albus an- 
zeigen. Derartige Übergangsformen finden sich hauptsächlich in Asien und 
Afrika, aber auch bei den in botanischen Gärten gezogenen Pflanzen sind 
sie nicht selten. Dieser Varietät habe ich den Namen var. dubius (Cass.) 
gegeben, weil Cassini im Pariser Jardin du Roi mehrere Jahre hindurch 
Individuen beobachtete, von denen er unter dem Namen Kerneria dubia 
in Dict. Sc. Nat. XXIV. (1822) S. 398 folgendes berichtet: Leurs calathides 
etoient le plus souvent incouronnées, rarement radiées. Dans ce dernier 


ree Meee tol, > 


Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 177 


cas, la couronne de cing à sept fleurs, dont la corolle avoit le tube court, 
et la languette courte, large, orbiculaire, tridentée au sommet, multinervée 
à nervures jaunâtres. Auch die von WILLDEnow in Spec. Plant. III. 3 (1804) 
S. 1719 als Bidens chinensis beschriebenen Exemplare, welche im Berliner 
Botanischen Garten kultiviert worden sind (Herb. Willd. n. 15023, Blatt 
4—3) gehören hierher. Der berühmte Autor hat aber die intermediären 
Blüten nicht gesehen; denn in der Diagnose erwähnt er nur nebensächliche 
Stengel- und Blattmerkmale. Er zitiert als Synonyme 1. Bidens pilosus 
L. -8. chinensis Syst. Veget. p. 610, 2. Agrimonia molucca Rumph. Herb. 
Amb. VI. p. 38 tab. 15 fig. 2. 

Die von Rumpnius a. a. O. im Jahre 1750 beschriebene Pflanze darf 
aber nicht in den Formenkreis von PBidens pilosus L. gezogen werden. 
Sie unterscheidet sich durch wesentliche Merkmale von dieser Art. Die 
Blätter des Prdens pilosus L. sind in der mittleren Region einfach ge- 
fiedert, die Blättchen breit eiförmig. Nur ein einziges Mal habe ich in dem 
reichhaltigen Material des Berliner Bot. Museums ein Exemplar gefunden, 
dessen unterste Fiederblättchen etwas geteilt sind (Mexiko: PRINGLE n. 6784). 
Dagegen sind an der Pflanze des Rumparus die unteren Blättchen des zwei- 
bis vierfach gefiederten Blattes durchweg in zwei bis drei Segmente zer- 
teilt (bina autem inferiora foliola adpendicem quasi gerunt ex Rumph.). 
Ferner sind bei letzterer die Blütenköpfchen kleiner als bei bedens pilosus 
L. Vor allem liegt aber der Artunterschied in den Achänien. Diejenigen 
des Bidens pilosus L. sind verhältnismäßig kurz, 5—8,5 mm lang; sie 
überragen mithin die Spreublättchen nur um ein geringes; nach oben tritt 
keine Zuspitzung ein; auch sind die inneren ziemlich zusammengedrückt. 
Die Zahl der Grannen, welche an der reifen Frucht stark divergieren, be- 
trägt gewöhnlich zwei oder drei. Am Rande des Köpfchens gelangen bis- 
weilen drei bis sechs zur Ausbildung, welche ebenfalls spreizen. Dagegen 
sind die Achänien an der molukkischen Pflanze bedeutend länger, 8—20 mm; 
sie sind sämtlich ziemlich vierkantig, nach der Spitze etwas verschmälert 
und mit drei bis fünf, in der Regel vier häufig fast aufrechten Grannen 
versehen. 

Linné führt die Pflanze des Rumpaius in Syst. Nat. 12. ed. II (1767) 
S. 534 auf, und zwar als bedens pilosus 3. Agrimonia molucca Rumph. 
Simillima, sed foliola distincta et semper 4-aristata. Die von ihm in Man- 
tissa II (1771) S. 281 zum ersten Male als Bidens pilosus 8. chinensis L. 
bezeichnete, aus Ostindien stammende Pflanze, welche im Garten zu Upsala 
kultiviert wurde, scheint aber von der soeben behandelten verschieden 
zu sein; denn die Beschreibung der Randblüten weist auf Didens pilo- 
sus L. var. dubius (Cass.) hin‘), 

4) Linné berichtet, daß die Randblüten hermaphroditisch und fruchtbar seien. Sie 


sollen im ersten Jahre der Aussaat den Diskusblüten ziemlich gleichgestaltet gewesen 
sein, sich aber im zweiten zu deutlichen Strahlblüten entwickelt haben. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 12 


178 0. E. Schulz. 


Das im Herbar Wizzpexow n. 15023 auf dem vierten Blatte befind- 
liche, als Didens chinensis Willd. bezeichnete Exemplar, welches von KLEIN 
am 29. Febr. 1796 bei Mgandamalej auf der Insel Zeylon gesammelt und 
von demselben mit einer eingehenden Beschreibung versehen worden ist, 
stimmt mit der Pflanze des Rumpuius gut überein. Letztere ist demnach 
Bidens chinensis (L.) Willd. zu nennen. Ich war überrascht, zu konsta- 
tieren, daß diese Art an vielen Standorten der alten Welt vorkommt. 
Interessant ist es, daß schon Pruxener Bidens chinensis in seiner Phyto- 
graphia, welche 1691 erschienen ist, auf der Tafel XXII. Fig. 4 unter der 
Bezeichnung Chrysanthemum chinense usw. sehr kenntlich abbildet. 


4. Bidens chinensis (L.) Willd. Herba annua, 0,30—1,50 m alt. Caulis 
tetragonus, striatus, glaber, sed ad nodos pilosulus, nitens, olivaceo-bruneus, 
ramis erecto-patentibus ramosissimus. Folia petiolis 4,5—2,5 cm longis 
pilosulis, 2—4-juga: foliolum terminale oblongo-ovatum, ad apicem acumi- 
natum, ad basin cuneatim angustatum, in medio serratum, 3—5,5 ; 1,5— 
2 cm, foliola laterialia proxima ovata, breviter decurrentia, sequentia ma- 
jora, breviter petiolulata, inferiora manifeste petiolulata, rursus foliolis 
lateralibus ovatis sessilibus uni- vel subbijuga, membranacea, utrinque 
disperse pilosa, ciliata, supra scabrida; folia superiora saepe alterna. Pe- 
dunculi breviusculi, 1—7 cm longi. Capitula sub anthesi minuta, 4—6 mm 
longa, 20—30-flora, subradiata. Involucrum ca. 8-phyllum, basi glandu- 
loso-pilosum: squamae lineares, obtusiusculae, plerumque 3—6 mm longae, 
utrinque hirsutae, trinerves. Paleae exteriores late ellipticae, 4—5 mm lon- 
gae, apice obtusae sed apiculo producto puberulo, dense longitudinaliter stria- 
tae, extrinsecus breviter pilosae, violaceo-brunneae, margine = late hyalinae, 
interiores 4,5—5,5 mm longae, anguste oblongae, acutiusculae. Flores 
radiales pauci, plerumque 3, steriles, 4 mm longi: ovarium 0,75 mm lon- 
gum, lineare, glabrum, apice truncatum; stylus nullus; ligula oblongo- 
elliptica, apice tricrenata, ad basin in stipitem 1 mm longum pilosum con- 
tracta, albida, nervis 5 obscuris percursa, extrinsecus ad neryos pilosa. 
Flores disci 4,5 mm longi, fertiles. Ovarium lineare, tetragonum, 
0,75 mm longum, subglabrum, apice aristis 4 lateralibus 2,5 mm longis 
mediis paulo brevioribus munitum. Corollula tubulosa, inferne attenuata, 
dentibus brevibus pilosulis, flava. Antherae 1 mm longae. Stylus 4,5 mm 
longus, ramis 4,5 mm longis. Achenia 0,8—2 cm (aristis exceptis) longa, 
0,75—1 mm crassa, linearia, subattenuata, erecta vel subrecurvata, paleas 
manifeste superantia, compresso-tetragona, superne pilis erecto-patentibus 
+ pilosa, praecipue exteriora, griseo-nigrescentia, longitudinaliter 8-sulcata, 
minutissime tuberculata, plerumque 4-, raro 3- vel 5-aristata, aristis erecto- 
patentibus, lateralibus 2,5—3,5, mediis 2—2,5 mm longis. Embryo linearis, 
rubello-bruneus; radicula paulo brevior quam cotyledones. 

Bidens chinensis Willd.! Spec. Plant. III. 3 (1804) p. 1719 (quoad syno- 


dot ET 


Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 179 


nyma et hb. n. 15023 fol. 4); Moon Catal. Ceyl. p. 57; Wallich! Catal. 
p. 410 n. 3189/299 a, d,e,f; G. Don in Sweet Hort. Brit. 3. ed. p. 3601). 

Bidens pilosus L. var. 6. L. Syst. Nat. 12, ed. II (1767) p. 534; Murray 
Syst. Veget. 13. ed. p. 610. 

Bidens pilosus L. var. 8. chinensis L. Mant. II (1771) p. 281 ?, Reichard 
Syst. Plant. III. p. 705; Lam. Encycl. I. p. 443. 

Bidens bipinnatus Roxb. Flor. Ind. III (1832) p. 411; Benth. Flor. 
Austral. II. p. 543, saltem pro parte. 

Bidens Wallichii DC.! Prodr. V (1836) p. 598; Hassk. Catal. Plant. 
Bogor. p. 100. 

Bidens Wallichi DC. var. bimensis Miq. Flor. Nederl. II (1856) p. 78. 

Bidens peduncularis Miq. 1. c., non Gaudich. 

Bidens pilosus Benth. Flor. Hongk. (1861) p. 183; Thwaites Enum. 
Plant. Zeyl. p. 165; Oliver et Hiern! in Oliv. Flor. Trop. Afr. II. p. 392; 
O. Hoffmann! in Engl. Pflanzenw. Ost-Afr. C. p. 445; Trimen Flor. Ceyl. II. 
p. 40; Diels! Flor. Central Chin. p. 616 — pro parte. 

Bidens pilosus L. var. bipinnatus J. D. Hook.! Flor. Brit. Ind. IH 
(1882) p. 309 (excl. syn. Linn.); Schumann et Hollrung! Flor. Kais.-Wilh.- 
Land p. 137; Schum. et Lauterbach! Flor. Deutsch. Schutzgeb. Süds. p. 601. 

Bidens pilosus L. 8. discodeus C. H. Schultz f. 4 subbiternatus O. Kuntze 
Revis. Gen. Plant. I (1891) p. 322 (quoad pl. Birm.). 

Chrysanthemum chinense folus plurifariam divisis halicacabi pere- 
grunt aemulis Pluk. Phytogr. (1691) tab. 22, fig. 4 et Almag. p. 100 
(excl. syn.). . 

Agrimonia molucca Rumph. Herb. Amboin. VI (1750) p. 38 tab. 45 
fig. 2. 

Harruga Jav. ex Hasskarl; Ceylon-tea vel Wal-te-kola Ceyl. 
ex Moon et Thwaites. 

Hab. in Japonia: Savatier n. 621, prope Jedo in hortis: HıLGENDORF, 
prope Jokohama: Maximowicz, Naumann, SCHOTTMÜLLER n. 219, Wicaura 
n. 929, prov. Schimane: U. Faurıe n. 1917, prope Nagasaki: R. OupHam 
n. 441; Mandschuria in Tsien Mts.: Faser; Corea in arenosis humidis 
vulgaris m. Jul. fl. et fr.: U. Faurre n. 416, in agris Coreae mediae m. 
Sept. fl. et fr.: idem n. 418; China in prov. Schantung prope Tsingtau: 
SCHINDLER n. 210a, 247, prov. Schensi sept.: GıraLvı n. 273, merid.: idem 
n. 2899, prov. Hupeh: Henry n. 388, Nan ch’uan: v. Rosraorn n. 1599, 
prope Shanghai: E. Fager, ins. Hainan: Henry n. 8269; Formosa: R. OLn- 
HAM n. 258; Ins. Philippinenses: Cumine n. 593, 594, Luzon: A. Loner 
n. 3626, Mindoro ad Puerta Galera: Eimer D. MerıLı n. 3335, Palawan m. 


4) Bidens chinensis Blume Bijdr. Flor. Nederl. Ind. 45. Stuck (1826) S. 913 scheint 
B. pilosus L. var. albus (L.) O. E. Schulz zu sein; dagegen gehören B. sundaicus Blume 
L c. und var. minor 1. c. S. 944 wahrscheinlich zu B. pilosus L. var. dubius (Cass.) 
0. E. Schulz. 


12* 


180 0. E. Schulz. 


Jan. fl. et fr.: J. Bermesos n. 345; Amboina: ex Rumpaius, Novo-Guinea 
in Kaiser-Wilhelmsland ad Finschhafen m. Apr. fl. et fr.: M. Horrrung n. 40, 
860, ins. Tami in campis: G. Bamzer n. 49; Timor: Gomes DA Sizva n. 198; 
Java: ZOLLINGER n. 2284; Siam prope Bangkok m. Jan. fl. et fr.: Scnorr- 
MULLER n. 445; Tenasserim ad Tavoy, Pegu prope Prome: Wallich Cat. 
3189/299 a, d, e, f; Geylon prope Mgandamalej m. Febr. fl. et fr.: KLEIN, 
prope Kaltura: ex Moon; Peninsula Indiae orientalis: Wıcar n.1451,1606. 

Bourbon: Boivin n. 1155; Madagascar: R. Baron. — Abyssinia 
ad stationem Habab in fruticetis 1560 m alt. m. Sept. fl. et fr.: Hizpe- 
BRANDT n. 415, in saxosis montium et vallium prope Adoam et prope 
Gaha-Meda ad Dschadscha 310—2190 m alt. m. Sept. et Oct. fl. et fr.: 
ScHIMPER n. 234, 305, 321, 337, prope Scholloda: idem n. 285; Africa 
orientalis prope Daressalam in ruderatis m. Sept. fl. et fr.: STUHLMANN 
n, 8529, Usambara ad stationem Amboni 50 m alt. m. Jun. fl. et fr.: 
C. Horst n. 2908, ad Takaungu in fruticetis densis 25 m alt. m. Sept. fl. et 
fr.: F. Tuomas n. II. 49, ad Kilimandscharo prope Moschi m. Apr. fl. et fr.: 
Merker n. 873; Africa centralis in distr. Bongo prope Gurfala in fruti- 
cetis silvaticis m. Apr. fl. et fr.: G. Scaweinrurru n. 2240, in distr. Karagwe 
ad Kafuro 1350 m alt. m. Mart. fl. et fr.: SrtunLmann n. 1855, Njassaland: 
J. Buchanan n. 914, ibidem inter Kondowe et Karonga 625—1875 m alt. 
m. Jul. fl. et fr.: A. Wayre cum JB. pil.; Africa australis in Transvaal, 
distr. Lydenburg in fruticetis ad dejectum aquae m. Febr. fl. et fr.: F. Wırns 
n. 843, ibidem in hortis: n. 845 cum B. pel., prope Mailas Kopje in fruti- 
cetis 800 m alt. m. Mart. fl.: R. Scutecurer n. 4568, Pondoland: F. Baca- 
MANN n. 1586, 1587; Africa austro-occid. Deutsch-Südwestafrika prope 
Otjimbingue: ILse Fıscaer n. 4, prope Windhuk: Former n. 9, prope Oka- 
handja inter frutices 1200 m alt. m. Maj. fl. et fr.: R. Martora n. 1373, 
ibidem in graminosis m. Mart. fl. et fr.: Dinter n. II. 18, Amboland m. 
Jan. fl. et fr.: H. Scuinz n. 717, Rautanen n. 75; Africa occid. Angola 
prope San Salvador in ruderatis m. Jan. fl.: R. Bürrner n. 106; Lunda ad 
flumen Lulua m. Maj. fl.: Poger n. 235, 239, ad Mukenge Campine m. 
Mart. fl. et fr.: idem n. 1296 cum JB. pil. var. dubio, Guinea gallica ad 
Campine Chinchoua m. Maj. fl. et fr.: H. Soyaux n. 35, Cabo Verde in S. 
Nicolai insula ubique frequens post pluvia: Cart BoLLE. 

Var. 8. abyssinieus (Schultz Bip.) O. E. Schulz. Caulis, folia, pedun- 
culi, involucri squamae pilis articulatis crispis griseis = dense obtecta. 

Bidens abyssinicus C. H. Schultz Bip.! in Walp. Repert. VI (1846—47) 
p. 167. 

Bidens abyssinicus C. H. Schultz Bip. var. quadriaristatus Hochst. in 
Schweinfurth Beitr. Flor. Athiop. I (1867) p. 142 n. 729. 

Bidens pilosus Oliver et Hiern! in Oliv. Flor. Trop. Afr. II (1877) 
p. 392, pro parte — non Linn. 

Bidens quadrisetus Hochst. in Oliv. 1. c. p. 393. 


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Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 181 


Bidens abyssinicus Schultz Bip. var. #ncsifolius Hochst. in Oliv. 1. c., 
nomen nudum. 

Zellim-Tannag et Hance-Kelbo Abyss. ex Schimper et Schwein- 
furth.1) 

Hab. in Abyssinia: Petit, prope Gägeros 1250 m alt.: ScHIMPER 
n. 105 cum planta typ., 196, prope Scholloda: idem n. 288, prope Dje- 
ladjeranne ubique: idem 3. sect. n. 1427, prov. Tigre: Sraupr n. 290, prope 
Humpata in graminosis m. Maj. fr.: Bertaa Fritzscne n. 93; Usambara in 
cultis frequens m. Oct. fl. et fr.: C. Horst n. 45 cum .bid. pil. var. albo. 


Form. simplicifolius O. E. Schulz. Planta exigua, ca. 0,20 m alta. 
Folia simplicia, ovata, 3: 1,5 cm. | 

Hab. in China in prov. Hupeh: Henry n. 388 cum planta reits 

2. In Südamerika kommt eine Dridens-Art vor, welche Bidens chinensis 
in mancher Hinsicht ähnlich ist. Sie unterscheidet sich von ihm durch die 
nachstehenden Charaktere: 


Bidens subalternans DC. Planta altior, usque 2 m longa. Caulis pal- 
lide viridis, longitudinaliter rubro-striatus; rami superiores saepe alter- 
nantes. Folia inferiora simplicia, oblongo-ovata, basi obtusiuscula vel in 
petiolum breviter decurrentia, apice acuta, margine crenato-serrata, 5—9 cm 
longa; media et superiora pinnatifida, 4—3-juga: foliolum terminale lan- 
ceolatum, longe acuminatum, foliola lateralia proxima simplicia, = decur- 
rentia, saepe subalternantia, ima + pinnatisecta. Achenia minora, 0,8— 
4,1 cm longa, plerumque glabra, 4-, rarius 3-aristata, aristis suberectis, 
brevibus, 1,5—2,5 mm longis. 

Bidens subaliernans DC. Prodr. V (1836) p. 600. 

Bidens dichotomus DC. 1. c. p. 597, non Desf. 

Bidens quadrangularis DC. 1. c. p. 600. 

Bidens pilosus Baker in Mart. Flor. Bras. VI. 3 (1884) p. 244, pro 
parte — non Linn. 

Amor seco Argent. ex Schickendantx. 

Hab. in Brasilia: Commerson et Lunp ex DC., Ackermann, circa Rio 
de Janeiro: Ponson ex DC., prope Bahia: Luorzxy, ibidem in cultis: SaLz- 
MANN ex DC., prov. Mattogrosso prope Fazenda Perrot ad Cuyabä de larga 
m. Apr. fl. et fr.: R. Pinger n. 505; Paraguay prope San Bernhardino in 


4) Wie bekannt, verdanken die Bidens-Arten ihre Verbreitung den leicht abfallen- 
den Achänien, welche sich mittelst der mit Widerhäkchen versehenen Aristae an vor- 
beistreifenden Menschen und Tieren befestigen. Dadurch werden sie lästige Unkräuter. 
Recht anschaulich schildert Scumper das Auftreten von Bidens chinensis in Abyssinien: 
Die Pflanze ist vom Oktober bis Januar eine Landplage für den Wanderer, weil sich 
die Früchte massenhaft in seine Kleidung einbohren. Der Mensch wird hierdurch in 
einen bestachelten Igel verwandelt und gleichsam durch Nadelstiche geplagt. Die Pflanze 
verdirbt den Reisenden die schönsten Ruheplätze im Baumschatten, weil sie dort am 
haufigsten wächst. 


182 | O. E. Schulz. 


arvis m. Dec. fl. et fr.: E. Hassrer n. 3623; Uruguay ad Concepcion m. 
Apr. fr.: G. Nıeperein n. 95; Argentina prope Buenos Aires ad Almagro- 
Flores m. Apr. fl. et fr.: GC. Berrrreunp et IsoLına Köster n. 464, prope 
Cordoba frequens m. Nov. fl. et fr.: C. GALANDER, P. G. Lorentz n. 219, 650, 
prov. de Catamarca ad Fuerte de Andalgalä m. Maj. et Dec. fl. et fr.: 
F. Scnickenpantz n. 427 (cum DB. pil. var. alb. mixt.), 138, 158. 

Bidens dichotomus, welcher von Desronrainrs in Tabl. de l'Ecole de 
Botanique du Mus. D’Hist. Nat. 4. ed. (1804) S. 108 als nomen nudum auf- 
geführt wird, erhielt durch Persoon Syn. Plant. II (1807) S. 393 und 
Porrer Encycl. Suppl. I (1810) S. 630 eine kurze Beschreibung. Diese 
Pflanze scheint aber nicht zur Gattung Bidens zu gehören; sie wird auch 
von DESFONTAINES selbst in Catal. Plant. Hort. Reg. Paris. 3. ed. (1829) S. 185 
als ein Synonym zu Dlainvillea rhomboidea Cass. gesetzt. Hingegen ist 
B. dichotomus DC. a. a. O., wie sich aus der Diagnose ergibt, ein echter 
Bidens, der wohl sicher zu der oben beschriebenen Art zu stellen ist. 


3. Denselben Verbreitungsbezirk wie Bidens subalternans DC. besitzt 
eine Bidens-Art, welche ich mit Sprencets bisher wenig bekanntem Bidens 
megapotamicus identifiziere. Er weicht nur durch andere Blattbildung von 
B. subalternans ab und bildet mit ihm eine Gesamtart. 


Bidens megapotamicus Spreng. Folia bipinnatifida: segmentum ter- 
minale anguste oblongum vel lineare, longe acuminatum, lobi jugorum 
lateralium angustissima, sub- vel integra. 

Bidens megapotamicus Spreng. Syst. Veget. III (1826) p. 454; DC. 
Prodr. V. p. 604. 

Bidens bipinnatus Griseb. Symb. Flor. Argent. (1879) p. 198 n. 4199; 
Baker in Mart. Flor. Bras. VI. 3 p. 244, pro parte — non Linn. 

Bidens pilosus Baker! |. c., pro parte — non Linn. 

Bidens pilosus L. var. bipinnatus O. Kuntze! Revis. Gen. Plant. I 
(1891) p. 322. 


Amor seco, Las frutas saetilla Argent. ex Galander et Schicken- 
dantz. 

Hab. in Brasilia: Seırow n. 607, prov. Goyaz: Garpner n. 3851, 
prov. Rio Grande do Sul: SerLow ex Spreng.; Argentina prope Buenos 
Aires: SCHNYDER n. 922, ibidem ad Almagro-Flores: C. BETTFREUND et J. KOsTER 
n. 460, prope Cordoba m. Mart. fl. et fr.: C. GALAnDER, O. Kuntze (capitulis 
monstr.), ibidem in Sierra chica ad Colanchanga m. Febr. fl. et fr.: G. Hırro- 
NYMUS, prov. de Catamarca ad Yacutula m. Mart. et Dec. fl. et fr.: F. ScHICKEN- 
DANTZ n. 16, 57, in valle de las Granadillas m. Febr. fl. et fr.: P. G. Lorentz 
n. 562, ad Chacrarita de los Padres m. Nov. fl. et fr.: G. Hırronymus et 
P. G. Lorentz cum DB. subalternanti. | 


4. Die zuletzt behandelte Pflanze ist wegen der Differenzierung der 
Blätter von den meisten Autoren für Bidens bipinnatus L. ausgegeben 


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Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 183 


worden, von dem sie sich aber ohne weiteres durch die kurzen, aufrechten 
Aristae und die langen, schmalen Blattzipfel unterscheidet. 

Bidens bipinnatus L. ist eine echt nordamerikanische Art, welche in 
den Vereinigten Staaten von Rhode Island bis Arizona, Texas und Florida 
verbreitet ist. Merkwiirdigerweise ist sie im Florengebiet der Antillen bis- 
her noch nicht gesammelt worden. Hier wird sie durch eine verwandte 
Art, Bidens cynapüfolius H. B. Kth., ersetzt, welche durch weniger zer- 
teilte Blätter mit breiteren, eng gesägten Blättchen, durch zurückgekrümmte 
Achänien, von denen die äußeren meist dicht behaart sind, und durch eine 
größere Anzahl von Aristae von ihr abweicht. Infolge des regen Verkehrs, 
den die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit anderen Ländern unter- 
halten, ist Bidens bipinnatus weithin verschleppt worden. — Es mögen 
an dieser Stelle nur die hauptsächlichsten Synonyme und die geographische 
Verbreitung der Pflanze nach dem Material des Königl. Bot. Museums zu 
Berlin-Dahlem folgen: 

Bidens bipinnatus L. 

L. Spec. Plant. 1. ed. II (1753) p. 832; Lam. Encycl. I. p. 444; Michx. 
Flor. Bor. Amer. II. p. 135; Willd.! Spec. Plant. III. 3. p. 1721; Pursh Flor. 
Amer. Sept. II. p. 566; Elliott Sketch IL p. 432; DC. Prodr. V. p. 603; 
Torrey and Gray Fl. North Amer. II. p. 354; Oliver et Hiern! in Oliv. 
Flor. Trop. Afr. III. p. 393; Asa Gray Synopt. Fl. North Amer. I, 2 p. 297; 
Wiegand in Small Flor. Southeast. Unit. Stat. p. 1280. 

Bidens decompositus Wall! Catal. (1828) p. 110 n. 3188/298; DC. 
Prodr. V. p. 602; Thwait. Enum. Plant. Zeyl. p. 165. 

Bidens Kotschyi Schultz Bip.! in Walp. Repert. VI (1846-47) p. 1681). 

Kerneria bipinnata Godr. et Gren.! Flor. Franc. II (1850) p. 169; 
Reichenb. fil. Deutschl. Flor. XVI. p. 26 tab. 942 II, fig. 16—19. 

Bidens pilosus L. var. 3. decompositus Hook. fil. Flor. Brit. Ind. III 
(1882) p. 340. 

Bidens pilosus L. B. discodeus Schultz Bip. form. 5. bipinnatus (excl. 
Portor. et Venez.) et form. 6. decompositus (excl. Trinid.) ©. Kuntze Revis. 
Gen. Plant. I (1894) p. 322. 

Bidens prlosus L. var. 8. bipinnatus Trimen Flor. Ceyl. II (1895) p. 44. 

Chrysanthemum aquaticum foliis multifidis cicutae nonnihil simili- 
bus virginianum Herm. Hort. Lugd. Bat. Catal. (1687) p. 146. 

Chrysanthemum cannabinum bidens virginianum cicutariae folis 
floseulis conniventibus Moris. Plant. Oxon. III (1699) p. 17 sect. 6, tab. 7, 
fig. 23. 

Chysanthemum americanum Cordis Indi folio Herm. Parad. Batav. 
(1705) p. 123, tab. 123 (excl. syn. Pluk. et patr. Corass. et Bras.). 


4) Bidens paleaceus Vis. Nuovi Saggi della Accadem. Scienz. fis. Padova V. S. 266 
et L’Orto bot. Padova S.135,n.v.; Walp. Repert. II (1843) S. 618, VI. S. 168, dessen Heimat 
Nubien ist, gehört nach der Beschreibung in den Formenkreis von Bidens pilosus L. 


184 O. E. Schulz. 


Hab. in Americae septentr. civitatibus New York, Pennsylvania, 
Ohio, Kentucky, Illinois, Missouri, Colorado, Texas, Georgia, Florida. : 


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Fig. A—F' Bidens pilosus Linn. À Hüllblatt, B äußere, C innere Spreuschuppe, 
D Scheibenblüte (sämtlich 6mal vergr.), Æ Randfrucht, F innere Frucht (beide 3mal 
vergr.). — G Bidens pilosus Linn. var. albus (Linn.) O.E. Schulz, sterile Strahlblüte. 
— H Bidens pilosus Linn. var. dubius (Cass.) O. E. Schulz, Randblüte (6mal vergr.). 
— J—M Bidens chinensis (Linn.) Willd. J Hüllblatt (6mal vergr.), À Achänium (3 mal 
vergr.), L Querschnitt durch dasselbe (10 mal vergr.), M Embryo (3mal vergr.). — 
N—O Bidens tener 0. E. Schulz. N Hüllblatt (6mal vergr.), O Achänium (3 mal vergr.). 
— P—T Bidens Engleri 0. E. Schulz. P Habitusbild, Q Hüllblatt, R Blüte, S Frucht- 
stand, 7’ Querschnitt durch ein Achänium. 


FE im rt died M the A TE FF 


Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 185 


America merid. in Brasilia, prov. Minas Geraës: A. F. REGNELL 
n. III. 778. 

Europa in Tirolia austr. ad Bozen, Vigo de Fassa, Trento, Monfelice, 
Rovereto, Mori, Mte. Baldo; Italia bor. ad Verona, Desenzano, Brescia; 
Gallia austr. prope Montpellier, in distr. Bouches-du-Rhöne, ad Martigues. 

Africa occid. in Kamerun ad stationem Jaunde in ruderatis: ZENKER 
n. 337, Südkamerun in distr. Fan in campis ad Bebad et Nuabet: G. Tess- 
MANN n. 39, 687, distr. Kong. ad Malange m. Oct. fl: Pocce n. 283; Africa 
austr.in Natal ad Umzunjatiriver: M. Woopn. 4731; Africa orient. Comoren: 
SCHMIDT n. 316, insula Airgasilia prope Kitanda: Kersten n. 124, Mada- 
gascar septentr. in montibus Amber dictis prope Amböhitsi in graminosis: 
HıLDEBRANDT n. 3380a, Socotra: Bayrey Batrour n. 715, prope Tamarida: 
SCHWEINFURTH D. 296, Nubia ad stagna pluvialia in radice orientali montis 
Arasch-Cool m. Sept. fl. et fr.: Korscay n. 79, ad. flum. Bahr-el-Abiad 
prope El-Hadsa: Prunn n. 316. 

Asia in Nepalia: Watuicu n. 3488/298a, Himalaya bor.-oceid. in re- 
gione subtropica: Tuomson, Ceylon in distr. Batticaloa haud frequens: 
ex Tuwaıtes, China prope Peking: BRETSCHNEIDER n. 387, prov. Szetschuan 
septent. in valle fluminis Poiho: G. N. Poranin, Corea media m. Sept. fl. 
et fr.: U. Faure n. 768. 

5. Der auf den westindischen Inseln und im nördlichen Südamerika 
vorkommende Brdens cynapüfolius H. B. Kth. ist dadurch ausgezeichnet, 
daß sich, wie schon oben erwähnt, am Rande des Diskus einige Achänien 
entwickeln, welche sich wesentlich von den inneren unterscheiden. Sie 
sind kürzer als die übrigen, dicht behaart und mit 4 bis 6 ungleichlangen 
Grannen besetzt. Eigentümlicherweise findet sich auch in Ostindien eine 
entsprechende Art. Sie zeichnet sich aber auf den ersten Blick durch 
längere Achänien und Aristae aus, ferner auch durch die Blättchen, welche 
nur wenige Sägezähne besitzen. Die Diagnose lautet: 

Bidens lasiocarpus O. E. Schulz (n. sp.). Herba annua, 0,15—0,30 m 
alta. Caulis quadrangulus, subglaber, ramosus. Folia petiolis 2—1,5 cm 
longis pilosulis, pinnata, 1—2-juga: foliolum terminale obovatum, apice 
acutum, mucronatum, utrinque 1—2-serratum, ad basin integrum, 1,5—2 : 
1,2—1 cm, foliola lateralia minora, ovata, sessilia vel decurrentia, pauci- 
serrata; membranacea, glabriuscula. Capitula sub anthesi 5 mm longa, 
subradiata. Involucri squamae lineares, 4,5 mm longae, ciliatae. Paleae 
5 mm longae. Flores radiales pauci, paleas parum superantes, steriles. 
Achenia longissima, 1,8—2,4 cm longa (aristis exceptis), 0,75 mm crassa, 
linearia, subattenuata, erecta, compresso-tetragona, paleas manifeste supe- 
rantia, nigrescentia, pilis erecto-patentibus disperse pilosa, aristis 3—4 erecto- 
patentibus 3,5—4,5 mm longis munita, exteriora nonnulla breviora, 1,5 cm 
longa, subrecurvata, dense hirta, aristis 5 inaequilongis praedita. 

Hab. in India orientali, distr. Scinde: Stocks n. 608. 


186 O. E. Schulz. 


6. SchlieBlich sind noch zwei andere korrespondierende Arten er- 
wähnenswert. Beide sind zarte Pflanzen mit zumeist ganzen Blättern und 
wenigblütigen Köpfchen. Die eine wächst in Zentral-Amerika, die andere 
in Zentral-Afrika. 


a. Bidens tener O. E. Schulz (n. sp.) Herba annua, tenera, 0,10— 
0,30 m alta. Caulis tetragonus, tenuis, 0,75—1 mm diam., subglaber, 
simplex vel parce ramosus. Folia petiolis 1—2 cm longis, simplicia, ovata, 
ad apicem acuminata, basi rotundata vel truncata, sed in petiolum pro- 
ducta, utrinque argute serrata, 3—5,5 : 1,7—3 cm (rarius inferiora trifolio- 
lata: foliolum terminale foliis simplicibus aequale, foliola lateralia multo minora, 
ovata, acuta, 1,3: À cm, sessilia) valde membranacea, ciliata, supra hic 
illic pilosa. Capitula inconspicua, 3,5—4 mm longa, pauciflora, discoidea. 
Involucrum 4-phyllum: squamae lineares, ad apicem subdilatatae, obtusius- 
culae, sed apiculatae, ad basin breviter ciliatae, 4 mm longae. Paleae ex- 
teriores lanceolatae, acutiusculae, 4 mm longae, margine anguste hyalinae, 
interiores angustiores. Flores disci 6—8, viridulo-flavi, 3,25 mm _ longi: 
corollula 2,5 mm longa, tubulosa, ad basin attenuata; ovarium 3-aristatum. 
Achenia 1,2—1,5 cm longa (aristis exceptis), 0,75 mm lata, linearia, recta 
vel vix recurvata, multo longiora quam paleae, compresso-tetragona, longi- 
tudinaliter 8-sulcata, glabra, nigrescentia, aristis plerumque tribus 2,5— 
3 mm longis. 

Hab. in Costarica in sylvis prope Boruca m. Nov. fl. et fr.: H. Pirrier 
n. 4528; Colombia ad Santa Marta 150 m alt. m. Nov. fl. et fr.: H. H. 
SMITH n. 512. 


b. Bidens Engleri O. E. Schulz (n. sp.) Differt a specie praecedente: 
Caulis crassior, 1,5—2 mm diam., a basi ramosus. Folia petiolis 1,5— 
3,5 cm longis, simplicia vel ternata: foliolum terminale maximum. Achenia 
ares 4 mm lata, recta, aristis 2—4 munita. 

Hab. in Africa centrali, distr. Djur prope Seriba Ghattas in sylva 
Genena dicta m. Nov. fl. et fr. GEORG SCHWEINFURTH n. 259h sub nomine 
B. pilosus L. var. pauciflorus, ad flumen Schari m. Oct. fl. et fr.: Ave. 
CHEVALIER n. 2816. 

Zur Orientierung über die mit Didens pilosus L. verwandten Arten, 
welche ich besonders studiert habe, möchte ich am Ende dieser Arbeit eine 
Übersicht geben: 


Conspectus specierum. 


A. Aristae erecto-patentes, divaricatae, refractae. 
I. Capitula 45—35-flora. Folia media pinnata, rarissime 
simplicia. 
a. Folia simpliciter pinnata: foliola lata. 
4. Achenia paleas parum superantia . . . . . . B. pilosus L 
2. Achenia evidenter longiora quam paleae. . . . B.domingensis O. E. Schulz 


Bidens chinensis (L.) Willd. und verwandte Arten. 187 


b, Folia bipinnata. 
4. Achenia recta, omnia glabra vel disperse pilosa. 
a. Foliola ovata, multiserrata, tantum inferiora 
pinnatisecta . 


b. Foliola angusta, A serratn, omnia ai 
secta. 


1. Pedunculi breviusculi, 2—5 cm longi . . 
2. Pedunculi elongati, 6—9 cm longi . . 
2. Achenia exteriora = recurvata et plerumque 
insigniter dense hirta. 
a. Achenia interiora 1,8—2,4 cm DT Foliola 
pauciserrata . 
b. Achenia interiora Merion 0 ee 7 cm Fo 
Foliola multiserrata. 
1. Aristae divaricatae . . 
2. Aristae nonnullae refractae we 
II. Capitula 6—42-flora. Folia media saepe simplicia. 


-a. Achenia 0,75 mm lata. Folia fere cuncta simplicia . 
. B. Englert 0. E. Schulz 


b. Achenia 4 mm lata. Folia interdum ternata . . 
B. Aristae erectae. 
I. Folia simpliciter pinnata, 1—2-juga: foliolum termi- 
nale ovatum, foliola ima saepe trisecta 
II. Folia bipinnatifida : foliola oblonga vel linearia 


. B. chinensis (L.) Willd. 


. B. bipinnatus L. 
. B. Bigelovii A. Gray 


. B. lasiocarpus O. E. Schulz 


. B. cynapufolius H.B.K. 
. B. riparius H.B.K. 


B. tener O. E. Schulz 


. B. subalternans DC. 
. B. megapotamicus Spr. 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 
Beiträge zur Kenntnis der Flora und Pflanzengeographie von Borneo. IV. 


Von 


Hubert Winkler. 


Vergl. Bot. Jahrb. XLIV. S. 497—571; XLVIII. S. 87—118; XLIX. S. 349—380. 


Mit Taf. II u. IV. 


Wo der Botaniker die größte Insel des malayischen Archipels, eine der 
größten überhaupt, auch betritt, findet er noch eine Menge dankbarer Auf- 
gaben. Erst 1896 ist Borneo zum erstenmal von Nieuwenauis durchquert 
worden. Aber selbst die küstennäheren Strahlen des Gebirgssterns der 
Insel, die nicht so schwierig zu erreichen sind, haben eine botanische 
Durchforschung zum größten Teil noch nicht erfahren, obgleich ich schon, 
ohne wohl Vollständigkeit erreicht zu haben, 18 Namen botanischer Reisen- 
den zähle, deren Forschungsgebiet meist auf den kleineren nördlichen, bri- 
tischen Teil fällt. Eine anschauliche Schilderung!) der Vegetation von Sara- 
wak hat uns vor einigen Jahren Beccarı beschert, nachdem seit seinem 
dreijährigen Aufenthalt (1865—68) vierzig Jahre vergangen waren. Einen 
Teil seiner systematischen und biologischen Forschungen hat er in den 
»Mllustraz. d. nuove Piante Bornensi« 2) »Malesia«®) niedergelegt. Den höch- 
sten Berg, den im Norden der Insel gelegenen, 4175 m hohen Kinabalu, 
haben außer Beccarı die Engländer Low, WITEHEAD, Havıranp und Hose 
bestiegen, deren Ausbeute Starr bearbeitet und einer — soweit möglich — 
eingehenden pflanzengeographischen Betrachtung?) zugrunde gelegt hat. 

In Zusammenhang mit der schon erwähnten ersten Durchquerung 
von Borneo durch Nigvvennuis steht ein etwa zehnmonatlicher Aufenthalt 


4) O. Beccarı, Nelle Foreste di Borneo. Viaggi e ricerche di un naturalista. Fi- 
renze 4902. — Englisch unter dem Titel: Wanderings in the great Forests of Borneo. 
London 4904. 

2) O. Beccarı, Illustraz. d. nuove Piante Bornensi, 5 pti. Firenze 4869— 74. 

3) O. Beccarı, Malesia. 3 vol. Genova 1877, 1884, Firenze 4889. 

4) O. Starr, On the Flora of Mount Kinabalu in North Borneo (Transact. of Linn. 
Soc. 2. ser. IV, 1894). 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 189 


H. Hazzrers in Westborneo und am oberen Kapuas (Sept. 1893 bis Juni 1894), 
einem Gebiet, in dessen Nachbarschaft vorher (3. Juli 1874 bis 18. Jan. 1875) 
schon Teysmann einige Monate sich aufgehalten und gesammelt hatte. Die 
Ausbeute beider — die von Hauer allein beläuft sich auf mehr als 
3000 Nummern — ist erst vor kurzem in Buitenzorg für die Bearbeitung 
in Angriff genommen worden. HarLıer verdanken wir zwei Vegetations- 
skizzen!) dieses Gebietes. 

Der südöstliche Teil der Insel ist Anfang der 30er Jahre des vorigen 
Jahrhunderts von Korruats bereist worden. Seine Sammlung scheint nicht 
sehr umfangreich und ebenfalls zum Teil noch unbearbeitet zu sein. Die 
botanischen Sammlungen GraBowskıs sind durch ein Schiffsungliick leider 
fast ganz verloren gegangen. Dieser mehr zoologisch interessierte Reisende 
hat vom Südosten eine allgemeine pflanzenphysiognomische Schilderung ?) 
gegeben. Eine kurze Exkursion führte ScuLecater von Samarinda aus ins 
untere und mittlere Mahakkam-Gebiet; seine Ausbeute wird mit der meinigen 
zusammen bearbeitet. Der südöstliche Teil von Borneo war auch das Ziel 
meiner im Jahre 1908 unternommenen Reise, deren Verlauf ich im 
44. Bande von Englers Botan. Jahrbiichern bereits dargestellt habe. (Mit 
Karte). 

Beccaris Schilderungen aus dem Norden der Insel werden wohl viel- 
fach auch fiir ihre übrigen Teile zutreffen. Denn soweit man es übersehen 
kann, scheint sowohl die Zusammensetzung wie die Physiognomie der For- 
mationen in ganz Borneo recht große Gleichmäßigkeit aufzuweisen. Ein- 
förmig ist die Vegetation von Borneo deshalb aber durchaus nicht. Wenn 
Bock in seiner abenteuerlichen Reisebeschreibung sagt, daß ein Affe von 
der Nordspitze der Insel bis zur Südspitze gelangen könnte, ohne je den 
Boden zu berühren, so gibt das eine übertriebene Vorstellung von der Aus- 
dehnung des Waldes. Es herrscht eine große Mannigfaltigkeit von For- 
mationen. 

Die geologischen Verhältnisse des Landes sind kurz folgende. 
Borneo liegt nicht auf jener großen Bruchlinie, deren Verlauf durch die 
Vulkane Sumatras und Javas gekennzeichnet wird. Jüngere Eruptivgesteine 
treten daher nur an sehr vereinzelten Stellen und in geringem Umfange 
auf, am ausgedehntesten in der Osthälfte der kleinen Insel Pulu Laut an 
der Südostecke Borneos. Das gebirgige Skelett des mächtigen Inselkörpers, 
das sich vom Zentrum aus in fünf Zügen nach ihren Ecken erstreckt, be- 
steht aus krystallinischen Schiefern und älteren Eruptivgesteinen. Daran 
schließt sich gürtelartig ein tertiäres Hügelland, das an vielen Stellen Kohlen- 


4) H. Hatter, Über Paphiopedilum und die Hochgebirgsflora des Berges K’tamm 
in West-Borneo (Ann. du Jard. bot. de Buitenzorg XIV. 1, 4896). — Die botanische Er- 
forschung Mittel-Borneos (Naturwissenschaftl. Wochenschrift, 4896). 

2) Der Distrikt Dusson Timor in SO.-Borneo (Ausland, 1884). — Streifzüge durch 
die malayischen Distrikte SO.-Borneos (Globus, 1890). 


190 H. Winkler. 


lager führt. Dann folgt ein verhältnismäßig schmaler Saum diluvialen 
Landes, das Gold, Platina und Diamanten birgt. Die übrig bleibenden 
weiten, keilförmigen Strecken stellen alluviales Sumpfland dar, das von 
Riesenströmen durchzogen wird und in Südost-Borneo die Hälfte des ganzen 
Landes umfaßt. 


Eine sehr eigentümliche Erscheinung sind die sog. »Danaus«, kleinere, 
z. T. aber auch recht ansehnliche Landseen, die sich im Mittellauf der 
Flüsse in paralleler Richtung zu diesem erstrecken. Sie sind entstanden 
aus Versumpfung alter, allmählich abgeschnittner und ausgeschalteter Fluß- 
windungen. Ihre Uferausdehnung ist in den verschiednen Jahreszeiten 
außerordentlich schwankend. Wo man zur Regenzeit eine weite Wasser- 
fläche durchfahren muß, trifft man zur Trockenzeit nur ein schmales Rinnsal, 
eben die alte ausgeschaltete Flußschleife. 


Über die Ablaufperioden und die Amplitude der klimatischen Phäno- 
mene, die Borneo beherrschen, ist bisher wenig’ Genaues bekannt. Da das 
Auftreten einiger besonderer Pflanzengemeinschaften, wie noch gezeigt wer- 
den wird, nur von Bodenverhältnissen abhängig ist, so genügt es hier, sich 
daran zu erinnern, daß der allgemeine Charakter des Klimas von Borneo 
ein echt tropischer ist; d. h. hohe, vor allem aber relativ gleichmäßige 
Temperaturen im Verein mit hoher Luftfeuchtigkeit erzeugen eine die Ver- 
dunstungshöhe des Pflanzenwuchses stark herabmindernde Treibhausluft. 
Die Temperatur beginnt nach Grasowskı um 6 Uhr morgens mit + 22° C., 
steigt mittags auf 31—42°C., zeigt bei Sonnenuntergang 27°C. und fällt 
gegen 10 Uhr abends wieder auf 22°C. zurück. Bald nach dem höchsten 
Thermometerstande treten oft heftige Gewitter und Regengüsse und eine 
damit verbundene starke Temperaturerniedrigung ein. Des morgens sind 
Nebel häufig und der Taufall ist sehr stark. Die Gebirgsnebel reichen 
übrigens in Borneo weit tiefer herab als z. B. in Java. Das Maß der Nie- 
derschläge müssen wir als bedeutend bezeichnen, doch ist es längst nicht 
so hoch wie in manchen anderen Tropengebieten. Die Zahl der Regentage 
schwankt zwischen 400 und 200, die Niederschlagsmenge zwischen 2000 
und 3500 mm. Die eigentliche Regenperiode fällt zwischen Oktober und 
März, die Zeit des Westmonsuns. 


Primäre Formationen. 
Die Mangrove. 


Nähert man sich von Süden her der gewaltigen Mündung des Barito, 
so ist von Mangrove nicht viel zu entdecken; dem Barito fehlt Deltabildung. 
In ausgedehnten Beständen tritt sie auf der Ostseite der Insel auf, an den 
Ästuaren des Sungei Passir und des Mahakkam. Sie bietet das be- 
kannte, oft gezeichnete Bild. Hinter der Mangrove setzt Nipa fruticans 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 191 


Wurmb, ein!) Weit hinauf begleitet sie oft von der Küste aus im Bereich 
des Brackwassers als zusammenhängender Saum die Flußufer: ein immer 
gleiches, immer wiederkehrendes Bild. 

Eine eigenartige Mischung von Mangrovepflanzen mit Urwaldelementen 
fand ich entfernt von der Küste bei Kwaru, in einer morastigen Verbrei- 
terung des Sungei Passir, wo sich die Flutwelle des Meeres noch stark be- 
merkbar macht. Rheöxophora fehlt hier ganz. Den Hauptbestandteil der 
Vegetation machte Bruguiera gymnorhiza Lam. aus, daneben reichlich 
Heritiera littoralis L., sofort erkenntlich an der silberigen Unterseite ihrer 
Blätter. Durchsetzt war der Bestand von dem mehr strauchigen Aegiceras 
corniculatum (L.) Blanco. Am Rande auf dem schon festeren Boden waren 
Gruppen von Acanthus vheifolius L. und Acrostichum aureum L. verteilt. 
Hier in der stets feuchten Luft über dem Flußlauf traten aus dem Urwald 
reichlich Epiphyten auf die Mangrovebäume über, so daß die von ScHimPpEr 
behauptete Epiphytenarmut der Mangrove jedenfalls auf epiphytenwidrigen 
Eigenschaften der Mangrovebäume selbst nicht beruhen kann. In erster 
Linie sind es Farne, wie Taenitis, Vittaria, Cyclophorus, und Orchideen, 
z. B. Dendrobium aloifolium (Bl.) Rehb., D. bicornutum Schltr., Eria flori- 
bunda Lindl., E. velutina Lodd. Doch fand ich auch eine Melastomatacee, 
Pachycentria elliptica Bl. und selbst einen später noch zu erwähnenden 
Pandanus?). 


Die Ufervegetation. 


Naturgemäß bieten die Unterläufe der Riesenströme die Bedingungen 
für eine ganz andere Ufervegetation als die schmalen, tiefer eingeschnittnen 
binnenländischen Verzweigungen der Flußsysteme. In dem breiten Unter- 
lauf wälzen sich die Fluten träge durch das flache Alluvialland und neigen 
stark zur Inselbildung. Wenn die Ufer im allgemeinen auch durch sichere Linien 
bezeichnet werden, so können sie doch keine abfallenden Böschungen bilden; 
und die Überflutung zur Regenzeit, bei der die Wassermassen nicht so 
plötzlich schwellen wie im Gebirge, gleicht mehr einer seeartigen Über- 
schwemmung. Dadurch ist erstens die Möglichkeit gegeben, daß das Ufer 
des eigentlichen Flußbettes in der dort schwachen Wasserströmung eine 
schwimmende Vegetation säumt, die nach ihrer ruhigen Entwicklung wäh- 
rend des Ostmonsuns durch die Fluten der Regenzeit hinweggerissen und 
in einzelnen schwimmenden Inselchen, die sich durch irgendwelche Stauung 
so dicht zusammenschließen können, daß sie den Fluß für Fahrzeuge fast 
sperren, meerwärts und oft weit auf das Meer hinausgeführt wird®). Den 
eigenartigsten und schönsten Bestandteil dieser trügerischen schwimmenden 


4) Vergl. Wınkter, Die Pflanzenwelt der Tropen (Das Leben der Pflanze, Bd. VI, 
Stuttgart 4943), Abb. S. 257. 

2) Vergl. Abb. IL. c. S. 456. 

3) Vergl. Abb. l. c. S. 396 u. Taf. bei S. 480. 


192 H. Winkler. 


Pflanzendecke bilden mehrere Arten von Monochoria (»Etjeöng« der Ein- 
gebornen), hauptsächlich M. vaginalis!). Doch scheint auch in Borneo 
schon die südamerikanische Ærchhornia crassipes (n. 3123 meiner Samm- 
lung, vom Ufer des Mahakkam bei Samarinda) an dieser Vegetation teilzu- 
nehmen, die sich in Ost- und West-Java von Buitenzorg aus bereits ganz 
eingebürgert hat. Ferner treten in diesen schwimmenden Wiesen der Ufer- 
ränder verschiedne Gramineen, vor allem Paniceen auf, wie Panicum 
crus gallı L. var. stagninum Retz., P. auritum Presl.; Polygonum pe- 
dunculare Wall.; auch eine Melastomatacee, Ochthocharis borneensis Bl.; 
selbst zwei Farne, Stenochlaena palustris (Burm.) Bedd. und Nephrolepis 
radicans (Burm.) Kuhn: alle mit langgestreckten Rhizomen und fein zer- 
schlitzten Faserwurzeln. Crinum asiaticum L. hebt seine kräftigen Ro- 
setten und Blütenstengel aus diesen Wiesen empor und sucht sich auf 
eigenartige Weise in die ofinere Wasserfläche vorzuschieben. Es schickt 
nämlich lange, mjt schuppigen Niederblättern besetzte Ausläufer aus, an 
deren Ende eine neue Pflanze emporwächst. Diese zuletzt geschilderten 
Wiesen fand ich hauptsächlich an den Ufern der Danaus, aber auch im 
Unterlauf des. Barito, wo sie meist die Zone hinter der Monochoria ein- 
nahmen. e | 

Die Vegetation des festen Uferlandes bildet eine nicht ganz kleine Zahl 
von Holzgewächsen, Bäume, Sträucher und Lianen, die sich in buntem Ge- 
misch oder in mehr oder weniger reinen Gruppen als schmaler, nicht 
immer zusammenhängender Saum hinziehen. Der typische Uferbaum an 
den Unterläufen der Flüsse ist Sonneratia acida L. (»Rambai«). In ihrem 
aufstrebenden Wuchs, mit ihrer luftigen schwankenden, überhängenden 
Krone erinnert sie lebhaft an eine Trauerbirke; um den Grund der Stämme 
herum brechen zahlreiche kurze »Spargelwurzeln« aus dem Boden hervor. 
Ihr gesellen sich zu Brugutera gymnorhixa Lam. und Barringtonia race- 
mosa Roxb. Keines der übrigen Ufergehölze erreicht ihre Höhe, viele sind 
nur strauchigen Wuchses, oft von bedeutendem Umfang und buschiger Ver- 
zweigung. Besonders häufig tritt auf die 2—5 m hohe, breite, manchmal 
auch mehr baumförmig wachsende Gluta rhengas I. mit apfelgroßen, 
schwieligen Früchten. Einen kleinen Baum stellt Horsfieldia irya (Gaertn.) 
Warb. dar, ebenso ein weißblühendes Clerodendron. Nicht selten treten 
zwei Euphorbiaceen auf, von denen die eine, Croton ardisioides Hook. f., 
einen 5—6 m hohen Baum bildet; die zweite, ein Glochidion, ein kleinerer 
Baumstrauch, zieht an durch die Massenhaftigkeit ihrer von karminrotem 
Arillus ganz umschlossenen Samen, die auch nach dem Abfallen der weif- 
lich-gelben Kapselwände stehen bleiben. Freus retusa L. var. nılıda 
(Thunb.) King wird an 10 m hoch. Daneben findet sich merkwürdiger- 
weise eine Pflanze, die bisher nur von Finschhafen auf Neu-Guinea be- 


4) Vergl. Abb. L c. S. 384. 


= 
1 
fy 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 193 


kannt ist, Brownlowia lepidota Warb., auch dort aus dem Uferwalde. 
Warsure bezweifelt die Angabe des Sammlers, nach der sie einen »Busch« 
bildet, und glaubt, daß auch diese Art, wie die andern, wohl große Di- 
mensionen erreiche; doch auch in Borneo tritt sie als 5—-6 m hoher, sehr 
breiter Baumstrauch auf. Die auffälligsten Bestandteile dieses Ufergebüsches 
aber sind der tropische Kosmopolit Æobiseus tiliaceus L., Cerbera odollam 
Gaertn., gleich hervorstechend durch ihre milchweißen Blütensterne wie 
durch die an langen Stielen herabhängenden großen, roten Doppelfrüchte, 
und zwei Wormia-Arten (»Simpur«) mit großen, gelben Einzelblüten. Häufig 
kommt in diesem Buschwerk ein mittelhoher Pandanus vor. Von Lianen 
und Klettersträuchern sammelte ich drei Leguminosen und eine Gombretacee 
mit fast weißen Hochblättern in den ansehnlichen Blütenständen. Außer- 
ordentlich charakteristisch für die Formation der Ufergebüsche ist Tristella- 
tera australasica A. Rich., eine fingerdicke Liane, in deren Namen schon 
ihre weite Verbreitung, von Vorderasien bis nach Australien, angedeutet 
wird. Ebenso häufig ist die noch weiter verbreitete Flagellaria indica L. 
(»Paikat laki«). Hinzu kommen zwei bindfadendünne Asclepiadaceen, und 
weithin klettert Raphidophora minor Hook. f. mit dicken aber unschein- 
bar gefärbten Blüten. | 

Stellenweise wird im Mittel- und Unterlauf der Flüsse die unmittelbare 
Ufervegetation des Landes von einem dichten Saum von Sagopalmen, Metro- 
xylon Rumphii Mart., gebildet!), deren Blätter das beste Material für 
den Atap, die Dachbedeckung, geben, während das Mark der stärke- 
reichen Stämme an die in großen Scharen gezüchteten Enten verfüt- 
tert wird. 

Die weitere Umgebung der Flußunterläufe bildet, wie schon gesagt, 
ein unendliches, flaches Alluvialland. Auf ihm treten stellenweise schon 
recht ausgedehnte Waldbestände auf, deren Bestandteile festzustellen ich 
leider keine Gelegenheit hatte. Vom Urwalde des Hügel- und Gebirgslandes 
unterscheiden sie sich jedenfalls dadurch, daß sie viel weniger mannigfaltig 
in ihrer Zusammensetzung sind. Oft bestehen ausgedehnte Bestände aus 
einem einzigen Gehölz, dem »Galam« (Melaleuca leucadendron L.), dessen 
hartes Holz sehr beliebt als Bau- und Minenholz ist. In lichtem Verbande 
stehen die hübschen, weißrindigen Bäume in dem von Humussäuren braun- 


gefärbten aber kristallklaren Wasser, das eine trügerische Decke meist von 


Cyperaceen und Stenochlaena palustris (Burm.) Bedd. verhüllt, die, oft 
hoch hinaufkletternd, die Stämme des »Galam« mit einem dichten Mantel 


… bekleiden. Stellenweise habe ich vom Baritolauf aus auch eine sehr hoch- 


stämmige Fächerpalme gesehen, wohl Corypha umbraculifera Miq., die 
ebenfalls zu ganz lichten Beständen zusammentreten kann. 
Andere Bäume bilden mehr nur einen Busch. Durch ihren typischen 


4) Vergl. Abb. L c. S. 396. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 13 


194 H. Winkler. 


Etagenwuchs fällt Terminalia catappa L. auf, durch seine langen, dünnen, 
hängenden Zweige mit zweizeiliger Blattanordnung das mittelhohe Sapium 
indicum Willd. Die schon erwähnte Cerbera odollam Gaertn. ist in diesen 
Buschformationen nicht selten. Am auffälligsten aber macht sich der 
> Bunggur« bemerkbar, Lagerstroemia flos reginae Retz, mit großen, roten, 
ins Violett übergehenden Blütenrispen. Der Baum selbst wächst etwas 
krüppelig und läßt darin und in seinem zwar ziemlich großen, aber rauhen 
Laub einen Stich ins Xerophile erkennen. Wir werden ihm noch öfter 
begegnen. 

Oft verschwindet aber auch dieses Gebüsch, und zu beiden Seiten des 
Flusses bietet sich dem Auge die weite Ebene offen bis an den Horizont 
dar, hier und da von einem schmalen Wasserlauf durchzogen oder größere 
Wasserspiegel zeigend, auf denen zwischen hohen Nelumbium-Stengeln 
Pistia stratiotes L. in Massen schwimmt. Sonst nur Ried, hauptsächlich 
aus Scleria-Arten! Hin und wieder erhebt sich auf hohen Pfählen eine 
Hütte zur Bewachung der Enten oder eines Reisfeldes. An den Ufern der 
Flüsse und als Umfriedung der Felder ziehen sich oft lange, schnurgrade 
Reihen der starr-etagenförmigen Jugendform von Ceba pentandra (L.) 
Gaertn., hin, einem eingeführten Baum, der im ganzen Archipel außerordent- 
lich häufig ist, aber fast niemals zu seiner prachtvollen eichenstarken Riesen- 
gestalt heranwächst. 

Ganz andre Bedingungen herrschen im Oberlauf an den Ufern der 
Flüsse. In dem welligen Diluvium und Tertiär sind sie meist ziemlich tief 
eingeschnitten. Zur Regenzeit schwellen sie plötzlich bis an die Uferkante 
oder wohl auch darüber hinaus. Beim allmählichen Sinken des Wassers 
setzt sich dann ein feiner Detritus ab, der eine mehr oder minder steile 
Böschung als zäher Schlamm bedeckt. Auf ihr, und zwar vom oberen 
Rande her stark überneigend, gedeiht nur eine Strauchvegetation, die durch 
reichliche Bildung von fasrigen Luftwurzelbüscheln an ihr fast amphibisches 
Dasein angepaßt ist. Bis in die jüngsten Auszweigungen hinauf sind diese 
Sträucher oft von grauem Schlamm überzogen. 
| Ein sehr typisches Gewächs solcher Uferböschungen, die ich am Sungei 
Pahu sah, ist ein Glochidion (»Loja«), das oft kilometerweit einen zusam- 
menhängenden Besatz bildet; 2—5 m Höhe erreichend, läßt es seine in den 
höheren Uferlagen aufstrebenden Zweige, wenn es an der Böschung weiter 
herabgeht, überhängen und entwickelt ganze Schleier der beschriebnen 
Luftwurzeln. Fast ebenso häufig ist eine strauchige Cryptocarya, und mit — 
ihnen zusammen wächst Tarenna fragrans Bl. var. parvifolia Val., À bis M 
3 m hoch, und Petunga salicina Mig. In diesen Ufergebüschen klettert eine « 
weißblütige Bauhinia neben einer fast schwarz-violett blühenden Mucuna, 
dazu Acacia pennata Willd., wie die Bauhinia die Büsche oft vollständig 
überspinnend. Zu ganzen Knäueln verwirrt sich eine dünne Asclepiadacee. ~ 
In dem Schwemmschlamm selbst fühlt sich Lasia aculeata Lour. wohl, 


Die Pflanzendecke Siidost-Borneos. 195 


eine bis */, m hohe Acacee, die nicht selten in kleinen Beständen auftritt. 
Ein außerordentlich häufiges Gewächs der offnen Uferböschungen im 
Oberlauf der Flüsse ist ein mächtiges Gras, Saccharum spontaneum L., 
das zu mehr oder weniger ausgedehnten Dickichten zusammentritt!). 

An offnen Stellen treten am Uferrande einige sehr charakteristische 
Baumgestalten auf, vor allen eine von den Eingebornen als »Binuwang« 
bezeichnete Combretacee mit Neigung des Astwerks zum Etagensystem, 
sroßen Blättern und 20—30 cm langen, abwärtshängenden Fruchtständen. 
Der zweite, 10—12 m hohe Uferbaum, Metragyne speciosa Korth. (»Kaju 
sappat«), erinnert durch Habitus und Beblätterung und von ferne auch 
durch die Fruchtbildung lebhaft an eine Erle. Durch diese und einige 
andre Bäume, von denen ich leider kein Material sammeln konnte, be- 
schattet, erhebt sich oft eine Buschformation, in der besonders Wormia 
und Lagerstroemia auftreten, ferner Artocarpus lakoocha Rxb., Vitex tri- 
folia L., Bridelia tomentosa Bl. 

Wo der Urwald hart an den Fluß heranreicht, scheinen gewisse Bäume 
die durch den Wasserlauf geschaffene Lichtung zu bevorzugen. Wenigstens 
fand ich eine Anzahl, die mir im Innern des Waldes nicht begegnet sind, 
gerade an seinen Uferseiten häufig. So ein Dracontomelon (»Sinkuwang«), 
ein 40—12 m hoher Baum, dessen überhängende Aste mit den frischgrünen, 
großen, gefiederten Blättern ein dichtes, schönes, oft fast bis an den Boden 
reichendes Laubdach bilden. Hinzu gesellt sich der »Surian« (vielleicht 
Toona serrulata [Miq.| Harms) und stellenweise eine etwa 10 m hohe Freus 
mit ganz kurzem Stamm und weit ausladenden, aufstrebenden Ästen, die 
von einem dichten System erstarkter Luftwurzeln gestützt werden, ein mit 
weißen Blüten übersätes Siyrax. Weniger auffällig sind Otophora alata 
Bl. und ©. amoena Bl., eine Cryptocarya. 

Während mir die Genannten an den Nebenflüssen des oberen Mahak- 
kamgebiets auffielen, trat jenseits der Wasserscheide, im oberen Strom- 
gebiet des Barito, zwischen Muarah Benangin und Muarah Tewe viel mehr 
vorherrschend auf eine über und über weiß blühende Jambosa, deren z. T. 
ziemlich starke, etwas krumme und knorrige Stämme sich besonders an 
felsigen Uferstellen tiber den Wasserspiegel hinausbeugen, an den Zweigen 
kurze Luftwurzelbüschel entwickelnd. Von einem anderen häufigen Baum 
mit sehr starkem, etwa 30 m hohem Stamm und mächtiger Krone, den 
die Malayen »Gallagalla« nennen, konnte ich kein Material erlangen, finde 
auch den Namen in Fırers Woordenboek nicht. Sapium indieum Willd. 
steigt aus dem unteren Stromland bis hier herauf. Natürlich fehlen an 
den Böschungen die eben erwähnten beiden Charaktersträucher, Glochidion 
und Cryptocarya nicht. Metragyne speciosa Korth. kommt im oberen 


Baritogebiet seltener vor als jenseits der Wasserscheide, Zwei sehr cha- 


4) Vergl. Abb. a. a. O. S. 489. 
13* 


196 H. Winkler. 


rakteristische Gewächse an den Flußläufen des Urwaldgebiets sind eine 
Saraca-Art, die an den Ufern häufig in langer Reihe auftritt; ferner die 
1—2 m hohe Nauclea strigosa Korth., welche vornehmlich auf den steinigen 
Sandbänken der Flußbetten vorkommt. Die Büsche bestehen aus aufstre- 
benden Zweigen und stellen eine Schirm- oder Trichterform im kleinen dar. 

Die typischen Gehölze der Vegetation der Uferböschungen zeigen eine 
merkwürdige Übereinstimmung in der länglich-lanzettlichen Blattform und 
der zweizeiligen Blattstellung. Die Stenophyllie hatte schon Brccarr beob- 
achtet und durch die häufigen, plötzlichen und starken Änderungen des 
Wasserstandes erklärt. Die starke Neigung zur zweizeiligen Anordnung der 
Blätter scheint ihm entgangen zu sein. Es scheint mir, als ob beide Tat- 
sachen eher mit den Beleuchtungsverhältnissen des Standorts zusammen- 
hängen. à 

Uber die eigentümliche Vegetation der Danaus kann ich nur wenig 
berichten, da ich nur den verhältnismäBig kleinen Danau Sababila bei 
Buntok näher untersucht habe. Die schwimmenden Uferrasen sind schon 
erwähnt worden. Nicht sehr große Bestände bildet ein kleiner Baum mit 
einem Kniewurzelsystem vom Druguiera-Typus, wahrscheinlich eine Bu- 
genia (n. 3289 meiner Sammlung); man könnte ihn als »Süßwasserman- 
grove« bezeichnen. Auf dem festen Uferlande wie auf kleinen Inseln steht 
in malerischen Gruppen der etwa 6 m hohe »Rassau«, Pandanus radula 
Warb., bisher nur von Sumatra bekannt, zusammen mit einer etwa gleich- 
hohen, strauchigen Æugenia 1). 


Der immergrine Regenwald. 


In dem ganzen von mir bereisten Gebiet habe ich nirgends jenen 
Typus des Urwaldes getroffen, den man als »Säulenwald« bezeichnen kann, 
der, fast ohne Unterwuchs, weithin den Blick durch die Säulenstämme seiner 
Riesen gestattet. Mehr oder weniger dichtes Unterholz durchwebt den 
Urwald Südost-Borneos überall. Dagegen ist die krautige Bodenvegetation 
oft sehr spärlich. An Bächen und sonst offneren Stellen treten zwar dichte 
Bestände von Farnen, Gessneraceen (Cyrtandra!), Araceen (Alocasia, Schis- 
matoglottis, Homalomena), Zingiberaceen (Alpinia, Plagiostachys, Horn- 
stedtia) und Elatostema auf. Diese letzte Gattung ist mir aber längst nicht 
so artenreich erschienen, wie ich erwartet hatte; ebenso die Gattungen Be- 
gonia und Impatiens. Auch Commelinaceen sind nicht häufig. Mannig- 
faltig sind krautige Rubiaceen: Hedyotis venosa Korth., die merkwürdige, 
bisher nur einmal an der Südküste Javas von Junenunn gesammelte H. 
Miqueliana Val. (= H. monocephala Miq.); Ophiorrhixa ferruginea Val. 
O. rubella Korth., O. Winkleri Val.; Argostemma borragineum Bl.; My- 
rioneuron pubescens Val.; Campanocalyx Winkleri Val.; Streblosiopsis 


4) Vergl. Abb. a. a. O. S. 392. 


en 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 197 


cupulata Val. Erwähnenswert ist noch, daß an Kalkblicken, die in den 
tertiären Randzonen der Gebirge auftreten, sich eine Auswahl von Boden- 
kräutern zusammenfindet, die im besonderen Maße als Humuspflanzen an- 
zusehen sind: Farne, selbst das epiphytische Asplenium nidus L. habe ich 
an solchen Standorten gefunden; von Gräsern Garnotia ascendens Munro; 
von Orchideen Microstylis bidentifera J. J. Sm.; von Urticaceen Ælatostema 
und andere; von Gessneraceen Irhynchoglossum obliquum BI, Epithema 
carnosum Bth.; E. saxatıle Bl., Cyrtandra oblongifolia Bth.; von Acantha- 
ceen Hypoestes, Pseuderanthemum; von Rubiaceen Ophiorhixa ferru- 
ginea Val.; die lang hinkriechende Gynura affinis Turcz. 

Wie schon bemerkt, ist der Unterholzbestand des Waldes fast überall 
sehr dicht. Die kleinen und mittleren Strauchformen sind zum guten Teil 
vertreten durch Rubiaceen wie Xanthophytum, Nauclea, Acranthera, Ta- 
renna, Gardenia, Ixora, Pavetia, Psychotria, Chasalia, Lasianthus. Sehr 
auffällig ist die Häufigkeit holziger Melastomaceen, z. B. Driessenia, Pter- 
nandra, Memecylon, vor allen Kibessa axurea DC., bei der nicht nur die 
Blumenblatter, sondern auch die schuppigen Kelchblatter schén azurblau 
gefärbt erscheinen. Von kleineren Euphorbiaceen kommt Paccaurea in 
mehreren Arten vor, daneben Mallotus, Antidesma, Croton, Glochidion, 
Acalypha. Sehr augenfällig und nicht selten ist eine etwa meterhohe, 
strauchige Polygala mit großen lila Blüten, die besonders an hohen Bach- 
ufern zu kleinen Beständen zusammentritt. An offneren Stellen bildet nicht 
selten eine geschlossene Decke ein etwa 1 m hohes Sträuchlein, Anaxagorea 
luxonensis A. Gray, eine Anonacee, die mit ihren zarten weißen Blumen- 
blättern in keiner Weise an diese Familie erinnert. Leea sambucina Willd., 
L. aequata L. und L. aculeata Bl. treten stellenweise geradezu als Strauch- 
dickicht auf. Einige Rubus-Arten gehören auch hier dem Typus der Spreiz- 
klimmer an. 

Unter den mittleren und höheren Unterholzbäumen finden sich Rubia- 
ceen (Jackia, Nauclea, Sarcocephalus, Gardenia, Diplospora, Prismato- 
meris) und Euphorbiaceen (Homonoya, Macaranga, das. monotypische 
Elateriospermum) ebenfalls häufig, ferner zu etagenförmiger Verzweigung 
neigende Myristicaceen (Myristica, Knema, Horsfieldia), geradezu vor- 
herrschend Anonaceen (Orophea, Trivalvaria, Cyathostemma, Griffithia, 
Uvaria, Cananga, Polyalthia, Miliusa, Alphonsea, Unona), Lauraceen 
(Cinnamomum, Beilschmiedia, Cryptocarya, vor allem Endiandra und 
Litsea) und Myrtaceen (Eugenia, Pimenta, Syxygium, Decaspermum). Von 
sonstigen z. T. artenreichen Gattungen, die in kleineren oder größeren 
Baumformen den Charakter des südostborneanischen Urwaldes mit bestim- 
men, möchte ich noch folgende nennen: Laportea; Crataeva; Canarium; 
Brucea; Allophylus, Otophora, Guioa; Elaeocarpus; nicht häufig Grewia 
und Sterculia, von letzter Gattung sehr auffällig eine noch nicht näher 
bestimmte Art mit schopfig gestellten, bis halbmeterlangen Blättern; Sau- 


198 H. Winkler. 


rauja, häufig und in zahlreichen Arten, meist sofort zu erkennen an den 
haarigen Blättern und stammbürtigen, zugleich aber auch blattachselständigen 
weißen Blüten; Cratoxylon, Garcinia, Lophopetalum; Phaleria; Ardisia, 
Maesa, Embeha; Symplocos, Osmanthus; Diospyros, Maba; Sideroxylon, 
Palaquium; Fagraea; Vitex, Clerodendron u. a. m. 

Recht arm ist mir der Wald an Unterholz-Leguminosen erschienen. 
Diese Familie stellt dagegen einige der mächtigsten Riesen des Urwaldes; 
so die schöne, etwas schirmartig wachsende Macrotropis sumatrana Mig. 
(»Kupang«) mit ihren an langen Stielen troddelartig herabhängenden In- 
floreszenzen, an denen dann strahlenartig die langen Hülsen entspringen. 
Mächtige Gestalt erreicht auch Diahum indum L. (»Kurandji<). Der ge- 
waltigste Riese des Urwaldes aber ist der »Kussi«, Abauria excelsa Becc. 
Wo eine schöne kuppelförmige Krone über alle anderen Urwaldbäume hin- 
ausragt!), wird man einen fast weißen, mächtigen, glatt säulenformigen 
Stamm dazu entdecken, an den häufig überwallte Holzstufen hinaufführen. 
Das ist der Kussi, dessen weit ausladende Äste mit beutelartig herabhängen- 
den Bienennestern besetzt sind. Die Tiere wählen besonders gern diesen 
weithin sichtbaren Platz zum Bauen. Und die eingeschlagenen Holzstufen 
rühren von den Eingeborenen her, die dem Honig eifrig nachstellen. 

Zu den Urwaldriesen, deren Kronen die Schlußwölbung der dämmerigen 
Räume darstellen, gehören natürlich eine Anzahl mächtiger F%eus-Arten; 
ferner Fagaceen wie Pasania und Castanopsis; Gironniera nervosa Planch.; 
der Eisenholzbaum (»Ulin«), Husederoxylon Zwageri Teysm. et Binn. Die 
Häufigkeit, mit der seine unverkennbaren, handlangen, spindelförmigen Samen 
den Boden stellenweise bedecken, zeigt, daß er nicht selten ist. Eine mit 
Beilschmiedia nahe verwandte, jedenfalls neue Lauraceen-Gattung zeichnet 
sich außer der Mächtigkeit ihres Vertreters dadurch aus, daß die ganze 
Krone zur Blütezeit gelb leuchtet; eine für diese Familie auffällige Leb- 
haftigkeit der Blütenfarbe. Prachtvolle Erscheinungen stellen die Magno- 
liaceen (Alschelia, Talauma) mit ihrem großen, ledrigen Laube dar; auch 
die Canarvum-Arten. Dipterocarpaceen scheinen in dem nur zu geringer 
Höhe ansteigenden Südostteil Borneos nicht häufig zu sein. Nicht ein ein- 
ziges Mal habe ich die charakteristischen Flügelfrüchte gefunden. Von 
Myrtaceen erreicht bedeutendere Höhe T’ristanıa decorticata Merr. (»Pa- 
lawan«) mit stahlhartem, aber von Atmosphärilien und Insekten leicht zer- 
stértem Holz. Zu besonderer Geltung kommt seine lichte Krone und sein 
schöner weißer Stamm mit der streifig abblätternden Rinde da, wo er kleine 
hainartige Reinbestände bildet, wie ich sie bei Hayup sah. Auf weite 
Strecken des Waldes muß er dann wieder völlig fehlen, denn es ist un- 
möglich, ihn zu übersehen. Seinem ganzen Habitus nach bildet er im ge- 
schlossenen Regenwald eigentlich auch einen Mißton. Mächtige Dimensionen 


4) Vergl. Abb, a, a. O. S. 435. 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 199 


mit einem Stammdurchmesser von zwei Metern erreicht Dyera costulata 
Hook. f., die laubwerfend zu sein scheint. Vereinzelt mischt sich eine in 
ihrer Verzweigung fast laubbaumartige, in der Berindung des glatten Säulen- 
stammes aber typisch tannenartig erscheinende Damara ein. 

Die Palmen des siidostborneanischen Urwaldes sind nicht allzu zahl- 
reich, in der Tracht aber ziemlich mannigfaltig. Haufiger, aber wegen ihres 
schmächtigen Wuchses und wenigblättrigen Schopfes nicht gerade auffällig 
sind die Vertreter der Gattung Pinanga. Bei manchen Arten (P. variegata 
Becc., P. albescens Becc.) wird das kaum daumenstarke Stämmchen nur 
einen oder zwei Meter hoch und ist gekrönt von vier oder fünf halbmeter- 
langen Blättern, unter denen ein oder zwei kurze, zweizeilige Fruchtähren 
sitzen. Meist wachsen sie truppweise zusammen, besonders in morastigen 
Mulden. Ähnlichen Habitus zeigt Iguanura borneensis Scheff. Ebenfalls 
nur niedrig, aber kräftige, aufstrebende Wedel bildend ist Arenga undu- 
latifoha Becc., mit kurzen, nach vorn verbreiterten, angefressen-gezackten 
Fiedern. Von kurzstämmigen Fächerpalmen fallen besonders einige pracht- 
volle Zacuala-Arten auf. Geradezu ein Charaktergewächs des Waldes in 
dem ganzen von mir bereisten Südostteil der Insel ist L. valida Becc. 
(Taf. IV). Im Norden und Westen der Insel scheint sie zu fehlen, da sie 
bisher unbekannt war. Aus kaum halbmeterhohem, häufig etwas nieder- 
liegendem, oberarmstarkem Stamm entspringen meist zahlreiche von einem 
langen, sanft geschwungenen Stiel getragne Blätter. Strahlenartig streben 
die 12 bis 18 schlank keilförmigen Segmente rund um die Ansatzstelle aus- 
einander; sie sind längs den Rippen plisseeartig tief gefaltet und vorn ge- 
mäß den Falten ausgezackt. Die ganze Pflanze wird bis doppelt manns- 
hoch. Etwas höher, aber nicht so schön präsentiert sich L. spinosa Wurmb. 
mit schmäleren und kürzeren, nicht in einen vollständigen Kreis ausge- 
gebreiteten Blattsegmenten. Sie ist viel seltner als die vorige Art. Hoch- 
stämmige Palmen treten weniger häufig auf, so eine stattliche, bis 20 m 
hohe Corypha (?) und die fast ebenso hohe, verhältnismäßig dünnstämmige 
Oncosperma filamentosa. 

Ein ganz besondres Interesse verdienen in Borneo die Calameen, die 
jedoch noch mangelhaft bekannt sind; gilt die Insel doch für das Anhäu- 
fungszentrum dieser Palmengruppe, hauptsächlich der Gattungen Calamus, 
Daemonorops und Korthalsia. Einige, wie Calamus hystrix (Mart.) Becc., 
bleiben sehr niedrig und erscheinen bei einer Stammlänge von kaum einem 
Meter schon voll fruchtend. Andere erreichen, wie bekannt, eine enorme 
Lange und bilden horstartig fast undurchdringliche Dickichte. 

Dracaena habe ich im unberührten Urwald sehr selten gefunden, nicht 
viel häufiger Pandanus. Von ihnen bildet P. stelliger Ridl. einen etwa 
4 m hohen, armdicken Stamm, der sich spärlich verzweigt; die endemische, 
blaugrüne P. Korthalsii Solms-Laub. wird im ganzen kaum einen Meter 
hoch. Selten sind in Südost-Borneo auch Baumfarne, weil nicht die Meeres- 


200 H. Winkler. 


höhen erreicht werden, die das Optimum ihres Gedeihens darstellen. Ich 
habe nur ein einziges Exemplar von Alsophila latebrosa Wall. getroffen). 

An der Lianen-Ausstattung des Waldes beteiligen sich außer einigen 
Leguminosen (Bauhinia), Myrsinaceen (Maesa), Apocynaceen ( Wallughbera), 
Convolvulaceen (Erycibe), Rubiaceen (Uncaria, Randia, Psychotria), Ver- 
benaceen (Sphenodesma, Petraeovitex), sehr häufig Anonaceen von geringer 
oder mittlerer Stärke (die mit Haken klimmende Artabotrys, vereinzelt 
auch Uvaria), einige Freus-Arten der Sektion Synoecia (F. Simiae H.Winkl.), 
Conocephalus peltatus H. Winkl., eine kräftige Pflanze mit 30—40 cm langen, 
25 cm breiten Blättern, Menispermaceen (Tinospora, Pachygone), Melasto- 
mataceen (Creochiton, Dissochaete). Von krautigen Lianen treten zurück 
die Passifloraceen (einmal Adenia gefunden). Auch Dioscoreaceen trifft 
man nicht häufig, “Vitaceen dagegen auf Schritt und Tritt. Außer Vos, 
Cissus und Ampelocissus möchte ich besonders hervorheben Tetrastigma 
mit für eine Vitacee sehr großen Blütenständen am alten Holz, ferner Pteri- 
santhes mit seiner flügelartig verbreiterten Blütenstandsspindel. Zahlreiche 
Arten der Gattung Hoya sind teils Windepflanzen teils Wurzelkletterer. 

Aus letzter Gruppe tritt Freycinetia, ein Typus höherer Lagen, nicht 
allzuhäufig auf. Einige Araceen (Anadendron, Rhapidophora, Scindapsus) 
überkleiden ganze Baumstämme bis in die Kronen. Kletternde Prper-Arten 
treten sehr zurück. Vertreter dieser Gattung sind überhaupt weniger häufig 
als man annehmen möchte, und dann vorzugsweise krautig oder halb- 
strauchig. — Eine dichte, zierliche Stammbekleidung bilden eine ganze 
Reihe Lygodium-Arten. 

Was die Epiphyten anlangt, so sind natürlich Orchideen und besonders 
Farne außerordentlich häufig; daneben eine Anzahl Lycopodium-Arten (L. 
carinatum Desv., L. tetrastichum Kze., L. squarrosum Forst., L. Dalhousi- 
eanum Spring., L. nummularifolium Bl., L. phlegmaria L.), die zu- 
weilen in meterlangen Schleiern von den Ästen herabhängen. Von Blüten- 
pflanzen fällt vor allen die Gesneracee Aeschynanthus tricolor Hook. auf, 
mit blutrotem Kelch und etwas hellerer, schwarzbraun gestreifter Krone. 
Nicht selten sind holzige Epiphyten, z. B. Conocephalus amethystinus 
H. Winkl. mit violetten Blütenköpfchen, mehrere Solanum-Arten, besonders 
aber Melastomataceen (Pachycentria). Letzte fand ich besonders als »Hu- 
musepiphyten« in großen kugligen Ameisennestern, die an die Unre’schen 
Ameisengärten erinnerten. Manche Monsteroideen sind Halbepiphyten, die 
20 oder mehr Meter lange frei herabhängende und schließlich in den Boden 
eindringende Luftwurzeln entsenden. Windende Epiphyten sind eine An- 
zahl Asclepiadaceen, so die artenreiche myrmekophile Gattung Dischidia. 
Nicht selten sind die Ameisenrubiaceen Myrmecodia und Hydnophytum, 
die sich besonders gern in sehr lichten Baumkronen ansiedeln. Da mir 


4) Vergl. Abb. a. a. O. S. 300. 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 201 


ältere Abbildungen dieser Pflanzen an ihrem natürlichen Standort nicht be- 
kannt sind, so möchte ich auf die Photographie von Jensen besonders hin- 
weisen, die in meiner »Pflanzenwelt der Tropen« S. 365 wiedergegeben ist; 
sie belegt die Angaben über die Lichtbedürftigkeit dieser Pflanzen aufs 
schönste. Einen der auffälligsten Epyphyten stellt ein kräftiger Pandanus!) 
mit kurzem, schenkelstarkem Stamm und umfangreicher Krone dar, zumal 
wenn er zu mehreren 20—30 m über dem Boden in einer Riesenkrone 
sichtbar wird. 

Die physiognomische Wirkung der parasitischen Loranthaceen tritt im 
tropischen Urwalde ja längst nicht so zutage wie in laubwerfenden For- 
mationen. Eine der hervorstechendsten Ausnahmen macht eine bisher nicht 
näher bestimmte Loranthus-Art, deren Büsche, von mehr als einem Meter 
Durchmesser, leuchtend rot erscheinen. Fingerlange, schuppig umbhiillte 
Blütenstände, die am Boden liegen, verraten recht häufig das Vorhanden- 
sein von Hlyiranthe. Von Wurzelschmarotzern kommt im Gebiete Drug- 
mansia Zippelü Bl. vor. Eine von ScaLecHter im malayischen Walde 
früher schon gemachte Beobachtung, die sich auch in Afrika bestätigt hat, 
ist mir hier ebenfalls wieder aufgefallen. Die kleinen saprophytischen 
Formen aus den Familien der Burmanniaceen und Triuridaceen fehlen auf 
weiten Strecken; wo sie vorkommen, wachsen auf engem Raum aber stets 
mehrere Arten zusammen. So fand ich einmal Gymmnosiphon borneense 
Becc. und Sciaphila Winkleri Schltr. zusammen, außerdem noch die sapro- 
phytische Polygalacee Eprrhixanthes, an einer anderen Stelle Epirhizanthes 
und Burmannia lutescens Becc. 

Von ökologischen Eigentümlichkeiten des borneanischen Urwaldes ist 
die Häufigkeit der Kauliflorie erwähnenswert. Eines der schönsten Bei- 
spiele, Durio testudinarum Becc., das Beccarı aus Nordborneo angibt, habe 
ich im Südosten nicht kennen gelernt. Die ansehnlichen Früchte sitzen 
hier nur in einer schmalen Zone am Grunde des Stammes. Ähnlich ver- 
hält sich ein häufiger Anonaceen-Baum, wahrscheinlich Griffithia. Fast 
der ganze Stamm ist mit langgestielten Früchten bedeckt bei einer Bac- 
caurea?). Andre Anonaceen, besonders lianenförmige, entwickeln einzeln 
stehende Früchte in weiten Abständen. Die faustgroßen Rezeptakeln der 
kletternden Freus Simiae H. Winkl. sind ebenfalls stammbürtig. Die kleinen 
Früchte von Phaleria kommen aus dem alten Holz der Krone und des 
Stammes, die mancher Myristicaceen und Sawrawa-Arten nur aus den 
Ästen. Ganz besonders merkwürdig verhält sich Ficus geocarpa Teysm., 
deren Scheinfrüchte nur an halb oder völlig unterirdischen Ausläufern 
sitzen. 

Erwähnen möchte ich schließlich, daß ich in Südost-Borneo zwischen 


4) Siehe Abb. a. a. O. S. 456. 
2) Vergl. Abb. a. a. O. S. 323, 


202 H. Winkler. 


500 und 600 m Meereshühe schon üppige Moosbekleidung des Waldes ge- 
funden habe. Die Nebelregion in dem hier niedrigen Gebirge reicht er- 
heblich tiefer herab als z. B. in Java. 


Der Bambuswald. 


Im geschlossnen Regenwald treten Bambusen, z. B. Schixostachywm- 
Arten, zuweilen als Kletterer auf, als Spreizklimmer, deren Stamm bis in 
recht hohe Baumkronen aufstreigt und dann überhängend nicht selten wie- 
der bis auf den Boden herabfallt. Bambusgebüsche wachsen im Urwald 
nur an offenen Stellen, wie sie durch Flußläufe gegeben sind. Stellenweise 
aber, auf trocknem Lehmboden, treten sie selbständig formationsbildend 
auf. Man kann die Formation wohl als Bambuswald bezeichnen, da die 
Bambusen, z. B. Gigantochloa ater Kurz, 10—15 m hoch werden und 
die übrigen Vegetationselemente nur die Rolle von Füllmaterial spielen. In 
nicht zu weiten Abständen steigen die einzelnen, oben auseinanderstreben- 
den und sich berührenden Büsche auf. Holziger Unterwuchs ist meist nur 
wenig vorhanden, krautige Bodenvegetation, außer an offenen Stellen, noch 
seltener. Stammpalmen scheinen in den lichteren Räumen des Bambus- 
waldes aber leichter aufzukommen als im Urwalddunkel. So sah ich im 
Bambuswald bei Sungei Tarik das einzige Mal eine mächtige Arenga saccha- 
rifera Lab. mit großen Fruchtbüscheln, die spontan aufgewachsen sein 
konnte. Auch Caryota propinqua Bl. fand ich dort. 


Subxerophile Primärwälder. 


Nicht um Monsunwald, wie man vermuten könnte, handelt es sich bei 
diesen Formationen. Der Tikbaum, der in Java, Siam und auf den Phi- 
lippinen den herrschenden Bestandteil des Monsunwaldes ausmacht, fehlt 
in Borneo; und Bombacaceen, die in Afrika und Amerika zu den Vertretern 
tropischer Laubwechselbäume gehören, gibt es im malayischen Urwalde 
zwar, sie schließen sich aber in ihren vegetativen Periodizitätserscheinungen, 
soweit ich beobachten konnte, den typischen Urwaldelementen, zu denen 
sie hier zu rechnen sind, durchaus an. 

Die vom Urwald völlig abweichende primäre Waldformation, die ich 
in Südost-Borneo getroffen habe, scheint HarLırr auch im Westen begegnet 
zu sein. Er spricht von einem Wald, der an australischen Wald erinnere. 
Ich habe ihn in meinem Tagebuch, bevor ich die Hazrrer’sche Bemerkung 
kannte, als »Heidewald« bezeichnet und will mich an diesen Namen halten, 
der zugleich die Tatsache zum Ausdruck bringt, daß nur die Bodenverhält- 
nisse die Voraussetzung für die Ausbildung dieser Formation abgeben. 

An den Danau Sababila bei Buntok schließt sich im Osten eine sanft 
ansteigende Fläche an, die zunächst noch versumpftes Land mit Ried und 
Binsen (Thoracostachyum dichromenoides Ridl., Rhynchospora aurea Vahl, 
Fimbristylis globulosa Kth., Heleocharis variegata Kth.) und niedrigem 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 203 


Gesträuch darstellt. Etwas höher fängt ein grauer, fast weißer Sand an, 
hohe Farnbestände, vor allem Adlerfarm in riesigen Exemplaren treten auf. 
Am Rande von Tümpeln mit braunem Wasser stehen Seggen und niedriges 
Gebüsch, in dem einzelne Nepenthes klettern. Dem Sande rosettenartig an- 
gedrückt wächst ein Juncus, daneben die etwa fußhohe Xyris anceps Lam.: 
alles zusammengenommen ein typisches Heidebild. Aber in der Ferne er- 
scheint Wald. In der glühenden Mittagssonne tanzen flimmernd über der 
weißen Sandfläche die Bäume, die als Einzelgestalten wie in ihrem Ver- 
bande durchaus anders erscheinen denn Urwaldbäume. 

Starke Stämme, wie sie im Urwald so häufig sind, treten nur ganz 
vereinzelt auf; sie gehören hauptsächlich zwei Nadelhölzern an, Dacrydium 
elatum (Roxb.) Wall., vom Habitus einer Kiefer, und Agathis borneensis 
Warb. mit laubbaumartiger Krone, die häufig truppweise zusammensteht 
und für die Formation sehr charakteristisch ist. Bedeutendere Stärke er- 
reicht auch Castanopsis tungurrut (Bl.) A. DC. Der »Palawan« (Tristania 
decorticata Merr.), der für diese Formation wie geschaffen erscheint, fehlt 
auffälligerweise. Sonst entwickeln die annähernd gleich hohen, 20—30 m 
hoch aufstrebenden Bäume nur mittelstarke, ja vielfach verhältnismäßig 
schwache, sehr helle Stämme, die ziemlich dicht stehen. Die Kronen sind 
meist zusammengezogen und die Belaubung -ist im ganzen kleinblätterig, 
häufig etwas fleischig, meist ledrig und glänzend; große geteilte Blattflächen 
und Fiederblätter sind selten. Deshalb macht der Wald, trotzdem ein 
außerordentlich dichtes, stangenartig aufstrebendes Unterholz alle Lücken 
ausfüllt, einen ganz lichten Eindruck. Da ich für diesen interessanten 
Wald nur zwei Tage übrig hatte, so konnte ich leider nur wenige durch 
hohe Baumformen vertretene Elemente feststellen. Dem Anschein nach 
herrschen Myrtaceen und kleinblättrige Rubiaceen vor, die sich mit Me- 
lastomataceen und Euphorbiaceen auch an der Bildung des Unterwuchses 
beteiligen, in dem auch schopfkronige Araliaceen eine größere Rolle spielen. 
Eine Zierde des Waldes ist ein 6—8 m hoher, über und über mit weißen 
Blüten bedeckter Ælaeocarpus. Von gleicher Höhe oder niedriger sind die 
steif aufrechte Ficus diversifolia Bl. var. lutescens (Desf.) King; eine Hvo- 
dia; eine kleinblättrige Garcinia; ein Mallotus, mehrere Macaranga-Arten, 
Glochidion celastroides Müll. Arg.; Ochthocharis paniculata Korth.; eine 
auffällige, rotbraun behaarte Ardisia; ein Clerodendron; Ixora accedens 
Val., Gaertnera borneensis Val., Euthemis robusta Hook f. mit ihren dick- 
ledrigen, dicht drüsig gewimperten Blättern. Außerordentlich charakteristisch 
ist eine zweite Art derselben Gattung, die höchstens 3/, m hohe Huthemis 
minor Jack. In ihrem ganzen Habitus, mit ihren kleinen weißen Blüten 
und roten Früchten, durch ihren Zusammenschluß über größere Flecke hin 
ist sie einer unsrer Heidepflanzen, der Preiselbeere, vergleichbar. Der 
Boden selbst trägt Polster graugrüner Erdmoose. Ein häufiges Element der 
Bodenvegetation ist Lycopodium cernuum L. 


204 H. Winkler. 


Hier ist das Reich der Nepenthes, die sich besonders gern in vertorften 
Senkungen ansiedeln, deren sich zahlreiche finden, und welche auch manche 
Biume, die ich leider nicht habe feststellen kénnen, zur Bildung kurzer, 
dicker spargelartiger Atemwurzeln veranlassen. Die jungen Nepenthes- 
Pflanzen entwickeln an den Niederblättern und ersten Laubblättern Kannen, 
die, oft in dichtgedrängten Kolonien, aufrecht am Boden stehen. Aus dieser 
rosettenartig gestauchten Region erheben sich die kletternden Sprosse, die 
an den mittleren Laubblättern nur die Ranke und erst an den höheren 
wieder Kannen entwickeln, die meist anders gestaltet sind als die grund- 
ständigen. 

Epiphyten kommen in dem »Heidewalde« vor, treten in ihrer Bedeu- 
tung für die Physiognomie des Waldes aber ganz zurück. Am häufigsten 
finden sich noch epiphytische Farne, vornehmlich Asplenium nidus L., 
doch gibt es auch epiphytische Orchideen, einige Melastomataceen und Ascle- 
piadaceen. — Lianen fehlen ebenfalls nicht ganz, erreichen aber sehr selten 
Armdicke, ja meist kaum Fingerstärke, so eine PBütineria und Morinda 
rigida Miq. Krautige und bindfadenstarke halbkrautige Schlinger sind häu- 
figer im Unterholz. Rotang ist selten und klettert meist nicht hoch; es 
sind z. T. sehr kräftige Formen, die sich selbständig aufrecht halten, z. T. 
nur federhalterstarke, mit außerordentlich zierlicher Belaubung. Es scheinen 
sich in dieser subxerophilen Formation eigne Typen zusammenzufinden, 
denen ich im Urwald nicht begegnet bin. 

Nach der gegebnen Schilderung rechtfertigt sich wohl det Name 


»Heidewald« fiir diese Formation. Sie ist nicht sehr ausgedehnt, nach 


Osten zu nur bis zum Karau-Fluß, einen guten Tagemarsch breit. Wie 
weit sie nach Norden und Süden reicht, kann ich nicht sagen. Bedingt 
ist sie lediglich durch die Bodenbeschaffenheit. Die Erdwelle, auf der der 
Wald steht, wird von einem tertiären Sande gebildet und konnte von allu- 
vialen Anschwemmungen nicht tiberlagert werden. Vom Karau ab ist sie 
durch die diluvialen Bildungen überdeckt. — Die erwähnten lokalen Torf- 
lager müssen in der Nähe des Äquators besonders auffallen, da solche im 
allgemeinen in den Tropen selten sind. Sie erklären sich wohl aus der 
Durchlässigkeit des Bodens, die nicht genügend Wasser stehen läßt für eine 
schnelle vollständige Verwesung der organischen Reste. 

Eine ökologisch ähnliche Formation habe ich an einer Stelle des Berg- 
landes getroffen. Auch hier tragen die Gehölze verhältnismäßig kleine, 
ledrige, glänzende, fast nie gefiederte Blätter. Man kann aber nur von 
einem Buschwalde sprechen, der floristisch allerdings aus Elementen zusam- 
mengesetzt ist, die denen des »Heidewaldes« verwandt sind. Der ganze 
Bestand enthält nur Stangenholz von 40—12 m Höhe mit kaum arm- 
dicken bis höchstens 30 cm starken, weißen oder grauen Stämmen, ohne 
ausgesprochne Krone. Die einzigen Baumgestalten mit ausgebreiteter Ver- 
zweigung sind Podocarpus polystachyus R. Br. und die etwa 20 m hohe 


Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 205 


Casuarina sumatrana Jungh. mit kiefernartiger, aber sehr lichter Ver- 
ästelung. Der Busch ist sehr dicht, in jeder Hühenlage mit Laub gefüllt, 
macht trotzdem aber einen lichten Eindruck. Myrtaceen (Tristania), Ru- 
biaceen (Psychotria malayana Jack, Ps. viridıflora Reinw. var. linearis 
Val., Pavetta oligantha Val. die bisher nur einmal in Nordwest-Borneo 
gefundene Tetralopha Motley: Hook. f.) und Lauraceen (eine Litsaea mit 
fast blechartig festen, unten grauweiß bereiften Blättern) sind hauptsächlich 
an der Zusammensetzung beteiligt. Das auffallendste Charaktergewächs ist 
Tristania obovata R. Br., die unter den übrigen hellen Stämmen durch 
ihre rotbraune, glatte Rinde ausgezeichnet ist. Ihr Holz ist so hart, daß 
ich zum Fällen eines armstarken Stammes zehn Minuten brauchte und mein 
Wißmannmesser Scharten davontrug. Dieses Bäumchen, das die Malayen 
»Palawan abang« oder »P. merah« (roten Palawan) nennen, habe ich nur 
auf dem recht beschränkten Raum dieser sehr eigentümlichen Formation 
gefunden. Schon diese Tatsache deutet darauf hin, daß sie ganz primär 
ist; der noch zu nennende »Lurus«, ein typischer Baum des sekundären 
Busches und Buschwaldes, fehlt gänzlich. Lianen sind nicht gerade selten, 
aber nur bindfaden- bis fingerstark. Epiphyten finden sich außer wenigen 
Orchideen nicht. 

Auch diese Formation ist — wie alle eingesprengten primären For- 
mationen — edaphisch, d. h. lediglich durch die Bodenverhältnisse bedingt. 
Der in Frage stehende Buschwald überzieht bei 300—400 m Meereshöhe 
einen sehr steinigen Bergrücken. Große und kleine Steine, auf frischer 
Bruchfläche von bläulich-grüner Farbe, bedecken ihn. Diese Struktur des 
Bodens, die sich wohl in größere Tiefe festsetzt, bringt auf dem geneigten 
Terrain natürlich ein schnelles Versickern der Niederschläge mit sich. Rings 
herum, wo die Bodenkrume reicher, zusammenhängender und tiefer wird, 
ist er von Urwald umgeben, in dem seine charakteristischen Elemente, vor 
allem Tristania, sofort verschwinden. 


Sekundäre Formationen. 
Der gelichtete Urwald. 


In der Nähe von Ortschaften findet man über kleinere oder größere 
Strecken hin häufig einen nur gelichteten Regenwald, dessen Boden einmal 
längere oder kürzere Zeit in Kultur war, sich dann aber selbst überlassen 
wurde. In einem solchen fand ich einmal eine Dracaena, im jungfräulichen 
Wald eine sehr seltene Erscheinung, das Unterholz beherrschend, das im 
übrigen eine Mischung von Buschwaldelementen und Unterholzelementen 
des Regenwaldes ist; von ersten z. B. Geunsia nicht selten, von letzten 
Anonaceen auffällig häufig. Mit Vorliebe siedeln sich auch die Leea-Arten 
hier an. Am meisten aber sind diese Stellen bevorzugt von Marantaceen, 
wie Phrynium parviflorum Roxb., Stachyphrynium cylindricum (Ridl.) 
K. Schum. u. a. und von Zingiberaceen, wie Alpinia Korthalsi K. Schum., 


206 H. Winkler. 


A. grandiceps Ridl., A. rubella Ridl., Hornstedtia, Globba, Phaeomeria, 
an denen ich oft die als Bestrahlungsschutz dienende Einrollung der Blatt- 
spreiten beobachten konnte!). 


Das Lurus-Gehölz. 


In der diluvialen Hügelzone der Insel, besonders gern in Talsenken, 
reihen sich in ganzen Beständen schwache bis mittelstarke graubraune 
Stämme, zuweilen vier bis fünf aus einer Wurzel entspringend, in lichtem 
Verbande aneinander?). Die dicke Rinde, die zur Dach- und Wandbeklei- 
dung der Hütten benutzt wird — weshalb man die Stämme häufig z. T. 
geschält findet —, läßt ihre äußerste Schicht in kurzen, feinen Fasern ab- 
blättern. Die Belaubung der lichten Krone wird aus walnußblattgroßen 
Fiederblättern gebildet. Junger Aufschlag ist in solchem Gehölz stets reich- 
lich vorhanden und erscheint manchmal allein auf große Strecken wie an- 
geschont. Dem »Lurus« (Peronema canescens Jack.) gesellt sich fast immer 
die bei der Schilderung des Ufergebüsches schon erwähnte Lagerstroemia 
hinzu, ferner feinblättrige Leguminosen, wie der »Kupang« (Macrotropis 
sumatrana Miq.), eine 5—6 m hohe Cassia; Otophora, Guioa pleuro- 
pteris Radlk.; Glochidion, Macaranga, Elateriospermum tapos B1.; Leea; 
Hugena; Ardisia Perrotietiana A. DC., Psychotria sarmentosoides Val. u. a. 
Von Lianen beobachtete ich vor allem Dauhinia und Mucuna. Dazwischen 
bildet die 4—5 m hohe Phaeomeria pyramidosphaera K. Schum. ganze 
Bestände. Das hohe, starrblättrige blechnum orientale L., Cyperaceen 
(z. B. die 3/,m hohe Scleria sumatrensis Retz) und Gramineen (z. B. das 
reich verzweigte, auch im Gebüsch kletternde Panicum sarmentosum Roxb.) 
bedecken den Boden. 

Diese sekundäre Formation ist bedingt durch die Vorarbeit des Menschen, 
der an den Hängen der Flußtäler den Urwald abgeholzt hat, um Kultur- 
und Weideland zu schaffen. Da die Bevölkerung außerordentlich weitläufig 
verteilt ist, wandert sie, wenn eine Stelle ausgesaugt ist. Dort schießt 
dann sekundärer Wuchs auf: an solchen Stellen, deren Oberfläche steiniger 
ist, besonders auf trockenem Kalk, stellt sich der »Lurus«-Busch ein; die 
ganz offnen Stellen werden von übermannshohen Farnen und von Cype- 
raceen-Beständen eingenommen. 


Alang-Savanne und sekundärer Busch. 


Anders verhält sich das Kulturland im Bereich des diluvialen und 
tertiären Lehms, wo es meist viel ausgedehnter ist. In Hayup habe ich 
die Phasen der Besiedelung von frisch geschlagnem Waldland beobachten 
können?). Der vorläufige Sieger bleibt schließlich die Landplage des indo- 


4) Vergl: aia, 0.,8.:269. 
2) Vergl. Abb. a. a. O. S. 543. 
3) Vergl. a. a. O. S. 543, 


Die Pflanzendecke Siidost-Borneos. 207 


malayischen Gebietes, das Alang-Alang-Gras, Jmperata cylindrica Cyr., auf 
weite Strecken hin offne Savanne bildend. Es verhindert die Durchliftung 
des Boden so sehr, daß tiefer wurzelnde Gewächse schon aus diesem Grunde 
zunächst nicht aufkommen können. Zwischen den dicht stehenden Halmen 
finden nur schlank aufstrebende krautige Pflanzen Platz, wie Dranella ensi- 
folia Redouté, die kaum fingerhohe Hypoxıs aurea Lour., Exacum-Arten, 
Hedyotis tetrangularıs (Korth.) Val. und H. barbata Miq., Knoxia corym- 
bosa Willd. und ähnliche; oder kleine Sträuchlein mit mehr oder weniger 
langen Rutenzweigen, wie Uraria lagopus DC., Helicteres angustifolia L., 
Glochidion. 

Wo das Brennen nicht ausgeübt wird, stellt sich allmählich, zuerst in 
weiten Abständen, die sich mehr und mehr schließen, niedriger Holzwuchs 
ein. Ein Strauch oder wenige herrschen auf weite Strecken. Mit der 
Zeit kommen andre hinzu. Es entsteht ein dichter Busch von 6—10 m 
Höhe, hier und da von einer höheren Baumkrone überragt. Dieser Busch 
scheint einen gewissen Endzustand darzustellen, man trifft ihn immer wie- 
der. Die ihn zusammensetzenden Elemente findet man gelegentlich wohl 
alle auch im Urwald; im Busch stellen sie sich meist zahlreich ein, da sie 
den mehr xerophilen Verhältnissen der offneren Formation besser angepaßt 
sind. Vortex pubescens Vahl könnte man als das Grundelement dieses 
Busches bezeichnen. Fast ebenso häufig ist eine andre Art der Gattung 
mit unbehaarten Blättern und schmal geflügeltem Blattstiel; ferner Hvodia; 
Geunsia farinosa BL; Kleinhofia hospita L.; Ficus geocarpa Teysm., 
F. Miquel King, die vielgestaltige Æ° alba Reinw. und andre Ficus- 
Arten. Von Euphorbiaceen treten auf Glochidion, Breymia, Bridelia to- 
mentosa Bl., Antidesma, Claoxylon Winkleri Pax et K. Hoffm., Macaranga 
triloba (Reinw.) Müll. Arg., Mallotus, am häufigsten der durch seine großen, 
weichstachligen Früchte auffallende M. ricinoides (Pers.) Müll. Arg.; von 
Lauraceen Litsea; von Sapindaceen Otophora imbricata Bl., Gwioa pleu- 
ropteris (Bl.) Radlk., Allophylus; von Tiliaceen Grewia; von Sterculiaceen 
außer Kleinhofia noch Melochia, Commersonia, Helicteres; von Flacour- 
tiaceen Scolopia, von Myrtaceen Rhodomyrtus tomentosa (Ait.) Wight.; von 
Verbenaceen Premna, Clerodendron; von Acanthaceen Justicia gendarussa 
L., ein bis 11/5 m hoher Strauch; von Compositen Vernonia eupatorioides 
Bl. Ganz in die Formation paßt auch Symplocos ferruginea Roxb. mit 
seiner braunen Behaarung. Uberhaupt wiegen in diesem sekundären Busch 
durch Haarbekleidung geschützte Formen vor, während in den schon ge- 
schilderten primären subxerophilen Gehülzen der Transpirationsschutz mehr 
durch Verkleinerung und fleischige oder ledrige Ausbildung der Blatter er- 
reicht ist. Als Spreizklimmer tritt ein dorniges, durch lange rote Hülsen 
auffälliges Mexoneuron auf, zuweilen auch, ganze Wände bildend, Gleichenra. 
Artabotrys klettert mit Haken. Dalbergia; Dissochaete; Maesa; Leuco- 
notis eugenufoha A. DC.; Jasminium; Erycibe; mehrere Uncaria-Arten, 


208 H. Winkler, Die Pflanzendecke Südost-Borneos. 


Psychotria sarmentosa Bl. winden im Gebüsch, ebenso mit krautigen Sten- 
geln Dioscorea gracıllima Ridl., D. daemona Roxb., D. orbiculata Hk. ; 
Heterosmilax indica A. DC.; Tinospora trilobata Diels; Cardiopteryx lo- 
bata R. Br.; Tetrastigma bracteolatum Planch., T. rupestre Planch., Cissus 
adnata Roxb.; C. carnosa Lam.; Jacquemontia tomentella Choisy, Merre- 
mia caespitosa (Choisy) Hallier f., M. umbellata Hallier f., M. nymphaeifolia 
(Bl.) Hallier f.; Trichosanthes bracteata Voigt, Melothria leucocarpa Cogn., 
M. javanica Cogn., Blumea chinensis (L.) DC. u. a.m. Krautiger Boden- 
wuchs ist spärlich vorhanden, darin Chetlanthes tenuifoha (Burm.) Sw.; 
Scleria levis Retz., Cyperus vria L., Kyllingia monocephala Rottb. ; Stachy- 
phrynium cylindricum Ridl.; Susum malayanum Planch.; Aneilema; - 
Alternanthera sessilis (L.) R. Br. und Nothosaerua brachiata (L.) Wight; 
Phlomis; Ophiorrhixa subserrulata Val., Hedyotis hispida Retz., H. bar- 
bata Miq., H. vestita R. Br., Acanthaceen, wie Hemigraphis und einige 
Scrophulariaceen. Le 

Eine eigentümliche Savanne tritt in dem tertiären Hügelland bei Marta- 
pura auf. Der Boden ist dort außerordentlich arm und steinig. Ein ge- 
schlossner Busch kommt nur an besonders begünstigten Stellen hoch. 
Weithin bedeckt reiner Alang-Alang-Bestand den Boden. Doch tritt hier 
ein Baum auf, der mir vorher als Akazie geschildert worden war, Phyllan- 
thus emblica L. Er macht in der Tat durchaus den Eindruck einer Akazie, 
im Habitus wie in der Belaubung seiner lichten, etwas schirmförmigen 
Krone, die sich bei alten Exemplaren mehr abrundet. Ich habe ihn sonst 
im sekundären Buschwald auf Borneo nie gesehen. Auch die Strauch- 
vegetation des Busches besteht an dieser Stelle aus besonderen Arten, von 
denen ich nur hervorheben möchte Rhodammia trinervia Bl., Aporosa 
mecrocalyx Hassk., Timonius mutabilis (Korth.) Boerl., vor allen eine 
Rosacee, Parinarium nitidum Hook. f. Am auffälligsten aber war ein ex- 
trem erikoider, I—2 m hoher, ganz schlaffer Strauch, ein Leptospermum. 

Diese Zusammensetzung der Flora läßt es zweifelhaft erscheinen, ob 
das Alang-Alang-Gras an dieser Stelle als Sieger gegen den vom Menschen 
zerstörten Regenwald aufgetreten ist. Vielleicht hat hier früher subxero- 
philer Wald von der schon geschilderten Beschaffenheit bestanden, eine 
Vermutung, die dadurch an Wahrscheinlichkeit gewinnt, daß ich zwischen 
Bandjermassin und Martapura auf einer schmalen Sandwelle eine Pflanzen- 
gesellschaft fand, die zwar nichts Waldartiges hatte, aber manche Elemente 
des »Heidewaldes« beherbergte. | 


Dickenwachstum und Stockfäule, 
Von 


P. Graebner. 


Daß unsere Forsten sich von den ursprünglichen Wäldern , von den 
Urwäldern, nicht nur durch das äußere Bild, sondern auch durch die in 
ihnen herrschenden formationsbiologischen Verhältnisse sehr wesentlich 
unterscheiden, ist bereits früher mehrfach betont worden. Den schärfsten 
Eingriff bedeutet es zweifellos, wenn der natürliche Bestand entfernt und 
durch einen nicht nur dem betr. Standorte, sondern womöglich gar dem 
Gebiete fremden ersetzt wird. Dieser Fall liegt vor* auf weiten Strecken 
im nordwestdeutschen Flachlande, in der Lüneburger Heide und in Schles- 
wig-Holstein, wo man die Kiefer als Waldbaum künstlich einführte und 
große Strecken ausgeprägten Laubholzgebietes in Nadelholzbestände um- 
wandelte. Die Fichte war zwar, wie wir aus den Untersuchungen von 
Conwentz und C. A. WEBER wissen, wenigstens in großen Teilen der han- 
növerschen Ebene heimisch, kam aber sicher nicht in reinen Beständen 
vor. Die letzte gemeinschaftliche Reise, die ich mit meinem verstorbenen 
Freunde O. v. BEntueım machen konnte, galt dem Zwecke, soweit als möglich 
die Vorgeschichte der jetzigen Fichtenbestände, besonders der »urwüchsigen«, 
zu untersuchen. Wir studierten eine ganze Anzahl solcher Waldungen, 
fanden aber stets in ihnen die Reste alter Eichen. Auch wenn kein leben- 
der alter Baum zu finden war, machte es meist keine Schwierigkeiten, die 
mehr oder weniger faulen Stubben starker Eichen nachzuweisen. Fast ein 
Jahrhundert kann hingehen, ehe ein solcher kerniger Eichenstamm völlig 
verwittert. Es stand für uns nach dem Befunde fest, daß, wie es der be- 
rühmte Fichtenwald von Unterlüß noch heute erkennen läßt, die Fichte 
eingestreut bezw. gemischt mit der lockerstehenden Eiche ihre günstigen 
Lebensbedingungen fand. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse sicher in 
einer sehr großen Zahl von Forsten, besonders solchen außerhalb der Ge- 
birge. Auch wenn man in den aufwachsenden Kunstwäldern nun alle die 
Gehölze entfernte, die wenig ertragreich sind, oder die die Gleichmäßigkeit 
des Bestandes störten, so arbeitete man in der gleichen Richtung; man 
schaffte Bestände, die möglichst nur aus einer Holzart gebildet waren. 


Botanische Jahrbücher. L, Bd. Supplementband. 14 


210 P. Graebner. 


Bezüglich der Nadelwälder habe ich schon öfter darauf hingewiesen, 
daß in den feuchteren und niederschlagsreicheren Gebieten die Bildung der 
schädlichen, luftabschließenden und damit absolut waldfeindlichen Humus- 
schichten unbedingt eintritt, so daß eben nur noch der Heide die Lebens- 
bedingungen gegeben sind. Dem Laub- und auch dem Mischwalde sind 
diese schädlichen Formen meist fremd; ein reiches Tierleben im Boden 
sorgt für Verarbeitung. der abgestorbenen organischen Substanz, sorgt für 
ein gesundes Verhältnis zwischen Verwesung und Humusbildung. 

Sind schon durch die Erziehung von Beständen gleichartiger Pflanzen 
die Lebensbedingungen für den einzelnen Baum sehr wesentlich verändert, 
da ja die Wurzelkonkurrenz bei einem reinen Bestande gleichartiger Pflanzen 
naturgemäß am größten sein muß, so wird diese zum Extrem gesteigert, 
wenn die Bäume nicht nur gleichartig sondern auch gleichaltrig sind. 
Jede Pflanze stellt genau dieselben Ansprüche an Bodennahrung und -feuch- 
tigkeit. | | 

Vergegenwärtigt man sich dem gegenüber die Verhältnisse, wie sie im 
Natur-, im Urwald geherrscht haben bezw. herrschen. Zunächst ist die 
groBe Masse dieser Wälder, namentlich auferhalb der Gebirge, Misch- 
wald. Selbst wenn eine Pflanzenart herrschend ist, sind andere in großer 
Zahl eingemischt, oft ist die Mischung eine vollkommene. Jede Baumart 
stellt andere Ansprüche an Boden und Feuchtigkeit, jede hat besonders 
eine andere Wurzeltiefe in dem betr. Boden; sie passen sich ineinander 
ein. Aber nicht nur Artenmischung ist dabei die Hauptsache, sondern auch 
die Mischung der verschiedensten Altersklassen. Jedes Alter ist im ur- 
sprünglichen Walde vertreten! Die Folge ist, daß zahllosen Pflanzen, 
Kräutern und Gehölzen und unter den letzteren sowohl typischen Strauch- 
formen als den strauchigen Jugendformen der Bäume das Leben unter den 
Kronen der großen Bäume ermöglicht wird. Je einheitlicher der Bestand 
aber wird, desto geringer wird im Walde nicht nur die Zahl der Arten, 
die den Boden bedecken, sondern oft auch die Zahl der Individuen. Der 
gleichartige und besonders der gleichaltrige Bestand nutzt das Nährstoff- 
und Feuchtigkeitskapital einer bestimmten ununterbrochenen Bodenschicht so 
aus, daß der darüberliegenden dünnen Oberkrume in Trockenzeiten wenig 
mehr bleibt; die Kräuter liegen dann welk auf dem Boden. Dem Unter- 
holz und natürlich ebenso dem jungen Nachwuchs des bestandbildenden 
Gehölzes wird es schwer, den nötigen Wurzelgrund zu erfassen. Die Folge 
muß dann das Bild sein, welches uns die größte Mehrzahl der Forsten 
dann bietet, deren Boden nicht dauernd durch Grundwasser feucht gehalten 
wird. Das Unterholz ist gegenüber jedem Urwalde sehr stark zurückge- 
treten, ja es fehlt oft fast ganz. Genau so verhält sich natürlich der 
Nachwuchs der betr. Baumart; es gibt weite Waldflächen, auf denen man 
trotz alljährlicher reichlicher Samenproduktion auch nicht eine einzige nach- 
wachsende Pflanze des bestandbildenden Baumes findet. Oft kann man, 


Dickenwachstum und Stockfäule, 211 


besonders in Buchenforsten usw. sehen, daß in der Frühlingsfeuchtigkeit 
zahllose Sämlinge den Boden bedecken, aber schon im Juli findet man 
manchmal keine Spur mehr von ihnen. Sie sind abgestorben. Durch die 
völlige Gleichartigkeit der den Wald zusammensetzenden Bäume leiden Unter- 
holz und Nachwuchs ebenso wie die Krautflora unter allen sommerlichen 
Trockenperioden. Sicher spielt bei diesem Fehlen oder Verkümmern des 
Nachwuchses in vielen reinen Beständen auch das Moment der Boden- 
müdigkeit, jene ja leider in ihren Grundursachen noch nicht ganz aufge- 
klärte wichtige Erscheinung, mit, auch zu einer Zeit, wo sie an der betr. 
Stelle noch nicht stark ausgebildet ist, so daß etwa nach Entfernung des 
jetzt lebenden Bestandes dieselbe Baumart dort noch einmal in leidlicher 
Stärke aufwachsen kann. — Am auffälligsten ist die Abhängigkeit des 
Kraut- und Nachwuchses von der Wurzelzone der Bäume da zu sehen, wo 
auf den armen Sandböden z. B. reine Kiefernwälder angeschont sind. An 
den geraden Rändern der Bestände tritt der lebhaft grüne Krautwuchs, der 
Anflug der Gehölzsämlinge usw. nicht dort ein, wo die Schattengrenze der 
Baumkronen liegt, sondern erheblich davon entfernt erst dort, wo die Zer- 
streuung der Baumwurzeln erfolgt; dabei ist oft die interessante Beobach- 
tung zu machen, daß bei schwach welligem Rande die Krautflora an den 
trockneren gewölbten Stellen näher an die Bäume herangeht, weil die 
Baumwurzeln die feuchteren Stellen suchen. 

Der natürliche gemischtartige und gemischtaltrige Urwald läßt der- 
artige Verhältnisse nicht erkennen, wie schon das Vorhandensein reichen 
Nach- und Unterwuchses zeigt (bezeichnend ist, daß wir in unseren For- 
sten oft eine andere Baumart, z. B. Buchen unter Kiefern, aufsprießen 
sehen, der Nachwuchs der bestandbildenden Art fehlt aber). Die größte 
Mehrzahl unserer bestandbildenden Bäume hat nun die Fähigkeit, auf die 
bereits von Warmine u. a. hingewiesen ist, daß sie in der Jugend sehr viel 
mehr Schatten ertragen können als im Alter, daß sie z. T. eine Reihe von 
Jahrzehnten in tiefem Schatten gedeihen können, ohne daß sie eine erheb- 
liche Größe erreichen. Es ist das zweifellos eine äußerst zweckmäßige 
Form der Anpassung für die Wiederverjüngung des Waldes. Dadurch 
können die Baumarten als »Unterholz«, genau wie die Unterholzsträucher, 
im Schatten ihrer Eltern leben. Wenn dann im Urwalde irgendwo eine 
Lücke durch Zusammenbruch eines alten Riesen, durch Windbruch usw., 
entsteht, brauchen die Keimlinge der Bäume nicht erst den Kampf um den 
Platz, den Kampf mit Kraut und Unterholz, aufzunehmen, sondern die schon 
zu ansehnlichen Sträuchern entwickelten Exemplare können bald in die 
Lücke hineinwachsen. Im allgemeinen wird bei der natürlichen Ent- 
wicklung des Waldes der Entwicklungsgang eines Baumes der sein, daß 
er zunächst Jahrzehntelang als Unterholz gewachsen ist. Sehr langsam ver- 
größert sich sein Stammumfang, ganz dünne Jahresringe lagern sich an- 
einander, bis schließlich durch die Freistellung, durch die Erweiterung des 

14* 


212 P. Graebner. 


Wurzelkörpers auf der freigewordenen Fläche, ein stärkerer Höhenwuchs, 
ein stärkerer Zuwachs überhaupt, eintritt. x 
Untersucht man die Bewurzelungsverhältnisse solcher als Unterholz 
aufgewachsenen Gehölze, so findet man bei den verschiedenen Baumarten 
fast durchweg übereinstimmend, daß die Mehrzahl der tätigen Wurzeln sich 
in ziemlich oberflächlichen Schichten ausgebreitet hat, in die von den be- 
‚standbildenden Bäumen durchzogenen tieferen Schichten dringen verhältnis- 
mäßig wenige und meist schwach in die Dicke wachsende Wurzeln; die 
Pfahlwurzel, soweit eine solche vorhanden, bleibt schwach und verzweigt 
sich meist bald. Eine auffällige Ausnahme davon scheinen Buchen zu 
machen, die in reinen Kiefernwäldern aufwachsen, diese besitzen selbst im 
armen Sandboden eine starke Durchschlagskraft (v. Benraem). Wird nun 
das Gelände frei, stürzen einige oder einer der »Beherrscher« zu Boden, 
und steht der nun heranwachsenden Generation die ganze Bodentiefe, die 
gesamte Bodenfeuchtigkeit zur Verfügung, so ändert sich das Bild des 
Wurzelkörpers so, daß, soweit eben günstige Wurzelverhältnisse im Boden 
vorhanden sind, die tieferen Wurzeln sich kräftigen; in wenigen Jahren 
können diese das mehrfache der Dicke erreichen, zu deren Erlangung sie 
vorher lange Zeit gebrauchten. Die unteren tieferen Wurzeln übernehmen 
also mehr und mehr die Ernährung der Pflanze, sie werden selbst gekräf- 
tigt und erhöhen dadurch die Stabilität des Baumes. — Der alte Wald- 
humus, die Oberkrume, wird in seinem Tierleben und damit in seiner 
Durchlüftung wenig beeinflußt und die heranwachsenden Bäume passen sich 
eben jetzt den für sie günstigen Wurzelverhältnissen an; sie werden aus 
ungünstiger Jugendentwicklung in eine günstigere Fortentwicklung versetzt! 
Wie anders gestaltet sich das Bild im modernen Kunstwalde. Selbst 
dann, wenn die Verjüngung des Waldes so vor sich geht, daß auf der 
kahl gelegten, abgeholzten Fläche die junge Schonung aus eigener Kraft 
aufwächst oder daß doch nur die Oberfläche des Bodens verletzt wird, 
um Gehölzsamen auszustreuen. Die jungen Pflanzen wachsen dicht neben- 
einander auf. Sie finden die günstigsten Vegetationsbedingungen, denn 
durch das Abholzen der Fläche ist jede Wurzelkonkurrenz größerer Bäume 
völlig aufgehoben; das ganze vorhandene Nahrstoff- und besonders Wasser- 
kapital steht dem Nachwuchs -zur Verfügung. Mit jedem folgenden Jahre 
verwesen die alten Wurzeln der früheren Generation mehr und schaffen 
dadurch selbst in schwereren Böden Wasser- und Luftgänge, befördern also 
die Bodendurchlüftung und verändern somit die physikalischen Verhältnisse 
ganz erheblich. Die Folge ist eine in dem betr. Boden verhältnismäßig 
große Wurzeltiefe der jungen Pflanzen. Kurz die Anfangsentwicklung 
des Gehölznachwuchses ist sehr günstig, die einzelnen Pflanzen wachsen, so 
schnell sie können, vorwärts und zeigen einen starken jährlichen Höhen- 
wuchs. Hand in Hand damit geht natürlich bei den kräftigeren Pflanzen 
ein starkes Dickenwachstum. Die Jahresringe sind sehr breit. Stehen die 


Dickenwachstum und Stockfäule. 913 


jungen Pflanzen, wie das ja meist der Fall ist, dicht, so werden von allen 
die vorwiichsigen bald das Gelände beherrschen und alle schwächeren unter- 
driicken, soweit diese eben nicht entfernt werden. Von der grofen Masse 
des heranwachsenden Jungwuchses bleiben also zunächst nur die kräftigsten 
übrig. Im späteren Alter, Stangenholz-, usw. des Waldes werden die 
dann noch vor den übrigen sehr vorwüchsigen als »Protzen« entfernt zur 
Erzielung eines gleichmäßigen Bestandes. Die kräftige Anfangsentwicklung, 
die natürlich eine Ertragssteigerung bedeutet und deshalb gefördert wird, 
bedeutet, wie wir sahen, die Anlage breiter Jahresringe, d. h. besonders 
bei den Nadelhölzern, die ja die Hauptrolle spielen, sehr weites und weiches 
Frühjahrs- und schmales Herbstholz. 

Die günstigen Vegetationsverhältnisse bleiben aber nicht so wie sie 
waren. Nach dem völligen Verschwinden der alten Wurzeln usw. setzt 
sich der Boden allmählich fester zusammen und die ehemals so lebhafte 
Tätigkeit der Wurzeln des Untergrundes nimmt ab. Stark verschärft wird 
dieser Wechsel dann, wenn, wie sehr häufig, eine Bearbeitung der Oberkrume 
oder gar eine Tiefkultur der Neubepflanzung voraufgegangen ist. Die Lockerung 
des Bodens hält nur eine bestimmte Reihe von Jahren an, nachher ver- 
dichtet sich der Boden wieder auf den alten Zustand. Dazu kommt noch, 
daß in dem dichten Bestande stets bald die Auflagerung von Humus be- 
ginnt, die ja bekanntlich, je feuchter das Klima ist, desto mehr gefördert 
wird. Wir wissen aber auch durch exakte Messungen, daß selbst lockere 
Auflagerungen die Durchlüftungsfähigkeit des Bodens, also natürlich in 
erster Linie des Untergrundes, sehr stark beeinflussen. Mit der zunehmen- 
den Verdichtung und Verdickung des Humus steigt dieser Einfluß unver- 
hältnismäßig stark. 

Die Folge ist unter allen Umständen eine erhebliche Verschlechterung 
der Atmungsmöglichkeit der tiefergehenden Wurzeln. — In manchen Gegen- 
den, besonders der Lüneburger Heide, bin ich von den Forstbeamten auf 
die öfter erschreckend häufige Stockfäule bes. der Nadelhölzer, aufmerksam 
gemacht worden. Ich bin deshalb in den letzten Jahren dieser Erschei- 
nung, wo es anging, nachgegangen und habe dabei oft folgenden Zu- 
sammenhang gefunden. In meinen Arbeiten über in der Heide schädliche 
Humusformen usw. habe ich des öfteren auf die im Kunstwalde, besonders 
im reinen Nadelwalde, so häufige Verlegung der Wurzeltiefe nach oben in- 
folge der nachträglichen Verschlechterung der Bodendurchlüftung hinge- 
wiesen. Sehr häufig war dabei das allmähliche Absterben der ursprünglich 
als mehr oder weniger ausgeprägte Pfahlwurzeln in die Tiefe greifenden 
Wurzeln zu konstatieren. Naturgemäß zeigten diese Wurzeln bei üppiger 
Anfangsentwicklung auch eine sehr starke Jahresverdickung, also weiches 
Holz. Faulte nun eine solche auch nur mäßig starke Mittelwurzel aus, so 
drangen die dabei tätigen Pilze von dem weichen Holz der Wurzel von 
unten in das weiche Holz des Stammgrundes ein und leiteten so das Aus- 


214 P. Graebner, Dickenwachstum und Stockfäule. 


faulen des weichen Kerns des anfangs sehr stark gewachsenen Baumes ein. 
An verschiedenen untersuchten Pflanzen lief} sich der Zusammenhang direkt 
nachweisen und aus der Tatsache, daß da, wo sich in älteren stockfaulen 
Kiefern und Fichten die Struktur der inneren Jahresringe noch erkennbar 
zeigte, in der sehr überwiegend größeren Zahl eine große Breite der ersten 
Jahresringe vorhanden war, muß man den Schluß ziehen, daß eben die 
starke Anfangsentwicklung mit den späteren Veränderungen im Kunstwalde 
die Schuld an dieser sehr unliebsamen Erscheinung trägt. — Ein weiterer 
formationsbiologischer Beitrag für die Notwendigkeit der Forderung, für 
die mein verstorbener Freund v. Brnragm so eifrig kämpfte: Rückkehr 
zum Naturwalde statt der reinen Nadelholzbestände, Mischung verschieden- 
artiger und verschiedenaltriger Gehölze, unter denen ein erheblicher 
Prozentsatz Laubholz ist. 


Kin Beitrag zur Systematik und geographischen Verbreitung 
der Oxalidaceen. 


Von 


R. Knuth. 


Mit 5 Figuren im Text. 


Von den ca. 600 Arten der Oxalidaceen gehört die weitaus größte 
Mehrzahl zu den eng verwandten Gattungen Oxalis und Biophytum. Die 
übrigen zur Familie zu rechnenden Gattungen, Eirchleria, Hypseocharis, 
Averrhoa und Dapania, sind dagegen überaus artenarm. Eine Betrachtung 
der gesamten Familie wird deshalb zweckmäßig von der Gattung Oxalis 
selbst ausgehen. Im Gegensatz zu den Gattungen der verwandten Familie 
der Geraniaceen hat Oxalis neben einer sehr weiten Verbreitung eine er- 
staunlich große Mannigfaltigkeit des Habitus aufzuweisen, die das Studium 
der Gattung und auch mithin der Familie außerordentlich interessant ge- 
stalten. So ist Oxalis mit ca. 200 Arten im Kapland vertreten, mit einer 
ebenso großen Artenzahl in Süd-Amerika, die sich vielleicht zu gleichen Teilen 
auf Brasilien und die pazifischen Staaten Peru und Chile verteilt. Mittel- 
und Nord-Amerika besitzt ebenfalls ca. 100 Arten. Berücksichtigt man 
nun, daß die ca. 35 Arten umfassende Gattung Biophytum circumtropisch 
ist, daß Averrhoa und Dapania ebenfalls in den Tropen zu finden sind, 
Eichleria und Hypseocharis in Süd-Amerika vorkommen, so kann man sich 
der Einsicht nicht verschließen, daß man es hier hauptsächlich mit einer 
der südlichen Hemisphäre und zum Teil den Tropen eigentümlichen Familie 
zu tun hat, deren spärliche Vertreter bei uns, in der nördlichen Hemi- 
sphäre der alten Welt, für den vorliegenden Gegenstand recht wenig in 
Frage kommen. 

Bei der Formenfülle der Gattung und ihrem Vorkommen in ver- 
schiedenen Florengebieten ist es nicht wunderbar, daß sie verschiedentlich 
schon Gegenstand systematischer Untersuchungen gewesen ist. Indes haben 
wir nur zwei Versuche, die sich auf den ganzen Umfang der Gattung er- 
strecken, und zwar die von Jacquin (Jacq. Oxal. [1794] 8) und die von 
De Cannorze (Prodr. I [1824] 630). Jacguin nahm als Grundprinzip die 


216 R. Knuth. 


Mehr- und die Einblütigkeit des Pedunculus. Jede der Gruppen unterschied 
er nach dem Vorhandensein und dem Fehlen eines überirdischen Stengels. 
De CanpoLce stellte 30 Jahre später zehn Typen auf, von denen sich indes 
ungefähr die Hälfte nach heutigen Begriffen nicht halten lassen, da sie z. B. 
auf das Verhältnis der unterirdischen Teile zu den oberirdischen zu wenig 
eingehen. Seit De CanpoLLE ist kaum wieder ein ernsthafter Versuch ge- 
macht worden, die gesamte Gattung zu ordnen. Indes ist eine ganze Reihe 
von Untersuchungen über das Material einzelner Florengebiete vorhanden. 
Die Arbeit von EckLon und Zeyuer (Enum. I. [1836] 83) versucht an der 
Hand der De Canvorreschen Einteilung die südafrikanischen Arten zu ordnen. 
Die De Canpotreschen Sektionen werden genauer abgegrenzt und dazu zwei 
neue aufgestellt. Bei der geringen habituellen Verschiedenheit der in Frage 
kommenden afrikanischen Arten stoßen die Verfasser auch nicht auf 
Schwierigkeiten, aber die Erkenntnis der gesamten Gattung hat dadurch 
noch nicht wesentliche Fortschritte gemacht. Dasselbe muß auch von der 
Sonperschen Bearbeitung der südafrikanischen Mitglieder der Gattung ge- 
sagt werden. Sonper erfaßt die Sache vom rein praktischen Gesichtspunkt. 
Seine Arbeit ist zum Bestimmen der südafrikanischen Arten vortrefflich, 
aber eine Übersicht über die Gattung selbst kann man durch sie nicht er- 
halten. Erst die Arbeit über die südamerikanischen Oxalis-Arten von PROGEL 
(in Mart. Fl. Brasil. XIL 2 [1877] #75-—482), die das reiche brasilische 
Material von SeLLo und anderen Sammlern zu Rate zieht, bringt in die Gattung 
mehr Licht, zumal sich Procer die Mühe nicht hat verdrießen lassen, auch 
die übrigen ihm bekannten amerikanischen Arten seinem Schlüssel einzu- 
fügen. Er stellt sechs Haupttypen auf: Huwoxys mit unterirdischen Stengel- 
teilen (O. Martiana, O. acetosella), Trifoliastrum mit überirdischem Stengel 
und dreigeteilten Blättern mit sitzenden Blättchen (O. corniculata), Tham- 
noxys von strauchigem Habitus mit dreigeteilten Blättern, deren mittelstes 
Blättchen gestielt ist (O. sepium), Holophyllum von strauchigem Habitus 
mit einfacher Blattspreite (O. ovata), Heterophyllum von strauchigem Habitus 
mit phyllodienartig verbreiterten Blattstielen, und Brophytum von halb- 
strauchigem Habitus mit gefiederten Blättern. Von diesen sechs Sektionen 
entspricht Thamnoxys, wie schon Reıcar gezeigt hat, größtenteils der 
De CanpoLzeschen Sektion Hedysaroideae, während Euoxys heterogene 
Elemente umfaßt. Auch Trifoliastrum birgt verschiedenartige Formen in 
sich. — An De CunpoLLe und Proczr schließt sich mehr oder minder die 
Einteilung von Reicme (in Engl. Bot. Jahrb. XVIII [1894] 275) an, der die 
Gattung in vier Gruppen teilt, die Palmatifoliae DC. (O. laciniata), die Tri- 
foliatae, die Pteropodae DC. (0. asinina) und die Simplicifohae DC. (0. mono- 
phylla). Bei den Trifohatae unterscheidet er die Procezschen Sektionen 
Thamnoxys mit gestieltem Mittelblättchen, Heterophyllum mit phyllodium- 
artig verbreitertem Blattstiel, Holophyllum mit ungeteilter Blattspreite und 
Trifoliastrum, das die große Zahl der mit einem überirdischen Stengel 


‘ 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 217 


und drei sitzenden Teilblättchen versehenen Arten umfaßt. Reicue geht 
bei seiner Aufstellung von dem Gesichtspunkt aus, daß die Blattgliederung 
für Einteilungen ein phytographischer Charakter ersten Ranges ist, der von 
äußeren Bedingungen ziemlich unabhängig ist. Dabei bleibt allerdings un- 
verständlich, daß er die wichtigen Gruppen Holophyllum und Heterophyllum 
nicht den Palmatifoliae, Simplicifoliae und Pteropodae gleichwertig er- 
achtet. Ebenso scheint mir eine derartig geringe Wertschätzung der durch 
die äußeren Lebensbedingungen hervorgerufenen Momente, wie z. B. das 
der Knolle bei Oxalıs, bei der Verwertung systematischer Fragen nicht 
immer zweckmäßig, ja auch nicht immer natürlich zu sein. Wenn z. B. 
unter den zahlreichen Knollen-Oxalis einige wenige Arten nur ein Teil- 
blättchen besitzen, so wird die Vermutung nahe liegen, daß diese Arten 
sich aus dem dreiblättrigen Knollentypus herausdifferenziert haben. Man 
mag deshalb diese Arten als untergeordnete Subsektion oder höchstens als 
beigeordnete Sektion fassen, aber doch kaum als Haupttypus. Genau das- 
selbe Verhältnis ergibt sich auch für die Knollen-Oxalzs mit vielen Teil- 
blättchen. — Die zahlreichen von ReıcaE aufgestellten neuen chilenischen 
Sektionen sind zum größeren Teil als natürliche anzuerkennen, wenn ihre 
Unterscheidung auch mitunter recht schwierig erscheint. 

In der folgenden Einteilung ist von der Aufstellung neuer Sektionen 
soweit wie möglich Abstand genommen worden. Ich habe mich haupt- 
sächlich darauf beschränkt, das Material von DE CANDOLLE, PROGEL, SONDER 
und Reicue kritisch zu ordnen, um aus den morphologischen Charakteren 
und den geographischen Verbreitungsgebieten der Sektionen am Schluß der 
Arbeit ein mehr oder weniger zusammenhängendes Bild von der Mannig- 
faltigkeit dieses Pflanzentypus, seinem Aufbau und seiner Entwicklung zu 
geben. Daraus können sich dann schließlich vielleicht Fingerzeige für den 
Aufbau der ganzen Familie und schließlich für die Verwandtschaft der 
Oxalidaceen mit den Geraniaceen ergeben. — Es ist schon mehrfach in 
der Literatur betont worden, daß neben Brophytum die Sektionen Hetero- 
phyllum, Holophyllum und Thamnoxys unbedingt als früh abgezweigte 
Glieder des Oxalis-Stammes anzusehen sind. Da sie sich jedoch sämtlich 
auf die artenreiche Sektion Thamnoxys beziehen lassen, so scheint es mir 
am zweckmäßigsten, mit dieser zu beginnen. 

4. Thamnoxys, von Proczr aufgestellt und von Smatt als Lotoxalıs 
in den Rang einer Gattung erhoben, ist vor allen anderen Sektionen durch 
das gestielte Mittelblättchen ausgezeichnet. Es gehören hierher strauchige 
und halbstrauchige Formen, die häufig 1 m Höhe erreichen. Der mehr- 
blütige Blütenstand ist mehr oder weniger ausgesprochen cymös (Fig. 4 A). 
In den meisten Fällen ist auch an einer event. Pseudo-Dolde der cymöse 
Aufbau noch zu erkennen. Von den bis jetzt beschriebenen Arten finden 
sich ungefähr 50 in Brasilien, während vielleicht 20 in den benachbarten 
Gebieten gefunden werden, so O. linearis Zucc. in Paraguay, O. erythro- 


218 R. Knuth. 


poda Rusby in Bolivia, O. Spruceana Prog. und ©. hypopilina Diels in Peru, 
O. Sodiroi Diels in Ecuador, O. hedysaroides H.B.K. in Columbien und 
Venezuela, O Neaei DC. in Nicaragua und Guatemala, O. pilosissema Turez. 
in Costa Rica, O. Lindheimert Torr. und O. angustifolia H.B.K. in Mexiko, 
O. Berlandiert Torr. von Mexiko und Yucatan bis Texas. Das Verbreitungs- 
areal ist mithin, wie bei den meisten Sektionen der Gattung, ein durchaus 
geschlossenes. O. sepium St. Hil. ist die Art weitester Verbreitung. Sie 
bewohnt West-Indien, Columbien, Venezuela, Brasilien, Argentinien; ver- 
schleppt findet sie sich auch auf den Galapagos-Inseln, ja sogar auf Java. 
PROGEL hat die Sektion in solche Arten mit krautigen weichen Blättern 


Fig. 4. A Oxalis Barrelieri Jacq., Stück eines blühenden Zweiges. — B O. daphniformis 
Mik., Desgl. — C O. monophylla L. — D O. hirta Jacq. — E O. asinina Jacq. — 
(Nach Encı.-Prantr, Nat. Pflz.-Fam. III. 4 [1897] p. 49, f. 17.) 


Ei NET CRETE a an 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 219 


(Lotophyllum, 27 brasilische Arten), in solche mit lederartigen großen spitzen 
Blättern (Polymorphae, 13 Arten) und in solche mit lederartigen großen 
stumpfen Blättern (Robustae, 10 Arten) eingeteilt. Repräsentanten der drei 
Subsektionen sind ©. sepium St. Hil. — ©. Barrelieri L., O. rhombeo-ovata 
St. Hil. — O. Neuwiedu Zuce., O. hirsutissima Zucc. — O. Goyaxensis 
Turcz. Die beiden letzteren Subsektionen sind Endemismen von Brasilien, 
während die oben angeführten extrabrasilianischen Arten sämtlich der Sub- 
sektion Lotophyllum angehören. 

2. Holophyllum Prog. Schon innerhalb der Sektion Thamnoxys, so 
z. B. bei O. hirsutissima Prog., zeigt sich mitunter an dem Blatte ein 
Abortieren der seitlichen Blättchen. Diese Erscheinung ist hier zum 
Sektionsmerkmal geworden. Die Entwicklung dieser »ungeteilten« Blatt- 
spreite ist deutlich an dem Gelenk festzustellen, durch welches sie mit dem 
Blattstiel verbunden ist. Im Habitus und im Blütenstand, der meist kurz 
cymös ist, stimmt die Sektion mit der vorigen überein. Auch das Vater- 
land der bis jetzt bekannten fünf endemisch brasilianischen Arten kenn- 
zeichnet die Sektion als nahe Verwandte der vorigen. Doch findet sich 
bei einigen Arten ein Merkmal, das von Wichtigkeit zu sein scheint für 
den Zusammenhang dieser Sektion mit Heterophyllum. Während nämlich . 
O. ovata Zuce., O. acutifolia Prog. und O. aptera Zucc. stielrunde Pedun- 
culi besitzen, sind die von O. Mandioccana Raddi und O. alata Mart. et 
Zucc. merklich verbreitert, ein Merkmal, welches wir bei O. bupleurifoha 
St. Hil. der Sektion 4 wiederfinden, die außerdem bei allen ihren Arten als 
Hauptmerkmal eine phyllodienartige Verbreiterung des Blattstieles zeigt. 

3. Monoxalis (Small) R. Knuth. Die nur aus zwei mexikanischen Arten, 
O. dichondraefolia A. Gray und O. robusta (Rose) R. Knuth, bestehende 
Sektion ist ein typisches Gegenbild zu Holophyllum. Auch hier handelt 
es sich um halbstrauchige allerdings niedrigere Formen mit artikulierter ein- 
facher Spreite. Die Inflorescenz zeigt sich weniger entwickelt als bei Holo- 
phyllum und ist 1—2-blütig. Bei der Verschiedenheit beider Sektionen 
wird man wohl nicht fehlgehen, wenn man fiir sie eine getrennte Ent- 
wickelung aus der Sektion Thamnoxys annimmt. 

4. Heterophyllum Prog. umfaßt nur vier Arten, die ausschließlich auf 
Brasilien beschränkt sind. Ihr Zusammenhang mit den beiden ersten Sek- 
tionen ist unverkennbar. Eigentümlich ist ihr die phyllodienartige Ver- 
breiterung des Blattstieles, an dessen Spitze sehr selten und zumeist nur 
in Jugendstadien drei kleine Blättchen sitzen. Diese Eigentümlichkeit ver- 
leiht den Arten ein von den übrigen Oxalis-Arten abweichendes Aussehen, 
wie schon die Namen O. rusciformis Mik., O. saliciformis Mik., O. daphni- 
formis Mik. (Fig. 1B) und O. bupleurifolia St. Hil. andeuten. Die Fremd- 
artigkeit des Aussehens wird bei den beiden letzteren Arten noch dadurch 
vergrößert, daß die Stengel nur an der Spitze beblättert sind. 

5. Myriophyllum R. Knuth. Mit dieser Sektion beginnen alle die drei- 


220 R. Knuth. 


blättrigen Arten, die Procer in seiner Gruppe Trifoliastrum zusammen- 
faßte, und die schon ReicHe in bezug auf die chilenischen Arten auflöste. 
Hier bei Myriophyllum handelt es sich um äußerlich leicht kenntliche 
halbstrauchige Arten mit lang rutenförmigen Stengeln, welche sehr dicht 
mit ziemlich kleinen Blättern besetzt sind. Die Pedunculi sind meist ein- 
blütig, aber mit Brakteen versehen. Sechs Arten sind brasilianisch, so die 
typischen ©. myriophylla St. Hil. und O. confertissima St. Hil. Die einzige 
aus Peru stammende Art O. dolichopoda Diels steht mit den tbrigen Arten 
nur in lockerem Zusammenhang. Die besonders im oberen Teile des 
Stengels ausgebildete dicht samtartige häufig bräunliche Behaarung teilt 
die Sektion vielfach mit der Sektion 7, von der sie sich zwar äußerlich stark 
unterscheidet, ohne indes durch wichtige Merkmale getrennt zu sein. Die 
Arten gehören wohl meist zu der Hartlaubflora bergiger Abhänge. 

6. Ortgieseae R. Knuth. — Im Gegensatz zu der vorigen Sektion scheint 
es sich hier um Pflanzen des schattigen Waldes zu handeln. Die Arten 
sind ausgezeichnet durch ziemlich zartes Laub und stark saftige Stengel. 
Das Cyma der Inflorescenz ist meist recht deutlich ausgebildet. Die Blüte 
zeigt, wie bei fast allen schon besprochenen Sektionen, die gelbe Farbe. 
Erkannt werden die Arten fast ausnahmslos leicht an den ziemlich großen 
Blättchen, deren Lappen nach vorn gerichtet sind. Von der Sektion sind 
bis jetzt vier Arten bekannt, von denen O. excisa Prog. und O. Ortgvesiv 
Reg. in Peru, O. longissima O.Ktze. in Bolivia und O. vulcanicola in Costa 
Rica angetroffen werden. Über die Zugehörigkeit der letzteren Art kann 
man im Zweifel sein. Es handelt sich bei dieser Sektion wie bei der 
vorigen um Anpassung an die lokalen Standortsverhältnisse. 

7. Clematodes R. Knuth. — Die Sektion umfaßt ca. zehn Arten, von 
denen ungefähr die Hälfte in Brasilien heimisch sind; die übrigen verteilen 
sich auf die pazifischen Staaten von Columbien bis Nord-Chile. Das Vor- 
kommen von O. clematodes D. Smith in Guatemala bezeichnet die nördliche 
Grenze der Verbreitung. Über die lokalen Standortsverhältnisse der Sektion 
ist nichts bekannt. Sämtliche Formen sind ausgezeichnet durch nieder- 
liegende bis kletternde Stengel, die im Gegensatz zu der folgenden Sektion 
mehr oder weniger verholzt sind. Die Blüten sind bald zum typischen Cyma 
vereint, bald mehr oder weniger doldig zusammengezogen. Die Zahl der 
Blüten im Blütenstande wechselt von 2—7. 

8. Corniculatae Reiche (Xanthoxalis Small, Pseudoxalis Rose). — Hier 
fehlt meist jede Verholzung der oberirdischen Teile. Die Stengel liegen dar- 
nieder oder sind schwach aufsteigend, seltener aufrecht. Die gelben Blüten 
sind nicht selten in der Vielzahl vorhanden, häufig aber auch auf 2—1 redu- 
ziert. Außer der kosmopolitischen O. corniculata L. und der auf der nörd- 
lichen Hemisphäre heimischen ©. stricta L. gehören hierher 3 chilenische 
und ungefähr 25 nordamerikanische Arten, die sich offenbar erst spät 
herausdifferenziert haben, und deren Artunterschiede daher häufig wenig 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 291 


tiefgehende sind. Die Sektion findet sich im Gegensatz zu den früher be- 
sprochenen vielfach auf Kulturland. Die Arten besitzen häufig schwache 
Grundstöcke, nicht selten sind sie aber auch einjährig. 

9. Tuberosae R. Knuth. — An die Corniculatae schließt sich eine 
kleine Gruppe von brasilianisch-argentinischen Arten an, die gegen die Aus- 
trocknung durch knollig verdickte Wurzeln geschützt sind. Diese An- 
schwellungen, die die Größe einer Haselnuß erreichen können, befinden sich 
meist tief in der Erde und scheinen Wasserspeicher darzustellen. Da an 
getrocknetem Herbarmaterial vielfach die unterirdischen Teile fehlen, so 
werden gewiß eine Anzahl der bis jetzt zu den Corneculatae gerechneten 
Arten, besonders Süd-Amerikas, später dieser Sektion zugeteilt werden 
müssen. Als Hauptrepräsentant dieser Gruppe dürfte O. Commersoni Pers. 
(= 0. Sternbergu Zucc.) anzusehen sein. Habituell stehen die betreffenden 
Arten vielfach zwischen den Acetosellae und den Corniculatae. 

10. Laxae Reiche; 11. Roseae Reiche; 12. Berteroanae Reiche. — Diese 
drei Sektionen umfassen eine Reihe chilenischer Arten mit mehr oder weniger 
krautigen, nicht holzig-fleischigen Achsen. Die mittlere der drei Sektionen 
ist nach Reıcne an der rosa Blütenfarbe leicht zu erkennen; bei den Laxae 
sind die Blütenstiele gegabelt, bei den Berteroanae stehen sie in Dolden. 
Ob die Sektionen natürliche Formenkreise darstellen, kann ich aus Mangel 
an Material bis jetzt nicht bestätigen. Die Arten sind bei allen drei 
Sektionen nicht selten einjährig, besonders bei der ersten. Es handelt sich 
in fast allen Fällen um niedrige Formen mit wenig stark ausgeprägtem 
Stengel und einer großen Zahl von Pedunculi. Die Sektion Laxae umfaßt 
nach Reicue 8 Arten, Roseae deren 11 und Berteroanae 9. In vielen Fällen 
handelt es sich hier um eine Zusammenfassung habituell ähnlicher Formen, 
deren Zusammenhang aber nicht immer ganz deutlich ist. 

13. Capillares Reiche. — Unter dem Begriff dieser Sektion fait Rercue 
elf Arten zusammen, die zweifelsohne eine natürliche Einheit bilden. Es 
sind das meist einjährige, seltener ausdauernde Formen mit kurzem Stengel 
und zahlreichen oft haardünn gestielten Blättern und Einzelblüten. Die 
vielfach habituell recht kümmerlichen Arten gehören dem nördlichen Chile 
und besonders der Cordillere an und gehen in ©. platypila Gill. bis an 
die Schneegrenze. Die durchgehend gelb blühende Sektion ist wahrschein- 
lich mit den Berteroanae verwandt und stellt vielleicht eine Anpassung an 
die Geröllformation dar. | 

14. Fruticulosae Reiche. — Die Sektion umfaßt sechs chilenische Arten, 
die sich auf der Cordillere in einer Höhe von 1000-3600 m finden und nord- 
wärts bis zur Wüste Atakama gehen. Die Arten sind ausgezeichnet durch 
holzige, im unteren Teil mit persistierenden Blattstielbasen versehene 
Stengel, die in ihrer ganzen Länge, also nicht rosettig beblättert sind. Die 
Blütenträger sind gegabelt; die Blumenkrone ist von gelber Farbe. 

15. Meyenia R. Knuth mit der einzigen chilenischen Art O. checoensis 


222 R. Knuth. 


Meyen. Es ist dies eine der merkwürdigsten Oxalhs-Arten, die leider nur 
in einem Bruchstiick vorlag. Die Art hat niedrigen halbstrauchigen Habitus 
mit zahlreichen holzigen Asten. Die besonders auf der Unterseite wollig- 
rauhen Blätter haben 9—15 Teilblättchen. Stellung und Wesen der Sektion 
ist noch ungeklärt. 

16. Caesiae R. Knuth mit der einzigen Art O. caesia Phil. — Diese 
Art mit holzigem dichtästigem Stengel, der eine Höhe von 10 cm erreicht, 
ist ein Endemismus der Wüste Atakama. Durch die fast zylindrischen 
grauen Teilblätter kennzeichnet sie sich als echte Wüstenpflanze. Im großen 
und ganzen zeigt die Pflanze ericoiden Habitus. Die Pedunculi tragen an 
der Spitze meist drei bis mehrere köpfchenartig zusammengedrängte Blüten. 
Durch die Blattform steht die Art innerhalb der Gattung vereinzelt da. 
Ob sie mit den Berteroanae verwandt ist, wage ich bei dem Mangel an 
Material dieser letzteren Sektion nicht zu entscheiden. 

17. Carnosae Reiche mit 13 Arten. — Die Sektion ist durch den fleischig- 
holzigen oft nur an der Spitze beblätterten Stamm leicht kenntlich und läßt 
noch deutlicher als bei den beiden vorigen Sektionen die xerophytische 
Anpassung erkennen. Dementsprechend kommt sie besonders im nördlichen 
Chile vor, vielfach an der felsigen Küste. Die bekannteste Art der Sektion 
ist O. carnosa Mol. Nach Rercue zeigt der fertig entwickelte, wenig ver- 
ästelte Stamm ein graues glattrindiges Periderm, darunter ein mächtiges 
Rindenparenchym ohne Sklerenchymelemente; der Holzkörper besteht aus 
Gruppen von Gefäßen und Holzzellen, zwischen denen sehr breite Mark- 
strahlen verlaufen. Später füllen sich Rindenparenchym, Mark- und Mark- 
strahlen mit braunen Gerbstoffen an. Die in Columbien, Peru und Chile 
heimische O. crassicaulis Zucc. zeigt neben dem fleischigen Stamm auch 
eine merkwürdige Art und Weise, unterirdische Knollen zu bilden. Es 
entstehen hier in den Achseln von Schuppenblättern unterirdische Sprosse, 
die zum Teil oberirdische Stengel bilden, zum Teil aber an der Spitze sich 
zu Knollen verdicken, die an ihrer Oberfläche ziemlich große fleischige 
Schuppenblätter tragen. Die Bildung ist nach Hırpesrann als ein Mittel- 
ding zwischen Knolle und Zwiebel zu betrachten. Interessant ist auch die 
in Chile heimische O. gigantea Barn., die mit ihren hohen mehr holzigen 


und verzweigten Stengeln — im getrockneten Zustand wenigstens — an 
Sarcocaulon der Geraniaceen erinnert. In ihrem Holz sind Hoftüpfel mit 
eirunder Perforation zu konstatieren. — Offenbar haben die meisten Arten 


dieser Sektion nur eine beschränkte Verbreitung. Die gelben Blüten stehen 
teils in gabeligen, teils in doldigen Blütenständen. Die Sektion steht in 
engen Beziehungen zu der nächsten. | 
18. Angustifoliae Reiche. — Hierher gehören sechs Arten der felsigen 
Küste Mittel- und Nord-Chiles. Sie stimmen mit der vorigen Sektion in dem nur 
an der Spitze beblätterten holzig-fleischigen Stamm überein, der aber hier 
nackt und rhizomartig ist. Durch die mehr oder weniger linealen Blättchen 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 293 


aber ist ein sicheres Unterscheidungsmerkmal von der vorigen Gruppe ge- 
geben, bei der dieselben immer herzförmig sind. Die bekannteste Art der 
Sektion ist O. Bridges, die bei Valparaiso gefunden wird. So klar die 
Verwandtschaft der Angustefoliae mit den Carnosae ist, so wenig sicher 
wird sich über ihre gemeinsame Abstammung etwas sagen lassen. Wahr- 
scheinlich bestehen Beziehungen zu den Laxae und den Berteroanae. Die 
Blüten stehen in gabeligen oder doldigen Blütenständen; die Korolle ist von 
gelber Farbe. 

19. Alpinae Reiche. — Die Sektion bewohnt die alpine Region der 
chilenischen Cordillere und umfaßt mit ihren 8—10 Arten zum Teil 
äußerst charakteristische Formen. Ihre typischen Vertreter wie O. com- 
pacta Gill. und ©. riojana Hieron. zeigen einen tief in die Erde gesenkten 
dicken holzigen Stamm, der in seinem oberen Teile bis kleinfingerdicke in 
bezug auf die Ausbildung niedrige rasenförmige Äste hervorbringt. Die- 
selben sind dicht dachziegelférmig mit sehr kleinen Blättern überzogen, 
die stark kontrastieren gegen die Massigkeit der Äste und Zweige. Die 
gelben Blüten stehen einzeln und erheben sich kaum über den Rasen. So 
ähneln diese Arten im Habitus manchen Androsace aus der Sektion Aretia, 
sowie vielen Saxifragen. Vielleicht steht die interessante Gruppe zu den 
Capillares in lockeren Beziehungen und damit zu den wenig bekannten 
Berteroanae. Jedenfalls ist sie ein treffliches Beispiel für die Anpassung 
der Gattung an hochalpine Verhältnisse. Als höchste Standorte sind be- 
kannt für O. incana Phil. das Vorkommen bei Santiago in 3500 m Höhe 
und für O. compacta Gill. dasjenige in den Cordilleren von Coquimbo bis 
Santiago, wo die Art bis über 4000 m hoch hinaufgeht. 

20. Articulatae R. Knuth. — Die Sektion ist mit ca. acht Arten im 
südlichen Amerika vertreten. Sie ist ausgezeichnet durch einen zylindrisch- 
knolligen Grundstock, der bei den südbrasilianisch-argentinischen Formen eine 
gewaltige Mächtigkeit erreicht und eine mehr oder weniger vertikale Lage 
hat. Die Verstärkung greift nicht selten auf die Wurzeln über, die dann 
rübenartig angeschwollen sein können. Während der kalten Jahreszeit 
bleiben nur die unterirdischen Achsen bestehen; bei Beginn der Vegetations- 
periode werden an den.Enden des Systems nur Blätter und mehrblütige 
Pedunculi, aber keine Stengel entwickelt. Die bekanntesten südamerika- 
nischen Arten, die ProgeL in der Sect. Huoxys vereinigt hat, sind O. lasio- 
petala Zucc., O. catharinensis N. E. Br. und O. articulata Savig. An der 
letzteren Art hat Hitpesranp den Vorgang studiert. Nach ihm schwillt die 
Hauptachse dicht oberhalb der Cotyledonen fleischig an, während sich an der 
Spitze die Laubblätter bilden, deren Blattstielreste ebenfalls zur Verdickung 
herangezogen werden. Auffällig ist bei dieser Art und ihren Verwandten 
die Einschnürung der knolligen Stengel, deren Ursache nicht geklärt ist. 

21. Hesperoxalis (Small) R. Knuth. — Von dieser Sektion ist nur eine 
Art, die nordamerikanische ©. trallifolia Hook. bekannt. Die Vegetations- 


224 R. Knuth. 


weise ist hier dieselbe wie die bei O. acetosella. Die horizontale Hauptachse 
treibt Ausläufer, die an der gestauchten Spitze die Laubblätter bilden, deren 
Basen fleischig werden und die weniger widerstandsfähigen Stiele und 
Spreiten überdauern. Hitpepranp faßt mit Recht diese Bildungen nicht als 
reine Rhizome, sondern als Zwischenglieder zwischen Rhizom und Zwiebel auf. 

22. Acetosellae Reiche — mit der fast auf der ganzen nördlichen Hemi- 
sphäre heimischen ©. acetosella L. und ihren Stellvertretern im pazifischen 
Teile Nord-Amerikas — 0. oregana Nutt. und O. macra Small — und in 
Ost-Asien — ©. Griffithii Edgew. et. Hook. und O. obtriangulata Maxim. — 
ist von der vorigen Sektion nur durch die einblütigen Pedunculi unter- 
schieden, die noch Brakteen tragen. Mit der der vorigen Sektion ange- 
hörenden ©. trilliifolia sind sie so nahe verwandt, daß man wohl über- 
legen könnte, ob eine Trennung nötig wäre. 

23. Palmatifoliae Reiche. Die Sektion umfaßt sechs chilenisch-pata- 
gonische Arten, denen eine große Zahl der Blättchen (5—12) am Blattstiel 
und das Fehlen eines oberirdischen Stengels gemeinsam ist, die sich aber 
nach der Natur ihrer unterirdischen Organe unschwer in zwei Untergruppen 
teilen lassen. Die erstere, zu der ©. enneaphylla Cav. und O. squamoso- 
radicosa Steud. gehören, hat mit der vorigen Gruppe den horizontalen 
Grundstock gemein, der aber hier dicht mit fleischigen Schuppen besetzt 
ist. Die Natur dieser Schuppen ist wohl nicht überall sichergestellt, doch 
scheinen es meist die stehengebliebenen Blattbasen zu sein. Bei der zweiten 
Untergruppe, die die Arten O. adenophylla Gill., ©. Bustellosw Phil. und 
O. laciniata Cav. umfaßt, sind die Grundachsen mehr oder weniger senk- 
recht, stark verkürzt und äußerst dicht mit borstigen Blattstielresten um- 
geben. Wir haben hier das Urbild der Knollenbildung und damit den 
Übergang zu den folgenden Sektionen. Bei O. Bustillosii Phil. umschließen 
die Blattbasen noch fleischige Schuppen, ein Merkmal, das später bei den 
Kap-Sektionen als regelmäßige Erscheinung wieder getroffen wird. Trotz 
aller dieser Beziehungen kann man indessen hier nur von einem Übergang 
zwischen Rhizom und Zwiebel, von einem verkürzten Grundstock reden. 
Deshalb kann diese Gruppe trotz mannigfacher innerer Verschiedenheiten 
doch allenfalls noch als eine natürliche Einheit aufgefaßt werden. Sie bietet 
aber einen wertvollen Beitrag für die Erklärung der folgenden Sektionen. 

24. Jonoxalis (Small) R. Knuth. — Die mit einer Knolle versehenen 
Oxalis-Arten, die die Sektionen 24—31 umfassen, kommen einerseits in 
Nord- und Süd-Amerika, andererseits im Kapland bzw. in der südwestlichen 
Kapprovinz, vor. Wie schon Rercne und vor ihm HıLpzBranD erwähnt hat, 
besteht ein genereller Unterschied zwischen den Neuwelts- und den Alt- 
welts-Formen. Bei den ersteren haben sämtliche Knollenschuppen die 
Funktionen des Schutzes und der Ernährung, bei den letzteren umschließen 
die Schutzschuppen noch die darunterliegenden fleischigen Nährschuppen. 
Außerst selten kommt es im ersteren Falle oberhalb der Knolle zur Bildung 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 225 


eines Grundstocks oder gar eines oberirdischen Stengels; bei den Kap- 
Formen ist fast immer zum mindesten die Andeutung dazu vorhanden. In 
der Blatt- und Bliitenbildung sind generelle Unterschiede nicht vorhanden. 
Die sämtlichen amerikanischen Formen mit einer Ausnahme gehören zur 
Sektion Jonoxalis, die wahrscheinlich ungefähr 100 Arten umfaßt. Sie ist 
sehr einheitlich gebaut. O. veolacea L., O. Jacquiniana H. B. K. gehören 
hierher. Die Arten scheinen vielfach nur ein kleines Verbreitungsareal zu 
haben. Die meisten von ihnen sind in Mexiko heimisch. Süd-Amerika be- 
herbergt relativ wenige Formen. Ungefähr die Hälfte sämtlicher Arten haben 
mehr als drei Teilblättchen, doch scheint es nicht gerechtfertigt, eine Abtren- 
nung dieser Arten vorzunehmen, zumal die Zahl der Blättchen innerhalb 
einer Art häufig variiert. 

25. Primulinae R. Knuth mit der einzigen wenig bekannten Art O. primu- 
laefolia Raddi scheint nach der Beschreibung in sehr naher Beziehung zu 
der vorigen Sektion zu stehen und sich von dieser nur durch die ungeteilte 
Blattspreite zu unterscheiden, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch 
Abortieren der zwei Seitenblättchen entstanden sein dürfte. 

26. Cernuae R. Knuth. — Sämtliche südafrikanischen Oxalis- Arten 
sind mit Ausnahme des kosmopolitischen O. corniculata L. mit einer Knolle 
versehen. Dieselbe liegt aber im Gegensatz zu den amerikanischen Formen 
meist in der Tiefe und ist mit dem oberirdischen Stengel, falls ein solcher 
vorhanden ist, durch einen ausläuferartigen mit Schuppen besetzten schaft- 
ahnlichen Grundstock verbunden. Diese Schuppen entsprechen morpho- 
logisch den stark reduzierten Blattstielen, da man mitunter an der Spitze 
der oberen Schuppen Andeutungen von Blättchen findet. Im Gegensatz zu 
den amerikanischen Arten sind die Pflanzen oberhalb der Knolle meist mit 
reichlichem Wurzelwerk versehen. Zur Bildung eines oberirdischen Stengels 
kann es in jeder der sechs afrikanischen Sektionen kommen. Vielfach 
zeigen die Arten dann die Tendenz, eine größere Anzahl von Blättern und 
Blüten erst an der Spitze desselben zu entwickeln. Solche Pflanzen haben 
vielfach das Aussehen acauler Formen, die auf einem mehr oder weniger 
langen Stiele stehen. Wie weit der letztere bei der lebenden Pflanze in 
der Erde steckt, ist mitunter nicht leicht zu entscheiden. — Die Cernuae 
sind von allen afrikanischen Sektionen als die ursprünglichsten zu be- 
zeichnen. Wenn es auch nur selten zur Ausbildung eines oberirdischen 
Stengels kommt, so deuten doch die gestielten dreigeteilten Blätter, die 
sich auch bei der folgenden Sektion, den T72partitae, finden, gegenüber den 
übrigen afrikanischen Sektionen auf eine gewisse Ursprünglichkeit hin. 
Gegenüber dieser letzteren Sektion ist aber die Mehrzähligkeit der Blüten 
des Pedunculus hervorzuheben. Auffällig bei den Cernuae, wie überhaupt 
bei allen afrikanischen Sektionen, ist das gleichzeitige Auftreten rot- und 
gelbblühender Arten in einer und derselben Sektion, was bei den amerika- 
nischen Oxalis-Arten wohl nicht vorkommt. Im Gegensatz zu den übrigen 

Botanische Jahrbücher, L. Bd. Supplementband. 15 


226 R. Knuth. 


afrikanischen Sektionen trifft man hier auf eine vielfach auffallend weite 
Verbreitung einiger Arten. So wird O. anthelmintica von Abessinien bis 
Nyassa-Land angetroffen, O. semiloba von Deutsch-Ostafrika um das Kap 
herum bis zur südwestlichen Kapprovinz. O. cernua ist außerdem inter- 
essant, weil es sich im ganzen westlichen Mittelmeergebiet eingebürgert hat 
und sogar verschleppt in Mexiko angetroffen wird. In der Ausbildung der 
Teilblättchen zeigt die kaum 20 Arten umfassende Sektion eine recht große 
Mannigfaltigkeit. 

27. Tripartitae R. Knuth. — Sie unterscheiden sich von der vorigen 
Gruppe nur durch die Einblütigkeit des Pedunculus, wie denn überhaupt 
alle afrikanischen Sektionen mit Ausnahme der Cernuae einzelne Blüten 
tragen. Es ist merkwürdig, daß die capensischen Arten eine Einteilung 
nach diesem Merkmal, auf dem schon die Einteilung von Sonper fußt, ge- 
statten, während das bei den amerikanischen kaum möglich wäre. So 
umfaßt Jonoxalis ein- und mehrblütige Formen. — Der Typus der Tri- 
partitae ist bei weitem der bedeutendste Süd-Afrikas. Bei seiner großen 
Artenzahl (ca. 100) ist es-erklärlich, daß die Blattgestalt der einzelnen Arten 
recht verschieden ist. Die Teilblätter können verkehrt-herzförmig sein, 
wie bei O. obtusa Jacq., oder gerundet, wie bei O. purpurea L., oder 
schließlich linealisch, wie bei O. linearis Jacq. Die Blätter stehen entweder 
nur an der Spitze des Stengels, wie bei dieser Pflanze, oder aber sie sind 
über den ganzen Stengel verteilt wie bei O. multicaulis. — In bezug auf 
die Knollenbildung hat HıLoesrann eine große Zahl dieser Sektion und ihrer 
Verwandten aufs genaueste untersucht. 

28. Pteropodae DC. — Nur zwei nahe verwandte Arten O. asinina 
Jacq. (Fig. 1 E) und O. fabaefolia Jacq. gehören hierher. Sie haben den 
niederen Habitus der meisten acaulen südafrikanischen Arten, sind aber in 
sehr merkwürdiger Weise durch den Besitz von nur zwei Teilblättchen aus- 
gezeichnet, die einem stark geflügelten Blattstiele aufsitzen. Es ist inter- 
essant, daß auch hier wie bei Holophyllum diese Verbreiterung mit einer 
Reduktion der Blattspreite verbunden ist. 

29. Simplicifoliae DC. mit nur zwei Arten, O. monophylla L. (Fig. 4 C.) 
und ©. Dregei Sond. Von den drei Teilblättchen der Spreite sind die zwei 
seitlichen abortiert. Es liegt also hier der analoge Fall vor wie bei Mon- 
oxalis-Holophyllum und den Primulinae. Habituell sind die Arten dieser 
Gruppe und der vorigen kleinen Formen der Tripartitae sehr ähnlich und 
dieser Gruppe sicher verwandt. 

30. Multifoliolatae R. Knuth. — Hierher gehören ca. zwölf Arten des 
westlichen Kapgebietes, deren Hauptmerkmal die vermehrte Zahl der Teil- 
blättchen ist. Die Zahl derselben ist innerhalb der Art verschieden; 
bei O. lupinifolia Jacq. beträgt sie 3—7, bei O. tomentosa L. 12—19. 


Die Blätter sind meist apical rosettenförmig gestellt, der Stengel mitunter 


verlängert, oft sehr kurz. 


RE 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 997 


31. Sessilifoholatae R. Knuth. — Die Sektion umfaßt kaum zwölf Arten, 
die aber scharf gekennzeichnet sind durch die sitzenden dreigeteilten Blätter. 
Die Teilblättchen haben meist lineale Gestalt. Diese Sektion ist die einzige 
der gesamten Gattung, der ein Blattstiel fehlt. Der Habitus wechselt hier 
wie bei allen afrikanischen Sektionen infolge verschiedener Ausbildung 
eines oberirdischen Stengels. Derselbe kann fast ganz fehlen, oft ist er 
stark verlängert und sogar ästig. Die Blätter sind vielfach erst in der 
oberen Hälfte des Stengels oder erst am Scheitel ausgebildet. Bekannte 
Arten sind ©. tubiflora Jacq. und O, hirta L. (Fig. 1 D). 


Schlüssel zu den Sektionen von Oxalis. 


A. Ein oberirdischer Stengel stets vorhanden. 


a. Blätter 3-zählig mit gestieltem Mittelblättchen . .. . . . 4. Thamnoxys 
b. Blätter nur aus einem Blättchen bestehend 
MP umcaluS=mebhrhlütig.. WER, 2. Holophyllum 
D ReUIus 4—9-Hlahie ENTE DT. 3. Monoxalis 


c. Blattstiel phyllodienartig verbreitert; Blättehen meist fehlend 4. Heterophyllum 
d. Blätter dreizählig mit sitzendem Mittelblättchen. 
a. Blätter am Stengel zahlreich. Stengel mitunter stark 
verkürzt. 
I. Blättchen mehr oder minder verkehrt-herzförmig. 
4. Stengel wenig oder nur mäßig verdickt. 
O Blatt- und Blütenstiele normal. 
U] Oberirdische Achsen verholzt. 
A Halbsträucher mit langen, rutenähnlichen 
geraden Ästen und sehr zahlreichen klei- 
ae AR a FE ha tale dar . . 5. Myriophyllum 
AA Aufsteigende bis Juefternété Pflanzen . . 7. Clematodes 
AAA Niedrige Stämmchen, unterwärts durch die 
persistiererden Blattbasen rauh. . . . . 44. Fruticulosae 
OO Oberirdische Achsen mehr oder weniger 
krautig. 
A Blumenkrone gelb. 
+ Lappen der Blättchen nach vorn ge- 
richtet. Aufrechte wenig verästelte 
ari, allisiosiali. afl. Au 6. Origiesea 
++ Lappen der Blättchen nn oder we- 
niger seitwärts gerichtet. 
§ Blüten in Dolden, häufig auf 2 bis 
4 reduziert. 
* Stengel aufsteigend bis ausge- 


Bei AA, 8. Corniculatae 
** Stämmchen kurz aufrecht. . . 12. Berteroanae 
§§ Blütenstiele gegabelt . . . . . . . 10. Laxae 
Pe AMC HRPUNE Ose. 2... kt ees 44, Roseae 
OO Blatt- und Blütenstiele haardünn. Niedrige 
Ce ER ee a Ge 13. Capillares 


9. Oberirdische Achsen stark verkürzt und verdickt. 
Eee amiss ish. CRAN. uo. Liu. 19. Alpinae 


15* 


298 R. Knuth. 


II. Blätter zylindrisch . . . 16. Caesiae 
8. Blätter an der Spitze des ay Er Near 
holzigen Stengels. 


4. Blättchen herzföormig .". 2.2... . ee 
2. Blättchen Imeal . . 2. . Nm. ne MS Angus ange 
e. Blätter mit vielen Teilblättchen. . . . . 45. Meyenia 
B. Ein oberirdischer Stengel fehlt. Wurzeln mit Boden knollent 
artigen bis haselnußgroßen Anschwellungen. . . . . . . . 9. Tuberosae 
C. Ein oberirdischer Stengel fehlt. Es ist stets ein Grundstock 
vorhanden. 
a. Blatt mit 3-Blättchen. 
a. Rhizom vertikal, stark verdickt. . . . . . . . . . 20. Articulatae 
8. Rhizom horizontal, wenig verdickt. 
I. Blüten in Pseudo-Dolden. . . . . . . . . . . . 21. Hesperoxalis 
II. Peduneulus 4-blütig. . «21a 141% anilatens. 220 GPIDSniine 
b. Blatt mit mehr als 5-Blättchen . . . . .... . 238. Palmatifoliae 


D. Ein oberirdischer Stengel fehlt. “Tivipbelpewabhee: 
a. Es besteht kein Unterschied zwischen Schutz- und Nähr- 


schuppen. — Amerikanische Arten. 

a; Blatt mit 3 Blättchen . „null abat tice om raie 

8. Blatt mit 4 Blättchen . . . .  dnoldre don ÉD ETUI 
b. Schutz- und Nährschuppen verschieden. — Afrikanische 

Arten. 

a. Blüten in Dolden ::. : speeds eue I A ee 


8. Pedunculus 4-blütig. 
I. Blätter gestielt. 


4. Blatt mit 3 .Blättehen.. . +: tuto. Ep 

2. Blatt mit 2 Blättchen sy noir ze 28. Pteropodae 
3. Blatt mit 4 Blättchen . . . . . . . . . . . . 29. Simplicifohae 
* 4. Blatt mit vielen Blättchen. . . . . . . . . . . 30. Multifoliolatae 
il. Blätter sitzend: «ys de nage ers » se 95 a tv) sty ban 984 Bossa 


Ubersicht iiber die Sektionen von Oxalis. 


Überblickt man die große Zahl der Sektionen, so ist zunächst die 
Reduktion des doldigen Bliitenstandes zu der Einzelblüte zu erwähnen, die 
zur Abspaltung der Acetosellae von Hesperoxalis und der Tripartitae von 
den Cernuae geführt hat. Das dreigeteilte Blatt kann durch Abort der 
beiden seitlichen Blättchen in eine ungeteilte Spreite übergehen. In einem 
solchen Verhältnis stehen die ungeteilt-blättrigen Sektionen Holophyllum 
und Monoxalis zu Thamnoxys, ebenso die Primulinae zu Jonoxalis und 
die Simplieifoliae zu den Tripartitae. Der Blattstiel kann in hervorragendem 
Maße zu Assimilationszwecken herangezogen werden, er wird geflügelt. So 
ist die Sektion Heterophyllum aus Thamnoxys, die der Pteropodae aus 
den Tripartitae abzuleiten. Im ersteren Falle ist die Spreite vollständig 
abortiert, im zweiten Falle ist sie nur auf zwei Blättchen reduziert. 

Bei der Betrachtung der übrigen Sektionen sind zunächst die capen- 
sischen Sektionen herauszugreifen, die auf Grund einer großen Zahl gemein- 
samer Merkmale als.einheitlichen Ursprungs angenommen werden müssen, 


Kin Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 999 


dem die Sektion Cernuae wahrscheinlich am nächsten kommt. Die nord- 
amerikanische Sektion Jonoxalıs ist als die Parallelgruppe aufzufassen, die 
aber in der Differenzierung der einzelnen Charaktere, vor allem auch in 
dem Aufbau der Zwiebel weit hinter den capensischen Gruppen zurücksteht, 
wahrscheinlich eine Folge der weniger scharf prononcierten klimatischen 
Verhältnisse. Die Palmatifoliae zeigen den Übergang von der Zwiebel 
zum Grundstock; hier ist zum Teil schon der Unterschied zwischen Schutz- 
und Nährschuppen vorbereitet. Von dieser Sektion ist der Übergang zu den 
Acetosellae und Hesperoxalis gegeben, deren unterirdische Stengelteile eben- 
falls Übergänge zwischen Rhizom und Zwiebel darstellen, bei denen aber 
schon das Rhizom den Ausschlag gibt. — Bei den Articulatae kommt es 
durch Verdickung der nur unterirdischen Haupt- und häufig auch der 
Nebenachsen zur Bildung knolliger Organe, bei denen indes die Blattbasen 
nicht selten auch eine aktive Rolle spielen. — Bei den übrigen Sektionen 
treten die unterirdischen Teile gegenüber den oberirdischen mehr und mehr 
zurück. Bei den typisch alpinen Alpinae sind beide Teile noch in gleicher 
Weise holzig verdickt; auch bei den Angustifoliae und Carnosae zeigen 
sich die unterirdischen Achsen noch erheblich verstärkt. Die Fruticulosae, 
Clematodes und Myriophyllum zeigen mehr oder weniger verholzte oberirdische 
Stengel. Die Sektion Thamnoxys umfaßt nur Sträucher. Es liegt nach 
dem eingangs Gesagten nahe, anzunehmen, daß diese Sektion dem Urtypus 
der Gattung am nächsten kommt, eine Annahme, die durch Vergleich mit 
den benachbarten Gattungen an Wahrscheinlichkeit gewinnt. 


Biophytum und Eichleria. 


Biophytum kann mit einiger Berechtigung als eigene Gattung ange- 
sehen werden. Im Gegensatz zu Oxalıs bleiben die Fruchtfächer in der 
geöffneten Frucht nicht verbunden, sondern breiten sich sternförmig aus. 
Eichleria hingegen ist gekennzeichnet durch die auch vor der Fruchtreife 
fast bis zum Grunde getrennten Carpelle. Es scheint, daß diese Trennung 
der Carpelle, wie sie in beiden Gattungen auftritt, als ein ursprüngliches 
Moment gegenüber der dauernden Verwachsung bei Oxals betrachtet wer- 
den kann. Das würde auch einiges Licht auf die Entwicklung des Blattes 
von Oxahs werfen. Eichleria besitzt paarig gefiederte Blätter mit gestieltem 
Endblattchen, Biophytum hingegen hat an Stelle des Endblättchens eine 
spitzenartige Verlängerung der Rachis. Bei den strauchartigen Oxalis-Arten 
der Sekt. Thamnoxys ist, wie oben erwähnt, das mittlere der drei Blätt- 
chen deutlich gestielt. Bei weiterem Vergleiche würde man dazu kommen, 
dem Blatte von Thamnoxys gegenüber den Blättern der übrigen Oxals- 
Sektionen eine gewisse Ursprünglichkeit zuzuweisen. Übrigens steht 
Eichleria der Gattung Oxalis nicht erheblich ferner als Biophytum. Hat 
doch Rercue festgestellt, daß eine chilenische Art, O. aberrans Reiche, 
Carpelle besitzt, die nur am Grunde zusammenhängen. Sollte diese Er- 


230 R. Knuth. 


scheinung ständig auftreten und nicht vielleicht eine monstrése Erscheinung 
sein, so könnte man mit demselben Rechte wie Biophytum auch Hichlerva 
die Gattungsberechtigung abstreiten wollen. Der Blütenstand der letzteren 


Gattung ist ein aufgelöstes Cyma, durch welches sie mithin den Thamnoxys- — 


Arten von Oxalis erheblich näher rückt, als Biophytum, deren Blütenstand 
mehr oder weniger doldig ist. 

Was die geographische Verbreitung beider Gattungen anlangt, so findet 
sich Æichleria mit 2 Arten in Brasilien, während Biophytum mit ca. 33 Arten 
anscheinend über den gesamten Tropengürtel mit Ausnahme Polynesiens ver- 


Fig. 2. Biophytum dormiens Mart. et Zucc. — Nach Encı.-Prantı, Nat. Pflz.-Fam. Ill. 4 
(1857) p. 24, f. 18. 


breitet ist. Das nördlichste Vorkommen wird erreicht durch B. sensitivum 
im Himalaya und Süd-China, sowie durch B. dendroides in Mexiko. Am 
weitesten nach Süden gehen B. sessile, das noch in Maschonaland vorkommt, 
sowie die zahlreichen Arten, die auf Madagaskar endemisch sind. Innerhalb 
des Verbreitungsgebietes sind das tropische Amerika mit 8 Arten, tropisch 
Ostafrika mit 5, Madagaskar mit 41 und Ceylon mit 4 Arten hervorzu- 
heben. Wichtig erscheint hierbei der Umstand, daß die meisten der auf 
Madagaskar und Ceylon vorkommenden Arten sich in der natürlichen Sektion 
der Prolifera (B. nudum, B. aeschynomenifolium) zusammenfinden, die durch 
ihren verzweigten Stengel sich ohne weiteres von den Sektionen der Sen- 
sitiva (B. sensitivum, B. abyssinieum), Dendroidea (B. dendroides, B. dor- 


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Fig. 3. A—B Biophytum nudum (Arn.) Wight. A Habitus, B Teilfrucht. — C Bio- 

phytum aeschynomenifolium(O. Hoffm.) R. Knuth. — D—F Biophytum somnians (Mart. 

et Zucc.) R. Knuth, D Oberes Teilstück der Pflanze, H Staubgefäße und Stempel, 
F 2 Stamina. 


232 R. Knuth. 


miens) und Orbicularıa (B. sessile, B. Zenkert) unterscheidet. Die Tatsache, 
daß B. casta aus der brasilianischen Provinz Amazonas ebenfalls zu dieser 
eigenartigen Sektion gehört, bestärkt die Ansicht, daß es sich hier offenbar 
um einen alten Formenkreis handelt, der wahrscheinlich früher eine weitere 
Verbreitung gehabt hat. Die monotypische Sektion Grandifoliata (B. som- 
moans Fig. 3 D—F) in der brasilianischen Provinz Rio Negro, die schon 
habituell an ihren großen Blättchen leicht kenntlich ist, im übrigen den 
Prolifera (Fig. 3 A--C) sehr nahe steht, würde so genetisch mit den 
übrigen Sektionen gut verbunden sein. Die Gruppen der afrikanisch-indi- 
schen Sensitiva, der neuweltlichen Dendroidea (Fig. 2) und der afrikani- 
schen Orbicularia stimmen überein in dem Besitz eines aufrechten, nackten 
Stengels, der erst an seiner Spitze eine dichte Rosette von Blättern trägt. 
Von diesen drei Formenkreisen zeigen die durch rundliche Blättchen aus- 
gezeichneten Orbicularia in ähnlicher Weise wie die afrikanischen Oxalıs- 
Arten die Tendenz der Verkürzung des oberirdischen Stengels. Bei B. cras- 
sipes kommt es zu einer knollenartigen Verkürzung des Stengels. Die Sek- 
tionen der Sensitiva und Dendroidea zeigen stets kräftig entwickelte 
Stengel. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, daß bei den Den- 
droidea in der Entwickelung des doldigen Blütenstandes, den sie mit den 
Sensitiva gemein haben, stets eine Reduktion eintritt, indem bald die Pedun- 
culi, bald die Pedicelli stark reduziert sind. — Von den fünf Stämmen 
von Biophytum sind mithin wahrscheinlich die Prokfera und die Grandi- 
foliata als die primitivsten anzusehen. Als gemeinsame Entstehungsstätte 
für Oxalis, Hichleria und Biophytum kommt mithin mit großer Wahr- 
scheinlichkeit Südamerika in Betracht. 


Averrhoa L. 


Zur Gattung gehören zwei Arten, A. bilimbi L. (Fig. 4) und À. ca- 
rambola L., baumartige Gewächse mit fußlangen, paarig-gefiederten Blättern, 
deren Teilblättchen mit denen der vorhergehenden Gattungen die Reizbar- 
keit teilen. Die kleinen Trugdolden entstehen in den Blattachseln, deren 
Blätter zur Zeit der Blütenbildung meist schon abgefallen sind. Die Staubblätter 
sind in der Zahl 10 vorhanden; entweder tragen alle oder nur 5 Antheren. 
Die Kronenblätter zeigen wie die der vorhergehenden Gattungen gedrehte 
Knospenlage. Die Samen sind in jedem Fach der 6—8 cm langen kapsel- 
artigen fleischigen Beeren zahlreich. In bezug auf die geographische Ver- 
breitung sind beide Arten circumtropisch, doch scheinen sie im festländischen 
Afrika erst in neuerer Zeit eingeführt worden zu sein. Die intensivste Ver- 
breitung besitzen sie jedenfalls auf den Sunda-Inseln und den Philippinen. 
Hooker hat schon die Ansicht ausgesprochen, daß die Gattung wahrschein- 
lich nicht der ursprünglichen Flora Indiens angehöre, sondern daß die in 
Frage kommenden Arten von den Portugiesen aus Amerika eingeschleppt 
seien, und daß mithin die circumtropische Verbreitung erst der neueren 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 233 


Zeit angehöre. Ob sich diese Frage sicher entscheiden läßt, entzieht sich 
zurzeit noch meiner Beurteilung. Eine Notwendigkeit zu dieser Annahme 
würde aber nicht vorliegen, da die folgende Gattung Dapania ebenfalls 
dem Monsungebiet angehört. Bei der geographischen Verbreitung der 
Gattung Oxahs bis zum Kap und der von Brophytum bis Indien würde 
die Bevölkerung des Monsungebietes mit den genannten Gattungen recht 


Fig.4. Averrhoa Belimbi L. — Nach ENGL.-PRANTL, Nat. Pfiz.-Fam. Ill. 4 (1897) 
p. 22, f. 49. 


wohl übereinstimmen. An der Verwandtschaft von Averrhoa mit den schon 
besprochenen Oralidaceen-Gattungen ist trotz der abweichenden Fruchtform 
und dem ev. Abortieren von 5 Staubblättern nicht zu zweifeln, und so 
schließt sich diese Gattung aufs engste an die bisherigen an, was man 
nicht in gleichem Maße von der folgenden sagen kann. 


234 R. Knuth. 


Dapania Korth. 


Nach der Ansicht von Starr hat sich Korruats bei der Aufstellung 
der Gattungscharaktere, die er von D. racemosa ableitete, durch falsche 
Beobachtung zu einer in wesentlichen Teilen falschen Diagnose verleiten 
jassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach besitzt die Art weder eine 2—3-spaltige 
Schuppe am Grunde der längeren Sta- 
mina, noch der Same einen fast 2-lippi- 


ef gen Arillus. Die Täuschung rührt von 
SL dem Umstande her, daß Korruats sich 
& in der Familienzugehörigkeit der Gattung 
FR geirrt hat. Nach Starr sind wesentliche 


Unterschiede zwischen Dapania und der 
früher als eigener Formenkreis aufgestell- 
ten Oxalidaceen - Gattung Connaropsis 
nicht vorhanden. Nach Verschmelzung 
beider Gattungen würde dann Dapania 
aus 5 Arten bestehen, denen die dachige 
Knospenlage und der schmaltraubige 
Blütenstand ais Unterscheidungsmerkmal 
vor den anderen Oxaldaceen gemein 
sind. Mit Averrhoa verbindet sie die 
Beerenfrucht. In den tibrigen Merkmalen 
ist die Gattung noch recht deutlich mit 
den vorhergehenden verbunden, so auch 
in dem Aufbau des Blattes. Bei D. Grof- 
fithu (Planch.) R. Kn. (= Connaropsis 
Griffith Planch.) besitzt dasselbe 3 ar- 
tikulierte Blättchen, während bei den 
übrigen Arten, D. monophylla (Planch.) 
R. Kn. (= Connaropsis monophylla 
N Planch., Fig. 5), D. macrophylla (King.) 
en Be ee R. Kn. (= Connaropsis_ macrophylla 
Nat. Pflz.-Fam. I. 4 (1897) p.22,f.21. King), D. racemosa Korth. und D. scan- 

dens Stapf, die feste lederige Spreite des 
ungeteilten Blattes noch deutlich an der Basis eine ähnliche Gliederung zeigt, 
wie z. B. bei der Sektion Holophyllum der Gattung Oxalıs. Die geogra- 
phische Verbreitung der Gattung erstreckt sich von Hinter-Indien bis 
Sumatra. — Obgleich an der Familienzugehörigkeit der Gattung wohl nicht 
zu zweifeln ist, so zeigt sie dennoch eine große Selbständigkeit der Aus- 
bildung und rückt von den bisher besprochenen Gattungen nicht un- 
wesentlich ab. 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 235 


Hypseocharis. 


Uber die systematische Stellung dieser Gattung habe ich mich schon 
einmal (in Engl. Bot. Jahrb. XLI [1908] 170—171) ausgesprochen. Hyp- 
seocharis ist die erste derjenigen Gattungen — von seiten der Oxalidaceen 
— die bei vielen Forschern Zweifel an der Familienverschiedenheit der 
Oxalidaceen und Geraniaceen erweckt haben. Benraam-Hooker haben die 
Frage in der Weise gelöst, daß sie beide Familien in eine zusammenge- 
zogen baben. Andere haben sich durch die Aufstellung kleiner Zwischen- 
familien zu helfen gesucht, so Weppezz durch die Aufstellung der Hypseo- 
charıdeen, Enpzicmer der Diebersteinieen. Tatsächlich weicht Hypseocharis 
von dem Typus der durch Zichleria, Biophytum und Oxalis repräsentierten 
Familie erheblich ab und zwar durch den dreifachen Staubblattkreis und 
durch die Verwachsung der Griffel. In bezug auf den ersteren Unterschied 
mag uns das Analogon bei den verwandten Geraniaceen (Geranium-Mon- 
sonia) aufklären, in bezug auf das zweite Moment ist ja gerade bei den 
Oxalidaceen eine ziemliche Variabilität zu konstatieren. Hier wäre zunächst 
das oben erwähnte Verhalten von Æchleria zu erwähnen, bei welcher die 
Karpelle frei liegen, sowie die ähnliche Erscheinung bei O. aberrans Reiche 
innerhalb der Gattung Oxalis. Abnormerweise hat Pnicippr bei ©. dume- 
torum eine Verwachsung der Griffel bis zu den Narben konstatieren können. 
Bei O. ülapelina Phil. hat Reice eine schnabelförmige Verlängerung der 
verwachsenen Karpelle nachgewiesen, bei teilweiser Reduktion der freien 
Griffel. Aus allen diesen Vorkommnissen läßt sich auf eine ziemliche Varia- 
bilität dieser Verhältnisse bei den Oxalidaceen schließen. Für einen Aus- 
schluß von Hypseocharis aus der Gruppe der Oxalidaceen liegt mithin 
kein erheblicher Grund vor. Das haben ja auch Benruam-Hooker dadurch 
anerkannt, daß sie diese Gattung innerhalb ihrer Geraniaceae zu der Unter- 
gruppe der Oxalideen gerechnet haben. Die geographische Verbreitung der 
sechs Arten umfassenden Gattung stimmt mit den Verbreitungszentren von 
Eichleria, Biophytum und Oxalis gut überein. Sie ist verbreitet von den 
peruanischen Anden bei Lima durch Bolivia bis zur nord-argentinischen 
Provinz La Rioja, also vom 10.°—30.° südl. Br. Die Trennung vom Haupt- 
stamm hat, wie aus dem Gesagten folgen dürfte, wahrscheinlich schon sehr 
früh stattgefunden, jedenfalls früher als die Abspaltung von Eichleria und 
Biophytum. Darauf deuten unter anderen außer den erwähnten beiden 
Hauptmomenten die vermehrte Zahl der in zwei Reihen angelegten Samen, 
die Gestalt der Blattspreite und die in der Familie sonst wohl kaum vor- 
handene karminrote Blütenfarbe. 


Übersicht über die geographische Verbreitung der Familie. 


Wenn auch die weitaus größte Zahl von Oxalidaceen, der Gattung 
Oxalis angehörig, sich jetzt in den politischen Bezirken Mexiko, Brasilien, 


236 R. Knuth. 


Chile und dem Kapland finden, so ist doch in bezug auf das Alter der 
Familie die Verbreitung der artenärmeren Gattungen, wie Diophytum und 
Dapania, von größerer Wichtigkeit. Es ergibt sich so eine Verbreitung 
von Süd-Amerika über Süd-Afrika bis Vorderindien und den Sunda-Archipel, 
wie sie nur in der Zeit vor dem Tertiär bestanden haben kann. Die Kon- 
zentration der ältesten Oxalis-Sektionen, sowie von Eichleria und Hypseo- 
charis in Süd-Amerika macht es wahrscheinlich, daß hier ein besonderes 
Entwicklungszentrum entstand, von dem aus dann die Besiedelung Nord- 
Amerikas mit Oxals-Arten erfolgte, sowie die Abspaltung der für die 
Pampas-Formation und die chilenischen Anden charakteristischen Sektionen 
von Oxalis. Entsprechend der klimatischen Gliederung der Festländer ist 
offenbar von allen Gattungen der Familie die Gattung Oxalis am meisten 
verändert worden, so vor allem in den Sektionen Jonoxalis und den Sek- 
tionen des Kaplandes. Die Entwicklung der für beide Teile gemeinsamen 
Zwiebelbildung ist aller Wahrscheinlichkeit nach, trotzdem äußerlich manche 
Ähnlichkeit besteht, doch wohl getrennt vor sich gegangen. Im Kapland 
waren übrigens die klimatischen Verhältnisse einer Umbildung offenbar 
günstiger als in Nord-Amerika. Es ist daher auch nicht wunderbar, daß 
die kapensischen Sektionen viel schärfere Unterschiede zeigen, als die Arten 
der Sektion Jonoxalıs. 

Vergleicht man die Entwicklung der Oxalidaceen mit derjenigen der 
Geraniaceen, so müssen sich dem Beobachter einige übereinstimmende Mo- 
mente aufdrängen. Sieht man von dem Stamm der Biebersteinteae ab, der 
ja offenbar nahe Beziehungen zu dem der Geranieae besitzt, so bleiben 
neben den weit verbreiteten Geraneae die südamerikanischen Viwzaneae 
und Wendtieae und die auf Socotra heimische unsichere Gattung Dirachme 
übrig. Die Geranieae sind nun mit den ältesten Sektionen von Geranium, 
sowie Pelargonium, Monsonia und Sarcocaulon über Süd-Amerika und 
Süd-Afrika verbreitet, ganz ähnlich wie die Oxalidaceen; Dirachme hat 
innerhalb der Geraniaceae eine ähnliche isolierte Stellung auf dem östlichen 
Flügel des geographischen Vertretungsgebietes, wie Dapania unter den 
Oxalidaceen. In beiden Familien hat eine einzige Gattung die Verbreitung 
nach Norden übernommen, dort Oxalis, hier Geranium. Die Entwicklung 
von Erodium setzt offenbar viel später ein und ist aller Wahrscheinlich- 
keit nach noch lange nicht abgeschlossen. Auch das Entwicklungszentrum 
von Geranium im ostasiatischen Florengebiet ist erst später entstanden. 
Beide Familien haben im südlichen Amerika eine Reihe abweichender Typen, 
die Geraniaceen die schon erwähnten Vivianeen und Wendtieen, die 
Oxalidaceen Hypseocharis, wofern man Eichleria als nahe Verwandte von 
Oxalis nicht hinzurechnen will. Die geographische Verbreitung unterstützt 
mithin die schon öfters erwähnte Annahme, daß der Ursprung beider Fa- 
milien eine gewisse Gemeinschaftlichkeit aufweist. Es ist nun zweifellos, 
daß die Gattungen Hypseocharis, die Subfamilie der Vivianeen und die- 


Ein Beitrag zur Systematik und geogr. Verbreitung der Oxalidaceen. 937 


jenige der Wendtieen neben den typischen Verwandtschaftskreisen der 
Oxalidaceen und der Geraniaceen eine gewisse Selbständigkeit beanspruchen 
können. Es ist aber ebensowenig zweifelhaft, daß jede der beiden Familien 
in ihren entwicklungsfähigen Gliedern, Oxalis auf der einen Seite, den 
Geranieen auf der anderen, sich so weit voneinander entfernt hat, daß 
eine Vereinigung beider Familien in der Hauptsache jetzt nur einer Ver- 
schmelzung zweier verschiedener Elemente gleichkommen würde. Im übri- 
gen würde die Stellung der Nebengattungen dadurch in nichts erleichtert 
werden. 


Die Kalmiickensteppe bei Sarepta. 
Von 


Eduard Riibel. 


Mit Tafel V. 


Für den Sommer 1912 organisierte Prof. Dr. M. Rixzr von der eid- 
genössischen technischen Hochschule in Zürich seine vierte naturwissen- 
schaftliche Studienreise, die uns in die Kaukasuslander und nach Hoch- 
armenien führte. Es bot sich uns eine Menge des Interessanten in jeder 
Hinsicht, fiir den Pflanzengeographen wie fiir den Floristen und Systema- 
tiker, den Geologen, Zoologen, Ethnographen, Geographen usw. Aus der 
Fülle der pflanzengeographischen Eindrücke mögen hier die des letzten 
botanischen Tages der Reise, des Tages von Sarepta, herausgegriffen sein. 
Von dem gewaltigen Kaukasus mit seinen hohen Gipfeln und wilden zer- 
klüfteten Gebieten, von seinen üppigen Wäldern und Wiesen fuhren wir 
nordwärts durch die endlose Steppe immer weiter. Ein kurzes Studium 
dieser Steppe war uns in Sarepta vergönnt am 15. September, also in der 
vollsten Entwicklung des Herbstaspektes. 

Sarepta ist die südlichste der von der Zarin Katharina II. gegründeten 
deutschen Wolgakolonien, ein Städtchen von ungefähr 6000 Einwohnern, 
das sehr hübsch auf den Hügeln einige Kilometer von der Wolga entfernt 
liegt. Mit seinen sauberen Häusern und wohlgepflegten Gärten, in denen 
eine reiche Baumvegetation gehegt wird, erscheint der Ort als hübsche 
Oase in der endlosen Steppe. Nachdem wir wochenlang in fremdsprachi- 
gem Gebiet gereist waren, freuten wir uns um so mehr der deutschspra- 
chigen Insel. Wir wurden glänzend empfangen. Schon am Bahnhof, 
morgens 6 Ubr, erwarteten uns die Gemeindebehörden unter Führung von 
Herrn Pıur Grirscn aus Winterthur, dem Inhaber der weltberühmten 
Senffabrik, aus der ganz Europa mit »englischem« und »französischem« 
Senf versorgt wird. 

Nach Besichtigung der interessanten Fabrik gingen wir ins Zeltlager 
der Kalmücken. Die Kalmücken sind von rein mongolischem Typus. Der 
runde Schädel, die äußerst stark hervortretenden Backenknochen, die 


Die Kalmückensteppe bei Sarepta. 239 


Schlitzaugen und die gelbe Farbe fallen auf den ersten Blick auf. Ihre 
runden Zelte (Kibitka) machen einen zwar nicht sauberen, aber ziemlich 
komfortabeln Eindruck. 

Unser botanischer Führer durch die Steppe war Herr Gymnasiallehrer 
KurLin aus Zarizyn. Er sprach leider nur russisch, aber er besaß, was 
die Hauptsache war, eine gute Lokalkenntnis. Er führte uns an die in- 
teressantesten Punkte, so daß wir in der kurzen uns zur Verfügung stehen- 
den Zeit sehr wertvolle Einblicke in die verschiedenen Steppentypen er- 
hielten. Sein Lehrer, Mag. Dr. Boris ALExANDER KELLER von der Uni- 
versität Kasan, der ausgezeichnete Kenner der Gegend, hatte uns leider 
nicht mehr hier erwarten können; jedoch kam er bei der Wolgafahrt zu 
uns aufs Schiff, begleitete uns von Kasan eine Tagereise weit nordwärts 
und gab uns eine Fülle interessanter Erklärungen. Wenn ich nach dem 
kurzen Besuch dieser Steppe eine Reihe Daten von Interesse geben kann, 
so ist das in hohem Maße diesen mündlichen Erläuterungen zu danken, 
und es sei hiermit auch an dieser Stelle Herrn Dr. B. A. KELLER mein 
bester Dank ausgesprochen. Er hat mit H. A. Dimo über jene Gegenden 
ökologische Studien veröffentlicht in einem leider russisch geschriebenen, 
aber schon durch die Bilder sehr instruktiven Werke: 

H. A. Dimo und B.A. Ketter, Im Polupusstynjengebiet. Bodenkundliche und bota- 
nische Untersuchungen im Süden des Zarizyner Kreises des Gouvernements 
Saratow. Verlag des Saratower Gouvernements - Semstwo. Bodenkundliches 
Laboratorium, Saratow 1907 (russisch). 

I. Teil: Die halbwüstliche Bodengestaltung im Süden des Zarizyner Kreises. Ihre 

Genesis und Morphologie. Von H. A. Dio. 


IL. Teil: Skizzen und Notizen zur Flora des Südens des Zarizyner Kreises. Von 
B. A. KELLER. 


Lage und Klima. 


Das Kalmückengebiet, von der unteren Wolga gegen den Kaukasus zu 
gelegen, zerfällt scharf in zwei ungleiche Teile, einen höher gelegenen west- 
lichen und einen tiefer gelegenen östlichen. Den westlichen bilden die Jergeni- 
hügel, die eine direkte Fortsetzung der Hügel des rechten Wolgaufers nach 
Süden sind. Sie erscheinen als ein Hochland, das seinen höchsten Gipfel bei 
175 m hat. Sie bestehen aus Löß mit einer Unterlage von grobkörnigem 
Sandstein. Unter diesem lagert schwerer Lehm. Am Kontakt von Sand 
und Lehm entspringen vielfach Süßwasserquellen, welche die Schluchten 
speisen, die sich in die Steilrander der Jergeni gegen die Niederung ein- 
gefressen haben (siehe Taf. V). Nach den Arbeiten von Parscnosskı!) 


A) J. Patscuossk1, Florographische und Phytogeographische Studien in den Kal- 
mückensteppen. Sep.-Abdr. aus Sap. Kiew. Obsch. Jestest. 1892, p. 447 (russisch). — 
Deutsch ausführlich referiert in: N. J. Kusnezow: Übersicht der in den Jahren 1891—94 
über Rußland erschienenen phytogeographischen Arbeiten. Engl. Bot. Jahrb. Bd. 26, 
Lit. 1899. 


240 E. Rubel. 


unterscheidet sich die Vegetation von Jergeni wenig von der des Don- 
gebietes und gehört überhaupt zum Gebiete der ungarisch-südrussischen 
Rasensteppen. 

Über das Klima von Jergeni haben wir keine genauen Daten; es ist 
milder und feuchter als das des östlichen Teiles. Sarepta, das noch auf 
den Hügeln bei 50 m ü.M., aber, wie ein Blick auf die Karte zeigt, ganz 
nahe dem Steilabfall zur Depression liegt (Wolga hier bei —13 m), be- 
findet sich in 48° 30’ n. Br. (also ungefähr in der Breite von Straßburg 
und Ulm) und 44° 34’ 6. L.1) Der kälteste Monat ist der Januar mit 
einem Mittel von — 9,5°, der wärmste der Juli mit 23,9°, die Differenz 
von 33,4° weist auf stark kontinentales Klima hin. Die Niederschlags- 
mengen von Sarepta kennen wir nicht, aber die des ähnlich gelegenen, 
ganz nahen (22 km) Zarizyn. Dieses erhält 333 mm Niederschlag im Jahr 
und zwar fallen 61 mm oder 18°/, im Winter, 90 mm oder 27 /) im 
Frühjahr, 99 mm oder 30°, im Sommer und 83 mm oder 25°), im 
Herbst. Es liegt also das Maximum des Regens noch im Sommer, wenn 
es auch schon gegen das Frühjahr zu so weit verschoben ist, daß es nur 
noch um 3°/, jenem überlegen ist. 47mm im Mai sind das mittlere 
Maximum. Das eigentliche Südrußland, also von hier aus nach Westen, 
zeigt mit einem Juni-Maximum?) der Niederschläge Sommerregen, die 370, 
des Jahresniederschlags ausmachen gegen 24°/) Frühjahrsniederschlag. 
Nach Osten ändern sich die Verhältnisse. Transkaspien hat sein Nieder- 


4) H. Win, Die Temperaturverhältnisse des Russischen Reiches. Suppl. z. Repert. 
f. Meteorologie, herausgeg. v. d. Kais. Akad. d. Wiss. Petersburg 1884. 


Auf »langjährige«e Beobachtungen reduzierte Mittel: 


Monatsmittel: Jan. Febr. Marz April Mai Juni Juli Aug. Sept. 
Sarepta — 109,000 8,8) =—12,6 7,9 16,5 24,0 23,9 22,6 46,6 
Zarizyn — 410,3 =, Miro, 6,7 15,8 20,8 23,9 22,5 15,9 
Astrachan — 1,2. 16,4 70.6 9,2 AT, 22,6 25,4 23,6 17,6 
Okt. Nov. Dez. Jahr Maxima Minima 
abs. mittl. abs. mittl. 

Sarepta 8,1 RED DBSigigO re Kara Noes — 34,4 — 28,4 
Zarizyn 7,3 0,5 — 6,4 7,0 

Astrachan 10,0 3,4 — 3,5 9,3 43,1 36,3 — 31,9 — 26,0 


H. Witp, Die Regenverhältnisse des Russischen Reiches. Suppl. z. Repert. f. 
Meteorologie, herausgeg. v. d. Kais. Akad. d. Wiss. Petersburg 1887. 


Nicht reduzierte Mittel: in mm 
Niederschlagssummen Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. 
Zarizyn 30 13 15 28 47 44 43 42 18 
_ Astrachan 45 9 43 10 18 18 44 41 15 
Okt. Nov. Dez. Jahr Beobachtungsdauer 
Zarizyn 34 34 47 333 mm 41/9 Jahre zwischen 1873 u. 80 
Astrachan AA 9 43 156 mm 35 »  1846— 82. 


2) Hann, Klimatologie III. S. 194. 


Die Kalmückensteppe bei Sarepta. 241 


schlagsmaximum im März und absolut viel geringere Niederschläge!). Da- 
mit harmoniert Astrachan im östlichen Teil der Kalmückensteppe. Obwohl 
nur 367 km von Zarizyn entfernt, für die russische Landmasse ein kleiner 
Betrag, liegt das Maximum der Niederschläge in einigen Jahren im Früh- 
jahr, in anderen im Sommer. Der Niederschlag des ganzen Jahres beträgt 
nur 456 mm, das Maximum liegt im Mai und Juni. 

Dieser östliche Teil der Kalmückensteppe zwischen dem Kaspischen 
Meer, dem unteren Wolgalauf, den Jergenihügeln und dem Manytsch bildet 
einen Teil des großen aralo-kaspischen Beckens und ist jetzt noch größten- 
teils unter dem ozeanischen Meeresspiegel gelegen. Der Boden besteht aus 
den vom alten Meer abgesetzten mächtigen ton- und sandhaltigen Schichten. 
Nachdem sich das Meer vom Fuß der Jergeni zurückgezogen hatte, nahm 
die Wolga dort durch ihren Lauf. Als Überreste des Wolgalaufes finden 
sich noch die langgestreckten Sarpaseen, welche sich, die Richtung des 
Wolgalaufes oberhalb Sarepta einhaltend, südwärts bis gegen den Manytsch 
ziehen. 

Die Flora der Tiefebene enthält viele asiatische Elemente; sie muß, 
was die Vegetation anbetrifft, überhaupt zu Asien gezogen werden. 

Der Übergang des Jergeni-Hügellandes in die Tiefebene ist ein ganz 
plötzlicher, recht steiler. In diese steilen Hänge haben sich Schluchten 
eingerissen, in denen die meisten der oben erwähnten Quellen entspringen, 
die eine Gebüsch- und sogar Waldvegetation gestatten. Es sind dies 
die letzten, nur noch edaphisch ermöglichten Vorposten des mitteleuro- 
päischen Fallaubwaldes gegen die kontinentalen Einöden. Da Sarepta 
sich gerade an der Grenze dieser klimatisch und zugleich edaphisch be- 
gründeten Vegetationsregionen befindet, lassen sich dort die Verhältnisse 
gut studieren, da geringe Verschiedenheiten der Bodenkonfiguration das Über- 
gewicht zugunsten bald der einen, bald der anderen Pflanzengesellschaft 
herstellen. | | 

Nomenklatorisches. 

Dr. Ketzer unterscheidet Trawjanostjep, Polupusstynja und Pusstynja, 
die gemeiniglich mit Grassteppe, Halbwüste und Wüste übersetzt werden, 
was aber dem gewöhnlichen Begriff der deutschen Worte durchaus nicht 
entspricht. Der wirtschaftliche Begriff Stjep bedeutet ursprünglich in Ruß- 
land, was bei unseren Vorfahren der Ausdruck Heide, nämlich das nicht 
in Kultur genommene Land; dieses war im westlichen Südrußland eine 
mehr oder weniger geschlossene trockene Grasflur, für welche die russi- 
schen Pflanzengeographen den Ausdruck Stjep oder Steppe auch reserviert 
wissen möchten. Doch bei der Übernahme ins Deutsche bezw. in die 


4) Ove Pausen, Studies on the Vegetation of the Transcaspian Lowlands. The 
second Danish Pamir Expedition conducted by O. OLursen. Kopenhagen 1942. Petro 
Alexandrowsk mitten in Transkaspien hat nur 94 mm Niederschlag im Jahr, wovon 
480/) im Frühjahr, 350/, im Winter und nur 80/, im Sommer. 

Botanische Jahrbicher. L. Bd. Supplementband. 16 


242 E. Rübel. 


Pflanzengeographie wurde damit eine durch Trockenheit offene Vegetation 
bezeichnet. Dieser Begriff hat sich so allgemein eingebürgert, daß er auch 
bleiben sollte. 

Anderseits ist der pflanzengeographische Begriff des deutschen Wortes 
Wüste allgemein ein viel extremerer, als daß man damit Pusstynja über- 
setzen könnte. Pusstynja kommt von pusstoi, leer, öde, kann-also eine 
Einöde darstellen der weniger extremen Art, die wir Steppe nennen, als 
auch der extremeren Wüste!). Verstehen wir unter Steppe die Einöden, 
bei denen mehr als die Hälfte des Bodens, unter Wüste diejenigen, bei 
denen weniger als die Hälfte des Bodens durch die Vegetation bedeckt 
wird, so gehört die gleich zu besprechende Pusstynja des Artemisietum 
pauciflorae, deren Bodenbedeckung durch die Vegetation ich auf durch- 
schnittlich 60°/) schätzte, unbedingt zu den Steppen; die dichter bewach- 
senen Polupusstynjen um so mehr. Um diese Unterscheidungen machen 
zu können, will ich, bis bessere Namen vorgeschlagen werden, die Pusstynja 
mit Wüstensteppe übersetzen, die Polupusstynja mit Halbwüstensteppe. 
Aus dem gleichen Grunde nenne ich die südrussische »Grassteppe«, im 
Gegensatz zu der ökologisch ganz anders gearteten algerischen Halfa-Gras- 
steppe, Rasensteppe, so geht schon aus dem Ausdruck hervor, daß es 
sich um ein Übergangsgebilde handelt zwischen den geschlossenen Wiesen 
und trockenen offenen Grasfluren. Einen weiteren Beweis dafür, daß dies 
ein Übergangsgebilde ist, geben russische Bodenkarten2). Man unterscheidet 
im großen die beiden Kategorien der humiden und der ariden Gebiete. 
Die russische Bodenkarte teilt diese Rasensteppen keiner der beiden Kate- 
gorien zu, sondern schiebt eine eigene dritte für diese ein. 


Die Vegetation. 


Krassnow®) unterscheidet in der Kalmückensteppe des tiefliegenden 
aralo-kaspischen Beckens die Vegetation der Wermutsteppen und der über- 
schwemmten Wiesen. Während die Wermutsteppe, nach den vorherr- 


% 

4) Ich fasse unter dem allgemeinen Begriff Deserta, Einöden, alle aus wurzelnden 
Pflanzen gebildeten Gesellschaften zusammen, die den beweglichen oder unbeweglichen 
und von Wasser nicht bedeckten Boden andauernd nicht so zu bekleiden vermögen, 
daß sie auf eine allfällige niederere Schicht einen wesentlichen Einfluß ausüben, die 
also offene Pflanzengesellschaften sind. Dies nach: H. BrockMmANnN-JERosScH und E. RübEL, 
Die Einteilung der Pflanzengesellschaften nach ökologisch-physiognomischen Gesichts- 
punkten. Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1912. 

2) P. Kriscue, Die Verteilung der Hauptbodenarten im Europäischen Rußland. Die 
Ernährung der Pflanze, herausgegeben vom Kalisyndikat, G.m.b.H., 8. Jahrgang, Nr. 7, 
Berlin 4942. 

3) A. Krassnow, Geobotanische Untersuchungen in den Kalmückensteppen. Nach- 
richten der Kais. Russ. Geogr. Ges., 22. Bd. Petersburg 1886 (russisch). Ausführlicher 
deutscher Auszug: F. v. HERDER, Die neueren Beiträge zur pflanzengeographischen Kennt- 
nis Rußlands. Engl, Bot. Jahrb. Bd. 10. Lit., 1888. 


Die Kalmückensteppe bei Sarepta. 243 


schenden Artemisia-Arten so benannt, das ganze Innere dieses tiefliegenden 
Gebietes einnimmt, herrscht die Vegetation der tiberschwemmten Wiesen 
der Wolga entlang von Sarepta bis Astrachan, im Delta, in den sogenannten 
Ilmen, das sind Labyrinthe langausgezogener Wassertiimpel siidwestlich von 
Astrachan, durch welche noch ein Teil Wolgawasser sich drängt, und um 
die Sarpaseen, jenen Seenzug des alten Wolgalaufes am Fuße der Jergeni. 
Außer diesen Pflanzengesellschaften unterscheidet Patscnossk1 in diesem 
Becken noch die Vegetation der Ton- und Sandhiigel und die der Sand- 
strecken an der Wolga und dem Kaspi. 

Die Vegetation der Jergenihügel teilt Parscaosskr in die Schwarzerd- 
steppe, die Wermutsteppe, die Salzmoräste und die Sandvegetation. 


Die Wermutsteppe der Jergeni. 


Wir befinden uns in der Umgebung von Sarepta zunächst auf dem 
Plateau der Jergeni und ihren Abhängen in der Wermutsteppe. (Bei der 
Anwendung dieses in der Literatur verbreiteten Namens muß man sich 
stets gegenwärtig halten, daß er in verschiedenen Gegenden gebraucht 
wird, also nicht eine wohldefinierte Formation vorstellen wird, sondern 
damit wohl ziemlich stark verschiedene Pflanzengesellschaften da und dort be- 
zeichnet werden.) 

Soweit der Blick reicht, dehnt sich die Steppe in Hellbraun und Grau- 
grin. Artemisien scheinen weitaus vorzuherrschen in ihrem matten grünen 
Kleid, zwischen dem der hellbraune, sandig-lehmige Lößboden hervorschaut. 
Die allgemeine durchschnittliche Höhe der Sträuchlein und Halbsträuchlein 
beträgt 20 cm, daraus erheben sich einige höher gewachsene Pflanzen. 
Die Artemisien waren am 15. Sept. (2. Sept. russisch) in voller Blüte. Ihre 
aromatischen Öle erfüllten die Luft mit starkem Duft. 

Dominierend ist die graugrüne Artemisia marituma Jacq. var. ıncana 
mit gelben Blüten in den Formen nutans und erecta. Dazwischen steht 
Artemisia maritima var. salina, deren Blüten mehr olivfarbig sind, und 
die fein zerschlitzte graugrüne Artemisia pontica L. Hier und dort erheben 
sich hoch darüber zu etwa 80 cm Hohe die violetten holzigen Stengel 
der Artemisia scoparia W. u. K., die gelbe Früchte trägt. Ebenfalls in 
Frucht zeigt sich an etwas sandigen Stellen Artemisia campestris L. Feuchtere 
Stellen sucht die weißgelbe Artemisia austriaca Jacq. auf, sie ist schon ver- 
blüht. Diese beiden erheben sich über das allgemeine Niveau von 20 cm. Die 
schlechten trocken-salzigen Stellen erträgt nur die braunblühende schwarz- 
buschige Artemisia pauciflora Web. Zwischen den Artemisien erhebt sich 
besonders, 50—80 cm hoch, die häufige Glycyrrhiza glabra L., voll- 
behangen mit Hülsen. Sie kommt in zwei Formen vor, die eine mit 
glatten Früchten, die andere stachelfriichtig. Doch treten auch am selben 
Exemplar stachlige und glatte Hülsen auf, ja sogar an derselben Hülse 
stachlige und glatte Partien. Eine hübsche Abwechslung boten die vio- 

16* 


244 | | E. Rubel. 


letten Schleier der blühenden Statice (Limonium) sareptana Becker. Stipa 
capillata L. war größtenteils vorbei, es standen nur noch einzelne Halme. 

Bunt sieht diese Steppe im Frühjahr aus, ganz tot ist sie eigentlich 
nie. Krassnow (I. c.) schreibt: »Die Ablösung einer Form durch eine 
andere vollzieht sich auf diesen Steppen ungewöhnlich rasch und häufig, 
indem nach dem Erscheinen neuer Formen von den alten, verblühten oft 
keine Spur übrig bleibt. Die Steppe ist eigentlich nie vollständig aus- 
gebrannt, obwohl sie lange so aussieht. Das kommt daher, weil meist 
sehr wenige Arten in Blüte sind, ausgenommen im ersten Frühling, in 
welchem zarte und saftige Kräuter aus den Familien der Ranunculaceae, 
Cruciferae, Papaveraceae und Liliaceae und von den Gräsern Poa bul- 
bosa überwiegen. « 

Die eben beschriebene landbedeckende Pflanzengesellschaft, in der im 
Herbst Artemisia maritima incana dominiert, nennt KELLER nach den zu 
anderer Zeit dominierenden Pflanzen die Festuca sulcata-Pyrethrum achillae- 
folium-Formation der Lehmhalbwüstensteppe. Der Boden ist trocken und nur 
wenig salzig. Das Grundwasser liegt sehr tief. Charakteristisch dafür sind 
also in erster Linie Festuca vallesiaca sulcata Hackel, Artemisia mari- 
tıma incana, Pyrethrum achillaefolium M.B., ferner noch Kochia pro- 
strata Schrad., Kochia (Echinopsilon) sedoides Moq. Tand., Ceratocarpus 
arenarius L., Poa pratensis L. und für den Frühlingsaspekt hauptsächlich 
Tulipa Biebersteiniana Schult. | 

In dieser trockenen Hochsteppe kommen edaphisch anders geartete 
Inselchen vor. In Vertiefungen kann sich der Schnee länger lagern, der 
Boden wird ausgelaugt, besonders, wenn er stärker sandhaltig und daher 
durchlässiger ist, infolgedessen verliert sich der Salzgehalt. Der Lehm ist 
feuchter und von dunklerer Farbe, auch sammelt sich da etwas Humus 
an. Diese feuchteren Mulden nimmt eine Grassteppe ein, die zu den 
ungarisch-südrussischen Rasensteppen zu zählen ist. Erscheint sie auch 
oberirdisch immer noch mehr oder weniger offen, so bilden doch die Wurzeln 
unterirdisch schon eine geschlossene Vegetation. In den größten Ver- 
tiefungen herrschen Festuca vallesiaca Schleich. und Koeieria cristata Pers. 
mit Poa pratensis L.; an den Randpartien der tieferen und in den flacheren 
Mulden Festuca vallesiaca und Koelera cristata mit Stipa capillata L., 
St. pennata L. und St. Lessingiana Trin. Letztere, St. Lessingiana, bildet 
die Grenze, den Übergang zur vorbesprochenen Artemisia maritima in- 
cana-Steppe. Von den Artemisien gehören in diese Rasensteppe: Artemisia 
austriaca Jacq., A. vulgaris L., A. scoparia W.u.K. und bei mehr = 
Natur A. campestris L. 

Andere Inseln unserer Wermutsteppe bilden ein anderes Extrem. Der 
lehmige Boden ist stärker tonig, enthält nur sehr wenig Sand. Er ist 
daher kompakter, trocken und stark salzig. In diesen trockenen Salzstellen 
herrscht die schwarze Wermut Artemisia pauciflora Web. Die Vegetation 


Die Kalmückensteppe bei Sarepta. 245 


ist offener als bei den andern. Der Boden erhitzt sich auch stärker. Dr. 
Ketter fand die Bodentemperatur in 35 cm Tiefe unter Artemisia pauci- 
flora 3° G höher als unter Festuca vallesiaca, wiewohl die Meß-Orte nur 
wenige Schritte auseinander lagen. Unter Ulmus campestris L. war die 
Temperatur sogar 5° C tiefer als unter Artemisia pauciflora. Charakte- 
ristisch ist für diese trockenen Salzflecke außerdem Camphorosma mon- 
speliacum L. und, wo der Lehm Wasser zurückhält, ein Überzug von Nostoc 
und Osedllarta. Den Frühlingsflor dieser Pflanzengesellschaft charakterisiert 
Tulipa biflora L., welche vicarisiert mit der Tulipa Biebersteiniana Schult. 
der Artemisia maritima incana-Steppe; dazu kommt Colpodium hu- 
mile Ledb. 


Die Schluchten der Jergeni. 


Ein Längsprofil durch ein kurzes Schluchttal der Jergenihügel zeigt 
uns in dem obersten noch wenig eingeschnittenen Teil die Rasensteppe. 
Mit dem stärkeren Einschneiden und größerer Feuchtigkeit kommen wir 
ins Gebüsch und im tiefsten Teil der Schlucht in einen Wald. Das Quer- 
profil zeigt uns dasselbe Bild (siehe Tafel V). In der Nähe von Sarepta 
befindet sich in einer quellenreichen Niederung der Jergenihügel ein Wald, 
den wir besuchten. Die Entstehung der Quellen wurde bereits oben er- 
wähnt. Die dominierenden hohen Bäume sind Quercus Robur L., wie die 
Eichen überhaupt in solchen gegen die Steppe hin vorgeschobenen Wald- 
gegenden meistens dominieren. Sehr häufig ist Ulmus campestris L., die 
ein eigenes mittelhohes Stockwerk der Vegetation bildet. Für diese Wäl- 
der sehr charakteristisch ist Acer tataricum L. Dazwischen sehen wir 
von Büschen noch Prunus spinosa L. und Evonymus verrucosus Scop. 
Den Boden bedeckt Grasnarbe. Die Gräser sind schon stark verblüht. Es 
dominierte Setaria viridis (L.) P. Beauv. untermischt mit Poa pratensis L. 
Dagegen blühten noch eine Reihe Stauden. Centawrea glastifolia L. und Cepha- 
laria centauroides Coult. strecken ihre dicken gelben Köpfe, etwas feinere 
die Achillea Gerberi MB., violettrot erscheinen die kräftige Jurinea poly- 
clonos DC., ferner Aster Tripolium L. und Melampyrum arvense L., das 
zartere Violett vertritt Statice latifolia Sm.; dazwischen zeigt sich noch 
Delphinium Consolida L. An den wasserzügigen Stellen soll sogar ein 
Juncus vorkommen. 

Die Gebüsche der geringeren Schluchteinschnitte sind ganz dominiert 
von Spiraea hypericifolia Lam., einem sparrigen laubwechselnden Strauch 
mit kleinen spateligen Blättern, der sich meist unter Mannshöhe hält. Ziem- 
lich häufig mischt sich Ulmus campestris bei, auch Acer tatarıcum ist 
noch vorhanden, ferner Crataegus monogyna und da und dort Tamarix 
laxa Willd., die schon eine mittelstarke Versalzung anzeigt. Linosyris, 
Thalictrum minus L., Salsola tamariscina Pall. zeigten sich auch im 
Gebüsch und manch Pflänzlein findet hier Schutz, das aber im Frühjahr 


246 E. Rübel. 


oder Sommer blüht und keine Rolle mehr spielt in unserem Herbstaspekt 
(15. Sept. 1942). 

Dieses Spiraeetum hypericifoliae möchte ich als einen Typus der von 
Apamovic so meisterhaft beschriebenen Sibljak-Formation ansehen. In den 
östlichen Mittelmeerländern schließt sich an die Macchie, welche ein kon- 
tinentales Klima charakterisiert, solange es nicht zu tiefe Temperaturen auf- 
weist, als daß die immergrünen Blätter sie aushalten können, ein sommer- 
grünes Buschwerk an. Es verlangt, wie die Macchie, Wärme und eine 
ziemlich lange Vegetationszeit, ist dagegen durch den Laubfall besser gegen 
tiefe Temperaturen geschützt, wenn auch die Knospen nicht so gedeckt 
sind wie die der mitteleuropäischen Bäume und Büsche, die einen langen 
Winter auszuhalten haben. Von den verschiedenen Assoziationen dieser 
Formation ist es besonders der Paliurus-Bestand, der weit in die Kau- 
kasusländer vordringt in die Randpartien der Steppengebiete. Dieser Be- 
stand nimmt die Hänge bei Noworossijsk am Schwarzen Meer wie auch 
die Ebene der Aragwa samt den Kaukasushängen bei deren Mündung in 
die Kura in der Nähe von Tiflis vollständig ein. Die Temperaturkurven 
dieser beiden Gegenden stimmen fast gänzlich überein!). Diejenige von 
Sarepta dagegen ist zwar im Sommer ganz ähnlich, im Winter geht sie 
im Mittel bedeutend tiefer. Die Minima hingegen sind an allen diesen Orten 
tief, —17 bis — 34°. Die Temperaturen sind also nicht so verschieden, daß 
nicht die Sibljakformation an beiden Orten vorkommen könnte, wenn auch 
nicht mehr ra) derselben Dominante. Was das Wasserbediirfnis betrifft, so 
bedarf der Sibljak mehr, als was die Niederschläge in Sarepta betragen. 
Kommt daher diese Formation in Noworossijsk mit 849 mm und bei Tiflis mit 
449 mm Niederschlag an den trockenen sonnigen Hängen vor, so sucht 


4) H. Wan, I c. 


Monatsmittel: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. 
Sarepta — 9,5 —8,8 —2,6 7,9 16,5 21,0 23,9 22,6 16,6 
Noworossijsk 2,4 4,3 3,4 10,3 45,6 20,6 22,9 24,1 48,4 
Tiflis 2,0 3,8 8,6 44,2 20,4 23,8 26,9 26,9 21,7 
Okt. Nov. Dez. Jahr Maxima Minima 
abs. mittl. abs. mittl. 

Sarepta 8,4 14 —6,0 7,6 41,2 87,5 ah as 
Noworossijsk 44,0 9,2 4,2 42,3 

Tiflis 16,0 8,5 3,6 14,7 88,5 35,9 —17,2 —19,0 


Niederschlags- 
summen Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. 


Zarizyn 30 43 45 28 47 44 43 42 18 

Noworossijsk 423 65 78 53 65 72 69 63 56 

Tiflis 16 49 29 54 72 70 56 4A 53 
Okt. Nov. Dez. Jahr Beobachtungsdauer 

Zarizyn 34 34 47 333 mm 41/2 Jahre zwischen 4873 u. 80 

Noworossijsk 4A 60 405 849 mm 10 >»  4872—82 


Tiflis 34 26 21 488 mm 38 > 4844—82 


Die Kalmiickensteppe bei Sarepta. 247 


sie bei Sarepta (Zarizyn 333 mm Niederschlag) die edaphisch begiinstigten 
feuchteren Schluchten auf, um wieder auf die Summe ihrer Bedingungen 
zu kommen. Sind diese hier also wohl klimatisch unginstiger als im 
Zentrum der Verbreitung der Sibljakformation, so treten edaphische Be- 
günstigungen ersatzbietend dazu, so daß der Unterschied nicht mehr so 
groB ist, als daB nicht diese Formation hier vorkommen künnte, wenn 
auch in anderer Assoziation, nämlich dem Spiraeetum hypericifoliae. 


Die salzige Gegend in der Tiefebene. 


Gehen wir nun die Hänge der Jergenihügel hinab in die Tiefebene 
gegen die Wolga zu, die hier bei Sarepta noch in der kaspischen Depres- 
sion fließt, 12—14 m über dem Kaspi, das sind ebensoviel Meter unter dem 
Schwarzen Meer. Der Boden ist in verschiedenen Graden salzig und feucht. 
Der Grundwasserstand in dieser Depression muß ein ziemlich hoher sein, 
die Feuchtigkeit ist ziemlich groß und es kann daher viel Salz in Lösung 
gehalten werden. Diese Bedingungen bringen es mit sich, daß im trockenen 
Sommer ausgeblühtes Salz den Boden bedeckt. Dieser war hier großen- 
teils sandiger Natur. Es sind dies die Salzmoräste Parscnosskis, denn ob- 
wohl es bei unserem Besuch im Herbst auch da mehr oder weniger trocken 
war, wurde uns versichert, daß im Frühjahr hier Roß und Reiter stecken 
bleiben im Halocnemon-Bestand. 

Ein sparriger Strauch ist von großem Interesse, es ist ein asiatisches 
Element, Nitraria Schoberi L. In ihrem Schutz und auf sie sich stützend 
findet sich Rubia tinctorum L., dabei auch Asperula humifusa MB. Da- 
neben steht das berühmte Kamelfutter Alhage camelorum Fisch. Trotzdem 
diese Pflanze in der Salzsteppe steht, enthält ihr Saft kein Kochsalz. Sie 
vermag so lange Wurzeln zu treiben, daß sie bis unter die Salzschicht 
reichen. Dr. Ketter grub einer solchen Wurzel bis I m tief nach. Sie 
war dort immer noch fingerdick und immer noch setzte sie unverzweigt 
ihren Weg fort. 

Je nach dem Salzgehalt und der damit parallel gehenden Feuchtigkeit 
kommen 3 verschiedene Pflanzen zum Vorherrschen und kann man 3 ver- 
schiedene Assoziationen oder Subassoziationen auf diesem naß-salzigen 
Boden nach den Dominanten unterscheiden. Wo es am salzigsten und 
nassesten ist, herrscht unumstritten Salicornia herbacea L. Mit abnehmen- 
dem Salz zeigt auch diese Pflanze stetige Abnahme. Eine Kurve mit Zu- 
nahme, bis bei mittlerem Salzgehalt ein Maximum erreicht ist und es von 
da an wieder abnimmt, liefert Halocnemon strobilaceum MB. Von diesem 
sei bemerkt, daß es hexenringartig wuchs. Das Gegenstück, nämlich ein 
stetiges Zunehmen bei abnehmendem Salzgehalt bietet uns Petrosimonia 
crassifolia Bge. Zwischen diesen finden sich viele andere Pflanzen, wie 
die häufigen Atriplex (Obione) verrucifera MT. und Atriplex pedunculata 
MT., Convolvulus lineatus L., die für mittelfeuchten Salzboden charakte- 


948 E. Rübel, Die Kalmückensteppe bei Sarepta. 


ristische Brachylepis salsa C. A. Mey., die hübschen violetten Blüten von 
Statice suffruticosa L. und Statice tomentella Boiss., ferner die zierliche 
Gypsophila trichotoma Wend., Geranium collinum Steph. und das Gras 
Aeluropus litoralis (Gouan) Parl. Wir fanden viele kleine Sandhaufen, die 
von Salicornia herbacea L. bedeckt waren. Auf den ersten Blick phe 
das widersinnig, da Erhöhungen doch trockener sein sollten. Es erwiesen 
sich diese Haufen aber als aus dem salzigsten Sand aufgebaute Ameisen- 
haufen. 


Zusammenfassung. 


Bei Sarepta an der Wolga befinden wir uns am Abfall der Jergeni- 
höhen zum Aralo-Kaspischen Tiefland, sozusagen an der pflanzlichen Grenze 
von Europa und Asien. Die Jergenihöhen bilden den südöstlichen Teil des 
Gebietes der ungarisch-südrussischen Rasensteppen. Der Boden besteht 
aus lehmigem Löß. Die für diese Rasensteppen charakteristische Tiptschak- 
Formation (Tiptschak heißt die Festuca vallesiaca sulcata) bewohnt jedoch 
nur noch die feuchteren, durch Auslaugung mehr oder weniger von Salz 
befreiten Mulden und zwar in zwei Assoziationen, in einer feuchteren, der Poa 
pratensis charakteristisch beigemischt ist, und einer weniger feuchten mit 
den Stipen, besonders Stipa capillata. 

Stark salzige Stellen dieses trockenen Lehmes nimmt das Artemisietum 
pauciflorae ein. 

Der Großteil des Bodens jedoch gehört der mit dem Klima und der 
durchschnittlichen Bodenbeschaffenheit am besten übereinstimmenden Festuca 
vallesiaca sulcata-Pyrethrum achillaefolium-Formation der Lehm-Polupuss- 
tynja, wie sie Dr. B. A. Ketter, der Erforscher der Pflanzenökologie dieses 
Gebietes nennt; es ist im Heipankba eine Wermutsteppe der Artemisia 
maritima incana. 

Alle diese Pflanzengesellschaften gehören nach unserer Nomenklatur 
noch zu den Steppen oder Siccideserta, weshalb ich den für das Artemisie- 
tum pauciflorae im russischen angewandten Ausdruck Pusstynja nicht mit 
Wüste übersetze. 

Die durch Quellen edaphisch begünstigten Schluchten gestatten das 
Vorkommen zweier klimatisch sonst nicht möglicher Pflanzengesellschaften. 
Es sind dies: Ein sommergrünes Gebüsch, das Spiraeetum hypericifoliae, 
das m. E. der für den Balkan typischen und weit nach Süd-Rußland hin- 
einreichenden Sibljak- Formation anzugliedern sein dürfte; ferner ein weit 
Stieleichenwald mit grasigem Unterwuchs. 

In der naß-salzigen sandigen Niederung an der Wolga bei Sarepta 
treffen wir drei Pflanzengesellschaften, nach dem zunehmenden Salzgehalt 
geordnet ein Petrosimonietum crassifoliae, ein Halocnemetum strobilacei: und 
ein Salicornietum herbaceae. 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 
Von 


Dr. H. Brockmann-Jerosch, 


Der Umfang, der Ausbau, die gegenseitigen Beziehungen und die Ab- 
grenzung der Wissenschaften sind oft mehr durch die historische Entwick- 
lung als durch die tatsächlichen Bedürfnisse gegeben. Auf diese Weise 
kommt es, daß die Literatur bei den einen Wissenschaften eine stattliche 
Zahl von übersichtlichen Lehrbüchern umfaßt und es ein leichtes ist, sich 
hier zurecht zu finden, während zu gleicher Zeit andere in der Lösung der 
grundlegenden Fragen noch weit zurückstehen. Nicht daß es hier immer 
an Arbeiten fehlte, aber oft genügt allein der Umstand, daß sie keine Lehr- 
fächer an den Hochschulen sind, daß die Beantwortung der grundlegenden 
Fragen vernachlässigt bleibt. Ganz besonders bekommen Zwischengebiete 
den Nachteil dieser Entwicklung zu spüren. 

Seit dem Zeitpunkte, da die Pflanzengeographie einerseits und die 
Phytopaläontologie anderseits sich zu entwickeln anfingen, wurde der Ge- 
sichtskreis bei beiden Wissenschaften erweitert, indem sie sich jeweils die 
Ergebnisse der andern zu eigen machten. Die Pflanzengeographie zog nicht 
nur die heutige Pflanzenverbreitung, sondern auch die ehemalige in Betracht, 
und in der Phytopaläontologie kamen neben den zumeist systematischen 
Gesichtspunkten auch solche rein pflanzengeographischer Natur zur Geltung. 
Sobald eine reichere Ausbeute von einem Fundorte oder von einer geo- 
logischen Epoche vorlag, so frug man nicht nur nach der ehemaligen 
Flora, sondern auch nach der Vegetation der vergangenen Periode, nach 
der Verbreitung der Arten und nach ihrer Beziehung zu der jetzigen. 

Damit sind neue Gebiete erschlossen worden, die streng genommen 
weder zur Phytopaläontologie noch zur Pflanzengeographie gehören, son- 
dern ein. Zwischenglied bilden. Heute liegen eine Reihe schöner und 
wichtiger Schriften vor, und der Kreis der gelegentlichen Bearbeiter hier- 
her gehöriger Fragen ist groß. Allein es ist nie dazu gekommen, daß 
ein neuer Wissenszweig ausgebildet wurde, noch gar, daß diese Wissen- 
schaft an den Hochschulen gelesen würde. Höchstens werden hie und 
da bei der Behandlung verwandter Fragen auch hierher gehörige mehr 
oder weniger eingehend berührt. Ohne Zweifel entstanden durch diese 


250 H. Brockmann-Jerosch. 


Entwicklung Nachteile, die schwer zu heben sind. Die einen Autoren 
gehen vom rein phytopaläontologischen Gesichtspunkte aus und ihnen 
liegen die pflanzengeographischen Fragen ferner. Umgekehrt ist den Pflan- 
zengeographen oft vorzuwerfen, daß sie phytopaläontologische Folgerungen 
zu wenig zu würdigen wissen. Zur Entschuldigung muß angeführt werden, 
daß es heute bei dem Ausbau der beiden Wissenschaften, bei ihren 
beinahe völlig getrennten Literaturen, nicht leicht ist, sich zu orientieren. 
Trotz der großzügigen Arbeiten von Herr, Sarorta und ADOLF ENGLER ist 
es ein dringendes Bedürfnis, vor jeder weiteren Diskussion die grund- 
legenden Fragen möglichst klarzulegen. Es ist deshalb von Vorteil, das 
genannte Zwischengebiet als neue Wissenschaft mit dem Namen Paläophyto- 
geographie abzutrennen. Ich wähle zwei mir nahe liegende Fragen 
heraus und hoffe, damit auf die Wichtigkeit der Abklärung der Grund- 
lagen der genannten Disziplin hinweisen zu können. 


4. Fossile Flora und Vegetation. 


Jede einigermafien reiche Fundstelle von fossilen Pflanzen bietet uns 
einen wertvollen Einblick in die Zustände der Vergangenheit. In erster 
Linie pflegt die Systematik Gewinn aus solchen Funden zu ziehen. Da- 
neben erlauben sie in zweiter Linie wertvolle Schlüsse mehr allgemeiner 
Natur. Reste einer heute noch lebenden Flora lassen unter Umständen 
recht genau die Vegetationsverhältnisse zur Zeit der Ablagerung wieder 
herstellen. Viel schwieriger gestaltet sich aber diese Rekonstruktion, so- 
bald es sich um eine ausgestorbene Flora handelt. Ihre systematische 
Stellung läßt, wie das später genauer ausgeführt wird, meist keinen weite- 
ren Einblick in die allgemeinen Verhältnisse zu. Wohl aber können wir 
ein recht genaues Bild von den damals herrschenden Zuständen bekommen, 
sobald es uns gelingt, die Vegetation aus der Dan Flora zu 
rekonstruieren. 

Die Frage, inwieweit es überhaupt möglich sei, aus einer fossilen Flora 
die Vegetation wiederherzustellen, gehört deshalb zu. den wichtigsten 
der Paläophytogeographie überhaupt. Ja, es kommt ihr noch eine weiter- 
gehende Bedeutung zu, da die fossile Vegetation weit mehr als eine Flora 
oder gar Fauna von ausgestorbenen Arten einen Einblick in die allgemeinen 
Verhältnisse der Vergangenheit gewährt. 

Trotz der Wichtigkeit dieser Frage und obschon sich heute die An- 
sichten der Phytopaläontologen oft ebenso schroff gegenüberstehen, wie 
dies vor einem halben Jahrhundert der Fall war, sind diese Probleme 
m. W. noch niemals systematisch behandelt worden). 

Die Mittel und Wege, um sich eine Vorstellung von der Vegetation 
einer geologischen Zeit zu bilden, waren von jeher sehr verschieden. Nicht 


4) Vergl. hierüber auch die Arbeiten von M. Semper. Seine Skepsis gegenüber 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 251 


nur die fossilen Floren, sondern Anschauungen über Fauna, Klima und 
angenommene Florenwanderungen haben bei der Rekonstruktion bestim- 
mend mitgewirkt. Ja, oft hat man ohne auch nur eine einzige Art einer 
fossilen Flora zu kennen, auf eine ganz bestimmte Vegetation geschlossen 
und dabei Anschauungen erzeugt, die den größten Einfluß auf ganze Wissens- 
zweige hatten. So schloß z. B. Heer (Flora fossilis arctica) zu einer Zeit, 
wo von der Dryasflora noch gar nichts gefunden und bekannt war, einzig 
aus der Florenverwandtschaft der Arktis mit den Alpen, daß nach der 
Aufstauung der Alpen, »zur Gletscherzeit die Gebirgspflanzen der arktischen 
Zone ins Tiefland hinabstiegen und sich mit den Gletschern nach Süden 
verbreiteten«, wo sie das Alpengebiet erreichten. Auch 1860 hält Heer 
an dieser Ansicht fest, obschon er nur die Florenverwandtschaft und das 
Vorkommen von diluvialen Gemsen- und Murmeltierknochen im schweize- 
rischen Mittelland kennt und obschon die vom Menschen so stark be- 
drängten Gemsen heute noch gelegentlich von den Alpen herabsteigen. Es 
ist deshalb leicht zu verstehen, daß, als nun Narnorst wirklich die fossile 
Dryasflora am Rande der ehemaligen Vereisung in Europa entdeckte, sich 
die Anschauung bildete, diese stelle die allgemeine Vegetation des Di- 
luviums dar. 

Dabei spielt ohne Zweifel auch der Umstand mit, daß Narnorst vor der 
Auffindung der Dryasflora sich die allgemeine diluviale Flora gerade 
so vorstellte, wie die heutige von Spitzbergen. Er selbst schreibt darüber: 
»Daß diese schon vor langer Zeit von mehreren Forschern ausgesprochene 
Ansicht (daß nämlich in der Glazialzeit eine arktische und alpine Flora 
das europäische Tiefland bedeckt hat) richtig ist, hat bewiesen werden 
können. Als der Verf. 1870 zum erstenmal Spitzbergen besuchte, drängte 
sich ihm der Gedanke mit unwiderstehlicher Gewalt auf, daß die Pflanzen, 
welche die Repräsentanten der Flora in diesem hochnordischen Lande 
bilden, während der Eiszeit auch über das südliche Schweden und über 
das Gebiet verbreitet gewesen sein müssen, das einst von dem skandina- 
vischen Inlandeis bedeckt gewesen ist. Nach der Heimkehr gelang es 
auch, in den Süßwasserablagerungen Schonens aus der Eiszeit eine Menge 
von Blättern arktischer Pflanzen zu entdecken« (Narnorsr 1885, S. 258). 

Durch diese vorgefaßte Meinung kam Narnorsr ohne Zweifel dazu, in 
der Dryasflora die allgemeine Vegetation in Mitteleuropa zur Zeit der 
Vereisung zu sehen. Obschon bis heute noch kein einziges pflanz- 
liches Fossil, das eine solche Vegetation zwischen der nördlichen 
skandinavischen und der Alpenvereisung beweisen würde, gefunden wurde, 
ist die Ansicht von Narnorst, allerdings mehr oder weniger modifiziert, 
doch sozusagen allgemein angenommen worden. 


den Resultaten älterer Arbeiten, wie sie uns besonders im Artikel »Paläoklimatologie« 
im VII. Bd. des Handwörterbuches der Naturwissenschaften entgegentritt, halte ich für 
durchaus berechtigt. 


252 H. Brockmann-Jerosch. 


- Wie ungemein weitgehend der Einfluß dieser, also durch kein Fossil 
belegten Ansicht war, geht daraus hervor, dal Gunnar AnDERsson am Rande 
der. Vereisung in Nordamerika ebenfalls eine fossile arktische Flora an- 
nimmt, obschon dort nirgends irgend ein arktisches pflanz- 
liches Fossil gefunden worden ist (Anpersson 1910, S. 48). 

Solche Beispiele, wo man sich, ohne sich auf Fossilfunde stützen zu 
können, ganz bestimmte Bilder der Vegetation in vergangenen Perioden 
gemacht hat, lassen sich leicht vermehren. Ich erinnere noch an den di- 
luvialen Löß. Nachdem dieser als äolische Ablagerung erkannt worden ist, 
wurde allgemein auf eine Steppenvegetation in Mitteleuropa geschlossen, 
obschon auch hier wiederum kein einziges pflanzliches Fossil vorliegt!). 

Es handelt sich also bei solchen Schlüssen nur um Mutmaßungen über 
die vergangenen Vegetationsverhältnisse, und dementsprechend ist der 
eigentliche wissenschaftliche Wert solcher Äußerungen nicht größer als 
der einer Arbeitshypothese. 


Sehr häufig sind von jeher auch Schlüsse auf die Vegetation einer 
geologischen Epoche gewesen, die sich auf eine fossile Fauna gründeten. 
Es würde zu weit vom Gegenstande abführen, wollten wir hier darstellen, 
wie weit solche Folgerungen gezogen werden dürfen. . Sie haben gewiß 
ihre Berechtigung, allein öfters wurde die Bedeutung der Fauna für die 
Rekonstruktion der Flora überschätzt. Wir wollen nur daran erinnern 
daß die Fauna oft wenig von der Vegetation abhängig ist. Eine ganze 
Reihe von Steppentieren sind z. B. heute in Deutschland heimisch, wo sie 
sich auf dem vom Menschen dem Wald abgerungenen Boden angesiedelt 
haben. Ebenso ist es gut denkbar, daß sich die gleichen Tiere auf anderen, 
z.B. durch Flüsse waldfrei gehaltenen Flächen in einem anderen, feuch- 
teren Klima ansiedeln können. | 


Aus diesen Darlegungen geht hervor, daß einzelne Phytopaläontologen 
rasch bei der Hand sind mit Schlüssen auf den Charakter einer ehemaligen 
Vegetation. Diesen stehen andere gegenüber, die überhaupt alle solche 
Schlüsse auf die Vegetation mit der größten Skepsis quittieren. Gerade 
Herr, der seine Folgerungen über das Tertiir mit einem noch nie ge- 
sehenen Tatsachenmaterial belegen konnte, mußte dies am allerschwersten 
empfinden. Selbst bedeutende Zeitgenossen konnten die Hrer’schen Unter- 
suchungen nicht verstehen. Glaubte doch noch ein Linptey (Fossil Flora 
of Britain II. S.5 u. f. zit. in Schrorter 1885/87, S. 231), daß den 
höheren Pflanzen überhaupt die Fähigkeit abgehe, sich fossil zu erhalten 
und.daß sie.nur deshalb in älteren Schichten fehlen. Bei der ungenügen- 
den Vorstellung über den Fossilisationsprozeß ging LiNprey sogar so weit, 
daß er durch einen Laboratoriumsversuch zeigen wollte, welche Arten sich 


4) Über die Röhrchenstruktur des Lößes vergl. BrockMANN-JEROSCH 1909, S. 453. 


Zwei Grundfragen der Paliophytogeographie. 253 


fossil erhalten können. Eine große Zahl von Pflanzen wurde in ein Gefäß 
‘mit Wasser gebracht und darin 2 Jahre lang liegen gelassen. Nach dieser 
Zeit war vieles verschwunden, so daß Linptey damit bewiesen zu haben 
glaubte, die phytopaläontologischen Funde seien immer viel zu unvoll- 
ständig, als daß weitgehende Schlüsse auf sie gebaut werden könnten. Alle 
diejenigen, die die vielen Mittel und Wege, durch die die Pflanzen fossil 
erhalten werden, kennen, mutet der Versuch LinpLEys wie eine plumpe 
Nachahmung der Natur an und die Schlußfolgerungen erscheinen ihm heute 
als naiv. Heer wandte sich aber seinerzeit vergeblich dagegen (vergl. 
Scurorrsr 1885/87, S. 494, Anm.) und Linpzeys Versuch genügte, um dem 
Ansehen der Phytopaläontologie in England jahrelang Abbruch zu tun. 

Auch von anderer Seite wurde versucht, die Unvollständigkeit der 
paläontologischen Funde nachzuweisen. Natnorst beobachtete in Spitz- 
bergen, daß von den dort vorkommenden 420 Phanerogamenarten sich in 
den Herbstablagerungen in den Seen nur zwei im Frühjahr wieder erkennen 
lassen. Dementsprechend könne eine fossile Flora nur ein ganz unvoll- 
ständiges Bild der ehemaligen darstellen. Herr wies Natnorst darauf hin 
(vergl. Scarorter 1885/87, S. 233), daß sehr wohl auch feine, zartblättrige 
Organe erhalten bleiben und nicht nur die derben, lederartigen Blätter, wie 
Naruorst glaube. Gerade in den Dryastonen fanden ja Natuorst und 
Heer zusammen selbst zartblättrige Pflanzen, wie z. B. Myriophyllum, im 
Krutzelried bei Schwerzenbach. Allein Narnorsr hat bis heute auf seinem 
Standpunkt verharrt. Noch 1910 (S. 543, Anm.) warf er dem Verf. vor, 
daß er »vom Verhältnis der Artenzahl in einer rezenten und einer ent- 
sprechenden fossilen Flora keine richtige Vorstellung habe«.. Der Verf. 
hatte auf die Armut der Dryastone an »arktischen« und »alpinen« Arten 
aufmerksam gemacht und daraus geschlossen, daß diese wenigen, aber 
immer wiederkehrenden Arten nicht die Reste der gesamten al- 
pinen Flora darstellen könnten. Hier sind die Erhaltungsbedingungen in 
den eisenoxydulschüssigen Tonen ja ganz vorzüglich. Nicht nur feinblätt- 
rige Potamogeton-Arten, ganze Rasen von Characeen, sondern auch Pollen 
von Pinus und ganze Blüten mit Blütenblättern und Staubgefäßen von 
Dryas finden sich ja eingebettet vor. 

Wir sehen aus diesen wenigen Hinweisen, wie extreme Ansichten sich 
noch heute hier gegenüberstehen. Auf der einen Seite Phytopaläontologen, 
die wie Hrer beinahe vollständige Vegetationsbilder aus den tertiären 
Pflanzenresten rekonstruieren, und auf der anderen Seite Narnorst, der 
glaubt, von einer Flora könne sich immer nur ein ganz minimer Bruch- 
teil erhalten. Je nachdem ein Forscher gute Erhaltungsbedingungen vor 
Augen hat, glaubt er an die Möglichkeit einer recht vollständigen Er- 
haltung der fossilen Flora, während ein anderer durch Beobachtungen an 
Orten, wo die Bedingungen ungünstig sind, sich zu einem gegenteiligen 
Schluß verleiten läßt. 


254 H. Brockmann-Jerosch. 


Es ergibt sich somit, daß wir nach den heutigen Kenntnissen nur 
dann auf den Charakter einer Vegetation eines geologischen Zeitabschnittes 
zurückschließen dürfen, wenn eine fossile Flora als Grundlage 
vorliegt. Alle Schlüsse, die auf anderem Wege indirekt gemacht wurden, 
haben nur geringen oder gar keinen Wert. Wenn sie auch als Arbeits- 
hypothesen gelten können, so dürfen sie doch nie als etwas anderes be- 
trachtet werden. ; 


Von einer fossilen Flora, die als Grundlage dienen soll, muB aber 
auch eine gewisse Vollständigkeit vorausgesetzt werden; ohne sie bleiben 
die Ergebnisse immer unsicher. Die Frage, unter welchen Bedingungen 
es möglich ist, daß eine Flora sich verhältnismäßig vollständig erhalten 
kann, gehört in die Phytopaläontologie und kann hier nur gestreift werden. 
In aller Kürze dürfte auf folgende Punkte hingewiesen werden. Eine Flora 
wird sich fossil erhalten, wenn sich ein Medium vorfindet, das die Pflanzen 
rasch vor dem Verderben schützt, weil gerade in der ersten Zeit 
die Pflanzenreste dem Verderben ausgesetzt sind, während sie später nach 
der begonnenen Umwandlung der Substanz viel weniger leicht zugrunde 
gehen. Das einschließende Medium muß aber auch die Struktur der 
Pflanzen gut erkennen lassen, sei es, daß die Pflanzenreste direkt aufbe- 
wahrt bleiben, oder aber in den Abdrücken in einem plastischen Medium 
gut erkennbar sind. Die einschließende Gesteinsmasse kann so sehr viel- 
fältig sein, daß auf eine Aufzählung füglich verzichtet werden kann. 

Das Vorkommen eines geeigneten Mediums allein genügt aber nicht, um 
eine Flora zu hinterlassen, die für eine Rekonstruktion der Vegetation aus- 
reicht. Es muß auch die Möglichkeit vorhanden sein, daß die Reste der 
Vegetation allgemein und regelmäßig an den Ort der Fossili- 
sation gelangen. Wie wichtig dieser Umstand ist, zeigen z. B. unsere 
Hochmoore. Hier sind die Erhaltungsbedingungen für Pflanzenreste sehr 
günstig und doch enthält der reine Hochmoortorf beinahe nur die Arten, 
die auf ihm selbst wachsen. Es fehlt eben an der regelmäßigen Herbei- 
führung der Pflanzenreste der Umgebung. Obschon einzelne Pflanzenteile 
auch sprungweise verbreitet werden, so kommen sie hier eben doch nur 
selten und unregelmäßig zur Ablagerung. Von diesen erhalten sich fossil 
nur wiederum sehr wenige und nur der kleinste Bruchteil ist es, der je 
vor das Auge des Menschen gerät. Wie nahe die Pflanzenreste im all- 
gemeinen am Orte der Einbettung wachsen müssen, um fossil erhalten zu 
bleiben, lehrt uns eine Beobachtung von Hausrata. Obschon der Baum- 
pollen die Fähigkeit hat, sich mit Luftströmungen sehr weit zu ver- 
breiten — in einzelnen Fällen bis 150 km — so können Bodenerhebungen 
und Waldungen ein ganz erhebliches Hindernis für die Ausbreitung bilden. 
Den Pinus-Pollen eines nur 4 km entfernten Föhrenwaldes fand Hausrata 
im Torf, wenn auch regelmäßig, so doch nur vereinzelt, vor. Ganz erheblich 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 255 


schwieriger werden nun gar alle die Pflanzenorgane an den Aufbewahrungs- 
ort gelangen, die nicht frei in der Luft schweben. Fiir die Pflanzenausbreitung 
kommen wohl jene weiteren, mehr vereinzelten Sprünge der Samen und 
Früchte in Betracht, aber für die fossile Erhaltung spielen sie keine Rolle. 
Wir miissen, um dies zu verstehen, uns nur tiberlegen, wie unendlich wenig 
von der lebenden Natur der Fossilisation entgegengeht. Von diesen kann 
‘ der Mensch nur ganz geringe Teile, eben nur die an der heutigen Land- 
oberfläche, einsehen, und von den möglichen Funden fällt nur ein ganz 
geringer Teil in die Hände der Wissenschaft. Das was man also zu sehen 
bekommt, sind die häufigen und wiederkehrenden Fossilien, also der Durch- 
schnitt und nicht Zufallstücke. Wenn also eine Fossilfundstelle ein voll- 
ständiges Bild einer Flora bieten soll, so muß die Flora gleich an Ort und 
Stelle fossilisiert werden, wie z. B. durch eine Kalktuffquelle, wobei aber 
nur die Arten der nächsten Umgebung zu erwarten sind. Vollständiger 
wird die Flora einer Gegend sich erhalten können, wenn Bäche und 
Flüsse aus der weiteren Entfernung die Pflanzenreste zusammenschwemmen. 
Allein auch in fluviatilen Ablagerungen können sie unvollständig erhalten 
sein. In den diluvialen Dryastonen können wir z. B. nur eine einseilige 
Flora erwarten. Der Ton stammt vom Gletscher her und wurde bei 
Schlammausbrüchen oder mit dem Gletscherwasser als Gletschertrübe fort- 
geschwemmt und am Rande der zurückziehenden Gletscher, meist auf di- 
luvialem Schutt und oft hinter Moränen, abgesetzt. Obschon die Erhaltungs- 
bedingungen für alle Organismen — mit Ausnahme der Gastropoden, deren 
Schalen oft zerdrückt wurden — so gut sind, daß sich öfters, wie gesagt, 
Blüten von Dryas mit Blüten- und Staubblättern finden, so sind die ge- 
schichteten diluvialen Tone meist sehr arm an Fossilien, ja oft gänzlich 
fossilfrei. Wenn sie Fossilien enthalten, so ist die Zahl der Reste der 
Dryasflora unvergleichlich viel häufiger als die der Wasserpflanzen und der 
anderen Arten. Aber trotz dieser ungleichen quantitativen Vertretung ist 
die Zahl der nicht zur Dryasflora gehörigen Arten, die »Beiflora«, in den 
Dryastonen größer als die der eigentlichen Dryasflora (vergl. BRocKMAnN- 
Jerosch 1910/12, S. 161 ff.). Diese ungleiche Erhaltung der beiden Floren 
hängt offenbar mit der Art der Entstehung der Dryastone zusammen. 


Eine Wiederherstellung des Bildes einer Vegetation verlangt in erster 
Linie die Kenntnis der dominierenden Vegetationsform. Hier schon 
beginnen oft große Schwierigkeiten. In einzelnen Fällen liegen allerdings 
alle Pflanzenteile vor und aus den vorhandenen Baumstämmen allein läßt 
sich auf einen Wald schließen. Bei anderen Ablagerungen mögen nur 
Blätter vorhanden sein, aber sie gehören zu lebenden Arten, so daß wir 
auch hier wieder die Vegetationsform kennen. Sind jedoch die betreffen- 
den Arten ausgestorben, so ist es schwierig, meist wohl sogar unmöglich, 
zu wissen, ob hier Sträucher oder Bäume vorliegen. Man hat zwar oft 


256 H. Brockmann-Jerosch. 


verwandtschaftliche Beziehungen in solchen Fallen herangezogen, und je 
nachdem die heute lebenden Verwandten Bäume!) oder Sträucher sind, 
auch die fossilen Arten als solche betrachtet. Allein derartigen Schlüssen 
kommt nur geringe Bedeutung zu, denn bei den Vorfahren können die 
Vegetationsformen ebensogut andere gewesen sein. 

Ebenso schwer ist es meist, die vorherrschenden Arten festzu- 
stellen. Nur an reichen Fundstellen und an Orten, wo alle Pflanzenteile 
aufbewahrt wurden, ist es überhaupt denkbar, an die Erkennung derartiger 
Verhältnisse heranzutreten. Beim Suchen nach den vorherrschenden Arten 
ist auf folgende Punkte zu achten. Die Möglichkeit des Transportes der 
Pflanzenreste vom Wuchsorte an den Erhaltungsort ist bei allen Arten und 
bei allen Pflanzenteilen verschieden, wie die Erhaltungsfähigkeit. Beides 
findet seinen Ausdruck in der Häufigkeit der Fossilien. Leicht kenntliche 
Arten fallen schon beim Sammeln in die Augen und sind oft auch in Bruch- 
stücken leicht erkennbar, so daß von ihnen gern vermutet wird, daB sie 
häufiger gewesen seien, als sie es tatsächlich waren. Unter Berücksichti- 
gung solcher Verhältnisse gelingt es öfters, mit mehr oder weniger großer 
Sicherheit anzugeben, welche Arten dominierend gewesen sind. Damit ist 
schon ein schönes, oft vielsagendes Resultat gewonnen. Kennen wir die 
vorherrschenden Arten, so wissen wir, daß diese mit Klima und Bodenver- 
hältnissen derart in Einklang sind, daß sie im Konkurrenzkampf mit den 
anderen Arten den Sieg davontrugen. Die vorherrschenden Arten, ihre 
Vegetationsform und besonderen Eigentümlichkeiten bezeichnen am besten 
die Zustände zur Zeit der Ablagerung. 

Diese wenigen Hinweise genügen, um zu zeigen, wie viele Tatsachen 
bekannt sein und in welcher Art sie verwendet werden müssen, wenn wir 
uns ein Bild der Vegetation einer früheren Epoche rekonstruieren wollen. 
Viele der jetzt nicht nur in der Paläophytogeographie, sondern auch in 
der Paläogeographie und verwandten Wissensgebieten überhaupt ange- 
nommenen Rekonstruktionen genügen keiner eingehenderen wissenschaft- 
lichen Prüfung. Sie dürfen deshalb nur als Arbeitshypothesen gelten. So- 
bald wir vergessen, daß es sich dabei nur um solche handeln kann, 
laufen wir Gefahr, andere Tatsachen in voreingenommener Weise falsch 
zu deuten. Die Geschichte der Erforschung des Diluviums zeigt uns zur 
Genüge, wie oft gerade in dieser Beziehung Fehler gemacht worden sind. 


2. Fossile Vegetation und Klima. | 
Ein genaueres Bild einer fossilen Vegetation ist imstande, uns auch 
über die klimatischen Verhältnisse, die während der Ablagerung herrschten, 
aufzuklären. Die Paläoklimatologie kennt nur noch wenige andere Grund- 


4) Heer hat seinen miocänen Palmen Stämme zugeschrieben. Aus seinen eigenen 
Worten:(1860, S. 84) ergibt sich aber, daß diese Annahme sehr unsicher ist. . 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 257 


lagen, die sie zu diesem Zwecke gebrauchen kann!), allein keine bietet 
uns so häufig und so genau eine Vorstellung vergangener Verhältnisse. 


Viel häufiger als auf der Vegetation basieren zwar heute, wie von 
jeher die Schlüsse bei der Wiederherstellung des Klimas auf den verwandt- 
schaftlichen Beziehungen der Flora. Die heutige Verbreitung von Sek- 
tionen, Gattungen und Familien zeigt, daß diese meist nur eine räumlich 
beschränkte ist. Dadurch entsteht die Ansicht, die betreffende systematische 
Gruppe sei eben an ein bestimmtes Klima gebunden und gewissermaßen 
aus inneren, physiologischen Gründen nicht imstande, Arten zu bilden, die 
auch einem anderen Klima angepaßt wären. Die Palmen gelten z. B. als 
den Tropen und Subtropen angepaßt. Sobald nun eine fossile, wenn auch 
heute ausgestorbene Palmenart gefunden wurde, so schloß man ziemlich 
allgemein auch auf zum mindesten subtropische Verhältnisse zur Zeit der 
Ablagerung. | 

Allein derartige Beweise halten einer auch nur einigermaßen ein- 
gehenden Kritik nicht Stand. Die Tatsache, daß die heutige Verbreitung 
der systematischen Gruppen gar nicht durch das Klima allein bedingt ist, 
spricht schon dagegen. Die Arealgrenzen werden neben dem Klima noch 
durch eine Reihe anderer Gründe bestimmt, wie z. B. durch historische, 
wenn auch — z. B. auf dem gleichen Kontinent — das Klima in der 
Regel eine größere Rolle spielt, als heute meist angenommen wird. Ferner 
kommen noch als Areal begrenzende Faktoren die Konkurrenzverhältnisse 
in Betracht. Zudem muß auch heute noch betont werden, daß wir die 
Verbreitung der Arten oft ungenau kennen, so daß wir nicht zu sehr auf 
sie bauen dürfen. Als weiterer Grund kommt hinzu, daß nicht einzusehen 
ist, daß die verwandtschaftlichen Beziehungen auf ein bestimmtes Klima 
hinzuweisen brauchen. Dieses zeigen schon folgende Beispiele: eine Reihe 
mediterraner Gattungen hat in die nahen Gebirge oreophile Arten ge- 
sandt. Die Primeln in Mitteleuropa sind oreophil und daneben gibt es in 
Zentralasien tropische Sektionen. Von SEEMmEn gibt an, daß die Zwerg- 
weiden der Alpen und der Arktis in ganz verschiedene systematische 
Gruppen gehören usw. | | 

Wie leicht auf Grund der heutigen Verbreitung systematischer Gruppen 
Fehlschlüsse gezogen werden können, zeigt uns das schon erwähnte Beispiel 
der Palmen. Während, wie gesagt, viele,Phytopaläontologen durch das Vor- 
kommen der Palmen immer ein zum mindesten subtropisches Klima nach- 
gewiesen zu haben glauben, kannte schon Humsoznr bei dieser Familie 
Ausnahmen in der Verbreitung. Er erwähnt die Wachspalme, Ceroxylon 
andicola, die bis 5400—9000’ zwischen Eichen und Walnußbäumen als 
Baum von 160 Fuß emporsteigt. »Solche Tatsachen sind von den Paläon- 
tologen nicht hinlänglich gewürdigt worden, wenn sie aus der systema- 


4) Vergl. darüber Semper 4942. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 17 


258 H. Brockmann-Jerosch. 


tischen Stellung der fossilen Pflanzen auf das Klima friherer Erdperioden 
zu schließen sich berechtigt glaubten«, schrieb schon GriseBaca (in Bruans, 
Bd. III, S. 244). Trotzdem spätere Autoren, wie z. B. Scurogrer (4901), 
wiederholt auf diese und analoge Fehlschltisse hingewiesen haben, sind 
aber die gewonnenen Resultate in der Literatur ruhig weiter mitgenommen 
worden. 

Die gemäßigte Region Europas hat heute im allgemeinen eine arme 
Baumflora. Sie beginnt im Süden an der Nordgrenze der mediterranen 
und reicht, fortwährend ärmer werdend und ohne wesentliche neue Be- 
reicherungen zu erhalten, bis an die nordpolare Baumgrenze. Jede reichere 
fossile Baumflora wird deshalb durch ihre Verwandtschaft nach dem 
»Süden« weisen müssen und nicht nach dem noch artenärmeren »Norden«. 
Die verwandtschaftlichen Beziehungen sagen also hier noch gar nichts Be- 
stimmtes über das Klima aus. Auf einen ähnlichen Punkt macht auch 
Semper (4912) aufmerksam. »Im allgemeinen zeigt sich, daß ein Typus, 
je älter er ist, gegenwärtig desto ausschließlicher den Tropen angehört. 
Seine ausgedehntere Verbreitung in der Vorzeit, sein damaliges Vordringen 
in höhere und höchste Breiten wird dann meistens verwertet, um auf eine 
seitdem eingetretene Abkühlung zu schlieBen.« Aber es ist ebenso gut 
denkbar, daß allein der Wechsel im Klima, wie er schon durch das Em- 
portauchen bedeutender Landflächen oder die Ausbreitung großer Meere 
bedingt ist, zum Aussterben früherer Formen führen mußte. Wie un- 
duldsam ist schon das kontinentale Klima gegen viele Baumarten; wie 
wenig konnte sich von der Flora des feuchten Tertiärs in Europa retten 
und wie klein ist das heutige Wohngebiet der übrigens ganz verarmten 
tertiären Überreste am Kaukasus, verglichen mit der großen Verbreitung 
im Tertiär. Durch derartige Überlegungen fallen die Schlüsse, die auf Grund 
der Verwandtschaft der Flora gemacht worden sind, als unhaltbar dahin. 


Heer zog bei seinen Untersuchungen über die tertiären Floren noch 
einen weiteren Gesichtspunkt herbei, nämlich den des Reichtums oder der 
Armut der Flora. Er bezieht sich (1860, S. 39) auf den Artenreichtum tro- 
pischer Floren. Der Reichtum der Miozänflora allein deutete schon in seinen 
Augen nach den Tropen, wo z. B. in Jamaica allein 3000—3500 Arten 
wachsen sollen. Allein es war Heer entgangen, daß eine ganze Reihe 
anderer Momente die Artenzahl bedingen kann. Gerade in der gemäßigten 
Region ist der Reichtum der Baumflora, und die kommt hauptsächlich in 
Frage, viel mehr abhängig vom Klimacharakter als von anderen Momenten. 
In ozeanischen Gebieten, mit ihrem milden, gleichmäßigen Klima, ist die 
Gehölzflora unverhältnismäßig viel reicher als unter kontinentalem Klima- 
charakter, wo die Wälder nur aus wenigen Baumarten, ja oft nur aus einer 
gebildet werden. Eine fossile Flora braucht also noch lange nicht auf ein 
wärmeres Klima hinzuweisen, einzig weil sie sich aus einer großen Arten- 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 959 


zahl zusammensetzt. Es genügt völlig, ein mehr ozeanisches Klima an- 
zunehmen, ganz besonders wenn dieses. längere Zeit andauerte und die. 
Entwicklung der Flora nicht gestört wurde. 


Die phytopaläontologischen klimatischen Schlüsse, die auf der Vege- 
tation fußen, sind, worauf bereits schon hingewiesen wurde, entschieden 
die allerberechtigtsten, nicht nur der Phytopaläontologie, sondern der Paläo- 
geographie überhaupt. Der Einfluß des Klimas zeigt sich eben am deut- 
lichsten an den Lebewesen und unter ihnen am allermeisten an den Pflan- 
zen. Um aus einer fossilen Vegetation auf das Klima zurückzuschließen, 
müssen wir deshalb die durch das Klima bedingten ökologischen Einrich- 
tungen feststellen. (Gerade wie heute eine Zahl von Anpassungen sich in 
einem bestimmten Klima wiederholt, so daß man berechtigt ist, umgekehrt 
auf Grund dieser Anpassungserscheinungen das betreffende Klima wieder- 
herzustellen, so darf man bei einer fossilen Vegetation von den gleichen 
Anpassungsformen auf das Klima zur Zeit der Ablagerung zurückschließen. 
Die Kenntnis der Ökologie der fossilen Vegetation bietet deshalb 
das allergrößte Interesse. 

Die ökologischen Merkmale der fossilen Vegetation, die in Betracht 
kommen, sind etwa folgende: 

Form der vegetativen Organe. Bei Holzpflanzen sind die vor- 
kommenden und unter ihnen die dominierenden Blattformen festzustellen. 
Es wird sich besonders darum handeln, zu erkennen, ob die Blätter ihre 
volle Oberfläche besitzen, oder ob sie sie reduziert haben. Laubartiges, 
schuppenförmiges und nadelartiges Laub ist zu trennen. Aus der heutigen 
Verbreitung, von der wir unten noch kurz einige Züge wiedergeben, gewinnen 
wir Schlüsse für die Wiederherstellung der Vegetationsverhältnisse. 


Eine Blattform, die auch gelegentlich dazu benutzt wird, um auf das 
Klima vergangener Zeiten zu schließen, erwähnt Kayser (1908, Bd. II, 
S. 569). Sehr gut ausgebildete Träufelspitzen an den Blättern der Laub- 
hölzer, namentlich jüngerer paläogener, wie vieler älterer miozäner Floren 
sprechen, wenn auch heute die wirkliche Bedeutung der Träufelspitzen 
noch umstritten ist, für ein regenreiches Klima. 


Nach der Blattform ist der anatomische Bau der vegetativen Organe 
von allergrößter Bedeutung. Die Blattform allein genügt nicht immer, die 
klimatisch bedingten Formen zu erkennen. Nadelférmige Blätter finden 
sich z. B. in zwei ganz verschiedenen Ausbildungsarten, nämlich als feste, 
mechanisch versteifte Nadel mit stark beschränkten Interzellularräumen 
bei den Koniferen und als seitlich zusammengerolltes oder sonst hohles 
Blatt ohne besondere Versteifung durch mechanisches Gewebe mit vielen 
Interzellularräumen, als »ericoides« Blatt besonders bei vielen Ericaceen 
vor. Die beiden nadeltragenden ökologischen Gruppen bewohnen ganz 
verschiedene Klimate: die Koniferen vor allem haben große Gebiete inne, 

17* 


260 H. Brockmann-Jerosch. 


die von den anderen Baumarten der Ungunst des Klimas, ganz besonders 
seines kontinentalen Charakters halber oder wegen schlechter Bodenver- 
hältnisse gemieden werden. Sie bilden einen mächtigen Koniferengiirtel, 
der der nordpolaren Baumgrenze folgt und außerdem oft die wichtigsten 
Wälder der Gebirge. Sie treten in den Subtropen dann auf, wenn die 
Bodenverhältnisse schlecht werden. Die Ericoiden dagegen verlangen ein 
verhältnismäßig ozeanisches Klima, sind aber hier meist sehr bescheiden 
in allen Ansprüchen an den Boden und an die übrigen Verhältnisse. 

Aus diesen kurzen Darlegungen ergibt sich, daß genau wie bei der 
lebenden Flora so auch bei der fossilen die Blattanatomie zu betrachten 
wäre. Doch wurde dieser Weg, obschon von der technischen Seite ihm 
oft keine Hindernisse entgegenstehen, beinahe noch nie benutzt. Einen 
schönen und zu weiteren Arbeiten ermunternden Anfang hat Kusarr (1912) 
gemacht. Er hat bei Karbonpflanzen die Dicke der Cuticula, eingesenkte 
Spaltöffnungen und abgebogene Blattränder konstatieren können!). | 

Sehr wichtige Schlüsse auf die Ökologie der fossilen Vegetation erlaubt 
uns der Zeitpunkt des Laubfalles. Je nachdem die Blätter immer- 
grün oder nur sommergrün waren, müssen die Vegetationsverhältnisse 
andere gewesen sein. Im großen und ganzen lassen sich immergrüne und 
sommergrüne Blätter leicht unterscheiden. Immergrüne Blätter sind dicklich, 
glatt, zeigen eine starke Cuticula, glatte Oberfläche, so daß in extremen 
Fällen mit recht großer Sicherheit der erfahrene Paläontologe auf die 
immergrüne oder die sommergrüne Natur des Blattes schließen kann. 

Daneben gibt es aber auch viele unsichere Fälle. Sehen wir doch in der 
heutigen Vegetation, wie bei vielen Holzpflanzen mit immergrünem oder nur 
sommergrünem Laub die Blätter keinen Unterschied im äußeren Bau zeigen. 
Die Blätter vieler Rubus-Arten sind z. B. wintergrün, unterscheiden sich 
aber sonst nicht von einem sommergrünen Blatte. Die Blätter unserer 
mitteleuropäischen Buche und der Eichen sind nur sommergrün, könnten 
aber in fossilem Zustande sehr leicht für immergrün gehalten werden. 
Andere Holzpflanzen sind unter einigermaßen günstigen Verhältnissen immer- 
grün, wie z. B. Ligustrum vulgare. Dieser Strauch verliert seine Blätter 
erst beim Erscheinen der neuen, ohne dadurch wohl einen physiologischen 
Vorteil zu erreichen. In fossilem Zustande würde man diese Blätter zu 
den wirklich immergrünen zählen. Es braucht also eine große Erfahrung, 
um von ausgestorbenen Arten zu erkennen, ob sie immergrün gewesen 
sind oder nicht. Und auch dann wird es ohne gelegentliche Unsicher- 
heiten kaum abgehen. 

Die wichtigste Feststellung wird die Belaubungsdauer der vorherr- 
‚schenden Bäume sein. Wenn es gelingt, hier herauszufinden, ob sie laub- 
wechselnd oder immergrün gewesen sind, so ist damit viel gewonnen. 


4) Kusarr nennt dies »Biologie« statt »Ökologie« der Karbonpflanzen. Der letztere 
Ausdruck würde dem heutigen Sprachgebrauch entsprechender sein. 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 261 


Allein man darf in der Deutung des Resultates auch nicht zu weit 
gehen. Aus der Feststellung eines immergrünen Laubwaldes allein ergibt sich 
z. B. wohl ein guter Einblick in die Okologie, nicht aber ein SchluB auf ein 
bestimmtes Klima. Der Umstand, daß die miocänen Wälder zum größeren 
Teile aus immergrünen Arten bestanden, darf nicht, wie es besonders HER 
getan hat, dazu verwendet werden, um ein tropisches oder subtropisches 
Klima zu folgern. Das heutige Verbreitungsgebiet des immergrünen Laub- 
waldes ist größer als das anderer Waldtypen, so daß mit der Feststellung 
eines solchen weniger Einblick in das Klima der betreffenden Zeit als mit 
der Feststellung irgend eines anderen Waldtypus gewonnen wird. Die 
immergrünen Laubwälder sind bekanntlich im ozeanischen Klima der tro- 
pischen, subtropischen, wie auch der gemäßigten Region ungemein ver- 
breitet. Sie reichen von der südpolaren Baumgrenze im südlichen Chili 
bis gegen die nordpolare in Alaska hinauf. Bei dieser weiten Verbreitung 
immergrüner Laubwälder müssen wir diejenigen Merkmale heraussuchen, 
die die einzelnen Typen der verschiedenen Klimate im genaueren unter- 
scheiden. Wir finden sie besonders in den Einrichtungen, welche den 
Pflanzen gestatten, die ungünstige Jahreszeit zu überdauern, ganz besonders 
im Knospenschutz, wie dies RAunKIAER in so schöner und anregender Weise 
gezeigt hat. Die tropischen Regenwälder leben in einem für den Pflanzen- 
wuchs ungemein günstigen Klima; sie können im Gegensatz zu Pflanzen 
in- anderen Klimaten auf eine Reihe von Schutzeinrichtungen verzichten. 
Einzig in den immerfeuchten und warmen Tropen kommen keine be- 
sonderen Einrichtungen vor, die das Sproßende in den Ruheperioden zu 
schützen haben. Hinfällige oder dauernde Nebenblätter oder einfach die 
jungen Laubblätter schließen über dem Sproßende zusammen; Knospen- 
schuppen, also eigens zum Schutz umgewandelte Laubblätter, fehlen hier. 

In den Subtropen sind auch unter der Gunst der Nähe des Meeres 
die klimatischen Verhältnisse schon ungünstiger. Kälte und Trockenheit 
kommen schon zum Ausdruck und die Sproßenden sind dementsprechend 
durch Knospenschuppen im dort herrschenden immergrünen Laubwald, 
dem Lorbeerwald!), geschützt. Daneben kommen noch eine Reihe von 
Eigenschaften vor, die den tropischen Regenwald vom Lorbeerwald unter- 
scheiden lassen, wie Luftwurzeln, Plankengerüste, Cauliflorie u. dergl., alles 
Dinge, die dem Lorbeerwalde meist abgehen, die sich aber in fossilem 
Zustande vermutlich seltener feststellen lassen. Die übrigen Vegetations- 
organe sind aber im wesentlichen gleich gebaut. 

In der Ausbildung oder im Fehlen von Knospen haben wir also eines 
der wichtigsten Mittel, das uns zu der Unterscheidung von tropischen und 
subtropischen immergrünen Laubwäldern dienen kann. Allerdings gibt es 


4) Vergl. für die hier vertretene Einteilung der Pflanzengesellschaften BrockMANN- 
JErosch und RüBEL 1942. 


262 H. Brockmann-Jerosch. 


hier auch Ausnahmen. Olea europaea, ein Baum, der mit sehr wenig 
Niederschlägen auskommt und längere Trockenperioden aushält, so daß 
man bei ihm ohne weiteres Knospenbildung voraussetzen dürfte, besitzt 
z. B. keine Knospen. Die jungen Laubblätter umhüllen die Sproßenden 
und wachsen im frühen Frühjahr zu normalen Laubblättern aus. Selbst 
in gemäßigten Klimaten kommen solche Fälle vor. Veburnum lantana hat 
ebenfalls keine Knospenschuppen und die jungen Laubblätter überdauern, 
lose die jungen Sprosse umhüllend, die schlechte Jahreszeit. Auch Knospen, 
die nur aus Nebenblättern bestehen und lose zusammenschließend das Sproßende 
nach Art tropischer Bäume des Regenwaldes umschließen, kommen ge- 
legentlich bei Tropophyten vor, z. B. an der wachsenden Zweigspitze von 
Liriodendron tulipifera und Magnolia glauca. Solche Ausnahmen hat der 
Phytopaläontologe zu berücksichtigen, indem er nicht auf Einzelfälle baut. 
Wird solchen Verhältnissen Rechnung getragen, so dürfte es gelingen, den 
tropischen Regenwald vom Lorbeerwald zu trennen. 

Der Lorbeerwald ist aber ungleich weiter verbreitet, als der tropische 
Regenwald und spielt zudem in der Paläophytogeographie eine wichtige 
Rolle. Für eine weitere Einteilung, besonders zur Abgrenzung des sub- 
tropischen Lorbeerwaldes von dem der gemäßigten Region, kann das Auf- 
treten von Koniferen mit schuppigem Laub und von Tropophyten mit 
Winterruhe in dem kälteren Gürtel dienen. Im übrigen sind wir aber 
zurzeit nicht imstande, Merkmale festzustellen, durch welche wir die weit 
verbreiteten Lorbeerwälder innerhalb des subtropischen oder gemäßigten 
Gürtels eingehender klimatisch gruppieren könnten. 

Gerade im Tertiär handelt es sich in Mitteleuropa hauptsächlich um Lor- 
beerwälder. In ihnen kamen neben den immergrünen Laubbäumen Koniferen 
mit schuppigem Laub und Tropophyten mit Winterruhe vor. Wenn wir auch 
nicht imstande sind, aus diesen tertiären Lorbeerwäldern auf das damalige 
Klima genauer zurückzuschließen, so muß doch betont werden, daß kein 
Grund vorliegt, für diese Zeit subtropische oder gar tropische Verhältnisse 
anzunehmen, weil diese gerade die Tropophyten und die schuppigen Koni- 
feren durchaus ausschließen würden. Wir kommen auf dieses tertiäre 
mitteleuropäische Klima unten nochmals zu sprechen. 

Zu den Schwierigkeiten, die die Einteilung der immergrünen Laub- 
wälder bieten, kommt noch hinzu, daß immergrüne Laubwälder auch in 
einer xerophilen Ausbildung als Hartlaubwälder vorkommen, die sich 
schon als lebende Wälder nur schwer von den Lorbeerwäldern unterscheiden 
lassen. Hier wird es wohl einzig die Blattanatomie sein, die uns erlaubt, 
die Hartlaubblätter von denen des Lorbeerwaldes zu trennen. Vermutlich 
kommt bei jenen ein festerer Blattbau mit wenig Interzellularen vor, mit 
mehr oder minder isolateralem Bau und mit häufiger Behaarung der 
Cuticula. 

Ein weiterer Umstand, der ebenfalls Beachtung verdient, ist das 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 263 


Mischungsverhiltnis der verschiedenen Typen. Die Erfahrung 
_ zeigt, daß die Milde des ozeanischen Klimas dazu angetan ist, viele Pflanzen- 
typen zu dulden, wenn sie nicht durch die Konkurrenz ausgeschaltet werden. 
Im ozeanischen Gebieten findet sich eine Mischung von Arten vor, die in 
einem andern mehr kontinentalen ganz unmöglich vorkommen kann. In 
der nordwestdeutschen und holländischen Heide wachsen bei Meereshöhe 
oreophile Arten, wie Hmpetrum nigrum; im regenreichen Kanton Tessin 
gehen eine Reihe alpiner und subalpiner Arten bis in die Zone des Kasta- 
nienwaldes herab. In Großbritannien kommen selbst Salix herbacea, Dryas 
octopetala einerseits und Adiantum capillus veneris und Ilex aquifolium 
anderseits stellenweise zusammen (vgl. Brockmann-JeRoscH 1940/12, S. 122 ff.) 
vor. Eine solche Mischung »wärmeliebender« und »kältefordernder« Elemente 
ist in den fossilen Floren sowohl im Tertiär, als auch im Diluvium zu 
beobachten. Meist war das Durcheinander der verschiedenartigen Elemente 
den Paläontologen im Wege. Schon Heer stieß sich an der Mischung 
»tropischer« und »hochnordischer« Formen in den Bernsteinablagerungen. 
Um dieser Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen, machte er eine be- 
sondere Hypothese, welche das »Bernsteinland« mit den hochnordischen 
Formen in den Norden verlegte, woher die Flüsse den Bernstein 
brachten. Um die immer wiederkehrenden derartigen Mischungen zu er- 
klären, schlossen andere Autoren auf »tropische« oder »subtropische« 
Wärmeverhältnisse, die den »wärmeforderndene Elementen entsprachen 
oder sie nahmen ein »mittleres« Klima an, indem sie gewissermaßen die 
Mitte zogen. Sie übersahen aber, daß dadurch nach ihrer Argumentation 
weder die »wärmeliebenden« noch die »kältefordernden« Arten möglich 
gemacht wurden. Die Tatsache, daß nicht ein bestimmtes solares Klima, 
sondern der Klimacharakter und zwar der ozeanische für den Kosmo- 
politismus verantwortlich ist, war den meisten Paläontologen entgangen 
(vergl. Brockmann-Jerosca 1910/12, S. 420 ff. und 147 ff.). Anderseits fehlt 
es in der Literatur auch nicht an Hinweisen auf eine andere Auffassung 
der Sachlage. So schrieb z. B. Apert Heim: »Die Mischung arktisch- 
alpiner mit gemäßigten und vielleicht sogar ‚subtropischen‘ Typen (im 
Diluvium) kann uns indessen nicht befremden, wenn wir bedenken, daß in 
Neuseeland auch jetzt ,subtropische‘!) Gewächse bis nahe an die Gletscher 
vorkommen und daß die Gletscher weniger auf große Kälte, als vielleicht 
mehr auf nasse Winter hindeuten< (Hem 1885 S. 548). — — 


Das Streben nach wissenschaftlicher Genauigkeit führte dazu, Klima- 
änderungen möglichst mit Zahlen zu belegen. Das setzt natürlich vor- 
aus, daß wir die Abhängigkeit der heutigen Verbreitung von Pflanzen oder 
Pflanzengesellschaften so eingehend kennen, um angeben zu können, wie 


4) Vom Verf. in Anführungszeichen gesetzt. 


264 . H: Brockmann-Jerosch. 


die Hauptfaktoren des Klimas ihre Grenzen bestimmen. Es ist ein altes 
Postulat der Pflanzengeographen, daß der Einfluß der Temperaturen auf 
die Verbreitungsgrenzen festgesteltt werden soll. Ganz besonders hatte man 
es darauf abgesehen, die mittleren Temperaturen zu finden, die mit 
den Verbreitungsgrenzen parallel gehen sollten. Allein diese Wünsche der 
Pflanzengeographen sind nicht in Erfüllung gegangen. Neuere physiologische 
Resultate lassen auch vermuten, daß die mittleren Temperaturen, in der 
Art, wie sie uns durch die Meteorologen gegeben wurden, gar nicht im- 
stande sind, uns je die klimatisch bedingten Verbreitungsgrenzen der Arten 
und Pflanzengesellschaften zu erklären. In der Tat läßt sich nun auch 
zeigen, daß es gar nicht die mittleren Temperaturen sind, die klimatisch 
die Pflanzen einschränken, sondern die Art des Verlaufes der Temperatur. 
Wenn an einem Orte enaBe Temperaturschwankungen vorkommen, so wird 
es möglich sein, daß eine Art hier auch bei durchschnittlich tiefer Temperatur 
vorkommt. Hier erreicht diese wenigstens zeitweise eben noch die hohen 
Grade, die zu physiologischen Prozessen nötig sind. An einem andern 
Orte, wo der Temperaturverlauf viel gleichmäßiger ist, werden, unbeküm- 
mert um das anscheinend günstige Temperaturmittel, keine hohen Tempe- 
raturen erreicht. Gewisse physiologische Prozesse können nicht vor sich 
gehen und gewisse Arten werden dadurch unmöglich gemacht. Der Tempe- 
raturverlauf und nicht eine Durchschnittstemperatur bedingt, soweit die 
Wärme in Betracht kommt, die klimatische Grenze einer Art. Der Tempe- 
raturverlauf wirkt aber nicht allein, sondern mit den anderen Klimafaktoren 
zusammen, so daß der gesamte Charakter, der dem solaren Klima auf- 
gedrückt oder kurz der Klimacharakter ist, die klimatischen Verbreitungs- 
grenzen der Arten und Pflanzengesellschaften bestimmt. In einer andern 
Arbeit.(1943) habe ich genauer ausgeführt, wie in dieser Weise das konti- 
nentale Klima den Holzwuchs fördert und Bäume in Gebieten mit tiefen 
Durchschnittstemperaturen noch ermöglicht, während im ozeanischen Klima 
der Baumwuchs schon bei hohen Durchschnittstemperaturen aufhört. 
Dieser quantitativen Förderung des Baumwuchses steht eine qualitative 
Einschränkung gegenüber. Der Schärfe des kontinentalen Klimas sind 
viele Pflanzen nicht gewachsen. Im allgemeinen duldet das ozeanische 
Klima viele Gehölzarten, dem kontinentalen weichen aber die meisten aus. 
Zu den Eigentümlichkeiten des ozeanischen Klimas gehört auch der 
Umstand, daß hier viele immergrüne Gewächse, selbst viele immergrüne Laub- 
bäume vorkommen. Das kontinentale Klima, soweit seine Niederschläge 
noch für einen Baumwuchs genügen, ist.dagegen durch die laubwechselnden 
Bäume, unter gewissen Umständen im subtropischen Kürtel durch ‚Hart- 
EN ausgezeichnet. | 
Durch diese Überlegung, für deren genaueres Studium ich auf die ge- 
nannte Arbeit verweisen muß, ergibt sich, daß wir bei der heutigen Vege- 
tation keine Zahlen anzugeben vermögen, die die Grenze irgendeiner Art 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 265 


oder Pflanzengesellschaft bestimmen. Vielmehr wirken alle Klimafaktoren 
zusammen und ihre gegenseitige Kombination und ihr Verlauf sind die be- 
stimmenden Größen. Sie lassen sich also keineswegs zahlengemäß dar- 
stellen. So verlangt der kurz besprochene immergrüne Lorbeerwald nur 
ein mildes, feuchtes Klima. Er findet sich in den tropischen Gebirgen und 
von den Subtropen an unter ozeanischen Verhältnissen bis an die polare 
Baumgrenze in Feuerland, reicht in Chili bis an den Rand der Gletscher. 
Auch in Alaska gehen immergrüne Gewächse von offenbar ähnlichem Typus 
hart an den Rand der Gletscher heran. 

Die heutigen Verhältnisse lassen also keinen Parallelismus mit 
irgendwelchem zahlengemäßen Ausdruck erkennen. Es ist deshalb auch 
ganz ausgeschlossen, selbst wenn es sich um heute noch lebende Arten 
handelt, bei einer fossilen Flora angeben zu können, ob sie ein »wärmeres« 
oder »kälteres« Klima anzeigt. Wenn Heer durch seine miozäne Flora 
ein bedeutend wärmeres Klima für die Tertiärzeit glaubt nachgewiesen zu 
haben, so läßt sich das nach heutigen Kenntnissen nicht aufrechterhalten. 
Daß die verwandtschaftlichen Verhältnisse und der Reichtum der Floren 
für die Wiederherstellung des Klimas nicht verwendet werden dürfen, habe 
ich schon dargelegt. Aber auch der Umstand, daß von den Arten der 
unteren Molasse drei Viertel, von denen der Oeningerschichten etwas mehr 
als die Hälfte zu den Immergrünen zählen, sagt in bezug auf die Durch- 
schnittstemperaturen nichts aus. Wohl aber können wir daraus den Schluß 
ziehen, daß das Klima des Tertiärs in der Schweiz ausgeprägt ozeani- 
schen Charakter zeigte. Derartige Resultäte, die uns über den Charakter 
des Klimas der Vergangenheit Aufschluß geben, sind es überhaupt nur, 
die wir von einer fossilen Flora bei unserer heutigen Kenntnis erwarten 
können. Irgendeine zahlengemäße Darstellung läßt sich nicht rechtfertigen, 
und alle bis jetzt in dieser Beziehung ausgesprochenen Hypothesen lassen 
sich dementsprechend nicht halten. 

Der Hinweis auf die Bedeutung des Klimacharakters mul zuerst be- 
fremden. Wenn wir jedoch die heutige Vegetation betrachten, so sehen 
wir eben, wieviele Tatsachen (vergl. die zitierte Arbeit) durch den Klima- 
charakter hervorgerufen sind. Es muß demnach der Klimacharakter ebenso 
sehr seinen Einfluß in der geologischen Vergangenheit wirksam gemacht 
haben. Gerade das Beispiel der mitteleuropäischen : tertiären Flora zeigt, 
daß zu ihrer Erklärung keine Änderung des solaren Klimas nötig ist, wohl 
aber eine solche des Klimacharakters. 

Jede Annahme eines Wechsels des solaren Klimas in der Vergangen- 
heit stößt im Gegensatz zu Änderungen im Klimacharakter auf fast un- 
überwindliche Hindernisse. Solche muß es dagegen schon allein durch 
die fortwährenden Verschiebungen der Land- und Wasserflächen gegeben 
haben. Es liegt also sehr nahe, sie in erster Linie zur Erklärung der 
Tatsachen. heranzuziehen. Da wir wissen, daß sich der Klimacharakter 


266 H. Brockmann-Jerosch. 


fortwährend geändert hat, so haben wir auch die Pflicht, bevor wir auf 
eine Änderung des solaren Klimas schließen, zu untersuchen, ob sich nicht 
nur die mitteleuropäische tertiäre Vegetation, sondern auch noch andere 
Erscheinungen der Paläophytogeographie durch Wechsel im Klimacharakter 
erklären lassen. Die Frage stellen heißt sie auch beantworten. Ebenso 
wie bei der lebenden Vegetation der Klimacharakter zu wenig berück- 
sichtigt wurde, so ist es bei der fossilen bis jetzt geschehen. 

An diesem Orte müssen wir noch auf einen andern Umstand auf- 
merksam machen. Reste immergrüner Laubwälder erhalten sich verhältnis- 
mäßig gut und erlauben leichter als andere, die vergangenen Vegetations- 
verhältnisse wieder herzustellen. Nun kommen gerade solche immergrünen 
Laubwälder im Tertiir an Orten vor, wo heute nur noch laubwechselnde 
Wälder oder Nadelwälder stehen. Öfters wollten Paläogeographen daraus 
entnehmen, daß das Klima zur Tertiärzeit nicht nur »wärmer« gewesen 
sei, sondern auch auf der ganzen Erde viel ausgeglichener. Die 
heutigen Differenzen zwischen den polaren und tropischen Klimaten wären 
also erst im Diluvium entstanden. Diese Paläogeographen übersehen, daß, 
wie früher auseinandergesetzt, die immergrünen Laubwälder auch heute 
eine so große Verbreitung aufzuweisen haben, daß dieser Schluß auf eine 
in früheren geologischen Zeitaltern gleichmäßigere Wärmeverteilung auf 
unserm Planeten zum mindesten nicht zwingend ist. 


Aus diesen Ausführungen läßt sich ersehen, in welcher Weise die 
fossile Vegetation dazu verwendet werden kann, das Klima der Vorzeit zu 
rekonstruieren. Es geht aus dem oben Gesagten hervor, daß dieser Weg 
mühsam ist, viel Erfahrung und ebensoviel Kenntnisse der lebenden, wie 
der toten Vegetation voraussetzt. Zudem müssen wir ohne weiteres zu- 
geben, daß wir in die Geographie der lebenden Pflanzenwelt noch nicht 
so eingedrungen sind, um aus der toten mit größerer Sicherheit und Ge- 
nauigkeit das Klima zur Zeit der Ablagerung erkennen zu können. Es 
wird eben immer noch vieles zweifelhaft bleiben. Ich kann bei dieser Ge- 
legenheit nicht unterlassen, davor zu warnen, Annahmen älterer Autoren 
kritiklos in der Literatur immer wieder weiterzuführen, als ob es sich hier um 
sicher erwiesene Tatsachen handeln würde. Den damaligen Autoren standen 
die Fortschritte der Pflanzengeographie noch nicht zur Verfügung. Aber 
auch die Grundlagen der Paläophytogeographie sind selbst heute noch viel 
zu wenig eingehend dargestellt und besprochen worden. Wie sehr gerade 
dadurch eine fruchtbare Diskussion über einen speziellen Fall verhindert 
wird und ganz entgegengesetzte Ansichten über die gleichen geologischen 
Perioden geäußert werden können, über die wir doch ein verhältnismäßig 
großes Tatsachenmaterial besitzen, zeigt uns das Sammelwerk des Geologen- 
Kongresses in Stockholm 1910 über das postglaziale Klima. Ein Fortschritt 


Zwei Grundfragen der Paläophytogeographie. 267 


in den Hauptfragen der Paläophytogeographie läßt sich erst erzielen, wenn 
die Grundlagen eingehend besprochen worden sind. Mögen diese Zeilen 
dazu beitragen, die Wichtigkeit dieser Frage darzulegen. 


Verzeichnis der angeführten Literatur. 


4909 BROCKMANN-JEROSCH, H., >Das Alter des schweizerischen diluvialen Lössese.. — 
Vierteljahrsschrift der naturf. Ges. Zürich, Jahrg. 54. 

»Die fossilen Pflanzenreste des glazialen Deltas bei Kaltbrunn (bei Uznach, 
Kt. St. Gallen) und deren Bedeutung für die Auffassung des Wesens der 
Eiszeit. — Jahrbuch der St. Gallischen naturf. Ges. St. Gallen 1910 und 
separat Leipzig 1912. 

4942 BROCKMANN-JEROSCH, H. und E. Riser, »Die Einteilung der Pflanzengesellschaften 
nach ökologisch-physiognomischen Gesichtspunktene. — Leipzig. 

4943 Brockmann-JeEroscu, H., >Der Einfluß des Klimacharakters auf die Verbreitung der 
Pflanzen und Pflanzengesellschaften.e — Beiblatt 109 zu Enerers bot. Jahr- 
büchern, Leipzig, und Ber. über die zehnte Zusammenkunft der Freien Ver- 
einigung für Pflanzengeographie und systematische Botanik zu Freiburg i. Br. 
1942. Leipzig. 

4572 Bruuns, Kart, »Alexander von Humboldt, eine wissenschaftliche Biographie«. — 


1910/12 


Leipzig. 
4879 ENGLer, Apotr, » Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, insbesondere 
der Florengebiete seit der Tertiärperiodee. — Leipzig. 


GRISEBACH, siehe BRUHNS. 

4944 Hausratu, Hans, >Pflanzengeographische Wandlungen der deutschen Landschaft« 
in Wissenschaft und Hypothese Bd. XIII. — Leipzig und Berlin. 

4860 Heer, OswaLtp, »Untersuchungen über das Klima und die Vegetationsverhältnisse 
des Tertiärlandes«. — Winterthur. 

4883 »Die Urwelt der Schweiz«, II. Auflage. — Zürich. 

4885/87 Heer, J.J. und C. Schröter, »Oswald Heer, Lebensbild eines schweizerischen 
Naturforscherse. 

4885 Herm, ALBERT, »Handbuch der Gletscherkunde«. — Stuttgart. 

4908 Kayser, E., »Lehrbuch der Geologie«. II. Teil: Geologische Formationskunde. 
Ill. Auflage. — Stuttgart. 

4942 Kusarr, >Einiges aus der Biologie der Karbonpflanzen«. Paläobotanische Zeitschrift, 
Bd. I, S. 45. 

4885 Naruorst, A. G., »Beiträge der Polarforschung zur Pflanzengeographie der Vorzeit«. 

In NorpensksöLp »Studien und Forschungen, veranlaßt durch meine Reisen 

im hohen Norden«. — Leipzig. 

»Spätglaziale Süßwasserablagerungen mit arktischen Pflanzenresten in 

. Schonene. — Geol. Förhandl. Bd. 32, Haft 3. — Stockholm. 
RüseL, Epuarp, siehe BrockMANN-JEROscH und RisEL. 

4904 SCHRÖTER, C., »Die Palmen und ihre Bedeutung für die Tropenbewohner<. — Neu- 

jahrsblatt der naturf. Ges. Zürich auf das Jahr 4904. — Zürich. 

siehe auch J. J. HEERr. 

4912 Semper, M., »Paläoklimatologiee im Handwörterbuch der Naturwissenschaften, 
VII. Band, S. 460. — Jena. 


1910 


Über Cassiope tetragona (L.) D. Don. 


Von 
M. Rikli. 


Mit 2 Figuren im Text und 4 Karte (Tafel VI). 


An Widerstandsfähigkeit, an ungewöhnlicher Lebensenergie und weit- _ 
gehenden Anpassungserscheinungen im Bau der Vegetationsorgane, wie in 
den blütenbiologischen Verhältnissen, aber auch in bezug auf Originalität 
der gesamten Erscheinung und der Zierlichkeit ihrer reizenden, gelblich- 
weißen, an Maiglöckchen erinnernden, wie aus Wachs geformten Blüten, 
kann es wohl keine andere Art der arktischen Zwergstrauchheide mit 
Cassiope tetragona aufnehmen. 

Doch auch noch in einer anderen Hinsicht beansprucht diese Pflanze 
eine Sonderstellung. Es ist nämlich eine beinahe ausschließlich arktische 
und zwar vorwiegend hocharktische Spezies (vgl. die Karte). In den süd- 
lichen Teilen der Arktis fehlt sie schon vielfach, oder ist doch nur selten und 
spärlich anzutreffen. Mit zunehmender Breitenlage gewinnt sie rasch an 
Bedeutung, sogar nördlich von 80°N. wird sie noch angetroffen. Keine 
andere Leitpflanze der nordischen Zwergstrauchheide dringt so weit gegen 
den Pol vor. Vaccinium uliginosum folgt ihr am nächsten, doch bleibt 
die Rauschbeere immerhin nahezu um zwei Breitengrade hinter ihr zurück. 

Cassiope tetragona ist eine gesellige Pflanze. Wo sie vorkommt, be- 
deckt sie in nahezu reinen Beständen nicht selten größere Flächen. Flache 
Depressionen, die im Winter schneebedeckt sind und im Vorsommer lange 
Zeit vom Schmelzwasser durchfeuchtet werden, sagen ihr besonders zu. 
So sah ich äußerst monotone ausgedehnte Cassiopeten nördlich von God- 
havn im versumpften Blasetal, bei einer Meereshöhe von ca. 400 m. Auch 
an feuchten Abhängen wird sie angetroffen. Mitte August ist das Wasser 
dieser Standorte gewöhnlich verdunstet; der bald sandig-lehmige, öfters 
schwärzlich-humöse Boden ist alsdann völlig ausgetrocknet, so daß er 
sogar, besonders bei offener Bewachsung, Trockenrisse zeigen kann. 

Immerhin ist unsere Art nicht ausschließlich an die Zwergstrauchheide 
gebunden. Nach H. Amsronn findet sie sich oft massenhaft auf Schwemm- 


Uber Cassiope tetragona (L.) D. Don. 269 


landboden. Tx. Horm erwähnt sie als gelegentliche Bewohnerin der Moor- 
sümpfe. Ich habe sie zuweilen auch als Begleiter von Moos- und Flechten- 
tundren und als Bestandteil der Vegetationsinselchen von Felsfluren an- 
getroffen. Auf Hochfjeldern der Basaltberge Süd-Diskös sah ich Cassiope 
tetragona in einer polsterförmigen, mit verkürzten Ästchen dem Boden an- 
gedrückten Form. Mit Vaccinium uliginosum besiedelt sie sehr gern die 
Furchen von Polygonböden, welche neben diesen beiden Leitpflanzen öfters 
auch noch Betula nana, Salix glauca, Empetrum und Dryas aufweisen. 

Die »Maiglöckchenheide«, der »Igsut« der Grönländer, ist eine Hoch- 
sommerpflanze. Die starke Verzögerung der Blütenentfaltung ist wenig- 
stens z. T. begründet in dem verspäteten Aufapern der von ihr hauptsäch- 
lich besiedelten Standorte. Ist sie endlich von der winterlichen Schneedecke 
befreit, so schreitet sie sofort zur Entwicklung der Blüten, die bereits im 
Vorjahre fix und fertig vorgebildet worden sind. Im größten Teil ihres 
Verbreitungsareals erfolgt die Anthese kaum vor Ende Juni, der Juli ist 
allgemein die Zeit ihrer Vollblüte. Als ich am 24. Juni 4908 auf der 
Egedesminde-Insel botanisierte, zeigten die Sträuchlein noch die rotbraune 
Winterfärbung, welche aber nur an den belichteten Teilen der Pflanze zu 
sehen ist; die der Erde zugekehrten Seiten der Blätter oder im beständigen 
Schatten wachsenden Stöcke zeigen sie nicht. Zu dieser Zeit war noch 
keine Spur von Blüten zu sehen. Einzig ein größerer Busch, der in lokaler 
Südlage stand und durch einen Stein geschützt war, befand sich in präch- 
tigster Anthese. Dies zeigt von neuem, wie im hohen Norden jede lokale 
Begünstigung sofort eine um Wochen vorzeitige Entwicklung bewirken kann. 

Gegen Ende August verfärben sich die unteren, etwa zwei bis drei 
Jahre grünbleibenden Laubblätter lachsfarben, sie sterben allmählich ab, 
schrumpfen zusammen und nehmen zuerst eine weißgraue, später aber 
eine unansehnlich grauschwarze Färbung an. In diesem leblosen Zustande 
umgeben sie noch Jahre lang schützend den Stengel, um schließlich zu 
zerfallen und durch ihre Abbauprodukte den Boden mit organischen Stoffen 
zu bereichern. 

Die Pflanze besitzt eine starke, tief in den Boden eindringende, mehr- 
fach verzweigte Hauptwurzel. Die zahlreich gebildeten Adventivwurzeln 
sind wenig lebenskräftig und bleiben immer schwach. Die älteren, nieder- 
liegenden z. T. mit Flechten und Moosen, zuweilen auch mit Erde bedeck- 
ten und wurzelnden Stämmchen können eine Länge von 50—75 cm er- 
reichen; doch sind sie immer sehr dünn. Unter den reichhaltigen von 
Grönland mitgebrachten Materialien hatten die dicksten Stämmchen nur 
einen Durchmesser von ca. 3 mm. Die Jahresringe sind meistens, beson- 
ders während der ersten Jahre des Dickenwachstums, ziemlich undeutlich. 
Doch scheint mir der jährliche Zuwachs in den späteren Jahren recht be- 
scheiden zu sein. Ampronn ist zwar anderer Ansicht. Nach seinen An- 
gaben erreichen zweijährige Zweige, die bereits Früchte vom Vorjahre 


270 M. Rikli. 


trugen, einen mittleren Holzzylinder von 0,2 mm; ältere Stämmchen, deren 
Radius ca. 0,8 mm aufweist, lassen demnach auf ein Alter von nur 4— 
5 Jahren schließen. Auf Grund dieses Befundes nimmt er eine bedeutende 
Breite der Jahresringe an. Ich halte diese Auffassung für unrichtig und 
zwar zunächst deshalb, weil die vorjährigen Zweiglein im Vorsommer des 
zweiten Jahres, also noch bevor der erste Jahresring gebildet worden ist, 
bereits schon einen Durchmesser von ca. 0,5—0,7 mm haben. Um den 
mittleren jährlichen Zuwachs zu ermitteln, muß demnach bei den älteren 
Stämmchen dieser Betrag in Abzug gebracht werden. An einem auf Basalt, 
östlich von der dänisch-arktischen Station bei Godhavn gesammelten Beleg- 
stücke ergab die Messung des Radius 1,5 mm; nach Abzug von 0,3 mm 
bleiben noch 1,2 mm übrig. Ich zählte annähernd 24 Jahressringe, dies 
entspricht einem mittleren jährlichen Dickenzuwachs von nur 0,05 mm. Für 
das langsame Dickenwachstum sprechen übrigens nicht nur die dünnen 
Zweiglein, sondern auch der Vergleich mit dem jährlichen Längenzuwachs. 
Dieser ist ziemlich ansehnlich, im Mittel 0,6—1,8 cm. 

Das vorjährige Stämmchen wird von einer Epidermis mit papillös 
verdickten Außenwandungen, die zudem längere, steif abstehende, ein- 
zellige Borstenhaare tragen, begrenzt. Unter der Epidermis bemerkt man 
eine Schicht kleinlumiger, etwas verdickter Zellen, die einigermaßen Hypo- 
dermcharakter aufweisen; doch kommt es immerhin nicht zur Ausbildung 
eines typischen Hypoderms. Darauf folgt ein ziemlich mächtiges, groß- 
lumiges, aus 2—4 Zellschichten aufgebautes parenchymatisches Gewebe. 
Dieser ganze Teil des Stämmchens bildet die sog. primäre Rinde, welche 
später eintrocknet und abgestoßen wird. Unter ihr sieht man deutlich in 
einem Kreise angeordnete, tangential verlängerte Zellen. Es ist die Endo- 
dermis, aus der später eine zuerst gelbliche, nach außen mit zunehmendem 
Alter dunkelbraun werdende Korkschicht gebildet und sukzessive abge- 
schürft wird. Erst jetzt folgt der Cambiumring mit dem jungen Holz- 
zylinder und dem einen großen Raum in Anspruch nehmenden zentralen 
Mark. 

Der Stengel ist monopodial aufgebaut, er bildet mit seinem kurzen, 
zahlreichen Astwerk dicht verflochtene Miniaturgestrüppe, die sich jedoch 
kaum mehr als 15—20 cm über den Boden erheben. Die Seitenzweige 
entstehen hauptsächlich im unteren Teil der Jahrestriebe, unterhalb der 
Blütenregion. Da sie öfters aus den Achseln gegenständiger Blätter hervor- 
brechen, sind sie selbst opponiert. Die Laubknospen sind nackt, tragen also 
keine Knospenblätter; dies hat zur Folge, daß die Jahrestriebe wenig deut- 
lich abgesetzt sind. Immerhin können sie mit einiger Vorsicht doch unter- 
schieden werden, indem die ersten Laubblätter eines Jahrestriebes, wie 
E. Warmine bereits hervorgehoben hat, etwas kleiner sind. So erscheinen 
die Sprosse undeutlich gegliedert, indem sie sich an der Grenze der Jahres- 
triebe meistens etwas verjüngen. 


Uber Cassiope tetragona (L.) D. Don. 971 


Die Vegetationsspitzen werden nur durch die tiefer stehenden, den 
Vegetationskegel überragenden, eigenartig gebauten Laubblätter geschützt, 
ebenso finden die Seitenknospen in den Achseln der Laubblätter des Haupt- 
triebes genügenden Schutz. 

Nach Nits Syrven sind die Kotyledonen oval, die Primordialblätter und 
diejenigen des zweiten Jahres haben flache Spreiten. Erst in den folgenden 
Jahren erhalten die Laubblätter allmählich ihre eigenartige Gestalt. Unter 
Einwirkung von Exobasidium Vaccini (Fuckel) Warm., das die jungen 
Triebe öfters befällt und zart gelblichgrün oder rötlich verfärbt, strecken 
sich die Internodien, die Laubblätter werden länglich-oval und wie die 
Jugendblätter wiederum nahezu flach, wobei sie 3—4 mal so lang (ca. 7 mm) 
werden als die normal erikoiden Laubblätter. 

Die stark verkürzten, nur 2—4 mm langen, sitzenden, dunkelgrünen 
Folgeblätter stehen in vier Zeilen und sind so nahe zusammengedrängt, 


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Fig. 4. Querschnitt durch das Folgeblatt von Fig. 2. Mittlerer Teil des Blattes von 

Cassiope tetragona D. Don; a Oberseite den  Cassiope tetragona D. Don; zeigt in dem 

Stengel umfassend, 5 Unterseite, nach außen reich von Interzellularen durchsetzten 

gerichtet; seitliche Partien stark entwickelt Mesophyll und in den weit vorragenden 

von xerophytischem Bau. — Original M. R. Stomata hygrophytischen Bau. 
Original M. R. 


daß sie sich gegenseitig dachziegelig decken. Es sind Sehr eigenartig ge- 
baute Rollblätter (Fig. 4, 2), die an jedem Jahrestrieb in der Zahl von 
4—28 vorhanden sind. Der anatomische Bau zeigt sehr abweichende 
Verhältnisse. Indem die beiden seitlichen Randpartien sehr stark ent- 
wickeit sind, der mittlere Teil aber dünn und schmal bleibt und von den 
beiden Rändern senkrecht zur eigentlichen Blattfläche überwachsen wird, 
kommt ein höchst eigentümlicher Querschnitt, der einigermaßen an ein 
doppeltes Hufeisen erinnert, zustande. Die breite, stark konkave Oberseite 
liegt dem Stamme an, sie ist im mittleren Teil mit Drüsenhaaren (meistens nur 
bei jungen Blättern zu beobachten), an beiden Enden mit zahlreichen steifen 


212 M. Rikli. 


einzelligen Borstenhaaren besetzt. Auf der Blattunterseite ist durch die 
starke Entwicklung der nach abwärts gewachsenen Randpartien ein wind- 
geschützter Raum geschaffen, der mit der Außenwelt nur durch eine Längs- 
spalte in Verbindung steht und an der Spitze sogar völlig kapuzenförmig 
geschlossen ist. Im innersten Teil dieser Höhlung befinden sich die weit 
vorragenden Spaltôfinungen, doch wird die Luftzirkulation noch durch einen 
ganzen Wald von steifen Borstenhaaren, welche den Hohlraum und dessen 
Eingang auskleiden, erschwert. Die Epidermiszellen sind in den beiden 
Furchen verhältnismäßig großlumig, ihre Wände dünn. 

Ganz anders verhalten sich die seitlichen Partien. An diesen Stellen 
fallen die derbe Cuticula, die außerordentlich mächtigen Epidermis-Außen- 
wandungen und ihre kleinen Zellumina sehr auf. Unter dieser xerophil ge- 
bauten Epidermis liegt das wohlentwickelte, ein- bis dreischichtige Palisaden- 
gewebe. Der mittlere Teil des Blattes wird von einem sehr lockeren, von 
zahlreichen, großen Interzellularen durchsetzten, das ganze Mesophyll ein- 
nehmenden Schwammparenchym in Anspruch genommen. Das Leitungs- 
system ist sehr schwach entwickelt, es besteht gewöhnlich nur aus einem 
einzigen kleinen, zentralen Leitbündel. Es wird von einer deutlichen groß- 
zelligen Endodermis umgeben. | 

Diese ganz eigenartigen, höchst komplizierten Bauverhältnisse geben 
dem Blatt von Cassiope tetragona den Stempel eines an extreme 
Trockenheit angepaßten Sonnenblattes. Nicht weniger als sechs 
Merkmale sind unter diesem Gesichtspunkt zu beurteilen: 


1. Die mikrophyll-erikoide Ausbildung des ganzen Blattes. 

2. Die Schaffung von zwei windgeschützten Längsfurchen an der Ober- 
und Unterseite des Blattes. | 

3. Die Ausstattung der Furchen mit Haaren, bezw. Drüsen. 

. Die schwache Ausbildung des Leitungssystems. 

5. Die gewaltige Entwicklung der mit der Außenluft in direkte Berüh- 
rung tretenden Epidermis. | 

6. Das kompakte, mächtige Palisadengewebe, das sich nur auf die seit- 
lichen Randpartien des Blattes erstreckt. 


= 


Morphologisch ist diese Lokalisierung sehr auffallig, physiologisch aber 
dadurch begründet, daß das Assimilationsgewebe immer nach den stärkst 
durchlichteten Partien des Blattes hinstrebt. 

Alle direkt mit der Außenwelt in Berührung tretenden Blatteile tragen 
mithin einen so ausgesprochen xerophilen Bau, daß der mittlere Teil des 
Blattes in der lockeren Beschaffenheit des das ganze Mesophyll erfüllenden 
Schwammparenchyms und in den stark vortretenden Stomata Verhältnisse 
zeigen kann, die ganz an diejenigen von Hygrophyten erinnern. 

Aus den unteren Blattachseln der letztjährigen Längstriebe entspringen 
in der 2- bis 4-Zahl, auf 7—14 mm langen Stielen, die wie aus Wachs ge- 


Uber Cassiope tetragona (L.) D. Don. 273 


formten Blütenglocken. Da derselbe Trieb gewöhnlich mehrere Jahre hinter- 
einander blüht, sieht man unter der Blütenregion meistens auch noch 
Fruchtstiele früherer Jahrgänge. 


Die am Grunde von 4 Vorblättchen umgebenen Blütenstiele sind ziem- 
lich steif aufwärts gerichtet, ihr Ende aber = hakenförmig nach abwärts 
gebogen, so daß die Blüten eine nickende oder hängende Stellung einneh- 
men. Die 5 ovalen, freiblättrigen, kahlen Kelchblättchen sind an der Spitze 
öfters rötlich gefärbt und beinahe halb so lang als die fünflappige, glocken- 
férmige Krone. Die 10 Staubgefäße erreichen etwa die Mitte der Krone 
und sind mit ihren länglichen, schon in der Knospenlage offenen Poren 
(E. Warmıng) nach abwärts gerichtet. Sie werden vom Griffel, dessen Narbe 
annähernd in der Höhe des Schlundes zu stehen kommt, überragt. 


Nach E. Warmines Angaben sind die Blüten zuerst kurze Zeit protan- 
drisch, später aber homogam. Der Zutritt zu dem am Grunde des Frucht- 
knotens vom gelben Nektarium abgesonderten Honig wird durch die langen, 
von jedem Staubbeutel abstehenden, mit steifen Haaren bedeckten und die 
Seiten der Blütenkrone beinahe erreichenden Antherenschwänze verwehrt. 
Beim Eindringen eines Insektenrüssels in die Blüte muß derselbe mit diesen 
Fortsätzen in Berührung kommen. So werden die Antheren in eine schau- 
kelnde Bewegung versetzt und entleert. Durch eine eingeführte Nadel kann 
der Vorgang leicht nachgeahmt werden. 


Obwohl ziemlich klein, machen sich die Blüten doch schon aus größe- 
rer Entfernung durch ihre stattliche Zahl und ihre Kontrastwirkung mit 
dem dunkelgrünen Laub bemerkbar; zudem besitzen sie einen gegen Abend 
sich stärker bemerkbar machenden Maiblumengeruch. Sie wird daher 
wahrscheinlich von Abendfaltern besucht. O. Exstam hat in den Blüten 
eine große Anzahl kleiner Insekten beobachtet. 


Insektenbestäubung ist jedoch nicht durchaus notwendig, spontane 
Selbstbestäubung kann infolge der gegenseitigen Lage von Narbe und An- 
theren leicht erfolgen. Selbst in geschlossenen Blüten hat man alle Teile 
mit Blütenstaub belegt gefunden. 


Die reifen, fachspaltigen Kapseln werden oft beobachtet; doch bemerkt 
man auch Pflanzen, die ohne Fruchtansatz verblüht haben. Das Ausreifen 
der Kapseln und der staubartigen Samen erfolgt nach E. Hacıunn unter dem 
Schnee. 

Da das pflanzengeographische Gesamtfazit der Cassiope tetragona be- 
reits kurz erörtert worden ist, gehen wir nun gleich zur Besprechung ihres 
Verhaltens in den einzelnen Gebieten über. Auf Spitzbergen ist die Mai- 
glöckchenheide ziemlich verbreitet, doch tritt sie meistens spärlich auf. 
Neben dem seltenen Empetrum und Betula nana ist sie der einzige Ver- 
treter der arktischen Zwergstrauchheide dieser Inselgruppe. Bei der Treuen- 
berg-Bai findet sie sich noch unter 79° 56’ N.; sie vermag auf diesen hoch- 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 18 


274. M. Rikli. 


nordischen Inseln sogar noch bis zu einer Meereshöhe von über 100 m 
anzusteigen. Auf Island fehlt sie. | 

Im nördlichsten Europa ist Cassiope tetragona eine seltene Erscheinung. 
In N.-Skandinavien wird sie von mehreren Stellen zwischen dem 67. und 
70.°N. angegeben, in dieser Breitenlage ist sie schon zur Gebirgspflanze 
geworden. J. E. ZETTERSTEDT erwähnt sie vom Mte. Sakkabani am Kaafjord 
bei Alten, bei ca. 400 m; C. J. Latin von der Alp Store Raipas im west- 
lichen Finmarken. Ihre Südgrenze liegt schon in der Gegend des Salten- 
fjordes bei Bodö und um den Sulitelma. In Schweden ist unsere Art in 
den höheren Lagen von Pitea-, Lulea- (L. Larstapius) und Tornea-Lapp- 
mark nachgewiesen. Um die Kaitunseen in Lulea-Lappmark wächst sie 
bei 67°40’N. mit Rhododendron lapponicum, Diapensia, Empetrum, 
Betula nana, Juniperus communis ssp. nana, Phyllodoce und Cassiope 
hypnoides in einer Meereshöhe von 600 m (N. Svensson). Auch im an- 
grenzenden Russisch-Lappland ist sie nach N: J. FeLLmann auf die alpine 
Region (Chibiny-Alpen) beschränkt. F. Busse gibt als Höhengrenzen 400 — 
900 m an. In Enare-Lappland und in der Umgebung Kolas fehlt sie, da- 
gegen wird sie von Vaino Bore (1904) in seinem Beitrag zur Kenntnis der 
finnischen Fjelde aufgeführt. Dem russischen Flachland scheint die Cassiope 
tetragona fremd zu sein, in Anbetracht der relativ südlichen Lage dieses 
Gebietes und des Fehlens von irgendwelchen nennenswerten Bodenerhebungen 
ist dies nicht auffällig. Befremdend ist dagegen, daß sie auch von 
N.-Semlja (Naruorst) nicht bekannt ist, um so mehr, als unsere Cassiope 
nach H.W. Fempen auf der flachen Dolgoi-Insel, südlich von der Jugor- 
straße (ca. 69°15’ N.) sehr häufig sein soll. Nach A. G. Schrenck wächst 
sie auch in Felsklüften des Padajagoj (unter 69° N.) im nördlichsten 
Ural. 

Östlich vom eurasischen Scheidegebirge wird sie häufiger, so wird sie 
z. B. angegeben von: Lütke-Insel (69°30’ N.) an der Westküste Yalmals 
(R. v. TRAuTVETTER), Gyda-Tundra im Mündungsgebiet des Jenissei (ScamipT 
u. Scuwanes.), an der Bogadina unter 74°45’N., und am Taimyrfluß bei 
74° N. (MippenporFr); Olenekmiindung bei 73° N. (N. Czexanowsxy), ferner 
zwischen Olenek und Lena. Mit Betula nana L. und Rubus chamaemorus 
L. bewohnt sie die nördlichsten Wälder des Lenatales (A. K. CAJAnDER) und 
geht bis zu dessen Mündung. Bunce hat sie auf der Stolbowoi-Insel des 
neusibirischen Archipels unter 74°40’ N. gesammelt; auch am Kolyma tritt 
sie auf (AuGusriNowicz). Im Tschuktschenland scheint sie häufig zu sein, 
so besonders auf Felsfluren (F. Kurtz). Kırııman gibt an, daß sie bei 
Irkaikij und Pitlekaj allgemein verbreitet ist. Von MaypeLL wird sie auch 
aus dem Innern angegeben; ebenso findet sie sich an den Küsten der Be- 
ringsstraße. Die Vega-Expedition fand sie auf trockenem, grusigem Boden 
an der St. Lawrencebai und selbst noch an der Konyam-Bai ist sie auf 
Abhängen allgemein verbreitet. Wricut kennt Cassiope tetragona von der 


Uber Cassiope tetragona (L.) D. Don. 275 


Arakamtschetschene-Insel (ca. 64° 40” N.), weiter aber auch noch von der 
St. Lawrence-Insel und von Unalaschka (H. G. Simmons). 

Noch häufiger ist die Maiglöckchenheide aber im arktischen N.-Amerika. 
E. Warning sagt, daß die Zwergstrauchheiden N.-Amerikas hauptsächlich 
von Cassiope tetragona gebildet werden. Von Nome City an der Süd- 
grenze der Tundrenzone Alaskas bei ca. 65° N. (A. Easrwoon) läßt sie sich 
über das Mackenziebecken (HARsHBERGER) zur Hudsonbai (M. L. Fernatp) und 
bis nach Labrador verfolgen. Ihre Südgrenze liegt zwischen Quebek und 
dem Ontario River. Anderseits erstreckt sich ihr Areal nicht nur zur 
Halbinsel Boothia Felix (Warker), dem nördlichsten Teil des Kontinents, sie 
ist auch im arktisch-amerikanischen Archipel bis in dessen äußersten Nor- 
den weit verbreitet, so auf Wollaston-Victoria-Land (Ras), auf King William- 
Land (R. Amunpsen), North Devon, 75°52’N. (Scarı), Axel Heiberg-Land, 
mehrfach (Sverprup), ja sogar noch bei ca 81°45’ N. im Hazenseetal Grant- 
lands (GreeLy) und an der Lady Franklin-Bai bei ca. 81°40’'N. (E. Jarpın) 
ist sie noch vorhanden, auch wurde sie weiter südlich von zahlreichen 
Punkten der Ostküste, aber auch im Innern von Grinnell- und Ellesmere- 
Land nachgewiesen. An der Ostküste von Baffin-Land scheint sie verbreitet 
zu sein (Tu. Horm), noch am Kinguafjord des Cumberlandsundes (66° 36’ N.) 
beherrscht sie die Pflanzendecke (Giese). 

In Grönland ist die Cassiope tetragona ebenfalls sehr häufig, doch 
erreicht sie wohl nicht ganz so hohe Breiten. Ihr Verbreitungsgebiet be- 
ginnt erst bei 64°410'N., weiter nördlich wird sie aber rasch häufiger. Im 
Süden wird sie im Gebirge noch bei 800 m beobachtet. Sie scheint, wie 
Vanaôrren hervorhebt, besonders für den Rand des Inlandeises bezeichnend 
zu sein und in Dänisch-N.-Grönland vielfach Hmpetrum nigrum L. zu er- 
setzen. Auch der Artenliste des Karajak-Nunatak im Hintergrund des Uma- 
nakfjordes fehlt sie nicht. Doch selbst auf kleineren Inseln der Außenküste 
ist sie gemein, so erwähnt sie M. J. PorsıLn von der Hasen-Insel, die der 
Nordspitze Diskos vorgelagert ist (70°20’N.). Ja selbst noch am Aus- 
gang des Foulkefjordes beherrscht sie auf Reindeer Point und bei Etah unter 
78°18’N. das Vegetationsbild (Host, Stein), doch schon wenig nördlicher bei 
der Rensselaer-Bay (78°37’ N.) scheint sie in W.-Grönland ihre Nordgrenze 
erreicht zu haben (Kante). 

Auch in NO.-Grönland ist sie weit verbreitet, jedoch offenbar erst 
nördlich vom Kaiser-Franz-Joseph-Fjord (ca. 73° N.), woselbst sie schon von 
ScoRESBY und SABINE gesammelt worden ist. Zwischen 73° und 77° N. wer- 
den nach E. Warmine die Zwergstrauchheiden ebenfalls hauptsächlich von 
der Cassiope tetragona gebildet. Die Danmarkexpedition hat sie auf ihren 
Pflanzenlisten nördlich von C. Marre Watpemar (ca. 77°20'N.) nicht mehr 
aufgeführt. 

Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf die Südgrenze der Mai- 
glöckchenheide. Die Rocky Mts. veranlassen die Cassiope tetragona zu dem 

18* 


276 M. Rikli. 


erfolgreichsten Vorstof nach Süden. Den Fjelden des Sitka-Distriktes folgt sie 
an der pazifischen Küste vom Cook Inlet bis zur Vancouver-Insel (HARSHBERGER); 
von C. A. Purpus wird sie auch noch auf Alpenmatten des Kaskaden-Ge- 
birges zwischen Lython und Lillooet-lake in Britisch-Columbien angegeben. 
Nach Brirron und A. Brown wird die Südgrenze in Oregon erreicht; J. A. 
Rypsere fand sie noch in einem Sumpf des Old Hollow top der südlichen 
Boulder Mountains in Montana (ca. 46°40’ N). 

Endlich dringt sie von den Niederungen des äuBersten Nordostasiens 
durch Ostsibirien über Jakutsk (Turcz.) und den Marakanfluß (J. G. Gueux) 
bis in die Gebirge um den Baikalsee vor (LEpEBOUR). 

Zur Beurteilung von Herkunft und Geschichte der Cassiope tetragona 
ist zu heachten: | 

1. Das Massenzentrum der Maiglöckchenheide liegt heute in Ostasien, 
im arktischen Nordamerika und im nördlichen Grönland. 

2. Von den neuen Arten der Gattung Cassiope haben nur C. tetra- 
gona und C. hypnoides (L.) Don eine große Verbreitung in den arktischen 
Ländern. Die Mehrzahl der Arten ist um das Beringsmeer ver- 
breitet. Zwei systematisch etwas weiter abstehende Spezies gehören der 
alpinen Region des Himalaya (3000—4000 m) und Westchinas an. Cassiope 
Mertensiana Don und C. Stelleriana DC. sind vorwiegend nordpazifisch- 
amerikanisch. ©. Redowski Don mit C. tetragona nahe verwandt ist dem 
Burejagebiet Ostsibiriens eigentümlich, auch C. ericoides Don ist auf Ost- 
asien (vom Baikalsee zum Burejafluß und Kamtschatka) beschränkt, indessen 
C. Iycopodioides Don von Ostsibirien über die Aleuten bis Oregon auftritt. 
Eine Ausnahme macht nur C. hypnoides (L.) D. Don, die hauptsächlich 
der arktischen und subarktischen atlantischen Provinz angehört, von 
Raffinsland-Labrador im Westen bis zum Ural im Osten; sie fehlt dem 
übrigen arktischen Amerika und ganz Nordasien. Diese Verbreitungsver- 
hältnisse der Gattung Cassiope zeigen mithin eine auffallende Übereinstim- 
mung mit denjenigen des Genus Phyllodoce. 

3. In Bernstein wurden nach Conwentz fossile Reste gefunden, die 
mit Deutlichkeit auf Casszope hinweisen. 

Es dürfte daher gerechtfertigt erscheinen, die Cassiope tetragona als ein 
altes arktotertiäres Element aufzufassen, dessen ursprüngliches Bildungs- 
zentrum vermutlich im nördlichen pazifischen Gebiet, bezw. im östlichen 
Zentralasien zu suchen ist. Das zerstückelte Areal der sieben auf Ostasien 
und den pazifischen Bezirk beschränkten Arten, die Tatsache, daß diese 
Arten sich z. T. geographisch gegenseitig ersetzen und alle ein sehr ge- 
ringes Variabilitätsvermögen besitzen, weisen darauf hin, daß dieses Massen- 
zentrum der Gattung nicht relativ neueren Datums sein kann, sondern wohl 
auch das Bildungszentrum des Genus war. Diese Auffassung erhält da- 
durch noch eine weitere Stütze, daß die nächstverwandte Gattung Enky- 
anthus mit ca. 10 ziemlich vielgestaltigen Arten ausschließlich Zentral- und 


Uber Cassiope tetragona (L.) D. Don. 277 


Ostasien angehört. Aus dem nördlichen pazifischen Gebiet mögen einzelne 
Cassiope-Arten schon sehr frühzeitig ausgewandert sein, schon im Verlauf 
des Tertiär muß die Cassiope tetragona eine beinahe zirkumpolare Ver- 
breitung erreicht haben. Während der Glazialzeit hat sie wohl im Norden 
viele Standorte, die sie auch seither nicht mehr zu besiedeln vermochte, 
eingebüßt, und in der darauf folgenden Postglazialzeit auch an ihrer Süd- 
grenze an Boden verloren. Hätte die Gattung ihre ursprüngliche Heimat 
im hohen Norden, so müßte man das Auftreten von vikarisierenden Arten 
in den südlichen Gebirgen erwarten. Mit Ausnahme von Zentral- und Ost- 
asien fehlt aber das Genus in allen übrigen Gebirgen der nördlichen Hemi- 
sphäre. Das Vorkommen von C. tetragona im Felsengebirge bis Oregon 
und von C. hypnoides (L.) Don in den nördlichen Alleghanies weist ent- 
schieden auf eine relativ junge Einwanderung hin. 


Literatur. 


4. LiNsBAuER, Zur Anatomie der Vegetationsorgane von Cassiope tetragona Don. 
Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissensch., Wien (1900), Bd. 409, 
Abt. I, Heft 9. 

2. Nıepenzu, Über den anatomischen Bau der Laubblätter der Arbutoideae und Vacei- 
nioideae in Beziehung zu ihrer „systematischen Gruppierung u. geogr. Ver- 
breitung. Englers Bot. Jahrb. Bd. XI (1890) S. 250. 

3. Riku, M. u. A. Hem, Sommerfahrten in Grönland, Huber, Frauenfeld 4944. 

4. Warning, Euc., The Structure and Biology of arctic flowering Plants. I, Ericineae 
(1908) in Meddelelser om Grönland. vol. XXXVI. 

5. Wicumann, A., Uber Cassiope tetragona (L.) G. Don. Zeitschrift des allg. österr. 
Apotheker-Vereins (4942) Nr. 46. 

6. WiesneR, Untersuchungen über den Lichtgenuß der Pflanzen im arkt. Gebiete. 
Sitzungsb. der k. k. Akademie d. Wissensch., Wien (1900), Bd. 109, Abt. 1, Heft 5. 


Floristischer Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes 

von Tjibodas auf dem Vulkan Gede in West-Java nebst 

einer Nummerliste und einer systematischen Übersicht der 

dort für botanische Untersuchungen von mir numerierten 
Waldbiume. 


Von 


Dr. S. H. Koorders. 


Von den zahlreichen, in den Jahren 1888—1903 im Interesse der 
Untersuchung der Waldbaumflora von Java von mir gewählten botanischen 
Waldreservate (vergl. die Karte 4 des: 3. Bandes meiner Exkursionsflora 
von Java) ist bis jetzt nur ein einziger, nämlich der etwa 240 Hektar 
große, auf dem Gede und Pangerango bei Tjibodas gelegene Gebirgs- 
wald durch spezielle gesetzliche Bestimmungen für wissenschaftliche Unter- 
suchungen auf Anregung von Prof. M. Treus im Jahre 1889 dauernd!) 
gegen Vernichtung und Beschädigung geschützt worden. 

Besonders seitdem dort (im Jahre 1890) durch die methodische Nume- 
rierung der Waldbäume im Innern des Urwaldes für Fußpfade und Orien- 
tierung gesorgt worden und seitdem kurze Zeit nachher dort von TrEUB 
ein auch fremden Besuchern zur Verfügung stehendes Wohngebäude 
mit zugehörendem Laboratorium gebaut worden war, wurde der Urwald 
von Tjibodas wissenschaftlich leicht allgemein zugänglich gemacht. 

Jetzt gibt es in den Tropen keinen zweiten Urwald, der in den letz- 
ten Dezennien so oft von den hervorragendsten Naturforschern aus allen 

a 


1) Durch die Initiative des im Jahre 4942 gegründeten Niederländisch-Indischen Natur- . 
schutz-Vereines (Nederl. Indische Vereeniging tot Natuurbescherming) ist ein Teil des 
allen fremden wissenschaftlichen Besuchern von ’s Lands Plantentuin in Buitenzorg be- 
kannten, bei Depok zwischen Batavia und Buitenzorg gelegenen interessanten, durch die 
fortschreitende Kultur bedrohten Regenwaldes dauernd gegen Vernichtung geschützt wor- 
den, und durch diesen Verein werden mit günstigem Erfolg Maßregeln vorbereitet, einen 
Teil meiner früheren »zeitlichen« botanischen Waldreservate im Interesse der 
Wissenschaft dauernd zu schützen. Auch ist seit Kurzem von diesem Natur- 
schutzverein ein Plan zur Einrichtung einiger größeren Naturschutzparke für naturwissen- 
schaftliche Untersuchungen in Niederl. Ost-Indien in Angriff genommen worden. 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 279 


Ländern der Welt, aber insbesondere von Botanikern aus Deutschland 
und Osterreich, besucht und in der vielseitigsten Weise wissenschaftlich 
untersucht worden ist, wie der Gebirgswald von Tjibodas. 

Eine Reihe der schönsten botanischen Entdeckungen und interessan- 
testen Spezialuntersuchungen über die Lebenserscheinungen und über die 
systematische Zusammensetzung der überwältigend reichen Pflanzen- und 
Tierwelt dieses Urwaldes sind von zahlreichen Forschern gemacht und 
publiziert worden. 

Es fehlte indessen bisher nicht nur eine auch nur annähernd voll- 
ständige Übersicht der floristischen Zusammensetzung der sehr artenreichen 
Blütenpflanzenvegetation des Tjibodaswaldes, sondern sogar auch eine voll- 
ständige Übersicht der dort wachsenden Waldbäume, trotzdem doch durch 
derartige Übersichten andere botanische Untersuchungen über diesen wich- 
tigen Bestandteil des Urwaldes erleichtert und gefördert werden. 

Ich hoffe, daß durch die jetzige Publikation wenigstens einige dieser 
Lücken unserer Kenntnis teilweise ausgefüllt sein mögen. 

Weil indessen an dieser Stelle kein Raum sein kann für den Versuch 
einer vollständigen Artenübersicht!) sämtlicher im Tjibodaswalde wachsen- 
den Blütenpflanzen, so beschränke ich mich jetzt auf eine kurze Übersicht 
der Familien und der floristisch wichtigsten Gattungen und Arten 
und ferner auf eine möglichst vollständige systematische Übersicht aller 
dort vorkommenden Waldbaumspezies mit einer Nummerliste sämt- 
licher dort numerierten Musterwaldbäume. 

Die folgenden Übersichten sind hauptsächlich auf die obenerwähnte 
Artenaufzählung gestützt, während letztere zum größten Teile begründet 
ist auf meine in den Jahren 1890—1903 gemachten Sammlungen und auf 
das über dieselben von meiner Frau unter meiner Leitung mit großer 
Sorgfalt und mit Aufopferung von sehr viel Mühe zusammengestellte »Syste- 
matische Verzeichnis«. 


Floristischer Uberblick über die Blütenpflanzen des Tjibodaswaldes. 


Über die vertikale und horizontale Verbreitung auf Java finden 
sich für sämtliche unten erwähnten Blütenpflanzen mehr oder weniger 
‚ausführliche, hauptsächlich auf meine Sammlungen begründete Angaben in 
folgenden Publikationen: Koorvers, Exkursionsflora von Java. I—III (1941 
bis 1912); Kos. et Var., Bydrage tot de kennis der boomsoorten van Java, 
I—XII (1894—1910); Frau A. KooRDERS-SCHUMACHER, Systematisches Ver- 
zeichnis der zum Herbar Kos. gehörenden Phanerogamen und Pteridophyten, 
Lig. 4—9 (1910—1942). 


4) Ich behalte mir vor, eine derartige, jetzt im Manuskript von mir fertiggestellte 
systematische Ubersicht aller mir aus dem Tjibodaswalde bekannten Arten von Bliten- 
pflanzen an anderer Stelle zu publizieren. 


280 S. H. Koorders. 


Ich beschränke mich an dieser Stelle, auf obengenannte Detailangaben 
hinzuweisen und mit Bezug auf die floristische Zusammensetzung der Blüten- 
pflanzenvegetalion des Tjibodasgebirgswaldes nur folgende allgemeine Be- 
merkungen hinzuzufügen. 


-Gymnospermae. 


Drei der 5 javanischen Arten der einzigen in Java wildwachsenden 
Gattung der Taxaceae finden sich im Tjibodasgebirgswald. Eine Baumart 
(Podocarpus cupressina) tritt dort in zahlreichen sehr großen Exemplaren auf. 


Monocotyledones. 


| Von den in Java!) vorwiegend in den Regionen I und II wildwach- 

senden Pandanaceae finden sich im Tjibodaswalde zwei kletternde Arten 
der Gattung Freycinetia (F. insignis und javanica) und eine baumartige 
Spezies (Pandanus lais) und zwar sämtlich in großer Individuenzahl. 

Die in Java mehr als 70 wildwachsende, teilweise artenreiche Gattungen 
enthaltende Familie der Gramineae ist im Tjibodaswalde nur durch relativ 
wenige Arten und Gattungen vertreten. Im geschlossenen Hochwalde fehlen 
dieselben fast ganz. Von den Bambuseae steigt nur eine einzige wild- 
wachsende Art bis in die Tjibodasregion III hinauf: die Bambusliane Dono- 
chloa scandens. 

Die Cyperaceae sind im Tjibodaswalde nur durch wenige der zahl- 
reichen javanischen Arten vertreten und zwar vorwiegend nur an lichten 
und sumpfigen Stellen. Besonders häufig sind dort im Nebelwald Carex 
filicina und baccans, hohe Kräuter. 

Aus der in Java durch zahlreiche Arten vertretenen, aber fast nur auf die 
Regionen I u. II beschränkten Familie der Palmae steigen nur zwei Rotan- 
palmen (Plectocomia elongata und Calamus heteroideus) und eine kleine 
baumartige Spezies (Pinanga Kuhlw) bis an den unteren Rand des Tjibodas- 
waldes hinauf. Die letztgenannte Art ist indessen dort ziemlich häufig. Mit 
Ausnahme von hemiepiphytischen Wurzelkletterern, Rhaprdophora silvestris 
und pertusa, die bei Tjibodas bis etwa 1700—1800 m hinaufsteigen und 
stellenweise häufig sind, spielen die wenigen der im Tjibodäswalde ver- 
tretenen Araceae nur eine untergeordnete Rolle. 

Von den zahlreichen javanischen Commelinaceae steigen nur fünf 
krautige Arten bis in die Tjibodasreservate hinauf. Eine davon (Forestia 
glabrata) ist aber stellenweise häufig. 

Von den zahlreichen in Java unterhalb 1500 m wild wachen Lilia- 
ceae steigen nur wenige Arten bis in die Region III von Tjibodas hinauf. 


4) Die vier JuNenunnschen Höhenregionen von Java sind bekanntlich folgende: 
Die heiße Region I= 0—650 m ü. M. 
Die gemäßigte Region II = 650—1500 m ü. M. 
Die kühle Region III = 1500—2500 m i. M. 
Die kalte Region IV = 2500—3300 m ü. M. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 281 


Drei Spezies (u. a. Disporum pullum) kommen bei Tjibodas in zahlreichen 
Individuen vor. 

Von den Amaryllidaceae steigt nur eine Spezies bis an den unteren 
Rand des Tjibodaswaldes hinauf: Curculigo recurvata. Stellenweise ist 
dieses Kraut dort noch häufig. 

Die Musaceae sind dort nur durch die auf den unteren Waldrand be- 
schränkte Musa acuminata vertreten. Dieselbe ist aber stellenweise häufig. 

Die in Java in den Regionen I und II durch zahlreiche Arten und In- 
dividuen vertretene Familie der Zingiberaceae besitzt in der Tjibodasregion 
II nur wenige Arten. Mit Ausnahme der bei Tjibodas häufigen Horn- 
stedtia paludosa, die dort noch bis zu 2500 m ü. M. vorkommt, steigen 
die übrigen Zingiberaceae nur an den unteren Rand der Region III. 

Von der in Java durch mehr als 600 Arten vertretenen Familie der 
Orchidaceae scheint nach der Literatur über 1/, der Gesamtzahl, nämlich 
über 150 Spezies, im Tjibodaswalde vorzukommen. Obwohl einige Arten 
dort überall in dem Walde recht häufig sind und teilweise zu den ge- 
meinsten Epiphyten gehören, dürften doch die Orchideen, weder als 
Bodenkräuter noch als Epiphyten, nicht als die floristisch wichtigste 
Familie betrachtet werden. Wenigstens werden die epiphytischen Orchi- 
deen, was die Individuenzahl und die Größe betrifft, im Tjibodaswalde be- 
sonders durch mehrere dort massenhaft vorkommende epiphytische Farne 
und die besonders im oberen Teil der Tjibodasregion III üppig entwickelten 
epiphytischen Moose und Lebermoose in floristischer Beziehung übertroffen, 
während die Bodenkräuter aus anderen Pflanzenfamilien, mit wenigen Aus- 
nahmen, durch Individuenzahl oder durch Größe im Tjibodaswalde flori- 
stisch wichtiger sind als die durch die sehr hohe Artenzahl überwiegende 
Familie der Orchideen. 

Von den etwa 450 Orchideenarten, die im Tjibodaswalde vorkommen, 
gehören etwa 40 Arten oder fast 1/, der dortigen Gesamtzahl zu den Boden- 
kräutern, während die etwa 110 übrigen Arten oder */, der dortigen Ge- 
samtzahl zu den Epiphyten oder Hemiepiphyten gehören. 

Einige Gattungen sind durch mehrere epiphytische Arten vertreten, 
z. B. Dendrobium (20 Arten), Bulbophyllum (15 Arten), Eria (15 Arten), 
Appendicula (6 Arten), Oberonia (7 Arten), Liparis (8 Arten). 

Die vorläufigen Angaben dieser Familie stützen sich nur teilweise 
auf meine Beobachtungen, hauptsächlich auf die Orchideenpublikationen von 
Dr. J. J. Smits. 

Die Gattungen der Erdorchideen von Tjibodas scheinen viel weniger 
artenreich zu sein; die meisten derselben, die dort nur 1—2, einige (wie 
Platanthera, Calanthe, Phajus und Goodyera) mehr als drei Arten enthalten, 
sind u. a. Aphyllorchis Hasseltu, Cyrtorchis aphylla und Galeola javanica. 
Zu den häufigsten Erdorchideen des Tjibodaswaldes gehört u. a. der schöne 
gelbblühende Phajus flavus. 


282 S. H. Koorders. 


Dicotyledones. 


Von der hauptsächlich in den Regionen I und II vorkommenden 
Familie der Piperaceae steigen nur wenige Arten bis in die Tjibodasregion III 
hinauf, nämlich zwei Kräuter (Peperomia laevifoha und reflexa), ein auf- 
rechter Strauch (Peper migrescens) und zwei Klettersträucher (Piper rindu 
und arcuatum). 

Eine Art (Chloranthus officinalis) der Choranthaceae findet sich im 
Tjibodaswalde. 

Die Myricaceae sind durch den Horistisch- wichtigen Baum Myrica ja- 
vanıca vertreten. 

Zu den Juglandaceae gehört dort ein sehr häufiger Waldbaum: Engel- 
hardtia spicata, sowie eine nur vereinzelt angetroffene Art (EP. serrata). 

Die Fagaceae spielen im Tjibodaswalde durch die Baumgröße und 
durch die ansehnliche Individuenzahl einiger Arten eine floristisch sehr 
wichtige Rolle. Es sind die unten in der systematischen Übersicht aufge- 
zählten neun Quercus- und drei Castanea-Arten. 

Zu den Ulmaceae gehören drei Spezies. Zwei davon, Celtis tetrandra 
und Trema orientalis, sind bei Tjibodas recht häufige Bäume, letztere je- 
doch nur am unteren Waldrande. 

Die in Java 15 wildwachsende, sehr artenreiche Gattungen ent- 
haltende Familie der Moraceae findet sich zwar in der Tjibodasregion III 
durch etwa 17 teilweise baumartige Spezies vertreten und zwar sind 
dort, wenigstens in der unteren Hälfte, einige Arten, wie die Bäumchen 
Ficus ribes, fistulosa und lepicarpa sowie die Liane Conocephalus nau- 
cleiflorus recht häufig, jedoch spielt diese in den Regionen I und II üppig 
entwickelte Familie im Tjibodaswalde eine relativ wenig wichtige Rolle. 
Aus der besonders in der heißen Ebene von Java floristisch sehr reich 
entwickelten Ficus-Sektion Urostigma steigt nur eine einzige Spezies (Frcus 
involucrata) und nur in wenigen Exemplaren bis an den unteren Rand des 
Tjibodaswaldes hinauf. 

Von den Urticaceae sind mir aus dem Tjibodaswalde etwa 20 Arten 
bekannt. Einige der häufigsten kleinen Bäume, Sträucher oder Baumsträucher 
des unteren Waldrandes gehören zu dieser Familie, z. B. Vellebrunea ru- 
bescens, Boehmeria platyphylla und Cypholophus lutescens. Zu den ge- 
wohnlichsten Bodenkräutern des Tjibodaswaldes gehören ferner mehrere 
Arten der Gattung Hlatostema (E. acuminatum, nigrescens, paludosum, 
pedunculosum, sesquifolium und strigosum) und Pilea (P. angulata, micro- 
phylla und smilactfolia). Sehr häufig findet sich bei Tjibodas auch die 
mit Haftwurzeln kletternde Procris frutescens. 

Aus den Proteaceae steigt nur eine baumartige Spezies, Helicia serrata 
var. subintegra, bis an den unteren Rand der Reserve hinauf. 

Von den zahlreichen Loranthaceae sind mir bisher nur drei Arten aus 
dem Tjibodaswalde bekannt. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 283 


Zu den Santalaceae des Tjibodaswaldes gehört nur Henslowia um- 
bellata. 

Zu den Balanophoraceae gehören dort zwei oder drei Arten. 

Die Polygonaceae sind durch zwei Arten von Rumex und fünf Arten 
von Polygonum vertreten; davon sind P. chinense und paniculatwm an 
lichten Waldstellen häufig. 

Die Amarantaceae sind nur durch einige besonders auf den unteren 
Waldrand beschränkte Bodenkräuter vertreten, u. a. Amarantus blitum 
und spinosus und Alternanthera nodıflora. 

Zu den Caryophyllaceae gehéren im Tjibodaswalde drei kleine Boden- 
krauter. 

Zu den Ranunculaceae gehören zwei kleine Schlingpflanzen (Clemats) 
und drei Bodenkräuter (Ranunculus javanicus und diffusus und Thalic- 
trum javanicum), zu den Berberidaceae ein Strauch, zu den Magnoliaceae 
zwei Baumarten, ein Baumstrauch und drei Lianen. 

Die besonders in der heifien Ebene reich entwickelten Anonaceae sind 
bei Tjibodas (und zwar nur am unteren Rand der Region III) nur durch 
einen zerstreut auftretenden Baumstrauch, Polyalthia subcordata, vertreten. 

Die Lauraceae bilden einen floristisch-wichtigen Teil des Tjibodas- 
waldes. Dazu gehören dort etwa 16 Baumarten, wovon mehrere Spezies 
durch große Dimensionen und ansehnliche Individuenzahl bemerkens- 
wert sind. 

Die Cruciferae sind bei Tjibodas durch drei Kräuter vertreten, die 
Nepenthaceae durch Nepenthes melamphora. 

Zu den Saxifragaceae gehören dort ein Baumstrauch, ein Bodenkraut, 
ein Strauch und drei Bäume. Von letzteren ist Polyosma 1hcifohia häufig. 

Die Pittosporaceae, Cunoniaceae und Hamamelidaceae sind im Tjibo- 
daswald durch je eine Baumspezies vertreten. Zu letzterer gehört die be- 
kannte, sehr häufige Altingia excelsa, der höchste Waldbaum von Java. 

Die Rosaceae liefern dort drei häufige Baumarten (Pygeum parviflorum 
und latifohum und Photinia Notoniana), ein häufiges Bodenkraut (Duches- 
nea indica) und einige Rubus-Sträucher. 

Von den Leguminosae wachsen nur wenige Arten im Tjibodas. Nur 
zwei davon sind Bäume: Albexzia montana und Pothecolobium montanum. 
Ferner sind es Bodenkräuter oder Sträucher sowie drei Schlingpflanzen 
des unteren Waldrandes. 

Zu den Oxalidaceae gehört nur ein Kraut, zu den Rwtaceae ein sehr 
häufiger Baum: Acronychia laurifolia und zwei hohe, stachelige Lianen 
(Fagara scandens und Toddalia aculeata). 

Die Meliaceae liefern vier große, teilweise häufige Baumarten, die 
Poiygalaceae nur einen Strauch, Polygala venenosa. Dieser ist stellenweise 
sehr häufig. 

Die in den Regionen I und II reich entwickelte Familie der Euphorbia- 


284 S. H. Koorders. 


ceae ist in der Tjibodasregion III, was Artenzahl betrifft, nur spärlich ver- 
treten. Einige dieser Arten gehören aber dort zu den häufigsten Wald- 
biumen, z. B. Homalanthus populifolius. 

Zu den Aquefoliaceae gehört dort ein Baum (Ilex pleiobrachiata), zu 
den Celastraceae ein sehr häufiges Bäumchen (Perrotieha alpestris) und 
eine Liane. | 

Die Staphylaeaceae enthalten zwei Baumarten. Eine davon, Turpinia 
pomifera, ist dort häufig. | 

Zu den Icacinaceae und den Aceraceae gehören je eine große, häufige 
Baumspezies. 

Eine Salacia-Liane des unteren Waldrandes vertritt dort die Hippo- 
crateaceae. 

Die Sapindaceae liefern häufige Baumspezies (Mischocarpus fuscescens), 
die Sabraceae zwei Baumarten, Mehiosma ferruginea und nervosa, die vor- 
letzte Art nur am unteren Waldrande. 

Zu den Balsaminaceae gehören dort zwei recht häufige Bodenkräuter 
(Impatiens), zu den Rhamnaceae zwei große Lianen, zu den Vetaceae fünf, 
teilweise sehr häufige Lianen. 

Die Elaeocarpaceae enthalten sechs Baumarten; einige davon sind be- 
sonders häufig, z. B. Elaeocarpus stipularis und acronodia. 

Die in den Regionen I und II floristisch wichtigen Toliaceae und Mal- 
vaceae sind bei Tjibodas nur am unteren Waldrande und nur durch je ein 
oder zwei Halbsträucher vertreten. 

Zu den Delleniaceae gehören ein dort seltener Kletterstrauch, Actinidia 
callosa, und sieben Arten von Saurauja. Diese gehören dort teilweise zu 
den häufigsten kleinen Bäumen. 

Die Theaceae liefern sechs Baumarten, die teilweise, wie Schima No- 
ronhae und drei Hurya-Arten, außerordentlich häufig sind. 

Zu den Guttiferae gehört ein häufiger Strauch, Hypericum Hookeria- 
num, und ein dort seltenes Kraut; zu den Vrolaceae ein sehr häufiges, aus 
mehreren Unterarten bestehendes Bodenkraut, Viola serpens; zu den Fla- 
courtiaceae zwei nicht seltene Bäume. 

Nur eine am Waldrande verwilderte Passzflora-Liane vertritt bei Tji- 
bodas die Passifloraceae. 

Die Degoniaceae liefern vier teilweise sehr häufige Bodenkräuter, u. a. 
Begonia robusta und isoptera. 

Zu den Thymelaeaceae gehört ein ziemlich häufiger, kleiner Baum, 
Daphne composita, zu den Elaeagnaceae ein schlingender Strauch. 

Die in den Regionen I und II sehr artenreiche Familie der Myrtaceae 
enthält acht Baumarten. Einige davon, wie Leptospermum javanicum, 
Eugenia acuminatissima und lineata, sind sehr häufig. | 

Zu den Melastomaceae gehören ein dort überall häufiger, großer Baum, 
Astronia spectabilis, drei Klettersträucher des unteren Waldrandes, drei 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 285 


teils häufige Baumsträucher und vier aufrechte, teils hemi-epiphytische 
Sträucher. 

Die Gunneraceae enthalten zwei Bodenkräuter; eines derselben, Gun- 
nera macrophylla, ist stellenweise häufig. 

Zu den Araliaceae gehören etwa elf meist häufige Baumsträucher oder 
Bäume. Einige Arten, wie Macropanax dispermum und Schefflera rugosa, 
sind besonders häufig. Einige Arten, wie Schefflera scandens, sind oft 
hemi-epiphytisch. 

Die Umbelliferae enthalten drei oder vier kleine Bodenkräuter; drei 
Arten finden sich an Wegrändern am unteren Waldrande als »Unkraute, 
und eine Art, Sanicula montana, wächst in großer Anzahl auch im Innern 
des ganzen Tjibodaswaldes. 

Zu den Cornaceae gehören drei zerstreute Baumarten. 

Die Æricaceae enthalten einen Baum, Vaccinium varingifolium, der 
vom oberen Teil der Region III aufwärts in sehr großer Zahl vorkommt, 
einen Baumstrauch und sechs Sträucher (Rhododendron, Vaccinium und 
Gaultheria). Dieselben wachsen besonders vom oberen Teil der Region III 
aufwärts, meist in großer Anzahl. 

Die Myrsinaceae enthalten fünf teilweise sehr häufig auftretende Bäume 
und Baumsträucher (Rapanea und Ardisia), zwei oder drei Lianen und 
einen kleinen Halbstrauch. 

Zu den Primulaceae gehören zwei kleine Bodenkräuter, zu den Sym- 
plocaceae fünf zum Teil sehr häufige Baumarten (Symplocos). 

Die Loganiaceae sind durch zwei häufig vorkommende kleine Bäume 
und einen Strauch, die Gentianaceae durch ein häufiges, schlingendes Kraut, 
Crawfurdia trinervis, und am höchsten Rande der Region durch zwei 
kleine Kräuter vertreten. 

Zu den Apocynaceae gehört nur eine Spezies: ein häufiger kleiner Baum 
(Rauwolfia javanica) des unteren Waldes, zu den Asclepiadaceae ein häu- 
figer, windender Halbstrauch (Tylophora villosa) und ein sehr seltener epi- 
phytischer Halbstrauch. 

Die Polemoniaceae enthalten nur ein auf den unteren Waldrand be- 
schränktes, hoch kletterndes, verwildertes Kraut (Cobaea scandens). 

Zu den Borraginaceae gehören zwei Kräuter; eines derselben, Cyno- 
glossum javanicum, ist sehr häufig. 

Zu den Verbenaceae gehören nur ein Kraut und ein Strauch (Lantana 
und Stachytarpheta), beide in großer Anzahl, aber nur am unteren Wald- 
rand vorkommend. 

Die Labiatae enthalten fünf Bodenkräuter, eines (Scutellaria discolor) 
nur am oberen und eines (Coleus galeatus) nur am unteren Rande der Re- 
gion II. ß 

Zu den Solanaceae gehören einige teils häufige Kräuter und Sträucher, 
ferner ein sehr häufiger Baumstrauch (Solanum verbascifolium) und nahe 


286 S. H. Koorders. 


am Laboratorium von Tjibodas auch ein verwilderter Baumstrauch 
(Cestrum). 

Die Scrophulariaceae enthalten drei Bodenkräuter. 

Die Gesneriaceae sind durch acht oder neun Sträucher oder Halb- 
sträucher vertreten, die teils epiphytisch sind (7richosporum) oder kriechen 
oder klettern. Einige dieser Arten, u. a. Agalmyla parasitica, sind sehr 
häufig. 

Die Acanthaceae enthalten drei sehr häufige Halbsträucher (Strobilan- 
thes) und zwei Kräuter, die Plantaginaceae nur ein oben häufiges Boden- 
kraut. 

Zu den Rubiaceae gehören etwa 26 oder 27 Arten; davon sind fünf 
größere oder kleinere, teilweise häufige Bäume, wie z. B. Nauclea lanceo- 
lata und obtusa; einige Arten, wie Nertera depressa und Argostemma mon- 
tana, sind häufige Bodenkräuter, fünf oder sechs Arten sind Klettersträucher, 
und die übrigen Spezies sind teils sehr häufige Sträucher, Halbsträucher 
oder Baumsträucher (z. B. Lasianthus, Mycetia, Ixora). 

Die Caprifoliaceae enthalten zwei sehr häufige kleine Bäume (Vibur- 
num), zwei Klettersträucher (Lonecera) und am unteren Waldrande auch 
einen aufrechten Strauch (Sambucus). 

Zu den Valerianaceae gehört ein im oberen Waldteil häufiges Boden- 
kraut, Valeriana Hardwickü, zu den Cucurbitaceae vier kletternde Kräuter, 
zu den Campanulaceae ein schlingendes Kraut (Campanumoea) und drei 
aufrechte Kräuter. Von letzteren ist Pratia nummularia oft sehr häufig. 

Zu den Compositae gehören ein hoher, sehr häufiger Baum (Vernonia 
arborea), ein vom oberen Waldrande aufwärts häufiger Baumstrauch oder 
Strauch (Anaphalıs javanica), zwei schlingende Kräuter (Gynura und Mi- 
kania), ferner einige, meist häufige aufrechte Halbsträucher oder Kräuter 
(u. a. Myriactis, Dichrocephala) des schattigen Regenwaldes und ferner am 
unteren Waldrande einige weit verbreitete Unkräuter, wie Ageratum cony- 
xoides oder wie der unterhalb Tjibodas bereits eingebürgerte Strauch 
Eupatorium pallescens. 

Für den Tjibodasregenwald ergeben meine vorläufigen Untersuchungen 
über die Blütenpflanzen folgende Gesamtzahlen: 


Bäume und Baumsträucher . . . . 165 Arten 290, 
Aufrechte Sträucher und Kräuter . 350 Arten 640/, 
Kletterpflänzen 2). 218708 19 Tat, 60 Arten 10%, 


Im ganzen 575 Arten von Blütenpflanzen. 


Deshalb gehören im Regenwalde von Tjibodas fast 1/3 der Blüten- 
pflanzen zu den Bäumen oder Baumsträuchern, ?/; zu den aufrechten 
Kräutern oder Sträuchern und nur 1/;) zu den Lianen. « | 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 287 


Übersicht der im Tjibodaswalde fehlenden Blütenpflanzenfamilien. 

Die folgenden in Java entweder in der heißen oder in der gemäßigten 
Region I und II oder in beiden wildwachsenden Familien der Blütenpflanzen 
steigen nicht bis in die kühle Region III von Tjibodas hinauf: Arxoaceae, 
Anacardiaceae, Aristolochiaceae, Basellaceae, Bixaceae, Bombacaceae, Bur- 
manniaceae, Burseraceae, Cactaceae, Cannaceae, Capparidaceae, Convol- 
vulaceae, Cycadaceae, Datiscaceae, Dichapetalaceae, Dioscoreaceae, Diptero- 
carpaceae, Ebenaceae, Elatinaceae, Erythroxylaceae, Gnetaceae, Gonystyla- 
ceae, Goodeniaceae, Hernandiaceae, Hydrophyllaceae, Lecythidaceae, Lina- 
ceae, Lythraceae, Martyniaceae, Monimiaceae, Myristicaceae, Nyctaginaceae, 
Nymphaeaceae, Ochnaceae, Olacaceae, Oleaceae, Opiliaceae, Orobanchaceae, 
Pedaliaceae, Phytolaccaceae, Plumbaginaceae, Podostemonaceae, Ponte- 
deriaceae, Portulacaceae, Rafflesiaceae, Rhixophoraceae, Salvadoraceae, 
Sapotaceae, Simarubaceae, Sonneratiaceae, Stemonaceae, Sterculiaceae, 
Styracaceae, Taccaceae, Triuridaceae, Turneraceae, Zygophyllaceae. 

Ferner fehlen bisher im Tjibodaswalde die folgenden, anderwärts in 
Java (teilweise nur in der östlichen Hälfte der Insel) auch in dieser Höhen- 
region wildwachsende Familien: Butomaceae, Buxaceae, Casuarinaceae, 
Ceratophyllaceae, Chenopodiaceae, Clethraceae, Droseraceae, Epacridaceae, 
Eriocaulaceae, Flagellariaceae, Hydrocharitaceae, Juncaceae, Lemnaceae, 
Lentibulariaceae, Najadaceae, Papaveraceae, Potamogetonaceae, Tropaeola- 
ceae, Xyridaceae. 


Nummerliste der im Gebirgswalde von Tjibodas in den Jahren 1890 
bis 1903 fiir botanische Untersuchungen von mir numerierten Wald- 
bäume. 

Die in dieser Liste soviel wie möglich bei jeder Nummer erwähnten 
Gipfelhöhe und Stammdurchmesser (in Brusthöhe) von den Musterbäumen 
3000a—3272a wurden mit einem Weıseschen Baumhöhemesser und mit 
einem Meßband (mit direkter Angabe des zum Stammumfang gehörenden 
Durchmessers) gemessen. Diese Messungen wurden im Januar bis April 1890 
größtenteils von meinem damaligen Assistenten Herrn Des AMORIE VAN DER 
Horven, teilweise von mir ausgeführt. Die Zahlen dieser Liste beziehen 
sich deshalb ausschließlich auf das Jahr 1890. Die zwischen Klammern 
vor den Familiennamen erwähnte Nummer ist die Folgenummer der be- 
treffenden Familie, unter welcher dieselbe sowohl in der unten folgenden 
systematischen Übersicht, wie auch im System. Verzeichnis und in meiner 
Exkursionsflora von Java behandelt worden ist. Die ungefähre Meereshöhe 
der unten aufgezählten numerierten Musterwaldbäume geht aus folgender 
Angabe hervor. | 

Bäume Kos 3000a—3077a: zwischen 1300—1450 m; 

> Kos 3078a—3150a: zwischen 2000—2070 m; 


288 S. H. Koorders. 


Baume Kns 3151a—3239a: zwischen 1400—1500 m; 
» Kos 3240a—3273a: zwischen 2020—2450 m; 
» Kps 3274a—3315a: zwischen 1400—2000 m; 
» Kns 3315a—3324a: zwischen 1400—1600 m. 

Von der Publikation der von mir im Tjibodaslaboratorium aufgehängten 
Karte sämtlicher Bäume sehe ich ab. 

Auf die wissenschaftlichen Vorteile der von mir in Java in den Jahren 
1888—1903 für die botanische Untersuchung der Flora von Java benutzten 
Baumnumerierungsmethode ist u. a. kurz hingewiesen worden auf Seite VII 
im Vorwort des 3. Bandes meiner Exkursionsflora von Java. Dort findet man 
auch die wichtigsten Publikationen zitiert, die ausführliche Angaben über 
diese Untersuchungsmethode enthälten. Es sei mir gestattet, auf diese Publi- 
kationen hinzuweisen und mich, mit bezug auf Tjibodas, auf folgendes 
zu beschränken. 

Eine vollständige Übersicht der Baumarten mit einer Baumfundort- 
karte von den dort im Urwalde numerierten Musterbäumen wurde bisher 
noch nicht publiziert. Ebensowenig wurden derartig vollständige, mit 
Hilfe der Original-Herbariumexemplare sorgfältig revidierte Übersichten für 
die in anderen Teilen von Java gelegenen Waldreservate mit numerierten 
Bäumen herausgegeben. Für den Tjibodaswald wurde mehrfach von ver- 
schiedenen Seiten der Wunsch zur Publikation derartiger Übersichten ge- 
äußert. Durch verschiedene Umstände war früher die höchst zeitraubende 
und oft sehr schwierige vergleichende Prüfung der ältesten Original-Her- 
barexemplare, der zugehörenden Baumfundortregister und der Baum- 
fundortkarten nicht gut ausführbar. Erst durch die u. a. dazu nötige, mit 
größter Aufopferung von meiner Frau unter meiner Leitung ausgeführte 
Vorarbeit, nämlich durch die mühsame Zusammenstellung des im Manu- 
skript jetzt glücklich fast zum Abschluß gebrachten »Systematischen Ver- 
zeichnisses« wurde es möglich, diese von mir erwünschte botanische Revision 
von sämtlichen numerierten Bäumen ohne zuviel Zeitverlust auszuführen. 
Für die jetzt publizierten Übersichten habe ich stets soviel wie möglich 
alle unter derselben Tjibodasbaumnummer von der Serie a im Herbar Kos. 
liegenden Original-Herbarexemplare sorgfältig vergleichend geprüft und habe 
in der Regel die neueste botanische Bestimmung der ältesten Einsamm- 
lungsexemplare (folglich fiir Tjibodas meistens die Einsammlungen des Jahres 
1890) für den botanischen Namen zugrunde gelegt. Nur für diese botanischen 
Namen der Musterbäume kann ich mich verantwortlich machen. 

Zum Schluß sei noch daran erinnert, daß die Baumnumerierungs- 
methode im tropischen Walde nebst den Vorteilen für die wissenschaftlich 
botanische Untersuchung der betreffenden Bäume auch noch den großen 
Vorteil hat, daß durch dieselbe Methode auch von den auf oder in der 
Nähe der Musterbäume auf der Erde oder epiphytisch wachsenden kleineren 
Pflanzen (z. B. von interessanten Moosen, Lebermoosen, Lichenes usw.) der 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 289 


urspriingliche Fundort, obgleich derselbe in der Mitte des Urwaldes liegt, 
leicht und mit Sicherheit später zurückgefunden werden kann. Man braucht 
dazu ja nur die Nummer und Serienbuchstaben des in der Nähe stehenden 
Musterwaldbaumes zu notieren und kann nachher die Stelle im Walde mit 
Hilfe der Baumfundortkarten (wovon sich seit 1890 eine Sammelkarte im 
Laboratorium von Tjibodas befindet) leicht aufsuchen. 


Nummerliste. 
3000a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 31 m hoch; 120 cm Durchm. 
3004 a Quercus pseudomolucca Bl. (62. Fam. Fagac.). — 35 m hoch; 80 cm Durchm. 


30024 Symplocos fasciculata Zoll. (242. Fam. Sympl.). — 8m hoch; 10 cm Durchm. 
3003a Quercus pseudomolucca Bl. (62. Fam. Fagac.). — 35 m hoch; 425 cm Durchm. 


3004a Altingia excelsa Noronha (123. Fam. Hamam.). — 45m hoch; 450 cm Durchm. 
3005a Schima Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). — 35 m hoch; 55 cm Durchm. 
3006a Mischocarpus fuscescens Bl. (165. Fam. Sapind.). — 20 m hoch; 34 cm Durchm. 
3007a Mischocarpus fuscescens Bl. (165. Fam. Sapind.). — 45 m hoch; 20 cm Durchm. 
3008a Quercus induta Bl. (62. Fam. Fagac.). — 30 m hoch; 85 cm Durchm. 

3009a Astronia spectabilis Bl. (223. Fam. Melast.). — 20 m hoch; 60 cm Durchm. 
3010a Polyosma integrifolia Bl. (417. Fam. Saxifr.). — 15 m hoch; 27 cm Durchm. 
3041a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 20 m hoch; 43 cm Durchm. 
3042a Macropanax dispermus (Bl.) Ktze. (227. Fam. Aral.). — 8 m hoch; 17 cm Durchm. 
3013a Fucus ribes Reinw. (64. Fam. Morac.). — 6 m hoch; 44 cm Durchm. 


3014a Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. (66. Fam. Proteac.). — 20 m hoch; 
20 cm Durchm. 


3015a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 22 m hoch; 62 cm Durchm. 
3046a Pithecolobium montanum Benth. (128. Fam. Legum.). — 15 m hoch; 24 cm 
Durchm. 


3047a Machilus rimosa Bl. (102. Fam. Laur.). — 25 m hoch; 35 cm Durchm. 

3018a Turpinia pomifera DC. (164. Fam. Staph.). — 12 m hoch; 18 cm Durchm. 
3019a Astronia spectabilis Bl. (223. Fam. Melast.). — 20 m hoch; 31 cm Durchm. 
3020a Saurauja pendula Bl. (180. Fam. Dill). — 8 m hoch; 23 cm Durchm. 

3021a Trema orientalis Bl. (63. Fam. Ulm.). — 29 m hoch; 63 cm Durchm. 

3022a Hurya acuminata DC. (186. Fam. Theac.). — 20 m hoch; 25 cm Durchm. 
3023a Quercus induta Bl. (62. Fam. Fagac.). — 29 m hoch; 443 cm Durchm. 

3024a Vernonia arborea Ham. (280. Fam. Comp.). — 29 m hoch; 87 cm Durchm. 
3025a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 34 m hoch; 400 cm Durchm. 
3026a Symplocos fasciculata Zoll. (242. Fam. Sympl.). — 44 m hoch; 18 cm Durchm. 
3027a Elaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 20 m hoch; 21 cm Durchm. 
3028a Flacourtia rukam Zoll. et Mor. (199. Fam. Flac.). — 15 m hoch; 30 cm Durchm. 
3029a Hugenia cuprea Kds. et Val. (222. Fam. Myrt.). — 23 m hoch; 46 cm Durchm. 
3030a Pithecolobium montanum Benth. (128. Fam. Leg.). — 15 m hoch; 18 cm Durchm. 


30341 a Podocarpus nertifolius Don (5. Fam. Tax.) — 20 m hoch; 26 cm Durchm. 

3032a Ficus involucrata Bl. (64. Fam. Mor.). — 521m hoch; 350 cm Durchm. 

3033a Pygeum parviflorum Teysm. et Binn. (126. Fam. Ros.) — 20 m hoch; 17 cm 
Durchm. 

3034a Acer niveum Bl. (163. Fam. Acerac.). — 40 m hoch; 18 cm Durchm. 

3035a Viburnum lutescens Bl. (271. Fam. Caprif.). — 8 m hoch; 42 cm Durchm, 

30364 Machilus rimosa Bl. (102. Fam. Laur.). — 15 m hoch; 16 cm Durchm. 

3037a Vallebrunea rubescens Bl. (65. Fam. Urtic.). — 42 m hoch; 20 cm Durchm. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 19 


290 S. H. Koorders. 


3038a Eugenia tenwecuspis Kds. et Val. (222. Fam. Myrt.). — 44 m hoch; 48 cm 
Durchm. 

30394 Saurauja nudiflora DC. (180. Fam. Dill... — 8 m hoch; 47 cm Durchm. 

3040a Pyrenaria serrata Bl. (186. Fam. Theac.). — 18 m hoch; 35 cm Durchm. 


3041a Hurya acuminata DC. (186. Fam. Theac.). — 18 m hoch; 24 cm Durchm. 

3042a Macaranga rhixinordes (Bl.) Muell. Arg. (147. Fam. Euph.). — 20 m hoch; 30 cm 
Durchm. 

3043a Homalanthus populneus (Geisel) Pax (147. Fam. Euph.). — 13 m hoch; 46 cm 
Durchm. 

3044a Platea latifolia Bl. (162. Fam. Icac.). — 42 m hoch; 450 cm Durchm. 

3045a Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. (66. Fam. Prot.). 

3046a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 14 m hoch; 45 cm Durchm. 

3047a Flacourtia rukam Zoll. et Mor. (199. Fam. Flac.). — 13 m hoch; 47 cm Durchm. 


3048a Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Mel.) — 48 m hoch; 214 cm Durchm, 
3049a Alsophila glauca (Bl.) var. densa Hassk. (Pteridophyta). — 15 m hoch; 25 cm 
Durchm. 
3050a Æugenia clavimyrtus Kds. et Val. (222. Fam. Myrt.). — 25 m hoch; 48 cm 
_ Durchm. 


3051a Schima Noronhae Reinw. (486. Fam. Theac.) — 40 m hoch; 427 cm Durchm. 
3052a Litsea mappacea Bl. (402. Fam. Laur.). — 43 m hoch; 15 cm Durchm. 
3053a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). — 33 m hoch; 87 cm Durchm, 
3054a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 38 m hoch; 427 cm Durchm. 
3055a Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. (66. Fam. Prot.). — 30 m hoch; 
| 37 cm Durchm. 
3056a Phoebe excelsa Nees (402. Fam. Laur.). — 26 m hoch; 76 cm Durchm. 
3057a Litsea mappacea (Bl.) Boerl. (402. Fam. Laur.). — 7m hoch; 12 cm Durchm. 
3058a Schefflera rigida (Miq.) Harms (227. Fam. Aral.) — 6 m hoch; 12cm Durchm. 
3059a Pygeum parviflorum Teysm. et Binn. (126. Fam. Ros.). 
3060a Acronychia laurifolia Bl. (137. Fam. Rut.). — 20 m hoch; 23 cm Durchm. 
3061a Symplocos costata (Bl.) Choisy (242. Fam. Sympl.). — 44 m hoch; 17 cm Durchm. 
3062a Antedesma tetrandrum Bl. (147. Fam. Euph.). — 8 m hoch; 43 cm Durchm. 
3063a Itea macrophylla Wall. (147. Fam. Sax.). — 12 m hoch; 52 cm Durchm. 
3064a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 32 m hoch; 165 cm Durchm, 
3065a Casearva coriacea Vent. (199. Fam. Flac.). — 15 m hoch; 24 cm Durchm. 
3066a Elaeocarpus acronodia Mast. (174. Fam. Elaeoc.). — 45 m hoch; 37 cm Durchm. 
3067a Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Mel.). — 45 m hoch; 20 cm Durchm. 
3068a Machilus rimosa Bl. (402. Fam. Laur.). — 22 m hoch; 45 cm Durchm. 
3069a Manglietia glauca BI. (95. Fam. Magn.). — 16 m hoch; 35 cm Durchm. © 
3070a Toona febrifuga (Forst.) Roem. (140. Fam. Mel.). — 15 m hoch; 20 cm Durchm. 
3071 a Schefflera aromatica (Bl.) Harms (227. Fam. Aral.). — 40 m hoch; 44 cm Durchm. 
30723 Pygeum parviflorum Teysm. et Binn. (126. Fam. Ros.). — 4171/2 m hoch; 15 cm 


Durchm. 
3073a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). — 36 m hoch; 443 cm Durchm. 
3074a Podocarpus amarus Bl. (5. Fam. Tax.). — 44 m hoch; 24 cm Durchm, 


3075a Weinmannia Blumer (non Asa Gray) Planch. (120. Fam. Cunon.). — 25 m hoch; 
74 cm Durchm. 

3076a Glochidion macrocarpum Bl. (147. Fam. Euph.). — 8 m hoch; 14 cm Durchm. 

3077a Manglietia glauca Bl. (95. Fam. Magn.). — 28 m hoch; 95 cm Durchm. 

3078a Polyosma ilicifolia Bl. (1447. Fam. Saxifr.). — 44m hoch; 27 cm Durchm. 

3079a Platea latifolia Bl. (162. Fam. Icac.). — 27 m hoch; 74 cm Durchm. 

3080a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 30 m hoch; 63 cm Durchm. 

3084a Schima Noronhae Reinw. (486. Fam. Theac.). — 35 m hoch; 444 cm Durchm. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 291 


3082a Ælaeocarpus acronodia Mast. (174..Fam. Elaeoc.). — 20 m hoch; 40 cm Durchm. 

3083a Astronia spectabilis Bl. (223. Fam. Melast.). — 20 m hoch; 24 cm Durchm. 

3084a Glochidion macrocarpum Bl. (147. Fam. Euph.). — 24 m hoch; 64 cm Durchm, 

3085a Vernonia arborea Ham. (280. Fam. Comp.). — 23 m hoch; 23 cm Durchm. 

3086a Latsea javanica Bl. (102. Fam. Laur.). — 16 m hoch; 25 cm Durchm. 

3087a Quercus spicata Sm. var. depressa King (62. Fam. Fagac.). — 27 m hoch; 55 cm 
Durchm. 

3088a Macropanax dispermus (Bl.) Ktze. (227. Fam. Aral... — 10 m hoch; 34 cm 
Durchm. 

3089a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). — 36 m hoch; 154 cm Durchm. 

3090a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). — 40 m hoch; 18 cm Durchm, 

3091a Pygeum latifolium Miq. zum Teil unter forma lanceolata Ketv. (126. Fam. Ros.), 
— 45m hoch; 27 cm Durchm. 

3092a Ficus alba Reinw. (64. Fam. Morac.). — 8 m hoch; 17 cm Durchm. 

3093a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 34 m hoch; 160 cm Durchm. 

3094a Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. (66. Fam. Proteac.). — 27 m 
hoch; 48 cm Durchm. 

3095a Latsea javanica Bl. (102. Fam. Laur.). — 13 m hoch; 43 cm Durchm. 

3096a Symplocos spicata Roxb. var. acumimata (Bl.) Brand (242. Fam. Sympl.). — 
42 m hoch; 23 cm Durchm. 

3097a Litsea javanica Bl. (102. Fam. Laur.). — 44 m hoch; 45 cm Durchm. 

3098a Quercus spicata Sm. (62. Fam. Fagac.). — 45 m hoch; 24 cm Durchm. | 

3099a Glochidion macrocarpum Bl. (447. Fam. Euph.). — 19 m hoch; 341/ cm Durchm. 

3400a Mastixia trichotoma Bl. (229. Fam. Corn.). — 28 m hoch; 551/ cm Durchm. 

3104 a Litsea cassiaefolia Bl. (102. Fam. Laur.). — 43 m hoch; 49 cm Durchm. 

3102a Bugenia Zippeliana Kds. et Val. (222. Fam. Myrt). — 16 m hoch; 34 cm 
Durchm. | 

3103a Glochidion rubrum Bl. (147. Fam. Euph.). — 42 m hoch; 23 cm Durchm. 

3104a Symplocos sessilifolia (Bl.) Gürke (242. Fam. Sympl.). — 13 m hoch; 44 cm 
Durchm. 

3405a Glochidion macrocarpum Bl. (147. Fam. Euph.). — 18 m hoch; 34 cm Durchm. 

3406a Acronychia laurifolia Bl. (102. Fam. Laur.). — 42 m hoch; 441/ cm Durchm. 

3107a Turpinia pomifera DC. (161. Fam. Staph.) — 12 m hoch; 261/ cm Durchm. 


3108a Hugenia Zippeliana Kds. et Val. (222. Fam. Myrt.), — 12 m hoch; 18 cm 
Durchm. 

3109a Quercus spicata Sm. (62. Fam. Fagac.). — 34 m hoch; 87 cm Durchm. 

3440a Elaeocarpus acronodia Mast. (474. Fam. Elaeoc.). — 40 m hoch; 17 cm Durchm. 

3144a Saurauja pendula Bl. (480. Fam. Dill... — 7 m hoch; 471/g cm Durchm. 

3442a Platea latifolia Bl. (462. Fam. Icac.). — 15 m hoch; 27 cm Durchm. 

3413a Alsophila glauca (Bl.) Sm. var. setulosa Hassk. (Pteridophyta). — 8 m hoch; 


47 cm Durchm. 

3444a Aralia ferox Miq. (227. Fam. Aral.). — 9 m hoch; 8 cm Durchm. 

3445a Homalanthus populneus (Geisel.) Pax (447. Fam. Euph.). — 12 m hoch; 4041/5 cm 
Durchm. 

3446a Saurauja micrantha Bl. (180. Fam. Dill.). — 5 m hoch; 44 cm Durchm. 

3417a Cyathea spinulosa (?) Wall. (Pteridophyta). — 10 m hoch; 34 cm Durchm. 


3148a Latsea javanica Bl. (102. Fam. Laur.). — 48 m hoch; 24 cm Durchm. 

3449a Perrottetia alpestris (Bl.) Loesener (158. Fam. Celastr.). — 5 m hoch; 9 cm 
Durchm. 

3120a Schefflera aromatica (Bl) Harms (227. Fam. Aral.). — 40 m hoch; 101/ cm 
Durchm. 


3124a Saurauja pendula Bl. (180. Fam. Dill.). — 7 m hoch; 40 cm Durchm. 
19* 


292 | S. H. Koorders. 


3122a Ilex pleiobrachiata Loesener (157. Fam. Aquif.). — 13 m hoch; 45 cm Durchm. 
3123a Glochidion macrocarpum Bl. (147. Fam. Euph.). — 24 m hoch; 341/9 em Durchm. 


3124a Blaeocarpus stipularis Bl. (174. Fam. Elaeoc.) — 44m hoch; 95 em Durchm. 
3125a Glochidion macrocarpum Bl. (147. Fam. Euph.). — 23 m hoch; 35 cm Durchm. 
3126a Pygeon latifolium Miq. (126. Fam. Rosac.). — 17 m hoch; 46 cm Durchm. 
3127a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). — 34 m hoch; 418 cm Durchm. 


3128a Symplocos spicata Roxb. var. acuminata (BL) Brand (242. Fam. Sympl.). — 
9m hoch; 25 cm Durchm. | 

3129a Bugenia Zippeliana Kds. et Val. (222. Fam. Myrtac.) — 40 m hoch; 24 cm 
Durchm. 

31304 Ælaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 20 m hoch; 48 cm Durchm. 

3131a Symplocos spicata Roxb. var. acuminata (Bl.) Brand (242. Fam. Sympl.). — 
42 m hoch; 40 cm Durchm. i 


3132a Pygeum latifolium Miq. (126. Fam. Ros.). — 22m hoch; 34 cm Durchm. 

3133a Homalanthus populneus (Geisel.) Pax (147. Fam. Euph.). — 40 m hoch; 48 cm 
Durchm. 

3134a Acer niveum Bl. (163. Fam. Aceraceae). — 40 m hoch; 18 cm Durchm. 


3135a Turpinia pomifera DC. (164. Fam. Staph.). — 6m hoch; 40 cm Durchm. 

3136a Cyathea spinulosa (?) Wall. (Pteridophyta). — 9 m hoch; 44 cm Durchm. 

3137a Meliosma nervosa Kds. et Val. (4166. Fam. Sab.). — 7 m hoch; 7 cm Durchm. 

3438a Quercus spicata Sm. — (62. Fam. Fag.). 44 m hoch; 20 cm Durchm. 

3139a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.) — 14 m hoch; 121/g cm Durchm. 

3440a Castanea tungurut Bl. (62. Fam. Fagac.). — 45 m hoch; 45 cm Durchm. 

3141a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 10 m hoch; 42 cm Durchm. 

3149%a Ficus alba Reinw. (64. Fam. Mor.). — 8 m hoch; 421/ em Durchm. 

8143a Schima Noronhae Reinw. (486. Fam. Theac.). — 27 m hoch; 63 cm Durchm. . 

3144a Blaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 10 m hoch; 71/; cm Durchm. 

3445a Dicksonia Blumei (Kze.) Moore (Pteridophyta). — 6 m hoch; 9 cm Durchm. 

3146a Rapanea affinis (DC.) Mez (236. Fam. Myrsin.). — 10 m hoch; 22 cm Durchm. 

3147a Acer niveum Bl. (163. Fam. Acer.) — 45 m hoch; 15 em Durchm. 

3148a Litsea cassiaefolia Bl. (102. Fam. Laur.). — 18 m hoch; 26 cm Durchm. 

3149a Weinmannia Blumei (non Asa Gray) Planch. (420. Fam. Cunon.). — 12 m hoch; 
4014/5 cm Durchm. | 

3450a Machilus rimosa Bl. (102. Fam. Laur.), — 45 m hoch; 43 cm Durchm. 

3451a Ficus variegata Bl. (64. Fam. Mor.). — 24 m hoch; 4031/, cm Durchm. 

3152a Phoebe excelsa Nees (102, Fam. Laur.). — 20 m hoch; 55 cm Durchm. 

3153a Dysoxylum alliaceum Bl. (140. Fam. Meliac.). — 9 m hoch; 341/g cm Durchm. 


3154a Hugenia densiflora (DC.) Duthie (222. Fam. Myrth.). — 45 m hoch; 34 cm 
Durchm. | 

3155a Litsea mappacea (Bl.) Boerl. (102. Fam. Laur.). — 10 m hoch; 27 cm Durchm. 

3156a Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Meliac.). — 28 m hoch; 403 cm Durchm. 


3457a Ostodes paniculata Bl. (147. Fam. Euph.). — 45 m hoch; 35 em Durchm. 
3158a Hugenia operculata Roxb. (222. Fam. Myrtac.). — 24 m hoch; 441/5 cm Durchm. 
3459a Machilus rimosa Bl. (102. Fam. Laur.). — 22 m hoch; 25 cm Durchm. 

3160a Tarenna polycarpa (Miq.). Val. (270. Fam. Rub.). — 9 m hoch; 45 cm Durchm. 
3161 a Castanea argentea Bl. (60. Fam. Fag.). — 24 m hoch; 631/g cm Durchm. 
3162a Ficus variegata Bl. (64. Fam. Mor.). -- 45 m hoch; 444 cm Durchm. 

3163a Manglietia glauca Bl. (95. Fam. Magn.). — 7 m hoch; 9 cm Durchm. 

3164a Rapanea Hasseltii (BL) Mez (236. Fam. Myrsin.). — 26 m hoch; 24 em Durchm. 


3165a Sloanea sigun Szysz. (171. Fam. Elaeoc.). — 48 m hoch; 32 cm Durchm.. = 
3166a Nauclea lanceolata Bl. (270. Fam. Rub.). — 23 m hoch; 281/, cm Durchm. € 
3167a Ficus involucrata Bl. (64. Fam. Mor.). — 36 m hoch; 433 cm Durchm. 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw, 293 


3168a Mastixia trichotoma Bl. (229. Fam. Corn.). 

3169a Phoebe excelsa Nees (102. Fam. Laur.). — 26 m hoch; 631/9 cm Durchm. 

3470a Symplocos costata (Bl.) Choisy (242. Fam. Sympl... — 48 m hoch; 37 cm 
Durchm. 

3171 à Cryptocarya tomentosa Bl. (102. Fam. Laur.). 

341724 Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Meliac.). — 34 m hoch; 148 cm Durchm. 

3173a Glochidion cyrtostylum Mig. (147. Fam. Euph.). — 20 m hoch; 26 cm Durchm. 


3474a Brassaiopsis glomerulata (Bl.) O. Ktze. (227. Fam. Aral... — 8 m hoch; 10 cm 
Durchm. 

3175a Melastoma setigerum Bl. (223. Fam. Melast.). — 7 m hoch; 42 cm Durchm. 

3176a Hugenia densiflora (DC.) Duthie (222. Fam. Myrtac.). — 15 m hoch; 28 cm 
Durchm. 

34773 Elaeocarpus Pierrei Kds. et Val. (171. Fam. Elaeoc... — 48 m hoch; 23 cm 
Durchm. 

3478a Nauelea obtusa Bl. (270. Fam. Rub.). — 20 m hoch; 74 cm Durchm. 

3179a Laportea stimulans Miq. (65. Fam. Urt.). — 8 m hoch; 42 cm Durchm. 


31804 Alangium begoniifolium subsp. tomentosum (Bl.) Wangerin (229. Fam. Cornac.). 
42 m hoch; 45 cm Durchm. 

3184 a Solanum verbascifolium L. (256. Fam. Solan.). 

31823 Rauwolfia javanica Kds. et Val. (247. Fam. Apoc.). — 20 m hoch; 631% cm 
Durchm. 

3183a Michelia montana Bl. (95. Fam. Magn.). — 14 m hoch; 391/, em Durchm. 

3184 a Endiandra rubescens Miq. (102. Fam. Laur.). 

3185a Turpinia pomifera DC. (161. Fam. Staph.). — 18 m hoch; 32 cm Durchm. 

3186a Blaeocarpus ganitrus Roxb. (171. Fam. Elaeoc.). — 45 m hoch; 461/ cm Durchm. 

3187a Eugenia clavimyrtus Kds. et Val. (222. Fam, Myrt.). — 20 m hoch; 45 cm 
Durchm. 

3188a Phoebe opaca Bl. (102. Fam, Laur.). — 12 m hoch; 43 cm Durchm. 

3189a Altingia excelsa Noronha (123. Fam. Ham.). — 15 m hoch; 30 em Durchm. 

3490a Casearia coriacea Vent. (199. Fam. Flac.). — 43 m hoch; 32 cm Durchm. 

3491 a Litsea angulata Bl. (102. Fam. Laur.). — 15 m hoch; 32 cm Durchm. 

3192a Litsea Noronhae Bl. (102. Fam. Laur.). — 10 m hoch; 10 cm Durchm. 

3193a Ficus lepicarpa Bl. (64. Fam. Mor.). — 40 m hoch; 46 cm Durchm, 

3494a Ilex pleiobrachiata Loesener (157. Fam. Aquif.). — 40 m hoch; 71/ em Durchm. 

3495a Altingia excelsa Noronha (123. Fam. Ham.). — 49 m hoch; 467 cm Durchm. 

31964 Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Meliac.). — 9 m hoch; 43 cm Durchm. 

3197a Dysoxylum ramiflorum Miq. (140. Fam. Meliac.). — 26 m hoch; 74 cm Durchm. 

3198 a Hugenia laxiflora Kds. et Val. (222. Fam. Myrtac.). — 20 m hoch; 43 cm Durchm. 

3199a Hurya acuminata DC. (222. Fam. Myrtac.). 

32004 Sloanea sigun Szysz. (171. Fam. Elaeoc.). — 13 m hoch; 141/ cm Durchm. 

3201 a Casearta coriacea Vent. (199. Fam. Flac.). — 13 m hoch; 43 cm Durchm, 

3202a Lindera polyantha (Bl.) Boerl. (102. Fam. Laur.). 

3203a Rapanea affinis (DC.) Mez (236. Fam. Myrs.). — 25 m hoch; 25 cm Durchm. 

3204a Pandanus lais Kurz (9. Fam. Pand.). 


32054 Hugenia tenuicuspis Kds. et Val. (222. Fam, Myrtac.) — 20 m hoch; 331/g cm 
| Durchm. 
3206a Haemocharis integérrima (186. Fam. Theac.). — 30 m hoch; 32 cm Durchm. 
3207a Elaeocarpus Pierrei Kds. et Val. (474. Fam. Elaeoc.). — 26 m hoch; 38 cm 
Durchm. 
3208a Castanea tunggurut Bl. (62. Fam. Fag.). — 48 m hoch; 45 cm Durchm. 
3209a Casearia coriacea Vent. (499. Fam. Flac.) — 45 m hoch; 45 cm Durchm. 


3240a Litsea resinosa Bl. (102. Fam. Laur.). — 10 m hoch; 14 cm Durchm, 


294 S. H. Koorders. 


3244a Trema orientalis BI. (63. Fam. Ulm.). 

3212a Polyosma integrifolia Bl. (447. Fam. Saxifr.). — 43 m hoch; 44 em Durchm. 
3213a Dysoxylum excelsum Bl. (140. Fam. Meliac.). — 18 m hoch; 36 cm Durchm. 
3214a Litsea angulata Bl. (402. Fam. Laur.). — 15 m hoch; 25 cm Durchm. 

3215a Laportea stimulans Miq. (65. Fam. Urt.)..— 13 m hoch; 421/ cm Durchm. 
3216a Glochidion cyrtostylum Miq. (147. Fam. Euph.). — 16 m hoch; 201/; cm Durchm. 
3217a Vernonia arborea Ham. (280. Fam. Comp.). — 20 m hoch; 4171/2 cm Durchm. 
3218a Æugenia cuprea Kds. et Val. (222. Fam. Myrtac.). — 145 m hoch; 43 cm Durchm. 
3219a Mischocarpus fuscescens Bl. (465. Fam. Sapind.) — 30 m hoch; 64 cm Durchm. 
3220 a Platea latifolia Bl. (162. Fam. Icac.). — 11 m hoch; 111/ cm Durchm. 

3221 a Latsea tomentosa Bl. (102. Fam. Laur.). — 44 m hoch; 23 cm Durchm. 

3222 a Litsea angulata Bl. (402. Fam. Laur.). — 9 m hoch; 40 cm Durchm. 

3223a Platea latifolia Bl. (162. Fam. Icac.). — 24 m hoch; 74 cm Durchm. 

3224a F'icus ribes Reinw. (64. Fam. Mor.). — 44 m hoch; 451/2 cm Durchm. 

3225a Pygeum latifolium Miq. (126. Fam. Ros.). — 36 m hoch; 95 em Durchm. 
3226a Cryptocarya tomentosa Bl. (102. Fam. Laur.). 


3227a Saurauja Reinwardtiana Bl. (180. Fam. Dill... — 44 m hoch; 42 cm Durchm. 
3228a Acer niveum Bl. (163. Fam. Acer... — 15 m hoch; 27 cm Durchm. 
3229a Toona febrifuga Bl. (440. Fam. Meliac.). — 25 m hoch; 45 cm Durchm, 


32304 Lindera polyantha (Bl.) Boerl. (402. Fam. Laur.). 

3234a Rapanea Hasseltii (Bl.) Mez (236. Fam. Myrsin.). — 26 m hoch; 22 em Durchm. 

3232 a Celtis tetrandra Roxb. (63. Fam. Ulm.). — 18 m hoch; 35 em Durchm. 

3233a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3234a Schama Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). 

3235a Podocarpus amarus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3236a Quercus pseudomolucca Bl. (62. Fam. Fagac.). 

3237a Schima Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). 

3238a Schima Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). 

3239a Castanea javanica Bl. (62. Fam. Fagac.). 

3240a Rapanea affinis DC. (236. Fam. Myrsin.). — 45 m hoch; 32 cm Durchm. 

3241a Meliosma nervosa Kds. et Val. (166. Fam. Sab.). — 14 m hoch; 7441/2 em Durchm. 

3242a Blaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 12 m hoch; 16 cm Durchm. 

3243a Elaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 23 m hoch; 54 cm Durchm. 

3244a Daphniphyllum glaucescens Bl. var. Blumeanum (Muell. Arg.) J. J. Sm. (147. Fam. 
Euph.). — 45 m hoch; 40 cm Durchm. 

3245a Meliosma nervosa Kds. et Val. (166. Fam. Sabiac.). — 8 m hoch; 8 cm Durchm. 

3246a Cyathea orientalis (Kze.) Moore (Pteridophyta.). — 40 m hoch; 22 cm Durchm. 

3247a Daphniphyllum glaucescens Bl. var. Blumeanum (Muell. Arg.) J. J. Sm. (447 Fam. 
Euph.). — 14 m hoch; 23 cm Durchm. | 

3248 a Hurya glabra Bl. (186. Fam. Theac.). — 15 m hoch; 20 cm Durchm. 


3249 a Saurauja micrantha Bl. (180. Fam. Dill... — 40 m hoch; 49 cm Durchm. 
3250a Hlaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). — 15 m hoch; 33 cm Durchm. 
3251a Rapanea avenis (Bl.) Mez (236. Fam. Myrsin.). — 45 m hoch; 19 cm Durchm. 


3252a Elaeocarpus acronodia Mast. (174. Fam. Elaeoc.). — 15 m hoch; 33 cm Durchm. 

3253a Acer niveum Bl. (163. Fam. Acer.). 

3254a Schima Noronhae Reinw. (486. Fam. Theac.). — 12 m hoch; 20 cm Durchm. 

3255a Polyosma ilicifolia Bl. (147. Fam. Saxifr.). — 44 m hoch; 211/g cm Durchm. 

3256a Astronia spectabilis Bl. (223. Fam. Melast.). — 20 m hoch; 2314/2 cm Durchm. 

3257a Schama Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). — 30 m hoch; 431/, cm Durchm. 

3258a Quercus spicata Sm. var. depressa King (62. Fam. Fagac.). — 25 m hoch; 43 cm 
Durchm. 

3259a Engelhardtia spicata Bl. (60. Fam. Jugl.). — 20 m hoch; 40 cm Durchm. 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 295 


3260a Acer niveum Bl. (163. Fam. Acer.). — 26 m hoch; 26 em Durchm. 

3264 a Quercus spicata Sm. (62. Fam. Fag.). — 20 m hoch; 4144/2 em Durchm. 

3262a Schima Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). — 13 m hoch; 46 cm Durchm. 
3263a Meliosma nervosa Kds. et Val. (466. Fam. Sabiac.). —— 25 m hoch; 73 cm Durchm. 
3264a Viburnum coriaceum Bl. (271. Fam. Caprif.). — 42 m hoch; 20 cm Durchm. 
3265a Dicksonia Blumei (Kze.) Moore (Pteridophyta). — 5 m hoch; 20 cm Durchm. 
3266a Pygeum latifolium Miq. (126. Fam. Ros.). — 45 m hoch; 26 cm Durchm. 
3267a Latsea javanica Bl. (102. Fam. Laur.), — 25 m hoch; 32 cm Durchm. 

3268a Schima Noronhae Reinw. (186. Fam. Theac.). — 12 m hoch; 91/2 em Durchm. 


3269a Symplocos sessilifolia (Bl.) Gürke (242. Fam. Sympl.) — 20 m hoch; 32 cm 
Durchm. 

3270a Leptospermum javanicum Bl. (222. Fam. Myrt.). — 15 m hoch; 32 cm Durchm. 

3274 a Symplocos sessilifolia (BL) Gürke (242. Fam. Sympl.). — 44m hoch; 32 cm 
Durchm. 

3272a Vaccinium varingifolium (BL) Miq. (223. Fam. Eric). — 9 m hoch; 43 cm 
Durchm. 


3273a Saurawa cauliflora (Nor.) DC. (180. Fam. Dill.). 

3274 a Quercus induta Bl. (62. Fam. Fagac.)!). 

3275a Rauwolfia javanica Kds. et Val. (247. Fam. Apoc.). 
3276a Podocarpus imbricatus BI. (5. Fam. Tax.). 

3277 a Quercus pseudomolucca Bl. (62. Fam. Fag.). 

3278a Aralia dasyphylla Miq. (227. Fam. Aral.). 

3279a Homalanthus populneus (Geisel.) Pax (447. Fam. Euph.). 
3280a Hlaeocarpus stipularis Bl. (171. Fam. Elaeoc.). - 

3281a Hurya acuminata DC. (186. Fam. Theac.). 

3282a Homalanthus populneus (Geisel.) Pax (147. Fam. Euph.). 
3283a Hlaeocarpus acronodia Mast. (471. Fam. Elaeoc.). 
3284a Hlaeocarpus acronodia Mast. (171. Fam. Elaeoc.). 
3285a Polyosma integrifolia Bl. (417. Fam. Saxifr.). 

3286a Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. (66. Fam. Prot.). 
3287a Polyosma integrifolia Bl. (117. Fam. Sax.). 

3288a Pygewm spec. (126. Fam. Ros.). 

3289a Meliosma ferruginea Bl. (166. Fam. Sab.). 

3290a Dysoxylum excelsum Bl. (440. Fam. Meliac.). 

3291 a Nauclea obtusa Bl. var. major Haviland (270. Fam. Rub.). 
3292a Vernonia arborea Ham. (280. Fam. Comp.). 

3293a Castanea argentea Ham. (62. Fam. Fagac.). 

3294a Quercus induta Bl. (62. Fam. Fagac.). 

3295a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3296a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3297a Nauclea lanceolata Bl. (270. Fam. Rub.). 

3298 a Manglietia glauca Bl. (95. Fam. Magn.). 

3299a Sloanea sigun Szysz. (1714. Fam. Elaeoc.). 

3300a Litsea angulata Bl. (102. Fam. Laur.). 

3304a Platea latifolia Bl. (162. Fam. Icac.). 

3302a Mangletia glauca Bl. (95. Fam. Magn.). 

3303a Schima Noronhae Reinw. (486. Fam. Theac.). 

3304a Hugenia cuprea Kds. et Val. (222. Fam. Myrt.). 


4) Die Resultate der ältesten Messungen der Bäume 3274a—3324a, sowie der an- 
deren oben nicht »ausgefülltene Baumnummern habe ich bisher noch nicht im Herbar 
wiedergefunden. 


296 S. H. Koorders. 


3305 a Podocarpus amarus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3306a Quercus acuminatissima (Bl.) A. DC. (62. Fam. Fag.). 
3307a Manglietia glauca Bl. (95. Fam. Magn.). 

3308a Altingta excelsa Noronha (123. Fam. Ham.). 

3309a Castanea argentea Bl. (62. Fam. Fag.). 

3314 a Castanea argentea Bl. (62. Fam. Fag.). 

3312a Podocarpus imbricatus Bl. (5. Fam. Tax.). 

3313a Quercus pallida Bl. (62. Fam. Fag.). 

3345a Quercus pruinosa Bl. (62. Fam. Fag.). 

3316a Elaeocarpus oxypyren Kds. et Val. (171. Fam, Elaeoc.). 
3317a Eugenia spec. (222. Fam. Myrt.). 

3318 a Æugenia spec. (222. Fam. Myrt.). 

3320a Quercus pseudomolucca Bl. (62. Fam. Fag.). 

3324a Altingia excelsa Noronha (123. Fam. Hamamel.). 


Systematische Ubersicht der im Tjibodaswalde fiir botanische Unter- 
suchungen von mir numerierten, sowie der übrigen dort festgestellten 
Baumarten und Baumsträucher. 


Diese Übersicht ist nach dem Enererschen System angeordnet. In 
derselben sind für die Vollständigkeit nicht nur die mit einem Nummer- 
brettchen versehenen Waldbäume von Tjibodas zwischen 1300—2500 m 
ü. M. aufgenommen, sondern es sind auch die Arten solcher Baumsträucher 
oder Bäume hinzugefügt, die bisher nicht durch Herbarmaterial numerierter 
Musterbäume, sondern nur durch sogenanntes * Material in meinen Samm- 
lungen des Tjibodaswaldes vertreten sind. Letztere sind unten stets mit 
einem * bezeichnet worden. 

Die folgende systematische Übersicht gibt eine möglichst genaue Arten- 
aufzählung sämtlicher Waldbaumarten und Baumsträucher, die im Ge- 
birgswalde bei Tjibodas zwischen 1300—2500 m ü. M. vorkommen. Die 
Übersicht gibt daher eine bisher in der Literatur fehlende, vollständige, 
floristische Zusammensetzung der Baumvegetation des westjava- 
nischen Regenwaldes von Junsuunns Höhenregion III (nämlich von 
1500—2500 m ü. M.) sowie dem angrenzenden oberen Rande seiner ge- 
mäßigten Höhenregion II. 

Cyatheaceae !), 


Alsophila glauca (Bl.) Sm. var. densa Hassk. — 1 Baum: 3049a. 
Alsophila glauca (Bl.) Sm. var. setulosa Hassk. — 1 Baum: 3113a. 
Alsophila latebrosa Wall. — *. 

Alsophila tomentosa (Bl.) Hk. — *. 

Cyathea orientalis (Kze.) Moore. — 1 Baum: 3246a. 

Cyathea spinulosa (?) Wall. — 2 Bäume: 3117a; 3136a. 


4) Die erwähnten Baumfarne wurden von Herrn VAN ALDERWERELT VON ROSENBURGH 
bestimmt (vgl. Frau A. Kps-Scuumacuer, System. Verzeichnis, I. § 2 p. 4). Für die Be- 
stimmungen der Blütenpflanzen sei darauf hingewiesen, was von mir darüber in Lief. 1—9 
vom System. Verzeichnis mitgeteilt worden ist. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 997 


Cyathea Zollingeriana Mett. — * 
Dicksonia Blumet (Kze.) Moore. — 2 Bäume: 3145a; 3265a. 


Taxaceae!). 


Podocarpus amarus Bl. — 3 Bäume: 3074a; 3235a; 3305a. 

Podocarpus imbricatus Bl. — 9 Bäume: 30538; 3073a; 3090a; 31278; 
3233a; 3276a; 3295a; 3296a; 3312a. 

Podocarpus oies Do. — 1 Baum: 3034 a. 


Pandanaceae. 
Pandanus lais Kurz. — 1 Baum: 3204a. 


Palmae. 
Pinanga Kuhlii BL — * 
Myricaceae. 
_ Myrica javanica Bl. — *. 
Juglandaceae. 


Engelhardtia serrata Bl. — *. 
Engelhardtia spicata Bl. — 7 Bäume: 3046a; 3054a; 3064a; 3093a; 
3139a; 3444a; 32598. 


Fagaceae. 
Castanea argentea Bl. — 4 Bäume: 3161a; 3293a; 3309a; 331Aa. 
Castanea javanica Bl. — 7 Bäume: 3000a; 3011a; 3015a; 3025a; 


3080a; 3089a; 3239a. 
Castanea tunggurut BI. — 2 Baume: 3140a; 3208a. 
Quercus acuminatissima (Bl.) A. DC. — 4 Baum: 3306a. 
Quercus induta Bl. — 4 Baume: 3008a; 3023a; 3274a; 3294 a. 
Quercus pallida Bl. — 1 Baum: 3313a. 


Quercus pruinosa Bl. — 1 Baum: 3345 a. 

Quercus pyriformis von Seemen. — *. 

Quercus pseudomolucca Bl. — 5 Bäume: 3001a; 3003a; 3236a; 32774; 
3320a. 


Quercus spicata Sm. — 4 Bäume: 3098a; 3109a; 3138a; 3261 a. 
Quercus spicata Bl. var. depressa King — 2 Bäume: 3087a; 3258a. 
Quercus Teysmanni Bl. — *. 


Ulmaceae. 
Celtis tetrandra Roxb. — 1 Baum: 3232a. 
Parasponia parviflora Mig. — *. 
Trema orientalis Bl. — 2 Bäume: 3021a; 3241 a. 


4) Die Folgenummern der Blütenpflanzenfamilien sind dieselben wie in meiner 


Exkursionsflora von Java. Dort findet man die PERS die einheimischen 
Namen und die Verbreitungsangaben. 


298 S. H. Koorders. 


. Moraceae. 
Ficus alba Reinw. — 2 Bäume: 3092a; 3142a. 
Ficus cuspidata Bl. — *. 
Ficus fistulosa Reinw. — *. 


Ficus involucrata Bl. — 2 Bäume: 3032a; 3467a. 
Ficus laevis Bl. — *. 

Ficus lepicarpa Bl. — 1 Baum: 3193a. 

Ficus ribes Reinw. — 2 Baume: 3013a; 3224a. 
Fieus variegata Bl. — 2 Bäume: 3151a: 3162a. 


Urticaceae. 
Debregeasia dichotoma (Bl.) Wedd. — *. 
Laportea stimulans Mig. — 2 Bäume: 3179a; 3215a. 
Leucosyke capitellata (Poiv.) Wedd. — *. 
Maoutia diversifolia (BI) Wedd. — *. 


Villebrunea rubescens Bl. — 1 Baum: 3037a. 
Protaceae. 
Helicia serrata Bl. var. subintegra Kds. et Val. — 5 Bäume: 


3045a; 3055a; 3094a; 3286a. 


Magnoliaceae. 
Manghetia glauca Bl. — 6 Bäume: 3069a; 3077a; 3163a; 
3302a; 3307a. 
Micheha montana Bl. — 1 Baum: 3183a. 
Talauma Candollei Bl. — *. 
Anonaceae, 


Polyalthia subcordata Bl. — *. 


Lauraceae. 
Cinnamomum parthenoxylon Meissn. — *. 
Cryptocarya tomentosa Bl. — 2 Bäume: 3171a; 3226a. 
Endiandra rubescens Mig. — 1 Baum: 34 84a. 


Lindera polyantha (Bl.) Boerl. — 2 Bäume: 3202a; 3230a. 


Litsea angulata Bl. — 4 Bäume: 3191a; 3214a; 3222a; 3300a. 


Litsea cassiaefolia Bl. — 2 Bäume: 3101a; 3448a. 
Litsea citrata Bl. — *. 
Litsea diversifoha Bl. — *. 


3014a; 


3298a ; 


Litsea javanica Bl. — 5 Bäume: 3086a; 3095a; 3097a; 3118a; 3267 a. 
Litsea mappacea (Bl.) Boerl. — 3 Bäume: 3052a; 3057a; 3155a. 


Laisea Noronhae Bl. — 1 Baum: 319922. 
Litsea resinosa Bl. — 1 Baum: 3210a. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 299 


Litsea tomentosa Bl. — 1 Baum: 3221 a. 

Machilus rimosa Bl. — 5 Bäume: 3017a; 3036a; 3068a; 3150a; 3159a. 
Phoebe excelsa Nees — 3 Bäume: 3056a; 3152a; 3169a. 

Phoebe opaca Bl. — 1 Baum: 3188a. 


Saxifragaceae. 
Hydrangea oblongifolia Bl. — *. 
Itea macrophylla Wall. — A Baum: 3063a. 
Polyosma ihcifoha Bl. — 2 Bäume: 3078a; 3255a. 
Polyosma integrifolia Bl. — 4 Bäume: 3010a; 3212a; 3285a; 3287a. 


Pittosporaceae. 

Pittosporum ramiflorum (Z. et M.) Mig. — *. 
Cunoniaceae. 

Weinmanmia Blumei (non Asa Gray) Planch. — 2 Bäume: 3075a; 3149a. 

Hamamelidaceae. 
Altingia excelsa Noronha. — 5 Bäume: 3004a; 3189a; 3195a; 3224a; 

3308 a. 
Rosaceae. 


Photinia Notoniana W. et A. — *. 

Pygeum latifolium Miq. — 5 Bäume: 30944; 3126a; 3132a; 3225a; 
3266 a. 

Pygeum parviflorum Teysm. et Binn. — 3 Bäume: 3033a; 3059a; 3072a. 

Pygeum spec. — 1 Baum: 3288a. 


Leguminosae. 


Albizxia montana Benth. — *. 
Pithecolobium montanum Benth. — 2 Bäume: 3016a; 3030a. 


Rutaceae. 
Acronychia laurifolia Blume. — 2 Bäume: 3060a; 34 06a. 


Meliaceae. 
Dysoxylum alliaceum Bl. — 1 Baum: 3153a. 
Dysoxylum excelsum Bl. — 7 Bäume: 3048a; 3067a; 3156a; 3172a; 
3196a; 3213a; 3290a. 
Dysoxylum ramiflorum Mig. — 1 Baum: 3197a. 
Toona febrifuga (Forst.) Roem. — 2 Bäume: 3070a; 3229a. 


Euphorbiaceae. 


Antidesma tetrandrum Bl. — 4 Baum: 3062a. 
Breynia microphylla (Kurz) Muell. Arg. — *. 


300 S. H. Koorders. 


Claoxylon glabr ifolium Mig. — 

Daphniphyllum glaucescens BI. var. ne neantet (Muell. Arg.) J. J. u — 
2 Bäume: 3244a; 3247 a. 

Glochidion cyrtostylum Mig. — 2 Bäume: 31733; 39468. 

Glochidion macrocarpum Bl. — 6 Bäume: 3076a; 308ha: 3099a; 3105a; 
3123a; 3125a. 

Glochidion rubrum Bl. — 1 Baum: 3103a. 

Homalanthus populneus (Geisel.) Pax. — 5. Bäume: 3043a; 3115a; 
3133a; 3279a; 3282a. | 

Macaranga rhixinoides (Bl.) Muell. Arg. — 1 Baum: 3042a, 

Ostodes paniculata Bl. — 1 Baum: 3157 a. 


Aquifoliaceae. 
Ilex plevobrachiata Loesener. — 2 Bäume: 3122a; 3194a. 


Celastraceae. 
Perrottetia alpestris (Bl.) Loesener. — 1 Baum: 3119a. 


eee 
Turpinia parva Kds. et Val. — 
Turpinia pomifera DC. — 4 Bene! 3018a; 3107a; 3135a; 3185a. 


Icacinaceae. 
Platea latifolia Bl. — 6 Bäume: 3044a; 3079a; 3112a; 3220a; 3223a; 
3304 a. 
Aceraceae. 
Acer niveum Bl. — 6 Bäume: 3034a; 3134a; 3147a; 3228a; 32534; 
3260a. 
Sapindaceae. 
Allophyllus cobbe Bl. und javanensis var. racemosa Bl. — *. 


Mischocarpus fuscescens Bl. — 3 Bäume: 3006a; 3007a; 3219a. 


Sabiaceae. 
Meliosma ferruginea Bl. — 1 Baum: 3289a, | | 
Meliosma nervosa Kds. et Val. — 4 Bäume: 3137a; 3241a; 3245a; 
3263 a. 
Elaeocarpaceae. 


Elaeocarpus acronodia Mast. — 6 Bäume: 3066a; 3082 a; 3410a; 32528; 
3283a; 3284a. 

Elaeocarpus Danser Roxb. — 1 Baum: 3486a. 

Elaeocarpus oxypyren Kds. et Val. — 1 Baum: 3316a. 

Elaeocarpus Pierrei Kds. et Val. — 2 Bäume: 3177a; 3207a. 

Elaeocarpus stipularis Bl. — 8 Bäume: 3027a; 31294a; 3130a; 3144a; 
3242a; 3243a; 3250a; 3280a. ja ae! 

Sloanea sigun Szysz. — 3 Bäume: 3465a; 3200a; 3299a. 


Florist. Überblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 301 


Dilleniaceae. 
Saurauja cauliflora (Nor.) DC. — 1 Baum: 3273a. 
Saurauja Junghuhni Choisy. — *. 


Saurauja micrantha Bl. — 2 Baume: 3116a; 3249a. 
Saurauja nudiflora DC. — 1 Baum: 3039a. 

Saurauja pendula Bl. — 3 Bäume: 3020a; 3444a; 3121 a. 
Saurauja Reinwardtiana Bl. — 1 Baum: 3227a. 


Theaceae. 
Eurya acuminata DC. — & Bäume: 3022a; 3041a; 3199a; 3281 a. 
Eurya glabra Bl. — 1 Baum 3248 a. 
Eurya japonica Thbg. — *. 
Haemocharis integerrima (Miq.) Kds. et Val. — 1 Baum: 3206a. 
Pyrenaria serrata Bl. — 1 Baum: 3040a. 
Schima Noronhae Reinw. — 12 Bäume: 3005a; 3051a; 3081a; 3143a; 

3934a; 3237a; 3238a; 3254a; 3257a; 32624; 3268a; 3303a. 


Flacourtiaceae. 
Casearia coriacea Vent. — 4 Bäume: 3065a; 3190a; 3204 a; 3209a. 
Flacourtia rukam Zoll. et Mor. — 2 Bäume: 3028a; 3047 a. 


Thymelaeaceae. 
Daphne composita (L.) Gilg. — *. 


Myrtaceae. 
Eugenia acuminatissima Kurz. — *. 
Eugenia clavimyrtus Kds. et Val. — 2 Bäume: 3050a; 3187a. 
Eugenia cuprea Kds. et Val. — 3 Baume: 3029a; 3218a; 3304a. 
Eugenia densiflora (DC.) Duthie. — 2 Bäume: 3154a; 3176a. 
Eugema laxiflora Kds. et Val. — 1 Baum: 3198. 
Eugenia lineata Duthie. — *. 
Eugenia operculata Roxb. — 4 Baum: 3158a. 
Eugenia spec. — 2 Bäume: 3317a; 3318a. 
Eugenia tenuicuspis Kds. et Val. — 2 Bäume: 3038a; 3205a. 
Eugenia Zippeliana Kds. et Val. — 3 Bäume: 3102a; 3108a; 3129a. 
Leptospermum javanicum Bl. — 1 Baum: 3270. 


Melastomataceae. | 
Astronia spectabilis Bl. — 4 Bäume: 3009a; 3019a; 3083a; 3256 a. 
Melastoma setigerum Bl. — 1 Baum: 3175 a. 


Araliaceae. 
Araha dasyphylla Mig. — 1 Baum: 3278a. 
Aralia ferox Miq. — 1 Baum: 344 4a. 


302 S. H. Koorders. 


Brassaiopsis glomerulata (Bl.) O. Ktze. — 1 Baum: 3174 a. 

Macropanax dispermum (Bl.) O. Ktze. — 2 Bäume: 3012a; 3088a. 

Schefflera aromatica {Bl.) Harms — 2 Bäume: 3071a; 3120a. 

Schefflera lucescens (Bl.) Kds. et Val. — *. 

Schefflera rigida (Miq.) Harms — 4 Baum: 3058 a. 

Tetrapanax papyrifer (Hook.) Koch (verwildert). — *. [Noch nicht (?) ober- 
halb 1400 m ü. M.]. 


Trevesia sundaica Miq. — *. 

Cornaceae. 
Alangium begoniifolium subsp. tomentosum (Bl.) Wangerin. — 1 Baum: 

3180 a. 

Mastixia trichotoma Bl. — 2 Bäume: 3100a; 3168 a. 
Nyssa javanica (Bl.) Wangerin. — *. 

Ericaceae. 
Vaccinium varingifolium (Bl.) Mig. — 1 Baum: 3272a. 

Myrsinaceae. 
Ardisia laevigata Bl. — *. 


Rapanea affinis (DC.) Mez. — 3 Bäume: 3146a; 3203a; 3240a. 
Rapanea avenis (Bl.) Mez. — 1 Baum: 3251 a. 
Rapanea Hasseltir (Bl.) Mez. — 2 Bäume: 3164a; 3234 a. 


Symplocaceae. 
Symplocos costata (Bl.) Choisy. — 2 Bäume: 3061a; 3170 a. 
Symplocos fasciculata Zoll. — 2 Bäume: 3002a; 3026a. 
Symplocos ferruginea Roxb. — *. 
Symplocos ribes Jungh. et de Vriese. — *. 
Symplocos sessilifolia (Bl.) Gürke. — 3 Bäume: 3104a; 3269a: 3274 a. 
Symplocos spicata Roxb. var. acuminata (Bl.) Brand. — 3 Bäume: 3096a; 
3128a; 34344. 
Loganiaceae. 
Fagraea obovato-Javana Bl. — *. 
Geniostoma haematospermum Steud. — *. 


Apocynaceae. 
Rauwolfia javanica Kds. et Val. — 2 Bäume: 3182a; 3275a. 


Solanaceae. 
Cestrum elegans (Scheidw.) Schlecht. — * (Nur am Waldrande um 1400 m 
verwildert). 
Solanum verbascifolium L. — 4 Baum: 3184 a. 


Florist. Uberblick über die Blütenpflanzen des Urwaldes von Tjibodas usw. 


Rubiaceae. 
Hypobathrum frutescens Bl. — *. 
Lasianthus purpureus Bl. und stercorarius Bl. — *. 


Nauclea lanceolata Bl. — 2 Baume: 3166a; 3297a. 
Nauclea obtusa Bl. — 2 Bäume: 3178a; 3291 a. 
Tarrena polycarpa (Miq.) Val. — 1 Baum: 3160a. 
Urophyllum corymbosum Korth. — *. 


Caprifoliaceae. 
Viburnum coriaceum Bl. — 1 Baum: 3264a. 
Viburnum lutescens Bl. — 1 Baum: 3035a. 
Compositae. 
Anaphalis javanica (Reinw.) Sch. Bip. — *. 


Vernonia arborea Hmlt. — 4 Bäume: 3024a; 3085a; 3217a; 3292a. 


303 


Diapensiaceen-Studien. 
Von 


L. Diels. 


Mit 8 Figuren und 4 Karte im Text und Tafel VII. 


Inhalt: A. Sproßaufbau, S. 305. — 2. Blattfolge, S. 306. — 3. Anatomie, S. 309. — 
4. Blütenhülle, S. 340. — 5. Andréceum, S. 313. — 6. Gynäceum, S. 345. — 
7. Geographische Verbreitung, S. 348. — 8. Gliederung der Familie, S. 323. 
— 9. Verwandtschaft, S. 326. — Übersicht, S. 329. — Erklärung von Tafel VII, 
S. 330. — Wichtigste Literatur, S. 330. 


Einführung. 

Die Auffindung mehrerer neuer Diapensiaceen im westlichen China ließ 
es erwünscht erscheinen, einige morphologische und geographische Eigen- 
schaften dieser kleinen Familie näher zu untersuchen. In morphologischer 
Hinsicht war zu prüfen, wie weit die Sympetalenmerkmale bei ihr ausge- 
prägt seien, welche Charaktere ihr mit anderen Sympetalen gemeinsam zu- 
kämen, und ob sich etwa noch Beziehungen zu irgend welchen Archichla- 
mydeen fänden. Geographisch waren die neuen Tatsachen einzuordnen 
und im Zusammenhang mit den morphologischen Verhältnissen zu benutzen, 
um die phytogeographische Stellung der Familie festzusetzen und nament- 
lich den Anschluß der zirkumpolar verbreiteten Diapensia lapponica auf- 
zusuchen. 

Durch Vermittlung mehrerer Fachgenossen konnte ich eine Reihe von 
Arten lebend oder in Spiritus konserviert untersuchen. Ich gedenke der 
liebenswürdigen Hilfe der Herren J. B. Batrour (Edinburgh), RaAUNKIAER 
(Kopenhagen), Pırser, Uzsrica und Urpan (Berlin) und Write (Christiania), 
und spreche ihnen auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. 

Als Text und Figuren im Manuskripte fertig gestellt waren, erhielt ich 
(am 25. April 1913) durch die Freundlichkeit des Verfassers die Arbeit von 
G. SamueLsson »Studien über die Entwickelungsgeschichte der Blüten einiger 
Bucornes-Typen.« S.-A. aus Svensk Botan. Tidskr. 1913, Bd. VII. p. 97—188. 
In dieser Arbeit wird durch die genaue embryologische Untersuchung der 


Diapensiaceen-Studien. 305 


Diapensia lapponica eine wesentliche Lücke meiner Studien ausgefüllt. Durch 
seine Befunde dabei gelangte SamuELsson zu einer ähnlichen Anschauung 
von der systematischen Stellung der Diapensiaceen, wie ich sie selbst ge- 
wonnen habe und in folgendem entwickeln werde. Leider kann ich nur 
noch in kurzen Fußnoten auf einzelne Punkte eingehen, die SamuELsson 
berührt. 


Marburg a. L., April 1943. L. Diets. 


1. Sproßaufbau. 


Der Sproßaufbau der Diapensiaceen hat bisher keine nähere Unter- 
suchung erfahren. Soweit ich beobachtet habe, verhalten sich die Gat- 
tungen nicht alle gleich; doch ist es mir nicht möglich gewesen, genügend 
lebendes Material zu sehen, um den Umfang der Variation festzustellen. 

Allen gemeinsam ist die sehr geringe Länge der Internodien. In der 
ganzen Laubblattregion und auch in der Region der Niederblätter sind die 


Fig. 4. Shortia galacifolia, Schema des Sproßaufbaues: I—XIII Blätter des Haupt- 
sprosses, A—6 Blätter der Achselsprosse. Laubblätter sind ausgefüllt, die Niederblätter 
nur konturiert wiedergegeben, % Blüte. 


Internodien gewöhnlich stark gestaucht; nur unterhalb der Hochblattregion 
verlängert sich in der Regel ein Internodium, um schaftartig die Inflores- 
cenz emporzuheben. 

Bei Diapensia lapponica ist der Aufbau der Pflanze sympodial. Mit 
einer einzigen Blüte schließt die Achse ab. Aus den Achseln der oberen 
Laubblätter entspringen Knospen und liefern einen oder mehrere Fortsetzungs- 
sprosse. ° 

Ähnlich verhält sich Schixocodon soldanelloides; nur ist sie meistens 
zweiachsig, weil der Blütenstand traubig wird. Der Fortsetzungssproß 
entsteht hier jedoch nach meinen Wahrnehmungen in der Niederblatt- 
region; und zwar kommen, wie bei Diapensia, neben der Hauptknospe 
noch Knospen aus den Achseln der tieferen Phyllome. In einem bestimmten 
Falle, der übrigens durch Einblütigkeit ausnahmsweise einfach lag, galt 
folgendes Schema: 

Botanische Jahrbicher. L. Bd. Supplementband. 20 


306 L. Diels. 


Lı-2 N, Ng a Ny-s—HZ 
Li-o Ni-4 
Lis 
Einem anderen Plane folgt Shortia, wenn allgemein zutrifft, was ich 
an den sehr wenigen Exemplaren erkannte, die mir zu Gebote standen 
(vgl. Fig. 1). Die Hauptachse schließt hier nicht mit der Blüte, sondern 
wächst monopodial weiter. Aus den Achseln der beiden unteren Laub- 
blätter des jüngsten aktiven Schubes treten die fertilen Kurztriebe hervor, 
die in der Regel 6 Blätter und die Blüte tragen. Die Verzweigung des 
ganzen Systems erfolgt durch die Entstehung vegetativer Nebenknospen, 
wohl in ähnlicher Weise wie bei Galax. Dort bestehen soiche Neben- 
knospen (im ersten Frühjahr) gewöhnlich aus 3 Niederblättern und 1 bis 
2 Laubblattern; sie gehen aus den Achseln der Niederblattregion hervor. 


2. Blattfolge. 


Dem Laube nach sind alle Diapensiaceen »immergrüne« Pflanzen. Die 
Blattbildung verläuft in einer rhythmischen Kurvenlinie. Diese ist bei 
Diapensia und Pyxidanthera sozusagen ganz flach, denn die Verschieden- 
heiten aller vegetativen Phyllome sind dort geringfügig. Bei den übrigen 
Gattungen dagegen findet ein Heben und Senken statt, und eine Region 
gut gegliederter Laubblätter mit Scheide, Stiel und Spreite wechselt regel- 
mäßig ab mit einfach gestalteten Phyllomen. 

Bei Shortia uniflora besteht, wie Herbarpflanzen zeigen, in der Heimat 
das jeweils aktive Laub aus mindestens 2—3 »Schüben«, ganz ähnlich wie 
etwa bei den Porola-Arten, wo diese Schübe von Irmisca als »Absätze«, 
»Generationen« oder »Jahrgänge« bezeichnet wurden. 

Den Aufbau des einzelnen Schubes stellen wir leicht fest bei den in 
Europa hier und da kultivierten Exemplaren der Shortia galacifolia. Im 
Marburger Garten sind im Frühling die 3—4 Laubblätter des Vorjahres 
vollkommen erhalten; ihnen folgen etwa 10—42 reduzierte Phyllome: die 
unteren noch mit Stiel und kleiner Spreite, die höheren ungegliedert, 
schmal lanzettlich, oft von Anthocyan rot gefärbt. Sie umschließen schon 
die nächste Blattgeneration, deren äußere Elemente sich bereits in Stiel und 
Spreite gegliedert zeigen und an ihrer Spitze durch eine große Epithem- 
hydathode auffallen, in die ihr Mediannerv hineintritt (Fig. 2). 

Auch bei Shortia rotundifolia ist der etwa A0-blättrige Zyklus fest- 
zustellen, in dem etwa 3 Phyllome Laubblätter, die übrigen Niederblätter sind; 
nur ist der Übergang von Laub- zu Niederblättern allmählicher, was wohl 
mit dem gemilderten Klima zusammenhängt, aus dem diese Art stammt. 
Bei dem südlichsten Vertreter der Familie, Shortia sinensis, die unter dem 
23° n. Br., hart an der Südostgrenze Chinas, bei nur 1500 m in Wäldern 
gefunden wurde, besteht wieder das lebende Laub aus mindestens 3 »Schü- 


Diapensiaceen-Studien. 


307 


ben«, die durch etwa 8 schmale Niederblätter voneinander getrennt sind. 
Verglichen mit den übrigen Arten, sind diese Niederblätter reicher an Leit- 


bündeln und Chlorophyll, auch schmä- 
ler und weniger häutig, kurz noch 
mehr laubig. 

Dagegen gleicht Schzxocodon sol- 
danelloides entsprechend ihrem Vor- 
kommen in dem weniger ausgegliche- 
nen Klima des montanen oder nörd- 
lichen Japans nach ihrer Laubausbil- 
dung wieder mehr der Shortia uniflora. 
An einem im Juli gesammelten Exemplar 
besteht das aktive Laub aus 3 Schü- 
ben; ein vierter vorhergehender Schub 
aus 4 Laubblättern ist noch erkennbar, 
aber ihre Gewebe sind bereits etwas 
humifiziert. Die folgenden Sproßglieder 
entsprechen der Formel N, Z,, das 
jüngste trägt über den Laubblättern 


Fig. 2. Shortia galacifolia. 


Junge Laub- 


blätter in verschiedenen Entwicklungs- 


stufen, B von der Seite, 
Vergr. 12. 


C von oben. 


8 Hochblätter und wird wohl die Blüte des folgenden Jahres bringen. 
Konstant aber scheinen die Zahlen nicht zu sein, so wenig wie bei unseren 
Pirola-Arten; die Zahl der Laubblätter kann auf 2 sinken, die der Nieder- 


blätter auf 5 steigen. 


Fig. 3. Berneuxia tibetica (leg. Pratt n. 749). 


Schema der ohne Ta—b Schub, 
von 1888, Ila—k Schub von 1889, a—c ae d—k Niederblätter, J Inflores- 
denzen, a—Y Bäreicherungssproß; IITa—c Beginn des Schubes von 1890. 


20* 


308 L. Diels. 


Dem Schixocodon-Schema dürfte sich auch Berneuxia tibetica ein- 
ordnen. An einem von Pratt (s. n. 749) wohl im April gesammelten bliihen- 
den Exemplar (Fig. 3) sind 2 fertige Schübe vorhanden, der dritte beginnt 
gerade auszutreiben. Der Laubblattschub I ist noch aktiv. Die folgende 
Niederblattregion von Schub II ist verwittert; es folgen 3 aktive Laub- 
blätter, dann geht die Bildung sehr schnell zum Hochblatt über, davon hat 
d noch eine Andeutung von Spreite, die folgenden werden schnell bracteoid, 
dem 7. folgt der Blütenstand. Von dem nachfolgenden Schub III sind die 
Anlagen bereits ausgetrieben; an Illa und IIIb ist die Spreite schon. sehr 
deutlich. 

Der vegetative Aufbau von Diapensia weicht von den übrigen Gattungen 
dadurch ab, daß die Blattbildung nur Laubblätter und vor den Blüten 
Hochblätter bringt, aber keine Niederblätter erzeugt. Die älteren abge- 
storbenen Blätter bleiben ökologisch, wie ja oft bei ähnlichen Pflanzen, 
lange Zeit erhalten. Die aktiven Sproßabschnitte tragen 40 bis über 20 
Blätter, an der Spitze wachsen sie beständig weiter. Dort liegen die 
jüngsten Blätter durch den konkaven Scheidenteil der älteren geschützt. 
Die hier und da aus den Achseln gebildeten Bereicherungssprosse beginnen 
häufig mit gestreckten (bis 5—8 mm langen) Internodien. 

Ein Anfang August im nordwestlichen Sibirien gesammelter Rasen 
trägt an einer bestimmten Achse z. B. oberhalb der abgestorbenen Laub- 
blätter etwa 22 frische, und dann 5—6 Hochblätter um die schon stark 
entwickelte Blütenknospe des nächsten Sommers. An einer diesjährig fer- 
tilen Achse ist unter dem Fruchtstiel der obersten Blattachsel ein Trieb 
entsprungen, der 5—7 fertige Laubblätter und oberhalb von ihnen 2—3 
noch ganz junge trägt: dieser Fortsetzungssproß bleibt das nächste Jahr 
also vegetativ. In anderen Fällen enthält übrigens nicht die oberste, son- 
dern noch die dritt- oder viert-vorletzte Achsel die Fortsetzungsknospe. 

Äußerlich erscheinen also Diapensia und Pyxidanthera von den übrigen 
Gattungen durch ihre Blattgestaltung sehr verschieden, und in den Dia- 
gnosen der Familie pflegt dieser Gegensatz stark hervorzutreten. Doch in 
Wahrheit ist die Differenz nicht so wesentlich. Das assimilierende Blatt 
von Diapensia hat viel gemeinsam mit einem Niederblatt von Berneuxia, 
es ist durch diese Gattung in Verbindung gebracht mit dem Typus der 
Familie und bildet nur ein minder entwickeltes Glied der Reihe. Dabei 
ist der Grad dieser »Minderentwicklung« bezeichnenderweise keineswegs 
gleich innerhalb des Areales, es gibt mancherlei Abstufungen. Während 
man z. B. an der typischen Form der Diapensta lapponica »lineare, am 
Rande etwas zurückgerollte einnervige« Blätter beobachtet, hat F. Scaminr 
in Nordostasien eine var. obovata kennen gelernt »foliis obovato-cuneatis 
plus minusve manifeste reticulato-nervosis» 1). Das wäre also eine fortge- 


4) F, Scumipt, Reise im Amurland und auf der Insel Sachalin. Mém. Ac. Imp. 
Sc. 7. ser. XII. 2. St. Petersbourg 1868, p. 164. 


BE EN 


Diapensiaceen-Studien. 309 


schrittenere Ausbildung des Laubes. Bei japanischen Exemplaren dieser 
Form zeigt sich in Umriß und Umfang der Blätter ein deutliches Auf- und 
Absteigen, wenn auch im Vergleich zu den übrigen Gattungen diese rhyth- 
mische Kurve in der Blattgestaltung von geringfügigem Ausmaß bleibt. 

Diese bei Diapensia fast zur Nivellierung führende Einebnung der 
Blattbildungskurve findet sich bei vielen oreophilen (psychrophilen) und 
auch xerophilen Pflanzen wieder, und sie tritt sehr auffallend hervor, wenn 
man sie mit dem periodischen Rhythmus mesophytischer Verwandter ver- 
gleicht. In letzter Linie liegt darin ein Ausdruck der Eigenschaften des 
Klimas. Die Periodizität des Mesophytenklimas wirkt fast in ihrem vollen 
Umfang, in dem Auf und Ab ihrer ganzen Kurve, auf das Pflanzenleben 
ein und kommt in den wechselnden Gestaltungsprozessen zum Vorschein. 
Die Kurve in hohen Gebirgslagen oder in subpolaren Breiten dagegen ver- 
läuft größtenteils unter der Minimallinie vegetativer Tätigkeit; nur ihre 
Gipfelzonen sozusagen werden wirksam, aber sie bleiben zu niedrig, um in 
Hebung und Senkung großen Einfluß auf die Gestaltung zu gewinnen. Der 
Beobachter erkennt diesen Zusammenhang in der Ökologie z. B. bei den 
Bewohnern der Arktis: uns bringt der Herbst das allmähliche Abklingen 
der vegetativen Tätigkeit, in der Arktis oft ein jähes Abbrechen: »die Ruhe 
ist nicht nach vorangegangener Vorbereitung eingetreten« !). 

Die Gewohnheit der mesophytischen Diapensiaceen, mehrere Blatt- 
generationen lebendig zu halten, und die Plastizität ihrer Blätter machten 
sie fähig, sich jenen Periodizitäts-Verschiedenheiten anzupassen und aus 
einem temperierten Stamme abgehärtete Gattungen hervorzubringen. Aus 
typischen Chamaephyten wurden dabei Polster-Chamaephyten. 


3. Anatomie. 

Die Anatomie ist von GrEvEL für sämtliche Genera gründlich unter- 
sucht worden, so daß ich nur weniges nachzutragen finde. 

Das Blatt von Shortia hat Greve von Sh. galacifolia beschrieben. 
Ich stellte für Sh. uniflora die erwartete Übereinstimmung fest. Auch 
hier fällt an der Oberhaut die dicke, mit einwärts vorspringenden Zapfen 
versehene Außenwandung auf, sowie die knotigen Verdickungen der Anti- 
klinalwände der Epidermis; die Cuticula ist dünn. Spaltöffnungen sind 
beiderseits vorhanden, unten aber zahlreicher. Das Palisadengewebe bildet 
nur eine Schicht und besteht aus relativ kurzen Zellen. Baststränge sind 
klein und schwach. Auch Sh. sinensis ist durchaus ähnlich, nur sind die 
Lufträume des Schwammgewebes ausgedehnter. Derneuzxia ist im Blatte 
viel stärker bifacial als Shortia; drei Schichten Palisadengewebe stehen 
einem sehr lockeren Schwammparenchym gegenüber. Die Stomata sind 


4) KiELLMANN »Aus dem Leben der Polarpflanzen« (NorpeNskjéLp, Studien und 
Forschungen, deutsche Ausg. [1885] p. 475). 


310 L. Diels. 


auf die Unterseite beschränkt. Sämtliche Zellen der unteren Epidermis be- 
sitzen starkwandige papillenartige Vorwülbungen, die von Greve (Bot. 
Centralbl. LXIX [1897] 314) nach dem Originalexemplare Davıns beschrieben 
und auf Taf. II 5 abgebildet worden sind; die Stomata sind durch diese Ein- 
richtung unter das Niveau der Außenfläche eingesenkt. Dies auffallende 
Merkmal kommt bei keiner der sonst bekannten Diapensiaceen vor. Sonder- 
barerweise ist es bei Berneuxia selbst nicht konstant. Denn von den 
4 Berneuxia-Exemplaren, die ich kenne, ist es vorhanden bei den Pflanzen 
von Davin, von PoraniN und von Henry (n. 8876). Dagegen fehlen die 
Papillen bei Pratr n. 749. Diese Nummer hat GREvEL |. c. p. 310 schon 
beschrieben, doch da ihm nur ein Blatt mit der Bestimmung »Shortia sp. « 
vorlag, so erkannte er die Identität mit Berneuxia nicht. Daran aber ist 
trotz des Mangels der Papillen gar nicht zu zweifeln; namentlich mit 
Henry n. 8876 stimmt Prarts Pflanze sonst in allem, sie stammen übrigens 
auch vermutlich aus der selben Gegend. Die beiden Varianten scheinen 
also nicht einmal lokale Rassen zu sein; einstweilen können sie also nur 
hervorgehoben und zur weiteren Untersuchung ihrer Bedingtheit empfohlen 
werden. 

Bei Diapensia ist die Anatomie von D. lapponica von GREVEL aus- 
führlich behandelt und von H. E. Prrersen !) ergänzt worden. Die übrigen 
Arten zeigen ein sehr ähnliches Bild. Bei der neuen D. Bulleyana ist das 


Schwammgewebe etwas lockerer, bei D. purpurea die Wandungen der Epi- 


dermis schwächer. Die stärkste Abweichung bietet D. himalaica, und zwar 
in der Verteilung der Stomata: sie sind auch oberseits vorhanden, ja dort 
sogar zahlreicher als unten, wie GrEvEL p. 374 richtig angibt. 


4. Blütenhülle. 


Typisch gehen der Blüte zwei Vorblätter voran. Oft ist nur eins 
davon entwickelt, aber ein völliges Schwinden habe ich nie beobachtet. 
Es ist mißverständlich, wenn Bentuam und Hooker (Gen. Pl. Il. 2, 620, 
621) bei Galax den Kelch »ebracteatus« nennen. 

Wenn die beiden Vorblätter entwickelt sind, so ist der Kelcheinsatz 
bei Galax und Shortia in der Regel der gewöhnliche hintumläufige, oder 
z. B. bei Schixocodon und Diapensia, vornumläufig. Die Kelchblätter 
folgen in sehr typischer 2/;-Divergenz; dem entsprechend sind sie nicht 
genau gleich groß. 

An der Krone interessiert zunächst der Grad der Sympetalie. Er ist 
sehr verschieden in der Familie. Denn bei Galax und Berneuxia sind die 
Blumenblätter frei voneinander, bei den übrigen Gattungen wachsen sie zu- 
letzt samt dem Andröceum auf gemeinsamem Basalstück empor. 


4) The Structure and Biology of Arctic Flowering Plants 2. In »Meddelelser om 
Grönland« XXXVI (1908) 146 fff. | 


SEAT he ARAN? alae 


WARTE SELL RT 


Diapensiaceen-Studien. 311 


Bei Galax fallen die Blumenblätter zusammen mit dem charakteristischen 
Synandrium dieser Gattung (s. Fig. 4 A, B) ab, sind aber nur am äußersten 
Grunde damit verklebt und selber voneinander völlig frei. Der Grund des 
Fruchtknotens verwächst mit der Achse, es deutet sich also eine schwache 
Perigynie an. Diese gilt auch, vielleicht in noch geringerem Grade, für 
die übrigen Gattungen. Bei Berneuxia (Fig. 4 C, D) trennen sich ober- 
halb von Karpidenbasis und Achse zunächst die Petalen, dann sehr bald 
auch die Glieder des Andröceums voneinander. Die Staminodien sind nur 


Fig.4. Verhältnis von Blumenblättern und Andröceum in der Vollblüte: 
A, B Galax, A von innen, B von außen. — C, D Berneuxia, C von innen. D von 
außen; die verdeckten Linien punktiert. — Vergr. 5. 


noch an der äußersten Basis mit den fertilen Staubblättern verwachsen. 
Die Blumenblätter berühren sich gegenseitig selbst an der Basis nicht, es 
herrscht völlige Choripetalie. Sie verwachsen samt dem Kelch mit der 
tellerfürmigen Achse, welche die Basis des Fruchtknotens aufnimmt, In der 
- Figur der Plantae Davidianae (Nouv. Arch. Mus. 2. ser. X. [1887] p. 1—13), 
welche das Original der Spezies (von Mupin) wiedergeben soll, sind die 
Verwachsungen stärker, als ich sie bei den Exemplaren von Pratt und 
Poranın feststellte. Doch scheint das ein Mangel der Zeichnung zu sein, 
denn im Text (p. 54) gibt Francuer von der selben Pflanze ausdrücklich an, 


312 L. Diels. 


er habe keine Kohärenz zwischen Staubblättern und Staminodien sehen 
können, »qui ne forment donc point l'anneau qu'avait cru voir J. DECAISNE«<. 
Die Wahrheit liegt in der Mitte, wie die mit dem Zeichenapparat aufge- 
nommene Fig. 4 C, D ersichtlich macht. Danach ist also Asa Grays Be- 
merkung!) richtigzustellen, es käme zu keiner sichtbaren Vereinigung des 
Andröceums jenseits seiner An- 

fügung an die sehr kurze röhrige 

À | Basis der Krone selbst. Ein Blick 

auf die selbe Fig. 4 zeigt, dal 

die Blumenblatter hier viel tiefer 

herab frei sind als bei Shortia. 

Bartton, der Berneuxia durch- 

4 aus mit Shortia vereinen wollte, 

ad hat dies verkannt, und wenn er 

[IX 4) 7 sagt, die Petalen von Berneuxia 
if Mi seien »in Wirklichkeit nicht un- 
abhängiger als die einer Schixo- 

codon«, so ist das unrichtig. 
Fig. 5. Shortia uniflora, 4 mm lange Knospe. Denn bei Shortia (Fig. 5) und 


Verwachsung der Blumenblätter und hi; 3 j 
ixocodon wächst zuletzt die 
Staubblatter. Die Anthere des Staubblattes Sehixoe 


ist abgeschnitten. Vorn zwei Staminodien. gemeinsame Basis der Petala 
Vergr. 5. samt den Staubblättern und Sta- 

minodien empor und bildet einen 

Tubus von zunehmender Länge. Es liegt also echte Sympetalie vor, und 
die petala »agglutinata« zu nennen, wie es Baitton (Hist. Pl. XI. 209) 
tat, ist unmöglich. Die nähere Auskunft, die der französische Autor in 
dem schwer zugänglichen Bull. Soc. Linn. Paris 933 (1894) über diesen 


Fig. 6. Shortia uniflora. Knospe. Verwachsung der Petalen mit den Staub- 

blättern und Staminodien, drei Querschnitte. A höchste, C tiefste Lage. — 

s Kelchblatt, p Blumenblatt, f Staubfaden, « Antherenhälften, std Staminodien. — 
Vergr, 40. 


Punkt gibt, beruht offenbar auf einer Mißdeutung. Er sagt dort »Les 
pétales sont libres en réalité mais collés entre eux par l’intermédiaire des 
filets staminaux. En bas et en dehors, les pétales qui se recouvrent se 
séparent l’un de l’autre sans déchirure par simple décollement. Ce sont 


4) Ann. Sc. nat. Bot. 6. ser. VII (1878) 176. 


Diapensiaceen-Studien. 313 


des poils minuscules qui maintiennent l’adhérence des pétales et des pieces 
de l’androcée«. Solche verklebenden Haare habe ich nie gesehen. Fig. 6 
gibt die Querschnitte der kritischen Zone von etwas unterhalb des Antheren- 
ansatzes bis zur Insertion der Staminodien: man sieht zwischen Petalen 
und Staubblättern völlige Verwachsung, nichts von Haaren oder Verklebung. 
Es ist der selbe Tatbestand wie bei Diapensia und Pyxidanthera. 

Der Entwicklungsgrad der Petala ist sehr verschieden: bei Galax 
und auch noch bei Berneuxia sind sie ziemlich klein, bei den übrigen 
Gattungen werden sie durch spät einsetzendes Wachstum relativ recht an- 
sehnlich. Auffallend ist ihre Verzweigung bei Shortia und Schixocodon. 
Bei Shortia galacıfolia und S. sinensis ist dieser Vorgang noch unbedeutend, 
zu stärkerer Lappung aber kommt es bei S. uniflora, während Schixocodon 
bekanntlich tiefer eingeschnittene Blumenblätter besitzt. Diese Verzweigung 
ist entsprechend dem geförderten Randwachstum des Laubblattes besonders 
ausgiebig an den Seiten des Petalums. Jeder Zipfel wird von einem Zweig 
des Leitsystems durchzogen, aber alle diese Leitstränge gehen aus von dem 
medianen Strang des Petalums. Ein interpetales »Nebenleitbündel« wie bei 
Primula, Soldanella usw. ist hier also nicht an der Versorgung des Peta- 
lums beteiligt. Die Sympetalie steht noch auf tieferer Stufe als dort. 

Die Reihe Galax- Berneuxia- Shortia-Schizocodon- Diapensia, Pyxi- 
danthera stellt also einen vorzüglich abgestuften Übergang von 
Choripetalie zu Sympetalie dar. 


5. Andröceum. 


Das Andröceum verhält sich, meinen Beobachtungen an neuen Dia- 
pensia zufolge, in der Familie einheitlicher, als man bisher annahm. Denn 
von Pyxidanthera abgesehen, die auch jetzt noch als haplostemon er- 
scheint, stimmen nun alle Genera in der Diplostemonie überein. Dabei 
zeigen die sympetalen Genera deutlich an der höheren Insertion der epi- 
sepalen Glieder, daß es sich um typische Diplostemonie handelt, nicht 
um Obdiplostemonie. Schwierigkeiten für die Entscheidung könnte das 
Verhalten von Galax bereiten: denn hier wachsen die Staubblätter und 
Staminodien zugleich auf gemeinsamer Basis empor, und schließlich liegen 
die kleinen Zungen der epipetalen Staminodien zweifellos an der Außen- 
seite der großen Antheren: es wäre zu untersuchen, ob dieses Verhalten 
durch das stark introrse Wachstum der Anthere hervorgerufen wird, oder 
ob es ursprünglich ist. 

Von den beiden Staminalkreisen sind die Glieder des episepalen fertil, 
des epipetalen meist staminoid entwickelt; nur bei einigen Diapensia und, 
wie erwähnt, bei Pyxidanthera sind alle Andeutungen des epipetalen 
Kreises geschwunden. 

Die fertilen Staubblätter zeigen an ihrem breit-linealen Filament 
nichts Bemerkenswertes. Höchstens wäre der Besatz mit dünnwandigen, 


314 L. Diels. 


= 
einzelligen Haaren zu erwähnen, der bei Berneuxia und Schixocodon 
wenigstens im unteren Teile des Fadens auftritt; seine Ubereinstimmung 
mit dem Staminodium wird dadurch noch verstarkt. 

Die Thecae der Antheren sind allgemein intrors gewandt. Sie sind 
stets der ganzen Lange nach dem Konnektiv angewachsen; eine strecken- 
weise Trennung der Thecae, wie sie z. B. bei den Ericaceen so gewöhnlich 
vorkommt, ist niemals auch nur angedeutet. Aus anfänglich aufrechter 
Lage kommen sie durch Kriimmung der Staubblattspitze in eine mehr oder 
minder horizontale; sie stehen dabei voneinander in großem Winkel ab. 
Der Bau der Anthere zeigt sonst bei den meisten Gattungen keine Besonder- 
heiten. In systematischer Hinsicht fällt ins Gewicht, daß überall ein 
typisches Endothecium!) entwickelt ist; dem entsprechend öffnen sich 
die Thecae durch Spalt. 

Am meisten ‚weicht die Anthere von Galax ab. Denn erstens ist hier 
ja nur eine Theca entwickelt, welche zwei ungleich große Fächer enthält: 
das äußere Fach ist größer, das innere kleiner. Außerdem aber verlängern 
sich auf der Dorsalseite des äußeren die Zellen des Endotheciums in radialer 
Richtung zuletzt um das 3—4-fache: darin liegt ein besonders auffallendes 
Merkmal der Galax-Anthere. 

Der Pollen zeigt bei allen Gattungen drei Austrittsstellen; meist ist 
die Exine glatt, bei Berneuxia ganz fein papillös. Pollentetraden kommen 
bekanntlich bei keiner Gattung vor. 

Die Staminodien sind in ihrem Ausbildungsgrade verschieden, bleiben 
bei den einzelnen Arten aber anscheinend ziemlich konstant: man kann die 
Gattungen danach in eine bestimmte Stufenreihe bringen. An deren einem 
Ende stände Schixocodon; denn hier kommen nach der Beschreibung 
Drupes (in Bot. Ztg. 1874, p. 343) noch zwei Spitzen am oberen Ende vor 
»als Zeichen der rudimentären Anthere«. Solche deutliche Spur wird aller- 
dings häufig nicht mehr entwickelt, denn an meinem Material von Schixo- 
codon habe ich stets nur einfach keulige Staminodien mit Haarbesatz 
(Fig. 7 C) gefunden. Sie sind noch bis zur Spitze von einem Leitbündel 
durchzogen. Das gleiche gilt von den ähnlichen Staminodien von Ber- 
neuxia (Fig. 7 B). Auch bei Galax und Shorta ist dies Leitbündel noch 
vorhanden. Im übrigen ist das Staminodium von Shortia (Fig. 7 D, E) 
stärker verändert, es nimmt sehr früh besonders in der Breite zu und 
schlägt dadurch einen besonderen Weg der Gestaltung ein; an der Basis 
entwickelt es sich seitlich stärker und wächst dort zu zwei auswärts ge- 
wandten Läppchen aus. Häufig, sowohl bei Sh. galacıfolia wie bei Sh. 
uniflora, führt dies Wachstum schließlich zu einer ascidienartigen Bildung. 


4) Wenn ich Samuetsson Svensk Bot. Tidskr. VIL [4943] 450 und 457 richtig ver- 
stehe, spricht er Galax die fibrösen Zellen ab. Dies kann ich nicht bestätigen. Ich 
finde das Endothecium gut ausgebildet; allerdings tritt die Faserverdickung der Wände 
erst ziemlich spät ein. 


Diapensiaceen-Studien. 315 


Das Staminodium sieht dann zuletzt schief trichterig aus, äußerlich etwa 
wie die Randcorolle von Centawrea Cyanus (Fig. 7 E). 

Viel einfacher scheint nach der Abbildung in Hookers Icon. pl. 2624 das 
Staminodium bei Sh. sinensis zu sein. Es gleicht in seiner äuBeren Form 
bereits der Stufe stärkster Reduktion, die bei Deapensia als letzte Etappe 
vor dem gänzlichen Schwinden beobachtet wird. Diese Repressionsstufe 
wird vertreten durch Diapensia purpurea und D. Bulleyana; bei bei- 
den tritt in die Staminodien (Fig. 7 F') kein Leitbündel mehr ein, und im 


N 


B | C 

Fig. 7. Staminodien der Diapensiaceen: A Galax, B Berneuxia, C Schixo- 

codon, D Shortia galacifolia, E Shortia uniflora, F' Diapensia Bulleyana. — 
Vergr. 7. 


Gegensatz zu den übrigen Genera macht es den Eindruck, als ob die Sta- 
minodien für die Biologie der Blüte höchstens noch passiv von Bedeutung 
wären. Bei Diapensia himalaica und D. lapponica endlich sind sie ver- 
schwunden, und es ist mir auch nicht bekannt, daß bei diesen beiden Arten 
jemals Spuren der Staminodien beobachtet wären; ich selbst habe nie der- 
gleichen gefunden, doch werden sich wahrscheinlich hier und da noch An- 
deutungen entdecken lassen. 


6. Gynäceum. 


Das Eure ist innerhalb der Familie sehr übereinstimmend ge- 
baut. Der trimere Fruchtknoten ist dreifächerig mit zentraler Marginal- 
placentation, die Griffel völlig verwachsen zu einer schmalen Röhre mit 
kommissuraler Narbenbildung. Die Kapsel öffnet sich loculicid, wobei sich 
die Scheidewände von der Mittelsäule trennen, während die Plazenten an 
dieser stehen bleiben. 

Dieser mit den Ericaceen stimmende Bau zeigt, wie gesagt, wenig 
Variationen in der Familie. Einmal sah ich bei Galax ein dimeres Gynä- 
ceum. Wenn in den deskriptiven Werken z. B. die Narbe bald scheiben- 


316 L. Diels. 


formig, bald 3-lappig, 3-zähnig oder becherförmig beschrieben ist, so handelt 
es sich da weniger um konstitutionelle Unterschiede, als um Entwicklungs- 
stadien: es weichen die Griffelenden in der Vollreife schwach voneinander 
und legen die schmal lippenfürmigen Narbenpartien offen. 

Die ring- oder manschettenfürmige Umwallung der Narbe durch sub- 
apikales Griffelwachstum, welche für die Ericaceen bezeichnend ist, habe 
ich bei den Diapensiaceen nicht beobachtet. 

Wahrend der Fruchtreife verhält sich der Griffel verschieden. Bei 
Shortia soll er nach Maximowicz sich ablüsen, doch ist dies Merkmal nicht 
konstant; ebenso häufig bleibt er stehen. 

Die lokulicide Spaltung der Kapsel reicht oft nur bis zu ihrem oberen 
Drittel hinab. 

Die Samenanlagen sitzen an sehr kurzem Funikulus. Sie sind dem 
Plane nach anatrop, aber der Wülbung der Plazenta entsprechend meistens 
mehr oder minder amphitrop, und gewinnen dadurch ein ähnliches Aus- 
sehen wie die Ovula der Ericaceen. Ihr innerer Bau, bis vor kurzem 
unbekannt, ist erst in jüngster Zeit durch SamueLsson!) bei Diapensia 
lapponica untersucht worden. Von dieser Art habe ich kein geeignetes 
Material erhalten können, auch von den übrigen Gattungen ist es mir noch 
nicht gelungen, alle notwendigen Stadien der Entwicklung zu beschaffen, 
ich behalte mir aber vor, die jüngeren Zustände später zu beschreiben. 
Die befruchtungsreife Samenanlage habe ich bei Schixocodon soldanelloides 
an Kulturexemplaren des Edinburgher Gartens untersucht, die ich Herrn 
Prof. J. B. Batrour verdanke (Fig. 8). Der Embryosack ist normal. Vom 
Nucellus sieht man nur noch Spuren. Schixocodon wäre also nach der 
Van Tiecnemschen Nomenklatur zu den Transpariétées zu zählen. Ein 
Epithel um den Embryosack wird nicht ausgebildet. Eigentümlich 
ist das Integument durch die deutliche Differenziertheit zweier 
Schichten: eine dünne innen und eine 3—4 Lagen starke auBen. Die 
Entwicklung, die zu diesem Zustand (s. Fig. 8) führt, habe ich, wie gesagt, 
leider nicht studieren künnen. Aber das fertige Stadium?) macht den 
Eindruck, als seien hier zwei Integumente fest vereinigt, als ent- 
spräche diese Samenanlage dem Übergang zwischen bitegmischen 
und unitegmischen Ovulis, den die Theorie annimmtÿ). 


4) Siehe darüber Einführung S. 304 f. 

2) An meinem weniger brauchbaren Material von Diapensia und Galax sehe ich 
im Prinzip denselben Bau des Integumentes. SamueLsson erwähnt nichts davon; seine 
Fig. 8 c (S.153) zeigt an der Samenanlage im Tetradenstadium ein massives Inte- 
gument, an dem kein Gegensatz zweier Schichten hervortritt. Bei Fig. 8 e, der befruch- 
tungsreifen Samenanlage, ist in der kritischen Zone das Zellnetz nicht dargestellt. sr 
Jüngere Stadien, welche die Anlage des Integumentes zeigten, bildet Verf. weder ab 
noch spricht er darüber. Das Verhalten bedarf also weiterer Untersuchung. | 

3) Vgl. z. B. Courter and CHAMBERLAIN, Morphology of Angiosperms (1903) p. 55. 


ES a na un nn 


Diapensiaceen-Studien. 317 


Hiernach bestehen gegentiber den Ericaceen und den typischen Sym- 
petalen sehr wesentliche Unterschiede. Denn alle die Hilfseinrich- 
tungen zur Ernährung der Makrospore und ihres Inhaltes, die bei jenen 
so häufig vorkommen, die gerade für die Ericaceen durch A. Arropogus'!) 
geschildert wurden, sind bei den Diapensiaceen nicht vorhanden. Man be- 
obachtet kein nährendes Gewebe in der Chalaza- oder Mikropylarregion, 
es fehlt jede Andeutung eines den Embryosack umgebenden Epithels, es 
entwickeln sich keine Haustorien. Scharf werden diese negativen Charaktere 
bemerkbar, wenn man z. B. die unserer Familie gern genäherte Gattung 
Clethra vergleicht; deren Samenanlagen stimmen in ihrer äußeren Form 
mit den Diapensiaceen überein, aber ein mächtiges, stellenweise zwei- 


Fig. 8. Schixocodon soldanelloides, Samenanlage im Längsschnitt. — Vergr. 320. 


schichtiges Epithel umgibt den reifen Embryosack, und der fertige Samen 
zeigt nach Arrorozus |. c. 344 die Reste zweier Haustorien. 

Dieser Tatbestand läßt sich im Hinblick auf Fragen der Verwandt- 
schaft also kurz dahin zusammenfassen, daß das Gynäceum in Zahl, Lage 
und Ausbildung der Fruchtblätter, auch in der Form der Samenanlagen 
dem der Dicornes gleicht, im inneren Bau dieser Samenanlagen aber er- 
heblich davon abweicht. Letzter Umstand fällt stark ins Gewicht, und die 
äußere Übereinstimmung der Samenanlagen verliert dagegen an Wert, weil 
sie zu der Gestaltung des Ovariums und der Placenten korrelativ, sozusagen 
kein selbständiges Merkmal ist. 


4) Über den Bau und die Öffnungsweise der Antheren und die Entwicklung der 
Samen der Ericaceen. »Flora« XCII (1903) 309—345. — Dann neuerdings SAMUELSsoN in 
Svensk Bot. Tidskr. VII. (1943), 97 ff. 


318 L. Diels. 


Der reife Samen!) ist in den deskriptiven Werken seiner Form nach 
zutreffend beschrieben. Die Testa ist dem Bau des Ovulums entsprechend 


an der Chalazaseite mehr oder weniger vorgezogen. Im Nährgewebe wird 


keine Stärke beobachtet, seine Zellen enthalten Fett und Proteinsubstanzen. 
Im Samen von Diapensia besteht der Inhalt des Endosperms größtenteils 
aus Proteinkristalloiden, welche seine zartwandigen Zellen zuletzt beinahe 
gänzlich ausfüllen. Die Keimblätter des Embryo machen im reifen Samen 
etwa 1/, bis etwas über 1/3 seiner Länge aus. 

H. E. Prrersen sagt (Medd. of Grönland XXXVI (1908) 146] von Dia- 
pensia lapponica, »nach seinen Untersuchungen« müsse Befruchtung und 
Embryobildung sicher oft lange nach der Pollination stattfinden. Näheres 
teilt er nicht mit. Doch finde ich an einem gutfruchtenden Exemplar, das 
am 30. Juli (a. St.) gesammelt ist, den Embryo im Samen bereits deutlich 
entwickelt. : 


7. Geographische Verbreitung. 


Für das Verständnis des genetischen und geographischen Wesens der 
Familie geben die drei monotypischen Genera, die zu ihr gehören, den ge- 
ringsten Ertrag. Sie alle bewohnen, wie bekannt, Erdräume von relativ sehr 
kleinem Umfang. Auf das atlantische Nordamerika beschränken sich Galax 
und Pyxidanthera. Galax lebt in Bergwäldern der südlichen Alleghanies, 
sowohl in Mischwäldern wie in Nadelholzbeständen, und steigt dort bis 
über 1500 m aufwärts. Pyxidanthera dagegen ist eine echte Pinebarrens- 
pflanze, die auch weiter im Norden noch beheimatet ist und bis New 
Jersey reicht. 

An eine nähere Verwandtschaft der beiden Genera ist kaum zu denken. 
Sie gehören verschiedenen Zweigen der Familie an. Wiederum einen anderen 
Ast vertritt der dritte Monotyp, Berneuxia. Diese Gattung ist asiatisch und 
beschränkt sich auf den Ostabfall des tibetanischen Hochlands, der politisch 
zur Provinz Sze chuan gehört, und zwar auf dem zwischen 29° und 31° 
n. Br. gelegenen, besonders artenreichen Abschnitt (Fig. 9). Berneuaia ist 
eine kleine Pflanze, die an schattigen Felsen der Waldzone gesammelt wor- 
den ist (Wırson am Wa shan). Morphologisch schließt sie sich zweifellos 
an die formenreichere und weiter verbreitete Gattung Shortia an, ohne 
doch in deren Bereich aufgenommen werden zu können. 

Shortia gilt als ein vorzügliches Beispiel für die Disjunktion sogenannter 
»Tertiärpflanzen«. Die zuerst beschriebene nordamerikanische Art S. gala- 
cifoha ist so lokal verbreitet?), daß sie erst etwa hundert Jahre nach ihrer 
Entdeckung genauer bekannt geworden ist, als sie von Hyams in Nord- 
_ Carolina (Mac Dowell County) wieder aufgefunden worden war. In disjunkter 
Verbreitung bewohnt sie aber noch andere Teile des Alleghanie-Systems, 


4) Näheres bringt Samuetsson in Svensk Bot. Tidskr. VII (1943) 453 ff. 
2) Vgl. A. Gray in Ann. sc. nat. 6. sér. VII, 174. 


d 
Ze #4 


Diapensiaceen-Studien. 319 


denn auch in Süd-Garolina (Jocassee Valley, White Water Valley in Oconee 
Ct.) ist sie nachgewiesen. 

An S. galacifolia schließt sich die japanische S. wniflora aufs engste 
an. Die Verbreitung der Pflanze (Fig. 9) in Japan ist im einzelnen noch 
genauer festzustellen. Es liegen viele Angaben und Belege dafür vor, dab 
sie auf Kiu shiu wie auf Hondo im Berglande heimisch ist; am häufigsten 
findet sie sich in den Herbarien aus dem Gebirge Mittelhondos, Dort wird 


m Berneuxia. 


a Schizocodon 
e Shortia. 


a Diapensia. 


NES 
Fig. 9. Karte der Verbreitung der Diapensiaceen in Ostasien. 


sie in dichten Koniferenwäldern schon bei 600 m angetroffen, steigt aber 
wohl bedeutend höher hinauf. Rein!) nennt sie z. B. unter den Pflan- 
zen, die noch oberhalb der Waldregion vorkommen. 

Dieser verbreitetsten Art von Shortia kommt Sh. rotundifolia am 
nächsten, die zuerst »an Felsen hoher Berge« auf Yayeyama (= Ishigaki- 
schima), einer der Liu-Kiu-Inseln, von Tasairo gefunden wurde, neuer- . 
dings aber auch auf Formosa selbst, im Berglande des Inneren, festgestellt 
worden ist. 

 Mindestens ebenso südlich wie die Heimat dieser insularen Species liegt 
das Areal der Shortia sinensis Hemsl. Ihr erst gefundener Standort ist 


4) Japan I., 2. Aufl. p. 242. 


320 L. Diels. 


rein geographisch betrachtet schon tropisch; er liegt südöstlich von Méngtse, 
also am äußersten Südrande des Hochlandes von Yünnan, bei etwa 
1500 m ü. M.; sonst ist sie meines Wissens bisher nicht gesammelt wor- 
den. Aber wir kennen die weniger zugänglichen Teile Südchinas noch so 
mangelhaft, daß es übereilt wäre, ihr eine weitere Verbreitung absprechen 
zu wollen. Sie steht in ihrer Morphologie den übrigen Arten etwas ferner. 

Schixocodon ist in Japan von Kiu shiu nordwärts bis zum südlichen 
Yezo bekannt (Fig. 9). Reın!) gibt an, die Pflanze gehöre zu den besonders 
häufigen Arten des Hochgebirges und erscheine schon von 1600 m Höhe 
an. »Nicht bloß in ihrer Blütenform« fährt er fort, »sondern auch in 
der Art des Auftretens erinnert sie lebhaft an Soldanella alpina, indem sie 
oft mit ihren schönen Blütenglöckchen die abschmelzenden Schneeschram- 
men umsäumt und hier im Spätsommer sich entwickelt, während sie 500, 
ja 1000 m tiefer bereits im Frühling zur Blüte kommt.« Diese Angaben 
treffen wohl mehr auf die südlicheren Teile des Wohnbezirkes zu. Weiter 
im Norden, z. B. bei Aomori, ist Schixocodon Waldpflanze; die Gattung 
verhält sich also auch in der Breite ihres vertikalen Areales ähnlich wie 
Soldanella. Zusammengehalten mit den übrigen geographischen Wesens- 
zügen der Familie berechtigt uns diese Erscheinung zu dem Schluß, daß 
Shortia und Schi:ocodon nicht von Hause aus Oreophyten waren, sondern 
sich allmählich an die Verhältnisse höherer Berglagen gewöhnten. Wichtig 
zu bemerken ist, daß dies bei Shortia nur in Japan geschah: auf diese 
Weise reiht sich Shortia uniflora nebst Schixocodon den wenigen Oreo- 
phyten Japans ein, die dort autochthon sind. 

Im Gegensatz zu diesen Erzeugnissen Japans besitzt die bekannteste 
Gattung der ganzen Familie, Diapensia, offenbar keine Vertreter mehr in 
subtropischen oder temperierten Waldgegenden, findet vielmehr ihre Ent- 
faltung erst außerhalb der Waldgrenze. Dies. weiß man lange von Dia- 
pensia lapponica, aber es gilt ebenso für ihre Verwandten. Auch in ihren 
edaphischen Ansprüchen stimmen alle vier Arten von Drapensia, die wir 
jetzt kennen, anscheinend nahe überein: sie sind oligotroph. Im Hoch- 
gebirge Yünnans, wo einstweilen bei etwa 251/,° die Südgrenze des Gattungs- 
areales anzunehmen ist, wächst D. Bulleyana an exponierten Felsrändern 
und auf humosen Blöcken des Tsang shan über Tali, bei 3000—4000 m. 
Dort entdeckte sie Deravay; er sagt von ihr »tapisse les rochers de granit; 
eben dort traf sie wohl auch G. Forrest. In dessen sehr reichen Samm- 
lungen von der Li kiang-Kette fehlt sie, wird also den Kalkfels, der dort 
vorherrscht, meiden. Denn auch im Hochgebirge von Sze chuan steht an 
den Fundorten der D. purpurea Urgestein an. Da Pratt, SouLıt und WiLson 
alle die Pflanze aus Höhen von 3000—4500 m mitbrachten, dürfte sie 
wenigstens vom Tung ho nordwärts bis Tatsienlu nicht selten sein; auch 


4) Japan I. 2. Aufl. p. 244. 


5 
à 
E 


Diapensiaceen-Studien. 321 


weiter westlich, bei Atuntse, ist sie von F.K. Warp an Felsen von 
4250—4575 m festgestellt worden. Ähnliches gilt von dem Vorkommen 
der D. himalaica in Sikkim; auch sie tritt etwa bei 3000 m auf und 
reicht nun mindestens bis 4000 m; denn in dieser Höhe gibt sie Kines 
Sammler »in Massen an Felsen« an. In Anbetracht der geringen Kennt- 
nisse, die wir von der Flora der Gebirge zwischen Sikkim, Osttibet und 
Sze chuan im allgemeinen und ihrer höchsten Zonen im besonderen haben, 
geht die Erwartung kaum zu weit, daß das Areal von Drapensia am 
Südostrande Hochasiens nicht so disjunkt ist, wie es jetzt aussieht, son- 
dern sich später als ein ziemlich ausgedehntes, wohl vom 85. bis zum 105. 
Längengrad reichendes erweisen wird. 

Die bedeutende Erweiterung, die in neuester Zeit unsere Kenntnis von 
Diapensia gewonnen hat, bringt in mancher Hinsicht die beiden früher 
bekannten Spezies D. himalaica und D). lapponica in näheren Zusammen- 
hang miteinander und fügt die Gattung im ganzen an die übrigen Genera 
der Familie besser an. Zugleich ist Diapensia in die lange Reihe der 
Genera eingetreten, die in den Hochgebirgen des südöstlichen Hochasiens 
ihre vielseitigste Entfaltung finden. Und zwar deutet das Wesen der Merk- 
male der dort vertretenen Spezies wie so oft ihre phyletisch ursprüng- 
lichere Stufe an. Nicht mehr die altbekannte Diapensia lapponica er- 
scheint als der Repräsentant der Gattung, sondern die Formen aus dem 
chinesisch-tibetanischen Grenzgebiet, mit ihren Staminodien, ihrer mannig- 
fach gefärbten Krone, ihrer offenbar größeren Polymorphie. Jenes Gebiet 
würde FRANCHET das »foyer« des Genus genannt haben, aus dem D. lap- 
ponica mit ihrer circumpolaren Verbreitung, zunächst theoretisch, abzu- 
leiten wäre. 

Wie fügt sich nun tatsächlich das Wohngebiet der Diapensia lapponica 
lan das ihrer eben besprochenen oreophilen Verwandten? Dies wird ersicht- 
ich aus Taf. VII. Das Areal hat vieles gemeinsam mit dem anderer Glazial- 
pflanzen. Es bedeckt zunächst einen Circumpolargürtel vom 65.° bis zum 
74.° annähernd vollständig. Nur in Sibirien wird die Art über größere 
Räume hin nicht angegeben; z. B. fehlt sie in Kurrz’ Liste der arktischen 
Ob-Flora!), und ebenso in Fr. Scumipts Florula jenisseensis arctica?). Auch 
aus dem Taimyrland kenne ich keinen Nachweis. Wie weit sich dies Fehl- 
gebiet ausdehnt, ist bei den Lücken der Erforschung vorläufig nicht zu 
sagen, auch enthalten die russischen Quellen vielleicht Material, das mir 
nicht zugänglich war. Unsicher ist ferner, ob das Areal irgendwo über 
den 74.° hinaus nach Norden reicht; zwei Angaben derart, Cape York im 
nordwestlichen Grönland, und Discovery Harbour in Grinnell-Land, bedürfen 
der Bestätigung. 


4) Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg. XXI. Berlin 1879, S. 26 ff. 
2) Memoir. Acad. Imp. sc. nat. Petersbourg 7. ser. XVIII (1872) S. 73 ff. 
Botanische Jahrbücher L. Bd, Supplementband. 21 


399 L. Diels. 


Sehr bedeutend dagegen sind die meridionalen Auszweigungen, die teils 
mit dem Hauptareal zusammenhängen, teils davon disjunkt sind. Der 
engste Zusammenhang besteht noch heute im nordôstlichen Asien; da 
reicht das Areal von Kamtschatka her auf den hohen Bergen Japans merk- 
würdig weit nach Süden. Denn am Ontake (36.°) wächst Diapensia zu- 
sammen mit kleinen Ericaceen-Sträuchern, wie Cassiope, und wird vielleicht 
auch noch weiter südwärts zu finden sein, da sie noch am Halla shan auf 
Quelpart (341/,°) gefunden wurde. Die Verbreitung im Binnenland ist leider 
noch recht unvollständig bekannt. Im westlichen Eurasien geht Diapensia 
am Ural und in den skandinavischen Gebirgen relativ weit südwärts, scheint 
dort aber noch in Zusammenhang mit der arktischen Domäne zu bleiben. 
Die postglaziale Verkleinerung des Areals wird hier durch das fossile Vor- 
kommen der Art in Schonen bewiesen. Im Kaukasus und in den Alpen 
fehlt bekanntlich jede Spur von Diapensia. Dagegen ist im nordöstlichen 
Nordamerika das Areal wieder weit südwärts vorgestreckt (bis 44°). Es 
findet dort sein Ende mit mehreren Exklaven in auffallend niedrigen Lagen, 
schon bei nicht viel über 1000 m, die offenbar glazialen Ursprungs sind: 
Catahdin, Saddleback, White Mts., Green Mts. Anderseits dehnt sich Dia- 
pensia im pazifischen Nordamerika wieder merkwürdig wenig aus und 
fehlt dort anscheinend überall südlich vom 58.° n. Br. 

Von Bedeutung ist die Frage, ob bei Diapensia zwischen dem indo- 
sinischen Arealstück und dem umfangreichen Reste gegenwärtig noch kon- 
tinuierlicher Zusammenhang besteht. Allem Anschein nach ist dies nicht 
der Fall. Denn, abgesehen vielleicht vom Witimgebiet, ist Diapensia auf 
allen Randgebirgen des Han-hai bis jetzt unbekannt; und dort müßte sie 
wachsen, um von Sze chuan zu Transbaikalien einerseits, Quelpart ander- 
seits Brücken zu gewinnen. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, daß 
solche vermittelnde Standorte noch gefunden werden. Jedenfalls aber bleibt 
zu bedenken, daß diese Gebirge während der quartären Austrocknung jener 
Gegenden für oligotrophe Gewächse immer weniger günstig wurden, und 
daß starke Arealverluste mit den geohistorischen Vorgängen verknüpft sein 
mußten. Damit wäre die Seltenheit oder Abwesenheit von Pflanzen, wie 
Diapensia, hinlänglich geklärt, und stände der Anknüpfung der arktischen 
Spezies an ihre südlichen Gattungsgenossen nicht im Wege. In der Tat 
zeigen eutrophe Formen diese Han-hailücken nicht und bieten noch heute 
zusammenhängende Areale, soweit der Stand des gegenwärtig Erforschten 
überhaupt von solchen zu sprechen erlaubt'!). Ein gutes Beispiel dafür gibt 
Koenigia, die in ihrem Areal sonst viele Ähnlichkeiten mit Déapensia auf- 
zuweisen hat. 23% 

Im ganzen deutet das Areal der Genera auf sehr hohes Alter: die 


4) So noch z. B. CouLTER und CHAMBERLAIN in ihrer Morphology of Angiosperms 
(1903) S. 268. 


Diapensiaceen-Studien. 323 


drei stenotopen Monotypen, die Lokalisierung der beiden sich so nahe 
stehenden Shortia auf Japan und ein begrenztes Gebiet des atlantischen 
Nordamerikas, die Verteilung der Shortva-Arten auf die heute getrennten 
Stücke des ostasiatischen Gebietes und die einzelnen Abschnitte des japa- 
nischen Inselbogens, ihr Vorkommen in der an konservativen Endemiten so 
reichen Waldzone Ostasiens: alle diese Tatsachen zeigen, daß ihr Areal 
schon vor der Bildung der heutigen Landumrisse bestand. Gleichzeitig be- 
leuchten sie die Frage, wie die Familie als genetisches Element der heutigen 
Flora zu bewerten ist. Im Hinblick auf die zuerst entdeckte und am besten 
bekannte Art hat man sie wohl als »arktische Familie« bezeichnet!). Dies 
ist rein geographisch eine ganz unhaltbare Auffassung. Wie sich phyle- 
tische Erwägungen dazu stellen, soll der nächste Abschnitt erörtern. 


8. Gliederung der Familie. 


Die von A. Gray gegebene Umgrenzung der Familie ist von Maxi- 
mowicz und allen Späteren angenommen worden. Weniger Einklang herrscht 
über die Fassung der Gattungen; mir scheint aber auch hier der Ver- 
such von A. Gray das richtige zu treffen. Ich möchte namentlich gegen- 
über Baition (Bull. Soc. Linn. Paris 934) an der Sonderung von Shortia, 
Schixocodon und Berneuxia festhalten. Denn wenn man alle drei ver- 
einigt, wird es schwer, Diapensia zu trennen; ja selbst Galax, die ja 
zweifellos weiter absteht, wird dann schlecht definierbar. Die wesentlichen 
Merkmale von Shortia, Schixocodon und Berneuxia treten bei jeder von 
ihnen in bezeichnenden Kombinationen auf: 


TS — 


| Shortia | Schixocodon | Berneuxia 
a nt re ve se gekerbt gezähnt | ganz 
ME a ,  , . . Einzelblüte Traube 
Krome and Andröceum. ... 2... 5). i. zuletzt hoch verwachsen | beinahe frei 
nn... a. EEE oe | + gekerbt oder gelappt ganz 
BE rennen | meist herzförmig | schmal zungenförmig 


Man sieht: nimmt man hier Verschmelzungen vor, so wird man stets 
gegen die Natur verstoßen. Soll der Grad der Beziehungen beurteilt wer- 
den, so möchte ich annehmen, daß Derneuxia den beiden übrigen ferner 
steht; die Verkoppelung dieser Berneuxia mit Shortia allein, wie sie 
FrancHEeT vornahm, ist als ganz unbegründet also abzulehnen. 

Verschieden haben die Autoren endlich die Unterabteilungen der 
Familie gefaßt. A. Gray (Ann. sc. nat. Botan. 6. ser. VII [1878] 176 ff.) 
hatte zwei gleichwertige Hauptgruppen: die Diapensieae und Galacineae; 
bei den Diapensieae unterschied er dann als Untertribus Eudiapensieae und 


4) So noch z. B. CouLTEr und CHAMBERLAIN in ihrer Morphology of Angiosperms 
(4903) S. 268. 
21* 


324 L. Diels. 


Schixocodoneae. So viel ich sehe, hat er darin keine Gefolgschaft gefunden. 
Bentuam und Hooker trennen vielmehr die Drapensieae (mit Pyxidanthera 
und Diapensia) von den Galacineae (mit allen übrigen). Drupe in Nat. 
Pflanzenfam. IV (1889) p. 81 schließt sich diesem Verfahren an. Auch 
BaıLLon hält daran fest, wobei er übrigens jene beiden Gruppen koordiniert 
als Unterabteilungen der Ericaceen aufführt. Trotz dieser Einigkeit bedeutet 
auch diese herrschend gewordene Abweichung von A. Gray einen Rück- 
schritt. Will man die Diapensiaceen überhaupt in Unterabteilungen gliedern, 
so muß man Gray folgen und nicht den Späteren. Denn daß seine Zwei- 
teilung der Familie das Natürliche trifft, ist durch die neuerdings bekannt 
gewordene Merkmalsbereicherung von Diapensia erwiesen worden. Diese 
Bereicherung läßt Grays » Hudiapensieae«, die » Diapensieae« aller neueren 
Autoren, an die Kerngruppe der Familie, die bei Shortia liegt, offenbar 
näher heran kommen, bestätigt also die Zusammengehörigkeit des Komplexes. 
Bisher wurde das Fehlen der Staminodien für diese Diapensieae stark be- 
tont; es tritt in allen Schlüsseln auf. Ich konnte jedoch, wie oben schon 
erwähnt, feststellen, daß dies Merkmal nicht durchgreift. Zwei Arten der 
Hochgebirge an den Grenzen von China und Tibet besitzen die, epipetalen 
Staminodien wie jene Skortia-Ähnlichen (s. Fig. 7 F, S. 315). Sie treten 
innerhalb der Gattung in wechselnder Kombination mit den übrigen spe- 
zifischen Merkmalen auf, wie folgende Übersicht der bekannten Arten ver- 
anschaulicht. 


I. Staminodien vorhanden. Spaltöffnungen nur unterseits. 
a. Blüten gelb. Staubfäden am Grunde geöhrt- 
verbreitert. Kronröhre bis 8 mm lang . . . D. Bulleyana Forrest 
b. Blüten purpurn, Staubfäden nicht verbreitert D. purpurea Diels 
II. Staminodien fehlend. Staubfäden nicht geöhrt. 
a. Blüten purpurn. Spaltöffnungen beiderseits D. himalaica Hook. f. et Thoms. 
b. Blüten weiß. Spaltöffnungen nur unterseits D. lapponica L. 


Daraus ergibt sich der Schluß, daB diese Staminodien auch bei Dia- 
pensia zum Merkmalsgut gehören, daß ihre phänotypische Abwesenheit 
nicht einmal auf wirklichem Verlust zu beruhen braucht. In Anbe- 
tracht ferner des epharmonischen Charakters der vegetativen Merkmale (vgl. 
S. 308 f.) hat der Systematiker also alle Veranlassung, zwischen Diapensia 
samt Pyxidanthera und den Schixocodoneae A. Grays recht enge verwandt- 
schaftliche Beziehungen anzunehmen. 

Demgegenüber muß man bei Galax eine größere systematische Selb- 
ständigkeit anerkennen. Sie prägt sich klar im Andröceum aus. Schon 
die stärkere Individualisierung des Synandriums verdient beachtet zu wer- 
den, sie ließe sich höchstens als Steigerung der bei Berneuxia vorliegenden 
Struktur verstehen. Noch schwieriger aber ist es, den Antherenbau auf 
das Muster der Familie zurückzuführen; er allein sichert Galax einen Platz 
für sich. Die heutigen Kenntnisse verlangen also eine Rückkehr zu A. Grays 


Diapensiaceen-Studien. 325 


Einteilungsprinzip, zu einer Anerkennung seiner Galacineae und Diapensieae. 
Dagegen scheint es nicht mehr geboten, diese Diapensteae weiter zu glie- 
dern. Denn Diapensia und Pyxidanthera sind konvergente Genera, nicht 
wirklich Nächstverwandte. In der Reihenfolge der Gattungen dürften sie auch 
nicht, wie bei Gray, am Anfang, sondern am Schlusse stehen, wie gleich 
näher zu erörtern ist. Als linearer Ausdruck der Bezeichnungen entsprächen 
also folgende zwei Reihen den gewonnenen Ergebnissen: 


I. Galaceae: Galax. 
II. Diapensieae: Berneuxia — Shortia, Schixocodon — Diapensia — 
Pyxidanthera. 


Über die phyletischen Beziehungen der Genera läßt sich aus 
diesen systematischen Verhältnissen und aus ihrer geographischen Ver- 
breitung etwa folgendes festsetzen. 

Der Grundstamm der Familie war gleich vielen arktotertiären Stämmen 
früher vielleicht über die Nordhemisphäre weiter verbreitet und reicher 
entfaltet; gegenwärtig aber beweist er nach Analogie so zahlreicher Ver- 
treter dieses Elementes nur noch in Ostasien und im atlantischen Nord- 
amerika eine gewisse Entwicklung. Im amerikanischen Anteil zeigt sich 
in Galax eine im Andröceum eigentümlich progressive Gattung und neben 
ihr eine Shortia-Spezies, die den Verwandten Ostasiens ebenso nahe steht 
wie etwa Menispermum canadense dem M. dahuricum, oder das amerika- 
nische ZLeriodendron dem chinesischen; gerade dadurch zog sie ja die 
Aufmerksamkeit A. Grays auf sich. Außerdem besitzt der Ostsaum Nord- 
amerikas die Gattung Pyxidanthera, die gleichmäßig in den vegetativen 
Organen wie in den Blüten als progressive Reduktion erscheint. In Ost- 
asien ist die noch so enge Berührung des racemösen und des unifloren 
Typus (in Schixocodon, Berneuxia — Shortia) bemerkenswert: bei Schixo- 
codon kommen mitunter beide nebeneinander vor. Das von vielen alter- 
tümlichen Formen der Tertiärflora bewohnte Grenzgebiet von Sze tschuan 
und Tibet enthält die monotype Derneuxia, in der man nach der beinahe 
choripetalen Blüte vielleicht die ursprünglichste der lebenden Diapensiaceen 
sehen möchte. Dies sind also starke primitive Züge im ostasiatischen An- 
teil. Anderseits aber bietet er auch wichtige Progressionen: auf seinen 
Hochgebirgen vollzieht sich bei Diapensia die Verkümmerung und gänzliche 
Ausschaltung des inneren Staubblattkreises, eine Parallelentwicklung also 
zu der Genese der amerikanischen Pyxidanthera. Dabei ist es besonders 
zu beachten, daß die in der Blüte anscheinend konservativeren Arten dem 
südlichsten Teil dieses Gebirgslandes eigentümlich sind, den Ketten von 
Sze chuan und Yünnan. Ihre Wohnstätten fallen damit in jenes Gebiet, 
in dem auch bei anderen Gruppen ein besonderer Reichtum an phyletisch 
bedeutsamen Typen sich nachweisen läßt. 

Nach der Lage der heute dort bekannten Arealstücke ls. Fig. 9, S. 319) 


326 L. Diels. 


muß erwartet werden, daß in dem gesamten, größtenteils noch uner- 
forschten Gebirgsland zwischen Sikkim und dem Mekong Diapensia-Arten 
vorkommen. Wenn darüber mehr ermittelt sein wird, werden auch die 
Beziehungen der gegenwärtig bekannten Formen noch klarer hervortreten 
und besonders über das Schwinden der Staminodien genauere Aufschlüsse 
zu erhalten sein. Doch läßt sich heute schon festsetzen, daß die allbekannte 
Diapensia lapponica in diesen indosinischen Gebirgen ihre phyletischen 
Wurzeln hat. Der oft vertretene Gedanke, dergleichen subarktisch-oreophile 
Genera aus den Polargegenden herzuleiten, findet hier in der phyletischen 
Systematik entscheidenden Widerstand. Es ist nicht ännehmbar, daß eine 
staminodienlose Form auf die Hochgebirge südlicherer Breiten vorgedrungen 
sei und dabei Staminodien gewissermaßen rückerworben habe, wenn diese 
Staminodien zum Wesen ihrer Verwandtschaft gehören. Wohl aber wird 
der umgekehrte Weg der Ausbreitung bewiesen, denn er ist nicht nur der 
morphologisch belegte, sondern auch der ökologisch verständliche. Ein 
phyletisch so eindeutiger Fall wie die Herleitung der zirkumpolaren Dia- 
pensia lapponica aus einem indosinischen Formenkreise bietet sich nicht 
häufig, er ist daher von besonderer Bedeutung. Denn er gibt einen Bei- 
trag zur genetischen Analyse der heutigen Arktisflora. Entgegen 
Hookers unhaltbaren Ideen hat Curisr schon 1866 auf die Bedeutung des 
nördlichen Asiens als des Stammlandes von »Glazialpflanzen« hingewiesen. Aber 
es wird immer klarer, daß von vielen der wahre Ursprung nicht so weit 
nördlich liegt, wie man gewöhnlich annahm, daß nicht allein im Altai- 
system die Produktion lag — so wichtig auch seine Mittlerrolle gewesen 
sein mag —, sondern daß für viele Elemente der Ausgangspunkt ihrer 
zirkumpolaren Verbreitung noch weiter entfernt lag, am südlichen Rande 
Hochasiens nämlich, wo sie mit temperierten und subtropischen Ver- 
wandten noch heute in Zusammenhang stehen, 

Die Diapensiaceen als solche sind also nicht mehr als eine »arktische« 
Familie zu betrachten. Die meisten ihrer gegenwärtig lebenden Vertreter 
gehören zum Unterwuchs subtropischer oder temperierter Sommerwälder 
und verhalten sich geographisch-genetisch nicht anders als viele Holz- 
gewächse dieser selben Wälder. Die ökologische Ausstattung der Familie 
gestattete ihr, oreophile Formen abzugliedern, und von diesen ist eine 
Art zur zirkumpolaren Arktispflanze geworden. Diese Vorgänge haben ihre 
Parallelen: man denke an manche Primulaceen, an Swertia-Pleurogyne 
oder an Pedicularıs. | 


9. Verwandtschaft. 


Die Geschichte der systematischen Beurteilung der Gattung Diapensia 
stellte A. Gray dar, als er 1870 der Familie die heute anerkannte. Begren- 
zung gab. Dort spricht er sich gegen die von Don und anderen ange- 
nommene Verwandtschaft der Deapensiaceae mit den Polemontaceae aus. 


Diapensiaceen-Studien. 327 


Er hebt die Unterschiede der beiden Familien hervor!), die er als wesent- 
lich betrachtet, und gibt gleichzeitig zu, daß diese Merkmale zu den Erica- 
ceae stimmen, somit Stützen geben für die Anschauung von ENDLICHER, 
Hooker (und vielen Späteren), die Diapensiaceen seien mit den Ericaceen 
nahe verwandt. Gray teilt diese Ansicht nicht. Bei den Diapensiaceen seien 
die Staubblätter auf der Korolle inseriert statt neben ihr, es fehle ihnen 
der hypogyne Diskus, »die indusiate Narbe, die Pollentetraden usw.« Er 
weist darauf hin, daß sie diese Mängel auch von Diplarche scheiden, in 
der Hooker 2) einen Übergang von Diapensia zu Loiseleuria hatte sehen wollen. 

Die Eigentümlichkeit von Diplarche, die an Diapensia erinnert, liegt 
in der Insertion der äußeren Staubblätter am Tubus, dadurch weicht sie 
in der Tat von dem Brauch der Ericaceen ab; sie verdient in mancher 
Beziehung noch näher untersucht zu werden. Aber abgesehen von den 
Punkten, die Gray schon hervorhob, ist auch das Verhalten der inneren 
Staubblätter anders als bei den Diapensiaceen; und bei diesen wiederum 
können wir auf die Bindung von Korolle und Andröceum nicht mehr so 
viel Wert legen, als man früher tat; eine nähere Beziehung. zwischen 
Diplarche und Diapensiaceen erscheint also nicht annehmbar. 

Seit A. Grays Diapensiaceen-Arbeiten hat sich die Kluft zwischen den 
Ericaceen und Diapensiaceen noch erweitert. In anatomischer Beziehung 
bestehen wenig Berührungspunkte®). Besondere Nebenzellen um die Sto- 
mata fehlen den Diapensiaceen. Ebenso sind Haarbildungen in der Vege- 
tationsregion bei den Ericaceen bekanntlich häufig und mannigfach, bei den 
Diapensiaceen zeigt nur Pyxidanthera eine teilweise Behaarung der Blätter. 
Nach Greve fehlen den Diapensiaceen ferner die sekundären Markstrahlen, 
und die Perforation der Gefäßzwischenwände ist meist einfach, selten leiter- 
förmig. 

In der Blüte ist, neben der typisch pentameren Pentazyklie, der 
Bau der Fruchtblätter sehr übereinstimmend. Aber statt der häufigen 
(ob durchgreifenden?) Obdiplostemonie der im Andröceum dizyklischen 
Ericaceen herrscht bei den Diapensiaceen Diplostemonie mit Reduktion des 
epipetalen Kreises. Auf die tiefliegenden Unterschiede im Bau der Anthere 
und der Samenanlage wurde bereits oben eingegangen; hier lassen sich die 
Merkmale der Diapensiaceen kurz bezeichnen als minder spezialisierte Bil- 
dungen: sie zeigen in der Anthere nichts von den eigenartigen Zügen der 
Ericaceen, in der Samenanlage nichts von den bei den Sympetalen so ver- 
breiteten Komplikationen. Nehmen wir dazu das Schwanken in der Ver- 
einigung der Blumenblätter bzw. von Korolle und Andröceum, so ergibt 
sich, daß die Diapensiaceen mit Recht zu den primitivsten Sympetalen ge- 


4) SAMUELSSON erweitert noch diese Diskussion und bestärkt Grays Ansicht. Svensk 
Bot. Tidskr. VII (4943) 457 £. . 

2) Kew Journ. Bot. VI. 382, 

3) Vgl. GREvEL in Bot. Centralbl. LXIX (1897) 407— 410. 


328 L. Diels. 


rechnet werden, daß aber ihre Verwandtschaft zu den heute leben- 
den Bicornes gering ist'). Grays wenig beachtete Einwände gegen 
diese Verwandtschaft werden durch unsere Ergebnisse noch wesentlich ver- 
mehrt und gestärkt. Wir wissen jetzt, die Familie ist den Ericaceen 
durchaus nicht »quam maxime affinis«, wie Benraam-Hooxer meinten (Gen. 
PI. II. 2, 619), oder gar davon »inseparable«, wie es BaıLLon schien (Bull. 
Soc. Linn. Paris 934). Wohl können wir sagen, die Diapensiaceen ent- 
stammen einer Gruppe, der möglicherweise auch die Ahnen der Ericaceen 
und die der Pirolaceen angehörten. Aber ihre eigene Entwicklung hat sich 
auf anderen Bahnen vollzogen, sie sind zur Oligomerie des Fruchtknotens 
und zur Schwächung der inneren Staubblätter gelangt, haben aber im Bau 
der Sporangien beider Geschlechter den wohl hergebrachten Typus bewahrt. 

In dieser Hinsicht ähneln sie den Primulaceen. Aber es ist klar, daß 
daraus noch keine wirkliche Verwandtschaft mit ihnen zu schließen ist. 
Ebensowenig läßt sich dazu die habituelle Ähnlichkeit verwerten, und die 
Dinge, die Drupe (Bot. Zeit. 1874, 342 f.) in dieser Richtung geltend macht, 
kommen nicht auf gegen die Eigenart des Ovariums der Primulaceen: da 
darf man kaum von Verwandtschaft sprechen. Wohl aber kann man be- 
haupten, dal Primulaceen und Diapensiaceen etwa auf gleicher Stufe stehen, 
auf der breiten Stufe nämlich, die von der Choripetalie aufwärts zu führen 
beginnt. 

Die Frage, an welcher Stelle des Choripetalen-Systems ein Anschluß 
der Diapensiaceen gegeben wäre, ist bisher nicht erörtert worden. A. Gray 
hat bei der Kritik ihrer Verwandtschaft mit Geschick die negativen Züge 
herausgehoben, aber keine positiven Daten vorgebracht. 

Die neueren Phyletiker knüpfen gewöhnlich Beziehungen zwischen den 
Bicornes und den Parietales, wobei Clethra und ihre Verwandten eine 
vermittelnde Rolle spielen. Die Diapensiaceen brauchen aus den darge- 
legten Gründen an diesen Beziehungen keinen Anteil zu haben. Rein dia- 
grammatisch lassen sie sich wohl mit manchen Ochnaceen vergleichen, aber 
bei der gründlichen Verschiedenheit der Vegetationsorgane ist eine Stammes- 
verwandtschaft kaum annehmbar. Eine solche möchte ich vielmehr mit 
allem Vorbehalt bei den Saxtifragaceae vermuten. Deren große Vielge- 
staltigkeit erlaubt viele Merkmale der Diapensiaceae anzuknüpfen. In 
den vegetativen Organen, dem Blüteneinsatz, der Kelchpräfloration, in den 
Zahlenverhältnissen der Blüte, dem Wesen der Staubblätter, in der Aus- 
bildung der Plazenten nnd dem äußeren Bau des Samens besteht viel Ähn- 


4) Zu dem gleichen Ergebnis kommt soeben G. Samvetsson in Svensk Bot. Tidskr. 
VII (1913), S. 457: »Ich glaube daher, daß man zu dem Schluß getrieben wird, daß 
man die Diapensiaceen aus keinem jetzt lebenden Bicornes-Tipus ableiten kann.« S. 458: 
>halte ich es für das zweckmäßigste, daß man sie vorläufig in der Becornes-Reihe 
stehen läßt. Sie nehmen aber hier eine viel isoliertere Stellung ein, als man. bis jetzt 
angenommen hat«. | 


Diapensiaceen-Studien. 329 


lichkeit. Einfach botrytische Blütenstände kommen vor. Der Diskus ist 
ja gewöhnlich ausgeprägt, fehlt aber z. B. bei Bergenia. Ausfall eines 
Staubblattkreises ist nicht unbekannt. Die Griffel sind kommissural bei 
Lepuropetalum; die Frucht öffnet sich loculicid bei Parnassia u. a. Die 
Korolle und die am Grunde schwach verwachsenen Staubblätter von Lep- 
tarrhena erinnern stark an Berneuxia. Die Lappung der Petala von Shortia 
und Schixocodon findet ihr Seitenstück bei mehreren Saxifrageen. . Daß 
endlich Sympetalie bei gewissen Saxifragaceen vorkommt, ist bekannt. 
Wenig Anhaltspunkte liefert der innere Bau der Samenanlage und ihre 
Entwicklung. Denn nach den Untersuchungen von van DER Erst!) ver- 
halten sich die Saxifragaceen sehr ungleich. Während die Saxifragoideae, 
Ribesioideae und Francoideae bitegmische Ovula mit stärkerem Nucellus 
besitzen, ist bei Parnassia der Nucellus nur schwach. Bei den Hydran- 
geoideae und Escallonioideae ist nur ein Integument vorhanden und auch 
Philadelphus hat einen schwachen Nucellus, dessen dickes Integument 
innen ein Epithel bildet, sich also offenbar sehr »sympetaloid« verhält. 
Nach den vorliegenden Angaben gehören die Saxifragaceen zu den 
Familien mit Endosperm durch freie Zellbildung, während bei Drapensia 
nach SamuzLsson die (ja auch bei den Dicornes herrschende) sukzessive 
Zellteilung statthat. Welche phyletische Bewertung alle diese Differenzen be- 
anspruchen, dürfte aber eine gegenwärtig noch nicht spruchreife Frage sein. 


| Übersicht. 

4. Die Blattbildung der Diapensiaceen entspricht der Periodizität 
des Klimas ihrer Standorte. | 

2. Die Bildung der Blütenhülle zeigt einen abgestuften Übergang 
von völliger Choripetalie zu völliger Sympetalie. 

3. Typisch haben die Diapensiaceen ein diplostemones Andröceum, 
dessen innerer Kreis oft staminoid, selten ganz unterdrückt wird. 

4. Die Samenanlage ist einfacher gebaut als die der typischen 
Sympetalen. Nährendes Gewebe in der Chalaza- und Mikropylarregion 
fehlt, ein Epithel um den Embryosack ist nicht vorhanden, Haustorien 
~ werden nicht entwickelt: Das Integument scheint zwischen dem der bi- 
tegmischen und dem der unitegmischen Ovula zu vermitteln. 

5. Geographisch und phyletisch erscheinen die Diapensiaceen 
nicht als arktische, sondern als tertiär-boreale Familie. Heute haben sie 
nur in Nordamerika und Ostasien noch eine gewisse Formenzahl bewahrt. 
In den Gebirgen Ostasiens haben sie echte Oreophyten erzeugt, von denen 
die arktisch-circumpolar gewordene Diapensia lapponica morphologisch 
und geographisch herzuleiten ist. 


4) Bijdrage tot de Kennis van de zaadknopontvikkeling der Saxifragaceen. Utrecht 
4909. Ich sah nur ein Referat im Bot. Centralbl., das Original war mir unzugänglich, 


330 L. Diels, Diapensiaceen-Studien. 


6. Die Diapensiaceen stehen an der Grenze von Archichlamydeen und 
Sympetalen. Von den Bicornes sind sie vielfach verschieden, und mit 
ihnen, wie auch G. SamuELssoN annimmt, höchstens sehr entfernt verwandt. 
Phyletisch finden sie vielleicht Anschluß bei den Saxifragaceen. 

7. Innerhalb der Familie sind als Tribus zu trennen die Galaceae, 
nur mit Galax, und die Driapensieae mit den übrigen Gattungen. Von 
diesen ist Berneuxia relativ ursprünglich, Diapensia und Pyxidanthera 
sind am weitesten. fortgeschritten. 


Erklärung von Tafel VII. 


Die ausgeführten Kreise e geben die Standorte an, von welchen mir Herbar- 
material vorlag; die (©) bedeuten Standorte, die in der Literatur angegeben werden. 


Wichtigste Literatur. 


H. BaıtLon, Remarques sur les Galacées. — Bull. Soc, Linn. Paris 933 (1894). 

—— Histoire des plantes XI (4892) 156—159; 208— 240. 

G. Benruam et J. D. Hooker, Genera plantarum II. 2 (4876) 615—6921. 

O. Drupe in Engler-Prantl Natürl. Pflanzenfam. IV. 1 (1889) 80—84 und seine früheren, 
dort S. 81 zitierten Schriften. 

A. Gray, Reconstruction of the Order Diapensiaceae. — Proc. Amer. Acad. Arts. Sc. vu 
243—47 (1870). 


-—— Note sur le Shortia galacıfolia et révision des Diapensiacées. — Ann. Sc. nat. 
Botan. 6 ser. VII (1878) 176 ff. 


W. GREvEL, Anatomische Untersuchungen über die Familie der Diapensiaceae. — Botan. 
Centralblatt LXIX (4897) 257 ff. | Ei 

Maximowicz in Melang. biol. de l’Acad. St. Petersbourg VII (4874) 18—24. 

G. SamuEtsson, Studien über die Entwickelungsgeschichte der Blüten einiger Bicornes- 
Typen. — Svensk Bot. Tidskr. VII. 448—459. Stockholm 1943. 


1 


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‚Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.- Ba. 


Diels gez. Das Areal von 


Verlag von Wilhelm En 


ıensia lapponica L. 


ınn in Leipzig und Berlin. 


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Monographische Ubersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 
Von à 


Reno Muschler. 


Mit 4 Figur im Text. 


Die Arten der Gattung Aspilia gehören zu den weitest verbreiteten 
Kompositen der afrikanischen Flora. Fast in allen Formationen spielen sie 
eine nicht unwesentliche Rolle. Ihre leichte Anpassungsfähigkeit lieferte 
einer großen Variabilität innerhalb der einzelnen Arten den fruchtbarsten 
Boden. Ihre große Ähnlichkeit mit einigen benachbarten Gattungen be- 
günstigte eine Verwechslung mit deren Arten ungemein, so daß in dieser 
Hinsicht viele Irrtümer Eingang in die Systematik fanden. Da viele- Arten 
nur in einem Herbarium vertreten sind und man, bei Ermangelung der 
Originale auf deren Beschreibung angewiesen war, konnte eine starke Be- 
reicherung der Synonymie nicht ausbleiben. Die Differenzierung der ein- 
zelnen Spezies ist eine keineswegs stark ausgeprägte. Zur sicheren Diagnostik 
ist eine Analyse stets erforderlich, da die habituellen Unterschiede oft zu 
minutiös und zu wenig konstant sind. Das Bedürfnis einer eingehenderen 
Durcharbeitung dieser Gruppe lag also sehr nahe. Wenn bei diesem Ver- 
suche Ansichten früherer Forscher eingeschränkt werden mußten, so kann 
man hieraus nicht, wie dies so gern und häufig geschieht, den anderen 
Gelehrten einen Vorwurf von »Flichtigkeit« machen, sondern man hat in 
Betracht zu ziehen, daß ihnen teils unzureichendes Material vorlag und daß 
sie andererseits ihre »Bestimmungen« nicht für die Veröffentlichung gegeben 
hatten. Aus diesem Grunde habe ich derartige unpublizierte Angaben auch 
nicht erwähnt und »verbessert«, da ich ein derartiges Vorgehen für einen 
Unfug halte, den man sich und anderen ersparen sollte! Da die Artum- 
grenzung stets mehr oder minder eine Empfindungssache ist, müssen bei 
Durcharbeitung auch kleinster Gruppen Bestimmungsschlüssel gegeben wer- 
den, aus denen heraus der Standpunkt des Monographen sofort ohne weiteres 
ersichtlich ist. | | | | 

Wie wesentlich solche Claves sind, mag auch die vorliegende Arbeit 


332 | R. Muschler. 


erweisen, deren Bemühen es ist, Licht in das Durcheinander der zahlreichen 
Formen der afrikanischen Aspelia-Arten zu bringen. | 

Waren DE CanpoLLe nur zwei Arten der Gattung bekannt (Prodrom. V. 
p. 561), so finden wir in OLıvers Flora of tropical Africa Ill. p. 378 seq. 
bereits im Jahre 1877 40 Arten beschrieben. Bis zum Jahre 1889 wurde 
nur eine neue Art entdeckt, so daß O. Horrmann in den Natürlichen 
Pflanzenfamilien nur 11 Arten aus dem afrikanischen Kontinent angibt. In- 
zwischen sind von diesem Forscher selbst sowie einigen anderen, vor allem 
dem besten derzeitigen Kompositenkenner SPENCER LE MOORE, mehrere neue 
Spezies veröffentlicht worden. In der von mir angenommenen etwas weiten 
Fassung des Speziesbegriffes, welche der großen Variabilität nach Möglich- 
keit Rechnung zu tragen sucht, haben wir rund 40 afrikanische Aspelia- 
Arten zu unterscheiden. 


Clavis specierum africanarum. 
A. Flores lutei. 
a. Capitula pseudoinvolucro haud circumdata. 
a. Pappi setae nullae vel inconspicuae. 
I. Folia lanceolata vel ovata. 

4. Involucri squamae apice recurvatae. 

* Flores radii 15. 

+ Folia ovata. 


O Pedunculi 3—4 cm longi. . . . 4. A. Spenceriana Muschler 
OO Pedunculi 0,75—1 cm longi . . 2. À. asperifolia O. Hoffm. 
++ Folia oblongo-lanceolata . . . . . 3. A. Chevalierii O. Hofim. et 
: Muschler 
** Flores radii 42; folia ovato-lanceolata 4. A. sahariensis O. Hoffm. et 
Muschler 
*** Flores radi 5; folia lanceolata . . . 5. A. Dewevrei O. Hofim. 
2. Involucri squamae erectae vel vix recur- 
vatae. 
* Herbae annuae . . . . . . . . . . 6. A, Smithiana Oliv. et Hiern 


** Herbae perennes vel nl. 
+ Involucri squamae exteriores lineares 
O Folia acuminata; paleae longe 
acuminatae, . . . ... 7, À. gondensis O. Hoffm. 
OO Folia acuta; paleae Are 
A Folia 44 cm longa; pedicelli _ 


foliis multo longiores . . . . 8. A. Eenii Spenc. le Moore 
AA Folia 4 cm longa; pedicelli 
folia aequantes. . . . . 9. À. Welwitschii O. Hoffm. 


++ Involucri squamae exteriores oben 
gae vel lanceolatae vel ovatae. 
© Pedunculi breves involucro 11/9- 
plo longiores . . . . . . . . . 40. À. fontinalis Hiern 
OO Pedunculi elongati. 
A Frutices strigosi vel pilosi. 
X Folia ovata 


Monographische Ubersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 333 


§ Folia sessilia vel subses- 


silia .. 5 oo AM, 

ss Folia ons: . 42. 
XX Folia lanceolata. 

§ Folia basi acuta... . 43. 

§§ Folia basi obtusa... 44, 


AA Frutices ealvi vel sub apice 
tantum pilosi. 
X Achaenia calva . . 
XX Achaenia apice pilosa, 
§ Folia ovata. 
O Folia sessilia . . . . 
UDO] Folia breviter petiolata 
§§ Folia oblonga vel lanceo- 
lata 
II. Folia linearia 
4. Ligulae bipartitae. . . . . ; 
2. Ligulae integrae vel dentatae. 
* Involucri squamae exteriores obtusae. 
+ Involucri squamae exteriores ovatae 
++ Involucri squamae exteriores oblon- 
Se ae SRE ily OL Soe 
** Involucri squamae exteriores acutae . 
8. Pappi setae A—3, cupulam superantes. 
I. Folia lineari-oblonga, acuta; involucri squa- 
Has Tamceolatae, acutae . . . . . , . . 
IL. Folia linearia, subobtusa; involucri re 
ovatae, obtusae . . 
IT. Folia supra basin wubyimtatar cine teria 
MO asia nina. (ind peli: 
IV. Folia lanceolata vel ovata. 
4. Flores disci exserti. 
* Involucri squamae obtusae. 
Ems Simplex... Lo . : 
++ Caulis ramosus. 
O Folia breviter petiolata. Capitula 
laxe cymosa. 


A Folia 4—3 cm longa . > Bl: 
AA Folia 4—8cm longa . . . . 28. 
OO Folia sessilia. Capitula ad apice 
ramorum 4—2 . . . n 29: 
** Involucri squamae acutae of SOs 


2. Involucrum flores disci aequans vel su- 


perans. 
* Frutices vel suffrutices . op ihe 
** Herbae annuae. 
+ Pappi setae cupula2—3-plolongiores 32. 
++ Pappi setae cupula 5—6-plolongiores 33. 


y. Pappi setae 4—5 


‘b. Capitula foliis involucrum simulantibus circum- 
data. 


= 45: 


. 26. 


> à 


pe bh 


pape fF hb 


À. 


À. 
À. 
. 34. À. pluriseta Schweinf. 


. Mildbraedii Muschler 
. latifolia Oliv. et Hiern 


. angolensis Muschler 
. guineensis O. Hoffm. et 


[Muschler 


. monocephala Baker. 


. Eylesii Spenc. le Moore 
. xombensis Baker 


. xombensis var. longifolia 


[Spenc. le Moore 


. bipartita O. Hoffm. 


. Courtetiz O. Hoffm. et 


(Muschler 


. angustifolia Oliv. et Hiern 
. linearifolia Oliv. et Hiern 
. trichodesmoides O. Hoffm. 
. wedeliiformis Vatke 


. subpandurata O. Hoffm. 


chrysops Spenc. le Moore 


. multiflora Oliv. et Hiern 
. Engleriana Muschler 


. Baumii O. Hoffm. 
. Fischer: O. Hoffm. 


Holstir O. Hoffm. 


abyssinica Oliv. et Hiern 
Schimpert Oliv. et Hiern 


834 hap | R. Muschler. 


a. Flores radii vix exserti. . .:. . . . . . . 35. À. rudis Oliv. et Hiern 
8. Flores radii involucro 2—3-plo longiores . . 36. A. involucrata O. Hoftm. 
B. Flores albi vel rosei. 
a. Folia petiolata. 


a. Folia ovato-lanceolata . . . . . . . . . . 37. A. helianthoides Oliv. et Hiern 

B. Folia oblonga :..1, 31. . . . 1... 1.384 Ar Busses Muschler 
b. Folia sessilia. . . . . . en wie . . sine 39. A, polycéphala Spenc.le Moore 
C. Flores purpurei . + 2. . + 4, 2 0's à Low Rois BORMES 
1. Aspilia Spenceriana Muschler spec. nov: — Herba perennis, parce 


ramosa; rami teretes, obsolete striatuli, juventute dense hirsuti, denique 
sparsim pilis minimis horizontaliter patentibus obtecti, peridermate fusces- 
centi-cinereo vestiti. Folia opposita (internodiis in speciminibus usque ad 
6.—7 cm longis), breviter vel brevissime petiolata (petiolis vix ultra 2— 
21/2 mm longis, supra subcanaliculatis, subtus teretibus, dense hirsutis), 
ovata vel ovato-lanceolata, basi breviter acuminata, apice acuminata, basi 
integra excepta margine crenato-serrata (serraturis vel crenis vix 41/,— 
2mm altis, circa 3—51/, mm inter sese distantibus), chartacea, pinni- 
nervia (nervis lateralibus crassioribus, supra subhirto-scabriusculis, subtus 
dense ac molliter hirsutis), inter nervos laterales venosa venulosaque (venis 
venulisque supra haud, subtus parce conspicuis). Capitula solitaria, ter- 
minalia vel rarissime axillaria, longe pedunculata (pedunculis 3—4 cm 
longis, dense vel densissime subhirto-pilosis); involucri late campanulati 
squamae apice recurvatae; exteriores ovatae vel obovatae, apice brevissime 
mucronato-acuminatae, superne herbaceae, multinerviae (sed nervis 3—5 
ceteris crassioribus), inter nervos superne subreticulato-venulosae, dorso 
parce pubescentes, margine breviter ciliatae; squamae intermediae quam 
extimae latiores, paulo longiores, usque ad 8—10 mm longae, virides, sca- 
riosae, ceterum extimis similes; interiores sensim angustiores; receptaculi 
paleae complicatae, lineares, scariosae, uninerviae; flores radii 15, aurei- 
ligulati; tubulo superne parce puberulo; ligula apice truncato-tridenticulata, 
multinervia; flores disci tubulosi, tubulo 3 mm longo, limbo #!/, mm longo, 
laciniis triangulari-ovatis; achaenia valde immatura, sericeo-pilosa. 


Ziemlich sparriges Gewächs mit abstehender Verzweigung. Die in der Jugend sehr 
starke Behaarung schwindet später wieder etwas. Die gegenständigen rauhbehaarten 
Blätter sind von eiförmiger, selten etwas schmälerer Gestalt. Ihr Rand ist stark ge- 
wellt und gekerbt-gesägt. Am Ende der Zweige stehen die für das Genus ziemlich 
groBen Blütenkôpfchen einzeln, selten entspringen sie seitlich. Stets sind sie lang ge- 
stielt, wobei die Stiele stark behaart sind. Die Involukralschuppen sind in mehreren 
Reihen angeordnet und nehmen von aufen nach innen zu an Breite ab, wogegen sie 
etwas länger werden. Die Blüten überragen den Außenkelch erheblich. Die Achaenen 
sind noch unreif. 


Westafrikanische Waldprovinz: Togo, Kete Kratschy (Graf Zeca 
n. 92. — 46. Sept. 1898). 


Diese charakteristische Art ist nahe verwandt mit À. asperifolia O. Hofim., von 
der sie sich aber sofort unterscheidet durch die langgestielten Blütenköpfchen. Benannt 


Monographische Ubersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 335 


in aufrichtiger Verehrung nach dem bekannten Botaniker Dr. SPENCER LE Moore in 
London. 


2. A. asperifolia O. Hoffm. in Engler Pflanzenw. Ostafr. C. (1895) 
p. 443. 

Unterprovinz des Nyassalandes: Goninyi (Hauptmann von Pritt- 
NITZ und Garrron n. 1441. — 2. Aug. 1904). — Dieses Exemplar zeigt 
außerordentlich stark entwickelte Wurzelverhältnisse. — Hochplateau von 
Uhehe, bei Iringa (Frau Hauptmann MA6DALENE Prince). Vier weitere, von 
der gleichen Sammlerin vorliegende Exemplare lassen eine vollkommen zwei- 
felssichere Bestimmung nicht zu, da die Blatter fehlen oder nur fragmen- 
tarisch vorhanden sind. Interessant bei allen diesen Individuen ist die 
gänzlich fehlende Verästelung, sowie die außergewöhnliche Kürze des 
Stengels. , 

Bezirk von Ost-Usambara: Msinga, 1300 m ü. M.; trockene Gras- 
flächen im Hochwald (C. Horst n. 9127. — 17. Aug. 1893). — Dieses 
Original zu O. Horrmanns Artbeschreibung zeigt eine ganz außerordentlich 
stark ausgepragte Verästelung und starke Wurzelstockausbildung. 

 Kilimandscharozone: Landschaft des Ngowe, auf sandigen, grasigen, 
kahlen Hügeln der Landschaften östlich Marangu häufig, 1400—1500 m 
ti. M. (Vorkens n. 367). — Steppe bei der Viehboma, ca. 1000 m ü. M. 
(G. Unzie n. 1019. — 7. Nov. 1901). »Tiakon« der Massai. 


3. A. Chevalierii O. Hoffm. et Muschler in Bull. Soc. Bot. de France 
LVIL (4940) p. 415. 

Sudanische Parksteppenprovinz: Haut-Niger: Bamako, Nyamina- 
Kulikoro. (Aus. GHEVALIER n. 202. — 5. Okt. 1899). 

Diese schône Art ist vorzüglich charakterisiert durch die verkehrt länglich-lanzett- 
lichen Blätter, sowie die von den meisten übrigen Asprlia-Arten abweichende Behaarung, 
die in sehr feinen, ungewöhnlich dicht stehenden und sehr kurzen gelblichen Haaren 
besteht. Die oberen Stengelblätter ragen weit über die kurz gestielten Köpfchen hinaus. 

4. A. sahariensis O. Hoffm. et Muschler in Bull. Soc. de France LVII 
(1940) p. 445. 

Mittlerer Schari-Bezirk: Fort Sibut (Krebedje). (Aus. CHEVALIER 
n. 5482. — 21. Sept. 1902). 

Eine sehr charakteristische Art, von der leider kein weiteres Material gesammelt 
worden ist. 

_ 3. A. Dewevrei O. Hoffm. in Bull. Soc. Roy. Bot. de Belg. XXXIX 
(1901) p. 32; in De Wildem. Relig. Dewevr. (1904) p. 437; Durand Syll. 
Flor. Congol. p. 306. 

Kongostaat (Dewevre n. 898). — Bumba (Dewevre n. 898). — Ka- 
songo (DEWEVRE). 

Durch die sehr dichtblütigen Képfchen außerordentlich gut charakterisierte Art. 

Nom. vernac. Toki (Kasongo). — Malebumuki (Ikwangula) — Kalu- 
angwe (Tanganyika). 


336 R. Muschler. 


6. A. Smithiana Oliv. et Hiern Flor. trop. Afr. III (1877) p. 380. 
Durand et Schinz, Etud. Flor. Congo (1896) p. st — Durand Syll. Flor. 
Congol. p. 306. 

Ober-Guinea: Dahomey (Burton — 31. Aug. 1804). — Unter- 
Guinea: Congo (Car. Smira 4816). 

Das im Berliner Herbar befindliche Exemplar von Suirx ist sehr ardoise. 
VarxE hatte es seinerzeit als Aspelia Kotschyi Benth. et Hook. fil. bestimmt. Es kann 
sich aber bei der Breite der Blätter nicht um diese Spezies handeln. Von den beiden 
übrigen Smiraschen Kongopflanzen, die im Berliner Herbar unter dem Namen Aspilia 
Smithiana Oliv. et Hiern lagen (und zwar nach Vatxes Angabe von Oliver und Hiern 
selbst so bestimmt), war die eine Melanthera Brownei Sch. Bip., die andere Aspilia 
Kotschyi Benth. und Hook. 

7. A. gondensis O. Hoffm. in Engler Pflanzenw. Ostafr. C. (1895) p. #13. 

Uganda und Unyorabezirk: Sandiges Pori bei Gonda (Boum n. 44). 
— Champyuiriicken (W. Busse, D. Ostafrika, n. 1366. — 28. Dez. 1900). 

Charakteristisch für diese Art sind die entweder horizontal oder abwärts gerichteten 
Blätter, deren Färbung ein tiefes Braungrün darstellt. 

8. A. Eenii Spenc. le Moore in Journ. Linn. Soc. XXXV. (1901 —04) 
p. 345. , 

Bezirk des Damaralandes: Ohne genauen Standort leg. T. G. Een. 
(ex Spenc. le Moore I. c.). 

D. S.-W.-Afrika: Station Teufelsbach am Rivier (Dinter II n. 99. — 
1. April 4906). | 

Diese Art ist durch ihren robusten, sparrigen Wuchs sehr gut charakterisiert. Die 
mittelgroßen Blütenköpfchen stehen auf sehr langen, hellgelben, etwas einwärts ge- 
krümmten Blütenstielen. Die Blätter sind sehr groß. 

9. A. Welwitschii ©. Hoffm. in Bol. Soc. Brot. XIII (1896) p. 29. 

Angola (WELwiTscH n. 3559). 

Diese Pflanze ist leider nicht wieder gesammelt worden. 

10. A. fontinalis Hiern Cat. Welw. Afric. Plants III (1898) p. 578. 

Pungo Andongo: »In the Panda forest near Condo, close to the 
U the river Cuanza.« (WeLwırsch n. 3558. — 15. März 1857). 

. A. Mildbraedii Muschler in Wiss. Ergebn. d. deutsch. Zentral- 
en 1907—1908 p. 379. 

Itara: Kräuterreiche Hochgrassteppe mit Akazien und ee tomen- 
tosa zwischen Itara und dem Budduwalde. Sehr häufiger Strauch. Cha- 
rakteristisch. (MitpBRAED n. 83. — 22. Juni 1907). 

Eine sehr charakteristische Pflanze. Die Behaarung ist gering und die Färbung der 
Blatter eine sehr helle. Die ziemlich groBen Blütenkôpfchen mit prachtvoll goldgelben 
Randblüten stehen manchmal zu mehreren zusammen. Die am unteren Teile der Stengel 
stehenden Blatter haben die Tendenz, sich nach abwärts zu richten. 


42. A. latifolia Oliv et Hiern in Flor. trop. Afr. II (1877) p. 379. — 
Coronocarpus helianthordes Benth. in Hooker Flor. Nigrit. p. 434 non 
Schum. et Thonn. — De Wild. et Dur. Plant. Thonnerian. (1900) p. 48. — 
De Wild. Etud. Flor. Bas.- et Moy. Congo II. p. 244. — Durand Syll. Flor. 
Congol. p. 306. 


eh ir cir 


Monographische Ubersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 337 


Liberia: Monrovia, in locis erosis et silva denudatis, 20 m ii. M. 
(Dinktace n. 1926. — 3. Mai 1906). — Cape Mount; feuchtes Vorland 
zwischen Fluß und Meer, cr. 3 m ti. M. Häufig in Liberia (DiNkLAGE n. 2269. 
— 18. Nov. 1908). 

Togo: Bismarckburg (Kuine n. 43, 161, — Mai 1889). — Dieses 
letztere Exemplar weicht von den übrigen durch zahlreichere Köpfchen ab; 
ferner ist von Interesse, daß die Hüllblätter hier spitz sind und nicht 
stumpflich, wie sonst. — Agbetiko, Baumgrassteppe (W. Busse n. 3339. — 
14. Nov. 1904). 

Kamerun: Jaunde-Station (Zenker n. 342. — Marz 1890). — Kribi, 
am Strauche im Gebüsch; überall auch im Kulturland. (Lepermann n. 501. 
— 8. Sept. 1908). 

Zentralafrikanisches Seengebiet: Seriba Ghattas, im Waldge- 
büsch (ScuwEinrurta n. 2014. — 2. Juli 1869. — n. 2364. — 12. Sept. 
1869). 

Ost-Usambara: Immergrüner Regenwald bei Amani, in Lichtungen 
(A. Eneter n. 769. — 18. Sept. 1902). — Amani, überall auf sonnigen, 
lichten Stellen, auch als Unkraut auf den Kulturfeldern. (Warnecke n. 444. 
— Juni 1903). — Britisch Uganda: Lamuru, feuchter, buschiger Abhang 
an kleinem Wasserlauf auf schwerem lehmigen Boden (ScnerrLer n. 270. — 
28. Juni 1919). 

Oberes Zambesigebiet: Ba-Rotsi-Gebiet (R. ne Prosca n. 16. — 
1901). 


Var. ubanguensis O. Hoffm. et Muschler in Bull. Soc. Bot. de France 

LVI (1910) p. 446. 
Oberer Ubangi: M’Brous — Ober Ombella (Aus. Cnevatrer n. 5908. 

— 26. Okt. 1902). 


13. A. angolensis (Klatt) Muschler comb. nov. — Wedeha angolensis 
Klatt in Ann. Naturh. Hofmus. Wien. VII (1892) p. 102. 
Angola: Pungo-Andongo (Meenow n. 35. — April 1879). 


1%. A. guineensis O. Hoffm. et Muschler in Bull. Soc. Bot. de France 
LVII (4910) p. 146. 

Französisch Guinea: Weg zwischen Kuria und Longuery (Aue. 
Chevalier n. 14622 und 14650. — 40. Aug. 1905). 


15. A. monocephala Baker in Kew. Bull. (1898) p. 152. 
Britisch-Zentral-Afrika: Zomba (WnyrE et McCGLounis). 

Diese Pflanze ähnelt habituell ganz außerordentlich der Aspelia Kotschyi Benth. 
. und Hook., unterscheidet sich aber sofort durch die orangegelben Scheibenblüten. 

16. A. Eylesii Spencer le Moore in Journ. Bot. XLV (1907) p. 45. 
Süd-Rhodesia: Sebakwe (Eyres n. 164). 


Ähnelt sehr der folgenden Art, vor allem in den Blättern, unterscheidet sich aber 
durch die längeren Involukralblätter. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 22 


338 R. Muschler. 


17. A. zombensis Baker in Kew Bullet. 1895 p. 152. 
Britisch-Zentral-Afrika: Zombaberg, 4000—6000 m ü. M. (Wayre 
sin, num.). 


Habituell außerordentlich der Aspalia latifolia Oliv. und Hiern ähnelnd, aber ver- 
schieden durch die kürzeren Diskusblüten. 


18. À. zombensis var. longifolia Spenc. le Moore. 

Nyassaland: (Bucuanan n. 24, 1359). — Shire-Land (G. F. Scorr 
ErLior n. 8555). 

Zentralafrikanisches Seengebiet: Usukuma (P. Conraps n. 21). 
— Rovuma-Quellgebiet bei Ssongea; lichter, junger Brachystegien-Misch- 
wald; Rotlehm (W. Busse n. 816. — 8. Jan. 1904). 

Portugiesisch-Ost-A frika: Chifumbazi auf trockenem Boden (W. 
Tıester n. 60. — 10. Febr. 1906). 

49. A. bipartita Bol. Soc. Brot. XIII (1896) p. 30. 

Angola: (Werwirsca n. 3562). 

20. A. Courtetii O. Hoffm. et Muschler in Soc. Bot. France LVII 
(1940) p. 416. 

Schari-Bezirk: Bagirimi zwischen Mandfata und Busso (Aug. CHE- 
VALIER n. 10438 u. 10439. — 1.—10. Nov. 1903). 


21. A. angustifolia Oliv. et Hiern in Flor. trop. Afr. II (1877) 
p. 380. 


Ober-Guinea: Niger (Barrer ex Oliv. et Hiern |. c.). — Togo- 
Hinterland (Tarerry s. num.) — Kamerun: Einzelne Stauden in der 
Savanne (PASSARGE n. 72). — Marshita, trockene Baumsavanne, 750 m ii. M. 


(LEDERMANN n. 5358. — 30. Sept. 1909). 
22. A. linearifolia Oliv. et Hiern Flor. trop. Afr. III (4877) p. 380. 
Ober-Guinea: Niger (Barkin). 
23. A. trichodesmoides O. Hoffm. in Bol. Soc. Brot. XIII (1896) p. 28. 
Angola (WELwirTscn n. 3535). 
Diese Art ist durch ihren borraginaceenartigen Habitus vorzüglich charakterisiert. 
24. A. wedeliiformis Vatke in Oesterr. Bot. Zeitung XXVII (1877) 
p. 197. — Oliv. et Hiern in Flor. trop. Afr. IL p. 464. 
Sansibarküste: Bei Lamu, auf feuchten Wiesen selten (HILDEBRANDT 
n. 1908. — Dez. 1875). 
25. A. subpandurata O. Hoffm. in Engl. Pflanzenw. Ostafr. C. (1895). 
413. 
Zentralafrikanisches Seengebiet: Bukoba (StunLmann n. 3861). 
26. A. chrysops Spencer le Moore in Journ. Bot. XXXVIII (1900) 
p. 459. 
Somaliland: Laskarato (Donatpson Smitn). — Aroris, Akazienwald, 
dunkler Lehmboden (Dr. Ectenseck n. 1065). 


Britisch-Ostafrika: Sandsteppe bei Malka Korokoro (Tuomas n. 106. 
— 26. März 1896). 


Ao 


7 


Aspilia Engleriana Muschler. 


GR 
A Habitus, B Randblite, © Diskusblüte, 


340 R. Muschler. 


27. A. multiflora (Fenzl) Oliv. et Hiern in Flor. trop. Afr. III (1877) 
p. 378. — Wirtgenia multiflora Fenzl in Flora 1844 p. 312. | 
Sennar: In planitie inter Sennar et Segedi montem (Korscny n. 319). 


28. A. Engleriana Muschler spec. nov. 

Herba perennis vel suffrutex dense vel densissime ramosus, 1— 2 m 
altus; rami teretes, obsolete striatuli, pilis minimis subsquamiformibus albi- 
dis dense vestiti, peridermate fuscescenti-rubro obtecti. Folia opposita 
(internodiis inter paria in speciminibus usque ad 12—14 cm longis), bre- 
vissime petiolata (petiolis vix ultra 1/3—3/, mm longis, teretiusculis, dense 
pilosis) vel subsessilia, lanceolata vel lineari-lanceolata, basi breviter 
acuminata, apice acuminata, margine integra vel subrepanda, 4—8 cm 
longa, chartacea, pinninervia (nervis lateralibus crassioribus, supra sub- 
hirto-scabriusculis) inter nervos laterales venosa venulosaque (venis venulis- 
que supra subtusque parum perspicuis). Capitula laxe cymosa, longe pedun- 
culata (pedunculis tenuibus 6—8 cm longis, dense vel densissime hirto- 
pilosis); involucri late campanulati squamae obtusae; exteriores ovato-lan- 
ceolatae vel lanceolatae, multinerviae, inter nervos superne subreticulato- 
venulosae, dorso parce pubescentes; squamae intermediae quam extimae 
latiores, paulo breviores, scariosae; interiores sensim angustiores. Flores 
radii aurei; tubulo superne parce puberulo; flores disci involucrum supe- 
rantibus; ovario pubescente, cupula brevi lacera. — Fig. 1. 

Etwas sparrige, wenig beblätterte Pflanze mit dichtem, meist mit winzigen schuppen- 
förmigen Haaren versehenem Indument. Die ziemlich starren Blätter sind nach aul- 
wärts gerichtet und beiderseits dicht behaart. Die Internodien sind sehr lang gestreckt. 
Die nicht allzu großen Köpfchen stehen in schr lockeren, wenigköpfigen Blütenständen. 
Die Einzelköpfchen sind mit sehr langen, dünnen, oft etwas einwärts gebogenen Blüten- 
standstielen versehen, die ebenfalls sehr dicht mit feinen, kleinen Haaren besetzt sind. 
Sie haben ebenso wie die Stengel eine lichtbraunrote Färbung, die nur schwach durch 
das Grau der Haare verdeckt wird. Die Involukralblätter nehmen von außen nach 
innen zu an Breite ab. Während die äußeren den Laubblättern in der Behaarung 


ähneln, sind die inneren vollkommen glatt und haarlos. Die Blüten überragen den In- 
volukralkreis um das Doppelte. 


Humpata: Halbstrauch an Felsen (Berrua Frırzscae n. 446. — Mai 
1903). 

Ähnelt der A. Baumii O. Hoffm., von der sie sich sofort durch die kürzeren Blätter 
unterscheidet, 

29. A. Baumii O. Hoffm. in Baum-Warburg Kunene-Sambesi-Expedit. 
(1903) p. 447. 

Kunene - Sambesigebiet: Zwischen Goudkopje und Kakele, auf 
torfigem Boden, 1238 m ti. M. (Baum n. 197. — 3. Mai 1899). 


30. A. Fischeri O. Hoffm. in Engler Pflanzenw. Ostafr. C. (1895) 
p. 443. 


Zentralafrikanisches Seengebiet: Kagehi (Fıscuer n. 370. — 
11.—27. Jan. 1886). 


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Monographische Übersicht der afrikanischen Aspilia-Arten. 341 


31. A. Holstii O. Hoffm. in Engler Pflanzenw. Ostafr. C. (1895) p. 443. 

Diese Art ist im gesamten Ostafrika so stark verbreitet, daB ich auf 
eine Aufzählung der zahlreichen Standorte verzichtet habe. 

32. A. abyssinica Oliv. et Hiern in Flor. trop. Afr. III (4877) p. 379. 
— Wirtgenia abyssinica Sch. Bip. in Walpers Rep. VI p. 146. 

Im gesamten Abessinien weit verbreitet. 

33. A. Schimperi (Sch. Bip.) Oliv. u. Hiern Flor. trop. Afr. III (4877) 
p. 379. — Wirtgenia Schimperi Sch. Bip. ex Rich. Tentam. Flor. Abyss. I. 
p. 442. 

Ebenfalls im gesamten Abessinien weit verbreitet. 

34. A. pluriseta Schweinf. Plantae Hoehnel. in Hoehnel-Teleki: Zum 
Rudolph- u. Stephanie-See (1892) p. 10. 

Kenia: Ndoro (Hoganez) — Usaramo (Dr. SrunLuanN — sin. num. 
1894). — Uluguru, Weg Uleia-Campi, sehr häufig (Hauptmann von Pritt- 
NITZ und Garrron n. 258. — 16. Juli 1907). 

35. A. rudis Oliv. et Hiern in Flor. trop. Afr. III p. 380. 

Ober-Guinea: Niger, Prince’s Island (Barrer). 

Sehr charakteristische, dichtbeblätterte Art. 

36. A. involuerata O. Hoffm. in Engler Pflanzenw. Ostafr. C. (1895) 
p. 443. | 

Ostafrika: Wadiboma (Fiscuer n. 330. — 28.—29. Aug. 1885). -— 
Kjimbila, auf Bergwiesen, 1350 m iti. M. (Hoız n. 403. — 10. Nov. 1940). 

37. A. helianthoides (Schum. et Thonn.) Oliv. et Hiern in Flor. trop. 


Afr. IL (1877) p. 384. — Coronocarpus hehanthoides Schum. et Thonn. 
Plant. Guin. p. 393. — Coronocarpus Gayanus Benth. in Hook. Nig. Flor. 
p. 434. 


Die Art ist im tropischen Westafrika sehr weit verbreitet. Es lassen sich zwei 
Formenreihen unterscheiden, deren eine (minor) schmälere und kleinere Blätter besitzt, 
als die robustere andere Form (maior). Wenn ich dennoch auf Aufstellung dieser 
Schwankungen als Varietäten verzichtet habe, geschah es wegen der allzu zahlreichen 
Ubergänge zwischen beiden Gruppen. 

Var. papposa O. Hoffm. et Muschler var. nov. — A forma typica 
differt pappi setis solito longioribus. 

Kamerun-Hinterland: (Passarce n. 57). 

Togo: Bassari-Station (Kersting n. 127). 

Sierra Leone: (Scott ErLior n. 4593). 

38. A. Bussei O. Hoffm. et Muschler spec. nov. — Herbacea, annua, inde 
a basi ramosa ; rami erecti, teretes striatuli, adpresse scabro-pilosi. [olia 
membranacea internodiis breviora, oblonga, breviter petiolata (petiolis tere- 
tibus dense pilosis, fusco-rubris) remote serrata, basi apiceque obtusa, 
utrinque adpresse scabro-pilosa. Capitula laxe cymosa, longiuscule pedun- 
culata (pedunculis filiformibus, erectis, teretibus); involucri late campanulati 
squamae circiter 4-seriatae, imbricatae, latae, obtusae; exteriores ciliatae, 
basi chartaceae, pallidae, glabrae, apice herbaceae, scabrido-pilosae, intimae 


342 R. Muschler, Monographische Übersicht der afrikan. Aspilia-Arten. 


pallidae, glabrae, apice fimbriatae receptaculi paleae membranaceae, ob- 
tusiusculae, glabrae, apice integrae vel irregulariter tridentatae; corollae 
albae; ligulae latae, bifidae, lobis obtusis; ovarium florum radii dense pilosum, 
paleis angustis, acutis coronatum. Achaenia disci anguste obovoidea, pi- 


losa, pappo e cupula fimbriata et seta unica conflato. 

Die Pflanze erreicht eine Höhe von etwa 0,75 m. Die Blätter werden bis zu 5 cm 
lang und 43 mm breit. Die unteren Verzweigungen der Trugdolde sind bis 8 cm, die 
Blütenstiele 2—8 cm lang. Hülle 7 mm hoch, beim aufgeblühten Köpfchen oberwärts 
ebenso breit. Die Zungenblüten ragen um 5 mm hervor. Die Scheibenblüten sind etwa 
so lang wie die Hülle, doch ragen bei den aufgeblühten Köpfchen die Staubgefäßröhren 
um 2 mm hervor. Eine ziemlich reife Frucht ist 5 mm lang, 11/2 mm dick, das Becher- 
chen 4 mm hoch, die Borste 2 mm lang. 

Togo: Baumsteppe bei Madse (Busse n. 3502. — 15. Dez. 1904). 

Durch die weißen Blüten und den einjährigen Wuchs A. helianthoides Oliv. et 
Hiern nahestehend, doch durch die schmäleren Blätter und die langen fadenförmigen 
Blütenstiele leicht zu unterscheiden. 

39. A. polycephala Spenc. le Moore in Journ. of Bot. XLV (1907) 
p. 45. — Fort Portal, Toro (BassuaweE n. 993. — ex Spenc. le Moore I. c.). 

40. A. Kotschyi Benth. et Hook. in Gen. Plant. II (1876) p. 372. — 
Oliv. in Trans. Linn. Soc. XXIX p. 98. — Oliv. et Hiern Flor. trop. Afr. 
II. p. 381. — Dipterotheca Kotschyi Sch. Bip. in Flor. (1842) p. 435. — 
Wirtgenia Kotschyi Hochst. in Herb. Schimp. Abyss. II n. 4741. — Co- 
ronocarpus Kotschyt Benth. in Hook. Nig. Flor. p. 433. — Coronocarpus 


Prieureanus Benth. et Hook. Nig. Flor. p. 433 (excl. ¢). 

Dies ist die im tropischen Afrika am weitesten verbreitete Aspilia-Art. Sie findet 
sich von Abessinien bis zum Mossambikgebiet und von den Gestaden des atlantischen 
Ozeans bis zu den Küsten des indischen Meeres. Form und Größe der Blätter, sowie 
Größe der Blütenköpfchen sind ganz außerordentlich variabel! Konstant ist eigentlich 
nur die Farbe der Blüten, Dennoch ist es schwer, Varietäten aufzustellen, da alle Formen 
im vollsten Fluß der Entwicklung begriffen sind. 


ac. oe à nn 


1! 


Englerophytum, eine neue afrikanische Gattung 
der Sapotaceen. 


Von 


K. Krause. 


Mit 4 Figur im Text. 


Unter den dem Kgl. Botanischen Museum in Berlin-Dahlem in der 
letzten Zeit aus dem tropischen Afrika zugegangenen Pflanzensammlungen 
zeichneten sich besonders zwei durch Reichhaltigkeit und Schönheit des 
Materials aus, einmal die von Herrn Dr. MıLpsraerp im Gebiet des unteren 
und mittleren Kongo und in Südkamerun gesammelten Pflanzen und dann 
die ebenfalls aus Kamerun stammende Lepermannsche Sammlung. Beide 
Forscher haben z. T. das gleiche Gebiet bereist, und in den von ihnen 
angelegten Sammlungen finden sich vielfach dieselben Typen vertreten. 
Auch unter den von ihnen mitgebrachten, mir zur Bestimmung übergebenen 
Sapotaceen waren zwei Pflanzen, eine von MitpBraEp im Bezirk Kribi, die 
andere von LEDERMANN bei Nkolebunde gesammelt, welche sich als identisch 
erwiesen; sie waren ursprünglich nach dem Habitus als Chrysophyllum 
bestimmt worden, bei näherer Untersuchung der Blüten, von denen sich 
besonders in der Mitpsrarpschen Sammlung gutes und reichliches Alkohol- 
material vorfand, zeigte es sich jedoch, daß hier ein Vertreter einer neuen 
Gattung vorlag, die allerdings mit Chrysophyllum verwandt ist, aber doch 
so viele abweichende Eigenschaften aufweist, daß es nicht angängig ist, sie 
mit diesem Genus zu vereinigen. Wenn ich diese neue Sapotaceengattung 
nach Herrn Geheimrat ENGLER benenne, so habe ich um so mehr Veranlassung 
dazu, als dieser hervorragendste Systematiker selbst eine ganze Anzahl 
wichtiger und grundlegender Arbeiten über diese ebenso schwierige wie 
interessante Familie veröffentlicht hat und weil ich selbst mit ihm zu- 
sammen bereits eine ganze Anzahl neuer Sapotaceen habe beschreiben 
dürfen!). Ich gebe im folgenden die Diagnose des neuen Genus, um daran 


4) Vergl. A. EnsLer u. K. Krause, Sapotaceae africanae, in Engl. Bot. Jahrb, IL 
(1943) 381—398. 


344 K. Krause. 


noch einige Bemerkungen über seine systematische Stellung und Ver- 
wandtschaft anzuschließen. 


Flores hermaphroditi. Sepala 5 imbricata paullum inaequalia basi bre- 
viter connata. Corollae tubus cylindricus, lobi 5 obtusi tubo aequilongi vel 
paullum longiores. Staminum filamenta in tubum brevem subpentagonum 
sursum paullum dilatatum margine superiore quinquelobatum a fauce corollae 
liberum petalis paullum breviorem connata, antherae dorso affixae basi 
cordatae extrorsum dehiscentes. Staminodia episepala deficientia vel ra- 
rissime pauca parva subtriangularia. Ovarium ovoideum pilosum 5-loculare, 
loculis uniovulatis, ovulis centralibus; stilus crassus longiusculus stigmate 
minuto coronatus. Fructus... — Frutex arborescens vel arbuscula ramis 
inferne sparse, apicem versus dense foliatis. Foliorum stipulae rigidae lineari- 
subulatae; petiolus brevis semiteres; lamina coriacea lanceolata vel oblongo- 
lanceolata, nervis lateralibus I numerosis parallelis patentibus. Flores 
breviter pedicellati e trunco vetere nascentes fasciculos densos multifloros 
efformantes. 


E. stelechantha Krause n. sp. — Arbuscula parva erecta 6—8 m alta 
ramis ramulisque teretibus modice validis glabris cortice brunneo vel griseo- 
brunneo sublaevi obtectis, apicem versus dense foliatis. Foliorum stipulae 
lineari-subulatae acutissimae, 8—12 mm longae, basi 2—2,5 mm latae, in- 
ferne sparsissime pilosae serius deciduae; petiolus brevis, 6—8 mm longus, 
supra profundiuscule sulcatus; lamina rigida tenuiter coriacea utrinque 
glabra supra nitidula subtus opaca lanceolata vel oblongo-lanceolata apice 
acumine acuto abrupto 8—10 mm longo praedita, basin versus longe cu- 
neatim sensimque in petiolum angustata, 8—15 cm longa, 3—5 cm lata, 
nervis lateralibus I numerosis densis utrinque prominulis vel interdum 
subtus vix conspicuis angulo obtuso a costa supra paullum impressa subtus 
distincte prominente abeuntibus marginem versus leviter arcuatim adscen- 
dentibus. Flores in fasciculis magnis rotundatis 8—412 cm diametientibus 
dispositi; pedicelli breves modice validi, 1—2,5 cm longi; sepala rubra vel 
in siccitate ferruginea late ovata apice obtusa basi breviter connata, sparse 
breviter pilosa, 5—7 mm longa atque fere aequilata; corollae albidae vel 
extus rosaceae vel in siccitate brunneae tubus cylindricus 3 mm longus, 
lobi subovati obtusi apicem versus paullum incrassati, 3,5—4 mm longi; 
tubus staminalis circ. 5 mm longus dimidio inferiore corollae tubo adnatus; 
antherae ovatae apice truncatae basi cordatae circ. 1 mm longae; stami- 
nodia plerumque deficientia rarius pauca subtriangularia vix ultra 1,5 mm 
longa; ovarium ovoideum 2—3 mm longum sursum sensim in stilum cras- 
sum paullum longiorem attenuatum. 

Süd-Kamerun: Bei Nkolebunde am Nlongobach in einem ziemlich 
lichten Wald mit wenigen großen Bäumen und vielem Unterholz, um 
200 m ü. M. (Lepermann n. 909 — blühend im Oktober 1908); im Bezirk 


a 


Englerophytum, eine neue afrikanische Galtung der Sapotaccen. 


Kribi, etwa 25 km östlich von Groß-Batanga bei Eduduma-Bidue, um 100 m 


ü. M. (MıLpsraen n. 6113 — blühend im August 1914). 
Was zunächst die Zugehörigkeit der oben beschriebenen Gattung zu 


der Familie der Sapotaceen betrifft, so dürfte darüber kaum eine Erörterung 


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A Blattzweig, B Stammstück mit Blüten, 


Fig. 1. 
F dasselbe von hinten gesehen, @ Fruchtknoten, H derselbe im Längsschnitt, J der- 


Englerophytum stelechantha Krause. 
C Teil eines Blütenstandes, D Einzelblüte im Längsschnitt, Æ Staubblatt von vorn, 
selbe im Querschnitt. — Original. 


346 K. Krause. 


nötig sein. Die Blüten weisen mit ihren fünf fast bis zum Grunde freien 
Kelchblättern, den fünf verwachsenen Blumenblättern, fünf epipetalen ex- 
trorsen Staubblättern und ebensovielen episepalen Karpellen genau das 
gleiche Diagramm wie die Gattung Chrysophyllum auf. Auch anatomisch 
erweist sich Englorophytum als eine typische Sapotacee; denn die Haare, 
die sich an den bald abfallenden Nebenblättern, an den jungen Blattstielen 
sowie an einigen Blütenteilen finden, besitzen die für die ganze Familie 
charakteristische, zweischenklige Form, und ferner finden wir sowohl in 
den Stengeln wie in den Blättern reihenweise auftretende Milchsaftzellen. 
Auch das Vorkommen von Gruppen dickwandiger, sklerenchymatischer 
Zellen in der Wandung der älteren, bereits in den ersten Stadien der 
Fruchtbildung befindlichen Fruchtknoten spricht für die Zugehörigkeit zu 
den Sapotaceen, denn eine ganze Anzahl anderer hierher gehöriger Gat- 
tungen weist in ihren Früchten das gleiche Merkmal auf. 

Innerhalb der Familie gehört die Gattung nach der Beschaffenheit ihrer 
Blumenkrone zu der Gruppe der Palaquieae und hier infolge ihres nur 
einfach entwickelten, epipetalen Staubblattkreises zu der Untergruppe der 
Chrysophyllinae. Von sämtlichen anderen Genera der ganzen Gruppe ist 
sie ohne weiteres verschieden durch die eigenartige Verwachsung der Staub- 
fäden zu einem Staminaltubus, der an seinem oberen, tief gelappten 
Rande die Antheren trägt. Eine derartige Bildung, die, rein äußerlich be- 
trachtet, eine ziemlich weitgehende Ähnlichkeit mit dem Staminaltubus ver- 
schiedener Sterculiaceengattungen, wie z. B. Scaphopetalum, aufweist, finden 


wir in der ganzen Familie nicht wieder, und die Gattung nimmt dadurch - 


eine sehr isolierte Stellung ein. Nur bei der gleichfalls zu den Chryso- 
phyllinae gehörenden, bisher nur in einer auf Madagaskar vorkommenden 
Art bekannten Gattung Cryptogyne finden wir eine Beschaffenheit des An- 
drözeums, die eine entfernte Ähnlichkeit mit dem vorliegenden Fall zeigt. 
Die fünf Staubblätter sind hier auf der Innenseite der Filamente mit breiten, 
lanzettlichen Anhängseln versehen, die am Grunde untereinander und mit 
der Röhre der Blumenkrone vereinigt sind; so kommt ebenfalls ein kurzer 
Staminaltubus zustande, der aber doch von dem bei Englerophytum vor- 
handenen noch sehr verschieden ist. Der Unterschied liegt vor allem darin, 
daß bei Cryptogyne nur der unterste Teil der Staubfäden oberhalb ihrer 
Anhaftungsstelle an der Blumenkronenröhre verwachsen ist und diese Ver- 
wachsung eigentlich nur durch die seitlichen Anhängsel der Filamente zu- 
stande kommt, während bei Englerophytum die Staubfäden selbst bis oben 
hin miteinander vereinigt sind und eine völlig geschlossene Röhre bilden. 
Schon ein oberflächlicher Vergleich der nebenstehenden Figur mit der Ab- 
bildung von Cryptogyne in den Natürlichen Pflanzenfamilien, Abt. IV, 
S. 150 läßt diese charakteristischen Unterschiede erkennen, und ich glaube 
nicht, daß man eine nähere Verwandtschaft beider Gattungen annehmen 
darf. Neben der Beschaffenheit des Andrözeums ist unsere Gattung gegen- 


eee à in à 


Englerophytum, eine neue afrikanische Gattung der Sapotaceen, 347 


über den meisten anderen Genera der Chrysophyllinae auch noch ausge- 
zeichnet durch das Vorhandensein von Nebenblättern, die sich sonst in 
dieser Untergruppe nur noch bei der bereits erwähnten Gattung Cryptogyne 
und dann bei der afrikanischen Gattung Pachystela sowie der brasilianischen 
Gattung Ecelinusa finden. Uber die Beziehungen zu den anderen näher 
stehenden Gattungen, vor allem zu Chrysophyllum selbst, läßt sich vor- 
läufig noch nicht viel sagen, da bis jetzt von Ænglerophytum weder 
Früchte noch Samen bekannt sind und demnach über das wesentliche, für 
die Verwandtschaft mit Chrysophyllum wichtige Merkmal, ob die Samen 
mit Nährgewebe versehen oder nährgewebslos sind, keine genaueren An- 
gaben gemacht werden können. Bei dem Bau des Andrözeums ist zu be- 
achten, daß in den allermeisten Blüten nur ein einziger Staubblattkreis ent- 
wickelt ist; es kommt aber hin und wieder vor, daß noch Reste des 
äußeren, abortierten Staminalkreises in Form von Staminodien vorhanden 
sind, die als kleine, dreieckige Zähne an dem Aufienrande der Staubblatt- 
röhre zwischen den fertilen Antheren auftreten. Ihre Zahl ist verschieden; 
indes habe ich in ein und derselben Blüte nie mehr als zwei beobachten 
können. Ihr Vorkommen ist in keiner Weise auffällig; man hat das gleiche 
„auch bei verschiedenen anderen Gattungen der Chrysophyllinae, vor allem 
bei Pachystela und Chrysophyllum selbst, beobachtet und damit nach- 
weisen können, daß das Andrözeum der Sapotaceen typisch aus wenig- 
stens zwei Staubblattkreisen besteht, von denen aber einer unter Um- 
ständen staminodial werden kann oder völlig in der Entwicklung unter- 
drückt wird. Das gelegentliche, auch bei der hier beschriebenen Gattung 
wieder beobachtete Auftreten von Staminodien innerhalb der Chryso- 
phyllinae weist deutlich darauf hin, daß der gerade auf das Vorhandensein 
bzw. Fehlen von Staminodien begründete Unterschied zwischen den Sidero- 
xylınae und den Chrysophyllinae nur ein sehr oberflächlicher ist, und daß 
es besser sein dürfte, dem Vorschlage EneLers zu folgen und diese beiden 
bisher noch immer unterschiedenen Untergruppen gänzlich fallen zu lassen. 
Tatsächlich kann man von einem scharfen Unterschied zwischen Sidero- 
xzylinae und Chrysophyllinae nicht reden, da das allgemein als trennend 
angenommene Merkmal, das Fehlen von Staminodien in der letzteren Unter- 
gruppe, eigentlich gar nicht existiert. Es ist deshalb schwer verständlich, 
wenn in einer neueren Arbeit über die systematische Gliederung der Sapotaceen 
M. Dusarp!) gerade diesem Merkmal einen besonderen Wert beilegt und 
es für wesentlicher erachtet, als das für die Trennung der beiden Haupt- 
gruppen der Palaquieae und Mimusopeae ausschlaggebende Vorhandensein 
oder Fehlen von rückständigen Anhängseln an den Blumenkronenabschnitten. 
Schon eine einfache Blütenanalyse verschiedener Vertreter der Chryso- 


4) M. Dusarp, Introduction à l'étude des Sapotacées, in Revue générale de Bota- 
nique XIX (4907) 292—295. 


348 K. Krause, Englerophytum, eine neue afrikanische Gattung der Sapotaceen. 


phyllinae könnte den genannten Autor, der noch weitere Arbeiten über 
die Gliederung der Sapotaceen versprochen hat, davon überzeugen, daß 
der von ihm so sehr betonte und für so wichtig gehaltene Unterschied 
gar nicht vorhanden ist. Wenn auch die systematische Einteilung der 
Sapotaceen vor allem wegen der gerade in dieser Familie besonders zahl- 
reichen, bisher nur unvollkommenen Gattungen noch nicht völlig festgelegt 
ist und sich im einzelnen noch manche Änderungen und Umstellungen 
nötig erweisen werden, so ist die von Dusarp vorgeschlagene Gruppierung 
doch unbedingt zu verwerfen, und das von ENGLER in seinen verschiedenen 
Arbeiten aufgestellte System der Familie dürfte nach wie vor als das 
beste, das wir haben, beizubehalten sein. 


Uber Wasserblüten. 
Von 


R. Koikwitz. 


Echte Wasserbliiten werden durch starke Entwicklung planktonischer 
Mikrophyten erzeugt, z. B. durch Spaltalgen, wie Polyeystis aeruginosa, 
Aphanizomenon flos aquae, Oscillatoria Agardhi'), Trichodesmium ery- 
thraeum, Gloiotrichia echinulata u.a. m., durch Spaltpilze, wie Chroma- 
tium, Lamprocystis u. a. m., durch Flagellaten, wie Euglena sanguinea usw. 

Solche Wasserblüten verleihen dem Gewässer, in welchem sie in meist 
monotoner Zusammensetzung zur Entwicklung kommen, in der Regel eine 
spezifische Vegetationsfarbe, z. B. eine graugrüne, blaugrüne, pfirsich- 
blütrote oder blutrote. Nicht selten kommt es vor, daß der Wind solche 
Wasserblüte, welche eine mehr oder weniger ausgeprägte Schwimmschicht 
bilden kann, ans Ufer treibt und dort meist als grünlichen Schlamm an- 
häuft. Es entstehen dann oft mehr oder weniger starke Zersetzungen, 
die zu Geruchs- und für Tiere auch zu Geschmacksbelästigungen 
führen können; wie behauptet wird, soll bisweilen auch die Entwicklung 
giftiger Substanzen stattfinden. Diffuse Wasserblüten, die sonst wenig 
auffallen, können beim Filtrationsprozeß in Wasserwerken besonders deut- 
lich in die Erscheinung treten. 

Gewässer, in denen sich Wasserblüten entwickeln können, sind häufig 
Seen, weshalb man auch von »Seeblüte« spricht, ferner Teiche, Fluß- 
buchten, Haffe, langsam strömende Flüsse und Meere. Als Beispiele hier- 
für seien genannt: viele norddeutsche Seen, manche Schweizer Seen, Dorf- 
teiche, die Havel besonders im Mittellauf, die Haffe der Ostsee, das Rote 
Meer usw. 

Wasserblüten sind ein Zeichen besonderer Entwicklungskraft eines Ge- 
wässers unter gegebenen Bedingungen, gesteigerte Planktonmengen über- 
haupt der Ausdruck für eine gewisse selbstreinigende Kraft des süßen und 
salzigen Wassers. Wasserblüten gelten vielfach als der Ausdruck einer ge- 


1) Nach meinen Untersuchungen am Lietzensee kann Oscillatoria Agardhii zuzeiten 
auch Heterocysten erzeugen und dadurch Übergänge zu Aphanixomenon bilden. 


350 R. Kolkwitz. 


wissen Düngung bezw. Selbstdüngung, womit gesagt ist, daß für die Ent- 
wicklung von Wasserblüten chemische Stoffe maßgebend sind. Diese An- 
sicht trifft sicher zu für Æuglenen, Thiobacterien, Chlamydomonaden u. a. m. 
Bei Schixophyceen-Wasserbliiten werden gleichfalls chemische Faktoren im 
Spiel sein — z. B. bei Oscellatoria rubescens, dessen zuzeiten ziemlich 
reichliche Entwicklung im Zürichsee vermutungsweise zum Teil auf ver- 
unreinigende Zuflüsse von Ortschaften zurückgeführt wird, vielleicht auch 
bei Aphanixomenon nach Brönstenp und Wrsenserc-Lunp (1), welche ver- 
muten, daß diese Spaltalge in reinen Gewässern in der pelagischen Region 
nicht heimisch ist, sondern daß ihr Wachstum wahrscheinlich durch Ver- 
unreinigung des Seewassers gefördert wird —, indessen spielt bei deren 
Entwicklung der physikalische Faktor der Wärme gleichfalls eine Rolle, 
wenigstens in Fällen, wo es sich um normale Ausbildung der Fäden handelt. 

Reichlich entwickelte Schixophyceen-Wasserbliiten treten in der Regel 
zur heilen Jahreszeit auf, z. B. im August und September. Ihr Anwachsen 
würde vielleicht weniger üppig sein, wenn die Schezophyceen eine genügende 
Zahl von tierischen Feinden hätten, welche ihnen durch Fressen nachstellen. 
Sie sind aber im allgemeinen als ein schlechtes Futter bekannt. 

Freilich sind auch bemerkenswerte Entwicklungen im Winter beob- 
achtet und zwar gerade von Vertretern, welche auch im Sommer zu üppiger 
Entfaltung gelangen, z. B. aus schottischen, dänischen und norddeutschen 
Seen. 

Hierbei muß aber die Quantität der betreffenden Spaltalgen wohl 
beachtet werden, ein Punkt, welcher in der vorliegenden Arbeit besonders 
erörtert werden soll. 

Oscillatoria Agardhu fand ich im August 1911 im Lietzensee bei 
Berlin pro 4 ccm geschöpften Wassers in einer Menge von ca. 20000 Fäden 
(bei 27,5° C.), dagegen im Februar und März 1913 im gleichen See und 
gleichen Wasserquantum nur 45—30 Fäden, im Hermsdorfer See bei Berlin 
etwa 150 Fäden (bei ca. 5° C.) und im Okulsee in Ostpreußen im Winter 
etwa 250 Fäden (bei einer Temperatur von 2—3° C.). Im Hermsdorfer 
See betrug die Sichttiefe dabei 1,50 m, zeigte also unter den gegebenen 
Verhältnissen einen ziemlich beträchtlichen Wert, was sich dadurch erklärt, 
daß die Oscillatoria-Fäden verhältnismäßig zart waren. Sie passierten, 
nebenbei bemerkt, ungehindert die Maschen des Planktonnetzes Nr. 20. 

Das Auftreten der Oscillatoria Agardhii im Winter ist offenbar durch 
den verhältnismäßig milden Verlauf des Winters 1912/13 bedingt worden; 
in den strengeren Wintern 1910 und 1914 fehlte sie im Lietzensee fast 
vollständig. | 

Die optimale Temperatur für die Entwicklung von Oscllatoria (speziell 
rubescens) liegt nach WESENBERG-LunD bei 5—10° C., also etwas tiefer als 
diejenige für Aphanixomenen (in typischer Ausbildung), Glovotrichia und 
Polyeystis (18—22° C.). Die Sporen von Aphanizomenon beginnen bei 


= een 3. 


Uber Wasserbliiten. 351 


10—12° C. zu keimen. Das Wachstumsoptimum fiir Chroococcus limne- 
tieus, Coelosphaerium u. e. m. scheint in die Winterszeit zu fallen, doch 
dürfte es zur Entwicklung von Schwimmschichten oder zu auffälligen 
Verfärbungen des Wassers nicht kommen. 

Die geschilderten quantitativen Feststellungen konnten unter Be- 
nutzung der 4 ccm-Planktonkammer leicht vorgenommen werden. Sie ge- 
statten gleichsam ein entwicklungsgeschichtliches Studium der Wasser- 
blüten, durch welches die Beziehungen zur Chemie und Physik des 
Mediums deutlicher hervortreten als bei Verwendung nur qualitativer Me- 
thoden. 

Da die Entnahme kleiner Schöpfproben von Wasser (meist 1 ccm) zur 
Untersuchung genügt und ihre Betrachtung und quantitative biologische 
Beurteilung schon mit schwachen, z. B. 14fach vergrößernden Lupen sehr 
erleichtert wird, sollte man bei derartigen Studien auf solche oder ähnliche 
Weise generell vorgehen. E. Naumann (1) hat sich bereits der Schöpfprobe 
bei Untersuchung einer grünen Wasserblüte, welche durch massenhaftes 
Auftreten von Golenkinia radiata bedingt war, bedient. Er ermittelte etwa 
50000 Exemplare pro 1 ccm Wasser. H. Berusz (1) fand in der Havel bei 
der Pfaueninsel bis 800 Kolonien von Polycystis aeruginosa pro 1 ccm 
Wasser. 

Wo etwa Schwärme oder Wolkenbildungen bei den zu untersuchenden 
Organismen vorliegen, kann man sich zuvor Mischproben herstellen oder 
eine größere Zahl von Stichproben untersuchen. 

Auch in die Definition von Wasserblüten könnten quantitative Werte 
einbezogen werden, da jede erkennbare Wasserblüte für das ccm deutlich 
positive Werte ergeben wird, es müßte sich denn um so große Kolonien 
wie Glovotrichia echinulata handeln, für die man wohl auch die 20 ccm 
Planktonkammer anwenden würde. S. Srroprmann (1) fand, wenn man seine 
Befunde auf das Kubikzentimeter umrechnet, pro 1 ccm 5—6 Kolonien nur 
in unmittelbarer Nähe der Oberfläche, sonst fand sich höchstens pro 20 ccm 
eine Kugel von Gilovotrichia. Srroptmann bediente sich zwar nicht der 
Schöpfmethode, doch ist nicht anzunehmen, dah Glovotrichia die Netz- 
maschen passiert. 

Die Minima vieler Wasserblüten können leicht übersehen werden, zu- 
mal bei bloßen Netz- oder Siebfängen, in den oben genannten Fällen sind 
sie aber festgestellt worden. 

Der Erfahrungssatz, daß planktonische Schixophyceen vorzugsweise 
Sommerplanktonten, allgemein ausgedrückt Warmwasserpflanzen, sind, kann 
in großen Zügen aufrecht erhalten werden, auch für die Meere. 

Die ausführlichsten Mitteilungen über die bisher an mariner Wasser- 
blüte gemachten Beobachtungen finden wir in den sorgfältigen Bearbeitungen, 
die von N. Wize (1) über dieses Thema vorliegen. Danach hat z. B. die 
Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung bei Studien über Trichodesmium 


352 R. Kolkwitz. 


durch quantitative Netzfänge zahlenmäßig festgestellt, daß diese Spaltalge 
von der brasilianischen Küste und gegen die Mitte des Nord-Aquatorialstromes: 
eine Mengenzunahme und dann wieder ein Abnehmen nach Norden hin 
gegen die Azoren zeigte. | 

Die marinen (nicht spezifisch brackigen) Schixophyceen - Wanséiliiten | 
zeigen sich uns, soweit sie dem blofien Auge auffallen, im Gegensatz zu 
vielen ähnlichen Erscheinungen im Süßwasser bei der enormen Größe der 
Meeresflächen als relativ lokale Bildungen, gleichsam als kleine Flecken. 
Trichodesmium erythraeum Ehrb. entwickelt sich in den tropischen und 
subtropischen Meeren nach Write stellenweise lebhaft wahrscheinlich zu- 
nächst am Grunde und gelangt dann an die Oberfläche, wo sie dem bloßen 
Auge auffällig und vom Winde hin und her getrieben und in ihren 
Lagerungsverhältnissen beeinflußt wird, so daß sie unter Umständen in 
weiten Entfernungen von ihrem Bildungsherde als lokale Anhäufungen an- 
getroffen werden kann. Im Roten Meere kann sie blutrote schleimige Massen 
am Ufer bilden. Als Beispiel für massenhaftes lokales Auftreten roter 
Meeres-Schixophyceen, wahrscheinlich Trichodesmium erythraeum, sei eine 
Beobachtung mitgeteilt, welche Herr Prof. Dr. O. WarsurG auf einer Fahrt 
durch das südchinesische Meer machte und mir freundlichst mitteilte. Am 
15. April 1887 wurde vom Dampfer aus eine deutliche Rotfärbung der 
Meeresoberfläche gesichtet, die durch massenhafte Entwicklung von Tricho- 
desmium bedingt war. Das Dampfschiff befand sich halbwegs zwischen 
Saigon und Hongkong in 15° nördl. Br. und 110° ösll. L. Es fuhr zwei 
Stunden lang durch die rote Masse, deren Ausdehnung also knapp 50 km 
betrug; ihre Breite konnte vermutungsweise auf etwa die Hälfte geschätzt 
werden, so daß die Gesamtfläche der roten Schwimmschicht mindestens 
4000 qkm betrug. Die Algen waren in breiten Streifen verteilt, zwischen 
denen klareres Wasser sichtbar wurde. Die Massenvegetation war also 
hauptsächlich auf die oberflächlichen Schichten beschränkt. Die Stelle be- 
fand sich am Abfall eines flacheren Küstensaumes zu großer Tiefe. Sie 
erscheint im Vergleich zum ganzen Meeresabschnitt nur sehr klein. Im 
Vergleich zur Gesamtfläche des südchinesischen Meeres nahm diese Wasser- 
blüte nur eine sehr kleine Stelle ein. 

Eine zweite Art, das Trichodesmium Thiebautii Gomont, welche gleich- 
falls in tropischen und subtropischen Meeren gefunden wird, scheint im 
Gegensatz zu Tr. erythraeum spezifisch pelagisch zur Entwicklung zu kom- 
men und keine Schwimmschichten zu bilden, sondern die Wassermassen 
meist bis zu einigen hundert Metern mehr oder weniger gleichmäßig zu 
durchsetzen. Tr. erythraeum scheint periodisch planktonisch, Tr. Theebautiv 
perennierend planktonisch zu sein. 

Nach F. Scenürr (1) fanden sich, beurteilt nach Netzfängen, in dem Sar- 
gassomeer unter 1 qm Oberfläche 746000 Zellfäden. Nimmt man an, daß 
diese Fäden sich in einer Wasserschicht von 1 cm Höhe an der Oberfläche 


Uber Wasserbliiten. 353 


sammeln würden, so enthielte 4 ccm im Durchschnitt 74—75 Fäden, ein 
Wert, der im Vergleich zu vielen Fängen im Süßwasser als sehr gering 
bezeichnet werden muß, so daß an primärer Bildungsstätte die Massen- 
entwicklung in den nährstoffarmen Meeren nicht erheblich zu sein scheint. 

"Höhere Werte fand V. Hensen (1) für Nodularia an verschiedenen 
Stellen der Ostsee, welche überhaupt planktonreicher zu sein pflegt als die 
wärmeren Bezirke der Hochsee. 

Im Stettiner Haff zur Zeit seiner Blüte ermittelte derselbe Autor auf 
40 cbm Wasser etwa 3,5 Billionen Zellen von Aphanixomenon, d. s. etwa 
18000 Fäden pro À ccm, eine Menge, welche schon einen deutlich trüben- 
den Einfluß auf das Wasser ausübt. Diese Spaltalge gehört aber nicht 
_ dem Salzwassergebiet spezifisch an, sondern wird der Hauptsache nach nur 
in dieses hineingeschwemmt. 

Neben den Trechodesmien der wärmeren Meere verdienen noch die 

_ Verwandten Katagnymene spiralis Lemm. und K. pelagica Lemm. Erwäh- 
_ nung, für deren Entwicklung N. Wırre (1) eine Beziehung zu den Tiefen- 
verhältnissen des Meeres vermutet. Die beiden Algen fanden sich nämlich 
westlich bezw. östlich von dem seichteren Gebiet, welches sich in der 
Längsrichtung durch den Atlantischen Ozean hinzieht. 
Aus Mangel an ausreichenden Zählungen bei Schöpfproben ist besonders 
bei Meeren die Beurteilung der Entstehung und Veränderung von Wasser- 
blüten zurzeit erschwert. Einige Anhaltspunkte bieten zwar die vorliegen- 
den quantitativen Fänge, da es sich aber um Netzfänge und nicht um 
Schöpfproben handelt, gestatten sie nicht immer ein sicheres Urteil; wie 
bereits erwähnt, gehen z. B. manche fädige Schixophyceen teilweise leicht 
durch die Maschen der feinen Seidennetze. 

Wie oben schon bemerkt, gesellen sich zu den physikalischen Fak- 
ton, welche für die Entstehung der Wasserblüten von Wichtigkeit sind, 
auch noch chemische. Die Natur dieser chemischen Stoffe ist zwar noch 
nicht bekannt, doch zeigt die Massenentwicklung vieler Wasserblüten eine 
auffallende Beziehung zur Anreicherung des Wassers mit organischen Sub- 
stanzen. 

Die Hauptmasse der im Wasser gelösten organischen Substanzen bilden 
im allgemeinen die Humusstoffe, welche hauptsächlich aus dem Boden und 
aus Pflanzenmassen ausgelaugt werden. Diese Humusstoffe bilden aber 
keine gute Nahrung, auf keinen Fall eine solche, daß sie etwa durch die 
Tätigkeit von Algen und Bakterien ganz aus dem Wasser absorbiert wür- 
den; es leuchtet aber ein, daß überall da, wo Huminstoffe ausgelaugt wer- 
den, auch andere Stoffe von höherem Nährwert in das Wasser gelangen, 
jedenfalls mehr als bei reinen Quellen aus nahrungsarmem Gestein und bei 
Schnee- und Eisschmelzwässern. 

Den Ausdruck für den Gehalt des Wassers an organischen Substanzen 
bildet der Verbrauch an Kaliumpermanganat, bemessen nach Milligrammen 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 23 


354 R. Kolkwitz. 


pro Liter. Dieser Ausdruck kann in vielen Fallen zugleich einen Anhalt 
für die Häufigkeit derjenigen Begleitsubstanzen, welchen ein Nährwert zu- 
kommt, bieten. | j 

Da die Higenfarbe des klaren Wassers in der Abstufung blau, blau- 
griin, griin, gelbgriin und gelb besonders in Seen von der Menge der bei- 
gemischten Huminstoffe abhängig zu sein pflegt, künnen wir die Eigenfarbe 
des Wassers, bestimmt durch Versenken einer weifien Scheibe, in der Regel 
als Mafistab für die im vorliegenden Sinne gemeinte Nährkraft eines Ge- 
wassers betrachten, in der Art, daß blaue Seen im Vergleich zu gelben 
nahrungsarm sind. Dieses Argument wird dadurch unterstützt, daß blaue 
und blaugrüne Seen, z. B. alpine, in der Regel durch Schmelzwässer von 
Schnee und Eis gespeist werden oder in ihrer Entstehung auf die Eiszeit 
zurückgehen, während Seen von gelber Eigenfarbe mehr den Ebenen mit 
ihren meist fruchtbareren Böden angehören. 

Die Havelseen zeigen einen Kaliumpermanganatverbrauch von ca. 25 
bis 30 mg pro Liter, der bereits genannte Lietzensee von 50 bis 60 und 
mehr mg, der fast rein blaue Genfer See dagegen nur von wenigen mg. 

Ganz im Einklang mit diesen Betrachtungen sind die entsprechenden 
Seen der Ebenen im allgemeinen plankton- und wasserblütenreicher als die- 
jenigen gebirgiger Gegenden. 

Nach dem wenigen, was man bisher in dieser Beziehung weiß, gelten 
ähnliche Betrachtungen über die Zusammenhänge zwischen Eigenfarbe der 
Gewässer und ihrem Planktonreichtum in großen Zügen auch für die Meere. 

Deutlich entwickelte und längere Zeit dauernde Wasserbliiten von 
Schixophyceen sind eine fast alljährlich zur warmen Jahreszeit auftretende 
Erscheinung im Frischen Haff, Stettiner Haff, in den Havelseen, im Müggel- 
see usw., welche durchweg gelbe Eigenfarbe besitzen. Warme trockene 
Sommer pflegen dabei die Massenentwicklung zu fördern, kalte und nasse 
zu hemmen, hauptsächlich wohl wegen der geringen Wärme. 

Ganz anders liegen die Verhältnisse für die blauen und blaugrünen, 
meist auch für die grünen Seen, z. B. den Gardasee, Vierwaldstätter See, 
Bodensee usw., auch für tiefe und dabei meist blaugrüne Seen der Ebene. 
Der Genfer See, welcher auch in diese Kategorie gehört, ist ebenfalls ohne 
Wasserblüte, doch trat nach F. A. Forez einmal eine ihrer Stärke und Aus- 
dehnung nach nicht genauer beschriebene, durch Anabaena flos aquae be- 
dingte Wasserblüte am 10. Dezember 1896 auf, über deren Entstehungs- 
ursachen nichts Näheres bekannt geworden ist. Aus dem gleichen Jahre 
beschreibt C. Scuröter eine durch Polycystis erzeugte, ziemlich auffällige 
Wasserblüte in dem nährstoffreicheren Zürichsee. 

Oscillatoria rubescens, das Burgunderblut, bildet auch in Seen der 
Voralpen vorübergehende Wasserblüten, doch scheint ein großer Teil ihrer 
Entwicklung, ähnlich wie es für Trichodesmium erythraeum vermutet wird, « 
sich am Grunde der Gewässer abzuspielen, wofür einigermaßen der Um- 


Uber Wasserbliiten. 355 


stand spricht, daß nach den Angaben aus fischereilichen Kreisen der Grund 
des Zürichsees in dicker Schicht von dieser Alge überwuchert sein kann. 
Dadurch wird der in der Tiefe abgelegte Laich der Fische in eine dichte 
Masse von Algenfäden eingehüllt, wodurch er vielfach zugrunde geht. 

Auf solche Weise kann sich vielleicht auch für andere Seen das spo- 
radische Auftreten von Wasserblüten erklären. Für das Entstehen blut- 
roter pelziger Schwimmschichten von Huglena sanguinea auf der Ober- 
fläche mancher Alpenseen scheint nach den in der Literatur vorhandenen 
Angaben die Einschwemmung von Dungstoffen benachbarter Viehweiden 
verantwortlich zu sein, wie ja überhaupt viele Æuglenen in ihrer Massen- 
entwicklung Beziehung zu Mistauslaugungen und jauchigen Substanzen 
zeigen. 

Bezüglich der Natur der für Schixophyceen-Wasserblüten in Betracht 
kommenden spezifischen Nährstoffe läßt sich die Vermutung aussprechen, 
daß sie der Grenze der Mineralisation nahe stehen dürften, denn große 
Teiche, welche mit Drainwässern gefüllt sind, also solchen, welche auf min- 
destens halber Mineralisationsstufe im Durchschnitt zu stehen pflegen, mit- 
hin B-mesosaproben Charakter tragen, neigen nach den bisherigen Erfah- 
rungen nicht zu deutlicher Bildung solcher Wasserblüten, sondern erzeugen 
statt dessen mehr oder weniger ausgedehnte Fladen von Algen, wie Sprro- 
gyra, Hydrodictyon, Vaucheria und Cladophora. Die Entwicklung solcher 
Fladen kann unter Umständen so reichlich sein, daß zentnerschwere Massen 
entstehen können, welche bisweilen zum Verstopfen von Teichabflüssen 
und zum Belasten von Mühlenrädern führen. 

Die für die Entwicklung von Wasserblüten, besonders solcher der 
Schixophyceen, in Betracht kommenden Substanzen dürften an verschie- 
denen Stellen verschiedener Natur sein, da sie bemerkenswerterweise hier 
die eine, dort die andere Gattung oder Art zur Entwicklung zu bringen 
pflegen, und dann meist in förmlichen Reinkulturen. 

Natürliche Teiche und Seen, bei denen sich durch reichliche Schlamm- 
bildung die Höhe ihrer freien Wasserschicht mehr und mehr verringert, 
können eine bis zu einem gewissen Maximum gesteigerte Tendenz zur Bil- 
dung von Wasserblüte zeigen, besonders in warmen Sommern, wo durch 
die Verdunstung des Wassers eine, wenn auch geringe Konzentrierung der 
Nährstoffe eintritt. 

Sicherlich wird sich an der Hand von Kulturen, physiologischen 
Versuchen und gleichzeitigen qualitativen und quantitativen ökologischen 
Beobachtungen künftig die genauere Kenntnis der für die Entwicklung von 
Wasserblüten im Süßwasser und im Meere in Betracht kommenden Fak- 
toren wesentlich fördern lassen. 


356 R. Kolkwitz, Uber Wasserblüten. 


Benutzte Literatur. 


BeTace H. (4) Das Havelplankton im Sommer 4944. — Ber. d. Deutschen Bot. Ges., 1944, 
Bd. 29, S. 496—504. 

BRÖNSTED U. WESENBERG-LUND (4), Chemisch-physikalische Untersuchungen der dänischen 
Gewässer. — Int. Rev. d. ges. Hydrobiol., 1912, Bd. 4, S. 474. 

HEXSEN, V. (4), Das Plankton der östlichen Ostsee und des Stettiner Haffs. — 6. Ber. d. 
Kom. z. wiss. Unters. deutscher Meere f. d. Jahre 4887—41891, Berlin 4893. _ 

Naumann, Eınar (4) Beitrag zur Kenntnis von Vegetationsfärbungen im Süßwasser. — 
Botaniska Notiser, Lund. 1912. — Vgl. auch Int. Rev. 1943, Bd. 6. 

Schütt, F.(4), Das Pflanzenleben der Hochsee. — In Krümmels Reisebeschreibung. Er- 
gebn. d. Planktonexp. Bd. 4, 1892. 

STRODTMANN, S. (4), Die Anpassung der Cyanophyceen an das pelagische Leben. — Arch. 
f. Entw.-Mechanik, 1895, Bd. A. 

WırLe, N. (4), Die Schixophyceen der Plankton-Expedition. — Erg. d. Pl.-Exd. d. Hum- 
boldt-Stiftung. Kiel u. Leipzig, 1904. 


Uber einige Malvaceen-Gattungen aus der Verwandtschaft 
von Gossypium L. 


Von 


E. Ulbrich. 


Die Umgrenzung der Gattungen aus der Verwandtschaft von Gossy- 
pium L. ist bei den verschiedenen Autoren eine sehr wechselnde, insbe- 
sondere sind die Grenzen zwischen den Gattungen Gossypium und Cren- 
fuegosia vielfach verwischt worden, so daß eine gewisse Unsicherheit 
Platz gegriffen hat, die sich darin ausspricht, daß Arten der einen Gattung 
zur anderen gestellt wurden und umgekehrt. Und doch ist die Gattung 
Gossypium eine sehr natürliche, gut charakterisierte und scharf umgrenzte, 
so daß bei richtiger Beurteilung der Merkmale über die Zugehörigkeit der 
Arten kein Zweifel bestehen kann. Schwieriger liegen die Verhältnisse 
bei der Gattung Cienfuegosia, deren Umgrenzung nicht leicht ist. Bei dem 
Umfange, der jetzt meist für diese Gattung angenommen wird, den auch 
K. Schumann in den »Natürlichen Pflanzenfamilien« III. 6. (1895) S. 50 und 
Datta Torre und Harms in den »Genera Siphonogamarum« (1900—1907) 
annehmen, enthält die Gattung Arten von sehr verschiedenem Aussehen, 
die auch in ihren sonstigen Merkmalen manche Verschiedenheiten auf- 
weisen. Ich behalte mir vor, an anderer Stelle auf die Gliederung dieser 
Gattung näher einzugehen. 

In den engeren Verwandtschaftskreis der Gattung Gossypiwm gehören 
einige kleinere Gattungen, welche zum Teil noch wenig bekannt sind, 
Ingenhouxia, Thurberia und Selera, auf welche hier etwas näher ein- 
gegangen werden soll. 

Nicht in diesen Verwandtschaftskreis gehört jedoch die Gattung Arcyno- 
spermum Turez., welche im Bulletin de la Société Nationale de Moscou 
1858 Bd. I. p. 131 veröffentlicht wurde. Sie gehört wahrscheinlich in die 
Verwandtschaft von Urena zu den Ureneen. 

Die Gattung Ingenhouxia Mog. et Sessé wird zum ersten Male in 
den unveröffentlichten Bildern der »Flora von Mexico von Mocıno und 
Sesst« dargestellt. Die erste, ganz unvollkommene und augenscheinlich zum 


358 E. Ulbrich, 


Teil mißverständliche Beschreibung dieser Gattung findet sich in DE CAnDoLLEs 
Prodromus Systematis Naturalis I. (1824) S. 474. Diese Beschreibung 
lautet: XXIIL Jngenhouxea fl. mex. ic. ined. + 

Cal. nudus 3-partitus, lobis ovato-lanceolatis acuminatis. Pet. 5. 
Urceolus campanulatus intra petala. Stam. oo monadelpha. Stylus 4. 
PUG LE 

1. J. triloba (fl. mex ic. ined.) — in Mexico. Herba habitu Gossypii. 
Folia petiolata triloba, lobis ovato-lanceolatis acutis integris. Pedicelli oppo- 
sitifolii A-tlori. Flores ex flavo rubescentes. — 

Aus dieser Beschreibung geht hervor, daß Kelch und Außenkelch ver- 
wechselt sind und der Kelch als Honigbecher (Urceolus) bezeichnet wurde. 
Denn die Gattung Ingenhouzxia besitzt keinen dreiteiligen Kelch mit ei- 
lanzettlichen Zipfeln, sondern einen so gestalteten Außenkelch. Ferner 
kommt nicht innerhalb der Blumenkrone ein Nektarbecher vor, sondern 
die Pflanze besitzt einen becherförmigen Kelch. 

Leider ist nun in den von Apu. De CanpoLze im Jahre 1874 heraus- 
gegebenen »Calques des Dessins de la Flore du Mexique de Mocıno et Sessé, 
qui ont servi de types d'espèces dans le Systema ou le Prodromus« die 
Abbildung von JIngenhouxia Mog. et Sessé nicht wiedergegeben. Statt 
dessen findet sich auf Seite 6 die Bemerkung, daß Ası Gray im Jahre 
1869 in Genf beim Vergleiche der Originale erkannt habe, daß die von 
ihm im Jahre 1854 in den »Plantae novae Thurberianae!)« beschriebene 
Gattung Thurberia {mit der einzigen Art Th. thespesiordes A. Gray) aus 
Mexico mit Ingenhouxia Mog. et Sess& identisch sei. Dieselbe Pflanze 
wird von Asa Gray in Report on the United States and Mexican Boundary 
Survey by WırLıam H. Emory, Botany, (Washington) 1858 auf Tafel 6 gut 
abgebildet. Aus dieser Abbildung und der Beschreibung Asa Grays in den 
»Plantae novae Thurberianae« ergeben sich in der Tat so viele Uberein- 
stimmungen zwischen Ingenhouxia Moc. et Sessé und Thurberia A. Gray, 
daß die auch von K. Schumann in den »Natürlichen Pflanzenfamilien« 
Ill. 6. (1895) S. 53 ausgesprochene Vermutung, beide Gattungen seien iden- 
tisch, wohl zutreffend ist. ‘ | 

Da nun Ingenhouzia Mog. et Sessé aus dem Jahre 1824 stammt, wo- 
gegen die Gattung Thurberia Asa Gray erst 1854 aufgestellt wurde, gilt 
nach den Nomenklaturregeln aus Prioritätsgründen der erste Name. 

Demnach ergeben sich für die Gattung Ingenhouzia Mog. et Sessé die 
unten angegebenen Merkmale. 

Bei der Bearbeitung der von CazcıLıE und Ep. Serer inMexiko gesammel- — 
ten Malvaceen fiel mir nun eine im Staate Oaxaca bei San Bartola Yauhtepec « 


4) A. Gray, Plantae novae Thurberianae: The Characters of some new genera and , 


species of plants in a collection made by GEoRGE Taurger chiefly in New Mexico and 
Sonora (Memoirs of the Academy of Arts and Sciences New Series vol. V. [1854] p. 308). 


Uber einige Malvaceen-Gattungen aus der Verwandtschaft von Gossypium L. 359 


jm Januar 1896 gefundene Pflanze vom Habitus einer Gossypium-Art auf, 
deren Bestimmung Schwierigkeiten bereitete, da die Pflanze im Herbar des 
königlichen botanischen Museums zu Dahlem bisher fehlte. Der eigenartige 
Habitus, welcher schon von Dr CanpoLız als charakteristisch für die 
Gattung Ingenhouxia Moc. et Sessé angegeben wird, brachte mich auf die 
Vermutung, daß in der Sererschen Pflanze diese, augenscheinlich äußerst 
seltene, interessante Gattung vorliegen könne. Beim Vergleich der Be- 
schreibungen, die K. Scaumann in den »Natürlichen Pflanzenfamilien«, 
De CanpoLLe im Prodromus, Asa Gray an den oben angegebenen Stellen und 
BentHam und Hooker in den Genera Plantarum I. (1862—67) p. 209 für 
die Gattung Ingenhouxia Moc. et Sessé geben, zeigten sich so zahlreiche 
bedeutende Abweichungen, daß die Serersche Pflanze unmöglich der gedach- 
ten Gattung angehören konnte. 

Die Gattung Ingenhouzia Moc. et Sessé soll eine reich verzweigte 
Staude mit 2- bis 4-lappigen oder eilanzettlichen, an der Basis keilförmigen - 
bis fast abgestutzten, dünnen Blättern sein mit ausgebreiteten Blüten, deren 
Außenkelch aus drei eilanzettlichen Blättchen besteht, die den geschweift- 
gestutzten Kelch nicht verbergen. Ferner soll diese Pflanze einen kugeligen 
Fruchtknoten mit keuligem, ungeteiltem Griffel mit rippiger Narbe besitzen. 
Die Frucht von Ingenhouzia Mog. et Sessé soll eine lederige Kapsel von 
eiförmiger Gestalt sein, die an ihrem Oberende kurz-stumpflich zugespitzt 
ist und in jedem Fache 3—8 Samen mit sehr spärlicher Behaarung birgt. 
Dagegen ist die von Sever gefundene Pflanze eine spärlich verzweigte 
Staude mit zwar ähnlich vielgestaltigen Blättern, von jedoch derberer Be- 
schaffenheit, die an ihrer Basis stets tief herzförmig eingeschnitten sind. 
Ferner besitzen die viel größeren Blüten eine glockige Blumenkrone und 
einen sehr viel größeren Außenkelch, dessen drei ganz ungeteilte, an der 
Basis miteinander verwachsene Blättchen breit-eiförmig und so groß sind, 
daß der abgestutzte, becherförmige Kelch völlig verborgen bleibt, Ferner 
ist der Fruchtknoten kegelförmig und besitzt einen an der Spitze dreiteiligen, 
fadenförmigen Griffel mit herablaufender Narbe. Die Früchte der SELER- 
schen Pflanze sind holzige Kapseln von eiförmiger Gestalt, die an ihrem 
Oberende lang und scharf zugespitzt sind und in jedem Fache 1—2 große, 
kantige Samen mit reicherer, wolliger Behaarung bergen. Fast alle Blüten- 
teile, besonders der Kelch, Außenkelch, die Blumenkrone und der Griffel 
sind dicht mit ziemlich großen schwarzen Drüsen besetzt. Diese starke 
Bekleidung mit schwarzen Drüsen findet sich in ähnlicher Weise bei der Gattung 
Crenfuegosia Cav., die jedoch gar keinen oder nur einen kleinen, bald ab- 
fallenden Außenkelch und ebenfalls einen meist keuligen Griffel besitzt und 
einen ganz anderen Habitus zeigt. Demnach ist die Zugehörigkeit der 
SeLerschen Pflanze auch zu dieser Gattung ausgeschlossen; es kann sich 
also nur um eine neue Gattung handeln. Zu Ehren ihrer Entdecker habe 
ich diese Gattung Selera genannt und in den Verhandlungen des bota- 


360 E, Ulbrich. 


nischen Vereins der Provinz Brandenburg, Band LY, Jahrg. 1913, Heft 4, 
p. 50 beschrieben und in Heft 2 derselben Verhandlungen in der Bear- 
beitung der Sererschen Pflanzen abgebildet. Die Unstimmigkeiten in den 
Beschreibungen zur Gattung Ingenhouzia Mog. et Sessé bei den verschie- 
denen Autoren gehen vielleicht darauf zurück, daß die Gattung Selera 
Ulbrich mit Ingenhouzia Mog. et Sessé verwechselt wurde. 

Um eine leichte und scharfe Unterscheidung der Gattungen aus der 
Verwandtschaft von Gossypiwm zu ermöglichen, sei hier eine kurze Uber- 
sicht der wichtigsten Merkmale der in Betracht kommenden Gattungen 
gegeben. In den von K. Schumann in den Natürlichen Pflanzenfamilien II. 
6. S. 47 gegebenen Bestimmungsschlüssel sind die kritischen Gattungen 
folgendermaßen einzufügen: 


Griffel einfach, am Ende kopfförmig oder keulenförmig, seltener in kurze, aufrechte 
Ästchen geteilt; Samen eckig oder umgekehrt-eiförmig. 
a. Brakteolen des Hüllkelches klein und schmal, häufig 
frühzeitig abfallend: 
a. Kapsel aus 5 Fruchtblättern bestehend, saftig, fast 
beerenartig, Samen behaart; Kotyledonen des Embryo 
schwärz’punktiertsU Le. UE, ERAS oS SIRT PARE Oe ae 4, Thespesia 
8. Kapsel meist aus 3 Fruchtblättern bestehend: 
1. Kapsel fast beerenartig, fleischig, nicht aufsprin- 
gend; Samen kahl; Kotyledonen des Embryo nicht 
schwarz punktiert es An. ae hives “as . . 2. Maga 
2. Kapsel nicht fleischig, häutig bis holzig, auf- 
springend ; Samen behaart; Kotyledonen des Embryo 
schwarz ‚punktiert: (a 12T ‚new anni Mai 3. Oienfuegosia 
b. Brakteolen des Hüllkelches TR eiläfzetiiich bis herz- 
förmig, stets bleibend: 
a. Fruchtknoten 5-fächerig; Brakteolen des Hüllkelches 
sehr groß, zerschlitzt; Samen mit reichlicher Wolle 4. Gossypium 
B. Fruchtknoten 3-fächerig. 
1. Brakteolen des Hüllkelches eilanzettlich, den Kelch 
nicht verdeckend; Griffel keulenförmig, ungeteilt 
mit dreirippiger Narbe . .... . 5. Ingenhouxia 
2. Brakteolen des Hüllkelches ANA Fe da 
Kelch völlig verdeckend; Griffel an der Spitze drei- 
teilig mit herablaufender Narbe ........ 6. Selera 


Die wichtigsten Merkmale der hier in Betracht kommenden kritischen 
Gattungen mögen hier folgen, soweit sie für die Unterscheidung nötig sind. 
Bei den allgemein bekannten und anerkannten Gattungen mögen kurze An- 
gaben über die Synonymik, Artenzahl und Verbreitung genügen. 


4. Thespesia Soland ex Correa in Ann. Mus. Paris IX (1807) 290 t. 8. 
fig. 2. — Azanza Alef. in Botan. Zeitg. XIX (1861) p. 298. — Etwa 8 Arten 
in den Tropen der Alten Welt; -- Th. populnea (L.) Corr. Strandpflanze 
im tropischen Afrika, Asien und Polynesien; in Westindien eingeführt. — 
Th. macrophylla Blume im tropischen Asien, Polynesien und Neu-Guinea. 


| 


Uber einige Malvaceen-Gattungen aus der Verwandtschaft von Gossypium L. 361 


— Th. Danis Oliv., Th. Garckeana F. Hoffm., Th. trilobata Bak. f. und 
einige noch wenig bekannte Arten im tropischen Ostafrika südlich bis 
Rhodesia. 

2. Maga Urban Symbolae Antillanae VII, 2 (1912). p. 281. — 

Hoher Baum, der vorigen Gattung ähnlich, aber mit 3—4-fächerigem 
Fruchtknoten mit einem Kelche, der sich nach der Blütezeit rings ablöst 
und abfällt mit glatten, kahlen Samen und nicht punktierten Kotyledonen, 
— 4 Art: M. grandiflora (DC.) Urb. (= Thespesia grandiflora DC.; 
Hibiscus grandiflorus Juss.) in Portorico. 

3. Cienfuegosia Cav. Diss. IIL (1787) 174 t. 72 £.2. — Fugosia 
Juss., Gen. (1789) 274; — Cienfuegosia Willd. Spec. PI. II (1800) 723; — 
Redoutea Vent. Descr. Jardin Cels. (1800); — Cienfuegosia DC. Prodr. 1. 
(1824) 457; — Ehdurandia Buckl. in Proc. Acad. Sci. Philadelphia 4861 
(1862) 450. — Alyogyne Alef. in Oesterr. bot. Zeitschr. XIII (1863) 12. — 

Etwa 25 Arten von sehr verschiedenem Aussehen mit kleinem, oft sehr 
hinfälligem Außenkelch, schwarz punktiertem Kelch und meist dreifäche- 
rigem Fruchtknoten mit meist keulenförmigem Griffel mit gerippter Narbe. 
Samen mit meist ziemlich reichlicher Behaarung und schwarz punktierten 
Kotyledonen — im tropischen und subtropischen Afrika etwa A0 Arten, 
darunter C. somalensis Gürke, C. Ellenbeckii Gürke, C. Bricchetti Ulbrich 
in Abyssinien und Somaliland, C. anomala (Wawra et Peyr.) Gürke auch 
in West- und Südwestafrika, C. triphylla Harv. und C. digitata Pers. in 
West- und Südwestafrika, ©. Gerrard: Wood. und C. Hildebrandtir Garcke 
in Südostafrika, letztere auch auf Madagaskar, ©. Welshü (And.) Garcke 
in Aden; — im tropischen Südamerika weit verbreitet C. sulphurea (St. Hil.) 
Garcke, C. heterophylla (Vent.) Garcke; C. cuyabensis Pilger in Brasilien 
und Bolivien, ©. argentina Gürke in Argentinien; C. Hassleriana Hochr., 
©. subprostrata Hochr. in Paraguay u. a., sämtlich niederliegende Kräuter. 
©. Riedelü Gürke und C. phlomidifolia (St. Hil.) Garcke in Brasilien und 
Guiana, C. affinis Hochr. in Paraguay u. a.; diesen z. T. sehr ähnlich 
einige australische Arten, z. B. ©. cuneiformis Benth. und C. australis 
(F. v. M.) Benth., sämtlich mehr aufrechte, z. T. reich verzweigte Halb- 
sträucher; in Australien ferner die prächtigen C. hakerfolia (Hook.) und 
C. lilacina (G. Don) und die sehr abweichende C. thespesiordes (Benth.). 

4. Gossypium L. Syst. Ed. 4 (1735); — Xylon (Tourn. ex) Medik. 
Malvenfam. (1787) 43; — Sturtia R. Br. in Sturt. Exped. II (1849) App. 
68. — 

Etwa 40 Arten von untereinander ziemlich ähnlichem Habitus; Kräuter, 
Halbsträucher bis fast baumartige Sträucher mit gelappten Blättern und 
großen weißen, gelblichen oder rötlichen Blüten mit sehr großem, zer- 
schlitztem Außenkelch, gestutztem oder kurz fünfspaltigem Kelch, fünf- 
fächerigem Fruchtknoten mit zahlreichen aufsteigenden Samenanlagen. Frucht 
eine fünfspaltige, fachteilig aufspringende Kapsel mit kugeligen bis eckigen 


362 E. Ulbrich, Uber einige Malvaceen-Gattungen usw. 


Samen, die mit dichter, langer Wolle bekleidet sind. — Die kultivierten 
Arten sind G. herbaceum L., G. hirsutum L., G. barbadense L., @. peru- 
vianum L. und G. arboreum L., diese Art in Afrika vielfach wild. Sicher 
wild sind: @. Stocksiv Mast. auf Kalkklippen im Sindhgebiete Vorderindiens, 
vielleicht die Stammpflanze von G. herbacewm L.; — @. Kirkit Mast. mit 
kurzer brauner Wolle in Ostafrika u. a. 

5. Ingenhouzia Mog. et Sessé ex DC. Prodr. I (1824) 474; — Ingen- 
houssia Reichenb. in Mossster Handb. ed. 2. I (1827) p. LXIIL; — Ingen- 
housia Spach. Hist. nat. vég. Phanér. III. (1834) 343; — Ingenhouxta 
Meisn. Gen. (1837) 27; — Thurberia A. Gray in Mem. Amer. Acad. 
New. Ser. V (1854) 308. | 

Aufrechtes, stattliches, kahles Kraut mit meist dreilappigen, an der 
Basis keilförmigen bis gestutzten, oberwärts auch mit eilanzettlichen Blättern 
und mittelgroßen, achselständigen, weißen bis rötlichen Blüten mit kleinem 
Außenkelch, der den geschweift-gestutzten Kelch nicht verdeckt. Frucht- 
knoten kugelig, dreifächerig, mit unvollständig gekammerten Fächern, mit 
je 6--8 aufsteigenden, fast umgewendeten Samenanlagen. Griffel ungeteilt 
mit keuliger, dreirippiger Narbe. Frucht eine dreifächerige, dreiklappige 
lederige Kapsel mit 5—8 Samen in jedem Fache; Klappen am Rande 
wollig. Samen kantig, umgekehrt-eiförmig mit krustiger, dünnwollig behaarter 
Schale; Embryo zusammengelegt mit schwarz punktierten gefalteten Kotyle- 
donen. A Art: Ingenh. triloba Moc. et Sessé (Thurberia thespesioides 
A. Gray) in Mexiko in der Sonora. 

6. Selera Ulbrich in Verhandlungen des Botan. Vereins der Provinz 
Brandenburg LV. Jahrg., 1913, Heft 1, p. 50; Abbildung ebendort Heft 2. 

Aufrechtes, spärlich verzweigtes Kraut oder Halbstrauch vom Habitus 
eines Gossypium mit vielgestaltigen, meist dreilappigen, oberwärts auch 
eiförmigen, an der Basis tief herzförmigen Blättern und großen, glockigen 
rötlichen Blüten mit großem, festem Außenkelch aus drei an der Basis ver- 
wachsenen, ungeteilten, eiförmigen Blättern, welche den gestutzten, becher- 
formigen Kelch ganz verdecken. Alle Blütenteile dicht von schwarzen 
Drüsen punktiert. Fruchtknoten kegelförmig, dreifächerig mit gekammerten 
Fächern; in jeder Kammer je 3—4 aufsteigende, umgewendete Samen- 
anlagen. Griffel tief dreiteilig mit herablaufender Narbe. Frucht eine drei- 
klappige, holzige Kapsel mit 1—2 Samen in jeder Abteilung; Klappen 
kahl und oben lang zugespitzt, Samen kantig, umgekehrt-eiförmig mit lang- 
behaarter Schale; Embryo zusammengefaltet mit schwarz punktierten 
Kotyledonen. — 1 Art in Mexiko S. gossyprordes Ulbrich im Staate Oaxaca 
auf trockenen Hügeln. 


Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen. 
Von 


W. Ruhland. 


Wenn es der Verf. unternimmt, in den nachfolgenden Zeilen eine 
außerhalb seines gewöhnlichen Forschungsgebietes liegende Frage zu be- 
handeln, so leitet ihn hierbei der Wunsch, dem Jubilar auch seinerseits 
ein kleines Zeichen des Dankes darzubringen und ein, wenn auch be- 
scheidenes Zeugnis dafür abzulegen, daß die Eindrücke, die er als sein 
Schüler und Assistent einst in sich aufgenommen, durch eine spätere anders- 
artige wissenschaftliche Weiterentwicklung keineswegs verdrängt worden sind. 

Diese Sachlage soll andererseits entschuldigen, daß hier nicht mehr 
geboten wird als ein knapper Ausblick auf die dem Verf. in verbreitungs- 
genetischer Hinsicht am wichtigsten erscheinenden Momente. Alle syste- 
matischen Einzelheiten sind aus meiner Monographie der Familie!) zu er- 
sehen, wo übrigens auch schon der sich bei Überblickung des gesamten 
Materials aufdrängenden Anschauung über die mutmaßliche Verbreitungs- 
geschichte der Familie ganz kurz Erwähnung getan ist. Unter den dort, 
wie gesagt, nur ziemlich flüchtig angedeuteten Gesichtspunkten soll hier 
das Material übersichtlich geordnet und etwas näher betrachtet werden. 

Bevor wir in diese Betrachtung eintreten, sind folgende Gesichtspunkte 
im Auge zu behalten: Zunächst die Einförmigkeit der Familie in bezug auf 
die Standortsansprüche. Vor allem Sümpfe, Moore, feuchte Wiesen, Bäche, 
Flußufer und ähnliche Örtlichkeiten werden ganz überwiegend bevorzugt; 
selten sind typische, dauernd untergetauchte Wasserpflanzen mit lang 
flutendem, gleichmäßig und schmal beblättertem Stengel. Nur von einigen, 
wesentlich südamerikanischen und bezüglich der Verbreitungsgeschichte der 
Familie unwesentlichen Paepalanthoideen werden von den Sammlern trockene 
Kamps oder felsige bezw. kiesige wasserarme Standorte angegeben. In- 
wieweit es sich hier um wirklich dauernd trockene Örtlichkeiten handelt, 
läßt sich daraus nicht ersehen. In vereinzelten Fällen kommen aber wohl 


4) W. Ruutann: Hriocaulaceae (Pflanzenreich IV, 30, 1903, 294 Seiten). 


364 W. Ruhland. 


auch solche in Frage, an welche die betreffenden Arten durch dichte, seidig- 
angedrückte oder wollige Behaarung der Blätter usw. angepaßt erscheinen. 

Auch bezüglich der Hühenlage der Standorte herrscht offenbar ziemliche 
Einfürmigkeit. Die meisten Arten sind Gebirgsbewohner und bevorzugen 
mittlere Hühen. Als typische Hochgebirgspflanzen dürften nur ganz wenige 
Paepalanthoideen der kalten Paramos in den Anden von Kolumbien und 
Venezuela, sowie manche Æriocaulon-Arten des Himalaya zu bezeichnen 
sein. Dagegen kommt eine große Anzahl von Arten auch als Bewohner 
der Niederungen, heißen Küstenregionen und Flußtäler der Tropen in Frage, 
bezw. steigt in solche herab, sofern ihnen die Standorte sonst zusagen. 

Fast alle Eriocauloideen sind dem Leben auf feuchtem Substrat und 
in feuchter Luft durch ihren Spaltöffnungsapparat, ein extrem entwickeltes 
Durchlüftungsgewebe der »gefensterten«, dünnhäutigen Blätter, so einseitig 
angepaßt, daß sie auch nur zeitweilige Trockenheit meist nicht vertragen 
werden. Sie sind fast alle einjährige mehr oder weniger vergängliche 
Pflanzen von rosettigem oder grasigem Wuchs. 

Dies gilt auch von vielen Paepalanthoideen; wir finden unter diesen 
aber auch zahlreiche dauerhaftere, stattlichere Formen, die namentlich, 
wenn sich ihr Stengel verlängert, derber gebaut sind, starre, dickliche Blätter 
mit unverkennbar xeromorphen Zügen haben, was wohl vielfach auf eine 
Anpassung an das zeitweise Austrocknen der Sümpfe, feuchten Kamps usw. 
nach Aufhören der Regenzeit hindeutet. 

Die Bestäubungsweise ist wohl bei allen Arten der Familie die gleiche. 
Da wenig Sicheres darüber bekannt ist und sich Anhaltspunkte für unsere 
Fragen daraus nicht ergeben, braucht nicht näher darauf eingegangen zu 
werden. 

Auch die Verbreitungsweise wird bei allen Arten der Familie die gleiche 
sein. Alle haben Kapseln mit zwei oder drei Fächern, welche je einen in 
allen Fällen wesentlich gleichgebauten Samen enthalten. Darüber, wie diese 
verbreitet werden, ist nichts Näheres bekannt. Da sie sehr klein und 
leicht sind, werden sie u. a. durch starke Luftströmungen eine Strecke 
weit fortgetragen werden können. Daß die aus den Verdickungsleisten der 
äußeren Testazellschicht durch Desorganisation hervorgehenden und mit 
Widerhäkchen versehenen »Scheinhaare« eine besondere Verbreitung durch 
Tiere ermöglichen sollten, ist nicht anzunehmen, da die »Haare« viel zu 
winzig sind und auch meist viel zu dicht stehen, um ein gutes Festhaften 
zu ermöglichen. Dagegen halten sie die Luft kapillar fest und ermöglichen 
so wohl z. T., daß die Samen vom Wasser eine Weile schwimmend fort- 
getragen werden können. — Die Dauer der Keimfähigkeit betrug bei einigen 
eigenen Aussaatversuchen mit mehreren Paepalanthus- und Eriocaulon-Arten 
in unseren Breiten nur wenige Monate. 

Ebenfalls große Übereinstimmung in der weit überwiegenden Mehrzahl 
der Fälle herrscht in dem wichtigen Punkte, daß das von den einzelnen 


.Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen. 365 


Arten besiedelte Areal ein ziemlich beschränktes ist. Nur verhältnismäßig 
sehr wenige können als »eurytop« bezeichnet werden. 

Nach alledem werden für unsere Zwecke infolge ihrer Gleichförmigkeit 
weder die Verbreitungsorgane, noch die vegetativen Teile eine Rolle spielen, 
sondern wir werden uns außer an die Tatsachen der heutigen Verbreitung 
vor allem an die näheren systematischen Verwandtschaftsverhältnisse, für 
welche der Bau und speziell die ganze Organisationsstufe der Blütenorgane 
entscheidend ist, zu halten haben. 

Die Untersuchung der in den oft überraschend kompositenähnlichen 
Köpfchen dicht gedrängten Blüten ist freilich wegen deren Winzigkeit eine 
mühsame, zeitraubende Arbeit, die oft den Gebrauch des zusammengesetzten 
Mikroskops beim Präparieren erfordert und früher vielfach vernachlässigt 
wurde. 

Betrachten wir zunächst die natürliche Unterfamilie der Paepalan- 
thoideae etwas näher. Hier sind die Verhältnisse durchsichtiger, weil schon 
sowohl die Artenzahl wie die Mannigfaltigkeit der Typen auf eine außer- 
ordentliche Prävalenz Süd-Amerikas weisen. Von sieben Gattungen sind 
sechs dort vertreten. Nur die kleine Gattung Lachnocaulon Kunth mit 
etwa 4—6 Arten!) kommt allein in Nord-Amerika vor. Dagegen sind die 
Gattungen Leiothrix Ruhl. mit 30, Blastocaulon Ruhl. mit 3 und Phelodice 
Mart. mit 2 Arten ganz auf Süd-Amerika beschränkt. Die monotype Gattung 
Tonina Aubl., eine Wasserpflanze, kommt außer in Süd-Amerika auch noch 
auf Cuba und Trinidad vor. Von der großen, etwa 225 Arten umfassenden 
Gattung Paepalanthus Mart. sind nur etwa 8 Arten aus Westindien und 
neuerdings noch 2 Arten aus Afrika bekannt geworden, alle anderen kommen 
nur in Süd-Amerika vor; ähnliches gilt für die zweitgrößte Gattung der 
Unterfamilie, Syngonanthus Ruhl., von der etwa 78 Arten bekannt sind. 
Sie entsendet von diesen nur eine nach Nordamerika, zwei nach Westindien 
und nach dem afrikanischen Festland sechs, sämtlich indigene Arten. 

Wir wollen nun etwas näher auf die Verbreitung eingehen. Wenn man 
zunächst die südamerikanischen Paepalanthoideen bezüglich ihrer engeren 
Heimat ins Auge faßt, so kann kein Zweifel obwalten, daß die zentralen 
und noch mehr die östlicheren Teile des mittelbrasilischen Berglandes, also 
vor allem die Provinz Minas Geraes mit Rio de Janeiro, dem größten Teil 
von Goyaz und den anstoßenden Gebieten von Matto Grosso ein Zentral- 
gebiet für die Unterfamilie darstellen, welches die bei weitem grüßte Fülle 
der Arten und Typen beherbergt. 

Von etwa 18 größeren und kleineren Untergruppen der Gattung Paepa- 
lanthus fehlt dort keine einzige, und von ihnen hat nur eine (Platycaulon 


4) In meiner Monographie (S. 240) sind 4 Arten aufgeführt; in der gleichzeitig (4903) 
erschienenen Flora of the south east. Unit. St. (S. 236) sind 3 neue Arten beschrieben, 
die mir nicht bekannt sind. 


366 W. Ruhland. 


Koern. $ Conferts Ruhl.) nicht dort, sondern mit etwa der doppelten (14) 
Zahl übrigens sehr nahe verwandter Arten in den kolumbischen und vene- 
zolanischen Anden ihren Hauptverbreitungsbezirk. Die kleine Zahl (etwa 8) 
Arten, die, wie erwähnt, in Westindien sich finden (Cuba, Sto. Domingo, 
Trinidad), schließen sich alle aufs engste an diejenigen Mittelbrasiliens an. 

Bis vor kurzem war die Gattung mit Sicherheit!) nur aus Amerika 
bekannt. Neuerdings hat Lecomte?) den vor allem im nördlichen tropischen 
Süd-Amerika und in Westindien, aber auch in Goyaz usw. verbreiteten 
P. Lamareki Kunth auch für das französische Kongogebiet angegeben, 
und es wäre dann diese Art vorläufig die einzige?) der ganzen Familie, die 
Afrika und das amerikanische Gebiet gemeinsam besäßen. Außerdem hat 
derselbe Autor für den Kongo noch eine eigene, auch mit denen des Zentral- 
gebietes eng verwandte Art, P. sessilis beschrieben, die mir leider nicht 
bekannt ist. 

Dafür sind aber auf der anderen Seite 12—15 Gruppen, je nach der 
Abgrenzung, ausschließlich im mittelbrasilischen Zentralgebiet vertreten. 

Ganz auf Süd-Amerika beschränkt ist, wie erwähnt, die Gattung Leo- 
thrix Ruhl. Nur eine Art, die im ganzen Brasilien weit verbreitete L. fla- 
vescens (Bong.) Ruhl. dringt nördlich bis Guyana vor, 2 Arten der Unter- 
gattung Calycocephalus Koern. sind bisher nur in den Staaten Bahia und 
und Pernambuco gefunden worden, alle anderen der Gattung aber fast nur 
auf das genannte Zentralgebiet eingeengt. 

Viel weiter als diese letztere und auch etwas weiter als Paepalanthus 
strahlt die Gattung Syngonanthus Ruhl. aus, doch fällt auch ihr Schwer- 
punkt dorthin. Von den 6 Untergattungen ist nur eine monotype, Chalaro- 
caulon Ruhl., dem nördlichen Süd-Amerika vom Amazonasgebiet an eigen. 
Die Untergattung Carphocephalus Koern. ist ebendort ein wenig stärker, 
mit 5 indigenen Arten vertreten, eine weit verbreitete, S. caulescens (Poir.) 
Ruhl., kommt sowohl dort wie im mittelbrasilischen Bergland vor. Aus 
diesem sind 4 indigene Arten bekannt, und endlich eine, S. rhixonema Ruhl., 
ist bisher nur in Sao Paulo gefunden worden. Von den 43 Arten der 
Untergattung Hulepis Bong. sind nur zwei außerhalb des mittleren und 
stidlichen Berglandes verbreitet und Guyana eigen. Das monotype Subgenus 
Hydrocaulon Ruhl. ist ganz auf Minas beschrinkt, von Thysano cephalus 
Koern. sind 2 Arten bisher nur in Bahia gefunden; die tibrigen sieben 
finden sich alle im mittleren Bergland. 

Die erwähnte weitere Ausstrahlung der Gattung kommt somit ganz 
auf Rechnung der Sektion Dèmorphocaulon Ruhl., das freilich auch mit 
etwa 23 von 42 Arten seinen Mittelpunkt in Minas, Goyaz usw. hat. Die 


4) Uber P. repens (Lam.) Koern., den Korrnicke von Reunion angibt, vgl. meine 
Monographie S. 176. 

2) Bull. de la soc. botan. de France 55, 1908, 595. 

3) Über Æriocaulon Sieboldianum Sieb. et Zucc. vgl. weiter unten. 


Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen. 367 


Sektion habe ich aus den alten Kogrnicxe’schen Untergattungen Psilocephalus 
_ und Andraspidopsis vereinigt, da sie, obwohl natürliche Verwandtschafts- 
kreise umfassend, durch Übergänge verbunden sind. Während der durch 
seine terminal an besonderen, eigentümlichen Seitenzweigen vereinte Schäfte 
charakterisierte letzte Formenkreis hauptsächlich (mit 12 Arten) im mittel- 
brasilischen Bergland und dem Staate Piauhy zu Hause ist (nur 2 Arten 
finden sich nordwärts des Amazonas), ist Psilocephalus unter allen Paepalan- 
thoideen durch sechs in Afrika indigene Arten ausgezeichnet, nämlich je 
eine (S. Wahlberg) am Kap und im Kongogebiet, zwei (5. ngoweensis 
Lecomte und Chevalier Lec. aus Französisch-Kongo, und ebensoviele 
(S. Welwitschü und 8. Poggeanus Ruhl.) in Westafrika. Auch innerhalb 
Amerikas ist die Verbreitung der Gruppe eine weite: Wir finden je eine 
Art im südlichen Nord-Amerika, in Bolivia, Peru, zwei auf Cuba, vier in 
Guyana indigene Arten, wohin außerdem noch eine in Mittelbrasilien weit 
verbreitete Art (S. gracilis [Koern.] Ruhl.) hinaufreicht; die übrigen (15) 
Arten haben im mittleren Bergland und in Piauhy ihre Heimat. 

Es erübrigen nur noch drei kleine Paepalanthoideengattungen, von 
denen Dlastocaulon Ruhl. mit 3 Arten ganz auf Minas beschränkt ist; 
Philodice Hoffmannseggii Mart. ist von Minas nordwärts durch ganz Brasilien 
bis in das untere Orinokogebiet verbreitet, die andere Art der Gattung, 
Ph. cuyabensis (Bong.) Koern. bisher nur aus Matto Grosso bekannt ge- 
worden. Yona fluviatilis Aubl. endlich hat ihren südlichsten Fundort 
in Bahia und ist im gesamten von hier nördlich gelegenen Gebiet Süd- 
Amerikas verbreitet und, wie erwähnt, auch auf Trinidad und Cuba ge- 
funden worden. ! 

Die aus allen diesen Daten hervorgehende ganz außerordentliche Prä- 
valenz des mittelbrasilischen Berglandes in bezug auf Artenzahl und Mannig- 
faltigkeit der Typen drängt schon geradezu die Vorstellung auf, daß hier 
der eigentliche Heimats- und Ursprungsbezirk der Unterfamilie zu finden 
sein möchte. Diese Vermutung erhält eine wesentliche Stütze dadurch, daß 
die außerhalb dieses Gebietes einheimischen und namentlich die außer- 
brasilischen Arten bei näherer Betrachtung zu einem großen Teile sich in 
irgendeiner Beziehung als reduzierte und vorgeschrittene, offenbar wohl 
phylogenetisch jüngere Formen erweisen und ihre Standorte somit, im 
Rahmen der Gesamtverbreitung betrachtet, wohl als später besiedelte an- 
gesehen werden dürfen. 

So erweist sich Tonzna durch die zu winzigen, langbehaarten Läppchen 
gewordenen Petalen der © Blüte als ein reduzierter Paepalanthus. Auch 
die eigenartigen konstanten Verwachsungserscheinungen von Stammachse 
und Blütenschaft erweisen diesen Typus als einen abgeleiteten. In noch 
höherem Maße gilt dies von Lachnocaulon, wo die Petalen der cj Blüte 
ganz fehlen und in der Q Blüte vollständig »in Haare aufgelöst« erscheinen. 
Philodice endlich stimmt durch die miteinander verwachsenen Petalen der 


368 | W. Ruhland. 


O Blüte mit Syngonanthus überein, es ist hier aber das dem dritten 
vorderen Lappen des inneren Perigons opponierte Staubblatt geschwunden, 
so daß nur noch 2 Staubblätter auftreten. 

Betrachten wir die großen Paepalanthoideengattungen, so haben wir 
hier zu prüfen, ob die außerhalb des mittelbrasilischen Berglandes ver- 
breiteten Arten ihren dort beheimateten Artgenossen gegenüber irgendwelche 
progressiven Merkmale aufweisen. In Anbetracht des starren Blütentypus 
innerhalb jeder Gattung und der oben hervorgehobenen Gleichförmigkeit der 
Standortsverhältnisse müßte ein solches Verhalten um so schwerer wiegen. 
Das Merkmal, das ich, wie ich bereits in meiner Monographie (S. 21) angedeutet 
habe, geneigt bin, in dieser Beziehung ins Treffen zu führen, bezieht sich 
auf die Ausbildung der sog. »Appendices« des Griffels, jener merkwürdigen, 
in ihrer Bedeutung und morphologischen Natur rätselhaften dorsalen Effi- 
guration der Carpelle, die man früher fälschlich für Narben hielt; diese 
befinden sich indessen, in gleicher Zahl, in commissuraler Stellung, alter- 
nieren also mit jenen. Näheres darüber wolle man in meiner Monographie 
nachlesen (S. 16). Sie sind für alle Gattungen der Paepalanthoideen charakte- 
ristisch und fehlen nur in vereinzelten Fällen, während sie den Eriocau- 
loideen, wie ich sie nach anderen wichtigen Merkmalen abgrenze, durch- 
weg fehlen. Daß sie in diesen Fällen bei den Paepalanthoideen durch 
sekundären Abort geschwunden sind, ergibt sich schon aus der überaus 
nahen Verwandtschaft der betreffenden Arten zu anderen, mit Appendices 
versehenen, sowie daraus, daß bei jenen, wie bei diesen, die Narben com- 
missural stehen, während sie bei den durch ihre Staubblattzahl usw. ur- 
sprünglicheren und stets primär anhängselfreien Eriocauloideen auch stets 
dorsal orientiert sind. 

Eine Durchsicht der Arten der großen Paepalanthoideengattungen Paepa- 
lanthus, Leiothrix und Syngonathus zeigt nun ziemlich auffällige Verhält- 
nisse. Die Gebilde fehlen bei im ganzen etwa 22, d.i. 6,5 % der Arten der drei 
Gattungen zusammengenommen. Bei Paepalanthus fehlen die Appendices 
unter ungefähr 225 nur bei etwa 8 Arten!), nämlich bei P. scörpeus Mart., 
bifidus (Schrad.) Kunth (z. T.), parvus Ruhl., cearoensis Ruhl., viredis 
Koern., perpusillus Kunth, myocephalus (Mart.) Koern. und sesselös Lecomte. 
Von diesen ist nur das an erster Stelle genannte auf das Zentralgebiet 
(Minas) beschränkt. P. bifidus und myocephalus gehen weiter nördlich, 
die übrigen sind im nördlicheren Südamerika bezw. in Afrika indigen. Bei 
Leiothrix sind etwa unter 29 Arten die Anhängsel nur bei 2 außerhalb 
des Zentralgebietes gefundenen, nämlich bei L. hörsuta (Wikstr.) Ruhl. var. 
Blanchetiana (Koern.) Ruhl. aus Bahia und Z. Arechavaletae Ruhl. aus 
Uruguay, fehlgeschlagen. 


4) Von manchen Arten sind die weiblichen Blüten bisher nicht oder nur unvoll- 


ständig bekannt. Sie sind in der obigen Darstellung vorläufig als regelmäßig gebaut 
angenommen worden. 


Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen. 369 


In der (u. a. durch Verwachsung der Petalen der weiblichen Blüte von 
Paepalanthus abzuleitenden) Gattung Syngonanthus fehlen die Appendices 
unter etwa 78 bei 11 Arten, also bei etwa 14%. Von diesen kommt 
keine einzige im Zentralgebiet, sondern eine (S. chrysanthus Ruhl.) in Rio 
grande do Sul, eine in Nord-Amerika (S. flavidulus Ruhl.), sechs (S. hetero- 
peplus [Koern.] Ruhl., semplex [Miq.] Ruhl., Hebert Ruhl., Leprieuri 
[Koern.] Ruhl., anomalus |Koern.] Ruhl., macrocaulon Ruhl.) in Guayana, 
Venezuela und dem Amazonasgebiet, zwei (8. androsaceus [Gris.] Ruhl. 
und lagopodiordes [Gris.] Ruhl.) auf Cuba und eins (S. Schlechteri Ruhl.) 
in Afrika vor. 

Wenn wir sämtliche innerhalb und außerhalb des von uns angenommenen 
Ursprungsgebiets heimische Arten der drei Gattungen betrachten, so machen 
diejenigen ohne Appendices unter den ersteren etwa 0,8%, unter den 
letzteren 21,1% aus. Für Paepalanthus betragen diese Zahlen 1,1% 
bzw. 14,6 %, für Leothrix 0% bzw. 25 % und für Syngonanthus 0 % 
bzw. 29,5 %. 

Nach alledem gewinnt die Vermutung, daß das mittelbrasilische Berg- 
land das älteste Siedelungsgebiet der Unterfamilie darstellt, wohl an Wahr- 
scheinlichkeit, da unter den Endemen der anderen Gebiete mehr oder 
minder deutlich progressiv entwickelte Elemente relativ auffallend vertreten 
sind, so daß diese also Emanationen der dortigen älteren Elemente dar- 
stellen würden. Dies ließe sich für die einzelnen Gruppen in der hervor- 
gehobenen Weise unschwer näher ausführen, wir wollen uns aber mit diesen 
Andeutungen begnügen. 

Unübersichtlicher liegen die Dinge in der Unterfamilie der Eriocauloi- 
deen. Die weitaus meisten Arten der großen Gattung, die durch ihren 
poppelten Staubblattkreis und die freiblätterigen Blütenhüllen den Grund- 
typus der Familie bilden, schließen sich zu einem engmaschigen Formen- 
netz, einem kaum entwirrbaren »Schwarm« zusammen. 

Werfen wir einen flüchtigen Blick auf die Gesamtverbreitung der 
Gattung, so zeigt dieser etwa folgendes: aus Nordamerika, namentlich den 
südlichen und östlichen Vereinigten Staaten, sind 6 Arten bekannt, von 
denen eine, Æ. septangulare With. sich auch in Schottland und Irland 
findet. Von den 8 mexikanischen Arten ist eine Hochgebirgsbewohnerin, 
E. microcephalum H.B.K., auch in den Anden von Ecuador gefunden 
worden. Unter den 7 westindischen Arten, und zwar auf Cuba findet sich 
auch das im Wasser lang flutende E. melanocephalum Kunth, welches 
in Süd-Amerika, von Guyana bis Süd-Brasilien verbreitet ist. Vom süd- 
amerikanischen Kontinent sind bisher 41 Arten bekannt, von denen nur 
5 in Venezuela und Guyana, 1 in Peru, die übrigen aber alle im mittleren 
und südöstlichen Brasilien stationiert sind. | 

Keine dieser Arten reicht auf den afrikanischen Kontinent hinüber, 
andererseits ist aber auch nirgends ein schärferer systematischer Einschnitt 


Botanische Jahrbücher, L. Bd. Supplementband. 24 


370 ; W. Ruhland. 


wahrnehmbar. Die 39 Arten des afrikanischen Festlandes verteilen sich auf das 
große Gebiet etwa von Abessinien im Osten und Senegambien im Westen ein- 
schließlich, nach Süden bis ins Kapgebiet hinein. Von ihnen ist nur Æ. Ste- 
boldianum Sieb. et Zucc. im weiteren Sinne eurytop, es reicht vom zentral- 
afrikanischen Seengebiet über Ostindien, Ceylon, die Philippinen, China, 
Japan bis nach Australien. Wahrscheinlich sind aber mit dieser Art auch 
E. amboénse Schinz aus Deutsch-Südwestafrika, Æ. Heudelotii N.E.Br. aus 
Senegambien, Æ. longirostrum Alv. Silv. aus Mittelbrasilien und E. bilo- 
batum Morong aus Mexiko zu vereinigen. | 

Madagaskar und die Maskarenen haben unter ihren 10 Arten!) eine 
Wasserpflanze, Æ. brfistulosum van Heurck et Müll. Arg. mit dem afri- 
kanischen Festland gemeinsam, sowie eine, Æ. trilobum Buch.-Ham., die 
einerseits auf der Insel Sansibar gefunden wurde und anderseits auch in 
Ostindien und Ceylon verbreitet ist. Æ. longefolium reicht von hier durch 
Ostindien bis China und zu den großen Sundainseln. Die übrigen Arten 
sind indigen und z. T., wie E. Hildebrandtw Koern. und E. heterochiton 
Koern. recht eigenartig entwickelt. 

Auf dem asiatischen Festlande sind Ostindien, das östliche und 
mittlere China die Hauptverbreitungsgebiete der Gattung. Nur eine (indi- 
gene) Art (E. ussuriense) ist in der Mandschurei gefunden worden. Ziem- 
lich reich an Arten ist Japan, die z. T. auch in China verbreitet sind, 
ferner Ceylon, das sich ganz an Ostindien anschließt. Was die großen 
Sundainseln, Java, Borneo, Sumatra anbelangt, so sind zunächst außer den 
schon oben genannten weit verbreiteten Arten noch Æ. truncatum Ham. und 
E. sexangulare L. zu erwähnen, die diese Gebiete mit dem asiatischen 
Kontinent gemeinsam haben. Die übrigen 3 Arten derselben sind indigen. 
Ähnlich liegen die Dinge für die Philippinen. Die Summe aller asiatischen 
Arten dürfte etwa 68 betragen. 

Von den australischen Arten sind die mit dimeren Blüten (6 Arten) 
ganz auf den tropischen Norden beschränkt. Diese wie die übrigen austra- 
lischen schließen sich den anderwärts heimischen aber in jeder Beziehung 
nahe an, Sie sind fast alle indigen (ausgenommen das oben erwähnte 
E. Sreboldianum und das auch in Ostindien verbreitete wasserbewohnende 
ih. setaceum 1.2). Die (8—9) Arten mit dreizähligen Blüten verteilen sich 
auf den tropischen Norden und den Osten bis zur östlichen Südküste. 
Aus Westaustralien und dem Inneren sind bisher keine Arten bekannt 
geworden. 


4) Von Lecomre (Bull. de la Soc. botan. de France 55 [1908] 572) werden für 
Madagaskar außer den oben und in meiner Monographie dafür angegebenen Arten noch 
E. Dreget Hochst. aus SO.-Afrika und BE. xambesiense Ruhl. von Nyassaland und noch 
eine neue indigene, Æ. Thouarsii Lec. namhaft gemacht. 


2) Die spezifische Unterscheidung der langstengeligen Wasserarten ist aber keine 
ganz sichere, 


Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen. 371 


Wenn wir uns nun in der bei den Paepalanthoideen geübten Weise 
auch bei den Æriocaulon-Arten nach Charakteren umsehen, die uns ein 
gewisses genetisches Verständnis der Verbreitung ermöglichen könnten, so 
ist die Ausbeute ziemlich reich. Soviel ist allerdings sicher, daß die Gattung 
mit gleichwertigen Formen schon lange auf einem recht weiten die Neue 
und einen Teil der Alten Welt umfassenden Areal vertreten ist. Von welchen 
Zentren aus eventuell diese Besiedelung stattgefunden haben könnte, dafür 
liefert uns wieder eine genauere morphologische Betrachtung Anhalts- 
punkte. | ine 

. Zunächst können wir mit Sicherheit sagen, daß die Arten Japans mit 
trimeren Blüten, mit alleiniger Ausnahme des, wie erwähnt, auch aus Ostindien 
und China bekannten E. cristatum Mart., scharf charakterisierte, progres- 
sive Endemismen darstellen. Bei ihnen!), und zwar bei 9 Arten?) insgesamt, 
finden wir statt der regelmäßigen 3 Sepalen ein einheitliches, spathaförmiges, 
vorn bis nahe an die Basis offenes Verwachsungsgebilde, nicht nur, wie 
es auch sonst öfter vorkommt, in der männlichen, sondern en in der 
weiblichen Blüte. 

Sodann erfordern gerade wegen der sonstigen starren Einförmigkeit 
des Blütenbaues die verhältnismäßig nicht sehr zahlreichen Arten mit Re- 
duktionserscheinungen der trimeren Blüten unsere besondere Beachtung. 

Diese Reduktionen erstrecken sich vor allem auf die Ausbildung der 
Sepalen und zwar besonders häufig auf diejenigen der weiblichen Blüte. 
Schließlich können auch diejenigen der männlichen und eventuell auch noch 
die Petalen der weiblichen Blüte schwinden. 

Bei den wie gesagt besonders häufigen Reduktionen der Sepalen der 
weiblichen Blüte können wir zwei Stufen unterscheiden: 


1. Die Sepalen werden ungleich ausgebildet. Die beiden vorderen 
werden breit, ausgehöhlt, mehr oder minder kahnförmig, häufig mit einem 
geflügelten Kiel auf dem Rücken und schließen in der Jugend die Blüte 
vollständig ein. Ihnen gegenüber erscheint das unpaare, hintere Sepalum 
mehr oder minder weitgehend reduziert, flach, dünnhäutig, schmal, viel- 
fach auch bedeutend kürzer. 

2. Das unpaare Sepalum schwindet gänzlich, nur die beiden vorderen 
sind ausgebildet. 

Unter den etwa 45 amerikanischen Arten mit trimeren Blüten finden 
wir nun auffallenderweise nur ein einziges, Æ. Kunthi Koern. aus 
Brasilien, welches deutlich den ersten Reduktionsschritt zeigt, und keines, 
das dem genannten zweiten Stadium entspricht. Zu erwähnen ist aber hier 
noch E. griseum Koern. von Piauhy, bei dem die Sepalen und Petalen der 


4) Außerdem auch bei E. Faberi Ruhl. aus China. . 
2) Außer den in meiner Monographie genannten vergl. noch E. atrum Nakai 
Repert. nov. sp. 9, 5. 46. 


24* 


372 W. Rubland. 


weiblichen Blüte zu winzigen langbehaarten Zipfelchen rückgebildet er- 
scheinen. ; 

Auf dem afrikanischen Festland, nach Osten schreitend, haben wir 
dagegen unter etwa 44 Arten mit sonst regelmäßigen trimeren Blüten schon 
10 Arten (E. Hanningtonit N.E.Br., submersum Welw., pumilum  Afzel., 
pulchellum Koern., subulatum N.E.Br., Buchanant Ruhl., andongense 
Welw., matopense Rendle, fulvum N.E.Br. und Welwrtschüt Rendle), welche 
das erstgenannte und 3 Arten (i. senegalense N.E.Br., plumale N.E.Br. und 
maculatum Schinz), welche das zweite Stadium der Reduktion darstellen. 
An die letzteren sind noch E. Schlechteri Ruhl., bei dem nur in der männ- 
lichen Blüte ein Sepalum fehlt, sowie Æ. Ruhlandii Schinz anzuschließen, 
bei welchem dies in der männlichen wie in der weiblichen der Fall ist. 

Auf den Maskarenen würde unter 12 trimeren Arten das schon für 
das Festland erwähnte Æ. xambesiense Ruhl. dem ersten Stadium ent- 
sprechen; dazu kämen Æ. heterochiton Koern. mit nur 2 Sepalen der 
männlichen Blüte sowie Æ. Heldebrandtii Koern., bei dem ebenfalls ein 
Sepalum in der männlichen Blüte fehlt; die weibliche Blüte ist hier merk- 
würdigerweise regelmäßig dimer gebaut. Schließlich ist noch EH. apicu- 
latum Lecomte zu erwähnen mit nur je zwei Sepalen der sonst regel- 
mäßig trimeren männlichen und weiblichen Blüten. 

Eine weitere Zunahme der reduzierten Arten finden wir im indischen 
und Monsungebiet. Von etwa 52 Arten mit trimeren Blüten wären etwa 11, 
(E. gregatum Koern., maitophyllum Hook. f., atratum Koern., pseudo- 
quinquangulare Ruhl., heterolepis Steud., Wightianum Mart., gracile Mart., 
Brownianum Mart., cristatum Mart., xeranthemum Mart., und besonders 
das javanische Æ. Zollingerianum Koern.) zu nennen, die dem ersten Stadium, 
und 4 Art (E. odoratum Dalz.), die dem zweiten Stadium entspräche. An die 
letztgenannte sind aber noch folgende (14) Arten anzureihen, bei denen nicht 
nur in der weiblichen, sondern auch in der männlichen Blüte das unpaare 
Sepalum geschwunden ist: Æ, cuspidatum Dalz., bombayanum Ruhl., eury- 
peplon Koern., Thwaitesii Koern., Neesianum Koern., Vanheurckw Muell. 
Arg., Duthiei Hook. f., echinulatum Mart., truncatum Ham., Hamilto- 
nianum Mart. und minimum Lam. Den Beschluß machen endlich zu- 
nächst HL. sexangulare L., mit nur zwei verwachsenen Sepalen der männ- 
lichen Blüte, und drei noch weiter reduzierte Typen: Æ. minutum Hook. f., bei 
dem in der weiblichen Blüte nicht nur das hintere Sepalum, sondern auch 
die drei Petalen vollständig geschwunden sind, Æ. achiton Koern., bei dem 
auch noch das unpaare Sepalum der männlichen Blüte fehlt, und E. Merrill 
Ruhl., bei welchem alle Sepalen der weiblichen Blüte unterdrückt sind. 

Wir gelangen schließlich zu Australien. Betrachten wir die etwa 
8 Arten mit trimeren Blüten, so wären 2, nämlich Æ. australe R.Br., 
scariosum Smith und vielleicht auch die nicht so eingehend beschriebenen 
E. tortuosum F. Muell. und E. Schult:ii Benth., welche mir nicht zur Ver- 


Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen, 373 


fügung standen, dem ersten Stadium zuzurechnen. Dem zweiten gehören 
3 Arten, nämlich E. Carsonw F. Muell., das z. T. auch noch 3 Sepalen 
ausbildet, ferner E. pusellum R.Br. und E. pallidum R.Br., die auch in 
der männlichen Blüte nur noch zwei Sepalen zeigen, an. Endlich kommt 
noch dazu E. australasicum Koern., bei dem alle Sepalen und Petalen 
der weiblichen Blüte geschwunden sind. Es würden also in Australien, 
wenn wir von den beiden oben genannten, nicht genügend bekannten 
Arten absehen, alle Arten mit trimeren Blüten deutliche Reduktionserschei- 
nungen aufweisen. 

Wir müssen schließlich das merkwürdige E. Steboldianwm Sieb. et 
Zucc. noch erwähnen, bei welchem die Petalen der weiblichen Blüte ganz 
abortiert sind. Wenn wir, wie schon oben erwähnt, die nicht unterscheid- 
baren E. amboense Schinz, E. Heudelotüi N.E.Br., E. longirostrum Alv. 
Silv. und E. bilobatum Morong mit ihm vereinigen, so erhalten wir eine 
im weitesten Sinne eurytope Art, die dann jedem der soeben durch- 
gesprochenen Gebiete noch als reduzierter Typus zuzurechnen wäre. 

Da fast alle übrigen Arten der Gattung durchaus gleichwertige, wohl 
unterschiedene Typen darstellen, so ergibt die Statistik ein ziemlich un- 
verzerrtes Bild der uns interessierenden Verhältnisse, die in der nachfolgen- 
den Tabelle noch einmal summarisch zusammengefaßt sind: 


Arten mit progressiven Blütenmerkmalen 
: Arten Dares De ERBEN re 
Gebiet ea Ben At in Proz. Fous a tri. 
pees | ee meren Bliten 
LOUE N ter. 67 46 3 4,500 | 6,5 0/0 
Afrikanisches Festland. . . . 44 42 MA 25,0 0/0 26,2 9/9 
Meee a Ge . . . 43 12 4 30,8 9/9 33,3 0) 
Ost-Indien, Ceylon und Mon- | 
BEE... : 54 53 38 70,4 0) 74,7 0/0 
Asien insgesamt. . . . . . . 67 64 48 74,6 0/0 75,0 0/5 
a 5 . . . 44 9 7 | 50,0 0) 77,8 0/0 


Es ergibt sich also, wie man sieht, ein ostwärts sehr viel größer 
werdender Reichtum an jüngeren Typen. Dal dies Material genügt, um 
eine allmähliche Wanderung der Gattung (eventuell erst vom afrikanischen 
 Festlande aus) nach Osten wahrscheinlich zu machen, kann natürlich nicht 
schroff behauptet werden. Ich neige allerdings nach Überblickung des gesamten 
Tatsachenbestandes zu einer solchen Annahme. Ich glaube aber nicht, daß 
es Wert hätte, hieran nähere Hypothesen zu knüpfen. Man muß sich 
natürlich stets auch der Möglichkeit bewußt bleiben, dal einerseits eine 
Gattung auch in einem älteren Siedelungsgebiet noch eine nachträgliche 
reiche Entwicklung erfahren und dabei nach irgendeiner Richtung fort- 
geschrittene oder reduzierte Typen hervorbringen kann, und andererseits, 


374 W. Ruhland, Zur geographischen Verbreitung der Eriocaulaceen, 


daß unter Umständen von 2 Arten heterophyletischen Ursprunges die pro- 
gressiv entwickelte auch älter als die dem regulären Typus entsprechende 
sein kann. 

Wir haben es bei Betrachtung der Verbreitung der ganzen Eriocaula- 
ceen und der Gattung Æriocaulon im besonderen ja mit Tropengebieten zu 
tun, die meist noch ungenügend durchforscht sind. Es liegen deshalb 
überraschende Funde, welche die Verbreitung auch nach der genetischen 
Seite in ein anderes Licht rücken, durchaus im Bereich der Möglichkeit. 
Die uns heute bekannten und oben besprochenen Tatsachen dürften jeden- 
falls entschieden auf eine östliche Wanderung auch der Gattung Eriocaulon 
hindeuten, die sich als ursprünglichster Typus der Familie demnach in 
ihrem pflanzengeographischen Verhalten den an erster Stelle besprochenen 
jüngeren Paepalanthoideen anschließen würde. 

Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß die noch 
zu den Eriocauloideen gehörige Gattung Mesanthemum in gewisser Be- 
ziehung den progressiv entwickelten Æriocaulon-Arten zur Seite tritt. 
Sie ist ein nur durch seitliche eigenartige Verwachsung der Petalen der 
weiblichen Blüte abgeänderter Typus dieser Gattung. Sie fehlt in Amerika 
ganz und ist in sehr verschiedenen Teilen des tropischen Afrika und auf 
Madagaskar mit insgesamt 7 Arten (zu den in meiner Monographie ge- 
nannten 4 kommen noch M. tuberosum Lec.1), auratum Lec. und albidum 
Lec.) verbreitet. 


A) 1. ce. S, 598 f, 


a 


A revision of the genus Mitella with a discussion of 
geographical distribution and relationships. 


By 
C. Otto Rosendahl. 


With 9 fig. and 4 chart. (Table VIIL) 


Part. I, Introductory. 


The genus Mitella has experienced at the hands of systematic workers 
a degree of splitting up into petty genera which is wholly inconsistent 
with its well-marked generic characters and which does violence to the 
lines of genetic development running through the group. The divisions 
in all cases have been made upon one or two characters which are obvious 
and artificial rather than fundamental, and the resulting genera, although 
easy enough to recognize, are wholly artifical and arbitrary. 

It has always been one of the common weaknesses of taxonomic work 
to employ single characters and greatly to overestimate their importance 
in distinguishing groups or constructing schemes of classification. The evil 
results of such procedure are well illustrated in the breaking up of the 
genus under discussion. Another pernicious practice is that pursued in 
many floras of proceeding to slash and dismember families and genera on 
the basis of only the material represented within the geographical limits of 
the particular flora, when the probabilities are that many, yes often a 
large proportion, of the genera and species occur only outside such area. 

It would be interesting in this connection to trace the history of the 
genus Mitella and see what vicissitudes it has gone through, but lack of 
space prevents such details. Since the latest monographic work on the 
genus by P. A. Rypsere in the North American Flora, Volume 22, Part 2, 
pages 91—96, 1905, — embodies all the important divisions that have 
at different times been suggested, it will be sufficient for our purpose to 
refer in detail only to this latest work. 

In his treatment of the group. Mr. RypserG carries the splitting-up 
tendency to the greatest extreme. Every section of the old genus, except 
one, is raised to generic rank, varieties are made into species and many 
new species are described. Where EnGLer in 1890 recognized one genus 
and seven species, including one from Japan, this latest work recognizes 


376 C. O. Rosendahl. 


four genera and eighteen species exclusive of the Japanese ones. As this 
latest work on Mvtella adopts all the genera that taxonomists have at 
different times proposed for the group, so also it utilizes in a similar 
artificial manner the characters that have been employed for their sepa- 
ration. An enumeration of these characters and the manner in which they 
are used as the basis of classification will be taken up at this point before 
proceeding to what we consider a more natural and consistent arrangement. 

The number and disposition of the stamens has been taken as of first 
importance in the division and splitting-up of the genus. As the stamens 
are either 10 or 5 in number it allows of three divisions being made; 
one division with 10 stamens, one with 5 stamens opposite the petals, and 
one with 5 opposite the sepals. When it is borne in mind that plants 
like M. nuda and M. caulescens, which in every other way show the 
closest possible natural relation, would be separated from each other by 


this scheme, it is at once seen that such a character as stamen number . 


has no more significance here in defining affinities than in the Linnaean 
artificial system. 

Furthermore, it often happens, as pointed out by Hooker t) and Piper’), 
that one or more stamens in the 5-stamen groups are transformed into 
staminodia, a fact which further shows the inconstancy of stamen cha- 
racters in this genus. 

The extent of fusion between the pistil and the axis has been con- 
sidered as a character of sectional or generic merit. In two of the most 
closely related species of the genus, M. nuda and M. caulescens, this 
character does not hold good. In the former the ovary is free from the 
axis to the base, whereas in the latter the ovary is half inferior. In the 
section Æumutella the placentae have been regarded as more basal than 
in the others. This is either an error in observation or a failure to re- 
cognize the fact that modifications take place in the ripening fruit which 
affect the apparent position of these structures. The placentae are in all 
cases parietal but the ovary, varyjng in the extent of its fusion with the 
axis, behaves differently in ripening into the capsule. Where it is free 
or only slightly fused with the axis the enlargement of the capsule is 
mainly above the placentae, making them appear relatively basal in the 
fruit, and on the other hand where it is deeply sunk in the axis, the 
growth of the capsule is more basal so that the ripening fruit evaginates 
more or less completely causing the placentae to appear higher placed. 

Eumitella has also been characterized as having larger and fewer 
ovules, but as this applies really only to M. diphylla it cannot be con- 
sidered of any value in holding M. diphylla and M. nuda together as 
distinct from the others. 


4) Hooker, W. J., Fl. Bor. Am. vol. 4 p. 244. 1840. 
2) Pieer, C. V., Erythea, vol. 7 p. 163. 1899. 


De —— 


A revision of the genus Mitella etc. 377 


In attempting to rehabilitate the old genus as Hooker, Gray and 
ENGLER progressively adopted it, and in the hope of avoiding as far as 
possible the common causes of error referred to above, the present work 
is based in the first place upon the study of extensive material from the 
whole geographical area of the genus and, in the second place, upon the 
proposition that a single morphological character is insufficient ground 
upon which to base generic or even sectional concepts. 

In seeking for a better basis upon which to lay down the lines of 
genetic development in the genus, it was hoped that anatomical structures 
of value in classification would be found. Nothing of importance, however, 
has been revealed aside from bringing to light the close relationship existing 
between the species M. nuda and M. caulescens. — It should, however, 
be added that herbarium material proves unsatisfactory for close anatomical 
work and that ample fresh material might give additional results. — In 
a similar manner it has been shown that purely vegetative characters are 
wholly inadequate and of value only in differentiating the species. 

It is therefore clear that the floral characters are the only ones that 
can be relied upon. A comparative morphological study of the various 
organs of the flowers of all the species reveals the fact that in the arti- 
ficial and arbitrary division of the genus based upon position and number 
of stamens, morphological structures of far greater importance for classi- 
fication purposes have been ignored. Briefly stated, these are found to 
be: (a) shape of the floral axis, (b) form and venation of the sepals, (c) 
structure and division of the petals and (d) form of the anthers. 

An examination of figures 1—8, following the systematic part of this 
work, will show at once a remarkable agreement in the ground-plan of 
these structures which seems quite significant, and one that cannot be 
ignored in dealing with affinities. It is on the basis of a combination of 
these characters that we present the following new alignment of species 
and reduction of the number of sections. Their merit will be argued in 
the discussion on relationship in Part III. 


Mitella (Tourn.) L.!). 


Mitella (Tourn.) L. Gen. Ed. 1. 134. 1737. — Drummondia DC. Prod. IV. 

49. 1830. — Pechanta Rafin. Fl. Tell. II. 72. 1836. — Oxomelis Rafin. I. 

73. 1836. — Mitellopsis Meisner, PI. Vasc. Gen. 100. 1838. — Mitelalstra 
(T et G) Howell, Fl. NW. Am. 204. 1898. 


Axis cup-shaped, saucer-shaped, campanulate or turbinate, more or 
less united with the ovary. Sepals 5, oblong, ovate or triangular, valvate 
in the bud. Petals 5, pinnately cleft, pinnately divided, trifid or entire 


4) The name is derived from the Greek word pırpa, meaning a headband or a 
turban. It was applied by Tournerort on account of the resemblance of the dehiscing 
capsule to the mitre or bishops cap. 


378 C. 0. Rosendahl. 


white, greenish yellow, violet-tinged or purple. Stamens 10 or 5, when 
only 5 either opposite the sepals or opposite the petals; filaments short 
or sometimes exceeding the anthers; anthers oblong, cordate or reniform. 
Disk lobed or entire, more or less lining the hollow axis or covering the 
ovary. Carpels 2, united into a Î-celled pistil with 2 parietal placentae; 
styles 2, distinct, short and thick or slender and tapering into the stigmas; 
stigmas rounded, crescent-shaped or 2—4-lobed; ovules numerous. Capsule 
2-beaked, dehiscing early into a mitre-or cup-shaped fruit. Seeds nume- 
rous, smooth and shining or black spotted. Perennial herbs, by creeping 
or ascending rhizomes, in some species producing leafy runners; flowering 
stems lateral, naked or with 1—3 alternate or opposite leaves. Leaves 
alternate on the rhizome, long-petioled, rounded, cordate, or reniform, var- 
iously toothed or lobed. Inflorescence racemose, with simple, spike-like 
racemes, or often with several 2-flowered cymes towards the base. 

A genus of about 12 species of the north temperate and boreal regions 
of North America and Asia. | 


Key to the Sections. 


A. Axis cup-shaped, campanulata or turbinate, longer than 

broad; sepals oblong or ovate, erect or only slightly spread- 

ing at the tips; petals white or violet-tinged, pinnately cleft 

with ascending divisions, palmately 3—5-fid or entire; anthers 

oblong; stigmas capitate or obscurely crescent-shaped . . . Sect. I. Eumitella 
B. Axis saucer-shaped or strongly flattened, much broader than 

long; sepals triangular, strongly spreading or reflexed; petals 

greenish-yellow or purple, pectinate-pinnatifid, with the divis- 

ions spreading nearly at ringht angles; anthers cordate or 

reniform; stigmas pointed or strongly 2—4-lobed . . . . . Sect. II. Mitellastra 


Analytical key to the species. 
Sect. I. Eumitella 


4. Stamens 10, petals pinnately cleft, 2 cauline leaves opposite 4. M. diphylia 
2. Stamens 5, opposite the sepals, petals palmately 3—5-cleft 
or entire 
a. Leaves rounded, ovate, cordate or reniform, toothed or 
crenate, all basal 
(1) Petals with slender filiform limb, trifid above the middle 
with slender branches, or entire, mid-vein of sepals 
unbranched, flowers secund ‘ 
(2) Petals with broad limb, cuneate and trifid ¢ or sante 
late and entire, mid-vein of sepals more or less branched, 


19 


. M. stauropetala 


flowers not secund . . . . . 3. M. trifida 
b. Leaves cordate-triangular, anale ae PAT rate 
3—5-cleft, one cauline leaf si oo. oll ee OCR 


Sect. II. Mitellastra 


4. Stamens 10, ovary free from the axis to the base. .... 5. M. nuda 
2, Stamens 5, ovary more or less united with the axis 


| 
| 


A revision of the genus Mitella etc. 379 


a. Stamens opposite the sepals 
(4) Expanded calyx more than 5 mm. across, styles tapering, 
ascending, stigmas entire, 1—3 cauline leaves . . . . 6. M. caulescens 
(2) Expanded calyx less than 5 mm. across, styles thickened 
upward, stigmas 2-lobed, leaves all basal 
(a) Leaves broadly cordate to reniform, broader than 
long, nearly smooth above, petals with 5—8 divisions 7. M. Breweri. 
(b) Leaves oval to oval-oblong, longer than broad, pro- 
minently white-hirsute above, petals with 3—5 divi- 
Mn Anne win (ee) el BAG HEC À -, Sik 8. M. ovalis 
b. Stamens opposite the petals 
(1) Petals greenish-yellow, without glands on the dorsal side, 
disk covering the ovary, sepals strongly reflexed . . . 9. M. pentandra 
(2). Petals purplish, dotted with conspicuous glands on the 
dorsal side, disk not covering the ovary, sepals sprea- 
ding or reflexed only at the tip 
(a) Stamens inserted on the angular disk, styles slender, 
stigmas not lobed, scapes few-flowered. . . . . . 40, M. pauciflora 
(b) Stamens inserted at the base of the petals, styles 
thick and short, stigmas 2—4-lobed, scapes secundly 
many-flowered 
x. Leaves glandular pubescent on both sides and on 


the petioles, petals with 5—7 divisions . . . . 44. M. japonica 
y. Leaves glabrous below and on the onde petals 
with 3 divisions . . . . . Le eae acérina; 


1. Mitella diphylla L. Sp. Pl. 406. 1753. — Rhizome creeping, more 
or less branching; flowering stems slender, erect, 1.2—4.5 dm. hie bi- 
foliate above the middle, pubescent with scattered hairs below the cauline 
leaves, glandular-puberulent above ; basal leaves cordate, 3—5-lobed, crenate- 
dentate, thin, thinly pubescent above, prominently pubescent, especially 
along the veins beneath, with long, strigose hairs, 3—9 cm. long, 2.5—8 cm 
broad; petiole slender prominently retrorse-hairy, 4—17 cm. long; cauline 
leaves 2, opposite, sessile or nearly so, unequal, prominently 3-lobed, middle 
lobe much elongated, 1—7 cm. long; raceme 5—20-flowered, 6—20 cm. 
long, glandular-puberulent; bracts minute, broadly triangular; pedicels 
4—2 mm. long; flowers 5—6.5 mm. broad in anthesis, white; sepals ob- 
long, whitish; petals pinnately cleft, spreading; anthers oblong, filaments 
very short; disk not lobed; ovary free nearly to the base, glandular puber- 
ulent, styles very short, stigmas crescent-shaped; capsule ovoid, dehiscing 
early into a mitre-shaped fruit. 

In rich deciduous forests. Distributed from New Hampshire and Ver- 
mont northward in Quebec to about latitude 47° N, and west to central 
Minnesota about the same latitude. It extends south into western North 
Carolina and eastern Tennessee and westward in its southern range to the 
middle of Missouri. 

The species is very variable as to foliage. The greatest variation is 
found in the cauline leaves which are either sessile and practically oppo- 


380 C. ©. Rosendahl. 


site or more or less petioled and tending to become alternate, and with 
distinct stipules 2—3 mm. long. The following forms are among the most 
noteworthy: 


Forma oppositifolia (Rydb.). — M. oppositifoha Rydb. N. Am. Fl. 
22; 2. 91. 1905. — A plant with petioled stem leaves, said also to differ 
in sepals and petals from the species. 
Collected in Massachusetts by A. S. Kinney. 


Forma triphylla. A form bearing two nearly opposite short-petioled 
leaves and a smaller sessile one higher up on the stem. 
Collected at Milaca, Minnesota, 1892, by E. P. Sueınon (2789). 


2. Mitella stauropetala Piper, Erythea Vol. 7. 164. 4899. — Oxo- 
melis stauropetala (Piper) Rydb. N. Am. FI. 22. 2. 95. 1905. — Rhizomes 
creeping, stolon-like, with conspicuous scale-leaves; flowering stems 1—6, 
erect, slender, with few scarious fimbriate bracts, thinly pubescent below, 
glandular-puberulent above, 3—5 dm. high; leaves cordate, orbicular, or 
_reniform, mostly obscurely 5—7-lobed, more or less distinctly crenate, 
thinly hirsute with white or reddish hairs on both sides, 3—9 cm. long, 
3—8 cm. broad; petioles stoutish, retrorsely-hirsute especially toward the 
upper end, 5—-15 cm. long; racemes secund, 10—35-flowered, 6—20 cm 
long, glandular-puberulent; bracts lanceolate, variously toothed or lacerate; 
pedicels about 1 mm. long; flowers white or violet-tinged, 6—7 mm. broad, 
in anthesis, 5—6 mm. long; axis turbinate or campanulate; sepals oblong 
to obovate, nearly erect, about 2 mm. long, mid-vein unbranched; petals 
white, slender, 3-parted above the middle into narrow filiform divisions, 
spreading, about 4 mm. long; anthers large, oblong, nearly sessile; ovary 
fully half united with the axis, styles thick, glandular-puberulent, stigmas 
capitate; capsule depressed-ovoid, dehiscing cup-shaped ; seeds numerous, 
black and shiny. " | 

Common in the wooded regions of northern Idaho. Extends into 
northwestern Montana, northeastern Oregon, and southeastward to southern 
Idaho, passing into the following variety in Utah. Wyoming and Colorado: 


Var. stenopetala (Piper) n. comb. — M. stenopetala Piper, Erythea 
Vol. 7. 164. 1899. — Oxomelis stenopetala (Piper) Rydb. N. Am. Fl. 22. 
2. 96. 1905. — M. stenopetala var. Parry? Piper, Erythea 7. 162. 1899. — 
Oxomelis Parry? (Piper) Rydb. N. Am. Fl. 22. 2. 96. 1905. — More slender 
than the species, stems sparingly pubescent and puberulent; leaves sometimes 
more conspicuously crenately-lobed (not in the type), nearly glabrous on 
both sides; petioles with scattered retrorse hairs above; racemes 10—25- 
flowered, 5—10 cm. long; flowers very variable in size but smaller than 
in the species; petals 3-parted above the middle into narrow divisions or 
entire. 
In moist springy places from Yellowstone National Park and northern 


A revision of the genus Mitella etc. 381 


Wyoming to southwestern Colorado; ranging east and west from Laramie, 
Wyoming, to Salt Lake, Utah. 

This variety is the southward extension of the species, the ranges of 
the two overlapping in southeastern and eastern Idaho. It is very variable 
with the age and size of the individual plants and with the habitat. Old 
sturdy individuals produce larger leaves and flowers than young plants, 
and those growing in shady situations have very large thin leaves as well 
as tall flowering stems. The petals are extremely variable, ranging from 
deeply 3-parted to those that are unequally 3—2-parted and entire. We 
regard M. stenopetala var. Parryi Piper as nothing but a young or small 
individual of var. stenopetala. 

3. Mitella trifida Graham, Edinb. New Phil. Journ. 185. 1829. — 
Oxomelis varians Rafin. Fl. Tell. 2. 75. 1836. — Mitelloides Hookeri Meisn. 
Pl. Vase. Gen. 100. 1838. — Zathophragma nudicauhis Nutt. Mss. in T. 
et G. Fl. N. Am. 4. 587. 1840. — Mitelloides trifida Walp. Rep. 2. 370. 
1843. — Mitella anomala Piper, Erythea 7. 162. 1899. — Oxomelis trifida 
(Graham) Rydb. N. Am. Fl. 22. 2. 95. 1906. — Oxomelis pacifica Rydb. 
N. Am FI. 22. 2. 95. 1905. —-- Rhizome ascending, becoming quite thick 
in old plants; flowering stems 1-several, slender, erect, 1.5—4.5 dm. high, 
glandular-pubescent, bearing 1 or 2 bracts and very rarely a single leaf 
near the base; leaves cordate to orbicular and reniform, faintly crenate 
or more or less deeply crenate-lobed, pubescent with scattered stiff white | 
hairs above, nearly glabrous below, 2—8 cm. long, 2—7 cm. wide; petioles 
prominently retrose-hairy especially above the middle; racemes 7—20 flow- 
ered, 3—12 cm. long, puberulent; bracts lanceolate, lacerate-toothed; pedicels 
very short; flowers 2—4 mm. broad in anthesis, 3—5 mm. long; axis cam- 
panulate; sepals oblong, whitish to violet-tinged, 1—1.5 mm. long, midvein 
usually branched; petals cuneate and trifid, 2—2.6 mm. long, white or 
violet-tinged; anthers ovate-oblong, filament very short; ovary half united 
with the axis, styles thick, glandular-puberulent, stigmas capitate; capsule 
depressed-ovoid, dehiscing broadly cup-shaped; seeds numerous, black and 
shiny. 

A polymorphous species, widely distributed in the Rocky, Selkirk, 
Cascade and Olympic Mountains. In the Rocky Mountains it extends, with 
the varieties and forms included, from southern Montana to about latitude 
60 degrees north; in the Cascades from Northern California to about lati- 
tude 51° N. 

The following variety seems fairly wellmarked: 

Var. violacea (Rydb.) Rosend. Englers Bot. Jahrb. 37. 2. 83. 1905. 
— M. violacea Rydb. Bull. Torr. Bot. Club. 24. 248. 1897. — Oxomelis 
violacea Rydb. N. Am. Fl. 22. 2. 95. 1905. — Petals oblanceolate, slightly 
exceeding the sepals, entire or slightly and unequally toothed, sepals and 
petals often violet tinged. 


382 C. O. Rosendahl. 


In the Rocky Mountains from southern Montana to about latitude 
52° N. 

Forma micrantha — M. micrantha Piper, Erythea 7: 162. 1899. — 
Oxomelis micrantha (Piper) Rydb. N. Am. F1. 22: 2. 96. 1905. — Flowers 
small, petals entire, 3-veined; stems flexous; leaves cordate, some of them 
large and obscurely lobed, others of typical shape. 

Fort Colville, Washington, collected by S. Watson, Sept. 29. 4880. 

Note: This plant appears somewhat abnormal in its flowers, probably due to the 
fact that it was blooming so late in the year. The foliage is nearly identical with that 
of specimens from Mt. Stewart, Wash. collected by SaNDBERG and LEIBERG in 1893. In 
the examination of a very large number of specimens we have found nothing to cor- 
respond with the type and therefore feel constrained to regard it merely as a curious 
or aberrant form. M. anomala Piper appears to be nothing but an individual plant in 
which the petals are wanting and some of the stamens modified into staminodia. We 
do not see how it ever could have been regarded as a species for even the type | is a 
poor specimen with a few flowers mostly in fruit. 

Note: Oxomelis pacifica Rydb. is in our opinion nothing but larger flowered forms 
of M. trifida Graham and comes closer to being the typical species as originally des- 
cribed and figured by Graram and later by Hooker in the Fl. Bor. Am. than Oxomelis 
trifida (Graham) Rydb. of the N. Am. FI. It should be borne in mind that the species 
was originally described from plants grown in the Edinburgh Botanic gardens from 
seeds brought from the northern Rocky Mts. and that in a climate like that of Edin- 
burgh more robust and larger flowered individuals, more like those of the Cascade and 
Olympic Mountains, would likely develop than in the high and dry northern Rockies. 


4. Mitella diversifolia Greene, Pittonia 1: 32. 1887. — M. diversi- 
loba Piper, Erythea 7: 162. 1899. — Oxomelis diversifolia (Greene) Rydb. 
N. Am. Fl. 22. 2. 94. 1905. — Rhizome ascending or erect, thickened ; 
flowering stems several, stoutish towards the base, 2—4 dm. high, usually 
bearing a single long-petioled leaf some distance from the base, glandular- 
puberulent thoughout; basal leaves triangular-cordate, with a deep sinus 
at the base, more or less angularly lobed, irregularly crenate, glandular- 
puberulent on both sides, with a few strigose hairs on the upper surface, 
4—9 cm. long, 3—7 cm. broad; petioles 3—10 cm. long, retrosely hairy; ra- 
cemes slender, 12—35 flowered, 6—15 cm. long, lower flowers remote; flowers 
3—4 mm. long, about 2 mm broad, nearly sessile; sepals erect, oblong triangu- 
lar, strongly mucronate-pointed, very glandular-puberulent; petals cuneate, 
palmately 3—5-cleft, not spreading, about 2 mm. long; stamens with oblong 
anthers and very short filaments; ovary more than half fused with the 
turbinate axis, styles very short and thick, stigmas capitate, glandular- 
puberulent; capsule ovoid projecting very little beyond the sepals when 
dehiscing; seeds black, very numerous. 

A distinct species; occurring in wet places in the mountains from 
northern California to southern Washington. 


5. Mitella nuda L. Sp. Pl. 406. 1753. — M. scapo-nudo Gmel. FI. 
Siber. 4: 475. 1769. — Tiarella unifoha Retz. Obs. 3: 30. 1783. — 


—_— ee NE 


A revision of the genus Mitella etc. 383 


M. reniformis Lam. Tab. Encyc. 2: 495. 1793. — M. cordifolia Lam. II. 
t. 373. 2. — Rhizome slender, creeping, spreading freely by runners; 
flowering stems very slender, erect, 5—18 cm. high, glandular-pubescent 
throughout, naked or with 1—3 short-petioled, cauline leaves; basal leaves 
cordate to reniform, crenately lobed and shallow-toothed, pubescent with 
white strigose hairs above, very sparsely pubescent beneath, 1—4 cm long, 
1—4.5 cm. wide, cauline leaves triangular-cordate, about 3-lobed; petioles 
very slender, more or less retrorsely hairy, 1—10 cm. long; raceme 3—10- 
flowered, 3—41 cm. long; bracts lanceolate, mostly obsolete in the last 
flowers pedicels 2—5 mm. long, glandular pubescent, bracteoles minute; 
flowers 8—12 mm. broad in anthesis, greenish yellow; axis strongly flattened; 
sepals triangular, spreading, 1.3—1.6 mm long; petals yellowish green 
3—3.5 mm. long, pectinate-pinnatifid, divisions very slender; stamens erect, 
filaments slender, longer than the cordate anthers; disk prominently lobed; 
ovary free from the axis to the base, glandular-puberulent, styles tapering, 
stigmas pointed; capsule ovoid, flattened, dehiscing into a shallow cup- 
shaped fruit. 

In deep moist woods and boggy places, mostly in conifereous forests. 
Distributed from Newfoundland through Labrador and to the Arctic Sea 
westward to the Mackenzie River; it extends south into Connecticut, Penn- 
sylvania, southern Michigan and to latitude 45° N. in eastern Minnesota. 
In the Rocky Mountains it reaches the southern limit in northern Montana. 
In the old world it is distributed from northeastern Asia as far west as 
the Yenisie River and probably as far south as the 59th parallel. 

The most important variations of the species are: 

Forma prostrata. — Mitella prostrata Michx. Fl. Bor. Am. 4: 270. 
1803. — A form in which the runner ends in an upright flowering shoot 
bearing several small angularly-lobed leaves. 

Collected near Lake Champlain by Michaux, and near Gaylordsville, 
Massachusetts, by Mr. C. K. Averitt. 

Forma intermedia. — M. intermedia Bruhin. N. Am. Fl. 22: 2. 
92. 1905. — M. diphylla L. forma intermedia (Rydb.) Rosend. Englers 
Bot. Jahrb. 37: 2. 82. 1905. — An interesting form with all the essential 
characters of M. nuda except that the flowers are reported by the collector 
as white and the petals are intermediate in form between those of M. nuda 
and M. diphylla. It has the same kind of calyx, pistil and stamens as 
M. nuda, and the disk is similarly lobed. The cauline leaves are inclined 
to be slightly broader and larger than the similar ones of M. nuda. 

Only one collection of this form is known and this was made by the 
Rev. Th. A. Brunn in Manitowoc County, Wisconsin, June 7th, 1876. Of 
this collection one sheet is in the Gray Herbarium and the other in the 
U. S. National Herbarium. According to the collector the plants were 
found growing togother with M. nuda. It has the appearance of being 


384 €. O. Rosendahl. 


a natural hybrid between M. nuda and M. diphylia, and for that reason 
it seems hardly necessary to regard it as of higher rank than here accorded 
to it. 

6. Mitella caulescens Nutt. T. et G. Fl. N. Am. 1: 586. 1840. — 
Mitellastra caulescens (Nutt.) Howell, Fl. N. W. Am. 201. 1898. — Rhi- 
zomes creeping or ascending, producing long, slender, leafy runners; flower- 
ing stems erect, slender, 1.2—3.5 dm. high, bearing 1—3 petioled leaves, 
thinly glandular-pubescent or hirsute; leaves round-cordata to reniform, 
conspicuously 3—5-lobed, crenate or crenate-dentate, thin, sparsely hirsute 
on both sides, becoming nearly glabrous in age, 2—7 cm. long, 2—7 cm. 
wide; cauline leaves and leaves of the runners smaller; petioles slender 
sparsely retrorse-hirsute, 4—12 cm. long; raceme 5—40-flowered, 3—10 cm. 
long, glandular-puberulent; bracts minute, triangular, glandular-toothed ; 
pedicels slender, deflexed in bud, 2—8 mm long; flowers yellowish green, 
9—12 mm. across in anthesis; sepals ovate triangular, spreading, 1.8—2 mm. 
long; petals yellowish green, often purplish towards the base, pectinate- 
pinnatifid with slender divisions, minutely glandular, 3—4 mm. long; sta- 
mens 4.2—1.7 mm long, filaments slender, often purple, anthers cordate; 
disk lining the hollow axis; ovary nearly half-inferior, puberulent, styles 
slender, divergent, stigmas simple, rounded, ovules very small and nume- 
rous; capsule globose-ovoid, prominently 2-beaker; seeds large, black and 
shiny. 

In shady woods and moist places mostly at altitudes of 2,000 to 4,000 
feet, from southern British Columbia and Vancouver Island to northern 
California, and from northwestern Montana and northern Idaho south to 
the middle of western Idaho. 

7. Mitella Breweri A Gray, Proc. Am. Acad. 6: 533. 4865. — Pec- 
tanta Brewert (A. Gray) Rydb. N. Am. Fl. 22: 2. 93. 1905. — Rhizome 
slender, creeping, sometimes producing stolon-like offsets; flowering stems 
very slender, naked, sparsely glandular-pubescent, becoming glabrous in 
age, 1—2.2 dm. high; leaves all basal, orbicular to reniform, with a broad 
sinus at the base, and with many rounded lobes, incisely and doubly cre- 
nata, thin, with a few scattered hairs on both sides, becoming glabrous, 
2.5—7 cm. long, 3—8 cm. broad; petioles stoutish, shaggy, reddish-hirsute, 
becoming quite glabrous in age, 4—412 cm. long; inflorescence a simple 
raceme or more often racemose with numerous 2-flowered cymes, glandular- 
puberulent, 5—10 cm. long, 10—25-flowered; bracts obovate, glandular- 
fringed; pedicels 1—4 mm long with 2 minute bracteoles at the base; 
flowers greenish yellow, 7—9 mm. across in anthesis; axis saucer-shaped; 
sepals triangular, spreading, slightly reflexed at the tips, about 1 mm. 
long; petals pectinate-pinnatifid, 2—3 mm. long, the 5—7 lobes filiform; 
disk 5-lobed; stamens 5, opposite the sepals, very short, anthers cordate; 
ovary half inferior, styles strongly spreading, stigmas 2-lobed; capsule 


A revision of the genus Mitella etc. 385 


ovoid, depressed, dehiscing early and evaginating in ripening; seeds black, 
shiny. | 

In damp woods and moist slopes in the mountains. Distributed from 
about latitude 36° N. in the high Sierra Nevada Mountains of California, 
northward into the Cascade Range to about latitude 52° N. It occurs also 
in the Coast Range in Chehalis County, Washington, and probably in the 
Olympic Mountains. In the Rockies, it is distributed from middle western 
Idaho, northwestern Montana, and northward in British Columbia to about 
latitude 52° N. 

A number of geographical forms can be distinguished in this species, 
the most noteworthy being the following: 


Forma lobata. — With very large prominantly crenate-lobed, shallow- 
toothed leaves; inflorescence with numerous 2-flowered cymes and up to 
_ 45 flowers, pedicels very slender, wide-spreading and longer than in the 
typical species, flowers inclined to be smaller. 

In Placer and Nevada Counties, California, in the region of Lake Tahoe 
and Donner Lake. 

Cuestnut and Drew, Glen Alpine. J. Burr Davy, No. 3231. E. A. 
McGrecor, No. 97. 


Forma denticulata. — Leaves obscurely crenate-lobed, minutely ser- 
rate or denticulate, thin and veiny, pedicels of the flowers short, not over 
2 mm. long. 

In the Canadian Rockies and Silkirk Mountain, British Columbia. 
F. K. Burters and E. D. W. Hozway, No. 142, Prospectors Valley. 


8. Mitella ovalis Greene, Pittonia 1: 32. 1837. — M. Hall Howell, 
Erythea 3: 35. 1895. — Pechantia ovalis (Greene) Rydb. N. Am. FI. 22: 
2. 94. 1905. — Rhizome creeping, stolon-like, with prominent scale leaves; 
flowering stems erect, 1.5—3.5 dm. high, naked or with 4 or 2 brownish 
bracts, more or less hirsute with spreading hairs, leaves all basal, oval or 
oblong-ovate, with 5—9 rounded or crenate lobes, broadly crenate-toothed, 
upper surface pubescent with scattered, coarse, white hairs, hirsute along 
the veins beneath, 2.5—7 cm. long, 1.5—4.5 cm. broad; petioles stoutish, 
5—11 cm. long, densely retrorse-hirsute with long rusty hairs: inflorescence 
racemose, but often with numerous 2-flowered cymes towards the base, 
glandular-puberulent, 10—35-flowered, 4—12 cm. long; pedicels about 
1 mm. long, bracts minute, triangular; flowers greenish yellow, about 5 mm. 
broad in anthesis; axis flattened; sepals triangular, 1 mm. long, reflexed 
at the tips; petals pectinate-pinnatifid with 3—5 filiform divisions, 4.5— 
1.7 mm. long; stamens 5, opposite the sepals, very short, anthers cordate; 
ovary inferior, styles spreading, deflexed at the ends, stigmas 2-lobed, 
ovules few; capsule ovoid, dehiscing into a cup-shaped fruit; seeds few, 
black or brownish. | 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementhand. 25 


386 €. O. Rosendahl. 


In moist or shady places in the coniferous forests of the coast aan 
from northern California to Vancouver Island. 

9. Mitella pentandra Hook. Bot. Mag. pl. 2933. 1829. — Drum- 
mondia mitellordes DC. Prod. 4: 50. 1830. — Pectiantia mitelloides Raf. 
Fl. Tell. 2: 72. 1836. — Mitellopsis Drummondia Meisn. Pl. Vacs. Gen. 
100. 1836. — Mitellopsis pentandra Walp. Gep. 2: 370. 1840. — Pec- 
tiantia pentandra (Hook.) Rydb. N. Am. Fl. 22: 2. 93. 1905. — Pec- 
tantia latiflora Rydb. N. Am. Fl. 22: 2. 93. 1905. — Rhizome creeping 
or ascending, sometimes stolon-like, becoming stout in old plants; scapes 
slender, erect, naked or with one or two scarious bracts or sometimes 
with a single, petioled leaf near the base, glabrous or with few, scattered, 
stiff hairs, and glandular puberulent, 1—4 dm. high; leaves cordate-ovate 
or sometimes nearly orbicular, crenately several-lobed, very sparsely hirsute 
with white hairs on both surfaces or quite glabrous, 2.5—7 cm. long, 
2—6 cm. wide; petioles slender, 3 —14 cm. long, sparingly retrorse-hirsute, 
or sometimes becoming quite glabrous in age; racemes simple or frequently 
with 2-flowered cymes, 3—12 cm. long; bracts deltoid to obovoid and 
bilobed, glandular fringed; pedicels 2—4 mm. long, glandular-puberulent, 
with two minute bracteoles at the base; flowers yellowish green, 6—9 mm. 
across in anthesis; axis saucer-shaped; sepals triangular, strongly reflexed, 
about 4 mm. long; petals yellowish green, spreading or slightly reflexed, 
2—2.8 mm. long, pectinate-pinnatifid, with 7—10 divisions; stamens 5, 
very short, inserted at the base of the petals, anthers reniform; disk 
mostly purplish brown, nearly covering the ovary; ovary inferior, styles 
short and spreading, stigmas bilobed; capsule depressed-ovoid, evaginating 
in fruid; seeds numerous, black and shiny. 

On banks of cold streams, in swamps and bogs in the mountains. 
Distributed from southern Colorado far north in the Rocky Mountains and 
from eastern middle California and western Nevada northward in the 
Sierra Nevada mountains into the Coast and Cascade Ranges northward 
to Alaska. 

This widely distributed species is somewhat variable as to size and 
hairiness of leaf, length of petioles, etc. the following forms are note- 
worthy: 

Forma stolonifera. — Producing leafy runners, leaves nearly orbi- 
cular, sometimes acutish, with a closed sinus at the base, crenately many- 
lobed, prominently hirsute on both sides and on the petioles, frequently 
with a single small cauline leaf; petioles longer than in the species; the 
second flower of the 2-flowered cymes often borne some distance up on 
the pedicel of the first flower. 

In swamps, upper valley of the Nesqually, Mt. Ranier, C. D. ALLEN, 
No. 5. E. C. Smirn, Mt. Ranier, alt. 4000 ft. Aug. 1880. — with very 
coarsely-dentate leaves. These may be the same as Pectiantia latiflora 


A revision of the genus Mitella etc. 387 


of P. A. RypperG. The flowers of this form do not, however, average any 
larger than the species. 
Forma maxima. — Stems stout, 4—5 dm. high, leaves 8—10 cm. 
long, 7.5—9 cm. wide, coarsely crenate-lobed. | 
Selkirk Mountains, British Columbia, E. L. Greene, Journey of 4890. 


10. Mitella pauciflora Rosend. n. sp. — Rhizoma repens, stoloniferus, 
tandem crassiusculus. Folia radicalia, cordata, 2—8 cm. longa, 2—7 cm. 
lata, lobo medio obtuso aut acutiore, dentibus mucronatis bi-crenato-dentata, 
capillis supra albis sparsis hirsuta, inferne ad vena similiter hirsuta aut 
glabra; petioli crassiusculi, inferne vaginis stipularibus magnis fulvis in- 
structi. Scapi aphylli, 9—22 cm. alti, sparsim hirsuti, primum adscen- 
dentes, flexuosi, tum in fructificatione erecti; racemi 3—6 cm. longi, floribus 
4 —7, bracteis late triangularibus integris, pedicellis 3—6 mm. longis, inferne 
minute bibracteolatis aut pedicello floris terminalis longiore et medio bibrac- 
 teolato. Flores brunneo-purpurei aperti, 9—10 mm. lati, axe valde com- 
planato, sepalis late triangularibus, supra reflexis bi-trifidis, petalis 4— 
4.5 mm. longis itemque latis, atropurpureis, partibus 7—9 angustis pectinatim 
pinnatifidis, partibus dorsalibus glanduloso-punctatis, disco valde 5-lobato, 
staminihus 5, ob petala in discum dimidio inter petala ac stylos insertis, 
filamentis brevissimis atque antheris reniformibus instructis; stylis ad À mm. 
longis, cylindraceis aut supra nonnihil tenuioribus, stigmata integra minuta 
ferentibus. Capsulae apertae crateriformes, paucis seminibus fulvis macu- 
latis linealiter verrucosus instructae. 

In moist places, from the central to the southern part of the Island 
Nippon. Mrnasaka, May 10, 1904, Suintaro ARIMATO, Type in Gray Her- 
barium. Hondo, Minasaka, April 5, 1904. Chichibu, J. Matsumura, Sheet 
No. 139560 in U. S. Natl. Herb. 


Note. This species is readily distinguished from M. japonica with which it has 
been confused by the less pointed leaves, few-flowered, flexuous, short scapes, larger 
flatter flowers, and especially by the stamens being borne on the large 5-lobed disk 
and by the small entire stigmas. It appears from a note following Maximowicz’ description 
of M. japonica, that he may have had this species before him in distinguishing two 
forms of the species. The two characters which he refers to, namely the shorter ter- 
minal lobe of the leaf and shorter few-flowered racemes, mark our species. The more 
important floral characters, however, were overlooked. 


11. Mitella japonica (Sieb. et Zucc.) Mig. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. III; 
96. 1867. — Mitellopsis japonica Sieb. et Zucc. Fl. Jap. 1: 190. 1835 to 
44. — Rhizome ascending, thickened; flowering stems erect, 2—4.5 dm. 
high, naked or sometimes with a single petioled leaf below the middle, 
hirsute and glandular-pubescent below, glandular-puberulent in the inflores- 
cence, leaves cordate-ovate or ovate-oblong, 5—9-lobed, terminal lobe long- 
acuminate, doubly crenate-dentate, with mucronate-tipped teeth, hirsute with 
stiff scattered hairs above and along the veins beneath, 3.5—8 cm. long, 2.5 
to 6 cm. wide; petioles slender, 5—15 cm. long, hirsute, with long retrorse 


25* 


388 -  (€, 0. Rosendahl. 


hairs and glandular-puberulent; raceme mostly secund, 10—27 flowered, 
8—15 cm. long, becoming longer in age; bracts variously fringed or toothed; 
pedicels 1—2 mm. long, glandular-puberulent, mostly with 2 minute brac- 
teoles at the base; flowers purplish, 6—7 mm. broad in anthesis; axis at 
first flattened but soon becoming turbinate; sepals broadly triangular, about 
{ mm long spreading or ascending but not reflexed at the tips; petals 
pectinate-pinnatifid with 3—7 slender divisions, prominently glandular-dotted 
on the outside, 2.5—3.5 mm. long; stamens.5, inserted at the base of the 
petals, very short, anthers reniform; disk narrow, not prominently lobed; 
ovary nearly inferior, styles very short, stigmas mostly 4-lobed; dehiséing 
capsule turbinate, cup-shaped; seeds numerous, dark-spotted. 

In moist woods, in the Islands of Kiusiu and Shikoku, Japan. 

The species is somewhat variable in the size of the petals and in 
the number of their divisions. In the following variety much reduced 
petals are found: 

Var. integripetala Makino, Bot. Mag. 19: 17. 1905. — »Leaves 
oval-ovate, deeply cordate with a close sinus, acute or sub-acute, shal- 
lowly lobate, with depressed-ovato-deltoid dentate lobes, very thinly 
pilose or sub-glabrous, dark green along the nerves, petals simple, sub- 
ulato, filiform, smooth, recurved, reflexed, reddish above, stigma semi-orbi- 
cular, 2—4-lobulate, red. « 

Flowers in April, Prov. Musashi: Tokio Cult. (T. Makino, May 9, 1904). 

We have not seen this variety and the description is borrowed from 
Makino. 

12. Mitella acerina Makino, Bot. Mag. 16: 159. 1902. — Rhizome 
erect or oblique, rooting stoloniferous; leaves tufted, long-petiolate, few- 
several, round cordate, usually acuminate, with a deep sub-closed sinus at 
the base, palmately 7-fid, lobes deltoid, or deltate-ovoid, membranaceous 
when dried, purple green, thinly pilose above, glabrous beneath, 5—9 cm. 
long, 5—8 cm. broad; petioles attaining 12 cm. in length; scapes few- 
several, erect, exceeding the leaves in height; glabrous below, shortly and 
sparsely glandular-hairy above, with several scaly bracts and sometimes 
bearing a small leaf towards the base; racemes densely and secundly many- 
flowered, glandular-hairy, attaining 10 cm. in length; pedicels equal to or 
shorter than the flowers; glandular-puberulent, bearing minute bracteoles 
at the base; bracts membranaceous, deltoid; flowers 9—10 mm. broad in 
anthesis; sepals deltoid, 1-nerved; petals 3.5—4 mm. long, 3-parted below 
the middle into linear lobes, glandular-dotted on the dorsal side, greenish 
purple; stamens 5, inserted at the base of the petals, filaments short, an- 
thers cordate, rotund; disk thickish, flat on the surface; styles short, erect, 
stigmas thick, depressed oblong-semi-orbicular, very obscurely bi-lobed; 
ovary 4-celled, ovules numerous. (Description adapted from Makino, Bot. — 
Mag. 1. €.) of 


A revision of the genus Mitella etc. 389 


Province of Wakasa: near Kumagawa (K. Tsuzı, April 40, 1904). 
Said to be a rare species, and to differ from M. japonica by the smaller 
and denser flowers, 3-fid petals, semi-glabrous leaves, glabrous petioles and 
sterile bracts upon the scape. Not seen by us. 


Part. III. Relationship and Geographical Distribution. 

The accompanying diagram (fig. 9), seeks to show in a graphic way the 
relationship of the sections and species to each other and the course of evo- 
lution in the genus. Where 10 and 5-stamened species occur in a group 
of clearly related species like Motella, the inevitable conclusion is that the 
forms with 10 stamens represent the older types and that those with 


Fig.4. Sepals in the Sect. Mumztella, showing venation, position of petals, stamens 
and disk. a M. diphylla, b M. stauropetala, ce and d M. stauropetala var. stenopetala, 
e and f M. trifida, g M. trifida var. violacea, h M. diversifolia. X 10. 


5 stamens have been derived from them through reduction of one or 
the other of the two cycles of stamens. On this hypothesis, therefore, 
both M. diphylla and M. nuda are older types than the other species and 
form the starting points from which the others have evolved. These two 
parent forms show certain close similarities and also some very important 
divergencies of floral structure, as reference to the figures will show. For 
the sake of comparing these structures to the best advantage, drawings 
of the different organs of the flower of all the species except one, have 
been made and arranged in the sequence that we conceive the order of 
progression to have taken place. In this scheme the odd numbers of 
figures represent one series or section. The even numbers the other series 
or section. 


390 : G. 0. Rosendahl. 


It will be seen at a glance that what we might designate as the ground- 
plan of structure of each of the principal organs, namely, sepals, petals, 
stamens, pistil and axis, runs through all the species of each series in a 
remarkably consistent manner. In the odd numbered series the sepals are 
oblong in form, they are nearly erect in position, spreading only at the 
tips, freely veined, and white or violet-tinged in color (fig. 1). The petals 
show a progressive reduction from pinnately-cleft with numerous ascending 
divisions in M. diphylla through two diverging lines ending up in each 
case with reduced entire forms (fig. 3). They are white or violet-tinged 
in color. The stamens are short, sometimes nearly sessile; the anthers ob- 
long, with slightly introrse dehiscence (fig. 5). The floral axis is distinctly 
cupshaped to begin with, and passes into campanulate or turbinate in the 
terminal representatives of the series. The pistil has an ovoid form, 


AR Y fine MU), 


] fil Holy 


“Az 
HG 


Fig. 2. Sepals in the Sect. Mitellastra, showing venation, position of petals, stamens 
and disk. a M. nuda, b M. caulescens, e M. pentandra, d M. Breweri, e M. ovalıs, 
f M. pauciflora, g M. japonica. X 10. 


rather narrow to comply with the shape of the axis. The styles are very 
short, and are crowned by capitate or sometimes capitate-crescent-shaped 
stigmas (fig. 7). 

In the even numbered series, the sepals are triangular or deltoid in 
form, they are widely spreading and often strongly reflexed at the tips, the 
veins are few, except in one large-sepaled species, and the color varies 
from greenish yellow to brownish (fig. 2). The plan of the petals is 
distinctly different from that in the other series. They are pectinate-pinnatifid, 
with narrow divisions that spread at right angles to the rachis. They 
range in color from greenish yellow to brownish purple and they vary 
from forms with many divisions to those with only the middle lobe remai- 
ning (fig. 4). The stamens run from distinctly filaniented forms to almost 
sessile ones. The anthers vary from cordate to reniform, and the de- 
hiscence from lateral to introrse (fig. 6). The floral axis is wide open 
saucer-shaped, and always much wider than deep. The pistil is shortened 


A revision of the genus Mitella ete. 391 


and varies from almost spherical to short top-shaped, or much flattened. 
The styles vary from tapering cylindrical and ascending to clup-shaped 
and strongly spreading, but in no case do they bear any close resemblance 


ian 


Fig. 3, Petals in the Sect. Æumitella. a M. diphylla, b M. stauropetala, e and d 
M. stauropetala var. stenopetala, e and f M.trifida, g, gi and g? M. trifida var. 
violacea, h and hi M. dwersifoka. X 40. 


' Fig. 4 Petals in the Sect. Maitellastra. a M. nuda, b M. caulescens, ce M. Brew ert, 
d M. ovalis, e M. pentandra, f M. pauciflora, g M. japonica. X 10. 


392 C. O. Rosendahl, 


to those in the other series. The stigmas are either small, entire and 
pointed or else more or less prominently 2—4-lobed (fig. 8). 

To these characters should also be added the one of short, thick, 
nearly always ebracteolate flower-pedicels of the section Hwmitella, and 
the slender, more or less elongated, bi-bracteolate flower-pedicels and fre- 
quent occurrence of 2-flowered cymes of the section Mitellastra. 


Fig. 5. Stamens in the Sect. Eumitella. a M. diphylla, b M. stauropetala, e and d 
M. stauropetala var. stenopetala, e and f M. trifida, g M. trifida var. violacea, 
h M. diversifolia. X 10. 


It would seem from all this that when as many as four distinct 
floral structures coincide in the remarkable manner in which they are 
shown to do in these two series, there can be no doubt about the genetic 
development following the two main lines indicated in our diagram (fig. 9). 
It is on the ground of the combination of so many fundamental cha- 
racters as this that a new alignment of the species of the genus Mella is 
proposed. As already pointed out, the division of the genus has been made 
purely upon the number and position of the stamens, with the result that 
the sections have run squarely across the lines of genetic development 
instead of paralleling them. There are, therefore, not only no adequate 
reasons for dividing the genus up into five distinct sections, but such 


Fig. 6. Stamens in the Sect. Maitellastra. a M. nuda, b M. caulescens, e M. Breweri: 
d M. ovalis, e M. pentandra, f M. pauciflora, g M. japonica. X 10. 


divisions also violate or ignore the true relationship existing between the 
species. To us it appears most natural to regard M. diphylla und M. 
nuda as two present-day basic types that have already diverged from 
‚some common ancestral type which has disappeared. They are about on 
the same level of development. They approach each other in structure 
of the floral axis and in the stamen number, but in other respects they 
diverge. From them as starting points have been developed in connected 
sequence all the living species. 

In one direction M. diphylla has given rise to the M. trifida group 
in about the following manner. A deepening of the floral axis has taken 


A revision of the genus Mitella etc. 393 


place and a consequent greater fusion of the ovary with it, a reduction 
of the stamen number to the 5 episepalous ones on account of the closer 
crowding due to the narrowing of the axis, a progressive reduction of 
the divisions of the petal from the base upward, leaving only the last 


Fig. 7. Pistils in the Sect. Ewmatella, showing shape and extent of fusion with the 
axis. @ M. diphylla, b M. stauropetala, ce and d M. stauropetala var. stenopetala, 
e and f M. trifida, g M. trifida var. violacea, h M. diversifolia. X 10. 


one on each side, and finally in Var. veolacea a disappearance of all the 
divisions of the petal leaving only the middle portion. This reduction of 
the petals has followed hand in hand with the reduction of the size of 
the rest of the flower. An exactly similar course can be traced in the 


Fig. 8. Pistils in the Sect. Mitellastra, showing shape and extent of fusion with the 
axis. « M.nuda, b M. caulescens, e M. Breweri, d M. ovalis, e M. pentandra, 
f M. pauciflora, g M. japonica. X 10. 


M. stauropetala group, ending up in a similar manner in small entire 
petals in individuals of Var. stenopetala. Somewhat more divergent is 
M. diversifolia with many-veined, 3—5-cleft petals, but all the other 
floral structures show unmistakable connections with M. trifida and the 
species has undoubtedly arisen from this branch. 

Turning to the other Section of which M. nuda is the origin, we 


394 C. O. Rosendahl. 


find slightly more diversily but no less distinct continuities of development. 
In this section, three distinct lines are evident. The middle line, re- 
presented by M. caulescens, is a direct continuation of M. nuda diffe- 
ring essentially from the basic type only in having 5 episepalous stamens, 
and in the slightly larger size of all its parts. The close relationship indi- 
cated by the floral characters is further strengthened by a very close 
agreement in the anatomy of the rhizome and scape. In both species a 
distinct endodermis surrounds the vascular tissue system of the rhizome. 
The extent and structure of the cortex is almost: indentical and the distri- 
bution of the vascular bundles and the ring of strengthening cells in the 
scape is the same in both species. These facts are the more noteworthy 
because all the other species of the genus differ from these two in the 
absence of an endodermis in the rhizome. 


M. stau ropetala 
var. stenopetala 


Mitella sta uropetala 


3 
3 
Ss 
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o 
Sn 
S 
DS 
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TS 
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‘ 


Fig. 9. 


The two other branches of the section have diverged separately from 
the basic type. The species of both these branches have the reduced 
stamen number, but as one series has retained the episepalous stamens 
and the other the epipetalous ones, it is clear that they trace separately 


A revision of the genus Mitella etc. 395 


to a 10-stamened ancestor. There is the possibility that the M. Breweri- 
M. ovalis line could have arisen from M. caulescens but it seems more 
reasonable to assume that the origin would have to be looked for in the 
more general basic region than in the more specialized terminal one. 

The same tendency towards the reduction of the size of the flower, 
the sinking of the ovary deeper into the hollow axis and the reduction in 
the number of divisions of the petals that obtained in the other section, 
characterize both these branches. M. ovalis of the M. Breweri branch has 
a completely inferior ovary and the petals have from 6 to 3 divisions. It 
marks the termination of this line of development. 

The M. Pentandra branch is characterized by having the stamens 
placed opposite the petals and by the development of a prominent disk 
which more or less covers the top of the ovary. This branch is perhaps 
not as direct a series as our diagram would indicate, for it is probable 
that M. pauciflora and M. jJaponica diverge from a nearly common starting 
point. The terminal representatives in any case would be M. acerina with 
petals with 3 divisions, and M. japonica, var. integripetala, with slender, 
entire petals. 

A consideration of the geographical distribution of the various species 
throws considerable additional light upon their relationship and a reference 
to the accompanying chart will help to bring this out. 

The primary centre of development of the genus lies in the mountain 
region of southern British Columbia, western Montana, Idaho, Washington, 
Oregon and northern California. A secondary centre has developed in 
southern Japan. As far as present distribution can throw light on what 
has gone before it seems most probable that the genus originated in Alaska 
and that in Tertiary times it must have extended northward to beyond 
the barrier of the Rocky Mountains. From the Alaskan place of origin it 
spread out or wandered in three directions. The two oldest species M. 
diphylla and M. nuda migrated southeastward through the forest country 
of Canada in preglacial times as far as the Atlantic ocean. The present 
isolation of M. diphylla in eastern North America must be ascribed to the 
glacial period. This species, being adapted to temperate climates and low - 
altitudes has subsequently not been able to penetrate farther northward 
again than to about the 47° parallel of latitude. Furthermore being a 
woodland species its westward progress has been determined by the limit 
of the décidious forests. 

The North American distribution of M. nuda practically co-incides 
with the geographical area of Picea canadensis. In Asia it extends west- 
ward as far as the Yenisei River and south to the latitude of Lake Baikal. 
The wide geographical range of this species is the more remarkable when 
it is borne in mind that it has no special contrivances for seed distribution; 
and it would indicate that the species is of great age. 


396 C. O. Rosendahl. 


The two main stocks of the genus which developed in the area of 
origin also began moving southward in the mountains during pre-glacial 
times and in their progress soon evolved several new species. 


The M. Brewert — M. ovalis group branched off early and attained 
the greatest southward range of the west American species. Of these two 
M. Breweri is much the older judging both by its greater geographical 
distribution and by the greater number of variations or divergences from 
the type. On the various outposts of its range several more or less 
distinct forms can be differentiated, but these. have as yet not diverged 
far enough to be regarded as species or even as good varieties. 


The relationship of M. ovals with M. Breweri is so obvious and -un- 
mistakable that there is no possible doubt as to its origin. It represents 
the lowland extension of the alpine ancester. Its distribution is confined 
to a comparatively narrow strip of the Pacific coast from northern Cali- 
fornia to Vancouver Island and it is undoubtedly one of the youngest of 
all the species. 


The M. pentandra group probably arose within the original centre 
and the species has spread far southward to southern Colorado in the 
Rocky Mountains and nearly to middle California in the Coast, Cascade 
and Sierra Nevada Mountains. It is more uniform than many of the other 
species and it is only on the isolated high mountains like Mt. Ranier that 
occasionally diverging forms appear. From this stock a branch diverged 
early and spread westward across to eastern Asia and wandered south- 
ward to japan. It has subsequently become isolated in the southern half 
of the Island Empire and has developed into three clearly related yet well 
marked species. 


The most direct phylogenetic line is the one leading from M. nuda 
to M. caulescens. It is probable that the latter species originated very 
close to or probably within the area that it occupies today. Its somewhat 
limited distribution would indicate a comparatively recent origin. 


The species evolved from the M. diphylla stock have held more to 
the eastern parts of the Rockies than those developed from the M. nuda 
stock although a branch has extended westward into the Cascade and 
Coast ranges. 


M. trifida is probably the oldest of the species in this relationship 
and is one of the most polymorphous of the whole genus. Numerous 
forms could be differentiated and it is evident that the species is still in 
a very active state of evolution. Variety vzolacea forms the southward 
extension of the species in the Rocky Mountains of Montana and appears 
fairly constant. It occurs northward in British Columbia with the species. 
M. stauropetala is more southern in its range and seems to represent the 
termination of the stock in this direction. It runs through the correspon- 


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A revision of the genus Mitella etc. 397 


ding variations of M. trifida and is nearly as polymorphous. It ranges from 
northern to southern Idaho and by successive degrees in reduction of the 
flower parts, it becomes in northern Utah, in Wyoming and Colorado the 
var. stenopetala. 

M. diversifolia stands somewhat apart both in its curious leaves and 
petals but connects undoubtedly with M. trifida stock. It seems to have 
diverged from the Cascade Mountain branch of M. trifida in compara- 
tively recent times and has spread only from southern Washington to 
northern California. 


Die Mangrove der Insel Ulenge (Deutsch-Ostafrika). 


Eine biologische Skizze. 


von 


F. Tobler. 


Mit Tafel IX. 


Vor der Bucht, die den Hafen von Tanga bildet, liegt die 2,5 km 
lange und 0,5—1,5 km breite Insel Ulenge. Sie ist wie die meisten Inseln 
vor der Küste Deutsch-Ostafrikas eine Koralleninsel!), Der bis zu 3 m 
Höhe sich über das Meer erhebende Ostrand der Insel (besonders NO) ist 
ein fossil gewordenes, d. h. gehobenes altes Korallenriff, vor dem sich, nur 
bei Ebbe bloßliegend, auf oft erhebliche Breite (bis 50 m) das rezente 
Korallenriff ins Meer hinaus erstreckt. Die Verhältnisse entsprechen also 
auf der Insel durchaus denen des dahinter liegenden Festlandes, z. B. denen 
der Spitze von Ras Kasone, die sich von SW. auf etwa 5 km gegen die 
Insel vorschiebt, getrennt von ihr durch die Einfahrt zur Tangabucht. Die 
Hebung des alten Riffs ist aber auf der Insel durchaus ungleich verlaufen, 
die Ostküste fällt etwa 3 m im NO. (wo der Leuchtturm sich erhebt) bis 
zum Meeresniveau am Südende der Insel ab. Ferner ist der Boden der 
Insel in sichtlichem Abfall von O. nach W., so dal auf der dem Land 
(bezw. der Tangabucht zugekehrten Seite) das fossile Riff nur an wenigen 
Stellen so deutlich hervortritt wie auf der Außenküste. Übrigens ist dieser 
in geologisch relativ junger Zeit eingetretene Rückgang des Meereswasser- 
standes neuerlich von einem Vordringen des Indischen Ozeans gegen das 
Land und diese Koralleninseln abgelöst worden. Auf Ulenge ist sogar ein 
Einbruch in das Korallenriff zu bemerken, der bei Stürmen zu einem Durch- 
bruch der Insel führen kann?) Wir können diese Erscheinung aber nicht’ 
datieren. Ähnliches ist an anderen Stellen auch zu bemerken. 


4) Vgl. Hans Meyer, Ostafrika (das deutsche Kolonialreich I.) S. 85, Leipzig und 
Wien 4909, 

2) Gegen den an der Stelle, die ich im Auge habe (hart s. der Leuchtturmanlagen) 
künstliche Mittel ergriffen sind, da sonst dieser Teil mit den Baulichkeiten von dem 
größten Teil der Insel abgerissen würde. 


Die Mangrove der Insel Ulenge (Deutsch-Ostafrika). 399 


Die NO.-Ecke der Insel mit dem höchsten Uferteil fällt bei Flut hart 
in das Meer ab, sonst ist die Insel aber fast allseitig von einer Mangrove 
umgeben. Diese ist auf der Außenseite nur schwach entwickelt, wird durch 
verschiedentlich dort eingestreute oder vorgelagerte Korallenfelsen auch im 
Zusammenhang unterbrochen. Auf der Innenseite dagegen ist von der 
N.-Seite um die NW.-Ecke der Insel herum bis zur Südspitze ein Mangrove- 
wald von großer Dichte und stellenweis nicht unerheblicher Breite aus- 
gebildet. Er wird am ausgedehntesten im NW., wo er sich bis auf etwa 
200 m der nächsten Festlandspitze, Ras Kwawa, oder vielmehr der dort | 
vorgelagerten Mangrove nähert. Der Meeresarm, der hier durchgreift, ist 
sehr flach, bei Ebbe sogar passierbar (wenigstens wechseln bei niederen 
Wassern öfter hier größere Säuger auf die Insel herüber). Der Grund ist 
ganz einfach der, das das rezente Korallenriff hier einheitlich ist. Daß die 
Mangrove hier nicht zugewachsen ist, dürfte seinen Grund lediglich in der 
starken Strömung bei den Gezeiten haben, außerdem vielleicht auch 
(worauf noch zurückzukommen sein wird) in dem Vordringen des Wasser- 
niveaus gegen die heutige Küste. 

Die Mangrove der Insel, die ich Dezember 1912 und März 1913 auf 
mehrere Tage zu besuchen Gelegenheit hatte!), zeigt sich im wesentlichen 
zusammengesetzt aus den 5 Typen: Khrxophora mucronata Lam., Ceriops 
Candolleana Arn., Bruguiera gymnorhiza Lam., Blatt: caseolaris (L.) 
O. Ktze. (= Sonneratia), Avicennia officinalis L. Diese simtlichen Formen 
sind der ostafrikanischen Mangrove überhaupt angehörig. Bei Ençcrer 2) 
sind sie alle erwähnt. Ebenso hat später Grass ?) in seiner forstlichen Behand- 
lung, die botanisch auBerordentlich wertvoll ist, den einzelnen Formen seine 
Aufmerksamkeit schon gewidmet, auch ausführliche habituelle Beschreibungen 
gegeben, die die bisher vorhandenen botanischen sehr gut ergänzen. Wenn 
ich trotzdem hier die Aufmerksamkeit auf die Mangrove von Ulenge noch 
näher zu richten versuche, so geschieht das, weil die Verhältnisse in 
diesem Gebiet, so klein es ist, nicht ohne Besonderheiten und Abweichungen 
von den bei Grass beschriebenen im Rufiyidelta, dessen Mangrove wohl 
den Normaltypus der Küste Ostafrikas vorstellt, zu sein scheinen. Zugleich 
sind einzelne Dinge, die dabei berührt werden, auch geeignet zu zeigen, 
daß die berühmten und zum Grundstock unserer biologischen Kenntnis 
der Mangrove gewordenen Beobachtungen von Karsten!) sicher zwar 


4) Dem K. Bezirksamt in Tanga bin ich für die freundliche Erleichterung dieser 
Besuche durch Rat und Tat zu größtem Dank verpflichtet. 

2) Enger, A., Die Pflanzenwelt Deutsch-Ostafrikas Teil A., S. 6 ff. (Berlin 1895). 

3) Grass, (Forstassessor und K. Bezirksamtmann) Forststatistik für die Waldungen 
des Rufiyideltas, angefangen 4902. (Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch- 
Ostafrika, Bd. I, Heft 3, S. 465—196. Heidelberg 1904.) 

4) Karsten, G., Über die Mangrove-Vegetation im malayischen Archipel. Eine 
morphologisch-biologische Studie. (Bibliotheca botanica, Heft 22, Cassel 4894.) 


400 F. Tobler. 


den Typus der Javanischen Mangrove und den ursprünglichsten vielleicht 
allgemein charakterisieren, daß aber anderwärts sich nicht alles dem 
Schema fügt!). 

Wenn man die Rückseite (gegen das Land gekehrte Westseite) der 
Insel bei Flut, mit der man sich ihr zu nähern pflegt, erblickt, so tritt- 
einem ein im wesentlichen aus etwa 4 m hohen buschigen Stämmen von 
blatti (Sonneratia) gebildetes Gehölz entgegen. Vor dieses treten an 
verschiedenen Stellen einzelne große Exemplare von Avicennia heraus, die 
bei etwa 5 m Höhe ausgesprochen weidenartigen Habitus besitzen. Die 
Westseite besitzt eine Einfahrt in dies Gehölz etwas südlich der Korallen- 
riffbriicke, die bei Ebbe nach Ras Kwawa hinüberleitet. Diese Einfahrt ist 
eine außen wohl 50 m breite (anscheinend nicht künstliche) Lücke, an 
deren Uferseite der fossile Korallenfells etwa 2 m hoch ansteigt. Den 
Rand dieser Lücke bekleiden schön entwickelte jüngere Rhixophora. Sie 
stehen dem Lande näher als die Menge der Plat. In der Einfahrt selbst 
stehen noch vereinzelte und deshalb recht voll entwickelte Blatti-Stärnme. 
Die Eigentümlichkeit dieser Lokalität liegt nun darin, daß der 
Boden völlig nackter Korallenboden ohne jede Spur von Sand- 
oder Schlammauflagerung ist?) Während man an Farbe den Boden 
dieser Art bei Flut leicht für Sand oder Schlick halten könnte, enthüllen 
sich bei Ebbe mit den Kanten und Löchern der Koralle diese Flächen auf be- 
trächtliche Ausdehnung auch unter der Vegetation als schlammfrei. 
Von Blatti und Rhixophora stehen Exemplare völlig auf nacktem Felsen. 

Dlatti zeigt dann (Abb. 1) ein gänzlich bloßliegendes Wurzelsystem, an 
dem abgebildeten Objekte hatten die Wurzeln eine horizontale Länge von 
2—3 m und eine Stärke von etwa 25 cm. Ganz außerordentlich wenig 
drangen Wurzeln in das Substrat ein, selten daß hier und da in vor- 
handene Löcher der Koralle Wurzeln auf wenige Zentimeter eingesenkt 
waren. Aus dem Wurzelsystem erhoben sich die fast faustdicken gegen 
25 cm hohen Atemwurzeln von unförmlicher, wie aufgedunsener Gestalt. 
Ähnlich daneben Rhixophora, kaum befestigt durch vereinzelte Wurzel- 
spitzen, die sich auf Daumenlänge in die Löcher der Korallen eingepreßt 
hatten. | 

Daß diese Befestigung hier in der Tat eine wenig solide ist, erwies 
nicht nur die häufige Möglichkeit, die Wurzeln von Rrhrxophora herauszu- 
ziehen, sondern auch das Vorkommen umgeworfener, halb zum Kriechen 
gelangter Stämme von Platti, wie Abb. 2 zeigt. 


4) Ich bezeichne diese Schilderung ausdrücklich als Skizze, erhoffe aber spätere 
Gelegenheit zu längerem und vertieftem Studium des Gegenstands. 

2) Wenn man, wie meine Frau und ich, viele Stunden hintereinander bei Ebbe 
dieses Gebiet durchwanderte, so waren diese und einige ähnliche Stellen mit bloßen und 
höchstens mit Suaheli-Sandalen bekleideten Füßen mühselig genug und selbst für die 
eingeborenen Begleiter immer wieder ein Schrecken. 


Jet | 


Die Mangrove der Insel Ulenge (Deutsch-Ostafrika). 401 


In dem eigentlichen &ehölz von Blatti und davor, wo die Avicennien 
standen, war dagegen Sandboden der Koralle aufgelagert. Hier waren die 
Verhältnisse annähernd so wie für die Mangrove nach Karsten u. a. typisch. 
Interessant waren aber noch die Randzonen des DBlatti-Gehölzes, wo Sand- 
und nackte Korallenzonen sich berührten. Hier lagen die Wurzeln der 
Pflanzen zum Teil völlig bloß wie an der oben abgebildeten Stelle, zum 
anderen Teil aber waren sie auch in Schlamm vergraben. Wo nun 
Schlammanhäufung vorlag, besaßen die horizontalen Wurzeln die charakte- 
ristischen Kniebildungen, die neben den vertikal aufragenden als Atem- 
wurzeln gelten. (Abb. 3.) Rhizophora war auf Schlamm reicher von 
oben herab verzweigt, wie dieselbe Abbildung im Hintergrunde zeigt. 

Diese Vorkommnisse stehen in gewissem Gegensatz zu den von KARSTEN 
für Java geschilderten und alle dem, was danach für uns aus der 
Biologie der Mangrove »lehrbuchmäßig« geworden ist. Der Darsteller 
der Mangrove nennt als die den Charakter der Vegetation und ihre Bio- 
logie bestimmenden Faktoren die chemische Zusammensetzung und die 
mechanische Beschaffenheit des Bodens. (Karsten |. c. S. 7.) Salzgehalt und 
Wechsel der Niveauhöhe sind natürlich für Ulenge durchaus die der 
Mangrove normalen, nicht aber die mechanische Beschaffenheit des Bodens. 
Diese ist im malayischen Archipel einerseits der Korallenboden, das »grobe, 


sandige und steinige Gemenge der Korallenfragmente«, anderseits Schlamm. 


Eigentliche Schlammablagerungen sind der Insel Ulenge fast fremd, da sie 
von Flußmündungen ziemlich weit abliegt, den sandig-steinigen Korallen- 
boden finden wir teilweise auf der Insel vor, wir werden auf dies 
Gebiet unten noch eingehen. Im allgemeinen aber ist es das Gewöhnliche, 
daß die Rhixophora auf einem Fleck steht, wo die Keimlinge durch die 
Lösung des Kotyledonarkörpers hinabfallend, sich mit dem spitzen und 
keulenförmig geschwollenen Wurzelende des Hypokotyls tief in den Schlamm 
einbohren (Karsten |. c. S. 16). 

An dem oben geschilderten Standorte ist nun für die Keimlinge absolut 
keine Möglichkeit, sich derart auszusäen. Trotzdem sind hier und da welche 
in sehr jungen Stadien zu finden, sowohl unter Rhi:ophora-Stämmen als 
auch unter den auf nacktem Fels stehenden Platti. Alle diese Keim- 
linge stecken in den natürlichen Löchern der Koralle fest, oft auf 
4 oder 5 cm Tiefe. Das sind hier die einzigen Stellen, an denen eine Fixie- 
rung eintreten kann. Es mag sein, daß sie gelegentlich, vom Baum fallend, 
in diese Poren treffen, es ist aber ebenso möglich, daß sie, wie KARSTEN 
es für den, sonst bei ihm nicht näher beschriebenen, aber für möglich 
gehaltenen Fall zu harten Grundes (l. c. S. 17) angibt, erst geschwommen 
haben, bis sie vermöge des später sich tiefer senkenden Wurzelendes an 
untiefen Stellen haften blieben und in die Löcher gerieten. Dafür spricht 
auf Ulenge besonders schön die Ansiedlung unter den Blatti-Stämmen mit 
ihrem offenliegenden, horizontalen Wurzelsystem und den daraus pflockartig 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 26 


402 F. Tobler. 


aufragenden Atemwurzeln. Daß aber auch vêllig isoliert von anderer 
Vegetation weiter draußen in den Korallenlöchern die Aussaat sich voll- 
ziehen kann, haben einige auf dem freien Vorland (gleichfalls ohne Spur 
von Sand!) sich findende Keimlinge in Löchern gezeigt. (Abb. 4.) Es 
waren das bemerkenswerterweise solche mit relativ kurzem Hypokotyl. 
Sie waren aber, obwohl schon mehrfach gut beblättert, im Besitz von sehr 
wenig Wurzeln (trotzdem übrigens kaum aus den Löchern ohne Verletzung 
entfernbar). Das ist der vollkommene Ausdruck nicht dafür, daß sie erst 
kurze Zeit dort standen, (bilden sie doch unter Umständen zur Befestigung 
in wenig Stunden Wurzeln!), sondern dafür, daß sie wenig weit entwickelt, 
sich von der Mutterpflanze gelöst hatten. Das hat Karsten glänzend er- 
wiesen. Die kaum fingerstarken Löcher der rezenten Koralle 
sind die einzigen Stellen, wo auf dem geschilderten Gebiete die 
jungen Pflanzen sich festsetzen. Weiter draußen in bewegterem 
Wasser haften darin (anscheinend und durchaus begreiflich) die kürzeren 
Keimlinge am besten. 


Nun besitzt Ulenge neben diesen nicht so recht ins Schema passenden 
Stellen auch eine dichte Mangrove auf echtem Sandboden. Es ist das die 
NW.-Ecke der Insel, durch die der Weg bei Ebbe nach Ras Kwawa hin- 
überführt. Der Boden ist hier auf eine Strecke von etwa 400—500 m 
von dem erhobenen festen Korallenufer aus mit weißgelbem festen Sande 
bedeckt den die Flut zu bedecken pflegt. Und dieser Streifen ist auf 
eine Breite von etwa 4 km eine sehr charakteristische Mangrove. 

Wenn man hier vom etwa 2 m höheren Inselufer herabsteigt, so be- 
gegnet man zuerst der Awicennia. Sie steht dort tief in Sand ein- 
geschlämmt, ohne irgendwo am Stamm oder aus dem Boden sichtbare 
Wurzeln. Ihre Höhe beträgt etwa 5 mm, der Stamm ist gegen 30—40 cm 
stark. An die Reihe von Avicennien schließt sich ein buschiger Wald von 
Ceriops an, die Bäumchen etwa 2—2!/, m hoch, um sie herum reichlich 
die Atemwurzeln aus dem Boden ragend. Zwischen Ceriops eingestreut 
begegnen wir Jchixophora, jüngeren Exemplaren mit schönen Stelzen- 
wurzeln aus dem Stamm und einigen von den Ästen. Übrigens hat auch 
Ceriops hier und da Stelzwurzelansätze am Stamm (Grass I. c. 8.479 
spricht von »bis zu À m hohem Wurzelanlauf«), sowie knieförmige Wurzeln, 
ähnlich Platti. Vereinzelt erscheint sodann Blatt von mäßiger Höhe noch 
ein wenig mehr außen, zwischen Ceriops und Rhixophora. Brugwera 


4) Karsten L. c. Versuche S. 35/36 und danach S. 37: ». . . noch eine zweite Folge 
lassen obige Versuche zu, diese nämlich, daß der von der Mutterpflanze für den einzelnen 
Keimling geleistete Mehraufwand — d. h. die über ein bereits entwicklungsfähiges Stadium 
hinaus erfolgende weitere Vergrößerung — dem letzteren, außer zu bedeutender Kräfti- 
gung, auch dazu dient, die von der Aussaat bis zum Einsetzen des vollen Wachstums 
verstreichende Zeit zu verkürzen«. 


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Die Mangrove der Insel Ulenge (Deutsch-Ostafrika). 403 


dagegen findet sich hier im inneren Teil der Ceriops-Bestände an geschützten 
Lagen (vgl. übrigens Grass 1. c. S. 180), dann aber vereinzelt von statt- 
licherer Höhe als Ceriops, Blatti und die inneren Rhizophoras (der Nach- 
barschaft). Gegen die Außenseite dieser ganzen Zone hin tritt Rhdxo- 
phora immer reichlicher und stattlicher (bis zu 10 m Höhe) auf, sie wird 
endlich auf dem sandigsten Boden außen durch Blatt und einzelne Avicennia 
vom offenen Meere abgeschlossen. Diese Exemplare von Avicennia zeigen 
übrigens im Gegensatz zu den am hohen Ufer bemerkten sowohl einen 
großen Umkreis von aus dem Sand ragenden Atemwurzeln, als auch am 
Stamm, besonders in etwa 4—2 m Höhe über dem Sand sehr reichlich 
zum Boden gerichtete Wurzeln. An den Stellen der tiefsten Mangrove- 
ausbildung ist demnach diese Reihenfolge vom Meer aus zum Land fest- 
zustellen: Awcennia, Blatti, Rhixophora, Ceriops mit Blatt! und Rhixo- 
phora, Ceriops mit Bruguiera, Ceriops, Avicennia. Dies stimmt mit den 
Angaben bei Grass überein, wonach Ceriops und Bruguiera die expo- 
nierten Standorte meiden, Avicennia und Platii die Pioniere unter den 
Mangroven auf neuer Anschwemmung bilden und sich Rhi:ophora ihnen 
zunächst zugesellt. Grass (I. c. S. 178) bemerkte für Avicennia auch schon 
im Rufiyidelta, daß Avscennia außerdem auch als Abschluß der Mangrove 
gegen das Land vorkommen kann, wenn auch dort oft in abgängigen 
Exemplaren. Er führt das auf Restvorkommen zurück an Stellen, wo 
der lichtliebende Pionier von der späteren Vegetation verdrängt wurde. 
So ist zweifellos auch an der eben geschilderten Stelle von Ulenge das Ver- 
halten aller dieser Formen ein Abbild des Vorschreitens der Mangrove auf 
dem Sandboden. 


Wir haben aber endlich noch eine dritte Art von Mangrovestellen auf 
der gleichen Insel, z. B. an dem kurzen Nordufer, zwischen der Leucht- 
turmecke (im NO.) und der Sandzunge (im NW.), also an dem vom offenen 
Ozean gegen das Festland flutenden Meeresarm, der Ulenge von der nörd- 
lich gelegenen Insel Kwale abtrennt. Das sind Stellen, wo ein Einbruch 
in die Mangrove von seiten des Meeres deutlich wird: Blatt: in Abnahme 
oder als Außenrand schon fehlend, Rhixophora in ältesten Exemplaren sehr 
stattlich (über 10m hoch) und davon viele umgestürzte Stämme am Boden 
liegend (Abb. 5), Ceriops nur ganz vereinzelt, ebenso Bruguiera lebend so 
gut wie fehlend, aber tot wohl vorhanden. Avicennia fehlt. Das Bild 
des vordringenden Meeres ist deutlich genug, der äußerste Posten 
ist schon gefallen, der zweite reduziert, Rhixophora ist zwar am Sinken, 
zurzeit aber das dominierende Element. 

Der Schlammboden ist hier noch vorhanden, wenigstens in den Buchten, 
vielfach aber ist (offenbar wieder) der Steinboden bloßgelegt, eben das 
wohl mit die Ursache des Fallens großer Stämme. 

Und wenn wir näher zusehen, so lassen sich Spuren dieses Eingriffes, 

26* 


404 F. Tobler, Die Mangrove der Insel Ulenge (Deutsch-Ostafrika). 


den der Ozean in seine eigenste Kinderschar tut, auch an der zweit- 
genannten Lokalität, dem Sandgebiet, wahrnehmen. Vereinzelt finden sich 
in der äußeren Zone bei Rhixophora große tote Stämme, die Bruguiera 
zu sein scheinen, sie hätte dann hier früher weiter vorn gestanden. 

Auch auf der Außenseite der Insel, wo die Eingriffe des Meeres am 
stürmischsten verlaufen, ist ein Rückgang der Mangrove wohl erkennbar, 
sie hat aber dort selten wohl das typische Aussehen gezeigt. Blatt: und 
Avicennia sind hier, oftmals geschützt hinter isolierten Korallenblöcken des 
alten gehobenen Ufers, die hervortretendsten Objekte, vor allem Blatti. 

Was wird weiter werden? Durch Abspülen des früher aufgelagerten 
Sandes werden sichtlich die (typischen) Aussaatverhältnisse der Mangroven 
ungünstig beeinflußt. Aber es bleiben noch, wie wir sahen, auch auf 
nacktem Korallenboden Möglichkeiten zur Ansiedlung. Neue Möglichkeiten 
aber bieten sich dadurch, daß das Meer in die gehobenen Riffteile Löcher 
bricht, die kesselartig werden und nun den mit hoher Flut hineingetragenen 
Keimlingen in Menge Unterschlupf bieten. Ich fand in Löchern derart von 
etwa 2 m Durchmesser stets schon junge Lhexophora und Dutzende von 
Keimlingen aller Stadien. Diese Einbruchstellen gewähren neuen 
Ansiedlungsboden für die typischen Vertreter der Mangrove 
und bieten zunächst auch dann wieder neue Möglichkeit zur Anhäufung 
von Schwemmstoffen. 


Münster (Westf.), Botanisches Institut der Universität, 8. Juli 1913. 


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Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.-Ba. 


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Abb. 2. Rhixophora mucronata (vorn rechts), Blatt? caseolaris (Mitte und links) etwas 
kriippelhaft, zum Teil umgefallen, mit flachem Wurzelsystem und Atemwurzeln, da- 
zwischen (links) wieder Rhizophora-Keimlinge. Alles auf nacktem Korallenriff. Ebbe. 


Abb. 3. Wurzeln von Blatti caseolaris, zum Teil flachliegend, zum Teil knie- 
formig gebogen, dazu auch die aufrechten Atemwurzeln. Hinten Wurzeln 
von Rhixophora mucronata. Ebbe. 


Tobler. 


Verlag von Wilhelm 


Taf, IX. 


Abb. 1. Blatti caseolaris, einzelner Stamm auf nacktem 
Korallenboden, das Wurzelsystem ganz flach obenauf, mit 
dicken Atemwurzeln. Links unter der Krone Keimlinge 
von Rhixophora mit Haftwurzeln, im Hintergrunde links 
(hochstämmig) Bruguiera gymnorhiza. Ebbe. 


Abb. 4 Keimlinge von Rhixophora 
mucronata, in Lochern des nackten 
Korallenriffs bei Ebbe. 


Abb. 5. Rhixophora mucronata, alte 
hohe Stämme, jetzt am Rande der 
Ebbegrenze, zum Teil schon fallend. 
Hinten rechts Blatti caseolaris. Vorn 
junge Rhixophora, oben links Keim- 
linge am Baum. Sandboden bei Ebbe. 


n in Leipzig und Berlin. 


Übersicht über die afrikanischen Arten der Gattung 
Rinorea Aubl. 


Von 


Max Brandt. 


; 


Die Zahl der aus Afrika bekannt gewordenen Arten der Gattung L- 
norea Aubl. ist in den letzten Jahrzehnten überraschend gestiegen. OLIVER 
zählt in seiner 1868 erschienenen Bearbeitung der Vrolaceae in der »Flora 
of Tropical Africa I<, von unserer Gattung (unter Alsodera Thou.) im ganzen 
43 Arten auf, von denen zwei als zweifelhaft bezeichnet werden. Es wurden 
dann von Enerer in Englers Bot. Jahrb. Bd. 33 (Nov. 1902) S. 134-—147 
und Bd. 34 (Aug. 1904) S. 317—318 im ganzen vier Arten neu beschrieben. 
Einzelne Arten sind ferner von Dr Wırpeman allein und mit Ta. Duranp 
zusammen sowie von SPRAGUE und von Srapr beschrieben worden. Eine 
erste zusammenfassende Übersicht über die bis 1902 beschriebenen Arten 
hat EneLer in Englers Bot. Jahrb. 33 (1902) S. 132—133 gegeben. Es 
hat sich jedoch seitdem bei der Bestimmung der letzten Eingänge des 
Dahlemer Bot. Museums, besonders der von MıLpBrAED auf den beiden Ex- 
peditionen des Herzogs AnoLr FRIEDRICH VON MECKLENBURG gesammelten 
Violaceae, sowie unter den letzten Nummern der Zenkerschen Sammlungen 
eine große Fülle von Neuheiten ergeben, die von mir in Englers Bot. Jahrb. 
51 (4943) S. 404—128 beschrieben wurden. Hierbei machte sich das Be- 
dürfnis nach einem möglichst vollständigen Schlüssel der afrikanischen Arten 
besonders fühlbar. 

Der im folgenden gegebene Schlüssel stützt sich im wesentlichen auf 
das mir unmittelbar zugängliche Material des Berlin-Dahlemer Botanischen 
Museums, das auch die weitaus größte Zahl von Originalen enthält. Die 
wenigen in Berlin fehlenden Originale konnte ich leider wegen der kurzen 
mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr zum Vergleich erhalten. Da 
aus den Beschreibungen die Stellung dieser Arten nicht mit genügender 
Sicherheit zu entnehmen ist, so habe ich sie nicht mit in den Schlüssel 
aufgenommen, sondern nur am Schluß angeführt. 

Bei der Bearbeitung des jetzt sehr reichlich vorliegenden Materials 
wurde es nötig, die 1902 von Enger gegebene Einteilung der Gattung in 


406 M. Brandt. 


manchen z. T. wesentlichen Punkten zu ändern. Ençezer gibt (1. c.) fol- 
gende Haupteinteilung : | 


Subg. I. Euandra Engl. | 


Sit, Pedalanire og (= Etubulosae M. Brandt). 
Sekt. 1. Choriandra Engl. 


» 2. Synandra Engl. 
» 8. Ardisianthus Engl. | jt 


a eee us Tubulosae M. Brandt). 


Dazu bemerke ich gleich hier und deute es auch in dem Schema an, daß 
ich die Ensrerschen Æuandra und die beiden ersten Sektionen der Petal- 
andra als Etubulosae zusammenfasse und als Subgenus I dem Subg. I 
Tubulosae. gegeniiberstelle. 

Das Subgenus Euandra Engl., das sich durch Fehlen der Konnektiv- 
amina auszeichnen soll, ist nicht haltbar. Ich habe keine afrikanische Art 
von Rinorea kennen gelernt, der die Konnektivlamina fehlte. Daß R. caudata 
(Oliv.) O. Ktze. hierher gestellt wurde, beruht wohl auf einer Verwechslung. 
Da das Subg. I Euandra somit wegfällt, läßt sich das Subg. II Petalandra 
naturgemäß ebenfalls nicht halten. 

Mir erscheint es am zweckmäßigsten, die Ausbildung des Staminal- 
tubus zum Haupteinteilungsmerkmal zu erheben und danach einem Subg. I 
Etubulosae, dem der Staminaltubus fehlt, ein Subg. II Tubulosae mit stets 
vorhandenem Tubus gegenüberzustellen, wie es oben schon angedeutet 
wurde. Unter den Ætubulosae heben sich drei neubeschriebene Arten 
scharf heraus durch ihre kreisrunde, der Anthere nur oben aufsitzende, 
nicht an ihr herablaufende Konnektivlamina: R. mecroglossa Engl. mit 
kleiner, À. ebolowensis M. Brandt und À. convallaruflora M. Brandt mit 
großer Lamina; diese drei Arten fasse ich als Sect. Cycloglossae M. Brandt 
zusammen im Gegensatz zu den anderen etubulosen Arten, die eine ei- 
formige bis längliche, weit an der Anthere herablaufende Lamina besitzen 
und dementsprechend zweckmäßig als Macroglossae M. Brandt zu bezeich- 
nen sind. 

Die schon erwähnte R. caudata (Oliv.) O. Ktze., steht der R. albidi- 
flora Engl. äußerst nahe und bildet mit dieser und der neu beschriebenen 
R. beniensis Engl. die recht bezeichnende und als erste Tribus der Sect. 
Macroglossae beizubehaltende Gruppe der Choriandra Engl. Eine zweite 
Tribus derselben Sektion wird gebildet aus den ebenfalls leicht kenntlichen, 
von EnsLer als Sektion aufgestellten, durch die Verwachsung der Antheren 
gekennzeichneten Synandrae, die zwei kauliflore Arten, R. caulflora (Oliv.) 
O. Ktze. und R. Batangae Engl. umfassen. Sämtliche anderen bisher aus 
Afrika bekannt gewordenen Arten von Rinorea zeigen einen + stark aus- 
gebildeten Staminaltubus und sind demnach als Subg. Tubulosae zusammen- 
zufassen. Diese zerfallen ihrerseits wieder in die von EnsLer mit äußerst 
glücklichem Griff aufgestellten Sektionen Ardisianthus mit unverzweigten, 


Ubersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 407 


rein traubigen Blütenständen, rein aktinomorphen Blüten, zurückgerollten, 
langen Petalen und Samen mit langem Nabel einerseits, und Violanthus 
mit zusammengesetzten, paniculaten, cymösen oder corymbösen Blüten- 
ständen, meist = zygomorphen Blüten mit breiteren, nur schwach nach 
außen gebogenen Petalen, sowie mit Samen mit kleinem, rundlichem Nabel 
andererseits. 

In diesen beiden natürlichen Verwandtschaftsgruppen findet nun eine 
nahezu parallele Entwicklung im Andröceum statt. Bei beiden kennen wir 
eine Weiterbildung des einfachen Staminaltubus mit dem Rande aufsitzen- 
den Antheren zu einem solchen, dessen Rand über die Anheftungsstelle der 
_ Antheren hinausgezogen ist und frei endet, so daß die Antheren dem Tubus 
von innen eingefügt erscheinen. Diese letzte Ausbildungsweise ist gemeint, 
wenn im folgenden von einem freien Tubusrande die Rede ist. 

Bei den engen Beziehungen aller Arten der Sect. Ardisianthus zuein- 
ander ist es nicht zweckmäßig, noch Tribus zu unterscheiden. In der Sect. 
Violanthus dagegen treten recht verschiedene Typen auf, die schon von 
ENGLER in zwei Gruppen — Arten ohne und Arten mit freiem Tubusrand — 
zusammengefaßt worden sind. Dies ist unverändert beizubehalten. Die 
Anordnung- und die Begrenzung der einzelnen Encrerschen Tribus ist je- 
doch nach meinen Untersuchungen nicht mehr haltbar. — Bei der Gruppe 
ohne freien Tubusrand unterscheide ich folgende Tribus: 1. Ikeifoliae 
Engl. und 2. Lobrferae M. Brandt. Beide besitzen ziemlich lange freie Fila- 
mentstücke, die allmählich in den Tubus übergehen. Bei den Ikcifoliae 
ist keinerlei Spur eines freien Tubusrandes zu entdecken. Die Lobiferae 
dagegen bilden schon den Übergang zu den Gruppen mit richtigem freiem 
Tubusrand. Es wächst nämlich bei ihnen der Tubus hinter den Antheren 
an den Filamenten und z. T. an den Antheren selber hinauf. Die Zipfel 
enden in verschiedener Höhe mit einem Lappen, dessen Rand etwas frei 
ist, während unten alles verwachsen ist. Da diese freien Lappen schwer 
zu erkennen sind, so ist es zweckmäßiger, diese Lobiferae mit den ihnen 
auch sonst näher verwandten Zhc/foliae zusammenzubringen, als sie in die 
Gruppe mit freiem Tubusrand zu stellen, wohin sie vielleicht aus mehr 
theoretischen Erwägungen gehörten. Ich rechne zu den Lobrferae neben 
zahlreichen neu beschriebenen Arten auch R. Woermanniana (Buettn.) Engl., 
die von EnsLer zu den Brachypetalae gestellt wurde. — Unter den Tribus 
mit freiem Tubusrande haben wir einmal solche mit Antheren ohne Fila- 
ment, die Brachypetalae Engl. und Kamerunenses Engl. Beide stehen 
einander außerordentlich nahe und unterscheiden sich nur durch die Ge- 
stalt der Antheren, die bei den Kamerunenses eiförmig, in der Mitte am 
breitesten, nach unten wieder verschmälert sind, so daß sie dreieckige 
Räume zwischen sich lassen, während bei den Brachypetalae die Antheren 
länglich bis lanzettlich und an der Basis am breitesten sind; sie sitzen 
dicht nebeneinander und lassen keine offenen Räume zwischen sich. Auch 


408 | M. Brandt. 


in der Verteilung der einzelnen Arten auf diese beiden Tribus waren Ände- 
rungen nötig. 


Unter den mit freiem Tubusrand versehenen Arten von Vrolanthus 
ergeben sich ebenfalls zwei Gruppen nach der Beschaffenheit der Blüten; 
diese sind bei den einen dicklich-fleischig bis knorpelig, bei den anderen 
in allen Teilen weichkrautig und zart. Die ersten bezeichne ich als Tribus 
Crassiflorae, während ich bei den anderen von einem gemeinsamen Namen 
absehe. Zu den weichblütigen gehören nämlich die von Encrer herrühren- 
den Tribus Dentatae, Subintegrifoliae, Verticillatae und Inaequales. Die 
beiden ersten kann ich beibehalten; die Verticillatae dagegen unterscheiden 
sich nur durch die dekussierte Blattstellung von den Subintegrifoliae und 
stimmen in den Blüten so vollständig mit diesen überein, daß sie zu ver- 
einigen sind. Ebenso hat die Tribus /naequales Engl. aufgelöst werden müssen. 
Sie war darauf gegründet, daß der Staminaltubus bei einigen Arten zygo- 
morph ausgebildet ist. Bei meinen Untersuchungen hat sich nun aber 
herausgestellt, daß bei den meisten Arten der Dentatae, Subintegrifoliae 
und Jnaequales die Endblüten einen aktinomorphen Staminaltubus besitzen, 
während sämtliche anderen Blüten des Blütenstandes + starke Zygomorphie 
des Staminaltubus zeigen. An der Stelle, die der Abstammungsachse zu- 
nächst liegt, ist regelmäßig — offenbar infolge des Drucks in der Knospen- 
lage — der Tubus nicht oder nur schwach zur Ausbildung gelangt, und 
zwar meist so, daß an dieser Seite auch kein freier Tubusrand anzutreffen 
ist, während er an der gegenüberliegenden Seite in typischer Ausbildung 
gefunden wird. - Hierdurch ist es auch zu erklären, daß früher die Sub- 
integrifoliae, wenn auch mit Zweifel, zu der Gruppe ohne freien Tubus- 
rand gestellt worden sind. — Auf diese interessanten morphologischen Ver- 
hältnisse hoffe ich bei anderer Gelegenheit ausführlicher zurückkommen zu 
können. 

Ich gebe im folgenden zunächst einen Schlüssel der Gruppen, ‘i ich 
unter den afrikanischen Æinorea-Arten unterscheide. Darauf folgen die 
Artenschlüssel jeder einzelnen der unterschiedenen Sektionen oder Tribus. 


I. 


Clavis tribuum generis Rinoreae africanarum. 


A. Tubus staminalis nullus. Staminum filamenta 
gracilia, tenuia, haud vel ad basim tantum paulo 
dilatata, raro basi paulisper connata. Flores re- 
gulares oh 4. motte 12 ee ares Subg. I. Etubulosae M. Brandt. 
a. Inflorescentiae ER fo a racemosae, haud 
compositae, rhachi elongata ne Con- 
nectivi laminae fere orbiculares, quam an- 
therae saepius multo latiores, antherarum apici 
adnatae, haud decurrentes. . . . , . . . . Bect. 4. Cycloglossae M. Brandt. 


Ubersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 


b. Inflorescentiae pauciflorae, simplices, racemo- 
sae, rhachi abbreviata, vel subnulla, fere um- 
bellatae. Connectivi laminae ovatae, quam 
antherae haud vel paulo latiores, plerumque 


409 


usque ad antherarum basim decurrentes . . Sect. 2. Macroglossae M. Brandt. 


a. Alabastra ovoidea, duplo vel subduplo lon- 
giora quam latiora. Inflorescentiae axillares 
vel terminales, ramulos novellos terminantes 
vel una cum eis e foliorum novellorum 
-axillis evolutae. Antherae haud coalitae, 


Be. ok PPR ENO, NDR Choriandra Engl. sens. lat. 


8. Alabastra 4—5-plo longiora quam latiora. 
Inflorescentiae cauliflorae, e ramulis vetus- 
tioribus robustioribus erumpentes. Anthe- 
rae lanceolatae, coalitae . . . . . . . . § Synandra Engl. 


B. Tubus staminalis semper evolutus margine libero 


aut evoluto aut nullo. Filamentorum partes 
superiores aut liberae aut nullae (antherae tum 


een. Subg. I. Tubulosae M. Brandt. 


a. Inflorescentiae semper simplices, racemosae, 
rhachi elongata vel abbreviata instructae. Se- 
mina ovoidea hilum longum gerentia. Petala 


lanceolata, revoluta. Flores regulares . . . . Sect. 3. Ardisianthus Engl. 


b. Inflorescentiae compositae, paniculatae vel 
cymosae vel saepius corymbosae. Petala ple- 
rumque ovata, erecta vel apice tantum paulo 
retro-curvata, haud revoluta, plerumque irre- 
gularia. Semina tetraedra hilo parvo sub- 


orbiculari instructa . . . . . . . . . . . . Sect. 4. Veolanthus Engl. 


a. Tubistaminalis margoliber omnino deficiens. 
I. Antherae filamentorum parte libera sen- 
sim in tubi marginem haud liberum 
transeuntes. 
4. Sepala nervis 5—9—44 inter sese sub- 
parallelis valde prominentibus per- 
cursa. Folia pallide viridia, crasse 
coriacea. Tubi margo in filamentorum 
partem liberum haud protractus . . $ Ikerfoliae Engl. 
2. Sepala nervum unicum plerumque 
carinato-prominentem gerentes. Tubus 
in filamentorum partes superiores + 
alte protractus, lobis cum filamentis 
= connatis apice margine sublibero 
Baer. . $ Lobrjerae M. Brandt. 
II. Antherae tubi margini haud libero insi- 
dentes, sessiles, filamentorum partes libe- 
rae nullae. 
4. Antherae late ovatae, basi angustatae, 
inferne spatia triangularia inter sese 
formantes, superne sese tangentes . § Kamerumenses Engl. 


410 


M. Brandt. 


2, Antherae late lanceolatae, basi haud 
angustatae, confertae, spatio inter an- 
therarum basim nullo. . . 

8. Staminum tubus margine libero TRE, 
regularis vel saepius irregularis (tum uno 
latere Æ inciso margo liber nullus vel sub- 
nullus). Antherae plerumque ope filamen- 
torum gracilium tubo intus insertae. 

I. Sepala petalaque crasse ceraceo-carnosa 

usque coriaceo-cartilaginea . . . 

Il. Sepala petalaque tenuia, herbacea usque 
submembranacea. 

4. Flores mediocres (5 mm longi vel paulo 
Majores).. "ut 

2. Flores minusculi vel minimi (plerum- 


. § Brachypetalae Engl. 


. § Crassiflorae M. Brandt. 


. § Dentatae Engl. sens. lat. 


que 3 mm, rarius usque 4 mm longi) $ Subentegrifoliae Engl. sens. lat. 


IM. 


Clavis specierum sectionum vel tribuum singularium. 
Subg. I. Etubulosae M. Brandt. 
Sect. 4. Cycloglossae M. Brandt. 


A. Connectivi lamina minuscula, quam thecae multo 


brevior, ac anthera aequilata. Thecae denticulo 
unico anteriore instructae . 


B. Connectivi lamina majuscula, quam anthera duplo 


A. 


latior, atque thecae aequilonga vel longior. Fila- 
menta inferne paulo dilatata atque ima basi pau- 
lisper connata. 

a. Ovarium pilosum. Bracteae atque sepala in 


4. Rinorea microglossa Engl. 
(Südkamerun). 


sicco atro-fusca, quam petala multo obscuriora 2. R. ebolowensis M. Brandt 


b. Ovarium glabrum. Bracteae atque sepala in 
sicco lutea, eundem atque petala colorem prae- 
bentia. 


(Südkamerun). 


. 3. R. convallarvrflora M. Brandt 


(Südkamerun). 


Sect. 2. Macroglossae M. Brandt. 
§ A. CHoriandra Engl. 


Sepala anguste ovata, apice acuta. Thecarum 
appendiculae nullae . 


appendiculis anterioribus instructae. 
a. Ovarium pilosum. Folia late ovata, longissime 
atque angustissime acuminata, eglandulosa . 


b. Ovarium glabrum. Folia late ovata, breviter 
acuminata, subtus glandulis sessilibus densius- 
cule obtecta . 


; i . 4, R. bemiensis Engl. (Seengebiet). 
B. Sepala + late ovata, apice er Thecae 


5. R. caudata (Oliv.) O. Ktze. 
(Südkamerun). 


. 6. R. albidiflora Engl. 


(Südkamerun). 


rie 


Übersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 411 


§ 2. Synandra Engl. 


A, Folia maxima, 50—75 cm longa, haud acuminata, 
medio manifeste angustata, subpandurata, mar- 
ginibus ab circ. media parte inter sese subparal- 
ee eee re eS eis, . 7, R. caulifloræ. (Oliv.) OF Kize. 


(Gabun). 
B. Folia majuscula, 20—40 cm longa, manifeste acu- 


minata, basim versus sensim cuneato-angustata 8. R. Batangae Engl. 
(Sidkamerun), 


Subg. I. Tubulosae M. Brandt. 
Sect. 3. Ardisianthus Engl. 


A. Tubus stamineus margine libero nullo, antherae 
margini ipsi insidentes, 
a. Antherae ope filamentorum brevium tubi mar- 
gini insidentes, basi angustatae, inter sese 
spatia triangularia relinquentes. . . . . . . 9. R. Kaessneri Engl. (Englisch- 


Ostafrika). 
b. Antherae sessiles, valde confertae spatio inter 


antheras nullo. 
a. Folia oblonga, manifeste acuminata, basi 
late cuneata usque rotundata, haud cordata 10. R. comorensis Engl. 


(Komoren). 
8. Folia late ovata, apice acuta, haud acu- 


minata, basi semper manifeste cordata. . 41, R. elliptica (Oliv.) O. Ktze. 
(Britisch-u.Deutsch-Ostafrika). 
B. Tubus stamineus margine libero instructus, an- 
therae tubo semper intus insertae. 
a. Ovarium sub anthesi glabrum (cf. Nr. 45, R. 
Molleri). 
a. Sepala petalaque extrinsecus glabra vel par- 
cissime pilosula. Folia latiuscule lanceolata 
usque ovata, haud rhomboidea. 
I. Pedicelli breviusculi, 4—7 mm longi. Folia 
latiuscule lanceolata, subcoriacea, parce 
serrata. . . . . . 4... ee 42, 2. Holixa Engl. (Deutsch- 


Ostafrika). 
II. Pedicelli 42—15 cm longi. Folia oblonga 


usque ovata, tenuiter herbacea, mani- 

feste serrata . . . . . . . . . . . . 43. R.ardisuflora(Welw.) 0. Ktze. 

(Südkamerun bis Angola) 

6. Sepala petalaque extrinsecus valde pilosa. 
Pedicelli elongati. Folia rhomboidea, acute 
D civ GEN seta, js ur, 44. À. natalensis Engl. (Natal 


Pondoland). 
b. Ovarium sub anthesi pilosum (cf. Nr, 45 


R. Molleri, ovario glabro instructam!) 

a. Sepala nervis 5—7—9 inter sese subpar- 
allelis crassiusculis valde confertis percursa, 
plerumque glabra, margine tantum cilio- 
lata. Inflorescentiae longiusculae vel elon- 
gatae. 


’ 


412 M. Brandt. 


I. Folia basi manifeste rotundata. 
4. Folia lanceolata, longe acuminata. 
Flores minusculi. Sepala parva. Tu- 
bus stamineus atque ovarium glabra 15. I. Molleri M. Brandt (San 
Thomé). 
2. Folia ovata, breviter acuminata. Flo- 
res majusculi. Sepala majuscula. Tubi 
staminei margo liber atque ovarium 
dense pilosum.. . . . . . . . . . 46. BR. gracilipes Engl. (Südka- 
merun, Gabun). 
II. Folia basi manifeste acuta. 
4. Folia basi breviter acutata, haud cu- 
neata, apice breviter latiuscule acu- 
minata. : 
+ Ramuli novelli dense pilosi . . . 47. R. Engleriana De Wild. et 
Th. Dur. (Kongogebiet). 
++ Ramuli novelli glaberrimi . . . . 418. R. Albersti Engl. (Usambara). 
2, Folia basi = longe cuneata, apice 
anguste longeque acuminata . . . . 19. R. aruwimensis Engl. (Seen- 
: | gebiet). 
8. Sepala nervo unico latiusculo carnosulo 
dense adpresse piloso instituta. Inflores- 
centiae subumbellatae . . . . . . . . . 20. R. subumbellata M. Brandt 
(Deutsch-Ostafrika). 


Sect. 4. Violanthus Engl. 
§ A. Ilicifoliae Engl. 
A. Folia = parce denticulata vel serrata dentibus 
haud aculeatis . . . . . . 1s .:: le +, - on AM. BR. Afzelin Eneh ine ae pre 
sina Stapf) (Sierra Leone bis Usambara). 
B. Folia manifeste serrata usque sinuato-dentata den- 
tibus valde aculeatis vel spinosis. 
a. Folia oblonga usque late lanceolata, basi late 
cuneato-angustata, tenuiter coriacea . . . . 22. R. ihcifola (Welw.) O. Ktze, 
(Sierra Leone bis Usambara). 
b. Folia lanceolata, basim versus paulisper an- 
gustata, basi ipsa rotundata usque leviter 
cordata . . . . . . . "OP MONS EN a8) ROMEO ee re 
Ostafrika). 


§ 2. Lobiferae M. Brandt. 


A. Inflorescentiae brevissimae, 1/;—1/g foliorum longi- 

tudinis aequantes, subglobosae, pauci-(usque 20-) 

florae, ceraceo-carnosulae . . . . . . . . . . 24. R. Woermanniana (Buettn.) 

Engl. (Kamerun, Gabun). 

B. Inflorescentiae elongatae, 1/4 foliorum longitudinis 

adaequantes vel longiores, lanceolatae usque 

ovoideae. 

a. Petioli longissimi, graciles . . . . . . . . . 25. R. Scheffleri Engl. (Usambara). 

b. Petioli breves vel breviusculi. 

, Planta glaberrima. Folia opaca. . . . . 26. R. leiophylla M. Brandt 
(Kamerun). 


Übersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 413 


8. Planta, praesertim ad ramulos novellos, 


petiolos, inflorescentias, flores + pilosa. 
I. Folia subtus ad costam nervosque tan- 
tum parce pilosa, ceterum glabra. 
4. Inflorescentiae parce ramosae, 1/2 fo- 
liorum longitudinis non excedentes 


2. Inflorescentiae foliis circiter aequilon- 
gae, valde ramosae, multiflorae. 

+ Staminum tubus quam filamentorum 

pars libera haud altior. 

>< Ramuli crassiusculi. Corymborum 

late ovoideorum rami subelongati, 

inter sese subaequilongi. Folia 

basi plerumque acuta. . 


xx Ramuli graciles. Corymborum 
triangulari-ovoideorum rami in- 
feriores valde elongati, superiores 
breviusculi. Folia basi & rotun- 
data 


++ Staminum tubus altus, quam fila- 
mentorum pars libera multo al- 
tior; antherae filamentorum parti 
liberae brevissimae insidentes. Co- 
rymborum ovoideorum basi paulo 
ampliatorum rami apicem versus 
sensim abbreviati . 


II. Folia subtus ad nervos atque inter ner- 
vos venasque valde pilosa, fere velutina 


. 27. R. arenicola M. Brandt 


(Liberia). 


. 28. R. Tessmannii M. Brandt 


(Spanisch-Guinea). 


. 29. R. Thonneri De Wild. (Kongo- 


gebiet). 


. 30. À. mongalaensis De Wild. 


(Kongogebiet). 


34. R. multinervis M. Brandt 
(Südkamerun). 


§ 3. Kamerunenses Engl. 


A. Folia magna usque permagna, 15—30 cm longa. 
a. Inflorescentiae minusculae, longitudine petio- 
lorum plerumque elongatorum, 1/4 laminae 
longitudinis haud excedentes, parce ramosae, 


BRupSRENIORaE .. | . . few ws 


b. Inflorescentiae petiolos plerumque breviusculos 
pluries superantes. Corymbi valde ramosi. 


Je 


Inflorescentiae rami multiflori, abbreviati, 
densiflori. Folia obovata, apice rotundato 
breviter acuminata. Ovarium subglabrum 
Brno a ee ae 


. Inflorescentiae rami pauciflori, subelongati, 


laxiflori. Folia oblonga, apice longe anguste 


. 32. R. kamerunensis Engl. 


(Kamerun). 


33. 1. gabunensis Engl. (Gabun). 


acuminata. Ovarium fructusque velutina. 34. À, longicuspis Engl. (Süd- 


kamerun). 


414 M. Brandt. 


B, Folia mediocria, 10—15 cm longa, late ovata, 
margine grosse serrato-dentata . 


. 35. R. Stuhlmannii Engl. 


(Deutsch-Ostafrika). | 


§ 4. Brachypetalae Engl. 


A. Inflorescentiae, petioli, foliorum laminae graciles 
atque tenues. Flores minusculi, herbacei. 

a. Folia lanceolata, magna, longe acuminata. 
Inflorescentiae haud elongatae pedunculo lon- 
gissimo. Antherae appendiculis anterioribus 2 
HAS UM RE RN ee LE 


. Folia obovata, breviter acuminata. Inflores- 
centiae haud elongatae, pedunculo nullo. An- 
therae appendicula anteriore unica munitae . 


B. Inflorescentiae petiolique rigidi, crassiusculi; folia 
fere coriacea. Sepala suberoso-coriacea, crassa, 
plerumque manifeste carinata. 

a. Ovarium glaberrimum. Inflorescentiae plerum- 
que breviusculae, raro dimidiam foliorum par- 
tem adaequantes. 

a. Petioli brevissimi. Folia minuscula, breviter 
obovata, fere cuneata, brevissime acumi- 
nata . MR ig ee ae 

5. Petioli mediocres usque longi. Folia magna, 
oblanceolata usque obovata, longe atque 
paulatim acuminata. 

I. Folia basi semper acuta . 


II, Folia basi = rotundata 


b. Ovarium valde pilosum , 


. 36, Le. ituriensis M. Brandt (Seen- 


gebiet). 


37. R. Dupuisü Engl. (Kongo- 
gebiet). 


. 38. R. Poggei Engl. (Kongogebiet). 


. 39. BR. brachypetala (Turez.) O. 


Ktze. (von Liberia üb. Kamerun 
bis Gabun u. ins Seengebiet). 


. 40. R. congensis Engl. (Kongo- 


gebiet). 


. 44, R. Ellvotii Engl. (Sierra Leone). 


$ 5. Grassiflorae M. Brandt. 


A. Antherae sessiles, 
nullae. 
a. Sepala petalis aequilonga vel subaequilonga. 

Folia subtus glandulis sessilibus instituta. 

1. Sepala lanceolata, inaequalia, longiora pe- 
talis aequilonga. Flores pro genere magni. 
Planta undique + dense longiuscule velu- 
Una. forment, Sin ee ae 

6. Sepala ovata, aequalia, petalis subaequi- 
longa vel paulo breviores. Flores medio- 
cres. Planta undique pilis minimis obtecta 


Filamentorum partes liberae 


. Sepala orbicularia, dimidiam petalorum partem 
vix adaequantes. Planta floribus parce pilosis 


42. R. longisepala Engl.(Kamerun). 


43. R. Johnstonei (Stapf) M. Brandt. 
(Liberia) 1). 


4) Diese von Starr als Alsodeia Johnstonei beschriebene Art ist in ÆRinorea 


Johnstonei (Stapf) M. Brandt umzutaufen. 


Ubersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 415 


exceptis glaberrima. Folia permagna, haud 
glandulosa. . . . . . . . . . . . . . . . 44. R. Soyauatd M. Brandt (Gabun). 
B. Antherae ope filamentorum tubo staminali intus 
insertae. 
a. Folia basi semper acuta vel rotundata, num- 
quam panduriformia neque cordata. 
a. Inflorescentiae rhachis pedicellique graciles 
atque tenues. Flores minusculi. 
I. Inflorescentiae valde ramosae, multiflorae 
(flores ca. 40—200 praebentes). 
4. Folia magna, late ovata, ad mediam 
circa partem latissima, remote bre- 
viterque serrata. Inflorescentiae pyra- 
midato-ovoideae ramulis inferioribus 
quam superiores multo longioribus. 
Ovarium glabrum , . , . . . . . . 45. R. Preussi Engl. (Kamerun). 
2. Folia mediocria, oblanceolata, ad par- 
tem ca. 1/5 superiorem latissima, mar- 
gine dense acuteque serrata. Inflores- 
centiae lanceolatae ramulis inferiori- 
bus quam superiores vix longioribus. 
Ovarium pilosum , . . . . . . . . 46. R. Mildbraedw M. Brandt 
(Seengebiet). 
II. Inflorescentiae pauciflorae (flores ca. 15 
—20 vel rarius usque 30 praebentes). 
4. Folia lanceolata, 3—4-plo longiora 
quam latiora, acutissime densissime 
serrato-dentata dentibus curvatis . . 47. R. acutidens M. Brandt (Süd- 
kamerun), 
2. Folia ovata, 1,5—2-plo longiora quam 
latiora, obtuse serrata vel subintegra. 
+ Folia majuscula (ultra 40 cm longa 
atque 5 cm lata). 
>< Folia late obovata, haud vel vix 
acuminata, manifeste et dense 
serrata serraturis obtusis . . . 48. À. banguensis Engl. (Kame- 
run, unteres Kongogebiet). 
xx Folia oblonga, longe acuminata 
acumine longissimo angustissimo, 
subintegra. . . . . . . . . . 49. R. umbricolaEngl. (Kamerun). 
++ Folia minuscula (longitudine 8 cm, 
latitudine 3,5 cm haud excedentes). 
>< Folia dense minuteque serrata. 
Staminum filamenta atque tubus 
Be Fs tise). le Be. microdon M. Brandt 
(Liberia). 
><>< Folia grosse atque remote serrata 
serraturis obtusis. Staminum fila- 
menta atque tubus intus mani- 
feste pilosa . . . . . . . . . 54. R. cerasifolia M. Brandt (Süd- 
kamerun), 


416 MM. Brandt. 


8. Inflorescentiae rhachis atque pedicelli crassi, 

‘ carnosuli. Flores mediocres usque majus- 

culi. 

I. Petioli elongati, latitudini foliorum aequi- 
longi. Sepala orbicularia, 1/2 petalorum 
longitudinis adaequantes. Folia grosse 
remote serrata. . . . 


II. Petioli breves, quam latitudo laminae 
multo breviores. 

1. Folia mediocria, obovata, aequaliter 

remote obtuse serrata. Bracteae lan- 

ceolatae usque anguste lanceolatae . 


2. Folia majuscula latiuscule lanceolata, 
dense obtuse serrata. Bracteae latis- 
sime ovatae 


b. Folia basi latiuscula vel lata vel dilatata (tum 
interdum subpanduriformia), semper basi ipsa 
manifeste cordata. 

a. Folia basi latiuscula, manifeste petiolata. 

I. Folia minuscula, obovata, valde serrata. 
Fructus villos multos majusculos subuli- 
formes ‘Erentees. gS am x we Bee 

II. Folia majuscula, lanceolata, margine serru- 
lata Pak ee BET: 

3. Petioli nulli, folia basi dilatata manifeste cor- 

data sessilia, fere auriculata . 


§ 6. Dentatae Engl. 


A. Antherae appendicula anteriore unica instructae. 
Petioli subelongati usque longi (2—5 cm longi). 
Folia subtus glandulis sessilibus dense obtecta . 


- B. Antherae appendiculis 2 anterioribus instructae, 
Folia eglandulosa. 
a. Folia basi haud obtusata neque cordata. 
a. Foliorum petioli longiusculi (ultra 10 mm 
longi). 
I. Inflorescentiae paniculatae. Ovarium laxi- 
uscule pilosum. . 


II. Inflorescentiae cymosae. Ovarium gla- 
brum. 

4. Cymae graciles, cymarum rami valde 

elongati. Flores manifeste pedicellati 


. HAE Welwitschii (Oliv.) O. Ktze. 


(Kamerun, Kongogebiet, Seen- 
gebiet). 


53. R. Adolfi Friderici M. Brandt 
(Seengebiet). 


. 54. R. latibracteata M. Brandt 


(Seengebiet). 


. 55. À. Zenkeri Engl.(Südkamerun). 
. 56. R. liberica Engl. (Liberia). 


. 57. R. Ledermannit Engl. 


58. À. campoensis M. Brandt 
(Kampogebiet). 


. 59. R. gaxana (Bak. f.) M. Brandt 


(Gazaland) 1). 


60. À. Zimmermann Engl. 
(Usambara). 


4) Diese von Baker ri. als Alsodeia gaxana beschriebene Pflanze ist in Renorea 


gaxana (Bak. f.) M. Brandt umzutaufen. 


Ste ee a ee 


= 


Übersicht über die afrikanischen Arten der Gattung Rinorea Aubl. 417 


2. Cymae crassae, cymarum rami valde 4 
abbreviati. Flores subsessiles. . . . 64. R. subsessilis M. Brandt 


(Südkamerun). 
3. Folia breviter petiolata usque subsessilia. 


I. Ovarium glabrum. Folia breviter petio- 
lata. 
4. Folia lanceolata. 
+ Folia grosse acute serrato-dentata 62. R. ferruginea Engl. (Deutsch- 
Ostafrika). 
++ Folia dense obtuse serrata. . . . 63. R. insularis Engl. (Ilha do 
Principe). 
2. Folia = late ovata. . 

+ Bracteae bracteolaeque anguste lan- 
ceolatae, longiusculae, sub anthesi 
perdurantes. 
>< Inflorescentiae amplae multiflorae 

rami inferiores quam superiores 
multo longiores . . . . . . . 64. R. bipindensis Engl. (Kame- 
run, Fernando Po). 

> Inflorescentiae angustae pauci- 

florae rami inferiores superiori- 
bus vix longiores. . . . . . . 65. R. Dinklagei Engl. (Kamerun). 
++ Bracteae bracteolaeque el 
late ovatae, caducae, jam ante an- 
thesim decidentes. . . . . . . . 66. R. dentata (P. Beauv.) O. Ktze. 
(von Liberia über Kamerun 
bis Angola). 
II. Ovarium manifeste pilosum. Folia sub- 
Ra os ors vandal er laut 1.074 À. monticola M. Brandt (Nord- 
kamerun). 
b. Folia basi obtusata vel dilatata, interdum pan- 
duriformia, semper cordata. 
a. Inflorescentiae multiflorae (flores ca. 50 vel 
plures praebentes) floribus majusculis. Folia 
panduriformia . . . . . . . . . 68. R.castaneoides Welw. (Angola). 
8. Inflorescentiae Kuba (flores usque 
30 praebentes). Folia basi obtusata, haud 


dilatata. 
I. Folia ovata, rigida, basi latiuscula, mani- 
feste cordata. Petioli crassiusculi . . . 69. R. scvaphila M. Brandt (Süd- 


kamerun). 
II. Folia lanceolata, utrimque aequaliter acu- 
tata, basi breviter obtusata subangusta, 
parce cordata, tenuissime herbacea : . . 70. À. Bussei M. Brandt (Togo). 


§ 7. Subintegrifoliae Engl. 
A. Folia alternantia, apicem ramorum versus con- 
ferta. 
a. Folia basi acuta vel Æ rotundata, haud ob- 
tusata. Ovarium glabrum. 
a. Inflorescentiae cymosae. . . . . . . . . 74. R. usambarensis Engl. 
(Usambara). 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 27 


418 M. Brandt, Übersicht über die afrikan. Arten der Gattung Rinorea Aubl. 


5. Inflorescentiae paniculatae vel corymbosae. 
I. Petioli atque inflorescentiae longiuscule 
subsericeo-pilosi. Folia dense leviterque 
serrata. 
4. Connectivi lamina angusta, quam an- 
therae manifeste angustior; anthera- 
rum appendiculae anteriores subnullae 72. R. exappendiculata Engl. 


(Südkamerun). 
2. Connectivi lamina latitudine antheras 
aequans vel eis latior . . . . . . . 73. R. Dewevrei Engl. (Kongo- 
gebiet). 


II. Petioli glabri. Inflorescentiae brevissime 
dense pilosae. Folia subintegra vel grosse 
serrata. 
4. Inflorescentiae minimae. Folia subin- 
tegra vel margine leviter undulata, 
tenuia, nervis paulisper prominentibus. 
Antherarum appendiculae anteriores 
AB. nw hw ot nen. Ihr R, SUD ORAN Bea) 
O. Ktze. (Liberia bis Gabun). 
2. Inflorescentiae minusculae. Folia in 
parte superiore grosse remote serrata 
nervis valde prominentibus. Antherae 
appendicula anteriore unica instructae 75. R. amaniensis Engl. (Usam- 


bara). 
b. Folia basi obtusata. Ovarium valde pilosum 76. À. yaundensis Engl. (Süd- 
kamerun). 
B. Folia decussata, ut videtur utriusque paris folium 
alterum quam alterum multo brevius (planta 
anisophylliam praebens!). . . . . . . . . . . 77. R. vertieilata (Boiv.) O. Ktze. 
(Komoren). 


Species non visae (ex descriptione tantum mihi notae). 


78. Alsodeia Whyter Stapf (Liberia).') 

79. Alsodeca Dawet Sprague (Liberia). 4) 

80. Rinorea cymulosa (Welw.) O. Ktze. (Angola). 
81. Rinorea aucuparia (Welw.) O. Ktze. (Angola). 
82. Alsodeva latifolia Thouars. 2) 


4) Diese beiden Arten, deren Stellung aus der Diagnose allein nicht sicher fest- 
stellbar ist, sind, da der jetzt gültige Name der Gattung Rinorea Aubl. ist, umzutaufen 
in Rinorea Whyter (Stapf) M. Brandt und À. Dawer (Sprague) M. Brandt. 

2) Diese letzte Art ist äußerst zweifelhaft. Ich sehe daher vorläufig, bis die Zu- 
gehörigkeit zur Gattung sichergestellt ist, davon ab, ihren Gattungsnamen zu ändern. 


2 ie Ser 


Die Gattung Pappea Eckl. et Zeyh. 
Von 


R. Schlechter 


Berlin. 


Vor wenigen Jahren hat Prof. H. Scuınz in der Vierteljahrsschrift der 
Naturforschenden Gesellschaft in Zürich v. XLIV (1908) S. 486 ff. eine Zu- 
sammenstellung der von Afrika beschriebenen Arten der Gattung Pappea 
Eckl. et Zeyh. gegeben, wobei er zu dem Resultat kommt, daß die Gattung 
nur aus einer einzigen Art besteht, von der noch drei Varietäten abzu- 
trennen sind. Danach könnte es überflüssig erscheinen, hier nochmals 
näher auf die Gattung einzugehen. Die Bestimmung einer Anzahl süd- 
afrikanischer Pflanzen veranlaßte mich jedoch nun neuerdings, die von 
ScHinz aufgestellten Behauptungen nachzuprüfen, und brachten mich zu so 
sehr von den seinigen abweichenden Resultaten, daß ich beschloß, darüber 
hier einige Worte zu veröffentlichen. 

Den Grund zu diesen Untersuchungen 2 mir eine Pflanze, welche 
ich bei Badsloop im nördlichen Transvaal unter Nummer 4296 gesammelt 
hatte und anfangs nicht als Pappea erkannte, da sie von P. capensis 
Eckl. et Zeyh. erheblich abwich. Die nähere Prüfung des Materials zeigte 
dann bald, daß wir es mit einer Pflanze zu tun haben, welche als Pappea 
fulva Conrath (im Kew Bull. 1908, p. 221) beschrieben worden ist und 
von Scainz mit den anderen Arten zusammen als Varietät der P. capensis 
Eckl. et Zeyh. angesehen wird. Das reiche Material des Berliner Her- 
bariums gestattete mir nun festzustellen, daß wir keineswegs, wie H. Scninz 
annimmt, nur eine recht variable Art von Pappea in Afrika haben, son- 
dern vielmehr, daß eine Reihe recht guter Arten vorliegt, die auch in 
ihrer geographischen Verbreitung vorzüglich geschieden sind. Abgesehen 
davon, daß diese Arten auch äußerlich, wenigstens bei einigermaßen gutem 
männlichen Blütenmaterial, leicht zu unterscheiden sind, kommt noch hinzu, 
daß sie in den Petalen Merkmale besitzen, auf Grund deren sie recht leicht 
getrennt werden können. Es scheint, als habe Scaınz sich fast nur nach 
den Blättern gerichtet, ohne von den einzelnen Arten genaue Blütenanalysen 
zu machen, denn sonst hätten ihm die Unterschiede in der Größe der 

| 27* 


420 R. Schlechter. 


Blüten, der Form der Petalen, der Linge der Filamente und deren mehr 
oder minder dichter Behaarung und schließlich auch in der Länge der 
Bliitenstiele auffallen miissen. 

Eine genauere Prüfung der Pflanzen hat zudem die überraschende 
Tatsache zutage gefördert, daß schon in der Flora Capensis zwei Arten 
vermischt worden sind, indem nämlich die echte Pappea capensis Eckl. et 
Zeyh. nur auf das kapensische Übergangsgebiet von Humansdorp bis 
Grahamstown verbreitet zu sein scheint, während die von Drie in Na- 
maqualand gesammelten Exemplare zu P. Schumanniana Schinz gehören. 
Auch Scninz selbst hat offenbar diese Zugehörigkeit der als » Xiggelaria 
integrifolia« verteilten Pflanzen zu seiner Art nicht erkannt. 

Pflanzengeographisch ist diese Sichtung der Pappea-Arten besonders 
interessant, zeigt sich doch nun, dab P. capensis Eckl. et Zeyh. auf das 
kapensische Übergangsgebiet beschränkt ist. In Namaqualand südlich und 
nördlich des Oranje-Flusses tritt nur P. Schumanniana Schinz auf. Weiter 
im Norden findet sich in Angola eine Pappea, welche hier provisorisch 
als Varietät von P. Radlkofert Schweinf. angesehen ist, der sie sehr 
‚ähnelt, die sich aber vielleicht später, wenn männliche Blüten vorliegen, 
als eigene Art erweisen könnte. 

Im Osten findet sich zunächst P. fulva Conrath, welche einen 5—10 m 
hohen Baum des Hoogeveldts von Transvaal bildet. In Ostafrika beginnend, 
erhalten wir dann in P. Radlkoferi Schweinf. die vierte Art, welche in 
einigen Varietäten und Formen bis zum italienischen Somali-Lande vor- 
gedrungen ist, von wo durch ScaweinrurtH die Art zuerst bekannt wurde. 

Ich will nun hier näher auf die Merkmale der einzelnen Arten ein- 
sehen und dann versuchen, in Form eines Bestimmungsschlüssels das 
Endresultat meiner Untersuchungen zu geben. 


1. P. capensis Eckl. et Zeyh. Enum. 1836, p. 53. 

Sapindus Pappea Sond. in Fl. Cap. I (1859) p. 241 (p. pt.). 

Ein kleiner, bis 6 m hoher Baum von gedrungenem Wuchs und sehr 
dicht stehenden, bis 4 cm langen, kurzgestielten, beiderseits dicht netz- 
adrigen Blättern. Blüten ziemlich klein mit eiförmig-rhombischen, fast 
spitzen, kurz genagelten Petalen, deren Querfalte innen unterhalb der 
Mitte liegt und am inneren Rande dicht zottig behaart ist, der Rücken 
der Petalen ist kahl. | 

Wie schon Scnınz angibt, sind die Blätter am Rande leicht zurück- 
gerollt. 


Verbreitung: Kap-Kolonie: In Wäldern zwischen dem Zwartkops- 
und Coega-River, Uitenhage (Eckıon et Zeyuer). Auf dem Bothasberg, beim 
Fishriver, Grahamstown (Zeyner n. 151). 

Diese Art ist der Typus der Gattung. Auf die Tafel in Hookers Icon. PI. t. 352 
komme ich bei der nächsten Art zurück. 


Die Gattung Pappea Eckl. et Zeyh. 4921 


2. P. Schumanniana Schinz in Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXX (1888) 
. 156. 
i Sapindus Pappea Sond. in Flor. Cap. I (1859) p. 244 (p. pt.). 

Kiggelaria integrifolia E. Mey. in Drege, Zwei pflanzengeogr. Docum. 
(1843) p. 90. 

Baum bis 6 m hoch, gedrungen, stark verzweigt mit sehr dicht 
stehenden Blättern. Blätter kurz gestielt, beiderseits dicht netzadrig, unter- 
seits sehr kurz und ziemlich dicht behaart, an den Rändern nicht um- 
gerollt, bis 5 cm lang, aber schmäler als bei P. capensis Eckl. et Zeyh. 
Blüten in kurzen, dichten Trauben, größer als bei P. capensis Eckl. et 
Zeyh. auf ziemlich langen Stielchen. Petalen fast kreisrund, kaum ge- 
nagelt, oben undeutlich dreilappig, außen spärlich behaart, innen unterhalb 
der Spitze mit fleischiger, am Rande zottig behaarter Querfalte, in der 
Mitte spärlicher behaart. Filamente lang, dicht behaart. 

Verbreitung: Klein-Namaqualand; an felsigen Orten bei Silverfontein, 
600—900 m ü. M. (Drice. — Im September bis Oktober). 

Groß-Namaqualand: Aus (Scainz et Schenk); Tirashochfläche bei Aris 


(Prof. Dr. E. Morırz n. 24. — Im Jahre 1909); bei Seeheim, ca. 700 m 
ü. M. (Dınter n. 1222. — Im Januar 1910). 


Wahrscheinlich gehört zu dieser Art auch die von Hooker in den Icon. Pl. t, 352 
gegebene Abbildung. Da die Petalen auf dieser Tafel fehlen, ist diese Frage nicht ohne 
weiteres zu entscheiden, doch stimmen Habitus, Blätter und die übrigen Teile sehr gut. 

Die Art ist vor P. capensis Eckl. et Zeyh. leicht durch die unterseits ziemlich 
dicht behaarten Blätter mit geradem Rande, die größeren Blüten und die recht ver- 
schiedenen Petalen zu erkennen. 


3. P. fulva Conrath in Kew Bull. (1908) p. 221. 

P. capensis Eckl. et Zeyh. var. Radlkoferi Schinz in Vierteljahrsschr. 
Nat. Ges. Zür. 1908, p. 490 (p. pt.). 

Baum bis 7 m hoch, von gedrungenem Wuchs mit starker Ver- 
zweigung. Blätter länglich, beiderseits dicht netzadrig, am Rande sehr 
kurz und breit gezähnelt, unterseits mit dünnen, kurzen Haaren, oberseits 
fast kahl, mit 1—41,5 cm langem Stiel. Blütenstände ziemlich locker mit 
kurzen, abstehenden Zweigen, die Blätter um das Doppelte überragend. 
Blüten auf ziemlich langen Stielchen, fast so groß wie bei P. Schuman- 
mana Schinz. Petalen mit deutlichem Nagel sehr breit dreieckig-rhom- 
bisch, außen spärlich behaart, innen mit dicht zottiger Querfalte in der 
Mitte. Filamente mäßig behaart, 4 mm lang. 

Verbreitung: Transvaal; bei Wonderfontein (ConraTa n. 295; A. ENGLER 
n. 2869. — Im September 1905); steinige Buschsteppe am Magalisberge 
bei Pretoria, ca. 1400 m ü. M. (A. Enerer n. 2773. — Fruchtend im Sep- 
tember 1905); Buschsteppe bei Badsloop, ca. 1400 m ü. M. (R. ScHLECHTER 
n. 4296. — Blühend im Januar 1894); bei Leydenburg (F. Wırms n. 207. 
— Fruchtend im Januar 1894). | 


Die Art ist vor P. capensis Eckl. et Zeyh. sowohl wie vor P. Schumanniana 
Schinz äußerlich schon leicht durch die größeren, am Rande gezähnelten Blätter von 


422 R. Schlechter. 


dünnerer Textur mit längeren Stielen und durch die viel lockereren Inflorescenzen unter- 
schieden. Die Petalen haben eine ganz andere Form, nähern sich aber mehr denen 
der P. capensis Eckl, et Zeyh. 

4. P. Radlkoferi Schweinf. ex Penzig in Atto Congr. Genova (1893) 
p. 336. 

P. capensis Eckl. et Zeyh. var. Radlkofert Schinz in Vierteljahrsschr. 
Nat. Ges. Ziirich (1908) p. 490 (p. pt.). | 

Baum 5—7 m hoch von gedrungenem Wuchs mit starker Verzweigung. 
Blätter ziemlich breit oval, stumpf, am Grunde schief, zuweilen fast herz- 
formig, am Rande kaum gezähnelt, beiderseits dicht netzadrig, kurz ge- 
stielt, sehr kurz und fein spärlich-behaart, oberseits später kahl oder fast 
kahl. Blütenstände sehr dicht mit kurz gestielten, oft sitzenden Blüten, 
meist von der Länge der Blätter, selten etwas länger. Blüten klein, etwa 
wie bei P. capensis Eckl. et Zeyh. Petalen spatelförmig deutlich genagelt, 
sehr klein, außen spärlich behaart, innen mit verdickter, dicht zottig- 
berandeter Querfalte fast unter der Spitze. Filamente fadenförmig, spärlich 
gewimpert, etwa 3 mm lang. 

Verbreitung: Eritrea; Gheleb, 1700—1900 m ü. M. (Scawernrurta 
n. 1068, 1080, 1123. — März—April 1891); Acour, Aragare gutt, in 
Talfurchen, 1900 m ü. M. (Scuwernrurtn n. 1044. — April 1892). 

Deutsch-Ostafrika: Usambara (C. Horst n. 8888. — Im Jahre 
1893); felsige Gebirgssteppe unterhalb Mbulu, West-Usambara, 1300 — 
1600 m ü. M. (A. Encrer n. 1474; Hoız n. 834. — Im Oktober 1902); 
Msinga-Baga (Braun n. 2783. — Im August 1909). — Kilimandscharo 
(Merger): zwischen Kilimandscharo und Meru, Massai-Steppe (MERKER. — 
Im Jahre 1902). 

Am nächsten steht die Art der P. fulva Conrath, von welcher sie durch größere 
Blätter, dichte, verhältnismäßig kürzere Inflorescenzen, kürzer gestielte, kleinere Blüten 
und die völlig anders gestalteten Petalen recht gut spezifisch zu trennen ist. 

Var: angolensis Schltr. 

Differt a forma typica foliis subtus magis puberulis, prominentius 
nervosis, racemis femineis ad apicem ramulorum in paniculam folia bene 
superantem dispositis. 

Verbreitung: Angola; auf den Bergen von Ontongo-tongo, bei Gambos, 
ca. 1400 m ü. M. (Antunes n. 184. — Fruchtend im Mai 1897). 


Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, daß diese Pflanze sich später als eigene 
Art erweisen wird, wenn erst männliche Blüten von ihr vorliegen. 


Var. ugandensis (Bak. fil.) Schltr. 
Pappea ugandensis Bak. f. in Journ. Linn. Soc. Bot. XXXVII (1905) 
p. 138. 
Differt a forma typica foliis longioribus, caeterum eadem. 
Verbreitung: Uganda (Bassuaw n. 369); Galunka (Tu. Kässner n. 785. 
— Blühend im Mai 1902); Kitui, in Ukamba (J. M. HicpeBraNDT n. 2826. — 
Blühend im Mai 1877). 


Die Gattung Pappea Eckl. et Zeyh. 423 


Deutsch-Ostafrika: Steppenbusch bei Kwa-Mschuga, 650 m i. M. 
(Horst n. 8888a. — Blühend im August 1893); Karagwe (Scorr EzLiorr 
n. 874. — Im Jahre 1893—94). 

Ich kann keine Unterschiede finden, auf Grund derer die spezifische Trennung 


dieser Pflanze von P. Radlkoferi Schweinf. gerechtfertigt wäre. Die Blätter sind länger 
und daher ist sie als Varietät aufrecht erhalten worden. 


In Form eines Bestimmungsschliissels würden die hauptsächlichsten 
Charaktere der vier hier angenommenen Arten sich folgendermaßen zu- 
sammenstellen lassen: 


A. Blätter klein (3—5 cm lang, 1,5—2 cm breit), kahl 
oder unterseits dicht und sehr kurz behaart. 
I. Blätter kahl oder fast kahl mit zurückgebogenen 
Rändern. Petalen eiförmig-rhombisch, fast 
spitz mit Querfalte unterhalb der Mitte . . . 4. P. capensis Eckl. et Zeyh. 
II. Blätter unterseits sehr kurz filzig, mit geraden 
Rändern. Petalen fast kreisrund, oben un- 
deutlich dreilappig, sehr Er mit Querfalte 
MARIE Spiize. ... 2. we ee ee  . 2, P. Schumanniana Schinz 
B. Blätter groß (4,5—12 cm lang, 2,5—5 cm breit), 
unterseits mit feinen, Né tdbén den Haaren. 
I. Männliche Blütenstände locker, die Blätter 
doppelt oder mehr überragend. Petalen mit 
kurzem Nagel breit-rhombisch, mit Querfalte 
moder Mite... ..... . 3. P. fulva Conrath 
Il. Männliche Blütenstände ah dicht, küler rs 
die Blatter oder sehr wenig länger. Petalen 
sehr klein, spatelförmig, sehr stumpf, mit 
Querfalte unterhalb der Spitze . . . . . . . 4. P. Radlkofert Schweinf. 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den 
Flacourtiaceae. 


Von 


Ernst Gilg. 


In seiner Abhandlung Ȇber Juliania, eine Terebinthaceen- Gattung 
mit Cupula, und die wahren Stammeltern der Kätzchenblütler«1) sucht 
Haier nachzuweisen, »daß die Apetalen eine durchaus unnatürliche Pflanzen- 
gruppe sind und phylogenetisch von Choripetalen abgeleitet werden müssen«. 

Es liegt mir fern, hier diesen Satz in seinem ganzen Umfange wider- 
legen zu wollen. Abgesehen davon, daß vielleicht tatsächlich manche eigen- 
artige Gruppen des Pflanzenreichs, besonders solche, die noch nicht voll- 
kommen bekannt oder nicht hinreichend studiert worden sind, infolge ihrer 
scheinbar achlamydeischen Blüten als primäre Formen gedeutet und des- 
halb an den Anfang der Choripetalen gestellt worden sind, die sich bei ge- 
nauerer Untersuchung als apopetal herausstellen werden, d. h. bei denen 
infolge einer Reduktion, einer zweckmäßigen Rückbildung, die Blumenkrone 
verschwunden ist, würde eine solche Widerlegung im einzelnen, wenn sie 
einwandsfrei sein wollte, eine ungemein große Arbeit erfordern. Es wäre 
dazu nicht nur etwa eine Zurückweisung der Harrierschen Behauptungen, 
die zum größten Teil auf Literaturstudien beruhen, ebenfalls durch Be- 
nutzung der einschlägigen Literatur notwendig, sondern vor allem ein ein- 
gehendes, monographisches oder wenigstens fast monographisches Studium 
der zu den betreffenden, bezüglich ihrer Stellung im System zweifelhaften 
Pflanzengruppen zählenden Gattungen und Arten. Nur derjenige darf sich 
ein Urteil über die schwerwiegende Frage der Einfügung einer Familie in 
das System der Pflanzen gestatten, welcher auf Grund eigener weitgehender 
Forschungen diese Familie in allen oder den meisten ihrer Arten kennen 
gelernt, der dadurch ein klares Bild von ihrem Entwicklungsgang erhalten 
hat und nun erst die beobachteten Merkmale für die Frage der Verwandt- 
schaft richtig zu bewerten versteht. 

Hier möchte ich nur Stellung nehmen zu dem Satze HarLızrs (I. c. 


4) HarLıer in Beih. zum Botan. Centralblatt XXIII (1908) IL, p. 81. 


PER RS re 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 495 


p. 114): ». . . so steht es wohl vollkommen außer Zweifel, daß 
die Salicaceen reduzierte Abkömmlinge homalieen-artiger Fla- 
courtiaceen sind ...« Ich kenne durch eigene Studien diese beiden 
Familien recht gut, jedenfalls genügend, um mir ein Urteil in Verwandt- 
schaftsfragen zutrauen zu dürfen, und muß offen gestehen, daß ich meinen 
Augen nicht traute, als ich den obigen Satz las. Je mehr ich mich in 
Hatters Beweisführung vertiefte, desto sicherer wurde es mir, daß hier 
geradezu ein Schulbeispiel dafür vorliegt, wie Verwandtschaftsfragen — be- 
sonders solche so tief einschneidender Natur — nicht behandelt werden 
dürfen. 

Ich werde im folgenden so vorgehen, daß ich an die Spitze der ein- 
zelnen Abschnitte meiner Arbeit die diesbezüglichen Sätze oder Satz- 
verbindungen der Harrierschen Ausführungen (gesperrt gedruckt) setze 
und diese dann auf ihre Berechtigung prüfe. 


Nicht spezieller einzugehen brauche ich auf die Beweisführung HatLıers 
(I. c. p. 144) dafür, daß die Salicaceae nicht mit den Juglandaceae verwandt 
sind. Eine solche — allerdings sehr entfernte — Verwandtschaft nahmen 
zwar noch Eıcnter und BENTHAM-HookEr an. Neuerdings ist diese Ansicht 
jedoch allgemein verlassen worden. Schon 1894 führte Pax‘) z. B. aus: 
»die Blütenverhältnisse und auch der Bau der Früchte und Samen (der 
Salicaceae) sind so verschieden von denen der Hagaceae, Betulaceae, sowie 
der Juglandaceae und Myricaceae, dab an eine engere Verwandtschaft mit 
einer dieser Familien nicht zu denken ist. « 


Ȇber die wirklichen Verwandten der Salicaceen erhielt ich 
erst sicheren Aufschluß durch Witsons chinesische Pflanzen- 
sammlung, und zwar durch die Flacourtiacee Carrierea calycına 
Franch. in Rev. Hort. 68 (1896) p. 498, Fig. 170 (Wırson n. 1104 
blühend, n. 3227 in Frucht) und eine durch ungewöhnlich große, 
dreiklappige Kapseln ausgezeichnete Populus-Art (n. 384). Nicht 
nur durch ihre zugespitzt eikegelförmige Gestalt und die Zahl 
der Fruchtblätter gleichen diese Kapseln auffällig denen von 
Carrierea, sondern auch durch ihre dichte filzige Behaarung, 
das klappige Aufspringen und die parietale Placentation. Auch 
die gelappten, auf der Frucht sitzen bleibenden Narben von Ca- 
rverea gleichen in hohem Grade denen von Populus-Arten, und 
wenn ihre Blätter mehr umgekehrt eiförmig sind, so stimmen 
sie doch in der Nervatur und zumal in ihren in eigenartiger 
Weise nach vorne gerichteten und vorne mit einer Drüse ver- 
sehenen rundlichen Randzähnen gleichfalls mit denen der er- 


4) Pax in EnGLer-Prante, Natürl. Pflanzenfam. III. 4, S. 35. 


426 E. Gilg. 


wähnten Pappelart überein; ja bei einer mit Carrierea nächst ver- 
wandten Flacourtiacee, der japanischen Jdesva polycarpa (Scuma- 
sawas Abbildungen japanischer Holzgewächse Taf. 76), haben die 
Blätter sogar dieselbe Herzform, dieselbe handfirmige Nervatur, 
dieselben leitersprossenartig angeordneten Quernerven, wie 
die von Wırson gesammelte und andere Pappel-Arten« (Hatter 
lc. p. 112). | 

Würden die vorstehenden Angaben Harrırrs, wenn sie zutreffend wären, 
auch nur das allergeringste für eine bestehende Verwandtschaft zwischen 
Flacourtiaceae und Salicaceae beweisen? Derartige rein äußerliche Ähn- 
lichkeiten, wie die behaupteten, findet man ja im Pflanzenreich an den 
allerverschiedensten Stellen. Wie viele Pflanzen gibt es, die den Spezies- 
namen »salicifolia« oder »populifolia« führen und deren Blätter in der 
Tat eine überraschende Ähnlichkeit mit Weiden- bzw. Pappelblättern be- 
sitzen, ohne daß auch nur an die leiseste Verwandtschaft jener Gewächse 
mit den Salicaceae zu denken wäre! Aber ich bestreite überhaupt, daß 
die genannte Carrierea calycina mit der von Witson gesammelten Pappel 
(n. 384) (es ist dies Populus adenopoda Maxim.!) im Habitus der Blätter 
übereinstimmt. Es gehört eine starke Phantasie dazu, um etwas derartiges 
behaupten zu können. Ich bin sicher, daß mir jeder Botaniker, der einen 
groBen Teil der Pflanzenwelt durch Autopsie kennen gelernt hat, hierin 
beipflichten wird. Es genügt schon für denjenigen, der das Vergleichs- 
material nicht zur Hand hat, die zitierte Tafel in Rev. Horticole, auf der 
Carrierea calycina dargestellt ist, zu betrachten. Man sieht hier eine 
Pflanze mit langgestielten Blättern, die sehr an die mancher Birnen oder 
aber an die von Corylopsis- oder Idesia-Arten erinnern, mit endständigem, 
traubigem, wenig-(3—4-)blütigem Blütenstand großer, auffallend gestalteter 
Blüten, und mit kapselartigen, 5—6 cm langen, lanzettlichen, lang zuge- 
spitzten Früchten, deren behaartes Exokarp sich regelmäßig von dem 
dünnen, aber zähen Endokarp ablöst, und die mit drei Klappen aufspringen; 
die Klappen lösen sich gleichzeitig an der Basis los und spalten sich in 
der Mitte mehr oder weniger hoch hinauf; die Plazenten bleiben in der 
Form einer Mittelsäule stehen und tragen mehrere einseitig breit geflügelte 
Samen. 

Wo sind hier Ubereinstimmungen mit Pappelarten vorhanden? Allein 
in der Form und Behaarung der geschlossenen Früchte läßt sich viel- 
leicht eine gewisse »Ähnlichkeit« erkennen. Wie diese aber Veranlassung 
zu der Idee einer »wirklichen Verwandtschaft« zwischen Salicaceen und 
Flacourtiaceen werden konnte, erscheint mir vollkommen unbegreiflich! 


»Ferner hat IJdesia über dem Grunde des Blattstiels zwei 
große Drüsen, die Wırsonsche Pappel zwei ähnliche oberseits auf 
dem Blattgrunde.« (Harrıer IL. c. p. 112.) 


ee ee sien 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 497 


Die einzige Art der Gattung Jdesea, I. polycarpa Maxim., besitzt lang- 
geslielte, bei manchen Exemplaren auffallend »pappelartige« Blätter, während 
andere Exemplare einen durchaus verschiedenen Blattschnitt haben; ihr 
Blattstiel trägt meist am oberen Ende (das wurde von Hatter übersehen, 
obgleich es schon WarsurG!) erwähnt), gewöhnlich auch etwas unterhalb der 
Mitte, je zwei große, auffällige Drüsen; bei Pokothyrsis sinensis Oliv. und 
bei Carrierea calycina treten kleine, unscheinbare Drüsen mehr oder weniger 
hoch gegen die Spitze des Blattstiels zu auf, während Drüsen bei /toa 
orventalis Hemsl. fehlen. Bei Populus adenopoda Maxim., wie ja auch bei 
manchen anderen Pappeln, finden sich manchmal ansehnliche Drüsen auf 
dem Grunde der Blattfläche (eine zu jeder Seite des Blattstiels), die aber 
auch manchmal sehr klein sein oder sogar ganz fehlen können. Man er- 
kennt also, daß diese Drüsen, die ja im Pflanzenreich sehr verbreitet sind 
(z. B. bei Rosaceae, Passifloraceae usw.), bei den Flacourtiacene an einem 
ganz anderen Teil des Blattes auftreten als bei einzelnen Pappeln. 


»Ganz ähnliche Blatter hat auch Pohothyrsis sinensis Oliv. 
(Hook. Icon. Taf. 4885), während die großen Blätter der vierten 
Idesiee, Itoa orientalis Hemsl. (Hook. Icon. Taf. 2688), mehr die lang- 
gestreckte Form derer von Weidenarten, wie etwa Salix fragilis, 
amygdalina, daphnoides, rubra usw., haben«. (Harrer |. c. p. 112.) 

Zutreffend ist an diesem Satz, daß die Blätter von Poliothyrsis sinensis 
denen von Jdesıa polycarpa sehr ähnlich sind, auch darin, daß manche 
Exemplare sehr »pappelähnliche« Blätter besitzen, während bei anderen 
Exemplaren leichte Blattvariationen genügen, um eine solche Ähnlichkeit 
mehr oder weniger vollkommen zu verwischen. Ganz ausgeschlossen ist es 
jedoch, daß jemand beim Betrachten von Ztoa orientalis Hemsl. auch nur 
im entferntesten an Weidenblätter erinnert wird. Aus den ganzen Aus- 
führungen Haturers geht ja mit Bestimmtheit hervor, daß er Herbarmaterial 
der meisten besprochenen J/desiewe gar nicht zur Untersuchung hatte, 
sondern seine Vergleiche fast nur nach Abbildungen zog, ein Verfahren, 
das als sehr bedenklich zu bezeichnen ist. Aber in diesem Falle macht 
schon die Abbildung, noch mehr natürlich das Originalmaterial, den 
Harrıerschen Vergleich durchaus hinfällig, Man erkennt auf der zitierten 
Tafel eine Pflanze mit sehr großen, 25—35 cm langen, 12—15 cm breiten, 
oblongen bis ovat-oblongen, am oberen Ende mit langem, schmalem Acumen 
versehenen, an der Basis mehr oder weniger abgerundeten, scharf und regel- 
mäßig drüsig gesägten, 3—4 cm lang gestielten Blättern. 

Wo sind hier Vergleichspunkte zu den genannten Weidenarten? 

Daß bei allen diesen genannten Idesiege auch die äußere Gestalt der 


4) WareurG in EnGzer-Pranrz, Natürl. Pflanzenfam. III, 6a, p. 45. 


428 E. Gilg. 


Früchte eine ganz andere ist, als die der Weiden, darauf geht HaLLier 
natürlich nicht ein. 

»Eine Durchsicht der Flacourtiaceen des Hamburger Herbars 
ließ mich bald noch weitere Parallelen zu den Salicaceen finden. 
So haben z. B. Prockia-Arten und zumal T’rimera pilosa Volkens 
(richtiger Trimeria tropica Burkill. zu nennen — Gite) ganz Ähnliche 
große, einseitig ohrfürmige, gezähnte Nebenblätter, wie Salix 
aurita, cmerea, caprea, grandifolia, silesiaca u. a. Auch gewisse 
Exemplare von Samyda serrulata L. haben durch ihre zweizeilig 
wechselständigen, kurz gestielten, elliptischen, kerbzähnigen, 
filzig grau behaarten, runzelig geaderten Blätter eine über- 
raschende Ähnlichkeit mit Salöx cinerea. Junge und erwachsene 
Blätter von Zuelania laetioides Rich. wiederum gleichen mehr 
denen der Salıc Smithiana Willd. Ebenso erinnern auch die Blät- 
ter und die jungen Zweigspitzen mancher Casearia-Arten, wie 
C. hirsuta Sw., ramiflora Vahl, serrulata Sw. und stipularis Vent., 
sehr stark an Weidenarten, und bei Homalium foetidum (Black- 
wella foetida Wall.; Del. Ic. sel. IL, 1837, Taf. 53) haben die 
Blatter ganz die Form, Aderung und Bezahnung derer von 
Salix fragilis, daphnoides, amygdalina usw.« (Harzer |. c. p. 112 
u. 143.) 

Ich habe mir die Mühe gemacht, alle die oben genannten Vergleichs- 
pflanzen aus dem Berliner Herbar herauszusuchen, und bin zu dem 
Schlusse gekommen, daß bei Hazcier der Wunsch, vergleichbare Objekte 
zu finden, der Vater des Gedankens war. In vielen Fällen zeigen tatsäch- 
lich die einander gegenübergestellten Gewächse keine oder kaum die An- 
deutung einer Ähnlichkeit. 

Und wenn wirklich die behaupteten habituellen Übereinstimmungen 
vorhanden wären, würde dies ja für die Frage einer Verwandtschaft absolut 
nichts bedeuten. Die Flacourtiaceae sind eine Familie von etwa 600 Arten, 
deren Gattungen und Arten im Habitus nichts Gemeinsames haben, sondern 
ungemein stark voneinander abweichen. Alle Blattgestalten des Pflanzenreichs 
treten hier auf, Nebenblätter können fehlen oder sind mehr oder weniger 
deutlich ausgebildet. Da nun auch die Salicaceae im Habitus recht große 
Verschiedenheiten besitzen, ist es verhältnismäßig leicht, in den beiden 
Familien Objekte zu finden, die in diesen oder jenen Punkten Ȁhnlich- 
keiten« zeigen. Daß derartige rein äußerliche habituelle Übereinstimmungen 
für die Frage der Verwandtschaft nur dann etwas besagen, wenn auch 
die Blüten und Früchte einen übereinstimmenden Bau zeigen, muß jeder 
Systematiker wissen, das weiß sicher auch HaLLier. 


Se ee à “âne fut 1 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 429 


»Kätzchenartig sind die Blütenstände schon bei den Erythro- 
spermeen (ohne die zwischen Lardizabaleen und Berberideen zu 
stellenden Berberopsideen), sowie bei Homalium, Trimera und 
anderen Homalieen, zumal aber bei Bembicia und in der Gattung 
Laeistema, die wohl als Vertreter einer besonderen, durch Reduc- 
tion aus Homalieen entstandenen Sippe der Flacourtiaceen an- 
gesehen werden kann.« (Hauer |. c. p. 113.) . 

Die Blütenstände der miteinander nahe verwandten Gattungen der 
Erythrospermeae, Rawsomia, Scottellia, Dasylepis, Erythrospermum, 
Berberidopsis und Pyramidocarpus, die ich in sehr reichlichem Material 
untersuchen konnte, sind selten verzweigte, meist einfache, gewöhnlich 
lockere Trauben, die gelegentlich auch infolge Verkürzung des Blütenstiel- 
chens zu lockeren oder dichteren Ähren werden können. Abgesehen davon, 
daß selbst die Ähren. keine Ähnlichkeit mit den dichten Kätzchen der 
Salicaceae zeigen, kommt es bei den Erythrospermeae nie vor, dab die 
Blüten- ‘bzw. Fruchtstände als Ganzes abfallen, was doch gerade das Be- 
zeichnende für die Kätzchen der Salzcaceae ist. 

Die Gattung Perberidopsis gehört, wie BaıLLon!) und Warsure?) 
feststellten, mit Bestimmtheit zu den Ærythrospermeae, und zwar in die 
nächste Verwandtschaft von Hrythrospermum. Ich kann auf Grund eigener 
Untersuchungen dieses Resultat nur auf das sicherste bestätigen. Der 
einzige wirklich durchgreifende Unterschied zwischen diesen beiden Gattungen © 
beruht darin, daß Perberidopsis einen deutlichen extrastaminalen Diskus 
aufweist, der bei Ærythrospermum fehlt. In allen anderen wesentlichen 
Punkten, selbst im Habitus und den fast dornig gesägten Blättern, stimmt 
Berberidopsis mit den anderen Gattungen der Hrythrospermeae überein. 

Leider teilt Hatter nicht mit’), auf Grund welcher Befunde oder Er- 
wägungen er Berberidopsis von den Hrythrospermeae entfernt. Auf alle 
Fälle ist ein solches Dekretieren von Verwandtschaftsbeziehungen, ein Ver- 
setzen von Gattungen im System ohne jede Begründung, durchaus zu mif- 
billigen! 

Bei den Gattungen Homalium und Trimeria gibt es in der Tat 
Blütenstände, die entfernt an die Kätzchen der Salicaceae erinnern, d. h. 
eben Ähren, an denen dichtgedrängt kleine Blüten sitzen. Aber gerade 
dieser Vergleich HırLırrs zeigt, wie unhaltbar die Methode seiner Beweis- 
führung ist. Bei den Flacourtiaceae, die Hatter (Berberidopsis ausge- 
nommen) ganz in der Fassung Warsurcs annimmt, wechseln Blütengröbe 
und Blütenstand ganz außerordentlich. Es kommen Blüten vor, die die 
Größe einer stattlichen Rose haben, und solche, die nur wenige Millimeter 
Durchmesser besitzen. Die Blüten stehen entweder einzeln axillär oder 


4) BaıLLon in Adansonia IX., p. 344. 
2) WarBurG in ENGLER-PRANTL, Nat. Pflanzenfam. II. 6a, p. 45. 
3) Wenigstens in der zitierten Abhandlung »über Jukania« nicht. 


430 E. Gilg. 


seltener endständig, häufig gebüschelt oder aber in axillären oder end- 
ständigen traubigen oder cymösen oder traubig-cymüsen Blütenständen. 
Haier hat es unter diesen Umständen natürlich recht bequem, sich die- 
jenigen Flacourtiaceen herauszusuchen, welche für seine vorgefaßten Ver- 
gleichsideen am meisten geeignet sind. Während er, was die Blattähnlich- 
keit betrifft, die Jdesteae heranzog, wird jetzt für die Blütenstände auf 
Vertreter der Homaleae und gar der Bembicieae verwiesen. Denn auch 
die Blütenstände von Bembicia sollen denen der Salicaceae gleichen. 
WarBurG (l. €. p. 52) beschreibt den Blütenstand von Bembiaa, und ich 
kann ihm nur in jeder Hinsicht beipflichten, folgendermaßen: »Blüten herma- 
phroditisch, in von Schuppen umgebenen, achselständigen, sitzenden Blüten- 


ständen ... Die Blütenköpfchen stehen häufig zu 2—3 in den Blattachseln, 
die äußeren Deckschuppen derselben sind steril und liegen dachziegelig 
übereinander, die inneren umschließen je eine Blüte . . .« Schon aus dieser 


Beschreibung, noch mehr natürlich aus dem Vergleich des Herbarmaterials, 
geht hervor, daß von einer auch nur annähernden Ähnlichkeit im Blüten- 
stand zwischen BDembicia und den Salicaceae nicht die Rede sein kann. 

Die Gattung Lacistema, »die — nach Haturer — wohl als Vertreter 
einer besonderen, durch Reduktion aus Homalieen entstandenen Sippe der 
Flacourtiaceen angesehen werden kann«, besitzt tatsächlich ährenförmige 
Blütenstände, die sich mit denen der Salicaceae oder besser wohl noch der 
Piperaceae vergleichen lassen. Nach dem ganzen Blütenbau, der Ausge- 
staltung von Frucht und Samen erscheint es mir jedoch ganz undenkbar, 
daß die Lacistemaceae irgendwelche Beziehungen zu den Flacourtiaceae 
(ebensowenig wie zu den Salicaceae) besitzen. Es sei hier nur beiläufig 
erwähnt, daß die die einzige Gattung Lacistema umfassende Familie der 
Lacistemaceae von EnsLer als sehr zweifelhaft zu den Piperales gestellt 
wird. Daß auch in diesem Fall Haruıer die Verwandtschaft der Laciste- 
maceae einfach dekretiert, anstatt sie erst sorgfältig und einwandsfrei zu 
beweisen, ist nach dem oben von Berberidopsis Gesagten nicht mehr er- 
staunlich. 


»Auch die Ableitung der männlichen und weiblichen Blüten 
der Salicaceen von denen der Flacourtiaceen bietet durchaus 
keine Schwierigkeiten. Man braucht sich nur von den diöcischen, 
apetalen, mit extrastaminalem Discus versehenen, polyste- 
monen Blüten von Jdesia und gewissen Euflacourtieen auch noch 
den Kelch wegzudenken, um die Blüten von Populus und Salix zu 
erhalten. Die langen, dünnen Staubfäden und die kurzen, kleinen 
Antheren der Salicaceen sind ganz ähnlich denen von Homalium 
foetidum und anderen Flacourtiaceen. Die Blütenstaubkörner 
haben nach Moat, Bau und Formen der Pollenkörner (1834) S. 44 
bei Flacourtia cataphracta, nach Deresserrs Abbildung anscheinend 


Le 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 451 


auch bei Homalium foetidum und nach H. Fisener, Vergl. Morpho- 
logie der Pollenkörner (1890) p. 35 bei Salvx drei Längsfalten ohne 
Poren.« (Harzer |. c. p. 113.) 

Wenn man so vorgeht, wie HaLLıEer, wenn man auf eine vorgefabte, 
durch nichts gestützte Idee hin sich einfach Blütenteile »wegdenkt«, dann 
kann man in der Systematik allerdings »beweisen«, was man überhaupt 
nur will. Es ist tief zu bedauern, daß etwas Derartiges geschrieben worden 
ist! Hat Hattier auch nur den geringsten Anhalt dafür, daß die Sali- 
caceae einmal eine Blütenhülle besessen haben? Zahllose Fälle sind im 
Pflanzenreich bekannt, wo infolge von Reduktion die Blumenblätter all- 
mählich verschwunden sind. Kennt aber Harrırr einen vergleichbaren 
Fall, wo gleichzeitig Blumenblätter und Kelchblätter reduziert wurden ? 

Natürlich ist es auch ganz unrichtig, daß eine Salicaceen-Blüte resul- 
tiert, wenn man sich von einer Blüte von Jdesia oder »gewissen Eufla- 
courtieen« (leider hat Hatter vergessen die betreffenden Arten anzuführen!) 
die Kelchblätter wegdenkt. Auf dem Papier, im Diagramm, nicht aber in 
Wirklichkeit würde sich allerdings ein ähnliches, vergleichbares Bild ergeben; 
damit nach dem »Wegdenken des Kelches« der Idesiee /desea erst eine in 
Wirklichkeit Salıx-ähnliche Blüte erscheint, hat man sich dann noch ihre 
Staubblätter wegzudenken und sie durch die irgend einer anderen der viel- 
gestalligen Flacourtiaceen, z. B. der Homaliee Homalıum foetidum zu er- 
setzen. Diese besitzt eine ganz anders gebaute Blüte als /desia; bei ihr 
wäre das Wegdenken noch viel komplizierter als bei letzterer. 

Wenn Hattier eine solche tiefgreifende Umstellung vornehmen wollte, 
durfte er es doch nicht scheuen, selbst einige Untersuchungen vorzunehmen. 
Es erscheint kaum glaublich, daß er, um einen Vergleich der Pollenkörner 
der Flacourtiacene mit denen der Salicaceae ausführen zu können, auf 
eine Arbeit aus dem Jahre 1834 zurückgreift (in der die Pollenkörner einer 
einzigen Flacourtiacee beschrieben werden), daß er ferner eine gleichalte 
Detessertsche Abbildung (Dergsserr Icon. III [1837] t. 53 f. 6) einer zweiten 
Flacourtiacee zitiert, auf der »anscheinend« (die Abbildung ist so undeut- 
lich und schematisch, daß sie nicht einmal diesen Schluß zuläßt!) gleich- 
gebaute Pollenkörner dargestellt sind. Daraufhin wird dann der Vergleich 
mit den durch die Fiscaersche Arbeit gut bekannten Pollenkörnern der 
Saltcaceae durchgeführt! — 


»Schon die fein zerschlitzten Samenarillen von Samyda (ENGLER 
und Pranrz, Nat. Pfl. II. 6a Fig. 18D und FE) und Casearia (ebenda 
Fig. 19 E) stellen vielleicht ein phylogenetisches Entwicklungs- 
stadium des basalen Haarschopfes der Salicaceen-Samen dar. 
Noch deutlicher erinnert aber die von der Spitze her klappig auf- 
springende, ihrer lang behaarten Samen noch nicht ledige Kapsel 
der Homaliee Calantica Jaubertü Baill. (Ensrer und PRANTL a. a. O. 


432 E. Gilg. 


Fig. 137’) an diejenigen der Salicaceen, und überhaupt scheinen 
die Homalieen, unter denen Trèmera und Llavea (Neopringlea) schon 
diöcisch sind, die den ausgestorbenen Stammeltern der Salica- 
ceen noch am nächsten stehende Sippe der Flacourtiaceen zu sein. 
Auch die mit lang zugespitzten Klappen aufspringende, aber 
freilich einsamige Kapsel von Trimera grandifolia (EnstLer und PrantL 
Ill. 6a Fig. 13.7) gleicht denen der Salicaceen, und die Samen sind 
nach den Abbildungen in Ensrer und Pranris Nat. Pfl. IH. 4 Fig. 23K 
und Ill. 6a bei Salix, Buchnerodendrum, Bartera, Trimera, Idesia, Sa- 
myda und Casearia von einem kurzen Spitzchen gekrönt.« (HarLırr 
lee) sph 443.) 

Wie man aus den vorstehenden Ausführungen ersieht, hat auch in 
diesem Falle Harrıer kein Material untersucht, sondern zu seinen Ver- 
gleichungen nur die Abbildungen aus den Natürl. Pflanzenfam. heran- 
gezogen. Berücksichtigt man ferner, daf} bei den Salicaceae wie bei den 
Flacourtiaceae die im Pflanzenreich ziemlich verbreitete Parietalplazentation 
vertreten ist und deshalb die Karpiden bei der Fruchtreife sich als Klappen 
voneinander loslösen, so ist von vornherein klar, daß »Ähnlichkeiten« be- 
züglich der Frucht bei den beiden Familien vorhanden sein müssen. Wie 
sich jeder Forscher jedoch am Herbarmaterial überzeugen kann, sind 
diese Übereinstimmungen so rein äußerlich, so wenig.spezifisch, daß sie 
für Verwandtschaftsfragen absolut nichts besagen. 

Daß nach Hatter die Samenarillen der Flacourtiaceae » vielleicht 
(Sperrung durch mich!) ein phylogenetisches Entwicklungsstadium des 
basalen Haarschopfes der Salicaceen-Samen darstellen« sollen, reiht sich 
würdig dem oben über das Wegdenken von Blütenteilen Gesagten an. Wenn 
ein Forscher etwas Derartiges behaupten und als Beweisstück anführen will, 
hat er doch die selbstverständliche Aufgabe, diese Behauptung durch An- 
führung von Tatsachen oder Vergleichspunkten zum mindesten zu stützen. 
Für HaLier genügt es, daß etwas vielleicht so sein könnte, wie er es sich 
denkt, wie er es zur Stütze für eine vorgefaßte Ansicht braucht, um es 
als Beweismaterial zu verwerten. 


»Da nun nach Sorerevers Syst. Anat. d. Dicot. (1899) S. 99—103, 
433—438 (Paropsieen) und 896—898 auch der anatomische Bau 
von Achse und Blatt, zumal nach Ausscheidung der nicht zu den 
Flacourtiaceen gehörenden, sondern wohl den Kielmeyereen 
niherstehenden Bixaceen und Cochlospermaceen, sowie der Moni- 
miaceengattung Xymalus, in beiden Familien in jeder Hinsicht 
übereinstimmt ...« (Harrer L ©. 113 u. 144.) 

SOLEREDER (I. c. p. 99) beginnt seine Beschreibung der mikroskopischen 
Verhältnisse der Biwaceae (= Flacourtiacae) mit dem Satze: »Gemeinsame 
anatomische Merkmale fehlen den B. fast ganz.« Es ist richtig, daß Sorr- 


. Ss 4 = 
ee ee TI EE 


Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 433 


REDER Zu diesem Schlusse z. T. deshalb gekommen ist, weil er die Familie 
im Sinne Bentuam und Hookers faßte, d. h. die Gattungen Bixa, Cochlo- 
spermum, Amoreuxia (die man jetzt allgemein als Bixaceae und Cochlo- 
spermaceae von den Flacourtiaceae abtrennt) und Xymalos (Monimiaceae) 
mitbehandelte. Aber auch wenn man von diesen Gattungen abstrahiert, 
läßt sich leicht zeigen, daß jener obige Ausspruch zutreffend ist und sich 
bei den Flacourtiaceae nur wenig charakteristische, gemeinsame Züge fest- 
stellen lassen. Besonders wenn man die Arbeit von Harms, der die Passi- 
floraceae und Flacourtiaceae (im Sinne Warsures und demnach auch 
HauLiers) vergleichend anatomisch bearbeitete!), heranzieht und das dort 
Festgestellte mit den Angaben Sorerepers über die Salicaceae vergleicht, 
geht klar hervor, daß es durchaus unzutreffend ist, wenn Hattier angibt, 
beide Familien stimmten »in jeder Hinsicht« anatomisch überein. 

Nirgends finden wir bei den Flacourtiaceae das so eigenartige, regel- 
mäßige Abwechseln von Bastfaserbündeln und Leptom in der sekundären 
(dadurch geschichteten) Rinde, wie es für die meisten Salicaceae charakte- 
ristisch ist; nirgends kommen bei den Flacourtiaceae die für die Salicaceae 
so bezeichnenden, die Bastfaserbündel umhüllenden Kristallkammerfasern 
vor. Bei den Salicaceae sind die Haare, soweit untersucht, stets einfach 
einzellig, während diese bei den Flacourtiaceue zwar vorkommen, meist 
aber als Gliederhaare, Klammerhaare, Büschelhaare, Schildhaare und Drüsen- 
haare auftreten. 

Es läßt sich nach dem Ausgeführten mit Bestimmtheit aussprechen: 
charakteristische mikroskopische Merkmale, die den Salicaceae und Fla- 
courtiacene gemeinsam sind und sich für die Frage der Verwandtschaft 
beider Familien verwenden lassen, gibt es nicht. 

In der erwähnten Abhandlung über Juliania zieht HaLLıer sehr häufig 
zur Begründung von Verwandtschaften die chemischen Inhaltsstoffe der be- 
treffenden Pflanzen heran. Es ist sehr wohl begreiflich, daß er dies bei 
dem Versuch, die Salicaceae von den Flacourtiaceae abzuleiten, unterlassen 
hat. Denn bei keiner Flacourtiacee findet sich das allen Salscaceae zu- 
kommende Glycosid Salicin, das tatsächlich als ein charakterisierender 
Körper für die Weiden und Pappeln angesehen werden darf. Andererseits 
fehlt den Salicaceae der für zahlreiche Flacourtiaceae nachgewiesene auf- 
fallende Gehalt an freier Blausäure. 


>»... so steht es wohl vollkommen außer Zweifel, daß die 
Salicaceen reducierte Abkömmlinge homalieen-artiger Fla- 
courtiaceen sind und, abgesehen von Lacistema, mitkeineranderen 
Familie der Kätzchenblütler etwas zu tun haben.« (Hartier l. c. 
p. 444.) 

Ich glaube, im schärfsten Gegensatz zu diesem Resultat, gezeigt zu 


4) Harms in EnGLers botan. Jahrb. XV, S. 643. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 28 


484  E. Gilg, Zur Frage der Verwandtschaft der Salicaceae mit den Flacourtiaceae. 


haben, daß Hatter auch nicht den Schatten eines Beweises fiir die An- 
nahme einer Verwandtschaft der Salicaceae zu den Flacourtiaceae erbracht 
hat; sein Beweismaterial war entweder unwesentlich oder in sehr vielen Fällen 
unzutreffend, ja es bestand häufig aus durchaus unbegründeten Spekulationen. 


Man kann sich — nach den eigenen Angaben HALLIErRSs — ein genaues 
Bild davon machen, wie dieser zu der Idee einer Verwandtschaft der Salk- 
caceae mit den Flacourtiacene gekommen ist: er hat eine (chinesische) 
Herbarsammlung durchgesehen, hat darin ein Exemplar einer Populus-Art und 
ein solches der Flacourtiacee Carrierea calycına getroffen, die habituell einige 
Übereinstimmung zeigten, und erhielt so »über die wirklichen Verwandten der 
Salicaceen sicheren Aufschluß«. Dieser Aufschluß war ihm natürlich deshalb 
sehr willkommen, weil jaHaLLıer nachweisen will, »daß dieApetalen eine durch- 
aus unnatürliche Pflanzengruppe sind und phylogenetisch von Choripetalen ab- 
geleitet werden müssen«. Aufder so gewonnenen Basis, dem »sicheren Auf- 
schluß«, wurde dann, nicht auf Grund eigener Untersuchungen, sondern 
meistens nach Abbildungen in den gebräuchlichsten botanischen Werken, das 
Gebäude von der vermeintlichen Verwandtschaft der Salicaceae mit den Fla- 
courtiaceae errichtet. Es hat mir zweifellos viel mehr Arbeit bereitet, da 
alle meine Angaben auf dem sorgfältigen Vergleich und der Untersuchung 
von Herbarmaterial beruhen, dieses Kartenhaus zu zerstören, als es HALLIER 
kostete es aufzubauen. 


HaLLIER hat sich in mehreren Arbeiten »wenig schön« über mich aus- 
gesprochen, ja mich mit Verdächtigungen überhäuft, weil ich schon ein- 
mal!) die Art und Weise seiner Beweisführung bemängelte und ausführte, 
dal dieser kenntnisreiche und fleißige Forscher, »durch eine Idee verlockt, 
einen Weg eingeschlagen hat, auf dem ihm unmöglich gefolgt werden kann, 
daß er in überstürzter Weise Resultate veröffentlicht, welche er selbst später 
immer und immer wieder zurückzunehmen und zu verändern gezwungen 
ist«. Es wäre leicht, dies auch an zahllosen anderen Stellen aus den 
neueren Arbeiten Harriers darzutun. 

Auf Grund meiner obigen Ausführungen glaube ich gezeigt zu haben, 
daß leider auch jetzt noch über die Arbeitsmethode Harnıers das zutrifft, 
was ich in meiner soeben zitierten Arbeit (1. c. p. 89) beanstanden mußte: 
»Er legt seinem Urteil häufig die eigenartigsten Merkmale zugrunde und 
stützt seine Beweisführung fast durchweg auf Analogien unter gänz- 
licher Verkennung der Homologien, die allein für Verwandtschaftsfragen 
der Pflanzenfamilien in Betracht kommen können und dürfen. Auf diesem 
Wege gelingt es ihm ohne jede Schwierigkeit, die unglaublichsten Ver- 
einigungen von Familien innerhalb einer Reihe, andererseits aber auch die 
wunderbarsten Auseinanderzerrungen zustande zu bringen.« 


4) E. Gicc in Encens Botan. Jahrb. 36 (1905), Beibl. Nr. 84, p. 77. 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées 
a fruits vésiculeux 


par 


John Briquet. 


Avec 4 figures. 


li 


La présence d’organes développés d’une facon plus ou moins analogue 
chez des plantes d’une même famille naturelle, mais qui par l’ensemble de 
leur structure et par leur distribution géographique ne sont pas étroitement 
parentes et ont certainement une histoire phylogénétique différente, présente 
toujours un vif intérêt. Il importe en effet, dans ces cas de parallélisme, 
de démontrer jusqu’à quel point l’analogie est prononcée et si des ressem- 
blances apparentes ne cachent pas des différences plus profondes. Et quel 
que soit le degré auquel la ressemblance est poussée, il convient d'examiner 
si celle-ci est provoquée par des facteurs biologiques analogues; ou encore 
par ces causes internes, encore très mystérieuses, qui déterminent l’évolution 
des membres d'un même groupe, au moyen de variations ou de mutations 
orientées et parallèles, dans un sens plutôt que dans un autre. 

A ce point de vue, nous avons été frappé, au cours d'une revision 
des Capparidacées de l’Herbier Delessert, par certains faits de parallélisme 
manifestés dans l’organisation des fruits chez deux types à fruits vésiculeux, 
l’'Isomeris arborea Nutt. et le Buhsea trinervia (DC.) Stapf, et c’est à ex- 
poser les résultats de notre étude de ces deux types que nous consacrons 
les pages suivantes. Elles se rattachent directement aux beaux travaux 
exécutés jadis sur les Capparidacées par M. Pax'); elles touchent par plu- 
sieurs côtés à des problèmes que notre vénéré maitre, M. Ap. ENGLER, a 
abordés à mainte reprise au cours de sa longue carrière de systématiste 
et de phytogéographe. 


4) Pax, Beiträge zur Kenntnis der Capparidaceae |EnsLer’s Botanische Jahrbücher IX, 
p. 39—69 (1888)]. 
28* 


436 J. Briquet. 


IL. 
Isomeris californica Nutt. 


Decouvert en Californie aux environs de St-Diego, I’I. californica a 
été d’abord décrit par NurtaLL!), puis observé en divers points du versant 
pacifique de la Californie, d’où il est maintenant bien représenté dans les 
grands herbiers. Selon M. Asrams2), l'espèce s’étend du Mont Pino et du 
golfe de Santa Monica jusqu’à la Californie inférieure, à l’état mexicain de 
Sonora et à la petite ile de Cedros#), atteignant à l’E. la limite occidentale 
des déserts de Mohave et de Colorado (Californie). | 

Les auteurs ont tous retenu le genre Jsomeris proposé par NUTTALL, 
insistant généralement dans leur caractéristique sur le fruit vésiculeux. Seul 
M. Greene a rattaché l’Isomeris aux Cleome, sous le nom de Cleome 
Isomeris Greene). 

L’Isomeris arborea est un arbuste haut de 1 à 3 mètres, dont le tronc 
peut atteindre à la base jusqu à 10 cm de diamètre, à bois jaunâtre, à 
écorce d’un brun grisätre. Les jeunes rameaux, de teinte claire, portent 
des feuilles trifoliolées, pubérulentes comme les rameaux, à folioles étroite- 
ment oblongues, d’un vert glauque, brièvement pétiolulées, à pétiole com- 
mun en général un peu plus long que les folioles. Les rameaux se termi- 
nent par des grappes allongées, dans lesquelles les fleurs naissent à l’aisselle 
de bractées foliacées simples, pétiolées, à limbe elliptique plus long que 
le pétiole, à pédicelles atteignant le sommet du limbe des bractées. 

Le calice d’un vert jaunätre, haut d’env. 6 mm, est gamosépale, 
largement campanulé, à divisions ovées-acuminées, entières vers la pointe, 
à marges finement et irrégulièrement lacérées vers la base. Les sinus 
postérieurs sont moins profonds que les antérieurs. Il y a 8 nervures 
longitudinales, dont 4 aboutissent au sommet des sépales et 4 correspondent 
aux sinus. Le tube calicinal très court est évidemment dû, d’après cette 
organisation, à une concrescence basilaire des 4 sépales et ne saurait être 
interprété comme une formation axile. (C’est là un cas rare chez les 
Capparidacées, et qui n’est pas simplement comparable à celui des genres 
Streblocarpus, Niebuhria, Maerua et Thylachiwm, où le tube est plus 
allongé et où, à cause de la corolle périgyne, M. Pax a admis comme probable 
qu'il y a participation de l’axe à la formation du tube calicinal?). 

La corolle actinomorphe comporte 4 pétales, alternant avec les 4 sépales. 
Les pétales sont d’un jaune vif, oblongs, obtus au sommet, plus larges au- 


4) Nurratt in Torrey and Gray, A flora of North America I, 124 (4838). 

2) ABRams, A phytogeographic and taxonomic study of the Southern California 
trees and shrubs p. 364 et 362. New York 1940. (Bull. New York bot. Gard. VIn. 21.) 

3) GREENE, The botany of Cedros Island [Pittonia I, p. 200 (4888)|. 

4) GREENE, 1. c, 

5) Pax, op. cit. p. 44. 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées à fruits vésiculeux. 437 


dessous du milieu, subcordés et sessiles à la base; ils mesurent 10—12 X 5 mm. 
Les nervures longitudinales, au nombre de 5 divergent en éventail au- 
dessus de la base, et s’anastomosent entre elles, surtout dans la partie 
supérieure du pétale. 

Nous arrivons à parler du disque, qui a été décrit différemment par 
les auteurs. Pour Norratt, suivi par les auteurs américains subséquents 4), 
le disque est charnu, subhémisphérique, prolongé en un petit appendice 
dilaté du côté postérieur; il n'y a pas d’androphore. Pour M. Pax2), au 
contraire, il existe un androphore, en forme de stèle courte, élargie dans 
sa partie supérieure, glanduleuse et prolongée postérieurement en un appen- 


Fig. 4. — A Disque de l’Isomeris arborea en vue dorsale; p pedoncule; € base du calice; 

s corps cylindrique du disque; pl plateau à bords mamelonnés portant à sa surface 

déprimée les cicatrices des filets et du gynophore; x nectaire. — B Disque du Buhsea 

trinervia en vue latérale; p pédoncule; % zone d'insertion des sépales et des pétales; 

s corps du disque; » nectaire lamellifére en arrière duquel sont situées les cicatrices des 
filets et l'ovaire o. Fortement grossi. 


dice étroit. L'auteur place donc l’Isomeris parmi les Cleomoidées pour- 
vues d’androphore, à côté des Gynandropsis, et les oppose dans sa clé 
par ce caractère aux genres Cleome, Cleomella et Wislixenia dépourvus 
d’androphore, à disque faiblement développé. 

Les faits se présentent comme suit (Fig. 1A). A l’intérieur du calice 
et au centre de la fleur l’axe s’élargit subitement en un corps volumineux, 
sur la base duquel sont insérés les pétales. Au dessus de ceux-ci, ce corps 
se prolonge en disque épais, charnu, haut de 1—1,5 mm, large de 3—3,5 mm 


en forme de cylindre très court. A sa partie supérieure, ce cylindre s’élargit 


4) NurraLz 1. c.; GRAHAM in Curtiss et Hooker, Botanical Magazine LXVII, tab. 3842 
(1844); Torrey, Botany of the Mexican Boundary Survey p. 35, tab. 4 (4858); Brewer 
and Watson, Botany of California I, 50 (1880); Gray, Warson and RoBiNson, Synoptical 
Flora of North America I, p. 481 (1895); Asrams, Flora of Los Angeles and vicinity, 
ed. 2, p. 184 (4944). 

2) Pax in EnGLer und PrAnTL, Die nat. Pflanzenfam. III, 2, 224 et 223 (1894). 


438 J. Briquet. 


en plateau large de 4—4,5 mm, à bords irrégulièrement mamelonnés. Du 
côté postérieur, le plateau s’allonge pour former un appendice haut de 
{ mm, large de 1,5 mm. Les marges mamelonnées et surtout l’appendice 
postérieur charnu sont remplis d'un parenchyme microcytique dense offrant 
tous les caractères des parenchymes nectarifères. Les filets staminaux sont 
insérés en arrière des marges mamelonnées, environnant le gynophore qui 
s'élève au centre du plateau et dont la surface, autour des bases du gyno- 
phore et des filets, est finement pubescente. 

Pour juger de la signification morphologique de l’organe qui vient 
d'être décrit, il faut se reporter aux définitions données par M. Pax!). Cet 
auteur distingue dans l’axe intrafloral trois étages: 1° le disque, qui est 
substaminal et limité supérieurement, d’après les figures semi-schématiques 
(Fig. 1 de M. Pax), par le niveau du nectaire; 2° l’androphore limité supé- 
rieurement par le plan d’insertion des filets staminaux; 3° le gynophore, 
qui s’etend de là à la base de Vovaire. Or il est évident, d’après les 
détails donnés plus haut, que l'organe discoidal de |’Lsomeris est un véri- 
table disque, terminé par un plateau nectarifère, et non pas un androphore. 
L'organisation correspond à celle du type I de M. Pax?), et en particulier 
à celui figuré par le semi-schéma de la fig. AB de cet auteur. L’organi- 
sation est tout autre chez les Gynandropsis, dont l'axe intrafloral possède 
un disque, un androphore et un gynophore. 

Les 6 étamines sont disposées selon de type des Cruciféres: 4 sont 
placées 2 par 2 sur les rayons antérieur et postérieur, les deux autres 
correspondent aux rayons transversaux. Les filets filiformes sont enroulés 
en dedans dans le bouton. A l’anthèse, ils se déroulent, prennent une 
coloration rougeätre, et s’allongent de façon à dépasser de plus de 4 cm 
le sommet des pétales. Ils portent à leur sommet une anthére linéaire, 
basifixe, longue de près de 3 mm, laquelle s’enroule du côté dorsal à la 
maturité. L’androcée nous paraît, d’après les matériaux à notre disposition, 
être nettement protandrique. 

Le gynécée apparaît, au début de l’anthèse, sous la forme d’un ovaire 
ellipsoidal, très comprimé, mesurant env. 5 X 3 mm, porté sur un gynophore 
cylindrique; le tout est glabre. L’ovaire se prolonge au sommet en 
un style grêle, long d’env. 2 mm, couronné par un stigmate capité. A 
l’intérieur de l’ovaire les placentas portant chacun deux rangées d’ovules 
campylotropes assez régulièrement accouplés, très nombreux, pendant à l’ex- 
trémité d’un court funicule. La grande majorité de ces ovules ne se 
développe pas, ainsi qu’on le verra plus loin. 

Outre les fleurs 8, il existe des fleurs g! a gynécée rudimentaire, 
en général assez promptement caduques. Ces fleurs sont sur certains 


4) Pax, Beiträge, p. 46—48. 
2) Pax, Beiträge 1. c. 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées à fruits vésiculeux. 439 


rameaux plus nombreuses que les autres, mais elles ne sont pas groupées 
en étages comme dans les inflorescences du Cleome spinosa décrites par 
M. Scaneck 1). 

Il ressort de ces détails que la fleur de l’Zsomeris est adaptée à une 
pollination croisée par l'intermédiaire des insectes. Le nectar qui sort 
du plateau nectarifère du disque s’écoule entre les bases des pétales et 
 s’accumule dans le gobelet formé par le tube calicinal. La trompe des 
insectes est obligée d'aller le chercher en s’insinuant entre les bases des 
pétales, donc en suivant un chemin assez compliqué qui indiquerait les 
Apides comme visiteurs probables. D'ailleurs la protandrie exclut l’auto- 
pollination, au moins à l’état 
normal. Bien que le gynophore 
s’allonge rapidement, les anthères 
vidées s’enroulent déjà au mo- 
ment où l'ovaire les dépasse. 

A la maturité, le pédicelle 
et le gynophore se sont con- 
sidérablement allongés et épaissis. 
L’ovaire se gonfle graduellement 
(fig. 3-4) en un volumineux ballon 
pendant, obovoide, pyriforme, 
apiculé au sommet, a péricarpe 
de texture coriace. Les sutures 
correspondant aux placentas sont 
saillantes: elles portent un grand 
nombre de nervures de second 


D Chr 


x Fig. 2. Section transversale d’ensemble grossie 
ordre, divergeant sous un angle <t schématisée de la nervure péricarpique margi- 
aigu, très anastomosées, à ana- nale chez l’Isomeris arborea; Ep épicarpe; Ed 


stomoses circonscrivant des endocarpe; Chi chlorenchyme microcytique; 
Ch2 parenchyme mésocarpique; Pd faisceau 


aréoles lozangiqnes allongees  Gorsal avec son stéréome pericyclique Pd; Fl 
parallèlement aux nervures. A faisceaux latéraux avec leur stéréomes péricycli- 


l'intérieur des champs délimités ques Pl; Se cordon squelettaire central; Ff 
faisceaux funiculaires; Fn faisceaux de nervilles; 
par ces nervures, se trouvent des Tp tissu placentaire. 


nervilles plus faibles, anastomo- 

sées de la même manière. Ce système compliqué de nervures et de ner- 
villes devient dense et dirigé presque parallèlement aux lignes de suture 
si on l’examine dans la région médiane des valves, où se rencontrent 
les nervures secondaires partant des dites lignes de suture. A l’intérieur, 
seulement 2—6 ovules se sont transformés en semences globuleuses, un 
peu comprimées, à épiderme de couleur jaunâitre, lisses, mesurant env. 
5—6 mm de diamètre; elles contiennent un embryon courbé en forme de 
fer-à-cheval. 


1) Scuneck, Observations on the spider flower [Bot. Gazette XX, p. 168—470 (1895). 


440 J. Briquet. 


La texture coriace et extrèmement résistante du péricarpe s’explique 
sans peine par sa structure anatomique (fig. 2). — L’épicarpe est formé 
de cellules à parois externes énormément épaissies, égalant souvent en 
épaisseur le diamètre du faible lumen sous-jacent, à parois radiales minces, 
à parois internes peu épaisses. Cet épiderme est coupé çà et là de sto- 
mates, dont l’ostiole est enfoncée dans un puits profond formé par la paroi 
extérieure des cellules stomatiques. La cuticule est assez mince, mais les 
couches externes de la paroi épicarpique externe sont fortement cuticu- 
larisées. — L’endocarpe diffère d’abord de l’épicarpe, en ce que ses élé- 
ments sont moins bombés dans la cavité du fruit, à lumen plus ample; 
les parois intérieures et extérieures sont fortement sclérifiées. Il n’y a pas 


de stomates. — Le mésocarpe est occupé par un chlorenchyme micro- 
cytique sous l’épicarpe, à éléments plus gros et moins riches en chloro- 
plastes du côté de l’endocarpe. — Les nervures marginales (suturales) 


sont occupées en majeure partie par trois faisceaux libéro-ligneux, dont 
l’un tourne son liber du côté dorsal de la nervure, tandisque les deux 
autres tournent leur liber vers les flancs. Ces faisceaux sont notablement 
plus larges que hauts, en section transversale; ils appuient leur xylème 
contre une colonne de stéréome axile dont la section transversale a 
vaguement la forme d’un T. En outre, le liber de chaque faisceau est 
protégé extérieurement par une épaisse cuirasse de stéréome pérécyclique. 
A la fin, les plaques de stéréome se soudent par les côtés de façon à 
former un étui stéréique continu, dans la concavité duquel reposent tous 
les appareils précités. — Les nervures latérales se détachent du faisceau 
dorsal et des faisceaux latéraux de la nervure marginale en sortant suc- 
cessivement, très nombreux, du bord interne de ceux-ci. Il en est de 
même des faisceaux funiculaires qui après s'être détachés des faisceaux 
latéraux circulent un certain temps dans le parenchyme placentaire en se 
tordant graduellement de 90° de façon à présenter bien avant leur passage 
au funicule un bois tourné du côté de l’épicarpe et un liber orienté du 
côté du cœlum du péricarpe. Ce parenchyme placentaire se compose de 
petits éléments collenchymateux. A l’intérieur de ce collenchyme placentaire 
on voit dans les fruits âgés se différencier lentement des éléments mécaniques. — 
Les nervures latérales sont réduites à des faisceaux uniques placés dans 
la concavité d’un étui de stéréome péricyclique généralement allongé per- 
pendiculairement à la surface du péricarpe, les plus gros faisant un peu 
saillie du côté externe en soulevant l’épiderme. Dans les nervilles plus 
faibles, le stéréome forme même une gaine continue qui enveloppe quel- 
ques éléments de bois et de liber. Les nervilles sont extrêmement nom- 
breuses et très serrées. 

Les variations que présente la forme générale du fruit dans ]’lsomeris 
arborea sont relativement peu considérables. Généralement pyriforme, le 
fruit tend parfois à devenir presque globuleux. C’est sur cette modification, 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées à fruits vésiculeux. 441 


a 


assez faible et reliée 4 celle pyriforme par de nombreuses transitions, que 
M. CovıLır!) a basé son Isomeris arborea (var.) globosa, devenu l’Isomeris 
globosa Heller). Il ne saurait être question, en présence des nombreuses 
formes d'attribution douteuse qui relient l’Zsomeris arborea var. genuina 
à la var. globosa, de voir dans cette dernière une espèce distincte. Mais 
si l’on tient compte de l’apparence particulière de l’arbuste, déterminée par 
son port réduit et des folioles plus petites, plus courtes, relativement plus 
amples, on sera amené à lui conserver la valeur d’une véritable variété 
dans le sens de race. Nous ne mentionnons ici que pour mémoire un 
Isomeris arborea var. angustata Parish, observé çà et la (»occasionally«) 
aux environs de Palm Springs et de Whitewater (lisière occidentale du 
désert de Colorado) et auquel l’auteur attribue un fruit étroitement ob- 
long, long de 4 cm, épais de 5 mm, à 3—5 semences, non v£esiculeux?). 
Cette plante nous est inconnue, et les renseignements sont insuffisants 
pour pouvoir en juger. Peut-être s'agit-il d’une anomalie? Il est im- 
possible de se faire une opinion à ce sujet avant d’avoir des renseigne- 
ments plus complets. 

Il nous reste à examiner la façon dont les graines sont mises en liberté. 
NurrazL{) avait attribué à l’/someris un fruit indéhiscent. Asa Gray?) dit 
le fruit tardivement déhiscent. M. Asrams®) l'indique comme tardivement 
bivalve. Malgré les matériaux abondants dont nous disposons, il nous est 
impossible de donner des renseignements détaillés sur la façon dont s’opère 
la déhiscence. Mais Gray et M. Abrams ont sans doute raison, car lors- 
qu’on ramollit dans l’eau bouillante les fruits mürs de l’/someris, on provoque 
un commencement de déhiscence. Celle-ci s’opere au moyen d’une ou 
deux déchirures qui isolent les nervures marginales. La déhiscence com- 
mence par le sommet, du fruit et remonte progressivement vers la base 
en isolant le cadre placentaire, ainsi que cela a lieu dans beaucoup de 
Cruciféres. Les graines ont-elles au moment de la déhiscence spontanée 
déjà quitté le funicule, ou restent-elles pendues à ce cadre? C’est là une 
question d'observation facile à résoudre pour les botanistes résidant en 
Californie, mais à laquelle nous ne pouvons répondre. Il serait donc oiseux 
pour le moment d'épiloguer plus longuement sur la biologie de la dissé- 
mination chez l’Isomeris arborea. 


4) Covitte in Proc. biol. soc. Wash. VII, p. 73 (1892). 
2) HELLER, Muhlenbergia II, 50 (4905). 
3) Parısu, Notes on the flora of Palm Springs ihublenhorgia IIT, 428 (4907). 
4) NUTTALL, 1. c. 
5) Gray, Synoptical Flora |. c, 
) 


6) Aprams, 1. €, 


442 J. Briquet. 


Il. 
Buhsea trinervia (DC.) Stapf. 


La découverte de cette Capparidacée remonte aux années 1782—1785, 
au cours desquelles Anpré MıcHAaux la récolta en Perse aux env. d’Ispahan. 
L’Herbier Delessert en renferme un original accompagné d’une étiquette 
de Mıcnaux portant cette determination: Cleome vesicaria. Cependant, ce 
nom est resté inédit, car AuG.-Pyr. DE CANDOLLE, auquel on doit de cette 
espèce une diagnose d’une seule ligne‘), la désigna sous le nom de Cadaba 
trinervia, l’auteur ne fait aucune mention des fruits remarquables qui 
avaient motivé le nom spécifique excellent donné à la plante par Micnavx. 
Le Cadaba trinervia DC. fut retrouvé aux environs de Bagdad, en 1835, 
par l’illustre Aucner-Eroy?). Epmonp BoissieR — sans se douter que cette 
Capparidacée était connue depuis longtemps — la décrivit de nouveau en 
1842 sous le nom de Cleome coluteoides?). Cette fois, nous possédons une 
description suffisante, encore qu’assez sommaire, dans laquelle il est fait 
mention des fruits vésiculeux. Boissier compare ceux-ci aux légumes des 
Colutea et aux fruits du Leontice Leontopetalum, et déclare — ce qui est 
exact — que ces fruits séparent l'espèce d’une façon absolue de tous les 
Cleome à lui connus. L’année suivante Korscuy retrouvait le Cleome co- 
luteoides aux environs de Gülbak près de Téhéran‘) et en 1848 et 1849, 
Buuse le récoltait sur plusieurs points de la chaîne de l’Elbrus entre Aste- 
rabad et Schahrud et dans le grand désert de la Perse orientale). C’est 
sur ces matériaux que Bunce s’est basé lorsqu'il a élevé le Cleome coluteoides 
au rang de genre sons le nom de Duhsea [B. coluteoides (Boiss.) Bunge|, 
caractérisé par rapport aux Cleome par un fruit vésiculeux indéhiscent 6). 
Ce n’est qu'en 1887 que Boıssıer, admettant d’ailleurs le genre créé par 
BuNGE, a reconnu la synonymie du Cadaba trinervia DC. et du Cleome 
coluteoides Boiss.7). Ge botaniste aurait dû à ce moment réhabiliter le nom 
spécifique le plus ancien, ce qui a été fait depuis par M. Srapr§) (Règl. 
nom. bot. art. 48). Depuis lors, le Duhsea trinervia a été retrouvé abon- 


4) A.-P. de Candolle, Prodromus I, p. 244 (1824). 

3) Aucher-ELoy, Plantes d’Orient n. 448. — Aucuer-ELoy a séjourné à Bagdad du 
48 au 21 mai 1835: voy. JAUBERT, Relations de voyages en Orient de 1830 à 1838 par 
AUCHER-ELOY p. 248—220. Paris 1843. 

3) Borsster, Diagnoses plantarum orientalium novarum. Ser. 4, I, p. 3 (4842). 

4) Korscuy, Pl. Pers. bor, Ed. R. F. Honenacker, 1846, n. 14. 

5) Boïssrer et Buse, Aufzählung der auf einer Reise durch Transkaukasien und 
Persien gesammelten Pflanzen p. 34 (4860). 

6) Bunce, Delectus seminum horti botanici Dorpatensis p. 44 (4859); item in Lin- 
naea XXX, p. 752 (4860). 

7) Borssrer, Flora orientalis I, p. 446 (4867). 

8) Starr, Die botanischen Ergebnisse der Poraxschen Expedition nach Persien p. 38 
[Denkschr. math.-phys, Cl, Kais. Akad. Wiss, Wien 1885|, 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacees à fruits vesiculeux. 443 


damment dans le nord de la Perse dans les montagnes de Rudbar par M. Born- 
MULLER‘), par PoLak et PicHLeR aux env. de Zamanabad, de Hamadan et de 
Mandjil?), enfin sur le versant transcaspien des chaines du nord de la Perse 
aux environs d’Aschabad par Sinrenis®) et par M. Lırwınow ®). Au total 
le B. trinervia se présente donc maintenant comme un type des déserts et 
des garigues montagnardes de la Perse atteignant au N. la lisière de la Tur- 
comanie et au S. la Mésopotamie. 

Il convient, pour terminer l'histoire du Buhsea trinervia, de mentionner 
le fait que ce genre n’a pas été reconnu par Bentuam et Hooker, lesquels 
se bornent à en dire; « Buhsia... est Cleomes species fructu vesicario « 5). 
M. Pax®) n’en parle pas. 

Le B. trinervia est un sous-arbrisseau, plutôt qu’une herbe vivace, à 
souche ligneuse épaisse, émettant des tiges cylindriques simples ou presque 
simples, indurées à la base, qui atteignent 20 à 50 cm de hauteur. Tout 
l’appareil végétatif aérien, ainsi que le calice, est couvert de glandes courtes 
et disséminéees, émettant un liquide visqueux qui retient facilement les par- 
ticules de sable. Les feuilles, d’un vert sale, sont simples, à pétiole plus court 
que le limbe, ce dernier arrondi-obové, assez épais, pourvu de trois ner- 
vures principales divergeant au dessus de la base, à marges entières. Les 
fleurs forment des grappes terminales, souvent allongées, et placées à l’ais- 
selle de bractées elliptiques-obovées, sessiles on subsessiles, les inférieures 
atteignant les pédicelles, les supérieures plus courtes. Le calice comporte 
4 sépales subobtus au sommet, un peu atténués à la base, ovés-elliptiques, 
atteignant env. 3><1,6 mm. de surface, libres. Les 4 pétales, alternant 
régulièrement avec les sépales, atteignent une longueur maximale de 9 mm 
et une largeur de 4 mm, mais ils sont souvent plus petits; ils sont nette- 
ment différenciés en un limbe obové-elliptique passant par une contraction 
assez brusque à un onglet très étroit, long de 2—3 mm. Les pétales sont 
rarement entièrement jaunes; le plus souvent les nervures se détachent en 
pourpre-brun sur le fond jaune, au nombre de 3 principales divergeant en 
éventail au sortir de l’onglet, et fortement anastomosées dans leur partie 
supérieure; plus rarement les pétales prennent une teinte pourprée-brunâtre 
dans toute leur région apicale. 

Le disque (Fig. 1B) présente dans le PB. trinervia une constitution très 
particulière. Du côté antérieur, il est à peine perceptible. Du côté posté- 
rieur (axoscope), il forme une volumineuse saillie qui porte 2—5 lamelles 


4) BoRNMÜLLER, Iter persicum alterum, 1902, n. 6307. 
2) Starr, L. c. 
3) SINTENIS, Iter transcaspico-persicum 1900—1904, n. 92. 
4) Lirwinow, Plantae turcomanicae 1897, n. 130. 
5) Bentaam et Hooker, Genera plantarum I, p. 105. Londini 1862. 
6) Pax in Encter und Pranti, Die nat, Pflanzenfam. III, 1, p. 222 et 223. Leip- 
zig 1894, 


444 J. Briquet. 


irréguliéres, les supérieures transversales, les inférieures au nombre de 3—4 
obliques ou plus souvent verticales. Large d’environ 1,5 mm, la masse du 
disque atteint environ 1,5 mm de hauteur dans la région des lamelles. 

L’androcée comporte 6 étamines disposées, comme pour l’espece pré- 
cédente, selon le type normal des Cruciféres. Les filets sont droits au début 
de l'anthère, rougeätres, élargis-comprimés presque dès la base et se ré- 
trécissant graduellement vers le sommet; ils atteignent env. 5 mm. Les 
anthères sont ovoides, dorsifixes, à fentes de déhiscence tournées vers le 
centre de la fleur. Mais bientôt les filets se courbent vers le haut, au point 
de devenir presque genouillées; les anthères tombent lorsque cette cour- 
bure est effectuée. Comme pour l’/someris arborea la protandrie est ex- 
trèmement marquée. 

L’ovaire reste longtemps subsessile; le développement du gynophore 
est à la fois plus tardif et bien moins marqué que chez l’Isomeris. Quand 
les étamines épanouissent leurs anthères, l’ovaire est plus court qu'elles, et 
le style, long de moins de À mm, est recourbé de façon à ce que le stig- 
mate soit dirigé vers le bas. D'ailleurs à ce moment les papilles stigmatiques 
ne sont pas encore développées, tandisque le corps de l'ovaire présente 
le plus souvent une disposition dissymétrique: il est comprimé, glanduleux 
extérieurement, plus développé du côté antérieur que du côté postérieur, 
de forme générale elliptique, atténué à la base, subitement rétréci sous le 
style. Les 2 sutures sont toutes deux placentiferes, pourvues chacune de 
nombreux ovules campylotropes pendants, dont beaucoup ne se développent 
pas. Pendant que les étamines se recourbent en tournant leur concavité 
vers le côté postérieur de la fleur, le gynophore s’allonge et s’incline vers 
le bas, de facon à sortir complètement du groupe des étamines et à pendre 
en avant de la fleur, qui est alors en fait rendue complètement zygo- 
morphe. 

De même que pour l’Isomeris, outre les fleurs 8 qui viennent d’être 
décrites, il existe des fleurs g' par avortement avancé du gynécée, les fleurs 
sont disséminées dans la grappe. Certaines pousses faibles à grappes pauci- 
flores, n’ont même que des fleurs g". 

Les détails qui précèdent établissent d’une façon stire l’allogamie: la 
protandrie accentuée, les mouvements inverses éxécutés par les filets et par 
l'ovaire et son gynophore empêchent toute autopollination. Et le développe- 
ment singulier du disque ainsi que l’andromonœæcie confirment encore cet 
état de choses. La fleur est moins bien construite que celle de l’Isomeris 
pour l’accumulation du nectar, et l’accès de ce dernier est aussi moins dif- 
ficile. Il est néanmoins probable d’après l’ensemble assez compliqué de l’or- 
ganisation que les Apides jouent un rôle prépondérant dans la pollination. 

L’ovaire ne tarde pas à se renfler et finit par se transformer (Fig. 3B) 
en un volumineux ballon pendant, atténué à la base en un gynophore 
long de 2—4 mm, couronné au sommet obtus par un style long d’env. 3 mm, 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées à fruits vésiculeux. 445 


4 


atteignant jusqu'à 5 X 2,2 cm en section longitudinale, porté sur des pédi- 
celles longs d’env. 4 cm. La forme des ballons est assez variable comme 
nous le. verrons plus loin; elle est parfois presque aussi pyriforme que dans 
VIsomeris arborea. Ces ballons présentent cependant à première vue deux 
différences notables par rapport à ceux de l’Zsomeris. La texture du péri- 
carpe est membraneuse et non pas coriace et la nervation est bien diffé- 
rente. Sans doute, il existe ici aussi deux nervures marginales plus fortes, 
mais les nervures latérales divergent sous des angles moins aigus et sont 
reliées par des anastomoses beaucoup plus laches, circonscrivant des aréoles 
polygonales plus grandes, bien moins étroites, à champs un peu relevés, 


Fig. 3. Fruit vésiculeux: A du l’Isomeris arborea, B du Buhsea trinervia. 


ce qui donne au péricarpe une apparence légèrement bulleuse. Le nombre 
des graines bien développées est beaucoup plus considérable que chez 
VIsomeris: il varie de 5—10 sur chaque placenta. Les graines sont sub- 
globuleuses, brunes, entièrement recouvertes d’une fine pubescence un peu 
grisätre; elles mesurent env. 2,5 X 2 mm en section longitudinale et ren- 
ferment un embryon plié. 

A la texture membraneuse du péricarpe correspond une structure ana- 
tomique (Fig. 4) assez différente de celle que nous avons étudiée chez l’Isomerts 
arborea. — L’épicarpe est formé d’éléments parallélipipédiques, à parois 
radiales et internes très minces, à parois externes assez fortement épaissies, 
couvertes d’une cuticule analogue à celle de l’Zsomeris, mais très peu cuti- 
cularisées. Les stomates sont assez nombreux, à ostiole situé peu profondé- 
ment au-dessous du niveau épicarpique extérieur. — L’endocarpe présente 
des caractères assez différents. Ses éléments sont de forme analogue, mais 
plus allongés et plus larges. Les parois qui bordent le ccelum du péri- 


446 J. Briquet. 


carpe sont un peu plus épaisses que les autres; cependant ces derniéres, 
méme les radiales, sont aussi épaissies, mais 4 un degré bien moindre. 
Toutes sont pourvues de ponctuations elliptiques ou étirées dans le.sens du 
petit diamètre de la cellule. — Le mésocarpe est occupé par un paren- 
chyme plus ou moins différencié en deux zones: l’une touchant à l’endo- 
carpe, à gros éléments peu chlorophylliferes; l’autre, touchant à l’épicarpe 
à petits éléments bourrés de chloroplastes. Tous sont vaguement poly- 
gonaux, à arétes arrondies, déterminant la présence de méats aériferes. — 
La nervure marginale est organisée sur un type analogue a celle de l’Iso- 
meris, tout en présentant di- 
verses particularités de detail. 
Elle est plus saillante du cöte 
du ccelum que du côté extérieur 
et compcrte aussi trois fais- 
ceaux: un faisceau dorsal large 
et deux faisceaux latéraux plus 
petits. Le bois est très déve- 
loppé, surtout dans le faisceau 
dorsal, tandis que la couche 
de liber est partout fort mince. 
Le faisceau dorsal est appuyé 
à un arc épais d'éléments péri- 


Fig. 4. Section transversale d'ensemble grossie et cycliques de soutien d’une 
schématisée de la nervure péricarpique marginale ou 

chez le Buhsea trinervia; Ep epicarpe; Ed endo- structure particulière. Les pa- 
carpe; Chi chlorenchyme microcytique; Ch2 rois de ces éléments sont plus 


chlorenchyme macrocytique; Fd faisceau dorsal épaisses dans les angles et gar- 
avec son stéréome péricyclique P; Fl faisceaux dent’ lost i dire 
latéraux; Se cordon squelettaire central; Ff fais- SERRES scie ah 

ceaux funiculaires; 7p tissu placentaire. collenchymateux. Il sont formés 


d’une cellulose à l’état extrème- 
ment dense, au sein de laquelle le processus de lignification s’effectue 
faiblement et tardivement. Cet arc stéréique dorsal est séparée de l’épi- 
carpe par une mince couche de chlorenchyme microcytique. Les fais- 
ceaux latéraux n’ont pas de revêtement stéréique. L’espace compris 
entre les faisceaux de la nervure marginale est, ici aussi, rempli par un 
cordon stéréique de forme irrégulière, vaguement en T sur une coupe 
transversale, mais formé d'éléments semblables à ceux du revêtement péri- 
cyclique du faisceau dorsal: à parois peu épaissies et restant longtemps 
plus ou moins collenchymateuses. Une différence assez marquée par rap- 
port à l’Zsomeris arborea se manifeste dans le mode d’attache des fais- 
ceaux des nervures latéreles et des faisceaux funiculaires. Ici les nervures 
latérales se détachent des flancs du faisceau dorsal, au moins dans les cas 
où nous avons pu les suivre, tandis que les faisceaux latéraux de la ner- 
vure dorsale donnent les funiculaires. Ceux-ci séjournent moins longtemps 


Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées à fruits vesiculeux, 447 


dans le placenta formé d’un parenchyme microcytique chlorophyllifére, revétu 
de l’endocarpe dont les éléments sont plus petits, plus isodiamétriques, a 
parois cceloscopes beaucoup plus épaisses qu'ailleurs. — Les nervures laté- 
rales et nervilles sont occupées par un petit faisceau, appuyé d’un côté 
à quelques stéréides péricycliques du type décrit ci-dessus, de l’autre à 
quelques scléréides faiblement sclérifiées et lignifiées. En résumé le squelette 
est entièrement organisé de facon à conserver au péricarpe son caractère 
membraneux, la résistance jouant chez lui un plus grand role que la rigidité. 

De même que pour l’Zsomeris, il est facile de relever des variations 
dans la forme du fruit vésiculeux du Duhsea. Parfois presque pyriforme, 
il s’allonge assez souvent en un sac plus étroit et un peu lagéniforme. Mais 
ces variations présentent plutôt un caractère individuel ou local et ne sont 
pas concomitantes avec d’autres caractères. Il n’y a pas lieu, dès lors, de 
les considérer comme l’apanage de variétés particulières. 

Bossier a avancé que le fruit du Duhsea trinervia est indéhiscent. 
S'il en était ainsi, il faudrait attribuer au fruit de cette Capparidacée le role 
d’un véritable ballon qui serait arraché par le vent et servirait de véhicule 
collectif en vue de la dissémination. Il n’en est cependant pas ainsi. Tout 
d’abord, le gynophore reste attaché très solidement au torus, même dans 
des échantillons à maturité avancée, et nullepart on ne voit de zone de dés- 
articulation dont l’activité provoquerait le détachement du fruit. En re- 
vanche, il se produit bien, contrairement à ce que pensait Boïssier, une 
_ véritable déhiscence, mais incomplète. Tardivement le fruit s’ouvre à son 
extrémité suivant les nervures marginales, sur une longueur qui atteint 
dans nos échantillons jusqu'à 1 cm. Les fruits pendants ressemblent alors 
à des outres renversées et béantes. La sorlie des semences s’effectue ensuite 
selon le mode signalé par HirneBranDp!) chez les Staphylea, Colutea, Nigella 
etc., dans lesquels le vent agite le ballon jusqu’à ce que ce mouvement ait 
détaché les graines qui finissent par tomber et gagner l’extérieur en tra- 
versant l’orifice béant du ballon. 


EY: 


Les conclusions à tirer des faits exposés ci-dessus nous ramènent aux 
considérations du début. 

L’Isomeris arborea est dépourvu d’androphore, et toute son organi- 
sation indique une affinité étroite avec le genre Cleome: Le calice gamo- 
sépale se retrouve exceptionnellement dans ce genre, d’autre part le déve- 
loppement particulier du disque peut étre envisagé comme une des formes 
variées, et encore trop peu étudiées, qu’affecte cet organe dans les Cleome. 
C’est essentiellement le fruit développé en ballon et la structure particu- 
lière du péricarpe qui militent en faveur de la distinction générique. L’/so- 


4) HıLDEBRAND, Die Verbreitungsmittel der Pflanzen p. 60. Leipzig 4873. 


448 J. Briquet, Sur l’organisation et les affinités des Capparidacées ete. 


meris arborea est sans aucun doute, au point de vue phylogénétique, un 
dérivé californien, différencié carpologiquement, du phylum des Cleome nord- 
américains a feuilles composées. 

Le Buhsea trinervia est aussi dépourvu d’androphore. Aucune des 
particularités que nous avons étudiées ne sort du cadre des multiples va- 
riantes connues dans l’organisation florale des Cleome, dont il est très 
voisin. On a signalé dans ce dernier genre des disques à nectaire lamelli- 
fère, qui, il est vrai, n’ont pas été étudiés et décrits Jusqu'à présent avec 
une précision suffisante, mais qui indiquent chez les Cleome l'existence de 
formations analogues au disque du Buhsea. C’est ici encore le fruit déve- 
loppé en ballon et l'anatomie du péricarpe qui séparent le genre Buhsea 
des Cleome. Si nous réhabilitons ici le genre Buhsea, malgré l’autorité de 
savants tels que Benraam et Hooker et de M. Pax, c’est parceque les carac- 
tères carpologiques des Jsomeris et Buhsea sont très saillants et au moins 
équivalents aux caractères sur lesquels sont basés bien d’autres genres de 
Capparidacées. La suppression de l’un entraïnerait d’ailleurs la suppression 
de l’autre. Le Buhsea trinervia est, au point de vue phylogénétique, un 
dérivé iranien des Cleome à feuilles simples, si nombreux dans toute la 
zone austro-méditerranéenne et subtropicale qui rayonne autour de l’Arabie. 

Il est sans doute remarquable de voir une différenciation vésiculaire 
du fruit se produire au dépens du genre Cleome, à une immense distance 
géographique: dans le Nouveau Monde en partant d’un phylum à feuilles 
composées, et dans l’Ancien Monde en partant d’un phylum à feuilles 
simples. Mais le caractère très isolé de cette apparition nous empêche d’y 
voir la manifestation d’une tendance dûe à une variabilité ou à une muta- 
bilité orientées et ayant son origine dans des particularités de l’«idioplasma 
cléomien». Nous serions plutôt tentés de reconnaître, dans le cas particulier, 
un phénomène de convergence motivé par l’adaptation à des modes parti- 
culiers de dissémination. Malheureusement, si nos recherches ont à peu 
pres élucidé le processus de dissémination du Buhsea trinervia, en le rap- 
prochant de cas analogues bien connus (Colutea, Staphylea ete.), il reste 
encore des observations à faire in situ pour tirer au clair le processus 
de dissémination réalisé chez l’Isomeris arborea. Ce que nous en savons, 
joint aux différences de structure que présente le péricarpe dans les deux 
genres, est cependant suffisant pour affirmer que la convergence extérieure 
est accompagnée de divergences internes, ce qui rend extrêmement pro- 
bable la solution à laquelle nous nous arrêtons. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten'). 
Von 


Dr. H. Schenck. 


Mit 44 Figuren im Text. 


Unter den amerikanischen Ameisenpflanzen sind die Cecropien und 
Akazien hinsichtlich ihrer eigenartigen myrmekophilen Einrichtungen am 
besten bekannt. Die Cecropien treten in einer größeren Zahl von Arten 
im ganzen tropisch-amerikanischen Wald als Charakterbäume auf, so in 
Südbrasilien in gleicher Weise wie in Mexiko. Ihre Systematik bedarf 
noch eingehender Untersuchung. Von Ameisenakazien dagegen unterschied 
man nur drei Arten, nämlich die von ScHLECHTENDAL und Cuamisso 
beschriebenen beiden Arten A. spadicigera und A. sphaerocephala, beide 


. 4) Nachtrag. Kurze Diagnosen der hier ausführlicher beschriebenen neuen Arten 
habe ich am A. August 1913 in FeppE, Repertorium XII, 4943, S. 370: »Acaciae myr- 
mecophilae novae« veröffentlicht. Es war mir damals nicht bekannt, daß Herr W.E. 
SAFFORD, Washington, bereits 1910 zwei neue Ameisenakazien aufgestellt hatte (Bull- 
horn Acacias in botanical Literature, with a description of two new species, Science 
N.S. 13 1940 April 29 p. 676). Diese beiden Arten, A. Cookii und A. Collins, die 
nicht im Berliner Herbar vertreten waren, sind verschieden von meinen neuen Arten, 
wie mir Herr Sarrorp mitteilt und wie auch aus seinen, dem Berliner Museum über- 
sandten Photographien von beiden Arten hervorgeht. 

Herr Sarrorp hatte nach Erscheinen meiner Diagnosen die große Freundlichkeit, 
mir eine Anzahl vortrefflicher Photographien von Acacza-Arten aus dem U.S. National 
Herbarium in Washington zu übersenden, darunter solche von A. nicoyensis, yucata- 
nensis, bursaria, die er ebenfalls wie auch A. costaricensis als neue Arten 
erkannt hatte. Auf Grund des reichen Materials des Herbariums in Washington 
wird Herr Sarrorp in der Lage sein, die Systematik dieser Akazien nach allen Rich- 
tungen hin wesentlich zu vervollständigen. Jedenfalls sind noch manche neue Arten 
aus dieser vielgestaltigen Gruppe zu erwarten. 

Ich verfehle nicht, Herrn Sarrorp für sein freundliches Entgegenkommen, durch 
das eine Verwirrung in der Nomenklatur verhindert wurde, verbindlichst zu danken; 
auf seine Bilder und Mitteilungen, die mir während der Drucklegung zugingen, werde 
ich in Anmerkungen hinweisen. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 29 


450 H. Schenck. 


früher als A. cornigera L.‘) bezeichnet, und die später von BENTHAM auf- 
gestellte A. Hindsez aus Mexiko. Erst in neuerer Zeit, 1910, sind von 
W.E. SarrorD zwei weitere neue Arten, A. Cookw und A. Oollinsü, 
veröffentlicht worden. 

Während einer Reise nach Mexiko (Juli bis Oktober 1908), die ich in 
Gemeinschaft mit Herrn Garteninspektor J. A. Purpus aus Darmstadt und 
in Begleitung seines Bruders C. A. Purpus, des bekannten Erforschers der 
mexikanischen Flora, unternahm, hatte ich Gelegenheit, drei verschiedene 
Ameisenakazien kennen zu lernen, nämlich A. spadicigera, A. sphaero- 
cephala und eine dritte Art, die sich als neu erwies und die ich nach 
ihrem Standort A. veracruxensis bezeichnen möchte. 

Zur Bestimmung dieser Arten wurde mir das Material des Berliner 
Herbars und des westindischen Herbars Krug et Ursan durch Herrn Geh. 
Regierungsrat Professor Dr. I. UrBan freundlichst zur Verfügung gestellt, 
wofür ich ihm und Herrn Professor Dr. Harms verbindlichst danke. Ebenso 
danke ich meinem Kollegen Professor Dr. G. Karsten, der mir bereit- 
willigst die wertvollen Scareneschen Originalexemplare von A. spadicigera 
und sphaerocephala, nach denen SCHLECHTENDAL und Cuamisso ihre Dia- 
gnosen aufgestellt haben, aus dem Herbarium des Botanischen Gartens zu 
Halle a./S. zur Durchsicht übersandte, desgleichen für weiteres Material 
den Herren Konservator Dr. H. Ross-München, den Professoren Dr. E. Srant- 
Jena, Dr. L. Jost-Straßburg, Dr. H. Firrinc-Bonn, Dr. A. Meyer und Dr. 
L. Dists-Marburg, Dr. R. von Werrstein- Wien, Geh. Regierungsrat Dr. 
A. Perer-Gôttingen, Geh. Regierungsrat Dr. F. Pax und Prof. Dr. H. WINKLER- 
Breslau, Curator W. Warson-Kew Gardens, Curator ALwın Bercer-La Mor- 
tola bei Ventimiglia, Geh. Baurat Professor Ar. Koca-Darmstadt. 

Eingehender Vergleich alles mir zu Gebote stehenden Materials ergab 
zunächst, daß die Systematik dieser Ameisenakazien, die eine be- 
sondere Gruppe der großen und vielgestaltigen Gattung bilden, noch nicht 
abgeschlossen ist, daß außer obigen fünf Arten noch eine 
größere Anzahl anderer zu unterscheiden ist, die bisher in den 
Herbarien mit A. spadicigera, sphaerocephala und Hindsw vereinigt wur- 
den. Das Material ist indessen vielfach noch zu unvollständig, um schon 
jetzt als Unterlage für eine ausführliche Monographie zu dienen. So mag 
das Folgende nur als eine Vorarbeit zu einer solchen betrachtet werden 
und dazu anregen, diesen interessanten Pflanzen erneute Beachtung zu 
widmen. 

Ich gebe zunächst eine Übersicht der Arten nebst Angaben über 
ihre Heimat nur insoweit, als sie aus Belegexemplaren sicher festgestellt 
werden konnte. 


4) Die alte Bezeichnung A. cornigera wird meiner Ansicht nach am besten ganz 
‘fallen gelassen, da in älteren Werken und Herbarien sicher mit diesem Namen ver- 
schiedene Arten belegt worden sind. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 451 


1. Spadicigerae. 
1. Acacia spadicigera Cham. et Schlecht. — Mexiko. 
2. Acacia cubensis n. sp. —- Westindien. 
3. Acacia nicoyensis n. sp. — Costa Rica, Nicaragua !). 
Wahrscheinlich hierzu auch 
4, Acacia campecheana n. sp. — Yucatan. 
5. Acacia Rossiana n. sp. — Mexiko. 


2. Spicatae. 


6. Acacia costaricensis n. sp. — Costa Rica, Nicaragua. 

7. Acacia yucatanensis n. sp. — Yucatan. 

8. Acacia interjecta n. sp. — Hort. bot. Singapore und Kew, Heimat 
unbekannt. 


9. Acacia Collinsi Safford — Mexiko. 


3. Sphaerocephalae. 
10. Acacia sphaerocephala Cham. et Schlecht. — Mexiko. 


11. Acacia veracruxensis n. sp. — Mexiko. 

12. Acacia Cook Safford — Guatemala. 
Wahrscheinlich auch 

13. Acacia multiglandulosa n. sp. — Panama. 


14. Acacia panamensis n. sp. — Panama. 


4. Bursariae. 


15. Acacia Hinds Benth. — Mexiko. 
16. Acacia bursaria n. sp. — Guatemala. 


Schon aus dieser Zusammenstellung läßt sich schließen, daß die 
Ameisenakazien höchstwahrscheinlich in einer noch größeren Anzahl von 
Arten im zentralen Amerika vertreten sein werden, zumal dort viele ab- 
gelegene Gebirgsgegenden noch nie von Botanikern besucht worden sind 
und fortgesetzt in diesen Gebieten noch neue Formen aus den verschieden- 
sten Familien gefunden werden. 

Die in der Literatur vorhandenen Angaben über Vorkommen von 
A. cornigera, sphaerocephala, spadicigera, Hindsw bedürfen nunmehr er- 
neuter Prüfung, um welche Arten es sich handelt). 

In botanischen Gärten wurden und werden verschiedene Arten von 
Ameisenakazien mit mehr oder weniger Erfolg und meist unter unrichtigen 


4) Nachtrag. Nach brieflicher Mitteilung des Herrn Sarrorp auch im südlichen 
Mexiko. 

2) A. F. W. Scuimper, Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen jm 
tropischen Amerika, Jena 1888, bringt auf Tafel III Abbildungen, von denen Fig. 4 
A. costaricensis, Fig. 2 A. sphaerocephala und Fig. 3 A. spadicigera (Blatt) vorstellt. 
29* 


452 H. Schenck. 


Artbezeichnungen kultiviert. Nach meinen Erfahrungen ergeben sich aber 
aus der Beschaffenheit der Blätter, Honigdrüsen und Dornen genügende 
Merkmale, um diese in unsern Gewächshäusern nicht zur Blüte gelangenden 
Pflanzen sicher bestimmen zu können. Außer den drei von uns in Mexiko 
gesammelten Arten haben wir zurzeit in Darmstadt noch die der A. spadi- 
cigera nahestehende A. cubensis in Kultur, aus Samen gezogen, den die 
Firma Vırmorın zu Paris uns sandte und den sie aus dem botanischen 
Garten auf Martinique erhalten hatte. Alle vier Formen gedeihen im 
Warmhaus vortrefflich. A. cubensis wird auch noch in anderen Gärten 
kultiviert, so in Bonn, Berlin, Kew, wohl überall von gleicher Herkunft. 
Im Marburger Garten wird A. sphaerocephala gezogen; wir hatten-sie um 
1900—1902 auch in Darmstadt in Kultur, aus dem Garten der Tech- 
nischen Hochschule Karlsruhe bezogen. Im Berliner Garten befand sich 
A. bursaria und befindet sich jetzt noch À. costaricensis, im Bonner 
Garten befand sich früher, wie ich aus Herbarexemplaren feststellen konnte, 
A. nicoyensis. In Singapore und in Kew ist A. interjecta vorhanden, in 
München A. spadicigera, in Göttingen A. spadicigera, sphaerocephala und 
bursaria, in Breslau A. sphaerocephala und bursaria, in La Mortola A. 
spadicigera, die dort auch schon geblüht hat. 

Bentaam!) zählt die drei Arten A. sphaerocephala, spadicigera und 
Hindsi zur Series Gummiferae, Subseries 3 Basibracteatae, bei denen die 
Brakteen am Grunde der Inflorescenzstiele sitzen. Zu den Baszbracteatae 
stellt er acht Arten, darunter auch drei aus der alten Welt (A. albida 
Delile, A. Latronum Willd., A. Lahai Steud. et Hochst.) und zwei aus 
Mexiko, Texas (A. amentacea DC. und A. flexicaulis Bth.). Ich vermag 
nicht zu beurteilen, ob diese nicht von Ameisen bewohnten Arten wirklich 
mit den myrmekophilen in näherer Verwandtschaft stehen. 

Die drei erstgenannten Gruppen Spadicigerae, Spicatae und Sphaero- 
cephalae scheinen mir näher miteinander verwandt zu sein, als mit der 
Gruppe Bursariae, bei welcher die Gestalt der Hülsen eine wesentlich 
andere ist. So fragt es sich, ob fiir die myrmekophilen Akazien mono- 
phyletische Entwicklung in Betracht kommt, oder ob ihre Gruppen an ver- 
schiedene Zweige der Gattung ansetzen. Wenn erst von sämtlichen 
Arten die Früchte genauer bekannt sind, wird sich auch ermessen lassen, 
ob alle 4 Gruppen in sich natürliche sind. Die Fruchtmerkmale scheinen 
mir dazu fast noch wichtiger als die Inflorescenzformen zu sein. 

Bildung besonders großer Stipulardornen kommt innerhalb der großen 
Gattung in verschiedenen Gruppen vor. Gelegentlich mögen solche Dornen 
auch von Ameisen bewohnt werden, ohne daß echte Myrmekophilie vor- 
liegt. So erwähnt K. Fiesria?) einen Strauch aus dem Chaco an der Grenze 


4) Transact. Linn. Soc. XXX., 1874. 
2) K. Fiesric, Biolog. Centralblatt 19, 1909 S. 67. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 453 


Boliviens, der Dornen bis zu 90 mm Länge und 8 mm Dicke erzeugt. Diese 
Art soll nach Hasster A. Cavenia H. et. A. sein. Nur unter besonderen 
Bedingungen — nach reichlichen Niederschligen — erreichen die Dornen 
solche Dimensionen. Sie sind nicht hohl, sondern Tineidenraupen nagen 
die Hohlräume und Eingangsöffnungen und dann erst siedelt sich in ihnen 

die Ameise Pseudomyrma Fiebrigüi Forel an. | 


Unter den afrikanischen Akazien besitzt A. horrida Willd. gewaltige 
elfenbeinfarbene Dornen, die bis 12 cm lang und 8 mm dick werden, aber 
nicht hohl, sondern von weichem bräunlichen Mark erfüllt sind. Ähnliche 
Dornen hat auch A. Seyal Del., zu der auch die von ScHWEINFURTH am 
oberen Nil aufgefundene A. fistula als Varietät gerechnet wird. Wie die 
Abbildung in Nat. Pflanzenfamilien III 3, S. 411 zeigt, treten neben normalen 
schlanken Dornen auch solche auf, die an der Basis zu großen, oben durch 
einen Spalt geöffneten Hohlkugeln anschwellen. In ihnen siedeln sich 
Ameisen an. | 


Nach Schumann und WarsurG!) soll es sich nicht um Gallbildungen 
handeln, da nach Scaweinrurta auch an kultivierten Exemplaren in Kairo 
die Blasen sich bildeten. Auch bei A. xanxibarica Taub. kommen solche 
blasenartige, derbwandige Auftreibungen der Dornbasis, bei A. massindensis 
Harms sogar spindelförmige Auftreibungen über der schmalen Basis der 
Dornen vor. An Herbarmaterial des Breslauer botanischen Gartens habe ich 
den Eindruck gewonnen, daß es sich um Gallen handelt, zumal die de- 
formierten Dornen regellos zwischen normalen verteilt sind. H. WINKLER?) 
berichtet über die von ihm beobachtete A. zanzibarica Taub. folgendes: 
»Die Anschwellungen weisen ein oder mehrere Löcher auf als Eingangs- 
pforten zu dem inneren, von Ameisen bewohnten Hohlraum. Da nicht 
alle Stacheln aufgebläht sind, die einzelnen auch in ungleichem Maße, so 
wär es klar, daß es sich um eine Gallenbildung handeln mußte, um eine 
Ameisengalle, wie wir an Ort und Stelle glaubten. Zu Hause fand sich 
dann beim Präparieren der Stacheln für das Museum in einer gänzlich 
unverletzten Anschwellung eine Larve, die sich als Käferlarve erwies. Viel- 
leicht ist also ein Käfer der Erzeuger dieser Gallen, die Löcher sind viel- 
leicht die Ausschlupföffnungen des entwickelten Insekts, dessen Larve sich 
von dem markigen Innern genährt hat. Die Ameisen würden dann die 
ihnen gebotenen Höhlungen nur nachträglich beziehen. Dieser Zusammen- 
hang muß aber im Lande selbst noch nachgeprüft werden.« 

An den echten amerikanischen Ameisenakazien haben die Stipulardornen 
unzweifelhaft Eigenschaften, die von Vorteil für die Besiedelung der Pflanzen 


4) K. Schumann, Die Ameisenpflanzen 1889 S. 27; O. Warsure, Über Ameisenpflanzen, 
Biolog. Centralblatt 1892 S. 438. 

2) H. WınkLer und C. Zimmer, Eine akademische Studienfahrt nach Ostafrika; 
Breslau 4912, S, 65. 


454 H. Schenck, 


mit Ameisen sind. Der junge grüne, noch weiche Dorn zeigt auf Quer- 
schnitten eine scharfe Differenzierung in eine kleinzellige Rinde, aus welcher 
die harte und zähe Wandung hervorgeht, und in ein großzelliges Mark mit 
zarten Zellwänden, das bald vertrocknet und im Hohlraum nur noch in 
Fetzen übrig bleibt. Der Hohlraum eines jeden Dornpaares ist einheitlich, 
läuft durch die Verwachsungsstelle beider Dornen bindurch. Daher genügt 
es auch, daß die Ameisen an den jungen Dornpaaren nur je eine Eingangs- 
öffnung unterhalb einer Spitze herstellen. Nur in einigen wenigen Fällen, 
bei A. veracruxensis, habe ich beobachtet, daß beide Dornen eines Paares 
mit je einer Öffnung versehen waren. 

Nicht sämtliche Stipulardornen einer Pflanze werden als große Ameisen- 
dornen ausgebildet. An den jungen Pflanzen, ebenso an den jungen Zweigen 
mangelhaft ernährter Sträucher, tragen die ersten Blätter kleine nadel- 
formige Dornen, dann folgt eine größere Anzahl mit Großdornen, auf 
diese gelegentlich wieder einige kleinere Stipulardornen. An den Blüten- 
zweigen scheinen allgemein nur kleine Dornen aufzutreten. Die Entwick- 
lungsbedingungen für Klein- und Großdornen sind noch im einzelnen näher 
festzustellen; ein bestimmter Rhythmus läßt sich nicht erkennen. 

Die Ameisendornen zeigen je nach den Arten verschiedene Formen. 
Meist sind sie schlank kegelförmig, zugespitzt und an der Basis nicht auf- 
fallend verbreitert; bei gewissen Arten aber erhält die Basis eines Paares 
taschenförmige Gestalt. Bei A. panamensis steht die Basis rechtwinklig 
vom Stengel ab, während sonst die Dornen schräg oder steil nach oben 
sich richten. Ein Blick auf die Abbildungen zeigt die Mannigfaltigkeit und 
den Umfang der Gestaltung, die dieses Organ hier erfahren kann. Es ist 
anzunehmen, daß noch neue Formen hinzukommen, wenn erst sämtliche 
Ameisenakazien bekannt geworden sind. 

Die Ameisenakazien sind kleine Bäume, Sträucher oder niedrige Büsche 
des tropischen Zentralamerikas und Mexikos. Ihre mit Stipulardornen aus- 
gestatteten Blätter sind doppelt gefiedert und tragen auf der Spindelober- 
seite Nektarien; im einfachsten Falle findet sich eine einzige Drüse, nur 
auf dem untersten Glied vor, in anderen Fällen liegt am Grunde eines 
jeden Fiederpaares je eine. Zahl, Anordnung und Gestalt dieser Drüsen, 
Zahl der Fiederpaare, Größe und Aderung der Fiederchen sind ebenso 
wie auch die Dornen verschieden bei den einzelnen Arten, so daß sich 
diese in den meisten Fällen danach auch im sterilen Zustand bestimmen 
lassen. 

Sämtliche vier im Darmstädter Garten kultivierten Arten legen abends 
ihre Fiederblättchen zusammen, aber sie sind in verschieden hohem Maße 
empfindlich. Während A. sphaerocephala bereits im Sommer um 6? abends, 
A. spadteigera gegen 1/,7* Schlafstellung einnimmt, beginnt sie dagegen 
bei A. cubensis und À. veracruxensis erst gegen !/,9" und ist um 1/10" 
vollendet, 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 455 


Die periodische Entwicklung der Akazien vollzieht sich wohl ziemlich 
allgemein in der Weise, daß während des Sommers und Herbstes die neuen 
Triebe hervorkommen, von denen dann im folgenden Frühjahr die Spreiten 
meist abgefallen sind.. Die Dornen bleiben aber noch eine Reihe von Jahren 
erhalten, denn man kann sie auf Photographien von älteren Pflanzen noch 
am Grunde der verdickten Stämmchen erkennen. Aus den Achseln der 
vorigjährigen Dornpaare kommen nun im Frühjahr die blütentragenden Äste 
hervor, die je nach den Arten kürzer oder länger sind, kleinere Fieder- 
blätter mit nicht verdickten Stipulardornen tragen oder auch der Fieder- 
spreiten ganz entbehren. An den Knoten dieser Äste sitzen die gestielten 
gelben Blütenküpfchen oder Ahren in der Regel zu mehreren büschelig zu- 
sammengedrängt. 

Die Früchte reifen im Herbst an holzig werdenden Fruchtstandsachsen. 
Es sind bei Gruppe 4 und bei A. sphaerocephala und veracruxensis der 
Gruppe 3 dicke geschnäbelte rotbraune oder gelbe Hülsen mit Pulpa, bei 
Gruppe 4 gebogene, seitlich zusammengedrückte schwarze Hülsen 1). 

Öfters trifft man Früchte, deren Samen von einem Rüsselkäfer (Bruchus) 
ausgefressen sind und deren Wandung dann ein Ausflugloch aufweist. 
H. Ross?) gibt an, daß die Ameisen die Pulpa und die Samen zerstören. 
Herr C. A. Purpus teilt mir mit, daß er bei Zacuapam in den Hülsen der 
A. spadicigera eine andere größere Ameise als wie die in den Dornen 
lebende Art gefunden habe und daß erstere die Pulpa verzehre. Ich 
nehme an, daß dagegen die Samen nur von den Rüsselkäfern ausgenagt 
werden, und daß dann erst Ameisen durch die von den Rüsselkäfern 
geschaffenen Ausfluglöcher in die Hülsen gelangen. 


$ 1. Gruppe Spadicigerae. 


Ähren dichtblütig, walzenförmig, mit dickem Stiel und verdickter Spindel. 
Hülsen dick, geschnäbelt und am Grunde stielartig verschmälert, mit gelber 
Pulpa. 

Mit Sicherheit gehören zu dieser Gruppe A. spadicigera Cham. et 
Schlecht. aus Mexiko, die dieser nahestehende, aber durch breitere Blätter, 
geringere Fiederzahl, größere Fiederchen und gelbfarbene Hülsen abwei- 
chende A. cubensis aus Cuba und A. nicoyensis aus Costa Rica und Nica- 
ragua, die sich von A. spadicigera durch an der Basis breitere, mit Mittel- 
streifen versehene Dornpaare und durch zahlreichere Drüsen auf der Blatt- 
spindel unterscheidet. 

Vielleicht gehören hierher auch die mir nur aus sterilen Herbarfrag- 
menten bekannten A. campecheana aus Yucatan und A. Rossiana aus 
Mexiko. 


4) Bezüglich Gruppe 2 vgl. Anmerkung S. 465. 
2) Nat. Wochenschrift Bd. 24, 1909, S, 829, 


456 H. Schenck. 


1. Acacia spadicigera Schlechtendal et Chamisso. 

Diese Art ist zugleich mit A. sphaerocephala, die beide früher als Acacia 
cornigera bezeichnet wurden, von Schlechtendal und Chamisso!) aufge- 
stellt worden. 

Die Originaldiagnose ist zwar unvollständig, aber wichtig für die Unter- 
scheidung der A. spadicigera von ihr ähnlichen anderen Arten. Sie lautet: 

»Inflorescentia: racemi subgemini, foliosi, 5-pollicares. Spicae spadicem Aroidearum 
belle referentes, clavato-cylindraceae, solitariae folio aculeolisque stipularibus binis suf- 
fultae, e gemma erumpentes calyciformi persistente, limbo quadrifido, laciniis ovatis acutis. 
Pedunculus crassissimus, rachide racemi crassior, semipollicaris. Spica densissima, ad 
summum sequipollicem longa, diametro 4—5-lineari. Flores polyandri, brachystemones, 
minimi, densissime aggregati, squamis ut in A. sphaerocephala specie suffulti, quarum 
laminae ovatae, acuminatae, integerrimae nec ciliatae. Fructus desideratur. Aculei, 
folia ceteraque, si e specimine unico nec sufficiente, judicare licet, sphaerocephalae 
speciei. — Prope La Laguna verde?) Mart.«. 

Nach dieser Diagnose zeichnet sich also A. spadicigera durch dickstielige 
Ähren von bis 38 mm Länge und 8 mm Durchmesser aus. 

G. Benruam®) gibt nun in seiner Revision der Mimoseen von À. spadı- 
cigera Cham. et Schl. folgende Beschreibung: 

»Glabra. Spinae minores tenues; auctae 11/-pollicares, inflatae, lividae, basi con- 
natae, 1/,-poll. latae. Pinnae 2—4-rarius 6—8-jugae; foliola 45—20-juga linearia, 3—5 lin. 
longa. Spicae cylindraceae, densissime imbricatae, 6—9 lin. longae. Legumen sessile, ob- 
liquum v. falcatum, crassum, glabrum v. vix tomentellum, 1'/-pollicare, ad 4 lin. latum. 

Hab. Tropical America: Mexico, near Vera Cruz, Central America, OERsTED; Panama, 
Cumine n. 4270; Santa Marta, Purdie. 

Specimens from Cuba, R. de la Sagra (A. cornigera A. Rich.! FL Cub. I. 462), 
Wir n. 2402 have the-horn-like spines much longer, the spikes thicker and rather 
longer, but with innumerable small flowers very closely packed, as in the typical form, 
in numerous spiral rows; and they apparently belong to the same species«. 

Es fällt auf, daß Bentuam die Ährenlänge nur mit 10—14 mm angibt, 
während nach Cnamisso und ScnLecaTENDaL die Ährchen bis 38 mm lang 
und 8 mm dick sind. 

Bei der weiter unten beschriebenen Acacia yucatanensis entsprechen 
die Maße der Ähren in der Tat den Angaben Benraams. Ich nehme also 
an, daß Bentaam nicht die A. spadicigera, die Cnamisso und SCHLECHTENDAL 
vorgelegen hat, beschrieben hat, sondern eine andere Art. ‚Auch die von 
ihm zitierten Pflanzen aus Zentralamerika bedürfen meiner Ansicht nach 
erneuter Prüfung, ob sie wirklich zu spadicigera gehören ®). Seine Diagnose 
wird daher am besten außer acht gelassen. Dagegen steht die auf Cuba 


1) Plantarum mexicanarum a cel. viris ScHIEDE et DEPPE collectarum recensio brevis. 
Linnaea, 5. Bd. 4830, p. 595. | | 

2) La Laguna verde liegt in der Tierra caliente des Staates Veracruz (SCHIEDE, 
Linnaea, Bd. IV., p. 574). 

3) Transaction Linn. Society London Vol. XXX., 1875, p. 514. 

4) Dies gilt auch für die von W. Botrine Hemstey in der Biol. centrali-amer. Vol. I, 
p. 355 und Vol. IV., p. 99 zitierten Pflanzen aus Nicaragua, Panama und Cozumel Island, 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 457 


vorkommende von Bentuam erwähnte Pflanze (A. cornigera A. Rich.) in 
Form und Größe der Ähren der echten spadicigera näher; ich halte sie 
für eine besondere Art, die ich A. cubensis nenne. 


Die echte A. spadicigera Cham. et Schlecht. fanden wir Ende Sep- 
tember 1908 bei Zacuapam im Staate Vera Cruz (Herb. mex. ScHEncK 
n. 836), wo sie auch von H. Ross September 1906 gesammelt wurde (Herb. 
Ross n. 731). Ferner gehören, wie ich durch Vergleich mit dem Original- 
exemplar ScHiepes aus dem Herbarium Halle feststellen konnte, unzweifel- 
haft zu ihr die fruktifizierenden Exemplare, die am 13. Juni 1891 bei Las 
Palmas im Staate San Luis Potosi von C. G. PRINGLE gesammelt worden sind 
(Plant. mexic. n. 3691, an erect shrub with few virgate branches; im 
Herbar des Berliner Museums, des Botanischen Instituts Wien und des 
Botanischen Museums München; das Münchener Exemplar hat merkwürdiger- 
weise Früchte von A. spadicigera, aber die beiliegenden Blatter gehüren 
zu A. sphaerocephala!). Prof. Dr. G. Karsten hat im Staate Chiapas bei 
Salto de agua am Rio Tulijä (ca. 140 m) eine dort in dichten Beständen 
auftretende hoch- und schlankstämmige Ameisenakazie photographiert; 
Gestalt der Dornen und der 7—9-fiedrigen Blätter im Bilde deuten auf 
A. spadicigera; indessen könnte es sich auch um eine andere ihr ähnliche 
Art handeln. 


Zacuapam liegt an der Ostabdachung des Randgebirges des mexika- 
nischen Hochlandes in einer Höhe von 1000 m, im regenreichen Gebiet der 
Kaffeekulturen und des tropischen Bergwaldes (2150 mm Niederschlagshöhe 
im Jahr). Auf Waldlichtungen und an Waldränden tritt dort A. spadicigera 
häufig auf, als Strauch oder kleines Bäumchen, mit schlank in die Höhe 
wachsenden Langtrieben und spreizenden Zweigen. Buschige Exemplare 
entstehen durch öfteres Zurückschneiden der Äste. Die Blütezeit fällt in 
das Frühjahr. Zur Zeit unseres Aufenthaltes waren die Dornen der noch 
im Wachstum begriffenen Äste noch sämtlich mit ihren Fiederblättern ver- 
sehen und trugen in ihren Achseln noch keine Blütenzweige. In den 
Achseln älterer blattloser Dornpaare fand ich an einem Strauch reife Früchte 
und auch noch zwei Blütenähren (jedenfalls Nachziigler). Diese haben 
eine Länge von 30 mm, einen Durchmesser von 8—9 mm, sind walzen- 
förmig gestaltet, sehr dicht und kleinblütig; ihr Stiel hat 8 mm Länge, 
3—4 mm Dicke, ist nach oben etwas verdickt und an seiner Basis mit 
vier gekreuzt stehenden dreieckigen Schuppenblättchen besetzt. Die Ährchen- 
spindel ist dicker als der Stiel. 


Die reifen Früchte sitzen zu mehreren an der verdickten Ährenspindel. 
Nur ein Teil der zahlreichen Blütchen, zuweilen nur ein einziges, erzeugt 
Hülsen, die meisten dagegen fallen ab. Die holzige Achse des Fruchtstandes 
ist in der Mitte etwa 8 mm dick, ihr Stiel bis 5 mm dick. Man kann an 
der gestreckten Fruchtstandachse noch deutlich erkennen, daß die Blüten 


458 H. Schenck. 


in Ahren standen, während bei À. sphaerocephala und verwandten die 
Fruchtstandsachse kopfig verdickt erscheint. 

Die am Grunde kurz stielartig verschmilerte, walzliche, langgeschnäbelte 
glalte Hülse wird 12 mm dick und ca. 8 cm lang, wovon etwa 11/,—21/, cm 
auf den diinnen dornartigen Schnabel entfallen. 


Die abgeplatteten, 7 mm langen schwarzbraunen Samen waren meist 
von Käferlarven (Bruchus) ausgefressen und die Hiilsenwand mit einem 
kreisförmigen kleinen Loch versehen, das wohl von den ausgeschlüpften 
Käfern genagt worden war. Die Hülsen hatten braungraue Farbe. An dem 
oben zitierten Exemplar aus Las Palmas [C. G: PrınsLe n. 3691] ist die 
Hülsenfarbe ein lebhaftes Braunrot. | 

Aus Samen der Acacia von Zacuapam haben wir im botanischen Garten 
zu Darmstadt kräftig wachsende Sträucher herangezogen. 


Fig. 4. A. spadicigera (Zacuapam, leg. H. SchEnck n. 836). 1/9 nat. Gr. 


Gut entwickelte Laubblätter (Fig. 3 A) an den großen, von Ameisen 
bewohnten Dornpaaren haben langovalen Umriß durchschnittlich von 13 
bis 19 cm Länge, 8—10 cm Breite, eine 11—15 cm lange Spindel und 7 
bis 12, meist aber 10 Fiederpaare mit dunkelgrünen, linealen, 7—10 mm 
langen Fiederchen, auf deren Unterseite die Nervatur vorspringt, nämlich 
der Mittelnerv mit seinen Seitennerven, die sich in bogenförmigem 
Verlauf längs des Randes vereinigen, während bei A. sphaerocephala nur 
der Mittelnerv sichtbar ist. 

Honigdrüsen: Dicht unter dem untersten Fiederpaar trägt die Spin- 
deloberseite eine große, auffallend langgestreckte, vorspringende, 
in der Längsrichtung etwas konkave Drüse, öfters an größeren 
Blättern auch noch eine zweite kürzere Drüse dicht unter dem zweit- 
untersten Fiederpaare und in vereinzelten Fällen noch eine dritte kleine 
dicht unter dem dritten Fiederpaar, selbst sogar noch eine vierte unter 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 459 


dem vierten Paar. Auch kann in seltenen Fällen unterhalb der untersten 
Drüse noch eine sehr kleine stiftförmige Drüse vorhanden sein. 

Dornen: Die von Ameisen bewohnten Dornen kräftiger Pflanzen sind 
gewöhnlich von der Blattstielinsertion bis zur Spitze 5—6 cm lang, die 
Mittellinie des Dornpaares 10—12 mm (Fig. 1 A—B). Der Winkel, den die 
‚beiden Dornen eines Paares bilden, ist bald ein spitzer, bald ein sehr 
stumpfer; manchmal sind die Dornen sogar etwas nach unten gebogen. 
Die Dornen sind drehrund, ihr basaler Teil aber auf dem Mittelfeld des 
Paares etwas abgeflacht. Hier 
zieht sich die Stengelrinde 
an der Basis der Mittel- 
linie ein wenig schild- 
förmig hinauf. Rückwärts 
erscheint das Dornpaar - bis 
zur Mitte seiner Mittellinie mit 
dem Stengel verwachsen. An 
kräftigen Trieben können die 
Dornen bedeutende Länge er- 
reichen. Das in Fig. 1 C ab- 
gebildete Dornpaar hat 9 cm 
lange Dornen, die größten 
beobachteten sogar 10 cm. 
Allgemein sind die Dornen 
gleichmäßig glänzend dunkel- 
rotbraun gefärbt, an kulti- 
vierten Exemplaren manchmal 
etwas heller. An dem im 
Botanischen Garten Darmstadt 
kultivierten Exemplare blei- 
ben die Dornen meist kleiner 
und sind öfters steil aufwärts, 
etwas leierformig, gerichtet. 

A. spadicigera zeichnet 
sich im wilden Zustand durch Kr ny 
Vielgestaltigkeit ihrer Dornen F2. A spadicigor, Gacuapum), Die Seiten. 
aus. Bald stehen die Dornen etwa 1/4 nat. Gr. Nach photogr. Aufnahme von 
gerade seitlich ab, bald sind Pe er CE 
sie in der unteren Hälfte etwas gebogen, nach unten oder auch nach rück- 
wärts, so daß die Spitzen nach hinten schauen. Im allgemeinen haben die 
Dornen an ein und demselben Langtrieb ziemlich übereinstimmende Gestalt. 
Die sonderbarsten Formen aber finden sich an den untersten Knoten der 
Seitenäste stärkerer Langtriebe (Fig. 2). Hier zeichnen sich die 2, 3 oder 
4 untersten, dicht aufeinander folgenden Dornpaare durch besondere Größe, 


A 


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A 
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A 
fd 


460 H. Schenck. 


starke Erbreiterung, sowie durch sehr starke Rückwärtskrümmung bis zur 
Kreuzung der Spitzen hinter dem Stengel, oder durch Krümmurg nach 
unten, oder endlich durch schraubige Drehung in der unteren Hälfte beider 
Dornen aus, wobei beide Hälften öfters verschiedenartig gebogen sein können. 
So entstehen Doppelhörner mannigfaltiger Gestalt, die im kleinen die Formen 
afrikanischer Antilopenhörner nachahmen. Auch anomale Bildungen kommen 
gelegentlich vor. Der eine Dorn kann zu einem kleinen Spitzchen ver- 
kümmern, der andere dagegen stark erbreitert und schraubig gedreht sein. 

Die Ameisen!) der A. spadicigera sind außerordentlich lebenszähe Tiere. 
Zweige mit Dornen habe ich in Zacuapam Schwefeldämpfen in einer Holz- 
kiste ausgesetzt, ohne daß alle Ameisen zugrunde gingen, und erst Arsen- 
schwefel vermochte sie zu töten. Im Frühjahr 1913 sandte uns Herr 
C. A. Purpus aus Zacuapam Dornen mit lebenden Ameisen. Die Tiere fingen 
in unserm Gewächshaus sofort damit an, sich Löcher in die jungen Dornen der 
kultivierten Exemplare zu nagen und leben seitdem versteckt in den Höhlun- 
sen der Dornen, aus denen sie hervorkommen, wenn man an die Dornen 
klopft. Die Ameisen sind sehr bissig, ihre Stiche schmerzen wie Wespenstiche. 

2. Acacia cubensis n. sp. 

Aus Westindien ist bis jetzt nur eine Ameisenakazie bekannt, A. cor- 
nigera (L.) A. Rich. Sie wächst auf Cuba und wurde auch in dem zu- 
grunde gegangenen Botanischen Garten auf Martinique kultiviert. 

Dank der Freundlichkeit des Herrn Geheimrat Prof. Dr. I. Ursan in 
Berlin konnte ich die Exemplare des westindischen Herbariums Kruc et 
Ursan untersuchen, das erste 1860—64 von C. Wricur (n. 2402) auf Cuba 
gesammelt, das zweite 1904 3. November von Apatca y O. Donovan bei 
Santiago de las Vegas, Provincia de Habana, das dritte 1890 von Duss aus 
dem Hort. bot. Martinique. Im Berliner Herbar befindet sich außerdem 
noch ein cubanisches Exemplar von Ramon DE LA Sacra (n. 683), im GrisE- 
Bacuschen Herbar zu Göttingen ein vollständiges Exemplar von C. WRIGHT 
n. 2402 (als A. cornigera W. Rich.). 

Die westindische Art steht in Größe der Blütenähre, Form der Früchte 
und der Dornen der A. spadicigera nahe, unterscheidet sich aber von ihr 
durch breitere Fiederblätter, mit durchschnittlich geringerer Fieder- 
zahl und durch auffallend große Fiederchen von meist 12 mm (10 
bis 43) Länge und 2,5—3 mm Breite. 

An cubanischen Herbarexemplaren sind die Laubblätter im Umriß 
breit oval, bis 15 cm lang, bis 12 cm breit, die Spindel bis 41 cm lang und 
mit 6—9 Fiederpaaren versehen. Auf der Unterseite der Fiederchen tritt der 
Mittelnerv und seine am Rande sich bogenförmig vereinigenden 
Seitennerven sowie auch die feinere Nervatur deutlich hervor, ähnlich 
wie bei À. spadicigera. 


4) Herrn Privatdozent Dr. A. REICHENSPERGER, Bonn, verdanke ich ihre Bestimmung 
als Pseudomyrma arboris sanctae, 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 461 


Auf der Spindeloberseite sitzt dicht unter dem ersten Fieder- 
paare eine gestreckte, stark vorspringende Honigdrise auf einer 
Erbreiterung der Spindel, ferner an den meisten Blättern auch noch eine 
zweite kleinere Driise am Grunde des zweiten Fiederpaares, sehr selten auch 
noch eine dritte, vierte oder fiinfte entsprechend gelagerte Driise. Auch 
unterhalb der untersten großen Drüse kann gelegentlich noch eine sehr 
kleine stiftförmig vorspringende Drüse vorkommen. 


Die Gestalt der an der Basis keilförmigen, in zwei lange, schlanke 
Dornen ausgehenden bräunlichen Dornpaare ist im wesentlichen die 
gleiche wie bei A. spadicigera. Die cubanischen Exemplare waren nicht 
von Ameisen besiedelt gewesen, die Dornen ohne Öffnung, die Beltschen 
Körperchen vielfach auch noch an älteren Fiederchen erhalten. 


Die Blütenähren sitzen an Seitenästen, die über 20 cm Länge er- 
reichen und etwa ein Dutzend Knoten aufweisen können, sind bis 35 mm 
lang, 8 mm. dick und haben einen 3 mm dicken, 10 mm langen Stiel, an 
dessen Basis zwei gekreuzte Paare von Brakteen sitzen. Die Hülsen sind 
7—9 cm lang, 15 mm dick, langgeschnäbelt, griinlichgelb. 


Wenn auch die Unterschiede dieser westindischen Pflanze von A. spadker- 
gera aus Mexiko sich hauptsächlich auf die Blätter beziehen, so muß sie 
doch zum mindesten als eine gut charakterisierte Unterart der letzteren 
angesehen werden. Die Hülsen der A. cubensis sind gelb, der A. spa- 
dicigera braunrot gefärbt. Ob aber dieser Unterschied durchgreift, bedarf 
noch weiterer Beobachtung. 

Wir kultivieren im botanischen Garten zu Darmstadt eine Ameisen- 
akazie, deren Samen 1903 von der Firma Vırmorın in Paris bezogen 
wurden. Herr Maurice Vırmorin teilte uns mit, daß die Samen 1900/04 
aus dem botanischen Garten zu St. Pierre auf Martinique unter der Be- 
zeichnung A. cornigera gesandt worden seien. 


Unsere Gewächshausexemplare stimmen nun gut überein mit den oben 
genannten westindischen Exemplaren, sowohl in der Form der braunen 
Dornen, als auch der Fiederblätter. Auch im botanischen Garten Kew wird 
A. cubensis kultiviert, wie ich aus einer mir von Herrn Kurator W. Watson 
freundlichst übersandten Probe feststellen konnte, ebenso im botanischen 
Garten zu Berlin. 

An den kultivierten Pflanzen hat das breit ovale Blatt (Fig. 3.6) in der 
Regel eine Länge von 16—18 cm, eine Breite von 12 cm, eine Spindel- 
länge von 10 cm, 4—11, meist 7—8 Fiederpaare, lineale Fiederchen von 
12, sogar von 13 mm Länge und 2,5 mm Breite. An manchen Blättern 
findet sich außer der untersten langen Drüse noch eine kleinere 
dicht unter dem zweiten Fiederpaar, selten auch noch eine dritte 
oder sogar vierte Drüse an den folgenden Fiederpaaren. Die 
Drüsenzahl unterliegt also Schwankungen. 


462 H. Schenck. 


Die kultivierten Exemplare der mexikanischen A. spadicigera unter- 
scheiden sich auf den ersten Blick habituell von A. cubensis durch ihre 
schmäleren feineren dunkelgriinen Blätter, durchschnittlich größere Zahl von 
Fiedern und kleinere, sehr dicht stehende Fiederchen. | 

Im Berliner Herbarium befinden sich unter A. spadicigera auch zwei 
Exemplare aus Afrika, das eine aus der Versuchsanstalt für Landeskultur 
in Kamerun (n. 320, 1912 6. März), das andere von Pére KLAINE aus der 


A B 
Fig. 3. À Blatt von A. spadicigera (19,5 X 9 cm), B von A. cubensis (49 X 42 cm). 
Bot. Gart. Darmstadt. Verkleinert. 


Umgebung von Libreville, Gabon (1906 17. Dezember). Diese Exemplare 
zeigen dicke Blütenähren, die ebenso wie auch die Dornen, die mit großen 
Fiederblättchen versehenen Blätter und die Drüsen mit denen der zitierten 
westindischen Herbarexemplare von A. cubensis durchaus übereinstimmen, 
so daß ich annehmen möchte, daß die Samen dieser Pflanzen aus West- 
indien bezogen wurden. Es bedarf aber noch weiterer Untersuchung, ob 
A. cubensis nicht auch irgendwo auf dem amerikanischen Festland vor- 
handen ist und vielleicht von dort auf Cuba angesiedelt wurde, ferner ob 


Re 


VAE 
Bete fe 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 463 


sie in Westindien stets ameisenfrei ist. Die afrikanischen Exemplare sind 
ebenfalls nicht von Ameisen bewohnt gewesen. 

3. Acacia nicoyensis n. sp. !). 

Diese in Costa Rica einheimische Art begriinde ich auf die im Berliner 
Herbar befindlichen, von Ap. Tonpuz bei Nicoya auf der Halbinsel gleichen 
Namens gesammelten Exemplare (n. 13538), von denen das erste mit Blüten, 
das zweite mit Friichten versehen ist und das dritte nur Dornen und 
Blatter aufweist. Diese Art ist unzweifelhaft verschieden von der weiter 
unten beschriebenen A. costaricensis. 

Die großen Dornpaare (Fig. 4) zeigen hier gleichmäßig hellgrau- 
gelbliche Farbung und haben einen breiten Mittelstreifen von gleicher 
Beschaffenheit wie die graue Stengelrinde. Die seitlich abstehenden Einzel- 
dornen sind bis 4 cm lang, oben 
drehrund und im unteren er- 
breiterten Teile etwas abge- 
plattet. 

Die Blätter erreichen 20 cm 
Länge, 20 cm Breite, ihre kräftige oben 
tief gefurchte Spindel 16 cm Länge. 
“ag D D oerpaare aoe! Fig. 4. A. nicoyensis, Nicoya, leg. 
bis AA und beträgt an dem sterilen Tonvuz n. 43538). 1/ nat. Gr. 
Exemplar, an dem die Dornen kleiner 
ausgebildet sind, 4—8, meist 5—6. Die dicht stehenden Fiederchen 
sind 7—8 mm lang, 1,5 mm breit und zeigen unterseits deutlich die 
Nervatur, den Mittelnerv und seine am Rande bogenförmig ver- 
einigten Seitennerven. 

Die Honigdrüsen sind gestreckt oval, vorspringend, je eine dicht 
unterhalb der Insertionsstelle eines jeden Fiederpaares, selten 
die eine oder andere der höher stehenden unterdrückt. Am untersten 
Spindelglied kann gelegentlich unterhalb der dicht am 1. Fiederpaar sitzen- 
den größeren Drüse noch eine zweite sehr kleine stiftförmige Drüse hin- 
zukommen. An den nur mit wenigen Fiederpaaren versehenen und 
kleineren Blättern der blütentragenden Äste sitzen auf dem untersten Spindel- 
glied außer der größeren Drüse sogar noch 2-—4 solcher kleiner stift- 
formiger Drüsen gleichmäßig verteilt oder der Basis genähert. 

Die walzenförmigen Ähren haben 25 mm Länge und 8 mm Dicke, 
ihre Spindel ist 5 mm dick. Die Ähren sitzen auf einem nur 7 mm langen, 
4 mm dicken Stiel, der an seiner Basis fünf verwachsene Brakteen trägt. 
Diese dicken Ähren sitzen gruppenweise an den Knoten kürzerer oder längerer, 
mit armfiederigen Blättern besetzter Seitenäste. Die sehr dicht stehenden 


4) Nachtrag. Herr Sarrorp sandte mir die Photographie von einem guten und 
vollständigen Herbarexemplar dieser Art, gesammelt 4905 bei Mazatenango, Guatemala, 
350 m, von Maxon und Hay (n, 3469), 


464 H. Schenck. 


Blüten sind bis kurz vor dem Aufblühen von den kleinen lanzettlichen Schild- 
chen ihrer langgestielten Tragblättchen bedeckt. 

Die Hülsen sitzen an verdickter holziger Fruchtstandsachse, sind grau- 
braun, — eine zeigte rötliche Färbung —, ein wenig gebogen, in einen kur- 
zen, dicken Stiel und in einen 1,5 cm langen Schnabel verschmälert, etwa 
7 cm lang, über 1,5 cm dick. An einer Hülse befand sich ein rundes Loch, 
das auch hier wohl von einem Pruchus-Käfer genagt war. 

Zu A. nicoyensis dürfte ein im Berliner Herbar befindliches nur aus 
Fragmenten (Dornzweig, zwei Ähren, einige Blättchen) bestehendes Exem- 
plar gehören, das von E. Rorascaun (n. 173) am 29. Juni 1893 in Nica- 
ragua zwischen Matagalpa und San Ramon, Savanne 800 m, gesammelt 
wurde. (Auf dem Zettel ist bemerkt: Einzeln stehende kuppelige Büsche 
mit starken Dornen. Frucht rot, wird gegessen. Blüten gelb.) Ähren, 
Blattfiedern und Blattdrüsen stimmen zu den Exemplaren aus Costa Rica. 
Die hellgraugelblichen Dornen sind aber etwas schlanker und die Stengel- 
rinde zieht sich in der Mittellinie der Dornpaare nur in Form eines kleinen 
Schildchens, nicht als breiter Streifen in die Höhe. 

Zu dieser Art dürfte auch die Ameisenakazie gehören, die um 1895 
im botanischen Garten zu Bonn als A. sphaerocephala kultiviert und von 
F. Nout als Unterlage für eine Abbildung im Bonner Lehrbuch der Botanik!) 
benutzt wurde. Ein Herbarexemplar dieser Pflanze stimmt vollständig 
mit dem sterilen Exemplar Tonpuz n. 13538 aus Nicoya überein. 


4. Acacia Rossiana n. sp. 

Von dieser Art steht mir nur ein von Herrn Dr. H. Ross am 8. Oktober 4906 auf 
dem Isthmus von Tehuantepec bei Santa Lucrezia im Staate Vera Cruz gesammelter 
steriler Herbarzweig (Herb. Ross. n. 948) mit 5 Dornpaaren und vier zum Teil zerfallenen 
Blättern zur Verfügung. Solange Blütenähren und Früchte fehlen, kann sie hier also nur 
mit Vorbehalt untergebracht werden. Nähere Verwandtschaft mit A. spadicigera ver- 
mute ich auf Grund der Gestalt der Blätter, der Drüsen und der Aderung der Fieder- 
chen. Die Zahl der Fiederpaare beträgt 5, 7 und an 2 Blättern 9. Die Fiederchen sind 
nur 6 mm lang, 4,5 mm breit, also kleiner als bei A. spadicigera, aber mit ganz ähn- 
licher Aderung versehen. Von Honigdrüsen findet sich nur eine einzige lang- 
gestreckte auf dem untersten Spindelglied dicht unter dem ersten Fiederpaare 
vor, also in gleicher Weise wie an den meisten Blättern der A. spadicigera. 

Die Dornen sind bei A. Rossiana elfenbeinfarben, drehrund, etwas auf- 
geblasen, so daß die scharfe bräunliche Spitze sich deutlich etwas absetzt, von der 
Insertionsstelle des Blattstieles bis zur Spitze 2,5 cm lang. Jedes Paar hat einen 1 cm 
langen Mittelstreifen von gleicher Beschaffenheit wie die Rinde des Stengels. 

Andere Gestalt und Farbe der Dornen und geringere Größe der Fieder- 
chen veranlassen mich, diese Akazie einstweilen von der A. spadicigera 


zu trennen. 


4) 2. Auflage 1895, Fig. 187. 42. Auflage 1913, Fig. 637. Irrtümlich sind beide 
Dornen der Paare mit Öffnungen gezeichnet. Dieses Bild findet sich ohne Angabe des 
Autors in VELEnovsky, Vgl. Morphol. der Pfl. 1907, S.439 und daraus entnommen in 
Necer, Biol. der Pfl. 4943, S. 522. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 465 


5. Acacia campecheana n. sp. 

Im Berliner Herbar befindet sich ein von Von Curismar am 24. Juni 1849 bei Cam- 
peche in Yucatan gesammeltes Herbarfragment, ein kleiner steriler Zweig mit einigen 
Dornen und Blättern. Auch diese Art steht in ihrer Blattbildung der À. spadicigera am 
nächsten. An 3 Blättern beträgt die Zahl der Fiederpaare 7, an einem 8. Die Fieder- 
chen sind 7 mm lang, 4 mm breit und haben die gleiche Aderung wie bei A. spadici- 
gera. Nur auf dem untersten Spindelglied dicht unter dem ersten Fiederpaar steht 
eine langgestreckte Honigdrüse und dicht unter dieser noch eine kleine stiftförmige. 
Auch die Zeichnung einer Frucht auf der Etikette, eine langgeschnäbelte dicke Hülse, 
stimmt zu A. spadicigera. 

Dagegen weichen die schlanken geraden 4,5 cm langen, drehrunden Dornen von 
letzterer Art ab, sie sind elfenbeinfarben, und an der Spitze bräunlich. Jedes 
Dornenpaar hat einen braunen breiten Mittelstreifen von gleicher Beschaffenheit 
wie die Stengelrinde. 


Die Dornen sind im Verhältnis bedeutend schlanker und länger als bei 
Rossiana. Immerhin könnte es nicht ausgeschlossen sein, daß diese und die 
vorliegende Art zusammengehören. In Rücksicht auf die Mannigfaltigkeit 
der Formen der myrmekophilen Akazien halte ich es einstweilen für 
richtiger, die einzelnen Typen scharf auseinanderzuhalten. Die A. cam- 
pecheana ist von der unten beschriebenen A. yucatanensis durchaus ver- 
schieden; ihre Zugehörigkeit zu der Spadicigera-Gruppe kann selbstver- 
ständlich erst auf Grund der Blütenähren festgestellt werden. 


§ 2. Gruppe Spicatae. 

Ahren dichtbliitig, Stiel und.Spindel nicht verdickt. Friichte fehlen 
an meinem Material). 

Zu dieser von A. spadicigera durch schlanke Ähren gut unterschiedenen 
Gruppe rechne ich außer der von Sarrorp beschriebenen A. Collins drei 
Arten, A. costaricensis aus Costa Rica und Nicaragua, A. yucatanensis 
aus Yucatan und A. enterjecta. Von letzterer kenne ich nur kultivierte 
Exemplare, nicht aber ihre amerikanische Heimat. À. costaricensis besitzt 
auffallend dicke und kurze, die beiden anderen Arten schlanke Dornen. 
Die Anordnung der Drüsen auf der Blattspindel folgt anderen Typen als 
bei spadicigera, stimmt bei A. costaricensis und yucatanensis überein, 
während À. 2nterjecta mit ihren zwischen die Fiederpaare gestellten Drüsen 
ein eigenartiges Verhalten unter sämtlichen Ameisenakazien aufweist. 

6. Acacia costaricensis n. sp. 

Ich rechne zu dieser Art folgende 7 Exemplare des Berliner Herbars: 

1. Gesammelt 1857, Januar, bei Lepanto, Costa Rica von Dr. Cari 

Horrmann (n. 275, Vulg. »Cornizuela«, im Herb. als Acacia spadici- 
gera Cham. et Schl. bezeichnet)?). 

4) Nachtrag. Nach Sarrorps Photographien sind sie bei A. Collinsii und yucata- 
nensis 4—5 cm lange, dicke, kurz zugespitzte aufspringende Hülsen. Ich vermute, 


daß auch die übrigen Arten solche Hülsen haben im Gegensatz zur Spadicigera- 
Gruppe, bei der sie nicht aufspringen. 


2) Nach diesem Exemplar ist wohl die Abbildung 1, Tafel III entworfen, in A. F. 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 30 


466 H. Schenck. 


2. Gesammelt 1896, Marz, bei Alajuela, Prov. Alajuela, alt. 900 m, 
Costa Rica von Joan Donnez Smita (n. 6488 als Acacia spadicigera 
Cham. et Schl. herausgegeben). 

3. Gesammelt 1890, Juli, bei Los Conventillos, Baie de Salmas, Costa 
Rica von A. Tonpuz (Pirrier et Duranp, plant. cost. exsicc. n. 2879). 
Blühendes schlechtes Exemplar. 

4. Gesammelt 1891, Dezember, in den Wäldern bei Lagarto, Costa 
Rica von A. Tonpuz (ibid. n. 4810, als A. spadicigera Cham. et 
Schl.). Steriler Zweig. F 

5. Gesammelt 1894, 2. April, im Bromeliaceen-Wald, 550 m, des Cerro 
largo, Dep. Matagalpa, Nicaragua von E. Rorsschun (0.539. Vulg: 
»Cornizuela«. Baum, 2 m hoch, nahe über dem Boden sich kugelig 
verzweigend, Krone flach, von unten bis oben mit großen Dornen 
bedeckt, die alle an der Spitze von Ameisen durchlöchert sind. 
Blüten gelb.) 

6. Gesammelt 1903, 28. Febr.. bei Granada. Department of Granada, 
Nicaragua von C. F. Baker (n. 2516, als A. spadicigera Ch. et Sch!. 
herausgegeben, a small tree 8—15 feet). 

7. Hierher gehört auch ein steriles Exemplar aus dem botan. Garten 
Dahlem (1909 April, leg. H. Strauss, als A. spadicigera bezeichnet). 

8. Im Herbar. Grisebachianum zu Göttingen gehört das von C. Wricut 
(U. S. North Pacific Explor. Exped. 1853 —56) in Nicaragua gesam- 
melte als A. spadicigera bezeichnete Exemplar ebenfalls zur vor- 
liegenden neuen Art. 

Dornen: Die Dornpaare (Fig. 5) tragen auf der Vorderseite in der 
Regel einen breiten, flachen, die große Narbe des Blattstieles 
umfassenden Mittelstreifen von gleicher Beschaffenheit wie die Rinde 
des Stengels. Jeder Dorn läuft in eine verschmälerte, harte, etwa 
1/—1 cm lange und deutlich gegen den unteren erweiterten Teil 
abgesetzte Spitze aus. Von der Ansatzstelle des Blattstieles bis zur 
Spitze sind die Dornen 2—3 cm lang, ihre Mittellinie hat etwa 14 mm 
Länge. Auf ihrer Rückseite sind die Dornen in der Mittellinie etwa bis 
zur Hälfte an den Stengel angewachsen. Im unteren Teile sind die Dornen 
blasig erweitert und zugleich vorn abgeplattet; ihre Spitzen sind 
mehr oder weniger nach oben gerichtet, oder sie spreizen im rechten oder 
stumpfen Winkel auseinander, oder stehen seitlich ab. 

Die Dornen der A. costaricensis zeichnen sich durch gleichmäßige hellere 
oder dunklere gelbbraune Färbung aus. 

Etwas abweichende Dornen besitzen die Rornscauaschen Exemplare 
aus Nicaragua. Ihre Färbung ist ein dunkleres Braun. An ihrer Basis 


W. Scurmper, Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im trop. Amerika, 
Jena 1888. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 467 


sind sie stärker aufgeblasen. Die Stengelrinde zieht sich nur schildförmig, nicht 
in Form eines breiten Streifens in der Mittellinie des Dornpaares empor. 
Einzelne Dornen an den untersten Knoten von Seitenzweigen zeigten auf- 
fallende Rückwärtskrümmungen in ihrer unteren Hälfte (Fig. 5c.). Derartige 
Unterschiede in der Gestaltung der Dornen kommen auch bei anderen 
myrmekophilen Akazien vor. 


Blätter: Die an den von Ameisen bewohnten großen Dornpaaren 
sitzenden Fiederblätter sind bei A. costaricensis auffallend groß. An 
den Exemplaren 1, 2, 5, 6 waren sie meist zum Teil schon zerfallen und 
zeigten eine kräftige an ihrer Oberseite tief gefurchte, bis 15 cm lange 
Spindel, bis 41 Fiederpaare mit zahlreichen 10 mm langen linealen 
Fiederchen, auf deren Unterseite außer dem Mittelnerven noch ein 
zweiter Längsnerv in der unteren Hälfte deutlicher hervortritt. 


Honigdrüsen auf der Spindel- 
oberseite finden sich hier nur am 
Grunde, unterhalb des untersten Fieder- 
paares, zu 3—5—6 meist dicht ge- 
nähert und von abgestumpft kegel- 
förmiger Gestalt. 

An dem Exemplar aus dem Dah- 
lemer Garten waren die Blätter zwar 
kleiner und nur mit 4—5 Fiederpaaren 
versehen, zeigten aber in Gestalt und 
Aderung der Fiedern und in der Drüsen- 
bildung Übereinstimmung mit den Exem- 
plaren aus Costa Rica. 

Blüten: Aus den Achseln der 
großen Dornpaare entspringt je ein auf- 
fallend kräftiger und dicker blütentragen- ji. 5. A. costaricensis, A Lepanto, 
der Seitenzweig, der an seinen etwa zwölf leg. C. Horrmann n. 275, B Alajuela, 
x 5 : leg. J. D. Smiru n. 6488, C Matagalpa, 

einander genäherten Knoten je mehrere jes. E. Rorascuun n. 539. Vy nat. Gr. 
große verschiedenaltrige Ähren trägt. 
Diese Äste sind meist bis 40 cm lang, also kürzer als die Blätter, und 
können im ganzen über 20 Ähren tragen. Sie haben kleine nur wenig- 
fiederige Blätter. So erscheinen die Blütenäste als dichte Büschel von 
Ähren, die nach und nach aufblühen. 

Die Ähren sind bis 4 cm lang, 6 mm dick, sitzen auf rotbraunen 
Stielen von 2 cm Länge und bis 2 mm Dicke. Die Ahrchenspindel ist 
nicht verdickt. Die zahlreichen Blüten stehen sehr dicht gedrängt, sind 
in der Knospe lange von den rundlichen, am Rande schwach gezähnelten 
Schildchen der Tragblätter bedeckt und springen nicht wie bei A. Hindsii 
und A. bursaria höckerig hervor. 


30* 


468 H. Schenck. 


7. Acacia yucatanensis n. sp.!) 

Diese Art unterscheidet sich von A. costaricensis durch kleinere Ahren 
und schlanke Dornen. Ich begriinde sie auf mit Blüten versehene Exem- 
plare des Berliner Herbars, gesammelt im Mai 1911 im Walde bei Chi- 
chen Itzä, Yucatan, von Care. und Ep. Sever (Pl. mexic. n. 5549 [470], im 
Herb. berol. als Acacia spadicigera bezeichnet). Ferner gehört zu dieser 
Art das im Berliner Herbar befindliche nur aus einigen blattlosen Zweig- 
stücken bestehende, mit Dornen und einigen Ähren versehene Exemplar, 
gesammelt von G. F. Gaumer (Pl. yucat. no. 353, Field Columbian Museum, 
als A. spadicigera bezeichnet). 

- Dornen: Im Vergleich zu anderen Arten sind die nach SELER von 
einer kleinen, gelbbraunen Ameise?) bewohnten Dornen der A. yucatanensis 
klein und an dem vorliegenden Exemplar sämt- 
lich sehr übereinstimmend gestaltet (Fig. 6). Die 
beiden seitlich gerichteten geraden oder nur sehr 
schwach rückwärts gebogenen Dornen eines jeden 
Paares stehen in sehr stumpfem Winkel zuein- 
ander, sind scharf zugespitzt, drehrund und nur 
an ihrer Basis im Verwachsungsstreifen ein wenig 
abgeplattet, messen von der Spitze bis zum Blatt- 
stiel 21/,—4 cm Länge, an ihrer Basis in der 
Mittellinie des Dornpaares 4 cm Breite. Sie sind 
gleichmäßig heller oder dunkler gelblich- 
graubraun bisschwarzbraun gefärbt, glatt 
und glänzend, als wenn sie fein lackiert 
wären. 
Fig. 6. A. yucatanensis, Blätter und Blütenzweige: Die an den 
Yucatan, leg. Carc. et En. 1 [ 
SELER n. 5549. 1/9 nat. Gr. von Ameisen bewohnten Dornpaaren sitzenden 
Laubblätter waren an dem untersuchten Exemplar | 
bereits sämtlich abgefallen und haben jedenfalls eine etwas größere Zahl von 
Fiederpaaren als die kleineren Blätter an den Achselsprossen dieser Dorn- 
paare. Diese blütentragenden Achselsprosse sind hier sehr kurz, kürzer 
als die Dornen, tragen zu unterst einige Fiederblätter und darüber meh- 
rere Ähren (bis 12), die die Dornen nicht oder nur wenig überragen. An 
den obersten Blütensprossen fehlen die Blätter, so daß hier die Ähren in 
Büscheln direkt aus den Dornachseln entspringen (Fig. 6). 


4) Nachtrag. Herr Sarrorp sandte mir Photographien von 3 Exemplaren des 
Herb. Washington, alle ebenfalls aus Yucatan: 4) Gesammelt bei Izamal 4906 21. Febr. 
von J. M. GREENMAN (n. 379, Blüten); 2) ebendaselbst 4895 von C. F. MıLıspaucH (n. 221, 
Blüten); 3) bei Merida 1913 Jan. 4 von G.N, Cotuins (n. 35, Früchte und Dorn- 
zweige). 

2) Bruchstücke aus den Dornen waren leider nicht bestimmbar; Herr Dr. REICHEN- 
SPERGER vermutet Zugehörigkeit zu der Myrmicidengattung Leptothorax. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 469 


Die größten Blätter an den Blütenzweigen und Seitenästchen hatten 
eine Spindellänge von 5—6 cm, 4—5 Fiederpaare mit linealen, 7 mm 
langen Fiederblättchen; die kleinsten Blätter besaßen nur ein Fiederpaar. 
Die Fiederblättchen zeigen auf ihrer Unterseite eine sehr charakteristische 
Nervatur; außer dem Mittelnerv und seinen Seitenästen findet 
sich noch in der unteren Fiederhälfte je ein dem Rande ge- 
näherter kräftiger, gerader Längsnerv vor, also ähnlich wie bei 
A. costaricensis. 

Honigdrüsen: Nur auf dem untersten auffallend langen 
Glied der Blattspindel, unterhalb des untersten Fiederpaares und zwar 
d-r Insertionsstelle der Spindel genähert sitzen 2—3 kleine, 
kegelfürmige Drüsen, während bei À. spadicigera eine einzige sehr 
lange schmale Drüse dicht unter dem untersten Fiederpaar auftritt. 

B!üten: Die Ahren sind meist 14 mm, einzelne bis 18 mm lang, 
4 mm breit und sitzen auf einem rotbraunen, 7 mm langen, 1 mm dicken, 
am Grunde mit vier kleinen Brakteen besetzten Stiel. Die gelben Bliiten 
stehen sehr dicht nebeneinander und sind bis kurz vor dem Aufblühen 
von den am Rande sehr fein gezähnelten kreis- 
runden Schildchen der Tragblätter bedeckt. 

8. Acacia interjecta n. sp. 

Im Berliner Herbar befinden sich Exemplare 
mit Blütenähren von einer eigenartigen Ameisen- 
akazie, die von A. Enerer im Dezember 1905 im 
botanischen Garten zu Singapore eingelegt worden 
sind (n. 3870a als À. spadicigera). Amerikanische 
Exemplare, aus denen ihre urspriingliche Heimat Se ape 
festzustellen wäre, sind mir von dieser Art noch Hort. bot. Singapore, leg. 
nicht bekannt. Dagegen erhielt ich von Herrn Cura- ne 
tor W. Watson aus den Royal botanic Gardens zu Zus 
Kew einen Zweig von einer dort kultivierten Acacia, die mit der Pflanze 
aus Singapore übereinstimmt und vielleicht aus Samen gleicher Herkunft 
erzogen worden ist. 

Die Dornen dieser Akazie sind dunkelbraun, glatt, bis 4 cm lang, 
scharf zugespitzt, drehrund und an den beobachteten Zweigen in der Regel 
von der Basis ab nach oben gerichtet, so daß die Dornen eines jeden 
Paares entweder parallel zueinander und zum Stengel stehen, oder sich 
sogar vor dem Stengel kreuzen (Fig. 7); nur an einem Dornpaar aus 
Kew stehen sie in rechtem Winkel voneinander ab. Die Dornpaare zeigen 
einen breiten Mittelstreifen von 5 mm Länge und fast mm Breite, die 
Ansatzstellen des Blattes umfassend, von gleicher Beschaffenheit wie die 
Rinde des Stengels. An den Dornen aus Singapore befanden sich keine 
Eingangsöffnungen. Ob es in Asien Ameisen gibt, die die Höhlungen der 
Dornen sich nutzbar machen könnten, ist nicht bekannt. Wie bei allen 


470 H. Schenck. 


Ameisenakazien tragen nicht alle Knoten Großdornen; über diesen stehen 
Blatter, an denen die Stipulardornen sehr klein ausgebildet sind. 

Die Blätter sind meist 15 cm lang, 8 cm breit (bis 18 X 9 em); die 
Spindel 8 (bis 11) cm lang, kräftig, oben gefurcht; die Zahl der Fieder- 
paare beträgt 5—8, meist 8; die linealen Fiederchen messen 11 mm 
Länge, 2,5 mm Breite und zeigen eine Aderung wie bei A. spadicigera. 
Beltsche Körperchen sind vorhanden. 

Die Drüsen auf der Blattspindel verhalten sich in bezug auf ihre 
Anordnung anders als bei allen übrigen Ameisenakazien. Sowohl das 
unterste als auch sämtliche folgenden Spindelglieder tragen oberseits je 
eine kleine kugelig vorspringende Drüse von ovalem Umriß; am unter- 
sten Spindelglied steht die Drüse etwa in der Mitte, an den 
folgenden unterhalb der Mitte stets einige mm von der Ansatzstelle 
des tiefer stehenden Fiederpaares entfernt. 

Die Ähren stehen zu wenigen (3) an den Knoten von Seitenzweigen, 
die mit armfiederigen Laubblättern besetzt sind. Die Ähre ist 30 mm 
lang, 4 mm dick, ihr Stiel 20 mm lang, 0,75 mm dick. Die vier mitein- 
ander verwachsenen Brakteen sitzen etwas unterhalb der Mitte dieses langen 
und dünnen Stieles, nicht wie bei den übrigen Arten der Basis genähert. 
Die Blütenknospen sind anfangs vollständig von den kreisrunden, am 
Rande feingezähnten Schildchen ihrer Tragblättchen bedeckt; vor dem Auf- 
blühen aber ragen sie halbkugelig vor. Die Blüten stehen dicht gedrängt. 

Früchte fehlen. 

In den Größenverhältnissen der Ähren und Ährenstiele unterscheiden 
sich A. costaricensis, yucatanensis und interjecta deutlich voneinander 
und sämtlich scharf von der Spadicigera-Gruppe. 

9. Acacia Collinsii W. E. Safford, Science N. S. 34, 1940 April 29, 
p> 677: 

Die Diagnose lautet: 

»Flowers in spadix-like spikes, usually in clusters of four ore five, the oldest 
spike usually sessile or nearly so, the rest on long stout peduncles; bractlets of the 
inflorescence peltate circular, covering the unopened flowers, but concealed after an- 
thesis; leaves with several round bead-like nectar-glands, ät the base of the petiole 
and a single gland on the rachis at the base of each pair of pinnae; thorns stout, 
U-shaped, one of the arms usually perforated by ants, as in the case of other »bull- 
horn< acacias; pods stout, thick, short, straight or slightly curved, dehiscent, filled 
with yellow sweetish aril in which the seeds are imbedded. This species is based on 
specimens collected by Mr. Guy N. Cozuins between Chicoasen and San Fernandino, in 
the state of Chiapas, Southern Mexiko, January 14. 1907 (n. 480). A species resem- 


bling A. Hindsii, but differing from that species in the form of its thorns, the thick- 
ness of its peduncles and the form and stoutness of its pods.« 


Diese Art ist näher verwandt mit À. costaricensis, aber von ihr, wie 
mir Herr Sarrorp mitteilt und wie ich auch aus seinen, dem Berliner 
Museum überwiesenen Photographien von A, Collinsii ersehe, scharf unter- 
schieden. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 471 


Die Dornen erinnern an diejenigen der A. ?nterjecta, sie sind steil 
nach oben gerichtet; bei A. Collinste finden sich Drüsen auch am Grunde 
der Fiederpaare, während solche bei A. costaricensis hier fehlen. Da- 
gegen stimmen die dick- und langstieligen Ähren bei beiden Arten überein. 
Die Früchte sind kurz zugespitzte und schwach gekrümmte, dicke, auf- 
springende Hülsen. 


$ 3. Gruppe Sphaerocephalae. 


Blüten in Köpfchen, Früchte (bekannt von A. sphaerocephala und vera- 
cruxensis) rote, dicke, geschnäbelte Hülsen mit gelber Pulpa. 

Hierher gehört A. sphaerocephala Cham. et. Schlecht. aus Mexiko und 
A. veracruxensis von Vera Cruz, wahrscheinlich auch A. multiglandulosa 
und A. panamensis, beide aus Panama. In der Fruchtbildung stimmt die 
Gruppe überein mit den Spadicigerae und dürfte diesen daher auch phylo- 
genetisch näher stehen als etwa der vierten Gruppe. Von A. multiglandulosa 
sind Dornen und Früchte unbekannt; von A. panamensis liegen die eigen- 
artigen Dornen vor, während das Blütenmaterial spärlich und unsicher ist 
und Früchte fehlen. A. Cookiz Safford nimmt vielleicht eine besondere 
Stellung ein. 

10. Acacia sphaerocephala Cham. et Schlecht. 

Während A. spadicigera an der Ostabdachung des mexikanischen Hoch- 
landes bei Zacuapam in einer Meereshöhe von 1000 m in der Region des 
tropischen Bergwaldes einheimisch ist, wächst dagegen A. sphaerocephala in 
der Tierra caliente des Staates Vera Gruz. Wir trafen sie auf dem Plateau 
zwischen dem Rio de Santa Maria und dem Rio de los Pescados (Herb. 
mex. Schenck n. 837), als wir Zacuapam verließen und nach der bereits 
im Tiefland gelegenen Station Carrizal der Eisenbahn Vera Cruz-— Jalapa 
hinabritten. Dieses Plateau mag etwa 600 m hoch liegen. A. sphaero- 
cephala wächst dort in ausgedehnten Beständen von mehreren m hohen 
Bäumchen mit sparrig abstehenden Seitenästen als Hauptbestandteil eines 
Dornbusches, in den sich auch Cereen und Agaven einmischen. Die zahl- 
reichen langgezogenen, parallellaufenden Höhenrücken, die sich vom Rand- 
gebirge nach Osten zur Küste hinabziehen und durch schluchtenartige Täler 
voneinander getrennt werden, tragen in ihren unteren Teilen eine xero- 
phile Vegetation, während erst von einer Höhe von etwa 800 m aufwärts 
die Seewinde häufigere Niederschläge entladen können und der feuchte 
tropische Bergwald sich einstellt. Auch im Tiefland bei Carrizal fanden 
wir À. sphaerocephala an offenen Stellen, auf Weiden, als kleinen Strauch 
oder Bäumchen (Herb. mex. Schenck n. 838). Herr C. A. Purpus teilt mir 
brieflich mit, daß er sie sogar »in großer Menge bei den Banos von 
Carrizal« angetroffen habe. 

Wir sammelten nun Mitte Oktober 1908 dicht bei Vera Cruz eine der 
A. sphaerocephala zwar nahestehende, aber scharf von ihr unterschiedene neue 


472 H. Schenck. 


Art (Herb. mex. Schenck n. 916). Caamisso und SCHLECHTENDAL zitieren nach 
der Beschreibung der von ihnen aufgestellten A. sphaerocephala drei Exem- 
plare der Sammlung Scuiepe und bemerken zu dem dritten, bei Vera Cruz 
gesammelten: »sterilis, ideo incerta«. Der Vergleich unserer beiden Arten 
mit diesen drei Scatecatenpatschen Originalexemplaren (aus dem Herbarium 
Halle a. S.) ergab, daß die bei Santa Maria von uns gesammelte Art die 
echte sphaerocephala ist, während die bei Vera Cruz vorkommende, von 
SCHLECHTENDAL bereits als »incerta« bezeichnete Art eine neue ist, die weiter 
unten als A. veracruxensis beschrieben werden soll. 

Die Originaldiagnose von Acacia sphaerocephala lautet1): 

»Inflorescentia: racemi axillares subterni, folio breviores, bi-tripollicaresque. Capitula 
(spicae infra describendae) breviter pedunculata, fasciculata sparsaque, bractea squami- 
formi squarrosa acuta suffulta; quodque e gemma erumpens persistente, calyciformi, 
limbo quadrifido patulo, laciniis ovatis acutis. Pedunculus spica brevior, crassus, crassitie 
circiter rachidis racemi. Spica sphaeroidea-ovata in rachide tumescente densissima, axi 
sub anthesi ad summum trilineari. Flores minimi, densissime aggregati, ante explica- 
tionem squamis ovatis ciliatis longe pedicellatis imbricatis absconditi, sub anthesi eas 
superantes, polyandri, brachystemones. Legumen inflatum, acinaciforme, utrinque atte- 
nuatum, pedicellatum, rostratum, 3—4 pollices longum, diametro 8 lineari, laeve, oliva- 
ceum, fragile, consistentia chartacea. Semina 12—18 olivaceo-atra, nitida, ovoidea- 
compressa. ... Aculei ... eburnei, apice sphacelati, in specimine tantum fructifero basi 
nigrescentes; facile creditu truncorum vetustiorum magis magisque nigrescere. — 
Arborescens prope Actopan Martio florifera. — In calidioribus prope la Hacienda de la 
Laguna. Oct. fructifera. —Vera-Cruz sterilis, ideo incerta.« 

Das zuerst zitierte Exemplar Scniepes, März 1829 gesammelt bei Actopan, 
einem Städtchen des Staates Vera Cruz nördlich von der Eisenbahnlinie 
Vera Cruz—Jalapa etwa in gleicher Entfernung vom Meere wie unser Fund- 
ort bei Santa Maria, stimmt genau überein mit einem im Berliner Herbar 
befindlichen von Carc. und Ep. Serer (Pl. mex. n. 205) bei Tanquian, 
Distr. Tancanhuitz, Staat S. Luis Potosi, März 1888 gesammelten Exemplar). 

Diese beiden Exemplare von Actopan und Tanquian sind blattlos*); nur 
einige wenige Reste der Blaltspindel und Fiederspindel, hier und da auch 
noch einige Fiederblättchen haben sich erhalten. An drei Spindeln ließ sich 
die Zahl der Fiederpaare auf 8, 9 und 10 feststellen. Ich schließe, daß 
die Sträucher im Winter ihr Laub verlieren und dann in blattlosem Zustand 
blühen). In den Achseln der Dornpaare entspringen zu drei die bis 8 cm 
langen und aus bis etwa 20 kurzen Internodien bestehenden blütentragenden 
Zweige, die an den Knoten eigenartige Hochblättchen mit sehr kleinen 
Stipulardörnchen und in deren Achseln eins, zwei oder mehrere in einem 


4) Linnaea 5. Bd., 4830, S. 594. 

2) TH. LoEsEneEr, Pl. Selerianae I, p. 542; Bull. Herb. Boissier 2. Bd., 1894. 

3) Nach einem dieser beiden Exemplare scheint die Abbildung in Schinper: Wechsel- 
beziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen usw., 1888, Taf. III, Fig. 2 entworfen zu sein. 

4) Schiene, Linnaea IV., p. 571 gibt an, daß die Wälder bei Actopan im Winter 
blattlos sind. Das Klima ist also trocken und warm. 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 473 


Büschel stehende Blütenköpfchen tragen, die fast sämtlich im März noch 
in Knospe sich befinden. Die Hochblättchen bestehen nur aus einem Spindel- 
glied, das auf seiner Oberseite eine vorspringende Honigdrüse und an seiner 
Spitze ein borstenförmiges Endblättchen trägt. 

Die Dornpaare sind bei beiden Exemplaren sämtlich übereinstimmend 
gestaltet (ähnlich wie Fig. 8B) und in der Größe wenig verschieden (Länge 
des Dorns von der Blattstielinsertion bis zur Spitze durchschnittlich 3,5 em). 
Auffallend ist ihre gleichmäßige gelblichweiße Färbung; nur die 
äußersten Dornspitzen sind dunkelbraun. 

Das zweite Originalexemplar ScHiepes ist im Oktober 1828 bei La 
Hacienda de la Laguna, 5 Legoas südlich von Jalapa im Staate Vera Cruz 
gesammelt!). Mit diesem Exemplar stimmt nun die von uns bei Santa 
Maria ebenfalls im Oktober gesammelte Pflanze überein?). Beide befinden 
sich im Herbststadium, haben reife Früchte, gestielte und geschnäbelte 
rotbraune Hülsen von 71/;—10 cm Länge und etwa 12 mm Dicke, mit 
2cm langem Schnabel und 4 cm langen Stielen. Die Hülsen enthalten 
etwa ein Dutzend 7 mm langer schwarzbrauner, etwas abgeflachter oder 
auch 3-flächiger Samen in einer gelblichen, süßschmeckenden Pulpa. Die 
von SCHLECHTENDAL nicht näher beschriebenen Blätter sind viel- und fein- 
fiedrig, das größte Blatt an dem Exemplar von La Laguna hat 14 cm 
Länge, 8 cm Breite, 10 cm lange Spindel und 13 Fiederpaare, ein anderes 
sogar 15 Fiederpaare, 3 andere nur 10 Fiederpaare. 

Die Fiederchen sind bis 6 mm lang, ! mm breit, lineal; auf ihrer 
Unterseite ist nur der Mittelnerv deutlich zu erkennen. Auf 
dem untersten Glied der Spindel sitzt in der Mitte, in einiger Entfer- 
nung von dem untersten Fiederpaar eine kielförmig hervor- 
tretende, bis 7 mm lange Honigdrüse; zwischen den folgenden Fieder- 
paaren habe ich bei A. sphaerocephala niemals weitere Drüsen beobachtet, 
während solche bei A. spadicigera öfters am 2., seltener auch am 3. und 
k. Paare auftreten. Die basale, langgestreckte Drüse ist auch bei spadici- 
gera vorhanden, steht aber immer unmittelbar unter dem untersten Fie- 
derpaar. 

Die Dornen an den Exemplaren von La Laguna und Santa Maria 
unterscheiden sich von denen der oben genannten Exemplare von Actopan 
und Tanquiam durch ihre Färbung. In der unteren Hälfte sind sie näm- 
lich grauschwarz gefärbt, in der oberen dagegen hellgelblich und an der 
äußersten Spitze wieder bräunlich. Die grauschwarze Färbung wird nach 
oben hin heller und löst sich vielfach in kleine Fleckchen auf. Diese Fär- 


4) ScHIEDE, Linnaea IV., 1829, p. 232. 

2) Herr C. A. Purpus sandte uns bereits 1907 Dornen und Früchte dieser Akazie 
der Tierra caliente. Die Früchte waren zum Teil mit einem Loch versehen und die 
Samen von einem Rüsselkäfer ausgefressen. Meinem Freunde A. Braver, Direktor des 
zool, Museums in Berlin verdanke ich die Bestimmung des Käfers: Bruchus cinerifer Fabr. 


474 H. Schenck. 


bung dürfte bereits an jungen Dornen schon vorhanden sein und vielleicht 
aus einer anfangs bräunlichen hervorgehen, nicht etwa überhaupt erst an 
älteren Dornen auftreten. Ob man nun zwei Rassen oder sogar Unteraiten, 
aculeis eburneis und aculeis basi nigrescentes, zu unterscheiden hat, oder 
ob die Verschiedenheit in der Färbung unwesentlich ist und an ein und 
demselben Strauch vorkommen kann, bedarf noch weiterer Prüfung. Ein- 
jährige fußhohe Pflanzen in unserm Gewächshause, aus Samen von Santa 
Maria erzogen, zeigen die Dornpaare hellgelblichweiß gefärbt; die älteren 
haben einen hellgelbbräunlichen Ton angenommen. 
Übrigens variiert die Färbung an den bei Santa Maria gesammelten 
Dornen!), Während in der Regel nur die untere Hälfte heller oder dunkler 
grauschwarz gefärbt ist, kommt es 
auch vor, daß die Graufärbung 
höher hinauf reicht und auf der 
Vorderseite der Dornen in dunkel- 
graubraun übergeht, ja einzelne 
Dornen sind bis zur Spitze grau- 
braun gefärbt. 
Die Dornen (Fig. 8) haben in 
der Regel eine Länge von 3.5— 
5 cm von der Blattstielinsertion bis 
zur Spitze, die Mittellinie eines 
Dornpaares etwa 1 cm Länge. Sie 
sind im, oberen Teile ar: 
rund, in eine seharie spitze 
allmählich ausgezogen, im 
unteren Teile etwas abgeplat- 
tet.. In der Mitte zusehen 
beiden Dornen verläuft ge- 
wöhnlich ein flacher Streifen. 
Fig. 8. A. sphaerocephala, S. Maria, leg. Meist spreizen ie Fon a 
H. Schenck n. 837. 1) nat. Gr. in einem rechten Winkel ausein- 
ander, können aber auch steiler oder 
auch in stumpfem Winkel, im Extrem genau quer abstehen. Eine schwache 
Krümmung nach unten herrscht vor (Fig. 8 6). An starken Trieben in den 
unteren Teilen der Sträucher fand ich auch Dornen von größeren Dimen- 
sionen. Das größte beobachtete Paar hat Dornen von 10 cm und eine 
Mittellinie von 2 cm Länge. Diese Formverschiedenheiten sind im Vergleich 
zu A. spadicigera nur geringe. 
Unser botanischer Garten erhielt von Herrn C. A. Purpus 1911 keim- 


4) In den Dornen fanden sich zwei verschiedene Ameisenarten vor, die Herr 
Privatdozent Dr. A. Rrıcnenspercer als Pseudomyrma gracilis Mayr und Pseudomyrma 
arboris sanctae bestimmte, Letztere lebt auch in Acacia spadicigera bei Zacuapams 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 475 


fähige Samen der von uns bei Santa Maria beobachteten Akazie. Im Juni 
1913 waren die etwa einjährigen Pflanzen 20—30 cm hoch und zeigten 
noch außer den abgefallenen Keimblättern sämtliche Erstlingsblätter. Diese 
beginnen mit zwei gegenständigen einfach gefiederten Blättern von 5 cm 
Länge mit 20 Paaren Fiederblättchen. Diese Blätter entsprechen also je 
einer Fieder einer erwachsenen Pflanze. An einem Exemplar war das 3. 
und 4. Blatt einpaarig gefiedert, das 5. Blatt zweipaarig, das 6. und 7. 
dreipaarig, das 8. und 9. bereits mit großen Stipulardornen versehene Blatt 
vierpaarig, das 10. und 114. Blatt fünfpaarig, das 12. Blatt achtpaarig, das 
13. Blatt neunpaarig, das 14. Blatt elfpaarig, das 15. Blatt dreizehnpaarig. 
Die an den ersten Blättern sitzenden Stipulardornen sind sehr klein und 
fein, die folgenden schrittweise länger und härter, bis dann vom 8. Blatt 
an plötzlich die großen Stipulardornen beginnen. An einer anderen Pflanze 
traten letztere bereits am 6. schon vierfiederigen Blatt auf, und das 3. Blatt 
war hier schon dreifiederig, das 4. zweifiederig, das 5. vierfiederig. Je 
nach den Exemplaren zeigen sich also Verschiedenheiten. Über einigen 
Blättern mit großen Dornpaaren können auch wieder solche mit schwachen 
dünnen und À cm langen Stipulardornen auftreten. 

Die jungen Pflanzen zeigen allgemein eine Eigentümlichkeit ihrer 
Blätter (Fig. 9B), die an alten Exemplaren nicht mehr in die Erscheinung 
tritt. Das oberste Fiederpaar ist nämlich bedeutend länger als die tiefer 
stehenden, während an älteren Sträuchern die Fiedern sämtlich ziemlich 
gleich lang sind. Gleiches gilt auch für die ersten, noch mit wenigen 
Fiederpaaren versehenen Blätter junger Pflanzen von A. spadicrigera. 

Die Drüsen fehlen den unteren Blättern noch vollständig. An einem 
Exemplar trat die erste noch kleine Drüse erst am 10. Blatt, das bereits 
6 Fiederpaare trug, auf. Diese Erstlingsdrüsen stehen auf dem untersten 
Spindelglied 5—7 mm unter dem untersten Fiederpaar. 

An erwachsenen Pflanzen steigt die Zahl der Fiederpaare. Herr Pro- 
fessor Dr. L. Diets übersandte mir freundlichst Zweige der im Marburger 
botanischen Garten kultivierten Ameisenakazie, die sich als die echte A. 
sphaerocephala erwies; von Herrn Geheimrat Professor Dr. A. Perer erhielt 
ich einen Zweig der im Göttinger Garten (als A. cornigera) befindlichen 
Pflanze, von Prof. Dr. H. Wınkıer Exemplare aus dem Breslauer Garten. 
Voll entwickelte Blätter (Fig. 94) werden auffallend lang, bis 
30 cm bei einer Breite von 8—9 cm, die Spindel 23 cm lang, die Zahl 
der Fiederpaare betrug 13, 14, 15, 16, an fünf Blättern 17, an 
zwei Blättern 18, an drei Blättern 19 und an einem Blatt so- 
gar 20. Die Fiederchen erreichen bis 8 mm Länge und 11/,—2 mm Breite. 
Diese größeren Dimensionen des Blattes mögen durch den halbschattigen 
Standort im Gewächshaus bedingt sein. Die Dornen dieser kultivierten 
Pflanzen sind gelblichweiß, an den Spitzen bräunlich, nach dem Grunde 
zu hellrotbraun gefärbt. Die Honigdrüse am untersten Spindel- 


476 H. Schenck. 


glied wird 1 cm lang und steht allgemein einige Millimeter von 
der Ansatzstelle des ersten Fiederpaares entfernt. Die Fieder- 
chen lassen auch an den kultivierten Pflanzen stets nur den Mittel- 
nerven erkennen, so daß durch diese Merkmale die Unterscheidung 
steriler Gewächshausexemplare von solchen der A. spadicigera leicht müg- 
lich ist. 


Im botanischen Garten zu Darmstadt haben wir 1900-1902 ebenfalls 


A B 
Fig. 9. À. sphaerocephala. A Blatt einer erwachsenen Pflanze (29 X 9 cm), Hort. 
Marburg, BD Blatt einer einjährigen Pflanze (21 X 6 cm), Hort. Darmstadt, 
Verkleinert. 


A. sphaerocephala kultiviert; sie entstammte dem botanischen Garten der 
Technischen Hochschule zu Karlsruhe. Alle diese Gartenexemplare sind 
wahrscheinlich gemeinsamer Herkunft. 

A: sphaerocephala ist mir bis jetzt nur aus Mexiko bekannt. Zu den 
oben genannten fiinf Fundorten: Tanquian im Staate S. Luis Potosi und 
Actopan, Hacienda de la Laguna, Santa Maria, Carrizal im Staate Vera 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 477 


Cruz kann ich noch zwei weitere durch Belegexemplare gesicherte Stand- 
orte in letzterem Staate hinzufügen, nämlich Chavarillo, wo Herr Professor 
Dr. E. Staut die Pflanze August 1894 antraf und photographierte, und Chichi- 
caxtle, wo Herr Dr. H. Ross sie am 1. Oktober 1906 sammelte. Beide Herren 
stellten mir freundlichst ihr Material zur Verfiigung. Diese Orte liegen an 
der Bahnlinie Vera Cruz—Jalapa, der erstere unterhalb Jalapa, der letztere 
im Tiefland oberhalb Antigua. An beiden sterilen Exemplaren sind die 
Dornen wie bei meinem Material von Santa Maria am Grunde grau oder 
graubraun gefärbt. Die Zahl der Fiederpaare an den Blättern schwankt 
zwischen 7 und 15; als Durchschnitt kann man wohl 10—131) 
setzen. E. Stant und G. Karsten haben 1894 auch photographische Auf- 
nahmen der Pflanze bei Santa Maria genommen, von denen eine als 
Fig. 128 in Scuimpers Pflanzengeographie mit der Bezeichnung À. cornigera 
wiedergegeben ist. 

41. Acacia veracruzensis n. sp. 

Auf Diinensandboden siidlich von der Stadt Vera Cruz fanden wir 
Mitte Oktober 1908 eine buschig wachsende Akazie mit reifen Früchten 
(Herb. mex. Schenck n. 916). Aus den mitgebrachten Samen wurden im 
botanischen Garten junge Sträucher herangezogen, die recht gut gedeihen. 
Wie bereits erwähnt, findet sich im Herb. Halle ein von ScHiEpE am 
gleichen Standort gesammelter steriler Laubzweig dieser Art, der von 
SCHLECHTENDAL und Cuamisso mit Zweifel zu A. sphaerocephala gerechnet 
wurde. 

Leider stehen keine Blüten zur Verfügung. In der Gestalt der Dornen, 
namentlich aber der Blätter, und auch in den Dimensionen der Hülsen ist 
diese Art durchaus verschieden von A. sphaerocephala. Ich nenne sie 
A. veracruxensis. Vermutlich wird sie längs der Küste des mexikanischen 
Golfes weiter verbreitet sein. Herr C. A. Purpus teilt mir mit, daß er im 
Herbst 1912 Sträucher der A. veracruzensis massenhaft auf den Sand- 
dünen bei Antigua ganz nahe am Golf angetroffen habe, und daß die Sträucher 
teils von einer schwarzbraunen und ganz harmlosen Ameise, teils von einer 
rotbraunen sehr bissigen und giftigen bewohnt seien 2). 

Die rotbraunen Hülsen sind kürzer als bei sphaerocephala, sitzen 
zu mehreren (2, 3, 6) an den kopfig verdickten Enden der holzigen 


4) BENTHAM, Rev. of the suborder Mimoseae, Transact. Linn. Soc. Vol. XXX., 1875 
S. 514, gibt an: »Pinnae 6—8- rarius multijugae<. Dies trifft für A. sphaerocephala in 
der Regel nicht zu. Als Heimat gibt er außer Mexiko auch Zentral-Amerika an, end- 
lich auch Porto Bello (leg. BırLsers); die Bıruzenssche Pflanze, die ich A. multiglandu- 
losa nenne, gehört sicher nicht hierher. 

2) Ich fand bei Vera Cruz in den Dornen ebenfalls zwei verschiedene Ameisen, 
die Herr Privatdozent Dr. A. REıcHEnspERGER bestimmt hat. Die größere ist die giftige 
Pseudomyrma arboris sanctae var., die winzige schwarzbraune Cremastogaster brevi- 
spinosa Mayr. 


478 H. Schenck. 


Fruchtstandsstiele, die etwa 1 cm lang sind. Wahrscheinlich haben die 
Inflorescenzäste Ähnlichkeit mit denen der A. sphaerocephala. Die größte 
Hülse ist 62 mm lang, 12 mm dick, ihr Schnabel 16 mm lang, ‘ihr Stiel 
5 mm. Die schwarzbraunen, abgeplatteten, ovalen Samen sind 6 mm lang 
und liegen auch hier in einer schwefelgelben süßen Pulpa zu etwa ein 
Dutzend eingebettet. Kleinere Früchte haben nur einen 2—3 mm langen 
Stiel und 5 mm langen Schnabel, 40 mm Dicke und 40 mm Länge. An 
den Fruchtständen läßt sich die ursprüngliche Anordnung der Blüten in 
Köpfchen noch feststellen. 

Die von Ameisen bewohnten Dornpaare (Fig. 10) sind matt gelblich- 
weiß gefärbt bis aufdie scharfen Spitzen, die wie bei A. sphaero- 
cephala bräunliche Färbung 
aufweisen und wie angesengt 
aussehen. Manche Dornen, wie 
z.B. die in Fig.10 C—D abge- 
bildeten, zeigen in der unteren 
Hälftenamenilich auf der Vorder- 
seite eine graubräunlich - ver- 
waschene Färbung, die sich auch 
an den Dornen unserer Gewächs- 
hausexemplare bemerkbar macht. 
Die Elfenbeinfarbe überwiegt 
aber; die Sträucher sind im all- 
gemeinen als weißdornig zu be- 
zeichnen. Die beiden schräg 
nach oben und vorn gerichteten 
Dornen eines Paares stehen in 
spitzem, rechtem oder seltener 

Fig. 10. À. veracruxensis, Vera Cruz, leg. stumpfem Winkel voneinander 

H. Scuenck n. 916. Cu. Dzwei ungewöhn- gph haben im Mittel etwa 5 cm 

lich große Dornpaare. 1/5 nat. Gr. de 2 : 

Linge von der Blattstielinsertion 

bis zur Spitze, sind drehrund, etwas aufgeblasen und nach der 

Basis zu ein wenig abgeflacht. In der Regel setzt sich die bräunliche 

Spitze etwas von dem dickeren größeren Teil des Dornes ab. Die mit Lenti- 

cellen besetzte graubraune Stengelrinde zieht sich in Form eines 

abgerundeten Schildchens in der Mittellinie eines jeden Dornpaares 

etwas nach oben. An der Riickseite sind diese bis etwa zur Mitte dem 
Stengel angewachsen. 

An unseren Gewächshausexemplaren bleiben die Dornen kürzer, meist 
nur 2 cm lang, sind aber verhältnismäßig stark aufgeblasen, so daß 
sich die bräunliche scharfe Spitze deutlich absetzt; die Gewächshaus- 
exemplare der A. sphaerocephala haben dagegen schlanke glatte, nicht auf- 
geblasene Dornen. Auffallend ist ferner, daß À. veracruxensis im Ge- 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 479 


wächshaus sehr kräftig, mit senkrechter Hauptachse, schlank und rasch 
in die Höhe wächst. 

An den größten Dornpaaren, die ich bei Vera Cruz sammelte und die 
selbst die größten Dornen der A. spadicigera an Länge noch übertreffen, 
hatte jeder Dorn eine Länge von 11,5 cm und die Mittellinie 2 cm (Fig. 10 D). 
Häufig sind die Dornen etwas nach innen gebogen, sonst aber ziemlich 
übereinstimmend gestaltet. Nur ganz vereinzelt kommt es vor, daß sich 
ein Dorn über seiner Basis stark nach hinten krümmt. Die eigenartigen 
Antilopengehörnartigen Dornbildungen der A. spadicigera treten hier nicht 
auf. An einigen Dornpaaren 
hatte Verkümmerung eines der 
beiden Dornen zu einem kurzen 

Stummel stattgefunden. Die 
Ameisen nagen nur eine Öffnung 
an jedem Dornpaar, ganz aus- 
nahmsweise zwei. 

In Form und Fiederung der 
Blätter ist A. veracruxensis 
wesentlich von A. sphaeroce- 
phala verschieden (Fig. 11). Die 
Originalexemplare von Vera Cruz 
haben an den großen Stipular- 
dornen Blätter von ovalem Um- 
riB von 8—10 cm Länge, 5 cm 
Breite, mittlerer Spindellänge von 
Tcm, 5—6 Fiederpaare (aus- 
nahmsweise 7) und Fieder- 
chen von 8mm Länge und 
2,5 mm Breite, an denen nur 
der Mittelnerv deutlich zu 
erkennen ist. Kurze Seiten- fi 
zweige, die in den Achseln der 8" fost Darmstadt’ Verkleigere 
Dornpaare tragen, haben ent- 
sprechend kleinere, weniger-fiederige Blätter und kleine nicht verdickte 
Stipulardornen. 

Honigdrüsen: Die Blätter tragen allgemein nur eine einzige kiel- 
fürmig vorspringende, mehrere Millimeter lange Drüse auf dem 
untersten Glied der Spindel in einiger Entfernung unterhalb 
des ersten Fiederpaares. 

Die Blattspindeln und jungen Dornen sind mit winzigen kurzen Här- 
chen besetzt, die nur bei starker Vergrößerung zu sehen sind. Mit bloßem 
Auge betrachtet, erscheinen die Pflanzen kahl, die Dornen aber matt, nicht 
glänzend. 


480 H. Schenck. 


An den in Gewächshäusern kultivierten Sträuchern werden die Fieder- 
blätter infolge des halbschattigen Standortes zartlaubiger und größer (bis 
15 cm lang, bis 8 cm breit), die Fiederchen bis 12 mm lang und 3,5 cm 
breit, langoval. Die Zahl der Fiederpaare ist meist 5 oder 6 (von 
58 voll entwickelten Blättern waren 6 mit 4 Fiederpaaren, 26 mit 5, 22 
mit 6, 2 mit 7 und 2 mit 8 versehen), während bei Acacia sphaero- 
cephala die Zahl der Fiederpaare eine größere ist und im Durch- 
schnitt mindestens auf das Doppelte geschätzt werden kann. 


12. Acacia Cookii W. E. Safford, Science N. S. 34, 1910 April 29, 
p. 627. 

Die Diagnose lautet: 

»Flowers in spherical heads on long stout peduncles clustered in the axils of 
large slender thorns resembling the prongs of a fork which usually straddle the stem, 
leaves large, with many pairs of pinnae and many elongated nectar glands borne on 
the upper side of the grooved rachis; pods linear, 30 cm. or more in length, slightly 
curved, dehiscent. Based on specimens collected by Mr. O. F. Cook at Secanquim, 
Alta Verapaz, Guatemala (in alcohol), and by Mr. G. P. Go, at the Finca Trece Aguas 
in the same region, March 8, 1907 (no. 102).« 

Diese Art, von der ich Photographien einsehen konnte, die Herr 
SAFFORD dem Berliner Museum Ende August 1913 zugesandt hatte, unter- 
scheidet sich von A. sphaerocephala und veracruxensis in auffallender 
Weise durch nach rückwärts gebogene schlanke Dornen, durch sehr reich- 
und feingefiederte Blätter, durch zahlreiche Nektarien (je eine Drüse 
zwischen jedem Fiederpaar und zwei Drüsen auf dem untersten Spindel- 
glied), durch dicke und lange Köpfchenstiele, dichte Büschel von Inflores- 
cenzen in den Achseln der Großdornen, besonders aber durch ihre langen 
und aufspringenden Hülsen. Ich glaube daher, dab A. Cookù keine 
nähere Verwandtschaft zu A. sphaerocephala aufweist und daß sie besser 
als Typus einer besonderen Gruppe zu betrachten ist. Die Beschaffenheit 
der Früchte dürfte vielleicht zur endgültigen Unterscheidung der Arten- 
gruppen der Ameisenakazien mindestens ebenso wichtige, vielleicht noch 
bessere Anhaltspunkte geben wie die Form der Inflorescenzen. 

13. Acacia multiglandulosa n. sp. 

Im Berliner Herbar befindet sich ein leider unvollständiges Exemplar 
einer von BizzserG bei Porto Bello eingelegten Akazie, das als » Acacıq 
cornigera Jacq.?« bezeichnet und mit einer Bemerkung von Bentuam » Vede- 
tur acaciae sphaerocephalae var.« versehen ist. J. G. BizzBerG, ein Schwede, 
sammelte 1825 in Neu-Granada, hauptsächlich bei Cartagena. Porto Bello 
liegt im Staate Panama. Das Exemplar besteht nur aus einem blüten- 
tragenden Zweig mit einigen Blütenköpfchen und 2 zerfallenen Fiederblättern. 
Dornen fehlen. Da aber die Inflorescenzen und auch die Struktur der 
Fiederblättchen zu A. sphaerocephala stimmen, so dürfte die Pflanze viel- 
leicht zu der vorliegenden Gruppe gehören und ebenfalls große von Ameisen 
bewohnte Dornpaare besitzen. In Zahl und Anordnung der Honigdrüsen 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 481 


der Blattspindel ist A. multiglandulosa aber durchaus verschieden von 
A. sphaerocephala; sie nimmt überhaupt unter allen myrmekophilen Akazien 
in bezug auf ihre Drüsenbildung eine eigenartige Stellung ein. 

Der vorliegende nicht vollständige Blütenzweig ist 21,5 cm lang, 
gerade gerichtet, hat etwa 25 Knoten in Entfernungen von etwa 0,5 cm, 
an den Knoten abfällige Hochblätter von 1 cm Länge, in deren Achseln 
je 1 oder 2 gestielte Blütenköpfchen. Diese sind 7 mm lang, 6 mm breit, ihr 
Stiel 8 mm lang, */,*mm dick und an seiner Basis mit 4 kleinen miteinander 
verwachsenen Brakteen versehen. Bemerkenswert ist’ die Gestalt der Hoch- 
blätter, die mit sehr kleinen Stipulardörnchen ausgestaltet sind. Jedes 
Hochblatt entspricht dem untersten Spindelglied eines Fiederblattes, von 
dessen Spreite nur ein borstenförmiges Endblättchen übrig geblieben ist. 
Auf der Spindel sitzen 4 stiftförmige Drüsen. 

Von 2 Laubblättern hat das eine 23 Fiederpaare an 20 cm langer 
Spindel, das andere 17 Paare und 14,5 cm lange Spindel. Da die Fiedern 
nur 3 cm lang sind, so erscheint das Blatt sehr lang und schmal. An 
den 5 mm langen, 1 mm breiten Fiederchen ist nur der Mittel- 
nerv, wie bei A. sphaerocephala, zu erkennen. 

Die Blattspindel trägt zahlreiche Honigdrüsen auf ihrer rinnen- 
förmigen Oberseite. Am Grunde sämtlicher Fiederpaare sitzt je 
eine rundliche Drüse. Das unterste Spindelglied erweitert sich in 
starkem Maße und trägt unterhalb der Drüse des ersten Fieder- 
paares eine große Anzahl (an einem Blatt zählte ich im ganzen 23) 
kleiner vorspringender Drüsen, die etwas unregelmäßig in 3 Reihen 
in der breiten Rinne verteilt erscheinen. Auch die folgenden Spindelglieder 
tragen noch 2 oder auch nur eine accessorische Drüse etwas unterhalb 
ihrer endständigen Drüse, so daß an dem 23-fiederigen Blatt im ganzen 
etwa 50 Drüsen zu zählen sind. A. sphaerocephala und A. veracruxensis 
besitzen dagegen stets nur eine einzige, allerdings sehr große Honigdrüse 
auf dem untersten Spindelglied eines jeden Blattes. 

14. Acacia panamensis n. sp. 

Herr Geheimer Baurat Professor ALEXANDER Koch, Darmstadt, brachte 
mir von seiner Studienreise nach dem Panamakanal 1898 im April gesam- 
melte Blütenzweige und Dornzweige von einer sehr eigenartigen Ameisen- 
akazie mit, die von allen bisher bekannten Arten durchaus verschieden ist. 

Der Fundort des etwa mannshohen Strauches liegt am Oberlauf des 
Chagresflusses gegenüber Alhajuela, 15 km östlich vom Kanal, im Tiefland 
des Staates Panama. 

Ich gebe im folgenden eine Beschreibung der Blütenäste und der Dorn- 
zweige, die Herr Kocn von ein und demselben Strauch entnommen zu haben 
glaubt, bemerke aber ausdrücklich, daß ich bis zum Eintreffen vollständi- 
geren Materials die Frage der Zusammengehörigkeit der beiderlei Zweige 
noch offen lassen möchte. Möglicherweise könnte also die auf die Dorn- 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 31 


482 H. Schenck. 


zweige begriindete A. panamensis auch zu einer anderen Gruppe ge- 
hören. 

Die beiden zur Verfügung stehenden blütentragenden Äste, die jedenfalls 
aus den Achseln von Dornpaaren entsprungen waren, haben 14 und 18 cm 
Länge und 2 mm Dicke und tragen etwa 12 Knoten, an denen kleine nicht 
verdickte Stipulardornen sitzen. Aus den Achseln dieser entspringen einige 
wenige (2) kuglige Blütenköpfchen von 7 mm Durchmesser auf sehr dünnen, 
12 mm langen, dicht an ihrem Grunde mit winzigen ”Brakteen versehenen 
Inflorescenzstielchen. Die Farbe der Blüten im trockenen Zustand ist gelb- 
braun, im frischen wohl gelb? Die Achsen, Dornen, Blütenstiele, 
Tragblättchen der Blüten sind mit kurzen weißen Borsten- 
härchen, namentlich an den jüngeren Teilen, besetzt. Die Fie- 
derchen der an den Blütenzweigen 
zwischen den Stipulardornen sitzen- 
den kleinen Blätter waren fast 
sämtlich abgefallen. Aus ihren Über- 
resten ergab sich, daß diese Blätter 
eine Spindel von 3,5 cm Länge 
haben und 7—8 Fiederpaare tragen 
mit 3 mm langen, schmal ovalen 
Fiederchen, an deren Unterseite 
nur der Mittelnerv (also wie | 
bei À. sphaerocephala) sichtbar her- Fig- tee + a a 
vortritt. Die Blattspindel und die ; 

Ränder der Fiederchen sind mit kurzen weißlichen Borstenhärchen ver- 
sehen. 

Von Honigdrüsen ist nur eine ovale napfförmige Drüse auf 
der Spindeloberseite dicht unter dem untersten Fiederpaar zu be- 
merken. 

Außer diesen beiden Blütenzweigen stehen noch zwei dünne, etwa 
20 cm lange, gebogene Seitenäste mit einigen großen, von Ameisen bewohnt 
gewesenen und mit je einer Eingangsöffnung versehenen Dornpaaren zur 
Verfügung, wovon die untersten am größten sind. Diese Dornzweige sind 
mit grauem dünnen Kork bedeckt und kahl; nur am Grunde der Dorn- 
oberfläche nahe der Achsel sind hier und da noch Reste kurzer Borsten- 
härchen zu unterscheiden. 

An den größeren Dornpaaren (Fig. 12) hat jeder Dorn von der Insertions- 
stelle des abgefallenen Laubblattes bis zur Spitze 4—5 cm Länge, die vordere 
Mittellinie etwa 13 mm. Nach der Spitze zu drehrund, flacht er 
sich nach dem erbreiterten Grunde zu stark ab. Die Dornpaare 
sind am Stengel auf eine Länge von 1 cm festgewachsen und ihre Basis 
steht von ihm in einem rechten oder stumpfen Winkel nach 
vorn ab. Die beiden Dornen sind in verschieden starkem Maße nach vorn 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 483 


und zugleich nach unten gebogen, so daB sie entweder nach vorn aus- 
einanderspreizen oder parallel gerichtet sind oder sogar ihre Spitzen kreuzen, 
Die Insertionsstelle des Blattstieles springt an einigen Dornpaaren etwas 
buckelig vor. Die Dornen sind gleichmäßig graubraun gefärbt (wie bei 
A. Hindsü), glänzend, glatt. Die Rinde des Stengels erstreckt sich unten 
an der Mittellinie nicht schildförmig nach oben. 

Die Gestalt und die Richtung der Dornen ist also wesentlich anders 
als bei A. sphaerocephala. 


§ 4 Gruppe Bursariae. 


Ähren schlank, dünnstielig, Spindel nicht verdickt, mit nicht sehr dicht 
stehenden, sondern in der Knospe deutlich höckerartig vorspringenden 
Blüten. Früchte (von A. Hendsii bekannt) halbkreisférmig gebogene, ge- 
schnäbelte, schmale, etwas zusammengedrückte schwarze Hülsen ohne Pulpa. 
Dornen taschenförnig. Blätter feinfiedrig. Drüsen zwischen sämtlichen Fie- 
derpaaren je eine, an der Basis der Spindel außerdem noch mehrere vor- 
handen. 

Hierher gehört Acacıa Hindsi Benth. aus dem südwestlichen Mexiko 
und die ihr nahe stehende A. bursaria aus Guatemala. 


15. Acacia Hindsii Benth. (Hook. Lond. Journ. L, S. 504). 
G. Brenraam!) gibt in seiner Revision der Mimoseen von dieser Art 


folgende Diagnose: 

»Glabra. Spinae minores subulatae; auctae maximae, inflatae, lividae, 4—11/,-polli- 
cares, basi connatae et 3/4-poll. latae. Pinnae 6—415-jugae; foliola 12—20-jugae, linearia, 
obtusa, 2—3 lin. longa. Spicae tenues, 3/4 —11/2-pollicares. Legumen ignotum. 

Hab. Tropical America, Mexiko, Hinps, Jurcensen, Nr. 109. When the spines are 
inflated, this species resembles A. spadicigera; but the pinnae and leaflets are more 
numerous, the spines with the connate base very much broader and the spikes of 
flowers very different.« 

W. Bortina Hemsiey?) gibt als Fundorte an: »Mexiko, without loca- 
lity (JuRGENSEN, 169), Manzanilla Bay (Hinps); Costa Rica, Pacaca (ÜERSTED). 
Hb. Kew.« 

Im Berliner Herbar befinden sich Exemplare von A. Hindst, die von 
E. LaAnNGLassé im Staate Michoacan gesammelt sind, Nr, 156 bei La Orilla, 
25 m, 4898 10. Mai mit der Notiz, daß dort der dichtbuschige, gelb- 
blühende Dornstrauch > Guisache corteno« genannt wird, und Nr. 923 von 
San Luis, 50 m, 1899 Febr., einheimischer Name »Cornisuelo« 3). 


4) Transactions Linn. Soc. of London. Vol. XXX, 1875, S. 545. 

2) Biologia centrali-americana, Botany Vol. I, 1879—1888, S. 353. 

3) Nachtrag. Herrn Sarrorp verdanke ich Photographien von Herbarexemplaren: 
4) gesammelt bei Manzanillo, Staat Colima, 4894 März von Epwarp PALMER (n. 4395, 
Blüten und Früchte), ferner 1892 Juni 25 von M. E. Jones (n. 489, Dornen und Blätter); 
2) gesammelt zwischen Llano Grande und Pinotepe, Staat Oaxaca, 200—300 ft, 1895 
Febr. 49 von E. W. Netson (n. 2336, Blütenzweig). 


SET 


484 H. Schenck. 


Die im Berliner Herbar befindlichen ebenfalls als A. Hindsi bezeich- 
neten Exemplare aus Guatemala unterscheiden sich nicht unwesentlich von 
den obigen mexikanischen; ich trenne sie daher als Art A. bursaria ab. 

Ob die von HewsLey zitierte Oersrensche Pflanze aus Costa Rica zu 
A. Hindsw gehört oder zu einer anderen Art (vielleicht zu A. costaricensis), 
bedarf noch der Prüfung. . 

Die nachfolgende Beschreibung der Dornen, Blätter, Blütenähren und 
Früchte bezieht sich auf die Lansrasstschen Exemplare. 


Die Dornen von Acacia Hindsw (Fig. 13) sind auffällig verschieden 
von denen der A. spadicigera und sphaerocephala. An ihrer Basis 
stark verbreitert und hinten etwa bis zur Mitte mit dem Stengel ver- 
wachsen, verschmälern sie sich rasch in die beiden kurzen 
scharfen Spitzen, die in sehr stumpfem Winkel oder auch fast genau 
quer abstehen. Vom Blattstiel bis zur Spitze 
ist jeder Dorn etwa 35 mm lang, die Mittel- 
linie des Paares 22 mm lang. Vorder- 
und Rückenseite des verbreiterten 
Teiles sind stark abgeflacht, die Dorn- 
spitze dagegen drehrund, die Färbung eine 
gleichmäßig hellgraubraune oder gelblich- 
graue. Unter dem Blattstiel befindet sich 
ein herablaufendes spitzes Schildchen, das 
aber auch fehlen kann; die Rinde des 
Stengels zieht sich am Grunde des Dorn- 

| Tu paares eine kleine Strecke weit hinauf. Die 
Ao ee al Ras os a Eingangsöffnung nagen die Ameisen immer 
B San Luis, leg. id. n. 993. nur an einem Dorn des Paares unterhalb 
1/2 nat. Gr. . N » 
seiner verschmälerten Spitze. 


Blätter: An den blütentragenden Zweigen sitzen nur kleinere, meist 
nur einpaarig gefiederte Blätter. Das Exemplar Nr. 923 zeigt einige größere 
Laubblätter, aus deren Achseln die Blütenzweige hervorkommen. Das größte 
Fiederblatt hat eine Spindellänge von 10,5 cm und 12 Paare von Fiedern, 
jede etwa 6 cm lang. Der Umriß des Blattes ist somit sehr breit ellip- 
tisch. Die Fiedern tragen lineale, 6 mm lange, 1,5 mm breite Fiederchen, 
auf deren Unterseite nur der Mittelnerv deutlich zu sehen ist. Die Ner- 
vatur entspricht also derjenigen von A. sphaerocephala. 


Drüsen: Dicht unter der Insertionsstelle eines jeden Fieder- 
paares sitzt auf der Spindel je eine kugelig vorspringende Ho- 
nigdrüse, außerdem auf dem untersten Spindelglied noch einige (2, 3) 
solcher Drüsen, deren Zahl je nach den Blättern schwanken dürfte und 
die auch fehlen können. Die kleinen, meist einpaarig gefiederten Blätter 
der Blütenzweige besitzen auf der Spindel außer der dicht unter dem Fieder- 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 485 


paar befindlichen Driise meist nur zwei Driisen, selten mehr oder auch nur 
eine solche. 

Die Blitenzweige haben bis etwa 13 cm Linge, etwa 18 Knoten 
mit kleinen Blättern und in deren Achseln je einige wenige (4) gebiischelte 
Ahren, deren Linge 35 mm, Breite 5 mm beträgt, deren Stiel 15 mm lang 
und kaum 4 mm dick ist und über dem Grunde drei kleine Brakteen trägt. 
Im Unterschied zu A. spadicigera ist die Ahrenspindel hier nicht dicker 
als der Ahrenstiel. Auch sind bei A. Hindsii die Blüten nicht zu einer 
dichtblütigen Walze zusammengedrängt, sondern lockerer gestellt, ihre 
Knospen sind in ganz jungen Zuständen, wenn die Ähre erst etwa bis 
40 mm lang ist, noch von den Brakteen ganz bedeckt, bald aber als ab- 
gerundete hervorragende Höcker sichtbar. 

Auch die Früchte sind wesentlich von A. spadicigera und A. sphaero- 
cephala verschieden: Halbkreisförmig gebogene, etwa 14 cm lange, 
7 mm dicke, etwas zusammerigedrückte, geschnäbelte und an der Basis ver- 
schmälerte schwarze Hülsen, die keine gelbe Pulpa enthalten, 
vielmehr hat die weißliche Innenwand filzige Beschaffenheit und umgibt 
die braunen Samen. Im reifen Zustand werden diese Hülsen wohl auf- 
springen. 

16. Acacia bursaria n. sp.!) 

Zu dieser an ihren eigenartigen Dornen und ihren viel- und feinfie- 
derigen Blättern leicht erkennbaren, mit Acacia Hindsw Bth. zwar ver-. 
wandten, aber von ihr verschiedenen Art rechne ich folgende Exemplare 
des Berliner Herbars. 

1. Gesammelt Februar 1878 bei San Felipe in Guatemala von Ber- 
NOULLI und Cario (Herb. guatem. n. 1129 ohne Namen, im Berliner Herbar 
als A. Hindsw Bth. bezeichnet). Auch im Straßburger Herbar vorhanden. 

2. Gesammelt Februar 1890 bei Laguna Amatitlan, Depart. Amatitlan, 
Guatemala alt. 3900 p. p. von Jon Donner L. Smitu (Plant. guat. n. 2304 
als Acacia Hindsü Bth.). 

3. Gesammelt April 1892 am Rio de las Cañas, Depart. Santa Rosa, 
Guatemala alt. 3000 p. p. von Hrype et Lux (Pl. guatem., herausgegeben von 
J. D. Smita n. 3299 als A. spadicigera Cham. et Schl., det. Micheli, im 
Berliner Herbar als A. Hindsi Bth. bezeichnet. Auch im Münchener Herbar 
vorhanden. 

4. Kultiviertes Exemplar aus dem Bot. Garten Dahlem Mai 1908, leg. 
H. Harms (als A. Hindsn?). Die Herkunft der Pflanze ist nicht angegeben. 

5. Aus dem botanischen Garten Göttingen erhielt ich im August 1913 
einen gut entwickelten Zweig dieser Art, unter der irrtiimlichen Bezeichnung 


4) Nachtrag. Herr Sarrorp sandte mir die Photographie eines Exemplars, ge- 
sammelt bei Tucuru, Guatemala, 1904 Juni 7 von O. F. Cook (n. 308, Dornen und 
Blatter). — 


486 H. Schenck. 


A. sphaerocephala, mit Dornen von fast gleicher Größe wie an den ameri- 
kanischen Herbarexemplaren, desgleichen Sept. 1913 aus dem Breslauer 
Garten. 

Die drei Exemplare aus Guatemala selbst befinden sich im Frühjahrs- 
stadium; die Fiederblätter der großen Dornpaare sind abgefallen; aus den 
Achseln dieser entspringen beblätterte Triebe, an deren Knoten die zum 
Teil schon aufgeblühten Ähren stehen. Das Exemplar des Berliner bot. 
Gartens ist steril, zeigt die Dornen viel schwächer ausgebildet und die 
großen Fiederblätter noch an den Dornen erhalten. 

Alle Exemplare aus Guatemala stimmen untereinander überein. Ich 
fasse sie zusammen als A. bursaria, als eine mit der mexikanischen A. 
Hindsii zwar nahe verwandte, doch deutlich unterschiedene Art. 

Die Blätter von A. bursaria sind im Verhältnis schmäler als bei 
A. Hindsii, ihre Fiederchen durchweg kleiner, die Dornpaare zu den eigen- 
artigen flachen, an der Seite gekiel- 
ten, schwarzbraunen Taschen um- 
gebildet, die von diesen ausgehen- 
den Dornspitzen hier viel länger, 
die Blütenzweige auffallend länger 
und reicher beblättert. 

Dornen: Die von Ameisen 
bewohnten Dornpaare sind bei 
Acacia bursaria sehr auffallend ge- 
staltet (Fig. 14); sie gleichen 

‘flachen Taschen, die nach un- 
Fig. 44. A. bursaria, San Felipe, leg. ten zu kurz keilförmig ver- 
BERNOULLI et Carto n. 11429. 1/9 nat. Gr. ~ . 
schmälert sind und an den 
beiden oberen Ecken in je eine lange Spitze auslaufen, sind 
flach zusammengedriickt, an den Seiten gekielt; die Kiele laufen 
eine Strecke weit an den Dornspitzen hinauf. An der Hinterseite sind die 
Taschen bis etwa zur Mitte dem Stengel angewachsen. Auf der flachen 
Vorderseite zieht sich die braune lenticellenbesetzte Rinde des 
Stengels in Form eines langen spitzen Dreiecks bis fast zur 
Mitte der Tasche empor und unter der Blattstielnarbe befindet sich ein 
kleines dreieckiges Feld. Langs der Mitte der Vorderseite verläuft ein 
schwach erhabener Streifen. Die Dornen sind gleichmäßig glänzend sch warz- 
braun gefärbt. Das abgebildete Dornpaar hat in der Mitte der Tasche 
20 mm Breite, die Mittellinie 35 mm Länge, die Dornen von der Blattstiel- 
narbe bis zur Spitze 50 mm Länge. Die Taschen können aber noch größer 
und breiter werden. Im Straßburger Herbar befindet sich ein Exemplar 
BernouLLis mit 3 cm breiten Taschen. Das Exemplar vom Rio de las 
Canas stammt offenbar von einem schwächeren Zweig mit kleineren Dornen, 
die bei sonst gleicher Form wie in Fig. 14 Taschenbreite von nur 15 mm, 


Die myrmekophilen Acacia-Arten. 487 


Länge der Mittellinie von 18 mm, Dornlänge von 40 mm aufweisen. Solche 
Größenunterschiede an den Dornen sind aber bei allen Ameisenakazien zu 
beobachten. Noch schwächer sind die Dornen an dem Exemplar aus dem 
bot. Garten Dahlem ausgebildet. 

Blätter: An den drei Exemplaren aus Guatemala a nur die an den 
Knoten der blütentragenden Seitenzweige sitzenden kleineren Fiederblätter 
vorhanden. Diese Seitenzweige entspringen zu 1—2 in den Achseln der 
Dornpaare der Langtriebe, sind an den vorliegenden Exemplaren bis zu 
20 cm lang und haben etwa 10—12 Knoten. Die untersten Knoten tragen 
Blätter mit bis zu 10 Fiederpaaren von 40 cm Länge, die oberen schrittweise 
kleinere Blätter mit weniger, oft nur 4—2 Fiederpaaren. Die Fiederchen 
sind nur bis 5 mm lang, meist kürzer, von der Nervatur nur der Mittel- 
nerv sichtbar. An dem Herbarexemplar aus dem bot. Garten Dahlem sind 
die großen Fiederblätter der Langtriebe noch vorhanden; sie sind hier im 
Umriß bis 16 cm lang und 4—5 cm breit, haben etwa 15 Fiederpaare mit 
Fiederchen von ca. 5 mm Länge. Noch stattlicher sind die Blätter kul- 
tivierter Exemplare des Göttinger Gartens; sie haben eine Länge von über 
30 cm, eine Breite von etwa 10 cm und tragen 22, 24, oder 25 Fieder- 
paare. Das ist die höchste Fiederzahl, die ich überhaupt bis jetzt bei 
Ameisenakazien feststellen konnte. 

Honigdrüsen: Auf der Oberseite der Blattspindel sitzen am untersten 
Gliede 2—4—6—8 abgestutzt kegelförmige, mit napfförmiger Vertiefung 
versehene Drüsen, außerdem je eine am Grunde eines jeden Fiederpaares. 
Die Zahl der Honigdrüsen auf dem untersten Blattspindelglied schwankt; an 
den Exemplaren aus dem botanischen Garten zu Göttingen waren nur zwei 
vorhanden. 

Blüten: Die Ähren stehen meist zu vier im Büschel an den Knoten 
der blütentragenden Zweige, gleichen denen von A. Hindsw. Die dicht- 
stehenden Blütenknospen springen vor dem Aufblühen warzenförmig vor 
und sind nur in den allerjüngsten Stadien von den am Rande fein ge- 
zähnelten kreisförmigen Schildchen ihrer gestielten Tragblättchen bedeckt. 


Darmstadt, 20. Oktober 1943. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 
Von 


Hubert Winkler. 


Mit 7 Figuren im Text. 


In den zehn Jahren seit Erscheinen meiner Monographie der Detulaceae 
im »Pflanzenreich« (IV, 61) ist mir manches teils neu gesammelte, teils 
früher unzugängliche Material in die Hände gekommen. C. K. ScHNEIDERS 
Handbuch der Laubholzkunde hat inzwischen eine umfassende Bearbeitung 
der Familie gebracht, die, wie auch bei den anderen Familien, über den 
Rahmen des dendrologisch wichtigen hinausgeht, wodurch die praktische 
Brauchbarkeit des Buches zwar nichts gewonnen, die Systematik der be- 
handelten Familien aber manche Förderung erfahren hat. So habe ich 
denn die Gelegenheit, die Carpinus einiger fremden Herbarien bestimmen 
zu müssen, wahrgenommen, um die Gattung nochmal einer kritischen 
Durchsicht zu unterziehen, wobei es sich hauptsächlich um die ostasia- 
tischen Arten handelt. 


C. japonica Bl. 

Von neueren Sammlungen gehören zu C. yaponica folgende Faurie- 
schen Nummern von der Insel Nippon: n. 5774 (in Wäldern bei Takayu, 
Juni 1904), n. 5779 (am Asama, Juli 1904), n. 5780 (in Wäldern bei 
Aomori, Mai 1904). 

Zwei auffällige Formen dieser Pflanze seien neu beschrieben? 

Var. pleioneura H. Winkl. nov. var. — A typo differt foliis an- 
gustioribus, costis utrinque 22—27 minus (cr. 2 mm) inter se distantibus, 
valde impressis, inflorescentiis fructiferis minoribus (3,5—4,5 cm longis, 
1,5—2,5 cm diametientibus). 

Japan: Miyanoschta (WarBurG n. 7756); Yokohama (Maximowicz, Mai 
und Oktober 1862); Nikko, Prov. Schimotsuke (ohne Sammler im Herb. 
Paris). 

Var. caudata H. Winkl. nov. var. — A typo differt foliis lanceolati- 
oblongis, 7—12 cm longis 7--33 mm latis, longe caudati-acuminatis basi 
plerumque valde obliquis, grossius serratis, tenue papyraceis. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 489 


Japan: Insel Nippon, in den Ontake-Bergen (Faure n. 6641, August 
1905 fr.). 

C. cordata BI. 

Neuere Sammlungen: 4) Japan, Insel Jesso, in Wäldern bei Mororan 
(Faurıe n. 5776, September 1904 mit reifen Früchten); bei Mitsumine- 
san, Prov. Musaschi (Surat, 7. Okt. 1901 fr.); 2) Mandschurei, bei Wladi- 
wostok (Pırczewskı, Mai 1901 mit reifen Früchten); 3) Korea, auf dem 
Berge Hallaisan (Faurıe n. 1530, Juni 1907 mit unreifen Früchten, 
n. 1534, August 1907 mit fast reifen Früchten); 4) West- und Zentral- 
China, Patung (E. H. Witson n. 477, 35 Fuß hoher Baum, 5000 Fuß ü. M. 
Ende April 1900 mit austreibenden Knospen), West-Hupeh (E. H. Witson 
n. 527 u. 587, Mai i900, teils eben austreibend, teils schon beblättert und 
mit jungen Früchten; n. 537, ohne Datum, mit reifen Früchten). 

Die aus West- und Zentral-China stammenden, auch die neuerdings 
von WILson gesammelten Exemplare gehören wohl alle zur var. chinensis 
Franch. Ihre unterscheidenden Merkmale, die er in seinem Handbuch der 
Laubholzkunde (II. Bd., 1912, S. 892 f.) eingehend angibt, hält C. K. SCHNEIDER 
für wichtig genug, um vielleicht eine eigne Art zu begründen. Dagegen 
kann ich nicht einmal die Varietät als scharf umschrieben anerkennen; 
alle ihre Merkmale kommen mehr oder minder ausgeprägt auch bei korea- 
nischen, mandschurischen und japanischen Exemplaren vor. Dazu ist 
SCHNEIDERS Fig. 558 f hinsichtlich des abgerundeten nicht herzförmigen 
Blattgrundes stark übertrieben; an allen mir vorliegenden Exemplaren der 
Witsonschen n. 527 — nach der die Zeichnung angefertigt ist — haben 
die Blätter stets deutlich herzförmigen Grund. Auch von dieser Pflanze 
liegen zwei neue auffällige und interessante Formen vor: 

Var. Faurieana H. Winkl. nov. var. — Folia majora quam plerum- 
que in typo, subtus ad nervos et nervillos rigide tomentosula. Inflores- 
centiae fructiferae ad 11 cm longae; bractearum lobus fructum tegens quam 
in typo minor, rotundatus, dentatus cum margine bracteae haud alte 
connatus. 

Japan: Insel Yesso, Sapporo (Faure n. 7444, Juni 1891), Iwanai 
(Faure n. 5777, September 1904), beide mit reifen Früchten. 

Var. robusta H. Winkl. nov. var. — Folia majora quam plerumque 
in typo, nervorum axillae barbatae exceptae subglabra. Inflorescentiae 
fructiferae robustae 10—15 cm longae, 5—5,5 cm diametientes; bracteae 
fructiferae cr. 4 cm longae 2—2,5 cm latae. 

Japan: Insel Yesso, Mororan (Faurie n. 5775, September 1904 mit 
reifen Früchten). 

Während sich die Bemerkung Maximowiczs auf dem Herbarzettel einer 
C. japonica (von ihm selbst 1862 bei Yokohama gesammelt): »var. auricula 
interiore non soluta« nicht als richtig erweist, wie ich an den in Peters- 
burg und Berlin liegenden Exemplaren festgestellt habe, ist bei dieser 


490 H. Winkler. 


neuen Varietät der C. cordata der umgekehrte Fall fast verwirklicht. Bei 
manchen Brakteen ist der umgeschlagne, die Frucht deckende Grund- 
lappen der schmaleren Seite der Braktee sehr groß, ein- oder mehrspitzig, 
von der Braktee nur durch eine verhältnismäßig seichte Einbuchtung ge- 
trennt und an seinem Rande nicht selten noch einmal nach innen um- 
geschlagen (Fig. 1a). Diese Brakteen gehören einem Zweige an, der unter 
der Faurreschen n. 5775 im Berliner Herbar liegt. Er zeichnet sich noch 
dadurch aus, daß die Blätter papierdünn und die Fruchtstände nur 10 cm 
lang sind. Ich habe ihn mit a bezeichnet, da auf demselben Bogen sich 
ein weiterer Zweig (von mir als b bezeichnet) befindet, der sich in der 
Form und Behaarung der Blätter von jenem nicht unterscheidet, wohl 
aber deutlich durch die mehr pergamentartige Textur, ferner durch die 
längeren (13—15 cm) Fruchtstände und vor allem durch die Form des 
Grundlappens der Braktee: er ist verhältnismäßig klein, meist abgerundet 
und nur schwach gezähnelt und von dem Brakteenrande durch einen viel 
tiefer herabreichenden Einschnitt getrennt. Die Trennung des Lappens 


a) 4 : £ 
Fig. 1. a C. cordata Bl. var. robusta H. Winkl., b—d var. pseudojaponica H. Winkl. 


geht bei manchen Brakteen so weit, daß man diese, äußerlich betrachtet 
zu C. japonica rechnen könnte, wo er ja von der Braktee völlig getrennt 
ist und ihr gegenübersteht. Bei dieser Art löst er sich leicht ab, bei der 
Faurieschen Pflanze viel schwerer, was doch wohl noch auf einen ge- 
ringen, selbst mit der Lupe kaum wahrnehmbaren Zusammenhang mit 
der Braktee deutet. Zwischen diesen beiden Fällen gibt es Übergänge 
(Fig. 1b—d). Diese Art der Lappenbildung habe ich bei dem Zweige a 
niemals gefunden. Deshalb und wegen der andern genannten Unter- 
schiede muß ich annehmen, daß die Zweige a und b von verschiednen 
Bäumen stammen. Falls sich diese Annahme durch spätere Funde be- 
stätigen sollte, möchte ich den Namen robusta auf das Exemplar @ ein- 
geschränkt und die Form 0 var. pseudojaponica genannt wissen. 

Die Lappenbildung dieser Form würde uns die Entstehung der C. ja- 
ponica aus C. cordata verständlich machen können. Für diese Richtung 
des genetischen Zusammenhangs spricht auch das weitere Areal der C. cordata. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 491 


C. erosa Bl. Mus. bot. lugd.-bat. I (1849—51) 308; WINKLER im 
Pflanzenreich IV, 61 (1904) 40 ist nach Vergleich des Leidener, aus dem 
Herb. Siebold stammenden Originals gleich C. cordata Bl., wie schon 
Maximowicz auf dem Herbarzettel eines von Tscnoxnoskı am Fudziyama 
gesammelten Exemplares bemerkt hat; die Leidener Pflanze hat stark be- 
schädigte und umgekippte Blattränder. 

C. oxycarpa H. Winkl. wird von Mepvepev in einer mir leider unzu- 
gänglichen Arbeit!) als Varietät zu C. betulus gezogen. Es ist nun wissen- 
schaftlich ja ziemlich belanglos, ob man eine systematische Einheit niedersten 
Grades als Art oder Varietät bezeichnet; die Frage nach dem verwandt- 
schaftlichen Verhältnis allein ist der wissenschaftliche Punkt. (Gerade weil 
mir dieses bei C. oxycarpa aber ziemlich unklar war, habe ich in meiner 
Monographie der Form den Wert der Art beigelegt. Nach C. betulus hin 
scheint mir der Anschluß jedenfalls kaum zu liegen. Die Form und Ade- 
rung der Fruchtschuppe sind bei beiden so verschieden, daß keine von 
der anderen abgeleitet werden kann. Bei C. betulus ist sie ausgesprochen 
3-lappig mit ziemlich abstehenden Seitenlappen; die Lappen sind fast 
durchgehend breit und an der Spitze abgerundet. Entsprechend dieser 
Form treten drei Hauptnerven auf, selten zwischen ihnen noch zwei un- 
gleich schwächere und kürzere. Dagegen finden sich bei C. oxycarpa sehr 
selten nur drei Lappen, sondern meist vier, die so angeordnet sind, daß 
der Mittellappen an der einen Seite einen, an der anderen zwei Grund- 
lappen besitzt, also ausgesprochen ungleichseitig ist. Alle Lappen sind 
allmählich zugespitzt, die Seitenlappen sehr steil nach oben gerichtet und 
mit dem Hauptlappen so weit verwachsen, dab sie fast nur als große 
Zähne an ihm erscheinen. Sie sind aber selbständig vom Grunde aus 
innerviert, und da der Mittellappen außer dem Hauptnerven noch fast 
zwei gleichstarke, vom Grunde an freie Nerven erhält, die nach oben zu in 
der Nähe des Randes verlaufen (und früher jedenfalls in zwei weitere 
Lappen oder Zähne eintraten), so ist jede Fruchtschuppe von mindestens 
sechs selbständigen Längsnerven durchzogen, nicht selten aber treten am 
Rande der beiden äußeren Zähne noch zwei hinzu. Die Seitennerven des 
Mittellappens steigen bei C. oxycarpa von Anfang an ziemlich steil auf, 
setzen dagegen bei C. betulus fast rechtwinklig an und biegen in der 
Nähe des Randes plötzlich nach oben um. Selbst wenn man solche, sehr 
seltenen und vielleicht von C. betulus zu trennenden Formen heranzieht, 
wie im »Pflanzenreich« IV, 61, S. 39, Fig. 12 G,b eine abgebildet ist, er- 
scheint mir ein näherer Zusammenhang der Fruchtschuppenformen beider 
Arten unwahrscheinlich. Eher könnte man noch an die verwandte C. caro- 
hniana denken (Abb. ebenda, H,a,b). Doch stimmt hier die Seiten- 
nervatur des Mittellappens mit der von C. betulus ganz überein, und die 


4) In Monit. jard. bot. Tiflis XIV (1909). 


492 H. Winkler. 


Nüßchen beider Arten sind im Gegensatz zu denen von C. oxycarpa oben 
noch verhältnismäßig breit, mehr oder weniger auffallend mit dem Perigon 
gekrönt und selbst bei der amerikanischen Art noch so kräftig von Nerven 
durchzogen, daß sie (wie bei C. betulus stets) fast furchig sind. Am 
besten könnte man C. oxycarpa mit der in Japan und China wachsen- 
den C. laxiflora in Vergleich stellen, wie Fig. 2 zeigt. Auch die spitzen, 
so gut wie perigonlosen, glatten, fein längsnervigen Früchte beider stimmen 
gut überein, und selbst die Blattform und der unruhigere Blattrand von 
C. oxycarpa erinnern mehr an C. laxiflora als an C. betulus oder C. 
caroliniana. | 

Aus allen diesen Gründen muß ich vorläufig auf meiner früheren 
Auffassung beharren und C. oxycarpa als besondre Art ansehen. 


Fig. 2. a u. e Fruchtschuppe von C. oxycarpa H. Winkl. zum Vergleich mit b u. d 
Fruchtschuppe von C. laxiflora. 


C. schuschaensis H. Winkl. wird von Mepvepevy (l. c.) als Varietät zu 
C. orientalis gezogen. Von beiden ist sie durch die Fruchtschuppe und 
Frucht ganz verschieden. An welche Art sie angeschlossen werden könnte, 
ist mir bis jetzt noch unklar. 

C. Londoniana H. Winkl. 

Bisher nur aus Yünnan (Henry n. 11640 und 414640 À) bekannt; ist 
jetzt in dem nördlichen, dieser Provinz benachbarten Siam (bei Chiengmai) 
gefunden worden (A. F. G. Kerr, n. 511, etwa 30 Fuß hoher Baum im 
immergriinen Wald, 2. Januar 1909, zugleich mit reifen Früchten und alten 
Blättern und mit austreibenden Blättern und Blüten). Herb. Kew, Leiden. 
— Die Kerrsche Pflanze unterscheidet sich vom Original durch etwas 
stumpfere Blattspitze und weniger gesägten, zuweilen fast ganz integren 
Außenrand der Fruchtschuppe. In Burma hatte schon im März 1880 
Branpis die Pflanze gesammelt, die im Herb. Kew unter C. viminea lag. 

Die beiden Arten stimmen ja in der Tat in Form und Randbildung 
des Blattes recht überein. Im allgemeinen ist bei C. veminea die Blatt- 


Neue Revision der Gattung Carpinus, 493 


spitze länger, der Blattstiel länger und feiner und nicht so dicht tomentos 
(doch auch bei C. Londoniana verkahlt er), die Bärtung in den Blatt- 
achseln geringer. Einen deutlichen Unterschied gibt auch der Blattgrund 
ab: bei C. viminea setzt die Spreite meist nicht am Blattstiel an, sondern 
wird von dem letzten Seitennerven sozusagen überschnitten, der also an der 
Ansatzstelle des Stieles einige Millimeter die Grenze der Blattspreite bildet; 
oft ist er noch ein wenig kurz herzförmig nach oben gezogen, selbst da, 
wo der Blattgrund im ganzen einen abgerundeten oder selbst keilföürmigen 
Eindruck macht. Bei C. Londoniana verläuft die Spreite fast stets bis an 
den Stiel, schließt also den letzten Seitennerven ganz ein; in den seltnen 
Fällen, in denen dieser Nerv den Spreitenansatz am Stiel begrenzt, tut er 
es nur auf eine äußerst kurze Strecke und ist nie eingebogen, was mit der 
im ganzen viel gestreckter keilfürmigen Gestalt des Blattgrundes zu- 
sammenhängt. 


Badd uns ( 


Fig. 3. a—k Fruchtschuppen von C. viminea Lindl. 


Nach der Kerrschen Pflanze, bei der die Zugehörigkeit der g' Kätz- 
chen zu der Art verbiirgt ist, erginze ich jetzt meine Diagnose: Amenti 
Oo 4,5—5,5 cm longi 5—6 mm diametientes, subdensi; rhachis disperse 
pilosa; bracteae orbiculati-ovatae, sensim longe acuminatae, evidenter 
striatae, medio longius apicem versus brevius ciliatae, 2/3 longitudinis 
hyalinae, acumine et marginibus superioribus tantum brunneae; stamina 
10—12; antherae apice pilis eas ?/; aequantibus subundulatis haud dense 
barbatae. 

C. viminea Lindl. 

Wenn Schneider meiner Abbildung der Fruchtschuppe dieser Art 
(Pflanzenreich IV, 61, S. 39, Fig. 12 Da) zum Vorwurf macht, sie sei nicht 
korrekt, so ist das nicht richtig. In der Diagnose hatte ich betont, daß 
die Fruchtschuppe auch schwach dreilappig sein kann, dadurch, daf der 
unterste Zahn der AuBenseite zuweilen etwas mehr abgesetzt und vor- 
gezogen ist. Formen, wie ich sie abgebildet habe, mit nur einem Lappen 
an der Innenseite, kommen aber nicht selten vor, treten an manchen 
Exemplaren fast allein auf. Meist sind beide Formen in demselben Frucht- 
stand gemischt, so auch an den Originalexemplaren (Wattica n. 2800 À 
und 2800B), wie die Reihe von zehn hier abgebildeten Fruchtschuppen 


494. H. Winkler. 


zeigt, die alle ein und demselben, im Herbar des Wiener Hofmuseums 
liegenden Exemplar (Kumaon, Hook. f. und Tuomson) angehören (Fig. 3a—k). 
ScHNEIDERS und meine Abbildung zusammen würden die Verhältnisse richtig 
wiedergeben. In meinem Art-Schlüssel hätte ich mehr Rücksicht auf diese 
Variabilität nehmen sollen. 

Uber Unterscheidungsmerkmale gegen ©. Londoniana vergl. die vorige. 


C. laxiflora (S. et Z.) Bl. 

Aus den mir vorliegenden Sammlungen möchte ich folgende Exemplare 
der typischen, auf Japan und Korea beschränkten Form nachtragen. 
1. Japan, Berg Jakao (H. Takepa n. 353, 48. Juli 1904, fr.); Gebirge von 
Hakkoda (Faurie n. 893, 7. Juli 1886, fr.); Gebirge von Schiobara (FAurIE 
n. 4238, 30. Juni 1889, fr.); Wälder bei Yesan (Faurre n. 5789, 30. Juli 
1890); Gebirge von Saruru (Faurıe n. 10462, 24. Juli 1893, fr.); Insel 
Hondo, am Asamayama (Faurie n. 5772, 44. Juli 1904, fr.)1); Wälder bei 
Ubayu (Faurıe n. 5773, 1. Juli 1904, fr.); Nogurizawa, Prov. Kotzuke (Sara, 
August 1894 fr.). — 2. Korea, Gebirge bei Quen san (FAURIE n. 624, 28. August 
1904 fr.); in Wäldern bei Hallaisan (Faurıe n. 1532, Mai 4907, bl., 
n. 1536, Juni 1907, mit unreifen Früchten; n. 1535, Juli 1907, mit reifen 
Früchten). 

Nach der kaum zweifelhaften Faurieschen n. 1532 gebe ich zur Ver- 
vollständigung meiner Diagnose im »Pflanzenreich« hier die Beschreibung 
der g' Blüten: Inflorescentiae 5! 3,5 —4 cm longae 8 mm diametientes, densae; 
bracteae suborbiculariae, 3—3,5 mm longae, 3 mm latae, obtusae, subhya- 
linae, a basi usque ad medium ciliatae sursum margine glabrae hyalinae, 
apice brunneae, infra linea transversa albida et sub ea iterum linea brun- 
nea signatae, longitudinaliter striatae; stamina 8—12 toro valde piloso in- 
serta; antherae oblongae, apice densius barbatae. 

Nach Vergleich mit der eben beschriebnen Faurieschen Nummer ziehe 
ich jetzt die von Tscaonosxr 1864 bei Hakone gesammelte blühende Pflanze, 
die ich, Maximowicz folgend, in der Monographie zu C. T'schonoski gestellt hatte, 
hierher; alles stimmt überein bis auf die Färbung der Brakteen, denen der 
helle Querstreifen unter der Spitze fehlt. Sie scheint also zu variieren. 
Auch die allerdings noch sehr zusammengefalteten Blätter lassen nach dem 
Aufweichen die Blattform von C. laxiflora deutlich erkennen. Die Be- 
schreibung der g' Blüten von C. Tschonoskii vergl. bei dieser Art. 

Über das Variieren von C. laxiflora sind noch weitere Beobachtungen 
nötig. Eine von FaurıE im Juli 1874 bei Gosen an der Ostküste der Insel 


4) Dieses Exemplar, das reife Früchte trägt, hat allerdings sehr dünne Blätter; 
dies kann aber wohl, da Form und Behaarung der Blätter, Fruchtschuppen und Früchte 
ganz typisch sind, dem Standort zugeschrieben werden. Die Abweichung ist auch 
SCHNEIDER aufgefallen. Ein Grund zur Aufstellung einer besonderen Varietät liegt wohl 
nicht vor. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 495 


Hondo gesammelte Pflanze hatte FRrancner im Pariser Herbar als var. 
gosensis bezeichnet, ohne sie, wie es scheint, veröffentlicht zu haben. Sie 
unterscheidet sich von der gewöhnlichen Form hauptsächlich durch die 
fast gleichmäßig ovalen Blätter, die kurze und stumpfe Blattspitze, die 
langen (etwa 10 cm) Fruchtstände. 

Als weitere Variationen der Art sind drei in Zentralchina wachsende 
Formen angesehen worden, von denen SCHNEIDER in seinem Handbuch der 
Laubholzkunde C. Davidir zur Art erhebt, die var. macrostachya mit der 
Bemerkung versieht: »Vielleicht besser als eigene Art zu fassen.« Von 
beiden hat er die Originalexemplare nicht gesehen, sondern nur die von 
den Autoren gegebenen Abbildungen, die aber nicht, wie SCHNEIDER von 
der Francaerschen!i) (var David) wenigstens meint, gut, sondern im 
Gegenteil recht ungenau sind, so ungenau, daß ich in meiner Monographie 
das Originalexemplar der var. macrostachya Oliv. (Henry n. 7013, Hupeh) 
zur var. Davidw Franch. gezogen habe, weil es in der Blattform mit der 
Francuetschen Abbildung mehr übereinstimmt, als mit der von OLIVER?) 
gegebenen. Die Blätter der Zeichnung sind zu breit, nach der Spitze zu 
gleichmäßig auslaufend, haben die größte Breite im unteren Drittel, statt, 
wie meist das Original, etwa in der Mitte. Die Fruchtschuppen spreizen 
auf der Zeichnung viel zu wenig und sind auf der Außenseite durchaus 
nicht immer so seicht und gleichmäßig gezähnt, wie die OLıversche Fig. 2 
sie zeigt, zuweilen ist der unterste Zahn deutlich lappenförmig vorgezogen. 
In manchen Fruchtständen treten einzelne Brakteen auf, die sich nach 
der Spitze zu verbreitern und zweispaltig sind, dadurch, daß meist der 
dritte Zahn, in den der zweite selbständige Längsnerv der Fruchtschuppe 
eintritt, zu einem Lappen wird, der den Hauptlappen an Breite zuweilen 
ubertrifft. In manchen Fruchtständen sind die meisten Brakteen mehr 
oder weniger so zweispaltig ausgebildet. Doch kann man wohl annehmen, 
daß hier eine zufällige Bildungsabweichung vorliegt und Oxiver deshalb 
in seiner Beschreibung und Abbildung keine Notiz davon genommen hat. 

Auch die Francnetsche Zeichnung der var. Davidw ist ungenau. 
Auch hier sind die Blätter des Originals mehr plötzlich zugespitzt; die 
Fruchtschuppen spreizen fast rechtwinklig von der Spindel der Frucht- 
stände, die auf der Zeichnung viel zu kurz geraten sind. Während OLiver 
bei der Braktee den Grundzahn der Außenseite zu wenig hervorhebt, wird 
er von FRANCHET zu stark betont; ich habe keine Braktee des Originals 
gesehen, die zwischen Mittellappen und äußerem Grundlappen eine so 
tiefe Bucht zeigte wie die Abbildung. 

Wie sind nun diese Formen auf Grund des Originalmaterials zu 
werten? — Die Davipsche und Henrysche Pflanze sind sich so ähnlich, 


4) Francuet, Pl. David. I (1884) 279, t. 44, Fig. A u. 4. 
2) OLıver in Hook., Icones pl. XX (1891), t. 1989. 


496 H. Winkler. 


daB sie ohne Frage artgleich sind. Wie weit die nur aus je einem Exem- 
plar erkennbaren Variationen beständig vorkommen, muß die Zukunft 
lehren; ich behalte vorläufig die beiden Formen bei und versuche die 
neuen Funde bei ihnen unterzubringen. Ebenso steht es mit var. Far- 
gesw (Franch.) Burkill, aus deren kümmerlichem Originalexemplar mit nur 
unreifen Früchten man so viel ersehen kann, dal die Blätter in der Form 
und ausgesprocheneren Doppelzähnung mehr dem Typus zuneigen. Gerade 
wegen dieses Uberganges, der wieder mit der var. macrostachya durch 
Zwischenformen verknüpft ist, kann ich mich nicht entschließen, den 
engen verwandtschaftlichen Zusammenhang dieser Formen mit C. laxiflora 
durch Aufstellung einer besonderen Art zu verwischen, und bleibe deshalb 
bei der alten Auffassung. Was Schneider über die Form und Länge der 
Knospen sagt, ist ohne Belang; sie sind bei den japanischen und zentral- 
chinesischen Pflanzen gleich. Schließlich möchte ich noch bemerken, daß 
die typische Blattform der var. Davidir mit ebenso typischen laxzflora- 
Blättern an ein und demselben Zweige japanischer Pflanzen auftritt. 

Die vorliegenden Herbarexemplare dürften sich folgendermaßen auf 
die drei Varietäten verteilen: 

Var. Davidii Franch.: Zentralchina, Prov. Kiangsi (Davin n. 750). 

Var. macrostachya Oliv.: Zentralchina, Prov. Hupeh (Henry n. 7043, 
Wırson n. 948 p. p., August 1900 mit reifen Früchten); Prov. Sze-tschwan 
(von Rostuorn n. 1219 u. 1500). | | 

Var. Fargesii (Franch.) Burkill: Zentralchina, Prov. Sze-tschwan 
(Farces n. 699). Vielleicht: Prov. Hupeh (Witson n. 948 p. p., Juni 1900 
mit jungen Früchten !) und von blühenden Exemplaren Wırson n. 40, 40a 
und 295, April 1900). 

C. Tschonoskii Maxim. 

Mit dieser Art glaube ich nach Durcharbeitung des ziemlich reichlichen 
Materials, das eine recht große Variabilität zeigt, C. yedoensis Maxim. 
vereinigen zu müssen. Maximowicz selbst bemerkt zu seiner Diagnose der 
letzten, daß ihr zwei etwas verschiedene Formen zugrunde liegen, eine 
mit schmäleren und eine mit breiteren Blättern. Von beiden ist auf dem 
Originalbogen des Petersburger Herbars ein Zweig vorhanden. Ich glaube 
aber, dab sie von demselben Baume stammen, wie eine offenbar abnorme 
Ausbildung der Knospen zeigt, die so groß und dick sind, wie ich sie 
sonst bei keiner anderen Art und auch bei keinen anderen Exemplaren 
dieser Art gesehen habe?). Daß auf die Breite der Blätter kein Gewicht 
zu legen ist, zeigt das Spitzenblatt des breitblättrigen Zweiges, das genau 


4) Diese Pflanze hat zwar recht deutlich doppelt gesägte Blatter, deren Form 
aber der var. macrostachya näher kommt; die von Rosraornschen Exemplare sind 
sehr ähnlich. 

2) Auch die leichte Loslösbarkeit der Knospen spricht für ihre abnorme Aus- 
bildung. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 497 


die Form der Blätter des andern hat‘); beide Zweige werden aus ver- 
schiedenen Regionen der Krone stammen. Dadurch erklärt sich vielleicht 
auch der geringe Unterschied im Reifezustand der Früchte. Wenn man 
aber an diesem und dem kleinen Längenunterschied der Fruchtstände An- 
stoß nimmt: Borkebildung und Lenticellen, Behaarung?) der jungen Triebe, 
dünnen Blattstiele und papierfesten Blätter, vor allem aber die Zähnelung?) 
des Blattrandes (Fig. 4c u. e) sind an beiden Zweigen gleich, so daß sie 
jedenfalls sicher zu derselben Art gehören. Auch die Fruchtschuppen und 
Früchte stimmen wesentlich überein. Jene sind halbeirund, meist mehr oder 
weniger falkat, spitz, an der Innenseite gerade, an der Außenseite flach ge- 
rundet mit 3 bis 5 etwas angedrückten, groben Zähnen, ohne das Stielchen 
16—20 mm lang, 6—7 mm breit. An dem kleinblättrigen Zweige ist die 
Zähnung reichlicher (6—8), nicht so angedrückt, zierlicher, unregelmäßiger; 
die Fruchtschuppen sind hier im ganzen kleiner und zuweilen mehr drei- 
eckig. Außer den nach der Spitze durchgehenden Hauptnerven entspringen 
vom Grunde noch 3 bis 4 unter sich etwa gleich starke Nerven, von denen 
der obere zuweilen mehr oder weniger hoch an den Hauptnerv ansetzt. 
Auf der schmäleren Seite ist häufig überhaupt kein stärkerer Längsnerv 
vorhanden, sonst höchstens einer, der sehr bald in das Netzwerk aufgeht. 

Am Grunde greift die Schuppe beiderseits, an der flacheren Seite etwas 
mehr, um das Nüßchen herum; ein eigentliches eiférmiges Ohrchen, wie 
Maximowicz schreibt, ist nie vorhanden, zuweilen, besonders bei den 
kleineren, schärfer gesägten Schuppen, ein sehr kleines spitzes Zähnchen. 
Die Nüßchen sind schlanker oder breiter eifürmig, ziemlich stark zusammen- 
gedrückt, spitz und mehr oder weniger deutlich mit dem Perigon versehen, 
an der Spitze etwas drüsig und ziemlich stark behaart, mit einzelnen 


4) Es zeigt auf der Unterseite auch genau die Aderung wie jene, während sie bei 
den breiteren Blättern etwas anders aussieht. Der Unterschied ist schwer auszudrücken; 
ich möchte sagen, bei den schmäleren Blättern tritt die Netzaderung gleichmäßig stark 
hervor, so daß die anastomosierenden Querbälkchen zwischen den Seitennerven nicht 
deutlich auffallen, während bei den breiteren Blättern diese Querbalken dem Maschen- 
werk gegenüber mehr hervorspringen. 

2) Die jungen, schon mit zahlreichen länglichen Lenticellen besetzten Triebe, Blatt- 
stiele und Nerven der Blattunterseite sind weich behaart, Blattstiel und Mittelrippe auf 
der Oberseite etwas mehr zottig, auf der Blattoberseite ist auch ein Mittelstreifen der 
Blattfläche zwischen den Seitennerven weichhaarig. Die Nervenachseln der Blattunter- 
seite sind mehr oder weniger gebärtet. 

3) Die, Zähnelung ist sehr charakteristisch: die Hauptzähne, die mit ziemlich 
langer, etwas verdickter Spitze versehen sind, stehen nach vorn oder selbst ein wenig 
angedrückt, der in sie eintretende, im übrigen ganz gerade Seitennerv macht deshalb 
an seiner Spitze eine Biegung nach oben. An dem Hauptzahn sitzen unten meist 
zwei, seltener drei oder gar vier kürzere Nebenzähne, die meist deutlich abstehen, so 
daß der Blattrand sehr unruhig wirkt. Doch kommt an ein und demselben Blatt auch 
der umgekehrte Fall vor, daß der Hauptzahn absteht und die Nebenzähne mehr an- 
gedrückt sind, 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 32 


498 H. Winkler. 


Haaren auch auf der übrigen Oberfläche, von ziemlich zahlreichen Längs- 
nerven durchzogen. 

Das Originalexemplar der Art ist von Maximowicz im November 1862 
bei Jedo gesammelt worden. Wohl sicher zu C. yedoensis gehört eine im 
Herb. Kew. liegende, vom Science College, Imperial University, Japan ver- 
teilte Pflanze vom Inugadake, Prov. Buzen. Ferner Makino n. 400 (Dokan- 
yama, Prov. Musaschi, Juni 1890, kult.) und Maxino n. 404 (Dokanzan, 
Prov. Musaschi, Juni 1890), bei der aber am Grunde der etwas breiteren, 
weniger sichelförmigen Fruchtschuppeninnenseite fast schon regelmäßig ein 
einfacher, stumpfer oder spitzer eingeschlagener Zahn mit eignem Nerv 
auftritt (beide im Herb. Petersburg). Makıno n. 523 (oder 323?, Dokanzan, 
April 1890) treibt eben aus mit ot und © Blüten, die Blätter sind schon 
so weit entwickelt, daß sie die Zugehörigkeit zu C. yedoensis erkennen 
lassen. Eine Anzahl gänzlich steriler, z. T. wohl von jungen Exemplaren 
oder Wassertrieben stammender Zweige rechne ich hierher; sie sind an 
allen Teilen sehr stark weichhaarig und haben meist lang grannenspitzige 
Blattzähne, so auch das von Scaneiper erwähnte, im Arnold-Arboretum ~ 
kultivierte Exemplar. 

Nach genauem Vergleich des nur mit halbreifen Früchten vorliegenden 
Originalexemplars von C. Tschonoski Maxim. und einer Reihe anderer mit 
diesem mehr oder weniger übereinstimmenden Herbarexemplare bin ich 
jetzt zu der Überzeugung gelangt, daß sich diese Art von C. yedoensis 
nicht einmal als Varietät trennen läßt, da einige Verschiedenheiten der 
Fruchtschuppe solchen der Blattform und des Blattrandes nicht parallel 
gehen. Im ganzen ist das Blatt von ©. T'schonoskw breiter, am Grunde 
mehr gerundet; doch lassen sich selbst an den Originalen beider Arten 
Blätter finden, deren Form fast ganz übereinstimmt, vor allem ist der von 
Maximowicz gemachte Unterschied zwischen akuminater und kuspidater 
Blattspitze nicht vorhanden. Die Zähnelung ist bei ©. Tschonosku allerdings 
etwas gröber, zeigt aber insofern den Typus von C. yedoensis, als jeder Haupt- 
zahn unten 2 bis 3, selten nur 4 oder 4 kürzere Nebenzähne besitzt 
(Fig. ka, c, e). 

Hier ist der Hauptzahn meist spreizend, während die Nebenzähne 
mehr angedrückt sind; doch ist darauf nichts zu geben, da, wie wir schon 
oben sahen, an ein und demselben Blatt auch der umgekehrte Fall vor- 
kommt. Die noch nicht ausgewachsene Fruchtschuppe des Originals von 
C. Tschonoskii ist zwar etwas breiter (Fig. 4b, d, f) als die von C. yedo- 
ensis, aber gerade in der Form der Fruchtschuppe scheint die Art sehr 
variabel zu sein. Die unreifen Früchte des Tscaonosxischen Exemplars 
lassen schon die eifürmige, spitze Gestalt der typischen C. yedoensis er- 
kennen. Doch ist zu bemerken, daß an andern Exemplaren auch kürzere, 
an der Spitze mehr gestutzte Formen mit sehr auffälligem Perigon vor- 
kommen. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 499 


Die von Tscuonoskı bei Hakone gesammelten blühenden Exemplare, 
die Maximowicz zu C. Tschonoskit gestellt hatte, gehören unzweifelhaft zu 
_C. laxiflora. Behaarte © Inflorescenzspindeln kommen auch bei dieser 
vor. Die <j Kätzchen aber stimmen mit den Kätzchen der von Makino 
(n. 523 oder 323?) gesammelten, so gut wie sicher zu C. yedoensis ge- 
hörenden Pflanze gar nicht überein, vielmehr mit den von C. laxiflora 
(vergl. diese). 
| Als geltender Name ist ©. Tschonoskii anzunehmen; denn sie steht 
in der Maximowiczschen Veröffentlichung voran und bezieht sich, wenn 
wir von den Blütenexemplaren absehen, auf eine einzige Pflanze, während das 
von Maximowicz selbst gesammelte Exemplar seiner C. yedoensis schon 


bg ¢ 


d # ; 

Fig. 4. C. Tschonoskii Maxim. (= C. yedoensis Maxim.). a u. b Blattrand und Frucht- 

schuppe des Originalexemplars von C. Tschonoskw, ce u. d Blattrand und Fruchtschuppe 

des im Petersburger Herbar als I bezeichneten Originals von C. yedoensis, e u. f das- 

selbe von II, g Fruchtschuppe von C. Tschonoskii var. Jablonsxkyi H. Winkl., h von 
var. serratiauriculata H. Winkl., à von var. subintegra H. Winkl. 


zwei Formen aufweist, außerdem aber in der Originaldiagnose noch 
Savatier n. 1172 zitiert wird, die sich dadurch unterscheidet, daß die 
schmälere, gerade Seite der Fruchtschuppe am Grunde stets ein deutliches 
mehrzähniges eingeschlagenes Öhrchen besitzt, und daß sich die Zähne- 
lung zuweilen am ganzen schmalen Rande hinauf fortsetzt. Ich fasse sie, 
als eigene Varietät auf. 
Die Diagnose der erweiterten C. Tschonoskir lautet jetzt: 
C. Tschonoskii Maxim. in Bull. Acad. St. Pétersb. XXVII. (1881) 
534; H. Wing. in Pflanzenr. IV., 16. (1904) 36. — C. yedoensis Maxim. 
lc. 535. — Ramuli novelli petioli pedunculique molliter pilosi, deinde + 
32* 


500 H. Winkler. 


glabrescentes, petioli superne subtomentosi. Folia e basi obtusa vel rotun- 
data et tum saepius ima basi cordata ovata ovati-elliptica vel ovati-oblonga, 
acuminata, serraturis + setosis inaequaliter vel = distincte duplicati- 
serrata, 4,5—10 cm longa, 2—3—41/, cm lata petiolis tenuioribus 10—14 mm 
longe petiolata, costis superne non vel = impressis utrinque 12—15- 
costata, superne plerumque evidenter reticulata, ad nervum medium sub- 
tomentosi-pilosa, in linea inter costas intermedia pilosa rarius hic glabra, 
subtus reticulata vel sublaevia ad nervos vel et in pagina pilosa, in nervo- 
rum axillis barbata vel fere ebarbata. Amenti cf usque 7 cm longi, 
6—7 mm diametientes laxiusculi; bracteae late ovatae, acutae, longitudi- 
naliter striatae, apice brunneae, toto margine ciliatae; stamina bracteam 
superantia 6—8 toro valde piloso inserta; antherae apice pilis antheram 
subaequantibus rectis dense barbatae, qua de re amenti molles. Inflores- 
centiae fructiferae laxiores, 2—7 cm longae; rhachis ut pedunculi molliter 
pilosa; bracteae chartaceae, semiovatae vel semiovati-oblongae vel sub- 
triangulares, + falcatae, plerumque acutae, latere exteriore inaequaliter 
vel subduplicati-serratae rarius subintegrae, interiore integrae vel rarissime 
pauciserratae et basi vix inflexae vel lobo aut minimo obtuso vel acuto 
aut insigni acuto serrato fructum tegentes, ad nervos pilosae, in pagina 
glabrae vel disperse pilosae, distincte reticulatae, 17—20—25 mm longae, 
5—12 mm latae. Nuculae ovoideae compressae, acutae vel subtruncatae, 
perigonio = distincte coronatae, apice pilosae, costatae. 

AuBer den schon genannten gehüren noch folgende Herbarexemplare 
zu C. Tschonoskü: Japan, Insel Hondo, Asama (Faure n. 5778, 14. Juli 1904 
fr., mit der breiten Fruchtschuppenform des Originals, aber kürzeren, 
breiteren, mit sehr breitem Perigon versehenen Nüßchen); Ibuki (FAuRtE 
n. 2583, 17. Juni 1898 fr., mit ziemlich schmalen, stark sichelförmigen, 
den des Originals von C. yedoensis nahekommenden Fruchtschuppen, die 
oft schon, wie jenes auch, ein deutliches Zähnchen am Grunde haben; 
Friichte ziemlich breit, aber ohne deutliches Perigon). 

Von Varietäten unterscheide ich jetzt folgende: 

Var. serratiaurieulata H. Winkl. nov. var. — Bracteae fructiferae 
semiovatae, subfalcatae, latere exteriore duplicati-serratae interiore basin 
versus vel omnino serratae, basi ipsa auriculo acuto, serrato, plano vel 
super nuculam inflexo instructae. | | 

Japan, Yedo (Savatrer n. 1172, mit reifen Früchten, und ohne Nummer 
mit halbreifen Friichten). — Fig. 4h. 

Var. Jablonszkyi H. Winkl. nov. var. — Folia quam in typo 
majora usque 10 cm longa et 5 cm lata, subtus indistincte reticulata, in 
tota pagina disperse pilosa. Bracteae fructiferae subtriangulari-semiovatae, — 
vix falcatae, 30—33 mm longae 13—15 mm latae, latere exteriore grosse 
duplicati-serratae, interiore integerrimae, nuculam truncatam perigonio COTO- 
natam vix tegentes. 


4 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 501 


Japan, Prov. Kotzuke, Bamba und Nogurizawa (Snirar, 29. Juli und 


4. August 1894, fr.) — Fig. 49. — Japan. Name: Nagabano-inu- 
schide. 
Var. subintegra H. Winkl. nov. var. — Folia ovati-oblonga, 3,8— 


6 cm longa 2—3,5 cm lata, subtus indistincte reticuiata in tota pagina 
disperse pilosa. Strobili fructiferi 3—4 cm longi; bracteae oblongae, fal- 
catae, mucronati-acutae, latere exteriore plerumque dente unico basali 
excepto integrae vel subundulatae vel rarius pauciserrulatae, latere interiore 
basi integerrimae et vix inflexae vel denticulo fructum fovente instructae; 
nuculae acutae vel truncatae, perigonio insigniter coronatae. 


Korea, Insel Quelpart, Hallaisan (Faure n. 1535, Juli 1907, fr.) — 
In derselben Gegend hat Faurıe noch drei andre Nummern gesammelt 
(n. 1533, 1537 und 1543), die beiden letzten in jüngerem Zustande, ohne 
bezw. mit jungen Früchten. Da die Art von Korea noch nicht bekannt 
ist, stelle ich alle von dort stammenden Exemplare vorläufig zu dieser 
Varietät, zu der sie der Blattform nach gehören. Bei n. 1533 mit halb- 
reifen Früchten ist die Fruchtschuppe zwar weniger gestreckt und an der 
Außenseite häufiger und auffälliger gesägt, aber öfter doch auch fast ganz- 
randig. — Fig. 42. 


C. pubescens Burkill in Journ. Linn. Soc. XXVI. (1899) 502. — C. 
Seemeniana Diels in Engl. Bot. Jahrb. XXIX. (1901) 279. — C. pinfaensis 
Levl. et Vaniot in Bull. Soc. Bot. France LIL (1905) 142. 

Nach Vergleichung des Burkırıschen Originalmaterials mit dem von 
C. Seemeniana Diels bin ich jetzt zu der Überzeugung gekommen, daß 
beide Pflanzen identisch sind. Die Art ist durch die oblonge Blattform, den 
deutlich doppelt gesägten Rand und die längliche Fruchtschuppe ausge- 
zeichnet, die dadurch charakterisiert ist, dab sie mehr zu fiederiger als zu 
handförmiger Nervatur neigt, da die in die oberen Zähne eintretenden 
3—4 Nerven am Mittelnerv ansetzen. Doch sind alle diese Merkmale wie 
auch der Bestand der Stipeln und die Behaarung etwas variabel. Wie 
weit die Art danach noch weiter zu gliedern ist, muß späteren Unter- 
suchungen vorbehalten bleiben. 


Bis jetzt liegen folgende Exemplare vor: Zentral-China: Yün-nan 
(Henry n. 9929); Sze-tschwan (v. Rostuorn n. 294, zeichnet sich durch Kahl- 
heit, relative Kürze und Dicke der Blattstiele und kurze Blattzuspitzung 
aus); Kui-Tschéou (Bovinıer n. 2692, zeigt eine allmähliche, lange Blatt- 
zuspitzung; CAVALERIE n. 1014, bei Pin-fa, mit schmalen Blättern); Hu-peh 
(Henry n. 7429, mit längeren Blattstielen und Neigung zu mehr hand- 
formiger Nervatur der Fruchtschuppe; Wizson n. 1170, Juni 1900, ‚mit 
halbreifen Früchten, ziemlich stark behaart, Blattstiele zierlich, Doppel- 
zähnung des Blattrandes nicht immer deutlich); Schen-si (GiraLpi n. 6136, 
2. Mai 1899 mit jungen Früchten). 


502 H. Winkler. 


C. Turezaninowii Hance. 

Scunemer hat darin recht, daß mit der typischen Form dieser Art 
meine C. Paxw zusammenfällt. Seine mindestens überflüssige Bemerkung 4), 
ich hatte wahrscheinlich die Originaldiagnose nie gelesen, hat mit der Ver- 
kennung der Art, deren Originalexemplar mir allerdings nicht vorgelegen 
hatte, nicht das geringste zu tun. Denn erstens kann man die Diagnose 
sehr gut auf die von mir als C. Turcxaninoww angesehene Pflanze be- 
ziehen, die in der Tat auch eine Form von ihr ist. Zweitens beschreibt 
die Originaldiagnose das Originalexemplar insofern nicht erschöpfend, als 
außer den falkat-oblongen Fruchtschuppen (die meisten sind übrigens über- 
haupt gar nicht falkat) auch recht breite vorkommen, und außer den »an der 
Basis ein wenig eingeschlagnen«, auch solche, die am Grunde der schmalen 
Seite einen deutlichen, gezähnten eingeschlagenen Lappen besitzen. Noch 
unklarer wird die Sache dadurch, daß man nach der von Hance zitierten 
Nummer (Williams n. 12681) zwei verschiedene Pflanzen als Originale an- 
sehen kann, die nach den beiden aus Hances Herbar stammenden Herbar- 
zetteln — falls kein Schreibfehler vorliegt — nicht einmal in demselben 
Jahre gesammelt sind. Das im Herbar des Petersburger Botanischen 
Gartens liegende, im August 1866 »in ditione Pekinensie gesammelte 
Exemplar hat fast eirunde Fruchtschuppen mit sehr breiter Innenhälfte, 
deren Rand am Grunde meist ohne deutliche Lappenbildung nur wenig 
eingeschlagen ist. Das in Kew liegende, von Hance gleichlautend mit dem 
Herbarzettel als »in collibus ad occidentem urbis Peking sitis« gesammelt 
angegebene Exemplar ist im August 1865 eingelegt. In der Rindenbildung, 
der Behaarung der jungen Triebe, Blätter und Fruchtschuppen und in der 
Blattform stimmen beide Pflanzen vollkommen überein; sie gehören sicher 
beide zu derselben Art. Doch ist schon an ihnen beiden ersichtlich, daß 
die Form die Fruchtschuppe variiert (Fig. 5). Dasselbe ist, wie ein Ver- 
gleich des gesamten vorliegenden Materials zeigt, mit der Form der Blätter und 
Früchte der Fall, etwas auch mit der Behaarung, die im ganzen aber doch 
ziemlich gleichförmig erscheint. 


Die typische Form von C. Turexanimowi ist nur bekannt aus Nord- 
ost-China; die meisten Exemplare sind bei Peking gesammelt worden, eins 
bei Po-schan, Prov. Schantung (F. N. Meyer n. 258), ein kultiviertes, nach 
der Blattform etwas abweichendes, in Tschemulpo, an der gegenüber- 
liegenden Küste von Korea (Faurıe n. 202); hier ferner ein jugendliches, 
aber zweifellos zu der Art gehöriges, nicht als kultivert bezeichnetes (CARrLES, 
in Herb. Kew). 


4) Durch solche agressiven persönlichen, die Sache in nichts fördernden Bemerkungen, 
mit denen SCHNEIDER in seinen Schriften wie in Privatbriefen gleich freigiebig ist, hat er 
der Anerkennung seiner Leistungen bei den reichsdeutschen Dendrologen und Syste- 
matikern sehr geschadet. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 503 


In meiner Monographie der Betulaceen im »Pflanzenreich« hatte ich 
die auch von O iver (allerdings mit?) als ©. Turexaninoww angesehenen 
Henryschen Pflanzen aus Sze-tschwan als Typus dieser Art genommen. 
Man könnte sie ja wohl spezifisch trennen; ein Unterschied scheint schon 
im Habitus zu bestehen, über den die Sammler leider niemals Genügendes 
berichten. Selbst den reich und kurz verzweigten Herbarexemplaren der 
nordostchinesischen Pflanze mit ihrer grauen, etwas querrissigen Rinde 
sieht man es an, daß sie wohl nur einen niedrigen, buschigen Felsen- 
strauch darstellt1). Dagegen zeigen die Henryschen Sze-tschwan-Pflanzen 
gut ausgebildete Langtriebe mit schlanken Internodien und glatter, glänzen- 
der brauner Rinde, lassen also auf einen mehr rutigen Strauch oder einen 
Baum schließen. Die Blätter sind länglicher, im übrigen aber denen der 
typischen Form sehr ähnlich. Die Achselbärte zeigen freilich nicht immer 
die kranzartige Form, auf die ich bei meiner ©. Paxw so großen Wert 


a 7 PE à 


NA 


E 2 

Fig. 5. C. Turcxaninowit Hance. a Fruchtschuppe des im Herbar Kew liegenden 

Exemplars Wıruıams n. 42681, db Fruchtschuppe des im Herbar des Petersburger Bota- 

nischen Gartens liegenden Exemplars WILLIAMS n. 12 684, c Fruchtschuppe des Originals 

von ©. Paxii H, Winkl. (Wawra n. 4067), d Fruchtschuppe eines in Korea bei Tsche- 
mulpo (Faurie n. 202) kultivierten Exemplars. 


gelegt hatte (s. »Pflanzenreich« IV. 61, Fig. 10 A und B), doch kommen 
auch bei dieser einfache, in die innerste Nervenachsel gerückte Haarbüschel 
vor. Da auch die Fruchtschuppen und Früchte große Übereinstimmung 
zeigen, so ziehe ich die Henryschen Pflanzen (Sze-tschwan, n. 7020 und 
n. 7219) als var. ovalifolia zu ©. Turcxaninoww. Etwas weiter entfernt 
sich durch die nicht so scharf ausgesprochne Doppelsägung des Blatt- 
randes die von Farexs ebenfalls im östlichen Sze-tschwan gesammelte 
n. A273 und besonders die an vielen Blättern nur verhältnismäßig seicht 
gezähnelte Wırsonsche n. 4489 aus »Western China«. Trennen kann ich 
beide aber von den vorhergehenden nicht. Die vom Pater C. SiLvesrri 
Oktober 1907 in Hu-peh gefundene Pflanze scheint mehr den Wuchs des 
Typus zu haben, gehört sonst aber hierher. 

Als weitere Varietät ziehe ich jetzt meine C. stipulata hierher, die in 
typischer Form von Girazpr an zwei verschiednen Orten in Schensi ge- 
sammelt worden ist, ein weiteres Exemplar liegt im Herb. Kew aus den 


4) Turczaninow gibt allerdings nach Maximowicz an: 40 Fuß hohes Bäumchen. 


504 H. Winkler. 


Bergen bei Peking (W. K. Carıes, n. 127, Juli 1882). Die Wuchsform 
dieser Varietät scheint mehr mit der des Typus übereinzustimmen. Wie 
bei diesem variiert die Fruchtschuppe, besonders auch in der Ausbildung 
des Öhrchens. Die Blätter stimmen in der Textur, Behaarung und Zähne- 
lung ganz überein, sind aber bei var. sépulata länglich-rhombisch. Die 
Früchte sind mehr flachgedrückt als bei der typischen ©. Turczanınowiü 
und zeigen ein deutliches Perigon aus ziemlich langen und spitzen, nach 
vorn mehr oder weniger zusammenneigenden Zipfeln. Einen merkwürdigen 
Fund bedeuten die von Marıno bei Tosa im südlichen Japan (n. 277) und 
von Smıraı ohne näheren Standort in Japan gesammelten Pflanzen, die ohne 
Zweifel hierher gehören; abgesehen von dem getrennten Areal, lassen sie 
sich auch wegen der mehr länglich-eiförmigen Form der Blätter, der sehr 
kleinen, grobgesägten Brakteen und der im Verhältnis zu ihnen sehr großen 
Früchte als eigne Varietät trennen. 


C. Turezaninowii Hance in Journ. Linn. Soc. X. (1869), 203; Maxim. 
in Bull. Acad. Imp. Pétersbourg XXVII (1881) 535. — C. Paxi H. Winkl. 
in Pflanzenr. IV, 61 (1904) 35. — Arbuscula (vel frutex?) cortice griseo. 
Ramuli novelli pedunculi petiolique (hi superne tomentosuli) sericei-pilosi 
deinde glabrescentes. Folia chartacea, exacte ovata vel elliptica, acuta vel 
obscure acuminata, basi attenuata, rotundata vel in ramulis infima etiam 
cordata, saepius parum obliqua, 25 —45—50 mm longa, 15—25—35 mm 
lata, serraturis obtusis vel acutiusculis callosi-mucronatis == distincte du- 
plicati-serrata, utrinque 10 — 12- (rarius usque 15-) costata, superne minute 
prominuli-reticulata, nitidula, (varietate ovalifoha excepta) glabra vel nervo 
medio sparsim pilosa, subtus sublaevia, ad costas rarius et ad nervillos pilosa, in 
nervorum axillis plene vel axillis intimis ipsis glabris pilis fasciculatis cur- 
vatis ad coronam clausis barbata, 5—10 (—12) mm longe gracilius petio- 
lata. Stipulae lineales membranaceae glabrae petiolo subaequilongae, saepius 
breviores in planta fructifera praesentes vel deficientes. Amenta g'!) 10 
—20 mm longa, 3—4 mm diametientia; rhachis inferne pubescens antice 
glabrescens; bracteae triangulari-ovatae, acumine rotundatae, 2 mm longae 
1,2 mm latae, haud profunde excavatae, breviter stipitatae, basi cr. 1/s lon- 
gitudinis hyalinae ceterum firmiores, brunneae, obscure striatulae, basi lon- 
gius apicem versus brevius patenter ciliatae; stamina 5 —6; antherae apice 
pilis !/; — vix 1/2 antherarum aequantibus haud dense barbatae.. Inflo- 
rescentiae fructiferae laxiusculae, 6—16-bracteatae, 3—4 cm longae; brac- 
teae chartaceae, ad basin et costas + pilosae, semiovatae vel oblique sub- 
falcati-oblongae, plerumque obtusae, latere convexiore irregulariter incisi- 


4) Die & Blüten können von der Mehrzahl der Arten noch nicht beschrieben wer- 
den, da sie vor den Blättern erscheinen, die in diesem Stadium meist noch so wenig 
ausgebildet sind, daß eine sichere Artbestimmung nicht möglich ist. Von ©. Turcxant- 
now liegt in Kew ein Exemplar, das an den fruchtenden Zweigen zufällig noch einige 
6 Kätzchen trägt. 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 505 


serratae rectiore apicem versus 1—83-serratae, basi parum inflexae vel 
lobulo rotundato integro vel denticulato vel auriculo manifesto acuto serrato 
nuculam tegentes, costis 5—8 aeque validis costatae, reticulatae, 10—20 mm 
longae 6—10 mm latae; nuculae ovoideae, = compressae subnitentes vel 
opacae, plerumque resinosi-punctatae, glabrae vel apicem versus pubes- 
centes, 6—10-costatae, perigonio brevi vel longiore coronatae. 

Der Typus dieser Art kommt nur in Nordost-China (Peking, Schantung) 
und Korea (hier vielleicht in einer eignen Varietät) vor. 

Var. ovalifolia H. Winkl. nov. var. — Carpinus Turcxaninowir 
Diels in Engl. Bot. Jahrb. XXIX. (1901) 279; H. Winkl. in Pflanzenreich IV, 
61, (1904) 38. — Arbor? A typo differt cortice brunneo, foliis ovati-oblongis 
superne linea media inter costas pilosis et ad nervillos pubescentibus, brac- 
teis fructiferis latere convexiore minus incisi-serratis, rectiore subintegris 
fructum apice truncato- pilosum margine basali inflexo vel auriculo parvo 
integro vel denticulato foventibus. 

Nur aus Zentral- und West-China bekannt. 

Var. firmifolia H. Winkl. nov. var. — A praecedente simili differt 
ramulis novellis petiolis pedunculisque tomentosi-pilosis; foliis firme coria- 
ceis, grossius et minus distincte duplicati-serratis, superne glabris, subtus 
sublaevibus, in nervorum axillis vix barbatis; bracteis fructiferis latioribus, 
obtusiusculis ; nuculis pubescentibus. 

Zentral-China: Kui-Tschéu, Ma-jo (CavaLeriE n. 3135, Sept. 1908, fr.). 
— Herb. Acad. internat. Géogr. bot., Le Mans. 

Var. stipulata (H. Winkl.) H. Winkl. — Carpinus stipulata H. Winkl. 
in Pflanzenr. IV. 61. (1904) 35. — C. Turezanıinowit Franch., Pl. David. I. 
(1884) 278, t. 10 (?). — Cortex griseus. Folia rhomboidei-oblonga vel 
-ovata; stipulae anguste lineales glabrae pedunculos tomentosulos aequantes 
vel superantes. Nuculae perigonio inaequaliter laciniato subrostrati-coro- 
natae. 

Diese Varielät liegt aus Peking und Zentral-China vor. 

Var. Makinoi H. Winkl. nov. var. — Folia ut praecedentis vel magis 
oblongi-ovata; stipulae substriatae pubescentes vel glabrescentes. Bracteae 
fructiferae 8—11 mm longae 5—6 mm latae, profunde serratae, minus obli- 
quae, latere rectiore nuculam usque 5 mm longam acutam perigonio brevi 
coronatam auriculo pro magnitudine bracteae magno distincte serrato te- 
gentes. 

Japan: Tosa (Makino n. 277, 1889), ohne näheren Standort (Sarrat). 

©. Turczaninowii steht, wie schon immer von den Autoren angegeben, 
der südosteuropäischen C. orientalis sehr nahe; es gibt vielleicht kein 
durchgehend verschiednes Merkmal. Im allgemeinen scheint die letzte Art 
im fruchtreifen Stadium keine Stipeln mehr zu besitzen; die Blätter sind 
meist länglicher und von 1 oder 2 Nervenpaaren mehr durchzogen, deut- 
licher doppelt und spitzer gesägt; die Fruchtstände meist etwas größer 


506 H. Winkler. 


und brakteenreicher, die Brakteen und deren die Frucht bedeckender Grund- 
lappen nicht so vielgestaltig wie bei C. Turcxaninown. Nie habe ich bei 
C. orventalis allerdings die kranzfürmige, sondern nur einfach büschelige 
Achselbärtung gesehen; doch geht jene auch bei der chinesischen Schwester- 
art durchaus nicht durch. 

C. polyneura Franch. 

Die Artberechtigung dieser Pflanze, die ich als Varietät zu meiner 
falsch aufgefaßten C. Turcxaninowii gestellt hatte, erkenne ich an. Sie 
ist auch von Wırson gesammelt worden bei Patung, West-China (n. 2217, 
Juni 1901, fr.) in der typischen Form; bei Fang, Zentral-China (n. 2102, 
Juni 1901, fr.) mit ungewöhnlich breiten Blättern; am Berge Omi, West- 


Fiz. 6. ©. Fargesiana H. Winkl. a Blatt des Originals (FarGes, Sze-tschwan, ohne 
Nummer), b Fruchtschuppe des Originals, ce Fruchtschuppe des im Herbarium des 
Wiener Hofmuseums als Wırson n. 4470 liegenden Exemplars. 


China (n. 5191, [oder 5791?) Mai 1904, alte vorjährige und junge Zweige), 
mit ungewöhnlich langen, sehr lang zugespitzten und sehr tief und ganz 
einfach gesägten Blättern. Ich nenne sie: 

Var. Wilsoniana H. Winkl. nov. var. — A typo differt foliis lon- 
gioribus (usque 7 cm), caudati-acuminatis, grossius et striete simplieiter 
serratis. 

Über einige zentralchinesische Formen bin ich noch nicht zur Klar- 
heit gekommen. Die nach dem Vorgange von Francuet, Burkitt und DIELS 
in meiner Monographie als C. yedoensis genommene Pflanze aus Tschen- 
keou-tin (Farces, ohne Nummer) ist mit dieser Art wohl auch verwandt, 
obwohl die Blattzähne nicht grannenspitzig sind; die Fruchtschuppen sind 


Neue Revision der Gattung Carpinus. 507 


oft ausgeprägt dreieckig, noch häufiger aber an der Außenseite bogig um- 
rissen, wie bei jener. Ich nehme sie jetzt vorläufig als neue Art und ver- 
weise auf meine Diagnose und Abbildung im Pflanzenreich 1. c. 34 u. 35. 
Das Originalexemplar der Art besitzt noch im fruchtreifen Zustande 
die Stipeln. Obwohl eine (vielleicht von Wırsox in Hupeh gesammelte) im 
Herbar des Wiener Hofmuseums liegende Pflanze stipellos ist, gehört sie 
doch ohne Zweifel hierher; sie hat genau dieselbe Blattform, Zähnung und 
Behaarung und die gleichen Früchte, nur etwas stärker falkate Fruchtschuppen. 
Das dürftige Exemplar findet sich im Wiener Museum auf demselben Bogen 
wie Wırson n. 1170, die an andere Herbarien rein verteilt worden ist; da- 
her bleibt ein Zweifel über Herkunft und Sammler der Pflanze. 
C. Fargesiana H. Winkl. nov. spec. (Fig. 6). — C. yedoensis Franch. 
in Journ. de bot. XIII. (1899) 203; Burkill in Journ. Linn. Soc. XXVI, 
(1899) 502; Diels in Engl. Jahrb. XXIX 
(1904) 279; H. Winkl. in Pflanzen- 
reich IV. 64 (1904) 35, Fig. 10, G. 
Meine Vermutung über die Ver- 
wandtschaft der von Henry unter 
n. 7063 in Sze-tschwan gesammelten 
Pflanze halte ich noch heute für richtig. 
Die Blattzähne sind hier kurz, aber 
deutlich grannenspitzig. Da der Blatt- 
rand durch Verkleinerung oder gänz- 
liche Unterdrückung der Nebenzähne 
mehr oder weniger einfach gesägt er- 
scheint und ferner ebenfalls die frucht- 
reife Pflanze noch die Stipeln aufweist, 
so möchte ich sie doch lieber als eigne 
Art ansehen: Fig. 7. ©. Henryana H. Winkl. «a Blatt 
C. Henryana (H. Winkl.) H. Winkl. °° I sebuppe de eh en 
nov. spec. (Fig. 7). — C. Tscho- 
noskiw var. Henryana H. Winkl. |. c. 36. — Zu ihr gehört vielleicht Wır- 
sons n. 4488 aus West-China, bei der die Blätter im ganzen die gleiche 
Form haben, nur etwas linger und stumpfer zugespitzt sind. Der Blatt- 
rand neigt ebenfalls zur einfachen Zähnung, doch sind die Zähne nicht so 
lang grannenspitzig. Die Achselbärtung ist stärker und wie bei C. Turcxani- 
noww; auch bei C. Henryana nähert sie sich, wenn sie vorhanden ist, 
diesem Typus. Die Fruchtschuppen sind etwas gröber gesägt und auf der 
Innenseite am Grunde nur wenig eingeschlagen, während sie bei C. Hen- 
ryana oft, aber nicht immer, ein deutliches Zähnchen haben. Die Früchte 
sind auf der ganzen Oberfläche kurz behaart. Auch die Rinde und die 
ziemlich kurzen, spitzen Knospen stimmen bei der Witsonschen und Henry- 
schen Pflanze überein, bei erster fehlen allerdings zur Fruchtzeit die Stipeln. 


Sy 
NN 


508 H. Winkler, Neue Revision der Gattung Carpinus. 


Verzeichnis der Sammlungsnummern, die in meiner Monographie fehlen 
oder anders als dort bestimmt worden sind. 


Bopinrer 2692 C. pubescens. | 
W. K. Cartes 197 C. Turcxaninoww var. stipulata. 


CAvALÉRIE 1014 C. pubescens — 3135 C. Turexaninowiü var. firmifolia. 
FarGes 699 ©. laxiflora var. Fargesii — 1273 C. Turexaninoww var. 
ovalıfolia. 


Faure (Japan:) 893 C. laxiflora — 2583 C. Tschonoskw — 4238 C. laxi- 
flora — 5772, 5773 C. laxiflora — 5774, 5779, 5780 C. japonica 
— 5775 C. cordata var. robusta — 5776 C. cordata — 5777 C. cor- 
data var. Faurieana — 5778 ©. Tschonoskir — 5789 C. laxiflora 
— 6641 C. japonica var. caudata — 7144 C. cordata var. Faurie- 
ana — 10462 C. laxiflora. (Korea:) 202 C. Turcxaninowtti — 624 
C. laxiflora — 1530, 1531 C. cordata — 1532, 1535, 1536 C. laxi- 
flora — 1533 C. T'schonoskw var. subintegra (?) — 1535 C. Tschonos- 
kit var. subintegra — 1537, 1543 C. Tschonoskü var. subintegra (?). 

Girazni 6136 C. pubescens — 7267 C. Turcxaninoww var. stipulata. 

Henry 5520 ©. polyneura — 7013 C. laxiflora var. macrostachya — 
7020 C. Turcxaninowt var. ovalifoha — 7063 C. Henryana — 
7219 C. Turexaninoww var. ovalifolia — 7429 C. pubescens — 
9929 ©. pubescens — 11640, 11640A C. Londomiana. 

A. F. G. Kerr 544 ©. Londoniana. 

Makino 277 C. Turcxaninowu var. Makinor — 400, 404, 523 (oder 323?) 
C. Tschonosku. 

F. N. Meyer 258 C. Turexaninowne. 

v. Rosraorx 294 C. pubescens — 1219, 1500 C. laxiflora var. macro- 
stachya. 

SAvATIER 1172 C. Tschonoskü var. serratiauriculata. 

Takepa 353 C. laxiflora. 

Warsure 7756 C. japonica var. pleioneura. 

Wırriaus 12681 ©. Turcxaninowu. 

E. H. Witson 40, 295 C. laxiflora var. Hargesw (?) — 477, 527, 537, 
587 C. cordata — 948 p. p. C. laxiflora var. macrostachya — 948 
p. p. ©. laxiflora var. Fargesiw (?) — 1170 C. pubescens — 2102, 
2217 C. polyneura — 4488 C. Henryana (?) — 4489 C. Turezanı- 
nowtt var. ovalifolia — 5191 (oder 5791?) C. polyneura var. Wil- 
somiana. 


The Southern Element in the British Flora. 
By 


0. Stapf. 


At the meeting of the British Association for the Advancement of 
Science at Portsmouth in 1911 a discussion took place on the relation of 
the present plant population of the British Isles to the Glacial period. It 
was opened by Mr. Crement Reip in an address in which he advocated 
the theory that no temperate flora could have survived the conditions 
prevailing in the islands during the Glacial period, that the existing flora 
apart from a few arctic and alpine species, came in towards the end of, 
and after, that period, and that especially the »Atlantic or Lusitanian« 
plants (also referred to as »Pyrenean«) and the »American« and »limestone« 
elements arrived and, may be, still arrive by chance introductions of seeds, 
now mainly due to birds driven by exceptional gales. I then expressed 
my agreement with the speaker’s view as to the effect of the glaciation 
of the British Isles on the flora, and the reimmigration of the bulk of the 
latter in post-glacial times, but combated the supposition of the presence 
of the peculiar American, Atlantic and limestone elements being due to 
chance introduction over great distances. Since then Dr. Scnarrr (3) has 
thrown doubt on the theory of a wholesale destruction of the preglacial 
flora of Great Britain and Ireland and refuted the idea of the introduction 
of the »Pyrenean« element by migrating or gale-driven birds. In my 
Opinion the question of the presence of those peculiar elements and espe- 
cially of the so called »Atlantice, »Pyrenean« or »Lusitanian« plants has 
in a general way already been solved by Enger (4) in his »Versuch einer 
Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt« more than thirty years ago. To 
him their immigration or rather reimmigration took place in post glacial 
times — for he too assumes the wiping out of the greater part of the pre- 
glacial flora during the Glacial period — and it happened along with the 
repopulation of the eglaciated land by a flora advancing mainly from south- 
western Europe through western France where the improvement of the 
climatic conditions following on the retreat of the ice in the north set 
in first. It might be sufficient to refer to the pages quoted from his book, 
if it were not for the brevity with which he was obliged to deal with 
the matter and for the fact that great confusion exists as regards the 


510 O. Stapf. 


meaning of the terms »Atlantice, »Pyrenean«, or »Lusitanian« plants and 
the place which these elements hold in the British flora and its history. 
I have therefore thought it useful to sort out from the British flora that 
constituent portion which from its distribution in Europe might justly be 
called »Atlantice and to analyse it with regard to the relative continuity 
or discontinuity of the British and Continental areas of its members. In 
doing so it became evident, as was to be expected, that the »Atlantic« 
fraction of the flora could not be separated from another portion which 
whilst covering the Atlantic region extended beyond it into the Mediterranean 
region of which it is a characteristic part. In fact they belong to the 
same Southern stock, but with this difference that one is more specialised 
with respect to the conditions which determine the distribution of its 
members than the other. The scope of my analysis had therefore to be 
extended, so as to include both. The former are the »Atlantic« and the 
latter the »Mediterranean« types as understood in this essay. 

I have not considered it necessary to enter into the question whether 
these Atlantic and Mediterranean types have survived the Glacial period 
in Great Britain and Ireland or whether their present habitats in those is- 
lands are postglacial. Whether one accepts the »land-ice« or the »submer- 
gence« theory both of which have been dealt with so admirably by Pro- 
fessor Bonney (5) the botanist cannot but assume that survival under the 
rigorous conditions postulated by both theories was impossible for most 
or probably all the plants under consideration. If in the future new facts 
should come to light which make the climatic conditions during the Glacial 
period appear more favourable for plant life, the question of survival will 
have to be reconsidered; but at present I see no way out of the conclusions 
at which Mr. Rem, and many years before him, Professor ENGLer have 
arrived. 

The term »Atlantic type« was formulated by H. C. Watson in his 
»Remarks on the Geographical Distribution of British Plants« in 1835. 
There on p. 86 he says: »The Atlantic type embraces species found in the 
southwest of England or Wales, sometimes very locally, sometimes extending 
far along the southern or western counties, but rare or wanting on the 
east coast. Some plants of very limited geographical extension are common 
to this part of Britain, the west of France and Portugal. Erica ciliaris, 
Sibthorpia europaea, Euphorbia Peplis, Bartsia viscosa and Pinguicula 
lusitanica may be given as examples of the type.» From the reference 
to France and Portugal it might be inferred that he had in view the ge- 
neral extension of the areas of his Atlantic types over western Europe 
when introducing the term. But if he had it in view originally, he made 
it abundantly clear in »Cybele Britannica« in 1847, that this did not hold 
good any longer. For he remarks here on p. 51 of the’ first volume: 
»These species (i. e. of the Atlantic type) correspond in the one circum- 
stance of having some decided tendency to the western or Atlantic side 


The Southern Element in the British Flora. 511 


of the island, in contradislinction to the eastern or Germanic side. Al- 
though there may exist other reasous for especially denominat- 
ing some of these the »Atlantic species«, the name of the type 
will be here understood as having reference only to their distri- 
bution within Britain itself, and by itself«. (The spacing is mine). 
This limitation of the term »Atlantic« to the circumstance of a western 
distribution within Britain — and the same applies more or less to the 
definitions of Warson’s other types of distribution — was unfortunate in 
so far as it tended towards a onesided conception of the British flora as 
a detached unit. His »types of distribution« may be in order in his 
scheme of topographical statistics; to some extent they are also expressive 
of certain ecological conditions that determine their limits. But if we try 
to make them the basis for working out the relation of the British flora 
to the floras of the European Continent, or for tracing its history they 
break down. It is evident that for that purpose we have to treat it as 
a section of the flora of Western Europe whose history it has shared and 
out of which it has recruited itself. This was the standpoint of Epwarp 
Forges (6) in his brilliant memoir »On the Connexion between the Distri- 
bution of the existing Fauna and Flora of the British Isles, and the Geo- 
logical changes which have affected their area, especially during the epoch 
of the Northern Drifte, published as long ago as 1846. To him the British 
flora was made up of 5 subfloras, all derived from different quarters of 
the European mainland. Two of them, the Asturian and the Gallican or 
Norman floras correspond to Watson's »Atlantic type«. ForBEs enumerates 
the species which in his opinion belong to the Asturian flora. Reduced 
to the modern conception of those species they are nine in number. Of 
the »Norman« type he quotes merely examples, and so he also does for 
the »Kentish« or »North French« flora which forms part of Warson's 
Germanic and English types, but is treated as a Southern type. These 
lists were drawn up rather loosely and being moreover incomplete they 
found practically no consideration in the numerous British local floras. 
They rather based their classifications into types of distribution on Watson’s 
work which had at least the advantage of definiteness and completeness. 

More recently, in 1899, Mr. Cl. Rem, in his »Origin of the British 
Flora« spoke of certain British plants as Iberian, Lusitanian and Pyrenean, 
whilst in his Portsmouth address he uses such terms as »Atlantic or Lu- 
sitanian plants<, »Atlantic element«, »Pyrenean element« and »Lusitanian 
flora« as if they were synonymous. No definition of the terms is given, 
but from the half dozen names he quotes it appears that he meant species 
which outside the British Isles were, as he thought, confined to the Pyre- 
nees or the North of Spain or the Iberian or Pyrenean peninsula generally. 

So much as to Wartson’s term »Atlantic type« and the more loosely 
used descriptions Norman, Asturian, Iberian, Lusitanian and Pyrenean. But 


512 O. Stapf. 


what then is that southern element which undoubtly is present in the 
British flora and has so early attracted the attention of British botanists 
by its peculiar distribution, mostly westward, frequently much interrupted 
and in many cases extremely limited? If we take a British flora, for 
instance, the last edition (1904) of Babington’s »Manual« and a flora of 
Germany, like Kocn’s »Flora Germanica«, ed. II, whose area after the 
deduction of the Mediterranean districts in Switzerland and Austria and the 
extreme West is practically that of Central Europe, and if we mark off in 
the British flora those species which are not recorded from Central Europe 
as defined, we obtain a rough list of the plants which do not partake in 
the composition of the flora of Central Europe. Of these a small number 
is peculiar to Northern Europe, or, outside Great Britain and Ireland, only 
known from North America; these may be struck off. If we further revise 
with the help of the latest floras the distribution of the species remaining 
on the list partly to exclude errors, and partly to add such British species 
as in isolated cases enter the Central European region either from their 
headquarters in the west or south, we shall have left an assemblage of 
about 150—160 species, (9°/) of the British flora) the European continental 
areas of which lie mainly along the west coast of Europe from Holland 
and Belgium or from Normandy to Spain and Portugal, or beyond those 
countries to Italy and even the Orient. They fall into two fairly distinct 
classes. That set which does not extend into the eastern Mediterranean 
region may be called for the purposes of the paper the Atlantic element, 
the other the Mediterranean. The Atlantic element extends in Belgium and 
France more or less eastward, but crosses the Rhine or the Rhone only 
in exceptional cases. A few species referred to it reach North Italy, but 
outside the typically Mediterranean region. A few also extend along the 
west coast to Denmark or Norway, but they have in each case their main 
area farther south. I have grouped those species in 3 classes: 

1. Species generally found in and near cultivated land. 

2. Species confined to the coasts (littoral species). 

3. Species other than those referred to classes 1 and 2. 


All the species!) enumerated are considered as native in Great Britain 
and Ireland with the exception of some of class 1 and one or two of 
classes 2 and 3 which may be denizens rather than natives. Exception may 
be taken to the inclusion or exclusion of certain species; but I think their 
number is so small that the broad conclusions for which the lists may 
serve as a basis, will not be affected thereby. Moreover, no classification" 
of this kind can be absolute, unless it is made artificial or arbitrary. 


1) The species of Rosa, Rubus and Hieraciwm have not been taken into consider- 
ation owing to the difficulty of a satisfactory collation of the species recognised by 
British and continental authors. = 


The Southern Element in the British Flora. 513 


The species of class 1 are so few and for my purpose relatively so 
unimportant, that I have not set them out in tabular form as I have done 
with the rest. The tables for the species composing the classes 2 and 3 
require some explanation. They consist of 10 columns apart from the 
lists of names. Column 1 gives the northern limit which the species reach 
in continental Western Europe. As far as France is concerned, I have 
generally quoted departments. Where Calvados is mentioned it may as a 
tule be assumed that the plant also occurs in the Départment Manche 
which extends a little farther north than Calvados. Columns 2—4 indicate 
the distribution in Great Britain. The names are usually the names of the 
counties. They had to be abbreviated in some cases, but these abbrevia- 
tions will easily be understood. 

In column 2 the distribution is from Cornwall north through western 
England and Scotland, in column 3 from Cornwall east to Kent, in column 4 
from Kent north through eastern England and Scotland. Where the species 
is only known from one county, the name of the county is given between 
inverted comas. In some cases a species is known from only two or three 
counties coming under one of the three columns, in which case the counties 
are indicated. | 

Columns 5 and 6 refer to the distribution in western and eastern 
Ireland, the mode of marking the extension being the same as in 
columns 2—4. 

Column 7 is an attempt to characterise very approximately the ecolo- 
gical character of the conditions under which the plants are found, not 
so much within the British Isles, as in the more southern portions of 
their areas. 

Column 8 contains the number of »vice-counties« given in the last 
edition (1908) of the London Catalogue of British Plants; Column 9 those 
of the divisions of Prarcrr’s »Irish Topographical Botany« (1901). In Co- 
lumn 10 I have added the type of »distributione as stated in Watson's 
Compendium of the Cybele Britannica« (1870). Throughout the lists and 
in the following text the names of the species referred by me to the 
Atlantic element are printed in »spaced out« type. 


1. Species generally found on and near cultivated land. 


Fumaria capreolata, F. purpurea, F. occidentalis, F. muralis, 
F paradoxa, F. Bastardü, F. micrantha, F.parviflora, Coronopus didymus, 
Silene gallica, Oxalis corniculata, Linaria supina, Antirrhinum mojus. 

Some of the Fumarias and probably Linaria supina are possibly 
true natives in at least a part of the British Isles and might, with equal 
right, be transferred to class 3, where they would add to the Atlantic 
element. Apart from them the whole of the species of this class extends 
far into the Mediterranean region. 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 33 


Mathiola sinuata 

M. incana hee 
Brassica oleracea 

B. monensis. à 
Raphanus ne Rubee Us 
Viola Curtisit . 
Frankenia laevis 
Spergularia EN st us 
Polycarpum tetraphyllum . 
Tamarix anglvea. 
Lavatera arborea : 
Erodium maritimum. 
Trifolium maritimum . 
T. Bocconi . i 
Lotus angustissimus . 
Eryngium maritimum . 
Orithmum maritimum . 
Daucus gummifer . . 
Inula crithmoides . 

Diotis maritima. 
Limonium vulgare. 

L. humile . 


L. binervosum 

L. recurvum. 

L. bellidifolium 
Corrigiola littoralis 
Salicornia radieans. 
Suaeda fruticosa 
Euphorbia Peplis 

E. Paralias . 

E. portlandica 

Juncus maritimus . 

J. acutus . 

J. pygmaeus . 

J. capitatus . 

Carex punctata . 

Scirpus filiformis . 
Spartina stricta . 

S. Townsendit 

Phleum arenarium 
Polypogon monspeliensis . 
Gastridium lendigerum 
Atropis festueiformis. 

A. Borreri. 

A. rupestris. 

Vulpia membranacea 
Lepturus filiformis 
Asplenium marinum. 


4) A few of the species enumerated 


southern Europe. 


Northern limit on the 
Continent 


Manche 


Charente inferieure ||. 


Denmark 
Belgium 
Holland 
Holland 
Eure 
Calvados 
Seine inférieure 
Manche 
Calvados ? 
Somme 
Holland 
Manche 
Manche 
Norway 
Calais 
Manche 
Calvados 
Manche 
Norway 
Norway 


Pas de Calais 
Medit. France 
Holland; Denmark 
Pas de Calais 
Holland 

Manche 

Holland 

Manche 

Denmark 

Manche 

Denmark 

S. Sweden 
Manche 

Calvados 

Holland 

Manche (introduced) 
Norway 

Seine inférieure 
Seine inferieure 
Cantabria 
Holland 

Norway 

Belgium 

Holland; Denmark 
Seine inférieure 


West 


Anglesey 


— 


Carnarvon 


Glamorgan to Gantire 


Hebrides 
throughout 
throughout 
Ayr 
Wigtown 
Glamorgan 
Cornwall 
throughout 
Ayr 
Wigtown 
Wigtown 
Anglesey 
Wigtown 


Pembroke to Wig- 
town 


Wigtown 


| »Anglesey« 


Cardigan 
Wigtown 
Wigtown 

W. Inverness 
Carnarvon 
Cornwall 
Cornwall 
Wigtown 
Hebrides 


— 


Kirkeudbr. 
» Gloucester « 
Glamorgan 


Lancashire 
Lancashire 
Mull 

throughout 


here extend inland on the 


Great Britain 
South 


Wight and Sussex 


Kent 
throughout 
Devon 

Wight to Kent 
throughout 
Dorset 


Cornw.(to Hants ?) 


Dorset 
throughout 
throughout 
Kent 
throughout 
throughout 
Kent 

Kent 


‘| Kent 


Kent 
Hants to Kent 


throughout 
Dorset 
Devon 
Kent 

Hants 
Wight 
Kent 
Wight 
throughout 
throughout 


— 


Hants 
Hants 
Dorset to Kent 


Dorset to Sussex 


throughout 
Dorset to Kent 
throughout 
Kent 
throughout 
throughout 
throughout 
Sussex 


N 
continent, inhabiting "* 


| Northumb. 


S. E. York 


Norfolk 


Norfolk 
Lincoln 


—— 


Aberdeen 
Suffolk 

S. E. York 
Essex 
Suffolk 
Fife 
Northumb. 


Norfolk 
Lincoln 
N. E. York 
Norfolk … 


— 


Suffolk 


— 


E. Inverne: 
Norfolk 


—— 


— 


Suffolk 
Norfolk 
Lincoln 
Aberdeen 
Norfolk — 
Norfolk 
York 
Kincardin’ 
Norfolk — 
Fife 
York to ¢ 


~~ 


5 


Jughout 
ighout 


Ireland 


East 


>» Wexforde 


throughout 
throughout 
throughout 


throughout 
throughout 


throughout 
throughout 
Dublin 
Wexford 


— 


throughout 


Louth 


throughout 
Antrim 
throughout 
Wicklow 


throughout 
throughout 


»Down« 


Dublin 


Louth 


throughout 


throughout 


| 


Character of habitat 


Cliffs 

Cliffs 

Cliffs 

Sandy shores 
Sandy shores 
Sanddunes 
Salt marshes 
Cliffs 

Waste places 
Banks 

Cliffs 

Sandy shores 


Maritime pastures 


Pastures 
Pastures 
Sandy shores 
Cliffs 

Sandy shores 
Salt Marshes 
Sandy shores 
Salt Marshes 
Salt Marshes 


Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Sandy shores 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Sandy shores 
Sandy shores 
Sandy shores 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Mud flats 
Sandy shores 
Sandy shores 
Sandy shores 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Salt Marshes 
Sandy shores 
Salt Marshes 
Cliffs 


Vice-Counties 
in 
Great Britain 


53 


Divisions 
in Ireland 


20 


33* 


Type according to 


Watson 


Atl. 

Engl. loc. 
Atl. 

Atl. 

Atl. 

Atl. 

Atl. Germ. 
Brit. 

Atl. loc. 
Atl. 

Atl. Engl. 
Engl. 

Atl. loc. 
Atl. engl. 
Engl. brit. 
Atl. 

Atl. engl. 
Engl. ? 
Engl. 
Engl. 


Atl. engl. 
Germ, 
Germ. 

Atl. loc. 
Germ, 
Germ. engl. 
Atl. 

Atl. engl. 
Atl. 

Brit. engl. 
Engl. atl. 
Atl. 

Germ, 
Engl. Brit. 
Germ. Enel, 
Enel. 
Germ. 
Engl. Germ. 
Engl. atl. 
Engl. 

Brit. atl. 


ets favourable to halophytes, but even these affect with preference the littoral region of western and 


516 


O. Stapf. 


3. Species neither littoral nor confin 


Northern limit on the 


Great Britain 


Ranunculus iripar- 
titus : 
R. Lenormandii 
R. ophioglossifolius 
Helleborus foctidus 
Meconopsis cambrica 
Corydalis claviculata 
Arabis stricta . 
Lepidium heterophyl- 
TA SCAN SES lm hen 
Helianthemum gutiatum . 
H. polifolium . à 
Hypericum Androsaemum 
H.undulatum. . . 
H. linariifolium. 
Hselodesii !ı. u = 
Linum angustifolium 
Brodium moschatum . 
Ilex Aquifolium . 
Genista anglica . . 
Ulex europaeus. : 
U. Galle . 
U. nanus 
Ononis reclinata 
Trigonella ornithopodioides 


Ornithopus pinmatus. 
Medicago denticulata . 
Trifolium subterraneum . 
T. Molinert. . . 

T. glomeratum. . 

T. suffocatum . 

Lotus hispidus 

Vicia Orobus. . 


V. bithynica. : 
Saxifraga Geum... 
S.umbrosa . 

S. hypnotdes 


Tillaea muscosa . 

Cotyledon Umbilicus . 
Sedum anglicum . 
Callitriche truncata . 


Continent 
West South East 
Manche »Pembroke« Cornwall == 
Manche S. Hebrides Co. to Kent Northum 
Manche »Gloucester« »Hants« Tr 
Holland Hereford Hants to Kent | Essex 
Calvados Carn. and W.York — a 
Calvados | throughout throughout throughe 
Pyrenees | Som. to Radn. = = 
Seine inférieure Mull throughout E. Ross 
Holland »Anglesey« == _— 
Belgium »Somerset« »Devon«e — @ 
Belgium throughout throughout Durham 
Tarn? Pembroke Devon —a 
Calvados Cornw. Carnar. | Devon = 
Holland Mull throughout York 
Seine inférieure Man throughout Norfolk 
Holland Man Kent? S. E. You 
Norway throughout throughout throughe 
Holland; Denmark | throughout throughout throughc 
Holland | throughout throughout through¢ 
. || Manche Ayr most parts Northum 
Seine inferieure | Dumfries most parts Norfolk 
Côtes du Nord | »Wigtown« Devon —u 
Holland; Denmark || Ayr throughout Norf., Ec 
| Fife 
Cotes du Nord | — »Scilly« 4 
Holland | Derby throughout York 
Holland | Chester throughout Lincoln 
Côtes du Nord | — Dorset — — 
Holland | = throughout Norfolk 
Manche | »Anglesey« throughout Norfolk 
Manche | — Hants 3 
Norway throughout Devon to Hants | Northun 
Forfai 
Morbihan Flint throughout York — 
Pyrenees — — = 
Pyrenees — — “4 
Norway Severn to Orkneys — Northun 
Caith 
Holland — Devon to Hants | Norfolk 
Seine inférieure Mull throughout à 
Norway Shetland throughout Sutherl 
Manche — Sussex to Kent | 4 


Ps xe 


Vest | 


Donegal 
“ r 


Mayo 


y” Ireland 


eighbourhood of cultivated land. 


The Southern Element in the British Flora. 


517 


East 


Dublin 


N. Ulster 
Dublin 


throughout 


throughout 


throughout 
Dublin 
Ulster 
throughout 
throughout 
throughout 


Wicklow 


; Wicklow 


»Ulster« 


> Ulster« 


throughout 
throughout 
> Wexford« 


Character of habitat 


Aquatic 

Aquatic 

Marshes 

Woods and Bush 
Open Woods 
Woods 

Rocks 


Heaths 
Rocks 
Pastures 
Woods 
Bogs 
Pastures 
Bogs 
Pastures 
Pastures 
Woods 
Heaths 
Heaths 
Heaths 
Heaths 
Pastures 
Pastures 


Pastures 
Pastures 
Pastures 
Pastures 
Pastures 
Pastures 
Pastures 
Woods 


Cult. ground 
Damp places 
Damp places 
Damp places 


Pastures 
Rocks 
Rocks 
Aquatic 


Vice-Counties 


in 


Great Britain 


Divisions 
in Ireland 


Type according to 
WATSON 


Engl. loc. 
Engl. 
Germ. 
Engl. Germ. 
Atl. interm. 
Brit. Atl. 
Loc. Atl. 


Brit. Engl. 
Loc. Atl. 
Loc. Atl. 
Atl. Brit. 
Atl. 

Atl. 

Atl. Engl. 
Atl. Engl. 
Atl... 
Brit. 
Brit. Engl. 
Brit. 
Engl, 


Engl. 


Atl. loc. 
Engl. 

Engl. 

Atl. loc. 
Engl. 

Engl. 

Atl. Engl. 
Scott. interm. 


Engl, Atl. 


—— 


Scott. highl. 


Engl. Germ, 
Atl. Engl. 
Atl. Brit. 


Sa 


518 0. Stapf. 


PE 


Northern limit on the 


Physospermum  cornu- 
biense ; 

Bupleurum opacum 

Apium nodiflorum. 


Carum vertictllatum. 


Conopodium majus 
Oenanthe crocata 
Rubia peregrina. 
Carduus pycnocephalus . 
Cnicus tuberosus. 
Lobelia urens .. 


Wahlenbergia hede- 


racemiaus le 
Arbutus Unedo . 
Erica ciliaris . 

E. Tetralix 

E. Mackazz . 

E. cinerea. 
E.vagans . À 
E. mediterranea . 
Daboecia poltfolia. 
Microcala filiformis . 
Echium plantagineum . 


Scrophularia Scoro- 


donia.. 
Sibthorpia ewropaea . 
Eufragia viscosa 


Pinguicula grandi- 


flora 
P. lusitanica. 
Salvia Verbenaca . 
Seutellaria minor. 
Orobanche Hederae 
Euphorbia hiberna 


Buxus sempervirens . 


Neotinea intacta. . 
Spiranthes aestwalis . 
Aceras anthropophora . 
Iris foetidissima. 
Romulea Columnae 
Gladiolus allyricus . 
Tamus communis . 
Ruscus aculeatus 


Simethis planifolia. 


Great Britain 


Continent 

West South East 
Cantabria a Cornw. to Devon — 
Calvados — Devon to Sussex — 
Belgium throughout throughout throughou 
Holland W. Inverness Devon Stirling to 
Norway throughout throughout throughout 
Eure throughout throughout Aberdeen 
Seine inférieure Anglesey throughout == 
Norway Ayr throughout throughou 
Calvados »Wilts« = Spee 
Eure = Cornw. to Devon — 
Belgium Argyll throughout Essex 
Côtes du Nord ae — ve 
Calvados uae >» Dorset« ae 
Norway throughout throughout throughou 
Asturias au — a 
Norway throughout : throughout throughow 
Manche em Cornwall LE 
Gironde 2 — oat 
Maine et Loire a — = 
Holland »Pembroke« Sussex — 
Vendée ine: Cornwall 2 
Manche me Dorset SEA 
Seine inférieure Carmarthen Sussex = 
Calvados Cantire Sussex — 
Pyrenees 2 — — 
Eure Orkneys Hants 2 
N ormandy Ayr throughout Ross 
Holland throughout throughout Durham 
Belgium Anglesey throughout = 
Sarthe Devon to Somer- u a 

set 
Belgium >» Gloucester « Surrey, Kent, = 
Bucks. 

Pyrenees — = — 
Belgium » Worcester« »Hants« — 
Belgium = Sussex to Kent | York 
Holland? Anglesey throughout Durham 
Manche u »Devon« = 
Morbihan un »Hants« = 
Belgium Cumberland throughout Durham 
Belgium ? Glamorgan throughout Norfolk 
Eure = »Dorset« — 


West 


out 
rry ; Don. 
aout 
D 


hout 


ind Kerry 


and Galway 
and Galway 


ry; Donegal 


erry, Clare 
ghout 


Ireland 


The Southern Element in the British Flora, 


East 


throughout 
»Antrime 
throughout 
throughout 
Dublin 
throughout 


Dublin 


— 


throughout 


throughout 


throughout 
Dublin 
Dublin 
throughout 


. throughout 


See eR SE ET RT SS SS | 


Character of habitat 


Pastures 
Pastures 

Marshes 

Heaths 

Pastures, Woods 
Marshes 

Woods and Bush 
Waste places 
Meadows 

Heaths 


Bogs 
Woods and Bush 
Heaths 
Heaths 
Heaths 
Heaths 
Heaths | 
Heaths 
Heaths 
Pastures 
Pastures 


Heaths 
Rocks 
Pastures 


Bogs 

Bogs 

Waste places 
Heaths 
Woods 
Woods 


Woods 


Pastures 

Bogs 

Pastures 

Woods and Bogs 
Pastures 
Meadows 

Bush 

Woods 

Heaths 


Vice-Counties 


in 


so m 


> © 


ao + 


w 


Divisions 
be in Ireland 
Great Britain 


| won | 


519 


Type according to 


Watson 


Atl. loc. 
Atl. Engl. 
Engl. 

Atl. 

Brit. 

Brit. Engl. 
Atl. 

Engl. Brit. 


Loc. Atl. 
Atl, 


Atl. 

Brit. 
Brit. 
Loc. Atl. 


— 


— 


Engl. Atl. 


Atl. Scott. 
Engl. 
Engl. Atl. 
Engl. Atl. 
Loc. Atl. 


Loc. Engl. 
Germ. 
Engl. 

Loc. Atl. 
Loc. Engl, 
Engl. 

Germ. Engl. 
Loc, Atl. 


O. Stapf, 


Northern limit on the 


Genta Great Britain 
West South East 
? Allium triquetrum . . .|| Pyrenees; Guern- — Cornwall — 
sey ? 
Scealla autumnalis . . . .|| Seine inférieure ‘ Gloucester W. Kent — 
S. Tne. & ls Norway Shetland Devon Northumb 
| Caithné 
S.non-scripla Holland throughout throughout throughou 
Arum üalicum .\. . . Normandy — Kent — 
Damasonium Alisma Belgium Salop Hants to Kent | Essex 
Luxula Forsteri. . Belgium Cardigan throughout W. Suffolk 
Cyperus longus . Seine inférieure >Pembroke« most parts Le bats 
Brixa minor . ... Belgium — Hants — 
Bromus madritensis . Belgium Pembroke most parts — 
Hymenophyllum tun- 
bridgense. Belgium W. Inverness throughout Northumb 
Stirling 
IL DELLA ONE LE Norway Shetlands Devon YorktoS 
land 
Trichomanes radi- 
cans. Pyrenees Merioneth to — — 
Arran 
Adiantum Capillus Veneris | Morbihan Man Dorset — 
Asplenium lanceolatum. . || Calvados Cumberland throughout — 
Lastraea aemula. Manche Orkneys throughout York and! 
umb. 


Summary. 


Want of space forbids me to enter into a detailed consideration of 
the facts compressed into the columns of the tables; but I may be allowed 
to summarise them under certain points of view and point to a few of 
the most general conclusions that suggest themselves to me. As already 
pointed out (see p. 512) the Atlantic and Mediterranean elements in the 
British flora amount to about 9°/) of the phanerogams and vascular crypto- 
gams. Of these little more than two fifths are referable to the Atlantic, and 
almost three fifths to the Mediterranean element. 

Neglecting class 1, we find among the Littoral species: 

18 Atlantic 30 Mediterranean 


(or per hundred IE 62.5 » ) 
and among those of class 3, . -..." 47 » 48 » 
(or "per Hundred ES se a ee » 50 » a 


Littoral species. 
and 24 on those of Ireland; but in either case the relative share in At- 
lantic and Mediterranean elements is the same as in the total, that is 3 At- 
lantic to 5 Mediterranean species. 


Of these 48 occur on the coasts OC RE 


The only Irish coast plant which (as a. 


The Southern Element in the British Flora, 


921 


Vice-Counties 1443 | > : 
D en of habitat re Divisions Type according to 

La .. . || in Ireland Watson 
> Great Britain 
7 West East he 

Woods 1 — — 
Pastures 9 — Engl. 
Wicklow to Pastures and Woods 97 6 Atl. Scott. ? 
Antrim 
throughout Woods 112 40 Brit. 
— Woods 6 — Loc. Engl. 
— Aquatic 13 — Germ. 
— Woods 29 — Engl. 

— — Aquatic d — Atl. Engl. 
— Æ Pastures 7 _ Atl. Engl. 
Vaterf. and Tipper. = Pastures . 11 3 Atl. Engl. 
hroughout throughout Damp Moss 31 23 Atl. 

a 
hroughout throughout Damp Moss 47 26 Atl, Highl. 
Jonegal Wicklow Very damp rocks | 4 12 Brit. 

Jare to Donegal — Damp Rocks 8 6 Atl. 

ork and Kerry — Rocks 13 3 Atl. 
hroughout throughout Shady rocks 37 37 Atl. Brit, 
| 


native) is absent in Great Britain is the Mediterranean Atropes festuciformis, 
to which À. Foucaudir might be added, if it can really be accepted as 
a distinct species. Generally diffused along the coasts of Great Britain and 
Ireland are 7 species, of which 3 are Atlantic and 4 Mediterranean, whilst 
one of each class is absent in Ireland, although widely distributed in 
Great Britain. They are Limonvum vulgare and Atropis rupestris. 

Taking the whole of the Western, Southern and Eastern British coasts 

we have 
West 35 (12 Atl, 23 Med.). 
East 30 (11 Atl., 19 Med.). 
South 44 (16 Atl., 25 Med.). 

Thus the proportion of 3:5 of the Atlantic and Mediterranean shares 
is still maintained in the south and the east, whilst in the west the Mediter- 
ranean element is slightly more prevalent. It has also to be added that 
excluding the widely diffused species most of the littoral plants of the 
southern type reach their northern limit on the east coast in Norfolk. 

As to Ireland, there is practically no difference between the eastern 
and western sides of the island, whether we take into consideration the 


522 O. Stapf. \ 


total of the southern elements or the proportion of the Atlantic and 
Mediterranean shares. 

The British areas of the littoral southern element generally join on 
to the continental areas so that there is no marked discontinuity, the only 
exceptions being Mathiola incana (Isle of Wight to Charente inférieure), 
Limonium bellidifolium (Norfolk to the eastern end of the French- 
Spanish frontier), Atropis festueiformis (Co. Down in Ireland to S. Se- 
bastian in North Spain), and eventually Atropis Foucaudii (estuaries 
of the Shannon and the Thames to the mouth of the Charente). All these 
with the exception of the first are salt marsh plants which are particu- 
larly liable to casual introduction and may easily get a foothold on weakly 
tenanted ground. 

Non-littoral species. The 95 species enumerated in the second table 
are distributed in the British Isles as follows: 

Great Britain: 87 (Atl 41 or 47 p. c., Med. 46 or 53 p. c.) 

Ireland: 57 (Atl. 35 or 64 p. c., Med. 22 or 39 p. c.). 

There is thus among the southern element a slight preponderance of 
Mediterranean plants in Great Britain and a decided predominance of At- 
lantic plants in Ireland. 

Generally distributed through both islands, or the greater part of both, 
are Hypericum Androsaemum, Ilex Aquifolium, Ulex europaeus, Apium 
nodiflorum, Conopodium majus, Oenanthe crocata, Carduus pyeno- 
cephalus, Erica Tetralix, E. cinerea, Scilla non-scripta and general 
in Great Britain, but much restricted in Ireland, Corydalis claviculata. 
This means that the Atlantic element is very prominent among the most 
widely diffused of the southern species, and its predominance appears still 
more marked if we take into consideration that the general presence of 
the Mediterranean Apium nodiflorum and Carduus pycnocephalus is pro- 
bably due to their great facilities for extending their area, the former as 
an aquatic, the latter as a waste land plant. The absence in Ireland of a 
plant very widely spread in Great Britain, Genzsta anglica, an Atlantic 
species, is very remarkable, and to it might be added Tamus communs, 
so common in England and yet doubtful as a native in Ireland. On the 
other hand widely distributed in England and Ireland are Lepedeum 
heterophyllum, Hypericum elodes, Ulex Gallii, Cotyledon Um- 
bilicus and Sedum anglicum, all but one Atlantic members of the 
southern element. Another group of species of fairly wide distribution is 
worth noting on account of the fact that they are absent from the greater 
part of the eastern counties of England, but extend through North England 
and Scotland to the north east coast. They are Vicia Orobus, Saxa- 
fraga hypnoides, Scilla verna, Hymenophyllum tunbridgense, 
H. peltatum and Lastraea aemula, all Atlantic species which are 
also found in Ireland. The Atlantic element is also prevalent among the 


L 


The Southern Element in the British Flora, 593 


few southern species which are confined to the western part of Great 
Britain, Meconopsis cambrica, Arabis stricta, Hehanthemum gut- 
tatum and Trichomanes radicans, of which the last but one is 
the only Mediterranean element. If we turn, however, to the remainder 
of the more limited 1) species of the southern stock (excepting those which 
are confined to Ireland) we find the Mediterranean element dominant 
there being 33 of it against 18 of the Atlantic type. They range as follows: 


Extending 
Confined in Great Britain to 7 


to Ireland 
West 3 (Atl. 2, Med. 4) |2 (Atl.4, Med. 4) 
West and south 43 (Atl. 5, Med. 8) |9 (Atl. 3, Med. 6) 
South 35 (Atl. 9, Med.16) | 3 (Atl. 2, Med. 1) 
South and east (mostly to Norfolk) all med.) — 


3 ( 
West, south and east (to Norfolk) 40 (Atl. 4, Med. 6) | 2 (Atl. 4, Med. 4) 
| 


Pembroke in the west and Norfolk in the east mark off a zone which 
is particularly rich in Mediterranean forms, the maximum of them occuring 
in the Cornish peninsula. It is characteristic that of the 25 southern 
species confined to the south of England only 3 reach Ireland, and two of 
those are Atlantic, namely Huphorbia hiberna and Simethis plani- 
folra. | 

The southern species which are generally diffused through Ireland and, 
at the same time, Great Britain have already been enumerated. To them 
have to be added Cotyledon Umbilicus and Lastraea aem'ula as general 
in Ireland, but more restricted in Great Britain. The majority of them 
(7) are Atlantic. So are also, with a single exception, the following ten 
species, each of which is recorded from 16 to 30 of Praeger’s divisions: 
Lepidium heterophyllum, Hypericum elodes, Erodium moscha- 
tum, Ulex Gallii, Sedum anglicum, Rubia peregrina, Scutel- 
larva minor, Orobanche Hederae, Iris foetidissima, Hymeno- 
phyllum tunbridgense. | 

Among the species with more restricted distribution in Ireland the 
Mediterranean element gains in number, but it nowhere outnumbers the 
Atlantic, as it does in the southern counties of England, the nearest ap- 
proach to equalisation being in Cork West. The Atlantic share of the 
southern element predominates therefore over the Mediterranean throughout 
Ireland. ‘The main area of the southern portion of the Irish flora with 
18—29 species per division is in the south, then in the west as far as 
Galway, and in the east as far as Dublin. In the extreme southwest 
(Kerry and Cork West) the Atlantic forms number 18 to 21 species per 


4) Recorded in the »London Catalogue« from 4—25 vice-counties. I count 
51 species as belonging to this class. 


524 0. Stapf. 


division, whilst the remaining divisions in the South, the western to Mayo 
West, and the eastern to Dublin, count 12 to 17 of them. The bulk of 
the Mediterranean species shows a similar distribution, although their num- 
ber is as we have seen much smaller. 

Very striking is the result if we classify the Atlantic and Mediter- 
ranean elements from the ecological stand-point. Of the species which 
inhabit bogs or boggy places, wet meadows or wet rocks more than four 
fifths belong to the Atlantic group and the same holds good for the heath 
plants. On the other hand, of those found in woods or bush-formations 
about one half is Atlantic, the other Mediterranean, whilst those confined 
to pastures and light soil generally are, almost without exception, Mediter- 
ranean. The ecological contrast between the two classes which constitute 
the southern element could hardly find a more decided expression. Just 
as the areas of nearly all the littoral species among the southern element 
join on to the respective continental areas, in a way which is easy to 
understand, so also do the areas of most of the southern non-littoral plants 
of the British Isles. Out of the total of 95 of this class 

40 (Atl. 8, Medit. 2) reach Southern Norway. 

31 (Atl 42, Medit. 19) >» Belgium or Holland. 

32 (Atl. 15, Medit. 17) » Normandy. 

7 (all Mediterranean) » Brittany. 

Thus of the insular areas 85 p.'c. of the total are separated from the 
continental areas only by the width of the Channel plus their distances 
from the Channel, distances which lie over land, or in the case of the 
Irish plants also, over the Irish Sea. Of the remaining 15 p. c. the northern 
limits of Huphorbia hiberna in the department of the Sarthe (48°) and 
of Daboecia polifolia (47° 30’) in that of the Maine et Loire are in the 
latitude of Britany, but to the east and south east of that peninsula; that 
of Echium plantagineum is in the Vendée (46° 30’), and that of Erica 
mediterranea in the department of the Gironde (45°), whilst a further step 
of less than 2 degrees brings us to the latitude of the Pyrenees and the 
North Spanish mountains which harbour a number of plants whose British 
stations are the only ones north of that latitude. They are Arabes stricta, 
Hypericum undulatum, Saxifraga Geum, S. umbrosa, Physo- 
spermum cornubiense, Pinguicula grandiflora, Erica Mackazi, 
Neotinea intacta, Allium triquetrum, Trichomanes radicans. 

It is this small group which, with some justification, might be desig- 
nated as »Pyrenean« or »Cantabrian«. One of the plants, Allwm trique- 
trum, a Mediterranean species, is a very doubtful native of England, whilst 
Physospermum cornubiense and Neotinea intacta have a wide range in 
the Mediterranean region. Arabis stricta inhabits a very much broken up 
area in Southern France (from the Pyrenees to Savoy) and in Spain. Hype- 
ricum undulatum is considered by some botanists as approaching so 


The Southern Element in the British Flora. 595 


closely to the widely distributed H. quadrangulum that it is treated by them 
as a western variety of it. Trichomanes radicans occurs in the warm 
regions of both hemispheres and is evidently a relict of very great age. 
Like the remaining species of the group it fits very naturally into the as- 
semblage of Atlantic plants in the British Isles. Apart from the so called 
North American species these last four species (Saxifraga Geum, S. um- 
brosa, Pinguicula grandiflora and Erica Mackaïi are usually 
quoted as the most puzzling instances of distribution among the British plants, 
and they have attracted the more attention as they are, within the British 
Isles, confined to the extreme southwest and west of Ireland. The day 
when Simethis planifolia disappears from its Dorset station will add 
another species to the peculiar Irish element of the British flora. Then 
we shall have the following progressive series of gaps between the Irish 
and the continental areas of that element. 


Simethis planifolra, S. W. Kerry — Eure 

Arbutus Unedo, Kerry and Cork — Côtes du Nord 
Daboecia polifolia, Galway and Mayo — Maine et Loire 
Erica mediterranea, Galway and Mayo — Gironde 


Saxifraga Geum, 

S. umbrosa, 
Pinguicula grandiflora 
Erica Mackaii Galway — Asturias. 

If on the other hand Simethis should disappear first in Ireland its 
distribution in western Europe would become à parallel case to that of 
Erica vagans or E. ciliaris. Thus the apparent anomalies in the distri- 
bution of those often quoted plants resolve themselves into cases of far 
gone disintegration of area. How it has come about, or how the Atlantic 
and Mediterranean elements of the British flora have arrived in their island 
home, is a question which cannot be dealt with here. This southern 
element is like a weft in a woven fabric. It has not come alone. It is 
associated here in these islands with species which we call »Central-Euro- 
pean« or »Germanic« although they are also found in the Pyrenees and 
the mountains of Northern Spain. At whatever period this element may 
have come into Great Britain and Ireland we must not think of its con- 
stituents as wandering singly and independently of each other. 


| West and South- 
| west of Ireland —- Eastern Pyrenees 


Literature. 


(4) Cr. Rein in Report Brit. Ass. Portsmouth, 4944, pp. 573—577. 
(2) O. Starr ibid. p. 578. 
(3) R. F. Scuarrr in The Irish Naturalist, 1912, pp. 105—141. 
(4) A. Enczer, Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, vol. I. pp. 
476—182. 
(5) T. G. Bonney, Presidential Address in Report Brit. Ass. Sheffield, 1910, pp. 3—34. 
(6) E. Forges in Mem. Geol. Survey of Great Britain. vol. I. pp. 336—342. 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 


Kulturversuche zur Pflanzengeographie. 
Von 


M. Büsgen. 


Mit Taf. X u. XI. 


Seit einigen Jahren sind im botanischen Garten der Forstakademie 
Hannoverisch-Münden Versuche im Gange, welche Material zur Lösung der 
Frage liefern sollen, warum gewisse Pflanzen in der Natur Kalkboden 
meiden. Die einschlägige Literatur ist zwar sehr reichhaltig, es liegen 
aber bisher so wenig experimentell gewonnene Ergebnisse vor, daß ein 
kleiner Beitrag, wenn auch vielleicht nur der Abbildungen wegen, nicht 
überflüssig sein wird. 

Seit Uncer 1836 in seiner Schrift »Uber den Einfluß des Bodens auf 
die Verteilung der Gewächse, nachgewiesen in der Vegetation des nordöst- 
lichen Tirols« die Kategorien der bodensteten, bodenvagen und boden- 
holden Pflanzen aufstellte, haben Floristen, Pflanzengeographen und prak- 
tisch an der Pflanzenzucht beteiligte Beobachter durch eine Fülle von Er- 
fahrungen unsere Kenntnis von der tatsächlichen Verteilung der Pflanzen 
nach den Bodenarten weit gefördert. Unser Wissen aber von den Um- 
ständen, welche eine Pflanze an eine bestimmte geognostische Unterlage 
fesseln oder von einer anderen fernhalten, ist noch außerordentlich lücken- 
haft. Unter anderem wird die Schwierigkeit dieses Problems dadurch ins 
Licht gesetzt, daß es bis heute kaum möglich gewesen ist, eine zuver- 
lässige Liste von Pflanzen aufzustellen, die überall und unter allen Um- 
ständen Kalkboden meiden oder anderseits von solchen, die stets nur auf 
Kalkboden vorkommen. Pflanzen, die in einem bestimmten Florengebiet 
kalkstet sind, erweisen sich in einem anderen als bodenvag, und in einer 
Gegend kalkfeindliche Pflanzen werden in einer anderen auf Kalk gefunden. 
Einer der Faktoren, die hier eine Rolle spielen, sind sicher die Konkur- 
renzverhältnisse. Es ist bekannt, daß man Pflanzen, die in der Natur kalkstet 
sind, im Garten ziehen kann, ohne ihnen mehr als den gewöhnlichen Kalkgehalt 
normaler Böden zu liefern. Auf Böden ähnlicher Art würden sie in der Natur 
von bedürfnisloseren, raschwüchsigeren, reichlicher fruchtenden, sich vege- 
tativ leicht ausbreitenden oder den Boden für andere Gewächse ungünstig 
beeinflussenden Konkurrenten verdrängt werden. An solchen Pflanzen ist 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 527 


auf den sogenannten Kieselbüden, die gewöhnlich in Gegensatz zu den Kalk- 
böden gebracht werden, kein Mangel. Calluna vulgaris, Vaccinium myr- 
tillus und Vaccinium vitis idaea, Pteridium aquilinum, Hieracium pilo- 
sella, Sarothamnus scoparius sind wohl imstande, mancher Pflanze von 
ähnlichen Bedürfnissen auf kalkarmem Boden die Existenz zu verleiden. 
Kerner gibt in den Abhandlungen der Zool.-Bot. Gesellschaft in Wien (vol. 
XII, 1863) eine lange Reihe von Paaren nahverwandter Pflanzen an, deren 
Glieder auf verschiedenen Böden einander vertreten, und Näczrı (Sitzber. 
d. Kgl. Bayr. Akad. 1865, S. 367) erklärt dies an dem Paar Achollea moschata 
und Achillea atrata aus der Konkurrenz dieser einander sehr ähnlichen 
Arten. Achillea atrata ist, wo beide zusammen vorkommen, kalkstet, 
Achillea moschata auf kalkarme Schiefertrümmer beschränkt. Wo aber 
diese letztere Art vor Verdrängung durch A. atrata geschützt ist, gedeiht 
sie auch auf Kalk. Kraus (Boden und Klima auf kleinstem Raum, Jena 
1911) fand in der Muschelkalkgegend des Maintals bei Würzburg Pulsatilla 
und Hippocrepis comosa, die sonst als Kalkpflanzen gelten, auf einem aus 
kalkfreiem Buntsandsteinbauschutt gebildeten kleinen Hügel. Vermutlich 
vermochten sie dort zu leben, weil zufällig Calluna, Sarothamnus usw. 
sich dort nicht angesiedelt hatten. 

Das Fehlen von Pflanzen wie Calluna, Sarothammus, Vaccinium myr- 
tellus und Pteridium aquilinum auf Kalkboden ist nicht einfach aus den 
Konkurrenzverhältnissen zu erklären, da mancher Kalkstandort keine ge- 
schlossene Vegetationsdecke trägt und somit Platz genug für jene Gewächse 
vorhanden wäre. Eher kann man an die ungeeigneten physikalischen Be- 
dingungen denken, die z. B. der mitteldeutsche Muschelkalkboden in seinem 
bald leicht beweglichen, bald stark bindigen und schwer zu durchdringenden 
Material bietet. Sie sind sicher in vielen Fällen für Kalkfeindschaft maß- 
gebend. Wie so oft darf aber nicht eine einzige Ursache für das Verhalten 
der so verschiedenartigen Kalkfeinde angenommen werden. SCHIMPER ver- 
tritt in seiner Pflanzengeographie mit Entschiedenheit den Standpunkt, daß 
es chemische Einflüsse seien, welche die sogenannten Kieselpflanzen vom 
Kalkboden fernhalten, und stützt sich dabei namentlich auf das Verhalten 
von Wasserpflanzen (Moose, Algen), die kalkhaltiges Wasser nicht vertragen, 
obwohl es keine anderen physikalischen Bedingungen bietet wie Wasser 
überhaupt. 

Die eingehendsten Untersuchungen über das Verhalten der Torfmoose 
zu kalkhaltigen Lösungen hat Paur 1) angestellt. Er fand, daß die Sphagnum- 
arten der Hochmoore schon in verhältnismäßig verdünnten Kalklösungen 
aufhören zu wachsen, während die Arten des moorigen Waldbodens und 
der Flachmoore mehr Kalk vertragen. Paur gibt folgende Tabelle, aus 


4) Die Kalkfeindlichkeit der Sphagna und ihre Ursache usw. Mitt. d. K. bayr. 
Moorkulturanstalt, Heft 2. Stuttgart (Ulmer) 1908, S. 63—447. Hier weitere Literatur, 


598 M. Büsgen. 


der auch die Beziehungen der Kalkfemdschaft zum Säuregehalt der Arten 
ersichtlich sind (s. unten). 


1 g Sphagnum Auf 1 mg Säure- 


(wasserfrei) wasserstoff sind nôtig DANSE 


Sphagnum-Art stirbt ab bei zum Absterben ne stir vi ae ET 
Ca 00; Ca CO: äurewassersto er Ar 
mg mg %/o 


rubellum. . . . | 62,55 52,4 0,120 Hochmoor 


medium... . 59,93 57,6 0,104 > 
papillosum . . . 60,02 59,4 0,104 > 
molluscum . . . 69,54 70,9 _ 0,098 > 
JUSCUNUT «Yves 68,80 74,7 0,096 > 
cuspidatum . . 75,18 80,8 0,093 > 
acutifolium H. . 78,33 87,0 0,090 » 
acutifolium W.. 92,74 444,7 0,083 Moorwald 
cymbifolium . . 125,45 445,0 0,086 > 
Girgensohnii, . 194,33 153,6 0,079 > 
recurvuum, . - - 126,48 166,4 0,076 > 
COVES SL SAC eas 472,00 168,6 0,102 Flachmoor 
contortum . . . 455,25 194,6 0,084 > 
parvifolium . . 185,47 250,6 0,074 Hochmoorran 
platyphyllum . . 324,98 536,6 0,060 | Flachmoor 


Für Landpflanzen liegen Erfahrungen aus botanischen Gärten vor, 
die in Kalkgebieten gelegen sind. So war es z.B., wie mir Herr Ge- 
heimrat Sranı mitteilte, im Garten der Universität Jena im thüringi- 
schen Muschelkalk, um Sarothamnus scoparius zu erhalten, notwendig, 
für diese Pflanze ein besonderes Sandbeet einzurichten. G. Kraus (a. a. O.) 
fand, daß unter einer größeren Anzahl sogenannter Kieselpflanzen nur 
Sarothammus scoparvus sowohl im wilden Zustand wie im Garten den 
Kalk ablehnte. Pieridium aquilinum und Teucrium Scorodona, die im 
Freien auf Kalk nicht vorkommen, ließen sich auf Kalkboden erziehen. 
Helichrysum arenarium fand Kraus neben ausgesprochenen Kalkpflanzen 
auf Boden mit 14—17°/) Kalk und Calluna vulgaris und Vaccinium myr- 
illus bei einem Kalkgehalt des Bodens von 3—4 °/,. Aus eigener Erfah- 
rung kann ich zufügen, daß im Garten Pteridium aquilinum und auch 
Teesdalia nudicaulis, eine spezifische Sandpflanze, auf Muschelkalk in- 
mitten kalkreicher Erde gut gedeihen können. 

Die Weinbauer!) wissen, daß die amerikanischen Reben auf Kalkböden 
sich nicht gut entwickeln, den Landwirten ist die Kalkfeindlichkeit mancher, 
‘aber nicht aller, Lupinenarten bekannt, Baumzüchter endlich teilen mit, dab 
Castanea vesca und Pinus maritima durch Kalkgehalt des Bodens ge- 


4) S. auch: Motz, Chlorose d. Reben. Centralbl. f. Bacteriologie u. Parasitenkunde 
4907; Horırung, Chlorose i. Versuchsweinberg Zscheiplitz. Landwirtschaftl. Jahrb. 1908. 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 529 


schädigt werden. Namentlich die auf diese Bäume bezüglichen Erfahrungen 
von FLicue und Granpeau aus dem Gehölz von Champfetu im Departement 
Yonne sind viel zitiert worden). 

Weniger bekannt sind Mitteilungen von Pıccior1?), wonach Castanea 
vesca auf Boden mit 2,6 °, Kalk gedeiht, auf reinem Kalkboden aber so 
wenig, daß im dritten Jahr nach der Anpflanzung von 5000 Pflänzlingen 
keiner mehr vorhanden war. In Boden mit 8 °/) Kalk soll Castanea zu- 
grunde gehen, falls nicht ein Überschuß von Kali der Pflanze mehr Kalk 
erträglich macht. In Glasröhren, welche oben eine Schicht mit 4 °/, Kalk 
enthielten, gediehen Keimlinge, bis ihre Wurzeln in die tieferen, 8 °/, Kalk 
enthaltenden Substratschichten eindrangen. Dann gingen sie zugrunde. Von 
Hesı (Ill. Flora von Mitteleuropa, Lief. 23, München, Lehmann) zitierte An- 
gaben über Vorkommen des Baumes auf Kalk der Kreideformation erklären 
sich, soweit sie nicht etwa auf Einschaltung kleinerer kalkarmer Stellen be- 
ruhen und sich auf wirklich gut gedeihende Bäume beziehen, vielleicht aus 
dem Vorhandensein einer kalkertragenden Rasse, wie solche z. B. auch für 
Pinus uncinata, deren Kalkrasse trockene Standorte bewohnt, während 
die kalkfeindliche Form trockene Standorte flieht und nur in Mooren vor- 
kommt (ScHimper, a. a. O., S. 116), bekannt geworden ist. 

Die umfänglichsten Kulturversuche mit dem ausgesprochenen Zweck, 
das Verhalten von Kieselpflanzen auf Kalkboden zu studieren, hat wohl 
Roux) angestellt. Er zog aus Samen in Bodenmischungen, die aus Gneis- 
erde mit Beimischung von etwas Heideerde und von wechselnden Mengen 
von Molassekalk bestanden und 2,26—32,50 °/, und mehr Kalk enthielten, 
Teesdalia nudicaulis, Hypericum humifusum und pulchrum, Orobus tube- 
rosus, Trifolium arvense, Lupinus polyphyllus, Ornithopus perpusillus 
und sativus, Scleranthus perennis, Jasione montana und perennis, Galeopsis 
ochroleuca und Digitalis purpurea. Ein Teil derselben Pflanzen nebst 
Roripa pyrenaica (Cruciferen), Scleranthus annuus, Anarrhinum bellidi- 
fokum, Filago arvensis und minima wurden aus anderem Boden in die 
kalkhaltige Erde umgepflanzt. 

In den Bodenproben mit 6 °/, Kalk machte sich, namentlich bei Orobus 
tuberosus, Lupinus polyphyllus und Digitalis purpurea eine allgemeine 
Schwäche der Pflanzen bemerklich. In einer tonig-kalkigen Erde mit 15 0, 
Kalk ging Digitalis während zweier Monate nach der Keimung ein. Bei 
20 %/, Kalk verschwanden Lupinus, Orobus, Teesdalia, Ornithopus, Scle- 


4) Ann. d. chimie et de physique ser. V, t. II. Paris 1874 (Castanea vesca); ib. 
ser. IV, t. XXIX. Paris 1873 (Pinus maritima). 

2) Le staz. sperim. agrar. ital. vol. XXXIV. p. 745—768 cit. n, Bot. Jahresbericht 
4904, IL. p.441. 

3) Traité historique critique et expérimental des rapports des plantes avec le sol 
et de la chlorose végétale. Montpellier und Paris (Masson et Cie) 1900. Hier eine sehr 
reichhaltige Literaturzusammenstellung, 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 34 


530 M. Busgen. 


ranthus und Hypericum pulchrum. Jasione montana und Hypericum 
humifusum waren äußerst schwach. In Boden mit 32 %/, Kalk erhielten 
sich Digitalis purpurea, Hypericum humifusum und Ornithopus sativus. 
In Bodenproben mit 50,75 %/) Kalk und mehr keimten alle Samen, aber 
die Keimlinge starben nach wenigen Tagen ab. Diejenigen, welche zur 
Ausbildung einiger Blätter gelangten (Orobus, Jasione, Ornithopus sativus) 
waren stark chlorotisch. Die verpflanzten Exemplare ertrugen den Kalk 
besser als die Keimlinge. In einem Boden mittleren Kalkgehaltes vegetierten 
sie längere Zeit, freilich meist ohne merklich zu wachsen. Die meisten 
Pflanzen gingen zugrunde, ohne sich der ungewohnten Unterlage anzupassen. 
Am besten widerstanden Roripa pyrenaica und Galeopsis ochroleuca. An 
äußeren Veränderungen fiel an den Versuchspflanzen mehrfach Chlorose, 
Verkleinerung der Blätter und die Bildung langer, dünner Wurzeln auf. In 
manchen Fällen blieben die Kotyledonen abnorm lange am Leben, worin 
Roux ein Zeichen mangelhafter Stoffwanderung erblickt. Bei der Lupine 
war die Entwicklung der Knöllchen im Kalkboden spärlich, bei Jasione ent- 
wickelte sich statt der Pfahlwurzel ein buschiges Wurzelwerk. Unter den 
umgepflanzten Exemplaren fiel bei der Galeopsis auf, daß umgekehrt im 
Kalkboden die Wurzeln kurz, zahlreich und dünn, im Sandboden stark und 
lang wurden. Sowohl bei den Keimlingen wie bei den umgepflanzten 
Stöcken schienen im Kalkboden die Saugwurzeln weniger entwickelt zu sein 
als im Kieselboden. Histologische Unterschiede der Wurzeln waren wenig 
deutlich; nur daß bei gleich starken Wurzeln im Kalk die Holzbündel stärker 
entwickelt waren. Wurzelrinde und Wurzelmark waren reduziert; der In- 
halt der Parenchymzellen erschien ärmer an Stärke. Im ganzen könnten 
also die Reservestoffbehälter weniger entwickelt gewesen sein. Der Verfasser 
legt aber selbst auf diese Erscheinungen weniger Gewicht. Reduktion der 
Reservestoffbehälter neben Verkürzung des Rhizoms bei Vermehrung der 
Wurzeln gibt Maskterr!) für Péeridium aquilinum auf Kalk an. Es ist 
indessen bei der großen Wandelbarkeit der Wurzeln zweifelhaft, ob die an- 
geführten Erscheinungen dem chemischen Einfluß des Kalks zuzuschreiben 
sind oder nicht vielmehr der verschiedenen physikalischen Beschaffenheit 
der Versuchs- bzw. Beobachtungsböden. Als sicherste spezifische Wirkung 
des Kalkes ist wohl die Chlorose anzusehen. Mit der Licht-Chlorose hat 
diese Kalk-Chlorose nichts zu tun. Leider fehlen, abgesehen von gelegent- 
lichen Beobachtungen, die Unterlagen dazu, sie mit der Eisen-Chlorose in 
Beziehung zu bringen. Auch eine Beziehung zwischen dem Kalk und dem 
Magnesiumgehalt des Chlorophylls wäre denkbar. 

Unsere Mündener Beobachtungen beziehen sich in erster Linie auf 
Sarothammus scoparius, Digitalis purpurea und Calluna vulgaris. Alle 
drei Pflanzen sind ihrem Vorkommen in der Natur nach als kalkfeindlich 


4) cit. b. Roux. 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 531 


angesprochen worden. Conrgsean (Geographie bot. Paris 1881, p. 79) gibt an, 
daß Sarothamnus höchstens 2—3 0/, Kalk verträgt. Russez 1) aber fand die 
Pflanze im Dep. Seine et Oise auf sandigem Mergel mit vielen zerreibbaren 
Kalkkörnchen und einem Kalkgehalt von etwa 6,833 °/) in Gesellschaft 
echter Kalkpflanzen, wie Ophrys aranifera und Hippocrepis comosa, und 
Pflanzen tonreichen Bodens, wie Tussilago farfara und Inula conyxa. Die 
Sträucher waren meist kräftig und überschritten z. T. die Höhe von 1,50 m. 
Nur ihre Farbe erschien etwas blasser als die der Sarothammus-Exemplare 
auf dem Kieselboden der Umgebung. Chlorose war nur an wenigen Sprossen 
vorhanden. Unter den nicht chlorotischen Pflanzen war der Boden rot und 
also eisenreich, während unter denen, die Vergilbungserscheinungen erkennen 
ließen, Eisensalze in geringer Quantität vorhanden waren. Ob indessen 
durch Eisen eine schädliche Wirkung des Kalkes aufgehoben werden kann 
oder Kalk einen geringen Eisengehalt im Boden für die Pflanze unwirksam 
macht und so die Kalkchlorose zustande kommt, ist aus den vorliegenden 
Daten nicht zu entnehmen. Kurmann?) konnte in Tiroler Weinbergen auf 
Kalk die Chlorose nicht durch Eisensulfat heilen. Über Calluna vulgaris 
liegen Mitteilungen von FLicue und GrAnDEAu vor (Ann. de la soc. agro- 
nomique, Nancy 1885. Ref. in Bull. soc. bot. de France. 1885. II® sér., 
t. VII), welche Autoren sie an den verschiedensten Standorten auf Boden 
mit nur 0,05—0,62°/, Kalkkarbonat fanden. FLicne (Revue des eaux et 
forêts. 1889. Ref. Bull. soc. bot. de France XXXVI. 1890, p. 107) nennt 
Calluna und Erica cinerea kalkfeindlich, Erica multiflora kalkhold. Daß 
G. Kraus Calluna vulgaris auf Boden mit 3—4 °/) Kalk fand, wurde oben 
schon angegeben. | 

Unsere Mündener Erfahrungen erstrecken sich einmal auf Kulturen in 
zwei Versuchsbeeten, deren eins bis zur Tiefe von 0,5 m aus Quarzsand 
bestand, während das andere in derselben Mächtigkeit bröckeligen und 
ziemlich tonreichen Muschelkalk (Wellenkalk) enthielt. Weiter wurden Kul- 
turen in Tonschalen angelegt, die etwa 5 cm tief waren bei etwa 20 cm 
Durchmesser. In der Absicht, die Bodenproben physikalisch möglichst 
gleich zu machen, wurden sie mit feiner Komposterde (Humus) beschickt, 
der im einen Falle Quarz-, im anderen Kalkkörnchen von genau gleicher 
Größe beigemischt waren. Die Zusammensetzung der Proben war: 


a. Korngröße 3/,—1 mm 
1). 4 Humus + { Sand 1. : a, 


2) A » +4 Kalk von denselben Korngrößen. 


Der Kalkgehalt der Proben 1) betrug, nach CO:-Bestimmungen mit 
dem Apparat von Passon (Fritz Tiessen, Breslau), weniger als 4 0/,, der der 


4) Observations sur les Genéts à balais adaptés à un sol calcaire. Bull. de la 
soc, bot. d. France, t. 55. IV. ser. t. VIII. 1908, p. 96. 
2) cit. n. Roux |. c. p. 370. 


34* 


532 ' M. Büsgen. 


Bodenproben 2) über 40°/,. Die Annahme, daß diese Bodenproben physi- 
kalisch sich gleich verhalten würden, erwies sich bald als nicht zutreffend. 
Wenn die Bewässerung nicht sorgfältig ausgeführt wurde, bildete sich auf 
der gekalkten Erde eine Kruste, die, ganz abgesehen von den chemischen 
Eigenschaften des Kalkes, die Außenbedingungen für die betreffenden Kul- 
turen im ungünstigen Sinne veränderte Auch erwiesen sich die Kalk- 
schalen der Entwicklung von Lebermoosen (Lunularia) günstig. Ander- 
seits waren die sandreichen Schalen dem Vertrocknen mehr ausgesetzt. 
Am 40. April 1907 wurden zwei Schalen reichlich mit Samen von 
Sarothammus beschickt (Fig. Ic, d). Die Samen gingen gut auf und die 
Keimlinge sahen zunächst überall gut aus. In der gekalkten Erde aber 
machte sich mit dem Auftreten der Laubblätter Vergilbung bemerkbar, ohne 
daß zunächst Absterben eintrat. Am 15. Juni 1909 aber befanden sich in 
der gekalkten Erde nur noch 24, in dem Sandboden dagegen noch 81 lebende 
Pflanzen. Die ersteren waren gelblich oder hellgrün und arm- bzw. klein- 
blätterig; die letzteren »freudig grün« und gut beblattert. Im Kalkboden 
hatten 7 Pflanzen 8 cm Höhe und darüber erreicht bis zu einem Maximum 
von 17 cm. Von den 81 Pflanzen des Sandbodens waren 42 Pflanzen 8 cm 
und darüber lang, 19 hatten eine Länge von 12 cm und mehr. Das 
Maximum betrug 17,5 cm. In neuen Schalenkulturen von 19141 fanden sich 
in den Kalkschalen am 25. Oktober genannten Jahres 31 Pflanzen, von 
denen 6 die Länge von 3 cm, nur 4 die Länge von 5 cm erreichten. In 
den Sandschalen waren 53 Pflanzen übrig geblieben, von denen trotz der 
größeren Konkurrenz 24 die Länge von 5 cm überschritten, 14 mehr als 
10 cm erreichten und 2 Pflanzen je 20 cm, eine 30 cm lang wurden. Im 
Herbst 1907 aus den Schalen einzeln in Töpfe versetzte Pflanzen erreichten 
im Kalkboden 54 em, 64 cm und 98 cm Höhe, im Sandboden, dessen 
Pflanzen wiederum tiefer grün waren, 67 cm, 103,5 cm und 124 cm. 
Die Abbildungen der Tafel 1, Fig. c und d, geben den Anblick wieder, den 
gleichalterige Schalenkulturen am 29. Juni 1900 boten. Die Sandpflanzen 
sind durchweg höher und mit größeren Blättern versehen als die Kalk- 
pflanzen. Wurzelknöllchen fehlen den Kalkpflanzen nicht, sind aber bei den 
Sandpflanzen größer und zahlreicher. Bemerkenswert ist vielleicht noch, 
daß die Kotyledonen der Kalkpflanzen dunkle Flecke bekamen, in denen 
sich Pilzhyphen erkennen ließen. Danach sind sie dem Angriff eines Pilzes 
zugänglicher gewesen als die gesunden Kotyledonen der Sandpflanzen. 
Der Verlauf der Beetkulturen, die im Mai 4905 eingerichtet wurden, 
war folgender: Ende Juli waren die Pflanzen auf dem Sandbeet höher, 
kräftiger und reicher verzweigt als auf dem Kalkbeet; nach etwa 2 Jahren 
standen auf dem Sandbeet zahlreiche starke Pflanzen von mehr als Manns- 
höhe und mit einem maximalen Sproßdurchmesser von 3 cm. Das stärkste 
Exemplar des Kalkbodens reichte nur bis Brusthöhe bei einem Stammdurch- 
messer von nur 1 cm. 1940 waren die wenigen überlebenden Pflanzen … 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 533 


des Kalkbeetes über und über mit Blüten bedeckt, während die Sandpflanzen 
nicht blühten. 4911 hatten die Sandpflanzen die anderen weit überwachsen 
und blühten reichlich und früher. Später blühten auch die Kalkpflanzen 
reichlich in auffallend kompakten Blütengruppen. Nach der Blütezeit trieben 
sie vegetative Zweige, welche den vorher vorhandenen Höhenunterschied 
der Pflanzen beider Beete ausglichen. 


Die Abbildungen der Tafel stellen diese Verhältnisse dar. Die Blüten 
fanden sich bei den Kalkpflanzen einzeln oder in kurzen Trauben in den Blatt- 
achseln, gegen das Ende der Zweige hin gehäuft. Die Sprossen, welche das 
während der Blütezeit anscheinend sistierte Längenwachstum später fort- 
setzten, entwickelten sich unterhalb der Blütenregion oder in der Blütenregion 
selbst im unteren Teil der Trauben. Die Früchte waren gekrümmt und im 
Durchschnitt etwas über 4 cm lang bei einem Maximum von 5 cm, einem Mini- 
mum von 3,3 cm. Die Früchte der Sandpflanzen saßen in lockerer Anordnung 
einzeln in den Blattachseln, übergipfelt von einem am Grunde des Blütenstiels 
entspringenden Sproß, der nach Wianp’s Meinung (Der Baum, Braunschweig 
1854) aus der Achsel des untersten Niederblattes am Grunde des Blüten- 
stieles entspringt. Die Länge dieser Früchte, welche keine oder nur geringe 
Krümmung zeigten, betrug im Durchschnitt etwas unter 3 cm (im Maximum 
3,9 cm, im Minimum 2,2 cm). Die Figuren lassen den großen Unterschied in 
der Fruchtform gut erkennen. Ähnliches ist auch bei Robinia pseudacacia 
wahrgenommen worden, deren Hülsen auf kalkarmem Boden aber länger 
und breiter, dabei von hellerer Färbung geworden sein sollen als auf Kalk). 
Die Blätter der Blütenregion der Kalkpflanzen erschienen schmäler als die 
entsprechenden Sprosse der Sandpflanzen, doch ist bei der Mannigfaltigkeit 
der Blattformen bei Sarothamnus dem nicht viel Gewicht beizulegen. So- 
wohl im Kalk- wie im Sandbeet hatte Sarothamnus eine kräftige Pfahl- 
_ wurzel mit starken, horizontal abgehenden Seitenwurzeln entwickelt und 
gerade die stärksten Seitenwurzeln der Kalkpflanze verliefen meterweit im 
Kalk. Im Sand wurde neben starken Seitenwurzeln eine größere Zahl 
dünner Würzelchen erzeugt, so daß das Wurzelwerk der Sandpflanzen reich- 
licher verzweigt aussah. In beiderlei Wurzelsystemen waren wohlausge- 
bildete taschenförmige Wurzelknöllchen vorhanden. Wurzelhaare waren im 
Kalkboden vielleicht reichlicher gebildet als im Sandboden und dicht von 
Kalk umgeben, der sich bei Zusatz von Essigsäure unter Aufbrausen löste. 
An Querschnitten stärkerer und schwächerer Wurzeln der Beetpflanzen wie 
der Pflanzen aus den Schalenkulturen trat deutlich ein größerer Reichtum 
weiter Gefäße in den im Kalk gewachsenen Wurzeln hervor (siehe die Text- 


4) FLicHe u. GRANDEAU |. c. ser. V. t. 48, 4879. Vergl. auch die physiognomischen 
Unterschiede von Ononis natrix-Exemplaren, je nach ihrem Vorkommen auf Kalk oder 
auf kalkarmem Boden. (Bonnier, Bull. de la soc. bot. de France, t. 44, p. 59, 1894, 
cit. n. Scuimper, Pflanzengeographie S. 129.) 


534 . M. Büsgen. 


figuren 1 u. 2). Im Zusammenhang damit steht der größere Reichtum der 
Sandwurzeln an Stärke, die indessen den Kalkwurzeln keineswegs fehlte. 

Ich möchte in den habituellen und anatomischen Eigenheiten des Saro- 
thamnus auf Kalk keine spezifisch chemische Kalkwirkung sehen. Sie sind 
der Ausdruck eines besonderen Zustandes der Pflanzen, der von der Ge- 
samtheit der Standortsfaktoren abhängt, deren Analyse weiteren Kultur- 
versuchen vorbehalten bleiben muß. Es bestärkt mich darin die Beob- 
achtung, daß in diesem Jahre (1913) ein Sarothamnus-Exemplar des 
Sandbeetes ganz ähnliche gekrümmte Früchte entwickelt hat, wie sie in 
der Abbildung Taf. X für eine Pflanze des Kalkbeetes dargestellt sind. In 
der Mündener Umgebung habe ich diese Fruchtform bisher nicht gefunden. 
Die noch übrige Kalkpflanze hat sich nicht mehr vergrößert und blühte 
wieder später als die Sandpflanzen und in denselben kompakten Blüten- 
gruppen wie 1941. | 

Aus der Gesamtheit der mitgeteilten Beobachtungen ergibt sich, da 
Sarothamnus scoparius auf einem kalkreichen Boden wohl zu wachsen und 
zu blühen und fruchten vermag, daß er aber in seiner Jugend eine Periode 
der Schwächung durchzumachen hat, welche, wenn die geringste ander- 
weitige Schädigung hinzukommt, ihn erliegen läßt. Die Schwächung ist 
mit einer Chlorose verbunden, die man ihres in so vielen Fällen beobach- 
teten Auftretens halber wohl Kalkchlorose nennen darf. Wie diese Er- 
scheinung zustande kommt, ist hier nicht zu erörtern. Obiges Ergebnis 
stimmt mit allem, was mir vom Auftreten des Sarothamnus in der Natur 
bekannt geworden ist, überein. Aus verschiedenen Gegenden Preußens sind 
mir Bodenproben von Ortlichkeiten zugegangen, an denen Sarothamnus auf 
Kalk gedeihen sollte. Nur in zwei von neun Fällen fand Herr Professor 
EnRENBERG, der die Güte hatte, die Proben chemisch zu untersuchen, starken 
Karbonatgehalt. In einer derselben war viel Eisen vorhanden (vgl. Roux). 
Alle anderen Proben ergaben kein oder nur eine Spur Karbonat. Es müssen 
also auch hiernach besonders günstige Umstände zusammentreffen, wenn 
der Pflanze die Existenz auf Kalkboden möglich sein soll. | 

Unter denselben Bedingungen ausgeführte Kulturversuche mit Digotalis 
purpurea ergaben ganz ähnliche Resultate. Wie verschieden Keimlinge in 
Schalenkulturen mit gekalktem oder mit Sand versetztem Humus aussehen 
können, zeigen die Abbildungen a und 5 der Tafel 1. Später aber kann 
eine Erholung der Pflanzen auf Kalk eintreten. Am Schluß des Versuchs- 
jahres (26. Oktober 1907) standen die Keimlinge auf Kalk wie auf Sand 
gleich gut. Die sechs besten Pflanzen jeder Schale wurden herausgenommen 
und zu je wenigen in Töpfe oder Schalen mit denselben Bodenarten ver- 
pflanzt. Diese Exemplare gediehen sehr ungleich und ließen keinen durch- 
gehenden Unterschied je nach dem Kalk- oder Sandgehalt ihres Bodens 
erkennen. Auf beiden Böden waren einige chlorotische und einige gesunde 
Pflanzen. Im Freien überwinterte Pflanzen blühten sowohl auf dem Kalk — 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 535 


wie auf dem Sand. Immerhin waren unter den Pflanzen der Schalen- 
kulturen im Juni nach der Uberwinterung im Gewächshaus von den Kalk- 
pflanzen nur noch 27, von den Sandpflanzen dagegen 39 Pflanzen übrig. 
In beiden Gruppen befanden sich kraftige und schwache Exemplare. Ent- 
schiedenere Resultate ergaben Beetkulturen. Am 30. April 1907 ausgesiite 
Samen gingen gut auf und ergaben am 28. Oktober 1907 auf dem Sand- 
beet reichlich starke Keimlinge mit Blattlingen bis zu 10 cm, auf dem 
Kalkbeet durchweg kleinere Pflanzen mit Blattlängen bis zu 6 cm. An im 
Mai 1905 angelegten Beetkulturen war im Juli desselben Jahres noch kein 
Unterschied zwischen Sand- und Kalkpflanzen zu bemerken. Am 26. Juli 
des folgenden Jahres aber zeigten sich die Sandpflanzen wesentlich größer 
als die Kalkpflanzen. Die Längen der Exemplare waren, nach fallenden 
Ziffern geordnet, die folgenden: 

Sandbeet 94, 90, 90, 87, 83, 80, 73, 67, 56,5, 52, 51, 47, 40, 


Re 33,5, 16,5. 
Pflanzen | Kalkbeet 58,5, 57, 51,5, 50, 49, 35, 33,5, 33, 31,5, 31, 25,5, 


24,5, 24, 20, 18, 12,5. 
Gewicht der Sandpflanzen 355 g 
» » Kalkpflanzen 129 g 

In den Versuchen Roux’ machte sich in Boden mit 6°, Kalk bei 
Digrialis purpurea eine allgemeine Schwäche bemerkbar und in tonig- 
kalkiger Erde gingen die Pflanzen während zweier Monate nach der Keimung 
ein. Anderseits erhielt sich Digitalis auf Boden mit 32 %/,, hatte aber nur 
eine Höhe von kaum 2 cm erreicht. 

Aus dem Gesagten folgt für Digitalis, daß die Pflanze auf kalkreichem 
Substrat blühen und fruchten kann; aber nur unter sehr günstigen Verhält- 
nissen. Das genügt, um ihr nicht ausschließliches, aber gewöhnliches Fehlen 
auf dem Kalk in der Natur begreiflich zu machen. 

Kulturen von Calluna vulgarıs wurden nur auf dem Kalk- und Sand- 
beet ausgeführt. Dorthin brachte ich am 30. April 1907 Pflanzen, die 
während des Vorjahres aus Samen im Gewächshause herangezogen waren. 
Der Verlauf des Versuchs ergibt sich aus der folgenden Zusammenstellung, 
deren Maßangaben sich auf alle vorhandenen Sprosse beziehen; nicht auf 
die einzelnen Pflanzen, da diese schwer auseinander zu halten waren. Die 
Pflanzen standen zu je 6—8 Gruppen in 5 Reihen, welche einen Abstand 
von 20 cm hatten. 


unmittelbar nach dem Abschneiden. 


Rancen Sand 15, fore La ete Cl. Uh ney PhO gd. Oo, Os test ate 
13 cgi reichlich blühend. 
| Kalk 8, 7, 7, 5, 5, 5, 5, 5, 4; nur 4 Busch blühend. 


Sand 27, 21,5, 20,5, 19,5, 17,5, 16,5, 16, 44, 14, 13,5, 
Längen | 13, 13, 40,5, 9,5, 13,5, 9, 8,5, 6. 

15. Juni 1909 | Kalk 44, 10,5, 40,7, 7, 6,5, 6,5, 6, 5,5, 5, 5, 4,5, 4,8, 

ui, Las 4,5, 2,5. . : 


536 M. Büsgen. 


ee i 24, 20, 20, 19, 48, 17, 16, 15,5, 15, 44, 14, 
Ah, 13, 19, 14, 9, 2; reichlich blühend. Blätter 


Längen 
8 Nov. 1909 grün mit wenigen bts Spitzen. 
Kalk 14, 41, 14, 8, 8, 7, 6, 6, 5, 3; 6 Stück blühen spär- 
foe Blätter blaßgrün, rötlich, sé die Spitze. 
1914 {Sand 47,5, 43,0, 30,5, 30, 17,5, 15, 14, 43, 44. 


* \Kalk 23,5, 16, 13, 11, 9. 


Längen a 17,5, 43,0, 30,5, 30, 25, 17,5, 15, 14, 43, 44, 
21. Juni 1944 \Kalk 23,5, 16, 13, 44, 9. 


Wie man sieht, sind die Pflanzen des Kalkbeetes wesentlich zurück- 
geblieben. In der Natur wären sie längst durch Konkurrenten wie Sesleria 
coerulea oder Anemone silvestris unterdrückt worden oder vielleicht ver- 
trocknet. 

Anhangsweise sei noch mitgeteilt, daß im Mai 1905 angelegte Kul- 
turen von Lupinus luteus sowohl auf dem Sand- wie auf dem Kalkbeet 
normal sich entwickelten. Am 31. Juli waren indessen die größten Pflanzen 
auf dem Sandbeet zu finden und eine Wägung der Mitte Oktober geernteten 
Pflanzen ergab für mittlere Sandpflanzen 750 gr, für mittlere Kalkpflanzen 
500 gr. 

Bezüglich der Natur der schädlichen Einwirkung des Kalkes auf die 
Versuchspflanzen läßt sich wohl so viel sagen, daß eine Giftwirkung, wie 
sie etwa Kupfersalze ausüben, nicht vorliegt. Das folgt aus dem zum Teil 
hohen Kalkgehalt ihrer Asche. Bei Sarothamnus werden 11,74—20,150/,, 
bei Calluna vulgaris 12,97—26,49 %/,, auf Dolomit sogar 33,480/,, bei 
Digitalis purpurea 10,18—15,60 °/) angegeben. Der Gesamtaschengehalt 
der Pflanzen, der sehr wesentlich mit in Betracht gezogen werden muß, 
betrug bei der kalkreicheren Dogitalis-Probe 8,27 °/,; bei Sarothamnus 
mit 25,03 %/) Kalk in der Asche 2,19 °/). Die Calluna-Probe vom Dolomit 
hatte 2,88 0/,, eine andere 1,96 °/,, eine dritte, vom Liassandstein, 3,32%), 
Reinasche. Die Pflanze war also auf dem Dolomit nicht nur relativ, sondern 
absolut ziemlich reich an Kalk (Wozrr, Aschenanalysen, Berlin 1871). 

Im Gehölz von Champfetu wächst Sarothamnus mit dem in der Natur 
kalkholden Cytisus Laburnum mit 27,15 %/, Kalkgehalt der Asche, dem 
kalkfeindlichen Ulex europaeus mit 25,97 /, Kalk und der indifferenten 
Robinia pseudacacia mit 58,97 °/) zusammen auf einem Boden mit 0,35%, 
Kalk und erreicht selbst einen Kalkgehalt der Asche von 25,03 °/) (SCHIMPER 
l. c. S. 111). Ferner leidet das Wurzelsystem der kalkscheuen Pflanzen selbst 
in direkter Berührung mit Kalkkörnchen keine auffällige Schädigung. Ander- 
seits wird allerdings angegeben, daß Castanea vesca auf Kalk besser ge- 
deiht, wenn sie auf Eichenwurzeln gepfropft ist. Der sehr beachtenswerte 
Gedanke, daß kalkfeindliche Pflanzen sich von den kalkholden dadurch 
unterscheiden möchten, daß.sie auf Kalkboden relativ mehr Kalk aufzu- 


Kieselpflanzen auf Kalkboden. 537 


nehmen pflegten als diese und so zu einem schädlichen Übermaß gelangten, 
trifft für die Mündener Sarothamnus-Exemplare nicht zu. Nach Analysen, 
die ich Herrn Professor Süchtins verdanke, enthielten die Sandpflanzen 
0,430 °/, des Trockengewichts an Kalk, die Kalkpflanzen 0,457°/,, also 
etwa ebensoviel. Auch die Annahme, daß der Kalk die Kaliaufnahme be- 
einträchtige!) trifft für den vorliegenden Fall nicht zu. 

Nachstehende Tabelle enthält die Resultate der Analysen von je zwei 
der auf dem Sandbeet und dem Kalkbeet erwachsenen Sarothammus- 
Exemplare. 


Aschengehalt | CaO gehalt in K20 gehalt in 
der Trocken- | /o des Trocken- = gens Gel soie der 0/0 des Trocken- 
; Asche in 9/o Asche in % ; 
substanz gewichtes gewichtes 
dofl he 2,00 0/0 0,563 | 28,14 19,70 0,394 
Does | 4) = 0,430 = = 0,147 
Ikofl 3,37 Op 0,946 27,18 22,00 0,44 
Kalkpflanzen 2) > 0,457 — — | 0,221 


Man sieht, dafi die beiderlei Pflanzen weder einen besonders hohen 
Aschengehalt noch ein besonders hohes Kalkprozent in der Asche besaßen. 
Der Kalkgehalt der Pflanzen in Prozenten des Trockengewichts ist bei den 
Kalkpflanzen etwas, bei Pflanze 1) sogar wesentlich höher als bei den 
Kalkpflanzen, der Prozentgehalt der Asche an Kalk aber bei Kalk- und 
Sandpflanzen annähernd derselbe. Der Kaligehalt der Kalkpflanzen ist 
absolut, in Prozenten des Trockengewichts genommen, und prozentisch in 
der Asche bei den Kalkpflanzen keinesfalls niedriger, sondern eher etwas 
höher als bei den Sandpflanzen. 

Um hier weiter zu kommen, müßte man den Verlauf der Kalk- und 
 Kaliaufnahme und auch die Stickstoffgewinnung von dem empfindlichen 
Jugendstadium ab untersuchen. Es ist wohl möglich, daß in dieser Lebens- 
periode ein schädlicher Kalküberschuß oder Kalimangel besteht, der später, 
wenn die Pflanze die kritische Zeit überlebt, wieder ausgeglichen wird. 
Raman und Bauer haben in der letzten Zeit an Laub- und Nadelhölzern 
derartige Untersuchungen angestellt (Jahrb. f. wissenschaftliche Botanik, 
Bd. 50, 4911). Denkbar ist auch, daß die Phosphor- und Stickstoff- 
versorgung durch den Kalk beeinflußt wird. 

Pıur findet den Grund der Schädigung kalkfeindlicher Torfmoose 
durch den Kalk darin, daß der letztere eine an der Oberfläche der Sphagnen 
vorhandene Säure neutralisiert und dadurch immer neue Säureausscheidung 
hervorruft, welche die Pflanzen endlich erschöpft. Man sieht, wie viel- 
seitig das Problem ist, und daß die Gründe für das Meiden des Kalk- 


4) Vgl. Sous, die leitenden Gesichtspunkte einer allgemeinen Pflanzengeographie. 
Leipzig. 41905. 


538 M. Busgen, Kieselpflanzen auf Kalkboden. 


-bodens durch eine Pflanzenart nicht ohne weiteres auf eine andere über- 
tragen werden dirfen. 


Erklärung der Figuren auf Taf. X u. XI. 


Fig. 4. a auf kalkreicher Erde erwachsene Keimlinge von Digitalis purpurea. 1/9 nat. Gr.; 
b auf kalkarmer Erde erwachsene Keimlinge von Digitalis purpurea. 1] nat. Gr.; 
e mit kalkreicher Erde gewachsene Keimlinge von Sarothamnus scoparius; 
d gleich alte Keimlinge derselben Pflanze von kalkreicher Erde. Verkl. 

Fig. 2. Sarothamnus scoparius. Querschnitt einer etwa fingerstarken, in Kalkboden 
gewachsenen Wurzel. Die Stärke mit Jodlösung gefärbt.: Gez. Marta Büscen. 
Fig. 4 u.2 in demselben Maßstab vergrößert. 

Fig. 3. Sarothamnus scoparius. Querschnitt einer in Sandboden gewachsenen, fast 
fingerstarken Wurzel. Die Stärke mit Jodlösung gefärbt. Gez. Marra Büscen, 
Fig. 4 u.2 in demselben Maßstab vergrößert. 


Engler, Botan. Jahrbücher. Bd. L. Suppl.-Bd. Taf. X. 


Büsgen. 


Fruchtende Zweige von Sarothamnus scoparius: Der kürzere Zweig mit den größeren 
Hülsen von einem auf Muschelkalkboden gewachsenen, der andere von einem auf 
wenig lehmigem, kalkarmem Sand erzogenen Exemplar. Verkleinert. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


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Bd. L. Suppl.- Bd. 


Engler, Botan. Jahrbücher. 


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Fig. 1 


Büsgen. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig und Berlin. 


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Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 
von 


L. Wittmack 


Berlin. 


Mit 3 Figuren im Text. 


Vorbemerkung. 


In einer Festschrift, die zum 70. Geburtstage Sr. Exzellenz des Herrn 
Ministerialdirektor Dr. Huco Turet erschien, habe ich 1909 eine größere 
Arbeit über »die Stammpflanze unserer Kartoffel« veröffentlicht!) und im 
gleichen Jahre auf der Generalversammlung der Deutschen botanischen 
Gesellschaft einen Auszug daraus, aber mit wichtigen Zusätzen gegeben 
unter dem Titel »Studien über die Stammpflanze der Kartoffel« 2). — In- 
folge dieser Artikel erhielt ich von verschiedenen Seiten Knollen wild- 
wachsender Solanum-Arten, namentlich von S. Magla seitens des Herrn 
Prof. Dr. Cart Reicuz, damals in Santiago de Chile, jetzt in Mexiko. Über 
die interessanten Ergebnisse der’Kultur dieser und anderer Arten ist von 
mir in der »Illustrierten Landwirtschaftlichen Zeitung« Berlin 1914 Nr. 29 
und 4943 Nr. 15 mit zahlreichen Abbildungen berichtet worden. — In der 
vorliegenden Festschrift möchte ich ein Solanum aus Peru besprechen, 
dessen Knollen ich Herrn Prof. Dr. WEBERBAUER in Lima verdanke und das 
auch in seinem Herbar unter n. 5689 vorhanden ist, ferner einige argen- 
tinische Herbarpflanzen, die mein Freund Prof. Dr. Frırz Kurrz in Cordoba, 
Argentinien, für mich sandte, die ich aber gern dem Kgl. botanischen 
Museum in Dahlem überlassen habe. Ich fand unter diesen mehrere Arten, 
die mir neu schienen, schickte sie aber der Vorsicht wegen an meinen 
verehrten Kollegen Prof. Dr. Bırrer, Direktor des botanischen Gartens in 
Bremen, den ausgezeichneten Monographen der Solanaceen, der eine große 
Anzahl neuer Solanum-Arten in Fenpes Repertorium X—XII (1912—1913) 
aufgestellt hat. Brrrer bestätigte meine Ansicht, fand selber auch noch 


4) Taxes Landw. Jahrbücher Bd. 38 Ergänzungsband 5 S. 554—605, mit Taf. VII 
und VIII und 46 Textabb. Berlin 1909. 
2) Berichte der Deutsch. bot. Ges. 1909, Bd. 27, S. (28)—(42) mit 6 Abb. 


540 L. Wittmack. 


einige neue, und so sind wir tibereingekommen, sie gemeinsam zu be- 
nennen. Die Diagnosen dieser argentinischen Arten sind von Prof. Bitter 
verfaßt, der die Exemplare zuletzt in Händen halte. Ich habe sie aber 
mit meinen Aufzeichnungen verglichen. et 

Ferner muf ich noch zwei Berichtigungen vorausschicken: 4. Als ich 
in der Festschrift für Exz. Taiz, Solanwm Maglia abbilden wollte, hatte 
ich diese Art noch nicht selbst in Kultur. Ich wählte daher als Vorlage 
ein Herbarexemplar von Prof. Dr. WEBERBAUER aus Peru, n. 1575, das er 
- als Solanum Maglia bezeichnet hatte. Seine Angabe auf dem Zettel 
»Blumen violette, hielt ich nicht für wesentlich, sondern sah das Exemplar 
nur als eine Farbenvariation des sonst weiß blühenden, aus Chile stammen- 
den S. Magla an. — Bitter hat aber diese peruanische Form in Feppe 
Rep. XL, S. 365 zu einer besonderen Art: S. Weberbaueri Bitt. erhoben. 
Aus diesem Grunde sah ich mich genötigt, die im folgenden zu be- 
schreibende n. 5689 von WEBERBAUER, die ich in meiner unveröffentlichten 
ersten Beschreibung S. Weberbaueri genannt hatte, Solanum Neoweber- 
baueri zu nennen. 

2. Meine Angabe |. c. S. 561, daß die Staubbeutel bei S. Maglia 
etwas heller seien als bei S. tuberosum, ist entschieden irrtümlich. Ich 
weiß heute nicht mehr, wie ich dazu gekommen bin, das zu sagen; alle die 
herrlichen Blüten von Solanum Maglia, die ich gesehen, haben orange- 
gelbe Staubbeutel, oder wie Birrer |. c. S. 363 sagt: »stark dottergelb, fast 
orange«. — Die Narben von S. Maglia sind durchaus nicht immer zwei- 
spaltig. Das scheint nur bei besonders warmer Witterung oder sonst 
günstigen Umständen einzutreten. 


1. Solanum Neoweberbaueri Wittm. n. sp. (Fig. 4 u. 2). 

(Sect. Tuberarvum). Tubera quae a cl. WEBERBAUER Accepi parva, irre- 
sularia, globosi-angulata, vel oblongi-globosa, laevia, alba (flava), usqu 
ad 2,2 cm longa, 1,5 cm diametro. Stolones subterranei interdum nume- 
rosi, sat validi, tuberiferi. Planta robusta 30—50 cm alta, valde foliosa. 
Caulis erectus crassus, aetate fere glaber, lineis a foliis decurrentibus 
angulatus; folia 16—19 cm longa, bi- vel trijuga, rhachide parum alata, 
juga inter se remota, in planta culta interdum magis approximata apicem 
folii versus sensim majora, »foliola interjugalia« (»foliola interjecta« auctorum) 
pauca, in planta culta saepius plura (4 par inter 2 juga). Foliola late- 
ralia fere sessilia ovata, vel oblonga, acuta, basi obliqua, in latere 
basoscopo ad petiolum, interdum parum ad rhachidem decurrentia, usque 
ad 7><3 vel 7,5><4 cm, foliolum terminale ceteris nunc paulo, nunc 
multo majus, ellipticum, vel late ovatum, acutum, in petiolulum 
1,5 cm longum attenuatum, 7><4 cm vel 8><4,5 cm; foliola omnia in statu 
sicco viridia, membranacea, supra pilis albidis brevibus pluricellularibus 


Fig. 4. Solanum Neoweberbauert Wittm. A Blühender Zweig, nat. Gr.; B Kelch, 3/1; 

C Fruchtknoten mit Griffel, 3/,, letzterer mit feinen Papillen bis’ etwas über die Mitte 

besetzt; D ein Zipfel der Blumenkrone mit den Spitzhaaren und den Drüsenhaaren; 

# die letzteren stärker vergrößert. Die Kelchzipfel in B sind nur des Raumes wegen 
so zurückgekrümmt gezeichnet. — Gez. G. BArTuscH, 


542 L. Wittmack. 


sparse, subtus pilis consimilibus et pilis glanduliferis praecipue in nervis 
obsita. 

Foliola interjugalia parva, ovata, obtusa ca. 1><3/, cm, par infimum 
stipuliforme. | 

Inflorescentia dichotoma, multiflora, ad 12 flora, pedunculus communis 
5—7 cm longus, glaber, rami glabri vel pubescentes, pedicelli pilis brevibus 
+ pubescentes, elongati, 3—4 cm longi (superiores 2,5 cm vel breviores), 
paulum infra apicem, in ca. 4/, longitudine, tantum 2—4 mm infra caly- 
cem articulati; pars supra articulationem tenuior. — Calyx 5-fidus, ad 
11 mm altus, explanatus 14 mm diametro, lobi elongati interdum inaequi- 
longi, e basi ovati-lanceolata, 2 mm longa et lata, sensim in dentes valde 
elongatos lineares vel subulatos, 4—6,5 mm longos producti, pilis uni- et 
pluricellularibus, rarius glandulosis, extus et intus obsiti. 

Corolla magna, rotata, 3 cm (culta usque ad 4—-5 cm) diametro 
sec. WEBERBAUER »dilute violacea, in medio cujusvis lobi stria longitudinalis 
alba violaceo-venosa«. Lobi alte conjuncti, extus pilis pluricellularibus 
apicem versus numerosioribus et in regione striae mediae pilis brevi- 
bus glanduliferis numerosissimis obsiti. 

Filamenta brevissima, ut videtur glabra, antherae lineares 4—5 mm 
ongae, conum efformantes, basi apiceque subemarginatae aureae, tandem 
subbirimosae. Pollinis grana elliptica, cocta, quando adhuc elliptica 24><16 u, 
quando jam globosa, 22 u vel minora. 

Stylus tenuis, antheras multo (in statu sicco 3,5 mm) superans, 
paulo supra basim glabram usque ad medium vel paulo supra medium 
papillis brevibus numerosis, microscopice vel sub lente valida tantum 
perspiciendis instructus; stigma stylo parum crassius, globosum, apice 
subdepressum vel subbilobum. 

Peruvia, Lima, Mons Morro Solar prope Chorillos, in lapidosis forma- 
tionis dictae »Loma«. 250 m s. m. 24. Aug. 1910 A. WEBERBAUER n. 5689. 

Wegen der hoch am Blütenstielchen hinaufgeriickten Gliederungsstelle 
dem S. hypacrarthrum Bitt. und dem S. medians Bitt. in Fedde Rep. XI, 
367, bez. 366, im Habitus besonders aber dem S. Weberbaueri 1. c. p. 365 
ähnlich. Von letzterem verschieden durch weniger stark geflügelte Blättchen- 
stielchen, die auch wie die Blütenstielchen weniger behaart sind, durch 
höhere Gliederungsstelle der Blütenstielchen und durch die weißen, violett 
geaderten Mittelstreifen auf den blaßvioletten Blumen, während S. Weber- 
bauert einfach violette Blumen hat. — Die weißen Mittelstreifen treten 
übrigens an WEBERBAUERS Herbarexemplaren gar nicht hervor, die ganze 
Blume ist weiß geworden, etwa wie blaue Glockenblumen im Herbar. Auch 
S. Weberbaueri und S. medians, die frisch violett sind, sind im Herbar 
WEBERBAUER weiß. Man erkennt die weißen Mittelstreifen von S. Neo- 
weberbaueri aber bei den Herbarexemplaren an den zahlreichen Drüsen- 
haaren auf der Außenseite der Blumenzipfel, die als dunklere Punkte unter 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 543 


der Lupe erscheinen und nach der Innenseite durchschimmern. — Diese 
Drüsenhaare fehlen dem S. Weberbaueri fast ganz; es sind nur höchst 
vereinzelte vorhanden. — S. tuberosum hat übrigens auch solche Drüsen- 
haare. 


S. Weberbaueri hat ferner (nach Brrrer) einen Griffel ohne Papillen 
und eine etwas keulenförmige Narbe, S. Neoweberbaueri eine kopfige mit- 
unter fast etwas zweilappige Narbe und einen deutlich papillösen Griffe] 
In der Knospe sind aber, wie ich bei anderen Arten, z. B. bei S. Maglia 
und S. tuberosum, fand, die Papillen noch nicht ausgebildet. 

Von S. medians, das ich nur aus Bitters Beschreibung kenne, unter- 
scheidet sich S. Neoweberbaueri durch schwächere Behaarung der Blättchen, 
weniger großes Endblättchen, reicheren Blütenstand, viel längere Blüten- 
stielchen, die bis 40 mm, nicht wie bei S. medians nur 18 mm lang sind, 


Fig. 2. Riesenblume von Solanwm Neoweberbaueri Wittm., 5 cm Durchmesser, erzogen 

4944 von Reverend Aikman Paton in Soulseat, Castle Kennedy, Schottland, im Kalthause. 

— A Blume von oben, B von unten, Gliederung des Blitenstiels dicht unterhalb des 

langzipfeligen Kelches, C Staubgefäß. — Die Mittelpartie der membranae interpetalariae 

ist nicht immer so tief und so scharf eingebuchtet, wie hier nach der flach gepreBten 
Blüte gezeichnet, — Gez. J. Pont. 


noch höher, bis 2 mm unterhalb des Kelches, hinaufgerückte Gliederung 
des Blütenstieles, viel größere Blumen und die fünf weißen Mittelstreifen. 

In seiner Diagnose (Fedde Rep. XI 366) hatte Brrrer nicht gesagt, daß 
bei S. medians Drüsenhaare auf den Blumenblättern vorhanden seien. Ich 
mußte daher, da solche Drüsenhaare sich bei S. Neoweberbaueri massen- 
haft finden, dies ebenfalls als einen Unterschied ansehen und habe in der 
Illustr. Landw. Zeitung, Berlin 1913, Nr. 15, S. 130 das auch hervor- 
gehoben. Infolge dieser Bemerkung hat aber Bitter dann bei S. medians 
nachgesehen und dort auch Drüsenhaare gefunden. Siehe Bitter in Fedde 
Rep. XII., S.5. Brrrer bezweifelte daselbst, daß die von mir in der Ill. 
Ldw. Ztg. 1.c. S. 129 gegebene Abb. 122 einer großen Blüte zu derselben 
Art gehöre, wie das in Abb. 123 im Habitusbilde wiedergegebene Solanum 


544 L. Wittmack. 


Neoweberbaueri, welches Birrer damals für sein S. medians hielt. Dem 
ist aber doch so. Dem geschickten Züchter Reverend Aikman Paton in 
Soulseat, Castle Kennedy, Schottland, dem ich Knollen geschickt hatte, war 
es gelungen, durch gute Ernährung seiner Pflanze 1914 Blumen bis zu 
5 cm Durchmesser zu erzielen (Fig. 2). Inzwischen hat Prof. Brrrer sich 
durch eigene Kultur der ihm 1943 gesandten Knollen tiberzeugt, wie er mir 
schrieb, daß S. Neoweberbaueri von seinem S. medians verschieden ist und 
eine neue Art darstellt. 

Außer bei Herrn Aikman Paron hatte 1911 das Solanum Neoweber- 
bauert auch bei Herrn Prof. Dr. Louis Prancnon in Montpellier und bei 
Herrn LABERGERIE in Verriéres (Vienne) geblüht. Bei Louis PLancHon setzte es 
einige wenige Knollen an, die aber im nächsten Jahre eingingen. Bei 
Herrn LABERGERIE fand sich nur eine einzige Knolle, die schon nach wenigen 
Wochen verdarb. Alle diese Pflanzen stammten von Knollen, welche Prof. 
Dr. A. WeBERBAUER in Lima im Herbst 1910 geschickt hatte. Wegen des 
geringen Erfolges sandte er mir unter dem 24. Februar 1913 abermals 
Knollen, und zwar wiederum vom Berge Morro Solar bei Chorillos, un- 
weit Lima, wo er auch 1910 seine Herbarnummer 5689 gesammelt hatte. 
Die Knollen kamen am 24. März 1913 in gutem Zustande an. WEBERBAUER 
schrieb: »Die Pflanze befindet sich jetzt in der Ruhezeit. Ich hatte mir 
den Platz genau gemerkt und konnte auch die verdorrten Blattreste er- 
kennen. Die Knollen werden drüben etwa 2 Monate vor der Zeit an- 
kommen, wo sie hier austreiben. Ich möchte nochmals betonen, daß sie 
nur auf Steinschutt wächst und nur von Nebeln befeuchtet wird. Also 
viel Steine und wenig Wasser, wenn Knollen erzielt werden sollen. Viel- 
leicht ist zunächst Kalthauskultur zu empfehlen, um übermäßige Bewässe- 
rung vermeiden zu künnen.« 

Ich verteilte wiederum die Pflanzen an verschiedene Institute und 
diesmal hatte Prof. Dr. Louis Prancnon den ersten Erfolg. Er sandte mir 
schon Anfang Juli 1913 ein schönes Aquarell einer bei ihm blühenden 
Pflanze zur Ansicht, dieses legte ich am 25. Juli 1943 in der Sitzung der 
Deutschen botanischen Gesellschaft vor!). Die Blätter sind 2-—3 jochig, die 
Blumen 4 cm im Durchmesser, genau so gefärbt wie WEBERBAUER angegeben: 
hellviolett mit einem weißen, violett geaderten Mittelstreifen auf jedem 
Zipfel. (Ähnliche Zeichnung fand ich auch an rötlich-violett blühenden 
Kartoffeln [S. tuberosum] wohl »Imperator«, in Wengen in der Schweiz 
(1276 m ü. M.) und die Krone maß ebenfalls 4 cm im Durchmesser.) Auch 
die Dagersche Kartoffel und mehrere andere haben auf ihren roten bez. 
blauen Blumen fünf weiße Streifen. Unter dem 15. Aug. 1913 schickte mir 
Prof. PLancon auch einige frische abgeschnittene Blumen, die aber nur 
2 cm im Durchmesser hatten, und ein oberes Blatt, das 3 Joche und ein 


4) Bericht d. Deutschen bot. Ges. 1913, Bd, 34, S. 320. 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 545 


viertes, kleineres, unteres aufwies. An diesem war zwischen je einem Joch 
ein Paar Zwischenblättchen, während sonst nicht so viele vorhanden sind. 
— Bei Herrn Prof. Bırrer, Direktor des botanischen Gartens in Bremen, 
sind alle drei Knollen, die ich ihm sandte, gut ausgetrieben und haben die 
Pflanzen Blüten gebracht. Die Kronen maßen, flach ausgebreitet 3,8—4 cm 
im Durchmesser. Auf Knollenansatz ist, wie Prof. Birrer mir unter dem 
11. August 1913 schrieb, kaum zu rechnen, trotzdem reichliche Ausläufer- 
entwicklung in den Töpfen zu bemerken ist. Auch Fruchtansatz ist in 
Bremen nicht erzielt, selbst nicht durch Bestäubung mit der reichlich pollen- 
liefernden Kartoffelsorte »rote Junker«. 

Reicher blühende Exemplare wurden aus den 1913 verteilten Knollen 
auch an verschiedenen anderen Orten erzielt. So bei Herrn Prof. Dr. EnovArp 
Hecke. in Marseille, bei Herrn J. LABERGERIE, jetzt nicht mehr in Verrières, 
sondern in Clos de Fontliasmes par Lussac-les-Chateaux (Vienne), bei Vırmorın, 
ANDRIEUX & Cie. in Paris, bei R. Surron & Sons in Reading (England) und 
bei Reverend Aıkman Parton in Soulseat, Castle Kennedy, Schottland. Die 
Herren Surron & Sons schreiben mir, daß die Pflanze ihrer » Papa ama- 
rılla« (d. h. gelbe Kartoffel L. W.) nahe komme, welche sie schon lange 
kultivieren und ursprünglich auch aus Peru erhalten hatten, diese habe 
aber lila Blüten, während S. Neoweberbaueri purpurn und weiß gescheckt 
(mottled) sei. — Reverend Aıkman Parton berichtet, daß die drei Knollen 
sehr reichblühende Pflanzen ergaben, identisch mit der, die er 4941 hatte. 
Aber im Jahre 1913 war der Pollen schlecht, er enthielt sehr selten Proto- 
plasma und Patron konnte deshalb die Blumen nicht mit demselben Pollen 
bestäuben, er befruchtete sie mit einer Handelssorte und erhielt nur eine 
Beere. Knollen waren am 11. September 1913, dem Tage seines Berichtes, 
nur zwei kleine weiße vorhanden, außerdem etwa 12 Anfänge von Knollen. 
Die Pflanzen waren nicht ganz so groß wie 1911, da sie auf Rat Weper- 
BAUERS betreffs besseren Knollenansatzes in warmem Boden mit Stücken 
von Sandstein und Holzkohle gezogen wurden. Sie waren im Kalthause 
den ganzen Sommer gehalten. — 

_ Aıkman Paton hatte 1911 den Blütenstaub von .S. Neoweberbauert 
benutzt, um damit S. Maglia zu bestäuben. Die Sämlinge dieser Kreuzung 
erwiesen sich in der 2. Generation 1913 als sehr der Phytophthora unter- 
worfen und versprechen daher nicht unsere Handelssorten der Kartoffeln 
zu verbessern. 

Die Herren Vırmorın, ANDRiEUx & Cie. in Paris, welche die Knollen 
in Verrieres le Buisson bei Paris auslegen ließen, melden, daß die Pflanzen 
nur kurze Rhizome, keine Knollen gebildet haben. Sie waren sehr ver- 
schieden von Solanum Maglia. Obgleich wenig kräftig, war ihr Laubwerk 
ziemlich üppig (ample) und behaart; ihre Blumen waren groß und sonder- 
bar violett gestreift auf weißem Grunde. Das Resultat, obwohl unvoll- 
. kommen, sei immerhin besser als das mit den 1944 geschickten Knollen erzielte, 
Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 35 


546 L. Wittmack. 


wo die Pflanzen nicht einmal zur Blüte kamen. — Vitmorin, ANDRIEUX 
& Cie. fürchten schließlich, daß die Erhaltung dieses Solanum, wie so 
mancher wilder Arten, schwierig sein dürfte. 


Nachdem ich am 4. April 1943 an der Kgl. Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule in Pension getreten bin, hat die Kaiserliche Biologische Anstalt für 
Land- und Forstwirtschaft zu Dahlem bei Berlin es gütigst übernommen, 
meine wilden Kartoffelarten weiter zu kultivieren. Von Solanum Neo- 
weberbauert gab ich außerdem einige Knollen an den Kgl. botanischen Garten 
in Dahlem, an das botanische Institut der Kgl. Landwirtschaftlichen Hoch- 
schule und an den botanischen Garten der Kgl. Tierärztlichen Hochschule, 
der 1913 noch meiner Leitung untersteht, ab. Allein an fast allen diesen 
Stellen sind leider keine Exemplare zur Blüte gekommen; die Kälte im 
Vorsommer und der viele Regen mögen das mit veranlaßt haben. 


Die genauesten Beobachtungen über die Pflanze hat wohl Prof. Bırrer 
ausgeführt und er hat mir freundlichst seine Aufzeichnungen zur Verfügung 
gestellt. Sie folgen nachstehend: 


S. Neoweberbaueri. Beschreibung nach den drei bei Prof. Brrrer im 
botanischen Garten zu Bremen 1913 kultivierten Exemplaren. »Höhe am 
Schluß der Vegetation 31—36 cm, Stengel 6—7 mm dick, grün, mit 
schwacher Violettmarmorierung, fast ganz kahl, nur einzelne mehrzellige, 
abstehende Haare auf den etwas flügelig vorspringenden Längskanten, da- 
zwischen zerstreut winzige Drüsenhaare. Stengel ziemlich dicht beblättert 
(Internodien 11/,—3 cm lang). 


Blätter 2—3—4-jochig, Zwischenfiedern wenige (—4) oder fehlend, 
gut entwickelte Blätter 12—15 cm lang. Blättchen eiförmig oder eiförmig- 
elliptisch, ziemlich spitz, die unteren seitlichen ziemlich stumpf und in ein 
geflügeltes Stielchen ziemlich abrupt verschmälert; die Blättchen des obersten 
Paares an der Basis schiefer, an der unteren mehr oder minder geflügelten 
Seite in die Rhachis herablaufend. Endblättchen mehr allmählich in den 
ca. 8—10 mm langen Stiel ausgehend; alle Blättehen am Rande mehr oder 
minder wellig gebogen, beiderseits grün, unterseits etwas bleicher. Zwischen- 
blättchen, wenn vorhanden, 1—4 klein, stumpf, er. 6:3 mm, selten bis 
11:9 mm. Die »folia pseudostipulacea« in den Achseln der oberen Blätter 
schief, mondförmig gekrümmt, ca. 44—14 :6—8 mm. 


Trotzdem wir in der Größe der Terminalblättchen bei den Tuberarien 
ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel haben, ist natürlich die Lage des 
betreffenden Blattes am Stengel stets zu berücksichtigen: so besitzen die 
den untersten, rudimentären oberirdischen Stengelblättern folgenden Laub- 
blätter im Vergleich zu den Seitenblättchen und auch absolut größere 
Endblättchen als die voll entwickelten, ihnen folgenden Laubblätter. Ich 
setze hier zum Vergleich die Größenmaße einer kräftigen Pflanze von 
S. Neoweberbaueri (vom Monte Morro Solar). 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 547 


Größe der Blättchen Größe des End- 
des obersten Paares bis | plättchens bis zur 
zur Stieleinschnürung | Stieleinschnürung 


Gesamtlänge Zahl der Zahl der 
des Blattes Fiederpaare Zwischenfiedern 


7. Blatt 431/9 cm 2 keine 5,5 : 2,9 u. 4,6: 2,3 7,6:5,4 
ae 46 > 3 keine 5,3:3,4 u, 5,4 : 3,4 6,6 : 4,3 
> 3 4 62:29 u. 5 :3,92 6,6 : 4 

> 15 > 4 5,8:3,1 u. 5,5:3,5 6,1: 4,3 
Be > ill, > 4 4 5,3:3,3 u. 53:3) 5,5:3,2 
Be 20 193 > 4 4 4,7:3,2 u. 5,2: 3,1 5,2:3,7 
Er FEN 4 | 4 4,7:2,9 wu 4 :9,7 5 :3,3 
4h. > 401/g > 4 | A 14,4:2,3 u. 42:26| 52:31 


Gesamtblütenstiel entweder kurz (weil fast bis oben hin beblättert) 
oder bis 6—7,2 cm lang, entweder einfach oder gegabelt, die Gabeln 
schließlich bisweilen bis 8—9 cm lang, meist kürzer. 

‚Es bestehen gewisse individuelle Differenzen in der Behaarung der 
Blütenstandsachsen, bei der einen Pflanze sind die Gesamtblütenstiele sowie 
ihre Gabeln und die Stiele der Einzelblüten ziemlich dicht mit aufrecht 
abstehenden weißlichen, etwas borstigen Haaren besetzt, bei dem anderen 
Exemplar sieht man dagegen völlig kahle Blütenstandsachsen bis hinauf 
zu den Blütenstielen, nur die winzigen, erst bei Lupenvergrößerung wahr- 
nehmbaren gestielten Drüsen sind vorhanden. 

Zahl der Blüten in einer Inflorescenz: 7—13—21; Länge des Blüten- 
stiels an der untersten Blüte ca. 2,2cm, später im Fruchtzustand sind 
die Stiele der ersten Blüte manchmal 3,2—3,9 cm lang; die Artikulation 
ist stets weit hinaufgerückt: sie steht meist nur 2, selten bis 5 mm 
von der Kelchbasis entfernt; der basale Teil ist meist 8—10mal länger 


als der über der Artikulation befindliche. Am Blütenstiel finden sich 


zwischen den einfachen, aufrecht abstehenden Spitzhaaren winzige gestielte 
Drüsenköpfchen, so auch an dem außenseits mit derberen, auf einem 
Sockel stehenden Spitzhaaren reichlicher versehenen Kelch. 

Der Kelch mißt ausgebreitet etwa 44 mm, seine Lappen sind lan- 
zettlich bis lineal-lanzettlich, etwas ungleich groß, ca. 4—6'/,—8 mm lang, 
an der Basis breiter und häutig berandet, gegen die Spitze hin zusammen- 
gezogen, mehr linealisch, spitz, aber nicht eigentlich pfriemlich ; innen ist 
der Kelch, wie auch sonst allgemein bei den Tuberarien, ziemlich dicht 
mit kleinen Drüsen besetzt. 

Die Krone biegt bei der Entfaltung gewöhnlich zuerst die Zipfel zu- 
rück, später ist sie mehr flach ausgebreitet radförmig, im strahlenden Zu- 
stande 4 cm Durchmesser; die eigentlichen Kronlappen sind rein weiß 
(seltener mit einem vereinzelten hellblauen Strich), die membranae inter- 
petalariae dagegen, besonders bei der Entfaltung, lebhaft bläulich-violett 
(mauve-farben), später ein wenig verbleichend. Die Verteilung der Blüten- 
farbe ist also gerade umgekehrt wie bei S. edinense Berth., bei dem die 

35* 


548 L. Wittmack. 


Lappen blaulich-violett, die membranae interpetalariae dagegen viel heller 
gefärbt sind. Die sternförmige Basis der Krone ist schwach schmutzig gelb. 
Die ersten Blüten öffneten sich etwa am 20. Juni, sie zeigten einen deut- 
lichen honigähnlichen Duft, wenn auch nicht so stark wie bei S. Maglia. 
Die Blüten schließen sich nachmittags etwa um 6 Uhr, um sich am näch- 
sten Tage wieder vollständig zu öffnen. Krone außen, besonders gegen 
die Spitze, mit dichten, meist einfachen, seltener gegabelten Spitzhaaren, 
dazwischen auf den Lappen sowie gegen die im übrigen kahle Basis hin 
außenseits mit winzigen, kurz gestielten Drüsenköpfchen. 

Das Verbleichen der membranae interpetalariae ist gegen das Ende 
der Blüte so stark, daß schließlich nur noch eine schwach bläuliche Farbe 
an diesen Sektoren übrig bleibt. 

Die Exemplare unterschieden sich etwas in der Blütengröße; während 
zwei meist 3,8—4 cm Durchmesser (besonders an den ersten Blüten der 
Inflorescenzen) erreichten, hatte das dritte durchgängig kleinere Blüten von 
nur 2,6—3 cm Diameter. 

Filamente kahl, kurz, in ihrem freien Teil ca. 11/, mm lang. 

Antheren ellipsoidisch-lanzettlich, zu einem geschlossenen Kegel 
zusammenneigend, 51/,:11/, mm, außen ziemlich orangefarben, innen 
etwas heller. 

Griffel ziemlich dünn, schlank, gerade, er überragt die Antheren 
stets ziemlich weit, ist ca. 9 mm lang, wenig über der kahlen Basis bis 
über die Mitte mit kurzen Papillen dicht besetzt. 

Narbe ziemlich dick, fast kugelig, oben in der Mitte ein wenig ein- 
gesenkt, wodurch sie schwach rundlich-zweilappig erscheint.« 

2. Solanum Kurtzianum Bitt. et Wittm. n. sp. (Fig. 3). 

Herbaceum, stolonibus subterraneis tuberiferis repens, pars subterranea 
caulis e solo ascendens cr. 9 cm longa, caulis supraterraneus rectus, 
cr. 25 cm altus, fere glaber; internodia cr. 2—21/, cm longa; folia er. 
41—12 cm longa, petiolus cr. 2—2!/, cm longus, lamina interrupte-im- 
paripinnata, plerumque tri- vel quadrijuga, rarius subquinquejuga, 
cr. 9 cm longa (in foliis inferioribus et superioribus cr. 6—7 cm), foliola 
omnia membranacea, utrinque viridia, supra in mesophyllo prae- 
cipue marginem versus pilis brevibus acutis sparsis instructa, 
subtus solum in venis breviter pilosa, foliola infima minuta sub- 
sessilia, superiora majora anguste oblonga, petiolulata, obtusa, 
paris paenultimi foliola 3,7:41,4 cm petiolulo 3—4 mm longo, paris 
supremi foliola 3,2—3,5 : 1—1,2 cm obliqua, subsessilia, foliolum ter- 
minale 3,2—3,6 : 1,3—1,6 cm in petiolulum 7—8 mm longum angustatum ; 
foliola interjugalia cr. 3—5 minuta, rotundate sessilia, ve in rhachidem 
anguste alatam decurrentia; inflorescentia primo terminalis, cr. 9—10- 
flora; pedunculus cr. 31/, cm longus, furcatus, rami furcae cr. 15—18 mm 
longi, pedicelli 9—12—14 mm longi, infra medium vel in tertia 


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Fig. 3. Solanum Kurtxianum Bitt. et Wittm. A blühender Zweig in nat. Gr.; 

B Kelch, 5/,; C Blüte, 5/,; D ein Zipfel der Blumenkrone mit einfachen und verzweigten 

Haaren; D’ die Haare stärker vergrößert, 5/,; H Staubgefäße, 64; F Fruchtknoten 
mit Griffel, 10/,, letzterer bis zur Mitte mit Papillen. — Gez. G. BARTUSCE. 


550 L. Wittmack. 


parte supra basim articulati, sicut pedunculus et ejus furcae fere glabri 
(pilis minutis valde sparsis obsiti); calyx parvus, ejus lobi lanceolati, | 
acuti, cr. 2—3 : À mm, extus pilis brevibus acutis accumbentibus instructi, 
intus sicut in ceteris Tuberariis glandulis parvis breviter stipitatis crebris 
praediti; corolla alba, ut videtur rotata (an paulum stellata?); cr. 15mm 
diam., lobi margine pilis densis brevibus pro parte subramosis instructi; 
filamenta 0,8 mm longa, glabra; antherae lanceolati-ellipsoideae, cr. 4: 
4 mm, basi cordatae, apice vix emarginatae; ovarium subglobosum, stylum 
versus nonnihil conicum, glabrum; stylus tenuis, gracilis, rectus, stamina 
manifeste superans, 7—8 mm longus, paulo supra basim glabram papillis 
minutissimis microscopice solum perspiciendis usque ad fere 
medium instructus; stigma styli apice crassius, obtusum, subglobosum, 
apice vix emarginatum; pedicelli post deflorationem infra calycem mani- 
feste obconice incrassati (sicut fere in omnibus ceteris Tuberariis). 

Argentinae occidentalis prov. Rioja: Sierra Velasco, Yacuchi, 
cr. 2100 m s. m., in declivibus virgultosis passim, F. Kurrz, herb. Argent. 
nr. 15422, herb. Berol.! (25—27. II. 1908 in statu florente). 

3. Solanum (Tuberarium) Vernéi Bitt. et Wittm. n. sp. 

Stolonibus subterraneis tenuibus (verisimiliter tuberiferis) repens; cau- 
lis verisimiliter plus quam 50 cm altus (vidimus solum partem superi- 
orem florentem cr. 37 cm longam et caulem minorem juniorem non jam 
florentem), diam. cr. 5 mm, caverna medullari satis magna; lineae 
decurrentes satis manifestae, partim irregulariter undulatim an- 
guste alatae; internodia superiora cr. 4—51/, cm longa; folia magna, 
bene evoluta usque ad 28—29 cm longa, petiolus cr. 3—31/, cm longus, 
lamina interrupte-imparipinnata, 4--5-juga, paris infimi foliola (si ad- 
sunt) satis parva, foliolis interjugalibus similia vel etiam minora, saepe solum 
2:2 mm, superiora sensim majora, satis inter se remota (qua re habitus 
plantae majoris subflaccidus), late ovati-lanceolata basi + ve obliqua 
magis rotundate angustata, apicem versus magis sensim angustata acuta vel 
subacuminata, media breviter petiolulata, paris supremi foliola basi 
magis obliqua brevissime petiolulata vel subsessilia saepe nonnihil in rha- 
chidem decurrentia, satis magna, usque ad 9-—10,3 : 3,5—4,2 cm, foli- 
olum terminale er. 9—101/,: 4—41/) cm, magis sensim in petiolulum 
1,2—2 cm longum angustatum; foliola interjugalia non valde numerosa, 
cr. 5—6, parva, in foliis optime evolutis usque ad 9:6 mm, foliola om- 
nia membranacea, in statu sicco tenuia, fuscescentia, in statu vivo certe 
obscure viridia, supra pilis breviusculis pluricellularibus acutis 
in tota superficie sparsis, subtus pilis tenuioribus acutis mani- 
feste densioribus molliuscula et subcanescentia; in utraque pa- 
gina glandulae minutae breviter stipitatae valde sparsae in- 
veniuntur; in mesophyllo cellulae arena crystallina impletae adsunt; folia 
pseudostipulacea satis magna, cr. 14:10 mm, lunulatim curvata; folium 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 551 


supremum (infra inflorescentiam) ceteris reductius, solum cr. 71/; cm lon- 
gum, foliolis paucioribus angustioribusque; folia pseudostipulacea tamen satis 
magna, cr. 14:6 mm; inflorescentia primo terminalis, mature jam cum 
internodio vegetativo supremo brevi (cr. 43 mm longo) in latus coacta, cr. 
{3—14-flora; pedunculus ipse cr. 9 cm longus, in furcas nonnullas non 
valde longas (cr. 11/,—2 cm) abiens; pedicelli cr. 20—27 mm longi, in 
medio vel paulo supra medium articulati, sicut pedunculus et 
ejus furcae satis dense pilis tenuibus acutis obtecti; calyx cam- 
panulatus, diam. inter apices loborum (non explanatus!) cr. 8 mm, lobi 
lanceolati, acuminati, ca. 4—5: (basi) 41/,—2 mm, in parte basilari 
pellucide marginati, extus pilis tenuibus inaequilongis acutis satis crebris, 
intus glandulis parvis breviter stipitatis crebris praediti; corolla violacea, 
substellata, magna, diam. cr. 3,3—3,5 cm, ejus lobi lati longe inter 
se conjuncti tamen quoque satis liberi, in parte libera cr. 12 mm longi, 
(basi) 10 mm lati; filamenta cr. 1—41/. mm longa, glabra; antherae ellip- 
soideae ca. 6°/,—7: 2 mm, basi vix latiores manifeste cordatae, apice mani- 
feste emarginatae poris introrsis subapicalibus; stylus antheras satis supe- 
rans, cr. 10 mm longus, paulo supra basim glabram solum fere 
1/, longitudinis papillis minutissimis microscopice solum perspicien- 
dis instructus, praeterea pilis perpaucis 2—3-cellularibus acutis 
valde sparsis in parte papillosa superiore praeditus, ceterum glaber; 
stigma styli apice nonnihil crassius, subglobosum, apice obtusatum. 

Argentina boreali-occidentalis: Sierra de Tucumän, La Cié- 
naga, Hieronymus et Lorentz n. 708, herb. Berol.!) florens 10—17. I. 1874. 
(Grisepacu, Symb. 249: »S. tuberosum L.«) 


Die Pflanze ist nach Herrn Prof. Craupe VERNE in Grenoble benannt worden, der 
auf einer Reise durch die mittleren Anden Südamerikas den Verwandten der Kartoffel 
seine spezielle Aufmerksamkeit zugewandt und in Verbindung mit Prof. Dr. En. HECKEL- 
Marseille sich dem Mutationsproblem der wilden Tuberarien gewidmet hat. Durch VERNE 
sind mehrere interessante wilde Tuberarien aus Bolivia und Peru in die Kultur der euro- 
päischen wissenschaftlichen Gärten eingeführt worden. 

GriseBAcH (Symbolae ad floram Argentinam in Abhandl. Kgl. Gesellsch. d. Wiss. 
Göttingen Bd. 24 [1879] p. 249) hat diese besonders durch den Blütenbau offenbar ge- 
nügend abweichende Art zu S. tuberosum L. gezogen, indem er annimmt, daß sie aus 
Chile verschleppt sei: »Chile, unde emigrat in ruderata regionis alpinae cisandinae.« Es 
muß jedoch betont werden, daß eine mit dem S. Vernër identische Form bis jetzt jen- 
seits der Anden nicht nachgewiesen worden ist. 

4. Solanum (Tuberarium) velascanum Bitt. et Wittm. n. sp. 

Herbaceum, stolonibus verisimiliter tuberiferis subterraneis praeditum, 
pars subterranea caulis e terra ascendentis cr. 10 cm longa, pars supra- 
terranea cr. 36 cm alta, fere recta, caulis cr. 21/, mm crassus, fere glaber, 
satis dense foliatus; internodia cr. A1/,—2 cm longa; lineae decurrentes 
parum manifestae; folia bene evoluta cr. 15—16 cm longa, petiolus 
11/;—2 cm longus, lamina interrupte impari-pinnata, 5-juga, foliolis 
interjectis paucis (3—5) parvis (2—5 :2—4 mm) ovati-rotundatis ob- 


552 L. Wittmack. 


tusis, foliola majora late elliptica vel ovati-elliptica, obtusa, 
omnia +ve petiolulata, lateralia inferiora parva, paris infimi foli- 
ola cr. 7:6 usque ad 10:7 mm, paris paenultimi foliola plerum- 
que longiora quam paris ultimi, usque ad 5,7:4,7 cm petiolulo cr. 
6 mm longo, paris ultimi foliola basi magis obliqua cr. 4,5—5,3 : 2—2,2 cm, 
foliolum terminale 4,2—4,3 : 2,3—-2,5 cm basi magis sensim in petiolulum 
cr. 12—14 mm longum + ve alatum angustatum, foliola omnia utrinque 
viridia supra pilis breviusculis acutis curvatim accumbentibus sparsis, prae- 
cipue in mesophyllo marginali et in margine ipso praedita, subtus pilis 
brevibus fere solum in vena media et in venis lateralibus primariis; inflo- 
rescentia 42—14-flora, pedunculus ca. 6 cm longus, furcatus, furcae cr. 2 cm 
longae, pedicelli cr. 10—13 mm longi, parum supra basim (cr. 1—2 mm) 
vel fere ad basim ipsam articulati; calyx campanulatus, ejus lobi 
lineari-lanceolati, acuti, satis longi, cr. 41/,—5:3/,—4 mm; corolla 
albide violascens, stellata, diam. cr. 2,5—2,7 cm, loborum partes liberae 
verisimiliter numquam reflexae, tandem in statu deflorato cr. 10: (basi) 3 
—4 mm; filamenta cr. 1— (in statu deflorato) fere 2 mm longa, glabra, 
antherae ellipsoideae, utrinque emarginatae, ca. 5:41 mm, stylus antheras 
manifeste superans, cr. 8 mm longus, paulo supra basim glabram usque 
ad fere 1/,, partim usque ad fere medium papillis brevibus crebris 
obsitus, apice infra stigma vix incurvatus; stigma styli apice mani- 
feste crassius, subglobosum vel apice nonnihil bilobum, lobis 
rotundatis obtusis. 

Argentinae occidentalis prov. Rioja: Sierra Velasco, Yacuchi 
cr. 2100 m s. m., prope domum ruinosam » Yacuchi« inter lapides, F. Kurtz 
n. 15380 herb. Berol.! »Flores ex albo violascentes, Febr. 1908« (Kurtz 


in sched.). 

Von dem S. subtilius Bitt. in Fedde, Repert. XII, 6 weicht diese Art durch die 
beträchtlich längeren Kelchzähne ab, diejenigen des S. subtilius sind sehr kurz mit kurzer 
aufgesetzter Spitze, ferner ist die Artikulation der Blütenstiele bei S. subtilius bis nahe 
unter die Mitte gerückt; außerdem besitzt S. velascanum einen in seinem unteren Drittel 
deutlicher papillösen Griffel sowie eine dickere, manchmal etwas zweilappige Narbe. 


5. Solanum (Tuberarium) Famatinae Bitt. et Wittm. n. sp. 

Stolonibus subterraneis satis longis (verisimiliter tuberiferis) repens; 
caulis supraterraneus aliquantum debilis, cr.50 cm — 1 maaltus, in nodis 
inferioribus nonnihil incrassatus, superne ramosus, pilis brevissimis sparsim 
obsitus; foliorum petioli breves, cr. 1—2 cm longi, laminae interrupte- 
imparipinnatae, cr. 12—14 cm longae, fere 6—8 cm latae, plerum- 
que quinquejugae, in foliis superioribus solum quadrijugae, foliola mem- 
branacea, utrinque viridia, supra pilis brevibus acutis in mesophyllo sparsis, 
subtus pilis in venis venulisque brevioribus (in mesophyllo minutissimis) non- 
nihil densioribus praedita; foliola lateralia =: ve petiolulata, solum inferiora 
parva elliptica obtusa subsessilia, cetera sensim majora, lanceolati-ellip- 
tica utrinque angustata obtusa vel obtusiuscula, paris paenultimi 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 553 


foliola usque ad 41/2—51/, : 4,3—1,6 cm in petiolulum cr. 6—8 mm longum 
sensim angustata, paris ultimi foliola 4—3,2:41,4—1,6 cm in petiolulum 
9—5 mm longum angustata, foliolum terminale 5,2—5,5 : 1,5—1,7 mm in 
petiolulum 5—12 mm longum angustatum; foliola interjugalia com- 
plura in quovis folio, saepe 6—8, nonnumquam —10, plerumque valde 
inaequalia, nonnulla minuta, cetera elliptica usque ad 14:8 mm, sessilia, 
+ ve in rhachidem decurrentia (nonnumquam quoque in petiolulis folio- 
lorum majorum foliola accessoria minuta observantur) ; inflorescentia pauci- 
(4—7-)flora, laxiuscula, saepe furcata, pedunculus saepe 3 cm longus, rami 
furcae cr. 11/,—2 cm longi, pedicelli in statu florifero 12—20 mm longi, 
inferiores fere medio articulati, superiores fere 1/, longitudinis supra basim 
articulati; calyx campanulatus, ejus lobi cr. 5 mm longi, e basi lanceolata 
longe acuminati, extus sicut pedicelli pilis satis crebris pluricellularibus acutis 
longiusculis praediti, inter quos pili minores et glandulae minutae breviter 
stipitatae sparsae reperiuntur; corolla violacea vel lilacina, substellata, diam. 
cr. 25 mm, loborum partes liberae cr. 7—9:4 mm, extus pilis pluricellu- 
laribus acutis (praecipue in margine et apice satis densis) instructae; fila- 
menta 41/, mm longa, glabra; antherae ellipsoideae, ca. 4—41/,:4 mm; 
stylus antheras manifeste superans, 9 mm longus, paulo supra basim gla- 
bram usque ad medium papillis minutissimis microscopice tantum perspicien- 
dis satis densis instructus, ceterum glaber; pedicelli fructiferi in articulo 
nutantes, supra articulum ad calycem versus sensim incrassati; baccae 
subglobosae vel parum ellipsoideae (siccae 13 : 11 mm). 

Argentinae occidentalis prov. Rioja: 1. Sierra Famatina, inter 
»Los Corrales« et »Escalera de Famatina«, cr. 2000 m s. m., »in sepibus 
frequens; ad 1 m alt. fl. lilacinis«. F. Kurtz, herb. Argent. n. 43445 b, 
herb. Berol.! 2. Sierra Famatina; Agua salada (supra Cerro ‚Cimarron) 
»fl. violaceis; ad 1 m alt. — in umbrosis passim«. F. Kurtz, herb. Argent. 
n. 14466, herb. Berol.! 

6. Solanum (Tuberarium) aemulans Bitt. et Wittm. n. sp. 

Humile, fere acaule, herbaceum; stolonibus subterraneis repens; 
tubera cr. M/a—2 cm diam. (an majora?); caulis cr. 8—11 cm e terra 
ascendens, supra terram plerumque fere nullus vel parum elevatus 
(usque ad cr. 8 cm); folia subrosulantia cr. 61/,—111/,;—16 cm longa, 
infima primaria minora simplicia, tunc uni- vel bi-juga lobo terminali praeva- 
lente, posteriora imparipinnata, 3—4-juga, foliolis interjugalibus ple- 
rumque deficientibus vel paucis (usque ad 3—4); foliola majora late ellip- 
tici-lanceolata, lateralia sessilia, in latere basoscopo plerum- 
que manifeste in rhachidem decurrentia, in latere acroscopo 
saepe auriculatim cordata, foliola omnia apicem versus sensim vel 
subrotundate angustata, obtusa vel obtusiuscula, utrinque viridia, 
herbacea, supra in tota superficie pilis satis manifestis crebrisque pluri- 
cellularibus acutis, marginem versus nonnihil densioribus obsita, subtus 


554 I, Wittmack. 


pilis minoribus tenuioribusque praecipue in venis venulisque praedita; paris 
infimi foliola er. 3:2—6:5 usque ad 9:6 mm, paris secundi foliola 
41: 8—20: 10 mm, parium supremorum foliola 18 :9— 25:42 mm, folio- 
lum terminale lateralibus semper manifeste majus, fere rhom- 
boidei-ellipsoideum, basim versus sensim in petiolum alatum 
cr. 7mm longum angustatum, ipsum 22 : 44—45: 29-31 mm; in- 
florescentia pauci- (1—5-)flora, pedunculus plerumque bre- 
vissimus, flos infimus quidem fere semper arcte ad ejus basim oriundus, 
inter florem infimum et secundum saepe .interstitium majus cr. 43 mm 
longum; nonnumquam, ut videtur, folia longe petiolata simplicia in rha- 
chide inflorescentiae interjecta sunt; pedicelli graciles, elongati, in 
statu florifero saepe 3, rarius jam 5 cm longi, pilis inaequi- 
longis pluricellularibus acutis accumbentibus satis crebris in- 
structi; articulatio plerumque satis erecta (saepe 2—3 mm, rarius 
—7 mm infra calycem); calyx campanulatus, ejus lobi nonnihil inaequales, 
lanceolati, acuti, cr. 2—4:4 mm, extus pilis satis crebris pluricellularibus 
acutis plerisque simplicibus rarius subramosis subcanescentes, intus glan- 
dulis ellipsoideis cellula unica fere aequilonga stipitatis crebris praediti; 
corolla coerulea (sec. collectores) parva, diam. cr. 41/,—2 cm, rotata, 
lobi fere usque ad apicem membranis interpetalariis conjuncti, extus in 
margine et praecipue apicem versus pilis acutis densis instructi; filamenta 
41/2 mm, tandem (in statu deflorato) plus quam 2 mm longa, glabra; 
antherae ellipsoideae, utrinque emarginatae, cr. 2!/.—3 : 3/,—1 mm, poris 
satis magnis introrsis subapicalibus; ovarium subglobosum, diam. cr. 11/, mm, 
glabrum; stylus antheras manifeste superans, cr. 6—61/, mm longus, 
rectus, crassiusculus, fere omnino glaber, paulo supra basim glabram 
papillis minutissimis microscopice vix perspiciendis in tertia parte 
longitudinis sparsim obsitus, ceterum glaberrimus; stigma styli apice 
manifeste crassius, diam. cr. 1,2 mm, cr. 1 mm longum, apice parum vel 
manifeste emarginatum; pedicelli, ut videtur, post deflorationem etiam 
magis elongati, usque ad 5 cm longi. | 

Argentinae occidentalis prov. Rioja: 4. La Incrucijada, Sierra 
Famatina, Hieronymus et NIEDERLEIN n. 474, herb. Berol.! (flores coerulei 
sec. collectores); 2. Sierra Famatina, Real viejo (3000—3500 m s. m.). 
— In declivibus graminosis areolas quasi cultas formans. Kal. Mart. 1907 
florens. F. Kurtz, herb. Argent. n. 14719, herb. Berol.! 

Wahrscheinlich gehört hierher auch Kurtz n. 13698 (Sierra Fama- 
tina: Mina San Juan, 3050 m s. m. Fruct. virid. — Sub arbuseulis raro) 


mit halbreifen kugeligen Beeren von 15—16 mm Durchmesser. 

Die Pflanzen von der Incrucijada (Hieronymus und NIEDERLEIN n. 474) sind der vor- 
stehenden Beschreibung als Typus zugrunde gelegt worden, die Kurrzschen Exemplare 
von Real Viejo scheinen einer besonderen Varietät anzugehören. 

F. Kurtz bemerkt zu seiner Nr. 44749: »tubera (nucis Juglandis forma) escu- 


lenta; flores sordide albi«; wenn wir allerdings auch an einer der ‘getrockneten Blüten … 


? 


ds. 


Einige neue Solanum-Arten aus der Tuberarium-Gruppe. 555 


deutlich eine rôtlich-violette Farbe beobachtet haben, so bestehen doch zwischen den 
Pflanzen von HreroNymus und NIEDERLEIN und denen von Kurtz bezüglich der Blüten- 
farben offenbar auffällige Unterschiede. Übrigens scheinen auch sonst zwischen den 
beiderlei Exsikkaten Abweichungen feststellbar zu sein: die Kurrzschen Exemplare sind 
meist kräftiger und haben verhältnismäßig größere Endblättchen als die von der In- 
crucijada herstammenden. 

Diese interessante, offenbar in höheren Gebirgslagen der westargentinischen Sierra 
Famatina heimische zwergige Art weist eine so unverkennbare Ähnlichkeit — nicht 
bloß habituell, sondern auch in wichtigeren Organisationsmerkmalen — mit dem mexi- 
kanischen S. demissum Lindl. var. Klotxschw Bitt. (S. utile Klotzsch) auf, daß man bei 
geringerer Entfernung der Wohnbezirke beider Arten voneinander sie wahrscheinlich als 
Unterarten derselben Spezies betrachten wiirde. Wegen dieser unbestreitbaren Uber- 
einstimmung haben wir der argentinischen Vorkordilleren-Pflanze den Namen »S. aemu- 
lans« gegeben. Die als Typus des S. demissum Lindl. anzusehenden Pflanzen zeigen 
allerdings auch nahe der Basis der oberirdischen Triebe den ersten Blütenstand, aber 
ihre Stengel wachsen später noch ziemlich stark weiter und produzieren noch mehrere 
ziemlich voneinander entfernte Blütenstände. Ähnlich, wenn auch nicht so lang- 
stengelig, ist die var. Klotzschivi Bitt., die bei weiter vorgeschrittenem Wachstum eben- 
falls einen neuen Blütenstand oberhalb des ersten produziert. 

Diese mehr gestreckten Stengel, welche sich bei den verschiedenen Formen des 
S. demissum in verschiedener Größe, aber doch offenbar regelmäßig im späteren Ent- 
wicklungsgange zeigen, scheinen bei S. aemulans entweder gar nicht oder doch in viel 
reduzierterer Form aufzutreten. 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der 
Begoniaceen unter Beriicksichtigung der morphologischen 
Verhältnisse, 


Von 


E. Irmscher 
Berlin-Steglitz. 


Mit 4 Figuren im Text. 


Übersicht: I. Einleitung, S. 556. — II. Spezieller Teil, S. 558. — 4. Dic racemösen 
Blütenstände, S. 558. — 2. Die cymösen Blütenstände, S. 570. — II. Er- 
gebnisse, S. 575. 


I. Einleitung. 


»Bei allen mir bekannten Begonien stellen die Inflorescenzen axilläre 
Cymen dar, die entweder bis in die letzten Verzweigungen gleichmäßig 
dichasisch sind oder häufiger nach ein- bis mehrmaligen Gabelungen in « 
Wickel ausgehen. Die ersten Achsen schließen dabei stets mit männlichen 
Blüten, die weiblichen treten erst in der letzten Generation auf und findet 
aus ihren Stielen keine weitere Verzweigung mehr statt.« Diese Worte 
EıcuLers in seinen Blütendiagrammen II. (1878) 453 orientieren am besten 
über den damaligen Stand der Kenntnisse von den Begonienblütenständen. 
Auch in einer späteren Arbeit!) kann Ercater obigen Angaben nichts 
Neues hinzufügen, sondern bestätigt sie mit folgenden Worten: »Sie (d. h. 
die Inflorescenzen) stellen allerwärts Dichasien dar, die nach mehr oder 
weniger zahlreichen Gabelungen — immer mit Mittelblüte im Gabelwinkel 
— in kurze Wickel ausgehen, oder auch bis zu den letzten Verzweigungen 
gabelig bleiben.« Bald darauf studierte Benecxe?) die Blütenstände der 
Begoniaceen und suchte die Ercazersche Ansicht dahin abzuändern, daß die 
Dichasien nicht in Wickel, sondern in Schraubel ausgehen. Daß diese 
Annahme, die auch von keinem anderen Untersucher bestätigt worden ist, 
hinfällig ist, wird im speziellen Teil gezeigt werden. Im übrigen schreibt 


4) Sitzungsber. Ges. Nat. Freunde Berlin (4880) 41. 
2) Englers Bot. Jahrb. III. (1882) 292 ff. 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 557 


‚auch Bengcke: »Eine alte bekannte Tatsache ist es, daß die weiblichen 


Blüten stets seitlich stehen, während die männlichen die relativen Haupt- 
achsen abschließen. Nie fand ich von letzterem eine Ausnahme.« Auch 
GöseL kennt in seiner Arbeit: »Über sexuellen Dimorphismus bei Pflanzen!)« 
nur cymöse Blütenstände, erwähnt jedoch außer Arten mit der von EıcHLEr 
und Benecke angeführten Verteilung der Geschlechter noch zwei Arten, 
Begonia rhixocarpa und Bb. attenuata, bei denen männliche und weibliche 


Blüten nicht mehr gemeinsam auf derselben Inflorescenz vorkommen, son- 


dern eingeschlechtliche Blütenstände bilden. Erstere Art war bereits von 
WARBURG in ENGLER u. Prantı, Natürl. Pflanzenfam. III. 6a (1894) 136 
abgebildet worden; über die Inflorescenzen schreibt dieser Autor 1. c. 127: 
»Die Blütenstände stehen meist axillär und bilden (nur Begoniella besitzt — 
zuweilen endständige traubige Blütenstände) zusammengesetzte Dichasien 
entweder in reiner Form,-also bis in die letzten Verzweigungen gabelig, 
oder mit Schraubeltendenz, also schließlich in kurze Schraubeln ausgehend. 
Sind sie endständig, so sind es Trauben mit dichasial-cymösen Seiten- 
verzweigungen.« Wenn hier auch Beneckss irrige Ansicht von der Schraubel- 
tendenz der letzten Verzweigungen übernommen worden war, war doch 
zum erstenmal ein kurzer Hinweis gegeben, daß mit den von Eıcater und 
Benecke allein geschilderten dichasialen Inflorescenzen die Aufbautypen der 
Begonienblütenstände nicht erschöpft sind. Allerdings muß Warsures An- 
sicht dahin korrigiert werden, daß manche endständige Blütenstände 
primär traubig sein können, andrerseits aber auch echt endständige Di- 
chasien vorkommen. 

Eine vergleichend-morphologische Untersuchung aller mir zugänglichen 
Begoniaceen zeigte tatsächlich, daß, von Warsures kurzer Bemerkung ab- 
gesehen, die bisherigen Angaben durchaus nicht imstande sind, auch nur 
einigermaßen ein Bild von dem unerschöpflichen Reichtum der Begoniaceen 
an Inflorescenztypen und ihren Variationen zu geben. Boten nun die 
verschiedenen Blütenstandsmodifikationen und ihre oft wechselnde Aus- 
gestaltung bei derselben Art in morphologischer Beziehung an sich schon 
genug des Beachtenswerten, mußten sie noch mehr an Interesse gewinnen, 
wenn vor allem die Verteilung der Geschlechter in den Kreis der Be- 
trachtung gezogen wurde. Es soll daher im folgenden meine Aufgabe 
sein, die bisher festgestellten Modifikationen in der Verteilung der männ- 
lichen und weiblichen Blüten auf den verschiedenen Inflorescenztypen kurz 
zu schildern. Aber diese rein topographische Arbeit reizt noch einen 
Schritt weiter zu gehen. Vielleicht wird es möglich sein, innerhalb des 
Formenchaos gewisse Entwicklungstendenzen aufzudecken, die sich bei der 
Ausgestaltung der jetzigen Formen geltend gemacht haben oder noch wir- 


ken. Vielleicht, daß schließlich auf diese Weise der Weg zutage tritt, auf 


4) Biolog. Zentralbl. XXX. (1940) 712. 


558 E. Irmscher. 


dem bei den Begonien die eingeschlechtlichen Inflorescenzen aus den zwei-- 
geschlechtlichen ihre Entwicklung genommen haben. 

Die beigegebenen Abbildungen sind halbschematisch gezeichnet worden, 
um den Gesamthabitus eines Blütenstandes besser zum Ausdruck bringen 
zu können, als es bei schematischen Bildern möglich gewesen wire. Zwecks 
größerer Deutlichkeit sind öfter die Verzweigungen nicht, wie in Wirk- 
lichkeit, transversal zur Hauptachse dargestellt, sondern in die Ebene des 
Papiers gelegt worden. In den Grundrissen bedeutet s die Nebenblätter, 
v die Vorblätter, wobei natürlich » mit v und v’ mit v’ korrespondiert, und 
h Hochblatt. 


Il. Spezieller Teil. 


Um eine Ubersicht über die gesamten Begoniaceeninflorescenzen zu 
gewinnen, wollen wir dieselben in zwei Abteilungen, racemöse und cymöse, 
bringen und die racemösen, d. h. die, deren primäre Verzweigung traubig 
ist, in unserer Betrachtung voranstellen. 


1. Die racemösen Blütenstände. 


Haben wir die Verteilung der beiden Geschlechter innerhalb der In- 
florescenz im Auge, so scheiden sich die traubigen Blütenstände sofort in 
zwei Gruppen; einmal in solche, deren Seitenäste sämtlich oder zum 
größten Teile Blüten beiderlei Geschlechts führen, andrerseits in solche, 
deren Seitenäste sämtlich oder zum größten Teil nur Blüten eines Ge- 
schlechtes aufweisen. Bei beiden Gruppen lassen sich wieder in bezug 
auf die Ausbildung der Traube zwei Stadien unterscheiden. Die einen 
Arten zeigen noch keine scharfe Scheidung von vegetativem und blüten- 
tragendem Sproßteil, vielmehr findet noch eine allmähliche Umbildung und 
Reduktion der Laubblätter zu Tragblättern statt; die Inflorescenzen der 
anderen Arten dagegen, deren Erkennung als echte Traube deshalb anfangs 
auf große Schwierigkeiten stieß, zeigen infolge Mangels an echten Deck- 
blättern einen plötzlichen Übergang vom vegetativen zum blütentragenden 
Sproßteil. 

Übersichtlich zusammengestellt hätten wir also folgende racemösen 
Typen zu besprechen: | 


I. Alle oder die meisten Seitenäste der Inflorescenz zweigeschlechtlich. 
4. Inflorescenz nicht scharf vom vegetativen SproBteil geschieden. 
2. Inflorescenz scharf vom vegetativen Sproß abgesetzt. 

II. Alle oder die meisten Seitenäste eingeschlechtlich. 
A. Inflorescenz nicht scharf vom vegetativen Sproßteil geschieden. 
2. Inflorescenz scharf vom vegetativen Sproß abgesetzt. 


Im Gegensatz zu den cymösen Blütenständen sind diese traubigen 
auch innerhalb derselben Art oft großen Schwankungen unterworfen. Nicht 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 559 


nur, daß bei einer Art die Ausbildung der Hochblätter variiert, wir finden 


auch Arten, wo die zweigeschlechtlichen Inflorescenzen durch Übergänge mit 
eingeschlechtlichen verbunden sind, wobei letzte entweder männlich oder 
weiblich oder beides sein künnen. Wir werden versuchen, ob sich in 
dieser Variation gewisse Gesetzmäßigkeiten erblicken lassen, die für weitere 
Deutungen als Grundlage dienen können. 


A. Inflorescenzen mit zweigeschlechtlichen Seitenästen. 


Treffliche Beispiele fiir die zuerst genannten nicht abgesetzten, zwei- 
geschlechtliche Seitenäste führenden zusammengesetzten Trauben liefert 
eine Gruppe nahe verwandter Arten aus der großen südamerikanischen 
Sektion Begoniastrum. Es sind einjährige, unverzweigte Pflanzen von 
eigenartigem Habitus, die 2—4 von unten nach oben an Größe ab- 
nehmende Stengelblätter führen, die allmählich in die Tragblätter der end- 
ständigen Inflorescenz übergehen. Legonia Balmisiana Ruiz z. B. hat 
eine Dichasialtraube, deren Seitenäste entweder einfache Dichasien mit männ- 
licher Endblüte und zwei weiblichen Seitenblüten oder statt letzterer mit 
zwei weiblichen zweiblütigen Seitenwickeln darstellen. Ganz ähnlich ist 
die Dichasialtraube von B. crenatiflora A. DC. gebaut. DB. bicolor Watson, 
die in Fig. I abgebildet ist, zeigt an den Seitenästen keine dichasiale 
Verzweigung, sondern nur ein Vorblatt der letzten männlichen Blüte aller 
Seitenäste führt eine weibliche Blüte; die Seitenäste sind also einfachste 
Wickel. Höchst bemerkenswert ist die Art der allmählichen Reduktion 
der Laubblätter zu den Tragblättern (Brakteen) der Inflorescenz. Indem 
nämlich die Nebenblätter mit dem sich verkürzenden und verbreitern- 
den Blattstiel an ihrem inneren Rande allmählich verwachsen, tritt eine 
Reduktion der Blattspreite bis zu einem kleinen 6 mm langen, gezähnten 
Zipfelchen (Fig. 1a), weiter oben bis zu einem schmalen Streifen (Fig. 10) 
ein. In den obersten Verzweigungen endlich ist an Stelle der Spreite ein 
herzförmiger Ausschnitt zwischen den verwachsenen Nebenblättern vor- 
handen (Fig. Ic), die durch diese Verwachsung wie ein Blatt erscheinen 
und völlig die Funktion eines Tragblattes übernommen haben. 

Endständige, zusammengesetzte Trauben finden sich auch bei Begonia 
pedunculosa Wall., einer asiatischen Art. Allerdings macht hier die In- 
florescenz infolge der die Hauptachse an Länge fast überragenden unteren 
Lateraltriebe zuerst durchaus nicht den Eindruck einer zusammengesetzten 
Traube. Wir sehen auch, daß in bezug auf Ausbildung der Tragblätter 
sich verschiedene Stadien feststellen lassen. Einmal finden sich Verhält- 
nisse, die der Fig. 2a@ entsprechen, wo die Tragblätter zwar nach oben an 
Größe abnehmen, aber doch noch deutlich außer ihren Nebenblättern an 
den untersten Seitentrieben vorhanden sind. Das Stadium ist nun durch 
zahlreiche Übergänge mit dem in Fig. 2b abgebildeten verbunden. Hier 
ist das Tragblatt bei allen Lateraltrieben völlig reduziert, nur seine Stipeln 


Sa Sex 


| 
| 


Fig. 4. 


1 Begonia bicolor Watson, a—c Pseudobrakteen; 2a—b B. pedunculosa Wall.; 
3 B. guttata Willd.; 4 B. urticaefolia (Kl.), a Partialwickel. — E. Inmscuer delin, 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 561 


sind noch vorhanden, wodurch diese Inflorescenz von dem vegetativen 
Sproßteil scharf abgesetzt ist. Was nun die Verteilung der Geschlechter 
anlangt, so zeigt Fig. 2@ die beiden untersten Aste in gleicher Ausbildung, 
indem ihre vorderen Dichasialzweige als Wickelausgebildet sind und erst in der 
dritten Sproßgeneration die weibliche Blüte führen, die hinteren Äste aber 
schon in der zweiten. Das in Fig. 25 abgebildete Stadium führt dagegen 
in den untersten zwei Ästen die weiblichen Blüten als Dichasialast, also 
gleichwertig einer männlichen Blüte. Erst die folgenden Äste zeigen zu- 
letzt Wickel, die von der weiblichen Blüte abgeschlossen werden. Diese 
Inflorescenz selbst, und das ist wichtig, wird durch eine Blüte, deren Vor- 
blätter fruchtbar sind, also durch ein einfaches Dichasium begrenzt. Schon 
B. pedunculosa Wall. zeigt also aufs deutlichste, daß die scharf begrenzten 
Trauben durch Reduktion der Tragblätter aus normalen vegetativen Sprossen, 
deren Laubblätter axilläre Blütenstände führten, hervorgegangen sind. Ist 
auch das Tragblatt bis auf seine Nebenblätter s abortiert, so ist doch an 
deren Stellungam Sproß und der gleichsinnigen, nicht transversalen Stellung 
der folgenden Vorblätter v der lateralen Dichasialendblüte der monopodiale 
Charakter des Blütenstandes sofort festzustellen. 

Unter Berücksichtigung dieser Tatsache entpuppt sich auch der von 
A. De CaNDOLLE als »cyma« angesprochene Blütenstand der D. gutiata Willd. 
von der malayischen Halbinsel als eine zusammengesetzte Traube, wenn 
er auch bei oberflächlicher Betrachtung das Bild eines Dichasiums vor- 
täuschen kann (Fig. 3). Denn die transversal gerichteten Blättchen s (siehe 
auch Grundriß) und die übrigen ihnen entsprechenden können nur als 
Nebenblätter des verlustig gegangenen jeweiligen Tragblattes erklärt werden, 
sind ja auch die folgenden Vorblätter v nicht zu ihnen gekreuzt, sondern 
gleichsinnig gestellt. Die Seitenäste stellen Wickel mit einer weiblichen 
Seitenblüte dar, während die Hauptachse an der Spitze dichasial ver- 
zweigt ist. 

Ein weiteres sehr interessantes Beispiel für eine vom vegetativen 
Sproßteil deutlich abgesetzte zusammengesetzte Traube bildet der Blüten- 
stand der amerikanischen Degonia urticaefolia (KI). Die endständige, 
10—12 cm lange Inflorescenz führt 8—9 Seitenäste, deren jeder ein ziem- 
lich breites, häutiges, oben meist ausgerandetes bis kurz zweilappiges Trag- 
blatt besitzt. In einem Falle waren nun an der Basis der untersten 
Seitenäste transversal zwei den Nebenblättern völlig gleichende, freie Blätt- 
chen vorhanden, wie wir es bei Begonia guttata als Regel gefunden hatten. 
Die vorhandenen zarten Brakteen können also nur als Verwachsungsprodukt 
der beiden Nebenblätter des abortierten eigentlichen Tragblattes betrachtet 
werden. Für solche durch Verwachsung der Nebenblätter entstandene 
Tragblätter, die wir auch bei Begonia bicolor (Fig. 1a—c) schon beob- 
achten konnten, schlage ich die Bezeichnung Pseudobrakteen (pseudobrac- 
teae) vor, ein Ausdruck, dessen Verwendung bei Diagnosen zur Bezeichnung 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 36 


562 E. Irmscher. 


derartiger Bildungen zu empfehlen ist. Die oft hängenden, ziemlich reich- 
blütigen Seitenäste des Blütenstandes stellen nun in ihren untersten 1 bis 
2 Verzweigungen Dichasien dar, deren Gabeläste dann aber in 2 —4-gliedrige 
Wickel übergehen. Die letzte Blüte derselben ist eine weibliche. Ein solcher 
Wickel ist in Fig. ka abgebildet, während Fig. 4 die gesamte Traube wie- 
dergibt, wo sie sich noch im rein männlichen Stadium befindet. Erst wenn 
alle männlichen Blüten abgefallen sind, tritt die Traube in ein weibliches 
Stadium, eine Einrichtung, die nur Fremdbestäubung zuläßt. Mit diesen 
Beispielen für solche traubige Blütenstände, die möglichst in jedem Seiten- 
ast beide Geschlechter führen, wollen wir uns begnügen. 


B. Inflorescenzen mit eingeschlechtlichen Seitenästen. 


Wenden wir uns nun zu den Blütenständen mit eingeschlechtlichen : 
Partialinflorescenzen, so finden wir, daß sie nur an Arten aus Papuasien 
konstatiert worden sind, bisher also weder in Afrika noch Südamerika auf- 
gefunden wurden. Andrerseits sind die hierher gehörigen Arten es auch, 
die in bezug auf Ausbildung ihrer Blütenstände innerhalb der Art die weit- 
gehendste bekannte Variation aufweisen, und zwar nicht nur in ihrem mor- 
phologischen Aufbau, sondern auch in der Verteilung der Geschlechter. 
Jedoch findet sich unbeeinflußt von diesen Veränderungen als gemein- 
samer, ausnahmsloser Grundzug aller dieser hier in Betracht kom- 
menden Blütenstände in der Geschlechtsverteilung die Regel, daß die 
obersten Seitenzweige (und natürlich auch die terminale Par- 
tialinflorescenz) nur männliche Blüten, die untersten Partial- 
blütenstände nur weibliche Blüten führen. Es ist dabei gleichgültig, 
ob die Hauptachse zahlreiche Seitenäste oder nur einen einzigen, dann na- 
türlich weiblichen Seitenast aufweist. Diese durchgängig auftretende An- 
ordnung hat auch biologisch hohe Bedeutung. Da die Entwicklung einer 
solchen zusammengesetzten Traube sehr langsam vor sich geht, sind die 
oberen männlichen Äste noch völlig unentwickelt, wenn die an den unteren 
Ästen befindlichen weiblichen Blüten sich in der Anthese befinden. Es ist 
also ausgeschlossen, daß diese von Pollen derselben Inflorescenz bestäubt 
werden können. Sind die männlichen Blüten zur Anthese gelangt und 
stäuben sie, sind die weiblichen längst abgeblüht und haben bereits das 
Fruchtstadium erreicht. 

Sehen wir uns nun die Verhältnisse im einzelnen an. Auch hierbei 
wollen wir die Arten, bei denen die Laubblätter in mehr oder weniger gut 
ausgeprägte Hochblätter übergehen, die Inflorescenz also nicht scharf ge- 
sondert ist, zuerst besprechen. Es geschieht dies deshalb, weil sie vor- 
züglich imstande sind, den Nachweis der traubigen Natur der daran anzu- 
schließenden deutlich gesonderten und hochblattlosen Blütenstände zu er- 
bringen. 

Begonia hirsuticaulis Irmscher, eine neuerdings aus Kaiser-Wilhelms- 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 563 


land gesandte prächtige Art, hat Inflorescenzen, deren Seitenäste an Zahl 
(von 2 bis 5) schwanken. Die reichblütigste Form (Fig. 5a) zeigt aufs 
deutlichste, wie die Hochblätter (%) nach oben zu an Größe abnehmen 
und schließlich bis auf ihre Nebenblätter ganz verschwinden. Das unterste 
Hochblatt führt in seiner Achsel ein einfachstes Dichasium mit zwei late- 
ralen Kapseln. Die Endblüte dieses fruchttragenden Dichasiums war 
bei dieser wie bei den anderen Arten in keinem Falle mehr vorhanden. 
Nur ein im späteren Knospenstadium vorliegendes weibliches Dichasium 
zeigte eine ganz junge, vertrocknete weibliche Endblüte. Daraus geht ohne 
weiteres hervor, daß die Endblüte nicht mehr zur Ausbildung gelangt, sondern 
frühzeitig verkümmert, vertrocknet und abfällt, wie es von einigen cymösen 
Begonienblütenständen längst bekannt ist. Alle weiter nach oben folgenden 
Partialinflorescenzen führen nur männliche Blüten in dichasialer Anordnung; 
ebenso ist die Hauptachse durch ein regelmäßiges Dichasium begrenzt. 
Außer dieser Art der Geschlechtsverteilung auf der Dichasialtraube finden 
sich bei dieser Art noch zwei andere Modifikationen. Einmal kann, wie 
- Fig. 55 zeigt, der die weiblichen Blüten führende Ast an der Basis axillär 
stehen, wobei nur noch ein männlicher Seitenast folgt, oder es ist außer 
diesem basalen weiblichen Ast noch ein zweiter nach oben folgender vor- 
handen, auf den 1—3 männliche Seitenäste folgen (Fig. 5c). Diese letzten 
beiden Inflorescenztypen wiesen keine Spur der Hochblattlamina mehr auf; 
es waren nur die Nebenblätter vorhanden. Es geht also zweifellos hier 
mit einer Verkürzung der Traube, d. h. Reduktion der Traubenäste (und 
zwar der männlichen) eine Reduktion der Tragblätter parallel. Wie die 
weitere Wirkung dieser Reduktionstendenz zu rein weiblichen Blütenständen 
führen kann, wird weiter unten aus einem Beispiel hervorgehen. 

Daß auch solche Dichasialtrauben mit in allen Stadien deutlichen Hoch- 
blättern vorkommen, illustriert Degonia filibracteosa Irmscher. Bei dieser 
Art konnten auch außer zweigeschlechtlichen noch rein männliche Blüten- 
stände festgestellt werden. Die ersteren (Fig. 6a) führen an ihrer Basis 
eine einzige Kapsel, während alle anderen 9—40 als vielblütige Dichasien 
ausgebildeten Seitentriebe nur männliche Blüten zeigen. Der unterste der- 
selben steht in der Achsel eines 4 cm langen und 2—-3 mm breiten Hoch- 
blattes von linealischer Form. An den oberen Verzweigungen verschwindet 
nun dasselbe keineswegs, wie wir es bei anderen Arten oft angetroffen 
haben, sondern es ist noch bis fast zu den letzten Ästen als ca. 5 mm 
langes, behaartes, borstenförmiges Gebilde vorhanden. Die rein männlichen 
Blütenstände (Fig. 65) haben nur 5—6 Lateralwickel und gleichen in ihrer 
‚Ausbildung dem oberen Teile der vorher geschilderten Inflorescenz. Auch 
bei ihnen konnte ein Rest des Tragblattes nachgewiesen werden. Auf- 
fallend ist in den zweigeschlechtlichen Blütenständen das numerische Zu- 
_ Tücktreten der weiblichen Blüten, welches durch das Vorkommen rein männ- 
‚licher Inflorescenzen noch erhöht wird. Figur 6a stellt eine ziemlich alte 
36* 


564 E, Irmscher, 


Inflorescenz dar, wo die meisten männlichen Blüten verblüht und abge- 
fallen sind. Dadurch erhalten die einstigen Dichasien oft das scheinbare 
Aussehen von Wickeln. 

Ein ähnlicher Fall, wo die Tragblätter zu ihren Nebenblättern völlig 
gleichenden Blättchen (Fig. 7) reduziert sind, jedoch jedes Ubergangsstadium 
zwischen diesen und den Laubblättern völlig fehlt, kommt bei Begonia 
Gilgiana Irmscher vor. Im übrigen zeigt die Inflorescenz ebenfalls am 
untersten Seitenast oder axillär basal ein zwei Kapseln führendes weib- 
liches Dichasium. 

Auch bei Begomia wariana Irmscher finden sich noch deutlich ausge- 
prägte Tragblätter. Da jedoch hier außer zusammengesetzten auch einfache 
Trauben vorkommen, soll sie weiter unten besprochen werden. 

Allen diesen infolge der noch mehr oder weniger gut entwickelten 
Hochblätter deutlich als primär traubig verzweigten Inflorescenzen steht 
eine große Anzahl anderer gegenüber, wo nur noch die Stipeln der abor- 
tierten Tragblätter vorhanden sind und infolge der daraus resultierenden 
Trennung vom vegetativen Teil die monopodiale Natur des Blütenstandes 
nicht ohne weiteres erkannt werden konnte. Erst als durch diese ver- 
gleichenden morphologischen Studien die Nebenblattnatur der am Grunde 
der Verzweigungen transversal stehenden Blättchen gesichert war, konnte 
mit voller Klarheit eine Deutung der folgenden Inflorescenzen vorgenommen 
werden. 

Von den hierher gehörigen Blütenständen ist die zusammengesetzte 
Traube von Degonta naumoniensis Irmscher, die an ihren Verzweigungen 
also nur die beiden transversal gestellten Nebenblättchen oder deren Narben 
zeigt, aus verschiedenen Gründen besonders interessant. Einmal haben 
wir hier als Partialinflorescenzen keine einfachen Wickel oder Dichasien, 
sondern an Stelle eines jeden der oberen 3—5 Lateralblütenstände finden sich 
3—4 dicht nebeneinander, auf gleicher Höhe, entspringende vielblütige Dicha- 
sien, die alle in bezug auf Verzweigung und auf Blütenzahl relativ gleich- 
wertig sind. Eine zweite Merkwürdigkeit zeigt die unterste seitliche Ver- 
zweigung insofern, als hier die ebenfalls kollateral entspringenden Äste qua- 
litative Differenzen äußern, indem ein Ast nur männliche Blüten, die anderen 
Kapseln führen. Außer dieser gemischtgeschlechtlichen Auszweigung können 
an der Inflorescenzbasis axillär noch drei rein weibliche kollaterale Aste 
auftreten. Diese weiblichen Äste sind immer einfache Dichasien mit zwei 
Kapseln, also in bezug auf die Blütenzahl gleichwertig. Es ist dies der 
bisher einzig bekannte Fall einer Begonieninflorescenz, wo ein Übergang 
von den oberen männlichen Auszweigungen der primären Traube in die 
unteren rein weiblichen durch eine solche mit Ästen beider Geschlechter 
festgestellt werden konnte. Welche morphologische Bedeutung kommt nun 
jenen an je einer Auszweigung nebeneinanderstehenden Ästen zu? Da, wie 
schon bemerkt, bei keiner anderen Begonie ähnliches beobachtet wurde, 


les 


(O°) 


ae 


I 


5a—ce Begonia hirsuticaulis Irmscher, 6a 


7 B. Gügiana Irmscher, 


b B. filibracteosa Irmscher, 


1 


Sa—d B. naumoniensis Irmscher. — E, Inmscuer delin. 


Fig. 2. 


566 E. Irmscher. 


andererseits auch B. naumoniensis nur in der Zahl dieser Aste geringe 
Schwankungen aufwies, konnte hier die vergleichende Methode wenig nützen. 
Da die 3—4 rein männlichen Äste relativ gleichwertig erschienen, die weib- 
lichen Äste durchweg nur zwei Kapseln führten, scheiterte auch der Ver- 
such einer Zusammenfassung einer dieser Sproßgruppen zu einer, etwa 
cymösen Partialinflorescenz. Es blieb vielmehr nur ein Weg übrig, näm- 
lich die Deutung dieser Äste als Beisprosse. Auch die geschilderten Ver- 
hältnisse an der untersten lateralen Auszweigung, wo ein männlicher Ast 
mit mehreren weiblichen auftritt, bereiteten dieser Ansicht keine Schwierig- 
keiten. Erwähnt doch schon Ercaver!) einige andere Fälle, wo — aller- 
dings ausschließlich — die Beisprosse verschiedenen Geschlechtes sind. Er 
nennt |. c. als Beispiele die Loranthaceen-Gattung Phoradendron, Gnetum- 
Arten und die Gattung Atriplex. An dieser Stelle nun weiter auf die morpho- 
logischen Befunde einzugehen, liegt nicht im Rahmen dieser Arbeit. Uns 
interessiert hier nur die wichtige Tatsache, daß zwischen den männlichen 
Beisproßbüscheln oder Geschwistersprossen — wie wir jetzt sagen können 
— und den rein weiblichen basalen ein Büschel sexuell verschiedener Ge- — 
schwistersprosse vermittelt. 

Außer diesem bisher geschilderten und in Fig. 8a abgebildeten Inflo- 
rescenzstadium kommen bei Begonia naumoniensis noch solche vor, die 
dem eben besprochenen völlig gleich sind und nur der basalen, axillären, 
rein weiblichen Geschwistersprosse entbehren (Fig. 85). Ferner fanden sich 
noch Blütenstände, die nur weibliche Blüten an der Beisproßschar der 
untersten lateralen Auszweigung führten (Fig. 8c), wo also das gemischt- 
geschlechtliche und das basal-axilläre Beisproßbüschel fehlten. Dafür hat 
ein vegetativer Achseltrieb diese endständige Inflorescenz übergipfelt. Schließ- 
lich konnten noch rein männliche dem oberen männlichen Teile der ge- 
schilderten beide Geschlechter führenden Inflorescenzen völlig entsprechende 
Blütenstände konstatiert werden (Fig. 8 d). 

Schon bei mancher anderen Art hatten wir Gelegenheit, neben zwei- 
geschlechtlichen auch rein männliche Blütenstände zu konstatieren, aber 
keine lieferte uns so klare Übergangsstadien wie B. naumoniensis. Wir 
sehen aufs deutlichste, wie aus uns unbekannten Ursachen die Tendenz 
sich geltend macht, aus der zweigeschlechtlichen Inflorescenz eingeschlecht- 
liche, in diesem Falle männliche herzustellen. Während in der reichblütig- 
sten, also einen phylogenetisch älteren Typ vertretenden Inflorescenz noch 
an einem Knoten männliche und weibliche Äste vorkommen, die blüten- 
bildenden Stoffe also noch auf derselben Höhe nebeneinander in Wirkung 
treten, ist im folgenden Stadium (Fig. 8c) dieser Sproßbüschel schon rein 
weiblich, bis schließlich auch er wegfällt und die Inflorescenz nur noch“ 
aus den männlichen Ästen besteht. 


4) Jahrb. Königl. Bot. Gart. Berlin I. (1881) 187. 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 567 


Den gleichen Verteilungsmodus der Geschlechter wie B. nawmonien- 
sis zeigen nun eine ganze Anzahl ebenfalls papuasischer Begonien-Arten, 
jedoch ist jede Lateralverzweigung der zusammengesetzten Trauben immer 
entweder ein Wickel oder ein Dichasium, nie wieder eine Beisproßschar. 
Oft zeigt sich auch hier die Inflorescenz in verschiedenen Modifikationen, 
und ein hübsches Seitenstück zu B. nawmoniensis ist Begonia glabricaulis 
Irmscher, wo die Reduktion des zweigeschlechtlichen Bliitenstandes nicht 
wie bei B. naumoniensis schließlich zu rein männlichen, sondern durch 
Reduktion der männlichen Äste zu rein weiblichen Inflorescenzen geführt hat. 
Das am reichsten verzweigte Inflorescenzstadium dieser Art hat, wie aus 
Fig. 9@ hervorgeht, fünf rein männliche echt laterale Dichasien und basal 
ein einfaches zwei Kapseln führendes Dichasium. Durch Verlust mehrerer 
männlicher Dichasien entsteht die in Fig. 9b abgebildete Modifikation mit 
nur einem männlichen Seitensproß und einem relativ großen endständigen 
Dichasium. Schließlich kann das männliche Geschlecht völlig fehlen; es 
ist dann ein weiblicher dichasialer Achselsproß und ein ebenfalls weiblicher 
kurzer Endtrieb vorhanden, über dessen Natur, ob cymös oder racemös, 
das vorliegende Herbarmaterial keine Auskunft gibt. 

Die größte Mannigfaltigkeit in der Ausbildung der Blütenstände zeigt 
jedoch Begonia isoptera Dry. von Java. Nicht nur, daß wir hier außer 
zweigeschlechtlichen sowohl rein männliche als auch rein weibliche Inflo- 
rescenzen finden, auch die morphologische Natur derselben ist verschieden. 
Es sind nämlich die rein weiblichen Inflorescenzen als einfache axilläre 
Dichasien vorhanden, während die übrigen, männliche wie zweigeschlecht- 
liche, als zusammengesetzte Trauben vorkommen. Berücksichtigen wir bei 
letzteren noch die Geschlechtsverteilung, so ergeben sich folgende Fälle: 

‘A) Endständige Dichasialtrauben. 
a) Obere Aste <j, untere ©. 
a) Zwei Aste ©. Fig. 10a. 
8) Vom basalen axillären Dichasium nur ein primärer Dichasial- 
ast ©, der andere <j. Fig. 100. 
b) Alle Aste, auch der basale g'. Fig. 10 c. 

B) Axilläre Dichasien, rein ©. Fig. 10d. 

Auch hier zeigt sich deutlich die Tendenz, durch Abort des einen Ge- 
schlechts die Inflorescenz auf das andere zu beschränken. Bei dem in 
Fig. 105 abgebildeten Stadium hat sich das weibliche Geschlecht nur noch 
in dem einen primären Lateralsproß des basalen Dichasiums behaupten 
können, während bei dem in Fig. 10c wiedergegebenen Fall auch dies 
basale Dichasium völlig männlich geworden ist. Die rein weibliche, axilläre 
Inflorescenz (Fig. 10d) kommt dadurch zustande, daß der Hauptsproß nicht 
mit einem Blütenstand endigt, sondern sich vegetativ fortsetzt. 

Eine größere Anzahl Arten führt ebenfalls an der traubigen Haupt- 
achse des Blütenstandes oben 3—5 männliche Dichasien, die meist zuletzt 


568 E. Irmscher. 


in Wickel ausgehen und an den unteren Seitenzweigen weibliche Blüten - 
führen. Hierher gehören z. B. B. Lauterbachii Warb. und B. Augustae 
Irmscher, bei denen sowohl die basale und unterste laterale, als auch nur 
die basale Auszweigung weiblich sein kann. B. insularum Irmscher führt 
nur ein einfaches, zweikapseliges, basales Dichasium. 

Hier können eine Anzahl Arten angeschlossen werden, deren Blüten- 
stand als eine höchst reduzierte Form der oben geschilderten Inflorescenzen 
gelten muß. Es sind nämlich bei diesen Arten (z. B. Begonia Malmqui- 
stiana Irmscher, B. Kerstingüi Irmscher, Symbegonia Mooreana Irmscher) die 
Hauptachsen als einfache Wickel ausgebildet, an deren Basis sich axillär die 
weiblichen Blüten in Wickeln oder einfachsten Dichasien vorfinden. Der 
traubige Charakter eines solchen Blütenstandes verrät sich also nur durch 
die axillären weiblichen Blüten, die jedoch tatsächlich noch einen echten 
Seitensproß der Inflorescenz darstellen. Die übrigen von uns oben bei an- 
deren Arten oft angetroffenen Seitensprosse sind hier nicht mehr ausge- 
bildet, der Hauptsproß dadurch verkürzt und nur seine Endcyme in Ge- 
stalt eines Wickels vorhanden. Es ist ja oben öfters betont worden, daß 
die Trauben mit Dichasien endigen und daß diese Dichasien in ihren Aus- 
zweigungen in Wickel ausgehen. Es ist deshalb nichts Absonderliches, wenn 
diese reduzierten Inflorescenzen in terminale Wickel auslaufen. In Fig. 14 
ist die Inflorescenz von Symbegonia Mooreana Irmscher abgebildet. Der 
axilläre weibliche Wickel bringt auch nur die Endblüte zur Entwicklung, 
die in der Achsel des Vorblattes stehende weibliche Knospe kommt nie zur 
Ausbildung. Begonia Malmquistiana bringt außer ganz ähnlichen, in 
Fig. 12a abgebildeten Inflorescenzen noch eingeschlechtliche, männliche und 
weibliche hervor, die beide endständig wickelig sind (Fig. 125 und 126). 

Besondere Erwähnung verdient schließlich noch Begonia wariana 
Irmscher, da sie die einzige Begonie ist, bei der außer zusammengesetzten, 
zweigeschlechtlichen Trauben einfache, rein weibliche Trauben vorkommen. 
Die zweigeschlechtlichen sind nach dem uns bekannten Modus gebaut, d.h. 
die unterste Auszweigung ist in der Achsel eines deutlichen Deckblattes 
eine Kapsel, die oberen Partialinflorescenzen sind rein männlich. Die für 
die Begoniaceen höchst auffallende echte Traube (Fig. 13) führt in Zwischen- 
räumen von 2—3 cm, gestützt von verschieden großen Deckblättern, vier 
einzelne Kapseln, an deren Stiel keine weitere Verzweigung festzustellen 
war, sie also nicht etwa Wickeln oder Dichasien angehören können. Daß 
noch keine scharfe Fixierung dieses Sprosses als Inflorescenz eingetreten 
ist, geht aus der verschiedenen Größe der Brakteen hervor; das oberste 
Blatt dieses Sprosses ist von besonderer Größe, leider ist die Natur des 
Endtriebes nicht festzustellen, da an der Basis dieses Blattes sich nur eine 
Abfallnarbe befindet. Jedenfalls läßt sich deutlich erkennen, daß hier ein 
Sproß, der axilläre Blütenstände getragen hat, auf dem Wege der Umbil- 
dung zu einer Inflorescenz begriffen ist und noch nicht seine endgültige 


Fig. 3. 9a—e Begonia glabricaulis Irmscher, 10 a—d B. ispotera Dry., 11 Symbegonia 

Mooreana Irmscher, 12a—c B. Malmquistiana Irmscher, 13 B. wariana Irmscher, 

14 B. parviflora P. et E., 15 B. pilifera K1, 16 B. oxyloba Welw., 17 B. columnaris 
Benth. — E. Irmscuer delin. 


570 E. Irmscher. 


Form erlangt hat. Damit wollen wir die Blütenstände mit primärer race- 
möser Verzweigung verlassen und uns der Schilderung der echt cymösen 
Inflorescenzen zuwenden. 


2. Die cymösen Blütenstände. 


Die cymösen Inflorescenzen, die von den bisherigen Beobachtern allein 
näher studiert worden sind, finden sich bei der Mehrzahl der Begonien- 
arten. Wir trennen sie unserem Zweck entsprechend am besten in zwei 
Gruppen. Die eine mag die cymösen Inflorescenzen, die sowohl männliche 
als auch weibliche Blüten führen, die andere diejenigen mit Blüten nur 
eines Geschlechtes umfassen. In beiden Gruppen wollen wir die Betrach- 
tung der Dichasien (bzw. der in den ersten Verzweigungen dichasialen In- 
florescenzen) voranstellen, um dann die Schilderung der Wickel folgen zu 
lassen. Bei der zweiten Gruppe sollen dann noch die Arten, bei denen die 
beiden Geschlechter auf verschiedenen Blütenstandstypen wie Dichasien, 
Wickel oder Einzelblüten vorkommen, als diejenigen mit am weitesten vor- 
geschrittener Differenzierung ihren Anschluß finden. 


A. Die zweigeschlechtlichen cymösen Blütenstände. 


Beginnen wir also mit Dichasien, die beide Geschlechter an ihren Asten 
führen, und zwar die männlichen terminal an den relativen Hauptachsen, 
die weiblichen an den letzten Verzweigungen. Diese weitverbreitete Mo- 
difikation kommt bei allen Arten der amerikanischen Sektionen Haldia, 
Trendelenburgia, Steinera, Pritxelia vor, bei vielen Arten der Sektionen — 
Gaerdtia, Magnusia und der asiatischen Sektionen Reichenheïmia und Pla- 
tycentrum. Auch die monotypische Gattung Hellebrandia zeigt nach diesem 
Schema gebaute Inflorescenzen. Als erstes Beispiel sei die Inflorescenz 
von Begoma parviflora P. et E. abgebildet (Fig. 14). Hier treten die weib- 
lichen Blüten erst in der 7. Sproßgeneration auf, die folgende 8. Generation | 
ist dann rein weiblich. Bei der ganz ähnlich gebauten Begonia muricata 
finden sich übrigens die größten mir bekannt gewordenen Begoniaceen- 
blütenstände. Der Pedunculus mißt hier ca. 30 cm, die übrigen Sprosse _ 
zusammen 24 cm, so daß die gesamte Inflorescenz über 1/, m lang ist. Die 
Breite beträgt 30—35 cm. Als zweites Beispiel sei B. oxyloba Welw. ge- 
nannt. Bei dieser in einem riesigen Materiale vorliegenden Art zeigte sich 
ausschlieBlich die in Fig. 16 etwas schematisierte Inflorescenzform. Die 
zwei Aste der Sekundärgeneration sind noch männlich, ihre Vorblätter 
führen dagegen schon je eine weibliche Blüte, deren Vorblätter in keinem 
Falle weitere Verzweigungen aufwiesen. 

Der dichasiale Inflorescenztyp, der männliche und weibliche Blüten 
führt, ist derjenige, den Ercarer und Benecke in ihren eingangs erwähnten 
Arbeiten allein gekannt und untersucht haben. Bezüglich der Verteilung 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 57] 


der Geschlechter kennen die genannten Autoren übereinstimmend nur den 
oben erwähnten Modus, wo die relativen Hauptachsen von männlichen Blüten 
begrenzt werden. Benecxe schreibt |. c. p. 294: »Eine alte bekannte Tatsache 
ist es, daß die weiblichen Blüten stets seitlich stehen, während die männ- 
lichen die relativen Hauptachsen abschließen. Nie fand ich von letzterem 
eine Ausnahme.« Auch GöseL kennt nur diesen Fall, wo die letzte Blüte 
eine weibliche ist. »Wenn in den Achseln der Vorblätter derselben weitere 
Blüten auftreten, sind sie weiblich. Wir können also selbst dann sagen, 
daß die Inflorescenzen bzw. Inflorescenzäste erst männlich, dann weiblich 
sind«, schreibt er |. c. p. 711. 

Demgegenüber fand ich nun jedoch auch zweigeschlechtliche Dichasien, bei 
denen die Endblüte der ersten und zweiten Generation weib- 
lich ist und die letzten Sprosse männliche Blüten aufweisen. 
So z. B. bei der in Fig. 45 abgebildeten Begonia puifera Kl., wo die ersten 
und zweiten relativen Hauptachsen mit weiblichen Blüten endigen, die fol- 
genden alle männlich sind; doch kann auch noch einmal in der 5. Sproß- 
generation eine männliche und eine weibliche Blüte an demselben Mutter- 
sproß auftreten. Begonia columnaris Benth. var. (Fig. 17) und die ganz 
nahe verwandte Begonia urticae L. f. besitzen einfachste, also 3-blütige 
Dichasien, deren Endblüte ebenfalls weiblich ist und in ihren Vorblättern 
zwei männliche Blüten trägt. Diese Beispiele mögen für diese seltene, aber 
um so bemerkenswertere Modifikation des zweigeschlechtlichen Dichasium 
genügen. 

Diese zweigeschlechtlichen Dichasien zerfallen also in zwei Gruppen, 
die infolge ihrer umgekehrten Anordnung der Geschlechter auch blüten- 
biologisch verschieden sind. Die zuerst geschilderten Inflorescenzen mit 
terminalen männlichen Blüten durchlaufen in ihrer ontogenetischen Ent- 
wicklung zuerst ein rein männliches Stadium, auf das dann das bei vielen 
Arten zeitlich oft bedeutend später eintretende weibliche Stadium folgt. Der 
zuletzt besprochene, seltenere Typ des zweigeschlechtlichen Dichasiums bringt 
zuerst die weiblichen Blüten zur Anthese, und wenn endlich die männlichen 
blühreif werden, sind die weiblichen schon in das Kapselstadium getreten. 
Wir haben hier also zwei Wege, auf denen die Natur dasselbe erreicht, 
nämlich die Selbstbestäubung vermeidet. Eine Kausalerklärung für diese 
beiden Ausgestaltungen des zweigeschlechtlichen Dichasiums zu geben, ist 
mit Sicherheit noch nicht möglich. Wenn GösBeL für den ihm bekannten 
Fall, wo die »Inflorescenzäste erst männlich, dann weiblich sind«, die Er- 
klärung zur Verfügung hat, daß die weiblichen die zuletzt zur Entwick- 
lung kommenden Blüten seien, weil sie am besten ernährt werden müßten, 
zeigt die bei B. pilifera, B. columnaris usw. vorkommende umgekehrte 
Stellung der Blüten, daß diese Auffassung für die Cymen der Begonien 
nicht allgemein zutreffend ist. 

Bei der nun folgenden Betrachtung der zweigeschlechtlichen Monochasien 


572 E. Irmscher. 


soll die Gelegenheit ergriffen werden darauf hinzuweisen, daß ich diese 
bei den Begonien stets als Wickel ausgebildet, nie als Schraubel oder mit 
Schraubeltendenz, wie Brnecke |. c. behauptet, angetroffen habe. Sehen 
wir uns die axillären Blütenstände von Begonia Wallichiana Hook., denen 
die der übrigen Arten der Sektion Doratometra im Aufbau gleichen, an 
(Fig. 18 a—b), so konstatieren wir ein Monochasium, aus durchgehend drei 
männlichen und einer zuletzt stehenden weiblichen Sproßgeneration be- 
stehend. Eine Betrachtung des davon entworfenen Grundrisses (Fig. 18 b) 
erübrigt jedes weitere Wort über die Deutung dieser Inflorescenz: ihre 
Wickelnatur liegt deutlich zutage. Das gleiche finden wir beieiner Analyse des 
Blütenstandes der afrikanischen PB. prismatocarpa Hook. f. aus der Sektion 
Loasibegonia. Die konstant dreiblütigen Monochasien (Fig. 19 a u. b) haben 
eine männliche Endblüte, die in einem Vorblatt wiederum eine solche führt. 
Die letztere weist nun in der Achsel eines transversal gestellten Vorblattes 
eine weibliche Blüte auf. Auch hier kann über die wickelige Natur kein 
Zweifel bestehen, wie auch aus dem Grundriß (Fig. 195) hervorgeht. 

Überblicken wir noch einmal die zweigeschlechtlichen Monochasien 
(Wickel), so sehen wir, daß hier immer das weibliche Geschlecht den Ab- 
schluß derselben bildet. Damit sind die verschiedenen Typen derselben er- 
schöpft und wir wenden uns nun zuerst den cymösen Blütenständen zu, 
die eingeschlechtlich sind, jedoch in beiden Geschlechtern entweder als 
Dichasium oder als Wickel ausgebildet sind: also innerhalb der Species nur 
einen morphologischen Inflorescenztyp zeigen. 


B. Die eingeschlechtlichen, cymösen, in beiden Geschlechtern entweder 
als Wickel oder als Dichasien ausgebildeten Blütenstände. 


Stellen wir auch hier wieder die Dichasien voran und greifen zuerst 
die heraus, deren männliche und weibliche Inflorescenzen ungefähr die gleiche 
Anzahl von Blüten aufweisen. Hierher gehören z. B. Begomia Meyeri Jo- 
hamnis Engl. aus der afrikanischen Sektion Mexierea, ferner Begonia ses- 
silanthera Wbg., polygonordes Hook. f. und Eminer Wbg. Die Inflorescenzen 
der letzteren Art sind in Fig. 20 au. b abgebildet. Von amerikanischen 
Arten wäre hier Begonia palmaris DC. zu erwähnen, die noch dadurch 
merkwürdig ist, daß in den Inflorescenzen beider Geschlechter die erste 
Terminalblüte infolge ihres langen Stieles alle übrigen Verzweigungen 
überragt. 

Hieran reihen sich eine Anzahl von Arten, deren weibliche Inflores- 
cenzen eine geringere Anzahl von Blüten führen als die männlichen. Bei 
Begonia fuchsioides Hook. sind erstere noch 3—5-blütig, während Begonia 
grandipetala Irmscher nur noch ein einfaches Dichasium mit zwei Kapseln 
produziert. 

Ebenfalls einfachste weibliche Dichasien fand ich bei Degomia miero- 
phylla A. DC, (Fig. 21 a), jedoch laufen hier schon von der zweiten Sproß- 


Fig. 4. 18a—b Begonia Wallichiana Hook., 19 a—b B. prismatocarpa Hook. f., 20 a—b 

Bb. Eminei Wbg., 21 B. microphylla A. DC., 22 B. longirostris Benth., 23 B. papuana 

Wbg., 24a—c B. monantha Wbg., 25a—b B. celebica Irmscher, 26 a—b B. wmbellata 
Kunth. — E, Irmscher delin, 


574 E. Irmscher. 


generation aus die männlichen Dichasien ‚symmetrisch nach außen in sehr 
gestauchte Wickel aus (Fig. 215). Die mir nur in männlichen Blütenständen 
vorliegende Begonia longirostris Benth. zeigt diese ähnlich gebaut, doch 
sind die Sekundansprosse sehr verkürzt, die dritten noch dichasialen Sproß- 
generationen dagegen sehr verlängert, und die folgenden als ausnehmend 
gestauchte Wickel ausgebildet (Fig. 22). Eine ganz ähnliche Ausbildung der 
männlichen Inflorescenzen konnte ich bei DB. imperfecta Irmscher kon- 
statieren. 


Besondere Hervorhebung verdient Begonia papuana Whg., weil bei 
ihr die oberen 2—3 axillären mehrblütigen reinen Dichasien männlich sind, 
das unterste einfache jedoch weiblich ist (Fig. 23). Es ist hier innerhalb 
der ganzen Pflanze eine ähnliche Verteilung der Geschlechter eingetreten 
wie in den von uns oben studierten Trauben von B. Augustae, glabricaulis, 
naumonvensis usw., wo auch die oberen Partialinflorescenzen männlich, die 
untersten weiblich waren. D. papuana bestätigt also aufs beste die von 
uns oben schon geäußerte Ansicht, daß wir in den geschilderten Trauben 
reduzierte Sprosse zu sehen haben. 


Auch hier ist darauf hinzuweisen, daß bei B. papuana ebenso wie bei 
B. Augustae, naumoniensis, glabricaulis, hirsuticaulis usw., die weiblichen 
Blüten als die zu unterst stehenden zuerst zur Entwicklung und Anthese 
gelangen und zur Zeit der Anthese der darüber an der Hauptachse befind- 
lichen männlichen Blüten schon im Fruchtstadium sich befinden. Warum 
jedoch die die weiblichen Blüten bildenden Stoffe in tieferer Region in 
Wirksamkeit treten als die männlichen, soll hier nicht diskutiert werden. 


Die eingeschlechtlichen, sämtlich axillären Monochasien — natürlich 
ebenfalls Wickel — sind seltener anzutreffen als solche Dichasien. Hier 
wäre Begonia monantha Wbg. zu nennen, die ihren Namen sehr zu Un- 
recht trägt; denn eine eingehende Analyse lehrte, daß die männlichen 
Blüten in dreiblütigen, axillären Wickeln stehen (Fig. 24 a u. b), deren erste 
Vorblätter v mit den Sepalen s natürlich gleichsinnig gerichtet sind, wäh- 
rend die weiblichen Inflorescenzen einfachste Wickel darstellen (Fig. 24), 
insofern als nur eine Sekundärgeneration vorhanden ist, die nicht einmal 
mehr zur Ausbildung gelangt, sondern als ganz junges Knöspchen abfällt. 
In der Figur ist die Abfallnarbe gezeichnet. 


C. Die eingeschlechtlichen, eymösen, in jedem Geschlecht einem anderen 
Inflorescenztyp angehörenden Blütenstände. 


Einen typischen Vertreter dieser interessanten Modifikation repräsen- 
tiert Begonia celebica Irmscher. Hier stehen die männlichen Blüten (Fig. 255) 
in regelmäßigen, mehrblütigen Dichasien, während die weiblichen Blüten 
wenigblütige Wickel bilden (Fig. 25 a). Beide Arten von Inflorescenzen sind 
terminal. Da die zweite Zweiggeneration des männlichen Dichasium kaum 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniaceen usw. 575 


ausgebildet ist, die dritte also fast sitzend erscheint, kommt der von CELa- 
kovsky »doldenförmiges Dibrachium« genannte Blütenstand zustande. 
Schließlich müssen hier noch einige Arten erwähnt werden, wo sich 
mehrbliitige, männliche Dichasien mit einzelnstehenden weiblichen Blüten 
kombiniert finden. Degonia umbellata Kunth hat männliche reichblütige 
Dichasien, die auch als doldenförmige Dibrachien ausgebildet sind (Fig. 265), 
während die weiblichen Blüten einzeln in den Blattachseln stehen (Fig. 26.«). 
- Auch wären hier Begonia attenuata und rhixocarpa anzufügen, die lang- 
gestielte, männliche Dichasien und einzelne, fast auf dem Rhizom sitzende 
weibliche Blüten führen. Sie sind von Godse |. c. näher geschildert worden. 


Ill. Ergebnisse. 


4. Die wichtigste Aufgabe, die wir uns gestellt hatten, war, einen 
Überblick über die verschiedenen Arten der Geschlechtsverteilung in den 
Blütenständen der bisher bekannten Begoniaceenspecies zu erlangen. Da 
nun die Art der Geschlechtsverteilung aufs engste mit dem morphologischen 
Aufbau der Inflorescenz verknüpft ist, war es nötig, auch letzterem etwas 
eingehender unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn aus der je- 
weiligen Kombination von morphologischem Aufbau und Ge- 
schlechtsverteilung resultiert die Gesamtphysiognomie und bio- 
logische Bedeutung einer Inflorescenz mit eingeschlechtigen Blüten. 
Darum seien zuvörderst die von uns konstatierten Kombinationen zwischen 
beiden Faktoren tabellarisch zusammengestellt, wobei die Angaben immer 
auf den als Art zusammengefaßten Formenkreis zu beziehen sind. 

I. Zusammengesetzte, sehr selten einfache racemöse Blütenstände. 
1. Sämtliche Blütenstände zweigeschlechtlich. 
A. Jede Partialinflorescenz zweigeschlechtlich. 
B. Alle oder die meisten Partialinflorescenzen eingeschlechtlich und 
zwar obere männlich, untere weiblich. 
a. Obere und untere Partialinflorescenzen eingeschlechtlich, eine 
verbindende noch zweigeschlechtlich. 
b. Obere Partialinflorescenzen rein männlich, untere rein weib- 
lich. 

2. Außer zweigeschlechtlichen auch eingeschlechtliche Blütenstände. 

A. Außer zweigeschlechtlichen männliche oder weibliche Blüten- 
stände. 
a. Außer zweigeschlechtlichen rein weibliche Blütenstände. 
b. Außer zweigeschlechtlichen rein männliche Blütenstände. 

B. Außer zweigeschlechtlichen noch weibliche und männliche Blüten- 
stände. | 

II. Gymöse Blütenstände. 
1. Alle Inflorescenzen zweigeschlechtlich. 
A. Dichasien. 


576 E. Irmscher. 


a. Die ersten relativen Hauptachsen mit männlichen Terminalbliiten. 
b. Die ersten relativen Hauptachsen mit weiblichen Terminalbliiten. 
B. Wickel; die ersten relativen Hauptachsen immer mit männlichen 
Blüten. 
2. Alle Inflorescenzen eingeschlechtlich. 
A. Männliche und weibliche Inflorescenzen von demselben morpho- 
logischen Aufbau, entweder beide Dichasien oder beide Wickel. 
a. Dichasien. 
a. Die Dichasien beider Geschlechter ungefähr gleich vielblütig. 
8. Die Dichasien des weiblichen Geschlechts weniger Bliiten 
führend als die männlichen. 
b. Wickel. 
B. Die Inflorescenzen des einen Geschlechts anders gebaut als die des 
anderen. 
a. Männliche Blütenstände dichasial, weibliche wickelig. 
b. Männliche Blütenstände dichasial, weibliche auf eine Blüte re- 
duziert. 

Wenn wir dagegen nur die Geschlechtsverteilung innerhalb der Inflo- 
rescenzen einer Art ohne Rücksicht auf den morphologischen Aufbau der- 
selben ins Auge fassen, ergeben sich folgende Fille: 

A. Alle Inflorescenzen zweigeschlechtlich. 

a. Jeder Inflorescenzast (bei den Cymen wenigstens die ersten Dicha- 

sialäste) zweigeschlechtlich. 

b. Die meisten Inflorescenzäste männlich oder weiblich. 

a. Die oberen männlichen und unteren weiblichen Aste durch einen 
zweigeschlechtlichen verbunden. 
8. Obere männliche und untere weibliche scharf geschieden. 
B. Außer zweigeschlechtlichen auch männliche und weibliche Inflores- 
cenzen. 
a. Zweigeschlechtliche und männliche oder weibliche Inflorescenzen. 
a. Zweigeschlechtliche und männliche Inflorescenzen. — 
8. Zweigeschlechtliche und weibliche Inflorescenzen. 
b. Zweigeschlechtliche, männliche und weibliche Inflorescenzen. 
C. Alle Inflorescenzen eingeschlechtlich. 

2. Die Beneckesche Ansicht, daß die Cymen der Begonien in Schrau- 
beln auslaufen bezw. Schraubeltendenz sich geltend macht, muß wieder dahin 
korrigiert werden, daß ausschließlich bei allen Arten entweder reine Wickel 
oder in den letzten Auszweigungen der Cymen Wickel oder Wickeltendenzen 
auftreten. 

3. Die Deckblätter einiger racemösen Inflorescenzen sind durch Ver- 
wachsung der Stipeln des abortierten echten Tragblattes entstanden. Sie 
sind daher den echten Deckblättern nicht homolog, also auch nicht als” 
Brakteen zu bezeichnen. Ich schlage dafür den Namen Pseudobrakteen vor. 


Die Verteilung der Geschlechter in den Inflorescenzen der Begoniac een usw. 577 


4. Auf Grund der oben geschilderten Verhältnisse sind wir natürlich 
nicht imstande, sämtliche Inflorescenzen phylogenetisch in Beziehung zu 
bringen. Dies wäre nur unter Berücksichtigung der übrigen Teile, vor allem 
der Blüten möglich. Nicht zuletzt wäre dazu auch eine genaue morpho- 
logische Darstellung des Sproßaufbaues nötig; denn es ist durchaus nicht 
gleichgültig, ob ein Blütenstand axillär oder terminal entwickelt wird. 
Trotzdem sind wir imstande gewesen, einige allgemeine Schlüsse zu ziehen. 


- Wir sahen einmal, daß die traubigen Blütenstände auch bei den Be- 


gonien als reduzierte Sprosse aufzufassen sind, wobei die Tendenz sich 
geltend gemacht hat, das männliche Geschlecht auf die oberen, das 
weibliche auf die unteren Partialinflorescenzen zu beschränken. Das End- 
ziel dieser Tendenz ist zweifellos die Schöpfung eingeschlechtlicher In- 
florescenzen. An zahlreichen Beispielen sahen wir, wie durch allmähliche 
Reduktion der männlichen Partialinflorescenzen das weibliche Geschlecht zur 
allmählichen Herrschaft gelangte, andrerseits wie durch Wegfall der weib- 
lichen eine männliche Inflorescenz zustande kam. 

Bei den cymösen Inflorescenzen unterliegt es ebenfalls keinem Zweifel, 
daß aus den zweigeschlechtlichen Dichasien und Wickeln durch Verlust des 
einen Geschlechts der Blütenstand eingeschlechtlich geworden ist. Ob da- 
bei die eingeschlechtlichen Wickel aus zweigeschlechtlichen Wickeln oder 
solchen Dichasien hervorgegangen sind, muß natürlich für jede einzelne Art 
durch Vergleich mit ihren Verwandten festgestellt werden. 

5. Die Art der Geschlechtsverteilung ist auch von hoher blütenbiologi- 
scher Bedeutung. Die traubigen Inflorescenzen mit eingeschlechtlichen Ästen 
sind durch die Lokalisation der weiblichen Blüten auf die unteren Partial- 
blütenstände ausgeprägt protogyn. 

Unter den Dichasialinflorescenzen ist Protogynie selten. Hierher ge- 
hören die wenigen, aber um so interessanteren Arten, wo die ersten rela- 
tiven Hauptachsen weibliche Blüten führen. Die Hauptmasse der Dichasien 
und Wickel ist proterandrisch, oft bei reichblütigen Dichasien so ausgeprägt, 
daß zur Zeit des männlichen Stadiums die noch kleinen, jugendlichen weib- 
lichen Knospen sich bei oberflächlicher Betrachtung dem Auge völlig ent- 
ziehen. Bald fallen dann alle männlichen Blüten ab und die weiblichen 
gelangen jetzt erst zur Anthese. Bei dieser strengen Scheidung von männ- 
lichem und weiblichem Stadium an demselben Blütenstand ist gegenseitige 
Bestäubung der Blüten derselben Inflorescenz völlig ausgeschlossen. 

Alles in allem läßt sich sagen, daß auch bei der Begonieninflorescenz 
Fortschritt (hier nur soviel wie Weiterentwicklung) gleichbedeutend ist mit 
Specialisierung, deren Ergebnis ein Vermeiden der Selbstbestäubung ist. Zu 
diesem Ergebnis führt die Tendenz, die Geschlechter räumlich voneinander 
zu entfernen und der daraus resultierende große zeitliche Unterschied in 
der Anthese der männlichen und weiblichen Blüten. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 37 


Zwei Beiträge zur systematischen Anatomie. 


Von 


H. Solereder. 


Mit 2 Figuren im Text. 


1. Uber Kristallsand bei den Dilleniaceen. 


Anläßlich der Kontrolle unserer Kalthauspflanzen beobachtete ich bei 
Hibbertia scandens (Willd.) Gilg, und zwar auch in zum Vergleich heran- 
gezogenem Herbarmaterial von Luorsky, neben den für die Familie der 
Dilleniaceen') so charakteristischen Raphidenbündeln Kristallsandschläuche, 
die bisher bei den Dilleniaceen nicht bekannt waren. Dieselben finden 
sich bei der genannten Art im Weichbast der Nervenleitbiindel, im Meso- 
phyll (Palisaden- und Schwammgewebe) und im Weichbast der Achse. 
Näher geprüft habe ich den Inhalt der oft langgestreckten Sandschläuche 
der Achse. Er ist doppeltbrechend und kleinkörnig. Die Körner sind nicht 
tetraédrisch, im Gegensatz zu dem »sable tetraédrique« anderer Pflanzen. 
Sie geben die bekannten Reaktionen des Kalkoxalats. Nur treten nach 
Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure keine Gipsnadeln auf; die 
Umwandlung in Gips vollzieht sich aber und macht sich durch das. Ver- 
schwinden der Doppelbrechbarkeit bemerkbar. Erwähnenswert ist, daß. 
in unmittelbarer Nachbarschaft der Sandschläuche im Weichbast der Achse 
auch Raphidenschläuche vorkommen, die schleimfrei und häufig lang- 
gestreckt sind und oft in axiler Richtung mehrere übereinander gestellte 
und dabei mehr oder weniger deutlich voneinander abgegrenzte kürzere 
Raphidenbündel erkennen lassen. Are 

Eine Umschau bei einigen anderen mir zur Hand gewesenen austra- 
lischen Hebbertia-Arten?) aus verschiedenen Sektionen des Genus ergab, 


4) S. SoLEREDER, Systematische Anatomie der Dikotyledonen S. 23 sqq. und Er- © 
gänzungsband S. 3—4 und 349, auch StEeppuun, Beiträge zur vergleichenden Anatomie 
der Dilleniaceen, Botanisches Centralblatt LXII, 1895, S. 337, 369 u. 404 sqq. 

2) Diese sind: H. Billardieri F.v. Müll., Sıeser n. 505; H. glaberrima (Steud.) | 
Gilg, Preiss n. 2457; H. hypericoides Benth., Preiss n. 2432; H. pachyrrhixa Steud., — 
Preiss n. 2449; AH. saligna R. Br., Sıeser n. 142. 


4 


> 
? 


Zwei Beiträge zur systematischen Anatomie. 579 


daß auch bei diesen durchweg im Weichbast der Achse neben Raphiden- 
bündeln Kristallsandschläuche vorhanden sind, während ich Kristallsand im 
Blattgewebe (auch in den Blattnerven) nicht antraf. Außerdem fand ich bei 
der Mehrzahl dieser Arten im Weichbast der Achse auch noch Zellen, die an 
"Stelle eines deutlich körnigen Sandes zum Teil (HZ. glaberrima, hypericoides) 
“oder fast ausschließlich (H. Billardiert, pachyrrhixa) kürzere oder etwas 
längere Kristallnädelchen einschließen. Damit ist ein Zwischentypus der Aus- 
scheidung des oxalsauren Kalkes festgestellt, der zu den oben erwähnten 
q Raphidenbiindeln überleitet, die mehrere in eine Längsreihe angeordnete 
_ Nadelbündel enthalten. Mit Rücksicht auf diese Beziehungen ist weiter noch 
anzuführen, daß ich kürzere nadelférmige Kristalle auch in gewöhnlichen 
ê Palisadenzellen des Blattes von H. Billardieri, hypericoides, pachyrrhixa 
und saligna, und zwar regellos zu mehreren in derselben Zelle, antraf 
“und im Blatt von H. hypericoides vereinzelt schleimführende Raphiden- 
“schläuche mit einem ganz kurzen Nadelbündel oder zwei Bündeln hinter- 
einander. 
Untersuchungen über die Verbreitung des Kristallsandes in den tibrigen 
Gattungen der Dilleniaceen sind von anderer Seite im Gang. 
Zum Schluß mögen an dieser Stelle noch einige bemerkenswerte, zum 
“Teil für die Dilleniaceen neue anatomische Vorkommnisse des Blattes bei 
“den von mir untersuchten Arten Erwähnung finden, welche Sreppusn für 
diese nicht aufgeführt hat. Es sind diese: Einzellige typische Hakenhaare, 
‘deren getüpfelter Basalteil von 5—6 postamentartig über die Epidermis 
‘sich erhebenden Nebenzellen umschlossen wird, neben den gewöhnlichen 
spitzen einzelligen Deckhaaren, welche auf der Blattoberseite das Zentrum 
einer verkieselten, in direkter Umgebung des Haares durch massive Pa- 
pillen gebuckelten Epidermiszellengruppe bilden, auf der Blattunterseite von 
H. Billardiert; weite und lange schlauchartige, parallel zur Blattfläche 
gelagerte Schleimzellen, die als Raphidenschläuche mit unterdrückter Aus- 
scheidung der Kristallnadeln angesprochen werden können — neben zahl- 
reichen kürzeren und zum Teil auch schleimführenden Raphidenzellen — 
bei H. glaberrima; weitlumige und dabei dickwandige schlauchartige Spi- 
kularzellen, welche entweder dem einschichtigen und ziemlich langzelligen 
Palisadengewebe angehören und mit schwacher Verästelung im Schwamm- 
gewebe enden oder annähernd parallel zur Blattfläche unter dem Palisaden- 
gewebe liegen und mit einem Ast oder ihrem einen Ende zwischen die 
Palisadengewebezellen eindringen, bei H. saligna. 


2. Über Diospyros Hildebrandtii Gürke und nächstverwandte Arten. 

Diospyros Hildebrandtii, von Gürke in Englers Bot. Jahrb. XIV, 
1892, S. 312—313 auf die fruchtende Pflanze von Hitpesranpr n. 3319 
aus Nordwestmadagaskar aufgestellt, besitzt, wie die in meinem Labora- 
torium ausgeführten Untersuchungen des Herrn P. Buscn über die Blatt- 
7 - 37* 


580 | H. Solereder. 


struktur von Diospyros (Diss. Erlangen 1913) gezeigt haben, charakteristische 
Trichome in der Form von schülferchenartigen Gebilden (Fig. 1). Dieselben 
verursachen an den jungen Blattern eine dichte filzige rostbraune Behaarung, 
während sie an den ausgewachsenen abgefallen sind (»foliis utrinque gla- 
berrimis« bei Gürke). Sie bestehen aus einem einzelligen, der Epidermis 
aufgesetzten Stiel und dem schülferchenartigen, meist 6—10-, aber auch 
mehrzelligen Endteil. Die Zellen des letzteren haben ziemlich dünne, oft 
groBwarzige Wände und einen braunen, gerbsäurehaltigen Inhalt. Sie 


Fig. 4. Schülferchen von D. Hildebrandti (ca. 210/;). 


liegen sämtlich oder zum größten Teil in einer Ebene und zeigen in der 
Fläche verschiedene Anordnung und Form. Ihre Radiärwände sind mehr 
oder weniger weit verwachsen und dringen verschieden weit gegen den 
von der Insertionsstelle des Stiels gebildeten Mittelpunkt vor; ihre freien — 
Teile sind nach außen strahlartig verschmälert oder keil- oder fußförmig 
verbreitert oder in zwei kürzere oder längere Lappen gegabelt. Auch 
kommt es vor, daß sich an die eine oder andere Zelle noch eine weitere 
Schülferchenzelle anschließt usw. All die auftretenden Modifikationen lassen 
sich nicht anführen. Diese Schülferchen waren mir mit eine Handhabe 
zur Bestimmung der systematischen Stellung der in Rede stehenden Art. 

Nach Gürke zeichnet sich D. Hildebrandtii vor allen anderen Dto- 


Zwei Beiträge zur systematischen Anatomie. 581 


spyros-Arten durch den die Frucht völlig einschließenden Kelch aus, wo- 
bei nur die vier ungleichen Kelchlappen frei sind. »Wenn die vorliegende 
-Spezies wirklich zur Gattung Drospyros gehört«, sagt GürkE, »was bei 
dem Fehlen von Blüten nicht mit Sicherheit festzustellen ist, so müßte 
sie eine besondere Sektion bilden, welche sich von allen von Hrern auf- 
gestellten Sektionen durch ihren Kelch unterscheidet.« Gürke zieht auch 
die monotypische Gattung Tetrachs in Betracht und erklärt zuletzt, daß 
die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Gattung sich nur durch die 
Blütenanalyse feststellen lassen wird. 

Meine Untersuchungen haben zunächst ergeben, daß D. Heldebrandtii 
zu Diospyros und nicht zu Tetraclis gehört. An dem Münchener Material 
der Hırpesranptschen Pflanze, das gleich dem Berliner Material reife Früchte 
trägt, entdeckte ich eine kleine geschlossene, in der Entwicklung gehemmt 
gebliebene weibliche Blütenknospe, an der sich feststellen ließ, daß die 
-Krondeckung gedreht, wie bei Diospyros, und nicht klappig, wie bei 
‚Tetrachs ist. Für die Zugehörigkeit zu Deospyros spricht auch schon die 
anatomische Untersuchung des Blattes. Bei Tetrachs clusiaefolia Hiern 
(Originalmaterial von Pervitte n. 6, Madagaskar, Herb. Paris.) finden 
sich im Gegensatz zu D. Hildebrandt keine Schülferchen, auch keine 
extranuptialen Nektarien (diese sparsam bei D. Hildebrandt); dafür 
neben einfachen, 'einzelligen, schmalen und ziemlich kurzen, spitzen, dick- 
wandigen und englumigen Deckhaaren, deren Haarkörper der Blattfläche an- 
liegen und oft auf der dem Haarkörper entgegengesetzten Seite des Stiels 
eine deutliche kurze, stumpfe Aussackung aufweisen und deren Stielteil 
zwischen stärker verdickten Epidermiszellwänden eingeklemmt ist, im Gegen- 
satz zu D). Hildebrandtii auch Drüsenhaare mit einzellreihigem Stiel und 
mehrzelligem ellipsoidischem Köpfchen. Das sind negative und positive 
Merkmale, welche zwar auch bei bestimmten Drospyros-Arten nach Busch 
vorkommen, aber einer nächsten Verwandtschaft von Tetraclis mit D. 
Hildebrandiw, einer Einbeziehung dieser Art in den Gattungskreis von 
Tetraclis entgegen sind. 


Mit Rücksicht auf die unzulänglichen Angaben in Parmentier, Histologie comparée 
des Ébenacées, Thèse Paris, 4892, lasse ich an dieser Stelle noch die weiteren Ergeb- 
nisse meiner Untersuchung der Blattstruktur des Originals von Tetraclis in Kürze folgen: 
Oberseitige Epidermiszellen mäßig großpolygonal, mit sehr dicker Außenwand, unter- 
seitige mäßig großpolygonal, mit dicker Außenwand; Spaltöffnungen in der Fläche 
nicht nur mit stark hervortretenden äußeren Cuticularleisten, sondern noch mit wall- 
artigen, mit den Cuticularleisten konzentrischen und von ihnen durch eine Furche ge- 
trennten, im Querschnitt als Höcker der Schließzellen entgegentretenden Verdickungs- 
leisten, ohne Nebenzellen. Palisadengewebe aus einer typischen lang- und schmalzelligen 
Schicht und 1—2 Lagen kürzerer Zellen; Schwammgewebe in den Nervenmaschen aus 


4) An dieser Stelle spreche ich den Herren Kollegen LEcoMTE und Casimir DE CAN- 
DOLLE für die mir überlassenen Originalmaterialien aus dem Pariser und Prodromus- 
_ herbar meinen besten Dank aus. 


582 H. Solereder. 


unregelmäßig- und kurzarmigem sternförmigem Parenchym mit nicht sehr großen 
Interzellularen. Seitennerven erster Ordnung mit krältigen Sklerenchymfaserkomplexen © 
und daran sich anschließendem Begleitparenchym beiderseits durchgehend, die nächst 
kleineren mit derselben Struktur, die noch kleineren mit oft wenig entwickeltem Weich- 
bast und mit schmalen nach oben und unten einen großen Teil des Mesophylis durch- 
setzenden Sklerenchymplatten; Sklerenchymfasern der kleineren Nerven öfters in das 
Mesophyll abzweigend. Styloidartig gestreckte Hemitropien in der ersten Palisaden- 
schicht; große Idioblasten mit großen Einzelkristallen in dem darauffolgenden palisaden- 
gewebeartigen Gewebe; Einzelkristalle, zuweilen auch in Begleitung kleinerer Kristall- 
körper oder selbst einer deutlichen größeren Druse im Begleitparenchym der Nerven, 
diese jedoch nicht »pflasternd«. 
In Ergänzung der Angaben des Herrn Busch, welcher für Diospyros (im Blatt- 
gewebe bei fast allen untersuchten Arten, Royena, Huclea und Maba eine charakte- 
ristische Substanz nachgewiesen hat, welche mit Kalilauge oder Javellescher Lauge einen 
violetten Farbstoff entstehen läßt, sei noch -angeführt, daß auch Tetraclis in der Blatt- 
spreite (Zellen des Weichbastes der größeren Nerven, auch des Nervenbegleitgewebes 
und des Schwammgewebes) und in dem Blattstiel (Zellen von Mark, Holzmarkstrahlen, 
Weichbastring des Leitbündelkreises und äußerem Grundgewebe) schwärzlich-braune 
Massen aufweist, die mit den genannten Reagentien sich violett färben. Damit ist die 
»charakteristische Substanz« in allen Ebenaceen-Gattungen nachgewiesen. 


Über die Untersuchung der oben erwähnten weiblichen Blütenknospe 
von D. Hildebrandtii, die zum Teil an Querschnitten vorgenommen wurde, 
ist noch folgendes mitzuteilen. Die vollkommen geschlossene, keulenfürmig 
nach oben verbreiterte, 11 mm lange und an ihrer Außenseite dicht von 
senkrecht gestellten einzelligen Haaren bedeckte Knospe besaß einen mas- 
siven, 4!/, mm langen, vom übrigen Körper der Knospe durch eine ring- 
förmige Linie abgegliederten Stielteil, der später an den Früchten ent- 
sprechend ausgewachsen als dicker, keulenfürmig nach oben verbreiterter 
Fruchtstiel entgegentritt, von dem dann die Frucht leicht abfällt. Quer- 
schnitte an der Spitze des diekwandigen, auch auf der Innenfläche stark 
behaarten Kelches ließen durch das Auftreten von Spalten seine Zusammen- 
setzung aus vier Blättern erkennen, entsprechend den vier ungleichen 
Lappen des Fruchtkelches. Die außen dicht behaarte, k mm lange Krone 
zeigte vier längliche, rechts gedrehte Lappen von der halben Kronlänge. 
Staminodien sah ich nur 4 (auf Querschnitten), alternierend mit den 
Kronblättern, bzw. deren Mittelrippen. Der außen behaarte Fruchtknoten 
enthielt acht Fächer und in jedem Fach eine Samenanlage. Die Frucht- 
knotenwand und die mit vielen Steinzellen durchsetzte Kelchwand gaben 
bei der Aufhellung mit Javellescher Lauge die charakteristische Violett- 
färbung. 

Ähnliche, wenn auch viel kleinere Schülferchen, wie bei D. Helde- 
brandtii, finden sich nun auch bei einigen Diospyros-Arten der Sektion 
Ebenus von Hiern, die dem madagassischen Florenbezirk zugehören. Herr 
Busch hat sie zunächst bei einer als D. Neraudii A. DC. bezeichneten, von 
Boser auf Mauritius gesammelten Pflanze des Herbarium Monacense anges 
troffen, welche in der Tat gemäß der Blütenanalyse und gemäß der voll- 


Zwei Beiträge zur systematischen Anatomie. 583 


kommenen Ubereinstimmung der Blattstruktur!) mit dem Originalmaterial 
von Neraup und Bojer aus dem Prodromusherbar zu der nur mit männ- 
lichen Blüten gekannten D. Neraudii A. DC. gehört, welche Hiern in seiner 
Monographie (p. 178) mit einem Fragezeichen zu D. nodosa Poir. gezogen 
hat. Gleichgebaute Schiilferchen, wie bei D. Neraudii, wies ich weiter 
am Original von D. nodosa Poir. (Herbier de Jussieu n. 7283, Isle de 
France, Herbier de Commerson, Herb. Paris.) nach, dessen Blattstruktur in 
allen wesentlichen Stücken mit der von D. Neraudii übereinstimmt, so 
daß anatomischerseits der Einbeziehung der letztgenannten Art zu nodosa 


Fig.2. Schülferchen von D. melanida (ca. 280/;). 


‘nichts im Wege steht, sodann noch am Originalblattmaterial der bei Hiern 
‚neben D. nodosa stehenden D. melanida Poir. (Isle de Bourbon, Commerson, 


Herb. Paris.), das in anatomischer Hinsicht von D. Neraudii und nodosa 
nur durch das Fehlen der horizontalen Teilwände in der oberseitigen Epi- 
dermis, das Vorkommen von Einzelkristallen, zu mehreren übereinander, 
im Palisadengewebe und besonders durch das »Durchgehen« der größeren 
und nächst kleineren Nerven mit den oberseitigen, an den Holzteil sich 
anschließenden und in den kleineren Nerven fast plattenförmig ausgebildeten 


Sklerenchymbelegen — entsprechend dem deutlichen Hervortreten des 
Nervennetzes — abweicht. Die Schülferchen der genannten Diospyros- 


4) Oberseitige Epidermiszellen hoch, bisweilen durch Querwände geteilt, klein- 
polygonal, mit dicker Außenwand, unterseitige ebenfalls hoch, kleinpolygonal und mit 
ziemlich dicker Außenwand; Spaltöffnungen in der Fläche mit stark hervortretenden 
äußeren Cuticularleisten. Palisadengewebe einschichtig, lang- und schmalzellig; Schwamm- 


_gewebe nicht großlückig, an den Außenwänden der Zellen mit körnigen Ausscheidungen, 


etwa 2/3, der Dicke des Mesophylis einnehmend. Kleinere Nervenleitbündel eingebettet, 
beiderseits mit Sklerenchymbelag. Große Idioblasten mit großen Einzelkristallen, dem 
Palisaden- und Schwammgewebe zugehörig; größere bis große Einzelkristalle auch im 
Schwammgewebe. Kopfige Drüsenhaare fehlen. Die extranuptialen Nektarien konnten 
nur am Münchener Material festgestellt werden, was aber ihr Vorkommen bei den 
anderen nicht ausschließt, nachdem festgestellt ist, daß sie bei den Diospyros-Arten 
oft nur sparsam und nicht an allen Blättern auftreten und da nur Bruchstücke der 
Originalmaterialien vorlagen. 


584 H. Solereder. 


Arten besitzen einen einzelligen Stiel, der zwischen den Epidermiszellen 
eingefiigt ist, und einen meist 4- oder aber 2-, 3-, 5- oder 6-lappigen 
Endteil mit der entsprechenden Zahl zartwardiger und weitlumiger, ver- 
schieden angeordneter und oft ungleichmäßig ausgebildeter Zellen‘), die 
zudem bisweilen nicht sämtlich in einer Ebene liegen. Ihr Inhalt ist oft 
schwach bräunlich, doch, soweit sich am Herbarmaterial feststellen ließ, 
anscheinend mehr harziger Natur. Die Baukonstruktion der Schülferchen 
ist nach dem Vorausgehenden dieselbe wie bei D. Heldebrandtü, abgesehen 
von der genauen Insertionsweise des Stiels und der Gestalt und Zahl der 
Zellen des Endteils. Das sind gleich der verschiedenen Größe nur Unter- 
schiede, welche die Trichome von D. Hildebrandtw nur als ein fortge- 
schrittenes Stadium der im wesentlichen gleichen Haarform ansprechen 
lassen. 

Auch in den übrigen Verhältnissen der Blattstruktur schließt sich 
D. Hiüldebrandt an die in Rede stehenden Arten der Sektion Ebenus 
an. Sie unterscheidet sich von D. Neraudii und nodosa im wesent- 
lichen lediglich durch das Fehlen der Teilwände in der Epidermis und 
das Auftreten übereinander gelagerter Einzelkristalle im Palisadenge- 
webe, von D. melanida durch die eingebetteten Leitbündel der kleinen 
Nerven. 

Für die Zugehörigkeit zur Sektion Æbenus spricht auch die Beschaffen- 
heit des Kelches (vergl. Hier p. 148). An der geschlossenen weiblichen 
Blütenknospe von D. Hildebrandt ist, wie schon oben hervorgehoben 
wurde, nur eine undeutliche Teilung der Kelchlappen zu sehen; die 4 Zipfel 
des Fruchtkelches sind ungleich groß und ungleich tief voneinander ge- 
‘trennt, so dafi mitunter scheinbar nur 3 Lappen hervortreten. Nebenher 
mag auch erwähnt sein, daß Hiern (p. 177) für die weibliche Blüte von 
D. haplostylis Boiv. aus der Sektion Ebenus auch nur 4 Staminodien, wie 
bei D. Hildebrandtit, angibt. 

Ob D. HARAS in der Fruchtbeschaffenheit wirklich so stark 
von den Arten der genannten Sektion abweicht, daB sie besser in eine 
eigene Sektion gestellt wird, kann nur der sicher entscheiden, welcher das 
Fruchtmaterial der madagassischen Arten und nicht nur die bloBen Be- 
schreibungen eingesehen hat. Die Friichte dieser Arten sind in der Regel 
allerdings größer und fleischig. Aber auch Hiern beschreibt für D. nodosa 
einen Fruchtkelch, der die Frucht in halber Höhe umfaßt und aufrechte 
Segmente hat, und in der Originaldiagnose von D. nodosa in Poırer, En- 
cyclopédie méthodique V, 1804, p. 432 steht sogar: »il (le calice) se durcit 
& enveloppe le fruit«. 

Die Verbreitung der schülferchenartigen Trichome bei den Arten der 


4) Bei D. Neraudii fand ich gewöhnlich den Endteil aus 3—4, beim Boserschen 
Original auch aus 2, bei D. nodosa aus 3—4, bei D. melanida aus 4—6 Zellen zu- 
sammengesetzt. 


Zwei Beiträge zur systematischen Anatomie. 585 


Sektion Ebenus bedarf noch der genauen Feststellung. Uns hat aus dem 
genannten Verwandtschaftskreis nur noch die zeylanische D. oocarpa Thw. 
vorgelegen, für die ich das Fehlen der Schülferchen bestätigen kann. In 
PARMENTIERS Dissertation, welche die Beschreibung der Blattstruktur von 
6 Arten der Sektion enthält, von welchen, nebenbei gesagt, D. nodosa 
Poir. auszuscheiden hat, da die unter diesem Namen angeführte Pflanze 
(p. 102) zweifellos falsch bestimmt ist, fehlt jede Angabe hierüber; diese 
_ Arbeit berücksichtigt die Behaarung überhaupt nur in ganz unzureichen- 
der Weise. 


Suceulenta Dinteriana. 
Von 


A. Berger und C. Dinter. 


Herr Curt Dinter, der so erfolgreich die Flora des deutsch-siidwest- 
afrikanischen Schutzgebietes erforscht, hat den Sukkulenten des Gebietes 
von Anfang an große Aufmerksamkeit zugewendet und sie sorgfältig ge- 
sammelt. Im folgenden gebe ich die Beschreibungen einiger neuer Arten. 
Herr Dinter und ich wünschen diese kleine, sukkulente Blütenlese Herrn 
Geh. Oberregierungsrat EnGLer als Geburtstagsgabe zu widmen, als ein 
kleines Zeichen unserer großen Hochschätzung, Verehrung und Dankbarkeit, 
die wir beide für so vielfache Förderung in unseren Bestrebungen schulden, 


Mesembrianthemum ausanum Dinter et Berger n. sp. — Fruticosum 
ramosum, glabrum, epapillosum. Rami oppositi divaricati grisei, inter- 
nodiis nodulosis 7—20—-30 mm longis, in ramulis axillaribus brevioribus. 


Folia 3-quetra obtusa, basi connata dorso carinata et carina secus caulem 


decurrenti, aut medio magis applanata et sublanceolata, 25 mm longa et 


usque 8 mm lata, superiora minora, mollia, glabra et laevia erecto-patentia. 


Flores ex apice ramorum numerosi repetite (ter—quater) ternati, pedunculi 
divaricati bracteis foliaceis, pedicelli .c. 15—20 mm longi. Calyx turbinatus 
lobis 4, duobus longioribus foliiformibus; petala alba; capsula 4-locularis; 
semina brunnea verrucosa. 

»Strauch von 30—60 cm Höhe, mit weißen Blüten.« 

Groß-Namaqualand: Aus, bei 4400 m in großem Granitgeröll 
(Dinter n. 4406! — Blühend und fruchtend am 11. Jan. 1450 MARLOTR 
n. 5048! — Oktober 1910). 

Ad sectionem » Splendentia« pertinere videtur; ab omnibus speciebus capensibus 
differt floribus numerosioribus, foliisque carnosioribus. 

Mesembrianthemum Puttkammerianum Dinter et Berger n. sp. — 
Subacaule, e basi ramosum ramis brevibus oppositis et mox caespitosum. 
Folia basi connata patentia incurva vel apicem versus recurva, basi sub- 


semiteretia aut a medio carinata lateraliter compressa et sectione transs. 


Succulenta Dinteriana. 587 


versali subtriangularia angulis obtusatis aut usque apicem semiteretia, supra 
convexiuscula, apice obtusula, mollia carnosa, subnitida glauco-viridia vel 
apicem versus rubella utrinque ubique punctis elevatis obscurioribus prae- 
sertim secus carinas asperula, 6—7 cm longa et 6—7 mm lata. Flores 
ternati (rarius subsolitares), pedunculus brevis bracteis basi connatis folia- 
ceis 18 mm longis acutiusculis munitus, pedicellus ca. 10—12 mm longus 
superne sensim in calycem turbinatum incrassatus ut calyx laevis obscure 
striato-punctatus; calyx 12 mm diam., 5-lobus, lobis subaequalibus deltoideis 
herbaceis. Petala anguste linearia aurantiaci, calycis lobis breviora, stami- 
noidea. Stamina parum numerosa. Ovarium concavum valvis 5 elevatis 
in stigmata subulata viridia exeuntia. Capsula 5 locularis; semina brunnea. 


Groß-Namaqualand: Aus, im Granitgries (Dinrer n. 1100! — In La 


Mortola kultiviert und nach lebender Pflanze beschrieben. Blüht im Mai). 

Ex affinitate M. carinantis et M. Rehneltiani; a primo differt petalis a secundo 
pedunculo brevioribus. In planta spontanea folia breviora, 30—35 mm longa, et 
magis erecta et incurva. 


Mesembrianthemum Caroli-Schmidtii Dinter et Berger n. sp. — 
Acaule caespitosum. Folia basi connata semiteretia supern® compressa 
dilatata et carinata, apice mucronulata obtusa vel dolabriformia, saepe per 
paria subinaequalia alterum latius magis dolabriforme alterum angustius et 
paullum brevius, perglauca obscurius et pelluciter punctatis carina cartilaginea. 
Flores solitares breviter pedicellati folia paullum superantes, aurei. Cap- 
sula complanato-hemisphaerica 10 locularis, semina pallida laevia. 

An den wildwachsenden Exemplaren sind die Blätter etwa 15—20 mm lang und 
oben 6—7—10 und selbst 12 mm breit. An den kultivierten und viel üppiger ge- 
wachsenen Exemplaren sind sie beinahe doppelt so lang und teilweise auch entsprechend 
breiter. Die scheidenartigen Basalteile sind hier gleichfalls langer. Die Rosetten sind 
anfänglich 2—4—6-blattrig, durch Sprossung aus den Achseln werden sie dann 4—6— 
42-blattrig. Auch bei kultivierten Pflanzen werden die trockener und magerer ge- 
wachsenen Individuen gedrungen und fast weißgrau. 

Groß-Namaqualand: Aus, im Granitkies (Dinrer n. 4404! — Fruch- 
tend am 14. Jan. 1910). Aus Samen in La Mortola kultiviert. 


Species distinctissima ex sectione »kostrata«, differt ab omnibus speciebus hujus 
sectionis foliis apicem versus dilatatis haud angustatis. 


Mesembrianthemum Elizae Dinter et Berger n. sp. — Subacaule, 
caespitosum, dense foliatum, glabrum. Rami prostrati internodiis brevibus, 
ex axillis ramosi. Folia basi connata, carnosissima, perglauca fere albida, 
laevia, minute punctata, oblongo-rhomboidea, semiteretia oblique subtriquetra, 
supra plana vel concaviuscula, lateribus convexis, erecto-patentia, apicem 
deltoideum versus ad margines carinamque dentibus parvis cartilagineis 
crenata et mucronata, fere 25 mm longa, 17 mm lata et fere 10 mm 
crassa. Flores solitarii, breviter pedicellati, ebracteati, circ. 2 cm diam., 
albi. Calyx obconicus bicarinatus, glaber, 13—16 mm diam., lobi 5 folia- 
cei denticulati, + deltoidei, 7—10 mm longi. Petala late linearia, obtusa, 


588 A. Berger u. C. Dinter. 


alba. Stamina dimidio breviora, Styli 8—10 longi, filiformi, erecti. Cap- 
sula 8—10 locularis; semina brunnea. 

Groß-Namaqualand: Lüderitzbucht in Gneisrinnsalen (DinTER 
n. 4040! — Jan. 1910). »Pflanze hellgrau, Blüten ziemlich groß, 2 cm 
messend, rein weiß. Wuchs etwas rasenförmig« (Dinter). 

Species pulchra et distincta, habitu fere sectionis » Ringentia«, sed ob flores albos 
vix ibi collocanda. 

Mesembrianthemum modestum Dinter et Berger n. sp. — Fruticulus 
10—15 cm altus et latus dense et divaricato-ramosus; rami robusti brunnei 
dense foliati et ex axillis ramulosi foliis quam internodia multo longioribus. 
Folia basi parum connata, = triquetra erecto-patentia apice acutiuscula 
paullum recurvula, supra planiuscula lateribus farctis vel dorso rotundata et 
carinata, 15—17 mm longa, 8—9 mm lata et 6—7 mm crassa, asperula. 
Flores terminales solitarii; pedunculus foliis brevior; calyx turbinatus, 
papilloso-asper, lobis 4, duobus oppositis foliaceis, reliquis deltoideis sca- 
riose marginatis. Petala linearia obtusa violaceo-rosea; stamina alba con- 
vergentia; styli filiformia longitudine staminum, luteoli. Capsula 6-(7) 
locularis. 


»Kleiner, 42—45 cm hoher Halbstrauch mit rauhen Blättern und violett-rosafarbenen 
Blumen.« 


Groß-Namaqualand: Lüderitzbucht auf Gneis (Dinter n. 1042! — 
4. Jan. 1910). In Okahandja kultiviert, blüht Sept.—Okt. Auch in La 
Mortola in Kultur, aber nicht gut gedeihend. 

Ad sectionem »Cymbiformia« pertinere videtur. 

Mesembrianthemum Englerianum Dinter et Berger n. sp. — Suffruti- 
cosum, ramosum, ramis divaricatis brunneo-griseis, juventute viridibus, 
internodiis nodosis in ramis elongatis 15—40 mm longis et folia superan- 
tibus in ramis lateralibus multo abbreviatis et foliorum emortuorum vaginis 
cinctis. Folia basi vaginato-connata cylindrico-triquetra obtusa erecta 25— 
35 mm longa et 4—5 mm lata glauco-viridia mollia. Flores solitares 
terminales vel cauli accrescente postea laterales rarius apicem versus ter- 
nati, pedicelli lignosi 10—15 mm longi. Calyces turbinati 10 mm lati 
lobis 5 inaequalibus, lobis majoribus foliaceis calyce aequilongis. Petala 
lutea. Capsula 10-locularis longitudinaliter marcescens; semina laevia 
pallide brunnea. 

»Flacher, bis 1/9 Om großer, sehr saftiger, blaugrüner Halbstrauch.« 

Deutsch-Stidwest- Afrika: Bullsporter Fläche auf Lehmboden 
(Dinter n. 2102! — Fruchtend 4. April 1911. — Herb. Dahl.). 


Die nähere Verwandtschaft dieser Pflanze ist mir noch unklar; vielleicht gehört 
sic zu den Moniliformia, sie scheint jedoch nicht papillös zu sein. 

Mesembrianthemum sedoides Dinter et Berger n. sp. — Suffruticosa, 
ramosa, glabra. Rami circ. 5—10 cm longi dense foliati, subteretes inter- 
nodiis in ramis elongatis 40—15 mm longis et 2 mm crassis, in ramulis 
axillaribus valde abbreviatis. Folia erecta demum patentia, carnosissima, 


Succulenta Dinteriana. 589 


basi connata, ovato- vel obovato-subtrigona lateribus farctis, apice recur- 
vula acutiuscula, glauca punctata, 6—12 mm longa et 5—6 mm crassa. 
Flores inconspicui terminales 3—7, pedicelli breves, laterales bracteati, 
bracteae connatae; calyx turbinatus 4—7 mm diam., 5-lobus, lobi deltoidei 
subaequales duplo fere longiores quam lati, albo marginati, intus pulchre 
brunneo punctati. Petala? Stamina alte connata apice brunnea antheris 
paucis oblongis. Styli 5 subulati, erecti. 

Groß-Namaqualand: Lüderitzbucht (Dinter n. 2651!) »Kultiviert 
in Okahandja, blüht von August bis Oktober. Blüten stets halb ge- 
schlossen, höchst unscheinbar, weißlich. Bis 15 cm hohes Halbsträuchlein. « 

Species distincta et nulli sectioni facile inserenda; a sectione »Heteropetala« 
differt stylis subulatis et foliorum forma, a sectione »Falcata« foliorum forma et 
petalis vix conspicuis vel desinentibus, ad sectionem »Deltordea« forsan facilius ad- 
numeranda quamvis folia edentata et flores inconspicui sunt. 

Habitus plantae Sedo Stahli non dissimilis. 

Mesembrianthemum Juttae Dinter et Berger n. sp. — Planta annua, 
e basi ramosa glabra nitida, vix vel minutissime papillosa saepe sub 
sole rubrobrunnea. Rami dichotome vel trichotome divisi, superne ramo- 
sissimi, florigeri, teretes, 2—4 mm crassi, internodiis inferioribus 3 cm 
longis superioribus sensim brevioribus siccatione subalatis. Folia oppo- 
sita, inferiora perfoliato - connata, rotundata ovata vel elliptica, obtusa 
ca. 2 cm longa et 13—15 mm lata, carnosa ca. 2 mm crassa, superi- 
ora sensim minora et angustiora, summa bracteoidea minima subalter- 
nantia. Flores parvi inferiores ex dichotomiis solitares et paullum majores 
superiores numerosi cymosi repetite ternati, breviter pedicellati vel sub- 
sessiles, laterales pedicello bibracteato. Calyx obconicus 4-lobus, lobis 
duobus oppositis foliaceis obtusis (in floribus axillaribus 6 mm longis et 
5 mm latis) alteris angustioribus acutioribus paullum brevioribus (in fl. 
axillaribus multo brevioribus). Petala linearia acuta, parum numerosa caly- 
cem haud superantia, nivea. Filamenta erecta, albay antherae majusculae 
oblongae. Ovarium semisuperum 4-gonum, papillosum, stylis 4 subulatis 
patulis stamina aequantibus. 

Deutsch-Stidwest-Afrika: Lüderitzbucht, auf Gneis, in den Rinn- 
salen der Felsen (Dinter n. 1016! — Blühend im Januar 1910). »Pflanze 
vollständig rotbraun, wie Packsiegellack, ganz glatt und glänzend. Blätter 
ca. 2mm dick. Blüten 6—7 mm breit, rein weiß.« — Ebenda, auf Kies- 
flächen bei ca. 20 m Höhe ü. M. (Rance n. 206! — Fruchtend am 7. Febr. 
1907, H.D.). »Aufstrebend, sehr dickfleischige Blätter, die ganze Pflanze 
frisch purpurrot. « À 

Planta singularis ex sectione »Platyphylla«, folia inferiora latiora quam lata. 
Caules in planta viva teretes vel subteretes textura exteriora mollissima, quae sicca- 
tione aliformis evadit. 

Mesembrianthemum hesperanthum Dinter et Berger n. sp. — Suf- 
fruticosum, 15—20 cm altum, ramis laevibus. Folia internodiis duplo lon- 


590 A. Berger u. C. Dinter. 


giora, — 10—25—30 mm longa, e basi connata erecto-incurva subtri- 
quetra apicem versus compressa et carina dilatata (ca. 7 mm), obtusa supra 
planiuscula basi 5 mm lata, ubique undique punctis bullato-prominentibus 
rugosa. Flores repetite ternatim dispositi, pedunculi laterales bracteati, 
centrales 10 mm longi. Calyx subhemisphaerico-turbinatus, 5-lobatus, lobi 
calyce longiores subaequales, deltoidei obtusi, punctati, 10—12 mm longi, 
marginibus pallidioribus. Petala aurea, anguste linearia, calyce vix lon- 
giora. Stamina numerosa, antheris linearibus. Ovarium supra alte 5-costa- 
tum, stylis 5 filiformibus, stamina alte superantibus. Capsula 5-locularis. 
»Kultiviert in Okahandja, bluht von August bis Oktober, setzt reichlich Früchte 
mit nur sehr wenig Samen an. Halbkugeliges Halbsträuchlein, 45—20 cm hoch, Blüten 
goldgelb.« 
Groß-Namaqualand: Aus (Dinter n. 1099! — Blühend am 40. Jan. 
1910). 
Quamquam suffruticosa ad sect. »Carinantia« attribuendam esse videtur haec 
species pulchra, sed etiam ad Dolabriformia, sectionem affinem referri potest. 
Mesembrianthemum Vernae Dinter et Berger n. sp. — Caespitose 
ramosa, glabra, glauca. Rami 4—5 mm crassi, internodia 10—13 mm 
longa, subteretia. J olia basi connata erecto-incurva, supra plana, triquetra 
aut subtus rotundata et apicem versus carinata, obtusa, carina minutissime 
crenata (sub lente), 20—26 mm longa, supra 3 mm ad latere 4 mm lata. 
Flores solitarii aut subsolitarii, 15 mm lati aurei demum aurantiaci, pedun- 
culi ca. 7 mm longi, ancipites, robusti foliis breviores. Calyx subgloboso- 
turbinatus 12 mm latus, 5-lobatus, 2 lobis foliaceis 12—414 mm longis, re- 
liquis e basi = rotundata scarioso-marginata mucrone foliaceo munitis. 
Petala linearia acutiuscula 1—2 serialia; stamina dimidio breviora nume- 
rosa, antheris linearibus; ovarium supra planum stylis 10 brevibus luteis 
erectis ramentaceis. 


»Eine fußhohe und bis 2 Fuß breite, blaugriine Haufen bildende Art. Blüten am 


ersten Tag goldgelb, am zweiten Tag orangegelb-rot und am Abend des zweiten Tages 
geschlossen und schön, fast leuchtend-orangerot. Kultiviert in Okahandja. Blüht von 
August bis November.« 


Deutsch-Südwest- Afrika: In Massen auf der tieflehmigen Bull- 
sporter Fläche (Dinter ohne Nummer!). 

Ad sectionem »Crocea« referenda videtur haec species distincta et praepulchra, 
differt autem ab reliquis calyce 5-fido et capsula 10-loculari. M. luteo forsan maxime 
affinis sed folia obtusiora et flores brevius pedunculati. 

Cotyledon Engleri Dinter et Berger n. sp. — Affinis C. macranthae 
et C. orbiculari. Folia obovata obtusa mucronulata carnosa marginibus 
obtusis 10 cm longa et sub apice 6 cm lata. Panicula trichotoma ca. 
15-flora; flores penduli, ca. 3 cm longi. Pedicelli superne incrassati, ca- 
lycis lobi carnosi, deltoidei 2 mm longi et lati. Corollae tubulosae circa 
ovarium inflatae segmenta usque basin libera oblonga apice ovato-acumi- 
nata, ca. 7 mm lata. Filamenta vix breviora basi dilatata et barbata, an- 
therae ellipticae. Carpella basi glandula emarginata. 


ry 


2 


Succulenta Dinteriana. 591. 


»Blätter. meergrün, Im Hererolande kommt eine andere Art mit weißgrauen 
Blättern vor.« 

Groß-Namaqualand: Aus (Dinter n. 1103! — Blühend am 11. Jan. 
1910). 

_ Alle südafrikanischen Cotyledon dieser Verwandtschaft, von denen ScaônLanD und 
E. G. Baker eine Synopsis (Journ. Bot. XL [1902]) gegeben haben, besitzen verwachsene 
Blumenblätter, während unsere C. Englert durch bis zum Grunde freie Blumenblätter 
ausgezeichnet ist. Die Hererolandspezies ist mir nicht bekannt. 

Crassula mesembrianthemoides Dinter et Berger n. sp. — Rosulae 
dense caespitosae, subglobosae. Folia ca. 6—8 dense congesta, carnosa 
semigloboso-cymbiformia, supra plana subtus valde convexa et carinata, 
obtusa vel breviter acuminata angulis acutis, exteriora ca. 10 mm longa et 
lata, interiora minora, glabra basi ad margines minute fimbriato-pubes- 
centia. Pedunculi 20 mm Jongi, ebracteati, minute puberuli, apice 2—3- 
furcati, pauciflori, bracteis parvis lanceolatis fimbriatis. Flores ca, 6—7 
sessiles 3—4 mm longi; calycis lobi lanceolati, puberuli, petala alba paullum 
longiora, acuta, apice recurvula. 

Lüderitzbucht: Auf Gneisfelsen, mit kleinen, weißen Blüten (DintER 
n. 1044). 


Diese eigentümliche Crassula läßt sich in keiner der von Harvey in Fl. Cap. IL, 
332 usw. gegebenen Sektionen unterbringen. Die kleinen, dichten Rasen ähneln etwas 
denen gedrängt gewachsener Mes. Lehmanni. Das mir vorliegende Stück ist ca. 4 cm 
breit und 3 cm hoch. Ohne Blüte würde man die Pflanze für ein Mesembrianthemum 
halten können, 


Caralluma Rangeana Dinter et Berger n. sp. — Caespitosa, caules 
3—5 cm alti et 25 mm diam., 4-goni, glabri anguli alatim-compressi, dentati; 
dentes deltoidei, acuti, foliolino acuto muniti. Flores e basi ramorum 2—4, 
pedunculo communi crassi brevi bracteis subulatis minutis pedicellisque 
25—30 mm longis, glabris. Calycis lobi lanceolati subulato-acuminati 5—7 mm 
longi, glandulis calycinis parvis deltoideis. Alabastra elongata obtusa 5-gona. 
Corolla rotata 36—40 mm diam. profunde 5-lobata, glabra, lobi oblongi, 
breviter acuminati, 16 mm longi et 9 mm lati, supra ob margines paullum 
recurvos, convexi, et basi transverse concentrice sulcati, ad margines pilis 
longis clavatis fimbriati. Corona simplex, lobi 5 carnosi, subrectangulares 
basi latiore connati, superne antheris incumbentes. 


»Knospen kugelig (etwas gestreckter!), an der Spitze platt, an den Kanten mit 
schwach vorstehenden spitzen Ecken. Blume gelb mit braun,« 

(Dinter n. 1226). | 

Die Korona dieser Art ist mit keiner anderen zu vergleichen. Der Grund der 
Korolla ist etwas aufgestülpt (nicht vertieft), sie bildet somit um des Gynostegium 
einen 5kantigen Ring, der aber von der umgekehrt schüsselförmigen Korona ganz ver- 
deckt wird. Der untere Rand der Korona ist scharf, die einzelnen »Lappen« sind 
etwas rundlich vorspringend, aber flach und glatt auf dem Rücken, über die Antheren 
gekrümmt, wo sie in eine kleine, stumpfe Spitze plötzlich zusammengezogen werden. 
Die zwischen den »Lappen« liegenden Öffnungen sind länglich. 

Nach der Korona allein fast als eigenes Genus zu betrachten. 


599 A. Berger u. C. Dinter, Succulenta Dinteriana. 


Stapelia portae-taurinae Dinter et Berger n. sp. — Caespitosa, caules 
tetragoni, 5—20 cm alti, pubescentes, sulcati, vel sectione transversali + 
quadrati, costae rotundatae dentibus parvis foliisque adpressis deltoideo- 
subulatis pubescentibus 3—4 mm longis. Flores sat numerosi e basi ra- 
morum ex pedunculis communibus crassis longe pedicellati et terrae in- 
cumbentes. Bracteae minutae subulatae. Pedicelli 4—5 cm longi, pallidi 
pubescentes, ut alabastra subpentaedra et calycis lobi anguste lanceolato- 
deltoidei 5 mm longi. Corolla intus glabra pallide lutea brunneo transverse 
sulcata et verrucosa, praesertim annulo obscurius et profunde favoso-cal- 
losa, ca. 25 mm lata, 5-lobata tubo brevi late campanulato fauce sub- 
annulato, lobis ovato-deltoideis acutis, 9 mm longis et 7 mm latis margine 
recurvulo. Coronae exterioris lobi brevissimi latiores quam longi rotun- 
dati vel emarginati supra concaviusculi obscure brunnei, coronae interioris 


lobi simplices acutiusculi carnosi antheris incumbentes et eas haud superantes. 
»Stengel streng vierkantig, Querschnitt quadratisch, 20 cm hoch. Blüten dicht 
dem Boden angedrückt.« 


Deutsch-Südwest-Afrika: Bullsporter Pforte (Dınter n. 2596! — 
Januar 1911 und kultiviert in Okahandja). 

Species distinctissima sectionis »Podanthes« et S. Be affinis. 

Stapelia Caroli-Schmidtii Dinter et Berger n. sp. — Caespitosa, 
glabra. Caules 4—5 cm longi 4-goni, profunde sulcati angulis dentatis 
dentibusque acutis. Flores ex basi ramorum numerosi longe pedicellati, 
pedunculo communi crasso insidentes; bracteae parvae acutae. Pedicelli 
4—5 cm Jongi 2 mm crassi, pallidi glabri. Calycis lobi ovati acuti 4 mm 
longi glabri. Alabastra ovata acuta, pentagona 5 sulcata, brunnea, glabra. 
Corolla ca. 36 mm lata, carnosa glabra profunde 5-fida tubo brevi late 
campanulato exannulato, lobi ovato-deltoidei acuti, 10 mm longi et 4 mm 
lati, ad margines revoluti, tota spurco-incarnata verrucosa punctis atro- 
purpureis basin versus interdum in fascias transversales confluentibus picta, 
pilis longis clavatis versatilibus atropurpureis fimbriata. Coronae exterioris 
lobi rectangulares erecto-patentes apice emarginato-recurvo, extus sordide 
incarnati intus medio stria lata brunnea callosa percursi; interioris lobi 
dorso bicornuti, corni e basi connata subulati erecti spurco-incarnati ex- 
terioris lobis fere duplo longiores, apice hamato-recurvi praesertim an- 


teriores. 

»Ausgezeichnete, sich schnell verbreitende Pflanze, jetzt bei Haace & Scumipt- 
Erfurt im Handel.« 

Deutsch-Südwest-Afrika: Bullsporter Fläche (Dinter n. 2405! — 
Am 4. April 4944). Benannt nach Herrn Kart Scamipt, Inhaber der Firma 
Haace & Scumipr. 

Species distinctissima ex affinitate sect. »Stapletonia-Gonostemon« et forsan etiam 
Carunculariae affinis. 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 
Von 


F. Pax und Käthe Hoffmann. 


Mit 4 Figur im Text. 


Im August vorigen Jahres erhielten wir von der Direktion des Museums 
für Kunstgewerbe und Altertümer drei Proben mit prähistorischen Samen 
zugesandt, die kurz vorher am Breiten Berge bei Striegau ausge- 
graben worden waren. Sie trugen die Bezeichnungen: 

Probe 1: »Getreide von der Grenze der slawischen und Hallstatt- 
schichten«. 

Probe 2: »Getreide aus Hallstattpfostenloch«. 

Probe 3: »Bohnen?, von Arbeitern übergeben«. 

Diese wenigen, jeder Probe zur Charakteristik beigefügten Worte 
geben die Zusammensetzung treffend wieder. Probe 1 und 2 bestehen im 
wesentlichen aus stark verkohlten Getreidekörnern, die in erster recht gut 
erhalten sind, in zweiter weniger vollkommen. Dazwischen liegen Bruch- 
stücke von Körnern, kleine Tonstücke, erdige, feinkörnige Massen von 
dunkelbrauner Farbe. Probe 3 ist grobkörnig und setzt sich zusammen 
aus Samen von Hülsenfrüchten und kleineren Körnern; dazwischen liegen 
wiederum Tonstücke und erdige Massen. 

Die Tonstücke zeigen weder Abdrücke noch Vertiefungen, die von 
Samen oder Früchten herrühren, blieben also unberücksichtigt. Die Samen 
und Früchte wurden makroskopisch geprüft und mit rezentem Material 
verglichen; auch schweizerische und ungarische Funde aus prähistorischer 
Zeit wurden berücksichtigt. Dabei ergab sich die Notwendigkeit, rezente 
Samen verkohlen zu lassen, um für den Vergleich eine sichere Grundlage 
zu gewinnen. Der feine, erdige Rückstand wurde mikroskopisch unter- 
sucht; um ihn aufzuhellen, wurde ein Teil mit Salpetersäure und Kalium- 
chlorat kurze Zeit gekocht, ein anderer mit Kalilauge behandelt. 


1. Die nachgewiesenen Arten. 


Hirse war in Probe 3 sehr reichlich vorhanden, in Probe 1 fanden 
sich wenige Körner, in Probe 2 fehlte sie ganz. Die Körner besitzen einen 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 38 


594 F. Pax u. Käthe Hoffmann. 


Durchmesser von 1!/,—2 mm, sind verkohlt und mattgrau gefärbt; der 
Embryo ist fast immer herausgefallen und hinterläßt eine charakteristische 
Grube. Manche Körner zeigen an ihrer Spitze, d.h. an dem dem Embryo 
gegenüberliegenden Ende, ein Anhängsel; das Verkohlen rezenter Früchte 
lehrte, daß jenes Anhängsel als Rest der Narben zu deuten ist; an ihm 
haften immer erdige Bestandteile. Die Länge des Embryos beträgt un- 
gefähr ein Drittel des Fruchtdurchmessers. Die Spelzen sind abgefallen, 
die Körner geschält. 

Ob die Hirse von Striegau zu Panicum miliaceum L. oder Setaria 
vtalıca (L.) P. B. gehört, ist schwer zu entscheiden. Fruchtstände fehlen, 
und man ist daher zunächst auf die Körner. selbst angewiesen, an denen 
freilich die Spelzen nicht mehr vorhanden sind. Heer (IX. 17) und Neu- 
WEILER (XV. 24) geben als sicheres Unterscheidungsmerkmal folgendes an. 
Beide Hirsearten besitzen an der Bauchseite der Früchte ein zweieckiges 
Mittelfeld, das bei Panicum glatt, bei Setarza fein punktiert erscheint. 
Die Samen von Striegau sind aber geschält, so daß dieses Merkmal zur 
Unterscheidung nicht benutzt werden kann. | 

Es wurde nun versucht, aus dem mikroskopischen Bau der Spelzen 
einen Anhalt zu gewinnen, da anzunehmen war, daß in dem feinkörnigen 
Rückstande Reste der abgefallenen, verkohlten Spelzen sich vorfinden 
müßten. Nun ist der Spelzenbau von Panicum und Setaria sehr ähnlich, 
und noch dazu stimmt die Gerste, die gleichfalls in Striegau vorkommt, 
mit der Hirse in vielen Punkten überein. Gewisse Unterschiede bietet die 
äußere Epidermis. Spelzen von rezenter Hirse und Gerste wurden auf 
dem Platinblech verkohlt. Hierbei ergaben sich folgende Merkmale: 

Panicum miliaceum L.: Langzellen immer ziemlich dünnwandig; ihre 
Wände geschlängelt, auch die Querwände; an manchen Stellen zwischen 
den Langzellen rechteckige Kurzzellen, deren Breite die Länge tbertrifft. 

Setaria vtalica (L.) P. B.: Langzellen zum Teil ebenso dünnwandig 
wie bei Panicum, zum Teil dickwandig; die Wände geschlängelt, auch die 
Querwände, aber die Falten an den Längswänden größer, oft gekröseartig 
verbogen, die der Querwände kleiner als die der Längswände. Kurzzellen 
wie bei Panicum, aber nur stellenweise, und von der Fläche gesehen, 
kreisrund. 

Hordeum sativum Jessen: Langzellen mit dicken, geschlängelten Längs- 
wänden; zwischen den Langzellen kreisrunde oder halbmondförmige 
oder linsenförmige Kurzzellen, die längs jeder Reihe mit den Langzellen 
regelmäßig abwechseln. 

Schon VosL weist auf solche Unterschiede hin, aber er hat unrecht, 
wenn er für die Hirse das Vorhandensein von Kurzzellen bestreitet (XX, 136). 

In dem feinkörnigen Rückstande aller drei Proben fanden sich sehr 
viele einzelne Zellen oder Zellteile aus Spelzenepidermen, deren Zugehürig- 
keit zweifelhaft bleiben muß. Größere Fetzen sind viel seltener und, wenn 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 595 


vorhanden, meist undeutlich sichtbar. Am besten würden die Kurzzellen 
eine Unterscheidung ermöglichen; da sie aber bei beiden Hirsearten schon 
an unversehrten Spelzen nur an manchen Stellen zu beobachten sind, wird 
man sie auch im Rückstande nur ausnahmsweise erwarten dürfen, wenn 
Gerste fehlt. In Probe 3 fand sich ein einziges Stück Epidermis mit 
deutlichen, kreisrunden Kurzzellen. Es kann sich hier also nur um 
Gerste oder Kolbenhirse handeln. Da aber die makroskopische Unter- 
suchung der Probe 3 kein einziges Gerstenkorn, aber sehr viel Hirse er- 
gab, wird man Setaria italica (L.) P. B. als Kulturhirse von Striegau an- 
nehmen können, oder, wie es in prähistorischer Zeit so oft der Fall war, 
vielleicht beide Hirsesorten zugleich. 

Die Größe der Hirsekörner entspricht der aus Siebenbürgen von uns 
beschriebenen Probe (XVII. 127); sie sind aber etwas kleiner als die Hirse 
der Pfahlbauten der Schweiz (IX. 17). 

Secale cereale L. wurde in Probe 1 mäßig häufig, in Probe 2 in 
nur wenigen Körnern nachgewiesen. Der Striegauer Roggen gleicht in 
der Länge dem modernen Saatgut, ist aber schlanker. Die Hauptmasse 
besteht aus mattglänzenden Caryopsen von 5—7 mm Länge und 11/,— 
21/, mm Breite. Daneben finden sich nicht allzu selten kleinere Körner, 
die kaum 5 mm Länge und etwa 1!/; mm Breite erreichen. In ihren 
Dimensionen stimmen die Striegauer Körner überein mit den siebenbürgischen 
(XVII. 128) und mit der Abbildung des Olmützer Roggens, die Heer (IX) 
in f. 25 gibt. Die von Buscuan (III. 54) gemessenen prähistorischen Roggen- 
körner von Poppschütz sind breiter, da sie bei einer Länge von 5,6— 
7,2 mm eine Breite von 3,2—2,8 mm erreichen; hier sind also die kür- 
zesten Körner die breitesten. 

Triticum compactum Host. Den Hauptinhalt von Probe 1 u. 2 
bildet Weizen. Die Körner sind verkohlt, in Probe 1 ziemlich gut erhalten, 
in Probe 2 sehr brüchig. Die Rückenseite ist stark gewölbt, die Bauchseite 
tief gefurcht; die Enden erscheinen stumpf, sogar ausgerandet. Nach der 
Größe kann man zwei Formen unterscheiden: 

die erste Form erreicht eine Länge von 4—6 mm und eine Breite von 
3—4 mm; 
die zweite Form ist 3—31/. mm lang und 43/,—21/, mm breit. 

Zwischen beiden finden sich vermittelnde Formen von 31/;—4 mm 
Länge und 21/,—3 mm Breite. Hiernach liegt die Vermutung sehr nahe, 
daß es sich nicht um zwei verschiedene Rassen handelt. 

In Probe 1 überwiegt die erste Form, doch finden sich auch die 
übrigen Größen, in der Probe 2 sind nur Körner gefunden worden, die 
der ersten Form angehören, meist von 6 mm Länge, aber es fehlen auch 
die oben erwähnten Übergangsformen nicht. 

Der Striegauer Weizen ist großkörniger als Tr. vulgare antiquorum 
Heer (IX. 13), aber kleinkörniger als Tr. vulgare compactum Heer (IX. 14); 

38* 


596 F. Pax u. Käthe Hoffmann. 


er steht zwischen beiden etwa in der Mitte bezüglich der Größe, während 
er in der Gestalt mit beiden übereinstimmt. Körnıcke (XIII. 49) zieht die 
prähistorischen Weizenarten der schweizerischen Pfahlbauten zusammen 
und rechnet sie wohl mit Recht zu Tr. compactum Host, während Buscuan 
(III. 16) auf die größeren Formen von Tr. vulgare antiquorum und ähn- 
liche Körner von anderen Fundstellen eine neue Varietät unter dem Namen 
Tr. compactum var. globiforme begründet. Der Striegauer Weizen stimmt 
in Form und Größe mit der Buscuanschen Varietät überein, aber es soll 
später gezeigt werden, daß die halbkuglige, kaffeebohnenähnliche Gestalt, 
die für die Varietät charakteristisch sein soll, nur eine Folge des Röstens 
der Körner ist. Demnach bezeichnen wir den Striegauer Weizen als Tr. 
compactum Host; er scheint mit dem Funde von Karzen (III. 19) in der 
Größe übereinzustimmen. 

Agropyrum repens (L.) P. B. In Probe 4 fand sich eine | ae 
die wir mit Vorbehalt zur gemeinen Quecke ziehen möchten. Sie ist 4 mm 
lang, schmal zylindrisch, am Rücken gewölbt, auf der Bauchseite fast 
flach, an der Spitze breit abgerundet. 

‘Hoe deum sativum Jessen. Die Gerste fand sich nur in Probe 2 
und zwar in nicht großer Menge. Die Körner sind verkohlt, mattgrau- 
schwarz, spindelförmig, beiderseits spitz, teilweise von der Spelze um- 
schlossen. Die Furche der Bauchseite ist meist unsichtbar. Ohne Spelze 
sind die Körner 5—6 mm lang und 3—4 mm dick, selten nur 4 mm lang 
bei 2!/, mm Breite. Die Gerste von Striegau ist kleinkörniger als rezentes 
Saatgut; zu welcher Rasse sie systematisch zu stellen ist, bleibt bei dem 
Fehlen von Ähren oder Ährenstücken unentschieden. 

Quercus sessiliflora Sm. In Probe 2 fanden sich kleine Stücke 
stark verkohlten Holzes, das sehr brüchig war und leicht zerfiel. Bei: 
makroskopischer Betrachtung erschienen die Fragmente deutlich längsstreifig, 
auf dem Querbruch ringporig. Beim Mazerieren blieben die Elemente sämt- 
lich schwarz. Auch auf mikroskopischen Schnitten waren die Wandungen 
dunkel, und nur nach Behandlung mit Kalilauge trat eine schwache Auf- 
hellung ein. Auf Längsschnitten erschienen ziemlich enge Gefäße mit für 
ein Laubholz großen Hoftüpfeln; das Libriform blieb undeutlich; die Mark- 
strahlen waren nur andeutungsweise sichtbar. Auf Querschnitten konnte 
man die kleinen Gefäße des Jahresringes gut erkennen, die makroskopisch 
sichtbaren, großen Gefäße des Frühholzes waren vermutlich zerstört. 

Vergleiche mit rezentem Eichenholz ergaben trotz der mangelhaften 
Erhaltung der verkohlten Stücke eine gute Übereinstimmung. Die Hölzer 
von . pedunculata Ehrh. und ©. sessiliflora Sm. lassen sich nach 
K. Wırnerm (XXI. 896) nicht voneinander unterscheiden. Die Verbreitung 
der beiden Eichenarten in Schlesien läßt in dem Striegauer Holz die Winter- 
eiche vermuten. | 

In derselben Probe lag ein Stück eines anderen Laubholzes, eben- 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 597 


falls stark brüchig und stark verkohlt. Äußerlich erschienen weder Längs- 
streifen noch eine ringfürmige Anordnung weitlumiger Gefäße. Mit Kali- 
lauge aufgehellte Schnitte zeigten unter dem Mikroskop Fetzen der Wan- 
dungen großer Gefäße mit sehr dicht gestellten, kleinen Tüpfeln. Andere 
Elemente waren nicht kenntlich, daher war eine nähere Bestimmung un- 
möglich; nur so viel ließ sich sagen, daß das Holz nicht mit dem eben 
erwähnten Eichenholz identisch ist. 

Polygonum Persicaria L. Je ein Korn fand sich in Probe A u. 3. 
Die Frucht erscheint flach, elliptisch, auf einer Seite etwas gewölbt, oben 
zugespitzt; an der Basis liegt eine deutlich sichtbare Ansatzstelle. Die 
Länge beträgt 11;—2 mm. 

Polygonum dumetorum L. wurde in Probe À nur in einer ein- 
zigen Frucht nachgewiesen. Sie ist 2 mm lang, dreikantig, glatt, matt- 
glänzend. P. Convolvulus L. besitzt eine größere Frucht. Die aufge- 
fundene Nuß war an den Kanten aufgesprungen; dieselbe Erscheinung 
läßt sich an rezenten Früchten durch Erhitzen herbeiführen. 

Agrostemma Githago L. Von der Kornrade ließen sich neun 
Samen aus Probe 4 herausfinden. Sie sind ziemlich gut erhalten, nieren- 
formig und haben in Reihen angeordnete, kleine Warzen; ihr Durchmesser 
beträgt 21/, mm. Die Samen von Striegau sind also kleiner als die re- 
zenten, für die Harz (VIII. 1076) folgende Maße angibt: Länge 4 mm, 
“Breite und Tiefe 3 mm; doch finden sich unter rezenten Samen auch 
kleinere Körner. Nach NeuweiLer (XV. 44) stimmen die Samen von Roben- 
hausen in der Schweiz mit den heutigen überein, ebenso die mittelalter- 
lichen von Hostomits in Böhmen; dagegen fand DeiniGer bei Lengyel in 
Ungarn Samen von nur 2,08 mm Länge; die siebenbürgischen (XVII. 128) 
sind kaum 3 mm lang. 

Pisum sativum var. microspermum Pax. In Probe 3 waren 
Erbsen ziemlich häufig, in Probe 2 spärlich vorhanden. Die Schale der 
kugelrunden Samen ist oft teilweise losgelöst, die Radicula meist heraus- 
gefallen; manchmal erscheinen die beiden Kotyledonen deutlich differenziert. 
Die Mehrzahl der Körner besitzt einen Durchmesser von 4 bis fast 5 mm, 
einzelne sind mit 3 mm Durchmesser erheblich kleiner. Die Striegauer 
Erbsen haben daher im großen und ganzen dieselbe Größe wie die der 
schweizerischen Pfahlbauten (IX. 23); sie gleichen beinahe auch den Samen 
von Poppschütz aus der slawischen Zeit (III. 201), die Buscnan gemessen 
hat; nur wenig kleiner sind die Erbsen aus der Römerzeit Siebenbürgens 
(XVII. 129). 

Lens esculenta Mönch var. microsperma Heer. Mit Recht hat 
Heer (IX. 23) die Linse der schweizerischen Pfahlbauten als besondere 
Varietät abgetrennt; sie ist bedeutend kleiner als die jetzige Kulturlinse. 
Das ist nicht als Folge der Verkohlung anzusehen, denn die Herrschen 
Versuche haben gezeigt, daß das Korn dabei nicht kleiner wird, sondern 


598 F. Pax u. Käthe Hoffmann. 


höchstens unregelmäßig aufspringt. Die var. microsperma Heer war in 
prähistorischer Zeit weit verbreitet; sie wird genannt von Buscaan (III. 207), 
NEUWEILER (XV. 66), Pax und K. Horrmann (XVII. 129). 

Die Striegauer Linse fand sich in Probe 2 in mäßig großer Menge, 
in Probe 3 nur in einem Samen; sie zeigt einen Durchmesser von 3—4 mm, 
ist oft zertrümmert oder in die beiden Kotyledonen gespalten. 

Vieia Faba L. var. celtica Heer. Die keltische Zwergackerbohne 
Hrers bildet den Hauptinhalt der Probe 3. Die Samen sind verkohlt, an 
der Oberfläche erdig, die Samenschale entfernt, und die Radicula fehlt fast 
stets. Meist besitzen die Körner eine Länge von 5—8 mm bei einer Breite 
von 5—6!/5 mm; nur wenige Samen sind kleiner, indem sie nur 5 mm 
Länge erreichen. | 

Heer gibt als Größenmaße 6—9 mm Länge an (IX. 22); demnach 
sind die Striegauer Samen noch etwas kleiner. Buscuan (IH. 209) will 
unter den prähistorischen Bohnen zwei oder mehr Varietäten unterscheiden, 
doch hat schon Neuwerer (XV. 62) darauf hingewiesen, daß eine derartige 
Trennung sich nicht durchführen läßt. In Schlesien ist Vecia Faba prä- 
historisch noch nicht nachgewiesen; die Samen von Müschen und Koschütz 
(XXII. 248) von unserer Provinz benachbarten Fundstellen zeigen ungefähr 
dieselben Größendimensionen wie die Striegauer Körner. 

Galium Mollugo L. wurde nur in einer Frucht aus Probe 1 ge- 
funden, mit einem Durchmesser von wenig mehr als 1 mm. An der An- 
satzstelle des Stieles befindet sich ein Loch. 

In Probe 3 lag noch eine andere Galium-Frucht, die sich aber nicht 
näher bestimmen ließ. Sie ist etwas größer als die der eben genannten Art 
und an der Oberfläche rauher. 

Die im vorstehenden aufgezählten Pflanzen wurden durch makro- 
skopische Untersuchung festgestellt; aber schon für die Bestimmung der 
Kolbenhirse (S. 594) waren die im feinen Rückstand vorhandenen Zell- 
elemente von ausschlaggebender Bedeutung. Eine Prüfung dieses feinen 
Pulvers widersprach nicht den getroffenen Bestimmungen. | 

Probe 4. Der Rückstand ‚besteht der Hauptsache nach aus fein- 
körnigem Sand; dazwischen lagen wenige Fragmente eines Laubholzes und 
Zellen, die sehr wohl aus den Spelzen der Hirse stammen können. 

Probe 2 enthielt zahlreiche Reste von Laubholz, ferner einzelne Zellen 
und viel seltener Fetzen aus der Spelzenepidermis, die man als der Gerste 
angehörig betrachten kann. 

Probe 3 enthält im wesentlichen dieselben Elemente, besonders 
Zellen und Zellfetzen, die man als Hirsefragmente deuten darf. Vgl. S. 594. 


2. Beschaffenheit des Saatgutes. 


Die untersuchten Proben 1 und 2 stammen aus einem Hallstatthause, 
das durch Feuer zerstört worden war; sie lagen fast an der gleichen 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 599 


Stelle, nur in verschiedenem Niveau. Die Probe 3 war von Arbeitern 
übergeben worden. Es läßt sich daher über deren Alter nichts mit Be- 
stimmtheit sagen, aber das Aussehen des Materials läßt vermuten, daß 
diese dritte Probe vielleicht auch das gleiche Alter besitzt. Es handelt 
sich also um Vorräte, die in dem ehemaligen Hallstatthause aufbewahrt 
worden waren und dann starker Erhitzung ausgesetzt gewesen sind. 

Die Beschaffenheit dieses Saatgutes läßt auf sorgfältige Kulturen 
der prähistorischen Bewohner Striegaus schließen. Es enthält 
nur wenige Unkräuter, sicherlich in viel geringerer Zahl als in manchen 
Gegenden Europas in der Gegenwart, in denen der Ackerbau noch auf 
tiefer Stufe steht. Diese Tatsache ergibt sich aus folgender Tabelle; die 
Proben enthielten: 


Probe A Probe 2 Probe 3 

Beer nr... ., sehr wenig en ie Sehr viel 
Secale cereale L. . . . . . . |\ziemlich häufig | wenige Körner 
Triticum compactum Host. . | Hauptinhalt Hauptinhalt 
Agropyrum repens (L.) P.B.. |1 Korn ANS HSE 
Hordeum satwwum Jessen . . ||. . . . . . . .| einige Körner 
Quercus sessiliflora Sm. . Een, Wemecrotucke Mr 
Polygonum Persicaria L. . . ||4 Frucht 4 Frucht 
Polygonum dumetorum L.. . ‚4 Frucht 
Agrostemma Githago L.. . . |/einige (9) Samen 
Pisum sativum L. var. micro- 

ern... … . . .|ziemlich sparsam | viele Samen 
Lens esculenta Moench var. 

wRemakleer . .. |, 0, 20. „ziemlich sparsam | 4 Stück 
ern ceca Heer ||.'. .. .'.°. «|... . .'s +. | Hauptinhalt 
Galium Mollugo L.. . . . . |1 Korn Fe LU RN. 
UN, | 4 1, Eu Korn 


Die Cerealien der prähistorischen Bewohner Striegaus aus 
der Hallstattzeit waren Hirse, Weizen, Roggen und Gerste, ihre 
Hülsenfrüchte Erbsen und Linsen, vermutlich auch die keltische 
Zwergackerbohne. Die Ackerunkräuter waren dieselben, die 
auch heute noch in Schlesien weit verbreitet sind, nämlich die 
Quecke, Knötericharten, Kornrade und Labkräuter, die vielleicht 
an den Feldrainen wuchsen. Das Bauholz lieferte die Eiche. 

In der Literatur wird vielfach angegeben, daß die prähistorischen 
Samen und Früchte kleiner und anders geformt sind als die der rezenten 
Rassen. Das behauptet neuerdings auch noch Corte (XXIII). Nach dieser 
Richtung hin sollen die Striegauer Funde jetzt geprüft werden., Die Hirse 
steht den rezenten Früchten an Größe nur wenig nach; der Roggen ist 
annähernd ebenso lang, aber bedeutend schmäler; die Gerste ist kürzer 


600 F. Pax u. Käthe Hoffmann. 


und der Weizen kirzer und bedeutend breiter als die gegenwärtigen 
Körner; Erbse, Linse und Viera Kaba L. von Striegau sind offenbar klein- 
samiger. Hiernach weichen also namentlich die Weizenkörner durch ihre 
der Kugelform sich nähernde Gestalt von dem Saatgut der Gegenwart er- 
heblich ab. Das hat Buscnan (III. 16) veranlaßt zur Aufstellung von 777- 
hicum compactum var. globiforme. 

Schon ältere Autoren haben darauf hingewiesen, daß durch den Ver- 
kohlungsprozeß die Gestalt mancher Samen und Früchte sich verändert. 
Erhitzt man rezente Getreidekörner an der Luft, so nehmen sie unregel- 
mäßige Gestalt an und platzen schließlich auf. Läßt man aber Samen 
oder Früchte mit Sand bedeckt verkohlen, so verändern sie sich in be- 
stimmter Weise, ebenso wie beim schwachen, vorsichtig durchgeführten 
Rösten an der Luft. Solche Versuche wurden mit den Cerealien an- 
gestellt. Für die Hülsenfrüchte lagen die Angaben Hrers vor (IX. 23). 


Fig. 4. Rezente Samen und Früchte in unverändertem Zustande (obere Reihe) und 
verkohlt (untere Reihe): 4. Pisum sativum L.; 2. Setaria vtalica (L.) P. B., ungeschält, 
nur schwach verkohlt; 3, dieselben Früchte, geschält, nur schwach verkohlt; 4. Tritecum 
vulgare Vill.; 5. Hordeum sativum Jessen; 6. Secale cereale L. — Phot. A. LincersHerm. 


Setaria italica (L.) P. B. in ungeschälten Körnern unter Sand schwach 
erhitzt, verändert nur wenig ihre Größe und Form und wird auch bei 
höheren Temperaturen nicht sehr deformiert. Geschälte Körner bleiben 
bei schwacher Erwärmung fast unverändert, bei starker dagegen erscheinen 
sie mißgestaltet; auch verkleben sie leicht miteinander zu einer brei- 
artigen Masse. 

Panicum miliaceum L. Die ungeschälten Körner schwellen schon bei 
mäßiger Erhitzung unförmig an; geschälte Caryopsen werden leicht defor- 
miert und verkleben noch fester als Seiaria miteinander. Der aus prä- 
historischer Zeit stammende »Hirsebreic der Autoren besteht vermutlich 
aus solchen verbackenen Hirsekörnern, wenigstens zum guten Teil. 

Gerste, wird, nach obiger Methode behandelt, nur wenig breiter; da- 
gegen schwellen Roggen und Weizen unförmig an; namentlich werden 
Weizenkörner kaffeebohnenähnlich, fast kuglig. Demnach wird man die 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 601 


oben erwähnte Buscnansche Varietät als ein Kunstprodukt aufzufassen 
haben, und die in der Literatur wiederkehrenden Angaben über die Form 
prähistorischen Weizens bedürfen einer kritischen Revision. 

Auf Grund dieser Erfahrungen ergeben sich demnach für die Strie- 
gauer Kulturpflanzen folgende Resultate. 


1. Die Hirse, die (in geschältem Zustande) nur mäßiger Temperatur 
ausgesetzt gewesen sein kann, besaß annähernd dieselbe Größe 
wie heute. 

2. Der Roggen war fast ebenso lang wie der der Gegenwart, 
aber bedeutend schmäler. 

3. Weizen und Gerste entwickelten kürzere Früchte als heute, 
sie besaßen aber annähernd dieselbe Gestalt. 

4. Erbse, Linse und Vicia Faba L. entsprechen in ihrer Form 
den jetzt gebauten, waren aber viel kleinkörniger. 


3. Das Alter der Funde. 


Herr GeruArD Bersu, der die Ausgrabungen bei Striegau geleitet hat (I), 
teilte uns über das Alter der Fundstelle brieflich folgendes mit!): »Der Breite 
Berg wird von einem Ringwall gekrönt, der aus zwei Perioden 
stammt, aus der Zeit um 800—500 v. Chr. und aus der slawischen 
Zeit, 1000—1300 n. Chr. Die Probe 4 setzt Bersu jetzt nach Ab- 
schluß der Grabungen in die Hallstattzeit, der Probe 2 sicher 
angehört. Der Fundplatz liegt beim südlichen Turm des späteren sla- 
wischen Tores. Die Probe 1 befand sich nun im Brandschutt des Hall- 
statthauses, der von den Slawen umgewühlt worden war. Dabei ist die 
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß zur slawischen Zeit, als man den 
Schutt umwühlte, in diesen slawisches Getreide hineingekommen ist, wenn 
auch an und für sich die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht groß erscheint. 
Das Alter von Probe 2, die ungestörten Schichten entnommen wurde, ist 
dagegen gesichert.« Da jedoch die Zusammensetzung von Probe 1 und 2 
die gleiche ist, wenigstens im wesentlichen, wird von botanischer Seite 
der Annahme Bersus nichts entgegenstehen. Über Probe 3 lassen sich 
archäologisch keine sicheren Angaben machen; es bleibt also offen, 
ob sie in die Hallstattzeit oder slawische Periode gehört. Auch die bota- 
nische Untersuchung kann diese Zweifel an sich nicht lösen; aber der 
Hauptinhalt der Probe besteht aus Vicia Haba L. var. celtica Heer, einer 
schon in neolithischer Zeit sehr verbreiteten Kulturpflanze, die Witrmack 
(XXII) auch von Müschen (Kr. Cottbus) aus germanischer Zeit nachgewiesen 
hat, also aus einer Periode, die vielleicht nur wenig jünger ist als die 
 Hallstattbauten von Striegau. Mit der keltischen Ackerbohne gemein- 
schaftlich finden sich ferner die alten Sorten der Linse und Erbse, so daß 


4) Vergl, hierzu die Zettelnotizen S. 593. 


602 F. Pax u. Kathe Hoffmann. 


es immerhin nicht unwahrscheinlich wird, daß auch Probe 3 das- 
selbe Alter besitzt wie Probe 4 und 2. 

Auf dem Breiten Berge bei Striegau wurde schon im Jahre 1872 ein 
Gefäß, zur Hälfte mit gebrannten Gerstenkörnern gefüllt, bloßgelegt. 
H. Sönner (XIX. 106), der diesen Fund erwähnt, hat leider nicht ange- 
geben, welches Alter ihm zukommt; da aber unsere Untersuchungen die 
Gerste schon aus der Hallstattzeit nachgewiesen haben, verliert diese Lücke 
in unserer Kenntnis an Bedeutung. 

Der Fund prähistorischer Kulturpflanzen von Striegau entrollt vor 
unseren Augen im allgemeinen das gleiche Bild der Lebensführung der 
ehemaligen Bevölkerung Schlesiens, wie es anderwärts längst bekannt ist, 
seitdem Heer (IX) seine klassische Arbeit über die Pfahlbauten der Schweiz 
geschrieben hat. Recht sparsam lauten zurzeit aber die Nachrichten aus 
unserer Provinz, und so konnten auch diese Untersuchungen zum 
ersten Male als prähistorischen Besitz Schlesiens nachweisen 
folgende Arten: Agropyrum repens (L.) P.B, Hordeum sa- 
tivum Jessen, Polygonum Persicaria L., P. dumetorum L., 
Agrostemma Githago L., Lens esculenta Mönch var. micro- 
sperma Heer, Vicia Faba L. var. celtica Heer und Galium Mol- 
lugo L. Von den sonst in Schlesien bereits aufgefundenen Pflanzen prä- 
historischen Alters fehlen in Striegau nur wenige Typen, nämlich die 
Eibe, der Hafer, Polygonum Convolvulus L., die Süßkirsche, die Pflaume 
und der Flachs. 

Kein Zweifel kann darüber bestehen, daß nur der Zufall darüber ent- 
scheidet, welche Pflanzen aus vorgeschichtlicher Zeit uns übermittelt werden. 
Daher wären die Schlußfolgerungen mindestens verfrüht, die behaupten 
wollten, dal die ehemaligen Bewohner Striegaus den Flachs und das Stein- 
obst nicht gekannt hätten. Alle diese Pflanzen stehen seit undenklicher 
Zeit im Dienst des Menschen (X); etwas unsicherer würde die Annahme 
für den Hafer lauten, der nur einmal und zwar aus ziemlich später Zeit 
in Schlesien gefunden wurde. Für Polygonum Convolvulus L. nahm 
F. Coun (IV. 103) eine Verwendung als Mehlfrucht von seiten der ehemaligen 
Bewohner Kreuzburgs an, ähnlich wie es beim Buchweizen heute der Fall 
ist. Dies ist wahrscheinlich; ob aber der Gebrauch der Pflanze ein all- 
gemeiner war, bliebe noch näher festzustellen, obwohl freilich schon 
A. Braun (II) den gleichen Gedanken geäußert hat. 

Nicht uninteressant erscheint die Erörterung der Frage nach den prä- 
historischen Pflanzen unserer Provinz überhaupt. Hierbei können natur- 
gemäß nur solche Funde Berücksichtigung finden, die wirklich aus vor- 
geschichtlicher Zeit stammen. Angaben mit ungenügender oder unzuver- 
lässiger Zeitbestimmung werden besser ausgeschaltet bleiben, wie schon 
oben die von H. SönneL gemachte Notiz. Aber noch zwei fernere Angaben 
fallen in dieselbe Kategorie. F. Coun (IV. 103) erwähnt von Ratibor die 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 603 


SüBkirsche, Ahlkirsche, Pflaume, Schlehe, den Apfel und die Himbeere; 
sie wurden beim Fundamentgraben von Häusern, 3—4 m unter der Ober- 
fläche in Tongefäßen gefunden. Vielleicht stammt der Fund aus geschicht- 
licher Zeit; von Buscuan (III) wird er übergangen. Noch unklarer erscheint 
zunächst die Darstellung, die F. Conn (IV. 106) von der Vegetation der 
pfahlbauartigen Siedlungen auf der Dominsel Breslaus entwirft als Fort- 
setzung der älteren Studien Görrerts (VII). Er schildert aus einem höheren 
Niveau den ehemaligen Waldboden der Dominsel, bedeckt mit Eichenbohlen 
und Kiefernhölzern, auf dem zerstreut kleinkörniger Weizen und Rispen- 
hirse lagen, vermengt mit Chenopodium album L. und Polygonum Persi- 
caria L. als Unkräuter. Hierauf folgt ein Bild von dem Treiben jenes 
Volkes, das neben den bereits genannten Kulturpflanzen auch die Linse, 
den Apfel, die Pflaume und Haselnuß besessen hätte; von diesen wird 
vorher nichts gesagt. Wenn F. Conn dann behauptet, auch Buchweizen 
und Hanf gefunden zu haben, so waren ohne Zweifel diese Reste einer 
schon in das spätere Mittelalter fallenden Schicht entnommen. Der Buch- 
weizen ist eine junge Kulturpflanze, die erst 1413 zum ersten Male aus 
Schwerin erwähnt wird, wie Höck (XI. 150) berichtet, und prähistorischen 
Hanf hat wohl noch niemand gesehen. 

Die Fundorte prähistorischer Pflanzen aus Schlesien ver- 
teilen sich in folgender Weise über unsere Provinz: 


Zeit der Urnenfriedhöfe 
Steinzeit (Bronzezeit und älteste 
Eisenzeit) 


Zeit des röm. 
Welthandels 


Slawische Zeit 


Kreuzburg o.S. (IV. 403; | Sacrau, Kr. | Potichbach, Kr. Ratibor 


III. 255) Oels (V. 164) (III. 258) 

?Karzen, Kr. Nimptsch Czerwentzütz, Kr. Rati- 

(IV. 407; III. 254) bor (VI. 535; II. 53, 
Camöse, Kr. Neumarkt 252) 

(XVI) Dominsel in Breslau (VIT; 
Striegau IV. 105; III. 252) 
Carlsruh, Kr. Steinau Ober-Poppschitz, Kr. 

(XVI) Freistadt (IV. 403; II. 

258) 


Nur wenige Orte Schlesiens haben bisher prähistorische 
Pflanzen für botanische Studien geliefert. Verschwindend klein 
erscheint diese Ausbeute, wenn man erwägt, wieviel anderweitiges Material 
aus vorgeschichtlicher Zeit dem Boden entnommen wurde. Aus der paläo- 
lithischen Zeit liegt freilich nur der Fund von Mondschütz (Kr. Wohlau) 
vor, aber schon zur neolithischen Periode besaß Schlesien eine seBhafte 
Bevölkerung, deren Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse in den Schilde- 
rungen von Merrıns und Seser (XIV; XVIII) dargestellt werden. Aber 


604 F. Pax u. Käthe Hoffmann. 


keine Kulturpflanze ist aus jener Zeit bekannt. Bald nach dem 
Beginn des 4. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung, zur Zeit 
der Urnenfriedhöfe, erhalten wir Kunde von Pflanzen, welche 
der damalige Bewohner Schlesiens benutzte. Von dieser Zeit ab 
führen uns die Reste durch die slawische Periode bis ins spätere Mittel- 
alter hinein. Die Siedlungen auf der Dominsel von Breslau beginnen in 
der slawischen Zeit und lassen sich mit ihren Pflanzenresten bis ins spätere 
Mittelalter hinein verfolgen. 

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Ver- 
breitung der bisher nachgewiesenen prähistorischen Pflanzen 
Schlesiens. | 


fel 3 = 3 5 J E D 
selelae ee 2 m 
Pig 25 ee 
Sursee RES a |A 
Tasus DUC GRR ee ee R a ‘ 3 
Hirser.o 22 eu m, OP RE + +. m 
Avena sativa We ke eee. ee HER € + 
Secale cereale Ui areas +++). + + 
Triticum compactum Host . . . . : . + | + 7 
Agropyrum repens (L.) P.B. . . . . . + |. 
Hordeum sativum Jessen. . . . . . . Le ; 
Quercus sessiliflora Sm. ......-. + == 
Polygonum Persicaria L.. . !.... a= 
Polygonum dumetorum L. . . . . .. + 4 
Polygonum Convolvulus L. . . . . . . : 7 
Agrostemma Githago L.. . . = : : 
Prunus avr Wn es ve er en ee 
Prunus domestica L.. - : . . . . . . L +- ‘ 
Pisum sativum L. v. microspermum Pax + + 
Lens esculenta Mönch v. microsperma 
Heer 213.170) RITES cate + 
Vicia Faba L. v. celtica Heer 2e : 
Lani Speco 44 2 TE ET ae | at 28 Re 3 + 
Galiane Mollugo us. CMONERCRNE NS USE 


Die in Schlesien gefundenen prähistorischen Kulturpflanzen 
sind also im wesentlichen dieselben wie an anderen Stellen 
Europas; auch Linse, Erbse und keltische Zwergackerbohne fanden sehr 
schnell den Weg in unsere Provinz. Von wo sie eingeführt wurden, 
bleibt freilich unsicher. In bezug auf eine Pflanze (Secale cereale L.) 
haben frühere Angaben (XVI) durch die Untersuchung der Striegauer Säme- 
reien Bestätigung gefunden. Die Verwendung des Roggens reicht 
im Osten Deutschlands bis in eine Zeit zurück, zu der er im 
Westen Europas noch unbekannt war. JerteLes (IX. 16) hat ihn 


Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 605 


in einem Pfahlbau bei Olmütz aus der Bronzezeit gefunden, doch wird 
neuerdings (XII. 444) das Alter bestritten und der Fund in die prähisto- 
rische Eisenzeit oder sogar in das erste Jahrhundert v. Chr. verlegt. Zur 
Zeit der Urnenfriedhöfe scheint der Roggen in Schlesien schon 
ziemlich verbreitet gewesen zu sein. Wenn man daher der Ansicht 
von BuscHan (Ill. 54) nicht ganz wird zustimmen können, daß der Roggen 
mit den Slawen in Mitteleuropa Eingang fand, so dürfte doch so viel 
sicher sein, daß seine Kultur zur slawischen Zeit in Ostdeutschland mehr 
an Boden gewann; denn wir kennen ihn aus jener Zeit nicht nur von 
Schlesien, sondern auch aus den unserer Provinz benachbarten Teilen der 
Mark Brandenburg, so von Guben, Cottbus und Lübben. Andrerseits wird 
Roggen schon zur römischen Zeit aus Oberitalien, der Schweiz und Ungarn 
angegeben. Ein isolierter Fundort dieses Alters liegt bei Haltern a. d. Lippe 
(X. 562). 

Dieser Ansicht entgegen steht freilich die neuerdings von J. u. C. Corre 
(XXIII) gemachte Mitteilung, daß der Roggen schon in einer paläolithischen 
Höhle bei Jouques im Dep. Bouches-du-Rhöne aufgefunden sein soll. Be- 
stätigt sich die Bestimmung der französischer Forscher, so würde unsere 
Anschauung über das Alter der Roggenkultur sich von Grund aus ändern 
müssen, wofür freilich anderweitige Funde zunächst nicht sprechen. Eine 
Bestätigung der Studienergebnisse Gottes erscheint daher dringend erwünscht. 


Benutzte Literatur. 


I. G. Bersu, Ausgrabungen auf dem Breiten Berge bei Striegau. Schles. Ztg. 
No. 562 vom 43. Aug. 1913. 
II. A. Braun, Vorkommen von Polygonum Convolvulus auf der Bischofsinsel bei 
Königswalde. Correspondenzblatt deutsch. Gesellsch. Anthropol. (1874) 89. 
II. G. Buscuan, Vorgeschichtliche Botanik. Breslau 1895. 
IV. F. Coun, Prähistorische Pflanzenfunde in Schlesien. Correspondenzbl. deutsch. 
Gesellsch. Anthropol. XV. (1884) 404, 
V. F. Coun, Über Gefäße aus Taxusholz in den Gräberfunden von Sacrau. 66. Jahresb. 
Schles. Gesellsch. (4889) 164. 
VI. CrampeE in Schlesiens Vorzeit IV. (1888) 535. 
VII. H. R. Göppert, Pfahlbauartige Grundlage der Dominsel. Breslau 1882. 
Vill. C. O. Harz, Landwirtschaftl. Samenkunde. II. Berlin 1885. 
IX. O. Heer, Pflanzen der Pfahlbauten. Neujahrsbl. naturforsch. Gesellsch. Zürich 
auf das Jahr 1866 (1865). 
X. V. Henn, Kulturpflanzen und Haustiere. 8. Aufl. Berlin 1911. — Vergl. die 
von A. ENGLER und F. Pax gemachten Anmerkungen zu den einzelnen Arten. 
XI. F. Höck, Nährpflanzen Europas. Festschr. deutsch. Landes- u. Volkskunde V. 
(1894) 4. 
XII. J. Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen germ. Altertums (1905). 
XIII. F. Kérnicxe, Handbuch des Getreidebaues. I. Bonn 1885. 
XIV. O. Mertins, Wegweiser durch die Urgeschichte Schlesiens. Breslau 1906. 
XV. E. Nevweiter, Prähistorische Pflanzenreste Mitteleuropas. Zürich 1905. 


606 


XVI. 
XVII. 
XVIII. 
XIX. 
XX. 
XXI. 
XXII. 


XXIIT. 


F. Pax u. Käthe Hoffmann, Alte Kulturpflanzen aus Schlesien. 


F. Pax, Fund prähistorischer Pflanzen aus Schlesien. 80. Jahresber. Schles. 
Gesellsch. (4903), zool.-bot. Sect. 4. 

F. Pax u. Käthe Horrmann, Fund alter Kulturpflanzen aus Siebenbürgen. Englers 
Bot. Jahrb. XLIV. (4909) 125. 

H. SEGER, Urgeschichte. Schlesische Landeskunde. Geschichtl. Abt. Breslau 
1913, 1. 

H. SönneL, Burgwälle Schlesiens. Schlesiens Vorzeit VI. (1894) 89. 

A. E. Voct, Nahrungs- und Genufimittel. Wien 1899. 

J. WiEsNER, Rohstoffe des Pflanzenreichs. 2. Aufl. II. Leipzig 1903. 

L. Witrmack in Verh, Berl. Gesellsch. Anthropol. (1883) 248; vergl. auch Boxe, 
ebenda 66. 

J. et G. Corre, Note sur lancienneté de la culture du Secale cereale en Europe. 
Bull. Soc. Bot. France LVII. (1940) 384. 


Ein Fall von Blattfiederung bei Corylus Avellana L. 
Von 


A. Lingelsheim. 


Mit 2 Figuren im Text. 


Die nachstehend geschilderte Anomalie trat im Sommer 1913 an einem 
Haselstrauche des Breslauer Botanischen Gartens auf. Das Exemplar war 


Fig. 2. 
Fig. 1. Oben normaler Sproß, unten Galle (ge- 
wohnliche Form), in der Mitte ausgetriebene 
Galle mit eimem Fiederblatt inmitten des 


zweituntersten Nebenblattpaares. 
Fig. 2. Gallentrieb von oben mit Fiederblatt, 
vergrößert. 


gleich vielen anderen mit zahlreichen 
Knospengallen, durch Eriophyes avel- 
anae Nal. erzeugt, besetzt. Das Wesen 
dieser Cecidienbildung besteht in der 
abnormen Vergrößerung der Nebenblätter, die oft unregelmäBige Excres- 
cenzbildungen der Oberseite aufweisen !), sowie in der Stauchung der Inter- 


4) Vgl. die Abbildungen in den Gallenwerken von Ross und Küster, 


608 A. Lingelsheim. 


nodien. Die Knospe erscheint stark mehr oder weniger regelmäßig auf- 
getrieben und ähnelt in diesem Zustande etwa einem weiblichen Blüten- 
stande des Hopfens. Sind alle Knospen eines Zweiges befallen, so stirbt 
dieser meist ab. Gelegentlich kann man an diesen Knospengallen eine 
Weiterentwicklung beobachten; die Sproßachse streckt sich und die hyper- 
trophierten Nebenblätter rücken auseinander (Fig. 4). Während Blattanlagen 
an nicht auswachsenden Gallen überhaupt zu fehlen scheinen, treten sie 
im anderen Falle öfters als winzige, grüne Höcker oder auch als unregel- 
mäßig gestaltete, kleine, blattähnliche Gebilde zwischen den Stipeln auf. 
An einem derartigen Gallentriebe konnte ich nun die Entwicklung von 
zwei sehr kleinen, aber völlig ebenmäßig gebauten Fiederblättern konsta- 
tieren, von denen das eine in Fig. 2 abgebildet ist, das andere war noch 
unentwickelt. 

Zwischen zwei verhältnismäßig wenig verbildeten Nebenblättern ent- 
springt auf 0,2 cm langem Stiele ein vierjochiges, unpaarig gefiedertes Blatt 
von 4 cm Länge. Das gestielte Endblättchen übertrifft mit einer Länge von 
0,4 cm und einer Breite von 0,15 cm die Seitenblättchen durchschnittlich 
um das Doppelte. Letztere sind gegenständig und in regelmäßigen Ab- 
ständen von etwa 0,1 cm mittels deutlicher Stielchen an der schwach 
rinnig vertieften, ungeflügelten Spindel inseriert. Alle Teilblättchen sind 
von lanzettlich-ovalem Umriß, stark behaart, am Grunde und nach der 
Spitze zu gleichmäßig verschmälert, scharf zugespitzt, am Rande sehr regel- 
mäßig drüsig gezähnt; das ca. 0,08 cm lange Blattstielchen nebst der 
Rhachis ist ebenfalls mit Haaren bedeckt. Der Hauptnerv durchzieht das 
Blättchen bis zur Spitze und gibt 4—5 Paare von Seitennerven ab, die 
sich wiederum in feinere Aste auflüsen. 

Die anatomische Untersuchung des Blattes zeigt in großen Zügen fol- 
senden Bau: Die in den schwach gefurchten Blattstiel eintretenden Ge- 
fäßbündel vereinigen sich bald zu einem nach oben offenen Bogen, dem 
keinerlei mechanische Elemente vorgelagert sind. Der Blattstiel sowie 
Rhachis, Stiele der Blättchen und diese selbst zeigen eine Bekleidung aus 
sehr langen, spitzen, englumigen, dickwandigen, einfachen nebst Drüsen- 
Haaren bestehend. Erstere sind mit derbem Sockel in die Epidermis 
eingesenkt. 

Die Blattspreite besitzt eine eigenartige Struktur. Die Epidermis ist 
beiderseits wohl entwickelt, ihre Zellen bieten, abgesehen von der fehlen- 
den Streifung der Cuticula, keine Besonderheiten dar, wohl aber die Spalt- 
öffnungsapparate. Diese sind zunächst auf beiden Blattseiten entwickelt, 
oberseits spärlich; dann überrascht jedoch bei dem völlig normalen Bau 
ihre Größe, welche die Spaltöffnungen eines gewöhnlichen Corylus-Blattes 
um beinahe das Doppelte übertrifft. Nicht uninteressant ist der Bau des 
Mesophylis, das ganz abweichend vom Verhalten des gewöhnlichen Hasel- 
blattes isolateral entwickelt ist. An der dicksten Stelle besteht dasselbe 


Ein Fall von Blattfiederung bei Corylus Avellana L. 609 


aus 5—6 Zellagen, von denen die der Epidermis der Ober- und Unterseite 
anliegende fast lückenlos aneinander schließt und im Querschnitt annähernd 
quadratische Gestalt ihrer Zellen zeigt. Von diesen beiden Schichten ent- 
hält die obere auffallend große Mengen von Chlorophylikörnern, sie erinnert 
dadurch an die Funktion einer Palisadenschicht. Die in der Blattmitte 
sich regellos gruppierenden Zellen sind rundlich und ähneln durch hier und 
da erscheinende größere Intercellularräume einem Schwammparenchym ; 
- auch sie unterscheiden sich sofort von den unter der oberseitigen Epider- 
mis liegenden Zellen durch geringere Mengen von Chloroplasten. Die für 
das Blatt des Haselstrauches so charakteristischen Idioblasten mit Calcium- 
oxalat fehlen hier nicht. Die Struktur der Blattnerven bietet keine Be- 
sonderheiten dar. Hervorzuheben ist die völlig normale Entwicklung aller 
Gewebezellen dieses in einem auffallenden Stadium des Nanismus sich be- 
findenden Organs. Denn wenn auch die Schließzellen der Spaltöfinungen 
für die Zwerghaftigkeit eines kaum 2 Quadratmillimeter großen Teilblättchens 
übermäßig vergrößert erscheinen, so fehlen ihnen doch krankhafte Züge, 
die solche Fälle sonst immer begleiten !). 

Besonders auffällige Abweichungen vom anatomischen Bauplan des 
normalen Corylus-Blattes sind nach dem vorhergehenden: sehr lange Deck- 
haare, Spaltöffnungen auf beiden Blattseiten, bedeutende Größenentwicklung 
derselben, Mangel der bifacialen Struktur. 

In der Literatur ist mir bisher kein Fall der echten Fiederung eines 
Blattes bei einem Vertreter aus der Reihe der Fagales bekannt geworden. 
Dagegen ist die Neigung zu zerschlitzter Ausbildung der Spreite weit ver- 
breitet. Solche Formen kommen wild vor bei Alnus?) und Betula), oft 
derart, daß einzelne Regionen der Krone diese Erscheinung zeigen. Ferner 
werden Gartenformen der hauptsächlichsten Gattungen der Fagales mit zer- 
schlitzten Spreiten als var. heterophylla, urticaefolia, laciniata usw. seit 
langem in der Kultur hervorgebracht®), und schließlich sind Fälle als Folge 
parasitären Einflusses bekannt geworden). 

Auch von Corylus sind Formen mit zerschlitzter Spreite häufig (dabei 
gehen die Einschnitte nie bis an die Rhachis selbst, und immer sitzen die 
Segmente der geflügelten Spindel mit breiter Basis auf), außerdem führt 
Masters 6) unter seiner Rubrik »Pleiophyllie« den Fall an, wo unterhalb 
der Hauptspreite eine kleine Nebenspreite auftrat. 


4) Vgl. Küster, Patholog. Pflanzenanatomie (1903) 73 Fig. 16, 296. 

2) Penzıe, Pflanzenteratologie II. (1894) 305; Wınkter, Betulaceae, in Englers 
Pflanzenreich IV. 64 (4904) 417 Alnus glutinosa; HesseLmann in Skogsvärdsfören. 
Tidskr. II. (4905) 4 ex Just, Bot. Jahresb. III (1905) 176 Alnus incana. 

3) WINKLER I. c. 77 Betula verrucosa. 

4) Vgl. dazu die Dendrologien von DiPrez, KOEHNE, SCHNEIDER. 
5) Weumer in Bot. Ztg. LIV. (1896) 81—96 t. III Carpinus Betulus. 
6) Masters Veget. Teratology (1869) 355. 


Botanische Jahrbücher, L. Bd. Supplementband 39 


610 A. Lingelsheim, Ein Fall von Blattfiederung bei Corylus Avellana L. 


In Anbetracht der großen Häufigkeit derartiger Bildungen inner- 
halb der genannten Reihe neige ich dazu, dieselben weniger im Sinne 
eines Atavismus zu deuten, als vielmehr in ihnen Anläufe zu erblicken, 
von einfacher zur zusammengesetzten Blattform allmählich zu gelangen, 
ähnlich wie in der Gegenwart z. B. Arten der Gattungen Forsythia und 
Syringa zweifelsohne diesem Ziele zustreben. Der vorliegende terato- 
logische Fall würde uns beweisen, daß unter Bedingungen irgendwelcher 
Art Corylus Avellana L. den Endzustand, die Blattfiederung, zu erreichen 
vermag. 


Vorliufiges Verzeichnis der Arten der Gattung Tulipa. 
Von 


Boris Fedtschenko, 
Oberbotaniker am Kaiserl. Botan. Garten Peters des Großen zu St. Petersburg. 


Mit der Bearbeitung der Tulipeen für »Das Pflanzenreich« mich be- 
schäftigend, möchte ich hier ein vorläufiges Verzeichnis der Arten der 
interessanten Gattung Tulpa mit der ganz allgemeinen Angabe ihrer geo- 
graphischen Verbreitung geben. 

Es sind zurzeit 148 Arten nach den Beschreibungen bekannt; von den 
meisten Arten habe ich die Herbarexemplare und öfters die Originalexem- 
plare studiert; nicht wenige Arten hatte ich die Gelegenheit, auch im 
lebenden Zustande, sei es in der freien Natur, sei es in der Kultur, zu 
studieren. Diese letzteren Studien waren besonders wichtig für die Be- 
urteilung des spezifischen Wertes verschiedener Merkmale. 

Die geographische Verbreitung der Gattung Tulipa erstreckt sich auf 
ganz Europa, sowie Nordafrika und den größeren Teil von Asien, südlich 
bis Palästina, Mesopotamien, Indien (Himalaya) und China (vereinzelt in 
der Provinz Chekiang). 

Es gibt einige Zentren von reichlich entwickelten Endemismen, wo 
eine Anzahl sich wenig voneinander unterscheidender Arten vorkommt; 
solche Zentren sind als neue Entwicklungszentren zu betrachten; die Frage, 
ob die in Südeuropa vorkommenden mit den orientalischen identischen Arten 
aus dem Orient stammen, ist auch höchstwahrscheinlich in dem Sinne 

“einer frühgeschichtlichen Verschleppung zu betrachten; ähnliche Vorkomm- 
nisse können bei anderen Arten auch in der Jetztzeit beobachtet werden. 

Es versteht sich von selbst, daß die Synonymie der Tulipenarten, 
deren Varietäten und detaillierte Angabe ihrer geographischen Verbreitung 
in meiner späteren Arbeit gegeben werden, wo auch die verwandtschaft- 
lichen Verhältnisse Erläuterung finden sollen. 


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24. 


22. 


B. Fedtschenko. 


I. Tulipanum Reboul. 


A. Leioscapae. 


. T. oculus solis St. Aman, Rec. Soc. Agr. Agen. I. 75. — Südfrank- 


reich, Italien, Spanien. 


. T. euspidata Stapf in Polak’s Reise Nr. 25 (Denkschr. Akad. Wien L., 


S. 17 (1885)). — Persien. 


. T. Schmidtii Fomin in Moniteur du Jardin botanique du Tiflis, 


fasc. 44 (4909). — Transkaukasien: Kreis Lenkoran. 


. T. praecox Ten., Fl. Napol. I., 170. — Südfrankreich, Italien, Cro- 


atien, Palästina, Syrien, Mesopotamien. 


. T. apula Guss. in Ten. App. V. 2, p. 12 (1842). — Italien. 

. T. systila Stapf in Polak’s Reise Nr. 24. — Persien. 

. T. maleolens Reboul, Tulip. spec. App. 1. — Italien. 

. T. heterochroa Freyn, Oriental. Pflanzenarten, in Bull. Herb. Boiss. 


1896, S. 151. — Kleinasien. 


. T. chrysantha Boiss. in Kotschy, Pl. pers. bor. No. 78. — Persien, 


Afghanistan, Beludschistan. 


. T. amabilis B. Fedtsch. n. sp. — Transkaspien. 
. T. montana Lindl. in Botan. Register I., 1106. — Armenien, Persien, 


Arabien, Afghanistan, Kurdistan. 


. T. Julia C. Koch in Linnaea XXII. (1849) p. 225. — Transkaukasien. 
. T. Dammani Rgl. in Acta Hort. Petrop. X., p. 688 (1889) — 


Libanongebirge. 


. T. Martelliana Lev., Les Tulipes de l’Europe, p. 52. — Mesopotamien. 
. T. Straussii Bornm. in Mitt. Thür. Bot. Ver., Neue Folge XXIX., 


p. 43 (1912). — Persien. 


. T. sultanabadensis Spreng. in Bull. Soc. Tosc. Ort. XIX. (1894) 


p. 230. — Persien. 


. T. Levieri Spreng. in Bull. Soc. Tosc. Ort. XIX. (1894) p. 230. — 


Persien. 


. T. Haussknechtii Lev., Les tulipes de l’Europe, p. 52. — Mesopo- 


tamien. 


B. Scabriscapae. 


. T. Tubergeniana Hoog. in Gard. Chron. XXXV. (1904, vol. 1) p. 358. 


— Buchara. 


. T. lanata Rgl., Descr. pl. nov. fasc. 9 in Acta Hort. Petrop. VII. 


(1884) p. 647. — Turkestan. 

T. Hoogiana B. Fedtsch. in Gard. Chron. XLVII (1940, vol. 2) p. 53. 
— SO.-Buchara. 

T. kuschkensis B. Fedtsch. n. sp. — Transkaspien. 


25. 
26. 


27. 


28. 


29. 


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34. 


32. 


33. 
34. 


35. 


36. 
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38. 
39. 
40. 
HA. 
42. 
hd. 
44. 


45, 
46. 


47, 


Vorläufiges Verzeichnis der Arten der Gattung Tulipa. 613 


T. Fosteriana Hoog. in litt. — Buchara. 
T. ingens Hoog. in Gard. Chron. XXXII. (1902, vol. 2) p. 44. — 
Buchara. 

II. Clusianae. 


T. stellata Hook. in Botan. Magaz. t. 2762. — Indien. 
T. Clusiana Vent. in Red. Liliac. t. 37 (1802). — Frankreich, Spanien, 
Italien, Südtirol, Balkan-Halbinsel, Syrien (?), Persien (?). 


III. Gesnerianae. 
A. Leioscapae. 


T. aurata Litw., Verz. Pfl. ges. Berg N. 197 (1905). — Syr-darja- 
Gebiet. 
T. Lehmanniana Merckl. in Bunge, Rel. Lehm. N. 1390 (1851). — 


Syr-darja und Buchara. 

T. Borsezowi Rgl. in E. Regel et Herder, Enumer. pl. Semenow. 
N. 4042 in Bull. de Moscou 1868, fasc. 2. — Syr-darja-Gebiet. 

T. Maximowiezii Rgl. in Acta Horti Petr. X. (1886) p. 687. — Ost- 
Buchara. 

T. Wilsoniana Hoog. in Gard. Chron. XXXII. (1902, vol. 2) p. 50. 
— Ost-Buchara. 

T. linifolia Rgl. in Acta Horti Petr. VIII. (1884) p. 648. — Ost- 
Buchara. \ 

T. platystigma Jord. in Bill. ann. 1855, p. 33. — SO.-Frankreich. 
T. Korolkowi Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. III. 295 (1875). 
— Turkestan. 

T. nitida Hoog. in Gard. Chron. XXXI (1902, vol. 4) p. 350. — 
Buchara. 


T. lurida Lev., Or. tul. sav. it. p. 45. — Italien. 

T. Fransoniana Parl., Monocotyl. p. 15 (1854). — Florenz. 

T. spathulata Bertol., Fl. it. IV., p. 85 (1839). — Florenz. 

T. Didieri Jord., Obs. I., 36 (1846). — Savoyen und Wallis. 

T. connivens Lev., Or. tul. sav. it. p. 12. — Italien. 

T. Baldaceii Mattei in Malpighia VII. (1893). — Italien: bei Bologna. 
T. planifolia Jord. Ic. p. 9 (1866 —68). — Savoyen. 

T. sarracenica Perr. in Bull. Herb. Boiss. 1905, p. 507. — Savoyen. 
T. aximensis Perr. et Song. in Bull. Herb. Boiss. 1894, p. 435. — 


Savoyen. 

T. etrusca Lev., Tul. de l’Europe p. 67 (1884). — Florenz. 

T. kaghysmanica Fomin in Moniteur du Jard. Bot. Tiflis fasc. 9 
(1908) p. 43. — Transkaukasien. | 

T. Ostrowskiana Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. VII. p. 649 
(4884). — Turkestan. 


70. 


74. 


q 


B. Fedtschenko. 


. T. Boissieri Rgl. in Gartenflora 1873, S. 296. — Palästina. 
. T. baleanica Vel., Dritt. Nachtr. Fl. bulg. S. 65 (1893). — Bulgarien. 
. T. Schrenkii Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petrop. IL, p. 439 


et 452 (1873). — Südrußland, Turkestan. 


. T. Gesneriana L. Sp. pl. (ed. 14) p. 306 (1753). — Süd-Europa. 
. T. Kolpakowskiana Rgl., Deser. pl. nov. in Acta Horti Petr. V. 266 


(1877). — Turkestan. 


. T. Behmiana Rgl, Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. VI.. p. 505 


(1880). — Turkestan. 


. T. Kesselringi Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. V., 637 


(1878). — Tian-schan. 


. T. tetraphylla Rgl., Deser. pl. nov. in Acta Horti Petr. IIL, 296 


(1875). — Tian-schan. 


. T. triphylla Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. V., 636 (1878). 


— Tian-schan. 


. T. aristata Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. VL, 506 (1880). 


— Kuldsha. 


. T. sogdiana Bge., Relig. Lehm. N. 1395 (1851). — Turkestan. 
. T. armena Boiss., Diagn. pl. nov. or. Ser. II, fasc. 4, p. 99. — Ar- 


menien, Persien. 


. T. brachystemon Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. VIL, 279 


(1884). — Turkestan. 


. T. retroflexa Hort. ex Baker Tulipeae N. 44 in Journ. Linn. Soc. 


XIV. (1874) p. 282. — Gartenform. 


. T. orientalis Lev., Tul. de ’Eur. p. 68 (1884). — Ungarn. 
. T. Billietiana Jord. in Ann. Soc. Lyon. Nouv. Ser. V. (1858) p. 44. 


— Savoyen. 


. T. Mauriana Jord., Ic. p. 9 (1866—68). — Savoyen. 
. T. segusiana Perr. et Song. in Bull. Herb. Boiss. IL (1894) p. 434 


et 434. — Italien. 


. T. mucronata Fomin in Moniteur du Jardin Bot. du Tiflis fasc. 9, 


p. 13 (4908). — Transkaukasien. 


. T. Boettgeri Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. X. (1887) 


p. 366. — Ost-Buchara. 


. T. Sprengeri Baker in Gard. Chron. 1894, vol. 2, p. 716. — Klein- 


asien: Amasia. 


. T. Leichtlini Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. X., p. 366 


(4887). — Kaschmir. 

T. Androssowi Litw. in Sched. ad herb. fl. ross. N. 1895 (1908). — 
Transkaspien. 

T. Urumoffii Hayek in Verh. zool.-bot. Ges. in Wien LXI. (4944) 
S. (110). — Bulgarien. 


72. 
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76. 
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79. 
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96. 
9%; 


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99. 


Vorläufiges Verzeichnis der Arten der Gattung Tulipa. 615 


T. fulgens Hort. ex Baker, Tulipeae N. 18 in Journ. Linn. Soc. XIV. 
(1874) p. 285. — Gartenform. 
T. Elwesii Baker in Gard. Chron. XIX. (1883) vol. 2, p. 788. — 
Teheran. 
T. Batalini Rgl. in Gartenflora 1889, S. 506. — Ost-Buchara. 
T. galatica Freyn in Bull. Herb. Boiss. IV. (1896) p. 186. — Kleinasien. 
T. lutea Freyn in Bull. Herb. Boiss. IV. (1896) p. 185. — Kleinasien. 
T. brachyanthera Freyn in Bull. Herb. Boiss. IV. (1896) p. 487. — 
Kleinasien. 
T. chrysantha Boiss. in Kotschy, Pl. Pers. bor. (1842). — Persien, 
Beludschistan. 
T. acuminata Vahl in Horn. Hort. Hafn. I, 328 (4813). — Gartenform. 
T. campsopetala Delaun. ex Lois. Herb. gen. amat. t. 172. — 
Gartenform. 
T. oxypetala Stev., Verz. taur. Pfl. S. 333. — Krim. 
T. macrospeila Baker in Gard. Chron. 1883, vol. 2, p. 44. — 
Gartenform. 
T. Marjoletti Perr. et Song. in Bull. Herb. Boiss. II. (1894) p. 432. 
— Savoyen. 
T. macedonica Adamovié in herb. — Macedonien. 
T. libanotica Rgl. in Gartenflora XXXVII. (1888) S. 126. — Libanon. 
T. concinna Bak. in Gard. Chron. XIII. (1893, vol. 1) p. 538. — 
Taurus. 
T. foliosa Stapf in Denkschr. Akad. Wien L., S. 80 (1885). — Persien. 
T. cruciata Bak. in Gard. Chron. XIX. (1883, vol. 2) p. 788. — Klein- 
asien. 

B. Scabriscapae. 
T. elegans Hort. ex Baker in Journ. Linn. Soc. XIV. (1874) p. 286. 
— Gartenform. 
T. praestans Hoog. in Gard. Chron. 1903, vol. 1. p. 324 et 364. — 
Buchara. 
T. suaveolens Roth., Cat. 1. p. 45 (1797). — Südeuropa. 
T. Kaufmanniana Rgl. in Gartenfl. XXVI. (1877) S. 194. — Turkestan. 
T. Sommieri Lev. Orig. Tulip. Sav. p. 15. — Florenz. 
T. altaica Pall. in Spreng. Syst. veg. IL, p. 63. — Altai, Tian-Schan. 
T. iliensis Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Hort. Petrop. VI. 304. —- 
Turkestan. 
T. Greigi Rgl. in Gartenfl. XXII. (1873) S. 290. — Turkestan. 
T. Micheliana Hoog. in Gard. Chron. 1902, vol. 2, p. 350. — Trans- 
kaspien. 
T. Willmottae Freyn. in Mem. Herb. Boiss. L, No. 13, p. 29 (1900). 
— Kleinasien (Wan). 
T. Eichleri Rgl. in Gartenflora XXIII. (4874) S. 193, — Transkaspien. 


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400. 
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B. Fedtschenko. 


T. Passeriniana Lev., Tulipes de l’Europe No. 18 (1884). — Italien. 
T. Alberti Rgl. Descr. pl. nov. in Acta Horti Petrop. V. 264. — 
Turkestan. 

T. undulatifolia Boiss. Diagn. pl. or. Ser. I, pars 5, p. 57. — Ge- 
birge bei Smyrna. 

T. baeotica Boiss. et Heldr., Diagn. pl. or. Ser. II, fase. 4, p. 99 
(1859). — Griechenland. 

T. Sintenisii Baker in Gard. Chron. 1891, vol. 4, p. 330. — Erzerum. 
T. strangulata Reb. Nonn. Tul. p. 6 (1822). — Italien. 

T. variopieta Reb. Sel. sp. Tul. p. 7 (1838). — Italien. 

T. neglecta Reb. Sel. Tul. p. 7 (4838). — Italien. 

T. maculata Hort. ex Baker, Tulipeae N. 28 in Journ. Linn. Soc. XIV. 
(1874). — Gartenform. | 

T. pubescens Willd., Enum. h. Berol. Suppl. 17. — Gartenform. 

T. serotina Reb. Sel. Tul. p. 6 (4838). — Italien. 


IV. Saxatiles. 


T. saxatilis Sieb. in Spreng. Syst. IL, p. 63 (4825). — Insel Kreta. 
T. humilis Herb. in Bot. Reg. XXX. Misc. 30. — Persien, Afghanistan. 
T. Aucheriana Baker in Gard. Chron. 1883, vol. 2, p. 168. — 
Persien. 

T. violacea Boiss. u. Buhse, Aufzähl. Transcauc. S. 244. — Persien. 
T. Hageri Heldr. in Gartenflora 1874, S. 97. — Griechenland. 

T. Theophrasti Candargy, Flore de Lesbos, in Bull. Soc. bot. France 
XLIV. (1897) p. 443. — Olymp (Lesbos). 

T. pulchella Fenzl in Kotschy, Iter cilic. 379. — Kleinasien. 


T. bithynica Griseb., Spicil. IL, p. 382. — Konstantinopel und 
Kleinasien. 

T. orphanidea Boiss. sec. Heldr. in Rgl. Gartenflora 1862, S. 309. 
— Griechenland. 

T. pseudoviolacea Hausskn. et Siehe in herb. — Kleinasien. 


V. Silvestres. 


T. Regelii Krassn., Descr. pl. nov. in Scripta Bot. fase. 3, p. 24 
(1887). — Turkestan. 

T. biflora Pall., Reise versch. Prov. III. App. N. 86 (1776). — Süd- 
ruBland, Kaukasus. 

T. polychroma Stapf in Polak’s Exped. S. 18. — Persien. 

T. Callieri Hal. in Dörflers Jahreskatalog 1897, S. 69. — Krim. 

T. Lownei Baker, Tulipeae N. 45 in Journ. Linn. Soc. XIV. (1874) 
p. 294. — Syrien. 
T. patens Agardh in Roem. et Schult., Syst. veg. VIL, p. 384 (1829). 
— SüdruBland. 


148. 


Vorläufiges Verzeichnis der Arten der Gattung Tulipa. 617 


. T. cretica Boiss. et Heldr., Diagn. pl. nov. or. Sér. I, fasc. 13, p. 19. 


— Insel Kreta. 


. T. primulina Baker in Gard. Chron. XVIIL, p. 18. — Algerien. 
. T. silvestris L., Sp. pl. (ed. 4a) p. 305 (1753). — Europa. 
. T. turkestanica Rgl. in A. P. Fedtschenkos Reise nach Turkestan, 


fasc. 12, N. 2 (1876). — Turkestan. 


. T. alpestris Jord. brev. p. 120 (1866). — Savoyen. 
. T. Grisebachiana Pantocsek in Ost. Bot. Zeitschr. 1873, S. 265. — 


Herzegowina. 


. T. bessarabica Zapal., Consp. fl. Galic. — Bessarabien und Rumänien. 
. T. australis Link. et Schrad., Journ. II. (1799) 317. — Südfrankreich. 
. T. gallica Link ex Delaun., Herb. gen. amat. t. 160. — Südfrank- 


reich, Nordspanien. 


. T. fragrans Munby in Bull. Soc. bot. France XIII. (1866) p. 256. — 


Algerien. 


. T. Celsiana DC. ex Red. Lil. I., 1802. — Südfrankreich und Nord- 


italien. 


. T. Biebersteiniana Roem. et Schult., Syst. veg. VII. (1829) p. 382. 


— Südrußland, Kleinasien, Kaukasus, Balkanhalbinsel. 


. T. cuspidata Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petr. VIII. (1884) 


p. 654. — Heimat unbekannt. 


VI. Orithyia. 


. T. uniflora (L.) Bess. ex Baker, Tulipeae N. 46 in Journ. Linn. Soc. 


XIV. (1874) p. 295. — Tarbagatai, Altai. 


. T. heteropetala Led., Icon. fl. ross. L, t. 85. — Altai. 
. T. nutans (Traut.) comb. nov. — Transbaikalien. 
. T. heterophylla (Rgl.) Baker, Tulipeae N. 47 in Journ. Linn. Soc. 


XIV. (1874), p. 295. — Tian-schan. 


. T. dasystemon Rgl., Deser. pl. nov. in Acta Horti Petr. VI. (1880) 


p. 504. — Tian-schan. 


. T. tianschanica Rgl., Descript. pl. nov. in Acta Horti Petr. VI. (1880) 


p. 508. — Tian-schan. 


. T. Krauseana Rgl., Descr. pl. nov. in Acta Horti Petrop. VI. (1880) 


p. 508. — Turkestan: Karatau-Gebirge. 


. T. edulis (Miq.) Baker, Tulipeae N. 48 in Journ. Linn. Soc. XIV. 


(1874) p. 295. — Japan. 
T. erythronioides Baker in Journ. of Botany XII. (1875) p. 292. — 
China: Prov. Chekiang. 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen 


H. Hauri und C. Schroter. 


Mit 1 Figur im Text. 


1. Begriff und Umgrenzung der Polsterpflanzen. 


Der Zweck dieser Arbeit ist zunächst zu zeigen, in wie zahlreichen 
Familien und Gattungen der Siphonogamen!) echte Polsterpflanzen vor- 
kommen. Die Tatsache der Konvergenz zur Polstergestalt ist viel ver- 
breiteter, als man im allgemeinen annimmt, und in ihren typischen Ver- 
tretern ist sie nicht weniger auffallend, als andere bekannte Konvergenz- 
erscheinungen (Succulenz, Rutengewächse, Wasserpflanzen usw.). Wir 
beschranken uns in den allgemeinen Schliissen auf ein Minimum, da wir 
den Gegenstand in einer größeren Arbeit umfassend zu behandeln gedenken. 

Über Begriff und Merkmale der Polsterpflanzen verweisen wir 
in der Hauptsache auf frühere Ausführungen?). Insbesondere sind dort die 
einzelnen Merkmale der Polsterpflanzen: Form, Verzweigung, Bewurzelung, 
Härte, Festigkeit und Geschlossenheit, sowie das Füllmaterial eingehend be- 
sprochen, und der Wert dieser Merkmale für die Definition und Einteilung 
der Polsterpflanzen diskutiert. Die nebenstehenden Abbildungen (Fig. 4) 
geben schematisch die hauptsächlichen echten Polsterpflanzenformen wieder, 
eine nähere Charakterisierung und Gruppierung derselben findet sich in der 
genannten Arbeit (S. 81 u. f.); die Bezeichnungen ergeben sich übrigens 
leicht direkt aus den Abbildungen. Nur noch die Definition der ech- 
ten Polsterpflanzen sei hier wiederholt: 

Polsterpflanzen®) sind perennierende, krautige oder ver- 


4) Die kryptogamen Polsterpflanzen (es kommen hier vorzugsweise die Moose in 
Betracht) behandeln wir nicht. Die Ökologie derselben ist zum Teil grundverschieden 
von der der siphonogamen. | 

2) H. Haunt: Anabasıs aretioides usw.; mit einem Anhang, die Polster- © 
pflanzen überhaupt betreffend. Beih. z. bot. Centralbl. Bd. XXVIII. Abt. I. 4942. 

3) » Plantae pulvinatae«, englisch » cushion-plants«, französisch »plantes à coussinets 
italienisch »piante pulvinate« oder besser >piante a cuscinetto« (BEGUtNoT, schr.). 


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Fig. 1. Schema der hauptsächlichsten Polsterformen (Längsschnitte). 


Erklärung der schematischen Figuren (I—V]): 


I. Imbrikatlaubiges Radialvollkugelpolster nach Schröter (08, S. 580, Fig. 226). 
Ohne Füllmaterial mit dichteren Zweigen: Radialkugelpolster. Beispiele für das 
Schema: Androsace helvetica, Saxifraga caesia. 

II. Vollschopfpolster. Beispiele: Æratrichium nanum, Alsine sedoides, div. Saxi- 
fraga spec. 

II. Radialvollflachpolster (imbrikat belaubt). Beispiel: Szlene acaulis (bes. jung). 
IV. Vollflachschopfpolster. Beispiele: Szlene-Polster (im Alter), flache Exemplare 
von Briütrichium, Saxifraga spec. 

V. Vollhorstkugelpolster. Beispiel: Androsace alpina. 

VI. Vollhorstflachpolster. Beispiel: Carex firma (jung). 


Bei der Beblätterung sind lebende Blätter kräftiger und dicker angedeutet, tote 
nur durch feinere Striche. 

Die Bewurzelung ist im Anschluß an das Beispiel, das bei der Schematisierung 
im Auge gehalten wurde, gezeichnet, kann aber im Einzelnen auch wechseln. Cha- 
rakteristisch für den Typus ist nur, ob eine oder mehrere Pfahlwurzeln 
resp. Faserwurzelbündel ausgebildet sind. 

Es sind stets die mit Füllmaterial versehenen Formen zur Zeichnung gewählt. 
Für jedeForm gibtes auch eine ohne Füllmaterial, also 42 im ganzen. (Als 
Beispiele sind alpine, uns in größerer Menge zur Verfügung stehende Pflanze.. gewählt.) 


620 H. Hauri u. C. Schroter. 


holzende, meist immergriine Chamaephyten von kugeligem, 
halbkugeligem oder flach-deckenférmigem, kompaktem Wuchs. 

Die Zweige sind zahlreich, kurzgliedrig, bis weit herab dicht 
und ununterbrochen von kleinen, mehr oder weniger unbeweg- 
lichen, sitzenden, in mannigfaltiger Weise verwitternden Blät- 
tern bedeckt; die Zweige endigen in kontinuierlicher Fläche und 
sind entweder dicht aneinander gepreßt oder bei lockerer Stel- 
lung durch Füllmaterial verbunden. So entsteht eine gewisse 
Festigkeit, Kompaktheit und Geschlossenheit des ganzen Indi- 
viduums, das aus einer lebenden, dichten Decke über einer 
selbstgebildeten, verwitternden Füllmasse mit Schwammwir- 
kung besteht. 

Als gute Bezeichnung für die langen, dicht imbrikat beblätterten Ra- 
dialtriebe der echten Polsterpflanzen hat sich in der systematischen Literatur 
seit langem die Bezeichnung »columna« oder noch besser »columella« 
eingebürgert, daher der Ausdruck »Columnares« für Gattungssektionen 
mit echten Polsterpflanzen. Wir verstehen also unter »Columella« oder 
»Säulchen« einen mit sitzenden, breiten, schuppenartigen, ganzen Blättern 
dicht beschindelten Sproß, bei dem die ganze Blattmasse gleichsam als 
zusammenhängende Umrindung der Achse erscheint und als solche oft 
auch der Träger der mechanischen Elemente ist. 

Demgegenüber möchten wir hier nach dem Vorgang von A. W. Hitt als 
»Turitellen« (»Türmchen«) dickere, nur mit den erhalten bleibenden 
Blattbasen beschuppte, lange, unverzweigte, bodennahe Sprosse bezeichnen, 
die in weit geringerer Anzahl als die Columellen das Individuum zusammen- 
setzen. Sie bilden dann keine echten Polster, wenn die Decke mit den 
oft gestielten Blattspreiten der Geschlossenheit entbehrt (» Turitellen- 
kissen«, siehe unten). 

Die weitere Gruppierung der Polsterformen stützt sich wohl am zweck- 
mäßigsten auf Bau, Anordnung, Erhaltungs- und Verwitterungsweise der 
Blätter. Die vorliegenden Daten reichen zu einem abschließenden Vor- 
schlag nicht aus; wir gebrauchen hin und wieder vorläufig die von Dies 
vorgeschlagenen Namen: Aretia-Typus für die Columellen mit breiten, 
stumpfen, behaarten Blättern, Axorella-Typus für ebensolche, aber kahle, 
und fügen hinzu: Moostypus mit schmalen, spitzen, kahlen, dicht anliegenden, 
Blättern, Turitellentypus mit gestielten Blättern, von denen bloß die Schei- 
den erhalten bleiben, Scheidentypus der Monocotylen-Polster, Fichten- 
typus mit starren, abstehenden, aber dichtgedrängten, fichtennadelähnlichen 
Blättern! (Oelmisia, Dracophyllum). 

Neben den echten Polsterpflanzen gibt es noch eine ganze Reihe ähn- 
licher Wuchsformen von Pflanzen, die in der Literatur ebenfalls als »Polster« 
figurieren, aber in Wirklichkeit nur habituelle und ökologische Annäherungs- 
formen an die echten Polster darstellen. Um auch in der Bezeichnung 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 621 


diesem Unterschied gerecht zu werden, schlagen wir vor, alle unechten 
Polster als » Kissen «t) zu bezeichnen. Wir führen im Folgenden die Haupt- 
formen der Kissen auf, unter jeweiliger Angabe, wodurch sie sich von den 
Polstern unterscheiden. Bald fehlt die Einheitlichkeit, bald die ebene Decke, 
bald die kompakte Füllmasse, bald die Verzweigung. 


1. Die »Gesellschaftskissen« (»Ges.polster« Hauri 1. c. p. 79): durch 
Zusammensetzung aus zahlreichen, selbständigen Individuen, die nur 
durch dichte Zusammendrängung ein einheitliches Individuum vor- 
täuschen, von echten, einheitlichen Polstern verschieden. 

2. Die »Kugelsträucher« oder »Luftkugelkissen« (Luftkugelpolster 
Haurt 1. c. p. 78; »ballform« Cockayne): durch den lockeren Wuchs 
der Zweige, der Luft und Licht ins Innere einläßt. 

3. Die »Luftkrautkissen« wie vorige, aber aus krautigen Sprossen; 
so zZ. B. bei Buffomia condensata (Verzeichnis p. 174) und manchen 
hochalpinen Cerastewm-Arten (alpinum, latifolium, uniflorum). Hier 
liegt trotz der »dichten Polster« der Literatur keine echte Polster- 
bildung vor, da die radial ausstrahlenden Stengel des Schopfes ver- 
langerte Internodien und nicht-imbrikate, rasch verwelkende Blatter be- 
sitzen, so daß keine Füllung zustande kommt. Ähnlich verhalten sich 
die einzigen wirklich hydrophilen siphonogamen Kissen, diejenigen 
von Monta rivularis und fontana, die man etwa als » Wasserkraut- 
kissen« bezeichnen könnte. 

4. Die gewölbten Grashorste (z. B. Sesleria- oder Festuca varıa- 
Horste): durch Fehlen der geschlossenen Decke und die langen Blätter; 
durch die Stroh- und Fasertunikabildungen wird zwar eine Schwamm- 
wirkung bedingt, aber die Gesamtökologie ist doch eine andere. 

3. Die flachen Grashorste (»Parallelkissen«), (z. B. Nardus-, Ca- 
rex curvula-Horste): durch das Fehlen der unter der Horstdecke liegen- 
den, toten Verwitterungsmasse aus Blättern und durch das Fehlen der 
geschlossenen Decke. 

6. Die »Säulenhorste« der Tussock- und Zéombek-Formation 
(Poa caespitosa und Carex elata = stricta): durch die nackte Zylin- 
derfläche der Humussäule und die langen Blätter der Decke. (Ver- 
gleiche über diese » Tussockform« das Verzeichnis p. 170.) Der 
Polsterform noch näher stehen wegen ihrer Blattform und -Anord- 
nung, sowie der Anordnung der »Säulen« die »igelförmigen 


4) Wir geraten dadurch allerdings in Widerspruch mit den Bezeichnungen im 
Englischen und Französischen, wo »cushion« und »coussinet« gerade die echten Polster 
genannt werden. Doch scheint uns dieser Übelstand geringer als die Umkehrung der 
Bezeichnungen im Deutschen. Man könnte auch einwenden, der Name »Kissen« wäre 
besser auf die weichen echten, Polster anzuwenden (Pyenophyllum u. a.); aber diese 
sind so wenig scharf von den harten zu trennen, daß wir vorziehen, den noch nicht 
fixierten Ausdruck »Kissen« im obigen Sinne anzuwenden. 


622 H. Hauri u. C. Schrôter. 


Säulenkissen« des Scirpus paradoxus (vgl. p. 171 des Verz.); die 
lebende, lockere Decke aus langen Spreiten und die ebenfalls nackten 
Zylinderflächen der Säulen sind aber »Kissen«-Charaktere. 

7. Die »Wollballen« des Himalaya (Saussurea gossypiphora D. Don 
und Crepis glomerata Benth. et Hook. (siehe Verz. p. 188). 

8. Die Säulen der ÆEspeletien der Paramos Venezuelas: durch Fehlen 
oder schwache Ausbildung der Verzweigung von echten Polstern ver- 
schieden; das sind eher »Türme« (Turrita). 

9. Die »Hohlkugelkissen« (»Hohikugelpolster« Schröter 1908 p. 584), 
aus einer Decke dicht gedrängter Rosetten über einem von den 
nackten Zweigen durchzogenen Hohlraum bestehend: Hier fehlt also 
nicht die Decke, sondern umgekehrt die Kompaktheit des Inneren 
(manche Draba- und Saxifraga-Arten, Petrocallis pyrenaica); man 
kann diese Form auch als »Rosettenkissen« bezeichnen. Bleiben 
die Rosetten als kugelige Gebilde, durch nackte Internodien getrennt, 
an den Trieben sitzen (Androsace-Arten, manche Saxifraga), so ent- 
steht ein »Rosenkranzkissen«, das durch Zusammenrücken der 
Rosetten und Reduktion der Blätter schließlich in ein echtes Polster 
übergehen kann (siehe unter Androsace una Drw&a d. Verzeichnisses). 


Was uns als eigentliche Polsterpflanzen übrig bleibt und in der oben 
angeführten Definition zusammengefaßt ist, ist zweifellos ein ziemlich ge- 
schlossener morphologischer Typus (physiologische Konvergenz- 
erscheinung nach Derro, Theorie der direkten Anpassung), braucht aber 
deshalb noch nicht auch ein einheitlicher ökologischer Typus zu sein 
(ökologische Konvergenz Derros). Die Frage, inwieweit die Polsterpflanzen 
mit ihrer auffallenden Konvergenz auch ein ökologischer Typus seien, wurde 
schon früher (l. c. p. 97) offen gelassen. Nur eine umfassende, auch ana- 
tomische Untersuchung der Polsterpflanzen könnte die Frage beantworten, 
ob in der Tat Polsterwuchs eine xerophytische Anpassung sei, denn 
ist er das, so ist zu erwarten, daß sich namentlich auch in den Blättern 
derselbe xerophytische Bau zeigt. Eine solche anatomische Untersuchung 
die wir begonnen haben, wird zugleich auch die interessante Frage lösen, 
wie weit morphologische Konvergenz auch von anatomischer begleitet ist. 


2. Entstehung des Polsterwuchses. 


Phylogenetisch oder ontogenetisch stellen die Polsterpflanzen Schluß- 
glieder von Anpassungs- und Reduktionsreihen dar, extreme Endformen kon- 
vergenter Entwicklung kausal und ökologisch bedingter Formen mit meist pro- 
gressiven, seltener regressiven Paravarianten. Oder, anders ausgedrückt: der 
Polsterwuchs ist entweder ein erblich fixierter Charakter von Arten, welche 
aus anders wachsenden Arten durch Anpassung an extreme Bedingungen 
hervorgegangen sind, oder er ist eine durch klimatische Faktoren indu- 


Versuch einer Übersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. | 623 


zierte Eigenschaft von Individuen einer sonst anders wachsenden Art. Da- 
bei sind die Polstercharaktere morphologisch meist Hemmungsbildungen (re- 
-gressiv), dagegen tritt anatomisch Neues hinzu (progressive, insbesondere 
xerophytische Ausbildung). In mehreren Gattungen lassen sich die zum 
Polster führenden Reihen nachweisen, so namentlich bei Raoulia, Axorella, 
Androsace usw., siehe Verzeichnis. Ebenso bei zahlreichen Arten, die wir 
als »fakultative Polster« bezeichnet haben. 

Darüber, wie weit der Polsterwuchs erblich fixiert ist, oder wie weit 
er sich unter geeigneten Bedingungen auflösen ließe, sind nur vereinzelte 
Tatsachen bekannt!), doch können diese Fragen experimentell entschieden 
werden. Für die Phylogenie von Interesse ist die Tatsache, daß oft nur 
wenige Arten eines großen Verwandtschaftskreises in extremen Bedingungen 
zu typischen Polstern geworden sind, wie unser Verzeichnis erkennen läßt, 
und der Umstand, daß Jugendformen bei manchen Polsterpflanzen (beob- 
achtet an Anabasis aretioides und Androsace helvetica) noch nicht Polster- 
wuchs zeigen. 


Polster entstehen: | 

aus Luftkugelkissensträuchern oder Spaliersträuchern als extreme For- 
men durch starke Windwirkung (Füllmaterial) (z. B. Empetrum, Cas- 
siope, Perneitya, Dryas, Adesmia und Dracophyllum. 

aus Schopf- und Horstpflanzen durch enges Zusammenrücken und Stau- 
chung der Triebe, Abschwächung des Rosettencharakters, Sitzen- 
bleiben und enge, imbrikate Stellung der Blätter (Androsace, Draba, 
Saxifraga); ebenso aus »Caudex multiceps« (Plantago, Potentilla, 
Nototriche, meist mit Turritellen) ; | 

aus Grashorsten und Seggenhorsten durch Verkürzung der Blätter, so dab 
sie eine nahezu geschlossene Decke bilden, Erhaltenbleiben der 
Scheiden und Bildung eines kompakten, humusgefüllten Innern unter 
der Decke (Carex firma, Oreobolus) ; 

aus Juncus-Horsten durch Reduktion der Blätter auf die Scheiden 
(Distichia). 

Die Radialkugelpolster speziell entstehen. 

aus büschelig wachsenden Pflanzen durch Zusammendrängen der dicht 
beblätterten Stengel (Colobanthus, Arenarien); 

aus Rosettenpflanzen durch Häufung der Rosetten und Erhaltung der 
stetig sich erneuernden Rosettenblätter in Säulchen (Draba, An- 
drosace, Saxifraga). 


4) Auflösung von Androsace helvetica-Polstern durch Beschattung (Haurt 1. c. p. 88), 
ebenso von Colobanthus Kerguelensis und Axorella selago nach Werra (44*), von Axo- 
rella-Polstern durch Wachsen im Wasser (nach Scuenck 05, p. 47 zit. Haurı p. 62 Anm.), 
von Phyllachne clavigera durch Kultur in feuchter Luft (Cockayne 09), von Sawifraga 
moschata-Polstern ebenso (K. Angers, mündl. Mitt.). 


624 H. Hauri u. C. Schröter. 


Für die Entstehung aus Rosettenpflanzen bieten die verschiedenen 
Arten von Draba und Androsace Übergangsstadien von Pflanzen mit deut- 
lich geschiedenen Rosetten in kleinerer Zahl und wenig erhaltenen Blättern 
bis zu dem eigentlichen Säulchenbau mit ganz kontinuierlichem Wachstum 
an den Zweigspitzen. | 


3. Literaturverzeichnis. 


Nur die Polsterpflanzenliteratur, die nicht schon zusammengestellt ist in Hauri, 
Anabasis aretioides usw., Beihefte zum bot. Centralblatt XXVIII, I, 4942, ist hier ver- 
zeichnet. Einzelne nur kleinere Notizen enthaltende Werke sind bei den betr. Arten im 
Verzeichnis selbst nachgewiesen. 


Beauverd, G., Contribution à l’etude des Composées; (Suite IV: Recherches sur le 
tribu des Gnaphaliées (Bull. d. 1. soc. bot. de Genève 4940). 
dasselbe, Suite VI: 4. Classification des Leontopodium. 2. Nouvelles recherches 
sur les Raoulia (ebenda 2me série Vol. IV [4912. No. A. 2]). 
Boissier: Flora orientalis, 5 Bde. u. Supplement 1867—1888. 
Cockayne, L.: Observations concerning evolution, derived from ecological studies 
in New Zealand; Transact. of New Zeal. Instit. Vol. XLIV, 1942. 
Fries, Rob. E., Zur Kenntnis der alpinen Flora im nördlichen Argentinien — Nova 
Acta Regiae Soc. Scient. Upsaliensis Ser. IV. Vol.I. Nr. 4 4905, mit 9 Tafeln. 
Hill: A. W.: A Revision of the Genus Nototriche Turcz.; Transactions of Linnean 
Society 2nd Series, Botany, vol. VII. part. 12. 1909. 
Marloth, R.: Notes on the Occurence of Alpine Types in the Vegetation of Higher — 
Peaks of the South-Western Region of the Cape; Transact. of the South Africain 
Phil, Soc. Vol. XI. 1900—1902 p. 161—168, Plate XXII—XXIV. 
Schenck, H., Die Gefäßpflanzen der deutschen Südpolarexpedition. — Deutsche süd- 
polarexpedition, Bd. VIII Botanik 1906. 
Skottsberg, C., Pflanzenphysiognomische Beobachtungen aus dem Feuerlande. Mit 
5 Taf. und 4 Karte. Wissensch. Ergebnisse d. schwed. Südpolar-Expedition 4904 
bis 4903. Bd. IV, Lief. 9. Stockholm 4909. 
— The Vegetation in South-Georgia. — Ebenda, Lief. 42. 1942. 
—— A Botanical Survey of the Falkland Islands — Bot. Ergebnisse d. schwed. Exped. 
nach Patagonien u. dem Feuerland 1907—1909, Teil II. — K. Svenska Vetensk. 
i Ak. Handlingar. Stockholm 4943. 
—— Übersicht über die wichtigsten Pflanzenformationen Südamerikas S. von 44°, ihre 
geogr. Verbreitung u. Beziehungen z. Klima. — Ebenda Teil I. 4940. 
—— Some remarks upon the geogr. distribution of vegetation in the colder Southern 
Hemisphere. — Zeitschrift »Ymer«, Stockholm 1905. 
Werth, E., Die Vegetation der subantarktischen Inseln Kerguelen, Possession- u. Heard- 
Eiland. I. u. II. Teil. Deutsche Südpolarexped. 1904—4903. Bd. VIII. Botanik — 
Heft I (Teil I) und IN (Teil I). 4906 und 41. 


Abkürzungen und Zeichen. 


RVK = Radialvollkugelpolster. 
RK = Radialkugelpolster. 
VSK = Vollschopfkugelpolster. 
SK = Schopfkugelpolster. 
VHK = Vollhorstkugelpolster. 
HK = Horstkugelpolster. 


F statt K = entsprechende Flachpolster. 


Versuch einer Übersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 625 


= Kugel- bzw. Flachpolster (Spezifikation uns vorläufig unmöglich). 

i, B. = imbrikate Beblätterung. 

| Nur fakultativ solche Polster bildend; fast alle Polster können ja ge- 

legentlich andere Formen annehmen als die angegebenen, die mit »fac.« 

bezeichneten tun es aber besonders oft. 

Diese selben Zeichen sind im Eingeklammerten ([]), das die Beispiele 
der sich den Polsterpflanzen nähernden Kissen enthält, nicht als Polster, 
sondern als Kissen zu lesen. 

? = unsicher, mangels Materials oder wegen Ungenauigkeit der Angaben der 
Autoren, die unter »Polstern«, »Polsterwuchs« usw. oft verschiedene Dinge 
verstehen und selten nähere Angaben machen. 

* = vor der Spezies bedeutet, daß die betr. Angaben der Autoren an wenn 
auch oft bruchstückhaftem Material der Herbarien und der Polsterpflanzen- 
sammlung der eidg. techn. Hochschule und anderer Institute revidiert 
wurden. Herb. Laus. = Herb. d. Universität Lausanne, Prof. Wilczeck; 
Herb. Genev. = Herb. der Stadt Genf, Dr. Briquet; Herb. Boiss. = Her- 
bier Boissier. 


Eh 
2 
| 


+ = bei der Jahreszahl des Autors bedeutet, daß er Abbildungen der betr, Art 
bringt. 
Herb. = Aufgeführt nach den Herbarien, ohne daß Literaturangaben über die betr. 


Art konsultiert wurden. 
schr. = schriftliche Mitteilung. 


Zu besonderem Dank verpflichtet sind wir Herrn L. Cockayne in Christchurch, 
Neuseeland, der unsere Sammlung durch wiederholte Sendungen ganzer Polster be- 
reicherte; ferner Herrn Dr. Th. Herzog, der uns von seinen Reisen in den bolivianischen 
Anden eine prächtige Kollektion von Polsterpflanzen mitbrachte; Prof. Dr. Lindman 
in Stockholm, der uns aus der Dusénschen Sammlung Photos und Materialien sandte, 
Dr. 0. Stapf in Kew, Dr. R. Marloth in Kapstadt, Prof. Dr. Fischer v. Waldheim 
in Petersburg, Dr. Ostenfeld in Kopenhagen, Dr. Skottsbergi) in Upsala, Herrn 
J, Beauverd, »Herbier Boissier«, Prof. Dr. Wilczek, Lausanne und Dr. Briquet-Gent, 
die uns aus ihren Herbarien und Sammlungen Materialien zur Verfiigung stellten (u. a. 
aus der schönen Polsterpflanzen-Kollektion Prof. Wilczeks aus den argentinischen 
Anden). 

Das botanische Museum der eidgenössischen technischen Hoch- 
schule in Zürich ist stets dankbar für Zuwendungen von Materialien 
von Polsterpflanzen; insbesondere sind ganze Polster sehr willkommen. 


4. Versuch eines Verzeichnisses der siphonogamen 


Polsterpflanzen der Erde. 
Vorbemerkungen: 

4. Dieser Versuch eines Verzeichnisses muß notwendigerweise Lücken aufweisen; wir 
sind allen Fachgenossen dankbar für Hinweise auf solche! 

2. Außer den echten Polsterpflanzen nehmen wir auch typische Beispiele der vere 
wandten Wuchsformen, der Kissen, auf; sie sind durch Einklammerung [ ] 
ausgezeichnet. 

3. Gesperrt gedruckt sind nur die Annee Formen, bes, die Radialkugelpolster. 


4) Dr. Skottsberg hatte auch die große Freundlichkeit, aus seiner reichen, sub- 
antarktischen Erfahrung heraus unsere Korrekturbogen mit Bemerkungen und Ergän- 
zungen zu versehen, wofür ihm ebenfalls bestens gedankt sei. 


Botanische Jahrbücher, L. Bd. Supplementband. 40 


626 H. Hauri u. C. Schröter. 


4. Die Bezeichnung »subantarktisch« gebrauchen wir im Sinne von SKOTTSBEAG 
(05, ähnlich auch Scuencx), der in Übereinstimmung mit DE CANDOLLE den 60. 
Breitegrad als Grenze zwischen der Antarktis (die keine Polsterpflanzen besitzt!) 
und der Subantarktis annimmt. Letztere umfaßt die Südspitze von Südamerika 

„(Grenze bei 47—50° südl. Br.) und alle Inseln zwischen 60 und 40° südl. Br.; von. 
Neuseeland die waldarme Ostseite der Südinsel. Tristan d’Acunha, St. Paul Me 
Neu Amsterdam bilden ein eigenes Florengebiet, Tasmanien gehört zu Australien, — 


A. Gymnospermen. 
Echte Polsterpflanzen fehlen! 
[Taxaceen.] 

[Dacrydium taxifolium Hook. fil, Neuseelands Gebirge, Strauchsteppe, Moor; in der 
Strauchsteppe auf Bimssteingeröll zu einem halbkugeligen, polsterförmigen Luft-« 
kugelkissen zusammengedrängt, das so dicht ist, daß andere Pflanzen auf seiner 
Oberfläche keimen; Cockayne (10* New Zealand Plants, Fig. 52).1)] 


B. Monocotyledonen. 


Das meist längliche Monocotyledonenblatt eignet sich nicht zur Bildung der echten 
Polster mit geschlossener, ebener Decke aus beblätterten Zweigenden; trotzdem kommen 
echte Polster hier vor, durch starke Verkürzung des Blattes (Carex, Oreobolus, Gai- 
mardia, Astelia) oder Reduktion derselben auf die Scheide (Distichia). Hochandine 
und subantarktische, hygrophile Formen spielen hier eine Hauptrolle. | 

[Neben mit dicotylen Polstern vergleichbaren Formen finden sich noch zwei 
spezifisch monocotyledone Kissentypen bei den Glumifloren: ~ 

4. Die »Tussockform«, aus einem Individuum durch stockwerkartig sich auf- 
türmenden Horstwuchs gebildete, zylindrische, bis meterhohe »Torfsäulen«, aus ver 
wittertem, teilweise humifiziertem Material eines vielgliedrigen Grashorstes gebildet und 
mit einem Schopfe langer Grasblätter gekrönt. Hierher gehören die »Bülten« von Caren 
elata (= stricta) und Eriophorum vaginatum unserer Flach- und Hochmoore und die 
»Tussockgräser« der Antarktis und Neuseelands (besonders Poa flabellata (Forst) Hook. 

fil., deren Bülten auf den Falklandsinseln bis 2m D.M. und Höhe erreichen können (BIRGER 
06%), Als echte Polster können diese Tussocksäulen kaum betrachtet werden (vgl. oben 
p. 165); die Ökologie dieser hygrophilen Säulen ist eine ganz andere als die der hi 
Polster. | 
2. Die »Säulenforme von Scirpus paradoxus der brasilianischen Campos 
(»Säulenkissen«). (Nähere Beschreibung s. u. bei Cyperaceen, 3. Gattung: Scirpus). Diese 
Form kann eher als 4 noch als Polster betrachtet werden wegen der Form und An- 
ordnung ihrer Blätter; sie nähert sich durch die Dicke ihrer Säulen dem dikotylen 
»Turritellen-Typus«; ıhre Säulen sind aber von den »Turritellene dadurch verschieden, 
daß sie aus einer verholzten Hauptachse und zahlreichen, dichtgedrängten, senkrecht ab- 
stehenden Nebenachsen mit erhaltenbleibenden Blattscheiden aufgebaut werden, während 
die Turritellen aus einer Achse mit dickem Blattmantel bestehen. . 


Gramineae. 

In der Literatur sind gelegentlich als »Polster« Arten von verschiedenen Gattungen 
aufgeführt: Actachne, Danthonia, Festuca, Glyceria, Poa, Sesleria u. a. Es sind das 
aber entweder einfache Grashorste, oder dann »Tussock«formen (siehe oben!), die nicht 
den Rang von Polsterpflanzen beanspruchen können. Am meisten scheint sich einem 


4) Die eingeklammerten Zahlen nach dem Autornamen bedeuten die Jahreszahl der 
in unserem Literaturverzeichnis und dem der Haurıschen Arbeit zitierten Publikationen. 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 627 


echten Polster Danthonia oreoboloides Stapf zu nähern (Mount Scratschley, Neu Guinea), 
mit ganz kurzen, kaum zentimeterlangen, erhalten bleibenden Spreiten (Starr in Hooker, 
Icones Plantarum, vol. VII 4901 Tab. 2606.] 


Cyperaceae. 


*4. Carex firma Host.; Alpen; VHF und Übergänge zu Gesellschaftspolstern »Polster- 
seggenrasen«, oberster Rasen auf Kalkgebirgen und Fels (Grat-) Pflanze; SCHRÔTER 
(08)*. 

2. Oreobolus; Australisch-neuseeländisch-subantarktisch-andine Moorpolster. 

O. clandestinus Phil.; Chile, Cordilleren; bis in den Süden; felsige Abhänge; 
»dichte, harte Polster«, REICHE (07). 

O. obtusangulus Gaud.; Falklandinseln, Heide u. Astelia-Moor in Feuerland, Spha- 
gnum-Moor (SKOTTSBERG 09) von Chile, Valdivia bis Cap Horn; überlebt das 
Abbrennen; i. B.; VHF; Bircer (06) (als O. obtangulatus!), GaupicHaup, Ann. 
sc. nat. I. sér. vol. 5. p. 99*. 

*O. pectinatus Hook. fil.; Neuseeland, Stewart-Ins.; u. a. auf d. Sphagnum-Hoch- 
moor v. Arrowsmith; Cockayne (10, Arrowsmith), 

*O. Pumilio R. Br.; Moorpflanze der Alpen Chiles, Neuseelands, Tasmaniens und 
Australiens; dichte, harte, ausgedehnte Polster, mit dicht imbrikaten, 1—2 cm 
langen Blättern, wohl VHF, wie Carex firma; Herb. 

Die bis 2 cm langen Blätter von O. Pumilio und O. pectinatus sind hart 
und erhalten sich mehrere cm tief in das Polster hinein als Ganzes. 


[3. Scirpus paradoxus Boeckeler; Campos Brasiliens; ein höchst eigenartiger Typus! 
Die Pflanze besteht aus aufrechten, bis 4 cm dicken und bis 30 cm hohen »Säu- 
lenkissen«, dicht pelzigen, zylindrischen Säulen, durch die regelmäßig auf der 
Höhe der Trockenzeit veranlaßten Camposbrände schwarz abgesengt. »Nur hier 
und da entgeht ein besonders abgelegenes Campo den Verheerungen des Feuers; 
in diesem Fall befindet sich am Ende der Säule ein dichter Schopf von haar- 
feinen Blättern« (Huser, schr.). Ein holziges, bis 4 cm dickes Stämmchen bildet 
das Zentrum der Säule; ihm sitzen ringsherum dicht gereihte, aufrecht abstehende, 
kurze Seitensprosse auf, welche Büschel langscheidiger, borstlicher Blätter tragen, 
deren schwarzen Scheiden ein dichter Filz entspringt. Der obere Teil der Blätter 
bricht sehr wahrscheinlich später ab (wie diese Ablösung ohne Feuerwirkung vor 
sich geht, konnte Dr. Huser nicht konstatieren, da er keine völlig verschonten Exem- 
plare fand). Jedenfalls aber ist die gleichmäßige Oberfläche der Säule sekundär; und 
daß sie Luft und Licht ausgesetzt ist, entfernt diesen Wuchstypus noch mehr von 
echten Polstern; so bleibt ein zylindrischer, festgepackter Pelz aus filzigen Blatt- 
scheiden übrig, der das holzige Zentralstämmchen mit einer 4,5 cm dicken Hülle 
umgibt, die wohl intensiv Wasser speichert und wohl auch dadurch dem rasch 
vorübergehenden Feuer widersteht. Die »Säulenpolster« verzweigen sich reichlich 
und so können bis meterbreite Decken entstehen, die man als »Horstflach- 
kissen aus pelzigen Säulen« bezeichnen könnte. Von besonderem In- 
teresse ist die holzige Natur dieses Monocotylenstämmchens, das ganz an Schoeno- 
dendron Bücheri Engl. (A. EncLer und K. Krause in Abh. d. preuß. Ak. d. Wissen- 
schaft. 4944) erinnert. Eine ganz ähnlich wachsende, aber anscheinend einem 
andern Genus angehörige Cyperacee hat Dr. Huser-Parà neuerdings aus Brasilia- 
nisch-Guyana bekommen; sie ist noch nicht beschrieben. (Beschreibung nach einem 
aus 7 »Säulen«e bestehenden Exemplar, von Dr. Huser in Para gesammelt, mit Be- 
nutzung freundlicher schriftlicher Mitteilung Prof. Warmincs und Dr. Husers; siehe 
auch Warning, Lagoa Santa S. 192*; ferner HumBozpT, BonpLanp et Kuntu, Nova 
genera etc. I. Tab. 69. 4).] 


40* 


628 


H. Hauri u. C. Schröter. 


Centrolepidaceae. 
Gaimardia. Kleine, moosartige, weiche, dichte, meist hochmoorbewohnende Polster 


* Gi: 


Ft 


2: 


mit imbrikaten, borstlichen Blättern, in der Sub-Antarktis und Neuseeland. Die 
Gaimardia werden mit eens von selacea von CHEESEMAN me von 
Neuseel.) zu Centrolepis gezogen. 


. australis Gaud.; Feuerland, Falklandinseln; Astelia-Moor; »typische Polster- 


pflanze«.  Drecs (07), GaupicHAup, in FREYCINET, voyage autour d. monde, 
Botanique, p. $19, planche 30* 4826. — Die 3—4 cm langen, aufrechten Gras- 
blätter bilden keine geschlossene Decke; das Ganze mehr rasenartig, höchstens 
fac. HF. 

ciliata Hook. f. (= Centrolepis viridis T. Kirk = Centrolepis monogyna 
Kirk non Bentham). Hochmoore Neuseelands; (»Moornadelkissen«e) i. B. RVK; 
kurze, feinnadelige, am Grunde scheidige, anliegende Blätter; Autosaprophy- 
tismus; Herb. Cockayne (4909 1.) 

pallida Hook. f.; Hochmoore Neuseelands; i. B.; VHF; Herb. — Blätter distich, 
starker Autosaprophytismus. 

setacea Hook. f.; Hochmoore Neuseelands und der Stewart-Insel; Hooker (67). 


Juncaceae. 

3 Gattungen mit diôzischen Blüten an feuchten Stellen der Hochanden Südamerikas 
bilden wohl die typischsten imbrikatlaubigen Polster der Monocotyledonen (vgl. BucHENAU: 
Juncaceae, Das Pflanzenreich IV. 36. 1906). | 

1. Distichia. 


7): 
* 


*D: 


filamentosa (Buchen.) Griseb.; am Sorata, 4500 m, Bolivien; BucuEnav (I. c.). 
muscoides Nees u. Meyen; an sumpfigen Stellen der Anden Perus, Bolivias 
und Argentiniens, von 4—5000 m; dicke, harte Polster bildend (» Distichra- 
Formation«, hochandines Moor); i. B.; HF aus kugelig gerundeten Teilpolstern 
bestehend; WEBERBAUER (44)*, die Blätter mit kurzer borstl. Spreite und großer 


imbrikatscheidiger Basis, bei der Verwitterung eine faserige Masse von Nerven - 


übrig lassend. 
tolimensis (Decn.) Buchen. Columbia; »im Schmelzwasser an der Grenze des 
ewigen Schneese; i. B.; RK mit bis 45 cm langen Columellen; Bucaenau (1. c.)*. 


*2, Patosia clandestina (Phil.) Buchen.; Chile, Anden, feuchte, quellige Stellen auf 


Hochflächen an der Grenze des ewigen Schnees; dichte, sehr harte, am Grund 
vertorfende Polster; HF; ReıcHe (93 u. 07). 

Die breiten Blattbasen als häutige Massen sich lange erhaltend, darin die 
Nerven als Fasern, eventuell freiwerdend. 


#3. Oxychloe andina Phil.; Hochanden Bolivias und Argentiniens, bis zur Wüste 


Atakama; feuchte, quellige Stellen der Hochcordillere, trockene und sumpfige 
Täler. »Densissime pulviniformis« F (?); Bucuenau (l. c.*), REICHE (07). 
Blattverwitterung und Erhaltung der Reste ganz wie Patosia. 


Liliaceae. 
* Astelia pumila (Forst.) R. Br.; Patagonien, Feuerland, Falkland, Moore; häu- 


figste torfbildende Pflanze Feuerlands und Falklands, seltener Heide; »dichte 
Teppiche; flache Kissen« ; VHF Bincer (06); Reiche (97); Hooker Flor, antarct. 2, 
Tab. 127; SKOTTSBERG (09 u. 43). 

Ähnelt sehr Carex firma! Niedrige, flache Rasen, Blätter bis 2 cm lang, 
steif, mit innerseits behaarten Scheiden, welche in toto erhalten bleiben, wäh- 
rend die Spreiten sich in Fasern auflösen. Die von dichtgepackten, wolligen 
Scheiden umgebenen dichtstehenden Triebe bilden gleichsam ein »imbrikat- 
scheidiges« Flachhorstpolster. Die Pflanze speichert nach Birger das Regen- 
wasser gerade wie Sphagnum! 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 629 


Borya nitida Labill. »mit ihren harten Polstern ein Wahrzeichen des frei anstehen- 
den Granitgesteins« (Diets, Westaustralien S. 126 u. 127*), VHF (? Diels schr.) 


Iridaceae. 
*Tapemia magellanica (Lam.) Juss. »Magellansländer; mit stark verkürzten Blättern 
kompakte Polster bildend;« HF, ähnlich Dastichia, aber Blätter in toto er- 
halten bleibend. (SKkoTTsBERrG, schr. Herb. Ups.). 


C. Dicotyledonen. 
Chenopodiaceae. 


* Anabasis aretioides Coss, et Moq.; Kieswüste, Nordrand der algerischen Sahara; 
i, B.; RVK (Haurr 4942)*, ebendort die übrige Literatur. 
Über Blatterhaltung und Verwitterung vergl. die ausführliche Arbeit von 
Haurr. 
Salicornia pulvinata Rob. F. Fries. Endemismus der Hochanden des nördlichen 
Argentiniens und Bolivias (3500-4000 m. ü. M.; an feuchten salzreichen Stellen, 
i. B. VHF, »Sprosse horizontal, zahlreiche Nebenwurzeln entwickelnd und durch 
kurze, emporgerichtete, dicht gedrängte Seitensprosse reich verzweigt; so ent- 
stehen niedrige, metergroße, ebene Kissen« (Fries). Die einzige Polsterpflanze 
der Gattung! (Fries 05, reprod. in Neger, Biologie 4913). _ 


Arxoaceae. 

[*Mesembryanthemum ficiforme Haw.; Karroo, Südafrika; Turritellenkissen aus dicht 
gedrängten Trieben, die von dicken Paketen vertrockneter Blatter scheidig 
umgeben sind und in halbkugelige fleischige Blätter endigen (misit MarLortu).] 

Psammotropha (südafrikanische Gattung). 

P. frigida Schlechter; Gebirge des S.W. Kaplands; i. B.; RVK. 
Habitus der alpinen Androsace-Arten; MArLortH (02)*, (08). 
*P. quadrangularis Fenzl; wie obige Art; gleicht einem Polytricheen-Rasen; 
i. B. in sehr schönen 4-kantigen Säulchen; RVF; MarLortx (02)*, (08). 


Portulacaceae. 
4. Calandrinia (die polsterbildenden Arten sind andine Gebirgspflanzen). 
C. colchaguensis Barn.,; Chile, nur andine Region, Schneetälchen und sumpfige 
Hochplateaus, »polsterart. Wuchs» (?) NEGER (97). 
©. ferruginea Barn.; desgl. F (?) Retcue (93). 
*C. rupestris Barn.; feuchte Stellen; desgl. RF; Reıcue (93); MEIGEN (94). 
Blätter nur ganz oberflächlich erhalten, nachher rasch in schwarze, pul- 
verige Torfmasse zerfallend. 

2.* Hectorella caespitosa Hook f.; monotype Gattung, endem. auf Neuseelands 
Geröll- und Felsfluren; i. B.; RVK; Diets (97)*. (Von Diets zu den Caryo- 
phyllaceen gestellt!). 

Blätter nach unten weit hinab als glänzende, dünne Häute erhalten. 


Caryophyllaceae. 
4. Alsine (= Minuartia). 

* A. aixoides Boiss.; Kapadokien, Armenien; lockere HK. Herb. 

*A, aretioidesM.K. (= Minuartia aretioides [Sommerauer] Schinz u. Thellung); 
Alpen; RVK—SK, 

A. parnassica Boiss. u. Spreng.; Griechenlands Gebirge; harte SF; Prırzeu (07)*, 

A. Rossii (R. Br.) Fenzl.; Ellesmereland, Arktis; RVK u. a. Simmons, (The vasc. 
plants of the Flora of Ellesmereland. — Report of the 2. Norweg. arct. Exped. 
Kristiania 1909 *). 


630 


+4. 


H. Hauri u. C. Schröter. 


sedoides Kittel; Alpen, Fels-, Schutt- und Humuspflanze; RVK—SF: 
ScHRÖTER (08)*. 


2. Arenaria. 


LA. 


* 


Be 


bap bh be ph bp 


andicola Gill.; Chile, Hochanden; Schneetälchen und feuchte Hochplateaus; 
»polsterartiger Wuchs«, NEGER (97), »bildet Matten, keine Polster« (Skorts- 
BERG, Schr.).] 


. Alpamarcae A. Gr.; Peru, andine Region; F (?); WEBERBAUER (05). 

. bisulca Fenzl.; Peru; (?); Pax (94). 

. bryoides Will.; Anden, Mexiko; Pax (94). 

. conferta Wedd.; Bolivia ? WEnDEL, Ann. sc. nat. Ser. V. t. 4 (1864). 
. dieranoides Kth.; Peru, andine Region; F, i. B.; WEBERBAUER (05). 


densissima Wall.; Himalayagebiet, 3000—5500 m RVK; i. B,; Hooker 
Bd. I. (73). 3 


. festucoides Benth.; desgl. 

. globiflora Wall.; desgl. 

. @riffithii Boiss.; desgl, 

. monticola Edg.; desgl. 

. musciformis Wall; desgl.; bis 6000 m; Herb.; Hooker (75). 

. obtusa Torr. non Allioni; Gesteinsfluren des Felsengebirges von Kanada bis 


Utah (3500—4200). Bestandteil der Polstervegetation auf Granitgrus-Schutt- 
halden am Mt. Garfield, 3400 m (siehe unter Pavonychia, Gattung 9); kleine 
moosartige Polster; i.B.; RVK. (leg. SCHRÔTER). 


. oreophila Hook. f.; desgl. 

. pulvinata Edg.; desgl. 

. polytrichoides Edg.; Sikkim; desgl.; Herb. 

. pycnophylloides Pax; bes. var. compacta; Argentinien; eher F (?) Pax (94). 
vA. 


tetraquetra L. var. granatensis Boiss.; Sierra Nevada; i. B.; RVK; 


[3. Puffonia condensata Baldacci — Berg Ida auf Kreta — Ein krautiges Luftkugel- 


kissen ohne erhalten bleibende Blätter und ohne Füllung, aber mit dicht ge- 
drängten Trieben. — Herb. Laus.] 


[4. Cerastium. — Die Cerastien bilden wohl nie echte Polsterformen, sondern Kraut- 


©. 
C. 


AC: 


C. 
C. 


luftkissen. 

alpinum L.; Alpen; fac. Polster; ScHMPER (98). 

banaticum Rese ; Bergregion Ostserbiens, en »dicke, kugelige Polster«; 
ApAMovIc (98). 

latifolium L.; Alpen, Felsschutt; fac. ee und Übergänge zu 
Schuttpflanzenformen; ScHRÔTER (98). 

Edmonstoni Murb. et Ostenf. var. caespitosum; Arktis VK; ANDERSSON (02)*. 
Regelii Ostenf. var. caespitosum Malmgren; Arktis; > dichte, kompakte Rasen< 
MALMGREN. ] 


5. Colobanthus (12 Arten, andin, subantarktisch und auf Neuseeland; auf Hochmooren, 


FC 


AC 


F0 


C. 


in Schneetälchen und an Küstenfelsen), 


acicularis Hook. f. Neuseeland, typische Felspflanze; i. B.; RK — CocxAYNE 
(40. ArrowsmitH) — Polytrichum-ähnliches Polster mit scheidig verbreiteten 
borstlichen Blättern, die ganz erhalten bleiben. 

Billardieri Fenzl., Neuseeland; HVK (?) Herb. 

brevisepalus T. Kirk.; Neuseeland, Steppe; i. B.; RVK—RVF; Cockayne (40). 
Zahlreiche Sauewaraelohen in die Masse der gleichmäßig verwitternden Blätter 
eindringend. 

crassifolius (D’Urv) Hook. fil.; Falkland, Feuerland, Südgeorgien; auf Felsen, 
Geröll oder Sand in Küstennähe — »ausgedehnte Polster bildend RK—F« 
(SKOTTSBERG, Schr. und 43). 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 631 


*C. kerguelensis Hook. f.; Azorella-Formation und einziger Besiedler der sonst 
kahlen Windwüste, auch Felsfluren; Kerguelen Heard-Insel; endem.; RK bis 
faustgroß Scuenk (05)*, WERTH (44*), 

*C. Lechleri Phil.; Chile, Cordilleren; i. B.; Herb. 

©. lycopodioides Griseb.; Patag. Anden; F; (Sxortss. schr.). 
C. Meigeni Phil.; Chile; nur andine Region; sehr harte K; MEIGEN (94). 

*C. muscoides Hook. f.; Auckland- und Campbell-Inseln, Küstenfelsen, bis 54 cm 
breite RK; Hooker (67). Ausnahmsweise auch als erster Ansiedler auf ver- 
lassenen, überdüngten Pinguin-Nistplätzen. Cockayne (09, subant. Islands). 

C. polyenemoides Hieron.; Argentinien, Gebirge; F (?); Pax (94). 

C. quitensis Bartl.; Neuseeland Steppe; Chile, nur andine Region; nasse Stellen; 
F; MEIGEN (93) Cockayne (10, ARROWSMITH). 

*C. subulatus Hook. f.; Neuseeland, subantarkt. Inseln; Chile, Cordilleren, feuchte 
Stellen, besonders Kistenfelsen; härtere Massen bildend, »so hart und kompakt, 
wie eine andine Axorella« (SKoTTsBERG) RVK; i. B; MEıGEn (93) Hooker, Flora 
antarctica 2. Tab. (93).* SxortspereG (12). (Herb. Stockholm; Phot. eines Polsters 
ded. LINDMAN). 


6. Drudea lycopodioides Gris.; Peruanische Anden, Magellanstr.; »Wuchs wie Pycno- 
phyllum«; ? RVF; Grisesaca, Symbolae ad Flor. Argent. 1879. p. 26. Nach 
SKOTTSBERG (schr.) wenigstens teilweise = Colob. lycopodioides. - 

7. *Gypsophila aretioides Boissier (Flora Orient.) — Nordpersien, auf dem Dema- 
vend; Transkaspien auf dem Kopet-Dagh bei 1800—2100 m (Herb. Petersburg); 
i. B. RVK; »Densissime pulvinaris, facies Silenes excapae« (Boissier). — Das 
srößte Polster der Petersburger Sammlung hat 75 cm Durchmesser und 28 cm 
Höhe (FıscHEr v. WALDHEIM schr.). 


[8. Melandrium alpestre Dusen; Patagonien, oberhalb der Waldgrenze, auf nackter Erde; 
i. B. RF, aus fingerdicken Columellen, ohne geschlossene Decke; Dusen 08*, 
M. patagonicum Spegazz.; Patagonien, der vorigen sehr nahe stehend Dusén 08).] 
M. chubutense Spegazz.; Patagonien; noch polsterähnlicherer Wuchs als vorige 
Art (SKoTTSBERG Schr.). 
9. *Paronychia pulvinata Asa Gray; Gesteinsfluren der alpinen Stufe des Felsen- 
gebirges von Wyoming bis Colorado und Utah, 3350 —4230 m. — Am Mount 
Garfield im Pikes Peak-Massif auf kahlen Granitgrus-Schutthalden mit Szlene 
acaulis L., Arenaria obtusa Torr. und Actinella acaulis Nutt. (Turritellen- 
kissen!) einen förmlichen »Polsterboden bildend (leg. C. Schröter); i. B.; RVK; 
Moostypus! — die nadelförmigen Blätter fallen bald ab. Die Zwischenräume 
zwischen den geschlängelten, holzigen, kräftigen Hauptzweigen werden durch 
zahlreiche Nebenzweige ausgefüllt, so daß ein kompaktes Polster entsteht, das 
bis 40 cm DM. und 20 cm Höhe erreicht. 
Auch P. sessiliflora Nutt. des Felsengebirges (4800—2400 m), soll Polster bilden, 
doch nicht so dichte wie vorige Art. 

40. Pyenophyllum; Pyenophyllum-Polster-Assoziation auf alpinen Schuttfluren Bolivias; 
(9 Monate trocken, aber z. T. von Schneewasser durchrieselt) mündl. Mitt. v. 
Hr. Dr. Th. Herzoc-Zürich. 

P. aculeatum Muschler; Peru, Gebirge; i. B.; RVK; WEBERBAUER (10)*. 

*P. bryoides Rohrb.; Anden Chiles, Argentiniens und Bolivias; i. B.; HF; Herb. 
(leg. Herzoc) — Ausgedehnte, flache, weiche Polster aus dichtgedrängten, in 
einer Fläche endigenden klaviersaitendicken, zylindrischen Columellen, die 
ihre dichtgeschindelten, von Luftgehalt weißlich schimmernden Schuppen- 
blättchen weitherab vollständig erhalten; die Blättchen zerfasern nicht, son- 
dern fallen ganz ab. 


632 H. Hauri u. C. Schröter. 


*P. molle Remy; Bolivia und Chile, Hochanden; K—F Reine (07); WeEppEL (57)*, 
Engler u. Prantl IH. 4. b. p. 88. — Schöne eylinariadhe Columellen, mit dicht . 
imbrikaten Blättchen, aber nicht radial und locker, ganz ohne Füllmaterial. _ 

*P. tetrastichum Remy; Anden von Peru; i. B. RVK; moosartiges, dicht imbri- 
kates Polster; ganzes Blatt erhalten bleibend. — Herb. Genev. 

41. *Lyallia kergwelensis Hook. f.; Azorellen-Formation und Felsfluren der Ker- | 
guelen, endemisch; i. B.; RK bis kopfgroß; Scuenk (05 und 06*); ENGLer und 
PRANTL II. A b. p. 82%: Hook., Fl. antarct. 2. tab. 122. WerTH (44* Fig. 45). 

Blattrippen mit anhaftenden Bestandteilen des Blattes in ursprünglicher 

Lage sich am längsten erhaltend; Autosaprophytismus! 

12. *Philippiella patagonica Speg.; Patagonien; i.B.; FS; wie Colobanthus, aber Flach- — 
polster (SkotrspErG Herb. Ups.). 

13. *Sagina pilifera DC. var. caespitosa Fouqueau et Maudon; alpine Stufe Kor- 
sikas; moosartige fac. i. B. RVK, mit Plantago insularis und Armeria mul- 
lind: nadelf. Blätter, imbrikate Scheiden — Briquet, Flore d. Corse I.-p. 529. 

44. Silene. 

*S. acaulis L.; Alpen, Arktis; Rasen, Felsschutt, Felsabsätze und seltener Spalten; 
seltener RVK: häufiger RVF, HVK—HVF; Schröter (08)*. 

*S. excapa All.; Alpen; wie obige Art; Blatterhältedg: »Die Spreite verwittert 
bald bis auf den Mittelnerv, der dann als 5—20 mm lange, gekrümmte Borste — 
dem erhalten bleibenden, scheidenartigen Basalteil aufsitzt.« (ScHRÖTER 08, 
p. 582). 

45. Thylacospermum. | 

*Th. rupifragum Schrenk (= Arenaria rupicola Fenzl); Felspflanze West- 
tibets und des Dschungarischen Alatau, bis über 5000 m; i. B.; RVK; GoEBELM 
(98) Hooker Bd. I. 4875; JacquemonT, Voyage dans l’Inde, Atlas Taf. 29, als 
Periandra caespitosa Cambess. — Das größte Polster der Petersburger Samm- 
lung (vom Alatau bei 3000—3900 m) hat 54 cm Durchmesser und 45 cm Hohe © 
(FiscHER v. WALDHEIM schr.). 7 


Ranunculaceae. 
4. Caltha. 3 
C. dionaeifolia Hook. f.; Feuerland, subantarkt. Inseln, Simpfe; fakultative echte — 
Polster FH; Hooker Fl. antarctica II. Taf. 84. 
C. sagittata Cav., Südchile, Feuerland, Südpatagonien, Falkland; bildet wie vorige 


Art nach Sxorrspere (schr.) fakultative, echte Polster, auf Sandboden. 

[*C. appendiculata Person; Feuerland, subantarkt. Inseln, Sümpfe — FH; mit Astelia 
pumila dort die wichtigste torfbildende Pflanze. Beide bilden niedrige, flache 
Decken; die Blätter sind zungenförmig, die Scheiden bleiben lange erhalten.] 

*Hamadryas sempervivoides Sprague (subantarkt. Genus, mit Ranunculus — 
nahe verwandt); Hochgebirge Patagoniens; i. B; RVK; Azorellatypus: Blatter — 
dicht zusammen gepackt mit breiten behaarten Scheiden und mehrteiligen, 
sitzenden Spreiten aus nadelförmigen, kahlen Teilblättchen (eine ausgesprochene 
Hemmungsbildung!) »Ebenso kompakt und groß wie eine Axorella Selago, 
ja härter!« (Skorrsperc schr. u. Herb. Ups.). 


| Papaveraceae (?).] 
[Papaver nudicaule L., Arktis; wohl nur fakultativ polsterähnlich; ScHIMPER CS D 


LE Cie — | 


| Capparidaceae. | | 
[Emblingia calceoliflora F. Müller; Südwest-Australien; Sandbéden; »Die Aste 
wachsen strahlig vom Grundstock; sie sind dicht mit Laub bedeckt«; nach 

Diets (schr.) »flaches Luftkrautkissen«. Diets (06).] | 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 633 


Cruciferae. 
LA. Arabis pumila Wulfen; Alpen, — Karpathen; VK aus Rosettenpflanzen mit er- 
halten bleibenden Blättern und Autosaprophytismus. Hess (10)*.] 
2. Draba. Einige Sektionen dieser artenreichen Gattung, vorwiegend aus arktischen 
oder Hochgebirgsformen bestehend, bilden dichte Rosettenkissen, seltener 
-imbrikatlaubige RVK vom Aretia-Typus. (Literatur vergl. Gite: Über die Ver- 
wandtschaftsverhältnisse und die Verbreitung der amerikanischen Arten der 
Gattung Draba, in Engl. Bot. Jahrb. 40, 4907, Beiblatt No. 90, p. 35 und Gite 
und Muscuter, Aufzählung aller zurzeit bekannten südamerikanischen Cruci- 
feren, in Engl. Bot. Jahrb. 42, 4908, p. 472; ferner Boıssıer, Flora Orientalis I. 
p. 292 ff. u. Suppl. 4867). 
*D. acaulis Boiss.; Cilicischer Taurus; »densissime pulvinaris, caulibus colum- 
naribus«. Bossier (l. c.) Die Columellen sind vollkommen zylindrisch und das 
Kissen auch innen durch und durch behaart, reiner Aretia-Typus (Herb. Boiss.). 
[*D. atxotdes L.; Eurasiens Hochgebirge; Arktis; fac. Kugelkissen oder Rosenkranz- 
kissen aus Rosetten insbesondere var. pontica Hsskn. u. Bornm.; Herb.] 
*D. alpina L., Arktis; fac. RVK mit i. B.; Scumper (98)* u. KJELLMANN.* 


[*D. Argaea Koch, Orient; i. B.; als Rosettenkissen wie atlantica entstanden; Herb. 
Boiss. 

*D. atlantica Coss. et Dur.; Algier; Rosettenkissen mit erhalten bleibenden rosen- 
kranzförmig gereihten, kugeligen Rosetten analog Androsace Lehmanni u. a. 
aus dem Himalaya; also imbrikatlaubiges Rosettenhohlkissen mit geschlossener 
Decke; Herb. Boiss.] 

D. Benthamiana Gilg.; Ecuador (Pichincha 4000—4500 m)i. B.; RK. (Gite I. c.). 

 [*D. brumaefolia Stev.; Kaukasus; wie atlantica; Herb. Boiss.] 

*D. calycina Boiss. et Bal.; Cappadozien; i. B.; RK; Herb. 

*D. cappadocica Boiss. et Bal.; Felspflanze der cappadoz. Berge; RVK; ZepER- 
BAUER (06)*; gebaut wie acaulıs (s. 0.). 

[*D. Dedeana Boiss.; Spanische Gebirge; Rosettenkissen wie atlantica. Herb. Boiss.] 

[D. falklandica Hook. fil. Falkland, Hochgebirge Patagoniens; wie vorige! 
(SKOTTSBERG schr.)] 

*D. glacialis Ad.; Arktis und Himalaya; i.B. RVK; Herb. 

[*D. Hoppeana Rchb.; Zentralalpen, wie aëxoides, kleiner und kompakter; Herb. 

D. longisiliqua Schmalh.; Kaukasus. Dichtes Rosettenkissen. (Ber. D. B. G. 1892, 
Bd. V.)] 

*D. mollissima Stev.; Kaukasus i. B. RVK; Herb.; Bau wie acaulıs. 

*D. nivalis Liljeblad; Arktis; fac. RK; i. B.; Aretia-Typus; Herb. 

Dieser Art ähnlich die alpinen Arten; D. carinthiaca Hoppe; D. dubia 
Sauter; D. tomentosa Wahlbg.; D. Wahlenbergti Hartm. u. a. 

[*D. olympiea Sibth.; Bithynien; i. B. RK; als Rosettenkissen nach atlantica- 
Typus entstanden; Herb. Boiss.] 

*D. Ossetica Som. et Lev. var. columnaris Som. et Ley. Kaukasus; i. B; RVK; 
alte Blatter auf den Nerv reduziert. 

[*D.. parnassica Boiss.; Griechenland; wie atlantica; Herb. Boiss.] 

*D. pectinata (Speg.) Gilg et Muschler; Patagonien; i.B.; RK; von ausge- 
sprochenem Fichtentypus, Nadelblätter kammförmig gewimpert, anliegend; 
erst spät bis auf die Scheide abfallend (Herb. Ups.). 

*D. polytricha Ledeb. Hocharmenien HVK. — Hier gliedert sich das Blatt in 
zwei Abschnitte, der obere, behaarte fällt ganz ab, der untere, kahle, glänzende 
bleibt sehr lange erhalten. 


634 


7D, 


“D 


=). 
FD. 


H. Hauri u. C. Schröter.. 


rigida Willd.; Kaukasus; besonders var. bryoides (DC) Rupr. »pulvinaris, 
folia confertissima<; i. B; fac. RV(?)K, Kaukasus; Herb. Boiss. — Bei dieser 
Form finden sich alle Übergänge vom Rosettenhohlpolster zum Radialvollkugel- 
polster mit vollkommen ausgebildeten, ganz ausgeglichenen Säulchen. Es bleibt 
an diesen nur der anliegende Teil des Blattes ganz erhalten, vom oberen 
bleibt nur die Mittelrippe, deshalb nehmen die Säulchen nach unten an 
Dicke ab, 

var. imbricata C.A.M. »densissime pulvinaris nana«. 
scabra C, À. M. var. columnaris Som. et Lev.; Kaukasus, Elbrus 3500 m; 
i. B.; RVK; Somm. et Levier (1900)*. 
turgida Huet.; Nebroden; i. B.; RK; Herb. 
vesicaria Desv.; Gebirge Syriens; HVK; Herb. — Dicke, wollige Polster 
mit fingerdicken Columellen, die sehr spät die Blattspreiten abwerfen. 

Ferner kommen nach SKoTTsBErg (schr.) noch folgende Draben als Polster- 
pflanzen in Betracht: D. alchemalloides Gilg, Peru; D. aretioides H.B.K., 
Ecuador; D. Benthamiana Gilg, Ecuador; D. extensa Wedd., Ecuador; D. pul- 
cherrima Gilg, Ecuador; D. Weberbaueri Gilg, Peru. 

Bei D. acaulis, polytricha und vesicaria sind die filzigen Blätter weit ins 
Polster hinein erhalten als wassersaugende Masse; später gleichmäßig zer- 
fallend. 


3. Eudema H. B. K. Hochgebirgsgattung der Anden, bes. Südpatagoniens. 


*E, 
*E. 
LE. 


E. 


microphylla (Gilg) Gilg et Muschler. Patagonien; i.B; RK, vom Azorella- 
typus (Herb. Upsala). 

monantha Gilg et Muschler; Steppe Patagoniens; i. B.: RK; vom Fichten- 
typus (Herb. Upsala). 

nubigena H. B. K.; Anden von Ecuador, 4700 m; kleines RK mit Rosetten, 
H. B. K. Plant. Aequin II Tab. 124%. 

rupestris H. B. K; ebenso, eher lockerer; do. Tab. 123*.] Ferner als echte 
Polster folgende Arten: E. glebaria (Speg.) G. et M.; E. lycopodioides G. et M.; 
E. pyenophyllordes (Speg.) G. et M.; E. patagonica (Speg.) G. et M. (SKOTTSBERG 
schr.). , 


4, [Onuris oligosperma; Felsenpflanze des südlichen Patagoniens; bildet Turritellen- 


kissen nach Armeriatypus! (SKOTTSBERG Schr.).] 


5. [Petrocallis pyrenaica R. B.; Kalkalpen, Gesteinsfluren; fac. RK—SK (Hohlkugel- 


kissen!) Herb.; von Scurérer (08) als »Hohlkugelpolster« bezeichnet; ähnlich 
auch Hutchinsia alpina L.; Hess (10)*.] 


[ Crassulaceae. | 
[Aichryson pulvinatum Burchard (Fedde, Repert. XIII 1913 p. 5. Endemisch auf 


Fuerta Ventura (Canaren) — Rosettenkissen (nach Photographie des Autors).] 


[Sempervivum. 
S. arachnoideum L., Felsenxerophyt des kalkarmen Gesteins der Pyrenäen, Alpen und 


Karpathen, bildet dichtgedrängte Kissen aus kugelförmigen, gedrängten Rosetten 
(ScCHRÖTER 08*), die aber mehr oder weniger unabhängige Einzelindividuen 
darstellen, also ein Gesellschaftskissen! — Andere Arten ähnlich.] 


Saxıfragaceae. 
4. Donatia; subantarktisch-neuseeländische, moorbewohnende, hart- und dichtblättrige, 


holzige, Schopfflachpolster oder Kissen. 


*D. fascicularis Forst; Sümpfe der Subantarktis; »dichtgeschlossene hartblattrige 


Polster«, i. B.; Reicne (93); Engl. u. Prantl III. 2 a. Seite 65*; vertorfend! 


[*D. Novae-Zelandiae Hook. f.; Hochmoore Neuseelands; fac. i. B.; RK mit finger- 


dicken Säulchen! Blätter am Grunde der Scheide seidenhaarig, Diets (97)*.] 


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Versueh einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 635 


2. Saxifraga. 


*8. 
eS. 
FS. 
+3 


75. 


2: 
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75, 
75 
EI 


androsacea L., Alpen; fac. Rosetten- bis Schopfpolster; Herb. 

aphylla Strnbg. (stenopetala Gaud.); Alpen; fac. SK; Herb. 

aretioides Lap.; Cantabrien; harte i. B, RVK; Herb. 

aspera L. var. bryoides L., Alpen, bis 4200 m, Gesteinsfluren; i. B; RVK; 
u. a.; SCHRÔTER (08). 

caesia L.; Alpen, Gesteinsfluren, seltener Felspflanze; i. B; RVK und Über- 
gänge zu lockeren Schuttpflanzenformen; Herb. — Blätter rasch ganz zerfallend; 
humöses, auf Schutt mehr anorg. Füllmaterial. Saugwürzelchen dringen in 
dasselbe ein. 


. columnaris Schmalh,; Kaukasus; i. B, RVK; Schmalh. Ber. d. d. bot. Ges, 


(1892) X*, 


. Cordillerarum Pres! (= caespitosa Wedd.); Anden von Peru bis Feuerland; 


bes. var. Bonplandi Don (= andicola HBK. Nov. gen. VI tab. 519), vergl. auch 
WEDDEL 1857, Tafel 71). i. B. RVK. 


. decipiens Ehrh. var. grönlandica (L.) Lange; forma compacta Koch; 


Mitteleuropa, Arktis; RK; Herb.; Wanmine (09)*. 


. diapensioides Bell.; W.-Alpen; i. B.; RVK; Herb. 
. Eschseholtzii Sternbg.; Behringsstraße; i. B; RK; ENGLER und PRANTL 


II 2a S. 53*, 
exarata Vill. u. Varietäten; Alpen, Gesteinsfluren; i. B.; RVK—SK; Herb.; 
sehr humöses Füllmaterial bildend; Blätter schwarz verwitternd. 


. hemisphaerica Hook. f. et Thoms.; Himalaya; i. B.; RVK; Dıeıs 97. 
. Jacquemontiana Desn.; Himalaya bis 5400 m; i. B. RK; Jacguemont, Voyage 


dans l'Inde, Tab. 78. 


. imbricata Royle; Himalaya, bis 5000 m; i. B.; RVK; Herb. 
. marginata Strnbg.; Neapel, Griechenland; i. B.; RK (?) Herb. 
. moschata Wulf. var. compacta M.u.K.; Alpen, bis 4000 m; i. B.; RVK; 


Füllmaterial 500/, Humus; Scurérer (08) *var. ampullacea Ten.; Abruzzen; 
i. B.; RVK u. a.? Herb. 


. muscoides All. (= planifolia Lap.; Alpen, Gesteinsfluren; fac. SVK—F 


SCHRÔTER (08). 


. opposttifolia L.; Alpen; fac. i. B. RVK auf Gesteinsfluren; andere biolog. 


Formen (Nichtpolsterpflanzen) kommen vor, z. B. typ. Schuttpflanzenformen 
SCHRÔTER (08). 


. retusa Gouan.; Alpen und Pyrenäen; R—SVK; Herb. 
. Rocheliana Sternbg.; Banat, Siebenbürgen, Serbien, lockerer Turritellen-Typus; 


Herb. 


. scleropoda Somm. et Lev., insbes. var. nivalis S. et L., Kaukasus bis 3000 m; 


i. B.; RVK; Sommier et Levier, Enum. plant. 1870 in Caucaso lectarum, Acta 
horti Petrop. XVI (1900)*. 

Seguieri Sprengel; Alpen; fac. S—HK; Herb. 

saginoides Hook. f. et Thoms.; Sikkim bis 5600 m SK; Herb. 

Spruneri Boiss.; Parnass; i. B.; RVK; Herb. 

squarrosa Sieb.; Alpen; fac. S—HK; Herb. 

valdensis DC.; Savoyer Alpen; i. B.; RK; Herb. 

Vandellii Sternb.; Ostalpen; i. B. RVK; Herb. 


3. Saxifragella bicuspidata (H.B.K.) Engl; Feuerl. Anden — HF (Sxortspere schr.). 


Rosaceae. 
*Acaena confertissima Bitter nov. spec. var. 2ntermedia Bitter nov. var.; 


Patagonien; imbricatscheidiges, aus Turritellenkissen entstandenes Polster (RK) 


636 


H. Hauri u. C. Schröter. 


mit noch deutlich rosettiger Oberfläche; Spreiten sehr klein, fiederschnittig 
behaart, bald abfallend und die dicht geschindelten Scheiden übrig lassend. 
Hauptstamm stark holzig; (Herb. Ups.); »der extremste Polstertypus der Gat- 
tung« (SKOTTSBERG Schr. — [Folgende verwandte Arten dieser australen Gattung 
zeigen Annäherungsformen an Polster: A. tehuelcha Speg., Patagonien; 
A. Skottsbergii Bitt., ebenda; A. chamaegeron Bitt., Argentinien; A. chubuten- 
sis Bitt., Patagonien; A. pulvinata O. Ktze., Argentinien; A. tomentosa O. Ktze., 
Argentinien; (vergl. Bırter, G., die Gattung Acaena; Bibl. bot. Heft 74 I—III 
Stuttg. 4910 mit zahlr. Tafeln).] 


[Potentilla. Das Innere dieser Polster hat echten Polstercharakter, dichte Masse aus 


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erhaltenen Blatteilen, die Oberfläche dagegen zeigt stets die locker abstehen- 
den, großen Blätter, die die Pflanzen nicht als echte Polsterpflanzen, sondern 
als Kissen bezeichnen läßt. 


biflora Willd.; Arktis, Gebirge Asiens und Nordamerikas; »fast wie Moospolster 
aussehend« (Worr, Tu. Monograph. der Gattung Potentilla 1908 p. 70—74) 
subpulvinates Endglied der Turritellenreihe, von den gestielten Blättern bleiben 
die dicht imbrikaten Stipularscheiden erhalten, zum RK fehlt nur die geschlos- 
sene Decke, die gestielten Blätter stehen weit heraus. Nach Dies (schr.) ist 
aber P. articulata Franch., die zweite Art der Sektion Brflorae, an Kalk- 
felsen Yünnans, eine echte Polsterpflanze. 


crassinervia Viviani; Korsika, Sardinien; ausgesprochenes Turritellenkissen, die 
Türmchen 2—3 cm dick, mit schwarz gewordenen, verwitternden Scheiden 
bedeckt, zu 3—4 dicht gedrängt, 5—6 cm lang, aber die lebenden Blätter bil- 
den keine geschlossene Decke. Die var. veseosa Rouy et Camus bildet dichte, 
schwarze Massen voll Humus; Herb. Genev. 

grammopetala Mor.; endemische Felspflanze der Südalpen, lockeres Schopf- 
kissen aus 4—4,5 cm dicken Turritellen, die mit abstehenden oder reflexen 
scheidig verbreiterten Blattstielen samt Nebenblättern, die starr und braun 
geworden, dicht bedeckt sind. 

nitida L.; Alpen, Felspflanze, Schopfvollkissen mit lockerer Oberfläche; Herb. 
pulvinaris Fenzl; cilicischer Taurus, wie grammopetala; Wourr (1. c. p. 433). 
trullifolia, Hook. f.; Sikkim, Himalaya, 4800—5200 m, i. B. wohl Flachkissen, 
gehört nach Wolf (l. c.) zu Sibbaldia; Hooker I 1879. 

Vahliana Lehm.; Arktis; fac. Radialkugelkissen; Herb. 

Valderia L.; ae maritimes; wie grammopetala, aber dünnere pr age mit 
Ons Scheiden; Herb. eed 


[Dryas octopetala L. und integrifolia Vahl können als extremste Reduktionsform 


ihres Spalierstrauches bes. in der Arktis Horstflachpolster bilden.] 


Leguminosae. 
[Carmichaelia, Anarthrophyllum (siehe bes. Reicue (07) Taf. 47), Adesmia (bes. com- 


pacta Phil., Chile an der Schneegrenze), Onobrychis Echidna, Turkestan (rie- 
sige Luftkugelkissen!), Onobrychis cornuta Desv. ebenso, bis 1 m Durchmesser 
und 52 cm Höhe! Transkaspien, Kopet Dagh (Fiscuer v. WALDHEIM schr.), Ke- 
nedya microphylla und Acacia congesta (Westaustralien Diets (06) Astragalus 
angustifolius Lang (Peloponnes, siehe Prirze, in Engl. Jahrb. 1908*) u. a. 
sind Luftkugelkissen, Ononis vaginalis Vahl var. à, compacta Beguinot, Ly- 


ee a a rn 


6 ré 


bien, scheint ein Turritellenkissen (Bécuinor et Vaccarit, Contributa alla flora 


delle Libia. Roma 4941). *Lupinus Lyallii A. Gray, hochalpiner Endemismus 


auf Gesteinsschutt der Cascade-Mountains. N.-Am. bildet niedere Krautflach- 1 


kissen (leg. SCHRÖTER).] 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 637 


*Adesmia suffocata (Hook. f.) Speg. — Patagonien — i. B., RK. Polsterdecke 
aus ganz kurz gestielten silberhaarigen, dreizähligen Blättchen; die Spreite 
fällt ab und die anliegenden faserig verwitternden Scheiden bilden Columellen 
mit »Fasertunica« (Herb. Upsala). 


Oxalidaceae. 


Oxalis, Sekt. der » Alpinaec, »in ihren typischen Formen an die Rasen von Axorella 
erinnernde, REICHE (94). : 
*O. bryoides Phil.; Chile, Cordilleren, SK; GorseL (94) und Reicxe (93) (94). 
O. compacta Gill; Chile, Cordilleren, bis 4000 m; sehr harte RVK—RF; REIcHE 
(93) (94). 
O. exigua Phil.; Chile, Cordilleren, »niedrige feste Rasen«; REICHE (94). 
O. muscoides Phil.; Chile, Cordilleren; REIGHE (93) (94). 


Linaceae. 
Linum. 
L. arettotdes Boiss.; Kleinasiat. Gebirge; RK; i. B. Retcue (93); Borssier Fl. Or. 
Hae a. p. 857, 1867. 
L. Chamissonis Schiede; Chile, Cordillere; F (?) Retcue (93). 
| Huphorbiaceae] (?). 

[Succulente Euphorbiaceen (Gattung Æuphorbia) bilden Luftkugelkissen als Stamm- 
succulenten; MArLoTH (08)*. Einen besonders schönen Fall eines halbkugeligen 
Kissens von ca. 1,30 m Durchmesser bei 60 cm Höhe, mit dicht geschlossener 
Decke bildet CHAMBERLAIN von Euphorbia pulrinata ab (The Guide to Nature, 
Soud Beach, Conn. N.-Am. April 4913, p. 347 (Fig. 3).] 

| Empetraceae. | 

[Empetrum rubrum Vahl, ein subantarktischer Zwergstrauch Südamerikas erhält an 
stark windexponierten Stellen eine eiförmige, völlig kompakte Krone, die sich 
dem Polsterwuchs stark nähert (ein induziert pulvinoides Luftkugelkissen!). 
BIRGER (06*).] 

[Stackhousiaceae.] 

[Stackhousia pulvinaris F. Müll.; Mount Kosciusko, Südostaustralien »Polsterrasen«, 

SF; Diets (06); Engl. u. Prantl Ill. 5. p. 232*.] 
Malvaceae. 

Nototriche (= Malvastrum A. Gray, Subgenus Phyllanthophora A. Gr.) siehe bes. A. W. 
Hitt (09), etwa 67 Rosetten- oder imbrikatlaubige Polsterpflanzen vom Turri- 
tellentypus. Die Türmchen oft 3—4 cm im Durchmesser, die Blätter in toto 
eine Strecke weit erhalten bleibend und dann völlig abfallend, die Achse 
nackt zurücklassend. Die Blattlamina, bei den nicht pulvinaten Arten oft 
breit und flach, ist bei den extremsten reduzierten Polsterformen entweder 
auf ein kleines obovates Läppchen reduziert (N. clandestina) oder in zahreiche 
(bis 50!) kurze Keulchen zerteilt, die alle in einer Ebene endigen (N. pedatiloba, 
Hit Taf. 28, 12), einer breiten imbrikaten Stipularscheide aufgesetzt: ein höchst 
eigenartiges Mittel, ein reich zerteiltes Blatt zum Bestandteil einer geschlossenen 
Decke zu reduzieren! Gesteinsfluren der Hochanden Südamerikas (Ecuador, 
Peru, Bolivia, Chile, Argentinien) von 2500—5700 m, die Polster meist mit 
vulkanischer Asche vollgeblasen, Blätter meist stark behaart. — 24 Arten sind 
i. B.; RVK; sie bewohnen »vulkanische Asche oder kahle Hänge«. 


N. axorella A. W. Hill; Peru; i. B.; RVK; »kleine, harte Kissene; Hii (09)*, — 
N. coceinea A. W. Hill; Peru, 4600 m; i. B.; RVK; Hitt (09). 
*N. compacta (Gay) A. W. Hill; Chile, 3300 m; i.B.; RVK, »dichte und harte, 


wollige Kissen« ; Hırı (09), Weoper (57) Taf. 80 B*. 


638 H. Hauri u. C. Schröter. 


N. condensata (Baker) A. W. Hill; Peru; i. B.; RVK; Hitt (09). 
N. congesta A. W. Hill; Peru, 4500 m; i. B.; RVK, kleine, harte Kissen; Hırı (09). 
N. turitella A. W. Hill; Peru, Vulkan El Misti, 5000 m; i. B.; RVK, aus kleinen 
»Türmchen« gebildet, bis 5 cm hoch; Hitt (09)* 
und 45 weitere Arten von Hill als »pulvinat« bezeichnet. 


[ Violaceae. | 


[Hymenanthera dentata R. Br. var. alpina T. Kirk.; Neuseeland, Felsfluren; »Polster 
aus starken halbdornigen Stengeln<, also Luftkugelkissen (Cockayne, 401, 
ARROWSMITH). Die chilenischen Vrolae aus der Gruppe der » Confertaes REıcHEs 
(Engl. Bot. Jahrb. XVI (1893) S. 408) scheinen Turritellenkissen (V. Cotyledon 
Gilg) oder mono- bis polykorme Rosettenpflanzen (V. massauviotdes Phil.) zu 
sein; auch V. muscoides Phil. (Donatia und Phyllachne ähnlich) gehôrt wegen 
der langgestielten Blätter kaum zu den Polsterpflanzen.] 

[ Passifloraceae. | 

[Ademia (Echinothamnus). 

A. Pechuelir (Engl.) Harms; Südafrika; Stammsucculent, mit sehr dicht RT 
den Zweigen ein en Rien de MarLorTa (08) und EnsLer (40)*.] 


[ Cactaceae. | 


[Opuntia. Manche Arten bilden auf felsigen Terrainschwellen der Puna dichte, mit 
weißer Decke aus Stacheln und Haaren überzogene Massen aus gedrängten, 
blattlosen Trieben ohne Humusbildung (Herzosc, mündl. Mitt.) 

O. andicola Pfeiff. »Cactusformation« der Hochanden d. nördl. Argentiniens, bis 
3500 m »beinahe meterweite halbkugelförmige, kompakte Polster« (Fries 05*). 

O. floccosa Salm-Dyck; Peru, Punas; polsterartiges F; WEBERBAUER (41)*. 

O. grata Phil. wie andicola (Fries 05*). 

O. lagopus K. Schum.; Peru, Punas; »hochgewachsene dickfilzige Kissen«, K; 
WEBERBAUER (414 )*. 

OÖ. Ovallei Gay; Peru, Punas; Stammsucculent, nach WEDDELL eine höckerige, 
dicke, abgeplattete Masse, also wohl Flachkissen; GoEBEL (94).] 

Thymelaeaceae. 

4. Drapetes. 

*D, Diefenbachii Hook. f.; Neuseeland, Steppe, »Fell-fielde, »dicht polsterförmig, 
moosähnlich«; i. B.; HF; Engl.-Prantl III, 6a, p. 244; Cockayne (10, Arrow- — 


SMITH). | 
*D, muscosus Lam.; Südchile, Falklandinseln, Heide; »Teppiche<; i. B.; F; Reicue — 
(93), Birser (06). — Die Blättchen lösen sich in ein feines Bündelnetz auf und | 


fallen zuletzt ab. (Herb. Stockholm; Photogr. eines Polsters ded. LinpMAn). 
[2. *Pimelea sericeo-villosa Hook. f.; Neuseeland, Gesteinsfluren; dichte Luftkugel- 


kissen; Herb.] t 

[ Oenotheraceae. | è 

[£pilobium confertifolium Hook. f.; Neuseeländische Inseln, Mount Kosciusko (Südost- | 

Australien) »kleine Polsterrasen«; Diets (06). i 
Umbelliferae. 


1. Apleura nucamentacea Phil.; Südamerika; wohl i.B.; K; Reiche (93), À 
2. Axorella!), subantarktische und andine Charaktergattung : Kerguelen, Neuseeland, Auk- | 
lands- und Falklandsinseln, Cordilleren von Feuerland bis Quito, bis 5000 m hoch, j 

4 


4) Von den Axorellen gehören nach Reicue, DuséN und namentlich SKOTTSBERG 
(Die Gattung Bolax, Englers Bot. Jahrb. Bd. 48, 1912, Beiblatt 107) die zwei Arten Bovei 
und glebaria zu der Gattung Bolax Commerson (1789), die von Asa Gray (1854), DRUDE 


| 
# 


Versuch einer Übersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 639 


vom Meeresstrand bis zum ewigen Schnee. Die typischen Polsterpflanzen sind 
entweder Moorpflanzen oder Xerophyten der Fels- und Windwüsten. -- Diese 
Gattung zeigt wie Raoulia unter den Compositen eine Reihe von Übergängen 
von ganz lockerem, ausgebreitetem Wuchs (A. Hookeri Drude, Endemismus 
Neuseelands; A. irsfolvolata Clos.; A. Ranunculus D’Urv.; A. trilobata Dusen) 
durch lockere Rasen (A. Ameghinoz Speg.) bis zu den dichtesten, festesten riesen- 
großen Polstern einer A. madreporica Clos. und einer A. Selago Hook. fil, 
deren mehrere Meter breite Polster nach ScHenck (06) weit über 100 Jahre alt sind! 
Auch innerhalb derselben Art kann der Wuchs stark variieren: so erwähnt 
GoEBEL (93 IL. S. 36) bei A. crenata eine lockerrasige Form feuchter Standorte 
und eine Héhenform mit kompakten Rasen. Parallel mit der Reduktion der 
Internodien und damit mit der zunehmenden Kompaktheit geht die Reduktion 
des Blattes von einem solchen mit gestielter und gelappter Spreite bis zu 
einer kleinen Schuppe. — Als immergrün wird von Fries (05) ausdrücklich 
A. monanthos bezeichnet. 


A. aretioides H. B. K.; Anden von Ecuador, 4200 m, i. B.; RVK; H. B. Kunrx 

Nov. gen. V. Tab. 424. 

. bolactna Clos.; Chile, andine Region, wohl gute Polsterpflanze; MEIGEN (93). 

. Bovei Spegazzini (Pl. Fueg. coll. 58; 1882) ; (= Bolax Bovei(Speg.) Dusén) » Bolax- 

Heide« und »Polsterboden« auf Feuerland; i. B. RVK. Sxorrspere (1. c. u. 09). 

* À. bryoides Phil.; Chile, i. B.; RVK; WEBERBAUER (41). 

A. caespitosa Cav.; Chile, Argentinien; Feuerland, Falklandinseln; verwitterte 
Sandsteine an der Meeresküste, »Gleiterde«e der Anden SKoTTsBERG (40) RVK; 
SKOTTSBERG (06 u. 43), GoEBEL (94). Die Schwammbildung der verwitternden 
Blätter an den dicken Columellen ist hier besonders gut: die dicht gepackten 
bleibenden Scheiden liegen aufrecht dem Stengel an, die von ihnen im Winkel 
abgehenden, horizontal liegenden netzig zerfaserten Spreiten bilden ein dichtes 
schwammiges Bündel. — Herb. Laus. 

A. columnaris Wolff (Subgen. Pteroplewra, Wolff); Anden Bolivias; »pulvinos 
latissimos densissimos formans rami confertissimi columnares, pentagoni vel 
prismatici<, also i. B.; RVK; Ensrers Jahrb. 40. 1908 p. 288. 

A. compacta Phil.; Chile, andine Region; sehr harte Polster RVK; ReicueE (00). 

[ A. concolor Rendle; Patagonien, Gebirge, »kleine, nicht sehr dichte Rasen bildende, 
am nächsten mit /ycopodioides verwandt; RENDLE, Journal of Botany (1904); 
DusEn (08).] 

*A. corymbosa Pav.; Cordilleren von Peru; (?); Bruchstücke, Herb. 

A. crenata var. compacta; Anden; fac. RK; GoEBEL (94). 

*A. diapensioides A. Gray; Peru; i. B.; RVK; Scarmper (98), WEDDEL (57)*. 

A. filamentosa Lam. var. maritima Skottsberg; Falkland, Feuerland; bildet 
harte mit Sand gefüllte Polster; i. B., RVK (Sxorrssere schr.). 

*A. Galliesiè Hook. et Arn.; Südamerika; ?; harte, ausgebreitete Polster; am Ufer 
der Bäche; Herb. Laus. — Die kleinen, dicht imbrikaten Blätter haben eine 
breite Scheide und eine ganze kurze 3-zipflige Spreite, erstere bleibt als weiß- — 
liche, schwammige Masse lang erhalten, die Spreite löst sich bald in ihre drei 

‚ Nerven auf, an deren Enden noch ein kleines Parenchymläppchen sitzen bleibt. 


by be 


(4892) und anderen eingezogen und mit Axorella vereinigt worden war. SKOTTSBERG weist 
nach, daß die Gattung Bolax namentlich durch ihren petaloiden Kelch und das Vor- 
kommen von Sternhaaren sich scharf von Axorella unterscheide. Unsere Axorella gle- 
baria (Comm.) Asa Gray muß also Bolax gummifera (Lam.) Sprengel heißen und Axo- 
rella Bovet Speg. ist Bolax Bovei (Speg.) Dusen. 


640 


A. 


H. Hauri u. C. Schrôter. 


glabra Wedd. ; Gebirge Perus; Rosetten HVF; WEBERBAUER (41), WEDDEL (4857)*. 


A. glacialis Phil.; Südamerika; nach kurzer Diagnose Weppes 4857 Polster- 


* A, 


pflanze. 

glebaria (Com.) Asa Gray (A. caespitosa Vahl non Cav., Bolax glebaria Com., 
B. gummifera (Lam.) Sprengel); Fälklandinseln, Feuerland, trockenere Standorte 
vom Meeresstrand bis in die alpine Stufe; »Bolax-Heide« Duséns u. SKOTTSBERGS, 
i. B. RVK; BIRGER (06), Reiche (07)*; Domin (08)* Hooker Ikonogr. plant. (1842, 
Tab. 492)*, Dus£n (98), SKOTTSBERG (06*, 09). — » Der Durchmesser der Bolaxpolster 
ist 5—7 cm bis mehrere Meter; letztere sind gewöhnlich halbkreisförmig oder 
konisch. Fast immer dürfte jedes Polster ursprünglich aus nur einem Indi- 
viduum bestanden haben. Später kann ein solches Polster in mehrere Teile 
zerfallen, dadurch daß sein mittlerer Teil abstirbt. Nur wenige Phanerogamen 
dürften sich mit so geringer und schwer zu erlangender Nahrung begnügen, 
oft hängt ein gewaltig großes Bolax-Exemplar an einem sonst völlig kahlen 
Felsen, wobei es seine Wurzeln in die Felsritzen hineintreibt.« (Bırcer 1. c.) 


. laevigata Phil.; Chile; Cordilleren, Schneetälchen; Necer, REICHE (97). 
ESA: 


lycopodioides Gaud.; Chile, Falklandinseln, Magellanstraße; Bergrücken und 
Felsen; z. T. locker R—S, F; Bircer (06), Scuhenck (05), GOEBEL (94).] 


. madreporica Clos.; Chile, Venezuela; Paramos; harte i. B.; RVK; GoEBEL 


(94), MEIGEN (94), Engler und Prantl III, 8, p. 134*. 


. monanthos Clos.; Chile, Argentinien, hochalpine Wüste (Puna) der Anden, 


bei 5000 m (Azorella-Formation im nördl. Argentinien, v. 4500—5200 m 
Fries 4905); i. B.; RVK, Blätter abstehend, steif, hart, borstlich, lange 
erhalten bleibend, erst sehr spät in nervenführende Lappen zerschlitzt, 
viel anorganisches Füllmaterial, kein Autosaprophytismus. Vom Sandgebläse 
des Windes manche Partien abgestorben und gescheuert. Blühende und 
sterile Triebe verschieden: erstere mit viel kürzeren Nadeln, die flach liegen 
und eine geschlossene Decke bilden; sterile Triebe mit aufrecht abstehenden, 
bis 4 cm langen, stechenden Nadeln, die keine geschlossene Decke bilden; 
Herb. Laus. 


. patagonica Spegazzini, var. compacta Sp.; Patagonien; i. B.; RVK; SPEGAZZINI, 


Ann. Mus. Buenos-Ayres VII. 4902. 


. pedemontana; Ecuador, Anden; i. B. ?, Herb., kleine Bruchstücke. 
. pedunculata Lam.; Ecuador, Anden; 4200 m i, B.; RVK; HBK, Nov. gen. 


F, Tab. 425. sub Pectophytum. 


. prismatoclada Dom.; Bolivien; RVK (?); Domin (08)*. 
. pulvinata Wedd.; Anden von Ecuador; i. B., K oder F (?); Herb., kleine 


Bruchstücke. 


. Selago Hook f.; Patagonien, Falkland, Kerguelen, Heard-Insel, Feuerland, 


Maquarie; Windwüste, Azorella-Tundra, Felsflur, feuchtkaltes Klima; i. B.; RVK; 
TERNETZ, ScHENCK (05* u. 06*), Schröter (08)*, Domın (08)*, Hooker, Flor. 
antarct. 2. Tab. 99, Werth (06* u. 44*) SKoTTSBERG (09). 


. Weberbaueri Wolff (subgen. Schixeilema [Hook.]) Drude); Peruan. Hochanden, 


4600 m, in der Polster- u. Rosettenformat. — Engl. Jahrb. Bd. 40 (1908) S. 207. 
Polsterpflanze wohl auch: A. nervosa Phil.; Chile; ?; und A. apoda A. Gr. 
Bei den untersuchten Arten: A. caespitosa, Güliesii, monanthos, pulvinata, 

erhalten sich im Füllmaterial besonders lange und gut die Bastfaserstränge der 

Blätter; bei A. lycopodioides das ganze Blatt; bei A. glebaria, corymbosa 

und pedemontana bilden die Blattzipfel krümeliges Füllmaterial, der Rest des 

Blattes erhält sich teilweise. Humöses Füllmaterial enthalten wohl die meisten 

Arten, 


d 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 641 


Schöne Abbildung eines Axorella-Polsters in A. W. Hitt: Notes on a jour- 
ney in Bolivia and Peru, in The Scottish Geogr. Magazine May 1905 p. 257. 


3. Laretia. 

*L, acaulis (Cav.) Gill et Hook f.; Chile, andine Region, Patagonien; VHF, obere 
Blätter nicht sehr dicht anliegend, keine geschlossene Decke bildend »sehr 
harte Polster«; »Gazons compactes de 30—50 cm de diametre« (WıLczeEk, Col 
Tinguiricica ca. 3000 ms. m.). Deckenpflanze der Axorella-Formation voll 
Steinchen und Sand, Autosaprophytismus; MEIGEN (94); ReıcHE (00); WEDDELL 
(57)*, Dusen (08), Hooker Bot. Misc. III p. 329, Tab. 65, 4833. Die Blätter sehr 
schwarz, vertorfend, die Bündel als Fasern gelegentlich besser erhalten, dicke 
schwarze Turritellen bildend. 

*L. compacta Reiche; Chile, andine Region; K; Retcue (00). — Herb. Laus. 

4. Mulinum. 

M. crassifolium Phil.; Wüste Atakama; Argentinien, 3—4000 m, » Axorella ähn- 
liche; Drupe in Engl.-Prantl IIL 8. p. 435. 

*M. cryptanthum Clos. var. pulvinare Chod. et Wilezek; Anden Argentiniens, 
2900 m; harte, dichte, kompakte, mit Sand vollgeblasene, bis 4 m breite und 
sehr hohe Polster auf den Steinen bildend; abgestorbene Partien werden von 
den benachbarten lebenden überwallt wie bei Amabasis. Wie bei dieser 
brechen auch hier die obersten Zweigglieder leicht heraus, einen Trichter von 
Scheiden hinterlassend; i. B.; RVK; Herb. Laus. — Weit hinabgehende Blatt- 
erhaltung, wobei die dreizipfligen Blätter eine eigentümliche, harte Struktur 
annehmen und dornartig vom Stengel und den Zweigen abstehen; die ver- 
witterten Scheidenreste liegen hell auf den schwarzen holzigen Stengeln. 

Auch M. lycopodiopsis Speg. und Valentin? Speg. sollen nach SKoTTSBERG (schr.) 
echte Polsterpflanzen sein. 

[*M. cuneatum Hook. et Arn.; Chile; SK; Herb. 

M. leptacanthum Phil.; Chile, trockene Geröllhalden, polsterartiger Wuchs; ?; Ne- 
GER (97).] 


[Ericaceae (?) wohl nur Luftkissen.] 
[1. Gaultheria caespitosa Poepp.; Chile, Cordilleren; ?; RetcHE (93). 
2. Pernettya crassifolia Phil.; Chile, Vulkan Osorno; ?; ReıckE. 
> pumila [L. fil] Hooker) — MagellanstraBe. — Gaud. An. sc. nat. ser. I 
vol. 5, p. 102 4825*.] 


Epacridaceae. 


Dracophyllum. 

*D, muscoides Hook. f. (= D. minimum F. Müll); Neuseeländische Alpen, 
Australien; i. B.; RVK—RK; Drets (97)*. 

*D. politum (Chesemann) Cockayne; Neuseeländische Alpen, torfbildend; fac. 
RVK vom Fichtentypus; Cockayne (09)* — Blätter hart, steif, glänzend, wie 
Fichtennadeln, zuletzt fast unverwest abfallend. 

Diapensiaceae. 
*Diapensia lapponica L.; Arktis; fac. RK, aus »Luftkugelkissen« entstehend. 
Primulaceae (vergl. Pax u. Knutu, Primulaceen, in: Das Pflanzenreich IV, 237, 


1903). 
4. Androsace. Von den vier Sektionen beherbergen Chamaejasme und Aretia Polster- 
pflanzen, 
[A. Sectio Chamaejasme. Mehr oder weniger lockere Kissen aus zusammengedrängten 
Rosetten; nicht imbrikatlaubig; keine Säulchen. 
A. longifolia Turcz.; Mongolei. 


Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 41 


642 H. Hauri u. C. Schrôter. 


A chamaejasme Hort, var. coronata Watt und wmaflora Hook. f.; Himalaya, 
ferner var. carinata (Torr.) R. Knuth — Cascade-Range, Colorado. 

A. villosa L., var. bisulca (Bur. et Franch.), R. Knuth, China; var. *dasyphylla 
(Bunge) Karel. et Kiril.; verbreitet. 

*A. carnea L.; eurasisches Hochgebirge; felsige Standorte der Gebirge Ost- 

serbiens; (2); (ADAMOVIC 98). 

*A. Harrissvi Duthie, Himalaya; dichtrasig, aretienähnlich; aber Sprosse unter- 
warts nackt. Herb. 

A. obtusifolia All. var. aretioides Gaud., Alpen. 

A. mucronifolia Watt. var. uniflora Knuth, Himalaya.] 

B. Sectio Aretia. Von den 28 Arten dieser Sektion sind nur drei nicht polsterförmig, 
die polsterbildenden verhalten sich verschieden. 
a. Typische imbricatlaubige »säulchenbildende« RVK, »helvetica«-Typus, meist 
auf europäischen Gebirgen. 
A. *cylindrica DC; *helvetica Gaud.; hirtella Duf.; ambricata 
Gaud.; pyrenaica Lam.; ferner bryomorpha Lipski, Pamir 
etwas weniger typisch; typisch säulchenbildend ferner: A. arctica 
Cham. et Schlecht., Behringstr. (1. c. p. 200*); A. caespitosa 
Lehm., Nordpersien; A. Vegae R. Knuth, arkt. Ostsibirien; 
b. Keine kontinuierlichen Säulchen bildend, sondern Blatter rosettig in Blatt- 
kugeln gehäuft. 

a. Blattkugeln persistent, Triebe bis unten beblättert. 

4. Blattkugeln dicht gereiht (also i. B.). Arten aus dem Himalaya. 

A. Selago Klatt (Pax u. Knuth l.c. p. 200*); éapete Max.; globifera 
Duby; Poissonii R. Knuth; Apus Franch.; ferruginea Watt. 
[2. Blattkugeln locker gereiht, in Abständen; aus dem Himalaya. 
*A. Lehmanni Wall. (1. c. p. 200*); squarrosula Max.; muscoidea Duby 
(l. c. p. 200*) 

8. Blattkugeln abfallend, also Rosetten nur am Ende der Sprosse. Æ lockera 
Kissen von Radial-, Schopf- oder Horsttypus. »Alpina« -Typus; europ. 
Gebirge; manche nähern sich echten Polstern.] 

* A. pubescens DC.; [*evliata DC.; Wulfeniana Sieb; *Charpentieri Heer, 
Hausmanni Leyb;] *alpina Lam.; [Mathildae Lev.] 

Bei den Radialvollkugelpolstern im allgemeinen mehr humöses Füllmaterial 
sich vorfindend, Typus »helvetica«, bei den übrigen mehr anorganes, durch 
Wind- und besonders Schuttströmung oder Schuttfall hineingekommenes (Typus 
»alpina«). Blätter recht verschieden rasch verwitternd bei verschiedenen 
Exemplaren, 

2. Dionysia, 20 Arten in den Gebirgen Persiens, Kurdistans und Afghanistans, wovon 

44 ausgesprochene, dichte RK mit i. B. 

*D. bryoides Boiss.; Persien; i. B. RVK wie Androsace helvetica; Herb. 


D. tapetodes Bunge; Afghanistan und Nordpersien; i. B. RVK; Pax u. KNUTH 
(l.c.p.462*); ferner D.rhaptodes Bunge; heterochroa Bunge; Michauxii« 


(Duby) Boiss.; zanthina Bornm.; curviflora Bunge; aretioides (Lehm.) 
Boiss., Pax und Knuth (1 c. p. 165*); Lissarica Lipski; peduncularis 
Bornm.; diapensifolia Boiss. 
[3. Douglasia. . 

D. arctica Hook. f.; arktisches Nordamerika; wie untenstehende, aber Rosetten 
weniger dicht gereiht, Pax und Knut. | 

D. montana A. Gr.; Felsengebirge; RK mit rosettig gehäuften Blättern; Pax 
und Knura (I. c. p. 470*). 

*D. Vitaliana (L.), Hook. f.; Spanien, Pyrenäen, Alpen, Abruzzen; lockeres HF; Herb.] 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 643 


| Plumbaginaceae. | 
[4. Acantholimon. : 

A. Echinus Bunge; Kleinasiatische Steppe; Luftkugelkissen; ZEDERBAUER (noch 
mehrere Arten Luftkugelkissen bildend, so besonders A. diapensioides Boiss. 
vom Pamir (OsTENFELD schr.). 

2. Armeria. Die Grasnelken bilden Turritellenkissen mit dicht gedrängten imbricat- 
scheidigen Blattern, aber zum echten Polster fehlt die geschlossene Decke; die 
langen grasähnlichen Blätter bedingen habituelle Ähnlichkeit mit Grashorsten. 

*A. caespitosa Boiss.; Gebirge Spaniens; SK; Herb. 

A. vulgaris Morris var. Sardoa; Gebirge sidi geschlossene Matten und win- 

dige offene Felsvegetation; (?); Herzoc (08). 
*A. multiceps Wallrot; alpine Stufe Korsikas; ganz wie Plantago insularis und 
oft mit diesem verwechselt; Herb. Genev. 
*A. sibirica Turcz.; Sibirien, Arktis; Herb.] 
| Gentianaceae (?).] 
[Gentiana (der polsterähnliche Wuchs ist nirgends obligatorisch). 
*G. bavarica L. var. imbricata Schleicher; Alpen, Triften; SF; Herb. 
*G. pumila; Alpen; Rosetten — SK — F; Herb. 
ferner: 

G. armervoides Griseb.; Gebirge Chiles; »dichte niedr. Polster« (Rosetten SF-Kissen) 
WEBERBAUER (14)*; REICHE (00). 

G. sedifoka H.B.Kth.; Gebirge Chiles; »dichte niedrige Polster«; REICHE (00); 
nur fac. Polster nach WeppELL (Taf. 52).] 


Polemoniaceae. 


Phlox; Sektion Pulvinatae (alle Nordamerika). 
*P. caespitosa Nutt. var. condensata Gr.; Felsengebirge; i. B.; SK; Herb. 
Ferner: 
bryordes Nutt.; Douglasii Hook.; Hood Richards.; muscotdes Nutt. 
Borraginaceae. 
4. Eritrichium. 
*E. nanum Schrader; Alpen; Geröllfluren, seltener Felsspalten; SVK—SK 
SCHRÔTER (08). 
E. villosum DC.; nordsibirische Tundra; Arktis; fac.; ebenso; Herb. 
Bei E.nanum Blätter lange erhalten bleibend, schwarz werdend und all- 
mählich zu humösem Füllmaterial verwitternd. 
2. Myosotis. 
M. Hookeri Clarke; Himalaya; i. B.; SVK; DreLs (97); RAUNKIAER (07). 
M. uniflora Hook. f.; Neuseeländische Gebirge; i. B.; RVK; Dıeıs (97)*, 


Verbenaceae. 
Verbena. 
V. axorelloides Speg.; Anden Patagon. RK vom Axorella-Typus (SkoTTsBERG 
schr.). 

*V. caespitosa Gill. et Hook.; Chile, Cordilleren; dichte Beblätterung, »dornige 
Polster«, REICHE (93, 97), »eine Verbena, so kompakt,. dichtgedrängt und kurz- 
gliedrig, daß man ein Polster von gepreßtem Leder vor sich zu sehen glaubte, 
(GissFELDT: Reise in den Anden von Chile und Argentinien (1888 p. 465 u. 458). 

*V. minima Meyen; Peru, Bolivia i. B.; RVK; dichtes, hartes, mit Erde kompakt 

-gefülltes Hartpolster, mit ganz ebener Oberfläche aus Myriaden von 2—3 mm 
messenden Triebenden mit gekreuzten Schuppenblättchen, die in einer 2 cm 


41* 


644 | H. Hauri u. C. Schröter. 


dicken Polsterrinde erhalten bleiben; weiter nach innen besteht das Polster 
aus nackten, holzigen Zweigen mit viel erdigem Füllmaterial.. 
V. Silvestrii Speg.; wie axorelloides (SKOTTSBERG schr.). 

[*V. wniflora Phil.; Chile, Cordilleren; ein dichtgedrängter Spalierstrauch, von 
oben als dichte Decke erscheinend, aber unter derselben fehlt jegliches Füll- 
material zwischen den Zweigen; Reicue (93); Herb. Boiss, 

V. Wilezeki Chodat; Hochanden Argentiniens, wie vorige, eine Decke aus dicht- 
gedrängten Teilpölsterchen bildend; Herb. Laus. 
V. patagonica Speg.; Patagonien; leg. Dusén; Herb. Stockholm.] 
Solanaceae. 
[1. Lycium humile Phil.; Wüste Atakama, steinige Orte; Luftkugelkissen (?); Retcue (07).] 
2.*Benthamiella montana Dus.; Südamerika; i. B. RK; halbkugelig, bis 2,5 dm 
im Durchm.; Blätter fichtennadelähnlich, oft locker; Dusén (08)*. (Herb. Stock- 
holm; Phot. des Polsters ded. Linpman). 
B. patagonica Speg..; Patagonien; mit voriger nahe verwandt; Dusen (08). 
Ferner nach SKoTTsBEre (schr.) folgende Arten nach demselben Typus: 
B. acutifolia Speg.; axorelloides Speg.; longifolia Speg.; Norden- 
skiöldii N. E. Brown et Dusen; pycnophylloides Speg.; alle auf den 
Anden Patagoniens. 
3.*Saccardophytum pycnophylloides Spegazzini (Nova Addenda ad flor. pat. 
4902). Patagonischer Endemismus. — i. B. RVK; Aretia-Typus! Dickliche, kleine, 
behaarte, durch Luftgehalt weißl. schimmernde Blättchen, die Stengel in 
dichten Spiralen schuppenartig bedeckend, in toto weit herab erhalten bleibend, 
Hauptachse 9 mm dick, holzig (Herb. Stockhölm; Material u. Phot. des Polsters 
ded. Lınoman, auch Herb. Upsala). | 
*S. axorella Skottsberg nov. spec. Patagonien, 1200 m ü.M.; i. B. RVK; | Axo- 
rella-Typus, mit prachtvollen Columellen, sonst wie vor. »Bildet ausgedehnte, 
harte Polster auf steinigem Boden wie eine Axorella oder Bolax« (SKOTTSBERG 
schr.; Herb. Ups.). | 
Scrophulariaceae. 
[1. Calceolaria pinifolia Car.; Chile, Cordillere; »dichte starre (wohl Luft-?) Kissen<; 
REIcHE (07).] 
2. Veronica. ‘ 
V. ciliolata (Hook.) Benth, et Hook. (= Pygmea ciliata Hook.); Neuseeland; 
»densissime pulvinato-congesta foliis dense imbricatise; i, B. RVK; BENnTHAM 
et Hooker, Genera plant. Vol. II pars 2, p. 964 (1876). . 
*V. pulvinaris (Hook. f.) Benth. et Hook. (= Pygmea pulvinaris Hook.); Neu- 
seeland, Gebirge; i. B.; filzig; RVK; Diets (97)*. 


Blätter sich ziemlich lang erhaltend, dann braun werdend und zu Füll- 


material zerfallend. 
Plantaginaceae. 
Plantago. 


P. barbata Forst. subantarktische Inselfelsen oder feuchte Orte; fac. SF.; Hooker, | 


Fl. antarct. 2 Tab. 124. 
*P, borealis Lange; Arktis; S.; Herb. 
P. carinata Schrad.; Südafrika, Strandfelsen; RK; Herb. 


P. Gayana Dene.; Chile, nur andine Region an nassen Stellen »Polstermassenc; — 


MEIGEN (94). 

P.oxyphylla Speg., wie semperviv. — Patag. (SKoTTsBERG schr.). 

P. paueiflora Hook.; Chile, Araucanien, Hochanden; polsterartiger Wuchs (?); 
NEGER (97). 


“ain RFA ED ik 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 645 


P. pulvinata Speg.; barbata-Typus, aber fester! (SKoTTsBERG schr.). 
P. rigida Kth.; Peru, andine Region; Rosetten HVF (?); WEBERBAUER (41). 
P. sempervivoides Dus.; Patagonien; locker; fac. RVK aus daumendicken Colu- 
mellen mit dicht geschindelten, bleibenden, nadelförmigen Blättern; DusEn (08)*. 
*P, subulata L.; var. insularis Gren. et Godr.; Corsica, Sardinien; Matten und 
offene Felsvegetation; »ausgedehnte Polster«; dichtes RF, von einem Punkte 
2 ausgehend; Blätter ganz kurz, borstlich in einer Fläche endigend; zuletzt 
bleiben noch die Scheiden erhalten; starker Autosaprophytismus; HErzoG (08); 
Herb. Genev. 
*P. suleata L.; var. pungens Lam.; Mediterrane Länder; SK; Herb. 
P. tubulosa Dene.; Chile, Cordillere; »dichte niedrige Polster«; F(?); ReıcuE (00). 
P. uncialis Dene.; Cordillere, Peru, Chile. Patagonien;(?); Reıcne (97). 


Rubiaceae. 
Li. Galium leucocarpum DC; Chile, nur andine Region, nasse Stellen; K—F (?); 
MEIGEN (94).] 
2. Oruikshanksia glacialis P. u. E.; Anden von Peru, Patagonien; fac. i. B. RF (Skorts- 
BERG Schr.). 
[3. Hedyotis (= Oldenlandia) Speg.; Chile, andine Region; ?; Reiche (93).] 
Valervanaceae. 
(siehe GRAEBNER, Die Gattungen der V., Engl. bot. Jahrb. Bd. 37 (4905). 
GRAEBNER trennt von Valeriana folgende Gattungen ab: 
4. Aretiastrum (DC., als Sect. v. Valeriana). 

A. Aschersonianum Graebn,; peruanische Anden 4500 m; i. B.; RVK; »feste, 
harte, fußgroße Polster«; WEBERBAUER (11). \ 

À. aretioides Graebn. (= Valeriana a. H.B.K. = Phyllactis a. Wedd.); Anden 
von Ecuador und Columbien 3700 m. »Hygrophile Polsterpflanze der Paramos«; 
i. B.; RVK; Drews (97). 

A. sedifolium Gr. (= Valeriana sed. D’Urv. = Phyllactis sed. Wedd.); En- 
demisch auf den Falklands-Inseln; i. B; RK; Fichtentypus; die Blätter lockerer 
stehend, dicklich, weit herab bleibend, zuletzt bis auf eine schmale Basalpartie 
abfallend; (Herb. Ups.). 

[2. Stangea Erikae Graebn.; peruanische Anden, 4700 m; »blumenkohlähnlich, zahlreiche 
dichtgedrängte Rosetten fleischiger Blätter und sitzende gedrängte Inflores- 
cenzen<, Rosettenkissen (!); GRAEBNER (05).] 


Campanulaceae. 
4. Lysipoma (Unterf. der Lobeliaceae); andine Gattung mit meist lepidophyter Be- 
blätterung. 
L. aretioides H.B.K; Anden Perus; i. B.; HVK—F; H.B.K. Nov. gen. II, Tab. 267. 
L. muscoides Hook. f.; Paramos, Neugranada, bis zur Schneegrenze: i. B.; HVK 
bis F; WEDDEL (57)*. 
EL. lycopodioides ist keine Polsterpflanze (GoEBEL schr. entgegen Drecs, 97). ] 
2. Prismatocarpus (südafrikanische Gattung). 
P. subulatus DC. var. alpina; Gebirge Südwestkaplands; »analog Polytrichum- 
rasen«; MARLoTH (02) (08). 
3. Roella (südafrikanische Gattung). 
R. museosa Thunbg.; Gebirge Südwestkaplands; »moosartig«; MARLOTH (08). 


[ Goodeniaceae. | 
»Polsterpflanzen« der Sandheide Südwestaustraliens nach Diers (06); dichte Luftkugel- 
kissensträucher oder halbstrauchig. (Siehe Krause: Goodeniaceae und Bru- 
noniaceae in Engl. Pflzreich IV. 277, 277 a (42).) 


646 H. Hauri u. C. Schrôter. 


Tl‘. Leschenaultia formosa RBr. var. oblata (Sweet) Pritzel; Südwestaustralien; »runde 
dichte Polster«; Dies (06)* (siehe bei Emblingia!). 
2. Scaevola. 
S. humifusa D.Vr. var. pulvinaris Pritzel; Südwestaustralien; lockere Flachluft- 
kissen; Dies (06)*. | 
S. paludosa R.Br.; Südwestaustralien; »runde, dichte Polster«; Drets (06).] 
Candolleaceae (Stylidiaceae), hygrophile Polsterpflanzen Südamerikas, Neuseelands 
und der Subantarktis. 
Phyllachne. 

*Ph. clavigera F. Müller; Neuseeland, subantarktische Inseln Neuseelands, Auck- 
land und Campbell-Insel; Moore und Sümpfe; i. B.; RVK; Säulchen mit langen, 
schmalen, keulig verdickten Blättern und sitzenden Blüten; Autosaprophytismus! 
Cockayne (09); Hooker Flor. ant. II tab. 28. | 

Anm.: Dieses dichte Polster wuchs nach Cockayne (09) in feuchter Luft 
rasch zu einem lockeren Busch aus. 

*Ph. Colensoi Hook. f.; Neuseeland, physikalisch und physiologisch trockene 
Standorte; i. B.; RVK; Cockayne (09, 42). | 

*Ph. uliginosa Forst. (= Forstera muscifolia Willd.); Südchile, Sümpfe; 
i. B., RVK; »ausgezeichnete Polsterform« (ReıchE 93) Lamark Tabl. encyclop. 
tab. 741; ENGLER-PRANTL IV. 5. S. 82*, 

Die beiden letzten Arten mit weit hinein erhaltenen Blättern, die durch 
teilweise Verwitterung eine humöse Masse liefern. 
Calyceraceae. | 
[Moschopsis trilobata Dus.; Südspitze Amerikas; i. B.; lockere RK aus dicken Tur- 
ritellen, von den dreilappigen Blättchen dicht umhüllt; Dusén (08;] 
Gamocarpha andina Speg.; Patag. Anden; dichte große Polster bildend (Sxorrs- 
BERG Schr.). 
Compositeae. 
Anmerkung: Die bekannten Wollballen der subnivalen Stufe des Himalaya (nach 
Diets [schr.] jetzt auch aus West-China bekannt!). Saussurea gossypiphora 
D. Don und Crepis glomerata Dene. sind durchaus keine Radialkugelpolster, 
sondern monocaule Rosettenpflanzen (einjährig nach WALLIcH, zweijährig oder 
perennierend nach Hooker) mit einfachem, dickem verkürztem Stengel, dessen 
bis 42 cm breitem abgeflachten bodennaben Ende zahlreiche Blütenkôpfchen 
(bei Crepis über 100!) aufsitzen; die zahlreichen, dichtgedrängten Rosetten- 
blätter sind in einen dichten Filz bis 3 cm langer Wollhaare eingehüllt und 
schließen vor der Blüte zu einem kugeligen Wollballen zusammen; (siehe die 
Abb. in Watticu, Plantae rariores asiat. II tab. 138, (Sawsswrea) und JacguE- 
MonT Voy. bot., tab. 107 (Orepis). | 
4. Abrotanella. Hochmoorpolster der Subantarktis. 

*A,emarginata Cass.; Feuerland, Falklandinseln, Bolax-Heide, Astelia-Moor, 
Berggipfel, relativ trocken; i. B.; RK; moosartige Rasen; die zweizipfligen, 
weißknorpligen Blattspitzen lange erhalten bleibend; BırsEr (06). 

*A. forsterioides Cass. (= Scleroleima forst. Hook. f.); Tasmanien, Berggipfel; 
i. B.; RV(?)K resp. F (»sieht auf Tasmanien etwa aus wie Selene acaulis und « 
dürfte sich ähnlich verhalten«. Diets schr.); »immense, meterbreite flache, grüne 
Decken« (Hooker), aus lycopodioid beblätterten Sprossen mit lange in toto 
erhalten bleibenden Blättchen; GoEBEL (91), Hooker, Lond. Journ. of Bot. V. 
tab. A4*, | 

A. inconspicua Hook. f.; feuchte Stellen der neuseeländischen Gebirge; »moos- 
ähnliche Rasen vom Axorella-Typusc; i. B.; RK; Drets (97). 


? 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 647 


À. rosulata Hook. f.; an steilen Felswänden der Berggipfel der Campbell- 
Insel, Aucklandsinseln; »dichte, harte Polster«, » Androsace-ähnlich!«, Blätter 
lederig bis hornartig, kahl, nach dem Axorella-Typus Columellen bildend; 
— i. B. RVK — Hook. Fl. Antarctica I., p. 25, Tab. XVIII. 

Ferner: À. linearifolia Asa Gray und A. submarginata Asa Gray, kleinere 
flachere Polster bildend (SKoTTsBErG schr.). 
2. Antennaria. — 

* A. andina (Poeppig) A. Gr. (Sect. Mnzodes); Peru; i. B.; SF; A. Gray: Proc. Am. 
Ac. Sc. 1862, S.138 — Ein ausgebreitetes Schopfflachpolster (»Parallelpolster«) 
mit 5 mm dicken, rein zylindrischen Columellen aus dicht gepreßten, stark 
behaarten spateligen Schuppenblättchen (Typus »veget. Schaf.«), die in toto 
erhalten bleiben. Diese vertikalen Säulchen sitzen reihenweise langen, lockerer 
beblätterten, nichtwurzelnden, niederliegenden Schopftrieben auf. — Herb. 

* À. caespitosa Boiss.; Spanien; SV(?)K. 
* A. muscoides Hook. f. et Thoms.; Himalaya; HF; Drets (97). 
-3. Artemisia minor Jacqu.; Tibet, bei 5500 m i. B.; RK.; Hooker Bd. III. 82. 
4.* Atractylis caespitosa Desf.; Sahara-Atlas; rosettiges RHF (wohl selten RVK); Herb. 
[5. Brachycladus caespitosus (Phil.) Speg.: Patagonischer Endemismus; i. B; RK—F. 
Rosettenkissen! (SkottsserG Schr. u. Herb. Ups.)]} 
6.*Bryomorpha Zeyheri Harv.; Gebirge des Südwestkaplands, auf Felsboden; i. B.; 
RK; »Form der Moospolster«, monotyper Endemismus; MARLoTH (08), ENGLER 
(40*). 
7. Celmisia; Neuseeland, Australien; neben Nichtpolstern und lockeren Arten (z. B. 
©. discolor Hook. f., ©. Walkeri T. Kirk und C. viscosa Hook. f) auch gute 
Polster: 
*C. sessiliflora Hook. f.; Neuseeland, »Fellfields«; i. B.; RKV; Cockayne (12). 
*C. argentea T. Kirk; Endemismus Neuseelands und Stewart Islands, Gesteins- 
fluren der Gebirge; i. B.; RK.; Herb.; ziemlich lockere, fichtenzweigähnliche, 
aber weißfilzige Columellen; Blätter ziemlich rasch zerfasernd; Cockayne (09, 
Stewart-Ins.; 42). 
Wohl noch andere Arten! 
[8. Chaetantera. 

Ch. pusilla (Poepp. et End.) Benth. et Hook.; Anden Chiles; einjähr. RK; ENGLER- 
PRANTL V. 5. p. 348; Scuimper (98)*, WEDDELL (55)*. 

Ch. chilensis (Remy) Benth. et Hook.; Anden Chiles, 3200 m; ?] 

9. Culcitium sessile Speg.; Cordillere Patagoniens; i.B, F. (Skorrspere schr.) Andine 
Gattung! 
[10. Erigeron. | 

E. andieola DC.; Chile, andine Region; »polster- oder deckenförmig«; REICHE (93). 

E. aureus Greene; hochalpiner Endemismus auf Gesteinsfluren der Cascade Moun- 
tains, N.-Am., bildet fakultativ dichte Rosettenkissen. 

E. pulvinatus Wedd.; Bolivien, Punas; Rosetten in K; Scummper (98); WEDDELL (55).] 

44. Haastia. Endemische systematisch isolierte Gattung Neuseelands mit vier eng 
lokalisierten Arten alpiner Gesteinsfluren. 
*H. pulvinaris Hook. f.; Neuseeland, Gebirge; i. B.; RVK; Diets (97); SCHRÔTER 
(08). 

H. recurva Hook. f.; ebenso; Diets (97). 

H. Longanii Buchan.; ebenso. 

H. montana Buchan.; ebenso. 

[12. Helichrysum. 
*H. caespititium Sond.; Südafrika, trockenere Partien des karroiden Hochlands 
Luftkissen und SK mit ziemlich imbrikater Beblätterung; MarLoTa (08). 


648 H. Hauri u. C. Schrôter. 


*H. frigidum Willd., Corsika, Felsen der Gebirge; lockere Schopfkissen bis Luft- 
kissen, mit schmalen, imbrikaten, bis ganz herab erhaltenen Blättern, deren 
Indument aber verloren geht; Herb. Gen. 

H. grandiceps Kirk (= Leucogenes grandiceps Beauv. comb. nov.); Neuseeland; 
wollige Decken, F (?); Diets (97). 

H. microphyllum (Hook. f.) Benth. et Hook. f.); Neuseeland, typische Felspflanze; 
»behaarter cupressoider Strauch, mehr oder weniger polsterförmig«, also wohl 
Luftkugelkissen!; (CockAYnE (10), ARROWSMITH). | 

H. Newii Oliver; Kilimandscharo, über 4000 m; »niederliegendes Polstere, (?); 
ENGLER (95). 

H. Selago (Hook. f.) Benth. et Hook. f.; wie macrophyllum.] 

43. Lucilia. 

*L. aretioides (Wedd.) Schultz-Bip.; Peru, Hochanden, steiniges Gelände bei 
mittlerer Feuchtigkeit; i. B.; RVK—HF Wesersaver (14); die dicken, zylin- 
drischen Columellen erinnern ganz an Raoulia; die in toto erhalten bleibenden 
Blättchen lôsen sich plôtzlich ganz ab. ihe N 

*L. evacoides Schultz-Bip.; Cordilleren Perus; wie vor.; Herb. Boiss.; ScarmPer (98)*, 

*L. radians Benth; Quito, Ecuador; wie vor.; Herb. Boiss. 

L. tunarensis (0. Ktze) K. Sch.; Peru, Hochanden; VK; WEBERB. (44). 

*L. Schultzii Wedd.; Anden Bolivias, 5000 m; wie aretioides; Herb. Boiss. 

[14. Nassauvia pymaea P. v. E., N. Ameghinoi Speg. u. a. Arten dieser südamerik. 
extratrop. Gattung bilden dichte, flache Luftkissen (SKOTTSBERG schr. u. Herb. 
Ups.] 

15. Oriastrum pusillum Poepp. u. Endl.; Hochanden Chiles; RVK; Scuimper (98). 

16.*Pterygopappus Lawrenei Hook. f. (= Maja compacta Wedd. nach BEAuvErD [schr.)); 
Cordilleren Perus, Hochmoore Tasmaniens; i. B.; VF; WeppeLL (55)* Taf. 27 u. 
Hook. II. tab. 58*. 

Blätter als ganze, häutige Gebilde sehr gut erhalten bleibend bis weit 

hinein in die Polster. à 

47.*Perexia [pilifera Hook. et Arnott; trockene Orte der argentinischen Anden; niedere, 
dichte Rasen (Luftkugelkissen) aus gedrängten Turritellen mit lange erhalten 
bleibenden, zuletzt faserig verwitternden, dicht anliegenden Blättern; VF; 
Herb. Laus.] 

P.sessiliflora Speg.; Anden; dichte halbkugelige Polster von 40—25 cm 
DM. bildend; i. B. RVK — (SKOTTSBERG schr.). 

18. Raoulia; nach CockayNE 17, nach BEAUvErD 20 neuseeländische Arten und außer- 
dem noch 4—2 in Australien; Cockayne (44) charakterisiert sie folgender- 
maßen: 

»Sie bilden Flach- und Kugelpolster (»patches« or »cushions«) mit prinzipiell 
derselben Wachstumsweise und allen Übergängen. Stets gehen alle Zweige 
von einem Punkte aus, dem Kopf eines holzigen Stämmchens, das sich nach 
unten in eine tief hinabsteigende Pfahlwurzel fortsetzt. Sie verzweigen sich 
reichlich und dicht und vom Verhältnis der horizontalen und vertikalen Aus- 
dehnung der Sprosse hängt es ab, ob Flachpolster oder Kugelpolster ent- 
stehen. Alle haben Füllmaterial: die Kugelpolster organisches, die Flach- 
polster anorganisches. Die Blätter sind = imbricat, wollig behaart oder 
kahl und lederig. Autosaprophytismus spielt bei den humushaltigen Polstern 
eine große Rolle. 

>Die Arten von Raoulia zeigen eine interessante, epharmonische Formen- 
reihe, ausgehend von den raschwachsenden, kriechenden Decken oder Matten 
von À. tenuicaulis Hook. f, mit ihren offenen, mesophytischen Blättern an 


"As nu NU Ce CENT 


at es? tu À 
É Pr 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 649 


Sämlingen und Folgesprossen und endigend mit den hochdifferenzierten 
dichten, wolligen Massen der »vegetabilischen Schafe« (R. eximia; Goyeni usw.) 
Bewohner der windgefegten und sonnendurchglühten Felsen der Alpen. Man 
sieht leicht ein, wie die heutigen Arten aus mesophytischen kriechenden 
Kräutern sich entwickelt haben, durch den Einfluß xerophytischer Bedin- 
gungen, die sie auf neubesiedelten xerophytischen Stationen fanden, oder 
was wahrscheinlicher ist, in einer trockenen Klimaperiode.« (CockAynE 11, 
S. 119.) 

Den innern Bau des echten Polsters von R. Haastiz, der wichtigsten Be- 
wohnerin der subalpinen Flußkiese, schildert Cockayne folgendermaßen: 

»Die Blätter sind am Ende der äußeren Zweiglein gehäuft; die beblätterte 
Partie der Sprosse ist 9 mm lang, eventl. kürzer. Die Blätter sind kahl, 
lederig mit scheidiger Basis, die Spreite etwas konkav. Ein Längsschnitt 
durch das Kissen zeigt folgende fünf Schichten: zu äußerst eine sehr schmale 
(9 mm mächtige) Zone mit lebenden Blättern, eine zweite, etwas breitere mit 
toten Blättern, eine dritte 4—5 cm dicke voll Humus, eine vierte mit kahlen 
wurzelnden Zweigen und eine fünfte, innerste aus kriechenden, auf Sand oder 
Torf wurzelnden, auf Fels wurzellosen Zweigen« (also ein Vollhorstkugel- 
polster, HVK); man vergleiche die übereinstimmenden Zonen bei Carex firma 
in SCHRÖTER (08* S. 323). 

Diese Polster mit ihrem reichen Humus- und Feuchtigkeitsgehalt bilden 
ein ausgezeichnetes Keimbett für angeflogene Samen; die so entstandenen 
Epiphyten der Raoulia-Polster überwuchern dieselben bald und so tritt an 
Stelle dieser Pionierpflanzen bald eine reiche Vegetation auf den anfänglich 
wüsten Flußkiesen. 

BeavverD hat die Systematik einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Nach- 
dem er eine Zeitlang einen Teil der Arten dieser Gattung unter dem Namen 
Psychrophyton abgetrennt hatte (1940), zieht er in einer späteren Publikation 
(BEAUVERD 42) nun diesen Vorschlag wieder zurück und läßt Psychrophyton 
nur als Subgenus gelten. Er teilt demnach die Gattung Raowlza in die Sub- 
genera Hu-Raoulia und Psychrophyton; letztere entspricht der »Imbricaria < 
Benthams und Hookers. — Die letztere Gruppe besteht aus ausschließlich 
alpinen, felsbewohnenden Arten mit ganz dichtem Polsterwuchs, die erstere 
aus subalpinen Arten, die auch in der Ebene, z. T. am Meeresstrand vor- 
kommen und keine vegetabilischen Schafe bilden; sie sind z. T. typische Be- 
siedler der Geröllfluren. 

Die Raoulia-Arten können wir nach BEAUVERD, Cockayne, DIELS, GOEBEL, 
Hooker u. a. und nach Herbarmaterial etwa folgendermaßen gruppieren: 


['. Keine Polster bildend: 

*R. Chesemanni Beauverd (früher zu Monroi gezogen); Neuseeland; ist die am 
lockersten gebaute Art, von allen andern verschieden durch die zweizeilig 
beblätterten Kurztriebe. Bildet keine Polster. Brauverp (12)*, 

*R. subulata Hook. f.; Neuseeland 1200—2000 m; lockere flache Rasen, Blätter ab- 
stehend; keine Polsterpflanze; BEAuvern (40)*, 

R. tenuicaulis Hook. f.; Neuseeland 0—1650 m; »rasch wachsende, kriechende 
Decken oder Matten, besonders auf Flußkies«; Cockayne (08), BEAUVERD (4 0)*.] 
2. Mehr oder weniger lockere Flachpolster, mit Æ lockerer Beblätterung, bis zu 
Kugelpolstern mit dichter Beblätterung, aber ohne festen Schluß der Zweige: 

a) Subgenus Hu-Raoulia Beauv. 

*R. australis Hook. f.; Neuseeland, auch Stewart Island, 0—1500 m; auf Geröll 
der Flußbetten und der vulkanischen Schlackenwüste, Strauchsteppen und 


650 


H. Hauri u. C. Schröter. 


Felsen, selten auf Meeressand und Dünen; fac. i. B.; behaart; VHK; »niedere 
Polsterpflanze mit reich wurzelnden Stengeln und kleinen dichtgedrängten 
silberhaarigen Blättern«e. Cockayne, sehr variabel, z. T. nicht polsterförmig; 
Hooker (67), Cockayne (08)*, (10)*, BEAuvERD (10)*; ebenso die var. apice- 
migra Kirk; neuseeländische Steppe; Cockayne (10), BEAUvERD (12). 


*R. glabra Hook. f.; Neuseeland und Stewart Island, 0—1500 m; kahl, locker ¢e- 


+R. 


"IR: 


=, 


R. 


baut, abstehende Blätter; ?; BEAuvern (10)*. 

Haastii Hook. f.; Neuseeland; Pionierpflanze auf Flußkies, überwächst Steine 
von 60 cm Höhe und dient auffliegenden Samen als Keimbett; 300—1200 m; 
fac. i. B; RVK—HVF; Diets (97), NeGer (97), BEAUVERD (10)* (siehe oben!). 
lutescens (T. Kirk) Beauv.; Neuseeland; Flußkies, Steppe, 300—1800 m; 
i. B., RVK—SF; BEauverD (10)*, Cockayne (10 ARROWSMITH). 


. Monroi Hook. f; Neuseeland; Steppe, Flußkies, 0—1150 m; i. B.; Hohl SK—F; 


andere?; Hooker (67), COCKAYNE (10, ARROWSMITH), BEAUVERD (12)*, 


. subsericea Hook. f.; Neuseeland, 300—4600 m, Tussock-Steppe; locker imbri- 


kat?; Cockayne (10), BEAUVERD (10)*. 


. Parkir Buchan.; Neuseeland, 750—1800 m; i. B., behaart; fac. RVK; Diets (97), 


BEAUVERD (10, 42). 


. Petriensis Kirk; Neuseeland, um 1500 m; i. B., sehr zart behaart; RVK; 


BEAUVERD (40%, 12%). 

b) Subgenus Psychrophyton Beauverd (= Imbricaria Benth. et Hook.) nur 
in der alpinen Stufe: 
Hectori Hook. f.; Neuseeland, 1200—1950 m; i. B., kahl; RVK; BEAUvERD 
(10, 12). | 
Youngii Hook. f.; Neuseeland, 1250—2000 m; behaart, aber wohl nur lockere 
Decken bildend ?; BEAuvErn (12). 


3. Typen des »Pflanzenschafs«, »vegetable sheep«, dichte, völlig geschlossene, wollige 


* Fe. 
R. 


=. 


+. 


RVK mit i. B., bis 2 m im Durchmesser; nach Cockayne alle zum Subgenus 
Psychrophyton Beauverd gehörend: 

bryoides Hook. f.; Neuseeländische Alpen; behaarte i. B.; RVK; BEAUVERD (12). 
Buchanani Kirk em. Beauverd; ebendort, 1200—1600 m; ebenso; BEAU- 
VERD (10, 42*). 

eximia Hook. f.; ebendort, auf vorstehenden Felsen in der Geröllflur eine 
svegetable- sheep subassociation« bildend (Cockayne 40*, ARROWSMITH): 4350 
bis 2000 m; ebenso; Digits (97), BEAUVERD (10)*, CockayNE (10)*. 

Goyeni Kirk; endemisch auf Stewarts Insel, 400—1500 m; auf subalpinen 
Felsen und subalpinen Schuttfeldern; physikalisch und physiologisch trockene 
Standorte (CockAynE 42 p. 24); ebenso; Cockayne (08)*, BEAUvERD (10, 42). 


*F. grandiflora Hook. f.; Neuseelands Gebirge, 1000—1800 m; i. B.; Rosettenpolster 


De 


TR. 


bis FH (aber auch locker; seidig behaart); Dies (97), BEAuvERD (40)*, CocKAYNE 
(10 ARROWSMITH). d 
mamillaris Hook. f.; Neuseeland, 1200—2000 m; ebenso; GoEBEL (94), 
Diets (97), BEAUVERD (40%). 
rubra Buchan.; Neuseeland, Nordinsel, = 1500 m; ebenso; behaart; BEAUVERD 
(10, 42). | 

Die Blatterhaltung der Raoulza-Polster ist im allgemeinen, soweit an 
Herbarbruchstücken zu konstatieren, eine auf mehrere Zentimeter in das 
Polster hineinreichende, gute. Rasch verwittern die Blätter bei den lockeren 
Formen aller Arten. Schlechte Erhaltung wurde an solchen Formen besonders 
konstatiert bei R. Monroi, australis und tenuicaulis, an Zweigen lockerer, 
kaum mehr polsterförmiger Exemplare, 


— haie me ‘2 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 651 


Gute Erhaltung zeigen durchweg die Psychrophyton-Arten und zwar meist 
so, daß die Epidermis mit dem dicken Wollfilz erhalten ist, das Blatt selbst 
vertrocknet und häutchenartig geworden ist, und nur noch die besonders an 
der Spitze sich verzweigenden Nerven enthalten sind, Die dichte Häufung der 
filzigen Blättchen läßt eine sehr kompakte Oberfläche zustande kommen, die 
bei R. Goyent so kompakt wird, daß ein Abschleifen der Oberflächenpartien 
wohl durch Windwirkung erfolgen kann, wodurch sich ähnliche Figuren 
bilden wie bei Anabasis aretoides: kleine Kreise von soliden Stengelresten, 
umlagert und durchwirkt von gepreßten, auf die gleiche Oberfläche ab- 
geschorenen Haaren (beobachtet an einem Polster von etwa 40 auf 45 cm 
Durchmesser in der Sammlung des bot. Museums der eidgen. techn. Hochschule 
Zürich, leg. Cockayne). 

19. Senecio. 

*S. evacoides Schultz-Bip.; bolivianische Anden bis etwa 5000 m; Schopfpolster 
mit wenig im Innern erhaltenen Blättern, aber ziemlich dicht; SK; Herb. 
S. Lyalli Klatt; Neuseeland, Moore; »Polsterpflanze« (?); Diets (97). 

20. Tanacetum gossypium Hook. f. et Thomson; Sikkim Himalaya; die hôchst- 
steigende Blütenpflanze Sikkims, bis 5500 m u.M.; »dichte kompakte Polster<, 
mit sehr dicht imbrikaten seidenhaarigen Blättern, also wohl i. B. RK? 
(Hooker 80, Bd. 3). 

24. Werneria. 

W. spec.; Peru, Puna; wohl F?; Diets (97). 
W. aretioides Wedd.; Peru, Anden; HK—F und Übergänge zu Gesellschafts- 
polstern; WEBERBAUER (41)*, 
*W.brachypappa Benth.; Peru; wie humilis; Herb. Boiss. 
*W.humilis H.B.Kt.; Pichincha; i.B.; RK aus fingerdicken ganz kahlen Colu- 
mellen von 40 cm Länge und 2—3 cm Dicke; Herb. 
*W. purpurea Benth.; wie vor., aber behaarte Blattscheiden; Herb. Boiss, 


5. Statistik der Polsterpflanzen. 


Polsterpflanzen kommen in folgenden Familien vor: 


Polster- Radial- 
Familie pflanzen | vollkugel- 


in () Zahl der Gattgn. überhaupt polster 


Cyperaceen (2). 
Centrolepidaceen (1) 

Juncaceen (3) . . 

Liliaceen (2). 

Iridaceae (4). . 

Chenopodiaceen (2) . 

Aizoaceen (A). . 

een (9). . . … . . ee 

Mabyopuyilaceen (42)..:: .:, . . ..... 49 28 


DD = N a + © 
= NV © à = © 


Ranunculaceae (2) . 
Crueiferem (2)... . . 
Saxifragaceen (3). 
Rosaceae (2). . 
Leguminosae (1) . 
‘Oxalidaceen (4). . 


652 H. Hauri u. C. Schrôter, 


D sh terre 
———$<——$—$—$—$$— ree ee a ee en. 


Familie Polster- Radial- 
pflanzen | vollkugel- 
in ( ) Zahl der Gattgn. überhaupt | polster 


Linacedn ud HER ARE 2 1 

Malvaceem (4) 902204 2, Lee & 21 24 

Thymelaeaceen (1) . Lad 

Umbelliferen (4) 

Epacridaceen (1) . . 

Diapensiaceen (4) . 

Primulaceen (2) . 
4 


34 47 


bo 
CO = wo 
bo 
D = wo 


a Vet l'ENA NO er et ra 


Polemoniaceen (4). Meere. 5 0 
Borragmaceen. Wa), 13, a ef 4 4 
Verbenaceen (4) . RATE TRUE 4 4 
Solanaceen (2) . 9 9 
Scrophulariaceen(t)an cts ine 2 2 
Plantaginaceen A(t) .uaegor 4. In 2.300 13 3 
Rubisceae(M)s..% sur We. eal ae 4 0 
Walerianaceen (1), avabemieiies oe! 3 3 
Campanulaceen (3)... . 4 0 
Candolleaceen (41). . . . . . 3 3 
Calyceraceen (1) . 1 0 
Compesiten 5) Kan. rail sun Da 33 

In 34 Familien mit 78 Gattungen | 338 | 200 


Die Wuchsform der Polsterpflanzen tritt also in 34 Familien und darin 
in 78 Gattungen auf, die extreme des Radialvollkugelpolsters oder ver- 
wandter typischer Formen sogar in 26 von diesen 34 Familien. 


6. Standorte und geographische Verbreitung 
der Polsterpflanzen. 
Eine statistische Zusamenstellung der echten Polsterpflanzen der obigen 
Liste nach ihrer geographischen Verbreitung ergibt folgende Zahlen: 


Polsterpflanzen davon typ. Radialkugelpolster 
u. verwandte typ. Formen 


Arktis MERS . . . + «+ ‘2,700 ( 9 Arten)  3,00/5 ( 6 Arten) 
Nordamerika (bes. Rocky ana. . . 24% ( 8 Arten) 1,00) ( 2 Arten) 
Afrika (Sahara, Saharaatlas und kaplän- 

dische Gebirge) . ..... 2...2,90%0 ( 10 Arten) "2,507, | 5 Arten) 


Asien (insbes. Himalaya und ae. 
tische Hochwüsten, Kleinasien, 


Kaukasus)! . 2... . 16,0 % ( 54 Arten) 24,0 0/, (48 Arten) 
Europa (Alpenländer, Mittelgellirge, Ban 

Italiens und Spaniens Gebirge) . . 44,9 0/5 ( 40 Arten) 42,50/, (25 Arten) 
Neuseeland, Kerguelen und Australien (letz- 

teres arm!) . . . . . . . . . . 43,60/9 ( 46 Arten) 17,0 0/6 (34 Arten) 
Südamerika (bes. andines Gebiet, Pata- 

gonien, Falklandsinseln) . . . . . 50,5 (470 Arten) 40,00/, (80 Arten) 


Total 337 Arten 300 Arten 


ST 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 653 


Weitaus am reichsten ist also Siidamerika, und zwar insbesondere durch 
andine und subantarktische Formen!); in Neuseeland und der Subantarktis 
sind teils die Windwüsten der Inseln, teils die Gebirge Neuseelands be- 
sonders reich. Einige besonders polsterreiche Genera tragen zu dieser 
Häufung auf der australen Hemisphäre ganz wesentlich bei: (Raoulia 20, 
Axorella (inkl. Bolax) 23, Nototriche 21, Draba 16, Colobanthus 12, Bent- 
hamiella 7, Verbena 7, Eudema 6, Abrotanella 6, Pycnophyllum 4, 
> Oreobolus 4 Arten). In Eurasien sind es ausschließlich die Gebirge mit 
ihren Saxifraga (26), Androsace (18), Draba (14), Dionysia (11) Arten. 
Die überwiegende Mehrzahl der Polsterpflanzen sind also Oreophyten, in 
den Niederungen der Tropen fehlen sie vüllig, nur in den Campos Bra- 
siliens finden sich Annäherungsformen. Die auffallende Armut Nordamerikas 
und Afrikas dürfte auf historischen Gründen beruhen, denn »pulvinaten- 
giinstige« Standorte fehlen nicht. 

Von Interesse ist ferner die Betrachtung der Verteilung der Polster- 
pflanzen unter die verschiedenen ökologischen Klassen, die 
nach natürlichen Standorten gruppiert sind. Wir schließen uns in der 
Darstellung in der Hauptsache an Warmine an (Oecology of plants 1909). 

Gewisse ökologische Gruppen enthalten gar keine Polster. (WaRMING 
l. c. p. 136, Class I, II, V, VIII, XI, XII), andere nur vereinzelte (Class VII, 
IX, X, XIII), einige wenige besonders viele (III, VI und besonders viele IV). 

Für den Polsterwuchs ist besonders fraglich, wie wir sahen, ob er 
eine xerophytische Anpassung sei. Also werden wir besonders zu beachten 
haben, ob xerophytische Standorte vorgezogen werden. Wenn uns auch 
lange nicht für alle Polsterpflanzen Standorte bekannt sind, so lassen sich 
doch im folgenden einige allgemeine Aussagen darüber machen, auf Grund 
der Angaben unseres Verzeichnisses. | 

Zunächst mag eine Ubersicht über die hauptsächlichen Standorte 
gegeben sein: | 

Physikalisch feuchte Standorte sind vielfach von Polsterpflanzen 
bewohnt. Es kommen in Betracht: 

Salzbéden: Salicornea pulvinata, Puna Nordargentiniens. 

Küstenfelsen (Colobanthus, Plantago, Raoulia | Eu-Raoulia)). 

Von Mooren sind insbesondere diejenigen Neuseelands, Südamerikas und 
der subantarktischen Inseln reich an Polstern, besonders vom Moostypus 
und Scheidentypus, meist aus subantarktischen Genera (Oreobolus, Gaimar- 
dia, Distichia, Phyllachne, Pterygopappus, Lyallia, Donatia). In den 


4) Im Feuerlande finden sich auf der »Bolax-Heide« förmliche Häufungen von 
Polsterpflanzen: so fand Skortsgerg (09) auf dem waldlosen Gipfel eines 400 m hohen 
Hügels an der Tekenikabucht (im hygrophilen Waldgebiet Feuerlands) einen »Polster- 
boden« aus folgenden Arten: Bolax Bovei, Astelia pumila, Axorella lycopodioides, Colo- 
banthus subulatus, Donatia fascicularis, Drapetes muscosus, Gaimardia australis, Orio- 
bolus obtusangulus und Phyllachne uliginosa. 


654 H. Hauri u. C. Schrôter. 


eurasiatischen und nordamerikanischen Hochmooren fehlen echte, siphono- 
game Polster; die Hochmoor-Bülten sind teils Torfmoose, teils Tussocksäulen 
(Eriophorum vaginatum), teils Luftkissen (Erzcaceen). 

Schneetälchen und Quellfluren der Hochgebirge, besonders der 
Cordilleren, nicht aber der Alpen (Arenaria, Patosia, Distichia, Oxychloë, 
Calandrinia). 

Naßkalte Feinschuttböden der Hochgebirge (Androsace alpina). 

Nasse Stellen allgemein (stets kalter, nie warmer Klimate) (Plan- 
tago, Colobanthus, Axorella, Lyallia, Abrotanella). 

Hierher wohl die Paramos Südamerikas (Azorella, Aretiastrum). 

Auch die Pflanzen arktischer Gebiete dürften in der Vegetations- 
zeit vielfach feuchte Standorte aufweisen. 


Die Pflanzen dieser Standorte fallen in Warmines Klassen der Oxy- 
lophyten und besonders der Psychrophyten. In diese beiden Klassen 
fallen fast alle Pflanzen der südamerikanischen Gegenden, der subantarktischen 
Inseln und arktischen Gebiete, viele Neuseelands, im ganzen weit über 
die Hälfte der uns bekannten Polsterpflanzen, weil auch noch 
viele alpine Hochgebirgspflanzen dazukommen. Eine Trennung der Oxylo- 
phyten und Psychrophyten ist untunlich, da Kälte und Säure des Bodens 
in diesen Gegenden oft kombiniert sind. »Naßkalter Torfboden« (also naß, 
kalt und sauer!) ist das Substrat der Assoziation des »Polsterbodens« nach 
SKOTTSBERG. 

Will man den Polsterwuchs als xerophytische Anpassung auffassen, 
so ist eine nähere Erklärung des Vorkommens der Polster an den genannten 
Standorten nötig. 

Zwei prinzipiell verschiedene Erklärungen sind möglich: 


1. Ökologische Erklärung: Der Boden ist »physiologisch« trocken 
(ScHimpEr u. a.); durch Kälte, Humusreichtum, Salzreichtum, Sauer- 
stoffarmut, oder Wirkung schädlicher Bakterien (Scuımrer, Daca- 
NOWSKI U. a.) _ 

2. Historisch-phylogenetische Erklärung: Die xer OR EEE Merk- 
male sind früher in anderen Gegenden bezw. Umständen entstanden; 
die Pflanzen kônnen aber nach Veränderung von Gegend oder Um- 
ständen auch auf den neuen Standorten aus irgend einem Grunde 
leben. Nur endemische Pflanzen zeigen die primären, direkten An- 
passungen (SCHWENDENER, Ges. Mitteil. Bd. I, S. 374 ff.). 


Einen Vermittlungsversuch zwischen beiden US hat STEEN- 
ström (Flora 80; 4905) gemacht. 

Diese Erklärungen würden also den Polsterwuchs als nn 
Merkmal auffassen lassen. (Über weiteres vergl. Kap. III des Anhangs bei 
Haurı 1912.) 

Eine groBe Zahl von Polsterpflanzen besiedeln Standorte, die mehr 


Versuch einer Ubersicht der siphonogamen Polsterpflanzen. 655 


oder weniger eine Vermittlung zwischen physikalisch nassen und trockenen 
Böden bilden, aber physiologisch meist auch trocken sein dürften: 

Hierher wohl viele der Pflanzen von Hochgebirgen, die nicht die 
schon genannten feuchten Standorte besiedeln, von denen uns nur das Vor- 
kommen in bedeutenden Höhen der Gebirge bekannt ist: 

Hochandine, hochalpine und Pflanzen des Himalaya, der persischen, 
neuseeländischen, afrikanischen und nordamerikanischen Gebirge, soweit 
sie nicht Felspflanzen sind. 

Hierher ferner im allgemeinen die Geröllfluren der Alpen (Saxi- 
fraga, Draba, Eritrichium u. a.), der Rocky Mountains (Paronychia pul- 
vinata, Arenaria obtusa) der Anden (Mulinum, Axorellen) und Neusee- 
lands (Raouha z. T., Haastia); speziell auch Schutthalden, steinige Orte 
usw. 

Schon typischer auch physiologisch trockene Standorte bewohnt Scir- 
pus paradoxus auf den brasilianischen Campos. (Kein Polster, ein »Säulen- 
kissen«.) 

Auch physiologisch trocken dürften ferner sein: Heide (Oreobolus, 
Drapetes); Sandheide (Leschenaultia, Scaevola, nur kissenbildend!); Sand- 
boden überhaupt und vulkanische Aschenböden (Nototriche). Xero- 
phytische Standorte bewohnen ferner: 

Pflanzen des Felsbodens (Bryomorpha, Helichrysum); Pflanzen 
felsiger Abhänge (Oreobolus, Gavmardia); typische Felspflanzen 
(Androsace, Potentilla, Draba, Thylacospermum, Saxifraga, Axorella, 
z. T. Raoulia). Für manche dieser Felspflanzen ist besonders der mangelnde 
Schneeschutz an den windgepeitschten Standorten im Winter eine xero- 
phytische Bedingung !). 

Eigentliche Trockenwüsten bewohnen wenige Polsterpflanzen (bestes 
und fast einziges Beispiel Anabasis, Kieswüste; ferner genannt Mulinum 
in der Wüste Atakama, Atractyhs im Sahara-Atlas). 

Die Windwüsten der subantarktischen Inseln zeigen oft reine Polster- 
pflanzen-Assoziationen: so Axorella Selago auf den Kerguelen, deren Klima, 
durch starke Windwirkung und niedere Sommertemperatur ausgezeichnet, 
Werra (06) geradezu als »Azorellen-Klima« bezeichnet. 

Von diesen Pflanzen gehören die Felspflanzen zu Warmines Litho- 
phyten, die Sandböden, Sand usw. bewohnenden Pflanzen zu seinen 
Psammophyten, wenige nur zu seinen Eremophyten, die meisten auch 
der hier genannten zu den Psychrophyten. 

Für alle siphonogamen Polsterpflanzen ohne Ausnahme ist ein licht- 
offener Standort conditio sine qua non: Wälder, Gebüsche usw. entbehren 
der Polsterpflanzen, und bei Beschattung löst sich oft der Polsterwuchs 


4) Siehe namentlich die Ausführungen über Androsace helvetica bei M. OETTLI, 
Ökologie d. Felsflora, Zürich 1901. 


656 H. Hauri u. C. Schröter, Versuch einer Übersicht usw. 


oder der beschattete Teil stirbt ab (Werra, 14* Fig. 4), ebenso fehlen sie 
auf rein hydro- und hygrophilen Standorten, die der physiologischen Trocken- 
heit unverdächtig sind: in fließenden oder stehenden Gewässern. Kälte 
und Humusreichtum als Grund physiologischer Trockenheit kombiniert 
mit physikalischer Feuchtigkeit scheint die besten Standorte für sie zu 
liefern, dann aber auch windoffene und besonders auch im Winter schnee- 
freie Stellen alpiner Gesteinsfluren, echte Trockenwüsten und Wind- 
wüsten subantarktischer Inseln. Immerhin beherbergen die rein xefophy- 
tischen Standorte nur wenige Prozente aller Polsterpflanzen. 

Mesophytische Standorte mit mittlerer Feuchtigkeit ausschließlich 
bewohnen Polsterpflanzen nicht, doch gehen sie gelegentlich an solche 
Standorte, wie Rasen, Triften usw. der verschiedenen Länder über. 
und Sileae Pal a typische alpine Beispiele.) 

Oft sind die einzelnen Arten derselben Gattung ganz vergehikden in 
der Wahl der Standorte (vergl. besonders Oreobolus, Saxifraga, Axorella, 
Androsace). 


. 
a a une à le 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi, in rapporto special- 
mente alla presenza dei lipoidi ed alla funzione fotosintetica 
dei cloroplasti. 


Nota di 


Luigi Buscalioni. 


La costituzione chimica della clorofilla ed il complesso processo del- 
lassimilazione fotosintetica collegato a tale sostanza furono oggetto di 
numerose osservazioni, le quali hanno portato a pressoché inaspettate 
conclusioni. 

Per quanto concerne la-costituzione chimica della clorofilla basterä 
ricordare le osservazioni del WILLSTAETTER, dello Tswetr, dello Tscarrca, 
del MArKLEwskY e Scuuncu (per citare soltanto i nomi pit noti), dalle 
quali € risultato che la clorofilla, estremamente affine alla sostanza colo- 
rante del sangue (come l’attesta l’esame spettroscopico e chimico), deve la 
sua mirabile proprietà di poter scindere la molecola di CO, fra l’altro, 
forse all’ intervento del magnesio. Molti altri dati sono venuti in luce dal- 
Yindefesso studio del pigmento verde, ma non é il caso qui di insistere 
sugli stessi perché troppo lungi dal nostro argomento ci porterebbe la loro 
enumerazione. 

Del pari le ricerche sulla funzione del pigmento clorofilliano non fu- 
rono meno feconde di risultati, specialmente in questi ultimi anni; grazie 
in particolar modo ai metodi di studio introdotti dallo Sacns, dal Baca, 
dal Porraccı e da altri autori il processo fotosintetico e stato affrontato 
con successo. Qualche grave lacuna rimane ancora, poiché se é noto che 
qualono prodotti finali dell’ assimilazione devi considerarsi l’amido o gli zuc- 
cheri, non & ancora stata ben chiarita la successione dei processi chimici 
grazie ai quali il cloroplasto in virtù del suo pigmento verde, scomponendo 
il CO, arriva a formare i sopra citati idrati di carbonio. Appare tutta- 
via sempre più plausibile, anche dall’ osservazione sperimentale, che il cloro- 
plasto formi, quale prodotto intermediario l’aldeide formica che poi si 
polimerizza. 

Ed anco, malgrado le numerose e talora geniali ricerche sia dei botanici 
che dei chimici, siamo tuttavia ben lontani dall’ aver risolto il grande pro- 

Botanische Jahrbücher. L. Bd. Supplementband. 42 


658 L. Buscalioni. 


blema della costituzione chimica dei plastidi e delle sostanze che essi in- 
cludono. Noi sappiamo invero che, oltre alla clorofilla, il plastidio cloro- 
filliano contiene anche altre sostanze a costituzione tutt’ altro che chiara, 
fra le quali hanno una particolare importanza le carotine, la xantofilla ed 
altri prodotti pigmentati. Devesi ancora tener presente che la clorofilla 
sotto l’azione di determinati agenti e specialmente delle basse temperature 
va soggetta a profonde alterazioni, o per lo meno appare associata a speciali 
pigmenti (ad esempio pigmento bruno nelle foglie ibernanti delle Conifere). 

Infine non si pud del tutto escludere che differenti piante contengano 
differenti pigmenti clorofilliani. 

Per quanto concerne il processo fotosintetico è noto che esso non 
si compie in tutte le piante in modo analogo. Basterà infatti rilevare in 
proposito che talune Monocotiledoni (Musa ecc.) fabbricano, nelle condi- : 
zioni ordinarie, solo zuccheri, mentre in molte Alghe invece dell’ amido si 
hanno altri corpi, e persino olio e sostanze grasse. Ma vi ha di più: da 
qualche autore é stato rilevato che gli olii possono facilmente dar origine 
all’ amido o viceversa, mercé un processo che dal punto di vista chimico 
appare tuttavia piuttosto sui generis. 

Non si pud pertanto far a meno di ritenere che il processo dell’ assi- 
milazione clorofilliana sia piuttosto polimorfo e che, oltre all’ amido, com- 
paiano spesso sotto l’azione dello stesso, altri corpi o come prodotti in 
certo qual modo collaterali, o come elementi intermediari, predestinati a 
trasformasi più 0 meno tardi in amido. 

Stabilito pertanto che in cotesti singolari rapporti tra sostanze cosi diffe- 
renti fra loro, quali sono l’amido, le aldeidi edi corpi grassi, si hanno in certo 
qual modo le prove dell’ esistenza di processi fisiologici altamente com- 
plessi in seno ai plastidi clorofilliani e all’ attuazione dei quali la clorofilla 
prende o direttamente od indirettamente parte assieme alla Xantofilla'), mi 
sono proposto il compito di cercare se l’olio e i corpi grassi 0, in tesi generale, 
i corpi di natura lipoidea siano parimente presenti nei cloroplasti, cromo- 
plasti e leucoplasti delle piante superiori, a riguardo delle quali la letteratura 
botanica & pressoché sfornita di osservazioni, avendo soltanto qualche 
autore, come ad es. il Bönm, accennato alla presenza di sostanze oleose 
nei plastidi di poche Monocotiledonee ed eseguite su queste delle esperienze 
fisiologiche che non approdarono, per altro, a risultati molto concludenti. 

Per lo studio di questo problema mi sono valso del Sudan III, la quale 
sostanza, da tempo impiegata nella tecnica microscopica zoologica e me- 
dica, fu da me segnalata ai botanici quale mezzo quanto mai adatto per 
la ricerca dei grassi, oli e resine e per metter in evidenza la suberina e la 


4) Non é il caso qui di insistere sui pigmenti degli organismi inferiori i quali, stando 
alle ricerche di qualche autore, avrebbero pure un’ azione nel potere di assimilazione 
di detti organismi. | 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 659 


cutina nei tessuti vegetali (V. Buscation1, Un nuovo reattivo per l’istologia 
vegetale. Malpighia 1898 Vol. XII). 

Con questo reattivo i corpi lipoidei contenuti nei plastidi si colorano 
quasi sempre in rosso, pili, o meno vivo, o in giallo o giallo aranciato. 
Per la ricerca di siffatti corpi occorre adunque che le sezioni degli organi 
sottoposti allo studio siano lasciate per un po’ di tempo (1/, ora a 4 ora 
e più) in una soluzione alcolica concentrata e filtrata del reattivo: 1 pre- 
parati, di poi lavati rapidamente in alcool diluito, vengono esaminati, in 
_ glicerina o glicero-gelatina, con un obbiettivo ad immersione omogenea o 
meglio ancora con un sistema apocromatico. 

Giova qui notare che i preparati colorati col Sudan III se contengono 
corpi su cui il reattivo possa fissarsi conservano la tinta pressoché im- 
mutata per parecchi anni, di guisa che si possono effettuare dei con- 
fronti quanto mai istruttivi tra i preparati di organi stati trattati col re- 
attivo, ad esempio d’inverno, e quelli degli stessi elementi o tessuti raccolti 
e colorati in un’ altra epoca dell’ anno. Il che, come vedremo in seguito, 
ha non poca importanza. 

Le ricerche eseguite col Sudan III mi hanno portato a conclusioni 
non del tutto prive d’interesse, per quanto concerne la funzione dei plastidi 
clorofilliani e dei cromoplasti in genere, le quali verranno quanto prima 
rese di pubblica ragione, dettagliatamente, nella Malpighia. Ma poichè 
non mi sara dato di licenziare alle stampe il lavoro fino a che non avrö 
compiuto alcune ricerche attualmente in corso, non credo del tutto inutile 
riportare qui, per sommi capi, quanto di più importante & venuto in luce 
dagli studi gia compiuti. 

Fino ad ora mi sono limitato a studiare la distribuzione dei lipoidi 
nei cloro- cromo- e leucoplasti, nei vari periodi dell’ anno e nei vari stadi 
di sviluppo della pianta: à pero mia intenzione completare gli studi con 
ricerche d’indole sperimentale, talune delle quali sono gia in corso. 

Circa 150 specie appartenenti a famiglie disparate furono oggetto di 
studio e per ognuna di esse fu mia cura di esaminare, ad intervalli di 
circa un mese e per la durata di un anno, preparazioni microscopiche di 
foglie e di fusti stati sottoposti al Sudan III. 

Quasi costantemente i cloroplasti contenuti nelle foglie presentano nel 
loro interno delle granulazioni vivamente colorate, nel modo sopra indicato, 
dal reattivo, le quali costituiscono appunto i cosi detti granuli o corpi lipoidei. 
Solo in qualche caso il Sudan III colora in bruno siffatte granulazioni e cid 
probabilmente perché la sostanza colorante va in contro ad un ossidazione 
più o meno intensa per parte di speciali corpi (Enzimi ossidanti?) con- 
tenuti nel plastidio e forse anco nel lipoide stesso su cui il Sudan III sifissa. 

Fino ad ora non ho potuto indagare a fondo le cause della differente 
colorazione assunta dai granuli lipoidei. Ma se trattasi realmente di pro- 
cessi ossidativi cui andrebbe incontro la sostanza colorante, i quali quanto 

42* 


660 L. Buscalioni. 


più agirebbero intensamente tanto più forte imbrunimento provecherebbero 
nel reattivo, egli & ovvio che si avrebbe nel Sudan III un ottimo mezzo 
per mettere in evidenza i processi ossidativi che avvengono in seno ai 
plastidi e i corpuscoli cui tali processi sono collegati. 

Non meno interessanti sono le differenze cromatiche reperibili nei vari 
tessuti dalle foglie. 

Innanzi tutto è stato osservato che negli stomi, in qualunque mese si 
osservino le foglie, il Sudan Ill mette in evidenza un grandissimo numero 
di granuli lipoidei, per lo più piccoli o mediocri. A causa dell’ estrema 
abbondanza loro riesce malagevole, il più delle volte, di stabilire se questi 
corpi si trovino in seno ai plastidi, o non piuttosto nel protoplasto. Con 
un attento esame ho tuttavia potuto assodare che nel maggior numero 
dei casi i granuli in questione, se abbondano nel plasma, sono tuttavia 
anche presenti nei plastidi. La quantita loro va incontro a lievi oscillazioni 
a seconda dei mesi. 

Nella grande maggioranza delie piante studiate i lipoidi sono presenti 
in maggior copia nei plastidi verdi del palizzata, anziché in quelli del 
lacunoso. : Qualche volte poi abbondano in uno degli strati del palizzata, 
scarseggiano negli altri e non di rado anche sono più diffusi nelle parti 
profonde o viceversa superficiali degli elementi di uno determinato strato 
del tessuto. 

La grande diffusione dei lipoidi nei cloroplasti del palizzata € un docu- 
mento di altissima importanza che non pud esser trascurato da coloro che 
si occupano della funzione clorofilliana in rapporto colla radiazione. 

Ben di rado quando sono presenti nel palizzata i lipoidi endoclorofilliani 
difettano nel lacunoso: essi si fanno ivi solo piu scarsi e più piccoli. 
Occorre perd notare che con grande frequenza tornano a ingrandire e a 
rendersi piu. abbondanti negli strati superficiali del tessutto, il che pure 
accenna a qualche rapporto colla radiazione. 

Non mi fu dato di constatare, salvo casi eccezionali, che in vicinanza 
delle camere retrostomatiche i lipoidi endoclorofilliani siano più numerosi 
che altrove. All’ opposto pare che si verifichi frequentemente l’aumento 
loro ai margini delle foglie, nelle vicinanze del cosi detto cordone mec- 
canico, dove quasi sempre fanno difetto gli stomi. 

Qualche rara volta, per ragioni che pel momento mi sfuggono, ho 
potuto notare un prevalente sviluppo dei lipoidi in questione nel tessuto 
lacunoso, anziché nel palizzata. Parimenti si è constatato che in qualche 
tipo i granuli mancano del tutto nei cloroplasti. Cosi ad esempio di rado 
li ho trovato nelle Graminacee studiate, 0 sono ivi quasi sempre scarsissimi. 

Se pressoché generale è la presenza di lipoidi clorofilliani, devesi 
tuttavia aver presente che l’immagazzinamento degli stessi va incontro a 
notevoli oscillazioni nel corso dell’ anno. Le mie osservazioni in proposito 
si riferiscono pressoché unicamente al territorio di Catania, pochi essendo 


ee er 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 661 


i dati che ho potuto ricavare da altre regioni e specialmente da quelle 
soggette a freddi intensi invernali e forti calori estivi. Uno studio in 
questo senso, fatto in differenti regioni della terra, sarebbe fecondo di ri- 
sultati interessanti. 

In tesi generale € lecito affermare che la provvista dei lipoidi endocloro- 
filliani varia nei differenti mesi dell’ anno. Per talune specie sempreverde 
maggiore è l’accumulo, ad esempio, nell’ inverno poi si riduce in primavera 
ed estate per tornare a crescere in autunno: altre specie mi hanno invece 
presentato combinazioni differenti. 

Anche l’età della foglia ha una spiccata influenza sullo sviluppo dei 
granuli. Le foglie giovani, non ancora assimilanti, ne sono pressoché del 
tutto sfornite; i plastidi cominciano a fabbricare lipoidi quando si inizia 
la assimilazione; da questo istante si ha un continuo aumento dei granuli 
lipoidei che raggiunge il massimo collo stato adulto dell’ organo. Raggiunto 
questo si iniziano le oscillazioni nella provvista. 

La mancanza di lipoidi endoclorofilliani nelle foglie giovani ha un 
alto significato fisiologico e chimico poichè starebbe ad indicarci che i corpi 
in questione non dovrebbero esser ritenuti come identici alla xantofilla, 
essendo questa sostanza di gia presente nei fillomi giovani, ai quali impar- 
tisce appunto assai spesso la caratteristica colorazione giallognola. 

Le foglie che ci avvicinano alla senilità e all’ ingiallimento si fanno 
sempre più ricche di lipoidi, tanto che al fine i loro cloroplasti sono tras- 
formati in ammassi di granuli grandi e piccoli, fortemente colorabili in rosso 0 
giallo col Sudan III. Il grande sviluppo dei lipoidi nelle foglie vecchie (che del 
resto ha del pari luogo nelle foglie eziolate) starebbe ad indicarci, con- 
trariamente a quanto si é osservato nelle foglie giovani, che vi sarebbe qui 
un rapporto tra lipoidi e xantofilla. Ma poichè da più di un autore é stato 
assodato che l’eziolina non & identica colla xantofilla, mentre forse ha 
più affinità colla carotina, i rapporti si dovrebbero cercare con queste ultime 
sostanze. Vedremo ben tosto che a tale risultato conducono del pari le 
mie ricerche sui pigmenti gialli e rossi dei fiori. 

Ho pure rivolta la mia attenzione alle foglie variamente colorate 
(parzialmente albicate od antocianiche) e quasi sempre ho riscontrato che 
le parti bianche presentano dei plastidi sforniti di lipoidi. Evidenti pure 
sono le differenze se si confrontano fra loro le parti verdi di una foglia 
con quelle colorate dall’ antocianina, il che & probabilmente in rapporto 
colla funzione del pigmento antocianico nei riguardi dell’ assimilazione cloro- 
filliana (v. in proposito L. BuscaLıonı e G. Porraccı, Le antocianine e il 
loro significato biologico nelle piante. Atti del R. Istituto Botanico di 
Pavia 1903). 

Attorno alle lesioni ed alle produzioni patologiche ha luogo spesso 
un accumulo dei lipoidi endoclorofilliani, forse in rapporto cogli stimoli 
che i fattori morbosi esercitano sul cloroplasto. Le mie osservazioni in 


662 ; L. Buscalioni. 


proposito, ancora molto incomplete, verranno quanto prima riprese ed estese 
ai vari processi morbosi. 

Quando le foglie hanno un tessuto acquifero centrale i piccoli cloro- 
plasti, talsia ridotti quasi allo stato di leucoplasti, presenti assai spesso 
nelle cellule ricche d’acqua sono più poveri di lipoidi, rispetto a quelli 
delle parti verdi. | 

Questi sono, per sommi capi i principali risultati delle mie osserva- 
zioni sulle foglie; essi verranno ben tosto ripresi, essendo mia intenzione 
sottoporre le piante all’ esperimento fisiologico per analizzare in quale 
misura la radiazione, la nutrizione, la presenza o l’assenza di particolari 
gas, in specie |’ accumulo o la deficenza del CO:, ed altri fattori possano 
influire nella produzione dei lipoidi nei plastidi. Passiamo ora al caule. 

Nelle parti giovani di questo, al pari che nelle foglie in via di svi- 
luppo, i lipoidi endoclorofilliani o sono scarsi o mancano del tutto. Questi 
cominciano ad aumentare notevolmente, ma limitatamente agli strati super- 
ficiali della corteccia, nel periodo in cui si inizia la produzione del sughero, 
ben inteso in tutti quei casi in cui il fellogeno é localizzato piuttosto super- 
ficialmente. 

Nei cauli adulti gli strati di parenchima ad intimo contatto col fello- 
geno sono totalmente ripieni di lipoidi endoclorofilliani, mentre difettano 
di granuli.d’amido i quali invece si fanno sempre più numerosi e grandi 
a misura che ci avviciniamo alle parti profonde del tessuto corticale, dove i 
lipoidi tendono a scomparire, o ad assumere più esigue dimensioni. 

Se anche qui vi sia una vicenda nello sviluppo dei lipoidi in rapporto 
colle stagioni o con altri fattori decideranno le osservazioni che ho iniziato. 

Molto difficile & l’osservazione dei lipoidi nei cloroplasti e cromoplasti 
fiorali: ciö'non di meno grazie alla tecnica microscopica impiegata, sono 
riuscito a fissare i cromoplasti, i quali altrimenti si rigonfiano o si diffanno 
nell’ acqua e nella glicerina. 

Nei fiori ancora chiusi e a involucri fiorali verdicci, i cloroplasti sono 
poverissimi di lipoidi: questi cominciano a farsi numerosi e grossi allorché 
si inizia la comparsa della xantofilla, o della carotina. Non occorre ag- 
giungere che le mie osservazioni si riferiscono a quei fiori che devono 
la loro colorazione ai pigmenti inglobati nei plastidi, anziché all’ antocianina, 
quali sono appunto per lo piu i fiori gialli e rossi. Nei fiori aperti, che 
hanno percid acquistata la loro colorazione definitiva i lipoidi si presen- 
tano diffusissimi nei plastidi. 

La forma di siffatti lipoidi € quanto mai varia, e si pud dire che nelle 
differenti specie di fiori, oltre la forma, forse anco la costituzione é differente. 

fo non stard qui a descrivere i vari tipi di siffatti corpi: solo credo 
utile rilevare che spesso, come del resto è noto, assumono forma sub- 
cristallina; mentre in altri casi presentansi foggiati ad anello, forse in seguito 
ad una incompleta fissazione coi reattivi. 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 663 


Le diffusione dei lipoidi nei cromoplasti gialli e rossi dei fiori ci in- 
dicherebbe che essi hanno spesse volte un indubbio rapporto colle carotine, 
e tale conclusione viene avvalorata dal fatto che nel Daucus Carota i cri- 
stalli di carotina contenuti nelle radici, cui impartiscono la colorazione 
giallo-rossiccia caratteristica, si colorano pure col Sudan III e quando ven- 
gono esaminati cogli obbiettivi ad immersione mostransi quasi del tutto 
costituiti da granulazioni lipoidee o da cristalli(?) di queste sostanze. 

Ma se le osservazioni fatte sui fiori di molte piante e sulle radici di 


—_ Carota hanno non poca importanza, poiché ci hanno rivelato un evidente 


rapporto tra i lipoidi e le carotine, dalle stesse tuttavia non è lecito 
trarre la conclusione che i lipoidi endoclorofilliani siano costantemente 
rappresentati da queste sostanze, o non piuttosto da altri corpi affini forse 
alla xantofilla od altri pigmenti. 

Del pari interessanti sono i dati che ho potuto ottenere esaminando i 
lipoidi endoclorofilliani, col sussidio, ben inteso, di forti ingrandimenti e degli 
obbiettivi ad immersione. Le particolarita piu importanti si riferiscono 
sia alla forma e grandezza dei granuli lipoidei, sia alla loro distribuzione 

nei plastidi ed al loro rapporto coi granuli d’amido. 
| Riassumeremo qui le principali conclusioni, inviando il lettore, per 
quanto concerne i lipoidi fiorali a quanto sopra è stato detto. 

Raro è che i cloroplasti adulti siano (almeno nelle foglie) del tutto 
sprovvisti di lipoidi durante l’anno. 

Molte volte i granuli lipoidei sono estremamente fini, tanto che solo 
con fortissimi ingrandimenti riescono visibili. A prescindere poi dalle varia- 
zioni inerenti all’ eta dell’ organo o delle stazioni, i lipoidi si presentano 
talora localizzati nel centro del cloroplasto, od all’ opposto formano una 
specie di coroncina alla periferia del plastidio. Non mancano anche i casi 
in cui essi appaiono quasi appiccicati agli organiti in questione. 

Entro certi limiti la presenza o viceversa |’ assenza di lipoidi nei cloro- 
plasti, oltreché la loro grandezza e distribuzione in seno al plastidio, costi- 
uiscono delle particolarita abbastanza fisse per determinati gruppi di piante 4). 

Cosi ad esempio in alcune famiglie non pochi rappresentanti di- 
fettano di lipoidi (mentre costante & la presenza di xantofilla nel cloro- 
plasto): in altre, fra cui le Cactaceae, ilipoidi sono veramente colossali, tanto 
che si possono osservare senza il sussidio del Sudan III, nel qual caso 
appaiono come grossi globi o vacuoli in seno al plastidio verde: parimenti 
assai vistosi sono nell’ Araucaria Bidwillii, almeno durante alcuni mesi 
dell’ anno e nelle piante saccarofile: in non pochi tipi infine sono invece 
quasi costantemente minutissimi. 

Capita spesso che in un dato plastidio o in diversi plastidi di una 


4) Lo stesso puö dirsi, entro certi limiti, anche per la distribuzione dei lipoidi 
nei vari strati del tessuto verde delle foglie. 


664 L. Buscalioni. 


cellula si incontrino dei granuli lipoidei vivamente colorati dal Sudan Ill 
accanto ad altri che fissano poco o punto il colore. Questi casi sono 
oltremodo istruttivi, permettendoci essi di rilevare che non pochi dei cosi detti 
vacuoli stati segnalati da piu di un autore in seno ai cloroplasti non sono 
che corpi lipoidei. | 

La forma dei lipoidi è per lo più tondeggiante; non poche volte 
tuttavia il contorno si fa bernoccoluto, per effetto forse della fusione di 
più granuli elementari in uno solo. 

Quasi sempre nei cloroplasti lipoidiferi, accanto ai granuli colorabili 
col Sudan III, si incontrano degli spazi chiari, quasi che dagli stessi i 
lipoidi siano scomparsi. Forse pud trattarsi di veri vacuoli, ma anche 
qui vale quanto sopra è stato detto pei lipoidi sbiaditi. 

Vi ha spesso un intimo rapporto fra la grandezza dei cloroplasti e 
la presenza in questi dei lipoidi. Più di un autore, specialmente in Italia, 
ha accennato all’ esistenza, in qualche foglia, di granuli clorofilliani di- 
versamente grandi. E mia ferma opinione che non debbasi dar troppo 
valore a queste osservazioni isolate, poiché il fenomeno del polimorfismo 
nei plastidi verdi è troppo comune, tanto nel fusto che nelle foglie. Esso 
è inerente allo stato di attività o di riposo del cloroplasto, alla provvista 
di amido in seno a questo, alla localizzazione del plastidio nel tessuto 
fogliare o corticale, alla presenza nella cellula di determinate sostanze, come 
acqua etc., allo stato fisiologico della cellula e via dicendo. Sotto questi 
diversi punti di vista sarebbe interessantissimo studiare il polimorfismo dei 
cloroplasti, mentre nessun valore hanno le osservazioni sopra citate in base 
a due o tre foglie prese in considerazione. 

Le mie ricerche in proposito hanno rivelato che vi ha un indubbio 
rapporto tra la grandezza dei cloroplasti e la provvista di lipoidi nel loro 
interno. In generale sta il fatto che granuli ricchi di lipoidi sono piu 
grossi di quelli sforniti, o poveri. Vi hanno pure dei rapporti tra i cloro- 
plasti prevalentemente amiliferi e quelli prevalentemente od esclusivamente 
lipoidei, essendo, a seconda di parecchie circonstanze, ora più grossi gli uni 
ora piu sviluppati gli altri. 

Pit di una volta mi fu dato di rilevare che nel palizzata (e talora 
anche nel lacunoso) di una data foglia alcune cellule presentavano granuli 
di clorofilla ricchi di corpi lipoidei, mentre altre ne erano povere, oppure 
in una determinata cellula taluni cloroplasti erano abbondantemente im- 
pregnati di tali sostanze che difettavano invece in altri. Ora in tali casi 
le differenze di grandezza nelle due sorte di plastidi erano spesso colossali. 

Il Sudan III permette di stabilire che assai frequentemente non tutte 
le parti di una cellula ricca di cloroplasti funzionano uniformemente per 
quanto concerne la elaborazione dei lipoidi, ma non insisto su questo ar- 
gomento avendo gia altrove segnalato il fenomeno. Dird solo che si ri- 
pete qui nell’ambito di una cellula, quanto si & constatato nel dominio 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 665 


di tessuti o strati differenti, a riguardo dei quali vi è visto che, ad esempio, 
il palizzata è un centro di creazione di lipoidi endoclorofilliani (e particolar- 
mente alcuni strati di esso) assai pit attivo del lacunoso. 

A nessuno sfuggirà adunque l’importanza del Sudan III come mezzo 
di analizzare l’attività funzionale delle cellule e dei tessuti, per quanto con- 
cerne i corpi che stiamo studiando. 

Antitetici, a quanto pare, sono i rapporti coll’ amido: gid ho fatto 
- rilevare che negli strati profondi della corteccia, dove abbonda questo idrato 
di carbonio si fanno scarsi i lipoidi, i quali invece si rendono sempre pit 
abbondanti a misura che ci avviciniamo agli strati superficiali della cor- 
teccia del fusto dove l’amido divende sempre pit scarso. In moltissime 
foglie carnose abbiamo notato analogo comportamento, in quantoché i tes- 
suti ricchi di amido sono, in generale, poveri di lipoidi endoclorofilliani e 
viceversa. L’osservazione microscopica dimostra ancora che nei cloroplasti 
poveri d’amido i lipoidi sono spesso grossi e numerosi: poi a misura che 
i granuli amiliferi ingrossano essi si riducono a minuti corpicciuoli disse- 
minati nello stroma interposto fra le granulazioni amilacee o alla periferia 
dei cloropasti. Raramente pero i lipoidi scampaiono del tutto nei plastidi 
abbondantemente amiliferi. Questi fatti sono particolarmente evidenti nelle 
corteccie dei fusti, sebbene siano pure più o meno distinti nelle foglie, e 
in specie in quelle carnose, o a tessuto acquifero centrale molto sviluppato. 

In quest’ ultime tuttavia i cloroplasti delle cellule acquifere, non sempre 
ricchi di amido, sono in generale anche poveri di lipoidi. 

Ho altrove accennato che nel protoplasma delle cellule clorofilliane, 
come del resto anche in moltissimi elementi privi di pigmento verde, si 
incontrano dei corpi che si colorano col Sudan III. Talora questi sono 
piccoli e scarsi, talora minuti ma abbondantissimi. Non difettano i casi in 
cui sono grossi, scarsi e di varia forma. Cosi ad es. nelle foglie di 
talune specie si riscontra uno grosso granulo per cellula, situato quasi 
nel centro del protoplasma, oppure se ne osservano parecchi (da 1—4 0 
più) e di forma e grandezza differente. 

Non vi ha dubbio che la costituzione di tali corpi deve essere quanto 
mai varia (resine, cere, oli, grassi, cautchouch ed altre sostanze colorabili 
col Sudan III), ma noi dobbiamo domandarci, se per avventura, non vi 
sia talora un rapporto tra alcuni di tali corpi endoprotoplasmatici e i li- 
poidi endoclorofilliani. | 

Il fatto stesso della presenza di piccoli lipoidi alla periferia dei cloro- 
plasti o appiccicati a questi potrebbe infondere il sospetto che realmente 
i lipoidi possono emigrare dai plastidi, ma la cosa è piuttosto dubbia e la 
 dimostrazione del processo di emigrazione & troppo irta di difficolta perchè 
allo stato attuale della scienza sia possibile dar un giudizio tassativo. Non 
è improbabile, per altro, che durante la vita delle cellule alcuni plastidi 
(specialmente i cloroplasti) vadano a male e che si disorganizzino mettendo 


~ 


666 L. Buscalioni. 


in liberta i lipoidi. Qualche cosa di analogo ho potuto osservare in molte 
foglie; qua e la qualche cellula conteneva dei cloroplasti atrofici, raggrinzati 
o in via di degenerazione e questi erano pieni di lipoidi. Più di rado ho 
potuto osservare la degenerazione di qualche cloroplasto nell’ambito di 
un’ unica cellula. | 

E invece oramai cosa assodata che nelle foglie vecchie i cloroplasti 
i quali, come risulta in particolar modo dalle mie ricerche, si sono note- 
volmente arricchiti di lipoidi, vanno soggetti a una più o meno rapida dis- 
organizzazione accompagnata dall’ ingiallimento del lembo fogliare. Orbene 
in questo caso é facile constatare che i lipoidi endoclorofilliani emigrano 
nel protoplasma cellulare e si fondono fra loro, formando cosi delle masse 
bernoccolute, di color per lo più rosso vivo col Sudan IIL Le massoline 
emigrate non presentano caratteristiche le quali valgano a farle distinguere 
dai corpi pure colorabili collo stesso reattivo e presenti anche in abbondanza 
nel protoplasma. 

Fino a che adunque non verrà in modo assoluto constatata l’emiga- 
zione di lipoidi dal cloroplasto durante il periodo di attiva vegetazione 
delle foglie o del fusto non potremo con sicurezza affermare che vi siano 
rapporti tra i corpi colorabili col Sudan III inclusi nei plastidi e quelli 
situati al di fuori, almeno durante il periodo di attivita degli organi verdi. 
La relazione è perd oltremodo probabile. 

Lo studio microchimico dei lipoidi contenuti nei differenti plastidi, 
limitato fino ad ora a poche specie, non ha offerto risultati notevoli, se 
si eccettua che ho potuto constatare che i corpi che stiamo studiando, a 
seconda delle piante da cui derivano, si comportano differentemente rispetto 
all alcool, all’ etere ed ad altri solventi dei corpi grassi, resinosi o di affine 
costituzione. 

Col Sudan III si ottengono del pari colorazioni differenti nelle diverse 
piante e talora in uno stesso organo, a seconda del mese in cui fu studiato. 
Talora il colore é rosso intenso, talora giallo più o meno carico, talora bruno, « 
o quasi nerastro. Tali differenze cromatiche sono indubbiamente collegate 
a differenze nella costituzione chimica ed io ho gia altrove emessa l’ipotesi 
. che la colorazione bruno-nerastra sia dovuta, forse, a processi ossidativi. 

Non pud passare inosservato che i lipoidi dei cromoplasti sono normal- 
mente colorati, per lo pit in giallo o rosso, quelli dei cloroplasti invece 
incolori. Cid indica anche evidentemente una differente costituzione, ed io 
oserei avanzare la supposizione che qui siamo di fronte a disposizioni simi- 
lari inerenti ad altri tipi di colorazioni comunissime nei fiori, ma anche 
abbastanza diffuse negli organi vegetativi, in specie se esposti alla luce. 
Intendo parlare delle antocianine, alla formazione delle quali interviene un 
cr omogeno dapprima incoloro’). 


4) V. in proposito L. Buscauıonı e E. PorLaccı, Le antocianine e il loro significato 
biologico nel regno vegetale. Atti dell’ Istituto Botanico di Pavia 4903. 


a ae oe a 
1 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 667 


In base a questa ipotesi i lipoidi incolori dei plastidi verdi sarebbero 
analoghi ai leucocromogeni che danno origine a taluni colori vegetali, 
mentre i lipoidi colorati dei fiori sarebbero un prodotto di ossidazione del 
cromogeno. Una tale ipotesi & avvalorata dal fatto che nei fiori le ossi- 
dazioni — molte volte inerenti alla presenza di enzimi ossidanti — av- 
vengono su vastissima scala. E noto del resto che le sostanze lipoidee 
assorbono facilmente certe sostanze coloranti. 

La reazione cromatica provocata dal Sudan III nei lipoidi essendo 
comune a molti corpi (grassi, oli, resine etc.) mi ha lasciato in dubbio sulla 
vera natura loro, né mi fu dato di poi, malgrado le altre reazioni micro- 
chimiche impiegate (azione dell’ alcool, dell’ etere e via dicendo), addentrarmi 
maggiormente nella loro intima costituzione. Ho percid lasciate da parte 
le denominazione di corpi grassi, oleosi, resinosi etc. perchè queste sono 
troppo tassative e il loro significato troppo preciso e specifico, mentre la 
costituzione dei lipoidi contenuti nei plastidi è ancor quanto mai oscura. 
In base a queste considerazioni mi sono attenuto alla denominazione piu 
generica di corpi lipoidei o lipoidi, la quale gia applicata dagli istologi nel 
campo medico e zoologico per una determinata categoria di corpi non ben 
definiti, ma che si comportano, sotto molti punti di vista, come i grassi 
e corpi analoghi, non pregiudica in alcun modo il problema dell’ entita chi- 
mica dei corpi in questione. Ho pure avuto presente che oggiorno piu di 
un istologo ha rivelate l’enorme importanza che offrono i lipoidi nelle 
manifestazioni più svariate della vita cellulare, sia dell’ uomo che degli 
animali, e all’ scopo bastera ricordare che nei processi involutivi dell’ utero 
hanno larga parte appunto i lipoidi che, occorre notarlo, si colorano del 
pari ottimamente col Sudan III. | 

Vedremo ben tosto come non sia improbabile che anche ai lipoidi dei 
vegetali spetti molta parte nella vita cellulare e specialmente nei processi 
d’ossidazione. Ce lo attesta la loro larga diffusione entro le cellule e tutti 
gli studi recenti di Earticn, Bane, Overton ed altri autori, su tali corpi. 

Giunti a questo punto è lecito domandarci quale sia la funzione dei 
lipoidi contenuti nei plastidi e in specie quali rapporti possano gli stessi 
contrarre col processo fotosintetico dell’ assimilazione clorofilliana. A priori 
diversa essendo la intima natura dei lipoidi nei cromoplasti e nei cloroplasti 


- differente pure deve esser la loro funzione. Se perd cerchiamo di penetrare 


nell’ intimita del problema che ci siamo proposti troviamo ben tosto che 
il compito diventa quanto mai arduo, tanto pit che da poco ho iniziato 
Pesperimento fisiologico dal quale soltanto si pud attendere la soluzione 
parziale o totale della questione. 

Allo stato attuale dalle mie ricerche ecco quanto posso affermare, o 
per lo meno enunciare sotto forma di ipotesi più o meno attendibile. 

4°) Poiché i lipoidi si formano nei cloroplasti allorché questi hanno 
superato il periodo giovanile e cominciano ad assimilare è probabile che 


668 L. Buscalioni. 


la loro comparsa sia collegata col processo fotosintetico chlorofilliano, sia 
direttamente che indirettamente. Solo pei lipoidi che si formano nei cloro- 
plasti senili, o in quelli che si trasformano in cromoplasti & lecito, forse, 
supporre un’ indipendenza dal processo fotosintetico in questione. — 

2°) Il rapporto colla fotosintesi clorofilliana appare manifesto anche pel 
fatto che nelle foglie, in generale, i lipoidi sono presenti in maggior copia 
nel palizzata anzichè nel lacunoso. Ora noi sappiamo che il primo è 
quasi constantemente più esposto alla radiazione diretta del secondo. E 
per le stesse ragioni vediamo crescere il tenore in lipoidi nelle cellule 
superficiali del lacunoso. Pare perd che spesso la produzione dei lipoidi 
sia collegata ad un optimum di radiazione, per cui si spiega come non 
sempre le parti più superficiali delle cellule del palizzata, o lo strato sotto- 
epidermico di questo siano più abbondantemente fornite di lipoidi. : 

3°) La presenza di lipoidi nelle cellule sottostanti immediatamente al 
sughero nel caule, la loro diminuzione nelle parti profonde della corteccia 
depongono in senso quanto mai consono alla mia ipotesi. Qui pero il 
rapporto coll’ assimilazione del CO, e la formazione dell’ amido pare un po’ 
meno evidente poichè gli strati più ricchi in lipoidi sono meno ricchi di 
amido e viceversa. Ho gid altrove accennato a questa particolarità e noi 
vedremo ben tosto come il singolare fenomeno sia suscettibile di spiega- 
zione. Non pud d’altra parte escludersi che i lipoidi talora rappresentino 
un modo speciale di assimilazione clorofilliana, come ce lo attesta lo studio 
delle Alghe, che rivela spesso una grande diffusione dei corpi lipoidei ‘nei 
cloroplasti o l’esame delle Musacee ed altre poche Monocotiledoni in cui 
l’amido é sostituito nei cloroplasti pure da sostanze oleose. 

4°) L’oscillazione cui va incontro la provvista di lipoidi nei cloroplasti, 
a seconda delle stagioni, indica a sua volta che ci troviamo di fronte a 
processi formativi inerenti alla assimilazione ed in funzione della tempera- 
tura, oltre che della luce. 

5°) Molte delle osservazioni fatte tendono a metter in evidenza che 
tra la formazione dei lipoidi e la produzione dell’ amido vi ha quasi un 
comportamento antitetico, nel senso che dove l’amido viene formato im 
abbondanza diminuisce la produzione di lipoidi e viceversa. Forse l’anti- 
tesi è più apparente che reale potendo verificarci il caso che i lipoidi si 
trasformino in amido. Allo stesso risultato ci condurrebbe del pari l’os- 
servazione delle oscillazioni nella produzione dei lipoidi endoclorofilliani nel 
corso dell” anno ed in rapporto alle vicende cui va pure incontro la prov- 
vista dell’ amido nelle varie stagioni. 

6°) E dubbio che si abbia, almeno in molti casi e più particolarmente 
allorché si tratta di lipoidi endoclorofilliani, un diretto ed immediato rap- 
porto tra la respirazione e la produzione di lipoidi nei plastidi; solo per 
altro ricerche fisiologiche (ora appena iniziate) potranno forse risolvere la 
questione, o per lo meno portar un po’ di luce sulla stessa. A priori si 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 669 


dovrebbe quasi escludere tale rapporto, poiché i lipoidi endoclorofilliani sono 
in particolar modo abbondanti al di sotto della zona fellogenica, dove gli 


… spazi intercellulari sono poco ampi, mentre difettano negli strati profondi 
della corteccia del fusto, dove i meati si mostrano piuttosto sviluppati: in 
secondo luogo, fatte le debite ma rare eccezioni, non si & trovato maggior 

copia di lipoidi in immediata vicinanza delle camere retrostomatiche: infine 
_ il lacunoso fogliare, più abbondantemente percorso da meati intercellulari, pre- 


CT, _ 


Te Wa, 


+ senta dei cloroplasti per lo più assai meno ricchi di lipoidi (eccezione fatta 


per gli strati sottoepidermici del tessuto) in confronto del palizzata a cellule 
più stipate fra loro. Aggiungasi che si è visto che talorai lipoidi abbondano 
nei cloroplasti delle cellule marginali della foglia ad immediato contatto dei 


_ fasci meccanici, dove gli stomi sono rari e l’aerazione si mostra ridotta. 


7°) Non per questo i lipoidi dei plastidi devono essere considerati 


_ quali produzioni indipendenti dai processi d’ossidazione. All’ opposto é mia 
— opinione che essi compaiano nei cloroplasti e cromoplasti appunto in grazia 
… dei processi di questa natura che ivi hanno luogo, e in cui l’O. compie 


un ufficio non indifferente. Nei fiori infatti, dove abbondano le carotine, 


sono stati segnalati intensi processi d’ossidazione; inoltre le carotine ed 


_ altre sostanze analoghe pigmentate sono ritenute, da più di un autore, come 


corpi dotati di una forte carica di ossigeno, o in altre parole quali porta- 
tori di questo corpo. In conseguenza analoga conclusione deve trarsi per i 


. lipoidi dei cromoplasti. 


Per quanto concerne i lipoidi dei cloroplasti fard osservare che nel 
processo di assimilazione fotosintetica si rende libero dell’ ossigeno nell’ atto 
della scomposizione del biossido di carbonio: ora tale gas potrebbe appunto 


essere fissato parzialmente dai lipoidi endoclorofilliani. A conferma di 


a | 


questo asserto ricorderemo che alcuni autori hanno segnalato nei plastidi 
(ma dal punto puramente chimico) accanto alla clorofilla delle sostanze 
di natura affine alle carotine, le quali avrebbero appunto il compito di 
fissare l’ossigeno. Le mie ricerche tenderebbero pertanto ad avvalorare il 
reperto puramente chimico. 

Considerati adunque i lipoidi sotto questo punto di vista ne verrebe 
logica la deduzione che essi siano dei portatori di ossigeno e in certo 
qual modo avrebbero funzione ossidante. Quest’ ipotesi trova ben forte 
appoggio nel reperto microscopico, poiché pit volte ho notato che sotto 
Yazione del Sudan III i lipoidi endoclorofilliani si colorano in bruno forse 
per intensa ossidazione della sostanza colorante; essa & pure appogiata dal 
reperto anatomico il quale ci rivela come i lipoidi siano in maggior copia 
nel palizzata sul quale strato indubbiamente agisce con piu intensita la radia- 
zione neccesaria per la scomposizione del CO,, anziché nel lacunoso meno 
esposto alla luce. Ma poiché in generale la pagina superiore delle foglie è 
meno ricca di stomi e percid l’aerazione dei tessuti meno energica devesi 


— ammettere che l’immagazzinamento di O. per parte dei lipoidi abbia luogo 


670 L. Buscalioni. 


durante il processo fotosintetico dell’ assimilazione, come conseguenza diretta 
dello sdoppiamento del CO». 

8°) Non è improbabile che i lipoidi (in largo senso) abbiano la costitu- 
zione delle lecitine o dei fosfatidi vegetali. Le lecitine furono invero tro- 
vate nei saggi chimici dei cloroplasti per quanto le osservazioni del WILL- 
STAETTER abbiano dimostrato che la clorofilla non è una lecitina, e cid in 
opposizione ad altri autori. 

Ora è lecito domandarsi se la presenza di corpi lecitinici nei cloro- 
plasti abbia una certa importanza fisiologica. 

Anche a questo riguardo ci troviamo in un campo quanto mai irto 
di spine. Osservo per altro che i cloroplasti, secondo alcuni autori, nas- 
cerebbero da corpi di natura mitocondriale, le cui esistenza e grande dif- 
fusione nelle cellule vegetali ed animali, specialmente attive, & stata messa 
recentemente in evidenza. 

Il Russo ed altri autori hanno dimostrato che le lecitine o i mito- 
condri, da queste costituiti, compiono un ufficio importantissimo nella nutri- 
zione degli ovuli e di altri tessuti animali: forse non è improbabile che, 
fra altro, portino anche alle cellule e diffondano in queste l’ossigeno di cui 
sono abbondantemente forniti. | 

Anche nei giovani corpuscoli di sangue, del resto, furono segnalate 
formazioni mitocondriali sulle quali si fisserebbe di poi l’emoglobina, ma 
ignoriamo se esse siano di natura lecitinica. 

E perd stato assodato che nei globuli rossi del sangue esistono parec- 
chie specie di lipoidi e che ad essi si deve in particolar modo il com- 
portamento dei globuli rossi rispetto alle sostanze emolizzanti. 

Noi sappiamo pure che mentre la sostanza cromatica dei globuli rossi 
del sangue, contenenti Fe, ha le proprieta di fissare l’ossigeno dall’ altro pre- « 
senta allo spettroscopio e all’ analisi chimica una strettissima affinità colla | 
sostanza verde delle piante fissatrici del Ce contenente Mg. I colori dei 
due pigmenti sono perd antitetici come antitetica è la loro funzione. Dob- | 
biamo, per altro rilevare, che le due sorte di elementi, corpuscoli rossi del — 
sangue e granuli clorofilliani, presentano il pigmento fissato ad un substrato « 
mitocondriale comune, non estraneo, forse, alla fissazione dell’ ossigeno. 
Nel granulo di clorofilla il pigmento verde & divenuto atto a catturare il 
carbonio, mentre ai lipoidi endoclorofilliani (e più ancora a -quelli colorati 
da pigmenti analoghi, per aspetto, a quello del sangue) fu assegnata, pro- — 
babilmente, la funzione di fissare l’ossigeno. Nei plastidi verdi questa è 
perd pressoché completamente mascherata dalla funzione in parte anta- 
gonistica del pigmento verde. | 

Questi sono i dati che fino a tuttoggi sono venuti in luce nei miei 
studi di indole puramente istologica e biologica. Ricerche di carattere fisio- — 
logico a cui sto attendendo verranno piu tardi a convalidare le attuali vedute, 
o a modificarle. Prima di chiudere questa breve nota preliminare ritengo, — 


mer 


Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 671 


per altro, opportuno di far rilevare che le mie ipotesi sui lipoidi dei cloro- 
e cromoplasti trovano un forte appoggio anche nelle recenti ricerche che 
parecchi esperimentatori (Enriicu, Bane, Overton, ARRHENIUS, ERLANDSEN, 
Nocucai, MORGENROTH, Taupicaum ed altri) hanno effettuato su corpi ana- 
loghi dell’ uomo e degli animali. 

Dalla interessante opera di Ivan Bane »Chemie und Biochemie d. Li- 
poiden (Wiesbaden 4944)« rilevasi infatti che le sostanze lipoidee sono 


- corpi di varia natura, spesso associati a N. P. e S., ed affinissimi ai grassi 


ed oli, i quali devono essere aggruppati in parecchie categorie (fosfatidi, 
colesterine etc.). 

Molti di essi (fosfatidi ad es.) sono costituiti da acidi grassi non 
saturi, mentre altri contengono questi allo stato saturo: i primi sono più 
o meno solubili, i secondi assai meno. 

Il comportamento dei lipoidi rispetto agli ordinari solventi dei grassi 
(alcool, etere, solfuro di carbonio etc.) varia a seconda della natura loro 
e del loro stato di combinazione chimica, o di associazione fisica con de- 
terminati corpi. Qui pertanto noi troviamo le spiegazione del fatto da 
me altrove segnalato che, cioé, i differenti lipoidi clorofilliani presenti nelle 
specie vegetali da me studiate offrono pure un vario comportamento ri- 
spetto a detti solventi. 

Notevole, del punto di vista dei miei studi, è la constatazione fatta 
da più di un autore che taluni lipoidi (colesterine, fosfatidi etc.) sotto 
Yazione della luce si possono colorare e spesso la tinta che assumono é 
quella gialla che noi vediamo largamento diffusa nei cromoplasti. 

Neppur devonsi lasciar passare inosservate le proprieta che hanno 
i lipoidi non saturi di fissare più o meno labilmente, 0 viceversa energica- 
mente l’ossigeno. Ricorderd qui solo che nel sangue i lipoidi si fissano 
all’ ossigeno, ma in modo labile, mentre nelle piante, secondo PALLADIN e 
STANEWITSCH essi, quando non sono saturi, compiono un ufficio non in- 
differente nell’ eliminazione del CO». 

Essi sono dunque delle vere ossidasi ed invero il Bane ha rinvenuto 
appunto nei globuli rossi delle sostanze affini alle perossidasi. Va notato 
che molte lecitine ossidate si presentano piu solubili di quelle che non 
lo sono, ma non é soltanto coll’ ossigeno che i lipoidi possono collegarsi, 
in quantoché noi vi vediamo associarsi, sempre in combinazioni labili o 
energiche, con altri gas, come CO, CO, etc. 

Oltre a cid, mentre taluni lipoidi vanno considerati come portatori di 
ossigeno, altri funzionano come corpi attivatori (secondo Minani) 0 viceversa 
come inibitori (secondo Centannı) delle diastasi. Se ora noi consideriamo 
che i lipoidi da me studiati sono presenti là dove ha luogo un’ attiva for- 
mazione di amido, colla susseguente dissoluzione di questo corpo, la sco- 
perta di Mınanı e Centanni deve richiamare la nostra attenzione. Ag- 
giungerd ancora che i fosfatidi vegetali, come taluni lipoidi degli animali, 


672 L. Buscalioni, Ricerche sulla costituzione dei plastidi etc. 


(Jecorina) sono collegati a zuccheri (in specie i primi) che li rendono più 
o meno solubili. 

Le associazioni che formano i lipoidi coi differenti corpi, come si é 
detto, sono spesso labili, e la dissociazione avviene qui secondo le leggi del 
coefficiente di dissoluzione e della parziale pressione. Su queste due pro- 
prietà è specialmente rivolta l’attenzione dei moderni fisiologi e chimici, 
poichè tali leggi, a quanto pare, regolano l’assorbimento e determinano 
quindi la tossicità di alcuni composti che penetrano attraverso la membrana 
lipoidea delle cellule (in specie nervose e dei corpuscoli del sangue), fissan- 
dosi alla stessa (OvERTON). . 

L’ importanza dei lipoidi nelle funzioni delle cellule è adunque pari 
a quella del protoplasma e del nucleo. Essi sono corpi destinati non solo 
alla nutrizione cellulare, ma sibbene ancora funzionano come enzimi, come 
attivatori o inibitori di questi, come chimasi e via dicendo. — 

Per lo studio che forma oggetto della presente nota ha perd una 
speciale importanza il fatto, ormai conclamato, che i lipoidi sono corpi 
ossidabili, colorabili alla luce, per lo più capaci di entrare in combinazione 
cogli zuccheri od anche colle sostanze albuminoidee (vitelline, lecitoalbumine) 
e funzionanti infine, qualche volta come diastasi, 0 come eccitatori o al- 
’ opposto inibitori di queste. 

Colle sopra esposte vedute io sono tuttavia ben lungo dal voler as- 
segnare esclusivamente ai lipoidi dei plastidi le svariate funzioni cui ho 
accenuato: non vi ha dubbio che anche ai lipodi endoplasmici spetta un 
compito importante nelle vita delle cellule come anche alla cosi detta 
membrana lipoidea di Overton (sebbene non da tutti ammessa). Tutte 
quante siffatte sostanze entrano in giuoco, in specie nel processo respira- 
torio ed esse quindi possono far variare notevolmente il quoziente respira- 
torio. Non per questo tuttavia riesce diminuita l’importanza dei lipoidi de 
cloroplasti e cromoplasti che io ho segnalato nelle presenti ricerche. 


Berlin (Dahlem), K. Bot. Institut, Sept. 1913. ° 


Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbiichern 


Nr. 110. 


Band L. Ausgegeben am 15. April 1943. Heft 1. 


Kin Vegetationsbild aus Arizona im Sommer. 
Von 


Jacob C. Blumer. 


In der nördlich-gemäßigten Zone, namentlich in den mittel-westlichen 
und östlichen Staaten Nordamerikas, ist der Monat August unter die dürrste 
Jahreszeit zu rechnen. Im Süden Arizonas hingegen, und durch die ganze 

_ sogen. Wüstengegend des Südwestens, ist er einer der blühendsten Monate 
des Jahres, obschon die genannte Gegend noch ganz in der nördlich-ge- 
| mäßigten Zone und in einer der trockensten Regionen der Erde liegt. Der 

folgende Versuch, ein Bild von den Tucson!) Plains in besagter Jahres- 

zeit zu entwerfen, wird sich in seinen Einzelheiten nur der unmittelbar 

beschriebenen Gegend widmen. In den Hauptcharakterziigen aber kann 

diese Skizze von allen angrenzenden Wiistenebenen des amerikanischen 
_ Südwestens und mexikanischen Nordwestens gelten, soweit sie unter ca. 
_ 41200 m ii. M. liegen. 

Die Tucson Plains, irrtümlich auch mesa genannt, erstrecken sich als 
eine hunderte von Quadratmeilen große, sehr sanft gegen Nordwesten ab- 
fallende Ebene, mit einer mittleren Meereshöhe von ca. 900 m. Sie sind 
fast ringsum von Gebirgen umrahmt, und an ihrer Nordwestecke liegt 
die Stadt Tucson. Der Southern-Pacific-Bahn entlang ist diese Fläche so 
eben, als wenn sie für die Bahn eigens konstruiert worden wäre, und jede 
drei Meilen ihre hundert Fuß (41/5, km ihre 30 m) vom Ingenieur zu- 
gemessen erhalten hätte. Zu Wilmot, mitten in dieser Fläche, hat die 
_ Bahnverwaltung beim Bohren nach tief liegendem Wasser eine Tiefe von bei- 
- nahe 500 m erreicht, ohne auf Grundfelsen zu stoßen. Es ergibt sich 
hieraus, daß diese Landform aus einer sehr tiefen Füllung besteht. Ob diese 
_ sehr sanft geneigte Ebene, typisch für viele andere des Südwestens, 
_ aus einem ehemaligen Meeresgrund entstanden oder durch Zufuhr von 
aj verwittertem Material aus den benachbarten Gebirgen durch laufendes 
_ Regenwasser und Gravitation allmählich aufgebaut wurde, darüber sind sich 
die Geologen noch nicht einig. In einer Tiefe von 10 bis weniger als 50 m 
— unter dieser wasserlosen Fläche, je nach Distanz von den oberirdischen 


3 4) Sprich »Tuschn«. 
} Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 110. a 


2 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


Wasserläufen, liegt, wenigstens in der Nähe von Tucson, ein großes Lager 
von Sand und Kiesel, welches permanentes Grundwasser mit sich führt. Ob- 
schon dieses ökonomisch von Bedeutung sein dürfte, kann es gar nicht, 
oder nur zum ganz kleinen Teil, die einheimische Vegetation beeinflussen. 
Die drei Flüsse, die den oberflächlichen Abzug dieser Ebene bewerkstelligen, 
sind, obschon von ansehnlicher Größe, bei weitem den größten Teil des 
Jahres gänzlich trocken. Trotzdem sie zusammenfließen, verliert sich der 
daraus entstehende »Fluß« nicht weit unterhalb Tucsons gänzlich. 

Wie es sich schon aus der großen, nur ab und zu von kleinen Wasser- 
furchen durchzogenen Fläche schließen läßt, ist der Boden von großer 
mechanischer Gleichmäßigkeit, bestehend aus steinloser, weißlicher, zuweilen 
auch rötlicher, kalkhaltiger Erde. Zwei Bodensorten lassen sich nach ge- 
wissen Arealen leicht unterscheiden. Die eine erhebt sich fast unbemerkbar 
über die allgemeine Fläche, ist einmal von weißlich grauer Farbe, sehr 
kalkhaltig und öfters auch kieselhaltig. Unter dieser liegt überall, in 
einer Tiefe von ein bis mehreren Dezimetern, je nachdem die Oberfläche 
höher oder niedriger liegt, eine an der Oberseite wahrscheinlich durch 
den Einfluß der Regengüsse sehr verhärtete Kalkschicht von verschiedener 
- Dicke, welche den Namen caliche trägt. Die andere Bodensorte hingegen 
ist öfters feiner, mehr rötlich, aus etwas weniger kalkhaltigem, mehr oder 
minder sandigem Lehm zusammengesetzt, und erstreckt sich mit einem 
merkwürdigen Grade von Flachheit und Glattheit zwischen den erstgenann- 
ten Arealen. Die oben angeführte Kalkschicht ist auch hier als überall 
verbreitetes Substrat zu finden, doch liegt sie tiefer und ist oberhalb 
weniger verhärtet. 

Nach der gewöhnlichen Volksanschauung versteht man unter dem Be- 
sriff »Wüste« eine beinahe oder gänzlich vegetationslose Einöde, deren 
Boden aus lauter Sand besteht. Weder hier, noch fast sonst irgendwo in 
der amerikanischen trockenheißen Region, kann aber von einem solchen 
gänzlich irreleitenden Begriffe die Rede sein. 

Die Physiognomie dieser sogen. Wüste. ist eine Art Buschfeld, aber 
doch sehr verschieden. Die perennierende Vegetation besteht aus Stauden 
und Gebüschen, von der Höhe eines Dezimeters aufwärts, oder auch aus 
zwergigen Bäumen mit den Gebüschen vermischt. Diese bilden niemals 
Dickichte oder geschlossene Waldparzellen, ausgenommen den größeren 
Wasserläufen entlang. Einer der charakteristischen Züge dieser »Wüste« 
ist das durchweg vereinzelte, durch größere oder kleinere Distanzen ge- 
trennte Vorkommen der Bäume, Sträucher und perennierenden Stauden. 
Diese Distanzen betragen gewöhnlich ein bis mehrere Meter, und nur sehr 
selten, z. B. wo sich Salzablagerungen befinden, trifft man ganz kahle 
Strecken an. Auf vielen Strecken ist daher die Landschaft einem Obst- 
garten von unbegrenzter Größe nicht unähnlich. 

Die Pflanze, die dieser Landschaft auf weite Strecken das aus- 


rege ra EEE EN N a 


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Beiblatt zu den Botaniscnen Jahrbüchern. Nr. 140. 3 


gesprochenste Gepräge verleiht, ist die Zygophyllacee Larrea mexicana 
(Covillea tridentata). Dieser gelblich immergrüne, ein bis anderthalb Meter 
hohe Strauch, mit kleinen, von glänzendem, stark riechendem Harze über- 
zogenen Blättern, und daher auch Kreosotstrauch genannt, besetzt oft unab- 
sehbare Strecken in fast völlig reinem, mehr oder minder dichtem, aber 
niemals gänzlich geschlossenem Bestande. Der bekannte, in mehr nörd- 
lichen Gegenden ähnlich auftretende sage-brush (Artemisia tridentata) 
fehlt hier gänzlich. Von Bedeutung für die Pflanzenverbreitung ist die 
Tatsache, daß diese Bestände fast regelmäßig mit der oben erstbeschriebenen 
Bodenart zusammenfallen. Auch an etlichen anderen Orten im südlichen 
Arizona, wo Beobachtungen möglich waren, fand Verf., daß Larrea mexi- 
cana auf nahe der Oberfläche liegendem caliche stand und zu gleicher Zeit 
mit demselben verschwand. \ 

Wo auf den sanften Wellen der Kalk am deutlichsten hervortritt, ge- 
sellen sich zu der Larrea, die Lichtungen des sonst fast nackten Bodens 
betupfend, mehrere kleine Sträucher und Stauden. Eine der häufigsten ist 
Crassina pumila, eine bis drei Dezimeter hohe etwas verholzte Pflanze, 
dicht mit weißen, langwährenden Blüten besetzt, die schließlich in der Hitze 
wie zu gedürrtem Papier werden. Zu dieser kommt gewöhnlich eine zweite 
Composite, nämlich Bahia absinthifolia, eine kleine Staude mit gelben 
Blüten. Wo dann das Terrain zuweilen. etwas stärker wellenförmig wird 
und die durchfurchenden Wasserläufe kleine hügelige, zugleich kiesel- und 
kalkreiche Absätze hervorbringen, erscheint noch seltener ein winziger, 
gewöhnlich bloß wenige Dezimeter hoher, weiß-filziger, weißlich blühender 
Strauch, Coldenia canescens, und etwas reichlicher das kleine, gleichfalls 
weißliche und einzig perennierende Gras T’reodia pulchella, das ebenfalls 
nur in der typischen Weise, nämlich in vereinzelten Pflanzen oder kleinen 
Büscheln vorkommt und hier niemals Rasen bildet. 

Auf solchem Gebiet ist dann auch, die Larrea scheinbar verdrängend, 
der palo verde (Parkınsonia microphylla) heimisch, ein zwergiger Baum 
von der Form eines großen, rundlichen Strauches mit grüner Borke 
und winzigen Blättern, die gewöhnlich in den Trockenperioden abfallen. 
Wie der Kreosotstrauch der häufigste Strauch der beschriebenen Gegend 
ist, so ist der palo verde (grüner Baum) der am häufigsten auftretende 
Baum. Noch auffälliger in bezug auf die Regelung der Laubperioden durch 
die Niederschläge ist die in mehreren Beziehungen merkwürdige, nur auf 
steinigem Boden wachsende, daher in unserem Bezirke seltene Fouquaeria 
splendens, die, sich nur am Erdboden verzweigend, ihre zahlreichen, scharf 
bedornten Äste nach allen Richtungen in die Luft erstreckt. Unmittel- 
bar nach jedem reichlichen Regen, sei dieser zeitlich oder nicht, brechen 
nämlich ihre Blätter hervor, und diese fangen an zu vergilben und ab- 
zufallen, sobald sich anhaltende Trockenheit einstellt. Vornehmlich hier 
ist auch der berühmte Riesenkaktus Cereus (Carnegiea) giganteus ver- 


a* 


4 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 410. 


einzelt anzutreffen, der dieser Landschaft ein ganz besonders eigenartiges 
Gepräge verleiht. Säulenartig erhebt sich dieser pflanzliche Koloß 410 bis 
45 m über der Erde, entweder ohne oder mit einem oder mehreren 
kurzen, aufwärts gebogenen Ästen, die in mittlerer Höhe am dicksten Teile 
des immer saftig grünen, bestachelten Stammes entstehen. 

Wo nun aber der Boden im Kleinen wie im Großen am ebensten ist 
oder sich nur fast unmerklich nach West und Nord senkt, und der Grund 
den Charakter eines mehr oder minder sandigen Alluviums annimmt und 
immerhin, aber in kleinerer Verteilung, auch noch kalkreich ist, treten die 
obigen Pflanzenvereine fast gänzlich zurück. Der Blick schweift, selten 
durch einen Baum oder Strauch gehindert, über große natürliche Kaktusgärten, 
die eine ganze Anzahl von Arten und eine Fülle von Individuen öfters 
bizarrer Formen, klein und groß, jung und alt, aufweisen. Mit zwei 
Ausnahmen, nämlich des in Größe und Form einem Fasse nicht ungleichen 
Echinocactus Weslixenii und des viel kleineren, verzweigten, hier seltenen 
Echinocereus Fendleri, gehören die elf oder mehr Arten sämtlich der 
Gattung Opuntia an. Die letztere zerfällt scharf in zwei Abteilungen, 


nämlich in sechs Arten mit runden, und drei oder mehr mit flachen, breiten 


Stengelgliedern. 

Von den sechs ersteren ist die am meisten hervortretende Opunta 
fulgida zuerst zu erwähnen. Ihre dichte Bekleidung von langen, weißen 
Stacheln vermag einen Teil des brennenden Sonnenlichtes widerzustrahlen, 
und die Pflanze kann sich auf diese Weise jedenfalls vor zu starker 
Hitze oder zu grellem Licht oder beiden schützen. Am nächsten ver- 
wandt ist O. mammillata, von ähnlicher bäumchenartiger Form, aber mit 
viel weniger und kürzeren Stacheln, die das Grün ihrer fetten Sprosse 
deutlich hervortreten lassen. Bezeichnend ist, daß sich diese, sowie alle 
anderen ihrer Schwesterarten, die obige ausgenommen, fast niemals in die 
reinen Kreosotstrauchbestände hineinwagen, wo die Hitze des Sommers, 
durch die direkten Sonnenstrahlen und die Wiedergebung derselben durch 
den weißen Erdboden verursacht, dem an nordisches Klima gewöhnten 
Menschen fast unerträglich wird. Außerdem lehrt häufige Beobachtung, 
daß die Kakteen im allgemeinen nicht, wie vielfach angenommen wird, an 
den allertrockensten und heißesten Standorten am besten gedeihen. Ihre 
reichste Entwicklung, sowohl nach der Anzahl der Arten und Gattungen 
wie der Verschiedenheit der Formen, erreichen sie auf Boden, der eine 
verhältnismäßig große Wasserhaltungsfähigkeit besitzt. Doch dieser kommt 
anderswo vor und wir müssen uns auf den vorgeschriebenen Bezirk be- 
schränken. 

Wie die Bekleidung der O. fulgida, scheint sich auch die durchweg 


weißliche, der Erde gleichende Farbe und die Filz- oder Wollbekleidung 


oben genannter kleiner Gewächse, sowie gelegentlich vorkommender Arten 
von Fsslostrophe, Baileya, Cladothrix, Eriogonum und Croton zu erklären. 


ir See ee 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr, 440, 5 


Denn hier kann kaum von einem vor Tierfeinden bewahrenden Farben- 
anpassungsschutz, wie es in der Zoologie dargestellt wird, die Rede sein. 
Übrigens stehen wohl die Eigentümlichkeiten des Verdunstungsschutzes und 
die der Bodenanpassung im innigen Zusammenhang. Sicherlich kann diese 
Bodenart während der heißtrockenen Perioden unter die dürrsten, den ge- 
wöhnlichen Pflanzentypen gemäßigter Erdteile widerwärtigsten Standorte 
der Erde gerechnet werden. 

Wenden wir uns nun zurück zu den übrigen Kakteen. Die Opuntia 
spinosior, von ähnlicher, öfters mehr strauchartiger Form, ist mit un- 
zähligen feinen Stacheln zierlich bekleidet und hat ihre prachtvollen, mannig- 
farbigen, aber überwiegend glänzend weinroten, rosenähnlichen Blumen 
schon im späten Frühjahr getragen. Weit seltener kommen dann noch 
die folgenden vor: Opuntia arbuscula, einen niedrigen, kompakten Strauch 
mit einem deutlich entwickelten Stamm, sieht man entweder einzeln oder 
öfters in kleinen Gruppen. Diese Art hängt im Spätsommer gewöhnlich 
voll von immergrünen Früchten. Doch ihre verhältnismäßige Seltenheit 
und besonders ihr überwiegend gruppenweises Vorkommen verrät, daß 
sie sich vorzüglich auf andere Weise als durch Samen fortpflanzt. Sie 
besitzt nämlich Wasserspeicherungsorgane, die sich von denen anderer 
Kakteen ganz eigentümlich unterscheiden!), Wie die Kakteen im allge- 
meinen ist diese Spezies oder, wie gewisse Kenner annehmen, Gruppe von 
Spezies, seicht wurzelnd. Sie breitet nämlich wenige Zentimeter unter der 
Oberfläche ihr flaches Wurzelnetz aus, welches viel mehr Boden bedeckt als 
der oberirdische Teil der Pflanze. Im Frühjahr 1907 fand Dr. W. A. Cannon 
und der Schreiber dieses zu Tucson, daß die Wurzeln von O. arbuscula, 
mit Ausnahme der ganz kleinen, sämtlich weich und angeschwollen und 
zum Teil gegliedert sind, nicht unähnlich den oberirdischen Astorganen oder 
Stengelgliedern. Weiter stellte es sich heraus, daß junge Pflanzen aus 
diesen Wurzelorganen entstehen, und dab somit, soweit bekannt, diese Kak- 
teenart die einzige ist, die ihre Fortpflanzung durch Wurzelsprosse bewerk- 
stelligen kann. - Wohl kommen zuweilen auch andere Arten, z. B. die 
zwei erstgenannten, in engen Gruppen vor, doch sind solche eher Aus- 
nahmen und aus oberirdischen Teilen entstanden. Die äußeren Ast- 
stücke fallen nämlich allmählich von der Mutterpflanze auf den dürren 
Boden und, wenn die Regen kommen, wurzeln sie sich bisweilen fest und 
es entsteht eine neue Pflanze. Zuweilen werden sie auch von Tieren 
verschleppt und so weiter verbreitet. Viele vereinzelte Pflanzen ent- 
stehen auch aus Sämlingen, besonders solche von ©. fulgida und O. versi- 
color, welch letztere aber auf der beschriebenen Route nicht angetroffen 
wird. So könnte weitere Beobachtung nicht nur das unterirdische, son- 


4) Siehe auch W. A. Cannon, 1914, Root Habits of Desert Plants, Carn, Inst, Pub. 
No. 434. 


6 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 140. 


dern auch das oberirdische Verhalten dieser merkwürdigen Pflanzenfamilie 
aufklären und unsere Kenntnis ihrer vielseitigen und mannigfachen Eigen- 
schaften erweitern, auch dürfte sie wohl öfters zu verschiedenen Gebieten 
der Botanik und verwandten Wissenschaften wertvolle Beiträge liefern. 
Die am seltensten auftretende, doch sehr verschiedene Art ist Opuntia 
tetracantha, welche wie die O. arbuscula etwa fingerdicke, aber viel 
längere Stengelglieder mit langen Stacheln besitzt, deren loser Habitus an 
O. versicolor erinnert. O. leptocaulis endlich, ein viel kleinerer Strauch 
mit wenigen Stengeln von der Dicke eines Bleistiftes, ist bemerkenswert 
vom Anpassungsstandpunkte aus. Diese Art verbirgt nämlich ihr schon 
ohnehin verhältnismäßig seltenes Auftreten noch unter anderen, tief wur- 
zelnden Holzgesträuchen, wo ihr der obschon nur spärliche Schatten und 
wohl besonders die Bodenfeuchtigkeit zusagt!). Nur anderswo, auf gün- 
stigerem Boden, ist sie als große Seltenheit, viel dichter und reichlicher 
bestachelt, alleinstehend gefunden worden. Unter den gleichfalls seicht 
und flach wurzelnden größeren Kakteen ist sie nicht zu finden und ver- 
meidet ihre Nachbarschaft gänzlich. Die Ursache ist anscheinend nicht 
weit zu suchen. Sollte diese schwächere Art unter oder mit einer stär- 
keren aufkommen, so würden die Wurzeln beider denselben Boden be- 
wohnen und die größere würde die kleinere durch Wurzelkonkurrenz 
verdrängen. Denn das gelegentliche Gruppieren obiger größerer Arten könnte 
wohl durch den größeren Wassergehalt und die dadurch stärkere Wider- 
standskraft der jungen Pflanzen zustande kommen, während diejenigen der 


O. arbuscula von den Wurzelspeichern der Mutterpflanze unterstützt wer- — 


den. Aus dem obigen ist zu ersehen, daß es sehr wohl möglich ist, den 
Hauptgrund des merkwürdigen Einzelvorkommens der Pflanzen dieser 
trockenheißen, wasserarmen Region in der Wurzelkonkurrenz zu sehen. 
Die Gruppe mit flachen, gerundeten oder obovaten Stengelgliedern 
(Platopuntia) breitet sich in der Höhe von einem halben bis ein Meter 
nächst der Erde in dichten, buschigen Pflanzen aus, mit keinem deutlichen 
Stamm sich baumartig erhebend, wie es bei den größeren Pflanzen der 
Cylindropuntia der Fall ist. Alle sind mit zwei bis fünf Zentimeter langen 
Stacheln sowie zahllosen Spikulen bewaffnet, und die grünen glatten Glieder 
sind in dieser Jahreszeit oft beinahe kissenähnlich vollgepfropft mit dem 
schnell aufgesaugten Regenwasser, während die saftigen, roten Früchte 
massenhaft zur Reife kommen. Die größte der Arten trägt etwas länglich 
runde, birnförmige, dunkelrote, fast unbewaffnete Früchte, die, obgleich Samen 
in großer Menge enthaltend, doch sehr saftig und für den durstigen Wanderer 
äußerst wohlschmeckend sind. Diese Art liefert eine ganz vorzügliche 
Konserve und dürfte unter Umständen von ansehnlichem ökonomischem 


4) Siehe Dr, V. M. Spatpine, Distribution and Movements of Desert Plants, Carn. 
Inst. Publ. No. 413. | 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 140. 7 


Werte sein. Die verschiedenen Spezies sind zum größeren Teil einander 
sehr ähnlich und nur mit vieler Mühe, doch beinahe durchweg zufrieden- 
stellend, unterscheidbar. Ihre nahe Verwandtschaft und große Ähnlichkeit 
mit bereits beschriebenen Spezies ist wohl die Ursache, daß sie lange un- 
benannt geblieben sind. 

Der strauchartige Baum, den man am häufigsten antrifft und den man 
selten aus dem Gesichte verliert, ist der bekannte und weitverbreitete 
mesquite, dessen hiesige Form den Namen Prosopis velutina trägt. In 
den Beständen der Larrea kommt er nur als vereinzelter, mehr oder weniger 
verkümmerter Strauch vor, und auch hier gewöhnlich nur unweit der 
Grenzen. In den Kakteengebieten beginnt er etwas öfter aufzutreten und 
zeigt eine stattliche, runde Baumkrone, deren langwüchsige junge Triebe 
in der Regenzeit und auf günstigem Boden außen herabhängen und, die 
Büschel von langen, gelbweißen Rispen halb verbergend, dem ganzen Ge- 
lände ein etwas tropisches Gepräge verleihen. In weit geringerer Anzahl 
gesellt sich zu diesem der kleinere, weißlich-grüne, mit zahlreichen Dornen 


‚oder ca. 5 cm langen Stacheln versehene Strauch Zixyphus (Condalia) 


lycioides, eine der vielen in der » Wüste« heimischen, gewöhnlich strauchigen 
Rhamnaceen. Der kleine Strauch Lyciwm Torreyi, der unter den Solana- 
ceen die kleinsten Blätter besitzt, kommt zuweilen gruppenweise vor. Seine 
hellroten Beeren trägt er meistens im Winter; jedoch kann man ab und zu 
auch im August, wie zu fast jeder anderen Jahreszeit Früchte antreffen. 

Ferner gesellen sich zwei Akazien regelmäßig zu einem solchen Verein. 
Von diesen ist zuerst die sehr genügsame, weitverbreitete, vielgestaltige 
Acacia constricta zu nennen, die mit ihren runden, gelben, süß-duftenden 
Blüten im Juli den summenden Bienen ein reiches Festmahl bereitet. Im 
August sind die feinblätterigen Gebüsche oft dicht mit den schmalen, rötlichen, 
mehrere Dezimeter langen Hülsen behangen. Eine zweite, gewöhnlich kleinere, 
an gewissen Orten auch größere Form dieser Spezies trägt reichliche, 
lange, weiße Stacheln und ist in unserem Bezirke, sowie in ausgedehnten 
Regionen anderswo auf kiesigem Kalkboden und anderen sehr xero- 
phytischen Standorten verbreitet. Die größere Stachelform ist anderswo 
auf heißem Vulkangestein zu finden, und noch eine weitere fast stachel- 
lose Form derselben Spezies nimmt in gewissen Bergschluchten die Form 
eines schlanken Bäumchens an. Weit seltener, aber dennoch häufig, . 
ist die A. Greggü, die sich gern an den Prosopis-Zixyphus-Verein an- 
schließt und ihre gelbweißen, weniger angenehm riechenden, dem mes- 
quite ähnlichen Blüten und breiten, gekrümmten Hülsen zu etwas unregel- 
mäßigen Zeiten den ganzen Sommer hindurch trägt. 

Auf kleineren Arealen, wo zu den Niederschlägen noch mehr oder 
weniger fließendes Wasser kommt, stellt sich ein dichter, runder Strauch 
ein, der sich mit seiner dunkelgrünen Farbe von allen andern abhebt, 
nämlich Celtis pallida. Er blüht und bringt seine roten, saftigen Beeren 


8 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


während des Winters zur Reife, ist aber sonst durchaus immergrün. Seine 
scharfen Dornen verbergen sich dem Sammler in unangenehmer Weise 
unter dem reichlichen Laube. Im Jahre 1911 wurde beobachtet, daß er 
eine der ersten Pflanzen war, die von den ungewöhnlich scharfen Frösten 
jenes Winters Schaden nahm. Der stattlichste der Bäume unserer »Wüste«, 
Olneya tesota allein ausgenommen, welchen wir hier ausschließen müssen, 
da er außerhalb unserer Grenzen bleibt, ist endlich Parkinsonia (Cercidium) 
Torreyana. Er kennzeichnet gewöhnlich die Wasserläufe und ist auch 
auf dem dem vorhergehenden Strauche zusagenden Gelände zu finden. 
Nicht selten deutet er auf sandigen Boden und naheliegendes Grundwasser, 
wie dieses in der »Wüste« zu verstehen ist. Er wirft seine Blätter in 
den Trockenperioden ab, doch behält er immer seine helle, fast blaugriine 
Farbe, die von dem Chlorophyll herrührt, das in der Rinde der Äste und 
der vielen Zweige sitzt, und die ihn zu dem anziehendsten Baume der 
trockenheißen Gegenden Nordamerikas gestaltet. Wie bei P. microphylla 
führt wahrscheinlich in gewissem Grade in Abwesenheit der Blätter die 
grüne Rinde die Ernährungsprozesse fort. Nur im April oder anfangs 
Mai trägt er ein anderes Kleid, da er dann von einer dichten Masse hell- 
gelber Blüten bedeckt ist. Zu solcher Zeit deutet er dem Reisenden zu- 
weilen auf meilenweite Entfernung einen der vielen, sandigen Wasserläufe 
an, die ihn aber nur selten, oft erst nach emsigem Graben, mit Wasser 
belohnen. 

Von den nachfolgenden Annuellen abgesehen, sind die vorhergehend 
angeführten Pflanzen die hauptsächlichsten unseres Bezirkes sowie unter 
den Hauptpflanzen eines großen Teils der Ebene. Doch nach der Artenzahl 
bilden sie nur einen sehr kleinen Teil der Flora der trockenheißen oder 
»Lower Sonoran«-Region des südlichen Arizonas. Denn die Mehrzahl der 
Spezies ist in den zahlreichen, anscheinend kahlen, sehr steinigen und oft 
unwegbaren Gebirgen zu finden. Von den neun oben angeführten, holzigen 
Arten gehören fünf den Leguminosen an. Alle bis auf drei tragen Dornen, 
während sämtliche entweder winzig kleine oder klein zerteilte Blätter auf- 
weisen. Zwei sind immergrün (Larrea und Celtis), und die Belaubungs- 
perioden aller werden entweder durch die Regenzeiten oder durch die 
überall bekannten, durch den Temperaturwechsel bedingten Jahreszeiten, oder 
durch beide zusammen, geregelt. Außerdem verändern die verschiedenen 
Arten ihre phänologischen Eigentümlichkeiten je nach dem Standorte des 
individuellen Vorkommens. Wir können uns hier darauf nicht einlassen, 
denn in dieser wie in vielen anderen Richtungen ist Material zu weiteren 
Beiträgen vorhanden. 

Um das Bild unseres Bezirkes zur Zeit der Mitte des Monats August 
1909 zu vollenden, gehen wir zu den Sommerannuellen über. Diese sind 
von den Winterannuellen systematisch merkwürdigerweise so scharf ge- 
trennt, daß keine von den 165 Spezies, die bei Tucson wirklich heimisch 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 9 


sind, den beiden Vegetationsperioden des Jahres gemein ist‘). Das unter 
diesen gegenwärtig am meisten in die Augen fallende Element ist die 
Pectis papposa. Diese kleine Composite besiedelt milliardenweise das 
zwischen den Sträuchern und perennierenden Stauden offene Gelände, den 
glatten Boden auf ausgedehnten Strecken mit ihren überaus zahlreichen 
Blüten wie mit einem goldgelben Teppich bekleidend. Verschwindend 
kleine Plätze zwischen den Gebüschen der Larrea mexicana ausgenommen, 
ist der Boden, auch nicht einen Quadratfuß leer lassend, überall ent- 
weder von der 4—8 cm hohen Pectis papposa oder dem wenig höheren, 
feingliederigen Grase Bouteloua aristidoides bedeckt. 

Zu diesen zwei Arten, die bei weitem die mächtigste Anzahl von Indi- 
viduen aufweisen, gesellen sich in größeren oder kleineren Mengen noch 
eine Reihe anderer, je nachdem ihnen die Verhältnisse des Bodens und der 
Wasserverteilung Raum gönnen. Eine der gemeinsten, die sich durch ihre 
silbernen Blätter von dem hellgrünen Grase und der goldenen Pectis ab- 
hebt, ist die Cladothrix lanuginosa. Diese Art gibt gewisse Andeutungen, 
daß sie entweder kalkhold oder kalkstet ist. Die übrigen sammeln sich 
öfter rings um die kahlen, runden Ameisenflichen oder Dreschtennen der 
»farmer ant«, welche keine Hügel baut, oder siedeln sich auf die mit 
Löchern durchhöhlten Erdhaufen der kleinen, gelbweifien Mammalien an, 
schmiegen sich rings um die Kakteen oder die hölzernen Dorngebüsche 
oder suchen den spärlichen Schatten der Zwergbäume auf; oder aber sie 
besiedeln in großer Dichtigkeit beide Seiten der Wasserläufe, wo inmitten 
und unter dem sich hier oft zum dichten Gestrüpp ansammelnden Dorn- 
gebüsche mehrerer Arten der Boden oft von der üppigsten, zuweilen bis 
meterhohen Annuellenvegetation bedeckt ist. In einem günstigen Jahre 
bringen sie so ihre Blüten und Samen zur Reife, ehe die einen oder andern 
durch den gegenseitigen Kampf ums Dasein Schaden gelitten haben. 

Die hauptsächlichsten Arten pflegen die folgenden zu sein: Wedelia 
incarnata, Boerhaavia Coulteri und auf trockneren Stellen B. Watson. 
Kalistroemia grandiflora und K. brachystylis stellen mit der Larrea die 
Zygophyllaceen dar. Die erstere zeichnet sich durch ihre reichlichen, bei- 
nahe orangefarbenen, rosengroßen Blumen aus. Besonders diese Größe 
bildet einen starken und einzig dastehenden Gegensatz zu den sonst fast 
durchweg winzigen und unansehnlichen Blüten der Sommerannuellen. Dieser 
Charakterzug der trockenheißen Zone in Harmonie mit den kleinen Blättern 
macht sich auch allgemein unter den perennierenden Gewächsen, nicht aber 


_ unter den: Winterannuellen, geltend. 


a 


Die Euphorbiaceen sind vertreten durch die niedliche Euphorbia 
florida mit aufrechtem Wuchs, nebst mehreren anderen Arten derselben 
Gattung, die einen kriechenden Habitus besitzen. Die afrikanischen kakteen- 


4) Tuoruser, Carn. Inst. Pub. 443, p. 105. 


10 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


ähnlichen Glieder dieser Familie fehlen hier in der Heimat der Kakteen 
gänzlich. Die Amarantaceen weisen u. a. am gewöhnlichsten Amarantus 
Palmeri und A. fimbriatus auf, die Polygonaceen zeigen Eriogonum 
Abertianum und E. trichopodum nebst einer oder zwei anderen Arten 
derselben Gattung. Die salzliebende Gattung Atriplex ist durch A. coronata 
vertreten, doch ist es möglich, daß diese Art eher kalkreichem als salzigem 
Boden angepaßt ist. Neben der Pectis ist eine zweite, stellenweise auf 
gutem Boden sehr aggressive Composite, Ambrosia aptera, vorhanden. 
Die Gräser endlich sind reich vertreten durch Aristida americana, deren 
Varietät bromordes, Bouteloua Rothrockew, Chloris elegans, Chaetochloa 
composita und zwei Arten von Panicum. 

Die obigen Pflanzen können gegenwärtig auf dem beschriebenen Areal 
unter die am fortwährendsten und häufigsten auftretenden Sommerannuellen 
gerechnet werden. Wie schon angedeutet, vollführen die Arten dieser 
ganzen biologischen Gruppe ihren jährlichen Lebenslauf, vom Keimen der 
einen Generation bis zum Abfallen der Samen der folgenden, in etwa 5 bis 
8 Wochen, gewöhnlich zwischen Mitte Juli bis Ende August oder etwas in 
den September hinein, während der Zeit der Sommerregen. Wenn man 
nun gegen Ende dieses Monats noch einmal denselben Weg verfolgt, so ist 
schon vieles anders geworden. Die Bäume und Sträucher haben ihr frisches 
Grün und teils sogar ihr Laub verloren, die Succulenten erscheinen nicht 
mehr vollstrotzend mit dem prompt aufgesaugten Regenwasser, und der 
sanfte Teppich der Annuellen mit seiner lieblichen Farbenpracht ist gänz- 
lich verschwunden und hat einer fahlen, leblosen, duftlosen, gänzlich dürren 
Fläche Raum gemacht. Weder das während der Regenzeit zuweilen leb- 


hafte Treiben der Insektenwelt, noch irgend welcher Vogelgesang unter- — 


bricht mehr die allgemeine regungslose, unendliche Stille eines windlosen, 
brennenden Septembertages. 


North Battleford, Saskatchewan, Canada, November 1912. 


Einige neue und kritische Leguminosen aus Zentral- 
und Ost-Asien. 


Von 


E. Ulbrich. 


1. Astragaleae. 


Gueldenstaedtia tongolensis Ulbrich n. sp. — Herba perennis rhizo- 
mate palari erecto crasso maximo apice ramoso ramis brevibus procum- 
bentibus internodiis = 5 mm longis glaberrimis vel pilis solitariis vestitis. 
Foliorum stipulae late ovatae vel suborbiculares glabrae 2—3 mm longae 
et latae persistentes fuscido-virides; folia 3-juga rachi glabra canaliculatim 
striata 3—4 cm longa; foliola late ovalia vel obovata vel oblongo obovata 
subtus parce pilosa, supra glaberrima nigripunctata, obtusa vel truncata, 
brevissime petiolulata 7—9 mm longa, 4—5 mm lata. Flores pedunculo 
k—5 cm longo axillari inserti bini vel solitarii corolla in sicco flavida, 
calyx campanulatus 4—5 mm longus fuscido-flavescens pilis brunneis ad- 
pressis vestitus fissus bilabiatus labio superiore laciniis ovalibus usque fere 
apicem connatis, labio inferiore laciniis tribus lanceolatis fere 2 mm longis; 
vexillum obovatum vel late ovale = 9 mm longum, = 6 mm latum, basi 
in unguem = À mm longum subito angustatum apice excisum vel profunde 
emarginatum; alae fere oblongae obliquae == 9 mm longae, in latissima 
parte = 3 mm latae obtusae, basi in unguem curvatum 1,5 mm longum 
subito angustatae atque appendice fere 0,5 mm longa et lata obtusa in- 
structae basi brunneo-punctulatae; carina alarum vix dimidias partes 
longitudine adaequans = 4 mm longa, lamina oblique ovali = 2 mm longa, 
1,5 mm lata obtusa, subito in unguem 1,5 mm longum angustata. Tubus 
stamineus 3,5 mm fere longus, glaberrimus, filamentorum partes liberae + 
4 mm longae; stamen solitarium filamento filiformi; antherae subglobosae. 
Ovarium sessile cylindricum glaberrimum = 3 mm longum stylo rectangu- 
- lariter curvato, brevissimo (vix 0,5 mm longo); stigma glabrum subdiscoi- 


deum. Fructus ignotus. . 

Ausdauernde Pflanze mit dicker, spindelförmiger Pfahlwurzel, welche die ober- 
irdischen Teile mehrfach an Länge übertrifft, mit kurzem, aufrechten Stämmchen, das 
sich in mehrere niederliegende, kurze, dünne Zweige, deren Internodien = 5 mm lang 


12 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


sind, auflöst; der Stengel ist kahl oder nur mit einigen wenigen, vereinzelten Haaren 
bekleidet. Die Nebenblätter sind breit-eiförmig oder fast kreisférmig, 2—3 mm lang, 
kahl, bräunlich-grün und bleiben erhalten. Die Blätter sind meist dreijochig, 3—4 cm 
lang, mit kahler, fein rinnig gestreifter Mittelrippe und genau gegenständigen Blättchen- 
paaren; die Blättchen sind fast sitzend oder ganz kurz gestielt, breit-eiförmig bis 
länglich verkehrt-eiförmig, ganzrandig, abgerundet oder gestutzt, 7—9 mm lang, 4—5 mm 
breit, oberseits kahl mit kleinen, schwarzen Punkten, unterseits sparsam behaart. Die 
getrocknet gelblichen Blüten sitzen einzeln oder zu wenigen, meist zweien, am Ende 
eines 4—5 cm langen, die Blätter wenig oder nicht überragenden, achselständigen, 
oberwärts mit angedrückten Haaren bekleideten, sonst kahlen Blütenschaftes. Die Blüten 
sind einem 1—2 mm langen, braunbehaarten Stielchen eingefügt, mit glockigem, 
4—5 mm langem, blaßbräunlichem Kelche versehen, der außen mit angedrückten, 
braunen Haaren bekleidet und zweilippig-fünfzipfelig ist. Die Oberlippe besteht aus 
zwei eiförmigen, hoch hinauf verwachsenen stumpfen Zipfeln, die Unterlippe aus drei 
etwa 2 mm langen, lanzettlichen, stumpflichen Zipfeln; die Fahne ist breit-verkehrt- 
eiförmig, etwa 9 mm lang, 6 mm breit, plötzlich in einen etwa 4 mm langen Nagel 
zusammengezogen, an der Spitze eingeschnitten, wie die übrigen Blumenblätter kahl; 
die Flügel sind schief oblong, etwa 9mm lang, 3 mm breit, abgestumpft oder ab- 
gerundet in einen etwas gekrümmten, etwa 1,5 mm langen Nagel zusammengezogen 
und mit etwa 0,5 mm langem, breitem, abgerundeten Anhange versehen und in der 
Gegend des Anhanges fein bräunlich punktiert; das Schiffchen ist kaum halb so lang 
wie die Flügel (etwa 4 mm), seine Teile (Blumenblätter) mit breiter, schief-eiförmiger, 
etwa 2 mm langer, 4,5 mm breiter Spreite versehen, die in einen etwa 4,5 mm langen, 
breiten Nagel zusammengezogen ist. Die Staubfadenröhre ist etwa 3,5 mm lang, kahl, 
ziemlich breit, gerade, mit etwa 4 mm langen, freien Filamenten und fast kugeligen 
Staubbeuteln; das einzeln stehende Staubblatt besitzt ein fadenförmiges Filament von 
etwa 3,5 mm Länge. Der sitzende Fruchtknoten ist walzenförmig, etwa 3 mm lang, 
völlig kahl, mit sehr kurzem, kahlem, rechtwinkelig nach oben gebogenem Griffel ver- 
sehen. Die Narbe ist fast scheibenförmig, kahl. 


Ost-Tibet: Tongolo, Kha-zi-la-tho (J. A. Soutm n. 2530. — fl. 
20. Juli 1894). 


Die neue Art gehört in die Verwandtschaft der G. kimalaica Baker, die jedoch 
meist 6-jochige, viel stärker behaarte Blätter mit viel kleineren Blättchen, die an der 
Spitze gestutzt sind und größere, meist einzelnstehende Blüten besitzt. 


I ail m 


A. tongolensis Ulbrich n. sp. — Herba perennis rhizomate sub- 
palari lignoso crasso caulibus numerosis erectis vel adscendentibus validis — 
30 ad 70 cm altis, ramis teretibus vel subangulosis canaliculatim striatis, 1 
glaberrimis, internodiis 2—10 cm et ultra longis basi interdum ad 7 mm 
diam. Foliorum stipulae liberae ovatae vel ovato-oblongae = 15 mm — 
longae, flavido-virides persistentes margine fimbriatae; folia 10—15 cm 
longa, impari-pinnata, 5—7-juga, petiolo (rhachi) canaliculato glabro; — 
foliola ovata vel oblongo-ovata vel oblonga 15—40 mm longa, 5—20 mm x 
lata, obtusiuscula vel subacuta, sessilia vel brevissime petiolulata, nervo 
mediano subtus prominente supra indistincto, supra glaberrima subtus pilis’ 
sparsis adpressis vestita, margine fimbriata. Inflorescentiae axillares folia 
multiplo superantes pedunculo valido canaliculato glabro 10—25 cm longo 
spicam terminalem satis laxam 10—20- vel plurifloram gerente; bracteae 
lineares vel lineari-lanceolatae = 5 mm longae; pedicelli = 2 mm longi 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 13 


hamosi; calyx tubuloso-campanulatus = 12 mm longus, 3—5 mm dia- 
metiens quinquepartitus lobis superioribus duobus 2,5 mm longis et basi 
latis, triangularibus, inferioribus tribus 2 mm longis et basi latis fimbriatis; 
calyx intus extrinsecusque in parte superiore pilis adpressis nigrescentibus 
minimis griseus, basin versus pilis solitariis albidis sparsissime vestitus 
flavoviridis, basi glaber fuscidusque; vexillum oblanceolatum vel oblongo- 
lanceolatum = 28 mm longum == 9 mm latum in unguem indistinctum 
latissimum succedaneo angustatum apice reflexo excisum vel emarginatum; 
alae = 30 mm longae, lamina = 3 mm lata obliqua, oblonga, obtusa, basi 
appendice semiorbiculari 1,5 mm longa, in unguem = 20 mm longum 
subrectum latum angustata; carina = 28 mm longa, lamina obliqua ob- 
ovato-oblonga falcata apice subobtusa basi appendicem auriculariformem 
gerente, in unguem = 20 mm longum rectum angustata; carinae partes 
margine fere toto inferiore connatae, basi solum 7—8 mm fere liberae; 
petala glaberrima omnia in sicco flavido-albida; tubus stamineus 20 —22 mm 
Jongus rectus filamentorum partes liberae 2—3 mm longae angulo obtuso 
erectae; stamen solitarium = 18 mm longum filamento recto filiformi; 
antherae ovales; ovarium = 15 mm longe stipitatum lanceolatum pluri- 
ovulatum = 10 mm longum ima basi (1,5 mm) pilis adpressis vestitum 
succedaneo in unguem 3,5—4 mm longum glabrum leviter curvatum atte- 
nuatum; stigma punctiforme parvum. Fructus immaturus lanceolatus pilis 
adpressis nigris densissime vestitus. 

Die stattliche, ausdauernde Pflanze besitzt eine dicke, aufrechte, holzige Pfahiwurzel, 
die nach oben hin zahlreiche, z. T. sehr kräftige, 30—70 cm und darüber hohe Stengel 
treibt, die aufrecht oder aufsteigend sind. Die Stengel sind drehrund oder undeutlich 
kantig, rinnig, völlig kahl und besitzen Internodien von 2—10 cm Länge und darüber. 
Die großen, eiförmigen oder länglichen Nebenblätter sind etwa 15 mm lang, gelblich- 
grün, am Rande gewimpert und bleiben lange erhalten. Die Blätter sind 10—15 cm 
lang, unpaarig gefiedert, fünf- bis siebenjochig, mit rinniger, kahler Spindel; die großen 
Blättchen sind sitzend oder sehr kurz gestielt, eiförmig oder länglich-eiförmig, 15—40 cm 
lang, 5—20 mm breit, stumpflich oder etwas zugespitzt, oberseits kahl, unterseits mit 
lockerstehenden, angedrückten Haaren bekleidet und besonders am Rande bewimpert, 
mit unterseits deutlich vortretendem Mittelnerv, schwächer vortretenden Seitennerven. 
Blütenstände achselständig, ziemlich lockere, 10—20 und mehrblütige Trauben am 
Ende eines 10—25 cm langen, die Blätter weit überragenden, kräftigen, kahlen, rinnigen 
Blütenschaftes. Tragblätter länglich, lanzettlich bis linearisch, == 5 mm lang, abfällig, 
bewimpert, gelblichgrün; Blütenstiele etwa 2 mm lang, gekrümmt; Kelch röhrig-glockig, 
etwa 12mm lang, 3—5 mm weit, nach der Basis etwas verengt, mit 5 gleichseitig- 
dreieckigen Zipfeln, von denen die beiden oberen 2,5 mm, die drei unteren 2 mm lang 
und an ihrer Basis 2 mm breit sind; der Kelch ist an seinem oberen Ende, etwa 1/3 der 
Länge, von ziemlich dichtstehenden, kleinen, angedrückten, schwärzlichen Haaren grau; 
weiter abwärts stehen nur ganz vereinzelte, längere, weißliche Haare, so daß der Kelch 
kahl und gelblichgrün, ganz am Grunde braungrün erscheint; die Blumenblätter sind 
schmutzig gelblichweiß und kahl, die Fahne ist verkehrt-lanzettlich, etwa 28 mm lang, 
9 mm breit, ganz allmählich in den breiten Nagel übergehend, am Ende ausgeschnitten 


_ oder ausgeschweift und nach oben zurückgeschlagen; die Flügel sind etwa 30 mm lang, 


in einen etwa 20 mm langen, breiten, geraden Nagel verschmälert, ihre Spreite schief 


14 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


länglich, abgerundet, bis 3 mm breit, etwa 10 mm lang, mit halbkreisförmigen, etwa 
4,5 mm langem Öhrchen versehen; das Schiffchen ist etwa 28 mm lang, ebenfalls in 
einen etwa 20 mm langen, geraden Nagel verschmälert; die Spreite seiner Blättchen 
etwa 8 mm lang, 3,5 mm breit, schief länglich-verkehrt-eiförmig, sichelförmig gekrümmt, 
an der Spitze stumpflich, am Grunde mit Öhrchen, fast mit ihren ganzen unteren Rändern 
verwachsen, so daß nur etwa 7—8 mm des Nagels frei sind; Staubfädenröhre 20—22 mm 
lang, gerade, mit 2—3 mm weit freien, im stumpfen Winkel nach oben gebogenen 
Filamenten; das einzeln stehende Staubblatt ist etwa 18 mm lang, mit geradem, faden- 
förmigem Filament; die Staubbeutel sind eiförmig; der Fruchtknoten sitzt auf einem 
etwa 48 mm langen, kahlen Stiel, ist lanzettlich, mit vielen Samenanlagen versehen, etwa 
10 mm lang, 4,5 mm breit, mit angedrückten Haaren bekleidet, geht nach unten all- 
mählich in den Stiel, nach oben in den 3,5—4 mm langen, völlig kahlen, schwach ge- 
bogenen Griffel über; Narbe punktförmig, kahl, klein. Die unreifen Früchte sind dicht 
mit anliegenden, schwarzen Haaren bekleidet. 

Ost-Tibet: Ta tsien lu (J. A. Sounrm n. 2409 — fl. et fr. Juli/ August 
1894) — Tongolo, Tcheto (Souzré n. 2523 — fl. et fr. imm. 10. Juli 1894) 
— Tongolo, Olong che (Sounié n. 2524 — fl. 4. Aug. 1894). 

Die prächtige Art gehört zur Sektion IV. Phaca Bge. § 8. Cenantrum Bge. in die 
Verwandtschaft von À. secundus DC., die jedoch viel kleinere Blüten, kahlere Frucht- 
knoten und Hülsen besitzt. In ihren Größenverhältnissen scheint die Art je nach dem 
Standorte sehr zu wechseln: so sind die Exemplare von Olong che etwa 30 cm, die von 
Tche to dagegen gegen 70 cm hoch; auch die Blütengröße ist veränderlich. 

Bei den Eingeborenen wird die Pflanze, die einen aromatischen Geruch besitzt, 
unter dem Namen »mién ky« als Arzneikraut verwendet. 

A. Englerianus Ulbrich in Engl. Bot. Jahrb. XXXVI (1905), Beibl. 
No. 82 p. 60. 

Diese in Süd-China in Yün nan von Henry (n. 9783) gesammelte Art 
stellte ich 1. c. in die Verwandtschaft von À. chlorostachys Lindl. zu Sect. IV. 
Phaca Bge. § 10. Chlorostachys Bge., weil sie in manchen Merkmalen an 
die genannte Art erinnert. Die Art ist jedoch wohl besser zur Gruppe § 8. 
Cenantrum Bge. zu stellen in die nächste Verwandtschaft von A. mongo- 
hcus Bge., besonders wegen des langen Kelches. Sie unterscheidet sich 
von A. mongolicus Bge. leicht durch die weifie Behaarung der Blatter an 
ihrer Spindel, den Nerven und Stielchen, besonders auf der Unterseite, 
ferner durch die sitzenden Blüten und die breiten, stark bewimperten, ab- 


falligen Tragblätter der Blüten. 


A. coronilloides Ulbrich n. sp. — Herba perennis (?) ramis adscen- 
dentibus teretibus vel subangulosls fuscidis pilis adpressis simplicibus vestitis 
internodiis 2—4 cm longis. Foliorum stipulae liberae lanceolatae vel ovato- 
lanceolatae margine parce fimbriatae ceterum glabrae, persistentes = 5 mm 
longae virides vel olivaceae; folia impari-pinnata 3—5 cm longa, rhachi 
gracili pilis minimis nonnullis perpaucis vestita, foliolis 5—8-jugis; foliola 
brevissime petiolulata vel subsessilia uninervia supra glabra subtus pilis 
adpressis sparsis vestita, oblonga vel oblongo-ovalia apice obtusa. vel trun- 
cata vel subemarginata 8—10 mm longa, 4—5 mm lata. Inflorescentiae 
axillares, pedunculo foliis aequilongo vel longiore parce pilis adpressis 


is 


é 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 15 


nigris vestito apice spicam satis densam 5—8-floram gerente; bracteae 
lanceolatae membranaceae flavae = 5 mm longae parce margine fimbriatae 
ceterum glabrae persistentes; flores pedicello 2-3 mm longo, petalis in sicco 
subflavis, glaberrimis; calyx = 6 mm longus campanulatus obliquus, fissus, 
extrinsecus pilis adpressis simplicibus subnigris vestitus, lobis quinque 
2,5 mm longis, angustioribus tribus basi = 1 mm latis, triangulo-lanceo- 
latis subaequalibus; vexillum late obovatum vel suborbiculare = 12 mm 
longum = 8 mm latum in unguem latum brevissimum subsubito angustatum 
apice emarginatum, reflexum; alae lineari-lanceolatae = 13 mm longae 
= 2mm latae obtusae, appendice lineari = 3 mm longa == 4 mm lata ob- 
tusa vel truncata, lamina in unguem = 5 mm longum satis latum angustata, 
plica bursiculiformi basali; carina = 13 mm longa obtusa, lamina oblique- 
ovalis = 3,5 mm lata in unguem rectum = 5 mm longum angustata; tubus 
stamineus 13,5 mm longus glaber, apice angulo obtuso curvatum filamentorum 
partes liberae 4—5 mm longae; stamen solitarium filiforme = 13 mm 
longum, antherae late ovales; ovarium longissime (7 6 mm) stipitatum 
= 4 mm longum oblongo-lanceolatum pilis adpressis parvis parce vestitum 
in stylum glaberrimum = 4 mm longum angulo obtuso erectum attenua- 


tum; stigma capitatum glabrum satis magnum. Legumen ignotum. 
Vermutlich ausdauernde Pflanze mit aufsteigenden, drehrunden oder etwas kantigen, 
braunroten, ziemlich dünnen Zweigen, die mit kleinen, einfachen, angedrückten Haaren 
spärlich bekleidet oder fast kahl sind, mit 2—4 cm langen Internodien. Nebenblätter 
frei, lanzettlich oder eilanzettlich, nur am Rande spärlich bewimpert, sonst kahl, aus- 
dauernd, etwa 5 mm lang, grün oder bräunlichgrün; Blätter unpaarig gefiedert, 3—5 cm 
lang, mit dünner Spindel, die mit wenigen, sehr kleinen Haaren besetzt ist; Blättchen 
in 5—8 Paaren, sehr kurz gestielt oder fast sitzend, einnervig, oberseits kahl, unterseits 
mit wenigen, angedrückten Haaren bekleidet, länglich oder länglich-eiförmig, an der 
Spitze abgerundet, abgestutzt oder etwas ausgeschweift, 8—10 mm lang, 4—5 mm breit. 
Blütenstand aus langgestielten Trauben in den Achseln der obersten Blätter bestehend; 
Blütenschaft ebensolang oder etwas länger als die Blätter, Traube ziemlich dicht, 5 bis 
8- oder mehrblütig, am Ende des mit kleinen schwarzen Haaren spärlich bekleideten 
Schaftes; Tragblätter der Blüten lanzettlich, häutig, blaßgelb, == 5 mm lang, am Rande 
spärlich bewimpert, im übrigen kahl, lange sitzenbleibend, Blütenstiele 2—3 mm lang, 
gerade oder gekrümmt; Blumenblätter im getrockneten Zustande gelblich; Kelch glockig, 
schief, etwa 6 mm lang, fast bis zur Hälfte gespalten, außen mit kleinen, schwärzlichen, 
angedrückten, einfachen Haaren bekleidet, mit 5 fast gleichlangen, dreieckig-lanzettlichen 
Zipfeln von 2,5 mm Länge, von denen die drei etwas schmäleren an der Basis etwa 
4 mm breit sind; Fahne breit-verkehrt-eiförmig bis fast kreisförmig, + 12 mm lang, 
etwa 8 mm breit, ziemlich plötzlich in den kurzen, breiten Nagel zusammengezogen, an 
der Spitze flach ausgerandet, zurückgeschlagen; Flügel lineal-lanzettlich, etwa 43 mm 
lang, etwa 2 mm breit, mit linealischem, 3—3,5 mm langem, abgestutzten oder abge- 
rundetem Anhange, allmählich in den etwa 5 mm langen, ziemlich breiten, geraden 
Nagel übergehend, Spreite mit großer, basaler Längsfalte; Schiffchen etwa 13 mm lang, 
abgerundet, mit schief-eiförmiger, etwa 3,5 mm langer, in einen geraden, etwa 5 mm 
langen Nagel verschmälert; Staubfadenröhre etwa 13,5 mm lang, kahl, gerade, etwa 
4,5 mm breit, an der Spitze im stumpfen Winkel nach oben gebogen, mit 4—5 mm weit 
freien Filamenten; das einzeln stehende Staubblatt mit etwa 43 mm langem, kahlem, 
fadenförmigem Filament; Staubbeutel breit eiförmig. Fruchtknoten länglich-eilanzettlich, 


16 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


etwa 4 mm lang, mit kleinen, angedrückten Haaren spärlich bekleidet, am Grunde in 
einen etwa 6 mm langen, dünnen, kahlen Stiel verschmälert, oberwärts allmählich in den 
etwa 4 mm langen, im stumpfen Winkel nach oben gebogenen, kahlen, dünnen Griffel 
verschmälert. Narbe kopfig, kahl, ziemlich groß. Hülse unbekannt. 


Zentral-China: West-Hupeh, Fang (E. H. Wırson n. 2386 — fl. Juli 
1901). 


Die habituell an Coronilla montana L. erinnernde, schône Pflanze gehért in die 
Sect. II. Pogonophace Bge. $ 2. Sesbanella Bge. in die nächste Verwandtschaft von A. Fal- 
conert Bge., die jedoch schon durch die weiße, filzige oder etwas zottige Behaarung der 
Blätter und Stengel, Brakteen und Blitenkelche leicht zu unterscheiden ist. 


A. Henryi Oliver in Hook, Icones 3. ser. vol. X (1894) pl. 1959. 

Im Jahre 1905 beschrieb Harms in EneLers Botanischen Jahrbüchern 
Band XXXVI, Beiblatt Nr. 82, in L. Diets’ Beiträgen zur Flora des Tsin 
ling shan usw. p. 68 eine neue Gattung Neodelsia, deren systematische 
Stellung unsicher war, da nur Blütenmaterial, aber keine Hülsen vorlagen. 
Harms vermutete, daß diese dünn und flach, zweisamig und denen von 
Lessertia und Swainsona ähnlich sein könnten. Die röhrige Kelchform 
ließ Verwandtschaft mit der Gattung Astragalus vermuten, wo ähnliche 
Bildung des Kelches mehrfach vorkommt, doch war es nicht möglich, einen 
Verwandtschaftskreis innerhalb dieser umfangreichen Gattung ausfindig zu 
machen, in welchem die Merkmale der Blüten und der ganze Habitus der 
Pflanze in gleicher Weise wie bei der von Harms beschriebenen neuen 
Gattung wiederkehrten. Harms’ Vermutung erwies sich als richtig: die 
Pflanze besitzt in der Tat dünne, flache, zweisamige Hülsen. / 

Die mir vorliegenden Originalpflanzen von Astragalus Henryı Oliv. 
aus Hupeh (Henry n. 6902) zeigen nun eine so völlige Übereinstimmung 
mit Neodielsia polyantha Harms, daß die Vermutung nahelag, beide Pflanzen 
seien identisch. Die Originalpflanzen von Neodielsia stammen aus Nord- 
Shensi, wo sie von Girauoı (n. 4155) auf den Bergen von Kian shan ge- 
sammelt wurden, also in einem Gebiete, das pflanzengeographisch viele 
Beziehungen zu Hupeh aufweist. 

Die wichtigsten Merkmale, in welchen Neodielsia polyantha Harms 
und Astragalus Henry Oliv. übereinstimmen, sind folgende: beide besitzen 
unpaarig gefiederte Blätter mit 3—5 elliptischen bis länglichen, sehr kurz 
gestielten Blättchen und einen aus lockeren, rispig vereinten Trauben be- 
stehenden Blütenstand, einen röhrigen, schief abgestutzten, sehr kurz fünf- 
zähnigen Kelch und langgestielten, meist zweisamigen Fruchtknoten. 

Ich schließe mich daher der Ansicht Harms’ (mündliche Mitteilung) an, 
daß beide identisch seien und Neodielsia polyantha Harms als Synonym 


zu Astragalus Henryi Oliv. gestellt werden müsse. OLıver stellt A. Henryi « 


zur Gruppe Cenantrum Bge., also in die Sect. IV. Phaca Bge., wohin auch 
die weitverbreiteten Arten A. frigidus (L.) A. Gray, A. penduliflorus (L.) 


Lam. und eine Anzahl zentralasiatischer Arten gehören. Alle zu Cenan- 
trum Bge. gestellten Arten besitzen nun aber mehrsamige Hülsen und viel- 


; 
5 
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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern, Nr.440. 17 


jochige Blätter und zeigen einen anderen Habitus als A. Henrye Oliv. Auch 
die als nächste Verwandte angegebene A. mongolicus Bge. ist sehr ver- 
schieden und besitzt ebenfalls vieljochige Blätter. Es weicht demnach 
A. Henryi Oliv. so erheblich ab, daß es nicht angeht, diese Art in die 
gleiche Gruppe zu stellen wie die genannten. Ich möchte daher A. Henryi 
Oliv. zu einer eigenen Gruppe der Sektion Phaca Bge. stellen, für welche 
der Namen Neodielsia (Harms) Ulbrich vorgeschlagen sei. Als wichtigste 
Merkmale dieser Gruppe kämen die 1—2-samigen Hülsen, die röhrigen 
Kelche mit schiefer Mündung und die 2—3-jochigen, unpaarig gefiederten 
Blätter in Betracht. In der von Tauserr in den »Natürlichen Pflanzen- 
familien« III, 3 p. 289 gegebenen Einteilung der Gattung Astragalus wäre 
die Gruppe folgendermaßen einzufügen: 


Sect. IV. Phaca Bge. 
9. Frkn. langgestielt; Bl. in sehr lockeren oder verlängerten Trauben. 


* Hülse vollständig 4-fächerig 


Be loderartig JUN M. 1. Ne § 7. Erophaca 
XX Hülse häutig 
RON -SAMIp MANN, ee os § 7a. Neodielsia 
anne O72)! ol Gop ea: § 8. Cenantrum. 


Unter Beriicksichtigung der wichtigsten Merkmale lieBe sich die neue 
Gruppe folgendermaßen charakterisieren. 

§ 7a. Neodielsia (Harms) Ulbrich. 

Calyx tubulosus, obliquus, laciniis quinque brevissimis; ovarium lon- 
gissime stipitatum uni- vel dispermum, membranaceum, compressum. — 
Herba annua foliis impare pinnatis 3- vel 5-foliatis, stipulis liberis. 

Hierher 4 Art: A. Henryz Oliv. (Neodielsia polyantha Harms) aus 
Zentral-China (Hupeh, Henry n. 6902 und Nord-Shensi, GirazDt n. 4155). 

Gute Abbildung eines Fruchtexemplares dieser Art findet sich in Hookers 
Icones tab. 1959 und Kew. Bulletin 1906 p. 382. 

Die Art liefert in Hupeh, Ost-Szechuan und Shensi eine Droge, die 
unter dem chinesischen Namen Huang-ch’i in den Handel kommt. (Näheres 
s. in Kew Bulletin 1906, p. 382.) 

Oxytropis oedistyla Ulbrich n. sp. — Herba perennis subcaulescens 
rhizomate suberecto parce ramoso. Foliorum stipulae connatae membrana- 
ceae flavidae lanceolatae = 12 mm longae = 2mm latae apice ciliato = 3mm 
liberae; folia 3—5 cm longa, 4—6-juga foliolis oppositis lanceolatis sessi- 
libus 5—8 mm longis = 2 mm latis parce pilosis acutis nervis venisque 
crassis reticulatis non prominentibus nervo mediano vix validiore. Flores 
pedunculo axillari = 4 cm longo fuscido-piloso instructi; bracteae = 4 mm 
longae lanceolatae cymbiformes fuscido-pilosae persistentes; calyx cylindrice- 
campanulatus = 10 mm longus usque ad dimidias fere partes fissus laciniis 
quingue triangulo-lanceolatis basi = 1 mm latis uninerviis fimbriatis; calyx 
submembranaceus extrinsecus fuscido-pilosus intus glaber; vexillum panduri- 
formi-obovatum = 18 mm longum = 7 mm latum truncatum vel emargi- 


Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr, 110. b 


18 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


nulatum carinatum, lamina subito in unguem = 7 mm longum, 4—1,5 mm 
latum angustata glabra; alae oblique oblongae = 16 mm longae pers mm 
latae obtusae, lamina glabra subito in unguem = 7 mm longum tenuissimum 
angustata, appendice lineari-oblonga = 2 mm longa; carina 12—13 mm 
longa glabra; carinae petala lamina obliqua lineari-oblonga == 6 mm longa, 
2mm lata, subito in apicem = 1 mm longum, basi in unguem tenerrimum 
= 7 mm longum angustata, appendice semiorbiculari = 1 mm longa; 
tubus stamineus = 44 mm longus glaber, filamentis = 2 mm longis antheris 
elliptico-ovalibus ; stamen liberum filamento == 10 mm longo filiformi glaber- 
rimo; ovarium == ! mm longe stipitatum oblongo-lanceolatum glabrum succe- 
daneo in stylum 8—9 mm longum glabrum apice obtuso-angulatum tumidum 


attenuatum; stigma oblique-capituliforme glabrum. 
Ausdauernde Pflanze mit aufrechtem, spärlich verzweigtem Sören von 2—A0 cm 
Länge und darüber. Nebenblatter BERN häutig, blaßgelb, lanzettlich etwa 12 mm 
lang, 2 mm breit, an ihrer bewimperten etwa 3 mm langen dreieckig-lanzettlichen 
schmalen Spitze frei. Blätter 3—5 cm lang mit 4—6 Jochen gegenständiger, lanzett- 
licher, sitzender, 5—8 cm langer, etwa 2 mm breiter, spärlich behaarter, zugespitzter 
Blättchen, deren netzförmige Aderung nur bei durchfallendem Lichte deutlich sichtbar 
ist. Die Adern sind sehr breit, treten jedoch nicht hervor und auch der Mittelnerv ist 
nicht von den übrigen Nerven verschieden. Die mittelgroßen, sehr zarten, augenschein- 
lich schmutzig-violett gefärbten Blüten sitzen einzeln oder zu wenigen, meist zu zweien an 
der Spitze eines etwa 4 cm langen, bräunlich behaarten, achselständigen Schaftes, der die 
Blätter nicht oder kaum überragt. Die Tragblätter der Blüten sind lanzettlich, häutig, 
etwa 4 mm lang, kahnförmig, außen bräunlich behaart und bleiben lange erhalten. Die 
Blütenstiele sind 2—3 mm lang ziemlich dicht bräunlich behaart. Der Kelch der Blüten 
ist zylindrisch-glockenförmig, häutig, gelblichgrün, außen mit bräunlichen Haaren be- 
kleidet, fast bis zur Hälfte gespalten und mit fünf etwa gleichen dreieckig-lanzettlichen 
bewimperten, an ihrer Basis etwa 4 mm breiten einnervigen Zipfeln versehen. Die 
Blumenblätter sind sehr zart und kahl; die Fahne ist- verkehrt-eiförmig bis fast geigen- 
förmig, etwa 48 mm lang, + 7 mm breit, abgestutzt oder flach ausgerandet, gekielt, 3 
ihre Spreite ziemlich plötzlich in einen etwa 7 mm langen ziemlich breiten Nagel zu- — 
sammengezogen; die beiden Flügel sind etwa 46 mm lang, schief oblong, stumpflich, — 
4—5 mm breit, ihre Spreite in einen etwa 7mm langen, sehr dünnen und zarten Negeli 
zusammengezogen, und mit einem etwa 2 mm langen, linealischen bis oblong-dreieckigen, — 
stumpflichen Anhange versehen; das Schiffchen ist viel kürzer als die Flügel, höchstens — 
42—43 mm lang, seine Blumenblätter mit etwa 2 mm breiter länglicher Spreite ver- 
sehen, die in-eine etwa 1mm lange stumpfliche, schief aufgesetzte Spitze ausgeht und 
an ihrer Basis in einen sehr dünnen etwa 7 mm langen, geraden Nagel ausgezogen ist 
und seitlich an der Basis einen halbkreisförmigen etwa 4 mm langen lappigen Anhang 
trägt. Die Staubfadenröhre ist kahl, etwa 11 mm lang, gerade, nur an der Spitze im. | 
stumpfen Winkel gebogen; die Filamente sind etwa 2 mm frei; das einzeln stehende. 
Staubblatt ist nur wenig kürzer und besitzt ein sehr dünnes, fadenförmiges Filament; 
die Staubbeutel sind länglich eiförmig blaßgelb. Der Fruchtknoten sitzt auf einem etwa 
4 mm langen Stielchen, ist etwa 2 mm lang, länglich, kahl und geht ohne Grenze in den. | 
8—9 mm langen sehr eigentümlich gestalteten, dicken Griffel über. Der Griffel ist ebenfalls” 
kahl etwa 1/3 seiner Länge unterhalb der schiefen, köpfehenförmigen Narbe im stumpfen | 
Winkel nach oben gebogen und keulenférmig angeschwollen. Früchte sind nicht bekannt 
Japan: Hondo, auf dem Jida-Berge (U. Faurte n. 1472. — fl. 29. Au 
1898). | Te 3 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 410. 19 


: Da reife Früchte von ©. oedistyla Ulbrich noch nicht bekannt sind, läßt sich die 
Verwandtschaft der neuen Art noch nicht mit Sicherheit angeben. Wahrscheinlich ge- 
hört sie zur Sektion 1. Phacooxytropis Bge. § 1. Protoxytropis Bge. 

FRANCHET und SAVATIER führen in ihrer Enumeratio Plantarum in Japonia sponte 
eresc. I (1875) p. 99 die Gattung Oxytropis überhaupt nicht an. Die erste Oxytropis- 
Art, welche aus Japan bekannt wurde, ist O. japonica Maximowicz Bull. Acad. St. Petersb. 
XXXI (1887) p. 27, welche mit O. oedistyla Ulbrich augenscheinlich nicht näher ver- 
wandt ist. Ebenfalls einer ganz anderen Gruppe, Sektion II. Æuoxytropis Bge. § 3. 
Orobia Bge., gehört O. megalantha Boisseu in Bull. Herb. Boiss. VI (1898) p. 666 an. 
Eine vierte Art aus Japan beschrieb Matsumura im Botan. Magazine Tokyo XV (1904) 
p. 146 in japanischer Sprache: O. rishirensis. Außerdem kommt in Japan auch die 
weitverbreitete O. uralensis Bge. vor, die mir in sehr schönem Material aus Rebunshiri 
(Faure n. 3067 — fl. et fr. 4. Aug. 1899) vorliegt. Demnach beträgt die Zahl der aus 
Japan bekannten Oxytropis-Arten fünf. 


2. Hedysareae. 
_ _ Hedysarum tongolense Ulbrich n. sp. — Herba perennis humilis 
rhizomate suberecto crasso lignoso ramis procumbentibus vel adscendentibus 
numerosissimis teretibus 5—10 cm longis internodiis 1,5—2 cm longis pilis 
albidis adpressis vestitis. Foliorum stipulae fuscae = 10 mm longae = 5 mm 
latae ovatae vel ovato-oblongae fimbriatae membranaceae, fere ad apicem 
connatae; folia 8—10-juga, 6—10 cm longa rhachi canaliculata pilis ad- 
pressis parce vestita; foliola opposita vel subopposita vel interdum alterna, 
sessilia vel brevissime petiolulata petiolulo subnullo vel ad 1,0 mm longo 
villoso, lamina ovali vel subobovata apice truncata vel emarginulata vel 
subapiculata 8—12 mm longa 4—6 mm lata supra glabra subtilissime 
punctulata nervis fere inconspicuis, subtus pilis adpressis sparsis in nervis 
imprimis vestita, postea glabrescentia nervo mediano piloso. Inflorescentia 
terminalis pedunculo 10—18 cm et ultra longo canaliculato pilis parcis 
vestito, apice spicam satis laxam 10—412-floram gerente. Bracteae lanceo- 
latae == 5 mm longae fuscae fimbriatae extrinsecus parce villosae persistentes. 
Flores pedicello 1—2 mm longo hamoso villoso instructi = 22 mm longi pur- 
purei; calyx campanulatus 6—7 mm longus extrinsecus pilosus, fissus, lobis 
quinque aequilongis triangulo-lanceolatis 3—3,5 mm longis basi 1,5 mm latis 
fimbriatis; vexillum obovatum — 15 mm longum = 9 mm latum apice 
emarginulatum subsubito in unguem latum angustatum; alae 47—18 mm 
longae oblongo-lanceolatae interdum subspathulatae obtusae in latissima parte 
2,5—3 mm latae in unguem = 3 mm longum angustatae, appendice lineari 
obtusa 3 mm longa; carina = 20 mm longa, petala oblique oblonga obtusa 
= 5 mm lata in unguem = 6 mm longum succedaneo angustata, appendice 
obliqua = 1 mm longa obtusa; lamina plicam bursiculiformem longam ba- 
sim versus gerens; petala glaberrima omnia; tubus stamineus 20—-24 mm 
longus glaber rectus 1,5—2 mm diam. filamentorum partes liberae 2,5—3 mm 
longae antherae oblongae; stamen solitarium filamento filiformi = 18 mm 
longo; ovarium sessile vel indistinctius stipitatum lanceolatum = 6 mm 
b* 


20 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 440. 


longum pilis adpressis vestitum, ovulis 3—5, succedaneo in stylum = 15 mm 
longum rectum filiformem ventro parcissime barbatum apice paululo 
incrassatum attenuatum; stigma decurrens fuscidum glabrum. Legumen 
= 18 mm longum partibus fere tribus late ovalibus == 4 mm altis = 5 mm 
longis parce villosis rugulosis. Semina reniformia glabra fusca 3—3,5 mm 


longa = 2 mm lata. 

Ausdauernde niedrige Staude mit dickem, aufrechtem, holzigem Rhizom und zahl- 
reichen niederliegenden oder aufsteigenden 5—10 cm langen drehrunden Stengeln mit 
4,5—2 cm langen, mit wei lichen angedrückten Haaren bekleideten Internodien. Neben- 
blätter bräunlich eiförmig bis länglich-eiförmig etwa 10 mm lang, 5 mm breit, häutig, 
bewimpert, fast bis zur Spitze verwachsen. Blätter 8—40 jochig, 6—10 cm lang, mit 
rinniger Mittelrippe (Spindel), die mit angedrückten Haaren sparsam bekleidet ist. 
Blättchen gegenständig oder die unteren etwas verschoben bis fast abwechselnd, sitzend 
oder mit kurzem, höchstens 4 mm langen, dünnen, zotlig behaarten Stielchen, mit ei- 
förmiger oder etwas verkehrt-eiförmiger, abgestutzter oder ausgeschweifter bis ganz 
kurz stachelspitziger Spreite 8—12 mm lang, 4—6 mm breit, oberseits kahl und ganz 
fein punktiert mit fast unsichtbarer Aderung, unterseits mit angedrückten Haaren spar- 
sam bekleidet, später verkahlend und nur auf den Adern, besonders dem Mittelnerv 
behaart. Blütenstand endständig, eine lockere 40—42-blütige Ahre am Ende eines 
40—18 cm und darüber langen, rinnigen, sparsam behaarten Schaftes. Tragblätter 
lanzettlich = 5 mm lang, braun bewimpert außen sparsam behaart, bis zur Fruchtzeit 
sitzen bleibend. Blüten mit 4—2 mm langem, gekrümmtem zottig behaartem Stielchen, 
etwa 22 mm lang, purpurn; Kelch glockig, 6—7 mm lang, außen behaart, kaum bis zur 
Mitte gespalten mit fünf gleichlangen dreieckig-lanzettlichen 3—3,5 mm langen, an ihrer 
Basis 4,5 mm breiten, gewimperten lang zugespitzten Zipfeln; Fahne verkehrt-eiförmig, 
etwa 15 mm lang, = 9 mm breit, an der Spitze flach ausgerandet oder eingeschnitten, 
ziemlich plötzlich in einen breiten Nagel verschmälert; Flügel 47—18 mm lang, 
länglich-lanzettlich, stumpflich, bisweilen etwas spatelförmig, 2,5—3 mm breit in einen 
ziemlich geraden, etwa 3 mm langen Nagel verschmälert, mit linealischem, etwa 
3 mm langem, stumpfem Anhange; Schiffchen etwa 20 mm lang mit schiefen, länglichen, 
stumpfen etwa 5 mm breiten vorn etwa 4 mm miteinander verwachsenen Blättchen, 
deren Spreite in einen etwa 6 mm langen, ziemlich breiten, geraden Nagel verschmälert 
und mit einem schief stehenden, etwa 4 mm langen, stumpfen Anhang versehen ist und 
dessen Basis eine lange, schmale, täschchenförmige Längsfalte trägt. Alle Blumen- 
blätter kahl. Staubfadenröhre 20—21 mm lang, kahl, gerade, 1,5—2 mm breit, mit 
2,5—3 mm weit freien Filamenten und länglichen Staubbeuteln; das einzeln stehende 
Staubblatt etwa 18 mm lang, mit fädigem Filament. Fruchtknoten sitzend oder un- 
deutlich gestielt, lanzettlich, == 6 mm lang mit angedrückten Haaren bekleidet, mit 
3—5 Samenanlagen, allmählich in den fadenförmigen etwa 15 mm langen, geraden, an 
der Bauchseite sehr sparsam gebärteten, geraden, an der Spitze ein wenig angeschwollenen 
Griffel verschmälert. Narbe herablaufend, bräunlich, kahl. Hülse = 18 mm lang, 
3(—5) gliederig mit breit-eiförmigen etwa 4 mm hohen = 5 mm langen, sparsam, 
zottig behaarten, runzeligen Gliedern. Samen nierenförmig 2><3—3,5 mm groß, kahl, 
bräunlich. 

Ost-Tibet: Tongolo, Kha-zi-la-tho (J. A. Sout n. 2529 — fl. et fr. 
29. Juli 1894). 

Die sehr schöne Art gehört in den Verwandtschaftskreis von Hedysarum obscurum L., 
die jedoch viel gréBere, zugespitzte, kahlere Blättchen, kleinere Blüten mit fast recht- 
winkelig gebogenen und etwas geschweiftem Schiffchen, größere Nebenblätter und mehr- 
gliederige, glatte Früchte besitzt. 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern 


Nr. 111. 


Band L. Ausgegeben am 19. August 1913. Heft 2/3. 


Plantae novae andinae imprimis Weberbauerianae. VI’). 
Edidit 


Ign. Urban. 


4. R. Pinger: Graminea peruviana. 

2a. F. Kränzuin: Amaryllidaceae peruv., boliv., brasil. 
2b. W. TRELEASE: Furcraea peruviana. 

3. R. Muschter: Caryophyllacea aequatoriana. 

4. G. SCHELLENBERG: Berberidacea peruviana. 

5. R. MuscHLer: Crucifera peruviana. 

6. R. Pırger: Rosacea peruviana. 

7. Tu. LoEsENER: Celastraceae andinae II. 


8. G. ScHELLENBERG: Frankeniacea peruviana. 

9. E. Gizc: Malesherbiaceae andinae II. 

40. F. Vaurez: Cactaceae andinae. 

11. A. Cocnraux: Melastomataceae peruvianae II. 

12. F. Kränzuin: Buddleiae americanae cum nonnullis gerontogaeis. 
43. E. Gite: Gentianaceae andinae. 

44. A, BRAND: Polemoniaceae peruv. et boliv. 

45. U. Dammer: Solanaceae amer. II. 

46. G. Birrer: Solana peruv., aequat., boliv. 

47. F. KRANZLIN: Calceolariae peruv., aequat., argent. 
48. A. Cocnraux: Cucurbitaceae andinae. 

19. R. MuschLer: Compositae peruv. et boliv. 


4. R. Pilger: Graminea peruviana. 


Trichoneura Weberbaueri Pilger n. sp.; annua, humilis, multiculmis; 
culmi tenues geniculatim adscendentes, 2-nodi, apice longius exserti et nudi, 
40—47 cm longi, vaginae quam internodia breviores; foliorum lamina anguste 
lanceolata, 42—20 mm longa, striata, scaberula, aeque ac vagina pilis pa- 
tentibus longis hirsuto-inspersa, ligula hyalina apice = fissa, À mm circ. 
longa; panicula brevis angusta, densa, spiciformis, 2—3 cm longa, 4 cm 
circ. lata, ramis perbrevibus paucispiculatis; spiculae compressae, 6— 6,5 mm 


4) Fasc. I in horum annalium vol. XXXVII (1906) p. 373—463, fasc. I in vol. XXXVII 
(1906) p. 503—696, fasc. III in vol. XL (1908) p. 225—395, fasc. IV in vol. XLII (1908) 
p. 49—177, fasc. V in vol. XLV (4944) p. 433—470 in lucem prodiere. 


Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 111. a 


D. Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


longae; glumae vacuae spiculam fere aequantes, lanceolatae, longe an- 


gustatae et acutae, scabridae, valide 1-nerviae, 4,5—5 et 5—6 mm longae, 
superior parum longior; rhachillae internodia tenuia, brevia, callus sub 
gluma florifera brevis obtusiusculus, hirsutus; gluma florifera ovalis, apice 
obtuse bilobulata, lobis + denticulatis, versus marginem pilis longis rigidis 
erectis hirsuta, facie pilis brevibus inspersa, 3—3,5 mm longa, valide 
3-nervia, medianus in aristam quam gluma duplo breviorem productus; palea 
quarto brevior, ovalis, apice truncata denticulata, ad carinas scabras arcte 
inflexa; stigmata valde laxe plumosa; antherae brevissimae ovales. 

Peru: ad viam ferream Limo-Oroya, in montibus septentrionem a 
statione Chosica versus; in declivibus saxosis aridis ad 4400 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 5345. — Blühend im April 1910). 


Die neue Art unterscheidet sich von 7. Lindleyana (Kunth) Ekman besonders 
durch die Rispenform, sowie durch längere Haare an den Deckspelzen. 


2a. F. Kranzlin: Amaryllidaceae peruvianae, bolivienses, 
brasilienses. 


Collania andimarcana Herbert, Amaryll. (1837) 405, t. VII. fig. 4. 
— Wichuraea andimarcana Roem. Am. (1847) 279; Kunth, Enum. V. 
783 e. p. (non Bot. Mag. [4846] t. 4247). — Bomarea andimarcana Baker, 
Handb. (1888) 147. 

Peru: südlich von Chaviña, Prov. Parinacochas, Dpto. Ayacucho 
(45° 10” s. Br.) In einem Polylepishain an Polylepisstämmen kletternd, 
3800—3900 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5775! — 16. Mai 1911). 


Das mir vorliegende WEBERBAUERSche Exemplar stimmt, so gut wie ein Herbar- 
exemplar mit einer Abbildung übereinstimmen kann, mit der oben zitierten Abbildung 
HERBERTS, dagegen absolut nicht mit der im Botan. Mag. t. 4247, welche ich für die 
einer völlig verschiedenen Pflanze halte, obwohl sie von Kunrx wie von BAKER als zu dieser 
Art gehörend zitiert worden ist. Die Blüten der letzteren sind noch größer als die der 
Herpertschen Pflanze und dieser letzteren fehlen die dreieckigen Anhängsel an der Basis 
der Petalen, welche Hersert auch nicht erwähnt und die an WEBERBAUERS Exemplar, 
von dem ich eine Blüte analysierte, nicht vorhanden sind. — Ich könnte als weiteren 
Unterschied die oben eingezogene Krugform der Blüten anführen, die sich weder an 
meinem Herbarexemplar noch an der Hersertschen Abbildung findet, die aber auf der 
Tafel des Botan. Mag. stark angedeutet ist, und schließlich das ganz und gar andere 
Blattwerk, welches bei weitem stärker und üppiger ist als bei meinem Exemplar und 


bei Hersert. Ich möchte für die Tafel im Botan. Mag. den Namen Oollania grandis 


Kränzl. empfehlen. 

Ich halte die Gattung Collania neben Bomarea aufrecht. Zunächst und haupt- 
sächlich wegen der von HERrBERT erwähnten völlig verschiedenen Frucht, die bei einer 
Art sicher (und somit wohl auch bei den anderen) keine Kapsel, sondern fleischig 
und pulpos ist, sodann durch den Habitus, der mit Ausnahme dieser (windenden) 
Art hier steif aufrechte, mit sehr zahlreichen schmalen Blättern besetzte Pflanzen zeigt, 
deren oberster Teil mit breiteren Blättern besetzt ist und stark, oft sogar senkrecht, 
nach abwärts hängt. Ferner sind die Blüten eng geschlossen, was bei Bomarea zum 
mindesten sehr selten ist. Baker hat in seinem »Handbook« Collanza gänzlich unter 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 3 


die Synonyme fallen lassen und den Rormerschen Namen » Wichuraea« als Bezeichnung 
für ein Subgenus von Bomarea angenommen, was sich mit Rücksicht auf die Priorität 
nicht rechtfertigen läßt. Eine durch Wiederherstellung von Collania notwendig wer- 
dende Anderung der Namen einiger früher von mir beschriebenen Bomarea-Sp. folgt 
am Ende dieses Artikels. 

Collania Herzogiana Kränzl. n. sp.; caulis ad 50 cm altus, strietus 
v. paulum flexuosus, inferne glaber, superne hirsutus, polyphyllus. Folia 
in inferiore parte caulis dissita, superne congesta, supra glabra, arcte con- 

_ voluta, nitida, valde nervosa, lanceolata, acuta v. acuminata, subtus viridi- 
grisea v. glauca, brevi-pilosa, maxima ad 3 cm longa, medio 6 mm lata, 
suprema (infrafloralia) vix diversa, nisi fortasse paululum latiora ex- 
planataque. Flores cum parte suprema caulis arcte deflexi, 2 ad 5 v. 6, 
coaetanei. Sepala late oblonga, obtusissima, obtuse apiculata, coriacea, 
intus manifeste carinata, ad 3 cm longa, 8 ad 9 mm lata. Petala paulo 
longiora, e basi cuneata sensim dilatata, antice semirhombea, obtuse an- 
gulata, brevissime apiculata, multo teneriora, sepala scarlatina, viridi-mar- 
ginata, petala (sicca pallide viridia). Stamina episepala longiora quam 
epipetala, omnia perigonii phyllis breviora; stylus perbrevis, ovaria cum 
pedicellis glabra. — Fl. Octobri. 

Bolivia: im Schatten der Felsblöcke im Granitgebiet des Cerro 
Chancapina in 5000 m ii. M. (Herzoe n. 23703). 

Im ganzen Aufbau C. duleis Herb. sehr ähnlich, aber abweichend durch den 
rauhen, borstig behaarten Stamm. C. puberula Herb. ist, wenn die Abbildung in 
HERBERT, Amaryllidac. pl. XI auch nur einigermaßen stimmt, eine völlig verschiedene 
Pflanze, abweichend in Größe der Blätter, Anzahl, Stellung und Größe der Blüten. 

Bomarea Ulei Kränzl. n. sp.; planta certe grandis, summitas tantum 
praestat. Caulis et folia glaberrima, internodia 4 ad 6 cm longa. Folia 
disticha, brevi-petiolata (6 ad 7 mm), ovato-cordata, acuta v. breviter 

acuminata, textura (sicca scil.) tenerrima, 20 ad 23 cm longa, 10 cm lata, 
(maxima mihi adhuc visa inter Bomareas). Umbella folia vix excedens, 
“pedunculus (v. internodium supremum) 5,5 cm longus (i. e. in quarta parte 
-superiore), radii umbellae 5, 16 ad 48 cm longi, bracteolis in basi umbellae 
2 v. 3 minutis, 43 ad 15 cm supra basin bractea parva, lanceolata ob- 
‘siti, plerumque biflori, pedicelli glabri. Sepala elliptica, obtuse acutata, 
2,5 cm longa, À cm lata, obtusa, addito apiculo in dorso. Petala cuneato- 
obovata, apice retusa, medio in apicem latum producta, 2,8 cm longa, punc- 
tulata. — Flores lutei, viridi-signati (in petalis scil.). — Fl. Novembri. 
| Peru: Departamento Loreto, am Cerro de Ponasa in 1200 m ü. M. 

à Amazonas-Expedition (E. Ue n. 6848 !). 


Ich bedaure, die genauere Beschreibung der inneren Blütenteile schuldig bleiben 
zu müssen; aber die einzige Blüte, welche zu analysieren ich wagte, war im Inneren 
‚völlig von Insekten zerstört (deren Puppen ich nachträglich im Ovarıum fand) und mit 
den anderen stand es augenscheinlich nicht viel besser. Die Pflanze ist aber genügend 
gut charakterisiert durch ihre gewaltigen Blätter, welche weitaus die größten bisher 
bekannt gewordenen sind, durch die sehr langen Doldenstrahlen, die fast auf Null re- 


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4 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


duzierten Deckblättchen am Grunde der Dolde und die auf das obere Viertel hinauf- 
gerückte Verzweigung. Die Blütenfarbe ist nach Angabe des Sammlers »gelb mit 
grüner Zeichnung«, was leider nicht allzuviel besagt. Von den bisher bekannten Arten 
ist B. Kränxlinii Baker zweifellos am ähnlichsten. Auch sie hat ziemlich ansehnliche, 
40—12,5 cm lange Blätter, lange Doldenstrahlen mit sehr kleinen Deckblättern am 
Grunde, aber die Blüten sind größer und besser gefärbt. — Der Wuchs der Pflanze 
scheint nicht windend zu sein. 


Bomarea Loreti Kränzl. n. sp.; caulis volubilis, angulosus, glaber. 
Folia circ. # ad 5 cm distantia, petiolata, ovato-lanceolata, basi rotundata, 
acuminata, superne glabra, subtus sub lente valida minutissime scaberula, 
cum petiolo À cm longo ad 12 cm longa, 2 ad 2,5 cm lata, plus minus 
deflexa. Inflorescentia dense capitata, ut videtur diu florens, floribus suc- 
cedaneis ex axi incrassato orientibus, basi bracteis quibusdam foliaceis, 
brevibus, lanceolatis vestita. Flores pedicellati ad 25, pedicelli uniflori, 
basi saepius paulum incrassati, 2,5 cm longi, sparsim pilosi. Ovaria brevia, 
turbinata, densius pilosa ut etiam sepala extus, 3 mm tantum longa. Sepala 
oblanceolata, brevi-acutata, tuberculo apicali in dorso sepalorum apicibus 
ipsis anteposito, fere 3,5 cm longa, supra 5 mm lata. Petala medium 
usque linearia, deinde cuneata, antice retusa, a medio apicem versus in- 
crassata, in apicem obtusissimum terminata, 3,8 cm longa, superne À cm 
lata, glaberrima. Stamina longiora sepalis aequilonga, breviora 2,5 cm 


longa. Stylus triqueter, 1,5 cm longus, stigmata 3 brevia. — Flores 
virides, rubro-striati. — Fl. Februario. 
Peru: Dpto. Loreto, am Cerro de Panasa in 1300 mt. M. — Ama- 


zonas-Expedition (E. Ute n. 46 p.!). 

Die kurz abgestutzten Blüten, deren Sepalen und Ovarien deutlich behaart sind, 
machen einen auffallenden Eindruck. Ich glaube, daß der Blütenstand ziemlich lange 
Zeit hindurch Blüten hervorbringt. Die Blütenstandsachse zeigt nämlich eine Art Ver- 
dickung, an der ich etwas wie ganz junge Knospen gesehen habe. Da ich nur ein 
Exemplar zur Verfügung hatte, und die Feststellung dieses Merkmales nur durch Zer- 
störung des Blütenstandes zu ermöglichen gewesen wäre, so nahm ich davon Abstand 
und beschränke mich darauf, auf die Erscheinung hingewiesen zu haben. — Die für 
Bomarea sehr auffallende Blütenfarbe »grün mit roten Streifene, die Behaarung der 
Blütenstiele, Fruchtknoten und Sepalen bei dem sonstigen Mangel an Behaarung, das 
alles sind Merkmale, zu denen sich schwer analoge finden lassen und es ist somit 
schwer, die Pflanze gut an bekannte Arten anzufügen. 

Eucharis Ulei Kränzl. n. sp.; bulbi mihi non visi. Folia 2, lon- 
gissime petiolata, oblonga, acuta v. brevi-acuminata, sicca tenere mem- 
branacea, petioli basi anguste marginata, ad 35 cm longi, laminae 20— 
22 cm longae, 7 cm latae. Scapus tenuis, ultra 50 cm longus, bracteae 
florum ovatae, acuminatae, paucae, pedicellis paulo longiores, circ. 2 cm 
longae. Flores in specimine unico 4, pedicelli circ. 4,5 cm longi (floribus 


succedaneis longitudine diversi). Ovaria subsemiglobosa, supra applanata, 


a a sae 


8 mm longa, 1,2 cm diametro, tubus corollae tenui-cylindraceus, semi- 


circulum fere efficiens, deflexus, subito in lacinias 6 inter se vix diversas, 
ovatas, acutas, patentes dilatatus, tubus circ. 3 cm longus (extensus scil.) — 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 5 


4 mm diametro, laciniae 2,5 cm longae, 1 cm latae v. paulum angustiores. 
Filamenta ad tertiam inferiorem partem connata, parte libera subquadrata, 
margine superiore utrinque obtuse dentata v. humerata, tota »paracorolla« 
7 ad 8 mm alta, superne divergens, in margine superiore 1,3 cm dia- 
metro, antherae lineares. Stylus tenuis, quam laciniae corollinae vix bre- 
vior, stigma parvum. -— Flores albi. — Fl. Junio. 

Brasilien: Estado de Amazonas, Jurua Miry (E. Ute n. 5737! et 
25737b!). 

Die Anzahl der in Betracht kommenden Arten von Æucharis und Calliphrurva 
ist nicht groß. Von allen bisher beschriebenen (und meist auch abgebildeten) Arten 
ist Calliphruria subdentata Baker hinsichtlich der Größe der Blüten und wohl auch 
im Habitus die ähnlichste. Völlig verschieden ist aber die hier (bei unserer Art) auf- 
fallend stark gekrümmte Röhre des Perigons, der oben abgeplattete Fruchtknoten und 
die sehr breiten, eine Art von Paracorolla bildenden Filamente. 


Bomarea petraea Kränzl. in Engl. Jahrb. Bd. 40 (1908) 229. = Col- 
lania petraea Kränzl. 

Bomarea Fiebrigiana Kränzl. 1. c. (1908) 230. = Collania Fiebrigiana 
Kranzl. 

Bomarea macranthera Kränzl. 1. c. == Collania macranthera Kränzl. 

Bomarea stans Kränzl. I. c. (1908) 234. — Collanıa stams Kranz. 


2b. W. Trelease: Furcraea peruviana. 


Furcraea occidentalis Trelease n. sp.; subacaulescens ?, foliis anguste 
oblongis minute aculeatis margine recto 10x65 cm. Spina terminalis 
obtuse hemisphaerica minuta (0,5><4 mm) brunnea. Aculei approximati 
deltoidei recti v. leviter retrorsi minuti (1 mm) e luteo brunnei v. nigres- 
centes. Panicula glabra alta (6 m). Flores albo-viridescentes ovario 20 mm 
longo perianthio (30 mm) breviore. Capsulae ignotae. Bulbillae inflorescen- 
tiae copiosae. 

Peru: bei Matucara in den westlichen Anden, 2300 mt. M., »Maguey« 
der Eingeborenen (WEBERBAUER n. 1687. — Im November 1902 blühend. 
— Mus. berolin.). 


Species F. cubensi affinis, differt aculeis minimis, floribus majoribus, ovario quam 
perianthium breviore. 


3. R. Muschler: Caryophyllacea aequatoriana. 


Drymaria adiantoides Muschler n. sp.; annua; caules diffusi, laxi, 
procumbentes, glaberrimi, ramosissimi, striatuli. Folia opposita, plus minus 
longe petiolata (petiolis subteretibus, glaberrimis vel interdum pilis minimis 
simplicibus unicellularibus sparsim obtectis, 2—3,5 mm longis), magnitudine 
variantia, ovato-rotundata vel rotundata vel plerumque subreniformia, basi 
rotundata vel interdum subcordata, integerrima vel interdum apicem versus 


6 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


subtiliter eroso-denticulata, glaberrima, reticulato -3—5-nervia (nervis subtus 
evidenter prominentibus, supra subprominulis), tenuiter membranacea, 7— 
8 mm lata, 4—-5 mm longa; stipulae parvae, membranaceae, aut geminae 
integrae aut lacerae, segmentis subulato-capillaceis, glabris, 0,5—1,5 mm 
longis, hyalinis. Flores in dichasiis plerumque paucifloris, raro multifloris, 
pedicellati (pedicello calyce 3-plo longiore, glaberrimo, tenui, subcurvato); 
bracteae parvae, scariosae, lanceolatae vel lanceolato-lineares, acuminatae, 
nervo mediano prominente carinatae, glaberrimae, 2 mm longae, 0,5 mm 
latae; sepala ovata vel ovato-lanceolata, integra vel plerumque basin versus 
subdenticulata (denticulis 2—3), acuta, submucronata, trinervia (nervo 
mediano prominente et semper scabridulo), glabra vel pilis minimis spar- 
sim vestita, viridia, hyalino-albido-marginata, 3,5 mm longa, 4 mm lata; 
petala bifida, calyce longiora, 4 mm longa, 1 mm lata, unguiculata (ungue 
glabro, interdum subdenticulato); laminae lobi spathulato-oblongi vel ob- 
lanceolati, basi interdum dente parvo deflexo aucti; stamina 5, petalis 
breviora, filamentis lineari-capillaceis disco crasso subhypogyno insertis, 
antheris ellipticis ut videtur flavis. Ovarium ovoideum leviter trisulcatum ; 
stylus brevis profunde trifidus, lobis patulis intus stigmatosis. Semina 
lenticulari-reniformia, fusco-atra, 1/,—1 mm diametro, granulis obtusis vel 
subacutis magnis seriatim dense obsita. 


Ecuador: in fruticetis interandinis prope Cotocollao (A. Soprro n. 127. 
— 3. Aug. 1903). 


Die Art steht am nächsten der D. villosa Schlecht., die in Mexiko und Guatemala 
verbreitet ist, Sie unterscheidet sich aber von dieser Spezies sofort durch die völlige 
Kahlheit aller ihrer Teile sowie die wesentlich kürzer gestielten Blätter und schmäleren 
Brakteen. 


4. G. Schellenberg: Berberidacea peruviana. 


Berberis peruviana Schellenb. n. sp.; frutex 2 m altus ramulis 
flexuosis, obscure brunneis, glabris, junioribus puberulis. Spinae breves, 
in partes tres teretes, aequilongas partitae, juventute puberulae. Folia 
in axillis spinarum fasciculata, breviter petiolata, obovata, basi cuneatim 
angustata, apice rotundata, margine paucispinosa, coriacea, supra sub- 
laevia nitida, subtus dense reticulata, opaca, (potius glaucescentia), hypo- 
dermate tenui hic uniseriali hic biseriali instructa et cellulis epidermidis 
inferioris papillosis. Inflorescentiae racemosae, fasciculos foliorum circ. 
duplo superantes, multiflorae glabrae, ad basim bracteis (siccis) purpureo- 
brunneis numerosis amplectae. Flores lutei, bracteati, longe pedicellati; 
tepala 9, obtusa, 3 externa longiora et latiora, 6 interiora breviora et an- 
gustiora et intus supra basim utrinque caruncula elliptica suffulta; stamina 6, 
sepalis breviora; ovarium glabrum, stylo fungiformi coronatum. Bacca 
Ovoidea, nigro-coerulea, stylo persistente aucta. | 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 7 


Ein 2m hoher Strauch mit hin und her gebogenen, kahlen, dunkelbraunen 
Zweigen und behaarten jungen Trieben. Dornen kurz, in drei gleichlange, runde Ab- 
schnitte geteilt, in der Jugend behaart. Blatter büschelig an Kurztrieben in den 
Achseln der Dornen, länger als diese; Blattstiel 7 mm lang; Blattfläche verkehrt- 
eiförmig, am Grunde keilig verschmälert, an der Spitze abgerundet, bis zu 4 cm lang 
und 2,5 cm breit, doch meist kleiner, lederig, am Rande mit wenigen Dornen, oberseits 
fast glatt und glänzend, unterseits mit dichtem Nervennetz, matt (und anscheinend 
blaugrün bereift); Hypoderm einschichtig und stellenweise auch zweischichtig, dünn- 
wandig; Zellen der unteren Epidermis mit Papillen. Blüten in nicht sehr reichblütigen 
Trauben, meist die Blattbüschel weit überragend; Spindel der Trauben ca. 3 cm lang, 
kahl, am Grunde mit zahlreichen purpurbraunen (im Herbar) Brakteen. Blüten gelb, 
Blütenstiel 9 mm lang, am Grunde mit einer Braktee; die neun Perigonblätter ab- 
gerundet, die drei äußeren 5 mm lang und 3 mm breit, die sechs inneren nur 4 mm 
lang und 2 mm breit und am Grunde jederseits des Mittelnervs mit je einer elliptischen 
Schwiele; die sechs Staubblätter sind 2,5 mm lang; Fruchtknoten ebenfalls 2,5 mm 
lang, kahl, mit pilzförmigem Griffel. Frucht eirund, schwarzblau, von dem bleibenden 
Griffel bekrönt. 


Peru: rechte Talwand des Flusses Apurimac gegenüber der Mündung 
des Pampas (Depart. Cuzco, Prov. Conventiön) bei 2800 m ü. M. als Be- 
standteil von Hartlaubgehülzen, die sich aus Sträuchern und vereinzelten 
kleineren Bäumen zusammensetzen (WEBERBAUER n. 5897. — Blühend und 
fruchtend am 15. Juni 1911). 


Diese neue Art ist wohl verwandt mit B. chilensis Gill, von der sie kurze Dornen 
und längere Blütenstände unterscheiden. ; 


5. R. Muschler: Crucifera peruviana. 


Cremolobus stenophyllus Muschler n. sp.; planta annua. Radix 
cauli florigero subaequicrassa, descendens. Caulis 20—30 cm altus, ramo- 
sissimus, adscendens, inferne circa I—2 mm crassus, tenuis, glaberrimus, 
plus minus manifeste, sed tenuiter striatus. Folia lanceolata vel interdum 
lanceolato-linearia, inter sese remota, glaberrima, tenuiter membranacea, 


- utrinque viridia, basin versus sensim in petiolum brevem usque ad 2— 


3 mm longum angustata, margine grosse dentata (dentibus inter sese 
3—4 mm distantibus, 1—1,5 mm altis) vel superiora plerumque subintegra, 
4 em longa, 0,75—4 cm lata. Racemi terminales, laxi et elongati; pedi- 


-celli À cm longi, tenues, flore 3—4-plo longiores. Flores 3—3,5 mm 


diametro; sepala basi aequalia, pro genere brevia, 0,75—4 mm _ longa, 
ovata vel ovato-lanceolata, acuminata; petala alba, oblonga in stipitem 
satis longum angustata, 2—2,5 mm longa; stamina exteriora 2,5 mm 
longa, basi edentula, interiora 3—3,5 mm longa; glandulae obsoletae. 
Siliculae biscutatae; gynophorum 0,75—4,35 mm crassum; valvulae mono- 
spermae a latere compressae, breviter carinatae, late alatae. Semina im- 
marginata, minima, brunnea. __ 

Peru: an der Lima-Oroya-Bahn: Berge im Norden der Station Chosica. 
— Steinige bis felsige Hinge, bekleidet mit einer sehr lockeren, xerophilen 


8 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


Pflanzendecke von kurzer Vegetationsperiode (hauptsächlich einjährige 
Kräuter, regengrüne Sträucher und Cacteen), 1400—1500 m ü. M. (Weser- 
BAUER n. 5335. — Blühend und fruchtend 10. April 1910). 


Sehr nahe verwandt mit C. chilensis DC., der aber sofort durch die gefiederten 
Blätter zu unterscheiden ist. 


6. R. Pilger: Rosacea peruviana. 


Prunus huantensis Pilger n. sp.; frutex 3 m altus, rami brunnei, 
lenticellis multis obtecti; folia rigida, coriacea, e basi late rotundata ovata 
et sensim superne angustata, acuminata, rarius magis ad formam ellipticam 
vergentia, margine breviter rigide setoso-denticulata, = bullata, 13—17 cm 
longa, 5,5—7 cm lata, breviter crasse petiolata (petiolo ad 4 cm longo), 
medianus, nervi arcuati et prope marginem conjuncti nec non venae 
reticulatae superne impressi, subtus bene prominentes, angusti praeter 
medianum subtus crassum; racemi axillares satis laxiflori, ad 17 cm longi; 
flores breviter pedicellati (pedicelli 4—6 mm longi), parvi; axis campanu- 
latus, 3 mm longus, sepala late triangularia, I mm longa, petala alba 
rotundata, ambitu = irregularia, undulata, nonnunquam et latiora quam 
longa, 2,5—-3 mm longa, stamina 20, stilus crassus columnaris; fructus 
siccus niger, globosus vel parum depressus, diametro circ. 4 cm. 

Peru: Dep. Ayacucho, Prov. Huanta, in via a Tambo ad flumen 
Apurimac, in fruticetis, 2900—3000 m s. m. (WEBERBAUER n. 5983. — 
Blühend und fruchtend im Mai 1910), 


Die neue Art ist unter den andinen Formen der Sektion Laurocerasus besonders 
durch die infolge der unterseits stark vorspringenden Nerven bullaten großen Blätter 
gekennzeichnet. 


7. Th. Loesener: Celastraceae andinae. II. 


Maytenus apurimacensis Loes. n. sp.; frutex sempervirens, 2-me- 
tralis. Ramuli recti patentes, vetustiores cortice dense lenticellis longitudi- 
nalibus longis suberosis obtecto instructi demum teretes biennes vel triennes 
usque 5 mm crassi, hornotini longitudinaliter striato-angulati, sub lente 
dense et brevissime pulvereo-papillosi 1— paene 2 mm crassi. Folia 
alterna, subdensa, interstitiis 5—8 mm longis dissita, parva, brevissime 
petiolata vel subsessilia, petiolo vix 1 vel usque 2 mm longo, obovata vel 
obovato-elliptica, rarius ovata vel ovato-elliptica, basi acuta vel, interdum 
anguste, cuneata, apice obtusa vel plerumque rotundata, apice extremo 
ipso saepe minute apiculata, margine sub lente dense et saepe obsolete 
serrulato, rigide coriacea, 1—3,2 cm longa, 0,4—1,9 cm lata, i. s. brunneo- 
vel griseo-olivacea, subtus paullulum vel vix pallidiora, utrinque nitidula, 
sub lente valida i. s. supra et subtus punctulis minutissimis vix conspicuis 
densissime obtecta, costa media utrinque prominula, nervis lateralibus 


a à 2 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444, 9 


utrinque circ. 4—6 sub angulis angustis obviis praecipue basalibus leviter 
~-formiter curvatis, supra et subtus prominulis, non vel tantum juxta 
marginem obsolete reticulatis. Flores parvi in foliorum axillis pauci 
dense fasciculati, sub anthesi vix 2 mm diam., pedicellis glabris 1,5— vix 
2 mm longis. Calyx 5-lobus, glaber, lobis subtriangularibus obtusis, 
ciliatis, circ. 0,75 mm longis. Petala 5 libera i. v. pallide viridula, sub- 
orbicularia, circ. 1,5 mm diam. Stamina 5 in disci annuliformis sub- 
lobato-pentagoni angulis inserta, filamentis brevissimis, sepalis subaequi- 
longis, antheris versatilibus latioribus quam longioribus, ambitu subreni- 
formibus, apice excisulis, rimis longitudinalibus introrsum dehiscentibus. 
Ovarium disco semiimmersum, conicum, in stylum brevissimum atte- 
nuatum, stigmate capitellato coronatum, 2-loculare etc. 

Peru: in dep. Apurimac, in prov. Andahuaylas, in valle fluminis 
Apurimac in ejus latere sinistro inter fluvios Pachachaca et Pampas in 
pratis (Savannen) in 2400 m altitud. vigens: WEBERBAUER n. 5873. — 
Flor. Jun. 


Affinis M. cuxcoinae Loes. et forsan tantum ejus varietas foliis majoribus prae- 
cipue latioribus apice rotundatis nervisque manifestioribus diversa. 


Maytenus andicola Loes. n. sp.; frutex sempervirens, 2-metralis. 
Ramuli patentes, tenues, vetustiores subteretes, cortice sordide griseo 
longitudinaliter rimuloso obtecti, triennes circ. 2 mm crassi, hornotini ob- 
solete angulati, sub lente valida dense et brevissime, interdum obsolete, 
pulvereo-papillosi, circ. 1 mm crassi. Folia alterna, parva, densa, inter- 
stitiis 4—9 mm longis dissita, perbreviter petiolata, petiolo 1—3 mm 
longo, lanceolata vel elliptico-lanceolata usque obovato-elliptica, basi acuta 
vel anguste cuneata, apice ambitu rotundata vel obtusa usque acuta, ple- 
rumque apice extremo ipso brevissime apiculata, margine integerrimo vel 
rarius obsolete et appresse pauciserrulato, rigidule coriacea, 1—2,6 cm 
longa, 0,4—0,8 cm lata, i. s. griseo-olivacea, subconcolora, costa media 
tenui utrinque prominula, nervis lateralibus utrinque 3—4 sub angulo an- 
gusto obviis, + ad apicem versus arcuatis vel ©-formiter curvatis, supra 
obsoletis vel plane inconspicuis, subtus prominulis vel obsoletis, non re- 
ticulatis. Flores minimi, dioici(?), sub anthesi vix 2 mm diam., in 
foliorum axillis dense fasciculati, pedicellis sub anthesi vix 4 mm longis, 
sub fructu paene 2 mm longis, glabris. Calyx glaber, 5-lobus, lobis sub- 
semiorbicularibus, circ. 0,75 mm longis, margine sub lente breviter glan- 
duloso (?)-fimbriolato-ciliatis. Petala 5 libera ambitu irregulariter orbicu- 
Jaria, margine brevissime glanduloso(?)-fimbriolata, hinc inde subintegra, 
circ. 1 mm diam. Stamina 5 in disci annuliformis pentagoni angulis 
inserta, filamentis brevissimis, sepalis subaequilongis, antheris cordiformibus, 
parvis, rimis longitudinalibus introrsum dehiscentibus, vacuis, sterilibus (?). 
Ovarium disco insidens ovoideo-conicum, staminibus paullulo longius, in 
stylum brevissimum attenuatum, stigmate bilobo coronatum, 2-loculare. 


10 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


Capsula ellipsoidea, 7—8 mm longa et 4—6 mm lata, apice brevissime 
apiculata, abortu unilocularis, bivalvis, tarde dehiscens, monosperma, se- 
mine e basi erecto plane arillo vestito, albumine subparco, embryone 
magno, unilateraliter paullum et obsolete excavato, ceterum cotyledonibus 
ovalibus planis crassis. 

Peru: in declivibus saxosis fruticigeris, herbigeris praecipueque gra- 
minigeris prope Ayacucho in 3000—3200 m altitud.: WeBERBAUER n. 5507. 
— Flor. et fruct. Maj. 


Affinis M. vescefoluae Griseb., speciei Argentinensi, quae foliis majoribus, crassiori- 
bus, floribus majoribus, ovario 3-mero recedit. 


Maytenus orbicularis (Willd.) Loes. vel affinis. 

Celastrus orbicularis Willd. (non Humb. et Bonpl., ut errore typogr. 
sive alio ab auctoribus indicatum est) ex Roem. et Schult. Syst. Vol. V. 
1819, p. 423. 

Maytenus uliginosus H.B.K. Nov. Gen. et Spec. Vol. VII. 1825, 
p. 54. 

Peru: in clivis occidentalibus andium supra portum Pisco inter Huau- 
yanga et Pampano praecipue juxta fluvium in solo lapidoso sparse plantis 
obtecto in 1000—1200 m altitud. et apud Haciendam Pampam redondam 
in valle »Rio de Lomas« ad margines exteriores fruticetorum ripam in- 
duentium satis frequens in 600—700 m altitud.: WEBERBAUER n. 5381 et 
5740. — Flor. et fruct. Maj. 

Plantae Weberbauerianae a formis typicis foliis paullum angustioribus et cras- 


sioribus recedunt id quod forsan locorum natura naturalium effectum est. Capsularum 
forma etiam satis variabilis videtur. 


8. G. Schellenberg: Frankeniacea peruviana. 


Frankenia peruviana Schellenb. n. sp.; frutex ad 0,5 m altus, ramis 
nodosis, teretibus, cinereo-tomentosis. Folia opposita vel internodio uno 
subnullo pseudoverticillata, ovata, apice obtusa, basi cordata, cinereo-tomen- . 
tosa, margine revoluta, coriacea, costa supra impressa, subtus bene promi- 
nente, petiolo brevi basi sua dilatato et ibi margine ciliato axem amplec- 
tente. Inflorescentiae terminales, paniculatae. Flores inter majores, albi; 
calycis lobi 5, lanceolati, costa prominente subcarinati; petala 5 libera, 
unguiculata, ungue intus bilamellato, lamina orbiculari, denticulata; sta- 
mina 6, petalis paullo breviora, filamentis basi dilatatis et in parte dilatata 
hic inde denticulatis, antheris versatilibus; stylus apice trifidus. 

Ein kleiner, etwa 50 em hoher Strauch mit runden, knotigen, graufilzigen Zweigen. M 
Blätter gegenständig oder durch Verkürzung je eines Internodiums anscheinend wirtelig, 
eiförmig, an der Spitze abgerundet, am Grunde herzförmig, die größten 7 mm lang 
und 5 mm breit, graufilzig, am Rande zurückgerollt, lederig, Mittelrippe oberseits ein- 
gesenkt, unterseits stark vortretend; Blattstiel sehr kurz, an seinem Grunde scheidig 


verbreitert, hier am Rande gewimpert und den Zweig halbumfassend. Blüten in end-« 
ständigen Rispen, weiß; Kelch 8,5 mm lang, die freien Abschnitte lanzettlich, durch den, 


Se ee a 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 11 


vortretenden Nerv gekielt; die 5 Blütenblätter genagelt, 43 mm lang; Nagel des Blüten- 
blattes 6 mm lang und 1,5 mm breit, innen mit einer gleichlangen zweiflügeligen Leiste; 
Spreite des Blütenblattes 7 mm lang und 6,5 mm breit, am Rande gezähnelt; Staub- 
blätter 6, frei, 42 mm lang, ihr Faden vom Grunde bis etwa zur Mitte verbreitert und 
hier am Rande mit einigen Zähnchen oder ganzrandig, Staubbeutel versatil; Griffel 
dreispaltig. 

Peru: bei Mollendo auf Wüstensand bei 80 m ü. M. Ein für die 
Strandregion bis 300 m Meereshöhe charakteristischer Strauch (WEBERBAUER 
n. 386. — Blühend 49. Febr. 1902). 


Diese neue Art scheint der F. farinosa Remy, die ich leider nur aus der Be- 
schreibung kenne, nahe zu stehen. Sie unterscheidet sich von ihr, abgesehen von der 
Blütenfarbe, die für F. farinosa als blau angegeben wird, durch die am Grunde herz- 
förmigen Blätter, während sie bei jener Art am Grunde verschmälert sein sollen. 


9. E. Gilg: Malesherbiaceae andinae. Il. 


Malesherbia Weberbaueri Gilg n. sp.; »suffrutex 1/,—1 m altus«, 
caule erecto, eramoso, a basi dense folioso, basi er. 4 cm crasso lignoso, 
internodiis brevissimis vix 4 cm longis, densissime griseo- vel albescenti- 
sericeis. Folia alterna, a basi usque ad inflorescentiam viridia (haud basi 
caulis emarcida), densissime conferta i. e. sibi valde approximata, lineari- 
lanceolata, apice acutissima, basin versus sensim angustata, sessilia. in- 
aequaliter sinuato-serrata vel serrulata, dense longeque, sed appresse, 
griseo-sericea, 12—8 cm longa, 10—8 mm lata, nervis venisque supra 
impressis, subtus valde prominentibus grosse reticulatis, turionibus brevibus 
in foliorum axillis semper evolutis. Flores »cinnabarini, limbo viridi-flavo« 
apicem caulis versus in racemum terminalem spiciformem multiflorum 
densissimum, 40—50 cm longum dispositi, bracteis ad racemi basin eu- 
phylloideis, flores longit. superantibus, sed superne mox valde decrescentibus 
et in parte ?/, superiore racemi minimis floribus multo brevioribus, lineari- 
bus, densissime griseo-sericeis, plerumque non vel vix conspicuis; recep- 
taculum cylindraceum, medio vel superne vix inflatum, cr, 4 cm longum, 
8—10 mm crassum, membranaceum, longitudinaliter manifeste 1 0-striatum, 
densiuscule vel dense griseo-flavescenti-sericeum; sepala 5 lanceolata, acutis- 
sima, 7—8 mm longa, basi 2 mm lata, densissime sericea; petala quam 
sepala manifeste breviora, 3—5 mm longa, basi 1—1,5 mm lata, ceterum 
sepalis subaequalia. — Cetera cfr. M. cylindrostachyam. 

Peru: Depart. Huancavelica, Prov. Angaraes, an der linken Talwand 
des Huarpa, eines rechten Nebenflusses des Mantaro, an steilen, lehmig- 
steinigen Abhängen mit sehr lockerer, regengriiner Vegetation, 2900 m ü. M. 


(WeBERBAUER n. 5672. — Blühend im Juni 1910). 
Die prachtvolle, dekorative Pflanze ist wie M. cylindrostachya Urb. et Gilg mi 
M. thyrsiflora Presl verwandt, aber durch vegetative wie Blütenmerkmale bestens ver- 


schieden. 


Malesherbia scarlatiflora Gilg n. sp.; »frutex 4 m altus parce ra- 
mosus«, caule erecto, basi nudo vel reliquiis foliorum emarcidorum obtecto, 


12 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


superne densissime folioso, basi cr. À cm crasso, lignescente, internodiis 
brevissimis cr. 1/, cm longis densissime flavescenti-sericeis. Folia alterna, 
inferne emarcida, superne euphylloidea, densissime conferta i. e. sibi 
valde approximata, oblonga vel obovato - oblonga, apice subrotundata, 
sed apice ipso obsolete apiculata, basin versus sensim in petiolum tomen- 
tosum 2—1 cm longum cuneato-angustata, aequaliter obsolete, sed acute, 
serrato-dentata, 10—6 cm longa, 3,5—2,5 cm lata, utrinque subaequa- 
liter densissime pilis longis sericeis nitentibus flavescentibus tomentosa, 
nervis venisque supra impressis, subtus valde prominentibus grosse re- 
ticulatis, turionibus brevibus tomentosis in foliorum axillis semper evo- 
lutis. Flores »scarlatini, limbo flavido vel viridi-flavido« apicem caulis 
versus in racemum terminalem spiciformem multiflorum densiflorum, 15 — 
35 cm longum, dispositi, bracteis ad racemi basin infimam euphylloideis, 
flores longit. manifeste vel paullo superantibus, sed superne mox valde 
decrescentibus et in parte 4/; superiore racemi minimis inter flores omnino 
obtectis, linearibus, densissime fulvo-sericeo-tomentosis; receptaculum cylin- 
draceum, medio non vel vix inflatum, cr. 4 cm longum, 10 mm crassum, 
membranaceum, longitudinaliter obsolete 10-striatum, densissime fulvo- 
sericeo-tomentosum; sepala 5 lanceolata, acutissima, 7—8 mm longa, basi 
2mm lata, densissime sericea; petala quam sepala manifeste breviora, 
3—4 mm longa, basi 1—1,5 mm lata, ceterum sepalis subaequalia. — 
Cetera cfr. M. Weberbaueri et M. cylindrostachyam. 


Peru: über Huaytara, an den westlichen Andenhängen zwischen 13° 
und 44° südl. Breite über dem Hafen Pisco, in einer offenen, regengrünen 
Formation, gemischt aus Kräutern und Sträuchern, 2700—2800 m ü. M. 
(WEBERBAUER n. 5411. — Blühend im Mai 1910), an der Lima-Oroya-Bahn, 
über Matucana, an steinigen Abhängen, die mit einer lockeren Xerophyten- 
Vegetation besetzt sind, 2400—2600 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5219. — 
Blühend im April 1909). 


Die neue Art ist mit M. Weberbaueri am nächsten verwandt. Sie ist von dieser 
durch die ganz abweichenden Blätter sehr verschieden. 


10. F. Vaupel: Cactaceae andinae. 


Cephalocereus melanostele Vaupel n. sp. — Caulis erectus, validus, lana 
supertextus, apice rotundatus. Costae circiter 25 humiles, sectione trans- 
versa aequilaterali-triangulares, inter areolas leviter incisae. Sinus acuti. 
Areolae valde approximatae, orbiculares vel subellipticae, convexae, lana 
multa brunneola obtectae. Aculei numerosissimi, nigri; unus validissimus 
erectus vel plus minus horizontaliter patens, ceteri multo minores sub- 
setiformes, ex tota areola oriundi. Cephalium laterale, crassissimum, 
lineari-oblongum, brunneum, aculeis egens, costas 8 obtegens. Flores pauci — 
e cephalio erumpentes; ovarium breviter subcylindricum atque tubus cy- — 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 13 


lindraceo-infundibuliformis squamis parvis decurrentibus obsita; lana ex 
axillis squamarum ovarii et partis inferioris tubi oriunda sparsissima, 
oculo vix cognoscenda, sursum multo major, tubum plus minus obtegens; 
perigonii phylla exteriora lanceolata, interiora potius oblongo-elliptica, tubo 
fere triplo breviora; stamina numerosa inclusa; filamenta filiformia, parieti 
tubi plus minus affixa; antherae parvae, dimidium superius tubi explentes; 


stylus antheras vix superans. 

Wuchs aufrecht, bis 2 m hoch, säulenförmig, wenig verzweigt. Stamm graugrün, 
bis 40 cm im Durchmesser, im Scheitel gerundet, an den vorliegenden jüngeren Teilen 
von dunkelbrauner Wolle dicht umsponnen. Rippen etwa 25, 4 cm hoch, im Quer- 
schnitt gleichseitig-dreieckig, durch Einschnitte über den Areolen in seichte Höcker zer- 
legt und durch scharfe Furchen voneinander geschieden. Areolen sehr dicht stehend, 
rund bis breit-elliptisch, fast 4 cm im Durchmesser, etwas gewölbt und mit dichter, 
flockiger, bräunlicher, bis 4 cm langer Wolle bekleidet, die den ganzen Stamm in 
dünner Lage umhüllt. Stacheln äußerst zahlreich, schwärzlich; einer, durch besondere 
Größe und Stärke ausgezeichnet, ist bis 4 cm lang und meistens schräg nach oben 
gerichtet; die übrigen, regellos aus der ganzen Fläche der Areole entspringenden, sind 
kürzer, kaum 0,5 cm lang und bedeutend dünner, fast borstenförmig. Das dichte, aus 
dunkelbrauner Wolle gebildete Cephalium ist von Stacheln nicht durchsetzt und er- 
streckt sich über eine Breite von 8 Rippen. Blüten in geringer Zahl aus dem Cepha- 
lium; ganze Länge 5,4 cm; der kurzzylindrische, 8 mm im Durchmesser haltende Frucht- 
knoten ist mit winzig kleinen Schüppchen besetzt, die in ihren Achseln nur ganz wenig 
mit der Lupe kaum erkennbare Wollhärchen tragen; die zylindrisch-trichterförmige 
Röhre erweitert sich an der Mündung auf fast 2 cm, sie ist von herablaufenden, nach 
oben etwas größer werdenden Schuppen bedeckt und flach gerieft; im unteren Teile 
ist sie noch fast kahl, weiter oben von bräunlicher Wolle durchsichtig umhüllt; Blüten- 
blätter lanzettlich bis länglich-elliptisch, die inneren bis 1,5 cm lang und 4 mm breit, 
die äußeren sind etwas kürzer und schmäler; Staubgefäße sehr zahlreich, von der 
Blumenkrone eingeschlossen und von der ganzen oberen Hälfte der Röhre entspringend; 
Staubbeutel klein; der 3,5 cm lange, ziemlich schlanke Griffel überragt die Staubgefäße 
mit mehreren 0,5 mm langen Narben. Blütenfarbe weiß. 


Mittleres Peru: bei Chosica, an der Lima-Oroya-Bahn, auf sehr 
dürftig bewachsenem und steinigem Boden, in 800 m Höhe (WEBERBAUER 
n. 2630. — Mit Blüten am 15. März 1903). 


Der Cephalocereus melanostele ist durch die große Zahl der Rippen, den einen 
großen und die vielen kleinen schwärzlichen Stacheln deutlich charakterisiert. Nach 
den Schilderungen WEBERBAUERS in »Die Pflanzenwelt der peruanischen Anden« ist die 
Gattung Cephalocereus in Peru ziemlich verbreitet, so daß noch mehrere andere Arten 
“von dort zu erwarten sind. 


Cereus acanthurus Vaupel n. sp. — Caulis simplex, breviter columnaris, 
apice rotundatus. Costae 19 humiles, compressae, supra areolas leviter 
incisae. Sinus acuti. Areolae densissimae, orbiculares vel late ellipticae, 
convexae, tomento parvo obtectae. Aculei numerosi, caulem densissime 
tegentes, juventute sordide brunnei, aetate grisei, graciles, inaequales, ca. 
5—7 e parte inferiore areolae oriundi porrecti longiores, ceteri permulti 
peripherici minores. Flores ex areolis junioribus erumpentes, apici valde 
approximati, infundibuliformes, pro rata parvi; tubus atque ovarium de- 


14 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


presso-globosum externe ab illo non sejunctum, squamis obovatis vel lan- 
ceolatis sursum gradatim accrescentibus, decurrentibus atque lana sparsa 
ex squamarum axillis oriunda obsita; perigonii phylla exteriora lanceolata, 
interiora oblonga; stamina e parte inferiore tubi oriunda, interiora libera, 
exteriora parieti tubi plus minus affixa; filamenta filiformia; antherae 
lineari-oblongae, quam phylla breviores; stylus gracilis in stigmata ca. 7 
minima divisus, perigonii phyllis aequilongus. Fructus desideratur. 


Eine niederliegende, bis halbmeterlange, von den Stacheln dicht umhüllte Pflanze. 
Das vorliegende Exemplar ist unverzweigt, 25 cm lang, 5 cm im Durchmesser, im 
Scheitel gerundet. Rippen 49, niedrig, zusammengedrückt, durch transversale flache 
Einschnitte oberflächlich in nasenförmige Höcker zerlegt, durch scharfe Furchen von 
einander getrennt, Areolen sehr dicht stehend, rund bis breit-elliptisch, 3 mm im 
Durchmesser, von einem schwach gewölbten Polster aus kurzem Wollfilz bedeckt. 
Stacheln sehr zahlreich; 5—7, mehr der Mitte der Areole entspringende und mehr auf- 
wärts gerichtete, sind etwas kräftiger und 1,5 cm lang, die übrigen, in großer Zahl, 
sind kürzer, dünner (fast borstenförmig) und strahlen mehr oder minder horizontal. 
Blüten zu mehreren in der Nähe des Scheitels; ganze Länge 4,5 cm; der äußerlich von 
der Röhre nicht abgesetzte Fruchtknoten ist dicht mit kleinen herablaufenden Schuppen 
besetzt, aus deren Achseln kleine Büschel rötlichbrauner Wollhaare hervortreten; diese 
Schuppen nehmen an der trichterförmigen Röhre nach oben hin an Größe zu und 
decken sich dachziegelig; die obersten, die den Übergang zu den Blütenblättern bilden, 
sind lanzettlich, bis 4,5 cm lang und tragen im Gegensatz zu den übrigen keine Wolle 
mehr in den Achseln; Blütenblätter in relativ geringer Zahl, die äußeren lanzettlich, 
die inneren mehr elliptisch, gegen 2 cm lang und bis 5 mm breit; Staubgefäße nicht 
gerade zahlreich, ziemlich nahe am Grunde der Röhre entspringend; die inneren sind 
frei, die äußeren mit der Röhrenwand mehr oder minder verwachsen; Staubbeutel 
linear-oblong, 3 mm lang, aufrecht, in die Blütenkrone hineinragend; der Griffel über- 
ragt sie mit 7 sehr kleinen Narben um etwa 8 mm. Frucht unbekannt. Blütenfarbe 
scharlachrot. | 


Mittleres Peru: bei Matucana, einer Station der Lima-Oroya-Bahn, 
auf Felsen mit dürftiger Vegetation in 2370 m Höhe (WEBERBAUER n. 1699. 
— Mit Blüten am 1. Nov. 1902). 


Eine durch die relativ geringe Länge des Stammes und die kleinen Blüten aus- 
gezeichnete Art. 


Cereus acranthus (K. Schum.) Vaupel. — Caulis erectus simplex vel 
a basi parce ramosus, altitudine mediocri, apice rotundatus. Costae 12 
humiles, latae, superne rotundatae, supra areolas paulum incisae. Sinus 
acuti. Areolae valde approximatae, subellipticae, magnae, convexae, tomento 
_obtectae. Aculei numerosi, rigidi, patentes; unus vel duo validi 2 cm 
longi, ceteri 20—30 ex tota areola oriundi breviores, minus validi, sed 
inter se inaequales, marginem areolae versus tenuiores. Flores numerosi, 
ex areolis junioribus provenientes, circa apicem caulis coronam formantes, 
infundibuliformes; ovarium depressum parvum, a tubo externe non se- 
junctum squamis paucis parvis lanaque sparsa obsitum; tubus elongatus, 
squamis lanceolatis imbricatim dispositis, at se non tegentibus, sursum 
gradatim accrescentibus obsitus; perigonii phylla oblonga vel elliptica; 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 15 


stamina numerosa, e toto pariete tubi parte infimo excepto oriunda, in- 
clusa, suprema orificium tubi paulum superantes; stylus quam stamina 
paullum longior, in stigmata circiter 10 lanceolata solutus. Fructus 
ignotus. 

Wuchs aufrecht, einfach oder an der Basis etwas verzweigt. Säulen kräftig, 1 m 
hoch, etwas über 5 cm im Durchmesser, am Scheitel gerundet, von den starren Stacheln 
dicht umhüllt. Rippen 42, durch scharfe Furchen getrennt, ziemlich niedrig, gerundet 
und durch mäßig tiefe Einschnitte über den Areolen in schwache Höcker zerlegt. 


- Areolen etwa 4 cm im Durchmesser, sehr dichtstehend, kreisförmig bis breit-elliptisch, 


EO 


| 
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7 
: 


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mit einem gewölbten Wollpolster besetzt. Stacheln zahlreich, starr, nach allen Seiten 
spreizend, ungleich, in Rand- und Mittelstacheln schwer zu trennen; ein oder zwei mehr 
der Mitte der Areole entspringende sind besonders kräftig, pfriemlich und bis 2 cm 
lang; die anderen 20—30 sind kürzer und schwächer, aber insofern unter einander 
verschieden, als die mittleren kräftiger sind als die seitlichen; die letzteren bilden die 
Mehrzahl, sie sind 1/9—1 cm lang und umgeben die Basis der Areole in einem wage- 
recht abstehenden Kranze. Blüten zahlreich, aus nächster Nähe des Scheitels; ganze 
Länge 8,5 cm; Röhre mit dem äußerlich von ihr nicht abgesetzten Fruchtknoten mit 
nicht sehr zahlreichen kleinen, spitz-dreieckigen bis lanzettlichen, nach oben an Größe 
etwas zunehmenden, herablaufenden Schuppen besetzt, in deren Achseln sich spärliche 
Wolle befindet; der Durchmesser der Röhre beträgt unten etwa 4,5 cm, an der Mün- 
dung etwa 2cm; Blütenblätter oblong bis elliptisch, bis 2,5 cm lang und 8 mm breit; 
Staubgefäße zahlreich, im unteren Teil der Röhre, nahe der Basis, entspringend, aber 
mehr oder weniger weit mit der Röhrenwand verwachsen und zum Teil etwas über 
die Mündung der Röhre hinausragend; der 40-narbige Griffel ist etwas länger als die 
Staubgefäße. Blütenfarbe weiß. 


Mittleres Peru: bei Santa Clara, einer Station der Lima-Oroyo- 
Bahn, auf steinigem Boden in der Loma-Formation, in 400—600 m Höhe 
(WEBERBAUER n. 1679. — Mit Blüten am 26. Okt. 1902). 


Die Pflanze ist unter dem Namen Palocereus acranthus K. Sch. abgebildet in: 
A. WEBERBAUER: »Die Pflanzenwelt der peruanischen Anden« (Leipzig 4944), Tafel 5b. 


Cereus apiciflorus Vaupel n. sp. — Columnaris, apicem versus angusta- 
tus, procumbens vel erectus. Costae in speciminibus siccis inconspicuae, 
probabiliter humillimae. Areolae parvae orbiculares, tomento brevi griseo 
obtectae. Aculei pro rata graciles, récti, pungentes; marginales circ. 40, 
subhorizontaliter patentes; centralis 1, erectus, paullum crassior, 2- vel 
3-plo longior quam marginales. Flores plures circa apicem caulis, infundi- 
buliformes, magnitudine mediocres; ovarium atque tubus squamis parvis 
lanceolatis, lana brevi brunnea setisque subcapilliformibus longioribus 
rubro-brunneis densissime obtecta; perigonii phylla multa oblonga vel 
anguste obovata, tubo ovarioque fere aequilonga; stamina permulta in- 
aequalia in tubi pariete ascendentia, quam petala multo breviora; stylus 
perbrevis; stigmata 9 stylo fere aequilonga, staminibus inclusa. Fructus 


desideratur. | 

Stämme niederliegend bis aufsteigend, bis halbmeterlang, 2 —92,5 cm im Durchmesser, 
an der Spitze verschmälert. Rippen sind an den vorliegenden drei getrockneten Exem- 
plaren nicht wahrnehmbar, sie sind also an der lebenden Pflanze jedenfalls sehr niedrig. 
Areolen in 7—8 Längsreihen, an den älteren Teilen gegen 2 cm von einander entfernt, 


16 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 414. 


kreisförmig, klein, 2 mm im Durchmesser, mit kurzem, schwärzlichem Wollfilz bekleidet, 
der bald vergraut. Stacheln ziemlich dünn, gerade, stechend; Randstacheln etwa 40, 
sehr dünn, horizontal spreizend, ungleich, bis 4 cm lang; Mittelstachel 4, aufrecht ab- 
stehend, etwas kräftiger als die Randstacheln, etwa von der Stärke einer gewöhnlichen 
Stecknadel, bis 2 cm lang. Blüten zu mehreren aus der unmittelbarsten Nähe des 
Scheitels, gewissermaßen einen diesem aufgesetzten Strauß bildend; ganze Länge 4 cm; 
Fruchtknoten zylindrisch, gegen 4 cm lang, leicht gehôckert und mit zahlreichen kleinen, 
lanzettlichen Schuppen bedeckt, die in ihrer Achsel ein Bündel kurzer, schwarzbrauner 
Wolle und rotbraune abstehende, etwa 3 mm lange, steife Borsten tragen, die eine 
dichte Hülle bilden; Röhre kaum so lang wie der Fruchtknoten, trichterförmig; die 
Schuppen sind an ihm etwas größer und entfernter gestellt; Blütenblätter zahlreich, 
oblong bis schmal-umgekehrt-eiförmig, die äußeren bis 2,5 cm lang und 8 mm breit, 
die inneren 2 cm lang und 9 mm breit; Staubfäden sehr zahlreich, zusammenneigend, 
der ganzen Wand der Röhre entspringend, viel kürzer als die Blütenblätter; Griffel 
ziemlich kräftig, sehr kurz, 7 mm lang; die neun nicht viel kürzeren Narben sind von 
den Staubbeuteln eingeschlossen. Blütenfarbe scharlachrot. 


Mittleres Peru: Departamento Ancachs, Prov. Huari, oberhalb Masin 
im Tale des Puccha-Flusses, in 2500—2600 m Höhe, in einer aus Sträu- 
chern, Cacteen, Agaven, Bromeliaceen und Kräutern gemischten, durchaus 
offenen Formation (WEBERBAUER n. 3743. — Mit Blüten am 26. Okt. 
1903). 

Eine sehr eigenartige Pflanze, die sich dadurch besonders auszeichnet, daß die 
Blüten in ähnlicher Weise wie bei Echinocereus tuberosus unmittelbar an dem etwas 
verjüngten Scheitel erscheinen. Der Form der Blüte nach steht sie dem Cereus aureus 
Meyen nahe, von dem sie sich jedoch durch die viel kürzere Bestachelung und die 


mehr borstige als wollige Bekleidung des Fruchtknotens (nach der Blüte im Museum 
in Dahlem) unterscheidet. 


Cereus brachypetalus Vaupel n. sp. — Caulis erectus, validus, ramosus (?), 
apicem versus sensim angustatus, apice rotundatus. Costae 8—9 medio- 
criter altae, sectione transversa recte-triangulares, superne rotundatae, dorso 
continuae. Sinus apice caulis acuti, basim versus subrotundati. Areolae 
remotae orbiculares, magnae, convexae, tomentosae. Aculei irregulares; 
duo perlongi validi e parte inferiore areolae oriundi angulo acutissimo de- 
orsum reflexi, ceteri circiter 20 multo minores inter se inaequales, rigidi, 
pungentes. Flores e parte superiore areolae provenientes infundibuliformes ; 
ovarium late ovoideum vel subglobosum tuberculatum, tuberculis permultis 
obliquis apice squamam parvam, lanam copiosam atque aculeos rarissimos 


minimos gerentibus obsitum; tubus ab ovario conspicue sejunctus late 


cupulatus, squamis multis acuminatis superioribus gradatim majoribus im- 
bricatim se tegentibus, lana copiosa pilisque longioribus ex axillis squa- 
marum oriundis obsitus; perigonii phylla a squamis tubi sensim accres- 
centia obovato-oblonga vel cuneiformia; stamina permulta e toto pariete 
dimidii superioris tubi oriunda, inclusa; filamenta brevia filiformia; stylus 
crassus, in stigmata multa stylo aequilonga divisus. Bacca ovoidea, apice 
umbilicata, pariete crasso, ceterum quoad tubercula, squamas, lanam ovario 
similis. Semina permulta parva. 


Br be 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 114. 1? 


Pflanze aufrecht, säulenförmig, etwas verzweigt, bis 3m hoch. Stamm oliven- 
grün, sehr kräftig, an dem vorliegenden Material 40 cm im Durchmesser, nach der 
Spitze zu etwas verjüngt. Rippen 8—9, im Querschnitt annähernd gleichseitig-dreieckig, 
stumpf fortlaufend, mit 2 cm hoher Kante. Furchen an der Spitze des Triebes ziemlich 
scharf, nach unten zu etwas flacher. Areolen 3—4 cm von einander entfernt (von Mitte 
zu Mitte gemessen), kreisförmig, bisweilen etwas mehr elliptisch, sehr stark, 1,5 cm im 
Durchmesser, mit einem gewölbten Polster von dichtem Filz besetzt. Stacheln zahlreich, 
ungleichmäßig; 4 oder 2 sehr kräftige, übereinander, aus dem unteren Teile der Areole 
entspringende sind bis 10 cm lang und scharf nach unten gerichtet; die übrigen, etwa 
20 an Zahl, sind kräftig und starr, ungleich lang, die größten selten mehr als 4,5 cm, 
und spreizen nach allen Richtungen. Blüten trichterförmig, 7 cm lang; Fruchtknoten von 
der Röhre deutlich geschieden, breit-eiférmig oder mehr kugelig, 2 cm lang, mit zahl- 
reichen flachen, in schräg herablaufenden Reihen geordneten Höckern besetzt, die an 
ihrer Spitze eine kleine, krallenförmige Schuppe und ein rundes, etwa 2 mm im Durch- 
messer haltendes Polster dunkelbrauner Wolle tragen, aus dem hier und da ein schwacher 
Stachel hervorragt; Röhre breit-becherförmig, 3 cm lang, mit zahlreichen Schuppen be- 
setzt, die von unten nach oben an Größe zunehmen, mit den in der Nähe des Frucht- 
knotens noch deutlichen, aber bereits länger gewordenen Höckern immer mehr ver- 
schmelzen und schließlich die Gestalt von lanzettlichen, 4 cm langen, sich dachziegelig 
deckenden Blättern annehmen; sie tragen in ihrer Achsel ein kräftiges Büschel feiner, 
dunkelbrauner Wolle, das mit einigen dünnen, biegsamen Borsten resp. Stacheln durch- 
setzt ist; die Blumenkrone ist relativ klein; die Blätter sind spatelförmig, 1,5—2 cm 
lang; die äußeren tragen an ihrem oberen Rande ein feines Stachelspitzchen; die sehr 
zahlreichen Staubgefäße bekleiden die ganze Wand der oberen, etwas breiteren Hälfte 
der Röhre; die Fäden sind sehr kurz und ragen kaum in die Blumenkrone hinein. 
Griffel kräftig, 4,5 cm lang; Narben zahlreich, von derselben Länge wie der Griffel. 
Blütenfarbe orange. 


Südliches Peru: bei Mollendo, auf felsigem Sandboden in der Loma- 
Formation, in 150 m Höhe (WeserBaverR n. 1549. — Mit Blüten und 
Früchten am 7. Okt. 1902). 


Die Art steht dem Cereus brevistylus K.Schum. sehr nahe, von dem sie sich 
aber durch die Bestachelung, die Größe der Blumenkrone und verschiedene andere 
Blütenmerkmale deutlich unterscheidet. 

Cereus brevistylus K. Schum. — Caulis columnaris, erectus, validus, 
ramosus (?), apice rotundatus. Costae 6—8 mediocriter complanatae, mar- 
gine rectae, superne rotundatae, dorso continuae. ‘Areolae remotae, orbicu- 
lares vel subellipticae, majusculae, breviter tomentosae. Aculei irregulares; 
plerumque unus longissimus validus, porrectus, pluresque multo breviores 
plus minus crassi. Flores infra apicem costis insidentes e parte superiore 
areolae provenientes, a caule angulo acuto patentes, infundibuliformes; 
ovarium ovoideum, basim versus paullum’ angustatum, squamis permultis, 
lana brevi copiosa atque capillis longioribus ex apice tuberculorum humilium 
oriundis obsitum; tubus perigonii ab ovario conspicue sejunctum, late 
cupulatus, squamis multis acutis vel acuminatis, superioribus gradatim 
majoribus, imbricatim se tegentibus, lana pilisque longioribus ex axillis 
squamarum oriundis obsitus; perigonii phylla e squamis illis sensim ac- 
crescentia, oblongo-obovata, basi cuneata, apice rotundata; stamina e tubi 

Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 111. b 


18 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 114. 


pariete toto oriunda inclusa; stylus perbrevis validus, in stigmata pluria 


divisus. Bacca ovario aequans, apice umbilicata. 

Eine aufrechte, säulenförmige, bis 3m hohe Pflanze. Stämme gelbgrün, sehr 
kräftig, bis 43 cm im Durchmesser. Rippen 6—8, nicht sehr hoch, stumpf, durch 
ziemlich seichte Furchen getrennt. Areolen 2—3 cm von einander entfernt, kreisförmig 
bis elliptisch, etwa 4 cm im Durchmesser, etwas konvex, von einer schmalen, korkartig 
veränderten Zone der Epidermis umgeben und mit kurzem Filz bekleidet. Stacheln 
sehr ungleichmäßig: einer ist sehr groß, bis 9 cm lang, ziemlich biegsam, spitz; die 
übrigen, anscheinend bis 42, sind viel kürzer und unter sich ungleich stark; einer von 
ihnen wird bisweilen 3 cm lang, die übrigen kaum 4 cm; oft ragen sie überhaupt nur 
als kleine Spitzen aus den Areolen hervor. Blüten in der Nähe des Scheitels aus dem 
oberen Teile der Areole. Ganze Länge 8 cm. Fruchtknoten eiförmig, 3 cm lang, in 
der Mitte etwas über 2 cm im Durchmesser, nach der Basis zu mehr, nach oben zu 
weniger verengert, mit zahlreichen kleinen, etwa 2 mm langen, krallenförmigen Schuppen 
besetzt, die der oberen Kante flacher Höcker entspringen und in ihren Achseln dichte 
kurze Wolle und einige weiche, haarförmige Stacheln tragen. Die Kronröhre ist von 
dem Fruchtknoten deutlich abgesetzt; sie ist breit-trichterförmig, 2,5 cm lang, 3,5 cm 
im Durchmesser und ebenso wie der Fruchtknoten mit zahlreichen, sich dachziegelig 
deckenden Schuppen besetzt; während die untersten dieser Schuppen noch krallen- 
förmige Gestalt haben und von dem Höcker deutlich abgesetzt sind, werden sie nach 
oben zu länger, breiter und schließlich blattförmig, die Höcker selbst werden länger 
und breiter und beide, Höcker und Schuppen, gehen schließlich so ineinander über, daß 
sie schließlich nur noch als ein einziges Organ erscheinen; in ihren Achseln tragen sie 
ebenfalls ein Büschel kurzer dichter Wolle und mehrere, etwa 4 cm lange, haarförmige 
Stacheln. Die Blütenblätter sind umgekehrt-eiförmig bis spatelförmig, mit etwas ver- 
schmälerter Basis, ganzrandig, bis 4,5 cm breit und 3 cm lang; Staubgefäße in großer 
Zahl der ganzen inneren Wand der Röhre entspringend und diese kaum überragend, 
wahrscheinlich über ihr zusammenneigend; Griffel nur 4 cm lang, dick, mit 47 kräftigen, 
spreizenden, bis zum Rande der Röhre reichenden Narbenstrahlen. Frucht wie der 
oben geschilderte Fruchtknoten, mit abgeflachter und in der Mitte vertiefter Spitze. 
Blütenfarbe gelb. 

Südliches Peru: bei Yura (Station der Bahn Arequipa-Puno), auf 


steinigem, dürftig bewachsenem Boden, bei 2400 m Höhe (WEBERBAUER 
n. 1444. — Mit Blüten und Früchten am 31. Aug. 1902). 

Die Art ist bereits erwähnt in: A. WEBERBAUER, Die Pflanzenwelt der ei: 
Anden (Leipzig 1944) S. 428 u. 129. 

Cereus decumbens Vaupel n. sp. — Columnaris, procumbens, apice rotun- 
datus. Costae 20 humiles, intra areolas leviter incisae. Sinus acuti. Areolae 
valde approximatae, late ellipticae, convexae, tomento brevi obtectae. Aculei 
numerosissimi; marginales circiter 30 horizontaliter radiantes, tenues, cen- 
trales circiter 5 plus minus erecti, quorum duo ceteros longitudine atque 
crassitie multo superant. Flores ex areolis junioribus; ovarium depressum 
parvum, a tubo externe non sejunctum, tuberculis humilibus decurrentibus 
obsitum, squamis parvis lanceolatis lanaque sparsa ex apice tuberculorum 
oriundis obsitum; tubus dimidio inferiore cylindricus, dimidio superiore 
infundibuliformis, squamis remotis lanceolatis parvis sursum gradatim ac- 
crescentibus in axillis lanam brevem gerentibus obsitus, sub squamis 
leviter striato-incrassatus; perigonii phylla quam tubus multoties breviora, 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 19 


oblonga, interiora paullum latiora atque breviora; stamina numerosissima 
e toto pariete dimidii superioris tubi erumpentia inclusa; filamenta fili- 
formia; antherae oblongae; stylus elegans, stigmatibus circiter 12 antheras 
non superans. Fructus desideratur. 

Stamm niederliegend, gebogen, bis 4 m lang, etwa 5 cm im Durchmesser, mit 
gerundetem, etwas abgeplattetem Scheitel. Rippen 20, sehr niedrig, im Querschnitt 
stumpf-dreieckig, zwischen den Areolen schwach vertieft, durch scharfe Furchen ge- 
trennt. Areolen sehr genähert, breit-elliptisch, :4—5 mm lang, etwas gewölbt, mit 
kurzem Wollfilz bekleidet. Randstacheln sehr zahlreich, etwa 30, horizontal spreizend, 
bis 5 mm lang, dünn; Mittelstacheln 5, schräg aufrecht, stärker als die Randstacheln; 
zwei von ihnen sind besonders kräftig und lang, bis 2 cm, dunkler, fast schwarz, ge- 
färbt und schräg auf- und abwärts gerichtet. Blüten in der Nähe des Scheitels, in 
geringer Zahl (wenigstens ist an den vorliegenden drei Scheitelstücken nur je eine 
Blüte neben einigen jungen Knospen voll entwickelt); ganze Länge bis 6,5 cm; der 
niedrige, von der Röhre nicht abgesetzte Fruchtknoten ist mit flachen, herablaufenden, 
kurzen Höckern besetzt, die auf ihrer Spitze eine kleine lanzettliche Schuppe und ein 
schwaches Wollbüschelchen tragen; die Röhre ist 4 cm lang, in der unteren Hälfte zy- 
lindrisch, stark, 4 cm im Durchmesser, in der oberen schwach trichterförmig erweitert, 
in ihrer ganzen Länge schwach gerieft und mit entfernt stehenden lanzettlichen, nach 
oben zu allmählich an Größe zunehmenden Schuppen bedeckt, die in ihrer Achsel ein 
Büschel flockiger Wolle tragen; Blütenblätter in mehreren Reihen, oblong bis breit- 
elliptisch, die äußeren 1,5 cm lang, 4 mm breit, die inneren 4 cm lang und 5 mm breit; 
Staubfäden sehr zahlreich, viel kürzer als die Blumenkrone und über die Röhre nur 
wenig hinausragend, der ganzen oberen Hälfte der Röhre fast bis zu deren oberem 
Rand entspringend; Fäden dünn, fadenförmig, Staubbeutel länglich, bis 3 mm lang; 
Griffel relativ dünn, seine zwölf 5 mm langen Narben sind in der Masse der Staub- 
beutel verborgen. Blütenfarbe weiß; Nachtblüher. 

Südliches Peru: bei Mollendo, auf steinigem, dürftig bewachsenem 
Sandboden, in 50—100 m Höhe (WeEBERBAUER n. 1550. — Mit Blüten am 
7. Okt. 1902). 

Die Art hat im Wuchs, der größeren Zahl von Rippen, der Art der Bestachelung 
und dem Aufbau der Blüte eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit dem Cereus 
acranthus (K. Sch.) Vaupel, bei dem aber der Griffel die Staubgefäße überragt. 


Cereus mieranthus Vaupel n. sp. — Ramosus, alatus, plerumque 3-angu- 
laris. Costae compressae leviter undulato-crenatae. Areolae subapproximatae, 
orbiculares, tomento brevi obtectae. Aculei 3—40 pro rata breves, recti 
vel subcurvati, patentes. Flores parvi solitarii ex areolis; ovarium breve, 
squamis parvis paucis lanam brevem tegentibus obsitum; tubus perbrevis, 
a perigonio vix distinguendus; perigonii phylla exteriora squamiformia, late 
elliptica, obtusa, interiora majora obovata, intima oblonga, stamina sub- 
aequilonga, usque ad marginem superiorem tubi parieti ejus affixa, hinc 
libera, quam perigonii phylla paullum breviora; antherae parvae, pro rata 
latae; stylus gracilis, stigmatibus 5 brevibus erectis stamina paullum superans. 
Bacca perigonio marcescente coronata, subglobosa vel breviter cylindrica, 
subalata, squamis paucis lanam copiosam brevem aculeumque unum 
majorem vel minorem gerentibus obsita. Semina parva, nigra, basi an- 
gustata. 

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20 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


Eine am Gipfel der Triebe ziemlich reich verzweigte Pflanze mit meist 3-, selten 
nur 2-rippigen Gliedern. Zweige bis 20 cm lang. Rippen stark zusammengedrickt, bis 
zur Zentralachse reichend, etwa 4 cm hoch, wellig gekerbt. Areolen etwa 4 cm von 
einander entfernt, auf dem oberen Rande der Kerben, kreisrund, etwa 3 mm im Durch- 
messer, mit kurzem aber dichtem, bräunlichem, später grauem Wollfilz bekleidet. 
Stacheln an Zahl sehr ungleich, 3—10, spreizend oder zurückgebogen, bis 4,5 cm lang, 
etwas abgeplattet und gedreht, in Rand- und Mittelstacheln nicht zu trennen. Blüten 
ziemlich zahlreich, einzeln aus den Areolen, ganze Länge nur 2,5 cm; Fruchtknoten 
kreiselförmig, kaum 0,5 cm lang, schwach geflügelt und mit sehr wenigen kleinen 
Schuppen besetzt, die in ihrer Achsel ein Büschel kurzer Wolle tragen; Röhre sehr 
kurz, kaum länger als der Fruchtknoten, breit-trichterförmig, mit einigen kleinen, breit- 
lanzettlichen, abgestumpften Schuppen besetzt, die allmählich in die Blütenblätter über- 
gehen; äußere Blütenblätter obovat, 7 mm breit, 12 mm lang, die inneren oblong, 
etwas länger als die äußeren, aber nur 5 mm breit; Staubgefäße ziemlich zahlreich, 
erst am oberen Rande der Röhre frei werdend, nicht ganz gleichmäßig lang, aber doch 
alle etwas kürzer als die Blütenblätter, Fäden sehr dünn, Beutel klein, aber relativ 
breit, fast oval zu nennen; Griffel dünn, mit fünf kurzen, aufrechten Narben die Staub- 
gefäße noch gerade überragend. Frucht von dem vertrockneten Perigon gekrönt, klein, 
kugelig bis kurz-zylindrisch, bis 4 cm lang, schwach geflügelt und mit wenigen Schüpp- 
chen versehen, in deren Achseln sich ein ziemlich kräftiges gewölbtes Polster kurzer, 
bräunlichgelber Wolle und ein bis gegen 2 mm langer, meist kürzerer Stachel befindet, 
der manchmal allerdings auch zu fehlen scheint. Samen zahlreich, klein, schwarz, 
kaum 2 mm lang, am Grunde etwas verschmälert. Blütenfarbe purpurn. 

Südöstliches Peru: bei Sandia, an Felsen zwischen Gesträuch, bei 
2100 m Höhe (WeEBERBAUER n. 1353. — Mit Blüten und Früchten am 


34. Juli 1902). 

Eine sehr eigentümliche Pflanze mit namentlich im trockenen Zustand eigenartig 
rauher Epidermis und kleinen Blüten. Schumann hielt sie für eine Rhipsalis und hat 
sie danach auf dem Etikett als Rhipsalis peruviana K. Sch. n. sp. bezeichnet, doch 
ohne sie zu beschreiben. Die Pflanze erinnert allerdings in ihrem ganzen Habitus an 
eine starke blattartige Rhipsalis; doch schließt das Vorkommen von Wollbüscheln und 
Stacheln auf dem Fruchtknoten sie aus dieser Gattung aus und weist sie zur Gattung 
Cereus, in der sie allerdings auch ihrer kleinen Blüten wegen eine besondere Stellung 
einnimmt. 

Cereus plagiostoma Vaupel n. sp. — Columnaris, erectus vel suberectus, 
apice attenuatus, rotundatus. Costae 15, pro rata humiles, sectione trans- 
versa aequilaterali-triangulares, superne rotundatae, apice crenulatae, mox 
subcontinuae, sub areolis levissime incisae. Sinus acuti. Areolae approxi- 
matae, orbiculares, subconvexae, tomento brevi obtectae. Aculei nume- 
rosi, brunneo-nigri, aetate grisei, 5—-7, plerumque 6, validiores centrales, 
quorum unus validissimus, ceteri circiter 20 e margine areolae erumpentes 
minores horizontaliter patentes, in areolis junioribus omnes + erecti. 
Flores numerosi cylindrici, subzygomorphi; ovarium depressum tuber- 
culis multis parvis acuminato-ovatis imbricatis, squamis minimis lanam 
nigram vel brunneo-nigram in axillis gerentibus obsitum; tubus cylin- 
dricus, apicem versus paullum curvatus, sub squamis striato-incrassatus, 
squamis remotis brevissimis anguste triangularibus, Janam haud multam 
nigram in axillis gerentibus munitus; perigonii phylla quam tubus mul- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 141. OF 


toties breviora, oblonga vel obovata; stamina multa e toto fere pariete 
tubi oriunda; filamenta filiformia; antherae petala paullum superantes ; 


stylus gracilis in stigmata 9 divisus, stamina non superans. Fructus de- 
sideratur. 

Stamm säulenförmig, aufrecht bis halb niederliegend, graugrün, 4 m hoch, 7 cm 
im Durchmesser, 3 cm unter der Spitze auf 4 cm verjüngt; Scheitel gerundet, von den 
noch kurzen, dunkelbraunen, gekrümmten Stacheln bedeckt. Rippen 45, durch scharfe 
Furchen getrennt, mit flachen, etwa 1 cm hohen Seiten, an der Basis bis 4,5 cm breit, 
etwas gerundet, an älteren Teilen über den Areolen sehr flach, nahe dem Gipfel tiefer 
eingeschnitten, so daß sie hier fast gekerbt erscheinen. Areolen (von Mitte zu Mitte 
gemessen) bis 4,5 cm von einander entfernt, kreisförmig, bis 0,5 cm im Durchmesser, 
mit einem schwach-konvexen Polster kurzen Filzes bekleidet. Stacheln zahlreich, am 
Gipfel schwärzlich-braun, später vergrauend; Randstacheln etwa 20, bis 9 mm lang, 
gleichmäfig horizontal strahlend, an den jungen Areolen mehr aufrecht; Mittelstacheln 
5—7, zumeist 6, stärker und länger als die Randstacheln; ein besonders kräftiger wird 


bis 2,5 cm lang. Blüten zahlreich (an dem vorliegenden Stück fünf unmittelbar über- 


einander), zylindrisch, bis 5 cm lang, etwas schräg zygomorph; der flachgedrückte, nur 
0,5 cm hohe Fruchtknoten ist mit zahlreichen kleinen, dachziegelig gestellten, spitz-ei- 
förmigen Höckerchen besetzt, die an ihrer Spitze kleine, braune Wollflöckchen und sehr 
kleine oder überhaupt keine Schuppen tragen; Röhre zylindrisch, oben etwas gebogen, 
4 cm im Durchmesser, mit spitz-dreieckigen, entfernt stehenden, nach oben an Größe 
nur wenig zunehmenden Schuppen besetzt; diese tragen in ihrer Achsel ein Bündel 
kurzer, schwarzbrauner Wolle und sitzen auf einer schwachen Erhöhung, die allmählich 
nach unten verläuft, so daß die Röhre dadurch gerieft erscheint; Blütenblätter oblong 
bis obovat, bis 8 mm lang und 4 mm breit; Staubgefäße sehr zahlreich, mit Ausnahme 
einer ganz kurzen dunkelgefärbten Basalzone der ganzen Röhrenwand bis nahe zum 
oberen Rande entspringend; Filamente fadenförmig; Antheren 2 mm lang, als ein dichtes 
Büschel aus der Blumenkrone herausragend; der Griffel ist relativ dünn, seine neun 
kurzen Narben sind in den Antheren verborgen. Frucht unbekannt. Blütenfarbe: 
Achsenbecher fleischfarben, Perigon karmoisin. 

Nördliches Peru: bei San Miguel im Departamento Cajamarca, in 
2200 m Höhe, in offener, bis fast geschlossener, aus Kräutern (Gräser 
zahlreich), Cacteen, Bromeliaceen und Sträuchern gemischter Formation 
(WEBERBAUER n. 3906. — Mit Blüten am 5. Mai 1904). 

Die Pflanze ist ein typischer Clesstocactus und mit Cereus Baumannii Lem. nahe 
verwandt; sie unterscheidet sich aber von diesem durch den bedeutend stärkeren 
Körper, die Art der Bestachelung, die viel kürzeren Röhrenschuppen und vor allem 
dadurch, daß die Staubfäden selbst nicht über die Blumenkrone hinausragen und die 
Narben von der Masse der Staubbeutel eingeschlossen sind (nach der Abbildung in 
»Blühende Kakteen«, tab. 57). 


Cereus squarrosus Vaupel n. sp. — Ramosus, prostratus vel suberectus. 
Ramuli subverticillati, pro rata breves, apice rotundati. Costae 7—8 com- 
pressae, lateribus planis, dorso leviter crenatae. Sinus acuti. Areolae 
orbiculares, breviter tomentosae haud lanatae. Aculei rigidi, pungentes; 
marginales ad 10, horizontaliter patentes inaequales, superiores validiores; 
centralis 4, erecto-patens validus. Flores numerosi ex areolis junioribus 
erumpentes, infundibuliformes, parvi; ovarium atque tubus squamis lanceo- 
atis sursum sensim accrescentibus imbricatis lana brevi setisque longioribus 


29 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


obsita; perigonii phylla exteriora oblanceolata, interiora potius oblonga; 
stamina inclusa, petalis duplo vel triplo breviora, parietem tubi brevissimi 
occupantia; filamenta compressa gracillima; antherae parvae; stylus brevis, 
stigmatibus 10 stamina paullum superans. Fructus ovoideus perigonio 
marcescente coronatus, tuberculis decurrentibus, squamis lanceolatis fasci- 
culisque aculeorum obtectus. Semina nigra, subcompressa, basi angustata. 

Eine niederliegende bis aufsteigende, bis halbmeterlange Pflanze von sparriger 
Tracht, mit bis etwa 25 cm langen, 2—2,5 cm starken, oft rötlichen Ästen. Rippen 7—8, 
zusammengedrückt, bis 8 mm hoch, stumpf, gekerbt. Areolen auf den Kerben, bis 
2,5 cm von einander entfernt, kreisrund, bis 5 mm im Durchmesser, mit einem schwach- 
gewölbten Polster von kurzem Wollfilz bekleidet. Stacheln kräftig, pfriemlich, stark 
stechend; Randstacheln bis 40, fast wagerecht abstehend, ungleich, die obersten dem 
Mittelstachel an Länge und Stärke nicht viel nachstehend, die anderen etwas kürzer 
und schwächer bis auf ein nach unten gerichtetes Paar, das auffallend dünn. ist. 
Blüten aus dem oberen Teile der Glieder, 4—4,5 cm lang, trichterförmig; Frucht- 
knoten mit zahlreichen lanzettlichen, nach oben an Größe zunehmenden, dachziegelig 
sich deckenden Schuppen besetzt, die in ihrer Achsel kurzen Filz und ein Bündel 
vorerst noch schwacher, borstenförmiger Stacheln tragen; Blütenblätter ziemlich zahl- 
reich, verkehrt-lanzettlich bis oblong, bis 2cm lang, 8 mm breit, oft in eine feine 
kurze Spitze ausgezogen; Staubgefäße zahlreich, die Wand der sehr kurzen Röhre be- 
kleidend, die obersten bis zur Hälfte der Blütenblätter reichend; der ziemlich kräftige, 
etwas über 1 cm lange Griffel ragt mit zehn 4—5 mm langen Narben gerade über die 
Staubgefäße hinaus. Frucht von der vertrockneten Blüte gekrönt, eiförmig, 2,5 cm 
lang, 4,7 cm im Durchmesser, mit herablaufenden schwachen Höckern besetzt, auf deren 
Spitze sich eine 3—4 mm lange lanzettliche Schuppe und eine von dieser geschützte 
kleine Areole mit kurzem Wollfilz und einem Bündel von etwa acht bis 6 mm langen 
Stacheln befindet; Fruchtwand 3 mm stark. Samen zahlreich, schwarz, 2 mm lang, 
etwas zusammengedrückt, an der Basis verschmälert, fein grubig punktiert. Blütenfarbe 
trüb-orange. 

Mittleres Peru: bei Tarma im Departamento Junin, auf dürftig be- 
wachsenem Lehmboden, in 3000—3100 m Höhe (WeBERBAuER n. 1749, — 
Mit Blüten und Früchten am 25. Nov. 1902). 

Eine durch den eigentümlichen sparrigen Wuchs, die gekerbten Rippen und vor 
allem die im Verhältnis zur Blumenkrone kurze Röhre ausgezeichnete Art. 


Cereus Weberbaueri K. Schum. n. sp. — Caulis erectus, validus, apice 
rotundatus. Costae humiles latae, superne rotundatae, infra areolas leviter 
incisae. Sinus acuti. Areolae valde approximatae, orbiculares vel sub- 
ellipticae, magnae, convexae, tomento obtectae. Aculei multi, juventute 
brunneo-rubri, aetate grisei, flexiles, inaequales; 5 longissimi, ceteri — cir- 
citer 20 — minores. Flores infra apicem ex parte superiore areolae pro- 
venientes, cylindraceo-infundibuliformes; ovarium parvum externe a tubo 
non sejunctum, squamis multis oblongis acutis lanaque brevi ex axillis 
squamarum oriunda obsitum; tubus elongatus, squamis multis oblongis 
acutis, superioribus gradatim majoribus lanaque brevi obsitus; perigonii 
phylla libera, brevia, anguste lanceolata, acuta; stamina numerosa e parte 
nferiore tubi oriunda, inclusa; filamenta partim libera, partim parieti tubi 
affixa; antherae oblongae; stylus androeceo aequilongus in stigmata cir- 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 23 


citer 12 divisus. Bacca ovoidea perigonio marcescente coronata, quoad 


squamas lanamque ovario similis, pariete crasso. Semina permulta parva. 

"Wuchs aufrecht, säulenförmig, bis 3m hoch. Stamm kräftig, an dem vorliegen- 
den Exemplar 6 cm im Durchmesser, am Scheitel etwas verjüngt und von den langen 
kräftigen Stacheln dicht umhüllt. Rippen 16—17, flach, gewölbt, durch scharfe Furchen 
getrennt, oberhalb der Areolen — wenigstens an den beiden vorhandenen Scheitel- 
stücken — deutlich eingedrückt und so in flache Höcker zerlegt. Areolen einander 
sehr genähert, kreisförmig bis schwach-elliptisch, 5—6 mm im Durchmesser, etwas 
gewölbt, filzig. Stacheln zahlreich, in der Jugend rotbraun, ungleichmäßig, biegsam; 
fünf mehr der Mitte der Areole entspringende sind kräftiger und länger, der längste 
über 6 cm lang; die übrigen, etwa 20, sind bedeutend schwächer und kürzer. Blüten 
in der Nähe des Scheitels, eng-trichterförmig, fast zylindrisch, gegen 40 cm lang; 
Fruchtknoten und Röhre äußerlich von einander nicht abgesetzt, von zahlreichen, schmal- 
lanzettlichen, kurzen, nach oben zu etwas längeren Schuppen bedeckt, aus deren Achseln 
weiche, bräunliche Wollhaare treten; die Röhre besitzt fast ihrer ganzen Länge nach 
einen Durchmesser von etwa 42 mm, nur oben ist sie etwas erweitert; Blütenblätter 
ziemlich zahlreich, schmal-lanzettlich, bis 4,2 cm lang, 3—4 mm breit, zugespitzt, mehr 
einen gefransten Rand der Röhre als eine Blumenkrone bildend; Staubgefäße zahlreich, 
2 cm über der Basis der Röhre inseriert, teils fast oder ganz frei, teils auf etwa zwei 
Drittel ihrer Länge mit der Röhrenwand verwachsen und zum größten Teil aus der 
Mündung der Röhre ein wenig hervorschauend; der runde, ziemlich kräftige Griffel ist 
7 cm lang und in etwa zwölf 4—5 mm lange Narben geteilt, die über die obersten 
Staubgefäße ein wenig hinausragen. Frucht schmal-eiförmig, von dem vertrockneten 
röhrenförmigen Perigon gekrönt, 3 cm lang, 2cm im Durchmesser, mit zahlreichen 
kleinen, bis 5 cm langen lanzettlichen bis spitzdreieckigen, dachziegelig gestellten, aber 
sich nicht deckenden Schuppen und kurzen Wollhaaren bedeckt und schwach gerieft; 
die Fruchtknotenwand ist kräftig; die Höhle relativ klein, 7 mm breit und 4 cm hoch 
und mit zahlreichen kleinen braunen Samen gefüllt. Blütenfarbe braun. 


Südliches Peru: bei Yura, einer Station der Arequipa-Puno-Bahn, 
auf steinigem, dürftig bewachsenem Boden, in 2400 m Höhe (WEBERBAUER 
n. 14413. — Mit jungen Knospen, Blüten und Früchten am 31. Aug. 
1902). 

Die Art ist bereits erwähnt in: A. WEBERBAUER |. c. S. 128 u. 429. Ihre eigen- 
tümliche, lang-röhrenförmige, der Krone fast entbehrende Blüte läßt sie als nahen Ver- 
wandten des Cereus smaragdiflorus (Web.) Spegazz. erscheinen, der in »Monatsschrift 
für Kakteenkunde« XV (1905) S. 423 und in »Blühende Kakteen (Iconographia Cacta- 
cearum)« Taf. 87 abgebildet und ausführlich beschrieben ist. 

Echinocactus aurantiacus Vaupel n. sp. — Simplex vel e basi ramosus, 
subglobosus, apice rotundatus, aculeis erectis clausus. Costae in specimine 
examinato 16, supra areolas usque ad basim leviter incisae, dorso undu- 
lato-crenatae. Sinus acuti. Areolae ellipticae, tomento brevi obtectae. 
Aculei numerosi brunneo-rubri, horizontaliter patentes vel erecti, inaequales, 
unus e media areola oriundus longissimus. Flores anguste infundibuli- 
formes, pro rata longi; ovarium perbreve, leviter longitudinaliter sulcatum, 
squamis minimis lanam perbrevem in axillis gerentibus obsitum; tubus 
elongatus squamis parvis lanceolatis remotis obsitus; squamae sursum 
paullum accrescentes, in axillis lanam brevem gerentes; perigonium quam 
tubus fere duplo brevius, phylla exteriora lanceolata, interiora longiora 


24 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


oblonga; stamina numerosa, perigonii phyllis aequilonga, altera a basi tubi, 
altera a margine superiore tubi libera; filamenta applanata, angustissime 
taeniiformia; antherae breves oblongae; stylus staminibus aequilongus, in 
stigmata 7 brevia erecta divisus: Bacca parva, subglobosa, squamis parvis 


obsita. Semina numerosa, nigra, basi lata obliqua sessilia. 

Körper kugelig, einfach, bald vom Grunde aus sprossend, im Scheitel von den 
aufrechten Stacheln überragt. Rippen an dem vorliegenden Exemplar, das einen Durch- 
messer von 7 cm und eine Höhe von 6 cm hat, 46, durch scharfe Furchen getrennt, 
kaum 4 cm hoch, am Grunde der Pflanze 1,5 cm breit, nach oben zu schmäler, wellig 
gekerbt und an den Flanken mit sanften Querfurchen versehen. Areolen elliptisch, bis 
8 mm lang und 5 mm breit, mit kurzem Wollfilz bekleidet. Stacheln etwa 25, rot- 
braun, ungleich; etwa 16, dem Rande der Areole entspringende und horizontal spreizende, 
sind dünn und im allgemeinen kaum mehr als 4 cm lang; die übrigen, die aber kaum 
als Mittelstacheln zu trennen sind, stehen mehr oder minder aufrecht, sie sind stärker 
und länger; namentlich der mittelste von ihnen zeichnet sich durch besondere Länge 
aus; er erreicht fast 5 cm. Blüten ziemlich zahlreich in der Nähe des Scheitels, eng- 
trichterförmig, bis 7 cm lang, wovon etwa 2,5 cm auf das Perigon entfallen; Frucht- 
knoten und Röhre äußerlich nicht von einander zu trennen, mit nach oben größer 
werdenden, ziemlich entfernten lanzettlichen Schuppen besetzt, die in ihrer Achsel ein 
kleines Büschel dunkler kurzer Wollhaare tragen; die äußeren Blütenblätter sind lan- 
zettlich, 4,6 cm lang bei 5 mm breiter Basis, die inneren sind mehr oblong, 2,2 cm 
lang, 6—7 mm breit; Staubgefäße sehr zahlreich, meistens bis zum Rande des Perigons 
reichend, teilweise schon an der Basis der Röhre frei werdend, teilweise bis zum Über- 
gang in die Blumenkrone mit der Röhrenwand verwachsen; Staubfäden etwas abgeplattet, 
schmal-bandförmig, Staubbeutel oblong, 1,5 mm Jang. Griffel dünn, so lang wie die 
Staubgefäße oder etwas länger, mit 7 feinen, aufrechten, 3 mm. langen Narben. Beere | 
kugelig, klein, etwa 4 cm im Durchmesser, mit kleinen, lanzettlichen Schuppen besetzt. 
Samen zahlreich, schwarz, matt, ganz fein punktiert, etwa von der Gestalt einer phry- 
gischen Mütze, mit flacher, schiefer Basis sitzend. Blütenfarbe orange, mit scharlach- 
roten Spitzen. 


Nördliches Peru: Departamento Cajamarca, bei San Pablo an Felsen, 
in 2200—2400 m Höhe (WEBERBAUER n. 3846. — Mit Blüten und Früchten 
am 29. April 1904). 

Die neue Art gehört in die Verwandtschaft des Echinocactus peruvianus K. Schum. 


(Abbildung in Iconogr. Cact. tab. 88), der aber bedeutend kürzere Blüten und eine ab- 
weichende Bestachelung hat. 


Echinocactus molendensis Vaupel n.sp. — Caulis breviter columnaris vel 
subcylindrico-globosus, apice rotundatus vel truncatus, lana sordide alba 
clausus. Costae 19, humiles, superne convexae, inferne applanatae, late- 
ribus sulcis horizontalibus leviter undulatis. Areolae valde approximatae, 
orbiculares vel late ellipticae, tomento obtectae. Aculei rigidi recti; margi- 
nales plerumque 10 subhorizontaliter patentes, radianter intertextae; centrales 
plerumque 3 validiores erecti. Flores plures ex areolis junioribus erum- 
pentes, magnitudine mediocres, extrinsecus lana densissima obtecti, ovarium 
depressum, tubus breviter infundibuliformis; phylla exteriora (sepaloidea) 
anguste lanceolata, interiora (petaloidea) latiora oblonga; stamina numerosa, 
inclusa, inaequilonga, toti fere tubo affixa; stylus stigmatibus 7 stamina 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 95 


superans. Bacca perigonio marcescente coronata obconica, squamis paucis 
minimis lanceolatis pilisque setiformibus sparsis ex axillis squamarum 


oriundis obtecta. 

Wuchs kurz säulenförmig; die vorliegende ältere Pflanze ist etwa 20 cm hoch bei 
einem Durchmesser von etwa 10 cm. Scheitel flach gewölbt oder fast flach, von einer 
dichten, 5 cm im Durchmesser haltenden, schmutzig - weißen Wollkappe bedeckt. 
Rippen 49, durch oben schärfere, nach unten zu sich immer mehr verflachende Furchen 
getrennt, im Querschnitt stumpf-dreieckig; die Seiten sind durch transversale, zwischen 

‘ den Areolen von der oberen Kante zur Basis verlaufende Einschnitte leicht gewellt. 
Areolen sehr gedrängt, kreisförmig bis breit-elliptisch, 4—5 mm im Durchmesser, mit 
zuerst dichtem, im Scheitel zur Kappe zusammenfließendem, später spärlicherem und 
vergraucndem, endlich verschwindendem Wollfilz bedeckt. Stacheln in der Jugend 
offenbar dunkelbraunrot, später fast schwarz, gerade, starr, stechend. Randstacheln 
meist 40, bis 4 cm lang, ziemlich horizontal spreizend und mit denen der benachbarten 
Areolen verflochten; Mittelstacheln zumeist 3, etwas kräftiger und länger als die Rand- 

_ stacheln, schräg aufrecht. Blüten in größerer Zahl aus der Wollkappe, kurz-trichter- 

förmig, 2 cm lang, von Wolle dicht umhüllt; Fruchtknoten niedergedrückt; Röhre 
trichterförmig, etwa 1 cm lang, mit dachziegelig gestellten, nach oben an Größe zu- 
nehmenden Schuppen, reichlicher Wolle und haarförmigen Borsten bedeckt; die äußeren 

Blütenblätter sind schmal-lanzettlich, die inneren etwas breiter, oblong, bis umgekehrt- 

eiförmig, 8 mm lang und 4 mm breit; Staubgefäße zahlreich, von der Blumenkrone 
eingeschlossen, von der Basis bis fast zum Rande der Röhre aufsteigend; Griffel 1,5 cm 
lang, mit seinen sieben 3 mm langen Narben über die Staubgefäße etwas hinausragend. 

+ Frucht von der vertrockneten Blüte gekrönt, verkehrt-kegelig, oben etwas schief ab- 
geflacht, mit unten spärlicheren, oben etwas zahlreicheren lanzettlichen Schüppchen be- 

_ deckt, aus deren Achsel ein kleines Büschel bis 1 cm langer, haarförmiger Borsten tritt. 

Blütenfarbe trübgelb. 

: Südliches Peru: Mollendo, auf steinigem, dürftig bewachsenem 
Sandboden, in 20 m Höhe (WEBERBAUER n. 1506. — Mit Blüten und Früchten 


_am 3. Okt. 1902). 
Sehr interessant ist die Bemerkung WEBERBAUERS (auf dem Etikett), daß die Stämme 
- schief gestellt, stets vom Meere ab und dem Lande zugewendet sind, was man auch 
an den beiden vorhandenen, einer jüngeren und einer älteren Pflanze, deutlich er- 
kennen kann. | 

Die neue Art gehört in die Verwandtschaft von Æchinocactus marginatus S.-D., 
von dem sie sich aber durch die größere Anzahl von Rippen unterscheidet; dasselbe 
gilt von E. pyramidatus Först., der vielleicht aus Peru stammt und auch sonst nicht 
genügend bekannt ist, um in Zukunft berücksichtigt zu werden. Dagegen haben 
E. cinerascens S.-D. und die wahrscheinlich mit diesem zusammenfallenden E. ambi- 
guus Hildm. und E. copiapensis Pfeiff. (alle drei aus dem 10 Breitengrade von Mollendo 
_ entfernten Copiapo in Chile) wohl die annähernd gleiche Zahl von Rippen; doch gibt 
bei dem ersten Sarm-Dvck an, daß die innersten Blütenblätter am Rande gezähnelt sind, 
was auf unsere Pflanze nicht zutrifft. 


Echinocactus myriacanthus Vaupel n. sp. — Simplex, depresso-globo- 

sus, aculeis brunneis vel brunneo-nigris omnino obtectus. Costae 26 longi- 

tudinales, sectione transversali anguste triangulares, in mamillas subsolutae. 
Sinus acuti. Areolae approximatae, pro rata parvae, late ellipticae, tomento 

_brevi obtectae. Aculei tenues juventute brunnei, aetate atro-grisei, recti 
vel subcurvati, numerosi, 30 excedentes, e tota areola oriundi patentes, 


nz 


ESS A Are A 


26 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


superiores paullum validiores, in apice florifero erecti longiores. Flores 
numerosi verticem caulis coronantes, plures simul aperti, basi aculeis 
erectis cincti; ovarium ovoideum breve squamis lanceolatis imbricatis ob- 
tectum; tubus elongatus anguste infundibuliformis squamis lanceolatis 
sursum gradatim accrescentibus pilisque nonnullis capilliformibus elongatis 
applanatis e squamarum axillis oriundis obsitus; perigonii phylla exteriora 
anguste lanceolata, interiora circiter 12 oblonga; stamina numerosa, partim 
basi, partim margini superiori tubi affixa, petalis vix breviora; stylus 
gracilis, staminibus aequilongus; stigmata 5 minima, erecta. 

Körper niedergedrückt-kugelig, 10 cm im Durchmesser, 8 cm hoch, dicht von 
Stacheln umhüllt, so daß von dem Körper selbst nichts mehr zu sehen ist. Rippen 26, 
gerade von oben nach unten verlaufend, durch scharfe Furchen getrennt, im Quer- 
schnitt spitz-dreieckig, 0,5 cm hoch, im Scheitel vollständig in Warzen aufgelöst, später 
durch Querfurchen bis zur halben Höhe eingeschnitten; diese Querfurchen laufen auch 
auf den Flanken bis zur Basis herab, so daß die Rippen dadurch ein gleichmäßig ge- 
welltes Aussehen bekommen. Areolen (von Mitte zu Mitte gemessen) 7 mm von ein- 
ander entfernt, breit-elliptisch, klein, 2 mm breit, 3 mm lang, mit sehr kurzem Filz 
bekleidet. Stacheln sehr zahlreich, in der Jugend rotbraun, später zum Teil grau, zum 
Teil schwarzgrau, ziemlich schwach; Mittelstacheln etwa 7, aufrecht spreizend, ein 
wenig gebogen, bis 8 mm lang; Randstacheln etwa 25, seitwärts spreizend, der oberste 
der längste, bis 43 mm lang, die folgenden werden allmählich schwächer und gehen 
bis auf 6 mm Länge herab; im blühfähigen Scheitel stehen die Stacheln mehr aufrecht 
und werden bis 2,5 cm lang. Blüten eng-trichterförmig, in größerer Zahl aus den 
jüngeren Areolen; ganze Länge 6 cm; Fruchtknoten eiförmig, 0,5 cm lang, mit 1—2 mm 
langen lanzettlichen Schüppchen besetzt; Röhre eng-trichterförmig, etwas über 3 cm 
lang, mit nicht sehr dicht stehenden, schwach herablaufenden, lanzettlichen, nach oben 
an Größe etwas zunehmenden Schuppen besetzt, aus deren Achseln rotbraune, zum 
Teil flachgedrückte, weiche, haarförmige, bis 2 cm lange Borsten in größerer Zahl 
hervorkommen; Blütenblätter nicht sehr zahlreich; die äußeren sind lanzettlich, 2 cm 
lang, 3 mm breit; die inneren, etwa 42, sind mehr oblong, 2,5 cm lang und 8 mm 
breit; Staubgefäße zahlreich, bis zum Rande des Perigons reichend, die größere Hälfte 
dem oberen Rande der Röhre, die übrigen deren Wand bis zur Basis hinab ent- 
springend; Staubfäden dünn, fadenförmig; Staubbeutel länglich, 2 mm lang; Griffel 
dünn, so lang wie die Staubgefäße; Narben 5, nur 2mm lang, aufrecht. Blüten- 
farbe rosa. 

Nördliches Peru: Departamento Amazonas, Prov. Chachapoyas, an 
der östlichen Talwand des Marañon über Balsas, in 2200 m Höhe, in cac- 


teenarmer Grassteppe (WEBERBAUER n. 4272. — Mit Blüten am 25. Juni 
1904). 


Die durch die dichte Bestachelung ausgezeichnete Art steht dem ÆEchinocactus 
Weberbaueri Vpl. sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihm besonders durch das 
Vorhandensein der aus den Achseln der Rôhrenschuppen hervortretenden eigentümlich 
abgeflachten dünnen Borsten, die dem EB. Weberbaueri fehlen; außerdem sind bei dem 


E. myriacanthus die Stacheln kürzer und etwas weniger kräftig. 

Echinocactus Weberbaueri Vaupel n. sp. — Depressus, subplacenti- 
formis, aculeis densissime obtectus, apice aculeis erectis clausus. Costae 21, 
longitudinales, sectione transversa anguste triangulares, in mamillas subsolutae. 
Sinus acuti. Areolae approximatae, tomento brevissimo obtectae, majores, 


4 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 27 


late ellipticae. Aculei numerosissimi, circiter 30, rigidi, atro-brunnei, ex 
tota areola oriundi; centrales circiter 10, erecto- vel suberecto-patentes, 
apice in floccum minimum soluti; marginales horizontaliter patentes, su- 
periores quam inferiores paullum longiores atque validiores. Flores pro 
rata numerosi apicem plantae coronantes, basi aculeis erectis cincti; ovarium 
parvum, ovoideum, squamis parvis lanceolatis obtectum; tubus cylindricus 
vel anguste infundibuliformis, squamis paucis lanceolatis sursum paullum 
-accrescentibus obsitus, ceterum nudus; perigonii phylla exteriora anguste 
lanceolata, interiora potius oblonga, seriebus 3 disposita; stamina inclusa 
numerosa, quorum plurima margini superiori tubi, cetera basi affixa sunt; 
filamenta filiformia; antherae oblongae; stylus gracilis, staminibus aequi- 
longus, in 5 stigmata minima erecta divisus. Fructus ovoideus, parvus, 


“perigonio marcescente coronatus. Semina numerosa nigra, basi lata sessilia. 

Pflanze niedergedrückt, fast scheibenförmig, 10 cm im Durchmesser, 7 cm hoch, 
von Stacheln vollkommen umhüllt und im Scheitel von aufrecht stehenden Stacheln 
überragt. Rippen 21, gerade von oben nach unten verlaufend, im Querschnitt spitz- 
dreieckig, fast 4 cm hoch, im Scheitel vollständig, später etwa bis zur halben Höhe in 
"Warzen von annähernd breit-elliptischer Gestalt aufgelöst. Furchen scharf. Areolen 
sehr genähert, breit-elliptisch, 7mm lang, 5 mm breit, mit sehr kurzem Wollfilz be- 
kleidet. Stacheln sehr zahlreich, gegen 30, nach allen Seiten spreizend und mit denen 
der benachbarten Areolen verflochten, gerade, in der Jugend dunkelrotbraun, am Grunde 
‘der Pflanze fast schwarz; im blühenden Scheitel sind sie geringer an Zahl, aufgerichtet, 
mehr borstenförmig, bis 4 cm lang; an den älteren Areolen lassen sich etwa zehn 
_Mittelstacheln unterscheiden, die mehr oder minder senkrecht abstehen und spreizen, 
etwa 2 cm lang und zumeist an der Spitze in ein sehr kleines Wollflöckchen aufgelöst 
sind; die Randstacheln, gegen 20, spreizen horizontal; von ihnen ist der oberste gegen 
3 cm lang, nach unten zu werden sie kleiner und schwächer. Blüten eng-trichterförmig, 
“in größerer Zahl in der Nähe des Scheitels; ganze Länge etwa 5,5 cm; Fruchtknoten 
klein, eiförmig, mit kleinen, lanzettlichen Schuppen bedeckt; Röhre zylindrisch bis eng- 


Blumenkrone etwa 2 cm lang; die äußeren Blütenblätter sind schmal-lanzettlich, die 
inneren, in drei Reihen gestellten, mehr oblong, bis 5 mm breit und in ein ganz feines 
“Spitzchen ausgezogen; Staubgefäße sehr zahlreich, etwas kürzer als die Blütenhülle, 
“zur größeren Hälfte dem oberen Rande der Röhre, zur kleineren Hälfte deren Basis 
inseriert; Staubfäden dünn, fadenförmig; Staubbeutel länglich, gut 3 mm lang, an der 
Basis inseriert; Griffel schlank, so lang wie die Staubgefäße; Narben 5, kaum 2 mm 
‚lang, aufrecht. Frucht oval, 4,3 cm lang, 7 mm im Durchmesser, mit kleinen, lanzett- 
lichen Schuppen besetzt. Samen zahlreich, schwarz, matt, in der Form etwa einer 


_ Steppe, in der nur zwei zerstreut auftretende Cacteen beobachtet wurden: 
“der Echinocactus Weberbaueri Vaupel und der E. myriacanthus Vaupel 
WEBERBAUER n. 4274. — Mit Blüten und Früchten am 25. Juni 1904). 


| Diese neue Art steht dem Æchinocactus myriacanthus Vpl. sehr nahe, mit dem 
“sie den ganzen Aufbau, den Charakter der Bestachelung und der Blüte gemeinsam hat, 


28 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


Die hauptsächlichsten Unterschiede sind in der Beschreibung des E. myriacanthus 
angeführt. 

Melocactus peruvianus Vaupel n. sp. — Caulis subcylindrico-globosus, 
acutangulus, cephalium depresso-semiglobosum, albidum, pilis rufis acutis 
pungentibus permultis intermixtum. Costae rectae verticales, sectione trans- 
versali acuto-triangulares, dorso acutae, lateribus sulcis horizontalibus le- 
viter undulatis. Sinus acuti. Areolae orbiculares vel subellipticae, tomento 
vix obtectae. Aculei validissimi, crassissimi, pungentes; centralis À por- 
rectus rectus; marginales 10 horizontaliter patentes, recti vel subcurvati, 
supremus brevissimus, ceteri longiores. Flores multi infundibuliformes, 
cephalio immersi, apice tantum ex illo emergentes; ovarium globosum ~ 
nudum; tubus anguste infundibuliformis squamis paucis obsitus, perigonii « 
phyllis exterioribus decurrentibus leviter striatus; phylla oblonga, in serie- « 
bus 3 disposita, stamina toti tubo filamentis brevissimis affixae; stylus | 
stigmatibus 6 tubo aequilongus. 


ES NP VE D 


Körper graugrün, kurz-zylindrisch-kugelig, das vorliegende Exemplar ist 17 cm | 
hoch (ohne Cephalium) bei einem Durchmesser von ca. 45cm. Das Cephalium ist ; 
niedergedrückt-kugelig, 2 cm hoch, an der Basis 6,5 cm im Durchmesser und von sehr ~ 
zahlreichen kräftigen, stechenden, rötlichbraunen Borsten durchsetzt, die mit Ausnahme 
einer kleinen zentralen Zone ungefähr 5 mm aus der Wolle herausragen. Rippen 44, | 
im Querschnitt spitz-dreieckig, mit scharfer, zwischen den Areolen etwas vorgewülbter — 
Kante und durch Querfurchen leicht gewellten Flanken. Furchen scharf, etwas gewellt. 
Areolen durch einen 4 cm langen Zwischenraum von einander getrennt, kreisförmig bis 
breit-elliptisch, bis 8 mm im Durchmesser, mit sehr kurzem Wollfilz besetzt. Stacheln 
sehr kräftig, starr, stark stechend, 2 mm im Durchmesser, wenn angefeuchtet rotbraun; 
Randstacheln 10, gerade oder etwas gebogen, horizontal strahlend, je vier nach den 
Seiten und je einer nach oben und unten gerichtet; der oberste ist am kürzesten, 
1—1,5 cm lang, die drei untersten am längsten, 3 cm lang; Mittelstachel 1, gerade, 
2 cm lang, schräg aufwärts gerichtet. Blüten zahlreich aus dem mittleren Teil des 
Cephaliums; ganze Länge 4,5 cm; Fruchtknoten sehr klein, kugelig; Röhre eng-trichter- 
förmig, mit sehr wenigen kleinen Schuppen besetzt und durch die herablaufenden 
äußeren Blütenblätter schwach gerieft; Blütenblätter in drei Reihen, länglich, nur 2 mm 
lang; Staubgefäße sehr zahlreich, mit kurzen Fäden der ganzen Tubuswand angeheftet; 
Griffel mit sechs kurzen Narben von gleicher Länge wie die Röhre. Blütenfarbe 
dunkelrosa. | 

Mittleres Peru: bei Chosica, an der Lima-Oroya-Bahn, auf sehr 
dürftig bewachsenem steinigem Boden, in 800 m Höhe (WEBERBAUER n. 2629. 
— Mit Blüten am 15. März 1903). 

In dem Melocactus peruvianus lernen wir zum erstenmal einen Vertreter der 
Gattung aus Peru kennen. Er ist durch die starke rötlich gefärbte Bestachelung, die 
niedergedrückt-halbkugelige Gestalt des Cephaliums und die sehr kleinen, gerade noch 
über das Cephalium herausragenden Blütenblätter ausgezeichnet. 


Opuntia corotilla K. Schum. — Caulis humilis, articulatus, laxe ra- 
mosus. Articuli globosi vel ovato-oblongi. Areolae remotae parvae, to- 
mento, glochidiis permultis erectis, aculeis 0—7 inaequalibus obsitae. 
Flores singuli in articulis; ovarium late infundibuliforme, tuberculis de 
currentibus glochidia erecta aculeosque 1—2 minores gerentibus obsitum 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 141. 99 


Perigonii phylla pro rata pauca, exteriora parva squamosa, interiora 
circ. 12 cuneata, obtusa, apice emarginata; stamina quam petala multo 
breviora, numerosissima, toti parieti tubi densissime insidentia; filamenta 
brevia, sursum gradatim paullum longiora atque validiora; antherae parvae; 
stylus crassissimus, sub stigmatibus multis brevibus paullum angustatus. 


Fructus anguste umbilicatus, ceterum ab ovario non distinctum. 

Eine kleine, bis 15 cm hohe, locker verzweigte Pflanze. Glieder kugelig bis 
linglich-eiférmig, das längste, unterste, 6 cm lang, die übrigen bis zu 2 cm Durchmesser 
heruntergehend. Areolen namentlich im unteren Teile der Glieder ziemlich entfernt, 
rund, bis 3 mm im Durchmesser, mit etwas Wollfilz, zahlreichen, aufrechten, bis 3 mm 
langen Glochiden und 0—7 Stacheln besetzt, von denen der längste bisweilen etwas 
über 3 cm lang wird. Blüten stets einzeln in der Nähe des Scheitels der Glieder; 
ganze Länge 3,5 cm. Fruchtknoten und Röhre zusammen 2 cm lang, breit-trichter- 
förmig, von der Basis bis zum oberen Rande mit herablaufenden, dachziegelig gestellten 
Höckern besetzt; auf deren Spitze stehen ein Bündel aufrechter kurzer Glochiden und 
bis zu vier ziemlich schwache, bis 3,5 cm lange Stacheln und ein kleines lanzettliches 
Schüppchen; Blütenblätter in geringer Zahl; die äußeren sind klein, schuppenförmig, 
bis 5 mm lang; die zwölf inneren sind ca. 1,5 cm lang, breit-spatelförmig, oben ge- 
rundet und in der Mitte herzförmig vertieft; Staubgefäße sehr zahlreich, von den 
Blütenblättern weit überragt, in dichter Masse der ganzen Wand der 4 cm hohen Röhre 
entspringend; Staubfäden von unten nach oben an Stärke und Länge etwas zunehmend, 
die obersten bis 6 mm lang; Staubbeutel klein; Griffel 1,4 cm lang, sehr dick, in der 
Nähe der Basis fast 5mm im Durchmesser, unterhalb der kurzen, zusammengeneigten 
Narben etwas dünner. Frucht tief genabelt, 2 cm lang. Samen nicht sehr zahlreich, 
obovat bei fast 4 mm Länge, dünnschalig. Blütenfarbe erst cröme-farben, dann rosa. 

Südliches Peru: zwischen Airampal und Pämpa an der Bahn Are- 
quipa-Puno, auf sandigem Boden in der Nähe eines ausgetrockneten Fluß- 
bettes, bei 3200—3400 m Höhe (Wesersauer n. 1412. — Mit Blüten und 
Früchten am 26. Aug. 1902). 

Einheim. Name: Corotilla. 

Die Art gehört wie die folgenden in die Untergattung Tephrocactus Web. (K. Schum. 
Monogr. Cact. p. 652). Sie ist bereits genannt in: A. WEBERBAUER, Die Pflanzenwelt der 
peruanischen Anden, S. 129 (Ȇber weite Sandfelder breiten sich ihre kriechenden, aus 
eiförmigen Gliedern zusammengesetzten Zweige, eine lästige Plage für den Wanderer: 
die Glieder brechen leicht ab, heften sich vermittels ihrer widerhakigen Stacheln bei der 


leisesten Berührung fest und dringen durch die Kleider ins Fleisch«). © 


Opuntia dactylifera Vaupel n. sp. — Planta humilis, articulata, dense 
ramosa. Articuli globosi vel ovato-oblongi plus minus imbricatim sulcati. 
Areolae basi articulorum remotae, apicem versus potius approximatae, 
juventute parvae, dein accrescentes, tomento brevi glochidiisque nonnullis 
obsitae. Aculei in areolis inferioribus 0, in areolis superioribus cireiter 7 
erecti validi fusco-brunnei. Flores singuli e media parte articulorum; 
ovarium atque tubus late infundibuliformia, longitudinaliter leviter sulcata, 
margine superiore squamis parvis glochidia brevia aculeosque nonnullos 
longiores in axillis gerentibus obsita, ceterum fere nuda; perianthii phylla 
exteriora squamiformia, interiora accrescentia late cuneiformia obtusa, tubo 
fere aequilonga; stamina numerosissima, toti parieti tubi affixa, inclusa, 


30 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


densissima, subaequilonga, perianthii phyllis multo breviora; filamenta fili- 
formia, antherae parvae; stylus crassissimus, apicem versus sensim at- 


tenuatus, stigmatibus brevibus circiter 7 stamina superans. Fructus dac- 
tyliformis, apice umbilicatus, nudus. Semina magna obovata, tomento brevi 
obtecta. 

Pflanze polsterfürmig, niedrig, dicht verzweigt. Glieder kugelig bis spitz-eiförmig, 
bis 7 cm lang, 2—4 cm im Durchmesser, die älteren mehr glatt, die jüngeren namentlich 
im oberen Teile dachziegelig gerieft. Areolen in den unteren Teilen ziemlich entfernt, 
nach der Spitze zu etwas dichter, je nach dem Alter 4—4 mm im Durchmesser, mit 
einem bis 4 mm hohen Polster von Wolle und nicht gerade zahlreichen Glochiden be- 
setzt. Stacheln nur in den oberen Areolen, etwa 7, kräftig, rotbraun oder gelbbraun, 
aufrecht, die längsten bis 3,5 cm lang. Blüten einzeln in halber Höhe der Glieder; 
ganze Länge 3 cm; Fruchtknoten und Röhre breit-trichterförmig, sehr schwach von 
oben nach unten gerieft, fast kahl mit Ausnahme des oberen Randes, der mit kleinen 
Schuppen besetzt ist, in deren Achsel sich etwas kurze, gelbliche Wolle und einige bis 
2 mm lange Glochiden oder Stachelchen befinden. Die äußeren Blütenblätter sind 
schuppenförmig, die inneren breit-keilförmig, gerundet, nicht ganz 4,5 cm lang. Staub- 
gefäße sehr zahlreich, dicht gedrängt, der ganzen Wand der Röhre entspringend, viel 
kürzer als die Blütenblätter; Staubfäden sehr dünn, Staubbeutel klein; Griffel sehr 
kräftig, 4,5 cm lang, nach der Spitze zu etwas verjüngt und mit etwa sieben kurzen, 
gewissermaßen zu einer Papille zusammengeneigten Narben die Staubgefäße überragend. 
Frucht ausgesprochen dattelförmig, fast 5 cm lang, etwas über 2 cm breit, schwach 
längsgerieft, an der Spitze tief genabelt, kahl. Samen ziemlich zahlreich, umgekehrt- 
eiformig mit zugespitzter Basis, 4 mm lang, 3 mm im größten Durchmesser, gelbbraun, 
hartschalig, mit kurzem Filz bedeckt. Blütenfarbe gelb, oft rötlich überlaufen. 

Südliches Peru: Azangaro (Dep. Puno), auf steinigen Matten, in 
3600 m Höhe (WeBerBauer n. 4357. — Mit Blüten und Früchten am 


15. Aug. 1902). 


Einheim. Name: hairampu., 

Das eigentümlichste Merkmal der Pflanze ist die ausgesprochen dattelförmige 
Gestalt der Frucht. Sie steht der Opuntia pyrrhacantha K. Sch. (Srüsez n. A44b) 
offenbar sehr nahe, doch sind bei dieser die Glieder kleiner, die Stacheln dünner und 


+ 


die Früchte sind nicht bekannt; überhaupt ist das von ihr vorhandene Originalmaterial 


sehr dürftig. Es ist nicht ausgeschlossen, daß beide identisch sind. 

Opuntia ignescens Vaupel n. sp. — Planta humilis, articulata, ramosa. 
Artieuli ovati apice angustati, dimidio superiore leviter imbricatim sulcati. 
Areolae sparsae, in parte inferiore articulorum valde remotae, orbiculares, 
pro rata magnae, tomento glochidiisque numerosis erectis obtectae. Aculei 
in areolis senioribus 0, in areolis junioribus ad 15 vel plures, erecti, alteri 
tenuiores breviores flexiles, alteri validi, longiores, articulis subaequilongi. 
Flores plerumque singuli ex dimidio superiore articulorum erumpentes, 
magnitudine mediocres; ovarium atque tubus extrinsecus late infundibuliformia, 
imbricatim sulcata, margine superiore squamis parvis lanceolatis obsita, cae- 
terum nuda; squamae glochidia atque aculeos numerosiores erectos perigonii 
phylla superantes gerentes. Perigonium ovario cum tubo paullum brevius; 
phylla exteriora parva, squamiformia, interiora late cuneiformia vel obovata, 
obtusa; stamina numerosissima inclusa, e toto pariete tubi oriunda, sub- 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 31 


aequilonga; filamenta filiformia, antherae parvae; stylus crassus, sub stig- 
matibus 7 erectis paullulum angustatus, stamina vix superans. Fructus 


apice umbilicatus, imbricatim sulcatus, aculeis longis numerosis superatus. 

Pflanze reichlich verzweigt, halbkugelige bis kugelförmige, bis 1/2 m hohe Polster 
bildend. Glieder ziemlich kräftig, im allgemeinen spitz-eiförmig, bis 8 cm lang, bis 
5cm im größten Durchmesser, im oberen Teile dachziegelig gefurcht. Areolen be- 
sonders im unteren Teile der Glieder wenig zahlreich, kreisförmig, ziemlich groß, bis 
5 mm im Durchmesser, mit etwas Wolle und zahlreichen aufrechten Glochiden besetzt. 
Stacheln nur in den jüngeren Areolen, hier aber sehr zahlreich, bis 45 oder mehr, 
aufrecht, den Scheitel weit überragend; sie sind ungleich, die einen dünner, biegsam, 
kürzer und gelblich, die meisten starr, kräftig, rotbraun, bis 8 cm lang. Blüten meist 
einzeln in der oberen Hälfte der Glieder; ganze Länge 3,5 cm; Fruchtknoten und Röhre 
breit-trichterförmig, gegen 2 cm lang, dachziegelig schwach-gerieft, am oberen Rande 
mit sehr kleinen Schuppen besetzt, in deren Achseln sich ein Büschel aufrechter, kurzer 
Glochiden und bis zu 10, gelb- bis rötlichbraune, bis 2 cm lange, biegsame, die Blüten- 
blätter überragende Stacheln befinden; Blütenblätter nicht gerade zahlreich, bis 4,5 cm 
lang; die äußeren sind klein, schuppenförmig, die inneren breit-spatelförmig bis um- 
gekehrt-eiförmig, oben gerundet; Staubgefäße sehr zahlreich, der ganzen Wand der 
Röhre entspringend; Staubfäden dünn, fadenförmig, die obersten 6 mm lang, die unteren 
kürzer, also von den Blütenblättern überragt; Staubbeutel klein; Griffel kräftig, nach 
oben nur wenig verschmälert, 4,5 cm lang; Narben 7, aufrecht, 3 mm lang, die Staub- 
gefäße nur wenig überragend. Frucht an der Spitze genabelt, dachziegelig gerieft, am 
Rande mit zahlreichen langen, biegsamen, aufrechten Stacheln besetzt. Blütenfarbe 
feuerrot. 

Südliches Peru: bei Sumbay an der Bahnlinie Arequipa-Puno, auf 


steinigem, dürftig bewachsenem Boden, in 3830 m Höhe (WEBERBAUER 


n. 4370. — Mit Blüten und Früchten am 25. Aug. 1902). 


Die Pflanze ist noch von Schumann als Opuntia Pentlandii S.-D. bestimmt worden, 
und vermutlich ist auch sie es, die WEBERBAUER in seiner »Pflanzenwelt der peruanischen 
Anden« S. 101 usw. erwähnt. Ich kann mich dieser Bestimmung ScHumAnns nicht an- 
schließen, denn die vorliegende Pflanze stimmt weder mit den bei uns vielfach in den 
Sammlungen unter dem Namen der O. Pentlandii kultivierten Exemplare überein, noch 
paßt sie auf die von dem Fürsten Satm-Dycx in der »Allgemeinen Gartenzeitunge XIII 
(1845) S. 387 gegebene Beschreibung, in der ausdrücklich gesagt wird: »aculeis 4—6 
gracilibus rigidiusculis albidis divaricatim deflexis«. Selbst wenn man aber annimmt, 
daß diese Beschreibung nach einem schon länger kultivierten Exemplar angefertigt ist, 
das unter den veränderten klimatischen Bedingungen die gerade für die ©. ignescens 
so charakteristische Bestachelung eingebüßt hat, so ist eine Identifizierung der beiden 
doch noch durch nichts gerechtfertigt, da die O. dactylifera und die O. corotilla sich 
dann ebenso, und vielleicht noch mehr als die O. ignescens, in ähnlicher Weise ver- 
ändern müften. 

Gerade die Blüte und Frucht, welche allein einen Fingerzeig für die Identität der 
O. Pentlandii mit einer der neuen Arten geben könnten, sind aber unbekannt, so daß 
also jeder weitere Versuch der Aufklärung hoffnungslos ist und die O. Pentlandii stets 
eine botanisch unbrauchbare Art bleiben wird. 


11. À. Cogniaux: Melastomataceae peruvianae. II. 


Tibouchina fulvipilis Cogn. n. sp. (sect. Diotanthera); ramis obtuse 
tetragonis, junioribus petiolis pedunculisque pilis fulvis patulis longiusculis 


39 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


eglandulosis rigidiusculis densiuscule ‘ vestitis; foliis breviuscule petiolatis, 
ovato-lanceolatis, acutis, basi obtusis vel abrupte acutis, margine obscure 
crenulatis, supra setis longiusculis subadpressis basi leviter incrassatis sub- 
sparse hirtellis, subtus longiuscule sparseque pilosis praecipue ad nervos 
nervulosque, majoribus 5-nerviis, nervis lateralibus basi inter se distincte 
coalitis; floribus 5—6-meris, numerosis, trichotome cymosis, longiuscule 
pedicellatis; calyce ima basi pilis paucis longiusculis patulis eglandulosis 
vestito caeterum glaberrimo, lobis brevibus, triangularibus, acutis, brevissime 
ciliatis; staminibus inaequalibus, glabris, majoribus connectivo basi longe 


producto. 

Frutex erectus, 2 m altus, ramis robustiusculis, satis ramulosis. Foliorum petiolus 
gracilis, 4—2 cm longus; limbus submembranaceus, planus, supra intense viridis, subtus 
viridi-cinereus, 6—9 cm longus, 2—4 cm latus. Pedicelli 1/,—A1/g cm longi. Calycis 
tubus late campanulato-ovoideus, basi rotundatus, 5—6 mm longus; lobi 4—41/> mm 
longi. Petala violacea, obovata, oblique obtusa, brevissime ciliata, 41/2 em longa. 
Antherae lineares, superne longiuscule attenuatae, 5 vel 6 mm longae, connectivo infra 
loculos 41/9 vel 4—5 mm longe producto, basi incrassata. Stylus subfiliformis, 44— 
42 mm longus. 

Peru: ad viam a Tambo ultra Osno ad flum. Apurimac, Dep. Aya- 


cucho, prov. Huanta, alt. 2800 m (WEBERBAUER n. 5649. — m. Junio fl). 


Var. ß. scrobiculata Cogn. n. var. 

Fruticulus 4 m altus. Folia supra minute bullata et setis basi satis incrassatis 
hirtella, subtus crebro scrobiculata. 

Peru: ibidem, alt. 2600—2800 m (WEBERBAUER n. 5625). 

Obs. Cette espèce a absolument le port du T. brevisepala Cogn., dont elle diffère 
surtout par les poils des rameaux beaucoup plus denses, étalés et non glanduleux, et 
par le calice portant seulement quelques poils non glanduleux près de l'insertion du 
pédicelle. 


Axinaea Weberbaueri Cogn. n. sp.; ramis acute tetragonis, junioribus 
petiolis pedunculisque densiuscule furfuraceo-puberulis; foliis coriaceis, 
rigidiusculis, breviuscule petiolatis, anguste ovatis vel ovato-lanceolatis, 
breviter acuminatis, basi obtusis et interdum leviter emarginatis, antice 
ima basi limbo in tuberculum transversum confluente, margine superne 
remotiuscule minuteque denticulatis, 5-nerviis, supra glabris vel basi leviter 
furfuraceis, subtus brevissime et densiuscule stellato-tomentosis; paniculis 
terminalibus, mediocribus, dense multifloris; floribus breviter pedicellatis; 
calyce late campanulato, basi furfuraceo-puberulo, superne glabro, limbo 
undulato-subtruncato; antherarum vesicula ovoidea, postice acuta vel ob- 


tusiuscula. 

Arbuscula 4 m alta, ramis robustiusculis, leviter ramulosis, cinereo-fuscis. 
Foliorum petiolus 41/—4% cm longus; limbus erectus vel plus minusve patulus, supra 
intense viridis, subtus viridi-cinereus, 8—18 cm longus, 3—8 cm latus. Paniculae 
5—8 cm longae; pedicelli 2—5 mm longi. Calyx basi rotundatus, 4 mm _ longus. 
Petala purpureo-violacea, obovato-oblonga, apice rotundata, 14—16 mm longa. An- 


therae 6—7 mm longae. Stylus gracilis, 11/. em “longus. — Affinis À. glandulosae 


Ruiz et Pav. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 33 


Peru: Dep. Ayacucho, prov. Huanta, ad viam a Tambo ultra Osno 


‚ad flum. Apurimac, alt. 2700—3000 m (WEBERBAUER n. 5648. — Mense 


Junio fl.). 


12. F. Kränzlin: Buddleiae americanae nonnullis gerontogaeis adjectis. 


Die hier publizierten neuen Arten von Duddleia und Calceolaria 


_ setzen sich bei der letzteren Gattung fast ganz und bei der ersteren zu 


einem Teil aus den Ergebnissen der letzten Expedition des Herrn Prof. 


_ Dr. WeBERBAUER zusammen. Die Beschäftigung mit dieser Gattung, welche 


schon in H.B.K. Nova Genera usw. einen breiten Raum einnimmt, erregte 


- mein Interesse so, daß ich mich veranlaßt sah, die Indeterminata des 


Kgl. Botan. Museums zu Dahlem mit in die Bearbeitung einzubeziehen, und 
“außerdem entsprachen die Vorstände der wichtigsten Herbarien meiner 
Anfrage, ob sie unbestimmtes Duddleia-Material hätten, durch umgehende 


_ Zusendung überraschend reichlicher Pakete. Es ist somit eine Art Auf- 
- raumungsarbeit, deren Ergebnisse ich hier vorlege. Mit Ausnahme von 


fünf neuen Arten, welche in den »Annalen des k. k. Hofmuseums« zu 
Wien erscheinen werden, und zwei Arten, deren Publikation in St. Peters- 


burg erfolgen sôll, liegt hier vor, was ich aus Berlin (Dahlem), Stockholm 


und Kew erhielt. Die Anzahl von im ganzen 29 Arten ist nicht über- 


mäßig hoch, wenn man erwägt, wie intensiv manche Gegenden jetzt durch- 
- forscht worden sind und daß seit” der letzten zusammenhängenden Arbeit 
« Bentaams im zehnten Bande des Prodromus 67 Jahre verflossen sind. Es 
- verdient hervorgehoben zu werden, daß noch jetzt nach so langer Zeit 
» Bentuams Einteilung aufrecht erhalten werden kann und daß es meist 


keine Schwierigkeit gemacht hat, die neuen Arten den alten anzugliedern 
— mit nur zwei Ausnahmen. Beide will ich hier mit ein paar Worten 


_ charakterisieren, da sie in St. Petersburg publiziert werden sollen. Die 
eine Art, B. amentacea Kränzl., weicht ab durch, wie der Name besagt, 
_ kätzchenähnliche Blütenstände und wechselständige Blätter. Ein absolutes 


Novum liegt aber hier insofern nicht vor, als diese Art sich ungezwungen 


an B. alternifolia Maxim. anschließt, welche ebenfalls wechselständige 
- Blätter hat. An der Zugehörigkeit zu Buddleia ist beide Male kein Zweifel. 


Maximowicz hatte für seine Art bereits die Schaffung einer neuen Tribus 
angeregt, was um so eher zu vertreten ist, als die beiden Arten keinerlei 


_Anklange an andere Gruppen zeigen. Es mag somit der Name » Alterne- 


foliae« mit der Numerierung § 6 den übrigen fünf der Bentuanschen Auf- 


- zählung beigefügt werden. Die Zettelnotiz war leider so undeutlich ge- 
_ schrieben, daß ich von weiteren Angaben hier absehe. Anders liegt die 
Frage bei der zweiten Art, die mexikanischer Herkunft ist und von Kar- 


2 
| 


Lt. à 


WINSKY gesammelt wurde. Diese läßt sich ungezwungen bei den Glome- 
_ratae Bentaams einschalten; aber die Teilblütenstände letzter Ordnung sind 


Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr, 111. c 


34 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 1144. 


nicht cymös, sondern botrytisch mit akropetaler Blühfolge, und von den 
vier typischen Kelchabschnitten sind die beiden in der Mediane liegenden 
unterdrückt und nur die beiden seitlichen erhalten; die Deckblätter sind 
hyalin und in deutlichen Spiralen geordnet; außerdem ist die Behaarung 
der ganzen Pflanze nicht der Wollfilz der meisten anderen Buddleien, 
sondern mehr borstig. Ausnahmen genug, um Zweifel zu rechtfertigen, 
ob die Pflanze zu Buddleva zu rechnen sei. Für die Zugehörigkeit sprechen 
aber alle anderen Merkmale vom Habitus angefangen bis zu den Einzel- 
heiten der Blüte und der Früchte. — Die Totalziffer der Gattung betrug, 
als BENTHAM seine Arbeit für den zehnten Band des Prodromus schloß, 
74 Arten; hierzu kommen = 40 sonst in der Literätur versprengte, über 
deren Haltbarkeit ich mich zurzeit nicht äußern kann, und dazu die jetzt 
zu publizierenden 29 Arten, mit denen nun wohl zunächst das unbeschriebene 
Material so ziemlich erledigt sein dürfte. Man kann somit die Gattung 
jetzt auf = 140 Arten einschätzen. 


Buddleia Powellii Kränzl. n. sp. — (Neemda.) Frutex? Rami 
stricti, obtuse quadranguli, breviter flavido-pilosi, inferne glabri, internodia 
circ. 3 cm longa. Folia brevi-petiolata v. subsessilia, oblonga v. lanceo- 
lata, acuminata, remote crenata v. dentata, superne glaberrima, subtus 
pallide ferrugineo- (v. flavido-)pilosa, tenui-membranacea, maxima 12 cm 
longa, 3 cm lata, basi auriculata, auriculis rotundatis, post foliorum delap- 
sum persistentibus, 3 ad # mm diametro. Flores in cymas verticillatas, 
_ plurifloras dispositi, verticilli spicam, basi interruptam, supra densam, circ. 
10 cm longam, aphyllam efformantes. Rhachis, pedicelli necnon calyces 
dense flavido-villosa. Calyx brevis, campanulatus, lobi brevissimi, trianguli, 
acuti, totus calyx vix 1,5 mm longus. Corolla calycem duplo excedens, 
extus brevi-pilosa, superne leviter ampliata (nec tamen proprie infundibuli- 
formis), lobi horizontales, orbiculares, leviter et irregulariter crenati, tota 
corolla 5 mm longa, superne 3 mm diam. Antherae in orificio tubi fila- 
mentis brevissimis affixae. Stylus vix dimidium tubi aequans; ovarium 
ovatum, pilosum; stigma magnum. 

British East-Africa: ohne genaueren Standort (H. Powezz n. 73!). 

Die Pflanze ist schwer unterzubringen; sie gleicht im allgemeinen Aufbau B. aszatica 


Lour., aber kein einziges Merkmal trifft genau zu; die Blätter sind außerordentlich 
zart und hatten durch Feuchtigkeit stark gelitten. 


Buddleia lythroides Kränzl. n.sp. — (Neemda.) Frutex? Rami 
praesertim superne quadranguli, inferne cortice griseo, superne sordide 
ferrugineo-piloso v. setoso tecti, internodia 1,5 ad 2,5 cm longa. Folia « 
copiosa, ascendentia, longe lanceolata, basin et apicem versus acuminata, « 
brevi-crenata, supra et subtus glabra, ad 14 cm longa, vix 2 cm lata, « 
suprema haud multo minora, inflorescentiae dimidium attingentia. In- « 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 35 


florescentiae utplurimum 10 cm longae, spicas simplices, interruptas, aphyl- 
las, verticillis 8 ad. 9 compositas praestantes, bracteae parvae, flores non 
excedentes, rhachis fulvo-setosa, pedunculi pedicellique subnulli, flores 
sessiles, valde congesti. Calyx brevi-campanulatus, lobis triangulis, acutis, 
fere dimidium usque fissus, sordide brunneo-setosus, 4 mm longus. Corolla 
vix 5 mm longa, in orificio 3 mm diametro, brevi-campanulacea, extus 
brevi-pilosa, lobi transverse oblongi, rotundati, glabri; antherae in orificio 
tubi sessiles. Stylus tubum paulum excedens; capsulae calyce persistente 
vestitae, 5 mm longae, 4 mm diam. De colore florum nil constat. Flores 
omnes fructiferi. — FI.? 

Brasilien: Staat Minas Geraes bei Caldas (ReGNELL n. III 964!). 

Der von mir gewählte Speziesname ist das beste Charakteristikum, welches ich 
für die Pflanze beibringen kann. Sie sieht wie ein kleinblütiges Exemplar unseres 
Lythrum salicaria aus. Die Beblätterung ist auffallend reichlich und die Blätter 


beiderseits unbehaart. Aus der Masse von Blättern heraus kommt dann eine dirftige, 
aus 8—9 Scheinquirlen zusammengesetzte Ahre winziger Blüten der bekannten Form. 


Buddleia chloroleuca Kränzl. n. sp. — (Thyrsoideae.) »Frutex arbo- 
rescens, 1,5 ad 2m altus.« Rami ramulique teretes, cortice albo inferne 
glabro, superne argenteo-piloso tecti, internodia 2 ad 4,5 cm longa. Folia 
sessilia elongato-lanceolata, acuminata, dentata v. (superiora) integra, su- 
pra viridia, pilis minutissimis (sub lente valido), sericeis praedita, subtus 
argenteo-pilosa, suprema thyrsum florum semiaequantia, ad 14 cm longa, 
4 ad 1,8 cm lata. Inflorescentiae racemum v. thyrsum multiflorum den- 
sissimum, subnutantem formantes, ramis crebris iterum brachiatis com- 
positae, ad 30 cm longae, 4 cm diametro, pedunculi, pedicelli, bracteae, 
calyces, corollae, omnes alba, bracteae minutae. Calyx brevi-campanulatus, 
lobis acutis, triangulis, 3 mm longus, medium usque fissus. Corolla ample 
urceolaris, calycem subduplo superans, extus excepto margine loborum 
dense pilosa, lobis suborbicularibus, basi minute pilosis, 6 mm longa et 
lobis expansis diametro; antherae in orificio tubi sessiles; stylus tubo paulo 
longior; corollae siccae rubro-aurantiacae, vivae »albae« (ex collectore). 
— Fl. Novembri. 

Brasilia: Rio Grande do Sul, Quinta bei Rio Grande »in Canhados« 
(Pl. It. II. Regnell, Marne n. 233!). — Uruguay, Banda Oriental, am St. 
Lucia-Flusse (Gipert n. 755). 

Die Pflanze ist außerordentlich schön, die Oberseite der Blätter zeigt ein gesättigtes 
Grün, die Unterseite, die Äste, alle Teile bis hinauf zu den Blumenkronen sind rein weiß. 
Ich habe dies in dem Speziesnamen zum Ausdruck gebracht. Die Pflanze zeigt starke 
Anklänge an B. thyrsiflora Lam., schwächere an B. elegans Cham. et Schl. und an die 


B. tucumanensis Griseb.; sie findet ihren Platz jedenfalls am besten neben B. thyr- 
sordea. | 


Buddleia chenopodiifolia Kränzl. n. sp. — (Neemda.) Frutex bime- 
tralis, multiramosus. Rami teretes, cortice brunneo fragili tecti, vetustiores 
sparse pilosi, juniores lana luteo-alba densissima vestiti, internodia 5—7 cm 


c* 


36 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


longa. Folia exceptis floralibus petiolata, e basi cuneata ovata, basi quasi 
biauriculata, grosse (et distanter) paucidentata, omnino illis Chenopodü v. 
Atriplicis cujusdam similia, supra glabra, impresso-reticulata, fusco-viridia, 
subtus lana flaveola dense vestita, apice obtuse acutata, maxima cum 
petiolo 1 cm longo ad 8 cm longa, 3 ad 3,5 cm lata, suprema et prae- 
sertim floralia multo minora. Glomeruli florum spicam interdum ad 20 cm 
longam, valde interruptam formantes, densi- et multiflori, inferiores se- 
juncti, superiores in globulum coaliti, inferiores foliis parvis, superiores 
bracteis suffulti. Calyces tomento densissimo luteo tecti, dentes brevissimi, 
trianguli, obtusi. Corollae calyces paulum superantes, albae, lobi rotun- 
dati, obtusi. Flores parvi, vix 3 mm diametro. — Fl. Aprili, Maio. 


Peru: bei Ayacucho, felsige Abhänge, bedeckt mit einer offenen, 
regengriinen, aus Sträuchern und Kräutern gemischten Formation; Gräser 
— auch ausdauernde — zahlreich, in 3000—3100 m ü. M. (WEBERBAUER 
n. 5519!) — Ebendaselbst (Pearce 1867 ohne n.! — Herb. Kew). 


Es erscheint auffallend, daß eine dergestalt gut charakterisierte Art dieser Gattung 
bei einem so bekannten Orte wie Ayacucho noch nicht schon beschrieben sein sollte; 
es ist mir aber unmöglich ‚gewesen, sie zu identifizieren. Der Beiname drängt sich 
förmlich auf, denn die Blätter sind völlig die einer Atriplex oder Chenopodium und 
die in Knäuel gestellten Blüten helfen die Illusion verstärken. Ich zeigte die Pflanze 
Laien, welche sie ohne weiteres für »Erdbeerspinat« (Chenopodium foliosum Aschers.) 


erklärten. 

Buddleia utilis Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Arbor squarrosa, ad 
8 m alta, cortice brunneo, partim rimoso tecta. Rami juniores obscure 
quadranguli, ferrugineo-tomentosi, superadditis squamis furfuraceis, nigris 
ideoque plus minus nigricantes, oppositi et in insertione linea prosiliente 
uniti, dense foliati, ullimi cum inflorescentiis terminalibus 10—44 em longi. 
Folia brevi-petiolata, oblonga v. cuneata, basin versus semper anguslata, 
obtusa, saepius omnia = reflexa, supra breviter glanduloso-pilosa (sub lente 
valida), subtus breviter ferrugineo-tomentosa, satis crasse coriacea, margine 
integra, ad 2,5 cm longa, antice 1 cm lata. Inflorescentiae aphyllae, capi- 
tulis subglobosis, sessilibus, dense congestis circ. 8 compositae, rhachis et pe- 
dunculi brevia, dense ferrugineo-tomentosa, bracteae lineares, dense glandu- 
losae. Calyx campanulatus, dentibus 4 triangulis, circ. 1/3 totius longitudinis 
aequantibus, dense glandulosus, 4 mm longus. Corolla satis ampla, calycem 
paulo excedens, lobuli suborbiculares, expansi; antherae in oslis corollae 
sessiles, filamenta omnino nulla, ovarium ovatum, pilosum; totum gynae- 
ceum cum stigmate longo fere dimidium totius corollae aequans. Corolla 
circ. 5 mm longa et expansa diametro, primum citrina, deinde aurantiaca, 
denique ignea. Crocum sativum redolens. — FI. Junio. 

Peru: Dpt. Huancavelica, Prov. Angaraes; nördlich von Acobamba 
in 3800 m ti. M. in der Umgebung einer Felsengruppe truppweise auf- 
tretend. — Einheim. Name: Kisuar, auch Azafrän. — Die Blüten duften 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 37 


nach Safran; sie’ werden wie dieser zum Gelbfärben und Würzen der 
Speisen benutzt und in Lima gut bezahlt (WEBERBAUER n. 5675!). 


Das (wenigstens beim Trocknen) schwarze Laub erinnert stark an das mancher 
unserer Vaccinieen. Die Blütenstände bestehen aus dicht nebeneinander gestellten 
kugeligen Köpfchen. Auffallend ist die sehr wechselnde Größe der Laubblätter ; es 
finden sich Zweige, an denen sie kaum 4 cm lang und vielleicht 2,5 mm breit sind. — 
Die Pflanze scheint nicht häufig zu sein und kann unter Umständen mit B. Ususch 
Kränzl. verwechselt werden. Bei dieser Art sind aber die Blüten noch kleiner und 
duften nicht nach Safran. 


Buddleia montana Britton in Bull. Torrey Bot. Club (1898) 544. — 
(Panieulatae.) Frutex bimetralis, squarrosus, cortice fragili, nigro-furfura- 
ceo omnino tectus. Rami novelli subcompressi, vix tetragoni, ubi folia 
delapsa, insertionibus foliorum nodosi, nigri, plerumque curvuli, saepius 
vario modo torti, dense foliosi. Folia brevi-petiolata, lanceolata, acumi- 
nata, integerrima, basi acuta, supra glabra, subtus ferrugineo-tomentosa, 
maxima, quae vidi, 6,5 cm longa (incl. petiolo 5 mm longo), 1,5 cm lata. 
Inflorescentiae breves, folia suprema vix excedentes, paniculatae, pauci- 
ramosae; racemi ultimi quasi laxe globosi, floribus breviter at manifeste 
pedunculatis, rhachis racemorum ut etiam calyces densissime villosa. Flores 
4- v. 5-meri. Calyx campanulatus, 5 mm longus, dentes breves, trianguli. 
Corolla campanulata, 7 mm longa, lobis orbicularibus, patentibus, tubus 
extus et intus in fundo dense pilosus. Antherae sessiles, medio tubo corollae | 
affixae. Ovarium subglobosum, dense pilosum, stylus brevis, stigma breve, 
clavatum, ostium corollae vix attingens. Flores aurantiaci (ut videtur non 
versicolores). Fructus mihi non visi. — Fl. Martio ad Maium. 


Peru: ex viciniis Soratae, prov. Larecaja in 3000—3700 m it. M. 
(Manpon n. 346!). — Ebendort (Russpy n. 2462 et Bane n. 1838). — Prov. 
Huanta, Dpt. Ayacucho, Weg von Tambo tiber Osno zum Flusse Apurimac 
in 3400—3500 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5567!). 


Ich habe die Pflanze, deren Originaltext sehr schwer zu beschaffen ist, noch ein- 
mal beschrieben, zumal da zwei Punkte meiner Diagnose von Dr. Britton nicht erwähnt 
sind. Erstens sind die Blüten erster und zweiter Ordnung hier gelegentlich 5-zählig; 
zweitens fand ich die Antheren nicht »in the sinusses slightly exserted«, sondern im 
Gegenteil im Innern der Blumenkrone auf halber Höhe inseriert. — Die nächstverwandte 
Art ist B. pichinchensis H.B.K.; diese hat aber ziemlich dichte, kugelige Blütenstände 
und ist ein Baum, während B. montana als strauchig charakterisiert wird. Ich habe 
die amerikanischen Originale nicht gesehen, dagegen sehr reichlich Manpons n, 346, von 
der Dr. Brirron 1. c. ausdrücklich sagt, sie sei identisch mit den Exemplaren von Rusgy 
et Banc, deren Nummern er zitiert. — Außerdem hatte ich die schönen Exemplare 
Prof. WEBERBAUERS zur Verfügung, die mit denen MAnpons übereinstimmen. 


Buddleia gracilis Kunth in Linnaea XVIII (1844) 500. — (Panicu- 
latae.) Frutex v. arbor humilis. Rami vetustiores glabri, pallide brunnei, 
nigro-pustulati (fungis?), novelli minute albido-pilosi, cum inflorescentia 
circ. 25 cm longi, internodia 2,5—4 cm longa. Folia brevi-petiolata, typice 
lanceolata, basi et apice acuminata, superne minutissime glandulosa, ceterum 


38 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


glaberrima, laevia v. vix rugulosa, subtus pallidiora, flavescenti- et breviter, 
secus nervos densius pilosa, cum petiolo 5 mm longo, 6 ad 8,5 cm longa, 
medio 1,5 ad 1,8 cm lata, margine integra v. pauci- et valde distanter 
dentata. Flores in paniculam multiramosam, 12 cm longam et latam, multi- 
floram dispositi, ramis ramulisque rectangulariter divergentibus, rhachis, 
pedunculi, pedicelli flavo-villosa. Flores minuti, calyces campanulati, satis 
profunde fissi, dentibus triangulis, obtusis. Corolla calycem vix excedens, 
in lobos latissime ovatos, brevi-acutatos divisa, extus densissime, intus et 
in lobis sparse pilosa; totus flos utplurimum 2 mm longus et expansus 
diametro. Capsulae mihi non visae. — Fl. Novembri. 

Mexiko: State of Michuacan, Hills of Patzcuaro (PrıneLe n. 39541). 

Diese Pflanze ist unter dem Namen B. Humboldtiana Roem. et Schult. verteilt 
worden; ich kenne sie so aus Wien und Kew und vermute, daß sie mehrfach unter 
diesem Namen vorkommen wird. — Die Bestimmung ist irrtümlich; die Blätter und der 
ganze Aufbau, auch die Behaarung der Zweige und Blätter ist bei beiden Arten total 
verschieden. Die Blätter sind bei B. Humboldtiana länger und mehr als doppelt so 
breit; die Behaarung der Unterseite beinahe dichtwollig, die Divergenz der Zweige der 


Rispe ist ansteigend, hier rechtwinklig oder bisweilen herabgebogen. Das Blatt erinnert 
an Salix oder Æpilobium; der von Kunta gewählte Speziesname ist nicht hervorragend 


charakteristisch, aber doch keineswegs unpassend. — Ich halte, da die Kunrusche Dia- 
gnose nach heutigen Begriffen zu kurz ist, eine ausführlichere für angebracht. 
Buddleia myriantha Kränzl. n. sp. — (Paniculatae.) Frutex, vero- 


similiter altus, rami quadranguli, pallide brunnei, lana superne densiore 
vestiti, internodia 6—7 cm longa. Folia bene petiolata, e basi obtusa v. 
leviter acutata ovata, lanceolata, acuminata, suprema rhombea, acuta, su- 
pra glaberrima, profunde rugosa, subtus dense ferruginea, nervo mediano 
_crassissimo et utrinque 148 ad 19 secundariis crassis percursa, v. reticulata, 
margine ubique integerrima, petioli ultra 2 cm longi, laminae ad 14 cm 
longae, ad 5 cm latae, supremae 6 cm longae, 3 cm latae. Flores in pani- 
culam densam, multiramosam, multifloram dispositi, rami ipsi multiramu- 
losi, ramulis partim intertextis, glomeruli ultimi 5 ad 410mm crassi, 
rhachis, pedunculi, pedicelli, calyces lana densa, flavicante vestita. Calyx 
campanulatus, medium usque integer, deinde in dentes 4 triangulos, breves, 
acutos divisus, 2mm longus. Corolla extus minute puberula, calycem 
vix excedens, lobi orbiculares, intus glabri. Stamina in fauce corollae, 
stylus brevior, stigma orificium corollae vix attingens. 

Anden von Quito in 2300 m ü. M. (Jameson n. 787 !). a 

An B. Humboldtiana Roem. et Schult., B. longifolia H.B.K., B. cordata H.B.K. 
und sogar etwas an B. bullata H.B.K. erinnert diese merkwürdige Art. Die Blätter sind 
absolut ganzrandig und oberseits kahl wie bei B. bullata, aber von einer Form, die an 
diejenigen von B. Humboldtiana erinnert. Der Blütenstand ist im allgemeinen mehr 
kugelig und weniger pyramidal als bei allen anderen Arten; er erinnert an den von 
B. incana Ruiz et Pav., ist aber viel reicher verzweigt und dichter. 


Buddleia obovata Kränzl. n. sp. — (Paniculatae.) Arbor v. frutex 
magnus, rami novelli obtuse tetragoni, ferrugineo-villosi, internodia varia 


Du aan 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 141. 39 


longitudine, 2,5 ad 7 cm longa. Folia e basi cuneata oblonga v. plerum- 
que obovata, antice obtuse acutata v. plerumque rotundata, brevi- apiculata, 
in petiolum brevem angustata, petiolis basi haud contiguis, margine minute 
crenata v. obtuse denticulata, superne glaberrima, nitidula, leviter rugosa 
(v. bullata), maxima cum petiolo 1,5 cm longo ad 17 cm longa, 4 ad 5 cm 
lata, subtus dense ferrugineo-pilosa; folia infrafloralia minora, angustiora, 
obovato-lanceolata. Flores numerosi in paniculam amplam, divaricatam, 
multiramosam dispositi, bracteae ramulorum et capitulorum longiusculae, 
lineares; rhachis, pedunculi, pedicelli fulvo-villosa, capitula hemisphaerica, 
1 cm diametro. Calyces obconici, in dentes breves, triangulos divisi, vix 
2 mm longi, extus villosi. Corolla calycem vix excedens, lobi transverse 
oblongi, antice rotundati corollae antice circ. 2,5 mm diametro. — Fl. Maio. 

Peru: Quindiu (Purpre! — Herb. Kew). 

Die Blattform ist sehr ungewöhnlich, keilförmig, vorn abgerundet und dort oft in 
eine kleine, dreieckige Spitze ausgezogen; wenn man will, Aesculus-Blättchen im kleinen. 
Dazwischen kommen oblonge Blätter vor, aber ebenfalls nach vorn etwas breiter 


werdend. Der Blütenstand ist außergewöhnlich sparrig und weit ausladend. Die 
Blüten sind sehr winzig und stehen in eigentümlichen, halbkugelförmigen Köpfchen. 


Buddleia hypoleuca Kränzl. n. sp. — (Verticillatae.) Frutex ramosus. 
Rami vetustiores cortice sordido, glabro vestiti, novelli albo-villosi, cum 
inflorescentia ultra 30 cm longi, internodia 2,5 ad 5 cm longa. Folia 
omnia etiam suprema petiolata, ovato-lanceolata v. typice lanceolata, mar- 
gine integro parum revoluto, nervis subtus valde prominulis, acuta v. 
acuminata, basi angustata, superne viridia, opaca, glabra, minutissime 
glanduloso-punctata, subtus breviter argenteo-villosa, maxima cum petiolis 
4,5 cm longis, exauriculatis, linea prosiliente tantum unitis, ad 12 cm 
longa, 3 cm lata, suprema cymis infimis supposita, bracteae cymarum 
lineares. Inflorescentia interrupta, cymis subglobosis, breviter stipitatis, per 
paria oppositis, multi- et densifloris; pedunculis, pedicellis, calycibus extus 
necnon bracteis floralibus omnibus niveis. Calyx brevi-campanulatus, lobi 
breves, rotundati. Corolla extus villosa, calycem vix excedens, lobi sub 
anthesi expansi, late ovati, obtusi, basin versus sparsim pilosi, ut videtur 
laete aurantiaci. Antherae tubum corollae excedentes, satis magnae, stylus 
tubo aequilongus. Flores 3 mm longi et sub anthesi diametro. — Fl. 
Aprili. 

Bolivia: Charakterstrauch der Dornbuschsteppe bei Comaraja in 
1900 m ü. M. (Tu. Herzoc, zweite Reise, n. 1888!). 

Habituell ähnlich der in Mexiko beheimateten B. verticillata H.B.K., aber in allen 
Teilen hinlänglich verschieden. 


Buddleia monocephala Kranz]. in Engl. Bot. Jahrb. XL (1908) 309. 
f Bemerkungen. Als ich diese Art aufstellte, war mir B. andına Britton un- 
bekannt; auch die Originaldiagnose war mir bei der großen Lückenhaftigkeit aller 
Berliner Bibliotheken, soweit amerikanische Zeitschriften in Betracht kommen, nicht zu- 
gänglich gewesen. Ich habe inzwischen die wichtigsten Originaltypen verglichen und 


40 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 111. 


den Brirronschen Text jetzt im Wortlaut vor mir. Trotz sehr großer Ähnlichkeit 
zwischen beiden Arten möchte ich doch B. monocephala aufrecht erhalten. B. andina 
Britton hat oblonge, oben dunkle, spärlich behaarte, etwas gerunzelte Blätter; bei 
B. monocephala sind sie stets eiförmig, sehr allmählich schmaler werdend, ober- und 
unterseits dicht gelb-filzig, ohne Runzeln und vertieften Mittelnerv. Die Blütenköpfe 
stehen bei B. andina ziemlich oft zu je drei und sind kleiner als bei B. monocephala, 
wo sie stets einzeln stehen, und größer, manchmal sogar kurz-zylindrisch sind. Der 
ganze Farbenton ist bei B. andina gelbbraun bis rostbraun, bei B. monocephala ein 
fahles Strohgelb. Schließlich liegen die Standorte doch sehr weit auseinander. Firsrics 
Sammlungen stammen aus Süd-Bolivia, unfern der Stadt Tarija (ca. 211/,° südl. Br. 
und 64° westl. L.) nahe der argentinischen Grenze. Russys Sammlungen und ebenso 
die von Mic. Bane sind im Norden Bolivias um die Stadt la Paz herum gemacht 
(ca. 461/° südl.Br., 68° westl. L.). Ich füge hier noch die von mir benutzten Materialien 
an: für B. monocephala die Fresrieschen Originale »Puna Patanca in 3800 mü.M. und 
bei Escayache in 3500 m (Fresric n. 2632!. Für B. andina Britton Russy n. 2050! 
(near la Paz in 44000 feet), Mic. Bane n. 84! u. 85! vic. La Paz 10000 feet und MAnnon 
n. 1474!)«. — Hinzufügen möchte ich, daß diese Art schon viel früher von Comine in 
Bolivia gesammelt wurde. Im Wiener Herbar findet sich ein Exemplar, bezeichnet 
»Bolivia, Cumming«, leider ohne genaueren Standort, dazu ein Zettelchen »Nr, 148<, 
von dem ich annehmen will, daß es ursprünglich zu diesem Exemplar gehört hat. Die 
Pflanze selbst ist ganz unzweifelhaft B. andina Britton. 


Buddleia buxifolia Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Arbor 8 m alta, 
squarrosa, multiramosa, rami plus minus torti, ultimi 10—15 cm longi, 
dense foliati, cortice rimoso, fragili, nigricante omnino tecti. Folia sessilia 
v. brevissime petiolata, oblonga, acutiuscula, supra glabra, nitida, minute 
rugulosa, subtus obscure ferrugineo-pilosa, 1,2 ad 1,7 cm longa, 5 mm 
lata, margine leviter revoluto. Inflorescentiae terminales in apicibus ramu- 
lorum, capitulis 5 ad_8 globosis, pedunculatis, pauci- ad plurifloris com- 
positae, rhachis ferrugineo-pilosa, manifeste quadrangula, capitula 1,2 ad 
1,5 cm diam., lateralia ex axillis foliorum linearium orientia. Flores ipsi 
sessiles. Calyx brevi-campanulatus v. obconicus, vix 4 mm longus, ferru- 
gineo-pilosus, lobi satis magni, trianguli, acuti. Corolla calycem paulo 
superans, lobi late v. transverse oblongi, levissime emarginati, corolla 
primum lutescens, deinde rubra, ultra 4,5 mm diametro, tubo satis amplo; 
antherae sessiles in ostio corollae; ovarium satis crassum, stylus haud ita 


longus, stigma clavatum. — Fl. Maio. 
Peru: bei der Hacienda Totorabamba (eine Tagereise siidwestlich von 
Ayacucho). — Parkähnliche Formation. Auf einem bald von Grassteppe, 


bald von Teppichwiese, bald von Wiesenmoor bedeckten, ebenen oder ge- 
neigten Boden erheben sich bald vereinzelt, bald zu lockeren Beständen, 
überwiegend immergrüne Holzgewächse, sowohl Sträucher als auch kleine 
Bäume, 3500—3600 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5467!). 

Als Art steht diese Pflanze der B. utilis Kränzl. und B. Ususch Kränzl. nahe. Im 
Habitus erinnert sie an die strauchigen Veronica-Arten Neuseelands, wie z.B. V. Tray 
versti Hook. f., carnosula Hook. f. und diosmaefolia R. Cunn. Die Länge der Zweige, 
die Größe, die Stellung und Textur der Blätter und die Gruppierung der kleinen Blüten 
an den Enden der Zweige zeigt weitgehende Übereinstimmung. Ich hätte gern einen 


i en 


« 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 41 


Speziesnamen gewählt, der dies zum Ausdruck gebracht hätte, da aber dies aus sprach- 
lichen Gründen nicht anging, habe ich das oben verwendete Wort gewählt, dessen Be- 
rechtigung mindestens außer Zweifel steht. 


Buddleia multiceps Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Frutex ad 4 m 
altus, ramosus. Rami novelli quadranguli, glabrescentes, summitatem versus 
sensim puberuli. Internodia 15 cm longa v. longiora. Folia brevi-petio- 
lata, ovato-oblonga, acuta (nunquam acuminata!), margine crenata, supra 
glabra, rugosa v. impresso-reticulata, exauriculata, linea curvata, elevatula per 
paria conjuncta, subtus luteo- s. pallide ferrugineo-villosa, maxima, quae 
vidi, incluso petiolo 1 cm longo ad 13 cm longa, basi ad 6 cm lata. In- 
florescentia paniculata, rami inferiores ex axillis foliorum superiorum 
orientes, semel v. bis ramulosi, pedunculi capitulorum usque sensim sen- 
simque luteo-puberuli, rami inferiores circ. 10 cm longi, superiores de- 
crescentes, tota panicula ad 30 cm longa, basi 25 cm lata, bracteae ramu- 
lorum parvae, lineares, capitula terna, 10 ad 15 mm diam., densi- et 
multiflora, in panicula alterius speciminis ad 60, bracteolis minutis suffulta. 
Calyx ut etiam pedicelli luteo-villosus, 4 mm longus, lobis brevibus trian- 
gulis, acutis. Corolla paulo longior, 5 mm longa, ochracea, extus hirsuta, 
lobi suborbiculares, patuli. Antherae in orificio corollae affixae, sessiles. — 
FI. Septembri, Octobri. 

Ecuador: West-Anden von Cuenca, im Buschwerk der oberen Wald- 
region um Zurucucho in 2800—3200 m ü. M. (F. C. Leamann n. 4793!). 

Im allgemeinen an B. globosa Lam. erinnernd, aber durch die reith verzweigte 
Panicula und die größeren und kurz zugespitzten Blätter hinlänglich verschieden. An 
den Blättern fehlt jede Bildung, die man als »auriculum« bezeichnen könnte; sie sind 
deutlich gestielt und sind nur durch eine im Bogen verlaufende erhabene Linie mit 


einander verbunden. Die Blütenköpfe sind viel zahlreicher, aber bedeutend kleiner als 
bei D. globosa. 


Buddleia saltillensis Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Frutex squarrosus. 
Rami vetustiores cortice fragili, pallide brunneo, glabro tecti, supremi tan- 
tum breviter denseque villosi, dense foliosi. Folia e petiolo interdum lon- 
giusculo lanceolata, basi linea elevatula transversa connexa, acuminata, 
supra opaca, brevi- pilosa, subtus pallide ferrugineo- tomentosa, nervis 
valde prosilientibus, maxima cum petiolo 1,5 cm longo 6 cm longa, 6 mm 
lata, minora longius (ad 2 cm) petiolata, vix 4,5 cm longa, 4—5 mm lata. 
Capitula florum in apicibus ramorum terminalia, pauci—pluriflora, haud 
densa, 2 cm longa, subcylindracea, cymis brevibus 2- ad 3-floris composita, 
bracteis linearibus suffulta, folia vix excedentia. Calyx brevis campanu- 
latus, extus villosus ut etiam corollae, in lobos triangulos, obtusos divisus. 
Corolla calyce vix duplo longior, extus villosa, superne in lobos 4 breves, 
obtusos, erectos divisa (haud satis accurate in specimine meo observanda). 
Ovarium pilosum, calycem 2,5 mm longum circiter aequans. 

Texas: Saltillo (BERLANDIER ‘sine n.!). 

Eine sehr unscheinbare Pflanze vom allgemeinen Aufbau von B. misera Kranzl., 


42 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


monocephala Kränzl. und andına Britton. Die Hauptunterschiede beruhen in den 
schmalen, langgestielten Blättern und den schlaff zusammengesetzten Blütenköpfen. 

Buddleia ledifolia Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Fruticulosa. Caulis 
multiramosus, ramulis brevibus, dense foliatis, ferrugineo-tomentosis (ut 
etiam foliorum facies infera), 8 ad 10 cm longis. Folia lineari-lanceolata 
v. linearia, convexa, supra glaberrima, nitida, subtus brevi-tomentosa, 
nervo mediano valde prosiliente praedita, ad 3 cm longa, vix 5 mm ut- 
plurimum lata, coriacea. Flores in capitulis brevi-pedunculatis, singulis v. 
binis ad ramorum apices dispositi, bracteis linearibus suffulti, capitula sub- 
hemisphaerica, pauciflora. Calyx brevissimus vix 3 mm longus, extus 
villosus, dentibus brevi-triangulis. Corolla calycem vix superans, ample 
campanulata, vix 4 mm longa, extus pilosa, intus glabra; lobi semicircu- 
lares, antice rotundati; antherae in orificio corollae sessiles; ovarium sub- 
tetragonum, ovatum, cum stylo brevi et stigmate longiusculo tubum corollae 
subaequans. 

Peru: »Andes Quitenses. In sylvis Jopulensibus altitud. 1700 hexap. 
[== cire. 3400 m]« (Francis Hatt - 1833 - n. 36! — Herb. Kunth.). 

Bolivia: Berge um den Titicaca-See (Herzog 2. Reise n. 25441). 

Eine winzige Pflanze mit sehr unscheinbaren Blüten, welche den Eindruck eines 
dürftigen Exemplars von Ledum palustre L. macht. Die Blütenstände erheben sich 
kaum aus den Blättern und stehen in lockeren, etwa halbkugeligen Köpfen. — Ab- 
gesehen von einigen argentinischen Arten stellt diese hier den am meisten herabge- 
kommenen Typus der Gattung dar. — Ich habe das Etikett wörtlich abgeschrieben; 
es mag dabei’ auffallend erscheinen, daß eine Art, welche schon im Jahre 4833 nach 
Europa kam, im »Prodromus« nicht mit aufgeführt ist; ich bin aber nicht imstande 
gewesen, sie in BEentuans Monographie aufzufinden, in welcher auch der Name des 
Sammlers (wenigstens bei Buddleia) nie erwähnt wird. — Es ist nicht leicht, die Art 


gut zu plazieren; vielleicht ist die Nachbarschaft von B. pichinchensis H.B.K. die am 
wenigsten ungeeignete Stelle im System. 


Buddleia Kurtzii Kränzl. n. sp. — (Globosae.) Frutex squarrosus, 
cortice griseo, fragili tectus. Rami teretes v. obscure quadranguli, apice 
tantum ferrugineo-pilosi, internodia 5 mm longa v. ima breviora. Folia 
satis densa, in petiolum brevem angustata, lanceolata, acuta, basi linea 
transversa conjuncta, saepius deflexa, integra, superne glabra, opaca (sicca 
nigra), subtus breviter ferrugineo-pilosa, maxima ad 2,5 cm longa, 5 ad 
6 mm lata, suprema multo minora. Flores in capitula singula v. terna 
apicalia dispositi, capitula 7 mm diametro. Calyx brevi-cupuliformis, lobis 
obtusis, extus ferrugineo-villosus, 3 mm longus, lobi cire. semilongi. Co- 
rolla calycem paulum excedens, ample urceolaris, extus fere ad marginem 
loborum pilosa, lobis late ovatis, obtusis, patentibus v. leviter reflexis, in 
fundo villosa, 4 mm longa et diametro; antherae in orificio tubi sessiles; 
stylus tubum paullulum excedens. De colore nil constat. 

Argentina: Prov. de Salta, aldrederos de Pampa grande in 1740 m 
ü. M. und Cerro de Cristal in 2610—2700 m i. M. (Nezson leg., herb, 
Argentinum n. 425281). 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444, 43 


Eine typische Xerophile und mehr oder minder mit BD. Nappa Lor. sowie den 
davon wohl kaum zu trennenden anderen Lorenrzschen Arten verwandt. Diese haben 
aber alle wesentlich größere Blätter, während diese Art hier gewisse Anklänge an die 
(übrigens schauderhafte) Abbildung von B. Nappi zeigt. Alles in allem doch eine 
Zierde der Steppen mit ihrem zweifarbigen Laub und den sich vorteilhaft präsentieren- 
den Blütenköpfen. Auch zu B. misera Kränzl. bestehen Beziehungen. — Herrn Prof. 
Dr. F. Kurtz in Erinnerung an gemeinsame Studienjahre gewidmet. 


Buddleia candelabrum Kränzl. n. sp. — (Thyrsordeae.) Nulli affinis. 
Frutex? Adest solummodo ramus ad 40 cm longus, obtuse quadrangulus, 
omnino rufo-villosus, internodia 3 ad 3,5 cm longa. Folia petiolata, tri- 
angula v. ovata, basi rectangula v. potius hastata, margine integra v. 
crenulata v. hinc inde sublobulata, superne atro-viridia, fere semper albido- 


leprosa, subtus pallide ferrugineo-villosa, vix v. parum inter se diversa, 


basi linea transiente unita, cum petiolis 1 cm longis ad 9 cm longa, basi 
4 cm lata, interfloralia vix minora. Inflorescentiae terminales, ad 12 cm 
longae, paniculatae, bracteae lineares, calyces et corollae extus fulvido-vil- 
losa, ut tota inflorescentia, ramuli cum rhachide angulum fere rectum effor- 
mantes, 2 cm longi, in modum dichasii ramificati, bracteae minutae, lineares, 
pedicelli curvuli, erecti, flores lampadum instar erectos gerentes (unde 
nomen!). Calyces basi campanulati, ad ?/; integri, superne in lobos tri- 
angulos divisi, ipsi necnon pedicelli et corollae extus dense cinnamomeo- 
villosa. Corolla extus et intus dense pilosa, quam calyces multo longior, 
7—8 mm longa, basi i. e. in calyce 2 mm longo ampla, deinde in tubum 
angustiorem contracta, supra in lobos vix ringentes, suborbiculares dilatata. 
Stamina in dimidio inferiore tubi, filamenta brevissima, antherae bilocu- 
lares, typicae. Ovarium calyce longius, dense pilosum. 


Madagascar: ohne genaueren Standort (Humsror n. 8! — Herb. Kew). 

Ein sehr sonderbares Gewächs und den anderen Buddleien von den Mascarenen 
absolut unähnlich, aber auf alle Charaktere von Wert hin doch eine echte Buddleva. 
Ich habe sie zu den »Thyrsoidea< gestellt, ohne damit sagen zu wollen, daß sie etwa 
B. aurieulata Benth. (südostafrikanischer Herkunft) nahe steht, 


Buddleia Sancti Leopoldi Kränzl. n. sp. — (Thyrsoideae.) Frutex 
certe altus, rami obscure tetragoni, plerumque sparsius, superne densissime 
villosi, internodia circ. 5 cm longa, suprema tantum breviora. Folia sessilia 
v. vix petiolata, oblongo-lanceolata, acuta, simpliciter v. duplicato-dentata, 
superne rugosa, subtus venis valde prominulis instructa, in utraque facie 
densissime villosa v. lanata, subtus ferruginea, basi angustata nec tamen 
acuminata, maxima mihi visa 42 ad 43 cm longa, 3,5 cm lata, illa ramu- 
lorum angustiora et plane lanceolata. Inflorescentiae thyrsoideae, bracteae 
ramulorum omnino foliaceae, capitula foliolis linearibus ipsis longioribus 
suffulta, haec omnia necnon calyces densissime flavido- v. pallide ferrugi- 
neo-lanata. Calyx prophyllis quibusdam (3 v. 4) anguste triangulis cinctus, 
profunde fissus, lobis anguste triangulis, acuminatis, intus glabris, 7 mm 
longis. Corolla anguste cylindracea, extus apicem usque villosa, lobis 


44 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


erectis non patentibus, ligulatis, apice rotundatis, tubus intus praesertim 
in dimidio inferiore villosissimus, antherae in orificio tubi sessiles, ovarium 
dense villosum, stylus totam corollam superans, filiformis, stigma parvum, 
capsula mihi non visa. Tota corolla 1 cm longa, lobi 4 mm longi, 4,5 mm 
lati; de colore nil constat, sicca fusca videtur. — Floret Januario. 

Brasilien: im Staate Rio Grande do Sul, bei San Leopoldo auf 
feuchten Wiesen (Plantae It. II Regnell. Malme n. 906!); Porto Alegre bei 
Navagantes, ebenfalls auf feuchten Wiesen (Mame n. 888!); bei Cachoeira 
(Mine n. 10341). 


Eine Pflanze vom allgemeinen Aufbau von B. thyrsoidea Lam., die aber auch 
Anklänge an B. elegans Cham. et Schl. bat. Sehr .eigentümlich sind die steil auf- 
gerichteten Zipfel der Blumenkrone. Von den beiden oben genannten Arten unter- 
scheidet sich diese hier noch dadurch, daß die Blätter auch auf der Oberseite. dicht 
wollig behaart bleiben und nie kahl und glänzend werden. 


Buddleia Malmei Kranzl: n. sp. — (Thyrsoideae.) »Frutex arborescens, 
1 ad 1,5 m altus.« Rami juniores tetragoni, supra pallide ferrugineo- s. 
flavido-tomentosi, graciles, internodia 2,5 ad 3 cm longa. Folia brevi- 
petiolata, lanceolata, acuminata, basi in petiolum angustata, crenato-dentata, 
superne tenuiter rugulosa, glabra, subtus flavido-pilosa, venis elevatulis 
eleganter reticulata, maxima cum petiolo 1,2 cm longo 9 cm longa, 2 cm 
lata, sensim tantum decrescentia, subfloralia 3 cm longa. Inflorescentiae 
breves, thyrsoideae v. racemosae, dichasiis trifloris rarius quinquefloris 
compositae, utplurimum 4 cm longae, floribus circ. 40 majusculis in quoque 
racemo, bracteis omnibus et ramulorum et florum minutis, ipsis, pedicellis, 
calycibus extus dense fulvido-pilosis, pedicelli 5 mm longi. Calyx cam- 
panulatus, lobis brevibus, obtusis, 3 mm longus. Corolla 5 mm longa, cam- 
panulata, lobis suborbicularibus v. brevi-spathulatis, ringentibus, antice 
retusiusculis, extus excepto margine sparsim pilosa, intus in dimidio in- 
feriore pilosa, ceterum glabra; antherae in ipsa fauce tubi sessiles; ovarium 
pilosum, stylus orificium tubi attingens, sed nunquam superans. Flores 
flaveoli esse videntur. — Fl. Novembri. | 

Brasilien: Staat Rio Grande do Sul, Povo Novo bei Pelotas in 
Sumpfwäldern besonders in der Nähe der Küste (Pl. Itin. II. Regnell. 
MALMmE n. 4141), 


Eine sehr elegante Pflanze mit schöner Belaubung und kurzen, wahrscheinlich 
nickenden Trauben ziemlich großer Blumen. Es ist ein seltsames Gemisch von Merk- 
malen in der Pflanze, Anklänge an die gewöhnliche Buddleia-Form und wiederum an 
die schönen, großblumigen Arten Brasiliens, wie B. grandiflora Cham. und cestriflora 
Cham. Die Blüten erreichen nicht annähernd die Größe dieser beiden Arten, aber sie 
stellen ein Mittelding dar zwischen ihnen und den kleinen kaum über den Kelch heraus- 
gehenden Blüten der typischen Buddleien. Im ganzen Aufbau des Blütenständes ist 
etwas, was an kleinblütige Arten von Staphylea erinnert. 


Buddleia Henryi Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Arbor 6 m alta 
v. altior (»20 feet or more«). Rami tetragoni, novelli sparsim albido-pilosi, 
summitates tantum densius pilosae. Folia basi auriculis rotundatis connexa, 


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4 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 45 


vix petiolata, sensim dilatata, lanceolata, longiuscule acuminata, denticulata, 
superne glaberrima, minute rugulosa, subtus pallide ferrugineo-villosa, 
maxima in genere mihi adhuc visa, ad 30 cm(!) longa, ad 6 cm lata. Rami 
inflorescentiae tetrapteri. Flores in spicam densam, basi interruptam, 
multifloram (certe 100 et ultra) ad 30 cm longam, nutantem, verticillis 
compositam aggregati, additis 2 minoribus; rhachis striatim villosa, verti- 
cilli (rectius cymae) 6—8-flori, bracteae lineares calyces bene superantes. 
Calyx basi campanulatus, lobi late-trianguli, superne lineares, margine villosi, 
3 mm longi. Corolla recta, cylindracea, superne in lobos late ellipticos, 
extus villosos, intus glabros divisa, intus glabra excepta zona pilosa circ. 
in dimidio tubi. Stamina brevissima, antherae in ipso orificio corollae, 
tota corolla 8—9 mm longa, expansa 4,5 ad 5 mm diam. Ovarium gla- 


brum, stylus cum stigmate 6—7 mm longus. — Flores aurantiaci, carnei 
v. rubelli, suaveolentes. — FI.? 

China: Yun-nan, Meng-tze, in 1600 m ii. M. (Henry n. 9025! 9025 A! 
9025B!). 


Im allgemeinen Aufbau eine intermediäre Form zwischen B. asiatica Lour. und 
Neemda Hamilt., jedoch in allen Teilen größer. Die Verteilung der Behaarung an den 
Blüten ist sehr auffallend; von dieser sind die 4 lobi auf der Außenseite ganz und gar 
behaart; im Inneren jedoch findet sich nur ein schmaler Gürtel kurzer Haare in der 
Mitte der Röhre; alles übrige ist unbehaart. 


Buddleia lavandulacea Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Frutex bi- 
metralis v. arbor parva ad 5 m alta. Rami vix tetragoni, apicem versus 


. dense tomentosi, cinnamomei, ceterum cortice fragili glabro v. passim pube- 


rulo tecti, cum inflorescentia ad 45 cm longi, internodia quam folia bre- 
viora, 6 cm longa. Folia brevi-petiolata, basi linea paulum elevata con- 
juncta, supra glaberrima, leviter rugosa, subtus flavescenti- v. pallide 
brunneo-villosa, oblonga v. oblongo-lanceolata, margine brevi-dentata, su- 
prema saepius integra v. dentibus perpaucis brevissimis obsita, maxima 
23 cm longa, 8 cm lata, pleraque 16 ad 47 cm longa, 4 cm lata v. etiam 
minora. Panicula multiramosa, multiflora, ramis ascendentibus; rhachis, 
pedunculi, pedicelli (hi brevissimi v. subnulli), calyces necnon corollae dense 
flavescenti-villosa; bracteae minutae, lineares. Calyx subcylindraceus, circ. 
4 mm longus, superne in lobos breves, triangulos divisus. Corolla recta, 
cylindracea 1,2 cm longa, angusta, superne in lobos 4 suborbiculares, pulchre 
venosos divisa. Stamina brevia circ. in dimidio tubi affixa, orificium longe 
non attingentia. Stylus brevis, stigma clavatum antheras non attingens, 
ovarium pilosum. Flores lavandulacei. 


China: Prov. Yun-nan, Meng-tze, 1500 m (4600’) above the sea (Henry 
n. 10 178!). 

Die Staubbeutel sind der Mitte der Blumenkronréhre angewachsen, also viel tiefer 
als sonst üblich; dies Merkmal und der sehr kurze Griffel sind die augenfälligsten 
Charaktere. Die Blütenstände erinnern an die unserer Syringa. 


46 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


Buddleia Hancockii Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Arbor humilis 
seu frutex. Rami vix tetragoni, potius teretes, summi tantum acutanguli, 
sparsim pilosi. Folia vix petiolata, basi auriculis parvis conjuncta, toto 
ambitu lanceolata, acuminata, basin versus sensim angustata, majora brevi- 
dentata (excepta basi ipsa integra) juniora superne sparsim pilosa, ve- 
tustiora glabra, maxima ad 24 cm longa, 5 ad 6 cm lata, suprema 14 cm 
longa, 3 ad 3,5 cm lata. Inflorescentiae infima capitula brevia, peduncu- 
lata, suprema v. apicalia spicas laxas ad 20 cm longas, cymis compositas 
efformantia, basi foliis supremis suffulta. Cymae infimae brevi-peduncu- 
latae, superiores sessiles floribus ad 5 sessilibus compositae, rhachis, pe- 
dunculi usque ad calyces cinnamomeo-villosa. Calyx brevi-campanulatus, 
lobis brevibus triangulis, 4,5 mm longus. Corolla recta, 9 ad 40 mm 
longa, extus ubique pilosa, lobi orbiculares, leviter crenulati, non reticulati. 
Stamina in tubo paulum infra orificium inserta, antherae orificium non 
attingentes, tubus corollae intus glaber. Ovarium brevi-pilosum, stylus 
cum stigmate magno dimidio corollae vix longior. Flores intense purpurei, 
odorem gravissimum exhalantes. — Fl. Augusto. 

China: Prov. Yun-nan, Meng-tze (Hancock n. 384!). 


Habituell B. lavandulacea Kränzl. ähnlich, aber bei genauerer Betrachtung in allen 
Merkmalen abweichend. 


Buddleia cylindrostachya Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Frutex 
1 ad 2 m altus. Rami quorum summitates tantum adsunt, quadranguli, 
flavescenti-villosi, internodia 3 ad A cm longa. Folia sessilia, lanceolata, 
acuminata, basi brevi-auriculata, toto margine excepta ipsa basi brevi-den- 
tata, superne glaberrima, subtus brevi- et appresso-flavido-tomentosa, ad 
19 cm longa, medio 4 cm lata, etiam suprema haud multo minora. Flores 
in paniculam densissimam, cylindraceam, 7—10 cm longam dispositi, in- 
florescentiae foliis 2 suffultae, ceterum aphyllae, bracteae lineares, infimae 
longissimae. Flores ante anthesin deflexi nec tamen curvuli, brevi-pedi- 
cellati; pedunculi, pedicelli, calyces, corollae extus dense pilosa. Calyx 
brevi-campanulatus, circ. 3 mm longus, medium usque v. paulum profundius 
fissus, lobi anguste trianguli v. lineares. Corolla recta, satis ampla, lobi 


rotundati, irregulariter crenati, extus villosi, intus glabri, ad 1 cm longi, : 


rosei v. purpurei. Stamina brevissima, antherae exsertae; ovarium longe 
ovatum, pilosum, stylus breviusculus, stigmate elongato orificium corollae 
longe non attingens. — Fl. Januario (ex Hancock). 

China: Prov. Yun-nan, Feng-Chen-lin, 1600 m ü. M. (A. Henry 
n. 10251! und 10251A!); Meng-tze, in tiefen Schluchten — sehr selten 
(Hancock n. 264!). 


Mr. Hancocks Exemplare sind etwas kleiner, stimmen aber sonst in allen Merk- 
malen mit denen Henrys überein. Bei den Exemplaren von Meng-tze findet sich die 
Notiz, daß sie einen starken Geruch nach Rhabarberwurzeln haben. 


Buddleia Whitei Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Frutex squarro- 
sus. Rami crassiusculi, nodosi, internodiis 5 mm ad 3 cm longis, tetra- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 47 


goni v. imo tetrapteri, flavido-villosi, novelli densissime villosi, in nodis 
incrassati. Folia brevi-petiolata, basi linea elevata conjuncta, in apicibus 
ramorum dense congesta, ovata, subcordata, margine minute crenulata, 
densissime brunneo-villosa, 2 ad 2,8 cm longa, 1,5 ad 1,8 cm lata. Flores 
in paniculas multifloras 8 cm longas, 4 cm diametro pyramidales, den- 
sissimas aggregati, pedunculi, pedicelli, bracteae dense ferrugineo-tomentosa, 
bracteae lineares, obtusae. Calyx elongato-campanulatus, 3,5 mm longus, 
lobi dentiformes, breves, trianguli, 0,5 mm longi. Corolla quam calyx duplo 
longior, recta, 8—9 mm longa, in lobos 4 parvos, rotundatos divisa, extus 
et intus et in lobis glabra. Stamina medio in tubo affixa, filamenta bre- 


vissima, antherae conspicuae, orificium corollae longe non attingentes; 


ovarium et stylus pilosa, stigma antheras non attingens. De colore nil 
constat, aqua fervida in qua flores pauci soluti erant, cito colorem luteum 
ostendit. — FI. Junio. 

Indien: Tibet, Llalang valley, 3350 m ü. M. (Herb. Calcutt. Ware n. 72!). 

Das einzige Exemplar dieser Art, welches ich sah, war ein knorriger, hin und her 
gebogener Ast einer strauchartigen Pflanze. Die Blattansätze sind knotig, was gut zu 
dem sonstigen Habitus stimmt. Die Blätter stehen auffallend dicht gedrängt am oberen 
Ende der Zweige und ebenfalls dicht gedrängt stehen die Blüten. Kein schönes Ge- 


wächs, aber in hohem Grade sonderbar und ganz aus dem Rahmen der anderen Budd- 
leien heraustretend. 


Buddleia Soratae Kränzl. n. sp. — (Macrothyrsae.) Frutex? suffru- 
tex? (specimen unicum tantum pessimum praestat), pars, quae adest cum 
inflorescentia circ. 4 m longa, habitu flaccido, cortice cinnamomeo, inferne 
glabro, superne flavido-villoso tecta, internodia 5 ad 9 cm longa. Folia 
(valde destructa) brevi-petiolata v. subsessilia, basi et apice acuminata, 
lanceolata, superne brevi-pilosa, viridia, ceterum laevia, subtus valde ner- 
vosa, ferrugineo-villosa, praesertim in nervis, maxima mihi visa = 12 cm 
longa, 2,4 cm lata, basi linea prosiliente unita, folia superiora desunt. In- 
florescentia dichotoma, (rudimentum rami tertii haud invenienda) basi nuda, 
superne valde ramificata, thyrsoidea v. paniculata, rami ramulique basi 
nudi, superne floriferi; pedunculi, pedicelli, calyces dense villosi, bracteae 
lineares, parvae. Calyx campanulato-cylindraceus, ultra dimidium integer, 
deinde in lobos anguste triangulos, acuminatos fissus, circ. 5 mm longus. 
Corolla calycem vix excedens, extus dense villosa, intus in dimidio supe- 
riore tubi sparsim pilosa, lobi oblongi, antice paulum angustiores (in sicco 
lobi saepius trianguli, acuti). Antherae sessiles in orificio tubi, ovarium 
ovatum, brevi-acutatum, densissime villosum, stylus breviusculus, stigma 
magnum, tubum excedens. De colore nil constat. — Fl. Septembri. 

Bolivia: Prov. Larecaja, in dem Gebiet des Sorata, in 3000 m ü.M. 
in gemäßigtem Klima (Manpon n. 348!). 

Sicher eine Buddleia, aber mit keiner bisher bekannten Art vergleichbar. Das 


Exemplar war schlecht erhalten. Die Dichotomie des Hauptblütenstandes möchte ich 
für einen Zufall halten; die weiteren Verzweigungssysteme waren typisch dichasisch. 


48 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


13. E. Gilg: Gentianaceae andinae. 


Gentiana Brandtiana Gilg n. sp. — Herba perennans acaulis minima 
subcaespitosa, caespitibus plerumque cr. 1 cm diam. solo accumbentibus, 
folia pauca floresque solitarios vel binos, rarissime ternos gerentibus 
radice unica tenui, sed superne manifeste incrassata, parce ramosa. Folia 
omnia basalia, pauca, obovata vel oblanceolata, apice subrotundata, basin 
versus sensim longe angustata, 4—6 mm longa, 2—3 mm lata, carnosula. 
Flores »albidi«, pedicellati, pedicellis e rosula solitaria orientibus, tenuibus, 
1—1,5 cm longis; calyx campanulato-obconicus, 3—4 mm altus, tubo cr. 
2-—2,5 mm alto, lobis ovatis, acutis; corolla parva calyce paullo plusquam 
sesquilongiore, 5—6 mm alta, tubo calycem haud adaequante, lobis tubum 
imberbem subeylindraceum longit. paullo superantibus, ovatis, apice. acu- 
tiusculis vel acutis; genitalia tubum vix superantia. 

Peru: Hochanden zwischen 13° und 14° südl. Breite zwischen dem 
Hafen Pisco und der Gebirgsstadt Ayacucho bei den Silbergruben von 
Santa Inés, auf Polster- und Rosettenpflanzen-Matten, 4300—4400 m ü. M. 
(WEBERBAUER n. 5455. — Blühend im Mai 1910). 

Die neue Art ist mit G. peruviana (Griseb.) Gilg verwandt. 

Gentiana poculifera Gilg n. sp. — Herba perennans, radice crassius- 
cula, caudice multicipite apice rosulam foliorum densam gerente caulesque 
numerosos 8—10 cm longos erecto-patentes florigeros emittente. Folia 
basalia oblonga, apice acuta, 1—1,5 cm longa, 4 mm lata, inferne sensim 
in petiolum elongatum usque ad 4 cm longum angustata, herbacea, obso- 
lete trinervia, caulina paucissima, oblanceolata, apice acuta, sessilia, 7— 
8 mm longa, 2—3 mm lata. Flores »rosacei« in apice caulium tenuium 
basin versus tantum parce foliosorum plerumque solitarii, 5—6 em longe 
pedicellati; calyx maximus, tubo campanulato, 1,2—1,3 cm alto, 6 mm lato, 
obsolete 10-nervio, lobis 4—5 mm tantum longis et fere idem latis, ovatis 
vel late ovatis, apice acutis vel acutissimis; corolla cr. 2,5 cm alta, tubo 
(ut videtur) brevi calycis tubum longit. haud vel parum superante, lobis 
oblanceolatis, apice acutis. 

Peru: Depart. Junin, Prov. Tarma, Berge östlich von Palca, in der 
Grassteppe mit eingestreuten Sträuchern, 3500—3600 m ü. M. (WEBERBAUER. 
— Blühend im Februar 1903). 


Die neue Art, von der mir leider etwas dürftiges Material vorlag, gehört offenbar 
in die Verwandtschaft von @. tubulosa Gilg. 


Gentiana Clarenii Gilg n. sp. — Herba perennans, radice (rhizomate) 
fusiformi crassiuscula ut videtur eramosa, apice rosulam foliorum laxam 
gerente. Folia rosularia oblanceolata, acutiuscula, basin versus sensim 
longe angustata, 1,5—2 cm longa, 2—3 mm lata, carnosula, caulina 
aequalia, sed basi haud angustata, vix breviora. Flores »fere albi, coerules- 
centes«, in apice ramorum plerumque solitarii (rarissime etiam flore in 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 49 


axillis foliorum superiorum oriente), ramis erectis vel erecto-patentibus, 
5—14 cm longis, parce et distanter foliosis; calyx campanulatus 8—9 mm 
longus, lobis lanceolatis acutis 5 mm longis tubum manifeste longitudi- 
naliter striatum longit. adaequantibus; corolla calycem duplo superans 
1,7—1,8 cm longa, quinquepartita, imberbis, lobis late obovatis rotundatis 
obsolete apiculatis tubum brevem obconicum longit. cr. duplo superantibus. 

Argentina: Prov. de Jujuy, Laguna Tres Cruces, Dep. de Cochinosa, 


3700 m ü. M., in Sümpfen (F. Craren, in Herb. Fr. Kurtz n. 11685); Alva 


de Queta, Dep. de La Rinconada, 3250 m ti. M., in Sümpfen (F. CLAREN 
in Herb. Fr. Kurtz n. 14629). 

Diese schöne Art gehört in die Verwandtschaft der G. gracilis H.B.K. 

Gentiana bellatula Gilg n. sp. — Herba humilis perennans, radice 
erassiuscula fusiformi parce ramosa, apice rosulam foliorum densam par- 
vam gerente. Folia rosularia dense conferta minima, 4—5 mm longa, 
3 mm lata, obovato-lanceolata, apice acuta, basin versus sensim longe an- 
gustata, sed sessilia, carnosa vel subcarnosa. Flores verosimiliter purpurei 
vel scarlatini, semper solitarii, 2 vel 3 e rosula orientes, 5-—6 mm longe 
pedunculati; calyx campanulatus, cr. 3,5 mm altus, manifeste longitudi- 
naliter striatus, verosimiliter subcoriaceus, lobis 5 tubum longit. subad- 
aequantibus ovatis, acutis; corolla cr. 13 mm longa, quinquepartita, lobis 
obovatis acutiusculis tubum obconicum longit. plus duplo superantibus. 

Bolivia: oberhalb Chuquiaguillo, bei La Paz, 4009—4800 m ü. M. 
(R. Haurmar n. 201). 

Die neue, zierliche Art ist mit G. armerioides Griseb. verwandt. 

Gentiana scarlatiflora Gilg n. sp. — Herba annua, glabra, 40—50 cm 
alta, erecta, radice tenui parum ramosa, apice rosulam foliorum laxam 
vel laxissimam gerente caulemque unicum erectum emittente, caule tenui 


- obsolete quadrangulari stricto ex axillis foliorum fere omnium valde di- 


stantium (internodia cr. 10 cm longa) ramos breves internodia plerumque 
haud superantes florigeros emittente. Folia plerumque omnia opposita vel 
saepius suprema verticillata, 4-na, omnia lanceolata, herbacea, apice acuta, 
infima pseudopetiolata, superiora sensim sessilia, usque ad 3,5 cm longa, 
7—8 mm lata, basi non vel vix connata. Flores »scarlatinie, in apice 
caulium in cymas multifloras (7—12-floras), in apice ramulorum in cymas 
plerumque 3-floras dispositi, erecti, pedicellis 1—4 cm longis gracilibus 
tenuibus; calyx anguste campanulatus vel obconicus, tubo alte 10-nervio 
5—6 mm longo, apice 3—4 mm lato, lobis lanceolatis acutis cr. 3,5 mm 
longis, basi paullo ultra 4 mm latis; corolla calyce plus duplo longior, cr. 
3 cm longa, quinquepartita, imberbi, lobis suborbicularibus vel late ob- 
ovatis subrotundatis tubo subcylindraceo superne sensim ampliato subtriplo 
brevioribus. 

Peru: Depart. Apurimac, Prov. Andahuaylas, tiber dem See Pacucha 
bei Andahuaylas, 3200 m ti. M., 13° 30’—13° 40’ s. Br., in lockerem Ge- 


Botanische Jahrbücher. „Beiblatt Nr. 111. d 


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50 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


sträuch, das von Gräsern und anderen Kräutern unterbrochen wird 
(WEBERBAUER 0. 5836. — Blühend im Juni 1911). 


Die neue Art scheint mir mit G. lilacina Gilg am nächsten verwandt zu sein. 


Gentiana eurysepala Gilg n. sp. — Herba 30—35 cm alta, perennans, 
radice crassiuscula ramosa, caudice crasso erecto brevissimo apice foliis 
paucis laxe rosulatis erectis ornato. Folia basilaria obovato-lanceolata, 
apice subrotundata vel rarius acutiuscula, inferne sensim usque ad basin 
longe angustata, herbacea, trinervia, 3—4,5 cm longa, À cm lata, caulina 
lanceolata, apice acuta, basin versus paullo angustata, sed semper latius- 
cule sessilia, usque ad 4,5 cm longa, 7—8 mm lata, superne sensim de- 
crescentia. Flores »albidi, demum pallide flavescentes vel pallide rosei« in 
apice caulis stricte erecti in cymam subumbelliformem multifloram collecti, 
in apice ramorum stricte erectorum 5—7 cm longorum inter sese 7—9 cm 
distantium in cymas plerumque 3-floras dispositi, 1,5—2 cm longe pedi- 
cellati; calyx er. À cm altus corollae cr. 1/, longit. aequans in parte 2/, 
inf. in tubum subcampanulatum alte 10-nervium coalitus, lobis 5 ovato- 
_lanceolatis acutis; corolla cr. 4 cm alta in parte 2/, inf. in tubum obconi- 
cum imberbem coalita, lobis late obovatis rotundatis. 

Peru: Depart. et Prov. Huancavelica, an der rechten, südlichen Tal- 
wand des Mantaro tiber Iscuchaca, in der Grassteppe mit eingestreuten 
Sträuchern, 3700 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5676. — Blühend im Juni 1910). 


Die neue Art ist mit G. Bridgesii Gilg verwandt. 


Macrocarpaea arborescens Gilg n. sp. — »Frutex usque ad 3 m 
altus, arborescens, ramis densis, erectis«, manifeste 8-angulis, glaber, inter- 
nodiis 4—2 cm tantum longis. Folia conferta, obovata, apice subrotundata 
vel acutiuscula, basin versus breviter late in petiolum brevem, 2—3 mm 
longum, crassum angustata, subcoriacea, nervis lateralibus 5—7-jugis utrin- 
que paullo prominentibus, venis inconspicuis, lamina 6—7 cm longa, 
3—4 cm lata. Flores »viridi-flavescentes« in apice ramorum in dichasia 
submultiflora densiflora, rarius depauperata, dispositi, pedicellis cr. 1,5 cm 
longis; calyx tubulosus, cr. 1,5 cm altus, 6 mm crassus, lobis suborbicu- 
laribus rotundatis tubi vix 1/, longit. adaequantibus; corolla 3,5—4 cm 
longa, tubo inferne angustissimo, superne subsubito manifeste aucto, lobis 
ovatis rotundatis tubi vix 1/, longit. aequantibus; genitalia extrorsa. 

Columbia: in dichten, feuchten Wäldern an den Westgehängen der 
West-Anden von Popayan, 1800—2500 m ü. M. (Leamann n. 5450. — 
Blühend im Juni). 

Verwandt mit M. polyantha Gilg. 


14. A. Brand: Polemoniaceae peruvianae et bolivienses. 


Cantua pirifolia Juss. ex Lam. Encycl. I (1783) 603. — Strauch, 
2 m hoch. Blütenfarbe gelblich-weiß. | 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444, 51 


Peru: Unter-Quinua (eine Tagereise nordöstlich von Ayacucho), Gras- 
steppe mit eingestreuten Sträuchern, an feuchteren Stellen, 3000—3100 m 
(WEBERBAUER n. 5534. — 29. Mai 1910) — desgl. Tambo. (Dep. Ayacucho, 
Prov. La Mar), Gesträuch an einem Bache, 3100-3200 m (WEBERBAUER 
n. 5554. — 30. Mai 1910). 


Cantua buxifolia Juss. 1. c. — Strauch, 3 m hoch, Blütenfarbe 


_ dunkelrosa. 


Peru: enges FluBtal unterhalb Conacora (Dep. Ayacucho, Prov. Parina- 
cochas), Br. ca. 15°40’, an einem Wasserfall in Gesträuch an steilen 
Felsrändern, 2900 m (WEBERBAUER n. 5790. — 19. Mai 1914). — »Flor 
del Inca«, an sonnigen Hängen, kultiviert? Isla del Sol. Lago Titicaca 
(SELER n. 453, 153a. — 25. Juni 1910. — Blüte schön rot). 


Huthia coerulea Brand in Engl. Bot. Jahrb. XLII (1908) 475. 
Peru: Arequipa, an trockenen, sonnigen Hängen, Blüten hellviolett 
(SELER n. 205. — 5. Juli 1940). — Das Original (WEBERBAUER n. 4837) 


. stammt ebenfalls von Arequipa. 


Huthia longiflora Brand n. sp. — Frutex ca. 1 m altus, dense glan- 
duloso-hirtus, ramis cinerascentibus. Folia 5—20 mm longa, anguste 
linearia, usque ad rachin articulato-incisa, segmentis brevissimis, ovatis, ob- 
tusis, introrsum volutis. Flores terminales, laxe racemosi, pedicelli calyce 


- longiores; bracteae foliis caulinis conformes; calyx parce glandulosus, 41 — 


15 mm longus, 45-nervius, lobis 5 subulatis, ca. 4 mm longis; corolla 
violacea, tubiformis, 50—55 mm longa, apice paulum dilatata, lobis ob- 
longis obtusis, tubo 5-plo brevioribus; stamina paulum infra medium tubi 
inserta, basi dilatata ibique dense barbata, caeterum nuda, corolla paulo 
breviora; antherae oblongo-lineares; stylus longissimus glaber; stigmata 3 
linearia papillosa, antheras vix superantia; ovarium oblongum, triloculare, 
supra discum distinctum quinquelobatum. Capsula oblongo-ovoidea, calyce 
sesquibrevior, loculicida, polysperma; semina (immatura) minima, sed la- 


 tissime alata. 


; 
d 


Peru: Hochebene zwischen den pacifischen Flüssen Rio de Lomas 
und Rio Jauca (geogr. Br. zwischen 15°10’ und 15° 20’ S.), sandiges 
Trockenbett mit zerstreuten Pflanzen, 1900—2000 m (WEeBERBAUER n. 5752, 


gesammelt am 44. Mai 1911). 


f 


| 
| 
| 


Die neue Art stimmt in den Vegetationsorganen mit Huthia coerulea überein, 
ist aber durch die Blütenverhältnisse scharf abgesondert. Zum erstenmal werden jetzt 
die (allerdings noch unreifen) Samen der Gattung bekannt; sie stimmen in der Gestalt 
mit den Samen von Cantua überein. 


Gilia gracilis angustifolia Brand in Pflzreich XXVII (1907) 9. — 


| Blüte erst rosa, dann weiß. 


Peru: an der Lima-Oroya-Bahn: Tal von Huillacachi bei Matucana, 


… Grassteppe mit eingestreuten Sträuchern, an etwas felsigen Stellen, 3300 m 


- (Weserpaver n. 5725. — 15. April 4911). 


d* 


52 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


Die Samen sondern teils spärliche, teils reichliche Schleimfasern ab. So stellen 
diese Exemplare einen Übergang zu der Subspecies C. spérillifera dar. — Die Form ist 
neu für Peru. 

Gilia laciniata Ruiz et Pav. Fl. peruv. II (1799) 17. — Blüte violett. 

Peru: westliche Andenhänge zwischen 13° und 14° südl. Br. über 
dem Hafen Pisco: Über Huaytara, steinige Hänge, bekleidet mit einer 
offenen, regengrünen Formation, gemischt aus Kräutern (auch Gräsern) und 
Sträuchern, 2700—2800 m (WEBERBAUER n. 5422. — Mai 1910). 


15. U. Dammer: Solanaceae americanae II. 


Grabowskia boerhaviifolia Arnott. 

Peru: um Tembla dera, Weg von der Kiiste nach Cajamarca, 400 m, 
auf diirftig bewachsenem Boden (entfernt stehende Sträucher, Cacteen und 
kurzlebige, kleine Kräuter), 2 m hoher Strauch mit weißen Blüten (WEBER- 
BAUER n. 3783 — fl. et fr. 23. April 1904). 

Die Art befindet sich im Herbar sonst nur noch in kultivierten Exemplaren aus 
den botanischen Gärten zu Erfurt, Wien und Paris, sowie ohne Herkunftsangabe aus 
dem Herb. A. Braun. Soviel ich feststellen konnte, ist WEBERBAUERS Fund der erste 
sichere Nachweis, daß die Art wirklich in Peru heimisch ist. Die Exemplare stimmen 
sehr gut mit den kultivierten Exemplaren überein. 

Grabowskia duplicata Arnott var. grandiflora U. D. n. var. — 
Differt a typo floribus subduplo majoribus, calyce 5 mm longo, corolla 
12 mm longa. 

Argentina: Prov. Cordoba, Pozos de Suncho (Saline) (P. G. Lorentz 
et G. Hieronymus n. 500. — Blühend 410. Okt. 1872). 


Grabowskia Schlechtendalii Sendtn. 

Uruguay: Capa Nueba, Campo (Sertow. — Blühend Januar 1823); 
San José do Uruguay (Settow; s. 1. et d. Serrow d. n. 899, 126. — Blü- 
hend Februar 1823). 

Die Gestalt der Blatter ist bei den mir vorliegenden Exemplaren der drei auf- 
geführten Arten so variabel, daß ich dieselbe nicht als spezifisches Unterscheidungs- 
merkmal gelten lassen kann. Wie schon Arnott (Linnaea XI [1837] p. 484) hervor- 
gehoben hat, zeigt nur die Ausbildung des Kelches konstante Unterschiede. Am cha- 
rakteristischsten ist der Kelch bei G. duplicata Arn. Unter dieser Art fasse ich alle 
Exemplare zusammen, welche innen vor den Zähnen eine Falte haben; es ist möglich, 
daß das Studium reicheren Materiales ergibt, daß mehrere Arten dieses Merkmal be- 


sitzen; aber das mir vorliegende Material genügt nicht, eine weitere Trennung dieser 


Art vorzunehmen. Ich habe deshalb auch das von Lorentz und Hreronymus unter 
Nr. 500 aufgelegte Exemplar nur als Varietät dieser Art abgetrennt, obgleich die Blüten 
wesentlich größer als die der übrigen Exemplare sind und der besonders große Kelch 


deutlich krugförmig ist. Die SeLLowschen Exemplare fasse ich sämtlich zu der Art 


G. Schlechtendalii Sendtn. zusammen. Ihnen allen fehlt die Duplikatur des Kelches, 
die Zähne sind bald kürzer, bald länger, stets spitz, aber niemals pfriemenförmig. Die 
G. Loerhaviifolia Arn. endlich ist durch pfriemenförmige Kelchzähne ausgezeichnet, wie 


schon L'Héririer in der Beschreibung angibt; die Abbildung L’HerırıErs ist dagegen — 


falsch. 


| 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 414, 53 


Die von Dunau (DC. Prodr. XII. 4. p. 527) als Grabowskia disticha N. ab E. be- 
zeichnete Pflanze Meyens ist sicher ein Zycium. Dagegen befindet sich in unserem 
Herbar noch ein, leider stark spoliiertes, Stück einer von MEYEN in Peru bei Arequipa 
aufgenommenen, von ihm als »Lycium scabrum an L. obovati var.« bezeichneten 
Pflanze, die möglicherweise eine Grabowskia sein könnte. Dieselbe ist von Dunat I. c. 
ebenfalls zu @. disticha N. ab E. gezogen, ist aber von der von Meyen als Zyeium 
distichum bezeichneten Pflanze durchaus verschieden. 

Dunalia solanacea Humb. et Kth. 

Columbien: Fusagasuga (HumsoLor. — Fruchtend). 

Außer diesem Exemplare befindet sich im Herbar noch ein Exemplar aus dem 
Herb. BonpLann, welches im Blütenbau genau mit der Abbildung in H.B.K. Nov. Gen. 
et Sp. III. tab. 494 übereinstimmt, aber ovale Blätter besitzt, welche einen 2,5—3 cm 
langen Blattstiel und ca. 21 cm lange, 12 cm breite Blattflächen besitzen. Die Blatt- 
stiele sind mit kleinen Sternhaaren besetzt, ebenso die Blattflächen auf beiden Seiten, 
von denen die Unterseite wesentlich heller ist. Kuntu hat dieses Exemplar mit einem ? 
zu dieser Art gestellt und die Vermutung ausgedrückt, daß es möglicherweise einer 
besonderen Art (»an species distincta«) angehört. 

Dunalia Trianaei U. D. n. sp. — Flores numerosi aggregati pedicellis 
stellato-pilosis 1 cm longis, calyce cupulari stellato-piloso, breviter 5-den- 
tato, corolla 2 cm longa infundibuliformi, extus dense stellato-pilosa, tubo 
apicem versus leviter ampliato, limbo 5-lobato, lobis reflexis ovatis acutis, 
staminibus 5 paulo supra basin corollae tubo insertis, filamentis filiformibus 
tubo subaequilongis vel longioribus, basi 6 mm corollae tubo adnatis, la- 
ciniis lateralibus 1,5 mm longis ex parte adnata filamenti abeuntibus subu- 
latis; ovario conico, stylo glabro filamentis longiore apice dilatato, stigmate 


_ capitato. Folia ovalia apice acuta, utrinque minute stellato-pilosa. 


Columbien: Quindiu, 2500 m (Triana 1851—1857). 

Von der vorhergehenden Art weicht diese Art durch die etwas größeren Blüten 
ab, deren Filamente nicht bis zum Grunde frei, sondern etwa 6 mm an der Blumen- 
kronenröhre angewachsen sind, ebenso lang oder länger als die Blumenkronenröhre sind, 
so daß die Antheren entweder ganz aus der Röhre hervorragen oder über derselben 


stehen, und endlich dadurch, daß die seitlichen Anhängsel der Filamente sehr kurz sind. 


Diese letzteren sind auch nicht am freien, sondern an dem der Blumenkronenröhre an- 
gewachsenen Teile befindlich, ihr freier Teil geht unterhalb der Stelle ab, an welcher 
die Filamente frei werden. 

Dunalia ferruginea Sod. et Dammer. 

Ecuador: in silvis subandinis vallis Loxensis (A. Sopiro n. 114/92. 
— August 1871). 

Diese Art ist an den eiförmigen, unterseils hellfilzigen Blättern und an den stark- 
filzigen Blüten leicht zu erkennen. Im Blütenbau steht sie der vorigen Art näher als 
der D. solanacea H.B.K. 

Dunalia lycioides Miers. 

Bolivia: La Paz, 10000 ped. (MicueL Bane n. 153. — 1890); ebenda, 


3700 m, an Wegrändern und in Hecken (Orro Bucntien. — Blühend 
28. Okt. 1906); ebenda, 3600 m (R. Haursar n. 335. — 1906). 
Dunalia Weberbaueri U. D. n. sp. — Frutex ramis teretibus, spinis 


tenuibus 2—4 cm longis, foliis petiolatis obovatis vel elongato- obovatis, 


54 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern, Nr. 444, 


apice obtusis vel acutis, basi cuneatis, adjecto petiolo 2—7 mm longo 
2-4 cm longa, 7—12 mm lata. Flores solitarii pedicellis 8—10 mm 
longis, calyce cupuliformi 4 mm diametro 4 mm alto, 5-dentato, dentibus 
1 mm longis late triangularibus, acutis, corolla violacea 2 cm longa tubu- 
losa, apicem versus leviter ampliata limbo brevi plicato 5-dentato, dentibus 
2 mm longis acutis triangularibus extus marginibus pilosulis, staminibus 5 
basi tubo corollae insertis filamentis 17 mm longis tertia parte inferiore 
tubo corollae adnatis et hic puberulis, appendicibus 6 mm longis tertia 
parte superiore liberis, antheris elongatis 2,5 mm longis, ovario conico 
2mm longo, stylo exserto 22 mm longo stigmate capitato. 

Peruvia: an der Lima-Oroya-Bahn bei Tambo de viso, 2650 m s. m., 
auf steinigem Boden (WEBERBAUER n. 147. — Blühend 26. Dez. 1901). 


Die Art steht habituell der vorigen sehr nahe, ist aber durch die am Grunde 
behaarten Filamente sowie durch die viel kürzeren Anhängsel derselben gut unter- 
schieden. 


Dunalia angustifolia U. D. n. sp. — Frutex 4 m altus spinis 0,5— 
7 cm longis tenuibus, foliis petiolatis elongato-lanceolatis adjecto petiolo 
puberulo 2—4 mm longo 15—25 mm longis 4—-7 mm latis, margine undu- 
lato. Flores solitarii pedicellati, pedicello puberulo 4 cm longo, calyce 
cupulari minute puberulo 4 mm diametro, 4 mm alto, 5-dentato, dentibus 
margine membranaceo triangularibus 2 mm longis acutis apice puberulis, 
corolla violacea 25 mm longa extus puberula, intus basi pilosa, tubulosa, 
apicem versus paullo ampliata 5-dentata dentibus triangularibus 3 mm 
longis acutis, ciliatis, staminibus 5 inaequilongis, filamentis duobus 22 mm, 
duobus 21, uno 19 mm longis, basi corollae tubo insertis eique vix 2 mm 
alte adnatis, basi minute puberulis, appendicibus 7 mm longis, 2 mm tubo 
corollae, 3 mm filamentis adnatis, 2 mm tantum liberis, antheris elongatis 
k mm longis, ovario conico 2,5 mm longo stylo 22 mm longo stigmate 
capitato. 

Peru: am Fuße des Vulkanes Misti bei Arequipa, 3200—3500 m. 
Durchaus offene Formation gemischt aus Cacteen, niedrigen, meist regen- 
grünen Sträuchern und vereinzelten Grasbüscheln. Außer letzteren wahr- 
scheinlich noch andere Kräuter vorhanden, aber in der Trockenzeit nicht 
sichtbar (WEBERBAUER n. 4828. — 14. Mai 1904). 


Habituell hat diese Art Ähnlichkeit mit den beiden vorhergehenden Arten, von 
denen sie aber auf den ersten Blick durch die verhältnismäßig schmalen, am Rande 
stark gewellten Blätter zu unterscheiden ist. Gut charakterisiert ist sie durch die 
außen weichhaarige, innen am Grunde behaarte Blumenkrone, die nur ganz wenig am 
Grunde mit der Blumenkrone verwachsenen Filamente und die Anhängsel, welche als 
Hautfalten nicht nur an dem angewachsenen, sondern auch noch 3 mm hoch an dem 
freien Teile der Filamente angewachsen sind. Diese Anhängsel bilden offenbar Zu- 
führungswege für Insektenrüssel nach den Nektarien. Sie sind im oberen Teile mit 
ihren Außenrändern zusammengeneigt, unten aber zu einer Röhre zusammengebogen 
und führen auf kleine Schwielen, welche sich am Grunde des Ovars befinden. Die 
freien Enden der Anhängsel sind nach der Mitte der Blumenkrone zusammengeneigt, 


eee eee Oe a ee ee ee th ee ae 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 55 


bilden also ein Dach über den Nektarien. Wie Löcher nahe über dem Kelche in der 
Blumenkrone zeigen, wird der Honig aber auch ausgeraubt. 


Dunalia Hauthalii U. D. n. sp. — Frutex ramis valde suberosis spi- 
nescentibus, foliis breviter petiolatis linearibus, basin versus angustatis, ad- 
jecto petiolo 2—3 mm longo 16—30 mm longis, 3—6 mm latis. Flores 
solitarii pedicellis 4 cm longis, calyce cupulari glabro 5-dentato 6 mm 
diametro, 3 mm alto, dentibus subrotundis breviter acutis, margine mem- 
branaceo, 3 mm latis, 1 mm longis, corolla anguste infundibuliformi basi 4, 
apice 10 mm diametro violacea 3 cm longa, glabra, limbo brevi 10- 


- dentato, dentibus 5 majoribus 4 mm latis 1,5 mm longis erectis, 5 mi- 


noribus 2 mm latis 1 mm longis implicatis, omnibus extus minute pube- 
rulis; staminibus 5 basi corollae insertis filamentis glabris subaequalibus 
26—27 mm longis, basi 7 mm alte corollae adnatis, appendicibus 10— 
41 mm longis 8 mm alte filamentis adnatis apice simplici vel bilobo, an- 
theris elongato-ovalibus 4 mm longis, ovario conico 2 mm longo, stylo 
25—30 mm longo stigmate capitato. 


Argentina septentr.: Quebrado del Toro prope Jujuy ad occid. 2500 
—3500 m (R. HauTHaz n. 85. — Blühend November 1905). — Bolivia 
austral. prope Guadelupe ad vallem Chorolque 3700 m (R. Hauruat n. 99, 
100, 105. — Blühend November 1905). 


Diese sehr charakteristische Art fallt durch ihre stark verkorkten Zweige und die 
schmalen Blätter sofort auf. Die Blüten sind etwas größer als die der vorhergehenden 
Arten und deutlich trichterförmig. Ihr Saum hat zehn Zähne, von denen die etwas 
srößeren aufrecht stehen, während die kleineren nach innen eingefaltet sind. Die An- 
hängsel der Filamente sind klein und zum größten Teil mit den Filamenten, welche 
7 mm hoch mit der Blumenkronenröhre verwachsen sind, vereinigt. Sie laufen in eine 
2—3 mm lange, einwärts gekrümmte, freie Spitze aus, die nicht selten in zwei gleich- 
lange Zipfel gespalten ist. 


Dunalia spinosa (Meyen) U. D. — Corolla tubulosa leviter plicata, 
42 mm longa, limbo 10-dentato, dentibus 5 majoribus triangularibus 2 mm 
longis 4 mm latis dorso minutissime puberulis, dentibus 5 minoribus inter- 
positis 0,5 mm longis vix 1 mm latis, staminibus 5 inaequalibus inclusis 
basi corollae tubo 2 mm alte adnatis, appendicibus 7 mm longis parte 
superiore 3 mm longa libera plana apice tridentata, filamentis 10—12 mm 
longis antheris ovalibus 2 mm longis, ovario conico 2 mm longo. 


Peruvia: in planitie circa Pisaloma, 5000 m (Meyen. — April 1831). 


Diese Art wurde von MEYEN, Reise um die Erde I. 8. 469, als Atropa spinosa 
aufgeführt und beschrieben. Nees von Esensecx hat sie in Nov. Act. Ac. Caes. Leop. 
Carol, XIX. Suppl. I. p. 390 als Lycium (Grabowskia) Meyenianum N. ab E. beschrieben. 
Von Murs ist sie in Illustr. I. p. 42 als Lycioplesium Meyenianum Miers wiederum 
beschrieben worden. Unter diesem Namen hat sie auch Dunau in DC. Prodr. XIII. A, 
p. 494 beschrieben. Bentuam und Hooker erkannten zuerst, Gen. plant. II. p. 894, daß 
die Pflanze eine Dunalia ist, übersahen aber, daß die Anhängsel an den Staubblättern 
oben dreizähnig sind, und vereinigten sie mit Dunalia lycioides Miers. Ich habe oben 
eine genaue Beschreibung gegeben, die bisher fehlte. 


56 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


Dunalia spathulata (R. et P.) U.D. — Corolla tubulosa 16 mm 
longa parte superiore paulo ampliata limbo 5-dentato dentibus triangu- 
laribus 2,5 mm longis 3 mm latis marginibus puberulis, intus glabra, sta- 
minibus 5 aequilongis inclusis 2 mm supra basin corollae tubo adnatis 
appendicibus 5,5 mm longis, parte superiore 1,5 mm longo liberis acutis 
parte interiore minutissime puberulis, filamentis 6 mm longis, antheris 
ovalibus 3 mm longis, ovario ovali 2 mm longo, stylo 10 mm longo stig- 
mate subgloboso. 

Peruvia: ad Huanuco (Ruiz 1787). 


Diese Art wurde von Ruiz und Pavon, Flor. Peruv. II. p. 46, tab. 183a als Lycium . 


spathulatum R. et P. beschrieben und ungenau abgebildet. G. Don Syst. IV. p. 461 
beschrieb sie als Acnistus spathulatus G. Don. Unter demselben Namen führt sie 
DuxaL in DC. Prodr. XII. 4, p. 500 auf. Mrers, welcher nur die Abbildung und Be- 
schreibung von Ruiz und Pavon kannte, identifizierte damit eine von MATTHEWS ge- 
sammelte Pflanze und führte sie als Aenistus spathulatus G. Don (Illustr. I. p. 22) auf. 
Später analysierte er die Marruewssche Pflanze, erkannte sie als Dunalia und nannte 
sie (Ill. I. p. 137) D. acnistoides Miers. Ich habe die Matruewssche Pflanze nicht ge- 
sehen, dagegen die Rurzsche Originalpflanze analysiert und oben die Beschreibung der 
Blüte gegeben, aus der hervorgeht, daß diese Pflanze zu Dunalia gehört. 

Dunalia obovata (R. et P.) U. D. — Corolla tubulosa, basi valde 
contracta, apicem versus sensim ampliata, 28 mm longa, intus basi dense 
pilosa, limbo 10-dentato, dentibus 5 majoribus triangularibus 3 mm longis 
3 mm latis, dentibus 5 minoribus interpositis triangularibus 1 mm longis 
1 mm latis, staminibus 5 inclusis aequilongis, 2 mm supra basin corollae 
tubo adnatis, appendicibus 3 mm longis, parte superiore 1 mm longa libera 
acutis, parte interiore puberulis, pubescentia corollae appendices 1 mm 
superante, filamentis 19 mm longis antheris cordatis 2 mm longis, ovario 
conico 2mm longo, stylo valde exserto 28 mm longo stigmate brevi 
capitato. 

Peruvia: ad Tarma et Huanuco (Ruiz). 

Die Pflanze wurde von Ruiz und Pavon in der Flora Peruv. II. p. 46, tab. 183¢ 
beschrieben und abgebildet unter dem Namen Lyeium obovatum R. et P. Auf diese 
Art begründete dann Miers seine Gattung Lycioplesium, ohne das Ruizsche Original 
gesehen zu haben, und nannte die Pflanze Lycioplesium obovatum Miers. DunaL über- 
nahm die MiErssche Beschreibung und Benennung. Aus der oben von mir gegebenen 


Beschreibung der Blüte geht hervor, daß Ruiz und Pavon die Pflanze nicht genau be- 
schrieben und abgebildet haben, daß sie eine echte Dunalia ist. 


Dunalia Besseri U. D. n. sp. — Rami novelli tomentoso-puberuli; 
folia petiolata lanceolata adjecto petiolo 1 cm longo 4,5—5 cm longa, 
7—8 mm lata, crassa, subtus puberula demum glabra. Flores pedunculati 
pedunculo A cm longo, calyce campanulato 5-dentato, 5 mm diametro, 
5 mm longo, dentibus triangularibus acutis 2 mm longis 3 mm latis, corolla 
tubulosa parte superiore leviter ampliata, 27 mm longa, 5-dentata, dentibus 
dorso minute puberulis, 1,5 mm longis, 4 mm latis, intus supra basin pube- 
rula; staminibus 5 inaequalibus inclusis et subinclusis, 5 mm alte supra 
basin corollae tubo adnatis appendicibus 10 mm longis, parte superiore 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 111. 57 


3 mm longa utrinque liberis acutis, filamentis inter appendices puberulis, 
21 —24 mm longis, antheris ovalibus 4 mm longis, ovario subgloboso 3 mm 
longo stylo filiformi 27 mm longo stigmate capitato. 

Peruvia: (v. Besser). 


Dunalia brachystemon A. Br. et Bché. 

Nur kultivierte Exemplare aus den botanischen Gärten zu Leipzig und 
Berlin. Die kleinen Zähnchen, welche A. Braun auf seiner Handzeichnung 
im Herbar angibt, kann ich nicht finden. 


Dunalia Pflanzii U. D. n. sp. — Frutex 2 m altus ramis vetustiori- 
bus spinosis, spinis 1,5 cm longis robustis; folia petiolata obovata, basi 
in petiolum angustata, utrinque glabra, adjecto petiolo 5—25 mm longo 
2,5—8,5 cm longa, 7—20 mm lata. Flores solitarii pedicellati pedicello 
15—20 mm longo glabro apice leviter incrassato, calyce cupulari 5-angu- - 
lato membranaceo glabro 5 mm longo 5 mm diametro 5-dentato, dentibus 
triangularibus acutis ciliatis 1 mm longis 2 mm latis, corolla obscure viola- 
cea tubulosa, apicem versus parum ampliata apice dorso puberula, intus 
glabra, limbo inaequaliter 40-dentato, dentibus 5 majoribus 2 mm longis 
2,5 mm latis, dentibus minoribus vix 1 mm longis, omnibus triangularibus, 
staminibus 5 subaequalibus filamentis 6 mm supra basin corollae tubo ad- 
natis, appendicibus 10 mm longis membranaceis glabris dorso medio longi- 
tudinaliter corollae tubo adnatis, apice bilobis, lobis 3 mm longis mar- 
ginibus interioribus irregulariter dentatis, marginibus exterioribus integris, 
ovario conico 2 mm longo stylo glabro 22 mm longo apicem versus leviter 
incrassato stigmate capitato. Bacca coerulea. 

Bolivia: Palca-La-Paz, prov. Huancapampa, 3650 m s. m. (PrLanz 
n. 404. — 15. Febr. 1910). 

Habituell ähnelt diese Art der D. obovata (R. et P.) U. D. außerordentlich, ist von 
ihr aber durch die innen ganz kahle Blumenkrone sehr gut unterschieden. Die häutigen 
Anhängsel sind mit der Mittellinie der Blumenkronenröhre ganz verwachsen. Uber 
die Anwachsungsstelle hinaus sind die beiden Zipfel, deren Außenränder ganzrandig 
sind, während die Innenränder unregelmäßig gezähnt sind, 3 mm weit frei. Die Fila- 
mente sind den Anhängseln nicht ganz angewachsen, sondern treten schon etwas unter 
der obersten Anwachsungsstelle der Anhängsel von letzteren frei ab. Der umfangreiche 
Strauch wird bis 2 m hoch, »das Holz erreicht bis Armdickee. Die Beere habe ich 
nicht gesehen. 

Dunalia achalensis U. D. n. sp. — Frutex ramis angulatis cortice 
demum suberoso, foliis petiolatis lanceolatis utrinque glabris adjecto petiolo 
1—1,5 cm longo 5—7 cm longis 1,5—2,8 cm latis, floribus axillaribus 
solitariis vel binis longe pedicellatis pedicello 1,5 cm longo glabro apicem 
versus incrassato, calyce cupulari glabro 3mm longo 4 mm diametro, 
d-dentato, dentibus triangularibus 4 mm longis 1,5 mm latis, corolla glabra 
tubulosa 32 mm longa tubo basi 2 mm, fauce 5 mm diametro limbo bre- 
viter 10-dentato, dentibus triangularibus longioribus 1,5 mm longis 2 mm 
latis, margine puberulis minoribus 1 mm latis, 0,5 mm longis, staminibus 5 


58 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


filamentis inaequalibus, 12, 15 et 17 mm longis basi appendicibus 10 mm 
longis membranaceis dorso corollae tubo maxima parte adnatis, apice 
tantum 2mm liberis, 3 mm supra corollae tubi basin insertis, filamentis 
3,5 mm longis oblongis, ovario conico 2 mm longo, stylo 24 mm longo stig- 
mate clavato, bacca 1 cm diametro basi calyce paullum aucto cincta, se- 
minibus planis rotundis testa glabra. 


Argentina: Sierra de Cordoba, am Rio de Juspe oberhalb Tanti 
(Cuchi) (G. Hieronymus n. 365. — 12. Febr. 1876); Cuesta de la Oyada, 
Sierra Achala de Cordoba (G. Hreronvmus n. 530. — 22. März 1876). 


Diese gut charakterisierte Art ist die südlichste der ganzen Gattung. Sie wurde 
von dem Sammler als Acnzstus achalensis Hieron. ined. ausgegeben. Die häutigen 
Anhängsel der Filamente beginnen 3 mm über dem Grunde der Blumenkronenröhre. 
Sie sind am Ricken mit letzterer vereinigt, während ihre Seiten nach innen aufrecht 
stehen. Nur die 2mm langen Spitzen sind frei. Die Filamente selbst sind dagegen 
nicht ganz soweit wie die Anhängsel mit der Blumenkronenröhre verwachsen. 


16. G. Bitter: Solana peruv., aequat., boliv. 


Solanum (Tuberarium) ochranthum H.B.K. var. glabrifilamentum Bitt. 
n. var. — Frutex cr. 3 m altus, ramis + ve divaricatis sese fulciens et 
scandens; rami inferiores lignosi satis robusti, cr. 8 mm diam., glabri, 
cortice cinereo-fuscescente laevi lenticellisque brevibus instructi, partes su- 
periores juniores pilis satis longis pluricellularibus inaequilongis, longioribus 
ramos 1—2-+ ve longos plerumque satis breves furcatim edentibus ob- 
tecti; folia cr. 19—24 cm longa, lamina 4—5-juga, foliola majora lateralia 
usque ad 8!/,:21/,—9,8 cm, terminale 9: 3—31/, cm; foliola interjecta 
satis numerosa, parva, rotundata; foliola omnia supra pilis plerisque simpli- 
cibus brevioribus acutis molliter vel tandem hirtule pilosa, subtus in statu 
novello albescentia, tandem cani-tomentosa pilis longioribus pluricellu- 
laribus flexuosis densis, multis furcatim ramosis, instructa; pedunculus 
cr. 31/,—- (in statu fructifero) 71/2. cm longus, pluries dichotome ramosus, “ 
cr. 20—40-florus; pedicelli inferiores cr. 11 mm longi, fere medio 
articulati, superiores breviores cr.6mm, paulo supra basim ar- 
ticulati, sicut pedunculus et furcae pilis densis patentibus valde inaequi- 
longis 1—pluricellularibus (longioribus praecipue infra articulum furca- 
tim ramosis) obtecti, inter quos glandulae capitulis pluricellularibus modiceM 
stipitatae satis crebrae occurrunt; calyx in statu florifero inter apices lo- 
borum cr. 42 mm diam., lobi lanceolati cr. 5: 2 mm, extus pilis satis © 
longis pluricellularibus furcatim semel vel bis ramosis crebris obtecti, — 
apicem acutum versus pilis brevibus simplicibus paucicellularibus, intus — 
glandulis crebris breviter stipitatis instructi; corolla flava, diam. cr. 2,8 cm, « 
lobi 7—8:6—7 mm, extus pilis longiusculis pluricellularibus, nonnullis — 
furcatim ramosis instructi, apicem versus pilis brevioribus fere omnibus t 
simplicibus paucicellularibus densis obtecti; filamenta cr. 1,7—1,8 mm 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 4414. 59 


longa, omnino glabra; antherae ellipsoideo-lanceolatae, utrinque emar- 
ginatae, cr. 6:4—1,2 mm, extus cellulis epidermidis vix papillose pro- 
minentibus, intus papillis satis crassis longioribus praeditae, 
tamen pilis paucicellularibus omnino destitutae; ovarium in 
parte superiore pilis sparsis compluribus satis longis pluricellularibus 
praeditum; stylus stamina manifeste superans, cr. 11 mm longus, satis 
robustus, strictus, papillis brevibus (usque ad fere 2/3 longitudinis) et pilis 
pluricellularibus tenuibus acutis inaequilongis, nonnullis valde elongatis 
plerisque simplicibus, rarissime uno alterove furcatim ramoso instructus; 
stigma breve, styli apice vix crassius, apice obtuso parum bilobum; 
omnes partes inflorescentiae a pedunculo usque ad pedicellos valde in- 
crassatae robustioresque fiunt: pedicelli fructiferi cr. 20 mm longi, 11}, 
in articulationibus — 3 mm crassi; baccae globosae, primo virides, deinde 
rufescentes. ’ 


Peru: Deptm. Apurimac, prov. Andahuaylas, Seitental des Flusses 
Pampas bei der Hacienda Cotahuacho, im Gesträuch an einem Bache; 
spreizklimmender 3 m hoher Strauch (WEBERBAUER n. 5907! — Blühend und 
mit fast reifen Früchten 19. Juni 1941). 


Auffällig ist die an verschiedenen Blüten des Wesersaverschen Exsiccats fest- 
zustellende Tendenz zur Polymerie, die sich nicht bloß in der Sechszähligkeit der 
drei äußeren Blütenblattkreise, sondern auch in der Ausbildung von mehr oder minder 
großen Antherenauswüchsen auf der Oberseite der Mitteladern im mittleren Teile der 
Kronenlappen ausprägt. Der Polymerie darf natürlich nicht größere Bedeutung bei- 
gemessen werden, ctwa indem man auch in ihr eine Andeutung der näheren Verwandt- 
schaft mit der ebenfalls häufig polymeren Tomate vermutet: auch bei der Kartoffel ist 
Polymerie gar nicht selten beobachtet worden, ebenso tragen die Petalen auch bei 
S. tuberosum bisweilen Antheren-Rudimente (Literatur über diesen Gegenstand bei 
Penzic, Pflanzenteratologie II, 474). 


Solanum pterospermum Bitt. n. sp. — Suffrutex vel frutex alte 
scandens, radiculis adventitiis fasciculatis plerumque brevibus 
parum vel non ramosis e nodis ramorum majorum erumpentibus ad 
arborum truncos affixus, rami 4 m et ultra longi, subteretes vel 
compressiusculi pilis densis longiusculis pluricellularibus acutis irregulariter 
curvatis nonnihil flavescentibus obsiti, (cellulae pilorum omnes tenuimembra- 
naceae); internodia in ramis majoribus cr. 31/,—6 cm longa; in axillis folio- 
rum plerumque folia ambo infima rami axillaris pseudostipulacea 
valde obliqua et inaequalia adsunt; folia alterna, secundum dispositionem 
in ramis primariis vel ramulis lateralibus magnitudine valde diversa, 
in ramis primariis robustioribus ab insertione petioli cr. 8X 6 cm vel 
61/25 cm, apicem ramorum versus sensim minora, hic et in ramulis 
lateralibus usque ad cr. 2: 0,9 cm reducta, petioli foliorum majorum (in 
ramis primariis sedentium) cr. 2—21/, cm longi, foliorum parvorum saepe 
solum 4—5 mm longi; lamina imparipinnata (uni- vel bijuga) vel sim- 
plex, foliola subcoriacea, in statu sicco cinerascenti-vel fusces- 


60 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


centi-viridia, late elliptica vel late ovata, obtusa, lateralia basi obliqua 
breviter petiolulata, semper multo minora quam terminale, terminalia 
in ramis primariis usque ad 4X3 cm, foliorum parvorum solum 
cr. 45><8 mm, omnia basi fere semper abrupte angustata, margine subin- 
tegro vix irregulariter undulato subrevoluto, in statu sicco in utraque pa- 
gina non solum vena media et venis lateralibus primariis (in utroque latere 
7 parallelis marginem versus curvatis), sed etiam venulis dense reticulatim 
dispositis prominentibus, supra primo in statu non jam satis evoluto pilis 
Sparsis praedita, serius praeter venam mediam dense crispule pilosam 
omnino glabrescentia, subtus in vena media, in venis primariis et secundariis 
lateralibus robustioribus dense crispule pilosa (sicut rhachis et petiolus); 
inflorescentiae apicales in ramis brevibus axillaribus foliis nonnullis simplici- 
bus saepe valde diminutis instructis vel ramulo laterali in latus urgentur, 
2—5-florae, saepe sessiles; pedicelli in statu florifero cr. 8 mm longi, in 
statu fructifero apicem versus manifeste incrassati, er. 10—15 mm; calyx 
campanulatus, lobis 5 aequalibus lanceolatis cr. 3 mm longis, 4 mm latis, 
(pars connata calycis cr. 2 mm longa), extus pilis modicis pluricellularibus 
acutis sparsis obtectus, intus glandulis nonnullis fere sessilibus; corolla 
parva, ut videtur, semper campanulata, cr. 6 mm longa, lobi extus, 
praecipue apicem cucullatum versus pilis densis paucicellularibus acutis 
obtecti (cellulae membranis crassioribus); stamina aequalia, filamenta brevis- 
sima, cr. 0,3 mm longa, intus pilis densis pluricellularibus acutis (cellulae 
satis breves membranis crassioribus praeditae) instructa, antherae basi 
nonnihil attenuatae, cr. 33/,—4:4 mm, poris apicalibus vix introrsis; 
stylus stamina fere aequans, 4 mm longus, prope basim papillis micro- 
scopice vix perspiciendis obtectus, stigma cr. 0,5 mm longum, cr. 0,45 mm 
latum; calycis lobi in statu fructifero nonnihil ampliati robustioresque, 
cr. #:11/, mm; baccae igneae, globosae, diam. cr. 15 mm; semina 
lenticulariter compressa, oblique reniformia, cr. 3:2 mm, fuscescentia 
margine ala manifesta cr. 1/,—3/, mm lata pallida e cellulis longis radia- 
tim dispositis composita circumdata; granula e cellulis scleroticis compo- 
sita desunt. 

Peruvia: Depart. Amazonas, in orientem a vico Chachapoyas: Tambo 
Ventillas, 28. Julio 1904 florens et fructibus maturis instructum (WEBERBAUER 
n. 4407, herb. Berol.!) — »Halbstrauch mit Haftwurzeln kletternd, Bliiten 
blaß violett, Beeren feuerrot.« Fundort: »Gehölz, gemischt aus Bäumen « 
und Sträuchern, teils hartlaubig, teils weichlaubig, cr. 2400—2600 m s. m.« 


Dieser interessante Wurzelkletterer weist mancherlei Anklänge an die Sektion: 
Tuberarium auf, der ich ja auch in »Solana nova vel minus cognita Ie (in FeppE, Rep. 
spec. nov. X, 539, 540) noch zwei habituell und ökologisch mit dem S. pterospermum — 
ziemlich übereinstimmende Arten aus Ecuador hinzugefügt habe (S. chimboraxense und 
S. Sodiroi). Die Zugehörigkeit beider zu den Tuberarien wurde mir jedoch im Laufe © 
der Zeit immer zweifelhafter, bis ich mich entschloß, sie mit einigen anderen Arten zu- 
sammen in einer besonderen Sektion: Anarrhichomenum unterzubringen. Das hier be- 


a ee a ne ee. CH Te NE 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444, 61 


schriebene S. pterospermum steht den Tuberarien wohl noch ferner; es ist zu prüfen, 
ob es nicht ebenso wie das von Dunau offenbar irrtümlich zu Tuberarium gezogene 
mexikanische S. appendiculatum Dun. auch an die Sektion: Anarrhichomenum an- 
geschlossen werden kann oder ob es besser getrennt gehalten wird, Hierzu bedarf es 
der genaueren Analyse verschiedener bis jetzt zu den Dulcamaren gezählter Arten, 


Solanum zamorense Bitt. n. sp. Trunculus er. 2 m altus; vidi 
solum partem superiorem floriferam; rami glabriusculi, folia alterna, magna, 
petiolus cr. 21/, cm longus, subtus brevissime pilosus, lamina firma, 
herbacea, late rotundate rhomboidea, cr. 25—26 : 18—191/, cm, 
integra, utrinqua angustata, apice vix parum contracto obtusiusculo, basi 
in petiolum superne alatum magis sensim angustata, venis lateralibus 
primariis subparallelis in utroque latere cr. 12—14, supra obscure 
viridis, tam in venis quam in mesophyllo omnino glabra, subtus solum in 
vena media et in lateralibus primariis pilis brevibus paucicellularibus densis 
praedita ceterum fere glabra, tamen in statu sicco subtus in mesophyllo 
punctis minutis prominentibus satis densis instructa; inflorescentia 
oppositifolia, solitaria, cr. 40-flora, pedunculus communis cr. 12 mm 
longus, sicut pedicelli pilis brevissimis paucicellularibus == ve dense obsitus, 
pedicelli er. 44 mm longi; calyx diam. cr. 5—5!/, mm, lobi obtusi cr. 
41/,—2:11/, mm, extus praecipue in margine apicali pilis brevissimis 
pauci- vel unicellularibus instructi; corolla alba (sec. cl. Lenmann), diam. 
er. 101/; mm, lobi lanceolati, acuti, illorum partes liberae cr. 3—4:2 mm, 
in margine apicem versus nonnihil involuto dense pilis crassioribus brevi- 
bus paucicellularibus instructae, apice dense papillosae; stamina et stylum 
vidi solum in alabastris non jam apertis, filamenta brevissima, antherae 
ellipsoideae, extus convexae, intus fere rectae, cr. 21/, : 11/, mm, stylus in 
statu non jam satis evoluto cr. 3 mm longus, omnino glaber, forsan serius 
longior, stigma breve, obtusissimum, styli apice perpaulum latius; fructus 
non vidi. 

Aequatoria australis: in Andibus orientalibus provinciae Loja, in 
silvis densis prope flumina Savanilla et Zamora, cr. 1000—1300 m s. m. 
Novbr. 1888 (F. C. Leumann n. 4941 herb. Berol.!) — »Stämmchen bis 2 m 


hoch. Blüten weiß« (Leumann in sched.). 

Diese Art steht dem S. marantifolium Bitt. in Feope Rep. XI, 13 nahe, dessen 
Spreiten jedoch bei etwa gleicher Länge (20—26 cm) eine merklich geringere Breite 
(44—14 cm) haben und mit zahlreicheren parallelen Hauptseitenadern (jederseits cr. 20) 
versehen sind; außerdem trennen die gleichmäßige kurze Behaarung der Spreitenober- 
seite, die geringere Zahl (20—22) der Blüten in der Infloreszenz sowie die merklich 
kleineren Dimensionen der Blütenorgane diese columbianische Spezies von der hier vor- 
liegenden südecuadoranischen. 

Solanum (Dulcamara) Hauthalii n. sp. — De altitudine speciei nihil 
indicandum propterea quod ramos superiores herbaceos floriferos cr. 22 cm 
longos solos vidi; rami ascendentes vel nonnihil tortuosi, teretes cr. 41/2 mm 
crassi pilis tenuibus pluricellularibus acutis densis obtecti, internodia 12—20 mm 


longa; folia alterna vel superne saepius geminata, petiolus 10—15 mm 


62 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


longus, laminam versus sensim magis alatus, lamina rhomboidea vel 
late elliptica, cr. 25—30 : 17—22 mm, obtusa, basim versus cuneatim 
angustata, in utroque latere dentibus tribus grossis obtusis 
praedita; in utraque pagina viridis (subtus vix pallidior), pilis satis 
crebris pluricellularibus modicis acutis instructa; inflorescentiae termi- 
nales, serius saepe ramo axillari in latus urgentur, 12—1 4-florae, 
pedunculus communis er.31/, em longus, furcatus, furcae satis elongatae, ple- 
rumque iterum furcatae, cr. 12 mm usque ad insertionem floris infimi, 3 cm usque 
ad insertionem floris ultimi; pedicelli cr. 40—12 mm longi, tenues, sicut pedun- 
culus et ejus furcae pilis densis tenuibus pluricellularibus acutis inaequilongis 
(modicis—parvis unicellularibus) obtecti, inter quos glandulae minutissimae bre- 
viter stipitatae sparsae reperiuntur; calyx campanulatus, inter apices loborum 
diam. cr. 5mm, extus pilis sicut pedicelli etc. praeditus, intus glandulis minutis 
obsitus, lobi acuti er. 2:4 mm; corolla purpureo-violacea, rotata, cr. 17 mm 
diam., lobi lati obtusiusculi, cr. 5:5 mm, extus pilis brevibus paucicellu- 
laribus satis densis praediti; stamina aequalia, filamenta cr. 0,8 mm longa, 
intus pilis pluricellularibus acutis densis obtecta, antherae extus (in statu 
sicco) fuscescentes, intus luteae oblongae, basim subcordatam versus parum 
attenuatae, ceterum fere aequilatae cr. 31/,—4% : 11/, mm, poris introrsis 
subapicalibus obliquis basim versus longe acutatis; stylus cr. 61/, mm longus, 
nonnihil incurvatus, fere a basi cr. 51/5 mm longitudinis pilis pluricellu- 
laribus acutis patentibus densis apicem versus sensim minoribus obtectus, 
stigma manifeste crassius quam styli apex, cr. 0,5 mm longum, 0,65 mm 
crassum, nonnumquam bilobum; fructus non vidi. 

Bolivia: In valle inferiore Chuquiaguillo prope La Paz ad orientem, 
3500—4000 m s. m. (Haurnar n. 165!), La Paz-Palca-Illimani 3600—4800 m 
s. m. (Haurnat n. 269! herb. Berol.) 

Solanum (Dulcamara) sandianum Bitt. n. sp. — Frutex fere metra- 
lis, rami recti vel erecti, firmi, inferiores fuscescentes subnitidi lenticellis 
obsiti, lineis decurrentibus manifestis, rami anni praeteriti cr. 5 mm 
crassi, rami novelli pilis brevibus furcatim ramosis (apicibus omnibus 
acutis) subdense praediti, serius fere glabrescentes, lineae decurrentes 
vix gibberibus parvis instructae, internodia cr. 2—4 mm longa; folia 
alterna vel in partibus superioribus floriferis interdum geminata, petiolus 
8—17 mm longus, laminam versus sensim magis alatus, lamina 
ovata vel elliptica, 5—61/,:2—21/, cm, foliorum inferiorum apice 
obtusissimo rotundato, superiorum sensim angustata, subacuta, 
margine fere integro vel vix undulato, obscure viridis, subtus saepe 
partim violascens, supra pilis-brevibus semel vel bis furcatim ramosis (ramis 
brevibus acutis) in tota superficie obsita, subtus fere solum in venis venu- 
lisque pilis parum majoribus pluries furcatim ramosis (apicibus omnibus 
acutis) praedita, serius praecipue subtus pilis parum manifestis fere gla- 
brescens; inflorescentia primo terminalis, tum ramo axillari su- 


| 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 63 


periore in latus urgetur, 6—11-flora, pedunculus communis longitudine 
variabili, in statu deflorato inter 11/, et 41/, cm longus, semel vel 
bis furcatus, furcae usque ad 11/, cm longae, pedicelli primo 12, in 
statu deflorato cr. 45 mm longi, saepe paulum supra basim articulati, in 
statu sicco, praecipue in statu deflorato sicut calyces colore indigotico 
manifeste suffusi; calyx campanulatus, cr. 5—6 mm diam., lobis 5 (raro 6) 
lanceolatis subacutis cr. 2: 41/, mm, extus sicut pedunculus, furcae et pedi- 


Celli pilis furcatim ramosis sparsis instructus; corolla violacea, rotata, 


cr. 24 mm diam., lobi 5 (raro 6) cr. 8: (basi) 7 mm, acuti, extus pilis 
brevibus paucicellularibus acutis apicem versus sensim densioribus, supra 
solum prope apicem praediti; stamina aequalia, filamenta cr. 2 mm longa, 
intus pilis pluricellularibus furcatim ramosis (apicibus acutis) instructa, 
antherae extus obscuriores, intus luteae, ellipsoideae, a basi usque ad api- 


- cem fere aequilatae, basi paulum cordatae, cr. 4:1 mm, poris introrsis ob- 


liquis subapicalibus; stylus 7—71/; mm longus, rectus, fere 41/, mm lon- 
gitudinis pilis modicis paucicellularibus partim semel subfurcatim ramosis 
acutis dense obtectus, apicem versus glaber, stigma breve, capitatum, 
cr. 0,6 mm longum et latum; de fructibus nihil indicandum, propterea quod 
solum vix defloratos vidi. 

Peruvia: prov. Sandia, supra Cuyocuyo, 3800 m s. m. (WEBERBAUER 
n. 930, herb. Berol.!) Majo 3, 1902 florens. — »Auf Matten mit vereinzelten 
Sträuchern. « 

Solanum (Anthoresis) manicatum Bitt. n. sp. — Frutex cr. 3 m altus, 
rami stricti, lignosi, glabri, nitidi, primo purpurascentes, lineae decur- 
rentes parum manifestae strictae; folia alterna, lamina lanceo- 
lata, satis magna, 19—20: 4—5 cm, utrinque sensim angustata, infra 
in petiolum cr. 10—15 mm longum abiens, apice acuto, venis lateralibus 


_ primariis in utroque latere cr. 18, in margine plano vel vix recurvo integro 


pilis sparsis acutis praedita, ceterum superne glabra, in statu sicco olivaceo- 
viridis, venis venulisque impressis, subtus obscurius viridis, venis venulisque 
prominentibus, secus venam mediam praecipue in axillis vel circa 
insertiones venarum lateralium, parcius quoque ad insertiones 
venularum secundariarum pilis pallide fuscescentibus pluri- 
cellularibus ramificationibus compluribus simplicibus instruc- 
tis barbulata; inter pilos sicut in partibus glabris venarum glandulae 
minutae breviter stipitatae sparsae inveniuntur; inflorescentia terminalis, 
paniculata, ampla er. 14 cm longa et lata, multiflora, ejus ramificationes 
divaricatae, sicut rhachis ipsa (inflorescentiae) omnino glabrae et purpura- 
scentes; circa pedicellorum insertiones pulvinuli crassiusculi 
pilis satis densis pluricellularibus ramosis (parcius ramosis quam 
in barbulis axillaribus paginae inferioris foliorum) instructi manicas fere 
praebent; pedicelli elongati, graciles, jam in statu florifero usque ad 23 mm 
longi, glabri; calyx campanulatus, in statu florifero lobis fere patentibus, 


64 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


ie 


diam. er. 5—7 mm, extus glandulis minutis breviter stipitatis sparsis prae- | 


ditus, lobi rotundati fere 2 mm longi et lati, apice in acumen fere À mm 
longum contracti lateribus obtusis parum prominentibus subtrilobi fiunt, 
acumen pilis compluribus pluricellularibus plerumque simplicibus rarius 
semel ramosis instructum; corolla alba (sec. cl. WEBERBAUER) patens, diam. 
cr. 44—45 mm, lobi lanceolati, acuti, er. 6:3—4 mm, parte mediana 
firmiore, subcoriacea vena media robustiore percursa, parte marginali 
angusta tenuiore membranacea infra nonnihil undulata glabra apicem ver- 
sus cucullatim implicata margine densissime pilis pluricellularibus ple- 
risque simplicibus (prope apicem ramosis nonnullis intermixtis) praedita, 
lobi extus in parte inferiore glabri, in parte superiore pilis minutis papil- 
losis sensim densioribus instructi; filamenta brevissima, glabra; an- 
therae aequales, lanceolato-ellipsoideae, 5:4°/, mm, basi profunde cor- 
datae, in apice vix emarginato pilis brevibus fere papillosis subdensis 
obtectae, ceterum glabrae, poris introrsis subapicalibus satis magnis ob- 
liquis tandem fere tota longitudine fissae; ovarium glabrum; stylus in 
statu florifero cr. 6 mm longus, apicem versus parum incurvatus vel stric- 
tus, paulo supra basim glabram pilis nonnullis patentibus 
pauci-({—3-)cellularibus valde sparsis praeditus, fere a medio 
omnino glaber, in statu deflorato (diutius persistens) usque ad 8 mm 
longus; stigma subclavatum, apice obtuse rotundatum, stylo parum cras- 
sius; fructum non vidi. 

Peruvia australis: Depart. Ayacucho, provincia Huanta, in via a 
Tambo supra Osno ad flumen Apurimac, in fruticeto, in quo species 
sclerophyllae praevalent, 2600—2700 m s. m. (WEBERBAUER n. 5643 herb. 
Berol.!). 

Die nächste Verwandte dieser Spezies dürfte das mexikanische S. aligerum 
Schlechtd. (Dun. p. 98.n. 207) sein, das sich aber durch mehrere mit Sägezähnen aus- 
gestattete Flügel am Stengel von dem S. manicatum unterscheidet; auch scheinen seine 
Blätter bei etwas größerer Länge (18—923 cm) durchgängig etwas schmäler zu sein 
(31/5—4 cm). 

Solanum maturecalvans Bitt. n. sp. — Frutex, 2 m altus, dense 
ramosus; rami inferiores cortice rubro-fusco obtecti, cr. 6—7 mm crassi, 
irregulariter tortuosi, superiores satis dense foliati (internodia 5—20 mm 
longa), rami novelli et folia non jam satis evoluta (in utraque 
pagina) tomento densissimo pallide flavescente vel albido in- 
voluta praemature calvescentia tomento irregulariter pannulis 
squamatim dissoluto, folia tandem in utraque pagina (praeter venam 
mediam et laterales primarias) fere omnino glabra; petiolus 9—15 mm 
longus, lamina firma, subcoriacea, elliptico-lanceolata, utrinque 


angustata, cr. 61/,:21/;, nonnumquam usque ad 91/.: 31/2 cm, margine — 


integro plano vel vix undulato-recurvato, apice subacuto vel obtusiusculo; — 


vena media et laterales primariae superne glandulis parvis fuscescentibus 
densis obtectae, venae laterales primariae satis dense secutae sub- 


eee hd cd a ae LEERE ee ee Or eee 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 65 


parallelae, marginem versus arcuatim conjunctae, in utroque latere 
44—16, sicut vena media superne impressae subtus satis robuste 
prominentes; mesophyllum superne (in statu sicco) pallide olivaceo-viride, 
maculis nitentibus + ve irregulariter confluentibus (vernice productis?) fere 
in tota superficie obtectum, subtus opacum magisque fuscescenti-viride; 
inflorescentia terminalis, plerumque mature ramulo axillari in 
latus coacta, oppositifolia, pauci-(6-)flora; pedunculus brevis, cr. 
4—7 mm longus, pedicelli —17 mm longi, nutantes, in statu fructifero 
satis incrassati (praecipue apicem versus) cr. 2—2,2 cm longi, calyx cam- 
panulatus, inter loborum apices diam. 5—6 mm, lobi rotundati obtusi cr. 
2—2'/,:2 mm, in parte mediana crassiores ceterum subcoriacei, in statu 
fructifero paulum ampliati nonnihil inaequales et inaequaliter conjuncti, 
calycis diam. tunc 8 mm; corolla alba (sec. WEBERBAUER) satis firma, in statu 
patente diam. 15 mm, lobi lanceolati, 5—5!/, : (basi) 3—31/, mm, vena 
media superne prominente, margines apicem obtusiusculum vel taste 
versus sensim magis implicati fere cucullati dense pilis abbreviatis subra- 
mosis obtecti; ceterum lobi extus praeter papillas minutas marginem versus 
evolutas glabri; filamenta brevissima (0,4 mm), glabra, antherae aequales, 
ellipsoideae cr. 31/,:411/. mm, extus convexae, intus fere rectae poris 
apicalibus parvis; ovarium glabrum, stylus brevis, 4—41‘/5 mm longus, crassus 
(cr. 0,7 mm), glaber, stigma subclavatum, stylo nonnihil crassius, manifeste 
bilobum, lobi obtuse rotundati, linea canaliculata in stylo ab incisione stig- 
matis usque ad ovarium decurrente; baccae globosae, diam. verisimiliter 
42 mm; granula sclerotica desunt. 

Peruvia: Depart. Ayacucho, supra Quinua (boreali-orientem versus 
ab Ayacucho, fere iter unius diei), 3300—3500 m s. m. (WEBERBAUER N. 9543, 
herb. Berol.!) — Majo 30, 1910 florens et fructibus submaturis instructum. 

Der Standort ist nach WEBERBAUER mit lockeren, von Gräsern und anderen Kräutern 
unterbrochenen, aus hartlaubigen und weichlaubigen Formen gemischten Gesträuchen 
bestanden. 

Der auffälligste Charakter dieser Spezies ist die eigenartige dichtfilzige Behaarung 
der jugendlichen Zweige und Blätter, die aus mannigfach hin und her gebogenen langen, 
dünnwandigen vielzelligen Haaren besteht, die bisweilen auch verzweigt sind und einzelne 
Drüsenköpfchen tragen. Dieser die noch unentwickelten Teile dicht umhüllende Filz 
wird frühzeitig bei ihrer Entfaltung in lose Fetzen zerrissen; die lockeren Filzflocken 
haften unregelmäßig verteilt noch eine Zeitlang an Zweigen und Blättern, später sind 
sie bis auf wenige undeutliche Reste verschwunden. Von längerer Dauer sind aber die 
zahlreichen kleinen bräunlichen Drüsenhaare, die auf der Oberseite der Mittelrippe und 
der Seitenadern erster Ordnung anzutreffen sind. 

Solanum (Polymeris) densestrigosum Bitt. n. sp. — Frutex, rami 
recti, vetustiores glabrescentes cortice satis laevi rufescente, 5—6 mm crassi, 
juniores solum 2 mm crassi dense pilis simplicibus satis longis fere rigidis acutis 
longi- et pauci-(3—4-) cellularibus obtecti, lineis decurrentibus strictis mani- 
festis, serius sensim calvescentes lineis decurrentibus evanidis cylindrici; inter- 
nodia 4—21/, cm longa; folia alterna vel geminata, fere aequalia; petiolus 

Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 111. e 


66 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


11/,—2, raro —21/, cm longus, lamina late elliptico-lanceolata, 11—13: 
4 1/,—5 cm, medio fere latissima, utrinque sensim angustata, integra, apice 
acuto vel fere subacuminato, in utraque pagina sicut petiolus et rami no- 
velli pilis satis longis acutis paucicellularibus subsericei-strigosis subaccum- 
bentibus nonnihil flavescentibus densis obtecta (cellulae pilorum, praecipue 
infima, satis longae, solum cellula terminalis brevis, acuta), utrinque sordide 
viridis, pilis densis imprimis in statu novello nonnihil flavide fuscescens; 
inflorescentia oppositifolia, sessilis, cr. 5-flora, pedicelli satis longi, cr. 3 cm 
in statu florente; flores 4- vel 5-meri; calyx campanulatus, diam. 6—7 mm 
(inter dentium apices), dentibus 8 vel 10 anguste linearibus fere filiformi- 
bus (cr. 2 : 1/; mm) coronatus, extus usque ad dentium apices sicut pedi- 
celli et ceterae partes virides pilis longis acutis erectopatentibus 3—4-cellu- 
laribus obtectus; corolla in statu patente diam. cr. 24 mm, profunde 4- vel 
5-fida, lobi membranacei, lanceolati, acuti, cr. 10—14 : (basi) 3 mm, venis 
3—5 subparallelis anastomosantibus percursi, extus pilis quamvis magis 
abbreviatis (quam in partibus viridibus plantae) tamen pro corolla satis 
magnis 3— 4-cellularibus acutis sparsis praediti, in margine pilis brevibus den- 
sis instructi; stamina 4 vel 5, aequalia, filamenta 11/, mm longa, glabra, 
antherae 3,6 : (basi) 1—4,2 mm, basi manifeste cordatae et latissimae, apicem 
versus sensim angustiores, apice parum emarginatae, poris introrsis sub- 
apicalibus obliquis; ovarium glabrum, conicum, in statu florifero 11/, : (basi) 
3/, mm; stylus stamina manifeste superans, rectus, 7 mm longus, satis tenuis, 
omnino glaber; stigma breve, obtusum, stylo manifeste crassius; fructum 
non vidi. | 

Peruvia (WEBERBAUER Sine loco speciali et sine nro., herb. Berol.!). 


Hoffentlich findet sich der Begleitzettel WEBERBAUERS mit den genaueren Fundorts- 
angaben bei dem offenbar verlegten zweiten Exemplar dieses Exsiccats bald wieder. 


Solanum. (Torvarza) Mandonis van Heurck et Muell.-Arg. subsp. cara- 
bayense Bitt. n. subsp. — Frutex fere metralis, rami omnes, petioli, laminae 
(subtus), pedunculi, pedicelli, calyces (extus), corollae (extus) pilis stellatis dense 
tomentosa, rami anni praecedentis omnino calvescentes, paulum angulati; rami 
inferiores (turiones e radice oriundi) aculeis brevibus (cr. 3—4: (basi) 3-— 4 mm) 
infra tomento denso stellato obtectis apice (1 mm) nudis pallide fuscis acutis 
non vel vix recurvis subcrebre armati; folia turionum majora longius 
(5—61/, cm) petiolata, petioli et vena media subtus in parte inferiore 
aculeis nonnullis sparsis instructa, superne in vena media aculeoli minuti 
valde sparsi vel deficientes ; lamina coriacea, usque ad 417—181/, : 131/,—1 6 cm, 
late ovata, in petiolum dense stellato-tomentosum non decurrens, subcordata, 
in utroque latere lobis quaternis satis profundis late lanceolatis subacutis vel 
obtusiusculis sinuata, lamina primo supra tomento cinereo e pilis densis stel- 
latis composito serius evanido tecta, tandem supra omnino glabrata subnitida 
venis venulisque omnibus reticulatim impressis, subtus tomento denso stel- 
lato pallide albide fuscescente persistente obtecta; rami superiores florentes 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 1411. 67 


aculeis manifeste minoribus ?/,-—1 mm solum attingentibus sparsioribusque 
quam turiones praediti, folia multo minora (lamina 61/,—71/, : 3—41/, cm) 
simplicioraque quam turionum, late ovata vel lanceolato-elliptica, basi parum 


. obliqua margine solum parum undulato lobis non manifestis vel omnino 


integro, petioli cr. 10-—-12 mm longi sicut venae mediae omnino inermes, 
folia eadem textura coriacea qua inferiora, indumentum tomentoso-stellatum 


- supra eodem modo evanidum quo in foliis inferioribus, in pagina inferiore 
- persistens; inflorescentiae laterales minores (fere 20—26-florae) primo ter- 


minales, dein fere foliis oppositae, foliis duplo vel triplo breviores, furcatae, 
inflorescentia terminalis pluriflora, folia verisimiliter tandem superans, plu- 


ries furcata; pedunculus communis inflorescentiarum lateralium usque ad 
- 10 mm longus, nonnumquam solum 2 mm longus, ramuli cr. 21/, cm 


longi paene a basi pedicellis fere alternis instructi; pedicelli breves, in 


statu florifero cr. 4 mm, serius fere 5 mm longi, satis crassi; calyx brevis, 


campanulatus, primo corollae, serius baccae accumbens, apice fere succisus, 
lobis 5 vix prominentibus obtusissimis (etiam in statu fructifero); corolla 


diam. 2 cm, profunde 5-fida, lobi lanceolati cr. 9 mm longi basi fere 
-21/; —3 mm lati, in parte basilari plica membranacea nonnihil inter se con- 


juncti, apicem versus nonnihil involuti; filamenta 1 mm longa, glabra, an- 
therae aequales, lanceolatae, basi nonnihil cordatae, apicem versus sensim 


_attenuatae, 6 mm longae; stylus in floribus bene evolutis cr. 10 mm longus, 


basi solum pilis perpaucis unicellularibus et glandulis minutis stipitatis 


- sparsis instructus, ceterum glaberrimus; baccae globosae, maturae cr. 7 mm 
_ diametro. 


Se OP ET 


Peruvia orientalis, Depart. Puno, Sandia, in declivibus saxosis, 


| florens 24. Mart. 1902. (WEBERBAUER n. 582 herb. Berol.!) — »Nicht häufig, 


meterhoher Strauch; die stark gelappten Blätter von einem Wurzelschöß- 
ling. Blüte bläulich-weiß. Felsige Abhänge, bekleidet mit einer lockeren, 


aus Kräutern und zerstreuten Sträuchern gemischten Vegetation. — 2100 m.« 

Arcte accedit ad S. Mandonis van Heurck et Müll. Arg. in Heurck, Observ. botan. 
(4870) p. 78—81 typicum, quod e vicinitate montis Soratae Andium Boliviensium attulit 
Manpon n, 422 et 425, praeterea Bane n. 2649 et Ruszy n. 782 e ditione Yungas; vide 
Russy in Bull. Torr. Bot. Cl. XXVI (1899), 189 et in Mem. Torr. Bot. Cl. IV (1895) 226. 


47. F. Kränzlin: Calceolariae peruv., aequat., argent. 


Calceolaria malacophylla Kränzl. n. sp. — [I. Aposecos.] Planta tener- 
rima, aquosa. Caulis pars, quae adest circ. 36 cm longa, sparsim foliata, 
internodia 7 ad 10 cm longa, caulis inferne sparsim, superne densius pilosus. 
Folia infima caulis desunt, mediana petiolata, petioli 1 ad 2,5 cm longi, 
laminae toto ambitu ovatae, trilobatae, lobis lateralibus brevibus triangulis, 
omnibus acutis, margine basi integro, ceterum brevi-dentato, dentibus inter 
se distantibus, brevibus. Folia mediana cum petiolo 8 ad 12 cm longa, 
basi 4 ad 5,5 cm lata, tenerrima, supra viridia, subglabra, subtus pallidi- 


e* 


68 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


ora, densius pilosa praesertim in nervis, suprema tantum (interfloralia) 
integra, lanceolata, acuta. Flores bini infimi in bifurcatione caulis longius 


nr Der = 


pedicellati, pedicelli ad 3 cm longi, dense glanduloso-pilosi, ceteri in dichasia « 


pauciflora dispositi. Calycis segmenta late ovata, acuta, integra, ad 7 mm 
longa, post anthesin grandescentia, 4 mm lata, dense glanduloso-pilosa. 
Corollae labium superius breve, quam calyx brevius, labium inferius mag- 
num saccatum, ut videtur inflexum. Stylus elongatus valde curvatus, de- 
flexus; corolla aurea 1,2 cm longa, 1 cm lata. — Fl. Martio. 

Bolivia: Prov. Larecaja, vicin. Sorata, Cerro Iminapi in scopulosis 


fontis »de Cacique«, in 2650 m ü. M. (Manpon n. 462 bis!) 

Der Beiname besagt nicht viel, denn alle Aposecos-Arten haben weiches Laub, aber 
der passendste Beiname »irelobata« ist schon vergeben. Diese Blattform, wie diese 
Pflanze sie hat, findet sich bei keiner bisher beschriebenen Art. Die Stelle im System 
ist wohl am besten 12b, neben C. aquatica A. Braun et Bouché; bei C. rivularıs 


Kränzl., welche auch in Betracht kommen könnte, sind die Segmente des Kelches ge- 


zähnt; bei C. Mandoniana Kränzl. (Manon n. 460) sind die Blätter kleiner, nicht ge- 
lappt und stärker gezähnt, die Blüten außerdem purpurn punktiert. Ich füge noch 
hinzu, daß Manpon n. 462 C. pinnata L. ist. 


Calceolaria Lagunae Blaneae Kränzl. in sched. — [IL Scapiflorae.] 
Caulis subterraneus ramosus, radicosus, ramos foliatos, breves emittens. 
Caules supra terram breves, circ. 1 cm longi, foliis plerumque 4 vestiti. 
Foliorum paria dense congesta 2 (rarius 3). Folia brevi-petiolata v. in 
petiolum angustata, lanceolata v. oblonga, apice obtusa, superne brevissime, 


subtus densius (praesertim in venis) pilosa, margine minute papilloso- 


fimbriata, 1,5 ad 3 cm longa, 5—7 mm lata. Scapi singuli 8—9 cm longi, 
pari 4 foliorum valde reductorum paulum infra medium praediti v. omnino 


nudi, apice flores 2 v. 3, (quorum unicus tantum bene evolutus est, duo alii 


plerumque reducti), gerentes, basi glabri, superne sensim densius papillosi. 
Calycis segmenta latissime ovata, suborbicularia, brevi-glandulosa, 2 mm 
longa et lata. Corollae labium superius calycem longe excedens, profunde 


cucullatum, antice rectilineum, retu$um, 4—5 mm altum et latum; labium 


inferius late ovatum, suborbiculare, 1 cm longum, fere 7—8 mm latum, 
orificium intrusum, margo labii inferioris inflexus. Staminum filamenta 


crassiuscula, antherae longiores, tamen in labio superiore absconditae. Co 


rolla lutea v. aurea. — Fl. Octobri. 
Argentina: Territorio del Chubut, Valle de la Laguna Blanca (75°15 
W. L., 45° 52’ S. Br. (S. Kostowsky n. 98!) 


Meine erste Bekanntschaft mit der Pflanze war wegen mangelhaften Materials 


! 


nicht zufriedenstellend und die damalige Diagnose nicht so, wie ich sie wünschte. — 


Es ist natürlich eine Art aus der unmittelbaren Verwandtschaft von C. glacialis Wedd. 


Auffällig ist hier der sehr winzige Kelch und die ziemlich große Oberlippe. Die Unter- 
lippe zeigt (abgesehen von ihrer sackförmigen Form) vorn eine schlundähnliche Ver- 


tiefung oder Höhlung. Durch die in der Regel zwei- bis dreiblütigen Dichasien, deren 


Sekundärblüten allerdings meist verkümmern, und ein gelegentlich auftretendes Paar 
winziger Blättchen am Blütenschaft bildet die Pflanze einen Übergang zu den »_Longe- 
scapae.« 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 111. 69 


Calceolaria palustris Sodiro Ms. et Kränzlin in Pflanzenreich IV. 
267 G. (1907) 27. — Corolla intense lutea, labium superius quam calycis 
segmenta brevius rotundatum, cucullatum, labium inferius cuneato-obovatum, 
descendens, deinde ascendens, labio superiori plus minus parallelum. Tota 
corolla circ. 1,8 cm longa, antice 1,2 cm lata, glabra, excepto margine 
orificii ampli sparsim ciliato. 

Bolivia: Am quelligen Waldrand eines Bergkammes bei Comarapa 
in 2600 m ü. M. (Herzoe n. 19411). 


Die Sopmoschen Originalexemplare, nach denen ich vor sechs Jahren diese Art 
publizierte, hatten keine Blumenkronen. Es freut mich, die Beschreibung derselben 
hier nachträglich beibringen zu können. 


Calceolaria Herzogiana Kränzl. n. sp. — [Sect. IV. Perfoliatae, Ser. 1.] 
Planta certe magna, flaccida, pars, quae adest, 50 cm longa. Caulis qua- 
drangulus, siccus quadrisulcatus, debilis, ubique satis dense pilosus, setis 
et pilis glandulosis intermixtis. Folia maxima longe petiolata, petioli ad 
10 cm longi, e basi rotundata suborbiculari elongato-trianguli, margine 
modice denticulati, basi (inter auriculas) 4 cm lata, laminae toto ambitu 
triangulae, basi retusae v. subcordatae, margine grosse duplicato-dentatae, 
acutae, maximae mihi visae ad 13 cm longae, basi c. 19 cm latae, textura 
molli, superne virides, sparsissime albido-pilosae, subtus pallidiores, glabri- 
usculae, in nervis tantum densius pilosae. Folia superiora magnitudine 
reducta, ceterum aequalia, suprema tantum (interfloralia) sessilia, ovato- 
‘ cordata. Inflorescentiae inter folia suprema absconditae illaque haud excedentes, 
» pauciflorae, pedicelli glanduloso-setosi, praesertim post anthesin valde elon- 
gati, 6—7 cm longi, tenues. Calycis (post anthesin aucti) segmenta ovata, 
acuminata, margine non denticulata, 1,2 cm longa, basi 8 mm lata. Corolla 
(scil. omnes mihi visae) pro planta haud magna; labium superius breve, 
. cucullatum, quam calycis segmentum brevius, labium inferius cuneato-obo- 
vatum, descendens, antice leviter rotundatum v. subretusum, medium usque 
apertum, orificio antice fere rectilineo, limbus inflexus late transverseque 
oblongus, incrassatus; totum labium inferius 1,5 cm longum, À cm latum. 
Stamina brevissima. Corolla aurea, glabra. — Fl. Aprili—Junium. 


Bolivia: In feuchten Gebiischen der Quebrada de Pocona in 3000 
bis 3300 m ü. M. (Herzog n. 2035!). 


Eine neue Art oder eine Schattenform von ©. Halliana Kränzl.? Die Pflanze ist 
nur in einem Exemplar gefunden, welches zum Glück vorzüglich gut erhalten ist. Im 
Bau der Pflanze im ganzen und den Umrissen der Blätter herrscht ©. Halliana vor, aber 
ganz abgesehen von den viel größeren Abmessungen und der spärlichen Behaarung, 
welche sich allenfalls durch einen feuchten, schattigen Standort erklären ließen, sind 
die Blüten doch zu abweichend. Die Kelchabschnitte sind durchaus ganzrandig, die 
Blumenkronen kleiner und die Öffnung der Unterlippe reicht bis zur Mitte herab und 
wiederholt im allgemeinen die Konturen der Lippe selbst. Dazu kommt, daß die Blüten- 
stände zwischen den oberen Blättern stecken bleiben, trotz der sehr langen Stiele der 
einzelnen Blüten. 


70 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 


Calceolaria rhizomatosa Kränzl. n. sp. — [Sect. V. Latifoliae Ser. 3 
Ovatae.| Rhizoma lignosum, repens, radicibus crebris obsitum, ramosum, 
caules crebros ad 20 cm altos, maxima pro parte ananthos emittens, caespiti- 
ficum. Caules tenues, ab ipsa basi brevissime griseo-pilosi, internodia 1 ad 
2 cm longa. Folia sessilia aut brevi-petiolata oblonga, lanceolata v. anguste 
ovata, acuta v. obtusiuscula, superne brevissime pilosa, subtus glabra, 
punctulata, margine remote et brevissime dentata, cum petiolo 2 mm longo 
2 ad 2,5 cm longa, 5 mm lata. Inflorescentiae furcatae, ex axillis foliorum 
superiorum paulum infra apicem orientes, pedunculi circ. 4 cm longi, pedi- 
celli 1,5 cm, omnes breviter griseo-pilosi, bracteae satis conspicuae, lanceo- 
latae. Calyx basin usque fissus, lobi late ovati, acuti, extus et intus brevi- 
pilosi, 6 mm longi, basi 2,5 cm lati. Corollae labium superius brevissi- 


mum, quam calyx brevius, labium inferius primum descendens, in fronte © 


unguis lobi descendentis pulvinari pilorum alborum instructum, deinde 
ascendens, valde inflatum. Corolla lutea, 1,6 cm longa, omnino glabra; 


stamina brevissima, loculis contiguis, labio superiori aequilongis, capsula 
semimatura ovata. 


Peru: Prov. Parinacochas, Depto. Ayacucho, bei Coracora. Grassteppe 
mit eingesprengten Bäumen in 3200 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5803!). 


Rasenbildende Calceolarien sind, wenn wir von einigen Arten der Sektion » Scapi- 
florae« absehen, bei welchen Ansätze zu einem derartigen Wuchs vorkommen, un- 
bekannt. Hier haben wir eine Art, bei welcher ein kriechendes Rhizom Verzweigungen 
unter der Erde macht, die durcheinander wachsen und blühende wie nicht blühende 
oberirdische Stämmchen treiben, genau wie bei unserem Cerastiwm arvense und sonst 
zahlreichen Caryophyllaceen. Die Pflanze hat sonst keine frappanten Züge als die Be- 
haarung in der Mündung, direkt unterhalb des Fruchtknotens. 


Calceolaria leiophylla Kränzl. n. sp. — [Sect. Latifoliae, Ser. 4 


| 
| 


Oblongae.] Caulis herbaceus, satis debilis, obscure tetragonus v. subteres, — 


distanter foliatus, brunneus, pilis articulatis glandulosis sparsim vestitus; 
internodia 9—13 cm longa. Folia petiolata, ovata, oblonga v. (suprema) 
oblongo-lanceolata, acuta, simpliciter v. (inferiora) duplicato-dentata, tenera, 
herbacea, superne sparsissime v. vix pilis minutis obsita, opace viridia, 


subtus exceptis venis glabra, pallidiora, margine minute ciliata, petioli 


tamen satis dense glanduloso-pilosi, 1,5 cm usque ad 2,5 cm longi, lami- 


nae ad 8 cm longae, basin versus ad 5 cm latae, supremae ad 6 cm lon- 


gae, 2 cm latae. Inflorescentiae bi- v. tetramerae, satis longe pedicellatae, 


superne iterum brachiatae, folia suprema excedentes, racemosae v. subum- 
bellatae, pluri- ad multiflorae. Flores in bifurcationibus pauci, ut videtur, 
semper abortivi; pedicelli necnon calyces sparsim glanduloso-pilosi. Calycis 
segmenta brevia, ovata, acuta, circ. 4mm longa, basi 2 mm lata. Corollae | 


labium superius amplum, cucullatum, calycis segmenta excedens, labium 
inferius obovatum, modice inflatum, ascendens, in tertia superiore apertum, 
jobus inflexus parvus, papillosus; tota corolla 2 cm longa, antice 4 cm lata. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern, Nr.4414. zt. 


Stamina brevissima, antherae loculi contigui. Stylus brevis, curvulus. — 
FI. exeunte Octobri. 


Bolivia: Am Bachufer einer Quebrada am Gebirgshange des Yacuiba 
(Herzog n. 1048!). 


C. bicrenata Ruiz et Pav., heterophylla Ruiz et Pav., sowie C. elliptica Wedd. 
sind alle drei nahe mit dieser Art verwandt. Ich habe einen Speziesnamen gewählt, der 
obwohl mit einer ganz kleinen Übertreibung (denn in der Tat ist eine minimale Be- 
haarung vorhanden) doch den auffälligsten Charakter zum Ausdruck bringt und in 
welchem der Unterschied mit den drei oben genannten Arten liegt. Ich könnte noch 
hinzufügen die schwach aufgeblasene Unterlippe, welche, soweit aus einer aufgeweichten 
Blüte zu erkennen war, von vorn nach hinten etwas zusammengedrückt ist. — An ein paar 
Stellen der mir zur Verfügung stehenden Exemplare fand ich zwischen den Drüsen- 
haaren des Stengels festgeklemmte Leichen kleiner Insekten, eine Diptere und eine 
Aphide: Es wäre von Interesse, wenn einmal an Ort und Stelle Beobachtungen angestellt 
würden, ob es sich um zufällige Unglücksfälle handelt oder ob die Pflanze unter Um- 
ständen insectivor sein kann. 


Calceolaria rhacodes Kränzl. n. sp. — [Sect. V. Latifoliae, Ser. 5 
Lamufoliae.| Frutex 50 cm altus, rami strictissimi, validi, cortice firmo 
(nec fragili), sordide violaceo tecti, inferne glabri, apicem versus sparse pilosi, 
internodia infima 8 cm longa, mediana et superiora sensim breviora. Folia 
infima subsessilia, mediana et superiora petiolata, e basi subcordata toto 
ambitu late ovato-oblonga, utrinque 5- v. (rarius) 7-loba, lobis acutis plus 
minus dentatis, petioli 1 ad 2 cm longi, dense albido-pilosi, laminae 
superne subglabrae, v. sparse pilosae, subtus dense pilosae, praesertim 
secus nervos, maximae ad 5 cm longae, 4 cm latae, superiora haud mul- 
to, interfloralia bene minora. Inflorescentiae folia haud multum excedentes, 
ramis inferioribus saepius arcuatim ascendentibus, supra corymbosae, ramis 
denique in dichasia 3- ad 5-flora exeuntibus, bracteae ramulorum foliaceae, 
florales nullae, pedicelli tenues ipsi et calyces dense glanduloso-pilosi, 1 ad 
1,5 cm longi. Calyx basin usque fissus, lobis ovatis obtuse acutatis, glan- 
duloso-pilosis, 6 mm longis. Corollae labium superius brevi-cucullatum, 
calyce brevius, labium inferius descendens, deinde leviter ascendens, ample 
saccatum, a fronte visum fere orbiculare, orificium obovatum, lobus infle- 
xus fere ad dimidium sacci descendens, pars papillosa brevis, fere in mar- 
ginem reducta; tota corolla minute glanduloso-pilosa, labium inferius 1,6 
ad 1,8 cm longum, 1,2 cm amplum. Stamina brevissima, antherae loculi 
contigui (neque angulum formantes). Stylus paulo longior, incurvus. Corolla 
sulphurea, unicolor. — Fl. Maio. 


Peru: Prov. Parinacochas, Dpto. Ayacucho, bei Coracora. Grassteppe 
mit eingestreuten Sträuchern in 3200 m ü. M. (WEBERBAUER n. 5809!). 

Ich habe die griechische Übersetzung von »lobata« gewählt (paxwdns), um die 
Ähnlichkeit mit ©. lobata Cav. anzudeuten. — Es ist eine in allen Teilen größere 
Pflanze mit Blättern, die sogar entfernt an die von C. petioalaris Cav. erinnern. Die 
Blütenstände sind überaus reichblütig und das ganze Gewächs üppiger als je ein Garten- 
exemplar von C. lobata. 


RE Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


Calceolaria ramosissima Kränzl. n. sp. — [Sect. VI Rugosae, Ser. 2 
Corymbiflorae.| Frutex 50 cm altus, ramosissimus, dense foliatus, inferne 
cortice fragili, glabro cinnamomeo, superne fusco tectus, fere ubique albido- 
v. griseo-pilosus, internodia in ramis principalibus et floriferis ultra 4 cm, 
in ramulis ultimi ordinis saepe 2 mm longa. Folia sessilia, lanceolata, 
margine valde revoluto angustiora apparentia, subcoriacea, firma, margine 
revoluto crenulata, remote dentata, apice obtusa, superne glabra, nervis 
profunde insculptis, subtus dense villosa, nervis valde prominentibus, maxima 
4 cm longa, 6 ad 7 mm lata, saepius et praecipue in ramulis ultimis multo 
minora. Inflorescentiae folia excedentes, corymbosae v. brevi-paniculatae, 
racemis paucifloris dichasialibus compositae, pedunculi pedicellique necnon 
calyces dense albido-pilosi, pilis articulatis, bracteae omnino foliaceae, supra 
et subtus pilosae, lanceolatae. Calyx profunde fissus, lobis ovatis, acutis 
fere basin usque liberis, 7 mm longus, lobi basi 3 mm lati. Corollae labium 
superius breve, calycis lobis brevius, labium inferius magnum obovatum, 
subglobosum, valde inflatum, leviter ascendens; lobus inflexus antice retu- 
sus, leviter repandus, antice dense papillosus. Stamina brevissima, labium 
superius breve non excedentia; stylus brevis; corolla 1,3 cm longa, antice 
fere 4 cm lata, rubiginosa. — FI. Maio. 

Peru: Zwischen Chaviña und Coracora, Dpto. Ayacucho, Prov. Parina- 
cochas (15° 10’ S. Br.). Grassteppe mit eingestreuten Sträuchern in 3100 m 
ü. M. (WEBERBAUER, Ser. 2 n. 5788). 


Eine schwierig zu definierende Art, welche sich trotz unzweifelhafter Anklänge an 
C. ascendens Lindl, coquimbensis Kränzl. und andere Arten des chilenischen Gebietes 
mit keiner der dortigen Arten gut vereinigen läßt; auch nicht mit C. sessilis Ruiz et 
Pav. und der jüngsten dieser Arten C. fallax Kränzl. Die Merkmale stimmen in ihrer 
Gesamtheit nirgends. Es ist ein dicht und stark verzweigter Busch mit augenscheinlich 
dunklem, ziemlich hartem Laub und braunroten Blüten. Diese Farbe ist bei wild- 
wachsenden Calceolarien bisher selten beobachtet, so häufig sie auch bei Gartenformen 
vorkommt. 


Calceolaria millefoliata Kränzl. n. sp. — [Sect. VII Parvifoliae, Ser. 2 
Crenatifoliae). Frutex ad 50 cm altus, ramosissimus, cortice rimoso in- 
ferne glabrescente, superne glanduloso-piloso vestitus. Folia opposita, numero- 
sissima, petiolata, penta- v. heptadactyla, lobis obtusis, petioli rubelli, vix 
1,5 mm longi, lamina utplurimum 5 mm longa, 4 mm lata, superne et 
subtus dense albido-pilosa, margine saepius adeo revoluto, ut lobi teretes, 
sulcati appareant. Flores in apice caulis v. ramorum principalium, ramulis 
plurimis ananthis, singuli v. in dichasia pauciflora dispositi, pedicelli tenues, 


densius pilosi, À ad 2,5 cm longi. Calycis lobi ovati, acuti, 4,5 ad 5 mm- 


longi, basi 2 mm lati. Corollae labium superius minutum, cucullatum, calyce 
brevius, labium inferius leviter ascendens, ample saccatum, orificium trans- 
versum, duplo latius quam longum. Stamina perbrevia, in labio superiore 
abscondita; tota corolla glabra, aurantiaca, 1,5 cm longa (1,2 cm labium 
inferius), À cm lata. Stylus perbrevis. — FI. Maio. 


x 
u. ART o §-08 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 141. 13 


Peru: Hochebene zwischen den pazifischen Flüssen Rio de Lomas 
und Rio Yauca (15° 40’—15°20’ S. Br.) Lockere Xerophytenformation, | 
hauptsächlich bestehend aus Cacteen, kleinen regengrünen Sträuchern, Halb- 
sträuchern und einjährigen Kräutern (WEBERBAUER 2. Ser. n. 5770!). 

Die Pflanze gehört in die Verwandtschaft von C, inaudita Kränzl., bartsüfolia 

- Wedd. und cunerformis Ruiz et Pay. als ältester Art; aber die Blätter sind minimal, 
kaum größer als die von C. inaudita, nur daß sie in der Form sich mehr denen von 
C. cuneiformis nähern. Die Blüten stehen in der Regel in wenigblütigen Trugdolden, 

sie sind »orangerot«, was bei Calceolaria keine häufige Farbe ist. 

: Calceolaria santolinoides Kränzl. n. sp. — (Sect. VII Parvifoliae 

Ser. 2 Crenatifoliae.| Fruticulus parvus. Caulis plerumque simplex, utpluri- 
mum 25 cm altus, cortice pallide brunneo tectus, basi sparse puberulus, 
superne dense villosus, pilis omnibus albis v. pallide luteis. Folia densa, 
numerosa, sessilia, toto ambitu linearia, caulina 1,3 cm longa, illa ramu- 

lorum vix 6 mm longa, omnia utplurimum 1,5 mm lata, bullata (bullis 
utrinque 5—7) margine quinquies v. septies crenata, margine revoluto valde 
convexa, superne et subtus dense setoso-pilosa; tota planta Santolinae 

) cujusdam faciem in memoriam revocante. Flores in dichasia pauciflora 

apicalia dispositi, interdum longius (1 —2 cm) pedicellati, inter minores generis. 

Calyx intus et extus densissime pilosus, lobi late ovati, obtusi, 3,5—4 mm 

longi et lati, fere suborbiculares. Corolla extus densissime pilosa, labium 
superius quam calyx brevius, rotundatum, brevi-cucullatum, labium inferius 
ex ungue tenui triangulum, antice retusum, fere rectangulum, orificium 
in dimidio superiore labii triangulum; lobus intermedius inflexus, magnus, 
in labii saccum profunde descendens, antice subretusus v. leviter crena- 
tus, totum labellum 7—8 mm longum, antice 8 mm latum. Stamina bre- 

- via, antherae e labio superiore exsertae, valde dehiscentes. Stylus brevis, 

_ deflexus. 

Argentina: Prov. de Jujuy (Region de la Puna) Dpto. de Sta. Cata- 

lina in 3400—4300 m ü. M. Cuesta entre Sta. Catalina et Rio S. Juan. 
(leg. F. CLaren ex F. Kurtz herb. Argentinum n. 11573!) und La Rinconada 

. (F. CLAREN ex F. Kurrz herb. Argent. n. 11346!). — Salitre pr. Yavi (Fries 

 n. 1052). 

Diese Pflanze ist von Prof. F. Kurrz als C. teucrioides Griseb. verteilt, von Dr. Ros. 

- Fries als ©. bartsiifolia Wedd. angesehen worden. Mit der ersten von beiden hat sie 

schlechterdings gar keine Ahnlichkeit, mit der zweiten immerhin einige und wenigstens 
ist die-nähere Verwandtschaft richtig gekennzeichnet. Der Vergleich, dessen ich mich 

- bei der Prägung des Speziesnamens bediente, ist der einzig mögliche; die Blätter gleichen 

_ absolut denen von Santolina Chamaecyparissus. Auffallend ist ferner der große nach 


innen geschlagene Lappen der Unterlippe und die dichte, fast pelzige Behaarung der 
_ ganzen Blüte. 


| Calceolaria sparsiflora Kunze in Linnaea XXIV (1851) 228; Kränzl. 
in Pfizreich. IV, 257 C. (1907) 94. — [Sect. VIII Parvifoliae.) Fruticulus 
| parvus (pars, quae adest, circ. 20 cm longa) pauciramosus, cortice brunneo 
brevi-glanduloso-piloso tectus, obscure angulatus, internodia 2 cm longa. 


” 


74. Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


Folia toto ambitu oblonga, paucidentata, basin versus integra, apice obtuse 
acutata, subsessilia v. brevi-petiolata, superne rugulosa, opaca, vix pilosa, 
subtus albida, in venis longius ceterum brevi-pilosa, maxima 2,5 cm longa, 
6 mm lata, illa ramulorum et subfloralia multo minora. Flores in dichasia 
pauciflora, brevi-pedicellata dispositi, pedicelli brunnei, 1 cm longi, glandu- 
loso-pilosi. Galycis segmenta late ovata, obtusa, extus et intus minute glandu- 
loso-pilosa, 5 mm longa, 4 mm lata. Corollae labium superius brevissimum, 
rotundatum, quam calycis segmenta brevius, labium inferius magnum, 
inflatum, inflexum, medium fere usque apertum, lobus intermedius in- 
flexus magnus, rectangulus, margine anteriore crasse callosus; tota corolla 
minute puberula, toto ambitu plus minus globosa, 1,2 cm longa, antice 
1 cm lata. 

Peru: Cochabamba (Appelius). Nach Herbarmaterial des Riksmuseets 
zu Stockholm. | 

Als ich vor sechs Jahren die Monographie der Calceolarien für das Pflanzenreich 
bearbeitete, kannte ich die Pflanze nicht und war genötigt, die Originaldiagnose wörtlich 
abzuschreiben. Es ist auffallend, daß das Stockholmer Exemplar Berliner Herkunft ist 
und daß die Pflanze sich in Berlin weder im Garten noch im Herbar findet. Es ist 
ferner überraschend, daß die Pflanze, welche aus dem Distrikt von Cochabamba stammen 
soll, in den neueren sehr reichen Sammlungen, die wir aus Peru erhielten, nicht ent- 
halten ist. 

Calceolaria excelsior Kränzl. n.sp. — [Sect. X Flexuosae, Ser.2 Ramo- 
sissimae.| Frutex volubilis, alte scandens. Caulis haud crassus, cortice 
cinnamomeo longe vulpino-piloso, partim fragili tectus; internodia 10— 
15 cm longa, suprema tantum breviora. Ramuli breves, crebri, deflexi 
v. ascendentes, vario modo curvati. Folia caulis v. ramorum primi ordinis 
mihi non visa, certe mox decidua, illa ramulorum brevissime petiolata v. 
subsessilia, ovata, obtuse acutata v. obtusa, crenata, supra profunde 
rugulosa, pilis articulatis satis dense obsita, subtus densissime albido- 
villosa, maxima mihi visa 2,5 cm longa, 1 cm lata, illa ramulorum et 
interfloralia multo minora. Flores plerumque terni, pedicelli lateralium» 
curvuli, omnes medio prophyllis 2 minutis praediti, densissime vulpino- 
pilosi, 3 cm longi. Calycis segmenta late ovata, obtusa, intus pilosa, extus 
densissime villosa, margine densius fimbriata, 6 mm longa, basi fere 3 mm 
lata. Corolla inter maximas generis, toto ambitu late oblonga, circ. 4 cm» 
(3,8 cm) longa, labium inferius 3 cm longum, 2,2 cm latum, labium supe- 
rius 8—10 mm longum, 1,5 cm latum, orificium fere rectangulum, limbus. 
inflexus labii inferioris crassus, fere callosus, tota corolla aurea, extus 
minutissime, intus dense pilosa, praesertim in callo labii inferioris. Fila- 
menta brevissima, antherae multo longiores, loculis contiguis; stylus crassius- 


culus, deflexus. — Fl. exeunte Maio. ; 

Peru: Prov. Huanta, Dpt. Ayacucho. Weg von Tambo über Osno 
zum Flusse Apurimac. — Kleine Strauchgruppen in der Grassteppe, in 
3500—3600 m ü. M. — Anscheinend windend (WEBERBAUER n. 55761). M 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 75 


Sehr nahe der © Atahualpae Kränzl, Die Blätter sind aber noch kleiner und viel 
dichter behaart. Die Behaarung hat die Farbe, welche wir meist als fuchsig bezeichnen. 
Gegen die ungemein winzigen Blätter kontrastieren, und zwar noch schärfer als bei 
©. Atahualpae, die auffallend großen Blüten, welche zumal im Innern sehr stark be- 
haart sind. 


Calceolaria ajugoides Kränzl. n. sp. — (Sect. XII Verticillatae.] Frutex 
50 cm altus. Rami curvati, ascendentes, sordide rubri, ubique (etiam superne) 
sparsissime pilosi, internodia 2,5 ad 5 cm longa. Folia plerumque terna, 
brevi-petiolata, petiolis basi dilatatis coalitis, lanceolata, superne saepius 
linearia, plerumque paucidentata, superiora quaeque integra, maxima 
2,5 cm longa, 4 mm lata, supra sparse pilosa, in petiolis et praesertim 
subtus dense albido-pilosa, ramuli ex axilla quaque orientes, dense foliati, 
foliis linearibus parvis obsiti. Inflorescentia praelonga (in specimine uno 
42 cm longo 21 cm longa, in ramulis ultra dimidium longae), rami pleri- 
que terni, supremi oppositi, breves, semel tantum brachiati, in dichasia typica 
exeuntes, bracteae lineares, pedunculi, pedicelli, calyces satis dense albido- 
pilosi. Calyces basin usque fissi, segmenta ovata, acuta, 3,5 mm longa, 
basi I mm lata. Corollae labium superius fere in annulum teretem brevissi- 
mum reductum, labii inferioris unguis linearis, descendens, in saccum 
oblongum, satis amplum, obovatum dilatatum, margo haud profunde in- 
flexus, satis angustus, papillosus, tota corolla 2 cm longa, cujus longitudinis 
labium superius vix 2 mm occupat, antice 1,2 cm lata (lobulata?), lutea, 
ubique minute pilosa. Stamina brevissima, labium superius ipsum perbreve 
vix excedentia; stylus brevis, incurvus. — FI. Maio. 

Peru: Hochebene zwischen den Flüssen Rio de Lomas und Rio 
Yauca (15°10’—20’ S. Br... — Trockene Xerophytenformation, haupt- 
sächlich bestehend aus Cacteen, kleinen regengrünen Sträuchern, Halb- 


sträuchern und einjährigen Kräutern, in 3000 m ü. M. (Wesrrsauer n. 5765). 


Sehr kurze Oberlippen sind bei Calceolaria nicht selten; hier ist die Lippe aber 
auf einen schmalen Ring reduziert, welcher gerade noch die Ansatzstelle für die Stamina 
bietet. — Die Pflanze erinnert stark an C. thyrsiflora Grah., steht aber sonst C. {erni- 
flora am nächsten; von beiden Arten ist sie hinlänglich verschieden. 


18. A. Cogniaux: Cucurbitaceae andinae, 


Apodanthera eriocalyx Cogn. n. sp. — Monoica; foliis breviter 
petiolatis, tenuiter membranaceis, ambitu suborbicularibus, supra glabris et 


_ scabriusculis, subtus brevissime denseque tomentosis, saepius circiter usque 


ad medium 3—5-lobatis, lobis late ovatis vel triangularibus, saepius acutis, 
undulato-lobulatis; cirrhis valde inaequaliter bifidis; racemis masculis folio 
circiter aequilongis, apice subcapitato -plurifloris; pedicellis dense lanatis; 
calyce longe denseque lanato, tubo cylindraceo, lobis linearibus, tubo triplo 
brevioribus; petalis apice subtruncatis, intus glabris, extus tomentosis. 


Herba repens, ramis gracilibus, angulato-sulcatis. Foliorum petiolus gracilis, 
striatus, leviter pubescens, 1—2 cm longus; limbus supra intense viridis, subtus cinereus, 


76 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbtichern. Nr, 444. 


8—16 cm longus latusque; sinus basilaris profundus, saepius angustus. Cirrhi graciles, 
glabri vel leviter puberuli. Pedunculus communis masculus gracilis, pilosulus, 8—15 cm 
longus; pedicelli 4—7 mm longi. Calyx cinereo-canescens, tubo 12—44 mm longo, 
21/, mm crasso, lobis 4 mm longis. Petala lutea, erecta, anguste obovato-subquadran- 
gula, intus glabra, extus tomentosa, 5 mm longa. Antherae lineares, inappendiculatae, 
leviter cohaerentes, 6 mm longae. Pedunculus femineus gracilis, subglaber, 1/2—92 cm 
longus. Fructus ovoideus, laevis, 4 cm longus. Semina 5 mm longa, 31/ mm lata. — 
Affinis A. Mandoni Cogn. 


Peru: In montibus prope Station Chosica, alt. 1900—2000 m (WeEBER- 
BAUER n. 5343 — m. Aprili fl. et fr.). 


Gurania spinulosa Cogn. var. glabrata Cogn. (var. n.). — Rami petioli 
pedunculique primum brevissime puberuli demum glabri. Folia adulta 
utrinque brevissime sparseque pilosula. Calyx brevissime tomentosus. 

Peru: ad viam a Tambo ad Osno secus flum. Apurimac, alt. 1800 m 
(WEBERBAVER N. 5606 — m. Junio fl.) — Etiam in Ecuador in sylvis tro- 
picis prope Angamarca et secus flum. Pilaton (Sopıro n. 577b et 577b*). 


19. R. Muschler: Compositae peruv. et boliv. Il. 


Mikania carnosa Muschler n. sp.; frutex scandens, corymbosus, vo- 
lubilis. Caules sulcato-striati, saepe torti, virescentes vel sordide purpuras- 
centes, juventute pilis minimis subsericeis simplicibus subdense vel sparsim 
obtecti, dein mox glabratuli vel glaberrimi. Folia opposita (internodiis 
inter foliorum paria in specimine usque ad 5—8 cm longis), breviter petio- 
lata (petiolis usque ad 0,5—0,75 cm longis vel raro longioribus, supra 
concavis, subtus convexis, juventute leviter puberulis dein mox glaberrimis, 
basi non stipulatis), ovato-lanceolata vel rarissime in parte caulis inferiore 
lanceolata, acuminata, breviter mucronulata, basi et summo apice sub- 
integris exceptis margine ubique creberrime irregulariter dentata (dentibus 
1/9—%/4 mm altis, 411/,—21/, mm inter se distantibus, submucronulatis), 
membranaceo-carnosa vel carnosa, supra juventute scabriuscula, subtus 
puberula, dein mox utrinque glaberrima, plerumque triplinervia (nervis 
lateralibus 2 ex ima basi cuneata nascentibus ceteris crassioribus et lon- 
gioribus usque ultra medium percurrentibus repetito-furcatis), inter nervos 
laterales anastomosibus subparallelis conjunctos reticulato-venosa venulosa- 
que; laminae foliorum maximorum in specimine circa 31/2 —4 cm longae, 
3/4—1 cm latae. Capitula apice ramorum ramulorumque dense cymoso- 
corymbosa, pedunculata (pedunculis vix ultra 51/,—6 mm longis, juventute 
pilis minimis subsquamiformibus sparsim obtectis dein mox glaberrimis, 
sulcato-angulatis, viridibus vel sordide purpurascentibus, bracteolis lineari- 
subulatis usque ad 21/,—3 mm longis glaberrimis acutis fulcratis); involucri 
cylindrici squamae usque ad 41/,—5 mm longae, 1—411/, mm latae, ob- 
tusiusculae vel plerumque acutiusculae, virides vel sordide purpurascentes, 
ima basi trinerviae (nervis plerumque repetito - furcatis), superne pluri- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441, 14 


nerviae, ad apicem versus ramis anastomosantibus subreticulatae, margine 
subhyalino-scarioso ad apicem versus tenuiter subciliatae, ceterum gla- 
berrimae ac plerumque nitentes. Corollae circa 7'/,—8 mm longae (ex 
scheda pallido-flavae); tubulus e parte basi parum bulboso-incrassata cy- 
lindrica circa 2!/; mm longa in partem latiuscule infundibuliformem circa 
4 mm longam ampliatus; limbi laciniae oblongae, acutiusculae, circa 31/, mm 
longae, circa 4/; mm latae. Styli rami circa 6—6!/, mm longi, apice sub- 
incrassati. Pappi setae circa 80—90, lutescenti-albidae, circa 5 mm longae, 
apice non incrassatae. Achaenia 41/,;—5 mm longa, angulata, glaberrima. 

Peruvia: Via inter Tambo et Osno ad Apurimac flumen in Departi- 
mento Ayacucho, provincia Huanta, in fruticetis, 2700—3000 m s.m. (WesBer- 
BAUER n. 9645 — florens 7. Junii 1940). 

Species M. Fiebrigi Hieron. (synon. Mikania saltensis var. stipulata Hieron.) 
certe affinis, differt foliis duplo vel triplo minoribus, glaberrimis ac involucri squamis 
glaberrimis. 

Tagetes integrifolia Muschler n. sp.; herba annua usque ad À m 
alta. Caules complures ramosi. Rami striatulo-angulati, glaberrimi, flavo- 
virides. Folia glabra vel plerumque glaberrima, integra nec pinnatifida, 
longe petiolata (petiolis tenuibus 4/,—1/, mm crassis, 2—21/, cm longis, 
horizontaliter patentibus vel erectis, supra subcanaliculatis), opposita in 
parte caulis inferiore, in parte superiore plerumque alterna, ovato-lanceo- 
lata vel plerumque ovata vel rarius ovato-rotundata, apice obtusa, inter- 
dum submucronulata (mucrone tenui, vix 1—11/; mm longo), apicem versus 
sensim angustata, integerrima vel margine subrepanda, utrinque juventute 
pilis minimis albidis simplicibus unicellularibus sparsim obtecta dein mox 
glaberrima, penninervia (nervis lateralibus crassioribus), inter nervos late- 
rales tenuiter reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque supra sub- 
immersis, subtus parum prominulis); laminae maximae 31/,—4 cm longae, 
1/,—1 cm latae. Capitula pro genere majuscula apice ramulorum solitaria, 
pedunculata (pedunculis satis crassis et infra capitulum multo incrassatis, 
41/, 5 cm longis, glaberrimis); involueri cylindracei squamae circa 4—-5, 
lineari-lanceolatae vel lanceolatae, 1—11/, cm longae, 2—31/; mm latae, 
obscure virides, nitidulae, coriaceae, glaberrimae, 2—3-nervatae. Flores 
25—28. Flores feminei nulli vel 1—2, ligula brevis, circa 2 mm longa. 
Flores ceteri hermaphroditi, tubulosi. Corollae circa 3—41/,; mm longae; 
limbus paulo ampliatus apice 5-fidus. Pappi setae subcoriaceae, stramineae, 
flavido-albae. Achaenia glabra, cylindracea, 8—10 mm longa. 

Peruvia: Supra San Bartolomé, in declivibus ad viam ferream inter 
Limam et Oroyam; formatio laxa xerophytica cactaceis fruticibusque mixta, 
1500—1800 m s. m. (WEBERBAUER n. 5259 — florens 27. Martii 1910) — 
Prope Cocachacra, in declivibus, 1300—1400 m s. m. (WEBERBAUER n. 5263 
— 27. Martii 1910). — Supra San Bartolomé, 1500—1800 m s. m. (Weger- 
BAUER n. 5260 — fructif. 27. Martii 1910). 


Ab aliis speciebus peruvianis differt primo visu foliis integris. 


78 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


Liabum asperifolium Muschler n. sp.; (§ Paranephelius) humile, 
herbaceum, acaule. Folia dense vel densissime rosulata, ovata vel inter- 
dum rotundato-ovata, apice acutiuscula vel plerumque obtusiuscula, basi 
cuneata integra excepta grosse dentata (dentibus mucronatis, circa 2— 
3 mm altis, 2—8 mm distantibus) vel lobato-dentata, in petiolum vix 0,75 cm 
longum sensim angustata, subtus niveo-tomentosa, supra obscure luteo- 
viridia, parce hirta (pilis satis longis subduris plerumque recurvatis uni- 
cellularibus albidis), penninervia (nervis lateralibus crassioribus 6—9), inter 
nervos laterales parce reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque 
subtus tomento indutis vix conspicuis, supra vix prominulis et in foliis 
vetustioribus in sulculis parum immersis indeque foliis vetustioribus sub- 
bullatis); laminae maximae circa 8 cm longae, 4 cm infra medium latae. 
Capitula solitaria vel rarissime bina inter rosulam foliorum sessilia; invo- 
lucri late campanulati squamae circa 25—30, circa 3—4-seriatae, omnes 
acutissimae, herbaceae, dorso arachnoideae, interiores lineares vel lineari- 
lanceolatae, circa 15—17 mm longae, 1—2,5 mm latae, exteriores sensim 
decrescentes, latiores, usque ad 3,5 mm latae. Flores ligulati feminei radii 
numerosi (in capitulo examinato 40). Corollae circa 5 cm longae; tubulus 
circa 43 mm longus, parce glanduloso-villosus; ligula circa 4 cm longa, 
lineari-lanceolata, dorso parce glanduloso-villosa, 4-nervia, apice truncato- 
tridenticulata. Stylus circa 3 cm longus, ramis circa 5—6 mm longis in- 
clusis. Flores hermaphroditi tubulosi disci numerosi. Corollae usque ad 
2,5 em longae; tubulus glaber circa 2 cm longus; limbus villis paucis 
eglandulosis conspersus, circa 0,75 cm longus, laciniis 3—31/, cm longis 
lineari - lanceolatis vel interdum lanceolatis acutissimis inclusis. Stylus 
21/, cm longus, ramis circa 5 mm longis inclusis. Antherae vix 3 mm 
longae. Pappi setae circa 70, rufae, circa 20 mm longae. Achaenia valde 
immatura circa 2mm longa, glabra vel basi pilis paucis minimis sim- 
plicibus unicellularibus albidis conspersa. 

Bolivia: Calderillo (Fresria n. 3538. — Specimina florig. fructifera- 
que — 22. Mart. 1904) — Calderillo: in declivibus, 3000—3500 m s. m. 
(Fiesricg n. 3163. — Specimina florigera — 23. Mart. 1904). 

Species differt a L. Jelskii Hieron. cui habitu similis, foliis latioribus lobato- 
dentatis lobis mucronato-denticulatis supra villis minoribus obtectis. 

Liabum Weberbaueri Muschler n. sp.; ($ Chrysactinium) suffruti- 
culosum, caespitosum; caules basi saepe decumbentes, superne ascendentes, 
ramosi, usque ad 10—15 cm longi (scapis exclusis), juventute niveo-tomen- 
tosi, denique cano-tomentosi, teretes, striatulo-sulcati. Folia opposita infra 
scapum saepe valde approximata, rarissime rosulata (internodiis ceterum 
in partibus elongatis caulium ramulorumque usque ad 4—5 cm longis), 
ovato-oblonga vel plerumque ovata, apice acuta, in partem inferiorem an- 
gustam vel petiolum alatum angustata, vaginata (vaginis amplexicaulibus, 
invicem connatis), auriculata (auriculis parvis ovato-lanceolatis), margine 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 79 


subintegra vel apicem versus plerumque subdenticulata (denticulis minimis 
0,5 mm altis, 3—5 mm inter se distantibus, mucronulatis), subcoriacea, 
subtus dense vel densissime et adpresse niveo-tomentosa, supra juventute 
arachnoideo-tomentosa, denique glabrata, subtriplinervia (nervis lateralibus 2 
supra basin partis superioris laminae nascescentibus, ceteris parum con- 
spicuis crassioribus, nervis supra immersis, subtus vix prominulis); folia 
maxima in speciminibus 5 cm longa (parte superiore oblongo-ovata vel 


lamina circa 31/, cm longa, usque ad 2 cm lata; parte inferiore cuneata 


vel petiolo alato circa 1,5 cm longa). Scapi 15—25 cm longi, ex axillis 
foliorum supremorum nascentes, teretes, densissime arachnoideo-tomentosi 
et apicem versus parce villosuli. Capitula apice scaporum 3 vel 4; in- 
volucri late campanulati squamae circa 60—65; interiores circa 8 mm 
longae, circa 1,5 mm latae, acutissimae, spinuloso-mucronulatae, mucrone 
fuscescente excepto pallide brunneae, rarissime basin versus purpurascentes, 
scariosae, I-nerviae, dorso parce arachnoideae, margine integerrimae; ceterae 
sensim decrescentes et parum latiores, mediae basin versus saepe purpu- 


_rascentes, obscurius virides, ceterum interioribus similes; extimae 2—3 mm 


longae, triangulari-lanceolatae, circa 0,75 mm latae. Flores feminei radii 
in capitulo examinato circa 40. Corollae luteae circa 15 mm longae; tubulus 
subsetuloso-villosus, 21/, mm longus; ligula circa 18 mm longa, circa 1,5 mm 
lata, 4-nervia, basi dorso parce setuloso-villosa, apice subtruncato-tri- 
denticulata. Stylus circa 5 mm longus, ramis 1 mm longis inclusis. Flores 
hermaphroditi disci aurei numerosi. Corollae circa 6 mm longae; tubulus 
ubique subsetuloso-villosus, circa 3 mm longus; limbus basi subsetuloso- 
villosus, circa 3 mm longus, profunde 5-fidus; laciniae fere 1 mm longae, 
lanceolatae, submucronulatae, acutiusculae Stylus circa 7 mm _ longus, 
ramis 1/2 mm longis inclusis. Antherae circa 2 mm longae. Pappi setae 
circa 50, niveo-albidae, apice subincrassatae, circa 3 mm longae. Achaenia 
valde immatura, brunnea, leviter pilosa. : 


Peruvia: Infra Hacienda La Tahoma prope Hualgayoc in departimento 
Cajamarca. Formatio aperta herbis fruticetisque mixta, 2600 m s. m. 


(WEBERBAUER n. 4046 — flor. ac fructif. 15. Maii 1904). 

Species affinis LL. wmbellato (L.) Sch. Bip. [= L. Brownee (Kth.) Cass.] habituque 
similis differt foliis non rosulatis, basi auriculatis amplexicaulibus ac capitulis majoribus, 
L. grandifloro (Kth.) Less. foliis et habitu valde similis differt capitulis multo minoribus 
brevius pedunculatis. 


Liabum vaginans Muschler n. sp.; ($ Andromachia) frutex usque 
ad 1 m altus. Rami subteretes, obsolete substriato-sulcatuli, fusco-arach- 
noidei (in speciminibus 2—4 mm diametro). Folia opposita (internodiis in 
speciminibus saepe usque ad 4—5 cm longis); laminae e parte cuneata 
basali vel petiolo alato circa 1—2 cm longae, basi circa 5 mm latae, infra 
laminam superiorem usque ad 3 vel 4 cm latae ovatae vel oblongo-ovatae, 


 acutiusculae vel obtusiusculae, margine minute et irregulariter dentato- 


80 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


crenulatae (dentibus vix 0,75 mm altis, 2—3 mm inter se distantibus), 
chartaceae, pulcherrime bullato-rugosae, supra obscure viridi-brunneae, 
pilis minimis albidis unicellularibus simplicibus plus minus dense obtectae, 
subtus densissime cano-arachnoideo-tomentosae, penninerviae (nervis late- 
ralibus crassioribus in utraque dimidia parte circa 6—-7, subtus prominulis, 
supra immersis), inter nervos laterales reticulato-venosae venulosaeque 
(venis venulisque subtus parum prominulis, supra inter areolas subbullatas 
vix conspicuis); laminae maximae in speciminibus parte inferiore cuneata 
vaginante inclusa circa 10 cm longae, 31/.—4 cm latae. Inflorescentiae 
late corymbosae, ramosae, polycephalae. Capitula in ramulis ultimis 1—3 
pedunculata (pedunculis tenuibus, erectis vel rarissime subnutantibus, circa 
4 mm crassis, 3/,—4 cm longis, ut pedunculi seu rami inflorescentiarum 
partialium cano-arachnoideis); involucri campanulati squamae circa 25—30, 
circa sub-5-seriatae; interiores 2 mm longae, circa 1/, mm latae, lineari- 
lanceolatae, acutae, scariosae, uninerviae, brunescentes, margine integerrimae, 
dorso glandulosae et parce arachnoideae; exteriores sensim decrescentes, 
similes, sed margine sublaciniato-ciliatae; extimae triangulari-lanceolatae. 
Flores circa 30, radii 3—5 inclusi. Corollae florum femineorum radii 
circa 5—51/, mm longae; tubulus glandulosus, circa 2 mm longus; ligula 
dorso glandulis minimis conspersa, apice truncato 3—4-dentata, 4—5- 
nervia, circa 3 mm longa, 4 mm lata. Stylus vix satis evolutus ligulas 
aequans; rami 2 mm longi. Corollae florum hermaphroditorum disci circa 
4 mm longae, subglandulosae, tubulus in limbum vix ampliatum transiens; . 
laciniae elongato-triangulares, acutae, circa 1 mm longae. Stylus ramis 
circa À mm longis. Antherae circa 2—3 mm longae. Pappi setae circa 
36—40, lutescenti-albidae; interiores circa 22—25 usque ad 4 cm longae; 
exteriores 18—20 vix 1 mm longae. Achaenia valde immatura, circa 
4 mm longa, brunneo-nigra, glandulis sessilibus conspersa. 


Peruvia: In valle Rio Pincos fluvii secundarii Rio Pampas fluminis 
in Departimento Apurimac (Provincia Andahuaylas). Formatio laxa plantis 
humilibus ephemeris praesertim graminibus et fruticibus mixtis, 2400— 
2500 m s. m. (WEBERBAUER n. 5868 — florens mense Junio 1911). | 

Species L. pseudosalvitfolio Hieron. proxime affinis, differt foliis majoribus, latiori- 
bus basi vaginantibus, involucris brevioribus, squamis intimis margine haud sub- 
laciniato-ciliatis. 

Liabum vernonioides Muschler n. sp.; ($ Andromachia) frutex | 
parvus, 50 cm altus (ex cl. WeserBauer) Rami teretes, obsolete sub- 
striato-sulcatuli, peridermate purpureo-nigro vel ochraceo obtecti, in speci- 
minibus usque ad 4—5 mm crassi, subdense ramosi, juventute dense hirto-— 
pubescentes, dein subglabrati. Folia opposita (internodiis usque ad 3—4 cm 
longis), oblongo-ovata vel interdum ovato-lanceolata, basin versus in pe- 
tiolum brevissimum subulatum angustata, acuta, margine minute et irregu- 
lariter dentato-crenulata (dentibus 1/, mm altis, 1—2 mm inter se distan- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 81 


tibus), chartacea, plerumque bullato-rugosa, supra brunnea (in sicco), gla- 


 berrima vel rarissime pilis albidis satis longis sparsissime obtecta, subtus 


dense cano-arachnoideo-tomentosa, penninervia (nervis lateralibus crassioribus 
in utraque dimidia parte circa 8—9 subtus prominulis), inter nervos late- 
rales reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque subtus parum pro- 
minulis supra inter areolas bullatas vix conspicuis); laminae maximae in 
specimine parte inferiore cuneata inclusa circa 4—5 cm longae, 11/,;—2 cm 


_latae. Inflorescentiae late corymbosae, ramosae, polycephalae. Capitula in 


ramulis ultimis {—3 pedunculata (pedunculis tenuibus, circa 1/3—3/, mm 
crassis, 1—4 cm longis, ut pedunculi seu rami inflorescentiarum partialium 
arachnoideis); involucri anguste campanulati squamae circa 25 sub-5-se- 
riatae; interiores 3—4 mm longae, circa 1—11/, mm latae, lanceolatae, 
acutae, scariosae, uninerviae, flavido-brunneae, margine subintegrae, dorso 
parce arachnoideae; exteriores sensim decrescentes, similes; extimae tri- 
angulari-ovatae. Flores circa 20, radii 3—5 inclusi. Corollae florum fe- 
mineorum radii circa 5 mm longae; tubulus glandulis minimis conspersus, 
circa 2 mm longus; ligula dorso glandulis minimis conspersa, apice truncato, 
3—4-dentata, 4—5-nervia, circa 3 mm longa, circa 3/, mm lata. Stylus 
circa 6—7 mm longus, ramis 2 mm longis inclusis. Corollae florum herma- 
phroditorum disci circa 4 mm longae, glandulis minimis conspersae; tubulus 
in limbum vix ampliatum transiens; laciniae elongato-triangulares, acutae, 
circa 2 mm longae. Stylus circa 7 mm longus, ramis À mm longis inclusis. 
Antherae circa 2 mm longae.- Pappi setae circa 40—50, lutescenti-albidae; 
interiores circa 20—25 usque ad 6—7 mm longae; exteriores 20—25 
5 mm longae. Achaenia valde immatura circa 11/, mm longa, brunnea. 
Peruvia: In valle secundario Pampas fluminis prope Haciendam Cota- 
huacho, in Departimento Apurimac (Provincia Andahuaylas) — Fruticetum 


_graminibus et aliis herbis intermixtis laxum, 2900—3000 m s. m. (WEBER- 


BAUER n. 5854. — Specim. florens 10. Junii 1911). 
Species L. pseudosalviifolio Hieron. proxime affinis, differt foliis minoribus an- 
gustioribus, squamis brevius acutis margine non sublaciniato-ciliatis, 


Liabum fruticosum Muschler n. sp.; ($ Andromachia) frutex circa 
3 m altus; rami sexangulares, pubescenti-tomentosuli, denique ut videtur 
subglabrati. Folia opposita, auriculata; lamina e basi lineari lanceolato- 
oblonga vel interdum ovato-lanceolata, breviter acuminata, subintegra vel 
interdum parce mucronato-denticulata (dentibus minimis circa 1/,—1/; mm 
altis, 3—4 mm inter se distantibus), membranacea, penninervia (nervis 
lateralibus: crassioribus utrinque 5—7, subtus prominentibus), inter nervos 


laterales reticulato-venosa venulosaque, supra glaberrima, subtus adpresse ci- 


nereo-tomentosula (nervo mediano et nervis lateralibus pilis satis longis sericeis 
unicellularibus densissime obtectis); laminae maximae basi lineari (vel petiolo 
alato) circa À cm longa inclusa 12—414 cm longae, 4—5 cm latae; auriculae 
invicem connatae, reniformes, in specimine usque 0,5—0,75 cm altae. In- 


Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 111. f 


g2 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


florescentiae corymbosae, polycephalae, valde ramosae. Capitula apice 
ramulorum ultimorum subumbellata, longe pedunculata (pedunculis usque 
ad 41/, cm longis, dense minute puberulis); involucri late campanulati 
squamae circa 30, 3—4-seriatae, acutae; interiores lanceolatae, circa 3 mm 
longae, A mm latae, fuscescentes, dorso parce puberulae; exteriores sensim 
decrescentes; extimae ovatae, ceterum similes. Receptaculum vix 2 mm 
diametro. Flores circa 30—35, radii 7—40 inclusi. Corollae florum radii 
femineorum ligulatorum circa 7 mm longae; tubulus apice parce glandulosus, 
circa 2 mm longus; ligula 5 mm longa, circa À mm lata, 4-nervia, apice 
tridentata. Corollae tubulosae hermaphroditae disci circa 5—51/; mm 
longae; tubulus glabratus, circa 2—21/, mm longus; limbus circa 3 mm 
longus; laciniae circa 1—11/; mm longae. Achaenia valde immatura, circa 
1—11/, mm longa, sericeo-pilosa. Pappi setae albidae circa 30; exteriores 
circa 10 vix ultra 4 mm longae, apice non incrassatae; interiores circa 20 
circa 31/, mm longae, apicem versus incrassatae. 


Peruvia: Inter Balsas et Celendin in Departimento Cajamarca. — 
Formatio laxa arboribus fruticibusque mixta, 2000 m s. m. (WEBERBAUER 
n. 4257 — florens 23. Junii 1904). 


Species L. excelso Poepp. et Endl. affinis, differt foliis basi sensim angustatis . 
auriculatis amplexicaulibus, pappo albido haud ferrugineo, ceterum valde similis. A 
L. cusalaguense Hieron. differt foliis brevius acuminatis, minus argute denticulatis, 
nervis mediis ac lateralibus sericeis, auriculis minoribus et pappo albido. 


Liabum olearioides Muschler n. sp.; ($ Andromachia) frutex usque 
ad 4 m altus. Rami subteretes, obsolete striato-sulcati, fusco-arachnoidei, 
in parte inferiore saepe dein mox subglabrati. Folia opposita (internodiis 
11/,.—2 cm distantibus); laminae e parte cuneata basali vel petiolo sub- 
alato circa 2,5—3 cm longa basi circa 4 mm lata infra laminam superiorem 
usque ad 2,0 cm lata oblongo-triangulari-ovatae, acutiusculae vel acutae, 
margine evidenter et regulariter mucronato - denticulatae (dentibus 1— 
11/9 mm altis, 1—41/. mm inter se distantibus, mucronulatis), chartaceae, 
paullo bullato-rugulosae, supra nigro-brunneae (in sicco), juventute pilis 
minimis albidis unicellularibus sparsissime obtectae, dein mox glabrae ac 
saepe nitidulae, subtus densissime cano-arachnoideo-tomentosae, penninerviae 
(nervis lateralibus crassioribus in utraque dimidia parte circa 8—10, supra 
immersis, subtus parum conspicuis), inter nervos laterales reticulato-venosae 
venulosaeque (venis venulisque subtus parum conspicuis, supra vix con- 
spicuis, immersis); laminae maximae in speciminibus parte inferiore cuneala 
inclusa circa 14 cm longae, 5 cm latae. Inflorescentiae late corymbosae, 
ramosae, polycephalae. Capitula in ramulis ultimis solitaria vel 2—3 pe- 
dunculata (pedunculis longis, teretibus, erectis vel rarissime subcurvatis, 
circa 1 mm crassis, 6—8 cm longis, ut caules cano-arachnoideis); involucri 
late campanulati squamae 3—-5-seriatae, triangulari-lanceolatae vel inter- 
dum ovatae, acuminatae, dorso basi subarachnoidea excepta glaberrimae, — 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 83 


margine sublaciniato-ciliatae. Flores circa 40—45. Corollae florum femi- 
neorum radii circa 5—7 mm longae; tubulus eglandulosus, 3—5 mm longus, 
ligula dorso parce hirta vel glabrata, apice truncato 3—4-dentato, 4—5- 
nervia, circa 15 mm longa, 2—21/, mm lata. Stylus vix satis evolutus 
ligulis brevior vel multo brevior. Corollae florum hermaphroditorum disci 
circa 5—7 mm longae; tubus in limbum vix ampliatum transiens; laciniae 
elongato-triangulares, acutae. Stylus ramis circa 2 mm longis. Antherae 
circa 4 mm longae. Pappi setae circa 65—75, sordidae. Achaenia glabra, 
2—3 mm longa. 


Peruvia: Prope Chachapoyas: inter Tambo Ventillas et Piscohua- 
uma, in Departimento Amazonas. Formatio densa saepe clausa gramini- 
bus fruticibusque mixta, 2800--2900 m s. m. (WEBERBAUER n. 4417 — 
florens 19. Julii 1904). — Inter Pacasmayo et Moyobamba, 3100 m s. m. 


(STÜBEL n. 20a). 

Species affinis L. Rusbye Britt., a quo differt primo visu caulibus cano-arachnoi- 
deo-tomentosis, foliis latioribus, nervo mediano densissime cano-arachnoideo-tomentoso 
haud glabrato, inflorescentiis densioribus, capitulis minoribus. 


Liabum eupatorioides Muschler n. sp.; ($ Andromachia) frutex 
erectus, usque ad 3 m altus. Caules tenues, ramosi, usque ad 1,5—2 m 
longi; rami sexanguli, inter angulos profunde sulcati, fuscescenti-tomento- 
suli, in parte inferiore dein mox glabratuli. Folia opposita (internodiis in 
specimine usque ad 8—10 cm longis), petiolata (petiolis subalatis 2—21/, cm 
longis, 3—4 mm latis, dense pilis longis fuscescentibus tomentosis); laminae 
e basi cuneata circa 1—11/. cm longa rhombeo-ovatae vel late ovatae, su- 
perne margine crebre mucronato-denticulatae (mucronibus vel dentibus vix 
ultra 1/2 mm altis, 2—4'/. mm distantibus, apice longe acuminatae, char- 
taceae, supra statu vegeto ex schedula luteo-virides, subtus paulo pallidi- 
ores, triplinerves (nervis lateralibus 2 paullo supra basin partis rhombeo- 
ovatae nascentibus ceteris multo longioribus et crassioribus usque ad apicem 
folii percurrentibus; nervis lateralibus ceteris crebris, omnibus subtus pro- 
minentibus), inter nervos laterales reticulato-venosae venulosaeque (venis 
venulisque utrinque parum conspicuis); laminae maximae in specimine circa 
25 cm longae, 6—61/, cm latae. Inflorescentiae corymboso-paniculatae, 
partiales corymbosae, ramosae, pedunculatae, 1—2 ex axillis foliorum 
nascentes. Capitula in ramulis ultimis saepe 3—5 vel 6 corymboso- 
coacervata, plus minusve longe pedunculata, rarissime suprema subsessilia 
vel sessilia (pedunculis usque ad 1-—21/, cm longis, fuscescenti-tomento- 
sulis); involucri campanulati squamae 40—50, 3—4-seriatae, margine minu- 
tissime denticulatae vel plerumque integerrimae, 3—5-nerviae, membranacae, 
sordide brunneae, acutae; interiores anguste lineares, usque ad 8 mm longae, 
1/3—1/ mm latae; exteriores sensim decrescentes, dorso minute puberulae; 
extimae triangulari-ovatae. Receptaculum circa 2—21/. mm diametro, 
minute pilosulum. Flores circa 40 (in capitulo examinato 25 floribus radii, 

f* 


84 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 111. 


45 floribus disci). Corollae florum femineorum radii ligulatorum circa 
10 mm longae; tubulus tenuis parce puberulus ligulam uninerviam circa 
1/, mm latam apice bidenticulatam subaequans. Corollae hermaphroditae 
radii circa 7 mm longae; tubulus circa 31/5 mm longus parce puberulus, 
limbum profunde quinquefidum subaequans; laciniae lineares circa 21/, mm 
longae. Achaenia valde immatura 41/, mm longa, brunnea, hirto-pilosa. 
Pappi setae circa 40 lutescenti-albidae; longiores plurimae circa 6 mm 
longae, tenues, apice paullo incrassatae; breviores exteriores paucae vix 
2 mm longae, apice non incrassatae. 


Peruvia: Chugur in Departimento Cajamarca. Formatio densa fru- 
ticibus arboribusque mixta, 2700—-2900 m s. m. (WEBERBAUER n. 4084, — 
Florens 21. Mai 1904). 

Species affinis L. ealiensi Hieron., a quo differt foliis utrinque viridibus supra 
puberulis, subtus pubescentibus (nec supra glabris, subtus albido-tomentosis), ceterum 


forma similibus, inflorescentiis corymbosis, involucri squamis paucioribus latioribus 
multinerviis. 


Liabum annuum Muschler n. sp.; ($ Alibum) annuum, herbaceum, 


ut videtur circa 1 m altum, erectum, basi radicans. ~Caules fistulosi, 


juventute dense vel densissime dein mox vix villosuli et plerumque minute 
glandulosi. . Folia opposita (internodiis in specimine usque ad 8—9 cm 
longis), petiolata; petioli 21/.—31/, cm longi, anguste alati, basi vaginati 
(vaginis nervosis, intus arachnoideis, subtus villosulis); laminae ambitu lanceo- 
lato-ovatae vel ovatae, pinnatipartitae (partibus seu lobis lateralibus utrinque 
3 vel 4, ovato-falcatis, acuminatis), ima basi integrae, ceterum margine 
argute serratulo-denticulatae (serraturis 0,75—4 mm altis, mucronatis, 2—5 mm 
inter se distantibus), subtus parce arachnoideo-tomentosae, cinereae, supra 
parce villosulae, virides; lobus terminalis basi saepe grossius lobato-denta- 
tus, erectus, ceterum lobis lateralibus simillimus; laminae maximae in 
specimine circa 8 cm longae, 3—4 cm latae, lobi maximi 3—31/, cm longi, 
0,75—41/, cm lati. Corymbi oligocephali (in specimine unico corymbo 
15 capitula gerente). Capitula heterogama, longe pedunculata (pedunculis 
usque ad 8 cm longis, dense glanduloso-pubescentibus); involucri late 
campanulati squamae circa 35—40, triseriatae; interiores circa 3—4 mm 


longae, 1/, mm latae, lineares, acutae, trinerviae, scariosae, glabratae; exte- 


riores paullo decrescentes, latiores, usque 1 mm latae, lanceolatae, 4—5- 
nerviae, dorso glanduloso-pubescentes, virides. Receptaculum circa 3/19 mm 
diametiens, foveolatum, glabrum. Flores numerosi (in capitulo examinato 130, 
radii 25, disci 105). Corollae florum femineorum ligulatorum radii circa 
10—12 mm longae; tubulus villosus, circa 4—11/, mm longus; ligulae circa 
8—91/; mm longae, 0,75—1 mm latae, lineares, aureae subintegrae vel 
bilobulatae, basi villosae. Corollae florum hermaphroditorum disci tubulosae, 
luteae, circa 4—4!/, mm longae; tubulus villosus circa 4—41/, mm longus; 
limbus 4—11/,; mm longus; laciniae 1—41/, mm longae, acutae, lineari-lan- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411, 85 


ceolatae. Achaenia valde immatura, circa !/; mm longa, sericea hirta. Pappus 
e squamulis 3—6 virescenti-albidis, circa 1/4 mm longis elliptieis apice 
lacero-denticulatis et setis totidem circa 1—11/, mm longis lutescenti-albidis 
deciduis omnibus basi connatis formatus. | | 

Peruvia: Infra San Pablo in Departimento et provincia Cajamarca, 
in rupibus umbrosis, 2200—2400 m s. m. (WEBERBAUER n. 3876 — florens 
29. Aprilis 1904). 


Species valde affinis L. pinnatipartito Hieron., differt foliis minoribus, foliorum 
lobis minus argute et rarius mucronato-dentatis, supra villosulis nec arachnoideis, nervo 
mediano subtus non hirsuto, capitulis multo minoribus. 


Liabum mulgediifolium Muschler n. sp.; (§ Alibum) herbaceum 
annuum. Rami basi saepe procumbentes ad nodos radicantes, repentes, an- 
gulati, superiores novelli arachnoideo-tomentosi (pilis longis albidis uni- 
cellularibus), inferiores parce subhirto-arachnoidei. Folia opposita; laminae 
membranaceae, triangulares, basi abrupte in petiolum decurrentes (petiolo 
5—51/; cm longo, alato), margine ima basi excepta grosse denticulatae 
(dentibus vix ultra 1—11/, mm altis, 3—51/, mm inter se distantibus), 
supra juventute sparsim hirto-pilosae dein mox glabratulae vel plerumque 
glaberrimae, subtus adpresse niveo-tomentosae, penninerviae (nervis late- 
ralibus crassioribus, 4— 5 in utraque dimidia parte, subtus parum, supra evi- 
denter conspicuis) inter nervos laterales venosae venulosaeque (venis venulisque 
utrinque parum vel haud conspicuis). Capitula pro genere mediocria, terminalia 
vel axillaria, longiuscule pedicellata (pedicellis 3—31/, cm longis, erectis vel ple- 
rumque curvatis, subniveo-tomentosis, teretibus 0,5—0, 75 mm crassis); involucri 
late campanulati squamae 25—30, triseriatae, multinerviae, parce hirsutae, 
virides, subaequilongae, 6—8 mm longae, acuminatae, mucronulatae; ex- 
teriores oblongo-ovatae, circa 2—21/, mm latae; interiores angustiores ob- 
longo-lineares vel interdum lineares. Flores radii feminei circa 25. Corollae 
circa 8—9 mm longae; ligula integra; tubulus basi incrassato-annulatus, 
vix 2—31/. mm longus, subglanduloso-pilosus. Flores hermaphroditi disci 
circa 32—36. Corollae 8—10 mm longae; tubulus 31/.—4 mm longus, 
basi subincrassato-annulatus, subglanduloso-hirtus. Pappi setae lutescentes 
20—25 interiores aristiformes, denticulato-pilosae, usque ad 8—9 mm longae; 
exteriores breves vix 3 mm longae, paleaceae, apice lacerato-denticulatae, 
Achaenia valde immatura, striato-angulata, 2—21/, mm longa, fusca. 

Bolivia: Camacho (Fresrie n. 2870). 

Species L. alibo Hieron. (= Alıbum lwabordes Less.) habitu similis, differt foliis 
semper hastatis majoribus (nunquam pinnatisectis), capitulis parum majoribus, recepta- 
culo manifeste areolato. 

-Gynoxis caracensis Muschler n. sp.; frutex usque ad 2m altus et 
dense ramosus; ramuli quadrangulares, subsulcato-striati, breviter subhirto- 
tomentosi. Folia opposita (internodiis in speciminibus usque ad 5—51/, cm 
longis), petiolata (petiolis 1—11/, cm longis, subhirto-tomentosis, triangu- 
laribus, supra canaliculatis); laminae ovato-oblongae, basi rotundatae vel 


86 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 414. 


interdum subcordatae, apice acutae vel rarius acutiusculae, integerrimae 
vel margine repandae, penninerviae (nervis lateralibus crassioribus in utraque 
dimidia facie 6—8 parum prominulis, subtus prominentibus), inter nervos 
laterales reticulato-venosae venulosaeque (venis venulisque subtus parum vix 
prominulis), supra subnitentes et glabratulae, subtus densissime et adpresse 
fuscescenti-cinereo-tomentosae; laminae maximae in speciminibus 9—91/, cm 
longae, 3—31/, cm latae. Inflorescentiae coacervatae, in ramulorum apice 
circa 6—12 cm longorum sitae, paniculatae, polycephalae. Capitula in 
ramulis ultimis 4—5, longe pedunculata (pedunculis 2—21/, cm longis, 
breviter subhirto-tomentosis, bracteolatis; bracteolis 2—3 parvis, lineari- 
lanceolatis vel linearibus, dorso dense tomentosis, usque ad 2—2!/. mm 
longis); involucri late campanulati squamae 8 lineari-lanceolatae vel lan- 
ceolatae, dorso densissime et breviter subhirto-tomentosae, aequilongae, 
circa 6—71/; mm longae; exteriores acutae vel acutiusculae, circa 1—11/, mm 
latae, emarginatae; interiores obtusae, circa 2—21/, mm latae, marginatae, 
margine glaberrimo, scarioso, fuscescente. Receptaculum planum circa 
2—21/,mm diametro. Flores feminei ligulati radii 8—10. Corollae 6—61/; mm 
longae, glaberrimae; tubulus 2—21/, mm longus; ligula 3 1/, mm longa, apice 
truncata profunde trifida (dentibus linearibus, usque ad 2 mm longis), 3—5- 
nervia (nervis 2 marginalibus ceteris crassioribus et melius perspicuis). 
Stylus circa 81/; mm longus, ramis circa 21/, mm longis inclusis. Flores 
hermaphroditi disci circa 144—14. Corollae glabrae, circa 8—81/, mm 
longae; tubulus circa 21/,—3 mm longus; limbus infundibuliformis, circa 
5 mm longus, apice profunde 5-fidus; laciniae elongato-triangulares, tripli- 
nerviae (nervis 2 marginalibus et mediano ornatis). Stylus circa 9 mm 
longus, ramis 21/, mm longis inclusis. Antherae breviter caudatae, circa 
2mm longae. Pappi setae circa 50—60 albidae, circa 8 mm longae. 
Achaenia immatura, glabra circa 13/, mm longa. 

Peruvia: In declivibus Cordillerae blancae supra Caraz, in Departimento 
Ancachs, 3200—3700 m s. m. (WEBERBAUER n. 3248 — florens 9. Junii 1903). 
— Conin in Departimento Ancachs, formatio aperta, 3600—3700 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 2909 — florens 18. Aprilis 1903). 


Species G. Lehmannii Hieron. proxime affinis, differt foliis acutis haud obtusis 
multo majoribus, involucri squamis longioribus etc. 


Gynoxis nitida Muschler n. sp.; frutex usque ad 2 m altus, capitulis 
radiatis. Rami compresso-quadrangulares, pulverulento-tomentelli, demum 
glaberrimi, nigrescentes. Folia opposita (internodiis in specimine 2—31/. cm 
longis), petiolata (petiolis 2—31/, cm longis, subglanduloso-tomentellis); 
laminae oblongo-lanceolatae vel lanceolato-ovatae, acuminatae vel interdum 
acutae, basi rotundatae (maximis circa 7—71/, cm longis, vix 41/,—21), cm 
latis), subtus densissime pulverulento-flavo-tomentellae, penninerviae (nervis 
circa 10—-13 in utroque latere crassioribus, subtus evidenter prominulis, 
supra parum conspicuis), inter nervos laterales reticulato-venosae (venis 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 87 


utrinque subprominulis), supra glaberrimae, nitentes, coriaceae. Inflorescentia 
apice ramulorum terminalis, subcorymbosa, composita. Capitula apice ra- 
mulorum pulverulento-tomentellorum plerumque terna, interdum subsolitaria; 
involucri squamae 8—10, ovato-lanceolatae vel plerumque subovatae, acu- 
tiusculae, subaequilongae, circa 4—51/, mm longae, usque ad 21/,—3 mm 
latae; interiores 2—3, scariosae, in parte interiore nitidae, fuscescentes, 
in parte exteriore nervo mediano satis crasso excepto glabrescentes, nitidae, 
fuscescentes (nervo mediano usque ad 1!/.—2 mm lato densissime griseo- 
pulverulento-tomentello). Flores ligulati feminei radii circa 8—10. Corollae 
circa 6—6 1/. mm longae; tubulus circa 21/,—3 mm longus; ligula 3 — 3!/, mm 
longa, stylum subaequans vel eo longior, circa 2—21/, mm lata, 3—4-ner- 
vata. Flores tubulosi disci circa 10—42. Corollae 5—6 mm longae; 
tubulus circa 2—21/, mm longus; limbus campanulatus, 21/,—3 mm longus, 
apice profunde quinquefidus; laciniae triangulares acuminatae. Stylus longe 
exsertus. Pappi setae albidae, circa 81/.—10 mm longae. Achaenia nuda, 
admodum immatura, circa 2—21!/. mm longa. 


Peruvia: Supra Quinuam prope Ayacucho. Formatio laxa fruticibus 
graminibus ac aliis herbis intermixtis composita 3300—3500 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 5535 — florens 30. Maii 1910). 

Species @. baccharoidi Cass. valde affinis, sed differt primo visu foliis multo ma- 
joribus, supra viridibus (nonnunquam nigrescentibus), caulibus demum glabratis ac 


nigrescentibus, involucri squamis multo angustioribus, interioribus dorso nervo mediano 
densissime griseo-arachnoideo-tomentello. 


Gynoxis rugulosa Muschler n. sp.; frutex usque ad 4 m altus, capi- 
tulis radiatis. Rami compresso-quadrangulares, juventute pulverulento- 
tomentelli, dein mox glabrati vel glaberrimi et fusco-nigrescentes. Folia 
opposita (internodiis A1/,—2 cm longis), petiolata (petiolis 12—14 mm 
longis, subglanduloso-tomentellis, teretibus, supra subcanaliculatis); laminae 
oblongo-ovatae vel plerumque ovatae, apice acutiusculae vel acutae, basi 
rotundatae vel interdum subcordato-rotundatae (maximis 7—71/, cm longis, 
3—31/, cm latis), subtus dense vel plerumque densissime fulvo-pulverulento- 
tomentellae, pinnatinerviae (nervis circa 6—8 in utroque latere, lateralibus 
crassioribus, subtus vix, supra parum conspicuis), inter nervos laterales 
venosae venulosaeque (venis venulisque subtus inconspicuis, supra parum 
prominulis), supra juventute parum arachnoideae, demum mox glaberrimae, 
nitentes, subcoriaceae, margine integerrimae vel interdum subrepandae ac 
minute revolutae. Inflorescentia apice ramulorum terminalis, subcorymbosa, 
composita. Capitula apice ramulorum pulverulento-tomentellorum plerumque 
5—6, rarissime terna vel subsolitaria; involucri squamae 12—15, lanceo- 
lato-ovatae vel plerumque anguste lanceolatae, circa 5—61/; mm longae, 
usque ad 41/, mm latae; interiores 4—5, scariosae, subnitidae, luteo- 
fuscescentes, excepto nervo dorsali glabrescentes; exteriores decrescentes 
ac angustiores, usque ad 4 mm longae, vix 1/—1 mm latae, dorso den- 


88 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444, 


sissime griseo-pulverulento-tomentellae. Flores circa 15—20. Flores ligu- 
lati feminei radii circa 5—6. Corollae circa 10—12 mm longae; tubulus 
4mm longus; ligula 6—8 mm longa, stylum aequans vel interdum eo 
paullo longior, circa 41/>—2 mm lata, 2—5-nervata. Flores tubulosi disci 
circa 5—6. Corollae 8—10 mm longae; tubulus circa 53/, mm longus; 
limbus campanulatus 4!/,—5 mm longus, apice profunde quinquefidus; 
laciniae subtriangulares acuminatae. Stylus longe exsertus, 14 mm longus, 
ramis circa 4 mm longis inclusis. Pappi setae albidae, circa 10—14 mm 
longae. Achaenia admodum immatura, glaberrima, nigrescentia, circa 
3—31/, mm longa. 

Peruvia: Supra Picri (via inter Cuzco et Santa Anna). — Formatio 
aperta, 3800—3900 m s. m. (WeBERBAUER n. 4940 — florens 16. Junii 1905). 
— Sandia, in herbaceis fruticibus nonnullis intermixtis, 3300 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 747 — florens 14. Aprilis 1902). 

Species pulcherrima valde affinis G. baccharoidi Cass., a qua differt foliis supra 
evidenter rugulosis, latioribus, inflorescentiis majoribus, polycephalis, capitulis multo 
ac floribus majoribus. | 

Gynoxis macrophylla Muschler n. sp.; frutex usque 2 m altus, ut 
videtur a basi usque ad apicem valde ramosus. Ramuli quadrangulares, 
sulcato-striati, tomento ferrugineo densissime obtecti. Folia alterna (inter- 
nodiis in specimine usque ad 3—31/, cm longis), petiolata (petiolis brevi- 
bus 8—10 mm longis, supra evidenter canaliculatis, subtus in sicco rugu- 
loso-striatis et tomento adpresso cinereo vel ferrugineo-cinereo obtectis); 
laminae ovatae vel ovato-lanceolatae, basi rotundatae vel cordato-rotundatae, 
apicem versus acuminatae vel rarissime obtusiusculae, integerrimae vel 
plerumque subrepandae et minute revolutae, coriaceae, supra glaber- 
rimae ac nitentes, luteo-virides, subtus tomento ferrugineo densissimo ob- 
tectae, penninerviae (nervis lateralibus crassioribus in utraque dimidia facie 
9—10, marginem versus arcuatim anastomosantibus, supra immersis tenui- 
busque, subtus valde prominentibus), inter nervos laterales reticulato-venosae 
venulosaeque (venis venulisque utrinque prominulis optime perspicuis); 
laminae maximae circa 44—16 cm longae, 6—-71/, cm latae. Inflorescentiae 
in apice ramulorum corymbosae, ramosae; partiales longe pedunculatae 
(pedunculis usque 3 1/,—4 cm longis, tomento ferrugineo densissimo obtectis), 
ramulosae. Capitula in ramulis ultimis 3—5 breviter pedunculata (pedun- 
culis 51/,—61/2 mm longis raro usque ad 71} mm longis, bracteolatis, 
tomento ferrugineo densissime obtectis); bracteolae 2—3, lineares vel line- 
ari-oblongae, dorso tomentosulae, usque ad 21/.—3 mm longae, rarissime 
infra capitulum coacervatae et calyculum formantes; involucri anguste 
campanulati squamae 10—12, oblongae vel lanceolatae, circa 51/.—6 mm — 
longae, acutiusculae; exteriores emarginatae, circa 11/,—2 mm latae, glaber- 
rimae; interiores 21/,—3 mm latae, glaberrimae, late marginatae, dorso 
linea mediana fusco-brunneae, margine glaberrimo scarioso fuscescente usque 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 89 


ad 1'/, mm lato. Receptaculum circa 2 mm diametro, planum. Flores 
feminei radii ligulati 8. Corollae glabrae, 6—7 mm longae; tubulus circa 
3 mm longus; ligula 31/,—41/. mm longa, apice truncato plus minusve 
profunde trifida vel tridentata, 11/, mm lata, 4-nervia vel nervis 2 saepe 
partitis 6-nervia. Stylus 41/.—5 mm longus, ramis 1—11/. mm longis 
inclusis. Flores hermaphroditi tubulosi disci 8—10, glabri, circa 8 mm 
longi, tubulo 2 mm longo; limbus infundibuliformis 5 mm longus; laciniae tri- 
nerviae. Pappi setae circa 60—65 usque ad 6 mm longae, sordide albidae, 
apicem versus incrassatae. Achaenia valde immatura, glabra, circa 1—11/. mm 
longa. 

Peruvia: Montes prope Monzon, in Departimento Huanuco, provincia 
Huamalies, formatio fruticibus arboribus mixta, 2000—2500 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 3534 — florens 8. Augusti 1903). 

Species valde affinis G. laurifoliae Less., a qua differt primo visu foliis majoribus, 
subtus ferrugineo-tomentosis, brevius petiolatis, involucri squamis omnibus glaberrimis, 

Gynoxis oleifolia Muschler n. sp.; frutex usque ad 4 m altus vel 
arbuscula, a basi usque ad apicem valde ramosus. Ramuli quadrangulares, 
sulcato-striati, juventute tomento subferrugineo-cinereo tomentosi dein mox 
glaberrimi et plerumque brunneo-nigrescentes. Folia opposita (internodiis 
in specimine usque ad 1—21/, cm longis), petiolata (petiolis 4—11/, raro 
2 cm longis, supra canaliculatis, utrinque tomento cinereo subdenso per- 
brevi obtectis); laminae ovato-lanceolatae vel lanceolatae, apicem basinque 
versus sensim angustatae, acutae vel acutissimae, integerrimae, coriaceae, 
supra glaberrimae dein mox nitentes, brunneo-fusco-nigrae, subtus tomento 
subferrugineo vel cinereo-ferrugineo densissime obtectae, penninerviae (nervis 
lateralibus crassioribus, in utraque dimidia facie 8—10, marginem versus 
arcuatim anastomosantibus, supra optime perspicuis, prominentibus, subtus 
inconspicuis), inter nervos laterales reticulato-venosae venulosaeque (venis 
venulisque supra prominulis, optime perspicuis, subtus haud conspicuis); 
laminae maximae circa 6—6!/, cm longae, 11/,—2 cm latae. Inflorescentiae 
in apice ramorum corymbosae, ramosae; partiales longe pedunculatae (pedun- 
culis usque ad 3—31/, cm longis, tomento subferrugineo-cinereo obtectis), 
ramulosae. Capitula in ramulis ultimis 1—-5, brevissime pedicellata vel 
interdum subsessilia (pedicellis brevibus 2—31/, mm raro usque ad 41/, mm 
longis, tomento subferrugineo-cinereo densissime obtectis, bracteolatis; 
bracteolis 5—7 lineari-oblongis vel oblongis, dorso tomentosulis, usque ad 
21/,—3 mm longis, saepe infra capitulum coacervatis calyculum formanti- 
bus); involucri anguste campanulati squamae 12—15, circa 41/.—5 mm 
longae, obtusae; exteriores emarginatae, circa 11/.—2 mm latae, dorso 
ubique hirto-tomentosae; interiores 21/.—31/. mm latae, dorso linea mediana 
hirto-tomentosae, late marginatae, margine glabro scarioso fuscescente 
usque ad 1 mm lato. Receptaculum circa 2—21/, mm diametro, planum, 
cicatricibus marginatis margine denticulato. Flores feminei radii ligulati 6. 


90 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


Corollae glabrae, 6—71/. mm longae; tubulus circa 31/, mm longus; ligula 
3—4 mm longa, apice subtruncato plus minusve profunde trifida vel tri- 
dentata, 1—-11/, mm lata, 4-nervia. Stylus 5—-61/ mm longus, ramis 
41/,—2 mm longis inclusis. Flores hermaphroditi tubulosi disci 10, glabri, 
circa 61/,—8 mm longi; tubulus 2 mm longus; limbus infundibuliformis 
5 mm longus, laciniis trinerviis, circa 4—11/,; mm longis inclusis. Pappi 
setae circa 60—65 usque ad 6 mm longae, sordide albidae, apicem versus 
subincrassatae, subcarneo-albidae. Achaenia valde immatura glabra, circa 
{1/.—2 mm longa. | 

Peruvia: Pichiu, in Departimento Ancachs, provincia Huari, in for- 
matione Polylepide racemosa composita, 4000—4100 m s.m. (WEBERBAUER 
n. 2937 — florens 20. Aprilis 1903). 

Species @. Moritrianae Sch. Bip. proxima est, differt foliis angustioribus, acutis, 
subtus tomento subferrugineo-cinereo (haud arachnoideo), nervis venisque supra optime 


perspicuis prominulisque (nonnumquam immersis), ramulis demum mox glaberrimis ac 
nigrescentibus, 


Gynoxis Seleriana Muschler n. sp.; frutex usque ad 4 m altus, a basi 
usque ad apicem valde ramosus. Ramuli quadrangulares, sulcato-striati, 
densissime arachnoidei. Folia opposita (internodiis in speciminibus 7!/.—9 cm 
longis), petiolata (petiolis 31/,—4 mm longis, supra canaliculatis, subtus in 
sicco ruguloso-striatis et tomento dense arachnoideo); laminae lanceolatae 
vel lineari-lanceolatae, basin versus sensim angustatae, apicem versus acu- 
minatae, integerrimae vel plerumque repandae, coriaceae, supra glaberrimae, 
brunneo-fuscescentes, subtus dense vel densissime arachnoideo-tomentosae, 
penninerviae (nervis lateralibus crassioribus in utraque dimidia facie 15—20, 
marginem versus arcuatim anastomosantibus, supra valde prominentibus, 
subtus parum conspicuis), inter nervos laterales venosae venulosaeque 
(venis venulisque supra optime perspicuis, subtus haud prominulis); la- 
minae maximae 18 cm longae, 31/,—4 cm latae. Inflorescentiae paniculatae 
ramis primariis iterum bifurcatis decussatis. Capitula in ramulis ultimis 
2—5, subsessilia vel plerumque breviter pedunculata (pedunculis brevibus 
1—31/, mm raro usque ad 4 1/, mm longis, bracteolatis; bracteolis 2—31/, mm 
longis, dorso tomentosulis, saepe infra capitulum coacervatis calyculum 
formantibus); involucri late campanulati squamae 10 oblongo-ovatae vel 
ovatae, circa 4—41/, mm longae, acutiusculae; exteriores circa 2—21/, mm 
latae, dorso ubique hirto-tomentoso-arachnoideae; interiores 41— 41/5 mm 
latae, dorso linea mediana densissime arachnoideae, angustissime margi- 
natae vel plerumque emarginatae, margine 0,3 mm lato, glabro scarioso 
fuscescente. Receptaculum circa 2—2!/; mm diametro, planum. Flores 
feminei radii ligulati 5. Corollae glaberrimae, 6—8 mm longae; tubulus 
circa 4—5 mm longus; ligula 2—31/, mm longa, apice truncato plus minusve 
profunde trifida vel tridentata, 1—41/2 mm lata, 4-nervia vel nervis 2 saepe 
partitis 6-nervia. Stylus 40—111/; mm longus, ramis 2—21/, mm longis 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr.414. 91 


inclusis. Flores hermaphroditi tubulosi disci 10, glaberrimi, circa 9—A0!/, mm 
longi; tubulus 36 mm longus; limbus infundibuliformis 4—41/, mm longus, 
laciniis trinerviis circa 2—2!/, mm longis, inclusis. Pappi setae circa 
60—70 usque ad 111/,—12 mm longae, albidae, apicem versus subincras- 
satae. Achaenia valde immatura, glaberrima, circa 41/.—2 mm longa. 

Peruvia: Cazeo, in dumetis (Serer n. 163 — 28. Junii 1910). — Supra 
Urubamba, in Departimento Cuzco, 3400 m s. m. (WEBERBAUER n. 4926 — 
10. Junii 1905). 


Chuquiraga Seleriana Muschler n. sp.; frutex ramosissimus, erectus. 
Rami longi spinosissimi. Ramuli dense nigrescenti-purpurei, evidenter 
striatuli. Spinae stipulares maximae 20—-28 mm longae, subulatae, brun- 
neae. Folia alterna, petiolata (petiolis 3—41/, mm longis pilis satis longis 
albidis unicellularibus subdense obtectis); laminae oblongo-lanceolatae usque 
ad lineari-lanceolatae, parvae, rigidulae, integrae, apice rotundato- vel obtuso 
spinuloso-mucronatae (spina vel mucrone circa 2—21/, mm longo), utrinque 
pilis satis longis albidis unicellularibus simplicibus plus minus dense obtectae, 
obscure virides, uninerves (nervo mediano crasso, subtus evidenter ple- 
rumque ut carina prominulo), leviter venosae venulosaeque (venis venu- 
lisque supra parum subtus evidenter conspicuis); laminae maximae circa 
3—31/o em longae, 4—41/. mm latae. Capitula ad apices ramulorum 
1—3-na, brevissime pedunculata (pedunculis brevissimis 2—21/, mm longis 
- cicatricibus bractearum emortuarum asperis), 20-flora; involucri anguste 
campanulati squamae 3—5-seriatae, circa 35—-40; interiores circa 15 lineares 
vel anguste lineares, circa 2—21/, cm longae, 1—21/, mm latae, apice 
acutissimae vel plerumque plus minus longe mucronulatae; ceterae sensim 
decrescentes; mediae oblongo-lineares, circa A1/, cm longae, 2—21/. mm 
latae, acutiusculae, apicem versus a basi flavida sensim nigro-purpuras- 
centes; exteriores lineares, 1 cm longae, 11/. mm latae, acutae vel extimae 
aculissimae et apice spinulosae; squamae omnes scariosae, durae, lutes- 
centi-ochraceae, A—3-nervatae (nervis crebre anastomosantibus), margine 
integerrimae, dorso plus minusve squamulosae. Receptaculum paleis paucis 
involucri squamis interioribus paulo brevioribus. Flores homogami herma- 
phroditi fertiles 10. Corollae extus glabrae, circa 8 mm longae; tubulus 
circa 3—31/. mm longus, paulum in limbum profunde quinquefidum ampliatus ; 
laciniae circa 4—41/. mm longae, acutae, apicem versus dorso hirsuto- 
pilosae. Stylus apice breviter bifidus; rami subrotundati. Antherae basi 
breviter caudatae, apice breviter appendiculatae, circa 3 mm longae. Pappi 
setae 20—30 dense plumosae, circa 7 mm longae, lutescenti-albidae. 
Achaenia valde immatura, circa 1—11/, mm longa, dense lutescenti-sericeo- 
villosa. 

Peruvia: Sacsay huamam prope Cuzco (Sever n, 164. — 28. Junii 
1940). 


Species Ch. leptacanthae Bak. proxime affinis, differt spinis majoribus semper re- 


92 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. AAA, 


trorsis (nunquam erectis), foliis majoribus et angustioribus, capitulis 2—3-plo majoribus 
angustioribusque. 

Chuquiraga horrida Muschler n. sp. — Frutex ramosissimus usque 
ad 3 m altus. Rami conferti. Ramuli conferti, nigrescentes, spinosissimi 
striato-sulcati, glaberrimi. Spinae axillares, singulares vel plerumque binae, 
circa 28—30 mm longae, glaberrimae, ferrugineae vel apicem versus brun- 
neae, subulatae, horizontaliter patentes. Folia alterna, subsessilia vel ple- 
rumque brevissime petiolata (petiolis usque ad 2-—21/, mm longis, dense 
cinereo-tomentoso-arachnoideis), elliptica vel oblongo-lanceolata vel plerum- 
que subovata, integra, apice rotundata vel obtusata spinuloso-mucronata 
(spina vel mucrone circa 411/,—21/, mm longo, ferrugineo, glaberrimo), 
coriacea, supra pilis satis longis sericeis unicellularibus simplicibus sparsim 
obtecta dein mox subglabratula, subtus plus minus dense subgriseo-sub- 
sericeo-tomentosula, triplinervia (nervis 2 lateralibus ex ima basi laminae 
nascentibus ceteris crassioribus fere usque ad mucronem apicalem arcuatim 
ascendentibus, subtus plus minusve prominentibus, supra prominulis), inter 
nervos reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque subtus non perspi- 
cuis, tomento indutis, supra prominulis); laminae maximae circa 0,4—0,5 cm 
longae, 0,3—0,4 cm latae. Capitula ad apices ramorum ramulorumque 
plurima in axillis foliorum supremorum vel bractearum foliis similium sessilia; 
involucrum anguste campanulatum calyculatum (calyculi bracteae obovatae 


apice rotundatae vel subtruncatae spinoso-mucronatae, spinula circa 1/2— - 
‘/; mm longa inclusa, circa 41/,—5 mm longae, 41/2 mm infra apicem latae, 


utrinque pilis minimis albidis simplicibus unicellularibus obtectae); involucri 
squamae usque ad 30; exteriores circa 18—20 ovatae, acutiusculae, circa 
6 mm longae, 31/,—41/; mm supra basin latae, dorso parce tomentosulae 
vel plerumque subglabratae, margine longe ac dense villoso-ciliatae; inte- 
riores celeriter accrescentes, oblongae vel lineari-oblongae, acutae; intimae 
circa 6—8 usque ad 10—42 mm longae, 2—21/. mm latae, ceterum exteri- 
oribus similes. Receptaculum dense pilosum paleolis squamis involucri in- 
timis similibus, sed plerumque angustioribus et multo brevioribus. Flores 
circa 40—45 hermaphroditi, fertiles. Corollae extus glaberrimae, circa 
10 mm longae; tubulus intus longe villosus, circa 3 mm longus; limbus 
5—51/, mm longus, fere usque ad basin quinquefidus; laciniae lineares, 
aculae, vix 1/, mm longae, basi intus longe villosae. Stylus ramis semi- 
subulatis, 3—31/, mm longis. Antherae circa 3—31/; mm longae, appendice 
terminali apice bidentata caudisque brevibus inclusis. Pappi setae 20—30 
plumosae, lutescentes, circa 10—45 mm longae. Achaenia valde immatura 
circa 3—31/; mm longa, dense lutescenti-sericeo-villosa. 

Peruvia: Prope Haciendam Cotahuacho in Departimento Apurimae, 
Provincia Andahuaylas. — Formatio laxa fruticibus graminibus et aliis 
herbis intermixtis composita, 2600 m s. m. (WEBERBAUER n. 5847. — Specim. 
florig. fructiferaque 9. Junii A944). 


eS eee wane: ; 


TS 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 93 


Species Ch. Orbignyanae Hieron. (syn. Flotowia hystrix Wedd.) affinis, differt spinis 
horizontaliter patentibus, foliis latioribus obscure brunneo-viridibus, subtus dense, supra 
sparsim sericeis. 


Chuquiraga pseudoruscifolia Muschler n. sp. — Frutex ramosissimus, 
erectus, usque ad 4 m altus. Rami peridermate nigro-griseo obtecti, in 
parte inferiore cicatricibus foliorum delapsorum asperrimi. Ramuli brunneo- 
flavidi nitidi, densissime foliosi, in parte inferiore glabri, in parte superiore 
dense villoso-sericei. Folia alterna, breviter petiolata (petiolis usque ad 
1/9—11/; mm longis, 11/,—2 mm latis, nitidis, glaberrimis, basi truncatis, 
supra subcanaliculatis) vel rarissime subsessilia, margine integerrima, ovato- 
lanceolata vel plerumque late ovata rarissime (in parte ramulorum summa) 
lanceolata, basi rotundata, apicem versus sensim in mucronem perbrevem 
angustata (mucrone circa 1/,—1 mm longo, rigido, lutescente), supra glaber- 
rima, subtus nervis pilis satis longis sericeis simplicibus unicellularibus 
sparsim obtectis exceptis glaberrima, margine longe et dense sericeo-ciliata 
(ciliis plus minus longis sericeis albidis simplicibus unicellularibus, dein mox 
deciduis), uninervia, venulosa (venulis utrinque parum conspicuis), coriacea, 
nitida, 1—411/, cm longa, 3—31/; mm lata. Capitula ad apices ramorum 
ramulorumque solitaria, nonnumquam bina vel plurima, sessilia; involucrum 
campanulatum calyculatum (calyculi bracteis obovatis apice acutiusculis, 
apice dense pilis sublongis albido-flavis obtectis, basi flavis, apicem versus 
brunneis, 5 mm longis, 31/,—4 mm latis, utrinque glaberrimis vel juventute 
pilis minimis dein mox deciduis sparsim obtectis); involucri late campanulati 
squamae usque ad 35—40; exteriores circa 20—25 ovatae vel ovato-lan- 
ceolatae, acutiusculae usque acutae, circa 51/, mm longae, 31/, mm latae, 
utrinque juventute sparsim hirsutae dein mox glaberrimae vel plerumque 
nitidae, margine villoso-ciliatae (ciliis 2—21/; mm longis, albidis, simplicibus, 
unicellularibus); interiores accrescentes, oblongae vel lineari-oblongae, acutae; 
intimae circa 8—10 usque 10—15 mm longae, 1—4!/, mm latae, cete- 
rum exterioribus similes. Receptaculum dense pilosum paleolis squamis in- 
volucri intimis similibus, sed plerumque multo angustioribus et brevioribus. 
Flores circa 10—415 hermaphroditi, fertiles. Corollae extus glaberrimae, 
circa 10 mm longae; tubulus intus breviter villosus, circa 4—41/. mm 
longus; limbus 5—61/, mm longus, fere usque ad basin quinquefidus ; la- 
ciniae lineares, acutae, vix 1/, mm longae, basi intus longe villosae. Stylus 
ramis sublongis. Antherae circa 41/,—5 mm longae, appendice terminali 
apice bidentata caudisque brevibus inclusis. Pappi setae circa 20—25 plu- 
mosae, lutescentes, circa 8—101/, mm longae. Achaenia flavida a latere 
subcompressa densissime sericea (pilis satis longis lutescentibus unicellulari- 
bus, simplicibus), circa 3—41/, mm longa. 

Peruvia: Supra Cuyocuyo, in provincia Sandia, in graminosis fru- 
ticibus solitariis intermixtis, 3600—3800 m s. m. (WEBERBAUER n. 936. — 
Specim. florig. fructiferaque. — 3. Maii 1902). — Departimento Puno, ad 


94 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441. 


rupes, 4200 m s. m. (WEBERBAUER n. 500. — Specim. florig. — 2. Martii 
1902). Via ad Ocros, Departimento Ancachs, provincia Cajatambo, in de- 
clivibus, 4400—4500 m s. m. (WEBERBAUER n. 2805. — Florens 6. Aprilis 
1903). — La Oroya, ad rupes, 3700 m s. m. (WEBERBAUER Sin. num. — 
Florens 22. Novembris 1902). 

Species Ch. lancifoliae Humb. et Bonpl. proxime affinis, differt involucri paleis ex- 
terioribus tenuioribus manifestius ciliatis obtusioribus non vel minutissime spinuloso- 
mucronulatis, foliis in cuspidem aristiformem acuminatis nec acutis, parum majoribus. 

Onoseris discolor Muschler n. sp. — ($ Euonoseris.) Basi suffruti- 
cosa, subacaulis vel caulescens. Folia rosulata, oblongo-ovata vel plerum- 
que lanceolata, basin versus sensim angustata, sessilia, basi late amplexi- 
caulia, basi subintegra excepta grosse et irregulariter dentata (dentibus 
mucronatis; majoribus usque ad 21/.—3 mm altis, usque ad 31/,—4 mm 
basi latis, acutis; minoribus vix 1!/.—2 mm altis angustioribus et acutiori- 
bus raris intermixtis), membranacea, supra juventute scabriuscula dein mox 
glabratula vel plerumque glaberrima, obscure brunneo-viridia, subtus den- 
sissime niveo-tomentosa. Scapi circa 18—25 cm alti, 3—4-cephali, glan- 
duloso-pilosi (pilis articulatis apice glanduligeris, satis longis, horizontaliter 
patentibus, brunneo-fuscis) et subarachnoidei. Pedunculi ex axillis brac- 
tearum parvarum nascentes vel terminales, densissime glanduloso-pilosi 
(pilis eis scaporum valde similibus). Capitula pro genere magna; involucri 
late campanulati squamae sub-3—4-seriatae, lanceolatae vel lanceolato-line- 
ares, acutae, trinervatae, dorso dense vel densissime glanduloso-pilosae 
(pilis eis scaporum valde similibus sed brevioribus); interiores circa 11— 
121/; mm longae, circa 1—2 mm latae; exteriores sensim decrescentes. 
Flores radii circa 12—15. Corollae circa 3—31/, cm longae; tubulus circa 
1—11/, cm longus, glanduloso-pubescens; ligula exterior fere 2 cm longa, 
usque ad 21/.—3 mm lata, quadrinervia, apice tridentata; ligula interior 
subnulla vel brevissima. Flores disci numero subpares vel plures. Corollae 
circa 42—121/, mm longae; tubulus parce subglanduloso-pilosus sensim in 
limbum profunde quinquefidum (lobis subinaequalibus linearibus) transiens. 
Pappi setae flavidae, circa 1—11/, cm longae. Achaenia 5—61/; mm longa, 
parce sericeo-pilosa. 

Peruvia: Inter Sandia et Cuyocuyo ad rupes, 2600—2800 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 883. — Florens 1. Maii 1902). 


Species O. glandulosae Hieron. valde affinis et ei indumento valde similis, differt 
foliorum forma primo visu. 


Onoseris gnaphalioides Muschler n. sp. — Planta suffruticosa, pro- 
cumbens, rarius erecta, dense ramosa. Rami teretes, albo-lanati, in parte 
inferiore cicatricibus foliorum emortuorum dense obtecti. Folia opposita 
(internodiis inter paria in speciminibus usque ad 3—-41/, cm longis), sub- 
sessilia vel brevissime petiolata (petiolis minimis vix ultra 1/3—1/, mm 
longis, supra concavis, densissime lanato-tomentosis), lineari-lanceolata vel 
plerumque lanceolata, acuta, basin versus sensim angustata, margine ob- 


ins 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr, 144. 05 


solete denticulata (dentibus minimis vix ultra 1/+ mm longis, 41/,—21/, mm 
inter se distantibus, non mucronulatis), penninervia (nervis lateralibus cras- 
sioribus, subtus parum supra haud prominulis), inter nervos laterales venosa 
venulosaque (venis venulisque subtus minute, supra haud perspicuis), mem- 
branacea, supra juventute densissime dein mox minus dense albo-lanata, 
subtus densissime albo-lanata; laminae maximae in speeiminibus 2!/.—3 cm 
longae, 31/.—41/. mm latae, interdum paulo longiores. Capitula pro genere 
magna, solitaria pedunculata (pedunculis terminalibus et lateralibus, 3— 
31/, em longis, */,—1 mm latis, teretibus, striatulis, lana tenuissima hinc 
inde praesertim superne obductis, tenuibus, erectis); involucri late campa- 
nulati squamae 3—4-seriatae, lineari-lanceolatae vel plerumque lanceolatae, 
acutae, planae, scarioso-coriaceae, margine sublanato-ciliatae, apice fusco- 
purpurascentes; interiores 6—61/. mm longae, 1/,—3/, mm latae; exteriores 
gradatim minores. Receptaculum planum, nudum. Flores disci circa 15, 
tubulosi, hermaphroditi. Corollae tubuloso-cylindraceae, glaberrimae; lim- 
bus profunde quinquefidus; laciniae lanceolatae, acutae, enerviae, patulae. 
Stamina tubo corollae inserta; filamenta capillacea, glaberrima; antherae 
connatae, inclusae, basi biaristatae, appendicibus terminalibus longissimis, 
linearibus, diaphanis, in tubum quinquedentatum connatis. Ovarium lineare, 
pilosum. Stylus glaber, ramis apice paulo incrassatis inclusis 41/,—5 mm 
longus. Achaenia immatura. Pappi setae scabridae, fuscescentes, corollam 
subaequantes. Flores radii circa 5—8, subbilabiati, feminei. Corollae tubo 
tenui, glaberrimo; limbus bilabiatus; labium interius lineare, trifidum, planum, 
patens, sexnervium, rubrum, externe tenuiter lanatum, 8—9 mm longum, 1 — 
2 mm latum; labium exterius brevissimum, emarginato-bilabiatum. Stamina 
rudimentaria. Ovarium, stylus et pappi setae ut in floribus hermaphroditis. 


Peruvia: Caraz, in Departimento Ancachs, in formatione praesertim 
herbis composita aperta, 2200—2500 m s. m. (WEBERBAUER n. 3012. — 
Florens 19. Mai 1903). 

Species ©. hyssopifoliae H. B. K. affinis, differt foliis latioribus densius incano-to- 
mentosis supra denique non glabratis margine obsolete denticulatis, pedunculis breviori- 
bus, involucri squamis latioribus. 

Onoseris parva Muschler n. sp. — Planta humilis ut videtur annua, 
parva, vix ultra 6—8 cm alta. Caules breves vix ultra 2—31/, cm longi, 
interdum fere nulli, teretes, dense albo-lanati, striatuli. Folia opposita 
(internodiis inter paria vix ultra 1/,—1/, cm longis), longe petiolata (peti- 
olis tenuibus, 11/,—2 cm longis, 1/,—1 mm crassis, supra tenuiter canali- 
culatis, subtus convexis, dense ac minute incano-lanatis), ovato-rhomboidea 
vel ovata, margine irregulariter et grosse dentata (dentibus submucronulatis; 
majoribus usque ad 21/,—3 mm altis, usque ad 4 mm basi latis, acutis vel 
acutissimis ; minoribus vix ultra 4—11/; mm altis angustioribus et pierum- 
que acutioribus raris intermixtis), membranacea, supra juventute dense la- 
nato-tomentosa dein mox minus dense tomentosa vel rarissime subglabratula 


96 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


subtus dense incano-tomentosa; laminae maximae 2°/,—3 cm longae, 1— 
11/2 cm latae. Capitula pro genere magna, longe pedunculata (pedunculis 
usque ad 51/,—6 cm longis, tenuibus, erectis, striatulis, densissime incano- 
tomentosis, bracteolatis; bracteolis 5—51/, mm longis anguste linearibus vel 
plerumque filiformibus, juventute pilis minimis albidis subsericeis simplici- 
bus subdense obtectis, dein mox glabratulis vel glaberrimis); involucri late 
campanulati squamae 4—-5-seriatae, lineares vel rarissime lineari-lanceolatae, 
margine subhyalino, dorso subarachnoideo-tomentosae, flavescentes vel api- 
cem versus purpurascentes, acutissimae, longe mucronatae; interiores 5— 
51/, mm longae, */,—1 mm latae, exteriores gradatim decrescentes. Recep- 
taculum planum, nudum, 21/,—31/, mm diametro. Flores disci circa 30—35, 
tubulosi, hermaphroditi. Corollae tubuloso-cylindraceae, glaberrimae; limbus 
profunde quinquefidus; laciniae lanceolatae, acutiusculae vel interdum ob- 
tusiusculae, patulae. Stamina tubo corollae inserta; filamenta capillacea, 
glaberrima; antherae connatae, inclusae, basi biaristatae, appendicibus ter- 
minalibus longissimis, linearibus, in tubum quinquedentatum connatae. Ova- 
rium lineare pilosum. Stylus ramis apicé haud incrassatis inclusis 5— 
5'/, mm longus. Achaenia 11/.—2 mm longa, fusco-brunnea, pilis albidis 
setiformibus erectis dense obtecta. Pappi setae scabridae, plumosae, fus- 
cescentes, corollam subaequantes vel ea paulo breviores. Flores radii circa 
10—15, subbilabiati. Corollae tubo tenui, in parte inferiore parce piloso, 
in parte superiore dein mox glaberrimo; limbus bilabiatus; labium interius 
lineare, trifidum, planum, patens, sexnervium, rubro-violaceum (ex schedulis), 
externe tenuiter lanatum, 7—9 mm longum, 2—3!/, mm latum; labium ex- 
terius brevissimum, emarginato-bilabiatum. Stamina rudimentaria. Ovarium 
lineare, pilosum. Stylus glaberrimus, ramis apice haud incrassatis inclusis 
6—8 mm longus. Achaenia 4—5 mm longa, fusco-brunnea, sericea. Pappi 
setae A—5!/, mm longae, scabridae, albidae. 


Peruvia: Mollendo, ad Lomae formationis marginem in sabulosis, 
20—100 m s. m. (WEBERBAUER n. 1492. — Flor. fruct. 20. Octobris 1902). 


Species O. annuae Less. valde affinis, a qua differt primo visu caulibus minimis, 
foliis acutis denticulatis, longius petiolatis, pedicellis minus dense lanatis, involucri squa- 
mis interioribus multo latioribus. 


Onoseris longipedicellata Muschler n. sp. — Planta annua, usque ad 
35—40 cm alta, erecta. Caules erecti, teretes, striatuli, plus minusve dense 
incano-tomentosi, ima basi 3—4 mm diametro. Folia opposita (internodiis 
inter paria usque ad 3—4 cm longis), breviter petiolata (petiolis vix ultra 
21/),—3 mm longis, supra subcanaliculatis, dense lanato-tomentosulis, satis 
crassis) vel subsessilia, lanceolata vel ovato-lanceolata, margine subdenticu- 
lata (denticulis minimis vix ultra 1/,—3/, mm longis, 1—11/, mm basi latis, 
submucronulatis), membranacea, supra juventute densissime incano-lanata 
dein mox minus dense lanata, subtus densissime arachnoideo-lanata; laminae 
maximae vix ultra 1!/.—2 cm longae, 41/.—5 mm latae. Capitula pro 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr 444. 97 


genere mediocria, 1,5 cm alta, 1 cm lata, solitaria, longe pedunculata (pedun- 
culis in specimine 6—12 cm longis tenuibus, infra capitulum subincrassatis, 
teretibus, striatulis, subcurvatis, erectis, juventute densissime arachnoideo- 
lanatis, dein mox subglabratis vel glaberrimis, bracteolatis; bracteolis mi- 
nimis, vix ultra 3—41/, mm longis anguste linearibus vel plerumque fili- 
formibus, juventute sparsim pilosis, dein mox glaberrimis); involucri late 
campanulati squamae 4—-5-seriatae, lineares vel rarius lineari-lanceolatae, 
dorso subarachnoideo-tomentosae, intus glaberrimae, nitentes, flavescentes 
vel interdum apicem versus purpurascentes, acutae vel acutissimae, sub- 
mucronulatae; interiores 3—31/; mm longae, 3/,—41 mm latae, exteriores 
gradatim minores. Receptaculum planum, nudum, 3—31/, mm diametro. 
Flores disci circa 25—30, tubulosi, hermaphroditi. Corollae tubuloso-cylin- 
draceae, glaberrimae; limbus profunde quinquefidus; laciniae lanceolato- 
ovatae vel lanceolatae, acutiusculae vel interdum obtusiusculae, patulae. 
Stamina tubo corollae inserta; filamenta capillacea, glaberrima; antherae 
connatae, inclusae, basi biaristatae, in tubum quinquedentatum connatae. 
Ovarium lineare, subpilosum. Stylus ramis apice truncatis incrassatis in- 
clusis 4—41/, mm longus. Achaenia valde immatura, pilis minimis seti- 
formibus dense obtecta, flavido-brunnea. Pappi setae scabridae, plumosae, 
albidae, corollam subaequantes vel paulo minores. Flores radii circa 8—10, 
subbilabiati. Corollae tubo tenui, in parte inferiore parce piloso, in parte 
superiore glaberrimo; limbus bilabiatus; labium interius lineari-lanceolatum, 
trifidum, planum, patens, sexnervium, rubro-violaceum, externe tenuiter 
lanatum, 7—8 mm longum, 1—2!/, mm latum; labium exterius brevissi- 
mum, emarginato-bilabiatum. Stamina rudimentaria. Ovarium, stylus et 
pappi setae ut in floribus hermaphroditis. [= 

Peruvia: St. Bartholomé, statio viae ferratae inter Lima et Oroyam, 
ad rupes, 1700—1800 ms. m. (WEBERBAUER n. 1698. — Florens 1. Novem- 
bris 1902). 


Species O. annwae Less. valde affinis, differt foliis brevioribus, involucri squamis 
interioribus angustioribus, omnibus apice setaceis. 


Barnadesia Weberbaueri Muschler n. sp. — Frutex ad 2 m altus. Ra- 
muli evidenter striatuli, juventute dense hirsuto-tomentosi, dein mox glab- 
rati vel glaberrimi, peridermate fuscescente obtecti, foliosi. Folia alterna. (in- 
ternodiis in specimine usque ad 2—21/, cm longis), breviter petiolata (petiolis 
vix 3 mm longis, supra canaliculatis, dense villoso-hirtis), ovata vel inter- 
dum oblongo-ovata, integerrima, apice breviter acuminata vel interdum 
obtusiuscula, mucronato-spinulosa (mucrone usque ad 2!/,—3 mm longo), 
supra pilis longis albidis sericeis simplicibus unicellularibus dense obtecta, 
subtus ochraceo-tomentosula, subcoriacea, penninervia (nervis lateralibus 
crassioribus in utraque dimidia parte 2—3, subtus evidenter prominulis, 
supra immersis et vix perspicuis), inter nervos laterales reticulato-venosa 
venulosaque (venis venulisque subtus evidenter supra haud_perspicuis) ; 


Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr. 111. g 


98 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


folia maxima in specimine 6—61/, cm longa, 3—31/, cm lata; spinis axil- 
laribus in ramulis foliosis hornotinis tenuibus, acicularibus, usque ad 11/, cm 
longis, vix 1/ç mm crassis, in ragnulis flagiferis biennibus aequilongis vel 
interdum paulo longioribus et crassioribus, usque ad #/, mm basi incras- 
satis. Capitula in apice ramulorum foliosorum ultimorum solitaria, ma- 
xima, 5 cm alta, 10—101/, cm lata; involucrum oblongum, basi foliis vel 
bracteis foliiformibus 8—412 valde approximatis quasi calyculatum; in- 
volucri squamae circa 7—8-seriatae, numerosae, scariosae, fuscescenti- 
ochraceae; intimae supra glabrae et apicem versus violaceo-purpurascentes, 
dorso dense vel densissime lutescenti-sericeae, lineares, breviter acuminatae, 
circa 3—31/, cm longae, 11/,—2 cm latae; exteriores sensim decrescentes, 
latiores, usque ad 4 mm latae, ordinum 5 exteriorum celeriter abbreviatae 
triangulares dorso parcius lutescenti-sericeae, plus minusve spinuloso-acu- 
minatae. Receptaculum dense lutescenti-pilosum, circa 8—12 mm diametro. 
Corollae florum exteriorum circa 5—51/, em longae, ex schedulis purpuras- 
centes; tubulus basi glabratus, superne subfusco-ochraceo-villosus, circa 
2—21/, cm longus; ligula exterior circa 2 cm longa, supra glabra, subtus 
parce subfusco-ochraceo-villosa, apice 4-fida; laciniae circa 41/,—3 mm 
longae, densius villosae ; labium interius filiforme, glabrum, usque ad 1—21/, cm 
longum. Pappi setae elongatae plumosae circa 25—30, lutescentes, usque ad 
2—21/, cm longae. Flores centrales 3. Corollae abbreviatae, bilabiatae, 
usque ad 49 mm longae; tubulus circa 5—51/,; mm longus; ligula 15— 
18 mm longum; labium interius circa 12—45 mm longum. Pappi aristae circa 
17—25, lutescenti-stramineae, nitentes, glabrae, circa 13—451/, mm longae. 
Achaenia valde immatura, circa 2—31/, mm longa, dense lutescenti-sericea. 


Peruvia: Prope Balsas, in Departimento Amazonas, provincia Chach- 
apoyas in formatione graminibus et cactaceis composita, 2000—2100 m 
Ss. m. (WEBERBAUER n. 4278. — Florens 25. Junii 1904). 

Species B. Dombeyanae Less. affinis, differt foliis majoribus utrinque dense pilosis, 
spinis axillaribus longioribus, capitulis multo majoribus; a B. Sodiroi Hieron. differt 
foliis majoribus dense pilosis nec utrinque glabratis, capitulis multo majoribus. 

Barnadesia coccinosantha Muschler n. sp. — Frutex usque ad 2 m 
altus. Ramuli obsolete striati, juventute pilis minimis plerumque squami- 
formibus dense obtecti, dein mox glabratuli, peridermate fusco-nigro obtecti. 
Folia alterna (internodiis in speciminibus usque ad !/,—4 cm longis), bre- 
viter petiolata (petiolis vix 3/,—41 cm longis, supra canaliculatis, subtus 
teretibus, glaberrimis), obovata vel interdum oblongo-obovata, integerrima 
vel interdum margine leviter repanda, apice obtusa vel obtusiuscula, acriter 
mucronata (mucrone 2—31/, mm longo, rigidissimo, fere spiniformi), supra 
glaberrima ac interdum subnitentia, subtus squamis minimis sparsim obtecta, 
coriacea, penninervia (nervis lateralibus crassioribus in utraque dimidia parte 
2, subtus valde prominulis, supra immersis et vix perspicuis), inter nervos 
laterales reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque subtus evidenter 


ee the 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 99 


prominulis, anastomosantibus, supra haud perspicuis); laminae maximae in 
speciminibus 41/,—5 cm longae, 11/,—2 cm latae; spinis axillaribus in ramulis 
hornotinis rigidis, acicularibus, usque ad 31'/.—4 cm longis, 3/,—4 mm 
crassis, in ramulis floriferis biennibus aequilongis vel interdum multo brevi- 
oribus et tenuioribus, usque 411/.—2 cm longis, basi paulo incrassatis. Ca- 
pitula in apice ramulorum foliosorum ultimorum solitaria, maxima, 7 cm 
alta, 81/.—9 cm lata, involucrum late ovatum, basi foliis vel bracteis folii- 
formibus 8—15 valde approximatis quasi calyculatum; involucri squamae 
circa 7—8-seriatae, numerosae, scariosae, fuscescenti-ochraceae; intimae 
intus glaberrimae ac nitentes, extus pilis brevibus albidis sericeis simplici- 
bus unicellularibus dense vel interdum densissime obtectae, apicem versus 
violaceo-purpurascentes, lineares vel rarissime lineari-lanceolatae, acutissimae, 
circa 5—51/, cm longae, 4—41/, mm latae; exteriores sensim decrescentes, 
latiores, usque ad 6—6!/, mm latae, ordnum 5—6 exteriorum circa 3— 
31/, cm celeriter abbreviatae triangulari-ovatae, dorso parcius lutescenti-seri- 
ceae, plus minusve spinuloso-acuminatae. Receptaculum dense lutescenti- 
pilosum, circa 6—71/; mm diametro. Corollae florum exteriorum circa 
5—51/, cm longae, ex schedulis scarlatinae; tubulus basi pilis minimis sub- 
sericeis sparsim obtectus, superne subfusco-ochraceo-sericeus, circa 3— 
31/, cm longus; ligula exterior circa 2 cm longa, supra glabra, subtus parce 
subfusco-ochraceo-villosa, apice 4-fida; laciniae circa 21/,—3 mm longae, 
densius villosae; labio interiore filiformi, glabro, usque ad 2—21/, cm longo. 
Pappi setae elongatae plumosae circa 25—30, lutescentes, usque ad 2— 
21/, em longae. Flores centrales 3. Corollae abbreviatae, bilabiatae, usque 
ad 19 mm longae; tubulus circa 5—51/, cm longus; ligula 16—20 mm 
longa; labio interiore circa 10—15 mm longo. Pappi aristae circa 20 — 25, 
lutescenti-stramineae, nitentes, glabrae, circa 13—151/; mm longae. Achae- 
‘nia valde immatura, circa 2—21/, mm longa, dense sericea. 

Peruvia: Prope Chavin de Huantor, in Departimento Ancachs, 
provincia Huari, in fruticetis, 2800 m s. m. (WEBERBAUER n. 3295. — 
Florens 4. Julii 1903). — Capitulis incolae contra morbum »Verrugas« 
dictum utuntur. | 

Species certe B. arboreae Kunth, cui habitu valde similis est, affinis, differt foliis 
minoribus, capitulis majoribus. 

Barnadesia Seleriana Muschler n. sp. — Frutex valde ramosus. Ra- 
muli juventute dense ochraceo-tomentosuli, tomento denique deciduo, peri- 
dermate rufescente obtecti. Folia in ramulis elongatis alterna (internodiis 
interdum usque ad 1/,—-3/, cm longis), in ramulis abbreviatis fasciculata 
(internodiis brevissimis vel fere nullis), breviter petiolata (petiolis circa 
41/,—21/. mm longis, sericeis, supra canaliculatis); laminae oblongo-ovatae 
vel oblongo-ellipticae, spinuloso-acuminatae, integerrimae, rigide chartaceae, 
subtus juventute parce pilis satis longis albidis sericeis simplicibus obtectae, 
mox omnino glabratae, supra glaberrimae, penninerviae (nervis lateralibus 


g* 


100 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 


crassioribus in utraque dimidia parte 4—2, supra immersis et subincon- 
spicuis, subtus valde prominulis), inter nervos laterales reticulato-venosae 
venulosaeque (venis venulisque supra subinconspicuis, subtus evidenter pro- 
minulis); laminae maximae circa 3—3,5 cm longae, 1—11/, cm latae; spinis 
axillaribus geminis usque ad 31/.—4 cm longis, 1—41/. mm basi crassis, 
fuscescentibus, pilis eis paginae inferioris foliorum similibus sed brevioribus 
dense obtectis. Capitula apice ramulorum in axillis foliorum supremorum 
breviter pedunculata (pedunculis tomentosulis, usque ad 41/.—5 mm longis, 
raro paulo longioribus) vel subsessilia, 2—6 coacervata; involucri oblongo- 
ovoidei squamae circa 30—40 pluriseriatae; interiores circa 12—18 lineari- 
lanceolatae, circa 8—11 mm longae, 11/,—21/, mm latae, acutae, spinuloso- 
mucronatae, coriaceo-scariosae, lutescenti-stramineae, ad apicem versus 
subpurpureo-nigrescentes, dorso praesertim apice ochraceo-sericeae; mediae 
sensim decrescentes et latiores, usque ad 31/, mm latae, ceterum similes; 
exteriores oblongo-ovatae; extimae minutae. Receptaculum cavum planum 
longe lutescenti-villosum. Flores circa 12, quorum 1 centralis. Corollae 
circa 51/, mm longae; tubulus superne parce villosus, circa 2—21/; mm 
longus; limbus inferne parce villosus, 21/, mm longus; laciniae triangulares, 
acuminatae, cucullatae, mucronatae, trinerviae, vix 4 mm longae. Stylus 
circa 51/9—6 mm longus, ramis 4!/,—2 mm longis apice truncatis peni- 
cillatis inclusis. Antherae circa 2—21/, mm longae, basi subcaudatae. 
Pappi setae circa. 80—90, albidae, apice non incrassatae, circa 51/>— 
6 mm longae. Achaenia valde immatura. 

Bolivia: Ad rupes, Camino de los Obrajes prope La Paz. (SELER n. 98 
— Florens 18 Junii 1940.) | 


Species certe B. corymbosae Don affinis, differt foliis minoribus, semper viridibus, 
capitulis breviter pedunculatis ac minoribus; a 5. arborea Kunth, cui foliis valde similis 
est, differt capitulis multo minoribus apice ramulorum coacervatis, flore centrali soli- 
tario (in B. arborea Kunth 3 nec nulli ut dicit clarissim. BentHAm in Benth. et Hook. 
Gen. Plant. II. p. 485). 


Barnadesia horrida Muschler n. sp. — Frutex ad 4 m altus, ramosus. 
Ramuli juventute subdense tomentosuli denique tomento deciduo, perider- 
mate rufescenti obtecti. Folia in ramulis elongatis alterna (internodiis 
denique ad 11/,—2 cm longis), in ramulis abbreviatis fasciculata (internodiis 
brevissimis vel fere nullis), breviter petiolata (petiolis circa 11/,;—2 mm 
longis, 1/.—%/, mm crassis, supra subcanaliculatis, dense sericeis) lineari- 
lanceolata vel lanceolata vel rarius oblongo-lanceolata, spinuloso-acuminata, 
basi cuneata in petiolum perbrevem angustata, integerrima, rigide chartacea, 
subtus juventute parce vel interdum subdense sericeo-villosa, mox omnino 
glabratula, supra sparsim pilis sericeis albidis obtecta, penninervia (nervis 
lateralibus crassioribus in utraque dimidia parte plerumque 3, supra in- 
conspicuis, subtus parum prominulis), inter nervos laterales reticulato-venosa 
venulosaque (venis venulisque supra inconspicuis, subtus parum promi- 
nulis); laminae maximae circa. 2—21/, cm longae, 3—31/, mm latae; spi- 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr, 414. 101 


nulae axillares geminae usque ad 43/,—2 cm longae, !/,.—%/, mm basi 
crassae, nigro-fuscescentes. Capitula apice ramulorum in axillis foliorum 
supremorum breviter pedunculata (pedunculis tomentosulis, usque ad 41/.— 
51/, mm longis, rarissime longioribus) vel interdum subsessilia, solitaria vel 
2—3-na; involucri anguste campanulati squamae circa 30—45 pluriseriatae; 
interiores circa 8—12 lineari-lanceolatae, circa 43/,—2 cm longae, 13/,— 
21/ mm latae, acutae, spinuloso-mucronulatae, coriaceo-scariosae, lutescenti- 
stramineae, ad apicem versus subpurpureo-nigrescentes, dorso praesertim 
apice ochraceo-sericeae, intus glaberrimae, nitentes; mediae sensim decres- 
centes et latiores, usque ad 3 mm latae, ceterum similes; exteriores ovatae; 
extimae minutae. Receptaculum cavum planum longe lutescenti-villosum. 
Flores 12, quorum 1 centralis. Corollae circa 21/,—3 cm longae; tubulus 
superne parce villosus, circa 16—18 mm longus; limbus inferne parce vil- 
losus, 3 mm longus; laciniae triangulares acuminatae cucullatae, submucro- 
nulatae trinerviae, 51/,—6 mm longae. Stylus 12—14 mm longus, ramis 
4—5'/, mm longis inclusis. Antherae 6—81/, mm longae, basi caudatae. 
Pappi setae 80—100, albidae, apice non incrassatae, circa 10—12 mm 
longae. Achaenia valde immatura, 2—3 mm longa. 

_ Peruvia: Colles Sacsaihuamam prope Cuzco, in formatione aperta sed 
interdum densa herbis fruticibusque composita, 3500—3600 ms. m. (WEBER- 
BAUER 0. 4859. — Florens 24. Maii 1905. — Nomen vernaculum: Maulli.) 


Species certe B. Jelskii Hieron. affinis, differt foliis multo angustioribus ac capi- 
tulis multo majoribus ac involucri squamis angustioribus, acuminatis. 


Barnadesia pyenophylla Muschler n. sp. — Frutex usque ad 2 m 
altus, ramosus. Ramuli juventute dense arachnoideo-tomentosuli denique 
tomento deciduo peridermate nigro-purpurascente obtecti, evidenter striatuli, 
teretes. Folia in ramulis elongatis alterna (internodiis brevibus vix usque 
ad 3/,—4 cm longis), in ramulis abbreviatis fasciculata (internodiis brevis- 
simis vel interdum fere nullis), breviter petiolata (petiolis vix 1—11/; mm 
longis, supra subcanaliculatis pilis satis longis sericeis albidis sparsim ob- 
tectis vel interdum subglabratis) vel subsessilia, lineari-lanceolata vel lan- 
ceolato-elliptica vel rarissime subelliptica, breviter spinuloso-acuminata, basin 
versus sensim angustata, integerrima vel interdum margine subrepanda, 
chartacea, subtus juventute pilis satis longis albidis sericeis simplicibus 
unicellularibus sparsim vel rarissime subdense obtecta, mox omnino glab- 
rata, supra nervo mediano pilis eis paginae inferioris foliorum similibus 
densissime obtecto excepto glaberrima, obscure viridi-lutescentia, penninervia . 
(nervis lateralibus crassioribus in utraque dimidia parte plerumque 3, supra 
parum conspicuis vel plerumque inconspicuis, subtus parum prominulis), 
inter nervos laterales reticulato-venosa venulosaque (venis venulisque supra 
parum vel haud conspicuis, subtus parum prominulis); laminae maximae 
in specimine 3—31/, cm longae, 5—61/, mm latae; spinulae axillares gemi- 
nae usque ad 10-—12 mm longae, ‘/.—3/, mm basi crassae, fuscescentes. 


102 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


Capitula apice ramulorum in axillis foliorum supremorum breviter pedun- 
culata (pedunculis arachnoideo-tomentosulis usque ad 5—7 mm longis, 
raro longioribus, teretibus) vel rarissime subsessilia, 3—7 coacervata; in- 
volucri anguste campanulati squamae circa 20—28 pluriseriatae; interiores 
8—10 lineari-lanceolatae, circa 3—31/, cm longae, 4—41/, mm latae vel 
rarius latiores, acutae, spinuloso-mucronulatae (mucrone minimo vix ultra 
{—1'/. mm longo, rigido), coriaceo-scariosae, lutescenti-stramineae, ad api- 
cem versus subpurpureo-nigrescentes, dorso praesertim apice ochraceo- 
sericeae; mediae sensim decrescentes et latiores, usque ad 51/, mm latae, 
ceterum similes; exteriores ovatae vel ovato-lanceolatae; extimae parvae 
ovatae vel interdum ovato-rotundatae. Receptaculum cavum planum longe 
et dense lutescenti-villosum. Flores omnes hermaphroditi. Corollae circa 
41/,—5 em longae; tubulus superne parce villosus, circa 21/.—3 cm longus; 
limbus inferne parce villosus, 41/,—2 cm longus; laciniae triangulares acu- 
minatae cucullatae mucronulatae trinerviae vix 6—71/, mm longae. Stylus 
10—15 mm longus, ramis 3—4!/, mm longis apice truncatis penicillatis 
inclusis. Antherae circa 81/, mm longae, basi caudatae. Pappi setae circa 
65—80, apice non vel rarissime paululo incrassatae, circa 5 —6'/> mm longae. 
Achaenia valde immatura, circa 2—31/, mm longa, pilis longis albidis sim- 
plicibus unicellularibus sparsim obtecta. 


Peruvia: Via inter Tambo et Apurimac flumen in Departimento Aya- 


cucho, provincia Huanta, frutices parvi in formatione herbis et graminibus 
composita, 3500—3600 ms. m. (WEBERBAUER n. 5558. — Florens 31. Man 
1910.) 


Species certe B. Jelskii Hieron. affinis, differt foliis angustioribus ac longioribus, 
capitulis multo majoribus. 


Mutisia pulcherrima Muschler n. sp. — Frutex alte scandens. Caules 
glabri, angulato-striati, purpureo-nigrescentes vel nigri. Folia alterna, pin- 
nata; rhachis in cirrhum 3-fidum desinens, sparse arachnoidea vel dein mox 
glaberrima, supra evidenter canaliculata, subtus teres. Foliola 2—3-juga, 
opposita vel plerumque alternantia, breviter petiolulata (petiolulis circa 
2—21/, mm longis, juventute dense ochraceo-arachnoideis, dein mox gla- 
berrimis, supra canaliculatis); laminae chartaceae, integerrimae vel interdum 
subrepandae, oblongae vel plerumque oblongo-ovatae, basin versus sensim 
angustatae, apice breviter acuminatae, mucronulatae, juventute forsan le- 
vissime arachnoideae mox utrinque glaberrimae, pinnatinerviae (nervis late- 
ralibus crassioribus circa 5—7), inter nervos laterales reticulato-venosae 
venulosaeque (venis venulisque subtus evidenter prominulis, supra immersis 
vel plerumque haud conspicuis); foliola foliorum maximorum in specimini- 
bus 7-—-71/, cm longa, 11/,—2 cm lata; stipulae foliaceae, sessiles, valde 
inaequilaterales, oblique subfalcato-oblongae, mucronato-apiculatae, vix 1— 
11/2 cm longae, 4 cm latae. Capitula terminalia, solitaria, longissime pedun- 
culata, (pedunculo in speciminibus circa 25—30 cm longo, striato-angulato, 


ft dns. 1 il 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 103 


in parte superiore 2—3-bracteato, infra capitulum subincrassato, bracteolis 
minimis triangularibus, subtus parce arachnoideis, supra glaberrimis 0,75 cm 
longis, 0,5 cm latis); involucri late campanulati squamae circa 25, pruinosae, 
margine scariosae, fuscescentes; interiores glabrae lanceolato-ovatae, circa 
k1/;—5 cm longae, circa 6-—8 mm latae, acutiusculae vel rarius obtusius- 
culae, exteriores sensim decrescentes, triangulari-ovatae, quam interiores 
multo latiores, usque ad 1,2 cm latae, apice acutae vel brevissime acumi- 
natae, excepto apice margineque ochraceo-arachnoideo glaberrimae. Flores 
radii in capitulo unico examinato 20. Corollae glabrae, circa 14—12 cm 
longae; tubulus 4—41/, cm longus; ligula exterior circa 8—81/, cm longa, 
multinervia (nervis plerumque 10—15), 0,75—1,5 cm lata, anguste lanceo- 
lata, acuta vel subacuminata, subintegra. Flores disci crebri. Corollae 
. tubulosae 6—7!/, cm longae; tubulus circa 31/, cm longus; limbus fere 
usque ad basin quinquefidus, 4—-41/, cm longus; laciniae lineares, circa 
3/4 mm latae, basi liberae, sursum conglutinatae. Antherae circa 4—41/, cm 
longae, thecis 2—21/, cm longis, auriculis caudatis, usque ad 1—11/, cm 
longis. Pappi setae rigidae, plumosae, rufescentes, 2—2!/, cm longae. 
Achaenia valde immatura, glaberrima, circa 3—31/, mm longa. 


Peruvia: Prope Chachapoyas, inter Tambos Bajazan et Almirante, in 
Departimento Amazonas. Silva alta fruticibus multis intermixta, 2300— 
2400 ms. m. (WEBERBAUER n. 4444 — Florens 30. Julii 1904.) 

Species M. grandiflorae Humb. et Bonpl. proxime affinis, differt foliolis glaberrimis, 
nec subtus albido-tomentosis, laminis oblongis vel ovato-oblongis; a M. Stuebelii Hieron. 
differt involucri squamis exterioribus apice margineque dense ochraceo- arachnoideis, pedi- 
cellis bracteolatis. 


Mutisia macrantha Muschler n. sp. — Frutex scandens. Caules glaber- 
rimi, angulato-striati, peridermate purpureo-nigro obtecti. Folia alterna, 
pinnata; rachis in cirrhum 3-fidum desinens, juventute sparse arachnoidea, 
demum mox glaberrima, supra canaliculata. Foliola 2—3-juga, opposita 
vel plerumque alternantia, breviter petiolulata (petiolulis brevissimis 11/,— 
2 mm longis, supra canaliculatis); laminae chartaceae, integerrimae vel 
rarius margine subrepandae, ovato-oblongae vel plerumque subovatae, basi 
subrotundatae, apice obtusiusculae vel obtusae, mucronulatae (mucronulis 
fere 1—11/, mm longis), glaberrimae, pinnatinerviae (nervis lateralibus cras- 
sioribus circa 8—10), inter nervos laterales reticulato-venosae venulosaeque 
(venis venulisque subtus evidenter prominulis, supra haud conspicuis); fo- 
liola foliorum maximorum in specimine 4—4!/, cm longa, 2—21/, cm lata; 
stipulae foliaceae, sessiles, valde inaequilaterales, oblique subfalcato-oblongae, 
mucronato-apiculatae, vix 1—11/, cm longae, 4 cm latae. Capitula termi- 
nalia, solitaria, longe pedunculata (pedunculo in specimine circa 30 cm longo, 
striato-angulato, apicem versus bracteato, infra capitulum subincrassato, 
bracteolis minimis triangulari-ovatis, circa ‘!/,—*%/, em longis, 1/, cm latis, 
glaberrimis, purpureo-nigrescentibus); involucri late campanulati squamae 


104 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 144. 


circa 25, pruinosae, margine scariosae, fuscescentes; interiores glabrae, 
lineares, lineari-lanceolatae, circa 5—51/, cm longae, circa 5—7 mm latae, 
acutae; exteriores sensim decrescentes, ovato-orbiculatae vel ovatae, quam 
interiores multo latiores, usque ad 1—1,25 cm latae, apice acutae vel ple- 
rumque brevissime acuminatae, glaberrimae, purpureo-nigrescentes (in sicco). 
Flores radii in capitulo unico ut videtur circa 25—30. Corollae glabrae 
es 11—121/, cm longae; tubulus 4—41/, cm longus; ligula exterior circa 

—81/, cm longa, multinervia (nervis 10—45), 11/,—91/, em lata, lanceo- 
i; acuta vel subacuminata, subintegra ; ligula interior nulla. Flores disci 
crebri. Corollae tubulosae 6—6!/, cm longae; tubulus circa 3—31/, cm 
longus; limbus fere usque ad basin quinquefidus, 4—41/. cm longus; laci- 
niae lineares, circa °/,—4 mm latae, basi liberae, sursum conglutinatae. 
Antherae circa 4—41/, cm longae; thecae 21/,—3 em longae; auriculae 
caudatae, usque ad 3/,—1 cm longae. Pappi setae rigidae, plumosae, rufes- 


centes, 21!/,—21/, cm longae. Achaenia valde immatura, glaberrima, circa 


3 mm longa. 


Peruvia: Molinopampa prope Chachapoyas, in Departimento Amazonas, 
in formatione arboribus fruticibusque mixta, 2400 m s. m. (WEBERBAUER n. 
4383. — Florens 27. Julii 190%.) 


Species M. grandiflorae Humb. et Bonpl. proxime affinis, differt foliolis glabris, 
multo latioribus, stipulis inaequilateralibus, capitulis latioribus; a M. Stuebelii Hieron. 
cui habitu similis est, differt foliis angustioribus, purpureo-nigrescentibus capitulis multo 
majoribus ac latioribus et pedicellis ebracteatis. 


Mutisia Weberbaueri Muschler n. sp. — Frutex alte scandens. Caules 


juventute tomentoso-arachnoidei dein mox glaberrimi, angulato-striati, peri- 
dermate fusco obtecti, saepissime flexuosi. Folia opposita vel plerumque 
alterna, simplicia, lineari-subulata, integerrima, margine revoluta, glaber- 
rima et laevia, in cirrhum longiusculum producta, arcuata, flexuosa, sessilia, 
uninervia (nervo mediano supra profunde immerso, subtus evidenter con- 
spicuo); laminae maximae 71/.—81/scm longae, 1—11/, mm latae; stipulae 
minimae, dense vel plerumque densissime tomentoso-arachnoideae, plerum- 
que subsquamiformes. Capitula terminalia, solitaria, longe pedunculata 
(pedunculo in specimine usque ad 3—4 cm longo, striato-sulcato, medio 
bracteato, infra capitulum subincrassato, flavido-brunneo); involucri late 
campanulali squamae circa 20—25, pruinosae, margine scariosae, fusces- 
centes; interiores glabrae, lanceolatae circa 13/,—2 cm longae, circa 21/,— 
3'/> mm latae, acutae, exteriores sensim decrescentes, lanceolato-ovatae vel 
ovatae vel plerumque triangulari-ovatae, quam interiores latiores, usque ad 
3/,—1 cm latae, apice obtusae, mucronatae (mucrone 2—21/, mm longo, 
1/2—3/, mm lato, dense arachnoideo-tomentoso), glabrae. Flores radii in 
capitulo examinato 45. Corollae glabrae, circa 3—31/, cm longae; tubulus 
3/4—4 em longus; ligula exterior circa 2—21/, cm longa, multinervia 
(nervis 8—10), 4—51/, mm lata, lanceolata, acuta vel subacuminata, sub- 


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Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 411. 105 


integra; ligula interior nulla. Flores disci crebri. Corollae tubulosae 2,2— 
2,5 cm longae; tubulus 1—1,5 cm longus; limbus fere usque ad basin 
quinquefidus, %/4—1 cm longus; laciniae lineares, circa 1/2 mm latae, basi 
liberae, sursum conglutinatae. Antherae circa 11/, cm longae; thecae 1/,.— 
1 cm longae; auriculae caudatae, usque ad 5 mm longae. Pappi setae rigi- 
dae, plumosae, rufescentes, 1%/,—21/, cm longae. Achaenia valde immatura, 
subglabra vel pilis minimis albidis unicellularibus simplicibus sparsim ob- 
tecta, circa 2—3 mm longa. | 

Peruvia: Hacienda Totorabamba, in fruticetis, 3600—3700 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 5490. — Florens Maio 1910.) 

Species M. gracili Meyen valde affinis, differt primo visu involucri squamis nigro- 
purpurascentibus et exterioribus in mucronem perlongum productis, capitulis minoribus. 

Jungia malvaefolia Muschler n. sp. — Frutex alte scandens. Ramuli 
juventute compressi, dense hirsutuli, denique teretes, glabrati vel glaberrimi 
et peridermate ferrugineo obtecti. Folia alterna (internodiis in specimine 
usque ad 2—-31/, cm longis), longe petiolata (petiolis compressis, ubique 
hirsutulis, usque ad 2°/,—3!/; cm longis, basi auriculatis; auriculis semi- 
circularibus, 3—4-lobulatis, circa 41/,—5 mm latis, 3—31/, mm longis, sub- 
tus pubescentibus, supra hirto-velutinis); laminae ambitu cordato-rotundatae 
7-lobatae (lobis irregulariter crenato-lobulatis; lobulis 2—3 mm inter se 
distantibus, 41/,—21/, mm altis), membranaceae, subbullato-rugulosae, supra 
juventute dense vel densissime denique parce subhirto-velutinae vel dein 
mox glabratae, subtus pubescentes, subquintupli-vel septuplinerviae (nervis 
2 ex ima basi nascentibus in lobos inferiores intrantibus repetito-dichotome 
ramosis, alteris 2 paulo infra medium laminae e nervo mediano nascentibus 
semel vel bis dichotome ramosis in lobos medios intrantibus, additis ple- 
rumque nervis 2 alteris lateralibus lobi terminalis saepe trilobulati); inter 
nervos laterales ramosque eorum reticulato-venosae venulosaeque (venis 
venulisque subtus prominentibus, supra plus minusve in sulcis immersis); 
laminae maximae, circa 5—51/, cm longae, 5—6 cm latae. Inflorescentiae 
laxe paniculatae; partiales laterales ex foliorum axillis supremorum vel 
bracteolarum foliacearum nascentes saepe ad apicem versus 5-cephalae, 
racemosae vel plerumque subcorymbosae. Capitula pedunculata (pedunculis 
usque ad 41/.—2 cm longis, plerumque paulo brevioribus, ex axillis brac- 
teolarum lineari-lanceolatarum circa 0,75—1 cm longarum acutarum utrin- 
que subhirsutarum nascentibus, ad apicem versus 3—4-bracteolatis, bracte- 
olis linearibus similibus plerumque paulo brevioribus et angustioribus caly- 
culum efformantibus); involucri late campanulati squamae 12, complicatae, 
flores exteriores amplectantes, lineari-lanceolatae vel plerumque lineares, 
apice acuminatae, mucronatae, circa 61/>—71/, mm longae, 2—21/; mm 
latae, dorso herbaceae, glaberrimae, margine scariosae, subhyalinae. Re- 
ceptaculum circa 3 mm diametiens paleis involucri squamis similibus, magis 
scariosis, apice solum subherbaceis. Flores 20——-25. Corollae glabrae, florum 


+ 


106 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 444. 


exteriorum circa 71/,—8 mm longae; tubulus in limbum sensim ampliatus, 
5—51/, mm longus; labia subaequilonga; labio exteriore elliptico, circa 4 1/, — 
2 mm longo, circa 075—1 mm lato, apice tridentato; labio interiore in 
lacinias 2 elongato-triangulares usque ad basin fisso. Pappi setae 20—30, 
niveo-albidae, circa 5—51/, mm longae, plumosae. Achaenia valde imma- 
tura apice attenuata, papillosa, circa 1—2 mm longa. 


Peruvia: Conin, in Departimento Ancachs, provincia Huari, in fruticeto 
laxo, 3600— 3700 m s. m. (WEBERBAUER n. 2912. —- Florens 18. Aprilis 1903). 

Species J. rugosae Less. foliis valde similis, differt capitulis longioribus, involucri 
squamis longioribus longe acuminatis; a J. Jelske Hieron. differt foliis minoribus, in- 
volucri squamis glaberrimis. | 

Jungia discolor Muschler n. sp. — Frutex alte scandens, ligno molli. 
Caules tenues, ramosissimi, subscandentes, usque ad 1 m longi, subquadran- 
gulares, in sicco leviter striatuli, juventute breviter villosi, denique glabrati vel 
plerumque glaberrimi. Rami similes, divaricati. Folia alterna (internodiis 
in specimine usque ad 4151/.—161/, cm longis), petiolata (petiolis usque ad 
81/,—9 cm longis, compressis, complicatis, dorso ubique tomentoso-villo- 
sulis, superne breviter, inferne longius); laminae ambitu rotundato-cordatae, 
7—8-lobatae (lobis triangularibus, margine sparse mucronato-denticulatis 
[denticulis circa 1/,—14/, mm longis], terminali maximo usque ad 2—21/, cm 
longo, 23/,—3 em basi lato, ceteris sensim basin versus decrescentibus), supra 
parce squamis minimis obtectae vel venis solis puberulis exceptis glaber- 
rimae, subtus tomentosulo-pubescentes, chartaceae, subquintupli- vel sub- 
septuplinerviae (nervis 2 oppositis ex ima basi nascentibus saepe iam basi 
dichotome ramosis, ramo superiore superne repetito-dichotomo; additis 
nervis lateralibus alteris 2 oppositis vel suboppositis infra laminae medium 
e nervo mediano nascentibus superne semel vel bis dichotome divisis); 
laminae maximae circa 8—81/, cm longae, 7—71/, cm latae. Inflorescentiae 
paniculatae, ramosae, polycephalae; rami vel inflorescentiae partiales ramu- 
lique divaricati ferrugineo-villoso-tomentosi. Capitula in ramulorum ulti- 
morum apice 5—8 coacervata, subsessilia vel breviter pedunculata (pedun- 
culis circa 11/,—2 mm longis, breviter ferrugineo-villoso-tomentosis, plerum- 
que 2—3-bracteolatis; bracteolis minimis anguste linearibus vel plerumque 
subfiliformibus, circa 1/,—%/, mm longis, dense ferrugineo-villoso-tomento- 
sulis); bracteae inflorescentiarum lineares, usque ad 3—31/, mm longae, 
0,5—1 mm latae, dorso villoso-tomentosulae; involucri late campanulati 


squamae exteriores 5 breviores, oblongae vel plerumque lineari-oblongae, : 


circa 4-—41/, mm longae, 1—11/, mm latae, dorso pilis satis crassis e 
tuberculis minimis natis sparsim obtectae; involucri squamae interiores circa 
10, in receptaculi paleas transeuntes iisque similes, oblongo-lineares vel 
plerumque lineares, circa 8—81/; mm longae, 1—13/, mm latae, compli- 
catae, apice breviter acuminato-mucronulatae, penicillatae, subherbaceae, 
plurinerviae (nervis plerumque vix conspicuis), plus minusve scarioso-mar- 


ne 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 414. 107 


ginatae, margine glabro stramineo excepto dorso pilis satis crassis subseti- 
formibus minimis obtectae; receptaculi paleis 3—5 paulo brevioribus, linea 
mediana subherbacea excepta stramineo-scariosis, circa 4—5-nerviis, ceterum 
involucri squamis interioribus similibus. Flores 15—20. Corollae bilabiatae, 
glaberrimae, circa 8—8!/, mm longae; tubulus in limbum sensim ampliatus, 
circa 41/2 mm longus (limbo incluso); labio exteriore usque ad 3—31/, mm 
longo, vix 2 mm lato, 4-nervio, apice truncato tridentato; labio interiore 
profunde fere usque ad basin bipartito, circa 21/,—23/, mm longo; laciniae 
elongato-triangulares, vix 1/2—3/, mm basi latae, acutae. Styli exserti rami 
truncati, circa 3 mm longi. Antherae longe caudatae et appendiculatae, 
circa #1/;—5 mm longae. Pappi setae circa 30—40, albidae, circa 51/,— 
6 mm longae, sparse plumosae. Achaenia valde immatura, circa 41/,—2 mm 
longa, glabra. 


Peruvia: Chugur prope Hualgayoc, in Departimento Cajamarca. Fruti- 
cetum humidum densum, 2700—2900m s. m. (WEBERBAUER n. 4083. — 
Florens 21. Maii 1904.) 

Affinis J. Lehmannii Hieron., a qua differt foliis supra in venis solis puberulis 
nec ubique hirto-pubescentibus, subtus tomentosulo-pubescentibus nec villosis, pappo 
albido, corollis albidis. 

Jungia Seleriana Muschler n. sp. — Frutex 1 m altus. Caules tenues, 
ramosissimi, subscandentes, subquadranguli, in sicco evidenter striatuli, 
juventute plus minus longe villosi dein mox glabrati vel plerumque glaber- 
rimi, peridermate ochraceo-flavo obtecti. Rami similes, divaricati. Folia 
alterna, dense conferta (internodiis in speciminibus usque ad 21/,.—3 cm 
longis), petiolata (petiolis usque ad 21/,—3 cm longis, compressis, compli- 
catis, dorso ubique villosulis, superne breviter, inferne longius); laminae 
ambitu rotundato-cordatae 7—8-lobatae (lobis triangularibus, margine acriter 
mucronato-denticulatae [denticulis circa %/, —A mm longis, 31/.—4 mm inter 
se distantibus]; terminali maximo usque ad 3/,—4 cm longo, I cm basi 
lato; ceteris sensim basin versus decrescentibus), supra juventute sparsim 
pilis albidis simplicibus unicellularibus satis longis obtectae dein mox glaber- 
rimae ac plerumque subnitentes, subtus parce et breviter ferrugineo-sub- 
scabrido-villosae, chartaceae, subquintupli- vel subseptuplinerviae (nervis 2 
oppositis ex ima basi nascentibus saepe iam basi dichotome ramosis, ramo 
superiore superne repetito-dichotomo; additis nervis lateralibus 2 oppositis vel 
suboppositis infra laminae medium e nervo mediano nascentibus superne 
semel vel bis dichotome divisis); laminae maximae 4#1/,—51/, cm longae, 
41/,—51/, cm latae. Inflorescentia laxe paniculata, ramosa, polycephala. 
Capitula longe pedicellata (pedicellis tenuibus, vix 1/.—*/, mm crassis, usque 
ad 31/.—41/. em longis, ex axillis bractearum lanceolatarum usque ad 
41/,—5 mm longarum villoso-pubescentium enatis, glanduloso-pubescentibus, 
plerumque 1—2-bracteolatis); involucri late campanulati squamae 10—12, 
lanceolatae vel plerumque lineari-lanceolatae, acutae, circa 6—61/; mm lon- 


108 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 441, 


gae, 1—11/, mm latae, scariosae, viridi-fuscescentes, plus minusve sub- 
hyalino-marginatae, margine glabro excepto dorso glanduloso-pubescentes. 
Receptaculum circa 11/.—21/, mm diametro; receptaculi squamae lanceo- 
latae vel lineari-lanceolatae, margine subhyalinae, dorso parce pubescentes, 
ceterum involucri squamis similes easque aequantes. Flores circa 15. Co- 
rollae glabrae, florum exteriorum circa 81/,—10 mm longae; tubulus 41/, mm 
longus; ligula exterior oblonga, 51/,—6 mm longa, 2—21/, mm lata, apice 
minute tridenticulata; ligula vel labio interiore usque ad basin fisso; laciniae 
lineares, circa 3—31/, mm longae. Corollae florum interiorum paulo bre- 
viores (ligula exteriore breviore), vix 81/.—9 mm longae. Achaenia superne 
in rostrum attenuata, ubique papilloso-puberula, in anthesi circa 3 mm 
longa, post anthesin elongata. Pappi setae 20—30 plumosae, usque ad 
51/,—6 mm longae. 

Peruvia: Agua Verrugas ad viam ferream Lima-Oroya, 1779 m s. m. 


(Serer n. 227. — Florens ac fructif. 12. Julii 1912). — Inter Narquimam et 
Matucanam, ad viam ferream Lima-Oroya, in lapidosis, 2200-—2370 m s. m. 
(WEBERBAUER n. 69. — Florens 24. Decembris 41901.) 


Species J. divaricatae Rusby affinis, a qua differt foliis latioribus minoribus subtus — 
ferrugineo-scabrido-villosis, involucri squamis exterioribus nullis. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbiichern 


Nr. 112. 


Band L. Ausgegeben am 25. November 1913. Heft 4. 


Amaryllidaceae quaedam novae v. criticae. 
Von 


Fr. Kränzlin. 


Die hier besprochenen Arten hätten besser ihren Platz in den Publi- 
_ kationen gefunden, welche sich mehr oder minder an die Bearbeitung der 
WeBErBAUERSchen Pflanzen anschließen, aber aus verschiedenen Gründen 
wurde ich zu spät fertig. Einiges Material erhielt ich erst, als ich auch 
für mich schon mit der ganzen Abteilung abgeschlossen hatte. — Ein 
paar Arten sind sehr alten Datums und erheischten eine neue, auf gutes 
Material hin gemachte Besprechung. Bei ein paar anderen muß ich mich 
schuldig bekennen, dafi ich sie bei der ersten Bearbeitung WEBERBAUER- 
scher Pflanzen im Jahre 1908 miBverstanden habe. Die Scheu, zuviel 
neue Arten zu machen, hat mich in einigen Fällen mißleitet; eine ein- 
gehende Beschäftigung mit den Materialien der wichtigsten europäischen 
Herbarien hat mich über manchen Irrtum aufgeklärt. Es war eine Folge 
meiner ersten Studien, daß ich weiter gehen mußte, als mit Hilfe des 
Dahlemer Herbars möglich war, welches vor der Erwerbung der WEBER- 
BAUERSChen Sammlungen hinsichtlich andiner Pflanzen keineswegs auf der 
Höhe stand. Dies zu meiner Entschuldigung. Beim Bestimmen der Ama- 
ryllidaceen ist durch »Baxers Handbook« die Richtung gegeben, und von 
dieser Basis habe ich mich, so stark auch die Versuchung war, nicht los- 
gelöst, denn in vielen Punkten bin ich zu ganz anderer Auffassung gelangt. 
Die Abgrenzung der Arten ist bei Alstroemerta zu eng, bei Bomarea zu 
weit angelegt. Eine Richtigstellung einiger diskretionären Fälle habe ich 
versucht, ein weiteres Eindringen hätte zu einer Monographie der beiden 
Gattungen führen müssen, die zu unternehmen mir aus mehr als einem 
Grunde höchst inopportun erscheint; nicht zum wenigsten aus dem — 
allerdings rein persönlichen — Grunde, daß mich diese Untersuchungen 
ohnehin von meinem orchideographischen Arbeiten viel zu lange fern- 
gehalten haben. 


Alstroemeria cunea Vell. Fl. Flum. II (4827) t. 121; Seubert in Fl. 
Bras. IIL Pt. I. 172; Roemer, Amar. 259. — »Radicum apices in tubera 


dilatata fusiformia.< Caules floriferi (steriles mihi non visi) ad 80 cm alti, 
Botanische Jahrbücher. Beiblatt Nr, 112. a 


2 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 112. 


a basi ultra dimidium vaginis tantum valde distantibus vestiti, glabri, 
deinde densiuscule foliati. Folia circ. 25 brevissime petiolata, petiolo 
torto resupinata, oblonga v. oblongo-lanceolata, acuta v. plus minus ob- 
tusata, erecto-patentia, cauli haud adpressa, supra glaberrima, subtus sub 
lente valido minutissime scaberula, basin versus paulum angustata, 8 ad 
10 cm longa, ad 2 cm lata, supra subito desinentia, rarius inflorescentiam 
attingentia. Bracteae umbellae magnae, omnino foliaceae tot quot pedi- 
celli, ad 5 cm longae, 1 cm latae, pedicellos glabros, utplurimum 4 cm 
longos superantes, tota umbella simplex, circ. 6- ad 8-flora; floribus cur- 
vulis subnutantibus. Sepala petalaque obovato-spathulata, leviter curvata, 
apice obtusa, inter se vix diversa, »sepala extus rubicunda, ad marginem 
ochroleuca, striis purpureis extus et intus, petala extus lutescentes maculis 
ferrugineis«, omnia 4 cm et paulum ultra longa, sepala 1 cm, petala 4,3: cm 
lata. Stamina 3,5 cm longa, ovaria glabra, sub anthesi 3 mm longa. — 
FI. Martio. AL 


Brasilien: Staat Minas Geraés, Caldas, bei Padra Branca (REGNELL 
n. III 1230! 19431). 


Von dieser etwas dubiösen Art gibt es bis jetzt die oben zitierte Tafel und die 
nach dieser entworfene, richtiger von dieser abgeschriebene Diagnose RoEMERS. HERBERT 
sowohl wie Baker schweigen sich über diese Art so gänzlich aus, daß sie nicht einmal 
den Namen zitieren. Kunru erwähnt in Synopsis V. 781 wenigstens diesen. Ich hatte 
im ganzen 7 Exemplare (5 davon auf der Höhe des Blühens) und konnte zunächst da- 
mit feststellen, daß die VerLozosche Tafel, so abscheulich sie ausgeführt ist, in allen 
Hauptzügen zutrifft. Lediglich die geringe Anzahl der Blätter, welche in ihrer ganzen 
Menge von ca. 25 zu zeichnen über das künstlerische Können Herrn VorLozos hinaus- 
ging, ist abweichend, alles andere ist steif und unerfreulich, aber richtig wiedergegeben. 
Bei fast allen Exemplaren fand sich auch ein Zwischenraum zwischen den obersten 
Blättern und dem Blütenstand; dieser ist auf der Tafel um ein paar Zentimeter zu lang 
geraten; sonst wüßte ich nichts auszusetzen. — Da sich nun außerdem genaue (leider 
äußerst undeutlich geschriebene) Angaben über die Blütenfarbe fanden, so habe ich 
mich entschlossen, noch eine Beschreibung zu edieren, welche auf »Material« hin ge- 
macht ist. Daß ich dies richtig interpretiert habe, ist nach Vergleichung mit den 
anderen etwa in Betracht kommenden Arten außer Zweifel. 


Alstroemeria Regnelliana Kränzl. n. sp. — Tuberidia mihi non visa. 
Caules validi, (rubelli?) glabri, non floriferi dense foliati, omnes in tertia 
parte inferiore squamis satis distantibus obsiti, 75 cm alti v. ultra. Folia 
haud resupinata, in basi lata leviter torta, disticha, equitantia, lineari- 
lanceolata, acuta v. acuminata, utrinque lucida, glaberrima, maxima ad 
15 cm longa, 1,5 cm lata, suprema paulum minora. Caules floriferi vali- 
diores, 1,20 m alti, basi 4 cm crassi, squamis longioribus, deinde foliis 
cauli magis adpressis, haud equitantibus praediti, supra aphylli. Inflores- 
centia composita, umbellata, bracteae pedunculorum obsoletae v. minutissi- 
mae, pedunculi ad 8, primum circ. 5 cm, in fructibus 9 ad 10 cm longi, 
4 cm supra basin bracteola minuta praediti, ramosi, floribus secundariis 
succedaneis, serius evolutis, sterilibus. Flores horizontales, subnutantes, 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. mee 


infundibuliformes, 3,5 cm longi, sepala petalaque inter se vix diversa ob- 
lanceolata, acuta, longe unguiculata, a basi medium usque incarnata, deinde 
(apicem versus) viridia, petala secundum nervos punctis atropurpureis de- 
cora. Stamina perigonii breviora. Capsulae globosae, superne applanatae, 
apiculo umboniformi instructae, 1,5 cm diam. — Fl. Novembri. 

Brasilien: Staat Minas Geraés, Las Caldas (Recnezz n. III 4796). 

_Eine Art, zu deren Aufstellung ich mich ungern entschließe, denn sie zeigt An- 
klänge an 3 bis 4 andere. Auffällig ist die hier nicht recht zustande gekommene 
Drehung der Blätter, welche somit in genau die Stellung kommen, die wir »reitend« 
nennen. Sodann die fast völlige Unterdrückung der Deckblätter der einzelnen Blüten- 
stiele. Diese haben unmittelbar über der Basis ein winziges Deckblatt, aus dem eine 
kleinere und — wie es aus einem sehr reich fruchtenden Exemplar hervorging — stets 
unfruchtbare Blüte entspringt. Jedenfalls eine Ersatzblüte gegen etwaige Unfälle der 
primären. Nach den Blüten allein und ihrer Färbung könnte man an A. psittacina 
Lehm. denken, dem widerstreben. aber ausnahmslos alle anderen Merkmale. Ich hatte 
einen sterilen, einen blühenden und einen fruchttragenden Stengel zur Untersuchung, 
alle drei in tadelloser Erhaltung und eine genaue Beschreibung der Farbe. Keines der 
drei Exemplare ließ sich mit einer bekannten Art identifizieren. 


Alstroemeria Malmeana Kränzl. n. sp. — Rhizoma repens, horizon- 
tale; radices napiformes, deinde attenuatae, ramosae, 3 ad 4 cm longae, 
7 ad 8 mm crassae. Caulis tenuissimus, gracilis, ultra 90 cm altus, inter- 
nodia subterranea 7 ad 8, brevissima, internodia superiora longa, a basi 
medium usque vaginis tantum ad 12 cm longis vestita, deinde sensim 
foliata, supremum aphyllum. Folia linearia v. lineari-lanceolata, obtusa, 
cauli adpressa, rigidiuscula, crasse albo-marginata, longe vaginantia, 5 ad 
8 cm longa, 6 mm lata. Bracteae inflorescentiae 2 v. 3 minutissimae, 
obtusae, 2,5 mm longae; pedunculi 3 (an semper) bi- ad triflori, 2,5 cm 
longi, bracteae florum illis pedunculorum omnino aequales, pedicelli 1 cm 
longi, glabri, ovarium turbinatum, 2,5 mm, perigonium 1,8 cm ad 2,2 cm 
longum, sepala e basi lineari fimbriata rhombeo-spathulata, acuta; supra 
5,5 mm lata; petala aequilonga, e basi lineari glabra obovato-spathulata, 
brevi-acutata, apiculata, 9 ad 10 mm lata. Stamina perigonium sub- 
superantia, 2,2 cm longa, stylus multo brevior. Flores pallide rosei(?). 
— Fl. Februario. 

Brasilien: Civit. Rio Grande do Sul. Santo Angelo pr. Cachoeira, in 


campo humido, arenoso, graminoso. (Exped. I Regnell. Mazme n. 554). 

Die nächstverwandte Art ist A. apertiflora Baker, welche sich ebenfalls unter den 
Pflanzen der Reenerıschen Expedition findet (n. 4098 und n. 2359). Für diese letztere 
macht Baker den sehr treffenden Vergleich mit Liliwm Martagon L., und träfe dieses 
auch hier zu, so wäre die Versuchung groß gewesen, auch ‘diese Exemplare hier als 
A. apertiflora zu bezeichnen. Es kommen aber noch andere Merkmale hinzu, unter 
anderen eine sehr verschiedene Inflorescenz, welche hier eine kurze dreistrahlige »Dolde« 
bildet, bei der Baxerschen Art aber einen fünfstrahligen, in ganz entwickeltem Zustand 
spirrenähnlichen Blütenstand. 

Alstroemeria insignis Kränzl. n. sp. — Tuberidia mihi non visa. 
Caulis cum inflorescentia eirc. 90 cm altus, a basi usque ad tres quartas 


a* 


4 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. 


totius altitudinis aphyllus, vaginis perpaucis, valde distantibus vestitus, 
crassiusculus. Folia circ. 15 magnitudine valde diversa, in spatium circ. 
5 cm longum congesta, longe petiolata, petiolis tortis 2 ad 4 cm longis, 
oblongo-lanceolata, acuta, basiin petiolum angustata, membranacea, laminae 
2,5 ad 12 cm longae, 1,5 ad 3,5 cm latae, adjectis foliolis quibusdam mi- 
noribus inflorescentiam usque. Bracteae circ. 5, tot quot pedicelli, omnino 
foliaceae, oblongae, obtusae, pedicellos 4,5 cm longos aequantes v. sub- 
breviores. Flores succedanei pauci, (in specimine meo 6), ovaria turbinata, 
6 ad 7 mm longa. Sepala petalaque inter se vix diversa, e basi lineari 
a dimidio v. paulum sub dimidio sensim dilatata, spathulata v. obovata, 
petala magis dilatata, antice rotundata, medio apiculata, omnia 4 cm longa, 
sepala 1,2 cm, petala 1,6 cm lata, sepala margine, petala secus nervum 
medianum punctulata, omnia phylla subringentia, flores superne fere 3 cm 
diametro. Stamina 3 cm longa. De colore nil constat, flores sicci sordide 
rosacei. — Fl. Octobri. 

Brasilien: Civ. Sao Paulo, Alto de Serra, auf mit Gebüsch bestandenem 
Boden (Dusen n. 14248!). 

Der beste Vergleich, welcher sich wenigstens europäischen Botanikern sofort auf- 
drängt, ist der mit Lalzwm Martagon L., und ich hätte einen entsprechenden Spezies- 
namen geprägt, wenn nicht J. G. Baker bei seiner À. apertiflora eben diese Art zum 
Vergleich herangezogen hätte, allerdings nur, um die Krümmung der Perigonblätter zu 
verdeutlichen, während ich hier den ganzen Wuchs und das ganze Gewächs meine. 
Die Blüten sind echte Alstroemeria-Blüten, haben aber getrocknet gleichfalls den Farben- 
ton derer von L. Martagon. Die Blätter, ihre Zusammendrängung, ihre Form und ihre 
Größe stimmen Punkt für Punkt. — Es ist schwer, die nächste Verwandtschaft zu be- 
zeichnen, A. caryophyllacea Herb., inodora Herb. und ähnliche könnten genannt werden, 
geben aber ein sehr unvollkommenes Bild. 

Bomarea costaricensis Kränzl. n. sp. — Caulis certe volubilis, gla- 
berrimus, nitidus, siccus lutescens, circ. 6 mm crassus. Folia satis distantia, 
petiolata, petiolo torto glabro, 1 cm longo, e basi paulo latiore lanceolata, 
acuminata, supra opaca, subtus pallidiora ibique in venis sparsim et mi- 
nute (sub lente valido) pilosa, ad 44 cm longa, 3 cm lata. Umbella multi- 
radiata (circ. 20), bracteae circ. tot quot radii, in specimine meo omnia 
destructa, certe parva. Pedicelli simplices sine bracteolis, 6 ad 7 cm 
longi, ipsi necnon ovarium turbinatum et pars infima sepalorum dense 
glanduloso-pilosi. Flores inter maximos generis 5 cm longi. Sepala ob- 
ovato-spathulata, apice rotundata, 4 cm longa, apice 7 ad 7,5 mm lata. 
Petala e basi angustissima sensim cuneata, dilatata, antice obtusangula, 
apiculata, pulvinari piloso praedita, fere 1 cm longiora quam sepala. Sta- 
mina perigonium subaequantia, filamenta tenuissima, glabra. Stylus multo 
brevius. De colore nil constat. — Fl. Januario. 

Zentral-Amerika: Costa Rica, Cuesta de los Berucas (an recte 
lego?), Cerra de Buena Vista (Pırrıer n. 10 457!). 


Die Pflanze ist unter dem Namen B. acutifolia Herb. verteilt, mit der sie so gut 
wie gar keine Ähnlichkeit hat. Es ist eine Art aus der Verwandtschaft von B. Cal- 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. 5 


dasiana Herb., aber die Blatter sind hier von weicher Textur, langer und schmaler, 
die Blüten fast einen vollen Zentimeter linger und augenscheinlich nicht gefleckt wie 
bei jener Art. Die Blüten von B. Carderi Masters haben dieselbe Größe, hier stimmt 
aber bereits der Aufbau der Dolde nicht und auch hier sind, von anderen Abweichungen 
abgesehen, die Blüten gefleckt. 


Bomarea trachypetala Kränzl. n. sp. — Caulis volubilis, certe altus, 
angulatus, tortus, in summitate, quae praestat, 40 cm longa, dense pilosus. 
Folia 3 ad 4,5 cm inter se distantia, brevi-petiolata, fere sessilia, late 
ovata, basi subcordata v. late ovato-oblonga, basi rotundata, acuta, supra 
glabra, subtus pallidiora et praecipue in venis longe pilosa, multinervosa, 
(nervi 7 crassiores, numerosi interpositi tenuiores) membranacea, circ. 10 
ad 41 cm longa, 4 ad 5,5 cm lata, suprema paulo tantum minora. Inflores- 
centia pro planta parva, brevis, subcapitata, pauciflora, bracteae majores 
tot quot pedicelli, ovatae, acutae, subtus pilosae, 2 ad 2,5 cm longae, À cm 
latae, reflexae, coloratae (?), additis compluribus minoribus, haud reflexis 
certe coloratis; pedicelli simplices, dense pilosi, ebracteati, curvuli (an for- 
tuito v. exsiccatione?) 2,5 cm longi, ovaria turbinata, dense pilosa, 6 mm 
longa, supra 4,5 mm diametro. Perigonia 2,3 cm longa, subclausa; sepala 
elliptica v. obscurissime obovata, obtusa, concava, extus minutissime velu- 
tina, apiculo minuto in dorso anteposito; petala e basi lata, convoluta, 
concava haud multum dilatata, oblonga, obtusa, extus dense velutina; fila- 
menta pilosissima 4 cm longa, antherae basifixae 6 ad 7 mm longae; stylus 
minute pilosus, brevis. De colore nil constat, petala in sicco minute punctu- 
lata, petala striolata visa. — Floret? 

Bolivia: Ohne genaueren Standort (Miquez Bane n. 1936!). 

Diese Nummer der PI. Bolivianae ist unter dem Namen B. multiflora (L. f.) Mirbel 
ausgegeben. Diese »Art« wird höchstwahrscheinlich überhaupt zu kassieren sein und 
Kunrx hat sie in seiner Enumeratio V. 845 mit Recht unter die »species incom- 
plete notae, haud classificandae« gestellt. RoEnmer hat in seinen Amaryllidac. 
S. 276 den Namen zuerst gebraucht, seine Diagnose ist aber ganz und gar aus WirL- 
DENOW, Sp. plant. II. 196 entlehnt. Baker endlich scheint eine sehr ähnliche Pflanze 
wie diese hier in Händen gehabt zu haben, er beschreibt aber den Blütenstand mit 
»flowers 20—40 in a dense simple umbel«, und die Schilderung der Petalen stimmt 
absolut nicht. Da er sich auf das von Muris gesammelte Exemplar im Lmnn£ischen 
Herbar bezieht, dessen Pflanzen unlösbar fest aufgeleimt sind, so ist anzunehmen, daß 
er die Struktur der Blüte im Inneren nicht genauer untersucht hat. — Bei HerBErT 
fehlt die Art sowohl unter Alstroemeria wie unter Bomarea. Ich würde mich gern 
Baxers Ansicht anschließen und diese Pflanze für die echte B. multiflora (L. f.) Mirbel 
halten, wenn er nicht B. Bredemeyeriana Herb. dazu als Synonym zitierte, welche eine 
recht verschiedene Pflanze ist; wenn Form der Blätter und die Anzahl der Blüten 
einigermaßen stimmte, wenn Einklang in die Beschreibung der Petalen zu bringen 
wäre und er die Behaarung der inneren Blütenteile erwähnt hätte, die hier außer- 
gewöhnlich stark und daher leicht zu sehen ist. Bliebe übrig B. Fanningiana Herb. 
Diese, welche von Baker ebenfalls zu B. multiflora Mirb. gestellt wird, hat viel schmä- 
lere Blätter und kleinere Blüten als unsere Art dahier. Dies Exemplar macht absolut 
keinen verkümmerten Eindruck. Die Blätter und Blüten sind wohl entwickelt, die 
Anzahl der Blüten, 8 bis 9, ist zweifellos für diese Pflanze die normale. Über die Zu- 


6 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 142. 


sammenziehung von B. Fanningiana Herb. mit Bredemeyeriana Herb. läßt sich viel 
eher reden und zwar würde der letztere Name, als der ältere, beizubehalten sein. — 
Die Schwierigkeit, B. multiflora Mirb. jemals genau zu interpretieren, wird noch ver- 
mehrt durch den in allen Diagnosen sich wiederholenden Vergleich mit B. Salsilla 
Herb. (Alstroemeria Salsilla L. non Gawl.), die man gerade hier nicht zum Vergleich 
heranziehen durfte. So meine ich, daß B. multeflora (L. f.) Mirb. sich verflüchtigen 
wird, wie dies mancher Art der Linneischen Epoche schon widerfahren ist. — Ich 
hätte gern einen besseren Speziesnamen geprägt, denn behaarte Petalen sind reichlich 
häufig bei Bomarea und ein mehr oder weniger davon ist ein schwer feststellbares 
Merkmal, aber ein guter Vergleich war aus der Pflanze nicht abzulesen, 


Bomarea sanguinea Kränzl. n. sp. — Caulis volubilis, siccus angu- 
latus, foliosus. Folia brevi-petiolata, petiolis 4 cm longis, margine undu- 
latis, cauli plus minus appressa, lanceolata, basi. et apice angustata, acumi- 
nata, supra et subtus glabra, 12 ad 14 cm longa, 1,5 ad 1,8 cm lata, 
suprema 5 ad 6 cm longa, 1,2 cm lata. Inflorescentiae bracteae externae 
paucae, foliis aequales nisi minores, internae complures, multo minores 
lineares, glabrae. Pedicelli 12 ad 14 dense pilosi, cire. 3 cm longi, uni- 
flori, bracteola in medio circiter muniti, recti, ovaria necnon sepala in 
dimidio inferiore pilosa. Perigonii phylla subaequilonga, circ. 3,5 em 
longa. Sepala obovato-oblonga, obtusa, 8 ad 9 mm lata, praesertim intus 
et margine dense pilosa. Petala paululum longiora, e basi angustissima 
canaliculata, subito dilatata, spathulata v. subrhombea, margine antico 
minute crenulata, obtusa v. biapiculata, 3,6 ad 3,7 cm longa, 1,5 ad 1,7 cm 
lata. Stamina tenuissima, 3 cm longa. Flores campanulati, haud multum 
ringentes, perigonii phylla sanguinea, basi luteola, petala intus nigro-punc- 
tata. — Fl. Junio. 

Peru: Dep. Cuzco; über Urubamba in Gesträuch an Bachufern in 
.3300—3400 m ü. M. (WEBERBAUER n. 49481). 

Ich habe die Pflanze zuerst als B. crocea Herb. bestimmt, obwohl ich mir sagte, 
daß nicht alle Merkmale zutrafen. Die Scheu, zuviel neue Arten aufzustellen, und der 
Mangel an Vergleichsmaterial bei meinen Arbeiten im Jahre 1908 machten mir diese 
Vorsicht gleicherweise empfehlenswert. Ich habe mich nun doch überzeugt, daß hier 


eine neue Art vorliegt, welche mit 5. crocea Herb. und lutea Herb. als älteren Arten, 
mit B. Saloyana Sodiro und dieser hier eine kleine, gut umgrenzte Gruppe bildet. 


Bomarea sclerophylla Kränzl. n. sp. — Caulis volubilis tortuosus, 
sub inflorescentia in internodiis supremis nigro-setosus, ceterum glaber. 
Folia numerosa, lanceolata, acuta, crasse coriacea, densa, brevi-petiolata v. 
subsessilia, supra glabra, subtus brevi- denseque pilosa, utplurimum 4 cm 
longa, 4 ad 1,2 cm lata, multinervosa, apicem usque vix v. non descres- 
centia. Bracteae pedicellorum lanceolatae, minores, paucae, ceterum foliaceae, _ 
pedicelli circ. 8 uniflori, haud bracteolati, dense villosi, 2,5 cm longi; 
ovaria semiglobosa, dense villosa. Sepala petalaque aequilonga, 1,8 cm 
longa; sepala obovato-oblonga, obtuse acutata, extus in tertia inferiore 
parce pilosa, 8 mm longa. Petala e basi angusta unguiculata, late spathu- 
lata, antice retusa, subemarginata, basi extus et intus hirsuta, 1,2 cm 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. ~ 7 


lata. Stamina quam perigonium manifeste breviora. Flores scarlatini, — 
Fl. Julio. 

Peru: Prov. Huamalies. Depto. Huanuco, Berge südwestlich von 
Monzon, Gesträuch, stellenweise unterbrochen durch Moor oder Grassteppe 
in 3400—3500 m ii. M. (WEBERBAUER n. 3352). 

Die Pflanze ist von mir im Jahre 1906 als B. glomerata Herb. bestimmt worden 
und zu dieser Art hat sie zweifellos die meisten Beziehungen. Die Unterschiede liegen 
zum Teil in den Blättern, deren wichtigste Abweichungen ich durch den Speziesnamen 
charakterisiert habe. Die Größe der Blätter ändert sich auf einer Strecke von 25 cm 
bei ca. 30 Blättern kaum; außerdem sind sie kleiner als selbst bei B. eumbrensis Herb. 
Die Blütenstände sind sehr armblütig, 4—6 Blüten, selten mehr sind in einer kleinen 
Dolde zusammengedrängt. 

Hippeastrum dryades (Vellozo) Kränzl. — Amaryllis dryades Vellozo 
Fl. Flum. II (1827) t. 117. — Griffinia dryades Roem, Amaryll. (1847) 
32 (descr. ex icone Velloziana) non Hooker in Bot. Mag. (1869) t. 5786 
nec Baker Handb. (1888) 59. — Scapus subeylindraceus, compressiusculus, 
spatha in lobos 3 latiores divisa, additis quibusdam linearibus, omnes circ. 
3 cm longi; flores in specimine meo 8 succedanei, pedicelli 3,5 ad 5,5 cm 
longi. Perigonii ringentis, rosei phylla inter se vix diversa, basin versus 
libera, tubus igitur nullus, 6 ad 7cm longa, 4,3 v. (petala) 1,6 cm 
lata, lanceolata, basin et apicem versus aeque acuminata, supra plus minus 
reflexa. Stamina perigonium subaequantia, antherae pro flore parvae. 
Stylus tenuissimus ad 7 cm longus, stigma subcapitatum, vix incisum; 
ovarium oblongum, parum evolutum. — Floret Januario. 

Brasilien: Staat Rio Grande do Sul, Colonie Se Angelo auf grasi- 
gem Campo (Linpman n. A. 1065!). 

Der Blütenstand des Linpmanschen Exemplars und die VeLtozosche Abbildung 
passen so gut zusammen, wie Pflanze und Bild nur je übereinstimmen können; ebenso 
der sehr charakteristische obere Teil der Zwiebel. — Hinsichtlich der Gattung haben 
Roemer und nach ihm Hooker und Baker die Anfangsworte der HErsertschen Diagnose 
von Griffinia nicht beachtet, denn diese beginnt mit den Worten »Tubus decli- 
natus, cylindricuse und von einem. Tubus ist auf der Verrozoschen Tafel und an 
Linpmans Exemplar keine Spur zu sehen; die Pflanze ist somit keine Griffinia, sondern 
ein Hippeastrum. — Gegen die Identität der VeLtozoschen Tafel 447 und der Hooker- 
schen läßt sich sonst noch manches einwenden. Was diese letztere angeht, so stellt 
sie allerdings eine Griffinia vor, ist aber besser als neue Art zu bezeichnen, für welche 
ich den Namen Griffinia Hookeri in Vorschlag bringe, falls sie nicht mittlerweile einen 
anderen Namen erhalten haben sollte. Dies weiter zu verfolgen, würde mich tiefer in 
die Systematik der Amaryllidaceen einzudringen nötigen, als ich zurzeit beabsichtige. 


Uber vier neue Sedum aus Sikkim und Peru. 
Von 


Raymond-Hamet. » 


Sedum Smithi!) Raymond-Hamet n. sp. (specimen authenticum in 
herbario regio berolinensi). 

Planta perennis, steriles caules non edens. Radices crassiusculae. 
Caudex erectus, crassus, simplex, glaber, caulibus floriferis vetulis et de- 
siccatis cinctus, apice gemmulam evolutam, caules floriferos basi squamis 
desiccatis cinctos et caules floriferos vetulos et desiccatos basi squamis 
desiccatis cinctos, ferens. Gemmulae evolutae squamae externae deltoidei- 
subsemiorbiculares, planae, a basi usque ad apicem attenuatae, apice subito 
in caudam brevem squama breviorem linearem subteretem obtusiusculam 
productae, longiores quam latiores. Gemmulae evolutae squamae internae 
late lineares, planae, basi vix vel non dilatatae, apice plus minusve subito 
in caudam longam squama breviorem vel longiorem vel illae aequalem 
subteretem obtusiusculam attenuatae, longiores quam latiores. Basis cau- 
lium floriferorum squamae desiccatae late deltoidei - subsemiorbiculares, 
planae, a basi usque ad apicem attenuatae, apice in appendicem desiccatum 
subplanum squama breviorem obtusiusculum productae, paulo longiores 
quam latiores vel tam longae quam latae. Caules floriferi erecti, gracilius- 
culi, simplices, glabri. Folia alterna, infra insertionem in calcar non pro- 
ducta, plana, glabra, longe ovata vel ovato-sublinearia, marginibus inte- 
gerrimis, apice obtusiuscula, longiora quam latiora. Inflorescentia corymbi- 
formis, satis laxa. Bracteae foliis similes sed eis paulo minores. Pedicelli 
glabri, calyce paulo breviores. Calyx glaber, segmentis 5, tubo longioribus, 
basi in calcar non productis, longe semioblongis, basi dilatatis vel non 
dilatatis, apice obtusis, marginibus integerrimis, longioribus quam latioribus. 
Corolla glabra, quam calyx longior, segmentis 5, tubo multo longioribus, 
suboblongis, in parte inferiore levissime coarctatis et basi levissime dila- 
iatis, apice obtusis, extra carinatis, carina petali apicem paulo superante, 
marginibus integerrimis, longioribus quam latioribus. Stamina 10, glabra; 


4) Nominis GuILELMI WRIGHTI SMITHI. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 112. 9 


filamenta longissime lineari-deltoidea, oppositipetala infra corollae medium 
inserta; antherae suboblongo-reniformes, basi emarginatae, apice obtusae 
et cuspidatae, paulo longiores quam latiores, oppositipetalae corollae me- 
dium superantes sed petalorum apicem non attingentes. Carpella 5, pauci- 
ovulata, glabra, in stylos carpellis breviores attenuata. Squamae 5, sub- 
quadratae, apice emarginatae, paulo latiores quam longiores. Folliculi 5, 
pauciseminati, erecti, lateribus internis non gibbosis. Semina subobovato- 
oblonga, apice obtusissima, longiora quam latiora, testa e rugis in longi- 
tudinem dispositis subprominuliusculis instructa et nucleum duabus ex- 


tremitatibus non superante, longiora quam latiora. 

Gemmulae evolutae squamae 5,5—35 mm longae, in parte inferiore 2—3,3 mm 
latae, in appendice 0,8—1,4 mm latae, — Basis caulium floriferorum squamae 2,5— 
7,5 mm longae, 2,5—4,75 mm latae. — Caules floriferi 4,7—7 cm longi. — Caulium 
floriferorum folia 7—14 mm longa, 1,25—92,20 mm lata. — Inflorescentia 5—24 mm 
longa, 10—34 mm lata. — Pedicelli 0,60—3,75 mm longi. — Bracteae 4—8,4 mm 
longae, 1,2—1,9 mm latae. — Calycis pars concreta 0,70—4,20 mm longa; pars libera 
2,40—4,10 mm longa, 1,05—1,80 mm lata. — Corollae pars concreta 0,15—0,25 mm 
longa; pars libera 3,70—6,25 mm longa, 4,4—2,15 mm lata. — Staminum alternipeta- 
lorum filamentorum pars concreta 0,45—0,25 mm longa; pars libera 2,70—5,20 mm 
longa, 0,35—0,45 mm lata. — Staminum oppositipetalorum filamentorum pars concreta 
4—1,60 mm longa; pars libera 1,60—3,15 mm longa, 0,25—0,30 mm lata. — Antherae 
0,60—0,80 mm longae, 0,50—0,60 mm latae. —- Carpellorum pars concreta 0,60— 
0,90 mm longa; pars libera 2—4,50 mm longa. — Styli 1,40—2 mm longi. — Squamae 
0,40—0,65 mm longae, 0,60—0,90 mm latae. — Semina 4,20—1,30 mm longa, 0,55— 
0,60 mm lata. 


Sikkim: Llonok, 5000 m ü. M. (Smira u. Gave n. 2426. — 5. Aug. 
1909. — Herb. Berlin [Original der Art!] und Herb. Calcutta). 


Sedum Smithi Raymond Hamet a Sedo Hobsoni Prain ex Raymonn HAMET, cui 
valde affine est, differt: 1. gemmulae evolutae squamis internis late linearibus, basi 
vix vel non dilatatis, apice plus minusve subito in caudam longam squama breviorem 
vel longiorem vel illi aequalem subteretem obtusiusculam attenuatis, et non petiolatis, 
petiolo lamina paulo breviore vel longiore, in parte superiore plus minusve longa, late 
lineari, in parte inferiore, dilatatissimo et deltoidei-subsemiorbiculari, lamina ovato-ob- 
longa, apice obtusiuscula, longiore quam latiore; 2. sepalis apice obtusis, et non 
acutis; 3. petalis suboblongis, in parte inferiore levissime coarctatis et basi levissime 
dilatatis, apice obtusis, extra carinatis, carina petali apicem paulo superante, et non 
subobovatis, in parte superiore usque ad apicem acutum mucronatumque attenuatis, 
mucrone petali apicem vix superante. 


Sedum Berillonanum !) Raymond-Hamet n. sp. (specimen authenticum 
in regio herbario berolinensi). 

Planta perennis, steriles caules edens. Radices subcrassiusculae. 
Caules floriferi basi repentes et ramosi, deinde erecti et simplices, sub- 
crassiusculi, glabri. Folia alterna, sessilia, infra insertionem in pseudo- 
calcar subtrilobatum producta, ovata, marginibus integerrimis, glabra, apice 
obtusiuscula. Inflorescentia pauciflora, satis laxa, in cyma bipara non 


.) Nominis doctoris EpGart BERILLONI et dominae BERILLONAE. 


10 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 142. 


ramosa. Bracteae foliis similes sed eis minores. Pedicelli calyce multo 
breviores, glabri. Calyx glaber, segmentis 5, infra insertionem in pseudo- 
calcar subtrilobatum productis, longe ovatis, marginibus integerrimis, apice 
subacutiusculis, longioribus quam latioribus. Corolla glabra, calyce paulo 
longior, segmentis 3, tubo longioribus, plicato-concavis, extra curvatis, 
longe suboblongis, marginibus integerrimis, apice subacutiusculis et mucro- 
nato-carinatis, mucrone petali apicem non vel vix superante, longioribus 
quam latioribus. Stamina 10; filamenta omnia longissime linearia, oppo- 
sitipetala infra corollae medium inserta; antherae subovato-reniformes, 
basi emarginatae, apice obtusae, paulo longiores quam latiores, oppositi- 
petalae corollae medium superantes sed petalorum apicem non attingentes. 
Carpella 5, multiovulata, glabra, in stylos carpellis breviores attenuata, 
placentis a gracili ligamine secundum carpellorum margines disposito con- 
stitutis. Squamae 5, latissime obovatae, apice inflatae et concavae, paulo 
latiores quam longiores. Folliculi 5, multiseminati, erecti, lateribus internis 
non gibbosis. Semina testa nucleum duabus extremitatibus non superante. 

Caules steriles 0,5—2 cm longi. — Caules floriferi 4,5—8 cm longi. — Foliorum 
calcar 1—2 mm longum; lamina 3,50—5 mm longa, 4,75—2,75 mm lata. — Inflores- 
centia 8—12 mm longa, 16—23 mm lata. — Pedicelli 0,25 mm longi. — Sepalorum 
calcar 0,30—0,50 mm longum; lamina 3,60—5 mm longa, 4,35—2,20 mm lata. — Co- 
rollae pars concreta 2,40 mm longa; pars libera 5,20 mm longa, 2,10 mm lata. — Stami- 
num alternipetalorum filamentorum pars concreta 2 mm longa; pars libera 4 mm longa, 
0,30 mm lata. — Staminum oppositipetalorum filamentorum pars concreta 4,80 mm 
Jonga; pars libera 4 mm longa, 0,30 mm lata. — Antherae 0,60 mm longae, 0,50 mm 
latae. — Carpellorum pars concreta 4,60 mm longa; pars libera 3 mm longa. — 
Styli 4,90 mm longi. — Squamae 0,65 mm longae, 4 mm latae. 

Peru: Ayacucho; felsige Abhänge, bedeckt mit einer offenen, regen- 
grünen, aus Sträuchern und Kräutern gemischten Gräser-Formation (auch 
ausdauernde) zahlreich; 3000—3209 m ü. M.; ausdauerndes Kraut mit 
fleischigen Blättern (WeBerBAUER, Flora von Peru n. 5501. — Mai 1910. 
— Original der Art! — Herb. Berlin). 


Sedum Dyvrandae!) Raymond-Hamet n. sp. (specimen authenticum 
in herbario regio berolinensi). | | 

Planta perennis, steriles caules edens. Radices fibratae. Caules glabri, 
mamillati, subcrassiusculi, basi subrepentes, deinde erecti, raro simplices, 
saepius supra medium ramosi, ramis sive floriferis, sive sterilibus. Folia 
alterna, sessilia, mamillata, infra insertionem in calcar producta, glabra; 
calcar integrum, obtusum; lamina longe ovata, marginibus integerrimis, 
apice subobtusiuscula, longior quam latior. Inflorescentia spieiformis, laxis- 
sima, floribus paucis subsessilibus. Bracteae foliis similes sed eis paulo 
minores. Calyx glaber, segmentis 5, infra insertionem in calcar productis; 
calcar integrum, obtusum; lamina extra leviter mamillata, ovato-oblonga, 


4) Nominis AGATHES DYVRANDAE. 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern, Nr. 442. 11 


marginibus integerrimis, apice subobtusiuscula, longior quam latior. Co- 
rolla glabra, calyce paulo brevior, segmentis 5, concavis, tubo longioribus, 
latissime ovatis, marginibus integerrimis, apice subobtusis, extra carinatis, 
carina mamillata, apice carinato-mucronatis, mucrone petali apicem vix vel 
non superante, paulo longioribus quam laticribus. Stamina 10; filamenta 
omnia glabra, longe lineari-subdeltoidea, oppositipetala infra corollae medium 
inserta; antherae ovatae, basi emarginatae, apice subobtusiusculae, paulo 
longiores quam latiores, oppositipetalae corollae medium superantes sed 
petalorum apicem non attingentes. Carpella 5, pauciovulata, glabra, in 
stylos carpellis breviores attenuata. Squamae sublineares, in parte supe- 
riore dilatatae paulo inflatae et concavae, paulo longiores quam latiores. 
Folliculi 5, multiseminati, erecti, lateribus internis non gibbosis. Semina 


testa duabus extremitatibus nucleum non superante. | 

Planta 9—14 cm longa. — Caules steriles 0,4—2 cm longi. — Caules floriferi 
5—9 cm longi. — Foliorum calcar 0,75—1,50 mm longum; lamina 2,60—6 mm longa, 
4,50—2,80 mm lata. — Inflorescentia 1,5—2,5 cm longa. — Sepalorum calcar 0,50— 
4mm longum; lamina 4,20—4,50 mm longa, 2,20—2,80 mm lata. — Corollae pars 
concreta 1,20 mm longa; pars libera 3,65 mm longa, 2,60 mm lata. — Staminum 
alternipetalorum filamentorum pars concreta 4 mm longa; pars libera 4,70 mm longa, 
0,40 mm lata. — Staminum oppositipetalorum filamentorum pars concreta 4,10 mm 
longa; pars libera 4,50 mm longa, 0,35 mm lata, — Antherae 0,90 mm longae, 0,50 mm 
latae. — Carpellorum pars concreta 4 mm longa; pars libera 2 mm longa. — Styli 
0,60 mm longi. — Squamae 1,60 mm longae, 4 mm latae. 

Peru: an der Lima-Oroya-Bahn, Matucana; Felsen, 2400—2600 m 
ü. M.; Kraut mit fleischigen Blättern; Blütenfarbe grünlich (WEBERBAUER, 
Flora von Peru n. 5278. — März 1910. — Original der Art! — Herb. 


Berlin). 


Sedum Grandyi!) Raymond-Hamet n. sp. (specimen authenticum in 
herbario Barbeyi-Boissieri). 

Planta perennis. Radices fibratae. Caules floriferi erectiusculi, basi 
steriles caules edens, deinde simplices, glabri. Folia alterna, sessilia, infra 
insertionem in calcar producta; calcar integrum, obtusiusculum; lamina 
late ovata vel ovato-suborbicularis, marginibus integerrimis, apice ob- 
tusiuscula, paulo longior quam latior vel tam longa quam lata vel paulo 
latior quam longior. Inflorescentia pauciflora, satis laxiuscula, in cyma 
bipara non ramosa. Bracteae foliis similes sed eis paulo minores. Pedi- 
celli glabri, calyce breviores. Calyx glaber, segmentis 5, marginibus inte- 
gerrimis, inaequalibus, longioribus quam latioribus; 4 segmentis subovatis, 
apice obtusis, basi vix coarctatis, infra insertionem in calcar latum et basi 
emarginatum productis; 1 segmento longe ovato, apice obtusiusculo, basi 
coarctato, infra insertionem in calcar angustum basi subacutiusculum pro- 
ducto. Corolla glabra, calyce paulo longior, segmentis 5, tubo longioribus, 


4) Nominis amici optimi mei AsraAMAE OSMANI GRANDYI. 


12 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. 


late subovatis, marginibus integerrimis, basi vix attenuatis, extra carinatis, 
apice subobtusis et carinato-mucronatis, mucrone petali apicem paulo 
superante, longioribus quam latioribus. Stamina 10, glabra; filamenta 
omnia longe lineari-deltoidea, oppositipetala infra corollae medium inserta; 
antherae subovato-reniformes basi emarginatae, apice obtusiusculae, paulo 
longiores quam latiores, oppositipetalae corollae medium superantes sed 
petalorum apicem non attingentes. Carpella 5, multiovulata, glabra, in 
stylos carpellis paulo breviores attenuata, placentis a gracili ligamine secun- 
dum carpellorum margines disposito constitutis. Squamae 5, late sub- 
quadratae, in parte superiore dilatatae et paulo inflatae et concavae, ob- 
tusissimae, paulo latiores quam longiores. Folliculi 5, multiseminati, erecti, 
lateribus internis non gibbosis. Semina testa duabus extremitatibus nucleum 
non superante. 


Planta 40 cm longa. — Caules steriles 4,5—3 cm longi. — Foliorum calcar 
4,40—4,50 mm longum; lamina 3,50—5 mm longa, 2,90—4,20 mm lata. — Inflores- 
centia 1,5 cm longa, 4 cm lata. — Pedicelli 0,40—0,55 mm longi. — Sepalorum 4 sub- 


obovatorum calcar 1,50 mm longum; lamina 3,40—3,50 mm longa, 2,40—2,50 mm lata. 
— Sepali 4 longe ovati calcar 1,20 mm longum; lamina 3 mm longa, 1,80 mm lata. — 
Corollae pars concreta 1,40—1,50 mm longa; pars libera 4,25—4,50 mm longa, 2,50— 


2,80 mm lata. — Staminum alternipetalorum filamentorum pars concreta 4,40—1,50 mm 
longa; pars libera 2,75—3 mm longa, 0,50 mm lata. — Staminum oppositipetalorum 
filamentorum pars concreta 1,20—1,50 mm longa; pars libera 2,60—2,80 mm longa, 
0,40—0,45 mm lata. — Antherae 0,60 mm longae, 0,50 mm latae. — Carpellorum 
pars concreta 4,60—1,75 mm longa; pars libera 4,85—2,25 mm longa. — Styli 1,30— 
4,50 mm longi. — Squamae 0,60 mm longae, 4 mm latae. 

Peru: Chachapoyas (Matraews. — Original der Art! — Herb. 


Barbey-Boissier !). 


Bemerkungen zu einigen von M. Gandoger neuerdings von 
den Falkland-Inseln beschriebenen Pflanzen. 


Von 


Carl Skottsberg. 


Vor etwa anderthalb Jahren schlug M. Micnez GANDOGER in Arnas, 
Villefranche (Frankreich) dem Botanischen Museum zu Upsala vor, eine 
von ihm zusammengebrachte Sammlung, »Plantae maroccanae«, in Tausch 
zu nehmen. Durch seine Anpreisung der Sammlung wurden wir veran- 
laßt, die Offerte anzunehmen, und empfingen etwas über 300 Arten, deren 
Kondition ich mit Stillschweigen übergehe. M. Ganpdocer sollte eine ent- 
sprechende Anzahl aus meinen südamerikanischen Sammlungen erhalten, 
jedoch erst, nachdem ich die Bestimmungen und Fundorte veröffentlicht 
hatte. Auf seine dringende Bitte jedoch schickte ich vertrauensvoll schon 
vorher die ihm zugedachte Sendung an ihn ab; einige Bestimmungen 
waren nur vorläufig. Ich habe ihm also nur Entgegenkommen bewiesen, 
und ohne Zweifel überstieg meine Sammlung die marokkanische an Wert. 
Seine Dankbarkeit hat er aber in sehr origineller Weise gezeigt. Im März 
d. J. wurden uns nämlich Bull. de la Soc. bot. de France 59 (1912), 
Heft 8, und 60 (1913) Heft 1 zugänglich, wo ich zu meinem Erstaunen 
eine Abhandlung von M. GanpoGer, »Manipulus plantarum novarum 
praecipue Americae australioris«, fand. Er beschreibt darin, nach 
meinem Material, eine Reihe neuer Arten, ohne daß er mich mit einem 
Wort von seinem Vorhaben unterrichtet hatte. Zwar waren die zitierten 
Exemplare sein Eigentum; er hat aber ganz genau gewußt, daß ich mit 
der Bearbeitung meiner Sammlung "beschäftigt war. Es ist mir eine wenig 
angenehme Pflicht, diesen glücklicherweise seltenen Fall wissenschaftlicher 
Gewissenlosigkeit vor die Öffentlichkeit zu bringen. 

Beim Einordnen von meinen Pflanzen in sein ohne Zweifel sehr um- 
fangreiches Herbar hat M. Ganpocer in mehreren Fällen bemerkt, daß sie 
nicht in allen Teilen mit dort schon vorhandenen Exemplaren völlig 
stimmten, die er aus mir unbekannten Gründen oft als Typen betrachtet. 
Ohne Bedenken schafft er dann neue Arten. Inzwischen erschien meine 
Arbeit über die Falkland-Inseln (A botanical Survey of the Falkland Islands, 


14 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbiichern. Nr. 442. 


K. Svenska Vetenskapsakademiens Handl. 50 [1913] n. 3), wo die von 
M. GanpoGer zitierten Nummern unter alten bekannten Namen aufgeführt 
worden sind; Ganpocers Arbeit konnte ich nicht berücksichtigen, weil der 
systematische Teil meiner Abhandlung schon im Februar gedruckt wurde. 
Ich finde es darum nötig, die neuen Arten hier nachträglich zu besprechen, 
sonst werden sie bald in irgendeiner Kompilation, mit welcher ja die 
subantarktische Flora schon beglückt wurde, erscheinen und zu allerlei 
Theorien über den merkwürdigen Endemismus der Falkland-Inseln — 
M. Ganpocer hat ja die Zahl der Endemen verdoppelt! — Veranlassung 
geben. Auf die patagonischen und feuerländischen Arten komme ich in 
meiner Arbeit über diese Länder bald zurück. . 

Damit der Leser nicht glaube, daß ich aus Rachsucht die Ganpocer- 
schen Arten herunterreiße, brauche ich nur zu erwähnen, daß ich, nach 
der Darstellung von M. Ganpnocer zu urteilen, trotz meiner zahlreichen 
Exkursionen solche von den Inseln von altersher bekannten Arten, wie 
Bolax gummifera, Colobanthus crassifolius, Pernettya punula, Empetrum 
rubrum, Drosera uniflora usw., nicht gefunden habe, sondern lauter 
neue, nahe verwandte Spezies. Da dies ja a priori äußerst unwahr- 
scheinlich ist, so wird die folgende Mitteilung sicher nicht überraschend 
wirken. Die Arten werden in derselben Reihenfolge wie bei GANDOGER 
aufgezählt; in Klammern stehen die von mir benutzten Namen. 


Ranuneulus Skottsbergii Gdgr. (R. acaulis Banks et Sol.). 

»Statim secerni potest lobis (foliorum) minoribus magis attenuatis 
medio plerumque bidentato, floribus minoribus.« Ich untersuchte fünf 
Kollekte aus Neuseeland; die Blattform ist ganz dieselbe, auch ist der 
Mittellobus sehr häufig gezähnt. Die Blüten sind bei meinen Exemplaren 
von den Falkland-Inseln nicht kleiner; auch kommen ebenso kleinwüchsige 
Formen häufig auf Neuseeland vor. Sollte man aber versuchen wollen, 
die südamerikanische Pflanze abzutrennen, so muß man nicht vergessen, 
daß sie schon längst unter dem Namen R. stenopetalus Hook. Icon. plant. 
tab. 677 beschrieben worden ist. 


Viola macloviana Gdgr. (V. maculata Cav.). 

GanpoGer beschreibt eine Viola maculata Cav. typica aus Chile und 
Patagonien, von der sich die falkländische Pflanze durch Blattform usw. 
unterscheiden soll. Die von CAvanırLes Icon. plant. 6 (1801) 20, tab. 530 
beschriebene und abgebildete V. maculata stammt aber von den Falkland- 
Inseln. Meine Exemplare sind typisch. Wie man übrigens heute süd- 
amerikanische Veilchen beschreiben kann, ohne Rücksicht auf die Blüten- 
teile zu nehmen, ist mir unbegreiflich. 

Drosera macloviana Gdgr. (D. uniflora Willd.). 

Irgendein Grund fiir die Aufstellung dieser Art ist nicht vorhanden. 
Die Blatter der falkländischen Pflanze sind durchschnittlich nicht kleiner, 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 442. 15 


die Driisenhaare nicht langer; ebenso lange Blütenstiele und ebenso stumpfe 
Kelchblätter sind für die magellanische Pflanze ebenso charakteristisch. Drets 
(Droseraceae im Pflanzenreich) fand keine Veranlassung, einen, wenn auch 
nur als forma zu bezeichnenden, Typus aufzustellen. 

Colobanchus maclovianus Gdgr. (C. crassifolius |D’Urv.] Hook. fil.). 

Meine Exemplare stimmen mit dem von den Falkland-Inseln stammen- 
den (!) Original von Sagina crassifolia D’Urv. völlig überein. Es ist aber 
außerdem unrichtig, daß die magellanische Form verschieden sei. Bei 
beiden wechseln Länge der Blätter und Blütenstiele beträchtlich mit dem 
Standort. 

Apium maclovianum Gdgr. (A. australe Thouars). 

Bei der Benennung des südamerikanischen A. graveolens bin ich 
Reiche, Fl. de Chile 3 (1902) 109 gefolgt. Das neuseeländische À. pro- 
stratum Labill. wage ich nicht mit A. australe zu vereinen. Die falk- 
ländische Pflanze gehört aber zu keiner dritten Art, sondern ist mit der 
chilenischen identisch. 

Bolax columnifer Gdgr. (B. gummifera [Lam.] Spreng.). 

GANDOGER wird aus einem und demselben Polster, das bekanntlich aus 
einem Individuum besteht, verschiedene Bolax-Arten beschreiben können. 
Hat er in seinem Herbar früher nur locker beblätterte Randsprosse mit 
größeren Blättern besessen, so hat er jetzt durch mich Sprosse aus dem 
Zentrum eines großen Polsters bekommen — dies ist der Ursprung seiner 
neuen Art! 

Hydrocotyle Skottsbergii Gdgr. (H. hirta R. Br.). 

Ich bin bei der Benennung dieser Pflanze wieder Reicue |. c. 53 ge- 
folgt. Vielleicht faßt er H. hirta kollektiv auf; australische Pflanzen, von 
denen ich nur ganz wenige gesehen habe, sind mehr behaart und haben 
mehr zugespitzte Blattloben. Jedenfalls habe ich keine neue Art gesammelt, 
denn mein Material stimmt vorzüglich mit H. marchantiordes Clos überein, 
wie ich übrigens I. c. 43 bemerkt habe. 

Pernettya trinervia Gdgr. (P. pumila [L. fil] Hook.). 

Meine Exemplare gehören der von p’UrvittE als Arbutus empetri- 
foha L. fil. verteilten Form, die ich ebensowenig wie Hooker, REICHE usw. 
als von P. pumila spezifisch verschieden halte. Ganz dieselbe Form beob- 
achtete ich in Patagonien und dem Feuerlande. M. Ganpocer nennt die 
Blätter »subtus obscure trinervia«: die »Seitennerven« sind aber beim 
Trocknen entstandene, manchmal nicht vorhandene, immer sehr undeut- 
liche Falten, die an dem Spiritusmaterial vergebens gesucht wurden! 

Empetrum maclovianum Gdgr. (E. rubrum Vahl). 

GAnDoGErs magellanische Exemplare sollen »folia angustiora, longiora, 
lucida, glabra, utrinque sensim rotundata« haben. Das bezweifle ich nicht. 
Es sind nur die jungen Blätter, welche matt und wollig sind; später werden 
sie glatt und glänzend. Nach dem Standort variiert Empetrum betrefis 


16 Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 412. 


Blattgröße und Behaarung: ich habe aber nur eine Art gefunden und zwar 
E. rubrum Vahl. | 

Carex Skottsbergii Gdgr. (Carex canescens L. var. robustior Blytt). 

Die in Klammern angeführte Bestimmung rührt von KükentHAL her, 
welcher wohl mehr von der Canescens-Gruppe gesehen hat als Ganpocer: 
in seiner Monographie (Pflanzenreich) wird seine Auffassung sachlich be- 
sründet. Jedenfalls wäre ein neuer Name überflüssig, denn p’Urvitte hat 
die falkländische Pflanze als C. semels d’Urv. beschrieben. 

Deschampsia macloviana Gdgr. (D. flexuosa [L.] Trin.). 

Meine Gräser wurden von Dr. R. Pier bestimmt. Ich finde keinen 
Grund zu bezweifeln, daß Dr. Pırcer D. flexuosa kennt; D. macloviana 
ist ohne Bedenken zu streichen. 

Cystopteris apiiformis Gdgr. (C. fragilis [L.]) Bernh.). 

Gleichenia macloviana Gdgr. (G. cryptocarpa Hook.). 

Hymenophyllum Skottsbergii Gdgr. (H. tortuosum Hook. et Grev.). 

Meine Farnkräuter wurden von dem bekannten Pteridologen Dr. 
C. Curistensen-Kopenhagen bearbeitet (Arkiv för Botanik 10 [1910] no. 2), 
was natürlich M. Ganpocer nicht gestört hat. Die Gleichema ist nicht 
»minor, rigidior«; M. Ganpocer hat ein kleines, sonst aber typisches Exem- 
plar gehabt. Die Fiedern werden beim Trocknen netzadrig, so auch bei 
einigen anderen Arten. Was H. tortuosum betrifft, so ist es im Feuer- 
land eine Regenwaldpflanze; kein Wunder, daß falkländische Exemplare 
von gedrungenem Wuchs und dichter ziliert sind. Übrigens gibt es schon 
ein H. Skotisbergü C. Chr. 1. c. (1910). M. Ganpocer wird also, wenn 
er seine »Art« umtauft, die von ihm geschaffenen Synonyme um eines 
vermehren können. Auf die mir erwiesene anscheinend etwas zweifelhafte 
Ehre muß ich verzichten. 


Ich benutze diese Gelegenheit, um einige Nachträge und Verbesserungen 
zu meiner oben zitierten Arbeit über die Flora der Falkland-Inseln mit- 
zuteilen. | 


S. 9. Von Polystichum adiantiforme (Forst.) Sm. wird behauptet, dab 
es kaum s. von Chiloé vorkommt. Spesazzını (Anal. Mus. Nac. Buenos 
Aires 5 [1896] 102) und Francuer (Mission scient. Cap Horn 5 [1889] 369) 
zitieren aber diese Art (als Aspidium coriaceum Sw.) für den Beagle- 
Kanal in Feuerland, Spesazzını außerdem (Rev. Facult. Agricult. y Veterin. 3 
11897] 589) für Lago Argentino in Patagonien, was wegen der von ihnen 
gebrauchten Namen mir anfangs entgangen war. Somit gehört diese Pflanze 
zu dem patagonisch-feuerländischen Florenelement, Gruppe C, und nicht 
dem thermophilen. 

S. 25. Von Polygonum chilense C. Koch habe ich jetzt chilenische 
Exemplare gesehen, die durch steife, spitze Blätter mit stark eingerollten 


Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 412. 17 


Rändern von P. maritimum L. beträchtlich abweichen; sie sind auch dem 
in DC. Prodr. als P. chilense zitierten LecaLer n. 1428 recht unähnlich. 
Es dürfte also vorläufig am besten sein, die falkländische Pflanze einfach 
P. maritimum L. forma zu benennen. 

S. 28. Als Synonym von Colobanthus subulatus wird Sagina crasst- 
foha D’Urv. aufgeführt; dies ist ein Schreibfehler für 8. subulata D’Urv. 

S. 37. Sısymbrium magellanicum (Pers.) Hook. fil. gehört nach Mit- 
teilung von Dr. E. Gite zu Arabis; das über ihr Verhalten zu A. maclo- 
viana (d’Urv.) Hook. fil. Gesagte erfährt hierdurch keine Änderung. 

S. 73 ist durch Schreibfehler Dlechnum magellanicum statt B. chi- 
lense geschrieben, was wohl auch aus dem Zusammenhang hervorgeht. 

S. 81. Die jährliche Niederschlagsmenge 731.1 mm ist Druckfehler 
für 736.1. 

Durch F. Steruanı sind drei ihm erst nachträglich übergebene Leber- 
moosproben bestimmt geworden; es sollen also die folgenden Namen ein- 
getragen werden: S. 104, Standortsaufz. 2, Lepidoxia Halleana St.; S. 113, 
Felsen bei Warrah River, Jamesoniella nana St. nov. spec.; S. 116, 
Standortsaufz. 15, Herpocladium minimum St. nov. spec. 

Schließlich sind bei der Drucklegung die Figurenerklärungen zu Taf. 2 
unvollständig geworden, was meiner Aufmerksamkeit entging, weil ich 
beim Korrekturlesen nicht die Tafel vor mir hatte. Ergänze: Fig. 12 
Primula magellanica, Fig. 13 Pratia repens, die 2 unteren Stb.; Fig. 14 
dieselbe, Narben geschlossen (a) und offen (b), Fig. 15 Valeriana sedifolia, 
Oo BL, Fig. 16 dieselbe, © Bl. 


Botan. Institut Upsala, Juli 1913. 


= 
Botanische Jabrbücher. Beiblatt Nr. 112. b 


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Botanische Jahrbücher 


für Systematik, Pflanzengeschichte 
und Pflanzengeographie 


herausgegeben von 


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A. Engler 

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Mit 81 Figuren und 1 Karte im Text und 11 Tafeln À 
Fest-Band für A. Engler 


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Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig und Berlin 
1914 


Ausgegeben am 25. März 1914. Preis M. 55.— 


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À BOTANISCHE JAHRBUCHER FUR SYSTEMATIK, PF 
| | 50 1913-14 


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